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Full text of "Die photographischen Lichtfilter"

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RESEARCH  LIBRARY 
THE  GETTY  RESEARCH  INSTITUTE 


JOHN  MOORE  ANDREAS  COLOR  CHEMISTRY  LIBRARY  FOUNDATION 


Encyklopädie 

der 

Photographie. 


Heft  74. 


Die 


Photographischen  Lichtfllter. 

Von 


Arthur  Freiherrn  von  Hübl, 

k.  u.  k.  Generalmajor  und  Leiter  der  technischen  Gruppe  des  k.  u.  k.  Militär- 
geographischen Institutes  in  Wien. 


Mit  5 Beilagen  und  18  Abbildungen  im  Text. 





Halle  a.  S. 

Druck  und  Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 
1910. 


THE  GETTY  RESEARCH 
INSTITUTE  LIBRARY 


/ 


Vorwort 


In  vorliegendem  Heft  sollen  die  für  photographische 
Zwecke  notwendigen  farbigen  Glasscheiben,  die  sogen, 
photographischen  Lichtfilter,  besprochen  werden. 

Das  Wesentliche  derselben  bildet  eine  farbige  Sub- 
stanz, meist  ein  künstlicher  Farbstoff,  dessen  Eigentüm- 
lichkeiten für  die  Wirkungsweise  des  Filters  maßgebend 
sind.  Um  daher  ein  allgemein  brauchbares  Material  für 
die  Herstellung  der  Filter  zu  schaffen,  mußte  zunächst 
eine  größere  Zahl  von  Farbstoffen  bezüglich  gewisser 
Eigenschaften  — zu  welchen  insbesondere  die  spektralen 
Absorptionsverhältnisse  zählen  — untersucht  werden, 
wobei  aber  aus  naheliegenden  Gründen  nur  chemisch 
reine  Präparate,  wie  sie  gegenwärtig  von  den  Höchster 
Farbwerken  in  den  Handel  gebracht  werden,  in  Betracht 
kommen  konnten. 

Diese  Farbstoffe  bildeten  dann  gleichsam  die  Bau- 
steine, aus  welchen  die  verschiedenen  Lichtfilter  formiert 
werden  konnten. 

Bei  der  Durchführung  der  dabei  notwendigen  zahl- 
reichen Versuche  wurde  der  Verfasser  durch  Herrn  Georg 
Winter  auf  das  wirksamste  unterstützt. 

Wien,  im  September  1910. 


Der  Verfasser, 


Inhalt. 


Vorwort 

Einleitung 

I.  Die  spektralen  Eigentümlichkeiten  der 
Farbstoffe. 

1.  Die  Ermittlung  und  graphische  Darstellung 

der  Absorptionsspektren. 

Das  Absorptionsrelief,  Bestimmung  des 
Absorptionsspektrums  auf  Grund  von  Trans- 
parenzmessungen, Wahl  der  Ordinaten,  frei- 
händig gezeichnete  und  nach  Messungen 
konstruierte  Kurven,  Ermittlung  der  Absorp- 
tionsverhältnisse im  violetten  und  ultravioletten 
Teil  des  Spektrums,  die  Absorptionskurven 
für  das  Prismen-  und  Gitterspektrum  . . . 

2.  Der  Einfluß  der  Farbstoffkonzentration  auf 

das  Spektrum. 

Die  Farbstoff  dichte,  die  Absorptionsspektren 
bei  verschiedenen  Farbstoff  dichten,  die  Ände- 
rung der  Farbe  mit  der  Farbstoff  dichte,  Ab- 
sorptionsgrenze und  Grenzfarbe 

II.  Die  Filterfarbstoffe. 

1.  Die  Absorptionsspektren 

2.  Die  chemischen  Eigentümlichkeiten  der 

Farbstoffe. 

Basische  und  saure  Farbstoffe,  Lichtbe- 
ständigkeit der  Farbstoffe 

3.  Charakteristik  der  Filterfarbstoffe. 

a)  Rote  Farbstoffe,  b)  Gelbe  Farbstoffe,  c)  Grüne 
Farbstoffe,  d)  Blaue  Farbstoffe 

4.  Die  Ermittlung  photographischer  Filter  auf 

Grund  der  Absorptionskurven. 

Absorptionskurven  von  F arbstoffmischungen, 
Nachbildung  vorhandener  Filter,  Beispiele  für 
die  Ermittlung  photographischer  Filter,  trockene 
und  flüssige  Filter  von  gleicher  Wirksamkeit 


Seite 

V 

1 — 4 


5 — 16 

16  — 28 
29  — 33 

33—38 

38—5° 

50—61 


VIII 


5.  Die  Technik  der  Filterherstellung.  Seite 

Herstellung  von  Gelatinetrockenfiltern,  Her- 
stellung von  Filtern  mit  bestimmter  Farbstoff- 
dichte   61  — 67 

Ml.  Die  photographischen  Lichtfilter. 

Einteilung  der  Filter 68  — 69 

t.  Monochromatische  Filter 69  — 71 

2.  Schutzfilter. 

Rotfilter,  Grünfilter,  Schutzfilter  für  Tages- 
licht und  für  elektrische  Flüssigkeitslampen  71  — 81 

3.  Kompensationsfilter. 

Allgemeine  Charakteristik 81—83 

a)  Tonrichtige  Filter 83  — 91 

b)  Komplementärfilter 91  — 94 

c)  Kontrastfilter,  Gelbscheiben  bei  der  Gemälde- 

und  Landschaftsphotographie 94  — 98 

4.  Selektionsfilter. 

Theoretische  Ermittlung  der  Filter  für  die 
Dreifarbenphotographie,  Überprüfung  der  Filter 
mit  der  Farbentafel,  Modifizierte  Filter  für  den 
Dreifarbendruck 98 — 109 


Einleitung. 


Die  Sensibilisierung  der  photographischen  Platte  für 
Lichtstrahlen  verschiedener  Farbe  zählt  ohne  Zweifel 
zu  den  erfolgreichsten  Entdeckungen  auf  dem  Gebiete 
der  Photographie.  Mit  ihr  ist  der  alte  Fehler  — die 
falsche  Wiedergabe  der  Farbenhelligkeiten  — ver- 
schwunden; denn  sie  setzt  uns  in  die  Lage,  jedes  farbige 
Objekt  in  einer  dem  jeweiligen  Zwecke  entsprechenden 
Abschattierung  abzubilden,  und  sie  hat  die  praktische 
Ausgestaltung  verschiedener,  früher  undurchführbarer 
Ideen,  betreffend  die  Wiedergabe  der  Farben  auf  photo- 
graphischem Wege,  ermöglicht,  ist  also  von  grundlegender 
Bedeutung  für  die  gegenwärtige  Farbenphotographie. 

Diese  Herrschaft  über  die  Farbe  hat  die  Photo- 
graphie durch  die  Verwendung  von  Farbstoffen  bei  den 
bilderzeugenden  Prozessen  errungen. 

Man  kann  die  in  der  Photographie  benutzten  Farb- 
stoffe in  drei  Gruppen  teilen:  In  Sensibilisatoren,  Filter- 
farbstoffe und  Farbstoffe  zur  Koloritbildung  der  auf  in- 
direktem Wege  erzielten  photographischen  Farbenbilder. 

Die  Sensibilisatoren  sind  komplementär  gefärbt 
zu  jener  Strahlengattung,  für  welche  sie  die  Platte  empfind- 
lich machen  sollen;  sie  sind  meist  von  kompliziertem  Bau, 
bleichen  im  Lichte  rasch  aus  und  müssen  sonst  noch  ge- 
wisse Eigentümlichkeiten  besitzen,  die  man  bisher  noch 
nicht  ganz  präzisieren  konnte.  Die  farbigen  Lichtfilter 
sollen  gewisse  Strahlengattungen  des  auffallenden  Lichtes 
absorbieren,  um  die  Platte  gegen  die  unerwünschte 

von  Hü  bl,  Die  photographischen  Lichtfilter. 


I 


2 


Wirkung  derselben  zu  schützen.  Mit  Hilfe  der  Licht- 
filter vermag  man  die  Empfindlichkeitsverhältnisse  der 
photographischen  Schicht  zweckentsprechend  zu  modifi- 
zieren, und  die  Eignung  der  Farbstoffe  für  diese  Zwecke 
hängt  daher  lediglich  von  ihrem  Absorptionsspektrum  ab. 
Die  bei  der  indirekten  Farbenphotographie  be- 
nutzten Farbstoffe  müssen  eine  lebhafte,  brillante  Färbung 
besitzen,  damit  bei  ihrer  Mischung  noch  genügend  reine 
Farben  gebildet  werden,  und  überdies  fordert  man  von 
ihnen  im  Interesse  der  Haltbarkeit  der  Bilder  tunlichste 
Lichtbeständigkeit.  Bis  vor  wenigen  Jahren  war  man 
lediglich  auf  die  Verwendung  der  im  Handel  befindlichen, 
für  die  Zwecke  der  Färberei  bestimmten  Farbstoffe  an- 
gewiesen. Da  diese  Produkte  meist  sehr  unrein  sind  — 
sie  enthalten  oft  absichtliche  Zusätze  von  indifferenten 
Substanzen,  z.  B.  Dextrin,  um  das  Volumen  zu  ver- 
mehren — , häufig  aus  Gemischen  bestehen  und  bei 
gleicher  Bezeichnung  oft  eine  wesentlich  verschiedene 
Beschaffenheit  besitzen,  so  waren  alle  Angaben,  die  sich 
auf  solche  Farbstoffe  bezogen,  von  sehr  zweifelhaftem 
Wert.  Die  Eigentümlichkeiten  des  Farbstoffes,  den  man 
gerade  in  Händen  hatte,  waren  stets  fraglich,  es  war  un- 
möglich, brauchbare  Vorschriften  aufzustellen,  und  bei 
der  Wiederholung  eines  Versuches  erlebte  man  oft  schein- 
bar unerklärliche  Mißerfolge. 

Diese  Verhältnisse  haben  sich  nun  glücklicherweise 
völlig  geändert,  da  die  Höchster  Farbwerke,  einer  An- 
regung von  Dr.  E.  König  folgend,  jetzt  eine  Reihe  von 
chemisch  reinen,  sehr  zweckmäßig  ausgewählten  Farb- 
stoffen für  photographische  Zwecke  in  den  Handel 
bringen,  die,  wie  alle  anderen  chemisch  reinen  Präparate, 
von  stets  ganz  gleicher  Beschaffenheit  sind. 

Dr.  E.  König  hat  damit  der  Photographie  einen 
äußerst  wertvollen  Dienst  erwiesen;  denn  die  in  den 
letzten  Jahren  erzielten  ganz  bedeutenden  Fortschritte 


3 


auf  dem  Gebiete  der  orthochromatischen  und  Farben- 
photographie haben  wir  zum  großen  Teile  diesen  Farb- 
stoffen zu  danken. 

Da  die  für  photographische  Lichtfilter  bestimmten 
Farbstoffe  eine  eingehende  Besprechung  noch  nicht  er- 
fahren haben , so  sollen  hier  zunächst  die  Eigentümlich- 
keiten derselben  erörtert  werden. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  ihr  spektrales  Ver- 
halten, wobei  zu  berücksichtigen  ist,  daß  in  der  photo- 
graphischen Praxis  sowohl  Trocken-  als  auch  Flüssigkeits- 
filter gebräuchlich  sind,  und  daß  die  Farbstoffe  in  festen 
Schichten  und  in  Lösungen  verschiedene  Absorptions- 
spektren besitzen. 

Die  Trockenfilter  werden  aber  fast  ausschließlich  mit 
gefärbter  Gelatine  angefertigt,  da  sich  durch  Aufgießen 
von  gefärbtem  Kollodium  oder  Lack  genügend  gleich- 
mäßige Schichten  kaum  erzielen  lassen,  und  als  Flüssig- 
keitsfilter kommen  nur  mit  wässerigen  Farbstofflösungen 
gefüllte  Küvetten  in  Betracht.  Es  genügt  daher,  die 
Absorptionsspektren  der  Farbstoffe  in  trockenen  Gelatine- 
schichten und  wässerigen  Lösungen  zu  kennen. 

Im  Spektroskop  vermag  man  die  durch  gefärbte 
Schichten  hervorgerufene  Absorption  nur  bis  etwa  zur 
G- Linie  zu  verfolgen,  da  das  spektrale  Violett  so  licht- 
schwach ist,  daß  es  schon  bei  geringer  Absorption  gänzlich 
verschwindet.  In  photographischer  Beziehung  spielt  aber 
die  violette  und  die  angrenzende  ultraviolette  Zone  eine 
wichtige  Rolle;  denn  die  photographischen  Schichten  sind 
gerade  für  diesen  Teil  des  Spektrums  am  empfindlichsten. 
Zur  Kenntnis  der  photographisch  wichtigen  Eigentüm- 
lichkeiten eines  Filterfarbstoffes  gehört  daher  auch  die 
Kenntnis  seiner  Absorptionsverhältnisse  in  der  erwähnten 
Zone,  etwa  bis  zur  Wellenlänge  X = 300  /ufi.  Noch 
kürzere  Wellen  spielen  in  der  photographischen  Praxis 
keine  Rolle,  da  sie  von  der  Glasoptik  des  Objektives 

1* 


4 


völlig  absorbiert  werden,  somit  gar  nicht  bis  zur  photo- 
graphischen Platte  gelangen  können. 

Außer  diesen  optischen  Eigentümlichkeiten  der  Filter- 
farbstoffe sind  auch  gewisse  chemische  Eigenschaften  der- 
selben von  Interesse.  So  ist  z.  B.  das  Verhalten  der  Farb- 
stofflösungen bei  gegenseitiger  Mischung  von  Bedeutung 
für  ihre  praktische  Verwendbarkeit ; denn  oft  müssen,  um 
bestimmte  Schirmwirkungen  mit  dem  Filter  zu  erzielen, 
zwei  oder  auch  mehrere  Farbstoffe  kombiniert  werden. 

Endlich  ist  auch  das  Verhalten  der  Filterschichten 
gegen  das  Licht  von  einiger  Wichtigkeit.  Gefärbte 
Schichten,  die  man  bei  der  Beleuchtung  der  Dunkel- 
kammer benutzt,  müssen  natürlich  tunlichst  lichtbeständig 
sein,  während  man  bei  Aufnahmefiltern  in  dieser  Be- 
ziehung keine  hohen  Forderungen  stellt;  immerhin  muß 
man  aber  wissen,  ob  man  ein  solches  Filter  sorglos 
stundenlang  dem  Lichte  aussetzen  darf,  oder  es,  wenn 
nicht  gebraucht,  passend  verwahren  muß. 


I.  Die  spektralen  Eigentümlichkeiten 
der  Farbstoffe. 


1.  Die  Ermittlung  und  graphische  Darstellung 
der  Absorptionsspektren. 

Bringt  man  vor  den  Spalt  eines  Spektroskopes  eine 
farbige,  durchsichtige  Schicht,  so  werden  von  dieser  ge- 
wisse Bestandteile  des  durchfallenden  weißen  Lichtes  zu- 
rückgehalten, und  daher  erscheinen  einzelne  Teile  des 
Spektrums  mehr  oder  weniger  verdunkelt.  Die  Fraun- 
hof  ersehen  Linien  oder  die  Teilstriche  der  im  Spektroskop 
angebrachten  Wellenlängenskala  orientieren  uns  über  die 
Lage  der  Schatten,  also  über  die  Wellenlänge  der  ab- 
sorbierten Strahlen,  und  aus  dem  Grad  der  Verdunklung 
erkennen  wir  die  Stärke  der  Absorption.  Besonders  ge- 
eignet für  die  Betrachtung  solcher  Erscheinungen  ist  das 
Ze  iß  sehe  Vergleichsspektroskop,  das  zwei  völlig  idente, 
knapp  aneinanderschließende  Spektren  zeigt.  Betrachtet 
man  mit  diesem  Apparat  eine  gefärbte  Schicht,  so  treten 
in  einem  Spektrum  die  erwähnten  Verdunklungen  auf, 
die  im  Vergleich  mit  dem  nebenliegenden,  unveränderten 
Spektralband  sehr  deutlich  erkennbar  sind. 

Das  durch  dunkle  Schatten  unterbrochene  Spektrum 
bezeichnet  man  als  „Absorptionsspektrum“,  und  die 
Form  und  Lage  der  Schatten  steht  im  engsten  Zusammen- 
hang mit  gewissen  optischen  Eigentümlichkeiten , be- 
sonders mit  dem  Kolorit  der  gefärbten  Schicht. 

Das  Absorptionsrelief.  Zur  Definierung  eines  Ab- 
sorptionsspektrums werden  die  Schatten  am  besten 


6 


graphisch  dargestellt.  Man  trägt  auf  einer  Geraden  als 
Abszissen  eine  Wellenlängenskala  auf  und  als  Ordinaten 
die  Intensität  der  Schatten  und  eihält  so  Kurven,  welche 
die  Absorptions Verhältnisse  der  gefärbten  Schicht  in  sehr 
anschaulicher  Weise  charakterisieren. 

Zum  Verständnis  solcher  Darstellungen  ist  es  aber 
wichtig,  die  Bedeutung  der  Ordinaten  zu  kennen,  die  wir 
unwillkürlich  wählen,  wenn  wir  die  im  Spektroskop  sicht- 
baren Schatten  lediglich  dem  Gefühle  nach  in  Kurven 
umsetzen.  Wir  verfahren  dabei  offenbar  ganz  so,  als 
wenn  wir  irgendeine  andere  Ab  Schattierung,  z.  B.  die 
einer  transparenten  Papierskala,  graphisch  darstellen  sollen. 
Erfahrungsgemäß  erscheint  eine  solche,  durch  stufenweises 
Übereinanderlegen  von  transparentem  Papier  gebildete 
Skala  — wenigstens  im  mittleren  Teile  — gleichmäßig 
abgestuft,  d.  h.  die  Undurchsichtigkeit  nimmt  von  Stufe 
zu  Stufe  gleich  viel  zu,  und  wenn  wir  diese  Abschattierung 
graphisch  darstellen  sollen,  so  würden  wir,  ohne  viel  zu 
überlegen,  Stufen  von  gleicher  Höhe  — also  einen 
Schnitt  durch  das  Papierrelief  — zeichnen.  Und  das 
gleiche  gilt  auch  von  der  Abbildung  eines  Absorptions- 
spektrums. Bei  der  graphischen  Darstellung  der  Schatten 
eines  solchen  Spektrums  zeichnen  wir  unwillkürlich  einen 
Querschnitt  durch  ein  Relief,  das,  auf  das  Spektrum  ge- 
legt, die  gleiche  Verdunklung  hervorbringen  würde,  wie 
die  Farbstoffschicht  vor  dem  Spalt  des  Spektroskopes. 
Die  Ordinaten  der  Absorptionskurven  entsprechen  somit 
den  Dickendimensionen  dieses  Reliefs. 

Derartige , lediglich  nach  dem  Gefühl  ausgeführte 
Zeichnungen  sind  aber  selbstverständlich  recht  mangelhaft 
und  gestatten  nur  eine  allgemeine  Orientierung  über  die 
Absorptionsverhältnisse  eines  Farbstoffes.  Es  ist  ja  ganz 
ausgeschlossen,  die  Intensität  der  Schatten  richtig  abzu- 
schätzen, da  wir  dabei  verschiedenen  Täuschungen  aus- 
gesetzt sind.  Schmale,  helle  Teile  zwischen  dunklen 


7 


Schatten  erscheinen  infolge  des  Kontrastes  heller,  als  sie 
wirklich  sind,  die  Intensität  von  schmalen,  dunklen  Streifen 
wird  überschätzt,  und  zarte  Schatten  auf  hellem  Grunde 
sind  ebensowenig  wahrzunehmen,  wie  die  Modulation  in 
den  dunklen  Schatten.  Diese  schematischen  Zeichnungen 
charakterisieren  zwar  den  Anblick  eines  Absorptions- 
spektrums, sie  entsprechen  aber  nicht  der  Wahrheit. 

Bestimmung  des  Absorptionsspektrums  auf  Grund  von 
Transparenzmessungen.  Soll  die  Darstellung  des  Ab- 
sorptionsspektrums für  zahlenmäßige  Erörterungen,,  z.  B. 
für  die  Ermittlung  der  quantitativen  Zusammensetzung 
eines,  einem  bestimmten  Zweck  dienenden  Filters  benutzt 
werden,  so  müssen  die  Ordinaten  auf  Grund  von  Messungen 
ermittelt  werden.  Die  diesem  Zwecke  dienenden  Instru- 
mente führen  den  Namen  „Spektralphotometer“  und  er- 
möglichen, die  Durchlässigkeit  der  gefärbten  Schicht  für 
Lichtstrahlen  von  bestimmter  Wellenlänge  zahlenmäßig 
zu  bestimmen.  Für  die  hier  in  Rede  stehenden  Unter- 
suchungen wurde  ein  Spektralphotometer  von  Schmidt 
& Haensch  benutzt,  bei  welchem  die  bekannte  Vier- 
ordtsche  Meßmethode  zur  Anwendung  kommt.  Man  beob- 
achtet jedoch  ohne  Fernrohrokular  durch  einen  Okularspalt, 
wodurch  die  übereinander  befindlichen  Ausschnitte  der 
beiden  Spektren  auf  die  beiden  Hälften  des  kreisrunden 
Gesichtsfeldes  ausgebreitet  werden. 

Die  Beleuchtung  der  beiden  Spalte  erfolgt  durch 
einen  Auerbrenner,  und  zwar  von  der  gleichen  Stelle 
der  Lichtquelle,  wobei  eine  eigene  Vorrichtung,  deren 
wesentlicher  Bestandteil  aus  einem  Zwillingsprisma  be- 
steht, zur  Anwendung  kommt. 

Bei  Ausführung  der  Messungen  an  gefärbten 
Gelatinefolien  befanden  sich  diese  stets  vor  dem  unteren 
Spalt,  und  dem  oberen  Spalt  wurde  die  gleiche,  jedoch 
ungefärbte  Gelatineschicht  vorgeschaltet,  wodurch  die  Ab- 
sorption der  Gelatine  eliminiert  und  lediglich  die  Farbstoff- 


— 8 


absorption  gemessen  wurde.  Der  untere  Spalt  blieb 
konstant  auf  0,1  mm,  und  bei  Messungen  in  der  blauen 
Zone  auf  0,4  mm  geöffnet,  während  der  obere  Spalt  auf 
gleiche  Helligkeit  der  beiden  Hälften  des  Gesichtsfeldes 
eingestellt  wurde.  War  die  Spaltbreite  hinter  der  gefärbten 
Schicht  z.  B.  m Millimeter,  und  mußte  der  zweite  Spalt, 
um  gleiche  Helligkeit  herzustellen,  auf  n Millimeter  ge- 
stellt werden,  so  wird  die  Lichtintensität  m durch  die 
Farbstoff  Schicht  auf  die  Intensität  n reduziert,  denn  die 
Intensitäten  verhalten  sich  proportional  den  Spaltbreiten. 
Die  Intensität  des  auffallenden  Lichtes  ist  m , jene  des 
von  der  Schicht  nicht  absorbierten,  also  des  durch- 

fl 

fallenden  Lichtes  «,  und  das  Verhältnis  — = t bezeichnet 

in 

man  als  „Transparenz“  der  Schicht  oder  als  „übrig- 
bleibende Lichtstärke“. 

Ist  z.  B.  für  eine  bestimmte  Stelle  des  Spektrums 
m = 0,5  mm  und  n = 0,2  mm,  so  ist  die  Transparenz 

O 2 

der  Farbstoffschicht  für  diese  Lichtstrahlen  t = — — = 0,4, 

°>5 

es  werden  also  0,4  des  auffallenden  Lichtes  von  der 
-Schicht  durchgelassen.  Der  Apparat  gestattet  also,  die 
Transparenzen  einer  gefärbten  Schicht  für  Licht  aller 
Wellenlängen  zu  messen,  und  mit  Hilfe  dieser  Daten 
können  dann  die  Absorptionskurven  konstruiert  werden, 
wobei  die  Ordinaten  derselben  den  Dimensionen  des  oben 
charakterisierten  Reliefs  zu  entsprechen  haben.  Die  Trans- 
parenzen dieses  Reliefs  sind  durch  die  Messungen  gegeben, 
und  ihnen  entsprechend  ist  seine  Form  zu  bestimmen. 

Der  Zusammenhang  zwischen  der  Dicke  einer  durch- 
scheinenden Schicht  und  der  Transparenz  derselben  er- 
gibt sich  am  besten  durch  Betrachtung  der  schon  oben 
erwähnten  — etwa  aus  Papier  gebildeten  — Stufenskala 

(Fig.  1).  Läßt  eine  Lage  des  Papieres  — des  auffallenden 

Yl 


9 


Lichtes  durch,  ist  also  seine  Transparenz  / = — so  wird 

n 

jede  weitere  Papierlage  das  durchgelassene  Licht  wieder 
auf  ^schwächen,  und  daher  reduzieren  zwei  Papier- 
lagen die  Intensität  des  Lichtes  auf  drei  Lagen  auf 
usw.  Bezeichnet  man  die  Zahl  der  Papierlagen  mit  z} 

so  ist  die  Transparenz  derselben  t = — , und  kennt  man 

nz 


f c= 

1 

I 

1 

1 

( \ 

\ 1 

f \ 

< 

J_  1 1 / 

n ns  7i3  n* 

Fig.  i. 

•die  Transparenz  /,  so  läßt  sich  die  Zahl  der  überein- 
anderliegenden  Schichten  leicht  ermitteln;  denn  es  ist: 

t , , , log  t log  t 

log  t = — z lo gn}  oder  0 = — - — — — = ® 

log  n , 1 ‘ 

log  — 
n 

Diese  Gleichung  ermöglicht  es,  die  Zahl  der  Schichten 

von  der  Transparenz  — zu  bestimmen,  die  übereinander 
n 

gelegt  werden  müssen,  um  eine  Schicht  von  der  Trans- 
parenz t zu  erhalten. 

Sind  daher  die  Transparenzen  einer  Farbstoffschicht 
für  die  verschiedenen  Wellenlängen  ermittelt,  so  kann 
man  mit  Hilfe  dieser  Formel  aus  Elementarschichten  von 

der  Transparenz  jenes  Relief  aufbauen,  das,  auf  ein 

vollkommenes  Spektrum  gelegt,  den  Eindruck  des  Ab- 
sorptionsspektrums hervorruft.  Aus  der  für  die  ver- 


IO 


schiedenen  Wellenlängen  notwendigen  Zahl  von  Elementar- 
schichten ergibt  sich  der  Querschnitt  durch  das  Relief, 
also  die  Größe  der  Ordinaten  und  die  gesuchte  Ab- 
sorptionskurve. 

Die  Transparenz  — der  Elementarschichten  kann 
n 

willkürlich  angenommen  werden;  zweckmäßig  benutzt  man 

aber  für  den  Aufbau  des  Reliefs  Schichten,  die  — des 

io 


auffallenden  Lichtes  durchlassen,  man  wählt  also  — — 
wodurch  s = _ log  t 


IO 


wird.  Bei  dieser  Annahme  entspricht  die  Zahl  der 
Elementarschichten,  also  die  Reliefhöhe,  dem  negativen 
Logarithmus  der  gemessenen  Transparenz,  eine  Größe, 
die  auch  als  „Extinktion“  bezeichnet  wird. 

Zur  Konstruktion  der  Absorptionskurve  hat  man 
daher  diese  Größen  als  Ordinaten  in  den  zugehörigen 
Punkten  einer  Geraden  mit  Wellenlängenteilung  aufzu- 
tragen, wodurch  sich  eine  Reihe  von  Punkten  ergibt,  die 
man  durch  eine  Kurve  verbindet. 


| * 

* Gelatineschicht  ergab  z.  B.  bei  der  Messung 

ÖOO 

1,00 

°,oo  mit  dem  Spektralphotometer  die  in  der 

590 

0,90 

0,05  nebenstehenden  Tabelle  verzeichneten 

58° 

0,67 

0,17  Resultate. 

57° 

o,34 

0,47  X bezeichnet  die  Wellenlänge,  für 

560 

0,28 

0 welche  die  Transparenz  gemessen  wurde, 

550 

o,37 

und  t ist  die  aus  dem  Verhältnis  der 

o,43 

Spaltbreiten  ermittelte  Transparenz.  Die 

O 27 

’ ' negativen  Logarithmen  dieser  Zahlen 

540 

o,54 

530 

o,59 

°>23  sind  in  der  Rubrik  unter  z eingetragen 

520 

0,60 

0,22  und  repräsentieren  die  Reliefhöhen. 

5i° 

0,70 

0,15  Wie  ersichtlich,  sind  diese  Zahlen 

5°° 

0,80 

0 1Q  durchaus  kleiner  als  1 , und  daher  er- 

reicht  das  Relief  in  keinem  Punkte  die  Höhe  einer 
0,1 -Schicht. 

Für  Licht  von  der  Wellenlänge  X = 600  ist  die 
Schicht  völlig  transparent,  denn  es  ist  t = 1,00  und  die 
Reliefhöhe  z — o ; das  Maximum  der  Absorption  liegt  bei 
X = 560,  und  hier  entspricht  die  Höhe  des  Reliefs  etwa. 
der  halben  Höhe  einer  0,1 -Schicht. 

Wahl  der  Ordlnaten.  Die  Größen  z sind,  wie  er- 
wähnt, als  Ordinaten  aufzutragen,  wobei  der  Maßstab' 
ganz  beliebig  gewählt  werden  kann,  die  entstehendem 
Kurven  bleiben  immer  richtig.  Nimmt  man  z.  B.  die 


b 


Dicke  einer  0,1 -Schicht  mit  1 cm  an,  so  würden  die- 
Zahlen  2 Zentimeter  bedeuten;  man  kann  aber  die 
0,1 -Schicht  auch  1 mm  oder  10  cm  dick  wählen,  wo- 
durch die  Ordinaten  1/10  bezw.  das  Zehnfache  der  früheren. 
Höhe  erhalten  würden. 

Fig.  2 zeigt  die  mit  verschiedenen  Ordinatenmaß- 
stäben  konstruierte  Absorptionskurve;  bei  a ist  die 
0,1 -Schicht  mit  15  mm,  bei  b mit  30  mm  gewählt. 

Wie  ersichtlich,  erhält  man  in  dieser  Weise  Kurven, 
die  zwar  beide  theoretisch  richtig  sind,  die  aber  doch. 
verschiedene  Vorstellungen  über  die  Beschaffenheit  des 
Absorptionsspektrums  hervorrufen,  und  offenbar  muß  es- 
einen  Ordinatenmaßstab  geben,  der  den  Kurven  ein- 
wahres, natürliches  Aussehen  verleiht.  Einen  solchen 
Maßstab  wählt  man  auch  unwillkürlich , wenn  man  ein. 


12 


.Absorptionsspektrum  mittels  Freihandzeichnung  in  Kurven- 
form darstellt.  Man  bringt  die  Höhe  der  Ordinaten  mit 
der  angenommenen  Länge  des  Spektrums  in  Einklang, 
wird  zarte  Schatten  durch  flache  Erhebungen  andeuten 
und  sie  nicht  etwa  steil  und  hoch  zeichnen,  und  ebenso- 
wenig wird  man  steil  ansteigende  tiefe  Schwärzen  durch 
flache  Kurven  abbilden. 

Solche  unwahre,  verzerrte  Bilder  entstehen  aber, 
wenn  der  Ordinatenmaßstab  nicht  passend  gewählt 
wurde. 

Die  Erfahrung  lehrt,  daß  man,  um  eine  leicht  ver- 
ständliche, dem  Anblick  im  Spektroskop  ähnliche  Kurven- 
darstellung zu  erzielen,  die  Höhe  einer  0,1 -Schicht  etwa 
gleich  dem  sechsten  Teil  der  Spektralstrecke  von  C bis  G 
zu  wählen  hat.  Einen  Anhaltspunkt  in  dieser  Beziehung 
liefern  uns  auch  gewisse  Absorptionserscheinungen,  die 
später  besprochen  werden  sollen. 

Freihändig  gezeichnete  und  nach  Messungen  kon- 
struierte Kurven.  Die  nach  Messungen  konstruierten 
Kurven  unterscheiden  sich  oft  wesentlich  von  den  nach 
dem  Anblick  im  Spektroskop  freihändig  gezeichneten. 
Während  letztere  meist  eine  übertriebene  Charakteristik 
aufweisen,  fehlt  der  nach  Messungen  ermittelten  Dar- 
stellung die  Prägnanz  der  Formen.  Sie  gelangen  ver- 
flacht und  verwaschen  zur  Darstellung,  kleine,  schmale 
Maxima  und  Minima  gehen  verloren,  und  die  charakte- 
ristischen tiefsten  Schwärzen  werden  zu  hell  und  in  die 
Breite  gezogen  wiedergegeben. 

Das  ist  leicht  erklärlich,  wenn  man  berücksichtigt, 
daß  es  nicht  möglich  ist,  mit  einem  Spektralphotometer 
die  in  einem  bestimmten  Punkt  des  Spektrums  vorhandene 
Schwärzung  zu  ermitteln,  sondern  daß  zu  diesem  Zwecke 
stets  ein  streifenförmiger  Ausschnitt  des  Spektrums  heran- 
gezogen werden  muß  und  die  Messung  daher  einen 
mittleren  Wert  von  der  in  diesem  Streifen  vorhandenen 


i3 


- ihn  aber  nicht  gleichmäßig  erfüllenden  — Schwärzung' 
liefert. 

Für  die  hier  in  Rede  stehende  Untersuchung  der 
Filterfarbstoffe  spielt  jedoch  die  Lage  und  Intensität  der 
Maxima  keine  besondere  Rolle,  es  handelt  sich  vielmehr 
nur  um  die  Ermittlung  der  Breite,  der  Begrenzung  und 
der  durchschnittlichen  Intensität  der  Absorptionsbänder. 

Ermittlung  der  Absorptionsverhältnisse  im  violetten 
und  ultravioletten  Teil  des  Spektrums.  Im  violetten  Teil 
des  Spektrums  lassen  sich  wegen  der  geringen  Helligkeit 
dieser  Zone  keine  Transparenzmessungen  ausführen,  und 
es  mußte  daher  der  Verlauf  der  Absorptionskurve  in 
diesem  sowie  im  ultravioletten  Gebiet  auf  photographischem 
Wege,  oder  mit  Hilfe  eines  Spektroskopes  für  ultraviolette 
Strahlen,  ermittelt  werden.  Für  die  photographische- 
Methode  diente  ein  Zeiß scher  Spektralapparat  mit  Quarz- 
prisma in  Verbindung  mit  einer  kleinen  Kamera,  und  als 
Lichtquelle  wurde  eine  Bogenlampe  mit  Eisenelektroden 
benutzt.  Aus  der  Photographie  des  Spektrums  bei  vor- 
geschalteter Farbstoffschicht  konnte  dann  auf  den  aller- 
dings nur  ungefähren  Verlauf  des  Absorptionsbandes  ge- 
schlossen werden. 

