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RESEARCH LIBRARY
THE GETTY RESEARCH INSTITUTE
JOHN MOORE ANDREAS COLOR CHEMISTRY LIBRARY FOUNDATION
Encyklopädie
der
Photographie.
Heft 74.
Die
Photographischen Lichtfllter.
Von
Arthur Freiherrn von Hübl,
k. u. k. Generalmajor und Leiter der technischen Gruppe des k. u. k. Militär-
geographischen Institutes in Wien.
Mit 5 Beilagen und 18 Abbildungen im Text.
Halle a. S.
Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.
1910.
THE GETTY RESEARCH
INSTITUTE LIBRARY
/
Vorwort
In vorliegendem Heft sollen die für photographische
Zwecke notwendigen farbigen Glasscheiben, die sogen,
photographischen Lichtfilter, besprochen werden.
Das Wesentliche derselben bildet eine farbige Sub-
stanz, meist ein künstlicher Farbstoff, dessen Eigentüm-
lichkeiten für die Wirkungsweise des Filters maßgebend
sind. Um daher ein allgemein brauchbares Material für
die Herstellung der Filter zu schaffen, mußte zunächst
eine größere Zahl von Farbstoffen bezüglich gewisser
Eigenschaften — zu welchen insbesondere die spektralen
Absorptionsverhältnisse zählen — untersucht werden,
wobei aber aus naheliegenden Gründen nur chemisch
reine Präparate, wie sie gegenwärtig von den Höchster
Farbwerken in den Handel gebracht werden, in Betracht
kommen konnten.
Diese Farbstoffe bildeten dann gleichsam die Bau-
steine, aus welchen die verschiedenen Lichtfilter formiert
werden konnten.
Bei der Durchführung der dabei notwendigen zahl-
reichen Versuche wurde der Verfasser durch Herrn Georg
Winter auf das wirksamste unterstützt.
Wien, im September 1910.
Der Verfasser,
Inhalt.
Vorwort
Einleitung
I. Die spektralen Eigentümlichkeiten der
Farbstoffe.
1. Die Ermittlung und graphische Darstellung
der Absorptionsspektren.
Das Absorptionsrelief, Bestimmung des
Absorptionsspektrums auf Grund von Trans-
parenzmessungen, Wahl der Ordinaten, frei-
händig gezeichnete und nach Messungen
konstruierte Kurven, Ermittlung der Absorp-
tionsverhältnisse im violetten und ultravioletten
Teil des Spektrums, die Absorptionskurven
für das Prismen- und Gitterspektrum . . .
2. Der Einfluß der Farbstoffkonzentration auf
das Spektrum.
Die Farbstoff dichte, die Absorptionsspektren
bei verschiedenen Farbstoff dichten, die Ände-
rung der Farbe mit der Farbstoff dichte, Ab-
sorptionsgrenze und Grenzfarbe
II. Die Filterfarbstoffe.
1. Die Absorptionsspektren
2. Die chemischen Eigentümlichkeiten der
Farbstoffe.
Basische und saure Farbstoffe, Lichtbe-
ständigkeit der Farbstoffe
3. Charakteristik der Filterfarbstoffe.
a) Rote Farbstoffe, b) Gelbe Farbstoffe, c) Grüne
Farbstoffe, d) Blaue Farbstoffe
4. Die Ermittlung photographischer Filter auf
Grund der Absorptionskurven.
Absorptionskurven von F arbstoffmischungen,
Nachbildung vorhandener Filter, Beispiele für
die Ermittlung photographischer Filter, trockene
und flüssige Filter von gleicher Wirksamkeit
Seite
V
1 — 4
5 — 16
16 — 28
29 — 33
33—38
38—5°
50—61
VIII
5. Die Technik der Filterherstellung. Seite
Herstellung von Gelatinetrockenfiltern, Her-
stellung von Filtern mit bestimmter Farbstoff-
dichte 61 — 67
Ml. Die photographischen Lichtfilter.
Einteilung der Filter 68 — 69
t. Monochromatische Filter 69 — 71
2. Schutzfilter.
Rotfilter, Grünfilter, Schutzfilter für Tages-
licht und für elektrische Flüssigkeitslampen 71 — 81
3. Kompensationsfilter.
Allgemeine Charakteristik 81—83
a) Tonrichtige Filter 83 — 91
b) Komplementärfilter 91 — 94
c) Kontrastfilter, Gelbscheiben bei der Gemälde-
und Landschaftsphotographie 94 — 98
4. Selektionsfilter.
Theoretische Ermittlung der Filter für die
Dreifarbenphotographie, Überprüfung der Filter
mit der Farbentafel, Modifizierte Filter für den
Dreifarbendruck 98 — 109
Einleitung.
Die Sensibilisierung der photographischen Platte für
Lichtstrahlen verschiedener Farbe zählt ohne Zweifel
zu den erfolgreichsten Entdeckungen auf dem Gebiete
der Photographie. Mit ihr ist der alte Fehler — die
falsche Wiedergabe der Farbenhelligkeiten — ver-
schwunden; denn sie setzt uns in die Lage, jedes farbige
Objekt in einer dem jeweiligen Zwecke entsprechenden
Abschattierung abzubilden, und sie hat die praktische
Ausgestaltung verschiedener, früher undurchführbarer
Ideen, betreffend die Wiedergabe der Farben auf photo-
graphischem Wege, ermöglicht, ist also von grundlegender
Bedeutung für die gegenwärtige Farbenphotographie.
Diese Herrschaft über die Farbe hat die Photo-
graphie durch die Verwendung von Farbstoffen bei den
bilderzeugenden Prozessen errungen.
Man kann die in der Photographie benutzten Farb-
stoffe in drei Gruppen teilen: In Sensibilisatoren, Filter-
farbstoffe und Farbstoffe zur Koloritbildung der auf in-
direktem Wege erzielten photographischen Farbenbilder.
Die Sensibilisatoren sind komplementär gefärbt
zu jener Strahlengattung, für welche sie die Platte empfind-
lich machen sollen; sie sind meist von kompliziertem Bau,
bleichen im Lichte rasch aus und müssen sonst noch ge-
wisse Eigentümlichkeiten besitzen, die man bisher noch
nicht ganz präzisieren konnte. Die farbigen Lichtfilter
sollen gewisse Strahlengattungen des auffallenden Lichtes
absorbieren, um die Platte gegen die unerwünschte
von Hü bl, Die photographischen Lichtfilter.
I
2
Wirkung derselben zu schützen. Mit Hilfe der Licht-
filter vermag man die Empfindlichkeitsverhältnisse der
photographischen Schicht zweckentsprechend zu modifi-
zieren, und die Eignung der Farbstoffe für diese Zwecke
hängt daher lediglich von ihrem Absorptionsspektrum ab.
Die bei der indirekten Farbenphotographie be-
nutzten Farbstoffe müssen eine lebhafte, brillante Färbung
besitzen, damit bei ihrer Mischung noch genügend reine
Farben gebildet werden, und überdies fordert man von
ihnen im Interesse der Haltbarkeit der Bilder tunlichste
Lichtbeständigkeit. Bis vor wenigen Jahren war man
lediglich auf die Verwendung der im Handel befindlichen,
für die Zwecke der Färberei bestimmten Farbstoffe an-
gewiesen. Da diese Produkte meist sehr unrein sind —
sie enthalten oft absichtliche Zusätze von indifferenten
Substanzen, z. B. Dextrin, um das Volumen zu ver-
mehren — , häufig aus Gemischen bestehen und bei
gleicher Bezeichnung oft eine wesentlich verschiedene
Beschaffenheit besitzen, so waren alle Angaben, die sich
auf solche Farbstoffe bezogen, von sehr zweifelhaftem
Wert. Die Eigentümlichkeiten des Farbstoffes, den man
gerade in Händen hatte, waren stets fraglich, es war un-
möglich, brauchbare Vorschriften aufzustellen, und bei
der Wiederholung eines Versuches erlebte man oft schein-
bar unerklärliche Mißerfolge.
Diese Verhältnisse haben sich nun glücklicherweise
völlig geändert, da die Höchster Farbwerke, einer An-
regung von Dr. E. König folgend, jetzt eine Reihe von
chemisch reinen, sehr zweckmäßig ausgewählten Farb-
stoffen für photographische Zwecke in den Handel
bringen, die, wie alle anderen chemisch reinen Präparate,
von stets ganz gleicher Beschaffenheit sind.
Dr. E. König hat damit der Photographie einen
äußerst wertvollen Dienst erwiesen; denn die in den
letzten Jahren erzielten ganz bedeutenden Fortschritte
3
auf dem Gebiete der orthochromatischen und Farben-
photographie haben wir zum großen Teile diesen Farb-
stoffen zu danken.
Da die für photographische Lichtfilter bestimmten
Farbstoffe eine eingehende Besprechung noch nicht er-
fahren haben , so sollen hier zunächst die Eigentümlich-
keiten derselben erörtert werden.
Von besonderer Wichtigkeit ist ihr spektrales Ver-
halten, wobei zu berücksichtigen ist, daß in der photo-
graphischen Praxis sowohl Trocken- als auch Flüssigkeits-
filter gebräuchlich sind, und daß die Farbstoffe in festen
Schichten und in Lösungen verschiedene Absorptions-
spektren besitzen.
Die Trockenfilter werden aber fast ausschließlich mit
gefärbter Gelatine angefertigt, da sich durch Aufgießen
von gefärbtem Kollodium oder Lack genügend gleich-
mäßige Schichten kaum erzielen lassen, und als Flüssig-
keitsfilter kommen nur mit wässerigen Farbstofflösungen
gefüllte Küvetten in Betracht. Es genügt daher, die
Absorptionsspektren der Farbstoffe in trockenen Gelatine-
schichten und wässerigen Lösungen zu kennen.
Im Spektroskop vermag man die durch gefärbte
Schichten hervorgerufene Absorption nur bis etwa zur
G- Linie zu verfolgen, da das spektrale Violett so licht-
schwach ist, daß es schon bei geringer Absorption gänzlich
verschwindet. In photographischer Beziehung spielt aber
die violette und die angrenzende ultraviolette Zone eine
wichtige Rolle; denn die photographischen Schichten sind
gerade für diesen Teil des Spektrums am empfindlichsten.
Zur Kenntnis der photographisch wichtigen Eigentüm-
lichkeiten eines Filterfarbstoffes gehört daher auch die
Kenntnis seiner Absorptionsverhältnisse in der erwähnten
Zone, etwa bis zur Wellenlänge X = 300 /ufi. Noch
kürzere Wellen spielen in der photographischen Praxis
keine Rolle, da sie von der Glasoptik des Objektives
1*
4
völlig absorbiert werden, somit gar nicht bis zur photo-
graphischen Platte gelangen können.
Außer diesen optischen Eigentümlichkeiten der Filter-
farbstoffe sind auch gewisse chemische Eigenschaften der-
selben von Interesse. So ist z. B. das Verhalten der Farb-
stofflösungen bei gegenseitiger Mischung von Bedeutung
für ihre praktische Verwendbarkeit ; denn oft müssen, um
bestimmte Schirmwirkungen mit dem Filter zu erzielen,
zwei oder auch mehrere Farbstoffe kombiniert werden.
Endlich ist auch das Verhalten der Filterschichten
gegen das Licht von einiger Wichtigkeit. Gefärbte
Schichten, die man bei der Beleuchtung der Dunkel-
kammer benutzt, müssen natürlich tunlichst lichtbeständig
sein, während man bei Aufnahmefiltern in dieser Be-
ziehung keine hohen Forderungen stellt; immerhin muß
man aber wissen, ob man ein solches Filter sorglos
stundenlang dem Lichte aussetzen darf, oder es, wenn
nicht gebraucht, passend verwahren muß.
I. Die spektralen Eigentümlichkeiten
der Farbstoffe.
1. Die Ermittlung und graphische Darstellung
der Absorptionsspektren.
Bringt man vor den Spalt eines Spektroskopes eine
farbige, durchsichtige Schicht, so werden von dieser ge-
wisse Bestandteile des durchfallenden weißen Lichtes zu-
rückgehalten, und daher erscheinen einzelne Teile des
Spektrums mehr oder weniger verdunkelt. Die Fraun-
hof ersehen Linien oder die Teilstriche der im Spektroskop
angebrachten Wellenlängenskala orientieren uns über die
Lage der Schatten, also über die Wellenlänge der ab-
sorbierten Strahlen, und aus dem Grad der Verdunklung
erkennen wir die Stärke der Absorption. Besonders ge-
eignet für die Betrachtung solcher Erscheinungen ist das
Ze iß sehe Vergleichsspektroskop, das zwei völlig idente,
knapp aneinanderschließende Spektren zeigt. Betrachtet
man mit diesem Apparat eine gefärbte Schicht, so treten
in einem Spektrum die erwähnten Verdunklungen auf,
die im Vergleich mit dem nebenliegenden, unveränderten
Spektralband sehr deutlich erkennbar sind.
Das durch dunkle Schatten unterbrochene Spektrum
bezeichnet man als „Absorptionsspektrum“, und die
Form und Lage der Schatten steht im engsten Zusammen-
hang mit gewissen optischen Eigentümlichkeiten , be-
sonders mit dem Kolorit der gefärbten Schicht.
Das Absorptionsrelief. Zur Definierung eines Ab-
sorptionsspektrums werden die Schatten am besten
6
graphisch dargestellt. Man trägt auf einer Geraden als
Abszissen eine Wellenlängenskala auf und als Ordinaten
die Intensität der Schatten und eihält so Kurven, welche
die Absorptions Verhältnisse der gefärbten Schicht in sehr
anschaulicher Weise charakterisieren.
Zum Verständnis solcher Darstellungen ist es aber
wichtig, die Bedeutung der Ordinaten zu kennen, die wir
unwillkürlich wählen, wenn wir die im Spektroskop sicht-
baren Schatten lediglich dem Gefühle nach in Kurven
umsetzen. Wir verfahren dabei offenbar ganz so, als
wenn wir irgendeine andere Ab Schattierung, z. B. die
einer transparenten Papierskala, graphisch darstellen sollen.
Erfahrungsgemäß erscheint eine solche, durch stufenweises
Übereinanderlegen von transparentem Papier gebildete
Skala — wenigstens im mittleren Teile — gleichmäßig
abgestuft, d. h. die Undurchsichtigkeit nimmt von Stufe
zu Stufe gleich viel zu, und wenn wir diese Abschattierung
graphisch darstellen sollen, so würden wir, ohne viel zu
überlegen, Stufen von gleicher Höhe — also einen
Schnitt durch das Papierrelief — zeichnen. Und das
gleiche gilt auch von der Abbildung eines Absorptions-
spektrums. Bei der graphischen Darstellung der Schatten
eines solchen Spektrums zeichnen wir unwillkürlich einen
Querschnitt durch ein Relief, das, auf das Spektrum ge-
legt, die gleiche Verdunklung hervorbringen würde, wie
die Farbstoffschicht vor dem Spalt des Spektroskopes.
Die Ordinaten der Absorptionskurven entsprechen somit
den Dickendimensionen dieses Reliefs.
Derartige , lediglich nach dem Gefühl ausgeführte
Zeichnungen sind aber selbstverständlich recht mangelhaft
und gestatten nur eine allgemeine Orientierung über die
Absorptionsverhältnisse eines Farbstoffes. Es ist ja ganz
ausgeschlossen, die Intensität der Schatten richtig abzu-
schätzen, da wir dabei verschiedenen Täuschungen aus-
gesetzt sind. Schmale, helle Teile zwischen dunklen
7
Schatten erscheinen infolge des Kontrastes heller, als sie
wirklich sind, die Intensität von schmalen, dunklen Streifen
wird überschätzt, und zarte Schatten auf hellem Grunde
sind ebensowenig wahrzunehmen, wie die Modulation in
den dunklen Schatten. Diese schematischen Zeichnungen
charakterisieren zwar den Anblick eines Absorptions-
spektrums, sie entsprechen aber nicht der Wahrheit.
Bestimmung des Absorptionsspektrums auf Grund von
Transparenzmessungen. Soll die Darstellung des Ab-
sorptionsspektrums für zahlenmäßige Erörterungen,, z. B.
für die Ermittlung der quantitativen Zusammensetzung
eines, einem bestimmten Zweck dienenden Filters benutzt
werden, so müssen die Ordinaten auf Grund von Messungen
ermittelt werden. Die diesem Zwecke dienenden Instru-
mente führen den Namen „Spektralphotometer“ und er-
möglichen, die Durchlässigkeit der gefärbten Schicht für
Lichtstrahlen von bestimmter Wellenlänge zahlenmäßig
zu bestimmen. Für die hier in Rede stehenden Unter-
suchungen wurde ein Spektralphotometer von Schmidt
& Haensch benutzt, bei welchem die bekannte Vier-
ordtsche Meßmethode zur Anwendung kommt. Man beob-
achtet jedoch ohne Fernrohrokular durch einen Okularspalt,
wodurch die übereinander befindlichen Ausschnitte der
beiden Spektren auf die beiden Hälften des kreisrunden
Gesichtsfeldes ausgebreitet werden.
Die Beleuchtung der beiden Spalte erfolgt durch
einen Auerbrenner, und zwar von der gleichen Stelle
der Lichtquelle, wobei eine eigene Vorrichtung, deren
wesentlicher Bestandteil aus einem Zwillingsprisma be-
steht, zur Anwendung kommt.
Bei Ausführung der Messungen an gefärbten
Gelatinefolien befanden sich diese stets vor dem unteren
Spalt, und dem oberen Spalt wurde die gleiche, jedoch
ungefärbte Gelatineschicht vorgeschaltet, wodurch die Ab-
sorption der Gelatine eliminiert und lediglich die Farbstoff-
— 8
absorption gemessen wurde. Der untere Spalt blieb
konstant auf 0,1 mm, und bei Messungen in der blauen
Zone auf 0,4 mm geöffnet, während der obere Spalt auf
gleiche Helligkeit der beiden Hälften des Gesichtsfeldes
eingestellt wurde. War die Spaltbreite hinter der gefärbten
Schicht z. B. m Millimeter, und mußte der zweite Spalt,
um gleiche Helligkeit herzustellen, auf n Millimeter ge-
stellt werden, so wird die Lichtintensität m durch die
Farbstoff Schicht auf die Intensität n reduziert, denn die
Intensitäten verhalten sich proportional den Spaltbreiten.
Die Intensität des auffallenden Lichtes ist m , jene des
von der Schicht nicht absorbierten, also des durch-
fl
fallenden Lichtes «, und das Verhältnis — = t bezeichnet
in
man als „Transparenz“ der Schicht oder als „übrig-
bleibende Lichtstärke“.
Ist z. B. für eine bestimmte Stelle des Spektrums
m = 0,5 mm und n = 0,2 mm, so ist die Transparenz
O 2
der Farbstoffschicht für diese Lichtstrahlen t = — — = 0,4,
°>5
es werden also 0,4 des auffallenden Lichtes von der
-Schicht durchgelassen. Der Apparat gestattet also, die
Transparenzen einer gefärbten Schicht für Licht aller
Wellenlängen zu messen, und mit Hilfe dieser Daten
können dann die Absorptionskurven konstruiert werden,
wobei die Ordinaten derselben den Dimensionen des oben
charakterisierten Reliefs zu entsprechen haben. Die Trans-
parenzen dieses Reliefs sind durch die Messungen gegeben,
und ihnen entsprechend ist seine Form zu bestimmen.
Der Zusammenhang zwischen der Dicke einer durch-
scheinenden Schicht und der Transparenz derselben er-
gibt sich am besten durch Betrachtung der schon oben
erwähnten — etwa aus Papier gebildeten — Stufenskala
(Fig. 1). Läßt eine Lage des Papieres — des auffallenden
Yl
9
Lichtes durch, ist also seine Transparenz / = — so wird
n
jede weitere Papierlage das durchgelassene Licht wieder
auf ^schwächen, und daher reduzieren zwei Papier-
lagen die Intensität des Lichtes auf drei Lagen auf
usw. Bezeichnet man die Zahl der Papierlagen mit z}
so ist die Transparenz derselben t = — , und kennt man
nz
f c=
1
I
1
1
( \
\ 1
f \
<
J_ 1 1 /
n ns 7i3 n*
Fig. i.
•die Transparenz /, so läßt sich die Zahl der überein-
anderliegenden Schichten leicht ermitteln; denn es ist:
t , , , log t log t
log t = — z lo gn} oder 0 = — - — — — = ®
log n , 1 ‘
log —
n
Diese Gleichung ermöglicht es, die Zahl der Schichten
von der Transparenz — zu bestimmen, die übereinander
n
gelegt werden müssen, um eine Schicht von der Trans-
parenz t zu erhalten.
Sind daher die Transparenzen einer Farbstoffschicht
für die verschiedenen Wellenlängen ermittelt, so kann
man mit Hilfe dieser Formel aus Elementarschichten von
der Transparenz jenes Relief aufbauen, das, auf ein
vollkommenes Spektrum gelegt, den Eindruck des Ab-
sorptionsspektrums hervorruft. Aus der für die ver-
IO
schiedenen Wellenlängen notwendigen Zahl von Elementar-
schichten ergibt sich der Querschnitt durch das Relief,
also die Größe der Ordinaten und die gesuchte Ab-
sorptionskurve.
Die Transparenz — der Elementarschichten kann
n
willkürlich angenommen werden; zweckmäßig benutzt man
aber für den Aufbau des Reliefs Schichten, die — des
io
auffallenden Lichtes durchlassen, man wählt also — —
wodurch s = _ log t
IO
wird. Bei dieser Annahme entspricht die Zahl der
Elementarschichten, also die Reliefhöhe, dem negativen
Logarithmus der gemessenen Transparenz, eine Größe,
die auch als „Extinktion“ bezeichnet wird.
Zur Konstruktion der Absorptionskurve hat man
daher diese Größen als Ordinaten in den zugehörigen
Punkten einer Geraden mit Wellenlängenteilung aufzu-
tragen, wodurch sich eine Reihe von Punkten ergibt, die
man durch eine Kurve verbindet.
| *
* Gelatineschicht ergab z. B. bei der Messung
ÖOO
1,00
°,oo mit dem Spektralphotometer die in der
590
0,90
0,05 nebenstehenden Tabelle verzeichneten
58°
0,67
0,17 Resultate.
57°
o,34
0,47 X bezeichnet die Wellenlänge, für
560
0,28
0 welche die Transparenz gemessen wurde,
550
o,37
und t ist die aus dem Verhältnis der
o,43
Spaltbreiten ermittelte Transparenz. Die
O 27
’ ' negativen Logarithmen dieser Zahlen
540
o,54
530
o,59
°>23 sind in der Rubrik unter z eingetragen
520
0,60
0,22 und repräsentieren die Reliefhöhen.
5i°
0,70
0,15 Wie ersichtlich, sind diese Zahlen
5°°
0,80
0 1Q durchaus kleiner als 1 , und daher er-
reicht das Relief in keinem Punkte die Höhe einer
0,1 -Schicht.
Für Licht von der Wellenlänge X = 600 ist die
Schicht völlig transparent, denn es ist t = 1,00 und die
Reliefhöhe z — o ; das Maximum der Absorption liegt bei
X = 560, und hier entspricht die Höhe des Reliefs etwa.
der halben Höhe einer 0,1 -Schicht.
Wahl der Ordlnaten. Die Größen z sind, wie er-
wähnt, als Ordinaten aufzutragen, wobei der Maßstab'
ganz beliebig gewählt werden kann, die entstehendem
Kurven bleiben immer richtig. Nimmt man z. B. die
b
Dicke einer 0,1 -Schicht mit 1 cm an, so würden die-
Zahlen 2 Zentimeter bedeuten; man kann aber die
0,1 -Schicht auch 1 mm oder 10 cm dick wählen, wo-
durch die Ordinaten 1/10 bezw. das Zehnfache der früheren.
Höhe erhalten würden.
Fig. 2 zeigt die mit verschiedenen Ordinatenmaß-
stäben konstruierte Absorptionskurve; bei a ist die
0,1 -Schicht mit 15 mm, bei b mit 30 mm gewählt.
Wie ersichtlich, erhält man in dieser Weise Kurven,
die zwar beide theoretisch richtig sind, die aber doch.
verschiedene Vorstellungen über die Beschaffenheit des
Absorptionsspektrums hervorrufen, und offenbar muß es-
einen Ordinatenmaßstab geben, der den Kurven ein-
wahres, natürliches Aussehen verleiht. Einen solchen
Maßstab wählt man auch unwillkürlich , wenn man ein.
12
.Absorptionsspektrum mittels Freihandzeichnung in Kurven-
form darstellt. Man bringt die Höhe der Ordinaten mit
der angenommenen Länge des Spektrums in Einklang,
wird zarte Schatten durch flache Erhebungen andeuten
und sie nicht etwa steil und hoch zeichnen, und ebenso-
wenig wird man steil ansteigende tiefe Schwärzen durch
flache Kurven abbilden.
Solche unwahre, verzerrte Bilder entstehen aber,
wenn der Ordinatenmaßstab nicht passend gewählt
wurde.
Die Erfahrung lehrt, daß man, um eine leicht ver-
ständliche, dem Anblick im Spektroskop ähnliche Kurven-
darstellung zu erzielen, die Höhe einer 0,1 -Schicht etwa
gleich dem sechsten Teil der Spektralstrecke von C bis G
zu wählen hat. Einen Anhaltspunkt in dieser Beziehung
liefern uns auch gewisse Absorptionserscheinungen, die
später besprochen werden sollen.
Freihändig gezeichnete und nach Messungen kon-
struierte Kurven. Die nach Messungen konstruierten
Kurven unterscheiden sich oft wesentlich von den nach
dem Anblick im Spektroskop freihändig gezeichneten.
Während letztere meist eine übertriebene Charakteristik
aufweisen, fehlt der nach Messungen ermittelten Dar-
stellung die Prägnanz der Formen. Sie gelangen ver-
flacht und verwaschen zur Darstellung, kleine, schmale
Maxima und Minima gehen verloren, und die charakte-
ristischen tiefsten Schwärzen werden zu hell und in die
Breite gezogen wiedergegeben.
Das ist leicht erklärlich, wenn man berücksichtigt,
daß es nicht möglich ist, mit einem Spektralphotometer
die in einem bestimmten Punkt des Spektrums vorhandene
Schwärzung zu ermitteln, sondern daß zu diesem Zwecke
stets ein streifenförmiger Ausschnitt des Spektrums heran-
gezogen werden muß und die Messung daher einen
mittleren Wert von der in diesem Streifen vorhandenen
i3
- ihn aber nicht gleichmäßig erfüllenden — Schwärzung'
liefert.
Für die hier in Rede stehende Untersuchung der
Filterfarbstoffe spielt jedoch die Lage und Intensität der
Maxima keine besondere Rolle, es handelt sich vielmehr
nur um die Ermittlung der Breite, der Begrenzung und
der durchschnittlichen Intensität der Absorptionsbänder.
Ermittlung der Absorptionsverhältnisse im violetten
und ultravioletten Teil des Spektrums. Im violetten Teil
des Spektrums lassen sich wegen der geringen Helligkeit
dieser Zone keine Transparenzmessungen ausführen, und
es mußte daher der Verlauf der Absorptionskurve in
diesem sowie im ultravioletten Gebiet auf photographischem
Wege, oder mit Hilfe eines Spektroskopes für ultraviolette
Strahlen, ermittelt werden. Für die photographische-
Methode diente ein Zeiß scher Spektralapparat mit Quarz-
prisma in Verbindung mit einer kleinen Kamera, und als
Lichtquelle wurde eine Bogenlampe mit Eisenelektroden
benutzt. Aus der Photographie des Spektrums bei vor-
geschalteter Farbstoffschicht konnte dann auf den aller-
dings nur ungefähren Verlauf des Absorptionsbandes ge-
schlossen werden.
