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Die
TITRIR-METHODE
als
selbständige qnantitatiYe Analyse.
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Die
TITRIR-METHODE
ala
selbständige qnantitatiye Analyse.
Von
Dr. Emil Fleischer.
1
Dritte- vielfach umgearbeitete und stark vermelirte Auflage.
Leipzig, 1SS4.
Yerlsg i^on Johann Ambrosius Barth.
THE NFW YO"K
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Das Recht der Uebersetzimg vorbehalten.
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^knek Ton Metig er & Wittig in Leipzig.
Vorwort zur ersten Auflage.
Seit dem Erscheinen meines „Kui^zgefassten Lehrbuchs der
Maass- Analyse" (Leipzig, 1868, im gleichen Verlage) sind mannig-
fache theils neue, theils modificirte Titrir-Verfahien in den Zeit-
schriften aufgetaucht.
Von den vielen dieser Methoden, welche ich grossentheils
selbst durchprobirt habe, konnte ich jedoch nur einen unbedeu-
tenden Gebrauch für das Buch machen; weil dasselbe nicht
den Zweck haben kann, alle Neuerungen encyklopädisch auf-
zuzählen, sondern vielmehr dem Leser nur anerkannt zuver-
lässige und möglichst einfache Verfahren zu bieten. Ich kann
es überhaupt nicht als eine nützliche Bereicherung der analy-
tischen Chemie betrachten, wenn complicirte, schwierig ausführ-
bare imd nicht besonders genaue Trennungs- oder Bestimmungs-
Verfahren an Stelle einfacher und langbewährter Methoden für
denselben Zweck empfohlen werden; vielmehr erscheint mir
auch hier, wie in der ganzen Chemie, das Streben nach Ver-
einfachung und Klarheit in System und Methode, welchem wir
die grossen Errungenschaften des unsterblichen Berzelius ver-
danken, als das allein Fruchtbringende.
Li diesem Sinne war ich bemüht, schwierigere Methoden
durch leichter ausfuhrbare zu ersetzen, umständliche Trennun-
gen durch geeignete Combinationen zu umgehen, unklare End-
reactionen durch passende Modificationen oder Wahl anderer
Methoden für den gleichen Zweck zu vermeiden, sowie über-
haupt alle complicirteren Titrir- und Trennungs-Methoden mög-
lichst zu vereinfachen , so dass sie auch in minder geübter Hand
befriedigende Resultate gewähren.
VI Vorwort zur ersten Auflage.
So habe ich in der Alkalimetrie das schwer caustisch zu
behaltende und unbequem aufeubewahrende Normal -Aetzkali
durch das ebenso brauchbare, aber leicht rein zu beschaflfende
^2" Normal -Aetzammon, welches wie andere Reagentien auf-
bewahrt werden kann, ohne bemerkenswerthe Mengen Kohlen-
säure anzuziehen, ersetzt. Statt der zwei Flüssigkeiten: Normal-
Schwefelsäure und Normal- Salpetersäure, habe ich nur eine,
die Normal -Salzsäure, empfohlen, weil diese bei derselben TJn-
flüchtigkeit wie Salpetersäure nicht wie diese oxydirend wirkt
und titerbeständiger ist. Bei den oxydimetrischen Methoden
sind mehrere neue, wie die Bestimmungen von Kupfer, Wis-
muth, Nickel und Kobalt, einigen Schwefelmetallen etc., hinzu-
gekommen, andere modificirt werden.
Die Fällungs- Analysen, als die schwächste Stelle der Titrir-
Methode, habe ich einer durchgehenden Revision unterworfen
und mich entschlossen, alle Methoden, bei denen keine farbigen
deutlichen Endreactionen zu Gebote stehen, oder sich nicht
dahin modificiren lassen, zu verwerfen. Dabei hat sich jedoch,
wenn auch den Fällungs- Analysen, so doch -nicht der maass-
analytischen Bestimmung überhaupt, irgendein häufigeres Element
entzogen. Die so umgearbeiteten Fällungs -Analysen gewähren
daher den Vortheil, ebenso sichere imd deutliche Endreactionen
als die anderen Titrir- Verfahren zu bieten.
Besondere Aufmerksamkeit widmete ich den für maassana-
lytische Zwecke geeigneten Trennungs- Methoden. Es ist ein-
leuchtend, dass für sie andere Zwecke im Auge behalten werden
müssen, als für die Trennungen in der Gewichts -Analyse, und
es ist unbegreiflich, dass bei der jetzt so überband nehmenden
Titrir -Methode, dieses Feld, welches für die Anwendung der-
selben so wichtig ist, ganz unbearbeitet geblieben.
Für mich war die Auffindung maassanalytischer Trennungs-
Methoden die ursprüngliche Veranlassung zur Herausgabe des
Buches, und ich habe daher diese Verfahren stets mit beson-
derer Vorliebe bearbeitet. Es kam mir indess nie darauf an,
durch ganz neue Trennungs - Methoden die Anwendung der
Maass- Analyse zu ermöglichen; vielmehr hielt ich es (und die
Erfolge haben es mir bestätigt) für richtiger und zweckmässiger,
die bewährten Trennungs-Methoden der Gewichts- Analyse durch
geeignete Combinationen so zu gestalten, dass sie der Maass-
Analyse gute Dienste leisten.
Vorwort zur zweitei.*A.uflage. vn
■>
Unter dem Abechnitt: „TrenDungen und Bestimmungen
der Basen ohne vorhergehende Gruppen-Trennung"
habe ich nachgewiesen, wie die .Trennungs- Methoden mit ein-
ander vereinigt werden können, um flir die Titrirungen ge-
eignete Formen zu bieten, ohne besondere Gruppen-Trennungen
durch HS und AmS in Anspruch zu nehmen.
Bei allen diesen Veränderungen dienten mir lediglich die
eigenen Erfahrungen als Grundlage, und stets wurde durch
besondere Versuche über die Zuverlässigkeit der Methoden ent-
schieden.
Bei den Formeln habe ich die sogenannte moderne Schreib-
weise ganz unberücksichtigt gelassen; weil dieselbe, wenn sie
überhaupt, wie Mohr treffend sagt, den .,Schein eines Grundes"
für sich hätte, am allerwenigsten für die analytische Chemie
oder die Mineralogie, wo es sich um übersichtliche Darstellungs-
w^eise handelt, geeignet ist.
Dresden, im Januar 1871.
Dr. E. Fleischer.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Die zweite Auflage hat wesentliche Erweiterungen und Ver-
besserungen erfahren, welche giösstentheils aus eigenen Arbeiten
hervorgegangen sind, da nur von vergleichsweise wenigen neuen
Methoden, welche seit dem Erscheinen der vorigen Auflage
publicirt wurden, Gebrauch gemacht werden konnte.
Jemehr ich mich mit analytischer Chemie beschäftige und
ihre Anwendung in der Technik beobachte, um so klarer stellt
sich mir das Bedürfniss vor Augen, in der Wahl der analytischen
Methoden möglichst nach Allgemeinheit zu streben und die spe-
ciellen einseitigeren Verfahrungsweisen nur dann zu berücksichtigen,
wenn die Hauptmethode für einen bestimmten Fall weniger ge-
eignet ist.
Nur durch diese Behandlung der analytischen Chemie
■
VIII Vorwort sur zweiten Auflage.
gelingt es^ sich jene Selbständigkeit zu erwerben, welche durch-
aus nothwendig ist, um die oft sehr schwierigen Fragen, welche
sowohl die Wissenschaft, als auch die Technik an den Analytiker
stellt, zu lösen.
So reich die Chemie an neuen Darstellungsweisen ein und
desselben Stoffes ist, so unzählig sind die analytischen Bestim-
mungs-Methoden. Viele von den letzteren sind in einem ganz spe-
ci eilen Falle vielleicht recht brauchbar , verlieren aber allen
Werth, wenn der Fall etwas allgemeiner ist. So will ich nun hier
eine solche Methode hervorheben, welche, wie ich selbst bei ihrer
Nachahmung fand, ganz vorzüglich zu nennen ist, die aber jeder
Allgemeinheit entbehrt. Es ist dies das neue Silber-Bestimmungs-
verfahren durch Titriren der mit etwas schwefelsauren Eisen-
oxyd versetzten Silberlösung mit ßhodankalium. Sobald die
Titrirung beendet ist, zeigt sich die rothe Farbe des Rhodan-
eisens und da dieselbe in sauren Flüssigkeiten auftritt, so ist
die Methode, was für sie sehr werthvoU, ebenfalls in solchen
ausführbar. Denken wir uns aber nun den sehr häufigen Fall,
dass Kupfer zugegen wäre, so ist das Verfahren unbrauchbar;
denn Kupfersalze werden ebenfalls von RhodankaUum (nicht
aber von Chloriden, welche bei der allgemeinen Silber -Bestim-
mungsmethode angewandt werden) niedergeschlagen.
Aus diesem Grunde konnte ich von diesem sonst sehr
schönen Veiiahren keinen Gebj'auch machen; weil der leitende
Gedanke dieses Werkes der ist, möglichst wenige, aber recht
allgemeine Methoden zu wählen, um dem Lernenden einen mög-
lichst klaren Ueberblick, nicht blos über die Titrir- Methoden,
sondern auch über die Art , quantitative Analyse mit ihrer
Hilfe auszuführen, zu bieten. In letzterer Beziehung lagen mir
namentlich wieder die für die Titrir -Verfahren so nothwendigen
Trennungs-Methoden am Herzen, und es ist mir gerade dies-
mal sehr erfreulich, für das Capitel der „allgemeinen Basen-
Trennungsverfahren" nach mühevoller Arbeit einen weit einfacheren,
schnell und sicher zum Ziele führenden Weg gefunden zu haben
als bisher. Namentlich der technische Chemiker wird gewiss
dieses neue System, durch welches er im Stande ist, ein bestimmtes
Metall gewissermaassen aus einer Menge Neben -Bestandtheilen
herauszunehmen und quantitativ zu bestimmen, gern anwenden;
weil es nicht blos die Arbeit wesentlich vereinfacht, sondern im
Vergleich zu den bisherigen Trennungs- Verfahren, die ja eigent-
Vorwort zur zweiten Auflage. ix
Jich für die Gewichts- Analyse und nicht für die Titrir-Methoden
erfimden wurden, auch bedeutend leichter auszufahren und zu
behalten ist.
Bei den eigentlichen Titrir- Verfahren habe ich einige meiner
neueren Methoden, wie z. B. die Bestimmung der Schwefelsäure,
der Weinstein- und Citronensäure u. s. w., den früheren hinzu-
gefugt.
Im dritten Theile des Buches, welcher die Anwendung des
vorher Beschriebenen auf bestimmte technisch wichtige Stoffe
erläutert, habe ich gestrebt, die Stoffkenntniss des Lernenden zu
erweitem; nicht aber eine Art von Receptirbuch, welches wo-
möglich für jede Substanz eine Special -Methode aufweist, zu
geben. Dagegen suchte ich zu zeigen, dass die Verfahren der
ersten beiden Theile, weil sie eben sehr allgemeiner Anwendung
fähig, auch mit wenigen Modificationen zu der Untersuchung
technischer Substanzen geeignet sind. Auf diese Weise hoffe ich,
dem Lernenden einen besseren Dienst zu erweisen, als mit einem
Nachschlagebuch, welches auf sein eigenes Nachdenken nicht
anregend, sondern erschlaffend wirkt, und ihn sehr bald zum
Sklaven seines Buches erniedrigt.
Alles dies liess sich aber nur durch das Streben nach All-
gemeinheit, sowohl in den Tjtrir- als auch Trennungs- Verfahren
erreichen; und wenn daher auch diese Auflage einen Kritiker
fände, welcher diese Bestrebungen tadelt und recht viele Special-
methoden vermisst, so würde mich ebenso wie bei der vorigen
Auflage das Bewusstsein, beifälligere Urtheile, sowie wirklich
erprobte günstige Resultate zu besitzen , reichlich dafür ent-
schädigen.
Besonders erfreulich aber wäre es mir, wenn auch andere
Analytiker, anstatt die Zahl unnöthiger Verfahren stets zu ver-
mehren, den von mir zuerst eingeschlagenen Weg der maass-
analytischen Trennungs -Methoden weiter ausbauen und damit
einem fühlbaren Bedürfiiisse der analytischen Chemie immer mehr
abzuhelfen, sich bestreben wollten.
Möge diese Arbeit dazu ihr Bestes beitragen.
Dessau, im Februar 1876.
Dr. E. Fleischer»
Vorwort znr dritten Auflage.
Die freundliche Aufnahme, welche die vorige Auflage sowohl
in Deutschland als auch in England und Prankreich, wo deren
üebersetzung unter den Titeln:
„A System of Volumetrie Änalysu^^ hy Dr. JEmil Fleischer (Macmillan,
London 1877) und
„Traite d'' Analyse chimique par la metUode volumetrique^' par le
Dr, JS. Fleischer (Savy, Faris 1880.)
erschien, gefunden hat, veranlasste mich, in der vorliegenden
dritten Auflage den Inhalt des Buches im Ganzen beizubehalten
und lediglich sichtend und ergänzend das frühere Material zu
bearbeiten. HoflFentlich wird diese kritische Arbeit, durch welche
ich glaube den Werth des Buches ethöht zu haben, gute Flüchte
tragen.
Dresden, im Februar 1884.
Dr. E. Fleischer.
Inhalts- Verzeichniss.
Einleitung 1
Erster Theil.
Die maassanalytischen Methoden.
Erster Absehnitt:
Die maassanalytischen Methoden im Allgemeinen. — Instrumente für
die masssanalytischen Arbeiten. — Probe-Flüssigkeiten.
§ 1. Die maassanalytischen Methoden im Allgemeinen 9
§ 2. Instrumente für die maassanalytischen Arbeiten 11
a. Büretten, b. Pipetten, c Maassflaschen und Mischcylinder.
§ 3. Ueber die Vermeidung der Fehler bei der Ausführung von Flüssig-
keits-Messungen und Titrirungen / 17
§ 4. Darstellung der Probe- und Normal-Flüssigkeiten im Allgemeinen 22
§ 5. Ueber das Filtriren 26
Zweiter Absehnitt:
Sättigungsanalysen. (Alkalimetrie und Acidimetrie.)
§ 6. Probe-Flüssigkeiten für die Sättigungs-Analysen 32
§ 7. Die Methoden der Sättigungs-Analysen im Allgemeinen .... 40
A. Alkalimetrie.
§ 8. Bestimmungen der ätzenden und kohlensauren Alkalien, alkalischen
Erden und des Bleioxyds 41
§ 9. Gemenge von kohlensaurem und Aetzalkali 44
§ 10. Alkalische Erden in löslichen Salzen 45
§ 11. Ammoniak-, Salpetersäure- und Stickstoff-Bestimmung .... 45
§ 12. Alkalimetrische Bestimmung von Kali und Natron in löslichen,
aber nicht alkalisch reagirenden Salzen 50
XII Inhalts-Uebersicht.
B. Acidimetrie.
Seite
§ 13. Kohlensäure-Bestimmung 57
§ 14. Schwefelsäure -Bestimmung 60
§ 15. Bestimmung der Essigsäure 61
§ 16. Bestimmung der Weinsteinsäure und Citronensäure 64
§ 17. Allgemeine Bestimmungs- Methode gebundener Säuren .... 64
Dritter Absehnitt.
Oxydations- und Eeductions- Analysen.
A. Oxydimetrie.
§ 18. Darstellung und Normirung der Chamäleon-Flüssigkeit .... 68
§ 19. Eisen-Bestimmung * 73
§ 20. Oxalsäure-Bestimmung 76
§ 21. Bestimmung von Kalk, Essigsäure und Oxalsäuren Salzen ... 77
§ 22. Kupfer-Bestimmung 79
§ 23. Braunstein- und Mangan -Bestimmung 81
§ 24. Trennung und Bestimmung von Kobalt und Nickel 83
§ 25. Chlorwasser- und Chlorkalk-Bestimmung 85
§ 26. Bestimmung der Chromsäure und ihrer Salze 86
§ 27. Baryt-, Blei- und Wiemuth- Bestimmung 87
§ 28. Bestimmung der Ferro- und Ferridcyan- Verbindungen .... 89
§ 29. Zinn-Bestimmung 90
§ 30. Bestimmung von Sjink, Cadmium, Zinn und den Schwefelalkalien 91
§ 31. Oxydimetrische Bestimmung einiger seltener Stoffe 93
B. lodometrie.
§ 32. Darstellung und Normirung der für die lodometrie erforder-
lichen Flüssigkeiten 96
§ 33. Die iodometrischen Verfahren im Allgemeinen 99
§ 34. Bestimmung der schwefligen Säure und des Schwefelwasserstoffes 100
§ 35. Antimon-Bestimmung 101
§ 36. Arsen- und Zinn-Bestimmung 102
§ 37. Kupfer- und lod-Bestimmung 103
§ 38. lod- und Eisen-Bestimmung 105
§ 39. Salpetersäure-Bestimmung 108
§ 40. Quecksilber- und Chlor-Bestimmung 109
§ 41. Bestimmung des freien Chlors und Broms 111
§ 42. Bestimmung der Säuren des Chlors, lods und Broms . . . . 112
§ 43. Bestimmung des gebundenen lods 113
§ 44. Silber-Bestimmung 114
§ 45. Bestimmung von Chlor, lod und Brom in Salzen 115
§ 46. Spuren-Bestimmung von Schwermetallen 119
Inhalte-Uebersicht. xm
Vierter Absehnitt:
Fällungs-Analysen.
Seite
§ 47. Bestimmung von Chlor und Silber 123
§ 48. Bestimmung des Chlors in den Chlorsäuren 126
§ 49. Cyan- Bestimmung 126
§ 50. Phosphorsäure-Bestimmung 128
§ 51. Thonerde-Bestimmung 130
§ 52. Magnesia- und Mangan-Bestimmung 133
§ 53. Schwefelsäure-Bestimmung 134
§ 54. Baryt-Bestimmung 145
Zweiter Theil.
Trennungs-Methoden für maassanalytische Bestimmungen.
Einleitung 149
Erster Abschnitt:
Trennung der Verbindungen der Basen von einander.
§ 55. Ueberführung der zu trennenden unorganischen Körper in lös-
liche Form 151
§ 56. Eintheilung der Metalle in Gruppen und Trennung der letzteren
von einander 159
§ 57. Entfernung und Bestimmimg derjenigen Stoffe, welche die
Trennung der Basen erschweren 165
§ 58. Trennung und Bestimmung der Basen der ersten Gruppe. (Kali,
Natron, Ammoniak, Magnesia.) 170
§ 59. Trennung der Basen der zweiten Gruppe. (Baryt, Strontian,
Kalk.) 174
§ 60. Die Basen der dritten Gruppe. (Thonerde, Chromoxyd) . . . 180
§ 61. Die Basen der vierten Gruppe. (Uran, Eisen, Zink, Mangan,
Kobalt und Nickel.) 181
§ 62. Trennung und Bestimmung der Metalle der fünften Gruppe.
(Cadmium, Blei, Kupfer, Silber und Wismuth.) 185
§ 63. Trennung und Bestimmung der Körper der sechsten Gruppe.
(Quecksilber, Zinn, Arsen, Antimon, Platin und Gold.) .... 189
Zweiter Abschnitt:
Bestimmung der Basen ohne Gruppen- und Einzel-
Trennung.
§ 64. Vorbedingungen des allgemeinen Basentrennungs- Verfahrens . 197
§ 65. Tabellen-Erläuterung 198
XIV Inhalts-Ueberaicht.
Dritter Abschnitt:
Trennung und Bestimmung der wichtigsten Säuren.
Seite
§ 66. Gruppen-Eintheilung der Säuren 211
§ 67. Bestimmung der Säuren der ersten Gruppe. (Arsensäure, arsenige
Säure, Chromsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Borsäure,
Oxalsäure, Kohlensäure, Kieselsäure, Fluorwasserstoffsäure.) . .212
§ 68. Bestimmung der Säuren der zweiten Gruppe. (Chlor-, Brom-,
lod-, Cyan- und Schwefelwasserstoffsäure.) ........ 220
§ 69. Bestimmung der schwefligen und unterschwefligen Säure neben
Schwefelalkalien 223
§ 70. Bestimmung der Säuren der dritten Gruppe. (Salpetersäure und
die Säuren des Chlors, Broms und lods.) 225
§71. Ueber die Bestimmung von Weinsäure und Citronensäure bei
Gegenwart verschiedener Basen und Säuren und in den Frucht-
säften 226
§ 72. Schlussbemerkungen zu den maassanalytischen Trennungs -Me-
thoden 235
Dritter Theil.
Anleitung zur quantitativ-analytischen Untersuchung
technisch wichtiger Stoffe.
Einleitung 241
§ 73. Pottasche • 246
§ 74. Soda 247
§ 75. Kochsalz 249
§ 76. Analyse der Seifen 249
§ 77. Salpeter 252
§ 78. Analyse des Schiesspulvers 253
§ 79. Schlempe-Kohle 254
§ 80. Schwefellebern 258
§81. Untersuchung der Bleichsalze (Chlomatron, Chlorkalk, Chlor-
magnesia) 260
§ 82. Gips 262
§ 83. Kesselstein 263
§ 84. Knochenmehl 264
§ 85. Knochenkohle (Spodium) 266
§ 86. Analyse der Phosphorite, Koprolithe und des Superphosphats . 268
§ 87. Die Alaune und Thonerdesalze des Handels 271
§ 88. Chromeisenstein 276
Inhalts-Uebereicht. xv
Seite
89. Technisch wichtige chromsaure Salze. (Chrom saures Kali^
Kupfer- und Bleioxyd.) 278
§ 90. Braunstein-Bestimmung 279
§ 91. Analyse der Eisenerze 283
§ 92. Schwefelkies 288
§ 93. Gralmei-Untersuchung 291
§ R Eieselzinkerz 292
§ 95. Zinkblende 292
§ 96. Bleiglanz 293
§ 97. Kupfererze 294
§ 98. Zinnerze 298
§ 99. Zinnober 298
§ 100. Bestimmimg des Arsens und Antimons in Erzen 299
§ 101. Quantitative Analyse einiger Metall-Legirungen 302
§ 102. Untersuchung der wesentlichen Beimengungen der gebräuch-
lichsten Metalle 307
Anwendung der Maassanalyse auf die Bestimmung einiger
organischen Substanzen.
§ 103. Essig -Untersuchung 311
§ 104. Weinsäure und Weinstein 312
§ 105. Harn-Untersuchung 315
§ 106. Zucker-Bestimmung 314
§ 107. Guano 320
§ 108. Gerbsäure 322
§ 109. Untersuchung des Wassers in Hinsicht auf seinen technischen
Gebrauch 324
Anhang.
Tabellen.
I. Tabelle der Aequivalent-Zahlen der chemischen Elemente . . 336
n. Tabelle der constanten Factoren q) zur Berechnung zweier Kör-
per durch indirecte Analyse 337
III. Tabelle zur Berechnung derjenigen oxydimetrischen und iodo-
metrischen Bestimmungen, bei denen der gesuchte Körper nicht
direct titrirt, sondern durch die äquivalente Eisen- oder lod-
Menge ermittelt wird 339
XVI Inhalts-Üebersicht.
Seite
IV. Tabelle zur Uebersicht der Bestimmungs-Fonnen und Bestim-
mungs-Methoden der wichtigsten in diesem Buche behandelten
Metalle, Nichtmetalle und Säuren . , . 340
V. Tabelle des Gehaltes an wasserfreier Schwefelsäure bei verschie-
denem specifischen Gewichte der verdünnten Säure nach Otto.
Temperatur 15° C 342
VI. Tabelle über den Gehalt an wasserfreier Salpetersäure (NO*) bei
verschiedenem spec. Gewicht der verdünnten Säure nach Ure.
Temperatur 15° C 343
Vn. Tabelle über den Gehalt an Chlorwasserstoffsäure bei verschie-
denem spec. Gewicht der wässerigen Salzsäure nach Ure. Tem-
peratur 15^ C 344
Villa. Tabelle über den procentischen Gehalt des Ammoniakwassers an
NH* bei verschiedenem spec. Gewicht nach Otto. Tempe-
ratur 16<* C 345
Vinb. Tabelle über den Gehalt an Ammoniak in stärkerem Ammoniak-
wasser nach Davy 345
Alphabetisches Register 346
Einleitung.
Die analytische Chemie beschäftigt sich wie bekannt mit dem Nach-
weis (qualitative Analyse) und dem Mengen -Verhältniss (quantitative
Analyse) der in einer Substanz enthaltenen chemischen Stoffe. Aus-
gebildet ist die chemische Analyse nur fiir unorganische Körper,
und wenn auch bereits eine Anzahl guter Methoden für die Unter-
sachimg organischer Substanzen ermittelt worden sind, so genügen
diese doch bei weitem nicht, um ein System der chemischen Analyse,
wie es für die unorganische Chemie existirt, darauf zu basiren.
Es ist eigenthümlich, aber doch ganz naturgemäss^ dass sowohl
far die qualitative als auch für die quantitative Analyse nur zwei
Grundprincipien existiren und überhaupt nur denkbar sind, aus wel-
chen für jeden dieser Haupttheile der analytischen Chemie zwei Systeme
hervorgingen.
So diente bei der qualitativen Analyse als das eine Grrund-
princip: das verschiedene Verhalten der Stoffe zu Eeagentien in
wässriger Lösung, welches man auch die Analyse auf nassem
Wege genannt hat; als das andere: das Verhalten der Stoffe in
der Glühhitze (Analyse auf trocknem Wege oder auch pyrochemische
Analyse) dazu, um zwei ganz verschiedene analytische Systeme zu
begründen.
Die qualitative Untersuchung auf nassem Wege hatte, als das
ältere System, schon eine so hohe Ausbildung erreicht, dass die wie-
der bearbeitete pyrochemische Analyse fast entbehrlich schien. Man
wandte die letztere deshalb nur gewissermassen als Hilfsmittel bei
der nassen Untersuchung an. Vor einigen Jahren hat aber Bunsen
gezeigt, welcher bedeutenden Anwendung auch die pyrochemische
Untersuchung fähig ist, so dass man nach Bunsen's Verfahren bei-
nahe vollständige qualitative Analysen auf pyrochemischem Wege
ausfuhren kann, und dabei noch den Vorteil hat, rascher und oft
FUiseher, Titrlr-Methode. 3. Aufl. 1
2 Einleitung.
auch siclierer als auf nassem Wege zum Ziele zu gelangen. Es is^
deshalb gar nicht undenkbar, dass bei weiterer Ausbildung die pyro —
chemische Analyse die qualitativen Methoden auf nassem Weg^
wenn nicht verdrängen, so doch ersetzen wird. Es haben also beid^
Principien, auf denen ein System der qualitativen Analyse begrün —
det werden kann, gleiche Berechtigung, und es hängt nur von der"
grösseren und geringeren Anwendbarkeit der Methoden und der südft>
hierbei bietenden Sicherheit ab, um das eine oder das anderä Systeok.
zu bevorzugen; dagegen ist ein anderes Princip als das der trockienea
oder nassen Untersuchung als Basis für die qualitative Analyse
undenkbar.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der ebenfalls von zwei Qrond-
principien ausgehenden quantitativen Analyse, welche die Znsammen-
setzung der Substanz als bekannt voraussetzt und nur das Mengen-
verhältniss der Bestandtheile zu ermitteln hat.
Die Gewichtsbestimmung einer Substanz kann nur nach zwei
Principien, nämlich auf physikalischem und auf chemischem
Wege erfolgen. Die physikalische Gewichtsbestimmung geschieht
mit der Wage, die chemische mit der Bürette.
Denken wir uns z. B. es wäre in einem Gemenge von kohlen-
saurem und schwefelsaurem Baryt zu ermitteln, wie viel kohlensaurer
Baryt in dem Gemisch enthalten ist, so gelangt man hierzn auf
zweierlei Weise. Man wägt 1 Gramm des Gemisches ab, löst mit Salz-
säure den kohlensauren Baryt darin auf und filtrirt. Das Ungelöste
ist schwefelsaurer Baryt. Man trocknet ihn, verbrennt das Filter,
glüht den schwefelsauren Baryt gelinde und wägt ihn. Zieht man
sein Gewicht von 1 Gramm ab, so ergiebt der Eest die Menge des
kohlensauren Baryts. Auf diese Weise erföhrt man durch zwei
Wägungen, also auf physikalischem Wege, das Gewicht des
kohlensauren Baryts. Um es auf chemischem Wege zu finden, würde
man folgendermaassen arbeiten.
Man löst den kohlensauren Baryt wiederum in Salzsäure, je-
doch in einer Säure, deren Gehalt an ChlorwasserstofiF pro Cubik-
centimeter genau dem Atomgewicht von HCl in Milligrammen ent-
spricht und die mit einer Ammouiakflüssigkeit so übereinstimmt,
dass 1 CC. Säure 2 CC. Ammoniak genau sättigen. Von dieser
Säure nimmt man also ein bestimmtes Maass, welches ausreicht, den
kohlensauren Baryt zu lösen, und erwärmt dann zum Sieden, um
alle Kohlensäure auszutreiben. Setzt man jetzt ein paar Tropfen
blaue Lackmus -Tinktur hinzu, so lärbt sich die Flüssigkeit roth,
Einleitung. 3
Beweis, dasB man mehr Salzsäure zugesetzt hat, als zur Lösung
kohlensauren Baryts und zur Bildung von Chlorharyum erfor-
dcrlicli war. Man bestimmt nun diesen Säure -Ueberschuss dadurch,
dass man so viel von der erwähnten Ammoniakflüssigkeit aus einer
in y^Q CO. getheilten Bohre (Quetschhahn -Bürette) zufliessen lässt,
bis die Flüssigkeit gerade blau wird. Die dazu verbrauchten Cubik-
centimeter Ammoniak werden notirt. Zieht man die Hälfte derselben
von der angewandten Salzsäure ab, so ergiebt der Best diejenige
Menge Salzsäure, welehe chemisch nothwendig ist, um den kohlen-
sauren Baryt in Chlorharyum zu verwandeln und zu lösen. Da nun
1 CG. der Salzsäure 1 Atom HCl. in Milligrammen enthält und
l Atom HCl wiederum 1 Atom kohlensauren Baryt in Chlorbarium
verwandelt, so entspricht 1 CC. Salzsäure einem Atom kohlensaurem
Baryt in Milligrammen oder 98 Milligrammen BaOCO^; mithin be-
stimmt der gefundene Salzsäure -Best das Gewicht des kohlensauren
Baryts in der untersuchten Substanz.
Man hat also den kohlensauem Baryt nicht mit gewöhnlichen
Gewichten, sondern mit seinem Atomgewicht gewogen, und hat
in Folge dessen keine Wage, sondern einen Mess- Apparat, eine
Bürette, angewandt.
Die erste Methode der quantitativen Untersuchung nennt man
die gewichtsanalytische, die letztere die maassanalytische. Die Ge-
wichts-Analyse war viel eher ausgebildet, als die Maass- Analyse, deren
Entstehung wir entschieden Friedrich Mohr zu verdanken haben; weil
er zuerst durch bedeutende Verbesserungen an Methoden und Appa-
raten der Maass- Analyse, welche vor ihm nur sehr wenige Verfahren
nnd unvollkommene Geräthschaften aufzuweisen hatte, eine wissen-
schaftliche Basis begründete. Sein Buch über diesen Gegenstand bleibt
auch jetzt noch, nachdem Fr. Mohr leider schon seit Jahren der
Menschheit entrückt ist, das bedeutendste Werk über Maass- Analyse und
ein dauerndes Denkmal seines unsterblichen Autors.
Die Maass-Analyse, auch Titrir-Methode genannt, hat vor der
Gbwichts-Analyse mehrere wesentliche Vorzüge. Während die Ge-
wichts - Analyse verlangt, dass der zu ermittelnde Stoff in einer be-
stimmten Verbindung in trockener Form vorliege, gestattet die
Maass -Analyse meist auch in Gegenwart vieler anderer Substanzen
einen Körper seiner Menge nach zu bestimmen. Sie macht deshalb
viele Trennungen, welche die Gewichts -Analyse erfordert, entweder
entbehrlich, oder lässt es zu, dieselben wesentlich zu vereinfachen.
In Folge dessen führt die maassanalytische Untersuchung fast immer
4 Einleitung.
viel rascher als die gewicbtanalytische zum Ziele. Hinsichtlich
Genauigkeit übertrefiFen die Mess-Methoden sehr oft die Gewichtem—
Analysen; namentlich gestatten die ersteren die genaue Bestimmun^r
viel kleinerer Mengen, als die letzteren, bei denen unter solchen Um. —
ständen das Gewicht der Filter-Aschen sehr störend ist. Eindlieftix.
geben die Titrir-Methoden auch in minder geübten Händen sehr gut^
Eesultate, was bei Gewichts- Analysen nicht der Fall ist; und da man^
einige seltene Körper ausgenommen, alle gewichtsanalytische bestimm—
baren Substanzen auch titrimetisch ermitteln kann, so ist bereits di^
Zeit gekommen, wo die Titrir-Methode die Gewichts- Analyse, sowohL
bei wissenschaftlichen, als aber auch ganz besonders bei technischen.
Analysen (welche oft eben so grosse Genauigkeit, jedoch viel rascheres
Arbeiten als es die Gewichts-Analyse gestattet, beanspruchen) immer
mehr verdrängt.
Die Gewichts- Analyse zerfällt in die beiden Hauptcapitel: Be-
stimmungs- und Trennungs- Methoden. Die ersteren lehren, wie der
zu ermittelnde Körper in eine wägbare Form von bestimmter Zu-
sammensetzung gebracht wird, sobald er von anderen, diese Zusam-
mensetzung benachtheiligenden Stoffen getrennt ist; die letzteren be-
handeln die Methoden, nach denen solche Trennungen ausgeführt
werden können.
In der Maass-Analyse hat man bisher nur die Beschreibung der
maassanalytischen Bestimmungs - Methoden im Auge gehabt und die
Trennungen, wo solche erforderlich waren, nach dem System der
gewichtsanalytischen Trennungs-Methoden vorgenommen. Jemehr aber
die Titrir-Methode sich erweitert, um so fühlbarer wird auch das Be-
dürfoiss, besondere, für die Maass- Analyse geeignete Trennungs-Methoden
zu besitzen; weil die gewichtsaualytischen in der Regel die Arbeit
unnöthig compliciren.
Eine gewichtsanalytische Trennungs-Methode muss durch viele
Umwege eine vollkommene Trennung des zu bestimmenden Kör-
pers erreichen; für eine maassanalytische Trennungs - Methode genügt
es meist, den Körper nicht von allen ihn begleitenden Substanzen
zu isoliren, sondern ihn nur in eine, zu seiner Titrirung geeignete
Form zu bringen, wobei die Anwesenheit vieler anderer, selbst ähn-
licher Substanzen häufig ohne Einfluss ist. Man ersieht, dass in
Folge dieser verschiedenen Grundlagen eine maassanalytische Tren-
nungs-Methode in der Regel weit einfacher als eine gewichtsana-
lytische sein, also auch die Arbeit selbst weniger in die Länge
ziehen muss.
Einleitong. 5
Bei der reichen Literatur über Maass- Analyse, welche sich je-
doch nur auf die Beschreibung der einzelnen Titrir- Verfahren be-
schrankty hätte mich die Ausbildung der maassanalytischen Trennungs-
Methoden, welche stets meine Hauptaufgabe für dieses Werk ge-
blieben ist, veranlassen können, nur diese Trennungs-Methoden zu
beeohreiben. Da ich jedoch gerade durch meine maassanalytischen
Tr^nmigs- Verfahren in den Stand gesetzt wurde, die Titrir-Methode
zu einer selbständigen quantitativen Analyse zu gestalten und als
ein umfassendes analytisches System zu entwickeln, so habe ich
auch in diesem Buche das Granze in dei^v^i'^i Hauptth eilen: maass-
analytische Methoden, Trennungen und technische Analysen, welche
durch mancherlei neue Beobachtungen und Arbeiten vermehrt wur-
den, darzustellen mich bestrebt. Bei den maassanalytischen Methoden
kommt es nicht blos darauf an, dass sie in chemischer Beziehung
genaue Resultate ermöglichen; es kommt dazu auch die Ausfuhrung
der Messung. Ebenso wichtig als für den Gewichts - Analytiker die
genaue Uebereinstimmung seiner Gewichts -Stücke und die Empfind-
lichkeit der Wage ist, ebenso bedeutungsvoll ist für die Titrir-
Methoden, dass man richtige Instrumente (Büretten und Pipetten)
tmd genaue Titerflüssigkeiten besitze und letztere in nicht zu kleiner
Menge in jedem Falle verbrauche. Es ist leicht einzusehen, dass die
Messungen (also auch die Resultate) bei den gegebenen Mess- Instru-
menten um so genauer ausfallen müssen, je mehr Flüssigkeit zu
messen ist. Aus diesem Grunde habe ich diesen Cautelen, also dem
richtigen Messen und Titriren, ein besonderes Capitel gewidmet,
dessen aufmerksame Beachtung dem Lernenden um so angelegentlicher
empfohlen werden muss, als es gewissermaassen als Fundamental-
Cfesetz für alle Titrirungen gelten kann.
Die Trennungs- Methoden zerfallen für die Metalle in die zwei
Haupttheile „Gruppen-Trennung", und „Bestimmungen ohne Grruppen-
Trennung". Beide setzen die Kenntniss der maassanalytischen Methoden
welche ihnen vorhergehen, voraus. Ebenso verlangt der zweite Theil
der Trennungs-Methoden (Basenbestimmung ohne Gruppen -Trennungen),
dass man mit den chemischen Verhältnissen, welche in den vorher-
gehenden Gruppen -Trennungen erörtert sind, vertraut sei und über-
haupt schon einige Uebimg darin erlangt habe. Alsdann wird man
gewiss mit Vorliebe die Vortheile, welche diese allgemeinen Tren-
nungs -Methoden bieten, benutzen.
Gerade in der Kenntniss der umfassendsten Trennungs-Methoden
liegt ja der Schwerpunkt für die Ausführung von Untersuchungen
^^ ^Kinleitung.
/^YmiBcher Stoffe, bei denen ctlsdann nur noch die StofiPkenntniss als
^^ ^er belehrender Theü bixxzstatritt.
TD- "gg ^g^ deshalb nicht ^enug anzuempfehlen, dass der Lernende
-W bestrebe bei maassanstlytischen Untersuchungen stets die all-
®^ .^^einen Methoden ganz "besonders im Auge zu hehalten und zu
^ hdenken* dann wird es ihm leicht werden, in speciellen Fällen
Vi ohne besonderes Naclischlagen schnell das Eichtige zu treffen
d positive Kenntnisse statt eingelernter Recepte zu erlangen.
Möge meine Arbeit, bei der grossen Wichtigkeit, ja Unumgäng-
1* >>lr it der Maass- Analyst für die so hohe Ansprüche machende
T hnik, dazu beitragen, dass dieser Zweig der Chemie sich immer
Vir Geltung verschaffe, und es zu den grössten Seltenheiten ge-
\c' dass selbst in berühmten Laboratorien ausgebildete Chemiker durch
die Vernachlässigung der Titrir- Methode als technische Analytiker
unbrauchbar erscheinen.
Erster Theil.
Die maassanalytischen Methoden.
Erster Abschnitt.
Die maassanalytischen Methoden im Allgemeinen. — Instrumente für die
maassanalytischen Arbeiten. — Probe-Flüssigkeiten.
§ 1.
Sie maassanalytischen Methoden Im Allgemeinen.
Die Maass - Analyse bestimmt die Gewichts -Mengen der in
chemischen Verbindungen enthaltenen Körper durch Messen, indem
sie ermittelt, wie viel Volumina einer Flüssigkeit von bekanntem
Gehalt erforderlich sind, um in der zu untersuchenden Lösung einen
bestimmten chemischen Process (Sättigung, Oxydation, Fällung)
vollständig und dabei der theoretischen Menge entsprechend zu be-
enden. Man bedient sich dazu sogenannter Probe -Flüssigkeiten,
das sind Auflösungen,, welche eine bekannte Menge des aufgelösten
Körpers in einem bestimmten Volumen enthalten. Indem man diese
Probe - Flüssigkeiten dem zu untersuchenden Körper (welcher sich
ebenfalls in Lösung befindet) tropfenweise hinzufügt, treten zuletzt
gewisse Erscheinungen ein, an welchen man erkennt, ob die zur
Bestimmung des zu untersuchenden Körpers nöthige Menge Probe-
Flüssigkeit zugesetzt worden ist oder nicht. Diese Erscheinungen
sind wesentlich folgende:
Es tritt eine Farbenänderung ein, oder
Es entsteht ein Niederschlag.
Zum Theil lassen sich diese Erscheinungen in der Flüssigkeit
selbst erkennen. Ist dies nicht der Fall, so untersucht man mit
einer aus ihr. entnommenen Probe, ob diese mit gewissen Reagentien
Farbenerscheinungen oder Niederschläge hervorbringt.
Die Farbenerscheinungen können natürlich sehr verschiedene
Ursachen haben; nichtsdestoweniger lassen sich ganze Reihen von
maassanalytischen Methoden auf ein und dieselbe Ursache, welche
die Farbenerscheinung bedingt, zurückführen. So giebt es eine grosse
10 Erster Theil. Die maassanaljtischen Methoden.
Zahl Methoden, bei denen der rothe und blaue Farbenwechsel des
Lackmus -Farbstoffs, je nachdem saure oder alkalische Flüssigkeiten
auf ihn einwirken , zur Bestimmung der zu untersuchenden Substanzen
dient; und da alle sich hierauf gründenden Methoden auf die Er-
mittelung freier Basen oder Säuren abzielen, so bezeichnet man sie
als die Methoden der Alkalimetrie und Acidimetrie.
Andere maassanalytische Methoden benutzen zur Erkennung
des Endes einer Titrirung die blaue Farbe der lodstärke, und da
bei allen diesen Methoden der zu prüfende Körper mit freiem oder
gebundenem lod behandelt wird, so nennt man sie iodometrische
Methoden.
Die dritte Eeihe von Verfahren, bei denen ebenfalls die Farben-
erscheinung in der Flüssigkeit selbst, an einem Ueberschuss von über-
mangansaurem Kali erkannt wird, und bei denen eigentlich nur der
Sauerstoff, welchen dieser Körper an gewisse Substanzen abgiebt, als
Grundlage des ganzen Systems dient, fasst man unter dem Namen
der oxydimetri sehen zusammen.
Endlich giebt es eine Anzahl maassanalytischer Methoden, bei
denen der zu prüfende Körper durch eine Probe-Flüssigkeit aus seiner
Lösung ausgefällt wird und man zu bestimmen hat, wie viel von der-
selben zur vollständigen Fällung erforderlich ist, oder was dasselbe
ist, der Punkt der beendigten Fällung genau festgestellt werden muss.
Solche Methoden nennt man Fällungs-Analysen.
Die Fällungs-Analysen bieten nur in wenigen Fällen die An-
nehmlichkeit , den Endpunkt der Titrirung durch eine Farben-
erscheinung in der Flüssigkeit selbst zu beurtheilen; weit häufiger hat
man sich dabei eines Indicators zu bedienen, in dem man einen
Tropfen der Flüssigkeit auf einer Porzellanplatte mit einem Reagens
zusammenbringt und an der eintretenden Farbenerscheinung den
Endpunkt der Titrirung erkennt. Solche Analysen, die Fr. Mohr
passend Tüpfel -Analysen nennt, sind recht brauchbar, wenn man
dabei keine besonderen Filtrationen nöthig hat, und fähren bei
einiger üebung fast ebenso rasch und sicher als die Methoden, bei
denen die Färbung in der Flüssigkeit selbst eintritt, zum Ziele.
Alle anderen Arten von Fällungs-Analysen dagegen, bei «denen ohne
Hilfe einer Farbenerscheinung der Punkt der vollendeten Fällung
ermittelt wird, bieten weniger Sicherheit und sind meist (selbst bei
sich so rasch wie Chlorsilber absetzenden Niederschlägen) sehr zeit-
raubend.
Aus diesem Grunde habe ich in diesem Buche, welches keine
§ 1. MaassanalTtische Methoden. H
maassanalytische Encyklopädie, sondern blos sichere und einfach aus-
föhrbare Methoden bieten soll , nur solche Verfahren beschrieben , bei
denen stets eine auftretende farbige Enderscheinung eine scharfe
Titrirung gestattet. Nichtsdestoweniger reichen, wie ich zeigen werde,
die hierin enthaltenen Methoden völlig aus , um alle häufigeren Stoflfe
damit zu bestimmen, ohne dabei eine grössere Zahl Probe-Flüssig-
keiten zu erfordern, als für die Verfahren der Alkalimetrie, lodo-
metrie, Oxydimetrie und die auf der Silber- und Phosphorsäure-
Bestimmimg beruhenden unbedingt nothwendig sind.
Schliesslich bemerke ich gleich hier, dass ich in diesem Buche
die für die analytische Chemie viel geeigneteren alten Formeln und
Atomgewichte (H=l; =3 8) beibehalte. Die Maassanalyse wird heut
zaTage so allgemein angewandt, dass sehr häufig nicht blos eigent-
liche Chemiker, sondern auch Kaufleute, Ingenieure, Beamte sich
damit beschäftigen. Welche Schwierigkeiten muss es nun solchen
Lesern bereiten, folgenden Process nach modemer Schreibart zu ver-
2(FeS04) + ^^^2 + ^(HaSO^) = FegSSO^ + MnSO^ + 2H3O.
Vor lauter SO^ (das allerdings noch Niemand gesehen hat) sieht
inan gar nicht, wo der Sauerstoff des MnOa hingekonamen ist. Wie
viel deutlicher ist da die Gleichung nach der alten Theorie:
2(PeO + SO3) + MnOg + 2 SO3 -{- aq = Fe^ O3 -{- 3 SO3 + Mn OSO3 + aq.
Hier erkennt man sofort, dass nur ein am Mn geblieben, das
Ändere aber an das Eisenoxydul getreten ist und es zu Fe203 oxy-
"^ hat. Vielleicht ist's auch wirklich so; denn — es stimmt mit
"®f chemiscben Wärmetheorie. Doch das gehört nicht hierher.
§ 2.
Instrnmente fBr die maassanalytischen Arbeiten.
a. Büretten.
Das wichtigste Messinstrument, dessen man sich fast bei jeder
niaaseanalytischen Untersuchung bedient, ist die Bürette (s. Fig. 1).
^^® liÄesteht aus einer cylindrischen Glasröhre, welche je nach Erfor-
dertiigg in Fünftel- oder Zehntel-Cubikcentimeter getheilt ist. Für
^® ^Oaeisten Arbeiten sind Büretten von 20 — 30 CC, in nicht zu enge
110 CC. getheilt, die passendsten. Am unteren Ende der nebenstehend
*"?^lDildeten Quetschhahn-Bürette wird eine circa 3 Cm. lange, 3 Mm.
'Wö^te nicht zu dünnwandige Kautschukröhre befestigt und in diese
euiQ zu einer Spitze ausgezogene Glasröhre gleicher Länge eingeschoben.
12
Erster Theil. Die maasfianalTtiBchen Methoden.
Die Kautschukröhre wird durch eine Klemme oder einen Quetsch-
hahn (s. Fig. 2) geschlossen. Dieser kann durch einen Druck auf die
Platten beliebig geöffnet werden.
^' * Sobald man nacblässt, schliesst sich
die Oe&ung wieder.
Diese Bürette wird an einem
passenden Stativ befestigt, von de-
nen ich nach langem Gebrauch das
in Fig. 1 abgebildete, welches von
Köhler heiTührt, als das beste
und auch eleganteste bezeichnen
muss; weil es sowohl eine sehr
solide Befestigung der Bürette ge-
stattet, als auch im Gegensatz zo-
allen anderen Stativen keinen Theil*
strich der Bürette verdeckt und.
damit eine grosse Unbequemlich-
keit bei vielen Titrirungen voll-
kommen beseitigt.
Beim Gebrauch der Bürette
wird sie zweckmässig genau bis
auf den obersten Theilstrich mit
der Probe-Flüssigkeit angefüllt. Um
dies zu ermöglichen, giesstman sie
voll, ö&et dann den Quetschhahn
und lässt soviel Flüssigkeit heraus,
bis das Niveau auf steht. Es
kann nicht genug empfohlen wer-
den, alle Luftblasen, welche nament-
lich bei zu weiter Oefihung der
Spitze des unteren Eöhrchens da-
rin bleiben, zu vermeiden, weil
diese Anlass zu dem lästigen Nach-
tropfen geben. Dies wird jedoch -
nicht geschehen, wenn die Spitze
nicht zu weit ist und beim Ein-
stellen auf der Quetschhahn zuerst rasch ganz geöffiaet und wieder
«geschlossen wird, damit alle Luft aus dem Eöhrchen entweicht. Ebenso
gewöhne man sich daran, niemals beim Füllen der Bürette die zu
untersuchende Flüssigkeit darunter zu stellen und ehe dies geschieht,
Fig. 2
% 2. iDStromente. IS
«ret sorgfältig etwa äbergoesene FlttHsigkeitstheilchen i
nad dem Stativ mit Filtrirpapierachnitzeln abzunifichen. Bndlich em-
pfiehlt es sich auch, die Quetechhaha-Btiretten, namentlich wenn sie,
wie dies ja in technischen Laboratorien meist geschieht, längere Zeit
gefällt bleiben, mit einer Olas-Kappe
{ua einfachsten einem Reagensglaee) ^' ^'
n bedecken, am das Einfallen von
Staub möglichst zu vermeideu.
Eine andere Art Bürette ist die
TDD Qay-Luesac conetruirte Aos-
goas-Bürette (Biehe Fig. 3). Diese be-
steht aus zwei oommnnicirenden Höbren,
•OD denen die eine (weitere) gerade,
die andere ^engere) oben hakenförmig
umgebogen ist. Die ÄuafluBBöfüiung
der engeren Bohre liegt tiefer ala die
obere Oeffiinng der weiteren.
Bei Anwendung dieser Bürette wird
dieselbe bis zum Theiletrich der wei*
t«oii graduirten Bohre gelullt; etwa
in die engere Bohre hinein gekommene
I^blaaen durch Saugen an der wei-
•wen Bohre entfernt, und durch Neigen
an lostnimentea die darin enthaltene
FiiMigkeit tropfenweise aus der enge-
""i Bohre in die zu untersuchende
Läsuag einfallen gelassen, oder durch
dssmit einem Stopfen darauf befestigte
offene Köhrchen eingeblasen. Die ver-
™8nchte Flüssigkeitsmenge wird an
™ graduirten Röhre bei vertiealer
Stelhng der Bürette abgelesen.
Diese Bürette wird, wie Fig. 3
»igt, auf einem Holz-Stativ befestigt. ~ "
Sie wird in den Fällen vorzugsweise angewendet, wo man mit stark
•^direnden Körpern arbeitet, welche durch Kautschuk mehr oder
weniger reducirt werden, wie Chamäleon, lodlösung u. a. w.
iuBser den beiden hier beschriebenen Büretten hat man noch
•öwirere andere construirt, welche sich aber im Allgemeinen weniger
™*ichbar erwiesen haben. Auch hat man an den Quetschhahn-
14 Erster Theil. Die maa9sanal7tischen Methoden.
Büretten einen Glashahn statt des Quetschhahns angebracht, doch
habe ich diese Einrichtung, welche möglicherweise bei ganz bestimmten
Dimensionen und trefflicher Ausfuhrung das meist bei öfterem Ge-
brauch eintretende Binnen der Tropfen vermeiden könnte, selten besser
als die weit billigeren und minder zerbrechlichen Mohr'schen Quetsch-
hahn-Büretten gefunden , weshalb ich darauf nicht weiter eingehen will.
Sehr wichtig für alle Titrirungen ist das richtige Ablesen des
Flüssigkeitsstandes in der Bürette. Dazu ist vor Allem erforderlich,
dass dieses die Wage vertretende Instrument fest und möglichst loth-
recht an dem Stativ befestigt sei. Ferner hat man vor jeder Ab-
lesung erst etwa 1 — 2 Minuten zu warten, bis die noch an den leeren
Glaswänden der Bürette hängenden Tropfen sich mit der darin vor-
handenen Flüssigkeits-Maasse vereinigt und dadurch deren Niveau be-
richtigt haben.
Beim Ablesen selbst hat man, je nach dem die Bürette mit
einer bis zur Undurchsichtigkeit gefärbten oder farblosen Flüssigkeit
gefüllt ist, verschieden zu verfahren. Im ersteren Falle gilt der bei
auffallendem Licht gegen ein recht weisses Blatt Papier betrach-
tete obere Rand des Flüssigkeits-Niveaus als deren eigentlicher Stand.
Im letzteren (also bei farblosen Flüssigkeiten) dagegen bezeichnet
der gegen das durchfallende Licht gesehene untere dunkele
Eand der Flüssigkeits- Oberfläche deren Niveau. Hierbei kann man
ein weisses Blatt Papier wenige Millimeter höher als die Flüssigkeits-
Oberfläche hinter die Bürette halten, wodurch deren unterer schwarzer
Band noch deutlicher hervortritt. In beiden Fällen aber halte man
das Auge in möglichst gleicher Höhe mit dem Stande der Flüssigkeit
und so nahe als es irgend die deutliche Sehweite gestattet.
Der sogenannte Erdmann'sche Schwimmer, durch welchen das
Ablesen erleichtert wird, ist für weite Büretten von grossem Baum-
inhalt allerdings zu empfehlen, doch sind enge Büretten mit recht
deutlichen Theilstrichen, wie sie vorzugsweise zum Titriren angewendet
werden, dazu nicht geeignet und machen ihn überhaupt wegen ge-
nügend sicheren Ablesens entbehrlich.
h, Mpetten.
Ein anderes für die maassanalytischen Arbeiten ebenfalls sehr
wichtiges Instrument ist die Pipette (s. Fig. 4 — 6). Sie dient ledig-
lich dazu, um Flüssigkeitsmengen genau abmessen zu können. Die
graduirte Pipette Fig. 4, welche meist zur Abmessung von 1 — 5 CC.
dient und sogar in ^loo ^^* getheilt, hergestellt wird, besteht
§ 2, Instrumente.
16
wenntlich aus einer cylindrisclien, am unteren Ende zugespitzten grtiduir-
tenBöhrB, Man unterscheidet aolclie, deren Theilung so eingerichtet ist,
daeBmannurdieUengeder auBgefloBsenen Flüssigkeit, nnd andere, in
denen man ausser dieser auch die darin enthaltene Flüssigkeitsmenge
beeümmen kann. Erstere nennt man Äusfluss-, letztere HaasB-
Pipetton.
Pig-e.
Fig. 4.
Beim Füllen dieser Pipette saugt man so viel Flüssigkeit in die
Röhre ein, dass sie aber den Theilstrich steigt. Alsdann ver-
Bchliesst man das Instrument oben mit dem Zeigefinger und ISsst durch
TOireichtigeB Lüften desselben so viel Flüssigkeit austreten, bis der
untere Rand des FlUssigkeitsniveaus genau auf steht. Bei Anwen-
dung der graduirten Pipette läset man aus derselben dienöthige Flüssig-
keit in der Art ausfliessen, dasB man das Ende des etwas geneigten
Instromentes an die Glaswand des zur Aufnahme der Flüssigkeit be-
stimmten GefSsaes anlegt, damit die durch Lüften des Zeigefingers
16 Erster Theil. Die mMUMnalytiechen Methoden.
austreteDde Flüssigkeit nicht frei durch die Luft ütUe, eondem an
der Glaswand beruntergteite.
Die VoU-Pipette (Fig. 5 und G) hat nur eine einzige Harke, bis
zu welcher sie zu iWlen ist, um das auf derselben angegebene FlSssig-
keitBYolumen zu enthalten. Sie findet am meisten -Anwendung, mm
ein bestimmtes, nicht allzu kleines Flüssigkeits- Volumen genan vor*,
einem GelöMS in ein anderes zu übertragen und wird in sehr ver —
echiedenen ßrössen, von denen die.zu 2, 5, 10, 20, ÖO und 100 CC
die passendsten sind, angefertigt. Für 2 und 5 CC-Pipetten ist dLe
Form von Fig. 5, für grössere die von Fig. 6 zu empfehlen. Die VoLl-
Pipetten werden in der Regel, wie man es nennt, „auf Abstrich" eni^'
leert und dem entsprechend bei ihrer Herstellung markirt. Man vex'-
steht darunter, dass man die bis an die Marke gefüllte Pipette beijn
Entleeren mit der Ausflussspitze an die innere Wand des GefäsaeBi
in welches die Flüssigkeit gelangen soll, schräg anlegt und nacbdeoi
Alles ausgelaufm, daran abstreicht. Allerdings bleiben anch dann
noch Flüasigkeits-Th ei leben in der Pipette, die jedoch zu dem Haass^i
welches sie besitzt, nicht gehören , wenn eben die Pipette auf Abstriob
angefertigt ist. Es wäre also ein Fehler, etwa durch Ausblasen octo*
Nachspülen auch diesen kleinen Rest dem Ganzen hinzuzufiigeu.
c. Maagg-Flateken und Müch-Oylinder.
Die MaasB-Plascben sind öeiasBe von der in Fig. 7 dargestellte**
Form. Man wendet sie in verschiedenen Dimensionen an, zu 1 LiteK''
7j Liter, 250 CC, 100 CC. u. b.w. Die Flaschen sind am Halse mit eine*"
p- .j_ Marke versehen, bis zu welcher mar»
die Elfissigkeit einzufüllen hat, wenn
sie das auf dem Gefasse angegeben»
Maass haben soll. Sehr zu empfehlen
sind die mit eingeschliffenem GlaBstöpael
verBehenen
Die Maass FlaBchea dienen vorzugB-
weise zur Abmessung grÖBserer Flüsstg-
keitsmengen und zur Bereitung von Nor-
malfluss igkeiten
Einen ähnlichen Zweck haben die
Mischgefasse (Fig 8 u. 9). Eb sind
dies cylinderlörmigeStandge fasse, welche
graduirt smd und an ihrer Oeffiiung
mit einem dicht eingeschlifFenen Glas-
iDStrnmonte,
17
fropfen ^ohlosaen werden können. Sie dlütieu Lauptsächlich zur
iBhong' zweier zu raesaender FlÜBsigkeiten hei der Titeratelltmg:
e überhaupt aur Voluinbestimniung, Da sie aber nicht Bo genauea
Fig. 9.
ienala die Liter- Flaschen gestatten, so sind für grössere Volumina
-500 CG.) nur solche zu empfehlen, die auf 5 CC, für kleinere
—200 CC) solche, die auf einzelne Cubik Centime t er deutlich ge-
§ 3.
lUeber die Yermeidung der Fehler bei der Ausführung
TOD Flüssi^keits-Hessungen uud Titrirungen.
Maasse von mathematischer (jenauigkeit kann nur die Natur,
male der Mensch herstellen; und seibat der kostbare Meterstah des
wr Archivs, welcher als Grundlage des nun fast in ganz Europa
(geführten und in der Wiseenschaft liLngst benutzten metrisahen
ä diente, ist kein mathematisch genaues Maass. Aber selbst
18 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
wenn uns absolut richtige Maasse zur Verfügung ständen, könnten
wir noch lange nicht absolut richtig messen; denn abgesehen von der
Individualität des Einzelnen und des von ihm begangenen sogenannten
persönlichen Fehlers giebt es noch ein ganzes Heer von Fehlern, die
in physikalischen und psychologischen Ursachen beruhen und deren
Summe wir „Beobachtungsfehler" nennen.
Auf mathematischem Wege, durch die sogenannte Methode der
kleinsten Quadrate, kann man mitunter, namentlich bei astronomischen
Beobachtungen, die Grösse dieser Fehler bestimmen und dabei stellt
es sich heraus, dass ihr Werth im Vergleich zu der gemachten Messung
ein äusserst geringer und daher selbst in den exactesten Arbeiten kaum
in Betracht kommender ist.
Die wirklichen Beobachtungsfehler finden deshalb auch in der
Chemie gar keine Berücksichtigung, wohl aber alle diejenigen, welche
in der Methode und ihrer Ausfuhrung liegen und bei weitem erheb-
licher als jene sind. Die Fehler einer analytischen Methode sind
chemischen, die ihrer Ausfuhrung physikalischen Ursprungs.
Wir betrachten hier nur die letzteren, physikalischen, welch©
jeder maassanalytischen Operation anhaften, und wollen sehen, wie
wir dieselben relativ gut vermeiden können. Die chemischen Fehler
der Methode werden wir da, wo sie von Belang sind, bei den betreflFen-
den Titrir-Methoden erörtern.
Wie schon bemerkt, ist das metrische Maass und Gewicht fast
in ganz Europa eingeführt. In der Chemie ist und bleibt es das
bequemste und fast von allen Chemikern der Welt benutzte. Nur
die Engländer können sich noch nicht von ihrem beinahe schlechtestem
Maass- und Gewichtssystem trennen, und selbst in wissenschaftlichen
Arbeiten fungiren immer noch hier und da ihre Grains und Gallons,
von denen es bekanntlich zur möglichst grössten Complication zweier-
lei Arten giebt. Doch dies nur beiläufig.
Das metrische Gewicht (Gramm) und Hohlmaass (Liter), wie
es zu chemischen Arbeiten verwendet wird, soll eigentlich möglichst
richtig mit den betreffenden Urmaassen übereinstimmen; doch findet
man in der Regel schon bei zweierlei Gewichtssätzen und noch mehr
bei zwei Liter -Kolben verschiedener Herkunft kleine Abweichungen,
welche möglichst zu reduciren das Bestreben unserer Mechaniker
sein müsste. Da es sich aber für die analytische Chemie nicht um
absolute, sondern um relative Zahlen handelt, indem wir ihre Er-
gebnisse als solche, nämlich als Procentsätze, vom Gewichte der unter-
suchten Substanz ausdrücken, so bedarf man nicht absolut, sondern
§ 3. Ueber die Vermeidung von Fehlern bei Messungen. 19
relativ richtiger, d. h. unter sich übereinstimmender Maasse und
Gewichte. Es muss also z. B. das 1 Grm.- Stück wirklich genau
10 mal so schwer als das 0,1 Grm.-Ge wicht, das Liter faktisch 100 mal
den Inhalt der 10 CG. Pipette repräsentiren u. s. w. Andrerseits muss
aber 1 Liter destillirtes Wasser von der auf dem Gefass angegebenen
Temperatur*) (meist 15^ C.) 1000 Grm., ein bis zur Marke damit
gefüllter 100 CG. Kolben 100 Grm. wiegen, wenn relative Eichtig-
keit vorhanden sein soll.
Dies ist nun in der Eegel nicht der Fall, sondern es finden
meist kleine Abweichungen, namentlich in den Büretten, Pipetten
und Liter-Gefassen statt. Um sie zu ermitteln, hat man einfach das
Wasservolumen, welches sie fassen, auf einer feinen Wage zu wägen,
wobei dann ebenso viel Gramme herauskommen sollen, als das Gefass
Cubikcentimeter angiebt. Bei Büretten kann man in gleicher Weise
auch die einzelnen abgelassenen CC Wasser wägen und unter sich
vergleichen.
Da uns nun aber hierbei überall Fehler begegnen, zu denen
sich noch die der Methode hinzugesellen, so müssen wir eine zu-
lässige bestimmte Fehler -Grenze ziehen. Wir lassen uns darin von
der Erfahrung leiten und nehmen auf Grund derselben an, dass
eine gute, wenn auch nicht äusserst exacte analytische Methode in
der Regel etwa ^/g — ^/sVo ^^hler einschliesst und wir können sagen,
einschliessen darf; zumal sehr häufig auch Analysen mit über ^/g ^/o
Fehler für technische Bedürfnisse vollkommen ausreichen.
Bei einer guten Titrir- Methode, welcher, wie wir schon in § 2
bemerkten, ein ganz präciser, den theoretischen Anforderungen ent-
sprechender, chemischer Vorgang zu Grunde liegt, ist der eigentliche
chemische Fehler der Methode (wie auch vorzügliche Arbeiten
darüber beweisen), äusserst gering und würde bei solchen kaum auf
/io7o ^ veranschlagen sein. Die Fehler, die aber dennoch entstehen,
beruhen in der Unrichtigkeit der Maass-Flüssigkeiten, der Instrumente
^d namentlich in der Beendigung der Titrirung.
Setzen wir aber den chemischen Fehler der durch ungenaue
^ndigung der Titrirung entsteht, auf VioVo» ^^ würde, wenn sich
die Unrichtigkeit der Mess- Instrumente hinzuaddirte , Vio^/o ^ß^^^^r
^ den Instrumenten schon hinreichen, um ^/^^Iq Gesammt-Fehler zu
*) Innerhalb 10 und 20^ C. beträgt die Ausdehnung des Wassers pro
wad und Liter nur etwa 0,1 GG., ist also verschwindend klein, so dass ich
^ für ziemlich gleichgiltig für die Analysen halte, ob man 15^ Grad oder
10 <^ C. als Normal-Temperatur der Liter- Aichungen festsetzt.
2*
20 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
yenirsachen ; und wir müssten also eigentlich nur solche Maasse im<
Grewichte anwenden , deren Unrichtigkeit Yio % noch lange nich
erreicht.
Dies ist jedoch nicht bei allen Mess- Apparaten durchzuführen. "Esr^t.
Liter -Gefäss kann allerdings leicht bis auf ^/looo ~ ^ ^^'f J* ^^^ aiL:^
0,5 CG. richtig sein; eine 20 Cubikcentimeter- Pipette aber wirci
schwerlich mit weniger als 0,020 Milligr. Wasser-DifFerenz richtig enfc —
leert werden können; und ein einzelner CG. Wasser aus einer Bürett«
oder Pipette entlassen, wird mehr als um 1 Milligramm mit seinena.
richtigen Gewicht von 1 Grm. differiren. Wir sehen daraus schon.,
dass sich grosse Flüssigkeitsmengen relativ genauer als kleine messeKi.
lassen und können zufrieden sein, wenn Maasse unter 20 CG, 9XJl:£
^/g — ^/jQ ^/q, grössere auf weniger als Vio^/o g©^*^ ausfallen. Dieses
ist wenigstens zu erreichen.
Der Fehler der Mess-Instrumente kommt jedoch bei weitem nicli'fc
so in Betracht, als der, welchen die Beendigung der Titrirung veranlasst; ;
weil kleine Abweichungen an den Büretten erst bei Verbrauch voxi-
mehr als 50 GC Titerflüssigkeit zur Erscheinung kommen, so das0
gewissermaassen (natürlich bei nicht gar zu unrichtigen Instrumenten.^
das Ende der Titrirung, nicht aber die Mess-Instrumente den eigent^^ —
liehen Hauptfehler ausmachen.
Dessen ungeachtet betrachten wir als Kriterium eines guten Mes^—
Instrumentes, dass seine Abweichung von der Norm ^/g ^/^ nicht überr—
schreite und wo möglich nur ^/^^ ®/q betrage. In den Gewichten könneac»
wir noch grössere Genauigkeit beanspruchen.
Ich habe nun zu erörtern, auf welche Weise bei der Beendigung"
der Titrirung der eigentliche Hauptfehler entsteht, und wie er mög— '
liehst zu reduciren ist.
Wir bedienen uns zu allen Titrirungen der Büretten; und zwax*
meist solcher, die in ^/^^ GG, getheilt sind. Die Ablesung kann daher
nur in den Grenzen eines ^J^q GG, diflferiren, d. h. wir sind im Stande,
bis auf diese Grösse das verbrauchte Flüssigkeits- Volumen zu be-
stimmen. Allerdings lassen sich auch Y20 ^^' ftl>schätzen, doch sind
solche Schätzungen ungenau.
Ein Tropfen aus einer Bürette entlassen, entspricht ungefähr
^/go GC. und obgleich manche Titrirungen auf 1 Tropfen genau be-
endigt werden können, so kommen wir doch der Wahrheit näher,
wenn wir sagen: beim Eintritt der Endreaktion (Farben-Erscheinung)
einer exacten Titrirung ist man bis auf 2 Tropfen oder ^/^^ CG.
im Unsichern. Hätte man demnach zu einer Titrirung im Ganzen
§ 3. Ueber die Vermeidung von Fehlem bei Messungen. 21
10 CC. verbraucht und nimmt diesen Irrthum von ^/^^ CC. an, so
würde die Bichtigkeit einer Analyse sich in den Ghrenzen eines
Fehlers von 1 ®/^ bewegen. Wir sehen also, dass hierdurch that-
Bächlich ein zu grosser Fehler entstände, der die Genauigkeit auch
der besten Methode in Frage stellt. Es ist aber klar, dass dieser
Fehler um so kleiner wird, je mehr Flüssigkeit zum Titriren ver-
wendet wurde. Denn bei 20 CC. würde ein Irrthum von 7io ^^'
nur noch ^/g ^/^ Fehler ausmachen. Soll also der Fehler auf ^/g ^/q
redacirt werden, so müssen, vorausgesetzt, dass man die Titrirung
recht sorgfaltig beendigt, mindestens 50 CC. Probe-Flüssigkeit dazu
verbraucht werden.
Man hat nun bei einzelnen Methoden vorgeschlagen, und findet
es auch in Anwendung, die Titrirung mit zweierlei Probe - Flüssig-
keiten auszuführen^ indem man zunächst mit der stärkeren den
groBsten Theil, mit der zu ihr in bestimmtem Verhältniss stehenden
schwächeren, das Ende der Titrirung vornimmt.
Ich kann jedoch hierin durchaus nicht den Vortheil, den eine
einzige Flüssigkeit gewährt, finden; schon darum nicht, weil sehr viele
Kethoden einen bestimmten kleinen Ueberschuss verlangen, der also
iini 80 viel mehr Volumina beansprucht, je verdünnter die Flüssigkeit
ist Wir erreichen daher eine grössere Genauigkeit viel sicherer, wenn
wir daran festhalten, dass wir stets so viel Substanz der Titrirung
witerwerfen, dass dafür mindestens 50 CC. der betreffenden Probe-
Flüssigkeit verbraucht werden. Hatte man in dieser Beziehung un-
richtig geschätzt, so ist es am besten, einen zweiten Versuch zu
Drachen, für den man auf Grund der ersten Titrirung mehr Substanz
ui Angriff nimmt, wenn es sich darum handelt, recht exacte Resultate
Zubekommen. Sollte es nicht möglich sein, so viel Substanz zu ver-
wenden, als 50 CC. der betreffenden Probe - Flüssigkeit entspricht,
80 bereitet man sich für diesen speciellen Fall eine zehnfach ver-
dünnte Probe-Flüssigkeit, mit welcher man die Titrirung unter Ver-
brauch von mehr als 50 CC. vornehmen kann.
Um bei den Titrirungen, welche voraussichtlich über 50 CC.
erfordern, die Büretten, welche meist nur 20 — 30 CC. fassen und
^ Vio C^' getheilt sind, nicht mehrere Male füllen zu müssen und
dorch die dabei erforderlichen öfteren Ablesungen Fehler zu he-
8®ben, ißt es sehr empfehlenswerth, gleich 50 CC. Probe-Flüssigkeit
*^ einer genauen Vollpipette zuzufügen und das zur Vollendung der
Titrirung noch Fehlende aus der auf eingestellten Bürette zuzutröpfeln.
Natürlich muss die Vollpipette mit der Bürette harmoniren.
22 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Wir halten also daran fest, dass eine Titrining um so richtiger
ausfällt, je mehr Titer -Flüssigkeit sie erfordert, und betrachten auf
Grund unserer Mess- Instrumente den Verbrauch von 50 CC. als
Norm dafür. Damit ist aber nicht gesagt, dass wir bei praktischen
Analysen bei jeder einzelnen Bestimmung diese Norm beibehalten
(d. h. für jede Titrirung mindestens 50 CC. Titer-Flüssigkeit ver-
brauchen), vielmehr können wir sagen, je nach der Wichtigkeit,
welche die genaue Bestimmung des einzelnen Körpers für uns ha^
werden wir mehr oder weniger davon abweichen dürfen.
Denken wir uns z. B. wir hätten eine rohe Soda, welche 1^/q
Kochsalz enthält, zu untersuchen, so ist es klar, dass, wenn es sich
lediglich um die Alkalitäts-Bestimmung handelt, es völlig gleichgiltig
ist, wenn wir bei der Kochsalz - Bestimmung mehr als ^/g ®/q Fehler
begehen und etwa statt 1 ^/q 1,01% finden, also um ein ganzes
Procent uns geirrt haben. Wir werden mithin in solchem Falle för
die Alkalitäts- Bestimmung möglichst viel Titer-Flüssigkeit anwenden
also so viel Substanz abwägen, dass 50 CC. für deren Titrirung
überschritten werden; für die Kochsalz -Bestimmung dagegen wirc
es nicht darauf ankommen, ob wir statt 50 CC. Probe -Lösung nu3
10 — 20 verbrauchen können, es sei denn, dass gerade der Kochsate
Gehalt den Hauptzweck der Untersuchung bilde. Wir können als^
sagen: die Norm, mindestens 50 CC. Titer-Flüssigkeit pro Titrirung
zu verbrauchen, ist stets zu befolgen, wenn es sich um die Haupte
zwecke der Untersuchung handelt, für unwesentliche Bestimmunget:
dagegen kann sie vernachlässigt werden. Es ist nun leicht einziisehen
dass Abweichungen von ^/^^j, ja sogar ^/g ^/^ in den Mess-Instrument^::
— also namentlich bei den Büretten — bei weitem nicht so in Be-
tracht kommen, als die Fehler, welche entstehen, wenn beim Titriren
zu wenig Titer-Flüssigkeit verbraucht wird.
§ 4*
Darstellung der Probe- und Normal-Flüssigkeiten im
Allgemeinen.
Unter Normal- und Probe-Flüssigkeiten versteht man Lösungen^
welche in einem bestimmten Volumen eine bekannte Gewichtsmengfr
gelöster Substanz enthalten. Diesen bekannten Gehalt der Probe-
Flüssigkeit an gelöster Substanz nennt man Titer, und darnach die
Verfahrungsarten , mit diesen Flüssigkeiten quantitative Bestimmungen
auszuführen, Titrir-Methoden.
In den meisten Fällen stellt man die Probe -Flüssigkeiten so,
§ 4. Probe- und Normal- Flüssigkeiten. 23
dass sie in einem Liter das Atomgewicht des in ihnen gelösten
Korpers in Grammen enthalten. So enthält beispielsweise die Normal-
Salzsäure in einem Liter oder 1000 CC. das Atomgewicht von HCl
in Grammen oder 36,5 Gramme Chlor- Wasserstoff.
Bei manchen Methoden ist es wünschenswerth, die Probe-Flüssig-
keit, noch verdünnter anzuwenden. Dann bedient man sich einer
Zehntel- und Hundertstel-Normal-Lösung, d. -h. einer Normal-Flüssig-
keit, welche 10- oder 100 fach durch Wasser verdünnt ist oder im
Liter den zehnten, resp. den hundertsten Theil des Atomgewichtes des
gelösten Körpers in Grammen enthält.
Diese bisher beschriebenen Probe-Flüssigkeiten nennt man auch
eigentliche Normal-Flüssigkeiten. Sie empfehlen sich ungemein
dadurch, dass man bei ihrer Anwendung nicht nöthig hat, eine Be-
rechnung über die Beziehung zwischen den Atomgewichten des in
der Normal-Lösung befindlichen und des zu untersuchenden Körpers
anzustellen. Denn es ist einleuchtend, dass ein Cubikcentimeter einer
Normal-Flüssigkeit, welcher das Atomgewicht des in ihr gelösten Kör-
pers in Milligrammen enthält, wiederum von der zu untersuchenden
Substanz eine äquivalente Menge freimachen oder binden muss. Ein
Beispiel mag dies erläutern.
1 CC. Normal-Salzsäure, welches 36,5 Mgr. oder 1 Aequivalent
HCl enthält, neutralisirt in einer Aetznatron- Lösung wiederum ein
Aequivalent Aetznatron in Milligrammen oder 31,2 Mgr.; 2 CC.
Normal- Salzsäure natürlich die doppelte Menge, 3 CC. die drei-
fache u. s. w. Man hat also nur nöthig, die Anzahl der zur Neutralisa-
tion einer gegebenen Aetznatron-Lösung verbrauchten Cubikcentimeter
Normal-Salzsäure mit dem Atomgewicht des Aetznatrons 31,2 zu
löultipliciren , um die Gewichtsmenge des letzteren in der Lösung
zu erfahren. Seit der Einführung der neuen Atomgewichte hat man
^ederholt empfohlen, die Normal-Flüssigkeiten diesen entsprechend an-
zufertigen. Obgleich ich Anhänger der neuen Atomgewichte bin, kann
ich mich doch nicht entschliessen, Normal-Flüssigkeiten auf ihrer Basis
^^^rzustellen. Einmal wird dadurch das Gesetz, welches sehr praktische
»ortheile bietet, dass eine Normal-Flüssigkeit das Atomgewicht der
Alter-Substanz in Grammen pro Liter enthalten soll, oft unausführbar;
^6il zumeist zu concentrirte und darum für Titrirungen ungeeignete
^^osungen entstehen, so dass man zu halb normalen Titer-Flüssigkeiten
^©der zurückgreifen muss, die doch eigentlich nichts anders als die
•bisherigen Normal-Flüssigkeiten bedeuten. Dann aber ist es unbe-
^"^ einfacher, alle Stoffe als einwerthig zu betrachten, also auf
24 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden!
H=l die Titer-Flüssigkeiten in Beziehung zu bringen. Stellt man
z. B. die Salzsäure auf 2 werthigen kohlensauren Kalk, dessen neues
Atomgewicht 100 ist, ein, so entspricht 1 CG. derselben einem Atom
Kalk , einem Atom Baryt u. s. w. , dagegen 2 Atomen von Kali Natron
Ammonium. Wozu diese, die Berechnung unnöthig erschwerende Modi-
fication? zumal eine Normal- Salzsäure, welche 100 Gramm kohlensauren
Kalk pro Liter sättigt, schon viel zu concentrirt ist, um nicht beim
Kochen Verluste zu geben. Titrirt man mit ihr ein Gramm Kreide,
so bedarf man dazu nur kaum 10 GG.; um also genau zu arbeiten,
muss man weit mehr als 1 Gramm Substanz jedesmal zur Untersuchung
nehmen; dies ist aber oft ebenso unthunlich als unbequem, indem bei
complicirter zusammengesetzten Stoffen, welche Trennungen erfordern,
die Filtrationen offenbar um so zeitraubender werden, je mehr Sub-
stanz in Arbeit genommen wurde. Ich behalte also die alten Normal-
Flüssigkeiten , welche sich auf Einheit des Wasserstoffes stützen, bei.
Es entspricht mithin jedes Cubikcentimeter aller eigentlichen
Normal-Lösungen 1 Mgr. Wasserstoff oder der äquivalenten Menge
anderer Substanzen. Von dieser Regel bin ich nur bei den in die
Kategorie der Phosphorsäure-Titrirungen fallenden Normal-Lösungen,
abgewichen, indem ich dieselbe auf 0,3 Aequivalente H einzustellen,
angab; weil alsdann jeder GG. einem Zehntel Aequivalent der Ses-
quioxyde, Thonerde und üranoxyd entspricht.
Ausser den eigentlichen Normal-Flüssigkeiten wendet man
noch Probe-Lösungen an, deren Titer nach den Gewichtseinheiten
des durch sie zu bestimmenden Körpers eingestellt ist. So bedient
man sich zur Untersuchung der Silber-Lösungen einer Ghlomatrium-
Flüssigkeit, von welcher jedes Gubikcentimeter 5 oder 10 Mgr. metal-
lisches Silber anzeigt. Ebenso gebraucht man Ghamäleon- Lösungen,
von denen jedes Gubikcentimeter 10 Mgr. metallisches Eisen in Eisen-
oxydul-Lösungen bestimmt. Natürlich können auch diese Probe-Flüssig-
keiten je nach Bedürfiiiss um das Zehn- oder Hundertfache verdünnt
werden, so wie man überhaupt dieselben nach den verschiedensten
Mischungs- Verhältnissen anfertigen kann.
Wie man aber auch diese Verhältnisse wählen mag, immer ist
es unbedingt nothwendig, den Titer der Probe-Flüssigkeit genau zu
kennen; und von Zeit zu Zeit zu untersuchen, ob derselbe sich nicht
geändert hat. Sollte dies der Fall sein, so muss man ihn aufs Neue
bestimmen, um bedeutendere Fehler bei den Titrirungen zu vermeiden.
In Betreff der Bereitung -der Normal- und Probe-Flüssigkeiten
gilt im Allgemeinen Folgendes:
§ 4. Probe- und Normal-Flüssigkeiten. 25
Besteht eine Normal-Flüssigkeit aus einer Lösung eines festen
Körpers, so hat man vor allen Dingen dafür Sorge zu tragen , dass
der zu lösende Körper chemisch rein und in einer Form sei, in
welcher man seine chemische Zusammensetzung durch Wägen genau
berechnen kann. Wollte man z. B. normal-kohlensaures Natron dar-
stellen, so muss man das chemisch reine, doppelt-kohlensaure Natron
vorher glühen, um sicher zu sein, alles Wasser und das zweite Atom
Kohlensaure vollständig vertrieben zu haben. Dann erst kann man
durch Wägen den Gehalt des Salzes an Aetznatron berechnen. Andere
Korper w&stt man in krystallisirtem Zustande, weil man so am sichersten
ihrrZusaTmensetzunTermitteln kann. Dies.gilt beispielsweise vom
CUor-Baryum, welches man als BaCl4-2HO, dem unter schweflig-
sauren Natron, welches nam sla NaOS^O^Öaq wägt, etc.
Zur Darstellung der Normal -Lösung wägt man die, zu einem
Liter derselben erforderlichen Menge des zu lösenden Körpers ab,
» bringt denselben in ein Litergefass und giesst etwas destillirtes Wasser
von gewöhnlicher Temperatur (14 bis 15^ C.) hinzu. Nach erfolgter
Lösnng fällt man allmählich unter starkem Umschütteln das Liter-Gefäss
bis zur Marke. Zeigen sich in der Flüssigkeit noch einige Luftblasen,
80 lässt man diese durch längeres Stehen entweichen und ergänzt das
Fehlende durch Nachgiessen von destillirtem Wasser.
Kleinere Quantitäten als ein halbes Liter Normal-Flüssigkeit dar-
zustellen, ist nicht rathsam, weil dadurch etwaige, beim Wägen und
Mischen entstandene Fehler vergrössert werden.
Um eine Normal-Lösung eines flüssigen Körpers zu bereiten,
wie z. B. Normal-Salzsäure, kann man folgendermaassen verfahren:
Sobald man sich überzeugt, hat, dass die Flüssigkeit chemisch
rein ist, wird ihr specifisches Gewicht ermittelt, indem man ent-
weder ein tarirtes lOO-Grm.-Fläschchen damit füllt und wägt, oder
Y4- Liter- Gefass tarirt, die Elüssigkeit bis zur Marke einfüllt und
ihr Gewicht bestimmt. Geijiauer ist jedoch die Feststellung des speci-
fischen Gewichts durch das lOO-Grm.-Fläschchen. Die specifische Ge-
wichtsbestimmung von Flüssigkeiten dusch Araeometer ist zur Bereitung
von Normal-Lösungen nur dann zulässig, wenn man mit Hilfe der-
selben noch genau die dritte Decimalstelle feststellen kann.*)
*') Diesem Zweck entsprechen einigermaasseu die von mir angegebenen
Densimeter, welche vielfach in chemischen Fabriken angewandt und von
Primavesi in Magdeburg angefertigt werden. Die feineren dieser mit Ther-
mometer versehenen Densimeter geben Differenzen von 0,0025 mit Leichtig-
keit an, und gestatten Schätzungen bis zu 0,001 im sp. Gew.
