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Full text of "Die sämmtlichen Werke"

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SAMMLUNG 

DBR 

VORZÜGLICHSTEN WERKE 

DEUTSCHER 

DICHTER UND PROSAISTEN. 

L BAND. 



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SÄMMTLICHEN WERKE 



DBS HBRR N 



EWALD CHRISTIAN VON 



KLEIST. 



I. Theil. 



WIEN 



GEDRUCKT FÜR F. A« SCHUAMBL 
B£Y IGN. ALBERTI. 

MDCCLXXXIX. 



VORBERICHT, 
ßey diefer Ausgabe über den Werih der 
Gedichte des Herrn von Kleifl etwqt er^ 
wähnen wollen, würde höchß unnöthig 
ßyn ; da feine dichterifchen Verdienfle 
längfi anerkannt , und die fchätibaren 
Überreße feinet vortrefflichen Gefanges in 
den Händen jedes Liebhabers der deut- 
fchen Mufeßnd. Nicht alfo über die Vor- 
trefflichkeit des Inhalts^ die entfchieden 
ißy nicht über das Aufsere^ das ßchfelbß 
der Prüf ung darßellt^ fondern über die ge- 
troffenen VeranfiaUungen bey diefor Auf- 
lage glaubet man hier wenige Worte vor- 
ausfenden tu muffen, 

I}ie Ausgabe » welche hier geliefert wird^ 
ifi nach derjenigen vetanftaltet, welche in 
Berlin im Jahre \y6\ erfchienen ißt und die 
eigentlich allein als Originalausgabe ange- 
fehen werden kann, weilße in diefer Ord- 
nung und mit diefen Verbefferungen von 
dem Veifqffer felbß tum Drucke beßim- 
metf und in diefer Abficht einige Zeit vor 
feinem Tode den Händen feiner Freunde 
überliefert wurde. Die Vermuthungt dafs 
es wohl jedes Lefers Wunfeh feyn dürfte^ 
den Dichter in feiner eigenen Geßalt , wä- 
re es auch jetuweilen mit einigen Nach- 
ViQigkeiten, tu bißtten, entfchiedfür die» 



fe Waklf und Jcheinet nicht zu erlauben^ 
dafs man dkl Auflage von 1778 ^^ den' 
Verheerungen der Herfn Ramlers hätU 
iuni Grund legen können. 

Um jedoch auch jene garn su hefriedi' 
ge^Uy welche die oft vortreffUchen Rämle^ 
tifchen Verbefferungen nicht gerne vernuf* 
Jen^ uridßch das Vergnügen milchen wci' 
len , iwifchen zwey fo groffen Dichterii 
Und Freunden Vergleichungen anzujicllenp 
hat man am Ende des Bandes die von 
Herrn Ramlern veranßalteten Verhefferun^^ 
gen 9 als Varianten , bey gefüget , fo wie 
man eben daßlbß^ um nichts^ was unfern 
Dichter betrifft ^ fehlen zu Iqffen^ auch 
dasjenige b&jrgedruckt hdt^ was Dr,KrÜnitz 
in feinen Anekdoten vom Herrn von Kleifi 
gemeldet hät^ obfchon das hier vor ge- 
druckte Ehtetogedäehtnifs des Herrn Prof, 
Nikolai ohnehin weit vollßändiger iftf als 
jener Auszug deffelben^ ufelcher der Berlin 
nerausgabe « und den darnach fpäter ge» 
machten Allagen , gewöhnlich vorgefetzet 
ift, Undfo glaubt man^ diefer Ausgabe die . 
mSglichfie Vollfiändigkeit verfchaffet zw 
haben f indem man den Freunden der Kleißi-* 
fchen Mufe in JEiner zwey Editionen ge* 
liefert hat, 

F. A. Schrämbl. 



EHRENGEDÄCHTNISS. 



EHRENGEDÄCHTNISS. 



KwALD Christian yoN Klei^Ts der fo*. 
wohl wegen feines rühmliclicn Todes {ux*s 
Vaterland , als wegen feines edlen Heszens , 
wegen feines ausgebreiteten Verftandes, bey 
den raeifien aber wegen feiner Dichtkunft 
in ewigem Andenken bleiben wird , ward zu 
Z.eblin in Pommern, ohnweit Cölslin, im 
Jahre 1715 den fünften März geboren. 

Sein vaterliches Gefcfalecht ift bekannter- 
ma(fen eines der älteften und anfehnlichÜea 
im Lande , das fchon Hunderte der tapfer* 
Ben Krieger, und der wurdigften Diener des 
Staats hervorgebracht hat. Seine Mutter.* 
welche zu Poplow in Polen geboren wur- 
de , flammte aus dem nicht weniger be- 
rühmten Gefchlechte der llerrn von Man- 
teufel. Sie war eine Schwefter des felige|i 



tv 

Herrn Oberften toxi Manteofely und eine 
nahe Verwandtinn des in dem itzigen Krie- 
ge bekannt gewordenen Generals diefes 
Namens. 

Ich könnte hier auf die Ahnen des Seligen 
zurückgehen , und derfelben Vorzüge erzäh« 
len ; aber der- Herr von Kleifi befafs felbß 
allzuviel Verdienfie, als da(s er auf einige 
Art eines entlehnten Schmuckes bedürfte. 
Voreltern von groflTen Eigenfchaften find 
allerdings jedem wohlgearteten Herzen ein 
Sporn zu gleichen Tugenden und Verdien- 
ften; aber nur derjenige , der unvermögend 
ift r groITen Beyfpielen zu folgen , kann frem- 
de Tugend als feine eigene rühmen. Der 
Herr von Rleift fuchte feine Ahnen anVer* 
dienßen zu übertreffen ; aber er prahlete nie 
mit diefen würdigen Vorfahren. 

Sein Herr Vater lebte auf feinen Gütern 
in der Stille, und liefs fich die Erziehung 
feines Sohnes um fo viel m^hr angelegen 
feyn. Bis in das neunte Jahr war derfelbe 
•von gefchickten Hofmeiftern unterwiefen, 
die ihm die erften Gründe der Wiffenfchaf- 
ten und der Sprachen beybrachten. Hernach 
kam er nach Cron in GroOipolen zu den 
Jefuiten , von da im Jahre 1729 nach Danzig 



V 

in's Gymnaßum» und endlieh bezog er im 
Jahre 1731 die Univerfit&t Königsberg, um 
die Rechte zu fiadiren. 

Nicht allein diefe ftudirte er dafelbft mit 
groffem Eifer unter Anfuhrung des D. Gre- 
goroyius, fondem er befiib fich auch auf 
alle WiflTenfchaften, die den Verftand fchär- 
fen können; er horte die Philofophie und 
Phyfik bey Kuatzen und Tesken , die Ma« 
thematik bey Ammon. Zu den fchönen Wif- 
Tenfchaften hatte ihn fchon längft eine us- 
widerftehliche Neigung gertffen; er unter- 
hielt diefelbe, nicht» wie itzt die meiften 
Jfinglinge thun , durch allzufrfihzeitige Aus- 
arbeitungen , fondern vielmehr durch ein 
unermüdetes Studium der heften Schrift- 
fleller des Alterthnmsy wodurch er endlich 
eine nicht gemeine Bekanntfchaft mit den« 
felben. erhielt. 

Ob er gleich von Jugend auf der Art» 
wie man auf unfern Univerfitäten zu ftudi-^ 
ren pfleget , und dem dafelbft gewöhnlichen 
Schlendriane gar nicht gewogen war : . fo 
mu&te er denfeiben doch mitmachen ; er 
opponirte daher flei£si|f » und difputirte fo- 
£ar einmal feUbft unter des ProL Chriftiani 
Vorfitze. 



vi 

JEr kam nunmehr nach Haufe zurück » mit 
allen den Kenntniflen gezieret , -die durch 
Tieljabrig'^n Fleifs ein Jungling erlangen 
kann » deflfen Eigenfchaften des Verftandea 
wenigffens den EigenfchaCten feines Her« 
zens gleich waren. 

£r machte fich bereit , mit diefen erlang^ 
ten Kenntniffen dem Vaterlande zu dienen, 
als ihm auf eiaqial ein ganz anderes Feld 
angewiefen wurde ; ein weites Feld , in 
welches zu wandeln er fich nicht fertig 
gemacht hatte» und worinn er fich doch 
he.maich nut großem Ruhm' erzeiget hat. Ex 
hatte tn Dünemark nahe Anverwandten, 
Sein Gro&Tater war in d^aifchen Dienften 
Major gewefen ; feine Gro&mutter vermähl« 
te fich nach deflelben Tode mit dem gleich« 
falls in diUiifchen Dienfien fieh.enden Herrn 
Gieneral von Zebelin; eine noch lebende 
Tochter aus diefer Ehe » feines Vaters Halb» 
fch#efter» war ebenfalls in Dänemark an 
den Herrn General von Volkerfahm » und 
eine rechte Schwefier feines Vaters an den 
Herrn Generallieutenaat von Staffelt ver- 
mählet. Der Herr vonKleift that eine Reife 
nach Dänemark , um diefe Verwandten zu 
befttchea. Sie beredeten ihn» inD.anemark 



' 



vu 

KHegsdienfie zu a^hmen , zu welchem Em- 
CckluITe lauch , wie der Selige felbft in einem 
Briefe an einen feiner Freunde berichtet,. 
der Umgang der ihm bekannten dünifchen 
KriegsbefehUha)>er , welche mehrentheiU 
verdiente und wohlgefittete Leute waren, 
fehr viel beytrug. Er ward alfo im Jahre 173^ 
Öißzier unter der dänifchen Armee. 

Der Herr von Kleift war nicht gewohnti 
In einer WilTenCchaft unwilTend zu bleiben, 
die ihm nöthig oder rühmlich feyn l^onnte. 
Er wandte alfo di« Ruhe , worinn fich die 
Armee be€and , unter der er diente , auf die 
nützlichfte Weife an , alle Theile der Krieg«»» 
kunft zu Audiren. Die Gefchichte, die er 
fchon vorher völlig inne hatte , wendete er 
nunmehr zu diefem EIndzwecke gleichfalls 
an; doch mitten unter diefen ernfthaftea 
Befchäftigungen waren Viigil und Horaz be- 
iULndig feine Begleiter : die Liebe zum Scho- 
ben verlieb diefes fanfte, diefes empfind- 
liche Herz niemals, auch da nicht, wo Ge^ 
fchiUte von ganz entgegengefetzter Art alle 
fanfte Empfindungen zu verdrängen fchei- 
nen. Aber weder das Studium der theoreti- 
fchen Kriegskunft, noch die Liebe zu den 
fchönen WUrenfchafteji hinderten ihn an 



VIII 

Ausübung feiner Pflichten. Er war in Beob« 
achtung der Gefetze des Kriegsftandes bis 
auxn Eigenfinne genau , niemals war ihm 
weder ein anderes Gefchäfte » noch ein Ver* 
gnügen, noch fonft etwas, eine Urfache, 
diefelbe zu yemachl&fligen. 

Im Jahre 1738 ward er nach Danzig und 
Polen auf Werbung gefchickt. Auf diefer 
Reife lernte er diejenige Dame kennen» die 
er hernach in feinen Gedichten unter dem 
Nameh Doris gepriefen hat. Er behielt bis 
an fein Ende die zärtlichfte Hdchachtnng für 
diefelbe , ohnerachtet &e durch eine ander- 
weitige Vermählung verhindert ward, die 
Seinige zu werden. 

Der regierende König, welcher gewohnt 
ift , auch von fem das Verdien!! .zn an* 
terfcheiden, rief bey dem Antritte feiner 
Regierung den Herrn von KleiA in feine 
Dienfte. Diefer verliefs Dänemark, fo an- 
genehm es ihm auch bisher gewefen war, 
erfreut, da(s er feinem Vaterlande dienen 
fällte , welches bey dem Anfange der Re- 
gierung des Königs auf allen Seiten in ei- 
nem neuen Glänze zu leuchten begonn. 
Seine Majeftät empfingen ihn fehr gnädig» 
■nd fetzten ibn als Lieutenant unter das 



IX 

llegiment Dero Hann Bruders deiiPrinzen 
Heinriclis. 

Jedermann kennet die glorreichen Teld* 
Züge , welche die fünf erften Jahre der 
Regierung Friedrichs rerherrlichten. 'Der 
unfterbliche Euhm des Königs , das Schre* 
cken f das feit der Zeit vor allen preufsi- 
fchen Kriegsheeren hergehet , der Anwachs 
der Macht und ein neu vermehrter Glanz 
des brandenburgifchen Haufes, waren die 
Frucht davon. Der Herr von Kleift nahm 
an diefen rühmlichen Begebenheiten Theil« 
welche ihm Gelegenheit gaben, feine Ein« 
fichteu in die Kriegswiffenfchaft in Aus* 
Übung zu bringen. Er wohnte insbefondere 
den Feldzügen im Jahre 1744 und 1745 in 
Böhmen bey , wo ihm hey allen Vorfällen 
feine Tapferkeit und Klugheit den Beyfall 
und das Vertrauen feiner Obern zuwege 
brachte. 

Nach dem Drefsdner Frieden bekam das 
Begiment, worunter der Herr von Kleift 
fiandy wieder das vorige Standquartier zu 
Potsdam, und die Ruhe des Friedens ge- 
währete ihm Muffe , fieh feiner Neigung zu 
den fchönen Wiflenfchaften zu überlalfen, 
•hne die Pflichten des Kriegsftandes im ge- 



\.. 



X 

riagilen' zu verabniamen. Schon einige Zei* 
ten vorher hatte er zuweilen in dieBelufii« 
gungen » und 'hernach in die Bremifchen 
Bey träge » ohne. Anzeige feines Namens» 
Gedichte einrücken laflfen , worunter ver- 
fchiedene befindlich find , die er auch her- 
nach des Aufbehaltens würdig gefchätzet 
hat. Er theilte auf folche Art feine Zeit in 
die Pflichten des Kriegsdienfies , und in 
die Reize der Freundfchaft und der Dicht- 
kunfi. 

I>ie Abreife eines yon ihm fehr gelieb*« 
ten Freuji^des von Potsdam hinterliels ihn 
gleichfam verwaifet. Er hatte niemals einen 
Gefallen an groffen raufchenden Gefellfchaf- 
ten gefunden » und alfo gab er nunmehro 
feinef natürlichen Neigung zur EinfamkeiC 
um defio williger Raum. Bey feinen tagli* 
eben einlamen Spaziergängen betrachtete e^ 
die Schönheiten der Natur , er bemerkte die 
befondern Wirkungen verfchiedener Aus« 
fichten 9 verfchiedener ländlichen Auftritte 
und Begebenheiten. Diefes pflegt^ er im 
Scherze feine poetifche Bilderjagd zu nen- 
nen. Er machte viele einzelne poetifche 
Schilderungen von Ausfichten , die ihn.be* 
fonders gerühret hatten. Endlich nahm ^r 



XI 

&ch ror» die gemachten Schüdeningeii mit 
einander zu rerbiiiden; hieraus entftand 
denn das berühmte Gedicht, das unter dem 
Kernen de« Frühlings bekannt ift. 

