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SAMMLUNG
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VORZÜGLICHSTEN WERKE
DEUTSCHER
DICHTER UND PROSAISTEN.
L BAND.
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SÄMMTLICHEN WERKE
DBS HBRR N
EWALD CHRISTIAN VON
KLEIST.
I. Theil.
WIEN
GEDRUCKT FÜR F. A« SCHUAMBL
B£Y IGN. ALBERTI.
MDCCLXXXIX.
VORBERICHT,
ßey diefer Ausgabe über den Werih der
Gedichte des Herrn von Kleifl etwqt er^
wähnen wollen, würde höchß unnöthig
ßyn ; da feine dichterifchen Verdienfle
längfi anerkannt , und die fchätibaren
Überreße feinet vortrefflichen Gefanges in
den Händen jedes Liebhabers der deut-
fchen Mufeßnd. Nicht alfo über die Vor-
trefflichkeit des Inhalts^ die entfchieden
ißy nicht über das Aufsere^ das ßchfelbß
der Prüf ung darßellt^ fondern über die ge-
troffenen VeranfiaUungen bey diefor Auf-
lage glaubet man hier wenige Worte vor-
ausfenden tu muffen,
I}ie Ausgabe » welche hier geliefert wird^
ifi nach derjenigen vetanftaltet, welche in
Berlin im Jahre \y6\ erfchienen ißt und die
eigentlich allein als Originalausgabe ange-
fehen werden kann, weilße in diefer Ord-
nung und mit diefen Verbefferungen von
dem Veifqffer felbß tum Drucke beßim-
metf und in diefer Abficht einige Zeit vor
feinem Tode den Händen feiner Freunde
überliefert wurde. Die Vermuthungt dafs
es wohl jedes Lefers Wunfeh feyn dürfte^
den Dichter in feiner eigenen Geßalt , wä-
re es auch jetuweilen mit einigen Nach-
ViQigkeiten, tu bißtten, entfchiedfür die»
fe Waklf und Jcheinet nicht zu erlauben^
dafs man dkl Auflage von 1778 ^^ den'
Verheerungen der Herfn Ramlers hätU
iuni Grund legen können.
Um jedoch auch jene garn su hefriedi'
ge^Uy welche die oft vortreffUchen Rämle^
tifchen Verbefferungen nicht gerne vernuf*
Jen^ uridßch das Vergnügen milchen wci'
len , iwifchen zwey fo groffen Dichterii
Und Freunden Vergleichungen anzujicllenp
hat man am Ende des Bandes die von
Herrn Ramlern veranßalteten Verhefferun^^
gen 9 als Varianten , bey gefüget , fo wie
man eben daßlbß^ um nichts^ was unfern
Dichter betrifft ^ fehlen zu Iqffen^ auch
dasjenige b&jrgedruckt hdt^ was Dr,KrÜnitz
in feinen Anekdoten vom Herrn von Kleifi
gemeldet hät^ obfchon das hier vor ge-
druckte Ehtetogedäehtnifs des Herrn Prof,
Nikolai ohnehin weit vollßändiger iftf als
jener Auszug deffelben^ ufelcher der Berlin
nerausgabe « und den darnach fpäter ge»
machten Allagen , gewöhnlich vorgefetzet
ift, Undfo glaubt man^ diefer Ausgabe die .
mSglichfie Vollfiändigkeit verfchaffet zw
haben f indem man den Freunden der Kleißi-*
fchen Mufe in JEiner zwey Editionen ge*
liefert hat,
F. A. Schrämbl.
EHRENGEDÄCHTNISS.
EHRENGEDÄCHTNISS.
KwALD Christian yoN Klei^Ts der fo*.
wohl wegen feines rühmliclicn Todes {ux*s
Vaterland , als wegen feines edlen Heszens ,
wegen feines ausgebreiteten Verftandes, bey
den raeifien aber wegen feiner Dichtkunft
in ewigem Andenken bleiben wird , ward zu
Z.eblin in Pommern, ohnweit Cölslin, im
Jahre 1715 den fünften März geboren.
Sein vaterliches Gefcfalecht ift bekannter-
ma(fen eines der älteften und anfehnlichÜea
im Lande , das fchon Hunderte der tapfer*
Ben Krieger, und der wurdigften Diener des
Staats hervorgebracht hat. Seine Mutter.*
welche zu Poplow in Polen geboren wur-
de , flammte aus dem nicht weniger be-
rühmten Gefchlechte der llerrn von Man-
teufel. Sie war eine Schwefter des felige|i
tv
Herrn Oberften toxi Manteofely und eine
nahe Verwandtinn des in dem itzigen Krie-
ge bekannt gewordenen Generals diefes
Namens.
Ich könnte hier auf die Ahnen des Seligen
zurückgehen , und derfelben Vorzüge erzäh«
len ; aber der- Herr von Kleifi befafs felbß
allzuviel Verdienfie, als da(s er auf einige
Art eines entlehnten Schmuckes bedürfte.
Voreltern von groflTen Eigenfchaften find
allerdings jedem wohlgearteten Herzen ein
Sporn zu gleichen Tugenden und Verdien-
ften; aber nur derjenige , der unvermögend
ift r groITen Beyfpielen zu folgen , kann frem-
de Tugend als feine eigene rühmen. Der
Herr von Rleift fuchte feine Ahnen anVer*
dienßen zu übertreffen ; aber er prahlete nie
mit diefen würdigen Vorfahren.
Sein Herr Vater lebte auf feinen Gütern
in der Stille, und liefs fich die Erziehung
feines Sohnes um fo viel m^hr angelegen
feyn. Bis in das neunte Jahr war derfelbe
•von gefchickten Hofmeiftern unterwiefen,
die ihm die erften Gründe der Wiffenfchaf-
ten und der Sprachen beybrachten. Hernach
kam er nach Cron in GroOipolen zu den
Jefuiten , von da im Jahre 1729 nach Danzig
V
in's Gymnaßum» und endlieh bezog er im
Jahre 1731 die Univerfit&t Königsberg, um
die Rechte zu fiadiren.
Nicht allein diefe ftudirte er dafelbft mit
groffem Eifer unter Anfuhrung des D. Gre-
goroyius, fondem er befiib fich auch auf
alle WiflTenfchaften, die den Verftand fchär-
fen können; er horte die Philofophie und
Phyfik bey Kuatzen und Tesken , die Ma«
thematik bey Ammon. Zu den fchönen Wif-
Tenfchaften hatte ihn fchon längft eine us-
widerftehliche Neigung gertffen; er unter-
hielt diefelbe, nicht» wie itzt die meiften
Jfinglinge thun , durch allzufrfihzeitige Aus-
arbeitungen , fondern vielmehr durch ein
unermüdetes Studium der heften Schrift-
fleller des Alterthnmsy wodurch er endlich
eine nicht gemeine Bekanntfchaft mit den«
felben. erhielt.
Ob er gleich von Jugend auf der Art»
wie man auf unfern Univerfitäten zu ftudi-^
ren pfleget , und dem dafelbft gewöhnlichen
Schlendriane gar nicht gewogen war : . fo
mu&te er denfeiben doch mitmachen ; er
opponirte daher flei£si|f » und difputirte fo-
£ar einmal feUbft unter des ProL Chriftiani
Vorfitze.
vi
JEr kam nunmehr nach Haufe zurück » mit
allen den Kenntniflen gezieret , -die durch
Tieljabrig'^n Fleifs ein Jungling erlangen
kann » deflfen Eigenfchaften des Verftandea
wenigffens den EigenfchaCten feines Her«
zens gleich waren.
£r machte fich bereit , mit diefen erlang^
ten Kenntniffen dem Vaterlande zu dienen,
als ihm auf eiaqial ein ganz anderes Feld
angewiefen wurde ; ein weites Feld , in
welches zu wandeln er fich nicht fertig
gemacht hatte» und worinn er fich doch
he.maich nut großem Ruhm' erzeiget hat. Ex
hatte tn Dünemark nahe Anverwandten,
Sein Gro&Tater war in d^aifchen Dienften
Major gewefen ; feine Gro&mutter vermähl«
te fich nach deflelben Tode mit dem gleich«
falls in diUiifchen Dienfien fieh.enden Herrn
Gieneral von Zebelin; eine noch lebende
Tochter aus diefer Ehe » feines Vaters Halb»
fch#efter» war ebenfalls in Dänemark an
den Herrn General von Volkerfahm » und
eine rechte Schwefier feines Vaters an den
Herrn Generallieutenaat von Staffelt ver-
mählet. Der Herr vonKleift that eine Reife
nach Dänemark , um diefe Verwandten zu
befttchea. Sie beredeten ihn» inD.anemark
'
vu
KHegsdienfie zu a^hmen , zu welchem Em-
CckluITe lauch , wie der Selige felbft in einem
Briefe an einen feiner Freunde berichtet,.
der Umgang der ihm bekannten dünifchen
KriegsbefehUha)>er , welche mehrentheiU
verdiente und wohlgefittete Leute waren,
fehr viel beytrug. Er ward alfo im Jahre 173^
Öißzier unter der dänifchen Armee.
Der Herr von Kleift war nicht gewohnti
In einer WilTenCchaft unwilTend zu bleiben,
die ihm nöthig oder rühmlich feyn l^onnte.
Er wandte alfo di« Ruhe , worinn fich die
Armee be€and , unter der er diente , auf die
nützlichfte Weife an , alle Theile der Krieg«»»
kunft zu Audiren. Die Gefchichte, die er
fchon vorher völlig inne hatte , wendete er
nunmehr zu diefem EIndzwecke gleichfalls
an; doch mitten unter diefen ernfthaftea
Befchäftigungen waren Viigil und Horaz be-
iULndig feine Begleiter : die Liebe zum Scho-
ben verlieb diefes fanfte, diefes empfind-
liche Herz niemals, auch da nicht, wo Ge^
fchiUte von ganz entgegengefetzter Art alle
fanfte Empfindungen zu verdrängen fchei-
nen. Aber weder das Studium der theoreti-
fchen Kriegskunft, noch die Liebe zu den
fchönen WUrenfchafteji hinderten ihn an
VIII
Ausübung feiner Pflichten. Er war in Beob«
achtung der Gefetze des Kriegsftandes bis
auxn Eigenfinne genau , niemals war ihm
weder ein anderes Gefchäfte » noch ein Ver*
gnügen, noch fonft etwas, eine Urfache,
diefelbe zu yemachl&fligen.
Im Jahre 1738 ward er nach Danzig und
Polen auf Werbung gefchickt. Auf diefer
Reife lernte er diejenige Dame kennen» die
er hernach in feinen Gedichten unter dem
Nameh Doris gepriefen hat. Er behielt bis
an fein Ende die zärtlichfte Hdchachtnng für
diefelbe , ohnerachtet &e durch eine ander-
weitige Vermählung verhindert ward, die
Seinige zu werden.
Der regierende König, welcher gewohnt
ift , auch von fem das Verdien!! .zn an*
terfcheiden, rief bey dem Antritte feiner
Regierung den Herrn von KleiA in feine
Dienfte. Diefer verliefs Dänemark, fo an-
genehm es ihm auch bisher gewefen war,
erfreut, da(s er feinem Vaterlande dienen
fällte , welches bey dem Anfange der Re-
gierung des Königs auf allen Seiten in ei-
nem neuen Glänze zu leuchten begonn.
Seine Majeftät empfingen ihn fehr gnädig»
■nd fetzten ibn als Lieutenant unter das
IX
llegiment Dero Hann Bruders deiiPrinzen
Heinriclis.
Jedermann kennet die glorreichen Teld*
Züge , welche die fünf erften Jahre der
Regierung Friedrichs rerherrlichten. 'Der
unfterbliche Euhm des Königs , das Schre*
cken f das feit der Zeit vor allen preufsi-
fchen Kriegsheeren hergehet , der Anwachs
der Macht und ein neu vermehrter Glanz
des brandenburgifchen Haufes, waren die
Frucht davon. Der Herr von Kleift nahm
an diefen rühmlichen Begebenheiten Theil«
welche ihm Gelegenheit gaben, feine Ein«
fichteu in die Kriegswiffenfchaft in Aus*
Übung zu bringen. Er wohnte insbefondere
den Feldzügen im Jahre 1744 und 1745 in
Böhmen bey , wo ihm hey allen Vorfällen
feine Tapferkeit und Klugheit den Beyfall
und das Vertrauen feiner Obern zuwege
brachte.
Nach dem Drefsdner Frieden bekam das
Begiment, worunter der Herr von Kleift
fiandy wieder das vorige Standquartier zu
Potsdam, und die Ruhe des Friedens ge-
währete ihm Muffe , fieh feiner Neigung zu
den fchönen Wiflenfchaften zu überlalfen,
•hne die Pflichten des Kriegsftandes im ge-
\..
X
riagilen' zu verabniamen. Schon einige Zei*
ten vorher hatte er zuweilen in dieBelufii«
gungen » und 'hernach in die Bremifchen
Bey träge » ohne. Anzeige feines Namens»
Gedichte einrücken laflfen , worunter ver-
fchiedene befindlich find , die er auch her-
nach des Aufbehaltens würdig gefchätzet
hat. Er theilte auf folche Art feine Zeit in
die Pflichten des Kriegsdienfies , und in
die Reize der Freundfchaft und der Dicht-
kunfi.
I>ie Abreife eines yon ihm fehr gelieb*«
ten Freuji^des von Potsdam hinterliels ihn
gleichfam verwaifet. Er hatte niemals einen
Gefallen an groffen raufchenden Gefellfchaf-
ten gefunden » und alfo gab er nunmehro
feinef natürlichen Neigung zur EinfamkeiC
um defio williger Raum. Bey feinen tagli*
eben einlamen Spaziergängen betrachtete e^
die Schönheiten der Natur , er bemerkte die
befondern Wirkungen verfchiedener Aus«
fichten 9 verfchiedener ländlichen Auftritte
und Begebenheiten. Diefes pflegt^ er im
Scherze feine poetifche Bilderjagd zu nen-
nen. Er machte viele einzelne poetifche
Schilderungen von Ausfichten , die ihn.be*
fonders gerühret hatten. Endlich nahm ^r
XI
&ch ror» die gemachten Schüdeningeii mit
einander zu rerbiiiden; hieraus entftand
denn das berühmte Gedicht, das unter dem
Kernen de« Frühlings bekannt ift.
Niemale hat wohl ein deulfehes Gedidit,
taid zwar von einem Verfafler » der damal
A6ch ganz anbekannt war^ einen fo ge»
ichwibden und glänzenden BeyfaH erhalten.
2>as Urtheil des deutfchen Pidilici lA fona
langfam ; es trauet Tefren feinen Empfin-
dungen allein; ein vorhergehender Ruf be-
ftimmet fein Urtheil weit eher. Ohne Em-
]^fehlung eines berühmten Mannes pflegt ein
angehender Dichter feiten fein Glüek zu
machen ; wenigflens gehöret einige Zeit da^
awt ehe man feinen poetifehen Gaben trauet.
