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EMIL VILLIGER
DIE PERIPHERE INNERVATION
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DIE
PERIPHERE INNERVATION
KURZE ÜBERSICHTLICHE DARSTELLUNG
DES URSPRUNGS, VERLAUFS UND DER AUSBREITUNG
DER HIRN- UND RÜCKENMARKSNERVEN
MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
WICHTIGSTER PATHOLOGISCHER VERHÄLTNISSE
VON
DR. MED. EMIL VILLIGER
PRIVATDOZENT FÜR NEUROLOCIE UND NEUROPATHOLOOIE
AN DER UNIVERSITÄT BASEL
MIT 18 FIGUREN IM TEXT
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1908
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
Einleitung.
Einteilung und Ursprungsweise
der peripheren Nerven.
Das periphere Nervensystem umfaßt die vom Gehirn und Rückenmark
abgehenden Nerven, Nn. cerebrales und Nn. spinales, und die mit ihnen in
Verbindung stehenden Nervenknoten oder Ganglien.
Aus dem Gehirn treten 12 Paare von Hirnnerven aus:
I. Nn. olfactorii,
li. N. opticus,
III. N. oculomotorius,
IV. N. trochlearis,
V. N. trigeminus,
VI. N. abducens,
VII. N. facialis (und N. intermedius),
VIII. N. acusticus,
IX. N. glossopharyngeus,
X. N. vagus,
XL N. accessorius,
XII. N. hypoglossus.
Die aus dem Rückenmark austretenden Nn. spinales werden .^unterschieden
als Nn. cervicales, Nn. thoracales, Nn. lumbales, Nn. sacrales und N. coccygeus.
Die Gesamtzahl beträgt 31 Paare: '*
Nn. cervicales
8 Paare
Nn. thoracales
12 »
Nn. lumbales
5 »
Nn. sacrales
5 *
N. coccygeus
I Paar.
Villiger, Die periphere Innervation.
42099
2 Einleitung.
Bezüglich ihrer Funktion teilt man die peripheren Nerven in 2 Hauptgruppen
ein, in centrifugale und in centripetale Nerven. Die centrifugalen Nerven
dienen dazu, Erregungen vom Centralnervensystem aus auf periphere Organe,
vor allem auf die Organe der Bewegung, die Muskeln, zu übertragen. Man
bezeichnet sie allgemein als motorische Nerven. (Centrifugale Nerven sind
auch die sekretorischen und hemmenden Nerven.) Die centripetalen Nerven
leiten umgekehrt von der Peripherie kommende Erregungen dem Central-
nervensystem zu; durch sie erhalten wir einmal Kenntnis von dem, was außer-
halb uns in der Natur vorgeht (höhere Sinnesnerven), sie vermitteln uns aber
auch Nachrichten von den Vorgängen , die sich in allen Organen unseres
eigenen Körpers abspielen, Nachrichten, die uns zum Teil bewußt werden,
und Nachrichten, die, ohne daß wir davon wissen, fortwährend auf die ver-
schiedensten Verrichtungen unseres Körpers regulierend einwirken. Man be-
zeichnet die centripetalen Nerven allgemein auch als sensible Nerven.
Rein motorische Nerven sind die Nn. cerebrales:
N. oculomotorius,
N. trochlearis,
N. abducens,
N. facialis,
N. accessorius,
N. hypoglossus.
Rein sensible (oder besser sensorielle) Nerven sind die Nn. cerebrales:
Nn. olfactorii,
N. opticus,
N. acusticus.
Gemischte Nerven sind die Nn. cerebrales:
N. trigeminus,
N. glossopharyngeus,
N. vagus
und sämtliche Nn. spinales; sie führen sowohl motorische wie sensible Fasern.
Die motorischen Nerven nehmen ihren Ursprung in bestimmten
centralen grauen Massen. Was zunächst die motorischen Hirnnerven betrift"t,
so bezieht jeder motorische Hirnnerv seine Fasern aus einem bestimmten
Kern; die Fasern sind nichts anderes als die Nervenfortsätze oder Axen-
cylinder (Neuriten) der diesen Kern bildenden Nervenzellen. Die vom Rücken-
mark ausgehenden motorischen Fasern entspringen in den Vorderhörnern des
Rückenn^arks; die Fasern sind die Nervenfortsätze der hier gelegenen großen
motorischen Vorderhcrnzellen, sie verlassen das Rückenmark als vordere
motorische Wurzeln.
Die Fasern der sensiblen Nerven (die Nn. olfactorii und der N. opticus
sind davon auszuschließen, da sie ein besonderes, den übrigen peripheren
Einteilung und Ursprungsweise der peripheren Nerven. ^
Nerven nicht vergleichbares Verhalten zeigen) nehmen ihren Ursprung in be-
stimmten außerhalb des Centralnervensystems gelegenen Cianglien, den Cerebro-
spinalganglien. Die diese Ganglien bildenden Nervenzellen sind (mit Aus-
nahme derjenigen der Acusticusganglien) unipolare Elemente. Der Nerven-
fortsatz der Zellen teilt sich bald nach seinem Ursprung aus der Zelle in zwei
Äste, von denen der eine nach der Peripherie, der andere centralwärts zieht.
Die Erregung gelangt nun zunächst von der Peripherie durch den peripheren
Ast zur Ganglienzelle und dann von dieser aus durch den centralwärts ver-
laufenden Ast zum Centralorgan. Bei den sensiblen Hiinnerven enden die
centralen Äste innerhalb des Gehirns in bestimmten zugehörigen grauen
Massen, die als sensible Endkerne bezeichnet werden. Bei den sensiblen
Rückenmarksnerven wird die Erregung ebenfalls zunächst von der Peripherie
zum Spinalganglion und dann von da aus durch die centralen Aste der Nerven-
fortsätze der Spinalganglienzellen dem Rückenmark zugeleitet. Diese centralen
Äste sind hier die in das Rückenmark eintretenden hinteren sensiblen Wurzeln.
Betrachten wir nun die Bildung eines peripheren gemischten Nerven.
Wie entsteht ein Rückenmarksnerv?
Jeder Spinal- oder Rückenmarksnerv entsteht durch Vereinigung von zwei
aus dem Rückenmark austretenden Wurzeln. Die vordere motorische Wurzel,
Radix anterior, entsteht durch
Vereinigung mehrerer aus dem '^^"spinaie , .Ramus posterior
Sulcus lateralis anterior des
Rückenmarks austretender vor-
derer Wurzelfäden. Die hintere I v<^;; ^^i^^i^ 1 /^ y^Ramusanfenor
sensible Wurzel, Radix posterior, -,,.—« -w
V^ / I y^' Ganglion
entsteht durch Veremigung meh- ' v — -^ des
Sympafhicus
ellun«
der Spinalnerven.
rerer aus dem Sulcus lateralis
, T-, .. , , Fig. I. Schematische Darstellung des Ursprungs
posterior des Ruckenmarks aus- der Spinalnerven
tretender hinterer Wurzelfäden.
Beide Wurzeln ziehen lateralwärts und bilden durch ihre Vereinigung einen
gemischten Rückenmarksnerven. Unmittelbar vor der Vereinigung zeigt die
sensible Wurzel eine kleine Anschwellung, das Ganglion spinale.
Wie bereits erwähnt, sind die vorderen motorischen Wurzelfäden die Nervenfortsätze
der im Vorderhorn des Rückenmarks gelegenen großen motorischen Vorderhornzellen. Die
hinteren sensiblen Wnrzelfäden nehmen ihren eigentlichen Ursprung im Ganglion spinale.
Die Nervenfortsätze der in diesen Spinalganglien gelegenen unipolaren Ganglienzellen teilen
sich in zwei Äste. Die einen Äste ziehen peripherwärts, die anderen centralwärts, und diese
letzteren bilden die gegen den Sulcus lateralis posterior des Rückenmarks ziehende hintere
Wurzel. Die hintere Wurzel tritt also eigentlich nicht aus dem Rückenmark
aus, sondern dringt in dasselbe ein. Die peripherwärts ziehenden Äste vereinigen
sich mit den vorderen Wurzeln zum peripheren gemischten Spinalnerven. In den vorderen
motorischen Wurzeln geht die Leitung der Erregung vom Rückenmark zur Peripherie, für
den sensiblen Teil geht sie umgekehrt von der Peripherie zum Spinalganglion und von da
durch die hintere Wurzel zum Rückenmark.
A Einleitung.
Jeder Rückenmarksnerv teilt sich im weiteren Verlaufe in einen vorderen
und hinteren Hauptast, Ramus anterior und Ramus posterior, von denen jeder
sowohl motorische wie sensible Fasern führen kann. Für die Rami anteriores
ist dann weiterhin charakteristisch, daß sie vielfach Verbindungen und Durch-
flechtungen miteinander eingehen, wodurch bestimmte Geflechte, Plexus, ge-
bildet werden, aus denen dann erst die eigentlichen peripheren Nerven
hervorgehen, die dann rein motorisch oder sensibel oder gemischt sein
können.
Da bei der Plexusbildung eine Durchflechtung zahlreicher von verschiedenen
Rückenmarkswurzeln herkommender Fasern stattfindet, führt der aus einem Plexus
hervorgehende periphere Nerv Fasern aus verschiedenen Rückenmarkswurzeln.
Es ist nun aber zu beachten, daß jede Nervenwurzel, trotz der Durchflechtung
im Plexus, ein ganz bestimmtes peripheres Areal versorgt. Man kann sich
das ganze Rückenmark aus einzelnen aufeinanderfolgenden Segmenten (Neuro-
meren) aufgebaut denken. Von jedem Segment geht jederseits ein bestimmtes
Wurzelpaar aus: die einem bestimmten Rückenmarkssegment zugeordneten
vorderen motorischen Wurzeln innervieren stets bestimmte Muskelgruppen (Myo-
tome), ebenso entsprechen den einem bestimmten Rückenmarkssegment zu-
geordneten hinteren sensiblen Wurzeln stets bestimmte Hautgebiete (Dermatome).
Diejenigen Muskelgruppen, die von einem bestimmten Rückenmarkssegment
innerviert werden, sind also andere wie diejenigen, die von einem bestimmten
peripheren motorischen Nerven innerviert werden, und ebenso sind die von einem
bestimmten Rückenmarkssegment innervierten Hautbezirke wesentlich andere als
die von einem peripheren sensiblen Nerven innervierten Bezirke. Die segmen-
tären Hautbezirke verlaufen am Rumpf mehr oder weniger horizontal, an den
oberen und unteren Extremitäten in Form langgestreckter Felder von der Wurzel
der Extremität peripherwärts zu Hand und Fuß. Dabei können wir uns merken,
daß am Arm der radialen Seite die höher oben gelegenen Rückenmarkssegmente
(das 5., 6., 7. Cervicalsegment), der ulnaren Seite die tiefer gelegenen Rücken-
markssegmente (das 8. Cervicalsegment, das i. und 2. Thoracalsegment) ent-
sprechen, was uns leicht verständlich wird, wenn wir uns die Arme in hori-
zontaler Richtung seitwärts mit der Radialseite nach oben ausgestreckt denken.
Am Bein entsprechen im allgemeinen die vorderen segmentären Hautbezirke
den Lumbaisegmenten, die hinteren dagegen den Sacralsegmenten. Dazu ist
noch zu bemerken, daß die einzelnen benachbarten segmentären Hautbezirke
an den Rändern einander etwas überdecken. — Wie für den sensiblen Teil,
so gilt nun dasselbe auch für den motorischen Teil. Auch hier haben wir
eine Abgrenzung bestimmter Muskelgruppen, entsprechend den zugehörigen
Rückenmarkssegmenten, Da aber die einzelnen, vor allem die langen Muskeln,
durch Verwachsen mehrerer Myotome entstehen, bezieht ein und derselbe
Muskel Fasern aus verschiedenen Wurzeln bzw, Rückenmarkssegmenten. (Ver-
gleiche die am Schlüsse angeführten Tabellen.)
Motorische und sensible Hauptbahnen. Associations- und Refiexleitung. c
Die Bildung der gemischten Hirnnerven (Nn. trigeminus, glossopharyngeus,
vagus) ist analog derjenigen des gemischten Spinalnerven. Auch hier haben
wir zwei Wurzeln, eine motorische und eine sensible, zu unterscheiden. Be-
trachten wir den N. trigeminus näher. Er tritt mit einer dünneren motorischen
und einer dickeren sensiblen Wurzel aus der Brücke hervor. Beide Wurzeln
ziehen nach vorn zum Sinus cavernosus. Wie beim Rückenmarksnerven, so
zeigt nun auch hier die sensible Wurzel eine Anschwellung, sie geht in das
Ganglion semilunare Gasseri über, von welchem dann die drei peripheren
Hauptäste ausgehen. Die motorische Wurzel hat mit diesem Ganglion nichts
zu tun, sie zieht an demselben vorbei und gelangt direkt zum dritten Ast des
Trigeminus. Dabei verhalten sich die beiden Wurzeln bezüglich ihres genaueren
Ursprungs gerade so wie beim Rückenmarksnerven. Die motorischen Wurzel-
fasern stammen aus den Zellen des motorischen Trigeminuskerns innerhalb der
Brücke, die sensiblen Wurzelfasern sind die centralwärts ziehenden Teilungs-
äste der Nervenfortsätze der im Ganglion Gasseri gelegenen Ganglienzellen,
deren Endigung im sensiblen Trigeminuskern erfolgt.
Motorische und sensible Hauptbahnen.
Associations^ und Reflexleitung.
Für das Zustandekommen willkürlicher Bewegungen ist notwendig, daß
die einzelnen motorischen Nerven oder vielmehr deren Ursprungskerne von dem
in der Hirnrinde gelegenen motorischen Centrum aus erregt werden. Umgekehrt
können die von den sensiblen Nerven geleiteten Erregungen nur dann zum
Bewußtsein gelangen, wenn sie von den einzelnen sensiblen Endkernen aus
den in der Hirnrinde gelegenen sensiblen oder sensorischen Centren zugeführt
werden. Das führt uns nun zur näheren Betrachtung der motorischen und
sensiblen Hauptbahnen.
A. Motorische Bahn.
Sie nimmt ihren Ursprung in der motorischen Region der Hirnrinde.
Das motorische Centrum umfaßt die Centrahvindungen , die hinteren Teile der
Frontalwindungen, den Lobulus paracentralis und zerfällt in folgende Regionen :
a) Obere Region — Lobulus paracentralis und oberer Teil der Centrahvindungen —
Centrum für die Bewegungen der unteren Extremität.
Der größte Teil der oberen Frontahvindung, speziell das dem Lobulus paracentralis
und den Centralwindungen angrenzende Gebiet, bildet das Centrum für die Bewegungen der
Rumpfmuskeln.
b) Mittlere Region — mittlerer Teil der Centrahvindungen — Centriim für die
Bewegungen der oberen Extremität.
c) Untere Region — unterer Teil der Centralwindungen — Centmm für die Be-
wegungen der Gesichtsmuskeln.
6
Einleitung.
Die motorisclien Regionen für Zunge, Kehlkopf, Kiefer und Schlund werden in das
Operculum lokalisiert, die motorische Region für associierte Kopf- und Augenwendung liegt
im hinteren Teile der mittleren Frontal windung; die motorische Region für die Augen-
muskulatur nimmt den Lobulus parietalis inferior, speziell dessen vorderen Teil und den
Gyrus supramarginalis, ein.
Die gesamte motorische, von der motorischen Region der Hirnrinde bis
zum Muskel ziehende Bahn setzt sich aus zwei Neuronen, aus einem centralen
und einem peripheren Neuron, zusammen.
Cortico-biilbäre Bahn -
Cortico-spinale Bahn
Pyramiden-
vorder strangbahn
Pyratniden-
seitenstr angbahn
N. trigewinus
{motorischer Teil)
N. glossopharyngeus u.
vngus {motorischer Teil)
N. hyfoglossus
N. accessoriits
Fig. 2. Cortico-bulbäre und cortico-spinale Bahn.
I. Centrales Neuron.
Die Fasern sind die Nervenfortsätze der in der motorischen Hirnrinden-
region gelegenen Pyramidenzellen. Sie ziehen durch die innere Kapsel (Knie
und vordere zwei Drittel des hinteren Schenkels), durch den Hirnschenkel
Motorische und sensible Hauptbahnen. Associations- und Reflexleitung. n
(drei mittlere Fünftel des Hirnschenkelfußes) und durch die Brücke nach der
Medulla oblongata und dem Rückenmark. Die ganze Bahn zerfällt in die
cortico-bulbäre und in die cortico-spinale Bahn.
a) Cortico-bulbäre Bahn oder Bahn der motorischen Hirnnerven.
Der Ursprung der Fasern ist nur für die Bahn des Facialis und Hypo-
glossus bekannt, die Fasern entspringen in der Rinde des unteren Teils der
Centrahvindungen. Die Bahn zieht durch die innere Kapsel (Knie) zum Hirn-
schenkelfuß, die Endigung erfolgt in den contralateralen Kernen der motorischen
Hirnnerven.
In der Rinde des hinteren Teils der unteren Frontalwindung fBROCAsche Windung
oder Centrum der motorischen Aphasie) nimmt die motorische Sprachbahn ihren Ursprung
und zieht zu den Kernen der beim Sprechen notwendigen Nerven.
b) Cortico-spinale Bahn oder Bahn der motorischen Spinalnerven
— Tractus cerebro-spinalis, Pyramidenbahn — .
Die Fasern entspringen in der Rinde des Lobulus paracentralis und des
oberen und mittleren Teils der Centrahvindungen, ziehen durch die innere
Kapsel (vordere zwei Drittel des hinteren Schenkels), durch den Hirnschenkel-
fuß und durch die Brücke nach der Medulla oblongata. Beim Übergang der
Medulla oblongata in das Rückenmark kreuzen sich die Fasern der Pyramiden-
bahn — Pyramiden kreuz ung — . Diese Kreuzung ist aber keine voll-
ständige. Ein kleiner Teil der Fasern zieht ungekreuzt weiter und verläuft
im Vorderstrang des Rückenmarks als Pyramidenvorderstrangbahn, Fas-
ciculus cerebro-spinalis anterior; die Endigung der Fasern erfolgt im
Vorderhorn des Rückenmarks und zwar im contralateralen Vorderhorn (Verlauf
der Fasern durch die vordere Commissur). Der größere Teil der Fasern zieht
auf die andere Seite und verläuft im Seitenstrang des Rückenmarks .als Pyra-
midenseitenstrangbahn, Fasciculus cerebro-spinalis lateralis; die
Endigung der Fasern erfolgt im Vorderhorn des Rückenmarks, und zwar im
gleichseitigen Vorderhorn.
II. Peripheres Neuron.
a) Ursprung in den Kernen der motorischen Hirnnerven, Verlauf als mo-
torische Hirnnerven zu den Muskeln,
b) Ursprung im Vorderhorn des Rückenmarks (Vorderhornzellen). Verlauf
als motorische Rückenmarksnerven — vordere Wurzeln — zu den Muskeln.
Der Verlauf der motorischen Bahn erklärt uns, daß die Bewegungen, welche
durch Reizung der motorischen Region ausgelöst werden, sich wesentlich auf
die Muskeln der gekreuzten Körperhälfte beziehen, oder daß bei einer Zer-
störung des centralen Neurons der motorischen Bahn eine Lähmung der Muskeln
der contralateralen Körperhälfte eintritt.
3 Einleitung.
B. Sensible Bahn.
Die ganze von der Peripherie zur Hirnrinde ziehende Bahn setzt sich
aus mehreren aufeinanderfolgenden Neuronen zusammen.
Tracius spino-thalamicus
Hinter strangkerne
Fig. 3. Sensible Bahn.
I. Aus dem Rückenmark aufsteigende sensible Bahnen.
a) Bahn für die Leitung des Muslcelsinnes des Rumpfs und der
Extremitäten.
Neuron I: Die Erregung wird von der Peripherie den in den Spinal-
ganglien gelegenen Ganglienzellen und von diesen durch
hintere Wurzeln dem Rückenmark zugeleitet. Diese hinteren
Wurzeln bilden ein kleines mediales Bündel, dessen Fasern
medial vom Hinterhorn (in der Wurzeleintrittszone] in das
Rückenmark eintreten und sich hier in auf- und absteigende
Motorische und sensible Hauptbahnen. Associations- und Reflexleitung. q
Äste teilen. Die absteigenden Äste enden nach kurzem Ver-
lauf in der grauen Substanz des Rückenmarks, die aufsteigen-
den Äste ziehen als Hinterstrangfasern zur Medulla oblongata
empor und finden daselbst ihre Endigung in den Hinter-
strangkernen.
Neuron 11: Ursprung in den Hinterstrangkernen, Verlauf nach Kreuzung
als mediale Schleife zum Thalamus und Endigung daselbst.
Neuron III: Ursprung im Thalamus. Verlauf zum Teil direkt durch die
innere Kapsel, teils erst nach Durchtritt durch den Linsen-
kern zur Körperfühlsphäre in der Hirnrinde.
Die Fühlsphäre fällt zum Teil mit dem motorischen Centrum zusammen, dehnt sich
aber auch noch auf den Parietallappen aus.
b) Bahn für die Leitung der Berührungs-, Temperatur- und
Schmerzempfindung des Rumpfes und der Extremitäten.
Neuron I: Die Erregung wird, wie bei der Leitung des Muskelsinnes,
von der Peripherie zu den Spinalganglien und von diesen
durch hintere Wurzelfäden zum Rückenmark geleitet. Diese
hinteren Wurzeln bilden ein kleines laterales Bündel, dessen
Fasern im Bereich der LissAUERSchen Randzone (zwischen
Hinterhorn und Peripherie des Rückenmarks) sich in auf- und
absteigende Fasern teilen, die in der grauen Substanz des
Rückenmarks ihre Endigung finden.
Neuron II: Ursprung in der grauen Substanz des Rückenmarks. Die
Fasern ziehen als die Nervenfortsätze von Commissurenzellen
durch die vordere Commissur zum contralateralen Seitenstrang
und bilden den Tractus spino-thalamicus, der sich
weiter oben der medialen Schleife anschließt und mit dieser
im Thalamus endet.
Neuron III: Ursprung im Thalamus und Endigung in der Körperfühl-
sphäre.
II. Sensible Hirnnervenbahnen.
a) Die Bahn für die Leitung des Muskelsinnes für das Gesicht
liegt wahrscheinlich im Trigeminus, diejenige des Kehlkopfs wahrscheinlich
im Vagus.
b) Die Bahn für die Leitung der Berührungs-, Temperatur-
und Schmerzempfindung für die Haut des Kopfs, ferner für die Schleim-
häute des Auges, der Nasenhöhle, der Mundhöhle und Zunge, des Gaumens
und Schlundes usw. liegt im Trigeminus, Glossopharyngeus oder Vagus.
c) Die Bahn der visceralen Reize von Lunge, Herz, Speiseröhre,
Magen usw. liegt im Vagus (und Sympathicus).
JO Einleitung.
Die Erregung wird von der Peripherie zu den Ganglien der betreffenden
Nerven und von da nach ihren sensiblen Endkernen geleitet. (Neuron I.) An
dieses I. periphere Neuron schließt sich ein ]I. centrales Neuron an. Es nimmt
seinen Ursprung in den sensiblen Endkernen. Die Fasern ziehen mit der
medialen Schleife weiter und enden im Thalamus. Von da zieht das III. Neuron
zur Hirnrinde.
Die Bahn der Gleichgewichtsreize liegt im N. vestibularis, sie findet ihre
Endigung im Kleinhirn. Die Bahnen für Geschmacks-, Geruchs-, Gehör-,
Gesichtsreize liegen in den zugehörigen Sinnesnerven. Die ganze Leitung von
den Sinnesorganen bis zu den in der Rinde gelegenen Sinnescentren setzt sich
aus mehreren Neuronen zusammen. Wir werden darauf bei der Besprechung
der einzelnen Sinnesnerven näher eintreten.
C. Associations- und Reflexleitung.
Zwischen der motorischen und sensiblen Leitung existieren nun noch zwei
Hauptverbindungsleitungen, die Associationsleitung und die Reflexleitung.
Durch die Reflexleitung wird eine reflectorische, von psychischen Vor-
gängen nicht begleitete Bewegung ausgelöst, der Reflex. Durch die Associations-
leitung kommt eine bewußte willkürliche Handlung zustande. Die Reflexleitung
erfolgt durch die Reflexcollateralen , die Associationsleitung durch die Asso-
ciationsfasersysteme innerhalb der Großhirnhemisphären.
Vergleichen wir zur Orientierung Fig. 4. Eine von der Peripherie kommende
Erregung wird zur Spinalganglienzelle und von dieser durch die hintere Wurzel
dem Rückenmark zugeleitet. Bevor sich die in das Rückenmark eintretende
Faser in auf- und absteigenden Ast teilt, gibt sie einen feinen Collateralast
ab, der zur motorischen Vorderhornzelle zieht. Durch diese Reflexcollaterale
wird die Erregung direkt auf die Vorderhornzelle und von dieser auf den
Muskel übertragen. Eine solche Reflexcollaterale sehen wir auch im IL Quer-
schnitt von der im Hinterstrang aufsteigenden Faser abtreten. Als Beispiel sei
der Patellarreflex erwähnt. Beklopft man bei schlaff herabhängendem Unter-
schenkel die Patellarsehne (unterhalb der Patella) mit dem Perkussionshammer,
dann erfolgt unwillkürlich eine Zuckung im M. quadriceps femoris, wodurch
der Unterschenkel gestreckt und nach vorn bewegt wird. Die ganze Bahn,
die sich aus dem peripheren sensiblen Neuron, aus der von diesem abgehenden
Reflexcollaterale und aus dem peripheren motorischen Neuron zusammensetzt,
wird auch als Reflexbogen bezeichnet. Die motorischen Zellen, in unserm
Falle die Vorderhornzellen im Rückenmark, bilden das Reflexcentrum.
Die Erregung kann nun aber durch die im Hinterstrang des Rückenmarks
aufsteigenden Fasern auch weiter nach oben und via Hinterstrangkerne und
Thalamus zur Hirnrinde geleitet werden und daselbst zum Bewußtsein gelangen.
Hier treten dann die einzelnen Associationsfasersysteme in Funktion, die moto-
rische Region kann erregt werden, die Erregung gelangt durch die motorische
Zur Pathologie der motorischen Bahn.
II
Bahn zu bestimmten Muskeln, und es erfolgt auf diese Weise eine bewußte
willkürliche Handlung.
Fig. 4. Associationsleitnng und Reflexleitung.
Zur Pathologie der motorischen Bahn.
A. Lähmungserscheinungen.
Kann ein bestimmter Muskel oder eine bestimmte Muskelgruppe willkür-
lich nicht mehr in Bewegung versetzt werden, dann spricht man von Lähmung
des Muskels oder der Muskelgruppe. Dabei kann die willkürliche Beweglich-
keit vollkommen aufgehoben sein, oder es existiert bloß eine Einschränkung
oder Abschwächung derselben. Im ersten Fall spricht man von Paralyse,
im zweiten von Parese.
Bezüglich der Art der Lähmung hat man zu unterscheiden funktionelle
und organische Lähmungen. Funktionelle Lähmungen sind durch krank'
12
Einleitung.
hafte psychische Vorgänge bedingte Lähmungen, bei denen eine bestimmte
Veränderung in den Muskehi oder Nerven nicht nachgewiesen werden kann.
Es sind meist hysterische Lähmungen, die vor allem größere funktionell zu-
sammengehörige Muskelgruppen oder ganze Gliedmaßen oder Apparate (Sprach-
apparat) betreffen. »Die hysterische Lähmung ist eine Aufhebung von Funk-
tionen, sie besteht in einem Abhandenkommen eines ganzen Gliedes für den
Willen und die Vorstellung des Kranken.« Bei organischen Lähmungen liegt
immer eine Läsion der motorischen Leitungsbahn vor.
Armcentrum
Beincpnrrum Beincenfrum
Facialis
M^pogl055U5
Armcenfrum
Facialis
Hypogloisus
zur
Armmushulafur
zur
Beinmushularur
Fig. 5. Schematische Darstellung des Verlaufs der motorischen Bahn.
Je nach dem Sitz der Läsion unterscheidet man centrale und peri-
phere Lähmungen.
I. Centrale Lähmungen. Sie beruhen auf einer Läsion des centralen
Neurons der corticomusculären Leitungsbahn. Je nach dem die Läsion im Ge-
hirn oder Rückenmark liegt, spricht man von cerebraler oder spinaler Lähmung.
a) [Cerebrale Lähmung. Der Typus der cerebralen Lähmung ist die
Hemiplegie (Hemiparese) , die Lähmung einer Körperhälfte. Bei totaler
Hemiplegie, Hemiplegia completa (Fig. 5, c/), handelt es sich um Zerstörung
einejr ganzen von einer Hemisphäre at)steige|iden motorischen Bahn. In
Zur Pathologie der motorischen Bahn. j n
solchen Fällen sitzt die Läsion meist innerhalb jener von der inneren Kapsel
— durch den Hirnschenkel und die Brücke — bis zur Pyramidenkreuzung in
der Medulla oblongata reichenden Strecke einer motorischen Bahn, da auf
dieser Strecke sämtliche absteigenden motorischen Fasern auf ein kleines
Querschnittsfeld zusammengedrängt sind'). Am häufigsten sitzt die Läsion in
der inneren Kapsel (Knie und vordere zwei Drittel des hinteren Schenkels),
nicht so häufig im Hirnschenkel und in der Brücke. Bleibt bei einer Läsion
der motorischen Bahn innerhalb der inneren Kapsel das Knie der inneren
Kapsel verschont, dann sind die Nn. facialis und hypoglossus an der Lähmung
nicht beteiligt, man spricht dann von einer Hemiplegia incompleta (Fig. 5, l>).
Sitzt eine Läsion in der Hirnschenkelgegend, dann werden oft die daselbst
medial vom Hirnschenkel austretenden Fasern des N. oculomotorius mit ge-
troff"en. Zur gekreuzten Hemiplegie kommt dann eine gleichseitige Oculomo-
toriuslähmung hinzu: Hemiplegia alternans oculomotoria (WEBERsche
Lähmung — Fig. 5, c). Eine Hemiplegia alternans findet man auch bei
Brückenaffektionen und bei Läsionen im Bereich der Medulla oblongata. So
kann bei Brückenläsion eine Lähmung der Extremitäten auf der einen Seite
und eine Lähmung des N. facialis auf der anderen Seite vorkommen: Hemi-
plegia alternans facialis (GuBLERSche Lähmung — Fig. 5, d). Weitere
Combinationen wären: gekreuzte Extremitätenlähmung mit einseitiger Lähmung
des Abducens oder gekreuzte Hemiplegie mit gleichseitiger Hypoglossus- oder
Zungenlähmung.
Hemiplegie infolge vollständiger Zerstörung der ganzen motorischen Hirn-
rindenregion einer Hemisphäre ist der großen Ausdehnung des motorischen
Centrums wegen selten. Corticale Erkrankungen sind mehr auf circumscripte
Bezirke beschränkt, und Lähmungen infolge corticaler Läsion beschränken sich
daher in der Regel auf einzelne Teile einer Körperhälfte. Man spricht in
solchen Fällen von Monoplegie und bezeichnet dieselbe näher als Mono-
plegia cruralis, Monoplegia brachialis, Monoplegia facialis usw., je nachdem
das motorische Centrum für die Bein-, Arm- oder Gesichtsmuskulatur be-
troffen ist. Häufig sind solche Lähmungen mit anfallsweise auftretenden
Krämpfen verbunden (Rindenepilepsie s. jACKsoNsche Epilepsie).
b) Spinale Lähmung. Der Typus der spinalen Lähmung ist die
Paraplegie (Paraparese), die Lähmung der beiden oberen oder unteren
Extremitäten (Fig. 5,/, g). Man unterscheidet zwischen Paraplegia brachialis s.
superior und Paraplegia cruralis s. inferior. Es handelt sich dabei um eine Läsion
der beiden in den Vorder- und Seitensträngen des Rückenmarks absteigenden
Pyramidenbahnen; da diese bis zum Lendenmark hinabsteigen, ist verständHch,
daß mit einer Paraplegia brachialis meist auch eine Paraplegia cruralis ver-
^) Infolge der späteren Kreuzung der Fasern der motorischen Bahn ist die Lähmung
eine gekreuzte , d. h. eine Läsion der linken motorischen Bahn bedingt rechtsseitige
Hemiplegie, und eine Läsion der rechten Bahn führt zu linksseitiger Hemiplegie.
j^ Einleitung.
bunden ist. In allerdings sehr seltenen Fällen kann die Läsion gerade die
PjTamidenkreuzung treffen, und zwar so, daß die Fasern für die eine Extre-
mität oberhalb, diejenigen für die andere Extremität unterhalb der Kreuzung
betroffen werden. In solchen Fällen resultiert eine Hemiplegia cruciata,
Lähmung des Arms auf der einen, Lähmung des Beins auf der anderen Seite
(Fig. 5, ^)-
2. Periphere Lähmungen. Sie beruhen auf einer Läsion des peri-
pheren Neurons der corticomusculären Leitungsbahn, es sind das die Läh-
mungen der peripheren motorischen Nerven. Die Läsion kann die Nerven-
zellen, aus denen die peripheren Nerven hervorgehen, betreffen oder letztere
selbst während ihres peripheren Verlaufs. Dabei sind die Lähmungen nicht
immer auf das ganze Ausbreitungsgebiet eines peripheren Nerven ausgedehnt,
es können nur einzelne Aste gelähmt, andere frei sein. Solche partielle
Lähmungen können speziell bei den Hirnnerven sowohl durch eine Läsion im
Kern als im peripheren Verlauf des Nerven bedingt sein, indem nur ein Teil
eines Kerns oder nur bestimmte peripher verlaufende Faserbündel zerstört
werden. Ein typisches Beispiel sind die partiellen Oculomotoriuslähmungen.
Was die aus dem Rückenmark austretenden motorischen Fasern betrifft, so
sind hier entsprechend den anatomischen Verhältnissen verschiedene Läh-
mungsformen zu unterscheiden. Der Sitz der Läsion kann im Vorderhorn
des Rückenmarks sein, es sind die daselbst gelegenen Ganglienzellen erkrankt.
Hierher gehören z. B. die spinale (essentielle) Kinderlähmung (Poliomyelitis
anterior acuta) und die spinale progressive Muskelatrophie (Aran — Duchenne).
Oder die Läsion kann die motorischen VVurzelfasern in ihrem weiteren Ver-
laufe treffen. Je nach dem Sitz der Läsion unterscheidet man dann Wurzel-
lähmungen, Plexuslähmungen und eigentliche periphere Lähmungen.
Bei den verschiedenen Lähmungen ist vor allem auch das Verhalten des
Tonus und der Ernährungszustand der gelähmten Muskeln zu berücksichtigen.
Man unterscheidet spastische imd schlaffe atrophische Lähmungen.
Bei spastischen Lähmungen ist der Muskeltonus gesteigert, die Muskeln
bieten bei passiven Bewegungen großen Widerstand dar (Muskelrigidität), es
existiert eine Steigerung der Reflexerregbarkeit, und es treten Muskelspannungen,
Krämpfe und Muskelcontracturen auf. Infolge Mangels an Bewegung kann eine
Abnahme der Muskeln eintreten, was man als Inactivitätsatrophie bezeichnet.
Solche spastische Erscheinungen findet man bei den centralen Lähmungen,
bei denen anatonio-pathologisch eine Degeneration der absteigenden Pyramiden-
bahn vorliegt. Erwähnt seien hier besonders die cerebralen Hemiplegien, die
cerebrale Kinderlähmung, die spastische Spinalparalyse, die multiple Sclerose.
Cerebrale Hemiplegie: Charakteristisch sind vor allem die Haltimg und der Gang
der spastischen Hemiplegiker. Der gelähmte Oberarm ist an den Körper adduciert, der
Vorderarm rechtwinkelig gebeugt, die Hand proniert und flectiert. Die Schulter steht auf
der gelähmten Seite tiefer. Beim Gehen stützt sich der Kranke auf das gesunde Bein, das
Zur Pathologie der motorischen Bahn. je
gelähmte wird steif im Bogen nach außen und dann nach vorn geschoben, wobei die Fuß-
spitze auf dem Boden schleift.
Cerebrale Kinderlähmung (Hemiplegia spastlca infantilis, Poliencephalitis acuta
infantilis;: Acut unter Fiebererscheinungen auftretende Hemiplegie mit nachheriger Ausbildung
von Contracturen und Inactivitätsatrophie. Reflexsteigerung und Auftreten von motorischen
Reizerscheinungen (Mitbewegungen und Athetose).
Spastische Spinalparalyse: Erkrankung der Seitenstränge des Rückenmarks,
Degeneration der Pyramidenbahn. Hauptsymptome: Parese der Beine mit Rigidität der
Muskeln, Steigerung der Sehnenreflexe, spastisch-paretischer Gang.
Multiple Sclerose: Im Gehirn und Rückenmark finden sich regellos zerstreut zahl-
reiche sclerotische Herde. Hauptsymptome sind die motorische Schwäche in den Beinen
mit Muskelrigidität und Steigerung der Reflexe, der spastisch-paretische Gang, das Intentions-
zittern (Zittern bei willkürlichen Bewegungen), die skandierende Sprache, Nystagmus und oft
Beeinträchtigung der Intelligenz.
Bei schlaffen Lähmungen sind die Muskeln völlig entspannt, passive
Bewegungen können frei und leicht ohne geringsten Widerstand ausgeführt
werden. Die Reflexerregbarkeit ist herabgesetzt oder aufgehoben. Bei diesen
Lähmungen finden wir außerdem eine degenerative Atrophie der Muskeln, die bei
centralen spastischen Lähmungen fehlt. Schlaffe atrophische Lähmungen sind die
peripheren Lähmimgen. Hierher gehören jene zahlreichen Lähmungen infolge
Quetschung oderDiuxhtrennung oder sonstiger Erkrankung der peripheren Nerven.