Niemale hat wohl ein deulfehes Gedidit, 
taid zwar von einem Verfafler » der damal 
A6ch ganz anbekannt war^ einen fo ge» 
ichwibden und glänzenden BeyfaH erhalten. 
2>as Urtheil des deutfchen Pidilici lA fona 
langfam ; es trauet Tefren feinen Empfin- 
dungen allein; ein vorhergehender Ruf be- 
ftimmet fein Urtheil weit eher. Ohne Em- 
]^fehlung eines berühmten Mannes pflegt ein 
angehender Dichter feiten fein Glüek zu 
machen ; wenigflens gehöret einige Zeit da^ 
awt ehe man feinen poetifehen Gaben trauet. 
Bey dem Frühiinge aber war es ganz an* 
d^rs t wiederholte Ausgabe^ reichten kaum 
lun , die Neugierde d^r LeCbr zu befriedigen, 
^leathalben hdrte man' den Namen des 
Herrn Tön Kleift. Er genof$ die Belohnung 
eines Genies, das feine LehrHiigsftücke vor 
den Augen der Welt zu verbergen weiCs , und 
Be taut einem Male durch ein Meifterfittck 
llberrafchel« 

Die erfte Auflage diefes vortrefflichen Ge- 
dichts waid im Jahre 1749 in Ootav mit latei- 



XII 

nirehen fiiie&fiabeii» biofs für die Freunde 
des VerfalTers , gedruckt. Kurz hierauf kam 
1750 die ecfte öffentliche Auflage zu Zürck 
in grob Quart heraus 9 welche Terfchiedent- 
llch ift wieder aufgelegt worden. Hierauf 
kam zu Frankfurt an der Oder eine Auflage 
in grofs Octav mit deutfchen BuchBaben 
heraus , welche gleichfalls oft wieder auf* 
l^legt worden ift. Im Jahre 1752 ward %a 
Züreh bey Gelsner in klein Quart und mit. 
lateiniCehen Buchftaben die erfte Auflage 
gedruckt, bey der die übrigen Gedichte 
des Verfaflers befindlich waren. 1755 lte& 
der Hertiie' TaglituucAi, dramatifcher Dich-- 
ter des Königs , feine italiänifche Überfet* 
zung des Frühlings , nebft einer Zueignungs*. 
fchrift an die Arkadifche Gefellfchaft in 
klein Octav zu Potsdam drucken. Da übri* 
gens alle rorige Ausgaben ohne Zuthun des 
Herrn von Kleift herausgekommen waren, 
fo gab er endlich im Jahre 1756 feine Ge- 
dichte felbft heraus , unter dem Titel : Ge^ 
dichte von dem Verf affer des Frühlings. 

Unterdeflfen dafs auf diefe Art der Ruhm- 
des Herrn von Kleift als Dichter in kurzer 
Zeit war befeftigt worden, war er auch im 
Kriegsdtenfte im Jahre 1749 zu de« Stell* 



XIII 
eines* Hauptmanns geftiegen. Einige Zeit 
darauf gieng er nach Frankfurt am Mayn, 
Strafsburg und verfchiedene Stitdte an den 
Granzen der Schweiz auf Werbung. Er that 
bey diefer Gelegenheit eine kleine Rei(W 
nach Zurch, woran die Begierde, Herrn 
Bodmer perfönlich kennen zu lernen , okn» 
fehlbar vielen Antheil hatte. Er erwarb fich 
dafelbft die Hochachtung und die Freihnd- 
fchaft der gtöflefien Männer. Blofs der fÜflV« 
Verfäffer des halben Hunderts neuer Fa- 
beln bemerkte, dafs der kurze Rock der 
preuCsifchen Uniform nicht nach der frän- 
zöfifchen Mode gefchnitten w&re. 

Am Ende des 755. Jahrs fiberfiel den 
Herrn von " ließ eine fchwere Krankheit, 
welche iröllig zu kuriren ihm das frein- 
Waldtfche Bad verordnet wurde; ehe er- 
aber die Kur vollenden konnte, brach das. 
Feuer des Krieges aus. Er eilte falfo zu' 
feinem Regimente , und marfchirte im Au-« 
guft 1756, mit nach SachCen. 

Als gegen das Ende diefes Jahres der 
König eine Anzahl fächfifcher Regimenter 
in feinen Dienfi nahm , fo wurde dem Herrtf 
vom Kleifi von dem Prinzen Mvritz votif 
Anhalt - DelTau aufgetragen , diefe Regimen- 



XIV 

%e% mit 3rpd uod Fourage za verfehen , auch 
für derfelbjBD Bekleidung und übrige Mon* 
tiruDga^u forgen. Zugleich geruheten Se. Maj. 
ihn zu einem von diefen Regimentern , wel- 
«hetf der General von Haufen erhielt» alt 
Major zu verfetzen. Das Regiment kam nach 
Leipzig in Gamifony und der Herr von 
Kleift » der nach (einer ungemeinen Nei- 
gung zum Krif^swefen lieber dem Feldzu- 
ge beygewohnet hätte» Iah £ch wider fei- 
nen Ayille^ in Ruhe, Aber der König hatte 
bey den neuen Regimentern verdiente und 
erfahrue Offiziere nötbig. Der Herr von 
Kleift .that auch hierbey feine Pflicht mit 
£9 vielem Eifertet wuCste ilchdie Ehrfurcht 
und die Liebe des gemeinen Mannes auf 
eine fo bt^fondre Art zu erwerben » daCs ea 
gewUs ihm zuzufchreiben ift » dafs das Re- 
giment , wobey er ftand » hey verfiehiedenea 
Gelegenheiten auf eine vorzügliche Weife 
Geitte Schuldigkeit gethan hat. 

In der MuflTe» welche er im Jahre 1757. 
9u Leipzig hatte» war er nicht ganz unthä« 
tig. Er machte verfchiedene Gedichte » und 
verbefferte einige andere noch.ungedruck- 
ie» die nachher im Jahre ij^^ unter dem 



Titel : Neue Gedickte non dem Verf affer dtt 
FrÜhUngs zurammen gedruckt worden. 

Doch ward er fchon im Octöber aus fei* 
ner Muffe gerilTeii: die Reichsärmee rSck* 
to gegen Leipzig , und er führte bey divfer 
Gelegenheit fein Bataillon in yerfchiedeneii 
glücklichen kleinen Gefechten an. 

Nach der ba:ld darauf erfolgten Schlacht 
bey Roisbach trug ihm der König eine Ver* 
waltung auf, die der mealchenfreundlichen 
Gefinnungen eines Kleifis vollkommen wür* 
dig war. Se. Maj. vertrauten ihm , veraiit^ 
telft einers eigenhändigen Befehls , die Auf« 
fichtvüber die 'Kriegsgefangenen» und das 
sn Leijßzig angelegte grofle Lazareth an« 
Hier hatte er auf mehr als eine Art Gele^ 
genheit , feine edle Denkungsaxt bUckeii 
zu. laflen»' und er verhielt fich in diefem 
mit vielen Bedenklichkeiten verknüpften 
Poften dergeftalt, diiser des Kön^s höth- 
ften Beyfall erhielt. 

Bey des Prinzen Heinrichs Anwefenheit 
in Leipzig hatte er Sr. Königl. Hoheit an- 
gelegen 9 dafs Sie das Regiment » bey dem 
er fiand, zur Armee ziehen möchten; fein^ 
Bitte ward ihm bey Anfänge des folgenden 
Feld^uge^ gewähret. Noch vor Eröffnung 



XVI 

deflTelben aber wurden ihm ein paar klei- 
ne Expeditionen aufgetragen. Er mufste 
nämlich im Februar 1758 mit einigen Trup- 
pen nach Zerbft marfehiren, um den Mar- 
quis de Fraignes in Verhaft zu nehmen, 
welches er auch verrichtete ; von da ward 
er nach Bernbnrg auf Execution gefchickt. 
Gefchäfte von diefer Art , die an fich zwar 
wenig angenehmes haben , können doch 
dienen , den edlen Charakter eines Man- 
nes von der Denkungsart des Herrn von 
Kleift noch in einem glänzendem Lichte 
zu zeigen. Das alleruneigennützigfte Betra- 
gen zeigte fich in diefem ganzen Gefchäf- 
te , und die Lobeserhebungen , die ihm die 
Gegenparthey felber gemacht hat» find 
glänzende Zeugen hievon. 

Den Feldzug des 1758* Jahrs that er bey 
der Armee des Prinzen Heinrich. Se. Königl. 
Hoheit würdigten ihn noch immer deB Ver- 
trauens , das Sie gegen ihn, als er noch 
bey Dero Regiment* fiand , bezeiget hatten. 
Sie gaben ihm verfchiedene Gelegenheit» 
fich in diefem Feldzuge hervorzuthun » di0 
Ter jederzeit mit Überaus großer Begierde 
ergriff; diefen Muth theilte er dem BataiK 
Ion mit, das «r oomoiAadift«; unter feinot 



Aarühnmg' greiig es .gern 9 ^^o die Gefakr 
am giröflefien war. 

Als fich gegen das Ende des Feldxnges die 
ganze öfterreichifche Macht gegen Drefs- 
den zog , und die preulsifche Armee durch 
diefe Stadt marGchirte,. jiatte das Haufen* 
Iche nebfi noeh einem Infanterieregimente 
^e Arriergarde , und d«d>ey iq dem Flau- 
enlchea Grunde die -Canonade der. ganzen 
«»fierreichirchen Artillecie einige Stunden 
lang auszuhalten. Der Herr v. Kleifi trug 
dazumal lehr viel zur Behauptung diefes 
gefährlichen und wichtigen Poftens. bey, 
wodurch die ganze« ofterreichtTche..' Armee 
aulgehalten wurde. 

Ohnerachtet der Befcluwerliclikeiten des 
Feldzugs; ohnerachtet des. Ger&ufclies dei 
Waffen 9 trennte £ch der Hexr ron iUeift 
doch nie von den MuCen. Er fchrieb ver» 
f shiedene noch ungedruckte Gedichte , und 
moralifche Abhandlungen, ungleichen fei«* 
nein Ciffides, der zu Anfange- des roiigen 
Jahres .gedruckt ward. Diefer Hl^lnje krie* 
gerifche Roman » wie ihn der Verfafler 
nennet» war gleichCsm fein Schwanenge* 
lang. .Ber eigene Charakter des Verfaffers 
«eiget fifih dacian allenthalben., der tapfere 



XVIXI 

grofsmütliige Küeger.» Ter^niget mit dem 
Dicbter voll Einbildungskraft und Feuex* 
Dec erftere diükt fich allenthalben gerade 
zu . aos .» obne Schmuck » und gleiehCam 
lauh ; aber wo. der Dichter fcfaiklert, glau« 
ben wir. die GegenAünde vor uns. zu ha^ 
ben ; wir hören das Getöfe der Streitenden» 
das Getümn|el dea Sturms , wir fehen die 
Bitrg brennen, -vmA wir nehmen an den 
muthigen Empfindungen der wenigen. Ma* 
cedonier Antheil. 

Die Winterquartiere des 1758* lahreo 
wandte der Herr von KlciA an 9 feine 
üeUMiüche Gtediehte au • einer verbeffeftea 
Auflage in Ordnung zu. bringen. Er übe»* 
fab £e mitgrolFem'Fleifse, veründerte man- 
ehes, that neae Gedichte hinzu ^ und ver* 
belEeite die ^ten.- Man erwartet von (einen 
Freunden,. denen er diele 'Verbeßeningen 
mittheilte, in kurzem eine vermehrte und 
verbeflerte Ausgabe feiner« Gedichte. < 

' In dem Anfange* dea vorjahrigen Feld« 
euges gieng er mit der Atmee des PrinzeA 
Heinrichs nach Franken , und wohnte de^ 
übrigen Verrichtungen diefer ' Attnee bey» 
bis er im Anfange des AuguAs- mit dem 
Corps des Herrn' G^nericds vonTihk zq der 



XIX 

''Armee des Königs det'ächiret würde. Er 
giciig niit derfelben über die Oder , und 
deti zwölften Auguft gefchah die blutige 
SchlacbtbejrKunersdorf, wo ihm einTheil 
feines Wunfches» den edlen Tod für das 

' Vaterland ui Serben, gewährt werden Tollte. 
£ine Erfällung, die ihm rfihmlieh war, ei- 

' nem jeden aber, der feinen Werth kann- 

' te , £arserft betrübt ift. 

Leute, die den Herrn von Kleift den 

' Tiag vor der Schlacht, und felbft den 12. 
des Vormittags , als die Armee dem Fein- 

' de entgegen marfehirte,gefprochen haben, 
bezeugen , dafs er aufsetordentlich vergnügt 
und aufgeräumt gewefenfey. Und wie konn- 

' te es auch anders feyn ? An feinem Cha- 

' rakter hatte Furcht oder Bangigkeit nicht 

* den geringften Antheil ; er War ohnedem 
' gewohnt , in gewiffer Abficht das Leben zu 

verachten , und nie dachte er weniger an 

dasfelbe, als wenn' er unter Friedrichs Au- 

' gen zu fiegen oder zu fterben die Wahl 

* hatte. 

Diefe Denkungsart hatte er im Kriege 

> beftändig geheget ; nirgend aber änfiierte er 

fie mehr , als in diefer Schlacht. Hier be- 

- wies er eine aulserordentltche Tapferkeit 



£r griff unter- der Anffihtung des Generals 
▼on Fink die ruHfirdie Flanke an. Er hat* 
it mk feinem BatailVon bereits drey Batte- 
Tien erobern helfen. Er hatte dabey über 
zwölf- ftarke Contufionen erhalten, und 
war in iSie beiden erften Finget der rech- 
ten Hand "verwundet worden, fo» dafs'er 
den Dogen in der linken Haftd halten muls- 
te. Er hatte fich mit diefen erhaltenen Kenn- 
zeichen feines rühmlichen Betragens leicht 
aus dem Gefechte ziehen und (ein Leben 
erhalten können ; aber hieran gedachte er 
nicht einmal, vielmehr-, da «r fchon fo 
weit auf dem Wege zum Siege .gelanget 
war, fo verdoppelte fich Cein Muth. Se^n 
Pofien als Major verband ihn eigentlich 
hinter der Fronte zu bleiben ; aber er be- 
dachte fich nicht einen «Augenblick , vo^- 
zoreiten, als er den Commandeur. des Ba- 
taillons nicht mehr erblickte ; (der hernach 
gleichfalls an feinen Wunden gefiorben ift.) 
Das Bataillon jagte eben nach einigen Sal- 
ven ein Bataillon öfterreichifcher Grena- 
diere mit demBajonvt' in die Flucht. In der 
Hitz« dachte er nicht einmal daran, voin 
Pferde zu fteigen , wie fonft derjenige, der 
vor der Fronte komniandiret , wohl zu thmt 



pllegltf £e führte MgciiUkykh feu»B». 
t4ilIo«ff UBttx eintm esiflitelieXieiL Kofto« 
BC!nf«ttei Toa S«ikien. der Fm49 » 9Pgß9 die 
vterte.Battciift wbu Ex nßt die Fali«e fetnee 
Resimeats »»Jkli) tuid nahm feUAeliMia 
FalMCii)UBke?l»«}r.dem An»;'. Ex ward wie- 
der Avttih. «tue kleine Ku^l la den Uakea 
Arm , über dem Gelenke inw&rts gegen den 
EUeabogen zn , verwundAt » und konnte de» 
JäegeamU dec Uok^nHand aieh^ mehr kal- 
ten; er fafftte denfelhen aKQ in> die* (elion 
verwundet, reojite Hand, nit dan bejdwi 
letzten Fingejtn und dem Daume. Er kom- 
piandirte weiter » und war Cshon auf dreiT- 
fig Schritte von der neuen «u erobernden 
Batterie, als ihm dufck einen Kartütreheti- 
rehufs das rechte Hein von. drey Kiigeln «or- 
(ehmeiteit wvrde. Et fiel vom Pferde» n^d 
im Fallen hatte er. noch da» VergnQgen» 
dafs dasXeftewitiirqke Regimeiit (einem Ba- 
taillon gleich naehmarfchirte «nd «nr SeU^ 
kam ; Aas edle Vergnügea eine« (allenden 
Befehlshabers! 

• Er fttchte mit andn^r. Beyhülfe «weymal 

wieder %u Pferde vi^lleigeni aber feine 

. ILräfte verliefsen iihn> nnd ec fiel ii^ Ohn« 

macht. Zwey Soldaten von (einem Hegi- 



XXIX 

mente , ianü eiiier roiF dem Prinz Hefii- 
richC^en von leiher Torigen Compagnie, ' 
den die Liebe zu feinem alten Hauptman- * 
ne hierbeygezögen hatte »- trugen ihn hinter 
die Fronte. Ein Feldfcheerer war eben he- 
fch&ftiget ; etwas Spiritus auf die Wunde 
zu giefsen ,' und ein Schnupftueh darum zu 
binden . als derfelbe in den Kopf gefehof- 
fen wurde. Der Herrron Kleift, felbftbey- 
nahe keines GKedes mehr mächtig 9 madi« 
te eine Bewegung , feinem rerwundeten 
Arzte zu helfen; umfonft, diefer fiel ent-' 
feelt hey ihm nieder. Der Herr von Kielft 
that einen Seufzer um diefen guten Mann/ 
ohne an ßch felbft^ zu denken. 