26 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Ist das specifische Gewicht der Flüssigkeit ermittelt, so bestimmt
man aus der betreffenden, am Ende dieses Buches angefügten Tabelle
ihren chemischen Gehalt. Dann misst man die für einen Liter Normal-
Lösung nöthige Menge Flüssigkeit ab, giesst sie in ein Liter- Gefass,
und fugt so viel destillirtes Wasser hinzu, bis dasselbe bis zur Marke
gefüllt ist.
Ein anderer noch genauerer und besserer Weg zur Darstellung
von Normal-Lösungen aus Flüssigkeiten besteht darin, dass man die
Menge deß, in einem bestimmten Volumen derselben enthaltenen inte-
grirenden Körpers analytisch ermittelt, und darnach die Flüssigkeit
normirt. Bei der Beschreibung der Darstellung von Normal-Salzsäure,
Chamäleon-Probe-Lösung etc. wird dies noch > näher auseinandergesetzt
werden, doch will ich schon hier bemerken, dass alle Normal-Flüssigkeiten
nach ihrer Anfertigung auf ihre Richtigkeit geprüft werden müs8«i.
Diese ein- oder mehrmalige Prüfung (welche auch dann vorzunehmen
ist, wenn eine Flüssigkeit mehrere Wochen nicht controlirt wurde),
geschieht entweder durch eine genau gewogene Menge eines festen
Körpers, auf dessen Auflösung man die Probe oder Normal -Lösung
wirken lässt und dadurch ihren Wirkungswerth (Titer) in der Titrirung
feststellt, oder durch eine andere richtige Normal -Lösung, welche
die entgegengesetzte chemische Wirkung als die zu controlirende aus-
übt. In beiden Fällen ist aus den im vorigen Paragraph erörterten
Gründen darauf zu achten, dass bei dieser Prüfung mindestens 50 CC.
der zu controlirenden Flüssigkeit fiir die Titrirung verbraucht werden
müssen, um genaue Probe-Flüssigkeiten zu erhalten.
Die richtigen Probe- und Normal-Flüssigkeiten werden in passende
mit Glasstöpseln verschliessbare Flaschen gegossen und an einem
dunklen, staubfreien Ort aufbewahrt. ^
Speciellere Angaben über die Bereitung der Normal -Flüssig-
keiten, sowie über andere maassanalytische Operationen werden bei
Beschreibung der verschiedenen Titrir-Methoden gemacht werden.
§ 5.
lieber das Filtriren*
Obgleich es weit über die Grenzen dieses Buches hinausgeht, die
bekannten Handgriffe beim Abdampfen, Wägen, Glühen etc. eingehend
zu beschreiben und ich in den Fällen, wo sich bei diesen Operationen
besondere Cautelen als nothwendig herausstellen, sie bei der betreffen-
den Methode erwähnt habe, so hielt ich es doch für zweckmässig, auf
§ 5. Ueber das Filtriren. 27
die Filtration , dieser allgemeinsten und oft recht zeitraubenden Mani-
pulation schon darum näher einzugehen; weil bei maassanalytischen
Arbeiten hierin andere, günstigere Grundsätze geltend sind, als bei
der Gewichts- Analyse, und überdies der von mir hier zu beschreibende
einfache Apparat wesentlich diese Operation beschleunigt.
«
In der Gewichts- Analyse ist man in den allermeisten Fällen ge-
zwungen, einen abfiltrirten Niederschlag vollkommen auszuwaschen,
damit er nach dem Trocknen, eventuell auch Glühen, als chemisch
reine Substanz gewogen werden kann. Dieses minutiöse Auswaschen,
welches besonders für schlecht filtrirende Niederschläge eine zeitraubende,
die Geduld stark in Anspruch nehmende Arbeit ist, kann bei der
Anwendung der Titrir-Methode meistentheils umgangen oder vermieden
werden; weil eben, wie schon in der Einleitung bemerkt, die Titrirung
einer Substanz nur selten deren chemische Reinheit erforderlich macht.
Wir können deshalb für die Filtrationen bei allen maassana-
lytischen Untersuchungen folgende beide Sätze zum Princip erheben:
1) Ein abfiltrirter Niederschlag, welcher titrirt werden soll, ist
nur in dem Falle auszuwaschen, wenn die Flüssigkeit, aus
welcher er gefallt wurde, solche Körper enthält, welche bei
der Titrirung des Niederschlages einen Einfluss auf dieselbe
ausüben würden.
2) Sollen in einer Flüssigkeit nach Abscheidung eines Nieder-
schlages, ein oder mehrere darin gelöste Substanzen titrirt
werden, so verdünnt man nach geschehener Fällung das Ganze
auf ein bestimmtes grösser jp Volumen, filtrirt durch ein trockenes
Filter, verwendet dann gemessene Mengen des Filtrats zur
Titrirung und berechnet deren Resultate aufs Ganze.
Zu 1 bemerke ich, dass die Beurtheilung, ob Körper, welche
^« Titrirung eines Niederschlages alteriren, sich in Lösung befinden,
^eist sehr leicht ist, wenn man die Eigenschaften der Probe-Flüssig-
to kennt, doch werde ich ausserdem in bedenklichen Fällen darauf
aufinerksam machen.
Bei 2 versteht es sich wohl von selbst, dass nur dann mehrere
"^hstanzen in einer Lösung titrirt werden können, wenn jede der-
selben nur auf eine bestimmte, nicht aber auf mehrere Probe-Flüssig-
keiten einwirkt. Ferner aber ist zu beachten, dass das durch Ver-
dünnung gewonnene grössere Flüssigkeits- Volumen mindestens 200mal
^ schwer sein muss, als der Niederschlag (wasserfrei gedacht) wäre.
^<^tzt man diesen also auf Grund der abgewogenen Substanz auf
*^ 1 Grrm., so hat man mindestens auf 200 CG. zu verdünnen.
28 Erster Theil. Die maassanaly tischen Methoden.
Befolgen wir diese Gbnindsätze bei der Filtration, so werden wir in
den meisten Fällen viel Zeit und Mühe sparen können und auch bei
schlecht filtrirbaren Substanzen von der langwierigen Arbeit des Aus-
waschens verschont bleiben.
Wie das Filtriren selbst auszuführen ist, ohne Verluste durch
Eingiessen etc. zu haben , setze ich als bekannt voraus ; nur das will
ich erwähnen, dass ich kein Freund davon bin, bei einem zu titri-
renden Niederschlage ausser demselben auch das Filter mit in das zur
Filtration bestimmte Gefäss zu bringen, sondern es vorziehe, wenn irgend
möglich, den Niederschlag völlig für sich allein vom Filter abzuspritzen.
Falten-Filter sind deshalb in solchen Fällen nicht anwendbar.
Unsere gewöhnliche bekannte Filtrir-Einrichtung lässt in Bezug
auf rasches Arbeiten oft recht viel zu wünschen übrig und man hat
aus diesem Grunde sehr verschiedene Hilfsmittel empfohlen, von denen
sich aber das Princip des Absaugens, welches namentlich Bunsen
durch seinen bekannten Filtrir- Apparat, bei welchem die Luftver-
dünnung unter dem Filter durch eine Wassersäule bewerkstelligt wird,
zur Anwendung brachte, als das zweckmässigste herausstellte.
Doch hat das Bunsen^sche Filter bei allen Vortheilen nament-
lich in der Zeiterspamiss auch einige Nachtheile.
Bringt man z. B. feinkörnige Niederschläge auf ein solches Filter
und arbeitet mit starker Luffcverdünnung, so gehen dieselben vermöge
des auf der Filterfläche lastenden Druckes leicht durch das Filter-
Medium und trüben das Filtrat.
Ein anderer öfter eintretender üebelstand liegt in dem Zerreissen
des Filters an den den Platinrand berührenden Stellen. Sobald letz-
terer nur um ein Kleines verbogen ist, hat man dies stets zu befürchten.
Endlich ist der Bunsen'sche Apparat nicht transportabel, imd
wohl für grössere Laboratorien, nicht immer aber für den einzelnen
Chemiker, dem grössere Massen fliessenden Wassers nicht zur Ver-
fügung stehen, anwendbar.
Alle diese Schattenseiten des sonst vortrefflichen Apparates können
jedoch unter Beibehaltung desselben Princips (Filtration durch Luft-
verdünnung) bei meiner weit einfacheren Vorrichtung, die ich hier be-
schreibe, vermieden werden.
Die Anordnung meines Apparates ist wohl hinlänglich aus neben-
stehender Figur 10 ersichtlich; ich füge daher nur die Grössen-Angaben
hinzu, welche dabei wichtig sind. Die Flasche A hat etwa ^/^ bis
1 Liter Inhalt; ihr Hals, worauf der doppelt durchbohrte Kautschuk-
Stöpsel sitzt f 5 — 6 Cm. Weite. Der GrlastricViteT , ^el^ilier nach Ein-
S 6. U«ber dw Filtriren. 29
ntc d«e Filters die zu filtrireade Flüsaigkeit empföngt, hat 6 — 7 Cm.
Seit« resp. Durchmeseer. Die Weite seines Rohres dagegen darf nicht
3ber 6 Hm. betragen. Das als Mundstück dienende Qlasrohr m,
welches durch einen Kautschuk -Schlauch mit dem rechtwinklig ge-
bogenen Saugrohr verbunden ist, hat eine LäJige von etwa 1 Dem.
imd eine Weite von 4 — 5 Mm. Der Quetscbhahn q endlich kann je
nuh BedÜrfoisB auf deu Kautschuk-Schlauch (zum AhaohluBS der äusseren
Loft) oder auf das Kehr m (zum Eintritt derselben) geschoben werden.
Dos Wichtigste aber ßir die Tauglichkeit des ganzen Apparates
liegt, abgesehen von dem guten Verschluss aller Verbindungen und
Fig. 10.
''«'■richtigen Auswahl eines sich dem Filter gut anschliessenden Trichters,
'» der Herstellung des FiltOTB selbst.
Dieselbe ist jedoch sehr einfach. Man schneidet zwei Filter,
*<*ii welchen das eine der Trichter-Grösse entsprechend etwa Ö — 6 Cm.,
"IM andere dagegen nur 1 — l'/j Cm. (aber nicht weniger) Badiue
^'t- Man breitet hierauf beide halbkreisförmig aus, und legt das
K^fissere in das kleinere, so dass die Mittelpunkte und Falten, wie
*ue Figur 11 zeigt, in einander &llen. Man faltet sie nun wie ge-
*6lmlich zusammen und erhält auf diese Weise ein Filter, welches
B*gen die Spitze hin doppelt liegt, jedoch im Innern nur die ge-
wöhnliche einfache Filterfläche zeigt. Nachdem man dieses Filter wie
■'Olieh in den Trichter eingelegt (wobei man Sorge trägt, dass die
30 Erster Theil. Die niaaMfuiiiyäscben Methodea.
Spitze Bo tief als möglich zn liegen kommt), wird es stark angefeuchtet Tind
indem man an m saugt, namentlich an den zwei Faltstellen oben gut an
den Trichter angedrückt, so dass dadurch das Eindringen von Luil
zwischen Filter und Trichter beim Filtriren möglichst vermieden wird.
Die Manipulation des so hergestellten Apparates ist sehr ein-
fach. Zunächst schiebt man q auf m und ISsst nach Aufgabe der
ersten Flüssigkeit erst ein paar Augenblicke bei Luftzutritt ältrireo.
Alsdann saugt man (unter jedesmal darauf folgendem Schliessen de»
auf den Schlauch gerückten Quetschhahns) einige Male an, drückt,
falls noch Luft durch das Filter gebt, die Faltstellen oben etwas an,
wobei man sie, wenn trocken, mit destillirtem Wasser bespritzt und
scbliesst, nachdem eine genügende Luftverdünnung erzielt worden, den
Quetschhahn. Der Apparat arbeitet nun unnnterbrochen vermöge der
Verdünnung des grossen Raumes in Ä fort, bis die Flüssigkeit abge-
aogen ist. Alsdann, aber ehe der Niederschlag auf dem Filter Spränge
Fig. 11.
bekommt, wird neue aufgegeben und durch wenige Zuge an m wieder die
geeignete Luftverdunnung hergestellt.
Da die Filterspitze doppelt ist, so gehen selbst feinkörnige
Niederschläge nicht durch, und man erhält stets ein klares Filtrat.
Die Geschwindigkeit der Filtration ist, wie man sich leicht über-
zeugen kann, 4 — ^Smal so gross, als unter Luftzutritt und steht der
des Buusen'achen Filters nur wenig nach.
Ist die Filtration beendet, resp. auch der Niederschlag aus-
gewaschen, so öfihet man q und setzt entweder den abgenommenen
Kautschuk -Stöpsel auf ein Becherglas, in welches der Niederschlag
nach Durchstossung des Filters gespült werden soll, oder man nimmt
das ziemlich trockene Papier-Filter nebst dem Niederschlage heraus
(was noch leichter geht, wenn man an m bläst), wickelt das Filter
vorsichtig auf, breitet es auf eine Glasplatte und spritzt davon den
Niederschlag in eine Porzellansohale.
tr/// inan den Niederschlag trocknen, glähen und wägen, so
§ 5. üeber das Filtriren. 31
nimmt man ebenfalls das ganze Filter an den beiden Faltstellen
heraus, legt es in einen Glastrichter und mit diesem in einen Trocken-
Kasten. In keinem Falle hat man daher nöthig, den Trichter aus
dem Stopfen herauszuziehen.
Aus dem Gesagten geht wohl die Einfachheit des Apparates
in Herstellung und Bedienung zu Genüge hervor. Dass es in letzterer
Beziehung aber durchaus keiner besonderen Anstrengung der Lungen
bedarf, mag der Umstand beweisen , dass zumeist 4 — ö kräftige
Athemzüge genügen, um durch nachherigen Schluss des Quetschhahnes
eine Trichterfüllung rasch abzufiltriren. Hinsichtlich des anzuwenden-
den Filtrir-Papiers ist Folgendes zu beachten.
Allerdings giebt es so starkes Filtrir-Fapier, dass es auch in
einfacher Lage nicht durch die Luftverdünnung (welche unter
Umständen fast einem Meter Wassersäule entspricht) zerreisst, je-
doch ist auch solches Papier nicht zuverlässig und wegen seines
schlechteren Anlegens an den Trichter -Wänden zu undicht, um die
Verdünnung dauernd zu halten. In Folge dessen ist also jedenfalls
das beschriebene doppelte Filter vorzuziehen. Nimmt man jedoch
allzufeines Papier, so riskirt man auch hierbei ein Zerreissen; da-
gegen niemals bei dem gewöhnlichen mittelstarken. Um hierüber
eine bestimmte Angabe zu haben , wog ich einen D Dem meines ge-
trocfcoeten Papieres und fand dessen Gewicht zu 0,824 Grm. Dar-
nach kann man ungefähr die geeignete Papiersorte ermitteln. Es
verdient bemerkt zu werden, dass bei gar zu schwachem Filtrir-Papier,
welches trotz des Boppel- Filters reisst, man unbeschadet der Filtrir-
Greschwindigkeit ein dreifaches Filter anfertigen kann, indem man statt
®iöer kleinen Filter -Spitze zwei anwendet. In jedem Falle ist darauf
zu achten, dass die einzelnen Filter -Spitzen recht dicht zusammen
Hegen, damit sie sich gegenseitig unterstützen. Geschieht dies, so
wird man fast immer schon mit dem Doppel -Filter genügende Sicher-
heit gegen Zerreissen erzielen.
Schliesslich bemerke ich noch, dass weder essigsaure, noch am-
Dionikalische heisse Flüssigkeiten, wenn sie nicht allzu concentrirt
siöd, beim Ansaugen belästigen, doch kann man sich in solchen Fällen
durch Einschaltung einer Eisenvitriol- oder Soda-Eöhre schützen.
Ich bediene mich dieses Apparates fast bei allen chemischen Arbeiten,
^0 es sich um rasches Filtriren nicht allzukleiner Niederschläge handelt
^ud seine leichte Herstellbarkeit, Transportabi ität und Leistungs-
föhigkeit selbst in schwierigen Fällen haben ihm namentlich in Privat-
l^aboratorien viele Freunde erworben.
Zweiter Abschnitt.
Sättigungs - Analysen,
(Alkalimetrie und Acidimetrie)
Unter Sättigungs-Analysen versteht man maassanalytische Ver-
fahren, bei denen entweder eine Base durch Säuren oder eine Säure
durch Basen neutralisirt wird, wobei diejenigen Mengen an Säure
oder Alkali, welche erforderlich sind, um diese Sättigung hervor^
zubringen, den Maassstab zur Gewichts -Bestimmung des gesuchten
Körpers geben. Man kann deshalb die Sättigungs -Analysen ixi
zwei Klassen eintheilen: in die Alkalimetrie (Basen-Messung) und
Acidimetrie (Säure-Messung ).
§ 6.
Probe-Flttssigkeiten ffir die Sättigangs-Analysen.
Wie für die meisten anderen maassanalytischen Haupt-Methoden^
welche eine ganze Anzahl einzelner Verfahren umfassen, bedarf man
auch fiir die der Sättigungs- Analysen zweierlei Probe-Flüssigkeiten,
nämlich eine saure för die Alkalimetrie und eine alkalische für die
Acidimetrie. Als saure Normal -Flüssigkeiten hat man früher mit
besonderer Vorliebe zwei nicht flüchtige Säuren, Schwefelsäure und
Oxalsäure, empfohlen und angewandt. Dagegen liesse sich nichts
einwenden, wenn die genannten Säuren mit den so oft zu titriren-
den alkalischen Erden leicht lösliche Salze bilden würden, und wenn
nicht die Erfahrung gezeigt hätte, dass Salpetersäure nnd Salzsäure
ebenso beständige, aber brauchbarere Titer -Flüssigkeiten abgäben.
Meine eigene Beobachtung belehrte mich, dass eine Normal- Salz-
säure über ^/g Jahr vollständig titerbeständig blieb, und beim Kochen
einer ^/j^ ja selbst einer ^/g Normal-Säxae koimte ich auch während
§ 6. Probe-Flüssigkeiten für Sättigungs-Analysen. 33
10 Minuten durch ein in die Dämpfe gehaltenes Lackmus - Papier
keine saure Reaction nachweisen. Da nun die Salzsäure so leicht
lösliche Verbindungen mit den Alkalien und alkalischen Erden ein-
geht und jetzt mit Bequemlichkeit in sehr reinem Zustande käuf-
lich bezogen werden kann, so beschloss ich sie als Probe-Flüssigkeit
anzuwenden. Die Salzsäure hat vor der sonst ebenso brauchbaren
Salpetersäure den Vorzug, dass sie nicht oxydirend wirkt, und in
grösserer Reinheit zu haben ist, während die Salpetersäure fast
immer etwas salpetrige Säure enthält. Endlich lässt sich auch ihr
Gehalt nicht blos acidimetrisch, sondern auch (und dies giebt eine
sehr geeignete ControUe) durch Silber sehr genau und leicht er-
mitteln.
In der That hat sich denn auch die Salzsäure bei meinen
alkalimetrischen Arbeiten so vortrefflich bewährt, dass ich sie, bei
ihrer vielseitigen Brauchbarkeit, allen anderen Normal- Säuren für
die Sättigungs- Analysen vorziehe und bei allen derartigen Arbeiten
anwende.
Die reine, als Titer -Flüssigkeit brauchbare Salzsäure darf nach
Abstumpfung durch doppelt-kohlensaures Natron weder eine mit lod-
Kalium versetzte Stärke -Lösung bläuen (freies Chlor), noch mit
Stärke -Lösung und darauf mit einem Tropfen lod- Lösung versetzt
die Bildung der blauen lod -Stärke verhindern (schweflige Säure).
Endlich darf die mit Ammon etwas abgestumpfte Säure Chlor-
Baryum-Lösung nicht merklich trüben, also keine Schwefelsäure ent-
halten. Geringe Spuren von Schwefelsäure sind indess ohne Belang.
Im Ganzen ist es nicht schwer, sich eine Säure, welche keine
dieser Beactionen zeigt, zu verschafi'en.
Man könnte nun eine verdünnte reine Salzsäure mit Silber-
Nitrat auf ihren Chlor-Gehalt prüfen und darnach die Titer-Stellung
vornehmen; da aber die Säure möglicherweise Chlor -Metalle ent-
halten möchte (was der Fall ist, wenn sie beim Verflüchtigen auf
Platin -Blech einen Rückstand hinterlässt) , so kann diese Probe
nur für eine absolut chemisch reine Säure gelten.
Viel geeigneter ist es für die Einstellung der Probe -Flüssig-
keiten sich einer sogenannten festen Titer- Substanz zu bedienen,
die man auch Urtiter genannt hat, und hierbei empfiehlt sich für
die Sättigungs -Analysen am meisten der chemisch reine kohlensaure
Kalk. Man stellt ihn am besten aus Chlorcalcium - Lösung dar,
indem man dieselbe mit ein wenig Aetzammon, dem man auch einen
Tropfen Schwefel -Ammonium zufügen kaniv, NetÄ^\,iX., Yö^S^ xoä.
Fleiß eh er, TiMr-Metbode. 3. Aafl. ^
34 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
einen etwa entstehenden unbedeutenden Niederschlag (Eisenoxyd,
Thonerde) filtrirt. Das Filtrat erhitzt man wieder zum Kochen
und fügt in der Siedehitze einen üeberschuss von kohlensaurem
Ammon hinzu, um dadurch allen Kalk als CaOC02 zu fallen.
Würde man die Fällung kalt vornehmen und dann erhitzen,
so schliesst der sich hierbei zusammenziehende kohlensaure Kalk
immer etwas Mutterlauge ein, die ihm durch Waschen nicht ent-
zogen werden kann. Fällt man aber im Sieden, so ist der Nieder-
schlag gleich krystallinisch, wasserfrei und rein.
Das heiss gefllllte Salz muss dann so lange mit heissem Wasser
ausgewaschen werden, bis das Durchlaufende nach dem Ansäuern
mit Salpetersäure, Silberlösungen nicht mehr trübt.
Den so erhaltenen kohlensauren Kalk erhitzt man in einem
Tiegel so weit, dass die Gefasswände eben anfangen zu glühen;
aber nicht höher. Man kann ihn vorsichtshalber dann noch mit
ein paar Tropfen reiner, kohlensaurer Ammonlösung befeuchten
und nochmals so lange erhitzen, bis alles Ammon verflogen ist.
Diese Vorsichtsmaassregel ist aber überflüssig, wenn man den Tiegel
vorher nicht zu stark erwärmte; und wenn das kohlensaure Ajnmon
nicht ohne Rückstand flüchtig ist oder Chlor enthält, so schadet
man damit mehr als man nützt.
Ehe ich die Titer -Stellung der Salzsäure beschreibe, muss ich
vorausschicken , dass ich auch für die ^ bisher übliche alkalische
Probe-Flüssigkeit, das Normal-Kali, eine passendere gefunden habe.
Die grösste Schattenseite des Normal-Kalis ist, abgesehen von
der schwierigen Darstellung im reinen Zustande, seine heftige Be-
gierde, Kohlensäure anzuziehen. Es muss daher stets in Flaschen
mit Natron-Kalkrohr (als Verschluss) aufbewahrt werden. Dennoch
hat es grosse Schwierigkeiten, eine kohlensäurefreie Aetzkali-Lösung
zu conversiren. Ferner ist aber jedes Aetzkali, was, wie unbedingt
erforderlich, mit Kalk-Hydrat gereinigt werden muss, ziemlich reich
an Kalk -Wasser; ein Umstand, der bei Analysen von Kalk -Salzen
häufig sehr störend ist.
Endlich ist die Aufstellung einer solchen mit den verschie-
denen Eöhren versehenen Kali -Flasche nicht gerade sehr bequem;
uud da man bei Aetzkali auf Glas- oder Kork-Stöpsel ganz ver-
zichten muss und selbst die Glas-Gefässe von der Lauge ange-
j[,^rifi*en werden, so hat die Aufbewahrung von Normal-Kalilauge für
Denjenigen, der nicht sehr häufig damit zu thun hat, immer etwas
Lästiges.
§ 6. Probe-Flüssigkeiten für Sättigungs- Analysen. 35
•
Ganz anders verhält es sich mit der eben so kräftigen auf Lack-
mus reagirenden Aetzammon- Flüssigkeit. Dieselbe ist bequem in
fast chemisch reinem Zustande zu haben und meist so frei von
Kohlensäure, dass sie selbst im Kochen eine essigsaure Kalklösung
nicht trübt.
Das Ammon hat überhaupt in reinem Zustande zur Kohlen-
säure bei gewöhnlicher Temperatur nur eine sehr schwache Ver-
wandtschaft. Ich habe wiederholt ^/g Normal-Ammon-Lösung in
mit . Glas - Stöpseln verschlossene Flaschen nach dreimontlicher Auf-
bewahrung mit essigsaurem Kalk auf Kohlensäure ohne Erfolg geprüft.
Nun ist bekanntlich Ammon ein flüchtiger Körper, und selbst
eine Normal-Ammon-Lösung verliert, wenn auch unbedeutend, mit
der Zeit an Gehalt. Dagegen sind die Verluste, welche eine
72" Normal -Ammon- Lösung nach viermonatlicher Aufbewahrung in
einer mit Glas-Stöpsel verschlossenen Flasche zeigt, so unbedeutend,
dass sie beinahe als Beobachtungsfehler gelten könnten. Ich habe
auch in der That zuweilen gar keine Titer- Veränderung nach monate-
langem Aufbewahren gefunden. IJeberdies würde aber eine unbe-
deutende Titer -Veränderung, die jederzeit leicht zu corrigiren ist,
noch lange nicht die Vortheile der Reinheit und Indifferenz gegen
Kohlensäure und die dadurch erleichterte Aufbewahrung, welche das
Aetzammon dem Kali gegenüber voraus hat, aufwiegen.
Aus diesen Gründen habe ich das ^/g- Normal -Aetzammon als
acidimetrische Flüssigkeit unbedenklich aufgenommen und auch in
seiner vielfachen Anwendung immer bewährt gefunden.
Zur Darstellung der beiden Titer- Flüssigkeiten Normal-
Salzsäure und ^/g-Normal-Ammon, also Flüssigkeiten, von denen
die erstere das Atom -Gewicht von HCl =36,6, die letztere das
halbe Atom -Gewicht von NH*0==13 pro CC. in Milligrammen ent-
halt, verfahrt man nun in folgender W^eise.
200 CC. ehem. reine Salzsäure werden mit 800 CC. destill.
Wasser in einem Liter -Kolben gemischt, so dass (was bequem ist)
genau 1 Liter Mischung entsteht. In gleicher Weise bereitet man
dann eine Mischung von 120 CC. reiner Aetzammon -Flüssigkeit
mit 880 CC. destill. Wasser.
Man prüft hierauf, wie viel CC. Ammon, welches man aus
einer a^ eingestellten Quetschhahn-Bürette hinzufugt, erforder-
lich sind, um die 20 CC. der Säure, die man mit einer Pipette in
ein Becherglas gebracht und mit ein paar Tropfen Lackmus-Tinctur
gefärbt hat, zu sättigen^ was daran erkannt ^iid^ d»»& ^<& x^^^oi^^
36 Erster Theil. Die mattssanalTtischen Methoden.
•
saure Flüssigkeit eben in ein bleibendes Blau durch das (zuletzt
tropfenweise) hinzutitrirte Aetzammon übergeht. Man findet so die
Anzahl CG. Ammon, welche 20 CG. Säure sättigen, berechnet daraus
wie viel CC Säure 1 GG. Aetzammon entsprechen, und notirt dies.
Hierauf wägt man 1 Grm. chemisch reinen kohlensauren Kalk
ab, übergiesst ihn in einem Becherglase mit 20 GG. dieser Salzsäure,
verdünnt etwas, färbt mit Lackmus und kocht alle Kohlensäure weg,
Alsdann lässt man erkalten, oder kühlt durch Einstellen in Wasser
vollständig ab und titrirt wieder mit dem Ammon bis zur eintreten-
den Blaufärbung. Man berechnet nun mit Hilfe der vorigen Notiz,
wie viel GG. Salzsäure die hierzu verbrauchten GG. Ammon ent-
sprechen und findet, indem man diese berechneten CG, Salzsäure
von den angewandten 20 GG. abzieht, als Best diejenige Anzahl
CG. Salzsäure, welche erforderlich waren, um 1 Grm. GaOGO^ in.
GaGl zu verwandeln oder, welche 1 Grm. GaOGO^ in ihrer Sattigungs-
Gapacität gleichkommen.
Da nun 1 GG. Normal -Salzsäure (in der Sättigung) dem Atom-
Gewicht von GaOGO^ (also 50 Mgr. GaOGO^) entsprechen soll, mit-
hin för 1 Grm. kohlensauren Kalk genau 20 GG. Normal -Salzsäure
zu verbrauchen sind, so ist (wenn wir das Volumen der vorhande-
nen empirischen Salzsäure, mit V, dasjenige, welches 1 Gramm.
GaOGO^ sättigt mit v bezeichnen) das Gesammt- Volumen <p, auf
welches die Säure durch destillirtes Wasser zu verdünnen ist, um.
richtige Normal - Säure zu geben
_20 V
V •
Man hat also nur das Volumen in GG. der untersuchten empirischen
Säure mit 20 zu multipliciren imd mit der Anzahl GG., welche
von ihr 1 Grm. GaOGO^ entsprechen, zu dividiren, um die Anzahl
CG. zu erfahren, auf welche die Säure zur Normirung zu ver-
dünnen ist. Betrüge also das Volumen der empirischen Säuren z. B. •
960 GG., das welches 1 Grm. GaOGO^ laut Titrirung sättigt, 16 GC.,
so wären die 960 GG. Säure auf — — — =1200 GG. zu verdünnen.
das heisst, man hätte den 960 GG. Salzsäure noch 240 GG. Wasser
zuzufügen, um Normal-Salzsäure zu erhalten.
Da aber diese Berechnung nur auf einer und (in Folge der kleinen
Probe) nicht ganz exacten Untersuchung basirt, so ist ihr Resultat
auch nicht ganz zuverlässig, d. h. es kann, aber es muss nicht die
so berechnete und danach dargestellte Normal-Säure ganz richtig sein.
^ 6. Probe -Flüssigkeiten für Sättigungs- Analysen. 37
Wir machen daher mit ihr noch eine Probe, ganz wie vorher,
und bestimmen aufs Neue, wieviel CC. von ihr aber nicht zur
Sättigung von 1 Grm., sondern 3 oder 4 Grm. CaOCOg nöthig
sind.*) Stellt sich nun heraus, dass die Säure noch zu stark ist,
das heisst per CC. mehr als 50 Mgrm. kohlensauren Kalk sättigt, so
wird sie wiederum gemessen und nach der obigen Formel verdünnt
Handelt es sich dabei nur um 10—15 CC. Wasser auf 1000 CC.
Saure, so fügen wir diese hinzu und können nim die Säure ohne
Weiteres als richtig gelten lassen, und nach ihr die halb Normal-
Ammon- Flüssigkeit einstellen.
Da das Ammon halb -normal sein soll, so muss es so verdünnt
werden, dass je 2 CC. desselben erforderlich sind, um 1 CC. der
richtig gestellten Normal -Säure zu sättigen, was mit immer grösseren
Mengen, zuletzt mit 100 CC. Ammon durch Titriren festzustellen
und wohl ohne weitere Beschreibung verständlich ist.
Sowohl die Normal -Säure als das ^/g -Normal- Ammon bewahrt
xnan in mit Glas -Stöpseln gut verschliessbaren Flaschen an einem
kühlen Orte auf, und bemerkt auf der Etiquette der Flaschen den
Titer und das Datum der Titerstellung.
Bei den Titrirungen kann es unter Umständen erwünscht sein,
noch schwächere Probe -Flüssigkeiten zu besitzen; alsdann bereite
Bttan sich durch einfache Verdünnung der Säure ^/g -Normal -HCl
^md ebenso ^Z^- Normal -Ammon. Indess sind für die meisten Fälle
die Normal -Säure und das ^/g- Normal -Ammon ausreichend, weil die
»leisten Analysen, welche diese Flüssigkeiten erfordern, mit der
Malischen Eeaction, welche das Zurücktitriren mit ^/g-Normal-
Aöimon hervorbringt, beendigt werden. Da nun 2 CC. Ammon
®rst 1 CC. Normal -Säure entsprechen, so wird der Fehler, der durch
em zu hastiges Zusetzen entstehen könnte, sehr verringert, so dass
^"^^ den Säure - üeberschuss viel genauer erfährt, als wenn mit gleich-
^erthigen Flüssigkeiten gearbeitet wird.
Eine dritte Probe - Flüssigkeit för die Sättigungs -Analysen,
Welche allerdings seltener in Anwendung kommt, ist das normal-
*ohlensaure Kali.
Diese Auflösung dient zur Bestimmung gebundener Säuren,
^dem eine grosse Zahl von löslichen und unlöslichen Salzen durch
lochen damit ihre Säure vollständig abgeben und gleichzeitig das
*) Natürlich ist sie vorher erst wieder mit Aetzammon zu vergleichen
^^ bei der Sättigung und Auflösung des kohlensauren Kalks eine ent-
^Pf^chcDd grössere Säure -Menge als für 1 Grm. zu verwenden.
38 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
unlösliche Oxyd oder die kohlensaure Verbindung abscheiden. So
eignet es sich z. B. zur Bestimmung der Schwefelsäure im Gips oder
gipshaltigen Mergel, zur Bestimmung der Salzsäure im Eisenchlorid,
Zinkchlorid etc., zur Ermittelung der Oxalsäure im Oxalsäuren Blei-
oxyd u. s. f. Es wird später dessen Anwendbarkeit näher bei den
einzelnen Methoden beschrieben werden.
Die Normal -Pottasche -Lösung bereitet man am besten durch
Auflösen von 69 Grm Kali carbonic. e tartaro in einem Liter Wasser.
In der Eegel hat diese Lösung schon den verlangten Gehalt, inuner-
hin ist aber ein Prüfung nothwendig.
Zu diesem Zwecke übersättigt man 20 CG. derselben mit 30 CG.
Normal - Salzsäure , kocht die Kohlensäure weg, kühlt in Wasser und
titrirt mit Ya"^^''^*^"'^^^™^^ ^^^ blau. Nach dem so gefundenen
Gehalt kann dann die Flüssigkeit leicht normirt werden. Die Normal-
Pottasche - Lösung hält selbstverständlich ihren Titer sehr gut und
wird wie die anderen Probe -Flüssigkeiten aufbewahrt.
Statt Pottasche Soda als Titersubstanz zu wählen, ist weniger
gut, weil sich das schwerer lösliche kohlensaure Natron aus Nieder-
schlägen nicht so gut als die zerfliessliche Pottasche auswäscht, und
überdies das Kali manche Salze energischer zersetzt, als ^as Natron.
Hinsichtlich der Indicatoren für die Sättigungs- Analysen mag
Folgendes hier erwähnt werden.
Eine grosse Zahl färbender Substanzen sind von mir auf ihre
Brauchbarkeit für die Alkalimetrie in den letzten Jahren geprüft
worden. Namentlich Kohlaufguss, Georginen -Tinctur, die alkoho-
lischen Auszüge der Blätter der Malva arborescens. Aufkochungen
des Samens von Solanum guinense, femer das Phlorizein- Ammoniak,
der neuerdings empfohlene Farbstoff der Blätter von Coleus Ver-
schaffelti, Fernambuc und Campecheholz - Extract , Cochenille, Eisen-
rhodanid, Berlinerblau, Gurcuma, Alizarin und das Cyanin. Ich
fand aber, dass alle diese Farbstoffe immer eine von den beiden
folgenden unbrauchbaren Eigenschaften haben:
entweder sind sie zu unempfindlich,
oder sie geben bei Gegenwart von Spuren eines Eisen- oder Thon-
erde- Salzes die erwartete Färbung gar qicht oder viel zu zeitig.
Zur ersten Klasse gehören ausser den Farbhölzern und der Coche-
nille fast alle genannten Farbstoffe*) oder Präparate; zur letzteren
*) Das Cyanin ist darum unbrauchbar, weil es von Kohlensäure stark
alterirt wird. Auch die neuerdings vorgeschVagewe IBLoaoVa^wxe >aaX NwliWik-
od:
§ 6. Probe -FlÜBsigkeiten für Sättigungs -Analysen. 39
die sonst vortreffliche Cochenille und die Farbhölzer. Neuerdings
smd noch empfohlen und auch hier und da angewandt worden : Phe-
nolpbtalein und das Dimethylanilin- Orange.
Das Phenolphtale'in, dessen farblose alkoholische Lösung bei den
^^1 geringsten Mengen freien Alkalis intensiv roth wird und diese Fär-
bung beim Ansäuren sofort verliert , wäre sehr empfehlenswerth, wenn
es auch bei der Titrirung kohlensaurer Alkalien Stich Jiielte. Leider
zeigt es aber hierbei so allmähliche Farben -Uebergänge, dass es
vor Lackmus nichts voraus hat. Dazu gesellt sich aber noch der
Kachtheily dass das Phenolphtalein zur Titrirung ammonikalischer
Lässigkeiten unanwendbar ist. Besser eignet sich das Dimethylanilin-
Orange für die Alkalimetrie. Es ist nur in sehr verdünnter Lösung
Und in der Kälte anwendbar. Bei Gegenwart von Alkali ist seine
^arbe hellgelb. Neutralisirt man das Alkali allmählich mit Säure,
So färbt sich beim neutralen Punkt die Flüssigkeit zwiebelroth und
cier nächste Tropfen Säure erhöht die Eothfärbung. Ein Vorzug des
iDimethylanilin- Orange besteht darin, dass man den Farben -Umschlag
».lieh bei Lampenlicht gut erkennen kann, was bei Lackmus schwierig
ist Auch gelingt die directe Titrirung kohlensaurer Alkalien damit
in der Kälte etwas besser als mit Lackmus , wenn auch nicht so gut
^^Xs mit Cochenille, welches letztere den Vorzug hat, auch in warmen
^Flüssigkeiten gute Kesultate zu liefern. Die Vortheile des Dimethyl-
^xiilin- Orange sind also nicht grösser als die der Cochenille -Tinctur.
Ich kann demnach für die Alkalimetrie nichts besseres als die
-C-«mckmus- Tinctur, und bei besonderer Eeinheit der Substanzen noch
^iie alkoholische Cochenille - Tinctur empfehlen.
Die beste Bereitung der Lackmus -Tinctur besteht darin, dass
^■^*xan die käuflichen Lackmus-Tafeln erst mit starkem Weingeist digerirt,
^^v-odurch meist ein indifferenter blauer Farbstoff ausgezogen wird;
^•ledann den Weingeist abgiesst und mit heissem Wasser einen Aus-
^^g bereitet. Diesen Auszug säuert man mit einem Tropfen Schwefel-
^Hnre an und übersättigt mit ein wenig Aetzbaryt- Lösung. Als-
^CMin leitet man zur Entfernung des Baryt -Ueberschusses Kohlen-
säure ein, erhitzt zum Sieden und filtrirt.
Einfacher und für die meisten Fälle ausreichend ist es, die
Tinctur in zwei Theile zu theilen, wovon man den einen äusserst wenig
^ttUBund Cochenille keine Vorzüge; dagegen ist sie sehr zu empfehlen, wenn
«^wefel- Alkalien zu titriren sind, weil der auf die anderen Farbstoffe stark
bleichend wirkende Schwefel - Wasserstoff gegen sie ohne Wirkung ist.
40 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
ansäuert, den anderen mit verdünnter Pottasche -Lösung sehr schwach
alkalisch macht und dann beide Portionen mischt. Die Tinctur
hält sich am besten in Flaschen, deren Korke nicht dicht schliessen,
sondern der Länge nach eingekerbt sind. Die Lackmus -Tinctur
neigt, wie die meisten Pflanzen - Säfte , sehr zum Schimmeln. Wir
besitzen aber in der vortrefflichen Erfindung Kolbe's, der Salicyl-
säure, welche bereits den ersten Eang unter den Desinficientien
eingenommen hat, ein unschätzbares Mittel, organische Substanzen
vollständig vor öährung zu schützen, und ich kann dieses Mittel,
von dem schon ein Zusatz von Vioooo ^®^ Gewichtes der betreffen-
den Flüssigkeit hinreicht, sie zu conserviren, nicht genug für gährungs-
fähige Chemikalien empfehlen. Zur Anwendung der Salicylsäui-e
dient am besten eine Lösung derselben in 20 — 30 Theilen Alkohol-
Wenige Tropfen dieser Flüssigkeit zu 100 CC. Lackmus -Tinctur ge-
setzt, erhalten dieselbe unbestimmt lange frei von Schimmel, ohne
irgend einen erkennbaren chemischen Einfluss auf sie auszuüben.
Die Cochenille -Tinctur, welche von Kohlensäure weit weniger*
als Lackmus afficirt wird, ist bei der Titrirung kohlensaurer Alkalien
(namentlich in der Wärme) sehr zu empfehlen.
Ausser dieser Farbstoffe bedient man sich namentlich bei ge-
lärbten Flüssigkeiten des Curcuma-Papiers. Man bereitet es, index»
man Filfrir-Papier mit einem weingeistigen Auszuge dieses Farbstoffes
tränkt, getrocknet und vor Licht geschützt (am besten in Papp-
schachteln) aufbewahrt. Sobald eine Flüssigkeit eine Spur (z. B-
ein Tropfen ^2"^^^°^*^"-^™°^^^ ^^ 1^^ ^^* Wasser) freies Aetzkali
enthält, giebt ein Tropfen auf solches Papier gesetzt, auch bei stark
gefärbten Lösungen, sogleich einen namentlich bei Licht sehr deut-
lichen rothbraunen Wasser-Kranz.
§ 7.
lieber die Feststellnng der Endreaction bei den
S.ättignngs-Analysen.
Bei allen Methoden der Sättigungs- Analysen, so wie bei den meisten
Titrirungen kommt es darauf an, den Moment, wann in der gefärbten
Untersuchungs-Flüssigkeit der Farbenwechsel eintritt, recht scharf zu
erkennen. Bei der Lackmus-Tinctur, welche für die meisten Sättigungs-
Analysen den Indicator abgiebt, sind hierbei besondere Vorsichts-
maassregeln zu beachten, wenn man eine recht deutliche Erscheinung
haben will.
§8. Bestimmungen der ätzenden und kohlensauren Alkalien etc. 41
Zunächst färbe man die Flüssigkeit nur eben so stark mit Lack-
IDQ6, dass sie, wenn sauer, eben deutlich zwiebelroth, wenn alkalisch,
sichtlich blau erscheint. Soll die Beendigung der Analyse dadurch
erkannt werden, dass die geröthete Flüssigkeit plötzlich blau wird,
so ist vor allen Dingen dafür zu sorgen, dass die saure Flüssigkeit
keine Kohlensäure enthält, was durch 3 — 5 Minuten langes Kochen
anter Einstellen eines spitzigen Glasstabes beseitigt werden kann.
Bei Anwendung des ^/g-Normal-Ammons ist femer zu berück-
sichtigen, dass die Titrirungen damit niemals in der Wärme ge-
schehen; also eine heisse Flüssigkeit erst durch Einstellen in kaltes
Wasser gekühlt werden muss, ehe sie mit Ammon titrirt werden
darf. Der Grund dieser Maassregel ist, dass heisse Ammonsalz-Lösungen,
namentlich schwefelsaures Ammon, die Lackmus-Tinctur schwach röthen,
"Wogegen in der Kälte nach meinen Beobachtungen schon zwei Tropfen
^ /g-Normal- Ammon genügen, um die röthlich violette Farbe, welche
d.nrc!i Auflösung von 10 Grm. AmOSOg in ^/g Liter mit Lackmus
g'efärbten Wassers entsteht, in reines Blau überzuführen.
Bei Anwendung von Cochenille-Tinctur, welche durch Digeriren
Von Chochenille in wässrigem Alkohol dargestellt wird, ist zu beachten,
^»88 man die Flüssigkeit vorher heiss macht, weil in der Wärme
ötrwa freiwerdende Kohlensäure fast ganz wirkungslos auf den Farben-
tilDergang ist.
Bei Gegenwart von Spuren von Thonerde oder Eisen ist Coche-
nille nicht zu empfehlen; daher ist sie auch für rohe Säuren weit
'W'eniger als zur Titrirung kohlensaurer Alkalien geeignet.
Beobachtet man diese Cautelen, so werden die Titrirungen sehr
BcLarf, weil das Ammon immer fast absolut kohlensäurefrei ist und
daher einen sehr deutlichen Farbenwechsel hervorbringt.
A. Alkalimetrie«
»t^^ Kestimmungen der ätzenden und%kohlensauren Alkalien,
alkalischen Erden und des Bleioxyds.
itt-
Die Lösungen dor Aetzalkalien und alkalischen Erden lassen
^<^h nach Zusatz von Lackmus-Tinctur, direct mit Normal-Salzsäure
^ roth titriren; dies gelingt um so besser, je freier die Base von
/
42 Erster Theil. Die maassanalytischen Methodeu.
Kohlensäure ist. Besonders günstig ist daher das Verfahren zur Prüfting
des Aetzammons, des Aetzbaryts oder Strontian-Wassers, der frisch
bereiteten Kali- oder Natronlauge. Für den sehr schwer löslichen Aetz-
kalk und die Aetzmagnesia dagegen ist es geeigneter, so zu verfahren,
wie es bei den kohlensauren Verbindungen der Alkalien und alkalischen
Erden erforderlich ist.
Die kohlensauren Alkalien reagiren zwar auch alkalisch, aber
nur so lange, als nicht doppelt-kohlensaure Salze oder freie Kohlen-
säure durch den Zusatz der Probe-Säure entstanden sind. Reines
doppelt-kohlensaures Natron bläut Lackmus-Papier nicht im mindesten,
eben so wenig das entsprechende Kali oder Ammonsalz.
Aus diesem Grunde ist man bei der Bestimmung kohlensaurer
Alkalien genöthigt, entweder siedendheiss zu titriren, wobei nur
l^l'2fB.ch oder einfach kohlensaure Salze, welche alkalisch reagiren,
bestehen können; oder, was bequemer und genauer ist, man übe^
sättigt die Lösung mit gemessener Probe-Säure, kocht alle Kohlen-
säure aus, lässt erkalten oder kühlt, und titrirt dann mit ^/j -Normal-
Ammon die roth gefärbte Flüssigkeit blau. Die verbrauchten CC.
Ammon halbirt man und zieht sie von der angewandten Probe-SÄnre
ab, um als Rest die Anzahl CC. Normal- Salzsäure zu erfahren, welche
zur Sättigung des vorliegenden Carbonats erforderlich waren. Wend^
man »tatt Lackmus Cochenille-Tinctur an, so kann man, namentlich
wenn man erwärmt, die kohlensauren Alkalien direct mit SalzsSnre
auf gelbroth titriren, da die Kohlensäure die Farbe der Cochenille
so <xut wie nicht verändert. Noch genauer wird alsdann die Titriruag,
wenn man mit gemessener Salzsäure übersättigt und dann mit Va*^^"
nial-Ammon auf blauviolett zurücktitrirt. Die Farbenerscheinung iBt
dann sehr scharf Beachtenswert!! aber ist, dass hierbei Thonerde und
Eisen nicht zugegen sein dürfen.
In gleicher Weise verfährt nian auch mit den kohlensauren und
den schwer löslichen ätzenden alkalischen Erden, nur arbeitet ,man,
W(Min nicht ganz reine Stoffe vorliegen, mit Lackmus-Tinctur.
Man tliut am besten , die im Wasser vertheilte Substanz auf
etwa 60 — 70 Grad zu erhitzen, dann aus einer Pipette 20 CC. Normal-
Salzsäure znÜiessen zu lassen und weiter zu erwärmen. Die Säure
i^reift in der Hitze stürmisch das Salz an und das heisse Wasser
lässt die Kohlonsäuro rocht vollständig entweichen. Hatte sich durch
dio ersten 20 CC. noch nicht Alles gelöst, so färbt man mit Lack-
n}ns-'J'inctur und giebt noch 10 CC. hinzu. Verursachen diese ein
\iithniuson und bleibt die F\üss\ixW\\ \\\c\\V. to\\\, ^o Sj^ -ööcJi mehr
§ 8. Bestimmungen der ätzenden und kohlensauren Alkalien etc. 43
Säure erforderlich. Sobald ein neues Quantum Säure aber kein Auf-
brausen mehr bewirkt und die Flüssigkeit auch nach längerem Er-
wärmen roth bleibt und keine oder wenig Blasen mehr entwickelt,
ist genug Säure vorhanden. Man erhitzt dann zum Sieden und lässt
aUe Kohlensäure durch drei Minuten langes Kochen entweichen. Als-
dann wird gekühlt und mit Ammon zurücktitrirt.
Zu beachten ist, dass man durch geeignete Wasser-Mengen dafür
Sorge trage, dass der Säure-Üeberschuss mindestens dreifach verdünnt
sei, ehe man zum Sieden erhitzt. Erwartet man also, dass der Säure-
Üeberschuss höchstens 10 CC. betrage, so ist es erforderlich, dass
die Flüssigkeit mindestens 40 CC. einnimmt, wenn nicht Spuren von
Salzsäure sich beim Kochen verflüchtigen sollen.
Nimmt man die Erwärmung zum Sieden im Becher-Glase vor,
80 ist es zweckmässig, dasselbe mit einem Uhrglase zu bedecken, um
Verluste durch Spritzen zu vermeiden. Bei Anwendung von Koch-
Kolben ist es am besten, diese in einen Eetortenhalter einzuspannen
und geneigt zu erhitzen. Sehr geeignet zu allen alkalischen Titrirungen
sind Porcellanschalen; weil man darin nicht blos sehr gut die End-
erscbeinung sehen, sondern auch Kohlensäure sehr rasch und bequem
auskochen kann.
In ganz ähnlicher Weise als die kohlensauren Alkalien lässt sich
• Mich das Bleioxyd bestimmen. Hat man dasselbe aus irgend einer
I/Ö8ung durch Schwefelsäure als Sulfat abgeschieden (eine viel an-
gewandte Trennungs-Methode), so kann man das schwefelsaure Salz mit
einer gemessenen Menge Normal-Pottasche-Lösung einige Minuten er-
wärmen, dann filtriren und das Filtrat, welches nun alle Schwefel-
säure, welche vorher an Bleioxyd gebunden war, nebst überschüssigem
kohlensauren Kali enthält, titriren. Zieht man den gefundenen Ueber-
8chuss von KOCO^ von der angewandten Pottasche-Menge ab, so er-
giebt der Best die dem schwefelsauren Blei-Oxyd aequivalente Menge
kohlensauren Kalis, wodurch das Blei bestimmt ist. Auf ähnliche
^eise lassen sich auch andere Sulfate, wie die von Strontian und
Kalk untersuchen, was später erörtert werden soll.
Han könnte auch das Blei- Sulfat mit einer beliebigen Pottasche-
Kenge zersetzen und den ausgewaschenen Rückstand in gemessener
keisser Normal-Salzsäure oder noch besser Normal-Salpetersäure lösen,
^*iui durch Zusatz von Glaubersalz alles Blei abscheiden und ohne
^ filtriren den Säure-Üeberschuss bestimmen. Indess ist die vorige
Methode kürzer, weil sie nur eine Filtration erfordert, wenngleich
"i® letztere bei Trennungen allgemeiner angewandt werden kann.
44 Erster Theil. Die maassanalTtischen Methoden.
Aus den früheren Paragraphen ist wohl genüge^d hekannt, dafi
wenn man mit Normal-Säure arbeitet, jeder zur Sättigung verbraucht
CC. dem Atom-Gewicht des gesuchten Körpers in Milligrammen en'
spricht, so dass ich die daraus sich ergebende Berechnimg der Titrinm
als selbstverständlich übergehen kann.
§ 9.
Gemenge yon kohlensaurem und Aetzalkall.
Zur Bestimmung eines Gemenges von kohlensaurem Alkali un
Aetzkali kann man folgendermaassen verfahren. Nachdem man sie
irgend eine Gewichts-Menge der Substanz abgewogen, oder, wenn s
in flüssiger Form vorhanden ist, abgemessen hat, kocht man dieLösui
derselben mit Chlor-Baryum. Sobald sich der dadurch entstandet
Niederschlag etwas abgesetzt hat, wird er filtrirt, gut mit heisse
destillirten Wasser ausgewaschen und das Filtrat mit Normal-Sal
säure titrirt. Auf diese Weise findet man die Menge des ätzende
Alkalis.
Um die des kohlensauren Alkalis zu bestimmen, bringt ms
den ausgewaschenen Niederschlag in ein Becher- Glas und löst ihn i
einer gemessenen Menge Normal-Salzsäure, bestimmt darauf den Uebe
schuss derselben durch ^2'^^^^^^"-^°^°^®^ ^^^ erfährt so die Menj
des kohlensauren Baryts, welche durch die äquivalente Menge d
kohlensauren Alkalis gefällt wurde. Aus dieser kann die des kohlei
sauren Alkalis berechnet werden.
Bei diesem Verfahren ist auf zweierlei zu achten: einerseits, dai
man nur ein Alkali als kohlensaure Verbindung und in ätzendei
Zustande zu bestimmen habe (denn selbstverständlich würde bei d«
Verschiedenheit der Atom-Gewichte verschiedener Basen die Titrirun
keine Berechnung auf ein bestimmtes Alkali zulassen); andererseil
aber ist zu berücksichtigen, dass man möglichst schnell und in vei
decktem Filter abfiltrire, damit das freie Alkali nicht Eohlensaui
aus der Luft anziehe, wozu das fiüher beschriebene Saugfilter am g<
eignetsten ist. Dessen ungeachtet können auch bei dieser Ausführun
schon durch die nachgewiesene Absorption der Baryt-Lauge durc
das Filtrir-Papier leicht Fehler-Quellen entstehen, welche diese Ui
thode nicht empfehlenswerth machen. Bei der Acidimetrie werde
wir bessere Verfahren für denselben Zweck kennen lernen. Ich hab
aber diese Methode hier deswegen angeführt, um vorläufig zu zeigei
wie man auch auf indirecte Weise maassanalytisch die Menge eim
§ 10. Alkalische Erdeu in löslichen Salzen. 45
Körpers ennitteln kann. Es diente in diesem Falle die Bestimmung
des kohlensauren Bar3rts dazu , um die Menge des kohlensauren Alka-
lis zu finden. Wir werden später öfter von dergleichen indirecten
Methoden Gebrauch zu machen haben ^ welche bei passender Gelegen-
heit angewendet, ebenso zuverlässig als die directen sind. Die in-
directen Methoden haben den Vortheil, dass man bei ihrer Anwen-
dung häufig einer längeren Trennungs- Analyse überhoben wird.
§ 10.
Alkalisehe Erden in loslichen Salzen.
Liegt eine Lösung oder eine lösliche Verbindung eines Salzes
von Baryt, Strontian, Kalk oder Magnesia vor, so kann man die
darin enthaltene Menge der Base anf folgende Weise bestimmen. Man
misst oder wägt, je nachdem das Salz in Lösung oder in fester Form
gegeben ist, eine bestimmte Quantität desselben ab und löst diese
(im letzteren Falle) in destillirtem Wacser auf*), kocht darauf die
Lösung mit kohlensaurem Ammoniak (Magnesia- Salze mit Aetzkali)
im Ueberschuss, filtrirt den dadurch entstehenden Niederschlag ab,
wäscht ihn aus und bringt denselben in eine Porzellan-Schale, worin
^ in einer gemessenen Menge Normal- Salzsäure aufgelöst wird. Nach
erfolgter Lösung wird der Ueberschuss der Säure durch ^/g-Normal-
Ammon, wie vorher angegeben, bestinmit, woraus man sowohl die
Henge der Base, als auch die des Salzes berechnen kann.
Angenommen, man fand in einer Chlor-Baryum-Lösung auf diese
^eise 1,53 Grm. BaO, so würde dies 2,080 Grm. BaCl entsprechen;
denn 1 Aequivalent BaO = 76,5 entspricht einem Aequivalent BaCl = 1 04,0,
niithin hat man die Gleichung 76,5:104 = l,53:x, woraus x=2,080
öm. BaCl.
§ 11-
immoiiiak- 5 Salpetersäure- und Stiekstoff-Bestimmang.
Das Ammon lässt sich aus einer mit Aetzkali stark übersättig-
^ Lösung, gleichviel welche anderen Metall-Oxyde oder Säuren sie
sonst enthalte, durch Kochen austreiben und durch Einleiten in ge-
Diessene Normal-Säure alkalimetrisch bestimmen.
*) Die Operationen des Wagens oder Messens und Auflösens der zu
^^i^tcTsnchenden Substanz, welche allen maassanalytischen Bestimmungen vor-
hergehen müssen, will ich von nun an kurz „Vorarbeiten zur Titrirung" nennen.
46 Erster Theil. Die maaesanaljtiachen Metiboden.
Diese Methode ist die einfachste und oft auch die einzig mög-
liche. Bei der Ausführung derselben bietet aber das hierbei erfolgesde-
SchäiUDsn mitunter eine grosse Schwierigkeit, weil man, da die Ent
wickelungs-Eolben nicht allzn gross sein dürfen, sehr leicht 6efahr
läuft, dass ein Uebersteigen erfolgt. Ganz besoDders unangenehm ist
dieses Schäumen aber dann, wenn die Flüssigkeit, woraus man dos
Ammon entwickelt, bedeutendere Niederschläge enthält, so dssB ea,
wie a. B. beim Eisen-Doppelsalz, äusserst schwierig ist, jenes die ■
Analyse sofort verderbende TJeberBtetgen zu vermeiden. Dazu kommt
noch, dass in der Hegel ein heftiges Stossen während des Siedens
Fig. 12.
stattfindet, wodurch es vorkommt, dass der EntwickelungB-Kolben mt-
trünimert wird.
Diese Uebelstände werden aber sehr leicht beseitigt, wenn man
der Flüssigkeit ein annähernd gleiches Volumen starken Alkohol zu-
setzt und nur eben bis zum deutlichen Sieden erhitzt. Die Flüssig-
keit kocht dann so ruhig wie Wasser, so lange noch Alkohol in der-
selben enthalten ist; alsdann aber beginnt sie wieder heftiger in
schäumen. In diesem Äugenblicke löscht man die Flamme und ISsst
noch eine ^/^ Stunde Alles stehen, da jetzt bereits alles Ammon auf-
getrieben ist. Will man noch vorsichtiger sein, so setzt man jetit
den Entwickelungs-Kolben in ein Wasserbad, und erwärmt noch einig»
Zeit, um die letzten Spuren Ammon auszutreiben.
§ 11. Ammoniak-, Salpetersäure- und Stickstoff- Bestimmung. 47
Das Gas resp. die Dämpfe werden in eine mit zwei durch den
Stopfen gehenden Röhren versehene Flasche B dicht über die darin
enthaltene y gemessene Säure geleitet, das zweite Rohr dieser Flasche
mündet dicht unter dem Stopfen und ist mit einem URohre C,
welches ebenfalls gemessene Säure enthält, verbunden. Die Ent-
wickelungs- Flasche A hat nur eine Rohrleitung, da in dieselbe das
Kali (am besten in Stangenform) gleich zu Anfang in die mit Alko-
hol versetzte kalte Üntersuchungs-Flüssigkeit gebracht wird. Wegen
der langsamen Auflösung desselben und des Alkohol -Gehalts ist,
bei sofortigem Schluss des Entwickelunge -Kolbens kein Ammon-
Verlust zu befürchten. Hatte man (was allerdings bequem ist) ein
Kautschuk -Rohr als Verbindung von Entwickelungs- und Absorptions-
Flasche benutzt, so wird häufig das Destillat von den durch den
Alkohol aufgelösten Kautschuk -Theilchen getrübt; die Titrirung
wird aber dadurch nicht beinträchtigt. Uebrigens ist diese Trübung
bei Anwendung von nicht über ein Decimeter langem Kautschuk-
Bolir (namentlich wenn es öfter gebraucht worden) ziemlich un-
bedeutend.
Sobald man sich überzeugt hat, dass der Apparat gehörig
schliesst, wirft man in den Kolben A, welcher die zu untersuchende
Flüssigkeit nebst ihrem gleichen Volumen Alkohol enthält, eine ge-
nügende Menge Aetzkali in Stangenform, schliesst rasch den Stopfen
und verbindet dadurch A mit den Absorptions-Gefassen. Darauf er-
^tzt man bis zum wallenden Sieden und erhält dieses so lange, bis
die Flüssigkeit zu stossen anfängt. Aldann setzt man unter A ein
Geföss mit kochendem Wasser, erwärmt noch Y4 — ^U Stunde lang
^öd lässt alsdann erkalten.
Der Inhalt der beiden Absorptions-Gefasse B und C wird darauf
^ ein Becher -Glas entleert, gehörig mit destillirtem Wasser nach-
hält, und dann durch Titriren mit V2"^^^^*^"^™^^° ^^^ Säure-
üeberschuss ermittelt. Zieht man denselben von der Menge der an-
gewandten Säure ab, so ergiebt der Rest diejenige Quantität Normal-
Salzsäure, welche zur Sättigung des Amoniaks gedient hat, woraus
sich die Menge des letzteren berechnen lässt.
Ganz ähnlich wie Ammoniak -Verbindungen, kann auch die
o&lpet er säure in ihren Salzen durch Ueberführen derselben in
^Bunoniak sehr genau bestimmt werden. Diese Methode beruht auf
folgender Eigenthümlichkeit dieser Säure.
Erhitzt man ein neutrales, salpetersaures Salz in einer alka-
»ißchen Flüssigkeit, in welcher Wasserstoff im status naseens in
48 Erster Theil. Die maassanaljtischen Methoden.
genügender Menge auftritt, so wird alle Salpetersäure in Ammoniak:
verwandelt. Der Vorgang ist folgender:
NO^ + 8H = NH^O + 4H0
Man kann sich dazu des bei der Ammoniak -Bestimmung be-
schriebenen Apparates bedienen.
Die salpetersaure Salz -Lösung wird ohne Alkohol unter Zu-
satz von viel Aetzkali und Aluminium- Pulver oder -Blech in den
Koch -Kolben gefüllt.*) Nachdem der mit gemessener Normal -Salz-
säure gefüllte Absorptions- Apparat vorgelegt ist, wird gekocht und
dadurch alle Salpetersäure als Ammoniak unter starker Wasserstoff-
Entwickelung ausgetrieben und bestimmt. Statt Aluminium kann
man auch arsen- und antimonfreies Zink, welchem man die Hälfte
seines Gewichts Eisenfeile zusetzt, benutzen. Die Methode ist jedocb
für grössere Salpetersäure-Mengen, wie z. B. för 1 Grm. Kali-Salpeter,
weniger als für kleine geeignet, weil die Ueberführung in Ammon
im ersteren Falle, um vollständig zu sein, sehr viel Zeit kostet. Da-
gegen für kleine Quantitäten, namentlich da, wo es sich darum
handelt, Salpetersäure bestimmt als Ammon nachzuweisen (wie bei
Brunnenwasser - Analysen) ist sie sehr passend und vielfach bewährt
gefunden worden. Es empfiehlt sich für sie auch bei so kleinen
Mengen ^/j^- Normal -Salzsäure vorzulegen, um genauer und zwar mit
^/jQ- Normal -Ammon titriren zu können.
Hätte man salpetersaures Ammoniak zu bestimmen, so kann
man erst durch Kochen mit Kali das Ammoniak ermitteln, und danß
durch Zusatz von Zink oder Aluminium die Salpetersäure ebenfalls
als Ammoniak ihrer Quantität nach bestimmen.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch darauf aufmerksam mache»;
dass man in vielen stickstoffhaltigen organischen Substanzen den
Stickstoff durch Ueberführung in Ammoniak ermitteln kann. Man
bedient sich dazu einer Verbrennungs- Röhre, in welche zuerst an
ihrem zugeschmolzenen Ende etwas Asbest gelegt, darauf eine kleine
Schicht Oxalsäure - Krystalle hinzugefügt und auf diese ein inniges
Gemenge der abgewogenen organischen Substanz mit ihrem vier-
fachen Gewicht Natron -Kalk geschüttet wird. Dann fügt man noch
eine Schicht Natron -Kalk hinzu, und stellt durch Klopfen an die
horizontal liegende Eöhre einen Gang zum Entweichen der sich
*) Liegt festes salpetersaures Kali zur Analyse vor, so gebe man auf
1 Gew. -Theil des Salzes 5 Gew.-Theile Aluminium und 15 Theile festes
Kalihydrat.
§ 11. Ammoniak-, Salpetersäure- und Stickstoff- Bestimmung. 49
entwickelnden Gase in der Füllung her. Das offene Ende derselben
wird dann mit einem mit gemessener Normal -Salzsäure gefüllten
Sngel- Apparat in Verbindung gesetzt, und das Ganze in einem
Verbrennungs- Apparat fär organische Elementar - Analysen durch
glühende Holzkohlen oder Gasfeuerung vorsichtig von der Oeffhung
der Röhre nach ihrem zugeschmolzenen Ende zu erhitzt. Das aus-
getriebene Ammoniak wird dann ebenso wie vorher bestimmt.
Es ist jedoch zu bemerken, dass nicht alle stickstoffhaltigen
organischen Substanzen auf diese Weise Ammoniak -Gas liefern;
auch wird der Stickstoff im Indigo, Brucin und mehreren Alkaloi-
den nur theilweise in Ammoniak verwandelt. In solchen Fällen
ist es am besten, denselben gasformig abzuscheiden und zu messen.
Da jedoch diese Bestimmungs- Methode des Stickstoffes nicht in
das Bereich der Titrir- Methoden gehört, so will ich sie nicht be-
sonders erörtern.
Soll Ammoniak bei Gegenwart der Alkalien oder alka-
lischen Erden, nicht aber der eigentlichen Erden und Metall - Oxyde,
bestimmt werden, so kann, wenn keine anderen Säuren als Salzsäure,
Schwefelsäure, Salpetersäure und allenfalls Bromwasserstoffsäure (also
nur die stärksten Sauerstoff- und Wasserstoffsäuren) zugegen sind,
folgende sehr einfache Methode dazu eingeschlagen werden.
Man säuert die Lösung, falls sie nicht schon sauer ist, mit
Salzsäure etwas an, fägt Lackmus hinzu und titrirt mit ^/g-Normal-
Ananon oder mit einer Aetzkali-Lösung von alkalimetrisch geprüften
Walt auf blau. Wandte man ^/g- Normal -Ammon an, so muss die
Zahl der hierzu verbrauchten Cubik-Centimeter notirt werden; als-
dann fugt man zu dem Ganzen eine gemessene Menge der geprüften
Aetzkali- Lauge, die nicht absolut kohlensäurefrei zu sein braucht,
^e aber ausreichen muss, um alle in der Flüssigkeit befindlichen
Ananon- Salze zu zersetzen.
Hierauf bringt man die Flüssigkeit in einer Porzellan - Schale
^oa Sieden und unterhält letztere? so lange, bis die entweichenden
l^pfe angefeuchtetes rothes Lackmus -Papier nicht mehr bläuen.
Ist dies nicht mehr der Fall, so titrirt man den Kali - üeberschuss,
21^ diesen von der zur Zersetzimg angewandten Kali -Menge ab
^d erhält als Rest die dem Ammon äquivalente Menge Aetzkali.
Hatte man die neutrale Eeaction vor der Zersetzung mit Ammon
^^eatellt, so muss die dabei verbrauchte Menge von der nachher
gefundenen in Abzug gebracht werden.
Die Methode ist namentlich für grössere Ammon -Bestimmungen
^^«Iseher, Titrir -Methode. 3. Aufl. 4
50 Erster Theil. Dio maassanaljdschen Methoden.
empfehlenswerth. Man achte nur darauf, dass beim Kochen kein.
Verspritzen stattfinde.
§ 12.
Alkalimetrische Bestimmung von Kali und Natron In los-
lichen, aber nicht alkalisch reaglrenden Salzen.
Dampft man die Lösung irgend eines Alkali -Salzes, welches
eine flüchtige Säure enthält, mit Schwefelsäure zur Trockne, bis
die Säure verraucht ist, so erhält man schwefelsaures Salz. Kocli.'t;
man dieses mit Aetz-Baryt, leitet darauf Kohlensäure ein und flltrirt;,
so erhält man alles Alkali in Form von kohlensaurem Salz, welches
wie beschrieben bestimmt werden kann.
Dieses Verfahren ist auch bei Gegenwart der alkalischen Erden,
oder Erden, ja selbst bei Anwesenheit der meisten Metall -Salze ab-
wendbar; weil alle diese Körper in kohlensaurem Kali unlöslicli.
sind. Dennoch wird man, um keinen zu grossen Niederschlag zvx
erhalten, besser so manipuliren, dass das Alkali -Salz den Haupfc—
bestandtheil der mit Schwefelsäure einzudampfenden Flüssigkeit aus-
macht. Femer wende man nicht unnöthig viel Aetz-Baryt an, weil
dessen Entfernung durch Kohlensäure den Niederschlag vergrösser^
und daher das Auswaschen zwecklos erschwert.
Enthält ein Alkali -Salz eine unflüchtige Säure, so ist es notk—
wendig, diese erst abzuscheiden, wenn sie durch Schwefelsäure nicli."^
mit Leichtigkeit in ein flüchtiges Product verwandelt wird, wi^
Oxalsäure. Die meisten dieser Säuren lassen sich durch essigsaure^
Blei in neutraler oder schwach saurer Lösung entfernen. Dahin ge-
hören namentlich Chromsäure, Phosphorsäure, Wolfram- und Molybdän-
säure, Arsensäure, Weinsäure etc.
Es ist einleuchtend, dass bei dieser Methode, sowie bei allen
alkalimetrischen Titrirungen überhaupt, immer nur eine Base quantita-
tiv bestimmt wird. Am Ende dieses Paragraphen werde ich jedoch
ein Verfahren beschreiben, welches, da es auf einer Trennung des
Kalis von Natron beruht, auch zulässt, beide Alkalien, wenn sie zu-
sammen vorkommen, quantitativ zu ermitteln.
Ein anderes, von Stolba empfohlenes Bestimmimgs- Verfahren
von Kali und Natron besteht darin, dass man dieselben aus schwach
salzsaurer, oder besser essigsaurer Lösung mittelst Kiesel-Flusssäure
fällt und der Flüssigkeit reichlich ein gleiches Volumen starken
Alkohol zusetzt. Den mit 60^/q Alkohol ausgewaschenen Nieder-
schlag empßehlt Stolba in gemessener heisser Normal -Kali -Lauge
Alkalmietrie. § 12. Alkalimetrische Bestimmung etc. 51
zu lösen und den Alkali- üeberschuss mit Normal-Säure unter Lack-
mus-Zusatz zurückzutitriren. Wegen der schwer zu erkennenden röth-
lichblauen Uebergangs-Farbe empfehle ich den Niederschlag mit Kalk-
Milch durch 10 Minuten langes Sieden zu zersetzen^ hierauf Kohlen-
säure einzuleiten y bis der Kalk -Üeberschuss in kohlensaures Salz
rerwaadelt ist, dann zu filtriren und heiss auszuwaschen. , Das Filtrat
darf mit Kohlensäure keinen Niederschlag mehr erzeugen. Es ent-
halt alles Kali oder Natron als kohlensaure Salze , welche man direct
mit Salzsäure unter Anwendung von Cochenille -Tinctur titriren kann.
Soll das Verfahren auf schwefelsaure Alkalien angewendet werden,
80 muss die Schwefelsäure erst mit essigsaurem Kalk und Weingeist
abgeschieden werden, ehe man durch Kiesel -Flusssäure fällt.
Statt der Kiesel-Flusssäure kann man auch Kiesel-Fluor-Calcium-
Lösung, die aus der Zersetzung von Kiesel- Fluor -Baryum und Gips
gewonnen werden kann. Das Kiesel-Fluor-Baryum lässt sich mittels
Kryolith folgendermaassen darstellen.
Man trägt in eine kochende Aetz-Baryt-Lösung, welche auf 1 Theil
bystallisirtes Baryt -Hydrat etwa 5-^7 Theile Wasser enthält, all-
mählich so viel äusserst fein gepulverten Kryolith ein, dass dadurch
beinahe aller Baryt in Fluor-Baryum verwandelt wird, also auf etwa
5 Theile Baryt - Krystall 1 Theil Kryolith. Man kocht etwa eine
Viertelstunde, filtrirt heiss ab und wäscht so lange aus, bis Salmiak
das Filtrat im Kochen nicht mehr trübt.
Ben Niederschlag von Fluor-Baryum vermischt man mit so viel
^^tlich bereiteter Kieselsäure (oder in Wasser geworfenem glühenden
Quarzpulver) als der Kryolith wog, und übergiesst das Gemenge
DÜt 5 — 7 fach verdünnter Salzsäure.' Es geht dadurch das Fluor-
Baryum in Kiesel-Fluor-Baryum über; Fluor- Calcium thut dies
^ter gleichen Umständen nicht. Nach mehreren Stunden sättigt
^^^ vorsichtig den grössten Theil der freien Säure mit kohlen-
^wirem Baryt oder Kalk, übersättigt dann mit essigsaurem Kalk und
"^^^ eine Stunde darauf das Kiesel-Fluor-Baryum ab. Der mit
wässerigem Weingeist ausgewaschene Niederschlag wird dann mit in
Wasser fein vertheiltem Gips unter Zusatz von ein paar Tropfen
Salzsäure gekocht, wodurch schon in 5 Minuten aller Bftryt in
^wefelsauren verwandelt wird.
Man fügt nun der Lösung ein gleiches Volumen oder mehr starken
^ohol hinzu und filtrirt. Das Filtrat ist dann eine fast chemisch
föine alkoholische Lösung von Kiesel-Fluor-Calcium , welche zur Fäl-
*^ von Kali und Natron sehr geeignet ist.
52 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Will man Kiesel -Fluor -Calcium mittels Kiesel -Flusssäure dar-
stellen, so fallt man letztere zunächst durch Chlor-Baryum, oder noch
besser, durch essigsauren Baryt, unter Zusatz von einem gleichen
Volumen Alkohol, als Kiesel- Fluor -Baryum; kocht dieses (nach dem
Auswaschen) mit Gips und filtrirt nach Zusatz von Alkohol ab. Das
Filtrat ist dann reine alkoholische Kiesel-Fluor-Calcium-Lösung, die
namentlich auch zur qualitativen Erkennung von Kali und Natron
bei Gegenwart von Ammon- Salzen recht brauchbar ist.
Die Niederschläge von Kiesel -Fluor -Kalium und -Natrium bil-
den sich bekanntlich langsam, so dass mehrstündiges Stehenlassen
der alkoholischen Flüssigkeit unbedingt erforderlich ist. Da femer
freie Salz- und Salpetersäure die Fällung beeinträchtigen, so muss
man vor derselben entweder die Lösung durch essigsauren Kalk
in essigsaure überfuhren oder statt mit Kiesel - Flusssäure mit dem
Kalk- Salz fallen.
Ausser mit Kiesel-Fluss-Säure kann man Kali auch mit Wein-
säure fallen, jedoch dürfen dann keine anderen Basen als die Alka-
lien zugegen sein (andere köijnen übrigens oft schon mit kohlensaurem
Ammoniak abgeschieden werden). Ist nur Kali und Natron (nicht
Ammon) vorhanden, und es soll das Kali bestimmt werden, so kann
man, bei nicht zu kleinen Kali -Mengen, nach Fr. Mohr sehr gut in
folgender Art arbeiten.
Man versetzt die Lösung mit so viel saurem weinsauren Natron,
als zur Fällung des Kalis erforderlich ist und verdampft zur Trockne.
Den Rückstand übergiesst man mit einer grösseren Menge, etwa
100 — 150 CC, einer kalt gesättigten Weinstein -Lösung, rührt gut
durcheinander und filtrirt nach einer Weile ab. Den Weinstein-
Niederschlag auf dem Filter wäscht man mit derselben Weinstein-
Lösung aus und titrirt ihn dann mit Normal -Kali, indem man ihn
in viel heissem Wasser löst, Lackmus zusetzt und bis zur Blau-
färbung Kali zufliessen lässt. Da der Weinstein auf diese Weise
die Hälfte seiner Weinsäure abgiebt und auf ein Atom Kali 2 Atome
Weinsäure enthält, so entspricht das bei der Titrirung verbrauchte
Kali dem gesuchten.
Ich habe mich ebenfalls bestrebt, die Weinsäure als Fäl-
lungs- Mittel für Kali, zugleich aber auch als Scheidungs-
Mittel von Natron anzuwenden und bin dabei zu folgender,
diesem Zwecke entsprechenden Methode gelangt, welche ich wegea
ihrer vielseitigen Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit sehr empfeh-
len kann.
Alkalimetrie. § 12. Alkalimetrische Bestimmung etc. 53
Eine Lösung, welche nur von den Basen die Alkalien*), von
den Säuren nur Salzsäure, Salpetersäure oder Essigsäure enthält,
wird zur Bestimmung von Kali und Natron, mit Ammon schwach
übersättigt und auf 20 — 30 CC eingedampft. Man setzt dann etwa
10—15 CC. käufliche essigsaure Ammon- Flüssigkeit (Liquor am-
moniaei acetici sp. G. 1,035), die man, falls sie sauer reagirt, noch'
mit etwas Aetzammon, jedoch nur bis zur Neutralität, versetzen
kann, hinzu, und wägt so viel reine, aus Alkohol krystallisirte Wein-
steinsäure ab, dass dadurch alles Kali in Weinstein übergeführt
wird, und noch ein Theil des essigsauren Ammons in doppelt wein-
saures Salz übergeht. In keinem Falle darf man so viel Weinsäure
zugeben, dass dadurch alles essigsaure Ammon in weinsaures ver-
wandelt wird; d. h. für 10 CC. essigsaures Ammon von 1,035 nicht
mehr als höchstens 5 Grm. Weinsäure nehmen.
Kann man den Kali- Gehalt ungefähr abschätzen, so giebt man
einfach so viel Weinsäure hinzu, dass man sicher ist, dadurch alles
Kali in Weinstein zu verwandeln und noch etwas doppeltweinsauren
Aflunon zu bilden.
Die Weinsäure setzt man als feines Pulver zu' und rührt da-
o«i gut mit einem Glas -Stabe um, vermeide aber möglichst, die
^las- Wände damit zu berühren. Man lässt unter öfterem Umrühren
^^ Ganze etwa 15 Minuten stehen und fügt dann reichlich ein
gfleiches Volumen 95 ^/^ Alkohol hinzu, rührt wieder längere Zeit
^^^ und lässt gut absetzen. Nach einer Stunde, oft auch schon viel
®^©r, hat sich die Flüssigkeit völlig geklärt. Man giesst darauf das
•Öare zuerst durch ein Filter, giebt dann den Niederschlag auf und
wäscht ihn mit einer Mischung von 2 Theilen Alkohol auf 1 Theil
^östillirten Wassers so lange aus, bis das Durchlaufende von Kiesel-
•^lußs- Säure oder, falls Chlor zugegen war, von salpetersaurem Silber
^^<5ht mehr getrübt wird.
Der Niederschlag enthält alles Kali als W^einstein, ausserdem
^*^ alle übrige Weinsäure als doppeltweinsaures Ammon, aber
^^ine Spur Natron. Der Weinstein ist nämlich in 60^/q Alko-
^^1 bei Gegenwart von Essigsäure oder Weinsäure so unlöslich,
^*SB selbst Platin-Chlorid bei vermehrtem Alkohol-Zusatz das Filtrat
auch nach 24 Stunden nicht trübt, was mit 5 Milligramm Chlor-
*) Durch kohlensaures (oder phosphorsaures) Ammon können die alka-
^hen Erden, durch Chlor -Bary um anwesende Schwefelsäure, Chromsäure,
PhoBphorsäure, Arsensäure etc. beseitigt werden. Den Ueberschuss von
Chlor- Baryum entfernt man wieder durch kohlensaures Ammon.
54 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Kalium -Zusatz schon in wenigen Augenblicken geschieht. Doppelt
weinsaures Amnion ist ebenfalls in Spiritus schwer löslich , aber
nicht so unlöslich als das Kali -Salz; die Natron - Verbindung end-
lich ist leichter löslich; kann sich aber unter den beschriebenen
Umständen nicht bilden. Ist jedoch viel essigsaures Natron zu-
gegen, so muss man etwas Salmiak zusetzen , um es in Chlor-Natrium
überzufahren, ehe man mit Weinsäure fällt, weil in einer Mischung
von viel essigsaurem Natron und wenig essigsaurem Ammon durch
Weinsäure auch etwas doppeltweinsaures Natron entsteht, was bei
Salmiak-Zusatz nicht der Fall ist. Salmiak-Ueberschuss ist zu vermeiden.
Den Niederschlag von Weinstein und doppelt weinsaurem Am-
mon bringt man in eine Porzellanschale, löst ihn in etwa 100 bis
150 CG. heissem Wasser auf, färbt mit Lackmus und titrirt mit
Normal -Aetzkali- Flüssigkeit vorsichtig auf blau. Die dazu erforder-
lichen CC. Kali werden notirt und ebenso viel oder eine grössere
abgerundete Zahl CC. davon zugesetzt und alles Ammon durch
Abdampfen im Sieden ausgetrieben. Sobald dies geschehen und
reichlich die Hälfte der Flüssigkeit oder mehr verdampft ist, titrirt
man mit Normal - Salzsäure auf roth und zieht die verbrauchte Salz-
säure von dem letzten Kali -Zusatz ab. Der Rest Kali entspricht
dann dem Ammon, welches sich verflüchtete, und zieht man diesen
Rest von den zur ersten Titrirung verbrauchten Kalimengen ab,
so ergiebt die Differenz die gesuchte Menge Kali. Hätte man z. B.
zur ersten Titrirung 26,7 CC. Normal-Kali verbraucht, dann mit' 30 CC.
Kali abgedampft und mit 9,3 CC. Normal - Salzsäure zurücktitrirt,
so enthielt der Niederschlag so viel Ammon, als 30 — 9,3 = 20,7 CC.
Normal - Salzsäure sättigen, und zieht man diese von den 26,7 CC.
Kali ab, so ist der Kali -Gehalt des Niederschlages 26,7 — 20,7 = 6
CC. Normal-Kali oder 6—47,2 Mgr. = 0,2832 Grm. KG. Wenn man
zur Verjagung des Ammons genau ebenso viel Normal -Kali zusetzte,
als die erste Titrirung ergab, so muss, wie leicht zu begreifen,
die zum Zurück -Titriren verbrauchte Normal- Salzsäure direct dem
Kali -Gehalt des Niederschlages entsprechen. Die den beiden Titri-
rungen entsprechenden Processe lassen sich so darstellen
KG2Tr + AmG2fr + 2KG = 3(KG"Tr) + AmGTr
und
3(KGTr) + AmGTr + KG = 4 KGTr + AmG.
Auf diese Weise kann das Kali sehr genau, namentlich wenn
dessen Menge grösser als die des Natrons ist, bestimmt und von Natron
Alkalimetrie. § 12. Alkalimetrische Bestimmmig etc. 55
geschieden werden. Man könnte den Niederschlag auch glühen und
das dabei erhaltene kohlensaure Kali direct bestimmen ; ich sehe darin
aber keinen Vortheil, da die vorige Bestimmungsweise ebenso genau
ist und durch das starke Schäumen und Aufblähen, welches die Wein-
säuren Salze in der Hitze zeigen , leicht Verluste entstehen können.
Das Natron, welches bei diesem Verfahren in Lösung bleibt,
kann daraus durch. Kiesel-Flusssäure oder Kiesel-Fluor-Calcium sehr
gut abgeschieden und wie beschrieben bestimmt werden. Auch kann
man mit Salzsäure in einer Platin - Schale zur Trockne verdampfen,
gelinde glühen und das zurückbleibende Koch -Salz wägen.