Bey dem Frühiinge aber war es ganz an*
d^rs t wiederholte Ausgabe^ reichten kaum
lun , die Neugierde d^r LeCbr zu befriedigen,
^leathalben hdrte man' den Namen des
Herrn Tön Kleift. Er genof$ die Belohnung
eines Genies, das feine LehrHiigsftücke vor
den Augen der Welt zu verbergen weiCs , und
Be taut einem Male durch ein Meifterfittck
llberrafchel«
Die erfte Auflage diefes vortrefflichen Ge-
dichts waid im Jahre 1749 in Ootav mit latei-
XII
nirehen fiiie&fiabeii» biofs für die Freunde
des VerfalTers , gedruckt. Kurz hierauf kam
1750 die ecfte öffentliche Auflage zu Zürck
in grob Quart heraus 9 welche Terfchiedent-
llch ift wieder aufgelegt worden. Hierauf
kam zu Frankfurt an der Oder eine Auflage
in grofs Octav mit deutfchen BuchBaben
heraus , welche gleichfalls oft wieder auf*
l^legt worden ift. Im Jahre 1752 ward %a
Züreh bey Gelsner in klein Quart und mit.
lateiniCehen Buchftaben die erfte Auflage
gedruckt, bey der die übrigen Gedichte
des Verfaflers befindlich waren. 1755 lte&
der Hertiie' TaglituucAi, dramatifcher Dich--
ter des Königs , feine italiänifche Überfet*
zung des Frühlings , nebft einer Zueignungs*.
fchrift an die Arkadifche Gefellfchaft in
klein Octav zu Potsdam drucken. Da übri*
gens alle rorige Ausgaben ohne Zuthun des
Herrn von Kleift herausgekommen waren,
fo gab er endlich im Jahre 1756 feine Ge-
dichte felbft heraus , unter dem Titel : Ge^
dichte von dem Verf affer des Frühlings.
Unterdeflfen dafs auf diefe Art der Ruhm-
des Herrn von Kleift als Dichter in kurzer
Zeit war befeftigt worden, war er auch im
Kriegsdtenfte im Jahre 1749 zu de« Stell*
XIII
eines* Hauptmanns geftiegen. Einige Zeit
darauf gieng er nach Frankfurt am Mayn,
Strafsburg und verfchiedene Stitdte an den
Granzen der Schweiz auf Werbung. Er that
bey diefer Gelegenheit eine kleine Rei(W
nach Zurch, woran die Begierde, Herrn
Bodmer perfönlich kennen zu lernen , okn»
fehlbar vielen Antheil hatte. Er erwarb fich
dafelbft die Hochachtung und die Freihnd-
fchaft der gtöflefien Männer. Blofs der fÜflV«
Verfäffer des halben Hunderts neuer Fa-
beln bemerkte, dafs der kurze Rock der
preuCsifchen Uniform nicht nach der frän-
zöfifchen Mode gefchnitten w&re.
Am Ende des 755. Jahrs fiberfiel den
Herrn von " ließ eine fchwere Krankheit,
welche iröllig zu kuriren ihm das frein-
Waldtfche Bad verordnet wurde; ehe er-
aber die Kur vollenden konnte, brach das.
Feuer des Krieges aus. Er eilte falfo zu'
feinem Regimente , und marfchirte im Au-«
guft 1756, mit nach SachCen.
Als gegen das Ende diefes Jahres der
König eine Anzahl fächfifcher Regimenter
in feinen Dienfi nahm , fo wurde dem Herrtf
vom Kleifi von dem Prinzen Mvritz votif
Anhalt - DelTau aufgetragen , diefe Regimen-
XIV
%e% mit 3rpd uod Fourage za verfehen , auch
für derfelbjBD Bekleidung und übrige Mon*
tiruDga^u forgen. Zugleich geruheten Se. Maj.
ihn zu einem von diefen Regimentern , wel-
«hetf der General von Haufen erhielt» alt
Major zu verfetzen. Das Regiment kam nach
Leipzig in Gamifony und der Herr von
Kleift » der nach (einer ungemeinen Nei-
gung zum Krif^swefen lieber dem Feldzu-
ge beygewohnet hätte» Iah £ch wider fei-
nen Ayille^ in Ruhe, Aber der König hatte
bey den neuen Regimentern verdiente und
erfahrue Offiziere nötbig. Der Herr von
Kleift .that auch hierbey feine Pflicht mit
£9 vielem Eifertet wuCste ilchdie Ehrfurcht
und die Liebe des gemeinen Mannes auf
eine fo bt^fondre Art zu erwerben » daCs ea
gewUs ihm zuzufchreiben ift » dafs das Re-
giment , wobey er ftand » hey verfiehiedenea
Gelegenheiten auf eine vorzügliche Weife
Geitte Schuldigkeit gethan hat.
In der MuflTe» welche er im Jahre 1757.
9u Leipzig hatte» war er nicht ganz unthä«
tig. Er machte verfchiedene Gedichte » und
verbefferte einige andere noch.ungedruck-
ie» die nachher im Jahre ij^^ unter dem
Titel : Neue Gedickte non dem Verf affer dtt
FrÜhUngs zurammen gedruckt worden.
Doch ward er fchon im Octöber aus fei*
ner Muffe gerilTeii: die Reichsärmee rSck*
to gegen Leipzig , und er führte bey divfer
Gelegenheit fein Bataillon in yerfchiedeneii
glücklichen kleinen Gefechten an.
Nach der ba:ld darauf erfolgten Schlacht
bey Roisbach trug ihm der König eine Ver*
waltung auf, die der mealchenfreundlichen
Gefinnungen eines Kleifis vollkommen wür*
dig war. Se. Maj. vertrauten ihm , veraiit^
telft einers eigenhändigen Befehls , die Auf«
fichtvüber die 'Kriegsgefangenen» und das
sn Leijßzig angelegte grofle Lazareth an«
Hier hatte er auf mehr als eine Art Gele^
genheit , feine edle Denkungsaxt bUckeii
zu. laflen»' und er verhielt fich in diefem
mit vielen Bedenklichkeiten verknüpften
Poften dergeftalt, diiser des Kön^s höth-
ften Beyfall erhielt.
Bey des Prinzen Heinrichs Anwefenheit
in Leipzig hatte er Sr. Königl. Hoheit an-
gelegen 9 dafs Sie das Regiment » bey dem
er fiand, zur Armee ziehen möchten; fein^
Bitte ward ihm bey Anfänge des folgenden
Feld^uge^ gewähret. Noch vor Eröffnung
XVI
deflTelben aber wurden ihm ein paar klei-
ne Expeditionen aufgetragen. Er mufste
nämlich im Februar 1758 mit einigen Trup-
pen nach Zerbft marfehiren, um den Mar-
quis de Fraignes in Verhaft zu nehmen,
welches er auch verrichtete ; von da ward
er nach Bernbnrg auf Execution gefchickt.
Gefchäfte von diefer Art , die an fich zwar
wenig angenehmes haben , können doch
dienen , den edlen Charakter eines Man-
nes von der Denkungsart des Herrn von
Kleift noch in einem glänzendem Lichte
zu zeigen. Das alleruneigennützigfte Betra-
gen zeigte fich in diefem ganzen Gefchäf-
te , und die Lobeserhebungen , die ihm die
Gegenparthey felber gemacht hat» find
glänzende Zeugen hievon.
Den Feldzug des 1758* Jahrs that er bey
der Armee des Prinzen Heinrich. Se. Königl.
Hoheit würdigten ihn noch immer deB Ver-
trauens , das Sie gegen ihn, als er noch
bey Dero Regiment* fiand , bezeiget hatten.
Sie gaben ihm verfchiedene Gelegenheit»
fich in diefem Feldzuge hervorzuthun » di0
Ter jederzeit mit Überaus großer Begierde
ergriff; diefen Muth theilte er dem BataiK
Ion mit, das «r oomoiAadift«; unter feinot
Aarühnmg' greiig es .gern 9 ^^o die Gefakr
am giröflefien war.
Als fich gegen das Ende des Feldxnges die
ganze öfterreichifche Macht gegen Drefs-
den zog , und die preulsifche Armee durch
diefe Stadt marGchirte,. jiatte das Haufen*
Iche nebfi noeh einem Infanterieregimente
^e Arriergarde , und d«d>ey iq dem Flau-
enlchea Grunde die -Canonade der. ganzen
«»fierreichirchen Artillecie einige Stunden
lang auszuhalten. Der Herr v. Kleifi trug
dazumal lehr viel zur Behauptung diefes
gefährlichen und wichtigen Poftens. bey,
wodurch die ganze« ofterreichtTche..' Armee
aulgehalten wurde.
Ohnerachtet der Befcluwerliclikeiten des
Feldzugs; ohnerachtet des. Ger&ufclies dei
Waffen 9 trennte £ch der Hexr ron iUeift
doch nie von den MuCen. Er fchrieb ver»
f shiedene noch ungedruckte Gedichte , und
moralifche Abhandlungen, ungleichen fei«*
nein Ciffides, der zu Anfange- des roiigen
Jahres .gedruckt ward. Diefer Hl^lnje krie*
gerifche Roman » wie ihn der Verfafler
nennet» war gleichCsm fein Schwanenge*
lang. .Ber eigene Charakter des Verfaffers
«eiget fifih dacian allenthalben., der tapfere
XVIXI
grofsmütliige Küeger.» Ter^niget mit dem
Dicbter voll Einbildungskraft und Feuex*
Dec erftere diükt fich allenthalben gerade
zu . aos .» obne Schmuck » und gleiehCam
lauh ; aber wo. der Dichter fcfaiklert, glau«
ben wir. die GegenAünde vor uns. zu ha^
ben ; wir hören das Getöfe der Streitenden»
das Getümn|el dea Sturms , wir fehen die
Bitrg brennen, -vmA wir nehmen an den
muthigen Empfindungen der wenigen. Ma*
cedonier Antheil.
Die Winterquartiere des 1758* lahreo
wandte der Herr von KlciA an 9 feine
üeUMiüche Gtediehte au • einer verbeffeftea
Auflage in Ordnung zu. bringen. Er übe»*
fab £e mitgrolFem'Fleifse, veründerte man-
ehes, that neae Gedichte hinzu ^ und ver*
belEeite die ^ten.- Man erwartet von (einen
Freunden,. denen er diele 'Verbeßeningen
mittheilte, in kurzem eine vermehrte und
verbeflerte Ausgabe feiner« Gedichte. <
' In dem Anfange* dea vorjahrigen Feld«
euges gieng er mit der Atmee des PrinzeA
Heinrichs nach Franken , und wohnte de^
übrigen Verrichtungen diefer ' Attnee bey»
bis er im Anfange des AuguAs- mit dem
Corps des Herrn' G^nericds vonTihk zq der
XIX
''Armee des Königs det'ächiret würde. Er
giciig niit derfelben über die Oder , und
deti zwölften Auguft gefchah die blutige
SchlacbtbejrKunersdorf, wo ihm einTheil
feines Wunfches» den edlen Tod für das
' Vaterland ui Serben, gewährt werden Tollte.
£ine Erfällung, die ihm rfihmlieh war, ei-
' nem jeden aber, der feinen Werth kann-
' te , £arserft betrübt ift.
Leute, die den Herrn von Kleift den
' Tiag vor der Schlacht, und felbft den 12.
des Vormittags , als die Armee dem Fein-
' de entgegen marfehirte,gefprochen haben,
bezeugen , dafs er aufsetordentlich vergnügt
und aufgeräumt gewefenfey. Und wie konn-
' te es auch anders feyn ? An feinem Cha-
' rakter hatte Furcht oder Bangigkeit nicht
* den geringften Antheil ; er War ohnedem
' gewohnt , in gewiffer Abficht das Leben zu
verachten , und nie dachte er weniger an
dasfelbe, als wenn' er unter Friedrichs Au-
' gen zu fiegen oder zu fterben die Wahl
* hatte.
Diefe Denkungsart hatte er im Kriege
> beftändig geheget ; nirgend aber änfiierte er
fie mehr , als in diefer Schlacht. Hier be-
- wies er eine aulserordentltche Tapferkeit
£r griff unter- der Anffihtung des Generals
▼on Fink die ruHfirdie Flanke an. Er hat*
it mk feinem BatailVon bereits drey Batte-
Tien erobern helfen. Er hatte dabey über
zwölf- ftarke Contufionen erhalten, und
war in iSie beiden erften Finget der rech-
ten Hand "verwundet worden, fo» dafs'er
den Dogen in der linken Haftd halten muls-
te. Er hatte fich mit diefen erhaltenen Kenn-
zeichen feines rühmlichen Betragens leicht
aus dem Gefechte ziehen und (ein Leben
erhalten können ; aber hieran gedachte er
nicht einmal, vielmehr-, da «r fchon fo
weit auf dem Wege zum Siege .gelanget
war, fo verdoppelte fich Cein Muth. Se^n
Pofien als Major verband ihn eigentlich
hinter der Fronte zu bleiben ; aber er be-
dachte fich nicht einen «Augenblick , vo^-
zoreiten, als er den Commandeur. des Ba-
taillons nicht mehr erblickte ; (der hernach
gleichfalls an feinen Wunden gefiorben ift.)
Das Bataillon jagte eben nach einigen Sal-
ven ein Bataillon öfterreichifcher Grena-
diere mit demBajonvt' in die Flucht. In der
Hitz« dachte er nicht einmal daran, voin
Pferde zu fteigen , wie fonft derjenige, der
vor der Fronte komniandiret , wohl zu thmt
pllegltf £e führte MgciiUkykh feu»B».
t4ilIo«ff UBttx eintm esiflitelieXieiL Kofto«
BC!nf«ttei Toa S«ikien. der Fm49 » 9Pgß9 die
vterte.Battciift wbu Ex nßt die Fali«e fetnee
Resimeats »»Jkli) tuid nahm feUAeliMia
FalMCii)UBke?l»«}r.dem An»;'. Ex ward wie-
der Avttih. «tue kleine Ku^l la den Uakea
Arm , über dem Gelenke inw&rts gegen den
EUeabogen zn , verwundAt » und konnte de»
JäegeamU dec Uok^nHand aieh^ mehr kal-
ten; er fafftte denfelhen aKQ in> die* (elion
verwundet, reojite Hand, nit dan bejdwi
letzten Fingejtn und dem Daume. Er kom-
piandirte weiter » und war Cshon auf dreiT-
fig Schritte von der neuen «u erobernden
Batterie, als ihm dufck einen Kartütreheti-
rehufs das rechte Hein von. drey Kiigeln «or-
(ehmeiteit wvrde. Et fiel vom Pferde» n^d
im Fallen hatte er. noch da» VergnQgen»
dafs dasXeftewitiirqke Regimeiit (einem Ba-
taillon gleich naehmarfchirte «nd «nr SeU^
kam ; Aas edle Vergnügea eine« (allenden
Befehlshabers!
• Er fttchte mit andn^r. Beyhülfe «weymal
wieder %u Pferde vi^lleigeni aber feine
. ILräfte verliefsen iihn> nnd ec fiel ii^ Ohn«
macht. Zwey Soldaten von (einem Hegi-
XXIX
mente , ianü eiiier roiF dem Prinz Hefii-
richC^en von leiher Torigen Compagnie, '
den die Liebe zu feinem alten Hauptman- *
ne hierbeygezögen hatte »- trugen ihn hinter
die Fronte. Ein Feldfcheerer war eben he-
fch&ftiget ; etwas Spiritus auf die Wunde
zu giefsen ,' und ein Schnupftueh darum zu
binden . als derfelbe in den Kopf gefehof-
fen wurde. Der Herrron Kleift, felbftbey-
nahe keines GKedes mehr mächtig 9 madi«
te eine Bewegung , feinem rerwundeten
Arzte zu helfen; umfonft, diefer fiel ent-'
feelt hey ihm nieder. Der Herr von Kielft
that einen Seufzer um diefen guten Mann/
ohne an ßch felbft^ zu denken.