Bald darauf kamen Kofaken» nahmen 
ihm alles > fogar Hemde , Hut , und Peru- 
que. Sie würden ihn auch getödtet haben» 
wenn er nicht mit ihnen polnifch hätte re* 
den köntien ; da &e ihn dann , in der-Mey* 
nung, dafs er ein Pole von Geburt fey, 
am Leben lietsen. Sie warfen ihn an einen 
Sumpf in's Nafle , und lieben ihn liegen. 

Hier lag der tapfere Krieger , der grojfe 
Mann , edle Dichter , hier lag Kleift , na* 
ckend , im Sumpfe ,' verwundet , aller Hülfe 
beraubt » blofs feinem eigenen greifen Geifte 



üb^rlalfen. Von der «fiarkca Bewegung und 
der Menge feiner Verwundungen ermiklet« 
eBtfcklununerte er gegen Abend , eben fo 
ruhig y al« .ob er in feinem Zelte {;elegea 
hätte. 

- In Her Nacht fanden ihn einige ruflifohe 
Hafaren ; &e zogen ihn auFsTrockene« legten 
ihnl><^ ihrem Wachtfeuer auf etwas Stroh» 
bedeckten ihn mit einem alten Mantel »und 
fetzten. ihm einen Hut auf; fie gaben ihm 
auch Brod und Waffer, welches letztere ihn 
ungemein erquickte. Gegen Morgen mufs« 
ten die Hufaren wieder fort. Einer von den« 
reiben wollte ihm ^inAchtgrofchenfiüek ge- 
ben, und dädiefes der Herr von Kleift ver<- 
bat 9 fo warf es der Hufar mit dem edlen üa» 
muth' eines Kriegers auf den Mantel , wo« 
mit er ihn bedeckt, hatte, und ritt. davon. 
Die Kofacken kamen bald wieder , und nah- 
men dem Herrn von Kleift alles , was ihm 
die gutherzigen Hufaren gelaflen hatten. £r 
lag alfo wieder nackend auf der Krde, bis 
den Vormittag um lo Uhr ein rufüfcher 
.Offizier in der Nähe vorbey gieng (wie 
man nachher erfahren hat, iß es der Hett 
:won Stackeiberg, Hauptmann hey der Ka- 
^vallerie gewefeo), dem er fich zu erkennen 



&CFÖS 



XXIV 

g<ab 9 und der ihn anf einen Wagen legen 
und na«h Frankfurt an derOder bringen lief*. 
Dafelbft kam er gegen Abend in der SuCser- 
Aen Entkr^ftftung an , und ward ordentUck 
verbunden. 

Des folgenden Tages liefs er fich auf wie- 
derholtes Erfuchen des Herrn Prof. Nikolai, 
dem er feine Anwefenheit hatte wiffen laf« 
fen» in deflelben Haus bringen. Er ward 
dafelbft aufs moglichfte verpfleget , und die 
Arzte gaben zu feiner Wiedergenefung gute 
Hoffnung. Er warf ehr geruhig bey dem grof- 
fen Schmerze , den ihm der Verband ver* 
urfachte. Er las öfters» und fprachmit den 
frankfurtifchen Gelehrten, und den ruffi* 
fchen Ofißzieren , die ihn vielfältig befuch* 
ten, mit grolTer Munterkeit. Aber in der 
Nacht vom «s. zum 23. fonderten &eh die 
zerfchmetterten Knochen von einander ab, 
und zerrilTen eine Pulsader; er verblutete 
fich ftark » ehe der Wundarzt dazu kommen 
und das Blut ftillen konnte ; man liefs ihm 
fogjLeich am rediten Arm' zur Ader. Ver«' 
fchiedene Arzne/gelehrte find derMeynung, 
dafs » wenn das AderlalTen eher gefchehen 
w Are, der Kranke h&tte können gerettet wer- 
den ; doch 9 dem fey wie ihm wolle » die Vor- 



XXV 

lieKt hau« es anders beCcblofleti : der Herr 
von Kleift ward zufehends fchwach. Der 
lieftige Schmerz yerurfachte Togar einige oon- 
▼ulSvifche Bewegungen ; doch,^ behielt er 
den völligen Verftand , und mit der Stand« 
liaftigkeit eines Kriegers , mit der Gelaflen* 
heit eines Chriften ftarb er , der befte Mann, 
den S4. Auguli früh um 2 Uhr unter dem 
Gebete des Herrn Profeflbrs Nikolai» der 
rhm die Augen zudrückte. 
- Die Thränen fliefsen mir aus den Augen» 
da ich diefes fchreibe. Das kalte Blut des 
Gefchichtrchreibers ift nicht yermögend , die 
Empfindlichkeit des Freundes zu fiberwäl* 
ttgen. Ift wohl irgend ein Troß » der uns 
beruhigen könnte ? Kann wohl das Anden- 
ken an den Buhm , den er erkämpfte , an 
vlie Nachwelt , die ihn bewundem wird, 
an die GelalTenheit , mit der er Barb , kann 
es uns die Gedanken vergeflen machen , dafs 
Kr nicht mehr iA? dafs Er wenigftens für uns 
nicht mehr rft ? 

Das Begräbnilsgepränge» diefer eitle Pomp, 
mit dem fich die menfchliche Eigenliebe öf- 
ters auch nach dem Tode genug zu thun 
lochet» ift zwar fonft nhferer AuCoa^rkfam* 



XXVI 

keit nicht wfirdtg. Aber das Begr&bnils des 
feiigen Herrn von Kleift ift mit fo beton- 
dem UmfUnden begleitet; es macht ihm 
fblbft , und denjenfgen » die es befördert » Co 
viel Ehre , dafs ich in die Verfuchung ge- 
rathe, etwas weitläufig davon zu reden. 
Wenigftens das ehrerbietige Andenken > das 
dadurch der Afehe des' Seligen geweihet 
wurde , kann der Welt nicht ganz gleich- 
gültig feyn. 

Der Herr von Kleift hatte Reh in der 
kurzen Zeit , die er verwundet in der ruGli« 
fchen Kriegsgefangen fchaft zugebracht hat- 
te, die Hochachtung der Staabsoffiziere 
erworben, die damals in Frankfurt in Be- 
fatzung lagen. Diefes machte, dafs der da- 
malige Kommandant, der Herr Oberfte von 
Sehettnow , ein würdiger Mann , und • der 
ebenlulls fehr menfchenfreundlich geflnnte 
Herr Platzmajor von Stackeiberg , dem Vor- 
fatze des Herrn Prof. Nikolai, den Seligen 
mit allen möglichen Ehrenbezeugungen beer- 
digen zulaffen • auf alle mögliche Art hülfli- 
che Hand leifteten. Wäre diefes nicht ge^ 
.fchehen , fo wäre es eine Art von Kuhn- 
lieit gewefcn, einem preufsifchen Offiiier 



XXVII 

in einer nhtet feindlicher BoCmäßigkeit be- 
findlichen Stadt fo viele Ehrenbezeu^ngen 
zo beweifen. 

Der fechs und zwanzigfte Auguft ward zur 
Beerdigung angefetzet. Der HerrPr. Nikolai 
hielt in Gegenwart einiger dreirsigruQirchen' 
Offiziere » > und einer ftarken Anzahl anderer 
Zuhörer, dem Seligen eine rührende Trauer«' 
rede, yorund nach welcher YOn der mufi*' 
^alifchen Ge^llfchaft eine Trauermufik auf-: 
geffihret wurde. Der Leiche« welche von.' 
zwölf Grenadiers ä cheval getragen worde» 
folgte der Herr Kommandant» und eine groflr 
Anzahl rnlHfcher Staabs-und anderer Offi-i 
sieroy welche, gröfstentheils deswegen aus- 
drücklich von der Armee angelahget war^i; 
Hierauf folgten verfchiedene ProfelTores und 
Mitglieder des Magiftrats;die Studiofi mach« 
ten den Befchlufs. 

Als man bey der Beerdigung keinen Offi- 
zierdegen bekommen konnte, um ihn ge- 
wöhnlicherm äffen auf den Sarg zu legen, 
nahm ein rufBfcher Staabsoffizier feinen 
eigenen Degen von der Seite , und gab ihn 
dazu her. Nein / fetzte er hinzu , einfo wUr^ 
diger Offiuer foU ohne diefes Zeichen nicht 



XKVJIX 

begraben vterdien. Ein klauset Umiand $ 
aber der der Denkungaazt dieiWs Krieges- 
befehlshabers Ehre macht ! 

So ftarb Kleifi , im L^ben gellet von je- 
dem » der ibB kannte , und im Toda f«U>ft 
von den Feinden geehrt. Der König and das 
Vaterland verlieren an ihm einen tapfiem nn^ 
•rfahrnen Offieier , Devtrcblimd einen vor« 
trefflichen Dichter » und feine Freunde e^ 
nen Freund » deiTen Veriuft fie ni« genug 
beweinen können. 

. Er war grob von FerTon und wohl gt- 
wachfen. Er hatte da« AnTehen eines SoU 
daten ; aber es war ihm natfirltck » und er 
(iidite nicht » es fich zu geben. Er hatte eino 
natürliche Neigung zum Soldatenftande » und 
verfiand alles, was dazu geboret. Der Kö- 
nig fck&tzte ihn hoch» fo wie auch der Prins 
Heinrich. Er war einer von denen OffizierSa 
welche Se. IVlajeft. ausfuchten ^ Gefellfchafter 
des itzigen Prinzen von PreuTsen zu feyn» 
und mit Sr. Königl. Hoheit zu fpeifen. 
i Er fprach deutfch » lateinÜbh , &anzölifcb, 
polnifch , und dAnifch. Er war in keiner 
Wiffenrchaft ein Fremdling. Die Alten und 
die befien unter den Neuem hatte er mil 
aufserordentlicher Begierde gelefen. 



XXI K 

Seine Liebe zur Dichtknnft und zu allen 
fchönen Wiflenfchaften werden iiin unftcrb- 
lieh machen; feine Gedichte haben einen 
originellen Schwung; er redete allemal aus 
eigener Empfindung , Mo findet man darinn 
nichts kaltes , nichts gefchminktes ; er wölke 
allemal Hebe^r rauh und unfch mackhaft feyn. 
Cr pflegte täglich fpazieren zu gehen , uftd 
liefs fich auch durch das unangcnehmfte 
Wetter davon nicht abhalten; davon rüh- 
ren die vielen wahren und lebhaften SchU- 
deiungen der Natur her^ die man in {ein«Q 
Gedichten antri^. 

£r war gegen fich felbfi unempfindlich» 
und beynahe .ftoifch ; et verachtete die Ge- 
fahren ; das Leben war' ihm gleichgilltig » fo 
bald es nur auf die Ausübung auch der kleia- 
fien Pflicht ankam. Seine gefetzte Gemüths- 
befchaffenheit liefs nicht zu , dafs körper- 
licher Schmerz über ihn eine groflJe Wirkung 
haben konnte. Ob er gleich auf der Wahl« 
ftatt in der aufserflen Verwundung und Ent^ 
kraftung lag , und alle Augenblicke den Tod 
erwarten muCste : fo wuGste doch fein GeifiCo 
wenig davon , dafs et über die feltfame Ge- 
fichtsbildung -und die begierige Miene eines 
Kofacken, der ihn auszog j zu lachen^- 



-XXX 

' fieng ; und aucli nachhet , als er in Frank« 

* fürt lag, hat er diefe aufserordentliche Ge- 
ftalt nicht vergeben können , fondern noch 

• zuweilen darüber lachen müflen. So wenig 

- ihm aber die Stärke feines Geißes zuliefs, 
fein eigenes Unglfick zu empfinden: fogrof- 
Xen Antheil nahm er doch an den widrigen 

- Zufällen anderer. Jeder Unglückliche hat- 
te ein Recht auf fein Mitleiden, und nie 

'fchätzte fich diefer edle Geift glücklicher, 

* als wenn er helfen konnte. Diefes zeigte 

• er in's befondere in der Aufficht über das 
Lazareth zu Leipzig: früh bis fp&te war er be- 

«fchäftiget, einige taufend Unglückliche za 

- verforgcn ; er fetzte fich den allerunange- 
' nehmßen • Unterfuchungen , den Widerfprü- 
*ehen anderer, felbft der Gefahr einer eige- 
-neir Krankheit aus, um ihnen» fo viel mög- 

* liph 9 zu helfen ; er drang in den kleinftcn 
. Detail ihrer Bedürfnifle ein , und verfab &e 
' damit , ehe er noch darum angefprochen 

• wurd^. 

Eigennutz , Neid und Stolz find allzu nie- 

'* drige Eigen fchaften , als dals üe jemals in 

eine fo fchöne Seele hätten kommen können. 

' Er war der Erfie , der unbekannte Verdien fie 

hervorzog , und feine eigene Vorzuge lief« ex 



KKXf 

fich nie merken. Bereitwillig Jedermann je« 
derzeit Dienße zu leiften, war er viel zu 
gTofs, daran zu denken , ob er (ich etwa 
bereichern könnte. 

Er war gefellig, aber nur für eine kleine 
Gefellfchaft ausgefuchter Freunde Diefe 
liebte er mit der gröfsten Zärtlichkeit, mit 
einem Eifer, deflTen Andenken ihnen ewig 
Thriinen ausprelTen wird. 

Der befte Mann wäre eines beflernSchick- 
fals wüifdig gewefen , wenn es anders ein 
gutes Scliickfal ift , lange zu leben. Aber diefe 
Welt, die er felbfi verachtete, und in die 
ihn blofs feine Freunde einigermalTen zu- 
rückhielten, war nicht im Stande ihn zu 
fefleln. Höhere Tugend erforderte eine hö- 
here Sphäre. Wir bleiben zurück und be- 
weinen nicht ihn, fondern uns, die wir ihn 
nicht mehr befitzen. Sind Tapferkeit und un- 
erfchrockener Muth , find Gelehrfamkeit und 
GefchmAck, find Menfcheuliebe , Freund- 
fchaft und das edelfte Herz , Titel zum un- 
fterblichen Nachruhme; fo wird ihn Kleift. 
haben, er, der alle, diefe, Eigenfchaften im ^ 
Tollkommenfien Grade befafs. ^ 

Die Grabfchrift., dje er auf einen feiner 
verfiorbenen Freunde gemacht hat , mufs 



die feine werden ; fi« fchickt fich auf nie- 
mand befler » als auf Um : 

Witz, Einficbt 9 Wiffenfchift, Gerchmick, Befchei- 

deaheit , 
Und Menfcheniicb' ond Tapferkeit 9 
Und alle Tugenden 9 vereint mit allea Gaben* 
deftfs der, den mtn hier' begraben. 
Er ftarb fbr'g Vaterland , er fiarb voll Heldenmvcfa. 
Ihr Winde , wehet ftnft : die heii'ge ATch« mhc 



INHALT. 

O D B iT. 

Seite» 

Der Vorfatz 3 

Hymne 6 

An Hrn. Rittmeißer Adler. 1739. ... 10 
Ode an die preu&ifclie Armee im März 

^757' »3 

Einladung aufsLand. An HermHo&ath 

Ewald im December 16 

An Thyrfis 19 

Das Landleben. An Herrn Ramler. . . 21 

Hymne 25 

L I B D B R. 

.Phyllis an Dämon ........... 29 

Trinklied . . • • 31 

Galathee * 33 

Die Heilung 34 

Lied der Kannibalen ......... 36 

Lied eines Lappländers 37 

Liebeslied an die Weinflafche .... 39 

Dithyrambe 41 

Damöt nnd Lesbia 42 

Gedanken eines betrunkenen Stern- 
fehers 44 

Chloris. Nach d. Italien« des Zappi. . 45 

Grablied. 46 

Gebuxtslied 48 



Seite, 

1 D Y L L B K. 

Menalk ^^ 

Cephis '. 39 

Milon und Iris. An Hm Lefllng ... di 

Amynt 66 

Irin. An Herrn Gefsner. 68 

Nach dem Bion 73 

BRZÄ.H L U NtSBM UND FABELN. 

