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UCIVEnSITEIT V.Vi PP.ETORIA.
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DIE
SPRACHE DER NAMA
NEBST EINEM ANHANGE
ENTHALTEND
SPRACHPROBEN AUS DEM MUNDE DES VOLKES
VON
DR- THEOPHILUS HAHN.
LEIPZIG
IN COMMISSION BEI JOHANN AMBEOSIUS BAETH.
1870.
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in 2016
https://archive.brg/details/diesprachedernamOOhahn
SEINEM HOCHVEREHRTEN VÄTERLICHEN FREUNDE
DEM
HERRN KARL ADOLF RIEBECK
HALLE A.IS.
DER VERFASSER.
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EINLEITUNG.
Die Südspitze Afrikas wurde ursprünglich von einer gelben
Völkerrasse bewohnt, welche in ihrer äussern Erscheinung und
in ihrer Sprache kein Analogon, weder auf dem ganzen afrikani-
schen Continent, noch in irgend einem der übrigen Welttheile
findet. Diese Rasse begreift man im Allgemeinen unter dem
Namen, die „Hottentotische.“ Dieser Name ist ihr von den
Europäern gegeben, wegen ihres eigenthümlichen Sijrachidioms,
welches in seinem Lautinventar besonders characteristische
faucale und schnalzende Laute aufweisst. Für den, der
mit dieser Sprache unbekannt war, hatten diese Laute etwas
Thierisches , so dass man sie bald mit dem Gekauter von Trut-
hähnen oder überhaupt mit der „Vogelsprache“ verglich. Ich
habe mich in der Lautlehre ausführlich über diese Laute ver-
breitet. (Vergl. § 4, 5 und 6). Jetzt sind die Hottentoten als
eine Rassen- und Sprachenruine zu betrachten; denn ihr frü-
herer Verbreitungsbezirk, welcher mit Sicherheit bis zu den
Flüssen Kunene im Nordwesten, und Zambesi im Nordosten der
Südspitze Afrikas, nachgewiesen werden kann — (vergl. Dr. A.
Petermann Mittheilungen aus Justus Perthes geogr. Anstalt
1858, Heft II, pag. 49 ff. „Die Hottentotenstämme und ihre
geogr. Verbreitung.“ Auch verweise ich auf einen von mir ab-
gefassten Aufsatz in der Zeitschrift „Globus“, für Länder- und
6
Völkerkunde. „Die Buschmänner“ eine ethnographische Studie,
Bd. XVIII, Lieferung 5 ff, worin ich gestützt auf Argumente aus
der Sprache, Mythologie, Sagen und aus der physikalischen Be-
schaffenheit Südafrikas, eingehend, die ehemaligen Grenzen der
hottentotischen Rasse nachweise — ist durch die Invasion frem-
der Völker um mehr als die Hälfte eingeschränkt worden.
Diese Rasse zerfällt in zwei Hauptgr upi^en, in
Jägervölker und Nomaden. Die erstem werden von den
Namahottentoten Sä-n d. h. Ureinwohner, Aboriginer, Sesshafte,
genannt; gemeinhin sind sie in der Ethnograjjhie mit dem Na-
men Buschmänner bezeichnet. Ueher diese Völkergruppe ist
bisher keine ausführliche, umfassende und kritische Beschrei-
bung erschienen, und habe ich mich bemüht, auf Grund meiner
Beziehungen zu Freunden in Südafrika und meinen nun mehr-
jährigen Studien südafrikanischer Völkerkunde, diese Völker
ethnologisch und sprachlich zu beleuchten.
Es sei nur kurz bemerkt, dass diese „Buschmänner“ in
unzählige kleine Stämme zerfallen, welche dieselbe Manichfal-
tigkeit der Sprachen aufweisen, wie die Jägervölker Australiens
(Papuas) und Amerikas (Indianer). Ihre Zusammengehörigkeit
oder vielmehr Verwandtschaft wird nur durch die Lebensweise
und äussere Erscheinung, wie durch die, im Folgenden erläu-
terten eigenthümlichen Schnalze documentirt. Wegen dieser
Sprachverschiedenheit, wird man auch vei’geblich nach einem
Collectivnamen für diese Gruppe forschen; jeder Stamm hat
einen besondern Namen; so heissen die einen jKhuai, die an-
dern iNusa, die dritten Batoa, die vierten Kasarere u. s. w.
Es fehlt eben unter den Jägervölkern wegen ihrer
„ vagab on di r en d e 11 “ Lebensweise jeder Sinn und
Streben nach socialer und jiolitischer Zusammen-
gehörigkeit.
Anders verhält es sich mit den Nomadenhottentoten, die
bereits die zweite Staffel menschlicher Entwickelung erstiegen
haben. Ihre Sprache hat den Grundtypus der Agglutination
7
und der Geschlechtsbezeichnung, und derWortschatz zeigt durch
alle Dialecte dieselbe Wurzel. Dieselben Sitten und Gesetze
sind allen eigenthümlich, und ihr religiöser Sinn und poetischer
Drang, äussert sich in denselben Mythen, Sagen und Mährchen.*)
Durch die Invasion der Kafir -Congo -Völker oder Bantu
von Norden, durch die Besitznahme der Europäer im Süden,
und der daraus erfolgten Rassenkämpfe, entwickelte sich ein
Kampf um das Dasein, in welchem die zahlreichen und mäch-
tigen Stämme der Nomadenhottentoten jetzt bis auf einen
zusammengeschmolzen sind. Ich sage einen; denn von den,
noch zur Zeit europäischer Besitznahme vorhandenen zwanzig
Hottentotenstämmen des Kaplandes, — ich nenne z. B. die
l^illabobiqira, jGonaqua, Chari -^rgurina, Chri-chriqua, Attaqua,
Hessaqua, Outeniqua und andere, sind ein kläglicher, mehr
oder weniger europäisirter und kafferisirter Ueberrest, die
j Koras — auch Koranas genannt — , die keineswegs mehr ganz
reine und urwüchsige und unabhängige Hottentoten sind.
Echte Hottentoten sind nur noch die Nama**),
welche im südwestlichen Afrika zwischen dem Wendekreis des
*) Vergl, 1) M. Peter Kolbens Eeise an das Capo du bonne Esperance
etc. etc. Nürnberg 1819, pag. 408 u. 411 ff. — 2) Bleek, J. W, H. Dr. Pb.
Reynard, the Fox in South Africa or Hottentot Fables and Tales. London
1864; besonders No. 31, ff. — 39. 3) De Jong, Reisen nach dem Vorgebirge
der guten Hoffnung, Hamburg 1803, II Bde., Bd. I, pg. 271 u. 274. — 4)
Burkhardt, Mission, die evangelische. Bielefeld 1860. II Bde. pg. 9 u. 71. —
5) Appleyard, Kafir language, Kingwilliamstown 1850, pag. 13 Anm. — 6)
Lichtenstein, Reisen in das südliche Africa. Berlin 1811, pag. 351 ff. —
7) J. Alexander -Expedition of discovery into the Interior of South Africa.
London 1838, vol. I, pag. 166.
**) In den verschiedenen geographischen Handbüchern werden sie Nama-
qua genannt, ja in den Missionsberichten und sogar der Rheinischen
Missionsgesellshaft Nama-quas. Heber das Suffix qua oder gua vergl.
im Folgenden § 13, dritte Person Plur. Obj. ga, gua, ferner § 14; darnach
muss es für das Ohr des Kenners des Hottentotischen ebenso verletzend sein
zu sagen der Namaqua, die Namaqua (fern, sing.) die Namaqua (plur. masc.
fern,) statt der Nama, die Nama (fern, sing.) die Nama oder Namas (plur.
masc. u. fern.) wie es hier das Gefühl des Gebildeten unangenehm berührt,
wenn er statt der Römer, die Römerin, die Römer, die Eömerinen hören
müsste, der Roman«, die (fern, sing.) Roman«, die Roman« oder gar die Ro-
Steinbocks und dem Unterlauf des Oranje oder | Garibflusses
sich ausdehnen. Ihr Gebiet wird im Westen von dem atlanti-
schen Ocean und im Osten von der Kahlahariwüste begrenzt.
Ueber ihre Sitten, Gebräuche und Religion, kurz ihre Eth-
nologie, habe ich mich im Globus bereits verbreitet. (Vergl,
Globus Bd. XII, die Namahottentoten).
Noch ist zu bemerken, dass die Hottentoten sich im Gegen-
satz zu den Buschmännern oder San, Khoi-Khoi-n d. h. „Mensch
der Menschen“ oder „Freund der Freunde“ nennen. Sie haben
e in en Coli ectivn am en, und müssen einen solchen be-
sitzen, weil sie bereits zu politischen und nationalen
Selbstbewusstsein gelangt sind. Nicht nur gibt es unter
ihnen Stammessagen, sondern auch Traditionen der einzelnen
Häuptlingsfamilien. Alles dieses unterscheidet sie von der ver-
wandten Gruppe, der Buschmänner.
Nachstehende grammatische Formenlehre behandelt die
Sprache der Nama, gleichsam der leisten Mohikaner unter den
Khoikhoin. Ich glaube mich zu diesem Versuche vor
allem berechtigt, war doch dieser Dialect meine eigentliche
man« (inasc. und fern. plur.). Manieriert würde es sein und sogar eine
Tautologie, wollte man sagen, der Eoman««, die Roman«, die Romana und
die (fein.) Romanae. Was ich über das Suffix gua bemerkt habe gilt ebenso
über na, z. B. die IKora oder ! Koras werden in geographischen Handbüchern
allgemein, die Koranas genannt. Vergl. § 13 dritte Person Plur. Ccm. So
figurirt ein Kafir -Kongo-Volk die Ova- Herero stets auf den Karten und
Missionsbericbten als Damar«-s d. b. wörtlich übersetzt die beiden Da-
rn aweiber. Abgesehen davon, dass dieser Name ein fälschlich übertragener
ist, und ein schwarzes Volk bezeichnet, welches von den Namas unterjocht,
deren Sprache angenommen hat, hat man aus Unkenntniss, das Suffix fern,
dual, ra, nebst unserm Suffix der Mehrheit angefügt. Entdeckungsreisenden
ist daher zu empfehlen, dass sie in ihren Berichten genau die reine Wur-
zel des betreffenden wilden oder unbekannten Volkes geben, welche Be-
zeichnung wir dann nach unserer Grammatik behandeln; dann wird man
nicht mehr sagen, die 6ctschuana Sprache, die .S^tschuanas, der ^etschuana,
die Aetschuana (fern, sing.) — was im Tschuana- Kafir Sitschuana die
tschuana Sprache , Betschuana (plur) Mo-tschuana (sing, collectivi heissen
muss — sondern mit Berücksichtigung der reinen Wurzel Tschuana, würden
wir unserm Sprachgebrauch gemässer sagen, der Tschuana, die Tschuana
(sing, fern.) die Tschuanen (plur.) und das Tschuana (d. h. die T. Sprache).
9
Muttersprache, und wurde die Liebe zu ihr besonders durch
meinen geliebten und verehrten Vater genährt, und kann ich in
Dankbarkeit und Hochachtung die Namen der Herren Dr. Gustav
Legerlotz, Prorector des Archigymnasiums in Soest, Dr. August
Friedrich Pott Prof, der vergleichenden Sprachwissenschaft in
Halle a. d. Saale, Sr. Excellenz des Wirkl. Geh. Käthes Hans
Konon von der Gabelentz auf Poschwitz bei Altenburg, Dr.
Friedr. Fabri, Missionsdirector in Barmen und Dr. J. W. Bleek,
Curator der Bibliothek von Sir George Grey in Capstadt, u. a. m.
nennen, welche meinen ethnologischen und linguistischen Stu-
dien die eifrigste Förderung zu Theil werden Kessen.
Halle a. d. Saale, im Juli 1870.
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DIE SPRACHE DER NAMA
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v£vo[j.i7caai, äXXä •zzxpi'(a<si y.axd
T.zp aX w/^piozi.
Herodot. Lib. IV. cap. 183.
ERSTER ABSCHNITT.
WORT LEHRE.
ERSTES KAPITEL.
DIE LAUTLEHRE.
§ 1. Das Nama, wie überhaupt das Hottentotische, hat
keine Schrift. Wie bei zahlreichen andern Naturvölkern ist
unter diesen Nomaden die lateinische Schrift eingeführt wor-
den; und dieses Verdienst trifft die Missionäre. Bis vor Kurzem
variirte die Orthographie in den verschiedenen Publikationen,
bis die Rheinische Missionsgesellschaft, deren Missionäre jetzt
ausschliesslich unter den Namas thätig sind, ihren Sendboten
das Lepsiussche Standard alphabet empfahl, welches jetzt in
die Missionsschulen eingeführt wird.
§ 2. Die Laute zerfallen in zwei Hauptgruppen, Vocale
und Consonanten. Jede dieser Gruppen zerfällt wiederum in
zwei Unterabtheilungen, nämlich
1. Die Vocale:
a) in einfache,
b) in zusammengesetzte oder Diphthonge.
2. Die Consonanten:
a) in Consonanten schlechthin, oder wie ich sie nennen
will, Exspirata, •
14
b) in Inspirata oder Poppysmata, welche auch Schnalze
oder Klicks heissen.
§ 3. Die Vocale sind nun folgende:
a) einfache: ä, ä; a, ä; e, e; e, e; i, i; i i; ü, u: u, u;
- OO oo oo o’o
Ö, o; 0 , 0.
o o
b) Zusammengesetzte oder Diphthonge, au, äd, ai, ei, ei,
ui, ou, ou,
o —
Bemerkung 1. Der Diphthong ei sinkt fast zu i herab,
und oa wird wie das Französische oi in moi, toi, loi etc. ge-
sprochen.
Bemerkung 2. Alle Vocale und Diphthonge können mit
einem Nasal ~ gesprochen werden; dieser Ton stimmt mit dem
französischen Nasal überein, wie er z. B. in den Worten Tan,
Fon, mon, ton, gesprochen wird z. B. o sprich on franz.
§ 4. Die Consonanten sind:
a) Expirata oder Consonanten schlechthin,
1) faucalis: h,
2) gutturale: g, k, (=ch) ü, r,
3) faucal gutturale: kh, k^(,
4) palatalis: gy,
5) dentale; d, t, ts, s, s, n,
6) labiale: b, p, w, m.
Anmerkung 1. gy ist mir ein im Namadialecte unbekann-
ter Laut. Im j Koradialecte ist er vorhanden, auch in einigen
Cajidialecten. (Vergl. I. W. Appleyard, Kafir Language, King
Williamstown 1850, wo sich pg. 17 — 26 eine kurze Formenlehre
des I Kora von dem Berliner Missionär Wuras findet. Ferner
vergl. die Form ^;ässe decem, in „Commentarius de vita etc.
Jobi Ludolfi“ Leijjzig und Francfurt cioioccx im Appendix, wo
Proben Caphottentotischer Idiome gegeben sind). Ich führe
diesen Laut gy, lediglich auf Krönleins Autorität unter den
Nama-Consonanten auf, weil er in seinen neusten Publikationen,
Uebersetzung desNeuen-Testamentes, Biblischen Geschichten und
Lutherischen Katechismus ihn überall anwendet; statt des
15
früheren ke und ge schreibt er gye. Vergl. jNai-jkeiti | neisa
tsi I asa testamens diti von I. G. Krönlein Missionar der Rhein-
Missionsgesellschaft. Berlin 1866.
Anmerkung 2. h wird wie das deutsche ng, in ge-
sprochen z. B. I guh sprich j gung,
Anmerkung 3. S wird scharf gesprochen wie unser deut-
sches s in sausen; dagegen wird s weich gesprochen, wie das
französische z, in zele.
Anmerkung 4. Das L habe ich deswegen ausgelassen, weil
es nur in namaisirten Fremdwörtern vorkommt, z. B. E/o-h
von elohim, Gabrie/-i, Methusa/em-i, Zatsarub.
Anmerkung 5. Dem Nama fehlen ferner die, der deut-
schen Sprache geläufigen Laute, das reine ü, eu, ferner f, v, c,
q, X, ferner das in Vater, Mutter u. s. w. hörbare r; endlich
die Zischlaute sch und tsch.
b. Inspirata auch Poppysmata oder Schnalzlaute genannt.
1. der dentale Laut I
2. „ palatale ,, 4^
3. ,, cerebrale ,, I ^
4. ,, laterale ,, II
1. Der dentale Laut entsteht, wenn man die Zunge gegen
die obern Vorderzähne setzt, und die Luft einziehend, sie zu-
rückschnellt. Auf dem Westerwalde und im Siegen’schen
kommt der dentale Schnalz als Lockx’uf der Schweine vor; so
entsinne ich mich des häufigen Rufes; „Fikkesje (Ferkelchen)
tä tä tä, IMIN, Fikkesje tä tä tä lllllll ! etc. Auch im Mansfeld-
schen kommt dieser Laut als Lockruf vor. Der Klang des den-
talen Schnalzes lässt sich vergleichen mit dem etwas schmatzen-
den Tone, der entsteht, wenn man Jemanden mit recht „spitzem
Mäulchen“ — sit venia verho — küsst. Mitunter hört man
diesen Laut auch in Bedauerungsfällen ; I a, | garu, I nau.