Bald darauf kamen Kofaken» nahmen
ihm alles > fogar Hemde , Hut , und Peru-
que. Sie würden ihn auch getödtet haben»
wenn er nicht mit ihnen polnifch hätte re*
den köntien ; da &e ihn dann , in der-Mey*
nung, dafs er ein Pole von Geburt fey,
am Leben lietsen. Sie warfen ihn an einen
Sumpf in's Nafle , und lieben ihn liegen.
Hier lag der tapfere Krieger , der grojfe
Mann , edle Dichter , hier lag Kleift , na*
ckend , im Sumpfe ,' verwundet , aller Hülfe
beraubt » blofs feinem eigenen greifen Geifte
üb^rlalfen. Von der «fiarkca Bewegung und
der Menge feiner Verwundungen ermiklet«
eBtfcklununerte er gegen Abend , eben fo
ruhig y al« .ob er in feinem Zelte {;elegea
hätte.
- In Her Nacht fanden ihn einige ruflifohe
Hafaren ; &e zogen ihn auFsTrockene« legten
ihnl><^ ihrem Wachtfeuer auf etwas Stroh»
bedeckten ihn mit einem alten Mantel »und
fetzten. ihm einen Hut auf; fie gaben ihm
auch Brod und Waffer, welches letztere ihn
ungemein erquickte. Gegen Morgen mufs«
ten die Hufaren wieder fort. Einer von den«
reiben wollte ihm ^inAchtgrofchenfiüek ge-
ben, und dädiefes der Herr von Kleift ver<-
bat 9 fo warf es der Hufar mit dem edlen üa»
muth' eines Kriegers auf den Mantel , wo«
mit er ihn bedeckt, hatte, und ritt. davon.
Die Kofacken kamen bald wieder , und nah-
men dem Herrn von Kleift alles , was ihm
die gutherzigen Hufaren gelaflen hatten. £r
lag alfo wieder nackend auf der Krde, bis
den Vormittag um lo Uhr ein rufüfcher
.Offizier in der Nähe vorbey gieng (wie
man nachher erfahren hat, iß es der Hett
:won Stackeiberg, Hauptmann hey der Ka-
^vallerie gewefeo), dem er fich zu erkennen
&CFÖS
XXIV
g<ab 9 und der ihn anf einen Wagen legen
und na«h Frankfurt an derOder bringen lief*.
Dafelbft kam er gegen Abend in der SuCser-
Aen Entkr^ftftung an , und ward ordentUck
verbunden.
Des folgenden Tages liefs er fich auf wie-
derholtes Erfuchen des Herrn Prof. Nikolai,
dem er feine Anwefenheit hatte wiffen laf«
fen» in deflelben Haus bringen. Er ward
dafelbft aufs moglichfte verpfleget , und die
Arzte gaben zu feiner Wiedergenefung gute
Hoffnung. Er warf ehr geruhig bey dem grof-
fen Schmerze , den ihm der Verband ver*
urfachte. Er las öfters» und fprachmit den
frankfurtifchen Gelehrten, und den ruffi*
fchen Ofißzieren , die ihn vielfältig befuch*
ten, mit grolTer Munterkeit. Aber in der
Nacht vom «s. zum 23. fonderten &eh die
zerfchmetterten Knochen von einander ab,
und zerrilTen eine Pulsader; er verblutete
fich ftark » ehe der Wundarzt dazu kommen
und das Blut ftillen konnte ; man liefs ihm
fogjLeich am rediten Arm' zur Ader. Ver«'
fchiedene Arzne/gelehrte find derMeynung,
dafs » wenn das AderlalTen eher gefchehen
w Are, der Kranke h&tte können gerettet wer-
den ; doch 9 dem fey wie ihm wolle » die Vor-
XXV
lieKt hau« es anders beCcblofleti : der Herr
von Kleift ward zufehends fchwach. Der
lieftige Schmerz yerurfachte Togar einige oon-
▼ulSvifche Bewegungen ; doch,^ behielt er
den völligen Verftand , und mit der Stand«
liaftigkeit eines Kriegers , mit der Gelaflen*
heit eines Chriften ftarb er , der befte Mann,
den S4. Auguli früh um 2 Uhr unter dem
Gebete des Herrn Profeflbrs Nikolai» der
rhm die Augen zudrückte.
- Die Thränen fliefsen mir aus den Augen»
da ich diefes fchreibe. Das kalte Blut des
Gefchichtrchreibers ift nicht yermögend , die
Empfindlichkeit des Freundes zu fiberwäl*
ttgen. Ift wohl irgend ein Troß » der uns
beruhigen könnte ? Kann wohl das Anden-
ken an den Buhm , den er erkämpfte , an
vlie Nachwelt , die ihn bewundem wird,
an die GelalTenheit , mit der er Barb , kann
es uns die Gedanken vergeflen machen , dafs
Kr nicht mehr iA? dafs Er wenigftens für uns
nicht mehr rft ?
Das Begräbnilsgepränge» diefer eitle Pomp,
mit dem fich die menfchliche Eigenliebe öf-
ters auch nach dem Tode genug zu thun
lochet» ift zwar fonft nhferer AuCoa^rkfam*
XXVI
keit nicht wfirdtg. Aber das Begr&bnils des
feiigen Herrn von Kleift ift mit fo beton-
dem UmfUnden begleitet; es macht ihm
fblbft , und denjenfgen » die es befördert » Co
viel Ehre , dafs ich in die Verfuchung ge-
rathe, etwas weitläufig davon zu reden.
Wenigftens das ehrerbietige Andenken > das
dadurch der Afehe des' Seligen geweihet
wurde , kann der Welt nicht ganz gleich-
gültig feyn.
Der Herr von Kleift hatte Reh in der
kurzen Zeit , die er verwundet in der ruGli«
fchen Kriegsgefangen fchaft zugebracht hat-
te, die Hochachtung der Staabsoffiziere
erworben, die damals in Frankfurt in Be-
fatzung lagen. Diefes machte, dafs der da-
malige Kommandant, der Herr Oberfte von
Sehettnow , ein würdiger Mann , und • der
ebenlulls fehr menfchenfreundlich geflnnte
Herr Platzmajor von Stackeiberg , dem Vor-
fatze des Herrn Prof. Nikolai, den Seligen
mit allen möglichen Ehrenbezeugungen beer-
digen zulaffen • auf alle mögliche Art hülfli-
che Hand leifteten. Wäre diefes nicht ge^
.fchehen , fo wäre es eine Art von Kuhn-
lieit gewefcn, einem preufsifchen Offiiier
XXVII
in einer nhtet feindlicher BoCmäßigkeit be-
findlichen Stadt fo viele Ehrenbezeu^ngen
zo beweifen.
Der fechs und zwanzigfte Auguft ward zur
Beerdigung angefetzet. Der HerrPr. Nikolai
hielt in Gegenwart einiger dreirsigruQirchen'
Offiziere » > und einer ftarken Anzahl anderer
Zuhörer, dem Seligen eine rührende Trauer«'
rede, yorund nach welcher YOn der mufi*'
^alifchen Ge^llfchaft eine Trauermufik auf-:
geffihret wurde. Der Leiche« welche von.'
zwölf Grenadiers ä cheval getragen worde»
folgte der Herr Kommandant» und eine groflr
Anzahl rnlHfcher Staabs-und anderer Offi-i
sieroy welche, gröfstentheils deswegen aus-
drücklich von der Armee angelahget war^i;
Hierauf folgten verfchiedene ProfelTores und
Mitglieder des Magiftrats;die Studiofi mach«
ten den Befchlufs.
Als man bey der Beerdigung keinen Offi-
zierdegen bekommen konnte, um ihn ge-
wöhnlicherm äffen auf den Sarg zu legen,
nahm ein rufBfcher Staabsoffizier feinen
eigenen Degen von der Seite , und gab ihn
dazu her. Nein / fetzte er hinzu , einfo wUr^
diger Offiuer foU ohne diefes Zeichen nicht
XKVJIX
begraben vterdien. Ein klauset Umiand $
aber der der Denkungaazt dieiWs Krieges-
befehlshabers Ehre macht !
So ftarb Kleifi , im L^ben gellet von je-
dem » der ibB kannte , und im Toda f«U>ft
von den Feinden geehrt. Der König and das
Vaterland verlieren an ihm einen tapfiem nn^
•rfahrnen Offieier , Devtrcblimd einen vor«
trefflichen Dichter » und feine Freunde e^
nen Freund » deiTen Veriuft fie ni« genug
beweinen können.
. Er war grob von FerTon und wohl gt-
wachfen. Er hatte da« AnTehen eines SoU
daten ; aber es war ihm natfirltck » und er
(iidite nicht » es fich zu geben. Er hatte eino
natürliche Neigung zum Soldatenftande » und
verfiand alles, was dazu geboret. Der Kö-
nig fck&tzte ihn hoch» fo wie auch der Prins
Heinrich. Er war einer von denen OffizierSa
welche Se. IVlajeft. ausfuchten ^ Gefellfchafter
des itzigen Prinzen von PreuTsen zu feyn»
und mit Sr. Königl. Hoheit zu fpeifen.
i Er fprach deutfch » lateinÜbh , &anzölifcb,
polnifch , und dAnifch. Er war in keiner
Wiffenrchaft ein Fremdling. Die Alten und
die befien unter den Neuem hatte er mil
aufserordentlicher Begierde gelefen.
XXI K
Seine Liebe zur Dichtknnft und zu allen
fchönen Wiflenfchaften werden iiin unftcrb-
lieh machen; feine Gedichte haben einen
originellen Schwung; er redete allemal aus
eigener Empfindung , Mo findet man darinn
nichts kaltes , nichts gefchminktes ; er wölke
allemal Hebe^r rauh und unfch mackhaft feyn.
Cr pflegte täglich fpazieren zu gehen , uftd
liefs fich auch durch das unangcnehmfte
Wetter davon nicht abhalten; davon rüh-
ren die vielen wahren und lebhaften SchU-
deiungen der Natur her^ die man in {ein«Q
Gedichten antri^.
£r war gegen fich felbfi unempfindlich»
und beynahe .ftoifch ; et verachtete die Ge-
fahren ; das Leben war' ihm gleichgilltig » fo
bald es nur auf die Ausübung auch der kleia-
fien Pflicht ankam. Seine gefetzte Gemüths-
befchaffenheit liefs nicht zu , dafs körper-
licher Schmerz über ihn eine groflJe Wirkung
haben konnte. Ob er gleich auf der Wahl«
ftatt in der aufserflen Verwundung und Ent^
kraftung lag , und alle Augenblicke den Tod
erwarten muCste : fo wuGste doch fein GeifiCo
wenig davon , dafs et über die feltfame Ge-
fichtsbildung -und die begierige Miene eines
Kofacken, der ihn auszog j zu lachen^-
-XXX
' fieng ; und aucli nachhet , als er in Frank«
* fürt lag, hat er diefe aufserordentliche Ge-
ftalt nicht vergeben können , fondern noch
• zuweilen darüber lachen müflen. So wenig
- ihm aber die Stärke feines Geißes zuliefs,
fein eigenes Unglfick zu empfinden: fogrof-
Xen Antheil nahm er doch an den widrigen
- Zufällen anderer. Jeder Unglückliche hat-
te ein Recht auf fein Mitleiden, und nie
'fchätzte fich diefer edle Geift glücklicher,
* als wenn er helfen konnte. Diefes zeigte
• er in's befondere in der Aufficht über das
Lazareth zu Leipzig: früh bis fp&te war er be-
«fchäftiget, einige taufend Unglückliche za
- verforgcn ; er fetzte fich den allerunange-
' nehmßen • Unterfuchungen , den Widerfprü-
*ehen anderer, felbft der Gefahr einer eige-
-neir Krankheit aus, um ihnen» fo viel mög-
* liph 9 zu helfen ; er drang in den kleinftcn
. Detail ihrer Bedürfnifle ein , und verfab &e
' damit , ehe er noch darum angefprochen
• wurd^.
Eigennutz , Neid und Stolz find allzu nie-
'* drige Eigen fchaften , als dals üe jemals in
eine fo fchöne Seele hätten kommen können.
' Er war der Erfie , der unbekannte Verdien fie
hervorzog , und feine eigene Vorzuge lief« ex
KKXf
fich nie merken. Bereitwillig Jedermann je«
derzeit Dienße zu leiften, war er viel zu
gTofs, daran zu denken , ob er (ich etwa
bereichern könnte.
Er war gefellig, aber nur für eine kleine
Gefellfchaft ausgefuchter Freunde Diefe
liebte er mit der gröfsten Zärtlichkeit, mit
einem Eifer, deflTen Andenken ihnen ewig
Thriinen ausprelTen wird.
Der befte Mann wäre eines beflernSchick-
fals wüifdig gewefen , wenn es anders ein
gutes Scliickfal ift , lange zu leben. Aber diefe
Welt, die er felbfi verachtete, und in die
ihn blofs feine Freunde einigermalTen zu-
rückhielten, war nicht im Stande ihn zu
fefleln. Höhere Tugend erforderte eine hö-
here Sphäre. Wir bleiben zurück und be-
weinen nicht ihn, fondern uns, die wir ihn
nicht mehr befitzen. Sind Tapferkeit und un-
erfchrockener Muth , find Gelehrfamkeit und
GefchmAck, find Menfcheuliebe , Freund-
fchaft und das edelfte Herz , Titel zum un-
fterblichen Nachruhme; fo wird ihn Kleift.
haben, er, der alle, diefe, Eigenfchaften im ^
Tollkommenfien Grade befafs. ^
Die Grabfchrift., dje er auf einen feiner
verfiorbenen Freunde gemacht hat , mufs
die feine werden ; fi« fchickt fich auf nie-
mand befler » als auf Um :
Witz, Einficbt 9 Wiffenfchift, Gerchmick, Befchei-
deaheit ,
Und Menfcheniicb' ond Tapferkeit 9
Und alle Tugenden 9 vereint mit allea Gaben*
deftfs der, den mtn hier' begraben.
Er ftarb fbr'g Vaterland , er fiarb voll Heldenmvcfa.
Ihr Winde , wehet ftnft : die heii'ge ATch« mhc
INHALT.
O D B iT.
Seite»
Der Vorfatz 3
Hymne 6
An Hrn. Rittmeißer Adler. 1739. ... 10
Ode an die preu&ifclie Armee im März
^757' »3
Einladung aufsLand. An HermHo&ath
Ewald im December 16
An Thyrfis 19
Das Landleben. An Herrn Ramler. . . 21
Hymne 25
L I B D B R.