Da die Genauigkeit der Methode lediglich von der richtigen
Titrirung abhängt, so kann man statt Normal -Kali noch besser
^2" Normal -Kali anwenden; oder man wendet eine beliebige Aetz-
kali- Lösung an, die man annähernd auf diese Verdünnung bringt,
und ihren Gehalt durch Normal - Salzsäure feststellt. Hat man die
Titrirung etwas überstürzt, so kann man durch Zurückgehen mit
Nonnal - Salzsäure sie wieder in Ordnung bringen.
Diese Methode ist die einzige maassanalytische, welche eine directe
Kali -Bestimmung bei Gegenwart von Natron ermöglicht. Indirect
lassen sich beide Alkalien, wie wir später sehen werden, ebenfalls
leicht und genau auf mehrfache Weise bestimmen.
Handelt es sich nur um eine Kali -Bestimmung, so ist folgende
C^ombination mit dem Mohr 'sehen Verfahren zu empfehlen. Man ver-
^^ die auf 30 — 40 CG. eingedampfte Lösung, welche frei von Ammon-
saken sein muss (was beim Eindampfen durch Zusatz von Aetznatron
^©r auch Soda zu erzielen ist), mit doppeltweinsaurem Natron.
**^ar die Flüssigkeit vorher alkalisch, so säuert man erst mit Wein-
^^tfe an, ehe man das Doppeltartrat zufägt. Die erkaltete Flüssig-
keit versetzt man dann unter Umrühren mit ihrem doppelten Volumen
-^^kohol und filtrirt ab. Den Niederschlag auf dem Filter wäscht
^•^U nicht aus, sondern erwärmt ihn im Trocken -Kasten oder auf
«lUer Porzellanschale mit dem Filter so lange , bis aller Alkohol ver-
"^gen ist. Alsdann spritzt man ihn mit einer kalt gesättigten Wein-
stem-Lösung vom Filter und digerirt ihn bei gewöhnlicher Temperatur
^ter fieissigem Umrühren mit etwa 100 CG. der Weinstein -Lösung
eme Viertelstunde. Darauf wird filtrirt und mit Weinstein - Lösung
(wa besten auf dem Saugfilter) ausgewaschen. Der Niederschlag ent-
Ä dann alles Kali als Bitartrat und kann direct titrirt werden.
Die indirecten Bestimmungs- Methoden für Kali und Natron als Sulfate
oder Chloride sollen bei ihren Trennungen § 58 beschrieben werden.
56 Enter TheiL Die maaasanalytischen Methoden.
B. Acidimetrie.
Es ist bemerkenswerthy dass nicht ebenso wie die Ickdicheu
freien Basen auch die löslichen freien Säuren sämmtlich durch directe
Sättigung ermittelt werden können; sondern das acidimetrische Ver-
fahren kann nur für einige der starken Säuren Anwendung finden.
So lassen sich zwar Chlor-, Brom-, lod-, Wasserstoff- Säure, Sal-
petersäure, Oxalsäure, Schwefelsäure, Weinsäure, Citronensäure, Essig-
säure und Ameisensäure im freien Zustande direct durch Titriren mit
^/g -Normal -Ammon bestimmen; dagegen ist diese Methode f&r die
Säuren des Phosphors, Arsens, Schwefels (ausser Schwefelsäure) ganz
unbrauchbar. Ebenso wenig lassen sich Kohlensäure, Borsäure, Schwefel-
Wasserstoff, Cyan- Wasserstoff, ja selbst die kräftige .Fluor -Wasser-
stoff- Säure weder mit Ammon, noch Kali oder Natron direct ^titriren,
weil sie keine auf Lackmus indifferente Salze mit den Alkalien erngeheö.
Wir können daher sagen: es lassen sich nur diejenigen freien
Säuren mit einer alkalischen Probe-Flüssigkeit direct titriren, welche
mit den Alkalien neutrale, also zu Lackmus indifferente Salze bilden
•
und dabei löslich und nicht gefärbt (wie z. B. Chromsäure) sind.
Einige Säuren lassen sich jedoch indirect auf alkalimetrischem
Wege ermitteln. So kann die Kiesel-Flusssäure durch Fällung mittels
Chlor-Kalium aus wässrig alkoholischer Lösung und Zersetzung des
•Niederschlages durch Kalk aus der dabei resultirenden Kalimenge
gefunden werden. Ebenso lässt sich Flusssäure durch Behandlung
mit angesäuerter Wasserglas-Lösung in Form von 'Kiesel-Fluor-Kalium
abscheiden und dann in gleicher Art als Kali bestimmen. Borsäure
und Kohlensäure können als reine und wasserfreie Salze der alkali-
schen Erden, deren Gewicht bekannt ist, durch Auf lösen in gemessener
Normal-Salzsäure und Zurück- Titriren mit ^/g-Normal-Ammon dadurch
bestimmt werden, dass man die so gefundene Menge der alkalischen
Erde von dem Gewicht des in Arbeit genommenen borsauren oder
kohlensauren Salzes abzieht und so als Rest die Quantität des Säure
erfährt.
Da die directe Titrirung von freier Salzsäure, Salpetersäure,
Schwefelsäure, Oxalsäure, Essigsäure, Weinsäure und Citronensäure
mit ^/g-Normal- Ammon auf dieselbe Weise geschieht, wie es bereits
bei der Darstellung der Normal- Salzsäure und mehr oder weniger auch
bei den alkalimetrischen Verfahren erörtert wurde, mithin höchstens
zu wiederholen wätq, dass jeder CC. ^(^-^oxm«l- Ammon dem halben
Acidimetrie. § 18. Kohlensäure-Bestimmmig. 57
Atom-Gewicht der betrefiPenden Säure in MiUigrammen entspricht, so
sollen hier diese einfachen directen acidimetrischen Verfahren nicht,
dagegen die complicirteren und besonders die indirecten, d. h. die
sich mehr oder weniger auf alkalimetrische Methoden stützenden, um
so eingehender behandelt werden.
§ 13.
Kohlensäare-Bestimmung.
Die Kohlensäure kann aus allen ihren Verbindungen durch Salz-
saure oder Schwefelsäure ausgetrieben und durch Einleiten in Aetz-
baryt-Lösung direct als kohlensaurer Baryt bestimmt werden.
Zu diesem Zweck empfehle ich folgendes Verfahren.
Man entwickelt aus der zu untersuchenden Substanz, wovon
1 bis 2 Grm. abzuwägen ist, die Kohlensäure in einem langhalsigen
Kochkolben, dessen Kautschuk-Pfropfen nur ein bis auf den Boden
reichendies, oben mit Quetschhahn verschliessbares Kugel-Bohr zur
Aofiiahme der Salz- oder Schwefelsäure, und ein Gas-Leitungs-Rohr
für die Fortleitung des Gases enthält.
In diesen Kolben legt man ausser der kohlensäurehaltigen Sub-
stanz noch einige Körnchen granulirtes Zink zur gleichzeitigen Ent-
wickelung von Wasserstoff.
Die Gase passiren erst zwei Kölbchen, von welchen jedes un-
gefähr 100 CC. einer klaren Aetzbaryt-Lösung , welche durch Auflösen
"^on etwa 40 Grm. krystallisirtem Barythydrat per Liter Wasse?: dar-
^^istellen ist, enthält. Man füllt damit noch zwei an die Kölbchen
Sich anschliessende ü Röhren, wovon die erste zur Absorption der
«twa durch die Kölbchen nicht aufgenommenen Kohlensäure, die zweite
^ Abhaltung der äusseren Luft dient.
Nachdem der Apparat in dieser Weise zusammengestellt ist, so
^ also das Gas erst die beiden Kolben, dann die beiden URöhren
P*88irt, entlässt man durch Oefifhen des Quetschhahns aus der Kugel-
^hre ein wenig Salzsäure, damit sich lediglich Kohlensäure und nur
wenig Wasserstoff-Gas entwickelt.
Hierauf erwärmt man allmählich immer stärker und giebt von
Zeit zu Zeit immer wieder etwas Salzsäure hinzu. Sobald die meiste
Kohlensäure entwickelt ist, veranlasst man durch stärkeren Salzsäure-
Zusatz eine kräftige Wasserstoff- Gas-Entwickelung und erhält gleich-
zeitig die Masse im ruhigen Sieden.
Nachdem das Ganze etwa 10 Minuten gekocht hat und man
58 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
sieber ist, alle Kohlensäure ausgetrieben zu haben , wird erkalten ge-
lassen, darauf der Inhalt beider Absorptions-Kolben, sowie der sich
daran schliessenden ersten U Röhre in ein Becher-Glas gegossen, mit
destillirtem Wasser gut nachgespült und nachher zum Ganzen etwa
3 Grm. oxalsaures Ammon, in heissem, mit Oxalsäure schwach an-
gesäuertem Wasser gelöst, zugefügt.
Es wird dadurch der Baryt- üeberschuss als Oxalat gefällt, ohne
dass hierdurch der kohlensaure Baryt verändert würde. Jeder Fehler,
der durch Kohlensäure- Anziehung entstehen könnte, wird auf diese
Weise umgangen, weil das sich bildende Aetzammon an und für sich
bei gewöhnlicher Temperatur sehr indifferent zu Kohlensäure ist, und
selbst kohlensaures Ammoniak nur sehr langsam auf Oxalsäuren Baiyt,
oxalsaures aber nicht auf kohlensauren Baryt unter diesen Verhält-
nissen einwirkt.
Der Niederschlag von kohlensaurem und oxalsaurem Baryt wird
mit heissem Wasser gut ausgewaschen; dann durch gemessene Nor
ilial-Salzsäure gelöst, und heiss mit sehwefelsaurem Kali versetzt, am
sämmtlichen Baryt auszuscheiden. Man verdünnt und misst dann
das Ganze, filtrirt einen grossen gemessenen Theil ab und bestimmt
mit ^/g-Normal-Ammon die freie Salzsäure. Aus der dadurch gefun-
denen Menge kohlensauren Baryts berechnet man die der Kohlensäure.
Man erreicht auf diese Weiso eine directe Kohlensäure-Bestimmung
imd hat den Vortheil, dass bei der Absorption etwa überspritzende
Salzsäure auf das Resultat ohne Einfluss ist, da ja nur der wirklidi
gefällte kohlensaure Baryt bestimmt wird.
Die gleichzeitige Wasserstoff-Entwickelung durch Zink ist nioW
absolut erforderlich, sie bewirkt aber eine gleichförmige Absorption
der letzten Kohlensäure- Antheile. Indess giebt es auch Fälle, in doieJ*
die Anwendung von Zink unterbleiben muss; diese ist namentlich daol^
unstatthaft, wenn durch Zink reducirbare Metalle, wie Kupfer-Salz^f
Silber- Verbindungen etc., femer niedere Oxydations-Stufen des Schwefel^
(S^O^ und SO^) zugegen. Die Metalle machen durch Ueberziehen da0
Zink bald unwirksam, SO* imd S^O^ entwickeln aber damit in sal»^
saurer Lösung Schwefel- Wasserstoff. Ueberhaupt müssen die niedrigen
Schwefelsäuren erst höher oxydirt werden, ehe man Kohlensäure ent*
wickelt; man setze daher in solchen Fällen der Salzsäure eine grössere
Menge Eisen-Chlorid hinzu und lasse das CO^-Gas sich erst mögUcbst
lange in der Kälte entwickeln.
Will man die vielen Filtrationen vermeiden, so kann man als
Absorptions- Flüssigkeit an Stelle des Barytwassers eine ammoniakalische
Acidimetrie. § 13. KohlenBäure-BeBtimmung. 59
Lösung von essigsaurem Kalk, die man am besten vorher kocht und
filtrirt, ehe man sie in die Absorptions-Gefässe eingiesst. Sobald alle
Kohlensäure absorbirt ist, giesst man unter Nachspülen mit destillirtem
Wasser sämmtliche Absorptions-Flussigkeit in einen Kochkolben, er-
wärmt zum Sieden und filtrirt möglichst rasch auf dem Saugfilter
den gefällten kohlensauren Kalk ab. Nachdem letzterer mit heissem
Wasser ausgewaschen, wird er in gemessener Normal- Salzsäure gelöst
und durch Rücktitriren mit ^/g -Normal- Ammon die Kohlensäure be-
stimmt. Dieses Verfahren genügt in den meisten Fällen; wenngleich
es wegen der Gefahr der Kohlensäure-Absorption des Ammons beim
Aufkochen und Filtriren nicht ganz so sicher als das Baryt -Ver-
fahren ist.
Hat man in einem Gemisch von einem durch Salzsäure zersetz-
baren Schwefel-Metall und kohlensauren Salz die Kohlensäure zu be-
stimmen, so kann man ebenfalls durch Zusatz von Eisen-Chlorid die
Schwefel- Wasserstoff-Entwickelung vermeiden. Als eine sehr einfache
und oft hinlänglich genaue gewichtsanalytische Kohlensäure-Bestimmung
kann ich folgende Methode empfehlen.
Man wägt in einem schmalen, etwa 100 CC. fassendem Becher-
Crlase annähernd 20 Grm. Salzsäure genau ab. Diese Salzsäure wird
dargestellt durch Verdünnen der concentrirten (rauchenden) Säure mit
dem halben Volumen Wasser. Hierauf trägt man die genau in einer
ßohre gewogene Menge der kohlensäurehaltigen Substanz, jedoch min-
destens 5 Grm., vorsichtig ein und bedeckt das Becher- Glas sofort
öüt einem ührglase, dessen Gewicht vorher festgestellt wurde. Nach
einer Viertelstunde, sobald die Gas-Entwickelung beendet ist, fügt
Qian annähernd 5 Grm. Weinsäure, welche ebenfalls genau abgewogen
wird, hinzu und lässt, nachdem diese gelöst, wiederum eine Viertel-
stunde stehen. Alsdann wird das Ganze gewogen; der Gewichtsverlust
ist die Kohlensäure. Statt des Becherglases kann man auch einen
Glaskolben, den man bei der Gas-Entwickelung schief stellt, anwenden.
Bei dieser Ausführung, richtigem Wägen und Vermeidung des
Spritzens, übersteigt der Fehler nicht */4%. Die Weinsäure dient
dazu, um den grössten Theil der absorbirten Kohlensäure auszutreiben.
Statt Salzsäure kann bei allen Basen, ausser den alkalischen Erden
and den des Bleioxyds, auch 40% Schwefelsäure angewendet werden.
Zu solchen kohlensauren Verbindungen jedoch, welche, wie Magnesit,
Ton kalter Säure nicht vollkommen zersetzt werden, ist dieses Ver-
fahren nicht geeignet.
60 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
§ 14.
Schwefelsäare-Bestimmung and indirecte Ermlttelang
Ton Kall und Natron als Salfate.
Die directe Titrirung der freien Schwefelsäure durch ^/g-Normal-
Ammon bedarf wohl nach Vorhergehendem keiner speciellen Beschrei-
bung; dagegen sollen liier zwei indirecte Methoden , welche sich auf
die alkalimetrischen stützen und sowohl die Bestimmung freier ab
auch gebimdener Schwefelsäure selbst in Gegenwart vieler anderer
Stoffe ermöglichen, besprochen werden.
Die eine Methode besteht darin, dass man die schwefelsäure-
h altige Flüssigkeit mit Salzsäure ansäuert und mit einer Chlor-Stron-
tium-Lösung, welche ganz baryt- und kalkfrei sein muss, die Schwefel-
säure ausfällt. Man setzt hierbei etwa die Hälfte soviel absoluten
Alkohol hinzu, als das Flüssigkeits- Volumen beträgt. Der Niede^
schlag von schwefelsaurem Strontian wird abfiltrirt, mit massig starkem
Alkohol ausgewaschen und darauf vom Filter in ein Becher-Glas gespült
Dann fügt man kohlensaure Kali- (nicht Natron-) Lösung zu dem-
selben im Ueberschuss hiniu und kocht ihn einige Zeit damit. Da-
durch wird der schwefelsaure Strontian vollständig in kohlensaures
Salz verwandelt, welches man abfiltrirt, auswäscht, in gemessener
Normal- Salzsäure auflöst und mit ^/g-Normal-Ammon titrirt. Auf diese
Weise erfahrt man die Menge Strontian, welche zur Fällung der
Schwefelsäure erforderlich war. Wenn man femer erwägt, dass ein
Aequivalent Strontian = 51,75 einem Aequivalent wasserfreier Schwefel-
säure = 40 entspricht , so lässt sich aus der gefundenen Menge Strontian
die der Schwefelsäure dadurch ganz einfach berechnen, dass man das
40
Gewicht der ersteren mit =0,773 multiplicirt. Einfacher kommt
ö 1, I ö
man zu demselben Eesultate, wenn man die Hälfte der verbrauchten
CC. ^/g-Normal-Ammon von den angewandten CC. Normal- Salzsäure
abzieht und für den Eest pro CC. Salzsäure 40 Mgr. SO^ in Bechnung
bringt, also ihn mit 40 multiplicirt.
Die zweite Methode der Schwefelsäure-Bestimmung ist eine Rest-
Methode. Sie empfiehlt sich vor der ersteren bei derselben Genauigkeit
durch ihre grössere Einfachheit und wird folgendermaassen ausgeführt
Man säuert die schwefelsäurehaltige Flüssigkeit ebenfalls mit
vSalzsäure an und setzt darauf unter Erwärmen bis zum Sieden eine
gemessene Chlor-Baryum-Lösung von bekanntem Gehalt, welche mehr
als hinreicht, alle Schwefelsäure zu fällen , binzu. Alsdann macht
Acidimetrie. § 14. Bestimmung der Schwefelsäure etc. 61
lan mit Ammon alkalisch und fällt durch Zusatz von kohlensaurem
Immon allen Baryt aus. Der Niederschlag besteht also aus schwefel-
laurem und kohlensaurem Baryt. Nachdem er ausgewaschen, bestimmt
man die Menge des darin enthaltenen kohlensauren Baryts durch Titri-
ren mit Normal-Salzsäure nach § 10 und berechnet daraus die ent-
sprechende von Chlor-Baryum.
Zieht man dieselbe von der Gesammt-Menge des Salzes, welches
man anwendet, ab, so erfährt man hieraus diejenige Quantität Chlor-
Baryum, welche erforderlich war, alle Schwefelsäure zu fallen; und
da jedes Aequivalent BaCl=l04 einem Aequivalent Schwefelsäure =40
40
entspricht, so hat man dieselbe nur mit -—-=0,3847 zu multipli-
ciren, um die Menge der Schwefelsäure (SO*) zu finden. Dieses Ver-
fahren ist nur zur Bestimmung der Schwefelsäure, wenn sie an Alkalien
gebunden ist, respective andere Basen vorher entfernt wurden, ge-
eignet, später werden wir eine weit allgemeinere Methode kennen lernen.
Der Umstand, dass alle Kali- und Natron-Salze mit flüchtigen
l^läuren beim Abdampfen mit Schwefelsäure in Sulfate übergehen, führt
znr folgenden indirecten Bestimmung dieser beiden Alkalien. Voraus-
gesetzt ist dabei, dass die Lösung keine anderen Basen als Kali,
Natron und höchstens noch Ammon enthält, ebenso müssen alle un-
flfichtigen Säuren, wie Phosphorsäure, Chromsäure, Arsensäure u. s. w.,
entfernt sein, was oft durch Ausfallung derselben mit Chlorbaryum,
dessen Ueberschuss mit Schwefelsäure aus dem Filtrat beseitigt wird,
zn erreichen ist. Die Säuren des Arsens, sowie die durch Schwefel-
Wasserstoff fällbaren Metalle können durch dieses Fällungsmittel ab-
geschieden werden. Hat man also eine Lösung von Alkali-Salzen mit
flüchtigen Säuren, verdampft dieselbe unter Schwefelsäure-Zusatz in
einer Platin-Schale zur Trockne und erhitzt zum Glühen, um die
sich bildenden Bisulfate von Kali und Natron zu zersetzen, so erhält
man einen Rückstand, welcher aus den neutralen Sulfaten dieser Basen
besteht. Wägt man nun diesen Rückstand und bestimmt, wie vorher
beschrieben, seinen Gehalt an Schwefelsäure, so ergiebt sich daraus
die Menge von Kali und Natron durch Rechnung, wovon ausführlicher
bei der Trennung der Basen der ersten Gruppe § 58 die Rede sein wird.
§ 15.
Bestimmung der Essigsäure.
Die Löslichkeit aller essigsauren Salze gestattet leicht, diese Säure
lurch Zusatz von Aetz oder kohlensaurem Kali au ^WläW tax. XsvsAätl.
32 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Ferner ermöglicht die Flüchtigkeit dieser Säure, sie mit einer stärkeren
auszutreiben und im Destillat direct mit Ammon zu titriren.
Man hat zunächst darauf zu sehen , dass die Lösung ausser Essig-
säure nur minder oder ganz unflüchtige unorganische oder organische
Säuren enthalte. Ist dies der Fall, so destillirt man durch Kochen •
mit Phosphorsäure (welche nur die Essigsäure, nicht aber Salpeter-
oder Salzsäure verflüchtigt) die erstere in einer Betörte ab, und be-
stimmt sie im Destillat acidimetrisch. Sollten kleine Mengen von
Salzsäure mit übergegangen sein, so hat man nur nöthig, in einem
aliquoten Theile des Destillats den Chlor-Gehalt nach dem später be-
schriebenen kurzen Titrir- Verfahren zu ermitteln und von der Gesammt- I
Acidität in Abzug zu bringen. Das Verfahren ist ganz genau, nur
muss man zu heftiges Kochen vermeiden und auch die Vorlage ge- ■
hörig kühl halten. Am besten ist es, sich hierbei des bekanntoi |
Kühlers mit fliessendem Wasser zu bedienen, welchen man einerseüs
mit der Retorte oder einem langhalsigen Kolben fest verbindet und j
an dessen anderes Eohr-Ende man einen Glas-Kolben, welcher das
Destillat aufnimmt, frei einmünden lässt.
Bei denjenigen reinen essigsauren Salzen, welche solche BaWn
enthalten, die durch Schwefelsäure vollkommen niedergeschlagen werden I
können, lässt sich die Destillation umgehen.
So können im essigsauren Baryt, Strontian und Blei-Oxyd durch
eine gemessene Menge Normal-Schwefelsäure diese Basen niedergeschlagen
werden. Verdünnt man dann das Ganze auf ein bestimmtes Maas, z. B.
250 CC, und filtrirt zwei gleiche Portionen (z. B. 150 CC.) ab, so
lässt sich, wenn man in dem einen Theile die Gesammt- Acidität er-
mittelt, in der zweiten die darin enthaltene Schwefelsäure nach vorigem
Paragraph bestimmt, die Menge der Essigsäure berechnen. Fände
man beispielsweise, die Aciditäts-Bestimmung entspräche 50 CC. ^/g -Nor-
mal- Ammon und die Schwefelsäure-Bestimmung ergäbe 0,280 Grm.
SO^ (für die gleiche Portion), so würde von der Gesammt- Acidität,
also von 50 CC. Ammon, die der Schwefelsäure entsprechende, also
280
—— = 14 CC. abzuziehen sein und somit der Essigsäure-Gehalt der
Portion 36 CC. 72" Normal -Ammon sättigen, folglich ^^'^^s^9 ^
36.51
= 0,918 Grm. entsprechen. Betrug endlich die Gesammt-
Flüssigkeit mit dem Niederschlage vor der Filtration 250 CC, die
Acidimetrie. § 15. Bestimmung der Essigsäure. gß
5wei filtrirten Portionen je 100 CC, so beträgt der Essigsäure- Gehalt
des untersuchten Salzes — -'^ =2,295 Grm. Enthalten die essisr-
100 ^
sauren Salze noch andere Säuren oder Basen, so ist dieses abgekürzte
Verfahren nicht geeignet.
Einige Worte über die Beseitigung der gewöhnlichsten flüchtigen
Säuren mögen hier hier noch eine Stelle finden.
Von den unorganischen Säuren sind Schwefel-Wasserstofi", schweflige
Tind unterschweflige Säure durch Zusatz von übermangansaurem oder
cbrömsaurem Kali zu beseitigen. Freies Chlor, Brom, lod, unter-
cHorige Säure können durch Zusatz von Zinn-Chlorür unschädlich
gemacht werden, nur ist dann erforderlich, erst mit kohlensaurem
Kali zu übersättigen und das Filtrat zu benutzen. Blausäure kann
durch Zusatz von Eisen- Vitriol , Uebersättigen mit Kali, Ansäuern und
Filtriren abgeschieden werden. Ferro-Cyanide sind unschädlich, ebenso
auch Borsäure und Kohlensäure.
Dagegen sind viele Metall-Oxyde bei der Destillation darum un-
bequem, weil sie mit Phosphorsäure in essigsaurer Lösung Nieder-
schläge bilden. Dahin gehören namentlich Eisen -Oxyd, Thonerde,
Üran-Oxyd, Blei-Oxyd und Zinn-Oxyd. Alle diese Körper können
Uidess durch Uebersättigen mit kohlensaurem Kali ganz oder wenigstens
80 vollständig entfernt werden, dass ihre Gegenwart nicht mehr lästig
^^. Endlich ist die Anwesenheit von Sauerstofi- Salzen des Ammons
(nicht die des Salmiaks) mehr oder weniger einflussreich auf die Ge-
iiauigkeit der Eesultate. Setzt man aber in solchen Fällen eine Lösung
Von Chlor- Calcium in solcher Menge zu, dass sie hinreicht, alle an
Ammon gebundenen Sauerstoff- Säuren auf den Kalk zu übertragen,
so wird diese Fehler- Quelle beseitigt.
Von den flüchtigen organischen Säuren kann Ameisensäure durch
übermangansaures Kali zerstört, Benzoe- und Bernsteinsäure aus neu-
traler oder schwach alkalischer Lösung durch Eisen - Chlorid abge-
schieden werden.
Man ersieht, dass das Verfahren in den meisten Fällen Anwen-
dung finden kann; nur wenn flüchtige, nicht durch Oxydations-Mittel
leicht zersetzbare oder abscheidbare Säuren vorliegen, wird dessen
Verwendung in Frage gestellt. Da indess die meisten organischen
Säuren durch Baryt oder Blei-Salze in wässriger oder alkoholischer
Lösung fällbar, die essigsauren Salze aber alle in Wasser und zumeist
auch in Alkohol löslich sind, so gehören solche erschwerende Umstände
zu den Seltenheiten.
64 Erster Theil. Die maassanaljtischeii Methoden.
§ 16.
Bestimmung der Weinsteinsäure und Citronensäure.
Weinsteinsäure und Citronensäure lassen sich ebenso wie Oxal-
säure in freiem Zustande mit Ammon scharf titriren und es ent-
spricht jedes CC. ^g " ^^^^^^ " ^°^^^^ ^li Aequivalent dieser Säure
, C. BLOß, HO ^^^,, , X TTT • .. j C.HaO.+VsHO
also ^^ ^' = 37,5 Mgr. kryst. Weinsäure, und * ^ ^J^ '^ —
= 35 Mgr. krystallisirter Citronensäure.
Wir werden im zweiten Theile dieses Buches sehen, dass sich
diese Säuren auch unter ziemlich complicirten Verhältnissen bestimmen
lassen, und deshalb sei hier nur bezüglich der Weinsäure bemerkt^
dass sie aus neutralen Alkali-Salzen durch Ansäuern mit Essigsäure
und Zusatz von essigsaurem Kali und l^/g Volumen Alkohol als Wein-
stein gefällt und als solcher, wie bereits in § 12 beschrieben, titrirt
werden kann.
Dieses Verhalten der Weinsäure dient auch dazu, wie später gezeigt
wird ,4 sie von vielen anderen Säuren und namentlich der ihr sonst
ziemlich ähnlichen Citronensäure zu trennen.
§ 17.
Allgemeine BeBtimmungs-Methode gebundener Säuren.
Zwei Eeagentien sind es, welche uns in den Stand setzen, alle
acidimetrisch bestimmbaren Säuren, wenn diese an andere Oxyde
als die Alkalien gebunden sind, quantitativ zu ermitteln.
Das eine Eeagens ist der Schwefel- Wasserstoff, mit Hilfe
dessen man, wie bekannt, aus einer ziemlich bedeutenden Anzahl von
sauren Metallsalz-Lösungen das Metall als Schwefel- Verbindimg »b"
scheiden und im Filtrat nach Wegkochung des noch darin enthaltenen
SchwefelwasserstoflP-Gases die Säure direct mit ^\,^-'^Qirai2\'KxiasiQVL titri-
ren kann.*)
Wollte man also beispielsweise die Menge der in einer Kupfer*
Vitriol-Lösung enthaltenen Schwefelsäure ermitteln, so fällt man anfl
derselben durch Einleiten von gewaschenem Schwefelwasserstoff-Gas
*) Soll in Metall-Salzen Salpetersäure bestimmt werden, so ist vorher
die Flüssigkeit mit Seignette-Salz (NaOTKOT) zu übersättigen, weil frei«
Salpetersäure in der Hitze von Schwefel- Wasserstoff zersetzt wird. Man be-
stimmt also eigentlich Weinsäure, die aber der Salpetersäure äquivalent ii^
Acidimetrie. § 17. Allgem. Bestimmungs-Methode gebundener Säuren. 65
lies Kupfer als Sulfid aus, filtrirt, kocht aus dem Filtrat alles noch
arin enthaltene Schwefelwasserstoff-Gas weg und titrirt dann direct
lessen Schwefelsäure mit ^/g-Normal-Ammon. Ebenso lassen sich in
Juecksilber- , Blei-, Zinn-, Cadmium-, Wismuth-, Antimon- und Silber-
Verbindungen der starken Mineralsäuren die letzteren ermitteln; oder
&uch in gemischten Salzen dieser Metalle, nach deren Ausfallung durch
Schwefel -Wasserstoff, ein allgemeiner üeberblick der Säure -Menge,
velche in solchen Lösungen enthalten ist, gewinnen, was unter Um-
ständen von Wichtigkeit sein kann.
Dieses Verfahren verliert aber sofort seine Brauchbarkeit, wenn
in den erwähnten Lösungen noch andere, nicht durch Schwefelwasser-
stoff fallbare, aber sauer reagirende Salze vorhanden sind. Enthält
also eine Kupfervitriol-Lösung gleichzeitig Eisen, so ist die vorher
beschriebene acidimetrische Schwefelsäure-Bestimmung zu verwerfen,
weil ja das gelöst bleibende Eisensalz ebenfalls sauer reagirt und somit
keine genaue Bestimmung der an Kupfer gebundenen Säure auf diese
Weise möglich ist.
Dasselbe gilt ausser von Eisen auch von allen übrigen, durch
Schwefel- Ammonium fällbaren Metallen, wie Nickel, Cobalt, Zink, Man-
gan und Uran. Endlich gestatten auch die sämmtlich sauer reagiren-
den Verbindungen der Erden mit den Mineralsäuren keine Anwen-
dung des beschriebenen Verfahrens.
Von weit grösserer Brauchbarkeit als der Schwefel- Wasserstoff
ist das kohlensaure Kali für die Bestimmung gebundener Säuren;
weil nicht blos die alkalischen und eigentlichen Erden, sondern auch
die meisten Metall-Oxyde aus ihren Lösungen dadurch vollständig ab-
geschieden wertißn können, indem sie gleichzeitig ihren ganzen Säure-
Gehalt an das Kali abgeben.
Man kann daher sagen, dass mit kohlensaurem Kali der Säure-Gehalt
aller mineralsauren Salze, mit Ausnahme von Zinn, Quecksilber, Anti-
mon und den übrigen in Schwefel- Ammonium löslichen Metall-Oxyden,
mit mehr oder weniger grosser Genauigkeit festgestellt werden kann.
Das hierbei in Anwendung kommende Verfahren ist sehr ein-
fach. Man bringt eine gemessene Menge Normal-Pottasche-Lösung,
die mehr als doppelt so viel Pottasche enthalten muss als die Zer-
setzung erfordert, in einem Becher-Glase zum Sieden, giesst hierauf
die Metallsalz -Lösung langsam und unter Umrühren hinzu, kocht
noch einige Zeit und giesst das Ganze in ein Mess-Gefass, welches
man mit destillirtem Wasser (womit auch das Becher-Glas nachgespült
wird) bis zar Marke (200 oder 300 CC.) M\t, lS.Mi ^dt&5L\.^\. ^5^\»
Fl et aober, Titrlr-Methode. 3. Aufl. > ^
66 Erster TheiL Die maassanalytisehen Methoden.
um und filtrirt durch ein trockenes Filter in ein anderes Mess-Gefass
einen nicht zu kleinen aliquoten Theil (^/g — ^1^) vom G-anzen ab.
Dieses Filtrat, welches nun ausser kohlensaurem Kali noch das durch
die Zersetzung entstandene neutrale Kalisalz enthält, wird auf seinen
Gehalt an Pottasche titrirt, letzterer dann für die ganze gemessene
Menge berechnet und von der angewandten Pottasche-Menge ab-
gezogen. Der Rest giebt dann die Pottasche-Lösung , welche der ge-
bundenen Säure entspricht.
Auf diese Weise lassen sich auch einige Säuren in schwer- oder
unlöslichen Verbindungen bestimmen. So kann Gips oder ein gips-
haltiger Mergel durch Kochen mit kohlensaurem Kali sehr leicht auf
seinen Schwefelsäure-Gehalt geprüft werden. Auch das so unlösliche
Oxalsäure Blei- Oxyd giebt bei 5 — 10 Minuten langem Kochen mit
Pottasche-Lösung alle Kleesäure an das Kali ab, wodurch letztere
dann im Filtrat ebenfalls alkalimetrisch gefunden werden kann.
Einige StofGß, namentlich Thonerde, Eisen-Oxyd und Zink-Oxyd
halten gern etwQ,s kohlensaures Kali im Niederschlage zurück. Die
Menge desselben wird indess für die Analysen sehr bedeutungslos,
wenn man nach der Zersetzung erst etwas absetzen lässt, dann das
Klare in das Mess-Gefäss decantirt, hierauf den Niederschlag mit destil-
lirtem Wasser, dem man zweckmässig etwas schwefelsaures Kali zu-
setzen kann, nochmals aufkocht und dann das Ganze in das Mess-
Gefäss zu dem ersten Filtrat hinzufügt.
Ueberhaupt aber muss dafür Sorge getragen werden, dass die
Flüssigkeit im Messgefässe mindestens 200mal mehr als der wasser*
frei gedachte Niederschlag wiegt.
Die Gegenwart der Alkalien ist natürlich bei diesem Verfahren
ganz ohne Einfluss. Bei Anwesenheit von Ammonsalzen muss die
Fällung mit gemessener Pottasche bei gewöhnlicher Temperatur vor-
genommen werden, damit sich kein kohlensaures Ammon verflüchtige.
In solchen Fällen hat es sich nach meinen Beobachtungen als
zweckmässig herausgestellt, den Niederschlag erst 1 — 2 Stunden mit
der Pottasche-Lösung in verschlossenem Gefässe stehen zu lassen, als-
dann erst in das Mess-Gefäss das Klare, und hierauf den mit schwefel-
saurer Kali-Lösung digerirten Niederschlag zu spülen. Diese Art der
^lanipulation ist namentlich für Eisen-Oxyd und Thonerde-Salze un-
bedingt erforderlich. Auch muss soviel kohlensaures Kali in Anwen-
dung gebracht werden, dass dadurch auch alle oder doch der grössere
Thej] der Ammonsalze in die kohlensaure Verbindung übergehen.
Wendet man indess eine durch lLa\xtsci\i\ik- oöät ^\%ä- Stöpsel
Acidimetrie. § 17. Allgem. Bestimmungs-Methode gebundener Säuren. 67
dicht verschlossene Flasche an, so kann die Zersetzung wesentlich
dadurch beschleunigt werden , dass man das Ganze in siedendem
Wasser ^/^ Stunde erhitzt, dann gut erkalten lasst und mit den
genannten Cautelen in das Mess-Gefass bringt.
Sind solche Metall -Salze zugegen, deren Oxyde in Ammon-
Salzen mehr oder weniger leicht löslich sind, so ist das Verfahren
nur bei Abwesenheit des Ammons ausfuhrbar. Auch bei der An-
wendung auf Magnesia -Salze ist dies zu berücksichtigen; überhaupt
ist es für diese Base nicht besonders empfehlenswerth, da kohlen-
sanre Magnesia begierig kohlensaure Alkalien zurückhält und über-
dies im Wasser nicht unlöslich ist.
Dieses acidimetrische Verfahren zeichnet sich namentlich bei
Gegenwart von Metall - Oxyden durch raschere Ausführbarkeit zur
Bestimmung von Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Essigsäure
nnd Oxalsäure vor anderen Methoden aus und kann auch häufig
alsControle von Analysen, in denen diese Säuren auf andere Weise
Winunt wurden, dienen. Auch lassen sich sonst schwieriger zu
Wimmende Säuren dadurch indirect ermitteln, wie dies noch folgen-
der Fall erläutern wird.
Man habe in einem käuflichen Eisen-Chlorid qualitativ Salpeter-
säure nachgewiesen und beabsichtige, dieselbe auch quantitativ zu be-
stiimnen; folgender Weg führt dann sehr rasch und sicher zum Ziele.
Das Chlorid wird mit gemessenem kohlensauren Kali zer-
setzt. Hierauf werden zwei gleiche aliquote Theile des Filtrats
folgendermaassen geprüft. Die eine Portion wird mit chromsaurem
Kali und essigsaurem Kalk versetzt und, wie später beschrieben,
Äuf seinen Chlor-, resp. Salzsäure - Gehalt geprüft. Die zweite Por-
tion wird mit Lackmus gefärbt, mit gemessener Salzsäure über-
^ttigt und nach dem Austreiben der Kohlensäure mit ^/^-^ormal»
Ammon zurücktitrirt. Nimmt man die so gefundene Säure- Menge
*l8 Salzsäure an und zieht davon die direct ermittelte ab, so bleibt
*k Rest eine Salzsäure -Menge, welche der in der Portion enthal-
tenen Salpetersäure äquivalent ist. Man hat also jenen Rest nur
54
öiit ^^-r- zu multipliciren , um den Salpetersäure-Gehalt zu erfahren,
uD,0
Es ist klar, dass sich in diesem FaUe die Salpetersäure kaum
einfacher bestimmen lässt, und selbst wenn das Chlorid noch Schwefel-
säure enthalten hätte, so würde man nach Ausfallung derselben mit
Worbaryum zwar keine richtige Salzsäure-, wohl aber eine ganz
genaue Salpetersäure-Bestimmung erhalten.
Dritter Absclmitt.
Oxydations- und Reductions-
Analysen.
Die Methoden der Oxydations- und Eeductions - Analysen b—
ruhen sämmtlich darauf, dass der zu untersuchende Körper durcr
eine Probe -Flüssigkeit oxydirt oder reducirt und aus der dazu er:
forderlichen Menge der letzteren die Quantität des Körpers berechne
wird. Selbstverständlich dürfen bei Anwendung dieser Verfahren
ausser der zu untersuchenden Substanz nicht noch andere oxydirena
oder reducirend wirkende Körper in Lösung sein.
Als oxydirende Probe -Flüssigkeiten wendet man hauptsächlic
übermangansaures Kali (Chamäleon) und eine Lösung von lod i
lod -Kalium (lod-Lösung) ; als reducirende: Oxalsäure und unte-
schwefligsaures Natron an. Darnach zerfallen die Methoden de-
Reductions- und Oxydations -Analysen in zwei Haupt - Abschnitte
in die Oxydimetrie und lodometrie. Der Unterschied beides
Methoden liegt hauptsächlich darin, dass man durch die OxydimetriL
die Menge des durch Chamäleon an den zu untersuchenden Körp^
abgegebenen Sauerstoffs, durch die lodometrie die Menge d^
durch den Körper gebundenen oder frei gemachten lods ermittelt
und danach indirect die Quantität der zu prüfenden Substanz durcl
Rechnung findet.
A. Oxydimetrie.
Darstellung und Normirnng der Chamäleon - Flflssigkeit
Seitdem das übermangansaure Kali in grossen Massen nament-
lich in England fabricirt wird, und das reine krystallisirte . Sala
Qxydimetrie. § 18. Darstellung u. Normirung der Chamäleon-Flüssigkeit. 69
sehr leicht käuflich zu erlangen ist, ist die Darstellung einer haltbaren
und reinen Chamäleon-Probe-Flüssigkeit wesentlich erleichtert worden.
Die hauptsächlichste Anwendung der Chamäleon -Flüssigkeit be-
ruht auf ihrer oxydirenden Wirkung auf Eisen -Oxydul -Salze und
Oxalsäure; und die allermeisten oxydimetrischen Methoden werden
durch die Titrirung dieser Stoffe beendigt. Der chemische Process
bei der Oxydation des Eisenvitriols durch übermangansaures Kali
entspricht der Gleichung
10(FeO + SO3) -t- KOMn207 + 8SO3 + aq = 5(Fe203 + SSOg)
+ K0S03 + 2MnOS03 + aq.
Es werden also von einem Aequivalent Mn207 , indem es 5 Atome
Sauerstoff abgiebt, zehn Aequivalente Eisen-Oxydul (FeO) in Oxyd ver-
wandelt. Da nun zwei Aequivalente Eisen - Oxydul, um in Oxyd über-
zugehen, gerade so viel Sauerstoff bedürfen, als 1 Aequivalent Oxal-
säure, um Kohlensäure zu bilden, so empfiehlt es sich sehr, die
Chamäleon -Lösung nach ^/j^^-Aequivalenten Eisenoxydul-Salz zu nor-
miren , so dass jedes CC. von ihr 0,2 Aequivalenten oder 5,6 Mgr.
metallischem Eisen in Form von Oxydul entspricht, mithin 0,1
Aequivalent oder 0,8 Mgr. Sauerstoff abgiebt. Die Flüssigkeit ist also
in Bezug auf ihren Gehalt an oxydirend wirkendem Sauerstoff als
/jQ- Normal -Lösung, dagegen in Bezug auf ihren Gehalt an über-
mangansaurem Kali als ^/g^ normal zu bezeichnen. Da aber der ab-
zugebende Sauerstoff das integrirende dieser Flüssigkeit ist , so will ich
sie ^/jjj-Normal-Chamäleon-Lösung nennen.
Mit einer solchen ^/^^ -Normal -Chamäleon -Lösung werden die
Berechnungen der oxydimetrischen Analyse entschieden bedeutend
vereinfacht; soll dagegen die Chamäleon -Lösung lediglich zu einer
Jossen Anzahl von Eisen -Bestimmungen dienen, wie etwa in einem
hüttenmännischen Laboratorium , so wird man sie besser auf 10 Mgr.
löetallisches Eisen per CC. normiren, gerade so, wie in einer Klee-
salz-Fabrik diese Titer - Flüssigkeit auf die Einheit von Oxalsäure
oder Kleesalz zur grösseren Bequemlichkeit für diesen speciellen
Zweck eingestellt werden kann.
Bei der Darstellung einer ^/j^- Normal -Chamäleon -Lösung, die
also pro CC. 0,8 Mgr. abgiebt und daher 5,6 Mgr. Eisen als
Oxydul anzeigt, löst man zunächst 3,2 Gramm krystallisirtes über-
mangansaures Kali in 1 Liter destillirtem Wasser auf. Diese Auf-
lösung geht langsam von statten; will man sie beschleunigen, so löst
man die Krystalle erst in 200 CC. recht heissem Wasser und giesst
alsdann unter Nachspülen diese Flüssigkeit in die halb mit kaltem
70 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
destillirten Wasser gefüllte Liter -Flasche und füllt diese dann bis
zur Marke.
Am besten ist es allerdings, die Lösung kalt zu bereiten und
am folgenden Tage von etwa entstandenem Absatz abzugiessen, ehe
man sie normirt. In der Regel entsteht jedoch hierbei gar kein
oder ein so unerheblicher Bodensatz, dass man unbedenklich das
Ganze für die Gewinnung der Probe -Chamäleon -Flüssigkeit ver-
brauchen kann.
Man beachte, dass die Krystalle, sowie auch die Lösung in Glas-
Gefässen und vor Licht und Staub geschützt, aufbewahrt werden
müssen, wenn sie keine Zersetzung erleiden sollen.
Die Normirung geschieht, wie gleich beschrieben werden wird, am
sichersten durch eine frisch bereitete Lösung von blankem Eisendraht
in verdünnter Schwefelsäure, oder auch mittels schwefelsaurem Eisen-
oxydul - Ammon. Es sind zwar viele andere Körper, wie Ferrocyan-
Kalium, oxalsaures Eisen -Oxydul und reine krystallisirte Oxalsäure,
hierzu empfohlen worden; jedoch bietet keiner dieser Körper die
Bedingung völliger Reinheit. Dagegen hat eine Oxalsäure -Lösung
den Vortheil der Un Veränderlichkeit und Bequemlichkeit zur An-
wendung bei der Controle. Ich würde sie aber dennoch nur dann
zur Normirung des Chamäleons empfehlen, wenn ihre Krystalle ohne
Rückstand auf Platin -Blech verflüchtigt werden können, und eine
damit dargestellte Lösung in destiUirtem Wasser erst mit ^2'^^^^"''^^"
Ammon genau auf den Säure-Gehalt geprüft worden war. Die Oxy-
dation der Oxalsäure zu Kohlensäure mittels Chamäleon lässt siclE
folgendermaassen darstellen:
öCCgOg -t- 3H0) -t- KOMuaOy -t- 3SO3 + aq = lOCO^ -f KOSO3
+ 2MnOS03 + aq.
Bei der Normirung des Chamäleons durch Auflösung von ge-
wogenem blanken Eisendraht in verdünnter Schwefelsäure hat man
zu beachten, dass sich immer kleine Mengen von Oxyd dabei bilden,
was möglicher Weise davon herrühren kann, dass auch die reine
Säure nicht absolut frei von oxydirend wirkenden Stick -Oxyden ist.
Das für diesen Zweck vorgeschlagene Einleiten von Kohlensäure
(um die Luft abzuhalten), ist daher kein sicheres Schutzmittel, denn
fast immer wird Rhodankalium so bereitete Eisen-Lösungen röthen,*)
*) Bei der Anwendung des Ehodan-Kaliums als Reagens auf Eisen-Oxyd
verdient beachtet zu werden, dass nicht flüchtige organische Säuren die
Reaction ganz verhindern können. Femer giebt fast jedes Rhodan-Kafinm
beim Ansäuern mit reiner Schwefel- oder Salzsäure eine Röthung, welche
Ox7dimetrie. § 18. Darstellung u. Normirung der Chamäleon-Flüssigkeit. 71
Dagegen ist es viel besser ^ die Eisen-Lösung in einem recht grossen
schiefstehenden Eeagens - Glase zu bereiten und, sobald völlige Auf-
lösimg erfolgt ist, durch Zufiigung einiger Zink -Kömchen alles
etwa gebildete Oxyd zu reduciren. Setzt man gleichzeitig während
der Reduction einen mit enger Glas-Eöhre versehenen Stopfen auf
das Beagens-Glas, so ist man ganz sicher, nicht eine Spur Oxyd
in Lösung zu behalten. Grössere Gefässe sind hierzu bei weitem
nicht so geeignet, als Beagens- Gläser von etwa 15 Cmr. Länge und
1—1 ^/j Cmr. Weite; weil erstere den Luftzutritt leichter gestatten
und das Abgiessen erschweren.
Nach erfolgter Eeduction und sobald die Gas-Entwickelung sehr
nachgelassen hat, füllt man das Beagens -Glas fast ganz voll mit
destillirtem Wasser, lässt kurze Zeit stehen und giesst vom Zink
die Flüssigkeit ab. In gleicher Weise decantirt man noch zwei-
mal und kehrt vor dem letzten üebergiessen das mit dem Finger
Terschlossene Glas um, damit die darin enthaltene Flüssigkeit gut
durcheinander gemischt werde.
Auf diese Weise gelingt es leicht, alle Flüssigkeit ohne Zink-
Theile in den für die Titrirung bestimmten Koch-Kolben zu bringen.
Sollten aber auch wenige Zink -Kömchen mitgezogen sein, so sind
diese ohne Nachtheil; weil in nicht sehr saurer und stark verdünnter
Losung das Zink weder auf Eisen -Oxyd, noch Chamäleon eine wäh-
rend der Titrirung erkennbare Zersetzung hervorbringt, was daraus
Hervorgeht, dass die einmal erlangte Teinte, auch wenn sie noch so
schwach ist, beim Umschütteln ebenso langsam, als wenn kein Zink
vorhanden wäre und unter Abscheidung von Mangansuperoxydhydrat
verschwindet.
Zur Titerstellung des Chamäleons in der besprochenen Weise
ist es am besten, 100 Mgr. recht dünnen Eisendraht, den man mit
^las -Papier und hierauf mit einem Stückchen weichen Leder blank
geputzt hat, abzuwägen und im Beagens -Glase in etwa 5 CC. einer
zweifach verdünnte^ englischen Schwefelsäure zu lösen. Man kann
hierbei Wärme anwenden, achte aber darauf, dass nicht Draht-Theil-
<^en sich oberhalb der Flüssigkeit an die Wände legen, was beim
Kochen leicht eintritt. Auch die Beduction mittelst Zink kann in
der Wärme vorgenonmien werden.
auf Zusatz einiger Zink -Kömchen verschwindet. Erst die so reducirte
Lösung ist zur Prüfung auf Eisen-Oxyd geeignet, während sie ohne diese
Behandlung zu Täuschungen Veranlassung giebt.
72 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Vor dem Titriren mit Chamäleon können der auf mindestens
60 CG. verdünnten Lösung noch zwei oder drei Tropfen Säure zu-
gesetzt werden. Das Chamäleon kommt stets in Ausguss- Büretten,
und wird bis zur bleibenden Eosafärbung der Flüssigkeit zugesetzt.
Diese Färbung verschwindet zwar auch nach einigen Minuten, die
Flüssigkeit wird aber dann trübe durch ausgeschiedenes Mangan-
Superoxyd, so dass diese Entfärbung nicht auf Eechnung der Oxy-
dation des Eisens, sondern auf Zersetzung der Uebe?*mangan8äare
durch Schwefelsäure zu stellen ist.
Indem man so probirt, wie viel CC. Chamäleon 100 Mgr. Eisen
entsprechen, kann jenes danach normirt, also auf 5,6 Mgr. Fe pro
CC. eingestellt werden. Man hat dann aber nochmals zu prüfen.
Die Titerstellung der Chamäleon Probe -Flüssigkeit kann statt
durch eine gewogene Menge metallischen Eisens, welches man durch
Auflösen in Schwefelsäure in Oxydulsalz verwandelt, auch durch
das Eisen- Doppelsalz (schwefelsaures Eisenoxydul -Ammon), welches
in schön klaren, nicht verwitternden Krystallen dargestellt und auch
leicht bezogen werden kann, recht gut und bequem bewirkt werden.
Dieses Salz, welches von Mohr in die Maass - Analyse eingeföhrt
wurde, erhält sich jahrelang gut und bietet, ausser der Bequemlichkeit,
sich leicht damit eine Lösung von bekanntem Eisen-Gehalt herzustellen,
noch den arithmetischen Vortheil, dass letzterer genau ^/j des Sab-
Gewichtes beträgt.
Allerdings giebt fast immer die Lösung dieses Salzes bei Zu-
fiigung eines Tropfens Ehodan-Kalium eine schwache Oxyd-Eeaction ;
es haben mir jedoch vergleichende Versuche mit Eisendraht gezeigtr
dass unbedenklich dieser kleine Fehler vernachlässigt werden kann,
ja es scheint mir fast, dass er noch geringer ist, als der, welchen
wir begehen, wenn wir Eisendraht als chemisch reines Eisen be-
trachten.
Beim Abwägen des Eisen -Doppelsalzes wähle man recht klare
bläulichgrüne Krystalle und löse davon 1,960 Grm. in etwa 60 CC.
mit etwas Schwefelsäure angesäuertem Wasser auf. Soll das Chamä-
leon normal sein, so müssen genau 50 CC. desselben erforderlich
sein, um diese Menge Doppelsalz, welche 280 Mgr. Fe enthält, zu
oxydiren. Die nicht mehr verschwindende Eosa-Färbung der Flüssig-
keit muss also bei dem vollendeten fünfzigsten CC. eintreten. Ist
(lies nicht der Fall, so wird die Chamäleon-Lösung, wie bekannt, da-
nach eingestellt und es entspricht dann jeder CC. von ihr, nicht nur
Yj^, (Doppel-) Atom Eisen, sondern avxcH ^[^^ Atom Oxalsäure, Kalk,
Oxydimetrie. § 19. Eisen-Bestimmulig. 73
Braunstein y femer ^/jQAtom unterchloriger Säure und ^/g^jAtom Chrom-
säure, immerhin also einem bequemen Bruchtheil des Atom-Gewichts
des zu bestimmenden Körpers.
Die in beschriebener Weise dargestellte Chamäleon -Flüssigkeit
ist bei Aufbewahrung an dunklem Orte oft mehrere Monate titer-
bestandig.
Schliesslich will ich noch auf einige Stoffe aufmerksam machen,
welche auf übermangansaures Kali in saurer Lösung mehr oder
minder entfärbend wirken und daher bei den Titrirungen beachtet
werden müssen. Von den häufigeren Metall-Verbindungen reduciren
die Eisenoxydul-, Kupferoxydul- (resp. Chlorür), Quecksilberoxydul-
Sake, femer Zinnchlorür, antimonige und arsenige Säure, so wie
die Suboxyde (z. B. BiO, MoO, AggO etc.) und die meisten, beson-
ders aber die in Salzsäure löslichen Schwefel -Metalle und lodide,
mehr oder minder energisch die üebermangansäure. Unter den
Säuren wirken namentlich lod und Schwefel- Wasserstoff, salpetrige
(arsenige), phosphorige und die Säuren des Schwefels ausser Schwefel-
saure entfärbend auf Chamäleon. Endlich zersetzen dasselbe mehr
oder weniger die meisten in der analytischen Chemie vorkommen-
den organischen Substanzen mit Ausnahme von Essigsäure und der
Ammoniak-Salze mit nicht reducirender Säure. Das Verhalten des
Wasserstoff- Superoxyds, welches unter Abgabe von ebensoviel Sauer-
stoff als es der üebermangansäure entnimmt, diese reducirt und
<l&nmi durch Chamäleon titrirt werden kann, verdient als ganz ausser-
gewöhnliche Erscheinung, welche bekanntlich durch die immer noch
nicht abgeschlossene Ozon- und Antozon-Theorie erklärt wird, be-
nierkt zu werden.
§ 19.
Eisen-Bestimmuiig.
Zur Bestimmung von Eisenoxydul-Verbindungen löst man
elben im Wasser, oder, falls sie darin nicht löslich sind, in ver-
dünnter Schwefelsäure auf. Alsdann bestimmt man mittelst Chamäleon-
Titrirung die Menge des Eisen- Oxyduls, welche in der Flüssigkeit
ööthalten ist, indem man so lange die Probe-Flüssigkeit zu der ver-
<iöimten, angesäuerten, kalten Eisen-Lösung zusetzt, bis die Eosa-
febung bleibend ist. Angenommen, man habe 50 CC. ^/^^-Normal-
Chamäleon-Lösung, von welcher 10 CC. 0,056 Grm. metallischem Eisen
74 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
entsprechen, zur Titrirung verbraucht, so würden diese 5.0,056
= 0,280 Grm. metallisches Eisen anzeigen, und da immer 28 Gewichts-
Theile metallisches Eisen 36 Gewichts-Theile Eisen-Oxydul geben,
36
so entsprechen die gefundenen 0,280 Grm. metallisches Eisen —
9
oder— 0,28 = 0,36 Grm. Eisen-Oxydul. Man hat also nur nöthig, die
9
gefundene Menge metallisches Eisen mit — zu multipliciren, um die
entsprechende des Oxyduls zu ennitteln.
Soll ein Eisenoxyd-Salz auf seinen Gesammt-Eisengehalt ge-
prüft werden, so ist dasselbe erst in Oxydul- Salz überzuführen,
indem man reine, verdünnte Schwefelsäure zur Lösung hinzufügt, dann
ein paar Grramme fein granulirtes Zink in das mit einer Glas-Platte
bedeckte Gefäss bringt und erwärmt. Von Zeit zu Zeit bringt man
einen Tropfen der Lösung mit einem Tropfen Rhodankalium-Lösung
zusammen. Sobald hierbei nur eine sehr schwache hellrothe Färbung
eintritt und die zu reducirende Flüssigkeit auch heiss farblos erscheint,
wird sie von dem noch ungelösten Zink in einen Kolben abgegossen,
letzterer hierauf gut mit destillirtem Wasser ausgewaschen und das
Spülwasser zur Eisenflüssigkeit hinzugefügt. Darauf wird die Lösung
stark verdünnt und mit Chamäleon auf ihren Eisen-Gehalt geprüft-
Viele Chemiker setzen der Eisenoxydullösung vor dem Decantiren
ein paar Tropfen doppeltkohlensaure Natron-Lösung zu, um durch die
entwickelte Kohlensäure die Luft abzuhalten; ich glaube aber nicht,
dass, wenn durch das Ausgiessen in ein anderes Gefass wirklich eine
Oxydation stattfindet, diese titrimetrisch nachweisbar ist. Will man
recht vorsichtig in dieser Hinsicht verfahren , so halte ich es für besser,
den für die Aufnahme der Lösung bestimmten leeren Glaskolben vor-
her mit Kohlensäure zu füllen, was am einfachsten durch Auflösen
einiger Stückchen von Natron-Bicarbonat in schwacher Schwefelsäure
zu bewerkstelligen ist.
Aus der gefundenen Menge metallischen Eisens lässt sich (für
eine oxydulfreie Lösung) leicht die Menge des Oxyds oder Chlorids
Derechnen, indem je 56 Gewichts-Theile Eisen ein Aequivalent Fe^O^
respective Fe^Cl^ zu bilden im Stande sind, mithin 80 Gewichts-
Theilen Oxyd und 162 Gewichts-Theilen Chlorid entsprechen.
Liegt eine, sowohl Oxydul als auch Eisen-Oxyd (respective Chlorür
und Chlorid) enthaltende Lösung vor, und es sollen beide Verbin-
dungen bestimmt werden, so ermittelt man erst die Menge des in der
Lösung enthaltenen Eisen-Oxyduls, wie voTkftY angegeben, darauf
Oxydimetrie. § 29. Eisen-Bestimmimg. 75
reducirt man eine gleiche Portion der Eisen-Lösung mittelst Zink zu
Oxydul, titrirt und ermittelt dadurch die Gesammt-Eisen-Menge. Zieht
man von dieser die vorher gefundene Menge Eisen ah, so erhält man
als Eest diejenige Quantität metallischen Eisens, welche als Oxyd oder
Chlorür in der untersuchten Flüssigkeit enthalten war.
Ein Beispiel mag zur Erläuterung des Gesagten dienen. Man
habe in einer Eisensalz-Lösung durch Chamäleon-Titrirung 0,56 Grm.
Eisen gefunden, welches als Oxydul in der Flüssigkeit enthalten war;
darauf habe man eine zweite gleiche Portion der zu untersuchenden
Flüssigkeit durch Zink reducirt, und nun bei der neuen Titrirung
0,84 Grm. metallisches Eisen gefunden, so ist diese Eisen-Menge der
Gesammt-Eisengehalt der Lösung. Zieht man nun die zuerst gefun-
dene Quantität metallischen Eisens gleich 0,56 Grm. von der Gesammt-
Menge desselben, 0,84 Grm., ah, so erhält man als Eest 0,28 Grm.
metallisches Eisen, welche Menge, da man sie in der ersten Titrirung
nicht ermitteln konnte, als Oxyd in der Lösung vorhanden war. Be-
rechnet man die gefundenen Quantitäten metallischen Eisens auf die
«ntsprechenden von Oxydul und Oxyd, so ergiebt diese Eechnung,
dass die zu untersuchende Eisen-Lösung -—.0,28 = 0,40 Grm. Eisen-
9
oxyd und 0,56. - = 0,71 Grm. Eisenoxydul enthielt.
Es ist selbstverständlich, dass man ebenso die in einer Eisen-
Lösung enthaltenen Mengen Eisen-Chlorür und Eisen-Chlorid bestimmen
kann. Man hat dann nur die gefundenen Quantitäten metallischen
Eisens beziehungsweise mit dem Factor
28 + 35,46_ ^ 2^^g^
,28
um die Menge des Chlorürs, und mit
56 4-106,38
= 2,898
56
zu multipliciren , um die des Chlorids zu berechnen.
Nach den Untersuchungen von Lenssen und Löwenthal geht
iedoch die Oxydation von Eisen-Chlorür in salzsaurer Lösung durch
])hamäleon nur unter gewissen Concentrations-Yerhältnissen ohne Chlor-
Entwickelung nach der normalen Formel:
Mn^O^ + lOFeCl + 7HC1 = 2MnCl + 5(Fe2C18) + 7H0
ror sich. Ist die Lösung zu concentrirt, d. h. enthält sie im CC.
nehr als 1 Mgr. Eisen, so tritt durch Freiwerdew notv ^j*j^«t ^ycä
76 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Nebenreaction ein, welche die Besnltate unrichtig macht. Um dies
Fehler zn begegnen, räth Fresenius, die Eisenoxydul- und salzsäu
haltige Flüssigkeit auf ^/^ Liter zu verdünnen, dann 50 CC. der Lösu
zu einer grösseren Menge mit Schwefelsäure angesäuerten Was»
hinzuzufügen und diese Flüssigkeit mit Chamäleon zu titriren; dan
nochmals 50 CC. Eisen -Lösung hinzuzugiessen, diese neuerdings
titriren und dasselbe noch ein drittes und viertes Mal auszufähr<
Sobald zwei derartige Titrirungen übereinstimmende Zahlen geh«
wird auf Grrund derselben die Eisen-Menge berechnet.
Die Bestimmung des Eisens durch Chamäleon kann bei Grege
wart aller Basen vorgenommen werden, welche nicht reducirend a
Chamäleon einwirken. Da aber ausser Zinn-Chlorür, Kupfer-Chlor
und antimoniger und arseniger Säure alle häufigeren Metall-Oxy<
indifferent gegen Uebermangansäure in saurer Lösung sind, so gie
es nur wenige maassanalytische Methoden, welche einer so vielseitig
Anwendbarkeit als diese Eisen-Bestimmung fähig sind, um so mal
als auch aus organischen Substanzen durch Schwefel-Ammonium Eis
sehr leicht als FeS gefällt, dann in Schwefelsäure gelöst und, da hierl
kein Oxyd entsteht, direct (nach Wegkochung des Schwefel-Wassc
Stoffs) mit Chamäleon titrirt werden kann. Die Ausfallung des Eise:
als Oxyd oder (was noch bequemer) als Schwefel-Eisen mit Amni(
und Schwefelammonium ist bei Gegenwart oxydirender oder red
cirender Säuren, besonders Salpetersäure, lod- Wasserstoffsäure, Gm
säure geboten.
§ 20.
Oxalsäure-Bestimmniig.
Die Oxalsäure und ihre Salze lassen sich durch Chamäleon leid
und genau bestimmen. Wie bereits erwähnt, bedürfen zwei Aequivalen*
FeO eben so viel Sauerstoff, um in Oxyd, als ein Aequivalent Oxa
säure (C^O^), um in Kohlensäure überzugehen. Es entsprechen ali
je zwei Aequivalente metallisches Eisen einem Aequivalent Oxalsfttir«
mithin 56 Gewichts-Theile Fe, 36 Gewichts-Theilen C^O'; oder derF*
tor, mit welchem man die Menge metallischen Eisens, welche die zt
Oxydation der Oxalsäure verbrauchte Menge Chamäleon angieht, t
multipliciren hat, um die in der Lösung enthaltene Oxalsäure 2
bestimmen, ist:
II oder ^ = 0,642.
Oxydimetrie. § 20. Oxalsäure-Bestimmung. 77
Will man die Menge der krystallisirten Oxalsäure (C^O^SHO)
Derechnen, welche durch Chamäleon ermittelt wird, so hat man die
M^enge metallischen Eisens, welche dem zur Oxalsäure-Titrirung ver-
brauchten CG. Chamäleon entspricht, mit
63 9
56 = T = '''''
ZU multiplicireu, um die von C^O^SHO zu erfahren. Diese Berech-
nungen werden wesentlich vereinfacht, wenn man ^/j^-Normal-Chamä-
leon als Titer-Flüssigkeit benutzte; weil alsdann einfach jeder CC.
3,6 Mgr. C^O^ und 6,3 Mgr. C20» + 3aq entspricht.
Bei der Ausfuhrung der Oxalsäure-Bestimmung säure man die
Flüssigkeit mit Salz- oder Schwefelsäure an und erwärme sie bis auf
50® C, ehe man mit Chamäleon titrirt.
Ich habe im vorigen Paragraph erwähnt, dass bei Gegenwart
von Salzsäure, wenn die Flüssigkeit nicht so verdünnt ist, dass sie pro
CC. höchstens 1 Mgr. Eisen enthält, gewisse Cautelen für die Eisen-
Bestimmung zu beachten sind; dagegen haben mir eigene Versuche ge-
zeigt, dass es bei der Oxalsäure-Bestimmung ohne Einfluss auf die Eesul-
tate ist, ob Salzsäure oder Schwefelsäure zum Ansäuern angewandt wird.
Es scheint demnach, dass die Schwankungen bei der Titrirung
von Eisenchlorür darauf beruhen, dass dasselbe nicht direct, sondern
iödirect unter Chlor-Bildung von der üebermangansäure oxydirt wird,
während Oxalsäure einfach daraus Sauerstoff aufnimmt und in Kohlen-
säure übergeht, ohne dass hierbei die Salzsäure (die überhaupt nur
schwierig, und in verdünnter Lösung gar nicht, von üebermangan-
säure zersetzt wird) in die chemische Action mit eingreift.
Es ist dies darum von Wichtigkeit, weil die unlöslichen Oxal-
säuren Salze sich besser und unter totaler Auflösung durch Salzsäure
als durch Schwefelsäure zersetzen lassen, somit also deren Bestimmung
durch Chamäleon auch in salzsaurer Lösung ohne Weiteres vorgenommen
werden kann. Die Titrirung der Oxalsäure zeigt die Eigenthümlich-
keit, dass die Entfärbung der Chamäleon-Lösung zuerst sehr lang-
lam, gegen das Ende hin aber immer schneller von Statten geht, so
lass sich der Endpunkt, d. h. die bleibende Eosafärbung der Flüssig-
keit, mit grosser Schärfe ermitteln lässt.
§ 21.
Bestimmung TOn Kalk, Essigsäure und Oxalsäuren Salzen.
Die löslichen Kalk-Salze können leicht in Oxalate übergeführt
rcrden und lassen sich dann ganz ähnlich wie die OxaUä\3C£^ \>^^\\\fixsi^\i.
78 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Man fallt ans der essigsauren oder ammoniakalisch gemachten Lösung
mittelst oxalsaurem Ammoniak im üeberschuss unter Erwärmen allen
Kalk als CaOC^O^ aus; filtrirt, wäscht den Niederschlag gut mit
heissem destillirten Wasser aus und löst ihn darauf in verdünnter
Salzsäure. In dieser Lösung titrirt man die Menge der Oxalsäure,
wie vorher angegeben, und berechnet daraus die Menge des Kalkes.
Da das Atom-Gewicht von CaO = 28 ebenso gross ist, als das von
metallischem Eisen und einem Aequivalent oxalsaurer Kalk gerade so viel
Chamäleon reducirt, als zwei Aequivalente Eisen-Oxydul, so kann man
bei der Kalk-Bestimmung durch Chamäleon einfach die verbrauchten
CC. auf metallisches Eisen berechnen und halbiren, um die Menge
von CaO zu finden.
Das charakteristische Verhalten des Kalks zu Oxalsäure oder
oxalsaurem Ammon, welches es gestattet, selbst schwerlösliche Kalk-
salze wie Gips, phosphorsauren, weinsauren und citronensauren Kalk
leicht in Oxalate überzuführen, und die grosse Widerstands-Fähig-
keit des Oxalsäuren Kalks im Vergleich zu anderen schwerlöslichen
Oxalaten ermöglichen es (wie wir im zweiten Theile dieses Buches sehen
werden) von dieser Kalk-Bestimmung eine sehr allgemeine Anwen-
dung zu machen. Enthält die Lösung eines Kalksalzes keine anderen
auf Chamäleon reducirend wirkenden Stoffe, so kann man, um das
Auswaschen zu vermeiden, mit einer gemessenen Menge titrirter Oxal-
säure unter Zusatz von essigsaurem Natron heiss fällen; dann das
Ganze auf 250 CC. verdünnen und in einem gemessenen Theile des
Piltrats (100 CC.) die überschüssige Oxalsäure nach dem Ansäuern
mit Salzsäure bestimmen. Dadurch findet man vom Theil aufs Ganze
berechnet, den Gesammt-Ueberschuss von Oxalsäure und indem man
diesen von der angewandten Menge abzieht, die an Kalk gebundene
und somit auch die Quantität des letzteren.
Fresenius hat diese Methode mit Recht zur Bestinmiung der
Essigsäure in nicht zu unreinen essigsauren Kalken empfohlen. Man
fällt mit gemessener, acidimetrisch titrirter Oxalsäure den Kalk aus
dem Acetat, verdünnt auf 250 CC, filtrirt durch ein trockenes Filter
zwei Portionen zu 100 CC. ab, bestimmt in der einen die Gesammt-
Säure acidimetrisch, in der andern den Gehalt an Oxalsäure durch
Chamäleon und erfährt dadurch, wie leicht nach § 15 einzusehen,
die Menge der Essigsäure. Für gefärbte Kalk-Acetate ist das Ver-
fahren minder geeignet.
Dass die löslichen Oxalsäuren Salze, namentlich die der Alkalien
(Kleesalz, oxalsaures Ammon etc.) , in Wixex Tm.\. ^«XsÄ^jvsitfe ^\i^<&«&u.erten
Ozydimetrie. § 22. Kupfer-Bestimmang. 79
und massig erwärmten Lösung ^ sowie auch unlösliche (oxalsaurer
Strontian, Baryt- und Blei-Oxalat) in dieser Weise mit Chamäleon
auf ibren Oxalsäure-Grehalt geprüft werden können, versteht sich wohl
von seihst. Will man im Kleesalz auch die Kali-Menge erfahren,
so kami dies, wenn keine anderen Säuren darin enthalten sind, durch
Glühen geschehen. Der Bückstand wird dann in heissem Wasser
gelost, von etwa unlöslichem kohlensauren Kalk ahfiltrirt und in der
klaren Lösung die entstandene Lösung alkalimetrisch hestimmt.
§ 22.
Kupfer-Bestimmung.
Das Kupfer lässt sich fast aus allen seinen Lösungen als Oxy-
dul niederschlagen.
Man versetzt zu diesem Zwecke die kupferhaltige Flüssigkeit
mit Weinsäure und fügt Aetzkali oder Natron im Ueberschuss hinzu.
Es muss hierbei eine tiefblaue klare Lösung entstehen; schlägt sich
dabei grünes Kupfer-Oxydhydrat nieder, so fehlte es an Weinsäure.
Zu dieser Flüssigkeit wird hierauf eine nicht zu geringe Menge
einer Lösung von Trauben-Zucker hinzugefugt und zum Sieden er-
Hitzt. Sobald der anfangs gelbrothe Niederschlag rein roth geworden
ißt, und die darüberstehende Lösung nicht mehr blau erscheint, wird
der Niederschlag von Kupfer-Oxydul etwa^ absetzen gelassen und dann
abfiltrirt. Man wäscht nun auf dem Filter so lange mit heissem destil-
lirten Wasser aus, bis das Filtrat ganz wasserhell abläuft.
Dann bringt man den Niederschlag in eine chlor- und Salpeter-
säurefreie Lösung von schwefelsaurem Eisen -Oxyd (durch Auflösen
von gefälltem Eisen-Oxyd in Schwefelsäure dargestellt) und erwärmt.
Indem sich dadurch das Kupfer -Oxydul löst, geht folgende
Zersetzung vor sich:
Cu^O + Fe2033S03 + SO^ = 2(CuOS03) .^•^(FeOSO^).
Es werden mithin durch je zwei Aequivalente Cu = 63,4 auch
zwei Aequivalente Eisen-Oxydul gebildet. Bestimmt man daher durch
Chamäleon die Menge des in der Flüssigkeit entstandenen Eisen-
^duls, 80 lässt sich daraus die entsprechende des Kupfers berechnen.
Ktrirte man mit ^/j^- Normal -Chamäleon, so giebt jedes verbrauchte
W. 6,34 Mgr. Cu an.
Ausser der Eeduction mit Trauben-Zucker in alkalischer Lösung
^ebt es noch andere Wege, das Kupfer als Oxydul abzuscheiden,
Welche namentlich in saurer Lösung und bei Gegenwart anderer
iiO Erster TheiL Die maassanalytischen Methoden.
Metalle von besonderem Vortheil für eine rasche Kupfer -BestiitÄ-
muug sind.
Man kann, wie später noch genauer beschrieben werden wird,
das Kupfer aus salzsaurer Lösung durch Zusatz von Zinn-Chlorür
und lod- Kalium, als ganz unlösliches Kupfer - lodiir abscheiden.
Dieses kann nun entweder durch Kochen mit Aetz-Kali in OxyduJ
übergeführt, oder direct in schwefelsaurem Eisen -Oxyd aufgelöst,
das freie lod weggekocht und dann als Eisen - Oxydul, welches nach
der Gleichung
Cu^I + 2(Fe2033S03) = 2CuOS03 + 4FeOS03 + I
entsteht, durch Chamäleon bestimmt werden. Hierbei entstehen aber
durch jedes Aequivalent Kupfer zwei Aequivalente Eisen -Oxydul, so
dass jedes verbrauchte CG. Chamäleon 3,17 Mgr. Cu bestimmt. Da
bei diesem Verfahren eine vollständige Fällung des Kupfers, sowie
eine Scheidung von vielen Metallen und eine sehr gute Titrimng
erreicht wird, so ist es einer allgemeineren Anwendbarkeit föhig, als
die Abscheidung des Kupfer -Oxyduls mit Trauben-Zucker. Unter dem
Abschnitt lodometrie wird davon ausführlicher die Eede sein.
Auch aus salzsaurer Lösung, welcher man viel schweflige Säure
oder schwefligsaures Natron als Eeductions-Mittel zusetzt, kann Kupfer
durch Ehodan- Kalium vollständig als Kupfer -Rhodanür abgeschieden
und von einer grossen Zahl anderer Metalle getrennt werden. Kocht
man den Niederschlag von Kupfer -Rhodanür mit Aetzkali, filtrirt
und wäscht ihn so lange aus, bis das Durchlaufende angesäuerte
Eisenchlorid -Lösung nicht mehr röthet, so besteht der Rückstand
auf dem Filter nur noch aus Kupfer -Oxydul, welches in schwefel-
saurem Eisen- Oxyd gelöst und, wie beschrieben, als Eisen -Oxydul
bestimmt wird.
Die zu den Kupfer- und einigen anderen oxydimetrischen Be-
stimmungen erforderliche schwefelsaure Eisen- Oxyd-Lösung kann ausser
durch Auflösen in Eisen -Oxyd die Schwefelsäure auch durch üeber-
giessen von reinem, zerriebenen Eisen- Vitriol mit einer zur Oxydation
genügenden Menge Salpetersäure und Verdampfen zur Trockne unter
Zusatz von Schwefelsäure dargestellt werden. Es muss dabei so lange
verdampft werden, bis der Schwefelsäure -üeberschuss zum grossen
Theile verraucht und sicher alle Salpetersäure verjagt ist. üebrigens
kann das so dargestellte Salz in trockener Form käuflich bezogen
werden, so dass man nur nöthig hat, es mit etwas starker Schwefel-
säure zu befeuchten und im 20- oder 30 -fachen Gewichte Wasser
aufzulösen f um die erforderlicbe 8a\peteTsävxTe»iTe\ek ^cWefelsaure Eisen-
Ozydimetrie. § 23. Braunstein- und Mangan -Bestimmung. 81
Oxyd-Lösung zu erhalten. Immerhin ist es nöthig, das Präparat auf
Salpetersäure und Eisen -Oxydul, welche nicht darin enthalten sein
dürfen, zu prüfen.
§ 23.
Braanstein- und Mangan - Bestimmung.
Die maassanalytische Bestimmung des Braunsteins ist eine in-
direkte. Man ermittelt nämlich nicht die Menge des darin ent-
luJtenen Mangans, sondern vielmehr die Quantität des auf Eisen-
Oxydul -Salze oxydirend wirkenden Sauerstoffs dieser Substanz; weil
«s rieh bei der Prüfung des Braunsteins fiir technische Zwecke ledig-
lich darum handelt, sein Oxydations- Vermögen zu bestimmen. Daher
ist die hier anzuführende Methode als vollkommen ausreichend zu
bezeichnen. Man verfährt dabei folgendermaassen. Eine gewogene,
fein zerriebene Menge Braunstein wird in ein Gefäss gebracht, in
weiches man verdünnte Schwefelsäui*e und eine grössere, gemessene
Quantität schwefelsaure Eisen-Oxydul-Lösung von ermitteltem Eisen-
gehalt gegossen hat, und gelinde erwärmt. Dabei geht folgender
Process vor sich:
Mn02 + 2(FeOS03) + 280^ = MnOSO^^- Fe'O^SSO^
^ wird also das Eisen -Oxydul auf Kosten des oxydirend wirkenden
Sauerstoffs im Braunstein in Oxyd verwandelt.
Bestimmt man hierauf die Menge des in der Lösung noch
enthaltenen Eisen - Oxyduls durch Chamäleon, so erfährt man durch
Abzug desselben von der Gesammt - Menge des angewandten Eisen-
vitriols diejenige Eisenmenge, welche durch Einwirkung von Braun-
stein und Schwefelsäure in Oxyd übergeführt wurde , und kann aus
derselben die Quantität des im Braunstein oxydirend wirkenden Sauer-
stoffs berechnen.
Hätte man eine Eisenvitriol-Lösung angewandt, welche 2,78 Grm.
öietallisches Eisen als Oxydul enthielt, und zu dieser Lösung die
8^ogene Braunstein -Menge zugesetzt , darauf durch Cliamäleon-
Titrirung gefunden, dass noch 0,63 Grm. metallisches Eisen als
^dul-Salz in Lösung sind, so wären 2,78
— 0,63
gleich 2,15 Grm.
^tt in Oxyd verwandelt worden. Da nun nach voriger Formel
J® zwei Aequivalente metallisches Eisen einem Aequivalent oxydiren-
den Sauerstoffs im Braunstein entsprechen , also 56 Grm. Fe 8 Gmi.
^ÄUerstoff bestimmen, so würde die gefundene, höher oxydirte Eisen-
Fleischer. Titrir- Methode. 3. Aufl. (^
82 Erster Theil. Die maassanalTtischeii Methoden.
Menge mit ^/^ zu multipliciren sein, um die des oxydirenden Saue
Stoffs zn finden. Für unsem Fall würde demnach der disponib
Sauerstoff des Braunsteins 2,15.— = 0,307 Grm. betragen.
Hätte reines Mangansuperoxyd vorgelegen, so Hesse sich auch ai
der gefundenen Menge disponibelen Sauerstoffs die des Superoxyd
respective des Mangans berechnen, da je 8 Gewichts -Theile 43,
Gewichts -Theilen MnO^ und 27,5 Gewichts -Theilen Mn entspreche]
Bei den natürlichen Braunsteinen geht dies aber darum nicht ai
weil sie in der Regel auch niedere Oxydations Stufen des Mangar
enthalten. Ueberhaupt aber wird die Braunstein Analyse genauer ii
dritten Theile besprochen werden; hier dagegen habe ich nur noc
zu zeigen, wie die Mangan -Verbindungen im Allgemeinen in reine
Superoxyd übergeführt und als solches bestimmt werden können.
Es ist eine charakteristische Eigenthümlichkeit der lösliche]
Mangansalze, auch in schwach sauren Lösungen unter Zusatz voi
Oxydations -Mitteln alles Mangan als Superoxyd vollkommen abzu
scheiden. Führt man eine salz- oder schwefelsaure Manganoxydul-
Lösung durch Uebersättigung mit essigsaurem Natron in essigsaure
Lösung über, erhitzt • diese zum Kochen und fügt etwas unter-
chlorigsaures Natron hinzu, so fallt sogleich alles Mangan als MnO'
nieder. Filtrirt man diesen Niederschlag ab und wäscht ihn aus
so kann man ihn alsdann, wie vorher beschrieben, titriren; und da
in diesem Falle keine andere Oxydations Stufe des Mangans zu
gegen ist als MnO^, die Eisen -Menge, welche in Oxyd übergegan
35 5
gen, ist einfach mit — ^- = 0,63393 multipliciren, um die von Mut
56
zu finden.
Wir werden diese allgemeine Manganbestimmungs - Methode io
zweiten Theile auch mit Vortheil zu Trennungen benutzen.
Hinsichtlich der Titrirung ist noch zu bemerken, dass to»^
statt einer Eisenvitriol Lösung auch eine titrirte Auflösung von QöJ'
säure zur Reduction des Mangansuperoxyds benutzen kann, welche
dadurch in Kohlensäure übergeht. Titrirt man dann den OxalsSur«"
Ueberschuss mit Chamäleon, so ergiebt sich daraus die vom Sup^'
Oxyde zerstörte Menge und da letztere dem Mangan äquivalent is^i
auch die des Mangans respective Mangan - Oxyduls. Gleichzeitige
Gegenwart von Eisenoxyd kann (da es ja nicht reducirend 9m
Chamäleon wirkt) weder bei dieser, noch bei der vorigen AusfÜhrnng
das Resultat beeinflussen.
Qxjdimetrie. § 24. Trennung und Bestimmung von Kobalt und Nickel. 83
§ 24.
Trennnng und Bestimmang ron Kobalt und Nickel.
Auf die vollständige Ausfällbarkeit von Kobalt und Nickel als
Sesquioxyde, so wie auf das verschiedene Verhalten dieser Ver-
bindungen gegen Anunoniak habe ich folgende Bestimmungs- und
Trennungs- Methode beider Metalle basirt.
Die saure Lösung, welche beide Metalle enthält, wird mit
Bleich -Natron und Aetz-Kali im Ueberschuss versetzt, hierauf noch
etwas Bleich -Natron zugefügt und dann zum Sieden erhitzt. So-
bald der Niederschlag vollständig schwarz geworden ist, hört man
auf zu kochen, lässt kurze Zeit absetzen und filtrirt. Auf diese
Weise wedren Kobalt und Nickel so vollständig als Sesquioxyde
abgeschieden, dass im Filtrat durch Schwefel- Ammonium keine Spur
derselben nachweisbar ist. Diese Abscheidung geht um so besser
von statten, je alkalischer die Lösung ist; man spare daher weder
Kali, noch Bleich -Natron. Bemerkenswerth ist auch, dass ätzende
Alkalien weit besser wirken, als kohlensaure. Statt Bleich -Natron
kann auch sehr gut ein Zusatz von Brom angewandt werden, welches
Doch energischer wirkt.
Die unter diesen Umständen gefällten Sesqui-Oxyde haben stets
die allgemeine Formel E^O^; nur wenn die Fällung in Folge von
^genügendem Zusatz von Bleich - Natron unvollständig war und
deshalb der Niederschlag nicht dunkel gefärbt ist, können auch die
Oxyde (NiO und CoO) mitgefallt worden sein; wenn aber die Flüssig-
to nach der Fällung deutlich nach Chlor riecht und der Nieder-
schlag kömig braunschwarz geworden ist, so hat man dies nicht zu
Gefurchten.