Emire und Agathokles. 77 

Diie Freimdfchaft. An Hru. Gleim . . g2 

Arift . %s 

Der gelähmte Kranich . 87 

r . ^INMGBDXCHTB. 

Auf den Tod eines ^rolTen Mannes . 91 

iJber das Bildnifs Baphaels 93 

An die Morgenröthe 93 

Über die Statue der Venus, an die fich 

Amor fchmiegt 94 

Auf ebendiefelbe Statue 94 

Amor im Triumphwagen ^^ 

Lykon und feine Schwefier Agathe. . 96 

Marforius pj 

An die (gefchminkte Vetulla ..... 97 

An Markolph 98 

Auf die Arria» Vermählte des Pätus • 98 

Ein Gemälde 99 



Seite, 
An Hrn. H**, als er eine Winterland- 

fchaft malte loo 

Grabfchrift auf den Major v.Blumenthal loi 

Der Säafer zu dem Dichter 102 

Pettalus 102 

Über einen neu erbauten prächtigen 

Tempel » den man dem Jupiter 

geheiliget hatte 103 

An Elifen , als der Verfafler ein Lied 

auf fie gemacht hatte 103 

Auf den Altindes, einen fchönen Jüngling 104 

kHAPSODIBBN. 

Lob der Gottheit 109 

Sehnfucht nach Ruhe. 1744 115 

An Doris. Im May 1744. 124 

DieUnzufriedenheit desMenfchen. An 

Herrn Sulzer 1-29 

Gemälde einer groflcn Überfchwem- 

mung • . . 135 

Fragment eines Gedichts von den 

Schmerzen der Liebe 137 

Der Fkuhlinq, ein Gedicht .... 144 

CissiDES UND Faches 175 

Sbnbka» ein Trauerfpiel 197 

Prosaische Aufsätze 231 



ODEN» 



DER VORSATZ. 



Dich treibt dein Eifer, wie dein Rols dit^ 

Sporen. 
O Held! was fleuclifi du zu des Todes 

Thoren? 
Suchfi du , damit dich Wahn und Nachruhm 

labe, 
Den Weg zum Grabe ? 



Lafs Luft und Zeiten über Thal und Höhen 
Mit ew'gen Flügeln deine Thaten wehen ; 
Das Feld Elyfens wird von fernem Schallen 
Nicht wiederhallen. 



Und du , o Geizhals ! magft mit Müh' ent- ' 

decken. 
Was uns Gebirge weislich tief verftecken $ 
Auf! fuir in Peru, Trotz fey Flut und Winden, 
Dein Schiff mit Sünden. 



/^ 



Gekrönter Pöbel , lafs in ftölzen Zimmern 
Tapeten , Jafpis und Kriftalle fchimmem : 
In SchlöITer dringt fich oft ein Schwärm von Leide 
Im Kleid* der Freude. 

Der Ruh* im Schoofse, will ich eure Botten 
An hellen Bächen , wie meinUz, yerfpotten : 
Er , den die Dichtkunfl, wenn fein Lied ertönet. 
Mit Epheu krönet. 

Er fchwingt fich muthig in den Kreis der 

Sterne, 
Durch Dunß und Wolkeii ; von der hohen 

Ferne 
Schaut er, wenn Schaaren wilder Krieger 

lärmen. 
Nur Wefpen fch wärmen. 

Er fchaut von oben Länder Hufen gleichen. 
Und Städte Löchern; in den engen Reichen 
Schaut er in Haufen , heifsen Geiz zu kühlen, 
Maulwürfe wühlen. 

Dann denkt er feufzei^d mit gerührten Sinnen : 
„Was wollt ihr Thorn endlich noch beginnen ? 
,,Ihr rafet : meynt ihr in den fchmalen Zonen 
„Ewig zu wohnen? 



„Tod, Qual und Schrecken lafst ihr, um 

zu fiegen, 
„Aus hohlen Schlünden auf die Brüder fliegen : 
„Ift eurem Hochmuth% in der Länder Menge, 
„Der Raum zu enge? 

„Lafsc ihr nur darum ew'ge Baue gleilsen, 
„Um fchnell diefelben wiede^ etnzureifsen? 
„Der Tod kömmt plötzlich ; der wird euch 

bey Zeiten 
„Höhlen bereiten." 

D'rauf greift er geizig nach der gold'nen 

Leyer, 
Beftraft des Lafiers kriechend Ungeheuer; 
Sein Lob der Tugend fchallt in regen Lüften, 
In Wald und Klüften. 

So foll mein Geift fich zu den Wolken 

Cchwingen, 
So rührend follen meine Saiten klingen : 
O Freund, erheb mich von den feichten Hügeln 
Auf deinen Flügeln ! 



^B^=^=SSSSB=: 6 9SSSSSSSSS ' SS, 

HYMNE. 

Gross iß der Herr! Die Himmel ohne Zahl 
Sind feine Wohnungen; 
Sein Wagen find *die donnernden Gewölk', 
Und Blitxe fein Gefpann. 

Die Morgenröth' ifi nur eiif Wiederfchein 
Von feines Kleides Saum* ; 
Und gegen feinen Glanz ift alles Licht 
Der Sonne, Dämmerung. 

Er fieht mit gnäd'gem Blick' von feiner Höh' 
Zur Erd' herab: fie lacht; 
Er fchilt : es fähret Feu'r von Felfen auf. 
Des Erdballs Axe bebt. 

Lobt den gewaltigen , den gnäd'gen Herrn, 
Ihr Lichter feiner Burg! 
Ihr Sonnenheere , flammt zu feinem Ruhm' ! 
ihr Erden, fingt fein Lob! 

Erhebet ihn , ihr Meere ! braofi fein Lob ! 
Ihr Flafle , raufchet es ! 
Es neige fich der Zedern hohes Haupt, 
Und jeder Wald vor ihm ! 



Ihr Löwen brüllt zu feiner Ehr' im Hain' ! 
Singt ihm , ihr Vögel , fingt ! 
Seyd fein Altar , ihr Felfen , die er traf, 
£ur Dampf fey Weihrauch ihm ! 



Der Wicderhall lob' ihn ! und die Natur 
Sing' ihm ein froh Konzert! 
Und du, der Erden Herr, o Menfch, zer- 

fliefs 
In Harmonien ganz ! 

Dich hat er mehr , als olles fonft , beglückt 
£t gab dir einen Geiß, 
Der durch den Bau des Ganzen dringt, und 

kennt 
Die Räder der Natur. 

Erhehihn hoch , zu deiner Seligkeit ! 
£r braucht kein Lob zum Gluck' ; 
Die niedern Neigungen und Lafter fliehn. 
Wenn du zu ihm dich fchwingft. 

Die Sonne fteige nie aus rother Flut, 
Und finke nie darein, 
Dafs du nicht deine Stimm' vereinigft mit 
Der Stimme 'der Natur. 



■■MJ I ' I r 8 SSSBSSSSSBSSSBBSSS 

Lob' ihn im Regen und iii dürrer Zeit, 
Im Sonnenlchein' und Sturm' ; 
Wenn's fchne^t^wenn Froft aus Wafler Brü- 
cken baut. 
Und wenn die Erde grünt. 

In Überfchwemmiingen , in Krieg und Peft 
Trau* ihm , und fing ihm Lob ! 
£r£orgt für dich : denn er erfchuf zum Glück' 
Das menfchliche Gefchlecht. 



Und o wie liebreich forgt er auch für mich ! 
Er gab , fiatt Golds und Ruhms, 
Vermögen mir, die Wahrheit einzufehn. 
Und Freund' und Saitenfpiel. 

Erhalte mir , o Herr ! was du verliehß ; 
Mehr brauch' ich nicht zum Glück': 
Durch heil'gen Schaur will ich, ohnmäch- 
tig fonft. 
Dich preifen ewiglich! 

In finftern W&ldern will ich mich allein 
Mit dir befchäftigen. 

Und feufzen laut, und nach'dem Himmel feha. 
Der durch die Zweige blickt. 



- 9BhSBBHBSBS99BS9BBBBS - O 

Und irren an's Gefiad' des Meers , und dich 
In jeder Woge fehn. 

Und hören dich im Sburm' , bewundern in 
Der Au Tapeten dich. 

Ich will entzückt auf Felfen kHmmien , durch 
Zerrtfsne Wölken fehn* 
Und fuchen dich den Tag, bis mich die 

Nacht 
In heil'ge Träume wiegt. 



Hü 



3S 16 



A N 

HERRN RITTMEISTER ADLER *) 
^ 7 3 9- 

Une 4t€tnit4 de glöire 
Vant-eUe na jQvr de bonheirf 

GRESSET. 



Die Stünne wüten nicht mehr, man fieht 
_ die Zacken der Tannen 

Nicht mehr durch gläfernen Reif; manfieht 

im eislofen Bach* 
Am Grunde Mufcheln und Gras und junge 

wankende Blumen; 
Ein dunkles, fchwebendes Laub erfüllt den 

Buchwald mit Nacht. 



*) Diefer vortreffliche Mann , der , zur Ehre der 
prenrsifchen Armee, der Kriegsknnil und der fchS- 
nen Wiffenfchaften , lange hatte leben Tollen, ward 
T745 bey Landshut in Schießen , in einemScharmtitzel 
mit. den Ofterreichern undSachfen, von den Uhlanea 
erftochen. 



Hier reizt der Nachtigall Lied durch tau- 
fend laufende Töne ; 

Der Weft im Rorengebufch' bläß füffe Düf- 
te zur Flur. 

Dort firahlt im glanzenden Strom' das Bild- 

nifs blühender Hecken, 

Und flieht nebft Ufer und Rohr des Fi- 

fchers gleitenden Kahn. 

Freund 9 flieh der Waffen Geräufch! itzt iß 

die Zeit des Vergnügens ; 

Fühl' itzt in Waldern die Lufi , die Held und 

Höfling nicht kennt. 

Was hilft's, mit freudigem Blick% vomDunft' 

der Ehre betrunken. 

Mit Ordensketten befcbwert , gekrönte Hen- 
ker zu fcheu'n? 

Was hilft's, wenn künftig dein Grab vergül- 
• dete Waffen befchützen. 

Wenn man aus Marmor dein Bild im (ehre- 

ckenden Panzer erhöht? 

Achill und Hannibal mufs die Nacht des To- 
des durchfchlafen. 

Die , nach der Schickung Gefetz', mich einft 

in Finfiernils hüllt. 

Im Tode werd' ich ihm gleich , im Leben 

bin ich beglückter! 



Er fah nur Auen und Blut, fchlief» nur vom 

Himmel bedeckt. 
Und hört' ein ewig Gefchwirr von Schilden, 

Spiefsen und Pfeilen; 
Ihn floh'n Vergnügen und Scherz, undCy^ 

pris freundlicher Sohn : 
Ich feh* auf blumigter Flur das Winken 

fchattigter Erlen, 
Ben .Schmuck des lachenden Hains , die 

weiisen Birken voll Laub, 
Den thaldurchirrenden Bach; ich fchlaf in 

Lauben von Rofen, 
Und höre Chfoens Gefang, ob dem dl^ 

Nachtigall fchweigt. 
Und laufcht , und aufmerkfam horcht. Rings 

um mich flattert die Freude, 
Diie kleine Phyllis im Hain' rerbirgt ficfa,' 

wenn ^e mich merkt ; 
Ich fuch' und finde &e nicht bis Be im diV 

cken Gefträuche, 
Wo Phöbus Telba fie nicht fieht, eihfchalk«; 

haft L&cheln verrAth. 



ODE 

AH DIB PRBUSSISCHB ABMBB. 

Im März 1757. 

UNifBBRwuNDMBS Heei! mit dem Tod 

und Verderben 

In Legionen Feinde dringt. 

Um das der frohe Sieg die goldnen Flügel 

fchwingt, 

O Heer! bereit zum Siegen oder Sterben. 



Sieh ! Feinde , deren Laft die Hügel faft 

verfinken. 
Den Erdkreis beben macht, 
Ziehn gegen dich und dröhn mit Qual und 

ew'ger Nacht ; 
Das WalTer fehlt, wo ihre RofTe trinken. 



Der dürre » fchiele Neid treibt nieder- 

tritoht'ge Schaarea 

Aus WeSt und Süd heraus, ' 

Und Nordens Höhlen fpeyn, fo wie des 

Ofts, Barbasei^ 

Und Ungeheur » dich lu verfchlingen , aus. 



«BSsaBBasssssBBsassss 14 B8:s&sss=ssssaass 

Verdopple deinen Muth ! Der Feinde wil- 
de Fluten 

Hemmt Friedrich , und dein i^arker Arm ; 

Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen 

Schwärm : 

Sie blitzt durch dich' auf ihn , und feine 

Rücken bluten. 



Die Nachwelt wird auf dich , als auf eim 

Mufter, fehen; 
Die künftigen Helden ehren dich, 
Ziehn dich den Römern vor , dem Cäfar 

Friederich, 
Und Böhmens Felfen find dir ewige Trophäen. 



Nur fchone, wie bisher, im Lauf von 

großen Thaten 

Den Landmann , der dein Feind nicht ift ! 

Hilf feiner Noth , wenn du von Noth ent- 
fernet bift! 

Das Rauben überlaCs den Feigen und 

Kroaten. 



9SsrmB9ssassssssssm 15 s&sssassssssssas 

Ich feh', ich fehe fchon — fr^ut euch , o 

Preufsens Freunde! — 
Die Tage deines JRuhms fich naha: 
In Ungewittern ziehn die Wilden ßolz heran ; 

• 

Doch Friedrich winket dfr ; wo find fie nun» 

die Feinde ? 






1 

l 



Du eileft ihnen nach , und drückft mit 

fchweren Eifen 
Den .Tod tifef ihren Schedfeln ein» 
Und kehrfi voll Rühm zurück , die Deinen 

. zu eifreuDy 
Die jauchzend dich empfahn, und ihre Ret- 
ter preifen. 



Auch ich, ich w^tdß noch —r vergönn' es 

mir, o Himmel! — 
Einher ror wenig Helden ziehn : 
Ich Veh^ dich i ftolzer Feind! den kleinen 

Haufen .fliehn. 
Und find^ Ehe' oder Tod im rafenden Ge- 



EINLADUNG AUFS LAND. 

• - . - 

AN HERRN ROFRATH BWALD. 

Im Dezember, 

Der Weßwind fliehet Flur und Weiden, 

Die nicht mehr blühn; 
O Thyrfis ! Tollen Scherz und Freuden 

Mit ihm entfliehn? 



Nein ^ der Orkane wikbs BlsSeä'a . 

Die um mein Gut 
Itzt heulend , ausgefchloflen , rafen. 

Hemmt nioht den Muth« 



Kbmm mit mir in der öden Fluren 

Bereiftes Gras; 
Verfolg' mit mir des Wildes Spuren 

Im Walii' Ton Glas, 



Und hör' d«ft Hains Gewölbe fchallen» 

Wenn'fl Hom erwacht» 
Und fieh von hohen Bergdn fiallen 

Die fchnelU Ja^; 



Dann eil' in meine Wohnung wieder» 

Müd' aus diem Hain', 
Und finge mit mir füITe Lieder 

"Bey frohem Wein'; 



Und Chloris , die durch ihre Saiten 

Dein Herz entwandt, 
Soll Lalagens Gefang begleiten 

Mit kluger Hand. 



Sieh hin! die Sterne find erfchienen. 

Und Luna whikt ; 
Sie fireiten gleichfam » wer von ihnen 

Am bellen blinkt. 



Den Scherz mit Küfien zu verfchwifiern. 

Und, fern vorti Neid', 
Den langen Abend zu verfliftern, 

Ifi's itzo Zeit. 



Komm ! lals uns unfern Geift erheitern : 

Wen Gold ergetzt. 
Mag in der Flut am Felfen fcheitem. 

Der fich entfetzt. 



Ruhm, Reichthumj Fracht, des Hofs 
Befchwerde, 

Vom Volk' verehrt. 
Iß Wahn , und nicht des Herrn der Erde, 

Des Weifen , werth. 