Als besondere Krankheiten seien erwähnt: die spinale Kinderlähmimg, die spinale
progressive Muskelatrophie, die progressive Bulbärparalyse, die Syringomyelie.
Spinale Kinderlähmung (Poliomyelitis anterior acuta): Acut mit Fiebererscheinungen
auftretende Erkrankung der Vorderhörner des Rückenmarks. Kurze Dauer des acuten Sta-
diums und Entwicklung einer zunächst ausgedehnten, manchmal alle Extremitäten und selbst
die Rumpfmuskulatur betreffenden Lähmung. Später Rückgang einzelner Lähmungen und
Beschränkung der Lähmung auf bestimmte Muskelgruppen oder einzelne Extremitäten (ein
Arm, ein Bein). Schlaffe, mit hochgradiger degenerativer Atrophie der Muskeln verbundene
Lähmung.
Spinale progressive Muskelatrophie (Aran — Duchenne): Langsam verlaufende
Erkrankung (Atrophie) der Vorderhörner des Rückenmarks. Beginn gewöhnlich mit Atrophie
der kleinen Handmuskeln, an die sich später eine langsam fortschreitende Atrophie der
Muskeln am Arm und am Schultergürtel anschließt. Der Proceß kann sich auch auf die
Nervenkerne der Medulla oblongata ausdehnen (Bulbärparalyse).
Progressive Bulbärparalyse: Langsam fortschreitende Degeneration der in der
Medulla oblongata gelegenen motorischen Hirnnervenkerne. Hauptsymptome: Langsam sich
entwickelnde Sprachstörung (undeutliche und später unverständliche Sprache), fortschreitende
Atrophie und Lähmung der Lippen-. Zungen-, Kau-, Gaumen-, Schlund- und Kehlkopf-
muskulatur, Störungen der Phonation und Respiration.
Bei der Bulbärparalyse ohne anatomischen Befund = Myasthenia gravis pseudo-
paralytica beobachtet man eine auffallend rasche Ermüdbarkelt der Muskeln, besonders
der Gesichtsmuskeln, bei Schluck-, Kau- und Sprechbewegungen, auch eine Schwäche der
Rumpf- und Extremitätenmuskulatur, häufig auch der äußeren Augenmuskeln, besonders des
M. levator palpebrae superiorls (Ptosis).
Syringomyelie: Höhlenbildungen Innerhalb der grauen Substanz des Rückenmarks,
am häufigsten in der Gegend des Cervicalmarks. Hauptsymptome: Progressive Muskel-
atrophie der oberen Extremitäten mit partieller Empfindungslähmung (Schmerz- und Tempe-
raturempfindung erloschen, Berührungsempfindung erhalten oder wenig gestört); trophlsche
und vasomotorische Störungen.
Eine besondere Form stellen jene peripheren atrophischen Lähmungen dar, die bei
gewissen Beschäftigungen auftreten, wobei es sich um andauernde Überanstrengung einzelner
l5 Einleitung.
Muskeln handelt — Arbeitsparesen, professionelle Paresen, Beschäf tigungs-
lähmungen. Die Processe lokalisieren sich mit Vorliebe in den Muskeln der oberen
Extremität (Atrophische Lähmungen kleiner Handmuskeln bei Schlossern, Tischlern, Schnei-
dern, Feilenhauern, Zigarrenwicklern, Plätterinnen usw.).
Wir haben die Lähmungen in centrale und periphere eingeteilt, bei
ersteren ist das centrale, bei letzteren das periphere Neuron lädiert. Es
kommt nun auch eine Krankheit vor, bei der es sich anatomo-pathologisch
um eine Degeneration der ganzen cor ticomusculär en Leitungs-
bahn handelt, wo also sowohl das centrale als auch das periphere Neuron
erkrankt ist. Das ist die amyotrophische Lateralsclerose. Klinisch
findet man die Symptome der spinalen progressiven Muskelatrophie verbunden
mit spastischer Parese (spastische Spinalparalyse). Sie verbindet sich häufig
mit progressiver Bulbärparalyse. — Ferner ist noch besonders zu erwähnen
die LiTTLEsche Krankheit (congenitale spastische Paraplegie oder Paraparese
bei Kindern), bei der man als anatomo-pathologische Grundlage eine Ent-
wicklungshemmung der Pyramidenbahn annimmt.
Solche Kinder fallen oft schon unmittelbar nach der Geburt durch die Unfähigkeit
zum Saugen, die Unvollkommenheit des Schluckens und das Ausbleiben willkürlicher Be-
wegungen auf. Sie lernen spät sprechen, aufrecht sitzen, können gar nicht oder nur müh-
sam gehen. Die Oberschenkel sind einwärts rotiert und stark adduciert, während die
Unterschenkel auseinanderweichen. Die Knie sind leicht gebeugt, an den Füßen existiert
Spitzfußstellung. Bei passiven Bewegungen der Beine herrscht starke Muskelrigidität. Die
Sehnenreflexe sind gesteigert. In vielen Fällen findet man auch cerebrale Störungen,
Strabismus, Sprachstörungen, epileptische Anfälle und psychische Störungen.
Schließlich sei bemerkt, daß sich die centralen und peripheren Lähmungen»
auch bezüglich des Verhaltens der gelähmten Muskeln gegen den elektrischen
Strom unterscheiden, indem man bei Degeneration der peripheren Nerven
Entartungsreaktion vorfindet.
B. Reizerscheinungen.
Unter motorischen Reizerscheinungen versteht man bestimmte unabhängig
vom Willen, also unwillkürlich erfolgende Bewegungen. Man unterscheidet:
Krämpfe. Sie treten in zwei Hauptarten auf, als klonische und als
tonische Krämpfe. Klonische Krämpfe sind mehr oder weniger rhythmisch
aufeinanderfolgende, kurz dauernde und durch kurze Pausen der Erschlaffung
unterbrochene Muskelcontractionen. Sie können auf einzelne Muskeln (z. B.
klonischer Krampf des M. orbicularis oculi — Blepharoklonus) oder auf ein
von einem bestimmten Nerv versorgtes Muskelgebiet (z. B. Facialiskrampf)
beschränkt sein, oder sie können funktionell zusammengehörige Muskelgruppen
treffen (Beugekrämpfe einer Extremität), oder endlich sich über die ganze Körper-
muskulatur verbreiten (Epilepsie). Im letzten Fall spricht man auch von Con-
vulsionen. — Tonische Krämpfe sind solche, bei denen die Muskeln längere
Zeit in ihrer Contraction verbleiben. Wie die klonischen, so können sich
Zur Pathologie der motorischen Bahn. 1 n
auch die tonischen Krämpfe auf einzelne Muskeln (z. B. tonischer Krampf
des M. orbicularis oculi — Blepharospasmus) oder auf ein von einem be-
stimmten Nerv versorgtes Muskelgebiet (z. B. Wadenkrampf) beschränken, oder
sie können sich auf funktionell zusammengehörige Muskelgruppen (z. B. tonischer
Krampf der Kaumuskulatur — Trismus) oder auf den ganzen Körper aus-
dehnen. Im letzten Fall spricht man von Tetanus.
Die große Mehrzahl der Krämpfe ist cerebraler Natur. So finden sic:h
klonische Krämpfe besonders bei solchen Hirnkrankheiten, bei denen es sich
um einen Reizzustand oder um direkte Schädigung der Hirnrinde handelt.
Ein Hauptsymptom bilden sie bei der Epilepsie. Bei der eigentlichen genuinen
Epilepsie zeigt der Krampfanfall zunächst während kurzer Zeit ein charakteristisches Stadium
tonischer Muskelcontractur, auf welches dann erst dasjenige der klonischen Zuckungen folgt.
Bei der Rindenepilepsie oder der jACKSONschen Epilepsie, bei der es sich um Er-
krankung (Reizzustände) der motorischen Hirnrindenregion handelt, findet man als charak-
teristisch das Auftreten von klonischen Krämpfen zuerst in jenem Muskelgebiet, dessen
zugehöriges Centrum gereizt worden ist. Die Krämpfe beginnen hier lokal, partiell nnd
breiten sich dann in gesetzmäßiger Weise, entsprechend der Anordnung der motorischen
Centren über die ganze eine Körperseite aus. Klinisch kann man drei Haupttypen unter-
scheiden. Beim faciaien Typus beginnen die Krämpfe in der einen Gesichtshälfte und
dehnen sich dann auf die Arm- nnd schließlich auf die Beinmuskulatur aus. Beim brachialen
Typus beginnen die Krämpfe in einem Arm, dann folgen solche im Gesicht und Bein.
Beim cruralen Typus beginnen die Krämpfe in einem Bein, es folgen solche im Arm und
schließlich im Gesicht. Die Krämpfe können sich dann schließlich auch auf die andere
Körperhälfte ausdehnen.
Beim Tetanus entwickelt sich eine continuierliche tonische Starre des ganzen
Körpers. Hauptsächlich hervortretend ist die tonische Spannung der Gesichtsmuskulatur,
besonders der Masseteren (Trismusj. Infolge Contractur der Nackenmuskeln ist der Kopf
nach rückwärts gezogen. Bauch- und Rückenmuskeln sind hart gespannt, der ganze Rumpf
ist nach vorn gewölbt (Opisthotonus). Häufig wird diese tonische Starre durch Anfälle
unterbrochen, während welchen die ganze Muskelspannung sich steigert.
Bei der Tetanie handelt es sich um anfallsweise auftretende, meist schmerzhafte
tonische Krämpfe, die meist nur die oberen Extremitäten und hier vor allem die Muskeln
der Hand und die Beugemuskeln am Arm befallen. Die Hände zeigen den Typus der
»Schreib- oder Geburtshelferstellung«. Charakteristisch für die Tetanie ist das »TROUSSEAUsche
Phänomen«, das darin besteht, daß in der anfallsfreien Zeit der Krampf künstlich durch
Druck auf die Hauptnervenstämme des Arms hervorgerufen werden kann.
Häufig haben die Krämpfe auch reflectorischen Ursprung, indem Reiz-
zustände im Gebiete sensibler Nerven Krämpfe auslösen können (z. B. Facialis-
krampf bei Trigeminusneuralgie).
Als eine besondere Krampfform sind die Beschäftigungskrämpfe zu erwähnen.
Hier handelt es sich um Krämpfe in solchen Muskelgruppen, die bei einer bestimmten,
meist durch den Beruf bedingten Tätigkeit in Bewegung versetzt werden. Die bekannteste
Form ist der Schreibkrampf (Graphospasmus, Mogigraphie). Andere Beschäftigungskrämpfe
sind der Klavierspieler-, Telegraphisten-, Schuster-, Schneider-, Näherinnen-, Melker-
krampf u. a. m.
Zittern — Tremor. Zitterbewegungen sind mehr oder weniger rhythmische,
schnell aufeinanderfolgende unwillkürliche Zuckungen oder Schwankungen des
Körpers oder einzelner Teile. Man hat verschiedene Punkte zu be»id^7'» /•■ -^
sichtigen : /C ^
Vil liger, Die periphere Innervation.
Li LI B RAR
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1 8 Einleitung.
Zitterbewegungen können schon in der Ruhe vorkommen. Das ist bei
der Paralysis agitans (Schüttellähmung, PARKiNSONsche Krankheit) der Fall,
bei welcher Krankheit das Zittern als Hauptsymptom hervortritt.
Es ist hier dauernd, zeichnet sich durch seine Gleichmäßigkeit und den langsamen
Rhythmus aus und betrift't vor allem die obere Extremität und besonders die Hand und
die Finger (Bewegungen des >Pillendrehens«}. Neben diesem eigentümlichen Zittern zeigen
an Paralysis agitans Erkranlcte eine ganz charakteristische Körperhaltung und Geh-
störuDg. Der Kopf ist gegen die Brust geneigt, der Rumpf nach vorn gebeugt, die Knie
sind leicht flectiert land einander genähert. Die Arme stehen vom Rumpfe ab und sind
im Ellbogengelenk leicht flectiert, die Hände und Finger meist in >Schreibstellung<. Die
Muskelrigidität verleiht dem Gesicht bei dem geringen Hervortreten der mimischen Be-
wegungen einen auffallend starren Ausdruck. Der Gang ist langsam, zögernd und erfolgt
mit kleinen Schritten, wird aber allmählich immer schneller und schneller (Propulsion), so
daß die Kranken leicht ins Laufen kommen, dabei aber außerstande sind, plötzlich an-
zuhalten, so daß sie häufig, wenn man ihnen nicht zu Hilfe kommen kann, zu Boden
niederfallen.
Zittern kommt sodann bei willkürlichen Bewegungen vor, als »Intentions-
zittern«. Ein Hauptsystem bildet das Intentionszittern bei der multiplen
Sclerose (S. 15).
Man hat ferner den Rhythmus zu beachten. Ein langsamer Tremor ist
der Tremor senilis, auch bei Paralysis agitans und bei multipler Sclerose ist
das Zittern ein langsames. Ein schneller Tremor findet sich bei Intoxikationen
(Tremor alcoholicus, mercurialis, saturninus), ferner als typisches Symptom bei
der BASEDOWschen Krankheit.
Bei der BASEDOWschen Krankheit (Glotzaugenkrankheit, Maladie de Graves) treten
drei Symptome als Cardinalsymptome hervor: die beschleunigte Herzbewegung (Tachy-
kardie), die Schwellung der Schilddrüse (Struma) und das Hervortreten der Augäpfel
(Exophthalmus). Das dabei vorkommende schnellschlägige, vibrierende Zittern besteht in
einzelnen Fällen ununterbrochen, in anderen tritt es nur zeitweise auf und kann nur ein-
zelne Teile (Extremitäten) befallen oder über den ganzen Körper verbreitet sein.
Weiterhin unterscheidet sich der Tremor nach der Größe der Schwingungen.
Gerade bei der BASEDOWschen Krankheit ist das Zittern ein feinschlägiges.
Bedeutende Excursionen findet man bei der Paralysis agitans.
Als besondere Zitterform ist der Nystagmus zu nennen, das Augen-
zittern, Zuckungen der Bulbi, die in der Ruhestellung oder erst bei Be-
wegungen der Augen auftreten und in horizontaler oder vertikaler Richtung
oder auch in Form der Raddrehung (rotatorischer Nystagmus) erfolgen können.
Er bildet ein Symptom bei verschiedenen Krankheiten des Nervensystems,
so z. B. bei multipler Sclerose (S. 15) und bei der FRiEDREiCHschen Krank-
heit (S. 23).
Choroa. Choreatische Bewegungen sind unwillkürliche, regellos wechselnde
zuckende Bewegungen, die sowohl in der Ruhe als auch bei willkürlichen
Bewegungen vorkommen und letztere in ihrem Ablauf unterbrechen oder stören.
Sind sie in höherem Grade vorhanden, dann fällt sofort die fortwährende
Unruhe in der Muskulatur des Körpers auf. Sie bilden das Hauptsymptom bei
Zur Pathologie der sensiblen Bahn. ig
der Chorea minor (Veitstanz) und bei der hereditären HuNiiNGTONschen Chorea
chronica progressiva, ferner treten sie bei organischen Hirnkrankheiten auf,
so halbseitig nach Hemiplegie als Hemichorea posthemiplegica.
Athetose. Athetosebewegungen sind unwillkürliche unregelmäßig und
langsam verlaufende krampfartige Bewegungen, die sich gewöhnlich auf die
distalen Teile der Extremitäten, auf die Finger und Zehen, beschränken. Sie
kommen auch am Kopfe vor. Am charakteristischsten sind die Bewegungen
der Hand und der Finger. Man beobachtet ein unaufhörliches Spreizen,
Strecken und Beugen der Finger, so daß, da die einzelnen Finger nicht gleich-
zeitig und nicht in gleicher Weise bewegt werden, bei diesem Durcheinander-
bewegen der Finger die eigenartigsten Finger- und Handstellungen auftreten.
Diese eigentümlichen Bewegungen treten vorwiegend halbseitig auf als Hemi-
athetose, so bei cerebraler Hemiplegie (Hemiathetosis posthemiplegica) und
besonders bei der cerebralen Kinderlähmung (S. 15). Sie kommen auch
doppelseitig und angeboren vor (doppelseitige congenitale Athetose).
Mitbewegungen. Darunter versteht man unwillkürliche Bewegungen, die
bei bestimmten willkürlichen Bewegungen in anderen mit der willkürlichen
Bewegung nicht in Beziehung stehenden Muskeln auftreten. Man beobachtet
sie am häufigsten bei cerebralen Lähmungen.
Fibrilläre Zuckungen. Sie bestehen in raschen Contractionen einzelner
Muskelbündel, ohne daß dabei irgend eine Bewegung resultiert. Oft entsteht,
wenn die Contractionen sehr deutlich und lebhaft .sind, ein förmliches Wogen
der Muskelsubstanz. Sie kommen hauptsächlich bei degenerativer Muskel-
atrophie vor.
Besonders zu erwähnen ist die Myotonia congenita (die THOMSENsche Krankheit).
Sie ist dadurch charakterisiert, daß bei Bewegungen die willlcürlieh contrahierten Muskeln
nicht sofort erschlaffen, sondern in abnormer Weise länger im Contrnctionszustand ver-
bleiben, wodurch die Ausführung der Bewegungen nur mühsam und langsam erfolgen kann.
Zur Pathologie der sensiblen Bahn.
Die Störungen der Sensibilität bestehen zunächst entweder in einer Ver-
minderung, Abschwächung oder in einer Steigerung derselben. Vollständige
Aufhebung der Sensibilität bezeichnet man als Anästhesie, Herabsetzung
als Hypästhesie und Steigerung als Hyperästhesie. Bei Anästhesie können
durch gewöhnliche oder selbst sehr starke Reize nur noch schwache oder selbst
gar keine Empfindungen mehr hervorgerufen werden. Bei Hyperästhesie erfolgt
schon durch schwache Reize eine auffallend starke Empfindung. Bestimmte
sensible Reizerscheinungen, die als abnorme Empfindungen auftreten (wie das
Gefühl von Ameisenlaufen, Kriebeln, Taubsein, Prickeln, Pelzigsein) werden
2*
20 Einleitung.
als Parästhesien bezeichnet. Bei der Akroparästhesie werden solche
abnorme Gefühle in den Händen, vor allem in den Fingern und besonders
in den Fingerspitzen empfunden. Eine besondere Parästhesieform bilden die
perversen Empfindungen (z. B. wenn »kalt« als »heiß« bezeichnet wird). —
Die Bezeichnungen Anästhesie, Hypästhesie und Hyperästhesie werden einmal
speziell für die entsprechenden Veränderungen der Berührungsempfindung oder
des Tastsinns angewendet, sie finden aber im weiteren Sinne auch für die
entsprechenden Veränderungen aller, auch der höheren Sinne Anwendung.
Auf die einzelnen Anomalien der verschiedenen Sinnesqualitäten wollen wir
hier nicht näher eintreten (die wichtigsten werden später berücksichtigt werden),
erwähnt seien nur einzelne bestimmte Bezeichnungen, so Thermanästhesie,
Thermohypästhesie und Thermohyperästhesi e für die entsprechenden
Anomalien des Temperatursinns, ferner die Bezeichnungen Analgesie für
Fehlen der Schmerzempfindung, Hypalgesie für Herabsetzung der Schmerz-
empfindung und Hyperalgesie für abnorme Schmerzhaftigkeit. Eine be-
sondere Form des Schmerzes ist die Neuralgie, es handelt sich dabei um
anfallsweise auftretende Schmerzen, die sich im Verlaufe oder im Verbreitungs-
gebiet eines bestimmten Nerven oder einiger bestimmter Nervenzweige aus-
breiten. Die betreffenden Nerven oder deren Zweige sind oft an bestimmten
Stellen auch in der anfallsfreien Zeit sehr druckempfindlich, die betreftenden
Stellen werden als VALLEixsche Druckpunkte bezeichnet. (Bei Trige-
minusneuralgie z. B. finden sich solche Druckpunkte beim Foramen supraor-
bitale und infraorbitale.) Bezüglich der Schmerzempfindungen ist ferner zu
erwähnen, daß oft in pathologischen Fällen die Leitung für Schmerzempfin-
dung verlangsamt ist. Ein Nadelstich wird zuerst als Berührung und erst
einige Sekunden nachher als Schmerz empfunden — verlangsamte oder
verspätete Schmerzempfindung. Es kommt ferner vor, daß ein kurz
dauernder Reiz zunächst nur als Berührung, aber nicht als Schmerz empfun-
den wird und daß es zur Auslösung der Schmerzempfindung eines länger
andauernden Reizes bedarf — Summa tion der Reize. Ferner kommt ein
abnormes Andauern, Nachklingen der Schmerzempfindung vor ■ — Nach-
empfindungen. Als Polyästhesie bezeichnet man eine Erscheinung, die
darin besteht, daß eine einfache Berührung doppelt oder mehrfach empfun-
den wird. Allästhesie oder AUocheirie besteht darin, daß ein Reiz, den
man an einer bestimmten Stelle einer Extremität einwirken läßt, an der ent-
sprechenden Stelle der anderen Extremität empfunden wird. Halbseitige
Anästhesie wird als Hemianästhesie bezeichnet. Zu erwähnen ist schließ-
lich, daß bezüglich der Hautsensibilität in pathologischen Fällen die Be-
teiligung der einzelnen Empfindungsqualitäten (Tastsinn, Drucksinn, Temperatur-
sinn, Schmerzempfindung) eine verschiedene sein kann. Es können innerhalb
eines anästhetischen Gebietes alle Qualitäten oder nur einzelne aufgehoben
sein. Man unterscheidet also eine totale und eine partielle Anästhesie
Zur Pathologie der sensiblen Bahn. 2 1
(partielle Empfindungsläh niung). Ein typisches Beispiel partieller Emp-
findungslähmung ist die Syringomyelie, hier findet man Aufhebung von Tem-
peratur- und Schmerzempfindung bei intakter Berührungsempfindung.
Bezüglich der Anomalien der sensorischen Tätigkeiten (höhere Sinnes-
nerven) verweise ich auf die jeweilen bei Besprechung der einzelnen Sinnes-
nerven angeführten Bemerkungen.
Wie bei den Motilitätsstörungen , so unterscheidet man auch bei den
Sensibilitätsstörungen organische und funktionelle Störungen. Funktio-
nelle Sensibilitätsstörungen findet man meist bei der Hysterie; hier spielt
neben Hyperalgesie und Parästhesie vor allem die Anästhesie eine Hauptrolle,
die besonders häufig in Form der Hemianästhesie auftritt oder meist be-
stimmte Körper- oder Gliedabschnitte, z. B. einen Arm oder ein Bein, betrifft.
Charakteristisch für die funktionellen Sensibilitätsstörungen ist, daß sie nicht
an die anatomische Verbreitungsweise der peripheren Nerven gebunden sind.
Die organischen Sensibilitätsstörungen können wir in periphere,
radikuläre, spinale und cerebrale einteilen.
Sensibilitätsstörungen, die durch Läsion eines bestimmten peripheren
Nerven bedingt sind, sind dadurch charakterisiert, daß ihre Ausdehnung mit
dem Verbreitungsbezirk des betreffenden Nerven in der Haut zusammenfällt.
Dabei ist aber nicht zu vergessen, daß die Ausbreitungsbezirke der einzelnen
Hautnerven vielfachen Schwankungen unterworfen sind, wodurch die typi-
sche Einteilung in die einzelnen Hautnervenbezirke verändert wird. Eine
scharfe Abgrenzung kann weiterhin unmöglich gemacht werden durch die
Anastomosen, und auch dann, wenn nicht alle Fasern des peripheren Nerven
von der Läsion betroffen sind.
Besonders wichtig sind die radikulären Sensibilitätsstörungen, bei denen
die anästhetischen Bezirke dem Ausbreitungsgebiet einer oder mehrerer hin-
terer Wurzeln entsprechen bzw. den Segmenten des Rückenmarks entsprechend
angeordnet sind. Entsprechend dem typischen Verlauf der segmentären Haut-
bezirke ist auch die Ausdehnung der sensiblen Störungen eine typische, so
daß umgekehrt gerade aus der Ausdehnung eines anästhetischen Bezirks auf
den Sitz der Aftection in bestimmten hinteren Wurzeln oder Rückenmarks-
segmenten geschlossen werden kann. Solche radikuläre Sensibilitätsstörungen
findet man hauptsächlich bei der Tabes dorsalis, ferner bei den verschiedenen
Erkrankungen der Rückenmarkswurzeln und des Rückenmarks selbst. Gerade
für Tabes ist das Auftreten von Anästhesie in verschiedenen Segmenten, be-
sonders an den unteren Extremitäten, und in gürtelförmigen Zonen am Rumpfe
charakteristisch. Bei Erkrankungen des untersten Rückenmarkabschnittes, des
Conus medullaris, oder der letzten Sacralwurzeln findet man als Charakteristi-
kum die sog. »Reithosenanästhesie«, und bei Erkrankungen des Cervi-
calmarks beobachtet man das »visirartige« Vorrücken der Anästhesie am
Kopfe.
2 2 Einleitung.
Da die hinteren Wurzeln ihre Endigung im Rückenmark finden und auch
noch während ihres Verlaufs innerhalb des Rückenmarks lädiert sein können,
ist eine genaue Trennung in rein radikuläre und spinale Sensibilitätsstörungen
nicht durchzuführen. Der spinale Charakter tritt mehr hervor bei Läsionen,
welche Rückenmarksquerschnitte in größerer Ausdehnung betreffen. Bei Zer-
störuug eines ganzen Rückenmarksquerschnittes ist die Sensibilität in allen
caudal von diesem Querschnitt befindlichen Teilen aufgehoben. Bei halb-
seitiger Läsion des Rückenmarks findet man als charakterisch unterhalb oder
kaudal von der erkrankten Stelle eine Anästhesie (Aufhebung von Schmerz-
und Temperaturempfindung) auf der gegenüberliegenden Seite (entsprechend
dem Verlauf der sensiblen Bahn im Rückenmark), dabei infolge gleich-
zeitiger Zerstörung der Pyramidenbahn eine Lähmung auf der gleichen Seite.
Man bezeichnet dieses Syndrom als BROWN-SiiQUARDsche Halbseitenläsion.
Bei cerebralen Läsionen findet man meist halbseitige Sensibilitäts-
störungen, Hemianästhesie, und zwar im Gegensatz zu den spinalen
Lähmungen (Halbseitenläsion) Anästhesie auf der gelähmten Seite. Solche
Läsionen betreffen jenen Teil der sensiblen Bahn, welcher von der Medulla
oblongata her durch die Brücke, die Hirnschenkel und die innere Kapsel
(hinteres Drittel des hinteren Schenkels) nach oben verläuft und seine schließ-
liche Endigung in der Hirnrinde (Fühlsphäre) findet.
Als besondere Sensibilitätsstörungen sind die Störungen der Bewegungs-
und Lageempfindung (Empfindungsvermögen der Muskeln, Sehnen, Gelenke
— Muskelsinn) zu erwähnen. Solche Störungen werden als Coordinations-
störungen — Ataxie — bezeichnet und sind dadurch charakterisiert, daß
die einzelnen Bewegungen nicht mehr in geordneter, gesetzmäßiger Weise,
sondern unsicher und mit Kraftvergeudung ablaufen, wobei oft das Ziel nicht
erreicht wird und auch Muskeln in Tätigkeit versetzt werden, die mit den
gewollten Bewegungen nichts zu tun haben, auf diese vielmehr hemmend ein-
wirken. Die Ataxie bildet das Hauptsymptom der Tabes dorsalis (Rücken-
marksschwindsucht).
Anatomo-pathologisch findet man bei Tabes eine Degeneration der hinteren Wurzeln
und der Hinterstränge des Rückenmarks. In der großen Mehrzahl der Fälle beginnt der
Proceß im Lendenmark mit einer Degeneration der BuRDACHschen Stränge (Wurzeleintritts-
zone). In vorgeschrittenen Stadien dehnt sich die Degeneration weiter aus, so daß im
Lenden- und Brustmark fast das ganze Areal der Hinterstränge degeneriert ist, während sich
im Halsmark die AfFection zunächst auf die GoLLschen Stränge beschränkt. Die Erkrankung
dehnt sich auch auf die graue Substanz des Rückenmarks (Hinterhörner, CLAKKEsche Säulen)
aus, ferner sind auch einzelne Hirnnerven (am häufigsten der N. opticus und einzelne Augen-
muskelnerven) vom degenerativen Proceß betroffen. Klinisch kann man drei Stadien unter-
scheiden. Im ersten Stadium, Initialstadium oder Frühstadium, fmdet man als Hauptsymptome
sensible Reizerscheinungen, »lancinierende« Schmerzen und Paraesthesien (Gürtelgefühl),
Analgesie, ferner reflectorische Puppillenstarre — AKGYLL-ROBERTSONsches Symptom (Fehlen
der Pupillenverengerung bei Lichteinfall, während die Verengerung bei Convergenz und
Accommodation erhalten ist) , ferner Verlust des Patellarreftexes (WESTPHALsches Zeichen),
daneben oft Augenmuskellähmungen, Abnahme der Sehkraft (Sehnervenatrophie), gastrische
Reflexe.
23
Krisen. Das zweite Stadium wird als das ataktische bezeichnet. Charalcteristisch ist hier
vor allem die Gehstörung. Die Kranken klagen selbst über Unsicherheit beim Gehen und
beim Treppensteigen, besonders im Dunkeln. Beim Gehen werden die Beine unnötig stark
gehoben, nach vorne geschleudert und dann stampfend wieder auf den Boden aufgesetzt.
Weiterhin stellt sich auch Ataxie der Arme ein, die sich in ausfahrenden ungeschickten
Bewegungen kundgibt. Weitere Symptome sind das RoMBERGsche Symptom (Schwanken
des Körpers bei geschlossenen Augen) und stärkere Sensibilitätsstörungen, ferner trophische
Störungen. Im letzten Stadium nimmt die Ataxie immer mehr zu, und das Gehen wird
schließlich unmöglich. Außerdem tritt Muskelatrophie ein. Dieses letzte Stadium ist das
paraplektische oder paralytische.
Außer bei Tabes findet man Ataxie auch bei anderen Erkrankungen des
Nervensystems, so bei Polyneuritis (bei Alkohol-, Blei-Arsenikintoxikationen),
ferner bei bestimmten Rückenmarkskrankheiten, so bei den combinierten System-
erkrankungen (besonders bei der FRiEDREiCHschen Krankheit), auch bei cere-
bralen Erkrankungen, so besonders als cerebellare Ataxie.
Die cerebellare Ataxie ist durch die Gleichgewichtsstörungen beim Gehen und
Stehen charakterisiert. Der Kranke steht breitbeinig und unsicher da, und beim Gehen
schwankt er hin und her wie ein Betrunkener. Die pRiEDREiCHsche Krankheit tritt hereditär
bzw. familiär auf und beginnt in der Kindheit. Sie wird auch als hereditäre juvenile Ataxie
bezeichnet. Der Gang erinnert ganz an den, welchen Kleinhirn-Kranke zeigen. Die Ataxie
ist eine »statische«, indem schon beim ruhigen Stehen ein ständiges starkes Schwanken des
ganzen Körpers vorhanden ist. Als weitere Hauptsymptome findet man Sprachstörungen
(schwerfällige, lallende Sprache) und Nystagmus. Die Patellarreflexe und Sensibilitäts-
störunsren fehlen.
Reflexe.
Hier anschließend sei das Wichtigste über die Reflexe erwähnt.
Die Reflexbewegungen sind in ihrem Ablauf einmal von dem Verhalten
des Reflexbogens abhängig. Ist der Reflexbogen an irgend einer Stelle zerstört,
dann ist der Reflex aufgehoben. Pathologische Erregungszustände innerhalb
des Reflexbogens bedingen Reflexerhöhung. Abnorm gesteigerte Reflexerreg-
barkeit bildet z. B. ein Hauptsymptom der Neurasthenie. Die Reflexbewegungen
sind weiterhin abhängig von dem Verhalten der centralen Hemmungsbahnen.
Durch eine vom Großhirn ausgehende Hemmung können die Reflexe herab-
gesetzt oder selbst aufgehoben werden (z. B. willkürliches Anhalten der Atem-
bewegung, Hemmung des Augenschlusses beim Annähern eines Gegenstandes
an das Auge). Fällt die centrale Hemmung weg, dann sind die Reflexe ge-
steigert. Allgemein nimmt man an, daß die reflexhemmenden Fasern im
Seitenstrang des Rückenmarks verlaufen, vielleicht innerhalb der Pyramiden-
bahn, vielleicht sind sie mit diesen motorischen Fasern identisch. Bei einer
Degeneration der absteigenden Pyramidenbahn, z. B. bei centralen Lähmungen
oder bei mit Degeneration der Pyramidenbahn einhergehenden Rückenmarks-
krankheiten (z. B. spastische Spinalparalyse), findet man also eine Steigerung
der Patellarreflexe.
24
Einleitnne.
Man unterscheidet zwei Hauptgruppen von Reflexen: Haut- und Schleimhaut-
reflexe und Sehnen- und Periostreflexe. Die wichtigsten Reflexe sind:
Hautreflexe :
der Bauchdeckenreflex (Abdominalreflex), Contraction der Bauch-
muskeln beim Bestreichen der Bauchhaut;
der Cremasterreflex, Contractur des M. cremaster (Emporziehen
des Hodens) beim Bestreichen der Innenfläche des Oberschenkels;
der Fußsohlenreflex (Plantarreflex), Plantarflexion der Zehen beim
Bestreichen der Fußsohle. Bei stärkeren Reizen wird das Bein durch
Beugung im Knie und Hüftgelenk emporgezogen. Werden beim
Bestreichen der Fußsohle die Zehen, besonders die große Zehe,
dorsal flectiert, dann spricht das für eine organische Erkrankung
des Centralnervensystems. Man bezeichnet dieses Symptom als
BABiNSKisches Zeichen, das sich bei Affectionen (Degeneration)
der Pyramidenbahn vorfindet.
Schleimhautreflexe :
der Conjunctival- und Cornealreflex (tactiler Lidreflex), Schließen
der Augenlider beim Berühren der Conjunctiva oder der Cornea;
der Gaumenreflex (Uvulareflex), Contraction der Gaumen muskulatur
(Heben des weichen Gaumens) beim Berühren der Uvula oder des
Gaumenbogens;
der Würg- und Schlingreflex, Auftreten von Würgbewegungen
beim Berühren des Zungengrundes und der hinteren Rachenwand.
Sehnen- und Periostreflexe:
der Patellarreflex (Kniephänomen), Contraction des M. quadriceps
femoris beim Beklopfen der Patellarsehne. Es ist dabei darauf zu
achten, daß der Muskel vollkommen entspannt ist, was oft am
besten unter Anwendung des »jENDRASSiKschen Kunstgrififes< erfolgt
(der Kunstgrift" besteht darin, daß der Kranke aufgefordert wird,
die Hände ineinanderzufalten und kräftig nach beiden Seiten aus-
einanderzuziehen). Fehlen des Patellarreflexes wird WESTPHALsches
Zeichen genannt, es bildet ein Hauptsymptom bei der Tabes
dorsalis ;
der Achillessehnenreflex, Contraction der Wadenmuskulatur
(M. gastrocnemius) beim Beklopfen der Achillessehne. Eine Steige-
rung des Reflexes führt zum Fußklonus, der in rythmisch auf-
einanderfolgenden Zuckungen im Sinne der Plantarflexion beruht
und ausgelöst wird, wenn man plötzlich und anhaltend die Fuß-
spitze mit der Hand dorsal flectiert;
Reflexe.
25
der Tricepssehnenreflex, Contraction des M. triceps beim Be-
klopfen der Tricepssehne bei rechtwinkliger Haltung des Arms;
der Radius- und Ulnarperiostreflex; Beugung und Pronation
des Vorderarms beim Beklopfen des Processus styloideus radii und
ulnae ;
der Masseterretlex (Unterkieferreflex), Contraction des M. masseter
beim Schlag auf einen dem Unterkiefer aufgelegten Spatel.
Neben diesen wichtigsten Haut- uud Sehnenreflexen wären noch die den
Schleimhautreflexen am nächsten stehenden Visceralreflexe besonders zu
erwähnen, welche die im Organismus fortwährend vor sich gehenden reflec-
torischen Akte der Eingeweide umfassen. Neben dem Blasen- und Mastdarm-
reflex kommt vor allem der Pupillarreflex in Betracht. Ich verweise be-
züglich dieses Reflexes auf die S. 29 angeführten Bemerkungen.
Nervi cerebrales.
Nn. olfactorii.
Riechleitung.
1. Von den bipolaren Nervenzellen in der Regio olfactoria der Nasen-.
Schleimhaut (im oberen Teil der oberen Muschel und im entsprechenden
Abschnitt der Nasenscheidewand) durch die Nn. olfactorii s. Fila olfactoria
— durch die Löcher der Lamina cribrosa — zum Bulbus olfactorius.
2. Vom Bulbus olfactorius zu den primären Riechcentren (Tractus ol-
factorius, Trigonum olfactorium, Substantia perforata anterior, angrenzender
Teil des Septum pellucidum).
3. Von den primären Riech centren zu den secundären oder corticalen
Riechcentren (Gyrus hippocampi, Ammonshorn, Gyrus dentatus).
Die Leitung erfolgt (Fig. 6] durch die Stria olfactoria lateralis, durch die Stria Lan-
cisii (über dem Balken), durch das Riechbündel des Ammonshorns (unter dem Balken)
die Taenia semicircularis (unter dem Balken, punktiert).
Cyr.denfat
' Riechbündel
des Ammonshorns
Riech epithel
Taenia semicircularis
Fig. 6. Schematische Darstellung der Riechleitung.