Der  erwähnte  Spektralapparat  liefert  ein  nur  etwa 
3 cm  langes  Spektrum , das  aber  in  ganzer  Ausdehnung 
vom  spektralen  Rot  bis  zum  Ultraviolett  von  der  Wellen- 
länge ^ = 230  jn/Li  eine  ganz  gleichmäßige  und  so  be- 
deutende Schärfe  besitzt,  daß  eine  mehrfache  Vergrößerung 
ohne  jeden  Verlust  an  Linien  möglich  ist. 

Die  benutzte  Eisenlampe1)  besitzt  horizontale,  um 
die  Längenachse  rotierende  Elektroden , brennt  mit 
10  Amp.  lange  Zeit  ganz  gleichmäßig  und  ist  frei  von 
den  bekannten  Mängeln  solcher  Lampen  mit  festen, 


1)  Spektroskopie  von  E.  C.  C.  B a 1 y , übersetzt  von 
Dr.  R.  Wachsm uth,  S.  288.  J.  Springer,  Berlin  1908. 


i4 


vertikalen  Stäben.  Vor  den  Spalt  des  Apparates  wurden 
die  verschieden  intensiv  gefärbten  Gelatinefolien  vorge- 
schaltet, und  die  Photographie  der  Spektren  erfolgte  auf 
panchromatischen  Lumiere-Platten.  Die  0,2  mm  dicken 
Folien  lassen  zwar  nur  die  Strahlen  bis  etwa  zur  Wellen- 
länge 300  fi fi  durch,  die  weitere  Fortsetzung  des  Ab- 
sorptionsspektrums hätte  aber  auch  gar  keinen  praktischen 
Wert,  da  wegen  der  Glasoptik  des  photographischen 
Apparates  nur  die  Strahlen  bis  350  in  Betracht  kommen. 

Die  zahlreichen  Eisenlinien  füllen  das  ganze  Spektrum 
fast  gleichmäßig  aus  und  ermöglichen  es,  die  Wellenlänge 
jeder  beliebigen  Stelle  zu  ermitteln.  Es  ist  daher  leicht, 
das  Maximum  sowie  die  Grenzen  der  Farbstoffabsorption 
zu  erkennen  und  mit  Berücksichtigung  einer  Wellen- 
längenskala die  Absorptionsverhältnisse  zu  skizzieren. 

Zur  Durchforschung  des  ultravioletten  Gebietes  kann 
man  an  Stelle  der  Photographie  auch  ein  eigens  für 
diese  Zwecke  konstruiertes  Spektroskop  benutzen,  bei 
welchem  das  ultraviolette  Spektrum  mit  Hilfe  einer 
fluoreszierenden  Schicht  sichtbar  gemacht  wird.  Be- 
sonders erwähnenswert  ist  ein  derartiges,  von  der  Firma 
C.  Zeiß  hergestelltes  Spektroskop,  das  eine  geradezu 
überraschende  Vollkommenheit  aufweist.  Man  sieht  in 
diesem  Apparat  das  sichtbare  Spektrum  in  den  natür- 
lichen Farben,  und  anschließend  den  ultravioletten  Teil 
bis  zur  Cadmiumlinie  Ä = 215^(1  in  kräftigem,  grün- 
lichem Fluoreszenzlicht.  Dabei  besitzt  die  Dispersions- 
kurve eine  sehr  günstige  Gestalt,  und  das  Spektrum 
ist  in  ganzer  Ausdehnung  von  fast  gleichmäßig  guter 
Schärfe. 

Als  Lichtquelle  kann  man  die  erwähnte  Eisenlampe 
gebrauchen,  und  in  vielen  Fällen  genügt  auch  die  un- 
gleich bequemere  Quecksilberquarzlampe,  die  ein  System 
von  außerordentlich  hellen,  jedoch  etwas  weit  vonein- 
ander abstehenden  Linien  liefert. 


!5 


Mit  Hilfe  eines  derartigen  Spektroskopes  lassen  sich 
die  Absorptionsverhältnisse  der  Farbstoffe  im  ultra- 
violetten Gebiet  — aber  selbstverständlich  nur  in  quali- 
tativer Hinsicht  — fast  ebenso  leicht  beobachten,  wie  im 
sichtbaren  Spektrum. 

Die  Absorptionskurven  für  das  Prismen-  und  Gitter- 
spektrum. Zur  zahlenmäßigen  Ermittlung  der  Trans- 
parenzen benutzt  man  meist  Prismenspektroskope,  da 
das  von  einem  Gitter  gebildete  Spektrum  für  diese 
Zwecke  zu  lichtschwach  ist.  Es  unterliegt  daher  keinem 
Zweifel,  daß  die  aus  den  Transparenzen  ermittelten 
Dichtigkeiten  des  Absorptionsbandes , also  die  Relief- 
-ordinaten,  auf  einer  Grundlinie  mit  prismatischer  Wellen- 
längenskala aufzutragen  sind. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,  wodurch  sich  das  pris- 
matische Absorptionsspektrum  von  einem  mit  dem  Gitter 
erzeugten  Absorptionsspektrum  unterscheidet,  bezw.  in 
welcher  Weise  die  mit  einem  Prismenspektroskop  er- 
mittelten Absorptionskurven  für  ein  Gitterspektrum  um- 
zugestalten sind. 

Diese  Frage  ist  leicht  zu  beantworten,  wenn  man 
berücksichtigt,  daß  eine  transparente  Schicht  stets  den 
gleichen  Bruchteil  des  auffallenden  Lichtes  — unab- 
hängig von  dessen  Intensität  — absorbiert. 

Eine  farbige  Schicht,  welche  z.  B.  die  Eigentüm- 
lichkeit besitzt,  die  Hälfte  der  auffallenden  roten  Strahlen 
von  der  Wellenlänge  600  bis  610  zu  absorbieren,  wird 
die  Helligkeit  dieser  Zone  in  beiden  Spektren  auf  die 
Hälfte  restringieren,  und  wir  haben  somit,  um  diese  Ab- 
sorption darzustellen,  diesen  Teil  in  beiden  Spektren  mit 
einer  Schicht  zu  bedecken,  welcher  die  Transparenz 
t = 11 2 zukommt.  Das  gilt  von  jedem  Teil  des  Spektrums, 
und  daraus  folgt,  daß  die  Ordinaten  der  Absorptions- 
kurve für  Punkte  gleicher  Wellenlänge  in  beiden  Spektren 
die  gleichen  sind.  Man  hat  daher,  um  die  Absorptions- 


1 6 


kurven  für  ein  oder  das  andere  Spektrum  zu  erhalten, 
lediglich  die  gleichen  Ordinaten  auf  einer  Grundlinie  mit 
der  Wellenlängenteilung  eines  Prismen-  oder  Gitter- 
spektrums aufzutragen.  Die  Verhältnisse  liegen  also  hier 
viel  einfacher,  als  bei  der  Transformation  der  Photo- 
graphie eines  Spektrums.  Die  durch  das  Licht  ver- 
schiedener Wellenlänge  hervorgebrachten  photographi- 
schen Schwärzungen  werden  gleichfalls  durch  Kurven 
dargestellt,  die  auch  auf  Transparenzmessungen  basieren 
und  gleichsam  einen  Querschnitt  durch  das  Silberrelief 
der  photographischen  Platte  repräsentieren. 

Soll  eine  solche  Schwärzungskurve  auf  ein  anderes 
Spektrum  übertragen  werden,  so  müssen  die  Ordinaten 
mit  Berücksichtigung  der  verschiedenen  Energieverteilung 
in  beiden  Spektren  umgerechnet  werden,  wobei  wegen 
unvollkommener  Kenntnis  des  photographischen  Schwär- 
zungsgesetzes ziemlich  bedeutende  Fehler  unvermeid- 
lich sind. 

2.  Der  Einfluß  der  Farbstoffkonzentration 
auf  das  Spektrum. 

Die  FarbstofFdichte.  Der  Farbstoffgehalt  einer  Lösung 
wird  durch  das  zwischen  Farbstoff  und  Lösungsmittel 
bestehende  Verhältnis  angegeben,  das  man  als  „Konzen- 
tration“ bezeichnet.  Eine  Lösung  von  der  Konzentration 

— 1 — enthält  daher  i g Farbstoff  auf  iooo  g des  Lösungs- 
iooo 

mittels. 

Für  feste  Farbstoffschichten  ist  ein  einheitliches 
Konzentrationsmaß  nicht  üblich,  und  es  ist  keineswegs 
leicht,  sich  aus  der  Angabe  für  die  Herstellung  einer 
solchen  Schicht,  z.  B.  einer  gefärbten  Gelatinefolie,  eine 
Vorstellung  über  die  Intensität  der  Färbung  zu  bilden. 

Als  Konzentrationsmaß  für  die  Färbung  fester 
Schichten  dürfte  sich  am  besten  die  pro  Flächeneinheit 


i7 


vorhandene  Farbstoffmenge  eignen,  wobei  es  sich  empfiehlt, 
als  Flächeneinheit  das  Quadratmeter  und  als  Gewichts- 
einheit für  die  Farbstoffmenge  das  Gramm  zu  benutzen, 
weil  sich  bei  dieser  Annahme  weder  zu  große , noch  zu 
kleine  Zahlen  ergeben. 

Das  gleiche  Maß  kann  dann  auch  zur  Charakteri- 
sierung der  Färbung  einer  Flüssigkeit  dienen,  indem  man 
angibt,  welche  Menge  des  Farbstoffes  in  einer  Flüssig- 
keitsschicht von  i qm  Fläche  und  i cm  Dicke,  also  in 
io  Litern  derselben  enthalten  ist. 

Dadurch  wird  ein  einheitliches  Konzentrationsmaß 
für  feste  Schichten  und  Farbstofflösungen  gewonnen,  das 
als  „Farbstoffdichte“  bezeichnet  werden  soll.  Sie  wird 
stets  als  Ziffer  hinter  dem  Namen  des  Farbstoffes  an- 
gegeben, und  daher  bedeutet  z.  B.  Rose  bengale  1,5.  eine 
Farbstoffschicht,  die  pro  Quadratmeter  1,5  g dieses  Farb- 
stoffes enthält. 

Wird  für  ein  Trockenfilter  die  Farbstoff konzentration 
in  dieser  Weise  angegeben,  so  ist  es  bei  einiger  Er- 
fahrung leicht,  sich  die  Intensität  der  Färbung  vorzustellen, 
und  es  ergibt  sich  auch  unmittelbar  die  Zusammensetzung 
einer  Farbstofflösung,  welche  in  einer  1 cm  weiten  Küvette 
eine  Schicht  von  gleicher  Farbstoffkonzentration  bildet. 

Die  Farbstoff  menge  pro  Quadratmeter,  also  die  Farb- 
stoffdichte, läßt  sich  aus  der  Vorschrift  für  die  Her- 
stellung eines  Filters  leicht  ermitteln. 

Ein  von  Dr.  E.  König  angegebenes  Rotfilter  wird 
z.  B.  in  folgender  Weise  hergestellt.  Man  löst: 

5 g Filterrot  I in  200  ccm  Wasser 
und  mischt  4 ccm  dieser  Flüssigkeit  mit  100  ccm  Gelatine- 
lösung 8 : 100.  Mit  dieser  gefärbten  Lösung  übergießt 
man  dann  Glasplatten  derart,  daß  auf  1 qdcm  derselben 
7 ccm  Flüssigkeit  entfallen. 

In  104  ccm  Lösung  sind  also  0,1  g Farbstoff  ent- 
halten, in  7 ccm  0,00673  g>  und  die  gleiche  Menge  ist 

von  Hübl,  Die  photographischen  Lichtfilter. 


2 


iS 


daher  auch  pro  Quadratdezimeter  Trockenfilter  vorhanden., 
Die  Farbstoff  dichte  dieser  Schicht  beträgt  daher  0,673  §' 
denn  diese  Farbstoffmenge  entfällt  pro  Quadratmeter 
Filterfläche. 

Wollte  man  ein  Flüssigkeitsfilter  von  gleichem  Farb- 
stoffgehalt herstellen,  so  wären  0,673  g Filterrot  in 
10  Litern  Wasser  zu  lösen  und  mit  dieser  Flüssigkeit 
eine  1 cm  weite  Küvette  zu  beschicken. 

Die  Absorptionsspektren  bei  verschiedenen  Farbstoff- 
dichten.  Das  Aussehen  eines  Absorptionsspektrums  hängt, 
wie  bekannt,  wesentlich  von  der  Intensität  der  gefärbten 
Schicht  ab;  denn  mit  zunehmender  Färbung  wächst  das 
Absorptionsvermögen  derselben,  und  daher  nimmt  auch 
die  Schwärzung  der  auf  dem  Spektrum  liegenden  Schatten 
zu.  Der  Zusammenhang  zwischen  der  Intensität  der 
Farbe  und  der  Schwärze  der  Schatten  wird  besonders 
einfach,  wenn  man  die  Farbstoffdichte  für  die  Charakte- 
risierung der  zur  Beobachtung  gelangenden  Schicht  benutzt. 

Eine  Schicht  von  der  zwei-  oder  dreifachen  Farb- 
stoff dichte  kann  man  als  eine  Vereinigung  von  zwei  oder 
drei  übereinanderliegenden  einfachen  Schichten  betrachten, 
und  da  sich  die  Absorption  jeder  derselben  durch  ein 
über  dem  Spektrum  liegendes  Relief  ersetzen  läßt,  so 
entspricht  die  Absorption  der  ganzen  Schicht  einem  Relief 
von  zwei-  oder  dreifacher  Höhe.  Steigert  man  daher 
die  Farbstoff  dichte  auf  das  2,  3 ...  n fache,  so  wachsen 
die  Ordinaten  der  Absorptionskurven  in  gleichem  Ver- 
hältnis, also  ebenfalls  auf  das  2,  3 ...  n fache. 

Allerdings  trifft  aber  diese  Gesetzmäßigkeit  nur  bei 
festen  Schichten  zu,  während  Farbstofflösungen  in  dieser 
Beziehung  sehr  oft  Unregelmäßigkeiten  aufweisen.  Eine 
feste  Rose  bengale- Schicht,  z.  B.  eine  Gelatinefolie  von 
der  Dichte  1,0,  zeigt  ganz  jenes  Absorptionsspektrum, 
das  man  bei  zehn  übereinandergelegten  Schichten  von 
der  Dichte  0,1  beobachtet,  das  Absorptionsspektrum  einer 


19 


Lösung  dieses  Farbstoffes  von  der  Konzentration  100 
in  i mm  dicker  Schicht  unterscheidet  sich  aber  wesent- 
lich von  jenem  Absorptionsspektrum,  das  eine  Lösung 
V10oo  in  10  mm  dicker  Schicht  besitzt.  Das  Absorptions- 
band der  konzentrierten,  dünnen  Schicht  liegt  nämlich 
nicht  nur  etwas  weiter  gegen  Blau  zu,  sondern  unter- 
scheidet sich  auch  durch  eine  flachere  Gestalt  vom 
Spektrum  der  verdünnten  Lösung. 

Bei  festen  Farbstoffschichten  hängt  also  das  Ab- 
sorptionsspektrum lediglich  von  der  Farbstoffdichte  ab, 
bei  Farbstofflösungen  ändert  es  sich  aber  — auch  bei 
konstanter  Dichte  — mit  der  Schichtdicke. 

Man  erklärt  diese  Erscheinung  mit  einer  Dissoziation 
des  Farbstoffes.  In  der  konzentrierten  Lösung  sind  fast 
nur  Rose  bengale -Moleküle  enthalten,  die  mit  zunehmender 
Verdünnung  immer  mehr  in  die  Farbsäure  und  das  Alkali 
zerfallen,  und  dadurch  ändert  sich  das  färbende  Prinzip 
und  damit  auch  das  Absorptionsspektrum.  In  gewissen 
Fällen  kann  es  sich  auch  um  eine  Veränderung  der 
Molekulargröße  handeln,  also  um  einen  Zerfall  der  an- 
fänglich vorhandenen  Molekülgruppen  infolge  zunehmender 
Verdünnung. 

Das  Absorptionsband  zeigt  beim  Verdünnen  der 
Lösung  meist  die  Tendenz,  sich  gegen  das  rote  Spektral- 
ende auszudehnen.  Sind  zwei  Maxima  a und  b vorhanden 
(Fig.  3),  so  wird  das  gegen  Blau  zu  gelegene,  wenn  es 
auch  in  der  konzentrierten  Lösung  das  Hauptmaximum 
war,  immer  niederer,  während  das  zweite  an  Ausdehnung 
und  Intensität  zunimmt,  und  es  entsteht  aus  der  Absorp- 
tionskurve I die  Form  II.  Diese  Erscheinung  kann  man 
z.  B.  bei  Rhodamin,  Kristallviolett  und  Methylenblau  be- 
obachten. Zuweilen  verschwinden  bei  genügender  Ver- 
dünnung auch  die  Reste  des  Maximums  a gänzlich 
(Methylenblau),  und  es  entsteht  dann  die  Form  III,  die 
auch  gebildet  wird,  wenn  die  konzentrierte  Lösung  ein  Ab- 


2 


20 


sorptionsband  vom  Typus  II  besitzt  (Patentblau,  Säure- 
grün F).  In  gewissen  Fällen  kann  man  auch  gleichzeitig 
eine  Verschiebung  des  Bandes  gegen  Rot  zu  wahrnehmen, 
wodurch  das  Absorptionsband  II  die  Form  IV  annimmt 
(Rose  bengale). 

Besitzt  der  Farbstoff  ein  verwaschenes  Absorptions- 
band, etwa  von  der  Gestalt  V,  so  kann  bei  der  Ver- 
dünnung der  Lösung  das 
Dunkelheitsmaximum  gegen 
Rot  zu  verschoben  werden, 
und  es  entsteht  so  die  Ab- 
sorptionskurveVI  (Echtrot  D, 
Phenosafranin). 

Die  meisten  Farbstoffe 
zeigen  zwar  solche  mehr 
oder  weniger  auffallende 
Veränderungen  des  Spek- 
trums beim  Verdünnen  ihrer 
Lösungen,  sie  sind  aber  bei 
der  Herstellung  photogra- 
phischer Lichtfilter  doch  nur 
von  geringer  Bedeutung, 
weil  sie  nur  auftreten,  wenn 
man  Lösungen  von  hoher 
Konzentration,  1IW0)  1/2 00, 
und  bei  sehr  ausgiebigen  Farbstoffen  Vöoo»  au^  etwa  das 
Zehnfache  verdünnt.  Für  die  erwähnten  Filter  benutzt 
man  aber  stets  Lösungen  von  noch  stärkerer  Verdünnung, 
deren  Absorptionsspektrum  auch  bei  weiterem  Wasser- 
zusatz fast  unverändert  bleibt. 

J.  Formanek1)  hat  sich  mit  dem  Einfluß  der 
Konzentration  auf  das  Absorptionsspektrum  wässeriger 


i)  Untersuchung  und  Nachweis  organischer  Farbstoffe  auf 
spektralem  Wege.  J.  Springer,  Berlin  1908. 


21 


Lösungen  eingehend  beschäftigt  und  dabei  auch  die 
interessante  Beobachtung  gemacht,  daß  frische  Lösungen 
oft  ein  etwas  anderes  Absorptionsspektrum  zeigen,  als 
solche,  die  schon  längere  Zeit  gestanden  haben.  Auch 
beim  Verdünnen  alter  Lösungen  tritt  zuweilen  eine  kleine 
Verschiebung  des  Absorptionsbandes  ein,  die  allmählich 
zurückgeht,  so  daß  erst  nach  einigen  Stunden  ein  stabiler 
Zustand  eintritt. 

Das  unter  gewissen  Verhältnissen  ermittelte  Absorp- 
tionsspektrum einer  wässerigen  Farbstofflösung  ist  daher 
nur  von  beschränkter  Gültigkeit;  denn  verschiedene  Um- 
stände, besonders  aber  die  Konzentration  der  Lösung, 
machen  ihren  Einfluß  geltend. 

Bei  festen  Schichten 
dagegen  hängt  die  Absorp- 
tionskurve lediglich  von  der 
Farbstoffdichte  ab,  und  hat 
man  die  Absorptionsver-  ä 
hältnisse  für  eine  Dichte 
ermittelt,  so  lassen  sich  die 
Kurven  für  alle  anderen 
Konzentrationen  leicht  bestimmen,  nur  bleibt  die  seitliche 
Begrenzung  der  so  konstruierten  Bänder  noch  fraglich. 

Entspricht  nämlich  die  Kurve  I in  Fig.  4 einer  mit 
Echtrot  gefärbten  Gelatineschicht  von  der  Farbstoff- 
dichte 0,1,  so  ergeben  sich  durch  Vergrößerung  der 
Ordinaten  auf  das  Zwei-  und  Vierfache  die  Kurven  II 
und  III  für  Schichten,  welche  die  doppelte  und  vierfache 
Menge  Farbstoff  enthalten,  gleichzeitig  verschiebt  sich  aber 
die  Absorptionsgrenze  von  a nach  und  a.1}  also  gegen 
das  rote  Ende  des  Spektrums.  Diese  Verschiebung  muß 
experimentell  ermittelt  werden;  sie  ist  um  so  größer,  je 
flacher  die  Absorptionskurve  gestaltet  ist,  und  da  diese 
mit  zunehmender  Konzentration  immer  steiler  abfällt,  so 
wird  auch  die  Verschiebung  des  Punktes  a immer  geringer. 


22 


Bei  einer  gewissen  Farbstoffdichte  erreicht  die  Lage 
dieses  Punktes  einen  Grenzwert,  der  auch  bei  noch  so 
hoher  Konzentration  nicht  überschritten  werden  kann. 
Dieser  ausgezeichnete  Punkt  im  Absorptionsspektrum  soll 
später  noch  eingehend  betrachtet  werden. 

Aus  dem  regelmäßigen  Anwachsen  der  Kurven- 
ordinaten  mit  zunehmender  Farbstoff  dichte  lassen  sich 
mehrere,  allen  Farbstoffen  eigentümliche  Erscheinungen 
erklären. 

Die  Veränderung  der  Farbe  mit  zunehmender  Farb- 
stoffdichte. E s ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  bei 
sukzessiver  Zunahme  der  Farbstoffdichte  anfänglich  eine 
sehr  deutliche  Verstärkung  des  Kolorits  auftritt,  die  dann 
allmählich  geringer  wird  und  bei  einer  gewissen  Intensität 
der  Färbung  gänzlich  aufhört.  Legt  man  z.  B.  reine, 
hellgelbe  Folien  übereinander,  so  nimmt  die  Sättigung 
der  Schicht  zunächst  rasch  zu,  dann  langsam  und  er- 
reicht schließlich  ein  Maximum,  d.  h.  die  Farbe  bleibt 
ungeändert,  wenn  man  auch  weitere  Schichten  zufügt. 
Und  ebenso  wird  das  Kolorit  einer  auf  Papier  satt  auf- 
getragenen Gummiguttschicht  durch  ein  weiteres  Über- 
legen mit  dieser  Farbe  nicht  mehr  verstärkt.  Sei  in 
Fig.  5 AKX  das  Absorptionsspektrum  einer  hellgelben, 
transparenten  Schicht,  so  läßt  diese  nicht  nur  alle  von 
der  Linie  E gegen  Rot  zu  gelegenen  Strahlen,  sondern 
auch  einen  Teil  der  grünen  und  blauen  Strahlen  durch, 
und  die  Schicht  wird  daher  ein  weißliches  Aussehen 
zeigen.  Wenn  wir  weiter  annehmen,  daß  der  Fußpunkt  A 
der  Absorptionskurve  mit  zunehmender  Farbstoffdichte 
keine  Verschiebung  erfährt,  so  entspricht  die  Absorption 
von  zwei  Schichten  der  Geraden  AK2.  Da  die  blaue 
Zone  jetzt  durch  den  verdoppelten  Schatten  gedeckt  ist, 
so  erscheint  das  Gelb  viel  satter. 

Durch  die  weitere  Verdopplung  der  Schicht  wird 
die  Färbung  noch  intensiver;  denn  die  Absorption  A K± 


23 


überschreitet  dann  in  der  blauen  Zone  ein  gewisses 
Maß  NM,  und  dadurch  werden  diese  Strahlen  so  ge- 
schwächt, daß  sie  unser  Auge  gar  nicht  mehr  empfindet. 
Durch  acht  Schichten  werden  auch  die  blaugrünen 
Strahlen  vernichtet,  was  wieder  einen  namhaften  Zu- 
wachs an  Sättigung  zur  Folge  hat.  Bei  dem  Übergang 
von  8 auf  1 6 Schichten  ist  aber  — wie  Fig.  5 zeigt  — 
die  Zunahme  des  Absorptionsschattens  schon  relativ 


Fig.  5- 


gering,  und  noch  viel  geringer  ist  sie,  wenn  man  die 
Schichtenzahl  von  16  auf  32  oder  gar  von  32  auf  64 
steigert. 

Durch  jede  Verdopplung  der  Farbstoff  dichte  wird 
also  anfangs  ein  sehr  bedeutender,  später  ein  immer 
geringerer  Sättigungszuwachs  erzielt,  und  das  Maximum 
der  Sättigung  wird  offenbar  erreicht,  wenn  die  Ab- 
sorptionskurve senkrecht  zur  Abszissenachse  abfällt.  Das 
ist  allerdings  theoretisch  erst  bei  einer  unendlich  großen 
Farbstoff  dichte  der  Fall,  da  aber  das  Auge  kleine 
Sättigungsunterschiede  — wie  sie  z.  B.  zwischen  32  und 


24 


6\  Schichten  bestehen  - — nicht  mehr  wahrzunehmen  ver- 
mag', so  erscheint  uns  die  Farbe  schon  bei  genügend 
steilem  Abfall  der  Absorptionskurven  vollkommen  satt. 

Absorptionsgrenze  und  Grenzfarbe.  Wie  schon  oben 
erwähnt  wurde,  verschiebt  sich  aber  die  Grenze  der  Ab- 
sorption, also  der  Punkt  A , mit  zunehmender  Farbstoff- 
dichte gegen  das  rote  Ende  des  Spektrums,  und  zwar 
um  so  mehr,  je  flacher  die  Absorptionskurve  gestaltet 
ist.  Erreicht  sie  infolge  fortgesetzter  Konzentration  der 
Farbstoffschicht  die  senkrechte  Stellung  zur  Abszissen- 
achse, so  kommt  ihr  Fußpunkt  zum  Stehen,  und  die 
Absorptionsverhältnisse  erleiden  auch  bei  weiterer  Steige- 
rung der  Farbstoffdichte  keinerlei  Veränderung  mehr. 
In  diesem  Punkte  liegt  dann  die  „Absorptionsgrenze“, 
und  die  Farbe  der  Schicht  kann  man  als  „Grenzfarbe“ 
bezeichnen. 

Die  Kenntnis  der  Absorptionsgrenze  ist  von  großer 
Bedeutung  für  die  Praxis , denn  sie  charakterisiert  das 
Maximum  der  Absorption,  die  mit  einem  Farbstoff  zu 
erzielen  ist.  Die  Absorptionsgrenze  von  Rose  bengale- 
Gelatine  liegt  z.  B.  bei  der  Wellenlänge  X — 600  /Lifd  und 
kann  nicht  überschritten  werden,  man  mag  die  Farbstoff- 
dichte noch  so  steigern.  Benötigt  man  daher  eine 
Schicht,  die  nur  rotes  Licht,  von  ^ = 630  /u/n  angefangen, 
durchläßt,  so  ist  weder  Rose  bengale  noch  sonst  ein 
roter  Farbstoff  brauchbar,  und  man  muß  dann  etwa 
Kristallviolett  benutzen,  dessen  Absorptionsgrenze  bei 
670  fjtfji  liegt. 

Da  bei  einer  gelben  Schicht  mit  zunehmender  Farb- 
stoffdichte, wie  Fig.  5 zeigt,  die  Absorption  in  der  blauen 
Zone  beginnt  und  allmählich  gegen  Grün  fortschreitet, 
und  da  sich  überdies  der  Fußpunkt  der  Absorptionskurve 
gegen  das  rote  Ende  des  Spektrums  verschiebt,  so  muß 
sich  mit  Zunahme  der  Sättigung  auch  eine  Veränderung 
des  Farbentones  bemerkbar  machen.  Tatsächlich  zeigen 


— 25  — 

schwach  gelb  gefärbte  Schichten  einen  grünlichen  Stich, 
bei  zunehmender  Konzentration  werden  sie  rein  gelb, 
und  die  Grenzfarbe  bildet  ein  rotstichiges  Gelb.  Die 
Grenzfarbe  läßt  sich  durch  fortgesetztes  Übereinanderlegen 
gefärbter  Schichten  oder  durch  allmähliche  Verstärkung 
einer  Farbstofflösung  bis  zum  Konstantwerden  des  Kolorits 
ziemlich  sicher  ermitteln,  und  die  Absorptionskurve  einer 
solchen  Schicht  muß  dann  fast  senkrecht  zur  Abszissen- 
achse abfallen.  Das  kann  aber  nur  der  Fall  sein,  wenn 
der  Maßstab  für  die  Ordinaten  richtig  gewählt  wurde. 

Würde  man  z.  B.  in  Fig.  5 die  Ordinaten  viermal 
so  groß  machen,  würde  also  der  einfachen  Farbstoff- 
schicht nicht  die  Kurve  AKX , sondern  AK±  entsprechen, 
so  würde  schon  die  Absorption  von  16  übereinander- 
gelegten  Schichten  den  fast  senkrechten  Abfall  AK6± 
zeigen,  obwohl  eine  solche  Schicht  noch  nicht  die 
Charakteristik  der  Grenzfarbe  besitzt.  Und  wird  anderer- 
seits der  Ordinatenmaßstab  nur  V4  so  groß  angenommen, 
entspricht  also  AKX  schon  vier  Schichten,  so  würde  die 
Absorption  von  64  Schichten  durch  AK16  begrenzt  sein, 
also  noch  keineswegs  einen  senkrechten  Abfall  zeigen. 

Dieser  Zusammenhang  zwischen  Grenzfarbe  und 
Form  der  Absorptionskurve  liefert  uns  daher  einen  An- 
haltspunkt für  die  richtige  Wahl  des  Ordinatenmaßstabes, 
und  die  Erfahrung  lehrt,  daß  beide  die  geforderte  Über- 
einstimmung zeigen,  wenn  man  die  Ordinaten  in  dem 
auf  Seite  12  angegebenen  Verhältnis  zur  Länge  des 
Spektrums  wählt. 

Sehr  oft  wird  mit  zunehmender  Farbstoffdichte  das 
Kolorit  so  schwärzlich,  daß  das  Zustandekommen  einer 
satten,  gut  definierten  Grenzfarbe  ganz  ausgeschlossen 
ist.  Dieser  Fall  tritt  immer  ein,  wenn  das  Absorptions- 
band in  einem  allgemeinen,  einen  Teil  des  Spektrums 
gleichmäßig  deckenden  Schatten  verläuft.  In  Fig.  6 ist 
ein  solcher  Fall  schematisch  dargestellt.  Verstärkt  man 


26 


das  Kolorit  wiederholt  auf  das  Doppelte,  so  entstehen  aus 
Kx  die  Kurven  K2)  AT4,  und  W16,  und,  wie  ersicht- 
lich, nimmt  hier  die  allgemeine  Schwärzung  rascher  als 
die  Sättigung  der  Farbe  zu.  Die  Absorptionskurve  für 
16  Schichten  zeigt  noch  immer  einen  flachen  Abfall  und 
läßt  erkennen , daß  der  über  dem  Spektrum  liegende 
Schatten  schon  so  dicht  ist,  daß  er  die  oben  erwähnte 
Grenze  NM  überschreitet,  also  keine  auf  unser  Auge 
mehr  wirkenden  Lichtstrahlen  durchläßt.  In  diesem  Falle 

kann  also  eine  reine,, 
satte  Farbe  nicht  ent- 
stehen; denn  die  ge- 
färbte Schicht  wird 
mit  zunehmender  Kon- 
zentration immer  un- 
reiner und  schließlich 
völlig  undurchsichtig. 

Wie  die  Erfahrung; 
lehrt,  zeigen  die  Ab- 
sorptionsbänder aller 
Farbstoffe  gegen  das 
blaue  Ende  des  Spek- 
trums zu  den  eben 
betrachteten  flachen,  in  einem  gleichmäßigen  Schatten 
verlaufenden  Abfall,  während^,  sie  sich  gegen  Rot  zu 
scharf  vom  schleierfreien  Spektrum  abheben.  Daraus  folgt,, 
daß  es  satte  und  sehr  reine  rote  und  gelbe  Farbstoffe 
gibt,  daß  dagegen  völlig  satte  grüne  und  blaue  Pigmente 
nicht  existieren,  weil  die  Zunahme  der  Schwärzlichkeit 
eine  genügende  Konzentration  nicht  gestattet. 

Die  konzentrierten  Lösungen  aller  blauen,  grünen 
und  blauvioletten  Farbstoffe  sehen  daher  undurch- 
sichtig, schwarz  aus,  während  viele  rote,  orange  und 
gelbe  Farbstofflösungen  ein  transparentes,  reines  Aus- 
sehen zeigen. 


/S  fl  6 


27 


Diese  Verschiedenheit  zwischen  gelben  und  blauen 
Farbstoffen  erklärt  auch  eine  eigentümliche  Erscheinung 
bei  der  Mischung  beider  Farben.  Soll  am  Kreisel  aus 
einer  gelben  und  blauen  Papierscheibe  neutrales  Grau  ge- 
bildet werden,  so  muß  — obwohl  beide  Farben  scheinbar 
gleich  satt  erscheinen  — viel  mehr  Blau  als  Gelb  benutzt 
werden.  Das  blaue  Papier  reflektiert  selbst  bei  Benutzung 
der  reinsten  Pigmente  wegen  seiner  Schwärzlichkeit 
weniger  blaue  Strahlen,  als  die  gelbe  Scheibe. 

Eine  weitere  Eigentümlichkeit  aller  Farbstoffe  be- 
steht darin,  daß  die  Schatten  der  Absorptionsspektren 


mit  zunehmender  Farbstoff  dichte  gegen  Blau  zu  rascher 
wachsen,  als  gegen  Rot  zu. 