Das Kobaltesqui-Oxyd hat im Allgemeinen mit dem Nickel-
S«8quioxyd sehr viel Aehnliches; jedoch ist letzteres etwas leichter
i reducirbar. So lässt sich die Lösung des Kobaltsesquioxyds in
Essigsäure zum Sieden erhitzen, ohne bemerkenswerth (bei Licht-
Abfichluss) zersetzt zu werden, wogegen auch die schwächste Säure
eine energische Eeduction auf Nickelsesquioxyd ausübt. Noch viel
fttiffallender unterscheiden sich aber die beiden Sesquioxyde hin-
sichtlich ihres Verhaltens zu Aetzammoniak. Das Nickelsesquioxyd
^d hiervon schon in der Kälte in einigen Minuten vollständig
'^ucirt, die Kobalt Verbindung hingegen kann damit anhaltend
gekocht werden, ohne sich zu verändern, so dass im Filtrat keine
c*
H^il^ maassanalytischen Methoden.
w^.i X'ktw^N Ammonium oder Ferrid-Cyankalmm zu
•4i*AAi^»U(i|^ von warmem Ammoniak auf Nickelsesqui-
'* ^wli-V^ÄJi und NiO, welches letztere zum Theil sich
•^'vi vvUu»*i^(S^Hi Ammoniak mit grüner Farbe löst. Wenn
V*-sCv imhI Nickelsesqui-Oxyd mit verdünnter Ammoniak-
-iu SHsi^u whitzt und filtrirt, so enthält der Rückstand
Vv v,fc jUk (V*0', mit mehr oder weniger Nickeloxyd, aber
"HHiv v*Mi Ni^O^ gemengt. Die Trennung mit Ammoniak
-^N' vlui'vkwhxi« unvollständig, die Eeduction des Nickelsesqui-
\^'\ -^Iw MtiA^ Der erstere Umstand ist für die weitere Be-
isuui^jT i^lviohgiltig; übrigens werde ich zeigen, wie das Princip
*^ '*U4' tu^^lUchen Trennung sich benutzen lässt. Die Hauptsache
"». *lm*n vlvv mit Ammoniak behandelte Niederschlag der beiden
•»-^l»»»-^>\Yao keine Spur Ni^O» mehr enthält. In Folge dessen
Ww*.t. Hioh tUrin das Kobalt mittels gemessenem Eisenvitriol und
UU\'Kui\«}MUu^ des Ueberschusses mit Chamäleon genau bestimmen nach
\W\' kH^iohuug
^i^KoOSO») + Co203 + 3S08 = Fe^O^SSO^ + 2(CoOS03).
K« t^utHprechen also 56 Gewichts-Theile Eisen, welche als Oxydul
»•I Oxyd verwandelt wurden, zwei Aequivalenten oder 58,8 Grewichts-
IKwUmi metallischem Kobalt.
t*^lillt man nun in einer zweiten gleichen Portion der sauren
l'öuung von Kobalt und Nickel beide wiederum als Sesqui- Oxyde,
^»i'iugt diese, ohne mit Ammoniak zu kochen, in gemessene Eisen-
»•hU- Lösung und titrirt mit Chamäleon, so erfahrt man, wie leicht
:äu bt»greifen, aus der Differenz auch die Menge des Nickels.
Die in dieser Weise von mir ausgeführten Analysen gaben.
VN'io vorauszusehen war, gut übereinstimmende Zahlen, da die Me-^
thode keine Fehlerquellen enthält. Der Schwerpunkt derselben liegt
in der vollständigen Fällung und richtigen Behandlung mit Anmioniak.
Hierzu wende ich reines (von Empyreuma freies) Ammoniak (sp. G.
0,960) mit 3 Tlieilen destillirtem Wasser verdünnt, zu 30 bis 50 CC.
ftn und erwärme zum Sieden, worauf gleich filtrirt wird. Das Aus-
waschen sowohl der Sesqui -Oxyde als des mit Ammoniak behandelten
Xiederschlafrs nreschieht mit heissem Wasser. Die weitere Bestimmuni;
mit Eisenvitriol und Chamäleon erfolgt nach Art der in § 23 be-
schrif'])eiien Braunstein - üntersuchuntr.
Es versteht sich von selbst, dass man nicht unnöthig viel Eisen-
S/ih anwende, so wie auch, dass man d\e Se?.c\yuoy.yde , nachdem sie
Oxydimetrie. § 25. Chlorwasser- und Chlorkalk - Bestimmung, g5
Yom Filter gespült, nicht eher mit Schwefelsäure übergiesse, als bis
das Eisen -Salz zugefügt worden«
Die Methode ist bei Gegenwart vieler anderer Metall -Oxyde
anwendbar, insbesondere bei Anwesenheit von Zink, Eisen, Chrom,
Cadmium, Zinn, Aluminium und den Erd- Alkalien. Die übrigen
Metalle geben in alkalischer Lösung mit Bleich -Natron entweder
höhere Oxyde, oder sind, wie Kupfer, der Oxydation von Kobalt
und Nickel mehr oder weniger hinderlich, weshalb diese vorher zu
trennen sind. Mangan lässt sich nach der bekannten Methode durch
FaUnng mit Bleich -Natron aus essigsaurer Lösung vorher ent-
fernen und von Nickel, nicht aber von Kobalt trennen. Von letz-
terem wird es auf andere im zweiten Theile beschriebene Weise
geschieden.
Endlich will ich noch . beschreiben , wie sich nach dem Verfahren
auch Kobalt und Nickel ganz direct bestimmen lassen.
Man übersättigt mit Aetz-Kali und fügt zur Wiederauflösung
der gefällten Oxyde Cyankalium hinzu. Hierauf digerirt man kalt
mit Brom, wodurch nur Ni^O* und zwar ganz vollständig und kobalt-
frei gefallt wird, welches man, wie beschrieben, mit Eisenvitriol und
Chamäleon bestimmt.
Fällt man dann in einer zweiten Portion beide Sesquioxyde
(also ohne Zusatz von Cyankalium) und zersetzt das Ni^O* mit Am-
ii^oniak, so lässt sich dadurch auch das Kobalt direct bestimmen.
Keses directe Verfahren ist ganz besonders für eine genaue Nickel-
Bestimmung zu empfehlen.
§ 25.
Chlorwasser- und Chlorkalk-Bestimmung.
Freies Chlor, so wie die unterchlorigsauren Salze, welche bekannt-
lich durch Ansäuern mit Salzsäure Chlor entwickeln, können durch
"^e Oxydations-Fähigkeit auf Eisen-Chlorür oder -Vitriol, gerade
80 wie Braunstein bestimmt werden,' indem man sie auf die angesäuerte
^uctions-Flüssigkeit von bekanntem Eisen-Gehalt einwirken lässt
^d den Eisenoxydul- oder Chlorür-Ueberschuss durch Titriren mit
Chamäleon feststellt.
Hätte man Chloi*wasser zu bestimmen, so erklärt sich der Vorgang
döB Oxydations Processes des Eisen-Chlorürs nach folgender Gleichung:
2FeCl + Cl = Fe2Cl3,
^ hestimmen demnach zwei Aequivalente Eisen-Chlorür, welche oxy-
86 Erster Theil. Die maassaüalTtischen Methoden.
dirt wurden, ein Aequivalent Chlor, oder die Menge metaUischen
35 46
Eisens, welche von Chlorür in Chlorid überging, ist mit — iw~ =
56
0,633 zu multipliciren, um die des freien Chlors zu berechnen.
Hat man dagegen Chlorkalk auf die darin enthaltene unter-
chlorige Säure zu prüfen, so gilt für den Zersetzungs-Process mit
Eisen-Chlorür folgende Gleichung:
CaOClO + 2HC1 + 4FeCl = CaCl + 2H0 + 2(Fe2Cl»),
woraus hervorgeht, dass ein Aequivalent der im Chlorkalk enthaltenen
unterchlorigen Säure vier Aequivalenten Eisen-Chlorür oder metalli-
schem Eisen entspricht. Man hat deshalb nur nöthig, diejenige Menge
metallischen Eisens, welche durch den Chlorkalk zu Chlorid oxydirt
43,46
wurde, mit -3-7^ = 0)388 zu multipliciren, um die der unterchlorigen
Säure zu finden. Jedoch berechnet man in der Eegel die Wirkung
des Chlorkalks nach dem aus ihm durch Säuren frei werdenden Chlors,
so dass die vorhin erörterte Berechnungsweise für Chlorwasser auch
hier gelten kann.
Dieses oxydimetrische Verfahren, welches in saurer Lösung aus-
geführt wird, läuft demnach stets auf die Bestimmung freien Chlors
hinaus und ist deshalb auch für die chlorsauren Salze anwendbar.
Die chlorsauren Salze aber wirken nicht wie die unterchlorigsauren
bleichend auf Farbstoffe; und wenn es sich daher darum handelt, das
Bleich- Vermögen der unterchlorigsauren Salze bei Gegenwart chlor-
saurer zu ermitteln, so können wir von dieser Methode für genaue
Arbeiten keinen Gebrauch machen, sondern werden ein Verfahren
anwenden müssen, welches in alkalischer Lösung ausführbar und
für welches die Chlorsäure ohne Einfluss ist. Im dritten Theil wird
hieiniber bei den Bleich-Salzen ausführlicher die Eede sein.
Schliesslich sei bemerkt, dass für das hier beschriebene Verfahren
Eisen-Doppelsalz wegen seines auf Chlor einwirkenden Ammoniak-
Gehaltes nicht anwendbar ist.
«
§ 26.
Bestimninng der Chromsänre und ihrer Salze.
Wird Chromsäure oder ein chromsaures Salz mit Eisenvitriol im
IJeberschuss in schwefelsaurer Lösung zusammengebracht, so geht
folgender Process vor sich:
2CrO^+ 6(FeOS03) + 6S0^ = Cr^O^^^O^ + ^(¥^2o33S03);
Qxjdimetrie. § 27. Barjt-, Blei- und Wismuth-Bestimmimg. 87
€8 werden also sechs Aequivalente Eisen-Oxydul von zwei Aequivalen-
ten Ghromsäure in Oxyd verwandelt, oder es entsprechen drei Aequi-
yalente Eisenoxydul einem Aequivalent Chromsäure.
Um nun die Chromsäure in freiem Zustande oder in Salzen zu
bestimmen, verfahrt man wieder gerade so wie bei den vorigen Metho-
den; bemerkenswerth ist nur, dass die Endreaction bei der Titrirung
um 80 deutlicher auftritt, je stärker man mit Schwefelsäure (welche
die grüne Farbe des Chromoxyds verblasst) ansäuert. Multiplicirt
man die durch die Chromsäure höher oxydirte Menge metallischen
Eisens mit 0,596, so ergiebt das Product die Menge der Chromsäure.*)
Aus der Bestimmung der Chromsäure kann man die Menge des in
ihr enthaltenen Chromoxyds oder metallischen Chroms ebenfalls be-
rechnen, indem man die durch die Chromsäure oxydirte Menge me-
tallischen Eisens mit 0,458, um die des Chrom- Oxyds, und mit 0,3107
multiplicirt, um die des metallischen Chroms zu finden.
Es eignet sich somit die Bestimmung der Chromsäure zu der
aller Chrom- Verbindungen , sobald diese in Chromsäure übergeführt
worden sind, was durch Kochen der kaiischen Chromoxyd-Lösung mit
«twas Brom leicht geschehen kann.
§ 27.
Baryt-, Blei- und Wismuth-Bestimmung.
Diese drei Basen können durch chromsaures Kali vollständig als
«hromsaure Salze von constanter Zusammensetzung abgeschieden werden.
Bei der Fällung des Bleisalzes kann die Lösung neutral, oder besser
iiocb essigsauer sein, was durch Zusatz von essigsaurem Natron zu
*mer Salpetersäuren Blei-Lösung leicht zu erreichen ist. Auch kann
^ser saures, (doppelt-) chromsaures Kali als das gelbe, einfache Salz
als Fällungs-Mittel benutzt werden, da ersteres leichter rein zu be-
schaffen ist.**)
*) Es ist bemerkenswerth, dass Chromsäure aus saurer Lösung am
testen durch essigsaures Bleioxyd, aus alkalischer durch Chlor-Bary um voll-
ständig ausgeschieden werden kann, und beide Chromate zur Bestimmimg
^er Cliromsäure nach dem in Rede stehenden Verfahren sehr geeignet sind.
1di nächsten Paragraph wird dies ausführlicher beschrieben werden.
**) Nebenbei zeigen die modernen Formeln der beiden Kali-Chromate
^echt deutlich, wohin die Hypothese vom extra radikalen Sauerstoff führt.
^Änach hat dieselbe Chromsäure zweierlei Zusammensetzung!
'^tnlicli 6r84 und Gt^B^ entsprechend den Salzen: K,6r04 und E^^r^Oj.
gg Erster Thcil. Die maassanalytische;! Methoden.
Der Niederschlag hat dann die Formel PbOCrO^. Zersetzt mao
denselben mit stark angesäuerter gemessener Eisenvitriol- oder noch
besser Eisenchlorür-Lösung von bekanntem Gehalt, und bestimmt den
Oxydul-Ueberschuss durch Chamäleon, so erfährt man die Menge des
höher oxydirten Eisens, und durch Multiplication derselben mit 1,23&
die des Bleies.
In ganz ähnlicher Weise kann Wismuth bestimmt werden. Man
versetzt die saure Lösung erst ganz allmählich mit so viel kohlen^
saurem Natron, bis sie eben anfangt sich zu trüben, giebt dann noch
ein paar Tropfen Salpetersäure hinzu, so dass sie wieder klar wird^
und übersättigt sie darauf mit doppelt chromsaurem Kali. Man kocht
nun so lange, bis der Niederschlag orangeroth und dicht geworden
ist. Alsdann hat er die Formel Bi0^2CrO^ und kann nach dem Aus-
waschen ebenso wie das Blei-Chromat mit Eisenchlorür zersetzt und
in gleicher Weise bestimmt werden. Je ein Gewichts-Theil höher
oxydirten Eisens entspricht dann (merkwürdiger Weise wie beim Blei)
1,238 Gewichts-Theilen metallischen Wismuths.
Der chromsaure Baryt ist in ammoniakalischem Wasser ebenso
unlöslich, wie der schwefelsaure; wenigstens giebt Schwefelsäure, zum
Filtrat eines mit chromsaurem Kali gefällten Baryt-Salzes hinzugefägty
keine Trübung. Die Fällung muss aber in ammoniakalischer Lösung
stattfinden. Ammon-Salze , auch in ziemlich bedeutenden MengeUr
beeinträchtigen die vollständige Fällung nicht im Mindesten. Zur
Fällung des chrorasauren Baryts muss man daher folgendermaasseiv
verfahren.
Zunächst übersättigt man, die Barytsalz-Lösung mit Aetzammon^
wobei kein Niederschlag entstehen darf, wenn das Ammon kohlen-
säurefrei war. Darauf wird eine Lösung von saurem chromsauren
Kali (welches angesäuert mit Chlor-Baryum keinen Niederschlag geben,
also keine Schwefelsäure enthalten darf) mit Aetzammon übersättigt^
so dass die Flüssigkeit nach Ammon riecht und zu der heissen am-
moniakalischen Baryt Lösung hinzugefügt. Der Niederschlag von chrom-
saurem Baryt wird nach dem Absetzen abfiltrirt und mit heissem
Wasser so lange ausgewaschen, bis das Ablaufende essigsaure Blei-
Lösung nicht mehr trübt Der chromsaure Baryt wird dann wie die
anderen beschriebenen Chromate mit Eisenvitriol zersetzt (wobei der
sich bildende schwefelsaure Baryt nicht erst abfiltrirt zu werden braucht)
und analog bestimmt. Da er die Formel BaOCrO^ hat, so entspricht
ein Gewichts-Theil höher oxydirten metallischen Eisens 0,9107 Ge-
wichtS'Theilen BaO.
I
Oxydimetrie. § 28. BeBtiinmung der Ferro- und Femdcyan-VerbinduDgen. 89
Diese Baryt-Bstimmung kann auch mitVortheil zu seiner Trennung
von Strontian und Kalk benutzt werden , indem diese Basen, nament-
lich bei Gegenwart von Salmiak und bei gewöhnlicher Tempe-
ratur, mit chromsaurem Kali auch nach langem Stehen keine Spur
von Niederschlag erzeugen.
§ 28.
Bestimmung der Ferro- und Ferridcyan-Terbindangen.
Auf die Thatsache, dass Chamäleon die löslichen Ferrocyan-
Metalle in Ferridcyan-Verbindungen in saurer Lösung umwandelt, hat
de Haen die Bestimmung dieser Körper gegründet. Die zu unter-
suchende Ferrocyan- Verbindung, beispielsweise Ferrocyan-Kalium, wird
gewogen und in destillirtem Wasser gelöst, so dass etwa 0,1 Grm.
des Salzes auf 100 CC. Wasser kommt. Darauf wird mit Salzsäure
stark angesäuert und mit Chamäleon titrirt. Da die Farben-Erschei-
nung, welche bei Beendigung der Titrirung eintritt, hier nur schwierig
20 erkennen ist, so ist es besser, dieselbe unberücksichtigt zu lassen,
'üngegen zeitweise eine Probe mit einem Gfasstube aus der Flüssig-
keit herauszunehmen und diese mit einem Tropfen einer Eisenchlorid-
Lösung auf einer weissen Porzellan-Platte zusammenzubringen. Sobald
hierdurch keine Blaufärbung mehr stattfindet, wird die Titrirung als
^©endigt angesehen. Was die Berechnung der titrirten Menge Ferro-
cyan betriflFt, so ist es hier am besten, die Chamäleon-Lösung mit
^iner Auflösung von gewogenem reinen krystallisirten Ferrocyan-Kalium
(2KCy, FeCy -j- 3aq) zu vergleichen und nach dem so gefundenen Titer
^lie Bestimmung von Ferrocyan-Verbindungen vorzunehmen.
Um Ferridcyan in Lösungen zu bestimmen, muss dasselbe erst
ZvL Ferrocyan reducirt werden. Dies geschieht am besten durch Kochen
der mit überschüssigem Kali und Eisenvitriol versetzten Lösung. Der
hierbei entstehende Niederschlag wird abfiltrirt und im angesäuerten
Filtrat, wie angegeben, die Menge des Ferrocyan-Kaliums (2KCyFeCy)
bestimmt. Multiplicirt man letztere mit 0,893, so erhält man die ent-
sprechende Quantität Ferridcyan-Kalium (SKCy-fFe^Cy^).*)
*) Der Uebergang des Ferrocyan-Kaliums in Ferridcyan-Kalium oder
richtiger, der Ferrocyan- Wasserstoffsäure in Ferridcyan- Wasserstoffsäure durch
den Sauerstoff der Uebermangansäure ist einfach so zu denken: Fe-Cy*H*
-1-0 = Fe'Cy«H3 4- HO. Da nun die Verbindung Fe-Cy«H* zwei Aequiva-
lenten Ferrocyan-Kalium 2(2KCyFeCy) entspricht, so bestimmen auch je zwei
AeqvdvaJeDte Ferrocyan-Ksiliuin ein Aequivalent Femdc,y«Äi-"^?öi\xsö..
90 Erster Theil. Die maAssanaiytischen Methoden.
Sind in einer Lösung sowohl Ferrocyan- als Ferridcjan-Kalium
enthalten, so hestimmt man zuerst alles Ferrocyan-Kalium in einei
Portion, reducirt dann in einer zweiten das Ferridcyan, wie vorher
angegeben, und ermittelt die Gesammtmenge des so erhaltenen Ferro-
cyan-Kaliums. Durch Abzug des ersteren Resultates von dem letzteren
erhält man diejenige Menge Ferrocyan-Kalium, welche als Ferridcyan-
Verbindung in Lösung war, und kann aus dieser die Quantität des
letzteren berechnen.
Enthält die Lösung Ehodan (wie dies beim käuflichen Blutlaugen-
Salz zuweilen der Fall ist), so fallt man aus derselben nach Erlenmeyer
zuerst mittelst Eisen-Chlorid alles Ferrocyan aus, filtrirt und kocht
den gut ausgewaschenen Niederschlag mit Kalilauge. Darauf wird
das dadurch abgeschiedene Eisen-Oxyd abfiltrirt und im Filtrat die
Menge des Ferrocyans, wie angegeben, bestimmt.
Soll unter solchen Umständen die in der Lösung enthaltene Menge
Ferridcyan-Kaliums bestimmt werden, so müssen zwei Analysen vor-
genommen werden. Li der einen bestimmt man das Ferrocyan wie
vorher; mit der anderen verfährt man folgendermaassen: Man kocht
die zu untersuchende Losung mit Kali-Lauge und Quecksilber- Oxyd,
auf diese Weise wird sämmtliches Eisen aus der Cyan- Verbindung'
als Eisen-Oxyd gefällt. Dieses wird abfiltrirt und in Salzsäure gelöst,
das Quecksilber aus der Lösung mit Schwefel- Wasserstoff gefällt und
hierauf nach dem Abfiltriren des Schwefel- Quecksilbers die Flüssig-
keit so lange gekocht, bis aller Schwefel- Wasserstoff verjagt ist. Man
reducirt dadurch zugleich das in der Lösung enthaltene Eisenoxyd
zu Oxydul und bestimmt durch Chamäleon-Titrirung die Menge des
metallischen Eisens. Zieht man von dieser diejenige Quantität metal-
lischen Eisens ab, welche als Ferrocyan- Verbindung gefunden wurde,
so ergiebt der Eest die als Ferridcyan in der Lösung gewesene
Eisen-Menge.
§ 29.
Zinn-Bestimmung.
Das Zinn kann ebenfalls durch Chamäleon-Titrirung bestimuii*
werden, wenn man dasselbe in Chlorür überführt, dieses mit Eiseö*
chlorid-Lösung digerirt und die Menge des dadurch entstandea®'^
Eisen-Chlorürs ermittelt. Der Process der Zersetzung von Eisen-Chloi^*
durch Zinn-Chlorür ist folgender:
SnCl + Fe^CP = SnCl^ + 2FeCl.
Ozydimetrie. § 30. Bestmg. v. Zink, Cadmium, Zinn u. Schwefel- Alkalien. 91
Hiernach berechnet sich die Menge des metallischen Zinns aus
der durch Ghamäleon-Titrirung bestimmten Eisen-Quantität nach der
Grleichung:
Zinn = 1,05357 X metallischem Eisen,
oder jeder CG. ^/jq Chamäleon entspricht 5,9 Mgr. metallischem Zinn.
Um Zinnoxyd- Verbindungen zu bestimmen, reducirt man dieselben
durch metallisches, eisenfreies Zink in salzsaurer Lösung unter Kohlen-
sanre-Strom zu Oxydul. Sobald alles Zink und Zinn gelöst sind, fügt
man Eisen-Chlorid hinzu und verfährt dann wie vorher.
Bei Gj-emengen von Zinnoxydul- und Zinnoxyd-Salzen bestimmt
man die Quantität beider analog den Eisen- Verbindungen (vgl. § 19).
§ 30.
Bestimmung yon Zink, Cadminm, Zinn und den Schwefel-
Alkalien.
Einige durch Einleiten von Schwefel- WasserstoflF oder durch Fäl-
lung mit Schwefel-Ammonium erhaltene Niederschläge von Schwefel-
Hetallen besitzen die Eigenthümlichkeit, sich mit schwefelsaurem
Eisen- Oxyd oder -Chlorid so zu zersetzen, dass ein dem Schwefel-
Gehalt entsprechendes Aequivalent Eisen - Oxyd oder -Chlorid in
Oxydul oder Chlorür übergeht, und das Metall selbst hierbei unter
ganzlicher Abscheidung seines Schwefels in Lösung kommt. Da
nun von der so vollständigen Fällung der Metalle als Sulfide bei
vielen Trennungen und Bestimmungen Gebrauch gemacht wird, so
^ diese Methode einer ziemlich bedeutenden Anwendbarkeit fähig,
^d ersetzt zum Theü auch die weit "• ungenaueren Fällungs- Analysen
Jöit Schwefelnatrium -Titrirung.
Das Verfahren lässt sich nach meinen Beobachtungen am besten
*^ Zink, Cadmium, Zinn, Mangan und Eisen anwenden. Da
jedoch für die beiden letztgenannten Metalle andere sehr bequeme
Methoden zu Q-ebote stehen, so empfehle ich es nur für die in der
üeberschriffc bezeichneten Metalle und die Schwefel - Alkalien.
Zur- Bestimmung des Zinks scheidet man dasselbe durch Ein-
leiten von SchwefelwasserstoflF in die essigsaure Lösung als Sulfid
**>) bringt dasselbe in eine Lösung von schwefelsaurem Eisen-Oxyd
^d bestimmt, sobald alles Zink gelöst, aller Schwefel abgeschieden,
^e Menge des gebildeten Eisen -Oxyduls durch Chamäleon.
Da die Zersetzung nach der Gleichung
Fe^O^aSO^ + ZnS = ZnOSO^ + 2FeOS03 + S
^^ m
92 Erster TheiL Die maassanalytischen Methoden.
vor sich geht, so bestimmen je 56 Theile Eisen, welche durch Cha-
mäleon nachgewiesen werden, 32 Theile metallisches Zink.
Ebenso kann das Cadmium abgeschieden und durch Eisenchloiid
bestimmt werden, wobei dann je 56 Theile Eisen 56 Theilen Cad-
mium, also jeder Theil Eisen 1 Gewichts-Theil Cadmium entsprechen.
In dieser Beziehung muss ich jedoch auf eine vorzügliche Arbeit
von Follenius (Beiträge zur Kenntniss des Cadmiums, Zeitschrift
für analytische Chemie 13. Jahrg. Heft 3 und 4) au^erksam machen,
welcher die Bedingungen bei der Fällung des Schwefel- Cadmium»
sehr genau studirt hat. Es geht daraus das Resultat hervor, das»
Schwefel-Cadmium aus saurer Lösung gefallt, stets kleine Antheile
von Cadmium-Salz (etwa 2 — 4^/^ von der gesammten Cadmium-Menge)
niederreisst , die dem Niederschlage auf keine Weise entzogen werden
können. In alkalischer Lösung gefälltes Schwefel-Cadmium theilt
diese Eigenschaft nicht; jedoch ist es sehr schwierig zu filtriren.
Am besten gelingt die Fällung des Schwefel-Cadmiums aus schwefel-
saurer heisser Lösung und ist selbst dann vollständig, wenn die
Flüssigkeit 30 Volumen Procente freier Schwefelsäure vom speci-
fischen Gewichte 1,19 enthielt. Dagegen ist die Grenze der voll-
ständigen FäUung des Schwefel-Cadmiums aus salzsaurer LösungT
schon bei 5^/q einer Salzsäure von 1,11 specifischem Gewicht in der
Wärme, und bei 14^/q Gehalt in der Kälte eingetreten.
Das Zinn muss als Sulfid SnS^ abgeschieden werden. Zu
diesem Zweck versetzt man, wenn Zinn-Chlorür vorhanden ist, die
saure Lösung mit etwas Chlor -Wasser oder ein paar Kömchen
chlorsaurem Kali, so dass alles Zinn in Chlorid übergeht. Hierauf
kann man durch etwas Oxalsäure erst alles freie Chlor in Chlor-
Wasserstoff überführen und dann durch Einleiten von Schwefel-
Wasserstoff alles Zinn als Sulfid ausfällen. Das gefällte Schwefel-
Zinn wird darauf in Eisenchlorür- Lösung gebracht und durch Kochen
aufgelöst. Man kann hierbei noch mit Salzsäure ziemlich stark an-
säuern. Die gebildete Eisenchlorür-Lösung wird dann unter den in
§ 19 angegebenen Cautelen titrirt und dadurch die Zinn -Menge
nach der Gleichung
2Fe2Cl3 + SnS2 = SnCl^ + 4FeCl + 2S woraus Sn = Fe X 0,527
berechnet.
Die Schwefel-Alkalien Hessen sich eigentlich auch direct
in «aurer Lösung mit Eisen -Oxyd -Sulfat bestimmen; da sie jedoch
fast immer kleine Mengen von den niederen Oxydations- Stufen des
Schwefels enthalten ^ welche von Eisenoxyd-^sAzeu tqä\\x odftY weniger
Oxydimetrie. § 31. Ozydimetrische Bestunmung einiger seltener Stoffe. 93
oxydirt werden, so würde diese Methode zu Fehlem Veranlassung
geben. Man fallt daher den Schwefel aus den Schwefel - Alkalien
erat durch Zusatz von Zink- Vitriol (oder noch besser mit Cad-
mimn- Vitriol) aus. Der Niederschlag von Schwefel -Zink oder -Cad-
mium ist noch mit freiem Schwefel gemengt, wenn mehrfach Schwefel
Alkalien (Schwefel -Lebern) zur Untersuchung vorlagen. Löst man
ihn dann in Eisen -Chlorid und titrirt das entstandene Eisen- Chlorür,
so bestimi^it man damit bei einfach Schwefel-Alkalien oder Schwefel-
Wasserstoff Schwefel-Alkalien, nicht aber bei Poly-Sulfiireten sämmt-
lichen Schwefel.
Hierauf kommen wir im dritten Theüe bei den Schwefel-Lebern
Äoch näher zurück.
Die bei diesen Methoden erforderliche schwefelsaure Eisen-
oiyd-, als auch Chlorid-Lösung muss ziemlich concentrirt (etwa 1 : 10)
und angesäuert sein. Auch darf sie weder Salpetersäure, noch freies
Chlor enthalten.
§31.
Oxydimetrische Bestimmung einiger seltener Stoffe.
Salpetrige Säure, Titansäure, Molybdänsäure, Wasserstoff-
superoxyd.
Die salpetrige Säure lässt sich in sehr verdünnter, angesäuerter
Lösung durch Chamäleon direct titriren*), wobei sie von letzterem
2U Salpetersäure oxydirt wird nach der Gleichung;
5N03 + 2Mn207 = 2(MnON05) + 3N0^
Es nimmt daher ein Aequivalent NO^ doppelt so viel Sauerstoff von der
üebermangansäure auf, als ein Aequivalent Oxalsäure oder zwei Aequi-
valente Eisen -Oxydul; mithin entsprechen vier Aequivalente oder
112 Gewichts-Theile Eisen einem Aequivalent oder 38 Gewichts-Theilen
^0^ Titrirte man daher mit ^/jq'- Normal -Chamäleon, so entspricht
jeder CC. ^^"^^'^ = 1,9 Mgr. oder ^-/^^ Aequivalent NO».
Titansäure und Molybdänsäure lassen sich in salzsaurer
I^Ösnng ohne Fällung durch Zink reduciren, wobei TiCl und MoCl
gebildet werden. Behandelt man dann diese gefärbten Lösungen mit
Chamäleon, so werden sie allmählich farblos und endlich tritt die
*Ärbe des Chamäleons auf.
*) Bei Gregenwart anderer Chamäleon entfärbender Substanzen kann die sal-
P®^^ Säure imter Zusatzvon Schwefelsäure abdestillirt werden. Dieses Vcr-
^*bren ist besonders bei der Salpeter Bestimmung in Trinkwässern gebräuchlich.
94 Erster Theil. Die maassanalTtificlien Methoden.
Die Methoden sind nicht ganz genau, weil man bei der bei
Lnft-Abschluss erfolgenden Eeduction kein genaues Erkennungs-
Zeichen besitzt, ob diese Reduction vollendet ist oder nicht. Ueber-
dies ist man leicht im Stande, wenn einmal eine von den anderen
Schwer-Metallen freie Lösung dieser Körper (z. B. als Alkali -Salze)
vorliegt, sie mit essigsaurem Bleioxyd auszufällen und in dem
Blei- Niederschlage, nachdem er geglüht und gewogen ist, den Blei-
Grehalt festzustellen und durch Abzug desselben vom Q^sammt-ße-
wicht den der Titan- oder Molybdänsäure zu erfahren. Molybdän-
saures Ammon kann direct mit Bleioxyd geglüht und die Säure aus
der Gewichts Zunahme berechnet werden.
Schliesslich sei auch noch die eigenthümliche, ja beinahe ein-
zige Bestimmungsweise des Wasserstoff-Superoxyds (nicht zu
verwechseln mit Ozon -Wasser, welches beiläufig noch nicht Vioooo
Ozon enthält) hier beschrieben.
Dieser Körper giebt in saurer Lösung mit Chamäleon sein
zweites Atom Sauerstoff ab, entreisst aber ebensoviel Sauerstoff auch
der Uebermangansäure nach der Gleichung
5H02 + Mn^O^ + 2S03 = 2(MnOS03) + 5H0 + 10 0.
Es entspricht also jedes Aequivalent Uebermangansäure fünf Aequi-
valenten HO^ oder 1 CG. Yio"^^^^*^"^^*^^^®®^» welcher 5,6 Mgr.
Eisen von Oxydul in Oxyd verwandelt, zersetzt Yio Aequivalent
oder 1,7 Mgr. HO^. Die Titrirung muss in massig mit Schwefel-
säure angesäuerter Lösung bei gewöhnlicher Temperatur erfolgeJ^
und ist ganz genau.
B. lodometrie.
Die iodometrischen Methoden, welche ebenfalls zu den Oxy-
dations- und Reductions- Analysen gehören, beruhen auf der oxy-
direnden Wirkung, welche freies lod auf manche Stoffe ausübt.
Dieses Oxydations- Vermögen ist bei weitem geringer, als das von
Uebermangansäure oder freiem Chlor. So wird z. B. eine Eisen-
vitriol-Lösung durch lod nicht höher oxydirt, ja im Gegentheile
Eisen -Chlorid scheidet aus lod -Kalium freies lod ab und wird zu
Chlorür reducirt. Ich will jedocbi beWäu^g erwa\me\i, dasa diese
lodometrie. 95
Eeactionen nur für die EiBensalze der starken Mineralsäuren gelten,
wogegen z. B. essigsanres Eisen -Oxydul durch lod höher oxydirt
wird, ein umstand, der bisher weniger beachtet wurde, als er es
vielleicht verdient.
Da mm freies lod maassanalytisch sehr genau bestimmt werden
kann, und eine grosse Anzahl Substanzen, wie Bunsen zuerst
nachwies, lod binden oder gebundenes ausscheiden, so sind die
iodometrischen Methoden für die Maassanalyse yon der grössten
Bedeutung; um so mehr, als es durch dieselben gelungen ist, auch
solche Körper quantitativ zu bestimmen, deren Ermittelung auf
gewichtsanalytischem Wege nicht nur mit sehr grossen Schwierig-
keiten verbunden ist, sondern bei äenen auch durch die Anwendung
der lodometrie bei Weitem genauere Resultate als durch Gewichts-
Analyse erreicht werden. Dies gilt besonders für Seh wefel - Wasser-
stoff, schweflige und imterschweflige Säure.
Kommt freies lod in einer Lösung mit unterschwefligsaurem
Salz in Berührung, so bildet sich tetrathionsaures Salz und lod-
^etall nach der Gleichung:
2(NaOS202) + 1 = NaOS^O^ + NaI
Unter denselben Umständen oxydirt lod schweflige Säure zu
Schwefelsäure; ist aber die Lösung der schwefligen Säure concentrirt,
so bleibt diese grösstentheils unverändert. Erstere Reaction tritt da-
gegen inmier ein, wenn die wässrige Lösung nicht mehr als 0,04
^is 0,05 Gewichts-Procente an schwefliger Säure enthält. (Bunsen.)
l^er Vorgang hierbei ist folgender:
S02 + 2H0 + 1 = H0S03 + HI.
Wie Mohr nachgewiesen hat, kann jedoch schweflige Säure
*^ch in concentrirten Lösungen iodometrisch genau ermittelt werden,
^önn man dieselben mit kohlensaurem Natron übersättigt. Noch
8'^eigneter hierzu fand ich Borax, bei welchem das Aufbrausen (wobei
^^icht ein Verlust an schwefliger Säure eintritt) vermieden wird.
Die Wirkung des freien lods auf Schwefel - Wasserstoff geht
^^ch folgender Gleichung vor sich
HS + I = HH-S.
^ wird also unter lodwasserstoff-Bildung in der Flüssigkeit Schwefel
^tgeschieden. Auch hierbei gelingt die Titrirung besser, wenn die
^iitstehende lod -Wasserstoffsäure gleich gebunden wird,^ was man
dadurch erzielt, dass man dem Schwefel-Wasserstoff- Wasser ein wenig
essigsaure Natron -Lösung zusetzt.
Da alle diejenigen Substanzen, welche in saurer Flüssigkeit
«pMv^v ^l^»'^- ^^ mamBaimlytiaclien Medioden.
.^,^1 >^l^ v^yinUwn (MnO^ CrO', CIO etc.) auch unter sol-
''^"' ^Y^,vii »»*** I^hI- Kalium lod frei machen, so lassen sicli
^ \ Ti lAr hWW^Ä^**^***^ oxydimetrischen Methoden auch iodo-
lY i>fMfi»«fc^^* aher, mit welcher die Chamäleon- Titrirmigen
h-.r. \ ^T+?t jB^bwi ihnen entschieden überall da, wo sie ebenso
ir?i»«KS lSv*v^Uatt» als die parallelen iodometrischen Methoden
,^.^ lv^4l«>iH^n den Vorzug; und deshalb will ich in Folgen-
UiuvM^M*»»^ iodometrischen Verfahren beschreiben, für welche
\iv4 ^feM>h \iuter den betreffenden Umständen minder zuverlässige
*Skv uuNV^Kv» vorhanden sind.
§32.
ifMi^iiW^lmiK und Normirung der ffir die lodometrie er-
forderlichen Flässigkeiten.
b\iv di« Ausführung der iodometrischen Methoden bedarf man
Hil^outUn* Titer- Flüssigkeiten :
i) «.^iuoi* lodlösung von bekanntem lod -Gehalt (am besten
Zoliiitol-Xormallösung). Man bereitet diese durch Auflösen
viin 12,7 Gramm reinen, trockenen*) lods und Zusatz von
*J() — 30 Gramm lod-Kalium in 1000 CC. destillirten Wassers.
DiiH lod-Kalium muss frei von iodsaurem Kali sein, was da-
durch ermittelt wird, dass man eine Probe desselben mit etwas
Stärke -Lösung und einigen Tropfen Salzsäure versetzt, wobei
keine Blaufärbung von lodstärke eintreten darf.
•J) «riner titrirten Lösung von unterschwefligsaurem Na-
tron.**) Zur Darstellung derselben werden 24,8 Grm. reines,
gut krystallisirtes unterscbwefligsaures Natron in einem Liter
destillirten Wasser unter Zusatz von zwei Grm. kohlensaurem
Ammon gelöst.
3) einer Stärke-Lösung. Man rühre zur Bereitung derselben
reines Stärkemehl allmählich mit seinem hundertfachen Gewichte
destillirten Wassers an und erhitze bei fortwährendem Um-
rühren zum Kochen. Nach dem Erkalten wird die Flüssig-
keit, welche fast klar, und frei von Klümpchen sein muss,
'"') Das durch wiederholte Sublimation mit lod-Kalium gereinigte lod
wird hierzu ii])er Schwefelsäure im Exsiccator 1—2 Stunden lang getrocknet.
'^'^) Statt dieser kann man auch eine wässrige Lösung von schwefliger
Säure benutzen , jedoch darf letztere nicht mehr als 0,04 Gewichts-Procente
6'0- cnthnlten, und muss tiiglich auf ibron TWftY ^vi^tü^ w^ixd^vi.
lodometric. § 32. Darstell, u. Norminmg d. für d. lodom. erford. Flüssigk. 97
abgegossen. Diese Stärke - Lösung ist an sich nicht lange
haltbar, wird es aber, wenn man ihr ein paar Tropfen alko-
holische Salicylsäure- Lösung zusetzt. Uebrigens ist sie stets
sehr schnell herzustellen , so dass ich diese einfache Bereitungs-
weise der unbequem darzustellenden löslichen Stärke -Pasta
stets vorziehe, wenn es sich nicht um viele tägliche iodometri-
sche Untersuchungen handelt.
Soll die lod- Lösung als ürflüssigkeit für die lodometrie die-
nen, so ist es nöthig, dieselbe möglichst genau anzufertigen, um
danach die nnterschwefligsaure Natron -Lösung richtig einstellen zu
können. Zur Normirung der unterschwefligsauren Natron- Lösung
bringe man 10 CC. derselben in ein Becherglas, setze ein wenig
Stärke -Lösung und dann aus einer in Zehntel -Gubikcentimeter ge-
theilten Ausguss -Bürette so lange Zehntel -lodlösung hinzu, bis die
Bläuung nicht mehr verschwindet; man liest hierauf den Flüssigkeits-
Stand in der Bürette ab, und berechnet aus der verbrauchten lod-
Menge die in 10 CC. der angewandten unterschwefligsauren Natron-
Losung enthaltene unterschweflige Säure. Dann stellt man die be-
reitete nnterschwefligsaure Flüssigkeit so nach der ^ I^Q-l^ormal-Iod-
lösung ein, dass genau jeder Cubikcentimeter der ersteren einem
Gubikcentimeter der letzteren entspricht.
Die Beaction des freien lods auf Stärke, d. h. die Bildung
intensiv blauer lodstärke, ist eine der empfindlichsten, welche die
analytische Chemie aufzuweisen hat. Dieselbe tritt sowohl in sauren
^ auch in mit kohlensauren Alkalien übersättigten Lösungen auf,
^öd ist in sauren Flüssigkeiten um so empfindlicher, je weniger
concentrirt die Säure und je niedriger die Temperatur ist, bei
welcher sie entstehen soll. Alle diejenigen Stoffe, welche freies lod
binden, besonders die schwefligsauren und unterschwefligsauren Salze,
^tfärben augenblicklich die lodstärke, respective verhindern ihre
Bildung so lange, bis ein, wenn auch äusserst geringer Ueberschuss
^ freiem lod in der Flüssigkeit enthalten ist. Ein bedeutender
ueberschuss an lod verändert ebenfalls die lodstärke und ertheilt
^ ein violettrothes Ansehen, welches aber wieder in das charakte-
nstifiche intensive Blau übergeht, sobald man den grössten Theil des
lod-Ueberschusses durch unterschwefligsaures Natron oder andere
•ßeductions- Mittel gebunden hat.
Man ersieht, dass bei dieser Art, die Titer -Flüssigkeiten zu
^ormiren, Alles von der Eeinheit des abzuwägenden lods abhängt,
-^un ist aber lod nicht blos hygroskopisch, sondern auch bei
Fleiseher, Titrir-Methode. S. Aufl. 7
9^ Erster Theil. Die maassanalytischen^ Methoden. .
^ewühuiiüher Temperatur nicht unflüchtig und selten ganz chlor- oder
broiiifrei. Alle diese üebelstände vereinigen sich, um ein genaues
Abwägen des lods zu erschweren.
Seitdem aber die Darstellung von unterschwefligsaurem Natron
in grossen Massen für photographische und andere Zwecke begonnen
hat, ist es nicht schwer, dieses Salz in einer Eeinheit zu erlangen^
welche nichts zu wünschen übrig lässt und es zur Titer -Substanz
vollständig geeignet macht. Ich habe wiederholt unterschwefliges
Natron erlangt, welches keine Spur schwefliger Säure enthielt und.
so rein und unverwittert war, dass genau 2,48 Grm. desselben
1,27 Grm. lod entsprachen. Es giebt in der That nur wenige
mit Krystallwasser krystallisirende Salze, die so rein als das Natron-
liyposulfit dargestellt werden können. Da dasselbe nicht verwittert,
unflüchtig ist und bei gleicher Eeinheit ein fast doppelt so hohes
Atomgewicht als lod besitzt, so ist es zur Titer -Substanz für die
lodometrie in hohem Grunde geeignet.
Enthielte ein unterschwefligsaures Natron auch Spuren von
schwefliger Säure, was sich dadurch zu erkennen giebt, dass die mit
Chlorbaryum versetzte Lösung desselben nach Zusatz von lod-Lösung
getrübt wird, so werden dadurch die analytischen Resultate, welche
durch Anwendung solcher Hyposulfit-Lösung gewonnen werden, kauiD
merklich verändert. Nichtsdestoweniger ist es unschwer, ein von
schwefliger Säure fast absolut freies Salz zu erlangen.
Das unterschwefligsaure Natron hat bekanntlich als krystallisirtes
Salz die Formel NaOS^O^+öaq. Sein doppeltes Atomgewicht is*
also 248. Man hat daher 24,8 Grm. dieses Salzes zur Darstellung
eines Liters ^/j^-Normal-Hyposulfitlösung nöthig und jeder CC. dieser
Lösung bindet ^/^q Atom lod in Milligrammen, also 12,7 Milli-
gramm freies lod.
Die Lösung von unterschwefligsaurem Natron hält sich sehr
gut, wenn sie bei Licht -Abschluss aufbewahrt wird. Man stellt sie
daher am besten unter ein Pappfutteral oder wähle eine Flasche
von dunklem Glase zur Aufbewahrung der Lösung. Auch das zur
Titerstellung dienende krystallisirte Salz kann man zweckmässig in
einer Porzellankrause mit verschliessbarem Korkdeckel aufbewahren.
Die lod -Lösung wird selbstverständlich nach der Hyposulfit-
lösung so eingestellt, dass sich gleiche Maasse entsprechen.
Etwa alle Monate thut man gut, beide Flüssigkeiten zu con-
troliren. Man löst zu diesem Zwecke 1,240 Grm. Hyposulfit in
50 oder 100 CG. destillirten Wassers auf, s^tzt ^twas Stärke-Lösung
lodometrie. § 38. Die iodometrischen Verfahren im Allgemeinen. 99
hinzu und titrirt mit der in einer Ausguss-Bürette befindlichen lod-
Losung bis zur Blaufärbung. War die lod- Lösung richtig, so
müssen dazu genau 50 CG. verbraucht werden. Indem man anderer-
seits die alte unterschwefligsaure Natron -Lösung mit der geprüften
lod-Lösung vergleicht, kann auch ihr Titer festgestellt werden. Es
ist bemerkenswerth, dass die Hyposulfit-Lösungen aus allen Büretten
titrirt werden können, wogegen zur Aufnahme von lod -Lösung nur
die Ausguss- Büretten geeignet sind, wie überhaupt lod -Lösung nur
in Grefassen mit Glasstöpseln aufbewahrt werden darf.
Für manche Zwecke, ;namentlich bei der Untersuchung des
Gehaltes von Schwefelwasserstoff, schwefliger Säure etc. in Mineral-
wassem, bei denen sehr kleine Mengen dieser Körper zu bestimmen
sind, bedient man sich der Hundertstel lod- und ^/g^ - Hyposulfit-
Losung, welche selbstverständlich durch Verdünnung mit dem neun-
fechen Volumen Wasser aus den Yio' resp. .^/j^-Normal-Lösungen dar-
gestellt werden.
§33.
Die iodometrischen Verfahren im Allgemeinen.
yBei den maassanalytischen Bestimmungen durch lodometrie kommt
68 darauf an, die lod -Menge, welche durch den zu bestimmenden
Korper in Freiheit gesetzt oder gebunden wird, festzustellen. Zu
diesem Zweck wird die zu untersuchende Flüssigkeit, welche freies
lod enthält, mit Stärke versetzt und so lange Yio'^^^^^^^l'^^^^^schweflig-
Banres Natron hinzutitrirt , bis die Flüssigkeit ganz farblos ist. Die
verbrauchte Menge desselben giebt dann die des freien lods, respective
^es zu bestimmenden Körpers an.
Man kann jedoch auch hier analog den Eest - Methoden der
, ^alimetrie verfahren, indem man einen TJeberschuss an unter-
schwefligsaurem Alkali zusetzt und diesen durch eine zweite Titrirung
öiittelst lod -Lösung bestimmt. Sobald alles überschüssige unter-
^wefligsaure Salz durch lod -Lösung oxydii-t ist, wird durch einen
öeuen Tropfen derselben die Blaufärbung der stärkehaltigen Flüssig-
keit wieder hervorgerufen. Das Erscheinen einer Farbe ist aber in
^6r Regel besser als das vollständige Verschwinden derselben zu er-
nennen, und darum diese Rest-Bestimmung meist vorzuziehen.
Da ätzende und einfach kohlensaure Alkalien ebenfalls freies lod
"inden, so muss bei solchen iodometrischen Bestimmungen, welche in
»Ikaliflcher Lösung zu erfolgen haben, stets das doppelt kohlensaure
Natron zur Herstellung der Alkalität benutzt werden.
. ««. .-v r-v Dl.
100 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
§34.
Bestimmung der schwefligen Säure und des Schwefel-
wasserstoffes.
Beide Körper werden von lod-Lösung aflgegriffen. Die schweflige
Säure geht dabei, wie schon früher erwähnt wurde, in Schwefelsäure
über, während aus Schwefelwasserstoff durch freies lod Schwefel
abgeschieden wird, nach der Formel:
HS + I = HI + S
Sowohl bei der Bestimmung der schwefligen Säure, als auch
des Schwefelwasserstoffes ist es nöthig, dass die zu bestimmende
Flüssigkeit nicht mehr als 0,04 bis 0,05 Gewichts -Procente dieser
Substanzen enthalte; weil lod mit concentriren Lösungen von schwef-
liger Säure dieselbe nicht vollständig in Schwefelsäure verwandelt,
dagegen mit concentrirten schwefelwasserstoffhaltigen Flüssigkeiten ;
Schwefelsäure bildet (Bunsen). Bei der Bestinmiung dieser Körper
durch lod -Lösung verfährt man wie folgt:
Die zu titrirende Flüssigkeit, welche mit ausgekochtem und ia
verschlossenen Gefässen erkaltetem destillirten Wasser gehörig ver-
dünnt wurde, wird in ein Becherglas oder besser in einen Kolben
gegossen; darauf setzt man etwas Stärke -Lösung hinzu, lässt lod-
Lösung aus einer Ausguss- Bürette zufliessen und setzt dies so lange
fort, bis die bei jedem Zusatz eintretende Bläuung nicht mehr ver-
schwindet. Aus der verbrauchten lod-Menge berechnet man die der
schwefligen Säure, respective des Schwefelwasserstoffes nach folgeo-
den Gleichungen:
lod X 0,25196 = S02 und
lodX 0,13385 = HS, oder
lod X 0,12598 = S.
Bei ^/j^- Normal -lodlösung entspricht einfach jeder CG. einein
Yjq Atom der betreffenden Substanzen.
Ob man gehörig verdünnt habe, ersieht man aus der Analyst
selbst. 100 CG. einer schwefligen Säure enthaltenden Flüssig^^
dürfen bis zur Blaufärbung der zugesetzten Stärke -Lösung nicb*
mehr als 12,5 GG. Zehntel -lodlösung erfordern.
Ebenso dürfen zur Titrirung von 100 GG. einer schwefelwaaser-
ßtoffhaltigen Flüssigkeit nicht mehr als 30 GG. einer Zehntel-NormJ"
lodlösung verbraucht werden.
Statt aber diese Gautelen bei concentrirteren Flüssigkeiten
ängstlich inne halten zu müssen, empfehle ich in solchem Falle dis
lodometrie. § 35. Antimon-Bestimmung. 101
ösungen von schwefliger Säure mit Borax und die von Schwefel-
asserstoff mit essigsaurem Natron zu übersättigen , worauf man, ohne
1 verdünnen, mit ein paar Tropfen Stärke-Lösung versetzen und mit
>d- Lösung titriren kann. Die Resultate stimmen, wie ich mich
berzeugt habe, mit den nach der vorigen Methode erhaltenen ganz
ut überein.
Sollten äusserst verdünnte Lösungen von schwefliger Säure oder
Schwefelwasserstoff z. B. derartige Mineralwässer titrirt werden, so
kann man sich dazu einer ^/j^j^-Normal-Lösung bedienen.
Wir werden später (am Schlüsse der iodometrischen Methoden)
sehen , wie die Bestimmung des Schwefelwasserstoffs zu der von kleinen
Mengen der Schwermetalle dienen kann.
§35.
Antimon-Bestiiniiiuiig.
Die antimonige Säure (SbO*) kann in alkalischer Lösung durch
lod in Antimonsäure (SbO^) übergeführt und darnach das Antimon
quantitativ ermittelt werden. Man verfährt dabei wie folgt:
10 CC. einer nicht zu verdünnten, antimonige Säure enthaltenden
Flüssigkeit werden mit Weinsäure versetzt, dann mit kohlensaurem
Natron eben neutralisirt und mindestens 20 CC. einer kalt gesättigten
Losung von doppelt-koh^lensaurem Natron nebst etwas Stärke-Löerung
hinzugefugt, dann wird mit lod-Lösung bis zur eben eintretenden
Blaufärbung titrirt, und nach der Zersetzungsgleichung:
SbO» + 21 + 2NaO = 2NaI + SbO«
der Antimon-Gehalt berechnet. Für ^/j^-Normal-Iodlösung entsprechen
nüthin je 2 CC. i/j^ Atom, daher 1 CC. V20 ^^^m oder 7,3 Mgr.
Sb03 entsprechend 6,1 Mgr. Sb.
Da alle Antimon- Verbindungen aus ihren Auflösungen durch
Schwefelwasserstoff als Schwefelantimon abgeschieden werden können
'^d dieses, nachdem es in Salzsäure gelöst und der Schwefelwasser-
^ff weggekocht wurde, stets durch Zusatz von Weinsäure und kohlen-
sauren Alkalien als SbO^ in die alkalische Flüssigkeit übergeht, so
^ diese Methode für alle Antimon-Bestimmungen anwendbar und
Jedenfalls weit mehr als eine vorgeschlagene, aber entschieden un-
genauere oxydimetrische zu empfehlen. Man achte nur darauf, das
doppelt-kohlensaure Natron in ziendich bedeutendem üeberschuss bei
der Titrirung anzuwenden, weil dieses Salz die Empfindlichkeit der
ö-ntimonigen Säure gegen lod erhöht.
102 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
§ 36.
Arsen- und Zinn-Bestimmung.
Arsenige Säure (AsO^) wird ebenfalls in alkalischer Lösung durch
freies lod zu Arsensäure (AsO') oxydirt nach der Gleichung:
AsO^ + 21 + 2K0 = 2KI + AsO«
und lässt sich deshalb wie antimonige Säure iodometrisch bestimmen.
Ist die arsenige Säure enthaltende Lösimg alkalisch, so säuert
man sie an, und fügt doppelt-kohlensaure Natron-Lösung im üeber-
schuss hinzu. Darauf wird, nachdem etwas Stärke-Lösung zugesetzt^
mit lod-Lösung bis zur Blaufärbung titrirt, und aus der verbrauch-
ten lod-Nenge die der arsenigen Säure nach der Gleichung:
lod X 0,38977 = arsenige Säure (AsO»)
berechnet. 1 CC Yio'^®^°^*^"-^®^^^^^°^ entspricht daher 4,95 Mgr.
AsO^ oder 3,75 Mgr. As.
Um auf dieselbe Weise Arsensäure quantitativ zu bestimmen,
reducirt man sie durch Einleiten von schwefliger Säure oder durdh
schwefligsaure Salze heiss in saurer Lösung zu arseniger Säure.
Darauf wird die Flüssigkeit so lange gekocht, bis jeder Geruch nach
schwefliger Säure verschwunden ist, oder bis die Dämpfe ein mit
einer Mischung von Eisenchlorid und Ferridcyankalium befeuchtetes
Blatt Filtrirpapier nicht mehr blau färben, und dann deren Arsen-
Gehalt wie angegeben ermittelt.
Sind Arsensäure und arsenige Säure in einer Flüssigkeit ent-
halten, so bestimmt man zuerst alle arsenige Säure in einer Portion,
reducirt in einer zweiten gleichen Portion die Arsensäure wie äd-
gegeben und bestimmt darin sämmtliche arsenige Säure. Zieht man die
Menge der arsenigen Säure, welche in der ersten Portion gefunden
wurde, von der zweiten Portion ab, so ergiebt der Eest diejenige
Quantität arseniger Säure, welche als Arsensäure vorhanden war.
Das eigenthümliche Verhalten des Schwefelarsens zu kohlensaurem
Ammoniak, worin es löslich ist, während alle anderen Schwefel-Ver-
bindungen der Schwermetalle davon nicht gelöst werden, giebt eifl«
sehr gute und rasche Trennungs-Methode des Arsens ab. Da ferner
aus dieser ammoniakalischen Lösung durch salpetersaures Silberoxyd
aller Schwefel abgeschieden werden kann, so erhält man im Filtrat
leicht eine zur Titrirung geeignete alkalische Lösung von arseniger
Säure. Enthält dieselbe auch Arsensäure, so kann man letztere durch
Magnesia-Mixtur ausfällen oder aber in einer zweiten Portion be-
lodometrie. § 87. Kupfer- und Jod-Bestimmung. 103
stimmen, wie vorher beschrieben. Bemerkenswerth ist die Beobach-
tung Mo hrs^dass die iodometrische Arsen-Bestimmung in mit doppelt-
kohlensaurem Kali übersättigten Lösungen besser als in denen des
Natron-Salzes ; am besten aber in kohlensaurem Ammon vor sich geht.
Jiä der Bestimmung der Bleich-Salze werden wir von einer Lösung
von arseniger Säure in doppelt-kohlensaurem Kali Gebrauch machen.
Auch das Zinn lässt sich ganz ähnlich wie das Arsen bestimmen;
man löst das Oxydulsalz respective Chlorür (welches ganz frei von
Oxyd sein muss) unter Zusatz von Weinsäure in doppelt-kohlensaurem
Natron auf, setzt Stärke-Lösung hinzu, und titrirt nait lod-Flüssig-
f keit bis zur Blaufärbung. Wenn man sich die lod- Lösung empirisch
nach einer Zinnchlorür-Lösung von bekanntem Zinn-Gehalt einstellt,
so umgeht man alle Fehler, welche durch das Schwanken der Atom-
Gewichte hervorgebracht werden hönnten. Zur Feststellung des Wir-
kungswerthes der lod -Lösung auf Zinnchlorür wird eine gewogene
Menge reines metallisches Zinn (Stanniol) in Salzsäure aufgelöst; die
Lösung nach Zusatz von Weinsäure mit doppelt-kohlensaurem Natron
öhersättigt, mit Stärke-Lösung versetzt, und durch Titrirung mit lod-
liösung ermittelt, welche Quantität freien lods erforderlich ist, die
Abgewogene Menge Zinn in Oxyd zu verwandeln.
Hat man so den Wirkungswerth der lod-Lösung für Zinnoxydul-
^'^erbindungen ermittelt, so lassen sich damit alle Zinn-Bestimmungen
ÄUsfiihren.
Sollen Zinnoxydsalze ebenfalls iodometrisch auf ihren Zinn-Gehalt
Sfeprüft werden, so reducirt man sie nach § 29 zu Oxydul und be-
stimmt die Menge desselben wie angegeben.
Diese iodometrische Methode ist bei kleinen Zinn-Mengen der
^Xydimetrischen vorzuziehen.
§ 37.
Kupfer- und lod-BestimmuDg.
Schon vor mehreren Jahren ist eine iodometrische Kupfer-
Bestimmung von de Haen angegeben worden. Sie bestand darin, dass
ias Kupfer in schwach saurer Lösung mit einem Ueberschuss von Jod-
kalium versetzt und das dadurch ausgeschiedene lod mit unterschwef lig-
jaurem Natron ermittelt wurde. Die Methode leidet jedoch daran,
lass die Zersetzung nicht vollständig vor sich geht, weil das frei-
/verdende lod der Neubildung des unlöslichen Kupferiodürs entgegen-
wirkt. Daher kommt es denn, dass das Ende d«t T\\,TVC>ö5i% ^^äcc«^^
104 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
zu bestimmen ist, weil die schon entfärbte Flüssigkeit bänfig nach-
bläut, indem nachträglich noch freies lod ausgeschieden wird.
Dagegen lässt sich Kupfer, wie schon früher bemerkt, als lodür
aus saurer Lösung so vollständig ausfällen , dass im Filtrat selbst
mit Ferrocyankalium keine Eeaction mehr hervorgerufen werden kann.
Es ist indess nicht gleichgiltig , welches Eeductionsmittel hier-
bei zur Auj^ahme des sich beim Vermischen von Kupfersalz-Lösung
mit lodkalium ausscheidenden lods in Anwendung gebracht wird.
In einigen Fabriken, worin aus Tang- Aschen das lod durch
schwefelsaures Kupferoxyd abgeschieden wird, wendet man als Ee-
ductionsmittel den allerdings billigen Eisenvitriol an. Indess ist als-
dann die Abscheidung keine vollständige, weil das sich bildende Eisen-
oxydsalz stark lösend auf Kupferiodür einwirkt. Schon viel besser
ist es, schweflige Säure für diesen Zweck zu benutzen, jedoch ist
Kupferiodür auch hierin, sowie auch in unterschwef ligsauren Salzen,
(ähnlich wie lodsilber) merklich löslich. Dieser Umstand hat viel-
leicht dazu beigetragen, dass einige Chemiker, selbst Heinrich Eose,
angegeben haben , dass Kupfer durch lodkalium nicht vollständig at> -
geschieden werden könne. Dies ist aber nicht der FalL
Wendet man nämlich statt dieser sonst sehr üblichen Eeduo-
tionsmittel das Zinnchlorür an, -so ist die Fällung mit lodkaliur»
ebenso vollständig, als durch Schwefelwasserstoff. Es liegt dies darixi,
dass Zinnchlorür factisch Kupfersalze reducirt und Zinnchlorid nicb.^
im mindesten lösend auf Kupferiodür wirkt.
Zur guten Abscheidung wirkt ein ziemlich starker Saimiakzusat^
sehr günstig. Man kann die Zinnchlorür-Lösung auch mit Salmiak
versetzen und Staniol-Streifen hineinlegen, wodurch es bei der Auf--
bewahrung vor Oxydation sehr geschützt wird.
Zur Fällung des Kupferiodürs wird erst eine ausreichende Meng®
Zinnchlorür-Lösung (war Eisenoxydsalz oder Chlorid zugegen, so mus»
das Zinn auch zur Eeduction desselben zu Oxydul oder Chlorür g©*
nügen), hierauf soviel lodkalium mit viel Salmiak hinzugesetzt, das«
dadurch alles Kupfer als gelbweisser Niederschlag sich ausscheidet-
Darauf wird eine Viertelstunde gut absetzen gelassen und filtrirt. Mft**
wäscht den Niederschlag mit Salmiak-Lösung aus und bringt ihn dw«»
in eine Eisenoxydsulfat- oder Chlorid-Lösung.
Das lod kann entweder weggekocht und das gebildete Eisett*
oxydul mit Chamäleon bestimmt werden, oder man leitet es in «»*
lodkalium -Lösung, titrirt diese nachher mit unterschwefligsaureU*
Natron, und berechnet daraus die Menge des Kupfers.
lodometrie. § 38. lod- und Eisen- Bestimmung. 105
Die Fällung des lodürs muss kalt und nicht, wie Pisani angab,
wann geschehen, weil Kupferiodür von heissem salzsauren Wasser
merklich gelöst wird, in der Kälte dagegen ganz unlöslich ist.
Auf diese Weise kann das Kupfer auch bei Gegenwart vieler
anderer Metalle ermittelt werden, weil die meisten in ihren Lösun-
gen mit lodkalium keine Fällung hervorbringen. Nur Quecksilber,
Silber, Wismuth, Blei und Antimon sind mehr oder weniger störend
bei dieser Bestimmung. Man kann davon das Silber erst durch Salz-
säure (das Quecksilber unter Zusatz von Zinnchlorür ausfallen, Blei
durch Schwefelsäure abscheiden und Wismuth und Antimon durch
Neutralisation der salzsauren heissen Flüssigkeit mit Ammon genügend
entfernen.
In gleicher Weise kann gebundenes lod durch Kupfervitriol
unter Zusatz von Salmiak und Zinnchlorür ausgefallt und bestimmt
werden. Diese lod-Bestimmung ist auch . bei Gegenwart von Chlor
und Brom anwendbar und erleichtert als directe Methode, wie später
gezeigt werden wird, die gleichzeitige Ermittelung dieser drei Halo-
gene sehr wesentlich.
§ 38.
lod- und Eisen-Bestimmang.
Wiewohl die Bestimmung des Eisens als Oxydul auf oxydime-
trischem Wege eine sehr genaue und zweckmässige Methode ist, so
leidet dieselbe doch an dem üebelstande, dass die Analysen bei Gegen-
\irart von Salzsäure etwas unbequem und die Resultate auch weniger
scharf werden. Diese Nachtheile werden durch die iodometrischen
Bestimmungs-Methoden des Eisens als Oxyd beseitigt.
Die eine derselben beruht darauf, dass Eisenchlorid oder Eisen-
oxydsalze durch lodkalium zu Chlorür respective Oxydul- Verbindun-
gen reducirt werden; und zwar ist fiir Eisenchlorid der Zersetzungs-
Process folgender:
Fe^CP + SKI = 2FeI + 3KC1 + I.
Es entspricht somit je ein Aequivalent in Freiheit gesetzten lods
zwei Aequivalenten Eisen.
Zur Ausführung dieser Methode bringt man das Eisenoxydsalz
(welches frei von Salpetersäure und freiem Chlor sein muss) in das
Kölbchen a (Fig. 13), setzt eine grössere Menge (iodsäurefreien) lod-
kalixmis nebst etwas Salzsäure hinzu, und verbindet es darauf mittelst
eines schwefelfreien (schwarzen) KautschukroViiÄ isä\, ^«tsi tccä. ^\S3Äjt
106 Erster Theil. Die maassanalytiscbcn Methoden.
Kugel versehenen, in die Betörte c führenden Bohre h. Die Betorte
ist mit einer lodkalium- Lösung gefüllt, welche das freie lod auf-
nimmt.*) Man erwärmt darauf das Kölbchen a über der Lampe so
lange, bis die in die Bohre h übergehenden Dämpfe farblos sind.
Darauf wird die Betorte c in ein .Becherglas enÜeert, und
mittelst normirter unterschwef ligsaurer Natron - Lösung die Menge
des freien lods gemessen. Multiplicirt man dieselbe n^it 0,441, so
ergiebt das Product die des Eisens. In gleicher Weise dient dies
Verfahren auch allgemein zur Austreibung und Bestimmung des ge-
bundenen lods auch bei Gegenwart von Chlor und Brom, wobei man
in unlöslichen Jodiden das lod durch Schmelzen mit Soda und etwas
Kleesalz in die Alkali- Verbindung überführt. Will man dabei die '
Destillation umgehen, so kocht man das lod mit schwefelsaurem Eisen-
oxyd weg und bestimmt die
entstandene Eißenoxydul-
Menge mit Chamäleon.
Die iodometrische Eisen-
Bestimmung ist in seiner
Zeit von Fr. Mohr noch
dadurch vereinfacht worden,
dass er die Chlorid-Lösung
mit lodkalium in einer mit
Glasstöpsel gut verschlösse-
lod-DestiUation. ^^^ ^^^^^^ i^ Wasserb.de
etwa ^/g Stunde erhitzt und alsdann nach dem Erkalten das frei ge-
wordene lod wie gewöhnlich titrirt. Letztere Modification ist gan»
brauchbar und darum besonders empfehlenswerth, weil sie nur eine
Maassflüssigkeit (das unterschwefligsaure Natron) erfordert.
Wer indess zwei iodometrische Flüssigkeiten besitzt, dem wird
folgende genaue Methode gewiss ebenso bequem sein.
Schon Krem er s und Landolt haben das Eisen in seinen Oxyd-
Lösungen nach deren Ueberführung in essigsaures Salz durch Natron-
acetat mittelst unterschwef ligsaurem Natron reducirt und durch Be-
stimmung des angewandten Ueberschusses von Hyposulfit mit lod die
Ei senoxyd-Menge ermittel.
Die Umwandlung in essigsaure Lösung hatte, wie die Autoren
*) Zur Vermeidung des Zurück- oder Uebersteigens der Flüssigkeit ^
der Betörte ist das Gasleitungsrohr und der Betortenhals, wie die Figof
zeigt, mit aufgeblasenen Kugeln versehen.
lodometrie. § 38. lod- uud Eisen-Bestimmung. 107
selbst angeben, den Zweck, die Zersetzung des überschüssigen Hypo-
Bulfits durch freie Salzsäure oder Schwefelsäure zu vermeiden. In-
dess haben mich eigene Versuche belehrt, dass auch freie Essigsäure
liinsichtlich der Einwirkung auf Hyposulfat der Salzsäure nicht viel
nachsteht, sondern das Vorbeugen gegen diese Zersetzung lediglich
Frage der Verdünnung ist. Andererseits aber zeigte sich, dass das
essigsaure Eisenoxyd viel schwerer (und in der Eegel nicht so yoll-
ständig) durch Hyposulfit reducirt wird, als das Chlorid. Endlich
erschwert die Gegenwart der Essigsäure wesentlich die Prüfung auf
noch vorhandenes Oxyd durch Khodankalium, weil essigsaure Salze
und auch freie Säure die Bildung des Eisenrhodanids sehr beein-
trächtigen, was bei den Eisenoxydsalzen der starken Mineralsäuren
nicht der Fall ist.
Aus diesen Gründen war mir eine Modification der Methode,
welche gestattet, die Eeduction in salzsaurer Lösung vorzunehmen,
sehr wünschenswerth. Es kam hier vor Allem darauf an, die Cau-
telen festzustellen, welche zur Vermeidung der Zersetzung der unter-
schwefligen Säure erforderlich sind.
Meine Versuche ergaben, dass die Zersetzung sehr abhängig ist
von der Temperatur und dem Verdünnungsgrade der Säure. Eine
30*/jj reine Salzsäure, wie sie gewöhnlich verkauft wird, äussert in
lOfacher Verdünnung bei gewöhnlicher Temperatur nicht die min-
deste Zersetzung auf unterschweflige Säure; wenigstens konnte nach
^iner halben Stunde keine Schwefel- Abscheidung oder Trübung beob-
achtet werden. Dasselbe ist der Fall, wenn man 10 CG. ^/^Q-Normal-
Hyposulfitlösung mit 1 CG. jener Säure mischt. Erwärmt man aber
Solche Gemische über 40^ G., so tritt früher oder später Schwefel-
Ahscheidung ein, wozu bei 40^ schon wenige Minuten ausreichend sind.
Man hat daher bei der Reduction des Eisenchlorids durch unter-
schwef ligsaures Natron darauf zu achten, dass die Flüssigkeit höch-
stens ^/^Q Volumen freie Salzsäure von 30 ^/^ enthalte und die Zer-
setzung bei gewöhnlicher Temperatur vor sich gehe.
Dies erreicht man am besten in folgender Weise. Man versetzt
die verdünnte Eisenchlorid-Lösung erst mit so viel kohlensaurem Natron,
dass die Flüssigkeit sich durch Ausscheidung von Eisenoxydchlorid
eben trübt (wobei sie einen röthlich-gelben Stich annimmt) und fügt
dann tropfenweise so viel Salzsäure hinzu, bis die Trübung wieder
verschwindet. Man ist dann ganz sicher, dass bei der Zersetzung
mit gemessenem unterschwefligsauren Natron keine Schwefel- Abschei-
dung stattfindet. Nach der Eeduction muss die Flüsai^kevt ^"öxa i.'KtVXö"^
108 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
erscheinen; hat sie einen gelben Stich, so setze man noch etwas
Salzsäure hinzu. Man lasse der Eeduction eine oder zwei Minuten
Zeit, ehe man erforderlichen Falles mehr Hyposulfit zusetzt.
Zur Prüfung auf vollständige Eeduction werden ein paar Tropfen
Bhodankalium- Lösung zugefügt, welche keine Böthung hervorbringen
dürfen, widrigenfalls noch mehr gemessene Hyposulfit -Lösung zu-
zusei)zen ist. Das Bhodankalium äussert bei gewöhnlicher Tem-
peratur nicht die mindeste Eeduction auf Eisenoxyd-Salze und ist anch
für die weitere Bestimmung durch Tod ohne Einfiuss auf das Besultai
Alsdann fugt man ein paar Tropfen Stärke-Lösung hinzu und bestimmt
durch lod- Lösung den Ueberschuss an unterschwef ligsaurem Natron,
zieht diesen von der angewandten Menge ab und erfahrt so die zur
Eeduction erforderlich gewesenen CC. der Hyposulfit - Lösung.
Der chemische Process hei der Zersetzung geht nach der Gleichung
Fe^Cl^ + 2(NaOS202) = FeOS^O« + FeCl + 2NaCl
vor sich. Es geht also bei äquivalenten Mengen nur die Hälfte des
Eisens in tetrathionsaures Salz, die andere in Chlorür über und es
entspricht demnach jeder CC. des ^/^^-Normal-Hyposulfits, welcher zur
Eeduction erforderlich war, 5,6 Mgr. metallischem Eisen. Ob das
tetrathionsaure Salz von der freien Salzsäure bei der grossen Ver-
dünnung in Eisenchlorür und freie Tetrathionsaure zersetzt wird, wiB
ich dahingestellt sein lassen, möchte es aber fast bezweifeln. Die
Eeduction geht um so rascher vor sich, je grösser der Ueberschuss
an unterschwefligsaurem Salz ist.
Diese iodometrische Eisenbestimmungs-Methode ist namentlich
für verdünnte Eisenchlorid-Lösungen sehr brauchbar, nicht aber fÖr
salpetersaure Eisenoxyd - Lösungen oder salpetersäurehaltiges Eisen-
chlorid zu empfehlen. Ganz besonders aber ist dieses Verfahren gö"
eignet, wo geringe Mengen Oxyd durch einen chemischen Process aus
einer Oxydul-Lösung gebildet wurden, und das gebildete Oxyd das
Maass zur Bestimmung des oxydirenden Körpers abgiebt, wie wir
dies bei der im folgenden Paragraph beschriebenen Salpeters&ure-
Bestimmung kennen lernen werden.
§39.
Salpetersäure- Best! mmniig.
Das Princip dieses Verfahrens beruht darauf, dass eine Eiseu*
chlorür -Lösung, welche freie Salzsäure enthält, durch Salpetersäure
nach folgender Gleichung in Chlorid übergeht:
6FeCl + 3HC1 + NO« = SFe^Cl^ + 3H0 + NO«.
lodometrie. § 39. Salpetersäure -Bestimmung. 109
Es bestimmen daher je drei Aequivalente durch die Salpetersäure
ibildetes Eisenchlorid eii! Aequivalent der letzteren, oder sechs
eqnivalente metallisches Eisen, welche als Chlorid nachgewiesen
erden, bestimmen ein Aequivalent NO^
Zur Ausführung dieser Methode bedarf man einer Eisenchlorür-
ösung von unbestimmtem Gehalt, welche aber kein Chlorid ent-
iilten darf. Man kann dieselbe durch Auflösen eines Eisendrahtes
on 2 — 3 Grm. Schwere in starker Salzsäure darstellen. Diese
lösong bringt man in einen Kochkolben, fugt dann 0,5 Grm. des
bgewogenen salpetersauren Salzes hinzu und verschliesst das Gefass
lit einem Kautschuk-Pfropfen, durch welchen zwei Glasröhren gehen.
>ie eine dieser Bohren reicht etwa bis 2 Zoll über das Flüssigkeits-
liveau; die andere mündet dicht unter dem Propfen.
Nach diesen Vorbereitungen wird in die tiefer hineinragende
^hre luftfreie Kohlensäure geleitet und dabei das Gefäss allmählich
is zum Sieden der Flüssigkeit erwärmt. Man unterhält dann das
Lochen und Gas einleiten so lange, bis die dunkle Farbe der Flüssig-
eit in die rein gelbe des Eisenchlorids übergegangen ist und das
ustretende Gas lodkaliumstärke- Papier nicht mehr bläut. Darauf
^ird im Gasstrome erkalten gelassen, die Flüssigkeit in ein Maass-
efass gegossen und in einem aliquoten Theile derselben, nachdem
ie freie Säure durch kohlensaures Natron etwas abgestumpft ist,
lach einer der Methoden des vorigen Paragraphen die Menge des
Üisenchlorids bestimmt und daraus die der Salpetersäure berechnet.
Man ersieht, dass dieses Verfahren der Salpetersäure Bestimmung
ich bei bekanntem Eisen-Gehalt auch durch Ermittelung des Eisen-
hloror -Bestes mittelst Chamäleon ausführen lässt, jedoch ist die
odometrische Methode directer und auch genauer. Da femer bei
Üesem Verfahren 54 Gewichts -Theile Salpetersäure 168 Gewichts-
Wieile, also mehr als die dreifache Menge Eisen von Chlorür in
-'Uorid überfuhren, so eignet sich dieselbe auch für sehr kleine
ttengen von Salpetersäure, selbst so kleine wie sie in ^/j Liter
Brunnenwasser enthalten sind, wovon im dritten Theile eingehender
"6 Rede sein wird.
§40.
Quecksilber-, und Chlor -Bestimmung.
Zur Bestimmung von Quecksilber hat Hempel folgende Methode
^ögegeben. Man fällt das Quecksilber in seinen Oxydul- Verbindungen
110 Erster Theil. Die maassanaljtischen Methoden.
durch Salzsäure oder Kochsalz-Lösung als Hg^Cl. Der Niederschla
wird durch Decantiren ausgewaschen und in eine mit Glasstöpsel vei
schliessbare Flasche gebracht. Darauf setzt man eine gemessene Meng«
^/jQ-Iodlösung nebst beliebig viel lodkalium-Lösung hinzu, bis sich di(
Flüssigkeit nach längerem Schütteln vollständig klärt und die Farbe
des aufgelösten lods zeigt. Ist dies geschehen, so fugt man etwas
Stärkelösung hinzu und bestimmt das in Lösung vorhandene freie lod
durch Titrirung mit unterschwefligsaurem Natron, zieht dieses von der
lodmenge der zugesetzten Yio"-^®^^^'^^ *^ ^^^ berechnet aus dieser
DiflFerenz die Menge des Quecksilbers nach folgender G-leichung:
Hg^Cl +KI + 1 = KCl + 2HgI.
Es entspricht demnach jedes Aequivalent verbrauchten freien
lods*) zwei Aequivalenten Quecksilber oder:
Ix 1,57480 = Hg.
Quecksilberoxyd -Lösungen müssen erst zu Oxydul durch Zusatz
von Eisenchlorür in mit Kali oder Natron alkalisch gemachter Lösung
reducirt werden, wobei sich neben Eisenoxyduloxyd Quecksilbe^
chlorür niederschlägt. Letzteres wird nach dem Auflösen des Eisens
durch verdünnte Schwefelsäure in dem abfiltrirten weissen Nieder-
schlage, wie angegeben, bestimmt.
Um in Quecksilber -Lösungen, welche sowohl Oxydul als Oxyd
enthalten, die Mengen beider zu bestimmen, fallt man in einer
Portion alles Oxydulsalz durch Salzsäure und bestimmt dieses nach
dem Abfiltriren. Zu einer zweiten Portion wird Eisenchlorür und
Natronlauge im XJeberschuss zugesetzt und gelinde erwärmt. Die
Flüssigkeit säuert man nach kurzem Digeriren mit Schwefelsäure
an, rührt gehörig um und filtrirt njcht eher ab, als bis der Niede^
schlag rein weiss geworden ist. Das auf diese Weise gefällte QueA"
Silber -Chlorür wird dann, wie angegeben, bestimmt und aus der
Menge desselben und der in der ersten Portion gefundenen Queck-
silber-Menge die des Oxyds berechnet.
Man ersieht, dass in gleicher Weise die Bestimmung des
gebundenen Chlors vorgenommen werden kann. Man hat nur
nöthig, die zu untersuchende chlorhaltige Flüssigkeit mit Salpete^
säure etwas sauer zu machen und darauf so viel salpetersaure Queck-
silberxydul - Lösung hinzusetzen , bis diese darin keinen Nieder-
schlag mehr erzeugt, was wegen des schnellen Absetzens des Chlorörs
*) Quecksilberbromür (Hg^Br) verhält sich ebenso wie das Chlorür, kann
also auch zur Quecksilber-Bestimmung dienen.
lodometrie. § 41. Bestimmung des freien Chlors und Broms. Hl
leicht erkennbar ist. Hierauf wird der Niederschlag durch Decantiren
mit destillirtem Wasser ausgewaschen und dann weiter wie beschrieben
behandelt. Bedenkt man, dass je 200 Gewichts - Theile des gefun-
denen Quecksilbers 35,5 Gewichts -Theilen Chlor entsprechen, oder
auch je 127 Gewichts-Theile verbrauchten lods 35,5 Gewichts-Theile
Chlor bestimmen, so kann der Chlor -Gehalt der Verbindung leicht
ermittelt werden. Die anzuwendende Quecksilber -Lösung muss mög-
lichst oxydfrei sein und darf keine anderen durch Chlor fällbare Metalle
(Blei, Silber) enthalten. Diese Chlorbestimmungs- Methode ist zu
berücksichtigen, weil sie nicht nur scharfe Eesultate liefert, sondern
sieh auch durch eine sehr deutliche Endreaction auszeichnet. Bei
Gegenwart von viel Schwefelsäure ist es zweckmässig, diese vorher
durch salpetersauren Baryt zu entfernen.
§41.
Bestimmung des freien Chlors und Broms.
Wie schon früher angegeben wurde, kann das Chlor im freien
Zustande durch die Menge Eisenoxydul -Salz, welche durch dasselbe
in Oxyd übergeführt wird, quantitativ bestinmit werden. In vielen
Men jedoch, und namentlich bei sehr kleinen Chlor- Mengen, ist
es geuauer, dasselbe durch die von ihm ausgeschiedene äquivalente
lod-Meüge folgendermaassen zu bestimmen.
Eine gemessene Menge des zu untersuchenden Chlor -Wassers
wird in eine lodkalium- Lösung gegossen, welche bedeutend mehr
lodkalium enthält, als zur Umsetzung mit Chlor erforderlich wäre.
Alsdann wird zu der von freiem lod gefärbten Flüssigkeit, nach
Zusatz von ein paar Tropfen Stärke -Lösung, so lange ^/^^ normal
^terschwefligsaure Natron -Lösung hinzutitrirt, bis die blaue Farbe
^er lod -Stärke eben verschwindet. Auf diese Weise findet man
die Menge des durch das Chlor freigewordenen lods und somit die
des Chlors selbst nach folgender Gleichung:
KI + Cl = KCl + I.
Da jedes Aequivalent ausgeschiedenen lods einem Aequivalent
Chlor entspricht, so ist die Menge des ersteren mit 0,2795 zu
^ttltipliciren, um die des freien Chlors zu bestimmen. Bei An-
wendung von ^/jQ - Normal -Hyposulfit- Lösung aber entspricht einfach
jeder verbrauchte CC. derselben ^/^^ Aequivalent oder 3,55 Mgr.
Chlor. Ganz ebenso wie freies Chlor lässt sich auch die Menge
freien Broms in Lösungen feststellen, indem die Zersetzung von
112 Erster Thcii. Die maassanaljüschen Methoden.
lodkalium durch Brom ganz analog der durch Chlor vor sich geht.
Es gilt dabei die Gleichung:
lodX 0,6300 = Brom
und jeder CC. des ^/^q normal unterschwefligsauren Natrons bestimmt
8 Mgr. Brom.
§42.
Bestimmnng der Säaren des Chlors > lods und Broms.
Es ist bekannt, dass mit Ausnahme der Ueberchlorsäure alle
Verbindungen des Chlors mit Sauerstoff durch Salzsäure unter Bil-
dung von freiem Chlor und Wasser zersetzt werden. Bei der unter-
chlorigen Säure (CIO) ist der Vorgang folgender:
CIO + HCl = HO + 2C1.
Die Chlorsäure (ClO^) giebt mit Salzsäure sechs Aequivalente Chlor
und fünf Aequivalente Wasser. Es wird also durch jedes Sauerstoff-
Atom der Säure des Chlors ein Wasserstoff- Atom der Salzsäure
gebunden und dadurch andererseits so viel Chlor in Freiheit gesetzt,
als der Chlor- und Sauerstoff-Menge der Säure entspricht.
Wenn man das auf diese Weise freie Chlor auf lodkalium-Lösung
wirken lässt, so wird durch dasselbe eine äquivalente lod-Menge aus-
geschieden, Misst man letztere durch Titrirung mittelst unterschweflig-
saurem Natron, so lässt sich daraus die Menge der Säure des Chlors
berechnen. Man verfährt dabei nach Bunsen folgendermaassen.