Der erwähnte Spektralapparat liefert ein nur etwa
3 cm langes Spektrum , das aber in ganzer Ausdehnung
vom spektralen Rot bis zum Ultraviolett von der Wellen-
länge ^ = 230 jn/Li eine ganz gleichmäßige und so be-
deutende Schärfe besitzt, daß eine mehrfache Vergrößerung
ohne jeden Verlust an Linien möglich ist.
Die benutzte Eisenlampe1) besitzt horizontale, um
die Längenachse rotierende Elektroden , brennt mit
10 Amp. lange Zeit ganz gleichmäßig und ist frei von
den bekannten Mängeln solcher Lampen mit festen,
1) Spektroskopie von E. C. C. B a 1 y , übersetzt von
Dr. R. Wachsm uth, S. 288. J. Springer, Berlin 1908.
i4
vertikalen Stäben. Vor den Spalt des Apparates wurden
die verschieden intensiv gefärbten Gelatinefolien vorge-
schaltet, und die Photographie der Spektren erfolgte auf
panchromatischen Lumiere-Platten. Die 0,2 mm dicken
Folien lassen zwar nur die Strahlen bis etwa zur Wellen-
länge 300 fi fi durch, die weitere Fortsetzung des Ab-
sorptionsspektrums hätte aber auch gar keinen praktischen
Wert, da wegen der Glasoptik des photographischen
Apparates nur die Strahlen bis 350 in Betracht kommen.
Die zahlreichen Eisenlinien füllen das ganze Spektrum
fast gleichmäßig aus und ermöglichen es, die Wellenlänge
jeder beliebigen Stelle zu ermitteln. Es ist daher leicht,
das Maximum sowie die Grenzen der Farbstoffabsorption
zu erkennen und mit Berücksichtigung einer Wellen-
längenskala die Absorptionsverhältnisse zu skizzieren.
Zur Durchforschung des ultravioletten Gebietes kann
man an Stelle der Photographie auch ein eigens für
diese Zwecke konstruiertes Spektroskop benutzen, bei
welchem das ultraviolette Spektrum mit Hilfe einer
fluoreszierenden Schicht sichtbar gemacht wird. Be-
sonders erwähnenswert ist ein derartiges, von der Firma
C. Zeiß hergestelltes Spektroskop, das eine geradezu
überraschende Vollkommenheit aufweist. Man sieht in
diesem Apparat das sichtbare Spektrum in den natür-
lichen Farben, und anschließend den ultravioletten Teil
bis zur Cadmiumlinie Ä = 215^(1 in kräftigem, grün-
lichem Fluoreszenzlicht. Dabei besitzt die Dispersions-
kurve eine sehr günstige Gestalt, und das Spektrum
ist in ganzer Ausdehnung von fast gleichmäßig guter
Schärfe.
Als Lichtquelle kann man die erwähnte Eisenlampe
gebrauchen, und in vielen Fällen genügt auch die un-
gleich bequemere Quecksilberquarzlampe, die ein System
von außerordentlich hellen, jedoch etwas weit vonein-
ander abstehenden Linien liefert.
!5
Mit Hilfe eines derartigen Spektroskopes lassen sich
die Absorptionsverhältnisse der Farbstoffe im ultra-
violetten Gebiet — aber selbstverständlich nur in quali-
tativer Hinsicht — fast ebenso leicht beobachten, wie im
sichtbaren Spektrum.
Die Absorptionskurven für das Prismen- und Gitter-
spektrum. Zur zahlenmäßigen Ermittlung der Trans-
parenzen benutzt man meist Prismenspektroskope, da
das von einem Gitter gebildete Spektrum für diese
Zwecke zu lichtschwach ist. Es unterliegt daher keinem
Zweifel, daß die aus den Transparenzen ermittelten
Dichtigkeiten des Absorptionsbandes , also die Relief-
-ordinaten, auf einer Grundlinie mit prismatischer Wellen-
längenskala aufzutragen sind.
Es entsteht nun die Frage, wodurch sich das pris-
matische Absorptionsspektrum von einem mit dem Gitter
erzeugten Absorptionsspektrum unterscheidet, bezw. in
welcher Weise die mit einem Prismenspektroskop er-
mittelten Absorptionskurven für ein Gitterspektrum um-
zugestalten sind.
Diese Frage ist leicht zu beantworten, wenn man
berücksichtigt, daß eine transparente Schicht stets den
gleichen Bruchteil des auffallenden Lichtes — unab-
hängig von dessen Intensität — absorbiert.
Eine farbige Schicht, welche z. B. die Eigentüm-
lichkeit besitzt, die Hälfte der auffallenden roten Strahlen
von der Wellenlänge 600 bis 610 zu absorbieren, wird
die Helligkeit dieser Zone in beiden Spektren auf die
Hälfte restringieren, und wir haben somit, um diese Ab-
sorption darzustellen, diesen Teil in beiden Spektren mit
einer Schicht zu bedecken, welcher die Transparenz
t = 11 2 zukommt. Das gilt von jedem Teil des Spektrums,
und daraus folgt, daß die Ordinaten der Absorptions-
kurve für Punkte gleicher Wellenlänge in beiden Spektren
die gleichen sind. Man hat daher, um die Absorptions-
1 6
kurven für ein oder das andere Spektrum zu erhalten,
lediglich die gleichen Ordinaten auf einer Grundlinie mit
der Wellenlängenteilung eines Prismen- oder Gitter-
spektrums aufzutragen. Die Verhältnisse liegen also hier
viel einfacher, als bei der Transformation der Photo-
graphie eines Spektrums. Die durch das Licht ver-
schiedener Wellenlänge hervorgebrachten photographi-
schen Schwärzungen werden gleichfalls durch Kurven
dargestellt, die auch auf Transparenzmessungen basieren
und gleichsam einen Querschnitt durch das Silberrelief
der photographischen Platte repräsentieren.
Soll eine solche Schwärzungskurve auf ein anderes
Spektrum übertragen werden, so müssen die Ordinaten
mit Berücksichtigung der verschiedenen Energieverteilung
in beiden Spektren umgerechnet werden, wobei wegen
unvollkommener Kenntnis des photographischen Schwär-
zungsgesetzes ziemlich bedeutende Fehler unvermeid-
lich sind.
2. Der Einfluß der Farbstoffkonzentration
auf das Spektrum.
Die FarbstofFdichte. Der Farbstoffgehalt einer Lösung
wird durch das zwischen Farbstoff und Lösungsmittel
bestehende Verhältnis angegeben, das man als „Konzen-
tration“ bezeichnet. Eine Lösung von der Konzentration
— 1 — enthält daher i g Farbstoff auf iooo g des Lösungs-
iooo
mittels.
Für feste Farbstoffschichten ist ein einheitliches
Konzentrationsmaß nicht üblich, und es ist keineswegs
leicht, sich aus der Angabe für die Herstellung einer
solchen Schicht, z. B. einer gefärbten Gelatinefolie, eine
Vorstellung über die Intensität der Färbung zu bilden.
Als Konzentrationsmaß für die Färbung fester
Schichten dürfte sich am besten die pro Flächeneinheit
i7
vorhandene Farbstoffmenge eignen, wobei es sich empfiehlt,
als Flächeneinheit das Quadratmeter und als Gewichts-
einheit für die Farbstoffmenge das Gramm zu benutzen,
weil sich bei dieser Annahme weder zu große , noch zu
kleine Zahlen ergeben.
Das gleiche Maß kann dann auch zur Charakteri-
sierung der Färbung einer Flüssigkeit dienen, indem man
angibt, welche Menge des Farbstoffes in einer Flüssig-
keitsschicht von i qm Fläche und i cm Dicke, also in
io Litern derselben enthalten ist.
Dadurch wird ein einheitliches Konzentrationsmaß
für feste Schichten und Farbstofflösungen gewonnen, das
als „Farbstoffdichte“ bezeichnet werden soll. Sie wird
stets als Ziffer hinter dem Namen des Farbstoffes an-
gegeben, und daher bedeutet z. B. Rose bengale 1,5. eine
Farbstoffschicht, die pro Quadratmeter 1,5 g dieses Farb-
stoffes enthält.
Wird für ein Trockenfilter die Farbstoff konzentration
in dieser Weise angegeben, so ist es bei einiger Er-
fahrung leicht, sich die Intensität der Färbung vorzustellen,
und es ergibt sich auch unmittelbar die Zusammensetzung
einer Farbstofflösung, welche in einer 1 cm weiten Küvette
eine Schicht von gleicher Farbstoffkonzentration bildet.
Die Farbstoff menge pro Quadratmeter, also die Farb-
stoffdichte, läßt sich aus der Vorschrift für die Her-
stellung eines Filters leicht ermitteln.
Ein von Dr. E. König angegebenes Rotfilter wird
z. B. in folgender Weise hergestellt. Man löst:
5 g Filterrot I in 200 ccm Wasser
und mischt 4 ccm dieser Flüssigkeit mit 100 ccm Gelatine-
lösung 8 : 100. Mit dieser gefärbten Lösung übergießt
man dann Glasplatten derart, daß auf 1 qdcm derselben
7 ccm Flüssigkeit entfallen.
In 104 ccm Lösung sind also 0,1 g Farbstoff ent-
halten, in 7 ccm 0,00673 g> und die gleiche Menge ist
von Hübl, Die photographischen Lichtfilter.
2
iS
daher auch pro Quadratdezimeter Trockenfilter vorhanden.,
Die Farbstoff dichte dieser Schicht beträgt daher 0,673 §'
denn diese Farbstoffmenge entfällt pro Quadratmeter
Filterfläche.
Wollte man ein Flüssigkeitsfilter von gleichem Farb-
stoffgehalt herstellen, so wären 0,673 g Filterrot in
10 Litern Wasser zu lösen und mit dieser Flüssigkeit
eine 1 cm weite Küvette zu beschicken.
Die Absorptionsspektren bei verschiedenen Farbstoff-
dichten. Das Aussehen eines Absorptionsspektrums hängt,
wie bekannt, wesentlich von der Intensität der gefärbten
Schicht ab; denn mit zunehmender Färbung wächst das
Absorptionsvermögen derselben, und daher nimmt auch
die Schwärzung der auf dem Spektrum liegenden Schatten
zu. Der Zusammenhang zwischen der Intensität der
Farbe und der Schwärze der Schatten wird besonders
einfach, wenn man die Farbstoffdichte für die Charakte-
risierung der zur Beobachtung gelangenden Schicht benutzt.
Eine Schicht von der zwei- oder dreifachen Farb-
stoff dichte kann man als eine Vereinigung von zwei oder
drei übereinanderliegenden einfachen Schichten betrachten,
und da sich die Absorption jeder derselben durch ein
über dem Spektrum liegendes Relief ersetzen läßt, so
entspricht die Absorption der ganzen Schicht einem Relief
von zwei- oder dreifacher Höhe. Steigert man daher
die Farbstoff dichte auf das 2, 3 ... n fache, so wachsen
die Ordinaten der Absorptionskurven in gleichem Ver-
hältnis, also ebenfalls auf das 2, 3 ... n fache.
Allerdings trifft aber diese Gesetzmäßigkeit nur bei
festen Schichten zu, während Farbstofflösungen in dieser
Beziehung sehr oft Unregelmäßigkeiten aufweisen. Eine
feste Rose bengale- Schicht, z. B. eine Gelatinefolie von
der Dichte 1,0, zeigt ganz jenes Absorptionsspektrum,
das man bei zehn übereinandergelegten Schichten von
der Dichte 0,1 beobachtet, das Absorptionsspektrum einer
19
Lösung dieses Farbstoffes von der Konzentration 100
in i mm dicker Schicht unterscheidet sich aber wesent-
lich von jenem Absorptionsspektrum, das eine Lösung
V10oo in 10 mm dicker Schicht besitzt. Das Absorptions-
band der konzentrierten, dünnen Schicht liegt nämlich
nicht nur etwas weiter gegen Blau zu, sondern unter-
scheidet sich auch durch eine flachere Gestalt vom
Spektrum der verdünnten Lösung.
Bei festen Farbstoffschichten hängt also das Ab-
sorptionsspektrum lediglich von der Farbstoffdichte ab,
bei Farbstofflösungen ändert es sich aber — auch bei
konstanter Dichte — mit der Schichtdicke.
Man erklärt diese Erscheinung mit einer Dissoziation
des Farbstoffes. In der konzentrierten Lösung sind fast
nur Rose bengale -Moleküle enthalten, die mit zunehmender
Verdünnung immer mehr in die Farbsäure und das Alkali
zerfallen, und dadurch ändert sich das färbende Prinzip
und damit auch das Absorptionsspektrum. In gewissen
Fällen kann es sich auch um eine Veränderung der
Molekulargröße handeln, also um einen Zerfall der an-
fänglich vorhandenen Molekülgruppen infolge zunehmender
Verdünnung.
Das Absorptionsband zeigt beim Verdünnen der
Lösung meist die Tendenz, sich gegen das rote Spektral-
ende auszudehnen. Sind zwei Maxima a und b vorhanden
(Fig. 3), so wird das gegen Blau zu gelegene, wenn es
auch in der konzentrierten Lösung das Hauptmaximum
war, immer niederer, während das zweite an Ausdehnung
und Intensität zunimmt, und es entsteht aus der Absorp-
tionskurve I die Form II. Diese Erscheinung kann man
z. B. bei Rhodamin, Kristallviolett und Methylenblau be-
obachten. Zuweilen verschwinden bei genügender Ver-
dünnung auch die Reste des Maximums a gänzlich
(Methylenblau), und es entsteht dann die Form III, die
auch gebildet wird, wenn die konzentrierte Lösung ein Ab-
2
20
sorptionsband vom Typus II besitzt (Patentblau, Säure-
grün F). In gewissen Fällen kann man auch gleichzeitig
eine Verschiebung des Bandes gegen Rot zu wahrnehmen,
wodurch das Absorptionsband II die Form IV annimmt
(Rose bengale).
Besitzt der Farbstoff ein verwaschenes Absorptions-
band, etwa von der Gestalt V, so kann bei der Ver-
dünnung der Lösung das
Dunkelheitsmaximum gegen
Rot zu verschoben werden,
und es entsteht so die Ab-
sorptionskurveVI (Echtrot D,
Phenosafranin).
Die meisten Farbstoffe
zeigen zwar solche mehr
oder weniger auffallende
Veränderungen des Spek-
trums beim Verdünnen ihrer
Lösungen, sie sind aber bei
der Herstellung photogra-
phischer Lichtfilter doch nur
von geringer Bedeutung,
weil sie nur auftreten, wenn
man Lösungen von hoher
Konzentration, 1IW0) 1/2 00,
und bei sehr ausgiebigen Farbstoffen Vöoo» au^ etwa das
Zehnfache verdünnt. Für die erwähnten Filter benutzt
man aber stets Lösungen von noch stärkerer Verdünnung,
deren Absorptionsspektrum auch bei weiterem Wasser-
zusatz fast unverändert bleibt.
J. Formanek1) hat sich mit dem Einfluß der
Konzentration auf das Absorptionsspektrum wässeriger
i) Untersuchung und Nachweis organischer Farbstoffe auf
spektralem Wege. J. Springer, Berlin 1908.
21
Lösungen eingehend beschäftigt und dabei auch die
interessante Beobachtung gemacht, daß frische Lösungen
oft ein etwas anderes Absorptionsspektrum zeigen, als
solche, die schon längere Zeit gestanden haben. Auch
beim Verdünnen alter Lösungen tritt zuweilen eine kleine
Verschiebung des Absorptionsbandes ein, die allmählich
zurückgeht, so daß erst nach einigen Stunden ein stabiler
Zustand eintritt.
Das unter gewissen Verhältnissen ermittelte Absorp-
tionsspektrum einer wässerigen Farbstofflösung ist daher
nur von beschränkter Gültigkeit; denn verschiedene Um-
stände, besonders aber die Konzentration der Lösung,
machen ihren Einfluß geltend.
Bei festen Schichten
dagegen hängt die Absorp-
tionskurve lediglich von der
Farbstoffdichte ab, und hat
man die Absorptionsver- ä
hältnisse für eine Dichte
ermittelt, so lassen sich die
Kurven für alle anderen
Konzentrationen leicht bestimmen, nur bleibt die seitliche
Begrenzung der so konstruierten Bänder noch fraglich.
Entspricht nämlich die Kurve I in Fig. 4 einer mit
Echtrot gefärbten Gelatineschicht von der Farbstoff-
dichte 0,1, so ergeben sich durch Vergrößerung der
Ordinaten auf das Zwei- und Vierfache die Kurven II
und III für Schichten, welche die doppelte und vierfache
Menge Farbstoff enthalten, gleichzeitig verschiebt sich aber
die Absorptionsgrenze von a nach und a.1} also gegen
das rote Ende des Spektrums. Diese Verschiebung muß
experimentell ermittelt werden; sie ist um so größer, je
flacher die Absorptionskurve gestaltet ist, und da diese
mit zunehmender Konzentration immer steiler abfällt, so
wird auch die Verschiebung des Punktes a immer geringer.
22
Bei einer gewissen Farbstoffdichte erreicht die Lage
dieses Punktes einen Grenzwert, der auch bei noch so
hoher Konzentration nicht überschritten werden kann.
Dieser ausgezeichnete Punkt im Absorptionsspektrum soll
später noch eingehend betrachtet werden.
Aus dem regelmäßigen Anwachsen der Kurven-
ordinaten mit zunehmender Farbstoff dichte lassen sich
mehrere, allen Farbstoffen eigentümliche Erscheinungen
erklären.
Die Veränderung der Farbe mit zunehmender Farb-
stoffdichte. E s ist eine bekannte Tatsache, daß bei
sukzessiver Zunahme der Farbstoffdichte anfänglich eine
sehr deutliche Verstärkung des Kolorits auftritt, die dann
allmählich geringer wird und bei einer gewissen Intensität
der Färbung gänzlich aufhört. Legt man z. B. reine,
hellgelbe Folien übereinander, so nimmt die Sättigung
der Schicht zunächst rasch zu, dann langsam und er-
reicht schließlich ein Maximum, d. h. die Farbe bleibt
ungeändert, wenn man auch weitere Schichten zufügt.
Und ebenso wird das Kolorit einer auf Papier satt auf-
getragenen Gummiguttschicht durch ein weiteres Über-
legen mit dieser Farbe nicht mehr verstärkt. Sei in
Fig. 5 AKX das Absorptionsspektrum einer hellgelben,
transparenten Schicht, so läßt diese nicht nur alle von
der Linie E gegen Rot zu gelegenen Strahlen, sondern
auch einen Teil der grünen und blauen Strahlen durch,
und die Schicht wird daher ein weißliches Aussehen
zeigen. Wenn wir weiter annehmen, daß der Fußpunkt A
der Absorptionskurve mit zunehmender Farbstoffdichte
keine Verschiebung erfährt, so entspricht die Absorption
von zwei Schichten der Geraden AK2. Da die blaue
Zone jetzt durch den verdoppelten Schatten gedeckt ist,
so erscheint das Gelb viel satter.
Durch die weitere Verdopplung der Schicht wird
die Färbung noch intensiver; denn die Absorption A K±
23
überschreitet dann in der blauen Zone ein gewisses
Maß NM, und dadurch werden diese Strahlen so ge-
schwächt, daß sie unser Auge gar nicht mehr empfindet.
Durch acht Schichten werden auch die blaugrünen
Strahlen vernichtet, was wieder einen namhaften Zu-
wachs an Sättigung zur Folge hat. Bei dem Übergang
von 8 auf 1 6 Schichten ist aber — wie Fig. 5 zeigt —
die Zunahme des Absorptionsschattens schon relativ
Fig. 5-
gering, und noch viel geringer ist sie, wenn man die
Schichtenzahl von 16 auf 32 oder gar von 32 auf 64
steigert.
Durch jede Verdopplung der Farbstoff dichte wird
also anfangs ein sehr bedeutender, später ein immer
geringerer Sättigungszuwachs erzielt, und das Maximum
der Sättigung wird offenbar erreicht, wenn die Ab-
sorptionskurve senkrecht zur Abszissenachse abfällt. Das
ist allerdings theoretisch erst bei einer unendlich großen
Farbstoff dichte der Fall, da aber das Auge kleine
Sättigungsunterschiede — wie sie z. B. zwischen 32 und
24
6\ Schichten bestehen - — nicht mehr wahrzunehmen ver-
mag', so erscheint uns die Farbe schon bei genügend
steilem Abfall der Absorptionskurven vollkommen satt.
Absorptionsgrenze und Grenzfarbe. Wie schon oben
erwähnt wurde, verschiebt sich aber die Grenze der Ab-
sorption, also der Punkt A , mit zunehmender Farbstoff-
dichte gegen das rote Ende des Spektrums, und zwar
um so mehr, je flacher die Absorptionskurve gestaltet
ist. Erreicht sie infolge fortgesetzter Konzentration der
Farbstoffschicht die senkrechte Stellung zur Abszissen-
achse, so kommt ihr Fußpunkt zum Stehen, und die
Absorptionsverhältnisse erleiden auch bei weiterer Steige-
rung der Farbstoffdichte keinerlei Veränderung mehr.
In diesem Punkte liegt dann die „Absorptionsgrenze“,
und die Farbe der Schicht kann man als „Grenzfarbe“
bezeichnen.
Die Kenntnis der Absorptionsgrenze ist von großer
Bedeutung für die Praxis , denn sie charakterisiert das
Maximum der Absorption, die mit einem Farbstoff zu
erzielen ist. Die Absorptionsgrenze von Rose bengale-
Gelatine liegt z. B. bei der Wellenlänge X — 600 /Lifd und
kann nicht überschritten werden, man mag die Farbstoff-
dichte noch so steigern. Benötigt man daher eine
Schicht, die nur rotes Licht, von ^ = 630 /u/n angefangen,
durchläßt, so ist weder Rose bengale noch sonst ein
roter Farbstoff brauchbar, und man muß dann etwa
Kristallviolett benutzen, dessen Absorptionsgrenze bei
670 fjtfji liegt.
Da bei einer gelben Schicht mit zunehmender Farb-
stoffdichte, wie Fig. 5 zeigt, die Absorption in der blauen
Zone beginnt und allmählich gegen Grün fortschreitet,
und da sich überdies der Fußpunkt der Absorptionskurve
gegen das rote Ende des Spektrums verschiebt, so muß
sich mit Zunahme der Sättigung auch eine Veränderung
des Farbentones bemerkbar machen. Tatsächlich zeigen
— 25 —
schwach gelb gefärbte Schichten einen grünlichen Stich,
bei zunehmender Konzentration werden sie rein gelb,
und die Grenzfarbe bildet ein rotstichiges Gelb. Die
Grenzfarbe läßt sich durch fortgesetztes Übereinanderlegen
gefärbter Schichten oder durch allmähliche Verstärkung
einer Farbstofflösung bis zum Konstantwerden des Kolorits
ziemlich sicher ermitteln, und die Absorptionskurve einer
solchen Schicht muß dann fast senkrecht zur Abszissen-
achse abfallen. Das kann aber nur der Fall sein, wenn
der Maßstab für die Ordinaten richtig gewählt wurde.
Würde man z. B. in Fig. 5 die Ordinaten viermal
so groß machen, würde also der einfachen Farbstoff-
schicht nicht die Kurve AKX , sondern AK± entsprechen,
so würde schon die Absorption von 16 übereinander-
gelegten Schichten den fast senkrechten Abfall AK6±
zeigen, obwohl eine solche Schicht noch nicht die
Charakteristik der Grenzfarbe besitzt. Und wird anderer-
seits der Ordinatenmaßstab nur V4 so groß angenommen,
entspricht also AKX schon vier Schichten, so würde die
Absorption von 64 Schichten durch AK16 begrenzt sein,
also noch keineswegs einen senkrechten Abfall zeigen.
Dieser Zusammenhang zwischen Grenzfarbe und
Form der Absorptionskurve liefert uns daher einen An-
haltspunkt für die richtige Wahl des Ordinatenmaßstabes,
und die Erfahrung lehrt, daß beide die geforderte Über-
einstimmung zeigen, wenn man die Ordinaten in dem
auf Seite 12 angegebenen Verhältnis zur Länge des
Spektrums wählt.
Sehr oft wird mit zunehmender Farbstoffdichte das
Kolorit so schwärzlich, daß das Zustandekommen einer
satten, gut definierten Grenzfarbe ganz ausgeschlossen
ist. Dieser Fall tritt immer ein, wenn das Absorptions-
band in einem allgemeinen, einen Teil des Spektrums
gleichmäßig deckenden Schatten verläuft. In Fig. 6 ist
ein solcher Fall schematisch dargestellt. Verstärkt man
26
das Kolorit wiederholt auf das Doppelte, so entstehen aus
Kx die Kurven K2) AT4, und W16, und, wie ersicht-
lich, nimmt hier die allgemeine Schwärzung rascher als
die Sättigung der Farbe zu. Die Absorptionskurve für
16 Schichten zeigt noch immer einen flachen Abfall und
läßt erkennen , daß der über dem Spektrum liegende
Schatten schon so dicht ist, daß er die oben erwähnte
Grenze NM überschreitet, also keine auf unser Auge
mehr wirkenden Lichtstrahlen durchläßt. In diesem Falle
kann also eine reine,,
satte Farbe nicht ent-
stehen; denn die ge-
färbte Schicht wird
mit zunehmender Kon-
zentration immer un-
reiner und schließlich
völlig undurchsichtig.
Wie die Erfahrung;
lehrt, zeigen die Ab-
sorptionsbänder aller
Farbstoffe gegen das
blaue Ende des Spek-
trums zu den eben
betrachteten flachen, in einem gleichmäßigen Schatten
verlaufenden Abfall, während^, sie sich gegen Rot zu
scharf vom schleierfreien Spektrum abheben. Daraus folgt,,
daß es satte und sehr reine rote und gelbe Farbstoffe
gibt, daß dagegen völlig satte grüne und blaue Pigmente
nicht existieren, weil die Zunahme der Schwärzlichkeit
eine genügende Konzentration nicht gestattet.
Die konzentrierten Lösungen aller blauen, grünen
und blauvioletten Farbstoffe sehen daher undurch-
sichtig, schwarz aus, während viele rote, orange und
gelbe Farbstofflösungen ein transparentes, reines Aus-
sehen zeigen.
/S fl 6
27
Diese Verschiedenheit zwischen gelben und blauen
Farbstoffen erklärt auch eine eigentümliche Erscheinung
bei der Mischung beider Farben. Soll am Kreisel aus
einer gelben und blauen Papierscheibe neutrales Grau ge-
bildet werden, so muß — obwohl beide Farben scheinbar
gleich satt erscheinen — viel mehr Blau als Gelb benutzt
werden. Das blaue Papier reflektiert selbst bei Benutzung
der reinsten Pigmente wegen seiner Schwärzlichkeit
weniger blaue Strahlen, als die gelbe Scheibe.
Eine weitere Eigentümlichkeit aller Farbstoffe be-
steht darin, daß die Schatten der Absorptionsspektren
mit zunehmender Farbstoff dichte gegen Blau zu rascher
wachsen, als gegen Rot zu.
Diese Erscheinung ist leicht erklärlich, wenn man
die eben charakterisierte Form der Absorptionsbänder
und ihr systematisches Wachsen mit steigender Konzen-
tration berücksichtigt. Das Absorptionsband A in der
Fig. 7 nimmt bei wiederholter Verdopplung der Farb-
stoffdichte die daselbst ersichtlichen Formen an. Im
Spektroskop vermögen wir sie aber nicht ganz wahrzu-
nehmen ; denn alle unter einer gewissen Helligkeit
liegenden Teile der Bänder erscheinen gleichmäßig dunkel.