.Phyllis an Dämon ........... 29
Trinklied . . • • 31
Galathee * 33
Die Heilung 34
Lied der Kannibalen ......... 36
Lied eines Lappländers 37
Liebeslied an die Weinflafche .... 39
Dithyrambe 41
Damöt nnd Lesbia 42
Gedanken eines betrunkenen Stern-
fehers 44
Chloris. Nach d. Italien« des Zappi. . 45
Grablied. 46
Gebuxtslied 48
Seite,
1 D Y L L B K.
Menalk ^^
Cephis '. 39
Milon und Iris. An Hm Lefllng ... di
Amynt 66
Irin. An Herrn Gefsner. 68
Nach dem Bion 73
BRZÄ.H L U NtSBM UND FABELN.
Emire und Agathokles. 77
Diie Freimdfchaft. An Hru. Gleim . . g2
Arift . %s
Der gelähmte Kranich . 87
r . ^INMGBDXCHTB.
Auf den Tod eines ^rolTen Mannes . 91
iJber das Bildnifs Baphaels 93
An die Morgenröthe 93
Über die Statue der Venus, an die fich
Amor fchmiegt 94
Auf ebendiefelbe Statue 94
Amor im Triumphwagen ^^
Lykon und feine Schwefier Agathe. . 96
Marforius pj
An die (gefchminkte Vetulla ..... 97
An Markolph 98
Auf die Arria» Vermählte des Pätus • 98
Ein Gemälde 99
Seite,
An Hrn. H**, als er eine Winterland-
fchaft malte loo
Grabfchrift auf den Major v.Blumenthal loi
Der Säafer zu dem Dichter 102
Pettalus 102
Über einen neu erbauten prächtigen
Tempel » den man dem Jupiter
geheiliget hatte 103
An Elifen , als der Verfafler ein Lied
auf fie gemacht hatte 103
Auf den Altindes, einen fchönen Jüngling 104
kHAPSODIBBN.
Lob der Gottheit 109
Sehnfucht nach Ruhe. 1744 115
An Doris. Im May 1744. 124
DieUnzufriedenheit desMenfchen. An
Herrn Sulzer 1-29
Gemälde einer groflcn Überfchwem-
mung • . . 135
Fragment eines Gedichts von den
Schmerzen der Liebe 137
Der Fkuhlinq, ein Gedicht .... 144
CissiDES UND Faches 175
Sbnbka» ein Trauerfpiel 197
Prosaische Aufsätze 231
ODEN»
DER VORSATZ.
Dich treibt dein Eifer, wie dein Rols dit^
Sporen.
O Held! was fleuclifi du zu des Todes
Thoren?
Suchfi du , damit dich Wahn und Nachruhm
labe,
Den Weg zum Grabe ?
Lafs Luft und Zeiten über Thal und Höhen
Mit ew'gen Flügeln deine Thaten wehen ;
Das Feld Elyfens wird von fernem Schallen
Nicht wiederhallen.
Und du , o Geizhals ! magft mit Müh' ent- '
decken.
Was uns Gebirge weislich tief verftecken $
Auf! fuir in Peru, Trotz fey Flut und Winden,
Dein Schiff mit Sünden.
/^
Gekrönter Pöbel , lafs in ftölzen Zimmern
Tapeten , Jafpis und Kriftalle fchimmem :
In SchlöITer dringt fich oft ein Schwärm von Leide
Im Kleid* der Freude.
Der Ruh* im Schoofse, will ich eure Botten
An hellen Bächen , wie meinUz, yerfpotten :
Er , den die Dichtkunfl, wenn fein Lied ertönet.
Mit Epheu krönet.
Er fchwingt fich muthig in den Kreis der
Sterne,
Durch Dunß und Wolkeii ; von der hohen
Ferne
Schaut er, wenn Schaaren wilder Krieger
lärmen.
Nur Wefpen fch wärmen.
Er fchaut von oben Länder Hufen gleichen.
Und Städte Löchern; in den engen Reichen
Schaut er in Haufen , heifsen Geiz zu kühlen,
Maulwürfe wühlen.
Dann denkt er feufzei^d mit gerührten Sinnen :
„Was wollt ihr Thorn endlich noch beginnen ?
,,Ihr rafet : meynt ihr in den fchmalen Zonen
„Ewig zu wohnen?
„Tod, Qual und Schrecken lafst ihr, um
zu fiegen,
„Aus hohlen Schlünden auf die Brüder fliegen :
„Ift eurem Hochmuth% in der Länder Menge,
„Der Raum zu enge?
„Lafsc ihr nur darum ew'ge Baue gleilsen,
„Um fchnell diefelben wiede^ etnzureifsen?
„Der Tod kömmt plötzlich ; der wird euch
bey Zeiten
„Höhlen bereiten."
D'rauf greift er geizig nach der gold'nen
Leyer,
Beftraft des Lafiers kriechend Ungeheuer;
Sein Lob der Tugend fchallt in regen Lüften,
In Wald und Klüften.
So foll mein Geift fich zu den Wolken
Cchwingen,
So rührend follen meine Saiten klingen :
O Freund, erheb mich von den feichten Hügeln
Auf deinen Flügeln !
^B^=^=SSSSB=: 6 9SSSSSSSSS ' SS,
HYMNE.
Gross iß der Herr! Die Himmel ohne Zahl
Sind feine Wohnungen;
Sein Wagen find *die donnernden Gewölk',
Und Blitxe fein Gefpann.
Die Morgenröth' ifi nur eiif Wiederfchein
Von feines Kleides Saum* ;
Und gegen feinen Glanz ift alles Licht
Der Sonne, Dämmerung.
Er fieht mit gnäd'gem Blick' von feiner Höh'
Zur Erd' herab: fie lacht;
Er fchilt : es fähret Feu'r von Felfen auf.
Des Erdballs Axe bebt.
Lobt den gewaltigen , den gnäd'gen Herrn,
Ihr Lichter feiner Burg!
Ihr Sonnenheere , flammt zu feinem Ruhm' !
ihr Erden, fingt fein Lob!
Erhebet ihn , ihr Meere ! braofi fein Lob !
Ihr Flafle , raufchet es !
Es neige fich der Zedern hohes Haupt,
Und jeder Wald vor ihm !
Ihr Löwen brüllt zu feiner Ehr' im Hain' !
Singt ihm , ihr Vögel , fingt !
Seyd fein Altar , ihr Felfen , die er traf,
£ur Dampf fey Weihrauch ihm !
Der Wicderhall lob' ihn ! und die Natur
Sing' ihm ein froh Konzert!
Und du, der Erden Herr, o Menfch, zer-
fliefs
In Harmonien ganz !
Dich hat er mehr , als olles fonft , beglückt
£t gab dir einen Geiß,
Der durch den Bau des Ganzen dringt, und
kennt
Die Räder der Natur.
Erhehihn hoch , zu deiner Seligkeit !
£r braucht kein Lob zum Gluck' ;
Die niedern Neigungen und Lafter fliehn.
Wenn du zu ihm dich fchwingft.
Die Sonne fteige nie aus rother Flut,
Und finke nie darein,
Dafs du nicht deine Stimm' vereinigft mit
Der Stimme 'der Natur.
■■MJ I ' I r 8 SSSBSSSSSBSSSBBSSS
Lob' ihn im Regen und iii dürrer Zeit,
Im Sonnenlchein' und Sturm' ;
Wenn's fchne^t^wenn Froft aus Wafler Brü-
cken baut.
Und wenn die Erde grünt.
In Überfchwemmiingen , in Krieg und Peft
Trau* ihm , und fing ihm Lob !
£r£orgt für dich : denn er erfchuf zum Glück'
Das menfchliche Gefchlecht.
Und o wie liebreich forgt er auch für mich !
Er gab , fiatt Golds und Ruhms,
Vermögen mir, die Wahrheit einzufehn.
Und Freund' und Saitenfpiel.
Erhalte mir , o Herr ! was du verliehß ;
Mehr brauch' ich nicht zum Glück':
Durch heil'gen Schaur will ich, ohnmäch-
tig fonft.
Dich preifen ewiglich!
In finftern W&ldern will ich mich allein
Mit dir befchäftigen.
Und feufzen laut, und nach'dem Himmel feha.
Der durch die Zweige blickt.
- 9BhSBBHBSBS99BS9BBBBS - O
Und irren an's Gefiad' des Meers , und dich
In jeder Woge fehn.
Und hören dich im Sburm' , bewundern in
Der Au Tapeten dich.
Ich will entzückt auf Felfen kHmmien , durch
Zerrtfsne Wölken fehn*
Und fuchen dich den Tag, bis mich die
Nacht
In heil'ge Träume wiegt.
Hü
3S 16
A N
HERRN RITTMEISTER ADLER *)
^ 7 3 9-
Une 4t€tnit4 de glöire
Vant-eUe na jQvr de bonheirf
GRESSET.
Die Stünne wüten nicht mehr, man fieht
_ die Zacken der Tannen
Nicht mehr durch gläfernen Reif; manfieht
im eislofen Bach*
Am Grunde Mufcheln und Gras und junge
wankende Blumen;
Ein dunkles, fchwebendes Laub erfüllt den
Buchwald mit Nacht.
*) Diefer vortreffliche Mann , der , zur Ehre der
prenrsifchen Armee, der Kriegsknnil und der fchS-
nen Wiffenfchaften , lange hatte leben Tollen, ward
T745 bey Landshut in Schießen , in einemScharmtitzel
mit. den Ofterreichern undSachfen, von den Uhlanea
erftochen.
Hier reizt der Nachtigall Lied durch tau-
fend laufende Töne ;
Der Weft im Rorengebufch' bläß füffe Düf-
te zur Flur.
Dort firahlt im glanzenden Strom' das Bild-
nifs blühender Hecken,
Und flieht nebft Ufer und Rohr des Fi-
fchers gleitenden Kahn.
Freund 9 flieh der Waffen Geräufch! itzt iß
die Zeit des Vergnügens ;
Fühl' itzt in Waldern die Lufi , die Held und
Höfling nicht kennt.
Was hilft's, mit freudigem Blick% vomDunft'
der Ehre betrunken.
Mit Ordensketten befcbwert , gekrönte Hen-
ker zu fcheu'n?
Was hilft's, wenn künftig dein Grab vergül-
• dete Waffen befchützen.
Wenn man aus Marmor dein Bild im (ehre-
ckenden Panzer erhöht?
Achill und Hannibal mufs die Nacht des To-
des durchfchlafen.
Die , nach der Schickung Gefetz', mich einft
in Finfiernils hüllt.
Im Tode werd' ich ihm gleich , im Leben
bin ich beglückter!
Er fah nur Auen und Blut, fchlief» nur vom
Himmel bedeckt.
Und hört' ein ewig Gefchwirr von Schilden,
Spiefsen und Pfeilen;
Ihn floh'n Vergnügen und Scherz, undCy^
pris freundlicher Sohn :
Ich feh* auf blumigter Flur das Winken
fchattigter Erlen,
Ben .Schmuck des lachenden Hains , die
weiisen Birken voll Laub,
Den thaldurchirrenden Bach; ich fchlaf in
Lauben von Rofen,
Und höre Chfoens Gefang, ob dem dl^
Nachtigall fchweigt.
Und laufcht , und aufmerkfam horcht. Rings
um mich flattert die Freude,
Diie kleine Phyllis im Hain' rerbirgt ficfa,'
wenn ^e mich merkt ;
Ich fuch' und finde &e nicht bis Be im diV
cken Gefträuche,
Wo Phöbus Telba fie nicht fieht, eihfchalk«;
haft L&cheln verrAth.
ODE
AH DIB PRBUSSISCHB ABMBB.
Im März 1757.
UNifBBRwuNDMBS Heei! mit dem Tod
und Verderben
In Legionen Feinde dringt.
Um das der frohe Sieg die goldnen Flügel
fchwingt,
O Heer! bereit zum Siegen oder Sterben.
Sieh ! Feinde , deren Laft die Hügel faft
verfinken.
Den Erdkreis beben macht,
Ziehn gegen dich und dröhn mit Qual und
ew'ger Nacht ;
Das WalTer fehlt, wo ihre RofTe trinken.
Der dürre » fchiele Neid treibt nieder-
tritoht'ge Schaarea
Aus WeSt und Süd heraus, '
Und Nordens Höhlen fpeyn, fo wie des
Ofts, Barbasei^
Und Ungeheur » dich lu verfchlingen , aus.
«BSsaBBasssssBBsassss 14 B8:s&sss=ssssaass
Verdopple deinen Muth ! Der Feinde wil-
de Fluten
Hemmt Friedrich , und dein i^arker Arm ;
Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen
Schwärm :
Sie blitzt durch dich' auf ihn , und feine
Rücken bluten.
Die Nachwelt wird auf dich , als auf eim
Mufter, fehen;
Die künftigen Helden ehren dich,
Ziehn dich den Römern vor , dem Cäfar
Friederich,
Und Böhmens Felfen find dir ewige Trophäen.
Nur fchone, wie bisher, im Lauf von
großen Thaten
Den Landmann , der dein Feind nicht ift !
Hilf feiner Noth , wenn du von Noth ent-
fernet bift!
Das Rauben überlaCs den Feigen und
Kroaten.
9SsrmB9ssassssssssm 15 s&sssassssssssas
Ich feh', ich fehe fchon — fr^ut euch , o
Preufsens Freunde! —
Die Tage deines JRuhms fich naha:
In Ungewittern ziehn die Wilden ßolz heran ;
•
Doch Friedrich winket dfr ; wo find fie nun»
die Feinde ?
1
l
Du eileft ihnen nach , und drückft mit
fchweren Eifen
Den .Tod tifef ihren Schedfeln ein»
Und kehrfi voll Rühm zurück , die Deinen
. zu eifreuDy
Die jauchzend dich empfahn, und ihre Ret-
ter preifen.
Auch ich, ich w^tdß noch —r vergönn' es
mir, o Himmel! —
Einher ror wenig Helden ziehn :
Ich Veh^ dich i ftolzer Feind! den kleinen
Haufen .fliehn.
Und find^ Ehe' oder Tod im rafenden Ge-
EINLADUNG AUFS LAND.
• - . -
AN HERRN ROFRATH BWALD.
Im Dezember,
Der Weßwind fliehet Flur und Weiden,
Die nicht mehr blühn;
O Thyrfis ! Tollen Scherz und Freuden
Mit ihm entfliehn?
Nein ^ der Orkane wikbs BlsSeä'a .
Die um mein Gut
Itzt heulend , ausgefchloflen , rafen.
Hemmt nioht den Muth«
Kbmm mit mir in der öden Fluren
Bereiftes Gras;
Verfolg' mit mir des Wildes Spuren
Im Walii' Ton Glas,
Und hör' d«ft Hains Gewölbe fchallen»
Wenn'fl Hom erwacht»
Und fieh von hohen Bergdn fiallen
Die fchnelU Ja^;
Dann eil' in meine Wohnung wieder»
Müd' aus diem Hain',
Und finge mit mir füITe Lieder
"Bey frohem Wein';
Und Chloris , die durch ihre Saiten
Dein Herz entwandt,
Soll Lalagens Gefang begleiten
Mit kluger Hand.
Sieh hin! die Sterne find erfchienen.
Und Luna whikt ;
Sie fireiten gleichfam » wer von ihnen
Am bellen blinkt.
Den Scherz mit Küfien zu verfchwifiern.
Und, fern vorti Neid',
Den langen Abend zu verfliftern,
Ifi's itzo Zeit.
Komm ! lals uns unfern Geift erheitern :
Wen Gold ergetzt.
