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Full text of "Die sprache der Nama : nebst einem anhange enthaltend sprachproben aus dem munde des volkes"

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UCIVEnSITEIT  V.Vi  PP.ETORIA. 


K lasn  o m mc  r 


DIE 


SPRACHE  DER  NAMA 


NEBST  EINEM  ANHANGE 

ENTHALTEND 

SPRACHPROBEN  AUS  DEM  MUNDE  DES  VOLKES 

VON 


DR-  THEOPHILUS  HAHN. 


LEIPZIG 

IN  COMMISSION  BEI  JOHANN  AMBEOSIUS  BAETH. 


1870. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2016 


https://archive.brg/details/diesprachedernamOOhahn 


SEINEM  HOCHVEREHRTEN  VÄTERLICHEN  FREUNDE 


DEM 

HERRN  KARL  ADOLF  RIEBECK 


HALLE  A.IS. 


DER  VERFASSER. 


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EINLEITUNG. 


Die  Südspitze  Afrikas  wurde  ursprünglich  von  einer  gelben 
Völkerrasse  bewohnt,  welche  in  ihrer  äussern  Erscheinung  und 
in  ihrer  Sprache  kein  Analogon,  weder  auf  dem  ganzen  afrikani- 
schen Continent,  noch  in  irgend  einem  der  übrigen  Welttheile 
findet.  Diese  Rasse  begreift  man  im  Allgemeinen  unter  dem 
Namen,  die  „Hottentotische.“  Dieser  Name  ist  ihr  von  den 
Europäern  gegeben,  wegen  ihres  eigenthümlichen  Sijrachidioms, 
welches  in  seinem  Lautinventar  besonders  characteristische 
faucale  und  schnalzende  Laute  aufweisst.  Für  den,  der 
mit  dieser  Sprache  unbekannt  war,  hatten  diese  Laute  etwas 
Thierisches , so  dass  man  sie  bald  mit  dem  Gekauter  von  Trut- 
hähnen oder  überhaupt  mit  der  „Vogelsprache“  verglich.  Ich 
habe  mich  in  der  Lautlehre  ausführlich  über  diese  Laute  ver- 
breitet. (Vergl.  § 4,  5 und  6).  Jetzt  sind  die  Hottentoten  als 
eine  Rassen-  und  Sprachenruine  zu  betrachten;  denn  ihr  frü- 
herer Verbreitungsbezirk,  welcher  mit  Sicherheit  bis  zu  den 
Flüssen  Kunene  im  Nordwesten,  und  Zambesi  im  Nordosten  der 
Südspitze  Afrikas,  nachgewiesen  werden  kann  — (vergl.  Dr.  A. 
Petermann  Mittheilungen  aus  Justus  Perthes  geogr.  Anstalt 
1858,  Heft  II,  pag.  49  ff.  „Die  Hottentotenstämme  und  ihre 
geogr.  Verbreitung.“  Auch  verweise  ich  auf  einen  von  mir  ab- 
gefassten Aufsatz  in  der  Zeitschrift  „Globus“,  für  Länder-  und 


6 


Völkerkunde.  „Die  Buschmänner“  eine  ethnographische  Studie, 
Bd.  XVIII,  Lieferung  5 ff,  worin  ich  gestützt  auf  Argumente  aus 
der  Sprache,  Mythologie,  Sagen  und  aus  der  physikalischen  Be- 
schaffenheit Südafrikas,  eingehend,  die  ehemaligen  Grenzen  der 
hottentotischen  Rasse  nachweise  — ist  durch  die  Invasion  frem- 
der Völker  um  mehr  als  die  Hälfte  eingeschränkt  worden. 

Diese  Rasse  zerfällt  in  zwei  Hauptgr upi^en,  in 
Jägervölker  und  Nomaden.  Die  erstem  werden  von  den 
Namahottentoten  Sä-n  d.  h.  Ureinwohner,  Aboriginer,  Sesshafte, 
genannt;  gemeinhin  sind  sie  in  der  Ethnograjjhie  mit  dem  Na- 
men Buschmänner  bezeichnet.  Ueher  diese  Völkergruppe  ist 
bisher  keine  ausführliche,  umfassende  und  kritische  Beschrei- 
bung erschienen,  und  habe  ich  mich  bemüht,  auf  Grund  meiner 
Beziehungen  zu  Freunden  in  Südafrika  und  meinen  nun  mehr- 
jährigen Studien  südafrikanischer  Völkerkunde,  diese  Völker 
ethnologisch  und  sprachlich  zu  beleuchten. 

Es  sei  nur  kurz  bemerkt,  dass  diese  „Buschmänner“  in 
unzählige  kleine  Stämme  zerfallen,  welche  dieselbe  Manichfal- 
tigkeit  der  Sprachen  aufweisen,  wie  die  Jägervölker  Australiens 
(Papuas)  und  Amerikas  (Indianer).  Ihre  Zusammengehörigkeit 
oder  vielmehr  Verwandtschaft  wird  nur  durch  die  Lebensweise 
und  äussere  Erscheinung,  wie  durch  die,  im  Folgenden  erläu- 
terten eigenthümlichen  Schnalze  documentirt.  Wegen  dieser 
Sprachverschiedenheit,  wird  man  auch  vei’geblich  nach  einem 
Collectivnamen  für  diese  Gruppe  forschen;  jeder  Stamm  hat 
einen  besondern  Namen;  so  heissen  die  einen  jKhuai,  die  an- 
dern iNusa,  die  dritten  Batoa,  die  vierten  Kasarere  u.  s.  w. 
Es  fehlt  eben  unter  den  Jägervölkern  wegen  ihrer 
„ vagab  on  di  r en  d e 11  “ Lebensweise  jeder  Sinn  und 
Streben  nach  socialer  und  jiolitischer  Zusammen- 
gehörigkeit. 

Anders  verhält  es  sich  mit  den  Nomadenhottentoten,  die 
bereits  die  zweite  Staffel  menschlicher  Entwickelung  erstiegen 
haben.  Ihre  Sprache  hat  den  Grundtypus  der  Agglutination 


7 


und  der  Geschlechtsbezeichnung,  und  derWortschatz  zeigt  durch 
alle  Dialecte  dieselbe  Wurzel.  Dieselben  Sitten  und  Gesetze 
sind  allen  eigenthümlich,  und  ihr  religiöser  Sinn  und  poetischer 
Drang,  äussert  sich  in  denselben  Mythen,  Sagen  und  Mährchen.*) 

Durch  die  Invasion  der  Kafir -Congo -Völker  oder  Bantu 
von  Norden,  durch  die  Besitznahme  der  Europäer  im  Süden, 
und  der  daraus  erfolgten  Rassenkämpfe,  entwickelte  sich  ein 
Kampf  um  das  Dasein,  in  welchem  die  zahlreichen  und  mäch- 
tigen Stämme  der  Nomadenhottentoten  jetzt  bis  auf  einen 
zusammengeschmolzen  sind.  Ich  sage  einen;  denn  von  den, 
noch  zur  Zeit  europäischer  Besitznahme  vorhandenen  zwanzig 
Hottentotenstämmen  des  Kaplandes,  — ich  nenne  z.  B.  die 
l^illabobiqira,  jGonaqua,  Chari -^rgurina,  Chri-chriqua,  Attaqua, 
Hessaqua,  Outeniqua  und  andere,  sind  ein  kläglicher,  mehr 
oder  weniger  europäisirter  und  kafferisirter  Ueberrest,  die 
j Koras  — auch  Koranas  genannt  — , die  keineswegs  mehr  ganz 
reine  und  urwüchsige  und  unabhängige  Hottentoten  sind. 

Echte  Hottentoten  sind  nur  noch  die  Nama**), 
welche  im  südwestlichen  Afrika  zwischen  dem  Wendekreis  des 


*)  Vergl,  1)  M.  Peter  Kolbens  Eeise  an  das  Capo  du  bonne  Esperance 
etc.  etc.  Nürnberg  1819,  pag.  408  u.  411  ff.  — 2)  Bleek,  J.  W,  H.  Dr.  Pb. 
Reynard,  the  Fox  in  South  Africa  or  Hottentot  Fables  and  Tales.  London 
1864;  besonders  No.  31,  ff.  — 39.  3)  De  Jong,  Reisen  nach  dem  Vorgebirge 
der  guten  Hoffnung,  Hamburg  1803,  II  Bde.,  Bd.  I,  pg.  271  u.  274.  — 4) 
Burkhardt,  Mission,  die  evangelische.  Bielefeld  1860.  II  Bde.  pg.  9 u.  71.  — 
5)  Appleyard,  Kafir  language,  Kingwilliamstown  1850,  pag.  13  Anm.  — 6) 
Lichtenstein,  Reisen  in  das  südliche  Africa.  Berlin  1811,  pag.  351  ff.  — 
7)  J.  Alexander -Expedition  of  discovery  into  the  Interior  of  South  Africa. 
London  1838,  vol.  I,  pag.  166. 

**)  In  den  verschiedenen  geographischen  Handbüchern  werden  sie  Nama- 
qua  genannt,  ja  in  den  Missionsberichten  und  sogar  der  Rheinischen 
Missionsgesellshaft  Nama-quas.  Heber  das  Suffix  qua  oder  gua  vergl. 
im  Folgenden  § 13,  dritte  Person  Plur.  Obj.  ga,  gua,  ferner  § 14;  darnach 
muss  es  für  das  Ohr  des  Kenners  des  Hottentotischen  ebenso  verletzend  sein 
zu  sagen  der  Namaqua,  die  Namaqua  (fern,  sing.)  die  Namaqua  (plur.  masc. 
fern,)  statt  der  Nama,  die  Nama  (fern,  sing.)  die  Nama  oder  Namas  (plur. 
masc.  u.  fern.)  wie  es  hier  das  Gefühl  des  Gebildeten  unangenehm  berührt, 
wenn  er  statt  der  Römer,  die  Römerin,  die  Römer,  die  Eömerinen  hören 
müsste,  der  Roman«,  die  (fern,  sing.)  Roman«,  die  Roman«  oder  gar  die  Ro- 


Steinbocks  und  dem  Unterlauf  des  Oranje  oder  | Garibflusses 
sich  ausdehnen.  Ihr  Gebiet  wird  im  Westen  von  dem  atlanti- 
schen Ocean  und  im  Osten  von  der  Kahlahariwüste  begrenzt. 

Ueber  ihre  Sitten,  Gebräuche  und  Religion,  kurz  ihre  Eth- 
nologie, habe  ich  mich  im  Globus  bereits  verbreitet.  (Vergl, 
Globus  Bd.  XII,  die  Namahottentoten). 

Noch  ist  zu  bemerken,  dass  die  Hottentoten  sich  im  Gegen- 
satz zu  den  Buschmännern  oder  San,  Khoi-Khoi-n  d.  h.  „Mensch 
der  Menschen“  oder  „Freund  der  Freunde“  nennen.  Sie  haben 
e in  en  Coli  ectivn  am  en,  und  müssen  einen  solchen  be- 
sitzen, weil  sie  bereits  zu  politischen  und  nationalen 
Selbstbewusstsein  gelangt  sind.  Nicht  nur  gibt  es  unter 
ihnen  Stammessagen,  sondern  auch  Traditionen  der  einzelnen 
Häuptlingsfamilien.  Alles  dieses  unterscheidet  sie  von  der  ver- 
wandten Gruppe,  der  Buschmänner. 

Nachstehende  grammatische  Formenlehre  behandelt  die 
Sprache  der  Nama,  gleichsam  der  leisten  Mohikaner  unter  den 
Khoikhoin.  Ich  glaube  mich  zu  diesem  Versuche  vor 
allem  berechtigt,  war  doch  dieser  Dialect  meine  eigentliche 

man«  (inasc.  und  fern.  plur.).  Manieriert  würde  es  sein  und  sogar  eine 
Tautologie,  wollte  man  sagen,  der  Eoman««,  die  Roman«,  die  Romana  und 
die  (fein.)  Romanae.  Was  ich  über  das  Suffix  gua  bemerkt  habe  gilt  ebenso 
über  na,  z.  B.  die  IKora  oder  ! Koras  werden  in  geographischen  Handbüchern 
allgemein,  die  Koranas  genannt.  Vergl.  § 13  dritte  Person  Plur.  Ccm.  So 
figurirt  ein  Kafir -Kongo-Volk  die  Ova- Herero  stets  auf  den  Karten  und 
Missionsbericbten  als  Damar«-s  d.  b.  wörtlich  übersetzt  die  beiden  Da- 
rn aweiber.  Abgesehen  davon,  dass  dieser  Name  ein  fälschlich  übertragener 
ist,  und  ein  schwarzes  Volk  bezeichnet,  welches  von  den  Namas  unterjocht, 
deren  Sprache  angenommen  hat,  hat  man  aus  Unkenntniss,  das  Suffix  fern, 
dual,  ra,  nebst  unserm  Suffix  der  Mehrheit  angefügt.  Entdeckungsreisenden 
ist  daher  zu  empfehlen,  dass  sie  in  ihren  Berichten  genau  die  reine  Wur- 
zel des  betreffenden  wilden  oder  unbekannten  Volkes  geben,  welche  Be- 
zeichnung wir  dann  nach  unserer  Grammatik  behandeln;  dann  wird  man 
nicht  mehr  sagen,  die  6ctschuana  Sprache,  die  .S^tschuanas,  der  ^etschuana, 
die  Aetschuana  (fern,  sing.)  — was  im  Tschuana- Kafir  Sitschuana  die 
tschuana  Sprache , Betschuana  (plur)  Mo-tschuana  (sing,  collectivi  heissen 
muss  — sondern  mit  Berücksichtigung  der  reinen  Wurzel  Tschuana,  würden 
wir  unserm  Sprachgebrauch  gemässer  sagen,  der  Tschuana,  die  Tschuana 
(sing,  fern.)  die  Tschuanen  (plur.)  und  das  Tschuana  (d.  h.  die  T.  Sprache). 


9 


Muttersprache,  und  wurde  die  Liebe  zu  ihr  besonders  durch 
meinen  geliebten  und  verehrten  Vater  genährt,  und  kann  ich  in 
Dankbarkeit  und  Hochachtung  die  Namen  der  Herren  Dr.  Gustav 
Legerlotz,  Prorector  des  Archigymnasiums  in  Soest,  Dr.  August 
Friedrich  Pott  Prof,  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  in 
Halle  a.  d.  Saale,  Sr.  Excellenz  des  Wirkl.  Geh.  Käthes  Hans 
Konon  von  der  Gabelentz  auf  Poschwitz  bei  Altenburg,  Dr. 
Friedr.  Fabri,  Missionsdirector  in  Barmen  und  Dr.  J.  W.  Bleek, 
Curator  der  Bibliothek  von  Sir  George  Grey  in  Capstadt,  u.  a.  m. 
nennen,  welche  meinen  ethnologischen  und  linguistischen  Stu- 
dien die  eifrigste  Förderung  zu  Theil  werden  Kessen. 


Halle  a.  d.  Saale,  im  Juli  1870. 


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DIE  SPRACHE  DER  NAMA 


rXüioaav  0£  OLi5£|j.(Tf]  dXXirj  Tiapo[j.o(7]v 
v£vo[j.i7caai,  äXXä  •zzxpi'(a<si  y.axd 
T.zp  aX  w/^piozi. 

Herodot.  Lib.  IV.  cap.  183. 


ERSTER  ABSCHNITT. 


WORT  LEHRE. 

ERSTES  KAPITEL. 

DIE  LAUTLEHRE. 

§ 1.  Das  Nama,  wie  überhaupt  das  Hottentotische,  hat 
keine  Schrift.  Wie  bei  zahlreichen  andern  Naturvölkern  ist 
unter  diesen  Nomaden  die  lateinische  Schrift  eingeführt  wor- 
den; und  dieses  Verdienst  trifft  die  Missionäre.  Bis  vor  Kurzem 
variirte  die  Orthographie  in  den  verschiedenen  Publikationen, 
bis  die  Rheinische  Missionsgesellschaft,  deren  Missionäre  jetzt 
ausschliesslich  unter  den  Namas  thätig  sind,  ihren  Sendboten 
das  Lepsiussche  Standard  alphabet  empfahl,  welches  jetzt  in 
die  Missionsschulen  eingeführt  wird. 

§ 2.  Die  Laute  zerfallen  in  zwei  Hauptgruppen,  Vocale 
und  Consonanten.  Jede  dieser  Gruppen  zerfällt  wiederum  in 
zwei  Unterabtheilungen,  nämlich 

1.  Die  Vocale: 

a)  in  einfache, 

b)  in  zusammengesetzte  oder  Diphthonge. 

2.  Die  Consonanten: 

a)  in  Consonanten  schlechthin,  oder  wie  ich  sie  nennen 
will,  Exspirata,  • 


14 


b)  in  Inspirata  oder  Poppysmata,  welche  auch  Schnalze 
oder  Klicks  heissen. 

§ 3.  Die  Vocale  sind  nun  folgende: 

a)  einfache:  ä,  ä;  a,  ä;  e,  e;  e,  e;  i,  i;  i i;  ü,  u:  u,  u; 

- OO  oo  oo  o’o 

Ö,  o;  0 , 0. 

o o 

b)  Zusammengesetzte  oder  Diphthonge,  au,  äd,  ai,  ei,  ei, 

ui,  ou,  ou, 

o — 

Bemerkung  1.  Der  Diphthong  ei  sinkt  fast  zu  i herab, 
und  oa  wird  wie  das  Französische  oi  in  moi,  toi,  loi  etc.  ge- 
sprochen. 

Bemerkung  2.  Alle  Vocale  und  Diphthonge  können  mit 
einem  Nasal  ~ gesprochen  werden;  dieser  Ton  stimmt  mit  dem 
französischen  Nasal  überein,  wie  er  z.  B.  in  den  Worten  Tan, 
Fon,  mon,  ton,  gesprochen  wird  z.  B.  o sprich  on  franz. 

§ 4.  Die  Consonanten  sind: 

a)  Expirata  oder  Consonanten  schlechthin, 

1)  faucalis:  h, 

2)  gutturale:  g,  k,  (=ch)  ü,  r, 

3)  faucal  gutturale:  kh,  k^(, 

4)  palatalis:  gy, 

5)  dentale;  d,  t,  ts,  s,  s,  n, 

6)  labiale:  b,  p,  w,  m. 

Anmerkung  1.  gy  ist  mir  ein  im  Namadialecte  unbekann- 
ter Laut.  Im  j Koradialecte  ist  er  vorhanden,  auch  in  einigen 
Cajidialecten.  (Vergl.  I.  W.  Appleyard,  Kafir  Language,  King 
Williamstown  1850,  wo  sich  pg.  17 — 26  eine  kurze  Formenlehre 
des  I Kora  von  dem  Berliner  Missionär  Wuras  findet.  Ferner 
vergl.  die  Form  ^;ässe  decem,  in  „Commentarius  de  vita  etc. 
Jobi  Ludolfi“  Leijjzig  und  Francfurt  cioioccx  im  Appendix,  wo 
Proben  Caphottentotischer  Idiome  gegeben  sind).  Ich  führe 
diesen  Laut  gy,  lediglich  auf  Krönleins  Autorität  unter  den 
Nama-Consonanten  auf,  weil  er  in  seinen  neusten  Publikationen, 
Uebersetzung  desNeuen-Testamentes,  Biblischen  Geschichten  und 
Lutherischen  Katechismus  ihn  überall  anwendet;  statt  des 


15 


früheren  ke  und  ge  schreibt  er  gye.  Vergl.  jNai-jkeiti  | neisa 
tsi  I asa  testamens  diti  von  I.  G.  Krönlein  Missionar  der  Rhein- 
Missionsgesellschaft.  Berlin  1866. 

Anmerkung  2.  h wird  wie  das  deutsche  ng,  in  ge- 

sprochen z.  B.  I guh  sprich  j gung, 

Anmerkung  3.  S wird  scharf  gesprochen  wie  unser  deut- 
sches s in  sausen;  dagegen  wird  s weich  gesprochen,  wie  das 
französische  z,  in  zele. 

Anmerkung  4.  Das  L habe  ich  deswegen  ausgelassen,  weil 
es  nur  in  namaisirten  Fremdwörtern  vorkommt,  z.  B.  E/o-h 
von  elohim,  Gabrie/-i,  Methusa/em-i,  Zatsarub. 

Anmerkung  5.  Dem  Nama  fehlen  ferner  die,  der  deut- 
schen Sprache  geläufigen  Laute,  das  reine  ü,  eu,  ferner  f,  v,  c, 
q,  X,  ferner  das  in  Vater,  Mutter  u.  s.  w.  hörbare  r;  endlich 
die  Zischlaute  sch  und  tsch. 

b.  Inspirata  auch  Poppysmata  oder  Schnalzlaute  genannt. 

1.  der  dentale  Laut  I 

2.  „ palatale  ,,  4^ 

3.  ,,  cerebrale  ,,  I ^ 

4.  ,,  laterale  ,,  II 

1.  Der  dentale  Laut  entsteht,  wenn  man  die  Zunge  gegen 
die  obern  Vorderzähne  setzt,  und  die  Luft  einziehend,  sie  zu- 
rückschnellt. Auf  dem  Westerwalde  und  im  Siegen’schen 
kommt  der  dentale  Schnalz  als  Lockx’uf  der  Schweine  vor;  so 
entsinne  ich  mich  des  häufigen  Rufes;  „Fikkesje  (Ferkelchen) 
tä  tä  tä,  IMIN,  Fikkesje  tä  tä  tä  lllllll  ! etc.  Auch  im  Mansfeld- 
schen  kommt  dieser  Laut  als  Lockruf  vor.  Der  Klang  des  den- 
talen Schnalzes  lässt  sich  vergleichen  mit  dem  etwas  schmatzen- 
den Tone,  der  entsteht,  wenn  man  Jemanden  mit  recht  „spitzem 
Mäulchen“  — sit  venia  verho  — küsst.  Mitunter  hört  man 
diesen  Laut  auch  in  Bedauerungsfällen ; I a,  | garu,  I nau. 