2. Der palatale Laut entsteht, Avenn man die Zunge kurz
oberhalb der Vorderzähne, an den vordem Gaumen setzt, gleich-
16
sam als wollte man ein recht weiches d sprechen; man zieht
die Zunge, mit Luftzug nach innen, zurück; ^ a, Lgao-b, ijinari.
Er tönt ungefähr wie das recht helle Klopfen des Spechtes an
den Bäumen.
3. Der cerebrale Laut wird erzeugt, durch Ansatz der
Zunge gegen den mittlern obern Gaumen, ungefähr da, wo man
sie ansetzt, bei der Aussprache des L in Lump. Man ziehe Luft
und Zunge einwärts, und es entsteht dann ein Laut, der fast
genau dem Knall einer entkorkten Champagnerflasche gleicht ;
j a, I aroma, I na.
4. Der laterale Schnalz spottet jeder Beschreibung ; ich
begnüge mich daher zu sagen, dass er mit Zunge, Seitenzähnen,
Gaumen und durch Einziehen der Luft gebildet wird. Akustisch
ist er einem recht gemeinen Schmatzen vergleichbar, wie es
wohl Gänse und Enten beim Wühlen in einer Pfütze vernehmen
lassen; II na, llgau, llkha, llnuwu, ||ni, Harn.
§ 5. Die Inspirata oder Schnalze können vor allen Vocalen,
aber nur vor dem dentalen n, faucalen h, gutturalen g, k, j^,h,
faucalgntturalen kh, kj^ gesprochen werden: I nam, L nari, j nona,
II na; — Ihoa, L^^owa, |han, llhau; — I gi^ii, t g^>
j gan, II gü; — | ka, 4:ka, j ka, II ka; — I ^(a,
letztere Verbindung ist jedoch seltener; — ferner Ikha, 4^kha,
I khu, llkhau; — endlich I k^a, L^^a, I k^u, llk^au.
Anmerkung 1. Vor h und gy ist auch der Schnalzlaut aus-
sprechbar, doch sind mir keine Beispiele bekannt.
Anmerkung 2. Vorstehende Beschreibung und Erklärung
der Schnalze ist eine sehr unvollkommene ; meiner Ansicht nach
können sie nie so beschrieben werden, dass ein Fremder sich
eine vollkommen richtige Vorstellung macht.
Anmerkung 3. Man hat behauptet, dass nur der hotten-
totische Sprachorganismus zur Erzeugung dieser Laute be-
fähigt sei. Dies ist thatsächlich falsch. Verfasser und
diejenigen seiner Geschwister, welche unter den Namahotten-
toten aufgewachsen sind, sprechen diese Laute wie geborene
17
Hottentoten, so dass selbst die Hottentoten sagten, wir be-
dürften nur noch ihre Gestalt, um vollkommene Hottentoten
zu sein.
§ 6. leb muss diesen Paragraphen einer besondern Aus-
einandersetzung betreffs der Schnalze widmen, um falschen
Vorstellungen, dass sie z. B. thierische und willkürliche
Laute seien, vorzubeugen. In der Sprache gibt es keine
Willkür!
a) Zunächst weicht meine Eintheilung des Hottentotischen
Lautsystems insofern gänzlich von andern Beschreibungen z. B.
Tindalls, Wallmanns und Wuras, auf die ich unten näher ein-
gehe, ah, indem ich die Schnalze nicht als eine dritte Laut-
gruppe aufstelle, sondern sie zu den Consonanten zähle.
Ich bemerke aber, dass ich dies in Bezug auf die begriffliche
Bedeutung des Schnalzes für das Wort thue, nicht in Betreff
des Klanges festgehalten wissen will.
b) Diese, für unser „indogermanisches“ Ohr fast uner-
hörten Laute, verfehlten natürlich nicht, auf die Eurojpäer,
welche mit den Hottentoten zusammentrafen, einen eigenthüm-
lichen Eindruck zu machen. Daher haben Reisebeschreiber
diese Laute mit „der sogenannten Vogelsprache“ in Ver-
bindung gebracht. So sagt z. B. Dapper, in seiner „Umb-
ständlichen und Eigentlichen Beschreibung“ von Afrika etc.
Amsterdam MDCLXX pg. 625: „alle diese Hottentoten, sonder-
lich dieselben, die am Strande liegen, reden einerlei Sprache,
die den Euroi)äern sehr verdrüsslich, ja fast unmöglich zu
lernen fället: welches den Holländern vor ihren Kaufhandel,
und zu fernerer Ausspührung der Gelegenheit dieser Länder
sehr hinderlich ist. Denn sie sprechen fort und fort mit
Kluckkern, wie die kalekutischen Hähne thun, oder
klatschen bei einem jeden Worte mit ihrem Munde,
eben als wenn man mit dem Daumen ein Schnippchen
schlüge. Dergestalt dass ihr Mund fast wie eine Klapper oder
Klatsche gehet, indem sie mit der Zunge überlaut klatschen.
18
und jedes Wort beinahe ein Klatsch ist. Etliche Worte können
sie anders nicht, als mit grosser Mühe sprechen, und scheinen
sie gleichsam von hinten aus der Kehle zu holen, eben als ein
Truthahn, oder wie die Leute in Deutschland hei dem Alpen-
gehürge thun, welche, durch das Trinken des Schneewassers,
Kröpfe bekommen am Halse.“ — (Dapper meint wohl Laute
wie jkhoi, llk^^ai, T^^^u.) — „und eben darum haben ihnen die
Holländer den Namen Hottentoten gegeben: welches Wort
auch bei den Niederländern selbsten von einem, der mit der
Zu:ige anstösset, stottert und stammert, schimpfsweise gesagt
wird.“ —
Der Beschreibung Dappers, stimmtim Wesentlichen Aiidreas
Holsteiner in seiner „Eeisebeschreibung“ hei, wenn er sagt: „Aus
ihrer Sprache kann man kaum vernehmen, dass sie menschlich
sei; es ist fast ähnlich dem Klautern der calecutischen Hanen.“
Vergl. A. Holsteiners Reisebeschreibung, Lib. I. Cap. 4.
Merklin, in seiner Reisebeschreibung pg. m. 1096 sagt:
„Sie klucken mit ihrer Sprache beinahe wie die Indianischen
Hüner.“ —
Alle diese Autoren zeigen, wie die angezogenen Stellen
beweisen, eine vollständige Unkenntniss der ijfiysiologischen
Beschaffenheit des Hottentotischen. Die dänischen Missionäre
Böving und Bartholomäus Ziegenbalg dagegen bekunden ein bes-
seres Verständniss; und in Anbetracht der damals noch schola-
stischen Vorstellungen von Philologie und vergleichender Lin-
guistik, müssen ihre Aeusserungen rühmend hervorgehoben
werden.
Böving lässt sich nämlich folgendermassen aus: „Die
Sprache scheinet denen, so solche ungewohnet, seltsam und
tumm zu sein, bevor ab, weil sie imter dem Reden mit den
Zungen sehr schmacken, und die Rede zum Theil im Halse oder
Kehle stecken bleibet. So viel ich vernehmen und begreifen
können, so sind viele Linguales und Gutturales in dieser
Sprache, so das Schmacken erwecken, dass, wenn die Hotten-
19
toten geschwinde mit einander reden, es ein solch Gekauter
geben soll, wie einige schreiben, als die Calecutischen Hüner
erregen, wenn man sie böse macht: dies ist keine genaue
Vergleichung. (!) Füglicher könnte ihr Geplauder mit der
Jüden ihrem verglichen werden.“ —
Im Folgenden erwähnt er noch besonders die Begabung
dieser Völker, schnell und leicht fremde Sprachen zu erlernen,
Avas ein Thier bekanntlich nicht vermag. —
Ziegenbalg in seiner „Ostindischen Eeise“ pg. 9 hofft sogar
zuversichtlich: „Dass die Sprache nicht allein leicht erlernet,
und mit Buchstaben ausgedrücket; sondern alsdann NB durch
Hülffe einer Grammatikalischen Anweisung, welche davon sollte
können gemacht, und selbige unter gewisse Eeguln gebracht,
folgbar auch ferner fortgepflantzet werden.“ —
Anmerkung: Ziegenbalgs Hoffnung ist in Erfüllung gegangen; denn
der erste Versuch einer Formenlehre erschien 1854: Vocabular der Na-
maqua-Sprache nebst einem Abriss der Formenlehre derselben. Barmen,
gedruckt bei Friedr. Steinhaus. Verlag von J. Fricke in Halle a. d. S
Der vermuthliche Verfasser ist der ehemalige Inspector der Ehein-Mis-
sion, Wallmann, welcher 1857 eine „Formenlehre der Namaquasprache“
(Berlin Hertz) herausgab. Darauf veröffentlichte Henry Tindall, Wes-
leyan, Missionary, Grammar and Vocabulary of the Namaque-Hottentot
Language Cape Town. Ich kann hier an diesem Orte keinen Katalog
der verschiedenen linguistischen Publikationen geben, und muss mich be-
gnügen, auf die ausgezeichnete Bibliothek des ehemaligen Gouverneurs
der Kapcolonie, Sir George Grey zu verweisen. Sein Curator Dr. J. W.
Bleek, rühmlichst als südafrikanischer Sprachforscher bekannt, hat einen
Katalog über diese Bibliothek angefertigt, wo in „The Library of his
Excellency Sir George Grey London 1858.“ Vol. I. part. I. und vol.
III. part. I. ein genaues detaillirtes Verzeichniss des einzigen und
reichhaltigsten Materials über Hottentotische Idiome sich findet.
Peter Kolbe in seiner „Eeise an das Cabo du bonne Es-
perance. Nürnberg 1719” gebt schon einen Schritt Aveiter, als
Ziegenbalg und Böving, indem er ein hottentotisches Vocabular
seinem Eeisewerke einfügt, und die Schnalzlaute durch Circum-
flexe ~ und Accente ' ' zu versinnlichen sucht ; es scheint ihm
sehr sauer geworden zu sein, wie er denn auch Avenig Hoffnung
hat, dass Ziegenbalgs Prophezeihung je in Erfüllung gehn
würde. Vergl. pg. 360 ff.
2*
20
Unter den spätem Reisenden sind Le Vaillant (Voyage
dans I’interieur de l’Afrique etc. II vol. Lausanne 1790) und
Prof. Dr. Hinricli Liechtenstein (Reisen im südlichen Afrika,
Berlin 1811, II. Bd.) durch einen wesentlichen Fortschritt in
der Orthographie der von ihnen gelieferten Vokabeln heachtens-
werth. Le Vaillant unterscheidet alle vier Schnalze genau und
hat für jeden ein bestimmtes Zeichen; für die Lateralis V —
für die Cerebralis A — für die Palatalis und für die Den-
talis y — . Liechtenstein dagegen unterscheidet nur di’ei
Schnalze; er hielt offenbar die Palatalis und Cerebralis für den-
selben Laut und bezeichnete sie U, während er die Dentalis
U und die Lateralis U bezeichnete. So schreibt er. t^khaam
Mond, Ukuhng laufen, Uaib Feuer.
c) In Bezug auf die Schnalzlaute sind beide Autoren nicht
immer zuverlässig, und haben sich dieselben oft in den Lauten
und deren Bezeichnung geirrt. Man denke sich einen Franzosen,
der gar nichts von deutscher Si^rache versteht und nun in seinem
Tagehuche „einer Reise durch Deutschland“ folgendes Wörter-
verzeichnis lieferte
Engel lourdaud statt Bengel lourdaud
doch trou ,, Loch trou
Tisch poison ,, Fisch poison
Butter mere ,, Mutter mere
und man wird sich eine richtige Vorstellung der Fehler machen
können, welche sich in' ihren Verzeichnissen finden, und ein-
sehen, dass diese für den, der mit dem Hottentotischen gänzlich
unbekannt ist, gar nicht als sprachliches Material nutzbar
werden können. Hieraiis erhellt hinlänglich, dass die Schnarz-
laute für die Wurzel eines Wortes begrifflich von derselben
Wichtigkeit sind, wie die Consonannten, und dass daher eine un-
richtige Anwendung derselben — sei es Vertauschung oder Hin-
zusetzung oder Weglassung — zu unlöslichen Irrthümern führen
muss. Nachstehende Tabelle mag das Gesagte belegen:
21
aja
a trinken
I ä scharf
4: a schlachten
I a schlagen
II a waschen
j anu heilig
anil werth, then er
äi laufen
I ai heiss sein
am für
I am anziinclen
I ara murren
^:ara aufzucken
ni verbum substant. fut.
1 ni etwas
0 da, dann
! 0 stinken
nil schwören
^:nu schwarz.
d) Hiermit zerfällt auch jene unbewiesene Behauptung,
welche Wallmann pg. 10 ff. seiner Formenlehre aufstellt, indem
er behauptet, die Schnalze seien „Präfixe“. Will man absolut
diese Bezeichnung anwenden, so ist sie nur insofern zugestatten,
als man die Schnalze nur vor ihren Buchstaben aussprechen
kann, und konnte sie daher „Inspiratae praefigendae“ nennen.
e) Geht nun hieraus hervor, dass diese Schnalze in ihrer
begrifflichen Bedeutung für den Wurzelbegriff consonann tischen
Characters sind, so sind auch die bisherigen, oben bereits an-
geführten Charactere, Accente, Punctationen, Striche etc. un-
genügend.
Am nächsten haben das Wesen dieser Laute die oben er-
wähnten Tindall und Wuras begriffen, wenn sie die Charactere
wirklicher Buchstaben, und zwar solcher welche dem Hotten-
totischen Lautinventar fehlten, anwandten. Z. B. v, x, q, c,
F, 0.
f) Im Allgemeinen bedient man sich zur Darstellung der
Sprachen wilder Völker, der lateinischen Schrift. Wo nun
solche absonderlichen Laute Vorkommen, welche in der lateini-
schen Schrift keine Typen besitzen, kann man ja leicht die-
jenigen Typen mit Zusätzen oder Abänderung wählen, bei deren
Aussprache im Wesentlichen dieselbe Organstellung stattfindet.
22
Ich schlage daher für das bisherige Zeichen der
1) Dentalis 1 das lateinische
2) Palatalis p „ „
3) Cerebralis I „ „
4) Lateralis II „ „
vor, aus dem Grunde, weil D, G, L, S im Wesentlichen mit den-
selben Organen, und fast derselben Organstellung gesprochen
werden, als die Dentalis, Palatalis, Cerebralis und Lateralis.
Anmerkung: Interessant wäre eine Untersuchung über
die geographische Verbreitung der Schnalzlaute: In der alten
Welt scheinen sie nicht unbekannt gewesen zu sein. So schreibt
Herodot, Lib. IV, Cap. 183 über Aethiopische Troglodyten
(xpcoYXooutai AiiKoTrs?) — yXoiaaav os Quosp-iTj aXXrj 7rapop,oirp>
vevop-ixaai, aXXa TSTpijaai xard rcsp ai voxTspioS'^. (Sie haben
eine Sprache, welche mit keiner andern zu vergleichen ist, denn
sie knarren, (klatschen, schwirren, zischen) ungefähr wie die
Fledermäuse.) — Dies gilt ganz genau von den Buschmännern,
wie auch das Folgende, was Pomponius Mela von den Troglo-
dyten Lib. I, Cap. 8 sagt: Strident magis, quam loquuntur;
(sie zischen mehr als sie sprechen!) Man vergleiche ferner:
Plinius, Lib. VII, Cap. 2. Lingua nulli alteri simili utentes,
sed vespertilionum more stridentes etc., welches nichts weiter
als eine lateinische Uehertragung der angezogenen Stelle aus
Herodot ist. Job. Bohemus in seinem Buche: De morihus, leg.
et rit. Gent. Lib. I, Cap. 6 p. m. 58 sagt: Sermonis adhuc
ignari sunt et praeter hoc strident magis quam loquuntur. (Sie
sind überhaupt ohne Sprache und krächzen mehr als sie reden.)
Ob vielleicht die hottentotische Rasse vordem bis nach Aethio-
pien d. h. nach Abyssinien hinaufreichte?
Doch sind die Hottentoten nicht die einzigen Völker Süd-
afrikas, Avelche in ihrer Sjjrache diese eigenthümlichen Laute
zeigen. Offenbar von den Hottentoten haben die Bantustämme,
der Ama- II kosa- kaffem, der Ama- Zulu- kaffem- und der Ba-
23
yeye- betschnanen am Ngami-See diese Laute überkommen; je-
doch bedienen sie sieb nur der Lateralis, Palatalis und Dentalis.
Die zweite Hottentotisclie Völkerfamilie dagegen, die böhlen-
bewobnenden Buschmänner, oder San, gebrauchen noch einen
fünften, sechsten und siebenten Schnalzlaut, dessen näheren
Character man in Bleeks Comparitive grammar of South
African languages beschrieben findet. Vergl. daselbst Part. I,
Phonology pg. 13 if. London 1862.