Bei Beobachtung verdünnter Lösungen sehen wir daher
an irgendeiner Stelle des Spektrums die abschattierten
28
Bänder A und A{ , wird aber die Farbstoffdichte ge-
steigert, so erscheint der Teil mn gleichmäßig schwarz,
da jeder über MN reichende Schatten für unser Auge
undurchsichtig dicht ist. Verdoppelt man erneuert die
Farbstoffdichte, so wächst der gleichmäßig schwarze Teil
des Absorptionsbandes von mn auf mini und dann auf
m2n2, und man hat daher den Eindruck, als ob nur die
Breite desselben, und zwar vornehmlich gegen das blaue
Ende des Spektrums zu, wachsen würde. Die Schwärzung
MN entspricht bei sehr lichtstarken Spektroskopen einer
Schicht von der Transparenz t = 1/20, während bei licht-
armen Instrumenten schon eine Schicht t= 1/1 0 undurch-
dringlich erscheint.
Diese Verhältnisse erklären auch den Wechsel des
Farbentones mit zunehmender Farbstoffdichte. Das aus
der Fig. 7 ersichtliche Absorptionsspektrum entspricht,
wie aus der Wellenlängenskala zu entnehmen ist, einem
blauen Farbstoff. Die verdünnte Lösung läßt nebst den
blauen auch fast alle grünen Strahlen durch und wird
daher grünstichig erscheinen, konzentriert man die Lösung,
so wächst das Band hauptsächlich gegen Blau zu, und
der über dem grünen Teil des Spektrums entstehende
Schatten wird so dicht, daß nur mehr die blauen Strahlen
auf unser Auge wirksam sind. Da sich aber auch über
der blauen Zone ein Schatten entwickelt, so wird die
Farbe der Lösung lichtschwach, also schwärzlich, und
bei weiterer Konzentration wird sie undurchsichtig schwarz.
Dabei kann das äußerste Rot des Spektrums ncch unge-
deckt sein, und in diesem Falle erscheint die Lösung, bei ge-
nügend kräftigem Licht betrachtet, in der Durchsicht rot.
Das ist bei zahlreichen künstlichen blauen oder grünen
Farbstoffen der Fall; denn sie zeigen keine Endabsorption
im Rot, und die blaue Zone des Spektrums ist schon bei
geringer Konzentration mit einem leichten Schatten belegt.
II. Die Filterfarbstoffe.
1. Die Absorptionsspektren.
Aus den Beilagen Ia, b und c sind die Absorptions-
spektren von mit verschiedenen Farbstoffen gefärbten
Gelatinefolien ersichtlich , wobei lediglich die von den
Höchster Farbwerken in den Handel gebrachten „Farb-
stoffe für photographische Zwecke“ zur Verwendung*
kamen.
Die den Kurven beigefügten Zahlen bedeuten die-
Farbstoff dichten — also die Menge des Farbstoffes in
Gramm pro Quadratmeter Fläche.
Der linke Ordinatenmaßstab charakterisiert das Maß-
der Schwärzung durch die Dicke z des Absorptionsreliefs,.
wobei die Schichtdicke z = i der Transparenz t = 0,1
entspricht.
Die Kurve des Säurerhodamins (Beilage Ia) zeigt
z. B. bei der Farbstoffdichte 3,2 in der blauen Spektral-
zone die Ordinatenhöhe z = 0,5, woraus wir entnehmen,,
daß das über dem Spektrum hegende Relief an dieser
Stelle die halbe Dicke einer Schicht besitzt, die 1/10 des
auffallenden Lichtes durchläßt.
Da z = - — log t = lo|
0,5 ist, so ergibt sich
= 3,16, und daher ist die Transparenz t = 0,31, d. h.
die Farbstoffschicht läßt etwa der auffallenden blauen
Strahlen durch.
Auf dem rechten, mit t bezeichneten Ordinatenmaß-
stab können die Transparenzen direkt abgelesen werden.
30
Für die Ermittlung der Kurven wurden Gelatinefolien
mit den Farbstoff dichten 0,1 und o,8 hergestellt, aus
welchen durch Übereinanderlegen mehrerer Schichten die
geometrisch ansteigende Farbenskala 0,1, 0,2, 0,4, 0,8,
1,6, 3,2 und 6,4 gebildet wurde. Einige sehr intensiv
färbende Farbstoffe wurden nur in halber Stärke, andere
dagegen in zwei- oder vierfacher Konzentration benutzt.
Zur Messung der so gebildeten Farbstoffschichten
kam, wie schon erwähnt, ein Spektralphotometer von
Schmidt & Haensch zur Verwendung. Dabei wurden
für kleine Farbstoffdichten sehr gut übereinstimmende
Resultate erzielt, für etwas größere Dichten waren aber
die gefundenen Zahlen, mit Ausnahme jener, die den
sehr transparenten Grenzen des Absorptionsbandes ent-
sprechen, viel zu klein und daher unbrauchbar.
Auf Grund der Messungen konnten daher nur die
beiden niedersten Kurven vollkommen, von allen andern
aber nur die seitliche Begrenzung konstruiert werden
■während ihr ganzer sonstiger Verlauf lediglich durch
Vervielfältigung der Ordinaten ermittelt wurde. Sie
können daher auch keinen Anspruch auf volle Wahrheit
erheben, und insbesondere sind die den Farbstoffschichten
von hoher Dichte entsprechenden Kurven nur als un-
gefähr richtig zu betrachten.
Der Verlauf der Kurven im violetten und ultra-
violetten Gebiete wurde, wie schon erwähnt, teils durch
spektroskopische Beobachtungen, teils auf photographi-
schem Wege ermittelt. Dieser Teil der Kurven ist daher
nur als schematische Skizze zu betrachten und wurde
aus diesem Grunde durch eine punktierte Linie angedeutet.
Das Absorptionsspektrum von Farbstofflösungen. Bei
allen Farbstoffen wurden auch die Absorptions Verhältnisse
der wässerigen Lösungen wenigstens für eine Konzentration
bestimmt, wobei es sich zeigte, daß das Absorptions-
spektrum der Gelatinefolie mit jenem der sehr verdünnten
31
Farbstofflösung stets die größte Ähnlichkeit besitzt. Beide
Absorptionskurven zeigen dieselbe Form, nur ist die
Wasserkurve um eine bestimmte Strecke gegen das blaue
Spektralende verschoben.
Aus Fig. 8 sind z. B. die Resultate der Messungen
zur Bestimmung der Absorptionsverhältnisse von Rose
bengale in Wasser a und in trockener Gelatine b zu ent-
nehmen, und wie ersichtlich, sind die beiden durch die
gemessenen Punkte gelegten Kurven um etwa 15 der
Wellenlängenskala gegeneinander verschoben, sonst aber
so ähnlich, daß die vorhandenen Differenzen gewiß nur
durch Beobachtungsfehler bei der Bestimmung der Trans-
parenzen bedingt sind.
Der Unterschied in
der Lage der beiden Rose
bengale -Kurven ist aus-
nehmend groß, denn bei
den meisten Farbstoffen
liegen die beiden Kurven
nur um eine 10 entsprechende Strecke auseinander,
und bei Säurerhodamin und Methylenblau ist ihr gegen-
seitiger Abstand nur halb so groß. Der letztere Farbstoff
zeigt bezüglich seiner Absorptionsverhältnisse in flüssigen
und festen Schichten auch noch andere Unregelmäßig-
keiten, die aber hier nicht weiter erörtert werden sollen.
Kennt man die Absorptionskurven einer trockenen
Farbstoffschicht, so ergeben sich durch Verschieben der-
selben in der angegebenen Weise die der Lösung ent-
sprechenden Kurven, und es bietet daher keine Schwierig-
keit, für ein Trockenfilter ein ungefähr gleich wirkendes
Flüssigkeitsfilter zu ermitteln.
Die Farbstoffdichte wird in beiden Fällen wesentlich
verschieden sein, und das Verhältnis der Dichten hängt
hauptsächlich von der Gestalt der Kurven ab und wird
erst für höhere Konzentrationen annähernd konstant.
32
Ein ungleich genaueres Resultat ergibt sich, wenn
man mit Hilfe eines Spektroskops jene Dichte der Farb-
stofflösung ermittelt, welche die gleichen Absorptions-
verhältnisse, wie das zu reproduzierende Trockenfilter
zeigt. Dazu ist das schon oben erwähnte Ze iß sehe
Vergleichsspektroskop ausgezeichnet geeignet, wobei man
für die Aufnahme der Lösung Absorptionsgefäße benutzt,
welche die Dicke der Flüssigkeitsschicht zu variieren
gestatten. Bei solchen Untersuchungen hat man aber zu
berücksichtigen, daß konzentrierte und verdünnte Farb-
stofflösungen, wie Seite 19 erörtert wurde, oft ein ver-
schiedenes Absorptionsspektrum besitzen, und daß daher
die Konzentration der Vergleichslösung keineswegs gleich-
gültig ist.
Die nachstehende Tabelle zeigt z. B., in welchen
Farbstoffdichte für ein
Flüssigkeitsfilter
Trocken- mit einer Lösung
Dichten eine konzentrierte und verdünnte Rose bengale-
Lösung benutzt werden muß, um ein Trockenfilter von
bestimmter Dichte zu ersetzen, wobei nur die Absorptions-
verhältnisse in der roten Spektralzone berücksichtigt sind.
Diese Zahlen zeigen zunächst, daß Flüssigkeitsfilter
viel reicher an Farbstoff sein müssen als Trockenfilter,
denn um z. B. eine Rose bengale-
Gelatinefolie , die pro Quadratmeter
1,5 g Farbstoff besitzt, zu ersetzen,
ist eine Flüssigkeitsschicht erforder-
lich, die in der gleichen Fläche 8,4
resp. 15 g Farbstoff enthält. Die
verdünnte Lösung muß also etwa
doppelt so reich an Farbstoff sein,
wie die konzentrierte. Die 8,4 g sind
in 840 ccm Wasser zu lösen und auf
1 qm auszubreiten, während die 15 g
in 15000 ccm Wasser gelöst werden
müssen, damit ein äquivalentes Filter
von gleicher Ausdehnung resultiert.
lilter I
1
■’/lOO
VlOOO
o,5
2,6
6,0
1,0
5,4
10,0
i,5
8,4
15,0
2,0
1 1,2
20,0
2,5
13,6
25,0
3,o
16,0
30,0
3,5
18,0
35,0
4,o
20,0
40,0
33
Man hat daher für die Lösung 1/iqq eine 0,84 mm
weite Küvette, für die Lösung Viooo eine solche von
15 mm Weite zu benutzen, um jene Absorptions Verhält-
nisse zu erzielen, die das Trockenfilter 1,5 zeigt.
Aus diesen Erörterungen geht hervor, daß es nicht
immer zulässig ist, die Konzentration der Farbstofflösung
proportional der Küvettenweite anzupassen. Da man
aber in der Praxis meist nur verdünnte Farbstofflösungen
und Küvetten von mindestens 5 mm Weite benutzt, so
ändern sich die Absorptionsverhältnisse nicht merklich,
wenn das Produkt aus Konzentration und Schichtdicke
gleich bleibt.
2. Die chemischen Eigentümlichkeiten
der Farbstoffe.
Alle hier zu besprechenden Farbstoffe werden künst-
lich aus gewissen, dem Steinkohlenteer entstammenden
Produkten hergestellt und führen daher den allgemeinen
Namen: Teerfarbstoffe.
In bezug auf ihr chemisches Verhalten werden sie
in basische und saure Farbstoffe eingeteilt.
Basische und saure Farbstoffe. Basische Farbstoffe
sind solche, bei welchen ein basischer Körper, die sogen.
Farbbase, das eigentlich färbende Prinzip bildet. Die
käuflichen Farbstoffe sind Verbindungen solcher Basen
mit verschiedenen Säuren, wie Schwefelsäure, Salzsäure,
Essigsäure usw., und dabei ist die Natur der Säure ohne
Einfluß auf die Farbe der Substanz.
Die basischen Farbstoffe lösen sich meist in Wasser,
und diese Lösungen zeigen oft die Eigentümlichkeit, daß
sie an den Wänden des Glasgefäßes eine in Wasser un-
lösliche Farbstoffschicht ausscheiden, was sich aber durch
Zusatz von etwas Essigsäure meist verhüten läßt.
Bei den sauren Farbstoffen bildet eine Farbsäure
d. i. ein gefärbter saurer Körper, das eigentlich färbende
von Hübl, Die photographischen Lichtfilter. 3
Abkürzungen: N Niederschlag oder Trübung, s sauer, e entfärbt, b basisch, d dunkler.
34
Filterblau ....
KristaUviolett . . . 1
Toluidinblau . . .
Methylenblau . . . 1
Patentblau ....
Naphtholgrün . . . 1
Dunkelrotgrün . . . 1
Säuregrün F ...
Naphtholorange . .
Tartrazin
Filtergelb
Filterrot I . . . . 1
Echtrot D ....
Kristallponceau . .
Phenosafranin . . . 1
Rose bengale . . . 1
Säurerhodamin ...
.
Z
Z
.
Säurerhodamin
Z
Z
Rose bengale
Z
Z
Z
Z
Z
Z
Phenosafranin
h
Kristallponceau
Z
!
Echtrot D
1*
Filterrot I
-
z
Filtergelb
Tartrazin
Z
Z
Naphtholorange
Z
2
z
Säuregrün F
1
—
1
Z
1
Dunkelrotgrün
Z
z
Naphtholgrün
3
z
1
Z
z
Patentblau
*
z
z
Z
Z
Methylenblau
z
Toluidinblau
*
z
z
z
Kristallviolett
Filterblau
73
er
er
in
in
in
in
in
m
-
in
in
in
er
-
in
Natur des
Farbstoffes
blau 1
blau 1
1
blau —
Z
yq
er
1
n>
»
1
1
1
z
l
1
1
z
i
Essigsäure
1
fD
1
1
QTQ
CT
rD
z
1
z
z
1
1
Z
z
i
Salzsäure
o
0>
1
1
1
l
1
re
D.
Cl
&
1
0-
l
Cl
1
1
Ammoniak
1
1
Z
1
1
Z
1
1
z
1
1
z
1
1
1
1
z
Kupfervitriol
echt
4-
l|'
echt
0,2
X
?!
o
echt
echt
echt
g3!1? ■
o ;
2
00
o
*
Lichtbeständigkeit
35
Prinzip, und die gebräuchlichen Farbstoffe sind Ver-
bindungen dieser Säuren mit farblosen Basen, meist Kali,
Natron oder Kalk. Die Art der Base ist ohne Bedeutung
für die Farbe.
Werden wässerige Lösungen saurer und basischer
Farbstoffe gemischt, so entstehen Trübungen und bei
höherer Konzentration Niederschläge, wenn sich die Farb-
base mit der Farbsäure zu einer in Wasser unlöslichen
Verbindung vereinen. Dabei ist aber zu berücksichtigen,
daß sich wegen der verschiedenen Wasserlöslichkeit der
entstehenden Verbindungen oft verdünnte, nicht aber kon-
zentrierte Lösungen mischen lassen, und daß die Lös-
lichkeit der Niederschläge auch durch einen Überschuß
eines der beiden Farbstoffe wesentlich erhöht werden
kann. Eine strenge Unterscheidung zwischen mischbaren
und nicht mischbaren Farbstoffen ist daher nicht möglich.
Aus der Tabelle (Seite 34) ist das Verhalten der
Farbstofflösungen bei gegenseitiger Mischung ersichtlich,
und aus den weiteren Rubriken sind auch die Reaktionen
der Farbstoffe mit Essigsäure, Salzsäure, Ammoniak und
Kupfervitriol zu entnehmen.
Sehr charakteristisch ist oft das Verhalten der Farb-
stofflösungen gegen Gelatine- und Kollodiumschichten.
Der Lösung eines sauren Farbstoffes wird durch
Gelatine der Farbstoff allmählich entzogen, und die
Färbung der Gelatine nimmt so lange zu, bis ein Gleich-
gewichtszustand zwischen der Farbstoffmenge in der
Gelatine und in der wässerigen Lösung eingetreten ist.
Durch den Zusatz einer schwachen Säure wird das
Färbevermögen der Farbstofflösung gesteigert, es geht
aber gänzlich verloren, wenn man die Lösung schwach
alkalisch macht.
Basische Farbstoffe dagegen färben nur bei Gegen-
wart eines schwachen Alkalis, z. B. Borax, aber nicht in
neutralen oder schwach sauren Lösungen.
3
36
Die die Gelatine nicht färbenden basischen Farbstoffe
besitzen dagegen eine ausgesprochene Verwandtschaft
zu Kollodiumschichten. Übergießt man z. B. eine mit
Kollodium überzogene Glasplatte mit einer neutralen oder
schwach sauren Gelatinelösung, die einen basischen Farb-
stoff enthält, so wandert derselbe allmählich in das
Kollodium, und nach dem Trocknen liegt eine farblose
Gelatineschicht auf dem gefärbten Kollodium.
Die Lösungen saurer Farbstoffe vermögen dagegen
Kollodium unter keinen Umständen zu färben.
Lichtbeständigkeit der Farbstoffe. Von ziemlicher
Wichtigkeit ist das Verhalten der Farbstoffe im Lichte,
da es bei der Verwendung der Filter nicht gleichgültig ist,
ob man sie sorglos dem Lichte exponieren kann oder ob
sie, außer Gebrauch, geschützt aufbewahrt werden müssen.
Im allgemeinen kann man sagen, daß basische Farb-
stoffe viel weniger lichtecht sind als saure, und daß aber
die Lichtechtheit auch sehr wesentlich von der Natur des
Farbstoffträgers und von der Gegenwart gewisser Sub-
stanzen abhängt.
Da man als photographische Filter fast immer Gelatine-
schichten benutzt, so war es von Interesse, das Verhalten
von gefärbter Gelatine im Lichte zu beobachten. Zu
diesem Zwecke wurden mit den verschiedenen Farbstoffen
gefärbte Gelatinefolien, zur Hälfte mit schwarzem Papier
bedeckt, während der Sommermonate dem Sonnenlichte
ausgesetzt und die Zeit beobachtet, bis ein Hellerwerden
der Färbung wahrnehmbar wurde. Die so ermittelten
Stundenzahlen sind in der Tabelle (Seite 34) eingetragen
und bilden ein Maß für die Lichtechtheit des Farbstoffes
bei Gegenwart von Gelatine. Jene Farbstoffe, die nach
100 Sonnenstunden noch keine Veränderung zeigten, sind
als „echt“ bezeichnet.
Diese Zahlen sind natürlich nur relativ richtig, denn
der Beginn des Ausbleichens wird um so eher wahr-
37
genommen, je geringer die Konzentration des Farbstoffes
ist. Die Gefahr des Ausbleichens besteht daher besonders
bei schwach gefärbten Schichten, während Filter von
satter Färbung stets von großer Haltbarkeit sind. Nur
wenn die Filter unausgesetzt dem Lichte exponiert sind,
wie die gefärbten Scheiben zur Beleuchtung von Dunkel-
kammern, muß auch bei intensiver Färbung auf die tun-
lichste Lichtechtheit der Farbstoffe gesehen werden.
Ein Vergleich der Zahlen läßt erkennen, daß die
basischen Farbstoffe Kristall violett , Methylenblau und
Phenosafranin im Lichte rasch ausbleichen, daß dagegen
alle sauren Farbstoffe eine ausgezeichnete Haltbarkeit
besitzen. Es ist das auffallend, da ja viele dieser Farb-
stoffe als sehr wenig lichtecht bekannt sind. Das Rose
bengale z. B. wird aus diesem Grunde — ebenso wie
alle anderen Farbstoffe der Eosingruppe — in der Technik
tunlichst wenig benutzt, und mit diesen Farbstoffen her-
gestellte Druckfarben sind so lichtempfindlich, daß sie,
auf Papier aufgetragen, schon nach 2 bis 3 Stunden Ex-
position im Sonnenlichte deutlich heller werden. Die
mit Rose bengale gefärbte Gelatinefolie zeigt dagegen
erst nach 80 Stunden intensiver Sonnenbestrahlung die
ersten, kaum wahrnehmbaren Spuren des Ausbleichens.
Die Ursache dieses verschiedenen Verhaltens der
Farbstoffe liegt wohl darin, daß sich die Gelatine ganz
indifferent verhält, während der Firnis als ein recht
kräftiger Sensibilisator wirkt.
Das Ausbleichen der Farbstoffe wird bekanntlich
durch zahlreiche Substanzen mehr oder weniger be-
schleunigt, und von besonderem Interesse ist in dieser
Beziehung hier das Glyzerin *) , das besonders für die
basischen Farbstoffe ein ausgezeichneter Sensibilisator ist.
Bei der Herstellung gefärbter Gelatinefolien darf daher
1) „Wiener Mitteilungen“ 1909, S. 268.
38
zum Geschmeidigmachen der oft brüchigen Schichten
keineswegs Glyzerin benutzt werden, und es ist in solchen
Fällen ein geringer Zusatz von Sirup zu empfehlen.
Auch der Kanadabalsam, den man oft zum Verkitten
der Filter verwendet, wirkt schwach sensibilisierend, was
bei mit basischen Farbstoffen schwach gefärbten Schichten
einige Beachtung verdient.
Andererseits gibt es wieder Stoffe, welche die Licht-
beständigkeit der Farbstoffe wesentlich erhöhen, und in
dieser Beziehung sind besonders die Kupfer-, Kobalt-
und Nickelsalze bemerkenswert. Es ist daher empfehlens-
wert, die wenig lichtbeständigen Farbstoffe, besonders
das Methylenblau und Kristallviolett, stets mit solchen
Zusätzen zu verwenden.
Erfahrungsgemäß muß die Menge des Metallsalzes,
um tunlichsten Schutz zu gewähren, das Fünf - bis Zehn-
fache der Farbstoffmenge betragen, und Versuche zeigen,
daß dadurch die Lichtbeständigkeit der erwähnten Farb-
stoffe auf mindestens das 50 fache gesteigert werden kann.
3. Charakteristik der Filterfarbstoffe,
a) Rote Farbstoffe (Beilage Ia).
Alle mit roten Farbstoffen gefärbten Schichten ab-
sorbieren die Strahlen der grünen Spektralzone und lassen
nebst den roten oft auch die blauen Strahlen durch.
Entsprechend dieser Zusammensetzung des durchfallenden
Lichtes erscheint die Schicht gelbrot, zinnoberrot, purpur-
rot oder rotviolett.
Aus den Seite 28 besprochenen Gründen zeigen sehr
dünne Farbstoffschichten fast immer ein bläuliches Aus-
sehen, und mit zunehmender Dichte geht dieser Blau-
stich verloren, und bei höherer Konzentration entsteht
stets ein gelbliches oder reines Rot. Fast alle hier er-
wähnten roten Farbstoffe sind auch für Ultraviolett
durchlässig.
39
i. Säurerhodamin ist ein purpurroter, stark blau-
stichiger Farbstoff mit starker Fluoreszenz, der die ge-
samten roten und. blauen Strahlen durchläßt und aus
diesem Grunde eine überaus lebhafte und brillante Farbe
besitzt. Das schmale Maximum von gefärbten Gelatine-
schichten liegt im Gelbgrün, die Absorptionsgrenze etwa
bei X = 620 /t i[u , fast das ganze Reinblau zwischen F und G
wird durchgelassen und das ganze Violett und Ultraviolett
werden absorbiert. Mit Rhodamin lassen sich daher sehr
transparente Rot- und Blaufilter herstellen.
Die nachstehende Tabelle zeigt die äquivalenten
Farbstoff dichten einer festen und flüssigen Rhodamin-
schicht und ermöglicht es, ein gegebenes Trockenfilter
durch ein Flüssigkeitsfilter zu ersetzen.
Trocken -
Flüssi
gkeits -
Rot- oder Blaufilter
Rotfilter
Blaufilter
°,5
L5
o,5
1,0
2,2
0,7
2,0
3,2
1,2
3>°
4T
1,8
4,o
4,8
2,0
5,°
5,3
2,5
6,0
5,6
3T
Soll z. B. ein Trockenblaufilter von der Dichte 4,0
durch ein Flüssigkeitsfilter ersetzt werden, so hat man
eine Lösung von 2,0 g Rhodamin in 10 Liter Wasser in
einer 1 cm weiten Küvette zu benutzen.
2. Rose bengale zeigt in der grünen Zone des
Spektrums ein ganz ähnlich geformtes, jedoch weiter gegen
Blau zu gelegenes Absorptionskurvensystem. Der Farb-
stoff ist daher weniger blaustichig als das Rhodamin und
unterscheidet sich von diesem wesentlich dadurch, daß
es auch für Violett und Ultraviolett durchlässig ist. Mit
zunehmender Dichte werden die Schichten zinnoberrot
und die Absorptionsgrenze liegt etwa bei X = 600 /u/u.
40
In wässeriger Lösung ist das Absorptionsband um etwa
15 /r/r der Wellenlängenskala gegen Blau zu verschoben.
Wegen der steil gegen Rot zu abfallenden Absorption
und wegen der Lichtbeständigkeit benutzt man das Rose
bengale mit Vorliebe für die Herstellung von Rotfiltern.
Die äquivalenten Farbstoff dichten fester und flüssiger
Schichten wurden schon Seite 32 angegeben.
3. Phenosafranin ist gleichfalls ein purpurroter
Farbstoff mit schmalem Absorptionsband, jedoch weniger
blaustichig als Rose bengale. Es ist ein basischer Farb-
stoff von sehr geringer Lichtbeständigkeit. Die Ab-
sorptionsgrenze liegt bei etwa X = 600 ^
Eine Eigentümlichkeit des Phenosafranins , die zu-
weilen wertvoll sein kann, besteht darin, daß sein Ab-
sorptionsband sehr ähnlich dem Sensibilisierungsband
orthochromatischer Platten ist, und daß man daher diesen
Farbstoff benutzen kann, um die Gelbgrünempfindlichkeit
solcher Platten gleichmäßig herabzusetzen.
4. Kristallponceau. Ein saurer, sehr reiner purpur-
roter Farbstoff mit ziemlich starker Blauabsorption, der
sich bei Verwendung von Gelatine als Farbstoffträger
durch ziemlich bedeutende Lichtechtheit auszeichnet. Die
Absorptionsgrenze liegt etwa bei 600 /nja.
5. Echtrot D zeigt ein breites, flaches Absorptions-
band, das auch bei hoher Konzentration keinen steilen
Abfall besitzt. Die Absorptionsgrenze liegt etwa in der
Mitte zwischen C und D} und die Grenzfarbe ist daher
ein dunkles Rot, dem jedoch die volle Reinheit fehlt.
Die Bezeichnung dieses Farbstoffes ist — wenn als Träger
Gelatine dient — nicht ganz zutreffend, denn die mit
Echtrot gefärbten Folien sind nicht lichtbeständiger als
z. B. Rose bengale -Gelatineschichten.
6. Filterrot I (Dianilrot) besitzt ein dem Echtrot
ähnliches Absorptionsband, jedoch eine ungleich stärkere
Blauabsorption. Das Filterrot erscheint daher nur bei
4i
sehr geringer Dichte bläulich, sonst stets gelblichrot. Es
ist ein relativ unreiner Farbstoff, was man auch an der
schwärzlichen Farbe etwas stärkerer Lösungen erkennt.