2.  Der  palatale  Laut  entsteht,  Avenn  man  die  Zunge  kurz 
oberhalb  der  Vorderzähne,  an  den  vordem  Gaumen  setzt,  gleich- 


16 


sam  als  wollte  man  ein  recht  weiches  d sprechen;  man  zieht 
die  Zunge,  mit  Luftzug  nach  innen,  zurück;  ^ a,  Lgao-b,  ijinari. 
Er  tönt  ungefähr  wie  das  recht  helle  Klopfen  des  Spechtes  an 
den  Bäumen. 

3.  Der  cerebrale  Laut  wird  erzeugt,  durch  Ansatz  der 
Zunge  gegen  den  mittlern  obern  Gaumen,  ungefähr  da,  wo  man 
sie  ansetzt,  bei  der  Aussprache  des  L in  Lump.  Man  ziehe  Luft 
und  Zunge  einwärts,  und  es  entsteht  dann  ein  Laut,  der  fast 
genau  dem  Knall  einer  entkorkten  Champagnerflasche  gleicht ; 
j a,  I aroma,  I na. 

4.  Der  laterale  Schnalz  spottet  jeder  Beschreibung ; ich 
begnüge  mich  daher  zu  sagen,  dass  er  mit  Zunge,  Seitenzähnen, 
Gaumen  und  durch  Einziehen  der  Luft  gebildet  wird.  Akustisch 
ist  er  einem  recht  gemeinen  Schmatzen  vergleichbar,  wie  es 
wohl  Gänse  und  Enten  beim  Wühlen  in  einer  Pfütze  vernehmen 
lassen;  II na,  llgau,  llkha,  llnuwu,  ||ni,  Harn. 

§ 5.  Die  Inspirata  oder  Schnalze  können  vor  allen  Vocalen, 
aber  nur  vor  dem  dentalen  n,  faucalen  h,  gutturalen  g,  k,  j^,h, 
faucalgntturalen  kh,  kj^  gesprochen  werden:  I nam,  L nari,  j nona, 
II  na;  — Ihoa,  L^^owa,  |han,  llhau;  — I gi^ii,  t g^> 

j gan,  II  gü;  — | ka,  4:ka,  j ka,  II  ka;  — I ^(a, 
letztere  Verbindung  ist  jedoch  seltener;  — ferner  Ikha,  4^kha, 

I khu,  llkhau;  — endlich  I k^a,  L^^a,  I k^u,  llk^au. 

Anmerkung  1.  Vor  h und  gy  ist  auch  der  Schnalzlaut  aus- 
sprechbar, doch  sind  mir  keine  Beispiele  bekannt. 

Anmerkung  2.  Vorstehende  Beschreibung  und  Erklärung 
der  Schnalze  ist  eine  sehr  unvollkommene ; meiner  Ansicht  nach 
können  sie  nie  so  beschrieben  werden,  dass  ein  Fremder  sich 
eine  vollkommen  richtige  Vorstellung  macht. 

Anmerkung  3.  Man  hat  behauptet,  dass  nur  der  hotten- 
totische  Sprachorganismus  zur  Erzeugung  dieser  Laute  be- 
fähigt sei.  Dies  ist  thatsächlich  falsch.  Verfasser  und 
diejenigen  seiner  Geschwister,  welche  unter  den  Namahotten- 
toten  aufgewachsen  sind,  sprechen  diese  Laute  wie  geborene 


17 


Hottentoten,  so  dass  selbst  die  Hottentoten  sagten,  wir  be- 
dürften nur  noch  ihre  Gestalt,  um  vollkommene  Hottentoten 
zu  sein. 

§ 6.  leb  muss  diesen  Paragraphen  einer  besondern  Aus- 
einandersetzung betreffs  der  Schnalze  widmen,  um  falschen 
Vorstellungen,  dass  sie  z.  B.  thierische  und  willkürliche 
Laute  seien,  vorzubeugen.  In  der  Sprache  gibt  es  keine 
Willkür! 

a)  Zunächst  weicht  meine  Eintheilung  des  Hottentotischen 
Lautsystems  insofern  gänzlich  von  andern  Beschreibungen  z.  B. 
Tindalls,  Wallmanns  und  Wuras,  auf  die  ich  unten  näher  ein- 
gehe, ah,  indem  ich  die  Schnalze  nicht  als  eine  dritte  Laut- 
gruppe aufstelle,  sondern  sie  zu  den  Consonanten  zähle. 
Ich  bemerke  aber,  dass  ich  dies  in  Bezug  auf  die  begriffliche 
Bedeutung  des  Schnalzes  für  das  Wort  thue,  nicht  in  Betreff 
des  Klanges  festgehalten  wissen  will. 

b)  Diese,  für  unser  „indogermanisches“  Ohr  fast  uner- 
hörten Laute,  verfehlten  natürlich  nicht,  auf  die  Eurojpäer, 
welche  mit  den  Hottentoten  zusammentrafen,  einen  eigenthüm- 
lichen  Eindruck  zu  machen.  Daher  haben  Reisebeschreiber 
diese  Laute  mit  „der  sogenannten  Vogelsprache“  in  Ver- 
bindung gebracht.  So  sagt  z.  B.  Dapper,  in  seiner  „Umb- 
ständlichen  und  Eigentlichen  Beschreibung“  von  Afrika  etc. 
Amsterdam  MDCLXX  pg.  625:  „alle  diese  Hottentoten,  sonder- 
lich dieselben,  die  am  Strande  liegen,  reden  einerlei  Sprache, 
die  den  Euroi)äern  sehr  verdrüsslich,  ja  fast  unmöglich  zu 
lernen  fället:  welches  den  Holländern  vor  ihren  Kaufhandel, 
und  zu  fernerer  Ausspührung  der  Gelegenheit  dieser  Länder 
sehr  hinderlich  ist.  Denn  sie  sprechen  fort  und  fort  mit 
Kluckkern,  wie  die  kalekutischen  Hähne  thun,  oder 
klatschen  bei  einem  jeden  Worte  mit  ihrem  Munde, 
eben  als  wenn  man  mit  dem  Daumen  ein  Schnippchen 
schlüge.  Dergestalt  dass  ihr  Mund  fast  wie  eine  Klapper  oder 
Klatsche  gehet,  indem  sie  mit  der  Zunge  überlaut  klatschen. 


18 


und  jedes  Wort  beinahe  ein  Klatsch  ist.  Etliche  Worte  können 
sie  anders  nicht,  als  mit  grosser  Mühe  sprechen,  und  scheinen 
sie  gleichsam  von  hinten  aus  der  Kehle  zu  holen,  eben  als  ein 
Truthahn,  oder  wie  die  Leute  in  Deutschland  hei  dem  Alpen- 
gehürge  thun,  welche,  durch  das  Trinken  des  Schneewassers, 
Kröpfe  bekommen  am  Halse.“  — (Dapper  meint  wohl  Laute 
wie  jkhoi,  llk^^ai,  T^^^u.)  — „und  eben  darum  haben  ihnen  die 
Holländer  den  Namen  Hottentoten  gegeben:  welches  Wort 
auch  bei  den  Niederländern  selbsten  von  einem,  der  mit  der 
Zu:ige  anstösset,  stottert  und  stammert,  schimpfsweise  gesagt 
wird.“  — 

Der  Beschreibung  Dappers,  stimmtim  Wesentlichen  Aiidreas 
Holsteiner  in  seiner  „Eeisebeschreibung“  hei,  wenn  er  sagt:  „Aus 
ihrer  Sprache  kann  man  kaum  vernehmen,  dass  sie  menschlich 
sei;  es  ist  fast  ähnlich  dem  Klautern  der  calecutischen  Hanen.“ 
Vergl.  A.  Holsteiners  Reisebeschreibung,  Lib.  I.  Cap.  4. 

Merklin,  in  seiner  Reisebeschreibung  pg.  m.  1096  sagt: 
„Sie  klucken  mit  ihrer  Sprache  beinahe  wie  die  Indianischen 
Hüner.“  — 

Alle  diese  Autoren  zeigen,  wie  die  angezogenen  Stellen 
beweisen,  eine  vollständige  Unkenntniss  der  ijfiysiologischen 
Beschaffenheit  des  Hottentotischen.  Die  dänischen  Missionäre 
Böving  und  Bartholomäus  Ziegenbalg  dagegen  bekunden  ein  bes- 
seres Verständniss;  und  in  Anbetracht  der  damals  noch  schola- 
stischen Vorstellungen  von  Philologie  und  vergleichender  Lin- 
guistik, müssen  ihre  Aeusserungen  rühmend  hervorgehoben 
werden. 

Böving  lässt  sich  nämlich  folgendermassen  aus:  „Die 

Sprache  scheinet  denen,  so  solche  ungewohnet,  seltsam  und 
tumm  zu  sein,  bevor  ab,  weil  sie  imter  dem  Reden  mit  den 
Zungen  sehr  schmacken,  und  die  Rede  zum  Theil  im  Halse  oder 
Kehle  stecken  bleibet.  So  viel  ich  vernehmen  und  begreifen 
können,  so  sind  viele  Linguales  und  Gutturales  in  dieser 
Sprache,  so  das  Schmacken  erwecken,  dass,  wenn  die  Hotten- 


19 


toten  geschwinde  mit  einander  reden,  es  ein  solch  Gekauter 
geben  soll,  wie  einige  schreiben,  als  die  Calecutischen  Hüner 
erregen,  wenn  man  sie  böse  macht:  dies  ist  keine  genaue 
Vergleichung.  (!)  Füglicher  könnte  ihr  Geplauder  mit  der 
Jüden  ihrem  verglichen  werden.“  — 

Im  Folgenden  erwähnt  er  noch  besonders  die  Begabung 
dieser  Völker,  schnell  und  leicht  fremde  Sprachen  zu  erlernen, 
Avas  ein  Thier  bekanntlich  nicht  vermag.  — 

Ziegenbalg  in  seiner  „Ostindischen  Eeise“  pg.  9 hofft  sogar 
zuversichtlich:  „Dass  die  Sprache  nicht  allein  leicht  erlernet, 
und  mit  Buchstaben  ausgedrücket;  sondern  alsdann  NB  durch 
Hülffe  einer  Grammatikalischen  Anweisung,  welche  davon  sollte 
können  gemacht,  und  selbige  unter  gewisse  Eeguln  gebracht, 
folgbar  auch  ferner  fortgepflantzet  werden.“  — 

Anmerkung:  Ziegenbalgs  Hoffnung  ist  in  Erfüllung  gegangen;  denn 
der  erste  Versuch  einer  Formenlehre  erschien  1854:  Vocabular  der  Na- 
maqua-Sprache  nebst  einem  Abriss  der  Formenlehre  derselben.  Barmen, 
gedruckt  bei  Friedr.  Steinhaus.  Verlag  von  J.  Fricke  in  Halle  a.  d.  S 
Der  vermuthliche  Verfasser  ist  der  ehemalige  Inspector  der  Ehein-Mis- 
sion,  Wallmann,  welcher  1857  eine  „Formenlehre  der  Namaquasprache“ 
(Berlin  Hertz)  herausgab.  Darauf  veröffentlichte  Henry  Tindall,  Wes- 
leyan, Missionary,  Grammar  and  Vocabulary  of  the  Namaque-Hottentot 
Language  Cape  Town.  Ich  kann  hier  an  diesem  Orte  keinen  Katalog 
der  verschiedenen  linguistischen  Publikationen  geben,  und  muss  mich  be- 
gnügen, auf  die  ausgezeichnete  Bibliothek  des  ehemaligen  Gouverneurs 
der  Kapcolonie,  Sir  George  Grey  zu  verweisen.  Sein  Curator  Dr.  J.  W. 
Bleek,  rühmlichst  als  südafrikanischer  Sprachforscher  bekannt,  hat  einen 
Katalog  über  diese  Bibliothek  angefertigt,  wo  in  „The  Library  of  his 
Excellency  Sir  George  Grey  London  1858.“  Vol.  I.  part.  I.  und  vol. 
III.  part.  I.  ein  genaues  detaillirtes  Verzeichniss  des  einzigen  und 
reichhaltigsten  Materials  über  Hottentotische  Idiome  sich  findet. 

Peter  Kolbe  in  seiner  „Eeise  an  das  Cabo  du  bonne  Es- 
perance.  Nürnberg  1719”  gebt  schon  einen  Schritt  Aveiter,  als 
Ziegenbalg  und  Böving,  indem  er  ein  hottentotisches  Vocabular 
seinem  Eeisewerke  einfügt,  und  die  Schnalzlaute  durch  Circum- 
flexe  ~ und  Accente  ' ' zu  versinnlichen  sucht ; es  scheint  ihm 
sehr  sauer  geworden  zu  sein,  wie  er  denn  auch  Avenig  Hoffnung 
hat,  dass  Ziegenbalgs  Prophezeihung  je  in  Erfüllung  gehn 
würde.  Vergl.  pg.  360  ff. 


2* 


20 


Unter  den  spätem  Reisenden  sind  Le  Vaillant  (Voyage 
dans  I’interieur  de  l’Afrique  etc.  II  vol.  Lausanne  1790)  und 
Prof.  Dr.  Hinricli  Liechtenstein  (Reisen  im  südlichen  Afrika, 
Berlin  1811,  II.  Bd.)  durch  einen  wesentlichen  Fortschritt  in 
der  Orthographie  der  von  ihnen  gelieferten  Vokabeln  heachtens- 
werth.  Le  Vaillant  unterscheidet  alle  vier  Schnalze  genau  und 
hat  für  jeden  ein  bestimmtes  Zeichen;  für  die  Lateralis  V — 
für  die  Cerebralis  A — für  die  Palatalis  und  für  die  Den- 
talis y — . Liechtenstein  dagegen  unterscheidet  nur  di’ei 
Schnalze;  er  hielt  offenbar  die  Palatalis  und  Cerebralis  für  den- 
selben Laut  und  bezeichnete  sie  U,  während  er  die  Dentalis 
U und  die  Lateralis  U bezeichnete.  So  schreibt  er.  t^khaam 
Mond,  Ukuhng  laufen,  Uaib  Feuer. 

c)  In  Bezug  auf  die  Schnalzlaute  sind  beide  Autoren  nicht 
immer  zuverlässig,  und  haben  sich  dieselben  oft  in  den  Lauten 
und  deren  Bezeichnung  geirrt.  Man  denke  sich  einen  Franzosen, 
der  gar  nichts  von  deutscher  Si^rache  versteht  und  nun  in  seinem 
Tagehuche  „einer  Reise  durch  Deutschland“  folgendes  Wörter- 
verzeichnis lieferte 

Engel  lourdaud  statt  Bengel  lourdaud 

doch  trou  ,,  Loch  trou 

Tisch  poison  ,,  Fisch  poison 

Butter  mere  ,,  Mutter  mere 

und  man  wird  sich  eine  richtige  Vorstellung  der  Fehler  machen 
können,  welche  sich  in'  ihren  Verzeichnissen  finden,  und  ein- 
sehen,  dass  diese  für  den,  der  mit  dem  Hottentotischen  gänzlich 
unbekannt  ist,  gar  nicht  als  sprachliches  Material  nutzbar 
werden  können.  Hieraiis  erhellt  hinlänglich,  dass  die  Schnarz- 
laute  für  die  Wurzel  eines  Wortes  begrifflich  von  derselben 
Wichtigkeit  sind,  wie  die  Consonannten,  und  dass  daher  eine  un- 
richtige Anwendung  derselben  — sei  es  Vertauschung  oder  Hin- 
zusetzung oder  Weglassung  — zu  unlöslichen  Irrthümern  führen 
muss.  Nachstehende  Tabelle  mag  das  Gesagte  belegen: 


21 


aja 

a trinken 
I ä scharf 
4:  a schlachten 

I a schlagen 

II  a waschen 
j anu  heilig 

anil  werth,  then  er 
äi  laufen 
I ai  heiss  sein 


am  für 

I am  anziinclen 
I ara  murren 
^:ara  aufzucken 
ni  verbum  substant.  fut. 
1 ni  etwas 
0 da,  dann 
! 0 stinken 
nil  schwören 
^:nu  schwarz. 


d)  Hiermit  zerfällt  auch  jene  unbewiesene  Behauptung, 
welche  Wallmann  pg.  10  ff.  seiner  Formenlehre  aufstellt,  indem 
er  behauptet,  die  Schnalze  seien  „Präfixe“.  Will  man  absolut 
diese  Bezeichnung  anwenden,  so  ist  sie  nur  insofern  zugestatten, 
als  man  die  Schnalze  nur  vor  ihren  Buchstaben  aussprechen 
kann,  und  konnte  sie  daher  „Inspiratae  praefigendae“  nennen. 

e)  Geht  nun  hieraus  hervor,  dass  diese  Schnalze  in  ihrer 
begrifflichen  Bedeutung  für  den  Wurzelbegriff  consonann tischen 
Characters  sind,  so  sind  auch  die  bisherigen,  oben  bereits  an- 
geführten Charactere,  Accente,  Punctationen,  Striche  etc.  un- 
genügend. 

Am  nächsten  haben  das  Wesen  dieser  Laute  die  oben  er- 
wähnten Tindall  und  Wuras  begriffen,  wenn  sie  die  Charactere 
wirklicher  Buchstaben,  und  zwar  solcher  welche  dem  Hotten- 
totischen  Lautinventar  fehlten,  anwandten.  Z.  B.  v,  x,  q,  c, 
F,  0. 

f)  Im  Allgemeinen  bedient  man  sich  zur  Darstellung  der 
Sprachen  wilder  Völker,  der  lateinischen  Schrift.  Wo  nun 
solche  absonderlichen  Laute  Vorkommen,  welche  in  der  lateini- 
schen Schrift  keine  Typen  besitzen,  kann  man  ja  leicht  die- 
jenigen Typen  mit  Zusätzen  oder  Abänderung  wählen,  bei  deren 
Aussprache  im  Wesentlichen  dieselbe  Organstellung  stattfindet. 


22 


Ich  schlage  daher  für  das  bisherige  Zeichen  der 

1)  Dentalis  1 das  lateinische 

2)  Palatalis  p „ „ 

3)  Cerebralis  I „ „ 

4)  Lateralis  II  „ „ 

vor,  aus  dem  Grunde,  weil  D,  G,  L,  S im  Wesentlichen  mit  den- 
selben Organen,  und  fast  derselben  Organstellung  gesprochen 
werden,  als  die  Dentalis,  Palatalis,  Cerebralis  und  Lateralis. 

Anmerkung:  Interessant  wäre  eine  Untersuchung  über 
die  geographische  Verbreitung  der  Schnalzlaute:  In  der  alten 
Welt  scheinen  sie  nicht  unbekannt  gewesen  zu  sein.  So  schreibt 
Herodot,  Lib.  IV,  Cap.  183  über  Aethiopische  Troglodyten 
(xpcoYXooutai  AiiKoTrs?)  — yXoiaaav  os  Quosp-iTj  aXXrj  7rapop,oirp> 
vevop-ixaai,  aXXa  TSTpijaai  xard  rcsp  ai  voxTspioS'^.  (Sie  haben 
eine  Sprache,  welche  mit  keiner  andern  zu  vergleichen  ist,  denn 
sie  knarren,  (klatschen,  schwirren,  zischen)  ungefähr  wie  die 
Fledermäuse.)  — Dies  gilt  ganz  genau  von  den  Buschmännern, 
wie  auch  das  Folgende,  was  Pomponius  Mela  von  den  Troglo- 
dyten Lib.  I,  Cap.  8 sagt:  Strident  magis,  quam  loquuntur; 
(sie  zischen  mehr  als  sie  sprechen!)  Man  vergleiche  ferner: 
Plinius,  Lib.  VII,  Cap.  2.  Lingua  nulli  alteri  simili  utentes, 
sed  vespertilionum  more  stridentes  etc.,  welches  nichts  weiter 
als  eine  lateinische  Uehertragung  der  angezogenen  Stelle  aus 
Herodot  ist.  Job.  Bohemus  in  seinem  Buche:  De  morihus,  leg. 
et  rit.  Gent.  Lib.  I,  Cap.  6 p.  m.  58  sagt:  Sermonis  adhuc 
ignari  sunt  et  praeter  hoc  strident  magis  quam  loquuntur.  (Sie 
sind  überhaupt  ohne  Sprache  und  krächzen  mehr  als  sie  reden.) 
Ob  vielleicht  die  hottentotische  Rasse  vordem  bis  nach  Aethio- 
pien  d.  h.  nach  Abyssinien  hinaufreichte? 

Doch  sind  die  Hottentoten  nicht  die  einzigen  Völker  Süd- 
afrikas, Avelche  in  ihrer  Sjjrache  diese  eigenthümlichen  Laute 
zeigen.  Offenbar  von  den  Hottentoten  haben  die  Bantustämme, 
der  Ama- II  kosa- kaffem,  der  Ama- Zulu- kaffem-  und  der  Ba- 


23 


yeye- betschnanen  am  Ngami-See  diese  Laute  überkommen;  je- 
doch bedienen  sie  sieb  nur  der  Lateralis,  Palatalis  und  Dentalis. 
Die  zweite  Hottentotisclie  Völkerfamilie  dagegen,  die  böhlen- 
bewobnenden  Buschmänner,  oder  San,  gebrauchen  noch  einen 
fünften,  sechsten  und  siebenten  Schnalzlaut,  dessen  näheren 
Character  man  in  Bleeks  Comparitive  grammar  of  South 
African  languages  beschrieben  findet.  Vergl.  daselbst  Part.  I, 
Phonology  pg.  13  if.  London  1862. 