Wie weit die als Schnalze angeführten Laute im Kechua
(Amerika), im Galla (Nordostafrika). Vergl. Tutschek Gramm,
der Gallassprache, ferner im Tscherkessischen, vergl. v. Klaj)-
roth (Reisen in Asien?) genau den Hottentotischen entsprechen,
bedarf der nähern Untersuchung.
§ 7. Eine andere hemerkenswerthe Erscheinung in der
Hottentotischen Lautlehre ist der dreifache Ton, mit welchem
Worte gleicher Wurzel gesprochen werden können und dadurch
auch die Bedeutung Avechseln. Folgende Tabelle soll dies ver-
anschaulichen, indem ich den ersten oder Tiefton mit ,
den zweiten oder Mittelton mit pigiz und den dritten oder
Hochton mit bezeichnen.
fZ-
Igü-h
a
lä
II ä
^
t
= Einsterniss
Ort
Tuch
V ater
Antilope
Zahn
Verb. Subst.
lassen
Aveinen
stehlen
entfliehen
—
fleischlichliehen
satt
waschen
Die verschiedenen Töne kann man orthographisch so be-
zeichnen, dass man den Tiefton - ohne alle Bezeichnung lässt,
also 1 kaib Finsterniss, dass man aber den zweiten oder Mittel-
ton mit einem Accut— bezeichnet, also jkaib Ort; und den Hoch-
ton endlich durch den Gravis •— versinnlicht, also i kaib Tuch.
24
Anmerkung: Neben der hottentotiscben Sprache, kommt diese Er-
scheinung der Tonverschiedenheit derselben Wurzel in Verbindung mit
einer Bedeutungsänderung auch vor 1) in den Mandenegersprachen von
Westafrika, vergl. Steinthal, Mandenegersprachen, Berlin 1857, § 34 ff. ; 2)
in den hinterasiatischen Sprachen, so namentlich im Siamesischen, vergl.
„über die siam. Laut- und Tonaccente“, Bastian, in dem Monatsbericht
der Königl. Preuss. Academie in Berlin, Juni 1867, pag. 357 ff. — und
im Cochin-Chinesischen, vergl. Max Müller, Vorlesungen über die Wissen-
schaft der Sprache, Deutsch von Karl Böttger, II. Serie, Leipzig 1866,
pag. 24, rvo die Silbe dai angeführt wird, welche zur Folge dreiun-
zwanzigfacher Betonung ebenso vielfache Bedeutung hat.
§ 8. Der Accent bleibt auf der Stammsilbe, und, da —
wie weiter unten in der Wortbildungslebre gezeigt werden soll
— alle Stämme des Wortes im Hottentotiscben monosylla-
bisch sind, stets auf der ersten Silbe. Bei Compositen ans
Stolfwörtern fällt der Ton dagegen auf diejenige erste Silbe der
Wurzel, welche den Begrilf des zusammengesetzten Wortes
hauptsächlich bestimmt. Z. B. gäo-ao-b (gao herrschen, ao
etwas vorstellen, b Suffix masc.) d. h. König. Tsu-Ilgoab
Wund - Knie (Name einer mythischen Person, welche im Kampfe
mit dem Bösen TGra-Tgoifib eine Wunde am Knie (llgöab) er-
hielt. In reduplicirten Stämmen hat in der Regel die erste
Silbe den Ton, !näm — inam lieben; tritt jedoch ein adjectivi-
sches oder adverbiales Suffix an den Namen so geht der Ton
auf die zweite Silbe über z. B. Inam — Inäm — sa, liebens-
würdig.
ZWEITES KAPITEL.
DIE LEHRE VON DER WORTBILDUNG.
§ 9. Wie alle Idiome der Nomadenhottentoten, so hat
ganz besonders das Nama einen ausgeprägten demonstrati-
ven Character; mit Hülfe demonstrativer Formwörter, welche
es den monosyllabischen Wurzeln oder Stoffwörtern suffigirt,
formirt diese Sprache die verschiedensten Begriffsmodificationen,
25
Nuancen und Scliattirungen. Die Wurzel bleibt unverän-
dert, und das ange fügte Suffix modificirt ihren Be-
griff. pieser, durch nachfolgende Formenlehre erläuterte
Satz, weist dem Hottentotischen zugleich seinen Platz, unter
die Gruppe der anfügenden oder agglutinir enden Sprach-
klasse an. Z. B. Khoi,* (Wurzel von Mensch), Khoi-b der
Mensch.
Khoi-b Mensch — er d. h. der Mensch,
Khoi-s „ — sie d. h. die Frau,
Khoi-si „ — das da = menschlich
Khoi -si-ga Mensch — das da — sein d.h. freundlich sein
Khoi - si - ga - gu Mensch — das da — sein — gegenseitig
(suff. reciproc.) d. h. menschlich sein gegen-
seitig d. h. sich heirathen.
[(Khoi-si) -ga-gu] -s heirathen sich — das d.h. die Ehe.
§ 10. Die Wurzel zeigt nun folgenden lautlichen Character.
Sie ist
1) rein vocalisch
a ja, i verb, subst. da, o conjunction weil, ü nehmen;
2) vocalisch mit consonantischem Anlaut:
a) mit rein consonantisch- vocalischem Character, bi,
pron. person. Ill, ga weise, ti so, also mü sehen;
b) mit schnalzend -vocalischem Character, |a scharf, ||5
sterben, |ü vergessen;
c) mit schnalzend -consonantisch -vocalischem Character,
I ka mit, :j:ga stossen, Mkha lehren, |na in.
Anmerkung: Niemals aber hat die Wurzel im Hottentoti-
schen ursprünglich consonantischen oder schnalzenden Auslaut.
Wo ersteres der Fall zu sein scheint, da ist es auch nur Schein,
denn Auslaute wie der Artikel b masc. sing., s fern, sing., ts
Interjection alis, z. B. jgoreb Zebra, II gü-s Mutter, sa-ts du-
da; wie n, in dan ; m, in im und :j:kom und einigen wenigen
andern Wörtern lassen sich als abgeschliffene Formen von bi,
si, tsi, ni etc. und mi nachweisen ; es lautete also |gore-&
26
ursprünglich |gore-b/; llgiis ||gu-^/; sa-ts sa-tsi; dan ursprüng-
lich dani, im hiess imi und :j:kom lautete ijikomi. Der schnal-
zende Auslaut, d. h. dass also am Schlüsse eines Vocals ein
Schnalz stehn könnte, ist im Hottentotischen sprachorganisch
unmöglich, denn sonst müsste man beim Zusammensprechen
von Vocal und Schnalz die ausströmende Luft des Vocals und
die einströmende des Schnalzes so verbinden können, dass keine
Pause zwischen beiden Strömungen bemerkbar wäre, und beide
Laute zusammenflössen. Dies ist nach der Erfahrung einem
hottentotischen, gescliAveige denn einem europäischen Sprach-
organismus unmöglich.
§ 11. Mehrsilbige Wörter, sind entweder zusammengesetzt
aus Stoffwörtern und Formwörtern (Suffixe) oder sie sind Com-
posita von reinen Verbalstämmen, oder Verbal und Substantiv-
stämmen, oder Verbal und Adjectivstämmen, oder Verbal und
Präpositional (oder vielmehr hier Postpositionalstämmen) d. h.
Zusammensetzungen von Stofi'wörtern verschiedenen Characters.
1) Stoffwörter und FormAVÖrter khoi-si mensch-lich; llgii-
si väter-lich; khä-hi monat-lich.
2) Stoffwörter mit Stoffwörtern mi-mä (sagen — stellen)
d. h. geloben; lla-llna (waschen — fallen) d. h. ab-
waschen; Igai-jö (gut -segnen) selig, glücklich sein;
Io enge, | o-l o ängstigen; Igaru einzeln, Igaru-Igaru
zerstreuen; ei — (oben- heraus) heraufsteigen, da-
von ei — Joa-s Osten, Morgen.
ZWEITER ABSCHNITT.
DIE LEHRE VON DEN FORMEN.
Vorbemerkung: Da das Suffix, wie bereits vorher bemerkt
worden ist, in allen Wortklassen den Begriff seinem Umfange
nach bestimmt, so leiten wir damit die Formenlehre ein, und da
das personale Suffix pronominaler Wurzel ist, so behandeln Avir
füglich zunächst auch das personale Suffix.
ERSTES KAPITEL.
DAS SUFFIX.
A. Das Personale Suffix.
§ 12. Das Personalsuffix desNama zeigt drei Geschlechter,
1) Alasculinum 2) Feminininum 3) Commune.
§ 13. Jedes Geschlecht kommt in der Einzahl, (Singular)
in der Zweizahl (Dual) und in der Mehrzahl (Plural) vor.
§ 14, Jede Zahl (Numerus) zeigt drei Begriffsformen, einen
Subjectivus, einen Objectivus oder auch Belativus, und einen
Interjectionalis.
a) Der Subjectivus gibt den Begriff schlechthin als vor-
handen.
28
b) Der Objectivus hebt ilin besonders intensiv hervor oder
deutet seine Beziehung zu einem andern, in der Regel voran-
gehenden Begriffe an.
c) Der Interjectionalis ist durch den Namen selbst be-
zeichnet; er vertritt die Form der Anrede.
Erste Person.
Singularis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
ta
ta ta
Object.
te oder ti
te oder ti te oder ti
[entstanden
aus ta - i - a, daraus tae - te - ti]
Interject.
tai
tai tai
D ualis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject. 1
\ khum[i]
[ khom[i]
imfil
[ rumril
ima
o
° •
1 romFil
0 ^
[ khuma
ima 1
f ruma
Object, j
[ khoma
o J
°
[ roma
Interject. 1
[ [hhumi]
[[khomi]
[imi] j
F[rumi]
[[romi]
Plur alis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject. 1
f gy®
si
da
i gnm[i]
' gye [gia =
= ge] se (aus si-a)
da (da-a)
Object. 1
[ guma
Interject, [gumi]
[da-i]
Z
weite Person.
Singularis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
ts[i]
s[i] ts oder s
Object.
tsa
sa tsa oder sa
Interject.
tsi
si tsi oder si
— 29 —
Dualis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
Object.
J kho
ro
kho oder ro
Interject.
Plural is.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
go [go-i]
so [so-i]? ]
1 du
Object.
g5 aus goa;
sö aus so a J
Interject.
gö aus goi;
sö aus soi
do
D
ritte Person.
Singularis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
b [bi], m [mi];
s [si]
i
Object. 1
ba [be aus be aus bi-a]; sa
ma [mi aus me aus mi-a] ; si
e aus i-a
Interj.
gö [beim Pron.
donstr.] ; [si]
i
D ualis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
Object.
kha
khä [kha-a]
ra 1
i’a [ra-a] J
|- kha oder va
Interject.
khö [pr. dem.] rö [pr. dem.] kho
Plur alis.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
gu
ti
n [ni]
Object.
gä [aus gu-a]
te [ti-a]
na
Interject.
gö [pr. dem.]
do und so
go und do
§ 15. Die weniger üblichen Formen oder die ungebräuch-
lichen, sind in [] Klammern geschlossen.
§ 16. Der Suhjectivus hat als Hauptcharacter i, dieselbe
Partikel, welche alleinstehend noch im Com. III. pers. vor-
30
kommt und ausserdem als Verbum substantivum verwendet
wird. Diese Partikel drückt scblecbtbin ein „Sein, Dasein“ aus.
§ 17. Intensiver als das i des Subjectivus ist das a des
Objectivus, welches ebenfalls eine demonstrative Wurzel ist,
und als Verbum substantivum, in Verbindung mit der Parti-
kel „e“ stets die Aussage verstärkt.
Wo der Objectivus auf e statt a endigt, lässt sich e stets
als eine Contraction aus i-a nacbweisen. Vergl. vorhergehende
Tabelle.
Masc.
Fern.
Com.
Subject.
b
s
i
Object.
ha
s«
?■-« = e
Dass für den Objectivus früher die nicbtcontrabirten For-
men üblich gewesen sind, welche auf a auslauteten, gebt noch
aus den alten, in den ersten Chroniken des Kaplandes aufge-
zei ebneten Völkernamen wie jOona-gu-«, Nama-gu-ff, IlHabo-
bi-gu-« etc. hervor, Namen welche jetzt jOona-gä, Nama-gä,
II Habobi -gä lauten.
§ 18. Das Personalsuffix findet seine Anwendung, beim
Substantiv, beim Adjectiv, Pronomen, Zahlwort und Verbum,
überall da, wo rein geschlechtlichpersonale Beziehungen ein-
treten.
B. Geschlechtsloses Suffix.
§ 19. Wie aus der nachsthenden Tabelle der geschlechts-
losen Suffixe ersichtlich ist, sind dieselben derselben Wurzel
angehörig, wie das j^ersonale Geschlechtssuffix. Man könnte sie
gleichsam die ursprünglichen Formen des Personalsuffixes
nennen.
1) a e i 0
2) ba, be, bi, bo, bu
3) da, — , — do, du,
4) ga, [gi] gye, ge, go, gu,
5) — , he — ho, —
31
6) — — im,
7) in,
8) ma, me, — , mo,
9) n, na, ne, ni, no, nu,
10) ra, re, ri, ro, ru,
11) sa, se, si, so, sam, sen, sin,
' o o o
12) ta, ti, tsi, tsam, tsin.
Betrachten wir diese Formen alle, und vergleichen wir sie
mit den entsprechenden Formen des Pronominalsuffixes einer-
seits, und vergleichen wir sie ferner mit den Bildungssilben
aller mehrsilbigen Worte andererseits, so stellt sich heraus,
dass sämmtliche Bildungssilben genau mit diesen geschlechts-
losen Suffixen übereinstimmen — und da bereits erwiesen ist,
dass diese sogenannten „geschlechtslosen Suffixe“ denselben
Wurzeln angehören, wie die geschlechtlichen Personalsuffixe
— und folglich auch die Bildungssilben nichts anderes sein
können, als „geschlechtslose Suffixe“.
§ 20. Die Qualität imd modale Kraft dieser Bildungs-
silben ist nicht hei allen mehr ganz durchsichtig. Dennoch
lassen sich bei einigen Suffixen bestimmte und ausnahmslose,
durch alle Wortklassen durchschlagende, Gesetze erkennen.
1. Das Suffix „ro“ übt durch alle Wortklassen deminutive
Kraft z. B. tsaü-h Kalb, tsaü-ro-b Kälbchen, a^a-h Knabe,
a)^a-ro-s Knäbchen, :j:nu schwarz, 4^nuro schwäi’zlich ti-ta „ich“
ti-ro-ta „ich der Kleine“.
2. Das Suffix „da“ oder „ta“ ist ebenfalls deminutiver Natur,
seine Bildungskraft beschränkt sich jedoch nur auf das Sub-
stantiv, wo es in der Regel hei leblosen Gegenständen ange-
wandt wird, z. B. |om-s Hand, j om- da -i Händchen; jhom-s
Hügel, |hom-da-i Hügelchen.
3. Das Suffix „si“ bildet durchweg von Adjectiv oder Sub-
stantivstämmen, Adjectiva , die unsern auf, das Suffix „lieh“
endenden Eigenschaftswörtern entsprechen. ||gü Vater sein,
llgü-si väterlich Igäi gut, |gäi-si lieblich.
32
4. Das Suffix „sa“ entspricht dem lateinischen Gerundiv-
suffix, z, B. Inam-Inam amare, Inam- |nam-5ß ama-n<??/-m.
5. Das Suffix „ra“ drückt eine Dauer, Gewohnheit, Sitte etc.
aus, z. B. dai-si säugen, daisi-ra-s die welche zu säugen pflegt
d. h. die Amme; :|:hi durch Scharren verletzen, :j: hi -ra-s die,
welche durch Scharren zu verletzen pflegt-, d. h. die Hyäne; go
sehen, schauen, go-ra-h der welcher -»«'her/zu schauen pflegt,
der welcher sehen kann, d. h. der Falke, Geier (Neoph^n
percnopterus) ; gei gross, alt, gei-ra-h der welcher alt geworden
ist, d. h. der Greis.
ZWEITES KAPITEL.
DAS PRONOMEN.
A. Das Personale.
Erste Person: Stamm ti.
Masc. Fern. Comm.
Singular is.
Subject, ti-ta desgleichen desgleichen
Object, ti-ta-i = ti-te = ti-ti ^ „ „
Interj. ti-ta-i „ „
D ualis.
1) Inclusiver Stamm sa.
2) Exclusiver Stamm si.
find, sa-khum, . sa-khom ; sa^-im; sa-rom, sa-rum ;
Subject.) 1-11° -11°
(.excl.si-khum, si-khom; si-im; si-rom, si-rum;
o o o o
find, sa-khu-ma, sa-kho-ma; sa-ima; sa-ru-ma, sa-ro-ma
Object. ] 1-11° -11° • • ° ■ °
fexcl. si-khu-ma, si-kho-ma; si-ima; si-ru-ma, si-ro-ma,
o o o o o
Interject. — — —
PI Ural is.
find, sa-aye, sa-gumod. sa-gom ; sa-si ;
Subject. , . . .
texd.si-gye, sa-gum si-gom; si-si;
{inch sa-gye, sa-guma, sa-goma; sa-se;
exd.si-gye, si-guma, si-goma; si-se;
Interject. — —
sa-da;
si-da ;
sa-dä (si-da^)
si-dä (si-da^a)
33
Zweite Person. Stam
m : s a.