^9 



AN THYRSIS*). 



JVIbin Thyrfisylafs dich nicht von Gram 

und Furcht befiegen. 

Den Geyern des Gemüths ! du lebeil zum 

Vergnügen : 

Was machft du dir itzt alten Kummer neu? 

Bleib nur der Redlichkeit, bleib nur dem 

Himmel treu. 

So wirft du bald den Neid bekämpfen. 

Und Schmach und Läfterungen dämpfen. 



*) pieres St&ck iü ans Verfehen in einer Samni- 
lang von Gedichten eines meiner Freunde gedruckt 
worden ; und ein Lied dieres Freundes > das die Anf- 
fchrift PHYLLIS hat , ift in die ehemalige Sammlung 
meiner Gedichte gekommen. Ich hatte bey dem Tau- 
fche nichts Terloren ; ich will aber nicht > dafs mein 
Freund verliere : und nehme daher das meinige zu- 
rück, und {i}>erltire ihm das reinige. 



"7i 1 I ■ i CO SSSSSSSSSSS I i 

Sieh, wie's der Adler macht, den plötzlich 

eine Natter, 
Die aus dem Strauche fährt , umfchlingt : 
Cr kämpft mit Macht , und dringt 
Mit ihr hoch in die Luft, zerreibt Ke mit 

den Klauen, 
Und fchleudert fie herab, und fliegt in ftolzer 

Ruh', 
Wie fonß, der Sonne zu. 



fil 



DAS LANDLEBEN. 

AN HERRN RAMLER. 

O rns, qnando ego te aspiciam? qnandoqne licebit, 
Nfinc veterum'libris , nanc somno et inertibas horis^ 
Dncere soUicitae iuconda oblinia vitae? 

HORAT. 

O freund! wie feltg iß der Mann zu 

preifen. 
Dem kein Getümmel, dem kein rchwirrexid 

Eifen, 

Kein Schiff, das Beute, Maß undBahn verlieret. 

Den Schlaf entführet! 

Der nicht die Ruhe darf in Berge fenken; 
Der, fern vom Purpur, fern von Wechfel- 

bänken. 
In eignen Schatten, durch den Weft gekühlet. 
Sein Leben fühlet. 

Er lacht der SchlÖlFer ronGefchütz bewachet, 
Verhöfflit den Kummer, der an Höfen lachet, ' 
Verhöhnt des Geizes in verfchlolTnen Mauren 
Einfältig Trauren. 



So bald Aurora y wenn der Himmel grauet. 
Dem Meer' entfteigend, lieblich abwärts 

fchauet, 
Fliebt er fein Lager, ohn' verzUrtelt Schmäcken« 
Mit gleichen Blicken. 



£r lobt den Schöpfer, hört ihm Lerchen 

fingen. 
Die durch die Lüfte fich dem Aue' entfchwin- 

gen; 
Hört ihm vom Zephyr', lifpelnd auf den Höhen, 
Ein Loblied wehen. 



Er fchaut auf Rofen Thau wie Demant 

blitzen ; 
Schaut über Wolken von der Berge Spitzen» 
Wie fchön die Ebne , die fich bjau verlieret. 
Der Lenz gezieret. 

Bald zeigt fich fliehend auf des Meeres 

Rücken 
Ein Schiff von weitem den nachfliehnden 

Blicken, 
Das fie erft lange gleichlam an fich bindet. 
Und dann verfchwindet. . 



Bald fieht er abwärts , voller Glanz und 

Prangen, 
Koch einen Himmel in den Fluten hangen» 
Noch eine Sonne Amphitritens Grenzen 
GrundaiM durchglänzen. 



Er geht in Wälder, wo an Schilf und 

Sträuchen 
In krummen Ufern Silbi^rbäche fchleichen. 
Wo Blüthen duften, wo der Nachtigallen 
LuAlieder fchallen. 



Izt pfropft er Bäume, leitet Waflergräben, 
Schaut Bienen fchwärmen, führt an Wän- 
den Beben; 
Itzt tränkt er Pflanzen, zieht yon Bofenßocken. 
Und Nufsftrauch Hecken. 



Eilt dann zur Hütte, (wo kein Lafter thronet. 
Die Buh' und WoUuft unfichtbar bewohnet). 
Weil feine Doris, die nur Liebreiz fchminket. 
Ihm freundlich winket. 



■II ■ ■ i S4 



Kein Knecht der Krankheit mifcht für ihn 

Gerächte : 
Penn Freud' und Unfchuld würzt ihm Milch 

und Früchte ; 
Kein hang GewifTen zeigt ihm Schwerdt und 

Strafe 
Im füITen Schlafe. 



Freund ! lafs uns Golddurß , Stolz und 

Schlöfler haflen. 
Und Kleinigkeiten Fürfien überlaflTen. 
Mein Lange ruft uns ! komm zum Sitz' der 

Freuden 

« 

Auf feine Weiden. 



HYMNE. 

Nicht niedre Luft» auch nicht Eroberer» 
Noch Gold und Schätze will ich fingen. 
Mein Geift foU fich dem Tand' der Erde kühn 

entfchwingen : 
Der Himmel fey mein Lied! mein Lied der 

Herr » 

Wohin, wohin reifst mich der Andacht Glut? 
Seht ! ich entweich' auf kühnen Flügeln 
Dem niedem Hochmuth', und der Erde fin- 

ftern Hügeln, 
Und trinke, froh, fchon andrer Sonnen Glut. 

Schon reizet mich die falfche Hoheit lAcht. 
Die Welt , die ich voll Qual befunden, 
Verfchwiudet unter mir, — ift unter mir 

yerfchwunden. 
Und mich entzückt bereits ein himmlifch Licht. 

O welche Pracht ! — Welch Auge fiehet 
^ ganz 

Die Herrlichkeit , die den umgeben. 
Der alles, alles füllt, vor dem die Himmel 

beben ? . 
Des Herren Thron verhüllt fein eigner Glanz. 



•gBaBaBaaea * 36 gassaaas 

Kein Wunder ift's, dafs er durch Einen Ru£ 
Den Menfchen, derGefchöpfe Heere» 
Und Felfen, Seen, Wald, der Sonnen Flam- 
menmeere, 
p4S Gcifierreich und taufend Welten fchuf ! 



Unendliclier ! - - - Docb Schaaren Seraphim; 
Entzückt in fröhlichem Gewimmel, 
Sind ganz Gefang, und ftrömen durch den 

Himmel ; 
Ihr Saiteutfchweigt! der Himmel finget ihm. 



LIEDER» 



«9 



PHYLLIS AN DÄMON. 



jAy.liebfter Dämon j ich bin überwunden! 
Ich führ» ich führ izt , was dein Herz em- 
pfunden ; 
Mich zwingt die Dauer deiner fiarken Lieb« 
Zur Gegenliebe. 



Als ich die Hand jungft» die dein Auge 

deckte. 
Vorwitzig fortrifs; Himmel! was erweckte 
Dein fchönes Auge, nafs von Aillen Schmerzen, 
In meinem Herzen! 



Ich floh und weinte , warf am Bach* mich 

nieder; 
Ein heftig Feuer drang durch meine Glie- 
der. 
Ach! ewig werden diefe Flammen währen. 
Die mich verzehren. 



■ 30 
Komm, treufter Dämon, den ich mir er- 
wähle! 

Auf meinen Lippen fchwebt mir fchon die 

Seele, 

Um durch die deinen, unter taufend Küflfen, 

In dich zu fliefsen^ 



3» 



TRINKLIED. 



W^BiSBR Dämon 9 deffen Haupt 
Lorbeer um und um belaubt, , 
Soll dir Gram und Mifsvergnügen 
Ewig Stirn' un^ Wange pflügen? 



Wie der Glanz von dnnkelm Liebt' 
Scbviracb aus Todtengrüften bricht» 
So blinkt deine trübe Seele 
Aus des Leibes Trauerböble. 



Wifs', in deiner Jabre Zahl 
Rechnet dir der Tod einmal» 
Nebft den freudenvollen Tagen, 
Auch die Tage voll von Plagen ! 



Du fcbwimmft in der Zeiten Raum% 
Wie auf Strömen leichter Schaum : 
Kannft du nicht To fchnell zur Erden, 
Wie der Schaum zu WaOer, werden? 



\ 3« 

Sieh mich an , wie mir das Haupt 
Epheuftrauch und Ros* umlaubt. 
Und wie mir die Tropfen gleiten. 
Wegen Kürze diefer Zeiten. 



Zehnmal füll' ich fchon mein Glas 
Mit Lyäens edlem Nafs'; 
Noch reizt mich fein goldnes Blinken. 
Und die Freude wachil im Trinken»* 



Thür' und Teppich tanzt am micH 
Erd' und Himmel drehet fich : 
O wie felig! welch Vergnügen! 
Eyan, hilf! ich muGi erliegen! . 



33 ^aHMi^Bs^HaaBBi 



GALATHEE. 



Bbglucktbr Schmers » der in den Hain 

mich föhrte! 

Dort fchlaft im Klee 

Die Urfach' meiner Pein, die fchone Galathee. 

O war' ich doch der Klee, 

Dafs mich ihr Leib berührte ! 

Weh' fanft , o Luft ! daCi fich die Blatter 

nicht bewegen. - - - 

Doch fie erwachet fchon , und fliehet« - - - 

Folg' ich ihr? 

O nein , fie zürnt, und fie entfliehet mir ! 

Ich will , o welch ein Glück ! da » wo &e lag, 
.^, mich legen, 

y Auf Klee , der ihren Leib berührte. 

Ich will, o welch ein Glück ! auf den erfreu- 
ten Beeten 

Die fchönen Spuren treten. 



34 
DIE HEILUNG. 



£iN kleines Kind mit Flügelot 

Das ich noch nie gefehen» 

Kam jüngft mit leichten Schritten 

In Doris Blumengarten. 

Es irrt' in alle Hecken, 

Und fah nach allen Beeten, 

Und pflückte Rofenknofpen, 

Und hafchte Schmetterlinge» 

Die um die Rofen buhlten» 

Und ftrich die goldnen Stihibchen 

Von den gefprengten Flügeln. 

Itzt wollt' es wieder hafchen. 

Und hob die Hand behutfam. 

Und gtiS, und zifchte plötzlich. 

Und zog fie fchnell zurücke. 

Ein Dorn vom Stamm' der Rofen 

Stach ihm den zarten Finger. 

Es fchwang die Hand vor Schmerzen» 

Und fahe nach der Wunde, 

Und machte Caure Mienen. 

Ich laufcht' ihm gegenüber 

Bey Doris in der Laube, 

Und lachte feiner Mienen. 



===== 35 5=a==sBBBa» 
Schnell nickt' es mit dem Kopfe» 
Und Tagte leife: Spötter, 
Weilst du , wie Wunden fchmerzen ? 
Du follft es bald erfahren. 
Es zielte mit dem Bogen, 
Und eh' ich mir's verfahe, 
Stack mir der Pfeil im Herzen.* 
O wie ward mir zu Muthe ! 
Ich fank vor Schmerzen nieder. 
Und dachte fchnell zu fterben. 
Doch Doris , meine Taube, 
Entzog den Pfeil der Wunde, 
Und falbte Sie mit Salben, 
Und fireichelte fie zärtlich. 
Und fo ward ich geheilet. 
Hinfort will ich des Kindes, 
DieCs weifs ich , nicht mehr fpotten. 
Wenn ich es wieder fehe : 
Hätt' mich die fchöne Doris 
Aus Mitleid nicht geheilet. 
So war' ich fchon geftorben ! 



^ 



LIED DER KANNIBALEN. 

BfO.NTAQNB B. 1. Kap. 30, 

V^BRWBiLB, fchöne Schlange, 
Veiweilei Meine Schwefter 
Soll in ein Band von Golde 
Dein Bild für ITen wirken. 
Für Ifen» meine Freundinn; 
Alsdann wird deine Schönheit« 
Vor allen andern Schlangen 
Der Welt » geprieCen werden. 



37 



LIED EINES LAPPLÄNDERS. 



Komm» Zama, komm! lafs deineu Un- 

muth fahren, 

O du , der Preis 
DerSchönen! komm ! in den zerftörten Haaren 

Hangt mir fchon Eis. 



Du zümft amfonft : mir giebt die Liebe 

Flügel ; 
Nichts hält mich auf; 
Kein tiefer Schnee, kein Sumpf, kein Thal> 

kein Hügel 
Hemmt meinen Lauf. 



Ich will im Wald' auf hohe Bäume klimmen. 

Dich auszufpähn. 
Und durch die Flut der tieffien Ströme 

fchwimmen. 

Um dich zu fehn. 



Das dürre Laub will ich vom Strauche pflü- 

cken> 

Der dich verdeckt. 
Und auf der Wies' ein jedes Rohr zerknicken, 

Das dich verfteckt; 



Undfollteftdu, weit iiber's Meer, in Wuften 

Verborgen feyn; 
So will ich bald an Grönlands weifsen Küfien 

Nach Zama fchreyn. 



Die lange Nacht kömmt fchon. Still' mein 

Verlangen, 
Und eil' zurück ! - - - 
Du kömmfi, mein Licht! du kömmft» mich 

zu umfangen? 
O welch ein Glück! 



■ 39 • 

UEBESLIED AN DIE WEINFLASCHE. 

O FLASCHE» Yoll vom Saft' der TheinTcfaen 

Traube » 

Du Schmuck der Welt ! 
Beglückt ift der , der in der Rofenlaube 

Im Arm' dich hält ! 

Nun du mich liebft, iß gut und fchlimm 

Gefchicke 
Mir gänzlich gleich ; 
Du biß mein Troß, mein Leben, Ruh' und 

Glücke^ 
Und Himmelreich. 

Wenn andre lieh in Graufamc vergaiFen, 

O ! wie lach' ich 
Der Thoren ! du biß für mein Herz crfchafFen, 

Und ich für dich. 

Du fiürkß den Muth, und führeß Himmels- 

freuden 
In meine Braß : 
Des WalFers Freund mufs Pein und Schwer- 

muth leiden. 
Und milTen Luß. 



SaBBBSSSSSSBSBS 40 SSSSBSSSSSSSSSBS 

Fiel Adam wohl» der Trauben gnug ver- 

fchluckety 
Daduich in Noth? 
Der Bi£i in Frucht, aus der man Cider *) 

drucket« 
Verdiente Tod« 



Bleib mir forthin, was du mir ftets gewefen« 

Mein Ruhm und Heil! 
Dich hab ich mir aus einer Welt erlefen 

Zum befien Theil'. 



Und ßerb' ich einft , fo wein' auf meine Afche, 

Und fchluchz' betrübt: 
Hier ruhet der, der mich gekränkte Flafche 

Getreu geliebt. 



*) So riel tls Apfeiinoft. 



— sr- 41 asaaaaaaa ii 1 

DITHYRAMBE. 

Freund! verräume nicht zu leben; 

Denn die Jahre fliehn. 
Und es wird der Saft der Reben 

Uns nicht lange glühn! 



Lach' der Arzt' und ihrer Ränke : 
Tod und Krankheit laurt. 

Wenn man hey. dem Frofchgetrauke 
Seine Zeit vertraurt. 



Moslerwein , der Sorgenbrecher» 

SchaiFt geCundes Blut : 
Trink aus dem bekränzten Becher 

Glück und Trohen Muth,! 



So ! — Noch eins ! — Siehft du Lyäen 

Und die Freude nun? 
Bald wirft du auch Amorn fehen , 
Und auf Rofen ruhn. 



aoBBssaBSässssssBa^ 4^ , s 

DAMÖT UND LESBIA. 

WACH BEH HORAZ : Donec grotus eram 

tibiy etc. 

p A M ö T. 

JJu liebteß mich: kein Glück war meinem 

gleich ; 
Durch dich hatt' ich ein irdifch Himmelreich. 

L B S B I A. 

Du liebteft mich : es floh Gram und B«« 

fch werde ; 
Durch dich war ich die glücklichfte der Erde. 

DAMÖT. 