Die gelben Farbstoffe absorbieren lediglich die Strahlen
der blauen Spektralzone und verdanken daher ihre Farbe
einer Mischung von roten und grünen Lichtstrahlen. Je
weiter das Absorptionsband in die grüne Zone reicht,
desto rotstichiger ist das Gelb, während Farbstoffe mit
einer erst hinter Blaugrün beginnenden Absorption grün-
stichig erscheinen. Die Absorptionsbänder sind nur
mäßig breit, daher lassen alle rotstichigen gelben Farb-
stoffschichten reichlich das Ultraviolett durch.
i. Filtergelb ist ein sehr reiner, hellgelber Farb-
stoff mit der Absorptionsgrenze im Blaugrün und einem
Absorptionsmaximum im Ultraviolett hinter der H- Linie.
Es absorbiert daher das gesamte, bei der Photographie
in Betracht kommende Ultraviolett, ist vollkommen licht-
echt, sehr leicht in Wasser löslich, mit allen anderen
Farbstoffen — mit Ausnahme von Phenosafranin —
mischbar und bildet aus diesen Gründen einen überaus
wertvollen Filterfarbstoff.
Flüssigkeitsfilter müssen, entsprechend der Regel,
eine wesentlich höhere Dichte besitzen als Trockenfilter
von gleicher Wirksamkeit, und das zwischen beiden
nötige Dichteverhältnis zeigt folgende Übersicht:
b) Gelbe Farbstoffe (Beilage Ib).
Trockenfilter
Flüssigkeitsfilter
°,5
1.0
2.0
3,°
4.0
5.0
°,5
U7
2,3
4,2
6,6
9,°
42
Das Absorptionsspektrum dieses Farbstoffes ist von
der Konzentration der Lösung unabhängig, und daher
sind Flüssigkeitsfilter in weiten und engen Küvetten gleich-
wertig, wenn die Konzentration der Lösung so gewählt
wird, daß gleiche Farbstoffdichten resultieren.
2. Tartrazin. Ein gleichfalls sehr reiner, gelber
Farbstoff, dessen Absorptionsgrenze jedoch schon bei Eb
liegt, der also in etwas dichteren Schichten rotstichig er-
scheint. Sein Absorptionsmaximum liegt über GH, und
daher lassen weniger dichte Tartrazinschichten reichlich
Ultraviolett durch, was man eventuell durch einen Zusatz,
von in Ammoniak gelöstem Äskulin verhindern kann.
Die Farbstoffdichten von gleich wirksamen trockenen und
Flüssigkeitsfiltern stehen in folgendem Verhältnis:
Für etwas dichtere Flüssigkeitsfilter hat man also
fast die vierfache Menge des im Trockenfilter vorhandenen
Farbstoffes zu verwenden. Das Absorptionsspektrum ist
auch bei diesem Farbstoff unabhängig von der Konzen-
tration der Lösung.
Das Absorptionsband des Tartrazins liegt im Ver-
gleiche mit dem Filtergelb weiter gegen Rot zu, und es
hängt ganz von der beabsichtigten Wirkung des Filters
ab, ob man den einen oder den anderen Farbstoff wählt.
Für Schichten mit geringem Absorptionsvermögen
ist das Filtergelb vorzuziehen, benötigt man aber sehr
dichte Gelbschichten, so ist es besser, Tartrazin zu ver-
wenden, und da die Absorptionskurven des Tartrazins
steiler abfallen, so ist dieser Farbstoff auch für die Her-
stellung satter Grünmischungen besser geeignet als das
Filtergelb.
Trockenfilter
°>5
1.0
2.0
3,o
Flüssigkeitsfilter
°,7
3.0
7.0
i3,o
43
Das Verhältnis der Dichte von gleich wirksamere
trockenen Filtergelb- und Tartrazinschichten ist aus',
folgender Zusammenstellung ersichtlich:
Tartrazin
Filtergelb
°»5
3,o
1,0
7,5
2,0
20,0
3,°
34,o
Diese Zahlen zeigen deutlich, daß es zweckmäßig'
ist, für dunkle Filter nur Tartrazin zu benutzen, denn
man erzielt ein Filter von gleichen Eigenschaften mit
dem zehnten Teil des Farbstoffes. Die Durchlässigkeit
des Tartrazins für Ultraviolett kommt nur bei schwach
gefärbten Schichten in Betracht, bei dichten Schichten
über 1,0 sind die etwa noch durchgelassenen ultravioletten
Strahlen photographisch nicht mehr wirksam.
3. Naphtholorange. Ein orangeroter Farbstoff, der
ein deutliches Maximum zwischen b und F besitzt und
daher in dünnen Schichten auch blaue Strahlen durch-
läßt. Die Absorptionsgrenze liegt etwa bei X = 580 /li/li,
und daher zeigen dichte Schichten eine fast zinnober-
rote Farbe.
4. Äskulin ist ein in Wasser unlöslicher farbloser
Körper, den man, in verdünntem Ammoniak gelöst, zur
Herstellung von das Ultraviolett absorbierenden Schichten
benutzt. Die ammoniakalische Lösung muß unmittelbar
vor dem Gebrauche bereitet werden, da sie bald gelb-
braun wird und dann auch das gesamte Blau absorbiert.
Die mit frischer Äskulinlösung hergestellten Gelatine-
schichten besitzen eine kaum merkliche gelbe Färbung,
absorbieren aber trotzdem nicht nur das Ultraviolett,
sondern auch das gesamte sichtbare Violett.
5. Chininsulfat. Aus diesem Grunde kann man
Äskulin nicht gebrauchen, wenn das Filter lediglich das
nicht sichtbare, hinter H gelegene Ultraviolett absorbieren:.
44
•soll. In diesem Falle benutzt man ein Chininsalz, etwa
schwefelsaures Chinin, das sich bei Gegenwart von etwas
Schwefelsäure leicht in Wasser zu einer volkommen farb-
losen Flüssigkeit löst. Das Chinin ist lediglich von Be-
deutung bei der Herstellung von Filtern, die nur das
spektrale Violett durchlassen sollen, eine Forderung, die
bei der Mikrophotographie zuweilen gestellt wird.
Um das gesamte Ultraviolett, von der H- Linie an-
gefangen, zu absorbieren, ist eine Chininschicht von der
Dichte 50 erforderlich, die sich zwar leicht als Flüssig-
keitsfilter, aber nicht als Gelatinefolie herstellen läßt, da
•das Chininsalz beim Trocknen der Gelatine auskristallisiert.
Eine passende Vorratslösung erhält man durch Lösen
von 5 g schwefelsaurem Chinin in 100 ccm Wasser und
10 Tropfen Schwefelsäure.
c) Grüne Farbstoffe (Beilage Ib und c).
Die grünen Farbstoffe lassen in transparenten
Schichten die Strahlen dei; grünen Spektralzone durch,
wobei das Transparenzmaximum über Eb oder mehr
gegen D oder F gelegen sein kann und wodurch rein
grüne, gelblich- oder bläulichgrüne Farben entstehen.
Sehr oft lassen sie auch das äußerste spektrale Rot
durch, das jedoch keinen Einfluß auf die Farbe hat, weil
diese Strahlen so lichtschwach sind, daß sie neben den
hellen grünen Strahlen nicht zur Wirkung kommen. Nur
die schwärzlichen grünen Alizarinfarbstoffe oder die eisen-
haltigen Naphtholfarbstoffe zeigen vollkommene End-
absorption.
1. Säuregrün F. Ein bläulichgrüner Farbstoff, der
in dichten Schichten das zwischen E und F liegende
Grün, dann das äußerste dunkle Rot und das Ultraviolett
hinter H durchläßt. Mit Säuregrün gefärbte Gelatine-
schichten sind nicht besonders lichtbeständig, sie werden
bald dunkler und mißfarbig und beginnen dann erst zu
45
bleichen. Der Farbstoff ist für die grünen Strahlen, wie
sein Absorptionsspektrum zeigt, nicht besonders trans-
parent und eignet sich daher für Reingrün- und Gelb-
grünmischungen nicht besser als Patentblau.
2. Dunkel rot grün. Diesen Farbstoff hat Dr. E.
König als „Dunkelrot für Dunkelkammerlicht“ bezeichnet,,
da er aber in Schichten von geringer und mäßiger Dichte
grün erscheint, so dürfte die oben gewählte Bezeichnung
zweckmäßiger sein. Er läßt neben dem reinen Grün
bei E b ziemlich viel rote Strahlen durch , die aber bei
geringer Farbstoffdichte auch hier nicht zur Wirkung ge-
langen. Verstärkt man aber allmählich die Konzentration,
so verringert sich die Durchlässigkeit für die grünen
Strahlen rascher als jene für die roten, und aus diesem
Grunde erscheinen bei Tageslicht Schichten von der
Dichte unter io grün, bei höherer Konzentration neutrali-
sieren sich die roten und grünen Strahlen, und es ent-
steht ein gelbliches Weiß, das dann allmählich über
Orange in Rot übergeht.
Bei elektrischem Glühlicht, das weniger grüne und
mehr rote Strahlen enthält, tritt das Gleichgewicht zwischen
Rot und Grün schon früher ein, und die Schicht erscheint
schon bei der Dichte 6 gelblichweiß, bei 9 orange und
bei 12 rot. Wässerige Lösungen verhalten sich in dieser
Beziehung gleich den trockenen Schichten.
Diese Eigentümlichkeit des Farbstoffes erklärt auch
das oft überraschende Aussehen, das viele blaue und
grüne Körper zeigen, wenn man sie durch ein Dunkelrot-
grünfilter betrachtet. Reflektieren nämlich solche Körper
auch das äußerste spektrale Rot, was, wegen der Licht-
schwäche dieser Strahlen, ohne jeden Einfluß auf ihre
Farbe ist, so erscheinen sie bei der Betrachtung durch
das erwähnte Filter deutlich rot. So sieht man z. B.
sonnenbeleuchtete Wiesen und Bäume durch eine Schicht
von der Dichte 10 bis 12 in roter Farbe,, weil das.
46
Chlorophyll die erwähnten roten Strahlen reflektiert, und
aus gleichem Grunde erscheint auch Ultramarin rot.
3. Naphtholgrün. Ein eisenhaltiger, gelbgrüner
Farbstoff von schwärzlichem Aussehen, der vollkommene
Endabsorption in der roten Spektralzone zeigt und, wie
die meisten grünen Farbstoffe, ziemlich viel Ultraviolett
•durchläßt. Mit Naphtholgrün gefärbte Gelatineschichten
sind sehr lichtecht und finden als Dunkelkammerscheiben
vielfach Verwendung. Die Transparenz für Ultraviolett
kommt selbstverständlich auch hier, bei Schichten von
etwas höherer Dichte, nicht in Betracht.
d) Blaue Farbstoffe (Beilage Ic).
Mit blauen Farbstoffen gefärbte Schichten zeigen die
Hauptabsorption im Rot oder Orange, erscheinen bei
geringer Dichte oft grünstichig und bei höherer Konzen-
tration rein blau. Oft lassen sie auch die jenseits der
C- Linie gelegenen roten Strahlen durch, die aber wegen
ihrer Lichtschwäche die Farbe nicht beeinflussen.
Blaue Farbstoffe mit völliger Endabsorption sind,
wie das auch bei den grünen Farbstoffen der Fall ist,
meist unrein, also von schwärzlichem Aussehen. Läßt
die Farbstoffschicht viel Rot durch, liegt also das Maximum
seiner Absorption im Gelb, so entstehen violette Töne.
1. Patentblau ist ein sehr reiner, in dünnen
Schichten grünstichiger Farbstoff, der bei höherer Kon-
zentration lediglich die beiderseits der F- Linie gelegenen
Strahlen durchläßt. Er absorbiert also das spektrale
Violett und auch das angrenzende Ultraviolett und läßt
nur sehr wenig Rot durch, ist lichtecht, gut mischbar
und daher als Filterfarbstoff sehr verwendbar. Mit
Filtergelb oder Tartrazin liefert das Patentblau ein sehr
reines Grün, und mit Kristallviolett oder Rhodamin bildet
es Schichten, die lediglich die spektrale Blauzone durch-
lassen.
47
Die Farbstoff dichten für gleich wirkende Trocken-
wind Flüssigkeitsfilter besitzen nachstehende Werte:
Patentblau ist in Wasser ziemlich schwer löslich und
kann als Vorratslösung nur i : 250 angesetzt werden;
seine Löslichkeit wird aber durch die Gegenwart anderer
Farbstoffe, z. B. von Tartrazin, wesentlich erhöht.
2. Methylenblau besitzt ein breites, fast das ganze
Rot und Orange gleichmäßig deckendes Absorptionsband
mit zwei flach verlaufenden Maxima und zeigt eine rein
blaue Farbe. Es gehört zu den basischen Farbstoffen und
ist, an Gelatine gebunden, von sehr geringer Licht-
beständigkeit, die aber durch Zusatz von Kupfervitriol
bedeutend gesteigert werden kann. Das Absorptionsband
der wässerigen Lösung ist nur sehr wenig, kaum 5 /njn
der Wellenlängenskala gegen Blau zu verschoben.
3. Toluidinblau. Ein blauer Farbstoff, der auch
alle roten Strahlen absorbiert, eine sehr flach verlaufende
Absorptionskurve besitzt und vornehmlich die blauen
Strahlen zwischen F und G durchläßt. Es besitzt eine
dem Pariserblau ganz ähnliche Farbe und zeigt auch das
gleiche schwärzliche Aussehen; von Bedeutung ist seine
außerordentliche Lichtbeständigkeit und die Eigentümlich-
keit der völligen Endabsorption im roten Teil des
Spektrums. Durch einen geringen Zusatz von Toluidin-
blau läßt sich daher die zuweilen störende Rotdurchlässig-
keit gewisser Filter beseitigen. Das Absorptionsband
verdünnter Schichten liegt zwar im äußersten Rot, ver-
läuft aber mit einem zarten Halbschatten sehr allmählich
Trockenfilter
°>5
1.0
2.0
3>°
4.0
Flüssigkeitsfilter
0,4
L4
2,1
2,6
48
gegen das Orange und unterscheidet sich dadurch wesent-
lich von dem steil abfallenden Absorptionsband der
Kupfersalze.
4. Kristall violett läßt nebst den ganzen blauen
und violetten auch reichlich rote Strahlen durch. Mit
zunehmender Farbstoff dichte nimmt, wie das stets der
Fall ist, die Transparenz für die blauen Strahlen rascher
ab, als jene für die roten, und dadurch verändert sich
die Farbe von Blau violett über Rotviolett zu dunklem Rot.
Gegen Rot fällt das Absorptionsband ziemlich steil
ab, und die Absorptionsgrenze liegt etwa bei X = 670 /li/li.
Das Kristallviolett wird aus diesem Grunde vielfach als
Filterfarbstoff benutzt, um entweder das äußerste spektrale
Rot oder das Blau und Violett zu isolieren. Besonders
beliebt sind die mit diesem Farbstoff hergestellten Blau-
filter, die sich durch hohe Transparenz und ziemlich
scharfe Abgrenzung der spektralen Blauzone auszeichnen.
In dieser Beziehung wird auch das Kristallviolett von
keinem anderen Farbstoff übertroffen.
Es ist schlecht mischbar, bildet mit Patentblau einen
schwer löslichen Niederschlag und verträgt sich auch mit
Tartrazin nur in verdünnter Lösung.
Das Kristall violett ist äußerst ausgiebig, da schon
Schichten von der Dichte 0,025 sehr deutlich gefärbt
sind; es gehört in die Gruppe der basischen Farbstoffe
und besitzt eine nur geringe Lichtbeständigkeit, die sich
aber durch einen Zusatz von Kupfer- oder Kobaltsulfat
wesentlich steigern läßt. Man wird daher diesen Farb-
stoff stets mit einem Kupfersalz gemischt verwenden, und
es ist am einfachsten, dieses gleich der Farbstoffvorrats-
lösung zuzufügen, indem man 1 g Kristallviolett und 5 g
Kupfersulfat in 100 ccm Wasser löst und 10 Tropfen
Essigsäure zufügt. Das Kupfersalz absorbiert das äußerste
Rot, doch ist diese Absorption bei den zur Verwendung
kommenden Farbstoffschichten gar nicht merkbar.
49
Die nachstehende Tabelle zeigt die Farbstoff dichten
für gleich wirksame Trocken- und Flüssigkeitsfilter, wo-
bei man natürlich zu unterscheiden hat, ob es sich um
ein Rot- oder Blaufilter handelt:
Trocken -
Flüssigkeits -
Rot - oder Blaufilter
Blaufilter
Rotfilter
0,2
—
0,24
°,3
—
0,52
o,4
—
0,80
°,5
°,3
0,96
1,0
o,6
1,60
i,5
1,2
—
2,0
i,6
—
2,5
i,8
—
3,o
2,0
—
5. Filterblau ist gleichfalls ein violetter Farbstoff,
jedoch etwas mehr rotstichig, was besonders bei dichteren
Schichten bemerkbar ist. Das Filterblau ist von hoher
Lichtechtheit und wurde daher an Stelle des Kristall-
violetts empfohlen, vermag aber dieses durchaus nicht
zu ersetzen, da es zu den unreinen, schwärzlichen Farb-
stoffen gehört und, wie die Absorptionskurve zeigt, eine
nur geringe Blautransparenz besitzt. Sehr gut verwendbar
ist es aber für Rotfilter, die zur Dunkelkammerbeleuchtung
dienen.
Das Filterblau löst sich nur bei Gegenwart von etwas
Ammoniak im Wasser, und auch dann noch ziemlich
schwer, und erst beim Erwärmen der Flüssigkeit.
Zur Bereitung der Vorratslösung bringt man 1 g
des Farbstoffes in 100 ccm Wasser, fügt 1 ccm Ammoniak
zu und erwärmt bis zur vollständigen Lösung.
Trockene Gelatine- und Wasserfilter zeigen ungefähr
gleiche Absorptionsverhältnisse in der roten Spektralzone,
wenn die Farbstoffdichte der flüssigen Schicht etwa vier
Drittel der Dichte des Trockenfilters beträgt. Es ist also
von Hübl, Die photographischen Lichtfilter. 4
5° —
z. B. ein Gelatinetrockenfilter 1,6 gleich einem Wasser-
filter 2,0. Will man das Kristallviolett in einem Trocken-
rotfilter durch Filterblau ersetzen, so hat man dieses in
etwa der vierfachen Menge zu benutzen.
4. Die Ermittlung photographischer Filter
auf Grund der Absorptionskurven.
Die Absorptionskurven bieten uns ein klares Bild
über die optischen Eigenschaften der Farbstoffschichten,
und sie sind daher unentbehrlich bei Entscheidung aller
die photographischen Lichtfilter betreffenden Fragen. Sie
lassen erkennen, welcher Anteil des auftreffenden Lichtes
von einer Farbstoffschicht bestimmter Konzentration ab-
sorbiert und welcher durchgelassen wird und die photo-
graphische Platte erreicht.
Absorptionskurven von FarbstofFmischungen. Zu-
weilen reicht ein Farbstoff nicht aus, um die für einen
bestimmten Zweck notwendige Farbendurchlässigkeit einer
Schicht zu erzielen, und dann müssen mehrere Farbstoffe
kombiniert werden.
Die Absorptionsverhältnisse solcher Mischungen sind
auf Grund der Absorptionskurven leicht zu ermitteln.
Werden nämlich die Kurven als Querschnitte durch die
Schwärzungsreliefs betrachtet, so muß das Relief der
Mischung offenbar einer Vereinigung des Komponenten-
reliefs entsprechen, und die Absorptionskurve der Mischung
ergibt sich daher, wenn man die Absorptionskurven der
Bestandteile durch Addition der Ordinaten vereint.
Handelt es sich um die Vereinigung einer Farbstoff-
schicht mit einer alle Strahlen gleichmäßig absorbierenden
Schicht von der Transparenz t — i, belegt man also
eine Farbenschicht mit einem grauen oder mattierten
Glas, so entspricht dieser Kombination die um das Maß
log/> gleichmäßig gehobene Kurve der gefärbten Schicht.
51
Legt man z. B. ein mattiertes oder graues Glas von
der Transparenz / = 0,2 auf eine gefärbte -Schicht, so
restringiert man daher die Durchlässigkeit derselben für
alle Strahlen gleichmäßig auf den fünften Teil, und die
Absorptionskurve dieser Kombination erhält man aus der
Kurve der Farbstoffschicht, indem man alle Ordinaten um
log 5 = 0,7 vergrößert.
Die Leichtigkeit, mit der sich so die Absorptions-
kurven von Kombinationen ermitteln lassen, macht die
Darstellung der Absorptionsverhältnisse durch Relief-
schnitte besonders wertvoll, und, gestützt auf diese
Möglichkeit , lassen sich mit Hilfe der oben be-
sprochenen Kurven eine Reihe von Aufgaben, betreffend
die Reproduktion und Neuherstellung photographischer
Lichtfilter, lösen.
Nachbildung vorhandener Filter. So läßt sich jedes
bestehende Filter mit Hilfe der besprochenen Farbstoffe
in einer den Bedürfnissen der Praxis ausreichenden
Weise nachbilden, vorausgesetzt, daß man die Ab-
sorptionskurve desselben kennt, sie also eventuell mit
■einem Spektral photometer ermittelt hat. Man konstruiert
die Kurve mit jenem Ordinatenmaßstab, der auch bei der
Zeichnung der Absorptionskurven in den Beilagen I zur
Anwendung kam, und vergleicht sie dann mit diesöm, um
so jene Farbstoffe zu ermitteln, die, kombiniert, die
gleichen Absorptionsverhältnisse zeigen. Das bietet meist
keine Schwierigkeiten, und da alle Absorptionskurven
einen einheitlichen Ordinatenmaßstab besitzen, so ergeben
sich aus den zu kombinierenden Kurven auch annähernd
die Dichten der zu mischenden Farbstoffe. So läßt
sich eine Vorschrift für die Herstellung des Filters
aufstellen, die dann praktisch überprüft und eventuell
berichtigt werden kann. Als Beispiel hierfür soll die
Nachbildung des bekannten Autochromgelbfilters be-
sprochen werden.
4*
52
Die Absorptionskurve dieses Filters besitzt — nach
Messungen mit dem Spektralphotometer — die in Fig. 9
dargestellte Form. Wie ersichtlich, liegt über dem ganzen
Spektrum ein gleichmäßiger, leichter Schatten, der die
Transparenz des Filters um etwa */ 10 verringert, und
der durch die beiden farblosen Gläser und die zwischen-
liegende Gelatineschicht hervorgerufen wird. Die Ab-
sorptionsverhältnisse des reinen Farbstoffes sind daher
erst nach Abzug dieser Schicht zu beurteilen. Zur Nach-
bildung der Kurve eignet sich am besten eine Kombination
von Phenosafranin mit Tartrazin, und wenn man die
Ordinaten — die nach Abzug des allgemeinen Schattens,,
also von der Grundlinie aa zu messen sind - — mit den
Kurven der Beilage I vergleicht, so ergibt sich für den
roten Farbstoff etwa die Dichte 0,017 und für den gelben
die Dichte 0,20.
Auf Grund dieser Zahlen läßt sich leicht eine Vor-
schrift zur Herstellung eines solchen Filters aufstellen;
denn erfahrungsgemäß sind zum Übergießen von 1 qdcm
Glasfläche 7 bis 8 ccm Gelatinelösung 1 : 15 erforderlich,
und diese müssen 0,00017 § Phenosafranin und 0,002 g
Tartrazin enthalten. Da aber eine Tartrazinschicht von
so geringer Dichte die photographische Platte gegen die
violetten und ultravioletten Strahlen nur unvollkommen
schützt, so muß man der Filterschicht überdies eine
Substanz zufügen, welche die Strahlen dieser Spektral-
53
zone völlig absorbiert, also etwa eine ammoniakalische
Lösung von Aeskulin.
An Stelle des Tartrazins kann man auch eine Filter-
gelbschicht mit ähnlicher Absorption, also von der
Dichte o,6, benutzen, und wenn man statt des wenig licht-
echten Phenosafranins z. B. Echtrot D benutzen will, so
hat man diesen Farbstoff, wie ein Vergleich der Kurven-
ordinaten lehrt, in solcher Menge zuzusetzen, daß die
Dichte 0,07 beträgt.
So ergeben sich zwei ganz verschiedene Vorschriften
für die Herstellung dieses Filters, nämlich: Tartrazin 0,20
-j- Phenosafranin 0,017 Aeskulin, und Filtergelb 0,6
-|- Echtrot D 0,07. Die Erfahrung lehrt, daß beide von
gleicher Wirksamkeit sind.
Beispiele für die Ermittlung photographischer Filter.
Sollen Filter für irgendeinen photographischen Zweck
hergestellt werden, wobei es sich stets um eine Schwächung
oder völlige Unterdrückung gewisser photographisch wirk-
samer Strahlen handelt, so lassen sich mit Hilfe der Ab-
sorptionskurven die hierzu geeigneten Farbstoffe aus-
wählen, ünd die voraussichtlich notwendige Dichte der-
selben kann, wie nachstehende Beispiele zeigen, in vielen
Fällen wenigstens annähernd ermittelt werden.
1. Handelt es sich z. B. um ein Filter, das nur das
spektrale Rot, von der Wellenlänge X — 600 jn/a ange-
fangen, durchläßt, so zeigen die Absorptionskurven (Bei-
lage Ia) zunächst, daß man diese Aufgabe nur durch
Kombination eines roten und gelben Farbstoffes lösen
kann. Phenosafranin ist wenig lichtbeständig, daher
möglichst zu vermeiden, Rose bengale, Dianilrot und
Kristallponceau sind brauchbar, müßten aber mit einer
Dichte von mindestens 12 benutzt werden. Derartig
hohe Farbstoff dichten vermeidet man gern, da sie, um
ein Auskristallisieren des Farbstoffes beim Trocknen des
Aufgusses zu vermeiden, dicke Gelatineschichten fordern.
54
Viel günstiger verhält sich in dieser Beziehung das Säure-
rhodamin und Echtrot D. Ersteres liefert schon mit der
Dichte 2 die gewünschte Abgrenzung, besitzt aber ein so
schmales Absorptionsband, daß nebst dem gelben noch
ein zweiter — etwa orangeroter — Farbstoff nötig ist,
um das ganze Spektrum gleichmäßig zu decken. Echtrot
fordert die Dichte 5, besitzt aber ein breites, über F
reichendes Absorptionsband und bietet aus diesem Grunde
die günstigsten Verhältnisse.
Der gelbe Farbstoff muß so gewählt werden, daß-
sein Absorptionsband sich mit jenem des Echtrots zu
einer das Spektrum gleichmäßig deckenden Schwärzung
vereint. Es kommen Filtergelb oder Tartrazin in Be-
tracht, und um ihre notwendige Dichte zu ermitteln, be-
trachtet man die Absorptionsverhältnissb dieser drei Farb-
stoffe zunächst bei geringer Konzentration.
Wie die Fig. 10 zeigt, ist zur Ergänzung einer- mit
Echtrot gefärbten Schicht von der Dichte 0,6 eine
Tartrazinschicht 0,6 erforderlich; denn durch Addition
der Kurvenordinaten erhält man die Kurve ABC , aus
der zu ersehen ist, daß durch diese Farbstoffkombination
das Spektrum bis X — 460 ju/a fast gleichmäßig gedeckt
wird. Hinter dem spektralen Violett sinkt dann die Ab-
sorptionskurve, doch kommt diese Durchlässigkeit für das
55
Ultraviolett bei der hier benutzten hohen Dichte der
Farbstoffe nicht in Betracht. Da nämlich die notwendige
Dichte der Echtrotschicht mit 5 ermittelt wurde, so
muß auch eine Tartrazinschicht von gleicher Dichte be-
nutzt werden, die als ganz durchlässig für ultraviolette
Strahlen anzusehen ist.