Singul aris.
Mascul.
Fern.
Commun.
Subject. sa-ts[i];
sa-s[i] ;
sats oder sa-s;
Object. sa-ts-a; [i-a]
sa-sa; [i-a]
sa-tsa oder sa-sa;
Interject, sa-tsi ;
sa-si
sa-tsi oder sa-si.
Dualis.
S*iiibject. sa-kho;
sa-ro;
sa-ro;
Object. sa-khö; [kbo-
■a] sa-rö; [ro-a]
sa-rö ; [ro-a]
Interject. sa-kbö ;
sa-rö ;
sa-rö ;
P 1 ur alis.
Subject, sa-go;
sa-so;
sa-du;
Object. sa-gö; [go-a]
sa-sö; [so-a]
sa-dü; [u-a]
Interject, sa-gö;
sa-sö;
sa-dä.
Dritte P
e r s 0 n. Stamm: llei.
Singul aris.
Mascul.
Fern.
Commun.
Subject. [II ei-m-b] llei-
b; [II ei-m-s] II ei-s
>; [II ei-mi] 1 1 ei-i;
Object. [Ilei-m-ba] lief
-ba; [llei-m-sa] llei
-sa; [II ei-mia] II ei-e
Interject. —
—
—
Pluralis.
Subject. Ilei-gu
II ei-ti
llei-n
Object. [Ilei-gu-a] llei
-ga; [llei-tia] llei-
te; llei- na.
Interject. —
—
—
§ 21. Die erste Person hat im Singular den possesiven
Stamm ti, mein; im Plural und Dual sind die Stämme der
zweiten Person sa und si mit den Suffixen der ersten Person
verbunden.
§ 22. Im Dualis und Pluralis zeigt die erste Person im
Subjectivus und Objectivus zwei verscbiedene Personalformen,
1) einen Inclusivus, der durcb den Stamm „sö“ gekennzeichnet
ist, 2) einen Exclusivus, der zum Stamm, „s/“ bat,
3
34
1) Durch den Inclusivus drückt der Redende seine Bethei-
ligung an der Handlung, sei es aktiv oder passiv aus; z. B. sa-
da gye go mü, wir (d. h. ich der ich dir’s sage und ihr andern)
haben gesehen. Daher ist es auch bezeichnend, dass die
Wurzel sa, mit dem- intensiven Demonstrativsuffix des Objec-
tivs, „ö“ steht.
2) Durch den Exclusivus dagegen schliesst der Redende
seine Theilnahme an der Handlung aus; daher auch hier
schlechthin si die subjective Form, gekennzeichnet durch das
aussagende Suffix i gebraucht wird.
§ 23. Die zweiten und dritten Personen werden aus den
eigenen Stamm und Formelementen gebildet.
B. Das Demonstrativnm.
§ 24. Die Stämme des Demonstrativpronomens sind ne
„dieser hier“ — nou und II na „jener, dieser ä der da,
llnäti solch, llkha, khä eben derselbe. Genus, Numerus, Ge-
schlecht und Satzbeziehungen Subject und Object, werden durch
die Personalsufffxe der dritten Person (vergl. Seite 25) ausge-
drückt, z. B. ne Wurzel, ne-b dieser, ne-s diese, ne-i dies,
oder llnä-b masc. sing., ||nä-s f. s., Ilnä-i com. sing.
§ 25. Aus der Tabelle der Personalsuffixe der dritten
Person ist auch zu ersehen, dass für das Pron. demstr. Inter-
jectionalformen existiren. Doch beschränkt sich der Gebrauch
der Interjectionalsuffixe auf die Wurzeln ne, noii und llnä.
C. Das Relativum.
§ 26. Für das Relativpronomen giebt es im Nama keine
Form.
Relativconstructionen werden im Nama durch eingeschach-
telte Demonstrativsätze ausgedrückt. Z. B. Mure, gomab,
|Hoa-5(a- Inas Ina gu gye mü-b, gye ei- eibat gu. Siehe der
Ochse welchen sie in |Hoacha-|nas gesehen hatten, ging ihnen
35
voran, wörtlich: Sieh doch, der Ochse, — |Hoacha|nas-in hatten
sie gesehen ihn, — ging voran^ ihnen.
D. Das Possessivum.
i V
§ 27. Das Passiwnm hat zur Wurzel „ti“ für die erste Per-
son, „sa“ für die zweite Person und „ei“ für die dritte Person.
Ausserdem hat es für alle drei Personen die Wurzel welche
eine Zugehörigkeit, einen Besitz ausdrückt.-
§ 28. lieber die Stellung und Anwendung dieser Wurzeln
ist folgendes zu beachten :
1) Die Possessivpronomina, „ti“, „sa“ und „II ei“ werden vor
das Substantiv gesetzt, und zwar „ti“ und „sa“ im Singular ohne
Suffix des Geschlechts, der Form und des Numerus; also ti pkhob
meine Pfeife (m. f. c.) sa güs mein Schaf (m. f. c). Im Dual
und Plural dagegen werden diese Possessivwurzeln mit den
Pronominalsuffixen nach Geschlecht, Zahl und Form verb linden,
also sa-gye güs unser Schaf (plur. masc.), sa-se pkhob unsere
Pfeife (plur. f.), sada llgüb unser Vater (plur. c). Bei der
ersten Person nimmt man stets im Plural und Dual das Perso-
nalpronomen, statt des Possessivs „ti“.
2) Bei der dritten Person nimmt llei das Geschlechts-
suffix des Besitzers an, also:
l|ei-& 4^khöb seine Pfeife (m. s.)
Ilei-s :j:khob ihre Pfeife (f. s.)
llei-i :^:khob Jemandes Pfeife (c. s).
3) Will man sich der Possessivwurzel ü bedienen, so wird
dieselbe stett ihrem Substantiv nachgesetzt, und nimmt das
Personalsuffix des Besitzers, nach Geschlecht, Numerus und
Form an; z. B. pkhöb ä-ta meine Pfeife, eigentlich Pfeife —
gehören mir (m. f. c.); gomas a- & seine KuhJ, d. h. Kuh —
gehören — ihm; jnaib ü-s Giraffe — gehören — ihr d. h. ihre
Giraffe.
3*
36
E. Das Indefinitum.
§ 29. Es weist folgende Firmen auf: Ini irgend einer;
Ikhara ein anderer; ^are keiner; hoa und koatsama all, insge-
sammt; diese alle nehmen die Personalsuffixe nach Gesclileckt,
Zahl uard Beziehung an.
Anmerkung. Bei hoa ist zu bemerken, dass es in der
Regel angewandt wird, wenn duale Formen in der Construction
auftreten.
F. D as Interrog ativum.
§ 30. Diese Gattung des Pronomens wird durch die Formen
hamö, mati und tari vertreten. Es gilt Betreffs des Personal-
suffixes dasselbe, was über die vorhergehenden Gattungen ge-
sagt ist.
DRITTES KAPITEL.
DAS SUBSTANTIVUM.
§ 31. Jeder Begriff, der nicht schon an und für sich sub-
stantivisch ist, kann durch das Pronominalsuffix der dritten
Person, welches zugleich Artikelstelle vertritt, zum Substantiv
erhoben werden, z. B. Igäi Adj. gut, Igäih der Gütige; II gü
zeugen verb., Ilgü-h genitor; Inani Zahlwort; „sechs“, iNanib
Häuptlingsname; tama Negation, tama-h Niemand; loa entgegen
loa-h der Gegner.
§ 31 a). Wie schon früher bemerkt ist, vertritt das Suffix
der dritten Person Artikelstelle, und zwar heim Masculinum
und Femininum den bestimmten, und beim Commune gemeinhin
den unbestimmten Artikel.
§ 31 h). In nachstehender Tabelle sollen die beiden letzten
§§ veranschaulicht werden.
37
Subject.
Object.
Singular.
Mascul.
|kj(ii-ta ich der Herr (Besitzer),
|k^n-te mir oder mich, den Herrn,
Interject. Ik^^ü-ti o ich Herr.
Subject.
Dualis.
[Ikvü-kbum 1
i' ° 1 wir beiden Herrn,
(.Ikyii-kbom J
‘ O
Object.
[Ikyn-kbuma)
, 1 ° 1 uns beiden Herrn.
(Ik^n-kboma J
Pluralis.
Subject.
Object.
Ikyü-gye wir Herrn,
Ikyü-gye uns Herrn.
Singular.
Subject.
Object.
Ilgti-b der Vater,
ilgü-ba den oder dem Vater.
Dual.
Subject.
Object.
Ilgü-kba die beiden Väter,
llgü-kbä den oder die beiden Väter.
Plural.
Subject.
Object.
Ilgü-gu die Väter,
llgü-gä den oder die Väter.
In eben derselben Art werden die übrigen Geschlechts -
und Personalverbältnisse durch Anfügung der Pers. Suffixe ge-
bildet, z. B. I khü-s die Herrin, khoi-i eine Person.
§ 32. „Die
VIEETES KAPITEL.
DAS ZEIT"WORT.
geistreichste Partie — ist ohne Zweifel im
Verbum zu suchen. Wie das Griechische und Sanskrit entfaltet
dies eine Manichfaltigkeit der Modi und Tempora, welches die
feinsten Schattirungen des Zweifelns, Vermuth ens, Höffens,
38
Meinens auszudrücken vermögen. In allen diesen Formen bleibt
die Wurzel unberührt, und tönt wie ein Grundton durch
alle die durch den Wechsel der Personen, des Numerus, Modus
und Tempus hervorgerufenen Modulationen hindurch. Aber ein
Zug ist dem [hottentotischen] Verbum so eigenthümlich, dass
in keiner der arischen Sprachen etwas Analoges aufgefunden
werden kann — die Fähigkeit, neue Verhalbasen durch die
blose Hinzufügung gewisser Buchstaben [Suffixe] hervorzubrin-
gen, welche jedem Verbum eine negative, causative, reflexive
oder reciproke Bedeutung mittheilen.” — So drückt sich Max
Müller über das Türkische aus — , (vergl. Vorlesungen über die
Wissenschaft der Sprache, deutsch von Carl Böttger, 2. Aufl.
Leipzig 1866, I. Bd., pg. 270 ff.) und diese Characteristik des
Türkischen Verbums passt so genau auf das Hottentotische,
dass ich keine bessere zu geben vermag.
§ 33. In der hottentotischen Conjugation sind die „soge-
nannten” geschlechtslosen und die geschlechtlichen Suffixe zur
Anwendung gekommen. Die ersteren kann man als die Grund-
mauern und Gerüst des zeitwortlichen Gebäudes bezeichnen,
Avährend die letztem gleichsam das Fachwerk, den Kitt und das
verbindende Baumaterial ausmachen.
§ 34. Zunächst hat man eine positive nnd eine negative
Conjugation zn unterscheiden. Z. B. mn sehen ist positiv, und
wird durch Anfügung des Negativsuffixes tama negativ, mu-
tama nicht — sehen.
§ 35. Die Conjugation — gleichviel ob positiv oder negativ
— hat einen dreifachen Character d. h. der Wurzelbegriff kann
in seinen verschiedenen verbalgenerischen Verhältnissen (Activ,
Passiv, Medium, Reciprocum, Relativum, Causativum etc.) in
seinen temporalen, modalen, numerischen und personalgeneri-
schen Beziehungen, in je drei verschiedenen Stadien auftreten.
§ 36. Das erste Stadium nenne ich die radikale Con-
jugation, weil in derselben der Wurzelbegriff schlechthin aus-
gesprochen wird, ohne irgend welche Intensität der Handlung.
39
Daher ist das Verbum auch ganz nackt, ohne irgend welchen
intensiven Suffixcharacter. Es verbindet sich mit den pronomi-
nalen, modalen und temporalen Characteren ohne bestimmten
Character des Maasses der Handlung.
§ 37. Einen bestimmtem Character erhält das Verbum
durch die Suffixe hä und i (seltener a); und zwar drücken diese
einen „Zustand“ aus. Ich nenne diese Conjugation die habi-
tuelle. Innerhalb dieser Conjugation gibt es wieder drei Grade
der Intention, je nachdem man das Verbum verbindet mit;
1) hä
2) i
3) hä und i (hä-i).
§ 38. Die dritte Stufe in welche das Verbum einen „fort-
schreitenden“ Character annimmt, charakterisirt das Suffix
ra. Ich nenne diese Conjugation die progressive.
§ 39. Diese drei Grade der Conjugation zerfallen nun
wiederum in zwei Haupt-Genera, des Activs und Passivs.
§ 40. Jedes dieser Hauptgenera zerfällt in folgende Suh-
genera :
a) DasPrimitivum, in welchem das Verbum nur in den
betreffenden Graden der Conjugation, der radikalen, habituellen
und progressiven auftritt und die verschiedenen personalen,
numerischen, modalen und temporalen Character annimmt.
b) Das Relativum oder Intensivum, in welchem unmit-
telbar an das Verbum, das Suffix ba tritt; hierdurch wird dem
verbalen Begriff eine besondere Absicht oder Intention verliehen,
z. B. mä sehen, mu-ba besehen, llnäi singen, llnäi-ba besingen.
c) Das Causativum wird durch das Suffix gei gebildet,
z. B. I gun gehen, j guii-gei gehen lassen, schicken; mu sehen,
mu-gei sehen lassen.
d) Das Recip r o cum hat als Suffixcharacter gu, mu sehen,
mu-gu sich gegenseitig sehen; khä Krieg führen, khä-gu sich
bekriegen. [Kha dual, suff. masc. = beide vergl. lat. duo,
duellum].
40
e) Das Deminiitivum, wird durch ro gebildet, z. B. mu
sehen, mü-ro ein wenig sehen [vergl. § 20 ro].
f) Das Desiderativum bildet tgao, mü-tgao sehen —
Avollen,_ d. h. besuchen.
g) Potentialia bildet II kha im Stande sein, mu-||kha
sehen können.
Anmerkungen: 1. und llkha sind eigentlich als
Hülfsverba zu betrachten [über das Hülfsverbum „sein“ vergl.
§51 Anmerkung].
2. Alle diese Verhalgenera können wieder durch Anfügung
reflexiver, reciprocer, causativer u. s. w. Suffixe sin, gu, ha
etc. in neue Verbalformen verwandelt werden. Z. B. mü-ba be-
sehen (Relativ), daraus mü-ba-sin für sich besehen, (Relativum
reflexivum) oder khä-gu-ro ein wenig sich bekriegen ein (Reci-
procum deminutivum.)
§41. Das Nama- Verbum unterscheidet drei Zeiten der
Handlung, eine gegenwärtige, vergangene und zukünftige,
Präsens , Präteritum und Futurum.
§ 42. Für das Präsens wird das pronominale als Ver-
bum substantivum gebraucht z. B. tita gye mü ich sehe, eigent-
lich tita ich, gye da, mü sehe.
§ 43. Für das Präteritum wird „^/o“ als Verbum substan-
tivum gebraucht, tita-<70-mü ich habe gesehen.
§ 44. Das Verbum substantivum des Futurums ist ni.
Z. B. tita-nf-mü ich werde sehen.
§ 45. Das Suffix „ga“ dient zur Bezeichnung des Modus
Concessivus z. B. tita gye ga mü dass ich sehe.
§ 46. Das Suffix „re“ cbaracterisirt die exhortativen und
imperativen Formen z. B. Ilnau-re höre doch!
§ 47. Der Infinitivus wird schlechthin durch das Verbum
ausgedrückt, | gun laufen, mi sagen.
§ 48. Das Participium hat zum Character die Partikel } a
z. B. mü-l ü sehend.
§ 49. Alle diese tem2)oralen, modalen u. s. w. Formen
41
werden passivisch, durch das Suffix he; llnaü-he gehört, mi-he
gesagt.
§ 50. Es genügt an der ersten Person, die drei Conjuga-
tionsgrade in nachstehender Tabelle zu veranschaulichen, wo-
nach man leicht die Formen der übrigen Personen, mit Hülfe
der Tabelle der Personalsuffixe, bilden kann.
Stamm: mü sehen.
PRAESENS.
Tempuscharacter : gye.
Indicativus.
Eadicale Conjug. Habituelle Conjug. Progressive Conjug.
1) Tita müich sehe Tita mü
2) Mü-ta Mü-ta
l * 1
oder ha-i Tita ra mü.
^.Hoderha-i Mü-ta ra.
fha
3) Tita gye mü Tita gye mü] .. l-oderha-i Tita gye ra mü.
4) Mü-ta-gye
Mü-ta-gye
derhü-i Mü-ta-gye-ra.
Concess ivus.
dass
1) Tita^ramül^^ Tita ga mü
*- ( hä-i
Ihü
i
hä-i
Ihä
i
hä-i
^ hä
4) Mü-ta-gye-ga Mü-ta-gye-ga < i
* hä-i
Tita ga ra mü.
Mü-ta-ga-ra.
Tita gye ga ra mü.
Mü-ta gye-ga-ra.
42
PEAETERITUM.
Tempuscharacter : go.
Indicativus.
ich sah
Radicale Conjug. Habituelle Conjug. Progressive Conj.