Anitzt weils ich bey Phyllis nichts von Qual ; 
Für fie liefs' ich mein Leben taufendmal. 

L B S B I A. 

Anizt find' ich mein Glück in Thyr&s 

Treue, 
Für den ich mich auch nicht zu fterben 

Tcheue. 



J) A M Ö T. 



So fchön 9 wie du , ift Phyllis auch ; allein, 
Vcriiefs'*ich ße, würd' ich dirXhyrfis feyn? 



L B S B I A. 



Er weifsy wie du, fich Liebe zu erwer- 
ben; — 
-Mit dir wunCcht' ich zu leben und zu flerben ! 



GEDANKEN 



EINES BETRUNKENEN STERNSBHBRS. 



Mich wundert niclit , dafs fich, 
Ihr Freunde , wie ihr feht , 
Die Erde dreht; 
Kopemik hat fürwahr kein falfch Sy Stern. 

erfonnen: 
Doch — dort Teh' ich 
Am Himmel gar zwo Sonnen ! 
£y ! ey \ das wundert mich. 



• ■ 45 SMBSBS==aMB 

C H L O R I S. 

NACH DBM ITALIÄNISCHBN DES ZAPPT. 

£iN Heer von Liebesgöttern 
Schwärmt' um die fchöne Chloris , 
Und viele Götter flogen. 
Nachdem fie gnug gefchwärmetj 
In Chloris braune Locken» 
Und fchwebten mit den Locken; 
Viel' in den Putz des Kopfes, 
Und auf des Halfes ^rlen. 
Zween FalFen in den Augen, 
Und in den Augenbraunen 
Verfleckten &e die Bogen. 
Zween andre FcholTen Pfeile 
Aus Grübchen in den Wangen« 
£in lofer Gott flog abwärts 
In ihres Bufens Mitte, 
Und fah herauf, und Tagte : 
Wer fitzt von uns am befien ? 



46 



GRABLIED. 



Weh dir» dats du geßorben bift! 
Du wirft nicht mehr Auroren fehn. 
Wenn Re vom Morgenhimmel blickt 
In rother Tracht, mit güldnem Haar'; 
Und die bethauten Wiefeh nicht. 
Auch nicht im melancholTchen Hain' 
Die Sonn* im Spiegel grüner Flut. 
Der Veilchen Duft wird dich nicht mehr 
£rfreun, und das Gemurmel nicht 
Des Bachs , der Rofenbüfche tränkt. 
Auf dem, vor Zephyrs fanftem Hauch', 
Die kleinen kraufen Wellen fliehn. 
Auch wird dich Philomele nicht 
Mehr rühren durch der Töne Macht; 
Auch meines Kraufens *) Laute nicht. 
Die Philomelen ähnlich feufzt. 



*) Ver&ffer der Schrift : Von der mnükalirchen 
Poefiei ein fo vollkommener praktifcher > als theo- 
retifcher TonkUnflier. 



T=»B5 47 MBBBSMBHHB» 



Allein, du wirft auch nicht mehr fehn, 
Dafs fich der Tugendhafte quält , 
Sich feiner BlöITe fchänit, und darbt. 
Und feine Lebenszeit verweint; 
Indeflen dafs in Seid' und Gold 
Der Böfewicht fiolzirtwnd lacht. 
Du wirft nicht fehn , daCi ein Tyrann 
Die Ferfe freygebomem Volk* 
In den gebognen Nacken fetzt. 
Das ihm Tribut und Steu'r bezahlt. 
Nicht für den Schutz , nein , für die Luft. 
Kein Narr, kein Höfling wird dich mehr 
Mit dummer Falfc)iheit peinigen. 
Und keine Rachfucht fieht auf dich 
Mit fcheelen Blicken eines Wolfs, 
Nicht Ui\gewttter, Feftilenz, 
Und Erderfchütterung, und Krieg 
Erfchreckt dich mehr. Der Erde Punkt, 
Samt Peftilenz und Krieg und Noth, 
Flieht unter deinen Füifen fort. 
In Dunft und Blitz gewickelt. Sturm 
Und Donner ruft weit unter dir ; 
Und Ruh' und Freude labt dein Herz 
In Gegenden voll Heiterkeit. 
Wohl dir , dafs du gefiorben bift l 



1 48 =^ i 

GEBURTSLIED. 

Wkh dir, daCi da geboren bift! 
Das grofle Narrenhaus , die Welt, 
Erwartet dich zu deiner QuaL 
Nicht WilTeifrchaft , nicht Tugend , ift 
Ein Bollwerk vor der Bosheit Wut, 
Die dich beftürmen wird. Verdienft 
Beleidiget die Majeftat 
Der Dummheit , und wird dir gewifs, 
(Im Fall' du dir's einmal erwirbft) 
Ein kerkerwerth Verbrechen feyn. 
Der Schatten eines Fehlers wird, 
Bey hindert deiner Tugenden, . 
Der Läftrung grUulichfies Gefchrey 
Oft hinter dir erwecken. Wenn, 
Voll edeln Zorn, du kühn die Stirn' 
Zum Lafirer kehrfi , ift alles Ruh' : 
Ein Zeigefinger , der fchon finkt. 
Ein Nickkopf weift dir kaum , was man 
Begonnen. — Schnell tönt hinter dir 
Des Unfinns Stimme wiederum. 
Wenn du nicht wie der Sturmwind fprichft. 
Nicht fäuffi , "wie da die Erde fäuft. 
Wo fich das Meer in Strudel dreht ; 



i 49 »B=S=S==BB 

Wenn kein Erdbeben deinen Leib 
Zu rütteln fcheint, indem da sürnfi: 
So mangeh's dir an Heldenmutfa ; 
Und tanzefl du den Phrynen nicht 
Von weitem einen Reverenz : 
So mangelt*s dir an groflfer Welt. 
Wenn du nicht fpielft, und viel gewmnft. 
Bis der» mit dem du fpielft» erwacht; 
Wenn WoUuft unter Rofen nicht 
Dich in die geilen Arme fchlingt : 
So fehlt dir Witz! fo fehlt dir Witz! -- . 
Nichts f. nichts als Thoihelt wirft du fehn. 
Und Unglück. Ganze Länder fliehn. 
Gejagt vom Feuermeer' des Kriegs, 
Vom bleichen Hunger und der Peß> 
Des Kriegs Gefellen; und die See 
Ergiefst fich wild, Verderben fchwimmt 
Auf ihren Wogen und der Tod. 
Ein unterirdTcher Donner brüllt : 
Die Erd' eröffnet ihren. Schlund, 
Begräbt in Flammen Feld und Wald, 
Und was im Feld' und Walde wohnt. - • - 
Und faß kein tugendhafter Mann 
Lebt ohne Milzfucht, lahmen Fu&, 
Und ohne Buckel oder Staar ; 
Ihn foltert Schwermuth , weil er lebt. • « - 
Diefs alles wirft du fehn , und mehr. . . 



^ 50 =B5====a! 

Allein du wirft auch die Natur 
Voll fanfter Schönheit fehn. Bas Meer, 
Der Morgenröthe Spiegel, wird 
Mit rothem Lichte dich erfreun. 
Und raufchen dir Entzückung zu. 
Verborgen, wenn die Sonne brennt. 
In grüner Nacht , befchattet dich 
Der Birken hangend Haar. Du wirft 
In blühnden Hecken eines Thala 
Voll Ruh* einhergehn , athmen Luft, 
Und fehen einen Schmetterling 
Auf jeder Blüth% in bunter Pracht; 
Und den Fafan im Klee , der dir 
Denfelben Hals , bald roth , bald braun» 
Bald grün , im Glanz' der Sonne zeigt. 
Auch Wiefen werden dich erfreun. 
Mit Regenbogen ausgeCchmückt ; 
Und m der Flut ein Labyrinth 
Von Blumen, und manch bunter Kranz, 
Aus deflen Mitte Phöbus Bild, 
Voll Stralen , blitzt , und über dem. 
In holden Düften, Zephyr Fchwärmt. 
Die Lerche, die in Augen nicht, 
Docli immer in den Ohren ift. 
Singt aus den Wolken Freud' herab 
Dir «n die Brufi. — Auch Tugend ift 
Noch nicht rerfchwunden aus der* Welt, 



5' ===== 

Und Friedrich lebt , der &e belohnt ; 
' Auch ift Re felbH ihr reicher Lohn. 
Mitleiden , Grofsmuth , Dankbarkeit, 
Und Menfchenlieb' und Edelmuth 
Wirkt Freud', und Freude nur ift Glück : 
Führ Tugenden , fo fühlft du Glück ! - - - 
Und manch er Freund wird dich durch Witz 
Und Liebe (wie mein Lange mich), 
Befeligen , und feyn dein Troft, 
Wenn Falfchheit dein Verderben fucht. 
Lafs Neid und niedre Raben fchreyn^ 
Und trinke du der Sonne Glut, 
Gleich einem Adler. Hülle dich 

In deine Tugend, wenn es fiürmt. 

Doch öfter lacht der Himmel dir ; 
Das Leben ift mehr Luft, als Schmers: 
Wohl dir , dafs du geboren bift ! 



I D Y L L E N» 



55 



M E N A L K. 



Mbnalk floh kummeryoU den Reiz der 

fchönften Flur; 

Kein Schatten und kein Bach , fein Harm ge- 
fiel ihm nur. 

Die Heerde gieng zerftreut ; er nährt' in einer 

Höhle, 

Vom frühen Morgen an , die Schmerzen fei- 
ner Seele. 

Unglücklicher Menalk ! gedacht' er da bey fich, 

O warum lebft du noch ? die Schickung 

hälfet dich; 

Durch fie ward Doris jüngft von dieferFlur 

gezogen : 

War' doch den Augenblick dein Geift ihr 

nachgeflogen. 

Und diefer Leib verweil ! Zwar be/ Amyn- 

tens Tod' 

Fühlt' ich die Freude nicht, die mir der 

Frühling bot; 



II 5^ I 

Doch endlich hat die Zeit den Kammer 

überwanden : 
Er ift, dacht' ich, zuerft der Nichtigkeit 

entbanden. 
Und fchaut dir itzt Tielleicht von oben 

glänzend zu. 
Schaut unter fich die Stern', ift glücklicher als du. 
Nur itzt wird keine Zeit mein ewig Leid yer- 

mindern ; 
Sie lebt , undlebt entfernt ! — Komm , Tod ! 

du kannH es lind«xn t 
Komm, itzt ift Welt und Glück und Leben 

mir verhafst! 
Ihr Felfen , flurzt herab, begrabt mich in 

der Laft, 
Die meinem Scheitel droht ! — O mu& ich 

euch , ihr Anen, . 
Die ihr uns oft rerbargt , noch ferner grünen 

fchauea ? 
Ihr martert meinen Geift , reizt ihigUich das 

Geficht : 
Ihr zeigt mir Doris Bild , undxeigt mir Doris 

nicht! 
Nur zum entfernten Belt*^! - - - Doch wer 

kann dir entrinnen, 
O Liebe ? Welch ein Wahn betüubt die mtt* 

den Sinnen ! 



57 sssss=s=s=ss 

Und trieb'auch Angft undQualzum Nordpol' 

meinen Schritt; 
So flöh' doch Boris Bild, gleich meinem 

Schatten, mit. 

Ja » dort , - - dort feh' ich fie » dort hat &e oft 

gerprungen. 
Und oft im bunten Klee den Arm um mich 

gefchlungen. 

Dort, deucht mich , hör' ich noch am Teich' 

den Zauberklang, 

Als Ee und Galathee Dianens Glut befang. 

Ich war Endymion , nach dem fie heimlich 

blickte. 

Dem &e hey manchem Ort' die Hand ver- 

Aohlen drückte. 

Dort ruht' ich einft allein im Kofenthal' am 

Bach', 

Ich fchloüs die Augen zu, dacht' ihrem Lieb- 
reiz' nach ; 

Die Lofe wufste fich am Ufer hinter Sträu* 

chen, 

Ohn' da(s ich &e vernahm , zu mir heran- 

zufchleichen. 

Und fiund ihr Dämon gleich , der um fie buhl- 
te, nah'. 

So kü&te ^e mich doch , als er nur feit* 

warts fah; 



58 

Schnell fprang £e um den Strauch, die Blät- 
ter hört' ich raufchen. 

Und merkte , wer es that » und lie£s mich 

gern belaufchen : 

Doch wer belaufcht mich itzt? wo feyd ihr 

Zeiten hin? 

O dafs ich mit der Luft nicht auch rergan- 

gen bin ! 

Itzt wird der Südwind mich nicht mehr aus 

regen Büfchen, 
. Davon der Schatten wankt , in ihrem Arm' 

erfrifchen. 

Itzt werd' ich nicht : wie fonft , die rauchen 
'' Faunen gehn. 

Und Ziegen über uns am Felfen klettern fehn. 

Mein vor beglücktes Vieh i itzt kann ich dich 

nicht weiden. 

Die Kluft , des Grabes Bild , vermehr' hinfort 

mein Leiden ! 

So quälte fich Menalk» bis Philomele fang» 
Und bis der Wachtel Schlag im Felfen wie« 

derklang ; 
Da fiand «r auf und fah , dafs fich der Schätz- 
ten ßreckte. 
Und dals der Abend fchon die Flur mit Puz* 

pur deckte. 



»•»' 

»> 



59 



C E P H I S. 

»»Sey mirgegTÜfstyPhilint! £ey mir gegrüfst ! 
„Gefegnet fey der Tag, der dich mir fchenkt ! 
„O tugendhafter Greis , wie lange fchon 
,Hab' ich dich nicht gefehn! Das Alter hat 
»Seitdem dein Haupt noch mehr mit Schnee 

beftreut. 
„Komm 9 labe dich mit mir im Schatten I 

komm! 
„Der WeinBock winkt uns dort, dort winkt 

uns auch 
„Der füITe Feigenbaum : erquicke dich 
„An ihren Früchten, die die Jahrszeit reift!" 
So fagte Cephis, als Phil int einmal 
In feinen Garten kam.. Sie giengen hin. — • 
Der arme kranke Greis erquickte fich. 
Und pries ien Feigenbaum und feine Frucht. 
»,Der Baum fey dein , Philint 1 *' fprach Ce* 

phis ; „ihn 
„Bedeck' ich künftig nur für dich , wenn Froft 
„Die Erde drückt ; für dich foU er hier blühn, 
„Und tragen füITe Frucht." Allein Philint 
Starb bald; ihm trug der Baum nicht fülFe 

Frucht. 



' ^O BSS==S=SS=SSS 

Und Cephis weint' um ihn , und wunfcht' 

fich, arm 
Za fterben , und fo fromm , ab er ; begrub 
Ihn unter feinen Baum , baut' ihm ein Grab' 
Mit Rofen und ZyprelFen rund umkränzt. 

Er höret' oft feitdem , beym Mondenfchein'» 
Ein heilig Raufchen in des Baumes Laub'. 
Ein füfs Gelifpel drang vom Grab' herauf. 
Das ihm zu danken fchien ; und Oberflufs 
Von Obft und Trauben wuchs ihm jähr« 

lieh: denn 
Der Himmel fegnet fiets die Frömmigkeit. 



6i 



AlILON UND IRIS. 

AN HERRN LESSING. 
M I L N'. 

KoBCATy Iris , komm mit mir in's Kühle, 

komm! 
Die Geisblattlaube dort erwartet uns 
In grüner Dunkelheit , und ßreut Geruch. 
Die holde Stimme hab' ich lange nicht 
Gehört» mit welcher du mir ehedem 
Den Himmel öffneteß, und in mein Herz 
Ruh' und Vergnügen fangft. Die Mufen find 
Mir auch anitzt nicht feind; ^e lehren mich 
Gefänge , die das Chor der Nymphen liebt» 
Und die der Wiederhall im Haine fingt ; 
Komm^ la£s uns fingen! komm, o meine 

Luft! 

Iris. 

O Milon ! wie wird mich dein Lied erfreun» 
Das Liebe dich gelehrt und Grazien!' 
Dein Ton; indem du fprichfty ergetzt mich 

mebr. 
Als wenn im Vcilchenthal' der Wefiwind raufcht. 