An Stelle des Tartrazins könnte man auch Filter-
gelb verwenden, und zwar müßte, wie die Fig. 10 zeigt,
mit Echtrot 0,6 Filtergelb 2,4 kombiniert werden, und
für das Rotfilter wäre daher Echtrot 5 mit Filtergelb 20
zu mischen. Tartrazin ist also vorzuziehen, da man mit
einem geringeren Quantum dieses Farbstoffes das Aus-
langen findet.
2. Für die Dreifarbenphotographie, benötigt man ein
Filter, welches lediglich die Strahlen der grünen Spektral-
zone von A = 585 ß/a bis X = 495 [ifjt, durchläßt, und
welches das Transparenzmaximum etwa bei 530 besitzt.
Es ist daher das ganze Spektrum, mit Ausnahme
dieser Zone, durch eine für Lichtstrahlen undurchdring-
liche Schicht zu decken, und das wird, den praktischen
Verhältnissen entsprechend, der Fall sein, wenn diese
absorbierende Schicht eine Transparenz unter 1/100
besitzt.
Sei in Fig. 11 y diese Schichtdicke, so hat man ein
Filter zu suchen , dessen Absorptionskurve durch die
Punkte A und A* geht und dabei tunlichste Transparenz
besitzt. Wenn man die Absorptionskurven der ver-
schiedenen Farbstoffe betrachtet, so ergibt sich, daß
keiner dieser Forderung ganz entspricht, und daß man
dieses Filter durch Kombination einer blauen oder grünen
Schicht mit einer gelben bilden muß.
Die Absorptionskurve der ersteren soll durch den
Punkt A gehen und tunlichst steil abfallen; dieser Forde-
rung entsprechen die Schichten von Patentblau 0,7 oder
Säuregrün F 3,0 am besten, und die Absorptionskurven
56
dieser Farbstoffschichten fallen längs der hier in Betracht
kommenden Strecke AB vollkommen zusammen.
Andere blaue Farbstoffe, wie Methylenblau, Filter-
blau und Toluidinblau, sind nicht verwendbar, da sie,
wie ihre flach verlaufenden Absorptionskurven zeigen,
nur ein unreines, wenig transparentes Grün zu bilden
vermögen.
Als gelber Farbstoff eignet sich am besten Tartrazin 2,5,
das, mit einem der erwähnten Farbstoffe kombiniert, das
gesuchte Grünfilter mit der Kurve ABC ergibt. Filter-
gelb müßte in sehr hoher Dichte benutzt werden.
3. Um ein Filter zu formieren, das lediglich die
blaue Zone des Spektrums durchläßt, also alle Strahlen
mit Wellenlängen über 495 fxfi völlig absorbiert und
dabei tunlichst transparent ist, hat man einen Farbstoff
zu suchen, dessen Absorptionskurve durch den Punkt A
geht (Fig. 12), tunlichst steil abfällt und, falls dieser auch
das spektrale Violett und Ultraviolett durchläßt, ist er
mit einer diese Strahlengattungen absorbierenden Schicht
zu kombinieren.
Bei Durchsicht der Absorptionskurven findet man,
daß das Kristallviolett der ersten Forderung am besten
57
entspricht, denn die Absorptionskurven von Methylen-
blau und Filterblau verlaufen ungleich flacher.
Zur Absorption des Ultravioletts kann man eine
Äskulinschicht etwa von der Dichte 16 benutzen, oder
jnan kombiniert das Kristallviolett, das mit der Dichte 1,0
zu wählen ist, mit Patentblau 1,6, das ein Maximum über
den //-Linien besitzt. In dieser Weise entsteht das
Filter ABC, das den gestellten Forderungen tunlichst
entspricht.
Ein sehr transparentes Blaufilter, das die Spektral-
-zone von F bis G fast vollständig durchläßt, erhält man
auch mit Hilfe von
Rhodamin 3,0, das man
zur Absorption der
photographisch wirk-
samen roten Strahlen
mit Patentblau 1,0
oder Toluidinblau 2,0
kombiniert, und voll-
kommen brauchbar,
aber weniger trans-
parent ist das Blau-
filter : Rose bengale
3,0 -f- Patentblau 1,5.
4. Soll die rote Spektralzone, die bis etwa 2 = 585^
reicht, isoliert werden, so sind dazu fast alle roten Farb-
stoffe geeignet. Nur Rhodamin, das in der geringen
Dichte 0,3 verwendet werden müßte, ist weniger brauch-
bar, da solche Schichten ungenügend decken. Sehr
scharf wird die rote Zone durch Rose bengale von der
Dichte 1,5 abgeschnitten, während alle anderen Farb-
stoffe eine mehr oder weniger weiche Abgrenzung bilden
und, wie ihre Absorptionskurven zeigen, in nachstehenden
Dichten benutzt werden müssen: Echtrot 0,6, Pheno-
safranin 3,0, Kristallponceau 1,5 und Filterrot 3,0.
58
Um die von allen diesen Schichten durchgelassenem
blauen Strahlen zu beseitigen, muß stets ein gelber Farb-
stoff zugemischt werden, wozu sich aus dem schon
unter i. angegebenen Grunde am besten Tartrazin eignet,,
das man etwa in der Dichte 2 verwendet. Der Tartrazin-
gebalt kann aber auch beliebig erhöht werden, ohne daß
sich die Eigentümlichkeiten des Rotfilters ändern würden.
5. Um ein farbiges Objekt mit Hilfe einer ortho-
chromatischen Platte „tonrichtig“ abzubilden, müssen be-
kanntlich stets Gelbfilter zur Verwendung kommen, und
es entsteht die Frage, welcher gelbe Farbstoff zur An-
fertigung solcher Filter am besten geeignet ist.
Der Farbstoff muß die von einem blauen Objekt
reflektierten Strahlen schwächen, er muß also einen Teil
der zwischen F und dem Ultraviolett X = 350 fi/u ge-
legenen Spektralstrahlen absorbieren; denn die Strahlen
dieser ganzen Spektralzone kommen bei der Photographie
eines solchen Objektes in Betracht.
Um die Strahlen der erwähnten Zone auf einen be-
stimmten Bruchteil zu reduzieren, ist zwar jeder gelbe
Farbstoff brauchbar, während sich aber die Absorption
von Filtergelb — wie aus Fig. 13 ersichtlich — haupt-
sächlich auf das Violett und Ultraviolett erstreckt, liegt
das Maximum der Absorption einer Tartrazinschicht, die
einen Teil des Ultravioletts durchläßt, im Blau. Will
man die Strahlen des blauen Objektes auf das gleiche
Maß mit Hilfe eines Orangefarbstoffes restringieren, so
muß die Konzentration dieser Schicht der in Fig. 13 für
diesen Farbstoff eingezeichneten Absorptionskurve ent-
sprechen, und wie man sieht, ist in diesem Falle die Re-
stringierung der blauen Strahlen mit einer gleichzeitigen
bedeutenden Absorption in der grünen Zone verbunden.
Handelt es sich also lediglich um eine Schwächung
des Blau, so sind alle drei Farbstoffe gleichwertig
Tartrazin und besonders Orange absorbieren aber auch
59
das grünliche Blau, also jene Strahlen, die an der Kolorit-
bildung des Grün — hauptsächlich des Blaugrün — be-
teiligt sind, sie dämpfen nebst den blauen auch die blau-
grünen und grünen Farben und verlängern dadurch auchi
die notwendige Expositionszeit.
Die Wirkung des Filtergelb ist dagegen lediglich
auf die vom blauen Objekt reflektierten Strahlen be-
schränkt, es absorbiert insbesondere die an der Kolorit-
bildung gar nicht beteiligten, photographisch aber doch
wirksamen violetten und ultravioletten Strahlen und ist aus»
diesem Grunde den anderen gelben Farbstoffen vorzu-
ziehen. Der Unterschied zwischen Filtergelb und Tartrazin
ist allerdings , besonders bei stark gefärbten Schichten,,
praktisch kaum wahrnehmbar, dagegen macht sich die
starke Grünabsorption eines Orangefilters in der er-
wähnten Weise sehr deutlich bemerkbar.
Trockene und flüssige Filter von gleicher Wirksamkeit.
Sehr oft begegnet man der Aufgabe, für ein gegebenes-
Trockenfilter ein gleichwertiges Flüssigkeitsfilter — - oder
auch umgekehrt — zu ermitteln, was sich auf Grund der
diesbezüglichen Daten, die bei der Besprechung der Farb-
stoffe angeführt wurden, leicht durchführen läßt.
Aber auch mit Hilfe der Absorptionskurven kann
man diese Aufgabe mit wenigstens annähernder Richtig-
6o
keit lösen, denn die Farbstoffe besitzen im festen Zu-
stande und in verdünnter Lösung die gleichen Ab-
sorptionskurven, nur sind dieselben um ein bestimmtes
Maß gegeneinander verschoben. Diese Verschiebung be-
trägt, wie schon Seite 31 erörtert wurde, bei Rose bengale
15 'fifi, bei Rhodamin und Methylenblau 5^ und bei
allen anderen Farbstoffen ungefähr 10 /ufi der Wellen-
längenskala, und die Wasserkurve liegt stets weiter gegen
Blau zu.
Sucht man daher im Absorptionsspektrum des Farb-
stoffes (Beilage I) jene Kurve auf, welche die Dichte der
gegebenen trockenen Schicht charakterisiert, so zeigt die
um das erwähnte Maß weiter gegen Rot zu gelegene
Kurve die Dichte einer Flüssigkeitsschicht von gleicher
Wirkung an. In dieser Weise ergibt sich z. B., daß eine
Rose bengale -Gelatineschicht von der Dichte 1,5 und eine
Lösung dieses Farbstoffes von der Dichte 15 die gleiche
Absorption in der roten Spektralzone besitzen.
Soll an Stelle des auf Seite 54 besprochenen Rot-
filters, bestehend aus einer Gelatineschicht, Echtrot 5,0
-j- Tartrazin 5,0, ein Flüssigkeitsfilter von gleichen Eigen-
schaften ermittelt werden, so findet man, daß an Stelle
von 5 Echtrot fest etwa 15 Echtrot in Lösung zu be-
nutzen sind. Eine Erhöhung des Tartrazingehaltes ist
nicht erforderlich. Da die Echtrot -Wasserkurve 15 die
Tartrazinkurve 5,0 reichlich übergreift.
Ein solches Flüssigkeitsrotfilter hat also in 10 Litern
Wasser 15 g Echtrot und 5 g Tartrazin zu enthalten und
ist in einer 1 cm dicken Schicht zu benutzen.
In gleicher Weise findet man, daß das auf Seite 55
besprochene Grünfilter, bestehend aus:
Patentblau 0,7 — [— Tartrazin 2,5,
durch ein Flüssigkeitsfilter:
Patentblau 0,5 -j- Tartrazin 10
ersetzt werden kann.
6i
Die so erhaltenen Zahlen können aber keinen An-
spruch auf besondere Genauigkeit erheben; denn abge-
sehen davon, daß der zu ihrer Ermittlung eingeschlagene
Weg recht unsicher ist, sind auch die Absorptions-
spektren keineswegs ganz einwandfrei. Aus diesem
Grunde wurden auch bei allen wichtigeren Farbstoffen
die Dichten für äquivalente feste und flüssige Schichten
angegeben.
Schließlich muß noch bemerkt werden, daß alle so
ermittelten Zahlen nur für verdünnte Farbstofflösungen,
also für mindestens 5 mm weite Küvetten gelten, da
konzentrierte Lösungen wesentlich andere Absorptions-
verhältnisse zeigen können.
5. Die Technik der Filterherstellung.
In der Praxis kommen photographische Lichtfilter in
zwei Formen zur Verwendung: Flüssigkeits- und Trocken-
filter. Erstere bestehen aus Küvetten mit planparallelen
Wänden, die mit gefärbten Flüssigkeiten gefüllt werden,
wTährend Trockenfilter aus farbigen Glasplatten oder aus
gefärbten Gelatine-, Kollodium- oder Lackschichten be-
stehen.
Die Flüssigkeitsfilter sind weniger bequem und
werden nur im Atelier benutzt, sie besitzen aber den
Vorteil, daß sie sich rasch hersteilen lassen, und daß
die gefärbte Schicht vollkommen homogen und gleich-
förmig ist, was mit gefärbten trockenen Schichten nicht
leicht zu erreichen ist.
Eine besondere Abart der Flüssigkeitsfilter bilden
die „Gallertfilter“, die aus einer Schicht erstarrter, aber
nicht trockener Gelatine bestehen, die zwischen zwei in
passender Weise auseinandergehaltenen Glasplatten ein-
geschlossen ist. Sie zeigen alle Eigentümlichkeiten der
Flüssigkeitsfilter, fordern aber keine so vorsichtige Be-
handlung.
62
Die besten Filter sind jedenfalls planparallele Platten
aus farbigem Glas; da es aber vorläufig nicht ;möglich
ist, Gläser von ganz bestimmten spektralen Eigentüm-
lichkeiten herzustellen, so kommen solche Filter nur
als Dunkelkammerscheiben und als Gelbfilter bei Land-
schaftsaufnahmen in Betracht. Will man aber mit Hilfe
des Filters eine bestimmte, gesetzmäßige Farbenempfind-f
lichkeit der photographischen Platte herbeiführen, muß.
.also das Filter der Plattensensibilisierung angepaßt werden,
so läßt sich das nur mit Hilfe von Farbstoffen — deren
Art und Menge man . beliebig variieren kann — er-
zielen.
Zur Herstellung von Trockenfiltern eignet sich nur
Gelatine; durch Überziehen von Glasplatten mit gefärbtem
Kollodium oder Lack sind gleichmäßige Filter von be-
stimmter Färbung nicht zu erreichen ; denn die sich
bildende Schicht hängt wesentlich von der Viskosität der
Flüssigkeit, der Temperatur, der Größe des Filters usw.
ab. Gelatinefilter können in zwei Formen hergestellt
werden: Entweder beläßt man die Gelatineschicht nach
dem Trocknen auf der Glasplatte, und in diesem Falle
ist es zweckmäßig, sie durch eine mit Kanadabalsam
aufgekittete zweite Glasplatte zu schützen, oder man
zieht die trockene Schicht von der Platte ab, was jedoch
weniger zu empfehlen ist, da die dünne Folie zu leicht
verletzlich ist.
Herstellung von Gelatinetrockenfiltern. Als Träger
für die Gelatineschicht eignen sich nur dünne — etwa
1,5 mm dicke — Spiegelglasplatten von rein weißer
Farbe und gut polierter Oberfläche. Vor dem Gebrauch
werden diese Glasplatten mit einer Mischung von
Alkohol und Ammoniak überputzt und hierauf sorgfältig
abgestaubt.
Die Glasplatten werden dann in horizontaler Lage
mit einem bestimmten Quantum gefärbter Gelatinelösung
63
•übergossen, und nach dem Erstarren der Lösung werden
die Glasplatten an einem staubfreien Orte zum Trocknen
.aufgestellt.
Zur horizontalen Lagerung der Platten benutzt man.
eine dicke Spiegelglasplatte, die auf einem mit drei Stell-,
.schrauben versehenen Brett liegt, und die sich mit Hilfe
-einer Wasserwage horizontieren läßt.
Um die Gelatinelösung herzustellen, läßt man eine ab-
gewogene Menge Gelatine mit einem bestimmten Quantum
destillierten Wassers etwa 1/2 Stunde quellen, erwärmt
dann bis zur völligen Lösung und filtriert die Flüssigkeit
durch eine in einen Glastrichter eingelegte Schicht von
reiner Baumwolle. Eine abgemessene Menge dieser
Lösung wTird mit der Farbstofflösung gemischt und aus
einer kleinen Mensur auf die zu überziehende Glasplatte,
die auf der horizontierten Spiegelglasplatte liegt, aufge-
gossen. Die Flüssigkeit verteilt sich leicht über die
ganze Fläche, wenn man mit einem gebogenen Glasstab
etwas nachhilft.
Nach Dr. E. König1) soll die Flüssigkeit etwa
•6 Prozent Gelatine enthalten und ist so aufzugießen, daß
7 ccm derselben auf je i qdcm Plattenoberfläche ent-
fallen. Die Lösung soll 40 bis 45 Grad C. haben, und
der Raum, in dem das Gießen vorgenommen wird,
15 bis 20 Grad C. Bei höherer Temperatur erstarrt die
Gelatine zu langsam, bei sehr niederer zu schnell, und
die Platten müssen dann eventuell etwas vorgewärmt
werden.
Nach dem Trocknen werden die Platten zum Schutz
der Gelatineschicht mit einer zweiten Glasplatte verkittet.
Statt ein farbloses Deckglas zu benutzen, ist es besser,
1) Dr. E. König, Das Arbeiten mit farbenempfindlichen
Platten. Gustav Schmidt, Berlin 1909.
64
zwei Filter mit nur halbem Farbstoffgehalt zu gießen*
und sie dann, Schicht gegen Schicht, mit Kanadabalsam
zu vereinen. In dieser Weise werden etwa vorhandene
kleine Fehler ausgeglichen und tadellos gleichmäßige
Filterscheiben erhalten.
Für das Verkitten der Gläser gibt Dr.. E. König
folgende Vorschrift: Man benutzt am besten „Kanada-
balsam, gereinigt für Mikroskopie“, der aber nicht zu
dünn sein darf. Die zu verkittenden Gläser werden
schwach angewärmt und, mit der Gelatineseite nach
oben, auf eine horizontale, mit einigen Bogen Fließpapier
bedeckte Unterlage gelegt. Man gießt dann eine nicht
zu gering bemessene Quantität Kanadabalsam mitten auf
die Scheibe, wobei man sorgfältig darauf achtet, daß
nicht etwa Luftblasen entstehen. Die zweite Glasscheibe
wird unter spitzem Winkel mit einer Kante auf die ent-
sprechende Kante der horizontal liegenden Scheibe ge-
setzt und nun langsam geneigt, bis sie den Kanada-
balsamtropfen berührt. Jetzt kann man die beiden Scheiben
schneller zusammenfallen lassen. Der Balsam breitet sich
schnell aus, man fängt den an den Rändern hervorquellenden
Überschuß auf, um ihn aufzubewahren und ihn nach dem
Verdünnen mit etwas Xylol und nach dem Filtrieren von
neuem zu benutzen. Schließlich preßt man die Gläser
mit den Fingern zusammen und streicht den an den
Kanten noch hervorquellenden Balsam mit einem Messer
ab. Man bedeckt jetzt die obere Seite des Glases mit
einem Blatt Papier und beschwert mit einem Gewichte
von etwa i kg. Damit die obere Platte nicht von der
unteren herabgleitet, werden ringsherum dicht an die
Kanten einige passende Metallstückchen oder dergl. ge-
stellt. Nach 8 Tagen pflegt an einem mäßig warmen
Orte die Verkittung erhärtet zu sein; die beiden Gläser
lassen sich dann nicht mehr aufeinander verschieben.
Man putzt die Scheiben mit Benzol oder Terpentinöl
65
und schließlich mit Alkohol und Ammoniak, bis die
Flächen spiegelblank sind. Meist werden die Filter an
den Rändern mit Papier- oder Kalikostreifen eingefaßt.
Zur Herstellung von gefärbten Gelatinefolien über-
zieht man gereinigte, ziemlich dicke Spiegelglasplatten
zunächst mit fünfprozentigem Kollodium — das man mit
i bis 2 Prozent Rizinusöl versetzt hat — , und nach dem
Trocknen .dieses Überzuges wird die gefärbte Gelatine-
lösung aufgegossen. Dann läßt man an einem staub-
freien Orte trocknen, überzieht die Schicht wieder mit
Kollodium, damit die abgezogenen Folien flach liegen,
durchschneidet die Schicht an den Rändern mit einem
Messer und zieht schließlich die Folie von der Glasplatte ab.
Ein anderer Weg, um Gelatinetrockenfilter herzu-
stellen, besteht darin, daß man mit farbloser Gelatine
überzogene Glasplatten, z. B. unbrauchbar gewordene
Bromsilbergelatineplatten, die mit Fixiernatron behandelt
und dann gewaschen wurden, in eine Farbstofflösung
bringt und sie in derselben so lange beläßt, bis die
Färbung die gewünschte Intensität zeigt.
Fast alle Farbstoffe sind hierzu, wie schon auf
Seite 35 erörtert wurde, geeignet, aber der Vorgang ist
nur für die Herstellung von Filtern anwendbar, deren
Brauchbarkeit schon aus ihrem Ansehen beurteilt werden
kann, was z. B. bei den zur Dunkelkammerbeleuchtung
dienenden Rotscheiben der Fall ist.
Eine Vorschrift, um Filter von bestimmten Eigen-
schaften zu erzielen, läßt sich bei diesem Verfahren nicht
geben, denn die in einer bestimmten Zeit erzielte Färbung
hängt von den verschiedensten Umständen ab. Dazu
kommt noch, daß bei Farbstoffmischungen ein Bestand-
teil oft rascher als der andere an die Gelatine an-
fällt, und daß also z. B. eine aus Blau und Gelb be-
stehende grüne Lösung viel gelber oder auch blauer färbt,
als man erwartet hat.
5
von Hübl, Die photographischen Lichtfilter.
66
Herstellung der Filter mit bestimmter Farbstoffdichte.
Um ein Flüssigkeitsfilter von bestimmter Farbstoff dichte
für eine io mm weite Küvette herzustellen, hat man die
dieser Dichte gleiche Anzahl Gramm des Farbstoffes in
io Litern Wasser zu lösen, bezw. 1/10 oder 1I100 dieser
Farbstoffmenge in 1000 oder ioo ccm. Beträgt die
Weite der Küvette nur 5 mm, so ist die Farbstoff menge
zu verdoppeln, für eine Küvette von 20 mm ist sie zu
halbieren, usw. Wie auf Seite 32 erörtert wurde, gilt
aber diese Proportionalität zwischen Farbstoff, Konzen-
tration und Küvettenweite nur für verdünnte Lösungen.
Für ein Trockenfilter ist die gleiche Farbstoff menge
in 700 ccm Gelatinelösung zu benutzen, denn diese
Flüssigkeitsmenge ist für das Überziehen von 1 qm
Filterfläche erforderlich.
Ist z. B. ein Blaufilter von der Dichte 1,6 herzustellen
und soll dabei eine vorrätige Kristallviolettlösung 1 : 25
benutzt werden, so mischt man
Gelatinelösung 8:100 66 ccm \
. „ . J 70 ccm.
mit r arbstoillösung . . 4 „ J
Gießt man pro Quadratdezimeter Glasfläche 7 ccm
dieser Farbstoffgelatine auf, so resultiert das gewünschte
Filter von der Farbstoffdichte 1,6.
Das auf Seite 52 besprochene Autochromfilter be-
steht aus Filtergelb 0,6 und Echtrot 0,07. Man mischt
daher:
Filtergelb 1:100 6 ccm,
Echtrot D 1 : 1000 .... 7 „
Gelatinelösung 8 : 100 . . . 57 „
und benutzt diese Lösung zum Überziehen der Glas-
platten.
Um Schichten von hoher Dichte herzustellen, kann
man den festen Farbstoff auch direkt der warmen
Gelatinelösung zufügen. Soll z. B. ein Naphtholgrünfilter
von der Dichte 8 angefertigt werden, so versetzt man:
— 67
Gelatinelösung 8 : ioo
90 ccm
-|- Tartrazin 2,5, benutzt man z. B. die Vorratslösung:
)lau 0,7 g 1 .
I1
:m • 2,5 „ J
in 100 ccm Wasser
mit Naphtholgrün 1 g
und benutzt die Flüssigkeit nach vollständiger Lösung
des Farbstoffes zum Übergießen der Glasplatten.
Sind bei der Herstellung eines Filters mehrere
Farbstoffe erforderlich, so ist es oft zweckmäßig, sie in
einer Vorratslösung zu vereinen. Für das auf Seite 56
.angegebene Grünfilter, bestehend aus Patentblau 0,7
2,
Patentblau
T artrazin
und mischt dann zur Filterherstellung:
Gelatinelösung 6 : 100 . . . 60 ccm
mit Farbstofflösung 10 „
Sollen in einem Filter zwei Farbstoffe kombiniert
werden, die sich als Lösungen nicht mischen lassen, weil
sie sich unter Bildung eines in Wasser unlöslichen Nieder-
schlages vereinen, so überzieht man mit jedem der beiden
Farbstoffe eine Glasplatte und vereint dann beide durch
Verkitten mit Kanadabalsam. Dieser Fall tritt z. B. ein
bei der Herstellung des oben angegebenen Blaufilters mit
Hilfe von Patentblau und Kristallviolett, da diese Farb-
stoffe beim Mischen ihrer Lösungen einen Niederschlag
bilden.
Um das auf Seite 56 erwähnte Blaufilter: Kristall-
violett 1,0 -|~ Patentblau 1,6, herzustellen, übergießt man
•eine Glasplatte mit
Gelatinelösung 6 : 100 . . . 60 ccm,
Kristall violettlösung 1 : 100 . 10 „
und eine zweite mit
Gelatinelösung 10 : 100 .
Patentblaulösung 1
2^0
33 ccm,
40 „
und verkittet die beiden Platten zu einem Filter.
5
III. Die photographischen Lichtfilter.
Die in der Photographie benutzten Lichtfilter kann
man nach Dr. Grebe1) in folgende Gruppen teilen:
i: Monochromatische Filter, welche nur einheit-
lich gefärbte Strahlen des Spektrums durchlassen sollen,
und die bei der Mikro- und Astrophotographie benutzt
werden.
2. Schutzfilter, die zur Beleuchtung der photo-
graphischen Dunkelkammern dienen, also die lichtempfind-
lichen Präparate gegen die schädliche Einwirkung gewisser
Lichtstrahlen schützen sollen.
3. Kom pensations filter 2), welche die spektrale
Farbenempfindlichkeit einer photographischen Platte derart
ausgleichen sollen, daß das Kolorit des Originals in einer
bestimmten Abschattierung abgebildet wird, die also keine
sichtbare Spektralzone gänzlich auslöschen, sondern nur
dämpfend wirken dürfen. Da die photographischen Platten
stets eine übertrieben hohe Empfindlichkeit für blaue und
violette Strahlen besitzen, so dienen zum Ausgleich der
Farbenempfindlichkeit meistens gelbe Filter, und alle bei
der Landschaftsphotographie und Gemäldereproduktion
gebräuchlichen Gelbscheiben zählen in die Gruppe der
Kompensationsfilter.
1) „Photographische Korrespondenz“ 1900, S. 612.
2) Dr. Grebe unterscheidet neben den Kompensations-
filtern noch sogen. „Kontrastfilter“ als eigene Gruppen. Es.
dürfte aber zweckmäßiger sein, diese Filter, zu welchen z. B.
die dunklen Gelbscheiben bei der Landschaftsphotographie ge-
hören, gleichfalls den Kompensationsfiltern zuzuzählen.
69
4. Selektionsfilter sind jene Filter, welche nur
eine ausgewählte Gruppe von farbigen Strahlen — eine
in bestimmter Form abgegrenzte Spektralzone — durch-
lassen, alle anderen Teile des Spektrums aber völlig
absorbieren. Man benutzt diese Filter bei der Dreifarben-
photographie, um auf photographischem Wege gewisse
Farbengruppen des Originals von anderen zu trennen.