Diese  Erscheinung  ist  leicht  erklärlich,  wenn  man 
die  eben  charakterisierte  Form  der  Absorptionsbänder 
und  ihr  systematisches  Wachsen  mit  steigender  Konzen- 
tration berücksichtigt.  Das  Absorptionsband  A in  der 
Fig.  7 nimmt  bei  wiederholter  Verdopplung  der  Farb- 
stoffdichte die  daselbst  ersichtlichen  Formen  an.  Im 
Spektroskop  vermögen  wir  sie  aber  nicht  ganz  wahrzu- 
nehmen ; denn  alle  unter  einer  gewissen  Helligkeit 
liegenden  Teile  der  Bänder  erscheinen  gleichmäßig  dunkel. 
Bei  Beobachtung  verdünnter  Lösungen  sehen  wir  daher 
an  irgendeiner  Stelle  des  Spektrums  die  abschattierten 


28  


Bänder  A und  A{ , wird  aber  die  Farbstoffdichte  ge- 
steigert, so  erscheint  der  Teil  mn  gleichmäßig  schwarz, 
da  jeder  über  MN  reichende  Schatten  für  unser  Auge 
undurchsichtig  dicht  ist.  Verdoppelt  man  erneuert  die 
Farbstoffdichte,  so  wächst  der  gleichmäßig  schwarze  Teil 
des  Absorptionsbandes  von  mn  auf  mini  und  dann  auf 
m2n2,  und  man  hat  daher  den  Eindruck,  als  ob  nur  die 
Breite  desselben,  und  zwar  vornehmlich  gegen  das  blaue 
Ende  des  Spektrums  zu,  wachsen  würde.  Die  Schwärzung 
MN  entspricht  bei  sehr  lichtstarken  Spektroskopen  einer 
Schicht  von  der  Transparenz  t = 1/20,  während  bei  licht- 
armen Instrumenten  schon  eine  Schicht  t=  1/1 0 undurch- 
dringlich erscheint. 

Diese  Verhältnisse  erklären  auch  den  Wechsel  des 
Farbentones  mit  zunehmender  Farbstoffdichte.  Das  aus 
der  Fig.  7 ersichtliche  Absorptionsspektrum  entspricht, 
wie  aus  der  Wellenlängenskala  zu  entnehmen  ist,  einem 
blauen  Farbstoff.  Die  verdünnte  Lösung  läßt  nebst  den 
blauen  auch  fast  alle  grünen  Strahlen  durch  und  wird 
daher  grünstichig  erscheinen,  konzentriert  man  die  Lösung, 
so  wächst  das  Band  hauptsächlich  gegen  Blau  zu,  und 
der  über  dem  grünen  Teil  des  Spektrums  entstehende 
Schatten  wird  so  dicht,  daß  nur  mehr  die  blauen  Strahlen 
auf  unser  Auge  wirksam  sind.  Da  sich  aber  auch  über 
der  blauen  Zone  ein  Schatten  entwickelt,  so  wird  die 
Farbe  der  Lösung  lichtschwach,  also  schwärzlich,  und 
bei  weiterer  Konzentration  wird  sie  undurchsichtig  schwarz. 
Dabei  kann  das  äußerste  Rot  des  Spektrums  ncch  unge- 
deckt sein,  und  in  diesem  Falle  erscheint  die  Lösung,  bei  ge- 
nügend kräftigem  Licht  betrachtet,  in  der  Durchsicht  rot. 

Das  ist  bei  zahlreichen  künstlichen  blauen  oder  grünen 
Farbstoffen  der  Fall;  denn  sie  zeigen  keine  Endabsorption 
im  Rot,  und  die  blaue  Zone  des  Spektrums  ist  schon  bei 
geringer  Konzentration  mit  einem  leichten  Schatten  belegt. 


II.  Die  Filterfarbstoffe. 


1.  Die  Absorptionsspektren. 

Aus  den  Beilagen  Ia,  b und  c sind  die  Absorptions- 
spektren von  mit  verschiedenen  Farbstoffen  gefärbten 
Gelatinefolien  ersichtlich , wobei  lediglich  die  von  den 
Höchster  Farbwerken  in  den  Handel  gebrachten  „Farb- 
stoffe für  photographische  Zwecke“  zur  Verwendung* 
kamen. 

Die  den  Kurven  beigefügten  Zahlen  bedeuten  die- 
Farbstoff dichten  — also  die  Menge  des  Farbstoffes  in 
Gramm  pro  Quadratmeter  Fläche. 

Der  linke  Ordinatenmaßstab  charakterisiert  das  Maß- 
der  Schwärzung  durch  die  Dicke  z des  Absorptionsreliefs,. 
wobei  die  Schichtdicke  z = i der  Transparenz  t = 0,1 
entspricht. 

Die  Kurve  des  Säurerhodamins  (Beilage  Ia)  zeigt 
z.  B.  bei  der  Farbstoffdichte  3,2  in  der  blauen  Spektral- 
zone die  Ordinatenhöhe  z = 0,5,  woraus  wir  entnehmen,, 
daß  das  über  dem  Spektrum  hegende  Relief  an  dieser 
Stelle  die  halbe  Dicke  einer  Schicht  besitzt,  die  1/10  des 
auffallenden  Lichtes  durchläßt. 


Da  z = - — log  t = lo| 


0,5  ist,  so  ergibt  sich 


= 3,16,  und  daher  ist  die  Transparenz  t = 0,31,  d.  h. 


die  Farbstoffschicht  läßt  etwa  der  auffallenden  blauen 
Strahlen  durch. 

Auf  dem  rechten,  mit  t bezeichneten  Ordinatenmaß- 
stab können  die  Transparenzen  direkt  abgelesen  werden. 


30 


Für  die  Ermittlung  der  Kurven  wurden  Gelatinefolien 
mit  den  Farbstoff  dichten  0,1  und  o,8  hergestellt,  aus 
welchen  durch  Übereinanderlegen  mehrerer  Schichten  die 
geometrisch  ansteigende  Farbenskala  0,1,  0,2,  0,4,  0,8, 
1,6,  3,2  und  6,4  gebildet  wurde.  Einige  sehr  intensiv 
färbende  Farbstoffe  wurden  nur  in  halber  Stärke,  andere 
dagegen  in  zwei-  oder  vierfacher  Konzentration  benutzt. 

Zur  Messung  der  so  gebildeten  Farbstoffschichten 
kam,  wie  schon  erwähnt,  ein  Spektralphotometer  von 
Schmidt  & Haensch  zur  Verwendung.  Dabei  wurden 
für  kleine  Farbstoffdichten  sehr  gut  übereinstimmende 
Resultate  erzielt,  für  etwas  größere  Dichten  waren  aber 
die  gefundenen  Zahlen,  mit  Ausnahme  jener,  die  den 
sehr  transparenten  Grenzen  des  Absorptionsbandes  ent- 
sprechen, viel  zu  klein  und  daher  unbrauchbar. 

Auf  Grund  der  Messungen  konnten  daher  nur  die 
beiden  niedersten  Kurven  vollkommen,  von  allen  andern 
aber  nur  die  seitliche  Begrenzung  konstruiert  werden 
■während  ihr  ganzer  sonstiger  Verlauf  lediglich  durch 
Vervielfältigung  der  Ordinaten  ermittelt  wurde.  Sie 
können  daher  auch  keinen  Anspruch  auf  volle  Wahrheit 
erheben,  und  insbesondere  sind  die  den  Farbstoffschichten 
von  hoher  Dichte  entsprechenden  Kurven  nur  als  un- 
gefähr richtig  zu  betrachten. 

Der  Verlauf  der  Kurven  im  violetten  und  ultra- 
violetten Gebiete  wurde,  wie  schon  erwähnt,  teils  durch 
spektroskopische  Beobachtungen,  teils  auf  photographi- 
schem Wege  ermittelt.  Dieser  Teil  der  Kurven  ist  daher 
nur  als  schematische  Skizze  zu  betrachten  und  wurde 
aus  diesem  Grunde  durch  eine  punktierte  Linie  angedeutet. 

Das  Absorptionsspektrum  von  Farbstofflösungen.  Bei 
allen  Farbstoffen  wurden  auch  die  Absorptions Verhältnisse 
der  wässerigen  Lösungen  wenigstens  für  eine  Konzentration 
bestimmt,  wobei  es  sich  zeigte,  daß  das  Absorptions- 
spektrum der  Gelatinefolie  mit  jenem  der  sehr  verdünnten 


31 


Farbstofflösung  stets  die  größte  Ähnlichkeit  besitzt.  Beide 
Absorptionskurven  zeigen  dieselbe  Form,  nur  ist  die 
Wasserkurve  um  eine  bestimmte  Strecke  gegen  das  blaue 
Spektralende  verschoben. 

Aus  Fig.  8 sind  z.  B.  die  Resultate  der  Messungen 
zur  Bestimmung  der  Absorptionsverhältnisse  von  Rose 
bengale  in  Wasser  a und  in  trockener  Gelatine  b zu  ent- 
nehmen, und  wie  ersichtlich,  sind  die  beiden  durch  die 
gemessenen  Punkte  gelegten  Kurven  um  etwa  15  der 
Wellenlängenskala  gegeneinander  verschoben,  sonst  aber 
so  ähnlich,  daß  die  vorhandenen  Differenzen  gewiß  nur 
durch  Beobachtungsfehler  bei  der  Bestimmung  der  Trans- 
parenzen bedingt  sind. 

Der  Unterschied  in 
der  Lage  der  beiden  Rose 
bengale -Kurven  ist  aus- 
nehmend groß,  denn  bei 
den  meisten  Farbstoffen 
liegen  die  beiden  Kurven 
nur  um  eine  10  entsprechende  Strecke  auseinander, 
und  bei  Säurerhodamin  und  Methylenblau  ist  ihr  gegen- 
seitiger Abstand  nur  halb  so  groß.  Der  letztere  Farbstoff 
zeigt  bezüglich  seiner  Absorptionsverhältnisse  in  flüssigen 
und  festen  Schichten  auch  noch  andere  Unregelmäßig- 
keiten, die  aber  hier  nicht  weiter  erörtert  werden  sollen. 

Kennt  man  die  Absorptionskurven  einer  trockenen 
Farbstoffschicht,  so  ergeben  sich  durch  Verschieben  der- 
selben in  der  angegebenen  Weise  die  der  Lösung  ent- 
sprechenden Kurven,  und  es  bietet  daher  keine  Schwierig- 
keit, für  ein  Trockenfilter  ein  ungefähr  gleich  wirkendes 
Flüssigkeitsfilter  zu  ermitteln. 

Die  Farbstoffdichte  wird  in  beiden  Fällen  wesentlich 
verschieden  sein,  und  das  Verhältnis  der  Dichten  hängt 
hauptsächlich  von  der  Gestalt  der  Kurven  ab  und  wird 
erst  für  höhere  Konzentrationen  annähernd  konstant. 


32 


Ein  ungleich  genaueres  Resultat  ergibt  sich,  wenn 
man  mit  Hilfe  eines  Spektroskops  jene  Dichte  der  Farb- 
stofflösung ermittelt,  welche  die  gleichen  Absorptions- 
verhältnisse, wie  das  zu  reproduzierende  Trockenfilter 
zeigt.  Dazu  ist  das  schon  oben  erwähnte  Ze  iß  sehe 
Vergleichsspektroskop  ausgezeichnet  geeignet,  wobei  man 
für  die  Aufnahme  der  Lösung  Absorptionsgefäße  benutzt, 
welche  die  Dicke  der  Flüssigkeitsschicht  zu  variieren 
gestatten.  Bei  solchen  Untersuchungen  hat  man  aber  zu 
berücksichtigen,  daß  konzentrierte  und  verdünnte  Farb- 
stofflösungen, wie  Seite  19  erörtert  wurde,  oft  ein  ver- 
schiedenes Absorptionsspektrum  besitzen,  und  daß  daher 
die  Konzentration  der  Vergleichslösung  keineswegs  gleich- 
gültig ist. 

Die  nachstehende  Tabelle  zeigt  z.  B.,  in  welchen 


Farbstoffdichte  für  ein 

Flüssigkeitsfilter 
Trocken-  mit  einer  Lösung 


Dichten  eine  konzentrierte  und  verdünnte  Rose  bengale- 
Lösung  benutzt  werden  muß,  um  ein  Trockenfilter  von 
bestimmter  Dichte  zu  ersetzen,  wobei  nur  die  Absorptions- 
verhältnisse in  der  roten  Spektralzone  berücksichtigt  sind. 

Diese  Zahlen  zeigen  zunächst,  daß  Flüssigkeitsfilter 
viel  reicher  an  Farbstoff  sein  müssen  als  Trockenfilter, 

denn  um  z.  B.  eine  Rose  bengale- 

Gelatinefolie , die  pro  Quadratmeter 
1,5  g Farbstoff  besitzt,  zu  ersetzen, 
ist  eine  Flüssigkeitsschicht  erforder- 
lich, die  in  der  gleichen  Fläche  8,4 
resp.  15  g Farbstoff  enthält.  Die 
verdünnte  Lösung  muß  also  etwa 
doppelt  so  reich  an  Farbstoff  sein, 
wie  die  konzentrierte.  Die  8,4  g sind 
in  840  ccm  Wasser  zu  lösen  und  auf 
1 qm  auszubreiten,  während  die  15  g 
in  15000  ccm  Wasser  gelöst  werden 
müssen,  damit  ein  äquivalentes  Filter 
von  gleicher  Ausdehnung  resultiert. 


lilter  I 
1 

■’/lOO 

VlOOO 

o,5 

2,6 

6,0 

1,0 

5,4 

10,0 

i,5 

8,4 

15,0 

2,0 

1 1,2 

20,0 

2,5 

13,6 

25,0 

3,o 

16,0 

30,0 

3,5 

18,0 

35,0 

4,o 

20,0 

40,0 

33 


Man  hat  daher  für  die  Lösung  1/iqq  eine  0,84  mm 
weite  Küvette,  für  die  Lösung  Viooo  eine  solche  von 
15  mm  Weite  zu  benutzen,  um  jene  Absorptions Verhält- 
nisse zu  erzielen,  die  das  Trockenfilter  1,5  zeigt. 

Aus  diesen  Erörterungen  geht  hervor,  daß  es  nicht 
immer  zulässig  ist,  die  Konzentration  der  Farbstofflösung 
proportional  der  Küvettenweite  anzupassen.  Da  man 
aber  in  der  Praxis  meist  nur  verdünnte  Farbstofflösungen 
und  Küvetten  von  mindestens  5 mm  Weite  benutzt,  so 
ändern  sich  die  Absorptionsverhältnisse  nicht  merklich, 
wenn  das  Produkt  aus  Konzentration  und  Schichtdicke 
gleich  bleibt. 

2.  Die  chemischen  Eigentümlichkeiten 
der  Farbstoffe. 

Alle  hier  zu  besprechenden  Farbstoffe  werden  künst- 
lich aus  gewissen,  dem  Steinkohlenteer  entstammenden 
Produkten  hergestellt  und  führen  daher  den  allgemeinen 
Namen:  Teerfarbstoffe. 

In  bezug  auf  ihr  chemisches  Verhalten  werden  sie 
in  basische  und  saure  Farbstoffe  eingeteilt. 

Basische  und  saure  Farbstoffe.  Basische  Farbstoffe 
sind  solche,  bei  welchen  ein  basischer  Körper,  die  sogen. 
Farbbase,  das  eigentlich  färbende  Prinzip  bildet.  Die 
käuflichen  Farbstoffe  sind  Verbindungen  solcher  Basen 
mit  verschiedenen  Säuren,  wie  Schwefelsäure,  Salzsäure, 
Essigsäure  usw.,  und  dabei  ist  die  Natur  der  Säure  ohne 
Einfluß  auf  die  Farbe  der  Substanz. 

Die  basischen  Farbstoffe  lösen  sich  meist  in  Wasser, 
und  diese  Lösungen  zeigen  oft  die  Eigentümlichkeit,  daß 
sie  an  den  Wänden  des  Glasgefäßes  eine  in  Wasser  un- 
lösliche Farbstoffschicht  ausscheiden,  was  sich  aber  durch 
Zusatz  von  etwas  Essigsäure  meist  verhüten  läßt. 

Bei  den  sauren  Farbstoffen  bildet  eine  Farbsäure 
d.  i.  ein  gefärbter  saurer  Körper,  das  eigentlich  färbende 

von  Hübl,  Die  photographischen  Lichtfilter.  3 


Abkürzungen:  N Niederschlag  oder  Trübung,  s sauer,  e entfärbt,  b basisch,  d dunkler. 


34 


Filterblau  .... 

KristaUviolett  . . . 1 

Toluidinblau  . . . 

Methylenblau  . . . 1 

Patentblau  .... 

Naphtholgrün  . . . 1 

Dunkelrotgrün  . . . 1 

Säuregrün  F ... 

Naphtholorange  . . 

Tartrazin 

Filtergelb 

Filterrot  I . . . . 1 

Echtrot  D .... 

Kristallponceau  . . 

Phenosafranin  . . . 1 

Rose  bengale  . . . 1 

Säurerhodamin  ... 

. 

Z 

Z 

. 

Säurerhodamin 

Z 

Z 

Rose  bengale 

Z 

Z 

Z 

Z 

Z 

Z 

Phenosafranin 

h 

Kristallponceau 

Z 

! 

Echtrot  D 

1* 

Filterrot  I 

- 

z 

Filtergelb 

Tartrazin 

Z 

Z 

Naphtholorange 

Z 

2 

z 

Säuregrün  F 

1 

— 

1 

Z 

1 

Dunkelrotgrün 

Z 

z 

Naphtholgrün 

3 

z 

1 

Z 

z 

Patentblau 

* 

z 

z 

Z 

Z 

Methylenblau 

z 

Toluidinblau 

* 

z 

z 

z 

Kristallviolett 

Filterblau 

73 

er 

er 

in 

in 

in 

in 

in 

m 

- 

in 

in 

in 

er 

- 

in 

Natur  des 
Farbstoffes 

blau  1 

blau  1 

1 

blau  — 

Z 

yq 

er 

1 

n> 

» 

1 

1 

1 

z 

l 

1 

1 

z 

i 

Essigsäure 

1 

fD 

1 

1 

QTQ 

CT 

rD 

z 

1 

z 

z 

1 

1 

Z 

z 

i 

Salzsäure 

o 

0> 

1 

1 

1 

l 

1 

re 

D. 

Cl 

& 

1 

0- 

l 

Cl 

1 

1 

Ammoniak 

1 

1 

Z 

1 

1 

Z 

1 

1 

z 

1 

1 

z 

1 

1 

1 

1 

z 

Kupfervitriol 

echt 

4- 

l|' 

echt 

0,2 

X 

?! 

o 

echt 

echt 

echt 

g3!1?  ■ 

o ; 

2 

00 

o 

* 

Lichtbeständigkeit 

35 


Prinzip,  und  die  gebräuchlichen  Farbstoffe  sind  Ver- 
bindungen dieser  Säuren  mit  farblosen  Basen,  meist  Kali, 
Natron  oder  Kalk.  Die  Art  der  Base  ist  ohne  Bedeutung 
für  die  Farbe. 

Werden  wässerige  Lösungen  saurer  und  basischer 
Farbstoffe  gemischt,  so  entstehen  Trübungen  und  bei 
höherer  Konzentration  Niederschläge,  wenn  sich  die  Farb- 
base  mit  der  Farbsäure  zu  einer  in  Wasser  unlöslichen 
Verbindung  vereinen.  Dabei  ist  aber  zu  berücksichtigen, 
daß  sich  wegen  der  verschiedenen  Wasserlöslichkeit  der 
entstehenden  Verbindungen  oft  verdünnte,  nicht  aber  kon- 
zentrierte Lösungen  mischen  lassen,  und  daß  die  Lös- 
lichkeit der  Niederschläge  auch  durch  einen  Überschuß 
eines  der  beiden  Farbstoffe  wesentlich  erhöht  werden 
kann.  Eine  strenge  Unterscheidung  zwischen  mischbaren 
und  nicht  mischbaren  Farbstoffen  ist  daher  nicht  möglich. 

Aus  der  Tabelle  (Seite  34)  ist  das  Verhalten  der 
Farbstofflösungen  bei  gegenseitiger  Mischung  ersichtlich, 
und  aus  den  weiteren  Rubriken  sind  auch  die  Reaktionen 
der  Farbstoffe  mit  Essigsäure,  Salzsäure,  Ammoniak  und 
Kupfervitriol  zu  entnehmen. 

Sehr  charakteristisch  ist  oft  das  Verhalten  der  Farb- 
stofflösungen gegen  Gelatine-  und  Kollodiumschichten. 

Der  Lösung  eines  sauren  Farbstoffes  wird  durch 
Gelatine  der  Farbstoff  allmählich  entzogen,  und  die 
Färbung  der  Gelatine  nimmt  so  lange  zu,  bis  ein  Gleich- 
gewichtszustand zwischen  der  Farbstoffmenge  in  der 
Gelatine  und  in  der  wässerigen  Lösung  eingetreten  ist. 

Durch  den  Zusatz  einer  schwachen  Säure  wird  das 
Färbevermögen  der  Farbstofflösung  gesteigert,  es  geht 
aber  gänzlich  verloren,  wenn  man  die  Lösung  schwach 
alkalisch  macht. 

Basische  Farbstoffe  dagegen  färben  nur  bei  Gegen- 
wart eines  schwachen  Alkalis,  z.  B.  Borax,  aber  nicht  in 
neutralen  oder  schwach  sauren  Lösungen. 


3 


36 


Die  die  Gelatine  nicht  färbenden  basischen  Farbstoffe 
besitzen  dagegen  eine  ausgesprochene  Verwandtschaft 
zu  Kollodiumschichten.  Übergießt  man  z.  B.  eine  mit 
Kollodium  überzogene  Glasplatte  mit  einer  neutralen  oder 
schwach  sauren  Gelatinelösung,  die  einen  basischen  Farb- 
stoff enthält,  so  wandert  derselbe  allmählich  in  das 
Kollodium,  und  nach  dem  Trocknen  liegt  eine  farblose 
Gelatineschicht  auf  dem  gefärbten  Kollodium. 

Die  Lösungen  saurer  Farbstoffe  vermögen  dagegen 
Kollodium  unter  keinen  Umständen  zu  färben. 

Lichtbeständigkeit  der  Farbstoffe.  Von  ziemlicher 
Wichtigkeit  ist  das  Verhalten  der  Farbstoffe  im  Lichte, 
da  es  bei  der  Verwendung  der  Filter  nicht  gleichgültig  ist, 
ob  man  sie  sorglos  dem  Lichte  exponieren  kann  oder  ob 
sie,  außer  Gebrauch,  geschützt  aufbewahrt  werden  müssen. 

Im  allgemeinen  kann  man  sagen,  daß  basische  Farb- 
stoffe viel  weniger  lichtecht  sind  als  saure,  und  daß  aber 
die  Lichtechtheit  auch  sehr  wesentlich  von  der  Natur  des 
Farbstoffträgers  und  von  der  Gegenwart  gewisser  Sub- 
stanzen abhängt. 

Da  man  als  photographische  Filter  fast  immer  Gelatine- 
schichten benutzt,  so  war  es  von  Interesse,  das  Verhalten 
von  gefärbter  Gelatine  im  Lichte  zu  beobachten.  Zu 
diesem  Zwecke  wurden  mit  den  verschiedenen  Farbstoffen 
gefärbte  Gelatinefolien,  zur  Hälfte  mit  schwarzem  Papier 
bedeckt,  während  der  Sommermonate  dem  Sonnenlichte 
ausgesetzt  und  die  Zeit  beobachtet,  bis  ein  Hellerwerden 
der  Färbung  wahrnehmbar  wurde.  Die  so  ermittelten 
Stundenzahlen  sind  in  der  Tabelle  (Seite  34)  eingetragen 
und  bilden  ein  Maß  für  die  Lichtechtheit  des  Farbstoffes 
bei  Gegenwart  von  Gelatine.  Jene  Farbstoffe,  die  nach 
100  Sonnenstunden  noch  keine  Veränderung  zeigten,  sind 
als  „echt“  bezeichnet. 

Diese  Zahlen  sind  natürlich  nur  relativ  richtig,  denn 
der  Beginn  des  Ausbleichens  wird  um  so  eher  wahr- 


37 


genommen,  je  geringer  die  Konzentration  des  Farbstoffes 
ist.  Die  Gefahr  des  Ausbleichens  besteht  daher  besonders 
bei  schwach  gefärbten  Schichten,  während  Filter  von 
satter  Färbung  stets  von  großer  Haltbarkeit  sind.  Nur 
wenn  die  Filter  unausgesetzt  dem  Lichte  exponiert  sind, 
wie  die  gefärbten  Scheiben  zur  Beleuchtung  von  Dunkel- 
kammern, muß  auch  bei  intensiver  Färbung  auf  die  tun- 
lichste Lichtechtheit  der  Farbstoffe  gesehen  werden. 

Ein  Vergleich  der  Zahlen  läßt  erkennen,  daß  die 
basischen  Farbstoffe  Kristall  violett , Methylenblau  und 
Phenosafranin  im  Lichte  rasch  ausbleichen,  daß  dagegen 
alle  sauren  Farbstoffe  eine  ausgezeichnete  Haltbarkeit 
besitzen.  Es  ist  das  auffallend,  da  ja  viele  dieser  Farb- 
stoffe als  sehr  wenig  lichtecht  bekannt  sind.  Das  Rose 
bengale  z.  B.  wird  aus  diesem  Grunde  — ebenso  wie 
alle  anderen  Farbstoffe  der  Eosingruppe  — in  der  Technik 
tunlichst  wenig  benutzt,  und  mit  diesen  Farbstoffen  her- 
gestellte Druckfarben  sind  so  lichtempfindlich,  daß  sie, 
auf  Papier  aufgetragen,  schon  nach  2 bis  3 Stunden  Ex- 
position im  Sonnenlichte  deutlich  heller  werden.  Die 
mit  Rose  bengale  gefärbte  Gelatinefolie  zeigt  dagegen 
erst  nach  80  Stunden  intensiver  Sonnenbestrahlung  die 
ersten,  kaum  wahrnehmbaren  Spuren  des  Ausbleichens. 

Die  Ursache  dieses  verschiedenen  Verhaltens  der 
Farbstoffe  liegt  wohl  darin,  daß  sich  die  Gelatine  ganz 
indifferent  verhält,  während  der  Firnis  als  ein  recht 
kräftiger  Sensibilisator  wirkt. 

Das  Ausbleichen  der  Farbstoffe  wird  bekanntlich 
durch  zahlreiche  Substanzen  mehr  oder  weniger  be- 
schleunigt, und  von  besonderem  Interesse  ist  in  dieser 
Beziehung  hier  das  Glyzerin *) , das  besonders  für  die 
basischen  Farbstoffe  ein  ausgezeichneter  Sensibilisator  ist. 
Bei  der  Herstellung  gefärbter  Gelatinefolien  darf  daher 


1)  „Wiener  Mitteilungen“  1909,  S.  268. 


38 


zum  Geschmeidigmachen  der  oft  brüchigen  Schichten 
keineswegs  Glyzerin  benutzt  werden,  und  es  ist  in  solchen 
Fällen  ein  geringer  Zusatz  von  Sirup  zu  empfehlen. 

Auch  der  Kanadabalsam,  den  man  oft  zum  Verkitten 
der  Filter  verwendet,  wirkt  schwach  sensibilisierend,  was 
bei  mit  basischen  Farbstoffen  schwach  gefärbten  Schichten 
einige  Beachtung  verdient. 

Andererseits  gibt  es  wieder  Stoffe,  welche  die  Licht- 
beständigkeit der  Farbstoffe  wesentlich  erhöhen,  und  in 
dieser  Beziehung  sind  besonders  die  Kupfer-,  Kobalt- 
und  Nickelsalze  bemerkenswert.  Es  ist  daher  empfehlens- 
wert, die  wenig  lichtbeständigen  Farbstoffe,  besonders 
das  Methylenblau  und  Kristallviolett,  stets  mit  solchen 
Zusätzen  zu  verwenden. 

Erfahrungsgemäß  muß  die  Menge  des  Metallsalzes, 
um  tunlichsten  Schutz  zu  gewähren,  das  Fünf  - bis  Zehn- 
fache der  Farbstoffmenge  betragen,  und  Versuche  zeigen, 
daß  dadurch  die  Lichtbeständigkeit  der  erwähnten  Farb- 
stoffe auf  mindestens  das  50  fache  gesteigert  werden  kann. 

3.  Charakteristik  der  Filterfarbstoffe, 

a)  Rote  Farbstoffe  (Beilage  Ia). 

Alle  mit  roten  Farbstoffen  gefärbten  Schichten  ab- 
sorbieren die  Strahlen  der  grünen  Spektralzone  und  lassen 
nebst  den  roten  oft  auch  die  blauen  Strahlen  durch. 
Entsprechend  dieser  Zusammensetzung  des  durchfallenden 
Lichtes  erscheint  die  Schicht  gelbrot,  zinnoberrot,  purpur- 
rot oder  rotviolett. 

Aus  den  Seite  28  besprochenen  Gründen  zeigen  sehr 
dünne  Farbstoffschichten  fast  immer  ein  bläuliches  Aus- 
sehen, und  mit  zunehmender  Dichte  geht  dieser  Blau- 
stich verloren,  und  bei  höherer  Konzentration  entsteht 
stets  ein  gelbliches  oder  reines  Rot.  Fast  alle  hier  er- 
wähnten roten  Farbstoffe  sind  auch  für  Ultraviolett 
durchlässig. 


39 


i.  Säurerhodamin  ist  ein  purpurroter,  stark  blau- 
stichiger Farbstoff  mit  starker  Fluoreszenz,  der  die  ge- 
samten roten  und.  blauen  Strahlen  durchläßt  und  aus 
diesem  Grunde  eine  überaus  lebhafte  und  brillante  Farbe 
besitzt.  Das  schmale  Maximum  von  gefärbten  Gelatine- 
schichten liegt  im  Gelbgrün,  die  Absorptionsgrenze  etwa 
bei  X = 620  /t i[u , fast  das  ganze  Reinblau  zwischen  F und  G 
wird  durchgelassen  und  das  ganze  Violett  und  Ultraviolett 
werden  absorbiert.  Mit  Rhodamin  lassen  sich  daher  sehr 
transparente  Rot-  und  Blaufilter  herstellen. 

Die  nachstehende  Tabelle  zeigt  die  äquivalenten 
Farbstoff  dichten  einer  festen  und  flüssigen  Rhodamin- 
schicht und  ermöglicht  es,  ein  gegebenes  Trockenfilter 
durch  ein  Flüssigkeitsfilter  zu  ersetzen. 


Trocken - 

Flüssi 

gkeits  - 

Rot-  oder  Blaufilter 

Rotfilter 

Blaufilter 

°,5 

L5 

o,5 

1,0 

2,2 

0,7 

2,0 

3,2 

1,2 

3>° 

4T 

1,8 

4,o 

4,8 

2,0 

5,° 

5,3 

2,5 

6,0 

5,6 

3T 

Soll  z.  B.  ein  Trockenblaufilter  von  der  Dichte  4,0 
durch  ein  Flüssigkeitsfilter  ersetzt  werden,  so  hat  man 
eine  Lösung  von  2,0  g Rhodamin  in  10  Liter  Wasser  in 
einer  1 cm  weiten  Küvette  zu  benutzen. 

2.  Rose  bengale  zeigt  in  der  grünen  Zone  des 
Spektrums  ein  ganz  ähnlich  geformtes,  jedoch  weiter  gegen 
Blau  zu  gelegenes  Absorptionskurvensystem.  Der  Farb- 
stoff ist  daher  weniger  blaustichig  als  das  Rhodamin  und 
unterscheidet  sich  von  diesem  wesentlich  dadurch,  daß 
es  auch  für  Violett  und  Ultraviolett  durchlässig  ist.  Mit 
zunehmender  Dichte  werden  die  Schichten  zinnoberrot 
und  die  Absorptionsgrenze  liegt  etwa  bei  X = 600  /u/u. 


40 


In  wässeriger  Lösung  ist  das  Absorptionsband  um  etwa 
15  /r/r  der  Wellenlängenskala  gegen  Blau  zu  verschoben. 
Wegen  der  steil  gegen  Rot  zu  abfallenden  Absorption 
und  wegen  der  Lichtbeständigkeit  benutzt  man  das  Rose 
bengale  mit  Vorliebe  für  die  Herstellung  von  Rotfiltern. 
Die  äquivalenten  Farbstoff  dichten  fester  und  flüssiger 
Schichten  wurden  schon  Seite  32  angegeben. 

3.  Phenosafranin  ist  gleichfalls  ein  purpurroter 
Farbstoff  mit  schmalem  Absorptionsband,  jedoch  weniger 
blaustichig  als  Rose  bengale.  Es  ist  ein  basischer  Farb- 
stoff von  sehr  geringer  Lichtbeständigkeit.  Die  Ab- 
sorptionsgrenze liegt  bei  etwa  X = 600  ^ 

Eine  Eigentümlichkeit  des  Phenosafranins , die  zu- 
weilen wertvoll  sein  kann,  besteht  darin,  daß  sein  Ab- 
sorptionsband sehr  ähnlich  dem  Sensibilisierungsband 
orthochromatischer  Platten  ist,  und  daß  man  daher  diesen 
Farbstoff  benutzen  kann,  um  die  Gelbgrünempfindlichkeit 
solcher  Platten  gleichmäßig  herabzusetzen. 

4.  Kristallponceau.  Ein  saurer,  sehr  reiner  purpur- 
roter Farbstoff  mit  ziemlich  starker  Blauabsorption,  der 
sich  bei  Verwendung  von  Gelatine  als  Farbstoffträger 
durch  ziemlich  bedeutende  Lichtechtheit  auszeichnet.  Die 
Absorptionsgrenze  liegt  etwa  bei  600  /nja. 

5.  Echtrot  D zeigt  ein  breites,  flaches  Absorptions- 
band, das  auch  bei  hoher  Konzentration  keinen  steilen 
Abfall  besitzt.  Die  Absorptionsgrenze  liegt  etwa  in  der 
Mitte  zwischen  C und  D}  und  die  Grenzfarbe  ist  daher 
ein  dunkles  Rot,  dem  jedoch  die  volle  Reinheit  fehlt. 
Die  Bezeichnung  dieses  Farbstoffes  ist  — wenn  als  Träger 
Gelatine  dient  — nicht  ganz  zutreffend,  denn  die  mit 
Echtrot  gefärbten  Folien  sind  nicht  lichtbeständiger  als 
z.  B.  Rose  bengale -Gelatineschichten. 

6.  Filterrot  I (Dianilrot)  besitzt  ein  dem  Echtrot 
ähnliches  Absorptionsband,  jedoch  eine  ungleich  stärkere 
Blauabsorption.  Das  Filterrot  erscheint  daher  nur  bei 


4i 


sehr  geringer  Dichte  bläulich,  sonst  stets  gelblichrot.  Es 
ist  ein  relativ  unreiner  Farbstoff,  was  man  auch  an  der 
schwärzlichen  Farbe  etwas  stärkerer  Lösungen  erkennt. 