1) Tita go mu
Tita go mü \
1 hä
Tita go ra mü.
2) Mü-ta go
Müta go \
Müta go ra
3) Tita gye go mu
Tita gye go mü /
< 1
< hä-i
Tita gye go ra mü
4) Mü-ta-gye go
Mü-ta-gye-go-ga/
Mü-ta-gye-go-ra.
Concessivus.
dass ich sah
1) Tita go ga mü
Tita go ga mü 1
: hä
Tita go ga ra mü
2) Mü-ta-go-ga
Mu-ta-gye-go \ I
Mü-ta-go-ga-ra
3) Tita gye go-gamü
Tita gye go ga / |
'hä-i
Tita gye go ga ra mü,
4) Mü-ta-gye-go-ga
Mü-ta go ga /
Mü-ta gye-go-ga-ra.
FUTURUM.
Tempuscharacter: ni.
Indicativus.
ich werde sehn
1) Tita ni mü
Tita ni mü 1
Tita ni ra mü
, hä
2) Mü-ta-ni
Mü-ta-ni \
( .. Mu-ta-m-ra
3) Tita ni gye mü
Tita ni gye mü i
jp~_- Tita gye ni ra mü
4) Mu-ta-ni-gye
Mü-ta-ni, gye /
Müta gye ni ra.
Concessivus.
dass ich sehn werde
1) Tita ni ga mu Tita in ga mü \ ^ Tita ni ga ra mu
2) Mu-ta ni-ga Mii-ta-ni-ga \l Mu-ta-nT-ga-ra
3) Tita gye ni ga mu Tita gye nigainü/ Tita gye ni ga ra mu
4) Mu-ta-gye-ni-ga Md-ta-gye-ni-ga / Mu-ta-gye-ni-ga-ra.-
43
§ 51. Neben den Hauptzeiten, Gegenwart (Praesens imper-
fectum) Vergangenheit (Praeteritum imperfectum) und Zukunft
(Futurum I oder imperfectum), existiren noch ein Präsens per-
fectum oder historicum, ein Praeteritum perfectum und plus-
quamperfectum, und ein Futurum perfectum oder secundum.
Sie werden genau wie die übrigen Zeiten gebildet, mit dem
Unterschiede, dass beim Präsens das Verbum substantivum gye
und beim Praeteritum und Futurum go gedopj)elt wird.
Anmerkung: Das Hülfsverbum setzt sich aus den demonstr.
Partikeln hä und a zusammen und wird dann wie jede andere
Verbalwurzel behandelt.
FÜNFTES KAPITEL.
DAS ADJECTIVUM.
§ 52. Im Nama gibt es zwei Arten von Adjectiven, 1)
solche welche schon in der Wurzel adjectivisch sind, 2) solche
welche erst durch Suffigirung demonstrativer Wurzeln adjecti-
visch geworden sind. Z. B. zu erstem gehören, ia scharf, II ä
satt, j anu rein, 1 garu trocken, ü gui viel, 4^ nu schwarz, j hai
gelb, zur zweiten Gruppe gehören die verschiedenartigsten
Stämme, welche adjectivische Suffixe angenommen haben.
§ 53. Solche adjectivische Suffixe sind:
1) be, welches besonders Adjectiva bildet, die eine Zeit-
dauer ausdrücken, (tse-b Tag, goro dauern) tse-goro-be täglich,
II khä-goro-be monatlich, guru-goro-be jährlich.
2) ra bildet Adjectiva die eine Dauer, Sitte, Gewohnheit
ausdrücken. (Vergl. die Progressive Conjugation § 38; gei alt
werden, gei-ra alt, dai-si säugen, daisi-ra säugend, milchend,
dai-si-ra-s Amme. § 20, 5).
3) re ist zwar selten als adjectivisches Suffix; es sind je-
doch folgende Formen bekannt, aob Mann, ao-re männlich,
taras Frau, tara-re weiblich.
44
4) „ro“ ist deminutiven Characters, mü sehen, mu-ro kurz-
sichtig.
5) „sa“ ist gerundiver Natur, lnam-|nam lieben, | nam-
I nam-sa liebenswürdig, gei evadere entstehn, gei-sa erhaben.
6) „si“ und „tsi“ drücken die Zugehörigkeit und Aehnlich-
keit aus, tkanu rechtschaffen sein, 4:hanu-si rechtschaffen, soros
Leib sorosi leiblich, j no schweigen, j no-tsi stumm.
. 7) „o“ entspricht dem Griechischen a privativum, z. B.
Ilgams Wasser, llgamo wasserlos.
§ 54. Das Adjectivum steht in der Regel vor seinem Sub-
stantiv, und nur wenn ein besonderer Nachdruck daraufliegt,
oder in emphatischer Rede, wird es seinem Substantivum nach-
gesetzt. In solchen Fällen erhält das Adjectiv das gleiche Ge-
schlechtssuffix des Substantivs z. B. ich, der grosse, tita gei-
ta; Friedrich der Grosse Gei-&.
SECHSTES KAPITEL.
DAS ZAHLWORT.
§ 55. Die Zählmethode der Hottentotischen Sprache ist
eine decadische; es wurde über zehn hinausgezählt, die origi-
nale Bildung der Zehner u. s. w. beweist dies. Auch war
eine Art Rechnenmethode vorhanden, wie folgender Brief eines
Bastardhottentoten, welcher in Afrika Dolmetscher und Gehülfe
meines Vaters war, beweist. Das Schreiben datirt, Zuid Africa,
Lekkerzing in Zandveld den 21 January 1868, gez. H. C. de
Vries, ist im hottentot-holländischen Stile abgefasst und lautet
folgendermassen: De Namaquas kon teilen, reeds voor de Oude
Leeraars, die onder hun geweest waren; want zie, hoe zy hun
Rekenkunde hebben met Boktroletjes; en men moet maar goed
kunnen reken, om daarmee uit te körnen, d. h. die Nama konn-
ten zählen, schon vor der Ankunft der ehi’Avürdigen Lehrer
(Missionäre) die iinter ihnen geAvesen sind: denn siehe, Avie sie
45
ihre Eechneukunst haben, mit Bokmist (den Mistkugeln, Bok-
rosinen) und man muss sehr gut rechnen können, um damit
fertig werden zu können.
§ 56. A. Die Cardin alzahlen sind folgende:
Eins 1 gui
Zwei I gam
Drei | nona
Vier ha-ga
Fünf go-re oder go-ro
Sechs I na-ni
Sieben hu
Acht 1! khai-sa, || khai-se und llkhai-si
Neun khoi-sa, khoi-se und khoi-si
Zehn di-si und dyi-si
Elf disi I gui| a oder | gui| a
Zwölf disi I gamj a oder I gam| a u. s. w.
Zwanzig | gam disi
Ein und Zwanzig i gam disi I gui| a
Zwei und Zwanzig | gam disi I gam ! a, u. s. w.
Dreissig | nona disi
Vierzig haga disi u. s. w.
Hundert disi disi oder gei-disi
Tausend I oa-disi
§ 57. lieber die Wurzelbedeutung der Zahlen und ihren
nominalen Character lässt sich jetzt noch nichts mit Gewissheit
sagen.
§ 58. Alle Zahlen von 1 — 10 zeigen die bereits aus der
Behandlung des Substantivs, Verbums u. s. w. bekannten „ge-
schlechtslosen Suffixe” z. B. i, m, re, ro, na, ni, se, sa, si.
§ 59. Die Zahlen von 1 — 10 sind original.
§ 60. Die Zahlen von 10 — 20 werden auf zweierlei Weise
gebildet; 1) man kann die Einer an die Zehn anfügen mit der
Präposition ,,| a mit“ z. B. disi ! nona la dreizehn, d. h. decem
46
tribus cum, oder man fügt an die Einer die Präposition | a an,
mit Weglassung der Zehn; |a deutet eben an dass eine „Zahl,
Zehn“ in Gedanken zu ergänzen ist.
§ 61. Die Zahlen 20, 30 bis 100 werden durch Antepo-
sition der Einer vor die Zehn gebildet z. B. l nani sechs und
disi zehn, daraus wird 1 nani disi sechszig.
§ 62. Die Bezeichnung „gei disi“ für Hundert, heisst eigent-
lich „Gross-zehn.“
§ 63. Die Zahl 1000 heisst entweder ,,| oa disi“ „Voll-zehn,“
oder „loa gei disi“ „Voll-gross-zehn.“
§ 64. Die Ordinalzahlen sind folgende:
der Erste :):gu-ro
der Zweite 1 gam-j| ei
der Dritte jno-na-llei
der Vierte ha-ga-ll ei
der Eünfte go-ro-ll ei
der Sechste jna-ni-llei
der Siebente hü- lief
der Achte 1 1 khai-sa-l 1 ei
der Neunte khoi-se-llei
der Zehnte di-si-llei
der Elfte disi-l gui-l a-ll ei oder I gui-l a-ll ei
der Zwanzigste I gam-disi-ll ei
der Hundertste gei-disi-l| ei
§ 65. Die Zahl „der Erste“ tgui’o hat das eigenthümliche
von allen übrigen Zahlsuffixen abweichende deminutive Suffix
ro ; sogar die Ordinalwurzel 4^gu ist verschieden von der Car-
dinalwurzel I gu.
§ 66. Die übrigen Ordinalzahlen werden durch Anfügung
der Personalwurzel der dritten Person llei „er“ an die betreffende
Cardinalzahl gebildet, vergl. vorstehende Tabelle.
§ 67. Jede Ordinalzahl kann substantivirt werden durch
Anfügung des Geschlechtssutfixes; z. B.
47
jnani-llei-& der Sechste d. h. der mit der 6 Versehene
|nani-llei-s die Sechste.
C. D istrihutiv Zahlen.
§ 68. Distributiva werden auf zwiefache Weise gebildet.
1) Man reduplicirt die Cardinalzahl und suffigirt das ad-
verbiale „se“ z. B.
I gam-l gam-se je zwei
I nona-j nona-se je drei
I nani-l nani-se je sechs u. s. w.
2) Man kann auch zwischen die reduplicirte Cardinalzahl
die Bindepartikel tsi „und“ einschieben, und fügt dann se an.
Z. B.
I gam tsT I gam-se je zwei
I nona tsT | nona-se je drei
haga tsi haga-se je vier
goro tsi goro-se je fünf
I nani tsi I nani-se je sechs u. s. w.
Das eine ist eben so gebräuchlich wie das andere.
D. Adverbial Zahlen.
§ 69. Diese Zahlenclasse wird durch das Substantiv „j nas“
„Mal“ gebildet, und zwar im Singular steht die Singularform
I nas, im Dual die Dualform | nara und im Plural die Plural-
form I nafh Z. B.
Einmal I gui Inas
Zweimal I gam | nara
Dreimal | nona ] naif^■
Viermal haga | naft’
Fünfmal goro I naf«
Sechsmal j nani j na^e
Zwanzigmal I gam disi | na^i
Hundertmal gei disi 1 na^i
Tausendmal I oa gei disi j na^i.
48
SIEBENTES KAPITEL.
DIE POSTPOSITIONEN.
§ 70. Viele PostiDositionen haben entschieden verbalen
Character, ei auf, | oa entgegen, :^oa heraus, ^(u von her, j na
in, drinnen, denn dieselben Wurzeln heissen auch
ei oben auf sich befinden, | oa begegnen
oa herausfahren, aufsteigen )^u verlassen.
§ 71. Entsprechend dem Character des Hottentotischen, die
Modifikation eines Begriffs ausschliesslich durch Suffigirung zu
bestimmen, werden die Postpositionen ihrem Begriffe stets suf-
figirt, und nicht wie im Indogermanischen präfigirt.
§ 72. Insofern die Postpositionen nicht aus verbalen Wur-
zeln gebildet sind, wie in § 64, so stehen sie stets mit dem
Subjectivus; daher sagt man dem Manne entgegen khoi-&ö
loa, oder von dem Manne khoiZ^« yu, aber nach dem Manne
khoib Ina, bei dem Manne khoib daba, ohne den Mann khoib ose.
§ 73. Die Postpositionen zeigen auch Zusammensetzungen
von subst. adject, pron. Wurzeln mit Suffixen z. B. da-ba,
IleT-gu, o-se.
§ 74. Die Postpositionen zerfallen in zwei Gruppen
a. einfache
ei auf
di zu,
ya gehörig, von
yu aus, von
mit
Ina in, drinnen
! oa gegen entgegen.
nahe, dabei
4!)
b. zusammengesetzte.
ei-1 ä voran
o-se olme
di-ba zu
•/a-se wie
khau-lkä hinter
ia-llei zwischen
üeT-guj . .
} zwischen
!l ei-ga )
i oa-gu entgegen
! na-ga und j na-ka unter
:{:a-ma über
:|:ka-na oder ^ga-na mitten.
ACHTES KAPITEL.
AD VERBIUM,
§ 75. Aus jedem Verbal-Substantiv- und Adjectivbegritl’
kann ein Adverbium gebildet werden durch das Suffix se z. B.
ijinii schwarz adj., 4^nu-se adv.; jgai gut adj., Igäise adv.; II ga
erzeugen, |!gü-se väterlich adv.; ao etwas vorstellen, aob Mann,
aose männlich adv.
§ 76. Auch Adjectiva, die durch Anfügung von Adjectiv-
suffixen an andere Wurzeln gebildet sind, z. B. ijrhanu, -thanu-
si rechtschaffen; soro, sorosi leiblich etc. nehmen als Adjectiva
das adverbiale se an; z.B. 4^hanusi adj., :^:hanusi-se adv.; sorosi
adj., sorosi -se adv.
§ 77. Nur diejenigen Adjectiva, welche durch Anfügung
von be gebildet sind, und eine Zeitdauer ausdrücken, nehmen
kein adverbiales Suffix an, und Averden in ihrer adjectiven Ge-
stalt zugleich als Adverbia angewandt, guru-goro-be jährlich
llkhä-goro-be monatlich, tse-goro-be täglich und ||ai-goro-be
zeitlich, vergl. § 53, 1.
4
50
§ 78. Im übrigen werden die Objectivformen von Substan-
tiven und Adjectiven und Prononiinibus, gewölinlich in der
männlichen Form als Adverbia gebraucht, z. B. ||aib Zeit
llai-ba lange; tse-i Tag und ne dies, ne-tse hodie; llnäb dieser
dort, llnäba dort; neb dieser hier, neba hier; llkawa wieder, ega
zuletzt (vergl. im Lat. ibi, hic, istic, paullum, quorsum etc).
§ 79. Die Adverbien zerfallen in drei Hauptgruppen, nach
Ort, Zeit und Yerhältniss.
1) Ortsadverbia sind als die gebräuchlichen zu- beachten:
|au-ga draussen
hä hierher
llnä-li dahin
II nä-ba dort
||nä-ba-^u von dort
ne - ba hier
ne -ba-^^u von hier
ne-ba-u hier entlang.
2) Adverbia der Zeit sind:
llai-ba lange
lla-ri-s morgen
e-go zuletzt, am Ende
ei -be vorher
ei-tse übermorgen
ha - na 1
, l immer
hu - ga J
ga-nu-be ]
} noch
go - ro - se J
jnu-ri oft
ne - tse heute
ne - si l
1- nun, ietzt.
ne - sa-ra-sa J
;•!) Adverhia des Verhältnisses sind:
au -he fast
da -bi kaum
gum-0 freilich, ja
||ka-wa wieder
kha wohl, doch
khe - mi, khamai wie , gleichwie, also
llnä-ti und neti also, so.
§ 80. Die Conjunctionen zeigen meistentheils pronomina-
len und postpositionalen Charakter in den Wurzeln z. B. i-se
ob, ||na-ama-ga darum, tsi und j^a-we alsdann;
§ 81. Die üblichsten Conjunctionen sind:
amaga darum
Ina-am-a-ga deswegen
au desshalb
e 1
> und, aber, dass
0 J
^a dann
^a-we aber, alsdann
yvii-gye desshalb, weil, darum
ga wenn, dass, damit
se dass, damit
Ikei-e 1 .
NEUNTES KAPITEL.
CONJUNCTIONEN.
Ikei-sa J
tsi und
tsi - n auch
dass, damit
dann, darauf, alsdann.
52
ZEHNTES KAPITEL.
INTERJECTIONEN.
§ 82. Diese Wortklasse besteht im eigensten Sinne aus
Interjectional-Formen des Substantivs, Adjectivs, oder aus Ex-
hortativa und Imperativa von Verben,
§ 83. Die bekanntesten Interjectionen sind:
abotse beim Vater
• itse bei der Mutter
Tsü-Ilgoatse bei Gott
go sieh da
a wohlan, auf, ja
m
okha wirds bald vorwärts
tetai weh mir
li. weh
aie ai
ama ja
hee nein.
re
ri
I doch
m
sieh doch
ANHANG.
MYTHEN DEE KHOI-KHOIN
NEBST
ÜEBERSETZUNG UND WOEETERVERZEICHNISS.
VORBEMERKUNG.