Mag in der Flut am Felfen fcheitem.
Der fich entfetzt.
Ruhm, Reichthumj Fracht, des Hofs
Befchwerde,
Vom Volk' verehrt.
Iß Wahn , und nicht des Herrn der Erde,
Des Weifen , werth.
^9
AN THYRSIS*).
JVIbin Thyrfisylafs dich nicht von Gram
und Furcht befiegen.
Den Geyern des Gemüths ! du lebeil zum
Vergnügen :
Was machft du dir itzt alten Kummer neu?
Bleib nur der Redlichkeit, bleib nur dem
Himmel treu.
So wirft du bald den Neid bekämpfen.
Und Schmach und Läfterungen dämpfen.
*) pieres St&ck iü ans Verfehen in einer Samni-
lang von Gedichten eines meiner Freunde gedruckt
worden ; und ein Lied dieres Freundes > das die Anf-
fchrift PHYLLIS hat , ift in die ehemalige Sammlung
meiner Gedichte gekommen. Ich hatte bey dem Tau-
fche nichts Terloren ; ich will aber nicht > dafs mein
Freund verliere : und nehme daher das meinige zu-
rück, und {i}>erltire ihm das reinige.
"7i 1 I ■ i CO SSSSSSSSSSS I i
Sieh, wie's der Adler macht, den plötzlich
eine Natter,
Die aus dem Strauche fährt , umfchlingt :
Cr kämpft mit Macht , und dringt
Mit ihr hoch in die Luft, zerreibt Ke mit
den Klauen,
Und fchleudert fie herab, und fliegt in ftolzer
Ruh',
Wie fonß, der Sonne zu.
fil
DAS LANDLEBEN.
AN HERRN RAMLER.
O rns, qnando ego te aspiciam? qnandoqne licebit,
Nfinc veterum'libris , nanc somno et inertibas horis^
Dncere soUicitae iuconda oblinia vitae?
HORAT.
O freund! wie feltg iß der Mann zu
preifen.
Dem kein Getümmel, dem kein rchwirrexid
Eifen,
Kein Schiff, das Beute, Maß undBahn verlieret.
Den Schlaf entführet!
Der nicht die Ruhe darf in Berge fenken;
Der, fern vom Purpur, fern von Wechfel-
bänken.
In eignen Schatten, durch den Weft gekühlet.
Sein Leben fühlet.
Er lacht der SchlÖlFer ronGefchütz bewachet,
Verhöfflit den Kummer, der an Höfen lachet, '
Verhöhnt des Geizes in verfchlolTnen Mauren
Einfältig Trauren.
So bald Aurora y wenn der Himmel grauet.
Dem Meer' entfteigend, lieblich abwärts
fchauet,
Fliebt er fein Lager, ohn' verzUrtelt Schmäcken«
Mit gleichen Blicken.
£r lobt den Schöpfer, hört ihm Lerchen
fingen.
Die durch die Lüfte fich dem Aue' entfchwin-
gen;
Hört ihm vom Zephyr', lifpelnd auf den Höhen,
Ein Loblied wehen.
Er fchaut auf Rofen Thau wie Demant
blitzen ;
Schaut über Wolken von der Berge Spitzen»
Wie fchön die Ebne , die fich bjau verlieret.
Der Lenz gezieret.
Bald zeigt fich fliehend auf des Meeres
Rücken
Ein Schiff von weitem den nachfliehnden
Blicken,
Das fie erft lange gleichlam an fich bindet.
Und dann verfchwindet. .
Bald fieht er abwärts , voller Glanz und
Prangen,
Koch einen Himmel in den Fluten hangen»
Noch eine Sonne Amphitritens Grenzen
GrundaiM durchglänzen.
Er geht in Wälder, wo an Schilf und
Sträuchen
In krummen Ufern Silbi^rbäche fchleichen.
Wo Blüthen duften, wo der Nachtigallen
LuAlieder fchallen.
Izt pfropft er Bäume, leitet Waflergräben,
Schaut Bienen fchwärmen, führt an Wän-
den Beben;
Itzt tränkt er Pflanzen, zieht yon Bofenßocken.
Und Nufsftrauch Hecken.
Eilt dann zur Hütte, (wo kein Lafter thronet.
Die Buh' und WoUuft unfichtbar bewohnet).
Weil feine Doris, die nur Liebreiz fchminket.
Ihm freundlich winket.
■II ■ ■ i S4
Kein Knecht der Krankheit mifcht für ihn
Gerächte :
Penn Freud' und Unfchuld würzt ihm Milch
und Früchte ;
Kein hang GewifTen zeigt ihm Schwerdt und
Strafe
Im füITen Schlafe.
Freund ! lafs uns Golddurß , Stolz und
Schlöfler haflen.
Und Kleinigkeiten Fürfien überlaflTen.
Mein Lange ruft uns ! komm zum Sitz' der
Freuden
«
Auf feine Weiden.
HYMNE.
Nicht niedre Luft» auch nicht Eroberer»
Noch Gold und Schätze will ich fingen.
Mein Geift foU fich dem Tand' der Erde kühn
entfchwingen :
Der Himmel fey mein Lied! mein Lied der
Herr »
Wohin, wohin reifst mich der Andacht Glut?
Seht ! ich entweich' auf kühnen Flügeln
Dem niedem Hochmuth', und der Erde fin-
ftern Hügeln,
Und trinke, froh, fchon andrer Sonnen Glut.
Schon reizet mich die falfche Hoheit lAcht.
Die Welt , die ich voll Qual befunden,
Verfchwiudet unter mir, — ift unter mir
yerfchwunden.
Und mich entzückt bereits ein himmlifch Licht.
O welche Pracht ! — Welch Auge fiehet
^ ganz
Die Herrlichkeit , die den umgeben.
Der alles, alles füllt, vor dem die Himmel
beben ? .
Des Herren Thron verhüllt fein eigner Glanz.
•gBaBaBaaea * 36 gassaaas
Kein Wunder ift's, dafs er durch Einen Ru£
Den Menfchen, derGefchöpfe Heere»
Und Felfen, Seen, Wald, der Sonnen Flam-
menmeere,
p4S Gcifierreich und taufend Welten fchuf !
Unendliclier ! - - - Docb Schaaren Seraphim;
Entzückt in fröhlichem Gewimmel,
Sind ganz Gefang, und ftrömen durch den
Himmel ;
Ihr Saiteutfchweigt! der Himmel finget ihm.
LIEDER»
«9
PHYLLIS AN DÄMON.
jAy.liebfter Dämon j ich bin überwunden!
Ich führ» ich führ izt , was dein Herz em-
pfunden ;
Mich zwingt die Dauer deiner fiarken Lieb«
Zur Gegenliebe.
Als ich die Hand jungft» die dein Auge
deckte.
Vorwitzig fortrifs; Himmel! was erweckte
Dein fchönes Auge, nafs von Aillen Schmerzen,
In meinem Herzen!
Ich floh und weinte , warf am Bach* mich
nieder;
Ein heftig Feuer drang durch meine Glie-
der.
Ach! ewig werden diefe Flammen währen.
Die mich verzehren.
■ 30
Komm, treufter Dämon, den ich mir er-
wähle!
Auf meinen Lippen fchwebt mir fchon die
Seele,
Um durch die deinen, unter taufend Küflfen,
In dich zu fliefsen^
3»
TRINKLIED.
W^BiSBR Dämon 9 deffen Haupt
Lorbeer um und um belaubt, ,
Soll dir Gram und Mifsvergnügen
Ewig Stirn' un^ Wange pflügen?
Wie der Glanz von dnnkelm Liebt'
Scbviracb aus Todtengrüften bricht»
So blinkt deine trübe Seele
Aus des Leibes Trauerböble.
Wifs', in deiner Jabre Zahl
Rechnet dir der Tod einmal»
Nebft den freudenvollen Tagen,
Auch die Tage voll von Plagen !
Du fcbwimmft in der Zeiten Raum%
Wie auf Strömen leichter Schaum :
Kannft du nicht To fchnell zur Erden,
Wie der Schaum zu WaOer, werden?
\ 3«
Sieh mich an , wie mir das Haupt
Epheuftrauch und Ros* umlaubt.
Und wie mir die Tropfen gleiten.
Wegen Kürze diefer Zeiten.
Zehnmal füll' ich fchon mein Glas
Mit Lyäens edlem Nafs';
Noch reizt mich fein goldnes Blinken.
Und die Freude wachil im Trinken»*
Thür' und Teppich tanzt am micH
Erd' und Himmel drehet fich :
O wie felig! welch Vergnügen!
Eyan, hilf! ich muGi erliegen! .
33 ^aHMi^Bs^HaaBBi
GALATHEE.
Bbglucktbr Schmers » der in den Hain
mich föhrte!
Dort fchlaft im Klee
Die Urfach' meiner Pein, die fchone Galathee.
O war' ich doch der Klee,
Dafs mich ihr Leib berührte !
Weh' fanft , o Luft ! daCi fich die Blatter
nicht bewegen. - - -
Doch fie erwachet fchon , und fliehet« - - -
Folg' ich ihr?
O nein , fie zürnt, und fie entfliehet mir !
Ich will , o welch ein Glück ! da » wo &e lag,
.^, mich legen,
y Auf Klee , der ihren Leib berührte.
Ich will, o welch ein Glück ! auf den erfreu-
ten Beeten
Die fchönen Spuren treten.
34
DIE HEILUNG.
£iN kleines Kind mit Flügelot
Das ich noch nie gefehen»
Kam jüngft mit leichten Schritten
In Doris Blumengarten.
Es irrt' in alle Hecken,
Und fah nach allen Beeten,
Und pflückte Rofenknofpen,
Und hafchte Schmetterlinge»
Die um die Rofen buhlten»
Und ftrich die goldnen Stihibchen
Von den gefprengten Flügeln.
Itzt wollt' es wieder hafchen.
Und hob die Hand behutfam.
Und gtiS, und zifchte plötzlich.
Und zog fie fchnell zurücke.
Ein Dorn vom Stamm' der Rofen
Stach ihm den zarten Finger.
Es fchwang die Hand vor Schmerzen»
Und fahe nach der Wunde,
Und machte Caure Mienen.
Ich laufcht' ihm gegenüber
Bey Doris in der Laube,
Und lachte feiner Mienen.
===== 35 5=a==sBBBa»
Schnell nickt' es mit dem Kopfe»
Und Tagte leife: Spötter,
Weilst du , wie Wunden fchmerzen ?
Du follft es bald erfahren.
Es zielte mit dem Bogen,
Und eh' ich mir's verfahe,
Stack mir der Pfeil im Herzen.*
O wie ward mir zu Muthe !
Ich fank vor Schmerzen nieder.
Und dachte fchnell zu fterben.
Doch Doris , meine Taube,
Entzog den Pfeil der Wunde,
Und falbte Sie mit Salben,
Und fireichelte fie zärtlich.
Und fo ward ich geheilet.
Hinfort will ich des Kindes,
DieCs weifs ich , nicht mehr fpotten.
Wenn ich es wieder fehe :
Hätt' mich die fchöne Doris
Aus Mitleid nicht geheilet.
So war' ich fchon geftorben !
^
LIED DER KANNIBALEN.
BfO.NTAQNB B. 1. Kap. 30,
V^BRWBiLB, fchöne Schlange,
Veiweilei Meine Schwefter
Soll in ein Band von Golde
Dein Bild für ITen wirken.
Für Ifen» meine Freundinn;
Alsdann wird deine Schönheit«
Vor allen andern Schlangen
Der Welt » geprieCen werden.
37
LIED EINES LAPPLÄNDERS.
Komm» Zama, komm! lafs deineu Un-
muth fahren,
O du , der Preis
DerSchönen! komm ! in den zerftörten Haaren
Hangt mir fchon Eis.
Du zümft amfonft : mir giebt die Liebe
Flügel ;
Nichts hält mich auf;
Kein tiefer Schnee, kein Sumpf, kein Thal>
kein Hügel
Hemmt meinen Lauf.
Ich will im Wald' auf hohe Bäume klimmen.
Dich auszufpähn.
Und durch die Flut der tieffien Ströme
fchwimmen.
Um dich zu fehn.
Das dürre Laub will ich vom Strauche pflü-
cken>
Der dich verdeckt.
Und auf der Wies' ein jedes Rohr zerknicken,
Das dich verfteckt;
Undfollteftdu, weit iiber's Meer, in Wuften
Verborgen feyn;
So will ich bald an Grönlands weifsen Küfien
Nach Zama fchreyn.
Die lange Nacht kömmt fchon. Still' mein
Verlangen,
Und eil' zurück ! - - -
Du kömmfi, mein Licht! du kömmft» mich
zu umfangen?
O welch ein Glück!
■ 39 •
UEBESLIED AN DIE WEINFLASCHE.
O FLASCHE» Yoll vom Saft' der TheinTcfaen
Traube »
Du Schmuck der Welt !
Beglückt ift der , der in der Rofenlaube
Im Arm' dich hält !
Nun du mich liebft, iß gut und fchlimm
Gefchicke
Mir gänzlich gleich ;
Du biß mein Troß, mein Leben, Ruh' und
Glücke^
Und Himmelreich.
Wenn andre lieh in Graufamc vergaiFen,
O ! wie lach' ich
Der Thoren ! du biß für mein Herz crfchafFen,
Und ich für dich.
Du fiürkß den Muth, und führeß Himmels-
freuden
In meine Braß :
Des WalFers Freund mufs Pein und Schwer-
muth leiden.
Und milTen Luß.
SaBBBSSSSSSBSBS 40 SSSSBSSSSSSSSSBS
Fiel Adam wohl» der Trauben gnug ver-
fchluckety
Daduich in Noth?
Der Bi£i in Frucht, aus der man Cider *)
drucket«
Verdiente Tod«
Bleib mir forthin, was du mir ftets gewefen«
Mein Ruhm und Heil!
Dich hab ich mir aus einer Welt erlefen
Zum befien Theil'.
Und ßerb' ich einft , fo wein' auf meine Afche,
Und fchluchz' betrübt:
Hier ruhet der, der mich gekränkte Flafche
Getreu geliebt.
*) So riel tls Apfeiinoft.
— sr- 41 asaaaaaaa ii 1
DITHYRAMBE.
Freund! verräume nicht zu leben;
Denn die Jahre fliehn.
Und es wird der Saft der Reben
Uns nicht lange glühn!
Lach' der Arzt' und ihrer Ränke :
Tod und Krankheit laurt.
Wenn man hey. dem Frofchgetrauke
Seine Zeit vertraurt.
Moslerwein , der Sorgenbrecher»
SchaiFt geCundes Blut :
Trink aus dem bekränzten Becher
Glück und Trohen Muth,!
So ! — Noch eins ! — Siehft du Lyäen
Und die Freude nun?
Bald wirft du auch Amorn fehen ,
Und auf Rofen ruhn.
aoBBssaBSässssssBa^ 4^ , s
DAMÖT UND LESBIA.
WACH BEH HORAZ : Donec grotus eram
tibiy etc.
p A M ö T.
JJu liebteß mich: kein Glück war meinem
gleich ;
Durch dich hatt' ich ein irdifch Himmelreich.
L B S B I A.
Du liebteft mich : es floh Gram und B««
fch werde ;
Durch dich war ich die glücklichfte der Erde.