Die  gelben  Farbstoffe  absorbieren  lediglich  die  Strahlen 
der  blauen  Spektralzone  und  verdanken  daher  ihre  Farbe 
einer  Mischung  von  roten  und  grünen  Lichtstrahlen.  Je 
weiter  das  Absorptionsband  in  die  grüne  Zone  reicht, 
desto  rotstichiger  ist  das  Gelb,  während  Farbstoffe  mit 
einer  erst  hinter  Blaugrün  beginnenden  Absorption  grün- 
stichig erscheinen.  Die  Absorptionsbänder  sind  nur 
mäßig  breit,  daher  lassen  alle  rotstichigen  gelben  Farb- 
stoffschichten reichlich  das  Ultraviolett  durch. 

i.  Filtergelb  ist  ein  sehr  reiner,  hellgelber  Farb- 
stoff mit  der  Absorptionsgrenze  im  Blaugrün  und  einem 
Absorptionsmaximum  im  Ultraviolett  hinter  der  H-  Linie. 
Es  absorbiert  daher  das  gesamte,  bei  der  Photographie 
in  Betracht  kommende  Ultraviolett,  ist  vollkommen  licht- 
echt, sehr  leicht  in  Wasser  löslich,  mit  allen  anderen 
Farbstoffen  — mit  Ausnahme  von  Phenosafranin  — 
mischbar  und  bildet  aus  diesen  Gründen  einen  überaus 
wertvollen  Filterfarbstoff. 

Flüssigkeitsfilter  müssen,  entsprechend  der  Regel, 
eine  wesentlich  höhere  Dichte  besitzen  als  Trockenfilter 
von  gleicher  Wirksamkeit,  und  das  zwischen  beiden 
nötige  Dichteverhältnis  zeigt  folgende  Übersicht: 


b)  Gelbe  Farbstoffe  (Beilage  Ib). 


Trockenfilter 


Flüssigkeitsfilter 


°,5 

1.0 

2.0 

3,° 

4.0 

5.0 


°,5 

U7 

2,3 

4,2 

6,6 


9,° 


42 


Das  Absorptionsspektrum  dieses  Farbstoffes  ist  von 
der  Konzentration  der  Lösung  unabhängig,  und  daher 
sind  Flüssigkeitsfilter  in  weiten  und  engen  Küvetten  gleich- 
wertig, wenn  die  Konzentration  der  Lösung  so  gewählt 
wird,  daß  gleiche  Farbstoffdichten  resultieren. 

2.  Tartrazin.  Ein  gleichfalls  sehr  reiner,  gelber 
Farbstoff,  dessen  Absorptionsgrenze  jedoch  schon  bei  Eb 
liegt,  der  also  in  etwas  dichteren  Schichten  rotstichig  er- 
scheint. Sein  Absorptionsmaximum  liegt  über  GH,  und 
daher  lassen  weniger  dichte  Tartrazinschichten  reichlich 
Ultraviolett  durch,  was  man  eventuell  durch  einen  Zusatz, 
von  in  Ammoniak  gelöstem  Äskulin  verhindern  kann. 
Die  Farbstoffdichten  von  gleich  wirksamen  trockenen  und 
Flüssigkeitsfiltern  stehen  in  folgendem  Verhältnis: 


Für  etwas  dichtere  Flüssigkeitsfilter  hat  man  also 
fast  die  vierfache  Menge  des  im  Trockenfilter  vorhandenen 
Farbstoffes  zu  verwenden.  Das  Absorptionsspektrum  ist 
auch  bei  diesem  Farbstoff  unabhängig  von  der  Konzen- 
tration der  Lösung. 

Das  Absorptionsband  des  Tartrazins  liegt  im  Ver- 
gleiche mit  dem  Filtergelb  weiter  gegen  Rot  zu,  und  es 
hängt  ganz  von  der  beabsichtigten  Wirkung  des  Filters 
ab,  ob  man  den  einen  oder  den  anderen  Farbstoff  wählt. 

Für  Schichten  mit  geringem  Absorptionsvermögen 
ist  das  Filtergelb  vorzuziehen,  benötigt  man  aber  sehr 
dichte  Gelbschichten,  so  ist  es  besser,  Tartrazin  zu  ver- 
wenden, und  da  die  Absorptionskurven  des  Tartrazins 
steiler  abfallen,  so  ist  dieser  Farbstoff  auch  für  die  Her- 
stellung satter  Grünmischungen  besser  geeignet  als  das 
Filtergelb. 


Trockenfilter 

°>5 

1.0 

2.0 
3,o 


Flüssigkeitsfilter 

°,7 

3.0 

7.0 

i3,o 


43 


Das  Verhältnis  der  Dichte  von  gleich  wirksamere 
trockenen  Filtergelb-  und  Tartrazinschichten  ist  aus', 
folgender  Zusammenstellung  ersichtlich: 


Tartrazin 

Filtergelb 

°»5 

3,o 

1,0 

7,5 

2,0 

20,0 

3,° 

34,o 

Diese  Zahlen  zeigen  deutlich,  daß  es  zweckmäßig' 
ist,  für  dunkle  Filter  nur  Tartrazin  zu  benutzen,  denn 
man  erzielt  ein  Filter  von  gleichen  Eigenschaften  mit 
dem  zehnten  Teil  des  Farbstoffes.  Die  Durchlässigkeit 
des  Tartrazins  für  Ultraviolett  kommt  nur  bei  schwach 
gefärbten  Schichten  in  Betracht,  bei  dichten  Schichten 
über  1,0  sind  die  etwa  noch  durchgelassenen  ultravioletten 
Strahlen  photographisch  nicht  mehr  wirksam. 

3.  Naphtholorange.  Ein  orangeroter  Farbstoff,  der 
ein  deutliches  Maximum  zwischen  b und  F besitzt  und 
daher  in  dünnen  Schichten  auch  blaue  Strahlen  durch- 
läßt. Die  Absorptionsgrenze  liegt  etwa  bei  X = 580  /li/li, 
und  daher  zeigen  dichte  Schichten  eine  fast  zinnober- 
rote Farbe. 

4.  Äskulin  ist  ein  in  Wasser  unlöslicher  farbloser 
Körper,  den  man,  in  verdünntem  Ammoniak  gelöst,  zur 
Herstellung  von  das  Ultraviolett  absorbierenden  Schichten 
benutzt.  Die  ammoniakalische  Lösung  muß  unmittelbar 
vor  dem  Gebrauche  bereitet  werden,  da  sie  bald  gelb- 
braun wird  und  dann  auch  das  gesamte  Blau  absorbiert. 
Die  mit  frischer  Äskulinlösung  hergestellten  Gelatine- 
schichten besitzen  eine  kaum  merkliche  gelbe  Färbung, 
absorbieren  aber  trotzdem  nicht  nur  das  Ultraviolett, 
sondern  auch  das  gesamte  sichtbare  Violett. 

5.  Chininsulfat.  Aus  diesem  Grunde  kann  man 
Äskulin  nicht  gebrauchen,  wenn  das  Filter  lediglich  das 
nicht  sichtbare,  hinter  H gelegene  Ultraviolett  absorbieren:. 


44 


•soll.  In  diesem  Falle  benutzt  man  ein  Chininsalz,  etwa 
schwefelsaures  Chinin,  das  sich  bei  Gegenwart  von  etwas 
Schwefelsäure  leicht  in  Wasser  zu  einer  volkommen  farb- 
losen Flüssigkeit  löst.  Das  Chinin  ist  lediglich  von  Be- 
deutung bei  der  Herstellung  von  Filtern,  die  nur  das 
spektrale  Violett  durchlassen  sollen,  eine  Forderung,  die 
bei  der  Mikrophotographie  zuweilen  gestellt  wird. 

Um  das  gesamte  Ultraviolett,  von  der  H- Linie  an- 
gefangen, zu  absorbieren,  ist  eine  Chininschicht  von  der 
Dichte  50  erforderlich,  die  sich  zwar  leicht  als  Flüssig- 
keitsfilter, aber  nicht  als  Gelatinefolie  herstellen  läßt,  da 
•das  Chininsalz  beim  Trocknen  der  Gelatine  auskristallisiert. 
Eine  passende  Vorratslösung  erhält  man  durch  Lösen 
von  5 g schwefelsaurem  Chinin  in  100  ccm  Wasser  und 
10  Tropfen  Schwefelsäure. 

c)  Grüne  Farbstoffe  (Beilage  Ib  und  c). 

Die  grünen  Farbstoffe  lassen  in  transparenten 
Schichten  die  Strahlen  dei;  grünen  Spektralzone  durch, 
wobei  das  Transparenzmaximum  über  Eb  oder  mehr 
gegen  D oder  F gelegen  sein  kann  und  wodurch  rein 
grüne,  gelblich-  oder  bläulichgrüne  Farben  entstehen. 
Sehr  oft  lassen  sie  auch  das  äußerste  spektrale  Rot 
durch,  das  jedoch  keinen  Einfluß  auf  die  Farbe  hat,  weil 
diese  Strahlen  so  lichtschwach  sind,  daß  sie  neben  den 
hellen  grünen  Strahlen  nicht  zur  Wirkung  kommen.  Nur 
die  schwärzlichen  grünen  Alizarinfarbstoffe  oder  die  eisen- 
haltigen Naphtholfarbstoffe  zeigen  vollkommene  End- 
absorption. 

1.  Säuregrün  F.  Ein  bläulichgrüner  Farbstoff,  der 
in  dichten  Schichten  das  zwischen  E und  F liegende 
Grün,  dann  das  äußerste  dunkle  Rot  und  das  Ultraviolett 
hinter  H durchläßt.  Mit  Säuregrün  gefärbte  Gelatine- 
schichten sind  nicht  besonders  lichtbeständig,  sie  werden 
bald  dunkler  und  mißfarbig  und  beginnen  dann  erst  zu 


45 


bleichen.  Der  Farbstoff  ist  für  die  grünen  Strahlen,  wie 
sein  Absorptionsspektrum  zeigt,  nicht  besonders  trans- 
parent und  eignet  sich  daher  für  Reingrün-  und  Gelb- 
grünmischungen nicht  besser  als  Patentblau. 

2.  Dunkel  rot  grün.  Diesen  Farbstoff  hat  Dr.  E. 
König  als  „Dunkelrot  für  Dunkelkammerlicht“  bezeichnet,, 
da  er  aber  in  Schichten  von  geringer  und  mäßiger  Dichte 
grün  erscheint,  so  dürfte  die  oben  gewählte  Bezeichnung 
zweckmäßiger  sein.  Er  läßt  neben  dem  reinen  Grün 
bei  E b ziemlich  viel  rote  Strahlen  durch , die  aber  bei 
geringer  Farbstoffdichte  auch  hier  nicht  zur  Wirkung  ge- 
langen. Verstärkt  man  aber  allmählich  die  Konzentration, 
so  verringert  sich  die  Durchlässigkeit  für  die  grünen 
Strahlen  rascher  als  jene  für  die  roten,  und  aus  diesem 
Grunde  erscheinen  bei  Tageslicht  Schichten  von  der 
Dichte  unter  io  grün,  bei  höherer  Konzentration  neutrali- 
sieren sich  die  roten  und  grünen  Strahlen,  und  es  ent- 
steht ein  gelbliches  Weiß,  das  dann  allmählich  über 
Orange  in  Rot  übergeht. 

Bei  elektrischem  Glühlicht,  das  weniger  grüne  und 
mehr  rote  Strahlen  enthält,  tritt  das  Gleichgewicht  zwischen 
Rot  und  Grün  schon  früher  ein,  und  die  Schicht  erscheint 
schon  bei  der  Dichte  6 gelblichweiß,  bei  9 orange  und 
bei  12  rot.  Wässerige  Lösungen  verhalten  sich  in  dieser 
Beziehung  gleich  den  trockenen  Schichten. 

Diese  Eigentümlichkeit  des  Farbstoffes  erklärt  auch 
das  oft  überraschende  Aussehen,  das  viele  blaue  und 
grüne  Körper  zeigen,  wenn  man  sie  durch  ein  Dunkelrot- 
grünfilter betrachtet.  Reflektieren  nämlich  solche  Körper 
auch  das  äußerste  spektrale  Rot,  was,  wegen  der  Licht- 
schwäche dieser  Strahlen,  ohne  jeden  Einfluß  auf  ihre 
Farbe  ist,  so  erscheinen  sie  bei  der  Betrachtung  durch 
das  erwähnte  Filter  deutlich  rot.  So  sieht  man  z.  B. 
sonnenbeleuchtete  Wiesen  und  Bäume  durch  eine  Schicht 
von  der  Dichte  10  bis  12  in  roter  Farbe,,  weil  das. 


46 


Chlorophyll  die  erwähnten  roten  Strahlen  reflektiert,  und 
aus  gleichem  Grunde  erscheint  auch  Ultramarin  rot. 

3.  Naphtholgrün.  Ein  eisenhaltiger,  gelbgrüner 
Farbstoff  von  schwärzlichem  Aussehen,  der  vollkommene 
Endabsorption  in  der  roten  Spektralzone  zeigt  und,  wie 
die  meisten  grünen  Farbstoffe,  ziemlich  viel  Ultraviolett 
•durchläßt.  Mit  Naphtholgrün  gefärbte  Gelatineschichten 
sind  sehr  lichtecht  und  finden  als  Dunkelkammerscheiben 
vielfach  Verwendung.  Die  Transparenz  für  Ultraviolett 
kommt  selbstverständlich  auch  hier,  bei  Schichten  von 
etwas  höherer  Dichte,  nicht  in  Betracht. 

d)  Blaue  Farbstoffe  (Beilage  Ic). 

Mit  blauen  Farbstoffen  gefärbte  Schichten  zeigen  die 
Hauptabsorption  im  Rot  oder  Orange,  erscheinen  bei 
geringer  Dichte  oft  grünstichig  und  bei  höherer  Konzen- 
tration rein  blau.  Oft  lassen  sie  auch  die  jenseits  der 
C- Linie  gelegenen  roten  Strahlen  durch,  die  aber  wegen 
ihrer  Lichtschwäche  die  Farbe  nicht  beeinflussen. 

Blaue  Farbstoffe  mit  völliger  Endabsorption  sind, 
wie  das  auch  bei  den  grünen  Farbstoffen  der  Fall  ist, 
meist  unrein,  also  von  schwärzlichem  Aussehen.  Läßt 
die  Farbstoffschicht  viel  Rot  durch,  liegt  also  das  Maximum 
seiner  Absorption  im  Gelb,  so  entstehen  violette  Töne. 

1.  Patentblau  ist  ein  sehr  reiner,  in  dünnen 
Schichten  grünstichiger  Farbstoff,  der  bei  höherer  Kon- 
zentration lediglich  die  beiderseits  der  F-  Linie  gelegenen 
Strahlen  durchläßt.  Er  absorbiert  also  das  spektrale 
Violett  und  auch  das  angrenzende  Ultraviolett  und  läßt 
nur  sehr  wenig  Rot  durch,  ist  lichtecht,  gut  mischbar 
und  daher  als  Filterfarbstoff  sehr  verwendbar.  Mit 
Filtergelb  oder  Tartrazin  liefert  das  Patentblau  ein  sehr 
reines  Grün,  und  mit  Kristallviolett  oder  Rhodamin  bildet 
es  Schichten,  die  lediglich  die  spektrale  Blauzone  durch- 
lassen. 


47 


Die  Farbstoff  dichten  für  gleich  wirkende  Trocken- 
wind Flüssigkeitsfilter  besitzen  nachstehende  Werte: 


Patentblau  ist  in  Wasser  ziemlich  schwer  löslich  und 
kann  als  Vorratslösung  nur  i : 250  angesetzt  werden; 
seine  Löslichkeit  wird  aber  durch  die  Gegenwart  anderer 
Farbstoffe,  z.  B.  von  Tartrazin,  wesentlich  erhöht. 

2.  Methylenblau  besitzt  ein  breites,  fast  das  ganze 
Rot  und  Orange  gleichmäßig  deckendes  Absorptionsband 
mit  zwei  flach  verlaufenden  Maxima  und  zeigt  eine  rein 
blaue  Farbe.  Es  gehört  zu  den  basischen  Farbstoffen  und 
ist,  an  Gelatine  gebunden,  von  sehr  geringer  Licht- 
beständigkeit, die  aber  durch  Zusatz  von  Kupfervitriol 
bedeutend  gesteigert  werden  kann.  Das  Absorptionsband 
der  wässerigen  Lösung  ist  nur  sehr  wenig,  kaum  5 /njn 
der  Wellenlängenskala  gegen  Blau  zu  verschoben. 

3.  Toluidinblau.  Ein  blauer  Farbstoff,  der  auch 
alle  roten  Strahlen  absorbiert,  eine  sehr  flach  verlaufende 
Absorptionskurve  besitzt  und  vornehmlich  die  blauen 
Strahlen  zwischen  F und  G durchläßt.  Es  besitzt  eine 
dem  Pariserblau  ganz  ähnliche  Farbe  und  zeigt  auch  das 
gleiche  schwärzliche  Aussehen;  von  Bedeutung  ist  seine 
außerordentliche  Lichtbeständigkeit  und  die  Eigentümlich- 
keit der  völligen  Endabsorption  im  roten  Teil  des 
Spektrums.  Durch  einen  geringen  Zusatz  von  Toluidin- 
blau läßt  sich  daher  die  zuweilen  störende  Rotdurchlässig- 
keit gewisser  Filter  beseitigen.  Das  Absorptionsband 
verdünnter  Schichten  liegt  zwar  im  äußersten  Rot,  ver- 
läuft aber  mit  einem  zarten  Halbschatten  sehr  allmählich 


Trockenfilter 


°>5 

1.0 

2.0 
3>° 

4.0 


Flüssigkeitsfilter 

0,4 

L4 

2,1 


2,6 


48 


gegen  das  Orange  und  unterscheidet  sich  dadurch  wesent- 
lich von  dem  steil  abfallenden  Absorptionsband  der 
Kupfersalze. 

4.  Kristall  violett  läßt  nebst  den  ganzen  blauen 
und  violetten  auch  reichlich  rote  Strahlen  durch.  Mit 
zunehmender  Farbstoff  dichte  nimmt,  wie  das  stets  der 
Fall  ist,  die  Transparenz  für  die  blauen  Strahlen  rascher 
ab,  als  jene  für  die  roten,  und  dadurch  verändert  sich 
die  Farbe  von  Blau  violett  über  Rotviolett  zu  dunklem  Rot. 

Gegen  Rot  fällt  das  Absorptionsband  ziemlich  steil 
ab,  und  die  Absorptionsgrenze  liegt  etwa  bei  X = 670  /li/li. 
Das  Kristallviolett  wird  aus  diesem  Grunde  vielfach  als 
Filterfarbstoff  benutzt,  um  entweder  das  äußerste  spektrale 
Rot  oder  das  Blau  und  Violett  zu  isolieren.  Besonders 
beliebt  sind  die  mit  diesem  Farbstoff  hergestellten  Blau- 
filter, die  sich  durch  hohe  Transparenz  und  ziemlich 
scharfe  Abgrenzung  der  spektralen  Blauzone  auszeichnen. 
In  dieser  Beziehung  wird  auch  das  Kristallviolett  von 
keinem  anderen  Farbstoff  übertroffen. 

Es  ist  schlecht  mischbar,  bildet  mit  Patentblau  einen 
schwer  löslichen  Niederschlag  und  verträgt  sich  auch  mit 
Tartrazin  nur  in  verdünnter  Lösung. 

Das  Kristall  violett  ist  äußerst  ausgiebig,  da  schon 
Schichten  von  der  Dichte  0,025  sehr  deutlich  gefärbt 
sind;  es  gehört  in  die  Gruppe  der  basischen  Farbstoffe 
und  besitzt  eine  nur  geringe  Lichtbeständigkeit,  die  sich 
aber  durch  einen  Zusatz  von  Kupfer-  oder  Kobaltsulfat 
wesentlich  steigern  läßt.  Man  wird  daher  diesen  Farb- 
stoff stets  mit  einem  Kupfersalz  gemischt  verwenden,  und 
es  ist  am  einfachsten,  dieses  gleich  der  Farbstoffvorrats- 
lösung zuzufügen,  indem  man  1 g Kristallviolett  und  5 g 
Kupfersulfat  in  100  ccm  Wasser  löst  und  10  Tropfen 
Essigsäure  zufügt.  Das  Kupfersalz  absorbiert  das  äußerste 
Rot,  doch  ist  diese  Absorption  bei  den  zur  Verwendung 
kommenden  Farbstoffschichten  gar  nicht  merkbar. 


49 


Die  nachstehende  Tabelle  zeigt  die  Farbstoff  dichten 
für  gleich  wirksame  Trocken-  und  Flüssigkeitsfilter,  wo- 
bei man  natürlich  zu  unterscheiden  hat,  ob  es  sich  um 
ein  Rot-  oder  Blaufilter  handelt: 


Trocken - 

Flüssigkeits  - 

Rot  - oder  Blaufilter 

Blaufilter 

Rotfilter 

0,2 

— 

0,24 

°,3 

— 

0,52 

o,4 

— 

0,80 

°,5 

°,3 

0,96 

1,0 

o,6 

1,60 

i,5 

1,2 

— 

2,0 

i,6 

— 

2,5 

i,8 

— 

3,o 

2,0 

— 

5.  Filterblau  ist  gleichfalls  ein  violetter  Farbstoff, 
jedoch  etwas  mehr  rotstichig,  was  besonders  bei  dichteren 
Schichten  bemerkbar  ist.  Das  Filterblau  ist  von  hoher 
Lichtechtheit  und  wurde  daher  an  Stelle  des  Kristall- 
violetts empfohlen,  vermag  aber  dieses  durchaus  nicht 
zu  ersetzen,  da  es  zu  den  unreinen,  schwärzlichen  Farb- 
stoffen gehört  und,  wie  die  Absorptionskurve  zeigt,  eine 
nur  geringe  Blautransparenz  besitzt.  Sehr  gut  verwendbar 
ist  es  aber  für  Rotfilter,  die  zur  Dunkelkammerbeleuchtung 
dienen. 

Das  Filterblau  löst  sich  nur  bei  Gegenwart  von  etwas 
Ammoniak  im  Wasser,  und  auch  dann  noch  ziemlich 
schwer,  und  erst  beim  Erwärmen  der  Flüssigkeit. 

Zur  Bereitung  der  Vorratslösung  bringt  man  1 g 
des  Farbstoffes  in  100  ccm  Wasser,  fügt  1 ccm  Ammoniak 
zu  und  erwärmt  bis  zur  vollständigen  Lösung. 

Trockene  Gelatine-  und  Wasserfilter  zeigen  ungefähr 
gleiche  Absorptionsverhältnisse  in  der  roten  Spektralzone, 
wenn  die  Farbstoffdichte  der  flüssigen  Schicht  etwa  vier 
Drittel  der  Dichte  des  Trockenfilters  beträgt.  Es  ist  also 

von  Hübl,  Die  photographischen  Lichtfilter.  4 


5°  — 


z.  B.  ein  Gelatinetrockenfilter  1,6  gleich  einem  Wasser- 
filter 2,0.  Will  man  das  Kristallviolett  in  einem  Trocken- 
rotfilter durch  Filterblau  ersetzen,  so  hat  man  dieses  in 
etwa  der  vierfachen  Menge  zu  benutzen. 

4.  Die  Ermittlung  photographischer  Filter 
auf  Grund  der  Absorptionskurven. 

Die  Absorptionskurven  bieten  uns  ein  klares  Bild 
über  die  optischen  Eigenschaften  der  Farbstoffschichten, 
und  sie  sind  daher  unentbehrlich  bei  Entscheidung  aller 
die  photographischen  Lichtfilter  betreffenden  Fragen.  Sie 
lassen  erkennen,  welcher  Anteil  des  auftreffenden  Lichtes 
von  einer  Farbstoffschicht  bestimmter  Konzentration  ab- 
sorbiert und  welcher  durchgelassen  wird  und  die  photo- 
graphische Platte  erreicht. 

Absorptionskurven  von  FarbstofFmischungen.  Zu- 
weilen reicht  ein  Farbstoff  nicht  aus,  um  die  für  einen 
bestimmten  Zweck  notwendige  Farbendurchlässigkeit  einer 
Schicht  zu  erzielen,  und  dann  müssen  mehrere  Farbstoffe 
kombiniert  werden. 

Die  Absorptionsverhältnisse  solcher  Mischungen  sind 
auf  Grund  der  Absorptionskurven  leicht  zu  ermitteln. 
Werden  nämlich  die  Kurven  als  Querschnitte  durch  die 
Schwärzungsreliefs  betrachtet,  so  muß  das  Relief  der 
Mischung  offenbar  einer  Vereinigung  des  Komponenten- 
reliefs entsprechen,  und  die  Absorptionskurve  der  Mischung 
ergibt  sich  daher,  wenn  man  die  Absorptionskurven  der 
Bestandteile  durch  Addition  der  Ordinaten  vereint. 

Handelt  es  sich  um  die  Vereinigung  einer  Farbstoff- 
schicht mit  einer  alle  Strahlen  gleichmäßig  absorbierenden 

Schicht  von  der  Transparenz  t — i,  belegt  man  also 

eine  Farbenschicht  mit  einem  grauen  oder  mattierten 
Glas,  so  entspricht  dieser  Kombination  die  um  das  Maß 
log/>  gleichmäßig  gehobene  Kurve  der  gefärbten  Schicht. 


51 


Legt  man  z.  B.  ein  mattiertes  oder  graues  Glas  von 
der  Transparenz  / = 0,2  auf  eine  gefärbte  -Schicht,  so 
restringiert  man  daher  die  Durchlässigkeit  derselben  für 
alle  Strahlen  gleichmäßig  auf  den  fünften  Teil,  und  die 
Absorptionskurve  dieser  Kombination  erhält  man  aus  der 
Kurve  der  Farbstoffschicht,  indem  man  alle  Ordinaten  um 
log  5 = 0,7  vergrößert. 

Die  Leichtigkeit,  mit  der  sich  so  die  Absorptions- 
kurven von  Kombinationen  ermitteln  lassen,  macht  die 
Darstellung  der  Absorptionsverhältnisse  durch  Relief- 
schnitte besonders  wertvoll,  und,  gestützt  auf  diese 
Möglichkeit , lassen  sich  mit  Hilfe  der  oben  be- 
sprochenen Kurven  eine  Reihe  von  Aufgaben,  betreffend 
die  Reproduktion  und  Neuherstellung  photographischer 
Lichtfilter,  lösen. 

Nachbildung  vorhandener  Filter.  So  läßt  sich  jedes 
bestehende  Filter  mit  Hilfe  der  besprochenen  Farbstoffe 
in  einer  den  Bedürfnissen  der  Praxis  ausreichenden 
Weise  nachbilden,  vorausgesetzt,  daß  man  die  Ab- 
sorptionskurve desselben  kennt,  sie  also  eventuell  mit 
■einem  Spektral photometer  ermittelt  hat.  Man  konstruiert 
die  Kurve  mit  jenem  Ordinatenmaßstab,  der  auch  bei  der 
Zeichnung  der  Absorptionskurven  in  den  Beilagen  I zur 
Anwendung  kam,  und  vergleicht  sie  dann  mit  diesöm,  um 
so  jene  Farbstoffe  zu  ermitteln,  die,  kombiniert,  die 
gleichen  Absorptionsverhältnisse  zeigen.  Das  bietet  meist 
keine  Schwierigkeiten,  und  da  alle  Absorptionskurven 
einen  einheitlichen  Ordinatenmaßstab  besitzen,  so  ergeben 
sich  aus  den  zu  kombinierenden  Kurven  auch  annähernd 
die  Dichten  der  zu  mischenden  Farbstoffe.  So  läßt 
sich  eine  Vorschrift  für  die  Herstellung  des  Filters 
aufstellen,  die  dann  praktisch  überprüft  und  eventuell 
berichtigt  werden  kann.  Als  Beispiel  hierfür  soll  die 
Nachbildung  des  bekannten  Autochromgelbfilters  be- 
sprochen werden. 

4* 


52 


Die  Absorptionskurve  dieses  Filters  besitzt  — nach 
Messungen  mit  dem  Spektralphotometer  — die  in  Fig.  9 
dargestellte  Form.  Wie  ersichtlich,  liegt  über  dem  ganzen 
Spektrum  ein  gleichmäßiger,  leichter  Schatten,  der  die 
Transparenz  des  Filters  um  etwa  */ 10  verringert,  und 
der  durch  die  beiden  farblosen  Gläser  und  die  zwischen- 
liegende Gelatineschicht  hervorgerufen  wird.  Die  Ab- 
sorptionsverhältnisse des  reinen  Farbstoffes  sind  daher 
erst  nach  Abzug  dieser  Schicht  zu  beurteilen.  Zur  Nach- 
bildung der  Kurve  eignet  sich  am  besten  eine  Kombination 
von  Phenosafranin  mit  Tartrazin,  und  wenn  man  die 
Ordinaten  — die  nach  Abzug  des  allgemeinen  Schattens,, 


also  von  der  Grundlinie  aa  zu  messen  sind  - — mit  den 
Kurven  der  Beilage  I vergleicht,  so  ergibt  sich  für  den 
roten  Farbstoff  etwa  die  Dichte  0,017  und  für  den  gelben 
die  Dichte  0,20. 

Auf  Grund  dieser  Zahlen  läßt  sich  leicht  eine  Vor- 
schrift zur  Herstellung  eines  solchen  Filters  aufstellen; 
denn  erfahrungsgemäß  sind  zum  Übergießen  von  1 qdcm 
Glasfläche  7 bis  8 ccm  Gelatinelösung  1 : 15  erforderlich, 
und  diese  müssen  0,00017  § Phenosafranin  und  0,002  g 
Tartrazin  enthalten.  Da  aber  eine  Tartrazinschicht  von 
so  geringer  Dichte  die  photographische  Platte  gegen  die 
violetten  und  ultravioletten  Strahlen  nur  unvollkommen 
schützt,  so  muß  man  der  Filterschicht  überdies  eine 
Substanz  zufügen,  welche  die  Strahlen  dieser  Spektral- 


53 


zone  völlig  absorbiert,  also  etwa  eine  ammoniakalische 
Lösung  von  Aeskulin. 

An  Stelle  des  Tartrazins  kann  man  auch  eine  Filter- 
gelbschicht mit  ähnlicher  Absorption,  also  von  der 
Dichte  o,6,  benutzen,  und  wenn  man  statt  des  wenig  licht- 
echten Phenosafranins  z.  B.  Echtrot  D benutzen  will,  so 
hat  man  diesen  Farbstoff,  wie  ein  Vergleich  der  Kurven- 
ordinaten  lehrt,  in  solcher  Menge  zuzusetzen,  daß  die 
Dichte  0,07  beträgt. 

So  ergeben  sich  zwei  ganz  verschiedene  Vorschriften 
für  die  Herstellung  dieses  Filters,  nämlich:  Tartrazin  0,20 
-j-  Phenosafranin  0,017  Aeskulin,  und  Filtergelb  0,6 
-|-  Echtrot  D 0,07.  Die  Erfahrung  lehrt,  daß  beide  von 
gleicher  Wirksamkeit  sind. 

Beispiele  für  die  Ermittlung  photographischer  Filter. 
Sollen  Filter  für  irgendeinen  photographischen  Zweck 
hergestellt  werden,  wobei  es  sich  stets  um  eine  Schwächung 
oder  völlige  Unterdrückung  gewisser  photographisch  wirk- 
samer Strahlen  handelt,  so  lassen  sich  mit  Hilfe  der  Ab- 
sorptionskurven die  hierzu  geeigneten  Farbstoffe  aus- 
wählen, ünd  die  voraussichtlich  notwendige  Dichte  der- 
selben kann,  wie  nachstehende  Beispiele  zeigen,  in  vielen 
Fällen  wenigstens  annähernd  ermittelt  werden. 

1.  Handelt  es  sich  z.  B.  um  ein  Filter,  das  nur  das 
spektrale  Rot,  von  der  Wellenlänge  X — 600  jn/a  ange- 
fangen, durchläßt,  so  zeigen  die  Absorptionskurven  (Bei- 
lage Ia)  zunächst,  daß  man  diese  Aufgabe  nur  durch 
Kombination  eines  roten  und  gelben  Farbstoffes  lösen 
kann.  Phenosafranin  ist  wenig  lichtbeständig,  daher 
möglichst  zu  vermeiden,  Rose  bengale,  Dianilrot  und 
Kristallponceau  sind  brauchbar,  müßten  aber  mit  einer 
Dichte  von  mindestens  12  benutzt  werden.  Derartig 
hohe  Farbstoff  dichten  vermeidet  man  gern,  da  sie,  um 
ein  Auskristallisieren  des  Farbstoffes  beim  Trocknen  des 
Aufgusses  zu  vermeiden,  dicke  Gelatineschichten  fordern. 


54 


Viel  günstiger  verhält  sich  in  dieser  Beziehung  das  Säure- 
rhodamin und  Echtrot  D.  Ersteres  liefert  schon  mit  der 
Dichte  2 die  gewünschte  Abgrenzung,  besitzt  aber  ein  so 
schmales  Absorptionsband,  daß  nebst  dem  gelben  noch 
ein  zweiter  — etwa  orangeroter  — Farbstoff  nötig  ist, 
um  das  ganze  Spektrum  gleichmäßig  zu  decken.  Echtrot 
fordert  die  Dichte  5,  besitzt  aber  ein  breites,  über  F 
reichendes  Absorptionsband  und  bietet  aus  diesem  Grunde 
die  günstigsten  Verhältnisse. 

Der  gelbe  Farbstoff  muß  so  gewählt  werden,  daß- 
sein  Absorptionsband  sich  mit  jenem  des  Echtrots  zu 


einer  das  Spektrum  gleichmäßig  deckenden  Schwärzung 
vereint.  Es  kommen  Filtergelb  oder  Tartrazin  in  Be- 
tracht, und  um  ihre  notwendige  Dichte  zu  ermitteln,  be- 
trachtet man  die  Absorptionsverhältnissb  dieser  drei  Farb- 
stoffe zunächst  bei  geringer  Konzentration. 

Wie  die  Fig.  10  zeigt,  ist  zur  Ergänzung  einer- mit 
Echtrot  gefärbten  Schicht  von  der  Dichte  0,6  eine 
Tartrazinschicht  0,6  erforderlich;  denn  durch  Addition 
der  Kurvenordinaten  erhält  man  die  Kurve  ABC , aus 
der  zu  ersehen  ist,  daß  durch  diese  Farbstoffkombination 
das  Spektrum  bis  X — 460  ju/a  fast  gleichmäßig  gedeckt 
wird.  Hinter  dem  spektralen  Violett  sinkt  dann  die  Ab- 
sorptionskurve, doch  kommt  diese  Durchlässigkeit  für  das 


55 


Ultraviolett  bei  der  hier  benutzten  hohen  Dichte  der 
Farbstoffe  nicht  in  Betracht.  Da  nämlich  die  notwendige 
Dichte  der  Echtrotschicht  mit  5 ermittelt  wurde,  so 
muß  auch  eine  Tartrazinschicht  von  gleicher  Dichte  be- 
nutzt werden,  die  als  ganz  durchlässig  für  ultraviolette 
Strahlen  anzusehen  ist. 