N. opticus.
27
Im Epithel der Regio olfactoria finden sich außer den bipolaren Olfactoriuszellen auch
feine frei endigende Fasern, die man als Endäste des N. trigeminus auffaßt.
Zur Pathologie. Herabsetzung bzw. Aufhebung des Gcruchsvermögens bezeichnet
man als Hyposmie bzw. Anosmie, Erhöhung als Hyperosmie, abnorme subjektive
Geruchserapfindungen (und Geruchshallucinationen) als Faros raie. Anosmie kann dadurch
bedingt sein, daß den Richstoffen der Weg zur Regio olfactoria versperrt ist — Anosmia
respiratoria (die durch Versperrung der Choanen bedingte Anosmie wird als Anosmia
gustatoria bezeichnet), oder sie findet sich bei pathologischen Processen innerhalb der
Regio olfactoria selbst, oder bei solchen Processen, welche die Richleitung von der Peri-
pherie bis zum Geruchscentrum betreffen. Anosmie kommt auch angeboren vor, häufiger
ist ein angeborenes Fehlen einzelner Geruchsqualltäten.
N. opticus.
Rechhs
Die Fasern des N. opticus nehmen ihren Ursprung in der Retina, sie
sind die Nervenfortsätze der in der Ganglienzellenschicht gelegenen Ganglien-
zellen. Verlauf des N, opticus
von der hinteren Fläche des LinKs
Augapfels unter leicht S-för-
miger Krümmung durch die
Augenhöhle nach hinten zum
Foramen opticum und weiterer
Verlauf zum Chiasma. Vom
Chiasma zieht beiderseits der
Tractus opticus lateralwärts und
nach hinten um den Hirn-
schenkel- Die Endigung der
Tractusfasern erfolgt im Corpus
geniculatum laterale, im Pul-
vinar thalami und im Corpus
quadrigeminum anterius, welche
Teile als primäre S e h -
centren bezeichnet werden.
Vom Corpus geniculatum late-
rale und vom Pulvinar thalami
ziehen Fasern durch den hin-
tersten Teil des hinteren Schen-
kels der inneren Kapsel weiter
als GRATioLETSche Sehstrahlung zum secundären oder corticalen Seh-
centrum in der Rinde des Cunens, speziell in der Rinde um die Fissura
calcarina.
In der Sehstrahlung verlaufen auch corticofugale Fasern, welche Erregungen von der
Großhirnrinde nach den primären Sehcentren leiten, ferner sollen Fasern existieren, die in
den primären Centren entspringen und in der Retina enden.
5eh^
Strahlung
Rind
(SehceniTum)
Fig. 7.
Rinde
(Sehcen^nKT)
Schematische Darstellung der centralen
Bahn des N. opticus.
28 Nervi cerebrales.
Im Chiasma findet eine partielle Kreuzung — Semidecussation — der
Opticusfasern statt. Ein Teil zieht im honiolateralen Tractus opticus weiter,
ein anderer Teil gelangt nach Kreuzung im Chiasma zum Tractus opticus der
anderen Seite, und zwar führt der linke Tractus opticus die Fasern
aus den beiden linken Retinahälften, der rechte Tractus opticus
dagegen diejenigen aus den beiden rechten Retinahälften. Die
Wahrnehmung aller im Räume rechts gelegenen Objekte wird also durch den
linken Tractus, die Wahrnehmung aller links gelegenen Objekte durch den
rechten Tractus geleitet, oder das linke corticale Sehcentrum ist für die rechte
Hälfte der Außenwelt, das rechte corticale Sehcentrum für die linke Hälfte
der Außenwelt bestimmt.
Die von der Ganglienzellenschicht der Retina ausgehenden Opticusfasern ziehen alle
radienartig von der Ora serrata gegen die Papilla nervi optici. Nach dem Ursprung der
Fasern unterscheidet man drei Hauptbündel, ein nasales, ein temporales und ein maculäres
Bündel. Das nasale Bündel bezieht seine Fasern aus der nasalen Retinahälfte , es nimmt
in der Papille den inneren Sector ein. Von der Macula lutea zieht das maculäre Bündel
zum äußeren Teil der Papille. Das temporale Bündel bezieht seine Fasern aus der tem-
poralen Retinahälfte und wird durch die Macula lutea und das maculäre Bündel in einen
oberen und unteren Fascikel geteilt. Der obere Fascikel führt die Fasern aus dem oberen
äußeren Quadranten der Retina und zieht zum oberen äußeren Teil der Papille. Der
untere Fascikel führt die Fasern aus dem unteren äußeren Quadranten der Retina und zieht
zum unteren äußeren Teil der Papille. Diese Anordnung der einzelnen Bündel bleibt auch
unmittelbar hinter dem Bulbus dieselbe. Dann tritt eine Änderung ein, die dadurch bedingt
wird, daß das maculäre Bündel im weiteren Verlaufe immer mehr centralwärts rückt und
schließlich vollkommen in den centralen Teil des Opticus zu liegen kommt. Gegen das
Chiasma zu zeigt es außerdem auf dem Querschnitt eine mehr ovale Form, welche es auch
im Chiasma und im vorderen Teil des Tractus beibehält. Die Folge dieser Verlagerung
des maculären Bündels ist, daß die beiden Fascikel des temporalen Bündels sich vereinigen
und das temporale Bündel so auf Querschnitten das maculäre Bündel hufeisenförmig umgibt.
Im Chiasma erfolgt die Semidecussation. Die Fasern des nasalen Bündels treten zum
contralateralen Tractus opticus, und zwar ziehen nur wenige Fasern gerade durch das Chiasma,
die meisten Fasern verlaufen bogenförmig zuerst nach außen und dann nach Umbiegen erst
wieder nach hinten zum Tractus. Das ganze nasale Bündel erweitert sich also beim Durch-
tritt durch das Chiasma spindelförmig, im allgemeinen zieht es vom inneren oberen Teil
des N. opticus zum inneren unteren Teil des Tractus opticus. Das temporale Bündel zieht
ungekreuzt zum homolateralen Tractus. Auch hier findet beim Durchtritt durch das Chiasma
eine Aufsplitterung des Bündels statt, einzelne Fasern ziehen in größeren Bogen zuerst gegen
die Mittellinie des Chiasma, ohne diese aber zu erreichen und erst dann nach hinten zum
Tractus. Im allgemeinen nimmt das temporale Bündel den äußeren peripheren Teil des
Chiasma ein, durchkreuzt daselbst die am meisten lateralwärts ausbiegenden Fasern des
nasalen Bündels und zieht dann im oberen äußeren Teil des Tractus weiter. Das maculäre
Bündel zieht mitten durch das Chiasma, und zwar kreuzt ein Teil der Fasern, während ein
anderer Teil ungekreuzt weiterzieht. Im weiteren Verlaufe durch den Tractus findet eine Durch-
flechtung der gekreuzten und ungekreuzten Fasern des nasalen und temporalen Bündels statt.
Die eigentlichen Sehfasern finden ihre Endigung im Corpus geniculatum
laterale und im Pulvinar thalami. Den zu den vorderen Vierhügeln ziehen-
den Sehnervenfasern kommt eine besondere Aufgabe zu. Von den vorderen
Vierhügeln können Erregungen auf den in der Tiefe gelegenen Oculomotorius-
kern übertragen werden, es erfolgt dadurch die Auslösung des Pupillarretlexes
N. opticus.
29
Ganglion
ciliare
Die diesen Reflex vermittelnden, im vorderen Vierhügel endenden Sehnerven-
fasern bezeichnet man daher auch als »Pupillarfasern«.
Der PnpilLarreflex besteht in einer Verengerung der Pupille bei Lichteinfall. Die
Reaction betriflft stets beide Augen: wenn das Licht bloß auf ein Auge fällt, dann erfolgt
die Verengerung der Pupille nicht nur auf diesem gereizten Auge — direkte Reaction,
sondern auch auf dem anderen Auge — consensuelle Reaction.
Die intercentralen Bahnen des Pupillarreflexes sind nicht sicher
festgestellt. Sicher ist, daß die ganze Refle.xbahn aus mehreren aufeinander-
folgenden Neuronen zusammengesetzt ist. Die Erregung geht
a) von der Retina zum vorderen Vierhügel,
bj vom vorderen Vierhügel zum Kern des N. oculomotorius,
c) vom Kern des N. oculomotorius zum Ganglion ciliare,
d) vom Ganglion ciliare zum M. sphincter pupillae.
Da die Belichtung eines Auges eine gleichmäßige Verengerung beider
Pupillen bedingt, der Reflex also gleichseitig und gekreuzt erfolgt, muß von
dem einen Vierhügel aus die
Erregung entweder auf beide
Oculomotoriuskerne übertra-
gen werden können, oder es
muß von dem einen Oculomo-
toriuskern aus sowohl der rechte
wie der linke M. sphincter pu-
pillae erregt werden können.
Durch welche Faserbündel die
Übertragung der Erregung vom
vorderen Vierhügel zum Ocu-
lomotoriuskern erfolgt, ist nicht
sicher festgestellt. In Fig. 8
ist die Reflexbahn schematisch
dargestellt, dabei wurde an-
genommen, daß vom vorderen
Vierhügel ausgehende Fasern
zu beiden Oculomotoriuskernen
gelangen.
Zur Pathologie. Die Kenntnis des Verlaufs der Sehnervenfasern, speziell der Semi-
decussation, ermöglicht uns die Erklärung einer der wichtigsten Sehstörungen, der Hemi-
anopsie (Halb nicht sehen oder Hemiopie (Halbsehen). Wird durch eine Laesion die
Leitung in einem Tractus opticus, z. B. im linken, unterbrochen, dann können die von den
linken Retinahälften beider Augen ausgehenden Erregungen nicht mehr bis zum corticalen
Centrum in der linken Hemisphäre geleitet werden, die rechten Gesichtsfeldhälften gehen
verloren, von allen fixierten Gegenständen werden nur mehr die linken Hälften gesehen.
Wir sprechen in diesem Fall von gleichseitiger oder homonymer Hemianopsie oder
Hemiopie. Läsion des linken Tractus führt zu rechtsseitiger homonymer Hemianopsie
oder zu linksseitiger Hemiopie, Läsion des rechten Tractus führt zu linksseitiger homo-
nymer Hemianopsie oder zu rechtsseitiger Hemiopie. Homonyme Hemianopsie tritt natürlich
Rinde
iSehcentrum]
N oculomotorius
Rinde
(Sehcenfrum!
Fig. 8. Schematische DarsteUung der Pupillar-
reflexbahn.
30
Nervi cerebrales.
nicht nur bei Läsion des Tractus opticus, sondern auch bei Läsion der secundären Sehbahn
vom primären zum secundären Centrum, also innerhalb des Verlaufs der GRATlOLETschen
Sehstrahlung oder bei Läsion des corticalen Centrums ein. — Bezüglich der Diagnose
des Sitzes der Läsion bei homonymer Hemianopsie kommt der Pupillarreaktion eine gewisse
Bedeutung zu. Ist bei homonymer Hemianopsie bei Beleuchtung der unempfindlichen Retina-
hälfte der Lichtreflex der Pupille verloren gegangen, dann sitzt die Läsion im Tractus
(Wernickes hemlanopische Pupillenstarre oder hemioplsche Pupillenreaction). Ist dagegen
der Lichtreflex der Pupille intact, dann sitzt die Läsion höher, z. B. in der inneren Kapsel
oder in der Hirnrinde. In der Mehrzahl der Fälle von homonymer Hemianopsie handelt
es sich nm Tumoren des Occipitallappens, die auf einer Läsion des Tractus opticus be-
ruhenden Fälle gleichseitiger Hemianopsie sind seltener. Zu berücksichtigen sind auch die
bei Hemianopsie auftretenden Coraplikationen, wie Hemiplegie, Hemiparese, Krämpfe,
aphasische Störungen (bei rechtsseitiger Hemianopsie).
Der gleichseitigen oder homonymen Hemianopsie steht die ungleichseitige oder
heteronyme Hemianopsie gegenüber, die seltener auftritt wie die homonyme. Fehlen
beiderseits die temporalen Gesichtsfeldhälften, dann bezeichnet man diese heteronyme
Hemianopsie als temporale Hemianopsie. In solchen Fällen sitzt die Läsion im
Chiasma, und zwar in der Mitte oder im vorderen oder hinteren Winkel des Chiasma. Es
werden dabei die kreuzenden Fasern betroffen. Temporale Hemianopsie v;ird z. B. bei
Akromegalie beobachtet, wo durch Vergrößerung der Hypophysis cerebri das Chiasma in
Mitleidenschaft gezogen wird. Fehlen beiderseits die nasalen Gesichtsfeldhälften, dann
spricht man von nasaler Hemianopsie, es werden die ungekreuzt verlaufenden Fasern
betroffen (Druck des Chiasma jederseits im lateralen Winkel durch erweiterte Carotiden).
Auf weitere Sehnervenstörungen soll hier nicht eingetreten werden.
Augenmuskelnerven.
N. oculomotorius, N. trochlearis, N. abducens.
Diejenigen Muskeln, welche den Augapfel bewegen, werden allgemein als äußere
Augenmuskeln bezeichnet, es sind das die Mm. rectus superior, rectus inferior, rectus
externus, rectus internus, obliquus superior und obliquus inferior.
Wirkung und Innervation der äußeren Augenmuskeln.
M.
M.
rectus superior
rectus inferior
M. rectus internus
M. rectus externus
M. obliquus superior
M. obliquns inferior
Heben nnd Adducieren
Senken und Adducieren
Adducieren
Abducieren
Rollen, Senken, Abducieren
Rollen, Heben, Abducieren
N. oculomotorius
N. oculomotorius
N. oculomotorius
N. abducens
N. trochlearis
N. oculomotorius
Als innere Augenmuskeln oder B i n n e n m u s k e 1 n bezeichnet man den
M. sphincter pupillae, den M. dilatator pupillae und den M. ciliaris.
Wirkung und Innervation der inneren Augenmuskeln.
M. sphincter pupillae
M. dilatator pupillae
M. ciliaris
Regulierung der Pupillen-
bewegung
Regulierung der Linsen-
wölbung (Accommodation)
N. oculomotorius
N. sympathicus
N. oculomotorius
Muskeln der Augenlider sind der M. levator palpebrae superioris, innerviert vom
N. oculomotorius, und der M. orbicularis oculi , innerviert vom N. facialis. Außer diesen
Augenmuskelnerven.
31
beiden quergestreiften Muskeln besitzen die Augenlider auch noch glatte Muskeln, den
M. tarsalis superior und den M. tarsalis inferior, die beide vom N. sympathicus innerviert
werden.
In der Augenhöhle findet sich, meist zwischen den Rändern der Fissura orbltalis
inferior, der aus wenigen Bündeln glatter Muskelfasern bestehende Augenhöhlenmuskel,
M. orbltalis. Er wird von Rami orbitales des Ganglion sphenopalatlnum 'des Trigemlnus)
versorgt.
N. oculomotorius.
Er nimmt seinen Ursprung im Nucleus nervi oculomotorii, der im Be-
reich der vorderen Vierhügel ventral vom Aquaediictus Sylvii im Boden des
centralen Höhlengraus liegt.
Der Kern besteht aus einem medial gelegenen Medialkern und einem paarigen Lateral-
kern. Der Nerv führt Fasern, die aus dem Medialkern, dem gleichseitigen und zum Teil
auch aus dem gekreuzten Lateralkern stammen. Unter-
suchungen haben ergeben, daß der ganze Kern aus
bestimmten Zellgruppen aufgebaut ist, der Art, daß
einer bestimmten Zellgruppe stets die Fasern für einen
bestimmten Muskel entstammen. Auf diese speziellen
Kernabteilungen soll nicht näher eingetreten werden
aus dem Grunde, als diese Verhältnisse bis jetzt keines-
wegs sicher festgestellt sind. Fig. 9 zeigt die ein-
zelnen Zellgruppen des Kerns dargestellt nach Unter-
suchungen von Bernheimer an Affen.
AccornodaMon
.Pupille
Levatorpalpebrae
Recfus superior
Rectus inhernus
Obliquus inferior
Recrui inferior
r\ern des IN "(rochlearis
Fig. 9. Schematische Darstellung
des Kerngebietes des Oculomo-
torius. Nach Bernheimer.
Austritt aus dem Hirn im Sulcus nervi
oculomotorii am medialen Rand des Hirn-
schenkels unmittelbar vor der Brücke. Ver-
lauf zwischen Arteria cerebelli superior und
Arteria cerebri posterior, Durchbohrung der
Dura mater lateral vom Processus clinoideus posterior und weiterer Verlauf
in der lateralen Wand des Sinus cavernosus. Austritt aus dem Schädel
durch die Fissura orbitalis superior.
Im Sinus cavernosus Anastomose mit dem Plexus cavernosus und in der Fissura orbi-
talis superior zuweilen mit dem N. ophthalmicus.
Äste:
Ranms superior: z. M. levator palpebrae superioris,
z. M. rectus superior.
Ramus inferior: z. M. rectus internus,
z. M. rectus inferior,
z. M. obliquus inferior.
Von dem zum M. obliquus inferior ziehenden Ast geht die Rad ix brevis
ganglii ciliaris ab zum Ganglion ciliare.
N. trochlearis.
Er nimmt seinen Ursprung im Nucleus nervi trochlearis, der in der cau-
dalen Verlängerung des Oculomotoriuskerns im Bereich der hinteren Vierhügel
32 Nervi cerebrales.
gelegen ist. Die Fasern ziehen vom Kern weg dorsalwärts und kreuzen sich
im Velum medulläre anterius. Austritt aus dem Hirn hinter den Vier-
hügeln zu beiden Seiten des Frenulum veli meduUaris anterioris. Verlauf
um den Hirnschenkel nach vorn und Durchbohrung der Dura mater hinter
dem Processus cHnoideus posterior lateral vom N. oculomotorius. Weiterer
Verlauf in der lateralen Wand des Sinus cavernosus. Austritt aus dem
Schädel durch die Fissura orbitalis superior und Endigung im M. obli-
q uus superior.
Im Sinus cavernosus Aufnahme von sympathischen Fasern aus dem Plexus cavernosus
und von sensiblen Fasern aus dem N. ophthalmicus.
N. abducens.
Er nimmt seinen Ursprung im Nucleus nervi abducentis, der im Brücken-
gebiet dorsal im Boden der Rautengrube (im Colliculus facialis) hegt. Die Fasern
ziehen vom Kern aus ventralwärts. Austritt aus dem Hirn am hinteren
Rande der Brücke in der Furche zwischen Brücke und Pyramide. Verlauf
lateralwärts nach vorn, Durchbohrung der Dura mater medial vom N. trige-
minus und weiterer Verlauf mitten durch den Sinus cavernosus. Austritt
aus dem Schädel durch die Fissura orbitalis superior und Endigung im
M. rectus externus.
Im Sinus cavernosus Aufnahme von sympathischen Fasern aus dem Plexus cavernosus
und Anastomose mit dem N. ophthalmicus.
Zur Pathologie. Die gewöhnlichen Symptome der Augenmuskellähmung
bestehen in:
Beschränkung der Beweglichkeit,
Stellungsanomalien des Bulbus: Schielen (Strabismus),
Doppelsehen (Diplopie),
Schwindelerscheinungen und schiefe Kopfhaltung.
Die wichtigsten Symptome sind Strabismus und Diplopie.
T .. r . ( Rect. internus ] ^ ,. i. • j •
Lahmungeines ) . ( Strabismusdivergens
Einwärtswenders I J' ' . ? 1 (gekreuzte Doppelbilder).
i Rect. inferior J ^ ff i
T .. 1 ■ f Rect. externus ] c ^ i. •
Lahmung eines ) . ( Strabismus convergens
Auswärtswenders 1 ^ ,.. ? ( (gleichnamige Doppelbilder).
l Obliq. inferior i ^ s ff
Verschiedene Lähmungsformen.
Lähmung eines einzelnen Muskels betrifft am häufigsten den M. rectus externus
(N. abducens) und den M. obliquus superior (N. trochlearis).
Gleichzeitige Lähmung mehrerer Muskeln betrifft am häufigsten die vom
N. oculomotorius versorgten Muskeln.
Symptome der kompleten Oculomotoriuslähmung:
Ptosis (Herabsinken des oberen Lides),
Ablenkung des Bulbus nach außen und etwas nach unten,
Erweiterung der Pupille,
Aufhebung der Accommodation für die Nähe,
Exophthalmus.
Augenmuskelnerven. to
Nicht selten kommen auch partielle Oculomotoriuslähmungen vor (isolierte
Ptosis, Lähmung des Levator palpebrae und Rectus superior, Lähmung eines der Mm. recti,
Lähmung aller Muskeln mit Ausnahme des Levator palpebrae oder des Rectus internus).
Zu erwähnen ist ferner die periodische Oculomotoriuslähmung, die auch als
recidivierende Oculomotoriuslähmung oder als Migraine ophthalmoplegique
bezeichnet wird. Mit der Lähmung, die sich von Zeit zu Zeit in meist regelmäßigen
Zwischenräumen einstellt, verbindet sich Kopfschmerz gewöhnlich vom Charakter des
Migraineanfalls.
Lähmung sämtlicher Augenmuskeln = Oph thalmoplegi a totalis. Symp-
tome: Ptosis, die Augen sind unbeweglich nach vorn gerichtet, die Pupillen erweitert, die
Accommodation ist aufgehoben.
Lähmung nur der äußeren Augenmuskeln = Ophthalmoplegia externa,
Lähmung nur der Binnen muskeln = Ophthalmoplegia interna (Accommodations-
lähmung).
Conjugierte Lähmungen sind solche, welche nicht einzelne Muskeln, sondern
associierte Bewegungen betreffen (Lähmung synergistischer Muskeln, z. B. Verlust der Fähig-
keit, nach links oder nach rechts zu sehen).
Es gibt auch angeborene Augenmuskellähmungen (Aplasie von Nerven und
Muskeln. Entbindungslähmung. Frühzeitige Kerndegeneration). Am häufigsten sind an-
geborene Lähmungen des N. abducens.
Je nach dem Sitz der Läsion kann man corticale, nucleäre und periphere
Lähmungen unterscheiden. Bei corticalen Läsionen findet man stets conjugierte Lähmungen
(eine Ausnahme macht die Ptosis), bei nucleären Läsionen findet man meist Lähmungen
mehrerer Augenmuskeln (Ophthalmoplegie).
Ophthalmoplegia acuta s. Folien cephalitis superior acuta bei acuten Ver-
giftungen und nach acuten Infectionskrankheiten. Poliencephalitis superior acuta
haeraorrhagicä- Wem icke = schnell fortschreitende Augenmuskellähmung auf meist
alkoholischer Basis mit tötlichem Ausgang. Ophthalmoplegia chronica progressiva
(progressive nucleäre Augenmuskellähmungl, am häufigsten bei Syphilis.
Periphere Lähmungen können einen oder mehrere Nerven treffen. Bei basalen und
orbitalen Lähmungen treten meist Begleiterscheinungen, wie Lähmungen anderer Hirn-
nerven, auf.
Als besondere Form ist zu erwähnen die Hemiplegia alternans oculomotoria
(WEBERsche Lähmung) bei einer Läsion des Hirnschenkels. (Bei Läsion des linken Hirn-
schenkels besteht Lähmung des linken Oculomolorius und rechtsseitige Hemiplegie) Dasselbe
kann für den N. abducens stattfinden bei Brückenläsionen. Siehe Fig. 5.
Pupillarreaction.
Die Pupille steht unter dem Einfluß zweier Nerven, des N. oculomotorius und des
N. sympathicus. Die Reaction erfolgt unwillkürlich und unbewußt. Sie ist reflectorisch,
wenn der Reiz von centripetalen Bahnen (N. opticus) auf die Irisnerven übertragen wird
(vide Pupillarreflex). Sie ist associiert, wenn mit den Pupillenfasern gleichzeitig andere
Oculomotoriusfasern erregt werden. Die associierte Reaction besteht stets in einer Ver-
engerung der Pupille und findet sich bei der Convergenz (Synergie mit den Recti interni)
und bei der Accommodation (Synergie mit dem M. ciliaris). Die Pupillen sind stets auf
beiden Seiten gleich weit, ungleiche Weite der Pupillen = Anisokorie ist pathologisch.
Pathologische Verengerung der Pupille = Miosis erfolgt bei Contractur
des M. sphincter pupillae (spastische Miosis; oder bei Lähmung des Diktator pupillae
(paralytische Miosis, bei Lähmving des Halssympathicus, bei Dementia paralytica, bei Tabes).
Bei spinaler Miosis findet man oft reflectorische Pupillenstarre, während die Verengerung
der Pupille bei Convergenz und Accommodation erhalten ist (ARGVLL-RoBERTSONsches
Symptom). — Pathologische Erweiterung der Pupille = Mydriasis erfolgt durch
Lähmung des M. sphincter pupillae (paralytische Mydriasis, bei Oculomotoriuslähmung) oder
durch Krampf des Diktator pupillae (spastische Mydriasis, bei cerebralen Reizzuständen).
Villiger, Die periphere Innervation.
■lA Nervi cerebrales.
N. trigeminus.
Der N. trigeminus ist ein gemischter Nerv. Austritt aus dem Hirn
mit einer dickeren sensiblen Wurzel, Portio major, und einer dünneren motori-
schen Wurzel, Portio minor, am vorderen Rande der Brücke, lateral beim
Übergang der Brückenarme in das Kleinhirn. Beide Wurzeln ziehen nach
vorn und durchbohren die Dura mater unter dem Abgang des Tentorium
cerebelli hinter dem Processus clinoideus posterior und liegen dann zwischen
den Blättern der Dura mater in der lateralen Wand des Sinus cavernosus.
Die Portio major geht in das Ganglion semilunare Gasseri über, von welchem
die drei Hauptäste des N. trigeminus abgehen: der N. ophtha! micus, der
N. maxillaris, der N. mandibularis. Die Portio minor zieht unter dem
Ganglion semilunare vorbei direkt- zum dritten Ast des N. trigeminus, zum
N. mandibularis.
Die motorischen Fasern, Portio minor N. trigemini, nehmen ihren Ursprung zum
größten Teil im motorischen Hauptkern im dorsolateralen Teil der Brückenhaube. Eine
kleinere motorische Wurzel stammt aus kleinen Zellen, die im Vierhügelgebiet lateral vom
Aquaeductus Sylvii liegen — Nucleus radicis descendentis nervi trigemini. Dieser Zellen-
gruppe schließt sich caudalwärts das Zellengebiet des Locus caeruleus an. Der Ursprung
des sensiblen Teils liegt im Ganglion semilunare Gasseri. Die Nervenfortsätze der uni-
polaren Zellen dieses Ganglions teilen sich in zwei Äste. Die einen Äste ziehen peripher-
wärts als peripherer Nerv, die anderen Äste ziehen centralwärts, treten als Portio major
nervi trigemini in die Brücke ein und ziehen bis zum sensiblen Endkern des N. trigeminus.
Hier teilt sich jede Faser in einen auf- und absteigenden Ast. Der aufsteigende Ast endet
im Nucleus sensibilis nervi trigemini, der in der Brückenhaube neben dem motorischen
Kern gelegen ist. Der absteigende Ast endet unter Abgabe von zahlreichen Collateralen
in einem Kern, der nichts anderes ist als die caudale Verlängerung des Nucleus sensibilis.
Die absteigenden Äste bilden zusammen den Tractus spinalis nervi trigemini; der Kern,
in welchem dieser Tractus endet, wird als Nucleus tractus nervi trigemini bezeichnet. Dieser
absteigende Tractus sowie der Kern können weit nach unten bis in das Halsmark verfolgt
werden, der Kern ist in seinem caudalen Teil indentisch mit der dem Hinterhorn aufsitzenden
Substantia gelatinosa Rolandi. — • Ein kleiner Teil sensibler Fasern endet nicht im sensiblen
Endkern, sondern zieht direkt zum Kleinhirn als Bestandteil der direkten sensorischen
Kleinhirnbahn.
I. N. ophthalmicus (sensibel).
Verlauf in der lateralen Wand des Sinus cavernosus. Aufnahme von
sympathischen Fasern aus dem Plexus cavernosus und ev. Anastomosen mit
den Augenmuskelnerven. Abgabe eines Ramus recurrens (Arnold) s. N. ten-
torii zum Tentorium cerebelli (Sinus transversus, rectus, petrosus superior).
Austritt aus dem Schädel durch die Fissura orbitalis superior.
Äste:
I. N. lacrimalis
a) Ramus anastomoticus c. N. zygomatico (N. maxillaris trigemini).
b) Äste zur Glandula lacrimalis, zur Bindehaut und Haut am
lateralen Augenwinkel. (Bezüglich der Innervation der Tränen-
drüsen siehe S. 43.)
N. trigeminus. i«
2. JV. frontalis
a) N. supraorbitalis, durch Foramen supraorbitale zur Haut und
Bindehaut des oberen Augenlides und zur Haut der Stirngegend
bis zur Coronarnaht. Ein kleiner Zweig zum Sinus frontalis.
b) Ramus frontalis, durch Foramen frontale, medial vom
N. supraorbitalis zur Haut der Stirngegend.
c) N. supratrochlearis, durchbohrt den M. orbicularis oculi und
zieht zur Haut des oberen Augenlides, der unteren Stirngegend
und der Nasenwurzel. Anastomose mit dem N. infratrochlearis.
3. N, nasociliaris
a) Radix longa ganglii ciliaris zum Ganglion ciliare.
b) Nn. ciliares longi zum Augapfel.
c) N. ethmoidalis posterior, durch Foramen ethmoidale pos-
terius zur Schleimhaut der hinteren Siebbeinzellen, teils auch
zum Sinus sphenoidalis.
Eigentliche Endäste:
d) N. ethmoidalis anterior, durch Foramen ethmoidale anterius
auf die obere Fläche der Lamina cribrosa und durch letztere
zur Nasenhöhle.
Rami nasales anteriores:
a) Rami nasales interni mediales zur Schleimhaut
der Nasenscheidewand,
laterales zur Seitenwand der Nasenhöhle;
ß) Ramus nasalis externus zur Seitenwand der äußeren
Nase bis zur Nasenspitze.
e) N. infratrochlearis
a) Ramus palpebralis superior zu den Augenlidern.
Anastomose mit dem N. supratrochlearis.
ß] Ramus palpebralis inferior zum Tränensack, zur
Caruncula lacrimalis, zu den Augenlidern, zur Haut am
medialen Augenwinkel und der Nasenwurzel.
II. N. maxillaris (sensibel).
Verlauf in der lateralen Wand des Sinus cavernosus. Austritt aus
dem Schädel durch das For amen ro tu ndum und weiterer Verlauf durch
den obersten Teil der Fossa pterygopalatina zum CanaUs infraorbitalis. Endigung
als N. infraorbitalis. Vor Durchtritt durch das Foramen rotundum Abgabe
eines Ramus recurrens s. N. meningeus (medius) zur Dura mater in der
Umgebung der Arteria meningea media. (Anastomose mit dem N. spinosus
s. Ramus recurrens N. mandibularis trigemini.)
^5 Nervi cerebrales.
Äste:
1. N, ^yfßOinaticus, verläuft in der lateralen Wand der Augenhöhle
nach vorn. Anastomose mit dem N. lacrimalis.
a) Ramus zygomaticotemporalis, durch Foramen zygomatico-
temporale zur Haut der Schläfe und des lateralen Teils der Stirn.
b) Ramus zygomaticofacialis durch Foramen zygomaticofaciale
zur Haut der Wangengegend und des lateralen Augenwinkels.
2. Nn. spJienojMilcitinif zum Ganglion sphenopalatinum.
3. JVll. alveolares SUperiores, verlaufen auf dem Tuber maxil-
lare abwärts und nach vorn.
Rami alveolares superiores posteriores,
Ramus alveolaris superior medius,
Rami alveolares superiores anteriores.
Bildung des Plexus dentalis superior:
Rami dentales superiores,
Rami .gingivales superiores.
Zweige zum Knochen und zur Schleimhaut des Sinus
maxillaris.
4. N. InfraorbitaliSf die eigentliche Fortsetzung des Stammes,
zieht durch den Canalis infraorbitalis und zerfällt beim Durchtritt
durch das Foramen infraorbitale in seine Endäste.
a) Rami palpebrales inferiores zur Haut des unteren Augen-
lides.
b) Rami nasales externi zur Seitenwand der Nase und zum
Nasenflügel.
c) Rami nasales interni zur Nasenhöhle (Schleimhaut des
vorderen Teils).
d) Rami labiales superiores zur Haut und Schleimhaut der
Oberlippe und des Nasenflügels.
III. N. mandibularis (gemischt).
Verlauf durch das Foramen ovale. Im Foramen ovale Abgabe
eines Ramus recurrens s. N. spinosus, der mit der Arteria meningea
media durch das Foramen spinosum zieht und zum Keilbein und den Cellulae
mastoideae gelangt (Anastomose mit dem N. meningeus s. Ramus recurrens
N. maxillaris und mit dem Ganglion oticum). Teilung des N. mandibularis
unmittelbar unter dem Foramen ovale in einen kleineren vorderen, vorwiegend
motorischen und einen stärkeren hinteren, vorwiegend sensiblen Ast. Der
vordere Ast ist der N. masticatorius, der hintere Ast steht durch kurze Fäden
mit dem Ganglion oticum in Verbindung und teilt sich dann im weiteren
N. trigeminus. -77
Verlaufe in drei Endäste: den N. auriculotemporalis, den N. lingualis und den
N. alveolaris inferior.
Äste:
1. N. mastlcatorins, gemischter Nerv.
A. Motorische Äste ziehen zu den Kaumuskehi,
a) N. massetericus z. M. masseter.
b) Nn. temporales profundi z. M. temporalis.
N. temporalis profundus anterior,
N. temporalis profundus posterior.
c) N. pterygoideus externus z. M. pterygoideus externus.
d) N. pterygoideus internus z. M. pterygoideus internus.
Verbindung mit dem Ganglion oticum.
B. N. buccinatorius^ sensibel, zur Haut und Schleimhaut der
Wange und des Mundwinkels.
2. JV. cmriCilloteitllJoraliSf sensibel. Er umfaßt mit zwei Wurzeln
die Arteria meningea media, zieht nach hinten und lateralwärts und
dann vor dem äußeren Gehörgang aufwärts zur Schläfengegend.
Verbindung mit dem Ganglion oticum.
a) Rami parotidei zur Glandula parotis.
b) N. meatus auditorii externi zur Haut des äußeren
Gehörgangs.
Ramus membranae tympani zum Trommelfell.
c) Rami anastomotici cum N. faciali.
d) Nn. auriculares anteriores zur Haut des Tragus und
Helix.
e) Rami temporales superficiales zur Haut der Schläfen-
gegend. Anastomose mit N. frontalis, N. facialis und
N. occipitalis major.
3. N. liuguciliSf sensibel. Verlauf absteigend zwischen den Mm. ptery-
goidei externus und internus, an der medialen Seite der Arteria
maxillaris interna und dann über der Glandula submaxillaris bogen-
förmig nach vorn. Verbindung mit der Chorda tympani und dem
Ganglion submaxillare.
a) Rami isthmi faucium zur Mandel und zum hinteren
Teil der Mundhöhlenschleimhaut.
b) Rami anastomotici cum N. hypoglosso.
c) N. subungualis zur Glandula subungualis und zur
Schleimhaut am Boden der Mundhöhle.
d) Rami linguales zur Schleimhaut und den Papillen des
Zungenrückens, besonders der Seitenränder und der Spitze
der Zunge (vordere zwei Drittel der Zunge).
3 8 Nervi cerebrales.
4. N. alveolaris inferior, gemischt. Verlauf absteigend hinter
dem N. lingualis und an der medialen Seite der Arteria maxillaris
interna zum Foramen mandibulare und durch den Canalis mandibulae.
Endigung nach Durchtritt durch das Foramen mentale als N. mentalis.
a) Bildung des Plexus dentalis inferior,
Rami dentales inferiores,
Rami gingivales inferiores.
b) N. mylohyoideus z. M. mylohyoideus und zum Venter
anterior des M. digastricus.
c) N. mentalis
Rami mentales zur Haut des Kinns,
Rami labiales inferiores zur Haut und Schleim-
haut der Unterlippe.
Mit dem N. trigeminus in Verbindung
stehende Ganglien.
I. Ganglion ciliare.
Es liegt im hinteren Teil der Augenhöhle an der lateralen Seite des
N. opticus.
A. Wurzeln des Ganglion:
Radix motoria: Radix brevis gangUi ciliaris vom Ramus inferior
nervi oculomotorii.
Radix sensitiva: Radix longa ganglii ciliaris vom N. naso-
ciliaris nervi ophthalmici.
Radices sympathicae: vom Plexus caroticus internus (Plexus
ophthalmicus).
B. Vom Ganfflion abtretende Nerven: Nn. ciliares breves.
Die Nn. ciliares breves durchbohren mit den Nn. ciliares longi (N. naso-
ciliaris) die Sclera am hinteren Umfang des Bulbus, verlaufen zwischen
Sclera und Chorioidea nach vorn und bilden im M. ciliaris den
Plexus gangliosus ciliaris. Äste enden in der Sclera, Cornea, im
Corpus ciliare (M. ciliaris) und in der Iris (M. sphincter pupillae).
II. Ganglion sphenopalatinum.
Es liegt in der Tiefe der Fossa pterygopalatina vor der vorderen Öffnung
des Canalis pterygoideus (Vidii) medial vom N. maxillaris.
Mit dem N. trigeminus in Verbindung stehende Ganglien. •jq
A. Wurzeln des Ganglion:
Radix motoria; N. petrosus superficialis major (vom N/facialis).
Radix sensitiva: Nn. sphenopalatini (vom N. maxillaris).
Radix sympathica: N. petrosus profundus (vom Plexus caroticus
internus).