Wie  weit  die  als  Schnalze  angeführten  Laute  im  Kechua 
(Amerika),  im  Galla  (Nordostafrika).  Vergl.  Tutschek  Gramm, 
der  Gallassprache,  ferner  im  Tscherkessischen,  vergl.  v.  Klaj)- 
roth  (Reisen  in  Asien?)  genau  den  Hottentotischen  entsprechen, 
bedarf  der  nähern  Untersuchung. 


§ 7.  Eine  andere  hemerkenswerthe  Erscheinung  in  der 
Hottentotischen  Lautlehre  ist  der  dreifache  Ton,  mit  welchem 
Worte  gleicher  Wurzel  gesprochen  werden  können  und  dadurch 
auch  die  Bedeutung  Avechseln.  Folgende  Tabelle  soll  dies  ver- 
anschaulichen, indem  ich  den  ersten  oder  Tiefton  mit  , 

den  zweiten  oder  Mittelton  mit  pigiz  und  den  dritten  oder 
Hochton  mit  bezeichnen. 


fZ- 


Igü-h 
a 
lä 
II  ä 


^ 

t 

= Einsterniss 

Ort 

Tuch 

V ater 

Antilope 

Zahn 

Verb.  Subst. 

lassen 

Aveinen 

stehlen 

entfliehen 

— 

fleischlichliehen 

satt 

waschen 

Die  verschiedenen  Töne  kann  man  orthographisch  so  be- 
zeichnen, dass  man  den  Tiefton  - ohne  alle  Bezeichnung  lässt, 
also  1 kaib  Finsterniss,  dass  man  aber  den  zweiten  oder  Mittel- 
ton mit  einem  Accut— bezeichnet,  also  jkaib  Ort;  und  den  Hoch- 
ton endlich  durch  den  Gravis  •—  versinnlicht,  also  i kaib  Tuch. 


24 


Anmerkung:  Neben  der  hottentotiscben  Sprache,  kommt  diese  Er- 
scheinung der  Tonverschiedenheit  derselben  Wurzel  in  Verbindung  mit 
einer  Bedeutungsänderung  auch  vor  1)  in  den  Mandenegersprachen  von 
Westafrika,  vergl.  Steinthal,  Mandenegersprachen,  Berlin  1857,  § 34  ff. ; 2) 
in  den  hinterasiatischen  Sprachen,  so  namentlich  im  Siamesischen,  vergl. 
„über  die  siam.  Laut-  und  Tonaccente“,  Bastian,  in  dem  Monatsbericht 
der  Königl.  Preuss.  Academie  in  Berlin,  Juni  1867,  pag.  357  ff.  — und 
im  Cochin-Chinesischen,  vergl.  Max  Müller,  Vorlesungen  über  die  Wissen- 
schaft der  Sprache,  Deutsch  von  Karl  Böttger,  II.  Serie,  Leipzig  1866, 
pag.  24,  rvo  die  Silbe  dai  angeführt  wird,  welche  zur  Folge  dreiun- 
zwanzigfacher Betonung  ebenso  vielfache  Bedeutung  hat. 

§ 8.  Der  Accent  bleibt  auf  der  Stammsilbe,  und,  da  — 
wie  weiter  unten  in  der  Wortbildungslebre  gezeigt  werden  soll 
— alle  Stämme  des  Wortes  im  Hottentotiscben  monosylla- 
bisch sind,  stets  auf  der  ersten  Silbe.  Bei  Compositen  ans 
Stolfwörtern  fällt  der  Ton  dagegen  auf  diejenige  erste  Silbe  der 
Wurzel,  welche  den  Begrilf  des  zusammengesetzten  Wortes 
hauptsächlich  bestimmt.  Z.  B.  gäo-ao-b  (gao  herrschen,  ao 
etwas  vorstellen,  b Suffix  masc.)  d.  h.  König.  Tsu-Ilgoab 
Wund  - Knie  (Name  einer  mythischen  Person,  welche  im  Kampfe 
mit  dem  Bösen  TGra-Tgoifib  eine  Wunde  am  Knie  (llgöab)  er- 
hielt. In  reduplicirten  Stämmen  hat  in  der  Regel  die  erste 
Silbe  den  Ton,  !näm — inam  lieben;  tritt  jedoch  ein  adjectivi- 
sches  oder  adverbiales  Suffix  an  den  Namen  so  geht  der  Ton 
auf  die  zweite  Silbe  über  z.  B.  Inam  — Inäm  — sa,  liebens- 
würdig. 


ZWEITES  KAPITEL. 

DIE  LEHRE  VON  DER  WORTBILDUNG. 

§ 9.  Wie  alle  Idiome  der  Nomadenhottentoten,  so  hat 
ganz  besonders  das  Nama  einen  ausgeprägten  demonstrati- 
ven Character;  mit  Hülfe  demonstrativer  Formwörter,  welche 
es  den  monosyllabischen  Wurzeln  oder  Stoffwörtern  suffigirt, 
formirt  diese  Sprache  die  verschiedensten  Begriffsmodificationen, 


25 


Nuancen  und  Scliattirungen.  Die  Wurzel  bleibt  unverän- 
dert, und  das  ange  fügte  Suffix  modificirt  ihren  Be- 
griff. pieser,  durch  nachfolgende  Formenlehre  erläuterte 
Satz,  weist  dem  Hottentotischen  zugleich  seinen  Platz,  unter 
die  Gruppe  der  anfügenden  oder  agglutinir enden  Sprach- 
klasse  an.  Z.  B.  Khoi,*  (Wurzel  von  Mensch),  Khoi-b  der 
Mensch. 

Khoi-b  Mensch  — er  d.  h.  der  Mensch, 

Khoi-s  „ — sie  d.  h.  die  Frau, 

Khoi-si  „ — das  da  = menschlich 

Khoi  -si-ga  Mensch — das  da  — sein  d.h.  freundlich  sein 

Khoi  - si  - ga  - gu  Mensch  — das  da  — sein  — gegenseitig 
(suff.  reciproc.)  d.  h.  menschlich  sein  gegen- 
seitig d.  h.  sich  heirathen. 

[(Khoi-si) -ga-gu]  -s  heirathen  sich  — das  d.h.  die  Ehe. 

§ 10.  Die  Wurzel  zeigt  nun  folgenden  lautlichen  Character. 
Sie  ist 

1)  rein  vocalisch 

a ja,  i verb,  subst.  da,  o conjunction  weil,  ü nehmen; 

2)  vocalisch  mit  consonantischem  Anlaut: 

a)  mit  rein  consonantisch- vocalischem  Character,  bi, 
pron.  person.  Ill,  ga  weise,  ti  so,  also  mü  sehen; 

b)  mit  schnalzend -vocalischem  Character,  |a  scharf,  ||5 
sterben,  |ü  vergessen; 

c)  mit  schnalzend -consonantisch -vocalischem  Character, 

I ka  mit,  :j:ga  stossen,  Mkha  lehren,  |na  in. 

Anmerkung:  Niemals  aber  hat  die  Wurzel  im  Hottentoti- 
schen ursprünglich  consonantischen  oder  schnalzenden  Auslaut. 
Wo  ersteres  der  Fall  zu  sein  scheint,  da  ist  es  auch  nur  Schein, 
denn  Auslaute  wie  der  Artikel  b masc.  sing.,  s fern,  sing.,  ts 
Interjection alis,  z.  B.  jgoreb  Zebra,  II  gü-s  Mutter,  sa-ts  du- 
da;  wie  n,  in  dan ; m,  in  im  und  :j:kom  und  einigen  wenigen 
andern  Wörtern  lassen  sich  als  abgeschliffene  Formen  von  bi, 
si,  tsi,  ni  etc.  und  mi  nachweisen ; es  lautete  also  |gore-& 


26 


ursprünglich  |gore-b/;  llgiis  ||gu-^/;  sa-ts  sa-tsi;  dan  ursprüng- 
lich dani,  im  hiess  imi  und  :j:kom  lautete  ijikomi.  Der  schnal- 
zende Auslaut,  d.  h.  dass  also  am  Schlüsse  eines  Vocals  ein 
Schnalz  stehn  könnte,  ist  im  Hottentotischen  sprachorganisch 
unmöglich,  denn  sonst  müsste  man  beim  Zusammensprechen 
von  Vocal  und  Schnalz  die  ausströmende  Luft  des  Vocals  und 
die  einströmende  des  Schnalzes  so  verbinden  können,  dass  keine 
Pause  zwischen  beiden  Strömungen  bemerkbar  wäre,  und  beide 
Laute  zusammenflössen.  Dies  ist  nach  der  Erfahrung  einem 
hottentotischen,  gescliAveige  denn  einem  europäischen  Sprach- 
organismus  unmöglich. 

§ 11.  Mehrsilbige  Wörter,  sind  entweder  zusammengesetzt 
aus  Stoffwörtern  und  Formwörtern  (Suffixe)  oder  sie  sind  Com- 
posita  von  reinen  Verbalstämmen,  oder  Verbal  und  Substantiv- 
stämmen, oder  Verbal  und  Adjectivstämmen,  oder  Verbal  und 
Präpositional  (oder  vielmehr  hier  Postpositionalstämmen)  d.  h. 
Zusammensetzungen  von  Stofi'wörtern  verschiedenen  Characters. 

1)  Stoffwörter  und  FormAVÖrter  khoi-si  mensch-lich;  llgii- 
si  väter-lich;  khä-hi  monat-lich. 

2)  Stoffwörter  mit  Stoffwörtern  mi-mä  (sagen  — stellen) 
d.  h.  geloben;  lla-llna  (waschen  — fallen)  d.  h.  ab- 
waschen;  Igai-jö  (gut -segnen)  selig,  glücklich  sein; 
Io  enge,  | o-l  o ängstigen;  Igaru  einzeln,  Igaru-Igaru 
zerstreuen;  ei  — (oben- heraus)  heraufsteigen,  da- 
von ei  — Joa-s  Osten,  Morgen. 


ZWEITER  ABSCHNITT. 


DIE  LEHRE  VON  DEN  FORMEN. 

Vorbemerkung:  Da  das  Suffix,  wie  bereits  vorher  bemerkt 
worden  ist,  in  allen  Wortklassen  den  Begriff  seinem  Umfange 
nach  bestimmt,  so  leiten  wir  damit  die  Formenlehre  ein,  und  da 
das  personale  Suffix  pronominaler  Wurzel  ist,  so  behandeln  Avir 
füglich  zunächst  auch  das  personale  Suffix. 


ERSTES  KAPITEL. 

DAS  SUFFIX. 

A.  Das  Personale  Suffix. 

§ 12.  Das  Personalsuffix  desNama  zeigt  drei  Geschlechter, 
1)  Alasculinum  2)  Feminininum  3)  Commune. 

§ 13.  Jedes  Geschlecht  kommt  in  der  Einzahl,  (Singular) 
in  der  Zweizahl  (Dual)  und  in  der  Mehrzahl  (Plural)  vor. 

§ 14,  Jede  Zahl  (Numerus)  zeigt  drei  Begriffsformen,  einen 
Subjectivus,  einen  Objectivus  oder  auch  Belativus,  und  einen 
Interjectionalis. 

a)  Der  Subjectivus  gibt  den  Begriff  schlechthin  als  vor- 
handen. 


28 


b)  Der  Objectivus  hebt  ilin  besonders  intensiv  hervor  oder 
deutet  seine  Beziehung  zu  einem  andern,  in  der  Regel  voran- 
gehenden Begriffe  an. 

c)  Der  Interjectionalis  ist  durch  den  Namen  selbst  be- 
zeichnet; er  vertritt  die  Form  der  Anrede. 

Erste  Person. 

Singularis. 


Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

ta 

ta  ta 

Object. 

te  oder  ti 

te  oder  ti  te  oder  ti 

[entstanden 

aus  ta  - i - a,  daraus  tae  - te  - ti] 

Interject. 

tai 

tai  tai 

D ualis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject.  1 

\ khum[i] 
[ khom[i] 

imfil 

[ rumril 

ima 

o 

° • 

1 romFil 
0 ^ 

[ khuma 

ima  1 

f ruma 

Object,  j 

[ khoma 

o J 

° 

[ roma 

Interject.  1 

[ [hhumi] 
[[khomi] 

[imi]  j 

F[rumi] 

[[romi] 

Plur  alis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject.  1 

f gy® 

si 

da 

i gnm[i] 

' gye  [gia  = 

= ge]  se  (aus  si-a) 

da  (da-a) 

Object.  1 

[ guma 

Interject,  [gumi] 

[da-i] 

Z 

weite  Person. 

Singularis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

ts[i] 

s[i]  ts  oder  s 

Object. 

tsa 

sa  tsa  oder  sa 

Interject. 

tsi 

si  tsi  oder  si 

— 29  — 

Dualis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

Object. 

J kho 

ro 

kho  oder  ro 

Interject. 

Plural  is. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

go  [go-i] 

so  [so-i]?  ] 

1 du 

Object. 

g5  aus  goa; 

sö  aus  so  a J 

Interject. 

gö  aus  goi; 

sö  aus  soi 

do 

D 

ritte  Person. 
Singularis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

b [bi],  m [mi]; 

s [si] 

i 

Object.  1 

ba  [be  aus  be  aus  bi-a];  sa 

ma  [mi  aus  me  aus  mi-a] ; si 

e aus  i-a 

Interj. 

gö  [beim  Pron. 

donstr.] ; [si] 

i 

D ualis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

Object. 

kha 

khä  [kha-a] 

ra  1 

i’a  [ra-a]  J 

|-  kha  oder  va 

Interject. 

khö  [pr.  dem.]  rö  [pr.  dem.]  kho 

Plur  alis. 

Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

gu 

ti 

n [ni] 

Object. 

gä  [aus  gu-a] 

te  [ti-a] 

na 

Interject. 

gö  [pr.  dem.] 

do  und  so 

go  und  do 

§ 15.  Die  weniger  üblichen  Formen  oder  die  ungebräuch- 
lichen, sind  in  []  Klammern  geschlossen. 

§ 16.  Der  Suhjectivus  hat  als  Hauptcharacter  i,  dieselbe 
Partikel,  welche  alleinstehend  noch  im  Com.  III.  pers.  vor- 


30 


kommt  und  ausserdem  als  Verbum  substantivum  verwendet 
wird.  Diese  Partikel  drückt  scblecbtbin  ein  „Sein,  Dasein“  aus. 

§ 17.  Intensiver  als  das  i des  Subjectivus  ist  das  a des 
Objectivus,  welches  ebenfalls  eine  demonstrative  Wurzel  ist, 
und  als  Verbum  substantivum,  in  Verbindung  mit  der  Parti- 
kel „e“  stets  die  Aussage  verstärkt. 

Wo  der  Objectivus  auf  e statt  a endigt,  lässt  sich  e stets 
als  eine  Contraction  aus  i-a  nacbweisen.  Vergl.  vorhergehende 
Tabelle. 


Masc. 

Fern. 

Com. 

Subject. 

b 

s 

i 

Object. 

ha 

s« 

?■-«  = e 

Dass  für  den  Objectivus  früher  die  nicbtcontrabirten  For- 
men üblich  gewesen  sind,  welche  auf  a auslauteten,  gebt  noch 
aus  den  alten,  in  den  ersten  Chroniken  des  Kaplandes  aufge- 
zei ebneten  Völkernamen  wie  jOona-gu-«,  Nama-gu-ff,  IlHabo- 
bi-gu-«  etc.  hervor,  Namen  welche  jetzt  jOona-gä,  Nama-gä, 
II  Habobi -gä  lauten. 

§ 18.  Das  Personalsuffix  findet  seine  Anwendung,  beim 
Substantiv,  beim  Adjectiv,  Pronomen,  Zahlwort  und  Verbum, 
überall  da,  wo  rein  geschlechtlichpersonale  Beziehungen  ein- 
treten. 

B.  Geschlechtsloses  Suffix. 

§ 19.  Wie  aus  der  nachsthenden  Tabelle  der  geschlechts- 
losen Suffixe  ersichtlich  ist,  sind  dieselben  derselben  Wurzel 
angehörig,  wie  das  j^ersonale  Geschlechtssuffix.  Man  könnte  sie 
gleichsam  die  ursprünglichen  Formen  des  Personalsuffixes 
nennen. 

1)  a e i 0 

2)  ba,  be,  bi,  bo,  bu 

3)  da,  — , — do,  du, 

4)  ga,  [gi]  gye,  ge,  go,  gu, 

5)  — , he  — ho,  — 


31 


6)  — — im, 

7)  in, 

8)  ma,  me,  — , mo, 

9)  n,  na,  ne,  ni,  no,  nu, 

10)  ra,  re,  ri,  ro,  ru, 

11)  sa,  se,  si,  so,  sam,  sen,  sin, 

' o o o 

12)  ta,  ti,  tsi,  tsam,  tsin. 

Betrachten  wir  diese  Formen  alle,  und  vergleichen  wir  sie 
mit  den  entsprechenden  Formen  des  Pronominalsuffixes  einer- 
seits, und  vergleichen  wir  sie  ferner  mit  den  Bildungssilben 
aller  mehrsilbigen  Worte  andererseits,  so  stellt  sich  heraus, 
dass  sämmtliche  Bildungssilben  genau  mit  diesen  geschlechts- 
losen Suffixen  übereinstimmen  — und  da  bereits  erwiesen  ist, 
dass  diese  sogenannten  „geschlechtslosen  Suffixe“  denselben 
Wurzeln  angehören,  wie  die  geschlechtlichen  Personalsuffixe 
— und  folglich  auch  die  Bildungssilben  nichts  anderes  sein 
können,  als  „geschlechtslose  Suffixe“. 

§ 20.  Die  Qualität  imd  modale  Kraft  dieser  Bildungs- 
silben ist  nicht  hei  allen  mehr  ganz  durchsichtig.  Dennoch 
lassen  sich  bei  einigen  Suffixen  bestimmte  und  ausnahmslose, 
durch  alle  Wortklassen  durchschlagende,  Gesetze  erkennen. 

1.  Das  Suffix  „ro“  übt  durch  alle  Wortklassen  deminutive 
Kraft  z.  B.  tsaü-h  Kalb,  tsaü-ro-b  Kälbchen,  a^a-h  Knabe, 
a)^a-ro-s  Knäbchen,  :j:nu  schwarz,  4^nuro  schwäi’zlich  ti-ta  „ich“ 
ti-ro-ta  „ich  der  Kleine“. 

2.  Das  Suffix  „da“  oder  „ta“  ist  ebenfalls  deminutiver  Natur, 
seine  Bildungskraft  beschränkt  sich  jedoch  nur  auf  das  Sub- 
stantiv, wo  es  in  der  Regel  hei  leblosen  Gegenständen  ange- 
wandt wird,  z.  B.  |om-s  Hand,  j om- da -i  Händchen;  jhom-s 
Hügel,  |hom-da-i  Hügelchen. 

3.  Das  Suffix  „si“  bildet  durchweg  von  Adjectiv  oder  Sub- 
stantivstämmen, Adjectiva , die  unsern  auf,  das  Suffix  „lieh“ 
endenden  Eigenschaftswörtern  entsprechen.  ||gü  Vater  sein, 
llgü-si  väterlich  Igäi  gut,  |gäi-si  lieblich. 


32 


4.  Das  Suffix  „sa“  entspricht  dem  lateinischen  Gerundiv- 
suffix,  z,  B.  Inam-Inam  amare,  Inam- |nam-5ß  ama-n<??/-m. 

5.  Das  Suffix  „ra“  drückt  eine  Dauer,  Gewohnheit,  Sitte  etc. 
aus,  z.  B.  dai-si  säugen,  daisi-ra-s  die  welche  zu  säugen  pflegt 
d.  h.  die  Amme;  :|:hi  durch  Scharren  verletzen,  :j: hi -ra-s  die, 
welche  durch  Scharren  zu  verletzen  pflegt-,  d.  h.  die  Hyäne;  go 
sehen,  schauen,  go-ra-h  der  welcher -»«'her/zu  schauen  pflegt, 
der  welcher  sehen  kann,  d.  h.  der  Falke,  Geier  (Neoph^n 
percnopterus) ; gei  gross,  alt,  gei-ra-h  der  welcher  alt  geworden 
ist,  d.  h.  der  Greis. 


ZWEITES  KAPITEL. 


DAS  PRONOMEN. 

A.  Das  Personale. 

Erste  Person:  Stamm  ti. 

Masc.  Fern.  Comm. 

Singular  is. 

Subject,  ti-ta  desgleichen  desgleichen 

Object,  ti-ta-i  = ti-te  = ti-ti  ^ „ „ 

Interj.  ti-ta-i  „ „ 

D ualis. 

1)  Inclusiver  Stamm  sa. 

2)  Exclusiver  Stamm  si. 

find,  sa-khum,  . sa-khom ; sa^-im;  sa-rom,  sa-rum ; 

Subject.)  1-11°  -11° 

(.excl.si-khum,  si-khom;  si-im;  si-rom,  si-rum; 

o o o o 

find,  sa-khu-ma,  sa-kho-ma;  sa-ima;  sa-ru-ma, sa-ro-ma 

Object.  ] 1-11°  -11°  • • ° ■ ° 

fexcl. si-khu-ma,  si-kho-ma;  si-ima;  si-ru-ma,  si-ro-ma, 

o o o o o 

Interject.  — — — 


PI  Ural  is. 

find,  sa-aye,  sa-gumod.  sa-gom ; sa-si ; 
Subject.  , . . . 

texd.si-gye,  sa-gum  si-gom;  si-si; 

{inch  sa-gye,  sa-guma,  sa-goma;  sa-se; 

exd.si-gye,  si-guma,  si-goma;  si-se; 

Interject.  — — 


sa-da; 
si-da ; 

sa-dä  (si-da^) 
si-dä  (si-da^a) 


33 


Zweite  Person.  Stam 

m : s a. 