Enthält eine Flüssigkeit eine der Chlorsäuren, so fügt mftO
zu derselben eine beliebige, aber nicht zu geringe Menge lodkahunt-
Lösung hinzu, säuert darauf mit Salzsäure an und bestimmt das dft'
durch in Freiheit gesetzte lod durch Titriren mit normirtem unter-
schwefligsauren Natron. Bei Bleichsalzen würden je zwei Aequivalente
ausgeschiedenen lods ein Aequivalent unterchlorige Säure repräsentireiL
Ganz analog der Bestimmung der Chlorsäuren kann die der lod-
oder Bromsäuren ausgeführt werden. Versetzt man eine Lösung
eines iodsauren Salzes mit lodkalium und Salzsäure, so geht folgender
Process vor sich:
10« + 5KI + 5HC1 = 5H0 + 5KC1 + 61.
Mithin zeigen sechs Aequivalente ausgeschiedenen lods ein Aeqii>
valent lodsäure an, oder im Allgemeinen: n -|- 1 Aequivalente aus-
geschiedenen lods bestinamen n Aequivalente Sauerstoff, welche in der
betreffenden Säure des Chlors, lods oder Broms enthalten sind.
Diese iodometrische Methode kann ebenso, wie die früher b^
schriebene oxydimetrische, nur in saurer Lösung ausgeführt werd*
lodometrie. § 48. Bestimmung des gebundenen lods. 113
und daher wohl dazu dienen, um das durch Salzsäure disponibel e
Chlor, nicht aber um unterchlorige Säure (das bleichende Princip
des Chlorkalks) neben gleichzeitig anwesender Chlorsäure besonders
zu bestimmen. Aus diesem Gininde werden wir dieses Verfahren für
die Bleichsalze nur dann mit Vortheil anwenden, wenn sie keine
Chlorsäure (ClO^ enthalten, was nicht immer der Fall ist.
Gregenüber der oxydimetrischen Methode hat die eben beschriebene
den Vortheil rascherer und doch sehr genauer Ausführbarkeit. Be-
sonders empfehlenswerth ist sie für kleine Mengen; weil sie ein
directes Titriren ohne Rest -Analyse gestattet. Für die lodsäuren
endlich kann wegen der Indifferenz von lod zu Eisenchlorür die
oxydunetrische Methode gar nicht, wohl aber sehr gut diese iodo-
metrische angewandt werden.
Betreffs der Untersuchung der Bleichsalze verweise ich auf den
dritten Theil.
§43.
Bestiminuiig des gebundenen lods.
Unter den vielen Methoden, das lod in gebundenem Zustande,
also in lod -Metallen, in Lösungen quantitativ zu bestimmen, halte
ich die von Pisani aufgestellte bei kleinen lod -Mengen für die
CDipfehlenswertheste und zwar deshalb, weil dieses Verfahren auch
W Gegenwart von Brom- und Chlor -Verbindungen anwendbar und
genau ist.
Das Princip der Pisani 'sehen Methode ist folgendes. Bringt
Dum eine Auflösung von lodstärke zu einer neutralen Lösung von
"Älpetereaurem Silberoxyd, so wird sie entfärbt, indem sich lodsilber
wid wahrscheinlich etwas iodsaures Silberoxyd bildet. Die ver-
brauchte Menge der lodstärke ist somit proportional der Quantität
des salpetersauren Silberoxyds. Bestimmt man demnach den Wirkungs-
werth der lodstärke auf Silber- Lösungen von bekanntem Gehalt, so
i^nn man mit derselben unbekante lodmengen mit grosser Leichtig-
keit ermitteln.
Nach Field kann man ebenso gut die lodstärke -Lösung, durch
eine verdünnte lod- Lösung, welcher man etwas Stärke - Lösung zu-
setzt, anwenden. Dies ist um so mehr vorzuziehen, als man bei
ihrer Anwendung nicht, wie bei der lodstärke -Lösung, nöthig hat,
sie vor jeder Versuchsreihe besonders anzufertigen.
Bei der Bestimmung des lods in lod -Metallen verfährt man
Gleise her, Titrir.Methode. 3. Aufl. ^
114 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
folgendermaassen. Man fögt zur ganz neutralen Losung etwa Y2 ^^*
der titrirten stärkehaltigen Jod -Lösung, lässt darauf titrirte Silber-
Lösung (am besten ^/^^ -normal salpetersaures Silberoxyd) unter Um-
rühren eintropfen, bis die lodstärke entfärbt ist. Die dazu an-
gewendete Silber-Menge entspricht, nach Abzug der zur Entfärbung
der zugesetzten lodstärke -Lösung nöthigen Quantität, genau dem
Jod -Gehalt der Verbindung.
Es ist selbstverständlich, dass alle Körper, welche das Silber
aus seinen Lösungen fallen, wie: Schwefelmetalle, Cyan- Verbindun-
gen etc., ausgeschlossen werden müssen: dagegen sind Chlor- und
Brom -Verbindungen ohne Nachtheil, weil alles lod so lange durch
Silber gefällt wird, als die lodstärke nicht entfärbt ist, alsdann erst
werden diese Körper durch Zusatz von noch mehr Silber-Lösung nieder-
geschlagen.
Ein anderes Verfahren, welches sich mehr zur Bestimmung
grösserer Mengen gebundenen lods eignet, ist bereits in § 37 be-
schrieben worden. Auch lässt sich das lod in den meisten lod-
metallen durch Austreiben desselben mittelst Eisenchlorid nach
§ 38 ermitteln.
§44.
Silber -Bestimmung.
Die Silber -Bestimmung, welche in dem umgekehrten Verfahren
der soeben angegebenen lod -Bestimmung besteht, ist lediglich vst
quantitativen Ermittelung kleiner Silber-Mengen sehr geeignet. SoDen
grössere Mengen Silber geprüft werden, so ist es zweckmässigöf» ,
einen Theil des Silbers (vielleicht 90 7^) mittelst titrirter Chlo^
natrium- Lösung zu fällen, wie dies später ausführlicher bei de»
Fällungs- Analysen besprochen werden wird, dann das gefällte Chlor-
silber abzufiltriren, und im Filtrat den Rest des Silbers iodometrisA
festzustellen.
Zur Titrirung des * Silbers mit lodstärke versetzt man die »
untersuchende Silber-Lösung, deren Silber-Gehalt zweckmässig nicW
0,03 Grm. überschreite, mit gefälltem kohlensauren Kalk. Dieser
neutralisirt nicht nur die überschüssige Säure, sondern lässt aadi
die eintretende Farbenerscheinung deutlicher erkeimen. Darauf wird
eine titrirte stärkehaltige lod-Lösung hinzugefügt, wobei anfangs die
Farbe rasch verschwindet, später die Flüssigkeit gelblich wird, zoletlfc
aber deutlich blaugrün erscheint. Sobald dieser Punkt eingetreten ist»
odometrie. § 45. Bestimmung von Chlor, lod und Brom in Salzen. 115
inss die Titrirung für beendigt angesehen werden. Man berechnet
Ann aus der verbrauchten lod -Lösung die Menge des Silbers.
Die titrirte stärkehaltige lod -Lösung, welche man anwendet,
auss so verdünnt sein, dass 50 CG derselben zur Fällung von
.0 Milligrammen metallischen Silbers erforderlich sind. Bei An-
fendung dieser Methode dürfen weder diejenigen Stoffe, welche lod-
tarke entfärben, noch solche, welche durch lod-Lösung gefallt werden,
»gegen sein; von letzteren also namentlich nicht die Salze des Bleies,
IVismuths und Quecksilbers.
§45.
Bestimmung yon Chlor, lod und Brom in Salzen.
Sollen Chlor, lod und Brom in Lösungen auf rein maass-
uialytischem Wege quantitativ ermittelt werden, so ist dies streng
^onunen nur dann möglich, wenn nicht alle drei dieser Körper
n der zu untersuchenden Flüssigkeit gleichzeitig vorhanden sind.
Oftgegen lassen sich lod- und Chlor- oder lod- und Brommetalle bei
mtem leichter bestimmen; weil lod von Chlor und Brom auf eine sehr
einfache ^ Weise getrennt werden kann. Hätte man beispielsweise ein
^hlormetall und ein lodmetall in einer Lösung, so lässt sich die lod-
nenge dadurch ermitteln, dass die Lösung mit Eisenchlorid oder
lehwefelsaurem Eisenoxyd, welches frei von Salpetersäure sein muss,
versetzt, und dadurch alles lod ausgetrieben und wie früher § 38
mgegeben, bestimmt wird. Oder man fällt das lod als Kupferiodür
Mwh § 37 und bestimmt letzteres dann mit Eisensulfat.
Auf diese Weise lässt sich auch lod .neben Brom in Metall-
Verbindungen bestimmen, und die Methode liefert namentlich bei
frösseren Mengen recht befriedigende Resultate. Man ersieht also,
sich lod von Chlor und Brom auf sehr einfache Weise trennen
; dagegen ist eine eigentliche Trennimg des Chlors von Brom
'w nicht oder doch nur sehr unvollständig zu bewerkstelligen. Aus
iesem Grunde muss die Bestimmung der Substanzen, welche Chlor
nd Brom oder alle drei Halogene enthalten, auf indirectem Wege
orgenommen werden.
Li Folgendem ist nun eine Methode beschrieben, nach welcher
e drei Körper, wenn auch indirect und nicht ohne Anwendung
aer Gewichts -Analyse, aber doch genau und einfach bestimmt wer-
n können.
Man fallt in einer Portion der Lösung, welche Chlor, lod und
8*
116 Erster Theil. Die maassanalTtischen Methoden.
Brom enthält, alles Chlor, lod und Brom durch eine gemessen
Silber - Lösung von bekanntem Silber -Gehalt; filtrirt, wäscht de;
Niederschlag gehörig aus, und bestimmt im Filtrat das überschüssig
Silber nach § 44 (oder einer unter den Fällungs - Analysen an
gegebenen Methode), zieht dieses von der verbrauchten Silber-Meng«
ab, und erfahrt dadurch den Silber - Gehalt des Niederschlages, yoq
Chlor-, Brom- und lodsilber. Letzterer wird bei 100^ C. getrocknet,
dann vorsichtig geglüht und gewogen.
Man bestimmt darauf in einer zweiten gleichen Portion die
Menge des lods durch Probe -Silberlösung, wie § 43 angegeben.
Aus der gefundenen lod -Menge kann man die des daran gebundenen
Silbers im Chlor -lod -Bromsilber -Niederschlage berechnen und zieht
man das lodsilber von dem Gewicht des Chlor -lod -Bromsilber-
Niederschlages ab, so erhält man als DiflFerenz das Oewicht von
Chlor- und Bromsilber zusammen. Da endlich die Gesammt- Silber-
menge im Chlor -lod -Bromsilber und die dem geAindenen lod ent-
sprechende bekannt ist, so erfahrt man durch Subtraction der letz-
teren von der ersteren die im Chlor- und Bromsilber -Niederschlage
enthaltene Menge metallischen Silbers.
Wir haben somit Folgendes ermittelt:
Gesammt -Gewicht von AgCl, AgBr und AgI = G.
Gewicht des im Gesammt-Niederschlage enthaltenen Silbers = S.
Quantität des lods = I (direct gefunden)
Quantität des lodsilbers = g.
und daraus berechnet:
Gewicht des Chlor-Bromsilbers = G — g.
Gewicht des Silbers im Chlor-Bromsilber = S — (g — I).
Wir wollen der Kürze halber das Gewicht des Chlor-Bromsilbers
G — g mit ®, das des darin enthaltenen Silbers also S — (g — I) dw*
@ bezeichnen.
Denkt man sich nun alles Chlor- und Bromsilber in Chlorsilber
verwandelt, so würden 107,97 Gewichts-Theile Silber des Chlor-Brom-
silbers 143,47 Gewichts-Theile Chlorsilber geben; mithin ist das Ge-
wicht des entstandenen Chlorsilbers:
@ 14.Q 4.7
AgCl=: ;;;nr oder ©.1,329.
^ 107,97 '
Multiplicirt man demnach die als Chlor- und Brom- Verbindung vor-
handene Silber-Menge mit dem Factor 1,329 , so erhält man das ö^
wicht des Chlorsilbörs, welches daraus gebildet werden könnte. Ma*^
lodometrie. §45. Bestimmung von Chlor , lod und Brom in Salzen. 117
Dtrahirt dieses von dem Gewichte des Chlor-Bromsilbers ® und
tirt den Eest.
Erwägt man ferner, dass die DiflFerenz des Gewichtes von einem
Bquivalent Chlorsilber (143,47) und einem Aequivalent Bromsilber
87,97), welche 44,50 beträgt, einem Aequivalent Brom ==80 ent-
geht, welches in einer solchen Mischung enthalten wäre, so ist:
iSo = '''''
er Factor, mit welchem die gefundene Differenz von Chlorsilber und
hlor-Bromsilber zu multipliciren ist, um die Menge des Broms zu
öden. Zieht man die so geftmdene Quantität Brom nebst dem Gewicht
es Silbers in der Chlor-Brom- Verbindung (@) von dem Gewichte der
Jtzteren ab, so erhält man schliesslich das Gewicht des Chlors.
Da diese Berechnung in der Regel fiLr den Anfänger Schwie-
igkeiten bietet, so halte ich es für zweckmässig, ein Zahlenbeispiel
Qzufuhren.
Man habe eine Mischung von Chlor-, lod- und Bromkalium;
ian fällt diese mit einer überschüssigen, aber gemessenen Silber-
ösung von bekanntem Gehalt und bestimmt nach dem Abfiltriren
3n in Lösung befindlichen Silber-Ueberschuss durch lod wie § 44
igegeben. Man findet, dass zur Fällung des lods, Chlors und Broms
6478 Grm. metallisches Silber (S) verbraucht wurden. Das Gewicht
Js ausgewaschenen, getrockneten und geglühten Niederschlages von
blor-, lod- und Bromsilber betrage 1,041 Grm. (G).
In einer zweiten gleichen Portion habe man die lod-Bestimmung
ich § 38 ausgeführt und hierbei 0,127 Grm. lod gefunden (I).
Da nun 0,127 Grm. lod 0,235 Grm. lodsilber (g) entsprechen,
ad das Gewicht des Chlor-Brom-Iodsilbers (G) 1,041 Grm. betrug,
'ist das des Chlor- oder Bromsilbers 1,041— 0,235 = 0,806 Grm.
är— g oder ®).
Femer war die gesammte gefällte Silber-Menge (S) 0,6478 Grm.,
ie des lods 0,127 Grm. (I) und das Gewicht des lodsilbers (g)
335 Grm., folglich beträgt die im Niederschlage als Chlor- und
romsilber enthaltene Silber-Menge ^
S-(g—I) = 0,6478— (0,235— 0,127) = 0,5398 Grm. Silber (@).
Multiplicirt man dieses mit dem Factor 1,329, so erhält man
ÄS Gewicht das Chlorsilbers, welches aus der bekannten Silber-Menge
» Chlor-Bromsilber (0,5398 Grm.) entstehen könnte. Das Product
rgiebt:
0,5398.1,329=0,717 Grm. Chlorsilber.
118 Erster Theil. Die maassanalytischeii Metiioden.
Dies ziehen wir vom Gewichte des Chlor- Bromsilbers (®) 0,806 Gfrm.
ab und multipliciren den Eest 0,806 — 0,717 = 0,089 mit dem Factor
1,798 und erhalten dadurch
0,089.1,798 = 0,160 Grm. Brom.
Wir haben nun nur noch das Gewicht des Chlors zu berechnen,
was einfach auf folgende Weise geschieht:
Das Gewicht des Silbers im Chlor-Bromsilber (@)
betrug 0,5398 Grm.
das des Broms / . . . . 0,1600 Grm.
daher Silber (@) + Brom 0,6998 Grm.
Ziehen wir dies nun vom Gewichte des Chlor-Bromsilbers (®) ab, so
erhalten wir selbstverständlich als Rest
0,806— 0,6998 = 0,106 2 Grm. Chlor.
Wir fanden also:
0,127 Grm. lod
0,160 Grm. Brom
0,1062 Grm. Chlor,
was beiläufig einem Atom-Verhältniss von einem Aequiv. lod: zwei
Aequiv. Brom: drei Aequiv. Chlor entspricht.
Ehe ich dies Capitel verlasse, mache ich noch darauf aufinerk-
sam, dass man hei Abwesenheit von lod in dem Niederschlage von
Chlor- und Bromsilber diese mittelst Ammon-Flüssigkeit vom speci-
fischen Gewichte 0,980, welche man mit Bromsilber digerirt (und
damit also gesättigt) hat, getrennt werden können.
Solches Bromsilberammon löst natürlich kein Bromsilber, wohl
aber alles Chlorsilber auf, so dass nach dem Abfiltriren und Aus-
waschen (mit Bromsilberammon) reines Bromsilber auf dem Filter
behält. Da Bromsilber kaum in tausend Theilen Ammon-Flüssigkeit
von 0,980 löslich ist, so würde ein CC. Wasch -Flüssigkeit kaum
1 Mgr. Bromsilber zurücklassen, also keinen bemerkenswerthen Fehler
verursachen.
Diese Trennung ist namentlich dann zweckmässig, wenn die
Mengen von Chlor und Brom sehr ungleiche sind, und die Brom-
bestimmung Hauptsache ist. Auch kann sie zur Bestimmung aller
drei Halogene in folgender Weise benutzt werden.
Man destillirt mit schwefelsaurem Eisenoxyd alles lod ab und
bestimmt es im Destillat nach § 38. Aus dem Eückstande fällt man
alles Eisen durch kohlensaures Kali und fällt dann in dem mit Sal-
petersäure angesäuerten Filtrat alles Chlor und Brom (womöglich bei
Lampenlicht) durch Silbernitrat. Das Chlor- und Bromsilber wäscht
lodometrie. §46. Spuren-Bestimmung von Schwermetallen. 119
man mit Bromsilberammon aus und trocknet , glüht und wägt das
zorackbleibende BromsUber.
Wenn man dann in einer zweiten Portion Chlor, lod und Brom
mit gemessener ^/jg-Silber-Lösimg fallt und den Silber-Ueberschuss im
Filtrat ermittelt, so ergiebt sich aus der Differenz vom Gesammt-Silber
minus Bromsilber plus lodsilber die Menge des Chlorsilbers und daraus
der Chlor-Gehalt.
Dieses Verfahren ist namentlich bei sehr prävalirendem Chlor-
Gehalt dem indirecten vorzuziehen.
§ 46.
Spuren-Bestimmung Yon Schwermetallen.
Es ist häufig der Fall, dass eine Substanz, welche ihrer Natur
nach in reinem Zustande kein durch Schwefelwasserstoff fällbares Schwer-
metall enthalten soll, dennoch mit diesem Eeagens eine den Metall-
salzen entsprechende Eeaction, d. h. eine gefärbte Trübung oder einen
höchst unbedeutenden Niederschlag giebt, wodurch sich die Anwesen-
heit von Spuren eines Schwermetalles documentirt.
So zeigt die Weinsteinsäure und Citronensäure häufig einen sehr
geringen Blei-Gehalt, wodurch die Verwendung dieser Stoffe zum inner-
lichen Gebrauch als Medicament oder Genussmittel unter solchen Um-
ständen entschieden bedenklich ist.
Aber auch in technischen Chemikalien, welche keine Metallsalze
enthalten sollen, z. B. im essigsauren Natron, lassen sich zuweilen
fech HS Spuren von Schwermetallen nachweisen und hierbei liegt
oft daran, ungefähr zu wissen, wie hoch sich dieser Gehalt beziffert.
Auf gewichtsanalytischem Wege ist nun eine solche Spuren-Bestim-
niung nicht blos sehr schwierig, sondern auch zeitraubend imd weit
weniger genau, als das nachstehende rasch auszuführende iodometrische
Titrir- Verfahren. Bei demselben wird die Substanz in Wasser gelöst,
^e Lösung mit etwas chemisuh reinem essigsauren Natron versetzt und
^n ein gemessenes Volumen klares, sehr schwaches Schwefelwasserstoff-
Wasser zugefügt. Nach etwa einer Minute setzt man Stärke-Lösung
Wnzu und titrirt den Schwefelwasserstoff-Ueberschuss mit lod, bis die
Maue Farbe eben stehen bleibt.
Darauf misst man nochmals eine gleiche Quantität des Schwefel-
wasserstoff- Wassers ab, fügt diese entweder der Flüssigkeit hinzu oder
titrirt sie besonders mit lod.
Die Differenz beider Titrirungen entspricht der lod-Menge, welche
120 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
dem Schwermetall äquivalent ist, woraus sich die Menge des L
leicht berechnen lässt. Betrüge z. B. diese Differenz 5 CC. Vio*^
lodlösung und Kupfer ist das qualitativ nachgewiesene Schwe
so sind dadurch 0,5 + 32 = 16 Mgr. Cu ermittelt.
Auf diese Weise lassen sich recht gut Blei, Kupfer, Zink
(als AsO* zugegen), Antimon, Quecksilber und Wismuth in sehr
Mengen annähernd bestimmen. Man achte nur darauf, dass
gewandte Schwefelwasserstoff- Wasser nicht in gar zu starkem
schuss zugesetzt werde. Eisenoxydsalze alteriren die Gena
Eisenoxydul dagegen ist ohne' Einfluss. Von den Säuren dürfei
lieh die oxydirenden mit Ausnahme der Salpetersäure nicht zuge^
Die Methode liefert allerdings keine absolut genauen R»
doch kommt es in solchen Fällen auch nicht darauf an so
erlangen, sondern eben nur annähernd den Metall-Gehalt kei
lernen. Besondere Aufmerksamkeit verdient sie aber seite:
jenigen, welche Chemikalien für Genussmittel oder Medikame
fertigen oder verkaufen ; weil gerade für solche Zwecke es viel
lieber ist, wenn das Chemikum ein giftiges Metallsalz, Ble
Kupfer- Verbindungen enthält, als wenn es nur mit Spuren u
lieber Stoffe, wie z. B. Gips, verunreinigt ist.
Vierter Abschnitt
FäJlungs- Analysen.
Schon im § 1 habe ich ausgesprochen, dass es für die Genauig-
keit einer Titrir-Methode von wesentlichem Einfluss ist, ob sie eine
leutliche, womöglich farbige Endreaction gestattet oder nicht.
Dieser Punkt spielt namentlich bei den Fällungs- Analysen, welche
lie zur Abscheidung eines Körpers gerade nothwendige Menge Titer-
•^lüssigkeit zu bestimmen haben, eine grosse Rolle.
Das Princip der meisten Fällungs-Methoden, d. h. die Fällung
elbst, ist ganz zufriedenstellend. So wird wohl Niemand daran zweifeln,
Ä88 Silber durch Kochsalz, Bleioxydsalze durch chromsaure Alkalien,
^aryt durch Schwefelsäure ganz vollständig ausgefällt werden können.
Velche Geduld gehört aber dazu, das jedesmalige Absetzen des Nieder-
*Uages abzuwarten, um zu prüfen, ob das Fällungsmittel noch eine
röbung erzeugt oder nicht? Ich habe vor einigen Jahren ein Filter
Bschrieben, welches allerdings gestattet, diese Prüfung jeden Augen-
Uck vorzunehmen, wodurch freilich viel Zeit erspart werden kann;
8^88 aber dieses kleine Instrument die Vortheile einer farbigen End-
*action, wie sie z. B. bei der vortrefflichen Chlor-Bestimmung von
tohr (mit Silber und chromsaurem Kali) eintritt, auch nur entfernt
■hetzen könnte, habe ich niemals bezweifelt.
Aus diesem Grunde halte ich nur dann eine Fällungs-Methode
^ wirklich brauchbar, wenn sie ausser einer vollständigen Fällung
ticli eine bequeme, auf plötzliche Farbenerscheinung gestützte
*öobachtung der beendigten Titrirung zulässt, oder mit einer Sättigungs-
^ßr Oxydations-Methode (welche diese Bedingung erfüllen) leicht in
^rbindung gebracht werden kann.
Viele Bestimmungen, welche durch Fällungs- Analyse ausgeführt
'^rden könnten, bei denen aber die End-Bestimmung zeitraubend und
122 Erster Theil. Die maassaiialjtischen Methoden.
unsicher ist, lassen sich weit besser mit anderen Methoden bewerk
stelligen. So ist es viel genauer, die Blei -Bestimmung durch Fällung
als Chromat und Ermittelung der Chromsäure, als mit Hilfe einei
titrirten Schwefelsäure auszufuhren. Umgekehrt wird man die Chrom-
säure im Kalichromat weit leichter oxydimetrisch als durch Titrinmg
mit essigsaurer Bleioxyd-Probelösung bestimmen. Eisenoxyd kann in
essigsaurer Lösung durch phosphorsaures Natron vollkommen aus-
gefällt werden; eine derartig ausgeführte Titrirung ist aber entschieden
weit umständlicher als die ebenso leichte als genaue iodometrische
Bestimmung desselben.
vSo giebt es noch eine ganze Reihe von Fällungs-Methoden, die,
weil sie durch einfachere und genauere oxydimetrische oder Sätti-
gungs-Methoden ersetzt werden können, ganz überflüssig sind. Dies
gilt namentlich von den Schwefelnatrium-Methoden; denn alle
damit bestimmbaren Metalle, als Zink, Cadmium, Blei, Wismuth,
Kupfer, Nickel, Kobalt, Silber, lassen sich, wie wir bereits gesehen
haben, auf andere Weise nicht blos für sich, sondern meist auch in
Gegenwart anderer Metalle (was bei den Schwefelnatrium-Titrirungen
ganz unzulässig ist) sehr genau quantitativ ermitteln. Ueberdies ist
Schwefelnatrium die unhaltbarste Titer-Flüssigkeit und auch die Titn-
rungen damit lassen hinsichtlich der Bestimmung der Endreaction
recht viel zu wünschen übrig. Am meisten sind diese sulfhydro-
metrischen Bestimmungen noch für Zink und Kupfer in den Hütten-
werken im Gebrauch; aber auch da werden sie immer mehr ver-
drängt, indem z. B. die Mansfelder Gewerkschaft die Kupfer-Bestiffl*
mung auf gewichtsanalytischem Wege mittelst Abscheidung des Metalles
durch Electrolyse ausfuhrt.
Bei der Zink-Bestimmung mit NaS in ammoniakalischer Lösung
(wobei nebenbei nicht alles Zink in Lösung geht, wenn Eisenoxyd
zugegen ist) wird natürlich Cadmium, welches doch sehr häufig ^
den Zinkerzen enthalten ist, sowie eventuell Arsen (wenn auch nicht
gefällt) mitbestimmt, was natürlich nicht geschieht, wenn das Zin»
getrennt und als Schwefelzink aus essigsaurer Lösung abgeschieden
wurde, in welcher Form es dann nach § 30 sehr bequem und gen*ö
ermittelt werden kann.
Aus diesen Gründen habe ich die Schwefelnatrium-Titrirung«"
hier nicht aufgenommen, sondern nur solche Fällungs- Analysen be-
schrieben, welche in oder ausserhalb der Flüssigkeit eine prägnante
farbige Enderscheinung bieten.
Fällungs-Analysen. § 47. Bestimmung von Chlor und Silber. 123
§47.
Beatimmnng von Chlor and Silber.
Wird eine neutrale oder schwach alkalische Silber-Lösung mit
neutralem chromsauren Kali versetzt, so entsteht sogleich ein pracht-
voll dunkelrother Niederschlag von chromsaurem Silberoxyd; mischt
man aber eine Kochsalz-Lösung mit einfach chromsaurem Kali, so
entsteht durch allmählich hinzugefügte Silber-Lösung nicht eher der
dunkelrothe Niederschlag, als bis alles Chlor als Chlorsilber gefallt
ist. Auf diese Thatsache gründet Fr. Mohr die Bestimmung des
Chlors in löslichen Salzen, welche durch chromsaures Kali in neu-
traler Lösung nicht gefallt werden.
Zur Ausführung dieses ausgezeichneten Verfahrens wird die zu
Untersuchende Lösung durch Zusatz von kohlensaurem Kali vollständig
neutralisirt, so dass sie eher einen unbedeutenden Ueberschuss an
Alkali, als an freier Säure enthält*), darauf werden 4 — 5 Tropfen
einer Lösung von krystallisirtem, einfach chromsaurem Kali (im Ver-
hältniss von 1:10 dargestellt) hinzugefügt und solange mit Normal-
oder Zehntel-Silberlösimg titrirt, bis die bei jedesmaligem Zusatz der
letzteren entstehende dunkelrothe Fällung bleibend ist. Die verbrauchte
Silber -Menge ist dann ein Maass für das durch sie gefällte Chlor,
indem je 108 Gewichts-Theile metallisches Silber 35,5 Gewichts -Theilen
Chlor entsprechen. Zur deutlichen Erkennung der rothen Nuance
ist es zweckmässig, bei Lampenlicht zu arbeiten, oder wenigstens
ias Kochfläschchen, in dem die Fällung geschieht, in eine weisse
Porcellanschale von doppeltem Durchmesser, als das Fläschchen hat,
SU stellen.
Um das Chlor auf diese Weise in Chlor-Metallen bestimmen zu
können, welche durch chromsaures Kali fällbar sind (wie Chlorblei,
Chlorbaryiun , Chlorwismuth u. s. w.), fallt man diese heiss mit kohlen-
sauren Alkalien, filtrirt und bestimmt nun im Filtrat oder einem
iliquoten Theile desselben das Chlor, wie angegeben. Ueberhaupt
iürfen bei diesem Verfahren nur die Alkalien und alkalischen Erden
ausser Baryt in Lösung sein.
'*') Ich kann in dieser Beziehung, namentlich bei ammoniakhaltigen
Lösungen es sehr empfehlen, dieselben durch kohlensaures Kali (in kleinem
Jeberschuss) etwas alkalisch zu machen imd darauf durch zugesetzte essig-
laure Kalk-Lösung die vollständige Neutralität herzustellen. Selbstredend
aussen alle angewandten Beagentien chlorfrei sein.
124 Elrster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
Es ist selbstverständlich, dass man sich der IJmkehning dieser
Methode (wenn keine anderen Metalle zugegen sind) auch bei der
Silber-Bestimmung bedienen kann, indem man ermittelt, welche
Quantität einer neutralen Silber-Lösung erforderlich ist, um eine ge-
messene Menge ^/j^- Normal -Chlomatrium- Lösung zu sättigen. Die
zu prüfende Silber-Lösung kommt also in die Bürette. Hatte man
Silber als Chlorsilber abgeschieden, so wird dies durch Lösen in
Ammon und Zusatz von Schwefelanmionium in Schwefelsilber ver-
wandelt, welches man dann in Salpetersäure löst und nach Abstumpfung
der freien Säure (mit KOCO^) misst, und in die Bürette, bringt.
Die Titer-Flüssigkeiten können auf folgende Weise bereitet werdeiu
Man wäge 5,850 Grm. (}Iiq Aequivalent) reines, schwach geglühtes
Chlomatrium ab, löse dieses in einem Liter destillirten Wassers auf
und normire darnach eine salpetersaure Silber-Lösung, welche im Liter
^j^Q Aequivalent salpetersaures Silberoxyd oder 17 Grrm. AgONO* ent-
hält, nach der eben beschriebenen Chlor-Bestimmungsmethode. Viele
ziehen es vor, statt Kochsalz als Titer-Substanz zu benutzen, chemisch
reines Silber anzuwenden, davon eine gewogene Menge in Salpeter-
säure zu lösen und die Lösung zu einem Liter zu verdünnen. D*"
gegen lässt sich nichts einwenden, wenn man wirklich chemisch reines
Silber erlangen kann, ja in diesem Falle erhält man noch sicherer
eine richtige Titer-Flüssigkeit als mit Kochsalz, welches in chemischer
Reinheit auch schwer zu haben ist. Neuere Erfahrungen haben mich
aber gelehrt, dass die beste Titer- Substanz für die Chlor- und Silber-
Bestimmungen reiner Salmiak ist. Das Chloranunonium kann durch
Sublimation leicht in einer Reinheit erhalten werden, welche allö
anderen Chloride übertrifft ; ausserdem ist es wasserfrei und nicht
hygroskopisch, so dass es als Titer-Substanz (nicht zu Titer-Flüssig-
keiten) für diese Zwecke am passendsten ist. Salmiak von chemischer
Reinheit, durch Sublimation gewonnen, ist käuflich unschwer zu b**
ziehen. Seine Merkmale sind, dass er sich ohne Rückstand auf Platiö-
blech erhitzt verflüchtigt und heisses Barytwasser nicht trübt. D*®
gewöhnlichste Verunreinigiftig des Salmiaks sind Spuren von Eisen»
die man durch Auflösen desselben und Zusatz von etwas Schwefd-
ammonium leicht erkennt.
Hat man sich reinen Salmiak verschafft, so wägt man davon
2,675 Grm. ab, giebt diese in einen 200 CC. Mess-Kolben und föH*
denselben allmählich bis zur Marke mit chlorfreiem destillirten Wasser.
Hierauf pipettirt man 20 CC. der gut gemischten Lösung in eineß
reinen Kolben von 150 — 200 CC. Inhalt, fügt ein paar Tropfe»
FäUangs- Analysen. § 47. Bestimmung von Chlor und Silber. 125
Kalichromat und Pottasche -Lösung (Kali carb. e tartaro) hinzu,
übersättigt schliesslich die entstandene Alkalität mit ein wenig essig-
saturem oder salpetersaurem Kalk und titrirt nun so viel von der
durch Auflösen von reichlich 17 Grm. Höllenstein zu ein Liter berei-
teten Silber -Lösung hinzu, bis die Flüssigkeit einen schwach röth-
lichen Stich zeigt. Hatte man dazu genau 50 CC. Silber -Lösung
verbraucht, so ist dieselbe richtig ^j^^ normal, so dass also jeder CC.
Yon ihr 3,55 Mgr. Chlor bestimmt; andernfalls stellt man sie auf
Gnmd der Titration richtig ein und macht eine zweite eben solche
Probe. Nachdem die Silber -Lösung in Ordnung ist, normirt man
nach ihr die ^/j^-Kochsalz-Lösung, was wohl ohne Weiteres aus dem
Vorigen verständlich ist.
Der Salmiak dient also als Urtiter- Substanz und zur Controle
der Kochsalz- und Silber -Lösung; wogegen er als Titer -Flüssigkeit
wegen des Schimmelns seiner Lösung nicht geeignet ist.
Die hier beschriebene Chlor- und Silberbestimmungs-Methode gehört
zu den besten, welche die Maass - Analyse aufzuweisen hat und ist
ftuch der alten noch hier und da gebräuchlichen, sogenannten Schüttel-
Methode (weil man bei ihr durch starkes Schütteln die mit Koch-
salz-Losung titrirte silberhaltige Flüssigkeit klärt und dann so lange
titrirt, bis keine Trübung mehr erfolgt) bei weitem vorzuziehen.
Soll Silber in Gegenwart von Kupfer bestimmt werden, so
^ann man die Methode in folgender Art benutzen. Man fällt aus der
sauren Lösung durch eine gemessene Menge ^/^q- Kochsalz -Lösung
ftlles Silber aus, so dass noch ein kleiner Ueberschuss von Kochsalz
lö Lösung bleibt. Darauf übersättigt man entweder das Ganze oder,
^Bmi man dieses misst, einen aliquoten Theil desselben, ohne das
Chlorsilber abzufiltriren, mit Pottasche-Lösung (natürlich chlorfreier)
kocht und filtrirt, und wäscht mit heissem Wasser aus. Das alka-
Aische Filtrat versetzt man mit essigsaurer Kalk -Lösung bis zur Neu-
tralität auf Curcuma, färbt dann mit etwas chromsaurem Kali und
Wimmt durch Titriren mit 7io Silber- Lösung den Chlor -Gehalt.
■Berechnet man diesen aufs Ganze und zieht ihn von der angewandten
gemessenen Kochsalz-Lösung ab, so ergiebt sich, wie leicht einzusehen,
^ie dem Silber entsprechende Kochsalz-Menge.
Bei Gegenwart von Ammonsalzen ist jedoch diese Methode nicht
^ empfehlen; man thut dann besser, das Chlorsilber abzufiltriren
^d entweder, nachdem es ausgewaschen, getrocknet und gelinde ge-
B*^ ist, zu wägen oder in Ammon zu lösen, durch Schwefelammonium
*l8 Schwefelsilber zu fallen und dieses nach dem Abfiltriren in Salpeter-
126 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
säure zu lösen, in welcher Form es dann, wie vorher beschriehen,
leicht bestimmt werden kann.
Schliesslich bemerke ich noch, dass zu den Titrirungen mit
Silber -Lösung am besten Ausguss- Büretten angewandt werden, weil
die Kautschuk- Verbindung der Quetschhahn-Büretten etwas reducirend
auf Höllenstein wirkt. Femer halten sich die Silber -Lösungen am
besten in dunklen, mit Glasstöpseln versehenen Flaschen, welche man
vor Licht geschützt aufbewahrt. Die grosse Zuverlässigkeit der Chlor-
Bestimmung bietet ein vorzügliches Mittel zur indirecten Bestimmung
von Kali und Natron, welche im § 58 ausfuhrlich beschrieben wer-
den soll.
§48.
Bestimmung des Chlors in den Chlorsäuren*
Wie man den oxydirenden Sauerstoff der Chlorsäuren bestimmen
kann, ist bereits in den §§25 und 43 gezeigt worden. Soll aber
ausserdem ihr Chlor-Gehalt ermittelt werden, so reducirt man die-
selben mittelst chlorjfreiem Eisenvitriol unter Zusatz von etwas Schwefel"
säure, fällt darauf durch Kochen mit kohlensaurem Kali (welches ganz
chlorjfrei sein muss) das Eisen aus, filtrirt und bestimmt im Filtrftt
den Chlor-Gehalt der Lösung, wie § 47 angegeben. Auf diese Weise
findet man den Gesa mm t- Chlorgehalt, also bei Bleichsalzen auch
den als Chlormetall vorhandenen.
§49.
Cy an - Bestim m nng.
Das Cyan bildet, ebenso wie Chlor, lod und Brom, mit den
Silber -Lösungen Niederschläge von Cyansilber, welche die Eigcß'
thümlichkeit besitzen, nicht eher in Cyan -Alkalien hervorgerufen z^
werden, bis ein ganz bestimmter Theil des Cyans an Silber gebund^
wurde. Wird daher eine Probe- Silberlösung zu einer Cyankaliui»'
Lösung titrirt, so bildet sich anfangs kein Niederschlag, und 2W«r
so lange nicht, bis die Hälffce des Cyans der Verbindung an Silb^
abgegeben ist. Sobald dies aber stattgefunden hat, entsteht durch
einen neuen Tropfen der Silber-Lösung in der cyanhaltigen Flüssig-
keit sofort eine Trübung. Dieselbe Erscheinung tritt auch bei Gegen-
wart von Chlor-, lod- oder Brommetallen ein, indem die entsprechend*
Silber -Verbindung nicht eher gefällt wird, bis die Hälfte des Cy»n»
an Silber gebunden ist.
Fällungs -Analysen. § 49. Cyan- Bestimmung. 127
Bei der Ausfulirung der Cyan-Bestimmung wird die Cyankalium-
haltige Flüssigkeit mit etwas Chlomatrium versetzt und durch Zusatz
von Kali alkalisch gemacht. Darauf titrirt man von einer ^/j^Q-Normal-
Silberlosung (welche aus salpetersaurem Silheroxyd bereitet werden
kann*) so viel hinzu, bis sich beim Umrühren eine nicht verschwindende
leichte Trübung der Flüssigkeit zeigt.
Man liest dann die verbrauchte Silber-Menge ab, und berechnet
danach die Menge des in der Verbindung enthalten gewesenen Cyans
nach der Formel:
2KCy + AgONO« = KCyAgCy + KONO«.
Es entsprechen also zwei Aequivalente Cyan einem Aequivalent
Silber; oder multiplicirt man die verbrauchte Menge metallischen
Silbers mit 0,4816, so erhält man die in der untersuchten Lösung
enthaltene Quantität Cyan.
Biese Methode ist auch bei der Cyan-Bestimmung in organischen
Körpern, wie in Bittermandel- und Kirschlorbeer- Wasser, anwendbar,
nur dürfen nicht gleichzeitig Schwefelmetalle und üoppelcyan - Ver-
bindungen vorhanden sein. Ist ersteres der Fall, so versetzt man
die alkalische Lösung vor der Titrirung mit Zinkvitriol, filtrirt den
Niederschlag, welcher aus Schwefelzink und überschüssigem kohlen-
sauren Zinkoxyd besteht, ab und bestimmt im Filtrat das Cyan.
Sind dagegen Doppelcyan- Verbindungen in Lösung, so müssen diese
durch Kochen mit Quecksilberoxyd in kalischer Lösung zersetzt wer-
den, worauf man abfiltrirt und nach Entfernung des im Filtrat be-
findlichen Quecksilbers durch Schwefelwasserstoff nochmals filtrirt.
l^arauf wird der in der.Lösung enthaltene Schwefelwasserstoff durch Zu-
satz von Zinkvitriol beseitigt, wieder filtrirt und in diesem Filtrat
^ gesammte Cyan bestimmt.
Bei den Cyan-Bestimmungen durch Silber ist noch zu bemerken,
^as8 die Gegenwart der Metalle einen mehr oder weniger nach-
theiligen Einfluss auf die Richtigkeit dieses Verfahrens ausübt. Dies
&^t namentlich von Quecksilber-, Eisen- und Kobalt -Verbindungen,
Welche deshalb aus der cy anhaltigen Lösung vor der Bestimmung
Cyans entfernt werden müssen. Quecksilber kann zu diesem Ende
*) Diese Lösung kann durch Auflösen von 1,6997 oder 1,7 Grm. reinen
I S^schmolzenen salpetersauren Silberoxyds in einem Liter destUlirten Wasser
**^ertigt werden, was die BequemUchkeit für sich hat, dass jeder Cubik-
^ötimeter dieser Flüssigkeit ^Iiqq Aequlvalent oder 5,2 Mgr. Cyan entspricht.
^tatt dessen kann auch eine Vio* Silber- Lösung mit dem 9 fachen Volumen
"^tillirten Wassers verdünnt werden.
128 Erster Theil. Die maassanalytischen Methoden.
durch Schwefelwasserstoff ausgefällt werden, Eisen -Verbindungen nach
dem eben beschriebenen Verfahren der Zersetzung von Doppelcjan-
Verbindungen entfernt werden; um aber in Kobalt -Doppelcyan- Ver-
bindungen das Cyan bestimmen zu können, ist es am einfachsten,
dass man die Verbindungen in einer Verbrennungs-Eöhre mit Kupfer-
oxyd glüht und die Menge der dadurch ausgetriebenen Kohlensäure
und des Stickgases nach Art der organischen Elementar- Analysen fest-
stellt und daraus die Menge des Cyans berechnet.
Da die Eisencyanide nicht giftig sind, so kann man beiläufig
eine derartige Cyan- Verbindung nur dann für giftig halten, wenn sie
bei der Destillation mit Borsäure Cyanwasserstoff liefert.
§50.
Fhosphorsänre- Bestimmung.
Die beste maassanalytische Phosphorsäure - Bestimmung ist die
mittelst titrirter essigsaurer Uranoxyd -Lösung.
Die Titrirungen werden in heissen essigsauren Lösungen vor-
genommen; indem man so lange essigsaure Uranoxyd -Probelösung
aus einer Quetschhahn -Bürette zu der phosphorsäurehaltigen essig-
sauren Flüssigkeit titrirt, bis ein Tropfen der letzteren mit einer
auf einem Porzellanteller etwas ausgebreiteten kleinen Menge Ferro-
cyankalium-Lösung eine dunkelrothbraune Färbung giebt. Die Menge
der bis zu diesem Punkte verbrauchten Uran -Lösung ist das Maass
für die zu ermittelnde Phosphorsäure.
Zur Darstellung der bei dieser Methode erforderlichen Probe-
Uran oxy dl ösung geht man von einer leicht herstellbaren ^/j^-Normal-
Phosphorsalzlösung aus. Das essigsaure Uranoxyd selbst wird durcli
Auflösen von gelbem Uranoxyd in Essigsäure erhalten.
Das Phosphorsalz (NaONH*OHO)PO*^ + 8aq ist leicht rein zu
beschaffen. Die Krystalle ziehen weder Kohlensäure an, noch ver-
wittern sie. Aus diesem Grunde ist es dem phosphorsauren Natron
entschieden vorzuziehen und als Titer -Substanz in hohem Grade
empfehlenswerth.
Löst mau 20,900 Grm. reines Phosphorsalz in einem Liter
destillirten Wasser, so enthält diese Lösung pro CC. 7,1 Mgrm.
PO'^, ist also Yiü"^^^^^^-
Nach dieser ^lo'^^^^^^'^^^^P^^^^^^" wird die Probe- Uran-
lüsuug genau in folgender Art eingestellt.
Man eruärmt 20 CO. der ^|^^j-P\ios^\iOTsa\2i-\Jö^\icsi%, -^^Iche man
FSllongs -Analysen. § 50. Phosphorsäare-Bestimmiing. 129
aus einer Pipette in mit Essigsaure angesäuertes Wasser bringt, zum
Sieden, nimmt vom Feuer und titrirt allmählich, zuletzt 5 tropfen-
weise, so viel Uran -Lösung hinzu, bis ein Tropfen der Masse mit
Ferrocyankalium die vorhin erwähnte Beaction giebt. Hierauf setzt
man noch 2 CC. Yio'^^^^^^^*^^^^^^^'^^^^^^^ hinzu, erhitzt noch-
mals zum Sieden und titrirt dann mit der Uranlösung vorsichtig
wieder bis zu der braunen Beaction. Die im Gunzen verbrauchte
Üranlösung entspricht dann 22 CC. ^/^q- Phosphorsalz -Lösung. Sie
ist demnach so zu verdünnen, dass sie genau mit der Phosphorsalz-
Lösong übereinstimmt, d. h. dass jeder CC. üranlösung 7,1 Mgrm.
PO* entspricht, die Lösung also 7io"^^^^^^*^ wird.
Bei den Titrirungen der Phosphorsäure verfahrt man in gleicher
Weise, wie bei der Titerstellung, und kann auch überstürzte Analysen
clurch 2 CC. Yio'^^^^^^^^^> ^^^ natürlich dann abzuziehen sind,
'wie beschrieben, wieder in Ordnung bringen.
Ein unbedingtes Erfordemiss bei allen Phosphorsäure -Titrirun-
gen mit Uran ist, dass die Lösung, welche die Phosphorsäure ent-
halt, keine anderen Basen als die Alkalien, alkalische Erden und
allenfalls Manganoxydul enthalten darf. Femer dürfen keine unflüch-
'^xgen oder reducirend wirkenden organischen Säuren wie Citronensäure,
^^einsäure, Oxalsäure und Ameisensäure, ebensowenig HS, SO^, HI,
^^^er die Arsensäuren zugegen sein. Endlich wirkt auch eine zu
Si^sse Menge essigsaurer Salze verzögernd auf die Endreaction. Wie
^ie Phosphorsäure von anderen Säuren und Basen zu trennen und
^^*^d dann in eine zu ihrer Titrirung geeignete Form zu bringen ist,
'^^^d im zweiten Theile dieses Buches ausführlich beschrieben werden.
Um bei den Titrirungen recht genaue Besultate zu erhalten, kann
^oh es sehr empfehlen, die Methode umzukehren und in folgender Art
^^ arbeiten.
Das zu imtersuchende phosphorsaure Alkali oder Erdalkali wird
^^ Essigsäure gelöst, die Lösung auf ein bestimmtes Volumen, z. B.
^OO CC, verdünnt und mit einem Theil derselben eine Quetschahn-
-Btrette gefüllt. Man bringt nun andrerseits mit einer Pipette 20 CC.
/]0- Uranlösung in ein Becherglas, fugt ein paar CC. Essigsäure
^^inzu und erhitzt fast zimi Sieden, wobei Alles klar bleiben muss,
'^drigenfalls Essigsäure fehlte.
Alsdann titrirt man so lange die zu untersuchende Flüssigkeit
*^zu, bis ein Tropfen des Gemisches mit Ferrocyankalium- Lösung
*^ einer Porzellanplatte keine braunrothe Färbung mehr erzeugt und
^otirt die dazu verbrauchten CC. Untersuchungs-Flüssigkeit.
Fleftcber, Titrir- Methode. 3. Aufl. 9
130 Erster Theil. Die maassanatytischeii Methoden.
Man erhitzt nim wieder fast bis zum Sieden und titrirt darauf
ganz vorsichtig ans einer anderen Bürette so viel ^/j^-üranlösung
hinzu, bis eine Probe mit Ferrocyankalium wieder die rothbraune
Beaction zeigt und addirt die dazu verbrauchten CG. Uranlösung zu
den vorgeschlagenen 20 hinzu. Daraus ergiebt sich dann, wie viel
CC. uranlösung den verbrauchten Cubikcentimetem der phosphorsäure-
haltigen üntersuchungs- Flüssigkeit entsprechen, wodurch, wie leicht
einzusehen, deren Phosphorsäure-Grehalt ermittelt wird.
Dieses umgekehrte Verfahren, welches Fresensius besonders
für phosphorsauren Kalk empfohlen hat, weil dieser in heisser essig-
saurer Lösung gern etwas Phosphat abscheidet und damit das Resultat
bei directer Titrirung verkleinert, bietet zwei wesentliche Vortheile.
Erstens kann man den Grang der Titrirung aus der abnehmen-
den Ferrocyan - Reaction gut verfolgen und dadurch deren End-
punkt ziemlich sicher treffen; dann aber wird die störende Ein-
wirkung der essigsauren Alkalien durch die starke Verdünnung be-
deutend abgeschwächt und durch das Zurücktitriren mit Uran fsd
ganz aufgehoben.
Dass man auch beim Titerstellen der beiden Probe -Flüssigkeiten
dieses umgekehrte Verfahren benutzen kann, versteht sich von selbst
doch habe ich wegen der geringen Mengen essigsaurer Alkalien, welche
dabei anwesend sind, keine erheblichen Differenzen zwischen der diree-
ten und umgekehrten Titrirung gefunden.
Die in diesem Paragraph beschriebene Methode bezieht sich nnr
auf die dreibasische Phosphoräure, die anderen Modificationen dieses
Stoffes müssen daher stets (durch längeres Kochen mit starken Säuren
in diese übergeführt werden, wenn sie in gleicher Weise bestinunt
werden soUen.
§ 51.
Thonerde- Bestimmang.
Die Bestimmung der Thonerde auf gewichtsanalytischem Wege
ist eine der zeitraubendsten Arbeiten der analytischen Chemie. Viel
leichter und ebenso sicher gelingt dies auf maassanalytischem Wege.
Man hat hierzu bisher nur ein alkalimetrisches Verfahren benntt
welches jedoch sehr beschränkte Anwendbarkeit besitzt und überdies
sich mehr dazu eignet, die freie Säure einer thonerdehaltigen Lösung
als die Thonerde selbst zu bestimmen. Die von mir aufgefundenß vsA
in der Zeitschrift für analytische Chemie 1865 1. Heft beschrieben«
Thonerde-Bestimmung dagegen basirt auf der Thatsache, dass esflig^
FäUnngs- Analysen. § 51. Thonerde-Bestimmung. 131
aure Thonerde von Phosphorsäure oder deren in Essigsäure löslichen
Iftlzen ganz vollständig als Al^O^PO^ abgeschieden und mithin die
Tonerde als solche bestimmt wird.
Diese ganz richtige Grundlage ist auch in der hier zu erläutem-
en Modification beibehalten worden, nur habe ich das Ursprung-
ßhe Verfahren durch eine bequemere und deutlichere Endreaction
jrbessert.
Schon längst war ich, wenn auch vergeblich, bemüht, einen
idicator, welcher die beendigte Titrirung durch eine deutliche
irbenerscheinung zu erkennen giebt, für die Thonerde - Bestimmung
iBsufinden.
Das Beste, was ich in dieser Beziehung fand, war eine' Brasilin-
Hsirng, welche Spuren freier Thonerde in einem filtrirten Tropfen
arch deutliche Violettfärbung zu erkennen giebt. So fein und
iher die Beaction aber auch ist, so stellte sie mich doch nicht
llständig zufrieden; weil sie nur mit Hilfe der Filtration in Aus-
hrung gebracht werden kann und darum natürlich viel mehr Ge-
ild und Zeit in Anspruch nehmen muss, als eine einfache Tüpfel-
Bthode.
Da aber alle Versuche, einen bequemen Indicator auf freier
bonerde zu finden, nur negative Resultate gaben, so verzichtete
b auf die Erkennung der Thonerde und suchte vielmehr die
tiosphorsäure als üeberschuss zu bestimmen.
Dies gelang nun in der That mit essigsaurer Uran -Lösung so
»Ukommen, dass dadurch die Thonerde -Bestimmung ebenso bequem
id sicher, als die eben beschriebene Phosphorsäure -Bestimmung
isführbar ist.
Das Verfahren ist danach folgendes:
Die zu bestimmende Thonerde wird in saurer Lösung durch
ebersättigung mit essigsaurem Natron in essigsaure Lösung über-
ifohrt; darauf eine gemessene Menge ^/^^ -Phosphorsalz -Lösung im
Bberschuss zugesetzt und zum Sieden erhitzt. Alsdann wird in
ST Hitze durch Uran -Lösung der Phosphorsäure -Üeberschuss (ohne
Bt abzufiltriren) in der im vorigen Paragraphen beschriebenen directen
^eise ermittelt, von der angewandten Menge in Abzug gebracht
id so die der Thonerde äquivalente Phosphorsäure gefunden. Jeder
3. Yio"I*^osphorsalz- Lösung, welchen die Thonerde -Lösung bindet,
itspricht 5,14 Mgrm. APO^.
Enthält eine Thonerde-Lösung viel freie Mineralsäuren, so stumpft
an dieselben erst so weit mit kohlensaurem Natron ab, dass eben
X32 Erster TheiL Die maassanalTtischeii Medftoden.
ein Niederschlag entsteht, löst diesen durch Znsatz von ein paar
Tropfen Salzsäure und übersättigt dann mit einer mit EsBigsäure
angesäuerten Auflösung von essigsaurem Natron. Ist viel Kalk zu-
gegen, so kann man denselben durch Zusatz von schwefrisaorem
Natron grösstentheils ausfallen, wobei man nicht zu filtriren braucht,
weil saures phosphorsaures Natron in essigsaurer Lösung weder Gq»
als Substanz noch in Lösung zersetzt.
Ist Eisen in ganz geringer Menge als Oxyd zng^en, so beein-
trächtigt dies die Bestimmung nicht und kann in besonderer Porti<Hi
ermittelt und in Bechnung gebracht werden. Will man aber g&anxk«
verfahren, oder sind grössere Quantitäten von Eisen anwesend, so
versetzt man die Flüssigkeit mit ein wenig schwefligsaurem Natron,
kocht und übersättigt dann mit Aetzkali, wodurch alle Thonerde
gelöst bleibt. Eisen aber als Oxyduloxyd sich abscheidet und abfihrirt
werden kann. Das Filtrat oder ein aliquoter Theil desselben wird
alsdann mit Salzsäure so lange unter umrühren versetzt, bis der
sich abscheidende Niederschlag wieder gelöst hat und hierauf mü
essigsaurem Natron übersättigt. War viel Magnesia zugegen, so i
es am besten, Thonerde und Eisen durch Schwefelammonium zn
fallen und letztere durch Uebergiessen mit Kali aus dem abfiltrirten
Niederschlage au&mlösen, wobei das Schwefeleisen zurückbleibt und
abfiltrirt werden kann.
Die Thonerde - Bestimmung endet also mit einer Phosphorsanre-
Bestimmung und lässt sich darum ebenso bequem wie diese ausf&hren.
Die Besultate, welche ich damit erhielt, waren in hohem Msasse
zufriedenstellend.
Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass bei der Thtm-
erde-Titrirung alle die im vorigen Paragraph beschriebenen Körper^
welche die PO ^-Bestimmung benachtheiligen, ebenfiEills auszuschliesBeo
sind, somit also von den Basen ausser Thonerde nur die Alkafi^B
und alkalischen Erden zugegen sein dürfen.
War Thonerde von Phosphorsäure getrennt worden, so kann si«
in der vom phosphorsauren Baryt abfiltrirten, kaiischen Losung nadt
dem Ansäuern mit Salzsäure und üebersättigen mit essigsaurem Natroo
direct bestimmt werden.
Schliesslich sei erwähnt, dass phosphorsaure Thonerde in essig'
saurer Thonerde, ebenso auch in Ammon merklich löslich ist; in eine«
Ueberschuss von Phosphorsalz (resp. freier Phosphorsäure in essigSAOi^
Lösung) ist sie dagegen unlöslich. Letzterer Fall tritt bei der Be-
stimmung ein. Die Zusammensetzung des Niederschlages ist, sobaU
FäHmigs- Analysen. § 52. Magnesia- und Mangan-Bestimmung. 133
lerselbe in einer Lösung, welche Phosphorsäure im Ueberschuss ent-
tanden war, stets A1*0*P0^, gleichviel ob gekocht wurde oder nicht.
st dagegen Thonerde im Ueberschuss, so hat namentlich in der Wärme
er Niederschlag eine basischere Zusammensetzung. Dasselbe ist auch
er Fall, wenn man mit Ammon übersättigt.
Bei den für die Bestimmung einzuhaltenden Umständen hat daher
er Niederschlag stets die normale Zusammensetzung, welche eine
iverlässige Berechnung gestattet.
Dass essigsaures Uranoxyd phosphorsaure Thonerde nicht zersetzt,
lYon kann man sich leicht überzeugen, wenn man phosphorsaure
honerde in verdünnter Essigsäure kocht und ein paar Tropfen essig-
mre Uran-Lösung zufugt. Selbst nach einer Viertelstunde wird man
irch Zusatz von etwas Ferrocyankalium-Lösung die rothe Keaction
dobachten, was natürlich nicht der Fall wäre, wenn das Uran das
honerdesalz zersetzt, oder die Essigsäure dem Niederschlage Phos-
tioisaure entzogen hätte.
§ 52.
Magnesia- and Mangan-Bestimmung.
Beide Basen können aus ammoniakalischer, salmiakhaltiger Lösung
urch phosphorsaures Natron in der Wärme sehr vollständig als
MgO, NH*0, PO*^ + 12aq u. 2MnO, NH*0, PO^ + 2aq niedergeschlagen
rerdeai. Der Manganniederschlag wird erst durch Kochen gut kry-
tallinisch, weshalb ein längeres Sieden bei der Fällung zweckmässig
it. Der Magnesianiederschlag muss mehrere Stunden absetzen ge-
men werden. Wendet man jedoch als Fällungsmittel statt phosphor-
auren Natrons Phosphorsalz an, oder säuert nach Zusatz des Natron-
%08phats mit Salzsäure an, erwärmt und übersättigt dann mit viel
Letzanmion, so entsteht die Ammonmagnesiaphosphat- Verbindung so-
leich und so vollständig, dass das Filtrat auch nach langem Stehen
ich nicht mehr trübt. Der Grund dieses verschiedenen Verhaltens
egt in der Aufnahme von Ammon, welche natürlich bei phosphor-
lorem Natron dem sich bildenden Niederschlage zugewiesen und
9tdurch verlangsamt wird, während bei einem ammonhaltigen Phos-
liat (Phosphorsalz oder auch phosphorsaures Ammon) das Ammon
eichzeitig mit dem fällenden Princip, der Phosphorsäure, in den
iederschlag eingehen und so seine Bildung beschleunigen kann.*)
*) Mohr, Zeitschrift für anal. Chemie. XII. Jahrg. 1. Heft.
134 Erster TheiL Die maassanaljtischeii Medioden.
Löst man diese Niederschlage nach dem Auswaschen mit am-
moniakalischem heissen Wasser in verdünnter Salzsaorey übersattigl
mit essigsaurem Natron und titrirt die Phosphorsaure durch Uran, so
bestimmt jedes Atom Phosphorsäure zwei Atome Mangan oder Mag-
nesia, also 1 CO. Yio'U^^^ösung, 7,1 Manganoxydul und 4 Mgrm.
Magnesia.
Das Mänganoxydul ist bei der Phosphorsäure-Bestimmung durch
Uran, wie ich mich überzeugt habe und bereits früher bemerkte^
ganz ohneEinfluss auf dieFerrocyankalium-Beaction; nur ist es wichtig,
dass das dazu angewandte Ferrocyankalium möglichst fr^i von der
Ferrid-Verbindung sei
Da die Abscheidung der Magnesia als 2MgO,NH'K)yPO^ die ge-
eignetste Form ist, in welcher sie bestimmt und von den Alkalien
getrennt werden kann, so werden wir dieser Methode bei allen Mag-
nesia-Bestimmungen den* Vorzug geben , dagegen für Mangan in d^
meisten Fällen die in § 23 beschriebene oxydimetrisehe, welche sich
auf die leichte und vollständige Abscheidung des Superoxyds gründet,
in Anwendung bringen.
§ 53.
Schwefelsäure-Bestimmung.
Von den maassanalytischen Bestimmungsmethoden der gebondaieo
Schwefelsäure halte ich die von Mohr herrührende (§14 beschriebeiie)^
welche den Barytüberschuss als BaOCO^ alkalimetrisch und die von
Wildenstein, welche ihn durch Titriren mit Kalichromat-Losnog
ermittelt, als die besten.
Der Umstand, dass der chromsaure Baryt in ammoniakahscher
Lösung auch bei Gegenwart von Ammon- oder Metallsalzen so un-
löslich ist, dass das Filtrat von Schwefelsäure nicht getrübt wird»
während andererseits viele andere Metalloxyde darin löslich sojA
schien mir geeignet, die Wildenstein 'sehe Methode, welche bisher
nur für die Salze der Alkalien ausführbar war, auch einer allgemeinerflO
Anwendung zugängig zu machen.
Zu diesem Zwecke war es nöthig, ein Eeagens zu finden, welches
die kleinsten Mengen Chromsäure nachweist, ohne natürlich durch
die Gegenwart des abgeschiedenen chromsauren Baryts oder anderer
sich in Lösung befindender Salze benachtheiligt zu werden. In Fol-
gendem wird davon weiter die Rede sein.
FäUiingS'Analysen. § 53. Schwefelsäure-Bestimmung. 135
Darstellung der Titer-Flüssigkeiten.
Zur Ausfölirung der Wilden st e in 'sehen Methode bedarf man
zweier titrirter Flüssigkeiten; einer Kalichromat- und einer Chlor-
baryum-Probelösung. Ich halte es für am geeignetsten, dieselben
gleichwirkend und viertel normal zu machen, so dass jeder CC. Chlor-
baryum-Lösung 10 ligrm. SO* entspricht und von einem gleichen
Maass Chromat-Lösung ausgefällt wird.
Für die Darstellung der Chrom at-Lösung löst man annähernd
20 Grnn. doppelt-chromsaures Kali in einem Liter destillirten Wassers
auf. Das chromsaure Kali muss natürlich völlig schwefelsäurefrei sein,
also in salzsaurer Lösung von Chlorbaryum nicht getrübt werden.
Ein solches Salz ist aus dem rohen leicht zu erhalten, wenn man es
in seinem vierfachen Gewicht destillirten Wassers im Sieden löst,
dann etwa ^/jooo ^^stes Chlorbaryum (vom Gewicht des Chromats) auf-
gelöst hinzufügt und filtrirt. Das Filtrat liefert beim Erkalten ganz
schwefelsäurefreie Krystalle, die wie üblich von Mutterlauge getrennt
Md mit kaltem destillirten Wasser oder reiner Chromat-Lösung aus-
gewaschen und erst auf dem Wasserbade, zuletzt im Sandbade bei
etwa 200® getrocknet werden können.
Die in dem Literkolben befindliche gehörig umgeschüttelte Chro-
Biat-Lösung wird nun auf ihren Chromsäure-Gehalt geprüft. Dies
geschieht sehr genau durch schwefelsaure Eisenoxydul -Lösung und
Chamäleon, nach § 26.
Nachdem der Chromsäure -Gehalt der Chromat-Lösung*) genau
ennittelt, wird sie auf ^/^-Normal eingestellt, so dass jeder CC. 12,5
Mgrm. CrO' enthält und danach die Chlorbaryum-Lösung justirt, welche
man durch Auflösen von reichlich 32 Grm. gut krystallisirtem Chlor-
baryum in 1 Liter destillirtem Wasser bereitet. Hierbei ist zu be-
achten', dass die Lösung oft unklar wird, weshalb es passend ist, das
fifewogene Salz in wenig heissem, mit einigen Tropfen Salzsäure an-
gesäuertem destillirten Wasser zu lösen und in den bereits mit etwas
Nasser gefüllten Literkolben abzufiltriren und dann auf einen Liter
2u verdünnen.
*) Wildenstein wendet eine ammoniakalische Kalibichromat-Lösung
^) was ich aber für unnöthig und bedenklich halte, insofern eine solche
l^sung einerseits mit der Zeit bei nicht ganz reinem Ammon red^icirt wird,
andererseits aber Kohlensäure enthalten oder aufnehmen kann, wodurch leicht
fehler bei den Titrirungen entstehen. Aus letzterem Grunde verwerfe ich
*ttch neutrale Chromat-Lösungen als Titer-Flüssigkeiten.
136 Erster TheiL Die maassanalytisehen Methoden.
Bei der Vergleichung der beiden Flüssi^eiten wird nun folgen-
dermaassen verfahren.
Man bringt etwa 100 CO. destillirtes und mit (schwefelsänrefreiem)
Ammon stark versetztes Wasser znm Kochen, fugt alsdann einige
Tropfen Chlorcalcium-Losung (die natürlich gipsfrei sein mnss) hinzu^
um alle Kohlensäure abzuscheiden und nimmt siedend vom Feuer.
Darauf bringt man 20 CC. der Chlorbaryum- und eben so viel gleich-
falls pipettirte Chromat-Lösung hinzu, rührt stark um und erwärmt
nochmals zum Sieden. £[ierauf wird vom Feuer genommen und ans
einer Quetschhahn -Bürette so lange imter jedesmaligem umrühren und
(dem* rasch erfdlgenden) Absetzenlassen Chromat-Lösung 2sweitropfeii-
weise hinzugefügt, bis die über dem Niederschlage stehende klare
Flüssigkeit bei seitlich auffallendem Licht gelb gefärbt erscheint. Die
hierzu (über 20) verbrauchten CC. Chromat-Lösung (nämlich die aus
der Bürette) multiplicirt man mit 49 und erhält so die Anzahl CC.
Wasser, welche den 980 CC. Chlorbaryum-Lösung hinzuzufügen sind.
Statt auf diese Weise kann man auch zwei empirische Lösungen
von Kalichromat (welches aber ganz schwefelsäurefrei sein muss) und
Chlorbaryum nach Art der alkalimetrischen Flüssigkeiten durch einen
Urtiter vergleichen und normiren. Hierzu wendet man eine gewogene
Menge chemisch reinen einfach schwefelsauren Kalis an, löst sie in heissem
Wasser auf, welches mit Chlorcalcium und Ammon versetzt ist, fügt
eine gemessene Menge Chlorbaryum (50 CC.) hinzu und titrirt deren
Ueberschuss mit Kalichromat. Lidern man alsdann vergleicht, wi»
sich die Wirkungswerthe der beiden Probe-Lösungen verhalten, kann
man, analog wie in § 6 beschrieben,' die beiden Flüssigkeiten no^
miren. Diese üntersuchungsweise der Titer- Flüssigkeiten ist besonders
auch als Controle sehr zu empfehlen.
Es soll nun die Ausführung der Schwefelsäure-Bestimmung unter
verschiedenen Umständen beschrieben werden.
a. Bestimmung der Schwefelsäure in ihren Verbindungen
mit Alkalien bei Abwesenheit aller übrigen Basen und faßt
aller derjenigen Säuren, welche durch BaCl aus alkalischer
Lösung gefällt werden (Phosphorsäure, Oxalsäure, Wein-
säure, Citronensäure, Kieselsäure, schweflige Säure, Chrom-
säure und den Säuren des Arsens).
Der hier gedachte Fall ist derjenige, welchen die Wildenstein'-
sche Methode in ihrer bisherigen Form voraussetzt, weshalb bei ih^i
dieses Verfahren ohne jede Modification angewendet werden kaon«
FäUuDgs-Aualysen. § 53. Schwefelsäure-Bestimmung. 137
Man übersättigt also die etwas angesäuerte Lösung mit Aetzammon,
erwärmt zum Sieden, lässt dann so viel Chlorbaryum-Lösung hinzu-
laufen, bis sicher alle Schwefelsäure gefällt ist und titrirt den Ueber-
schoss mit Chromat-Lösung bis zur eintretenden Färbung der sich
leicht klärenden Flüssigkeit. Das Verfahren liefert ganz vorzügliche
Besultate, indem schon ein Tropfen Chromat-Lösung ausreicht, um
100—150 CC. Flüssigkeit nach Ausfallung des Baryts eine sichtbare
Färbung zu verleihen, so dass man die Schwefelsäure auf 1 Milli-
gramm genau bestimmen kann. Dass weder Ammonsalze noch die
der Alkalien die Fällbarkeit des Barytchromats beeinträchtigen, habe
ich bereits erwähnt, dagegen führe ich hier gleich eine stets zu be-
achtende Vorsichtsmaassregel an, um Fehler zu vermeiden.
Man ist fast nie sicher, ein absolut kohlensäurefreies Ammon
zu besitzen. Obgleich sich nun dasselbe leicht durch Zusatz von Kalk-
wasser herstellen Hesse, so halte ich es doch für besser, lieber in
fnedias res die Kohlensäure abzuscheiden. Dies geschieht, indem man
vordem Zusätze von Chlorbaryum erst zu der ammoniakalischen Schwefel-
säure haltigen Lösung ein paar Tropfen Chlorcalcium oder essigsaure
Kalk-Lösung hinzufügt und kocht. Dann nimmt man vom Feuer und
titrirt mit Chlorbaryum und Chromat-Lösung die Schwefelsäure, wie
ich dies bei der Titerstellung beschrieben habe. Versäumt man diese
Vorsichtsmaassregel, so kann leicht etwas kohlensaurer Baryt nieder-
schlagen und da sich dieser kaum oder nur sehr langsam mit dem
zuletzt auftretenden geringen Chromat-Ueberschuss umsetzt, so erhält
man zu hohe Resultate. Allerdings liesse sich dem Fehler auch durch
starken Salmiakzusatz, welcher in der Wärme den kohlensauren Baryt
auflöst, begegnen, doch ziehe ich die directe Abscheidung der Kohlen-
säure durch Kalksalze als sicherer vor.
Um das Ende der Titrirung, d. h. die Gelbfärbung der klaren
Kfissigkeit recht deutlich zu beobachten, gewöhne man sich daran,
^eselbe stets bei seitlich auffallendem Lichte zu betrachten, und allen-
feUs das Becherglas auf einen Porzellanteller oder ein Blatt weisses
Papier zu stellen. Das Absetzen des Niederschlages geht um so
J'ascher von statten, je heisser die Flüssigkeit und je stärker nach
Jedem Chromatzusatz dieselbe umgerührt wird.*) Es ist empfehlens-
*) Hempel hat neuerdings als Indicator namentlich bei der Unter-
suchung der Trinkwässer das salpetersaure Silberoxyd vorgeschlagen, dasselbe
•^at jedoch mehrere Mängel, indem es einerseits nicht scharf genug anzeigt,
^dererseits aber bei Gegenwart grösseret Chlormengen kaum anwendbar
^t und (was noch schlimmer ist) chromsauren Baryt zersetzt.
138 Erster Theil. Die maassanalTtischen Methoden.
werth, nicht mehr als etwa 150 CC. Flüssigkeit zu titriren, damit;:
die Verdünnung beim Auftreten der Endreaction bei den Bestimmungei^
und der Titerstellung nicht zu verschieden sind, somit also auch im
beiden Fällen der nöthige üeberschuss an Chromat zur Färbung detz
Flüssigkeit annähernd derselbe ist.
b. Bestimmung der Schwefelsäure im Bittersalz, Zink .
vitriol, Cadmiumvitriol, Nickel-, Kobalt- und Kupfervitrio
bei Abwesenheit anderer Basen (ausser den Alkalien) un<5
den sub a. genannten Säuren.
Bittersalz, Zink- und Cadmiumvitriol können, da sie sämmtlicH
in salmiakhaltigem Ammon löslich sind, diese Lösung farblos ist und
sich unwirksam gegen Kalichromat verhält, auf gleiche Weise wie
die Alkalisulfate auf ihren Schwefelsäure-Gehalt geprüft werden. Man
hat eben nur nöthig,. sie durch Salmiakzusatz in Ammon zu lösen,
etwas Chlorcalcium zuzusetzen, zum Sieden zu erwärmen und dann,
wie beschrieben, .mit Chlorbaryum und Chromat-Lösung zu titriren.
Die Eesultate fallen sehr übereinstimmend und genau aus, da der
chromsaure Baryt 'ganz vollständig abgeschieden wird.*)
Auch die schwefelsauren Salze von NiO, CoO und CuO können
bekanntlich durch Salmiakzusatz in ammoniakalische Lösung gebracht
werden; jedoch sind solche Lösungen gefärbt und gestatten daher
nicht die bisherige Enderscheinung (die Gelbfärbung der Flüssigkeit)
zu benutzen. Es handelte sich also darum, eine Reaction aufzufinden,
mit welcher man einen kleinen üeberschuss an Chromat mit Sicher-
heit und Schärfe nachweisen kann.
Eine solche Reaction fand ich in einer bisher nicht untersuchten
Verbindung von chromsaurem Bleioxyd mit basischem Chlorblei. Ob
diese Verbindung stets ein und dieselbe Menge basisches ChlorWei
oder blos ein Gemenge von basischem Bleichromat mit Chlorblei ent-
hält, bedarf, sowie ihre sonstigen Reactionen, weiterer Untersuchungen.
Jetzt will ich nur die Art ihrer Bildung und deren für die Analyse
wichtigste Eigenschaften beschreiben.
Es ist bekannt, dass, wenn eine Lösung von einfach oder doppelt-
chromsaurem Kali mit einem löslichen Bleisalz im üeberschuss ver
setzt wird, sich ein gelber Niederschlag von PbOCrO^ bildet. Das-
selbe geschieht, wenn eine ammoniakalische Chromat-Lösung durch
Bleizucker oder Bleiessig gefällt wird. Der Niederschlag erscheint
*) In gleicher Weise kann auch das schwefelsaure Silberoxyd unter-
sucht werden.
Fällongs- Analysen. § 53. Schwefelsäure-Bestimmung. 139
aber dann mehr orange als gelb. Fügt man nun zu dieser Flüssig-
keit, welche noch Blei enthält, etwas Salmiak hinzu, so wird der
Niederschlag verändert und nimmt eine fleischrothe, dem Hchwefel-
mangan nicht unähnliche, nur bräunlichere Farbe an. Diese Verän-
dening ist um so merkwürdiger, als doch das Bleichromat so gut wie
unlöslich, das basische Chlorblei wie es in ammoniakalisch^r Lösung
entsteht, aber weiss mit einem kaum merklichen Stich ins Gelbliche
ist. Enthielt die Lösung von vornherein Salmiak, Kalichromat und
Ammon, so entsteht durch Bleiessig sogleich jener rothgelbe Nieder-
schlag; enthielt sie aber andere Salze und keine Chloride, so bildet
sich nur der bekannte gelbe Niederschlag von chromsaurem Bleioxyd
Die Bildung des fleischrothen Chromats verlangt immer ammoniaka-
lische Lösung; bringt man daher eine Lösung von Kalichromat, Sal-
tniak und wenig Ammon in einen Ueberschuss von Bleizucker, so ent-
steht, wenn letztere stark prävalirt, nur die gelbe Verbindung. Es wäre
also möglich, dass der rothgelbe Niederschlag auch Ammon enthielte.*)
um nun diese Eeaction für die Schwefelsäure-Bestimmung nutz-
bar zu machen, kam es einerseits darauf an, ihre vSchärfe bei Gegen-
"wart verschiedener Salze zu prüfen, andererseits aber sich eine am-
moniakalische Blei-Lösung herzustellen. Letzteres durfte nicht mit
, Anwendung von Weinsäure geschehen (da der chromsaure Baryt in
weinsauren Alkalien löslich ist) und hatte insofern seine Schwierig-
keiten, als die meisten löslichen Blei- Salze durch Ammon gefällt werden.
Glücklicherweise besitzt aber der Blei-Essig und der Bleizucker die
angenehme Eigenschaft, sich ohne Fällung in ammoniakalische Lösung
überführen zu lassen. Allerdings ist eine solche Lösung kaum eine
halbe Stunde haltbar, jedoch genügt dies für eine Analyse, üeber-
dies ist sie so einfach herzustellen, dass eine geronnene jeden Augen-
blick durch eine neue ersetzt werden kann. Ihre Bereitung geschieht
am besten dadurch, dass man ein nicht zu kleines Eeagensglas etwa
zu ^/g mit recht kohlensäurefreiem Aetzammon füllt und dann mit
Bleiessig-Lösung voUgiesst. Die Flüssigkeit bleibt klar und hat einen
opalisirenden bläulichen Schein. Will man die Lösung haltbar machen,
So hat man nur nöthig, dem Bleiessig etwas essigsaures Ammon
zuzusetzen. Das sich dadurch bildende Doppelsalz wird weder kalt,
noch im Sieden von Ammon zersetzt.
*) Die Farbe des Chlorbleichromats ist, wenn die Probe aus ungefärbter
Flüssigkeit stammt, mehr oder weniger fleischroth; dagegen bei gefärbten
Flüssigkeiten mehr schmutzig braungelb. In jedem Falle ist sie aber sehr leicht
erkennbar, selbst bei Kupfer-Lösungen, die in 200 CO. em ^xm. ^>\^\ «cv^<d^^»c^.
140 Erster Theil. Die maaesanalytischen Methoden.
Setzt maBt einen nicht zu kleinen Tropfen dieser Lösung (am
besten mit einem Glasröhrchen von 2 — 3 Mm. Lumen) auf eine weisse
Porzellanplatte und fägt ein oder zwei Tropfen einer Lösung von
chromsaurem Eali, welche auch nur Vsooooo i^^ös Gewichts Chrom-
säure und ausserdem nicht zu wenig Salmiak und Ammonenthält, hinzu,
so entsteht sogleich jener charakteristische rothgelbe Niederschlag,
welcher sogar noch bei 400000 facher Verdünnung der Chromsäure,
wenn auch minder deutlich, erscheint. Fügt man einer solchen stark
verdünnten Chromat-Lösung ein paar Tropfen Chlorbarium -Lösung
hinzu und erwärmt zum Sieden, so tritt die Eeaction mit der Blei-
probe nicht ein, sondern es bildet sich nur ein fast weisser Nieder-
schlag vou Chlorblei. Ein Beweiss, dass der chromsaure Baryt von
300000 Theilen dieser Flüssigkeit nicht gelöst wird.
Enthielt die Chromat-Flüssigkeit salpetersaure Salze, Kupferoxyd,
Nickel-, Kobalt-, Zinkoxyd, Cadmiumoxyd, Magnesia- oder Kalksalze,
so wird auch bei ziemlich bedeutenden Mengen dieser Körper die
Eeaction nicht im Mindesten beeinträchtigt. Auch schwefelsaure, Oxal-
säure und phosphorsaure Salze (welche übrigens, wie später gezeigt
wird, vor der Titrirung abgeschieden werden, oder wie die schwefel-
sauren, wegen des Chlorbaryum-Zusatzes nicht in Lösung sein können)
in nicht zu grosser Menge, verhindern die Bildung des Chlorblei-
chromats eben so wenig, als sie chromsaurer Baryt, welchen der Probe-
tropfen aufgeschlämmt enthält, hervorruft.
Man ist somit in der Lage, mittels dieser Eeaction sehr kleine
Mengen Chromsäure nachzuweisen, ohne von der Färbung der zn
titrirenden Flüssigkeit beeinträchtigt zu werden. Li Folge dessen ISsst
sich durch Anwendung derselben die Wildenst ei nasche Methode,
welche ursprünglich nur für farblose Lösung brauchbar war, auch
für die Sulfate des Kupfers, Nickels und Kobalts, nachdem dieselben
in ammoniakalische Lösung gebracht worden, auszufahren.
Hat man die genannten Sulfate in Wasser unter Zusatz von etwas
Salzsäure gelöst, so fugt man etwas Salmiak und ein paar Tropfen
Chlorcalcium-Lösung hinzu, übersättigt mit Ammon und erwärmt zu©
Sieden. Alsdann wird mit gemessenem Chlorbaryum erst alle Schwefel-
säure ausgefällt und hierauf so lange (zuletzt zwei tropfenweise)
Chromat-Lösung zutitrirt, bis ein Tropfen der Flüssigkeit mit der
ammoniakalischen Blei-Lösung auf einer Porzellanplatte zusanunen-
gebracht, die charakteristische gelbrothe Färbung giebt. Man kann
hierbei zwei oder drei Bleitropfen auf die Platte setzen und diese
nach einander mit den Probetropfen prüfen. Da jedoch der chromsaure
I
FäUongs- Analysen. § 53. Schwefelsäure-Bestimmung. 141
Baryt sich, wenn auch rasch , so doch nicht augenblicklich bildet, so
yersäume man nicht, vor dem jedesmaligen Probenehmen stark um-
zarüliren und ein paar Secunden zu warten. Hat man die Reaction
einmal erhalten, so rührt man tüchtig um und versucht, ob dieselbe
mit einem neuen Bleitropfen wieder auftritt. Ist dies der Fall, so
ist die Titrirung beendigt. Man hat nicht nöthig, für jede Probe
einen besonderen Bleitropfen zu verwenden, sondern kann drei bis
vier Mal denselben benutzen.
Zum Umrühren der Flüssigkeit ist ein Glasrohr von zwei bis
drei Mm. Weite am passendsten, da hiermit sehr bequem ein nicht
zu kleiner Tropfen auf die Bleiprobe, ohne diese zu berühren, ge-
blasen werden kann. Je näher man dem Ende ist, um so grössere
Proben kann man nehmen; jedoch genügen stets 2 — 3 Tropfen, um
die Endreaction zu zeigen. Ein etwaiges Nachdunkeln der Bleiprobe
(was nur stattfindet, wenn die Probe-Bleilösung zu wenig Ammon
enthielt) lässt man unberücksichtigt. Der erscheinende röthliche Fleck
auf dem fast durchsichtigen bläulichen Bleitropfen muss sofort (nament-
lich bei einigem Bewegen der Probe) auftreten, wenn die Titrirung
vollendet ist.
Es sei bemerkt, dass bei der Bestimmung des Kupfervitriols die
iirsprüngliche blaue ammoniakalische Lösung einen grünen Stich an-
öinunt, ja sogar bei kleinen Mengen vollständig grün wird, sobald
Chromat im Ueberschuss ist. Auch ziemlich grosse Mengen ammonia-
kalischer Kupfer-Lösung nehmen durch wenig chromsaures Kali einen
grünen Stich an. Ich hofPte deshalb, ehe ich die Bleireaction fand,
bierin ein Mittel anzutreffen, um kleine Chromat-Mengen nachzuweisen.
Es zeigte sich aber, dass der Uebergang kein scharfer ist und um
80 schwieriger erkennbar wird, je mehr chromsauren Baryt die Flüssig-
keit enthält; weil alsdann die gelbe Farbe des letzteren die blaue
des Kupfers in ein schmutziges blaugrün verwandelt. Bei stark ge-
färbten Flüssigkeiten ist jedoch auch die Blei-Reaction unsicher und
dann thut man am besten , die Basen durch Kochen mit kohlensaurem
Kali, welches natürlich frei von Schwefelsäure sein muss, abzuscheiden.