Der N. petrosus superficialis major und der N. petrosus
profundus bilden zusammen den N. canalis pterygoidei
(Vidii).
B. Vom Ganglion abtretende Nerven (größtenteils auch
Zweige der Nn. sphenopalatini):
a) Rami orbitales, durch die Fissura orbitalis inferior zur Augen-
höhle und weiter durch das Foramen ethmoidale posterius zur
Schleimhaut der hinteren Siebbeinzellen und in die Schädel-
höhle zum Sinus sphenoidalis.
b) Rami nasales posteriores,
laterales zum obersten Teil des Pharynx,
zur Tuba auditiva und zur
Schleimhaut der oberen und
mittleren Muschel,
mediales zum hinleren Teil der Nasen-
scheidewand.
Ein stärkerer Ramus medialis zieht als N. naso-
palatinus (Scarpae) zum Canalis incisivus und endet
in der Schleimhaut des harten Gaumens.
ß) inferiores zur Schleimhaut der mittleren und unteren
Muschel und des Sinus maxillaris.
c) Nn. palatini:
a) N. palatinus anterior durch Foramen palatinum majus
zur Schleimhaut des harten Gaumens und zum Zahnfleisch.
ß) N. palatinus medius durch ein Foramen palatinum
minus zum Gaumensegel und zur Uvula.
y] N. palatinus posterior durch ein Foramen palatinum
minus zur Schleimhaut der Gaumenbögen, zur Mandel
und Schleimhaut des Gaumens.
Der N. palatinus posterior (nach anderen Angaben
auch der N. palatinus medius) soll motorische Fasern
den Mm. levator veli [palatini und uvulae zuführen.
(Vergleiche S. 43.)
«) superiores
40
Nervi cerebrale
III. Ganglion oticum.
Es liegt dicht unter dem Foramen ovale an der medialen Fläche des
N. mandibularis vor der Arteria meningea media.
A. Tl iirzeln des Ganglion:
Radix motoria: Äste vom N. mandibularis, speziell vom N. ptery-
goideus internus.
Radix sensitiva: N. petrosus superficialis minor vom Plexus
tympanicus (Jacobsoni), eine Fortsetzung des N. tympanicus
(N. glossopharyngei).
Der N. petrosus superficialis minor ist nicht rein sensibler
Nerv, er führt auch motorische Fasern, so solche, die vom
N. facialis herkommen (Ramus anastomoticus cum Plexu
tympanico).
Radices sympathicae: vom Plexus meningeus medius.
B. Vom Gdiiglion abtretende Nerven:
a) Ramus anastomoticus cum N. spinoso (Ramus recurrens
N. mandibularis).
b) Ramus anastomoticus cum N. auriculotemporali.
Durch diesen R. anastomoticus werden den Rami paro-
tidei des N. auriculotemporalis secretorische Fasern für die
Glandula parotis zugeführt.
c) Ramus anastomoticus cum Chorda tympani.
d) N. tensoris veli palatini z. M. tensor veli palatini.
e) N. tensoris tympani z. M. tensor tympani.
IV. Ganglion submaxillare.
Es liegt am Seitenrand der Zungenwurzel nahe unter dem Stamm des
N. lingualis oberhalb der Glandula submaxillaris.
A. Wurzeln des Ganglion:
Radix motoria: vom N. lingualis (aus der Chorda tympani).
Radix sensitiva: vom N. lingualis.
Radices sympathicae: vom Plexus maxillaris externus.
B. Vom Ganglion abtretende Nerven:
a) Rami communicantes cum N. linguali.
b) Rami submaxillares zur Glandula submaxillaris und subun-
gualis und zum Ductus submaxillaris (Whartoni).
Mit dem N. trigeminus in Verbindung stehende Ganglien. ai
Der N. ophthalmicus (sensibel) versorgt:
die Haut der Stirn und des Kopfes bis zur Coronarnaht, des
oberen Augenlides, des medialen Augenwinkels und des
Nasenrückens, den Augapfel (Cornea, Conjunctiva, Iris), die
Schleimhaut der oberen und vorderen Teile der Nasenhöhle,
die Stirn- und Siebbeinhöhle und das Tentorium cerebelli.
Der N. maxillaris (sensibel) versorgt:
die Haut des unteren Augenlides und des lateralen Augen-
winkels, der Schläfe und des lateralen Teils der Stirn, des
lateralen Teils der Nase, der Oberlippe und des oberen Teils
der Wange, ferner die Zähne und das Zahnfleisch des Ober-
kiefers, die Schleimhaut des hinteren und unteren Teils der
Nasenhöhle und des Gaumens, die Kieferhöhle und die Dura
mater.
Der N. mandibularis (gemischt) versorgt:
mit sensiblen Fasern die Haut des unteren Teils der Wange,
die Haut der Schläfe, des vorderen Teils der Ohrmuschel
und des äußeren Gehörgangs, des Unterkiefers, des Kinns
und der Unterlippe, die Schleimhaut der Wange und der
Lippen und des hinteren und unteren Teils der Mundhöhle,
die Zunge, die Zähne und das Zahnfleisch des Unterkiefers,
mit motorischen Fasern die Kaumuskeln sowie von den
oberen Zungenbeinmuskeln den M. digastricus (Venter anterior)
und den M. mylohyoideus, ferner die Mm. tensor veli pala-
tini und tensor tympani (vom Ganglion oticum aus).
Der N. lingualis führt die Geschmacksfasern von den vorderen
zwei Dritteln der Zunge (die Fasern verlaufen in der Chorda tympani
centralwärts).
Besonders zu bemerken ist, daß die periphere Ausbreitung der sensiblen
Hautäste des Trigeminus eine sehr variable ist; bald ist dieser, bald jener Ast
stärker oder schwächer entwickelt. Ferner wird die Abgrenzung der Haut-
gebiete durch die zahlreichen Verbindungen selbst größerer Aste außerordentlich
erschwert. Dazu kommt, daß auch die Cervicalnerven (Nn. occipitalis major
und minor) und der N. auricularis vagi in dem vom Trigeminus versorgten
Hautgebiet sich mehr oder weniger ausdehnen können.
Zur Pathologie. Lähmung des motorischen Teils des Trigeminus =
Kaumuskellähmung oder mastikatorische Gesichtslähmung.
42
M. masseUr
M. ttniporalis
M. pterygoideus internus
M. pterygoideus cxternus
Nervi cerebrales.
Funktion der Kaumuskeln.
zieht den gesenkten Unterkiefer an.
zieht den gesenkten Unterkiefer an und den Gelenkkopf in
die Pfanne zurück.
zieht den gesenkten Unterkiefer an und etwas nach vorn und
bei einseitiger Wirkung etwas nach der anderen Seite.
schiebt den Unterkiefer nach vorn und bei einseitiger Wirkung
etwas nach der anderen Seite, dabei tritt der Gelenkkopf
aus der Pfanne auf das Tuberculum articulare.
Durch doppelseitige Wirkung der Mm. masseter, temporalis und pterygoideus internus
erfolgt der Kieferschluß. Beide Mm. pterygoidei externi schieben den Unterkiefer nach
vorn, die Mm. pterygoideus internus und externus einer Seite schieben den Unterkiefer
nach der entgegengesetzten Seite. — Das Herabziehen des Unterkiefers [Offnen des
Mundes) erfolgt hauptsächlich durch Wirkung des M. digastricus, auch durch jene der
Mm. geniohyoideus und mylohyoideus, wobei aber eine Fixierung des Zungenbeins durch
Zungenbeinmuskeln (Mm. thyreohyoideus, sternohyoideus, omohyoideus) notwendig ist.
Über Funktion und Innervation der Zungenbeinmuskeln siehe S. 60 und 61.
Bei einseitiger Lähmung der Kaumuskeln fehlen die Kaubewegungen auf der ge-
lähmten Seite, der Kranke kaut ausschließlich auf der gesunden Seite. Der Unterkiefer
weicht dabei nach der kranken Seite ab infolge Wirkung der gesunden Mm. pterygoidei.
Bei doppelseitiger Lähmung, Diplegia masticatoria, sind die Kaubewegungen beider-
seits geschwächt oder unmöglich, der Unterkiefer hängt herab und kann weder gehoben
noch seitwärts bewegt werden.
Bei Lähmung der vom Trigeminus versorgten Mm. digastricus (venter anterior) und
mylohyoideus soll bei weitem Mundöffnen der Processus condyloideas des Unterkiefers auf
der gelähmten Seite stark nach außen treten.
Bezüglich der Erscheinungen infolge Lähmung der Mm. tensor veli palatini und tensor
tympani variieren die Angaben sehr. Bei einseitiger Lähmung des M. tensor veli palatini
soll das Gaumensegel auf der gelähmten Seite höher stehen infolge Wirkung des M. levator
veli palatini.
Kaumuskelkrämpfe treten in tonischer und klonischer Form auf und in der Regel
bilateral. Bilateraler tonischer Kaumuskelkrampf = Trismus (Kieferklemme). Klonischer
Kaumuskelkrampf = mastikatorischer Gesichtskrampf (Zähneklappern). Die Krämpfe
treten selten als selbständige Erkrankung auf, meist als Teilerscheinung bei bestimmten
Nervenleiden (Tetanus, Epilepsie, Hysterie, Meningitis), ferner reflectorisch (bei Neuralgien,
so bei Trigeminusneuralgie) ; sie sind auch bei centralen Läsionen beobachtet.
Eine sehr häufige Erkrankung ist die Trigeminusneuralgie (Gesichtsneuralgie,
Prosopalgie, Tic douloureux, FoTHERGiLLScher Gesichtsschmerz). In der Regel ist nicht
der ganze sensible Trigeminus ergriffen, meist bleibt die Affection auf das Gebiet eines
Hauptastes beschränkt. Am häufigsten sind die Neuralgia supraorbitalis, die Neu-
ralgia infraorb italis und die Neuralgia mandibularis (besonders im Gebiete des
N. alveolaris inferior und des N. mentalis).
Selten kommt Trigeminusanaesthesie vor. Sie kann sich auf das ganze Gebiet
oder nur auf einzelne Zweige des Trigeminus erstrecken; in der Regel ist sie einseitig.
Als Hauptsymptome findet man Herabsetzung oder Aufhebung der Empfindung im Gesicht
sowie in den Schleimhäuten des Auges, der Nase und der Mundhöhle, Verminderung der
Thränensekretion, Fehlen der durch den Trigeminus vermittelten Reflexe (Lidreflex, Corneal-
reflex, Nießreflex, Gaumenreflex), Geschmacksstörungen, circulatorische und vasomotorische
Störungen (Rötung und Schwellung der Gesichtshaut, Veränderung in der Sehweißab-
sonderung), trophische Störungen. Unter letzteren sind vor allem bestimmte entzündliche
Veränderungen des Auges zu erwähnen — Ophthalmia neurop araly tica (auch als
Keratitis neuroparalytica bezeichnet), die in Erkrankung der Hornhaut mit Geschwürsbildung
und nachfolgender Zerstörung des ganzen Augapfels bestehen.
N. facialis und N. intermedius.
43
N, facialis und N. intermedius.
Der N. facialis nimmt seinen Ursprung im Nucleus nervi facialis, der im Brückengebict.
im ventralen Teil der Brückenhaube ventrolateral vom Abducenskern gelegen ist. Die aus
dem Kern austretenden Fasern ziehen zunächst dorsalwärts, umziehen den Kern des N. ab-
ducens und verlaufen dann ventralwärts, um aus dem Hirn auszutreten.
Austritt aus dem Hirn am hinteren Rand der Brücke oberhalb und
lateral von der Olive des verlängerten Marks. Weiterer Verlauf gemeinsam
mit dem ebendaselbst austretenden N. intermedius Wrisbergi und dem N. acusti-
cus zum Porus acusticus internus. Im Meatus acusticus trennt er sich vom
N. acusticus und zieht dann mit dem N. intermedius im Canalis facialis Falloppii
weiter bis zum Geniculum canalis facialis. Daselbst biegt er nach hinten um,
Geniculum nervi facialis, zieht erst lateralwärts nach hinten und dann nach
unten und tritt aus dem Schädel aus durch das Foramen stylo-
mastoideum.
Äste:
A. Innerhalb des Schläfenbeins:
, I. 37". joetrosus sxipevjicialiH tnajor vom Geniculum nervi
facialis zum Ganglion sphenopalatinum.
Durch den N. petrosus superficialis major soll die Sekretion der
Tränendrüse vom N. facialis aus ermöglicht v/erden. Die ganze Bahn
setzt sich in folgender Weise zusammen: N. facialis — N. petrosus super-
ficialis major — Ganglion sphenopalatinum — N. maxillaris — N. zygo-
maticus — Ramus anastomoticus cum N. lacrimali — N. lacrimalis. —
Ferner sollen durch Vermittlung des N. petrosus superficialis major die
Mm. levator veli palatini und uvulae vom N. facialis erregt werden
können. Die Bahn wäre folgende: N. facialis — N. petrosus superficialis
major — Ganglion sphenopalatinum — N. palatinus posterior — Mm. levator
veli palatini und uvulae.
2. Ramtis anastomoticus cum Plexii tyvnpanico,
vom Geniculum nervi facialis zum N. petrosus superficialis minor,
der eine Fortsetzung des N. tympanicus (N. glossopharyngei) ist.
3. N, stapcclius zum M. stapedius.
B. Außerhalb des Schädels:
I. N, auricularis posterior , zweigt dicht unter dem
Foramen stylomastoideum ab und zieht zwischen Processus
mastoideus und äußerem Ohr rückwärts und aufwärts,
a) Anastomosen mit: Ramus auricularis (N. vagi),
N. auricularis magnus (Plexus cervi-
calis),
N. occipitalis minor (Plexus cervi-
calis).
44
Nervi cerebrales.
b) Rani US anterior: z. M. auricularis posterior,
z. M. auricularis superior,
z. M. transversus auriculae,
z. M. obliquus auriculae,
z. M. antitragicus.
c) Ramus posterior s. occipitalis: z. M. occipitalis.
2. RamtlS digastricilS z. M. digastricus (Venter posterior).
Ramus stylohyoideus z. M. stylohyoideus.
3. Ramus anastomoticus entn 2V. glossopharyngeo,
C. E7idästc\ Gewöhnlich ein oberer und unterer Hauptast. Bildung
des Plexus parotideus und Verbindung des oberen Astes mit
dem N. auriculotemporalis (N. trigemini).
Oberer Hauptaü:
1. Rami tevnxyorales : z. M. helicis major,
z. M. helicis minor,
z. M. tragicus,
z. M. auricularis superior,
z. M. auricularis anterior,
z. M. frontalis,
z. M. orbicularis oculi,
z. M. corrugator supercilii.
2. Rami ^ygomaticl: z. M. orbicularis oculi,
z. M. zygomaticus,
z. M. quadratus labii superioris.
Unterer Hauptamt:
3. Rami buccales: z. M. zygomaticus,
z. M. quadratus labii superioris,
z. M. risorius,
z. M. caninus,
z. M. buccinator,
z. Mm. incisivi,
z. M. orbicularis oris,
z. M. triangularis,
z. M. quadratus labii inferioris,
z. Mm. nasales.
4. Ramus fuarginalis mandibulae:
z. M. quadratus labii inferioris,
z. M. mentalis.
. Ramus colli z. Platysma.
Anastomose mit dem N. cutaneus colli (Plexus cervicalis).
Die Endäste des N. facialis gehen vielfach Anastomosen
mit Asten des N. tritreminus ein.
N. facialis und N. intermedius.
45
Der N. intermedius Wrisbergi (SAPOLiNischer Nerv, von Sapolini auch als
13. Hirnnerv bezeichnet), ein gemischter Nerv, zieht zwischen N. facialis und
N. acusticus zum Porus acusticus und tritt mit dem N. facialis in den Canalis
facialis ein. Beim Geniculum N. facialis bildet der sensible Teil eine An-
schwellung, das Ganglion geniculi. Vom Ganglion aus zieht er mit dem
N. facialis weiter, trennt sich dann von ihm unterhalb der Abgangsstelle des
N. stapedius und verläuft weiterhin als Chorda tympani rückwärts im Bogen
durch den Canalis chordae tympani zur Paukenhöhle, dann zwischen Crus
longum incudis und Manubrium mallei und weiter in der P'issura petrotym-
panica (Glaseri) und gelangt medial von der Arteria meningea media nach
unten zum N. lingualis (N. trigemini).
Verbindung mit dem Ganglion oticum und Abgabe von sekretorischen
Fasern an die Glandulae submaxillaris und subungualis. — Er führt die Ge-
schmacksfasern von den vorderen zwei Dritteln der Zunge centralwärts.
Das Ganglion geniculi ist ein den Spinalganglien analog gebautes Ganglion. Die
Nervenfortsätze der unipolaren Zellen dieses Ganglions teilen sich in periphere und central-
wärts verlaufende Äste. Die pheripheren Äste bilden die in der Chorda weiterziehenden
sensiblen Fasern, die centralen Äste ziehen zur Medulla oblongata und enden daselbst im
Nucleus tractus solitarii (sensibler Endkern des N. glossopharyngeus).
Der N, facialis versorgt sämtliche mimische Gesichtsmuskeln,
die Muskeln des Schädeldachs und des äußeren Ohres, ferner die
Mm. stapedius, digastricus (venter posterior), stylohyoideus, levator
veli palatini und uvulae und führt sekretorische Fasern für die
Glandula lacrimalis (s. S. 43). Durch den N. intermedius oder die
Chorda tympani werden den Glandulae submaxillaris und subungualis
sekretorische Fasern zugeführt.
Bezüglich jener Nervenbahnen, die zur Leitung der Geschmacksempfindungen
dienen, sei folgendes bemerkt. Aligemein nimmt man an, dnß die Geschmacksempfindungen
auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge durch den N. lingualis (N. trigemini) , auf dem
hinteren Drittel der Zunge durch den N. glossopharyngeus centralwärts geleitet werden.
Während der Verlauf der Geschmacksfasern vermittelst des N. glossopharyngeus leicht
verständlich ist, sind die Meinungen bezüglich des Verlaufes der von den vorderen zwei
Dritteln der Zunge kommenden Geschmacksfasern verschieden. So wird angenommen, daß
diese Fasern in der Chorda tympani rückwärts bis zum Ganglion geniculi verlaufen und von
da entweder durch den N. petrosus superficialis major zum Ganglion sphenopalatinum und
im N. maxillaris trigemini weiter centralwärts oder durch den N. petrosus superficialis minor
zum Ganglion oticum und im N. mandlbularis trigemini weiter centralwärts ziehen. Nach
anderer Auffassung sollen die Chordafasern durch Vermittlung des N. petrosus superficialis
minor weiter durch den N. tympanicus zum N. glossopharyngeus gelangen. Ferner wird
angenommen, daß nicht nur die Chordafasern, sondern auch die Geschmacksfasern des
N. glossopharyngeus durch Vermittlung des N. petrosus superficialis minor zum Trigeminus
und in diesem centralwärts gelangen sollten. Eine Annahme ist schließlich die, daß die
Chordafasern in der Chorda tympani und im N. intermedius Wrisbergi centralwärts gelangen,
was vielleicht am ehesten verständlich erscheint, als die vom Ganglion geniculi des N. inter-
medius aus centralwärts ziehenden Fasern in der Medulla oblongata eine absteigende
Wurzel bilden, welche Wurzelfasern ihre Endigung im Nucleus tractus solitarii finden,
welcher Nucleus der sensible Endkern des N. glossopharyngeus ist. Für diese Annahme
sprechen auch jene experimentellen Untersuchungen, nach welchen nach Exstirpation des
46
Nervi cerebrales.
Ganglion Gasseri oder nach intracranieller Durchschneidung des N. maxillaris und des
N. mandibularis trigemini keine Geschmacksstörungen in den vorderen zwei Dritteln der
Zunge nachgewiesen werden konnten.
Funktion der wichtigsten Gesichtsmuskeln.
legt die Stirnhaut in Querfalten und zieht die Augenbraue
nach oben.
schließt die Augenlider, erweitert den Tränensack und
runzelt die Haut in der Umgebung der Augenlider.
zieht die Augenbraue medianwärts und verursacht von der
Nasenwurzel zur Stirn ziehende Längsfalten.
zieht den Mundwinkel nach außen und oben.
zieht den Nasenflügel und die Oberlippe nach außen oben.
zieht den Mundwinkel nach hinten.
zieht den Mundwinkel nach oben.
drückt Lippen und Wangen gegen die Zähne an.
schließt den Mund und spitzt ihn.
zieht den Mundwinkel nach unten außen.
zieht die Unterlippe nach unten und außen.
hebt die Haut des Kinns.
M. frontalis
AI. orbictilaris oculi
M. ccrrtigator supercilii
M. zygotnaticus
M. quadratus labii siiperioris
M. risorius
M. canimis
M. biiccinator
M. orbicularis oris
M. triangularis
M. qitadratiis labii iiiferioris
M. mentalis
Über Funktion der Mm. digastricus und stylohyoideus siehe S. 60.
Zur Pathologie. Die Lähmung des N. facialis (mimische Gesichtslähmung,
Prosopoplegie, BELLsche Lähmung) ist eine der häufigsten peripheren Lähmungen. Sie tritt
meist einseitig auf, Monop legia facialis, seltener doppelseitig, Diplegia facialis. Femer
betrifft die Lähmung meist sämtliche vom Facialis versorgten Muskeln, totale Facialis-
1 ä h m u n g , seltener sind nur einzelne Muskeln gelähmt, partielle Facialislähmung. Als
Hauptcharakteristikum einer totalen einseitigen peripheren Facialislähmung fällt zunächst die
Asymetrie der beiden Gesichtshälften auf. Die gelähmte Seite ist vollständig schlaff und aus-
druckslos, die kranke Stirnhälfte ist faltenlos und kann auch willkürlich nicht mehr gerunzelt
werden (M. frontalis), ebenso bleibt die Gegend der Glabella faltenlos (M. corrugator supercilii),
die Augenbrauen stehen auf der kranken Seite tiefer. Das obere Augenlid erscheint schmäler,
die Lidspalte ist weiter, der Augapfel tritt etwas stärker hervor (Exophtalmus). Das Auge kann
nicht geschlossen werden (M. orbicularis oculi), die Lidspalte bleibt offen (Lagophtalmus), der
Lidreflex fehlt. Beim Versuche das Auge zu schließen, sieht man deutlich die auch normaler-
weise bei Augenschluß auftretende Rotation des Bulbus nach oben und außen (BELi.sches
Phänomen). Infolge Lähmung des M. orbicularis oculi (speziell der Pars lacrimalis Horneri)
gelangt die Tränenflüssigkeit nicht mehr zum Tränenkanal, es existiert unaufhörliches Tränen-
träufein (Epiphora), was bei dem fehlenden Lidschlag und Lidschluß leicht zu Augenentzün-
dungen führen kann. Die Nasenspitze steht schief gegen die gesunde Seite, die Nasenöffnung
ist auf der kranken Seite kleiner, und infolge des mangelhaften Tränenabflusses existiert ein
Gefühl von Trockenheit in der kranken Nasenhälfte, auch Herabsetzung des Geruchs-
vermögens. Vor allem typisch ist ferner das Verstreichen der Nasolabialfalte und das
Herabhängen des Mundwinkels auf der kranken Seite (M. zygomaticus und M. quadratus labii
superioris). Der Kranke kann nicht mehr pfeifen und beim Blasen bemerkt man die Schlaffheit
der Wange auf der gelähmten Seite (M. buccinator). Die Sprache ist erschwert (M. orbi-
cularis oris), ebenso das Kauen, die Speichelsekretion ist vermindert. Bezüglich der Stellungs-
veränderungen der Uvula und der Gaumenbögen sind die Angaben verschieden, nach einigen
Beobachtern sollen die Gaumenbügen auf der kranken Seite tiefer stehen. Die Abweichung
der Zungenspitze ist nur eine scheinbare infoige Lähmung der einen Mundhälfte. Als be-
sondere Symptome sind ferner Gehörsstörungen und Geschmacksstörungen zu erwähnen.
Die Hörstörungen äußern sich in gesteigerter Feinhörigkeit (Hyperakusis s. Oxyokoia) in-
N. facialis und N. intermedius.
47
folge Lähmung des M. stapedius. Geschmacksstörungen bestehen in Parageusie und Ageusie
auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge. Klinisch wichtig ist das elektrische Verhalten
der Muskeln, worauf nicht näher eingegangen werden kann. Als Complikationen treten
oft sensible, vasomotorische, sekretorische und trophische Störungen auf.
Es muß nun besonders darauf hingewiesen werden, daß es möglich ist, aus den vor-
handenen Symptomen festzustellen, wo innerhalb des peripheren Verlaufs die Läsion sitzt.
So wird bei einer einfachen Lähmung der Gesichtsmuskeln ohne weitere Störung vonseiten
des Geschmacks, der Speichelsekretion, des Gehörs der periphere Facialisstamm nach dem
Austritt aus dem Foramen stylomastoideum oder von der Abzweigung der Chorda tympani
weg lädiert sein. Treten zur Lähmung der Gesichtsmuskeln Geschmacksstörungen und
Verminderung der Speichelsekretion hinzu, dann sitzt die Läsion innerhalb des Canalis
Falloppii zwischen Abgang der Chorda und des N. stapedius, sie betrifft also auch noch die
Chordafasern. Treten zu allen diesen Symptomen noch Hörstorungen hinzu, dann ist auch
noch der N. stapedius betroffen und die Läsion sitzt zwischen Abgang des N. stapedius und
Ganglion geniculi. Zu diesen Störungen sollen schließlich noch Lähmung des Gaumens
und Erlöschen der psychischen und reflektorischen Tränenbildung hinzukommen, wenn der
Facialis in der Gegend des Geniculum lädiert ist.
Bei einer Läsion des peripheren Facialis im Brückengebiet oder an der Hirnbasis
können noch Symptome von selten anderer Flirnnerven (Nn. abducens, acusticus, glosso-
pharyngeus, vagus, accessorius, hypoglossus) hinzukommen. Eine Mitverletzung der durch
die Brücke ziehenden Pyramidenbahn kann zu Hemiplegia alternans facialis
(GuBLERsche Lähmung) führen. Siehe S. 13.
Von der peripheren Facialislähmung ist die cerebrale Facialislähmung streng zu
trennen. Während es sich bei der peripheren Lähmung um eine Läsion des peripheren
Neurons handelt, kommt bei der cere-
bralen eine Läsion des centralen Neurons
in Betracht, d. h. die Läsion betrifft jene
Fasern , die vom motorischen Rinden-
centrum des Facialis (unterer Teil der
Centralwindungen) aus durch die innere
Kapsel und die Hirnschenkel bis zum
Facialiskern in der Brücke ziehen. In
der Regel tritt die cerebrale Facialis-
lähmung gleichzeitig mit Hemiplegie auf,
von der peripheren unterscheidet sie sich
dadurch, daß nur der untere Facialisast
gelähmt ist, während der Stirnast frei
bleibt. Die Stirn kann also gerunzelt und
das Auge kann geschlossen werden. Dieses
eigentümliche Verhalten kann in folgender
Weise erklärt werden. Ähnlich dem Ocu-
lomotoriuskern zeigt auch der Facialiskern
eine Gruppierung in verschiedene Zell-
gruppen. Vor allem unterscheidet man
zwei Hauptzellgruppen, einen oberen und
einen unteren Facialiskern. Der obere
Kern enthält Zellen , deren Axencylinder
in ihrer Gesamtheit den oberen Facialisast
bilden, der untere solche, deren Axen-
cylinder zusammen den unteren Facialisast
bilden. Das Intaktbleiben des oberen Facialisastes bei cerebraler Facialislähmung wird
nun dadurch erklärt, daß der obere Facialiskern von beiden corticalen Centren aus erregt
wird, so daß also bei einer Zerstörung der einen (z. B. der rechten) centralen Faclalisbnhn
der obere Facialiskern immer noch von der anderen (also der linken^ centralen, nicht
lädierten Faclalisbahn erregt werden kann (bilaterale Innervation des oberen Facialis-
kerns).
Fig.
10. Schematische Darstellung der
Faclalisbahn.
48
Nervi cerebrales.
Wie Gesichtsmuskellähmungen so sind auch Gesichts muskelkrämpfe ziemlich
häufig. Sie treten hauptsächlich als klonische Krämpfe auf, klonischer Facialis-
krampf, mimischer Gesichtskrampf, Tic convulsif. Die Krämpfe können ein-
seitig oder doppelseitig, diffus oder partiell auftreten. Diftuse klonische Krämpfe äußern
sich vor allem in dem eigentümlichen Grimassen- oder Gesichterschneiden. Partielle
klonische Krämpfe findet man oft im M. orbicularis oculi lokalisiert. Man bezeichnet
diesen klonischen Lidkrampf als Blepharoklonus s. Spasmus nictitans s. Nictitatio
(Augenblinzeln), der oft bei Augenerkrankungen vorkommt. Weit seltener wie der klonische
tritt der tonische Gesichtsmuskelkrampf auf. Speziell sei der partielle tonische Krampf
erwähnt, der sich im M. orbicularis oculi lokalisiert, er wird als tonischer Lidkrampf
s. Blepharospasmus bezeichnet und besteht in krankhaftem \'erschluß der Augenlider.
VON Graefe hat darauf aufmerksam gemacht, daß bei Druck an bestimmten Stellen, be-
sonders da, wo bestimmte Trigeminusäste austreten (N. supraorbitalis, N. infraorbitalis), aber
auch bei Druck an anderen Orten, der Krampf augenblicklich gelöst werden kann, so daß
die Augenlider »wie bei einem Federdruck aufspringen«.
Die Anomalien des Geschmacks bestehen in Herabsetzung bzw. Aufhebung
der Geschmacksempfindung = Hypogeusie bzw. Ageusie, in Hyperästhesie = Hyper-
geusie und in perversen Geschmacksempfindungen = Parageusie.
Ageusie findet sich hauptsächlich bei Erkrankungen und Läsionen der geschmacks-
leitenden Nerven, so besonders bei Verletzungen des Trigeminus und Facialis.
N. acusticus.
Der N. acusticus tritt mit zwei Wurzeln, mit einer vorderen Radix vesti-
bularis und einer hinteren Radix cochlearis am hinteren Rande der
Brücke, lateral von der Olive des verlängerten Marks aus dem
Hirn aus. Er zeigt an seinem vorderen oberen Umfang eine Furche zur
Aufnahme des N. facialis, mit welchem er durch Fila anastomotica zusammen-
hängt, und tritt dann in den Meatus acusticus internus ein. Im weiteren
Verlaufe teilt er sich in den N. vestibuli und den N. Cochleae.
Peripherer Verlauf: Vor der Trennimg in N, vestibuli und N. Coch-
leae zweigt vom gemeinsamen Stamm der N. ampullaris posterior ab,
welcher durch das Foramen singulare zur hinteren Ampulle zieht. Der ganze
Stamm zerfällt dann in einen Ramus superior s. ventriculoampullaris,
einen Ramus medius s. N. saccularis und einen Ramus inferior s.
N. Cochleae. Der Ramus superior und der Ramus medius besitzen ein ge-
meinsames Ganglion, das Ganglion vestibuläre Scarpae und enden als
N. utricularis, N. ampullaris superior, N. ampullaris lateralis, N.
saccularis. Der N. ampullaris posterior besitzt kein Ganglion. Der Ramus
inferior s. N. Cochleae zieht zur Schnecke. Er geht im Canalis spinalis modioli
in das Ganglion spirale Corti über, von dem aus periphere Fasern zu
den Haarzellen verlaufen.
Im Ganglion spirale und vestibuläre liegen die eigentlichen Ursprungszellen des N. acusti-
cus. Der genauere Verlauf von der Peripherie centralwärts ist folgender:
N. ve stibtili. Die peripherwärts ziehenden Fasern der im Ganglion vestibuläre ge-
legenen Ganglienzellen verlaufen zu den Ampullen, zum Utriculus und Sacculus (d. h. die
N. acusticus.
49
Erregung gelangt umgekehrt von der Peripherie zum Ganglion), die centralwärts ziehenden
Fasern treten in das Gehirn ein und enden in drei Kernen, die im Haubengebiet der Brücke
gelegen sind, im Nucleus medialis, im lateralen ÜEiTERSschen Kern und im oberen
BECHTEREWschen Kern. Aus allen diesen Kndkernen ziehen Fasern zum Wurm des
Kleinhirns. Ein Teil der Vestibularisfasern zieht auch direkt als direkte sensorische
Kleinhirnbahn zum Kleinhirn. (Durch den vorderen Kleinhirnschenkel kann eine Weiter-
leitung zum Nucleus ruber und Thalamus und von da zur Rinde der Parietal- und Central-
windungen erfolgen. Vom ÜEiTERSschen Kern aus können ferner Erregungen durch das hintere
Längsbiindel den Kernen der Augenmuskelnerven und dem Rückenmark zugeleitet werden.
A^ Cochleae. Die peripherwärts ziehenden Fasern der im Ganglion spirale Cochleae
gelegenen bipolaren Ganglienzellen verlaufen zu den Hörzellen (d. h. die Erregung gelangt
umgekehrt von den Hörzellen zum Ganglion), die centralwärts ziehenden Fasern treten in
das Gehirn ein und enden in zwei Kernen, in dem ventral und lateral vom Corpus resti-
forme gelegenen Nucleus ventralis nervi Cochleae und in dem mit letzterem zu-
CorDusgenicular.
mediale
Corpus quadrigemin.
posr.
Nucleus
ve^^rali5
Olivasuperlor
Fig. II.
ttern des Corpus trapezoides
Schematische Darstellung der centralen Bahn des N. Cochleae (Hörbahn)
sammenhängenden Nucleus dorsalis nervi Cochleae oder dem Tuberculum acusti-
cum. An dieses erste periphere Neuron schließt sich nun ein zweites centrales an.
a) Aus dem Nucleus ventralis ziehen Fasern zur Mittellinie und bilden zunächst das
Corpus trapezoides. Die Fasern werden verstärkt durch solche, die von der oberen
Olive und vom Kern des Corpus trapezoides herkommen. Nach Überschreiten der
Mittellinie ziehen die Fasern weiter, einige enden in der contralateralen oberen Olive und
im contralateralen Kern des Corpus trapezoides, die weiterziehenden Fasern werden auch
hier wieder durch solche verstärkt, die von der contralateralen oberen Olive und vom
contralateralen Kern des Corpus trapezoides herkommen. Alle Fasern bilden dann zu-
sammen ein Bündel, die laterale Schleife s. Lemniscus lateralis, die Endigung
erfolgt im Corpus geniculatum mediale und im hinteren Vierhügel. Nach Cajal sind
die zum hinteren Vierhügel ziehenden Fasern CoUateralen der lateralen Schleife; die eigent-
liche Endigung der Schleifenfasern erfolgt also speziell im Corpus geniculatum mediale.
Die laterale Schleife nimmt außerdem noch Fasern auf, die einem Kern entstammen, der
mitten im Faserbündel gelegen ist und als Kern der lateralen Schleife bezeichnet wird.
b) Aus dem Nucleus dorsalis oder dem Tuberculum acusticum ziehen Fasern um das
Corpus restiforme und als Striae acusticae nach der Mittellinie, treten in die Tiefe,
Villiger, Die periphere Innervation. 4.
50
Nervi cerebrales.
kreuzen sich in der Raphe. ziehen gegen die contralaterale Olive und schließen sich
weiterhin der lateralen Schleife an, mit der sie ebenfalls im Corpus geniculatum mediale enden.
Im Corpus geniculatum mediale nimmt nun ein drittes Neuron seinen Ursprung. Die
Fasern ziehen zur Rinde des Hörcentrums im Gyrus temporalis superior.
L'bersichtlich stellt sich der ganze Verlauf des N. acusticus in folgender Weise dar:
N. zfestibuli.
\
Ampulla post. : N. ampuUar. post
Ampulla sup.: N. ampullar. sup. "j | j
Ampulla lat.: N. ampullar. lat. > Ramus sup. I r- ^^ x-i i / N. vestibuli
,^ . , ^' . , . } -^ Ganglion vestibuläre l
Utnculus: N. utnculans J 1 I
Sacculus: N. saccularis } Ramus med. | j
t Nucl. medial. \
N. vestibuli -> Kerne des N. vestibuli ! Nucl. lateral. 'Deiters) > -> Kleinhirn.
l Nucl. snp. (Bechterew) J
N. Cochleae.
Haarzellen — Ganglion spirale Corti — Ramus inferior = N. Cochleae
N. Cochleae -> Kerne des N. Cochleae i ^^ ,' ,. ™ , ,
] Nucl. dorsalis s. Tubercul. acustic.
Nucl. ventralis — Corpus trapezoides ) laterale _ Corpus geniculat. mediale
Nucl. dorsalis — Striae acusticae J Schleife (Collateralen zum hinteren Vierhügel.
Corpus geniculatum mediale -> Hörcentrum.
Der N. Cochleae ist der eigentliche Hörnerv. Der N. vestibuli
kann als statischer Nerv bezeichnet werden, da die von den Bogen-
gängen des Labyrinths kommenden Fasern dem Centralorgan Er-
regungen zuleiten, welche für die Vorstellungen von der Lage und
der Lageveränderung im Räume (Erhaltung des Gleichgewichts)
wichtig sind.
Zur Pathologie. Herabsetzung oder Aufhebung des Hörvermögens kommt außer
durch Ohrerkrankungen infolge Läsion der centralen Acusticusbahn vor. In letzterem Falle
trifft man Hörstörungen am häufigsten bei Tumoren der Brücke und namentlich des Mittelhirns
(Läsion der Schleifengegend). Überempfindlichkeit gegen Gehörseindrücke wird als Hyper-
aesthesia acustica, Hyperakusis bezeichnet, vielfach versteht man darunter auch einen
Zustand, bei welchem Schallreize unangenehm schmerzhaft empfunden werden. Para-
kusis = Höher- oder Tiefer-Hören eines Tones. Wird auf einem Ohr richtig, auf dem
anderen zu hoch oder zu tief gehört, dann entsteht der Eindruck eines doppelten Tones =
Diplakusis. Parakusis Willisii besteht, wenn bei gleichzeitiger Einwirkung von Ge-
räuschen besser gehört wird.