Es lag im ursprünglichen Plane, diese Sp rachproben in
grösserem Umfange zu veröffentlichen, wie sie hier erscheinen;
denn durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. J. W. Bleck in
Capstadt, und des Herrn Jacob de Vries in Lekkerzing (nord-
westliche Capcolonie), ist mir im Laufe der beiden letzten Jahre
eine Fülle des brauchbarsten Sprachmaterials zugeflossen. Die
Veröffentlichung desselben bleibt leider einer spätem Zeit Vor-
behalten. Ich getröste mich dessen, dass viele und edlere Ziele
als die meinigen, durch einen ruchlos vom Zaun gebrochenen
Krieg Aufschub erlitten haben, wenn nicht gar für immer ver-
eitelt sind.
Der Mythus I, IlKhäb tsi urib etc. stammt aus der Samm-
lung, welche der Missionar Krönlein für Sir George Greys
Bibliothek veranstaltete; die übrigen II, III und IV habe ich
aus den Mittheilungen des Herrn J. de Vries entnommen. Dieser
Herr ist von Geburt ein Bastardhottentote, der durch seine
feinorganisirte Natur, — wenn anders von dem Individuum auf
das Allgemeine geschlossen werden darf, — nur der vortheil-
hafteste Repräsentant seiner Rasse sein könnte.
Er war lange Jahre der Dolmetscher meines Vaters im
Grossnamaland, und in dieser Zeit lernte ich von ihm lesen
— .')(! —
mul schreiben in der Namaspraclie. Wie fein sein Sprachsinn
ist, und welches Verständniss er für die Unterschiede seiner
Muttersprache gegenüber dem Holländischen offenbart, — er,
der doch nur einen höclist dürftigen elementaren Unterricht
genossen hat — mögen unter anderem folgende Worte aus einem
Briefe darthun , in welchem er mich über Eigentbümlichkeiten
des Hottentotischen belehrt. Sein Brief ist im Namadialect
geschrieben, hier folgen die Worte in der Uebertragung —
„Die welche sich des N amadi al ectes b eflei s sig en ,
dürfen ihn nicht Holländisch machen, (d. h. die Worte
den Regeln der holländischen Grammatik anpassen) wodurch
der Ausdruck unverständlich und steif wird.“ — —
und an einer andern Stelle: — „Denn das Mittel, dessen
wir uns bedienen, um Andern unsere Vorstellungen
mitzutheilen, besteht in Zeichen, welche sichtbar
und hörbar sind.“ — Wie viele hier zu Lande, die sich für
gebildet halten, sind im Stande, ihren Gedanken gleiche Fassung
zu geben?
Rührend ist die eifrige und selbstlose Liebe, womit er
meine Bitten um Zusendung von sprachlichem Material erfüllt.
Er hatte in seiner Mattenhütte im Sandfeld kein Papier und
reitet nach Hondeklipbay , sich solches zu holen. Auf dem
Rückwege scheut das Pferd und schleift ihn eine unendliche
Strecke Weges fort; halbtodt und schwerverwundet wird er ge-
funden; noch heute leidet er an den damals erlittenen Ver-
letzungen, da weit und breit kein Arzt ist. Dem ungeachtet
unterlässt er es nicht, ausgestreckt auf einer harten Kuhhaut,
die ihm als Pult dient, Glossare und Wörtersammlungen, Sagen
und Thiermärchen niederzuschreiben.
Da im Hottentotischen zwischen Wort-Wurzel und Wort-
Stamm zu unterscheiden ist, so wird man beim Nachschlagen
nur stets die erste Silbe des Wortes zu berücksichtigen haben,
in welcher die Wurzel enthalten ist, z.B. IlKhäbita siehe llkhä,
miba siehe ml, i kara oder ikhara siehe i khä. Wo die Wurzel
aus dem Gebrauch geschwunden oder nicht' nachweisbar ist, ist
sie in [ ] Klammern eingeschlossen,
Abkürzungen sind: Wurzel gleich R, Stamm gleich St.
Fälle die auf Vermuthung beruhen sind durch (?) bezeichnet. Für
die Schnalze ist folgende Reihenfolge zu beachten: 1) Dentalis I ;
2) PalatalisF; 3) Cerebralisl; 4) Lateralis II. Die beigefügten
Uebersetzungen sind, so weit es ohne Vergewaltigung der deut-
schen Sprache geschehen konnte, ganz wörtlich.
I.
II Khäb tsi urib tsi loastsina.
IlKhäb gye, goma, Igui tse uriba khoina |oa sT tsT gye
ml: „IGüh ets khoina si-mTba: Titara ||5 tsa llö-jgä, llkhäs
khemi II ein ona ||ö tsi llö-jgä Ikhaisa.
Tsi-b (gün-lgaru llnädaob ei, hias gye joasa ra hö-bi
daob-am | na tsTra te-bi: „Tareets kha 5a-gou“?
Obgye, „llkhäbi-ta go sThe khoina j oa“, • — timi gye jeream,
— „mibata niga: „IleTb ta II ö tsT ||5-|gä, llkhäs khemi II ein
ona II ü tsT ni |!ö-|gä Ikhaisa.“
Os gye joasa gye mi : „Geisets a jhom-jgüh ^^uigye, eta
tita jgüh“ — ti mi tsi gye jkhoi tsis go a [khoina] si, os ge go
mi: „!! Khäbita go sihe sadü joa, mibadü-ta-ni-ga“ : — „Tita ra
115 tsi ilö-ilgoro a, mir!, llkhäs khemi, sadu ona ||5 tsi ||5-llgoro
a, mu I , i khaisa“, — tis gye mi.
Os gye llkawa llkhab joa gye oa, tsi matis go khoina joa
a mi j khaisa, si, gye miba.
Ob gye llkhäba: „Tita miba-si tama, jkhaisa-s khoina ni
miba, ti mi“, -go i|ei)(a tsi heie u, tsi ei go Tnou-si.
Tsesa yus gye Tg^is asa a lharusa.
— 5cS —
II.
Heitsi - eibib.
|Ga-gei tsiib gye gamas ^^a gye a ju-he; tsTs gye gamasa
Ikhiii tsi gye oa-bi gamab-se. Tsib gye II nä gamaba gye a
gei gama-gei. On gye kboina Igui tse ra Ibomisen 4^a-bi-nT-
ra se. Ob gye gamaba loma [|homa] gye llgoa; on gye sao-bi,
II gai-bi-ni-ra-se, Ob gye khoiba ra ijrnba ||boi-j(oa-lna. On
gye gye te-bi: „Mabab kha, neba go llgoa^^a, gamaba“? —
„lUta a, neti ni ra llnai i bä“!
Ob gye a lleT gei gei baba llkawa.
III.
I Kara j nas.
Tsin gye kboina gamae gye a ^a. Ob gye ra su-gei. On
gye I Ina süs Ina gye sä'i. Os gye süsa boa llnuina ra a
Tsin gye llnuie bo tama gye a i
IV.
IHobati al).
Mb tsita gye a II nous: Hoa j kbain tsi kbon jnabati Ibobas
ab ei ra aobe, beiti II noun tsi lai-^komati, jguii-be ra daob
ei ni ra jgäi-löbe ga; jbari- Haiti jnati gye gei luHlkbögu Ika
tnoa daogu II boba^^o.
UEBERSETZUNG.
I.
Dei’ Monel und die Laus und der Hase und sie
[zusamin en].
Der Mond sagt man, schickte eines Tages die Laus zu den
Menschen und sprach: „Gehe und Terkündige den Menschen: Ich
[pflege ra] zu sterben und gestorben fortzubestehen, [und] dass
gleich also sie auch sterben und gestorben fortdauern.
Und sie machte sich eilig auf diesen Weg, als der Hase
sie am Ende des Weges [daob-am | na] abfasste [ra hö-] und
sie fragte: „Was gehst Du eigentlich [kha] suchen“? —
Darauf (sprach) sie: Mond -gesandter hin ich [d. h, vom
Monde bin ich gesandt] zu den Menschen” — also sprechend sie
antwortete — „dass ich verkünden soll : Er stürbe und gestorben
daure (er) fort, (und) dass gleich also sie auch sterben, aber ge-
storben fortdauern sollen.
Da sprach der Hase: „Weil du sehr schwerfällig gehst, so
gehe ich.“ — also sprach er und rannte fort und er traf an, [die
Menschen] dann sprach er: „Vom Monde bin ich zu euch ge-
sandt, dass ich euch verkünden soll : Ich [pflege] zu sterben und
gestorben umzukommen, seht, [es wird geschehen], dass gleich
also ihr auch sterben werdet, und gestorben zu Grunde geht“ —
merkt auf! [d. h. ja, ja, ihr sollt schon sehen, ihr kommt da
nicht vorher; mü ist hier Interjection, der Hase ist boshaft und
hämisch] — so hat er gesprochen.
Darauf kehrte er wieder zum Monde zurück, und erzählte
wie er zu den Menschen gekommen, die Sache gemeldet hätte,
[s in matis ist Subject und bezieht sich auf joas den Hasen.]
Da wurde der Mond: „Ich befahl dir nicht, du solltest die Sache
den Menschen verkünden“ — so sprechend , zornig und nahm
einen Stock und auf die Nase schlug er ihn (^:nou-si).
Seit dem Tage ist seine Nase gespalten.
60
II.
Heitsi-eibib. '
Gras-wuchs und er (eigentl. es) wurde von einer Kuli ab-
geweidet und die Kub wurde trächtig und gebar ihn als einen
Stier (als ein Stierkalb).
Und dieser Stier wurde ein grosser Stier. Da versam-
melten sieb die Menschen eines Tages, dass sie ihn schlachte-
ten. Darauf lief der Stier einen Hügel hinab ; dann folgten sie
ihm, dass sie ihn wieder zurückholten. Da sass da ein Mann,
Milchgefässe- aushöhlend (d. h. welcher Milebgefässe anfertigte).
Und sie fragten ihn: „Wo [ist] denn der Stier, welcher hier her-
untergekommen ist?“ — „Ich weiss nicht, sollte er denn hier
gerade vorbeigegangen sein?“
Da wurde er wieder er selbst (d. h. derselbe, Heitsi-eibib).
III.
Ein anderes Mal.
(d. h. eine andere Geschichte).
Und die Menschen, sie schlachteten ein Kind. Und er
wurde ein Topf. Da haben sie in dem Topfe gekocht. Da hat
der Topf alle das Fett eingesogen. Und sie haben kein Fett
erhalten.
IV.
Seine Gräber.
Gesehen und gehört habe ich es: Alle Tücher (Kleider) und
Felle (Felllappen) Zweige von Bäumen und Baumstumpfe (d. h.
verkohlte Holzscheite) pflegen auf sein Grab geworfen zu werden,
um Glück zu haben auf dem betretenen Wege. In den Engpässen
liegen sie (die Gräber, ti bezieht sich auf Ihobati) mit grossen
Steinhaufen neben an den Wegen.
WOERTERVERZEICHNISS,
A.
a Ead. 1) Demonstr. partikel. Vergl. § 17; § 19, 1. — 2) Verb, siibst. § 51.
Alim. 3) Affirmative Interjection, ja, § 83.
ä St. gebildet aus den Demonstr. Partikeln a und [bi] mi; diese Form ä
lautete ursprünglich a-mi, dann a-m, nach Schwund des i und
nach Wegfall des m, welches in den Nasal* überging, ä. Ver-
gleiche über den Wechsel und Wegfall (Abschleifung der Laute)
unter go, goma. 1) Possess. Pron. „sein“ mit der Grundbedeutung
angehören. 2) in der Possposition am „für“, ist noch die Urform
erhalten.
am St. 1) Subst. am, anis, Mund, Thür; 2) Postposition für vergl. ä.
ao Ead. 1) Verb, werfen, schleudern; ao-yu werfen-weg d. h. ent-
fernen; äo-tga werfen -stossen d. h. niederschmettern. Von
diesem Stamme äo mit dem zweiten Tone, vergl. § 7, ist
zu unterscheiden, ao etwas vorstellen, erscheinen, etwas be-
deuten , wovon die Substantiva ao - b Mann , ao - s Frau, und
ao-i Person, gebildet sind.
I ai Ead. 1) Verb, heiss sein, 2) Substant. I ai-b Brennholz, Feurung,
lai-s Feuer, Gluth, Hitze, lai-rob deminut. Fünkchen, vergl.
§ 20,1. lai-fkomas, Holzscheit, Baumstumpf, (verkohltes Holz-
scheit?) lAi-llkhams Ortsname im nördl. Namaland (22 '/a Grad
südl. Br.) zu deutsch etwa „Warm- brunn.“
fa Ead. 1) Verb, schlachten, fa-jna schlachten -nieder d. h. abschlach-
ten. 2) Subst. fa-aob Metzger, fa-gomab Schlachtochse, fa-tseb
Schlachttag.
*1 ai oder II ei Ead. a. 1) Verb, an einander kommen, in einander-
kommen, zu thun haben, verwickelt sein in etwas, dazwischen
sich befinden, dauern, fortdauern, Vorhandensein. Hiervon ge-
bildet. 2) Subst. II ai-b die Dauer, Fortdauer, Zeit. 3)Postpos.
§ 74, b, llai-gu oder llai-ga und liei-gu und lleiga, zwischen.
62
in Mitten. Davon lleigub die Mitte, ]hari-llais Durchgang,
Zwischenlinie d. h. Engpass vergl. Jhari
b. Von dieser Wurzel Hai oder Hei bildete sich der Stamm Ile?',
entstanden aus llai-mi: daraus wurde, durch Einfluss des i in
mi das a in H ai zu e, und statt Wai- mi ergab sich Wei - mi
zu Heim zu II ei, durch Wegfall des m. vergl. ä pron. poss.
[liAi-mi oder] Hei heisst nun „in einer hesondern, eigenthüm-
lichen Weise in etwas verwickelt Werden, in einen besonders
hemerkenswerth Zustand gerathen“. Wie ein Schild ein
Haus vor andern kenntlich macht, und als ein Waarenlager
oder Conditorei bezeichnet, so , ist das Suffix mi [bi] von be-
sonders steigernder Kraft für den Begriff einer Wurzel. Durch
ein nachdrückliches Stossen, und hin- und herbewegen
aber werden Bisse und Scharten erzeugt. Daher Hef-i Haut-
falte, Eurche, Bunzel auf der Stirn; Hei-b Zorn, Wuth, eigtl.
eine besondere Bunzel d. h. die Zornesrunzel, ilei-5(a zornig,
wüthend, 1 1 ei - 1 1 ei hin und herbewegen — hin und herbewegen,
d. h. reizen erzürnen.
c. Es liegt nahe, dass der Stamm des Pron. person, der dritten
Person H ei auch in II ai wurzelt, (pg. 33.) drückt doch dieselbe
stets eine Beziehung, ein Verbundensein aus, und sollte es nur
der Gedanke des Sprechenden sein, der, ohne an die dritte Person
zu denken, sie ja auch nicht aussprechen und nennen kann.
B.
^ 1
bai- St. vergl. bi
bej
bi Bad. Demonstrativ partikel. Statt bi erscheint auch in älteren
Formen des Nama, zumal in Stammbildungen, die Form mi
z. B. -/a-mi der Löwe, Ina-mi die Liebe, Iha-mi versammeln,
sa-mi die Brust, o-mi ein Haus, iho-mi Himmel u. s. w. als
Suff. gen. insc. Später schliff sich das i ab, und es blieben als
Suffixe m und b. Das b verdrängte allmählig den weichem
Laut m und dieser fristete nur noch als Nasal ' sein Dasein,
oder verschwand ganz und gar z. B. Ilkha-mf der Mond,
Hkhä-»?, llkhä-m-6, Hkha'-J und Hkha-i. Im Dialect der
! Koras hat sich vorherrschend die weichere Form mi ^erhalten,
A^'ährend das Nama vorherrschend die härtere Form bi, und b,
zeigt, welch letztere nicht selten zu p gesteigert wird. Vergl.
hierzu die unter go, goma gegebenen' Andeutungen über den
Lautwechsel im Khoi-khoi.
1) bi oder mi ist nun zunächst eine Demonstrativpartikel
und zwar gebraucht für die dritte Person des Personalpronomens
msc. gen.
— G3 —
2) Stellt es mundartlich für he, dem Objectivus, entstanden
aus bi-a. Vergl. § 14. pg. 29. dritte Person, ferner § 19, 2.
§ 53, 1 ; § 77, wo über die formbildende Kraft von bi, be, bei
den verschiedenen Wortgattungen gehandelt wird.
3) Verb. Als solches kommt es in der Form ml mit dem
Nasal vor und war ursprünglich wohl ein Iterativum aus mi,
welches mi-mi lautete und sich allmählig zu den Formen (mi-m)
= ini' = mi abschliff.
Von dieser Form mi sagen, bildeten sich Composita wie
mi-mäi versprechen, ml-ba verkünden. Vei'gl. § 40. b. Bildung
der Verba relativa; ml-s das Wort. Von der Objectiv oder
Kelativform ma [mi-a=ma] bildete sich ma-mi = ma-ni = mä
= da-da= |At = stellen. Vergl. oben mi=mi-mi=63ix-
v'Jij.i = dico = sagen; gleicherweise mä aus ma-a, geben, vergl.
dare lat. und oioiufj-i griech.