1. Monochromatische Filter.
Filter, die nur Strahlen einer Farbe, also nur Strahlen
einer bestimmten Wellenlänge durchlassen, gibt es natür-
lich nicht, und man vermag nur annähernd monochro-
matische Filter mit Hilfe von Farbstoffschichten herzu-
E. b I F G h H
j
1 i
1 1
j3
I
1 0
1 1
3
1 r
rot
M
grün
| blau
violett
1 — 1 — 1 — 1 — 1 — r 1 — 1 — rfTi — 1 — 1 — i — 1 — 1 — t rT 1 — 1 — 1 — 1 — i — — 1 — 1 — r
80 70 60 &0 40 30 20 10 600 90 80 70 60 50 40 30 20 10 500 90 80 70 60 50 40 30 20 10 400
Fig. 14.
stellen , die das ganze auffallende Licht bis auf einen
schmalen Ausschnitt des Spektrums absorbieren. Das
durch solche Filter tretende Licht ist aber selbstverständ-
lich ein Gemisch von vielleicht sehr ähnlich, aber keines-
wegs gleich gefärbten Strahlen, und wegen der ungleich-
mäßigen Verteilung der Farben im Spektrum sind auch
solche annähernd monochromatische Filter nur für gewisse
Farben möglich.
Wie nämlich die schematische Darstellung Fig. 14
zeigt, enthält das Spektrum wohl eine ziemlich ausge-
dehnte und fast homogen gefärbte rote, grüne und blaue
Zone, dagegen ist reines Gelb kaum vorhanden, und
die Übergangsfarben Orange und Blaugrün weisen in
schmalen Zonen einen reichen Farbenwechsel auf. Daher
lassen sich ziemlich monochromatische rote, grüne und
blaue Filter herstellen, es ist aber ausgeschlossen, die
70
äußerst schmale gelbe Zone durch die stets verlaufend
abschattierten Absorptionsbänder der Farbstoffe zu be-
grenzen, und ebensowenig läßt sich ein homogen gefärbter
Streifen aus einer der Übergangszone isolieren.
Das hinter G gelegene Violett besitzt dagegen ebenso-
wie das Rot außerhalb der C- Linie im ganzen Verlaufe
den gleichen Farbenton, und daher sind auch fast völlig
monochromatische, allerdings aber sehr dunkle Filter für
diese Farben möglich.
Für monochromatische Filter eignen sich nur Farb-
stoffe mit steil abfallenden Absorptionsbändern, und sie
müssen in hoher Konzentration, tunlichst nahe der Ab-
sorptionsgrenze, verwendet werden, damit die Spektral-
zone scharf begrenzt wird und nicht weiche, verwaschene
Ränder entstehen. Bei scharfen Grenzen sind überdies
die vom Filter durchgelassenen Strahlen fast unabhängig
von der Intensität und Zusammensetzung des auffallenden
weißen Lichtes, was bei einer allmählich verlaufenden
Begrenzung nicht der Fall ist.
Monochromatische Rotfilter sind leicht herzustellen,,
da das Absorptionsband vieler Farbstoffe einen schroffen
Abfall gegen die rote Spektralzone zeigte. Um die ge-
samten roten Strahlen, von 600 ^ t angefangen, zu iso-
lieren, kann man z. B. eine konzentrierte Lösung von
Rose bengale oder Säurerhodamin mit Filtergelb oder
Tartrazin, oder mit diesen Farbstoffen stark gefärbte
Gelatinefolien benutzen, und ein Filter, das nur die
dunkle, zwischen C und B gelegene Strahlenzone durch-
läßt, kann durch Kombination dieses Rotfilters mit
Kristallviolett gebildet werden.
Ungleich schwieriger ist es, die grüne Zone des
Spektrums scharf begrenzt zu isolieren, da uns ein
blauer oder grüner Farbstoff mit einer steil im Gelbgrün
abfallenden Absorption fehlt. Relativ am besten ver-
halten sich — wie schon Seite 56 besprochen wurde —
71
das Patentblau und Säuregrün F, die man mit Tartrazin
mischt. Dieser gelbe Farbstoff eignet sich für solche
Grünmischungen besser als Filtergelb, und das Patentblau
besitzt die zuweilen erwünschte Eigentümlichkeit, daß es
fast das ganze spektrale Rot absorbiert.
Für Blaufilter benutzt man Mischungen von Kristall-
violett + Patentblau oder Rhodamin -f- Patentblau, die es
möglich machen, das Strahlengebiet 435 bis 480 zu iso-
lieren. Das Kristallviolett begrenzt den Ausschnitt gegen
Grün zu, während das Patentblau das Violett und das
diesem nächstgelegene Ultraviolett absorbiert (Seite 46).
Violettfilter lassen sich mit Hilfe von konzentrierten
Kristallviolettschichten bilden, die man zur Absorption der
roten Strahlen mit etwas Toluidinblau und zur Beseitigung
des Ultravioletts mit schwefelsaurem Chinin kombiniert.
Ein solches Flüssigkeitsfilter für eine 10 mm -Küvette
kann man in folgender Weise zusammensetzen:
Kristallviolett 1 : 1000 .
6 ccm,
j entsprechend ,
r 6>°
Chininlösung 1:20
2 „
> den Färb- j
100,0
Toluidinblau 1 : 1000 .
2 „
J stoffdichten 1
1 2,0
Gelbe, orangerote, gelbgrüne und blaugrüne Filter,
die als annähernd monochrom gelten sollen, lassen sich,
wie schon erwähnt, nicht herstellen. Handelt es sich
aber lediglich um ein Filter, das nur eine schmale, wenn
auch nicht einheitlich gefärbte Spektralzone durchläßt, so
lassen sich unschwer passende Kombinationen finden.
Für mikrophotographische Zwecke benötigt man z. B.
oft ein blaugrünes Filter, das nur die zwischen b und F
gelegenen Strahlen durchläßt, und das man mit Hilfe
von Säuregrün F oder durch Mischung von Patentblau
-[- Filtergelb herstellen kann.
2. Schutzfilter.
Die Beleuchtung der photographischen Dunkelkammer
erfolgt bekanntlich durch irgendeine Lichtquelle, der man
72
ein farbiges Medium vorschaltet, das man als „Schlitz-
filter“ bezeichnet, und das nur Strahlen durchläßt, die
für das lichtempfindliche Präparat fast unwirksam sind.
Ganz unwirksame Strahlen gibt es nicht, denn das
Empfindlichkeitsmaximum der photographischen Platte
liegt zwar in der blauen Spektralzone, aber auch alle
anderen Strahlen veranlassen bei genügend langer Wirkung
eine beim Entwickeln wahrnehmbar werdende Veränderung
des Bromsilbers.
Man muß es daher stets vermeiden, die Platte zweck-
los dem Dunkelkammerlichte auszusetzen, und je ge-
schickter in dieser Beziehung der Operateur ist, bei desto
hellerem Lichte kann er arbeiten. Es ist ja bekannt,
daß man bei entsprechender Vorsicht Bromsilbergelatine-
platten auch bei gelbem Licht entwickeln kann, und vor
einigen Jahren wurden Lampen mit sechsprozentiger
Kaliumdichromatlösung als Schutzfilter vielfach empfohlen.
Der Anfänger dagegen braucht einen nur schwach be-
leuchteten Raum, denn er muß die Platte wiederholt
längere Zeit in der Nähe der Lichtquelle betrachten, um
den Fortgang der Entwicklung zu erkennen. So wird
die Dunkelkammerbeleuchtung nicht nur durch die Em-
pfindlichkeitsverhältnisse der photographischen Platte be-
stimmt, sondern sie hängt auch wesentlich von den per-
sönlichen Eigentümlichkeiten des Operateurs ab.
Die Farbe der Schutzfilter muß selbstverständlich
der Intensität und spektralen Beschaffenheit der Licht-
quelle angepaßt werden. Ein z. B. für elektrisches Licht
vollkommen brauchbares Schutzfilter genügt nicht bei
einer Beleuchtung mit Tageslicht, und oft auch dann
nicht, wenn man die Lichtstärke desselben mit Hilfe
durchscheinender Medien, wie Mattgläser, Papier usw.
auf die Intensität der Glühlampe herabsetzt. Man muß
vielmehr für das Tageslicht ein anderes, im allgemeinen
dunkleres Schutzfilter benutzen.
73
Sonst ist das Vorschalten der erwähnten durch-
scheinenden Schichten ein sehr zweckmäßiges Mittel, um
^eine nicht ganz sichere Dunkelkammerbeleuchtung zu
verbessern.
Im allgemeinen wird man, besonders bei der Be-
nutzung von Tageslicht, gefärbte Gelatineschichten tun-
lichst vermeiden, denn kein Farbstoff — und sei er der
beste — vermag mit dem Rubinglas zu konkurrieren.
Bei Dunkelkammerlampen mit künstlichen Lichtquellen
sind aber Gelatinefilter recht zweckmäßig, vorausgesetzt,
daß es möglich ist, eine übermäßige Erhitzung derselben
zu vermeiden.
Bei wenig empfindlichen Präparaten, wie nassen
-Kollodiumplatten und Auskopierpapieren, die schon für
grüne Strahlen kaum mehr empfindlich sind, genügen
gelbe Schutzfilter. Bei elektrischer Glühlampenbeleuchtung
entspricht eine mit Tartrazin gefärbte Gelatinefolie von
der Farbstoff dichte io, während man bei der Verwendung
von Tageslicht, das reichlich violette und ultraviolette
Strahlen enthält, besser Filtergelbgelatine, kombiniert mit
Naphtholorange, benutzen wird, wobei die Farbstoff dichten
mit etwa 20 und 5 zu wählen sind.
Die Bromsilbergelatineplatten zeigen dagegen auch
für die grünen Strahlen des Spektrums noch eine ziemlich
hohe Empfindlichkeit, und erst die vor der D- Linie, bei
X = 600 fifji liegenden Strahlen sind so wenig wirksam,
daß sie für die Beleuchtung des Arbeitsraumes in Be-
tracht kommen.
Derartige, die ganze rote Spektralzone durchlassende
Schichten sind aber nur für die gewöhnliche photo-
graphische Platte brauchbar, während die grün- oder
rotempfindliche Platte Schutzfilter von wesentlich anderer
Beschaffenheit fordert.
Um ein Urteil über die Brauchbarkeit der verschie-
denen Dunkelkammerscheiben zu gewinnen, ist es not-
74
wendig, ein Maß für den Schutz aufzustellen, welchen
sie der photographischen Platte gewähren müssen. Die
Erfahrung lehrt in dieser Beziehung, daß man eine
Dunkelkammerbeleuchtung als „sicher“ bezeichnen kann,,
wenn die zu schützende photographische Platte im Ab-
stande von 50 cm von der Lichtquelle, während 30 Se-
kunden belichtet, beim Entwickeln keine Schwärzung zeigt,,
und daß beim Zustandekommen einer geringen, aber doch
deutlichen Schwärzung die Beleuchtung noch als „brauch-
bar“ gelten kann.
Eine andere sehr wichtige Eigentümlichkeit der
Dunkelkammerbeleuchtung ist die Helligkeit, und als Maß
für dieselbe kann jene Entfernung von der Lichtquelle
dienen, bei der noch gewisse Details gesehen werden,
also z. B. eine Schrift von bestimmter Größe noch ge-
lesen werden kann. Diese Entfernung soll hier mit h
bezeichnet werden.
Die nachstehenden Vorschriften für die Herstellung
von Gelatineschutzfiltern gelten für eine 16 Kerzen -Glüh-
lampe, und weiter unten sollen dann die bei Benutzung
von Tageslicht notwendigen Abänderungen der Filter be-
sprochen werden.
1. Rotfilter.
a) Beim Verarbeiten gewöhnlicher Platten können
Schutzfilter verwendet werden, welche die ganze rote
Zone des Spektrums — von der Wellenlänge 600 /n/u
angefangen — durchlassen. Wie schon Seite 53 erörtert
wurde, entspricht dieser Bedingung eine Echtrot -Tartrazin-
schicht, und eine aus diesen Farbstoffen bestehende
Mischung wird auch von den Höchster Farbwerken als
„Rot für Dunkelkammerlicht“ in den Handel gebracht.
Man benutzt entweder diesen Farbstoff oder ein
Gemenge von gleichen Teilen Echtrot D und Tartrazin
und überzieht die Glasplatten mit
70 ccm Gelatinelösung 8 : 100 -|- 1 g Farbstoff
75
derart, daß 7 ccm dieser Flüssigkeit auf 1 qdm Glas-
fläche entfallen.
Die mit Hilfe solcher Filter erzielte Beleuchtung ist
so hell, daß auf 1,5 m Entfernung von der Lampe noch
eine mittlere Druckschrift — also etwa der Text dieses
Buches — gelesen werden kann, und doch kann sie als
„sicher“ angesehen werden.
b) Für orthochromatische, also gelbgrünempfind-
liche Platten, die auch für das gelbliche Rot ziemlich
empfindlich sind, ist diese Beleuchtung nicht brauchbar.
Sie fordern Rotfilter, welche nur die Strahlen, von 630
angefangen, durchlassen, und soll die Beleuchtung „sicher“
sein, so darf die Zone der durchgelassenen Strahlen nur
bis 650 /Li/Li reichen. Filter von dieser Beschaffenheit
lassen sich leicht durch Kombination des obigen Rotfilters
mit Kristallviolettschichten von der Dichte 0,5 bis 1,0
hersteilen. Man mischt zu diesem Zwecke
Gelatinelösung 6:100 . . . . 60 ccm
mit Kristallviolett -Kupferlösung 1:100
(Seite 48) 5 — 10 ccm
und übergießt damit die Glasplatten (7 ccm pro Quadrat-
dezimeter).
An Stelle des Kristallvioletts kann man auch Filter-
blau benutzen, und zwar muß dieser Farbstoff, wie die
Absorptionskurven zeigen, in der Dichte 1,5 bis 4,0 an-
gewendet werden.
Das Filter mit niederem Violettgehalt ist noch ziem-
lich hell ( h = 0,25 m), liefert aber eine nur „brauchbare“
Beleuchtung, fordert somit eine ziemlich vorsichtige Be-
handlung der Platten, während das Filter mit höherem
Violettgehalt eine tief dunkelrote Farbe zeigt und eine
zwar wenig helle, aber sichere Beleuchtung ermöglicht.
Statt das Filter aus einer Rot- und Violettscheibe
zu bilden, kann man auch die Farbstoffe in der Gelatine
mischen, wobei das Echtrot ganz entfallen kann, da sich,
?6
wie die Absorptionskurven (Beilage I) zeigen, Kristall-
violett 0,4 mit Tartrazin sehr gut ergänzen, wenn man
die Dichte des letzteren mit etwa 5 wählt. Echtrot muß
in diesem Falle überhaupt vermieden werden, da es mit
Kristallviolett einen in Wasser unlöslichen Niederschlag
bildet.
Als Vorschrift für die Farbgelatine zur Herstellung
der Dunkelrotfilter ergibt sich daher:
Gelätinelösung 8:100 . . . . 53 ccm,
Tartrazinlösung 1:25 12 „
Kristallviolett -Kupferlösung 1:100 5 — 10 ccm.
c) Rotempfindliche Platten sind gewöhnlich bei
einer grünen Dunkelkammerbeleuchtung leichter zu be-
handeln, doch hängt dabei viel von den Empfindlichkeits“
Verhältnissen der Platte und der Geschicklichkeit bei
Handhabung ab. So läßt sich z. B. die Autochromplatte
bei einiger Vorsicht ganz anstandslos bei einer Lampe
einlegen und entwickeln, die mit der oben erwähnten
Rotscheibe — mit höherem Violettgehalt — versehen ist,
während diese Beleuchtung für rotempfindliche Bade-
platten kaum verwendbar ist.
2. Grünfilter.
a) Grünfilter sind für gewöhnliche Platten vielfach
empfohlen worden, konnten sich aber keinen allgemeinen
Eingang verschaffen, hauptsächlich wohl aus dem Grunde,
weil die grüne Dunkelkammerbeleuchtung nur von geringer
Helligkeit sein darf. Allerdings ist die optische Hellig-
keit der grünen Strahlen etwa zehnmal so groß als jene
der roten, da aber die photographische Platte für die
-ersteren vielleicht 20 bis 30 mal so empfindlich ist, so
darf das grüne Licht nur 1f2 bis 3/3 der Helligkeit des
xoten besitzen, wenn beide gleich unaktinisch sein sollen.
Die relativ besten Resultate dürfte noch das von
_Dr. E. König für diese Zwecke empfohlene Dunkelrot-
77
grün (Seite 45) ergeben, da dieser Farbstoff nebst den
grünen auch viele rote Strahlen durchläßt, wodurch eine
ziemlich unaktinische und für das Auge sehr angenehme
fahle, gelbliche Beleuchtung entsteht.
Zur Herstellung solcher Schutzfilter mischt man
Gelatinelösung 6:100. . . . 60 ccm
mit Dunkelrotgrünlösung 6:100 . . 10 — 14 ccm
und überzieht Glasplatten mit dieser Farbgelatine (7 ccm
pro Quadratdezimeter).
Die Schicht mit niederem Farbstoffgehalt liefert, wie
Seite 45 erwähnt, eine mattgelbliche, für gewöhnliche Platten
„brauchbare“ Beleuchtung von der Helligkeit h — 0,90 m.
Dieses Licht ist also bedeutend weniger hell als das
oben unter ia erwähnte Rotlicht, und doch fordert es
eine vorsichtigere Behandlung der Platten.
Soll die Beleuchtung „sicher“ sein, so muß man
Filter mit dem höheren Farbstoffgehalt wählen, die Licht
von orangeroter Farbe und verhältnismäßig recht geringer
Helligkeit (h = 0,3 m) durchlassen.
Die Beleuchtung mit einem Gemisch von roten und
grünen Strahlen bietet also , abgesehen von der aller-
dings sehr angenehmen Farbe, keinen Vorteil, hat aber
den Nachteil, daß sie für orthochromatische Platten ganz
ungeeignet ist.
b) Für diese gelbgrünempfindlichen Platten ist
überhaupt keinerlei Grünfilter zu empfehlen, denn dieses
müßte so dicht gewählt werden — etwa Dunkelrot-
grün 18 — , daß eine Kontrolle bei der Entwicklung ganz-
ausgeschlossen ist, während das oben erwähnte verhältnis-
mäßig helle Rotfilter ein bequemes und sicheres Arbeiten
gestattet.
c) Für rot empfindliche Platten ist dagegen, wie
schon oben erwähnt, die grüne Beleuchtung der roten
vorzuziehen, und zwar hat man dabei jene grünen
Strahlen zu benutzen, für welche die Platten die geringste
?8
Empfindlichkeit besitzen. Die Photographie des Spektrums
auf solchen Platten zeigt nämlich stets zwischen/^ und/"
ein Empfindlichkeitsminimum, das bei gewissen Sensibili-
satoren sehr deutlich ausgebildet ist, und die zur Beleuch-
tung dienenden Filter sollen daher nur diese Strahlen-
gattung durchlassen, müssen also von bläulichgrüner
Farbe sein. Dieser Bedingung entsprechen, wenn man
auch die Lichtbeständigkeit der Farbstoffe berücksichtigt,
Mischungen von Naphtholgrün mit Filterblau am besten.
Bei der Pinazyanolplatte ist die Grünempfindlichkeit
so gering, daß ihre Verarbeitung bei einem ziemlich
hellen Grünfilter — Naphtholgrün 6 -\- Filterblau 0,2 —
anstandslos erfolgen kann.
Um das Filter herzustellen, benutzt man zum Über-
ziehen der Glasplatte nachstehende Farbgelatine:
Gelatinelösung 8:100 120 ccm,
Naphtholgrün 1 g,
Filterblaulösung 1:100 . . . . 4 ccm.
Die so erzielte Dunkelkammerbeleuchtung ist ziemlich
hell (h = 0,15 m) und für die erwähnte Plattensorte und
ebenso für die Autochromplatte beinahe sicher.
Für die anderen rotempfindlichen Platten ist es aber
ausgeschlossen, eine genügend unaktinische Beleuchtung
zu ermitteln, und man muß solche Platten stets mit
äußerster Vorsicht behandeln.
Ein für ihre Verarbeitung brauchbares Grünfilter
besteht aus Naphtholgrün 8,0 -j- Filterblau 0,3, das man
erhält, wenn man in der oben angegebenen Vorschrift
die Gelatinelösung auf 90 ccm restringiert. Die Helligkeit
der mit diesem Filter erzielten Dunkelkammerbeleuchtung
ist allerdings nur sehr gering ( h — 0,05 m), sie ist aber
doch etwas günstiger, wie eine ebenso unaktinische Rot-
beleuchtung, die man mit einem Rotfilter 1 a, kombiniert
mit einer dunklen Violett- oder Dunkelrotgrünscheibe,
erzielen kann.
79
Auch das Lumieresche Viridinpapier, das als Schutz-
filter bei der Verarbeitung der Autochromplatten empfohlen
wurde, liefert keine hellere Beleuchtung, die aber viel
weniger sicher ist und in dieser Beziehung kaum dem
Grünfilter mit niederem Blaugehalt entspricht.
Man findet daher mit vier Filtern in allen Fällen
das Auslangen: Ein helles Rotfilter benutzt man für ge-
wöhnliche und mit einem violetten Ergänzungsfilter für
orthochromatische Platten, dann benötigt man eine helle
Grünscheibe für die Verarbeitung von Pinazyanol- und
Autochromplatten und ein dunkles Grünfilter für pan-
chromatisch sensibilisierte Badeplatten. Eventuell genügt
auch das Violettrotfilter für gewöhnliche und orthochro-
matische, und das dunkle Grünfilter für alle rotempfind-
lichen Platten.
Erfolgt die Beleuchtung der Dunkelkammer durch
Tageslicht, so ist es schwer, bestimmte Vorschriften
für die notwendigen Schutzfilter anzugeben, da ja das
auf das Laboratoriumsfenster fallende Licht sehr verschieden
sein kann. Im allgemeinen wird man sämtliche Schutz-
scheiben dunkler zu wählen haben, und ein allzu grelles
Licht ist überdies mit Mattscheiben oder mit weißem
Papier entsprechend zu dämpfen.
Für gewöhnliche Platten benutzt man das unter i b,
Seite 76, angegebene Dunkelrotfilter mit niederem Violett-
gehalt, und für orthochromatische Platten wird dasselbe
noch mit einem Violettfilter kombiniert.
Für Pinazyanol- und Autochromplatten werden die
Grünfilter nach der unter 2 c angegebenen Vorschrift
hergestellt, nur restringiert man die Gelatinelösung auf
100 ccm und für alle anderen rotempfindlichen Bade-
platten auf 80 ccm.
Bei der Beleuchtung der Dunkelkammer können auch
Flüssigkeitsfilter benutzt werden, und besonders zu em-
pfehlen sind in dieser Beziehung die von Dr. Stenger
8o
angegebenen elektrischen Lampen, bei welchen die Glüh-
birne nicht direkt in die Flüssigkeit taucht, sondern zu-
nächst von einem Luftmantel und dann von der mit der
Filterflüssigkeit gefüllten Glasglocke umgeben ist. Da-
durch wird eine übermäßige Erhitzung der Flüssigkeit
vermieden.
Für Bromsilberpapiere und Diapositivplatten benutzt
man eine Lösung von Natriumbichromat 1:5 in Wasser,,
für Trockenplatten wird eine Lösung, bestehend aus*:
Wasser 1000 ccm,
Kaliumdichromat 100 g,
und Säureviolett 0,2 g,
empfohlen. Der letztgenannte Farbstoff kann mit der
Lampe bezogen werden.
Sollen die oben angegebenen Vorschriften für trockene
Schutzfilter für Flüssigkeitsfilter umgestaltet werden, so
kann das in folgender Weise geschehen:
Das unter 1 a angegebene Rotfilter läßt sich auf
Grund der Seite 60 angestellten Erwägungen durch eine
Lösung von
15 g Echtrot -f- 5 Tartrazin in 10 Liter Wasser
ersetzen, und da die Dicke der Flüssigkeitsschicht bei der
Stenger sehen Lampe 2,5 cm beträgt, so genügt diese
Farbstoffmenge für 25 Liter Flüssigkeit.
Zur Herstellung der Rotlösung hat man daher
Echtrotlösung 1:100 60 ccm
und Tartrazinlösung 1:100 . . . . 20 ,,
mit Wasser 900 ,,
zu mischen.
Für orthochromatische Platten benutzt man ent-
sprechend der Vorschrift ib:
Tartrazinlösung 1:100. . . . 80 ccm,
Kristallviolettlösung 1:100 . . 2 — 6 ccm
mit Wasser 900 ccm.
8i
Grünfilter: Für gewöhnliche Platten sind
Dunkelrotgrünlösung 6 : ioo . . 4 ccm
mit Wasser 1000 ,,
zu mischen, und für Pinazyanol-, Dizyanin- und Auto-
chromplatten:
Naphtholgrünlösung 1:100 . . 24 ccm,
Filterblau 1 : 1000 ..... 7 ,,
mit Wasser 1000 ,,
Rotempfindliche Badeplatten fordern ein intensiveres
Filter und daher restringiert man den Wassergehalt auf
750 ccm.
3. Kompensationsfilter. *
Die Helligkeit, mit der die Farben eines Originals
photographisch abgebildet werden, hängt von der Farben-
empfindlichkeit der Platte ab , also von der Wirkung,
welche die verschieden gefärbten Strahlen des Spektrums
auf die lichtempfindliche Schicht auszuüben vermögen.
In dieser Beziehung sind besonders zwei Fälle der
Farbenempfindlichkeit von praktischer Bedeutung: Ent-
weder ist die Empfindlichkeit der Platte proportional der
spezifischen Helligkeit der Spektralfarben oder die Platten-
empfindlichkeit ist für alle Strahlen des Normalspektrums
die gleiche. Mit einer photographischen Platte von der
Farbenempfindlichkeit der ersteren Art — die man als
„orthochromatische“ Platte bezeichnet — wird das Kolorit
eines Objektes in Grautöne umgesetzt, welche die den
einzelnen Farben eigentümliche Helligkeit zeigen, während
die zweite Art von farbenempfindlichen sogen, isochro-
matischen Platten alle Pigmente beinahe gleich hell ab-
bildet, also die in der Schwarzphotographie für das Kolorit
charakteristischen Kennzeichen vernichtet.
Außer diesen beiden wohldefinierten Systemen der
photographischen Farbenumsetzung ist noch eine dritte,
mehr willkürliche Abbildungsart der Farben möglich, die
von Hübl, Di.e photographischen Lichtfilter. 6
82
darin besteht, daß man bestimmte Farben, ohne Rücksicht
auf ihren natürlichen Tonwert, deutlicher hervorhebt, sie
also auf Kosten der anderen besonders betont.
Da es nicht möglich ist, den photographischen Platten
die gerade notwendige Empfindlichkeit für die verschie-
denen Strahlen des Spektrums zu erteilen, so müssen
immer Filter benutzt werden, welche die Unvollkommen-
heit der Sensibilisierung beseitigen. Sollen die Farben
des Originals in ihrer natürlichen Helligkeit abgebildet
werden, so bezeichnet man das zur Verwendung kommende
Filter als ,, ton richtig“ ; handelt es sich um eine Platte
mit gleicher Empfindlichkeit für alle Farben des Spektrums,
so benutzt man ein ,, Komplementärfilter “, und soll
eine Farbe besonders deutlich hervorgehoben werden, so
kommen ,, Konti* astfilter“ zur Verwendung.
Alle diese Filter tragen die Charakteristik der Kom-
pensationsfilter, denn sie gleichen die Farbenempfindlich-
keit der Platte nach einem gewissen Gesetze aus.
Die Gruppe der Kompensationsfilter zerfällt daher
in tonrichtige, Komplementär- und Kontrastfilter.
Sobald es sich um eine systematische Umsetzung
von Farben in Grautöne handelt, ist jedoch zu beachten,
daß die Eigentümlichkeiten der Farben, besonders der
mehr oder minder helle Eindruck, den sie hervorrufen,
von verschiedenen Umständen abhängt. So ist die Farbe
der Beleuchtung von großem Einflüsse auf die Helligkeit
der Pigmentfarben, und ein Filter, das bei Tageslicht ein
tonrichtiges Bild gibt, vermag bei elektrischer Beleuchtung
dieser Forderung nicht mehr zu entsprechen. Aber auch
die Schwankungen in der Tageslichtfarbe sind viel größer
als man meist annimmt und verursachen daher ganz be-
deutende Verschiebungen in der Helligkeit der Farben.