Bei Erkrankungen, welche zu einer Reizung des N. vestibuli führen, treten Erscheinungen
auf, die in ihrer Gesamtheit als MENiEREscher Symptom enc omplex bezeichnet werden
(Geräusche, Schwindel, Erbrechen, Nystagmus, Schwerhörigkeit bis zur Taubheit).
N. glossopharyngeus.
Der N. glossopharyngeus ist ein gemischter Nerv. Er tritt mit 4 — 5 Wur-
zelfäden unterhalb der Nn. facialis und acusticus hinter der Olive aus dem
N. glossopharyngeus. 5 I
Gehirn aus und zieht lateral wärts und nach vorn zur vorderen Abteilung
des Foramen jugulare. Innerhalb des Foramen weist er ein kleines Ganglion
auf, das Ganglion superius, dann tritt er durch das Foramen jugu-
lare aus dem Schädel aus und bildet unmittelbar unterhalb des Foramen
jugulare ein zweites größeres Ganglion, das Ganglion petrosum. Weiterer
Verlauf zunächst lateral von der Arteria carotis interna, dann zwischen dieser
und dem M. stylopharyngeus abwärts und medial von letzterem nach vorn,
dann um den M. stylopharyngeus zur lateralen Seite desselben und zwischen
den Mm. stylopharyngeus und styloglossus zur Zungenwurzel.
Die motorischen Fasern nehmen ihren Ursprung in zwei Kernen, in einem Nucleus
dorsalis, der im Boden der Raiitengrube lateral vom Hypoglossuskern und medial vom
Nucleus alae cinereae gelegen ist, und in einem dorsal von der Olive gelegenen Nucleus
ventralis s. Nucleus arabiguus. Die sensiblen Fasern nehmen ihren Ursprung im Ganglion
superius et petrosum n. glossopharyngei. Die aus den Zellen dieser Ganglien stammenden
Nervenfortsätze teilen sich je in zwei Äste; die peripherwärts ziehenden Äste bilden den
peripheren sensiblen Nerv, die centralwärts ziehenden treten als sensible Wurzelfasern in
die MeduUa oblongata ein und teilen sich daselbst in auf- und absteigende Äste. Die auf-
steigenden Äste enden im Nucleus alae cinereae, die absteigenden Äste bilden zusammen
den Tractus solitarius und enden in dem diesen Tractus begleitenden Nucleus tractus
solitarii.
Äste:
A. J''o7ii Ganglion petrosum:
I. If. tynipanicuSf durch die Apertura inferior canaliculi tym-
panici zur Paukenhöhle und im Sulcus tympanicus zur Aper-
tura superior canaliculi tympanici und von da weiterer Ver-
lauf als N. petrosus superficialis minor zum Ganglion
oticum (N. trigemini). Gleich bei seinem Eintritt in den
Canaliculus tympanicus wird er von einem Knäuel feinster
Gefäße umgeben und täuscht dadurch eine kleine spindel-
förmige Anschwellung vor: Intumescentia tympanica
(Paukendrüse). Durch Verbindung mit dem N. facialis (Ramus
anastomoticus cum Plexu tympanico) und dem N. sympathicus
entsteht auf dem Promontorium ein kleines Geflecht, der
Plexus tympanicus Jacobsoni. Aus dem Plexus ziehen
Äste zur Schleimhaut der Paukenhöhle, zu den Fenestrae Coch-
leae und vestibuli, zu den Cellulae mastoideae, zur Schleim-
haut der Tuba auditiva.
Durch den N. petrosus superficialis minor sollen der Glandula
parotis sekretorische Fasern zugeführt werden. Die Bahn wäre fol-
gende: N. glossopharyngeus — N. tympanicus — N. petrosus super-
ficialis minor — Ganglion oticum — Ramus anastomoticus cum N. auri-
culotemporali — Rami parotidei — Glandula parotis.
4*
C2 Nervi cerebrales.
a) N. caroticotympanicus superior.
b) N. caroticotympanicus inferior.
Beide Nerven ziehen durch die Canaliculi caroti-
cotympanici superior und inferior zum Plexus caro-
ticus internus.
c) Ramus tubae zur Tuba auditiva.
Ramuli tympanici ziehen zur Schleimhaut
der Paukenhöhle und der Zellen des Processus
mastoideus.
2. Mamus anastomoticus mim ramo auriculari
n, Vagi.
3. Verbindnngsäste mit dem N. facialis (R. digastricus),
mit dem N. vagus,
mit dem Ganglion cervicale sup. des
Sympathicus.
B. Periphere Äste:
1. Rami Jjharyngei, bilden mit Ästen des N. vagus den
Plexus pharyngeus,
2. Ramus sti/lopharyngeus zum M. stylopharyngeus.
3. JRami tonsillares zur Schleimhaut der Mandel und der
Gaumenbögen.
4. Rami linguales zur Schleimhaut des hinteren Drittels
der Zunge.
Der N. glossopharyngeus führt die Geschmacksfasern vom hin-
teren Drittel der Zunge, sensible Fasern zum Schlund und zur
Paukenhöhle und Tuba Eustachii, sekretorische Fasern für die
Glandula parotis, innerviert den M. stylopharyngeus und beteiligt
sich an der Bildung des Plexus pharyngeus.
Zur Pathologie. Isolierte periphere Lähmungen des N. glossopharyngeus sind
selten. Als Symptome wären Anästhesie der oberen Pharynxhälfte, Ageusie im hinteren
Zungendrittel und Schlingbeschwerden infolge Lähmung einzelner Rachenmuskeln zu er-
wähnen. Als Pharyngismus oder Oesophagismus bezeichnet man Krampfzustände in
der Gaumen- und Speiseröhrenmuslculatur. Die Innervation dieser Muskeln erfolgt indessen
nicht allein vom N. glossopharyngeus, sondern auch vom N. vagus und vom N. acces-
sorius aus.
N. vagus.
Der N. vagus ist ein gemischter Nerv. Er tritt mit 12 — 16 Wurzel-
fäden unterhalb des N. glossopharyngeus und' hinter der Olive aus dem
Hirn aus und zieht lateralwärts zur vorderen Abteilung des Foramen
jugulare. Daselbst Bildung des Ganglion jugulare. Unterhalb des Foramen
jugulare liegt er hinter dem N. glossopharyngeus, vor dem N. accessorius und
N. vagus. c5
der Vena jugularis interna, lateral vom N. hypoglossus. Weiterer Verlauf
zwischen Arteria carotis interna und Vena jugularis interna, lateral vom Sym-
pathicus abwärts. Bildung des Ganglion nodosum etwa i cm unterhalb des
Foramen juguiare. Weiterer Verlauf lateral vom Sympathicus und hinter der
Arteria carotis interna bzw. carotis communis bis zur Brustapertur.
Der rechte Vagus zieht vor der Arteria subclavia, medial vom
Truncus thyreocervicalis, zur lateralen Seite der Arteria anonyma. Abgabe
des N. recurrens, der um die Arteria subclavia nach hinten und
oben zieht. Weiterer Verlauf zur rechten Seite der Luftröhre, zur hinteren
Fläche des rechten Bronchus, zur hinteren Fläche der Speiseröhre und durch
den Hiatus oesophageus zur hinteren Fläche des Magens.
Der linke Vagus zieht zwischen Arteria carotis communis und Arteria
subclavia zur vorderen Fläche des Arcus aortae. Abgabe des N. recurrens,
der um den Arcus aortae nach hinten und oben zieht. Weiterer Ver-
lauf zum linken Bronchus, zur vorderen Fläche der Speiseröhre und durch
den Hiatus oesophageus zur vorderen Fläche des Magens.
Was den genaueren Ursprung betrifft, so verhält sich der N. vagus gerade so wie der
N. glossopharyngeus. Die motorischen Fasern nehmen ihren Ursprung im Nucleus dor-
salis (lateral vom Hypoglossuskern) und im Nucleus ventralis s. ambiguus (dorsal von der
Olive). Die sensiblen Fasern nehmen ihren eigentlichen Ursprung im Ganglion juguiare
und nodosum n. vagi. Die aus den Zellen dieser Ganglien stammenden Nervenfortsätze
teilen sich je in zwei Äste. Die peripherwärts ziehenden Äste bilden den peripheren
sensiblen Nerv, die centralwärts ziehenden iVste treten in die MeduUa oblongata ein und
enden daselbst, wie die Glossopharyngeusfasern, in den zugehörigen sensiblen Endkernen,
im Nucleus alae cinereae und im Nucleus tractus solitarii.
Äste:
A. Koffteil, vom Gehirn bis zum Ganglion nodosum.
1. Hamns tneni^lf/euSy durch Foramen juguiare zur Schädel-
höhle und zur Dura mater (Sinus transversus und occipitalis).
2. Rannis auriciilaris, vom Ganglion juguiare. Aufnahme
eines Fadens vom N. glossopharyngeus. Verlauf nach hinten
zur Fossa jugularis und dann durch den Canaliculus mastoideus
zum Canalis facialis. Kreuzung mit dem N. facialis und Abgabe
von Fäden an diesen. Austritt aus dem Canaliculus mastoi-
deus und Teilung in zwei Äste. Der eine Ast zieht mit dem
N. auricularis posterior (N. facialis) weiter, der andere zum
hinteren Umfang des Meatus acusticus externus. Verbreitung
an der convexen Seite der Ohrmuschel und am äußeren Ge-
hörgang.
3. Aufnahme des Ramus internus des N, acces-
sorius.
4. Ilamus anastonioticus cum K. glossopharyngeo
(Ganglion nodosum — Ganglion petrosum).
CA Nervi cerebrales.
B. Halstcil^ vom Ganglion nodosum bis zur Abgabe des N. recurrens.
1. Anastomose mit dem N. hypoglossus,
mit dem Ganglion cervicale superius.
2. Mami phavyngei, vom Ganglion nodosum. Sie bilden
mit den Rami pharyngei des N. glossopharyngeus und mit
sympathischen Fasern aus dem Ganglion cervicale superius den
Plexus pharyngeus an der Seitenwand des Pharynx in der
Höhe des M. constrictor pharyngis medius. Motorische Fasern
ziehen zur Gaumen- und Schlundmuskulatur:
Mm. constrictores pharyngis,
M. levator veli palatini,
M. uvulae,
M. glossopalatinus,
M. pharyngopalatinus,
M. stylopharyngeus (durch den N. glossopharyngeus).
Sensible Fasern ziehen zur Schleimhaut des Pharynx.
3. N* laryngeilS SUjJeriorf vom Ganglion nodosum. Ver-
lauf an der medialen Seite der Arteria carotis interna nach
unten und vorne. (Verbindung mit dem Plexus pharyngeus,
Plexus caroticus externus und Ganglion cervicale superius.)
a) Ramus externus, z. M. constrictor pharyngis inferior,
z. M. cricothyreoideus.
Sensible Fasern zur Schleimhaut des Kehlkopfs.
Abgabe eines Ramus cardiacus superior.
b) Ramus internus. Gelangt mit der Arteria thyreoidea
superior zur Membrana hyothyreoidea und durchbohrt
diese mit der Arteria laryngea superior. Verbreitung
in der Schleimhaut des Kehlkopfs. Ramus anasto-
moticus cum N. laryngeo inferiore.
JDe7* N, laryngeus superior ist wesent-
lich der sensible Nerv des Kehlkopfs.
4. Rami cardiaci superiores, ziehen längs der Arteria
carotis communis zur Aorta und bilden den Plexus car-
diacus.
Ein besonderer N. cardiacus zieht als N. depressor
mit dem Stamm des Vagus.
5. JV. reciirrenSf zieht rechts um die Arteria subclavia, links
um den Arcus aortae. Verlauf in der Furche zwischen
N. vagus. ce
Trachea und Oesophagus nach oben und Endigung als N. laryn-
geus inferior.
a) Rami cardiaci inferiores zum Plexus cardiacus.
Verbindung mit dem Ganglion cervicale medium
und inferius.
b) Rami tracheales zum Halsteil der Trachea.
c) Rami oesophagei zum Halsteil des Oesophagus.
d) N. laryngeus inferior zum Kehlkopf. Teilung in
Ramus anterior und Ramus posterior, welche beide zu
den Muskeln des Kehlkopfs ziehen (mit Ausnahme des
M. cricothyreoideus).
Der Ramus posterior anastomosiert mit dem
Ramus internus des N. laryngeus superior.
Uer N. laryngeus inferior ist wesent-
lich der motorische Nerv des Kehlkopfs.
C. Brusf/c'i/, bis zum Hiatus oesophageus.
1. Kami bronchiales anteriores.
Bildung des Plexus pulmonalis anterior.
2. Rami bronchiales ^posteriores.
Bildung des Plexus pulmonalis posterior.
3. liami oesoi>hagei.
Bildung des Plexus oesophageus anterior (linker Vagus) und
des Plexus oesophageus posterior (rechter Vagus).
Rami pericardiaci ziehen zur vorderen und
hinteren Wand des Herzbeutels.
D. Bauchteil.
Rami gastrici.
Bildung des Plexus gastricus anterior durch den linken Vagus.
Rami hepatici zur Leber.
Bildung des Plexus gastricus posterior durch den rechten Vagus.
Rami coeliaci zum Plexus coeliacus.
Rami lienales zur Milz.
Rami renales zur Niere.
Der N. vagus sendet motorische Fasern zur Gaumen- und
Schlundmuskulatur, zu den Muskeln des Kehlkopfs, zur Trachea,
zu den Bronchien und Lungen, zum Oesophagus und Magen und
auch zum Darm (Dünndarm und oberen Teil des Dickdarms). Er führt
sekretorische Fasern für die Magenschleimhaut und die Bauch-
speicheldrüse (Pankreas), Hemmungsfasern für das Herz, vasomo-
torische Fasern für die Gefäße. Sensible Fasern enden in der
56
Nervi cerebrales.
harten Hirnhaut, im äußeren Ohr, im Schlund, Kehlkopf, Oeso-
phagus, Magen, den verschiedenen Organen der Brust- und Bauch-
höhle.
Wirkung und Innervation der Gaumen- und Schlundmuskeln.
a^ G aumenmuskeln.
N. trigeminus (Ganglion oticum).
M. tensor veli palatini
M. Itvator veli palatini
M. uvulae
M. glossopalatinus
M. pharyiigopalatiniis
Gaumenspanner
Gaumenheber
Zäpfchenheber
Verengerer des Isthmus fau-
cium
Heber des Pharynx und des
Kehlkopfs
Rami pharyngei nervi vagi.
Nach anderen Angaben sollen die Mm. levator veli palatini und uvulae vom N. facialis
aus innerviert werden. Die Bahn wäre folgende : N. facialis — N. petrosus superficialis
major — Ganglion sphenopalatinum — N. palatinus posterior — Mm. levator veli palatini
und uvulae.
b) Schlundmuskeln.
Mm. constrictores pharyngis
(superior, medius, inferior]
M. pharyngopalatinus
M. stylopharyngens
Schlundschnürer
Schlundheber
Schlundheber
Rami pharyngei nervi vagi.
N. glossopharyngeus
(Ramus stylopharyngeus .
Wirkung und Innervation der Muskeln des Kehlkopfs
Spannen der Stimmbänder
M. cricothyreoideus
M. cricoarytacnoideiis posiicus
M. cricoarytaenoideus lateralis
M. arytaenoideus transvers.
M. arytaenoideus obliquus
M. thyreoarytaenoideus (extemus)
M. vocalis (M. thyreoarytaenoi-
deus internus)
M, thyreoepiglotticus
M. aryepiglotticus
Abducieren der Stimmbänder und Er-
weitern der Rima glottidis
Adducieren der Stimmbänder und Schließen
der Rima glottidis
Erschlaffen der Stimmbänder
Erweitern des Aditus laryngis, Aufrichten
der Epiglottis
Verengern des Aditus laryngis, Herab-
ziehen der Epiglottis
N. laryngeus
superior.
N. laryngeus
inferior.
Zur Pathologie. Periphere Vaguslähmungen sind nicht selten. Die Lähmung kann
eine totale oder eine partielle sein. Partielle Lähmungen sind häufiger. Am häufigsten sind
Lähmungen der Kehlkopfmuskeln. Hier kommt der N. recurrens bzw. der N. laryn-
geus inferior in Betracht. Die Hauptlähmungsformen sind die einseitige und doppelseitige
Recurrenslähmung, die Lähmung des M. cricoarytaenoideus posticus (Posticuslähmung), die
Lähmung des M. thyreoarytaenoideus. Seltener sind isolierte Lähmungen des N. laryngeus
superior (Lähmung des M. cricothyreoideus in Verbindung mit Anaesthesie der Kehlkopf-
schleimhaut). Die Störungen infolge Lähmung der Kehlkopfmuskeln bestehen in Phonations-
und Respirationsstörungen. Näher kann hier auf die einzelnen Lähmungsformen nicht ein-
gegangen werden.
N. accessorius.
57
Lähmungen der Schlund- und Oesophagusmuskulatur führen zu Schluck-
beschwerden und Aufhebung des Würg- und Schlingreflexes. T,ähmung der Gaumen-
muskulatur, deren Hauptwirkung normalerweise in dem Abschluß der Nasenhöhle gegen
die Mund- und Rachenhöhle besteht, verursacht häufiges Abfließen flüssiger Nahrung durch
die Nase. Lähmung der die Gaumen- und Schlundmuskiüatur versorgenden Rami pharyngei
kann auch zu Stellungsveränderungen der Gaumenbögen führen. Dazu kommt Aufhebung
des Gaumenreflexes. Lähmung der Rami cardiaci führt zu Pulsbeschleunigung =
Tachykardie. Bei Vagusreizung tritt umgekehrt Pulsverlangsamung = Bradykardie
ein. Lähmung der Rami bronchiales führt zur Verlangsamung der Atmung. Über Störungen
infolge Affection der Rami gastrici ist wenig bekannt, erwähnt werden Verlust des Hunger-
und Durstgefühls, auch Polyphagie. Als besondere Vagusstörungen werden ferner erwähnt:
Krämpfe im Bereiche der Kehlkopfmuskeln (Spasmus laryngis), die bei Tabes vorkommen-
den Herzkrisen, Larynxkrisen und gastrischen Krisen (periodisches Erbrechen mit gastral-
gischen Anfällen), der durch krampfhaft gesteigerte Erregbarkeit des Plexus pharyngeus
und Plexus oesophageus hervorgerufene Pharyngismus oder Oesophagismus.
In vielen Fällen sind die Störungen bei einseitiger totaler Vaguslähmung geringe,
ernster Natur sind stets doppelseitige totale Vaguslähmungen.
Läsionen im Bereiche der Vaguskerne innerhalb der MeduUa oblongata) oder der
centralen Vagusbahnen sind meist mit Affectionen benachbarter Hirnnerven oder mit anderen
Hirnstörungen verbunden.
N. accessorius.
Der N. accessorius ist ein motorischer Nerv. Austritt aus dem Hirn
mit zweierlei Wurzeln: 6 — 7 untere von der MeduUa spinalis kommende
Fasern bilden den unteren spinalen Teil (Accessorius spinalis), die Fasern
treten zwischen vorderen und hinteren Wurzeln aus, der unterste Faden ent-
springt meist nahe oberhalb der Wurzel des N. cervicalis VII; 3 — 6 obere
Fasern treten unterhalb des Vagus in einer hinter der Olive ziehenden Furche
aus der Medulla oblongata aus und bilden den oberen cerebralen Teil des
Accessorius (Accessorius vagi). Die unteren spinalen Wurzelfäden treten zu
einem Stamm zusammen, der neben dem Rückenmark aufsteigt und durch
das Foramen occipitale magnum in die Schädelhöhle eintritt. Mit diesem
spinalen Teil vereinigt sich der obere cerebrale Teil zum N. accessorius
(communis), der zum Foramen jugulare zieht, durch welches er aus der
Schädelhöhle austritt.
Die Fasern des spinalen Teils des N. accessorius stammen aus Zellen, die an der
Basis der Seitenhörner und im dorsolateralen Teil der Vorderhörner des Rückenmarks
gelegen sind, welche Zellgruppe bis zum 5.— 7. Cervicalsegraent verfolgt werden kann. Die
P'asern des cerebralen Teils entstammen einem Kern, der in der caudalen Verlängerung
des Nucleus ambiguus (ventraler motorischer Kern der Nn. glossopharyngeus und vagus)
gelegen ist.
Der N. accessorius teilt sich nach Austritt aus dem Foramen jugulare in
zwei Äste:
I. JRamns internus , geht in den N. vagus über (oberhalb des
Ganglion nodosum). Dieser Ramus internus führt die Fasern des
cerebralen Teils (Accessorius vagi).
58 Nervi cerebrales.
2. Hanitis exteniliSf zieht hinter der Vena jugularis interna nach
hinten unten zum M. sternocleidomastoideus, gibt diesem Aste ab,
durchbohrt ihn und findet dann seine Endigung im M. trapezius s.
cucullaris.
Anastomosen mit Ästen des Plexus cervicalis, besonders mit dem N. cer-
vicalis III. — Zu bemerken ist, daß die Mm. sternocleidomastoideus und tra-
pezius nicht allein vom N. accessorius, sondern auch von Ästen des Plexus
cervicalis innerviert werden.
Der N. accessorius innerviert den M. sternocleidomastoideus
und den M. trapezius und gibt den Ramus internus (Accessorius vagi)
an den N. vagus ab.
Funktion der Mm. sternocieidomastoideus und trapezius.
Af. sternocleidomastoideus. Wirken beide Muskeln, dann wird der Kopf unter
Hebung des Kinns nach vorn gebracht und bei Rückenlage von der Unterlage gehoben.
Bei einseitiger Wirkung wird der Kopf nach der entgegengesetzten Seite gebracht unter
gleichzeitiger Senkung nach der dem contrahierten Muskel entsprechenden Seite.
M. trapezius s. cucullaris. Hebt bei doppelseitiger Wirkung das Schulterblatt und
den acromialen Teil des Schlüsselbeins, zieht den Schultergürtel zurück und adduciert das
Schulterblatt. Man teilt gewöhnlich den ganzen Muskel in drei Abteilungen ein. Der
obere Teil zieht den Kopf nach hinten und dreht ihn bei einseitiger Wirkung nach der
anderen Seite; bei fixiertem Kopf wirkt er mit beim Heben der Schulter. Dieser obere
Teil wird, da er sich bei tiefer Atmung anspannt, auch als respiratorischer Teil des Cucullaris
bezeichnet. Der mittlere Teil hebt das Schulterblatt und zieht es gegen die Wirbelsäule.
Der untere Teil zieht das Schulterblatt nach unten und nach der Wirbelsäule hin.
Zur Pathologie. Bei doppelseitiger Lähmung des M. sternocleidomastoi-
deus ist der Kopf nach hinten gezogen und kann nur unter größter Anstrengung nach vorn
gebracht werden, dabei ist das Drehen des Kopfes nach links oder rechts unmöglich oder
nur schwer auszuführen. Bei einseitiger Lähmung steht der Kopf schief mit erhobenem,
nach der gelähmten Seite gerichtetem Kinn, eine Drehung nach der gesunden Seite ist
nur unter größter Anstrengung möglich — Caput obstipum paralyticum. Bei länger
bestehender Lähmung verfällt der gelähmte Muskel der Atrophie, und der gesunde Muskel
wird in dauernden Contractionszustand versetzt, so daß auf diese Weise aus dem früheren
Caput obstipum paralyticum ein Caput obstipum spasticum entsteht.
Die Lähmung des M. trapezius ist charakterisiert einmal durch die Stellung der
Schulterblätter. Das Schulterblatt steht auf der gelähmten Seite mit seinem unteren und
oberen medialen Winkel höher und ist außerdem weiter von der Wirbelsäule entfernt wie
auf der gesunden Seite. Der der Wirbelsäule zugekehrte Rand des Schulterblattes verläuft
schräg von unten innen nach oben außen, weil der äußere Schulterblattwinkel durch die
Last des Arms nach vorn und abwärts gezogen wird. Charakteristisch ist ferner das
Tiefertreten der Fossa supraclavicularis und das Vortreten des acromialen Teils des Schlüssel-
beins. Das Hinaufziehen der Schulter (Achselzucken) und die Annäherung des Schulter-
blattes an die Wirbelsäule sind erschwert, und die Erhebung des Arms über die Horizontale
ist eingeschränkt. Die eigentümliche Stellungsanomalie der Schulterblätter wird als Schaukel-
stellung (mouvement du bascule) bezeichnet, dabei besteht bei starker Atrophie eine abnorm
leichte passive Beweglichkeit der Schultern (lose Schultern). Der obere Teil des M. trapezius
bleibt in vielen Fällen von Lähmung verschont oder wird erst später ergriffen; auch bei
atrophischen Processen schwinden zuerst der untere und mittlere Teil, während der obere
lange intakt bleibt; er wird deshalb auch als das »ultimum moriens» bezeichnet.
N. hypoglossus. cg
Krämpfe im Bereiche der vom Accessorius versorgten Muskeln treten meist einseitig
auf. Bei einseitigen klonischen Krämpfen des M. sternocleidomastoideus wird der Kopf
bei jeder Zuckung nach der gesunden Seite gedreht, bei schwachen Zuckungen bemerkt
man nur leichte Rotationsbewegungen des Kopfes. Besteht zugleich klonischer Krampf
des M. trapezius, dann wird der Kopf zudem stark nach hinten gezogen und dabei die
Schulter gehoben, so daß sich Hinterkopf und Schulter oft berühren. Bei doppelseitigen
klonischen Krämpfen beider Muskeln kommt es, wenn die Zuckungen in beiden Muskeln
gleichzeitig auftreten, zu Ni ckbe wegungen oder Nickkrämpfen (Salaamkrämpfe, Spas-
mus nutans, Nictitatio spastica), dabei sind meist auch noch andere Halsmuskeln beteiligt.
Treten die Zuckungen in beiden Muskeln nicht gleichzeitig auf, dann beobachtet man ein
anfallsweise auftretendes Kopfwackeln. Bei tonischen Krämpfen kommt es zu dauernd
abnormen Kopfhaltungen. Vorwiegend ist der M. sternocleidomastoideus befallen. Bei
tonischem Krampf des einen Sternocleidomastoideus steht der Kopf schief nach der anderen
Seite ; ist auch noch der M. trapezius am Krampf beteiligt, dann ist der Kopf mehr nach
hinten geneigt — Caput obstipum spasticum, TorticoUis spastica (Schief hals.
N. hypoglossus.
Der N. hypoglossus ist ein motorischer Nerv. Austritt aus dem Hirn
mit IG — 15 Wurzelfäden zwischen Pyramide und Olive des verlängerten Marks
und Verlauf zum Canalis hypoglossi. Am Eingang in den Canalis
hypoglossi wird der Nerv von einem Venengeflecht umgeben, das mit den
Venen des Sinus occipitalis in Verbindung steht, Rete canalis hypoglossi
s. Circellus venosus hypoglossi. Nach Austritt aus dem Kanal liegt er
zunächst medial und hinter dem N. vagus und der Vena jugularis interna,
dann gelangt er um die Vena jugularis und den N. vagus auf die laterale
Seite des letzteren und zieht nun, bedeckt vom M. stylohyoideus und Venter
posterior des M. digastricus abwärts und im Bogen nach vorn zur Außenfläche
des M. hyoglossus und endet schließlich in der Muskulatur der Zunge,
Der Kern des N. hypoglossus liegt im Boden der Rautengrube, dorsal, in der Tiefe
des Trigonum nervi hypoglossi. Vom Kern ziehen die Fasern ventralwärts zum Sulcus
lateralis anterior der MeduUa oblongata zwischen Olive und Pyramide.
Äste:
1. Manius vecuvvenSf tritt am Ausgang des Canalis hypoglossi ab
und verläuft rückwärts durch den Kanal zum Rete canalis hypoglossi
und zum Sinus occipitalis.
2. AfiastOinose mit dem N. vagus (Ganglion nodosum),
mit Ganglion cervicale superius,
mit der ersten Schlinge der Nn. cervicales (Nn. cervi-
cales I und II),
mit dem N. lingualis.
Durch die Anastomose mit den Nn. cervicales I und II
werden dem N. hypoglossus motorische Fasern zugeführt für die
unteren Zungenbeinmuskeln und für den M. geniohyoideus.
6o
Nervi cerebrales.
3. Ratnus descendens, zieht auf der Arteria carotis interna und
communis abwärts und verbindet sich durch eine oder mehrfache
Schlingen mit dem Plexus cervicalis (Nn. cervicales II und III) zur
Bildung der Ansa hypoglossi.
Motorische Fasern gelangen zum M. omohyoideus,
M. sternothyreoideus,
M. sternohyoideus.
4. Mainiis thyreohi/oideus zum M. thyreohyoideus.
5. Ranii linguales zur Muskulatur der Zunge:
M. genioglossus,
M. hyoglossus,
M. styloglossus,
Mm. longitudinales,
M. transversus linguae,
M. verticalis linguae.
Anastomose mit dem N. lingualis.
Der N. hypoglossus ist der motorische Nerv der Zunge. Außer
der eigentlichen Zungenmuskulatur innerviert er die unteren Zungen-
beinmuskeln und von den oberen Zungenbeinmuskeln den M. genio-
hyoideus.
Funktion der wichtigsten Zungenmuskeln.
M. genioglossus
M. hyoglossus
AI. styloglossus
zieht die Zunge nach vorn und unten,
zieht die Zunge nach hinten und abwärts,
zieht die Zungenwurzeln nach oben und hinten.
Funktion und Innervation der oberen Zungenbeinmuskeln.
M. digastricus
M. stylohyoidcus
M. mylohyoideus
M. geniohyoideus
(Zwischen Schädelbasis, Zungenbein
Heben des Zungenbeins bei Fixie-
rung des Unterkiefers
Herabziehen des Unterkiefers bei
Fixierung des Zungenbeins
Auf- und Rückwärtsziehen des Zun-
genbeins
Heben und Vorwärtsziehen des Zun-
genbeins bei Fixierung des Unter-
kiefers
Herabziehen des Unterkiefers bei
Fixierung des Zungenbeins
Bildet den Boden der Mundhöhle
(Diaphragma oris)
Heben und Vorwärtsziehen des Zun-
genbeins bei Fixierung des Unter-
kiefers
Herabziehen des Unterkiefers bei
Fixierung des Zungenbeins
und Unterkiefer.)
Venter anterior: N. mylohyoideus
(N. raandibularis trigeminus),
Venter poster. : N. facialis (Ramus
digastricus).
N. facialis (Ramus stylohyoidcus).
N. mylohyoideus (N. mandibularis
trigemini .
N. hypoglossus.
N. hypoglossus.
6i
Funktion und Innervation der unteren Zungenbeinmuskeln.
M. sternohyoideus
M. oinohyoidens
M. sternothyreoideus
AI. thyreohyoideus
Herabziehen des Zungenbeins
Herabziehen des Zungenbeins
Spannen der Halsfascie
Herabziehen des Kehlkopfs
Herabziehen des Zungenbeins oder bei
Fixierung des letzteren Heben des Kehl-
kopfs
N. hypoglossus (Ramus
descendens)
N. hypoglossus (Ramus
thyreohyoideus).
Zur Pathologie. Lähmungen des Hypoglossus kommen meist einseitig, selten
doppelseitig vor. Bei einseitiger Lähmung weicht die Zunge nach der gelähmten Seite
ab infolge Überwiegen des gesunden M. genioglossus. Die gelähmte Zungenhälfte ist
schlaff, runzelig und verfällt bei länger bestehender Lähmung der Atrophie. Die Funk-
tionsstörungen sind indessen bei einseitiger Lähmung meist keine erheblichen. Bei doppel-
seitiger Lähmung kann die Zunge nur wenig oder gar nicht bewegt werden, und die
Funktionsstörungen machen sich besonders als Kau- und Schlingbeschwerden und als Sprach-
störungen bemerkbar.
Neben Zungenlähmung, Glossoplegie, kommt auch Zungenkrampf, Glosso-
spasmus, indessen selten, vor. Meist handelt es sich um klonische Krämpfe bei cen-
tralen oder cerebralen Affectionen.
Nervi spinales.
Die Rückenmarksnerven treten durch die Foramina intervertebralia und
sacralia des Wirbelkanals hervor, der I. Cervicalnerv zwischen Hinterhaupt und
Atlas, der V. Sacralnerv und der N. coccygeus durch die untere Öffnung des
Canalis sacralis. Die Spinalganglien der Cervical-, Thoracal- und Lumbal-
nerven liegen in den Foramina intervertebralia, diejenigen der Sacralnerven und
des N. coccygeus innerhalb des Canalis sacralis. Die einzelnen Wurzelbündel
verlaufen nicht nur lateralvvärts, sondern auch caudalwärts, und zwar umsomehr
caudalwärts, je näher dem caudalen Rückenmarksende sie aus- bzw. eintreten.
In der Lendengegend ist die Verlaufsrichtung der Nervenwurzeln innerhalb
des Wirbelkanals mit der Längsaxe des Rückenmarks nahezu parallel. Der
Conus medullaris und das Filum terminale liegen so inmitten eines Bündels
von Nervenwurzeln, es bildet sich in der Weise die Cauda equina.
Jeder Rückenmarksnerv teilt sich im weiteren Verlaufe in einen Ramus
anterior und einen Ramus posterior. Die Rami posteriores sind mit Aus-
nahme derjenigen der Nn. cervi-
cales I und II schwächer wie die
Rami anteriores, ziehen nach
hinten und vereinigen sich oft
untereinander durch Schlingen.
Jeder Ramus posterior teilt sich
in einen Ramus medialis und
lateralis, und die Endverzwei-
gung der Rami posteriores er-
folgt in der Dorsalregion des
Körperstammes, in der Nacken- und Rückenmuskulatur und in der Haut vom
Hinterkopf bis zur Gesäßgegend. Die stärkeren Rami anteriores gehen viel-
fach Verbindungen und Durchflechtungen miteinander ein, bogenförmige oder
meist spitzwinkelige Schlingen, Ansäe, wodurch bestimmte Geflechte, Plexus,
gebildet werden. Die Hauptgeflechte werden von den Rami anteriores der
Cervical-, Lumbal-, Sacralnerven und des N. coccygeus gebildet, man unter-
scheidet einen Plexus cervicobrachialis und einen Plexus lumbosa-
öanglion
spinale I 1 Ramus posrerior
Ramus anterior
Ganglion
des
Symparhicus
Fig. 12. Schematische Darstelhing des Ursprungs
der Spinalnerven.
Nn. cervicales.
63
cralis. Unbeständig ist die Bildung von Schlingen bei den Rami anteriores
der Thoracalnerven, die im allgemeinen in ihrem Verlaufe selbständig bleiben.
Jeder Ramus anterior ist durch einen Ramus communicans mit einem
benachbarten Ganglion des Sympathicus verbunden, ferner zweigt von jedem
Ramus anterior ein feiner Faden ab, der nach Aufnahme eines Fadens vom
Ramus communicans als Ramus meningeus s. N. recurrens rückwärts durch
das Foramen intervertebrale zum Wirbelkanal verläuft. Die aus den Rami
anteriores oder aus den Ansäe oder Plexus hervorgehenden, meist starken
Nerven finden ihre Endigung vor allem in der Haut und Muskulatur der ven-
tralen Region des Körpers und in den oberen und unteren Extremitäten.
Nn. cervicales.
Die Rami posteriores sind mit Ausnahme derjenigen der beiden ersten
Cervicalnerven schwächer entwickelt als die Rami anteriores. Jeder Ramus
posterior teilt sich in einen Ramus medialis und einen Ramus lateralis. Die
medialen Äste verlaufen in der Richtung gegen die Processus spinosi zu und
führen neben kürzeren motorischen, für die kurzen tiefliegenden Nackenmuskeln
bestimmten Fasern hauptsächlich sensible Fasern, die in der Haut des Nackens
neben der MittelHnie enden. Die lateralen Äste sind fast ausschließlich motorisch
und enden hauptsächlich in oberflächlichen und in langen, tiefen Rücken-
muskeln (Mm. splenius, longissimus, semispinalis).
Rami posteriores der Nn. cervicales I, II und III,
1. Mannus posterior des N. cervicalis I = N. siihocci-
pitaliSf rein motorisch, zu kurzen, tiefen Nackenmuskeln zwischen
Schädel und erstem Halswirbel (Mm. obliqui capitis, recti capitis major
und minor) und zum M. semispinalis capitis.
Ein Faden zieht zur Articulatio atlantooccipitalis. Anastomose mit dem Ramus
posterior des N. cervicalis II.
2. Ramus j^osterior des JV. cervicalis II. Der starke Ast
schlägt sich um den Rand des M. obliquus capitis inferior nach hinten,
gibt mehrere motorische Äste ab an die Mm. obliquus capitis inferior,
splenius capitis et cervicis, longissimus capitis, semispinalis capitis,
anastomosiert mit den Rami posteriores des I. und III. Cervicalnerven,
zieht dann als setisibler N. OCCipiUdis major bogenförmig in die
Höhe, durchbohrt den M. semispinalis capitis und die Sehne des
M. trapezius und gelangt in der Nähe der Protuberantia occipitalis
externa unter die Haut und verästelt sich in der Haut der Hinterhaupts-
gegend bis gegen den Scheitel, selbst bis zur Sutura coronnlis hin.
64
Nervi spinales.
3. JRimius posterior des N. eervicalis III. Mitunter zieht
ein stärkerer medialer Zweig als sensibler N. OCCipitalis tertius
medial vom N. occipitalis major zur Haut des Hinterhauptes (acces-
sorischer N. occipitalis major).