Sind Ammonsalze, welche die Fällung mit Kali-Carbonat hindern,
zugegen y so kocht man so lange mit Ueberschuss von kohlensaurem
Kali, bis alles Ammon verdampft und die Flüssigkeit farblos geworden
ist. Das kohlensaure Kali eignet sich zur Trennung der Schwefel-
säure von sehr vielen Basen, namentlich der alkalischen Erden imd
den meisten Schwermetallen ganz vortrefflich. Auch wenn die Nieder-
schläge Neigung haben, basische Sulfate zu bilden, wie besonders
142 Erster TheiL Die maassanalytischen Methoden.
die Thonerde, gelingt es leicht ^ eine vollkommene Trennung zu er-
zielen, wenn man den ersten Niederschlag abfiltrirt, ohne ihn aber
auszuwaschen, dann ihn wieder in Salzsäure oder Salpetersaure löst
und nochmals mit kohlensaurem Kali im Sieden fallt. Filtrirt man
wieder, so enthalt dieses Filtrat die letzten Beste an Schwefelsäure
und zwar in so yerdünnter Form, dass man den Niederschlag aüF
dem Filter nur sehr wenig zu waschen braucht, um ihn völlig frei
von Schwefelsäure zu erhalten.
c. Bestimmung der Schwefelsäure bei Gegenwart der vori-
gen Basen, der Thonerde, des Chromoxyds, Fisenoxydnls,
Manganoxyduls, der Oxyde des Zinns, Quecksilbers, Wis-
muths und Antimons; ferner bei Gegenwart der Säuren des
Arsens, Phosphors, der Kieselsäure, Oxalsäure und Chrom-
säure und in schwerlöslichen Sulfaten.
Wenn keine organischen Säuren, welche im Glühen verkohlende
Rückstände geben, zugegen sind, so lassen sich alle Sesquiozyde,
sowie auch Zinnoxyd, Wismuth- und Antimonoxyd durch Zusatz
von essigsaurem Natron im Sieden aus ihren Lösungen abscheiden.*)
Bei Eisenoxydul- oder Manganoxydulsalzen gelingt dies ebenfalls, wenn
hierbei noch etwas Bleichnatron hinzugefügt wird. Durch dasselbe
Mittel kann auch Oxalsäure in salzsaurer Lösung in Kohlensäore
verwandelt und entfernt werden. Waren Phosphor- oder Arsensaure
zugegen, so fallen diese mit den Sesquioxyden nieder; fehlte es an
letzteren, so hat man nur nöthig, etwas Eisenchlorid zuzusetzen.
War Chromsäure zugegen, so verwandelt man sie in Oxyd durch
etwas Eisenchlorür oder directes Auflösen von ein wenig EisendrJiti
Das Chromoxyd wird bekanntlich in essigsaurer Lösung durch Bleich-
natron nicht verändert.
Da nun der gebildete Niederschlag aller dieser Substanzen
keine Schwefelsäure enthält, so lässt sich dieselbe leicht im Filtrat,
welches nur die Salze der sub a und b genannten Basen und des
Kalks**) enthalten kann, bestimmen. Man hat aber, wie immer bei
maassanalytischen Bestimmungen eines gelösten Körpers, so auch
*) Kieselsäure würde hierdurch auch möglicherweise niedergeschlagen
werden. Enthält aber auch die zu titrirende Flüssigkeit etwas davon , 80
würde dies zwar das rasche Absetzen, nicht aber die Endreaction nut Blei
beeinträchtigen.
**) War viel Kalk und Schwefelsäure zugegen, so dass Gipsausscheidong
hätte erfolgen können, so kann man nach der Fällung mit kohlensaoiein
Ammon übersättigen und etwas stehen lassen, ehe man filtrirt Auch bei
Fällungs -Analysen. § 58. Schwefelsäure-Bestimmung. 143
hier nicht nöthig, den oft bedeutenden Niederschlag auszuwaschen,
sondern verfahrt einfach so, dass man die Zersetzung mit etwa
100 CC. Flüssigkeit vornimmt und das Ganze dann in einen Viertel-
literkolben bringt, den man bis zur Marke mit destillirtem Wasser
füllt Nachdem tüchtig umgeschüttelt, werden 100 CC. in einen Mess-
kolben abfiltrirt, dieses Filtrat dann weiter auf Schwefelsäure nach
a oder b titrirt und die gefundene SO'Menge mit 2^/2 multiplicirt.
£s ist zu berücksichtigen, dass sowohl Eisenoxydul- als auch
Kanganoxydulsalze Chromsäure in ammoniakalischer Lösung reduciren,
weshalb ersteres stets als Oxyd, letzteres als Superoxyd vorher, wie
besdirieben, abzuscheiden ist. Femer ist Zinnchlorür inmier erst in
Chlorid überzufahren, ehe man die Fällung mit essigsaurem Natron
in der Siedehitze vernimmt.
Auch bei Gegenwart von Quecksilber ist die Methode anwend-
bar. Schwefelsaures Quecksilberoxyd löst man in Salzsäure und
fflt durch Ammon oder kohlensaures Ammon alles Quecksilber aus;
im Filtrat bestimmt man die Schwefelsäure nach a. War daher
Quecksilberchlorid mit anderen Metallen in Lösung, so fällt man mit
essigsaurem Natron und übersättigt mit ätzendem und kohlensaurem
Ammoniak, wobei auch alles etwa vorhandene Mangan als Superoxyd
abgeschieden wird.
Auf diese Weise gelingt es also, das Wildenstein'sche Ver-
fahren in sehr vielen Fällen anzuwenden. Dass man, ausser den
Basen der Erdmetalle und der Zinkgruppe, auch die schwer löslichen
Sulfate durch Kochen mit kohlensaurem Kali (schwefelsaures Blei-
oxyd durch Digeriren mit doppelt -kohlensaurem Natron oder kohlen-
saurem Anunon) zersetzen und im Filtrat die Schwefelsäure bestimmen
Kann, versteht sich von selbst. Gips bedarf der Zersetzung nicht, son-
<iem kann gerade so, wie schwefelsaure Alkalien bestimmt werden ; ebenso
Wsch gefönter, schwefelsaurer Strontian. Ich beschreibe deshalb jetzt:
^' Bestimmung der Schwefelsäure in den Schwefelalkalien,
Schweflig- und unterschwefligsauren Salzen, sowie in den
Cyanverbindungen der Alkalien.
Obwohl nur die Schwefelalkalien, nicht die schweflig- oder unter-
^hwefligsauren Verbindungen derselben, die ammon ikalische Chromat-
^egenwart von Thonerde und Chromoxyd ist dies zu empfehlen , wenn nicht
gleichzeitig viel Eisenoxyd zugegen war. Uranoxyd fällt man ebenfalls
abträglich mit Ammon oder auch durch phosphorsaures Natron, dessen
Ueberschoss man durch essigsaures Eisenoxyd beseitigt.
144 Enter ThdL Die maassanaljtischen Metboden.
Lösung im Sieden rednciren, so halte ich es doch for bedenklich, die
Schwefelsaure bei Gegenwart Ton schwefliger Satire in alkalischer
Lösung durch Chlorbarymn zu bestimmen, indem eine solche Lösung
immerhin beim Kochen etwas Sauerstoff au&ehmen und dadurch die
Menge der Schwefelsäure Termehren würde.
Ich halte es für viel richtiger , derartige Flüssigkeiten mit
Salzsaure anzusäuern und alsdann ein paar Kömchen Zink in der
Wärme darin au&ulösen. Auf diese Weise gelingt es leicht, alle
schweflige Säure zu zerstören; auch lässt sich das sich bildende
Schwefelwasserstoffgas sehr gut weg kochen, und man ist so gut
wie absolut sicher, dass keine Schwefelsäure gebildet werden kami.
Man kocht einige Zeit , damit sich der Schwefel zusammenballe^
fügt dann Ammon hinzu und filtrirt Das alkalische Filtrat ent-
hält nun ausser Spuren Ton Pentathionsäure keine andere Schwefel-
Verbindung als Schwefelsäure. Dass das darin enthaltene Zink
unschädlich ist, habe ich bereits beschrieben; man titrirt also die
Schwefelsäure nach a.
Ganz ähnlich wie mit den Yorigen Salzen Terfahrt man ancli
mit den Ferridcyan- Verbindungen der Alkalien. Das Gyankalinni
als solches ist ebenso wie die Ferro- und Ferridcyankalien auf am-
moniakaUsche Chromat-Lösung wirkungslos, und da das Cyankaliom
sowohl als d^s reine Ferrocjankalinm farblose Lösungen geben, so
kann in ihnen die Schwefelsäure nach a bestimmt werden. Dtf
FerridcyankaUum dagegen, welches die Lösungen stark färbt, ood
ausserdem bei der Bleireaction etwas hinderlich ist, ziehe ich Tor
zu entfernen.
Zu diesem Zwecke wird die Lösung mit Salzsäure angesanert,
dann etwas Zink hinzugefügt und die Beduction in der Wärme so
lange fortgesetzt, bis die Flüssigkeit fast ganz farblos erscheint
Man übersättigt nun mit Ammon, wodurch alles Ferrocyan als Zink-
salz abgeschieden wird, und filtrirt. Das Filtrat behandelt man danD
wieder nach a.
e. Bestimmung der Schwefelsäure bei Gegenwart von
Weinstein-, Trauben- oder Citronensäure.
Das Verhalten dieser Säuren zu Chlorbaryum-Lösungen bei Gegeo*
wart von Chromsäure ist ein anderes als das der unorganischen Säuren-
Während die meisten schwerlöslichen Barytsalze der unorganisdi^
Säuren durch Kalichromat zersetzt werden, findet bei den oben ffi' i
nannten organischen Säuren der umgekehrte Fall statt. Bringt n»«*
Fällungs-AnalyBeD. § 54. Baryt -Bestimmung. 145
nämlich in eine Lösung von alkalischem wein- oder citronensaurem
Ammon etwas Chlorbaryum, so bleibt dies gelöst; fugt man nun
Ealichromat hinzu, so ändert dies auch nichts, setzt man aber hierauf
so viel Chlorbaryum - Lösung hinzu , dass der grösste Theil der
organischen Säuren davon gebunden wird, so ensteht eine voluminöse
Fällung; die Flüssigkeit bleibt aber gelb von der Chromsäure und
enthält auch Baryt, der mit Schwefelsäure daraus niedergeschlagen
werden kann.
Es beweist dies, dass der chromsaure Baryt auch in vergleichs-
weise kleinen Mengen wein- oder citronensaurer Alkalien löslich
ist. Aus diesem Grunde ist die Wilden st ein 'sehe Methode bei
Gegenwart dieser Substanzen nicht direct ausführbar. Wir können
aber durch einen Zusatz von Chlorcalcium und doppelt so viel,
95*/^ Alkohol, als das Gesammt - Volumen der Flüssigkeit beträgt,
die Schwefelsäure aus der mit Salzsäure angesäuerten Lösung so
vollständig niederschlagen, dass im Filtrat Chlorbaryum keine Eeac-
tion giebt. Filtrirt man daher nach einiger Zeit den Gips (am
besten durch das Saugfilter) ab und wäscht ihn mit Alkohol aus,
80 kann man ihn dann (wie in a) titriren und dadurch die Schwefel-
säure ganz genau bestimmen. Enthielt die Auflösung Weinstein, so
hat man dessen Abscheidung bei genügendem Salzsäure-Zusatz nicht
zu fürchten und will man noch sicherer darin sein, so kann man
den Gips mit Alkohol, welchem man etwas Salzsäure zusetzt, aus-
waschen. Auf diese Weise lassen sich auch kleine Gipsmengen neben
freier Schwefelsäure abscheiden und beide bestimmen. Statt die
Schwefelsäure als Gips, kann man sie auch in derselben Weise als
Strontian - Sulfat mittels Chlorstrontium abscheiden und bestimmen.
§54.
Baryt- Bestimmnng.
Auf die im vorigen Paragraph beschriebene Schwefelsäure-
Bestimmung lässt sich auch eine gute Barytbestimmungs- Methode
gründen. Fällt man nämlich mit gemessener Normal -Schwefelsäure
allen in einer Lösung befindlichen Baryt aus und bestimmt alsdann,
aber ohne zu filtriren, den Schwefelsäure-Ueberschuss, wie im vorigen
Paragraph angegeben, so ergiebt sich als Rest die dem Baryt äqui-
valente Menge Schwefelsäure.
Besonders zweckmässig ist die Methode, wenn nur Alkalien
md alkalische Erden zugegen sind; da mau «feet '^^«rjX»^ ^^ ^\:t
Flelteher, Tttrir-Methode. 3. Aufl. \^
\
146 Erster TheiL Die maassanalytischen Methodeb.
später sehen werden, leicht durch Schwefelammonium Yon anderei
Basen trennen kann, so ist dieses Verfahren immerhin leicht aus
zuführen.
Ist Strontian und Kalk zugegen, so werden diese allerding]
als schwefelsaure Salze mitgefallt, stören aher nicht im Mindesten
da man ja zur Schwefelsäure -Bestimmung einen Ueherschuss yoi
Chlorharyum anwenden muss, welcher mit Leichtigkeit in der Wärmi
diese Sulfate zersetzt. Ist Phosphorsäure oder Oxalsäure zugegen
so setzt man nach Ahscheidung des Baryts durch Schwefelsäur-
etwas Chlorcalciimi hinzu, ühersättigt mit Ammon und hestimnL
dann den Schwefelsäure - Ueherschuss. Man fuhrt also stets di«
Schwefelsäure -Bestimmung auf den Fall a des vorigen Paragraph
zurück, wenn man mit Hilfe derselben Baryt ermitteln will; uil<
diese Methode wird dadurch, dass sie auch bei Gegenwart der alka
lischen Erden ausfuhrbar ist, eine sehr allgemein anwendbare.
Zweiter Theil.
Trenn ungs-Methoden
für
maassanalytisclie Bestimm ungen.
Einleitung.
Wir haben im vorigen Theile gesehen, wie man die einzelnen
Körper auf maassanalytischem Wege bestimmen kann, wenn sie von
öderen Substanzen, welche diese Bestimmung beeinflussen, bereits
etrennt sind. Wie solche Trennungen vorgenommen werden können,
)llen die in diesem Theile beschriebenen Methoden auseinandersetzen.
Da die Anzahl der analytischen Trennungs- Methoden im All-
emeinen eine überaus grosse ist, so sind in Folgendem nur die-
'Qigen Verfahren angegeben, welche ich für speciell maassanalytische
Wecke am geeignetsten fand und die sich durch Genauigkeit und
infachheit auszeichnen.
Bei der Beschreibung der Trennungs - Methoden habe ich die
etallsalze nach ihrem Verhalten zu Schwefelwasserstoff und Schwefel-
kalien; die Säuren nach ihren Aehnlichkeiten in der Zusammen-
tzung in gewisse Gruppen gebracht, und zuerst besprochen, wie
e einzelnen Gruppen, und dann, wie die Körper jeder Gruppe
»n einander geschieden werden können. Der erste Abschnitt dieses
iieiles umfasst die Trennung der metallischen, der zweite die
^r nicht-metallischen Verbindungen.
Für die maassanalytische Bestimmung ist es aber nicht immer
>tliwendig, den betreffenden Stoff von Körpern anderer Gruppen
i scheiden, sondern in vielen Fällen lässt sich derselbe ohne vor-
ifige Trennung quantitativ ermitteln. So sahen wir im vorigen
heile, dass sich Eisenoxydul -Verbindungen bei Gegenwart aller
icht oxydirend oder reducirend wirkenden Körper durch Chamäleon -
itrirung bestimmen lassen; dass man die schweflige Säure eben
^ gut für sich als bei Anwesenheit von Essigsäure, Schwefelsäure
^er Salzsäure iodometrisch ermitteln, und dass man die Menge
^8 Chlors in einem löslichen Chlormetall auch bei Gegenwart von
'«wefelsauren, salpetersauren, essigsauren Verbindungen durch Silber-
150 Zweiter Theil. Einleitang.
Titrirung feststellen kann. Es geht daraus hervor, dass Trennungen
nur dann vorzunehmen sind, wenn solche Substanzen mit dem zu be-
stimmenden Körper in Lösung gebracht sind, welche seine Bestimmung
beeinträchtigen oder verhindern.
Die Gruppentrennung, namentlich der Basen, kann daher als die
systematische Behandlung einer vollständig durchzuführenden Analyse
gelten; dagegen wird der praktische Chemiker gewiss mit Vorliebe
jenen freieren Weg einschlagen, der ihm, namentlich auf die specielle
Frage über die Quantität eines bestimmten Stoffes in einer
Mischung, die schnellste und zuverlässigste Antwort giebt. Diesen
bisher noch kaum betretenen Weg der „Basen -Bestimmung ohne
Gruppen- und Einzel- Trennung" zu ebenen, war meine Haupt -Auf-
gabe und wenn ich aus eigner Erfahrung ihn für gangbar halten
muBS, so will ich die grosse Verkürzung und die wesentlichen Vor-
theile, die er an Zeit und Arbeit bietet, nicht mir, sondern der Maass-
analyse, durch welche er allein erschlossen werden konnte, als eine
neue Errungenschaft anrechnen. Mögen aber recht Viele den neuen
Pfieid betreten und seinem weiteren Ausbau forderlich sein.
Ehe ich nun zu den einzelnen Trennungs- Verfahren übergehe^
muss ich hier noch besonders und wiederholt daran erinnern, dass
jeder quantitativen Analyse eine qualitative Voruntersuchung vor-
ausgehen muss. Wie häufig kommt es bei Titrirungen vor, dass
man nur darum falsche Besultate erhält, weil man übersieht, dass
ein die Titrirung beeinflussender Stoff zugegen ist. Gerade bei
der Maassanalyse, welche nicht wie die Gewichtsanalyse den zu be-
stimmenden Stoff in eine sichtbare Form bringt, sondern ihn ein&cb
in einer meist farblosen Flüssigkeit titnrt, ist es durchaus noth-
wendig, dass man wisse, mit welchen Stoffen man zu thun habe.
Dies lehrt die qualitative Vorprüfung.
Ohne hierauf naher einzugehen, will ich nur kurz bemerkeOr
dass für uns diejenigen qualitativ analytischen Eeactionen die geeig'
netsten und zweifellosesten sind, welche den gesuchten Stoff sichtbar
abscheiden; also namentlich die sogenannten „Methoden auf nasaSD'
Wege". Sie gewähren ausserdem den Neben -Vortheil, dass sie ein^
ungefähre quantitative Schätzimg gestatten und passen recht eige^t'
lieh zu unseren quantitativen Analysen auf nassem Wege —
Titrir - Methoden.
Erster Abschnitt.
Trennung der Verbindungen der
Basen von einander.
§55.
Ueberffihrnng der zn trennenden unorganischen Korper
in lösliche Form.
Bei allen maassanalytischen Bestimmungen kommt es zuvörderst
darauf an, dass die zu untersuchende Substanz in Lösung sei. Da
aber nicht alle Substanzen in Wasser löslich sind, so muss man sich
häufig verschiedener Hilfsmittel bedienen, um den Körper in Lösung
zu bringen.
Viele in Wasser schwerlösliche oder unlösliche Körper werden
schon bei gewöhnlicher Temperatur durch verdünnte oder concen-
trirte Salzsäure vollständig aufgelöst; so namentlich die phosphor-
sauren, arsensauren und kohlensauren Salze und fast alle basischen
Silicate (unter Abscheidung von Kieselsäure), ferner viele Metalle
und deren Schwefel Verbindungen, so wie Metalloxyde, basische Ver-
bindungen u. dgl. m.
Andere Substanzen werden besser durch Salpetersäure gelöst^
so namentlich fast alle Schwefelmetalle und einige Metalle, welche
durch Salzsäure nicht oder nur unvollständig gelöst werden können^
wie Silber, Blei, Quecksilber etc. Noch andere werden weder durch
Salzsäure, noch durch Salpetersäure, dagegen vollständig durch eine
Mischung beider Säuren (Königswasser) gelöst. Dies gilt beispiels-
weise von metallischem Platin, Gold, Schwefelquecksilber und einigen
anderen Sulfiden. Statt Königswasser kann man häufig Salzsäure
unter Zusatz von etwas chlorsaurem Kali mit demselben Erfolge-
152 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden för maassanalyt. BestunmimgeiL.
anwenden. Noch energischer wirkt Salpetersänre unter Zusatz von
chlorsaurem £[ali.
Eine nicht imhedeutende Anzahl Stoffe wird jedoch durch
keines dieser Mittel in Lösung gebracht. Dahin gehören viele Sili-
cate und Aluminate; femer Thonerde, Chromoxyd, Eisen-
oxyd, Zinnsäure (wenn letztere stark geglüht worden oder krystal-
lisirt sind), schwefelsaures Baryt, die Haloid-Verbindungen
des Silbers etc. Um auch diese Körper in lösliche Form zu
bringen, wendet man die Methode des Aufschliessens auf trocke-
nem Wege an, welche folgendermaassen ausgeführt wird.
Man mengt die sehr fein geriebene oder gebeutelte Substanz
mit ihrem drei- bis vierfachen Gewichte kohlensaurem Natron oder
besser einer Mischung von gleichen Theilen kohlensaurem Natron
und kohlensaurem Kali, trägt die Masse in einen Platintiegel, oder,
falls dieselbe solche Körper enthält, welche Platin angreifen (leicht
schmelzbare Metalle, Schwefel, Arsen etc.), in einen Porzellantiegel
ein, und schmilzt dieselbe so lange über einem B uns en' sehen Gas-
brenner oder über einer Berzeliuslampe mit doppeltem Luftzug, bis
die Masse ruhig fliesst.
Nach dem Erkalten bringt man das Ganze nebst dem Tiegel
in eine mit wenig heissem destillirten Wasser gefüllte Porzellan-
schale; erwärmt, nimmt, sobald sich die Schmelze erweicht hat, den
Tiegel heraus, spritzt die noch anhaftenden Theilchen mit destillirtem
Wasser von demselben ab, und filtrirt die in der Schale befind-
liche Flüssigkeit. Das Filtrat wird mit Salzsäure, der ausgewaschene
Niederschlag, nachdem er in ein Becherglas gebracht wurde, nut
Salpetersäure angesäuert. Wenn im Niederschlage regulinische Metalle
zugegen waren, so können letztere mechanisch von der Schmelze ge*
trennt und weiter untersucht werden.
In vielen Fällen ist es nicht nöthig, den unlöslichen Theil der
Schmelze abzufiltriren , sondern man kann die ganze in der Schale
befindliche Masse in Salzsäure lösen. Das Abfiltriren ist dageg«»
unerlässlich, wenn der ungelöste Theil der Schmelze mit dem gelöfl*«»
bei Zusatz von Salzsäure sich derartig zersetzt, dass eine in SäuPM'
unlösliche Verbindung gebildet wird (wie bei Aufschliessung tob
schwefelsaurem Baryt durch kohlensaures Natron).
Es wurde vorhin erwähnt, dass alle durch Salzsäure direet
unaufschliessbaren Silicate durch Schmelzen mit ihrem 3 — 4 fachen
Gewichte wasserfreien kohlensauren Natrons oder noch besser mit
einer Mischung gleicher Aequivalente von NaOCO^ und KOCO
Basen. § 55. üeberfuhrung unorganischer Körper in lösliche Form. 153
aufgeschlossen werden können. Enthalten aber solche Silicate Alkalien,
80 müsste zu deren Bestimmung das Aufsohliessen durch Schmelzen
mit Baryt oder Kalk oder, was noch besser geht, mit 3 Theilen
Chlorcalcimn und V2 — ^ Theil Aetzkalk erfolgen. Nun sind aber,
wie bekannt, sowohl freie als auch die Chloralkalien, welche bei
diesen Methoden gebildet werden, in hoher Hitze merklich flüchtig,
und da bei den Aufschliessungen mit alkalischen Erden ein starkes
und anhaltendes Glühen nothwendig wird, so können dadurch leicht
Verluste entstehen. Es müssen deshalb, namentlich bei geringem Alkali-
Gehalt solcher Silicate, Aufschliessungs- Methoden, welche geringere
Hitzegrade erfordern, in Anwendung kommen.
Die Silicate sind im Allgemeinen nur dann mit Säuren auf-
schliessbar, wenn das Verhältniss der Atome SiO^ zu den Basen
sich wie 1:1 verhält, das heisst, wenn es Monosilicat^ sind. Bei
«iner grossen Anzahl Silicaten , den Zeolithen , welche chemisch
gebundenes Wasser enthalten, spielt dieses ebenfalls die EoUe einer
Base. So ist z. B. Analcim, welcher die Zusammensetzung NaO^
Al^O^, 2H0 4SiO^ hat, ein Monosilicat, denn er erhält auf vier Aequi-
valente SiO^ : 1 Aequivalent NaO + 1 Aequivalent APO^ + 2 Aequi-
Talente HO ; zusammen also vier Aequivalente Basen. In Folge dessen
ist auch fein geriebener Analcim durch Salzsäure leicht aufschliess-
bar. Glüht man ihn aber, so gehen zwei Aequivalente HO weg und
aus dem Monosilicat wird ein ^/^ oder Bissilicat, welches, wie alle
Bissilicate, von Säuren nicht oder nur unerheblich angegriffen wird.
Ebenso wird der durch Salzsäure leicht zersetzbare Chabasit (KO, NaO,
CaO) Al^O^, 6H0, 4Si02 nach dem Glühen von dieser Säure nicht auf-
geschlossen; weil er durch die Hitze von einem ^g "Silicat in ein Bis-
silicat verwandelt wurde.
So kann man allgemein sagen, dass alle diejenigen Mineralien,
welche, wie die meisten Zeolithe, durch Glühen in saure Silicate
verwandelt, dadurch auch von Säuren unangreifbar werden; wo-
gegen solche basische Silicate (wie die Granatgruppe), welche grosse
Härte besitzen und darum nicht durch Säuren aufschliessbar sind,
in der Hitze aber basisch bleiben, durch blosses Glühen leichter auf-
schliessbar gemacht werden können. Dies berücksichtigend, können
viele an Alkalien arme Gesteine der Aufschliessung durch alkalische
Erden überhoben werden.
Hätte man irgend ein basisches und von Salzsäure nicht zer-
setzbares Silicat, z. B. den Lepidolith (das Hauptmaterial für die
Lithion- Gewinnung), auf seinen Alkali- Gebalt z\x ^xM«tk.^ %^ \st%»säB^»
154 Zweiter Theil. Trennongs-Methoden für maassanalyt. Bestimmmigen
derselbe nur stark und anhaltend geglüht zu werden, um sich dam
mit Leichtigkeit durch Salzsäure aufschliessen zu lassen. Auf diese
Weise erhält man ohne Verlust alle im Lepidolith enthaltener
Alkalien in Salzsäure gelöst, was deren weitere Bestimmung wesent-
lieh erleichert. Ebenso kann den granatartigen Mineralien, wie
Epidot, Wemerit, Glaucolith, Idokras, Axinit, Granat, Turmalin etc..
so wie den meisten Glimmern nach dem Glühen ihr Alkali -G^hah
durch Säuren entzogen werden. Diese einfache Aufschliessungs-
weise durch blosses Glühen der fein gepulverten Substanz ist dahei
zur Bestimmung der Alkalien in allen Silicaten, welche nicht mehr
SiO^ enthalten, als dem Monosilicat entspricht, ganz besonders
empfehlenswerth.
Der Hauptgrund dieses Verhaltens liegt darin, dass die Kiesel-
säure in allen nicht im Feuer entstandenen Silicaten durch Glühen
in einen specifisch leichteren und wenig dichten Zustand über-
geht. Wird also ein basisches Silicat, welches nur vermöge seiner
Cohäsion dem Angriff der Säuren Widerstand leistet, durch das
Glühen in einen minder festen Zustand gebracht, so wird es von den
Säuren mit Leichtigkeit zersetzt.
Aber auch die sauren Silicate verlieren, wenn (wie die aller-
meisten natürlichen Mineralien) nicht im Feuer entstanden, durch
Glühen an Dichtigkeit; trotzdem widerstehen sie auch dann noch
wie alle Bissilicate sehr energisch der Zersetzung durch SaU-
säure. Dagegen wirkt concentrirte Schwefelsäure in der Siede-
hitze auf geglühte Bissilicate in der E«gel weit mächtiger ein, als
vor dem Glühen, so dass nachher ofb ein völliges Aufschliessen g^
lingt. So wird auch der Kaolin, dessen Zusammensetzung durch
die allgemeine Formel A1^0^2SiO^ dargestellt werden kann, nach
massigem Glühen schon von mittelstarker Schwefelsäure vollständig
zersetzt. Nach heftigem Glühen dagegen wird derselbe noch vA
schwerer als das ungeglühte Mineral von der Säure angegriffoD*
Diese letztere Eigenschaft beruht darauf, dass Thonerde, sowie all®
übrigen Sesquioxyde (Eisenoxyd, Chromoxyd, Ceroxyd etc.) dnrch
heftige Hitze sich zusammenziehen, also dichter werden, und danun
der Auflösung durch Säuren einen sehr bedeutenden Widerstand
entgegenstellen , während Kieselsäure , wie schon erwähnt , durch
Glühen an Dichtigkeit verliert, mithin also auch ihre Verbindungen
aufgelockert und dadurch leichter zersetzt werden können. Wird
daher Kaolin schwach geglüht, so tritt nur jene, die Au&chliessuDg
begünstigende Auflockerung ein, wogegen bei starkem Glühen die
Basen. § 55. UeberfÜhning unorganischer Körper in lösliche Form. 155
Thonerde sich bedeutend zusammenzieht und dadurch die Zersetzbar-
keit durch Säuren erschwert.
Alle diese Hilfsmittel sind bei der Bestimmung der Alkalien in
basischen Silicaten zu berücksichtigen.
Für die alkalihaltigen Bis- und Trissilicaten, welche sich
auch nach dem Glühen durch Salzsäure nicht yoUständig zersetzen
lassen, wie Feldspath, Basalt, etc. werden folgende beiden Wege zur
Bestimmung der Alkalien angewandt.
Man übergiesst das Mineral in einer Platinschale mit Flusssäure
und Schwefelsäure und verdunstet im Wasserbade zur Trockne, wobei
man natürlich die der Gesundheit höchst nachtheiligen Flusssäure-
Dämpfe durch Einsetzen der Schale in einen mit Asphalt bestrichenen
Holzkasten, welcher mit einem bleiernen Abzugsrohre zur Ableitung
der Dämpfe versehen ist, beseitigen muss.
Durch diese sehr lästige Operation erhält man schliesslich die
Alkalien als schwefelsaure Salze in Lösung^ während alle Kiesel-
säure als HFlSiFP verflüchtigt wird. Eine andere, minder gefähr-
liche, aber ebenfalls unbequeme Methode besteht darin, das fein
geriebene, am besten gebeutelte Silicat mit ganz concentrirter
Schwefelsäure in einer zugeschmolzenen, in ein Metallrohr ein-
gelegten Glasröhre auf etwa 200 Grad zu erhitzen. Dieses Verfahren,
welches auch zur Bestimmung des Eisenoxyduls in Silicaten Anwen-
dung findet (das aber durch das bequemere Aufschmelzen mit
Borax ersetzt werden kann), ist wegen der Anwendung von Glas
nicht besonders empfehlenswerth, weil letzteres fast immer an die
Schwefelsäure etwas Alkali abgiebt, es sei denn, man könnte sich
ein kali- und natronarmes Glas, welches hier und da gefertigt wird,
Terscha£Pen.
Ausser diesen beiden Methoden ist dann noch die bereits er-
wähnte Aufschliessungs- Methode mit Baryt oder Kalk in Gebrauch.
Dieselbe bewirkt aber bei der erforderlichen sehr hohen Temperatur
fast immer eine Verflüchtigung der Alkalien und ist darum nicht
zu empfehlen.
Alle diese Uebelstän de lassen sich aber leicht durch eine doppelte
Aufschliessung umgehen. Schmilzt man ein Silicat, welches Kali und
Natron enthält, einmal mit seinem 3 — 4 fachen Gewicht kohlensauren
Natrons (welches ganz kalifrei sein muss und am besten aus dem
doppeltkohlensauren Salz dargestellt wird), so kann man bei der
Analyse alles Kali bestinunen. Schmilzt man dann eine gleiche
Menge mit dem 4 fachen Gewicht aus WeinatÄVn \i«t^\\Ä\«a;i (^iöi«wsv.-
156 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden füx maassanalyt. Bestimmimgen.
freien) kohlensauren Kali, so lässt sich beim Verlauf der Analyse
dann alles Natron ermitteln.
Es sei hierbei bemerkt, dass, um grosse Mengen von Kali von
kleinen von Natron zu trennen, man die beiden Alkalien am besten
mit Schwefelsäure zur Trockne verdampft, dann die Salzmasse in
wenig heissem Wasser löst und nachdem man so viel natronfreien
essigsauren Kalk*) zugesetzt hat, als die Mineral-Probe wog, dem
Ganzen das 3 — 4 fache Volumen 95 ^/q igen Alkohol hinzufügt. Es
wird dadurch fast alles Kali nebst dem Kalk als schwefelsaures Salz
niedergeschlagen, während alles Natron mit sehr wenig Kali als essig-
saures Salz in Lösung bleibt.
Um grosse Mengen von Natron von wenig Kali zu trennen,
verwandelt man in Chloride und fällt das Kali als Weinstein
nach § 12.
Man ersieht, dass bei dieser Aufschliessungs-Methode auch gleich-
zeitig die Ermittelung der anderen Basen vorgenommen werden kann;
doch ist im Allgemeinen für letztere die Aufschliessung mit kohlen-
saurem Kalinatron die empfehlenwertheste , weil sie am leichtesten von
Statten geht. Enthält ein Silicat nur eines der beiden Alkalien, so
ist natürlich blos eine Aufschliessung mit dem kohlensauren Salz des
anderen Alkalis erforderlich.
Bei den Aufschliessungen der Silicate ist die Regel, Platin-
tiegel zu benutzen; enthält aber das Silicat solche Körper, welche
eine Durchlöcherung des Tiegels befürchten lassen (Arsen und leicht
schmelzbare Metalle), so muss ein Porzellantiegel angewandt werden.
Sollte dieser von den kohlensauren Alkalien (namentlich dem schwerem
schmelzbaren Kali) merklich angegriffen werden, so bleibt nichts
übrig, als einen Silbertiegel oder, was bei der blossen Bestimmung
der Alkalien ebenso gut ist, einen leichten eisernen Tiegel zu be-
nutzen. Aus letzterem muss dann die Masse blos durch kochendes
Wasser, nicht aber durch Säuren entfernt werden, was am besten
gelingt, wenn man den Tiegel sammt Inhalt in kochendem Wasser
längere Zeit verweilen lässt und dann mit einer Zange unter Ab-
spritzen herausnimmt.
In dieser Weise können alle Silicate, welche nicht durch Säuren
*) Man prüft dies durch Glühen des Salzes im offenen Platinti^
Nachdem so allfe Essigsäure verbrannt, wird der Rückstand mit koUen*
saurem Ammon befeuchtet und nochmals gelinde geglüht. Mit destülirte»
Wasser angefeuchtet, darf er dann, auf rothes Lackmuspapier gelegt, keiiiB
bemerkenswerthe Bläuung hervorbringen.
^asen. § 55. Ueberführung unorganischer Körper in lösliche Form. 157
leicht zersetzbar sind, aufgeschlossen werden. Ebenso lassen sich auch
fluorhaltige Silicate zersetzen; dagegen muss Flussspath mit
dem 4 fachen Gewicht kohlensauren Natrons unter Zusatz von ebenso
viel Kieselsäure, als die Substanz wog, geschmolzen werden, um dann
alles Fluor in Lösung zu erhalten. Kryolith lässt sich schon im
feingeriebenen Zustande durch längeres Kochen mit Kalkmilch so zer-
setzen, dass alles Fluor an Kalk gebunden wird und nach dem An-
säuern des ausgewaschenen Niederschlags mit Essigsäure als Fluor-
calcium zurückbleibt und gewogen werden kann.
Die Spinelle, der Gahnit, der Korund, sowie geglühte
Sesquioxyde, wie Al^O^, Fe^O^ etc., werden von kohlensauren Alka-
lien nur sehr wenig angegriffen. Besser gelingt die Aufschliessung
mit Aetzkali im Silbertiegel, welche Methode namentlich auch für
Titansäure und Zinnerz empfehlenswerth ist. Am leichtesten werden
die vorgenannten Stoffe aber durch Schmelzen mit dem 4 fachen Ge-
wicht wasserfreiem Borax aufgeschlossen. Derselbe wirkt noch ener-
gischer als das für gleichen Zweck empfohlene, aber in der Anwen-
dung unangenehme doppelt-schwefelsaure Kali.
Aus der in Salzsäure gelösten Schmelze kann die Borsäure durch
Abdampfen mit Alkohol und Salzsäure vollständig genügend entfernt
Werden. Statt Borax kann auch ebensoviel entwässerte Borsäure an-
wandt werden.*)
Um Nichtmetalle, welche sich durch Säuren nicht auflösen lassen,
8ich aber beim Erhitzen verflüchtigen, wie Schwefel, Arsen und
einige ihrer Verbindungen, in Lösung zu bringen, werden dieselben
in einem Porzellantiegel mit 3 Theilen Kalisalpeter und 2 Theilen
Wasserfreiem kohlensauren Natron zusammengeschmolzen, wodurch sie
2u den als Alkalisalze unflüchtigen Säuren oxydirt werden.
Dasselbe Verfahren ist auch zur Aufschliessung des Chromeisen-
steins, dessen Chromoxyd dadurch in Chromsäure übergeht, zu em-
ofehlen.
*) Das Aufschliessen mit Borax ist für saure Silicate wenig zu
impfehlen; dagegen eignet es sich zur Bestimmung des Eisenoxyduls in
Silicaten, alsdann muss aber der Schmelzprocess im Platintiegel unter Ueber-
äiten von Kohlensäure durch den Porzellandeckel geschehen. Femer ist die
Lnwendung des Borax für Chromeisenstein sehr zu empfehlen, wobei man
ret eine Mischung von 1 Theil Substanz mit 7 Theilen wasserfreiem Borax
3bmilzt, alsdann allmählich der Schmelze so viel kohlensaures Natron zu-
igt, bis kein Aufbrausen mehr stattfindet und schiesslich durch Zusatz von
alpeter alles Chrom in Chromsäure überfuhrt, welche dann mit Wasser
dfigezogen wird.
158 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen.
Zur Aufschliessung sehr schwer durch Säuren oxydirbarer Schwe-
fel - und Arsenmetalle, wie Kupferkies, Schwefelkies, Speiskobalt etc.,
hat sich mir folgende Mischung sehr gut bewährt. Auf 1 Gewichts-
theü Mineral wägt man 4 Gewichtstheile K0C10^ 3 Theile NaOCO*
und 2 Theile NaCl ab, mischt alles gut durcheinander und erhitzt
das Gemenge in einem Porzellantiegel langsam zum Glühen. Sobald
die Masse ohne Schäumen fliesst, lässt man erkalten und behandelt
dann entweder die ganze Schmelze mit Salzsäure oder kocht die Alkali-
salze erst mit Wasser aus.
Die Methode hat den Vortheil, dass man in der späteren Lösung
keine Salze der Stickstoffsäuren, sondern nur Chloride und Sulfate
behält, welche nicht wie jene bei einigen Manipulationen, wie Ein-
leiten von HS, Fällungen durch chromsaure oder oxalsaure Salze,
Titrirungen mit lod etc., hinderlich sind. Ausserdem wird aber der
Schwefel selbst in massig fein geriebenem Mineral sehr rasch und auf
das Vollständigste oxydirt, während bei der sonst üblichen Oxydation
mit rauchender Salpetersäure oder Königswasser, welche sehr lästig ist,
dies häufig nur durch öfteres Verdampfen zur Trockne zu bewerkstelli-
gen ist. Auch wird durch Salpetersäure in der Begel nur ein Theil
des Schwefels oxydirt, während der übrige als zusammengeballte Flocken
zurückbleibt und dadurch seine Bestimmung sehr erschwert.
Liegt ein arsen- oder antimonreiches Mineral vor, so thut man
gut, die Menge des im Schmelz-Gemisch enthaltenen kohlensaareD
Natrons zu verdoppeln, so dass auf 1 Theil Mineral 6 Theile NaOCO
4 Theile KOCIO^ und 2 Theile NaCl kommen. Statt des kohlensauren
Natrons kann auch ein nach gleichen Aequivalenten zusammengesetzte^
Gemisch von kohlensaurem Kali und kohlensaurem Natron in ent*
sprechender Menge angewandt werden (geglühtes Seignette-Salz).
Bemerkenswerth ist, dass in vielen, namentlich negativen
Schwefelmetallen auch durch Kochen mit Aetzkalilauge xoAxßC
Einleiten von Chlor oder allmählichem Zusatz von Brom der SchweW
vollständig zu SO^ oxydirt werden kann. Für das SchwefelaneO)
Schwefelantimon und namentlich für das flüchtige Schwefelqueck*
Silber ist dieser Weg ganz besonders zu empfehlen, weil diese Körptf
beim Schmelzen mit Oxydations-Mischungen sehr zum Detoniren g^
neigt sind und diese Methode auf nassem Wege nicht die ünannehtt'
lichkeiten, wie die Oxydationen mit Salpetersäure, Königswasser odiir
Salzsäure mit chlorsaurem Kali besitzt.
Ist in Arsen- oder Antimonmetallen die Bestimmung des SchwdU*
Nebensache und handelt es sich vielmehr darum, das Arsen eist
Basen. § 56. Grappeneintheilang der Metalle und deren Trennung. 159
Antimon von anderen Metallen zu scheiden, so thut man am besten,
das Mineral mit 3 Theilen kohlensauren Natrons und 3 Theilen Schwefel-
blomen zu schmelzen.
Laugt man die Schmelze dann mit Wasser aus, so geht alles
Arsen, Antimon oder auch Zinn als Sulfosalz in Lösung, während
die übrigen Metalle als Schwefel- Verbindungen ungelöst zurückbleiben
und dann durch Salpetersäure unter Zusatz von chlorsaurem Kali oder
besser durch Schmelzen mit der vorgenannten Oxydations-Mischung
oxydirt werden können.
Durch Ansäuern der alkalischen Lösung können daraus Arsen,
Zinn und Antimon als Schwefel- Verbindungen gefallt und, wie später
beschrieben wird, bestimmt werden.
Dieses Verfahren hat die Annehmlichkeit, dass der Porzellan-
tiegel Yon der Schmelze nicht im Mindesten angegriffen und durch
die Schwefelsalze eine sehr genaue Trennung der genannten drei
Körper von den übrigen Metallen bewirkt wird.
Dies sind etwa die Wege, welche zur Aufschliessung unlöslicher
Körper eingeschlagen werden können; über die Wahl der anzuwen-
denden Methode für den speciellen Fall wird die qualitative Vor-
nntersuchung das richtigste ürtheil abgeben.
§ 56.
Eintheilang der Metalle in Grappen und Trennung der
letzteren yon einander.
Nachdem im vorigen Paragraph erörtert wurde, auf welche Weise
unlösliche Stoffe durch Aufschliessung in Lösung gebracht werden können,
uandelt es sich nun darum, die Basen, welche in einer Lösung enthalten
^d, zu trennen. Diese Trennung erfolgt, wie wir gleich sehen werden,
^ppenweise; d.h. es werden durch ein und dasselbe Eeagens mehrere
Basen, welche zu einer charakteristischen Gruppe (wie z. B. alkalische
Brden, eigentliche Erden etc.) gehören, gleichzeitig niedergeschlagen.
Ehe ich aber diese Gruppen-Trennung bespreche, will ich noch eine kurze
Bemerkung über die allgemeine Ausführung der Fällungen machen, weil
gerade in dieser Beziehung oft recht fehlerhaft gearbeitet wird.
Bei allen Fällungen, sei es durch Einleiten eines Gases (HS,
CO* etc.) oder Zusatz eines aufgelösten Eeagens zu einer Flüssigkeit,
kommt es vor allen Dingen darauf an, zu wissen, ob die Menge des
angesetzten Fällungsmittels zur vollkommenen Abscheidung ausreichend,
'espective im üeberschuss vorhanden ist. Bei Einleitung von Schwefel-
wasserstoff kann man dies daran merken, dass die in einem Kolben
160 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen^
befindliche Flüssigkeit nach starkem Schütteln ^ unter Verschluss des
EolbenhalseS; beim Wiederöfiben des Verschlusses deutlich nach deuL
Gase riechen muss, wenn genügend davon eingeleitet wurde.
Bei der ziemlich geruchlosen Kohlensäure und besonders bei dem.
flüssigen Eeagentien ist dieses Mittel dagegen ungeeignet, und man.
hat vielmehr zu prüfen, ob ein paar Tropfen, welche vom Ganzen,
nach Zusatz des Fällungsmittels abfiltrirt werden, durch das letzter»
noch getrübt werden, was bei vollkommener Fällung nicht stattfinden,
darf. Die Probe giebt man dann wieder zum Ganzen zurück. Häufig,^
besonders bei sich leicht absetzenden Niederschlägen, kann man di&
Filtrations-Probe entbehren, wenn man ein paar Tropfen des Fällungs—
mittels an der Gefasswand herabrinnen lässt und beobachtet, ob sie eine
Trübung der oberen klaren Flüssigkeitsschicht hervoijbringen. In jedem
Falle aber muss man sich davon überzeugen, dass man die genügende
Menge Fällungsmittel angewandt und somit eine vollständige Fällung^
bewirkt hat. Allerdings giebt es einige Niederschläge, welche sich nicht
sogleich nach Zusatz des Fällungsmittels trotz ihrer Unlöslichkeit bildeiu
Immerhin aber genügen bei den in diesem Buche angegebenen
Eeagentien wenige Minuten, um die beabsichtigte Fällung zu bewirken,
und wo dies nicht der Fall (Weinstein), habe ich ausdrücklich längeres
Absetzen anempfohlen.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass eine Fällung um so sicherer
vollendet und die Filtration um so schneller ausführbar ist, je beseer -
sich der Niederschlag abgesetzt hat. Ganz besonders aber gilt dies
für feinkörnige Niederschläge (oxalsaurer Kalk, schwefelsaurer Baryt)r
welche, wenn sie vor dem Absetzen filtrirt werden, oft trübe durch
das Filter gehen oder nachträglich im Filtrat Trübungen bewirken.
Das gute Absetzen wird meist durch Wärme oder Gegenwart
anderer löslicher Salze (wie Salmiak bei Schwefelmetallen) erleichtert
Oft aber tritt es auch bei Ueberschuss des Fällungsmittels von selW
ein. Es ist deshalb das ängstliche Princip vieler Chemiker, nrff
gerade genügend viel Fällungsmittel anzuwenden, ebenso wenig J*
das verschwenderische Umgehen damit, welches besonders den Ad-
fängern eigen ist, zu loben. Vielmehr gebe man als Eegel stets so viel
Fällungsmittel zu einer Flüssigkeit, dass ein Ueberschuss desselben
in einer Filtrat-Probe leicht nachweisbar ist, ohne dass es zu stari^
prävalire. Fertigt man die Auflösungen der festen Eeagentien in destil-
lirtem Wasser im Verhältniss von 1:10 an, so erreicht man dieszfl*
meist durch Anwendung von 10 — 20 CG. derselben; während ^^
flüssigen Eeagentien (Ammon , Salzsäure) , wegen deren stärkerer
1. § 56. Gruppeneintheilung der Metalle und deren Trennung. 161
dntrstion, häufig schon 5 — 10 CC. genügen, um die gewünschte Fäl-
zu bewirken , wenn die zu untersuchende Substanz 1 — 2 Grrm. wog.
Bei der Gruppeneintheilung der Metalle lege ich das gebräuchliche
:ip des Verhaltens der Lösungen von Metallsalzen gegen Schwefel-
irstofF zu Grunde, weil dadurch die einfachsten und zugleich ge-
ten Trennungen der Gruppen von einander ermöglicht werden.
NTach ihrem Verhalten gegen Schwefelwasserstoff zerfallen die
le in folgende drei Hauptclassen:
1) in solche, welche durch Schwefelwasserstoff gar nicht,
2) in solche, welche nur in alkalischer Lösung vollständig, und
3) in solche, welche auch aus saurer Lösung durch Schwefel-
wasserstoff gefallt werden.
Diese drei Hauptclassen zerfallen in sechs Gruppen; und zwar die
er der ersten Haupt classe: in Metalloxyde, welche durch kohlen-
} Ammoniak in der Siedehitze vollständig aus ihren Salzen ge-
werden, und in solche, bei denen dies nicht der Fall ist. Bei
liedem der zweiten Hauptclasse unterscheidet man Metalle, welche
Schwefelammonium als Schwefel- Verbindungen gefallt, und andere,
e durch dieses Fällungsmittel als Oxyde abgeschieden werden. Die
loxyde der dritten Hauptclasse endlich sind entweder als Schwefel-
le vollständig in Schwefelalkalien löslich oder darin unlöslich,
fasst man dies zusammen, so gruppiren sich die wichtigeren
!e folgendermaassen :
I.
Schwefelwasser-
ff unfällbar.
H-d.
Jü«.
esen-
mCl.
im
um
on
e-
2.
fallbar durch
NH'OCO«.
bei Anwesen»
heit V. AmCl.
Baryum
Strontium
Calcium
IL
nur in alkal. Lösung
durch HS föllbar.
3.
fallbar als
Oxyde, wel-
che löslich in
Kali.
Alumi-
nium
Chrom
4.
flllbar als
Schwef.-Met
Mangan
Eisen
Nickel
Kobalt
Zink
Uran*)
m.
auch in saurer Lösung durch
HS als Schwefelmetalle fällbar.
5.
fällbar in saurer
u. alkal. Lösnng.
Cadmium
Blei
Kupfer
Silber
Wismuth
-a
.M
I
so
s
I Bei Abwesenheit von kohlensaurem Ammoniak.
aeber, Titrir-Methode. 3. Anfl.
6.
nur in saurer Lo-
sanfr fällbar.
Queck-
silber
Zinn
Antimon
Arsen
Gold
Platin
a
4«
•mm
«1
M
'S
'S
ja
QQ
.S
11
1 62 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden ffir maassanalTt. BestimmimgeiL
Man ersieht, dass dieses Verhalten gegen Schwefelwasserstoff
unter verschiedenen Umständen auch eine gewisse Gruppirung nach
chemischen Aehnlichkeiten bewirkt und die Eintheilung der Metall-
oxyde in Alkalien, alkalische Erden, eigentliche Erden, Schwermetalle
(welche Wasser bei Gegenwart verdünnter Säuren zersetzen), Erz-
metalle und gediegene Metalle (respective Sulfosäure-Bilder) ziemlich
innehält. Doch erkennen wir schon in der ersten Gruppe das Mag-
nesium als nicht zu den Alkalien gehörig, in der vierten das Uran,
welches weit eher zu den Erden, als zu den Schwermetallen zu rechnen
ist, als Ausnahmen. In der sechsten Gruppe finden wir gar das
Quecksilber, welches eigentlich gar kein Sulfosäure-Bilder ist, sondern
vielmehr zur fäuften Gruppe gehört , da sein Sulfid ebenfalls in
Schwefelammonium, ja streng genommen, auch in anderen Schwefel-
alkalien unlöslich ist.
Hierzu kommt noch, dass thatsächlich bisher in den analytischen
Lehrbüchern das Quecksilber stets als Metall der fünften Gruppe
(wegen der Unlöslichkeit seines Sulfids in Schwefelammonium) fungirt,
so dass ich meine scheinbar ungerechtfertigte Einrechnung dieses
Metalls in die sechste Gruppe kurz motiviren muss.
Das Quecksilber hat zwei Schwefelungsstufen, Hg^S und HgS,
wovon jedoch für analytische Zwecke stets die höhere HgS (durch
Fällen einer verdünnten Quecksilberoxyd- oder Chlorid-Lösung mit
Schwefelwasserstoff) die passendste ist. Das Quecksilbersulfid HgS
ist, chemisch genommen, allerdings keine Sulfosäure, auch löst es sich
nicht in Schwefelammonium oder reinen Schwefelalkalien. Der Ana-
lytiker aber muss gerade darauf bedacht sein, recht charakteristische
Eeactionen der Stoffe zu verwerthen; weil dadurch deren Scheidung
ungemein erleichtert wird.
Das Quecksilbersulfid hat nun die eigenthümliche Eigenschaft,
sich in Schwefelalkalien bei Gegenwart von Aetzkali leicht zu lösen,
eine Eigenschaft, welche auch die Sulfosäuren der sechsten Gruppe
besitzen. Gelangt nun das Quecksilber auf diesem Wege zur sechsten
Gruppe, so wäre damit noch nichts gewonnen, wenn nicht seine
sonstige Aehnlichkeit mit den Metallen der fünften Gruppe das Mittel
böte, es mit grösster Leichtigkeit von den Metallen der sechsten
Gruppe in einer bequem zu bestimmenden Form abzuscheiden. Dieses
Mittel besteht darin, dass Quecksilbersulfid aus einer Schwefelkalium-
und Aetzkali haltigen Lösung sofort durch Salmiakzusatz als reines
HgS (welches nach dem Trocknen gewogen werden kann) abgeschieden
whrl^ während die anderen SchweieVnietaWft de« sft<ihsten Grruppe in
Basen. § 56. Qruppeneintheilung der Metalle und deren Trennung. 163
dem entstehenden Schwefelammonium natürlich gelöst bleiben. Der
damit verknüpfte Vortheil für die Vereinfachung der Quecksilber-
Bestimmung, welcher es ermöglicht, dasselbe sowohl von den Metallen
der fünften als auch der sechsten Gruppe leicht zu scheiden, möchte
wohl hinreichen, meine Einreihung des Quecksilbers in die sechste
Groppe zu rechtfertigen.
Denkt man sich nun eine Lösung, welche sämmtliche der an-
gefahrten Metalle enthielte, so könnte man die einzelnen Gruppen
derselben im Allgemeinen folgendermaassen trennen:
Zuerst leitet man in die saure Lösung unter Erwärmen einen
i^trom Schwefelwasserstoff ein; es werden dadurch die Metalle der fünften
und sechsten Gruppe als Schwefel- Verbindungen gefällt. Man filtrirt
den Niederschlag ab und digerirt ihn mit Schwefelkalium , dem man
eine nicht zu geringe Menge Aetzkali zufügt, wodurch sämmtliche
Schwefelmetalle der sechsten Gruppe in Lösung kommen.
Das Filtrat, welches nach der Fällung durch Schwefelwasserstoff
erhalten wurde, wird mit Ammoniak neutralisirt und Schwefelanunonium
zugesetzt, wodurch die Metalle der dritten und vierten Gruppe als
Oxyde oder Schwefel- Verbindungen niedergeschlagen werden. Man
filtrirt und digerirt den Niederschlag bei gelinder Erwärmung mit
Kali. Es lösen sich darin nur die Metalloxyde der dritten Gruppe.
Das Filtrat, welches nach der Fällung mit Schwefelammonium
«rhalten wurde, enthält die Metalle der ersten und zweiten Gruppe.
Kocht man dasselbe mit kohlensaurem Ammoniak, so werden nur die
Metalle der zweiten Gruppe als kohlensaure Salze abgeschieden, während
die der ersten Gruppe in Lösung bleiben.
Damit aber diese Trennungen der einzelnen Gruppen von ein-
ander möglichst genau ausfallen, sind noch einige Vorsieh tsmaassregeln
^u berücksichtigen, welche ich hier angebe.
Bei der Fällung der Körper durch Schwefelwasserstoff in saurer
^stmg sorge man dafür, dass die Lösung nicht zu stark sauer sei.
Was das Einleiten des Schwefelwasserstoffgases betrifft , so muss
^es so lange in der kalten Flüssigkeit vorgenommen werden, bis
dieselbe stark nach Schwefelwasserstoff riecht; darauf erwärmt man
his zum Kochen, und setzt das Einleiten des Gases dabei so lange
'ort, bis sich kein Niederschlag mehr bildet, und sich der Ueber-
«chuss des zur Fällung nöthigen Schwefelwasserstoffgases durch den
Geruch zu erkennen giebt. Unterliesse man das Erwärmen, so würden
<lie Metalle der sechsten Gruppe nicht vollständig als Schwefelmetalle
abgeschieden werden.
11*
164 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für madfisanalyt. Bestimmung^
Bei der Fällung von Arsensäure-, Gold- und Platin- Verbindungöxi
ist es zweckmässig, anstatt Schwefelwasserstoff einzuleiten, die Lösuim^
mit mehrfach Schwefelammonium zu übersättigen. Dadurch werden
alle Metalle der sechsten Gruppe, ausser Quecksilber, nebst denen der
ersten und zweiten gelöst. Versetzt man darauf die Lösung nacli
dem Abfiltriren mit Salzsäure im üeberschuss, so werden nur die
betreffenden Schwefel- Verbindungen der sechsten Gruppe gefallt. Der
durch Schwefelammonium erzeugte Niederschlag, welcher die Metalle
der fünften, vierten und dritten Gruppe enthält, wird dann in Königs-
wasser gelöst*) und die einzelnen Gruppen, wie beschrieben, getrennt.
War Phosphorsäure zugegen, so muss diese nach dem Ausfallen
der Metalle der fünften Gruppe entfernt werden. In diesem Falle
ist es nothwendig, die von den (durch Ansäuern) niedergeschlagenen
Schwefel- Verbindungen der sechsten Gruppe abfiltrirte Lösung zu der-
jenigen Flüssigkeit, welche durch Auflösen des durch Schwefelammo-
nium entstandenen Niederschlags in Königswasser erhalten wurde,
hinzuzufügen.
Li Betreff der Fällung der Metalle der vierten und dritten Gruppe
durch Schwefelammonium ist zu bemerken, dass das Schwefelnickel
nicht ganz unlöslich in dem Fällungsmittel ist. Man thut deshalb
gut, nach vollendeter Fällung das Filtrat mit Essigsäure anzusäuern,
wodurch sich alles Schwefelnickel in demselben nebst etwas freiem
Schwefel ausscheidet. Der Niederschlag wird abfiltrirt und zu dem
vorher erhaltenen hinzugefügt.**)
**>
*) Bei Gegenwart von Silber wendet man Salpetersäure an.
^) Bei Gegenwart von Chromoxyd ist es besser, die Lösung, welche
die Metall- Verbindungen der ersten vier Gruppen enthält, mit Aetzkali «**
übersättigen, darauf etwas Brom -Wasser hinzuzufügen und zu erwärmen.
Es geht dadurch alles Chromoxyd in Chromsäure über. Nachdem die Flöß'
sigkeit rein gelb geworden ist, übersättigt man mit Salpetersäure und er-
wärmt, bis Alles gelöst ist. Darauf fügt man nach dem Erkalten Blei*
zucker-Lösung hinzu und fällt dadurch sämmtliche Chromsäure aus. Kacb
dem Abfiltriren des Niederschlags fällt man das im Filtrat befindliche Blei
durch Schwefelwasserstoff aus, filtrirt dieses ab und behandelt das Filtrat,
wie vorher angegeben. Selbstverständlich müssen bei diesem Verfahren die
Alkalien in einer besonderen Portion bestimmt werden. Die Menge der
Chromsäure wird in dem (zuerst mit salpetersaurem , dann mit reinem Ws8B&
auszuwaschenden) Bleiniederschlage nach § 27 ermittelt. Andere Oxydations-
Methoden des Chrom oxyds in kalischer Lösung, wie die mittelst Bleisuper*
oxyd, fand ich ungenauer, weil selbst bei anhaltendem Kochen nie eine
vollständige Ueberführung in Chromsäure erfolgt.
Basen. § 57. Eutf. derj. Stoffe, welche die Trennang d. Basen erschw. 165
Das anzuwendende Schwefelammonium muss eine gelbe Farbe
haben und kohlensäurejfrei sein; auch ist bei der Trennung der Metalle
der dritten und vierten Grruppe von denen der ersten beiden Gruppen
beim Filtriren der Luftzutritt durch Verdecken des Trichters mit
einer Glasplatte möglichst zu vermeiden. Beachtenswerth ist, dass
Salmiak die Fällung der Schwefelmetalle wesentlich beschleunigt und
bei Anwendung von Schwefelammonium die Mitfallung alkalischer
Erden verhindert.
Endlich bemerke ich noch, dass die Fällung der Metall-Lösungen
der zweiten Gruppe durch kohlensaures Ammoniak bei Gegenwart
von Salmiak in der Siedehitze geschehen muss, und dass man zweck-
mässig das Fällungsmittel mit etwas Ammoniak versetzen kann. Bei
Gegenwart von viel Magnesia muss der Niederschlag nochmals in
Salzsäure gelöst und gefällt werden. Sollen die Alkalien nicht be-
stimmt werden, so thut man gut, so viel essigsaures Natron zu-
zusetzen, dass dadurch alle Ammonsalze (ausser AmOCO^) in essig-
saure übergehen. Es werden dann Baryt, Strontian und Kalk, deren
Carbonate in AmCl etwas löslich sind, durch kohlensaures Ammon
bei Gegenwart von essigsaurem Ammon ganz vollständig gefällt.
§ 57.
fintfernung und Bestimmung derjenigen Stoffe, welche
die Trennung der Basen erschweren.
Ehe wir zu den einzelnen Trennungs-Methoden der Basen über-
gehen, will ich diejenigen Stoflfe angeben, welche, weil sie diese
Trennungen beeinflussen oder erschweren, theils vor Beginn der ein-
zelnen Gruppen-Trennungen, theils in medias res, d. h. im Laufe der
Untersuchung entfernt werden müssen.
Diese Körper sind vorzugsweise: die Kieselsäure, Titan-
säure, Phosphorsäure, Oxalsäure, Cy an-Verbindungen und
einige nicht unzersetzt flüchtige organische Substanzen.
Zur Entfernung der Kieselsäure und Titansäure aus
Lösungen werden letztere mit Salzsäure angesäuert, darauf bis zur
kömigen Trockne im Wasserbade verdampft, der Rückstand mit
Wasser und Salzsäure behandelt, und nochmals zur Trockne ver-
iampft. Behandelt man diesen Rückstand wieder mit Salzsäure und
Wasser, so bleiben Kieselsäure und Titansäure ungelöst. Man kann
liese abfiltriren, trocknen und glühen und. \ViT««v Q^emjät^Ä täüS^
li^estooizM'ZL^i Smd Wict* KoxpfT gif^c^iseiti^ zn^esen. «o kann man
«rrt da.^ Gt^fiioaBt^tnricht bei (5 er f«£4st«Il«c. daim sns dem Glöhrfick-
k^tjfide die IrtaLuaisre durch Kocben init oosoentzirter Schwefelsaure
«4isiieb«fi mjd die Tuigelört s^BebeDe Kiesekisre. wie voriier. ihrem
G^wiciite ii«<ii bestimmen. Die Gewiditsdiffefviiz beider Glühnngen
triebt daim die Menge der Tüansiare*^) mn. V^ such § 31.
Die Entfemimg der Blansinre und Oxaleiare wird erst dann
nothig. wenn eoldie Metalloxrde, welche durch Schwefdwasserstoff
in BMirer Losung fallbar sind, bereite durch dieses Fallnngsmittel
niedergesdilagen wurden. Blansiore imd Cyanide zerstört man
dnrefa Erhitzen der trocknen Substanz mit conoentiirter Schwefelsaure
oder Schmelzen mit saurem sdiwefelsanren KalL Oxalsanre beseitigt
man ebenso, oder durch Kochen mit Chlorwasser. Nicht flüchtige
organische Substanzen werden durch Schmelzen mit Salpeter und
Soda zerstört-
Die&tfemimg der Phosphorsiore. welche ebenfalls erst DÖthig
wird, wenn die ans saurer Losung durch Schwefelwasserstoff fällbaren
Metalle bereits abgeschieden sind, ist unter Umstanden, namentÜdi
bei Gegenwart von Sesquioxyden (Thonerde, Eisenoxjd, Chromoxyd)
etwas schwieriger. Es ist eine charakteristische Beaction der Sesqui-
oxyde aus heisser, essigsaurer Losung, ToUständig niedergeschlagen
zu werden und diese Fällbarkeit ist um so vollständiger, je neu-
traler und verdünnter die Flüssigkeit ist und je langer man koc^^
Auf diese Weise gelingt es, aus einer Flüssigkeit, welche sämmtliche
Metalle der ersten vier Gruppen (Alkalien, alkalische Elrden, eigent-
liche Erden und Erzmetalle), welche durch HS in saurer Losung nicht
fällbar sind, alle Sesquioxyde (namentlich Thonerde, Eisenoxyd un^
Chromoxyd) durch Uebersattigen ihrer möglichst neutralen Lösung mit
essigsaurem Natron im Sieden abzuscheiden, während die Monooxyde
der übrigen Metalle, so wie auch Eisenoxydulsalze ungelöst bleiben.
Enthielt nun eine solche Flüssigkeit gleichzeitig Phosphorsäure,
so wird auch diese mit den Sesquioxyden niedergeschlagen und zwar
vollständig, wenn die Menge der letzteren zur Bildung des Phosphate»
der allgemeinen Formel R^O^O^ ausreichend ist.
"^1 Wegen der starken Wasserauziehuug der geglühten Kieselsäure ist
es zweckmässig, dieselbe im Exsicator erkalten zu lassen.
*"") Die titansäurehaltigen Mineralien schliesst man am besten mit Kafi-
hydrat im Silbertiegel auf. Die Entfernung derselben, sowie der KieselsÄaie
wird am besten immer gleich nach erfolgter Aufsehliessung vorgenommen.
Basen. § 57. Entf. derj. Stoffe, welche d. Trennmig d. Basen erschw. 167
Benutzen wir nun diese Verhältnisse, so fallt uns einerseits die
Aufgabe zu, die Phosphorsäure vollständig abzuscheiden, anderer-
seits aber sie auch von den mitfallenden Sesquioxyden zu trennen.
Hinsichtlich der Abscheidung der Phosphorsäure ist zu bemerken,
dass sie am besten bei Anwesenheit von Eisenoxydsalzen in der, vor-
her beschriebenen Weise (Uebersättigen der kochendheissen, möglichst
neutralen und nicht zu concentrirten Lösung mit essigsaurem Natron)
gelingt. Es sind aber hierbei zwei Fälle denkbar: entweder reicht
das in der Flüssigkeit vorhandene Eisenoxyd zur vollständigen Fällung
aus oder nicht. Welcher Fall vorliegt, sieht man an der Fällung
selbst, insofern sie bei unzureichendem Eisengehalt weiss, bei genügen-
den dagegen rothbraun ausfallt. Fehlt, danach beurtheilt (also bei
weissem Niederschlage) Eisenoxyd, so hat man nur nöthig, während
des Kochens tropfenweise so viel Eisenchlorid-Lösung zuzufügen, bis
die Farbe des Niederschlags deutlich röthlich oder braun geworden ist.
Andererseits kann man aber, um zu grosse Niederschläge zu ver-
meiden, auch bei (im Vergleich zur Phosphorsäure) sehr überwiegen-
dem Eisenoxyd-Gehalt, erst das in Lösung befindliche Eisenoxyd (am
lösten durch Einleiten von Schwefelwasserstoff oder Zusatz von HS
Wasser) grösstentheils reduciren und dann die Fällung der Phosphor-
säure durch Uebersättigen der heissen Flüssigkeit mit essigsaurem
Natron vornehmen. Fällt alsdann in Folge zu starker Eeduction der
Niederschlag weiss aus, so fügt man einige Tropfen Chlorwasser hinzu ^
bis er die röthliche Farbe zeigt.
Auf diese Weise föUt, wie bereits bemerkt, sowohl sämmtliche
Hiosphorsäure , als auch alles Eisenoxyd und die Thonerde nieder;
letztere um so vollständiger, je neutraler die Flüssigkeit war. Man
thut deshalb gut, die ursprüngliche Lösung so weit mit Ammon zu
versetzen, bis eine kleine bleibende Trübung entsteht; alsdann diese
mit ein paar Tropfen Salzsäure zu beseitigen , hierauf mit essigsaurem
Natron, oder falls die Alkalien bestimmt werden sollen, mit essig-
saurem Ammon zu übersättigen und zum Sieden zu erhitzen. Der
Niederschlag wird heiss abfiltrirt (am besten durch das Saugfilter)
und alsdann mit heissem Wasser, dem man eiinige Tropfen essigsaures
Ammon zusetzt, so lange ausgewaschen, bis das Durchlaufende, auf
Piatina verdampft, keinen Eückstand mehr hinterlässt.
Um nun die in dem Niederschlage enthaltenen Sesquioxyde zu
bestimmen , müssen wir sie von der Phosphorsäure trennen. Hierbei
handelt es sich aber (wenn wir die Gegenwart von Chrom und Uran
als den weit selteneren Fall zunächst ausschliessen) eigentlich nur
168 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalTt. Bestimmungen.
um die Trennung und Bestimmung der Thonerde und Phosphorsäure,
nicht aber um eine Eisen-Bestimmung; weil letztere in Folge des ge-
machten Zusatzes von Eisenchlorid oder theilweiser Fällung des Eisens
zwecklos wäre; andererseits aber auch, wie wir fiüher § 19 gesehen,
der Eisengehalt leicht in besonderer Probe auch bei Anwesenheit von
Phosphorsäure ermittelt werden kann.
Zu diesem Zwecke löst man den Niederschlag in etwas Salzsäure,
fügt etwas Schwefelkalium oder auch schwefligsaures Natron zur
Reduction des Eisenoxyds hinzu und übersättigt stark mit Kali. Da-
durch wird alles Eisen abgeschieden, während alle Phosphorsäure
nebst Thonerde gelöst bleiben. Will man nun blos die Phosphor-
säure abscheiden, ohne sie zu bestimmen, so fügt man gleich zu dieser
Fällung etwas Barytwasser hinzu und filtrirt die nun frei von Phos-
phorsäure in Lösung gebliebene Thonerde ab. Man wäscht den Bück-
stand mit kalihaltigem Wasser heiss aus und bestimmt im Filtrat
die Thonerde nach § 51. Will man dagegen auch die Phosphor-
säure bestimmen, so filtrirt man das Eisen zunächst ab, fallt im
Filtrat die Phosphorsäure durch Baryt und bestimmt den abfiltrirten
phosphorsauren Baryt nach § 50. Das Filtrat enthält dann die Thon-
erde frei von Phosphorsäure und wird zur Bestimmung der letzteren
nach § 51 behandelt.
Enthielt der Niederschlag auch Chromoxyd, so verfährt man
mit ihm ganz ähnlich, nur dass man keinen Baryt -Zusatz macht,
sondern das kaiische Filtrat mit unterchlorigsaurem Natron oder
Bromwasser kocht, um alles Chrom in Chromsäure überzuführen.
Ist dies geschehen und es handelt sich lediglich um die Chrom-
Bestimmung, so fallt man die Chromsäure daraus nebst Phosphor-
säure durch Chlorbaryum und bestimmt sie, unbeschadet der letz-
teren, im Niederschlage nach § 26 resp. 27.
Soll dagegen die Phosphorsäure bestimmt werden und ist no(di
Thonerde zugegen, so ist es am einfachsten, die kaiische Lösung»
welche bereits mit Brom behandelt, alles Chrom als Chromsäore
enthält, mit etwas Wasserglas -Lösung zu versetzen und dadurch
sämmtliche Thonerde als Silicat frei von Phosphorsäure zu fallen.
Man filtrirt sie ab, löst in wenig Salzsäure, verdampft die Losung
zur Trockne, um die Kieselsäure abzuscheiden und bestimmt nach
Wiederauflösung des Rückstandes in verdünnter Salzsäure die Thon-
erde nach § 51.
Die Phosphorsäure, welche nach Abscheidung der Thonerde nu*
der Chromsäure in der kaiischen Lösung blieb , wird nun in folgender
Basen. § 57. Entf. derj. Stoffe, welche d. Trennung d. Basen erschw. 169
Weise abgeschieden. Man neutralisirt mit Salzsäure, fügt eine Auf-
lösung von Chlormagnesium in Salmiak und Ammoniak (Magnesia-
mixt^nr) hinzu, macht mit Ammon noch stärker alkalisch, erwärmt zum
Sieden und fällt so alle Phosphorsäure als Magnesia -Doppelsalz
aus. In dem abfiltrirten und mit ammoniakalischem Wasser aus-
gewaschenen Niederschlage bestimmt man sie dann nach § 50.
Die im Filtrat enthaltene Chromsäure kann man zwar ohne
Mung nach § 26 titriren, besser ist es jedoch, dieselbe durch Chlor-
baryum abzuscheiden und alsdann nach § 27 zu bestimmen.
Von Uranoxyd trennt man die Phosphorsäure wie von Eisen-
oxyd und zwar durch Reduction der salzsauren Lösung mit Kupfer-
spahnen. Spült man die Flüssigkeit nebst etwa sich ausscheidendem
phosphorsauren Uranoxydul von den Spähnen ab und übersättigt
mit Kali, so bleibt alles Uran als Oxydul zurück, während Phosphor-
saure in Lösung übergeht und dann> wie angegeben, bestimmt wird.
Nachdem wir im Vorigen gesehen, auf welche Weise diePhosphor-
säure von den Sesquioxyden und durch Fällung mit Eisenoxydsalzen
in essigsaurer Lösung von allen monoxydischen Basen der ersten vier
Ornppen getrennt werden kann, bleibt nur noch zu bemerken, dass
sie von den mit HS in saurer Lösung fällbaren Metallen der fönfken
^d sechsten Gruppe durch dieses Fällungsmittel zu trennen ist und
deshalb ihre Entfernung erst dann nöthig wird, wenn solche Metalle
hereits abgeschieden sind.
Sind endlich nur solche Metalle mif Phosphorsäure in Lösung,
Welche durch Schwefelammonium als Sulfide abgeschieden werden (also
^ie Gfruppen 4 und 5), so kann man dieses Reagens dazu benutzen, die-
^Iben auszufallen und im Filtrat durch Magnesiamixtur die Phosphor-
sänre abscheiden. Auch bei Gegenwart der Alkalien, nicht aber bei
•^Wesenheit von Magnesia, so wie der Metalle der zweiten und dritten
^fJ^ppe ist diese Trennung anwendbar.
Schliesslich sei bemerkt, dass es zumeist für die Bestimmung
^er Bas^i der ersten bis fünften Gruppe sehr zweckmässig ist, alles
^hrom schon durch die Aufschliessung in chromsaures Kali über-
^^if^hren und als solches von den Basen zu trennen. Oft lässt sich
'^ie Ueberführung des Chromoxyds in Chromsäure auch auf nassem
'^ege und zwar in saurer Lösung erreichen, wenn man die Substanz
^t starker Salpetersäure in einer Porzellanschale gelinde erwärmt
"^^d zeitweise etwas chlorsaures Kali hinzufugt, wobei man zweck-
mässig das Ganze mit einem Trichter bedeckt. Uebersättigt man dann
•^it Kali, so geht alles Chrom in Lösung. Filtrirt man dieses ab
170 Zweiter Theil. TrennoDgs-Methoden für maassanalyt Bestlmmungc
und fügt Salmiak hinzu, so fällt etwa mitgelöste Thonerde aus. W
Blei zugegen, so kann man es gleich durch Ansäuern mit Salpetersäu
und übersättigen mit essigsaurem Natron als Chromat abscheide
eventuell auch alle Chrömsäure auf diese Weise (durch Bleizucke
Lösung) ausfällen.
§ 58.
Trennung und Bestimmung der Basen der ersten tirnpp
(Kali, Natron, Ammoniak, Magnesia.)
Sind alle vier Basen der ersten Gruppe in einer Lösung vc
banden, so kann folgendermaassen gearbeitet werden. Man v^set
die Flüssigkeit mit einer ziemlich concentrirten Auflösung von Aet
baryt*) in Wasser und kocht längere Zeit; es wird dadurch eine
seits alles Ammoniak verjagt, welches auf die in § 11 beschriebe]
Weise bestimmt werden kann, andererseits alle Magnesia ausgefaU
Man filtrirt und wäscht mit heissem Wasser aus, löst die im Ni
derschlage enthaltene Magnesia in Schwefelsäure und bestimmt s
nach § 52.
Das Filtrat, welches ausser Kali und Natron lösliche Barytsab
enthalten kann, wird zum Sieden erwärmt und der Baryt durch Schwefa
säure ausgefallt. Nach dem Abfiltriren fügt man zur Lösung noc
etwas Schwefelsäure hinzu und verdampft in einer gewogenen Platii
schale zur Trockene, glüht den Rückstand gelinde, wobei man yo
Zeit zu Zeit ein Stückchen kohlensaures Ammoniak zusetzt und wä^
nach dem Erkalten die Schale nebst ihrem Lohalt. Nach Abzug de
Gewichtes der Schale erfahrt man das der schwefelsauren Salze, vo
Kali und Natron. Man löst dieselben in Wasser auf, spült die Lösua
aus der Schale in ein Becherglas und bestimmt durch Titriren m:
Chlorbaryum- Lösung nach § 53 die Menge der in den Salzen eii<
haltenen Schwefelsäure.
Man hat sonach zwei Angaben:
1) das Gewicht der schwefelsauren Salze von Kali u»
Natron, und
2) das Gewicht der darin enthaltenen Schwefelsäure.
Daraus lässt sich die Menge des Kalis und Natrons berechn^^
wie folgt:
*) Der Aetzbaryt muss frei von Alkalien sein, was leicht daran «u er
kennen ist, dass das Filtrat einer mit reiner Schwefelsäure geMlten Prob*
auf Piatina beim Verdampfen und Glühen keinen bemerkenswerthen Kflc'^'
stand hinterlassen darf.
Basen. § 58. Trennung u. Bestimraang d. Basen d. ersten Gruppe. 171
Zieht man das Gewicht der Schwefelsäure von dem Gesammt-
gewicht der beiden schwefelsauren Salze ab, so bleibt als Rest das
Gesammtgewicht des Kalis und Natrons in der Verbindung. Es mag
dies durch die Gleichung:
xKO + yNaO = G — SO»,
worin G das Gesammtgewicht der Salze, SO* das der darin ent-
Wtenen Schwefelsäure bezeichnet, ausgedrückt werden.
Wenn man bedenkt, dass je 47,11 Gewichtstheile KO 40 Ge-
wichtstheile SO' bedürfen, um schwefelsaures Kali zu bilden, und
ebenso 31 Gewichtstheile NaO sich mit 40 G^wichtstheilen SO'
zu schwefelsaurem Natron verbinden; so muss die unbekannte
40
Menge B^li (x) sich mit • x und die unbekannte Menge Natron
40 '
(y) mit -— • y Gewichtstheilen Schwefelsäure verbunden haben. Mithin
ol
lässt sich das Gesammtgewicht der schwefelsauren Salze durch die
Gleichung: ^ 40 . 40
ausdrücken, oder wenn man die constanten Factoren in Decimalbrüche
verwandelt, so ist:
O = X + y + 0,85x + l,29y(I).
Da nun das Gesammtgewicht des Kalis und Natrons:
x + y = G- SO' war (II),
80 läset sich aus Gleichung I und II, x und y oder die unbekannte
Menge Kali und Natron berechnen.
Führt man diese Berechnung aus, so erhält man
^. ^^ 1,85.SO'~0,85.G .
für Natron: y = Ö4387 '
für Kali: x = G - (SO' + y).
Ein Zahlenbeispiel mag dies erläutern:
Angenommen das Gewicht des schwefelsauren Kalis und Natrons (G)
betrage 1,581 Qrm,
Die durch Chlorbaryum-Titrirung ermittelte Menge der Schwefel-
säure sei SO' = 0,80 Grm.,
^0 ist das Gewicht des in der Verbindung enthaltenen Natrons:
^, 1.85- 0,80 -0,85- 1,581 .„,„p_
y —— = 0,310 Grm.
^Jid das des Kalis:
X « 1,581 - (0,80 + 0,310) = 0,471 Grm.
Addirt man die gefundene Menge Schwefelsäure, welche 0,8 Grm.
172 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanaljt. Bestimmungen.
betrug, zur berechneten Menge Kali und Natron hinzu, so ist di^
Summe: 0,80
0,31
0,471
1,581
also genau wieder das Gewicht der schwefelsauren Salze.
Bestimmt man blos Kali, Natron und Magnesia, so kann maxB.
auch folgendermaassen -verfahren:
Die Lösung, welche Kali, Natron, Ammon und Magnesia ent-
hält, wird mit Schwefelsäure zur Trockne abgedampft; der EückstancL
gelinde geglüht und gewogen. Er besteht aus KOSO^, NaOSO^
und Mg OSO'. Man löst ihn hierauf in Wasser und lallt durch klare
Aetzbarytlauge siedend alle Schwefelsäure und Magnesia aus. Der
Niederschlag wird mit kochendem Wasser ausgewaschen und in ge-
messener Normal- Salzsäure die darin enthaltene Magnesia gelöst und
alkalimetrisch durch Zurücktitriren mit Ammon nach § 8 bestimmt.
Hierauf fügt man etwas Schwefelsäure hinzu, um etwa in der Flüssig-
keit enthaltene Barytspuren zu beseitigen. Entsteht dadurch ein
bemerkenswerther Niederschlag, so ist dieser abzufiltriren und der
schwefelsaure Baryt als solcher zu glühen und zu wägen. Der da-
durch gefundene Baryt ist dann als äquivalente Magnesiamenge von
der gefundenen abzuziehen.
In das Filtrat, welches Kali, Natron und Aetzbaryt enthalt,
wird zunächst Kohlensäure zur Entfernung des Baryts eingeleitet^
und nach dem Abfiltriren desselben Kali und Natron alkalimetrisch
mit Salzsäure bestimmt. Die Salzsäuremenge ist äquivalent der an
KO und NaO gebunden gewesenen SO'.
Man hat sonach folgende Angaben:
1) Gewicht der schwefelsauren Salze von Kali, Natron und
Magnesia (direct gewogen).
2) Gewicht der Magnesia, respective von MgOSO' (berechnet).
3) Gewicht von KOSO' und NaOSO' (berechnet).
4) Gewicht der an KO und NaO gebundenen SO' (berechnet).
Aus den Angaben 3 und 4 kann man mithin, wie vorher geseig^
wurde, die Menge von Kali und Natron berechnen.
Bei den beiden beschriebenen Methoden wird die Magnesia »^
Hydrat abgeschieden; da aber gefälltes Magnesiahydrat wegen seinem
gelatinösen Beschaffenheit ziemlich schlecht wasch- und filtrirbar isw
so empfehle ich dieselbe nur in solchen Fällen, in denen die ^
Buen. § 58. Trennung n. Bestimmung d. Basen d. ersten Gruppe. 173
bestimmende Magnesia voraussichtlich ^/^ Grm. nicht übersteigt. Ist
die Ifagnesiamenge bedeutender, so ist es geeigneter , dieselbe aus
der mit Salmiak und Ammon versetzten Lösung mit phosphorsaurem
Ammon zu fällen und nach § 52 zu bestimmen.
Hatte man Magnesia durch phosphorsaures Ammon beseitigt und
will im Filtrat Kali und Natron bestimmen, so muss daraus erst die
Phosphorsäure durch Ansäuern mit Essigsäure und Kochen mit etwas
Eisenchlorid entfernt werden.
Die von dem Eisenniederschlag abfiltrirte Flüssigkeit kann dann
direct mit Schwefelsäure, oder falls sie keine Schwefelsäure enthält,
mit Salzsäure zur Trockne verdampft werden.
Es leuchtet ein, dass ein Gemisch von Chlorkalium und Natrium,
wenn es durch Glühen frei von allen flüchtigen Substanzen gemacht
Worden, sich ebenfalls wie das der Sulfate indirect bestimmen lässt;
sobald man einerseits das Gewicht von KaCl und NaCl, andererseits
durch Titriren mit Silber nach § 47 den Gesammt- Chlorgehalt der
beiden Salze ermittelt.