Singul  aris. 

Mascul. 

Fern. 

Commun. 

Subject.  sa-ts[i]; 

sa-s[i] ; 

sats  oder  sa-s; 

Object.  sa-ts-a;  [i-a] 

sa-sa;  [i-a] 

sa-tsa  oder  sa-sa; 

Interject,  sa-tsi ; 

sa-si 

sa-tsi  oder  sa-si. 

Dualis. 

S*iiibject.  sa-kho; 

sa-ro; 

sa-ro; 

Object.  sa-khö;  [kbo- 

■a]  sa-rö;  [ro-a] 

sa-rö ; [ro-a] 

Interject.  sa-kbö ; 

sa-rö ; 

sa-rö ; 

P 1 ur  alis. 

Subject,  sa-go; 

sa-so; 

sa-du; 

Object.  sa-gö;  [go-a] 

sa-sö;  [so-a] 

sa-dü;  [u-a] 

Interject,  sa-gö; 

sa-sö; 

sa-dä. 

Dritte  P 

e r s 0 n.  Stamm:  llei. 

Singul  aris. 

Mascul. 

Fern. 

Commun. 

Subject.  [II  ei-m-b]  llei- 

b;  [II  ei-m-s]  II  ei-s 

>;  [II  ei-mi]  1 1 ei-i; 

Object.  [Ilei-m-ba]  lief 

-ba;  [llei-m-sa]  llei 

-sa;  [II  ei-mia]  II  ei-e 

Interject.  — 

— 

— 

Pluralis. 

Subject.  Ilei-gu 

II  ei-ti 

llei-n 

Object.  [Ilei-gu-a]  llei 

-ga;  [llei-tia]  llei- 

te;  llei- na. 

Interject.  — 

— 

— 

§ 21.  Die  erste  Person  hat  im  Singular  den  possesiven 
Stamm  ti,  mein;  im  Plural  und  Dual  sind  die  Stämme  der 
zweiten  Person  sa  und  si  mit  den  Suffixen  der  ersten  Person 
verbunden. 

§ 22.  Im  Dualis  und  Pluralis  zeigt  die  erste  Person  im 
Subjectivus  und  Objectivus  zwei  verscbiedene  Personalformen, 
1)  einen  Inclusivus,  der  durcb  den  Stamm  „sö“  gekennzeichnet 
ist,  2)  einen  Exclusivus,  der  zum  Stamm,  „s/“  bat, 


3 


34 


1)  Durch  den  Inclusivus  drückt  der  Redende  seine  Bethei- 
ligung an  der  Handlung,  sei  es  aktiv  oder  passiv  aus;  z.  B.  sa- 
da  gye  go  mü,  wir  (d.  h.  ich  der  ich  dir’s  sage  und  ihr  andern) 
haben  gesehen.  Daher  ist  es  auch  bezeichnend,  dass  die 
Wurzel  sa,  mit  dem-  intensiven  Demonstrativsuffix  des  Objec- 
tivs,  „ö“  steht. 

2)  Durch  den  Exclusivus  dagegen  schliesst  der  Redende 
seine  Theilnahme  an  der  Handlung  aus;  daher  auch  hier 
schlechthin  si  die  subjective  Form,  gekennzeichnet  durch  das 
aussagende  Suffix  i gebraucht  wird. 

§ 23.  Die  zweiten  und  dritten  Personen  werden  aus  den 
eigenen  Stamm  und  Formelementen  gebildet. 

B.  Das  Demonstrativnm. 

§ 24.  Die  Stämme  des  Demonstrativpronomens  sind  ne 
„dieser  hier“  — nou  und  II na  „jener,  dieser  ä der  da, 

llnäti  solch,  llkha,  khä  eben  derselbe.  Genus,  Numerus,  Ge- 
schlecht und  Satzbeziehungen  Subject  und  Object,  werden  durch 
die  Personalsufffxe  der  dritten  Person  (vergl.  Seite  25)  ausge- 
drückt, z.  B.  ne  Wurzel,  ne-b  dieser,  ne-s  diese,  ne-i  dies, 
oder  llnä-b  masc.  sing.,  ||nä-s  f.  s.,  Ilnä-i  com.  sing. 

§ 25.  Aus  der  Tabelle  der  Personalsuffixe  der  dritten 
Person  ist  auch  zu  ersehen,  dass  für  das  Pron.  demstr.  Inter- 
jectionalformen  existiren.  Doch  beschränkt  sich  der  Gebrauch 
der  Interjectionalsuffixe  auf  die  Wurzeln  ne,  noii  und  llnä. 

C.  Das  Relativum. 

§ 26.  Für  das  Relativpronomen  giebt  es  im  Nama  keine 
Form. 

Relativconstructionen  werden  im  Nama  durch  eingeschach- 
telte Demonstrativsätze  ausgedrückt.  Z.  B.  Mure,  gomab, 
|Hoa-5(a- Inas  Ina  gu  gye  mü-b,  gye  ei- eibat gu.  Siehe  der 
Ochse  welchen  sie  in  |Hoacha-|nas  gesehen  hatten,  ging  ihnen 


35 


voran,  wörtlich:  Sieh  doch,  der  Ochse,  — |Hoacha|nas-in  hatten 
sie  gesehen  ihn,  — ging  voran^  ihnen. 

D.  Das  Possessivum. 

i V 

§ 27.  Das  Passiwnm  hat  zur  Wurzel  „ti“  für  die  erste  Per- 
son, „sa“  für  die  zweite  Person  und  „ei“  für  die  dritte  Person. 
Ausserdem  hat  es  für  alle  drei  Personen  die  Wurzel  welche 
eine  Zugehörigkeit,  einen  Besitz  ausdrückt.- 

§ 28.  lieber  die  Stellung  und  Anwendung  dieser  Wurzeln 
ist  folgendes  zu  beachten : 

1)  Die  Possessivpronomina,  „ti“,  „sa“  und  „II  ei“  werden  vor 
das  Substantiv  gesetzt,  und  zwar  „ti“  und  „sa“  im  Singular  ohne 
Suffix  des  Geschlechts,  der  Form  und  des  Numerus;  also  ti  pkhob 
meine  Pfeife  (m.  f.  c.)  sa  güs  mein  Schaf  (m.  f.  c).  Im  Dual 
und  Plural  dagegen  werden  diese  Possessivwurzeln  mit  den 
Pronominalsuffixen  nach  Geschlecht,  Zahl  und  Form  verb  linden, 
also  sa-gye  güs  unser  Schaf  (plur.  masc.),  sa-se  pkhob  unsere 
Pfeife  (plur.  f.),  sada  llgüb  unser  Vater  (plur.  c).  Bei  der 
ersten  Person  nimmt  man  stets  im  Plural  und  Dual  das  Perso- 
nalpronomen, statt  des  Possessivs  „ti“. 

2)  Bei  der  dritten  Person  nimmt  llei  das  Geschlechts- 
suffix des  Besitzers  an,  also: 

l|ei-&  4^khöb  seine  Pfeife  (m.  s.) 

Ilei-s  :j:khob  ihre  Pfeife  (f.  s.) 

llei-i  :^:khob  Jemandes  Pfeife  (c.  s). 

3)  Will  man  sich  der  Possessivwurzel  ü bedienen,  so  wird 
dieselbe  stett  ihrem  Substantiv  nachgesetzt,  und  nimmt  das 
Personalsuffix  des  Besitzers,  nach  Geschlecht,  Numerus  und 
Form  an;  z.  B.  pkhöb  ä-ta  meine  Pfeife,  eigentlich  Pfeife  — 
gehören  mir  (m.  f.  c.);  gomas  a- & seine  KuhJ,  d.  h.  Kuh  — 
gehören  — ihm;  jnaib  ü-s  Giraffe  — gehören  — ihr  d.  h.  ihre 
Giraffe. 


3* 


36 


E.  Das  Indefinitum. 

§ 29.  Es  weist  folgende  Firmen  auf:  Ini  irgend  einer; 
Ikhara  ein  anderer;  ^are  keiner;  hoa  und  koatsama  all,  insge- 
sammt;  diese  alle  nehmen  die  Personalsuffixe  nach  Gesclileckt, 
Zahl  uard  Beziehung  an. 

Anmerkung.  Bei  hoa  ist  zu  bemerken,  dass  es  in  der 
Regel  angewandt  wird,  wenn  duale  Formen  in  der  Construction 
auftreten. 

F.  D as  Interrog  ativum. 

§ 30.  Diese  Gattung  des  Pronomens  wird  durch  die  Formen 
hamö,  mati  und  tari  vertreten.  Es  gilt  Betreffs  des  Personal- 
suffixes dasselbe,  was  über  die  vorhergehenden  Gattungen  ge- 
sagt ist. 


DRITTES  KAPITEL. 

DAS  SUBSTANTIVUM. 

§ 31.  Jeder  Begriff,  der  nicht  schon  an  und  für  sich  sub- 
stantivisch ist,  kann  durch  das  Pronominalsuffix  der  dritten 
Person,  welches  zugleich  Artikelstelle  vertritt,  zum  Substantiv 
erhoben  werden,  z.  B.  Igäi  Adj.  gut,  Igäih  der  Gütige;  II gü 
zeugen  verb.,  Ilgü-h  genitor;  Inani  Zahlwort;  „sechs“,  iNanib 
Häuptlingsname;  tama  Negation,  tama-h  Niemand;  loa  entgegen 
loa-h  der  Gegner. 

§ 31  a).  Wie  schon  früher  bemerkt  ist,  vertritt  das  Suffix 
der  dritten  Person  Artikelstelle,  und  zwar  heim  Masculinum 
und  Femininum  den  bestimmten,  und  beim  Commune  gemeinhin 
den  unbestimmten  Artikel. 

§ 31  h).  In  nachstehender  Tabelle  sollen  die  beiden  letzten 
§§  veranschaulicht  werden. 


37 


Subject. 

Object. 

Singular. 

Mascul. 

|kj(ii-ta  ich  der  Herr  (Besitzer), 
|k^n-te  mir  oder  mich,  den  Herrn, 

Interject.  Ik^^ü-ti  o ich  Herr. 


Subject. 

Dualis. 

[Ikvü-kbum  1 

i'  ° 1 wir  beiden  Herrn, 

(.Ikyii-kbom  J 

‘ O 

Object. 

[Ikyn-kbuma) 

, 1 ° 1 uns  beiden  Herrn. 

(Ik^n-kboma  J 

Pluralis. 

Subject. 

Object. 

Ikyü-gye  wir  Herrn, 
Ikyü-gye  uns  Herrn. 
Singular. 

Subject. 

Object. 

Ilgti-b  der  Vater, 
ilgü-ba  den  oder  dem  Vater. 
Dual. 

Subject. 

Object. 

Ilgü-kba  die  beiden  Väter, 
llgü-kbä  den  oder  die  beiden  Väter. 
Plural. 

Subject. 

Object. 

Ilgü-gu  die  Väter, 
llgü-gä  den  oder  die  Väter. 

In  eben  derselben  Art  werden  die  übrigen  Geschlechts - 
und  Personalverbältnisse  durch  Anfügung  der  Pers.  Suffixe  ge- 
bildet, z.  B.  I khü-s  die  Herrin,  khoi-i  eine  Person. 


§ 32.  „Die 

VIEETES  KAPITEL. 

DAS  ZEIT"WORT. 

geistreichste  Partie  — ist  ohne  Zweifel  im 

Verbum  zu  suchen.  Wie  das  Griechische  und  Sanskrit  entfaltet 
dies  eine  Manichfaltigkeit  der  Modi  und  Tempora,  welches  die 
feinsten  Schattirungen  des  Zweifelns,  Vermuth ens,  Höffens, 


38 


Meinens  auszudrücken  vermögen.  In  allen  diesen  Formen  bleibt 
die  Wurzel  unberührt,  und  tönt  wie  ein  Grundton  durch 
alle  die  durch  den  Wechsel  der  Personen,  des  Numerus,  Modus 
und  Tempus  hervorgerufenen  Modulationen  hindurch.  Aber  ein 
Zug  ist  dem  [hottentotischen]  Verbum  so  eigenthümlich,  dass 
in  keiner  der  arischen  Sprachen  etwas  Analoges  aufgefunden 
werden  kann  — die  Fähigkeit,  neue  Verhalbasen  durch  die 
blose  Hinzufügung  gewisser  Buchstaben  [Suffixe]  hervorzubrin- 
gen, welche  jedem  Verbum  eine  negative,  causative,  reflexive 
oder  reciproke  Bedeutung  mittheilen.”  — So  drückt  sich  Max 
Müller  über  das  Türkische  aus  — , (vergl.  Vorlesungen  über  die 
Wissenschaft  der  Sprache,  deutsch  von  Carl  Böttger,  2.  Aufl. 
Leipzig  1866,  I.  Bd.,  pg.  270  ff.)  und  diese  Characteristik  des 
Türkischen  Verbums  passt  so  genau  auf  das  Hottentotische, 
dass  ich  keine  bessere  zu  geben  vermag. 

§ 33.  In  der  hottentotischen  Conjugation  sind  die  „soge- 
nannten” geschlechtslosen  und  die  geschlechtlichen  Suffixe  zur 
Anwendung  gekommen.  Die  ersteren  kann  man  als  die  Grund- 
mauern und  Gerüst  des  zeitwortlichen  Gebäudes  bezeichnen, 
Avährend  die  letztem  gleichsam  das  Fachwerk,  den  Kitt  und  das 
verbindende  Baumaterial  ausmachen. 

§ 34.  Zunächst  hat  man  eine  positive  nnd  eine  negative 
Conjugation  zn  unterscheiden.  Z.  B.  mn  sehen  ist  positiv,  und 
wird  durch  Anfügung  des  Negativsuffixes  tama  negativ,  mu- 
tama  nicht  — sehen. 

§ 35.  Die  Conjugation  — gleichviel  ob  positiv  oder  negativ 
— hat  einen  dreifachen  Character  d.  h.  der  Wurzelbegriff  kann 
in  seinen  verschiedenen  verbalgenerischen  Verhältnissen  (Activ, 
Passiv,  Medium,  Reciprocum,  Relativum,  Causativum  etc.)  in 
seinen  temporalen,  modalen,  numerischen  und  personalgeneri- 
schen Beziehungen,  in  je  drei  verschiedenen  Stadien  auftreten. 

§ 36.  Das  erste  Stadium  nenne  ich  die  radikale  Con- 
jugation, weil  in  derselben  der  Wurzelbegriff  schlechthin  aus- 
gesprochen wird,  ohne  irgend  welche  Intensität  der  Handlung. 


39 


Daher  ist  das  Verbum  auch  ganz  nackt,  ohne  irgend  welchen 
intensiven  Suffixcharacter.  Es  verbindet  sich  mit  den  pronomi- 
nalen, modalen  und  temporalen  Characteren  ohne  bestimmten 
Character  des  Maasses  der  Handlung. 

§ 37.  Einen  bestimmtem  Character  erhält  das  Verbum 
durch  die  Suffixe  hä  und  i (seltener  a);  und  zwar  drücken  diese 
einen  „Zustand“  aus.  Ich  nenne  diese  Conjugation  die  habi- 
tuelle. Innerhalb  dieser  Conjugation  gibt  es  wieder  drei  Grade 
der  Intention,  je  nachdem  man  das  Verbum  verbindet  mit; 

1)  hä 

2)  i 

3)  hä  und  i (hä-i). 

§ 38.  Die  dritte  Stufe  in  welche  das  Verbum  einen  „fort- 
schreitenden“ Character  annimmt,  charakterisirt  das  Suffix 
ra.  Ich  nenne  diese  Conjugation  die  progressive. 

§ 39.  Diese  drei  Grade  der  Conjugation  zerfallen  nun 
wiederum  in  zwei  Haupt-Genera,  des  Activs  und  Passivs. 

§ 40.  Jedes  dieser  Hauptgenera  zerfällt  in  folgende  Suh- 
genera : 

a)  DasPrimitivum,  in  welchem  das  Verbum  nur  in  den 
betreffenden  Graden  der  Conjugation,  der  radikalen,  habituellen 
und  progressiven  auftritt  und  die  verschiedenen  personalen, 
numerischen,  modalen  und  temporalen  Character  annimmt. 

b)  Das  Relativum  oder  Intensivum,  in  welchem  unmit- 
telbar an  das  Verbum,  das  Suffix  ba  tritt;  hierdurch  wird  dem 
verbalen  Begriff  eine  besondere  Absicht  oder  Intention  verliehen, 
z.  B.  mä  sehen,  mu-ba  besehen,  llnäi  singen,  llnäi-ba  besingen. 

c)  Das  Causativum  wird  durch  das  Suffix  gei  gebildet, 
z.  B.  I gun  gehen,  j guii-gei  gehen  lassen,  schicken;  mu  sehen, 
mu-gei  sehen  lassen. 

d)  Das  Recip  r o cum  hat  als  Suffixcharacter  gu,  mu  sehen, 
mu-gu  sich  gegenseitig  sehen;  khä  Krieg  führen,  khä-gu  sich 
bekriegen.  [Kha  dual,  suff.  masc.  = beide  vergl.  lat.  duo, 
duellum]. 


40 


e)  Das  Deminiitivum,  wird  durch  ro  gebildet,  z.  B.  mu 
sehen,  mü-ro  ein  wenig  sehen  [vergl.  § 20  ro]. 

f)  Das  Desiderativum  bildet  tgao,  mü-tgao  sehen  — 
Avollen,_  d.  h.  besuchen. 

g)  Potentialia  bildet  II  kha  im  Stande  sein,  mu-||kha 
sehen  können. 

Anmerkungen:  1.  und  llkha  sind  eigentlich  als 

Hülfsverba  zu  betrachten  [über  das  Hülfsverbum  „sein“  vergl. 
§51  Anmerkung]. 

2.  Alle  diese  Verhalgenera  können  wieder  durch  Anfügung 
reflexiver,  reciprocer,  causativer  u.  s.  w.  Suffixe  sin,  gu,  ha 
etc.  in  neue  Verbalformen  verwandelt  werden.  Z.  B.  mü-ba  be- 
sehen (Relativ),  daraus  mü-ba-sin  für  sich  besehen,  (Relativum 
reflexivum)  oder  khä-gu-ro  ein  wenig  sich  bekriegen  ein  (Reci- 
procum  deminutivum.) 

§41.  Das  Nama- Verbum  unterscheidet  drei  Zeiten  der 
Handlung,  eine  gegenwärtige,  vergangene  und  zukünftige, 
Präsens  , Präteritum  und  Futurum. 

§ 42.  Für  das  Präsens  wird  das  pronominale  als  Ver- 
bum substantivum  gebraucht  z.  B.  tita  gye  mü  ich  sehe,  eigent- 
lich tita  ich,  gye  da,  mü  sehe. 

§ 43.  Für  das  Präteritum  wird  „^/o“  als  Verbum  substan- 
tivum gebraucht,  tita-<70-mü  ich  habe  gesehen. 

§ 44.  Das  Verbum  substantivum  des  Futurums  ist  ni. 
Z.  B.  tita-nf-mü  ich  werde  sehen. 

§ 45.  Das  Suffix  „ga“  dient  zur  Bezeichnung  des  Modus 
Concessivus  z.  B.  tita  gye  ga  mü  dass  ich  sehe. 

§ 46.  Das  Suffix  „re“  cbaracterisirt  die  exhortativen  und 
imperativen  Formen  z.  B.  Ilnau-re  höre  doch! 

§ 47.  Der  Infinitivus  wird  schlechthin  durch  das  Verbum 
ausgedrückt,  | gun  laufen,  mi  sagen. 

§ 48.  Das  Participium  hat  zum  Character  die  Partikel  } a 
z.  B.  mü-l  ü sehend. 

§ 49.  Alle  diese  tem2)oralen,  modalen  u.  s.  w.  Formen 


41 


werden  passivisch,  durch  das  Suffix  he;  llnaü-he  gehört,  mi-he 
gesagt. 

§ 50.  Es  genügt  an  der  ersten  Person,  die  drei  Conjuga- 
tionsgrade  in  nachstehender  Tabelle  zu  veranschaulichen,  wo- 
nach man  leicht  die  Formen  der  übrigen  Personen,  mit  Hülfe 
der  Tabelle  der  Personalsuffixe,  bilden  kann. 


Stamm:  mü  sehen. 

PRAESENS. 

Tempuscharacter : gye. 

Indicativus. 

Eadicale  Conjug.  Habituelle  Conjug.  Progressive  Conjug. 


1)  Tita  müich  sehe  Tita  mü 

2)  Mü-ta  Mü-ta 


l * 1 


oder  ha-i  Tita  ra  mü. 


^.Hoderha-i  Mü-ta  ra. 
fha 


3)  Tita  gye  mü  Tita  gye  mü]  ..  l-oderha-i  Tita  gye  ra  mü. 


4)  Mü-ta-gye 


Mü-ta-gye 


derhü-i  Mü-ta-gye-ra. 


Concess  ivus. 


dass 


1)  Tita^ramül^^  Tita  ga  mü 

*-  ( hä-i 

Ihü 
i 

hä-i 

Ihä 
i 

hä-i 
^ hä 

4)  Mü-ta-gye-ga  Mü-ta-gye-ga  < i 

* hä-i 


Tita  ga  ra  mü. 
Mü-ta-ga-ra. 

Tita  gye  ga  ra  mü. 
Mü-ta  gye-ga-ra. 


42 


PEAETERITUM. 