=ss===sssss 62 =ss=ss=s= 

Als wenn der laute Bach durch Blumen 

rinnt ; 
O ! wie vielmehr wird mich dein Lied er> 

freun ! 
Komm in die Lauhe, komm! mir fchlagt 

das Herz! 

Sie giengen fröhlich hin , und Milon fang : 

M r L o N. 

O Wiederhall 9 der meine Fein erfuhr. 
Als Iris fpröde war. 
Vernimm nun auch mein unausfprechlich 

Gluck, 
Und breit' es aus : Sie liebet mich ! 

Sie liebet mich ; wer ift fo froh , als ich ? 
Wer iä fo fchön , als ße ? 
Aurora, die in rofenfarbner Tracht 
Vom Himmel fieht, ifl nicht fo fchön. 

IRIS. 

Auch du bift fchön , auch du erfreuft mein 

Herz! 
Die Ros' ift nicht fo fchön. 



*■ 63 " 

Voll Silberthau , die zarte Lilje nicht. 
Vom Morgenroth' gefärbt, als du! 

M I L o N. 

Wenn in dem Teich' das Bild des Gar- 
tens hängt. 
Und jedes blühnden Baums, 
Um den ein Heer von Schmetterlingen iich 
Mit hundertfarb'gen Flügeln jagt ; 

Dann freu' ich mich : doch wenn imBo- 

fenkranz' 
Am Ufer Iris geht; 

Alsdann Feh' ich des Gartens Bildnifs nicht; 
Dann feh' ich nur ihr Bild und G.e, 

IRIS. 

Schön ift der Bach , wenn Zephyrs Fit- 

tig d'rauf 
Der Bäume Blüthen weht ; 
Die Silberflut , auf ihre Decke Aolz, 
Raufcht froh dahin , und hauchet Duft. 

Doch fehöner ift's , wenn fanfter Wind die F' 
Von Milons finflerm Haar' 



■1 I I ■ ■ 64 sssbb:±s=sssssbs 

Mit Blfithen und mit guldnen Veilchen 

fchmückt ; 
Dann fliefs , o Bach ! ich feh' fein Haar. 

M I L o N. 

O welch ein Glück ift treae Liebe ! wenn 
Dein fanftes Auge Tagt, 
Dafs du mich liebß , dann feh' ich aufwärts hin 
Zum Sitze der Unfierblichen. 

Ich feufze dann , und Thritnen fliefsen mir 
Vom Aug\ ich dank' entzückt 
Dem Himmel für mein Glück, und bitte 

nicht 
Um Schätze , nur um Ruh' und dich. 

O 9 fey mir ßets , was du mir itzo bift. 
Mein Reichthum , Glück und Ruhm! 
Mit dir ift mir die finftre Wufie fchön, 
ündy ohne dich, die Welt ein Grab. 

IRIS. 

Wenn mir dein Auge fagt , da£s du mich 

liebft. 
Dann fühl' ich auch mein Glück ; 



SSSBS=S=S55SSSSS 6$ ssssssssssssssssssssx 

Gefch Windei läuft mein Blut, der Bufen wallt. 
All' meine Sinnen find Gefühl« 

Ich Tuche dann einfame Gänge, wo 
Nichts die Gedanken fiört. 
Ich feh* dein Bild , und feufEe fehnfttchtSTollp 
Und dank' dem Himmel für mein Glück. 

Sey mir auch ftets » was du mir itzo bift» 
Mein Wunfch , mein Tioft , mein Ruhm ! 
Mit dir ifi mir clie finEre Wüfte fchön. 
Und 9 ohne dich » die Welt ein Grab. •"— 

Indem Re fangen , fchwieg der Wind im 

Hain', 
Der Himmel höite zu , das Volk der Luft 
Laufcht' auf ihr Lied , verfteiikt in dunkles 

Laub ; 
Die kleine Lalage laufcht' auch' darauf. 
Im kraufen Schatten von Gebüfch , und fprang 
Hervor , und fprach bewegt : „Izt hab' ich euch 
„Belaufcht ! i«cht fehr beUafcht ! ihr finget 

fchön ! " 
Sie feufeet', und die Brufi empörte fieh. — 
„Was.feufzeß du? warum biß du bewegt?" 
Frug Milon. Aber fie erröthcte: 
Und feufzj', und wollte jiichtg,eftehn , warum. 



66 



A M Y N T. 

SiB fliehet fort! es ift um mich gefchehen! 
Ein weiter Raum trennt Lalagen von mir. 
Dort floh &e hin! komm Luft, mich anzu- 
wehen ! 
Da kömmft vielleicht von ihr. 

Sie fliehet fort ! Sagt Lalagen , ihr FlülTe» 
Dafs ohne fie der Wiefe Schmuck verdirbt; 
Ihr eilt ihr nach, fagt, dafs der Wald Re 

miflfe» 
Und dafs ihr Schäfer fiirbt. 

Welch Thal blüht itzt, von ihr gefehen, 

beflfer? 
Wo tanzt rie nun ein Labyrinth? wo füllt 
Ihr Lied den Hain? welch glückliches Ge- 

w&ITer 
Wird fchöner durch ihr Bild ? 

Nur einen Druck der Hand , nur halbe Blicke 
Ach ! einen Kufs , wie fie mir vormals gab» 
Vergönne mir von ihr; dann ßürz*, o Glücke» 
Mich» wenn du wilLft, in's Grab. 



^7 ==s=« 
So klagt* Aniynt, die Augen voll von 

Thränen, ^ 

Den Gegenden die Flucht der Lalage ; 
Sie fchienen fich mit ihm nach ihr zu fehnen» 
Und feufzt^n: Lalag«! 



6s =sesss=sssss=>- 

* 

IRIN 

AN HERRN G B S S N B R» 

den Verfafler der profaifchen Idyllen. 

An einem fchönen Abend' fuhr 
Irin mir feinem Sohn' im Kahn' 
Aufs Meer, um Reufen in das Schilf 
Zu legen , das ringsum den Strand 
Von nahen Eilanden umgab. 
Die Sonne tauchte fich bereits « ! 

In's Meer, und Flut und Himmel fehlen 
Im Feur zu glühen, 

O wie fchÖn 
Ift itzt die Gegend ! fagt' entzückt 
Der Knabe , den Irin gelehrt» 
Auf jede Schönheit der Natur 
Zu merken. Sieh » fagt' er , den Schwan, 
Umringt von feiner frohen Brut, 
Sich in den rothen Wiederfchein 
Des Himmels tauchen! Sieh, er fchifft. 
Zieht rothe furchen in die Flut, 
Und fpannt des Fittigs Segel auf, -— 



Wie lieblich ftiftert dort im Hain' 
Der fchlanken Efpen furchtfain Laub 
Am Ufer» und wie reizend fiiefst 
Die Saat in grünen Wellen fort> 
Und raufcht, vom Winde fanft bewegt. — 
O was für Anmuth haucht anitzt 
Geftad' und Meer und Himmel aus ! 
Wie fchön ifi alles ! und wie froh 
Und glücklich macht uns die Natur! 

« 

Ja 9 fagt Irin , Re macht uns froh 
Und glücklich , und du wirft durch Ee 
Glückfelig feyn dein Lebelang, 
Wenn du dabey rechtfchafifen bift; 
Wenn wilde Leiden fchaften nicht 
Von fanfter Schönheit das Gefühl 
Verhindern. O Geliebtefter! 
Ich werde nun in kurzem dich 
Verlanen und die fchone Welt, 
Und noch in fchönern Gegenden * 
Den Lohn der Redlichkeit empfahn. 
O bleib der Tugend immer treu ! 
Und weine mit den Weinenden» 
Und gieb von deinem Vorrath' gern 
Den Armen ; hilf fo viel du kannft» 
Zum Wohl* der Weltj fey arbeüfam; 
£rheb zum Herren der Natur» 



assBSSSssssssssssass 70 %.' ' 

Dem Wind und Meer gehorfam ifi« 

Der alles lenkt zum Wohl* der Welt, 

Ben Geift 1 Wühl' lieber Schand' und Tod» 

Eh du in Bosheit willigefi : 

Ehr', tlberfluls und Pracht iß Tand ; 

Ein ruhig Herz ift unfer TheiL — 

Durch diefe Denkungsart , mein Sohn> 

Ift unter lauter Freuden mir 

Das Haar verbleichet ; und wiewohl 

Ich achtzigmal bereits den Wald 

Um unfre Hütte grünen fah; 

So ift mein langes Leben doch 

Gleich einem heitern Frühlingstag' 

Vergangen , onter Freud' und Luft. — 

Zwar hab' ich auch manch Ungemach 

Erlitten. Als dein Bruder ftarb. 

Da flößen Thranen mir vom Aug'» 

Und Sonn' und Himmel fchien mir fchwarz. - - 

Oft auch ergri£Pmich auf dem Meer' 

Im leichten Kahn^ der Sturm , und warf 

Mich mit den Wellen in die Luft ; 

Am Gipffl eines Waflerbergs 

Hieng oft mein Kahn hoch in der Luft, 

Und donnernd fiel die Flut herab. 

Und ich mit ihr. Das Volk des Meers 

Erfchrack , wenn über feinem Haupt' 

Der Wellen Donner tobt', und fuhr 



Tief Ja den Abgrund , und mich dünkt*, 

Dafs zwifchen jeder Welle mir 

Ein feuchtes Grab fich öffnete. . 

Der Sturmwind taucht' dabey in's Meer 

Die Flügel y fchuttelte davon 

Noch eine See auf mich herab. — 

Allein bald legte fich der Zorn 

Des Windes , und die Luft ward hell^ 

Und ich erblickt' in Riller Flut 

Hes Himmels Bild. Der blaue Stör, 

Mit rothen Augen, fahe bald. 

Aus einer Höhl' im Kraut' der See» 

Durch feines Haufes gläfern Dach, 

Und vieles Volk des weiten Meers 

Tanzt' auf der Flut im Sonnenfchein* ; 

Und Ruh' und Freude kam zurück 

In meine BruH. — Itzt wartet fchon 

Das Grab auf mich. Ich furcht' es nicht. 

Der Abend meines Lebens wird 

So fchon , als Tag und Morgen , feyn. — 

O Sohn 9 fey fromm und tugendhaft. 

So wirft du glücklich feyn , wie ich ;, 

So bleibt dir die Natur fiets fchon. 

Der Knabe fchmiegt' fich an den Arm 
Irins , und fprach: Nein, Vater! nein. 
Du Airbfi noch nicht! der Himmel wird 




V;'-^' 



aacBsssssssssssaas 72 ssssbb== 

Dich noch erhalten, mir zum Troft'. 
Und viele Thränen fioflen ihm 
Vom Aug'. Indeflen hatten ^9 
Die Reufen ausgelegt. Die Nacht 
Stieg aus der See ; fie ruderten 
Gemach der Heimath wieder zu.— 

Irin fiarb bald. Sein frommer Sohn 
Beweint' ihn lang, und niemals kam 
Ihm dief^r Abend aus dem Sinn*. 
Ein heil'ger Schauer überfiel 
Ihn , wenn ihm feines Vaters Bild 
Vor's Antlitz trat. Er folgete - 
Stets delTen Lehren. Segen kam 
Auf ihn. Sein langes Leben dunkt' 
Ihm auch ein Frühlingstag zu feyn. 



73 



NACH DEM BION. 



XiRBN, ein Knabe y der im Hain' 
Den Amor zwifchen Vögeln einß 
Von Baum zu Baum , von Zweig zu Zweig, 
Mit leichten Flügeln flattern Tah » * 

Sprach zu dem alten Tityrus, 
Der mit ihm gieng : O fieh einm'al , 
Welch fchöner Vogel ! fieh einmal l 
O fieng' ich diefen Vogel doch ! • 



Der Alte fprach : Ach ! fang ihn nicht ^ 
Den böfen Vogel ! fang ihn nicht! *' "^ 
Beglückt iß der 9 der ihn nicht fangt! 
Er tödtet jeden , der ihn fangt. 



ERZÄHLUNGEN 



UND 

FABELN. 



s 77 



EMIRE UND AGATHOKLES. 



£mire fieng ihr Leben an zu halfen. 

Als ihr Agathokles leichtfinnig fie verlalTen. 

Sie floh die grofTe Welt , die vormals ^^ 

verehrt', 

Sie floh die FreundCehaft felbft , allein in 

fich gekehrt. 

Die Welt fchien ihr nicht mehr ein Sitz voll 

Lufi und Wonne, 

Die Fiur nicht blumenreich, und minder 

hell die Sonne. 

Ein Luftfchlols , in der Nacht von einem 

dicken Wald*, 

War ihre Zuflucht itzt , und liebfter Auf- 
enthalt. 

Sie gieng oft in des Hains Gewölben, le- 
bensmüde , 

Nicht mehr gereizt , wie fonft , von Philo« 

melens Liede , 

Noch von der Quelle , die durch Blumen 

fiofs; nicht feyn. 

Dünkt' ihr das grölste Glück und war ihr 

Wunfeh allein. 



Mufst' ich, fo dacht' &e oft» Agathokles 

nur lieben , 
Ihn ewig itzt zu fcheun , mich ewig zu be- 
trüben ? 
Ich glaubt' ihn fo getreu, als liebenswerth: 

fein Schmerz^ 
Und feine Thränen nur erwarben ihm mein 

Herz; 
Nicht Leichtfinn» Lafter nicht! ich liebte 

feine Tugend 
Und feineSeele mehr, als allen Reiz derJngend« 
Doch alles was er fprach , Verficherung und 

Schwur 9 
Kam aus dem Herzen nicht , kam von den 

Lippen nur. 
Untreuer! ich bin zwar der Raub Ton deio 

nen Lügen ; 
Allein wirft du » wie mich , den Himmel auch 

« 

betrügen ? 

Furcht' ihn ! er ftrafet noch ! Tielleicht BOtlSL 

du einmal. 

Wenn dein GewilFen wacht , gedoppelt mei- 
ne Qual. — 

Doch y diefes wünfch' ich nicht ; du fbllft den 

Schmerz nicht nähren; 

Nur fuch' einmal mein Grab , und fchenk' 

ihm ein'ge Zählen, 



«====== 79 ' 

Und denk': Hier ruhet die , die fich um mich 

betrübt; 
Die Treue lebte noch , hätt' fie mich nicht 

geliebt. 



' So bracht' Emire hier ihr Leben lange zu ; 
Ihr ftiller Gram fchien falfch GelaflTenheit 

und Ruh'. 
Gefucht von Ehr' und Gunft der GroiTen, 

hatt' indeflen 
An fernen Höfen fich Agathohles yergeflen ; 
Doch endlich überfiel ihn unverhoffte Reu'; 
Sein wankelmüthig Herz fühlt' alte (.leb* 

und Treu'; 
^T kehrte fchnell zurück. — Er floig nach 

ihrer Wohnung, 
Beflügelt Yon der Lieb' und Ho£Ennng der 

Belohnung. 
Er fahe fie» und nahm die fchöne Hand. — ^ 

Doch wie 
Erfchrack er ! ^ wie gerührt vom Wetter^ 

firale. — Sie 
War fiarr. ^ Verseuch , rief er , nur ein'ge 

Augenblicke ! 
Emire , höre mich , und ruf den Geift zu» 

rücke [ 



80 



Verzeuch! dich und mein Glück hdb' ich 

nicht halb gekannt : 

Nicht Untreu', Irrthum nur , hat mich von 

dir verbannt; 

Mein Herz hatt' alles Gold der Welt , Gluck, 

Ehr' und Leben , 

AU klein, fOrdenBefitz von dir, dahin ge- 
geben. 

O fchöne Unfchuld , lieh mich nur noch ein- 
mal an. 

Und Tage mir, dals mich dein Herz nicht 

haiTen kann ! ^ 



Sie hätte fcl^on den Geift dem Himmel 

zugefchickt , 

Empfieng der Treue Lohn, und war bereits 

beglückt. 

Er fiel erftarrt dahin, vor Schrecken und 

vor Leide. 

Das Leben kam zurück , doch ohne Ruh' 

und Freude, 

Und feine Klagen hat die Gegend lang ge- 
hört. 