Weiter hat man zu berücksichtigen, daß auch die
Intensität der Beleuchtung in dieser Beziehung einen
wesentlichen Einfluß ausübt. Wählt man ein Rot und
83
Blau derart, daß beide bei mittlerer Beleuchtung einen
gleich hellen Eindruck machen, so wird bei zunehmender
Beleuchtungsintensität das Rot heller erscheinen, und
restringiert man die Beleuchtungsintensität, so zeigt das
Blau die größere Helligkeit. Diese Erscheinung wird als
Purk inj esches Phänomen bezeichnet und macht sich
auch bei den Spektralfarben geltend. In einem licht-
starken Spektrum erscheint das Gelbgrün am hellsten,
verringert man aber die Lichtstärke, etwa durch Ver-
schmälerung des Spalts, so rückt das Maximum der
Helligkeit gegen das blaue Ende des Spektrums und liegt
dann im bläulichen Grün.
Die tonrichtigen und Komplementärfilter sind daher
von der Farbe und Intensität der Beleuchtung abhängig,
und es soll hier angenommen werden, daß die Filter für
weißes Licht (Sonnenlicht oder das von weißen Wolken
reflektierte Licht) und für die Helligkeit eines guten
Atelierlichtes gelten sollen.
a) Tonrichtige Filter.
Mit Hilfe eines tonrichtigen Filters soll das Kolorit
derart in Schwarz -Weißtöne umgesetzt werden, daß die
im Original wahrnehmbaren Helligkeitsunterschiede der
E'arben in gleichem Maße auch im photographischen Bilde
.zur Darstellung kommen.
Diese Art der Farbenabbildung entspricht in der
Praxis gewöhnlich am besten, nicht nur bei der Repro-
duktion von Gemälden, sondern auch bei der Landschafts-
photographie, obwohl man in gewissen Fällen, die später
noch erörtert werden sollen, auch zur Verwendung
anderer Filter gezwungen ist.
Da wir die Helligkeit der Farben nur unsicher ab-
zuschätzen vermögen, so ist die Ermittlung eines ton-
richtigen Filters keineswegs leicht, und wir sind aus den
mit einem Filter erzielten Resultaten auch gar nicht im-
6*
84
stände, zu erkennen, ob dasselbe den gestellten Forde-
rungen tatsächlich entspricht.
Man kann z. B. mit Sicherheit behaupten, daß gelbes
Licht heller als blaues erscheint, schwieriger ist es schon,,
in dieser Beziehung zwischen Rot und Grün zu ent-
scheiden, und der Aufgabe, aus einer Reihe grauer Papiere
jenes auszuwählen, das ebenso hell wie eine bestimmte
Farbe erscheint, stehen wir ratlos gegenüber.
Man hat daher versucht, auf Grund theoretischer Er-
wägungen jenes Gelbfilter zu ermitteln, das den Forde-
rungen der orthochromatischen Photographie am besten
entspricht, das also die Farben des Originals einwandfrei
in richtige photographische Grautöne umsetzt.
So war man bemüht, dieses Problem auf Grund der
bekannten Helligkeitsverhältnisse der Spektralfarben zu
lösen, und Dr. H. Lehmann hat diesen Weg mit Erfolg
betreten, um eine Kontrolle und Klassifikation der Z ei fi-
schen Gelbscheiben zu ermöglichen.
Viel bequemer und sicherer läßt sich das tonrichtige
Filter durch Probeaufnahmen von Pigmentfarben bestimmen..
P. Pichier1) benutzte zu diesem Zwecke eine große
Zahl der verschiedensten Farben, deren gegenseitige
Helligkeit abgeschätzt wurde, und suchte dann jenes-
Filter, welches eine mit dieser Schätzung tunlichst über-
einstimmende Umsetzung der Farben in Grautöne er-
möglicht. Die große Zahl der Farben schützt gegen grobe
Fehler bei der Schätzung, weil unrichtig beurteilte Farben
aus der Reihenfolge fallen, als Fehler erkannt und weiter
nicht berücksichtigt werden.
Da aber auch das gegenseitige Abschätzen der Farben-
helligkeiten recht unsicher ist, so ist es besser, für den
gedachten Zweck mit Farbe überzogene Papiere zu ver-
wenden, deren Helligkeit man im Vergleiche mit der
) „Der Amateur“ 1908.
85
Helligkeit des weißen Papiers zahlenmäßig festgestellt
hat. Zur Abstimmung des Filters genügen dann vier
bis sechs ungefähr symmetrisch im Farbenkreis liegende
Farben. Man kombiniert sie mit grauen Papieren von
gleicher Helligkeit und hat dann das Filter so zu wählen,
-daß die farbigen mit den zugehörigen grauen Flächen
gleich hell abgebildet werden.
Die Helligkeit gefärbter Papiere läßt sich einfach und
.ziemlich sicher nach einer von Abney1) angegebenen
Methode ermitteln, der die Erfahrung zugrunde liegt, daß
bei stark herabgesetzter Beleuchtung alle farbigen Objekte
farblos erscheinen und dann leicht mit grauen Tönen
vergleichbar sind.
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß, wie oben
erwähnt, die Helligkeit farbiger Lichter von ihrer Inten-
sität abhängt und daß sich nur gelbgrünes Licht in dieser
.Beziehung gleich dem weißen verhält. Daraus folgt, daß
die bei herabgesetzter Beleuchtung ermittelte Helligkeit
nur bei gelbgrünen Papieren — und sehr angenähert
auch bei gelben und grünen — für die normalen Be-
leuchtungsverhältnisse gilt und daß dieses Hilfsmittel bei
roten und blauen Tönen nicht anwendbar ist.
Es genügt aber auch vollkommen, wenn man die
Helligkeit eines gelben und grünen Papieres kennt, weil
man dann am Farbenkreisel Relationen mit allen anderen
Farben aufstellen und aus diesen ihre Helligkeiten be-
rechnen kann.
In dieser Weise2) wurden die Helligkeiten von sechs
farbigen Papieren ermittelt, die sich, wenn man die
Helligkeit des weißen Papieres mit ioo annimmt, durch
folgende Zahlen ausdrücken lassen:
1) Eder, Handbuch der Photographie 1902, Bd. 3, S. 283.
2) Das Verfahren ist in den „Wiener Mitteilungen“ 1909,
•S. 359, eingehend beschrieben.
86
Weiß
100
Gelb . . . .
51
Zinnoberrot
23
Orange .
45
Purpur .
1 1
Gelbgrün
4i
Ultramarinblau
7
Weiter wurden
sechs
graue Papiere —
aus
schieden dunkel kopierten Platinpapieren — von eben
solcher Helligkeit ausgewählt, was bei Benutzung des.
Farbenkreisels keine Schwierigkeiten bietet, und mit den.
farbigen zu einer Farbentafel vereint, deren photogra-
phische Abbildung aus Fig. 15 ersichtlich ist. Sie zeigt.
sechs Felder, welche aus je einem Ausschnitt eines
farbigen Papiers bestehen, der von einem größeren grauen
Rechteck von gleicher Helligkeit umgeben ist.
Soll die photographische Platte irgendein Objekt
helligkeitswahr, also tonrichtig, abbilden, so muß sie diese
Tafel so wiedergeben, daß sich die farbigen Flächen von
den sie umgebenden grauen nicht unterscheiden.
Da die aus der Fig. 15 ersichtliche Reproduktion
der Farbentafel mit einer guten orthochromatischen Platte
(Kolorplatte) erfolgte, und die Farben trotzdem ganz:
verschieden von den zugehörigen Grautönen abgebildet
wurden, so ist es klar, daß solche Platten ohne Filter
8?
auch nicht annähernd den Forderungen einer tonrichtigen
Photographie zu entsprechen vermögen.
Um den gewünschten Ausgleich der Farbentafeltöne
herbeizuführen, muß ein Gelbfilter benutzt werden, und
der Versuch lehrt, daß in dieser Beziehung eine Lösung
von Filtergelb i : 2000 in einer 1 cm weiten Küvette,
also eine Farbstoffschicht von der Dichte 5,0, am besten
entspricht.
Man erhält dann die aus Fig. 16 ersichtliche Ab-
bildung der Farbentafel, in welcher Blau, Grün und Gelb
Fig. 16.
in fast richtiger Helligkeit abgebildet sind. Auch Orange
wird beinahe hell genug wiedergegeben, so daß nur die
ausgesprochen roten und purpurroten Farben viel zu
dunkel erscheinen.
Allerdings ist auch die Abbildung von Blau und
Grün nicht ganz tadellos, denn das Helligkeitsverhältnis
der diesen Farben entsprechenden Töne ist zwar richtig,
beide sind aber heller als ihre Umgebung. Dieser Mangel
läßt sich zwar durch einen Rotzusatz zum Filter leicht
beseitigen, dadurch wird aber die notwendige Expositions-
zeit sehr bedeutend verlängert und doch kein merkbarer
praktischer Erfolg erzielt.
88
Eine zu weitgehende Sorgfalt bei der Abstimmung
des Filters hat nämlich gar keinen Zweck, denn die Ab-
bildung der Farben wird auch durch die Beschaffenheit
des Objektes, durch die Expositionszeit und durch die
verschiedene, oft wechselnde Farbe der Beleuchtung be-
einflußt, hängt also zum Teile von Verhältnissen ab, die
ganz außer dem Bereiche unserer Wirkungssphäre liegen.
Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse und auf den
Umstand, daß die oben erwähnten, ausgesprochen roten
Farben in der Fandschaft gar nicht Vorkommen, müssen
die mit einer nur für Gelbgrün sensibilisierten Platte
und dem obigen Gelbfilter erzielten Landschaftsaufnahmen
wenigstens vom praktischen Standpunkte aus als „ton-
richtig“ betrachtet werden.
An Stelle des Flüssigkeitsfilters kann man auch ein
Trockenfilter herstellen, indem man
Gelatinelösung 8:100 530cm
mit Filtergelblösung 1:50 17 ,,
mischt, mit dieser Flüssigkeit dünne Spiegelglasplatten
überzieht und trocknen läßt. Auf jedes Quadratdezimeter
Glasfläche sind 7 ccm der Farbgelatine aufzugießen.
Die Farbstoff dichte dieses Filters beträgt 3,4 und ist
daher viel geringer als jene des Flüssigkeitsfilters. Tat-
sächlich sind aber die Absorptionsverhältnisse beider
Filter aus den schon wiederholt besprochenen Gründen
die gleichen.
Da das Filter durch Versuche mit einer Kolorplatte
ermittelt wurde, so gilt es eigentlich auch nur für diese
Plattensorte. Der Versuch lehrt aber, daß auch alle
anderen käuflichen orthochromatischen Platten mit diesem
Filter fast ebenso tonrichtige Abbildungen liefern, daß
also das Filter beinahe unabhängig von der Sensibili-
sierung der Platte ist. Nur bezüglich der Expositionszeit
machen sich sehr bedeutende Unterschiede bemerkbar;
so wird z. B. die Belichtungszeit für eine Kolorplatte
89
•durch das Filter auf das Dreifache verlängert, während
'die orthochromatische Lumiereplatte — wegen ihrer ge-
ringen Gelbgrünempfindlichkeit — ■ eine Erhöhung der
Expositionszeit auf das Zwölffache fordert. Das Resultat
ist aber in beiden Fällen fast das gleiche, es wird nämlich
das Blau sehr dunkel und das Gelb sehr hell abgebildet,
und das genügt für die Praxis vollkommen.
Wirklich tonrichtige Aufnahmen lassen sich aber nur
mit Platten erzielen, welche nicht nur für Grün, sondern
Fig. 17.
auch für Rot sensibilisiert sind, wobei die Filter nebst
einem gelben auch einen roten oder blauen Farbstoff
enthalten müssen. Solche Platten sind z. B. die Pina-
verdol- Badeplatten, die mit einem Orangefilter die aus
Fig. 17 ersichtliche vollkommen tonrichtige Aufnahme der
Farbentafel liefert.
Das Filter wurde durch Überziehen von Glasplatten
mit nachstehender Gelatinelösung hergestellt:
Gelatinelösung 1:10 50 ccm,
Filtergelblösung 1:50 25 „
Echtrot D- Lösung 1:500 . . . . 14 „
Pro Quadratdezimeter Glasfläche sind 7 ccm der
Farbgelatine aufzugießen. Das Filter verlängert die Be-
90
lichtungszeit auf etwa das Fünffache. Das ganz gleiche
Resultat liefert auch die käufliche Pinazyanol- Badeplatte
mit einem Grünfilter, das man durch Überziehen von
Glasplatten nachstehender Farbgelatine (7 ccm pro Quadrat-
dezimeter) erhält:
Gelatinelösung 1:10 50 ccm,
Filtergelblösung 1:50 25 „
Patentblaulösung 1:1000 .... 8 „
Beide Filter enthalten fast die gleiche Menge Filter-
gelb, etwa 4,6 g pro Quadratmeter, bei der Pinaverdol-
platte muß noch Echtrot 0,25 zugesetzt werden, um die
übermäßige Grünempfindlichkeit zu dämpfen, während
das Filter der Pinazyanolplatte Patentblau 0,08 enthält,
um die Wirksamkeit der roten Strahlen herabzusetzen.
Diese Platte besitzt bekanntlich eine nur sehr geringe
Grünempfindlichkeit und das Filter verlängert aus diesem
Grunde die Belichtungsdauer auf das . Zehnfache.
Die Pinaverdolplatte ist daher der Pinazyanolplatte
überlegen und die relativ geringe Rotempfindlichkeit der
ersteren ist völlig ausreichend, um alle roten Farben
helligkeitswahr abzubilden.
So bietet uns die Farbentafel ein sicheres und ein-
faches Mittel, um zu jeder beliebigen Platte das tonrichtige
Filter zu ermitteln, oder, wenn ein solches wegen der
unvollkommenen Sensibilisierung der Platte nicht existiert,,
doch jenes Filter aufzusuchen, das eine tunlichst hellig-
keitswahre Aufnahme ermöglicht.
An Stelle dieser allerdings sehr charakteristischen,,
jedoch schwierig herstellbaren Farbentafel kann man auch
eine aus weniger Farben und ohne grauen Tönen be-
stehende Zusammenstellung benutzen, wenn man eine
tonrichtige iYbbildung derselben kennt.
Die Beilage II a zeigt eine solche Tafel und ihre
photographische Reproduktion mit helligkeitswahrer Um-
setzung der Farben. Soll zu einer gegebenen Platte das.
9i
tonrichtige Filter gefunden werden, so photographiert
man die Tafel unter Vorschaltung verschiedener Filter,
bis eine der beigegebenen Reproduktion tunlichst ähn-
liche Abbildung der Farben erzielt wird.
Bei sogen, orthochromatischen, also nur für Gelb-
grün sensibilisierten Platten kann selbstverständlich nur
das Helligkeitsverhältnis bei der Abbildung von Gelb
und Blau berücksichtigt werden.
Mit Hilfe dieser Tafel läßt sich auch unter mehreren
vorhandenen Filtern leicht jenes auswählen, das den
Forderungen der orthochromatischen Photographie am
besten entspricht.
b) Komplementärfilter.
Photographische Platten, welche für alle Spektral-
strahlen eine gewisse, wenn auch nicht gleiche Empfind-
lichkeit besitzen, werden als „panchromatisch“ bezeichnet^
und durch passend gewählte Filter läßt sich ihre Empfind-
lichkeit derart ausgleichen, daß alle Strahlen des Normal-
spektrums gleich wirksam sind, daß also die Platte „iso-
chromatisch“ wird.
Das diesem Zwecke dienende Filter muß die Strahlen
des Spektrums proportional ihrer Wirksamkeit schwächen,
sein Absorptionsband wird somit ähnlich der Schwärzung
sein, welche bei der Photographie des Normalspektrums
auf der Platte entsteht. Die vom Filter durchgelassenen
Strahlen, also die Farbe des Filters, ist daher spektro-
skopisch komplementär zu der Farbe des photographisch
wirksamen Lichtes, und aus diesem Grunde können solche
Filter als „Komplementärfilter“ bezeichnet werden.
Es ist zunächst von Interesse, die Frage zu ent-
scheiden, wie sich eine solche isochromatisch gemachte
Platte bei der Photographie farbiger Objekte verhält.
Selbstverständlich werden schwärzliche Farben dunkler
abgebildet als reine, und diese müssen in der Photographie
92
-wieder dunkler als Weiß erscheinen, denn das weiße
Objekt reflektiert mehr Strahlen als das farbige. Aber
auch eine gleich helle Abbildung aller Farben — auch
wenn man nur die reinen und gesättigten Töne in Betracht
zieht — ist nicht möglich, denn gewisse Farben, z. B.
Gelb, reflektieren zwei Drittel des Spektrums, nämlich die
ganze rote und grüne Zone, während die ebenso rein er-
scheinenden roten, grünen und blauen Pigmente nur mit
den Strahlen einer Zone des Spektrums wirksam sind.
Die isochromatische Platte vermag also keineswegs
ein farbiges Objekt so abzubilden, als ob es monochrom
wäre, sie bringt neben den Schatten und dem Schwarz-
gehalt der Farben auch diese dunkler als Weiß, und bildet
die roten, grünen und blauen Töne doppelt so dunkel
.ab, als gelbe, purpurrote und blaugrüne Objekte.
Man benutzt die isochromatische Platte, um beim
Vierfarbendruck den Schwarzgehalt aus dem Kolorit eines
'Objektes photographisch zu isolieren; wie ersichtlich, ist
das aber nur sehr unvollkommen möglich, und das Problem
läßt sich auch mit keiner anderen Platte lösen.
Von großer Bedeutung ist die isochromatische Platte
bei den verschiedenen Methoden der Dreifarbenphoto-
graphie, bei welchen die von den drei Filtern durch-
gelassenen Strahlen zur vollen Wirkung auf die photo-
graphische Platte kommen müssen, was offenbar nur
möglich ist, wenn diese für alle Strahlen des Spektrums
gleichmäßig empfindlich ist. Insbesondere sind bei der Auto-
chromplatte und den sonstigen Dreifarbenrasterplatten iso-
chromatisch gemachte Schichten erforderlich, und die bei
diesen Verfahren benutzten rötlichen Gelbscheiben be-
wirken den Empfindlichkeitsausgleich der panchromatischen
Emulsion, spielen also die Rolle eines Komplementärfilters.
Die Ermittlung eines solchen Filters, dessen Be-
schaffenheit selbstverständlich von der Farbenempfindlich-
Eeit der panchromatischen Platte abhängt, kann mit Hilfe
93
des Spektrographen erfolgen, indem man jenes Filtern
sucht, mit welchem das Normalspektrum als gleichmäßig-
gedeckter Streifen abgebildet wird.
Dieser Vorgang ist aber ziemlich unsicher, denn im
Spektrographen und in der Kamera herrschen total ver-
schiedene Lichtverhältnisse, und die Gleichmäßigkeit des.
photographierten Spektralbandes hängt auch wesentlich,
von der Belichtungsdauer ab.
Ungleich sicherer läßt sich das Filter mit der schon
erwähnten Farbentafel — Beilage II a — bestimmen. Die
drei Farben Rot, Grün und Blau sind von gleicher Reinheit^
gleich gesättigt und überdies so gewählt, daß jede derselben
ein Drittel des Spektrums reflektiert, sie müssen daher von
einer isochromatischen Platte gleich hell abgebildet werden ; ;
das Gelb dagegen reflektiert das ganze spektrale Rot und
Grün, also die zwei Drittel des Spektrums umfassenden
Strahlen, und muß daher doppelt so hell erscheinen.
Daß die Farben in der Tafel tatsächlich diesen Be-
dingungen entsprechen, beweist unter anderem auch die
Untersuchung ihres Bildes auf einer Autochromplatte.
Diese Platte ermöglicht bekanntlich eine überraschend
gute photographische Wiedergabe aller Pigmentfarben r
und wir müssen daher annehmen, daß alle hierfür maß-
gebenden Faktoren sehr passend gewählt wurden. Die
photographische Schicht muß somit durch das Gelbfilter
auch tadellos isochromatisch gemacht werden, und daher
besitzen wir in der Autochromplatte ein verläßliches
Mittel, um die Abbildung verschiedener Farben auf einer
isochromatischen Schicht kennen zu lernen.
Der Versuch zeigt, daß das auf der Autochromplatte
entstehende Schwarzbild der Farbentafel auch beinahe
vollkommen die früher erwähnte Beschaffenheit besitzt,
und daß also auch umgekehrt eine Platte als iso-
chromatisch zu betrachten ist, wenn sie die Farbentafel
in dieser Weise abbildet.
94
Um zu einer panchromatischen Platte das zugehörige
Komplementärfilter zu ermitteln, hat man daher durch
Versuche jenes Filter zu suchen, mit welchem bei richtiger
Exposition das Rot, Grün und Blau der Farbentafel
gleich hell, also in der aus Beilage II a ersichtlichen Weise,
abgebildet werden. Dabei hat man für eine weiße Be-
leuchtung zu sorgen, also entweder direktes oder durch
eine Mattscheibe gedämpftes Sonnenlicht oder das von
weißen Wolken reflektierte Licht zu benutzen.
Selbstverständlich läßt sich eine solche Abbildung
der Farben nur mit einer panchromatisch sensibilisierten
Platte erzielen, und der Versuch zeigte, daß zu diesem
Zwecke für eine Orthochrom -Badeplatte nachstehendes
Flüssigkeitsfilter erforderlich ist:
Filtergelblösung 1:500 5 ccm,
Echtrotlösung 1 : 500 4 „
Wasser 91
Das Komplementärfilter für eine Pinaverdolplatte von
Westendorp & Wehner besteht aus:
Filtergelblösung 1:500 10 ccm,
Echtrotlösung 1 : 500 6 „
Wasser 84 „
c) Kontrastfilter.
Wenn man bei der Photographie eines farbigen Ob-
jektes eine Farbe besonders deutlich hervorheben will,
so benutzt man ein zu dieser Farbe komplementäres
Filter, das aber so beschaffen sein muß, daß auch die
andersfarbigen Teile des Originals, allerdings unter-
geordnet, aber doch mit allen Details abgebildet werden.
Solche Filter werden vielfach bei der Photographie
von mikroskopischen Präparaten verwendet, deren Details
durch Behandlung mit verschiedenen Farbstofflösungen
deutlicher sichtbar gemacht wurden.
95
Für die Herstellung dieser Kontrastfilter lassen
sich kaum bestimmte Vorschriften aufstellen; man
kann nur im allgemeinen sagen, daß dasselbe jene
Farbe absorbieren muß, die dunkel erscheinen soll,
und daß man die Farbe des Filters um so intensiver
zu wählen hat, je zarter und dünner die Färbung des
Präparates ist.
Bei blau oder violett gefärbten Objekten verwendet
man eine Filtergelbschicht oder ein Grünfilter und selbst-
verständlich orthochromatische Platten, und unter gleichen
Verhältnissen sind auch Präparate zu photographieren,
die mit Karminlösungen gefärbt wurden. Hat man aber
Blau oder Blaugrün als Gegenfärbung benutzt, so kann
zuweilen die gewünschte Differenzierung der Farbe durch
ein sehr helles Gelbfilter erzielt werden, in anderen Fällen
wird es besser sein, eine rotempfindliche Platte mit einem
Orangefilter zu benutzen, also das Blau dunkler abzu-
bilden als das Rot. Man hat eben immer zu überlegen,
welche Farben hell und welche dunkel erscheinen sollen,
damit die charakteristischen Eigentümlichkeiten des Ob-
jektes am besten gewahrt werden, und diesen Erwägungen
entsprechend wählt man dann das Filter.
Ein Beispiel für die Aufnahme mit einem Kontrast-
filter zeigt die Photographie der Farbentafel auf Bei-
lage II a. Es wurde eine mit Pinazyanol sensibilisierte
Platte und ein Rhodaminfilter 4,0 benutzt, das nur die
grüne Zone des Spektrums absorbiert, alle roten und
blauen Strahlen aber fast ungehindert passieren läßt.
Das grüne Feld erscheint daher in der Reproduktion
dunkel, während alle anderen Farben wirksam waren
und daher hell abgebildet werden.
Gelbscheiben bei der Gemälde- und Landschafts-
photographie. In die Gruppe der Kontrastfilter gehören
auch gewisse bei der Reproduktions- und Landschafts-
photographie gebräuchliche Gelbscheiben.
96
Bei solchen Aufnahmen wird zwar in der Regel das-
tonrichtige Filter am besten entsprechen, zuweilen ist es.
aber doch geboten, ein Filter von anderer Beschaffen-
heit zu wählen.
So erscheinen uns z. B. die reinen Farben auf grauem
Grunde lichter und leuchtender, als sie tatsächlich sind,,
denn ein gewisses Etwas, ein eigentümlicher Glanz ver-
mehrt ihre Helligkeit, und der zinnoberrote Feuerschein
in einem Bild, das irgendeine nächtliche Szenerie dar-
stellt, leuchtet derart, daß man ihn unbedingt heller
wiedergeben muß, als es sonst der Zinnober verlangt.
Dann hält die Farbe in einem Gemälde auch Gleich-
artiges zusammen und trennt nebeneinanderliegende ver-
schiedene Objekte. Besitzen nun die Farben fast gleiche
Helligkeit, so wird die mit dem tonrichtigen Filter er-
zielte Schwarzreproduktion unklar und verworren. Solche
mit Farben von fast gleicher Helligkeit gemalte Bilder
sind schwierig zu reproduzieren und müssen mit Kontrast-
filtern photographiert werden.
Bei der Landschaftsphotographie zwingt uns wieder
die Rücksicht auf eine passende Abbildung des Himmels
oft zur Verwendung besonderer Filter. Soll das weißlich-
blaue Firmament einer grünen Landschaft hellgrau er-
scheinen, so ist dazu eine sehr dunkle Gelbscheibe not-
wendig, während der tiefblaue Himmel im Hochgebirge
wieder ein lichtes Filter fordert, um einen neben den
weißen Schnee- und Felspartien schwer und bleigrau er-
scheinenden Ton zu vermeiden.
In diesem Falle wird vielleicht das tonrichtige Filter
schon zu dunkel sein und man wird zur Verwendung,
einer abnorm lichten Gelbscheibe gezwungen.
Sehr lichte Filter wird man auch benutzen, wenn,
man bei Momentaufnahmen die falsche Abbildung der
Farben etwas verbessern will, wenn man also z. B. bei
97
Aufnahmen im Hochgebirge den Himmel deutlich dunkler
als den Schnee erhalten will, und auch bei Kostümauf-
nahmen im Atelier wird man sich mit einer hellen Gelb-
scheibe begnügen, um die übermäßig lange Exposition
mit dem tonrichtigen Filter zu vermeiden.
Sehr dunkle Kontrastfilter sind dagegen notwendig,
wenn man bei Landschaftsaufnahmen den bläulichen Luft-
schleier ganz beseitigen will, wenn man also eine tun-
lichst klare Abbildung der Ferne anstrebt. Solche Bilder
ohne jede Luftperspektive werden besonders für tech-
nische Zwecke, so z. B. ßei der photogrammetrischen Ge-
ländeaufnahme, gefordert.
Farbstoff
Dichte
F
Farbe
Ver-
längerung
der
Exposition
Charakteristik und Verwendung
des Filters bei
a
b
Platte a
Platte b
1
13
bß
jy
°,5
0
o
H
o
o
UO
Sehr helles
Gelbfilter
Kaum merkbar
2
Gelb
heller als Blau.