Tempuscharacter  : go. 

Indicativus. 
ich  sah 

Radicale  Conjug.  Habituelle  Conjug.  Progressive  Conj. 


1)  Tita  go  mu 

Tita  go  mü  \ 

1 hä 

Tita  go  ra  mü. 

2)  Mü-ta  go 

Müta  go  \ 

Müta  go  ra 

3)  Tita  gye  go  mu 

Tita  gye  go  mü  / 

< 1 
< hä-i 

Tita  gye  go  ra  mü 

4)  Mü-ta-gye  go 

Mü-ta-gye-go-ga/ 

Mü-ta-gye-go-ra. 

Concessivus. 

dass  ich  sah 

1)  Tita  go  ga  mü 

Tita  go  ga  mü  1 

: hä 

Tita  go  ga  ra  mü 

2)  Mü-ta-go-ga 

Mu-ta-gye-go  \ I 

Mü-ta-go-ga-ra 

3)  Tita  gye  go-gamü 

Tita  gye  go  ga  / | 

'hä-i 

Tita  gye  go  ga  ra  mü, 

4)  Mü-ta-gye-go-ga 

Mü-ta  go  ga  / 

Mü-ta  gye-go-ga-ra. 

FUTURUM. 


Tempuscharacter:  ni. 
Indicativus. 
ich  werde  sehn 


1)  Tita  ni  mü 

Tita  ni  mü  1 

Tita  ni  ra  mü 
, hä 

2)  Mü-ta-ni 

Mü-ta-ni  \ 

( ..  Mu-ta-m-ra 

3)  Tita  ni  gye  mü 

Tita  ni  gye  mü  i 

jp~_-  Tita  gye  ni  ra  mü 

4)  Mu-ta-ni-gye 

Mü-ta-ni,  gye  / 

Müta  gye  ni  ra. 

Concessivus. 
dass  ich  sehn  werde 

1)  Tita  ni  ga  mu  Tita  in  ga  mü  \ ^ Tita  ni  ga  ra  mu 

2)  Mu-ta  ni-ga  Mii-ta-ni-ga  \l  Mu-ta-nT-ga-ra 

3)  Tita  gye  ni  ga  mu  Tita  gye  nigainü/  Tita  gye  ni  ga  ra  mu 

4)  Mu-ta-gye-ni-ga  Md-ta-gye-ni-ga  / Mu-ta-gye-ni-ga-ra.- 


43 


§ 51.  Neben  den  Hauptzeiten,  Gegenwart  (Praesens  imper- 
fectum)  Vergangenheit  (Praeteritum  imperfectum)  und  Zukunft 
(Futurum  I oder  imperfectum),  existiren  noch  ein  Präsens  per- 
fectum  oder  historicum,  ein  Praeteritum  perfectum  und  plus- 
quamperfectum,  und  ein  Futurum  perfectum  oder  secundum. 
Sie  werden  genau  wie  die  übrigen  Zeiten  gebildet,  mit  dem 
Unterschiede,  dass  beim  Präsens  das  Verbum  substantivum  gye 
und  beim  Praeteritum  und  Futurum  go  gedopj)elt  wird. 

Anmerkung:  Das  Hülfsverbum  setzt  sich  aus  den  demonstr. 
Partikeln  hä  und  a zusammen  und  wird  dann  wie  jede  andere 
Verbalwurzel  behandelt. 

FÜNFTES  KAPITEL. 

DAS  ADJECTIVUM. 

§ 52.  Im  Nama  gibt  es  zwei  Arten  von  Adjectiven,  1) 
solche  welche  schon  in  der  Wurzel  adjectivisch  sind,  2)  solche 
welche  erst  durch  Suffigirung  demonstrativer  Wurzeln  adjecti- 
visch geworden  sind.  Z.  B.  zu  erstem  gehören,  ia  scharf,  II  ä 
satt,  j anu  rein,  1 garu  trocken,  ü gui  viel,  4^  nu  schwarz,  j hai 
gelb,  zur  zweiten  Gruppe  gehören  die  verschiedenartigsten 
Stämme,  welche  adjectivische  Suffixe  angenommen  haben. 

§ 53.  Solche  adjectivische  Suffixe  sind: 

1)  be,  welches  besonders  Adjectiva  bildet,  die  eine  Zeit- 
dauer ausdrücken,  (tse-b  Tag,  goro  dauern)  tse-goro-be  täglich, 
II  khä-goro-be  monatlich,  guru-goro-be  jährlich. 

2)  ra  bildet  Adjectiva  die  eine  Dauer,  Sitte,  Gewohnheit 
ausdrücken.  (Vergl.  die  Progressive  Conjugation  § 38;  gei  alt 
werden,  gei-ra  alt,  dai-si  säugen,  daisi-ra  säugend,  milchend, 
dai-si-ra-s  Amme.  § 20,  5). 

3)  re  ist  zwar  selten  als  adjectivisches  Suffix;  es  sind  je- 
doch folgende  Formen  bekannt,  aob  Mann,  ao-re  männlich, 
taras  Frau,  tara-re  weiblich. 


44 


4)  „ro“  ist  deminutiven  Characters,  mü  sehen,  mu-ro  kurz- 
sichtig. 

5)  „sa“  ist  gerundiver  Natur,  lnam-|nam  lieben,  | nam- 
I nam-sa  liebenswürdig,  gei  evadere  entstehn,  gei-sa  erhaben. 

6)  „si“  und  „tsi“  drücken  die  Zugehörigkeit  und  Aehnlich- 
keit  aus,  tkanu  rechtschaffen  sein,  4:hanu-si  rechtschaffen,  soros 
Leib  sorosi  leiblich,  j no  schweigen,  j no-tsi  stumm. 

. 7)  „o“  entspricht  dem  Griechischen  a privativum,  z.  B. 
Ilgams  Wasser,  llgamo  wasserlos. 

§ 54.  Das  Adjectivum  steht  in  der  Regel  vor  seinem  Sub- 
stantiv, und  nur  wenn  ein  besonderer  Nachdruck  daraufliegt, 
oder  in  emphatischer  Rede,  wird  es  seinem  Substantivum  nach- 
gesetzt. In  solchen  Fällen  erhält  das  Adjectiv  das  gleiche  Ge- 
schlechtssuffix des  Substantivs  z.  B.  ich,  der  grosse,  tita  gei- 
ta;  Friedrich  der  Grosse  Gei-&. 


SECHSTES  KAPITEL. 

DAS  ZAHLWORT. 

§ 55.  Die  Zählmethode  der  Hottentotischen  Sprache  ist 
eine  decadische;  es  wurde  über  zehn  hinausgezählt,  die  origi- 
nale Bildung  der  Zehner  u.  s.  w.  beweist  dies.  Auch  war 
eine  Art  Rechnenmethode  vorhanden,  wie  folgender  Brief  eines 
Bastardhottentoten,  welcher  in  Afrika  Dolmetscher  und  Gehülfe 
meines  Vaters  war,  beweist.  Das  Schreiben  datirt,  Zuid  Africa, 
Lekkerzing  in  Zandveld  den  21  January  1868,  gez.  H.  C.  de 
Vries,  ist  im  hottentot-holländischen  Stile  abgefasst  und  lautet 
folgendermassen:  De  Namaquas  kon  teilen,  reeds  voor  de  Oude 
Leeraars,  die  onder  hun  geweest  waren;  want  zie,  hoe  zy  hun 
Rekenkunde  hebben  met  Boktroletjes;  en  men  moet  maar  goed 
kunnen  reken,  om  daarmee  uit  te  körnen,  d.  h.  die  Nama  konn- 
ten zählen,  schon  vor  der  Ankunft  der  ehi’Avürdigen  Lehrer 
(Missionäre)  die  iinter  ihnen  geAvesen  sind:  denn  siehe,  Avie  sie 


45 


ihre  Eechneukunst  haben,  mit  Bokmist  (den  Mistkugeln,  Bok- 
rosinen)  und  man  muss  sehr  gut  rechnen  können,  um  damit 
fertig  werden  zu  können. 

§ 56.  A.  Die  Cardin alzahlen  sind  folgende: 

Eins  1 gui 
Zwei  I gam 
Drei  | nona 
Vier  ha-ga 

Fünf  go-re  oder  go-ro 
Sechs  I na-ni 
Sieben  hu 

Acht  1!  khai-sa,  ||  khai-se  und  llkhai-si 

Neun  khoi-sa,  khoi-se  und  khoi-si 

Zehn  di-si  und  dyi-si 

Elf  disi  I gui|  a oder  | gui|  a 

Zwölf  disi  I gamj  a oder  I gam|  a u.  s.  w. 

Zwanzig  | gam  disi 

Ein  und  Zwanzig  i gam  disi  I gui|  a 

Zwei  und  Zwanzig  | gam  disi  I gam  ! a,  u.  s.  w. 

Dreissig  | nona  disi 

Vierzig  haga  disi  u.  s.  w. 

Hundert  disi  disi  oder  gei-disi 
Tausend  I oa-disi 

§ 57.  lieber  die  Wurzelbedeutung  der  Zahlen  und  ihren 
nominalen  Character  lässt  sich  jetzt  noch  nichts  mit  Gewissheit 
sagen. 

§ 58.  Alle  Zahlen  von  1 — 10  zeigen  die  bereits  aus  der 
Behandlung  des  Substantivs,  Verbums  u.  s.  w.  bekannten  „ge- 
schlechtslosen Suffixe”  z.  B.  i,  m,  re,  ro,  na,  ni,  se,  sa,  si. 

§ 59.  Die  Zahlen  von  1 — 10  sind  original. 

§ 60.  Die  Zahlen  von  10 — 20  werden  auf  zweierlei  Weise 
gebildet;  1)  man  kann  die  Einer  an  die  Zehn  anfügen  mit  der 
Präposition  ,,|  a mit“  z.  B.  disi  ! nona  la  dreizehn,  d.  h.  decem 


46 


tribus  cum,  oder  man  fügt  an  die  Einer  die  Präposition  | a an, 
mit  Weglassung  der  Zehn;  |a  deutet  eben  an  dass  eine  „Zahl, 
Zehn“  in  Gedanken  zu  ergänzen  ist. 

§ 61.  Die  Zahlen  20,  30  bis  100  werden  durch  Antepo- 
sition  der  Einer  vor  die  Zehn  gebildet  z.  B.  l nani  sechs  und 
disi  zehn,  daraus  wird  1 nani  disi  sechszig. 

§ 62.  Die  Bezeichnung  „gei  disi“  für  Hundert,  heisst  eigent- 
lich „Gross-zehn.“ 

§ 63.  Die  Zahl  1000  heisst  entweder  ,,|  oa  disi“  „Voll-zehn,“ 
oder  „loa  gei  disi“  „Voll-gross-zehn.“ 

§ 64.  Die  Ordinalzahlen  sind  folgende: 

der  Erste  :):gu-ro 
der  Zweite  1 gam-j|  ei 
der  Dritte  jno-na-llei 
der  Vierte  ha-ga-ll  ei 
der  Eünfte  go-ro-ll  ei 
der  Sechste  jna-ni-llei 
der  Siebente  hü- lief 
der  Achte  1 1 khai-sa-l  1 ei 
der  Neunte  khoi-se-llei 
der  Zehnte  di-si-llei 

der  Elfte  disi-l  gui-l  a-ll  ei  oder  I gui-l  a-ll  ei 
der  Zwanzigste  I gam-disi-ll  ei 
der  Hundertste  gei-disi-l|  ei 

§ 65.  Die  Zahl  „der  Erste“  tgui’o  hat  das  eigenthümliche 
von  allen  übrigen  Zahlsuffixen  abweichende  deminutive  Suffix 
ro ; sogar  die  Ordinalwurzel  4^gu  ist  verschieden  von  der  Car- 
dinalwurzel  I gu. 

§ 66.  Die  übrigen  Ordinalzahlen  werden  durch  Anfügung 
der  Personalwurzel  der  dritten  Person  llei  „er“  an  die  betreffende 
Cardinalzahl  gebildet,  vergl.  vorstehende  Tabelle. 

§ 67.  Jede  Ordinalzahl  kann  substantivirt  werden  durch 
Anfügung  des  Geschlechtssutfixes;  z.  B. 


47 


jnani-llei-&  der  Sechste  d.  h.  der  mit  der  6 Versehene 
|nani-llei-s  die  Sechste. 

C.  D istrihutiv  Zahlen. 

§ 68.  Distributiva  werden  auf  zwiefache  Weise  gebildet. 

1)  Man  reduplicirt  die  Cardinalzahl  und  suffigirt  das  ad- 
verbiale „se“  z.  B. 

I gam-l  gam-se  je  zwei 
I nona-j  nona-se  je  drei 
I nani-l  nani-se  je  sechs  u.  s.  w. 

2)  Man  kann  auch  zwischen  die  reduplicirte  Cardinalzahl 
die  Bindepartikel  tsi  „und“  einschieben,  und  fügt  dann  se  an. 
Z.  B. 

I gam  tsT  I gam-se  je  zwei 
I nona  tsT  | nona-se  je  drei 
haga  tsi  haga-se  je  vier 
goro  tsi  goro-se  je  fünf 
I nani  tsi  I nani-se  je  sechs  u.  s.  w. 

Das  eine  ist  eben  so  gebräuchlich  wie  das  andere. 

D.  Adverbial  Zahlen. 

§ 69.  Diese  Zahlenclasse  wird  durch  das  Substantiv  „j  nas“ 
„Mal“  gebildet,  und  zwar  im  Singular  steht  die  Singularform 
I nas,  im  Dual  die  Dualform  | nara  und  im  Plural  die  Plural- 
form I nafh  Z.  B. 

Einmal  I gui  Inas 
Zweimal  I gam  | nara 
Dreimal  | nona  ] naif^■ 

Viermal  haga  | naft’ 

Fünfmal  goro  I naf« 

Sechsmal  j nani  j na^e 
Zwanzigmal  I gam  disi  | na^i 
Hundertmal  gei  disi  1 na^i 
Tausendmal  I oa  gei  disi  j na^i. 


48 


SIEBENTES  KAPITEL. 


DIE  POSTPOSITIONEN. 


§ 70.  Viele  PostiDositionen  haben  entschieden  verbalen 
Character,  ei  auf,  | oa  entgegen,  :^oa  heraus,  ^(u  von  her,  j na 
in,  drinnen,  denn  dieselben  Wurzeln  heissen  auch 
ei  oben  auf  sich  befinden,  | oa  begegnen 
oa  herausfahren,  aufsteigen  )^u  verlassen. 

§ 71.  Entsprechend  dem  Character  des  Hottentotischen,  die 
Modifikation  eines  Begriffs  ausschliesslich  durch  Suffigirung  zu 
bestimmen,  werden  die  Postpositionen  ihrem  Begriffe  stets  suf- 
figirt,  und  nicht  wie  im  Indogermanischen  präfigirt. 

§ 72.  Insofern  die  Postpositionen  nicht  aus  verbalen  Wur- 
zeln gebildet  sind,  wie  in  § 64,  so  stehen  sie  stets  mit  dem 
Subjectivus;  daher  sagt  man  dem  Manne  entgegen  khoi-&ö 
loa,  oder  von  dem  Manne  khoiZ^«  yu,  aber  nach  dem  Manne 
khoib  Ina,  bei  dem  Manne  khoib  daba,  ohne  den  Mann  khoib  ose. 

§ 73.  Die  Postpositionen  zeigen  auch  Zusammensetzungen 
von  subst.  adject,  pron.  Wurzeln  mit  Suffixen  z.  B.  da-ba, 
IleT-gu,  o-se. 

§ 74.  Die  Postpositionen  zerfallen  in  zwei  Gruppen 


a.  einfache 


ei  auf 
di  zu, 

ya  gehörig,  von 
yu  aus,  von 


mit 


Ina  in,  drinnen 
! oa  gegen  entgegen. 


nahe,  dabei 


4!) 


b.  zusammengesetzte. 

ei-1  ä voran 

o-se  olme 

di-ba  zu 

•/a-se  wie 

khau-lkä  hinter 

ia-llei  zwischen 

üeT-guj  . . 

} zwischen 
!l  ei-ga  ) 

i oa-gu  entgegen 
! na-ga  und  j na-ka  unter 
:{:a-ma  über 

:|:ka-na  oder  ^ga-na  mitten. 


ACHTES  KAPITEL. 

AD  VERBIUM, 

§ 75.  Aus  jedem  Verbal-Substantiv-  und  Adjectivbegritl’ 
kann  ein  Adverbium  gebildet  werden  durch  das  Suffix  se  z.  B. 
ijinii  schwarz  adj.,  4^nu-se  adv.;  jgai  gut  adj.,  Igäise  adv.;  II  ga 
erzeugen,  |!gü-se  väterlich  adv.;  ao  etwas  vorstellen,  aob  Mann, 
aose  männlich  adv. 

§ 76.  Auch  Adjectiva,  die  durch  Anfügung  von  Adjectiv- 
suffixen  an  andere  Wurzeln  gebildet  sind,  z.  B.  ijrhanu,  -thanu- 
si  rechtschaffen;  soro,  sorosi  leiblich  etc.  nehmen  als  Adjectiva 
das  adverbiale  se  an;  z.B.  4^hanusi  adj.,  :^:hanusi-se  adv.;  sorosi 
adj.,  sorosi -se  adv. 

§ 77.  Nur  diejenigen  Adjectiva,  welche  durch  Anfügung 
von  be  gebildet  sind,  und  eine  Zeitdauer  ausdrücken,  nehmen 
kein  adverbiales  Suffix  an,  und  Averden  in  ihrer  adjectiven  Ge- 
stalt zugleich  als  Adverbia  angewandt,  guru-goro-be  jährlich 
llkhä-goro-be  monatlich,  tse-goro-be  täglich  und  ||ai-goro-be 
zeitlich,  vergl.  § 53,  1. 

4 


50 


§ 78.  Im  übrigen  werden  die  Objectivformen  von  Substan- 
tiven und  Adjectiven  und  Prononiinibus,  gewölinlich  in  der 
männlichen  Form  als  Adverbia  gebraucht,  z.  B.  ||aib  Zeit 
llai-ba  lange;  tse-i  Tag  und  ne  dies,  ne-tse  hodie;  llnäb  dieser 
dort,  llnäba  dort;  neb  dieser  hier,  neba  hier;  llkawa  wieder,  ega 
zuletzt  (vergl.  im  Lat.  ibi,  hic,  istic,  paullum,  quorsum  etc). 

§ 79.  Die  Adverbien  zerfallen  in  drei  Hauptgruppen,  nach 
Ort,  Zeit  und  Yerhältniss. 

1)  Ortsadverbia  sind  als  die  gebräuchlichen  zu- beachten: 

|au-ga  draussen 
hä  hierher 
llnä-li  dahin 
II  nä-ba  dort 
||nä-ba-^u  von  dort 
ne  - ba  hier 
ne  -ba-^^u  von  hier 
ne-ba-u  hier  entlang. 

2)  Adverbia  der  Zeit  sind: 

llai-ba  lange 

lla-ri-s  morgen 

e-go  zuletzt,  am  Ende 

ei -be  vorher 

ei-tse  übermorgen 

ha  - na  1 
, l immer 

hu  - ga  J 

ga-nu-be  ] 

} noch 
go  - ro  - se  J 

jnu-ri  oft 

ne  - tse  heute 

ne  - si  l 

1-  nun,  ietzt. 
ne  - sa-ra-sa  J 

;•!)  Adverhia  des  Verhältnisses  sind: 
au -he  fast 
da -bi  kaum 


gum-0  freilich,  ja 
||ka-wa  wieder 
kha  wohl,  doch 

khe  - mi,  khamai  wie , gleichwie,  also 
llnä-ti  und  neti  also,  so. 


§ 80.  Die  Conjunctionen  zeigen  meistentheils  pronomina- 
len und  postpositionalen  Charakter  in  den  Wurzeln  z.  B.  i-se 
ob,  ||na-ama-ga  darum,  tsi  und  j^a-we  alsdann; 

§ 81.  Die  üblichsten  Conjunctionen  sind: 
amaga  darum 
Ina-am-a-ga  deswegen 
au  desshalb 


e 1 

> und,  aber,  dass 

0 J 

^a  dann 

^a-we  aber,  alsdann 
yvii-gye  desshalb,  weil,  darum 
ga  wenn,  dass,  damit 
se  dass,  damit 
Ikei-e  1 . 


NEUNTES  KAPITEL. 


CONJUNCTIONEN. 


Ikei-sa  J 
tsi  und 
tsi  - n auch 


dass,  damit 


dann,  darauf,  alsdann. 


52 


ZEHNTES  KAPITEL. 

INTERJECTIONEN. 

§ 82.  Diese  Wortklasse  besteht  im  eigensten  Sinne  aus 
Interjectional-Formen  des  Substantivs,  Adjectivs,  oder  aus  Ex- 
hortativa  und  Imperativa  von  Verben, 

§ 83.  Die  bekanntesten  Interjectionen  sind: 
abotse  beim  Vater 
• itse  bei  der  Mutter 

Tsü-Ilgoatse  bei  Gott 
go  sieh  da 
a wohlan,  auf,  ja 


m 

okha  wirds  bald  vorwärts 

tetai  weh  mir 

li.  weh 

aie  ai 

ama  ja 

hee  nein. 


re 


ri 


I doch 


m 


sieh  doch 


ANHANG. 


MYTHEN  DEE  KHOI-KHOIN 

NEBST 

ÜEBERSETZUNG  UND  WOEETERVERZEICHNISS. 


VORBEMERKUNG. 