An  Stelle  des  Tartrazins  könnte  man  auch  Filter- 
gelb verwenden,  und  zwar  müßte,  wie  die  Fig.  10  zeigt, 
mit  Echtrot  0,6  Filtergelb  2,4  kombiniert  werden,  und 
für  das  Rotfilter  wäre  daher  Echtrot  5 mit  Filtergelb  20 
zu  mischen.  Tartrazin  ist  also  vorzuziehen,  da  man  mit 
einem  geringeren  Quantum  dieses  Farbstoffes  das  Aus- 
langen findet. 

2.  Für  die  Dreifarbenphotographie,  benötigt  man  ein 
Filter,  welches  lediglich  die  Strahlen  der  grünen  Spektral- 
zone von  A = 585  ß/a  bis  X = 495  [ifjt,  durchläßt,  und 
welches  das  Transparenzmaximum  etwa  bei  530  besitzt. 

Es  ist  daher  das  ganze  Spektrum,  mit  Ausnahme 
dieser  Zone,  durch  eine  für  Lichtstrahlen  undurchdring- 
liche Schicht  zu  decken,  und  das  wird,  den  praktischen 
Verhältnissen  entsprechend,  der  Fall  sein,  wenn  diese 
absorbierende  Schicht  eine  Transparenz  unter  1/100 
besitzt. 

Sei  in  Fig.  11  y diese  Schichtdicke,  so  hat  man  ein 
Filter  zu  suchen , dessen  Absorptionskurve  durch  die 
Punkte  A und  A*  geht  und  dabei  tunlichste  Transparenz 
besitzt.  Wenn  man  die  Absorptionskurven  der  ver- 
schiedenen Farbstoffe  betrachtet,  so  ergibt  sich,  daß 
keiner  dieser  Forderung  ganz  entspricht,  und  daß  man 
dieses  Filter  durch  Kombination  einer  blauen  oder  grünen 
Schicht  mit  einer  gelben  bilden  muß. 

Die  Absorptionskurve  der  ersteren  soll  durch  den 
Punkt  A gehen  und  tunlichst  steil  abfallen;  dieser  Forde- 
rung entsprechen  die  Schichten  von  Patentblau  0,7  oder 
Säuregrün  F 3,0  am  besten,  und  die  Absorptionskurven 


56 


dieser  Farbstoffschichten  fallen  längs  der  hier  in  Betracht 
kommenden  Strecke  AB  vollkommen  zusammen. 

Andere  blaue  Farbstoffe,  wie  Methylenblau,  Filter- 
blau und  Toluidinblau,  sind  nicht  verwendbar,  da  sie, 
wie  ihre  flach  verlaufenden  Absorptionskurven  zeigen, 
nur  ein  unreines,  wenig  transparentes  Grün  zu  bilden 
vermögen. 

Als  gelber  Farbstoff  eignet  sich  am  besten  Tartrazin  2,5, 
das,  mit  einem  der  erwähnten  Farbstoffe  kombiniert,  das 


gesuchte  Grünfilter  mit  der  Kurve  ABC  ergibt.  Filter- 
gelb müßte  in  sehr  hoher  Dichte  benutzt  werden. 

3.  Um  ein  Filter  zu  formieren,  das  lediglich  die 
blaue  Zone  des  Spektrums  durchläßt,  also  alle  Strahlen 
mit  Wellenlängen  über  495  fxfi  völlig  absorbiert  und 
dabei  tunlichst  transparent  ist,  hat  man  einen  Farbstoff 
zu  suchen,  dessen  Absorptionskurve  durch  den  Punkt  A 
geht  (Fig.  12),  tunlichst  steil  abfällt  und,  falls  dieser  auch 
das  spektrale  Violett  und  Ultraviolett  durchläßt,  ist  er 
mit  einer  diese  Strahlengattungen  absorbierenden  Schicht 
zu  kombinieren. 

Bei  Durchsicht  der  Absorptionskurven  findet  man, 
daß  das  Kristallviolett  der  ersten  Forderung  am  besten 


57 


entspricht,  denn  die  Absorptionskurven  von  Methylen- 
blau und  Filterblau  verlaufen  ungleich  flacher. 

Zur  Absorption  des  Ultravioletts  kann  man  eine 
Äskulinschicht  etwa  von  der  Dichte  16  benutzen,  oder 
jnan  kombiniert  das  Kristallviolett,  das  mit  der  Dichte  1,0 
zu  wählen  ist,  mit  Patentblau  1,6,  das  ein  Maximum  über 
den  //-Linien  besitzt.  In  dieser  Weise  entsteht  das 
Filter  ABC,  das  den  gestellten  Forderungen  tunlichst 
entspricht. 

Ein  sehr  transparentes  Blaufilter,  das  die  Spektral- 
-zone  von  F bis  G fast  vollständig  durchläßt,  erhält  man 
auch  mit  Hilfe  von 
Rhodamin  3,0, das  man 
zur  Absorption  der 
photographisch  wirk- 
samen roten  Strahlen 
mit  Patentblau  1,0 
oder  Toluidinblau  2,0 
kombiniert,  und  voll- 
kommen brauchbar, 
aber  weniger  trans- 
parent ist  das  Blau- 
filter : Rose  bengale 

3,0  -f-  Patentblau  1,5. 

4.  Soll  die  rote  Spektralzone,  die  bis  etwa  2 = 585^ 
reicht,  isoliert  werden,  so  sind  dazu  fast  alle  roten  Farb- 
stoffe geeignet.  Nur  Rhodamin,  das  in  der  geringen 
Dichte  0,3  verwendet  werden  müßte,  ist  weniger  brauch- 
bar, da  solche  Schichten  ungenügend  decken.  Sehr 
scharf  wird  die  rote  Zone  durch  Rose  bengale  von  der 
Dichte  1,5  abgeschnitten,  während  alle  anderen  Farb- 
stoffe eine  mehr  oder  weniger  weiche  Abgrenzung  bilden 
und,  wie  ihre  Absorptionskurven  zeigen,  in  nachstehenden 
Dichten  benutzt  werden  müssen:  Echtrot  0,6,  Pheno- 
safranin  3,0,  Kristallponceau  1,5  und  Filterrot  3,0. 


58 


Um  die  von  allen  diesen  Schichten  durchgelassenem 
blauen  Strahlen  zu  beseitigen,  muß  stets  ein  gelber  Farb- 
stoff zugemischt  werden,  wozu  sich  aus  dem  schon 
unter  i.  angegebenen  Grunde  am  besten  Tartrazin  eignet,, 
das  man  etwa  in  der  Dichte  2 verwendet.  Der  Tartrazin- 
gebalt kann  aber  auch  beliebig  erhöht  werden,  ohne  daß 
sich  die  Eigentümlichkeiten  des  Rotfilters  ändern  würden. 

5.  Um  ein  farbiges  Objekt  mit  Hilfe  einer  ortho- 
chromatischen Platte  „tonrichtig“  abzubilden,  müssen  be- 
kanntlich stets  Gelbfilter  zur  Verwendung  kommen,  und 
es  entsteht  die  Frage,  welcher  gelbe  Farbstoff  zur  An- 
fertigung solcher  Filter  am  besten  geeignet  ist. 

Der  Farbstoff  muß  die  von  einem  blauen  Objekt 
reflektierten  Strahlen  schwächen,  er  muß  also  einen  Teil 
der  zwischen  F und  dem  Ultraviolett  X = 350  fi/u  ge- 
legenen Spektralstrahlen  absorbieren;  denn  die  Strahlen 
dieser  ganzen  Spektralzone  kommen  bei  der  Photographie 
eines  solchen  Objektes  in  Betracht. 

Um  die  Strahlen  der  erwähnten  Zone  auf  einen  be- 
stimmten Bruchteil  zu  reduzieren,  ist  zwar  jeder  gelbe 
Farbstoff  brauchbar,  während  sich  aber  die  Absorption 
von  Filtergelb  — wie  aus  Fig.  13  ersichtlich  — haupt- 
sächlich auf  das  Violett  und  Ultraviolett  erstreckt,  liegt 
das  Maximum  der  Absorption  einer  Tartrazinschicht,  die 
einen  Teil  des  Ultravioletts  durchläßt,  im  Blau.  Will 
man  die  Strahlen  des  blauen  Objektes  auf  das  gleiche 
Maß  mit  Hilfe  eines  Orangefarbstoffes  restringieren,  so 
muß  die  Konzentration  dieser  Schicht  der  in  Fig.  13  für 
diesen  Farbstoff  eingezeichneten  Absorptionskurve  ent- 
sprechen, und  wie  man  sieht,  ist  in  diesem  Falle  die  Re- 
stringierung  der  blauen  Strahlen  mit  einer  gleichzeitigen 
bedeutenden  Absorption  in  der  grünen  Zone  verbunden. 

Handelt  es  sich  also  lediglich  um  eine  Schwächung 
des  Blau,  so  sind  alle  drei  Farbstoffe  gleichwertig 
Tartrazin  und  besonders  Orange  absorbieren  aber  auch 


59 


das  grünliche  Blau,  also  jene  Strahlen,  die  an  der  Kolorit- 
bildung des  Grün  — hauptsächlich  des  Blaugrün  — be- 
teiligt sind,  sie  dämpfen  nebst  den  blauen  auch  die  blau- 
grünen und  grünen  Farben  und  verlängern  dadurch  auchi 
die  notwendige  Expositionszeit. 

Die  Wirkung  des  Filtergelb  ist  dagegen  lediglich 
auf  die  vom  blauen  Objekt  reflektierten  Strahlen  be- 
schränkt, es  absorbiert  insbesondere  die  an  der  Kolorit- 
bildung gar  nicht  beteiligten,  photographisch  aber  doch 
wirksamen  violetten  und  ultravioletten  Strahlen  und  ist  aus» 


diesem  Grunde  den  anderen  gelben  Farbstoffen  vorzu- 
ziehen. Der  Unterschied  zwischen  Filtergelb  und  Tartrazin 
ist  allerdings , besonders  bei  stark  gefärbten  Schichten,, 
praktisch  kaum  wahrnehmbar,  dagegen  macht  sich  die 
starke  Grünabsorption  eines  Orangefilters  in  der  er- 
wähnten Weise  sehr  deutlich  bemerkbar. 

Trockene  und  flüssige  Filter  von  gleicher  Wirksamkeit. 
Sehr  oft  begegnet  man  der  Aufgabe,  für  ein  gegebenes- 
Trockenfilter  ein  gleichwertiges  Flüssigkeitsfilter  — - oder 
auch  umgekehrt  — zu  ermitteln,  was  sich  auf  Grund  der 
diesbezüglichen  Daten,  die  bei  der  Besprechung  der  Farb- 
stoffe angeführt  wurden,  leicht  durchführen  läßt. 

Aber  auch  mit  Hilfe  der  Absorptionskurven  kann 
man  diese  Aufgabe  mit  wenigstens  annähernder  Richtig- 


6o 


keit  lösen,  denn  die  Farbstoffe  besitzen  im  festen  Zu- 
stande und  in  verdünnter  Lösung  die  gleichen  Ab- 
sorptionskurven, nur  sind  dieselben  um  ein  bestimmtes 
Maß  gegeneinander  verschoben.  Diese  Verschiebung  be- 
trägt, wie  schon  Seite  31  erörtert  wurde,  bei  Rose  bengale 
15  'fifi,  bei  Rhodamin  und  Methylenblau  5^  und  bei 
allen  anderen  Farbstoffen  ungefähr  10  /ufi  der  Wellen- 
längenskala, und  die  Wasserkurve  liegt  stets  weiter  gegen 
Blau  zu. 

Sucht  man  daher  im  Absorptionsspektrum  des  Farb- 
stoffes (Beilage  I)  jene  Kurve  auf,  welche  die  Dichte  der 
gegebenen  trockenen  Schicht  charakterisiert,  so  zeigt  die 
um  das  erwähnte  Maß  weiter  gegen  Rot  zu  gelegene 
Kurve  die  Dichte  einer  Flüssigkeitsschicht  von  gleicher 
Wirkung  an.  In  dieser  Weise  ergibt  sich  z.  B.,  daß  eine 
Rose  bengale -Gelatineschicht  von  der  Dichte  1,5  und  eine 
Lösung  dieses  Farbstoffes  von  der  Dichte  15  die  gleiche 
Absorption  in  der  roten  Spektralzone  besitzen. 

Soll  an  Stelle  des  auf  Seite  54  besprochenen  Rot- 
filters, bestehend  aus  einer  Gelatineschicht,  Echtrot  5,0 
-j-  Tartrazin  5,0,  ein  Flüssigkeitsfilter  von  gleichen  Eigen- 
schaften ermittelt  werden,  so  findet  man,  daß  an  Stelle 
von  5 Echtrot  fest  etwa  15  Echtrot  in  Lösung  zu  be- 
nutzen sind.  Eine  Erhöhung  des  Tartrazingehaltes  ist 
nicht  erforderlich.  Da  die  Echtrot -Wasserkurve  15  die 
Tartrazinkurve  5,0  reichlich  übergreift. 

Ein  solches  Flüssigkeitsrotfilter  hat  also  in  10  Litern 
Wasser  15  g Echtrot  und  5 g Tartrazin  zu  enthalten  und 
ist  in  einer  1 cm  dicken  Schicht  zu  benutzen. 

In  gleicher  Weise  findet  man,  daß  das  auf  Seite  55 
besprochene  Grünfilter,  bestehend  aus: 

Patentblau  0,7  — [—  Tartrazin  2,5, 
durch  ein  Flüssigkeitsfilter: 

Patentblau  0,5  -j-  Tartrazin  10 
ersetzt  werden  kann. 


6i 


Die  so  erhaltenen  Zahlen  können  aber  keinen  An- 
spruch auf  besondere  Genauigkeit  erheben;  denn  abge- 
sehen davon,  daß  der  zu  ihrer  Ermittlung  eingeschlagene 
Weg  recht  unsicher  ist,  sind  auch  die  Absorptions- 
spektren keineswegs  ganz  einwandfrei.  Aus  diesem 
Grunde  wurden  auch  bei  allen  wichtigeren  Farbstoffen 
die  Dichten  für  äquivalente  feste  und  flüssige  Schichten 
angegeben. 

Schließlich  muß  noch  bemerkt  werden,  daß  alle  so 
ermittelten  Zahlen  nur  für  verdünnte  Farbstofflösungen, 
also  für  mindestens  5 mm  weite  Küvetten  gelten,  da 
konzentrierte  Lösungen  wesentlich  andere  Absorptions- 
verhältnisse zeigen  können. 

5.  Die  Technik  der  Filterherstellung. 

In  der  Praxis  kommen  photographische  Lichtfilter  in 
zwei  Formen  zur  Verwendung:  Flüssigkeits-  und  Trocken- 
filter. Erstere  bestehen  aus  Küvetten  mit  planparallelen 
Wänden,  die  mit  gefärbten  Flüssigkeiten  gefüllt  werden, 
wTährend  Trockenfilter  aus  farbigen  Glasplatten  oder  aus 
gefärbten  Gelatine-,  Kollodium-  oder  Lackschichten  be- 
stehen. 

Die  Flüssigkeitsfilter  sind  weniger  bequem  und 
werden  nur  im  Atelier  benutzt,  sie  besitzen  aber  den 
Vorteil,  daß  sie  sich  rasch  hersteilen  lassen,  und  daß 
die  gefärbte  Schicht  vollkommen  homogen  und  gleich- 
förmig ist,  was  mit  gefärbten  trockenen  Schichten  nicht 
leicht  zu  erreichen  ist. 

Eine  besondere  Abart  der  Flüssigkeitsfilter  bilden 
die  „Gallertfilter“,  die  aus  einer  Schicht  erstarrter,  aber 
nicht  trockener  Gelatine  bestehen,  die  zwischen  zwei  in 
passender  Weise  auseinandergehaltenen  Glasplatten  ein- 
geschlossen ist.  Sie  zeigen  alle  Eigentümlichkeiten  der 
Flüssigkeitsfilter,  fordern  aber  keine  so  vorsichtige  Be- 
handlung. 


62 


Die  besten  Filter  sind  jedenfalls  planparallele  Platten 
aus  farbigem  Glas;  da  es  aber  vorläufig  nicht  ;möglich 
ist,  Gläser  von  ganz  bestimmten  spektralen  Eigentüm- 
lichkeiten herzustellen,  so  kommen  solche  Filter  nur 
als  Dunkelkammerscheiben  und  als  Gelbfilter  bei  Land- 
schaftsaufnahmen  in  Betracht.  Will  man  aber  mit  Hilfe 
des  Filters  eine  bestimmte,  gesetzmäßige  Farbenempfind-f 
lichkeit  der  photographischen  Platte  herbeiführen,  muß. 
.also  das  Filter  der  Plattensensibilisierung  angepaßt  werden, 
so  läßt  sich  das  nur  mit  Hilfe  von  Farbstoffen  — deren 
Art  und  Menge  man  . beliebig  variieren  kann  — er- 
zielen. 

Zur  Herstellung  von  Trockenfiltern  eignet  sich  nur 
Gelatine;  durch  Überziehen  von  Glasplatten  mit  gefärbtem 
Kollodium  oder  Lack  sind  gleichmäßige  Filter  von  be- 
stimmter Färbung  nicht  zu  erreichen ; denn  die  sich 
bildende  Schicht  hängt  wesentlich  von  der  Viskosität  der 
Flüssigkeit,  der  Temperatur,  der  Größe  des  Filters  usw. 
ab.  Gelatinefilter  können  in  zwei  Formen  hergestellt 
werden:  Entweder  beläßt  man  die  Gelatineschicht  nach 
dem  Trocknen  auf  der  Glasplatte,  und  in  diesem  Falle 
ist  es  zweckmäßig,  sie  durch  eine  mit  Kanadabalsam 
aufgekittete  zweite  Glasplatte  zu  schützen,  oder  man 
zieht  die  trockene  Schicht  von  der  Platte  ab,  was  jedoch 
weniger  zu  empfehlen  ist,  da  die  dünne  Folie  zu  leicht 
verletzlich  ist. 

Herstellung  von  Gelatinetrockenfiltern.  Als  Träger 
für  die  Gelatineschicht  eignen  sich  nur  dünne  — etwa 
1,5  mm  dicke  — Spiegelglasplatten  von  rein  weißer 
Farbe  und  gut  polierter  Oberfläche.  Vor  dem  Gebrauch 
werden  diese  Glasplatten  mit  einer  Mischung  von 
Alkohol  und  Ammoniak  überputzt  und  hierauf  sorgfältig 
abgestaubt. 

Die  Glasplatten  werden  dann  in  horizontaler  Lage 
mit  einem  bestimmten  Quantum  gefärbter  Gelatinelösung 


63 


•übergossen,  und  nach  dem  Erstarren  der  Lösung  werden 
die  Glasplatten  an  einem  staubfreien  Orte  zum  Trocknen 
.aufgestellt. 

Zur  horizontalen  Lagerung  der  Platten  benutzt  man. 
eine  dicke  Spiegelglasplatte,  die  auf  einem  mit  drei  Stell-, 
.schrauben  versehenen  Brett  liegt,  und  die  sich  mit  Hilfe 
-einer  Wasserwage  horizontieren  läßt. 

Um  die  Gelatinelösung  herzustellen,  läßt  man  eine  ab- 
gewogene Menge  Gelatine  mit  einem  bestimmten  Quantum 
destillierten  Wassers  etwa  1/2  Stunde  quellen,  erwärmt 
dann  bis  zur  völligen  Lösung  und  filtriert  die  Flüssigkeit 
durch  eine  in  einen  Glastrichter  eingelegte  Schicht  von 
reiner  Baumwolle.  Eine  abgemessene  Menge  dieser 
Lösung  wTird  mit  der  Farbstofflösung  gemischt  und  aus 
einer  kleinen  Mensur  auf  die  zu  überziehende  Glasplatte, 
die  auf  der  horizontierten  Spiegelglasplatte  liegt,  aufge- 
gossen. Die  Flüssigkeit  verteilt  sich  leicht  über  die 
ganze  Fläche,  wenn  man  mit  einem  gebogenen  Glasstab 
etwas  nachhilft. 

Nach  Dr.  E.  König1)  soll  die  Flüssigkeit  etwa 
•6  Prozent  Gelatine  enthalten  und  ist  so  aufzugießen,  daß 
7 ccm  derselben  auf  je  i qdcm  Plattenoberfläche  ent- 
fallen. Die  Lösung  soll  40  bis  45  Grad  C.  haben,  und 
der  Raum,  in  dem  das  Gießen  vorgenommen  wird, 
15  bis  20  Grad  C.  Bei  höherer  Temperatur  erstarrt  die 
Gelatine  zu  langsam,  bei  sehr  niederer  zu  schnell,  und 
die  Platten  müssen  dann  eventuell  etwas  vorgewärmt 
werden. 

Nach  dem  Trocknen  werden  die  Platten  zum  Schutz 
der  Gelatineschicht  mit  einer  zweiten  Glasplatte  verkittet. 
Statt  ein  farbloses  Deckglas  zu  benutzen,  ist  es  besser, 


1)  Dr.  E.  König,  Das  Arbeiten  mit  farbenempfindlichen 
Platten.  Gustav  Schmidt,  Berlin  1909. 


64 


zwei  Filter  mit  nur  halbem  Farbstoffgehalt  zu  gießen* 
und  sie  dann,  Schicht  gegen  Schicht,  mit  Kanadabalsam 
zu  vereinen.  In  dieser  Weise  werden  etwa  vorhandene 
kleine  Fehler  ausgeglichen  und  tadellos  gleichmäßige 
Filterscheiben  erhalten. 

Für  das  Verkitten  der  Gläser  gibt  Dr..  E.  König 
folgende  Vorschrift:  Man  benutzt  am  besten  „Kanada- 
balsam, gereinigt  für  Mikroskopie“,  der  aber  nicht  zu 
dünn  sein  darf.  Die  zu  verkittenden  Gläser  werden 
schwach  angewärmt  und,  mit  der  Gelatineseite  nach 
oben,  auf  eine  horizontale,  mit  einigen  Bogen  Fließpapier 
bedeckte  Unterlage  gelegt.  Man  gießt  dann  eine  nicht 
zu  gering  bemessene  Quantität  Kanadabalsam  mitten  auf 
die  Scheibe,  wobei  man  sorgfältig  darauf  achtet,  daß 
nicht  etwa  Luftblasen  entstehen.  Die  zweite  Glasscheibe 
wird  unter  spitzem  Winkel  mit  einer  Kante  auf  die  ent- 
sprechende Kante  der  horizontal  liegenden  Scheibe  ge- 
setzt und  nun  langsam  geneigt,  bis  sie  den  Kanada- 
balsamtropfen berührt.  Jetzt  kann  man  die  beiden  Scheiben 
schneller  zusammenfallen  lassen.  Der  Balsam  breitet  sich 
schnell  aus,  man  fängt  den  an  den  Rändern  hervorquellenden 
Überschuß  auf,  um  ihn  aufzubewahren  und  ihn  nach  dem 
Verdünnen  mit  etwas  Xylol  und  nach  dem  Filtrieren  von 
neuem  zu  benutzen.  Schließlich  preßt  man  die  Gläser 
mit  den  Fingern  zusammen  und  streicht  den  an  den 
Kanten  noch  hervorquellenden  Balsam  mit  einem  Messer 
ab.  Man  bedeckt  jetzt  die  obere  Seite  des  Glases  mit 
einem  Blatt  Papier  und  beschwert  mit  einem  Gewichte 
von  etwa  i kg.  Damit  die  obere  Platte  nicht  von  der 
unteren  herabgleitet,  werden  ringsherum  dicht  an  die 
Kanten  einige  passende  Metallstückchen  oder  dergl.  ge- 
stellt. Nach  8 Tagen  pflegt  an  einem  mäßig  warmen 
Orte  die  Verkittung  erhärtet  zu  sein;  die  beiden  Gläser 
lassen  sich  dann  nicht  mehr  aufeinander  verschieben. 
Man  putzt  die  Scheiben  mit  Benzol  oder  Terpentinöl 


65 


und  schließlich  mit  Alkohol  und  Ammoniak,  bis  die 
Flächen  spiegelblank  sind.  Meist  werden  die  Filter  an 
den  Rändern  mit  Papier-  oder  Kalikostreifen  eingefaßt. 

Zur  Herstellung  von  gefärbten  Gelatinefolien  über- 
zieht man  gereinigte,  ziemlich  dicke  Spiegelglasplatten 
zunächst  mit  fünfprozentigem  Kollodium  — das  man  mit 
i bis  2 Prozent  Rizinusöl  versetzt  hat  — , und  nach  dem 
Trocknen  .dieses  Überzuges  wird  die  gefärbte  Gelatine- 
lösung aufgegossen.  Dann  läßt  man  an  einem  staub- 
freien Orte  trocknen,  überzieht  die  Schicht  wieder  mit 
Kollodium,  damit  die  abgezogenen  Folien  flach  liegen, 
durchschneidet  die  Schicht  an  den  Rändern  mit  einem 
Messer  und  zieht  schließlich  die  Folie  von  der  Glasplatte  ab. 

Ein  anderer  Weg,  um  Gelatinetrockenfilter  herzu- 
stellen, besteht  darin,  daß  man  mit  farbloser  Gelatine 
überzogene  Glasplatten,  z.  B.  unbrauchbar  gewordene 
Bromsilbergelatineplatten,  die  mit  Fixiernatron  behandelt 
und  dann  gewaschen  wurden,  in  eine  Farbstofflösung 
bringt  und  sie  in  derselben  so  lange  beläßt,  bis  die 
Färbung  die  gewünschte  Intensität  zeigt. 

Fast  alle  Farbstoffe  sind  hierzu,  wie  schon  auf 
Seite  35  erörtert  wurde,  geeignet,  aber  der  Vorgang  ist 
nur  für  die  Herstellung  von  Filtern  anwendbar,  deren 
Brauchbarkeit  schon  aus  ihrem  Ansehen  beurteilt  werden 
kann,  was  z.  B.  bei  den  zur  Dunkelkammerbeleuchtung 
dienenden  Rotscheiben  der  Fall  ist. 

Eine  Vorschrift,  um  Filter  von  bestimmten  Eigen- 
schaften zu  erzielen,  läßt  sich  bei  diesem  Verfahren  nicht 
geben,  denn  die  in  einer  bestimmten  Zeit  erzielte  Färbung 
hängt  von  den  verschiedensten  Umständen  ab.  Dazu 
kommt  noch,  daß  bei  Farbstoffmischungen  ein  Bestand- 
teil oft  rascher  als  der  andere  an  die  Gelatine  an- 
fällt, und  daß  also  z.  B.  eine  aus  Blau  und  Gelb  be- 
stehende grüne  Lösung  viel  gelber  oder  auch  blauer  färbt, 
als  man  erwartet  hat. 

5 


von  Hübl,  Die  photographischen  Lichtfilter. 


66 


Herstellung  der  Filter  mit  bestimmter  Farbstoffdichte. 

Um  ein  Flüssigkeitsfilter  von  bestimmter  Farbstoff  dichte 
für  eine  io  mm  weite  Küvette  herzustellen,  hat  man  die 
dieser  Dichte  gleiche  Anzahl  Gramm  des  Farbstoffes  in 
io  Litern  Wasser  zu  lösen,  bezw.  1/10  oder  1I100  dieser 
Farbstoffmenge  in  1000  oder  ioo  ccm.  Beträgt  die 
Weite  der  Küvette  nur  5 mm,  so  ist  die  Farbstoff  menge 
zu  verdoppeln,  für  eine  Küvette  von  20  mm  ist  sie  zu 
halbieren,  usw.  Wie  auf  Seite  32  erörtert  wurde,  gilt 
aber  diese  Proportionalität  zwischen  Farbstoff,  Konzen- 
tration und  Küvettenweite  nur  für  verdünnte  Lösungen. 

Für  ein  Trockenfilter  ist  die  gleiche  Farbstoff  menge 
in  700  ccm  Gelatinelösung  zu  benutzen,  denn  diese 
Flüssigkeitsmenge  ist  für  das  Überziehen  von  1 qm 
Filterfläche  erforderlich. 

Ist  z.  B.  ein  Blaufilter  von  der  Dichte  1,6  herzustellen 
und  soll  dabei  eine  vorrätige  Kristallviolettlösung  1 : 25 
benutzt  werden,  so  mischt  man 

Gelatinelösung  8:100  66  ccm  \ 

. „ . J 70  ccm. 

mit  r arbstoillösung  . . 4 „ J 

Gießt  man  pro  Quadratdezimeter  Glasfläche  7 ccm 
dieser  Farbstoffgelatine  auf,  so  resultiert  das  gewünschte 
Filter  von  der  Farbstoffdichte  1,6. 

Das  auf  Seite  52  besprochene  Autochromfilter  be- 
steht aus  Filtergelb  0,6  und  Echtrot  0,07.  Man  mischt 
daher: 

Filtergelb  1:100 6 ccm, 

Echtrot  D 1 : 1000  ....  7 „ 

Gelatinelösung  8 : 100  . . . 57  „ 

und  benutzt  diese  Lösung  zum  Überziehen  der  Glas- 
platten. 

Um  Schichten  von  hoher  Dichte  herzustellen,  kann 
man  den  festen  Farbstoff  auch  direkt  der  warmen 
Gelatinelösung  zufügen.  Soll  z.  B.  ein  Naphtholgrünfilter 
von  der  Dichte  8 angefertigt  werden,  so  versetzt  man: 


— 67 


Gelatinelösung  8 : ioo 


90  ccm 


-|-  Tartrazin  2,5,  benutzt  man  z.  B.  die  Vorratslösung: 


)lau  0,7  g 1 . 

I1 

:m  • 2,5  „ J 


in  100  ccm  Wasser 


mit  Naphtholgrün 1 g 

und  benutzt  die  Flüssigkeit  nach  vollständiger  Lösung 
des  Farbstoffes  zum  Übergießen  der  Glasplatten. 

Sind  bei  der  Herstellung  eines  Filters  mehrere 
Farbstoffe  erforderlich,  so  ist  es  oft  zweckmäßig,  sie  in 
einer  Vorratslösung  zu  vereinen.  Für  das  auf  Seite  56 
.angegebene  Grünfilter,  bestehend  aus  Patentblau  0,7 
2, 

Patentblau 
T artrazin 

und  mischt  dann  zur  Filterherstellung: 

Gelatinelösung  6 : 100  . . . 60  ccm 

mit  Farbstofflösung 10  „ 

Sollen  in  einem  Filter  zwei  Farbstoffe  kombiniert 
werden,  die  sich  als  Lösungen  nicht  mischen  lassen,  weil 
sie  sich  unter  Bildung  eines  in  Wasser  unlöslichen  Nieder- 
schlages vereinen,  so  überzieht  man  mit  jedem  der  beiden 
Farbstoffe  eine  Glasplatte  und  vereint  dann  beide  durch 
Verkitten  mit  Kanadabalsam.  Dieser  Fall  tritt  z.  B.  ein 
bei  der  Herstellung  des  oben  angegebenen  Blaufilters  mit 
Hilfe  von  Patentblau  und  Kristallviolett,  da  diese  Farb- 
stoffe beim  Mischen  ihrer  Lösungen  einen  Niederschlag 
bilden. 

Um  das  auf  Seite  56  erwähnte  Blaufilter:  Kristall- 
violett 1,0  -|~  Patentblau  1,6,  herzustellen,  übergießt  man 
•eine  Glasplatte  mit 

Gelatinelösung  6 : 100  . . . 60  ccm, 

Kristall  violettlösung  1 : 100  . 10  „ 

und  eine  zweite  mit 


Gelatinelösung  10  : 100  . 


Patentblaulösung  1 


2^0 


33  ccm, 

40  „ 


und  verkittet  die  beiden  Platten  zu  einem  Filter. 


5 


III.  Die  photographischen  Lichtfilter. 


Die  in  der  Photographie  benutzten  Lichtfilter  kann 
man  nach  Dr.  Grebe1)  in  folgende  Gruppen  teilen: 

i:  Monochromatische  Filter,  welche  nur  einheit- 
lich gefärbte  Strahlen  des  Spektrums  durchlassen  sollen, 
und  die  bei  der  Mikro-  und  Astrophotographie  benutzt 
werden. 

2.  Schutzfilter,  die  zur  Beleuchtung  der  photo- 
graphischen Dunkelkammern  dienen,  also  die  lichtempfind- 
lichen Präparate  gegen  die  schädliche  Einwirkung  gewisser 
Lichtstrahlen  schützen  sollen. 

3.  Kom pensations filter 2),  welche  die  spektrale 
Farbenempfindlichkeit  einer  photographischen  Platte  derart 
ausgleichen  sollen,  daß  das  Kolorit  des  Originals  in  einer 
bestimmten  Abschattierung  abgebildet  wird,  die  also  keine 
sichtbare  Spektralzone  gänzlich  auslöschen,  sondern  nur 
dämpfend  wirken  dürfen.  Da  die  photographischen  Platten 
stets  eine  übertrieben  hohe  Empfindlichkeit  für  blaue  und 
violette  Strahlen  besitzen,  so  dienen  zum  Ausgleich  der 
Farbenempfindlichkeit  meistens  gelbe  Filter,  und  alle  bei 
der  Landschaftsphotographie  und  Gemäldereproduktion 
gebräuchlichen  Gelbscheiben  zählen  in  die  Gruppe  der 
Kompensationsfilter. 

1)  „Photographische  Korrespondenz“  1900,  S.  612. 

2)  Dr.  Grebe  unterscheidet  neben  den  Kompensations- 
filtern noch  sogen.  „Kontrastfilter“  als  eigene  Gruppen.  Es. 
dürfte  aber  zweckmäßiger  sein,  diese  Filter,  zu  welchen  z.  B. 
die  dunklen  Gelbscheiben  bei  der  Landschaftsphotographie  ge- 
hören, gleichfalls  den  Kompensationsfiltern  zuzuzählen. 


69 


4.  Selektionsfilter  sind  jene  Filter,  welche  nur 
eine  ausgewählte  Gruppe  von  farbigen  Strahlen  — eine 
in  bestimmter  Form  abgegrenzte  Spektralzone  — durch- 
lassen, alle  anderen  Teile  des  Spektrums  aber  völlig 
absorbieren.  Man  benutzt  diese  Filter  bei  der  Dreifarben- 
photographie, um  auf  photographischem  Wege  gewisse 
Farbengruppen  des  Originals  von  anderen  zu  trennen. 