Wunderbarer Weise sind die Verba von der Wurzel im resp.
der Doppelung mi-mi oder ma-mi z. B. mü sehen, seine Auf-
merksamkeit auf etwas richten, = da, sieh, mü (als Interjection)
ferner mi sagen, ma geben, mä setzen, stellen, überhaupt so
weit wie bekannt, alle hottentotischen Wörter mit dem Anlaut
m, nicht nur formal, sondern auch sachlich, durchaus deiktikosen
Characters. Dasselbe gilt auch von dem Anlaut b (bi). Ausser-
dem aber übertrifft die Summe der Bildungen aus der Form
mi resp. mi-a bei weitem um das Vierfache, die Summe der
aus bi und bi-a=ba gebildeten Formen. Dieser Umstand be-
weist nicht nur die Identität von bi und mi, sondern beweist
uuumstösslich das graue Alter von mi gegenüber der secundä-
ren Form bi. vergl. Tindall. Gram, of the Hottentot pg. 74 und
pg. 83, 84 und 85, ferner Vocabular der Namasprache pg. 6.
lind pg. 14 und 15.
X-
'/a Bad. Verniuthlich gleicher Wurzel mit kha, eben, gleich, wieder und
bildet wie das deutsche „lieh“ (gleich) Adjectiva.
1) Suff. Adj. qualitativ. Ileib Zorn, II ei y a zornig; gä klug,
gä-ya schlau, verschmitzt, gei gross, gei-ya mächtig, 4 gib
Frieden, 4gi-ya friedlich; il nai singend, ilNai-ya-b N. propr.
Der Liederfrohe. So könnte Apoll z. B. Hottentotisch genannt
werden; 4 gan verschlossen sein, 4 Ganyab N. pr. der Ver-
schwiegene. Auch die Hottentoten haben Moltkes. *
2) Postposition, von, her, mittelst, durch.
yoa Bad. Vei’b. kratzen in übertragener Bedeutung schreiben, vergl. unser
„ritzen“ engl, to write schreiben, angs: writan. yoab Brief,
yoas Schrift; compositum yoa-4ui auskratzen, radiren. II khoi-
04
■/ oa-ina hohl - kratzen - drinnen, d. h. aushöhlen d. h. Milch-
gefässe anfertigen. Die Hottentoten pflegen zu einem Milchgefäss
einen Baumklotz auszuhöhlen, und ihn von aussen zu poliren.
Diese so gefertigten Holzgefässe sind nicht nur dauerhaft, son-
dern auch geschmackvoll verziert,
yu Bad. vergl. ya. 1) Verb, verlassen. § 70, 72 und 74.
2) Postposition, vergl. ebendaselbst, von, aus, durch, yu
■wird stets instrumental gebraucht.
/.uigye Conj. veil, da, darum, dass, §81. yu-i ein Um-
stand, ein Ding, yui-tama Nichts, Unding.
D.
1) dao B. auch doe 1) Verb, eine Bichtung nehmen, reisen.
2) Subst. dao-b Weg, Bichtung, dao-ams Thor, daob-am
Wegmündung, Ende des Weges, dao-igüu-aob WegAveiser eigtl.
Weg - gehen - Mann; doe-foa Bichtung nehmen - herausfahren,
d. h. verreisen.
d\i B. vergl. pg. 29. zAveite Person Plur. Conun.
E.
e St. [Ursprüngliche Wurzel lautete 'walirscheilich (i-a)-(mi) = e-m — e
vergl. ä unter A und mi unter bi]. In der jetzigen Ge.stalt e
ist es 1) Conjunction, Avelche exhortative und imperative Sätze
einleitet, und heisst, dass, damit, auf dass, § 81. 2) ist e Inter-
jection und heist, -wohlan, auf, vorAvärts.
ei B. 1) Verb, sich obenaufbeflnden ; ei-ei erheben 2) Subst. ei-s Ober-
fläche, Angesicht; jhüb-eib Erdoberfläche. 3) Postposition oben-
auf, auf, darüber vergl. § 70 und 74.
II ei vergl. ilai.
Ileiya vergl. ilai.
leream St. [andere Formen sind ! aeream Wallniann, Vocabular unter A, und
Tindall, Grammar laireampag. 101. Ich vermuthe eine Wurzel
jai offen darlegen,] Avonach jeream in folgende Theile zerfällt:
1) jai offen darlegen, 2) re demonstr. suffix, zur Bezeichnung
der Iteration § 20, 5, ra, und 3) am vergl. unter a, am, Avonach
also ! eream heissen Avürde, offen darlegen - Aviederum - für Je-
manden d. h. „erAviedern, antAvorten“ a) Verb. antAvorten b) Subst.
jereams AntAvort.
G.
gä St. dem. pr. [B. gu-a vergl. pag. 29 dritte Person. Plur. Maso. Object.
gä [gu-a] ferner § 17 I Gona-gu-a etc.]. 1) Demonstr., Wurzel
und Suffix der dritten Person. Masc. Plur. pag. 29. 2) Con-
65
junction in Concessiv und rinalsätzen. § 45 und § 81. Die Be-
deutung ist: wenn, dass, damit, um, willen.
I ga siehe i kara.
I gä St. [igd und i kä E] nicht zu verwechseln mit der Wurzel von ika,
I ga, woraus I ga mit, zugehörig, I gam zwei etc. sich gebildet
hat, und auch nicht mit der Wurzel I gä arm sein. Diese drei
Wurzeln unterscheiden sich nur durch den Ton. Vergl. § 7.
1) Subst. Igä-b das Gras. Wird ein Substantivum mit dem
Verb, gei [vergl. gei] verbunden, so verliert es das Personal-
suffix gänzlich und wird mit demselben zu einem Begriff ver-
bunden. Z. B. Gras wuchs, heisst Igä-gei; der Ochse wuchs,
goma-gei; der Mann wuchs khoi-gei. Soll das Geschlecht näher
bezeichnet werden, so wird entweder das Substantivum mit seinem
Geschlechtssuffix wiederholt, oder wenn es als bekannt voraus-
gesetzt werden darf, dann wird das Pronomen Personale wie-
derholt. Also heisst; der Mann wuchs, khoib gye khoi-gei; er
Wuchs allzusehr; gye a geise khoi-gei.
4 gä St. [Ead. fga einflössen, senken; 4gä aus 4 ga-mi = 4ga-ni= 4 gä ist
also ein besonderes Einflössen, Sinken machen]. 1) Verb.
4 gä hineinstossen , hineinziehen, daher 4Gä-4gorib eine myth.
Person der Khoi-khoin, ein böses Wesen „das in die Grube (4Gori)
niederzieht“, der Gegner von Heitsi-eibib. Vergl. Bleek, Eeynard
the Eox etc. or Hottentot Eables und Tales. No. 37 und 38
und meine Abhandlung die Nama-Hottentoten, Globus, Zeit-
schrift für Länder- und Völkerkunde. Band 18, pag. 275 und
276, a.
!gä St. [!gä E?] 1) Verb, darüber sein, übrig bleiben, überleben; wohl zu
unterscheiden von j gä zu Grundegehen, unterziehen. Vergl.
den Ton § 7.
j gäi St. [! gai Ead, j gäi aus 1 gai-mi = \ gai-m = J gäi?]
1) Verb. ! gai gut sein, J gäi- Jo selig, glücklich sein.
2) Subst. ! gäi-b Gute, I gäi-i das Gute. 3) Adject. J gäi-si gut
und gütig, angenehm, freundlich. 4) Adv. | gäi-se.
II gai Stamm [Ead ii ga oder ii ka oder llkha vergl. li kha?] Wenngleich
die Form II gai einen rein diphthongischen Ausgang zeigt, so
vermuthe ich aus der Begriffsidentität von II gai, llkhä und
II gawa oder il kawa, dass II gai eine secundäre Form ist, welche
sich aus II ga wieder, zum zweiten Male, und der Wurzel i
„erscheinen“ gebildet hat; denn was „wieder“ erscheint, das
kehrt in der That zurük. Verb. II gai wiederholen, um-
holen, umwenden, umkehren, machen. Es wird sogar von Er-
zählungen gesagt, z. B. ii gai-ba-te, tareetib go mi wiederhole
-mir, was er hat gesagt. Das Kauen, welches doch auch durch
wiederholtes Bewegen der Kinnladen geschieht, heisst auch
II gai, z. B. II gani-ta-ra li gai das Fleisch kaue ich.
ga-ma St. [Ead ga, go oder gu]. In den verschiedenen Nama- und Khoi-
koin-Dialecten kommen auch die Stämme gama, guma, und
5
6G
kama, kuma mid koma vor. 1) Substant. gama-b oder goma-b
der Stier, goma-s Kuli mundartlich gös , goma-i Eind. gamab-se
heisst gleich einem Stiei-, gleich einer Kuh gamas-se = gama-se ;
gleich einem Eind heisst gama-’i-se.
! garu und J gari Stamm von der 'Wurzel !gä; sie bedeutet, drücken, nach
unten, durch das Suffix ri oder ru wird die Iteration ausgedrückt.
1) ! ga-ri ist wiederholtes drücken d. h. durch drücken fest
werden d. h. fest, hart, in weiterer Bedeutung laut, ununter-
brochen; daher Jgüh-Jgaru schnell, ununterbrochen laufen,
holländ. hardloopen. I Gari-b der ununterbrochen Eliessende,
welchen Namen Oranje Eiver, der bedeutendste Fluss im Hotten-
totengebiete, mit Eecht führt.
2) ! garu, gewöhnlich ! gara heisst auch mager, d. h. das
was durch wiederholtes Drücken (des Hungers) fein , dünn ge-
worden ist, z. B. ein mageres Eoss 1 gara häb. Auch in der
Bedeutung alt d. h. hinfällig wird es gebraucht. Nicht zu
verwechseln ist hiermit ! garu öde, wüst, '| garu - ! hub, Wüstenei,
Einöde, Wildniss von der Wurzel, J ga zu Grunde gehn, ver-
nichtet werden. Das Hochland Karoo, in der Capcolonie,
führt wahrscheinlich hiernach seinen Namen, weil es in der
trocknen regenlosen Zeit ein ödes, vertrocknetes, ausgedörrtes,
Bild bietet.
ge Stamm [Ead. gi-a], auch gye. Vergl. pag. 28, erste Person, Plur. Masc.
ferner § 42. ge oder wie das y in gye schon andeutet, ist un-
zweifelhaft aus gi-a entstanden, analog den Formen, be aus
bi-a, te aus ti-a, se aus si-a, vergl. pag. 28 das Suffix.
gei Ead. 1) Verb, werden, entstehen; evadere, fieri lat. gi’iech.
2) Adj. gei gross, gei-ra gross werden - wiederholt, d. h. alt,
davon Subst. gei-ra-b der Grosse, Alte. 3) Adv. gei-se gross,
vergl. § 20, 5 und § 75.
goma St., andere noch jetzt übliche Formen sind gowa [nach einem frag-
mentarischen Manuscript und Wörterbuch des Missionär Voll-
mer der im nördl. Namaland auf iHoaya-lnas lebte; ebendas,
gowa-re Imperat. sprich, gowa-b Sprache] — ferner koba s.
Tindall, Hottentot. Grammar pag. 83. Kowä Vocabular der
Namaqua - Sprache Barmen 1854, pag. 14. Wurzel go; über
ba, wa, ma siehe unter ä und bi. 1) Verb, reden, sprechen,
sagen; auch khom Vocabular, pag. 14. khum Tindall pag. 79.
2) Subst. gowa-b, goba-b und ko-ba-b (Vollmer) Sprache;
khom-s Eede.
Die Form goma ist die älteste und hat sich noch in den
Traditionen, Mythen, und Märchen, wie sie allabendlich — [vergl.
Thompson Travels in Southern Africa second, edit. Vol. U. Lon-
don 1827 pag. 34. They are fond of singing and dancing by
moonlight and of amusing eachother by relating adven-
tures around their evening fires] — am Feuer, vom
Vater dem Sohne überliefert werden, erhalten. Es entspi-icht
diese Form unserm Märciieiistil „Es war eiuuial“ oder dem La-
teinischen „dicunt, ferunt etc.
Ich sagte goma sei die älteste Form! So überraschend
wie es erscheinen mag und trotz des Verdachtes, der mich tref-
fen könnte, hier, verleitet durch die Gesetze des Lautwechsels
in den indogermanischen Sprachen „ eine Gewaltthat an dem
Hottentotischen Sprauchhrauch zu üben, wage ich die Ansicht
zu äussern, dass das Khoi-khoi in seinen Dialecten einen Laut-
wechsel besitzt, analog dem Indogermanischen. Noch will ich
diese Ansicht nicht als unumwundene Behauptung hinstellen,
jedoch dürfen folgende Thatsachen nicht unberücksichtigt blei-
ben. Es ist ein Wandel zu erkennen:
1) bei den Zungenlauten, t„ r,, la, d vergl. iKoradialect a)
r : t in Ti?’e ich, Appleyard Kafir Gram. pg. 19; Kueer/ ebendas,
tire Lichtenstein pg. 611 Anhang; und Tha und Tife pg. 32.
in Krönleins Knudsens und Vollmers Bublicationen ; ferner
thiahaab Lichtenstein pg. 613. Nama Ine-rab der Pavian, nach
Manuscript des J. C. de Vries, b) r : n in dariings Licht. 614,
im ! Kora, dagegen danis Honig im Nama, Tindall pg. 76; ferner
iKoradialect t’ norra bei Lichtenstein pg. 610; Nama ] no-«a
drei § 56. [Kora; t’ kuraam Licht. 614. Sommer, Nama llguwab,
II khunab Tindall und li ku«ab Vollmer, Di t garati etc. 1859,
pg. 13, Zeile 28; gei-ra vergl. oben gei und gei-ifa im [Kora
Licht, pg. 614.
2) Bei den Gaumen und Faucallauten, g, k, y, ky , kh, vergl.
g, k und kh, goma; ferner im [Kora nach Licht, pag. 613,
köuh und A'eub oder Appleyard pg. 13, koeh gleich Nama khoi-b
und kyoi-b. Vergl. Krönleins und Vollmers Bublicationen und
ähnliche Beispiele mehr, wie oben guma-b Ochse, oder 4 gari
im Süd-Nama nach Krönlein , 4 kari nach Knudsen, Mittelnama
und Nord-nama 4kyari und 4 khari nach “Vollmer.
3) Bei den Lippenlauten m [mi], b [bi], wa, wo m nicht
selten in den Nasal übergeht, und dieses Nichts weiter als ein
verkapptes Demonstrativsuffix ist. Z. B. chaant(i) im ! Kora,
s. Apple3mrd, pg. 13 im Kleinamaland li khä;nb, Grossnamaland
llkhä-?n Tindall, und li khäb Krönlein, li käb (Manuscript de
Vries) Mond* i Kora &a-ba wo, Licht, pg. 616 und 617 ; im Nama-
land ffiaba § 30 (mati); im [Kora s. Appleyard pag. 13 moe»?p
Auge, nach Licht. 611 rnirliM; im Nama nach Knudsen müh;
ebenso Krönlein; Tindall müp ; Vollmer mu-b und dergleichen
Beispiele mehr. Besonders in Betreff der Suffixe b und m,
sieht man, wie m ursprünglich, noch den stärkeren Laut b an-
nahm, dieser m allmählich nur noch als Nasal duldete, und
endlich auch dieses schwand.
Wie sich innerhalb der verschiedenen Dialecte die Laut-
beziehungen gestalten, und wie sie sich historisch umgewandelt
haben, dies genau festzustellen, dürfte kaum gelingen, da in
5*
68
Folge der Invasion der Bantuvölker von Norden und der Euro-
päer von Süden, die meisten Stämme untergegangen sind, ohne
dass von ihnen litterarische Denkmale erhalten hliehen. Dann
auch in Folge dieser Unruhen, Trümmer derselben derartig
unter die noch lebenden Nama und | Kora gemischt sind, dass
kaum mit Sicherheit das eingeschleppte Wort, von dem bereits
vorhandenen unterschieden werden kann. Die Thatsache der
Lautverschiedenheit aber kann nicht geleugnet werden, hei
einem Vergleich des noch so dürftigen Materials.
II göa St. [Rad II go]? 1) Verb, ii göa und iikhöa, ii khua TindaU, schreiten,
gehen, ein hergehen; ii goä^a kommen-von, d. h. herabkommen,
herahschreiten, vergl. Tindall pag. 121 ii kuägha. Betreff des
Lautwechsels der Palatalen und Faucalen vergleiche die Formen
Bleek, Comparative Grammar Part II, pag. 313. „Cy iikoab or
Tshukoah Wuras (Nama Zu'i-iikwap Tindall, or Tsoei-kwap
Schmelen or Tsui-il goab Krönlein, Cape Tikquona Kolb, Eastern
Thuickwe Van der Kemp, Western Theu-il kwa-p) m. s. „God“,
vergl. ferner ebendaselbst I § 397. Tsüi-ii goah bedeutet „Wund-
Knie“, von tsü wundsein, schmerzen, und II goab Knie; ein
mythologischer Name eines Wesens, welches den Bösen \ Gao-
! äh bezwang, aber von diesem einen Schlag an das Knie erhielt.