Durch alles , was er fah , ward feine Pein 

gemehrt. 



===== 81 =aaa 

Die Stellen wo Jie gieng und fchlief, wo ße 

gefelTen , 

Und wo Sie ftarb , könnt' er nicht fehn > und 

nicht vergelTen. 

Ihr SchloCi , fonft feine Lufi , in Blüthen ganz 

verfteckt , 

Dünkt' ihm anitzo fchwarz , er ward dadurch 

erfchreckt. 

Der Tod fchieu ihm ein Glück , das Leben 

eine Strafe , 

Und Schwermuth foltert' ihn fogar im kur- 
zen Schlafe , 

Bis fein bekriegter Fürfi zum Heer' ihn ge- 
hen hiefs » 

Und Fried' und Ruh' durch ihn den Völkern 

fchenken lieCs. 

Doch weint' er jährlich uih ihr Grab an die- 

fem Tage , 

Und fein ganz Leben war nur Eine lange 

Klage. 



\ 



SS5S==SSSSS 82 ' ■ r 

DIE fre;undschaft. 

AN HERRN GLBIM. 

Leander undSelin, zwecn Freunde , die 
Verfiand und Edelmuth und gleicher Trieb 
Zur Tugend , feft verband , vertrauten lieh 
Einft in GefchäfFten dem treulofeii Meer*. 
Die Winde wehten erft der Gegend zu. 
Die fchon die Reifenden im Geiße fahn ; 
Das Ufer floh» und bald erblickten ^e 
Rings um nur Luft und See. Das Firmament 
War heiter und voll Glanz. Sie fegelten 
In feinem Wiederfchein' geruhig fort , 
Und nahten Geh bereits der Reife Ziel% 
Als fchnell die Wellen lieh empöreten. 
Ein reifsender Orkan erwacht', und fchlug 
Das SchiiF von feiner Bahn. Es fcheiterte 
Am Felfen. Jeder fucht' den Tod zu fliehn ; 
Das kleinfle Stück vomSchi£P wird itzt fein 

Schiff— 
Den beiden Freunden ward ein Brett zu Theil ; 
Allein es war zu leicht für feine Laft. 
Wir linken ! fprach Selin ; das Brett ertragt 
Uns beide nicht ! O Freund , leb' ewig wohl ! 
Du niufst erhalten feyn; an dir verliert 



83 ' 

Das Wohl der Welt zu viel, und ohne dich 
War' mir das Leben doch nur eine Qual. 
Nein, fprach Leander, nein, ich fterb', o* 

Freund! — 
Allein Selin verliefs zu fchnell das Brett, 
Und übergab getroft dem naflen Grab' 
Der WalTerwogen fich. Die Vorfehung , 
Die über alles wacht, fah feine Treu' 
Und feine Grofsmuth an , und liefs das Meer 
Ihm nicht zum Grabe feyn. Mitleidig trug's 
Auf feinen Wellen ihrt zum Ufer hin. 
£r fand Leandern fchon dafelbfi. — O wer 
Befchreibt die Regungen der Freude, die 
Sie beide fühlten ! — Sie umarmten fich 
Mit Zähren in dem Aug'; Leander fprach: 
O allzutreuer Freund, in was für Qual 
Hat deine Freundfchaft mich geftürzt ! ich hab' 
Um dich des Todes Angft zehnfach gefühlt. 
Was du thatfi , wollt' ich thun ; denn ohne dich 
Wünfcht' ich das Leben nicht. — Geliebtefter, 
Was wür' ich ohne dich? verfetzt Selin. 
Der Himmel fey gelobt , der dich mir fchenkt ! 
Komm, lafs uns ihn, der uns vom Tod' befieyt. 
Verehren, und ihm ganz das Leben weihn, 
Sie knieten weinend an das Ufer hin. 
Und dankten dem , der fie errettete ; 
Und ihre Regung drang die Wolken durch. — - 



«4 5Ba=5=B=S5===Ä 

Leander theihe mit Seiin , der' arm 
AnGatern, und nur reich an Tugend war, 
Air feine Schätze , die Selin nur nahm » 
Weil fichfein Freund dadurch glückfelig pries« 
Und Segen kam auf £e und auf ihr Haua ; 
Und lange waren £e das Wohl der Welt. 



■MB 85 



A R I S T *). 



Auf einer langen Reis' Arifis war ftets 
Die Sonn' in Dunft verßeckt. Oft heulte Sturm 
In der durchwühlten Luft, oft, wenn er 

fchwieg , 
Fiel fchnell ein Wolkenbruch mit wildem 

Lärm' 
Zur bangen Erd' herab. Die Seel' Arifis 
War finfier, wie die Luft. Er hofft' umfonft 
Die Sonne wiederum am Firmament' 
Zu fehen , die daraus verfchwunden fchien« 
Und klagt' voll Ungeduld den Himmel an. 
Der bald die Welt verbrennt und bald er- 

fäuft. — 
Schnell fuhr ein Pfeil vor ihm in's Erdreich. 

— Thor ! 
Um was befchwerft du dich? rief eine Stimm' 
Vom Himmel. Diefer Pfeil hätt' dich erreicht. 



*) Dlefe Erfindung des yortrefflichen Hrn. Prof. 
Gellerts hat mir fo aasnehmend gefallen , dafs ich es 
j^ewigt habe , fic stich aach meiner Art einzukleiden. 



QSSSSSSSSSESSSSaSSS 8^ SSSBBSBSSS3SBSS5S 

War* nicht die Sehne durch den Regen fchlaif 
Geworden. Tadle nicht , fo kühn als fchwach. 
Die Einrichtung der Welt! Was. willfi du doch 
Mit Maul vir urfsaugen durch den Himmel lehn? 
Den 4u in Stürmen hörft , und über dir 
In Blitz gehttllet iiehfi , der forgt für dich ! 



DER GELÄHMTE KRANICH. 

Der Herbft entlaubte fchon den bunten 

Hain, 
Und ftreut* aus kalter Lufc Reif auf die Flur, 
Als am Gefiad' ein Heer von Kranichen 
Zurammenkam , um in ein wirthbar Land, 
Jenfeit des Meers , zu ziehn. Ein Kranich , den 
Des Jägers Pfeil am Fols' getroffen , fafs 
Allein , betrübt und ßumm , und mehrte nicht 
Das wilde Luftgefchrey der Schwärmenden, 
Und war der laute Spott der frohen Schaar. 

Ich bin durch meine Schuld nicht lahm, 

dacht' er 
In fich gekehrt, ich half, Co viel als ihr, 
ZumWohr von unferm Staat*. Mich trifft mit 

Recht 
Spott und Verachtung nicht. Nur ach ! wie 

wird's 
Mir auf der Reis' ergehn ! mir , dem der 

Schmerz 
Muth lAdVermögen raubt zum weiten Flug'l 
Ich Unglückfeliger ! das WalTer wird 
Bald mein gewifles Grab ! — Warum erfchofs 
DerGraufame mich nicht? — IndelFen weht 



3SSSSSSSS==S=S=S 88 SS5==SSSSSS 

Gewogner Wind vom Land' in's Meer. Die 

Seh aar 
Beginnt y geordnet , itzt die Reis' und eilt 
Mit fclinellen Flügeln fort , und fchreyt vor 

Lufi. 
Der Kranke nur blieb weit zurück , und rubt* 
Auf Lotosblättem oft , womit die See 
Befireuet war» und feufzt' vor Gram und 

Schmerz. - • - 

Nach vielem Kuhn fah er das befsre Land» 
Den güt'gern Himmel , der ihn plötzlich heilt. 
Die Vorficht leitet ihn beglückt dahin ; 
Und vielen Spöttern ward die Flut zum Grab*. 

Ihr, die die fchwere Hand des Unglücks 

drückt» 
Ihr Redlichen » die ihr » mit Harm erfüllt» 
Das Leben oft verwünfcht , verzaget nicht» 
Und wagt die Reife durch das Leben nur! 
Jenfeit des Ufers giebt's ein belFer Land ; 
Ge£lde voller Luft erwarten euch ! 



SINNGEDICHTE. 



9» 



AUF SEK 



TOD EINES GROSSEN MANNES. 



Als jüngft des Todes Pfeil , o Straton, 

dich getroffen. 

Klagt' ich und Mreint' und fah den Himmel 

plötzlich o£Fen; 

'Auch den belebten Raum der weiten Welt 

fah ich : — 

Die Erde weinete, der Himmel freute fich. 



98 



DAS £ILDNISS RAPHAELS, 

VON IHM SELBST GEMALT. 

1 

(Nach dem Italiänirchen.) 

Der Tod» der Raphaeln dem Erdkreia' 

rauben wollte , 
Von dem Verhangnifs' abgef«hickt» 
Stutzt*, als er delTen Bild erblickt', 
UnfchlüIHgy welchen er von beiden neh- 
men foUte. 
Nimm jenen nicht, fprach Raphael, nimm 

mich! 
Der ift unfierblicher , als ich. 



il 



93 



\ 



AN DIE MORGENRÖTHE. 



. Au R o ILA , fahr herauf auf deinem goldnen 

Wagen, 
Da ich vor Lieb' und Schmerz nicht fchla- 

fen kann! 
Waim Chloe.bey mir ruht, dann halt die 

Zügel an , 
Dann , Göttinn , lats es fpate tagen. 



assssssssssass ^ ssssss^ss^sbsbb 
ÜBER DIE STATUE DER VENUS 

AM DIB SICH AMOR SCHMIBOT, 

Ton dem von PapenhoTen , in SansCbnci. 

Sezaubbrmd Bild , des MeüselsMeifter* 

ftück , 
Ach Tchiage deine Broft! aiek wAr' dein Aa» 

ge helle ! 
Ein jeder 9 der dich fieht, wunfcht djr.Eli« 

fens *) Glück, 
Und fich an Amors Stelle. 

AUF EBENDIESELBE STATUE. 

SiBH PapenhorensMeiflerftück' die fchS« 
ne Venus » in's Geficht ! 
Sieh an den Mund des Marmorbildes ! Man 
fieht dieStimm', und hört &e nicht. 



*) Blife I des Pygaulions Sdtfie »die lebendig ward • 



95 



AMOR IM TMÜMPHWAGEN. 



Ich fah ( ihr Enkel , glaubt dem heiligen 

Geficht'l ) 

Ich fah den Liebesgott im Siegeswagen fahren. 

Und Helden zogen ihn. 

Nefiorn mit grauen Haaren», 

Und Cäfam und Bourbon , fah ich , wie Skla- 
ven , ziehn ; 

Mir fiel Eugen» Auguß» und Ludwig, die 

Katonen , 

Und hundert Stifter neuer Thronen , 

Und Afiens Bezwinger in's Geiicht; 

Nur Friedrich nicht. 



9tf 



LYKON UND SEINE SCHWESTER 

AGATHE. 

BBIDE SBHIUSCHÖN » ABER BINÄUfilO. 

(Nach dem Lateinirchen eines Ungenannten.) 

Du mnCit » o kleiner Lykon ! dein Aug' 

Agathen leihn ; 
Blind wirft du dann Kupido » die Schwefter 

Venus feyn. 



^7 



MARFORIÜS. 



M ARFORXus fand allen Sachen Mängel; 
£r läfterte GoU , Engel und Erzengel ; 
Und fchalt darauf, mit leichter Müh% 
Das tiienfchliche Gcfchlecht, und das Ge- 

fchlecht vom Vieh*; 
£r fchalt das Lamm , den Hi^nd , das Kro- 

hodill — 
Vom Efel nur und Affen fchwieg er ßilK 



AN DIE 



GESCHMINKTE VETULLA. 



X)u fcheineH jung zu feyn; allein wer 
X weifs es nicht, 

Dafs du viel älter biß, VetuUM als dein 

Geficht? 



98 



AN MARKOLPH. 



Man bort dich ohne Maafs nnd Ziel 
Spott und Verleumdung tpeyn. 
Und du willil ehrlich feyn? 
Markolph , du fiiehlfl zwar nicht ; 
Doch fehlt dir nicht zu viel zum Schelm* 

und Böfewicht': 
Zum Tugendhaften fehlt dir yiel ! 



AUF DIE ARRIA» 

VBRMÄHLTB DBS PÄTUS. 

(Nach dem Martial.) 

Als Pittus anf Befehl des Kaifers fierben 

follte. 
Und ungern einen Tod fich felber wählen 

wollte , 
Durchftach fich Arria. Mit heiterem Geficht' 
Gab Be den Dolch dem Mann', und fprach : 

Er fchmerzet nicht ! 



99 



EIN GEMÄLDE. 



£r war ein Tugendfeind , er war ein 

MenfchenhalTer ; 

Wenn ihn fein Stolz befiel, floGs Menfchen- 

blut , wie WaOer ; 

Er W4r voll Eigennutz , und liebte Schmei- 

cheley ; 

Raubt' ungefiraft, und blieb nie feinen Wor- 
ten treu; 

War yielfacb , und gelehrt fich in die Zeit 

zu fchicken; 

Verband mit Zehnen fich , um Einen zu er- 
drücken ; 

Religion und Eid war ihm ein Puppenfpiel ; 

Durch Labyrinthe gieng er fiets zum na- 
hen Ziel', 

Hurt', und verfolgte Wild. — O Maler, halt 

ein wenig! 

Halt! ich rerfleh' dich fchon; dafs heifst: 

Er war ein König. 



100 



AN HERRN H»* 



ALS ER BIMB WIMTERLANDSCHAFT MALTE. 



Mit welcher Landfchaft hat dein Pinfel 

Leanders Saal geziert? 
Sie flarret , wie der Winter felber ; ich feh' 

fie an ^ mich friert. 



I 



lOl 



GRABSCHRIFT 

AUF DEN MAJOR VON BLUMENTHAL, 

der den erfien Jan. 1757 bey Oßritz in der 
Oberlaufitz, in einem Scharmützel , voii 
den Ößerreichcrn erfchofTen ward. 



Witz , Einficht , Wiffenfchaft , Ge- 

fchmack , Befcheidenheit, 
Und Menrcltenlieb* und Tapferkeit , 
Und alle Tugenden , vereint mit allen Gaben, 
Befafs der, den m-an hier begraben. 
Er fiarb für's Vaterland , er fiarb voll Hel> 

denmuth : 
Ihr Winde , wehet fanft l die heiVge Afche 

ruht. 



^ 



102SS 



DER SÄUFER ZU DEM DICHTER. 



Bbrausch' dich , Freund ! aus deiner 

Hippokren', 
Beraufch' dich d'raus ; ich will in's Wein- 
haus gehn. 



PETTALUS. 



Dbr feige Pettallus fortifizirt , und fpricht 
Vom Folard, Fuifegar , von Widdern, 

Spiefs und Lanzen , 
Vom alten Krieg' und neuen Krieg'. Mich 

wundert's nicht : 
Kein Menfch hat nöthiger, als er, &ch zu 

▼erfchanzen. 



103 



iJber einkn nbu brbautbn 
PRÄCHTIGEN TEMPEL, 

SBN MAN OBM JUPITER QBHBILK3BT HATTE. 

(Nach dem Griechirchen , aus der Anthologie.) 

xli N FORT wird Jupiter nicht mehr imHim* 

mel thronen; 
Wenn er hier einmal wohnt, wird er hier 

I 

ewig wohnen. 
AN ELISEN, 

ALS DER VERFASSER BIN I.IBD AUF SIE 
aBM ACHT HATTE. 

Was kufTeE da diefs Lied, Elife? gieb 

mir's wieder. 
Und küiTe mich ! in mir fteckt eine Samm* 

lang Lieder. 



104 



AUF DEN ALTINDES> 

EINEN SCHÖNEN JOnGLING. 

(Nach dem Lateinifclien des Franciscus 

Panigaiola. ) 

Mars ßritt , und fuchte nach dem Streit' 
Die Venus, fie fucht' ihn, vergeblich lange 

Zeit; 
Sie kamen an eia Zelt, da Canden fie Al- 

tiaden , 
Und glaubten beide, froh, was £e gefucht, 

KU finden. 



/i^ UNivERsrrv'^^ 

/1 7 JUL 2000 

OF OXFORD 



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