1.  Monochromatische  Filter. 

Filter,  die  nur  Strahlen  einer  Farbe,  also  nur  Strahlen 
einer  bestimmten  Wellenlänge  durchlassen,  gibt  es  natür- 
lich nicht,  und  man  vermag  nur  annähernd  monochro- 
matische Filter  mit  Hilfe  von  Farbstoffschichten  herzu- 


E.  b I F G h H 


j 

1 i 

1 1 

j3 

I 

1 0 

1 1 

3 

1 r 

rot 

M 

grün 

| blau 

violett 

1 — 1 — 1 — 1 — 1 — r 1 — 1 — rfTi — 1 — 1 — i — 1 — 1 — t rT  1 — 1 — 1 — 1 — i — — 1 — 1 — r 


80  70  60  &0  40  30  20  10  600  90  80  70  60  50  40  30  20  10  500  90  80  70  60  50  40  30  20  10  400 

Fig.  14. 

stellen , die  das  ganze  auffallende  Licht  bis  auf  einen 
schmalen  Ausschnitt  des  Spektrums  absorbieren.  Das 
durch  solche  Filter  tretende  Licht  ist  aber  selbstverständ- 
lich ein  Gemisch  von  vielleicht  sehr  ähnlich,  aber  keines- 
wegs gleich  gefärbten  Strahlen,  und  wegen  der  ungleich- 
mäßigen Verteilung  der  Farben  im  Spektrum  sind  auch 
solche  annähernd  monochromatische  Filter  nur  für  gewisse 
Farben  möglich. 

Wie  nämlich  die  schematische  Darstellung  Fig.  14 
zeigt,  enthält  das  Spektrum  wohl  eine  ziemlich  ausge- 
dehnte und  fast  homogen  gefärbte  rote,  grüne  und  blaue 
Zone,  dagegen  ist  reines  Gelb  kaum  vorhanden,  und 
die  Übergangsfarben  Orange  und  Blaugrün  weisen  in 
schmalen  Zonen  einen  reichen  Farbenwechsel  auf.  Daher 
lassen  sich  ziemlich  monochromatische  rote,  grüne  und 
blaue  Filter  herstellen,  es  ist  aber  ausgeschlossen,  die 


70 


äußerst  schmale  gelbe  Zone  durch  die  stets  verlaufend 
abschattierten  Absorptionsbänder  der  Farbstoffe  zu  be- 
grenzen, und  ebensowenig  läßt  sich  ein  homogen  gefärbter 
Streifen  aus  einer  der  Übergangszone  isolieren. 

Das  hinter  G gelegene  Violett  besitzt  dagegen  ebenso- 
wie  das  Rot  außerhalb  der  C- Linie  im  ganzen  Verlaufe 
den  gleichen  Farbenton,  und  daher  sind  auch  fast  völlig 
monochromatische,  allerdings  aber  sehr  dunkle  Filter  für 
diese  Farben  möglich. 

Für  monochromatische  Filter  eignen  sich  nur  Farb- 
stoffe mit  steil  abfallenden  Absorptionsbändern,  und  sie 
müssen  in  hoher  Konzentration,  tunlichst  nahe  der  Ab- 
sorptionsgrenze, verwendet  werden,  damit  die  Spektral- 
zone scharf  begrenzt  wird  und  nicht  weiche,  verwaschene 
Ränder  entstehen.  Bei  scharfen  Grenzen  sind  überdies 
die  vom  Filter  durchgelassenen  Strahlen  fast  unabhängig 
von  der  Intensität  und  Zusammensetzung  des  auffallenden 
weißen  Lichtes,  was  bei  einer  allmählich  verlaufenden 
Begrenzung  nicht  der  Fall  ist. 

Monochromatische  Rotfilter  sind  leicht  herzustellen,, 
da  das  Absorptionsband  vieler  Farbstoffe  einen  schroffen 
Abfall  gegen  die  rote  Spektralzone  zeigte.  Um  die  ge- 
samten roten  Strahlen,  von  600  ^ t angefangen,  zu  iso- 
lieren, kann  man  z.  B.  eine  konzentrierte  Lösung  von 
Rose  bengale  oder  Säurerhodamin  mit  Filtergelb  oder 
Tartrazin,  oder  mit  diesen  Farbstoffen  stark  gefärbte 
Gelatinefolien  benutzen,  und  ein  Filter,  das  nur  die 
dunkle,  zwischen  C und  B gelegene  Strahlenzone  durch- 
läßt, kann  durch  Kombination  dieses  Rotfilters  mit 
Kristallviolett  gebildet  werden. 

Ungleich  schwieriger  ist  es,  die  grüne  Zone  des 
Spektrums  scharf  begrenzt  zu  isolieren,  da  uns  ein 
blauer  oder  grüner  Farbstoff  mit  einer  steil  im  Gelbgrün 
abfallenden  Absorption  fehlt.  Relativ  am  besten  ver- 
halten sich  — wie  schon  Seite  56  besprochen  wurde  — 


71 


das  Patentblau  und  Säuregrün  F,  die  man  mit  Tartrazin 
mischt.  Dieser  gelbe  Farbstoff  eignet  sich  für  solche 
Grünmischungen  besser  als  Filtergelb,  und  das  Patentblau 
besitzt  die  zuweilen  erwünschte  Eigentümlichkeit,  daß  es 
fast  das  ganze  spektrale  Rot  absorbiert. 

Für  Blaufilter  benutzt  man  Mischungen  von  Kristall- 
violett + Patentblau  oder  Rhodamin  -f-  Patentblau,  die  es 
möglich  machen,  das  Strahlengebiet  435  bis  480  zu  iso- 
lieren. Das  Kristallviolett  begrenzt  den  Ausschnitt  gegen 
Grün  zu,  während  das  Patentblau  das  Violett  und  das 
diesem  nächstgelegene  Ultraviolett  absorbiert  (Seite  46). 

Violettfilter  lassen  sich  mit  Hilfe  von  konzentrierten 
Kristallviolettschichten  bilden,  die  man  zur  Absorption  der 
roten  Strahlen  mit  etwas  Toluidinblau  und  zur  Beseitigung 
des  Ultravioletts  mit  schwefelsaurem  Chinin  kombiniert. 

Ein  solches  Flüssigkeitsfilter  für  eine  10  mm -Küvette 
kann  man  in  folgender  Weise  zusammensetzen: 


Kristallviolett  1 : 1000  . 

6 ccm, 

j entsprechend  , 

r 6>° 

Chininlösung  1:20 

2 „ 

> den  Färb-  j 

100,0 

Toluidinblau  1 : 1000  . 

2 „ 

J stoffdichten  1 

1 2,0 

Gelbe,  orangerote,  gelbgrüne  und  blaugrüne  Filter, 
die  als  annähernd  monochrom  gelten  sollen,  lassen  sich, 
wie  schon  erwähnt,  nicht  herstellen.  Handelt  es  sich 
aber  lediglich  um  ein  Filter,  das  nur  eine  schmale,  wenn 
auch  nicht  einheitlich  gefärbte  Spektralzone  durchläßt,  so 
lassen  sich  unschwer  passende  Kombinationen  finden. 
Für  mikrophotographische  Zwecke  benötigt  man  z.  B. 
oft  ein  blaugrünes  Filter,  das  nur  die  zwischen  b und  F 
gelegenen  Strahlen  durchläßt,  und  das  man  mit  Hilfe 
von  Säuregrün  F oder  durch  Mischung  von  Patentblau 
-[-  Filtergelb  herstellen  kann. 

2.  Schutzfilter. 

Die  Beleuchtung  der  photographischen  Dunkelkammer 
erfolgt  bekanntlich  durch  irgendeine  Lichtquelle,  der  man 


72 


ein  farbiges  Medium  vorschaltet,  das  man  als  „Schlitz- 
filter“ bezeichnet,  und  das  nur  Strahlen  durchläßt,  die 
für  das  lichtempfindliche  Präparat  fast  unwirksam  sind. 

Ganz  unwirksame  Strahlen  gibt  es  nicht,  denn  das 
Empfindlichkeitsmaximum  der  photographischen  Platte 
liegt  zwar  in  der  blauen  Spektralzone,  aber  auch  alle 
anderen  Strahlen  veranlassen  bei  genügend  langer  Wirkung 
eine  beim  Entwickeln  wahrnehmbar  werdende  Veränderung 
des  Bromsilbers. 

Man  muß  es  daher  stets  vermeiden,  die  Platte  zweck- 
los dem  Dunkelkammerlichte  auszusetzen,  und  je  ge- 
schickter in  dieser  Beziehung  der  Operateur  ist,  bei  desto 
hellerem  Lichte  kann  er  arbeiten.  Es  ist  ja  bekannt, 
daß  man  bei  entsprechender  Vorsicht  Bromsilbergelatine- 
platten auch  bei  gelbem  Licht  entwickeln  kann,  und  vor 
einigen  Jahren  wurden  Lampen  mit  sechsprozentiger 
Kaliumdichromatlösung  als  Schutzfilter  vielfach  empfohlen. 
Der  Anfänger  dagegen  braucht  einen  nur  schwach  be- 
leuchteten Raum,  denn  er  muß  die  Platte  wiederholt 
längere  Zeit  in  der  Nähe  der  Lichtquelle  betrachten,  um 
den  Fortgang  der  Entwicklung  zu  erkennen.  So  wird 
die  Dunkelkammerbeleuchtung  nicht  nur  durch  die  Em- 
pfindlichkeitsverhältnisse der  photographischen  Platte  be- 
stimmt, sondern  sie  hängt  auch  wesentlich  von  den  per- 
sönlichen Eigentümlichkeiten  des  Operateurs  ab. 

Die  Farbe  der  Schutzfilter  muß  selbstverständlich 
der  Intensität  und  spektralen  Beschaffenheit  der  Licht- 
quelle angepaßt  werden.  Ein  z.  B.  für  elektrisches  Licht 
vollkommen  brauchbares  Schutzfilter  genügt  nicht  bei 
einer  Beleuchtung  mit  Tageslicht,  und  oft  auch  dann 
nicht,  wenn  man  die  Lichtstärke  desselben  mit  Hilfe 
durchscheinender  Medien,  wie  Mattgläser,  Papier  usw. 
auf  die  Intensität  der  Glühlampe  herabsetzt.  Man  muß 
vielmehr  für  das  Tageslicht  ein  anderes,  im  allgemeinen 
dunkleres  Schutzfilter  benutzen. 


73 


Sonst  ist  das  Vorschalten  der  erwähnten  durch- 
scheinenden Schichten  ein  sehr  zweckmäßiges  Mittel,  um 
^eine  nicht  ganz  sichere  Dunkelkammerbeleuchtung  zu 
verbessern. 

Im  allgemeinen  wird  man,  besonders  bei  der  Be- 
nutzung von  Tageslicht,  gefärbte  Gelatineschichten  tun- 
lichst vermeiden,  denn  kein  Farbstoff  — und  sei  er  der 
beste  — vermag  mit  dem  Rubinglas  zu  konkurrieren. 
Bei  Dunkelkammerlampen  mit  künstlichen  Lichtquellen 
sind  aber  Gelatinefilter  recht  zweckmäßig,  vorausgesetzt, 
daß  es  möglich  ist,  eine  übermäßige  Erhitzung  derselben 
zu  vermeiden. 

Bei  wenig  empfindlichen  Präparaten,  wie  nassen 
-Kollodiumplatten  und  Auskopierpapieren,  die  schon  für 
grüne  Strahlen  kaum  mehr  empfindlich  sind,  genügen 
gelbe  Schutzfilter.  Bei  elektrischer  Glühlampenbeleuchtung 
entspricht  eine  mit  Tartrazin  gefärbte  Gelatinefolie  von 
der  Farbstoff  dichte  io,  während  man  bei  der  Verwendung 
von  Tageslicht,  das  reichlich  violette  und  ultraviolette 
Strahlen  enthält,  besser  Filtergelbgelatine,  kombiniert  mit 
Naphtholorange,  benutzen  wird,  wobei  die  Farbstoff  dichten 
mit  etwa  20  und  5 zu  wählen  sind. 

Die  Bromsilbergelatineplatten  zeigen  dagegen  auch 
für  die  grünen  Strahlen  des  Spektrums  noch  eine  ziemlich 
hohe  Empfindlichkeit,  und  erst  die  vor  der  D-  Linie,  bei 
X = 600  fifji  liegenden  Strahlen  sind  so  wenig  wirksam, 
daß  sie  für  die  Beleuchtung  des  Arbeitsraumes  in  Be- 
tracht kommen. 

Derartige,  die  ganze  rote  Spektralzone  durchlassende 
Schichten  sind  aber  nur  für  die  gewöhnliche  photo- 
graphische Platte  brauchbar,  während  die  grün-  oder 
rotempfindliche  Platte  Schutzfilter  von  wesentlich  anderer 
Beschaffenheit  fordert. 

Um  ein  Urteil  über  die  Brauchbarkeit  der  verschie- 
denen Dunkelkammerscheiben  zu  gewinnen,  ist  es  not- 


74 


wendig,  ein  Maß  für  den  Schutz  aufzustellen,  welchen 
sie  der  photographischen  Platte  gewähren  müssen.  Die 
Erfahrung  lehrt  in  dieser  Beziehung,  daß  man  eine 
Dunkelkammerbeleuchtung  als  „sicher“  bezeichnen  kann,, 
wenn  die  zu  schützende  photographische  Platte  im  Ab- 
stande von  50  cm  von  der  Lichtquelle,  während  30  Se- 
kunden belichtet,  beim  Entwickeln  keine  Schwärzung  zeigt,, 
und  daß  beim  Zustandekommen  einer  geringen,  aber  doch 
deutlichen  Schwärzung  die  Beleuchtung  noch  als  „brauch- 
bar“ gelten  kann. 

Eine  andere  sehr  wichtige  Eigentümlichkeit  der 
Dunkelkammerbeleuchtung  ist  die  Helligkeit,  und  als  Maß 
für  dieselbe  kann  jene  Entfernung  von  der  Lichtquelle 
dienen,  bei  der  noch  gewisse  Details  gesehen  werden, 
also  z.  B.  eine  Schrift  von  bestimmter  Größe  noch  ge- 
lesen werden  kann.  Diese  Entfernung  soll  hier  mit  h 
bezeichnet  werden. 

Die  nachstehenden  Vorschriften  für  die  Herstellung 
von  Gelatineschutzfiltern  gelten  für  eine  16  Kerzen -Glüh- 
lampe, und  weiter  unten  sollen  dann  die  bei  Benutzung 
von  Tageslicht  notwendigen  Abänderungen  der  Filter  be- 
sprochen werden. 

1.  Rotfilter. 

a)  Beim  Verarbeiten  gewöhnlicher  Platten  können 
Schutzfilter  verwendet  werden,  welche  die  ganze  rote 
Zone  des  Spektrums  — von  der  Wellenlänge  600  /n/u 
angefangen  — durchlassen.  Wie  schon  Seite  53  erörtert 
wurde,  entspricht  dieser  Bedingung  eine  Echtrot -Tartrazin- 
schicht, und  eine  aus  diesen  Farbstoffen  bestehende 
Mischung  wird  auch  von  den  Höchster  Farbwerken  als 
„Rot  für  Dunkelkammerlicht“  in  den  Handel  gebracht. 

Man  benutzt  entweder  diesen  Farbstoff  oder  ein 
Gemenge  von  gleichen  Teilen  Echtrot  D und  Tartrazin 
und  überzieht  die  Glasplatten  mit 

70  ccm  Gelatinelösung  8 : 100  -|-  1 g Farbstoff 


75 


derart,  daß  7 ccm  dieser  Flüssigkeit  auf  1 qdm  Glas- 
fläche entfallen. 

Die  mit  Hilfe  solcher  Filter  erzielte  Beleuchtung  ist 
so  hell,  daß  auf  1,5  m Entfernung  von  der  Lampe  noch 
eine  mittlere  Druckschrift  — also  etwa  der  Text  dieses 
Buches  — gelesen  werden  kann,  und  doch  kann  sie  als 
„sicher“  angesehen  werden. 

b)  Für  orthochromatische,  also  gelbgrünempfind- 
liche Platten,  die  auch  für  das  gelbliche  Rot  ziemlich 
empfindlich  sind,  ist  diese  Beleuchtung  nicht  brauchbar. 
Sie  fordern  Rotfilter,  welche  nur  die  Strahlen,  von  630 
angefangen,  durchlassen,  und  soll  die  Beleuchtung  „sicher“ 
sein,  so  darf  die  Zone  der  durchgelassenen  Strahlen  nur 
bis  650  /Li/Li  reichen.  Filter  von  dieser  Beschaffenheit 
lassen  sich  leicht  durch  Kombination  des  obigen  Rotfilters 
mit  Kristallviolettschichten  von  der  Dichte  0,5  bis  1,0 
hersteilen.  Man  mischt  zu  diesem  Zwecke 

Gelatinelösung  6:100  . . . . 60  ccm 

mit  Kristallviolett -Kupferlösung  1:100 

(Seite  48) 5 — 10  ccm 

und  übergießt  damit  die  Glasplatten  (7  ccm  pro  Quadrat- 
dezimeter). 

An  Stelle  des  Kristallvioletts  kann  man  auch  Filter- 
blau benutzen,  und  zwar  muß  dieser  Farbstoff,  wie  die 
Absorptionskurven  zeigen,  in  der  Dichte  1,5  bis  4,0  an- 
gewendet werden. 

Das  Filter  mit  niederem  Violettgehalt  ist  noch  ziem- 
lich hell  ( h = 0,25  m),  liefert  aber  eine  nur  „brauchbare“ 
Beleuchtung,  fordert  somit  eine  ziemlich  vorsichtige  Be- 
handlung der  Platten,  während  das  Filter  mit  höherem 
Violettgehalt  eine  tief  dunkelrote  Farbe  zeigt  und  eine 
zwar  wenig  helle,  aber  sichere  Beleuchtung  ermöglicht. 

Statt  das  Filter  aus  einer  Rot-  und  Violettscheibe 
zu  bilden,  kann  man  auch  die  Farbstoffe  in  der  Gelatine 
mischen,  wobei  das  Echtrot  ganz  entfallen  kann,  da  sich, 


?6 


wie  die  Absorptionskurven  (Beilage  I)  zeigen,  Kristall- 
violett 0,4  mit  Tartrazin  sehr  gut  ergänzen,  wenn  man 
die  Dichte  des  letzteren  mit  etwa  5 wählt.  Echtrot  muß 
in  diesem  Falle  überhaupt  vermieden  werden,  da  es  mit 
Kristallviolett  einen  in  Wasser  unlöslichen  Niederschlag 
bildet. 

Als  Vorschrift  für  die  Farbgelatine  zur  Herstellung 
der  Dunkelrotfilter  ergibt  sich  daher: 

Gelätinelösung  8:100  . . . . 53  ccm, 

Tartrazinlösung  1:25 12  „ 

Kristallviolett -Kupferlösung  1:100  5 — 10  ccm. 

c)  Rotempfindliche  Platten  sind  gewöhnlich  bei 
einer  grünen  Dunkelkammerbeleuchtung  leichter  zu  be- 
handeln, doch  hängt  dabei  viel  von  den  Empfindlichkeits“ 
Verhältnissen  der  Platte  und  der  Geschicklichkeit  bei 
Handhabung  ab.  So  läßt  sich  z.  B.  die  Autochromplatte 
bei  einiger  Vorsicht  ganz  anstandslos  bei  einer  Lampe 
einlegen  und  entwickeln,  die  mit  der  oben  erwähnten 
Rotscheibe  — mit  höherem  Violettgehalt  — versehen  ist, 
während  diese  Beleuchtung  für  rotempfindliche  Bade- 
platten kaum  verwendbar  ist. 

2.  Grünfilter. 

a)  Grünfilter  sind  für  gewöhnliche  Platten  vielfach 
empfohlen  worden,  konnten  sich  aber  keinen  allgemeinen 
Eingang  verschaffen,  hauptsächlich  wohl  aus  dem  Grunde, 
weil  die  grüne  Dunkelkammerbeleuchtung  nur  von  geringer 
Helligkeit  sein  darf.  Allerdings  ist  die  optische  Hellig- 
keit der  grünen  Strahlen  etwa  zehnmal  so  groß  als  jene 
der  roten,  da  aber  die  photographische  Platte  für  die 
-ersteren  vielleicht  20  bis  30 mal  so  empfindlich  ist,  so 
darf  das  grüne  Licht  nur  1f2  bis  3/3  der  Helligkeit  des 
xoten  besitzen,  wenn  beide  gleich  unaktinisch  sein  sollen. 

Die  relativ  besten  Resultate  dürfte  noch  das  von 
_Dr.  E.  König  für  diese  Zwecke  empfohlene  Dunkelrot- 


77 


grün  (Seite  45)  ergeben,  da  dieser  Farbstoff  nebst  den 
grünen  auch  viele  rote  Strahlen  durchläßt,  wodurch  eine 
ziemlich  unaktinische  und  für  das  Auge  sehr  angenehme 
fahle,  gelbliche  Beleuchtung  entsteht. 

Zur  Herstellung  solcher  Schutzfilter  mischt  man 
Gelatinelösung  6:100.  . . . 60  ccm 

mit  Dunkelrotgrünlösung  6:100  . . 10  — 14  ccm 

und  überzieht  Glasplatten  mit  dieser  Farbgelatine  (7  ccm 
pro  Quadratdezimeter). 

Die  Schicht  mit  niederem  Farbstoffgehalt  liefert,  wie 
Seite  45  erwähnt,  eine  mattgelbliche,  für  gewöhnliche  Platten 
„brauchbare“  Beleuchtung  von  der  Helligkeit  h — 0,90  m. 
Dieses  Licht  ist  also  bedeutend  weniger  hell  als  das 
oben  unter  ia  erwähnte  Rotlicht,  und  doch  fordert  es 
eine  vorsichtigere  Behandlung  der  Platten. 

Soll  die  Beleuchtung  „sicher“  sein,  so  muß  man 
Filter  mit  dem  höheren  Farbstoffgehalt  wählen,  die  Licht 
von  orangeroter  Farbe  und  verhältnismäßig  recht  geringer 
Helligkeit  (h  = 0,3  m)  durchlassen. 

Die  Beleuchtung  mit  einem  Gemisch  von  roten  und 
grünen  Strahlen  bietet  also , abgesehen  von  der  aller- 
dings sehr  angenehmen  Farbe,  keinen  Vorteil,  hat  aber 
den  Nachteil,  daß  sie  für  orthochromatische  Platten  ganz 
ungeeignet  ist. 

b)  Für  diese  gelbgrünempfindlichen  Platten  ist 
überhaupt  keinerlei  Grünfilter  zu  empfehlen,  denn  dieses 
müßte  so  dicht  gewählt  werden  — etwa  Dunkelrot- 
grün 18  — , daß  eine  Kontrolle  bei  der  Entwicklung  ganz- 
ausgeschlossen  ist,  während  das  oben  erwähnte  verhältnis- 
mäßig helle  Rotfilter  ein  bequemes  und  sicheres  Arbeiten 
gestattet. 

c)  Für  rot  empfindliche  Platten  ist  dagegen,  wie 
schon  oben  erwähnt,  die  grüne  Beleuchtung  der  roten 
vorzuziehen,  und  zwar  hat  man  dabei  jene  grünen 
Strahlen  zu  benutzen,  für  welche  die  Platten  die  geringste 


?8 


Empfindlichkeit  besitzen.  Die  Photographie  des  Spektrums 
auf  solchen  Platten  zeigt  nämlich  stets  zwischen/^  und/" 
ein  Empfindlichkeitsminimum,  das  bei  gewissen  Sensibili- 
satoren sehr  deutlich  ausgebildet  ist,  und  die  zur  Beleuch- 
tung dienenden  Filter  sollen  daher  nur  diese  Strahlen- 
gattung durchlassen,  müssen  also  von  bläulichgrüner 
Farbe  sein.  Dieser  Bedingung  entsprechen,  wenn  man 
auch  die  Lichtbeständigkeit  der  Farbstoffe  berücksichtigt, 
Mischungen  von  Naphtholgrün  mit  Filterblau  am  besten. 

Bei  der  Pinazyanolplatte  ist  die  Grünempfindlichkeit 
so  gering,  daß  ihre  Verarbeitung  bei  einem  ziemlich 
hellen  Grünfilter  — Naphtholgrün  6 -\-  Filterblau  0,2  — 
anstandslos  erfolgen  kann. 

Um  das  Filter  herzustellen,  benutzt  man  zum  Über- 
ziehen der  Glasplatte  nachstehende  Farbgelatine: 

Gelatinelösung  8:100 120  ccm, 

Naphtholgrün 1 g, 

Filterblaulösung  1:100  . . . . 4 ccm. 

Die  so  erzielte  Dunkelkammerbeleuchtung  ist  ziemlich 
hell  (h  = 0,15  m)  und  für  die  erwähnte  Plattensorte  und 
ebenso  für  die  Autochromplatte  beinahe  sicher. 

Für  die  anderen  rotempfindlichen  Platten  ist  es  aber 
ausgeschlossen,  eine  genügend  unaktinische  Beleuchtung 
zu  ermitteln,  und  man  muß  solche  Platten  stets  mit 
äußerster  Vorsicht  behandeln. 

Ein  für  ihre  Verarbeitung  brauchbares  Grünfilter 
besteht  aus  Naphtholgrün  8,0  -j-  Filterblau  0,3,  das  man 
erhält,  wenn  man  in  der  oben  angegebenen  Vorschrift 
die  Gelatinelösung  auf  90  ccm  restringiert.  Die  Helligkeit 
der  mit  diesem  Filter  erzielten  Dunkelkammerbeleuchtung 
ist  allerdings  nur  sehr  gering  ( h — 0,05  m),  sie  ist  aber 
doch  etwas  günstiger,  wie  eine  ebenso  unaktinische  Rot- 
beleuchtung, die  man  mit  einem  Rotfilter  1 a,  kombiniert 
mit  einer  dunklen  Violett-  oder  Dunkelrotgrünscheibe, 
erzielen  kann. 


79 


Auch  das  Lumieresche  Viridinpapier,  das  als  Schutz- 
filter bei  der  Verarbeitung  der  Autochromplatten  empfohlen 
wurde,  liefert  keine  hellere  Beleuchtung,  die  aber  viel 
weniger  sicher  ist  und  in  dieser  Beziehung  kaum  dem 
Grünfilter  mit  niederem  Blaugehalt  entspricht. 

Man  findet  daher  mit  vier  Filtern  in  allen  Fällen 
das  Auslangen:  Ein  helles  Rotfilter  benutzt  man  für  ge- 
wöhnliche und  mit  einem  violetten  Ergänzungsfilter  für 
orthochromatische  Platten,  dann  benötigt  man  eine  helle 
Grünscheibe  für  die  Verarbeitung  von  Pinazyanol-  und 
Autochromplatten  und  ein  dunkles  Grünfilter  für  pan- 
chromatisch sensibilisierte  Badeplatten.  Eventuell  genügt 
auch  das  Violettrotfilter  für  gewöhnliche  und  orthochro- 
matische, und  das  dunkle  Grünfilter  für  alle  rotempfind- 
lichen Platten. 

Erfolgt  die  Beleuchtung  der  Dunkelkammer  durch 
Tageslicht,  so  ist  es  schwer,  bestimmte  Vorschriften 
für  die  notwendigen  Schutzfilter  anzugeben,  da  ja  das 
auf  das  Laboratoriumsfenster  fallende  Licht  sehr  verschieden 
sein  kann.  Im  allgemeinen  wird  man  sämtliche  Schutz- 
scheiben dunkler  zu  wählen  haben,  und  ein  allzu  grelles 
Licht  ist  überdies  mit  Mattscheiben  oder  mit  weißem 
Papier  entsprechend  zu  dämpfen. 

Für  gewöhnliche  Platten  benutzt  man  das  unter  i b, 
Seite  76,  angegebene  Dunkelrotfilter  mit  niederem  Violett- 
gehalt, und  für  orthochromatische  Platten  wird  dasselbe 
noch  mit  einem  Violettfilter  kombiniert. 

Für  Pinazyanol-  und  Autochromplatten  werden  die 
Grünfilter  nach  der  unter  2 c angegebenen  Vorschrift 
hergestellt,  nur  restringiert  man  die  Gelatinelösung  auf 
100  ccm  und  für  alle  anderen  rotempfindlichen  Bade- 
platten auf  80  ccm. 

Bei  der  Beleuchtung  der  Dunkelkammer  können  auch 
Flüssigkeitsfilter  benutzt  werden,  und  besonders  zu  em- 
pfehlen sind  in  dieser  Beziehung  die  von  Dr.  Stenger 


8o 


angegebenen  elektrischen  Lampen,  bei  welchen  die  Glüh- 
birne nicht  direkt  in  die  Flüssigkeit  taucht,  sondern  zu- 
nächst von  einem  Luftmantel  und  dann  von  der  mit  der 
Filterflüssigkeit  gefüllten  Glasglocke  umgeben  ist.  Da- 
durch wird  eine  übermäßige  Erhitzung  der  Flüssigkeit 
vermieden. 

Für  Bromsilberpapiere  und  Diapositivplatten  benutzt 
man  eine  Lösung  von  Natriumbichromat  1:5  in  Wasser,, 
für  Trockenplatten  wird  eine  Lösung,  bestehend  aus*: 

Wasser 1000  ccm, 

Kaliumdichromat 100  g, 

und  Säureviolett 0,2  g, 

empfohlen.  Der  letztgenannte  Farbstoff  kann  mit  der 
Lampe  bezogen  werden. 

Sollen  die  oben  angegebenen  Vorschriften  für  trockene 
Schutzfilter  für  Flüssigkeitsfilter  umgestaltet  werden,  so 
kann  das  in  folgender  Weise  geschehen: 

Das  unter  1 a angegebene  Rotfilter  läßt  sich  auf 
Grund  der  Seite  60  angestellten  Erwägungen  durch  eine 
Lösung  von 

15  g Echtrot  -f-  5 Tartrazin  in  10  Liter  Wasser 
ersetzen,  und  da  die  Dicke  der  Flüssigkeitsschicht  bei  der 
Stenger sehen  Lampe  2,5  cm  beträgt,  so  genügt  diese 
Farbstoffmenge  für  25  Liter  Flüssigkeit. 

Zur  Herstellung  der  Rotlösung  hat  man  daher 

Echtrotlösung  1:100 60  ccm 

und  Tartrazinlösung  1:100  . . . . 20  ,, 

mit  Wasser 900  ,, 

zu  mischen. 

Für  orthochromatische  Platten  benutzt  man  ent- 


sprechend der  Vorschrift  ib: 

Tartrazinlösung  1:100.  . . . 80  ccm, 

Kristallviolettlösung  1:100  . . 2 — 6 ccm 

mit  Wasser 900  ccm. 


8i 


Grünfilter:  Für  gewöhnliche  Platten  sind 
Dunkelrotgrünlösung  6 : ioo  . . 4 ccm 

mit  Wasser 1000  ,, 

zu  mischen,  und  für  Pinazyanol-,  Dizyanin-  und  Auto- 
chromplatten: 

Naphtholgrünlösung  1:100  . . 24  ccm, 

Filterblau  1 : 1000  .....  7 ,, 

mit  Wasser 1000  ,, 

Rotempfindliche  Badeplatten  fordern  ein  intensiveres 
Filter  und  daher  restringiert  man  den  Wassergehalt  auf 
750  ccm. 

3.  Kompensationsfilter.  * 

Die  Helligkeit,  mit  der  die  Farben  eines  Originals 
photographisch  abgebildet  werden,  hängt  von  der  Farben- 
empfindlichkeit der  Platte  ab , also  von  der  Wirkung, 
welche  die  verschieden  gefärbten  Strahlen  des  Spektrums 
auf  die  lichtempfindliche  Schicht  auszuüben  vermögen. 

In  dieser  Beziehung  sind  besonders  zwei  Fälle  der 
Farbenempfindlichkeit  von  praktischer  Bedeutung:  Ent- 
weder ist  die  Empfindlichkeit  der  Platte  proportional  der 
spezifischen  Helligkeit  der  Spektralfarben  oder  die  Platten- 
empfindlichkeit ist  für  alle  Strahlen  des  Normalspektrums 
die  gleiche.  Mit  einer  photographischen  Platte  von  der 
Farbenempfindlichkeit  der  ersteren  Art  — die  man  als 
„orthochromatische“  Platte  bezeichnet  — wird  das  Kolorit 
eines  Objektes  in  Grautöne  umgesetzt,  welche  die  den 
einzelnen  Farben  eigentümliche  Helligkeit  zeigen,  während 
die  zweite  Art  von  farbenempfindlichen  sogen,  isochro- 
matischen Platten  alle  Pigmente  beinahe  gleich  hell  ab- 
bildet, also  die  in  der  Schwarzphotographie  für  das  Kolorit 
charakteristischen  Kennzeichen  vernichtet. 

Außer  diesen  beiden  wohldefinierten  Systemen  der 
photographischen  Farbenumsetzung  ist  noch  eine  dritte, 
mehr  willkürliche  Abbildungsart  der  Farben  möglich,  die 

von  Hübl,  Di.e  photographischen  Lichtfilter.  6 


82 


darin  besteht,  daß  man  bestimmte  Farben,  ohne  Rücksicht 
auf  ihren  natürlichen  Tonwert,  deutlicher  hervorhebt,  sie 
also  auf  Kosten  der  anderen  besonders  betont. 

Da  es  nicht  möglich  ist,  den  photographischen  Platten 
die  gerade  notwendige  Empfindlichkeit  für  die  verschie- 
denen Strahlen  des  Spektrums  zu  erteilen,  so  müssen 
immer  Filter  benutzt  werden,  welche  die  Unvollkommen- 
heit der  Sensibilisierung  beseitigen.  Sollen  die  Farben 
des  Originals  in  ihrer  natürlichen  Helligkeit  abgebildet 
werden,  so  bezeichnet  man  das  zur  Verwendung  kommende 
Filter  als  ,, ton  richtig“ ; handelt  es  sich  um  eine  Platte 
mit  gleicher  Empfindlichkeit  für  alle  Farben  des  Spektrums, 
so  benutzt  man  ein  ,, Komplementärfilter “,  und  soll 
eine  Farbe  besonders  deutlich  hervorgehoben  werden,  so 
kommen  ,, Konti* astfilter“  zur  Verwendung. 

Alle  diese  Filter  tragen  die  Charakteristik  der  Kom- 
pensationsfilter, denn  sie  gleichen  die  Farbenempfindlich- 
keit der  Platte  nach  einem  gewissen  Gesetze  aus. 

Die  Gruppe  der  Kompensationsfilter  zerfällt  daher 
in  tonrichtige,  Komplementär-  und  Kontrastfilter. 

Sobald  es  sich  um  eine  systematische  Umsetzung 
von  Farben  in  Grautöne  handelt,  ist  jedoch  zu  beachten, 
daß  die  Eigentümlichkeiten  der  Farben,  besonders  der 
mehr  oder  minder  helle  Eindruck,  den  sie  hervorrufen, 
von  verschiedenen  Umständen  abhängt.  So  ist  die  Farbe 
der  Beleuchtung  von  großem  Einflüsse  auf  die  Helligkeit 
der  Pigmentfarben,  und  ein  Filter,  das  bei  Tageslicht  ein 
tonrichtiges  Bild  gibt,  vermag  bei  elektrischer  Beleuchtung 
dieser  Forderung  nicht  mehr  zu  entsprechen.  Aber  auch 
die  Schwankungen  in  der  Tageslichtfarbe  sind  viel  größer 
als  man  meist  annimmt  und  verursachen  daher  ganz  be- 
deutende Verschiebungen  in  der  Helligkeit  der  Farben. 