Es  lag  im  ursprünglichen  Plane,  diese  Sp rachproben  in 
grösserem  Umfange  zu  veröffentlichen,  wie  sie  hier  erscheinen; 
denn  durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Dr.  J.  W.  Bleck  in 
Capstadt,  und  des  Herrn  Jacob  de  Vries  in  Lekkerzing  (nord- 
westliche Capcolonie),  ist  mir  im  Laufe  der  beiden  letzten  Jahre 
eine  Fülle  des  brauchbarsten  Sprachmaterials  zugeflossen.  Die 
Veröffentlichung  desselben  bleibt  leider  einer  spätem  Zeit  Vor- 
behalten. Ich  getröste  mich  dessen,  dass  viele  und  edlere  Ziele 
als  die  meinigen,  durch  einen  ruchlos  vom  Zaun  gebrochenen 
Krieg  Aufschub  erlitten  haben,  wenn  nicht  gar  für  immer  ver- 
eitelt sind. 

Der  Mythus  I,  IlKhäb  tsi  urib  etc.  stammt  aus  der  Samm- 
lung, welche  der  Missionar  Krönlein  für  Sir  George  Greys 
Bibliothek  veranstaltete;  die  übrigen  II,  III  und  IV  habe  ich 
aus  den  Mittheilungen  des  Herrn  J.  de  Vries  entnommen.  Dieser 
Herr  ist  von  Geburt  ein  Bastardhottentote,  der  durch  seine 
feinorganisirte  Natur,  — wenn  anders  von  dem  Individuum  auf 
das  Allgemeine  geschlossen  werden  darf,  — nur  der  vortheil- 
hafteste  Repräsentant  seiner  Rasse  sein  könnte. 

Er  war  lange  Jahre  der  Dolmetscher  meines  Vaters  im 
Grossnamaland,  und  in  dieser  Zeit  lernte  ich  von  ihm  lesen 


— .')(!  — 

mul  schreiben  in  der  Namaspraclie.  Wie  fein  sein  Sprachsinn 
ist,  und  welches  Verständniss  er  für  die  Unterschiede  seiner 
Muttersprache  gegenüber  dem  Holländischen  offenbart,  — er, 
der  doch  nur  einen  höclist  dürftigen  elementaren  Unterricht 
genossen  hat  — mögen  unter  anderem  folgende  Worte  aus  einem 
Briefe  darthun , in  welchem  er  mich  über  Eigentbümlichkeiten 
des  Hottentotischen  belehrt.  Sein  Brief  ist  im  Namadialect 
geschrieben,  hier  folgen  die  Worte  in  der  Uebertragung  — 
„Die  welche  sich  des  N amadi al ectes  b eflei s sig en , 
dürfen  ihn  nicht  Holländisch  machen,  (d.  h.  die  Worte 
den  Regeln  der  holländischen  Grammatik  anpassen)  wodurch 
der  Ausdruck  unverständlich  und  steif  wird.“  — — 
und  an  einer  andern  Stelle:  — „Denn  das  Mittel,  dessen 
wir  uns  bedienen,  um  Andern  unsere  Vorstellungen 
mitzutheilen,  besteht  in  Zeichen,  welche  sichtbar 
und  hörbar  sind.“  — Wie  viele  hier  zu  Lande,  die  sich  für 
gebildet  halten,  sind  im  Stande,  ihren  Gedanken  gleiche  Fassung 
zu  geben? 

Rührend  ist  die  eifrige  und  selbstlose  Liebe,  womit  er 
meine  Bitten  um  Zusendung  von  sprachlichem  Material  erfüllt. 
Er  hatte  in  seiner  Mattenhütte  im  Sandfeld  kein  Papier  und 
reitet  nach  Hondeklipbay , sich  solches  zu  holen.  Auf  dem 
Rückwege  scheut  das  Pferd  und  schleift  ihn  eine  unendliche 
Strecke  Weges  fort;  halbtodt  und  schwerverwundet  wird  er  ge- 
funden; noch  heute  leidet  er  an  den  damals  erlittenen  Ver- 
letzungen, da  weit  und  breit  kein  Arzt  ist.  Dem  ungeachtet 
unterlässt  er  es  nicht,  ausgestreckt  auf  einer  harten  Kuhhaut, 
die  ihm  als  Pult  dient,  Glossare  und  Wörtersammlungen,  Sagen 
und  Thiermärchen  niederzuschreiben. 

Da  im  Hottentotischen  zwischen  Wort-Wurzel  und  Wort- 
Stamm  zu  unterscheiden  ist,  so  wird  man  beim  Nachschlagen 
nur  stets  die  erste  Silbe  des  Wortes  zu  berücksichtigen  haben, 
in  welcher  die  Wurzel  enthalten  ist,  z.B.  IlKhäbita  siehe  llkhä, 
miba  siehe  ml,  i kara  oder  ikhara  siehe  i khä.  Wo  die  Wurzel 


aus  dem  Gebrauch  geschwunden  oder  nicht' nachweisbar  ist,  ist 
sie  in  [ ] Klammern  eingeschlossen, 

Abkürzungen  sind:  Wurzel  gleich  R,  Stamm  gleich  St. 
Fälle  die  auf  Vermuthung  beruhen  sind  durch  (?)  bezeichnet.  Für 
die  Schnalze  ist  folgende  Reihenfolge  zu  beachten:  1)  Dentalis  I ; 
2)  PalatalisF;  3)  Cerebralisl;  4)  Lateralis II.  Die  beigefügten 
Uebersetzungen  sind,  so  weit  es  ohne  Vergewaltigung  der  deut- 
schen Sprache  geschehen  konnte,  ganz  wörtlich. 


I. 

II  Khäb  tsi  urib  tsi  loastsina. 

IlKhäb  gye,  goma,  Igui  tse  uriba  khoina  |oa  sT  tsT  gye 
ml:  „IGüh  ets  khoina  si-mTba:  Titara  ||5  tsa  llö-jgä,  llkhäs 
khemi  II  ein  ona  ||ö  tsi  llö-jgä  Ikhaisa. 

Tsi-b  (gün-lgaru  llnädaob  ei,  hias  gye  joasa  ra  hö-bi 
daob-am  | na  tsTra  te-bi:  „Tareets  kha  5a-gou“? 

Obgye,  „llkhäbi-ta  go  sThe  khoina  j oa“,  • — timi  gye  jeream, 
— „mibata  niga:  „IleTb  ta  II  ö tsT  ||5-|gä,  llkhäs  khemi  II  ein 
ona  II  ü tsT  ni  |!ö-|gä  Ikhaisa.“ 

Os  gye  joasa  gye  mi : „Geisets  a jhom-jgüh  ^^uigye,  eta 
tita  jgüh“  — ti  mi  tsi  gye  jkhoi  tsis  go  a [khoina]  si,  os  ge  go 
mi:  „!!  Khäbita  go  sihe  sadü  joa,  mibadü-ta-ni-ga“ : — „Tita  ra 
115  tsi  ilö-ilgoro  a,  mir!,  llkhäs  khemi,  sadu  ona  ||5  tsi  ||5-llgoro 
a,  mu  I , i khaisa“,  — tis  gye  mi. 

Os  gye  llkawa  llkhab  joa  gye  oa,  tsi  matis  go  khoina  joa 
a mi  j khaisa,  si,  gye  miba. 

Ob  gye  llkhäba:  „Tita  miba-si  tama,  jkhaisa-s  khoina  ni 
miba,  ti  mi“,  -go  i|ei)(a  tsi  heie  u,  tsi  ei  go  Tnou-si. 

Tsesa  yus  gye  Tg^is  asa  a lharusa. 


— 5cS  — 

II. 

Heitsi  - eibib. 

|Ga-gei  tsiib  gye  gamas  ^^a  gye  a ju-he;  tsTs  gye  gamasa 
Ikhiii  tsi  gye  oa-bi  gamab-se.  Tsib  gye  II  nä  gamaba  gye  a 
gei  gama-gei.  On  gye  kboina  Igui  tse  ra  Ibomisen  4^a-bi-nT- 
ra  se.  Ob  gye  gamaba  loma  [|homa]  gye  llgoa;  on  gye  sao-bi, 
II  gai-bi-ni-ra-se,  Ob  gye  khoiba  ra  ijrnba  ||boi-j(oa-lna.  On 
gye  gye  te-bi:  „Mabab  kha,  neba  go  llgoa^^a,  gamaba“?  — 

„lUta  a,  neti  ni  ra  llnai  i bä“! 

Ob  gye  a lleT  gei  gei  baba  llkawa. 


III. 

I Kara  j nas. 

Tsin  gye  kboina  gamae  gye  a ^a.  Ob  gye  ra  su-gei.  On 
gye  I Ina  süs  Ina  gye  sä'i.  Os  gye  süsa  boa  llnuina  ra  a 
Tsin  gye  llnuie  bo  tama  gye  a i 


IV. 

IHobati  al). 

Mb  tsita  gye  a II  nous:  Hoa  j kbain  tsi  kbon  jnabati  Ibobas 
ab  ei  ra  aobe,  beiti  II  noun  tsi  lai-^komati,  jguii-be  ra  daob 
ei  ni  ra  jgäi-löbe  ga;  jbari- Haiti  jnati  gye  gei  luHlkbögu  Ika 
tnoa  daogu  II  boba^^o. 


UEBERSETZUNG. 


I. 

Dei’  Monel  und  die  Laus  und  der  Hase  und  sie 
[zusamin  en]. 

Der  Mond  sagt  man,  schickte  eines  Tages  die  Laus  zu  den 
Menschen  und  sprach:  „Gehe  und  Terkündige  den  Menschen:  Ich 
[pflege  ra]  zu  sterben  und  gestorben  fortzubestehen,  [und]  dass 
gleich  also  sie  auch  sterben  und  gestorben  fortdauern. 

Und  sie  machte  sich  eilig  auf  diesen  Weg,  als  der  Hase 
sie  am  Ende  des  Weges  [daob-am  | na]  abfasste  [ra  hö-]  und 
sie  fragte:  „Was  gehst  Du  eigentlich  [kha]  suchen“?  — 

Darauf  (sprach)  sie:  Mond -gesandter  hin  ich  [d.  h,  vom 
Monde  bin  ich  gesandt]  zu  den  Menschen”  — also  sprechend  sie 
antwortete  — „dass  ich  verkünden  soll : Er  stürbe  und  gestorben 
daure  (er)  fort,  (und)  dass  gleich  also  sie  auch  sterben,  aber  ge- 
storben fortdauern  sollen. 

Da  sprach  der  Hase:  „Weil  du  sehr  schwerfällig  gehst,  so 
gehe  ich.“  — also  sprach  er  und  rannte  fort  und  er  traf  an,  [die 
Menschen]  dann  sprach  er:  „Vom  Monde  bin  ich  zu  euch  ge- 
sandt, dass  ich  euch  verkünden  soll : Ich  [pflege]  zu  sterben  und 
gestorben  umzukommen,  seht,  [es  wird  geschehen],  dass  gleich 
also  ihr  auch  sterben  werdet,  und  gestorben  zu  Grunde  geht“  — 
merkt  auf!  [d.  h.  ja,  ja,  ihr  sollt  schon  sehen,  ihr  kommt  da 
nicht  vorher;  mü  ist  hier  Interjection,  der  Hase  ist  boshaft  und 
hämisch]  — so  hat  er  gesprochen. 

Darauf  kehrte  er  wieder  zum  Monde  zurück,  und  erzählte 
wie  er  zu  den  Menschen  gekommen,  die  Sache  gemeldet  hätte, 
[s  in  matis  ist  Subject  und  bezieht  sich  auf  joas  den  Hasen.] 
Da  wurde  der  Mond:  „Ich  befahl  dir  nicht,  du  solltest  die  Sache 
den  Menschen  verkünden“  — so  sprechend , zornig  und  nahm 
einen  Stock  und  auf  die  Nase  schlug  er  ihn  (^:nou-si). 

Seit  dem  Tage  ist  seine  Nase  gespalten. 


60 


II. 

Heitsi-eibib.  ' 

Gras-wuchs  und  er  (eigentl.  es)  wurde  von  einer  Kuli  ab- 
geweidet und  die  Kub  wurde  trächtig  und  gebar  ihn  als  einen 
Stier  (als  ein  Stierkalb). 

Und  dieser  Stier  wurde  ein  grosser  Stier.  Da  versam- 
melten sieb  die  Menschen  eines  Tages,  dass  sie  ihn  schlachte- 
ten. Darauf  lief  der  Stier  einen  Hügel  hinab  ; dann  folgten  sie 
ihm,  dass  sie  ihn  wieder  zurückholten.  Da  sass  da  ein  Mann, 
Milchgefässe- aushöhlend  (d. h.  welcher  Milebgefässe  anfertigte). 
Und  sie  fragten  ihn:  „Wo  [ist]  denn  der  Stier,  welcher  hier  her- 
untergekommen ist?“  — „Ich  weiss  nicht,  sollte  er  denn  hier 
gerade  vorbeigegangen  sein?“ 

Da  wurde  er  wieder  er  selbst  (d.  h.  derselbe,  Heitsi-eibib). 

III. 

Ein  anderes  Mal. 

(d.  h.  eine  andere  Geschichte). 

Und  die  Menschen,  sie  schlachteten  ein  Kind.  Und  er 
wurde  ein  Topf.  Da  haben  sie  in  dem  Topfe  gekocht.  Da  hat 
der  Topf  alle  das  Fett  eingesogen.  Und  sie  haben  kein  Fett 
erhalten. 

IV. 

Seine  Gräber. 

Gesehen  und  gehört  habe  ich  es:  Alle  Tücher  (Kleider)  und 
Felle  (Felllappen)  Zweige  von  Bäumen  und  Baumstumpfe  (d.  h. 
verkohlte  Holzscheite)  pflegen  auf  sein  Grab  geworfen  zu  werden, 
um  Glück  zu  haben  auf  dem  betretenen  Wege.  In  den  Engpässen 
liegen  sie  (die  Gräber,  ti  bezieht  sich  auf  Ihobati)  mit  grossen 
Steinhaufen  neben  an  den  Wegen. 


WOERTERVERZEICHNISS, 


A. 


a Ead.  1)  Demonstr.  partikel.  Vergl.  § 17;  § 19,  1.  — 2)  Verb,  siibst.  § 51. 

Alim.  3)  Affirmative  Interjection,  ja,  § 83. 
ä St.  gebildet  aus  den  Demonstr.  Partikeln  a und  [bi]  mi;  diese  Form  ä 
lautete  ursprünglich  a-mi,  dann  a-m,  nach  Schwund  des  i und 
nach  Wegfall  des  m,  welches  in  den  Nasal*  überging,  ä.  Ver- 
gleiche über  den  Wechsel  und  Wegfall  (Abschleifung  der  Laute) 
unter  go,  goma.  1)  Possess.  Pron.  „sein“  mit  der  Grundbedeutung 
angehören.  2)  in  der  Possposition  am  „für“,  ist  noch  die  Urform 
erhalten. 

am  St.  1)  Subst.  am,  anis,  Mund,  Thür;  2)  Postposition  für  vergl.  ä. 
ao  Ead.  1)  Verb,  werfen,  schleudern;  ao-yu  werfen-weg  d.  h.  ent- 
fernen; äo-tga  werfen -stossen  d.  h.  niederschmettern.  Von 
diesem  Stamme  äo  mit  dem  zweiten  Tone,  vergl.  § 7,  ist 
zu  unterscheiden,  ao  etwas  vorstellen,  erscheinen,  etwas  be- 
deuten , wovon  die  Substantiva  ao  - b Mann , ao  - s Frau,  und 
ao-i  Person,  gebildet  sind. 

I ai  Ead.  1)  Verb,  heiss  sein,  2)  Substant.  I ai-b  Brennholz,  Feurung, 
lai-s  Feuer,  Gluth,  Hitze,  lai-rob  deminut.  Fünkchen,  vergl. 
§ 20,1.  lai-fkomas,  Holzscheit,  Baumstumpf,  (verkohltes  Holz- 
scheit?) lAi-llkhams  Ortsname  im  nördl.  Namaland  (22 '/a  Grad 
südl.  Br.)  zu  deutsch  etwa  „Warm- brunn.“ 
fa  Ead.  1)  Verb,  schlachten,  fa-jna  schlachten -nieder  d.  h.  abschlach- 
ten. 2)  Subst.  fa-aob  Metzger,  fa-gomab  Schlachtochse,  fa-tseb 
Schlachttag. 

*1  ai  oder  II  ei  Ead.  a.  1)  Verb,  an  einander  kommen,  in  einander- 
kommen, zu  thun  haben,  verwickelt  sein  in  etwas,  dazwischen 
sich  befinden,  dauern,  fortdauern,  Vorhandensein.  Hiervon  ge- 
bildet. 2)  Subst.  II  ai-b  die  Dauer,  Fortdauer,  Zeit.  3)Postpos. 
§ 74,  b,  llai-gu  oder  llai-ga  und  liei-gu  und  lleiga,  zwischen. 


62 


in  Mitten.  Davon  lleigub  die  Mitte,  ]hari-llais  Durchgang, 
Zwischenlinie  d.  h.  Engpass  vergl.  Jhari 

b.  Von  dieser  Wurzel  Hai  oder  Hei  bildete  sich  der  Stamm  Ile?', 
entstanden  aus  llai-mi:  daraus  wurde,  durch  Einfluss  des  i in 
mi  das  a in  H ai  zu  e,  und  statt  Wai-  mi  ergab  sich  Wei  - mi 
zu  Heim  zu  II  ei,  durch  Wegfall  des  m.  vergl.  ä pron.  poss. 
[liAi-mi  oder]  Hei  heisst  nun  „in  einer  hesondern,  eigenthüm- 
lichen  Weise  in  etwas  verwickelt  Werden,  in  einen  besonders 
hemerkenswerth  Zustand  gerathen“.  Wie  ein  Schild  ein 
Haus  vor  andern  kenntlich  macht,  und  als  ein  Waarenlager 
oder  Conditorei  bezeichnet,  so  , ist  das  Suffix  mi  [bi]  von  be- 
sonders steigernder  Kraft  für  den  Begriff  einer  Wurzel.  Durch 
ein  nachdrückliches  Stossen,  und  hin-  und  herbewegen 
aber  werden  Bisse  und  Scharten  erzeugt.  Daher  Hef-i  Haut- 
falte, Eurche,  Bunzel  auf  der  Stirn;  Hei-b  Zorn,  Wuth,  eigtl. 
eine  besondere  Bunzel  d.  h.  die  Zornesrunzel,  ilei-5(a  zornig, 
wüthend,  1 1 ei  - 1 1 ei  hin  und  herbewegen  — hin  und  herbewegen, 
d.  h.  reizen  erzürnen. 

c.  Es  liegt  nahe,  dass  der  Stamm  des  Pron.  person,  der  dritten 
Person  H ei  auch  in  II  ai  wurzelt,  (pg.  33.)  drückt  doch  dieselbe 
stets  eine  Beziehung,  ein  Verbundensein  aus,  und  sollte  es  nur 
der  Gedanke  des  Sprechenden  sein,  der,  ohne  an  die  dritte  Person 
zu  denken,  sie  ja  auch  nicht  aussprechen  und  nennen  kann. 


B. 

^ 1 

bai-  St.  vergl.  bi 

bej 

bi  Bad.  Demonstrativ  partikel.  Statt  bi  erscheint  auch  in  älteren 
Formen  des  Nama,  zumal  in  Stammbildungen,  die  Form  mi 
z.  B.  -/a-mi  der  Löwe,  Ina-mi  die  Liebe,  Iha-mi  versammeln, 
sa-mi  die  Brust,  o-mi  ein  Haus,  iho-mi  Himmel  u.  s.  w.  als 
Suff.  gen.  insc.  Später  schliff  sich  das  i ab,  und  es  blieben  als 
Suffixe  m und  b.  Das  b verdrängte  allmählig  den  weichem 
Laut  m und  dieser  fristete  nur  noch  als  Nasal  ' sein  Dasein, 
oder  verschwand  ganz  und  gar  z.  B.  Ilkha-mf  der  Mond, 
Hkhä-»?,  llkhä-m-6,  Hkha'-J  und  Hkha-i.  Im  Dialect  der 
! Koras  hat  sich  vorherrschend  die  weichere  Form  mi  ^erhalten, 
A^'ährend  das  Nama  vorherrschend  die  härtere  Form  bi,  und  b, 
zeigt,  welch  letztere  nicht  selten  zu  p gesteigert  wird.  Vergl. 
hierzu  die  unter  go,  goma  gegebenen'  Andeutungen  über  den 
Lautwechsel  im  Khoi-khoi. 

1)  bi  oder  mi  ist  nun  zunächst  eine  Demonstrativpartikel 
und  zwar  gebraucht  für  die  dritte  Person  des  Personalpronomens 


msc.  gen. 


— G3  — 

2)  Stellt  es  mundartlich  für  he,  dem  Objectivus,  entstanden 
aus  bi-a.  Vergl.  § 14.  pg.  29.  dritte  Person,  ferner  § 19,  2. 
§ 53,  1 ; § 77,  wo  über  die  formbildende  Kraft  von  bi,  be,  bei 
den  verschiedenen  Wortgattungen  gehandelt  wird. 

3)  Verb.  Als  solches  kommt  es  in  der  Form  ml  mit  dem 
Nasal  vor  und  war  ursprünglich  wohl  ein  Iterativum  aus  mi, 
welches  mi-mi  lautete  und  sich  allmählig  zu  den  Formen  (mi-m) 
= ini'  = mi  abschliff. 