Die Bestimmung der Alkalien als Chloride hat sogar viele
Vortheile gegenüber der als Sulfate. Man ist leicht im Stande, neu-
trale Chloride durch Abdampfen und schwaches Glühen zu erhalten;
'Wogegen die beim Abdampfen mit Schwefelsäure sich bildenden sauren
schwefelsauren Salze viel schwieriger in neutrale Sulfate zerlegbar
Bind. Femer verursacht schwefelsaures Ammon beim Abdampfen ein
Spritzen, welches eine Quelle von Verlusten werden kann. Endlich
ist die Bestimmung des Chlors durch Silber eine der schönsten und
genauesten maassanalytischen Methoden und kann ohne alle Filtra-
tionen direct mit dem Salzgemisch vorgenommen werden.
Aus diesen Gründen ist die Bestimmung als Chloride sehr
^xapfehlenswerth , um so mehr, als auch vorhandene SO' oder PO*
^urch Chlorbaryum und kohlensaures Ammon, welches den Baryt-
"^berBchuss entfernt, leicht mit einer einzigen Filtration beseitigt
'^'erden können. Sollen Kali, Natron und Magnesia als feste Salze
gewogen werden, so ist nur die Form der Sulfate dazu geeignet;
^"eil, wie bekannt, Chormagnesium beim Trocknen nicht ohne bedeuten-
^^ Chlorverlust wasserfrei gemacht werden kann. Ist aber Magnesia
^cht zugegen oder durch phosphorsaures Ammon getrennt w(jrden,
^^d man beabsichtigt Kali und Natron indirect zu bestimmen , so ist
^e Form der Chloride' (Abdampfen mit Salzsäure nach Entfernung
^Uer Phosphorsäure und Schwefelsäure) die geeignetste.
^ sei hier gleich erwähnt, dass die indirecte Bestimmung
174 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen..
von Kali und Natron , so wie überhaupt alle indirecten Analyse
nur dann anzuwenden zweckmässig sind, wenn die Mengen der beide
Körper ziemlich gleiche sind; oder doch wenigstens die Quantität dexr
einen die der anderen nicht um mehr als das fünffache übertriflpfc.
Femer verlangen alle mit Wägung verknüpften indirecten Analysen,
dass die beiden Körper in reinem Zustande gewogen werden. Sin
alle diese Bedingungen gegeben, so zeichnen sich die indirecte
Analysen durch grosse Einfachheit und scharfe Besultate aus.
Die Berechnung indirecter Analysen habe ich etwas vereinfack
und verweise deshalb auf die im Anhang dieses Buches darübe:
befindliche Tabelle der constanten Factor en.
In den meisten Fällen ist es erforderlich, Kali und Natron nick
indirect als Chloride oder Sulfate zu bestimmen, sondern sie factiBC
von einander zu trennen. Dies gelingt am besten durch Fällung de
Kalis als Weinstein, wobei man nach § 12 verfahrt. Das Natro
kann im Filtrat entweder durch Kieselflusssäure niedergeschlagen ödes
durch Abdampfen mit Salzsäure als NaCl gewogen werden.
Die Magnesia 'muss jedoch stets vorher durch Aetzbaryt odöx
phosphor^aures Ammon beseitigt werden; auch dürfen keine anderen
Säuren, als HCl, NO^ und AcO^ in der Flüssigkeit vorhanden seien«.
Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass bei allen diesen
Methoden das Ammon durch Austreiben mittelst Baryt oder Kali in
besonderer Portion nach § 11 bestimmt wird. Jedoch will ich daran
erinnern, dass man in einer Flüssigkeit, welche grössere Mengen von
Ammoniaksalzen enthält, das Ammon durch blosses Auskochen mit
einer gemessenen Menge Probekali bestimmen kann, ohne die Ammon-
dämpfe besonders aufzufangen, wie dies ausführlich am Schluss des
§ 11 beschrieben ist. Natürlich dürfen alsdann nur die Alkalien und
die in § 11 genannten Säuren zugegen sein.
§ 59.
Trennung der Basen der zweiten Grruppe.
(Baryt, Strontian und Kalk.)
Die Trennung des Baryts von Strontian und Kalk ist toit
keinen besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Man kann die Lösnng
der i:ei Salze mit einer Mischung von 1 Theil schwefelsaurem und
2 Theilen kohlensaurem Kali kochen, wodurch aller Baryt als schwefw"
saure, also in Salzsäure unlösliche Verbindung, Strontian und KJ*
dagegen als kohlensaure, mithin in Salzsäure leicht lösliche St^
Basen. § 59. Trennung der Basen der zweiten Gruppe. 175
abgeschieden und so von dem Baryt getrennt werden können. Der
schwefelsaure Baryt ist dann zu trocknen, zu glühen und zu wägen.
Um diese Gewichts-Analyse zu vermeiden, könnte man auch erst alle
drei Basen als kohlensaure Salze fällen, was am besten heiss mit
kohlensaurem und freiem Ammoniak und bei Gegenwart von viel
Sahniak unter Zusatz von essigsaurem Natron geschieht, den aus-
gewaschenen Niederschlag alsdann in gemessener Normal -Salzsäure
lösen, die Kohlensäure wegkochen und diese Lösung halbiren. Die
eine Hälfte wird mit Lackmus gefärbt und mit ^/g-Ammon auf Blau
«inracktitrirt, wodurch die Menge der zur Sättigung der drei Carbonate
erforderlichen Salzsäure gefunden wird. Wenn man nun die andere
fiälfte der salzsauren Lösung mit 2 Theilen kohlensaurem und 1 Theil
JBchwefelsaurem Kali kocht und den Niederschlag, welcher nun allen
Baryt als BaOSO^ enthält, wiederum mit gemessener Normal -Salz-
säure übergiesst und die zur Sättigung erforderliche Säuremenge wie
vorher bestimmt, so ist die Differenz beider Säuremengen dem kohlen-
sauren Baryt äquivalent, also die Menge des Baryts gefunden.
Es ist wohl einleuchtend, dass wenn nur Baryt und Kalk oder
Üaryt und Strontian, nicht aber alle drei Basen gleichzeitig vor-
lianden waren, bei dem eben erwähnten Verfahren durch die zweite
Titrirung auch K&lk respective Strontian ermittelt wird.
Man kann aber auch, und dies ist für die Maassanalyse meist
^as geeignetste, den Baryt direct bestimmen und von Kalk und
Strontian trennen. Dies geschieht durch Fällung als Chromat in
anomoniakalischer , salmiakhaltiger Lösung. . Die Einzelheiten dieser
Bestinmiung habe ich im § 27 bereits beschrieben; weshalb ich hier
darüber hinweggehe. Eine andere Methode habe ich § 54 beschrieben.
Auch durch Kieselflusssäure kann Baryt von Strontian und Kalk
getrennt werden, diese Trennung ist aber zur Barytbestimmung auf
^»assanalytischem Wege nicht geeignet.
Die Trennung und Bestimmung des Baryts ist also, wie aus
^©m Gesagten hervorgeht, bei Gegenwart von Strontian und Kalk
^cht besonderen Schwierigkeiten unterworfen.
Anders verhält es sich mit der Trennung von Strontian
^dKalk. Diese beiden Körper konnten bisher nur nach zwei ziem-
^^ch umständlichen Methoden getrennt werden.
Nach dem einen Verfahren, welches von Stromeyer herrührt,
Verden beide mit Salpetersäure zur Trpckne verdampft; war 'Chlor
^^egen, so muss der Eückstand nochmals in wenig Wasser gelöst
^d mit Salpetersäure wiederum zur Trockne verdampft werden,
176 Zweiter TheiL Trennangs-Metiioden for mauwanalyt BcBthnwinngen.
und dies so oft bis alles Chlor ausgetrieben ist. Die Salpetersäuren
Salze werden dann mit absolntem, mit Aetber versetztem Alkohol
Übergossen y wodurch nur der salpetersaure Kalk, nicht aber der Stron-
tian gelost wird. Diese Trennung ist aber nicht ganz zuveriassig
und wie leicht einzusehen, sehr rumstandlich.
Die andere, entschieden bessere, aber ebenfalls unbequeme Methode
rührt Yon H. Böse her. Sie beruht darauf, dass schwefelsaurer Stron-
tian in einer concentrirteh Losung von schwefelsaurem Ammon un-
löslich; Gips dagegen loslicher als in Wasser, aber immerhin ziem-
lich schwerlöslich ist. Aus diesem letzteren Ghrunde verlangt die
Methode immer eine grosse Flüssigkeitsmenge, sehr viel Ammonsalze,
welche die nachherige Fällung des Kalks erschweren, und ist bei
grossen Mengen Kalk, welche von wenig Strontian zu scheiden sind^
sehr unbequem.
Bei der Ausführung dieser Methode, welche nur dann einiger-
maassen empfehlenswerth ist, wenn wenig Kalk von viel Strontian
zu scheiden, der Kalk aber nicht bestimmt werden soll, wird die
concentrirte Lösung beider in eine Auflösung von 1 Theil schwefel-
saurem Ammon in 4 Theilen Wasser gegossen. Die Ammonsab-
Lösung muss mindestens 50 mal so viel schwefelsaures Ammon ent-
halten , als der Kalkgehalt, als Gips gerechnet, beträgt. Nach gutem
Absetzen wird filtrirt, mit concentrirter schwefelsaurer Ammon-
lösung der Niederschlag ausgewaschen und entweder getrocknet, ge-
glüht und gewogen, oder durch Kochen mit kohlensaÄirem Kali zep
setzt und der dadurch gebildete kohlensaure Strontian alkalimetrisch
bestimmt.
Nach meinen Versuchen gelingt die Trennung von Strontian und
Kalk am besten auf folgende Weise.
Man fallt aus ammoniakalischer Lösung mittelst oxalsaurem Am-
moniak beide Basen als oxalsaure Salze. Der Oxalsäure Strontian ist
ebenso unlöslich, als der kohlensaure Strontian, wenn auch ein wenig
löslicher als der oxalsaure Kalk. Ammonsalze wirken nur in grossen
Mengen und bei Abwesenheit von überschüssigem oxalsaurem Ammon
etwas lösend auf den Oxalsäuren Strontian. Dasselbe ist mit Magnesia*
salzen der Fall.
Man ist also in der Lage, durch Ueberschuss von oxalsaureB»
Ammon in ammoniakalischer Lösung allen Strontian und Kalk •*>•
zuscheiden. Diese Fällung kann heiss oder kalt geschehen; letzter*
verdient bei Gegenwart von Magnesia den Vorzug. War Baryt ««•
gegen, so kann dieser vorher durch chromsaures Kali enfemt werden.
Basen. § 59. Trennung der Basen der zweiten Gruppe. 177
Der Oxalsäure Strontian • unterscheidet sich in seinem Verhalten
:egen kohlensaures Kali von dem betreffenden Kalksalz ebenso, als
ich in dieser Beziehung die Sulfate dieser beiden Basen vom schwefel-
aureu Baryt unterscheiden. Während nämlich oxalsaurer Kalk durch
Lohlensaures Kali nur bei Abwesenheit von oxalsaurem Kali theilweise
iersetzt wird, lässt sich der oxalsaure Strontian auch^ bei Gregenwart
^on viel oxalsaurem Kali mit Leichtigkeit durch kohlensaures Kali
:otal in kohlensauren überführen.
Um dieses verschiedene Verhalten der beiden Oxalsäuren Salze
analytisch nutzbar zu machen, kam es darauf an, ein Mischungs-
verhältniss von kohlensaurem und oxalsaurem Kali zu finden, welches
die Kalkverbindung gar nicht, die Strontianverbindung dagegen voll-
ständig zersetzt. £s zeigte sich hierbei, dass eine Mischung von
nahezu gleichen Aequivalenten KOC*0^ und KOCO^ diese Bedingung
erfüllt. Eine solche Lösung von vier Aequivalenten oxalsaurem und
fünf Aequivalenten kohlensaurem Kali, welche auf Oxalsäuren Kalk
ganz wirkungslos ist, Oxalsäuren Strontian aber völlig in SrOCO^
verwandelt, mithin unserem Zweck entspricht, bereitet man auf fol-
gende Weise:
Man wägt gleiche Gewichtstheile krystallisirte Oxalsäure und
kohlensaures Kali ab, mischt, und löst beides gleichzeitig in wenig
heissem Wasser auf. Es bildet sich dadurch beinahe neutrales oxal-
saures Kali, indem nur ein kleiner Best Oxalsäure überschüssig
bleibt. Alle in dem Kali enthaltene Kohlensäure wird daher aus-
getrieben, was durch Kochen noch beschleunigt werden kann. So-
bald dies geschehen, fügt man noch l^/gmal so viel kohlensaures
Kali, als man vorher abwog, hinzu, verdünnt und erhält mithin eine
Lösung, welche aus 1 Theil Oxalsäure und 2^/jj Th eilen kohlen-
saurem Kali gebildet wurde. Dieses Verhältniss entspricht sehr an-
uähernd vier Aequivalenten KOC^O^ auf fünf Aequivalente KOCO^,
ist also das gewünschte. Würde man die Mischung gleich im Ganzen
vornehmen, so kann man der Bildung von anderthalb oder doppelt-
kohlensaurem Kali, welche zu vermeiden ist, nicht vorbeugen. Es
sei bemerkt, dass man hinsichtlich des Abwägens von kohlensaurem
Kali nicht zu ängstlich zu sein braucht, insofern auch eine Mischung
von 1 Theil Oxalsäure mit 3 Theilen (statt 2^/3 Theil) kohlensaurem
Kali den Oxalsäuren Kalk nicht angreift; bei etwas grösserem Pott-
aschegehalt dagegen werden, wenn auch nur Spuren des Kalksalzes
zerlegt. Ein kleiner Zusatz von Aetzammon ist nicht blos ohne
Nachtheil, sondern günstig.
Fleiäeher, Titrir-MHbode. 3. Aufl. VI
178 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt BeBtimmimgen.
Von dieser Zersetzungsflüssigkeit hat man natürlich weit mehr
als die theoretische M^nge anzuwenden. Man wäge also mindestens
5 mal so viel Oxalsäure ab, als man Kalk und Strontian zusancunen
zu finden erwartet. Die Zersetzung selbst wird durch 5 Minuten langes
Kochen vollständig bewirkt. Man lässt dann etwas absetzen, filtrirt
und wäscht heiss so lange aus, bis das Durchlaufende eine Lösung-
von essigsaurem Kalk nicht mehr trübt.
Der Niederschlag enthält nun allen Strontian als SrOCO^, allen
Kalk als oxalsaures Salz. Man spült ihn in ein Becherglas und über-
giesst mit verdünnter Essigsäure, wodurch aller Strontian, nicht aber
der Kalk gelöst wird. Nachdem letzterer abflltrirt, wird im Filtrat
der Strontian nach § 8, der Kalk im Eückstande als Oxalsäure nach
§21 bestimmt.
Diese Trennung von Strontian und Kalk ist nicht besonders
umständlich und sehr genau; sie verlangt, dass die Oxalate, nicht
aber etwa Lösungen von Kalk oder Strontiansalzen mit der Zer-
setzungsflüssigkeit behandelt werden. Fällt man eine Kalksalz-Lösung
damit, so bildet sich viel kohlensaurer Kalk, was sehr begreiflich
ist, wenn man bedenkt, dass CaOCO^ nicht von oxalsaurem Kali zer-
legt wird. Es sei bemerkt, dass sich auch oxalsaurer Baryt und oxal-
saures Bleioxyd gegen kohlensaures Kali ebenso als die Strontian-
verbindung verhalten; somit der Oxalsäure Kalk eins von den am
schwierigsten durch kohlensaure Alkalien zersetzbaren Oxalaten ist.
Li neuerer Zeit habe ich jedoch das Verfahren noch etwas
vereinfacht und fand es ganz besonders geeignet, in folgender Weise
auszuführen :
Man fällt wiederum (nach Entfernung des Baryts) Kalk und
Strontian als Oxalate , filtrirt sie ab und wäscht sie nnit heissem
Wasser aus bis das Durchlaufende essigsaure Kalklösung nicht
mehr trübt.
Alsdann bringt man den Niederschlag in ein Becherglas und
übergiesst ihn mit einer gesättigten Lösung von neutralent schwefel-
sauren Kali, auch kann man noch einige Körnchen dieses Salzes
hinzufügen. Hierauf kocht man das Ganze 5 Minuten lang unter
Umrühren und filtrirt. Den Eückstand wäscht man mit heissem
Wasser aus wie vorher und bestimmt zunächst im Filtrat, das man
mit Schwefelsäure ansäuert, die Oxalsäure nach § 20. Ihre Menge
ist der des Strontians äquivalent.
Hierauf löst man den Oxalsäuren Kalk im Rückstand in gelinder
Wärme in verdünnter Salzsäure und titrirt unbeschadet des ungelöst
Baaen. § 59. Trennung der Basen der zweiten Gruppe. 179
bleibenden Strontiansulfats wiederum die Oxalsäure, deren Menge dem
Kalk entspricht.
Man ersieht, dass die Methode auf dem verschiedenen Ver-
halten der beiden Oxalate zu neutralem schwefelsauren Natron beruht,
wodurch Strontianoxalat ganz vollständig in Sulfat übergeht und seine
Oxalsäure mithin als Kalisalz in Lösung tritt, während Kalkoxalat
intact bleibt. Es ist dies sehr erklärlich, wenn man bedenkt, dass
Grips in schwefelsauren Alkalien leichter als für sich in Wasser lös-
lich ist, dagegen schwefelsaurer Strontian in einer concentrirten Auf-
lösung von schwefelsaurem Kali so unlöslich ist, dass weder kohlen-
saures, noch oxalsaures Ammon das Filtrat trübt. Diesen Umstand
kann man auch zur qualitativen Nachweisung des Kalks sehr gut
henutzen. Man hat nur nöthig, die salzsaure Lösung beider mit viel
schwefelsaurem Kali (in Substanz) zu versetzen und zu kochen. Filtrirt
man dann ab, so enthält das Filtrat keine Spur Strontian, ist aber
mit Gips (besonders wenn sich welcher ausgeschieden hat) so gesättigt,
dass auf Zusatz • von oxalsaurem Ammon und Aetzammon, sofort ein
Niederschlag entsteht.
Man kann deshalb auch (wenn es sich blos um eine Kalk-
bestimmung handelt) die saure Lösung mit viel schwefelsaurem Kali
iu Substanz versetzen, alsdann etwas oxalsaures Anmion hinziTfügen,
mit Ammon alkalisch machen und ein paar Minuten kochen. Ueber-
giesst man dann den abfiltrirten Niederschlag mit Salzsäure, so geht
nur oxalsaurer Kalk (und Spuren von schwefelsaurem Strontian) in
Lösung, den man ohne zu filtriren direct'mit Chamäleon nach § 21
titriren kann. Hatte man die ursprüngliche Lösung vorher halbirt,
so kann in der einen Hälfte auf diese Weise der Kalkgehalt fest-
gestellt werden. Die andere Hälfte versetzt man mit oxalsaurem oder
kohlensaurem Ammon und fällt Kalk und Strontian als derartige Ver-
bindungen, die man gemeinschaftlich mit Chamäleon resp. alkalimetrisch
bestimmt. Aus der Differenz der beiden Titrirunge4 ergiebt sich der
Strontian. War Baryt zugegen, so hat man nur nöthig, die zweite Hälfte
der Lösung statt mit kohlensaurem Ammon mit , der vorher beschrie-
benen Mischung von kohlensaurem und schwefelsaurem Kali zu kochen,
um Kalk und Strontian als Cärbonate zu fällen und zu bestimmen.
Der dabei mit fallende schwefelsaure Baryt hat auf die Titrirung der
andern beiden Basen keinen Einfluss. Dieses Verfahren ist daher zur
Strontian- und Kalk -Bestimmung das einfachste, wenn das Mengen-
^^erhältniss beider Stoffe nicht allzu verschieden ist, so dass der eine
mindestens zehn Procent vom Gewicht des audeten \i^\xiä.^.
180 Zweiter Theil. TrennimgHinethoden für maassanalyt Bestimmung^
Baryt, Strontian nnd Kalk können endlich auch auf indired
Weise bestimmt werden, und zwar sämmtlich als kohlensaure Salz«
Hat man sie als solche gefallt, so kann, wie am Anfange bereit
erwähnt, der Baryt durch zwei Titrirungen bestimmt und gleich
zeitig als Sulfat getrennt werden. Fällt man nun aus der barytfreien
Lösung Strontian und Kalk wiederum als kohlensaure Salze, trocknet
diese, glüht und wägt sie, so lässt sich aus ihrem Gesammtgewichte
und der zu ihrer Sättigung erforderlichen Säure nach der im Anhange
enthaltenen Tabelle die Menge beider Basen berechnen.
Die indirecte Methode ist namentlich zur Bestimmung von Stron-
tian und Kalk geeignet; verlangt aber, dass die Menge des einen
die des anderen Körpers nicht mehr als höchstens um das fünfache
übertreffe und die beiden kohlensauren Salze chemisch rein und wasser-
frei seien.
§60.
Die Basen der .dritten tirappe.
(Thonerde, Chromoxyd.)
Zur Bestimmung dieser beiden Körper in einer Lösung ist es
am zweckmässigsten , dieselbe mit Kalilauge im Ueberschuss zu ye^
setzen, so dass der dadurch entstehende Niederschlag wieder vollstän-
dig verschwindet, dann Bromwasser zuzufügen und zu kochen. £s
wird dadurch alles Chromoxyd in Chromsäure verwandelt.
Aus der kalisehen Lösung wird mit Chlorbaryum die Chromsänre
gefällt und nach § 26 bestimmt. Etwa vorhandene Phosphorsänre
wird dadurch gleichzeitig niedergeschlagen. Aus dem Filtrat braucht
der Baryt zimi Zweck der Thonerde-Bestimmung nicht entfernt zti
werden, sondern man titrirt die Thonerde nach dem Ansäuern direct
nach § 51.
Um Chromsäure von Chromoxyd zu scheiden, fällt man erster«
in kalter essigsaurer Lösung durch Bleisalze und bestimmt im Filtrst
das Chromoxyd, wie angegeben.
Die Trennung der Chromsäure von anderen (Eisenoxydulsal^^
oxydirenden) Säuren geschieht ebenfalls in essigsaurer Lösung dvx^
Bleisalze oder in alkalischer durch Chlorbarium. Chromhaltige Mine-
ralien schliesst man am besten mit Borax und successivem Zusatr
von Soda und Salpeter auf. Der Wasser- Auszug der Schmelze Bnir
hält dann alles Chrom als Chromsäure nebst etwas Thonerde, welclM)
durch Salmiak entfernt wird, wonach die Chromsäure durch Chloi"
baryum leicht ausgefällt und bestimmt werden kann.
Basen. § 61. Die Basen der vierten Gruppe. 181
§ 61.
Die Basen der yierten Gruppe.
(Uran, Eisen, Zink, Mangan, Kobalt und Nickel.)
Die löslichen Salze dieser Metalle unterscheiden sich von denen
der vorigen Gruppe dadurch , dass sie durch Schwefelammonium
nicht als Oxyde (wie die Metalle der dritten Gruppe), sondern als
Sohwefelmetalle niedergeschlagen werden. Behandelt man den Nieder-
schlag, welcher durch Zusatz von Schwefelammonium zu einer Lösung,
welche die Metalle der dritten und vierten Gruppe enthält, entsteht,
mit Aetzkalisolution , so bleiben die Schwefel -Verbindungen ungelöst,
während die Oxyde vollständig von der Kali - Flüssigkeit aufgenom-
men werden.
Wie schon in der in § 55 aufgestellten tabellarischen Gruppen-
eintheilung bemerkt wurde, macht das Uran bei der Fällung der
Metalle der vierten Gruppe durch Schwefelammonium bei Gegen-
wart von kohlensaurem Anmioniak eine Ausnahme. Diese Eigen-
schaft des Uranoxyds kann zur Trennung desselben von den Metallen
der zweiten, dritten und vierten Gruppe benutzt werden. Man ver-
setzt zu diesem Zwecke die Lösung, welche das Uran nebst den
Metallen der zweiten, dritten und vierten Gruppe enthält, mit einer
Mischung von kohlensaurem Ammoniak und Schwefelammonium. Der
dadurch erzeugte Niederschlag wird abfiltrirt und in dem mit Salpeter-
saure stark angesäuerten und längere Zeit gekochten Filtrat, nach
Ahscheidung des Schwefels, das Uran nach der umgekehrten Methode
der im § 50 angegebenen Phosphorsäure -Bestimmung quantitativ
ermittelt.
Für die Trennung des Urans ist zu beachten, dass bei der Fäl-
lung durch Schwefelammonium und kohlensaures Ammoniak keine
Wärme angewendet werden darf; auch ist es gut, den Niederschlag
vor dem Abfiltriren gehörig absetzen zu lassen, und ihn auf dem
Filter mit dem Fällungsmittel längere Zeit auszuwaschen.
Soll das Uranoxyd gleichzeitig mit den Metallen der vierten Gruppe
als Schwefeluran gefällt werden, so hat man nur nöthig, dafür Sorge
zu tragen, dass das angewandte Schwefelammonium nicht gelb (also
dicht mehrfach Schwefelammonium) und kein kohlensaures Ammoniak
in Lösung sei. Ein Zusatz von Salmiak ist auch hier, wie bei der
ahscheidung der meisten Schwefelmetalle, günstig.
Li Betreff der Bestimmung und Trennung der Körper der vierten
jrruppe, bei Abwesenheit von Uran, bemerke \c\v ¥o\^«tÄftÄ»
182 Zweiter Theil. Trennungsmethoden für maassanalyt. Bestimmungen*
Hat man die Metalle der vierten Gruppe als Schwefel- Verbindungen
niedergeschlagen und bereits von denen der vierten Gfruppe getrennt^ c
so löst man den Niederschlag unter gelindem !E^*wärmen bei Gegenwart
von Nickel und Kobalt in Königswasser, bei Abwesenheit der letzteren
in Salzsäure. Nach erfolgter Lösung wird die Flüssigkeit verdünnt und
gemessen. Man bestimmt dann in einem aliquoten Theile derselben^
worin durch Zusatz von eisenfreiem Zink das darin enthaltene Eisen-
oxydsalz vollständig zu Oxydul reducirt wird, den Eisengehalt durch
Chamäleontitrirung nach § 19.
Den übrigen Theil der Lösung (worin das Eisen durch Salpeter-
säure in Oxyd zu verwandeln ist) kocht man nach Zusatz von etwaB
Ammoniak zur Abstumpfung der freien Säure mit essigsaurem Ammo-
niak im Ueberschuss so lange, bis die von niedergeschlagenem Eisen- ■
oxyd erzeugte Fällung beim plötzlichen Aufliören des Kochens sich
klar absetzt. Man filtrirt darauf, wäscht den Niederschlag heiss anSr
und leitet in das Filtrat, welches man mit ein paar Tropfen Essig-
säure ansäuert, so lange einen Strom Schwefelwasserstoffgas ein, bis
die Flüssigkeit stark danach riecht. Die dadurch erzeugte Fällung
von Schwefelzink muss eine reine, weisse Farbe haben; ist der Nieder-
schlag grau (Beimengung von Schwefelnickel), so muss er nach dena.
Abfiltriren in Salzsäure gelöst, die Lösung mit essigsaurem Natron
übersättigt, dann abermals durch Schwefelwasserstoff gefallt, und dsB
Filtrat zur vorigen Lösung hinzugefugt werden.*)
Das gefällte Schwefelzink bestimmt man nach § 30.
Die vom Schwefelzinkniederschlage abfiltrirte Flüssigkeit, welcb^
noch Nickel, Kobalt und Mangan enthalten kann, wird nach vaf-
herigem üebersättigen mit Ammoniak (wobei alles klar bleibeD
muss, widrigenfalls Salmiak zuzusetzen ist) mit einer Phosphorsal^
Lösung versetst und gelinde erwärmt. Es wird dadurch alles Man*
gan als phosphorsaures Manganoxydulammoniak niedergeschlagen'
Bei grösseren Mengen von Kobalt ist es zweckmässig, diesen Nieder-
schlag nach dem Abfiltriren nochmals in Salzsäure zu lösen, durch
*) Will man die gleichzeitige Fällung von Schwefelnickel oder Schwefel-
kobält vermeiden, so hat man nach Delffs nur nöthig, statt EssigsÄurc
Ameisensäure anzuwenden. Es wird dann in der sauren Lösung nur Schwefiel'
zink durch Schwefelwasserstoff gefällt. Man hat auch angegeben, dass durch
Einleiten von HS in eine ganz schwach salzsaure Lösung erst ein grosser
Theil Zink nickelfrei abgeschieden werden und man den Zinkrest durcb
Üebersättigen mit essigsaurem Natron und Einleiten von HS ebenft^
nickelfrei erhalten kann.
l
Basen. § 61. Die Basen der vierten Gruppe. 183
Ammoniak wieder zu fällen und das Filtrat zum vorigen hinzu-
zufögen (Henry).
Zur Bestimmung des Mangans in diesem Niederschlage , welcher
die Formel hat: 2MnONH*OPO« + 2H0 , kann man nach § 62
verfahren.
Bei Gegenwart von Kobalt ist bei der zweiten Fällung eben-
falls Phosphorsäure dem Ammon zuzufügen.
Anstatt das Mangan als phosphorsaures Salz von Kobalt und
Nickel zu trennen ^ kann man auch die Lösung mit Ammon über-
sättigen und durch Schwefelammonium die drei Metalle ausfällen.
Den abfiltrirten Niederschlag digerirt man mit verdünnter Essig-
säure , wodurch nur das Mangan gelöst wird. Aus dieser Lösung
fallt man es mit unterchlorigsaurem Natron als Superoxyd, welches
man nach § 23 bestimmt. Die Schwefel- Verbindungen von Kobalt
und Nickel löst man in Königswasser und bestimmt sie nach § 24.
Noch bequemer ist es, die Lösung der drei Metalle etwas mit
kohlensaurem Ammon zu übersättigen und Schwefelwasserstoff ein-
zuleiten. Es fallen dadurch CoS und NiS. Säuert man darauf schwach
niit Salzsäure oder Essigsäure an, so kann das Mangan abfiltrirt und
dann als Phosphat oder Superoxyd gefällt werden.
Auch durch Kochen der essigsauren Lösung der drei Salze unter
Zusatz von Brom lässt sich das Mangan als Superoxyd abscheiden
und von Nickel (nicht aber von Kobalt) sehr gut trennen.
Zur Trennung des Kobalts vom Nickel ist für maassanalytische
Zwecke die Methode, welche ich in § 24 beschrieben, die geeignetste.
Es sei jedoch hier bemerkt, dass auch die so häufig angewandte
Stromeyer-Fischer'sche Methode, welche allerdings 24stündiges
Absetzen "erfordert, zur Bestimmung des Kobalts als Sesquioxyd ganz
brauchbar ist.
Bei dem in Rede stehenden Verfahren wird das Kobalt aus essig-
saurer Lösung durch einen starken Zusatz von salpetrigsaurem Kali
als salpetrigsaures Kobaltoxydkali niedergeschlagen. Nach 24 Stunden
wird filtrirt und mit essigsaurem Kali ausgewaschen. Durch Kochen
des Niederschlages mit Aetznatron oder Baryt (nicht Kali) wird daraus
alles Kobalt als Co^O* abgeschieden, und kann in dieser Form bekannt-
lich auch oxydimetrisch bestimmt werden. Aus dem Filtrat wird
J^ickel durch Brom und Kali als Ni^O^ gefällt und ebenfalls oxydi-
dimetrisch bestimmt. Diese Trennung von Kobalt und Nickel ist, wie
auch Versuche von Gauhe gezeigt haben, die beste. Dieselbe kann
184 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt Bestimmungen.
auch zur Trennung des Kobalts von Mangan und Zink sehr gut
benutzt werden.
Aei Abwesenheit von Kobalt und Nickel lassen sich die
Trennungen etwas vereinfachen. Nachdem man in einem Theile der
Lösung das Eiseh wie vorher bestimmt hat, kocht man dieselbe mit
essigsaurem Natron, wodurch alles Eisen als Oxyd gefällt wird, Mangan
und Zink aber gelöst bleiben. Den Niederschlag filtrirt man ab, ver-
setzt das Filtrat mit viel Ammoniak und Phosphorsalz, wodurch alles
Zink gelöst, alles Mangan gefällt wird, welches letztere man nach
dem Abfiltriren und Auswaschen mit Ammoniak, wie vorher, titrirt
Das vom Manganniederschlage abfiltrirte Zink wird als ZnS
bestimmt. Auch kann man in der essigsauren Lösung von Mangan
und Zink ersteres durch Zusatz von unterchlorigsaurem Natron und
Erwärmen bis auf etwa ÖO'^ C. als MnO^ ausfällen und nach dem
Abfiltriren als solches bestimmen. Es ist hierbei aber unbedingt
Dothwendig, dass stets Essigsäure im Ueberschuss vorhanden sei,
weshalb es vorzuziehen ist, die Oxydation des Manganoxyduls durch
Einleiten von Chlor oder Zusatz von Brom in die essigsaure Lösung
zu bewirken.
Kommt es darauf an, in einer Substanz, welche Eisenoxydul
und Eisenoxyd enthält, die Mengen beider zu bestimmen, so darf
selbstverständlich das Eisen nicht als Schwefelmetall gefallt werden,
sondern man löst die Substanz in verdünnter Schwefelsäure, ermittelt
ihren Gehalt an Eisenoxydul durch Chamäleontitrirung, bestimmt in
einer zweiten Portion, in welcher (falls eine Trennung des Eisens
von Metallen anderer Gruppen erforderlich ist) letzteres als Schwefel-
Verbindung gefällt werden kann, die Gesammtmenge des Eisens, wie
früher angegeben, und berechnet daraus nach Abzug der gefundenen
Oxydulmenge die des Eisenoxyds.
Dieses Verfahren lässt sich auch bei der Bestimmung des Eisen-
oxydul- und Eisenoxyd -Gehaltes in Silicaten anwenden. Man muss
jedoch dieselben dann nicht durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali-
natron, sondern nach der von A. Mit scherlich angegebenen Me-
thode oder mit Borax aufschliessen.
Zu diesem Zwecke wird das fein geriebene oder gebeutelte
Silicat in eine, an einem Ende zugeschmolzene, starke Glasröhre
von schwer schmelzbarem Glase gebracht , darauf eine Mischung von
3 Gewichtstheilen concentrirter Schwefelsäure und 1 Gewichtstheil
Wasser hinzugegossen, die Röhre gelinde erwärmt und ihr offene?
Ende vor der Gebläselampe zugeschmolzen. Hierauf schiebt m»»
Basen. { 62. Trennang etc. der Metalle der fünften Gmppe. 185
sie in eine Bchmiedeeiseme Röhre ein und erhitzt letztere zwei Stun-
den lang auf 200^ C. Nach dem Erkalten öffnet man die Glas*
röhre durch Abbrechen der ausgezogenen Spitze und spült ihren
Inhalt in ein Becherglas. Es kommt dadurch alles Eisenoxydul
und Eisenoxyd als schwefelsaure Salze in Lösung^ in denen man die
Menge beider, wie angegeben, bestimmen kann. Neuere Versuche
hahen gezeigt, dass durch Aufschliessen mit Borax im Platintiegel
(durch dessen durchbohrten Deckel fortwährend Kohlensäure ge-
leitet wird) und Auflösen der Schmelze in Schwefelsäure dasselbe er-
reicht wird.
Bei der Analyse der Manganerze kann es ebenfalls darauf
ankonmieii, die Menge des Manganoxyduls und die seiner höheren
Oxydations - Stufen zu bestimmen. In Betreff der letzteren ist es
jedoch in der Hegel nur yon Wichtigkeit, die Quantität des dispo-
nihlen Sauerstoffs des Erzes zu bestimmen. Um diese zu finden,
verfahrt man folgendermaassen. Die fein geriebene Substanz wird
in ^ine gemessene Eisenvitriol -Lösung von bekanntem Eisengehalt
gebracht und die Flüssigkeit unter Zusatz verdünnter Schwefelsäure
gelinde erwärmt. Die Menge des dadurch gebildeten Eisenoxyds
giebt die Quantität des zu findenden Sauerstoffs an.
Ich mache hierbei noch darauf aufmerksam, dass die Menge des
Sauerstoffs, welche die Manganoxyde beim Erhitzen bis zur Rothgluth
abgeben, etwas geringer ist, als die auf Eisenoxydulsalze oxydirend
^kende, indem die höheren Oxydationsstufen des Mangans durch
Crlüben sänimtlich in Mn^O* übergehen, während sie von Eisenvitriol
^ Oxydul (MnO) reducirt worden. Vgl. § 23.
§62.
Trennung und Bestimmung der Metalle der fünften
Gruppe.
(Cadmium, Blei, Kupfer, Silber und Wismuth.)
Liegen die Schwefel -Verbindungen sämmtlicher Metalle dieser
Gruppe vor, so erwärmt man dieselben mit chlorfreier Salpetersäiu:e,
^eren specifisches Gewicht 1,20 nicht übersteigen darf.*) Es gehen
dadurch alle Schwefelmetalle ausser einem Theil von Blei, welches
*) Wollte man stärkere Säure anwenden , so würde der grösste Thoil
<le8 Schwefelbleies zu schworlöslichem schwefelsauren Bleioxyd ozydirt wer-
den, was fär die weiteren Trennungen diesoi Körpet \uq\>«^«isv -v^te^»
186 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmangea.
als schwefelsaures Salz zurückbleibt , in Lösung. Man wäscht daraui
den Niederschlag durch Decantiren aus und dirigirt ihn, um alles
noch darin enthaltene schwefelsaure Bleioxyd zu lösen, nachher
mit essigsaurem Ammoniak. Diese Lösung wird alsdann der ersten
hinzugefügt.
Die salpetersaure Lösung wird mit Schwefelsäure stark angesäuert
Es entsteht dadurch ein Niederschlag von schwefelsaurem Bleioxyd»
welchen man nach dem Absetzen abfiltrirt und mit schwefelsäure-
haltigem Wasser auswäscht. Zur Bestimmung des darin enthaltenen
Bleies kann man auf folgende Weise verfahren.
Man kocht entweder den Niederschlag mit kohlensaurem Kali,
wodurch alles Blei in kohlensaures Salz verwandelt wird, welches
man nach dem Abfiltriren in gemessener Normal - Salzsäure lösen,
dann mit schwefelsaurem Natron versetzen und durch ^/g-Normal-
Ammon nach § 8 bestimmen kann, oder man ermittelt die Menge
der im schwefelsatiren Bleioxyd enthaltenen Schwefelsäure , indem
man das mit Alkohol gut ausgewaschene Salz mit normal -kohlen-
saurem Kali kocht und in der vom kohlensauren Bleioxyd abfiltrir-
ten Lösung die Schwefelsäure nach § 8 oder 53 bestimmt. An»
der Menge derselben kann ebenfalls die Menge des Bleies nach der
Formel: Pb = 2,6 X SO^
gefunden werden. Man kann auch, um alles Blei zu vereinigen und
eine Filtration zu sparen, den Niederschlag der Schwefelmetalle i»
Salpetersäure lösen, wobei aber kein schwarzer Eückstand (Schwefel-
metalle), sondern nur ein gelblichweisses Pulver (schwefelsaures Blei"
oxyd mit Schwefel) ungelöst bleiben darf. Ist dies erreicht, so setek
man, ohne zu filtriren, eine nicht zu kleine Menge Schwefelsäure hinz^r
um alles Blei als Sulfat zu fällen. Darauf filtrirt man dasselbe »^
und wäscht es mit schwefelsaurem Wasser aus. Man hat nun ein«
Mischung von Schwefel und Blei- Sulfat auf dem Filter. Zersetzt fo»^
den Niederschlag darauf durch längeres Digeriren mit doppelt-kohlen-
saurem Natron bei gelinder Wärme, so geht das Bleisalz in Corbon»*
über, welches nach dem Abfiltriren und Auswaschen mit heisseJö
Wasser nach § 8 bestimmt wird. Der mit dem Bleicarbonat gemischte
Schwefel hat keinen Nachtheil. Man könnte sogar anstatt durch
Digeriren mit Natron-Bicarbonat das Blei salz durch Kochen mit kohlen-
saurem Kali zersetzen, ohne dass sich dabei erhebliche Mengen von
Schwefelblei bilden, sofern man nur ein paar Tropfen Chlorwasser
beim Kochen zusetzt; doch ist das Digeriren mit Bicarbonat in diestf
Beziehung sicherer.
Basen. § 62. Trennung etc. der Metalle der fünften Gruppe. 187
Aus der bleifreien Lösung, welche noch Kupfer, Cadmium
Silber und Wismuth enthalten kann, fällt man zunächst das Silber
durch Salzsäure. Das Ghlorsilber löst man in Ammon und fallt
daraus wieder durch Schwefelammonium das Silber als AgS. Letz-
teres löst man in chlorfreier Salpetersäure und bestimmt in dieser
Losung das Silber nach § 47. Handelt es sich lediglich um die
Silber-Bestimmung oder will man dasselbe in einem aliquoten Theile
der vom Blei -Niederschlage abfiltrirten Lösung ermitteln, so kann
man noch kürzer die am Schlüsse von § 47 beschriebene Rest-
Methode anwenden. Bei Gegenwart grosser Wismuthmengen und
Ammonsalzen dagegen ist sie wegen der Bildung von basischen
Chlorwismuth , welches von Pottasche schwierig zersetzt wird, nicht
zu empfehlen; es sei denn, dass man Wismuth vorher durch Neu-
tralisation mit etwas Pottasche bei starker Verdünnung grössten-
theils abscheide.
Die Lösung von Wismuth, Cadmium und Kupfer übersättigt
man mit Ammon, wodurch alles Wismuth abgeschieden wird. War
viel Kupfer zugegen, so löst man den abfiltrirten Niederschlag noch-
mals in Salpetersäure und fällt wiederum mit Ammon, um dadurch
dem Wismuth alles Kupfer zu entziehen. Die Filtrate sind dann
selbstverständlich zu vereinigen.
Zur Bestimmung des Wismuths löst man den Niederschlag in
^enig Salpetersäure, fallt durch chromsaures Kali daraus das Wis-
oiuth nach § 27 und verfährt dann weiter wie dort angegeben.
K up f e r und Cadmium endlich fällt man durch Schwefelwasserstoff,
Wobei es zweckmässig ist, die saure Lösung mit essigsaurem Natron zu
Übersättigen oder doch die freie Säure möglichst abzustumpfen.
Die beiden Schwefelmetalle werden dann mit einer Mischung von
1 Volumentheil concentrirter englischer Schwefelsäure und 5 Theilen
Wasser, oder auch von 1 Theil starker Salzsäure und 4 Theilen
Wasser gekocht, wodurch alles Cadmium, aber keine Spur Kupfer
gelöst wird. Aus der Cadmium -Lösung wird nach Abstumpfung der
freien Säure durch Ammon und Uebersättigung mit essigsaurem Natron
durch Einleiten von Schwefelwasserstoff, Schwefelcadmium gefällt und
nach § 30 bestimmt.
Das rückständige Schwefelkupfer wird in Salpetersäure gelöst
und nach einer der in § 22 und § 37 beschriebenen Methode (am
raschesten durch Fällung als Oxydul oder lodür) bestimmt.
Noch besser können Kupfer und Cadmium durch Fällung des
Kupfer? ah Bhodanür geschieden werden.
188 Zweiter Theil. Trennongs-Methoden für mftftsaanalyt. Bestunmnngeii.
Zu diesem Zwecke wird die ammoniakalische Lösimg mit Salz-
säure angesäuert, hierauf schwefligsaures Natron oder schweflige Säure
zugesetzt und dann mit Bhodankalium das Kupfer aasgefallt. Der
Niederschlag wird dann zur Bestimmung des darin enthaltenen Kupfers
nach § 22 weiter behandelt.
Aus dem cadmiumhaltigen Filtrat entfernt man erst die schweflige
Säure durch Chlorwasser oder unterchlorigsaures Natron, übersättigt
dann mit essigsaurem Natron , dem man zur Entfernung freien Chlors
etwas Ammon oder Salmiak zusetzen kann, und fallt das Cadmium
durch Schwefelwasserstoff.
Bei Abwesenheit yon Wismuth kann ich folgenden Gang
für die Trennung der gefällten Schwefel- Verbindungen dieser Gruppe
empfehlen.
Kocht man CuS, AgS, PbS und CdS mit einer Mischung von
1 Volumen starker (schwefelsäurefreier) Salzsäure und 3 — 4 Volumen
Wasser, so werden Blei und Cadmium in Chloride umgewandelt,
während die übrigen Schwefel- Verbindungen unzersetzt bleiben. D»
Chlorblei etwas schwerlöslich ist, so ist darauf zu achten, dass die
Mischung mindestens 100 mal so viel wiege, als man Schwefelblei un
Niederschlage erwartet; für 1 Grm. Schwefelblei hätte also die Zer-
setzungsflüssigkeit mindestens 100 CC. zu betragen.
Den Niederschlag wäscht man mit heissem salzsauren Wasser
aus, bis das Durchlaufende nicht mehr durch chromsaures Kali
getrübt wird.
Das Filtrat übersättigt man (nach Abstumpfung der Säure durch
Ammon) mit essigsaurem Natron und fällt dann durch chromsaures
Kali alles Blei aus, welches nach § 27 bestimmt wird. Das Cacl-
mium im Filtrat wird nach Entfernung der Chromsäure (durch Zusati
von Chlorbaryum und Ammon) mittelst Schwefelwasserstoff als Schwefel-
cadmium abgeschieden und nach § 30 bestimmt.
Die Niederschläge von Schwefelsilber und Schwefelkupf«'
löst man in chlorfreier Salpetersäure und fällt daraus heiss durch
Salzsäure alles Silber. Das Chlorsilber, sowie die Kupfer -Lösung
werden dann, wie vorher beschrieben, weiter behandelt und so beide
Metalle bestimmt.
Bei Anwesenheit von Wismuth ist das eben beschriebene Tren-
nungs-Verfahren der Metalle dieser Gruppe darum nicht empfehlens*
werth, weil durch Salzsäure von der beschriebenen Concentration
das Schwefelwismuth nur theilweise zersetzt wird; stärkere Säure
aber Schwefelkupfer angreift, ohne eine sichere totale Lösung i*
BaaeiL § 68. Trennung etc. der Metalle der sechsten Qruppe. 189
Wismaths herbeizuführen. Ausserdem wäre man bei Gegenwart von
Wismath genöthigt, das Blei als Sulfat zu fallen, so dass man keine
besonderen Vortheile dem zuerst beschriebenen Verfahren gegen-
über besitzt.
Die Trennung der Schwefelmetalle mit Salzsäure ist nament-
lich bei Gegenwart von viel Blei sehr bequem , weil dadurch die
bei der Oxydation mit Salpetersäure stets eintretende Bildung von
schwefelsaurem Bleioxyd umgangen wird.
§63.
Trennung und Bestimmang der Körper der sechsten
Gruppe.
(Quecksilber, Zinn, Arsen, Antimon, Platin und Gold.)
Ehe ich zu den einzelnen Trennungen dieser Metalle übergehe,
^ ich vorher noch einige Bemerkungen über die Abscheidung dieser
hnippe von der vorigen vorausschicken.
Bei Gegenwart von Arsensäure, Gold oder Platin ist es nicht
veckmässig, diese Körper durch Schwefelwasserstoff aus saurer Lösung
tt fällen, sondern man verfahi-t besser auf folgende Weise. Nach-
em man die Lösung mit Ammoniak möglichst neutralisirt hat, fügt
lan zu derselben eine Mischung von kohlensaurem Ammoniak und
elbem Schwefelammonium hinzu, erwärmt dann gelinde und filtrirt.
'en Niederschlag auf dem Filter wäscht man mit dem Fällungs-
littel aus und löst ihn darauf zu seiner weiteren Bestimmung in
läßsig starker Salpetersäure.*)
Das Filtrat, welches nur die Metalle der ersten und sechsten
nippe ausser Quecksilber und möglicherweise Uranoxyd enthalten
um, vfird mit Salzsäure angesäuert und die dadurch gefällten
chwefebnetalle der sechsten Gruppe abfiltrirt. Nachdem man den
iederschlag mit destillirtem Wasser gehörig ausgewaschen, wird
', falls Gold und Piatina zugegen sind, bei 100® C. getrocknet
3d in einer Kugelröhre, in welche man Chlorgas einleitet, massig
Jglüht. Es entweichen dadurch die Chloride von Zinn, Antimon
id Arsen, während metallisches Gold und Platin zurückbleibt.
&t man das Gewicht der Kugelröhre vorher festgestellt, so kann
*) Bei Gegenwart von Quecksilber bleibt dasselbe als Schwefel- Verbin-
^ bei den Metallen der fünften Gruppe, wird aber nicht von Salpeter-
^ gelöst wie alle übrigen.
190 Zweiter TheiL Trennungs-Methoden ftir maassanaljt Bestimmungen.
mau das Gesammtgewicht des zurückgebliebenen Goldes und Platins
finden. Ist dies geschehen, so löst man beide Metalle durch Er-
wärmen mit Königswasser und fällt aus dieser Lösung, welche man
mit kohlensaurem Natron möglichst neutralisirt, das Platin durch
Zusatz von Chlorkalium und 4 Volumen Weingeist als Kalium-
Platinchlorid aus. Nachdem man den Niederschlag gehörig absetzen
gelassen, wird er filtrirt, mit starkem Alkohol ausgewaschen, darauf
getrocknet, geglüht und aus der Masse das Chlorkalium mit heissem
Wasser ausgezogen. Der Rückstand von metallischem Platin wird
dann nochmals geglüht und gewogen.
Aus der platinfreien Lösung wird das Gold durch Kochen mit
Oxalsäure metallisch niedergeschlagen, geglüht und gewogen.
Um die als Chloride verflüchtigten Metalle von Arsen, Zinn und
Antimon zu bestimmen, wird das Gas in eine mit Weinsäure und
verdünnter Salzsäure gefüllte Kugelröhre geleitet und dieses Destillat
dann zur weiteren Untersuchung in ein Becherglas gespült.
Dieses Verfahren der Gold- und Piatina-Bestimmung ist bei Gegen-
wart von Arsen und Antimon das beste; ist dagegen neben den beiden
Edelmetallen nur Zinn zugegen, so kann man die, wie vorher erhaltenen,
Schwefel- Verbindungen von Zinn, Gold und Platin in Königswasser
lösen, alsdann aus dieser Lösung mittelst Kupferblech alles Gold und
Platin abscheiden und die zinnhaltige Flüssigkeit abdecanthiren. Den
Metallschwamm von Gold und Platin entfernt man hierauf möglichst
von dem Kupfer und löst letzteres in Salpetersäure, wodurch etwa
noch anhaftendes Gold und Platin zurückbleiben, welches man der
Hauptmasse zufugt. Zur Trennung beider Edelmetalle löst man sie
alsdann in Königswasser und verfährt wie vorher beschrieben. Das-
selbe Verfahren ist auch zur Trennung derselben von den Metallen
der fünften Gruppe geeignet. Wir betrachten nun den ungleich häufi-
geren Fall, dass Gold und Piatina nicht zugegen und die Metalle ^
der sechsten Gruppe Zinn, Antimon, Arsen und Quecksilber zu be-
stimmen sind. Ehe wir aber an diese Gruppe herantreten, mussicb
noch auf einige Cautelen, für deren Trennung von der fünften Gruppe
aufmerksam machen.
Bekanntlich werden die Metalle der fünften und. sechsten Gfrupp^
aus saurer Lösung durch Schwefelwasserstoff gleichzeitig nieder
geschlagen. Um nun die Trennung beider Gruppen in diesem Nieder-
schlage vorzunehmen, ist erforderlich, dass Zinn und Quecksilber als
oxydische, respective chloridische Verbindungen bei ihrer FällnD?
durch HS in Lösung waren, weil weder SnS, noch Hg^S in Schwefel*
I
Basen. § 63. Trennung etc. der Metalle der sechsten Gruppe. 191
kalium löslich sind, während SnS^ und HgS (bei Anwesenheit von
Kali) leicht davon aufgenommen werden. Um dieser Anforderung zu
genügen, bedarf es, besonders für Zinn, nur eines Zusatzes 'von Sal-
petersäure. Ob Quecksilber als salpetersaures Oxydul in Lösung ist,
sieht man daran, dass es in diesem Falle von Salzsäure gefallt wird,
ist dies der Fall, so kann man erst abfiltriren und das Quecksilber-
chlorür, welches eventuell auch Chlorsilber und Chlorblei enthält,
durch Chlorwasser auflösen und alsdann für sich bestimmen; oder
man fugt (bei Abwesenheit von Silber) gleich zur Hauptlösung etwas
Chlorwasser hinzu, um alles Quecksilber in Chlorid überzufahren.
Man vertreibt nun den grössten Theil des freien Chlors durch
Erwärmen zum Sieden oder durch Zusatz von etwas Ammon, stumpft
die freie Säure auch damit etwas ab und leitet nun heiss so lange
Schwefelwasserstoff ein, bis die Flüssigkeit auch nach starkem Um-
schütteln stark danach riecht. Es werden dadurch alle Metalle der
fünften und sechsten Grruppe als Schwefel - Verbindungen nieder-
geschlagen; nur mit dem Arsen ist es zweifelhaft, ob vollständige
Fällimg erfolgt ist, weil etwa vorhandene Arsensäure nur schwierig
von Schwefelwasserstoff reducirt wird, während arsenige Säure da-
durch leicht in sich abscheidendes AsS^ übergeht. Jedoch gelingt
auch die Abscheidung des Arsens als AsS^ aus Arsensäure leicht
durch HS, wenn man während derselben die Flüssigkeit heiss (etwa
70^ C.) erhält und allenfalls zuletzt ein paar Kömchen schweflig-
saures Natron zufügt, wobei man das Einleiten von Schwefelwasser-
stoff unterbricht.
Hat man anf diese Weise die Metalle der fünften und sechsten
Gruppe als Schwefel- Verbindungen abgeschieden und durch Piltriren
Und Auswaschen von denen der anderen Gruppen getrennt, so über-
giesst man sie mit etwas Schwefelkalium oder auch Schwefelleber-
Lösung, fügt eine grössere Menge Aetzkali-Lösung hinzu und erwärmt
einige Minuten. Es gehen dadurch Quecksilber, Arsen, Zinn und
Antimon, also die Metalle der sechsten Gruppe, vollständig in Lösung,
während die der fünften Gruppe zurückbleiben. Man filtrirt, wäscht
mit schwefelkaliumhaltiger Kali -Lösung heiss aus und erhitzt das
Filtrat unter Zusatz von viel Salmiak zum Kochen.
Es scheidet sich dadurch alles Quecksilber als reines HgS ab,
welches entweder getrocknet und gewogen oder durch Salzsäure und
chlorsaures Kali gelöst und dann nach § 40 bestimmt wird.
Die vom Schwefelquecksilber abfiltrirte Lösung enthält alles
Zinn, Arsen und Antimon als Schwefel -Verbindungen. Man fällt
192 Zweiter TheiL TieDiiiiiigs-^feCboden fSr mMMmmnmtyL BertmiMmgeD.
sie als solche durch sdiwaches Ansaaem der Losung mit Salzsäure
nnd fihrirt. Uebergiesst man hierauf den Niederschlag mit drei-
fach verdünnter Salzsaure und erwannt, so wird alles Zinn und
Antimon gelöst, während Schwefelarsen zurückbleibt. Letzteres wird
abfiltrirt, dann kalt in kohlensaurem Ammon gelöst, hierauf durch
Silber -Lösung aller Schwefel ab AgS abgeschieden ni^ durch An-
säuern mit Salzsaure (ohne zu filtriren) auch der Silber^üeberschnw
entfernt. Ln Filtrat bestimmt man dann das Arsen iodometriscb
nach § 36.
Statt zuerst Zinn und Antimon durch Salzsäure auszuziehen,
kann man auch Arsen durch l^/^üach kohlensaures Ammon zunächst
in Losung bringen und nach dem Abfiltriren den Bückstand von
Schwefelzinn und -Antimon in Salzsäure lösen. Die Lösung dieser
beiden Metalle vrird, nachdem der Schwefelwasserstoff weggekocht ist,
gemessen und die eine Hälfte derselben zur Bestimmung des Zinns,
die hindere zu der des Antimons verwendet.
Zur Zinn -Bestimmung fallt man mittelst granulirtem Zink alles
Zinn metallisch aus, giesst die Flüssigkeit von dem MetaUschwamin
ab und lost diesen in einem Kochkölbchen, dessen Stopfen ein txi
enger Spitze ausgezogenes offenes Böhrchen enthält, in massig con-
centrirter Salzsäure au£ Hierbei entweicht viel Antimon als SbH'f
ein anderer Theil bleibt metallisch ungelöst zurück, alles Zinn dar
gegen ydrd als SnCl, ebenso auch das Zink gelöst. Sobald selbst in
der Wärme keine Gasentwickelung mehr stattfindet, wird von den
den Antimonkömehen abgegossen und mit ausgekochtem Wasser nach-
gespült. Die Lösung versetzt man dann mit Seignettesalz, über-
sättigt mit doppelt-kohlensaurem Natron und titrirt das Zinn mit lod-
Lösung nach § 36.
Noch einfacher und mindestens ebenso genau ist es, zur Flfissig*
keit (ohne sie von Antimon abzugiessen) Eisenchlorid zuzusetzen, so
dass dadurch alles Zinnchlorür in Chlorid übergeht; alsdann mit Wasser
zu verdünnen und das gebildete Eisenchloinir mit Chamäleon nach
§ 29 zu bestinmien, die Antimonkömchen sind dabei ohne Nachtheil*
Ob genug Eisenchlorid vorhanden ist, sieht man schon an der Farbe,
welche deutlich grünUchgelb sein muss.
Die andere Hälfte der zinn- und antimonhaltigen Lösung, welche
zur Antimon -Bestinunung dient, wird einfach mit Seignettesalz Ter-
setzt, mit doppelt - kohlensaurem Natron übersättigt und durch lod*
Lösung nach § 35 der Antimongehalt ermittelt.
Die Trennung des Antimons vom Zinn, oder richtiger die gleich'
BasenL | 65. Trennung der Metalle der sechsten Gmppe. 193
Bestimmung beider, welche hier beschrieben wurde, beruht
daranf, dass SnS^ durch Salzsäure in Zinnchlorid, welches indifferent
gegen freies lod ist, SbS' dagegen in SbCl* übergeht welches in
alkalischer Lösung in antimonige Säure werwandelt wird und als
solche lod bindet. Es ist deshalb, wie vorher schon erwähnt, durch-
aus nöthig, dass Zinn stets als Oxydsalz, respective Chlorid, bei der
, ersten Fällung durch Schwefelwasserstoff zugegen sei , damit stets die
Verbindung SnS^ abgeschieden werde.
Wir umgehen also auf diese Weise die ebenso umständliche als
schwierige gewichtsanalytische Trennungs-Methode von Zinn und Anti-
mon Yon H. Eose. Auch Cl. Winkler hat eine Trennungs-Methode
von Zinn und Antimon angegeben, welche allerdings etwas einfacher
als die Rose 'sehe ist, aber doch das beschriebene maassanalytische
Verfahren an Bequemlichkeit und Genauigkeit nicht übertrifft, weil
letzteres eben gar keine Trennung erfordert.
Zu beachten ist, dass die Auflösung von AsS^ durch kohlen-
saures Ammon auch sehr passend zur Trennung anderer Metalle
von Schwefelarsen benutzt werden kann. Die Methode hat das
Angenehme, dass man durch sie leicht alles Arsen in Form von
leicht zu bestimmender arseniger Säure enthält, wogegen die vor-
treffliche B uns en 'sehe Scheidung mit saurem schwefligsauren Natron
^es erschwert.
Um Arsensäure neben arseniger Säure als solche zu bestimmen,
l^ann man bei arsensauren Alkalien ohne weiteres nach § 36 ver-
Wiren. Sind alkalische Erden zugegen, so löst man die Verbindung
^t verdünnter Salpetersäure , fügt essigsaures Natron hinzu und
titrirt die Arsensäure mit Uran gerade so wie Phosphorsäure nach
§ 50. Bei Gegenwart anderer Metalle löst man ebenfalls das arsen-
saure Salz in Salpetersäure, fügt Anunon bis zur Neutralität hinzu
^d übersättigt mit Schwefelammonium. Aus der Lösung fallt man
d&nn alles Arsen durch Salzsäure , löst es in 1 ^/g fach kohlensaurem
Aoimon, befreit die Lösung durch Silbersalpeter von Schwefel und
theüt sie in zwei Theile. Den einen titrirt man auf arsenige Säure
^nd verfahrt dann ebenfalls nach § 36.
Das anderthalbfach kohlensaure Ammon, wovon hier wiederholt
ie fiede war, bereitet man durch Auflösen des käuflichen kohlen-
sauren Ammons. Dasselbe enthält meist viel doppelt-kohlensaures
Salz. Erwärmt man aber die Lösung auf etwa 50® C, so entweicht
Wesentlich Kohlensäure und anderthalbfach kohlensaures Ammon bleibt
zurück. Da nun sowohl zu langes als auch zu starkes Erhitzen zu
Fleiieher, Titrir.Methode. 3. Anfl. 13
194 Zweiter Tbeil. Trennungs-Methoden für maassaualjt. BestimmuDgi
viel Kohlensäure nebst Ammon austreibt, so thut man am beste
das kauf liebe Salz direct in 10 Tbeilen ÖO — 60^ beissem destillirt«
Wasser zu lösen und gar nicbt zu erwärmen. Auf diese Weise e
langt man sicherer die gewünschte Lösung von anderthalbfach kohlej
saurem Ammon , als wenn man der Lösung des käuflichen Salzi
etwas Aetzammon hinzufugt.
Zweiter Abschnitt.
Bestimmung der Basen
ohne Gruppen- und Einzel-
Trennung.
Schon in der Einleitung zum vorigen Abschnitt habe ich kurz
-rwähnt, dass man mit Hilfe der Maassanalyse im Stande ist, ohne
^niippen- und Einzel -Trennungen die Basen quantitativ zu bestim-
men. Wenn es an und für sich schon erwiesen ist, dass die Titrir-
tethode eine weit schnellere und doch auch ebenso genaue Aus-
Uirung der Untersuchung als die Gewichtsanalyse bietet, so ist dies
cir ein geringer Vorzug gegenüber dem eminenten Vortheil, welchen
e durch die unbeschadet der Genauigkeit erlaubte Vereinfachung
-r Scheidungen gewährt. Trotzdem hat man bisher das Capitel der
aassanalytisch geeigneten Trennungs - Methoden nur sehr wenig he-
chtet; und anstatt hier, wie in der Gewichtsanalyse sich zu bestreben,
Qe systematische Behandlung diesem Gegenstande angedeihen zu
ssen, hat man sich zumeist damit begnügt, den Titrir- Verfahren
Jwisse Recepte für specielle Fälle beizufügen.
Andere haben geglaubt, alle Trennungen der Gewichtsanalyse
^erlassen zu müssen und danach erst die chemisch reine Substanz
s das Endproduct einer langen, Zeit raubenden Arbeit dargestellt
id titrirt. Mit Recht sagt deshalb Fresenius, dass es dann
eilich bequemer ist, gleich zu wägen, anstatt nochmals aufzulösen
id zu titriren. Unter solchen Bewandtnissen konnte es nicht auf-
Uen, dass die Titrir-Methode gleichsam wie der Pegasus im Joche
'handelt und nur da angewandt wurde, wo voraussichtlich keine
'Sonderen Schwierigkeiten oder mehrere Scheidungen zu überwinden
^ren. Viel seltener dachte man daran, eine ganze Analyse mit
196 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt Bestimmungen.
ihr auszuführen; weil dazu eben — die maassanalytischen Trennungs-
Methoden fehlten. Doch nun zur Sache.
Denken wir uns alle Metalle in einer Auflösung, so liegt das
Princip der gewöhnlichen Trennungs - Methoden darin, erst gewisse
Gruppen derselben abzuscheiden und die Stoffe jeder Gruppe wiederuni
von einander zu trennen.
Die Gewichtsanalyse muss hierbei noch viel mehr in die Einzek-
heiten gehen als die Maassanalyse, weil sie jeden Stoff in eine bestimmte
Verbindung von chemisch reiner Form zu bringen hat, während
die Maassanalyse davon absehen kann. Aber auch das im vorigen
Abschnitt beschriebene maassanalytische Verfahren basirt auf der
Gruppen-Trennung. Hierauf wollen wir nun jetzt mit wenigen Aus-
nahmen vollständig verzichten und nur die Resultate der chemischen
Vorgänge bei den vorher beschriebenen Trennungen benutzen, um
auch bei dieser freien Behandlung durchaus sicher zu gehen.
Wir müssen uns vorstellen, die Basen in ihrer gemeinschaft-
lichen Lösung werden etwa so, wie die Bücher aus einem Schrank,
einzeln oder mehrere zugleich, herausgenommen und geprüft. Wir
arbeiten also, mit wenigen Ausnahmen, stets mit der ursprüng-
lichen Lösung aller vorhandenen Basen und theilen dieselbe in so
viele Theile, als wir einzelne Stoffe oder ganze Kategorieen zn be-
stimmen haben.
Die Ausführung der Analyse wird dadurch ungemein vereio-
facht; denn nicht blos, dass die wegfallende Gruppen-Trennung di«
Arbeit erleichtert, so ist auch der Umstand, dass man för di«
meisten Bestimmungen nur zweier, für viele sogar nur einer oder
gar keiner Filtration bedarf und in den meisten Fällen den Nieder-
schlag nicht sorgfältig auszuwaschen braucht, im hohen Grade g^
eignet, die Analyse bedeutend abzukürzen. Zwei Vortheile sind aber
noch ganz besonders hervorzuheben. Einmal kann man jede Unter-
suchung leicht mit einer anderen Portion der ursprünglichen Flüssig"
keit wiederholen und damit sein Resultat controliren, andererseits
aber wird man gerade bei praktischen Arbeiten, wo es sich zumeiw
nur um die quantitative Bestimmung einer oder mehrerer, ab6f
nicht aller in der zu untersuchenden Substanz befindlichen Bas^
handelt, viel rascher und ebenso sicher, als mit den systematische«*
Gruppen -Trennungen zum Ziele gelangen.
•aaea i $4, Vorbedingungen des aUgem. Basentrennungs-Verfahreins. 197
§64.
Yorbedingangen des allgemeineii Basentrennangs-
Yerfahrens.
Zum leichteren Verständniss hfdte ich es für zweckmässig, durch
dne tabellarische Uebersicht erst das allgemeine Basentrennungs-Ver-
fthren möglichst anschaulich zu macheu und daran die besonderen
Erläuterungen zu knüpfen.
Zunächst aber bemerke ich gleich hier, dass die in § 57 be-
chriebenen Stoffe, welche die Basen -Trennung erschweren, im All-
emeinen nach den dortigen Angaben zu entfernen sind, und dass man
berhaupt schon durch die Aufschliessung bemüht sein muss, keine
äderen Säuren als Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure, Essig-
iure oder allenfalls Oxalsäure (die leicht durch Chlorwasser entfernt
erden kann) in Lösung zu haben.
Jedoch ist die Anwesenheit von Phosphorsäure den meisten Basen-
estimmungen nicht nachtheilig; und wo deren £ntfem|ing erforder-
ch ist, habe ich die betreffende Angabe gemacht.
Die Abscheidung der durch Schwefelwasserstoff aus saurer Lösung
Ubaren Metalle, ist zur speciellen Bestimmung von Zink, Kobalt
id Nickel erforderlich: unumgänglich aber, wenn Metalle der
ichsten Gruppe zugegen sind.
Es bezieht sich deshalb das allgemeine Verfahren lediglich auf
ie Metalle der ersten fünf Gruppen, also die eigentlichen Basenbilder,
ieht aber auf die der sechsten, weil diese stets gleichzeitig mit der
inften Gruppe durch HS gefällt und von ihr durch Kali und Schwefel-
^ma getrennt und überhaupt nach § 63 behandelt werden. Dass
^ in ganz speciellen Fällen, z. B. bei den arsenig- und antimonig-
^üren Salzen der Alkalien oder alkalischen Erden, davon abweichen
^ die arsenige oder antimonige Säure direct mit lod titriren kann,
t eine Ausnahme, die ich aber nur ganz nebensächlich erwähne.
Denken wir uns nun eine so vorbereitete Lösung, welche sämmt-
cbe Basen der ersten bis fünften Gruppe enthält und die wir in
)r8ohiedene Portionen getheilt haben. Jede Eubrik der folgenden
»belle entspricht einem solchen Theil, welcher nach deren Be-
'breibung zu behandeln ist, um die am Kopfe angegebenen Metalle
i bestimmen.
198 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestmunungex^.
§65.
Erläuterangen zu nachstehender Tabelle.
Nachstehende Tabelle erstreckt sich, wie man sieht , auf die
Bestimmung von zwanzig Basen; und da sie acht Eubriken enthäX't;,
so geht daraus hervor, dass man eine Lösung , welche sämmtlicbi.€
dieser Basen , oder auch nur ^in Metall jeder Eubrik enthielt, ixi
acht Theile theilen müsste, wenn es sich um die Bestimmung deir-
selben handelt.
Dass eine Lösung gleichzeitig alle 20 Basen enthält, möchiie
wohl ein sehr abnormer Fall sein; eher ist es schon denkbar, da.ss
sie von jeder Eubrik folgender Tabelle ein Metall besässe, so dass
z. B. gleichzeitig Kupfer, Blei, Zink, Kalk, Eisen, Thonerde, Uran
und Kali darin enthalten und zu bestimmen wären. Da nun aber
Uran als seltener Stoff weniger häufig analysirt wird, und die Alka-
lien recht bequem in besonderer Probe untersucht werden köDne»
so würde es in den allermeisten Fällen genügen, wenn wir die
ursprüngliche Lösung in sechs Theile theilen und in diesen seclis
Portionen die betreffenden Basen bestimmen. Dabei rechnen wir
nun freilich stark darauf, dass keine unvorhergesehenen Zufalle oder
Unfälle die Untersuchung begleiten. Ohne solchen Zufallen die Hand
zu bieten, wollen wir aber doch vorsichtig sein, und schon um
einer etwaigen Controle willen, die ursprüngliche Flüssigkeit stets
in mehr Theile theilen , als wir Basen verschiedener Rubriken
zu bestimmen haben. Um nun hierin einen complicirten Fall »*i"
zunehmen, denken wir uns alle Basen vorhanden und die Flüssifif-
keit in 10 Theile getheilt. Diese 10-Theilung ist, wie wir gleich
sehen werden, sehr bequem, so dass sie sich auch für minder compli"
cirte Fälle empfiehlt.
Wir nehmen an, von der ursprünglichen Substanz seien 5 Graminö
durch Salpetersäure in Lösung gebracht worden. Diese Lösung vei^'
dünnen wir unter Zusatz von etwas Salpetersäure auf 500 CC. uiK*
benutzen nun zur Untersuchung für jede Metallgruppe einer Rubrik
50 CC, die wir mit einer Pipette daraus entnehmen. Jede solcb©
Portion entspricht deshalb 0,5 Grm. der ursprünglichen Substanz»
Auch wenn man andere Mengen abwägt und auflöst, so ist es doch
aus praktischen Gründen immer sehr zu empfehlen, dass die Ünter-
suchungsportion stets 0,5 oder bei geringem Gehalte dieser oder
jener Base 1,00 Grm. der ursprünglichen Substanz enthalte. Maß
hat dann weder zu bedeutende Niederschläge zu überwinden, noch
Basen. § 65. Eriflntenmgen d. Tabelle zur allgem. Basen-Bestimmaiig 199
za grosse üngenauigkeiten in den Titrirungen (durch zu wenig Sub-
stanz) za fürchten. Dass man bei ganz geringen Mengen eines
Stoffes in einer Substanz , von dieser noch weit mehr in Lösung
bringen wird, versteht sich von selbst; und darin lassen sich keine
allgemeinen Vorschriften machen, wohl aber ist das angegebene Ver-
hältniss för sehr viele Fälle geeignet und darum werth als Norm
zu gelten.
Wir wollen nun auf die Untersuchung näher eingehen und nament-
lich die begleitenden Stoffe, welche bei den einzelnen Fällungen auf-
treten, aber in der Tabelle weggelassen sind, weil sie auf das Princip,
welches bei jeder Scheidung durchgeführt wird, ohne allen Einfluss
sind, mit in die Betrachtung ziehen.
Wir haben also 500 CC. einer Flüssigkeit vor uns, welche alle
20 Basen enthält, und pipettiren davon jedesmal 50 CC. heraus, um
die in einer Eubrik stehenden Metalle quantitativ zu bestimmen.
Natürlich können wir, und darin liegt ein Hauptvortheil der Me-
thode, mit jeder beliebigen Rubrik anfangen, also z. B. zuerst eine
Gisen-Bestinmiung, dann eine Kalk-, hierauf eine Kupfer-Bestimmung
machen; far die folgende Beschreibung dagegen wollen wir, wie in
der Tabelle, mit den negativsten Metallen beginnen und mit den
positivsten aufhören. Wir wenden uns daher zunächst zur ersten
Bubrik und betrachten die Bestinmiung von Wismuth, Silber,
Kupfer und Cadmium, welche also mit 50 CC. der ursprünglichen
Losung ausgeführt wird.
Es heisst da kurz: „Abstumpfen mit Soda"; und da dieses
G^bot auch noch öfter wiederkehrt, so will ich gleich hier das, was
damit gemeint ist, erörtern. Abstumpfen soll ausdrücken, dass man
die freie Säure möglichst an ein Alkali binde, damit ihre Wirkung
*^ die nachfolgenden Reactionen paralysirt werde. Abstumpfen ist
aber durchaus nicht gleichbedeutend mit Neutralisiren ; wenigstens
^chtfiir unseren Zweck. Eine freie Säure nenne ich abgestumpft,
^enn ihr nur so viel von einem Alkali oder Alkalicarbonat zu-
?ß8etzt wurde, dass sich eben eine Trübung durch Ausscheidung
•
^^es basischen Salzes oder Carbonates zeigt. Diese Trübung muss
^^gar wieder durch einen Tropfen Salpetersäure weggenommen
Börden, so dass also die Lösung noch deutlich sauer bleibt, aber
doch im Vergleich zu ihrer vorherigen Acidität abgestumpft zu
kennen ist.
Neutralisirt dagegen nenne ich eine saure Flüssigkeit (natür-
lich nur im Sinne unserer analytischen Manipulationen), wenn ihr so
200 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmung«
Tabelle zur allg
Bi, Ag, Cu, Cd.
Co, Ni, Mn, Ba, Sr, (
Abstumpfen mit Soda.
Zusatz von etwas NaCi
und viel heissem Was-
ser. Niederschlag von
AgCl und basischem
Cnlorwismuth , nach-
dem Auswaschen mit
NO* behandehi, Chlor-
silber abfiltriren. Wis-
muth - Lösung mit
K02Cr03 fällen und
nach § 27 bestimmen.
Ohlorsilber wägen oder
durch Ammon und
Schwefelammon in AgS
verwandeln , welches
nach Auflösung in NO'
nach § 47 zu titriren.
Bei Gegenwart von
viel Blei ist dieses
vor allen andern durch
Schwefelsäure abzu-
scheiden und abzufil-
triren.
Silber- und wismuth-
freies Filtrat mit
NaOSO^ und Rhodan-
kalium versetzen, bei
Oegenwart von Blei
aucmnoch mitschwefel-
saurem Natron. Ab-
ültrirten Kupfer- und
Blei-Niederschlag mit
Aetzkali kochen und
zurückbleibendes
Kupferoxydul nach
§ 22 bestimmen.
Kupfer- und bleifreies
Eiltrat mit Ammon ab-
stumpfen u. HS einlei-
ten (in saurer Lösung).
Fallendes CdS nach
§ 30 bestimmen.
Bei Abwesenheit von
Cadmium kann Kupfer
auch, nach Entfernung
des Bleies durch
schwefelsaures Natron,
mittelst Zinnchlorür
und lodkalium gefällt
und als lodür nach
§§ 22 oder 37 bestimmt
werden.
AusflEÜUen
mit viel
SO'.
Ausgewa-
schenen
Nieder-
schlag
übergies-
sen mit
essigsau-
rem Am-
mon ; ge-
linde er-
wärmen
unddoppelt-
chromsau-
res Kali
zusetzen.
Nach eini-
gen Minu-
ten den
Nieder-
schlag ab-
filtnren
und nach
§ 27 bestim-
men. Das
bleifreie
Filtrat, wel-
ches die
übrigen
Metalle
enthält,
kann zur
Bestim-
mung von
Bi, Ag, Cu,
und Cd die-
nen, nach-
dem die
freie Säure
durch Soda
abge-
stumpft ist.
Bei Gegen-
wart der
Metalle der
fünften
Gruppe
müssen die-
selben erst
aus saurer
Lösung_
durch HS
Einleiten
abgeschie-
den wer-
den. Ueber-
sättigen
der sauren
Lösung mit
essigsau-
rem Am-
mon. Ein-
leiten von
HS und be-
stimmen
des kbfil-
trirten ZnS
nach § 30.
Ist letzte-
res nicht
weiss, son-
dern durch
NiS grau,
so ist es
nochmals
in Salz-
säure zu
lösen und
wiederum
nach
Ueber-
sättigung
mit essig-
saurem
Ammon
durch HS
zu fällen.
NB. Sollen Co und Ni besi
den, so sind erst durch Hi
Lösung die Metalle de
Gruppe abzuscheiden, f
ist dies nicht nöthi^.
Neutralisiren mit Amme
von Schwefelammonium.
fen Minuten stark ans
Sssigsäure und zum Siede
filtriren und mit essigsa
mon heiss auswaschen. Ni
zur Co- und Ni-Bestimmu
säure unter Zusatz von d
Kali lösen. Lösanj^ m
theilen. Jeder Theu wii
mit Chlor oder Bromwas»
mit Kali übersätti^ un
und die gefällten Sesqui*
Co und Ni nach § 24 besti
Ca, Ba, Sr, Mg enthalte!
saures Filtrat wird in d
getheilt. Der eine wird i
natron versetzt, gelinde er
das abgeschiedene MnO-
und nacn § 23 bestimmt
trat versetzt man mit viel
saurem Kali in Substanz,
etwas oxalsaures Ammon \
Phosphorsalz-Lösung und
mon hinzu. Man erwärmt
nach einigem Kochen,
und die A&gnesia im Niei
werden mit Salzsäure ge
Lösung halbirt. Eine ni
man auf Oxalsäure und
Kalk nach § 21. Die a
PO^ und findet Ma^esia
Ungelöste Sulfate bleiben
sichtigt.
Den zweiten Theil der e
Lösung versetzt man mit g
Normsu- Schwefelsäure, i
moniakalisch und bestä
Schwefelsäure -Best nadi
durch Baryt bestimmt
dritten Theu fällt man dur
saures Ammon BaOCO',
CaOCO^, titrirt sie nacl
findet Sr aus der DiflFer
ist vorher mit Eisenchl<
scheiden, ebenso auch Mai
Zusatz von Chlorwasser zi
sauren Lösung.
Baaen. f 66, T^ibeU. Uebers. d. allgem. Basentrenmings-Verfahren. 201
Bestlmmaiig.
AI und Cr.
U.
K, Na, NH».
itets
it
fei-
rter
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Zmk
re-
. 8o
Zink
B«e-
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80
fei-
hUDy
las
föl-
In
Eiter
fel-
h
HS
nd
mit
i
Abstumpfen der freien Säure mit
Soda-Lösn^. Zusatz von saurer
OTalsanrer lÜAi- (Kleesalz-) Lösung,
femer zusetzen einer Mischung von
SdnrefelkaHum und kohlensaurem
Kali Ins alkalisch, endlich viel Aetz-
kali zuf&gen (frei von Kieselsäure)
und unter Umrühren bei 50 — 60^
einige Minuten digeriren. Messen,
aliquoten Theil abfiLtriren.
Flltrat mit Bromwasser oder Bleich-
natron kochen, bis aller Schwefel,
die Oxalsäure und das Chromoxyd
oxydirt sind. Darauf Ansäuern mit
Salpetersäure (umCO^ auszutreiben).
Uebersättigen mit Aetzkali bis Alles
gelöst und Zusatz von Chlorbaryum,
wodurch alle Chromsäure und (falls
zugegen) Phosphorsäure gefällt wird.
Messen. CrO' ud. Niederschlag nach
dem Abfiltriren nach § 27 Stim-
men.
Aliquoten Theil des Filtrats mit
Salpetersäure ansäuern, gemessene
Fhosphorsalz-Lösung und zur Besei-
tigung von Baryt etwas schwefel-
saures Kali zuseteen. Uebersättigen
mit essigsaurem Natron und Titri-
ren des PO^ Ueberschusses durch
Uran nach § 50 und 51, wodurch
A1*0' bestimmt ist Bei Abwesen-
heit von Chrom und PO^ kann die
Thonerde im angesäuerten kaiischen
Filtrat nach Zusatz von CaCl und
esBiffsaurem Natron direct bestimmt
weraen. Ebenso auch in saurer
Lösung, wenn nur Alkalien und
alkalische Erden zugegen sind.
Ueber-
sättigen
mit viel
kohlen-
saurem
Ammon.
Zusatz von
etwas
Schwefel-
ammoni-
um. Filtrat
oder aliquo-
ten Theil
I kochen, mit
' NO*an-
! säuern und
! mit essig-
! saurem
Natron
über-
I sättigen.
; Darauf mit
i Phosphor-
I salz bis
' zum Ver-
schwinden
' der Ferro-
! cyan-Re-
action nach
§50titriren.
War PO»
zugegen, so
kann die-
selbe nach
§ 52 mit
Magnesia-
Mixtur ab-
geschieden
werden.
i Ammon wird in be-
I sonderer Probe nach
> § 11 bestimmt. Zur
\ Kali- und Natron-Be-
! Stimmung wird Alles
, mit Schwefelsäure zur
' völligen Trockne ver-
' dampft, dann in Was-
: ser unter Erwärmen
felöst und unbeschadet
es Unlöslichen, Aetz-
j baryt und etwasSchwe -
' f elbaryum - Lösung
i (frisch bereitete) zu-
: gesetzt , zum Sieden
i erhitzt und heiss Koh-
! lensäure eingeleitet.
' Dann wird nochmals
aufgekocht und das
(xanze gemessen und
filtrirt. Ein aliquoter
Theil des Filtrats wird
halbirt. Eine Hälfte
alkalimetrisch nach
§ 8 titrirt, die andere
mit Weinsäure über-
sättigt und mit dem
doppelten Volumen
Alkohol versetzt. Der
abfiltrirte Nieder-
schlag wird mit kalt
esättigter Weinstein-
ösung ausgewaschen
und das zurück-
bleibende weinsaure
Kali direct mit Probe-
Natron titrirt, wodurch
Kali nach § 12 be-
stimmt ist und Natron
durch Berechnung ge-
funden wird.
War Silber zugegen,
so ist etwa, gebildetes
Chlorsilber , welches
beim Auflösen der
schwefelsaure Salze
zurückbleibt , abzufil-
triren.
202 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanaljt BestimmungeD«
viel Alkali oder -Carbonat zugesetzt worden, dass sie zwar nicht
stark alkalisch, aber doch auch nicht mehr sauer auf Lackmus reagirt.
Bei der Neutralisation scheiden sich deshalb im Gegensatz zur Ab-
stumpfung oft Basen ganz oder theilweise ab und diese dürfen als-
dann durch Säuren nicht wieder gelöst werden, wie es bei der Ab-
stumpfung geschehen muss.
Welches Alkali bei der Abstumpfung und der Neutralisation,
verwendet wird, ist in so fem nicht ganz gleichgiltig, als fixe Alka-
lien zumeist hinsichtlich der Fällbarkeit von Metalloxyden durch eix3.
Reagens eine andere Wirkung als Ammon ausüben. Es ist dahex:
wohl gleichgiltig, ob statt Soda Pottasche-Lösung (natürlich chemisclri
reine), nicht aber, ob statt dessen Ammon oder kohlensaures Ammox^
angewendet wird. Man hat daher stets auf die motivirte Angal>^
der Tabelle in dieser Beziehung zu achten.