Die Rami anteriores der 8 Cervicalnerven bilden mit dem Ramus
anterior des i. Thoracalnerven durch schlingenförmige Verbindungen ein lang-
gestrecktes Geflecht, den Plexus cervicobrachialis, der in einen oberen
Teil, den Plexus eervicalis, und in einen unteren Teil, den Plexus brachi-
al is zerfällt.
I. Plexus eervicalis.
Er wird gebildet durch die schlingenförmige Verbindung der Rami anteriores
der vier ersten Cervicalnerven und liegt vor den Ursprüngen der Mm. scalenus
medius und levator scapulae, bedeckt vom M. sternocleidomastoideus.
N.hvpoglo55U5
accessorjus
N occipifalis minor
(Cz Cj)
N.auricularismagnus
(C3) /
/
I
I
Ncutaneus colli ,'
(C3) «
Ansahypoglossi
Nn.supracldviculares
(C3,C4)
Nphrenicus
(C3,C4)
Fig. 13. Schematische Darstellung des
Plexus eervicalis.
A. Verbindungen des Plexus eervi-
calis :
1. Verbindung des N. eervicalis I
mit dem Stamm des N. hypo-
glossus.
2. Verbindung der Nn. cervi-
cales II und III mit dem
Ramus descendens nervi hypo-
glossi (Ansa hypoglossi s. Ansa
eervicalis profunda).
3. Verbindung des N. eervicalis III
mit dem N. accessorius.
4. Verbindung mit dem Ganglion
cervicale superius und dem
Grenzstrang des Sympathicus.
B. Hautäste :
I. N. occipitalis minor
(aus C2 und C3). Erscheint am
hinteren Rande des M. ster-
nocleidomastoideus und steigt
gegen das Hinterhaupt em-
por. Verästelung in der Haut
zwischen den Ausbreitungs-
bezirken der Nn. occipitahs
major und auricularis magnus
bis zur Schläfengegend.
Nn. cervicales. 65
Anastomose mit N. auricularis posterior (N. facialis),
mit N. auricularis magnus,
mit N. occipitalis major.
2. y, auricularis jnagnilS (aus C3). Erscheint unterhalb des
N. occipitalis minor ebenfalls am hinteren Rande des M. sterno-
cleidomastoideus und zieht über diesen Muskel empor gegen
das Ohr. Teilung in Ramus anterior und posterior.
Der Ramus anterior zieht, bisweilen durch die Parotis, zur Haut der
Regio parotidomastoidea, zur Haut des Ohrläppchens und der concaven
Fläche der Ohrmuschel.
Der Ramus posterior endet in der Haut hinter dem Ohr und der
convexen Fläche der Ohrmuschel und anastomosiert mit dem N. auricularis
posterior (N. facialis) und dem N. occipitalis minor.
3. N, CUtaneus colli (aus C3). Erscheint unterhalb des N. auri-
cularis magnus ebenfalls am hinteren Rande des M. sternocleido-
mastoideus und zieht auf der Außenfläche dieses Muskels, be-
deckt vom Platysma, nach vorn gegen das Zungenbein.
Rami superiores und inferiores enden in der Haut der vorderen
und seitlichen Fläche des Halses. Anastomose des Ramus superior mit
dem Ramus colli nervi facialis (Ansa cervicalis superficialis).
4. Nn. supraclaviculares (aus C3 und besonders aus C^).
Erscheinen ebenfalls am hinteren Rande des M. sternocleido-
mastoideus meist dicht unterhalb des N. cutaneus colli und ziehen
divergierend in der Fossa supraclavicularis major herab.
Nn. supraclaviculares anteriores ziehen über das Schlüsselbein
und enden in der Haut der Regio sternalis und Regio mammillaris (einige
Fäden ziehen zum Sternoclaviculargelenk).
Nn. supraclaviculares medii ziehen über Schlüsselbein und
Acromion und enden in der Haut der lateralen oberen Brnstgegend.
Nn. supraclaviculares posteriores ziehen über den M. trapezius
und enden in der Haut der oberen Schulterblattgegend und über dem
M. deltoides. (Mitunter zieht ein Ast in die Tiefe und verbindet sich mit
dem N. accessorius).
C. Muskeläste:
1. Äste aus den einzelnen Cerincalnerven, nicht aus
dem Plexus, zu kurzen, tiefen Nackenmuskeln und vor allem zu
hinteren Halsmuskeln (Mm. recti capitis anterior und lateralis,
longus colli, longus capitis, scaleni anterior und medius) und
zum M. levator scapulae.
2. W. cervicalis descendens = Verbindung der Nn. cervi-
cales II und III mit dem N. hypoglossus (Ansa hypoglossi).
3. Ein besonderer Ast (aus C3 und CJ zieht als ManiUS trape-
^ius zum M. trapezius (erscheint häufig als Ast der Nn. supra-
claviculares posteriores).
Vi 11 ige r, Die periphere Innervation. C
66
Nervi spinales.
4. N. phrenicus (aus C3 und C^), führt neben einigen sensiblen
vorwiegend motorische Fasern. Verlauf auf der Vorderfläche
des M. scalenus anterior abwärts und zwischen Arteria und
Vena subclavia hinter der Articulatio sternociavicularis mit der
Arteria mammaria interna zur Brusthöhle, dann über die Pleura-
kuppel und vor der Lungenwurzel zwischen Pleura pericardiaca
und Pericard zum Zwerchfell.
Der rechte N. phrenicus verläuft lateral von der Vena anonyma
und der Vena cava superior und erreicht das Zwerchfell etwas nach vorn
und lateral vom Foramen venae cavae.
Der linke N. phrenicus zieht lateral vom Arcus aortae und in
nach vorn concavem Bogen nach unten und erreicht das Zwerchfell weiter
vorn und lateral wie der rechte N. phrenicus.
Verbindung des N. phrenicus mit dem Ganglion cervicale inferius
(oder medium) des Sympathicus und mitunter Aufnahme eines Astes vom
N. subclavius (Plexus brachialis).
Äste:
a) Ramus pericardiacus, meist nur rechts, zur Vorder-
fläche des Herzbeutels.
b) Rami pleurales treten als feine Fäden zur Pleura.
c) Rami phrenicoabdominales treten durch das
Zwerchfell, rechts durch das Foramen venae cavae,
links durch den Hiatus oesophageus, und verästeln
sich an der unteren Zwerchfellfläche. Äste treten in
Verbindung mit dem Plexus phrenicus des Sympathicus.
Funktion und Innervation der Mm. occipito-vertebrales.
(Kurze, tiefe Nackenmuskeln.)
AI. rectiis capitis posterior major
M. rectus capitis posterior tnijwr
M. obliqims capitis superior
AI. obliquiis capitis inferior
M. rectus capitis lateralis
zieht den Kopf nach hinten und
dreht ihn nach derselben Seite
zieht den Kopf nach hinten
dreht den Kopf nach der anderen
Seite
dreht den Kopf nach seiner Seite
neigt den Kopf seitwärts
Ramus posterior des
N. cervicalis I =:
N. suboccipitalis.
N. cervicalis I (Ramus
anterior).
Die 4 Mm. recti capitis ziehen zusammen mit den 4 Mm. obliqui capitis den Kopf
nach hinten.
Funktion und Innervation der Halsmuskeln.
I. Vordere Halsmuskeln.
Flatysfim — Hautmuskel.
M. sternochidomastoideiis siehe S. 58 (N. accessorius).
Untere Zungen beinfmiskeln siehe S. 61 (N. hypoglossus).
Nn. cervicales.
67
Äf. longus colli
M. longus capitis
M. rectits capitis anterior
Mvi. scaleni anterior
> » med ins
» » posterior
II. Hintere Halsmuskeln.
Vorwärtsbeugen und Drehen der
Halswirbelsäule
Beugen des Kopfes nach vorn
Beugen des Kopfes nach vorn
heben die Rippen und erweitern
dadurch den Thorax (Inspiration),
bei Feststellung der Rippen Beu-
gen der Halswirbelsäule lateral-
wärts und nach vorn
Rami anteriores der Nn.
cervicales, teils aus den
Halsnerven selbst, teils
aus dem Plexus cervi-
calis und auch (für die
Mm. scaleni) aus dem
Plexus brachialis.
Der Plexus cervicalis versorgt mit sensiblen Fasern die Haut
hinter dem Ohr, die Haut der Ohrmuschel, des Halses und der
Schultern bis über das Schlüsselbein, mit motorischen Fasern die
kurzen, tiefen Nackenmuskeln und die hinteren Halsmuskeln, auch
die Mm. levator scapulae und trapezius. Ein Hauptnerv ist der haupt-
sächlich aus C4 stammende, vorwiegend motorische N. phrenicus.
Zur Pathologie. Lähmungen einzelner Cervicalnerven sind selten, am meisten
wird der N. phrenicus betroffen. Seine Lähmung führt zur Paralysis diaphr agmatica:
die Contraction des Zwerchfells bei der Inspiration fehlt, und es fehlt infolgedessen auch
die epigastrische Vorwölbung. Die Beschwerden äußern sich in Dyspnoe (beschleunigte
Athmung), Erschwerung des Hustens und der Defäkation.
Krämpfe befallen am meisten die Mm. obliquus capitis inferior und splenius capitis
und das Zwerchfell. Der M. obliquus capitis inferior (innerviert von den Rami poste-
riores der Nn. cervicales I und II) dreht den Kopf um die \'ertikalaxe horizontal nach
der Seite (im Gegensatz zu den Mm. sternocleidomastoideus und splenius capitis, bei deren
Contraction eine Drehung des Kopfes mit Heben bzw. mit Senken des Kinnes erfolgt).
Bei einseitigen klonischen Krämpfen des M. oblicjuus capitis inferior wird der Kopf beständig
nach der kranken Seite gedreht, bei doppelseitigem Krampf erfolgt diese ständige Drehung
nach beiden Seiten — Drehkrampf, Tic rotatoire. Beim tonischen Krampf des
M. obliquus capitis inferior ist die Deviation des Kopfes eine dauernde. — Der M. splenius
capitis (innerviert vom Ramus posterior des N. cervicalis II) zieht den Kopf nach hinten
und dreht ihn zugleich unter Senken des Kinnes nach der gleichen Seite. Bei einseitigem
Krampf des Muskels ist daher der Kopf nach hinten und nach der afficierten Seite ge-
neigt. — Tonischer Krampf des Zwerchfells wird isoliert selten beobachtet, öfters
in Verbindung mit allgemeinen tonischen Krämpfen (bei Epilepsie, Tetanus, Tetanie, Hysteriel.
Er gibt sich durch das Gefühl schmerzhafter krampfartiger Zusammenziehung im Epigastrium,
durch hochgradige Dyspnoe und cyanotisches Aussehen kund. Häufiger kommen klonische
Zwerchfellkrämpfe vor, sie haben jene Störungen zufolge, die man als Schluchzen,
Singultus, bezeichnet.
Neuralgien lokalisieren sich hauptsächlich im Gebiet des N. occipitalis major und
minor und des N. auricularis magnus — Neuralgia occipitalis s. cervico-occipitalis.
Es sind auch Fälle einer Neuralgia nervi phrenici beobachtet.
II. Plexus brachialis.
Die Rami anteriores der Nn. cervicales V, VI, VII und VIII bilden mit
einem kleineren Teil des Ramus anterior des N. cervicalis IV und einem
größeren Teil des Ramus anterior des N, thoracalis I den Plexus brachialis.
Die Wurzeläste treten zwischen den Mm. scaleni anterior und medius hervor
5*
68 Nervi spinales.
und ziehen convergierend lateralwärts und nach unten durch die Fossa supra-
clavicularis major hinter die Clavicula und dann hinter den Mm. subclavius
und pectorales zur Achselhöhle. Man unterscheidet eine in der Fossa supra-
clavicularis gelegene Pars supraclavicularis und eine in der Fossa axillaris
gelegene Pars infraclavicularis des Plexus brachialis.
A. Pars supraclavicularis.
Aus diesem oberen Teil des Plexus brachialis gehen Nerven ab
zu tiefen Halsmuskeln und vor allem zur Muskulatur des Schulter-
gürtels.
N.dorsalis scapulae
(Cs) ^
Nsubdauius
(C5) ^-^
Niuprascapularib v^
Nnrhüracalesanfcriore5
(Cs.Co.C?)
N axillaris
Nnbubicapulares
' F /^Nrhoracodorsäli^
/
/ I 'N.cu^an.brachiimedialis
/ 'N.cufan anhbrachiimedidlib
Fig. 14. Schematisctie Darstellung des Plexus brachialis.
1. Ranii musculares, aus den einzelnen Wurzeln direkt hervor-
gehend zu den Mm. scaleni und zum M. longus colli,
2. Nn» thoracales posterior es, durchbohren den M. scalenus medius.
a) N. dorsalis scapulae (aus C^). Verlauf mit der Arteria dorsalis
scapulae zum M. levator scapulae,
zu den Mm. rhomboidei.
b) N. thoracalis longus (aus C^ , Q , C^). Verlauf zwischen
M. subscapularis und M. serratus anterior zum M. serratus anterior.
Nn. cervicales.
69
3. Nn. tfioracales anteriores (aus C^, Q, C^) zu den Mm. pecto-
rales major und minor.
4. JV. suhclavias (aus C^) zum M. subclavius.
Er sendet oft einen Ast zum N. phrenicus.
c^. N. Sliprttscapularis (aus C^, Cg), Verlauf lateral wärts und rück-
wärts zur Incisura scapulae und unter dem Ligamentum transversum
scapulae superius zur Fossa supraspinata, dann zum Collum scapulae
und unter dem Ligamentum transversum scapulae inferius zur Fossa
infraspinata. Er innerviert die Min. supraspinatus und infraspinatus
und gibt Ästchen ab zum Schultergelenk.
6. Nn. sitbscapiilares (aus C^, Q, C^, Cg) zum M. subscapularis,
zum M. teres major.
7. N. tho racodorsalis (aus C^, Cg) zum M. latissimus dorsi.
8. N. axillaris (aus C^, C^, C^). Er stammt aus dem hinteren Bündel
der Pars infraclaviculans des Plexus brachialis (siehe S. 72). Verlauf
mit der Arteria circumtlexa humeri um das Collum herum nach
hinten.
Rami articulares ziehen zum Schultergelenk,
Rami musculares enden im M. deltoides und im M. teres minor.
Ein Hauptast zieht als N. cutaneus brachii lateralis
zwischen M. deltoides und Caput longum des M. triceps zur
Haut über dem M. deltoides und über dem hinteren und lateralen
Teil des Oberarms.
Funktion und Innervation der Muskeln des Schultergiirtels.
A. Muskeln, welche am Schultergürtel anheften.
M. trapezius
M. levator scapulae
M. rhomboideus major
M. rhomboideus minor
M. serratus anterior
Träger des Schultergürtels. In seiner
Gesamtheit hebt er das Schulterblatt,
zieht den Schultergürtel zurück und
nähert den Vertebralrand des Schul-
terblattes der Wirbelsäule. Gewühn-
lich unterscheidet man drei Abtei-
lungen des Muskels (siehe S. 58)
hebt das Schulterblatt
heben das Schulterblatt und nähern
dasselbe der Wirbelsäule
fixiert das Schulterblatt am Thorax.
Verschiebt das Schulterblatt lateral-
wärts und nach vorn, wobei das-
selbe stets der Rundung des Thorax
folgt. Hilft mit bei der Erhebung
des Arms über die Horizontale
N. accessorius und Plexus
cervicalis. (Die vom
Plexus cervicalis stam-
menden Fasern inner-
vieren wesentlich das
mittlere Bündel des
Muskels.)
N. dorsalis scapulae (aus
C5).
N. dorsalis scapulae (aus
C5).
N. thoracalis longus (aus
C5, Cg, C7).
70
M. pectoj-alis minor
AI. subdavius
I
M. deltoides
M. pectoralis major
M. latissimus dorsi
M. (eres major
M. supraspinatus
M. infraspinatus
M. teres minor
M. subscapularis
Nervi spinales.
zieht den Schultergürtel nach vorn und
abwärts. Fixiert das Schulterblatt
bei Bewegungen der Schulter nach
hinten
fixiert das Schlüsselbein , indem er
dasselbe gegen die erste Rippe her-
abzieht
Nn. thoracales anteriores
(aus Cc, Cft, C7).
N. subclavius (aus C =
Mu.skeln, welche am Humerus an
hebt den Arm bis zur Horizontalen
und darüber. Der mittlere Teil ist
reiner Abductor, der vordere und
hintere Teil heben den Arm und
bewegen denselben nach vorn bzw.
nach hinten. Der vordere und hin-
tere Teil sind auch an der Rotation
des Arms beteiligt
adduciert den Arm und rollt ihn ein-
wärts. Zieht den erhobenen Arm
herab
zieht den Arm nach hinten und rollt
ihn nach innen. Der untere Teil
senkt die Schulter und den er-
hobenen Arm
zieht den Arm nach hinten und rollt
ihn nach innen
Kapselspanner. Abduciert den Arm
und unterstützt dabei den M. del-
toides in seiner Funktion
rollt den Arm nach außen (hilft die
Kapsel spannen)
rollt den Arm nach außen (hilft die
Kapsel spannen)
rollt den Arm nach innen (hilft die
Kapsel spannen)
hef t en.
N. axillaris (aus C=;, Cc
C7).
'5' '-öl
Nn. thoracales anteriores
(aus C5, Cg, C7).
N. thoracodorsalis (aus
C7, C3).
Nn. subscapulares ^aus
C5, Cg, C7, Cg).
N. suprascapularis (aus
C5, Cß).
N. suprascapularis (aus
C5, Cg).
N. axillaris (aus C5, C^,
C7).
Nn. subscapulares (aus C5,
Cg) C7, Cg).
Beteiligung der einzelnen Muskeln bei den Bewegungen der Schulter
und des Arms.
Heben der Schulter (Achselzucken)
Vorwärtsschieben der Schulter
Zurücknehmen der Schulter
Heben des Arms in sagittaler Richtung
nach vorn (>Flexion«)
M. trapezius
M. levator scapulae
Mm. rhomboidei.
M. serratus anterior
M. pectoralis major
M. pectoralis minor.
M. trapezius
Mm. rhomboidei
M. latissimus dorsi.
M. deltoides (vorderer Teil)
M. pectoralis major
M. serratus anterior
M. trapezius.
Nn. cervicales.
71
Heben des Arms nach hinten (»Extension«
Herabziehen des Arms aus der erhobenen
Stellung
Rotation des Anns nach außen
Rotation des Arms nach innen
Heben des Arms in der Frontalebene (»Ab- bis zur Hori- M. deltoides (mittlerer Teil)
duction«; zontalen M. supraspinatus
M. trapezius
über die Hori- M. deltoides (mittlerer Teil)
zontale M. serratus anterior
M. trapezius
M. levator scapulae
Mm. rhomboidei
M. infraspinatus.
M. deltoides (hinterer Teil)
M. teres major
M. latissimus dorsi
M. levator scapulae
Mm. rhomboidei.
M. pectoralis major
M. latissimus dorsi
M. teres major
M. teres minor
M. infraspinatus.
M. infraspinatus
M. teres minor
M. deltoides (hinterer Teil,.
M. subscapularis
M. pectoralis major
M. latissimus dorsi
M. teres major
M. deltoides (vorderer Teil).
Zur Pathologie. Lähmungen des N. dorsalis scapulae (Mm. levator scapulae
und rhomboidei) kommen isoliert sehr selten vor und führen bei der Unversehrtheit des
M. trapezius zu keinen wesentlichen Bewegungsstörungen. Die durch die Lähmung bedingte
Dislocation der Scapula nach außen und unten wird erst bei gleichzeitiger Lähmung des
M. trapezius eine deutliche, indem dann neben der Dislocation das weite Abstehen der
Scapula von der Wirbelsäule auffällt. — Verhältnismäßig häufig kommen Lähmungen
des N. thoracalis longus (M. serratus anterior) vor. Der M. serratus anterior kann allein
gelähmt sein, meist indessen sind auch noch andere Muskeln mitgelähmt. Die Lähmung
tritt häufiger einseitig wie doppelseitig auf und am häufigsten als rechtsseitige traumatische
Serratuslähmung. was dadurch erklärt wird, weil der N. thoracalis longus bei seinem ober-
flächlichen Verlauf (nach Durchtritt durch den M. scalenus medius) leicht Schädigungen
mannigfacher Art ausgesetzt ist (Stoß, Druck, Tragen schwerer Lasten). Bei Serratus-
lähmung steht bei herabhängendem Arm das Schulterblatt auf der gelähmten Seite höher
und der Wirbelsäule näher, infolge der antagonistischen Verkürzung der Mm. levator scapulae,
rhomboidei imd trapezius; der untere Schulterblattwinkel steht dabei etwas von dei Thorax-
wand ab. Die Annäherung an die Wirbelsäule wird deutlicher, wenn der Arm abduciert
und bis zur Horizontalen erhoben wird. Bei doppelseitiger Lähmung können sich bei
dieser Abduction die beiden inneren Schulterblattränder berühren. Bei Erhebung des Arms
nach vorn hebt sich die Scapula »flügelartig« von der Thoraxwand ab. Die Bewegungs-
störung äußert sich vor allem darin, daß der Arm nur wenig oder gar nicht über die
Horizontale erhoben werden kann. — Lähmungen der Nn. thoracales anteriores
(Mm. pectoralis major und minor) und des N. subclavius (M. subclavius) sind selten. Die
Funktionsstörungen bestehen in erschwerter oder aufgehobener Adduction des Arms an den
Thorax, die Hand der gelähmten Seite kann nicht mehr auf die gesunde Schulter gelegt
werden. Da der M. pectoralis major den erhobenen Arm herabzieht, leidet bei einer Läh-
mung auch diese Funktion (z. B. beim Zuhauen oder Herabziehen;. — Selten sind auch
^2 Nervi spinales.
isolierte Lähmungen des N. suprascapularis (Mm. supraspinatus und infraspinatus}.
Bei Lähmung des M. supraspinatus ist die Erhebung des Arms in sagittaler Richtung (nach
vorn) erschwert. Der M. infraspinatus kann in seiner Funktion als Auswärtsroller des Arms
vom M. teres minor ersetzt werden ; ist er gelähmt, dann ist die Drehung des Arms nach
außen erschwert (Störung beim Schreiben, Zeichnen, Nähen), was bei gleichzeitiger Läh-
mung des M. teres minor noch mehr hervortritt. — Selten sind ferner die Lähmungen der
Nn. subscapulares und des N. thoracodorsalis. Die von den Nn. subscapulares
versorgten Mm. subscapularis und teres major sind Einwärtsroller; bei ihrer ""Lähmung ist
der Arm nach außen rotiert und kann nur schwer in die normale Stellung zurückgebracht
werden; dabei sind auch alle Bewegungen, welche der gelähmte Arm auf der entgegen-
gesetzten Körperhälfte ausführen will, erschwert. Bei Lähmung des vom N. thoracodorsalis
versorgten M. latissimus dorsi ist die Bewegung des Arms nach rückwärts erschwert. —
Bei der häufiger vorkommenden Lähmung des N. axillaris kommt hauptsächlich die
Funktionsstörung des M. deltoides in Betracht. Der Arm kann nicht mehr abduciert und
nicht mehr nach vorn und hinten gehoben werden, er hängt schlaff herab, und beim Ver-
suche ihn zu heben, tritt statt einer Erhebung des Arms eine Hebung der ganzen Schulter
ein. Bei länger bestehender Lähmung fällt die starke Atrophie des Muskels auf, zudem
entwickelt sich allmählich ein Schlottergelenk.
Krämpfe im Gebiete der von der Pars supraclavicularis des Plexus brachialis ver-
sorgten Muskeln sind selten.
B. Pars intraclavicularis.
Der in der Fossa infraclavicularis hinter den Mm. pectorales gelegene
Teil des Plexus brachialis läßt drei Hauptbündel erkennen, welche die Arteria
brachialis umgeben und in Rücksicht auf ihre Lage zur Arterie als Fasciculus
lateralis, Fasciculus medialis und Fasciculus posterior unterschieden
werden. Die aus diesem unteren Teil des Plexus stammenden Nerven
ziehen sämtlich zur Extremität.
Der Fasciculus lateralis bezieht seine Fasern aus den Nn. cervicalis V,
VI und VII, aus ihm gehen hervor der N. musculocutaneus und die obere
Wurzel des N. medianus.
Der Fasciculus medialis bezieht seine Fasern aus den Nn. cervicalis VIII
und thoracalis I, aus ihm gehen hervor der N. ulnaris, der N. cutaneus
brachii medialis, der N. cutaneus antibrachii medialis und die untere
Wurzel des N. medianus.
Der Fasciculus posterior bezieht seine Fasern aus den Nn. cervicales
V, VI, VII und VIII und thoracalis I, aus ihm gehen hervor der N. radialis
und der N. axillaris.
N. musculocutaneus.
(Aus C5, Cg, C^.)
Er zieht lateralwärts , durchbohrt den M. coracobrachialis und verläuft
dann zwischen M. biceps und M. brachialis distalwärts, durchbohrt die Fascia
brachii lateral von der Sehne des M. biceps und zieht mit der Vena cephalica
als N. cutaneus antibrachii lateralis weiter bis zum Handgelenk.
Oft zieht ein Verbindungsast zum N. medianus, ferner zieht ein feiner Faden durch'
das Foramen nutritium humeri zum Knochen.
Nn. cervicales. 73
Äste :
1. Ratni musculares z. M. coracobrachialis,
z. M. biceps,
z. M. brachialis.
2. N. CH taue US antibrachU lateralis zur Haut am radialen
Rand und der radialen Hälfte der Volarflache des Vorderarms bis
zur Haut des Daumenballens.
Anastomose mit dem R. superficialis nervi radialis, R. dorsalis manus
nervi ulnaris und mit dem N. cutaneus antibrachii medialis.
N. cutaneus brachii medialis.
(Aus Cg und Thj.)
Verlauf durch die Achselhöhle und Verbindung daselbst mit Rami cutanei
laterales des II. und III. Thoracalnerven, Nn. intercostobrachiales. Durch-
tritt durch die Fascia axillaris und brachii und Verästelung in der Haut der
Achselhöhle und der medialen Fläche des Oberarms bis zum Epicondylus
medialis humeri.
N. cutaneus antibrachii medialis.
(Aus Cg und Thj.)
Verlauf mit der Vena axillaris und dem N. ulnaris distalwärts und Durch-
bohrung der Fascia brachii da, wo die Vena basilica eintritt. Teilung in Ramus
volaris und Ramus ulnaris.
1. Ranius volaris, zur Haut der ulnaren Hälfte der Volarflache des
Vorderarms.
2. ManitlS ulnar iSf zur Haut der Ulnarseite und der ulnaren Hälfte
der Dorsalfläche des Vorderarms.
N. medianus.
Er entsteht aus zwei Wurzeln, aus einer oberen aus dem Fasciculus late-
ralis (Cj , Cg, Cy) und einer unteren aus dem Fasciculus medialis (Cg, ThJ
stammenden Wurzel. Vereinigung beider Wurzeln unter spitzem Winkel an
der vorderen Fläche der Arteria axillaris. Verlauf mit der Arteria brachialis,
lateral von derselben, im Sulcus bicipitalis medialis abwärts. Oft Aufnahme
eines Bündels von N, musculocutaneus. Weiterer Verlauf über die Arteria
brachialis nach deren medialer Seite, dann unter dem Lacertus fibrosus, über
die Arteria ulnaris, durch den M. pronator teres, zwischen M. flexor digitorum
sublimus und M. flexor digitorum profundus gegen das Handgelenk, daselbst
zwischen den Sehnen des M. flexor carpi radialis und des M. palmaris longus, dann
unter dem Ligamentum carpi transversum und im Canalis carpi zur Hohlhand.
74
Nervi spinales.
Äste:
1. Raini mtlSCUlares z. M. pronator teres,
z. M. flexor carpi radialis,
z. M. palmaris longus,
z. M. flexor digitoruin sublimis.
Rami articulares ziehen zum Ellbogengelenk.
2. 3r. interosseus (antibraühii) volavis. Verlauf mit der
Arteria inlerossea auf der Membrana interossea distalwärts bis zum
M. Pronator quadratus. Äste enden:
im M. fle.xor pollicis longus,
im M. flexor digitorum profundus (radiale Hälfte: Zeige- und
Mittelfinger),
im M. Pronator quadratus.
Feine Äste verlaufen als Knochennerven zu den Foramina nutritia des
Radius und der Ulna und zum Handgelenk.
3. RaillUS l^almavis n. tueiliaill. Durchbohrt die Fascia anti-
brachii oberhalb des Handgelenks zwischen den Sehnen des M. flexor
carpi radialis und des M. palmaris longus und endet in der Haut
des Handgelenks (radiale Hälfte), in der Haut des Daumenballens
und der Hohlhand.
4. Endüste des N. medianiis. In der Hohlhand teilt sich der
N. medianus in 4 Hauptäste, JVn. digitales volares communes /, //,
/// und /F, aus denen 7 Nn. digitales volares proprii hervorgehen,
welche die Volarfläche des Daumens, Zeige- und Mittelfingers und
die radiale Hälfte des Ringfingers versorgen.
N. digltalis volaris
communis I
N. digitalis volaris
communis II
N. digitalis volaris
communis III
N. digitalis volaris
communis IV
z. M. abductor pollic. brevis
z. M. flexor pollic. brevis
z, M. opponens pollicis
zur Haut der radialen Seite des Daumens
zur Haut zwischen Daumen und Zeige-
finger und zum M. lumbricalis I
zur Haut zwischen Zeige- und Mittel-
tinger und zum M. lumbricalis II
zur Haut zwischen Mittel- und Ring-
finger und zum M. lumbricalis III
Ramus muscularis.
N. volar, pollic. radialis.
N. volar, pollic. ulnaris
N. volar, indicis radialis.
N. volar, indicis ulnaris
N. volar, digiti medii
radialis.
N. volar, digiti medii
ulnaris
N. volaris digiti annularis
radialis.
Der N. digitalis volaris communis IV anastomosiert mit dem N. ulnaris:
Ramus anastom oticus cum n. ulnari, (Ramus volaris superficialis.)
Nu. cervicales.
75
Die Nn. digitales volares communes senden auch Äste zur Haut der Hohl-
hand, und die Nn. digitales volares proprii breiten sich distal wärts auch an
der Dorsalfläche der Endphalange des Daumens, der Mittel- und Endphalangen
des II. und III. und zum Teil auch des IV. Fingers (radiale Seite) aus.
N. ulnaris.
(Aus Cg und Thj.)
Verlauf zunächst mit der Arteria brachialis, medial von derselben, und
mit dem N. medianus, dann hinter dem Septum intermusculare mediale zum
Sulcus nervi ulnaris humeri zwischen Epicondylus medialis humeri und Olec-
ranon. Durchtritt zwischen den Ursprüngen des M. flexor carpi ulnaris und
weiterer Verlauf zwischen M. flexor carpi ulnaris und M. flexor digitorum
profundus neben der Arteria ulnaris distalwärts. Teilung ca. 5 cm oberhalb
des Handgelenks in Ramus dorsalis manus und Ramus volaris manus.
Äste:
1. Hanii rtlUSClllaves z. M. flexor carpi ulnaris,
z. M. flexor digitorum profundus (ulnare
Hälfte: IV. u. V. Finger).
Rami articulares ziehen zum Ellbogengelenk.
2. Ramus palmar Is, Durchbohrt die Fascia antibrachii zwischen
M. flexor carpi ulnaris und M. flexor digitorum profundus und endet
in der Haut der volaren Fläche des Handgelenks (ulnare Hälfte)
und des Kleinfingerballens.
3. Endüste des W. ulnaris.
a) Ramus dorsalis manus, Verlauf zwischen Ulna und
der Sehne des M. fle.xor carpi ulnaris zur Dorsalfläche des
Handgelenks und Teilung daselbst in 5 Nn. digitales dor-
sales, die in der Haut der Dorsalfläche des V, IV und der
ulnaren Seite des III. Fingers enden. (Ausgenommen sind
die von den Nn. digitales volares proprii n. mediani ver-
sorgten Teile des IV. und III. Fingers.)
zur Haut des V. Fingers.
N. dorsalis digiti quinti ulnaris
N. dorsalis digiti quinti radialis
N. dorsalis digiti annularis ulnaris
N. dorsalis digiti annularis radialis
N. dorsalis digiti medii ulnaris
zur Haut des IV. Fingers.
zur Haut der ulnaren Seite
des III. Fingers.
b) Ratnus volaris manus. Verlauf am radialen Rand des
M. flexor carpi ulnaris zwischen M. flexor carpi ulnaris und
M. flexor digitorum sublimis zur Hohlhand und Teilung vor
y6 Nervi spinales.
dem Ligamentum carpi transversum in Ramus superficialis und
Ramus profundus.
Mamus swperficialis :
a) Ramus anastomoticus cum N. mediane (N. digitalis
volaris communis IV),
ß) Ramus muscularis z. M. palmaris brevis,
y) Nn. digitales volares communes V und VI, aus
welchen 3 Nn. digitales volares proprii hervor-
gehen, welche die Volarfläche des kleinen und die
ulnare Hälfte des Ringfingers versorgen.
N. volaris digiti annularis ulnaris
N. volaris digiti quinti radialis.
N. digitalis volaris t zur Haut zwischen IV. und
communisV ■ V. Finger und zum M. lum-
bricalis IV (und III)
N. digitalis volaris 1 zur Haut der ulnaren Seite
communis VI des V. Fingers
N. volaris digiti quinti ulnaris.
Ramus profiuidiis. Dringt zwischen M. abductor
digiti quinti und M. flexor brevis digiti quinti in die
Tiefe und zieht bogenförmig radialwärts.
Rami musculares: z. M. abductor digiti quinti,
z. M. flexor brevis digiti quinti,
z. M. opponens digiti quinti,
z. M. adductor pollicis,
z. Mm. lumbricales IV und III,
z. Mm. interossei.
Anastomose mit N. medianus. Äste zu den Gelenken
und Knochen der Hand.
N. radialis.
(Aus C5, Cg, Cy, Cg und Thj.)
Verlauf zunächst hinter der Arteria axillaris, dann zwischen Caput longum
und Caput mediale des M. triceps neben der Arteria profunda brachii und
Arteria coUateralis lateralis zur dorsalen Seite des Oberarms und im Sulcus
nervi radialis distalwärts. Durchbohrung des Septum intermusculare laterale
und des M. brachioradialis und weiterer Verlauf zwischen M. brachioradialis
und M. brachialis zur Ellenbeuge und Teilung daselbst vor dem Capitulum
radii in den Ramus profundus und Ramus superficialis.
Äste:
I. N. Ctltaneus brachii l)OSterior\ Ursprung in der Achsel-
höhle, Verlauf zur Regio posterior brachii und Endigung daselbst
in der Haut zwischen den Bezirken des N. cutaneus brachii medialis
und des N. cutaneus brachii lateralis.
Nn. cervicales. "in
ttciTni tnusculareSf zu den drei Köpfen des M. triceps und
zum M. anconaeus. Von diesen Rami musculares zieht einer als
N. collateralis ulnaris (n. radialis) mit dem N. ulnaris hinter
das Septum intermusculare mediale und endet im Caput mediale
des M. triceps. Ein anderer Ramus muscularis zieht zum Caput
laterale des M. triceps und in diesem abwärts und gelangt zwischen
Epicondylus lateralis und Olecranon zum M. anconaeus.
JV. cutaneus antibrachii dorsalis. Entspringt im Sulcus
nervi radialis, zieht neben dem N. radialis abwärts, durchbohrt die
Fascia brachii zwischen M. triceps und M. brachioradialis und ver-
teilt sich in der Haut der dorsalen Fläche des Oberarms bis gegen
das Handgelenk.
Rami musculares z. M. brachioradialis,
z. M. extensor carpi radialis longus (mit-
• unter auch z. M. brachialis).
JE ltdäste des W. radialis:
a) MamilS profundus. Durchbohrt den M. supinator und
gelangt dann distalwärts zur dorsalen Seite des Vorderarms.
a] Rami musculares z. M. extensor carpi radialis brevis,
z. M. supinator,
z. M. extensor digitor. communis,
z. M. extensor digiti quinti proprius,
z. M. extensor carpi ulnaris.
ß) Ein langer Ast zieht als N. interosseus (antibrachii)
dorsalis zwischen den Mm. extensores poUicis zur Mem-
brana interossea und zum Handgelenk. Er sendet
Rami musculares z. M. abductor pollicis longus,
z. M. extensor pollicis brevis,
z, M. extensor pollicis longus,
z. M. extensor indicis proprius.
b) Hamus superficialis. Verlauf zunächst unter dem
M. brachioradialis, dann zwischen M. brachioradialis und
M. extensor carpi radialis longus distalwärts zum radialen
Rand des Vorderarms und nach Durchbohrung der Fascia
antibrachii zwischen Radius und der Sehne des M. brachio-
radialis zur Dorsalseite des Handgelenks und der Hand.
Teilung in ulnaren und radialen Hauptast.
a) Ramus anastomoticus ulnaris. Verbindung des
ulnaren Hauptastes mit dem Ramus dorsalis manus
n. ulnaris.
*^*%<.
7»
Nervi spinales.
Nn. digitales dorsales, in der Regel fünf, zur Haut
der Dorsalfläche des Daumens, des Zeigefingers und der
radialen Hälfte des Mittelfingers (am Daumen bis zur
Nagelbasis, am Zeige- und Mittelfinger bis zur Mittel-
phalange).
Ulnarer Hauptast:
N. dorsalis digiti medii radialis
N. dorsalis indicis ulnaris
N. dorsalis indicis radialis
N. dorsalis poUicis ulnaris
zur Haut der Radialseite des III. Fingers.
zur Haut des Zeigefingers.
zur Haut des Daumens.