DAMÖT.
Anitzt weils ich bey Phyllis nichts von Qual ;
Für fie liefs' ich mein Leben taufendmal.
L B S B I A.
Anizt find' ich mein Glück in Thyr&s
Treue,
Für den ich mich auch nicht zu fterben
Tcheue.
J) A M Ö T.
So fchön 9 wie du , ift Phyllis auch ; allein,
Vcriiefs'*ich ße, würd' ich dirXhyrfis feyn?
L B S B I A.
Er weifsy wie du, fich Liebe zu erwer-
ben; —
-Mit dir wunCcht' ich zu leben und zu flerben !
GEDANKEN
EINES BETRUNKENEN STERNSBHBRS.
Mich wundert niclit , dafs fich,
Ihr Freunde , wie ihr feht ,
Die Erde dreht;
Kopemik hat fürwahr kein falfch Sy Stern.
erfonnen:
Doch — dort Teh' ich
Am Himmel gar zwo Sonnen !
£y ! ey \ das wundert mich.
• ■ 45 SMBSBS==aMB
C H L O R I S.
NACH DBM ITALIÄNISCHBN DES ZAPPT.
£iN Heer von Liebesgöttern
Schwärmt' um die fchöne Chloris ,
Und viele Götter flogen.
Nachdem fie gnug gefchwärmetj
In Chloris braune Locken»
Und fchwebten mit den Locken;
Viel' in den Putz des Kopfes,
Und auf des Halfes ^rlen.
Zween FalFen in den Augen,
Und in den Augenbraunen
Verfleckten &e die Bogen.
Zween andre FcholTen Pfeile
Aus Grübchen in den Wangen«
£in lofer Gott flog abwärts
In ihres Bufens Mitte,
Und fah herauf, und Tagte :
Wer fitzt von uns am befien ?
46
GRABLIED.
Weh dir» dats du geßorben bift!
Du wirft nicht mehr Auroren fehn.
Wenn Re vom Morgenhimmel blickt
In rother Tracht, mit güldnem Haar';
Und die bethauten Wiefeh nicht.
Auch nicht im melancholTchen Hain'
Die Sonn* im Spiegel grüner Flut.
Der Veilchen Duft wird dich nicht mehr
£rfreun, und das Gemurmel nicht
Des Bachs , der Rofenbüfche tränkt.
Auf dem, vor Zephyrs fanftem Hauch',
Die kleinen kraufen Wellen fliehn.
Auch wird dich Philomele nicht
Mehr rühren durch der Töne Macht;
Auch meines Kraufens *) Laute nicht.
Die Philomelen ähnlich feufzt.
*) Ver&ffer der Schrift : Von der mnükalirchen
Poefiei ein fo vollkommener praktifcher > als theo-
retifcher TonkUnflier.
T=»B5 47 MBBBSMBHHB»
Allein, du wirft auch nicht mehr fehn,
Dafs fich der Tugendhafte quält ,
Sich feiner BlöITe fchänit, und darbt.
Und feine Lebenszeit verweint;
Indeflen dafs in Seid' und Gold
Der Böfewicht fiolzirtwnd lacht.
Du wirft nicht fehn , daCi ein Tyrann
Die Ferfe freygebomem Volk*
In den gebognen Nacken fetzt.
Das ihm Tribut und Steu'r bezahlt.
Nicht für den Schutz , nein , für die Luft.
Kein Narr, kein Höfling wird dich mehr
Mit dummer Falfc)iheit peinigen.
Und keine Rachfucht fieht auf dich
Mit fcheelen Blicken eines Wolfs,
Nicht Ui\gewttter, Feftilenz,
Und Erderfchütterung, und Krieg
Erfchreckt dich mehr. Der Erde Punkt,
Samt Peftilenz und Krieg und Noth,
Flieht unter deinen Füifen fort.
In Dunft und Blitz gewickelt. Sturm
Und Donner ruft weit unter dir ;
Und Ruh' und Freude labt dein Herz
In Gegenden voll Heiterkeit.
Wohl dir , dafs du gefiorben bift l
1 48 =^ i
GEBURTSLIED.
Wkh dir, daCi da geboren bift!
Das grofle Narrenhaus , die Welt,
Erwartet dich zu deiner QuaL
Nicht WilTeifrchaft , nicht Tugend , ift
Ein Bollwerk vor der Bosheit Wut,
Die dich beftürmen wird. Verdienft
Beleidiget die Majeftat
Der Dummheit , und wird dir gewifs,
(Im Fall' du dir's einmal erwirbft)
Ein kerkerwerth Verbrechen feyn.
Der Schatten eines Fehlers wird,
Bey hindert deiner Tugenden, .
Der Läftrung grUulichfies Gefchrey
Oft hinter dir erwecken. Wenn,
Voll edeln Zorn, du kühn die Stirn'
Zum Lafirer kehrfi , ift alles Ruh' :
Ein Zeigefinger , der fchon finkt.
Ein Nickkopf weift dir kaum , was man
Begonnen. — Schnell tönt hinter dir
Des Unfinns Stimme wiederum.
Wenn du nicht wie der Sturmwind fprichft.
Nicht fäuffi , "wie da die Erde fäuft.
Wo fich das Meer in Strudel dreht ;
i 49 »B=S=S==BB
Wenn kein Erdbeben deinen Leib
Zu rütteln fcheint, indem da sürnfi:
So mangeh's dir an Heldenmutfa ;
Und tanzefl du den Phrynen nicht
Von weitem einen Reverenz :
So mangelt*s dir an groflfer Welt.
Wenn du nicht fpielft, und viel gewmnft.
Bis der» mit dem du fpielft» erwacht;
Wenn WoUuft unter Rofen nicht
Dich in die geilen Arme fchlingt :
So fehlt dir Witz! fo fehlt dir Witz! -- .
Nichts f. nichts als Thoihelt wirft du fehn.
Und Unglück. Ganze Länder fliehn.
Gejagt vom Feuermeer' des Kriegs,
Vom bleichen Hunger und der Peß>
Des Kriegs Gefellen; und die See
Ergiefst fich wild, Verderben fchwimmt
Auf ihren Wogen und der Tod.
Ein unterirdTcher Donner brüllt :
Die Erd' eröffnet ihren. Schlund,
Begräbt in Flammen Feld und Wald,
Und was im Feld' und Walde wohnt. - • -
Und faß kein tugendhafter Mann
Lebt ohne Milzfucht, lahmen Fu&,
Und ohne Buckel oder Staar ;
Ihn foltert Schwermuth , weil er lebt. • « -
Diefs alles wirft du fehn , und mehr. . .
^ 50 =B5====a!
Allein du wirft auch die Natur
Voll fanfter Schönheit fehn. Bas Meer,
Der Morgenröthe Spiegel, wird
Mit rothem Lichte dich erfreun.
Und raufchen dir Entzückung zu.
Verborgen, wenn die Sonne brennt.
In grüner Nacht , befchattet dich
Der Birken hangend Haar. Du wirft
In blühnden Hecken eines Thala
Voll Ruh* einhergehn , athmen Luft,
Und fehen einen Schmetterling
Auf jeder Blüth% in bunter Pracht;
Und den Fafan im Klee , der dir
Denfelben Hals , bald roth , bald braun»
Bald grün , im Glanz' der Sonne zeigt.
Auch Wiefen werden dich erfreun.
Mit Regenbogen ausgeCchmückt ;
Und m der Flut ein Labyrinth
Von Blumen, und manch bunter Kranz,
Aus deflen Mitte Phöbus Bild,
Voll Stralen , blitzt , und über dem.
In holden Düften, Zephyr Fchwärmt.
Die Lerche, die in Augen nicht,
Docli immer in den Ohren ift.
Singt aus den Wolken Freud' herab
Dir «n die Brufi. — Auch Tugend ift
Noch nicht rerfchwunden aus der* Welt,
5' =====
Und Friedrich lebt , der &e belohnt ;
' Auch ift Re felbH ihr reicher Lohn.
Mitleiden , Grofsmuth , Dankbarkeit,
Und Menfchenlieb' und Edelmuth
Wirkt Freud', und Freude nur ift Glück :
Führ Tugenden , fo fühlft du Glück ! - - -
Und manch er Freund wird dich durch Witz
Und Liebe (wie mein Lange mich),
Befeligen , und feyn dein Troft,
Wenn Falfchheit dein Verderben fucht.
Lafs Neid und niedre Raben fchreyn^
Und trinke du der Sonne Glut,
Gleich einem Adler. Hülle dich
In deine Tugend, wenn es fiürmt.
Doch öfter lacht der Himmel dir ;
Das Leben ift mehr Luft, als Schmers:
Wohl dir , dafs du geboren bift !
I D Y L L E N»
55
M E N A L K.
Mbnalk floh kummeryoU den Reiz der
fchönften Flur;
Kein Schatten und kein Bach , fein Harm ge-
fiel ihm nur.
Die Heerde gieng zerftreut ; er nährt' in einer
Höhle,
Vom frühen Morgen an , die Schmerzen fei-
ner Seele.
Unglücklicher Menalk ! gedacht' er da bey fich,
O warum lebft du noch ? die Schickung
hälfet dich;
Durch fie ward Doris jüngft von dieferFlur
gezogen :
War' doch den Augenblick dein Geift ihr
nachgeflogen.
Und diefer Leib verweil ! Zwar be/ Amyn-
tens Tod'
Fühlt' ich die Freude nicht, die mir der
Frühling bot;
II 5^ I
Doch endlich hat die Zeit den Kammer
überwanden :
Er ift, dacht' ich, zuerft der Nichtigkeit
entbanden.
Und fchaut dir itzt Tielleicht von oben
glänzend zu.
Schaut unter fich die Stern', ift glücklicher als du.
Nur itzt wird keine Zeit mein ewig Leid yer-
mindern ;
Sie lebt , undlebt entfernt ! — Komm , Tod !
du kannH es lind«xn t
Komm, itzt ift Welt und Glück und Leben
mir verhafst!
Ihr Felfen , flurzt herab, begrabt mich in
der Laft,
Die meinem Scheitel droht ! — O mu& ich
euch , ihr Anen, .
Die ihr uns oft rerbargt , noch ferner grünen
fchauea ?
Ihr martert meinen Geift , reizt ihigUich das
Geficht :
Ihr zeigt mir Doris Bild , undxeigt mir Doris
nicht!
Nur zum entfernten Belt*^! - - - Doch wer
kann dir entrinnen,
O Liebe ? Welch ein Wahn betüubt die mtt*
den Sinnen !
57 sssss=s=s=ss
Und trieb'auch Angft undQualzum Nordpol'
meinen Schritt;
So flöh' doch Boris Bild, gleich meinem
Schatten, mit.
Ja » dort , - - dort feh' ich fie » dort hat &e oft
gerprungen.
Und oft im bunten Klee den Arm um mich
gefchlungen.
Dort, deucht mich , hör' ich noch am Teich'
den Zauberklang,
Als Ee und Galathee Dianens Glut befang.
Ich war Endymion , nach dem fie heimlich
blickte.
Dem &e hey manchem Ort' die Hand ver-
Aohlen drückte.
Dort ruht' ich einft allein im Kofenthal' am
Bach',
Ich fchloüs die Augen zu, dacht' ihrem Lieb-
reiz' nach ;
Die Lofe wufste fich am Ufer hinter Sträu*
chen,
Ohn' da(s ich &e vernahm , zu mir heran-
zufchleichen.
Und fiund ihr Dämon gleich , der um fie buhl-
te, nah'.
So kü&te ^e mich doch , als er nur feit*
warts fah;
58
Schnell fprang £e um den Strauch, die Blät-
ter hört' ich raufchen.
Und merkte , wer es that » und lie£s mich
gern belaufchen :
Doch wer belaufcht mich itzt? wo feyd ihr
Zeiten hin?
O dafs ich mit der Luft nicht auch rergan-
gen bin !
Itzt wird der Südwind mich nicht mehr aus
regen Büfchen,
. Davon der Schatten wankt , in ihrem Arm'
erfrifchen.
Itzt werd' ich nicht : wie fonft , die rauchen
'' Faunen gehn.
Und Ziegen über uns am Felfen klettern fehn.
Mein vor beglücktes Vieh i itzt kann ich dich
nicht weiden.
Die Kluft , des Grabes Bild , vermehr' hinfort
mein Leiden !
So quälte fich Menalk» bis Philomele fang»
Und bis der Wachtel Schlag im Felfen wie«
derklang ;
Da fiand «r auf und fah , dafs fich der Schätz-
ten ßreckte.
Und dals der Abend fchon die Flur mit Puz*
pur deckte.
»•»'
»>
59
C E P H I S.
»»Sey mirgegTÜfstyPhilint! £ey mir gegrüfst !
„Gefegnet fey der Tag, der dich mir fchenkt !
„O tugendhafter Greis , wie lange fchon
,Hab' ich dich nicht gefehn! Das Alter hat
»Seitdem dein Haupt noch mehr mit Schnee
beftreut.
„Komm 9 labe dich mit mir im Schatten I
komm!
„Der WeinBock winkt uns dort, dort winkt
uns auch
„Der füITe Feigenbaum : erquicke dich
„An ihren Früchten, die die Jahrszeit reift!"
So fagte Cephis, als Phil int einmal
In feinen Garten kam.. Sie giengen hin. — •
Der arme kranke Greis erquickte fich.
Und pries ien Feigenbaum und feine Frucht.
»,Der Baum fey dein , Philint 1 *' fprach Ce*
phis ; „ihn
„Bedeck' ich künftig nur für dich , wenn Froft
„Die Erde drückt ; für dich foU er hier blühn,
„Und tragen füITe Frucht." Allein Philint
Starb bald; ihm trug der Baum nicht fülFe
Frucht.
' ^O BSS==S=SS=SSS
Und Cephis weint' um ihn , und wunfcht'
fich, arm
Za fterben , und fo fromm , ab er ; begrub
Ihn unter feinen Baum , baut' ihm ein Grab'
Mit Rofen und ZyprelFen rund umkränzt.
Er höret' oft feitdem , beym Mondenfchein'»
Ein heilig Raufchen in des Baumes Laub'.
Ein füfs Gelifpel drang vom Grab' herauf.
Das ihm zu danken fchien ; und Oberflufs
Von Obft und Trauben wuchs ihm jähr«
lieh: denn
Der Himmel fegnet fiets die Frömmigkeit.
6i
AlILON UND IRIS.
AN HERRN LESSING.
M I L N'.
KoBCATy Iris , komm mit mir in's Kühle,
komm!
Die Geisblattlaube dort erwartet uns
In grüner Dunkelheit , und ßreut Geruch.
Die holde Stimme hab' ich lange nicht
Gehört» mit welcher du mir ehedem
Den Himmel öffneteß, und in mein Herz
Ruh' und Vergnügen fangft. Die Mufen find
Mir auch anitzt nicht feind; ^e lehren mich
Gefänge , die das Chor der Nymphen liebt»
Und die der Wiederhall im Haine fingt ;
Komm^ la£s uns fingen! komm, o meine
Luft!
Iris.
O Milon ! wie wird mich dein Lied erfreun»
Das Liebe dich gelehrt und Grazien!'
Dein Ton; indem du fprichfty ergetzt mich
mebr.