Dies Wesen ist identisch mit Heitsi-eibib, welcher den t Gä
t gorib besiegt, und mit dem Monde 1 1 khäb, welcher den Hasen
bestraft, weil er die Menschen belogen. Ueher Tsüi-Il göah ver-
gleiche Appleyard, pag. 13, Anm.
I gui St. [l gu Rad. nahe sein.] 1) I gui Zahlwort, eins vergl. § 56.
2) Adjectiv I gui einzig.
3) Substant. I gui-b der Einzige.
t gui St; Rad. tgu, vorne sein, vor, voran, davon.
1) Subt. t gui-h das Vorstehende d. h. die Nase.
2) Zahlwort t gu-ro der Erste § 65. vergl. primus, pro lat. und
:rp(i)To? und Ttpö griech.
! gün St. [Rad i go], j gun, aus | gai-mi = [! go-m] = ! güh (spr. jgüng];
! gom ist noch erhalten in der Bedeutung stürmen pg. 8, vergl.
in Betreff der Aussprache von [gün ebend. gös [entstanden aus
go»?as] unter goma. Dialectische Verschiedenheiten sind J khui
laufen Tindall, j khoi Krönlein, im Diafect der I Kaua, | koi hei
Kundsen.
H.
1 hari St. [Wurzel i ha] 1) Verbum sich hinziehen der Länge nach, dehnen,
durch etwas hindurch, durchrinnen. 2) | hari -Mais das sich
Zwischendurchziehende, Rinnsal, Engpass, Durchgang, jhari-
llai-ti plur. fern, jhari -Hais sing. fern.
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hei Ead. liei-b,-s, -i Baum, hei-ra-b Baumharz, ein klares, dem Gummi-
arabicum gleiches Harz, welches den Mimosen entquillt, und
von den Eingeborenen viel gegessen wird.
Hei-tsi-ei-bi-b das höchste Wesen der Hottentoten. Er
soll öfter begraben und auferstanden sein. Vergl. Globus, Bd.
XII, 1867. Die Namahottentoten pg. 275 ff. An seinen Gräbern
opfert der Hottentot, Blumen, Baumzweige, Holzstücke
etc. besonders Gegenstände aus dem Pflanzenreich. Lichten-
stein Beisen im südl. Africa I 351 und 352. James Alexander
. Expedition of discovery Lond. 1838 vol. I. p. 166, Beynard the
Fox Nro. 36 — 39. Dieses Wesen ist offenbar identisch mit
Tsüi-Ilgoab und II Khäb dem Monde; denn wie der Mond ver-
wandelt sich auch Heitsieibib, wie der Mond verheisst er Un-
sterblichkeit, und straft das Böse (Mond den Hasen und Heit-
sieibib den f: Gät gorib.) Er steht oft auf und stirbt oft, wie
der Mond oft auf und untergeht. (Mondphasen). Desgleichen ist
der Vergleich zwischen Tsüi-Ii göab und Mond, da jenem wesent-
lich dieselben Eigenschaften beigelegt werden, wie dem Heitsi-
eibib. Aber nun die Etymologie dieses Namens I — Die Form
hei ist klar und findet sich auch dadurch bestätigt, dass Baum-
zweige und Holz auf sein Grab geworfen werden. Heitsi oder
Heisi heisst wohl „baumartig“ daher Heitsieibib der baumartig
Emporwachsende oder der auf den Bäumen Sitzende. Vergleiche
hierzu die verschiedenen Incarnationen des Vishnu, als Bär,
Eber, Schildkröte etc. Böthlings Petersburger - Wörterbuch
I. 474. avatara, Herabkunft des Vishnu. Vierundzwanzig
avataras.
hl St. [hi Bad.] 1) Verb. (ha-mi)-i = ha-m-i='häi = hi d. h. kommen-sein
d. h. dauern. 2) Adv. hi- a während §79.
Iho Bad. 1) Verb, hö finden, bekommen, erobern, empfangen, ho- ja auf-
merken.
I ho Bad. ; I howa, I hoba, [l homa oder i homi] St. dessen Grundbedeutung
ein kugelartiges Anhäufen, Aufthürmen ist, ein zu Häuf
kommen.
1) Verb. I homi versammeln, ansammeln, anhäufen; Ihomi-
sen sich anhäufen, zu Häuf kommen, sich versammeln. Das
Suffix sen bildet Eeflexivformen.
2) Subst. I homi die Kugel par excellence d. h. die Him-
melskugel, Himmel, vergl. unser hohl, griech. zoiXov, lat. coe-
lum. Von der secundären Form I hoba oder l howa, welches
ebenfalls anhäufen bedeutet, bildet sich, i hoba-b auch I hoba-s
das Grab, tumulus lat.
J hom oder J gom St. [Bad | ho] 1) Adj. schAver, schwerfällig, langsam,
2) Verb, jgom-gei beschweren. 3) Subst. j homi, | homs und
J oma und j oms (J. de Vries) Berg, Hügel, (Koloss, Last.)
II hoba)(o St. aus ll hoba und )^o [Bad. II ho und ;(o] ; Bedeutung von II ho
ist mir nicht nachweisbar; x® neben, nebenbei. Nur noch
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II lioba/o (de Vries) nebenan, nebenbei, zur Seite, [ii khob die
Seite ?]
11 hoi Ead. 1) Verb. 11 hoi höhlen, hohlmachen; llhoi-s das Hohlgemachte,
Milchgefäss, (Bambus, wie die Hottentoten auch ihre hölzernen
Gefässe nennen) II hoi- ](oa- I na (vergl. )(oa und 1 na) Milch-
gefässe anfertigen, eigtl. hohl -kratzen -in.
I.
Bad. demonstr. 1) Suffix pron. HI. pers. und Art. com. pg. 29 dritte
Person. 2) Verbum Subst. § 87.
K, kh, k/..
ka=ga=kha, vergl. auch ga=gua.
! käi siehe ! gäi gut.
I kara St. siehe Ikha-ra und i kha.
II kaba oder likawa siehe II kha.
kha Stamm und khe [entstanden aus khi-a=kha und khe] vergl. ge und
gye, gi-a. Seinem Grundcharacter nach, ist khi eine demon-
■ strative Wurzel und bedeutet da, so, gleichermassen, ebenso,
wieder.
1) Stamm des Demonstrativums kha, vergl. § 24. (12) Ad-
verbium, kha wohl doch, und khawai und khemi ebenso, gleich-
also. § 79, 3. das Compositum von I gam und kha, I gamkha,
wörtlich „zwei-beide“ bedeutet in übertragener Form schwanger.
Vergl. „sie füttert zwei“ nun, wenn sie isst und trinkt (Goethe);
* ein anderes Compositum ist I gam-sorosi zwei -körperlich d. h.
schwanger.
ikha Ead. und St. angehören, zugehörig sein, dabei sein, I kha, I ga und I a.
1) In der Form Ikha oder I ka mit dem Iterativsuffix, ra
(siehe ra, und ferner vergl. § 52. 2, 3. § 20, 5. § 38 und § 46)
bildet es den Stamm des Indefinitums I kara oder I khara § 29.
iKara-khois Ortsname.
2) In der Form I ga auch I ka, mit dem Suffix mi das Nu-
merate I gam zwei d. h. der welcher bei der „eins“ zunächst
ist, der „eins“ angehört. § 55. ff.
3) I ga oder l ka auch I kha Postposition. § 70 ff. nach
Schwund des Gaumenlautes schliff sich die Form ab zu I a und
ist in dieser Gestalt beim Numerate angewandt vergl. § 60. je-
doch ist auch die Form ikha üblich. Tindall, Gi’ammar, pg.
24, disickam c/c/;a ( = I a).
! khai Bad. sein, existiren. 1) Subst. ikhai-s Ding, Sache, Art, Weise, Um-
stand, auch ! kheis z. B. ] nai-j kheis Neue- Sache, neue Botschaft,
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Neuigkeit, Erzälilnng, von i iiai werden, hervorgelien, und 1 khai
Vorhandensein, existiren.
2) Conj. J kheisa (in der Ohjectiv oder Eelativform) in der
Verbindung II khäs khemi . . . . | kheisa auf ebendieselbe Weise,
dass §81. Jkhei-e und jkei-sa.
I khai Ead. (mit dem zweiten Tone zusprechen. § 7.) auch ! gai vergl. Vo-
cabular der Namasj)rache; 1) Verb, binden, winden. 2) Subst.
! gaib auch ! khaib und mit dem Suff. fern. — s Kleid, eigtl.
ümhängsel. Das was umgebunden wird, besonders das Klei-
dungsstück der Männer; vergl. Tindall, pg. 107 qgais (q = !)
the frontdress worn by men.
|l khä Ead. siehe kha. [vermuthlich II khä aus II khi-a = II kha, und sogar
vielleicht identisch. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass
da die Schnalzlaute Consonannten sind, (vergleiche § 4, 6, ff.)
und da das Khoi-khoi offenbar einen Lautwechsel hat, auch
innerhalb der Schnalzconsonannten Wechsel, wenn nicht gar
Wegfall stattfindet. Vergl. z. B. Licht, t^ goissee neun, pg. 611,
ferner tigausab G-ebieter, pag. 613 t^guhb Schaf, kambrohöa
Sterne, t^guraab Krähe (eigtl. Geier) pag. 613 mit den Nama-
Avörtern khoise neun, Gau-tas Gebieterin, ilgüb Schaf I gamiro-
(gua)-ga Sterne, gorab Geier; II kha bedeutet nämlich dasselbe
was kha, und ist wie diese Form Demonstrativstamm. Vergl.
§24. Ilkha-b, llkhas likha-i gleich idem, eadem. idem lat.
1) Verb. II kawa, ilkaba, ilkhawa, llkhaba und II gawa, wieder-
kehren, umkehren, zurückkehren, wonach auch wohl der Mond,
wie er ja selbst durch den Hasen es den Menschen verkündet,
der stets Wiederkehrende heisst iikhäb, aus II kha-mi, il khäm
ilkhamb, II khä- b. 2) Fron. Demonstr. vergl. oben. 3) Adv.
wieder, zurück, zum zweiten Male. § 79, 3.
kho Ead. 1) Subst. kho-b Fell, aba-khob Tragfellchen, worin die Mütter
den Säugling auf dem Eücken tragen.
khoi Ead. 1) Subst. khoi-b Mann und Freund, khoi-s Weib, Freundin,
khoi-'i Person.
2) Adj. khoi-si menschlich, freundlich, human, khoi-si-b
Menschlichkeit, Freundlichkeit; khoi -siga-g« ’(vergl. gu § 40, d)
gegenseitig Freundlichsein, d. h, Freundschaft schliessen, und
Ehe schliessen, khoisigagus Ehe, Freundschaft.
! khoi vergl. I gün
II kho Ead. 1) Verb, begraben, beerdigen; eigtl. anhäufen. 2) Subst. II kho-s
Begräbniss. lui-llkhob, Stein -Grab, Stein -Hügel, Stein -Auf-
wurf. lat. Cumulus, tumulus.
i khü Ead. 1) Verb, fruchtbar, reich sein, besitzen; 2) Subst. jkhü-b Herr,
Gebieter. 3) Adj. ! khfl-si reich; !khüsi-b Herrlichkeit, Glanz,
Macht; jkhüsi-s Eeichthum. Von j khu bildete sich ! khüi
aus ! khü-mi-i = I khü-m-i = ] khü-i, das ist ein besonderes
reich sein, ein besonderes Besitzen, d. h. schwanger sein.
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wie ja aucli unter den Hottentoten es keine grössere Schande
giebt, als Unfruchtbarkeit; Kinder gelten wie bei ihnen, als
auch bei den Kafir-Kongovölkern oder Bantu, für den grössten
Eeichtbum.
M.
)iia siebe bi
mi siehe bi
mi siebe bi
mü siehe bi. Stamm, aus mu-mi = mu -m = mü auch mu, sehen, mü-b
Auge und mü-s, ilgama-mü-s Quell, eigtl. Auge des Wassers.
Im ! Kora die Formen, mu-mp und, mu-m. Licbtenst. und
Appleyard. I Hara-mu -b N. Pr. Name des gefürchteten Jonker
Afrikaner „Dreckauge, Triefauge“.
N.
na siebe pg. 29. Dritte Pers. Comm. Plur.
! na ß. 1) Subst. .ina-bMal, ! nona ] na- ti zu drei Malen. 2) Verb, drinnen
sein, sieb inwendig befinden. 3) Postposition in, drinnen § 74.
1 1 na Bad. Pron. demonstr. § 24. 1 1 näb, 1 1 näs, 1 1 na'i.
ii näi St. siehe Ead. il na, Conj. indessen, dann, hier.
m St. aus ni-mi = ni-m = ni vergl. §44.
tnöa St. (Bad. 4 no] 1) Verb, sitzen 4 nöa und 4 nü. 4nü-ei darauf sitzen
4nütsi-einin die Aufsitzenden, d. b. Schmarotzer, Ungeziefer
4 nü - ! khais Sitzplatz.
4nou B. 1) Verb, schlagen, bauen; 4nou-ina bauen -hinein, draufschlagen.
2) Subst. 4nou-b Schlag, Hieb.
Ilnoü St. auch iinaü, li nau und il näo und il nao [Bad. II vergl. oben iina]
seine Aufmerksamkeit von sich zu einem Andern binriebten.
d. h. hören, binhören, binboreben. llnau-lnam hören - lieben
d. b. gehorchen.
II noü St. auch II nü [Bad. II nu, entstammen, entspriessen,] ilnü-b od. linoü-
b und llnoü-s Zweig, Ast; linu-rib Vetter, linu-ri-s Basei
Cousine.
II nui Bad. II nui-b,-s, -i Fett. Iinui-si fettig.
o.
o Bad. demon.st. 1) Conjunct, dann, da, weil §81 compos, o-n, auch.
2) Interj. wiel was!
oa Bad. 1) Verb, zurückkebren. 2) Adv. wieder, zuinick.
oä St. [Rad. oa-mi) 1) Verb, suchen, oä-gou, aufsuchen, eigtl. suchen-
gehen.
! oa Rad. 1) Verb, entgegnen, joa-si entgegen schicken; 2) Postposition
entgegen, zu, nach. 3) Adv. hinzu, bei.
i 6ä St. [! öa Rad] 1) Verb, klagen, jammern. 2) Subst. j oä-b oder j oä-s
Hase.
!ö Rad. segnen, ]gäi-lo (vergl. J gäi) gesegnet, selig, glücklich, beglückt.
! oma siehe i homa, i ho.
Il5 Rad. 1) Verb, II 5 sterben, II öb Tod, ilö-iiö tödten, Il5-Igä, im Tode
fortleben, llo-llgoro im Tode gänzlich untergehen.
p. siehe bi.
P.
R.
vergl. pg. 28 und 29 unter Dualis, ferner § 19; § 20, 1 und 5; §38;
§ 46; § 53, 2, 3 und 4.
s.
vergl. pg. 28 und 29; § 19, 11; pg. 32 und 33. ff; pg. 35; pg. 537 5 und
6; §68,1; § 75 und §81, Conj. se dass, damit.
sao Rad. 1) Verb, folgen, nachgehen, verfolgen.
si I vergl. oben si, sa, se etc. und mi, ■vvas dort über die Bedeutung und Ent-
si J stehung der Verbalformen, mi und raä gesagt ist.
sü Rad. onomatopoet. auch sai und säi. 1) Verb, kochen, sieden, braten
2) Subst. süs Topf, Kochgeschirr.
Sa
T.
ta pg. 28. 1) Rad. Pron. 2) Verb. Subst. 3) Rad. Negation,
ti pron. Dem. Rad. pg. 28. 2) Conj. so also; ti mi so sagend, d. h. also,
auf diese Weise, vergl. kha, gleich khemi, kmi, ti gye mi.
te St. 1) Verb, fragen. 2) Subst. te-s Frage,
tama vergl. ta, tama nicht, Negation,
tari vergl. ta und § 30.
tsi [Rad, tsi pg. 28 ff.] 1) Conj. und, dass, nachdem § 82.
tse Rad. 1) tse-b, tse-s, tse-i Tag, Termin, tse-gorobe täglich § 53, 1
und § 77.
74
U.
ü Rad. nehmen, fassen, ergreifen,
nri St. [Rad. u], uri-b Laus.
In Rad. 1) Verb, nicht wissen, lu-be vergessen, eigentlich nicht wissen —
wegsein.
I ui Rad. iui-b,-s-i Stein, lui-likhöb Steinhügel, Glrashügel.
[n Rad. 1) Verb, weiden, abweiden, abfressen, essen, anfessen.
/
EEEATA
Pag. 8, Zeile 17 letsten lies letzten.
„ 19, „ 22 Namaqne lies Namaqiia.
27, ,, 16 Belativus lies Kelativus.
y, 29, „ 15 ba [be aus be lies ba [hi aus be.
n 34, g 24 ][nä lies l[nä.
„ 34, § 24 ne lies ne.
„ 35, § 27 Passivum lies Possessivum.
„ 35, § 27 „ei“ lies „Hel*^.
Buclidrtickerei von \V. Druguliu in Leipzig.