Von  dieser  Form  mi  sagen,  bildeten  sich  Composita  wie 
mi-mäi  versprechen,  ml-ba  verkünden.  Vei'gl.  § 40. b.  Bildung 
der  Verba  relativa;  ml-s  das  Wort.  Von  der  Objectiv  oder 
Kelativform  ma  [mi-a=ma]  bildete  sich  ma-mi  = ma-ni  = mä 
= da-da= |At  = stellen.  Vergl.  oben  mi=mi-mi=63ix- 

v'Jij.i  = dico  = sagen;  gleicherweise  mä  aus  ma-a,  geben,  vergl. 
dare  lat.  und  oioiufj-i  griech. 

Wunderbarer  Weise  sind  die  Verba  von  der  Wurzel  im  resp. 
der  Doppelung  mi-mi  oder  ma-mi  z.  B.  mü  sehen,  seine  Auf- 
merksamkeit auf  etwas  richten,  = da,  sieh,  mü  (als  Interjection) 
ferner  mi  sagen,  ma  geben,  mä  setzen,  stellen,  überhaupt  so 
weit  wie  bekannt,  alle  hottentotischen  Wörter  mit  dem  Anlaut 
m,  nicht  nur  formal,  sondern  auch  sachlich,  durchaus  deiktikosen 
Characters.  Dasselbe  gilt  auch  von  dem  Anlaut  b (bi).  Ausser- 
dem aber  übertrifft  die  Summe  der  Bildungen  aus  der  Form 
mi  resp.  mi-a  bei  weitem  um  das  Vierfache,  die  Summe  der 
aus  bi  und  bi-a=ba  gebildeten  Formen.  Dieser  Umstand  be- 
weist nicht  nur  die  Identität  von  bi  und  mi,  sondern  beweist 
uuumstösslich  das  graue  Alter  von  mi  gegenüber  der  secundä- 
ren  Form  bi.  vergl.  Tindall.  Gram,  of  the  Hottentot  pg.  74  und 
pg.  83,  84  und  85,  ferner  Vocabular  der  Namasprache  pg.  6. 
lind  pg.  14  und  15. 


X- 

'/a  Bad.  Verniuthlich  gleicher  Wurzel  mit  kha,  eben,  gleich,  wieder  und 
bildet  wie  das  deutsche  „lieh“  (gleich)  Adjectiva. 

1)  Suff.  Adj.  qualitativ.  Ileib  Zorn,  II  ei y a zornig;  gä  klug, 
gä-ya  schlau,  verschmitzt,  gei  gross,  gei-ya  mächtig,  4 gib 
Frieden,  4gi-ya  friedlich;  il  nai  singend,  ilNai-ya-b  N.  propr. 
Der  Liederfrohe.  So  könnte  Apoll  z.  B.  Hottentotisch  genannt 
werden;  4 gan  verschlossen  sein,  4 Ganyab  N.  pr.  der  Ver- 
schwiegene. Auch  die  Hottentoten  haben  Moltkes.  * 

2)  Postposition,  von,  her,  mittelst,  durch. 

yoa  Bad.  Vei’b.  kratzen  in  übertragener  Bedeutung  schreiben,  vergl.  unser 
„ritzen“  engl,  to  write  schreiben,  angs:  writan.  yoab  Brief, 
yoas  Schrift;  compositum  yoa-4ui  auskratzen,  radiren.  II  khoi- 


04 


■/  oa-ina  hohl  - kratzen  - drinnen,  d.  h.  aushöhlen  d.  h.  Milch- 
gefässe  anfertigen.  Die  Hottentoten  pflegen  zu  einem  Milchgefäss 
einen  Baumklotz  auszuhöhlen,  und  ihn  von  aussen  zu  poliren. 
Diese  so  gefertigten  Holzgefässe  sind  nicht  nur  dauerhaft,  son- 
dern auch  geschmackvoll  verziert, 
yu  Bad.  vergl.  ya.  1)  Verb,  verlassen.  § 70,  72  und  74. 

2)  Postposition,  vergl.  ebendaselbst,  von,  aus,  durch,  yu 
■wird  stets  instrumental  gebraucht. 

/.uigye  Conj.  veil,  da,  darum,  dass,  §81.  yu-i  ein  Um- 
stand, ein  Ding,  yui-tama  Nichts,  Unding. 


D. 

1)  dao  B.  auch  doe  1)  Verb,  eine  Bichtung  nehmen,  reisen. 

2)  Subst.  dao-b  Weg,  Bichtung,  dao-ams  Thor,  daob-am 
Wegmündung,  Ende  des  Weges,  dao-igüu-aob  WegAveiser  eigtl. 
Weg  - gehen  - Mann;  doe-foa  Bichtung  nehmen  - herausfahren, 
d.  h.  verreisen. 

d\i  B.  vergl.  pg.  29.  zAveite  Person  Plur.  Conun. 


E. 


e St.  [Ursprüngliche  Wurzel  lautete  'walirscheilich  (i-a)-(mi)  = e-m  — e 
vergl.  ä unter  A und  mi  unter  bi].  In  der  jetzigen  Ge.stalt  e 
ist  es  1)  Conjunction,  Avelche  exhortative  und  imperative  Sätze 
einleitet,  und  heisst,  dass,  damit,  auf  dass,  § 81.  2)  ist  e Inter- 
jection und  heist,  -wohlan,  auf,  vorAvärts. 
ei  B.  1)  Verb,  sich  obenaufbeflnden ; ei-ei  erheben  2)  Subst.  ei-s  Ober- 
fläche, Angesicht;  jhüb-eib  Erdoberfläche.  3)  Postposition  oben- 
auf, auf,  darüber  vergl.  § 70  und  74. 

II  ei  vergl.  ilai. 

Ileiya  vergl.  ilai. 

leream  St.  [andere  Formen  sind  ! aeream  Wallniann,  Vocabular  unter  A,  und 
Tindall,  Grammar  laireampag.  101.  Ich  vermuthe  eine  Wurzel 
jai  offen  darlegen,]  Avonach  jeream  in  folgende  Theile  zerfällt: 
1)  jai  offen  darlegen,  2)  re  demonstr.  suffix,  zur  Bezeichnung 
der  Iteration  § 20,  5,  ra,  und  3)  am  vergl.  unter  a,  am,  Avonach 
also  ! eream  heissen  Avürde,  offen  darlegen  - Aviederum  - für  Je- 
manden d.  h.  „erAviedern,  antAvorten“  a)  Verb.  antAvorten  b)  Subst. 
jereams  AntAvort. 


G. 


gä  St.  dem.  pr.  [B.  gu-a  vergl.  pag.  29  dritte  Person.  Plur.  Maso.  Object. 

gä  [gu-a]  ferner  § 17  I Gona-gu-a  etc.].  1)  Demonstr.,  Wurzel 
und  Suffix  der  dritten  Person.  Masc.  Plur.  pag.  29.  2)  Con- 


65 


junction  in  Concessiv  und  rinalsätzen.  § 45  und  § 81.  Die  Be- 
deutung ist:  wenn,  dass,  damit,  um,  willen. 

I ga  siehe  i kara. 

I gä  St.  [igd  und  i kä  E]  nicht  zu  verwechseln  mit  der  Wurzel  von  ika, 

I ga,  woraus  I ga  mit,  zugehörig,  I gam  zwei  etc.  sich  gebildet 

hat,  und  auch  nicht  mit  der  Wurzel  I gä  arm  sein.  Diese  drei 
Wurzeln  unterscheiden  sich  nur  durch  den  Ton.  Vergl.  § 7. 
1)  Subst.  Igä-b  das  Gras.  Wird  ein  Substantivum  mit  dem 
Verb,  gei  [vergl.  gei]  verbunden,  so  verliert  es  das  Personal- 
suffix gänzlich  und  wird  mit  demselben  zu  einem  Begriff  ver- 
bunden. Z.  B.  Gras  wuchs,  heisst  Igä-gei;  der  Ochse  wuchs, 
goma-gei;  der  Mann  wuchs  khoi-gei.  Soll  das  Geschlecht  näher 
bezeichnet  werden,  so  wird  entweder  das  Substantivum  mit  seinem 
Geschlechtssuffix  wiederholt,  oder  wenn  es  als  bekannt  voraus- 
gesetzt werden  darf,  dann  wird  das  Pronomen  Personale  wie- 
derholt. Also  heisst;  der  Mann  wuchs,  khoib  gye  khoi-gei;  er 
Wuchs  allzusehr;  gye  a geise  khoi-gei. 

4 gä  St.  [Ead.  fga  einflössen,  senken;  4gä  aus  4 ga-mi  = 4ga-ni=  4 gä  ist 
also  ein  besonderes  Einflössen,  Sinken  machen].  1)  Verb. 
4 gä  hineinstossen , hineinziehen,  daher  4Gä-4gorib  eine  myth. 
Person  der  Khoi-khoin,  ein  böses  Wesen  „das  in  die  Grube  (4Gori) 
niederzieht“,  der  Gegner  von  Heitsi-eibib.  Vergl.  Bleek,  Eeynard 
the  Eox  etc.  or  Hottentot  Eables  und  Tales.  No.  37  und  38 
und  meine  Abhandlung  die  Nama-Hottentoten,  Globus,  Zeit- 
schrift für  Länder-  und  Völkerkunde.  Band  18,  pag.  275  und 
276,  a. 

!gä  St.  [!gä  E?]  1)  Verb,  darüber  sein,  übrig  bleiben,  überleben;  wohl  zu 
unterscheiden  von  j gä  zu  Grundegehen,  unterziehen.  Vergl. 
den  Ton  § 7. 

j gäi  St.  [!  gai  Ead,  j gäi  aus  1 gai-mi  = \ gai-m  = J gäi?] 

1)  Verb.  ! gai  gut  sein,  J gäi- Jo  selig,  glücklich  sein. 

2)  Subst.  ! gäi-b  Gute,  I gäi-i  das  Gute.  3)  Adject.  J gäi-si  gut 
und  gütig,  angenehm,  freundlich.  4)  Adv.  | gäi-se. 

II  gai  Stamm  [Ead  ii  ga  oder  ii  ka  oder  llkha  vergl.  li  kha?]  Wenngleich 

die  Form  II  gai  einen  rein  diphthongischen  Ausgang  zeigt,  so 
vermuthe  ich  aus  der  Begriffsidentität  von  II  gai,  llkhä  und 

II  gawa  oder  il  kawa,  dass  II  gai  eine  secundäre  Form  ist,  welche 
sich  aus  II  ga  wieder,  zum  zweiten  Male,  und  der  Wurzel  i 
„erscheinen“  gebildet  hat;  denn  was  „wieder“  erscheint,  das 
kehrt  in  der  That  zurük.  Verb.  II  gai  wiederholen,  um- 
holen, umwenden,  umkehren,  machen.  Es  wird  sogar  von  Er- 
zählungen gesagt,  z.  B.  ii  gai-ba-te,  tareetib  go  mi  wiederhole 
-mir,  was  er  hat  gesagt.  Das  Kauen,  welches  doch  auch  durch 
wiederholtes  Bewegen  der  Kinnladen  geschieht,  heisst  auch 
II  gai,  z.  B.  II  gani-ta-ra  li  gai  das  Fleisch  kaue  ich. 

ga-ma  St.  [Ead  ga,  go  oder  gu].  In  den  verschiedenen  Nama-  und  Khoi- 
koin-Dialecten  kommen  auch  die  Stämme  gama,  guma,  und 

5 


6G 


kama,  kuma  mid  koma  vor.  1)  Substant.  gama-b  oder  goma-b 
der  Stier,  goma-s  Kuli  mundartlich  gös , goma-i  Eind.  gamab-se 
heisst  gleich  einem  Stiei-,  gleich  einer  Kuh  gamas-se  = gama-se ; 
gleich  einem  Eind  heisst  gama-’i-se. 

! garu  und  J gari  Stamm  von  der  'Wurzel  !gä;  sie  bedeutet,  drücken,  nach 
unten,  durch  das  Suffix  ri  oder  ru  wird  die  Iteration  ausgedrückt. 

1)  ! ga-ri  ist  wiederholtes  drücken  d.  h.  durch  drücken  fest 
werden  d.  h.  fest,  hart,  in  weiterer  Bedeutung  laut,  ununter- 
brochen; daher  Jgüh-Jgaru  schnell,  ununterbrochen  laufen, 
holländ.  hardloopen.  I Gari-b  der  ununterbrochen  Eliessende, 
welchen  Namen  Oranje  Eiver,  der  bedeutendste  Fluss  im  Hotten- 
totengebiete, mit  Eecht  führt. 

2)  ! garu,  gewöhnlich  ! gara  heisst  auch  mager,  d.  h.  das 
was  durch  wiederholtes  Drücken  (des  Hungers)  fein , dünn  ge- 
worden ist,  z.  B.  ein  mageres  Eoss  1 gara  häb.  Auch  in  der 
Bedeutung  alt  d.  h.  hinfällig  wird  es  gebraucht.  Nicht  zu 
verwechseln  ist  hiermit  ! garu  öde,  wüst,  '|  garu  - ! hub,  Wüstenei, 
Einöde,  Wildniss  von  der  Wurzel,  J ga  zu  Grunde  gehn,  ver- 
nichtet werden.  Das  Hochland  Karoo,  in  der  Capcolonie, 
führt  wahrscheinlich  hiernach  seinen  Namen,  weil  es  in  der 
trocknen  regenlosen  Zeit  ein  ödes,  vertrocknetes,  ausgedörrtes, 
Bild  bietet. 

ge  Stamm  [Ead.  gi-a],  auch  gye.  Vergl.  pag.  28,  erste  Person,  Plur.  Masc. 

ferner  § 42.  ge  oder  wie  das  y in  gye  schon  andeutet,  ist  un- 
zweifelhaft aus  gi-a  entstanden,  analog  den  Formen,  be  aus 
bi-a,  te  aus  ti-a,  se  aus  si-a,  vergl.  pag.  28  das  Suffix. 

gei  Ead.  1)  Verb,  werden,  entstehen;  evadere,  fieri  lat.  gi’iech. 

2)  Adj.  gei  gross,  gei-ra  gross  werden  - wiederholt,  d.  h.  alt, 
davon  Subst.  gei-ra-b  der  Grosse,  Alte.  3)  Adv.  gei-se  gross, 
vergl.  § 20,  5 und  § 75. 

goma  St.,  andere  noch  jetzt  übliche  Formen  sind  gowa  [nach  einem  frag- 
mentarischen Manuscript  und  Wörterbuch  des  Missionär  Voll- 
mer der  im  nördl.  Namaland  auf  iHoaya-lnas  lebte;  ebendas, 
gowa-re  Imperat.  sprich,  gowa-b  Sprache]  — ferner  koba  s. 
Tindall,  Hottentot.  Grammar  pag.  83.  Kowä  Vocabular  der 
Namaqua  - Sprache  Barmen  1854,  pag.  14.  Wurzel  go;  über 
ba,  wa,  ma  siehe  unter  ä und  bi.  1)  Verb,  reden,  sprechen, 
sagen;  auch  khom  Vocabular,  pag.  14.  khum  Tindall  pag.  79. 
2)  Subst.  gowa-b,  goba-b  und  ko-ba-b  (Vollmer)  Sprache; 
khom-s  Eede. 

Die  Form  goma  ist  die  älteste  und  hat  sich  noch  in  den 
Traditionen,  Mythen,  und  Märchen,  wie  sie  allabendlich  — [vergl. 
Thompson  Travels  in  Southern  Africa  second,  edit.  Vol.  U.  Lon- 
don 1827  pag.  34.  They  are  fond  of  singing  and  dancing  by 
moonlight  and  of  amusing  eachother  by  relating  adven- 
tures around  their  evening  fires]  — am  Feuer,  vom 
Vater  dem  Sohne  überliefert  werden,  erhalten.  Es  entspi-icht 


diese  Form  unserm  Märciieiistil  „Es  war  eiuuial“  oder  dem  La- 
teinischen „dicunt,  ferunt  etc. 

Ich  sagte  goma  sei  die  älteste  Form!  So  überraschend 
wie  es  erscheinen  mag  und  trotz  des  Verdachtes,  der  mich  tref- 
fen könnte,  hier,  verleitet  durch  die  Gesetze  des  Lautwechsels 
in  den  indogermanischen  Sprachen  „ eine  Gewaltthat  an  dem 
Hottentotischen  Sprauchhrauch  zu  üben,  wage  ich  die  Ansicht 
zu  äussern,  dass  das  Khoi-khoi  in  seinen  Dialecten  einen  Laut- 
wechsel besitzt,  analog  dem  Indogermanischen.  Noch  will  ich 
diese  Ansicht  nicht  als  unumwundene  Behauptung  hinstellen, 
jedoch  dürfen  folgende  Thatsachen  nicht  unberücksichtigt  blei- 
ben. Es  ist  ein  Wandel  zu  erkennen: 

1)  bei  den  Zungenlauten,  t„  r,,  la,  d vergl.  iKoradialect  a) 
r : t in  Ti?’e  ich,  Appleyard  Kafir  Gram.  pg.  19;  Kueer/  ebendas, 
tire  Lichtenstein  pg.  611  Anhang;  und  Tha  und  Tife  pg.  32. 
in  Krönleins  Knudsens  und  Vollmers  Bublicationen ; ferner 
thiahaab  Lichtenstein  pg.  613.  Nama  Ine-rab  der  Pavian,  nach 
Manuscript  des  J.  C.  de  Vries,  b)  r : n in  dariings  Licht.  614, 
im  ! Kora,  dagegen  danis  Honig  im  Nama,  Tindall  pg.  76;  ferner 
iKoradialect  t’  norra  bei  Lichtenstein  pg.  610;  Nama  ] no-«a 
drei  § 56.  [Kora;  t’ kuraam  Licht.  614.  Sommer,  Nama  llguwab, 
II  khunab  Tindall  und  li  ku«ab  Vollmer,  Di  t garati  etc.  1859, 
pg.  13,  Zeile  28;  gei-ra  vergl.  oben  gei  und  gei-ifa  im  [Kora 
Licht,  pg.  614. 

2)  Bei  den  Gaumen  und  Faucallauten,  g,  k,  y,  ky  , kh,  vergl. 
g,  k und  kh,  goma;  ferner  im  [Kora  nach  Licht,  pag.  613, 
köuh  und  A'eub  oder  Appleyard  pg.  13,  koeh  gleich  Nama  khoi-b 
und  kyoi-b.  Vergl.  Krönleins  und  Vollmers  Bublicationen  und 
ähnliche  Beispiele  mehr,  wie  oben  guma-b  Ochse,  oder  4 gari 
im  Süd-Nama  nach  Krönlein , 4 kari  nach  Knudsen,  Mittelnama 
und  Nord-nama  4kyari  und  4 khari  nach  “Vollmer. 

3)  Bei  den  Lippenlauten  m [mi],  b [bi],  wa,  wo  m nicht 
selten  in  den  Nasal  übergeht,  und  dieses  Nichts  weiter  als  ein 
verkapptes  Demonstrativsuffix  ist.  Z.  B.  chaant(i)  im  ! Kora, 
s.  Apple3mrd,  pg.  13  im  Kleinamaland  li  khä;nb,  Grossnamaland 
llkhä-?n  Tindall,  und  li  khäb  Krönlein,  li  käb  (Manuscript  de 
Vries)  Mond*  i Kora  &a-ba  wo,  Licht,  pg.  616  und  617  ; im  Nama- 
land  ffiaba  § 30  (mati);  im  [Kora  s.  Appleyard  pag.  13  moe»?p 
Auge,  nach  Licht.  611  rnirliM;  im  Nama  nach  Knudsen  müh; 
ebenso  Krönlein;  Tindall  müp ; Vollmer  mu-b  und  dergleichen 
Beispiele  mehr.  Besonders  in  Betreff  der  Suffixe  b und  m, 
sieht  man,  wie  m ursprünglich,  noch  den  stärkeren  Laut  b an- 
nahm, dieser  m allmählich  nur  noch  als  Nasal  duldete,  und 
endlich  auch  dieses  schwand. 

Wie  sich  innerhalb  der  verschiedenen  Dialecte  die  Laut- 
beziehungen gestalten,  und  wie  sie  sich  historisch  umgewandelt 
haben,  dies  genau  festzustellen,  dürfte  kaum  gelingen,  da  in 

5* 


68 


Folge  der  Invasion  der  Bantuvölker  von  Norden  und  der  Euro- 
päer von  Süden,  die  meisten  Stämme  untergegangen  sind,  ohne 
dass  von  ihnen  litterarische  Denkmale  erhalten  hliehen.  Dann 
auch  in  Folge  dieser  Unruhen,  Trümmer  derselben  derartig 
unter  die  noch  lebenden  Nama  und  | Kora  gemischt  sind,  dass 
kaum  mit  Sicherheit  das  eingeschleppte  Wort,  von  dem  bereits 
vorhandenen  unterschieden  werden  kann.  Die  Thatsache  der 
Lautverschiedenheit  aber  kann  nicht  geleugnet  werden,  hei 
einem  Vergleich  des  noch  so  dürftigen  Materials. 

II  göa  St.  [Rad  II  go]?  1)  Verb,  ii  göa  und  iikhöa,  ii  khua  TindaU,  schreiten, 
gehen,  ein  hergehen;  ii  goä^a  kommen-von,  d.  h.  herabkommen, 
herahschreiten,  vergl.  Tindall  pag.  121  ii  kuägha.  Betreff  des 
Lautwechsels  der  Palatalen  und  Faucalen  vergleiche  die  Formen 
Bleek,  Comparative  Grammar  Part  II,  pag.  313.  „Cy  iikoab  or 
Tshukoah  Wuras  (Nama  Zu'i-iikwap  Tindall,  or  Tsoei-kwap 
Schmelen  or  Tsui-il  goab  Krönlein,  Cape  Tikquona  Kolb,  Eastern 
Thuickwe  Van  der  Kemp,  Western  Theu-il  kwa-p)  m.  s.  „God“, 
vergl.  ferner  ebendaselbst  I § 397.  Tsüi-ii  goah  bedeutet  „Wund- 
Knie“,  von  tsü  wundsein,  schmerzen,  und  II  goab  Knie;  ein 
mythologischer  Name  eines  Wesens,  welches  den  Bösen  \ Gao- 
! äh  bezwang,  aber  von  diesem  einen  Schlag  an  das  Knie  erhielt. 
Dies  Wesen  ist  identisch  mit  Heitsi-eibib,  welcher  den  t Gä 
t gorib  besiegt,  und  mit  dem  Monde  1 1 khäb,  welcher  den  Hasen 
bestraft,  weil  er  die  Menschen  belogen.  Ueher  Tsüi-Il  göah  ver- 
gleiche Appleyard,  pag.  13,  Anm. 