Als wenn im Vcilchenthal' der Wefiwind raufcht.
=ss===sssss 62 =ss=ss=s=
Als wenn der laute Bach durch Blumen
rinnt ;
O ! wie vielmehr wird mich dein Lied er>
freun !
Komm in die Lauhe, komm! mir fchlagt
das Herz!
Sie giengen fröhlich hin , und Milon fang :
M r L o N.
O Wiederhall 9 der meine Fein erfuhr.
Als Iris fpröde war.
Vernimm nun auch mein unausfprechlich
Gluck,
Und breit' es aus : Sie liebet mich !
Sie liebet mich ; wer ift fo froh , als ich ?
Wer iä fo fchön , als ße ?
Aurora, die in rofenfarbner Tracht
Vom Himmel fieht, ifl nicht fo fchön.
IRIS.
Auch du bift fchön , auch du erfreuft mein
Herz!
Die Ros' ift nicht fo fchön.
*■ 63 "
Voll Silberthau , die zarte Lilje nicht.
Vom Morgenroth' gefärbt, als du!
M I L o N.
Wenn in dem Teich' das Bild des Gar-
tens hängt.
Und jedes blühnden Baums,
Um den ein Heer von Schmetterlingen iich
Mit hundertfarb'gen Flügeln jagt ;
Dann freu' ich mich : doch wenn imBo-
fenkranz'
Am Ufer Iris geht;
Alsdann Feh' ich des Gartens Bildnifs nicht;
Dann feh' ich nur ihr Bild und G.e,
IRIS.
Schön ift der Bach , wenn Zephyrs Fit-
tig d'rauf
Der Bäume Blüthen weht ;
Die Silberflut , auf ihre Decke Aolz,
Raufcht froh dahin , und hauchet Duft.
Doch fehöner ift's , wenn fanfter Wind die F'
Von Milons finflerm Haar'
■1 I I ■ ■ 64 sssbb:±s=sssssbs
Mit Blfithen und mit guldnen Veilchen
fchmückt ;
Dann fliefs , o Bach ! ich feh' fein Haar.
M I L o N.
O welch ein Glück ift treae Liebe ! wenn
Dein fanftes Auge Tagt,
Dafs du mich liebß , dann feh' ich aufwärts hin
Zum Sitze der Unfierblichen.
Ich feufze dann , und Thritnen fliefsen mir
Vom Aug\ ich dank' entzückt
Dem Himmel für mein Glück, und bitte
nicht
Um Schätze , nur um Ruh' und dich.
O 9 fey mir ßets , was du mir itzo bift.
Mein Reichthum , Glück und Ruhm!
Mit dir ift mir die finftre Wufie fchön,
ündy ohne dich, die Welt ein Grab.
IRIS.
Wenn mir dein Auge fagt , da£s du mich
liebft.
Dann fühl' ich auch mein Glück ;
SSSBS=S=S55SSSSS 6$ ssssssssssssssssssssx
Gefch Windei läuft mein Blut, der Bufen wallt.
All' meine Sinnen find Gefühl«
Ich Tuche dann einfame Gänge, wo
Nichts die Gedanken fiört.
Ich feh* dein Bild , und feufEe fehnfttchtSTollp
Und dank' dem Himmel für mein Glück.
Sey mir auch ftets » was du mir itzo bift»
Mein Wunfch , mein Tioft , mein Ruhm !
Mit dir ifi mir clie finEre Wüfte fchön.
Und 9 ohne dich » die Welt ein Grab. •"—
Indem Re fangen , fchwieg der Wind im
Hain',
Der Himmel höite zu , das Volk der Luft
Laufcht' auf ihr Lied , verfteiikt in dunkles
Laub ;
Die kleine Lalage laufcht' auch' darauf.
Im kraufen Schatten von Gebüfch , und fprang
Hervor , und fprach bewegt : „Izt hab' ich euch
„Belaufcht ! i«cht fehr beUafcht ! ihr finget
fchön ! "
Sie feufeet', und die Brufi empörte fieh. —
„Was.feufzeß du? warum biß du bewegt?"
Frug Milon. Aber fie erröthcte:
Und feufzj', und wollte jiichtg,eftehn , warum.
66
A M Y N T.
SiB fliehet fort! es ift um mich gefchehen!
Ein weiter Raum trennt Lalagen von mir.
Dort floh &e hin! komm Luft, mich anzu-
wehen !
Da kömmft vielleicht von ihr.
Sie fliehet fort ! Sagt Lalagen , ihr FlülTe»
Dafs ohne fie der Wiefe Schmuck verdirbt;
Ihr eilt ihr nach, fagt, dafs der Wald Re
miflfe»
Und dafs ihr Schäfer fiirbt.
Welch Thal blüht itzt, von ihr gefehen,
beflfer?
Wo tanzt rie nun ein Labyrinth? wo füllt
Ihr Lied den Hain? welch glückliches Ge-
w&ITer
Wird fchöner durch ihr Bild ?
Nur einen Druck der Hand , nur halbe Blicke
Ach ! einen Kufs , wie fie mir vormals gab»
Vergönne mir von ihr; dann ßürz*, o Glücke»
Mich» wenn du wilLft, in's Grab.
^7 ==s=«
So klagt* Aniynt, die Augen voll von
Thränen, ^
Den Gegenden die Flucht der Lalage ;
Sie fchienen fich mit ihm nach ihr zu fehnen»
Und feufzt^n: Lalag«!
6s =sesss=sssss=>-
*
IRIN
AN HERRN G B S S N B R»
den Verfafler der profaifchen Idyllen.
An einem fchönen Abend' fuhr
Irin mir feinem Sohn' im Kahn'
Aufs Meer, um Reufen in das Schilf
Zu legen , das ringsum den Strand
Von nahen Eilanden umgab.
Die Sonne tauchte fich bereits « !
In's Meer, und Flut und Himmel fehlen
Im Feur zu glühen,
O wie fchÖn
Ift itzt die Gegend ! fagt' entzückt
Der Knabe , den Irin gelehrt»
Auf jede Schönheit der Natur
Zu merken. Sieh » fagt' er , den Schwan,
Umringt von feiner frohen Brut,
Sich in den rothen Wiederfchein
Des Himmels tauchen! Sieh, er fchifft.
Zieht rothe furchen in die Flut,
Und fpannt des Fittigs Segel auf, -—
Wie lieblich ftiftert dort im Hain'
Der fchlanken Efpen furchtfain Laub
Am Ufer» und wie reizend fiiefst
Die Saat in grünen Wellen fort>
Und raufcht, vom Winde fanft bewegt. —
O was für Anmuth haucht anitzt
Geftad' und Meer und Himmel aus !
Wie fchön ifi alles ! und wie froh
Und glücklich macht uns die Natur!
«
Ja 9 fagt Irin , Re macht uns froh
Und glücklich , und du wirft durch Ee
Glückfelig feyn dein Lebelang,
Wenn du dabey rechtfchafifen bift;
Wenn wilde Leiden fchaften nicht
Von fanfter Schönheit das Gefühl
Verhindern. O Geliebtefter!
Ich werde nun in kurzem dich
Verlanen und die fchone Welt,
Und noch in fchönern Gegenden *
Den Lohn der Redlichkeit empfahn.
O bleib der Tugend immer treu !
Und weine mit den Weinenden»
Und gieb von deinem Vorrath' gern
Den Armen ; hilf fo viel du kannft»
Zum Wohl* der Weltj fey arbeüfam;
£rheb zum Herren der Natur»
assBSSSssssssssssass 70 %.' '
Dem Wind und Meer gehorfam ifi«
Der alles lenkt zum Wohl* der Welt,
Ben Geift 1 Wühl' lieber Schand' und Tod»
Eh du in Bosheit willigefi :
Ehr', tlberfluls und Pracht iß Tand ;
Ein ruhig Herz ift unfer TheiL —
Durch diefe Denkungsart , mein Sohn>
Ift unter lauter Freuden mir
Das Haar verbleichet ; und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald
Um unfre Hütte grünen fah;
So ift mein langes Leben doch
Gleich einem heitern Frühlingstag'
Vergangen , onter Freud' und Luft. —
Zwar hab' ich auch manch Ungemach
Erlitten. Als dein Bruder ftarb.
Da flößen Thranen mir vom Aug'»
Und Sonn' und Himmel fchien mir fchwarz. - -
Oft auch ergri£Pmich auf dem Meer'
Im leichten Kahn^ der Sturm , und warf
Mich mit den Wellen in die Luft ;
Am Gipffl eines Waflerbergs
Hieng oft mein Kahn hoch in der Luft,
Und donnernd fiel die Flut herab.
Und ich mit ihr. Das Volk des Meers
Erfchrack , wenn über feinem Haupt'
Der Wellen Donner tobt', und fuhr
Tief Ja den Abgrund , und mich dünkt*,
Dafs zwifchen jeder Welle mir
Ein feuchtes Grab fich öffnete. .
Der Sturmwind taucht' dabey in's Meer
Die Flügel y fchuttelte davon
Noch eine See auf mich herab. —
Allein bald legte fich der Zorn
Des Windes , und die Luft ward hell^
Und ich erblickt' in Riller Flut
Hes Himmels Bild. Der blaue Stör,
Mit rothen Augen, fahe bald.
Aus einer Höhl' im Kraut' der See»
Durch feines Haufes gläfern Dach,
Und vieles Volk des weiten Meers
Tanzt' auf der Flut im Sonnenfchein* ;
Und Ruh' und Freude kam zurück
In meine BruH. — Itzt wartet fchon
Das Grab auf mich. Ich furcht' es nicht.
Der Abend meines Lebens wird
So fchon , als Tag und Morgen , feyn. —
O Sohn 9 fey fromm und tugendhaft.
So wirft du glücklich feyn , wie ich ;,
So bleibt dir die Natur fiets fchon.
Der Knabe fchmiegt' fich an den Arm
Irins , und fprach: Nein, Vater! nein.
Du Airbfi noch nicht! der Himmel wird
V;'-^'
aacBsssssssssssaas 72 ssssbb==
Dich noch erhalten, mir zum Troft'.
Und viele Thränen fioflen ihm
Vom Aug'. Indeflen hatten ^9
Die Reufen ausgelegt. Die Nacht
Stieg aus der See ; fie ruderten
Gemach der Heimath wieder zu.—
Irin fiarb bald. Sein frommer Sohn
Beweint' ihn lang, und niemals kam
Ihm dief^r Abend aus dem Sinn*.
Ein heil'ger Schauer überfiel
Ihn , wenn ihm feines Vaters Bild
Vor's Antlitz trat. Er folgete -
Stets delTen Lehren. Segen kam
Auf ihn. Sein langes Leben dunkt'
Ihm auch ein Frühlingstag zu feyn.
73
NACH DEM BION.
XiRBN, ein Knabe y der im Hain'
Den Amor zwifchen Vögeln einß
Von Baum zu Baum , von Zweig zu Zweig,
Mit leichten Flügeln flattern Tah » *
Sprach zu dem alten Tityrus,
Der mit ihm gieng : O fieh einm'al ,
Welch fchöner Vogel ! fieh einmal l
O fieng' ich diefen Vogel doch ! •
Der Alte fprach : Ach ! fang ihn nicht ^
Den böfen Vogel ! fang ihn nicht! *' "^
Beglückt iß der 9 der ihn nicht fangt!
Er tödtet jeden , der ihn fangt.
ERZÄHLUNGEN
UND
FABELN.
s 77
EMIRE UND AGATHOKLES.
£mire fieng ihr Leben an zu halfen.
Als ihr Agathokles leichtfinnig fie verlalTen.
Sie floh die grofTe Welt , die vormals ^^
verehrt',
Sie floh die FreundCehaft felbft , allein in
fich gekehrt.
Die Welt fchien ihr nicht mehr ein Sitz voll
Lufi und Wonne,
Die Fiur nicht blumenreich, und minder
hell die Sonne.
Ein Luftfchlols , in der Nacht von einem
dicken Wald*,
War ihre Zuflucht itzt , und liebfter Auf-
enthalt.
Sie gieng oft in des Hains Gewölben, le-
bensmüde ,
Nicht mehr gereizt , wie fonft , von Philo«
melens Liede ,
Noch von der Quelle , die durch Blumen
fiofs; nicht feyn.
Dünkt' ihr das grölste Glück und war ihr
Wunfeh allein.
Mufst' ich, fo dacht' &e oft» Agathokles
nur lieben ,
Ihn ewig itzt zu fcheun , mich ewig zu be-
trüben ?
Ich glaubt' ihn fo getreu, als liebenswerth:
fein Schmerz^
Und feine Thränen nur erwarben ihm mein
Herz;
Nicht Leichtfinn» Lafter nicht! ich liebte
feine Tugend
Und feineSeele mehr, als allen Reiz derJngend«
Doch alles was er fprach , Verficherung und
Schwur 9
Kam aus dem Herzen nicht , kam von den
Lippen nur.
Untreuer! ich bin zwar der Raub Ton deio
nen Lügen ;
Allein wirft du » wie mich , den Himmel auch
«
betrügen ?
Furcht' ihn ! er ftrafet noch ! Tielleicht BOtlSL
du einmal.
Wenn dein GewilFen wacht , gedoppelt mei-
ne Qual. —
Doch y diefes wünfch' ich nicht ; du fbllft den
Schmerz nicht nähren;
Nur fuch' einmal mein Grab , und fchenk'
ihm ein'ge Zählen,
«====== 79 '
Und denk': Hier ruhet die , die fich um mich
betrübt;
Die Treue lebte noch , hätt' fie mich nicht
geliebt.
' So bracht' Emire hier ihr Leben lange zu ;
Ihr ftiller Gram fchien falfch GelaflTenheit
und Ruh'.
Gefucht von Ehr' und Gunft der GroiTen,
hatt' indeflen
An fernen Höfen fich Agathohles yergeflen ;
Doch endlich überfiel ihn unverhoffte Reu';
Sein wankelmüthig Herz fühlt' alte (.leb*
und Treu';
^T kehrte fchnell zurück. — Er floig nach
ihrer Wohnung,
Beflügelt Yon der Lieb' und Ho£Ennng der
Belohnung.
Er fahe fie» und nahm die fchöne Hand. — ^
Doch wie
Erfchrack er ! ^ wie gerührt vom Wetter^
firale. — Sie
War fiarr. ^ Verseuch , rief er , nur ein'ge
Augenblicke !
Emire , höre mich , und ruf den Geift zu»
rücke [
80
Verzeuch! dich und mein Glück hdb' ich
nicht halb gekannt :
Nicht Untreu', Irrthum nur , hat mich von
dir verbannt;
Mein Herz hatt' alles Gold der Welt , Gluck,
Ehr' und Leben ,
AU klein, fOrdenBefitz von dir, dahin ge-
geben.
O fchöne Unfchuld , lieh mich nur noch ein-
mal an.
Und Tage mir, dals mich dein Herz nicht
haiTen kann ! ^
Sie hätte fcl^on den Geift dem Himmel
zugefchickt ,
Empfieng der Treue Lohn, und war bereits
beglückt.
Er fiel erftarrt dahin, vor Schrecken und
vor Leide.
Das Leben kam zurück , doch ohne Ruh'
und Freude,
Und feine Klagen hat die Gegend lang ge-
hört.