Radialer Hauptast:
N. dorsalis pollicis radialis | zur Haut des Daumens.
Der N. dorsalis pollicis radialis anastomosiert mit dem N. cutaneus antibrachii lateralis
(N. musculocutanei).
Funktion und Innervation der Muskeln des Arms
Muskeln des Oberarms.
M. biceps beugt den Vorderarm und supiniert ihn
M. coracobrachialis adduciert und hebt den Oberarm
M. Irachialis beugt den Vorderarm
M. triceps streckt den Arm im Ellbogengelenk
M. anconaeus streckt den Arm im Ellbogengelenk
In.
musculocutaneus.
N. radialis.
M. Pronator teres
Muskeln des Vorderarms. Beugeseite.
Oberflächliche Schicht.
N. medianus (ev. N. musculo-
cutaneus infolge Anastomose
des letzteren mit dem N. medi-
M. ßexor carpi radialis
M. pahnaris longus
ßf. flexor digitorutit sub-
li?iiis
M. flexor carpi ulnaris
M. ßexor pollicis longus
M. flexor digi forum pro-
fundus
M. Pronator qitadratus
proniert und beugt den Vor-
derarm
beugt die Hand und abduciert
sie radialwärts
beugt die Hand und spannt
die Palmaraponeurose
beugt die Mittelphalangen des
2. bis 5. Fingers
beugt die Hand und abduciert
sie ulnarwärts
Tiefe Schicht,
beugt die Endphalange des
Daumens
beugt die Endphalangen des
2. bis 5. Fingers
proniert den Vorderarm
N. medianus.
N. ulnaris.
N. medianus.
radialer Teil
(2. und 3. Finger) ,
ulnarer Teil 1^. ulnaris.
(4. und 5. Finger) J
N. medianus.
y
medianus
Nn. cervicales.
79
M. brachioradialis
M. extensor carpi radialis longiis
M. extensor carpi radialis brevis
M. extensor digitorum cotn»ninis
M. extensor digiti quinti froprius
M. extensor carpi itlnaris
Muskeln des Vorderarms. Streckseite.
Oberflächliche Schicht.
beugt den Vorderarm und proniert ihn T
strecken die Hand und abducieren sie
radialwärts
streckt den 2. bis 5. Finger und die
ganze Hand
streckt den 5. Finger
streckt die Hand und abduciert sie ulnar-
wärts
M. supinafor
M. abductor pollicis longus
M. extejtsor pollicis brevis
M. extensor pollicis longus
M. extensor indicis proprius
M. abductor pollicis brevis
M.Jlexor pollicis brevis
M. opponens pollicis
M. adductor pollicis
M. palmaris brei'is
M. abductor digiti quinti
M. flexor digiti quinti
M. opponens digiti quinti
Tiefe Schicht,
supiniert den Vorderarm
abduciert Hand und Daumen
abducieren und strecken den Daumen
streckt den Zeigefinger
Muskeln der Hand.
Daumenballen,
abduciert den Daumen
beugt die Grundphalange des Daumens
opponiert den Daumen
adduciert den Daumen
Klein fingerballen,
spannt die Palmaraponeurose
abduciert den kleinen Finger
beugt den kleinen Finger
opponiert den kleinen Finger |
N. radialis.
> N. radialis.
N. medianus.
N. ulnaris.
N. ulnaris.
Mittlere Handinuskeln.
Mm. lumbri- \
cales I II \\\\] I
Mm. lumbri- \
cales (III) IV I
N. ulnaris.
N. ulnaris.
Mm. lumbricales beugen die Grundphalangen und strecken ivim. lumun- \ ^ rnedianus
gleichzeitig die Mittel- und Endpha-
langen
Mi)i. interossei beugen die Grundphalangen und strecken
gleichzeitig die Mittel- und Endpha-
langen, abducieren und adducieren die
Finger
Beteiligung der einzelnen Muskeln bei den Arm-, Hand- und
Fingerbewegungen.
Beugen des Vorderarms gegen den Oberarm M. biceps
M. brachialis
M. brachioradialis
M. Pronator teres.
8o
Nervi spinales.
Strecken des Arms im Ellbogen-
gelenk
Pronation des Vorderarms und
der Hand
Supitiation des Vorderarms und
der Band
Beugen der Hand (Volar-
flexion)
Strecken der Hand (Dorsal-
flexion)
Abduction der Hand radial-
7värts
Abduction der Hand ulnar-
wärts
Bettgen der Finger
Strecken der Finger
Abduction und Adduction der
Finger (Spreizen der Finger)
Beugen der Grundphalangeti
bei gleichzeitiger Streckung
der Mittel- und Endpha-
langen
Strecken und Abducieren des
Daumens
Opposition des Dautnens
(»Pfötchenstellung«)
M. triceps
M. anconaeus.
M. Pronator teres
M. Pronator quadratus
M. brachioradialis.
M. supinator
M. biceps.
M. flexor carpi radialis
M. flexor carpi ulnaris
M. palmaris longus.
M. extensor carpi ulnaris
M. extensor carpi radialis longus
M. extensor carpi radialis brevis
M. extensor digitorura communis.
M. flexor carpi radialis
M. extensor carpi radialis longus
M. extensor carpi radialis brevis.
M. flexor carpi ulnaris
M. extensor carpi ulnaris.
M. flexor digitorum sublimis (Beugen der Mittelphalangen)
M. flexor digitorum profundus (Beugen der Endphalangen^
M. extensor digitorum communis
M. extensor indicis proprius
M. extensor digiti quinti proprius.
Mm. interossei.
Mm. lurabricales
Mm. interossei.
M. abductor pollicis longus
M. extensor pollicis brevis
M. extensor pollicis longus.
M. flexor pollicis brevis
M. opponens pollicis
M. abductor pollicis brevis.
Bezüglich der Innervation der Armmuskulatur ergiebt sich übersichtlich
folgendes :
Der N. musculocutaneus innerviert die Beuger am Oberarm (mit
Ausnahme des M. brachioradiahs).
Der N. radialis innerviert sämtliche Strecker am Ober- und
Vorderarm und die Mm. brachioradialis und supinator.
Der N. medianus innerviert den radialen Teil der Beuger am
Vorderarm, die Pronatoren, die Muskeln des Daumenballens (mit
Ausnahme des M. adductor pollicis) und die Mm. lumbricales I, II
und III.
Nn. cervicales.
8i
Der N, ulnaris innerviert den ulnaren Teil der Beuger am
Vorderarm, die Muskeln des Kleinfingerballens, den M. adductor
pollicis, die Mm. lumbricales III und IV und die Mm. interossei.
Bezüglich der einzelnen von den peripheren Hautnerven versorgte« Ge-
biete vergleiche Fig. 15.
Nn.supradaviculares
N-Cufanbrachii
med .
N cufan anh'brachii
med.
R palmar
(N ulnaris)
N.cufan.
brachii lar.
(axillariil
Ncutanbrachiiposl.
(Nxddidlis)
LNcutaaanhbrdchdor^al
IM radialis)
N cutan.
antibracli.laf.
1(N musculocutiin.)
N. ulnaris
N.medianus
N ulnaris
N. radialis
Nmedianus
Fig. 15. Schematische Darstellung der Verbreitungsgebiete der Hautnerven am Arm.
Zur Pathologie. Am häufigsten kommen Lähmungen des N. radialis vor. Die
Störungen sind folgende: Die Hand hängt schlaff herab in Beugestellung, auch die Finger
und der Daumen sind gebeugt, letzterer ist dem Handteller genähert. Hand und Finger
können nicht dorsal flectiert werden. Ab- und Adduction der Hand sind erschwert. Der
Daumen kann nicht gestreckt und nicht abduciert werden. Bei gestrecktem Arm kann
infolge Lähmung des M. supinator der Vorderarm nicht mehr supiniert werden (bei gebeugtem
Arm ist Supination infolge Wirkung des M. biceps möglich). Bei der Mehrzahl der Radialis-
lähmungen ist der M. triceps verschont; ist er mitgelähmt, dann kann der Arm im Ell-
bogengelenk nicht mehr gestreckt werden. Gegenüber diesen motorischen Störungen sind
Sensibilitätsstörungen meist gering, sie lokalisieren sich entsprechend der Ausbreitung der
vom Radialis ausgehenden sensiblen Äste auf der Rückseite des Arms, besonders häufig in
der radialen Hälfte des Handrückens. Objektiv sind meist nur geringfügige oder gar keine
Sensibilitätsstörungen nachweisbar, häufiger bestehen abnorme subjektive Empfindungen
oder Paraesthesien (Taubheitsgefühl, Ameisenkriechen usw.).
Störungen bei Lähmung des N. ulnaris: Beugen der Hand und Abduction der-
selben ulnarwärts sind abgeschwächt, Bewegungen des kleinen Fingers sind nicht mehr
möglich, auch ist eine Beugung des 3., 4. und 5. Fingers infolge teilweiser Lähmung des
M. flexor digitorum profundus unvollständig. Der Daumen kann infolge Lähmung des
M. adductor pollicis nicht mehr dem Metacarpale des Zeigefingers genähert werden. Vor
allem charakteristisch ist aber für die Ulnarislähmung jene Störung, die infolge Lähmung
der Mm. interossei und lumbricales auftritt. Da diese Muskeln die Grundphalangen beugen,
bei gleichzeitiger Streckung der Mittel- und Endphalangen, tritt umgekehrt bei ihrer Läh-
mung infolge Überwiegen der Extensoren eine Hyperextension der Grundphalangen ein, bei
Villiger, Die periphere Innervation. 6
82 Nervi spinales.
gleichzeitiger Flexion der Mittel- und Endphalangen, wodurch die Finger krallenartig gegen
die Handfläche gerichtet werden. Gestürt ist dabei auch die Ab- und Adduction der Finger
(Spreizen der Finger). Eine Lähmung der Mm. interossei und lumbricales führt
also zu einer Störung der wichtigsten Funktionen der Hand. Gegenstände können nicht
mehr zwischen den einzelnen Fingern festgehalten werden, und es ist unmöglich, Gegen-
stände zu ergreifen und sie festzuhalten. Bei lang andauernder Lähmung tritt besonders
die Atrophie der Mm. interossei und der Muskeln des Kleinfingerballens deutlich hervor,
und die Hand nimmt jene für Ulnarlslähmung typische Form an, die man als Krallen-
oder Klauenhand bezeichnet. Bezüglich der Ausbreitung vorhandener Sensibilitätsstörungen
gibt Fig. 15 näheren Aufschluß.
Störungen bei Lähmung des N. medianus: Die Pronation des Vorderarms ist fast
ganz aufgehoben, sie kann noch durch den M. brachioradialis erfolgen; die Beugung der
Hand ist beschränkt, sie erfolgt nur mehr ulnarwärts. Die Bewegung der Mittel- und End-
phalangen der Finger ist (mit Ausnahme des 4. und 5. Fingers) unmöglich, während die-
jenige der Grundphalangen noch durch die Mm. interossei möglich wird. Charakteristisch
für die Medianuslähmung ist die Haltung des Daumens, derselbe kann nicht flectiert und
nicht opponiert werden; infolge Wirkung des nicht gelähmten M. adductor pollicis liegt er
dem Zeigefinger fest an und ist außerdem infolge der Extensorenwirkung stark dorsal flec-
tiert. Die Hand nimmt so jene pathologische Stellung an, die man als Affenhand be-
zeichnet. Sensibilitätsstörungen finden sich entsprechend der Ausbreitung der sensiblen
Medianusäste im radialen Teil der Vola manus und dorsal in den Endphalangen des
I. — 3. Fingers. Bei lange bestehender Lähmung ist besonders die Atrophie der Daumen-
ballenmuskulatur auffällig.
Isolierte Lähmungen des N. musculocutaneus sind sehr selten. Die Störungen
machen sich in Beschränkung oder Aufhebung der Beugung des Vorderarms gegen den
Oberarm geltend.
Neben diesen isolierten Lähmungen einzelner aus dem Plexus brachialis stammender
Hauptnerven kommen nun auch noch Lähmungen mehrerer Armnerven zugleich, multiple
oder combinierte Armnervenlähmungen vor. Die Hauptformen sind die Ere-
DucHENNEsche und die Ki.uMPKEsche Plexuslähmung.
Die EKiische Plexuslähmung betrifft ganz bestimmte Muskeln, nämlich die
Mm. deltoides, biceps, brachialis und brachioradialis, mitunter auch noch die Mm. supra-
spinatus, infraspinatus und suplnator, Muskeln, die hauptsächlich vom 5. und 6. Cervical-
nerven innerviert werden. Man bezeichnet daher diese EKitsche I^ähmung auch als obere
Plexuslähmung. Die Lähmung kann erfolgen bei Läsionen des 5. und 6. Cervicalnerven,
sie kann aber auch durch Läsion einer bestimmten Stelle des Plexus brachialis bedingt
sein, nämlich da, wo die betreffenden Nerven sich zur Bildung des Plexus brachialis ver-
einigen (nach Durchtritt durch die Mm. scaleni). Diese Stelle findet sich ca. 2 — 3 cm über
der Clavicula etwa fingerbreit hinter dem M. sternocleidomastoideus und wird als ERi'.scher
Supraclavicularpunkt bezeichnet. Als Symptome ergeben sich: der Arm kann nicht
mehr erhoben und abduciert werden, ebenso ist die Beugung des Vorderarms gegen den
Oberarm aufgehoben. Sind auch die Mm. infraspinatus und suplnator gelähmt, dann kann
der Arm nicht mehr nach auswärts gerollt und nicht mehr supiniert werden.
Als DuciiENNEsche Entbindungslähmung bezeichnet man eine Lähmung, welche
die gleichen Muskelgruppen betrifft wie die ERBsche Lähmung, die aber bei Neugeborenen
infolge störender Vorgänge bei der Geburt, meist bei Geburten unter Kunsthilfe, vorkommt.
Die KLUMrKEsche Lähmung betrifft den 8. Cervical- und den i, Thoracalnerven
und wird daher auch als untere Plexuslähmung bezeichnet. Gelähmt sind die kleinen
Handmuskeln (Muskeln des Daumen- und Kleinfingerballens, Mm. interossei), mitunter auch
einzelne Beuger am Vorderarm. Daneben bestehen oculopupilläre Symptome (Beteiligung
des Sympathicus infolge Verletzung des Ramus communicans), so Verengerung der Lidspalte,
Zurücksinken des Augapfels, Miosis. Sensible Störungen treten hauptsächlich im Gebiete
der Nn. ulnaris und medianus auf. — Selten sind totale Plexuslähmungen. —
Krämpfe und Neuralgien (Neuralgia brachialis) im Gebiete des Plexus brachialis
sind selten beobachtet.
Nn. thoracales.
83
Nn. thoracales.
Die Rami posteriores teilen sich ein jeder in einen Ramus cutaneus
medialis und einen Ramus cutaneus lateralis, welche sowohl die Mus-
kulatur wie die Haut des Rückens innervieren. Bei den sieben oberen Thoracal-
nerven sind die medialen Äste, bei den fünf unteren die lateralen Äste stärker
entwickelt.
Die Rami anteriores verlaufen zwischen den Rippen nach vorn und
werden als Nn, intercostales bezeichnet. Wirkliche intercostale Nerven
sind eigentlich nur die elf oberen, der zwölfte Ramus anterior zieht unterhalb
der zwölften Rippe und wird auch als N. subcostalis bezeichnet. Der
Ramus anterior des ersten Thoracalnerven beteiligt sich am Plexus brachialis,
der Ramus anterior des zwölften Thoracalnerven am Plexus lumbalis. Jeder
Intercostalnerv verläuft zunächst eine Strecke weit an der inneren Brustwand
und dann zwischen den Mm. intercostales interni und externi nach vorn. Bei
den fünf oberen Intercostalnerven zieht der Stamm im Intercostalraum weiter
und endet dann neben dem Sternum als Ramus cutaneus anterior pectoralis.
Die sieben unteren Intercostalnerven dringen im weiteren Verlaufe zwischen
die Mm. obliquus internus und transversus abdominis ein und ziehen schräg
nach vorn und abwärts; sie enden als Rami cutanei anteriores abdominales.
Die Intercostalnerven geben während ihres Verlaufes folgende Äste ab:
1. Itanil niJisculares zu den benachbarten Muskeln:
Mm. levatores costarum,
Mm. intercostales,
Mm. subcostales,
M. transversus thoracis,
Mm. serrati posteriores.
Mm. obliqui abdominis,
M. transversus abdominis,
M. rectus abdominis,
M. pyramidalis.
2. Hamua cntauens lateralis. Diese lateralen Äste treten in der
Mitte zwischen Axillar- und Mammillarlinie durch die Fascie. Je nach
der Höhe, in welcher sie entspringen, werden sie als Rami cutanei
pect oral es oder abdominales bezeichnet. Jeder laterale Ast teilt
sich in einen Ramus posterior und einen Ramus anterior. Die Rami
posteriores des zweiten und dritten Intercostalnerven verbinden sich
als Nn. intercostobrachiales mit dem N. cutaneus brachii medialis
(des Plexus brachialis). Von den vorderen Asten der Rami cutanei
pectorales ziehen Rami mammarii laterales zur Brustdrüse.
6*
84
Nervi spinales.
3. ManitfS cutajteus anterior. Diese vorderen Äste sind die End-
äste der Intercostalnerven und werden wie die Rami cutanei laterales
je nach der Höhe ihres Durchtritts als Rami cutanei pectorales
oder abdominales bezeichnet. Sie versorgen die Haut medial von
der Mammillarlinie. Von den Rami pectorales ziehen Rami mam-
marii mediales zur Brustdrüse.
Die Nn. thoracales versorgen die Haut und Muskulatur des
Rückens (Mm. serrati posteriores und Rückenmuskeln im engeren
Sinne), die Haut von Brust und Bauch, die eigentlichen Thorax-
muskeln und die Bauchmuskulatur.
Funktion und Innervation der Rückenmuskein.
I. Spino-humerale Muskeln.
AI. trapezins
M. latissimus dorsi
Mm. rhomboidei
M. levator scapulae
siehe S. 69 und 70.
AI. serratus posterior sjtperior
I\l. serratus posterior inferior
II. Spino-costale Muskeln.
hebt die oberen Rippen
zieht die vier unteren Rippen abwärts
Nn. intercostales.
Beide Mm. serrati sind Erweiterer des Thorax (Inspiratoren)
III. Spino-dorsale Muskeln (Rückenmuskein im engeren Sinne).
A. Laterale Abteilung.
M. splenius capitis et cer-
vicis (M. spino-transver-
salis)
doppelseitig: Retroflexion des Kopfes
einseitig: Seitwärtsdrehen von Kopf
und als
Ramus posterior des
N. cervicalis 11.
M. sacrospinalis s. Erector trtmci s. Opistothenar.
M. iliocostalis lumborum
dorsi
cervicis
]\f. longissiiitiis dorsi
cervicis
capitis
Mm. intertransversarii :
Lendenteil : mediales
laterales
Halsteil : posteriores
anteriores
doppelseitig: Retroflexion (Strecken)
der Wirbelsäule und des Kopfes
einseitig: seitliche Drehung von Hals
und Kopf
mediales (posteriores) Strecken der
Wirbelsäule
laterales (anteriores) Seitwärtsbeugen
der Wirbelsäule
Nn. spinales (Rami
posteriores).
AI. spinalis dorsi
cervicis
capitis
B. Mediale Abteilung.
doppelseitig : Strecken der Wirbelsäule
einseitig: Seitwärtsbiegen der Wirbel-
säule
Nn. spinales (Rami
posteriores).
Nn. thoracales.
85
M. semispiualis dorsi
cervicis
capitis
M. muUifiJus
Mm. rotatores
doppelseitig: Strecken der Wirbelsäule
und des Kopfes
einseitig: Seitwärtsdrehen der Wirbel-
säule und des Kopfes
doppelseitig: Strecken der Wirbelsäule
einseitig: Drehen der Wirbelsäule
Nn. spinales (Rami
posteriores).
Die Mm. semispinalis, multitidus und rotatores bilden zusammen den 1\I. transverso-
spi nalis.
Mm. intcrspinalcs \ Strecken der Wirbelsäule | Nn. spinales (Rami posteriores).
M. rectus capitis posterior major
,r -,•, , i 1 I M. rectus capitis posterior minor
Mm. occipito-vertebraks I ,, , ,. . .
,, ^. r ivT I 1 1 \ M. obliquus capitis superior
(kurze tieie Nackenmuskeln i , , ,. . . . 5 .
' M. obliquus capitis inferior
M. rectus capitis lateralis
siehe S. 66.
Thoraxmiiskeln.
Mm. Icvatores costarum
Mm. intercostales
Mm. subcostaUs
M. transversus thoracis
Heben der Rippen
Heben der Rippen
Exspiratoren
Nn. intercostales (der i. Levator wird
vom N. cervicalis VIII innerviert).
Nn. intercostales.
Nn. intercostales.
M. rectus abdominis
M. pyramidalis
M. obliquus exlernus
abdominis
M. obliquus internus
abdominis
M. transversus abdo-
minis
M. quadratus lumbo-
fum
Bauchmuskeln.
bei feststehendem Becken Herabziehen des
Thorax und Vorwärtsbeugen der Wirbel-
säule. Bei feststehendem Thorax Heben
des Beckens
spannt die Linea alba
bei feststehendem Becken Herabziehen des
Thorax und Vorwärtsbeugen der Wirbel-
säule. Bei einseitiger Wirkung Drehen
des Thorax nach der anderen Seite. Bei
feststehendem Thorax Heben des Beckens
bei feststehendem Becken Herabziehen des
Thorax und Vorwärtsbeugen der Wirbel-
säule. Bei einseitiger Wirkung Drehen
des Thorax nach der gleichen Seite. Bei
feststehendem Thorax Heben des Beckens
zieht die Rippen nach innen
Nn. thoracales ^und
Aste vom Plexus
lumbalis, Nn. ilio-
hypogastricus und
ilioinguinalisj.
Herabziehen der letzten Rippe,
flexion der Lendenwirbelsäule
Lateral- Plexus lumbalis.
Strecken des Rumpfes erfolgt hauptsächlich durch die langen Riickenmuskeln :
M. sacrospinalis,
M. spinalis,
M. transverso-spinalis.
35 Nervi spinales.
Seitivärtsneigcn des Kumpfes erfolgt bei einseitiger Wirkung des M. quadratus lumborum
und der Bauchmuskeln.
Beugen des Rumpfes nach vorn erfolgt durch die Bauchmuskulatur.
Rotation des Rumpfes erfolgt durch die :
Mm. semispinalis,
multifidus,
rotatores,
intertransversarii.
Die ThoraxDiuskeln sind zusammen mit dem Zwerchfell Athmungsmuskeln. Dazu kommen
als Hilfsmuskeln:
die Mm. scaleni, ,
Mm. serrati,
Mm. sternocleidomastoidei,
Mm. pectorales,
Mm. subclavii.
Die gemeinsame Tätigkeit aller Bauchmuskeln besteht in der Bauchpresse; sie bedingt
eine Verengerung der Bauchhöhle.
Zur Pathologie. Lähmungen und Krämpfe der Rücken- und Bauchmuskulatur sind
selten. Bei doppelseitiger Lähmung des M. sacr ospinalis besteht eine Lendenlordose
mit Hebung des Beckens. Beim Stehen ist der Oberkörper stark nach hinten gebeugt, beim
Sitzen springt der Lendenteil der Wirbelsäule stark nach hinten vor, und die Kranken stützen
sich, um nicht nach vorn zu fallen, mit den Armen auf die Oberschenkel. Beim Gehen
wird der Körper nach hinten geworfen , der Gang ist ein watschelnder. — Bei doppel-
seitiger Lähmung der Bauchmuskeln fehlt die Bauchpresse, infolgedessen sind alle
Exspirationsbewegungen erschwert (Husten, Nießen, Urin- und Stuhlentleerung). Das freie
Aufrichten aus der Rückenlage ist unmöglich , außerdem besteht eine Lordose im Lenden-
teil mit starker Senkung des Beckens nach vorn.
Unter den Sensibilitätsstörungen sind die Int erco stalneuralgie und die
Neuralgie der Brustdrüse, Neuralgia mammalis s. Mastodynie zu erwähnen.
Nn. lumbales, Nn. sacrales,
N. coccygeus.
Die langen Wurzeln der Nn. lumbales I — V, der Nn. sacrales I — -V und
des N. coccygeus ziehen eine längere Strecke im Duralsack eingeschlossen
abwärts. Die Spinalganglien der hinteren Wurzeln der Nn. lumbales liegen
zum Teil noch in den Foramina intervertebralia, zum Teil bereits im Canalis
sacralis, die Spinalganglien der hinteren Wurzeln der Sacralnerven und des
N. coccygeus liegen vollständig innerhalb des Canalis sacralis.
Die Rami posteriores der Lumbal- und Sacralnerven und des N. coccy-
geus teilen sich in Rami mediales und laterales. Die Rami anteriores
bilden durch ihr Zusammenfließen ein starkes Geflecht, den Plexus lurabo-
sacralis, an welchem man, neben einigen untergeordneten Schlingen, zehn
Nn. lumbales.
87
Hauptschlingen unterscheiden kann, nämlich fünf Ansäe lumbales und fünf
Ansäe sacrales:
T .
} I. Ansa lumbalis 1
} 2. Ansa lumbalis
J 3. Ansa lumbalis
* J 4. Ansa lumbalis
'^ } 5. Ansa lumbalis
J I. Ansa sacralis
L3
"5
Sx
Sa
S3
S4
S5
Plexus lumbalis
Plexus sacralis
} 2. Ansa sacralis J
} 3. Ansa sacralis j Plexus pudendus
I 4. Ansa sacralis
} 5. Ansa sacralis
Plexus coccygeus.
Der ganze Plexus zerfällt in vier untergeordnete Plexus :
Plexus lumbalis,
Plexus sacralis,
Plexus pudendus,
Plexus coccygeus.
Der Plexus lumbalis umfaßt die drei ersten Ansäe lumbales, der Plexus
sacralis die vierte und fünfte Ansa lumbalis und die erste und zweite Ansa
sacralis, der Plexus pudendus die dritte Ansa sacralis, der Plexus coccygeus
die vierte und fünfte Ansa sacralis.
Nn. lumbales.
Die Rami posteriores der Nn. lumbales sind im Verhältnis zu den Rami
anteriores sehr gering entwickelt. Jeder Ramus posterior zerfällt in einen
Ramus medialis und einen Ramus lateralis. Die medialen schwächeren Aste
ziehen zum M. multifidus, zu den Mm. interspinales der Lendenwirbel und zur
Haut der Lendengegend. Die lateralen stärkeren Rami ziehen zum M. sacro-
spinalis und zu den Mm. intertransversarii mediales und entsenden Hautäste,
die J>fn, cllinium superloreSf zur Haut der Hüfte und des Gesäßes.
Die Rami anteriores der Nn. lumbales gehen in den Plexus lumbo-
sacralis über.
Plexus lumbalis.
Er wird gebildet durch die Rami anteriores des L, IL und III. Lenden-
nerven und den oberen Ast des Ramus anterior des IV. Lendennerven und
umfaßt die ersten drei Ansäe lumbales (Ansa lumbalis aus L^ und L^ , Ansa
lumbalis aus L
und L3 , Ansa lumbalis aus L^
und L.). Er liegt teils hinter
dem M. psoas major, teils zwischen dessen Bündeln.
88
Nervi spinales
Aus dem Plexus gehen hervor:
1. Rami ftlilsciilareSf aus den Plexuswurzeln
z. den Mm. intertransversarii laterales,
z. M. quadratus lumborum,
z. M. psoas major,
z. M. psoas minor.
2. W. iliohypOf/astriCilS (ausTh^^ undLj. Verlauf vor dem M. qua-
dratus lumborum lateralwärts. Durchbohrung des M. transversus abdo-
minis über der Crista iliaca, weiterer
Verlauf erst zwischen M. trans-
versus und M. obliquus internus
abdominis und dann zwischen den
Mm. obliqui abdominis zur Gegend
über dem äußeren Leistenring. —
Anastomose mit dem N. ilioingui-
nalis.
a) Rami musculares zu den
Bauchmuskeln,
b) Ramus cutaneus lateralis
zur Haut der lateralen Hüft-
gegend,
c) Ramus cutaneus anterior
zur Haut über dem äußeren
Leistenring und der Regio
pubica.
}. N. ilioingwinalis (aus Lj.
Verlauf mit dem N. iliohypogastri-
cus lateralwärts. Durchbohrung des
M. transversus abdominis über der
Crista iliaca, weiterer Verlauf unter
dem N. iliohypogastricus zwischen
den Bauchmuskeln nach vorn und durch den Canalis inguinalis, und
Austritt aus dem Annulus inguinalis subcutaneus. — Anastomose mit
dem N. iliohypogastricus.
a) Rami musculares zu den Bauchmuskeln,
b) Rami .scrotales (labiales) anteriores zur Haut des Mons
pubis, der Wurzel des Penis, des vorderen Teils des Scrotum
(oberen Teils der Labia majora).
N. genitofemof'dlis (aus L, und LJ. Verlauf durch den M. psoas
major und neben der Sehne des M. psoas minor abwärts zum Leisten-
N iliohvpogasNcus
(■\i2undLi)
Nilioinguinalis
(L1)
N.genifofemoralis
(UM)
N.cutanfemonslafcralis
Uz, Uj)
Fie. i6
Schematische Darstellung des
Plexus lumbalis.
Nn. lumbales.
89
kanal. Teilung in N. lumboinguinalis und in N. spermaticus externus,
die auch ein jeder für sich aus dem Plexus hervorgehen können.
a) N. lumboinguinalis, durch die Lacuna vasorum und unter
dem Leistenband hervortretend, nach Durchbohrung der Fascie
zur Haut in der Umgebung der Fossa ovalis und bisweilen bis
weit am Oberschenkel herab. — Anastomose mit dem N. cuta-
neus femoris lateralis und dem N. ilioinguinalis.
b) N. spermaticus externus, zum Leistenkanal und medial vom
Samenstrang durch den Annulus inguinalis subcutaneus, zum
M. cremaster, zur Tunica dartos, zur Haut des Scrotum und
zum obersten medialen Teil des Oberschenkels. Beim Weibe
verläuft er mit dem Ligamentum uteri teres und verästelt sich
in der Haut vor dem Annulus inguinalis subcutaneus und in den
Labia majora.
N. cutaiieus fe^noris lateralis (aus L^ und L3). Verlauf über
den M. iliacus lateralwärts gegen die Spina iliaca anterior superior und
medial von dieser unter dem Ligamentum inguinale abwärts und nach
Durchbohrung der Fascia lata zur Haut der lateralen Fläche des Ober-
schenkels bis zum Kniegelenk.
N, ohtliratorillS (aus L^, L^ und L^). Tritt am medialen Rand des
M. psoas major hervor, verläuft dann an der Seitenwand der Becken-
höhle unterhalb der Linea terminalis lateralwärts nach vorn und ab-
wärts zum Canalis obturatorius und teilt sich in einen Ramus anterior
und posterior.
a) Ramus anterior, sendet Rami musculares
z. M. adductor longus,
z. M. adductor brevis,
z. M. gracilis,
z. M. pectineus.
Endigung als Ramus cutaneus, der zwischen M. adductor
longus und M. adductor brevis durch die Fascie zur Haut der
medialen Fläche des Oberschenkels zieht.
b) Ramus posterior z. M. obturator externus,
z. M. adductor magnus,
z. M. adductor minimus
und zum Hüftgelenk. Häufig zieht ein N. obturatorius acces-
sorius medial vom M. psoas major und zwischen diesem und
dem M. pectineus in die Tiefe. Er sendet Äste zum M. pectineus
und zum Hüftgelenk und tritt dann in den N. obturatorius ein.
JV, fem ovalis (ausLj, L^ und besonders aus L^ und L^). Verlauf
zwischen M. psoas major und M. iliacus und unter der Fascia iliaca
QO Nervi spinales.
abwärts und hinter dem Ligamentum inguinale zum Oberschenkel (lateral
von der Arteria femoralis).
a) Rami musculares, oberhalb des Ligamentum inguinale ab-
tretend z. M. iliacus,
z. M. psoas major.
b) Rami cutanei anteriores. Mediale Äste ziehen dem
medialen Rand des M. sartorius entlang abwärts, durchbohren
in verschiedener Höhe die Fascie und verästeln sich in der
Haut der vorderen medialen Fläche des Oberschenkels bis zum
Knie herab. — Anastomose mit dem Ramus cutaneus des
N. obturatorius.
Laterale Äste durchbohren zum Teil den M. sartorius, zum
Teil ziehen sie über ihn und verästeln sich nach Durchtritt durch
die Fascie in der Haut in der Mitte der Vorderfläche des Ober-
schenkels bis zur Kniescheibe herab.
c) Rami musculares z. M. pectineus,
z. M. sartorius,
z. M. quadriceps femoris,
z. M. articularis genu.
Feine Äste enden auch im Hüft- und Kniegelenk.
d) N. saphenus. Verlauf anfangs lateral von der Arteria femoralis,
durch die Fascia iliopectinea von ihr getrennt; nach Durchbohrung
der Fascie vor der Arteria femoralis und mit dieser in den
Canahs adductorius (Hunteri), weiter durch die vordere Wand
des Canalis adductorius und am hinteren Rande des M. sartorius
abwärts hinter den Epicondylus medialis. Durchbohrung der
Fascie in der Höhe der Tuberositas tibiae und weiterer Verlauf
entlang der »Vena saphena magna abwärts bis zum medialen
Fußrand.
a) Ramus infrapatellaris, durchbohrt die Sehne des
M. sartorius und die Fascie und endet in der Haut an
der medialen Seite des Knies und unterhalb der Knie-
scheibe.
ß) Rami cutanei cruris mediales zur Haut der medialen
vorderen Fläche des Unterschenkels bis zum medialen
Fußrand, zum Teil auch zur Haut der hinteren Fläche
des Unterschenkels. Anastomose mit Ästen des N. pero-
naeus superficialis.
Nn. sacrales und N. coccygeus.
91
Nn. sacrales und N. coccygeus.
Die dünnen Rami posteriores der Nn. sacrales teilen sich wie die
Rami posteriores der Lumbalnerven ein jeder in einen Ramus medialis und
einen Ramus lateralis. Die Rami posteriores des I. — IV. Sacralnerven treten
durch die Foramina sacralia posteriora aus, der Ramus posterior des V. Sacral-
nerven zieht mit dem Ramus posterior des N. coccygeus durch den Canalis
sacralis. Die medialen Äste ziehen als feine Fäden zum M. sacrolumbalis und
zur Haut der Regio sacralis. Die lateralen Äste verbinden sich mit den hin-
teren Ästen der beiden letzten Lumbalnerven zu einem kleinen länglichen
Geflecht, aus welchem die JVn, cltinium medii hervorgehen, die nach
Durchbohrung des M. glutaeus maximus zur Haut des Gesäßes ziehen.
Die Rami anteriores der Nn. sacrales treten durch die Foramina sacra-
lia anteriora aus. Der Ramus anterior des N. coccygeus zieht durch den Hia-
tus sacralis und durchbohrt das Ligamentum sacrospinosum und den M. coc-
cygeus. Die Rami gehen in den Plexus lumbosacralis über.
Plexus sacralis.
Der Plexus sacralis wird gebildet durch den unteren Ast des Ramus
anterior des IV. Lumbalnerven, durch die Rami anteriores des V. Lumbal-
und des I. und II. Sacralnerven und
durch einen Ast des Ramus anterior
des III. Sacralnerven und umfaßt die
4. und 5. Ansa lumbahs (Ansa lum-
balis aus L^ und L^, Ansa lumbalis
aus Lj und SJ und die i. und
2. Ansa sacralis (Ansa sacralis aus
Sj und Sj , Ansa sacralis aus S^
und S3). Der aus dem N. lumbalis V
hervorgehende starke Stamm bildet
mit vom N. lumbalis IV stammenden
Fasern den Truncus lumbosacra-
lis. Der Plexus liegt vor dem M. piri-
formis, die einzelnen Stämme ziehen
convergierend nach unten gegen das
Foramen ischiadicum majus.
Aus dem Plexus gehen hervor:
I. Ma^ni miiscnlares
Nglufaeussupe
N.glutaeus infe
N.ischiadicus
z. M. piriformis,
z. M. obturator internus,
z. d. Mm. gemelli,
z. M. quadratus femoris.
Plexus
coccygeus
Fig. 17. Schematische Darstellung des Plexus
sacralis, des Plexus pudendus und des Plexus
coccygeus.
02 Nervi spinales.
2. JV. glutaeus SUpertor (aus L^, L^ und SJ. Verlauf oberhalb
des M. piriformis mit der Arteria glutaea superior durch die obere
Abteilung des Foramen ischiadicum majus und zwischen den Mm. glutaei
medius und minimus lateralwärts z. M. glutaeus medius,
z. M. glutaeus minimus,
z. M. tensor fasciae latae.
3. N, glutaeus inferiot* (aus L^, S^ und SJ. Verlauf unterhalb
des M. piriformis mit der Arteria glutaea inferior durch die untere
Abteilung des Foramen ischiadicum majus z. M. glutaeus maximus.
4. N, cutaneus feuioris 2)Ostevior (aus Sj, S^ und S3). Verlauf
durch das Foramen ischiadicum majus und hinter dem N. ischiadicus
und vor dem M. glutaeus maximus distalwärts und am Oberschenkel
in der Rinne zwischen M. biceps und M. semitendinosus abwärts bis
zur Kniekehle.
a) Nn. clunium inferiores ziehen um den unteren Rand des
M. glutaeus maximus zur Haut der Regio glutaea.
b) Rami perineales ziehen zur Regio perinealis und zur Regio
pudendalis.