I gui  St.  [l  gu  Rad.  nahe  sein.]  1)  I gui  Zahlwort,  eins  vergl.  § 56. 

2)  Adjectiv  I gui  einzig. 

3)  Substant.  I gui-b  der  Einzige. 

t gui  St;  Rad.  tgu,  vorne  sein,  vor,  voran,  davon. 

1)  Subt.  t gui-h  das  Vorstehende  d.  h.  die  Nase. 

2)  Zahlwort  t gu-ro  der  Erste  § 65.  vergl.  primus,  pro  lat.  und 
:rp(i)To?  und  Ttpö  griech. 

! gün  St.  [Rad  i go],  j gun,  aus  | gai-mi  = [!  go-m]  = ! güh  (spr.  jgüng]; 

! gom  ist  noch  erhalten  in  der  Bedeutung  stürmen  pg.  8,  vergl. 
in  Betreff  der  Aussprache  von  [gün  ebend.  gös  [entstanden  aus 
go»?as]  unter  goma.  Dialectische  Verschiedenheiten  sind  J khui 
laufen  Tindall,  j khoi  Krönlein,  im  Diafect  der  I Kaua,  | koi  hei 
Kundsen. 

H. 

1 hari  St.  [Wurzel  i ha]  1)  Verbum  sich  hinziehen  der  Länge  nach,  dehnen, 
durch  etwas  hindurch,  durchrinnen.  2)  | hari -Mais  das  sich 
Zwischendurchziehende,  Rinnsal,  Engpass,  Durchgang,  jhari- 
llai-ti  plur.  fern,  jhari -Hais  sing.  fern. 


69 


hei  Ead.  liei-b,-s, -i  Baum,  hei-ra-b  Baumharz,  ein  klares,  dem  Gummi- 
arabicum  gleiches  Harz,  welches  den  Mimosen  entquillt,  und 
von  den  Eingeborenen  viel  gegessen  wird. 

Hei-tsi-ei-bi-b  das  höchste  Wesen  der  Hottentoten.  Er 
soll  öfter  begraben  und  auferstanden  sein.  Vergl.  Globus,  Bd. 
XII,  1867.  Die  Namahottentoten  pg.  275  ff.  An  seinen  Gräbern 
opfert  der  Hottentot,  Blumen,  Baumzweige,  Holzstücke 
etc.  besonders  Gegenstände  aus  dem  Pflanzenreich.  Lichten- 
stein Beisen  im  südl.  Africa  I 351  und  352.  James  Alexander 
. Expedition  of  discovery  Lond.  1838  vol.  I.  p.  166,  Beynard  the 
Fox  Nro.  36 — 39.  Dieses  Wesen  ist  offenbar  identisch  mit 
Tsüi-Ilgoab  und  II  Khäb  dem  Monde;  denn  wie  der  Mond  ver- 
wandelt sich  auch  Heitsieibib,  wie  der  Mond  verheisst  er  Un- 
sterblichkeit, und  straft  das  Böse  (Mond  den  Hasen  und  Heit- 
sieibib den  f:  Gät  gorib.)  Er  steht  oft  auf  und  stirbt  oft,  wie 
der  Mond  oft  auf  und  untergeht.  (Mondphasen).  Desgleichen  ist 
der  Vergleich  zwischen  Tsüi-Ii  göab  und  Mond,  da  jenem  wesent- 
lich dieselben  Eigenschaften  beigelegt  werden,  wie  dem  Heitsi- 
eibib. Aber  nun  die  Etymologie  dieses  Namens  I — Die  Form 
hei  ist  klar  und  findet  sich  auch  dadurch  bestätigt,  dass  Baum- 
zweige und  Holz  auf  sein  Grab  geworfen  werden.  Heitsi  oder 
Heisi  heisst  wohl  „baumartig“  daher  Heitsieibib  der  baumartig 
Emporwachsende  oder  der  auf  den  Bäumen  Sitzende.  Vergleiche 
hierzu  die  verschiedenen  Incarnationen  des  Vishnu,  als  Bär, 
Eber,  Schildkröte  etc.  Böthlings  Petersburger  - Wörterbuch 
I.  474.  avatara,  Herabkunft  des  Vishnu.  Vierundzwanzig 
avataras. 

hl  St.  [hi  Bad.]  1)  Verb.  (ha-mi)-i  = ha-m-i='häi  = hi  d.  h.  kommen-sein 
d.  h.  dauern.  2)  Adv.  hi- a während  §79. 

Iho  Bad.  1)  Verb,  hö  finden,  bekommen,  erobern,  empfangen,  ho- ja  auf- 
merken. 

I ho  Bad. ; I howa,  I hoba,  [l  homa  oder  i homi]  St.  dessen  Grundbedeutung 

ein  kugelartiges  Anhäufen,  Aufthürmen  ist,  ein  zu  Häuf 
kommen. 

1)  Verb.  I homi  versammeln,  ansammeln,  anhäufen;  Ihomi- 
sen  sich  anhäufen,  zu  Häuf  kommen,  sich  versammeln.  Das 
Suffix  sen  bildet  Eeflexivformen. 

2)  Subst.  I homi  die  Kugel  par  excellence  d.  h.  die  Him- 
melskugel, Himmel,  vergl.  unser  hohl,  griech.  zoiXov,  lat.  coe- 
lum.  Von  der  secundären  Form  I hoba  oder  l howa,  welches 
ebenfalls  anhäufen  bedeutet,  bildet  sich,  i hoba-b  auch  I hoba-s 
das  Grab,  tumulus  lat. 

J hom  oder  J gom  St.  [Bad  | ho]  1)  Adj.  schAver,  schwerfällig,  langsam, 
2)  Verb,  jgom-gei  beschweren.  3)  Subst.  j homi,  | homs  und 
J oma  und  j oms  (J.  de  Vries)  Berg,  Hügel,  (Koloss,  Last.) 

II  hoba)(o  St.  aus  ll  hoba  und  )^o  [Bad.  II  ho  und  ;(o] ; Bedeutung  von  II  ho 

ist  mir  nicht  nachweisbar;  x®  neben,  nebenbei.  Nur  noch 


70 


II  lioba/o  (de  Vries)  nebenan,  nebenbei,  zur  Seite,  [ii  khob  die 
Seite  ?] 

11  hoi  Ead.  1)  Verb.  11  hoi  höhlen,  hohlmachen;  llhoi-s  das  Hohlgemachte, 
Milchgefäss,  (Bambus,  wie  die  Hottentoten  auch  ihre  hölzernen 
Gefässe  nennen)  II  hoi- ](oa- I na  (vergl.  )(oa  und  1 na)  Milch- 
gefässe  anfertigen,  eigtl.  hohl -kratzen -in. 


I. 

Bad.  demonstr.  1)  Suffix  pron.  HI.  pers.  und  Art.  com.  pg.  29  dritte 
Person.  2)  Verbum  Subst.  § 87. 


K,  kh,  k/.. 


ka=ga=kha,  vergl.  auch  ga=gua. 

! käi  siehe  ! gäi  gut. 

I kara  St.  siehe  Ikha-ra  und  i kha. 

II  kaba  oder  likawa  siehe  II  kha. 

kha  Stamm  und  khe  [entstanden  aus  khi-a=kha  und  khe]  vergl.  ge  und 
gye,  gi-a.  Seinem  Grundcharacter  nach,  ist  khi  eine  demon- 
■ strative  Wurzel  und  bedeutet  da,  so,  gleichermassen,  ebenso, 
wieder. 

1)  Stamm  des  Demonstrativums  kha,  vergl.  § 24.  (12)  Ad- 
verbium,  kha  wohl  doch,  und  khawai  und  khemi  ebenso,  gleich- 
also.  § 79,  3.  das  Compositum  von  I gam  und  kha,  I gamkha, 
wörtlich  „zwei-beide“  bedeutet  in  übertragener  Form  schwanger. 
Vergl.  „sie  füttert  zwei“  nun,  wenn  sie  isst  und  trinkt  (Goethe); 
* ein  anderes  Compositum  ist  I gam-sorosi  zwei -körperlich  d.  h. 
schwanger. 

ikha  Ead.  und  St.  angehören,  zugehörig  sein,  dabei  sein,  I kha,  I ga  und  I a. 

1)  In  der  Form  Ikha  oder  I ka  mit  dem  Iterativsuffix,  ra 
(siehe  ra,  und  ferner  vergl.  § 52.  2,  3.  § 20,  5.  § 38  und  § 46) 
bildet  es  den  Stamm  des  Indefinitums  I kara  oder  I khara  § 29. 
iKara-khois  Ortsname. 

2)  In  der  Form  I ga  auch  I ka,  mit  dem  Suffix  mi  das  Nu- 
merate I gam  zwei  d.  h.  der  welcher  bei  der  „eins“  zunächst 
ist,  der  „eins“  angehört.  § 55.  ff. 

3)  I ga  oder  l ka  auch  I kha  Postposition.  § 70  ff.  nach 
Schwund  des  Gaumenlautes  schliff  sich  die  Form  ab  zu  I a und 
ist  in  dieser  Gestalt  beim  Numerate  angewandt  vergl.  § 60.  je- 
doch ist  auch  die  Form  ikha  üblich.  Tindall,  Gi’ammar,  pg. 
24,  disickam  c/c/;a  ( = I a). 

! khai  Bad.  sein,  existiren.  1)  Subst.  ikhai-s  Ding,  Sache,  Art,  Weise,  Um- 
stand, auch  ! kheis  z.  B.  ] nai-j  kheis  Neue- Sache,  neue  Botschaft, 


71 


Neuigkeit,  Erzälilnng,  von  i iiai  werden,  hervorgelien,  und  1 khai 
Vorhandensein,  existiren. 

2)  Conj.  J kheisa  (in  der  Ohjectiv  oder  Eelativform)  in  der 
Verbindung  II  khäs  khemi  . . . . | kheisa  auf  ebendieselbe  Weise, 
dass  §81.  Jkhei-e  und  jkei-sa. 

I khai  Ead.  (mit  dem  zweiten  Tone  zusprechen.  § 7.)  auch  ! gai  vergl.  Vo- 

cabular  der  Namasj)rache;  1)  Verb,  binden,  winden.  2)  Subst. 
! gaib  auch  ! khaib  und  mit  dem  Suff.  fern.  — s Kleid,  eigtl. 
ümhängsel.  Das  was  umgebunden  wird,  besonders  das  Klei- 
dungsstück der  Männer;  vergl.  Tindall,  pg.  107  qgais  (q  = !) 
the  frontdress  worn  by  men. 

|l  khä  Ead.  siehe  kha.  [vermuthlich  II  khä  aus  II  khi-a  = II  kha,  und  sogar 
vielleicht  identisch.  Denn  es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass 
da  die  Schnalzlaute  Consonannten  sind,  (vergleiche  § 4,  6,  ff.) 
und  da  das  Khoi-khoi  offenbar  einen  Lautwechsel  hat,  auch 
innerhalb  der  Schnalzconsonannten  Wechsel,  wenn  nicht  gar 
Wegfall  stattfindet.  Vergl.  z.  B.  Licht,  t^  goissee  neun,  pg.  611, 
ferner  tigausab  G-ebieter,  pag.  613  t^guhb  Schaf,  kambrohöa 
Sterne,  t^guraab  Krähe  (eigtl.  Geier)  pag.  613  mit  den  Nama- 
Avörtern  khoise  neun,  Gau-tas  Gebieterin,  ilgüb  Schaf  I gamiro- 
(gua)-ga  Sterne,  gorab  Geier;  II  kha  bedeutet  nämlich  dasselbe 
was  kha,  und  ist  wie  diese  Form  Demonstrativstamm.  Vergl. 
§24.  Ilkha-b,  llkhas  likha-i  gleich  idem,  eadem.  idem  lat. 
1)  Verb.  II  kawa,  ilkaba,  ilkhawa,  llkhaba  und  II  gawa,  wieder- 
kehren, umkehren,  zurückkehren,  wonach  auch  wohl  der  Mond, 
wie  er  ja  selbst  durch  den  Hasen  es  den  Menschen  verkündet, 
der  stets  Wiederkehrende  heisst  iikhäb,  aus  II  kha-mi,  il  khäm 
ilkhamb,  II  khä- b.  2)  Fron.  Demonstr.  vergl.  oben.  3)  Adv. 
wieder,  zurück,  zum  zweiten  Male.  § 79,  3. 

kho  Ead.  1)  Subst.  kho-b  Fell,  aba-khob  Tragfellchen,  worin  die  Mütter 
den  Säugling  auf  dem  Eücken  tragen. 

khoi  Ead.  1)  Subst.  khoi-b  Mann  und  Freund,  khoi-s  Weib,  Freundin, 
khoi-'i  Person. 

2)  Adj.  khoi-si  menschlich,  freundlich,  human,  khoi-si-b 
Menschlichkeit,  Freundlichkeit;  khoi -siga-g« ’(vergl.  gu  § 40,  d) 
gegenseitig  Freundlichsein,  d.  h,  Freundschaft  schliessen,  und 
Ehe  schliessen,  khoisigagus  Ehe,  Freundschaft. 

! khoi  vergl.  I gün 

II  kho  Ead.  1)  Verb,  begraben,  beerdigen;  eigtl.  anhäufen.  2)  Subst.  II  kho-s 

Begräbniss.  lui-llkhob,  Stein -Grab,  Stein -Hügel,  Stein -Auf- 
wurf. lat.  Cumulus,  tumulus. 

i khü  Ead.  1)  Verb,  fruchtbar,  reich  sein,  besitzen;  2)  Subst.  jkhü-b  Herr, 
Gebieter.  3)  Adj.  ! khfl-si  reich;  !khüsi-b  Herrlichkeit,  Glanz, 
Macht;  jkhüsi-s  Eeichthum.  Von  j khu  bildete  sich  ! khüi 
aus  ! khü-mi-i  = I khü-m-i  = ] khü-i,  das  ist  ein  besonderes 
reich  sein,  ein  besonderes  Besitzen,  d.  h.  schwanger  sein. 


72 


wie  ja  aucli  unter  den  Hottentoten  es  keine  grössere  Schande 
giebt,  als  Unfruchtbarkeit;  Kinder  gelten  wie  bei  ihnen,  als 
auch  bei  den  Kafir-Kongovölkern  oder  Bantu,  für  den  grössten 
Eeichtbum. 


M. 

)iia  siebe  bi 
mi  siehe  bi 
mi  siebe  bi 

mü  siehe  bi.  Stamm,  aus  mu-mi  = mu -m  = mü  auch  mu,  sehen,  mü-b 
Auge  und  mü-s,  ilgama-mü-s  Quell,  eigtl.  Auge  des  Wassers. 
Im  ! Kora  die  Formen,  mu-mp  und,  mu-m.  Licbtenst.  und 
Appleyard.  I Hara-mu -b  N.  Pr.  Name  des  gefürchteten  Jonker 
Afrikaner  „Dreckauge,  Triefauge“. 

N. 


na  siebe  pg.  29.  Dritte  Pers.  Comm.  Plur. 

! na  ß.  1)  Subst.  .ina-bMal,  ! nona  ] na- ti  zu  drei  Malen.  2)  Verb,  drinnen 
sein,  sieb  inwendig  befinden.  3)  Postposition  in,  drinnen  § 74. 

1 1 na  Bad.  Pron.  demonstr.  § 24.  1 1 näb,  1 1 näs,  1 1 na'i. 

ii  näi  St.  siehe  Ead.  il  na,  Conj.  indessen,  dann,  hier. 

m St.  aus  ni-mi  = ni-m  = ni  vergl.  §44. 

tnöa  St.  (Bad.  4 no]  1)  Verb,  sitzen  4 nöa  und  4 nü.  4nü-ei  darauf  sitzen 
4nütsi-einin  die  Aufsitzenden,  d.  b.  Schmarotzer,  Ungeziefer 
4 nü  - ! khais  Sitzplatz. 

4nou  B.  1)  Verb,  schlagen,  bauen;  4nou-ina  bauen -hinein,  draufschlagen. 
2)  Subst.  4nou-b  Schlag,  Hieb. 

Ilnoü  St.  auch  iinaü,  li  nau  und  il  näo  und  il  nao  [Bad.  II  vergl.  oben  iina] 
seine  Aufmerksamkeit  von  sich  zu  einem  Andern  binriebten. 
d.  h.  hören,  binhören,  binboreben.  llnau-lnam  hören  - lieben 
d.  b.  gehorchen. 

II  noü  St.  auch  II  nü  [Bad.  II nu,  entstammen,  entspriessen,]  ilnü-b  od.  linoü- 
b und  llnoü-s  Zweig,  Ast;  linu-rib  Vetter,  linu-ri-s  Basei 
Cousine. 

II  nui  Bad.  II  nui-b,-s, -i  Fett.  Iinui-si  fettig. 


o. 

o Bad.  demon.st.  1)  Conjunct,  dann,  da,  weil  §81  compos,  o-n,  auch. 
2)  Interj.  wiel  was! 

oa  Bad.  1)  Verb,  zurückkebren.  2)  Adv.  wieder,  zuinick. 


oä  St.  [Rad.  oa-mi)  1)  Verb,  suchen,  oä-gou,  aufsuchen,  eigtl.  suchen- 
gehen. 

! oa  Rad.  1)  Verb,  entgegnen,  joa-si  entgegen  schicken;  2)  Postposition 
entgegen,  zu,  nach.  3)  Adv.  hinzu,  bei. 
i 6ä  St.  [!  öa  Rad]  1)  Verb,  klagen,  jammern.  2)  Subst.  j oä-b  oder  j oä-s 
Hase. 

!ö  Rad.  segnen,  ]gäi-lo  (vergl.  J gäi)  gesegnet,  selig,  glücklich,  beglückt. 

! oma  siehe  i homa,  i ho. 

Il5  Rad.  1)  Verb,  II  5 sterben,  II  öb  Tod,  ilö-iiö  tödten,  Il5-Igä,  im  Tode 
fortleben,  llo-llgoro  im  Tode  gänzlich  untergehen. 


p.  siehe  bi. 


P. 


R. 

vergl.  pg.  28  und  29  unter  Dualis,  ferner  § 19;  § 20,  1 und  5;  §38; 
§ 46;  § 53,  2,  3 und  4. 


s. 

vergl.  pg.  28  und  29;  § 19,  11;  pg.  32  und  33.  ff;  pg.  35;  pg.  537  5 und 
6;  §68,1;  § 75  und  §81,  Conj.  se  dass,  damit. 

sao  Rad.  1)  Verb,  folgen,  nachgehen,  verfolgen. 

si  I vergl.  oben  si,  sa,  se  etc.  und  mi,  ■vvas  dort  über  die  Bedeutung  und  Ent- 
si  J stehung  der  Verbalformen,  mi  und  raä  gesagt  ist. 

sü  Rad.  onomatopoet.  auch  sai  und  säi.  1)  Verb,  kochen,  sieden,  braten 
2)  Subst.  süs  Topf,  Kochgeschirr. 


Sa 


T. 


ta  pg.  28.  1)  Rad.  Pron.  2)  Verb.  Subst.  3)  Rad.  Negation, 

ti  pron.  Dem.  Rad.  pg.  28.  2)  Conj.  so  also;  ti  mi  so  sagend,  d.  h.  also, 

auf  diese  Weise,  vergl.  kha,  gleich  khemi,  kmi,  ti  gye  mi. 
te  St.  1)  Verb,  fragen.  2)  Subst.  te-s  Frage, 
tama  vergl.  ta,  tama  nicht,  Negation, 
tari  vergl.  ta  und  § 30. 

tsi  [Rad,  tsi  pg.  28  ff.]  1)  Conj.  und,  dass,  nachdem  § 82. 

tse  Rad.  1)  tse-b,  tse-s,  tse-i  Tag,  Termin,  tse-gorobe  täglich  § 53,  1 

und  § 77. 


74 


U. 


ü Rad.  nehmen,  fassen,  ergreifen, 
nri  St.  [Rad.  u],  uri-b  Laus. 

In  Rad.  1)  Verb,  nicht  wissen,  lu-be  vergessen,  eigentlich  nicht  wissen  — 
wegsein. 

I ui  Rad.  iui-b,-s-i  Stein,  lui-likhöb  Steinhügel,  Glrashügel. 

[n  Rad.  1)  Verb,  weiden,  abweiden,  abfressen,  essen,  anfessen. 


/ 


EEEATA 


Pag.  8,  Zeile  17  letsten  lies  letzten. 

„ 19,  „ 22  Namaqne  lies  Namaqiia. 

27,  ,,  16  Belativus  lies  Kelativus. 

y,  29,  „ 15  ba  [be  aus  be  lies  ba  [hi  aus  be. 

n 34,  g 24  ][nä  lies  l[nä. 

„ 34,  § 24  ne  lies  ne. 

„ 35,  § 27  Passivum  lies  Possessivum. 

„ 35,  § 27  „ei“  lies  „Hel*^. 


Buclidrtickerei  von  \V.  Druguliu  in  Leipzig.