Durch alles , was er fah , ward feine Pein
gemehrt.
===== 81 =aaa
Die Stellen wo Jie gieng und fchlief, wo ße
gefelTen ,
Und wo Sie ftarb , könnt' er nicht fehn > und
nicht vergelTen.
Ihr SchloCi , fonft feine Lufi , in Blüthen ganz
verfteckt ,
Dünkt' ihm anitzo fchwarz , er ward dadurch
erfchreckt.
Der Tod fchieu ihm ein Glück , das Leben
eine Strafe ,
Und Schwermuth foltert' ihn fogar im kur-
zen Schlafe ,
Bis fein bekriegter Fürfi zum Heer' ihn ge-
hen hiefs »
Und Fried' und Ruh' durch ihn den Völkern
fchenken lieCs.
Doch weint' er jährlich uih ihr Grab an die-
fem Tage ,
Und fein ganz Leben war nur Eine lange
Klage.
\
SS5S==SSSSS 82 ' ■ r
DIE fre;undschaft.
AN HERRN GLBIM.
Leander undSelin, zwecn Freunde , die
Verfiand und Edelmuth und gleicher Trieb
Zur Tugend , feft verband , vertrauten lieh
Einft in GefchäfFten dem treulofeii Meer*.
Die Winde wehten erft der Gegend zu.
Die fchon die Reifenden im Geiße fahn ;
Das Ufer floh» und bald erblickten ^e
Rings um nur Luft und See. Das Firmament
War heiter und voll Glanz. Sie fegelten
In feinem Wiederfchein' geruhig fort ,
Und nahten Geh bereits der Reife Ziel%
Als fchnell die Wellen lieh empöreten.
Ein reifsender Orkan erwacht', und fchlug
Das SchiiF von feiner Bahn. Es fcheiterte
Am Felfen. Jeder fucht' den Tod zu fliehn ;
Das kleinfle Stück vomSchi£P wird itzt fein
Schiff—
Den beiden Freunden ward ein Brett zu Theil ;
Allein es war zu leicht für feine Laft.
Wir linken ! fprach Selin ; das Brett ertragt
Uns beide nicht ! O Freund , leb' ewig wohl !
Du niufst erhalten feyn; an dir verliert
83 '
Das Wohl der Welt zu viel, und ohne dich
War' mir das Leben doch nur eine Qual.
Nein, fprach Leander, nein, ich fterb', o*
Freund! —
Allein Selin verliefs zu fchnell das Brett,
Und übergab getroft dem naflen Grab'
Der WalTerwogen fich. Die Vorfehung ,
Die über alles wacht, fah feine Treu'
Und feine Grofsmuth an , und liefs das Meer
Ihm nicht zum Grabe feyn. Mitleidig trug's
Auf feinen Wellen ihrt zum Ufer hin.
£r fand Leandern fchon dafelbfi. — O wer
Befchreibt die Regungen der Freude, die
Sie beide fühlten ! — Sie umarmten fich
Mit Zähren in dem Aug'; Leander fprach:
O allzutreuer Freund, in was für Qual
Hat deine Freundfchaft mich geftürzt ! ich hab'
Um dich des Todes Angft zehnfach gefühlt.
Was du thatfi , wollt' ich thun ; denn ohne dich
Wünfcht' ich das Leben nicht. — Geliebtefter,
Was wür' ich ohne dich? verfetzt Selin.
Der Himmel fey gelobt , der dich mir fchenkt !
Komm, lafs uns ihn, der uns vom Tod' befieyt.
Verehren, und ihm ganz das Leben weihn,
Sie knieten weinend an das Ufer hin.
Und dankten dem , der fie errettete ;
Und ihre Regung drang die Wolken durch. — -
«4 5Ba=5=B=S5===Ä
Leander theihe mit Seiin , der' arm
AnGatern, und nur reich an Tugend war,
Air feine Schätze , die Selin nur nahm »
Weil fichfein Freund dadurch glückfelig pries«
Und Segen kam auf £e und auf ihr Haua ;
Und lange waren £e das Wohl der Welt.
■MB 85
A R I S T *).
Auf einer langen Reis' Arifis war ftets
Die Sonn' in Dunft verßeckt. Oft heulte Sturm
In der durchwühlten Luft, oft, wenn er
fchwieg ,
Fiel fchnell ein Wolkenbruch mit wildem
Lärm'
Zur bangen Erd' herab. Die Seel' Arifis
War finfier, wie die Luft. Er hofft' umfonft
Die Sonne wiederum am Firmament'
Zu fehen , die daraus verfchwunden fchien«
Und klagt' voll Ungeduld den Himmel an.
Der bald die Welt verbrennt und bald er-
fäuft. —
Schnell fuhr ein Pfeil vor ihm in's Erdreich.
— Thor !
Um was befchwerft du dich? rief eine Stimm'
Vom Himmel. Diefer Pfeil hätt' dich erreicht.
*) Dlefe Erfindung des yortrefflichen Hrn. Prof.
Gellerts hat mir fo aasnehmend gefallen , dafs ich es
j^ewigt habe , fic stich aach meiner Art einzukleiden.
QSSSSSSSSSESSSSaSSS 8^ SSSBBSBSSS3SBSS5S
War* nicht die Sehne durch den Regen fchlaif
Geworden. Tadle nicht , fo kühn als fchwach.
Die Einrichtung der Welt! Was. willfi du doch
Mit Maul vir urfsaugen durch den Himmel lehn?
Den 4u in Stürmen hörft , und über dir
In Blitz gehttllet iiehfi , der forgt für dich !
DER GELÄHMTE KRANICH.
Der Herbft entlaubte fchon den bunten
Hain,
Und ftreut* aus kalter Lufc Reif auf die Flur,
Als am Gefiad' ein Heer von Kranichen
Zurammenkam , um in ein wirthbar Land,
Jenfeit des Meers , zu ziehn. Ein Kranich , den
Des Jägers Pfeil am Fols' getroffen , fafs
Allein , betrübt und ßumm , und mehrte nicht
Das wilde Luftgefchrey der Schwärmenden,
Und war der laute Spott der frohen Schaar.
Ich bin durch meine Schuld nicht lahm,
dacht' er
In fich gekehrt, ich half, Co viel als ihr,
ZumWohr von unferm Staat*. Mich trifft mit
Recht
Spott und Verachtung nicht. Nur ach ! wie
wird's
Mir auf der Reis' ergehn ! mir , dem der
Schmerz
Muth lAdVermögen raubt zum weiten Flug'l
Ich Unglückfeliger ! das WalTer wird
Bald mein gewifles Grab ! — Warum erfchofs
DerGraufame mich nicht? — IndelFen weht
3SSSSSSSS==S=S=S 88 SS5==SSSSSS
Gewogner Wind vom Land' in's Meer. Die
Seh aar
Beginnt y geordnet , itzt die Reis' und eilt
Mit fclinellen Flügeln fort , und fchreyt vor
Lufi.
Der Kranke nur blieb weit zurück , und rubt*
Auf Lotosblättem oft , womit die See
Befireuet war» und feufzt' vor Gram und
Schmerz. - • -
Nach vielem Kuhn fah er das befsre Land»
Den güt'gern Himmel , der ihn plötzlich heilt.
Die Vorficht leitet ihn beglückt dahin ;
Und vielen Spöttern ward die Flut zum Grab*.
Ihr, die die fchwere Hand des Unglücks
drückt»
Ihr Redlichen » die ihr » mit Harm erfüllt»
Das Leben oft verwünfcht , verzaget nicht»
Und wagt die Reife durch das Leben nur!
Jenfeit des Ufers giebt's ein belFer Land ;
Ge£lde voller Luft erwarten euch !
SINNGEDICHTE.
9»
AUF SEK
TOD EINES GROSSEN MANNES.
Als jüngft des Todes Pfeil , o Straton,
dich getroffen.
Klagt' ich und Mreint' und fah den Himmel
plötzlich o£Fen;
'Auch den belebten Raum der weiten Welt
fah ich : —
Die Erde weinete, der Himmel freute fich.
98
DAS £ILDNISS RAPHAELS,
VON IHM SELBST GEMALT.
1
(Nach dem Italiänirchen.)
Der Tod» der Raphaeln dem Erdkreia'
rauben wollte ,
Von dem Verhangnifs' abgef«hickt»
Stutzt*, als er delTen Bild erblickt',
UnfchlüIHgy welchen er von beiden neh-
men foUte.
Nimm jenen nicht, fprach Raphael, nimm
mich!
Der ift unfierblicher , als ich.
il
93
\
AN DIE MORGENRÖTHE.
. Au R o ILA , fahr herauf auf deinem goldnen
Wagen,
Da ich vor Lieb' und Schmerz nicht fchla-
fen kann!
Waim Chloe.bey mir ruht, dann halt die
Zügel an ,
Dann , Göttinn , lats es fpate tagen.
assssssssssass ^ ssssss^ss^sbsbb
ÜBER DIE STATUE DER VENUS
AM DIB SICH AMOR SCHMIBOT,
Ton dem von PapenhoTen , in SansCbnci.
Sezaubbrmd Bild , des MeüselsMeifter*
ftück ,
Ach Tchiage deine Broft! aiek wAr' dein Aa»
ge helle !
Ein jeder 9 der dich fieht, wunfcht djr.Eli«
fens *) Glück,
Und fich an Amors Stelle.
AUF EBENDIESELBE STATUE.
SiBH PapenhorensMeiflerftück' die fchS«
ne Venus » in's Geficht !
Sieh an den Mund des Marmorbildes ! Man
fieht dieStimm', und hört &e nicht.
*) Blife I des Pygaulions Sdtfie »die lebendig ward •
95
AMOR IM TMÜMPHWAGEN.
Ich fah ( ihr Enkel , glaubt dem heiligen
Geficht'l )
Ich fah den Liebesgott im Siegeswagen fahren.
Und Helden zogen ihn.
Nefiorn mit grauen Haaren»,
Und Cäfam und Bourbon , fah ich , wie Skla-
ven , ziehn ;
Mir fiel Eugen» Auguß» und Ludwig, die
Katonen ,
Und hundert Stifter neuer Thronen ,
Und Afiens Bezwinger in's Geiicht;
Nur Friedrich nicht.
9tf
LYKON UND SEINE SCHWESTER
AGATHE.
BBIDE SBHIUSCHÖN » ABER BINÄUfilO.
(Nach dem Lateinirchen eines Ungenannten.)
Du mnCit » o kleiner Lykon ! dein Aug'
Agathen leihn ;
Blind wirft du dann Kupido » die Schwefter
Venus feyn.
^7
MARFORIÜS.
M ARFORXus fand allen Sachen Mängel;
£r läfterte GoU , Engel und Erzengel ;
Und fchalt darauf, mit leichter Müh%
Das tiienfchliche Gcfchlecht, und das Ge-
fchlecht vom Vieh*;
£r fchalt das Lamm , den Hi^nd , das Kro-
hodill —
Vom Efel nur und Affen fchwieg er ßilK
AN DIE
GESCHMINKTE VETULLA.
X)u fcheineH jung zu feyn; allein wer
X weifs es nicht,
Dafs du viel älter biß, VetuUM als dein
Geficht?
98
AN MARKOLPH.
Man bort dich ohne Maafs nnd Ziel
Spott und Verleumdung tpeyn.
Und du willil ehrlich feyn?
Markolph , du fiiehlfl zwar nicht ;
Doch fehlt dir nicht zu viel zum Schelm*
und Böfewicht':
Zum Tugendhaften fehlt dir yiel !
AUF DIE ARRIA»
VBRMÄHLTB DBS PÄTUS.
(Nach dem Martial.)
Als Pittus anf Befehl des Kaifers fierben
follte.
Und ungern einen Tod fich felber wählen
wollte ,
Durchftach fich Arria. Mit heiterem Geficht'
Gab Be den Dolch dem Mann', und fprach :
Er fchmerzet nicht !
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EIN GEMÄLDE.
£r war ein Tugendfeind , er war ein
MenfchenhalTer ;
Wenn ihn fein Stolz befiel, floGs Menfchen-
blut , wie WaOer ;
Er W4r voll Eigennutz , und liebte Schmei-
cheley ;
Raubt' ungefiraft, und blieb nie feinen Wor-
ten treu;
War yielfacb , und gelehrt fich in die Zeit
zu fchicken;
Verband mit Zehnen fich , um Einen zu er-
drücken ;
Religion und Eid war ihm ein Puppenfpiel ;
Durch Labyrinthe gieng er fiets zum na-
hen Ziel',
Hurt', und verfolgte Wild. — O Maler, halt
ein wenig!
Halt! ich rerfleh' dich fchon; dafs heifst:
Er war ein König.
100
AN HERRN H»*
ALS ER BIMB WIMTERLANDSCHAFT MALTE.
Mit welcher Landfchaft hat dein Pinfel
Leanders Saal geziert?
Sie flarret , wie der Winter felber ; ich feh'
fie an ^ mich friert.
I
lOl
GRABSCHRIFT
AUF DEN MAJOR VON BLUMENTHAL,
der den erfien Jan. 1757 bey Oßritz in der
Oberlaufitz, in einem Scharmützel , voii
den Ößerreichcrn erfchofTen ward.
Witz , Einficht , Wiffenfchaft , Ge-
fchmack , Befcheidenheit,
Und Menrcltenlieb* und Tapferkeit ,
Und alle Tugenden , vereint mit allen Gaben,
Befafs der, den m-an hier begraben.
Er fiarb für's Vaterland , er fiarb voll Hel>
denmuth :
Ihr Winde , wehet fanft l die heiVge Afche
ruht.
^
102SS
DER SÄUFER ZU DEM DICHTER.
Bbrausch' dich , Freund ! aus deiner
Hippokren',
Beraufch' dich d'raus ; ich will in's Wein-
haus gehn.
PETTALUS.
Dbr feige Pettallus fortifizirt , und fpricht
Vom Folard, Fuifegar , von Widdern,
Spiefs und Lanzen ,
Vom alten Krieg' und neuen Krieg'. Mich
wundert's nicht :
Kein Menfch hat nöthiger, als er, &ch zu
▼erfchanzen.
103
iJber einkn nbu brbautbn
PRÄCHTIGEN TEMPEL,
SBN MAN OBM JUPITER QBHBILK3BT HATTE.
(Nach dem Griechirchen , aus der Anthologie.)
xli N FORT wird Jupiter nicht mehr imHim*
mel thronen;
Wenn er hier einmal wohnt, wird er hier
I
ewig wohnen.
AN ELISEN,
ALS DER VERFASSER BIN I.IBD AUF SIE
aBM ACHT HATTE.
Was kufTeE da diefs Lied, Elife? gieb
mir's wieder.
Und küiTe mich ! in mir fteckt eine Samm*
lang Lieder.
104
AUF DEN ALTINDES>
EINEN SCHÖNEN JOnGLING.
(Nach dem Lateinifclien des Franciscus
Panigaiola. )
Mars ßritt , und fuchte nach dem Streit'
Die Venus, fie fucht' ihn, vergeblich lange
Zeit;
Sie kamen an eia Zelt, da Canden fie Al-
tiaden ,
Und glaubten beide, froh, was £e gefucht,
KU finden.
/i^ UNivERsrrv'^^
/1 7 JUL 2000
OF OXFORD
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