Für Moment-
aufnahmen und
für Porträts im
Atelier.
Kein
wesentlicher
Unterschied
von einer
Aufnahme
ohne Filter.
1,0 — 2,0
o
U o
0 o
n
1 H
0
Mittleres
2
6 — 8
Gelb bedeutend
heller als Blau.
Für Hochgebi
mit tiefblauen
Kostüm
Gelb gleich Blau
mit Filter 1,0.
rgsaufnahmen
1 Himmel und
Studien.
3,4
M O
ü y?
t> H
Starkes
3
12
Tonrichtiges Filter (Seite 83).
Normalfilter für Gemälde-
reproduktion und Landschafts-
aufnahmen.
*N
3,o
8>
O
o
rO
Mittleres
Orangefilter
4
!5
Dunkles Kontrastfilter.
Blau wie Schwarz, Gelb
wie Weiß, Zinnober heller als
Schwarz.
Bei Landschaften mit blaßblauem
Himmel, Gemälden, in welchen
helles Blau dominiert, und für
Fernaufnahmen ohne Luftper-
spektive.
von Hübl, Die photographischen Lichtfilter.
/
98
Die Wirkungsweise der Filter hängt selbstverständ-
lich wesentlich von der Farbenempfindlichkeit der Platte
ab, und man muß in dieser Beziehung zwei Sorten ortho-
chromatischer Platten unterscheiden:
a) Solche, die schon ohne Filter Blau und Gelb fast
gleich hell abbilden, und diese Farbenempfind-
lichkeit besitzt z. B. die Colorplatte.
b) Platten, die, wie die orthochromatische Lumiere-
Platte, eine so geringe Gelbgrünempfindlichkeit
besitzen , daß diese bei Aufnahmen ohne Filter
kaum bemerkbar ist.
Aus vorstehender Zusammenstellung sind die Farb-
stoffdichten und die mit diesen im Zusammenhänge
stehenden Eigentümlichkeiten verschiedener Gelbfilter zu
entnehmen. Für die Herstellung derselben mischt man
die unter F angegebene Menge der Farbstofflösung mit
so viel sechs- bis achtprozentiger Gelatinelösung, daß
70 ccm resultieren, und überzieht mit dieser Farbstoff-
gelatine Glasplatten in der bekannten Weise (7 ccm pro
Quadratdezimeter).
4. Selektionsfilter.
Als Grundlage der Dreifarbenphotographie betrachtet
man gewöhnlich die Young-Helmholtzsche Theorie
des Farbensehens, und, gestützt auf diese, stellt man an
die drei, zur photographischen Farbenzerlegung dienenden
Platten die Forderung, daß ihre spektralen Empfindlich-
keitskurven den gleichen Verlauf zeigen, wie die drei
Elementarempfindlichkeitskurven unseres Auges. Kommen
isochromatisch ausgeglichene Platten zur Verwendung, so
müssen die Filter die Strahlen des Spektrums in den
diesen Kurven entsprechenden Intensitäts Verhältnissen
durchlassen.
Diese Grundsätze sind aber ohne jede Bedeutung
für die Praxis der Dreifarbenphotographie, denn einer-
99
seits lassen sie uns über die Beschaffenheit der drei
Grundfarben im unklaren und andererseits sind er-
fahrungsgemäß die den erwähnten Kurven entsprechenden
Filter für die photographische Farbenspaltung ganz un-
brauchbar, was insbesondere von den mit größter Sorg-
falt von König und Dieterici ermittelten Kurven gilt.
Von der ganzen Young-Helmholtz sehen Theorie
ist für die Dreifarbenphotographie lediglich die Erkenntnis
brauchbar, daß sich alle Farben des Spektrums durch
Mischung von nur drei Grundfarben nachbilden lassen,
und daß es daher auch möglich sein muß, jedes farbige
'Original durch additive Vereinigung von drei passend
.gefärbten Teilbildern zu reproduzieren. Um zu diesem
Resultat zu gelangen, braucht man aber nicht den Um-
weg über die Physiologie des Auges einzuschlagen, dazu
genügen schon einige Mischversuche mit dem Farben-
kreisel.
Eine andere Grundlage für die Dreifarbenphoto-
graphie ergibt sich aus der Annahme, daß das Spek-
trum eigentlich nur aus drei fast einheitlich gefärbten
Zonen besteht, und daß daher auch das Kolorit aller
Körper nur aus Mischungen von roten, grünen und
blauen Strahlen gebildet wird. Die spektralen Uber-
gangsfarben Gelb und Blaugrün sind im Spektrum nur
in geringer Menge vertreten, spielen daher keine Rolle
in der Welt der Körperfarben, und das spektrale Violett
ist so lichtschwach, daß es in Gemischen mit anderen
Strahlen gar nicht wahrnehmbar ist.
Von dieser Annahme ausgehend, ergaben sich nach-
stehende, für die Praxis der Dreifarbenphotographie über-
aus wichtige Folgerungen:
i. Die drei Grundfarben, aus welchen das weiße
Licht besteht, lassen sich direkt dem Spektrum ent-
nehmen. Es sind die mittleren Farbentöne der drei
Spektralzonen und werden am besten als Zinnoberrot,
7*
IOO
Gelbgrün und Ultramarinblau bezeichnet. Auf dieses
Grundfarbensystem muß sich jede Art der photographi-
schen Dreifarbenverfahren stützen.
2. Die verschiedenen Körperfarben lassen sich nur
in diese drei Grundfarben zerlegen, und es gibt daher
nur eine einzige Art der photographischen Farbenzer-
legung. Bei Verwendung isochromatischer Platten muß.
jedes der drei Filter ein Drittel des Spektrums durch-
lassen, und ihre Farbe entspricht daher den drei Grund-
farben. Diese Filter sollen als „Normalfilter“ bezeichnet
werden.
3. Sollen die Teilbilder additiv vereinigt werden, so-
muß ihre Farbe wieder den drei Bestandteilen des weißen.
Lichtes gleichkommen, daher ist auch die Farbe der bei.
diesen Verfahren benutzten Reproduktionsfilter gleich
der Farbe der Aufnahmefilter. Bei der subtraktiven.
Vereinigung müssen die Farben komplementär zil
diesen Filtern, also blaugrün, purpurrot und gelb ge-
färbt sein.
Ermittlung der Normalfilter. Wie oben erwähnt,
soll jedes der drei Aufnahmefilter ein Drittel des Spek-
trums durchlassen, sie müssen also das Spektrum gleich-
sam in drei Teile zerschneiden. Da aber die uns zur
Verfügung stehenden Farbstoffe eine scharfe Abgrenzung,
der Spektralzone nicht möglich machen, so wird man.
Filter wählen, die der Forderung wenigstens annähernd
entsprechen, und die bei tunlichster Lichtstärke sich nur
wenig übergreifen.
Die Teilung des Spektrums hat, wie die Fig. 14
(Seite 69) zeigt, im Gelb und Blaugrün, also ungefähr
bei den Wellenlängen /t = 585 fj/a und X = 495 /.i/li zu
erfolgen, und die äußerhalb der Linien C und G ge-
legenen roten und violetten, sowie die anschließenden,
ultravioletten Strahlen sind zu eliminieren, da sie ohne
Einfluß auf die Körperfarben sind. Die Wirksamkeit der
IOI
erwähnten dunklen roten Strahlen kann man durch Be-
nutzung einer nur bei C sensibilisierten Platte be-
seitigen, und das spektrale Violett sowie das Ultraviolett
läßt sich leicht durch ein passendes Filter unschädlich
machen.
Es unterliegt keinen Schwierigkeiten, mit Hilfe der
in den Beilagen I dargestellten Absorptionskurven jene
Farbstoffe aufzusuchen, welche die gewünschte Dreiteilung
des Spektrums ermöglichen, und auf Grund der auf
Seite 55 angestellten Erwägungen ergaben sich nach-
stehende, für diese Aufgabe brauchbare Filter:
Rotfilter: Rose bengale 1,5 — |— Tartrazin 2,0.
Grünfilter: Patentblau 0,7 — f— Tartrazin 2,5.
Blaufilter: Säurerhodamin 3,0 -|- Patentblau 1,0.
Aus Fig. 18 sind die Transparenzkurven der drei
Filter ersichtlich.
Überprüfung der Filter mit der Farbentafel. In
dieser Weise erhält man aber ein vielleicht nicht ganz
richtiges Resultat, denn die Absorptionskurven sind, wie
schon wiederholt bemerkt, nicht ganz einwandfrei, und es
ist daher jedenfalls geboten, die drei Filter noch zu über-
prüfen. Dazu eignen sich systematisch ausgewählte Pig-
mentfarben, also etw^a die in der Beilage II a enthaltene
102
Farbentafel am besten, denn die photographische Auf-
nahme solcher Objekte gibt äußerst wertvolle Aufschlüsse
über die Beschaffenheit der Filter und ist in gewisser
Beziehung den spektroskopischen und spektrographischen
Untersuchungen überlegen.
Die Tafel enthält die drei symmetrisch im Farben-
kreis liegenden, den Komponenten des weißen Lichtes,
entsprechenden Farben: Zinnoberrot, Gelbgrün und Ultra-
marinblau, die so gewählt sind, daß sie in Sektoren von.
je 120 Grad am Kreisel gemischt, neutrales Grau liefern,,
sie besitzen also gleichen koloristischen Wert. Das in
der Tafel vorhandene Gelb gibt, zu gleichen Teilen mit
Ultramarin gemischt, ebenfalls neutrales Grau. Überdies
wurden die vier Farben auf ungefähr gleiche Reinheit
gebracht, und ihr Gehalt an Schwarz ist aus dem sie
umgebenden Grauton ersichtlich. Da gelbe und rote
Farbstoffe viel reiner als blaue und grüne sind, so
wurden die beiden ersteren durch einen Schwarzzusatz
geschmutzt. Keine der Farben kann daher, man mag
beliebige Platten und Filter verwenden, photographisch
heller abgebildet werden, als der Grauton. Dadurch
werden die Farben zu einem wertvollen Testobjekt für
photographische Zwecke, denn ihre Wirksamkeit hängt,
nur mehr von ihrem Farbenton ab.
Das Rot, Grün und Blau entspricht also bezüg-
lich Farbenton und koloristischem Wert auch den drei
Aufnahme- und Reproduktionsfiltern, und es läßt:
sich daher leicht angeben, wie diese Farben bei den
drei photographischen Aufnahmen abgebildet werden,
müssen.
Hinter dem Rotfilter darf nur der rote Anteil des-
weißen Lichtes, und das ist die vom Zinnoberrot re-
flektierte Spektralzone, photographisch wirksam sein, und
im Negativ muß daher das rote Feld ebenso gedeckt sein,,
wie der Grauton, während die beiden anderen Felder — -
io3
das grüne und das blaue — vollkommen transparent er-
scheinen sollen.
Nur bei dieser Abbildung der Farben wird dann
ein nach dem Negativ hergestelltes Positiv, mit dem
gleichen Rotfilter bedeckt, jenen Anteil an zinnoberrotem
Licht durchlassen, den die Pigmente der Farbentafel
reflektieren. Ein solches rotgedecktes Positiv repräsentiert
daher den Rotgehalt des Originals, es ist das rote Teil-
bild bei der Dreifarbenprojektion.
Die gleichen Betrachtungen führen zu dem Schluß,
daß hinter dem Grünfilter nur die vom grünen Feld
reflektierten Strahlen und hinter dem Blaufilter nur das
vom Ultramarinblau reflektierte Licht photographisch
wirksam sein sollen, daß also die Kopien der drei Teil-
negative das aus der Beilage II b ersichtliche Aussehen
zeigen müssen. Denkt man sich diese Kopien trans-
parent, jedes mit dem zugehörigen Filter bedeckt und
auf eine weiße Wand übereinander projiziert, so werden
wieder die Originalfarben entstehen.
Zur Überprüfung der Filter photographiert man
daher die Farbentafel, und wenn die Negative das eben
besprochene Aussehen besitzen, so ist die Farbenspaltung
gelungen, und die Filter sind vollkommen brauchbar.
Zu bemerken wäre noch, daß alle Farben der Tafel
etwas weißes Licht reflektieren, und daß daher auch
jene Farbstrahlen, die ganz unwirksam sein sollen, doch
eine leichte Veränderung der Bromsilberschicht hervor-
rufen, und daß daher kein Feld vollkommen schwarz
erscheint.
Der Versuch lehrt, daß die Filter von der oben an-
gegebenen Zusammensetzung Teilbilder von der ge-
forderten Beschaffenheit liefern, daß sie also auch eine
exakte photographische Farbenzerlegung ermöglichen.
Die Herstellung derselben kann daher in folgender
Weise erfolgen:
104
Rotfilter: Rose bengale .
T5 g,
Tartrazin .
2,0 „
Wasser
200,0 ccm.
Grünfilter: Patentblau .
°>7 g>
Tartrazin .
2,5 n
Wasser .
200,0 ccm.
Blaufilter: Säurerhodamin
3,° g,
Patentblau .
I>° 11
Wasser .
200,0 ccm.
20 ccm Farbstoff-
lösung werden mit
50 ccm Gelatine-
lösung 8 : 100 ge-
mischt und je 7 ccm
der Flüssigkeit für
den Quadratdezi-
meter Glasfläche
aufgegossen.
Nach dem Trocknen werden die Filter mit einer
dünnen, farblosen Spiegelglasplatte mit Hilfe von Kanada-
balsam verkittet.
Man kann auch die Filter mit nur der halben Farb-
stoffmenge hersteilen, indem man die Farbstoffgelatine aus
10 ccm Farbstofflösung mit 60 ccm Gelatinelösung
mischt und nach dem Trocknen des Aufgusses je zwei
gleichgefärbten Scheiben vereint.
Sollen Flüssigkeits- oder Gallertfilter zur Verwendung
kommen, so müssen die in die Küvette einzufüllenden
Farbstofflösungen folgende Dichten besitzen:
Rotfilter: Rose bengale 15,0 -j- Tartrazin 4,0.
Grünfilter: Patentblau 0,5 -|- Tartrazin 10,0.
Blaufilter: Säurerhodamin 2,0 -|- Patentblau 1,0.
Auf Grund dieser Zahlen ist es leicht, die Farb-
stofflösungen für eine Küvette von. bestimmter Weite
herzustellen (Seite 66).
Streng genommen, gelten diese Normalfilter eigent-
lich nur für isochromatisch ausgeglichene Platten, doch
lehrt der Versuch, daß das Resultat der photographischen
Farbenspaltung gar nicht so bedeutend von der spektro-
skopischen Empfindlichkeit der Platte abhängt, als viel-
fach geglaubt wird. So geben mit Orthochrom, Pina-
chrom, Pinaverdol, Isocol und Homocol sensibilisierte
Platten fast ganz gleiche Teilbilder, und nur bei Pina-
cyanol- und Dicyaninplatten, die ganz andere Empfind-
lichkeitsverhältnisse besitzen, machen sich bei der Grün-
filteraufnahine kleine Unterschiede bemerkbar.
Diese Tatsache wird selbstverständlich, wenn man
die obige Annahme festhält, daß das Spektrum des weißen
Lichtes nur aus drei gleichmäßig gefärbten Zonen be-
steht, denn in diesem Falle entsteht hinter dem Grün-
filter stets das gleiche Teilbild, gleichgültig, ob das
Maximum der Grünempfindlichkeit weiter gegen Blau
oder gegen Rot zu gelegen ist.
Auch eine verschiedene Beleuchtung des Originals
muß dann fast ohne Einfluß auf die Beschaffenheit der
Teilbilder sein, und tatsächlich erhält man auch bei
Tageslicht und elektrischem Bogenlicht ganz gleiche
Resultate.
Die verschiedene Beleuchtung beeinflußt, ebenso wie
die verschiedene spektrale Empfindlichkeit der Platten,
lediglich das Verhältnis der Expositionszeiten hinter den
drei Filtern, die Beschaffenheit der Teilnegative bleibt
aber fast unverändert.
Modifizierte Füter für den Dreifarbendruck. Die
photographische Zerlegung des Originalkolorits mit Hilfe
der eben besprochenen Normalfilter ist die einzig syste-
matisch richtige, und die so erhaltenen Negative sollten
die Grundlage aller Methoden der Dreifarbenphotographie
bilden.
Beim Dreifarbendruck fordern die Negative Druck-
farben , welche zu den drei Bestandteilen des weißen
Lichtes komplementär sind, also: Blaugrün, Purpur und
Gelb. Da man aber vorläufig über solche lichtechte
Firnisfarben nicht verfügt, benutzt man für den Druck
ein zu wenig grünstichiges Blau — Pariserblau — und
den nicht genügend blaustichigen Krapplack, wodurch in
der Reproduktion unwahre Mischtöne entstehen müssen.
Man trachtet daher, durch Abänderung der Filter die
io6
Negative den drei Druckfarben anzupassen. Eine syste-
matisch richtige Zerlegung des Originalkolorits in die
Farbentöne Pariserblau, Krapprot und Gelb ist ganz aus-
geschlossen, weil die Bestandteile des weißen Lichtes
nicht komplementär zu diesen Farben sind, immerhin ist.
es aber möglich, die Filter so zu wählen, dass gewisse,,
besonders störende Mängel in der Reproduktion ver-
mieden werden, wenn auch dadurch andere, aber weniger
auffallende Fehler entstehen.
Wenn man berücksichtigt, daß das in der Farben-
tafel vorhandene Rot, Grün und Blau bei systematisch
richtiger Farbenzerlegung in der Reproduktion durch den
Übereinanderdruck von gleichen Teilen je zweier Grund-
farben zustande kommen soll, daß also
Zinnoberrot aus gleichen Teilen Purpur -f- Gelb,
Ultramarinblau,, ,, ,, Blaugrün -}- Purpur,
Gelbgrün ,, ,; ,, Gelb -f~ Blaugrün
zu bilden ist, so läßt sich leicht jene Beschaffenheit der
drei Teilbilder angeben, damit bei abgeänderten Druck-
farben doch wieder die tunlichst gleichen Mischfarben
entstehen.
Soll das Rot, Grün und Blau der Farbentafel aus.
Krapplack, Pariserblau und Gelb gebildet werden, so muß'
offenbar im roten Teilbild das blaue Feld weniger satt,
gefärbt sein, als das rote, im blauen Teilbild muß das.
grüne Feld weniger farbensatt erscheinen, als das blaue,,
und das gelbe Teilbild muß das rote Feld heller als das
grüne zeigen. Gleichzeitig muß sich auch bei den drei
Aufnahmen je eine der Druckfarben unwirksam wie
Schwarz verhalten, während die beiden anderen ebenso
wirksam wie Weiß sein sollen.
Diesen Forderungen kann man bei der photo-
graphischen Aufnahme für das rote und blaue Teilbild
durch Verwendung eines blaustichigen Grünfilters und
eines gelbstichigen Rotfilters nachkommen, ein gelbes.
Teilbild aber von der gegebenen Charakteristik läßt sich?
nicht hersteilen, denn es ist unmöglich, Gelb dunkler als-
Rot zu photographieren.
Es wird sich daher empfehlen, für den Dreifarben-
druck passend modifizierte Rot- und Grünfilter zu ver-
wenden, eine Abänderung des Blaufilters ist aber nicht
angezeigt, da sie nur eine Verschlechterung des Negatives
zur Folge haben könnte.
Um die Zusammensetzung der Filter zu ermitteln,,
variiert man ihre Bestandteile derart, daß die Abbildung
der Farbentafel das gewünschte Aussehen zeigt.
Für die Herstellung des Trockenrotfilters ist Rose-
bengale nicht brauchbar, da das Absorptionsmaximum
zu weit gegen Rot zu gelegen ist. Besser geeignet ist
Filterrot I (Dianilrot), das bei der Dichte 0,4, kombiniert
mit etwas Filtergelb, den gestellten Forderungen ent-
spricht.
Für das Grünfilter benutzt man, wie für das Normal-
filter, Patentblau und Tartrazin, verschiebt aber, indem
man letzteres reduziert, die Filteröffnung in das spektrale
Blaugrün. Um die Farbentafel in der gewünschten Weise
abzubilden, muß das Filter aus
Patentblau 0,7 -f- Tartrazin 0,7
bestehen.
Die Filter lassen sich daher in nachstehenderWeise
herstellen *) :
1) Die den Filterfarbstoffen beigegebenen, von Dr. E. König,
aufgestellten Vorschriften für Trockenfilter, die bei der Aus-
arbeitung des vorliegenden Themas von grundlegender Be-
deutung waren, besitzen meist sattere Schichten, wie aus den-
nachstehenden Farbstoffdichten zu entnehmen ist.
Normale Lichtfilter.
(Als additive Lichtfilter bezeichnet.)
Rotfilter: Rose bengale 2,4 -f- Tartrazin 2,8
oder *) Filterrot II 5,0.
io8
Orangefilter: Filterrot I 0,4 g,
Filtergelb 2 „
Wasser 200 ccm.
Blaugrünfilter: Patentblau 0,7 g,
Tartrazin 0,7 „
Wasser 200 ccm.,
20 ccm Farbstofflösung
werden mit 50 ccm Gela-
tinelösung 8 : 100 ge-
mischt und je 7 ccm der
Flüssigkeit pro Quadrat-
dezimeter Glasfläche auf-
gegossen.
Als Flüssigkeits - oder Gallertfilter dienen Lösungen
von nachstehender Zusammensetzung:
Rotfilter,: Filterrot I 0,5 -|- Filtergelb 2,0.
Grünfilter: Patentblau 0,5 ~f- Tartrazin 1,6.
Aus der Beilage II b sind die Abbildungen der Farben-
tafel mit diesen für den Dreifarbendruck modifizierten
Filtern ersichtlich. Man bezeichnet sie oft als „sub-
traktive“ Filter, jedoch mit Unrecht, denn sie sind nicht
durch die Art der Farbenmischung bei der Vereinigung
der Teilbilder, sondern lediglich durch die Wahl un-
richtiger Druckfarben bedingt.
Die beiden Filter sind für panchromatische , mit
Pinachrom oder mit ähnlich wirkenden Farbstoffen sensi-
bilisierte Platten abgestimmt, und es ist bemerkenswert,
daß sich die Empfindlichkeits Verhältnisse der Platte und
die Farbe der Beleuchtung bei diesen in die Nachbar-
Grünfilter: Patentblau 0,7 -f- Tartrazin 4,2
oder *) Filtergrün II 2,6.
Blaufilter: Kristallviolett 3,4 -J- Methylenblau 1,1.
Lichtfil'ter für den Dreifarbendruck.
(Als subtraktive Lichtfilter bezeichnet.)
Rotfilter: Filterrot I (Dianilrot) 1,4.
Grünfilter: Patentblau 1,3 -j- Tartrazin 0,6
oder *) Filtergrün I 2,5.
Blaufilter: Kristallviolett 3,2.
oder Filterblau 1,3.
Die mit *) bezeichneten Farbstoffe sind von den Höchster
Farbwerken hergestellte Mischungen aus zwei Farbstoffen.
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zone des Spektrums übergreifenden Filtern mehr geltend
macht, als bei den früher besprochenen Normalfiltern.
Mit Hilfe der Farbentafel ist es aber leicht, die Brauch-
barkeit jedes Filters zu kontrollieren und bei einer Ver-
änderung der Verhältnisse die notwendigen Korrekturen
an denselben vorzunehmsn.
Für die drei Aufnahmen, gleichgültig, welcher Methode
der Dreifarbenphotographie sie zu dienen haben, soll
man stets die gleiche Plattensorte verwenden, und die
Negative sollen unter ganz gleichen Verhältnissen ent-
wickelt werden, damit sie eine tunlichst gleiche Gradation
zeigen. Selbstverständlich kommen hier nur panchroma-
tische Platten in Betracht, und es ist gleichgültig, ob sie
mit Pinaverdol , Orthochrom , Pinachrom , Äthylrot,
Flomocol oder Isocol sensibilisiert sind.
Das Blaufilter verlängert die Exposition auf das
Vier- bis Fünffache, und die notwendigen Belichtungs-
zeiten hinter dem normalen Blau-, Grün- und Rotfilter
verhalten sich bei Pinaverdolplatten wie 1:2:6 und bei
Pinachromplatten wie 1 : 2 : 4. Bei Verwendung der
modifizierten Filter verhalten sich die Expositionszeiten
wie 1:2:2 bezw. 1:2:1, da das orangegefärbte' Rot-
filter auch viel rotgelbe, sehr wirksame Strahlen durchläßt.
flbsorptionsspektra der Farbstoffe in Gelatinefolien.
Beilage I a.
E o h t r o t D
360 300
Rbsorptionsspektra der Farbstoffe in Gelatinefolien.
Beilage Ib.
flbsorptionsspektra der Farbstoffe in Gelatinefolien.
Beilage I c.
Die Bezifferung der Kurven bedeutet die Dichte der Farbstoffschichten, also die Farbstoffmenge in Grammen pro Quadratmeter Gelatinefolie.
i
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit.
Gelb
Das rote, grüne und blaue Feld reflektieren gleiche
Mengen gleich reiner Strahlen und ihre Farben ent-
sprechen den drei Bestandteilen des weißen Lichtes.
Das zum Blau komplementäre Gelb repräsentiert die
additive Vereinigung gleicher Mengen dieser roten
und grünen Strahlen und das Grau zeigt den — allen
vier Farben fast gleichen — Schwarzgehalt.
Die Farben besitzen folgende Helligkeiten:
Weiß 100
Rot 23
Grün 41
Blau ..... 7
Gelb 51.
Bei der photographischen Farbenzerlegung sollen
die Aufnahmefilter die gleiche rote, grüne und blaue
Farbe zeigen und komplementär dazu sind die Farben
für den Dreifarbendruck zu wählen.
Beilage II a
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit
Pinaverdolplatte
mit
tonrichtigem Filter
Filtergelb 4,6 -|- Echtrot 0,25
(trocken).
r
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit.
Gelb
Pinaverdolplatte
mit
Komplementärfilter
Filtergelb 2,0 + Echtrot 1,0
(Lösung).
Gelb
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit.
Pinazyanolplatte
mit
Kontrastfilter
Rhodamin 4,0
(trocken).
)
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung . und Reinheit.
Gelb
biO
c
3
biO
qj
o>
N
C
-O
3
U-
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit.
Gelb
Symmetrisch im Farbenkreis Siegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit.
Pinachromplatte
mit
Rotfilter.
Rosebengale . . 1,5/
Tartrazin .... 2,0/
Pinachromplatte
mit
Grünfilter.
Patentblau . . . 0,7/
Tartrazin .... 2,5|
Pinachromplatte
mit
Blaufilter.
Rhodamin . . . 3,0)
Patentblau . . . 1 ,0 j
Beilage II b
tu
a >
5-
aj
3
U-
*3
o
E
u
a
QJ
U
03
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*5
u.
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-a
:3
LU
Symmetrisch im Farbsnkreis liegende Farbstoffe
von. gleicher Sättigung und Reinheit.
Gelb
Pinachromplatte
mit
Orangefilter.
Filterrot .... 0,41
Filtergelb . . . 2,0/
Symmetrisch im Farbenkreis liegende Farbstoffe
von gleicher Sättigung und Reinheit
Gelb
Pinachromplatte
mit
Blaugrünfilter.
Patentblau . . . 0,71
Tartrazin .... 0,7/
Die photographische Aufnahme für das in gelber
Farbe zu druckende Teilbild erfolgt mit dem normalen
Blaufilter, da eine den drei Druckfarben angepaßte
Abänderung desselben nicht möglich ist.
f.
J GETTY RESEARCH INSTITUTE L
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