Endäste des N. cutaneus femoris posterior dringen durch die
Fascie zur Haut der hinteren Fläche des Oberschenkels bis zum
Unterschenkel herab.
5. N. ischiadicus (aus Bündeln von allen vier Schlingen des Plexus
sacralis). Verlauf unter dem M. piriformis durch die untere Abtei-
lung des Foramen ischiadicum majus und hinter den RoUmuskeln
(Mm. gemelli, obturator internus, quadratus femoris) ungefähr in der
Mitte zwischen Trochanter major und Tuber ischiadicum abwärts zum
Oberschenkel und daselbst zwischen Mm. adductor magnus und Caput
longum des M. biceps bis zur Kniekehle. Teilung in N. peronaeus
communis und N. tibialis.
A. Äste am Oberschenkel:
a) Rami musculares z. d. Mm. gemelli,
z. M. obturator internus,
z. M. quadratus femoris.
(Diese Rami musculares können auch aus dem Plexus her-
vorgehen.)
b) Rami musculares (aus der Tibialisportion)
z. M. semitendinosus,
z. M. semimembranosus,
z. M. adductor magnus (dorsaler Teil),
z. M. biceps (Caput longum).
Nn. sacrales und N. coccygeus. gj
c) Rami mus ciliares (aus der Peronaeusportion)
z. M. biceps (Caput breve).
d) Rami articulares zur Kapsel des Kniegelenks.
B. Haupt äste:
a) 2V. peronaeus coniniunis. Verlauf dem medialen
Rande des M. biceps entlang durch den lateralen Teil der
Fossa Poplitea distalwärts bis hinter das Capitulum fibulae,
dann um das Collum fibulae zur vorderen Seite des Unter-
schenkels und Teilung in die beiden Endäste, den N. pero-
naeus superficialis und den N. peronaeus profundus.
Vor der Teilung in die beiden Endäste treten ab:
a) Rami musculares z. Caput breve des M. biceps.
ß) N. cutaneus surae lateralis. Entspringt in der
Kniekehle, durchbricht die Fascie und verästelt sich
in der Haut der lateralen Hälfte des Unterschenkels
bis gegen den lateralen Knöchel hin.
/) Ramus anastomoticus peronaeus, durchbohrt in
wechselnder Höhe die Fascie, verläuft über die Mitte
der Wade und vereinigt sich über der Achillessehne
mit dem N. cutaneus surae medialis zur Bildung des
N. suralis.
Endäste des ]W peronaeus communis:
a) N. peronaeus superficialis. Verlauf zwischen
den beiden Köpfen des M. peronaeus longus und
weiter lateral vom M. peronaeus brevis distalwärts.
au] Rami musculares z. M. peronaeus longus,
z. M. peronaeus brevis.
ßß) N. cutaneus dorsalis medialis. Nach Ab-
gabe von Ästchen an die Haut des Unter-
schenkels und des Fußrückens zieht ein medialer
Ast zum medialen Rand des Fußes und der
großen Zehe, ein lateraler Ast zur Haut der
Dorsalfläche der einander zugekehrten Hälften
der 2. und 3. Zehe.
yy) N. cutaneus dorsalis intermedius. Teilt
sich nach Abgabe von Ästchen an die Haut
des Unterschenkels und des Fußrückens in
4 Zweige, die zur Haut der Dorsalfläche der
einander zugekehrten Hälften der 3. — 5. Zehe
ziehen.
94
Nervi spinales.
ß) N. peronaeus 2)'i^ofnnclus. Verlauf zwischen
den beiden Köpfen des M. peronaeus longus und nach
Durchbohrung des Septum intermusculare anterius und
des M. extensor digitorum longus mit der Arteria tibialis
anterior zwischen M. tibialis anterior und M. extensor
digitorum longus, dann zwischen M. tibiahs anterior
und M. extensor hallucis longus distalwärts und unter
dem Ligamentum transversum und Ligamentum cru-
ciatum mit der Arteria dorsalis pedis zum ersten
Spatium interosseum.
aa) Rami musculares.
Am Unterschenkel:
z. M. tibialis anterior,
z. M. extensor digitorum longus,
z. M. extensor hallucis longus.
Am Fußrücken:
z. M. extensor digitorum brevis,
z. M. extensor hallucis brevis.
Feine Zweige treten als Gelenknerven ab.
(Jß) Nn. digitales dorsales hallucis lateralis
et digiti secundi medialis, zur Haut der
Dorsalfläche der einander zugekehrten Hälften
der I. und 2. Zehe. Anastomose mit dem
N. cutaneus dorsalis medialis (N. peronaei
superficialis).
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
N. dorsalis
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
digiti
I tibialis
I fibularis
II tibialis
II fibularis
III tibialis
III fibularis
IV tibialis
IV fibularis
V tibialis
V fibularis
Nn. digitales dorsales pedis.
I N. cutaneus dorsalis medialis (N. peronaei superficialis).
Nn. digitales dorsales hallucis lateralis et digiti secundi
medialis (N. peronaei profundi).
•N. cutaneus dorsalis intermedius (N. peronaei superficialis).
N. cutaneus dorsalis lateralis (N. suralis).
b) ^. tibialis. Verlauf durch die Mitte der Fossa poplitea
und zwischen den beiden Köpfen des M. gastrocneniius
hinter den M. popliteus, dann vor den Arcus tendineus
m. solei und mit der Arteria tibialis posterior vor den
M. soleus und zwischen diesem und der tiefen Muskulatur
Nn. sacrales und N. coccygeus. q^
distalwärts, weiter unten zwischen M. flexor digitorum longus
und M. flexor hallucis longus und lateral von der Arteria
tibialis posterior gegen den Malleolus medialis und hinter
denselben und Teilung daselbst in die beiden Endäste, den
N. plantaris medialis und den N. plantaris lateralis.
a) Rami musculares z. M. gastrocnemius,
z. M. soleus,
z. M. plantaris,
z. M. popliteus,
z. M. tibialis posterior,
z. M. flexor digitorum longus,
z. M. flexor hallucis longus.
Rami articulares zum Sprunggelenk.
ß) N. interosseus cruris. Verlauf hinter, teils inner-
halb der Membrana interossea distalwärts bis zum
Sprunggelenk.
Äste ziehen zu den Gefäßen, Knochen, zur Syndes-
mosis tibiofibularis und zum Sprunggelenk.
;') N. cutaneus surae medialis. Ursprung in der
Kniekehle und Verlauf zwischen den beiden Bäuchen
des M. gastrocnemius unter der Fascie lateral von
der Vena saphena parva abwärts. Durchbohrung der
Fascie in der Höhe des Beginns des Achillessehne,
Aufnahme des Ramus anastomoticus peronaeus und
weiterer Verlauf als N. suralis.
Der N. suralis zieht mit der Vena saphena
parva lateral von der Achillessehne abwärts hinter
den Malleolus lateralis und dann unter letzterem nach
vorn. Er gibt Rami calcanei laterales ab zur
Haut der Regio calcanea und endet als N. cutaneus
dorsalis lateralis in der Haut des Fußrückens,
des lateralen Fußrandes und des lateralen Randes der
5. Zehe (N. dorsalis digiti quinti fibularis).
d) Rami calcanei mediales zur Regio calcanea.
Mn (laste des K. tibialis:
a) K. plantaris inedialis. Verlauf über dem
M. abductor hallucis und mit der Arteria plantaris
medialis lateral von derselben, dem medialen Rand
des M. flexor digitorum brevis entlang nach vorn
und Teilung in vier Nn. digitales plantares
90
Nervi spinales.
communes (I, II, III und IV), aus denen sieben
Nn. digitales plantares propra hervorgehen.
aa) Rami musculares
z. M. flexor digitorum brevis,
z. M. flexor hallucis brevis,
z. M. abductor hallucis,
z. Mm. lumbricales I und II.
ßß) Nn. digitales plantares communes.
ß) W. plantaris lateralis. Verlauf mit der Arteria
plantaris lateralis zwischen M. flexor digitorum brevis
und M, quadratus plantae lateralwärts. Teilung in
einen Ramus superficialis und einen Ramus profundus.
aa) Rami musculares
z. M. quadratus plantae,
z. M. abductor digiti quinti.
ßß) Ramus superficialis. Er teilt sich in
zwei Nn. digitales plantares communes
(V und VI), aus denen drei Nn. digitales
plantares proprii hervorgehen.
;'/) Ramus profundus, dringt mit dem Arcus
plantaris in die Tiefe und zieht medianwärts:
z. M. abductor digiti V,
z. M. flexor brevis digiti V,
z. M. opponens digiti V,
z. M. adductor hallucis,
z. Mm. lumbricales III und IV,
z. Mm. interossei.
N. digitalis plantaris
communis I
N. digitalis plantaris
communis II
N. digitalis plantaris
communis III
N. digitalis plantaris
communis IV
N. digitalis plantaris
communis V
N. digitalis plantaris
communis VI
Nn. digitales plantares pedis.
N. plantaris hallucis tibialis
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
N. plantaris
hallucis fibularis
digiti II tibialis
digiti II fibularis
digiti III tibialis
digiti III fibularis
digiti IV tibialis
digiti IV fibularis
digiti V tibialis
digiti V fibularis
' N. plantaris medlalis.
N. plantaris lateralis (Ramus
superficialis).
Nn. sacrales und N. coccygeus. gy
Plexus pudendus.
Er wird gebildet durch die dritte Ansa sacralis (Ansa sacralis aus S
und S^) und durch einige Zweige aus dem Plexus ischiadicus (aus Sj und S,),
liegt vor dem unteren Rande des M. piriformis unter dem Plexus sacralis und
steht mit dem Plexus coccygeus und mit dem Sympathicus in Verbindung.
Die aus ihm austretenden Nerven ziehen zu den Beckeneingeweiden,
zur Muskulatur und Haut des Dammes und zu den Genitalien.
1. Ranii nutscnlares z. M. levator ani
z. M. coccygeus.
2. JVn» haemovrlloUlales tnedii. Verbindung mit dem Plexus
hypogastricus und Verästelung am Rectum und im M. levator ani.
3. Nn, vesieales inferiores zum Fundus der Harnblase, zur Um-
gebung des Orilicium urethrae internum und zur Muskulatur des
Annulus urethralis vesicae.
4. Nn. Vf ((finales zur Vagina.
5. N. J)H(l€lldns. Verlauf unterhalb des M. piriformis durch das
Foramen ischiadicum majus zur Rückfläche der Spina ischiadica und
durch das Foramen ischiadicum minus zur Fossa ischiorectalis.
a) Nn. haemorrhoidales inferiores
z. M. sphincter ani externus
und zur Haut der Analgegend.
b) N. perinei
a] Nn. scrotales (labiales) posteriores zur Haut des
Dammes und des Scrotum (bzw. des I.abium majus).
ß) Rami musculares z. M. transversus perinei superficialis
z. M. bulbocavernosus
z. M. ischiocavernosus.
Anastomosen mit den Nn. haemorrhoidales inferiores und
mit den Rami perineales des N. cutaneus femoris posterior.
c) N. dorsalis penis (clitoridis). Verlauf mit der Arteria
dorsalis penis (clitoridis) nach vorn und neben dem Ligamentum
Suspensorium zum Dorsum penis (clitoridis).
Verbindung mit dem Plexus cavernosus. Äste zum M. trans-
versus perinei profundus und zum M. sphincter urethrae mem-
branaceae, in das Innere der Corpora cavernosa, zur Haut des
Penis, zum Praeputium, zur Glans, zur Urethra (beim Weibe
zu den entsprechenden Teilen der CHtoris und zu den Labia
majora und minora).
Vil liger. Die periphere Innervation. >j
98
Nervi spinales.
Plexus coccygeus.
Er wird gebildet durch die vierte und fünfte Ansa sacralis (Ansa sacralis
aus S^ und S^, Ansa sacralis aus S^ und N. coccygeus) und erhält auch Fasern
aus dem N. sacralis III. Das kleine, aus sehr dünnen Nerven gebildete Geflecht
liegt vor den Ursprüngen des M. coccygeus und des Ligamentum sacrospinosum
und verbindet sich mit dem unteren Ende des Truncus sympathicus. Aus dem
Plexus gehen hervor die JS^n. anococct/gei:
1. Maini mnsculares z. M. levator ani,
z. M. coccygeus.
2. Hautäste zur Haut in der Umgebung der Steißbeinspitze.
Funktion und Innervation der Muskeln des Beins.
Innere Hüftniuskeln.
M. iliopsoas
M. iliacus
M. psoas major
M. psoas minor
M. gliitaeus maximus
M. gluiaeus mediiis
M. glutaeus min haus
M. Unsor fasciae latae
M. piriformis
M. obturator internus
Mm. gemein
M. qitadratus femoris
hebt den Oberschenkel und rollt ihn nach
außen. Beugt Rumpf und Becken vor-
wärts
spannt die Fascia iliaca
Äußere Hüftiniiskeln.
streckt den Oberschenkel gegen das Becken
und rollt ihn nach außen
abducieren den Oberschenkel und rollen
ihn einwärts. Fixieren das Becken seit-
lich
hebt den Oberschenkel und rollt ihn nach
innen
rollt den Oberschenkel nach außen und
abduciert ihn
rollen den Oberschenkel nach außen
Rami musculares des
Plexus lumbalis und
N. femoralis.
N. glutaeus inferior.
N. glutaeus superior.
N. glutaeus superior.
Rami musculares
(Plexus sacralis).
N. ischiadicus (oder
Rami musculares
des Plexus sacralis).
Muskeln des Oberschenkels — vordere Muskeln.
M. sartorius beugt den Unterschenkel gegen den Ober-
schenkel und rollt den Unterschenkel
nach innen
M. quadriceps femoris
M. articnhtris genu
streckt den Unterschenkel (der M. rectus
femoris hebt zudem den Oberschenkel)
spannt die Kniegelenkkapsel
N. femoralis.
Muskeln des Oberschenkels — mediale Muskeln.
M. pectineiis
71/. adductor loni'us
adduciert den Oberschenkel, hilft ihn
beugen und nach außen rollen
adduciert den Oberschenkel, hilft ihn
beugen und nach außen rollen
N. obturatorius und
N. femoralis.
N. obturatorius.
Nn. sacrales und N. coccygeus.
99
M. gracilis
M. addiictor brevis
M. adductor magnus
M. adductor ininiimis
M. ohtttrator exfernus
adduciert den Oberschenkel, beugt
den Unterschenkel und rollt den-
selben nach innen
adduciert den Oberschenkel, hilft ihn
beugen und nach außen rollen
adduciert den Oberschenkel
adduciert den Oberschenkel, hilft ihn
beugen und nach außen rollen
rollt den Oberschenkel nach außen
N. obturatorius.
Muskeln des Oberschenkels — hintere Muskeln.
.1/. biceps femoris
M. semitendinosns
M. semimctnhranosus
bengt den Unterschenkel gegen den
Oberschenkel, streckt den Ober-
schenkel im Hüftgelenk und dreht
den Unterschenkel nach außen
beugen den Unterschenkel gegen den
Oberschenkel, strecken den Ober-
sehenkel im Hüftgelenk und drehen
den Unterschenkel nach innen
N. ischiadicus (Caput
breve: N. pero-
naeus).
N. ischiadicus JX. tibi-
alis).
Muskeln des Unterschenkels
M. tibiolis anterior
vordere Muskeln.
M. extensor digitorum lon-
gus
M. feronaeus tertitis
M. extensor hallucis longtcs
Dorsalflexion, Adduction und Snpi-
nation des Fußes
Dorsalflexion und Abduction des Fußes.
Strecken der Grundphalangen der
2. bis 5. Zehe
Dorsalflexion und Abduction des Fußes
Strecken der Grundphalange der großen
Zehe, Dorsalflexion. Adduction und
Supination des Fußes
N. peronaeus profun-
dus.
Muskeln des Unterschenkels
M, peronaetis longus
laterale Muskeln.
M. peronaeus brcvis
Abduction und Pronation des Fußes.
Plantarflexion des Fußes
Abduction und Pronation des Fußes
j N. peronaeus super-
i ficialis.
Muskeln des Unterschenkels — hintere Muskeln.
M. triceps surae
M. gastrocnemhis
M. solens
M. plantaris
M. popliteus
M. tibialis posterior
M. flexor digitorum longus
M. ßexor hallucis longus
Plantarflexion und Supination des
Fußes. Der M. gastrocnemius hilft
mit bei der Beugung des Unter-
schenkels gegen den Oberschenkel
Plantarflexion des Fußes
rotiert den Unterschenkel nach innen
Adduction und Supination des Fußes
Beugen der Endphalangen der 2. bis
5. Zehe
Beugen der Endphalange der großen
Zehe
N. tibialis.
lOO
Nervi spinales.
]\f. extensor Jiallitcis
In'evis
M. extensor digitoruiii
brevis
M. abductor hallucis
M.flexor hallucis bre-
vis
M. flexor digitoriuii
brevis
M. quadratus planlae
M. abductor digiti
quinti
M.flexor digiti quinti
brevis
M. opponens digiti
quinti
M. addnctor hallucis
Mm, interossei
Min. lumbricales
Muskeln des Fußes.
Dorsale Muskeln.
Strecken der Grundphalangen
Plantare Muskeln.
abduciert die große Zehe, beugt i
die Grundphalange und streckt
die Endphalange
beugt die Grundphalange und
streckt die Endphalange
beugt die Mittelphalangen der 2.
bis 5. Zehe
beugt die Endphalangen der 2.
bis 5. Zehe
abduciert die kleine Zehe
beugt die Grundphalange und
streckt die Endphalange
zieht die kleiue Zehe median- und
plantarwärts»
adduciert die große Zehe. Beugt
die Grundphalange und streckt
die Endphalange
beugen die Grundphalangen und
strecken gleichzeitig die Mittel-
und Endphalangen. Abducieren
und adducieren die Zehen (Sprei-
zen der Zehen)
beugen die Grundphalangen und
strecken gleichzeitig die Mittel-
und Fndphalangen
N. peronaeus profundus.
N. plantaris medialis.
N. plantaris lateralis.
Mm. lumbrl- ) N. plantaris
cales I und II J medialis
Mm. lumbri- | N. plantaris
cales III und IV J lateralis.
Beteiligung der einzelnen Musl(eln bei den verschiedenen Bewegungen.
Strecken des Beins im Jliiftgelenk
Beugen (Heben) des Beins im Hüftgelenk
Adduction des Beins
M. glutaeus maximus.
M. iliopsoas
M. tensor fasciae latae
Mm. adductores
M. rectus femoris.
M. pectineus
M. adductor longus
M. adductor brevis
M. adductor magnus
M. adductor minimus
M. gracilis.
Nn. sacrales und N. coccygeus.
Abduction des Beins
Rotation des Beins nach außen
Rotation des Beins nach innen
Strecken des Unterschenkels (Strecken im Kniegelenk
Beugen des Unterschenkels gegen den Oberschenkel
(Beugen im Kniegelenk)
Strecken des Fußes (Dorsalflexion)
Beugen des FuJhs (Plantarflexion)
Abduction des FuJSes (Heben des äußeren Fußrandes,
Pronation)
Adduction des Fußes (Heben des inneren Fußrandes
Supination)
Strecken der Zehen
Beugen der Zehen
Ab- und Adduction der Zehen (Spreizen der Zehen)
M. glutaeus medius
M. glutaeus minimus.
M. piriformis
M. obturator internus
M. obturator externus
Mm. gemelli
M. quadratus femoris
M. iliopsoas
M. glutaeus maximus
Mm. adductores.
M. glutaeus medius
M. glutaeus minimus
M. tensor fasciae latae
M. gracilis
Mm. adductores.
M. quadriceps femoris.
M. biceps femoris
M. semitendinosus
M. semimembranosus
M. gracilis
M. sartorius
M. gastrocnemius.
M. tibialis anterior
M. extensor digitorum longus
M. extensor hallucis longus
M. peronaeus tertius.
M. gastrocnemius
M. soleus
M. plantaris
M. peronaeus longus.
M. peronaeus longus
M. peronaeus brevis
M. extensor digitorum communis
M. peronaeus tertius.
M. tibialis posterior
M. tibialis anterior
M. extensor hallucis longus
M. gastrocnemius
M. soleus.
M. extensor digitorum longus
M. extensor hallucis longus
M. extensor digitorum brevis
M. extensor hallucis brevis.
M. flexor digitorum longus
M. flexor hallucis longus
M. flexor digitorum brevis
M. quadiatus plantae
M. flexor hallucis brevis
M. flexor digiti quinti brevis.
Mm. interossei.
IQ2 Nervi spinales.
Beugen der Grtindphalaiigen bei gleichzeitiger Streckung der j Mm. interossei
Mittel- und Endphalangcn
Mm. lumbricales
M. abductor hallucis
M. flexor hallucis brevis
M. adductor hallucis.
Bezüglich der Innervation ergibt sich übersichtlich folgendes:
Der N. fetnoralis innerviert die inneren Hüftmuskeln (M. iliopsoas)
und die vorderen Oberschenkelmuskeln (Mm. quadriceps und sartorius)
und den M. pectineus.
Der N. obturatorius innerviert die Adductoren des Oberschenkels
und den M. obturator externus (Auswäi tsroller). Der M. pectineus erhält
außerdem Fasern vom N. femoralis.
Der N. glutaeus superior innerviert:
den M. glutaeus medius 1 .t-j ^ I
^, , . Abductoren ^
den M. glutaeus minimus J Einwartsroller.
den M. tensor fasciae latae I
Der N. glutaeus inferior innerviert den M. glutaeus maximus
(Strecken des Beins im Hüftgelenk).
Der N. ischiadicus innerviert die Rollmuskeln (Auswärtsroller) mit
Ausnahme des M. piriformis (Plexus sacralis) und des M. obturator externus
(N. obturatorius) — die Muskeln können auch gesondert vom Plexus sacralis
aus innerviert werden — und die drei Hauptbeuger am Oberschenkel.
Der N. peronaeus innerviert die vorderen und seitlichen Muskeln
am Unterschenkel und die kurzen Zehenstrecker auf der Dorsalseite
des Fußes,
Der N. tibialis innerviert die hinteren Muskeln am Unterschenkel
und sämtliche Muskeln der Fußsohle.
Bezüglich der einzelnen von den peripheren Hautnerven versorgten Ge-
biete vergleiche Fig. i8.
Zur Pathologie. Bei Lähmung des N. femoralis ist das Beugen (Heben) des
Oberschenkels gegen das Becken unmöglich, ebenso das Aufrichten des Rumpfes aus liegender
oder sitzender Stellung. Der Unterschenkel kann nicht gestreckt werden. Stehen und
Gehen sind infolgedessen sehr erschwert oder unmöglich. Sensible Störungen finden sich
auf der vorderen iind inneren Fläche des Oberschenkels, auf der medialen Seite des Unter-
schenkels und am medialen Fußrand bis zur großen Zehe. Infolge Lähmung des M. quadri-
ceps femoris fehlt der Patellarreflex.
Bei Lähmung des N. obturatorius ist die Adduction des Beins erschwert oder
unmöglich, das gelähmte Bein kann nicht mehr über das andere geschlagen werden. Gestört
ist auch die Drehung des r>eins nach außen. Sensibilitätsstörungen finden sich auf der
medialen Fläche des Oberschenkels.
Bei Lähmung des N. glutaeus superior sind Abduction und Rotation des Ober-
schenkels nach innen erschwert. Da die Mm. glutaei medius und minimus den Rumpf beim
Stehen und Gehen gegen Seitwärtsschwankungen fixieren, wird bei doppelseitiger Lähmung
das Stehen unsicher und der Gang ein watschelnder (Entengang).
Nn. sacrales und N. coccygeus.
103
Bei Lähmung desN. glutaeus inferior wird die durch Contraction des M. glutaeus
maximus bedingte Streci<ung des Oberschenkels und des Beckens gegeneinander beein-
trächtigt. Die Störung macht sich hauptsächlich beim Treppensteigen, Erheben aus sitzender
Stellung, beim Springen bemerkbar.
N.obturafor,
N-femorali» n
obturatoi
iliohypogabt
culan. 1
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lateralis \
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N buralis/' , V'.V'^ peronacui
Nnplantarei
Fig. 18. Schematische Darstellung der Verbreitungsgebiete der Hautnerven am Bein.
Gegenüber diesen seltener vorkommenden Lähmungen sind solche des N. ischiadicus
häufig beobachtet. Bei Lähmung des Ischiadicusstammes [bei hohem Sitz der Läsion)
ist die Rotation des Oberschenkels nach außen und die Beugung des Unterschenkels gegen
den Oberschenkel beschränkt, wodurch das Gehen bedeutend erschwert wird. Bei ein-
seitiger Lähmung des Ischiadicusstammes fällt besonders auf, wie das gelähmte Bein, da
es infolge Wirkung des M. quadriceps im Kniegelenk gestreckt bleibt, gleich einer Stelze
nach vorn gebracht wird.
Bei Lähmung des N. peronaeus communis hängt der Fuß schlaff" herab, dabei
ist der äußere Fulirand gesenkt. Die Störung ist besonders beim Gehen deutlich. Um
eine Berührung der herabhängenden Fußspitze mit dem Boden zu vermeiden, wird das
Bein mehr wie gewöhnlich gehoben und beim Aufsetzen des Fußes wird zuerst die Fuß-
spitze, dann der äußere Fußrand und zuletzt die Ferse aufgesetzt. Dieser charakteristische
Gang wird als Steppergang oder Hahnentritt bezeichnet. Beschränkt sind außerdem
die Dorsalflexion des Fußes und der Zehen, die Abduction und auch die Adduction des
Fußes. Infolge der secundären Contractur der Wadenmuskulatur bildet sich ein Spitzfuß.
Pes equino-varus, aus. — Nicht selten sind nur einzelne Muskeln des Peronaeusgebietes
gelähmt. Lähmung der Dorsalflectoren (Mm. tibialis anterior, extensor digitorum communis,
extensor hallucis longus) führt zu Pes equinus-Stellung, Lähmung des M. peronaeus
longus zur Bildung eines Plattfußes, Pes planus valgus.
Bei Tibialislähmung ist die Plantarflexion des Fußes und der Zehen unmöglich,
die Kranken können sich nicht mehr auf die Zehen stellen. Unmöglich ist auch das
Spreizen und Adducieren der Zehen (Mm. interossei), und wie bei der Hand so bildet sich
auch beim Fuß infolge Lähmung der Interossei eine Krallenstellung der Zehen aus,
die Grundphalangen sind dorsal flectiert, die Mittel- und Endphalangen zu gleicher Zeit in
I04 Nervi spinales.
Plantarfiexion. Infolge secnndärer Contractur der Extensoren bildet sich ein Hackenfuß,
Pes calcaneus. — Sowohl bei Peronaeus wie bei Tibialislähmungen treten sensible
Störungen auf, ihre Ausbreitung ergibt sich aus Fig. i8.
Lähmungen der aus dem Plexus pudendus stammenden motorischen Nerven
führen zu Blasen- und Mastdarmstörungen (Incontinentia urinae et alvi) und zu solchen
des Sexualapparates (Impotentia coeundi).
Krämpfe im Gebiete des Plexus lumbosacralis sind selten.
Von Neuralgien sind folgende zu nennen:
Als Neuralgia lumbo abdominalis bezeichnet man eine Neuralgie, die sich in
den von den Nn. iliohypogastricus, ilioinguinalis und genitofemoralis versorgten Hautgebieten
der Lenden-, unteren Bauch- und oberen Oberschenkelgegend lokalisiert. — Die Neuralgia
nervi cutanei femoris lateralis wird auch als Meralgia paraesthetica be-
zeichnet. Ferner kommt eine Neuralgia nervi femoralis und eine Neuralgia nervi
obturatorii vor, am bekanntesten ist aber die Neuralgia nervi ischiadici, Ischias
s. Malum Cotunnii.
Die im Gebiete des Plexus pudendus und coccygeus häufiger vorkommenden Neuralgien
sind die Neuralgia spermatica und die Coccygodynie.
Segmentinnervation.
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Segmentinnervation der Muskeln der oberen Extremität.
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C7
Cs
Thx
Muskeln
der Schulter
Supraspinat.
Teres minor
Muskeln
am Oberarm
Muskeln
am Vorderarm
Muskeln
der Hand
Deltoides
Infraspinatus
Subscapularis
Teres major
Biceps
Brachialis
Coracobrachialis
Triceps
Anconaeus
Brachioradialis
Supinator
Extensor carpi radialis
Pronator teres
Flexor carpi radialis
Flexor pollicis longus
Abduct. poUic. longus
Ext. poUic. brevis
Ext. pollic. longus
Ext. digitor. communis
Ext. indicis proprius
Ext. carpi ulnaris
Ext. digiti quinti proprius
Flexor digitor. sublimis
Flexor digitor. profundus
Pronator quadratus
Flexor carpi ulnaris
Palmaris longus
Abduct. pollic. brevis
Flexor pollic. brevis
Opponens pollicis
Flexor digiti quinti
Opponens digiti quinti
Adduct. pollicis
Palmaris brevis
Abduct. digiti quinti
Lnmbricales
Interossei
Segmentin n er vation.
107
Segmentinnervation der Muskeln der unteren Extremität.
Th,,
Li
L3
Si
Muskeln
der Hüfte
Iliopsoas
Tensor fasciae latae
Glutaeus medius
Glutaeus minimus
Quadratus femoris
Gemellus inferior
Gemellus superior
Glutaeus maximus
Obturator internus
Muskeln am
Oberschenkel
Sartorius
Pectineus
Adduct. longus
Piriformis
Quadriceps
Gracilis
Adductor brevis
Muskeln am
Unterschenkel
Muskeln
des Fußes
Obturat
extern.
Adduct.
magnus
Adduct.
minimus
Articularis genu
Semitendinosus
Semimembrano sus
: 1
Biceps
1
Tibialis ant. |
Extensor halluc. longus |
Popliteus
Plantaris
Extens. digitor. longus
; Soleus 1 :
Gastrocnemius
Peronaeus longus
Peronaeus brevis
Tibialis posterior |
Flexor digitor. longus
Flexor hallucis longus
Extens. hallucis brevis |
Extensor digitor. brevis
Flexor digit. brevis
Abduct. halluc.
Flexor halluc. brevis
Lumbricales
Adduct. hallucis
Abduct. digiti V
Flexor digiti Vbrevis
Opponens digiti V
Quadrat, plantae
Interossei
Register.
Hirnnerven.
Ansa hypoglossi 60.
Augenmuskelnerven 30.
Chorda tympani 45.
Circellus venosus hypoglossi 59-
Ganglion ciliare 38.
— geniculi 45.
— jugulare 52.
— nodosum 53.
— oticum 40.
— petrosum 51.
— semilunare Gasseri 34.
— sphenopalatin. 38.
— - Spirale Corti 48.
— submaxillare 40.
— superius 51.
— vestibuläre Scarpae 48.
Intumescentia tympanica 51.
Nervus abducens 32.
— accessorius 57.
— • acusticus 48.
— alveolar, inf. 38.
— ampullaris lat. 48.
post. 48.
— — sup. 48.
— auricular. post. 43.
— auriculotemporalis 37.
— buccinatorius 37.
— canalis pterygoidei (Vidü) 39.
— caroticotympan. inf. 52.
sup. 52.
— Cochleae 48.
— depressor 54.
— ethmoidal. ant. 35.
post. 35.
— facialis 43.
— frontalis 35.
— glossopharyngeus 50.
— hypoglossus 59-
— infraorbitalis 36.
— iufratrochlearis 35.
Nervus intermedius (Wrisbergij 45.
— lacrimalis 34.
— laryngeus inf. 55.
sup. 54.
— lingualis 37.
— mandibularis 36.
— massetericus 37.
— masticatorius 37.
— maxillaris 35-
— meat. auditor. ext. 37.
— meningeus (medius) 35.
— mentalis 38.
— mylohyoideus 38.
— nasociliaris 35.
— nasopalatinus (Scarpae) 39.
— oculomotorius 31.
— ophthalmicus 34.
— opticus 27.
— petros. profundus 39.
— petros superficial, major 39, 43.
— petros. superficial, minor 40, ^1.
— pterygoideus ext. 37.
int. 37.
— recurrens 54.
— saccularis 48.
— spinosus 36.
— stapedius 43.
— subungualis 37.
— supraorbitalis 35.
— supratrochlearis 35.
— tensor. tympani 40.
— tensor. veli palat. 40.
• — tentorii 34.
— trigeminus 34.
— trochlearis 31.
— tympanicus 40, 51.
— utricularis 48.
— vagus 52.
— vestibuli 48.
— zygomaticus 36.
Nervi alveolares sup. 36.
— auriculares ant. 37.
Register,
109
Nervi ciliares breves 38.
longi 35.
■ — olfactorii 26.
— palatini 39.
— sphenopalatini 36.
— temporales profundl 37.
Plexus cardiacus 54.
— coeliacus 55.
— dentalis Inf. 38.
— — sup. 36.
— gastricus 55.
— oesophageus 55.
— parotideus 44.
— pharyngeus 54.
— pulmonalis 55.
— tynipanicns (Jacobsoni) 51.
Pupillarreaction 33.
Pupillarreflexbahn 29.
Radix brevis ganglii ciliaris 31.
— longa ganglii ciliaris 35.
Rami alveolares snperiores 36.
— bronchiales 55-
— buccales 44.
— cardiaci 54, 55-
— coeliaci 55-
— dentales inferiores 38.
— — superiores 36.
— gastrici 55.
— gingivales in f. 38.
sup. 36.
— hepatici 55.
— isthml fauciuni 37.
— labiales inf. 38.
sup. 36.
— lienales 55.
— linguales 37, 52. 60.
— mentales 38.
— nasales ant. 35.
Rami nasales ext. 35, 36.
int. 35, 36.
post. 39.
— oesophagei 55.
— orbitales 39.
— palpebrales 35, 36.
— parotidei 37.
— pericardiaci 55-
— pharyngei 52, 54.
— renales 55.
— submaxillares 40.
— temporales 44.
— — superficial. 37.
— tonsillares 52.
— tracheales 55-
— tympanici 52.
— zygomatici 44.
Ramus auricularis (vagi) 53.
— colli 44.
— descendens hypoglossi 60.
— digastricus 44.
— frontalis 35.
■ — marginalls mandibulae 44.
— merabranae tympani 37.
— meningeus (vagi) 53.
— occipitalis 44.
— recurrens (Arnold) 34.
(hypoglossi) 59.
— — (mandibular.) 36.
— — (maxillar.) 35.
• — — (ophthalmici; 34.
— stylobyoideus 44.
— stylopharyngeus 52.
— thyreohyoideus 60.
— tubae 52.
Rate canalis hypoglossi 59.
Riechleitung 26.
Sapolinischer Nerv 45.
Rückenmarksnerven.
Ansa cervicalis profunda 64.
— — superficialis 65.
Nervus auricularis magnus 65.
— axillaris 69.
— cervicalis descendens 65.
— collateralis ulnaris 77.
— cutaneus antibrachii dorsal. 77.
Nervus cutaneus antibrachii lateral. 73-
— — antibrachii medial. 73.
— — brachii lateral. 69.
— — — medial. 73.
— post. 76.
colli 65.
— — dorsal, intermed. 93.
— — — lateral. 95.
HO
Register.
Nervus cutaneus dorsal, medial. 93.
— — femoris lateral, 89.
— — — post. 92.
— — surae lat. 93.
— — — med. 95.
— dorsalis penis (clitorid.) 97.
— — scapulae 68.
— femoralis 89.
— genitofemoralis 8S.
— glutaeus inf. 92.
— — sup. 92.
— iliohypogastricus 88.
— ilioinguinalis 88.
— interosseus (antibrachii) dorsalis 77-
— — — volaris 74.
— — cruris 95.
— ischiadicus 92.
— lumboinguinalis 89.
— medianus 73.
— rausculocutan. 72.
— obturatorins 89.
— — accessor. 89.
— occipitalis major 63.
— — minor 64.
— — tertius 64.
— perinei 97.
— peronaens communis 93.
— — profundus 94.
— — superficial. 93.
— phrenicus 66.
— plantaris lat. 96.
— — med. 95.
— pudendus 97.
— radialis 76-
— saphenus 90.
— spermatic. ext. 89.
— subclavius 69.
— subcostalis 83.
— suboccipitalis 63.
— suprascapularis 69.
— suralis 93, 95.
-— thoracalis longus 68.
— thoracodorsalis 69.
— ulnaris 75.
Nervi anococcygei 98.
— clunium inf. 92.
— — med. 91.
Nervi clunium sup. 87.
— haemorrhoidales inf. 97.
med. 97.
— intercostales 83.
— intercostobrachiales 73. 83.
— scrotales (labiales) ant. 88.
— post. 97.
— subscapulares 69.
— supraclaviculares 65.
— thoracales 83.
— — ant. 69.
post. 68.
— vaginales 97.
— vesicales inf. 97.
Plexus brachialis 67.
— cervicalis 64.
— coccygeus 98.
— lumbalis 87.
— pudendus 97.
— sacralis 91.
Rami calcanei lat. 95.
— — med. 95.
— cutanei abdominal. 83, 84.
— — crur. med. 90.
pectoral. 83, 84.
— mammarü lat. 83.
— — medial. 84.
— perineales 92.
— phrenicoabdominal. 66.
— pleurales 66.
— scrotales (labiales! ant. 88.
Ramus anastomot. peronaeus 93.
— cutan. surae lat. 93.
— — — medial. 95.
— dorsal, manus (ulnaris) 75.
— infrapatellaris 90.
— palmaris (mediani) 74.
— — (ulnaris) 75.
— pericardiacus 66.
— profundus (radialis) 77.
— — (ulnaris) 76.
— superficialis (radialis) 77.
— — (ulnaris) 76.
— trapezius 65.
— volaris manus (ulnaris) 75.
Truncus lumbosacralis 91.
Druck von Kieitknpf & Harte! in Leipzig.
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