Weiter  hat  man  zu  berücksichtigen,  daß  auch  die 
Intensität  der  Beleuchtung  in  dieser  Beziehung  einen 
wesentlichen  Einfluß  ausübt.  Wählt  man  ein  Rot  und 


83 


Blau  derart,  daß  beide  bei  mittlerer  Beleuchtung  einen 
gleich  hellen  Eindruck  machen,  so  wird  bei  zunehmender 
Beleuchtungsintensität  das  Rot  heller  erscheinen,  und 
restringiert  man  die  Beleuchtungsintensität,  so  zeigt  das 
Blau  die  größere  Helligkeit.  Diese  Erscheinung  wird  als 
Purk  inj  esches  Phänomen  bezeichnet  und  macht  sich 
auch  bei  den  Spektralfarben  geltend.  In  einem  licht- 
starken Spektrum  erscheint  das  Gelbgrün  am  hellsten, 
verringert  man  aber  die  Lichtstärke,  etwa  durch  Ver- 
schmälerung des  Spalts,  so  rückt  das  Maximum  der 
Helligkeit  gegen  das  blaue  Ende  des  Spektrums  und  liegt 
dann  im  bläulichen  Grün. 

Die  tonrichtigen  und  Komplementärfilter  sind  daher 
von  der  Farbe  und  Intensität  der  Beleuchtung  abhängig, 
und  es  soll  hier  angenommen  werden,  daß  die  Filter  für 
weißes  Licht  (Sonnenlicht  oder  das  von  weißen  Wolken 
reflektierte  Licht)  und  für  die  Helligkeit  eines  guten 
Atelierlichtes  gelten  sollen. 

a)  Tonrichtige  Filter. 

Mit  Hilfe  eines  tonrichtigen  Filters  soll  das  Kolorit 
derart  in  Schwarz -Weißtöne  umgesetzt  werden,  daß  die 
im  Original  wahrnehmbaren  Helligkeitsunterschiede  der 
E'arben  in  gleichem  Maße  auch  im  photographischen  Bilde 
.zur  Darstellung  kommen. 

Diese  Art  der  Farbenabbildung  entspricht  in  der 
Praxis  gewöhnlich  am  besten,  nicht  nur  bei  der  Repro- 
duktion von  Gemälden,  sondern  auch  bei  der  Landschafts- 
photographie, obwohl  man  in  gewissen  Fällen,  die  später 
noch  erörtert  werden  sollen,  auch  zur  Verwendung 
anderer  Filter  gezwungen  ist. 

Da  wir  die  Helligkeit  der  Farben  nur  unsicher  ab- 
zuschätzen vermögen,  so  ist  die  Ermittlung  eines  ton- 
richtigen Filters  keineswegs  leicht,  und  wir  sind  aus  den 
mit  einem  Filter  erzielten  Resultaten  auch  gar  nicht  im- 

6* 


84 


stände,  zu  erkennen,  ob  dasselbe  den  gestellten  Forde- 
rungen tatsächlich  entspricht. 

Man  kann  z.  B.  mit  Sicherheit  behaupten,  daß  gelbes 
Licht  heller  als  blaues  erscheint,  schwieriger  ist  es  schon,, 
in  dieser  Beziehung  zwischen  Rot  und  Grün  zu  ent- 
scheiden, und  der  Aufgabe,  aus  einer  Reihe  grauer  Papiere 
jenes  auszuwählen,  das  ebenso  hell  wie  eine  bestimmte 
Farbe  erscheint,  stehen  wir  ratlos  gegenüber. 

Man  hat  daher  versucht,  auf  Grund  theoretischer  Er- 
wägungen jenes  Gelbfilter  zu  ermitteln,  das  den  Forde- 
rungen der  orthochromatischen  Photographie  am  besten 
entspricht,  das  also  die  Farben  des  Originals  einwandfrei 
in  richtige  photographische  Grautöne  umsetzt. 

So  war  man  bemüht,  dieses  Problem  auf  Grund  der 
bekannten  Helligkeitsverhältnisse  der  Spektralfarben  zu 
lösen,  und  Dr.  H.  Lehmann  hat  diesen  Weg  mit  Erfolg 
betreten,  um  eine  Kontrolle  und  Klassifikation  der  Z ei  fi- 
schen Gelbscheiben  zu  ermöglichen. 

Viel  bequemer  und  sicherer  läßt  sich  das  tonrichtige 
Filter  durch  Probeaufnahmen  von  Pigmentfarben  bestimmen.. 

P.  Pichier1)  benutzte  zu  diesem  Zwecke  eine  große 
Zahl  der  verschiedensten  Farben,  deren  gegenseitige 
Helligkeit  abgeschätzt  wurde,  und  suchte  dann  jenes- 
Filter,  welches  eine  mit  dieser  Schätzung  tunlichst  über- 
einstimmende Umsetzung  der  Farben  in  Grautöne  er- 
möglicht. Die  große  Zahl  der  Farben  schützt  gegen  grobe 
Fehler  bei  der  Schätzung,  weil  unrichtig  beurteilte  Farben 
aus  der  Reihenfolge  fallen,  als  Fehler  erkannt  und  weiter 
nicht  berücksichtigt  werden. 

Da  aber  auch  das  gegenseitige  Abschätzen  der  Farben- 
helligkeiten recht  unsicher  ist,  so  ist  es  besser,  für  den 
gedachten  Zweck  mit  Farbe  überzogene  Papiere  zu  ver- 
wenden, deren  Helligkeit  man  im  Vergleiche  mit  der 


) „Der  Amateur“  1908. 


85 


Helligkeit  des  weißen  Papiers  zahlenmäßig  festgestellt 
hat.  Zur  Abstimmung  des  Filters  genügen  dann  vier 
bis  sechs  ungefähr  symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende 
Farben.  Man  kombiniert  sie  mit  grauen  Papieren  von 
gleicher  Helligkeit  und  hat  dann  das  Filter  so  zu  wählen, 
-daß  die  farbigen  mit  den  zugehörigen  grauen  Flächen 
gleich  hell  abgebildet  werden. 

Die  Helligkeit  gefärbter  Papiere  läßt  sich  einfach  und 
.ziemlich  sicher  nach  einer  von  Abney1)  angegebenen 
Methode  ermitteln,  der  die  Erfahrung  zugrunde  liegt,  daß 
bei  stark  herabgesetzter  Beleuchtung  alle  farbigen  Objekte 
farblos  erscheinen  und  dann  leicht  mit  grauen  Tönen 
vergleichbar  sind. 

Dabei  ist  jedoch  zu  berücksichtigen,  daß,  wie  oben 
erwähnt,  die  Helligkeit  farbiger  Lichter  von  ihrer  Inten- 
sität abhängt  und  daß  sich  nur  gelbgrünes  Licht  in  dieser 
.Beziehung  gleich  dem  weißen  verhält.  Daraus  folgt,  daß 
die  bei  herabgesetzter  Beleuchtung  ermittelte  Helligkeit 
nur  bei  gelbgrünen  Papieren  — und  sehr  angenähert 
auch  bei  gelben  und  grünen  — für  die  normalen  Be- 
leuchtungsverhältnisse gilt  und  daß  dieses  Hilfsmittel  bei 
roten  und  blauen  Tönen  nicht  anwendbar  ist. 

Es  genügt  aber  auch  vollkommen,  wenn  man  die 
Helligkeit  eines  gelben  und  grünen  Papieres  kennt,  weil 
man  dann  am  Farbenkreisel  Relationen  mit  allen  anderen 
Farben  aufstellen  und  aus  diesen  ihre  Helligkeiten  be- 
rechnen kann. 

In  dieser  Weise2)  wurden  die  Helligkeiten  von  sechs 
farbigen  Papieren  ermittelt,  die  sich,  wenn  man  die 
Helligkeit  des  weißen  Papieres  mit  ioo  annimmt,  durch 
folgende  Zahlen  ausdrücken  lassen: 

1)  Eder,  Handbuch  der  Photographie  1902,  Bd.  3,  S.  283. 

2)  Das  Verfahren  ist  in  den  „Wiener  Mitteilungen“  1909, 
•S.  359,  eingehend  beschrieben. 


86 


Weiß 

100 

Gelb  . . . . 

51 

Zinnoberrot 

23 

Orange  . 

45 

Purpur  . 

1 1 

Gelbgrün 

4i 

Ultramarinblau 

7 

Weiter  wurden 

sechs 

graue  Papiere  — 

aus 

schieden  dunkel  kopierten  Platinpapieren  — von  eben 
solcher  Helligkeit  ausgewählt,  was  bei  Benutzung  des. 
Farbenkreisels  keine  Schwierigkeiten  bietet,  und  mit  den. 
farbigen  zu  einer  Farbentafel  vereint,  deren  photogra- 
phische Abbildung  aus  Fig.  15  ersichtlich  ist.  Sie  zeigt. 


sechs  Felder,  welche  aus  je  einem  Ausschnitt  eines 
farbigen  Papiers  bestehen,  der  von  einem  größeren  grauen 
Rechteck  von  gleicher  Helligkeit  umgeben  ist. 

Soll  die  photographische  Platte  irgendein  Objekt 
helligkeitswahr,  also  tonrichtig,  abbilden,  so  muß  sie  diese 
Tafel  so  wiedergeben,  daß  sich  die  farbigen  Flächen  von 
den  sie  umgebenden  grauen  nicht  unterscheiden. 

Da  die  aus  der  Fig.  15  ersichtliche  Reproduktion 
der  Farbentafel  mit  einer  guten  orthochromatischen  Platte 
(Kolorplatte)  erfolgte,  und  die  Farben  trotzdem  ganz: 
verschieden  von  den  zugehörigen  Grautönen  abgebildet 
wurden,  so  ist  es  klar,  daß  solche  Platten  ohne  Filter 


8? 


auch  nicht  annähernd  den  Forderungen  einer  tonrichtigen 
Photographie  zu  entsprechen  vermögen. 

Um  den  gewünschten  Ausgleich  der  Farbentafeltöne 
herbeizuführen,  muß  ein  Gelbfilter  benutzt  werden,  und 
der  Versuch  lehrt,  daß  in  dieser  Beziehung  eine  Lösung 
von  Filtergelb  i : 2000  in  einer  1 cm  weiten  Küvette, 
also  eine  Farbstoffschicht  von  der  Dichte  5,0,  am  besten 
entspricht. 

Man  erhält  dann  die  aus  Fig.  16  ersichtliche  Ab- 
bildung der  Farbentafel,  in  welcher  Blau,  Grün  und  Gelb 


Fig.  16. 

in  fast  richtiger  Helligkeit  abgebildet  sind.  Auch  Orange 
wird  beinahe  hell  genug  wiedergegeben,  so  daß  nur  die 
ausgesprochen  roten  und  purpurroten  Farben  viel  zu 
dunkel  erscheinen. 

Allerdings  ist  auch  die  Abbildung  von  Blau  und 
Grün  nicht  ganz  tadellos,  denn  das  Helligkeitsverhältnis 
der  diesen  Farben  entsprechenden  Töne  ist  zwar  richtig, 
beide  sind  aber  heller  als  ihre  Umgebung.  Dieser  Mangel 
läßt  sich  zwar  durch  einen  Rotzusatz  zum  Filter  leicht 
beseitigen,  dadurch  wird  aber  die  notwendige  Expositions- 
zeit sehr  bedeutend  verlängert  und  doch  kein  merkbarer 
praktischer  Erfolg  erzielt. 


88 


Eine  zu  weitgehende  Sorgfalt  bei  der  Abstimmung 
des  Filters  hat  nämlich  gar  keinen  Zweck,  denn  die  Ab- 
bildung der  Farben  wird  auch  durch  die  Beschaffenheit 
des  Objektes,  durch  die  Expositionszeit  und  durch  die 
verschiedene,  oft  wechselnde  Farbe  der  Beleuchtung  be- 
einflußt, hängt  also  zum  Teile  von  Verhältnissen  ab,  die 
ganz  außer  dem  Bereiche  unserer  Wirkungssphäre  liegen. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Verhältnisse  und  auf  den 
Umstand,  daß  die  oben  erwähnten,  ausgesprochen  roten 
Farben  in  der  Fandschaft  gar  nicht  Vorkommen,  müssen 
die  mit  einer  nur  für  Gelbgrün  sensibilisierten  Platte 
und  dem  obigen  Gelbfilter  erzielten  Landschaftsaufnahmen 
wenigstens  vom  praktischen  Standpunkte  aus  als  „ton- 
richtig“  betrachtet  werden. 

An  Stelle  des  Flüssigkeitsfilters  kann  man  auch  ein 
Trockenfilter  herstellen,  indem  man 

Gelatinelösung  8:100 530cm 

mit  Filtergelblösung  1:50 17  ,, 

mischt,  mit  dieser  Flüssigkeit  dünne  Spiegelglasplatten 
überzieht  und  trocknen  läßt.  Auf  jedes  Quadratdezimeter 
Glasfläche  sind  7 ccm  der  Farbgelatine  aufzugießen. 

Die  Farbstoff  dichte  dieses  Filters  beträgt  3,4  und  ist 
daher  viel  geringer  als  jene  des  Flüssigkeitsfilters.  Tat- 
sächlich sind  aber  die  Absorptionsverhältnisse  beider 
Filter  aus  den  schon  wiederholt  besprochenen  Gründen 
die  gleichen. 

Da  das  Filter  durch  Versuche  mit  einer  Kolorplatte 
ermittelt  wurde,  so  gilt  es  eigentlich  auch  nur  für  diese 
Plattensorte.  Der  Versuch  lehrt  aber,  daß  auch  alle 
anderen  käuflichen  orthochromatischen  Platten  mit  diesem 
Filter  fast  ebenso  tonrichtige  Abbildungen  liefern,  daß 
also  das  Filter  beinahe  unabhängig  von  der  Sensibili- 
sierung der  Platte  ist.  Nur  bezüglich  der  Expositionszeit 
machen  sich  sehr  bedeutende  Unterschiede  bemerkbar; 
so  wird  z.  B.  die  Belichtungszeit  für  eine  Kolorplatte 


89 


•durch  das  Filter  auf  das  Dreifache  verlängert,  während 
'die  orthochromatische  Lumiereplatte  — wegen  ihrer  ge- 
ringen Gelbgrünempfindlichkeit  — ■ eine  Erhöhung  der 
Expositionszeit  auf  das  Zwölffache  fordert.  Das  Resultat 
ist  aber  in  beiden  Fällen  fast  das  gleiche,  es  wird  nämlich 
das  Blau  sehr  dunkel  und  das  Gelb  sehr  hell  abgebildet, 
und  das  genügt  für  die  Praxis  vollkommen. 

Wirklich  tonrichtige  Aufnahmen  lassen  sich  aber  nur 
mit  Platten  erzielen,  welche  nicht  nur  für  Grün,  sondern 


Fig.  17. 


auch  für  Rot  sensibilisiert  sind,  wobei  die  Filter  nebst 
einem  gelben  auch  einen  roten  oder  blauen  Farbstoff 
enthalten  müssen.  Solche  Platten  sind  z.  B.  die  Pina- 
verdol- Badeplatten,  die  mit  einem  Orangefilter  die  aus 
Fig.  17  ersichtliche  vollkommen  tonrichtige  Aufnahme  der 
Farbentafel  liefert. 

Das  Filter  wurde  durch  Überziehen  von  Glasplatten 
mit  nachstehender  Gelatinelösung  hergestellt: 

Gelatinelösung  1:10 50  ccm, 

Filtergelblösung  1:50 25  „ 

Echtrot  D-  Lösung  1:500  . . . . 14  „ 

Pro  Quadratdezimeter  Glasfläche  sind  7 ccm  der 
Farbgelatine  aufzugießen.  Das  Filter  verlängert  die  Be- 


90 


lichtungszeit  auf  etwa  das  Fünffache.  Das  ganz  gleiche 
Resultat  liefert  auch  die  käufliche  Pinazyanol- Badeplatte 
mit  einem  Grünfilter,  das  man  durch  Überziehen  von 
Glasplatten  nachstehender  Farbgelatine  (7  ccm  pro  Quadrat- 
dezimeter) erhält: 

Gelatinelösung  1:10 50  ccm, 

Filtergelblösung  1:50 25  „ 

Patentblaulösung  1:1000  ....  8 „ 

Beide  Filter  enthalten  fast  die  gleiche  Menge  Filter- 
gelb, etwa  4,6  g pro  Quadratmeter,  bei  der  Pinaverdol- 
platte  muß  noch  Echtrot  0,25  zugesetzt  werden,  um  die 
übermäßige  Grünempfindlichkeit  zu  dämpfen,  während 
das  Filter  der  Pinazyanolplatte  Patentblau  0,08  enthält, 
um  die  Wirksamkeit  der  roten  Strahlen  herabzusetzen. 
Diese  Platte  besitzt  bekanntlich  eine  nur  sehr  geringe 
Grünempfindlichkeit  und  das  Filter  verlängert  aus  diesem 
Grunde  die  Belichtungsdauer  auf  das  . Zehnfache. 

Die  Pinaverdolplatte  ist  daher  der  Pinazyanolplatte 
überlegen  und  die  relativ  geringe  Rotempfindlichkeit  der 
ersteren  ist  völlig  ausreichend,  um  alle  roten  Farben 
helligkeitswahr  abzubilden. 

So  bietet  uns  die  Farbentafel  ein  sicheres  und  ein- 
faches Mittel,  um  zu  jeder  beliebigen  Platte  das  tonrichtige 
Filter  zu  ermitteln,  oder,  wenn  ein  solches  wegen  der 
unvollkommenen  Sensibilisierung  der  Platte  nicht  existiert,, 
doch  jenes  Filter  aufzusuchen,  das  eine  tunlichst  hellig- 
keitswahre Aufnahme  ermöglicht. 

An  Stelle  dieser  allerdings  sehr  charakteristischen,, 
jedoch  schwierig  herstellbaren  Farbentafel  kann  man  auch 
eine  aus  weniger  Farben  und  ohne  grauen  Tönen  be- 
stehende Zusammenstellung  benutzen,  wenn  man  eine 
tonrichtige  iYbbildung  derselben  kennt. 

Die  Beilage  II  a zeigt  eine  solche  Tafel  und  ihre 
photographische  Reproduktion  mit  helligkeitswahrer  Um- 
setzung der  Farben.  Soll  zu  einer  gegebenen  Platte  das. 


9i 


tonrichtige  Filter  gefunden  werden,  so  photographiert 
man  die  Tafel  unter  Vorschaltung  verschiedener  Filter, 
bis  eine  der  beigegebenen  Reproduktion  tunlichst  ähn- 
liche Abbildung  der  Farben  erzielt  wird. 

Bei  sogen,  orthochromatischen,  also  nur  für  Gelb- 
grün sensibilisierten  Platten  kann  selbstverständlich  nur 
das  Helligkeitsverhältnis  bei  der  Abbildung  von  Gelb 
und  Blau  berücksichtigt  werden. 

Mit  Hilfe  dieser  Tafel  läßt  sich  auch  unter  mehreren 
vorhandenen  Filtern  leicht  jenes  auswählen,  das  den 
Forderungen  der  orthochromatischen  Photographie  am 
besten  entspricht. 

b)  Komplementärfilter. 

Photographische  Platten,  welche  für  alle  Spektral- 
strahlen eine  gewisse,  wenn  auch  nicht  gleiche  Empfind- 
lichkeit besitzen,  werden  als  „panchromatisch“  bezeichnet^ 
und  durch  passend  gewählte  Filter  läßt  sich  ihre  Empfind- 
lichkeit derart  ausgleichen,  daß  alle  Strahlen  des  Normal- 
spektrums gleich  wirksam  sind,  daß  also  die  Platte  „iso- 
chromatisch“ wird. 

Das  diesem  Zwecke  dienende  Filter  muß  die  Strahlen 
des  Spektrums  proportional  ihrer  Wirksamkeit  schwächen, 
sein  Absorptionsband  wird  somit  ähnlich  der  Schwärzung 
sein,  welche  bei  der  Photographie  des  Normalspektrums 
auf  der  Platte  entsteht.  Die  vom  Filter  durchgelassenen 
Strahlen,  also  die  Farbe  des  Filters,  ist  daher  spektro- 
skopisch komplementär  zu  der  Farbe  des  photographisch 
wirksamen  Lichtes,  und  aus  diesem  Grunde  können  solche 
Filter  als  „Komplementärfilter“  bezeichnet  werden. 

Es  ist  zunächst  von  Interesse,  die  Frage  zu  ent- 
scheiden, wie  sich  eine  solche  isochromatisch  gemachte 
Platte  bei  der  Photographie  farbiger  Objekte  verhält. 

Selbstverständlich  werden  schwärzliche  Farben  dunkler 
abgebildet  als  reine,  und  diese  müssen  in  der  Photographie 


92 


-wieder  dunkler  als  Weiß  erscheinen,  denn  das  weiße 
Objekt  reflektiert  mehr  Strahlen  als  das  farbige.  Aber 
auch  eine  gleich  helle  Abbildung  aller  Farben  — auch 
wenn  man  nur  die  reinen  und  gesättigten  Töne  in  Betracht 
zieht  — ist  nicht  möglich,  denn  gewisse  Farben,  z.  B. 
Gelb,  reflektieren  zwei  Drittel  des  Spektrums,  nämlich  die 
ganze  rote  und  grüne  Zone,  während  die  ebenso  rein  er- 
scheinenden roten,  grünen  und  blauen  Pigmente  nur  mit 
den  Strahlen  einer  Zone  des  Spektrums  wirksam  sind. 

Die  isochromatische  Platte  vermag  also  keineswegs 
ein  farbiges  Objekt  so  abzubilden,  als  ob  es  monochrom 
wäre,  sie  bringt  neben  den  Schatten  und  dem  Schwarz- 
gehalt der  Farben  auch  diese  dunkler  als  Weiß,  und  bildet 
die  roten,  grünen  und  blauen  Töne  doppelt  so  dunkel 
.ab,  als  gelbe,  purpurrote  und  blaugrüne  Objekte. 

Man  benutzt  die  isochromatische  Platte,  um  beim 
Vierfarbendruck  den  Schwarzgehalt  aus  dem  Kolorit  eines 
'Objektes  photographisch  zu  isolieren;  wie  ersichtlich,  ist 
das  aber  nur  sehr  unvollkommen  möglich,  und  das  Problem 
läßt  sich  auch  mit  keiner  anderen  Platte  lösen. 

Von  großer  Bedeutung  ist  die  isochromatische  Platte 
bei  den  verschiedenen  Methoden  der  Dreifarbenphoto- 
graphie, bei  welchen  die  von  den  drei  Filtern  durch- 
gelassenen Strahlen  zur  vollen  Wirkung  auf  die  photo- 
graphische Platte  kommen  müssen,  was  offenbar  nur 
möglich  ist,  wenn  diese  für  alle  Strahlen  des  Spektrums 
gleichmäßig  empfindlich  ist.  Insbesondere  sind  bei  der  Auto- 
chromplatte und  den  sonstigen  Dreifarbenrasterplatten  iso- 
chromatisch gemachte  Schichten  erforderlich,  und  die  bei 
diesen  Verfahren  benutzten  rötlichen  Gelbscheiben  be- 
wirken den  Empfindlichkeitsausgleich  der  panchromatischen 
Emulsion,  spielen  also  die  Rolle  eines  Komplementärfilters. 

Die  Ermittlung  eines  solchen  Filters,  dessen  Be- 
schaffenheit selbstverständlich  von  der  Farbenempfindlich- 
Eeit  der  panchromatischen  Platte  abhängt,  kann  mit  Hilfe 


93 


des  Spektrographen  erfolgen,  indem  man  jenes  Filtern 
sucht,  mit  welchem  das  Normalspektrum  als  gleichmäßig- 
gedeckter  Streifen  abgebildet  wird. 

Dieser  Vorgang  ist  aber  ziemlich  unsicher,  denn  im 
Spektrographen  und  in  der  Kamera  herrschen  total  ver- 
schiedene Lichtverhältnisse,  und  die  Gleichmäßigkeit  des. 
photographierten  Spektralbandes  hängt  auch  wesentlich, 
von  der  Belichtungsdauer  ab. 

Ungleich  sicherer  läßt  sich  das  Filter  mit  der  schon 
erwähnten  Farbentafel  — Beilage  II  a — bestimmen.  Die 
drei  Farben  Rot,  Grün  und  Blau  sind  von  gleicher  Reinheit^ 
gleich  gesättigt  und  überdies  so  gewählt,  daß  jede  derselben 
ein  Drittel  des  Spektrums  reflektiert,  sie  müssen  daher  von 
einer  isochromatischen  Platte  gleich  hell  abgebildet  werden ; ; 
das  Gelb  dagegen  reflektiert  das  ganze  spektrale  Rot  und 
Grün,  also  die  zwei  Drittel  des  Spektrums  umfassenden 
Strahlen,  und  muß  daher  doppelt  so  hell  erscheinen. 

Daß  die  Farben  in  der  Tafel  tatsächlich  diesen  Be- 
dingungen entsprechen,  beweist  unter  anderem  auch  die 
Untersuchung  ihres  Bildes  auf  einer  Autochromplatte. 
Diese  Platte  ermöglicht  bekanntlich  eine  überraschend 
gute  photographische  Wiedergabe  aller  Pigmentfarben r 
und  wir  müssen  daher  annehmen,  daß  alle  hierfür  maß- 
gebenden Faktoren  sehr  passend  gewählt  wurden.  Die 
photographische  Schicht  muß  somit  durch  das  Gelbfilter 
auch  tadellos  isochromatisch  gemacht  werden,  und  daher 
besitzen  wir  in  der  Autochromplatte  ein  verläßliches 
Mittel,  um  die  Abbildung  verschiedener  Farben  auf  einer 
isochromatischen  Schicht  kennen  zu  lernen. 

Der  Versuch  zeigt,  daß  das  auf  der  Autochromplatte 
entstehende  Schwarzbild  der  Farbentafel  auch  beinahe 
vollkommen  die  früher  erwähnte  Beschaffenheit  besitzt, 
und  daß  also  auch  umgekehrt  eine  Platte  als  iso- 
chromatisch zu  betrachten  ist,  wenn  sie  die  Farbentafel 
in  dieser  Weise  abbildet. 


94 


Um  zu  einer  panchromatischen  Platte  das  zugehörige 
Komplementärfilter  zu  ermitteln,  hat  man  daher  durch 
Versuche  jenes  Filter  zu  suchen,  mit  welchem  bei  richtiger 
Exposition  das  Rot,  Grün  und  Blau  der  Farbentafel 
gleich  hell,  also  in  der  aus  Beilage  II  a ersichtlichen  Weise, 
abgebildet  werden.  Dabei  hat  man  für  eine  weiße  Be- 
leuchtung zu  sorgen,  also  entweder  direktes  oder  durch 
eine  Mattscheibe  gedämpftes  Sonnenlicht  oder  das  von 
weißen  Wolken  reflektierte  Licht  zu  benutzen. 

Selbstverständlich  läßt  sich  eine  solche  Abbildung 
der  Farben  nur  mit  einer  panchromatisch  sensibilisierten 
Platte  erzielen,  und  der  Versuch  zeigte,  daß  zu  diesem 
Zwecke  für  eine  Orthochrom -Badeplatte  nachstehendes 


Flüssigkeitsfilter  erforderlich  ist: 

Filtergelblösung  1:500 5 ccm, 

Echtrotlösung  1 : 500 4 „ 

Wasser 91 


Das  Komplementärfilter  für  eine  Pinaverdolplatte  von 
Westendorp  & Wehner  besteht  aus: 

Filtergelblösung  1:500 10  ccm, 

Echtrotlösung  1 : 500 6 „ 

Wasser 84  „ 


c)  Kontrastfilter. 

Wenn  man  bei  der  Photographie  eines  farbigen  Ob- 
jektes eine  Farbe  besonders  deutlich  hervorheben  will, 
so  benutzt  man  ein  zu  dieser  Farbe  komplementäres 
Filter,  das  aber  so  beschaffen  sein  muß,  daß  auch  die 
andersfarbigen  Teile  des  Originals,  allerdings  unter- 
geordnet, aber  doch  mit  allen  Details  abgebildet  werden. 

Solche  Filter  werden  vielfach  bei  der  Photographie 
von  mikroskopischen  Präparaten  verwendet,  deren  Details 
durch  Behandlung  mit  verschiedenen  Farbstofflösungen 
deutlicher  sichtbar  gemacht  wurden. 


95 


Für  die  Herstellung  dieser  Kontrastfilter  lassen 
sich  kaum  bestimmte  Vorschriften  aufstellen;  man 
kann  nur  im  allgemeinen  sagen,  daß  dasselbe  jene 
Farbe  absorbieren  muß,  die  dunkel  erscheinen  soll, 
und  daß  man  die  Farbe  des  Filters  um  so  intensiver 
zu  wählen  hat,  je  zarter  und  dünner  die  Färbung  des 
Präparates  ist. 

Bei  blau  oder  violett  gefärbten  Objekten  verwendet 
man  eine  Filtergelbschicht  oder  ein  Grünfilter  und  selbst- 
verständlich orthochromatische  Platten,  und  unter  gleichen 
Verhältnissen  sind  auch  Präparate  zu  photographieren, 
die  mit  Karminlösungen  gefärbt  wurden.  Hat  man  aber 
Blau  oder  Blaugrün  als  Gegenfärbung  benutzt,  so  kann 
zuweilen  die  gewünschte  Differenzierung  der  Farbe  durch 
ein  sehr  helles  Gelbfilter  erzielt  werden,  in  anderen  Fällen 
wird  es  besser  sein,  eine  rotempfindliche  Platte  mit  einem 
Orangefilter  zu  benutzen,  also  das  Blau  dunkler  abzu- 
bilden als  das  Rot.  Man  hat  eben  immer  zu  überlegen, 
welche  Farben  hell  und  welche  dunkel  erscheinen  sollen, 
damit  die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  des  Ob- 
jektes am  besten  gewahrt  werden,  und  diesen  Erwägungen 
entsprechend  wählt  man  dann  das  Filter. 

Ein  Beispiel  für  die  Aufnahme  mit  einem  Kontrast- 
filter zeigt  die  Photographie  der  Farbentafel  auf  Bei- 
lage II  a.  Es  wurde  eine  mit  Pinazyanol  sensibilisierte 
Platte  und  ein  Rhodaminfilter  4,0  benutzt,  das  nur  die 
grüne  Zone  des  Spektrums  absorbiert,  alle  roten  und 
blauen  Strahlen  aber  fast  ungehindert  passieren  läßt. 
Das  grüne  Feld  erscheint  daher  in  der  Reproduktion 
dunkel,  während  alle  anderen  Farben  wirksam  waren 
und  daher  hell  abgebildet  werden. 

Gelbscheiben  bei  der  Gemälde-  und  Landschafts- 
photographie. In  die  Gruppe  der  Kontrastfilter  gehören 
auch  gewisse  bei  der  Reproduktions-  und  Landschafts- 
photographie gebräuchliche  Gelbscheiben. 


96 


Bei  solchen  Aufnahmen  wird  zwar  in  der  Regel  das- 
tonrichtige  Filter  am  besten  entsprechen,  zuweilen  ist  es. 
aber  doch  geboten,  ein  Filter  von  anderer  Beschaffen- 
heit zu  wählen. 

So  erscheinen  uns  z.  B.  die  reinen  Farben  auf  grauem 
Grunde  lichter  und  leuchtender,  als  sie  tatsächlich  sind,, 
denn  ein  gewisses  Etwas,  ein  eigentümlicher  Glanz  ver- 
mehrt ihre  Helligkeit,  und  der  zinnoberrote  Feuerschein 
in  einem  Bild,  das  irgendeine  nächtliche  Szenerie  dar- 
stellt, leuchtet  derart,  daß  man  ihn  unbedingt  heller 
wiedergeben  muß,  als  es  sonst  der  Zinnober  verlangt. 

Dann  hält  die  Farbe  in  einem  Gemälde  auch  Gleich- 
artiges zusammen  und  trennt  nebeneinanderliegende  ver- 
schiedene Objekte.  Besitzen  nun  die  Farben  fast  gleiche 
Helligkeit,  so  wird  die  mit  dem  tonrichtigen  Filter  er- 
zielte Schwarzreproduktion  unklar  und  verworren.  Solche 
mit  Farben  von  fast  gleicher  Helligkeit  gemalte  Bilder 
sind  schwierig  zu  reproduzieren  und  müssen  mit  Kontrast- 
filtern photographiert  werden. 

Bei  der  Landschaftsphotographie  zwingt  uns  wieder 
die  Rücksicht  auf  eine  passende  Abbildung  des  Himmels 
oft  zur  Verwendung  besonderer  Filter.  Soll  das  weißlich- 
blaue Firmament  einer  grünen  Landschaft  hellgrau  er- 
scheinen, so  ist  dazu  eine  sehr  dunkle  Gelbscheibe  not- 
wendig, während  der  tiefblaue  Himmel  im  Hochgebirge 
wieder  ein  lichtes  Filter  fordert,  um  einen  neben  den 
weißen  Schnee-  und  Felspartien  schwer  und  bleigrau  er- 
scheinenden Ton  zu  vermeiden. 

In  diesem  Falle  wird  vielleicht  das  tonrichtige  Filter 
schon  zu  dunkel  sein  und  man  wird  zur  Verwendung, 
einer  abnorm  lichten  Gelbscheibe  gezwungen. 

Sehr  lichte  Filter  wird  man  auch  benutzen,  wenn, 
man  bei  Momentaufnahmen  die  falsche  Abbildung  der 
Farben  etwas  verbessern  will,  wenn  man  also  z.  B.  bei 


97 


Aufnahmen  im  Hochgebirge  den  Himmel  deutlich  dunkler 
als  den  Schnee  erhalten  will,  und  auch  bei  Kostümauf- 
nahmen im  Atelier  wird  man  sich  mit  einer  hellen  Gelb- 
scheibe begnügen,  um  die  übermäßig  lange  Exposition 
mit  dem  tonrichtigen  Filter  zu  vermeiden. 

Sehr  dunkle  Kontrastfilter  sind  dagegen  notwendig, 
wenn  man  bei  Landschaftsaufnahmen  den  bläulichen  Luft- 
schleier ganz  beseitigen  will,  wenn  man  also  eine  tun- 
lichst klare  Abbildung  der  Ferne  anstrebt.  Solche  Bilder 
ohne  jede  Luftperspektive  werden  besonders  für  tech- 
nische Zwecke,  so  z.  B.  ßei  der  photogrammetrischen  Ge- 
ländeaufnahme, gefordert. 


Farbstoff 

Dichte 

F 

Farbe 

Ver- 

längerung 

der 

Exposition 

Charakteristik  und  Verwendung 
des  Filters  bei 

a 

b 

Platte  a 

Platte  b 

1 

13 

bß 

jy 

°,5 

0 

o 

H 

o 

o 

UO 

Sehr  helles 

Gelbfilter 

Kaum  merkbar 

2 

Gelb 

heller  als  Blau. 
Für  Moment- 
aufnahmen und 
für  Porträts  im 
Atelier. 

Kein 

wesentlicher 
Unterschied 
von  einer 
Aufnahme 
ohne  Filter. 

1,0  — 2,0 

o 

U o 

0 o 

n 

1 H 
0 

Mittleres 

2 

6 — 8 

Gelb  bedeutend 
heller  als  Blau. 
Für  Hochgebi 
mit  tiefblauen 
Kostüm 

Gelb  gleich  Blau 
mit  Filter  1,0. 
rgsaufnahmen 
1 Himmel  und 
Studien. 

3,4 

M O 

ü y? 

t>  H 

Starkes 

3 

12 

Tonrichtiges  Filter  (Seite  83). 

Normalfilter  für  Gemälde- 
reproduktion und  Landschafts- 
aufnahmen. 

*N 

3,o 

8> 

O 

o 

rO 

Mittleres 

Orangefilter 

4 

!5 

Dunkles  Kontrastfilter. 

Blau  wie  Schwarz,  Gelb 
wie  Weiß,  Zinnober  heller  als 
Schwarz. 

Bei  Landschaften  mit  blaßblauem 
Himmel,  Gemälden,  in  welchen 
helles  Blau  dominiert,  und  für 
Fernaufnahmen  ohne  Luftper- 
spektive. 

von  Hübl,  Die  photographischen  Lichtfilter. 


/ 


98 


Die  Wirkungsweise  der  Filter  hängt  selbstverständ- 
lich wesentlich  von  der  Farbenempfindlichkeit  der  Platte 
ab,  und  man  muß  in  dieser  Beziehung  zwei  Sorten  ortho- 
chromatischer Platten  unterscheiden: 

a)  Solche,  die  schon  ohne  Filter  Blau  und  Gelb  fast 

gleich  hell  abbilden,  und  diese  Farbenempfind- 
lichkeit besitzt  z.  B.  die  Colorplatte. 

b)  Platten,  die,  wie  die  orthochromatische  Lumiere- 

Platte,  eine  so  geringe  Gelbgrünempfindlichkeit 
besitzen , daß  diese  bei  Aufnahmen  ohne  Filter 
kaum  bemerkbar  ist. 

Aus  vorstehender  Zusammenstellung  sind  die  Farb- 
stoffdichten und  die  mit  diesen  im  Zusammenhänge 
stehenden  Eigentümlichkeiten  verschiedener  Gelbfilter  zu 
entnehmen.  Für  die  Herstellung  derselben  mischt  man 
die  unter  F angegebene  Menge  der  Farbstofflösung  mit 
so  viel  sechs-  bis  achtprozentiger  Gelatinelösung,  daß 
70  ccm  resultieren,  und  überzieht  mit  dieser  Farbstoff- 
gelatine Glasplatten  in  der  bekannten  Weise  (7  ccm  pro 
Quadratdezimeter). 

4.  Selektionsfilter. 

Als  Grundlage  der  Dreifarbenphotographie  betrachtet 
man  gewöhnlich  die  Young-Helmholtzsche  Theorie 
des  Farbensehens,  und,  gestützt  auf  diese,  stellt  man  an 
die  drei,  zur  photographischen  Farbenzerlegung  dienenden 
Platten  die  Forderung,  daß  ihre  spektralen  Empfindlich- 
keitskurven den  gleichen  Verlauf  zeigen,  wie  die  drei 
Elementarempfindlichkeitskurven  unseres  Auges.  Kommen 
isochromatisch  ausgeglichene  Platten  zur  Verwendung,  so 
müssen  die  Filter  die  Strahlen  des  Spektrums  in  den 
diesen  Kurven  entsprechenden  Intensitäts  Verhältnissen 
durchlassen. 

Diese  Grundsätze  sind  aber  ohne  jede  Bedeutung 
für  die  Praxis  der  Dreifarbenphotographie,  denn  einer- 


99 


seits  lassen  sie  uns  über  die  Beschaffenheit  der  drei 
Grundfarben  im  unklaren  und  andererseits  sind  er- 
fahrungsgemäß die  den  erwähnten  Kurven  entsprechenden 
Filter  für  die  photographische  Farbenspaltung  ganz  un- 
brauchbar, was  insbesondere  von  den  mit  größter  Sorg- 
falt von  König  und  Dieterici  ermittelten  Kurven  gilt. 

Von  der  ganzen  Young-Helmholtz sehen  Theorie 
ist  für  die  Dreifarbenphotographie  lediglich  die  Erkenntnis 
brauchbar,  daß  sich  alle  Farben  des  Spektrums  durch 
Mischung  von  nur  drei  Grundfarben  nachbilden  lassen, 
und  daß  es  daher  auch  möglich  sein  muß,  jedes  farbige 
'Original  durch  additive  Vereinigung  von  drei  passend 
.gefärbten  Teilbildern  zu  reproduzieren.  Um  zu  diesem 
Resultat  zu  gelangen,  braucht  man  aber  nicht  den  Um- 
weg über  die  Physiologie  des  Auges  einzuschlagen,  dazu 
genügen  schon  einige  Mischversuche  mit  dem  Farben- 
kreisel. 

Eine  andere  Grundlage  für  die  Dreifarbenphoto- 
graphie ergibt  sich  aus  der  Annahme,  daß  das  Spek- 
trum eigentlich  nur  aus  drei  fast  einheitlich  gefärbten 
Zonen  besteht,  und  daß  daher  auch  das  Kolorit  aller 
Körper  nur  aus  Mischungen  von  roten,  grünen  und 
blauen  Strahlen  gebildet  wird.  Die  spektralen  Uber- 
gangsfarben Gelb  und  Blaugrün  sind  im  Spektrum  nur 
in  geringer  Menge  vertreten,  spielen  daher  keine  Rolle 
in  der  Welt  der  Körperfarben,  und  das  spektrale  Violett 
ist  so  lichtschwach,  daß  es  in  Gemischen  mit  anderen 
Strahlen  gar  nicht  wahrnehmbar  ist. 

Von  dieser  Annahme  ausgehend,  ergaben  sich  nach- 
stehende, für  die  Praxis  der  Dreifarbenphotographie  über- 
aus wichtige  Folgerungen: 

i.  Die  drei  Grundfarben,  aus  welchen  das  weiße 
Licht  besteht,  lassen  sich  direkt  dem  Spektrum  ent- 
nehmen. Es  sind  die  mittleren  Farbentöne  der  drei 
Spektralzonen  und  werden  am  besten  als  Zinnoberrot, 

7* 


IOO 


Gelbgrün  und  Ultramarinblau  bezeichnet.  Auf  dieses 
Grundfarbensystem  muß  sich  jede  Art  der  photographi- 
schen Dreifarbenverfahren  stützen. 

2.  Die  verschiedenen  Körperfarben  lassen  sich  nur 
in  diese  drei  Grundfarben  zerlegen,  und  es  gibt  daher 
nur  eine  einzige  Art  der  photographischen  Farbenzer- 
legung. Bei  Verwendung  isochromatischer  Platten  muß. 
jedes  der  drei  Filter  ein  Drittel  des  Spektrums  durch- 
lassen, und  ihre  Farbe  entspricht  daher  den  drei  Grund- 
farben. Diese  Filter  sollen  als  „Normalfilter“  bezeichnet 
werden. 

3.  Sollen  die  Teilbilder  additiv  vereinigt  werden,  so- 
muß  ihre  Farbe  wieder  den  drei  Bestandteilen  des  weißen. 
Lichtes  gleichkommen,  daher  ist  auch  die  Farbe  der  bei. 
diesen  Verfahren  benutzten  Reproduktionsfilter  gleich 
der  Farbe  der  Aufnahmefilter.  Bei  der  subtraktiven. 
Vereinigung  müssen  die  Farben  komplementär  zil 
diesen  Filtern,  also  blaugrün,  purpurrot  und  gelb  ge- 
färbt sein. 

Ermittlung  der  Normalfilter.  Wie  oben  erwähnt, 
soll  jedes  der  drei  Aufnahmefilter  ein  Drittel  des  Spek- 
trums durchlassen,  sie  müssen  also  das  Spektrum  gleich- 
sam in  drei  Teile  zerschneiden.  Da  aber  die  uns  zur 
Verfügung  stehenden  Farbstoffe  eine  scharfe  Abgrenzung, 
der  Spektralzone  nicht  möglich  machen,  so  wird  man. 
Filter  wählen,  die  der  Forderung  wenigstens  annähernd 
entsprechen,  und  die  bei  tunlichster  Lichtstärke  sich  nur 
wenig  übergreifen. 

Die  Teilung  des  Spektrums  hat,  wie  die  Fig.  14 
(Seite  69)  zeigt,  im  Gelb  und  Blaugrün,  also  ungefähr 
bei  den  Wellenlängen  /t  = 585  fj/a  und  X = 495  /.i/li  zu 
erfolgen,  und  die  äußerhalb  der  Linien  C und  G ge- 
legenen roten  und  violetten,  sowie  die  anschließenden, 
ultravioletten  Strahlen  sind  zu  eliminieren,  da  sie  ohne 
Einfluß  auf  die  Körperfarben  sind.  Die  Wirksamkeit  der 


IOI 


erwähnten  dunklen  roten  Strahlen  kann  man  durch  Be- 
nutzung einer  nur  bei  C sensibilisierten  Platte  be- 
seitigen, und  das  spektrale  Violett  sowie  das  Ultraviolett 
läßt  sich  leicht  durch  ein  passendes  Filter  unschädlich 
machen. 

Es  unterliegt  keinen  Schwierigkeiten,  mit  Hilfe  der 
in  den  Beilagen  I dargestellten  Absorptionskurven  jene 
Farbstoffe  aufzusuchen,  welche  die  gewünschte  Dreiteilung 
des  Spektrums  ermöglichen,  und  auf  Grund  der  auf 


Seite  55  angestellten  Erwägungen  ergaben  sich  nach- 
stehende, für  diese  Aufgabe  brauchbare  Filter: 

Rotfilter:  Rose  bengale  1,5  — |—  Tartrazin  2,0. 

Grünfilter:  Patentblau  0,7  — f—  Tartrazin  2,5. 

Blaufilter:  Säurerhodamin  3,0  -|-  Patentblau  1,0. 

Aus  Fig.  18  sind  die  Transparenzkurven  der  drei 
Filter  ersichtlich. 

Überprüfung  der  Filter  mit  der  Farbentafel.  In 

dieser  Weise  erhält  man  aber  ein  vielleicht  nicht  ganz 
richtiges  Resultat,  denn  die  Absorptionskurven  sind,  wie 
schon  wiederholt  bemerkt,  nicht  ganz  einwandfrei,  und  es 
ist  daher  jedenfalls  geboten,  die  drei  Filter  noch  zu  über- 
prüfen. Dazu  eignen  sich  systematisch  ausgewählte  Pig- 
mentfarben, also  etw^a  die  in  der  Beilage  II a enthaltene 


102 


Farbentafel  am  besten,  denn  die  photographische  Auf- 
nahme solcher  Objekte  gibt  äußerst  wertvolle  Aufschlüsse 
über  die  Beschaffenheit  der  Filter  und  ist  in  gewisser 
Beziehung  den  spektroskopischen  und  spektrographischen 
Untersuchungen  überlegen. 

Die  Tafel  enthält  die  drei  symmetrisch  im  Farben- 
kreis liegenden,  den  Komponenten  des  weißen  Lichtes, 
entsprechenden  Farben:  Zinnoberrot,  Gelbgrün  und  Ultra- 
marinblau, die  so  gewählt  sind,  daß  sie  in  Sektoren  von. 
je  120  Grad  am  Kreisel  gemischt,  neutrales  Grau  liefern,, 
sie  besitzen  also  gleichen  koloristischen  Wert.  Das  in 
der  Tafel  vorhandene  Gelb  gibt,  zu  gleichen  Teilen  mit 
Ultramarin  gemischt,  ebenfalls  neutrales  Grau.  Überdies 
wurden  die  vier  Farben  auf  ungefähr  gleiche  Reinheit 
gebracht,  und  ihr  Gehalt  an  Schwarz  ist  aus  dem  sie 
umgebenden  Grauton  ersichtlich.  Da  gelbe  und  rote 
Farbstoffe  viel  reiner  als  blaue  und  grüne  sind,  so 
wurden  die  beiden  ersteren  durch  einen  Schwarzzusatz 
geschmutzt.  Keine  der  Farben  kann  daher,  man  mag 
beliebige  Platten  und  Filter  verwenden,  photographisch 
heller  abgebildet  werden,  als  der  Grauton.  Dadurch 
werden  die  Farben  zu  einem  wertvollen  Testobjekt  für 
photographische  Zwecke,  denn  ihre  Wirksamkeit  hängt, 
nur  mehr  von  ihrem  Farbenton  ab. 

Das  Rot,  Grün  und  Blau  entspricht  also  bezüg- 
lich Farbenton  und  koloristischem  Wert  auch  den  drei 
Aufnahme-  und  Reproduktionsfiltern,  und  es  läßt: 
sich  daher  leicht  angeben,  wie  diese  Farben  bei  den 
drei  photographischen  Aufnahmen  abgebildet  werden, 
müssen. 

Hinter  dem  Rotfilter  darf  nur  der  rote  Anteil  des- 
weißen Lichtes,  und  das  ist  die  vom  Zinnoberrot  re- 
flektierte Spektralzone,  photographisch  wirksam  sein,  und 
im  Negativ  muß  daher  das  rote  Feld  ebenso  gedeckt  sein,, 
wie  der  Grauton,  während  die  beiden  anderen  Felder  — - 


io3 


das  grüne  und  das  blaue  — vollkommen  transparent  er- 
scheinen sollen. 

Nur  bei  dieser  Abbildung  der  Farben  wird  dann 
ein  nach  dem  Negativ  hergestelltes  Positiv,  mit  dem 
gleichen  Rotfilter  bedeckt,  jenen  Anteil  an  zinnoberrotem 
Licht  durchlassen,  den  die  Pigmente  der  Farbentafel 
reflektieren.  Ein  solches  rotgedecktes  Positiv  repräsentiert 
daher  den  Rotgehalt  des  Originals,  es  ist  das  rote  Teil- 
bild bei  der  Dreifarbenprojektion. 

Die  gleichen  Betrachtungen  führen  zu  dem  Schluß, 
daß  hinter  dem  Grünfilter  nur  die  vom  grünen  Feld 
reflektierten  Strahlen  und  hinter  dem  Blaufilter  nur  das 
vom  Ultramarinblau  reflektierte  Licht  photographisch 
wirksam  sein  sollen,  daß  also  die  Kopien  der  drei  Teil- 
negative das  aus  der  Beilage  II  b ersichtliche  Aussehen 
zeigen  müssen.  Denkt  man  sich  diese  Kopien  trans- 
parent, jedes  mit  dem  zugehörigen  Filter  bedeckt  und 
auf  eine  weiße  Wand  übereinander  projiziert,  so  werden 
wieder  die  Originalfarben  entstehen. 

Zur  Überprüfung  der  Filter  photographiert  man 
daher  die  Farbentafel,  und  wenn  die  Negative  das  eben 
besprochene  Aussehen  besitzen,  so  ist  die  Farbenspaltung 
gelungen,  und  die  Filter  sind  vollkommen  brauchbar. 

Zu  bemerken  wäre  noch,  daß  alle  Farben  der  Tafel 
etwas  weißes  Licht  reflektieren,  und  daß  daher  auch 
jene  Farbstrahlen,  die  ganz  unwirksam  sein  sollen,  doch 
eine  leichte  Veränderung  der  Bromsilberschicht  hervor- 
rufen,  und  daß  daher  kein  Feld  vollkommen  schwarz 
erscheint. 

Der  Versuch  lehrt,  daß  die  Filter  von  der  oben  an- 
gegebenen Zusammensetzung  Teilbilder  von  der  ge- 
forderten Beschaffenheit  liefern,  daß  sie  also  auch  eine 
exakte  photographische  Farbenzerlegung  ermöglichen. 

Die  Herstellung  derselben  kann  daher  in  folgender 
Weise  erfolgen: 


104 


Rotfilter:  Rose  bengale  . 

T5  g, 

Tartrazin  . 

2,0  „ 

Wasser 

200,0  ccm. 

Grünfilter:  Patentblau  . 

°>7  g> 

Tartrazin  . 

2,5  n 

Wasser  . 

200,0  ccm. 

Blaufilter:  Säurerhodamin 

3,°  g, 

Patentblau  . 

I>°  11 

Wasser  . 

200,0  ccm. 

20  ccm  Farbstoff- 
lösung werden  mit 
50  ccm  Gelatine- 
lösung 8 : 100  ge- 
mischt und  je  7 ccm 
der  Flüssigkeit  für 
den  Quadratdezi- 
meter Glasfläche 
aufgegossen. 


Nach  dem  Trocknen  werden  die  Filter  mit  einer 
dünnen,  farblosen  Spiegelglasplatte  mit  Hilfe  von  Kanada- 
balsam verkittet. 

Man  kann  auch  die  Filter  mit  nur  der  halben  Farb- 
stoffmenge hersteilen,  indem  man  die  Farbstoffgelatine  aus 
10  ccm  Farbstofflösung  mit  60  ccm  Gelatinelösung 
mischt  und  nach  dem  Trocknen  des  Aufgusses  je  zwei 
gleichgefärbten  Scheiben  vereint. 

Sollen  Flüssigkeits-  oder  Gallertfilter  zur  Verwendung 
kommen,  so  müssen  die  in  die  Küvette  einzufüllenden 
Farbstofflösungen  folgende  Dichten  besitzen: 

Rotfilter:  Rose  bengale  15,0  -j-  Tartrazin  4,0. 
Grünfilter:  Patentblau  0,5  -|-  Tartrazin  10,0. 

Blaufilter:  Säurerhodamin  2,0  -|-  Patentblau  1,0. 

Auf  Grund  dieser  Zahlen  ist  es  leicht,  die  Farb- 
stofflösungen für  eine  Küvette  von.  bestimmter  Weite 
herzustellen  (Seite  66). 

Streng  genommen,  gelten  diese  Normalfilter  eigent- 
lich nur  für  isochromatisch  ausgeglichene  Platten,  doch 
lehrt  der  Versuch,  daß  das  Resultat  der  photographischen 
Farbenspaltung  gar  nicht  so  bedeutend  von  der  spektro- 
skopischen Empfindlichkeit  der  Platte  abhängt,  als  viel- 
fach geglaubt  wird.  So  geben  mit  Orthochrom,  Pina- 
chrom,  Pinaverdol,  Isocol  und  Homocol  sensibilisierte 
Platten  fast  ganz  gleiche  Teilbilder,  und  nur  bei  Pina- 


cyanol-  und  Dicyaninplatten,  die  ganz  andere  Empfind- 
lichkeitsverhältnisse besitzen,  machen  sich  bei  der  Grün- 
filteraufnahine  kleine  Unterschiede  bemerkbar. 

Diese  Tatsache  wird  selbstverständlich,  wenn  man 
die  obige  Annahme  festhält,  daß  das  Spektrum  des  weißen 
Lichtes  nur  aus  drei  gleichmäßig  gefärbten  Zonen  be- 
steht, denn  in  diesem  Falle  entsteht  hinter  dem  Grün- 
filter stets  das  gleiche  Teilbild,  gleichgültig,  ob  das 
Maximum  der  Grünempfindlichkeit  weiter  gegen  Blau 
oder  gegen  Rot  zu  gelegen  ist. 

Auch  eine  verschiedene  Beleuchtung  des  Originals 
muß  dann  fast  ohne  Einfluß  auf  die  Beschaffenheit  der 
Teilbilder  sein,  und  tatsächlich  erhält  man  auch  bei 
Tageslicht  und  elektrischem  Bogenlicht  ganz  gleiche 
Resultate. 

Die  verschiedene  Beleuchtung  beeinflußt,  ebenso  wie 
die  verschiedene  spektrale  Empfindlichkeit  der  Platten, 
lediglich  das  Verhältnis  der  Expositionszeiten  hinter  den 
drei  Filtern,  die  Beschaffenheit  der  Teilnegative  bleibt 
aber  fast  unverändert. 

Modifizierte  Füter  für  den  Dreifarbendruck.  Die 

photographische  Zerlegung  des  Originalkolorits  mit  Hilfe 
der  eben  besprochenen  Normalfilter  ist  die  einzig  syste- 
matisch richtige,  und  die  so  erhaltenen  Negative  sollten 
die  Grundlage  aller  Methoden  der  Dreifarbenphotographie 
bilden. 

Beim  Dreifarbendruck  fordern  die  Negative  Druck- 
farben , welche  zu  den  drei  Bestandteilen  des  weißen 
Lichtes  komplementär  sind,  also:  Blaugrün,  Purpur  und 
Gelb.  Da  man  aber  vorläufig  über  solche  lichtechte 
Firnisfarben  nicht  verfügt,  benutzt  man  für  den  Druck 
ein  zu  wenig  grünstichiges  Blau  — Pariserblau  — und 
den  nicht  genügend  blaustichigen  Krapplack,  wodurch  in 
der  Reproduktion  unwahre  Mischtöne  entstehen  müssen. 
Man  trachtet  daher,  durch  Abänderung  der  Filter  die 


io6 


Negative  den  drei  Druckfarben  anzupassen.  Eine  syste- 
matisch richtige  Zerlegung  des  Originalkolorits  in  die 
Farbentöne  Pariserblau,  Krapprot  und  Gelb  ist  ganz  aus- 
geschlossen, weil  die  Bestandteile  des  weißen  Lichtes 
nicht  komplementär  zu  diesen  Farben  sind,  immerhin  ist. 
es  aber  möglich,  die  Filter  so  zu  wählen,  dass  gewisse,, 
besonders  störende  Mängel  in  der  Reproduktion  ver- 
mieden werden,  wenn  auch  dadurch  andere,  aber  weniger 
auffallende  Fehler  entstehen. 

Wenn  man  berücksichtigt,  daß  das  in  der  Farben- 
tafel vorhandene  Rot,  Grün  und  Blau  bei  systematisch 
richtiger  Farbenzerlegung  in  der  Reproduktion  durch  den 
Übereinanderdruck  von  gleichen  Teilen  je  zweier  Grund- 
farben zustande  kommen  soll,  daß  also 

Zinnoberrot  aus  gleichen  Teilen  Purpur  -f-  Gelb, 
Ultramarinblau,,  ,,  ,,  Blaugrün  -}-  Purpur, 

Gelbgrün  ,,  ,;  ,,  Gelb  -f~  Blaugrün 

zu  bilden  ist,  so  läßt  sich  leicht  jene  Beschaffenheit  der 
drei  Teilbilder  angeben,  damit  bei  abgeänderten  Druck- 
farben doch  wieder  die  tunlichst  gleichen  Mischfarben 
entstehen. 

Soll  das  Rot,  Grün  und  Blau  der  Farbentafel  aus. 
Krapplack,  Pariserblau  und  Gelb  gebildet  werden,  so  muß' 
offenbar  im  roten  Teilbild  das  blaue  Feld  weniger  satt, 
gefärbt  sein,  als  das  rote,  im  blauen  Teilbild  muß  das. 
grüne  Feld  weniger  farbensatt  erscheinen,  als  das  blaue,, 
und  das  gelbe  Teilbild  muß  das  rote  Feld  heller  als  das 
grüne  zeigen.  Gleichzeitig  muß  sich  auch  bei  den  drei 
Aufnahmen  je  eine  der  Druckfarben  unwirksam  wie 
Schwarz  verhalten,  während  die  beiden  anderen  ebenso 
wirksam  wie  Weiß  sein  sollen. 

Diesen  Forderungen  kann  man  bei  der  photo- 
graphischen Aufnahme  für  das  rote  und  blaue  Teilbild 
durch  Verwendung  eines  blaustichigen  Grünfilters  und 
eines  gelbstichigen  Rotfilters  nachkommen,  ein  gelbes. 


Teilbild  aber  von  der  gegebenen  Charakteristik  läßt  sich? 
nicht  hersteilen,  denn  es  ist  unmöglich,  Gelb  dunkler  als- 
Rot  zu  photographieren. 

Es  wird  sich  daher  empfehlen,  für  den  Dreifarben- 
druck passend  modifizierte  Rot-  und  Grünfilter  zu  ver- 
wenden, eine  Abänderung  des  Blaufilters  ist  aber  nicht 
angezeigt,  da  sie  nur  eine  Verschlechterung  des  Negatives 
zur  Folge  haben  könnte. 

Um  die  Zusammensetzung  der  Filter  zu  ermitteln,, 
variiert  man  ihre  Bestandteile  derart,  daß  die  Abbildung 
der  Farbentafel  das  gewünschte  Aussehen  zeigt. 

Für  die  Herstellung  des  Trockenrotfilters  ist  Rose- 
bengale nicht  brauchbar,  da  das  Absorptionsmaximum 
zu  weit  gegen  Rot  zu  gelegen  ist.  Besser  geeignet  ist 
Filterrot  I (Dianilrot),  das  bei  der  Dichte  0,4,  kombiniert 
mit  etwas  Filtergelb,  den  gestellten  Forderungen  ent- 
spricht. 

Für  das  Grünfilter  benutzt  man,  wie  für  das  Normal- 
filter, Patentblau  und  Tartrazin,  verschiebt  aber,  indem 
man  letzteres  reduziert,  die  Filteröffnung  in  das  spektrale 
Blaugrün.  Um  die  Farbentafel  in  der  gewünschten  Weise 
abzubilden,  muß  das  Filter  aus 

Patentblau  0,7  -f-  Tartrazin  0,7 

bestehen. 

Die  Filter  lassen  sich  daher  in  nachstehenderWeise 
herstellen *) : 

1)  Die  den  Filterfarbstoffen  beigegebenen,  von  Dr.  E.  König, 
aufgestellten  Vorschriften  für  Trockenfilter,  die  bei  der  Aus- 
arbeitung des  vorliegenden  Themas  von  grundlegender  Be- 
deutung waren,  besitzen  meist  sattere  Schichten,  wie  aus  den- 
nachstehenden Farbstoffdichten  zu  entnehmen  ist. 

Normale  Lichtfilter. 

(Als  additive  Lichtfilter  bezeichnet.) 

Rotfilter:  Rose  bengale  2,4  -f-  Tartrazin  2,8 
oder  *)  Filterrot  II  5,0. 


io8 


Orangefilter:  Filterrot  I 0,4  g, 
Filtergelb  2 „ 

Wasser  200  ccm. 

Blaugrünfilter:  Patentblau  0,7  g, 
Tartrazin  0,7  „ 
Wasser  200  ccm., 


20  ccm  Farbstofflösung 
werden  mit  50  ccm  Gela- 
tinelösung 8 : 100  ge- 
mischt und  je  7 ccm  der 
Flüssigkeit  pro  Quadrat- 
dezimeter Glasfläche  auf- 
gegossen. 


Als  Flüssigkeits  - oder  Gallertfilter  dienen  Lösungen 
von  nachstehender  Zusammensetzung: 

Rotfilter,:  Filterrot  I 0,5  -|-  Filtergelb  2,0. 

Grünfilter:  Patentblau  0,5  ~f-  Tartrazin  1,6. 

Aus  der  Beilage  II  b sind  die  Abbildungen  der  Farben- 
tafel mit  diesen  für  den  Dreifarbendruck  modifizierten 
Filtern  ersichtlich.  Man  bezeichnet  sie  oft  als  „sub- 
traktive“  Filter,  jedoch  mit  Unrecht,  denn  sie  sind  nicht 
durch  die  Art  der  Farbenmischung  bei  der  Vereinigung 
der  Teilbilder,  sondern  lediglich  durch  die  Wahl  un- 
richtiger Druckfarben  bedingt. 

Die  beiden  Filter  sind  für  panchromatische , mit 
Pinachrom  oder  mit  ähnlich  wirkenden  Farbstoffen  sensi- 
bilisierte Platten  abgestimmt,  und  es  ist  bemerkenswert, 
daß  sich  die  Empfindlichkeits Verhältnisse  der  Platte  und 
die  Farbe  der  Beleuchtung  bei  diesen  in  die  Nachbar- 


Grünfilter:  Patentblau  0,7  -f-  Tartrazin  4,2 
oder  *)  Filtergrün  II  2,6. 

Blaufilter:  Kristallviolett  3,4  -J-  Methylenblau  1,1. 

Lichtfil'ter  für  den  Dreifarbendruck. 

(Als  subtraktive  Lichtfilter  bezeichnet.) 

Rotfilter:  Filterrot  I (Dianilrot)  1,4. 

Grünfilter:  Patentblau  1,3  -j-  Tartrazin  0,6 
oder  *)  Filtergrün  I 2,5. 

Blaufilter:  Kristallviolett  3,2. 
oder  Filterblau  1,3. 

Die  mit  *)  bezeichneten  Farbstoffe  sind  von  den  Höchster 
Farbwerken  hergestellte  Mischungen  aus  zwei  Farbstoffen. 


109 


zone  des  Spektrums  übergreifenden  Filtern  mehr  geltend 
macht,  als  bei  den  früher  besprochenen  Normalfiltern. 
Mit  Hilfe  der  Farbentafel  ist  es  aber  leicht,  die  Brauch- 
barkeit jedes  Filters  zu  kontrollieren  und  bei  einer  Ver- 
änderung der  Verhältnisse  die  notwendigen  Korrekturen 
an  denselben  vorzunehmsn. 

Für  die  drei  Aufnahmen,  gleichgültig,  welcher  Methode 
der  Dreifarbenphotographie  sie  zu  dienen  haben,  soll 
man  stets  die  gleiche  Plattensorte  verwenden,  und  die 
Negative  sollen  unter  ganz  gleichen  Verhältnissen  ent- 
wickelt werden,  damit  sie  eine  tunlichst  gleiche  Gradation 
zeigen.  Selbstverständlich  kommen  hier  nur  panchroma- 
tische Platten  in  Betracht,  und  es  ist  gleichgültig,  ob  sie 
mit  Pinaverdol , Orthochrom , Pinachrom , Äthylrot, 
Flomocol  oder  Isocol  sensibilisiert  sind. 

Das  Blaufilter  verlängert  die  Exposition  auf  das 
Vier-  bis  Fünffache,  und  die  notwendigen  Belichtungs- 
zeiten hinter  dem  normalen  Blau-,  Grün-  und  Rotfilter 
verhalten  sich  bei  Pinaverdolplatten  wie  1:2:6  und  bei 
Pinachromplatten  wie  1 : 2 : 4.  Bei  Verwendung  der 
modifizierten  Filter  verhalten  sich  die  Expositionszeiten 
wie  1:2:2  bezw.  1:2:1,  da  das  orangegefärbte'  Rot- 
filter auch  viel  rotgelbe,  sehr  wirksame  Strahlen  durchläßt. 


flbsorptionsspektra  der  Farbstoffe  in  Gelatinefolien. 


Beilage  I a. 


E o h t r o t D 


360  300 


Rbsorptionsspektra  der  Farbstoffe  in  Gelatinefolien. 


Beilage  Ib. 


flbsorptionsspektra  der  Farbstoffe  in  Gelatinefolien. 


Beilage  I c. 


Die  Bezifferung  der  Kurven  bedeutet  die  Dichte  der  Farbstoffschichten,  also  die  Farbstoffmenge  in  Grammen  pro  Quadratmeter  Gelatinefolie. 


i 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Gelb 


Das  rote,  grüne  und  blaue  Feld  reflektieren  gleiche 
Mengen  gleich  reiner  Strahlen  und  ihre  Farben  ent- 
sprechen den  drei  Bestandteilen  des  weißen  Lichtes. 
Das  zum  Blau  komplementäre  Gelb  repräsentiert  die 
additive  Vereinigung  gleicher  Mengen  dieser  roten 
und  grünen  Strahlen  und  das  Grau  zeigt  den  — allen 
vier  Farben  fast  gleichen  — Schwarzgehalt. 

Die  Farben  besitzen  folgende  Helligkeiten: 

Weiß 100 

Rot 23 

Grün 41 

Blau  .....  7 

Gelb 51. 

Bei  der  photographischen  Farbenzerlegung  sollen 
die  Aufnahmefilter  die  gleiche  rote,  grüne  und  blaue 
Farbe  zeigen  und  komplementär  dazu  sind  die  Farben 
für  den  Dreifarbendruck  zu  wählen. 


Beilage  II  a 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit 


Pinaverdolplatte 

mit 

tonrichtigem  Filter 

Filtergelb  4,6  -|-  Echtrot  0,25 
(trocken). 


r 

Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Gelb 


Pinaverdolplatte 

mit 

Komplementärfilter 

Filtergelb  2,0  + Echtrot  1,0 
(Lösung). 


Gelb 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Pinazyanolplatte 

mit 

Kontrastfilter 

Rhodamin  4,0 
(trocken). 


) 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  . und  Reinheit. 


Gelb 


biO 

c 

3 

biO 

qj 

o> 

N 

C 

-O 

3 

U- 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Gelb 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  Siegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Pinachromplatte 

mit 

Rotfilter. 

Rosebengale  . . 1,5/ 
Tartrazin  ....  2,0/ 


Pinachromplatte 

mit 

Grünfilter. 

Patentblau  . . . 0,7/ 
Tartrazin  ....  2,5| 


Pinachromplatte 

mit 

Blaufilter. 

Rhodamin  . . . 3,0) 
Patentblau  . . . 1 ,0 j 


Beilage  II  b 


tu 
a > 

5- 

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LU 


Symmetrisch  im  Farbsnkreis  liegende  Farbstoffe 
von.  gleicher  Sättigung  und  Reinheit. 


Gelb 


Pinachromplatte 

mit 

Orangefilter. 

Filterrot  ....  0,41 
Filtergelb  . . . 2,0/ 


Symmetrisch  im  Farbenkreis  liegende  Farbstoffe 
von  gleicher  Sättigung  und  Reinheit 


Gelb 


Pinachromplatte 

mit 

Blaugrünfilter. 

Patentblau  . . . 0,71 
Tartrazin  ....  0,7/ 


Die  photographische  Aufnahme  für  das  in  gelber 
Farbe  zu  druckende  Teilbild  erfolgt  mit  dem  normalen 
Blaufilter,  da  eine  den  drei  Druckfarben  angepaßte 
Abänderung  desselben  nicht  möglich  ist. 


f. 


J GETTY  RESEARCH  INSTITUTE  L 


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