Selbstverständlich werden alle Eeagentien als Lösung der che-
misch reinen Substanz angewandt, und nur der Kürze halber ist in di^x*
Tabelle (z. B. gleich hier: „Abstumpfen mit Soda") das Wort Lösun.^
weggelassen worden.
Nur wenn ausdrücklich angegeben ist, dass ein Eeagens ixi
Substanz zugesetzt werden soll, muss davon eine Ausnahme g*^-
macht werden.
Wir kehren nun zur ersten Eubrik zurück. Nachdem lu i^
Soda- Lösung die freie Säure abgestumpft ist, wird etwas KochsaL.^-
Lösung und viel heisses Wasser zugefügt. Da es sich hierbei il:»^31
die Abscheidung des Chlorsilbers und Wismuths (als basisches Chlo^*^'
wismuth) handelt, so nehme man nicht zu viel Kochsalz, weil Chlo^*^'
silber darin etwas löslich ist. Auch thut man gut, das Ganze in ei-^
grösseres Glas mit recht heissem Wasser zu giessen, weil dadurch ^^
Wismuth leichter sich abscheidet, als wenn man das heisse Wasse
der Lösung zufügt.
War nun Blei zugegen, so kann sich allerdings Chlorblei bi'
den, dieses ist aber in „viel heissem Wasser" löslich, gelangt d<
halb nicht in den Niederschlag. Hätte man also 50 CC. Ursprung
liehe und abgestumpfte Lösung in 50 CC. heisses Wasser gegossei
so dürften diese 50 CC. schon über 0,5 Grm. Blei enthalten, ohn«
als Chlorblei gefällt zu werden. Wäre aber mehr zugegen, so mus:
die Bemerkung der Eubrik, dass bei viel Blei dieses vor aller"^^
andern mit SO^ abzuscheiden ist, befolgt werden. In jedem Fall^^
erhalten wir also einen bleifreien Niederschlag, doch besteht er untei
Umständen nicht blos aus Chlorsilber wnd basischem Chlorwismuth^
Basen. § 65. Erläuterungen d. Tabelle zur allgem. Basen-Bestimmung. 208
sondern enthält möglicherweise auch etwas Eisenoxyd, Thonerde
oder ein wenig Phosphorsäure , dagegen nichts von anderen Basen.
Hier zeigt sich nun gleich der Vortheil des allgemeinen Verfahrens
gegenüber den Gruppen-Trennungen; denn während wir bei letzteren
sorgfältig bedacht sein müssen, dass sogenannte Nebenfallungen ver-
mieden werden, damit uns im Filtrat nicht Substanzen fehlen, haben
wir hier, wo stets mit ursprünglicher Lösung gearbeitet wird, nur
darauf zu achten, dass die beabsichtigte Fällung vollständig sei;
aber auf Nebenfallungen fast gar keine Eücksicht zu nehmen.
Den Niederschlag von Wismuth und Silber waschen wir heiss
aus und behandeln ihn mit Salpetersäure. Alles Wismuth löst sich
auf; Spuren von Thonerde, Eisen und Phosphorsäure auch, aber
nicht das Chlorsilber. Dieses bleibt so rein zurück, dass es direct
getrocknet und gewogen werden kann. Wir können es aber auch
ia Schwefelsilber und salpetersaures Silberoxyd nach der Angabe
darüber verwandeln und titriren. Die Auflösung des Wismuths in
Salpetersäure und Fällung in der Hitze mit doppelt chromsaurem
Kali verläuft ganz normal, auch kommen dabei die kleinen Mengen
von Thonerde und Eisen ganz oder grösstentheils^ in Lösung, in
deinem Falle aber gehen sie in unlösliches Chromat über, so dass
^^i'klich nur Wismuth als chromsaures Salz nach § 27 bestimmt wird.
Bei der Fällung des Kupfers in silber- und wismuthfreiem
* iltrat durch Ehodankalium liegt die Absicht vor, alles Kupfer (aber
^^^ leichten Bestimmung des Cadmiums auch nebenbei alles
*^lei) abzuscheiden. Es wird deshalb nach der Eeduction der
Lösung mit schwefliger Säure oder schwefligsaurem Natron auch
^Och etwas schwefelsaures Natron zugesetzt, wodurch alles Blei fällt
v^Ventuell auch Baryt, Strontian und Kalk), ohne aber diese zu
^^Itriren, wird das Kupfer als Ehodanür niedergeschlagen und dann
^«r Gesammt- Niederschlag nach dem Abfiltriren (minutiöses Aus-
waschen ist nur bei Gegenwart von Eisen erforderlich) mit Kali-
*^uge gekocht. Dadurch geht nun Blei fast vollkommen in Lösung,
Während Kupfer als Oxydul (gemengt mit etwaigen Sulfaten der
^Ukalischen Erden) zurückbleibt. Bliebe aber auch etwas Blei un-
gelöst, so ist dies ganz gleichgültig, weil ja keine dieser Substanzen
>rie Kupferoxydul die Eigenschaft besitzt, Eisenchlorid oder schwefel-
saures Eisenoxyd zu reduciren. Diese Eigenschaft wird aber gerade
^ur Kupfer-Bestimmung benutzt und muss also in diesem Falle trotz
der anderen Beimengungen richtige Resultate liefern.
Dasselbe ist der Fall, wenn man das Radier «Aä lotox wwSsv ^«st
204 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalTt Bestimmungei
in der Tabelle bezeichneten Weise fällt. Der Zusatz von schwefd
saurem Natron verhindert die Fällung von lod-Blei , Zinnchlorü
ist Beductions-y lodkalium Fällungs - Mittel Das einzige lodäi
welches also ausgeschieden wird, ist nur Cu^I und deshalb kan]
seine weitere Bestimmung nach § 22 oxydimetrisch oder § 37 iodo
metrisch, ungeachtet etwa mit ihm vermengter Sulfate, richtig aus
geführt werden.
Die Bemerkung, dass die lodür- Fällung des Kupfers bei Ab-
wesenheit von Cadmium ausgeführt werden könne, ist insofern nichl
ganz richtig, als sie auch bei Gegenwart desselben eine ausgezeichnet
Kupfer-Bestimmung bietet. Da man aber dazu Zinnchlorür eir
führen muss, so wird damit die Cadmium-Bestimmung, welche so eii
fach durch Fällen des Filtrats mit HS ausführbar wäre, erschwer
weil alsdann natürlich neben Cadmium auch Zinnsulfid niederfi^
und damit eine neue Trennung erforderlich machte. Aus dies^
Grunde ist es, wenn Cadmium bestimmt werden soll, einfach.^
Kupfer als Ehodanür, statt als lodür zu fällen. Dass factisch jm,'
Cadmium aus der blei-, wismuth-, silber- und kupferfreien LösuJ
durch HS in salzsaure Lösung gefallt wird, ist einleuchtend, w^
es ja das einzig übrigbleibende Metall der fünften Gruppe Li
Man hat höchstens zu furchten, dass, wenn die Flüssigkeit zu 89-
abgestumpft ist, etwas Schwefelzink mit niederfiele. Dies geschi^
aber nicht, wenn die Fällung heiss vorgenommen wird, weil al
dann selbst aus wenig freier Säure enthaltender Lösung Zink ni<?^
durch Schwefelwasserstoff gefallt wird, wogegen sich Schwefele*- <
mium vollkommen ausscheidet. Damit wäre die Bestimmung d^
Metalle dieser ersten Eubrik erledigt und wir verwenden nun eit^
zweite Probe von 50 CC der ursprünglichen Lösung zur Bl©3
Bestimmung.
Die Blei-Bestimmung, wie sie in der zweiten Eubrik aH
gegeben ist, basirt zunächst auf der Abscheidung des Bleies frl
Sulfat. Diese Abscheidung ist eine sehr leichte und vollständig^
wenn die Flüssigkeit nicht zu wenig freie Schwefelsäure noch ubril
behält, deshalb „ausfällen mit viel SO^". Mit dem Bleisulfat könnei
aber auch die schwefelsauren Verbindungen von Baryt, Strontian ua^
Kalk mehr oder minder vollständig niedergefallen sein. Würde»
wir nun die sonst übliche Zersetzung mit kohlensaurem Ammo**
an diesem Niederschlag vornehmen, so Hesse sich allerdings Ble*
nachher durch Salpetersäure wieder in Lösung bringen und köimt«
auch als Chromat aus dieser Lösung unbeschadet etwaiger AnweseH"
Btten. § 65. Elrlftaterangen d. Tabelle zur allgem. Basen-Bestimmung. 205
heit Yon Kalk und Strontian abgeschieden werden. Wir können
aber dasselbe k&rzer erreichen. Uebergiesst man nämlich schwefel-
saures Bleioxyd mit viel essigsaurem Ammon, so wird es davon ganz
oder iheilweise aufgelöst; fügt man nun chromsaures Kali hinzu,
80 genügt kurzes Digeriren in der Wärme, um alles Bleisulfat in
Oiromat überzuführen. Es ist dies leicht erklärlich, wenn man be-
denkt, dass schwefelsaures Bleioxyd in essigsaurem Ammon nicht
schwer löslich, chromsaures dagegen darin ganz unlöslich ist, so
dass der doppelten Wahlverwandtschaft damit Thüren und Thore
geöffiiet werden. Die andern Sulfate können diese Umwandlung
nicht erfahren, weil einestheils ihre Chromate leicht löslicher als die
Sulfate sind, andemtheUs aber schwefelsaurer Baryt, welcher wegen
der Unlöslichkeit seines Chromats noch dazu am geeignetsten er-
sdieinen könnte, in essigsaurem Ammon ganz unlöslich ist, sodass
Jar keine Vermittlung stattfindet. Er bleibt deshalb wie die anderen
gftnz intact. Filtrirt man nun nach dieser Behandlung den Nieder-
schlag ab und wäscht so lange aus, bis das Durchlaufende farblos
erscheint, so sind natürlich im Eückstande, trotz der beigemengten
Sulfate, alle Bedingungen gegeben, auf welche sich die Blei-Bestim-
mnng nach § 27 stützt.
Die Zink- Bestimmung, welche nach der dritten Rubrik mit
^t einer neuen Probe vorgenommen wird, läuft darauf hinaus das
^ink als Schwefelzink frei von anderen Schwefelmetallen abzuscheiden.
Kes gelingt vollkommen in essigsaurer Lösung, die jedesmal ent-
^ht, wenn eine saure Flüssigkeit mit essigsaurem Ammon oder
Patron übersättigt wird. Die Methode setzt aber voraus, dass keine
^öderen in saurer Lösung durch HS fällbaren Metalle zugegen sind»
deshalb diese vorher in salzsaurer, schwefel- oder salpetersaurer
^sirng erst abzuscheiden und zu filtriren wären. Wie schon § 61
^'^^egeben, muss man bei der Schwefelzink -Fällung bei Gegenwart
^öti Nickel gewisse Vorsichtsmaassregeln anwenden. Die bequemste
^ wohl die, dass man erst in möglichst abgestumpfte mineralsaure
^stmg HS einleitet und zwar kalt, wodurch schon viel Schwefel-
•
^^*^ gefällt wird; übersättigt man dann unter fortgesetztem Ein-
^^ten mit essigsaurem Ammon und erwärmt gelinde , so föUt
^^cli der Rest des Zinks ganz weiss (also nickelfrei) nieder. Die
^^^stimmung des Schwefelzinks nach § 30 kann dann mit grosser
^^^auigkeit ausgeführt werden. Da die Abscheidung der meisten
^^hwefelmetalle in Gegenwart von Ammonsalz besser gelingt, so ist
^^ auch zur üebersättigung das essigsaure Ammon statt des Natron-
J
206 Zweiter TheiL Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen. I
Salzes empfohlen. Sollte sich mit dem öchwefelzink etwas Thonerde
(verursacht durch das gelinde Erwärmen der essigsauren Lösung)
abscheiden, so ist diese natürlich für die Zinkbestimmung nach § 30
ohne Einfluss.
Bei der Bestimmung von Kobalt, Nickel, Mangan und
den alkalischen Erden in der vierten Eubrik steht das NB:
„Sollen Co und Ni bestimmt werden, so sind erst die durch HS
aus saurer Lösung fällbaren Metalle abzuscheiden, andernfalls ist
dies nicht nöthig/' Der Grund dieser Maassregel liegt darin, dass
die Bestimmung von Kobalt und Nickel durch Fällung als Super-
oxyde stattfinden solL Sind nun Metalle der fünften Gruppe zugegen,
so benachtheiligen sie entweder (wie Kupfer) diese Bildung oder fallen
(wie Blei) ebenfalls als höhere Oxyde nieder.
Das Verfahren selbst geht davon aus, dass die aus schwach
ammoniakalischer Lösung gefällten Schwefelmetalle nach dem An-
säuern mit Essigsäure fast sämmtlich auch beim Erwärmen ungelöst
bleiben, nur Mangan und kleine Mengen von Eisen kommen in
Lösung. Ausserdem werden alle, selbst phosphorsaure Salze, der
etwa niedergefallenen Erdalkalien gelöst (besonders wegen der Ammon-
salze), dagegen bleiben die PO** haltigen Erden (Thonerde und Chrom-
oxyd) beim Kochen der essigsauren Lösung eventuell zurück. Wir
haben also im Niederschlage alle Schwefelmetalle ausser Mangan und
die Thonerde nebst Chromoxyd ; dagegen im Filtrat alles Mangan, Spuren
von Eisen, die Erdalkalien und eventuell auch Phosphorsäure. Ii»
Niederschlage sollen nur Nickel und Kobalt bestimmt werden, wobei
die mitgefällten anderen Substanzen ohne Einfluss auf die Methode
des § 24 sind, weil keine von ihnen bei der Oxydation ein unlös-
liches Oxyd liefert, welches oxydirend auf Eisenoxydulsalze wirkt»
wie Ni^O^ und Co^O^. Uebrigens kann man auch mit verdünntet
kalter Salzsäure erst einen grossen Theil der beigemengten Substanzet^
in Lösung bringen und von den Schwefel- Verbindungen von Kobal*
und Nickel abfiltriren.
Ln essigsauren Filtrat sollen Mangan und die alkalische!^
Erden ermittelt werden. Dazu wird es in drei Theile getheilt. IX^
dem einen wird successive Mangan, Magnesia und Kalk bestinunir
wie in der Tabelle angegeben. Wegen der Magnesia ist an und föf
sich die vorhergehende Mangan - Abscheidung erforderlich; weil Man^
gan bekanntlich ein ähnliches Phosphorsäure - Doppelsalz als di^
Magnesia bildet. Auch muss dazu das Eisen abgeschieden werdeny
welches für die Superoxyd- Bestimmung des Mangans ohne Einfluß»
Basen. § 65. £rlftateruiigen d. Tabelle zur allgem. Basen-Bestimmung. 207
ist. Man kann auch durch Zusatz von etwas Eisenchlorid alle
Phosphorsäure mit Eisen und Mangan gleichzeitig abscheiden und
das darauf erhaltene Filtrat zur Bestimmung der alkalischen Erden
in drei Theile theilen.
Bei der Fällung mit viel schwefelsaurem Kali, oxalsaurem und
phosphorsaurem Ammon des mangan- und eisenfreien Filtrats bildet
sich zunächst schwefelsaurer Baryt, -Strontian und -Kalk. Letzterer
allein wird durch den Zusatz von oxalsaurem Ammon in Oxalat ver-
wandelt. Die Magnesia aber als Phosphorsäure -Doppelsalz durch
den weiteren Zusatz von Phosphorsalz und Ammon niedergeschlagen,
80 dass in der That in dem ausgewaschenen und mit Salzsäure
behandelten Niederschlage die PO ^-Bestimmung der Magnesia, die
Oxalsäure -Titrirung dem Kalk entspricht. Die ungelöst bleibenden
Sulfate abzufiltriren, ist bei den Titrirungen nicht nöthig.
Die mit dem zweiten Theil der Lösung ausgeführte Baryt-Bestim-
mung und die Gesammt-Titrirung der kohlensauren Salze von Kalk,
Strontian und Baryt bedürfen wohl keines Commentars.
Ebenso ist die mit einer neuen Probe der ursprünglichen
Lösung auszuführende Eisen-Bestimmung ohne weiteres verständ-
lich, weshalb wir uns jetzt zur Thonerde und Chrom -Bestimmung
wenden.
Die Bestimmung von Chrom* und Aluminium in neuer Probe
beruht auf der Scheidung, deren Sesquioxyde von anderen Basen
durch Aetzkali oder -Natron. Indem man erst mit Soda abgestumpft
(Amnion und sein Carbonat sind ungeeignet, wegen der im Weiteren
lästig werdenden Ammonsalze), dann mit Kleesalz - Lösung gewisser-
^assen übersättigt, fallen bereits einige Basen als Oxalate aus saurer
Lösung, während die Erden noch gelöst bleiben. Macht man nun
^t einer Mischung von Schwefelkalium und Soda -Lösung schwach
alkalisch, so fallen alle Erzmetalle als Sulfide und auch die Magnesia
*ls Carbonat, während die Erden in Folge der Gegenwart von oxal-
saurem Alkali grösstentheils nicht gefallt werden. Kommt endlich
•
^^1 Aetzkali oder Natron hinzu, so werden auch die etwa gefällten
^^ineren Antheile der Erden vollkommen gelöst, so dass das
■^^trat der bei 50 — 60^ digerirten Flüssigkeit nur Thonerde und
^*U:'omoxyd nebst den Alkalien enthält. Das Uebrige ist an sich
^^^tändlich. Hinsichtlich der PO ^- Abscheidung eei auf § 57 ver-
^esen.
Die Trennung des Uranoxyds, welche auf dessen Löslichkeit
^^ kohlensaurem Ammon bei Gegenwart von Schwefelammonium beruht.
208 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für iiiaaa8anal3rt. Bestimmunge
ist wohl ohne Erläuterung verständlich. Hinsichtlich seiner Trennui
von PO^ sei ausserdem auch auf § 57 verwiesen.
Die Bestimmung der Alkalien endlich nimmt man am heste
mit einer gewogenen besonderen Probe der zu untersuchenden Sul
stanz vor, wenn nicht gerade eine Lösung vorliegt. Im erstere
Falle übergiesst man sie mit Schwefelsäure und verdampft zur Trockne
bis auch die Schwefelsäure grösstentheils verraucht ist und Ammon
salze völlig zerstört sind. Liegt eine Lösung vor, so verfahrt mai
ebenso; sind viel Ammonsalze zugegen, so kann man erst den grösstei
Theil derselben durch Zusatz von Baryt abdampfen, dann mit SO'
ansäuern, eventuell sich abscheidende Sulfate abfiltriren und zur
Trockne verdampfen. Löst man den Eückstand in nicht zu wenig
Wasser und fügt Aetzbaryt und Schwefelbaryum hinzu oder leitet
etwas HS ein, so bleiben nur die Erden und einige alkalische Erd^
in Lösung, werden jedoch völlig durch heisses Einleiten von CO^
abgeschieden , so dass das Filtrat alsdann eben nur kohlensaures Kali
und Natron enthält, welche, wie in der Tabelle angegeben, leicht
bestimmt werden können.
Dass Ammon durch seine Flüchtigkeit von allen Basen . getrennt
und nach § 11 bestimmt wird, bedarf hier kaum der Erwähnmig.
So hätten wir denn das allgemeine Basentrennungs- Verfahren
in seinem jetzigen Umfange kennen gelernt und haben gesehen, dass
hierbei zumeist sehr einfache und entschiedene Methoden gewählt
wurden. Aus diesem Grunde ist es auch ganz natürlich, dass trot»
der oft sehr gemischten Niederschläge immer das Princip erhalten
bleibt, eine bestimmte Verbindungsform inmitten vieler anderer
unwesentlicher StoflPe zu gewinnen; und diese Form ist es immer,
welche bei der Titrirung allein zur Wirkung gelangt. Es beruht
eben die allgemeine Basentrennung nicht auf der physikalischen
Trennung von Niederschlag und Lösung, wie die hergebrachten
gewichtsanalytischem Scheidungsmethoden, sondern auf der für den
speciellen Stoff charakteristischen chemischen Unterscheidung«
Wie gross dieser Unterschied beider Principien ist, geht schon daraus
hervor, dass von den beschriebenen Verfahren, welche doch, wie ich
mich selbst überzeugt habe, in ihrer maassanalytischen Ausführung
sehr zuverlässige Eesultate geben, kaum ein einziges, wegen der
gemischten Niederschläge gewichtsanalytisch brauchbar ist. Es musste
eben ein ganz neues Feld betreten werden.
Wie viel leichter und rascher gelangt man aber zum Ziele id*
Vergleich zu den alten Trennungen?!
2
i
t
i
^
fiaaen. § 65. Erläuterungen d. Tabelle zur allgem. Basen-Bestimmung. 209
Dies wird man erst bei einer danach ausgeführten Analyse
bemerken; denn da man ja stets auf den zu bestimmenden Stoff direct
vorgeht, so fallen eine Masse nebensächlicher Filtrationen etc. weg,
die in der Gewichtsanalyse nicht umgangen werden können. End-
lich aber möchte wohl noch in dem allgemeinen Trennungs- Ver-
ehren ein ganz besonderer Vortheil liegen; der Vortheil nämlich,
daaselbe wegen seiner grossen Allgemeinheit auch für specielle Fälle
anwenden zu können, ohne wie bisher (um eine Redensart zu gebrauchen)
bei den Scheidungen „die Wahl und die Qual" zu haben.
Dieser Umstand allein berechtigt schon dazu, das Feld der maass-
analytischen Trennungs-Methoden nicht blos als nützlichen und noth-
wendigen Zweig der analytischen Chemie anzuerkennen, sondern auch
auszubauen. Wenn ich dies angeregt habe, so will ich es höher
schätzen, als eine Anerkennung des Wenigen, was ich als Einzelner
^filr thun konnte.
^UUcher, Tltrir- Methode. 3. Aufl. ^^
Dritter Abschnitt.
Trennung und Bestimmung der
wichtigsten Säuren.
Für die Bestimmung und Trennung der Säuren ist es zuweilen
erforderlich, sie an solche Basen zu binden, welche mit den ver-
schiedenen Reagentien, die für die Trennung der einzelnen Säuren
erforderlich sind, lösliche Verbindungen geben. Solche Basen sind
die Alkalien.
Um die verschiedenen Säuren an Alkalien zu binden, können
mehrere Wege eingeschlagen werden. In vielen Fällen genügt
längeres Kochen mit kohlensaurem Kali oder Natron, um die in
einer Substanz enthaltene Säure als Kalisalz in Lösung 'zu erhalten.
So sahen wir beispielsweise, dass frisch gefällter schwefelsaurer Stron-
tian durch Kochen mit kohlensaurer Kali -Lösung in kohlensauren
Strontian verwandelt wird, während die Schwefelsäure an Kali ge-
bunden in Lösung kommt. In gleicher Weise lassen sich mehrere
andere unlösliche Verbindungen, wie phosphorsaures, oxalsaures und
schwefelsaures Bleioxyd, Gips etc. zerlegen. In manchen Fällen da-
gegen lässt sich die in einer Substanz enthaltene Säure nur durch
Schmelzen mit kohlensauren Alkalien in Lösung bringen, wie wir
dies beim schwefelsauren Baryt und vielen Silicaten kennen ge-
lernt haben.
Zur Trennimg der Säuren von den durch Schwefelammonium
oder Schwefelwasserstoff fällbaren Metallen kann man diese Fällungs-
mittel, falls nicht eben Schwefel -Verbindungen zur Analyse vor-
liegen oder die Säure dadurch selbst zersetzt oder niedergeschlagen
wird, in fast allen Fällen benutzen.
Säurtn. f 66. Grappen-Eintheilang der Säuren. 211
Aus Vorhergehendem ist ersichtlich , dass es zweckmässig ist^
^e Trennung und Bestimmung der Säuren in einer hesonderen Probe
Torzimehmen, da die Gegenwart mancher Basen dieselbe mehr oder
weniger beeinträchtigt.
Bei der Beschreibung der Trennungs- und Bestimmungs-Methoden
der einzelnen Säuren wird da, wo eine Trennung von den Basen
erforderlich, dieselbe eingehend beschrieben werden.
§66.
Gruppen -Eintheilnng der Sänren.
Die Bestimmung der Säuren kann in den meisten Fällen,
ohne eine vorherige Trennung derselben von einander,
vorgenommen werden. So lässt sich die Schwefelsäure durch Chlor-
baryum bei Gegenwart von Phosphorsäure, Salpetersäure, Chlor-
wasserstoffsäure etc. bestimmen. Die Menge des Chlors in löslichen
Chlormetallen wird durch Silber -Lösungen bei Anwesenheit von
Salpetersäure , Phosphorsäure (bei Zusatz von essigsaurem Kalk),
Schwefelsäure ebenso genau festgestellt, als dies bei Abwesenheit
dieser Körper geschehen kann.
Unter gewissen Umständen jedoch können die Säuren nicht
luiabhängig von einander in einzelnen Portionen bestimmt werden.
So liesse sich die Menge des in einer Lösung enthaltenen Chlors
W Gegenwart von Schwefelwasserstoffsäure oder Schwefelalkalien
aicht direct durch Titrirung mit Silber - Lösung ermitteln. Die
Bestinmiung der Phosphorsäure durch Uran wird durch die Gegenwart
von viel Chromsäure beeinträchtigt, sowie überhaupt die Anwesen-
heit einiger Säuren die directe Bestimmung anderer mehr oder
Weniger verhindert.
In solchen Fällen ist es unerlässlich, eine Trennung vorzunehmen,
^daus diesem Grunde halte ich es für zweckmässig, die wichtigsten
Säuren in gewissen Gruppen zusammenzustellen, wobei ich die
direct bestimmbaren Säuren nach ihrem Verhalten gegen Silber-
Losungen den ersten beiden Gruppen, die in direct bestinambaren
der dritten Gruppe zuordne. Diese Gruppen -Eintheilung hat aber
^ür den Zweck, die Beschreibung übersichtlicher zu machen, und
^U keineswegs andeuten, dass man die Säuren zu ihrer Bestimmung
®J^t nach Gh:Tippen trennen müsse; vielmehr werden die Säuren in
den meisten Fällen gar nicht getrennt, sondern in einzelnen Portionen
bestinunt, so dass für sie das Princip der allgemeinen Bestimmungs-
212 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalTt. Bestunmungen.
weise, welches wir für Basen vorher kennen gelernt haben, recht
eigentlich zur Anwendung kommt.
Es gruppiren sich die wichtigsten Säuren wie folgt:
Direet bestimmbare Säuren.
I.
Durch Silber-Lösung in BaIpM»r-
saurer FlfiMigkeit unfällbar.
Arsensäure
Arsenige Säure
Chromsäure
Schwefelsäure
Phosphorsäure
Borsäure
Oxalsäure
Kohlensäure
II.
durch Si1ber-L5sung In salpeter-
oder Bchwefeleaurer Flüssigkeit
fällbar.
Chlorwasserstoffsäure
Bromwasserstoffsäure
lodwasserstofifeäure
Cyanwasserstoffsäure
Schwefelwasserstoff säure
Anhang:
Schweflige und unter-
schweflige Säure
Indirect zu bestim-
mende Säuren
m.
Salpetersäure und die
Säuren des
Chlors,
lods und
Brqms.
Schluss :
Weinsteinsäure
Citronensäure
Kieselsäm'e
Fluorwasserstoffsäure
Es versteht sich wohl von selbst, dass nicht alle Säuren gleich-
zeitig vorkommen können, da sich viele in saurer, einige sogar in
alkalischer Lösung gegenseitig zersetzen. So werden fast alle Säu-
ren der dritten Gruppe in saurer Lösung von denen der zweiten
zersetzt. Chromsäure und Oxalsäure oder die Säuren der zweiten
Gruppe zersetzen sich in saurer Lösung. Kohlensäure wird von fast
allen ausgetrieben ; lod und Schwefelwasserstoff bekanntlich in kohlen-
sauren Alkalien von CIO zersetzt u. s. w.
Die Säuren der ersten beiden Gruppen unterscheiden sich von
denen der dritten Gruppe lediglich dadurch, dass erstere auf maass-
analytischem Wege zumeist in ihrer wahren Form, letztere da-
gegen in Form gewisser, durch sie veranlasster Zersetzungs-
producte bestimmt werden können. So wird z. B. die Phosphor-
säure direet durch Titrirung mit Uran; die Chlorsäure dagegen als
freies lod bestimmt. Hiernach gehören Weinstein- und Citronen-
säure eigentlich zur ersten Gruppe; als organische Säuren habe ich
sie jedoch am Schlüsse behandelt.
§67.
Bestimmnng der Sänren der ersten trappe.
(Arsensäure, arsenige Säure, Chromsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure,
Borsäure, Oxalsäure, Kohlensäure, Kieselsäure, FluorwasserstoffiBäure.)
Wie schon in der Einleitung zu diesem Abschnitt erwähnt
wurde, bedarf man in den meisten Fällen bei der Bestimmung der
Sftnren. f 67. Bestiniinniig'der Säuren der ersten Gruppe. 213
Säuren keiner Trennung von einander. Es soll deshalb hier beschrieben
werden, wie die einzelnen in der Unterschrift genannten Säuren nicht
blos bei Gegenwart solcher der ersten Gruppe, sondern auch anderer
Gruppen bestimmt werden, und dabei diejenigen Trennungen zur
Besprechung gelangen, welche in besonderen Fällen dieser Art noth-
vendig werden.
Dann aber will ich auseinandersetzen, wie die Bestimmung die-
ser Säuren bei Gegenwart anderer Basen als der Alkalien zu modi-
ficiren ist.
A) In AVcaUsalzen tmd hei Abwesenheit von Fltwr Wasserstoff scmre
und Borscmre.
Sind die Säuren als Alkalisalze in Lösung, so kann man zuerst
die Kieselsäure abscheiden und bestimmen. Man erwärmt zu die-
sem Zwecke die Lösung mit Chlorammonium bis zum Kochen. Die
dadurch gefällte Kieselsäure wird abfiltrirt, ausgewaschen und dann
iltfem Gewichte nach, wie § 57 angegeben wurde, bestimmt.
Zur Trennung der Säuren des Arsens von allen anderen
Säuren kann man sie durch Schwefelwasserstoff in saurer Lösung
äIs Schwefelarsen ausfällen, und in dem Niederschlage die Menge
des Arsens, respective der Säuren desselben, nach § 63 bestimmen.
Kommt es aber darauf an, in Verbindungen, welche sowohl Arsen-
säure als arsenige Säure enthalten, die Menge beider zu bestimmen,
80 verfahrt man folgendermaassen. Man bestimmt in einer Portion
der alkalischen Lösung beider die Menge der arsenigen Säure
tech lodtitrirung nach § 36, säuert hierauf einen anderen Theil
der Lösung mit Salzsäure an und verwandelt durch Erwärmen mit
Schwefliger Säure alle AsO'' in arsenige Säure. Nachdem man
durch Kochen den XJeberschuss der schwefligen Säure verjagt, über-
sattigt man mit kohlensaurem Natron und bestimmt durch lodtitri-
J'üng die Men^e der arsenigen Säure wie vorher. Zieht man von
der letztgefundenen Quantität die zuerst gefundene der arsenigen
Säure ab, so ergiebt die Differenz diejenige Menge von arseniger
Säure, welche in der zuerst untersuchten Lösung als Arsensäure
enthalten war. Die Abscheidung des Arsens als Schwefelarsen, ist
•
^ der Eegel vortheilhaft für die Bestimmung anderer Säuren,
^erlässlich erscheint sie, wenn entweder Arsen- oder Phosphorsäure
^er arsenige und Oxalsäure bestimmt werden sollen, weil im erste-
^Ji Falle die Phosphorsäure -Titrirung durch Uran, im letzteren
die Oxalsäure -Bestimmung durch Chamäleon unrichtig wird. Jedoch
214 Zweiter TheiL Trennungs-Methoden für maassanalyt Bestimmungei
kann man diesem üebelstande abhelfen, wenn man sowohl za
PO'- als C^O^-Bestinmiung alles Arsen durch Zusatz von gelbei
Schwefelammonium als Schwefelarsen gelöst behält und aus diese
Lösung durch Magnesiamixtur und Chlorcalcium alle PO*^ und CO
abscheidet.
Die Bestimmung der Chromsäure kann bei Abwesenhei
anderer oxydirend oder reducirend wirkender Säuren durch Eisen«
oxydulsalze und Chamäleon nach § 26 vorgenommen werden. Bei
gleichzeitiger Gegenwart von Oxalsäure (was nur in alkalischer
Lösung möglich ist) kann letztere vorher durch Chlorcalcium- oder
essigsaure Kalk-Lösung ausgefallt werden. Sollen neben der Chrom-
säure noch andere Säuren der ersten Gruppe bestimmt werden, so
ist es nöthig, dieselbe durch Alkohol in salzsaurer Lösung zu redu-
ciren und das gebildete Chromoxyd durch XJebersättigen mit Ammo-
niak heiss auszufallen. Bei Gegenwart von Oxalsäure oder Phosphor-
saure müssen diese vor der Eeduction des Chromoxyds durch Chlor-
calcium aus der alkalischen Lösung gefällt und im Niederschlag
wie bald gezeigt werden wird, bestimmt werden.
Die Bestimmung der übrigen Säuren dieser Gruppe kann hei
Abwesenheit von Fluorwasserstoffsäure ohne vorherige Trennung
derselben von einander in einzelnen Portionen vorgenommen
werden.
Die Schwefelsäure kann man in saurer Lösung durch Chlor-
strontium unter Zusatz von Alkohol nach § 14 fällen und bestimmen.
Sind nur die Alkalien, Oxal- und Phosphorsäure zugegen, so kann
man sie nach Zusatz von Chlorcalcium ohne zu filtriren nach § 53
bestimmen.
Die Phosphorsäure lässt sich bei Abwesenheit von Chrom-
und Arsensäure durch Titriren der essigsauren Lösung mit Prohe-
Uranlösung nach der in § 50 angegebenen Methode bestimmen, wo-
bei jedoch vorhandene Oxalsäure erst durch Erwärmen mit Brom vB
Kohlensäure zu entfernen ist. Andernfalls kann man PO* aus der
alkalischen Lösung mit Magnesiamixtur abscheiden und im Nieder-
schlage nach § 52 bestimmen. Sind die Säuren des Arsens zugegen»
so hat man nur nöthig, auch noch Schwefelammonium zuzusetzen
wodurch dieselben als Schwefel -Verbindungen gelöst bleiben.
Oxalsäure kann bei Abwesenheit von Chromsäure direct
andernfalls nach Abscheidung als Kalksalz und Auflösung desselb«'
in salzsaurer Lösung durch Chamäleon-Titrirung nach § 20 geftmd«^
werden.
s
SSaren. f 67. Bestimmung der Säuren der ersten Gruppe. 215
Die Kohlensäure endlich lässt sich aus der ursprünglichen Sub-
stanz nach § 13 austreiben und bestimmen.
B) Bei AntoesenheU wm JFluorwas$er$toffsimre und Borswwre und
ohne Süeksicht auf die besonders zu bestimmende Kohlensäure.
Wir nehmen auch hier an, dass keine anderen Basen als die
Alkalien zugegen sind und Kieselsäure bereits durch Kochen mit
doppelt-kohlensaurem Ammon abgeschieden ist. Diese Operation muss
in einer Platinschale vorgenommen werden.
Man versetzt die Lösung mit kohlensaurem Natron, fügt dann
eine nicht unbedeutende Menge von essigsaurer Kalklösung hinzu,
so dass ein Ueberschuss desselben gelöst bleibt und fallt dadurch
vollständig: alles Fluor, die Oxalsäure und Phosphorsäure; unvoll-
ständig dagegen: die Schwefelsäure und nur einen ganz geringen
Theü der Borsäure. Nachdem man die Fällung längere Zeit ab-
setzen gelassen, filtrirt man ab und digerirt alsdann mit Essig-
säure. Es wird dadurch der borsaure, phosphorsaure*) und der
im Niederschlag nebenbei enthaltene kohlensaure Kalk vollständig
gelost. Man filtrirt und wäscht auf dem Saugfilter mit viel Wasser
»US, um etwa noch mitgefallten schwefelsauren Kalk zu ent-
fernen. Der Niederschlag auf dem Füter, welcher dann nur
^och Oxalsäuren Kalk und Fluorcalcium enthalten kann, wird ge-
trocknet und geglüht. Man wägt hierauf den aus kohlensaurem
Kalk und Fluorcalcium bestehenden Glührückstand und behandelt
^ mit einer gemessenen Menge Normalsalzsäure, filtrirt das dabei
gelöst gebliebene Fluorcalcium ab und bestimmt im Filtrat die
Menge des gelösten Kalks alkali metrisch nach § 6. Aus der Quan-
tität des letzteren kann die Menge der Oxalsäure nach der Formel,
welche die Zersetzung des Oxalsäuren Kalks durch Glühen angiebt,
Wechnet werden, nach der Gleichung:
CaOCW = CaOC02 +^C0.
Zieht man die gefundene Menge des kohlensauren Kalks von
^6öi Gewicht des Glührückstandes ab , so ergiebt der Eest die Quan-
tität des Fluorcalciums, aus welcher die der Fluorwasserstoffsäure
"^rechnet werden kann.
Die nach der Fällung durch essigsauren Kalk und nach Be-
"*Hdeln des Niederschlags mit Essigsäure entstandenen Filtrate
*) Ebenso die arsensam'en Verbindungen, welche möglicherweise im
''^^^derschlage enthalten sein könnten.
216 Zweiter TbeiL Trennungs-Methoden fQr maassanalyt. Bestimmungei^
werden zusammengegossen*) und die einzelnen Säuren, mit AusnahnL^
der Borsäure, wie vorher bestimmt. In Betreff des Bestimmung d&i^
letzteren gilt Folgendes:
Man versetzt die kalkhaltige essigsaure Lösung, aus welcher m&n
Chromsäure und die Säuren des Arsens nach den in A* angegebenen
Verfahren entfernt hat, mit Oxalsäure und fällt dadurch den Kalk
vollständig aus. Nachdem dieser abfiltrirt, fügt man salmiakhaltige
ammoniakalische Chlormagnesium-Lösung (Magnesiamixtur) zum Filtrat
hinzu und wäscht den Niederschlag, welcher alle Phosphorsäure ent-
hält, mit heissem Wasser aus. Man filtrirt, verdampft das Filtrat in
einer Platinschale zur Trockne, glüht gelinde, wäscht den Eückstand \
gut mit heissem Wasser aus und glüht ihn nochmals. Nach dem Er-
kalten wägt man denselben, löst ihn in einer gemessenen Menge Normal-
salzsäure auf und bestimmt die darin enthaltene Magnesia nach § 8.
Zieht man die Menge der letzteren von dem Gewichte des Glührück-
standes ab, so ergiebt der Rest die Menge der Borsäure. Es ist be-
merkenswerth, dass borsaure Magnesia in ammoniakalischer Salmiak-
Lösung löslich, während die phosphorsaure Ammonmagnesia darin un-
löslich ist. Man hat daher bei der Fällung der Phosphorsäure viel
Salmiak, aber auch viel Ammon zuzusetzen. Noch genauer wird das
Resultat, wenn man das Filtrat und Waschwasser des ersten Glüb*
rückstandes nochmals zur Trockne abdampft, glüht, mit heissem
Wasser auswäscht und den dann erhaltenen Rückstand in gleicher
Weise bestimmt (Marignac).
G) In Gegenwart anderer Säuren und Basen.
Nachdem in Vorigem gezeigt worden, wie die einzelnen SäureD
in Form von Alkalisalzen bestimmt werden können, beschreibe ich
nun, wie diese Bestimmung bei Gegenwart anderer Basen und
Säuren zu modificiren ist.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Bestimmung der meisten
Säuren der ersten Gruppe* verlangt, dass dieselben nicht mit den durch
HS oder AmS fällbaren Metalloxyden , mit Ausnahme etwa des Blei-
oxyds, verbunden seien.
Gehen wir die einzelnen Säuren der ersten Gruppe der Eeih«
nach durch, so stellt sich dabei in Betreff deren Trennung von den
Basen (unter der Voraussetzung, dass die im Vorigen beschriebene'^
*) Sollte dadurch ein Niederschlag entstehen, so löst man denselbei'
durch Zusatz von Essigsäure.
Bäoren. § 67. Bestimmung der Säuren der ersten Gruppe. 217
Dothwendigen Soheidungen von anderen die Bestimmung beeinträch-
tigenden Säuren ebenfalls geschieht) Folgendes heraus:
Die Säuren des Arsens werden bekanntlich in alkalischer
Losimg iodometriech als AsO^ bestimmt; mithin sind solche Basen,
welche mit Hilfe Ton Weinsäure in alkalische Lösung gebracht werden
können und unter solchen Umständen weder durch freies lod oxydirt
werden, noch reducirend auf Arsensäure wirken, noch der Flüssigkeit
eine Farbe ertheilen, ohne Einfluss. Arsenige Säure kann daher in
Gegenwart der Alkalien, kleinen Mengen alkalischen Erden, der Thon-
erde, des Zinkoxyds, Oadmiumoxyds und des Zinnoxyds durch lod-
lösong titrirt werden. Nur ist es bei Gegenwart von Thonerde oder
den Oxyden der Schwermetalle nöthig, die Lösung mit Seignettesalz
oder Weinsäure zu versetzen, wodurch diese Verbindungen durch kohlen-
saures Natron gelöst werden; die Verbindungen der arsenigen Säure
nüt den alkalischen Erden braucht man nur in Salzsäure zu lösen und
Biit doppelt-kohlensaurem Natron zu übersättigen. Der sich dabei bil-
dende Niederschlag ist für die Titrirung ohne Einfluss, darf aber, da
er noch etwas arsenige Säure enthalten kann, welche dessenungeachtet
durch lodlösung höher oxydirt wird, nicht abfiltiirt werden.
Es beschränkt sich somit die Trennung des Arsens von den
Basen zum Zweck der Bestinmiung des ersteren nur auf eine Anzahl
Schwermetalle. Da sich Arsen jedoch mit Leichtigkeit von vielen
Schwermetallen scheiden lässt, so ist diese Trennung ziemlich einfach.
Man hat nur nöthig, nachdem etwa vorhandene Arsensäure durch
SO^ in saurer Lösung reducirt worden, sämmtliches Arsen mit den
Metallen der fünften und sechsten Gruppe durch HS in der Wärme
2^ fallen und aus dem Niederschlage mittelst kohlensaurem Ammon
"fts Arsen in Lösung zu bringen. Durch Zersetzung dieser Lösung
^it ammoniakalischer Silber-Lösung, Ansäuern mit Salzsäure und
* Ütriren erhält man ein Filtrat, worin nach Üebersättigung mit doppelt-
kohlensaurem Natron direct mit lod der Arsengehalt ermittelt wer-
den kann.
Dass in gleicher Weise (nämlich durch Fällung als Schwefelarsen)
^^ Arsen auch von allen Säuren der ersten Gruppe getrennt wird,
^t bereits am Anfange dieses Paragraphen erwähnt worden.
Die Chromsäure kann, sofern nicht andere, sie in saurer Lösung
«^a^rk reducirende Säuren (HS, SO^, HJ, S^O^, C^O^, AsO^, NO^ etc.)
^d©r Eisenoxydulsalze oxydirende Stoffe (N0^ Cl, Br, Mn^O^ ClO'^ etc.)
^gegen sind; kurz alle solche Substanzen fehlen, welche auf deren
^^duction mit gemessener Eisenvitriol-Lösung von Einfluss sind, in
218 Zweiter Theil. TrennuDgs-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen.
Gegenwart fast aller Metalle in salz- oder schwefelsaurer Lösung be-
stimmt werden.
Nur die Metalle der sechsten Gruppe ^ mit Ausnahme des Zinn-
oxyds (nicht Oxyduls), sowie Quecksilber und Kupfer (letzteres, wenn
es in grossen Mengen vorhanden ist), stören oder beeinträchtigen die
Chromsäure-Bestimmung und müssen daher von ihr getrennt werden.
Diese Trennung geschieht durch Schwefelwasserstoff in saurer Lösung,
wobei freilich die Chromsäure reducirt wird. Um sie wiederzugewinnen,
übersättigt man das Filtrat mit kohlensaurem und Aetzkali und kocht
mit Brom. Hierbei werden, wenn zugegen, eine grosse Anzahl von
Metallen der zweiten und vierten Gruppe, aber keine Chromsäure
abgeschieden. Nachdem diese abfiltrirt, fallt man aus dem Filtrat
die Chromsäure mit Chlorbaryum und bestimmt sie dann, wie bekannt,
mit Eisenvitriol. Chromsaures Kupferoxyd kann direct mit Kali zer-
legt werden.
Die Ausfällung der Chromsäure muss auch dann geschehen, wenn
die vorhergenannten reducifenden oder oxydirenden Säuren zugegen
sind. Die ersteren können mit Chromsäure nur in alkalischer
Lösung vorkommen, da sie dieselbe in saurer Lösung reduciren. Ist
AsO^ oder AsO^ zugegen, so fallt man diese erst durch essigsauren
Kalk aus; das genügend arsenfreie Filtrat wird dann mit Chlorbaryum
versetzt und so alle Chromsäure gefällt.
Auch bei Gegenwart der oxydirenden Säuren kann Chromsäure
aus alkalischer Lösung in gleicher Weise gefällt werden, wenn keine
Metalle der vierten, fünften und sechsten Gruppe zugegen sind.
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass bei Gegenwart von Mn^'
oder MnO^ das Mangan erst durch Zusatz von Weingeist in alka-
lischer Lösung als MnO^ abzuscheiden ist.
Enthält die Lösung nebst oxydirenden Säuren Metalle der vierten
und fünften Gruppe, so ist es am besten, erst aus der sauren Lösung
durch HS die der fünften Gruppe zu entfernen, das Filtrat mit Kali
zu übersättigen und ohne zu filtriren durch Kochen mit Brom das
gebildete Chromoxyd in Chromsäure zu verwandeln. Diese ist dann
abzufiltriren und durch BaCl zu fällen.
Schwefelsäure kann bei Gegenwart sämmtlicher darin löslicher
Metalloxyde und Säuren aus salpetersaurer Lösung entweder mittelst
salpetersaurem Strontian unter Zufiigung eines der Flüssigkeit gleichen
Volumens 95 ^/q Alkohols gefällt und nach § 14, oder direct durch
Chlorbaryum nach § 53 bestimmt werden.
Schwefelsaures Bleioxyd, Gips und schwefelsaurer Strontian werden
Säuren. § 67. Bestimmnng der Säuren der ersten Gruppe. 219
durch kohlensaures Kali im Sieden völlig zerlegt. In dem alle Schwefel-
säure enthaltenden Filtrat hestimmt man sie ebenfalls wie vorher.
Waren die drei Sulfate rein oder enthielten sie solche Verbindungen,
welche von kohlensaurem Kali nicht angegriffen werden, so kann die
Zersetzung mit gemessenem normal-kohlensauren Kali geschehen und
im Filtrat die Schwefelsäure durch alkalimetrische Eestbestimmung
nach § 17 gefunden werden.
Die Trennung der Phosphorsäure von den Basen habe ich bereits
in § 57 ausführlich erörtert. Hier will ich noch hinzufügen, dass, wenn
die Basen-Bestimmung Nebensache, die der Phosphorsäure aber Haupt-
sache ist, man dieselbe von Eisenoxyd und Thonerde dadurch trennen
kann, dass man die Lösung mit Weinsteinsäure versetzt und mit Ammon
übersättigt, wobei die Phosphorsäure nebst den Sesquioxyden gelöst
bleibt. Fügt man nun Magnesiamixtur hinzu und erwärmt, so scheidet
sich alle Phosphorsäure als Magnesia- Ammon- Verbindung ab und kann
als solche nach § 52 bestimmt werden.
Die Borsäure wird, wie bereits beschrieben, als Magnesiasalz
bestinomt und muss in Folge dessen von allen Basen ausser den Alka-
Ken und der Magnesia getrennt werden. Dies geschieht folgender-
maassen: Man fallt aus saurer Lösung zunächst durch HS alle Metalle
der fünften und sechsten Gruppe. Alsdann fügt man Salmiak, kohlen-
saures Ammon und Schwefelammonium hinzu, wodurch alle übrigen
Basen, ausser Magnesia und den Alkalien abgeschieden werden: da-
gegen sämmtliche Borsäure gelöst bleibt.
Nachdem diese abfiltrirt, versetzt man, falls die Lösung nicht
schon Magnesia enthielt, mit ammoniakalischer Bittersalz-Lösung, und
bestimmt dann die Borsäure wie vorher angegeben.
Oxalsäure wird aus schwach essigsaurer oder ammoniakalischer
Lösung als Kalk- oder Bleisalz gefällt, die Metalle der fünften und sechsten
Gruppe sind vorher durch HS zu entfernen. Bei Abwesenheit oxydiren-
der oder reducirender Säuren kann sie in salzsaurer Lösung bei Gegen-
wart von Blei, Zink, Cadmium, Nickel, Kobalt, Mangan, Thonerde, Chrom-
oxyd und den alkalischen Erden durch Chamäleon bestimmt werden.
Kohlensäure kann bei Gegenwart aller Basen nach § 13 be-
stimmt werden, ebenso Kieselsäure nach § 57.
Fluorwasserstoff wird stets als CaF gewogen; als solches kann
er aus allen löslichen Fluor- Verbindungen mittelst Chlorcalcium und
kohlensaurem Ammon gefällt werden. Der Niederschlag ist durch
verdünnte Salzsäure von anderen mitgefällten Basen zu befreien. Die
unlöslichen Fluor -Verbindungen werden nach § 56 aufgeschlossen.
220 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. Bestimmunger:^
Um Fluor von Kieselsäure in alkalischer Lösung zu trennen, kans=]
man letztere durch Zusatz von kohlensaurem Ammon abscheiden. Ma-Ki
kann jedoch in solchen Fällen (also namentlich wenn ein fluoxr-.
haltiges Silicat durch kohlensaure Alkalien, oder Flussspath ebeneio
unter Zusatz von Kieselsäure aufgeschlossen wurde, so dass in dem
löslichen Theil der Schmelze Alkalifluorate neben Silicaten enthalten
sind) einfach mit Essigsäure ansäuern und ein gleiches Volumen Alko-
hol zusetzen. Titrirt man dann die abgeschiedenen und ausgewasche-
nen Kieselfluoralkalien mit Probeätzkali oder Natron, oder zersetzt
sie durch Kochen mit Kalkmilch, leitet Kohlensäure ein und bestimmt <
im alkalischen Filtrat den Alkali-Gehalt, so lässt sich daraus leicht
die Menge des Fluors berechnen.
Im ersteren Falle (also beim directen Titriren mit Aetzkali) ent-
spricht das zur Neutralisation verbrauchte Kali ^/g Aequivalenten des
vorhandenen Fluors, so dass man nur die Hälfte des Kalis zu addiren
hat,] um die dem Fluor äquivalente Menge zu finden. Der Process ent-
spricht bekanntlich der Gleichung KFSiF^ + 2K0 = 3KF + SiO^.
Im letzteren Falle (also bei der Kalkzersetzung und Ueberfiihrung
des an Kieselsäure gebundenen Alkalis in Carbonat) entspricht die
zur Titrirung verbrauchte Normal -Salzsäure drei Aequivalenten des
vorhandenen Fluors, sodass je 36,5 Gewichtstheile HCl, welche zur
Sättigung des Alkalis dienen, 57 Fl bestimmen, mithin jeder CO.
Normal-Salzsäure 60 Mgr. HFl angiebt. Vgl. darüber auch § 12.
§ 68.
Bestimmung der Säuren der zweiten Gruppe.
(Chlor-, Brom-, lod-, Cyan- und Schwefelwasserstofisäure.)
Wie schon früher bemerkt wurde, zeichnen sich die Säuren dieser
Gruppe von denen der ersten Gruppe dadurch aus, dass sie sännnt-
lich aus salpetersaurer Flüssigkeit durch Silbersalze gefallt werden.
Man wäre daher im Stande, sie unter Umständen, welche die gegen-
seitige Zersetzung ausschliessen , auf diese Weise von denen der ersten
Gruppe zu trennen.
In der Kegel können jedoch die Säuren der zweiten Gruppe auch
bei Gegenwart derer der ersten Gruppe bestimmt werden.
Enthält eine Flüssigkeit sämmtliche Säuren der zweiten Grupp®
an Alkalien gebunden, so ist es am zweckmässigsten, aus dies^
Lösung zuerst den Schwefelwasserstoff abzuscheiden und zu b«*
stimmen.
SftiueiL § 68. Bestimmang der Säuren der zweiten Gruppe. 221
Man giesst zu diesem Zwecke die zu untersuchende Flüssigkeit
i einer ammoniakalischen Zinkvitriol-Lösung, bestimmt den gefällten
^wefelzink nach § 30 und berechnet daraus die Menge des in der
isammten Lösung enthaltenen Schwefelwasserstoffs.
Das schwefelwasserstoff&eie Filtrat wird in zwei gleiche Theile ge-
eilt. In dem einen bestimmt man die Menge des Oyans nach § 49,
n anderen übersättigt man mit Kali, fügt Eisenvitriol hinzu und er-
irmt. Darauf säuert man mit verdünnter Schwefelsäure etwas an und
trirt den alles Cyan als Eisendoppelsalz enthaltenden Niederschlag ab.
1 Filtrat bestimmt man dann Chlor, lod und Brom nach § 45.
In Bezug auf die Bestimmung der Säuren der zweiten
ruppe in unlöslichen Verbindungen und bei Gegenwart der Säuren
r ersten Gruppe und aller Basen, mögen hier noch einige Bemer-
ingen Platz finden.
In Silicaten, welche Chlor enthalten und leicht durch Erwärmen
it massig concentrirter Schwefelsäure aufschliessbar sind, kann man
.8 Chlor in der klaren Lösung direct durch Silber nach § 47 titriren
id bestimmen. Sind die Silicate aber nur sehr schwierig durch
ioren, dagegen durch Schmelzen mit kohlensauren Alkalien aufschliess-
•r, so entfernt man aus der Lösung des Glührückstandes die Kiesel-
are durch Kochen mit kohlensaurem Ammoniak, und bestimmt im
Itrat, welches man mit Salpetersäure ansäuert, die Menge der Chlor-
tsserstoffsäure wie vorher.
Um Chlor von Fluor in Lösungen zu trennen, ist es zwar
lässig, die Lösung direct durch Silbertitrirung auf ihren Chlor-
halt zu prüfen, jedoch ist es jedenfalls geeigneter, das Fluor erst
rch essigsauren Kalk, wie im vorigen Paragraph beschrieben wurde,
Bzofällen und in dem mit Salpetersäure angesäuerten Filtrate das
ilor zu bestimmen.
Es ist zu berücksichtigen, dass Chlor-, Brom- und lod-
3t alle ausser in den betreflfenden Silber-, Blei- und Wismuth- Verbin-
ngen durch kohlensaures Kali im Sieden vollständig zerlegt werden,
dass alles Chlor , Brom und lod in die alkalische Lösung gelangt,
e Silber-, Blei- und Wismuth- Verbindung wird durch HS zerlegt,
tztere, nachdem sie mit verdünnter Schwefelsäure gelöst. Bleichlorid,
Pomid oder -lodid löst man in Aetzkali und fallt durch HS alles
ai aus. Die Hallogen- Verbindungen des Silbers zersetzt man durch
biAelzen mit kohlensaurem Natronkali, Chlorsilber durch Lösen in
imon und Zusatz von Schwefelammonium.
Diese Trennung von den Basen ist jedenfalls immer zweckmässig,
222 Zweiter Theil. Trenniings-Methoden für maassanalyt. Bestimmungen.
wenn auch nicht immer nothwendig; da salpetersaures Silber die Halo-
gene fast bei Gegenwart aller Metalle (Quecksilber und Chromchlorid
ausgenommen) ebenso gut fallt, als aus den Alkali -Verbindungen.
Man hat aber den Vortheil, die alkalische Lösung sofort titriren zu
können y wogegen eine Fällung des Silbersalzes erst dessen Zersetzung
erfordert. Da sich aber Chlor, Brom und Jod auch bei Gegenwart
aller Säuren der ersten Gruppe, mit Ausnahme der des Arsens und
der Phosphorsäure (welche im gewonnenen Filtrat durch essigsauren
Kalk entfernt werden können), bestimmen lassen, so ist diese Trennung
um so empfehlenswerther.
Auch das Cyan kann in Gegenwart fast aller Säuren der ersten
Gruppe, ja sogar auch bei Anwesenheit von Chlor-, Brom- und Jod-
wasserstoff durch Silber nach § 49 bestimmt werden. Wie es von
den Basen getrennt wird, davon war ebenfalls in § 49 die Eede.
Erwähnt sei noch, dass Cyansilber durch Ammon gelöst und durch
Schwefelwasserstoff zersetzt werden kann.
Der Schwefel wird für maassanalytische Zwecke entweder als
Schwefelwasserstoff oder als Schwefelsäure bestinmit. Die erstere Be-
stimmung ist nur dann vortheilhaft und zulässig, wenn die Schwefel-
Verbindung frei von solchen Stoffen ist, welche oxydirend auf Schwefel-
wasserstoff einwirken (Salpetersäure), und aller Schwefel durch An-
säuern mit Salzsäure in Schwefeswasserstoff verwandelt wird. Diesen
leitet man in ammoniakalische Zink- oder Cadmium-Lösung und verfährt
dann wie § 30 beschrieben.
Wiewohl sich alle Schwefelmetalle durch Erhitzen mit Königs-
wasser in schwefelsaure Verbindungen überführen lassen, so ist doch
diese Oxydation des Schwefels zu Schwefelsäure durchaus keine voll-
ständige, weil hierbei oft eine kleine Menge des Schwefels als schweflige
Säure entweicht, ausserdem aber bei den meisten Schwefelmetallefl
Schwefel abgeschieden wird, welcher sich nicht höher oxydirt. Ans
diesem Grunde ist es zweckmässiger, die fein geriebenen oder ge*
beutelten Schwefelmetalle mit einem Gemenge von 4 Theilen salpeter
saurem Kali und 3 Theilen calcinirtem kohlensauren Natron in einö»
Porzellantiegel zu schmelzen, wodurch es gelingt, sämmtlichen Schwefel
der Verbindung in schwefelsaures' Alkali überzufuhren.*) Löst mftJ*
*) Verbindungen , welche beim Erhitzen Schwefel verlieren, wie Eise»*
kies, kann man mit einer Mischung von 4 Theilen kohlensaurem Natrotti
8 Theilen salpetersaurem Kali und 24 Theilen ausgeglühtem, reinen Chlof
natrium schmelzen. Oder man nimmt 6 Theile KOCIO*, 4 Theile NaOCO*
und 2 Theile NaCl.
IftareD. § 69. Best d. schwefl. u. unterschwefl. Säure neben Schwefelalk. 223
üe Schmelze nach dem Erkalten in Wasser auf, so kann man nach
em Abfiltriren der ungelöst gebliebenen Metalloxyde im Filtrat die
»chwefelsaure nach einer der früher angegebenen Methoden bestimmen
nd daraus die Menge des darin enthaltenen Schwefels berechnen. Statt
lit Salpeter kann auch mit chlorsaurem Kali, kohlensaurem Natron
nd Kochsalz, welche in dem Verhältniss 5:4:3 gemischt sind, auf-
'eschlossen werden.
§69.
iestimmung der schwefligen und nnterschwefligen Säure
neben Schwefelalkalien.
Wegen des häufigen Vorkommens der Alkalisalze dieser Säuren
eben schwefelsauren und Schwefelalkalien sollen dieselben, obgleich
icht zu den Säuren der zweiten Gruppe gehörend, dennoch als An-
ang dazu behandelt werden.
Die Bestimmung der schwefligen und unterschwefligen Säure für
ch ist bereits in den §§32 und 34 erörtert worden. Diese Be-
'immungsweise setzt aber voraus, dass nur eine von beiden Säuren
nd kein Schwefelalkali zugegen sei. Ist dies nicht der Fall, sondern
egen Gemenge von Schwefelalkalien und schweflig- und unterschweflig-
luren Alkalien, wie z. B. in den Schwefeliebem, Schiesspulver-Rück-
Änden, Soda-Rohlaugen etc. vor, so ist folgender Weg zur Bestim-
>UDg dieser Stofle einzuschlagen.
Die zu untersuchende Substanz wird in Wasser gelöst, und in
iier gut verkorkten Flasche mit frisch gefälltem kohlensauren Zink-
ier Cadmiumoxyd geschüttelt. Es verbindet sich dadurch sämmt-
cher Schwefel, welcher als Schwefelalkalimetall in Lösung war,
it dem Cadmium zu unlöslichem gelben Schwefelcadmium. Sobald
le vollständige Zersetzung erfolgt ist, wird filtrirt, und der Nieder-
'hlag auf dem Filter mit rauchender Salpetersäure oder durch schwä-
i«re Säure, in welche man von Zeit zu Zeit ein Stückchen von
i^staUisirtem chlorsauren Kali wirft, unter gelindem Erwärmen gelöst.
^ dies erreicht, so bestimmt man in der Flüssigkeit die Menge der
*rin enthaltenen Schwefelsäure nach der in § 53 beschriebenen
ethode, und berechnet daraus die Quantität des Schwefels. Statt
^en kann man auch, wenn nur einfache Schwefelalkalien vorliegen,
^ Schwefelcadmium direct nach § 30 bestimmen.
(
224 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt Bestimmungen,
Die vom Cadmium- Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit wird in
zwei gleiche Theile getheilt, und der eine, nachdem er erwärmt,
mit Silber- Lösung versetzt. Es zersetzt sich dadurch das unter*
schwefligsaure Alkali wesentlich nach folgender Gleichung:
NaOS202 -h AgO = AgS -|- NaOSO^.
Den gebildeten Niederschlag, welcher möglicher Weise auch
kohlensaures Silberoxyd enthalten kann, digerirt man nach dem
Abfiltriren mit Ammoniak, und filtrirt das dabei ungelöst geblie-
bene Schwefelsilber ab, löst dieses in Salpetersäure auf, und be-
stimmt in der Lösung den Silbergehalt nach § 44. Aus der Menge
des Silbers erfahrt man die der unterschwefligen Säure nach obiger
Gleichung. Man hat deshalb nur nöthig, die gefandene Quantität
Silber mit 0,444 zu multipliciren, um die entsprechende von S*0'
zu finden.
In dem andern Theile der vom Cadmium- oder Zink -Nieder-
schlage abfiltrirten Flüssigkeit, kann man die schweflige Säure aus
der Differenz bestimmen. Titrirt man nämlich diese Portion mit
lod und zieht von der verbrauchten Menge desselben so viel ab,
als erforderlich gewesen wäre, um die in dem andern Theile bestimmte
unterschweflige Säure (S^O^) zu oxydiren, d. h. för je zwei Aequi-
valente S^O^ ein Aequivalent lod), so ergiebt der Rest diejenige
Menge lod, welche zur Oxydation der schwefligen Säure (SO*) er-
forderlich war, so dass letztere damit bekannt wird.
Da lod unterschweflige Säure nur in Tetrathionsäure (S*0)
schweflige Säure aber in Schwefelsäure verwandelt, so kann man
aus einer von Schwefelalkalien durch kohlensaures Zink- oder Cadmium-
oxyd befreiten Lösung diese beiden Säuren auch sehr genau und ein-
facher als nach dem vorigen Verfahren in folgender Weise bestimmen.
Man theilt die Flüssigkeit in zwei Theile, den einen titrirt
man mit lod-Lösung nach § 34 und notirt die verbrauchten CC lod.
Alsdann fügt man eine gemessene Menge Probe -Chlorbaryum-
Lösung hinzu und fallt deren üeberschuss mit kohlensaurem Ammo-
niak. Der Niederschlag wird abfiltrirt und so lange ausgewaschen,
bis das Ablaufende Curcuma- Papier nicht mehr bräunt; dann der
darin enthaltene kohlensaure Baryt in Normal - Salzsäure gelöst mit
^/ 2 -Normal- Ammon zurücktitrirt, und so nach § 14 die Schwefelsäure
bestimmt, welche in der mit lod behandelten Portion enthalten war.
Säuert man alsdann die andere Portion, welche nicht mit loa
titrirt wurde, mit Salzsäure stark an, erwärmt zum Sieden imdvor'
jagt alle schweflige Säure, so kann man darin, unbeschadet des a«*"
Säuren. § 70. Bestimmung der Säuren der dritten Gruppe. 225
geschiedenen aber zusammengeballten Schwefels ^ die darin enthaltene
Schwefelsäure nach § 53 titriren.
Zieht man letztere von der in der ersten (mit lod behandelten)
Portion ab, so ergiebt die Differenz diejenige Menge Schwefelsäure
welche aus SO^ durch lod gebildet wurde, wodurch letztere direct
bestimmt ist. Bringt man nun auch die ihr entsprechende lod-
menge von der beim Titriren verbrauchten in Abzug, so ist die lod-
Differenz der unterschwefligen Säure äquivalent; d. h. je 127 Gewichts-
Theile lod entsprechen 96 Gewichts-Theilen S^O*.
Wie man die Schwefelsäure bei Gegenwart von SO^ und
S^O^ bestinmit, haben wir eben gesehen; ich füge noch hinzu, dass
diese Bestimmung (nach dem Ansäuern mit Salzsäure, Wegkochen
von SO^ etc.) auch bei Anwesenheit von Schwefelalkalien ausfuhr-
bar ist.
Die Kohlensäure kann man in derartigen Substanzen am besten
durch Zusatz von chromsaurem Kali und Schwefelsäure austreiben
luid dann nach § 13 als kohlensauren Baryt bestimmen.
§ 70.
Bestimmnng der Säaren der dritten Grnppe.
(Salpetersäure und die Säuren des Chlors, Broms und lods.)
Zur Bestimmung der Säuren dieser Gruppe auf indirectem
Wege ist es zweckmässig, dieselben an Alkalien zu binden (was
leicht durch Uebersättigung mit kohlensaurem Natron geschehen
kann) und die Titrirung selbst mit verschiedenen Portionen vor-
zunehmen. Die Salpetersäure kann, wenn andere oxydirende Säu-
ren zugegen sind, am sichersten als Ammon nach § 11 ihrer Quan-
tität nach ermittelt werden; die Säuren des Chlors, Broms und
lods lassen sich, wenn nicht mehrere derselben zugleich vorhanden
sind, nach § 42 bestimmen. Sind aber gleichzeitig die Säuren des
Chlors mit denen des Broms und lods in Lösung, so verfahrt man
folgendermaassen :
Man verdampft die Lösung mit kohlensaurem Natron zur
Frockne und glüht den Bückstand ganz gelinde. Es werden da-
lurch die Säuren des Chlors, lods und Broms in Chlor-, lod- oder
Brommetalle umgewandelt, welche man nach § 4$ auf ihren Ge-
lalt prüfen kann. Waren gleichzeitig in der die Säuren des Chlors,
!ods und Broms enthaltenden Flüssigkeit noch Chlor-, lod- oder
Brommetalle enthalten, so kann man letztere, ehe man mit kohlen-
Fl eis ober, Titrir-Metbode. 3. Aufl. 15
226 Zweiter TheiL Trennungs^Methoden füir maassanalyt. BestJmmringejE
saurem Natron zur Trockne abdampft, durch Digeriren mit friscl
gefälltem dreibasisch-phosphorsauren Silberoxyd zersetzen, und is
dem abfiltrirten Niederschlage, aus welchem man durch Zusatz von
Anmion und etwas Schwefelammonium (dessen üeberschuss man durch
Zinkvitriol entfernt) die gefällten Halogene in Lösung bringt, diese
bestinmien.
Nachdem man die Menge des in den Säuren enthaltenen Chlors,
lods und Broms festgestellt hat, kann man in einer zweiten Por-
tion die Quantität des damit verbundenen Sauerstoffs durch Titri-
rung mit unterschwefligsaurem Natron nach § 42 ermitteln. CIO,
10 und BrO können direct mit arsenigsaurem Natron in alkalischer
Lösung bestimmt werden, wie dies im dritten Theil bei der Analyse
der Bleichsalze genauer beschrieben ist.
Ehe ich die Bestimmungs- Methoden der Säuren beendige, will
ich noch die der in der analytischen Chemie (ausser Oxal- und
Essigsäure) am häufigsten angewandten organischen Säuren Wein-
stein - und Citronensäure , nach meiner eigenen im Archiv für
Pharmacie (11. Band, 2. Heft, 1874) veröffentlichten Methode be-
schreiben. Dagegen sei hinsichtlich der Essigsäure nur hier auf die
§§15 ,und 21 verwiesen, weil deren Bestimmung besonders in § l5
bereits eingehend behandelt ist.
§71.
Ueber die Bestimmnng yon Weinsänre nnd Citronensäure
bei Gegenwart yerscliiedener Basen nnd Sänren und iB
den Frnclitsäften. '
In der analytischen Chemie tritt häufig das Bedürfhiss auf»
Weinsäure und Citronensäure sowohl für sich, als auch in Gegen-
wart anderer Säuren und verschiedener Basen quantitativ zu bestimmen.
Oft geschieht es auch, dass man diese beiden Säuren, welche ich kur«
Fruchtsäuren nennen will , in die Untersuchung als Hilfsmittel einfahr*
und alsdann für den weiteren Verlauf der Analyse genöthigt ist, ö®
wieder wegzuschaffen, indem man sie durch Glühen der ganzen Masse
zerstört. Ich erwähne in dieser Beziehung nur die Trennung der
Phosphorsäure von Thonerde und Eisenoxyd durch Fällung als Magnesia-
doppelsalz in ammoniakalischer , weinsäurehaltiger Lösung. Sollen
dann die Thonerde oder das Eisenoxyd bestimmt werden, so wirf
eingedampft (unter Salpeterzusatz) und geglüht, eine zeitraubende onü
nicht ganz ohne Verluste abgehende Arbeit.
Sfinren. §71. Bestmunung der Weinsäure und Citronensäure etc. 227
Ueberdies ist hftufig die Bestimmung der Weinsäure oder Citronen-
säure Yon merkantilischer Wichtigkeit, indem deren Bohproducte
oft verunreinigt oder auch gefälscht sind und darum eine genaue
Säorebestimmung erfordern. In den Fruchtsäften endlich ist die
Bestimmung der Weinsäure und Citronensäure oft sehr schwierig,
80 dass z. B. die technologische Chemie von Muspratt mit Eecht
unter dem Artikel Citronensäure eingesteht, es fehle bis jetzt eine
genaue Methode, um diese Säure direct zu bestimmen und die Unter-
suchungen des Citronensaftes erstrecken sich lediglich auf die fremden
Substanzen.
Diese Gründe mögen meine Bestrebungen, die beiden Frucht-
sauren unter allen Umständen mit einer den meisten Anforderungen
genügenden Genauigkeit zu bestimmen, so wie die Ermittelung der
an sie gebundenen Basen möglichst zu erleichtern, rechtfertigen.
Meine Methode ist dadurch charakterisirt, dass durch sie die
beiden Fruchtsäuren zur directen acidimetrischen Titrirung gelangen,
ein Vortheil, der (abgesehen von den allgemeinen Vorzügen der
Maassanalyse gegenüber der Gewichtsanalyse) noch darin seinen Werth
liat, dass das Resultat nicht durch die so häufige Beimischung indiffe-
renter Körper, Farbstoffe oder neutraler Salze getrübt wird.
Die Bestimmung der Weinsäure geschieht sehr genau als Wein-
stein. Auch hat diese Bestimmung die Annehmlichkeit, dass sie die
fcecte acidimetrische Titrirung der Säure zulässt. Der Weinstein
ist in einer Mischung von 1 Theil Wasser und 2 Theilen Alkohol so
böslich, dass in der Flüssigkeit weder durch Platinchlorid, noch
fieselflusssäure oder Picrinsäure Kali nachgewiesen werden kann.
Cregenwart essigsaurer Salze oder freier Essigsäure vermehrt die Lös-
Kchkeit nicht.
Wenn somit in einer ziemlich concentrirten Flüssigkeit, welche
Weinsäure und Citronensäure in freiem Zustande oder
iinr an Alkalien gebunden enthält, diese Säuren zu bestimmen,
^d, so macht man (falls erforderlich) mit Essigsäure sauer,
^gt eine zur Bindung der Weinsäure ausreichende Menge essig-
saures Kali (in Lösung) hinzu und vervollständigt die Fällung
äurch Zusatz eines doppelt so grossen Volumens starken 95 ^/q Alko-
hols, als die Flüssigkeitsmenge beträgt. Man rührt stark um (was
iie Abscheidung des Weinsteins sehr begünstigt) und lässt eine
Stunde ruhig stehen. Der Weinstein liegt dann am Boden des
^efasses und die Flüssigkeit kann fast ohne Filter klar davon ab-
regossen werden. Ehe man den Niederschlag auf das Filter bringt
15*
228 Zweiter Theil. Trennangs-Methoden für maassaxialyt. BestimmangeKi,
(wozu das in § 5 bescliriebene Saugfilter am geeignetsten ist), über-
giesse man ibn mit einer Mischung von 2 Volumen Alkohol und
1 Volumen Wasser. Der Weinstein, welcher zurückbleibt, ist ganz
rein, da citronensaures und essigsaures Kali in Alkohol leicht lös-
lich sind. Man löst ihn in heissem Wasser, färbt mit ein paar
Tropfen Lackmus -Tinctur und titrirt mit Ya^^o^^^l"^^^^™^^^» oder
einer anderen alkalischen Normal - Flüssigkeit auf blau. Da in dem
Weinstein nur die Hälfte der in ihih enthaltenen Weinsäure durch
Titration gesättigt wird, so entspricht jedes dafür verbrauclites
Aequivalent Alkali zwei Aequivalente Weinsäure, also z. B. 1 CC
^/g- Normal -Ammon einem Aequivalent oder 75 Mgrm. krystallisirter
Weinsäure.
Das Filtrat enthält alle Citronensäure und nebenbei auch Essig-
säure. Man stumpft es mit Sodalösung möglichst ab und fällt erstere
(da in diesem Falle keine anderen Säuren als zugegen angenommen
sind) unter Erwärmen mit einer Auflösung von neutralem salpeter-
sauren Bleioxyd.*) Nach kurzem Stehen wird filtrirt und der
Niederschlag von citronensaurem Bleioxyd mit einer Mischung von
gleichem Volumen Alkohol und Wasser ausgewaschen. Darauf wird
er vom Filter in ein Becherglas gespritzt, in destillirtem Wasser
vertheilt und Schwefelwasserstoff eingeleitet. Nachdem alles Blei
abgeschieden, wird aufgekocht, bis der HS-Greruch verflogen ist,
dann filtrirt und im Filtrat die darin enthaltene Gesammt- Menge
der Citronensäure acidimetrisch durch ^/g- Normal -Ammon titrirt
1 CC. ^/a -Normal- Ammon entspricht 35 Mgr. krystallisirter Citronen-
säure.
Hier will ich gleich bemerken, dass Citronensäure in Salzen
oder für sich sowohl in wässriger als in alkoholischer Lösung so
vollständig durch Bleisalze abscheidbar ist, dass 2 Mgrm. dieser
Säure, in 100 CC. Wasser gelöst, bei Zusatz von Beizucker -Losung
in sehr kurzer Zeit eine Trübung hervorbringen. Dies geschieht
auch, wenn nicht allzuviel freie Essigsäure oder andere Basen als
die Alkalen in essigsauren oder citronensauren Verbindungen zu-
gegen sind. Jedoch ist zu bemerken, dass hierzu stets Bleiüher-
*) Früher habe ich dazu das essigsaure Bleioxyd empfohlen, da ich
aber fand, dass das Bleicitrat, sowie viele andere unlösliche Bleisalze in
essigsauren Alkalien, besonders aber in essigsaurem Ammon löslich sind,
80 muss in solchen Fällen stets das alsdann sehr günstig wirkende 61^*
nltrat angewandt werden.
SfioreiL § 71. Bestimmung von Weinsäure und Citronensäure etc. 229
schnsfi erforderlich ist, und bei Gegenwart essigsaurer Alkalien stets
Bleinitrat und nicht -Acetat angewendet werde. Auch darf das
Reicitrat nicht mit Wasser ausgewaschen werden; weil es da-
durch (wie schon Berzelius angiebt) eine, wenn auch unbedeutende
Zersetzung erleidet. Diese Zersetzung tritt aber beim Auswaschen
nidit ein, wenn man statt Wasser eine Mischung von gleichen
Theilen Alkohol und Wasser anwendet. Man hat deshalb alle
Niederschlage, welche Bleicitrat enthalten, mit dieser Mischung aus-
zuwaschen. Dies nur vorläufig, da ich bald eingehender auf das Ver-
halten des Bleicitrats zurückkommen werde.
Die eben beschriebene Methode ist auch in allen den Fällen an-
wendbar, in denen Weinsäure oder Citronensäure bei Gegen-
wart von durch HS aus saurer Lösung fällbaren Metallen
bestiumit werden soll, yorausgesetst, dass sonst keine anderweitigen
Basen als die Alkalien und keine anderen Säuren als Essigsäure
zugegen sind. Man hat in diesem Falle nur nöthig, das Schwermetall
äQ8 saurer, resp. mit Essigsäure angesäuerter Lösung durch Einleiten
von HS auszufallen, und im Filtrat, wie vorher angegeben, die
Säuren zu bestinmien. Die Methode kann also für Brechweinstein
und die Fehling'sche Lösung (wenn aus weinsaurem Kupferoxyd
ond nicht aus Vitriol bereitet) angewandt werden.
2. Fall. Bestimmung djer Weinsäure und Citronen-
säure bei Gegenwart anderer Säuren als Essigsäure, und
solcher Basen, welche in essigsaurer Lösung von keiner
der anwesenden Säuren gefallt werden. (Oxalsäure, Schwefel-
saure, Salzsäure, Salpetersäure; Alkalien, Magnesia, Thonerde, Eisen-
oxyd, Zinkoxyd etc.)
Sind durch HS in saurer Lösung fallbare Metalle zugegen, so
scheiden wir sie durch Einleiten dieses Gases nach Uebersättigung
mit essigsaurem Natron ab. Bei dieser Uebersättigung kann Wein-
stein ausgeschieden werden, dies ist aber leicht zu vermeiden, wenn
man entweder (bei Abwesenheit von Thonerde und Eisenoxyd) heiss
durch HS fallt oder nachträglich den abfiltrirten Niederschlag mit
heissem schwach essigsaurem Wasser auswäscht. Das Filtrat ver-
setzt man, nachdem dessen freie Säure mit kohlensaurem Natron
DQiöglichst abgestumpft, mit dem gleichen Volumen Alkohol und so
nel Bleinitrat -Lösung, dass ein Ueberschuss davon aufgelöst bleibt.
Hierdurch werden Weinsäure, Citronensäure, Oxalsäure und Schwefel-
säure vollständig, oder so gut wie vollständig abgeschieden. Ausser-
lem wird auch ein grosser Theil Chlorblei gefällt. Man filtrirt und
230 Zweiter Tbeil. Trennungs-Methoden für maassanalTt. Bestimmungen.
wäscht mit der vorher beschriebenen Alkohol - Mischung aus, spritzt
dann den Niederschlag in ein Becherglas und übergiesst ihn mit
essigsaurem Ammon, welches eher etwas sauer als alkalisch sein
darf. Hierdurch wird citronen- und weinsaures Bleioxyd bei gelindem
Erwärmen in wenigen Minuten vollständig gelöst, ebenso geht auch
etwas Chlorblei und Bleisulfat in diese Lösung über; dagegen bleibt
alles phosphorsaure und Oxalsäure Bleioxyd unlöslich zurück. Das
essigsaure Ammon wirkt weit energischer und sicherer lösend auf
das Bleicitrat als Ammon für sich. Im Archiv für Pharmacie
(4. Jahrgang, 3. Heft) habe ich meine Untersuchungen über die Los-
lichkeit , resp. Fällbarkeit (was durchaus nicht identisch) verschiedener
Bleisalze bei Gegenwart von essigsaurem Ammon publicirt. Diese
Arbeit liefert das interessante Eesultat, dass aus der Lösung des
Doppelsalzes von Blei- Ammon -Acetat weder salzsaure und schwefel-
saure noch weinsaure und citronensaure Alkalien die betreffenden
Bleisalze abscheiden. Dagegen reagiren Chromsäure, Phosphorsäure,
Arsensäure , Oxalsäure , Schwefelwasserstoff und (wenn auch nicht
ganz so bestimmt) auch Kohlensäure in ihren Alkali -Verbindungen
auf dieses Doppelsalz ebenso wie auf andere Blei-Lösungen. Will man
daher Weinsäure oder Citronensaure in Gegenwart von essigsaurem
Ammon durch Bleisalze fallen, so ist salpetersaures Bleioxyd im Ueher-
schuss zuzusetzen, weil dieses völlig zersetzend auf die organischen
Ammon-Salze wirkt, während essigsaures Bleioxyd diese Wirkimg auch
bei starkem Zusatz nicht vollkommen äussert. Doch dies nebenbei.
Es handelt sich hier zunächst darum, das Blei aus der Lösung,
welche alle Weinsäure und Citronensaure (getrennt von Phosphor-
säure und Oxalsäure) enthält, zu entfernen. Dies geschieht durch
Einleiten von Schwefelwasserstoff unter gelindem Erwärmen, um der
etwaigen Fällung vom Ammon -Bitartrat vorzubeugen. Darauf wird
das Schwefelblei abfiltrirt, mit heissem Wasser ausgewaschen und
zum Filtrat essigsaures Kali und das doppelte Volumen Alkohol
zugesetzt. Nach einstündigem Stehen wird das abgeschiedene saure
weinsaure Kali abfiltrirt und wie beschrieben titrirt. Das Filtrat
enthält alle Citronensaure und, wenn die ursprüngliche Flüssigkeit
Salzsäure oder Schwefelsäure enthielt, auch etwas davon. In diesem
Falle ist daher die Fällung der Citronensaure mit Bleinitrat nicht
ohne Weiteres anwendbar, da sich ja wieder Chlorblei oder SuHat
abscheiden könnte. Man kann dies jedoch vermeiden, wenn man
die Citronensaure erst als Kalkcitrat fällt, und dies ist hier um so
mehr zu empfehlen, als die Gegenwart des vielen essigsauren
Staren. § 71. BestimimiTig von Weinsäure und Citronensäure etc. 231
Alkalis einen sehr bedeutenden Zusatz von Bleinitrat erfordern würde,
am alle Citronensäure sicher abzuscheiden. Man verfährt deshalb
wie folgt
Die alkoholische Flüssigkeit, welche die Citronensäure enthält,
versetzt man mit Chlorcalcium ; bildet sich hierbei ein Niederschlag
(Spuren von Gips oder oxalsaurem Kalk), so kann man ihn ab-
filtriren: Citronensaurer Kalk wird, da die Flüssigkeit sauer ist,
durch Chlorcalcium auch in Weingeist nicht abgeschieden. Man
erwärmt nun zum Sieden, setzt noch etwas Alkohol hinzu und macht
mit Ammon alkalisch, wodurch sogleich (in alkoholischer Lösung)
der citronensäure Kalk völlig abgeschieden wird.
In wässriger Lösung giebt citronensaures Ammon mit Chlor-
calcium auch bei Ammon -Ueberschuss keine Fällung. Auch beim
Kochen ist die Abscheidung nicht vollständig. In alkoholischen
Flüssigkeiten (d. h. in solchen, die auf 1 Volumen Wasser mindestens
IV2 Volumen Alkohol enthalten), findet dagegen diese Abscheidung
schon bei gewöhnlicher Temperatur sofort statt, und ist so voll-
standig, dass z. B. wenige Milligramm Citronensäure in salmiak-
toigem Wasser zu 100 CC. gelöst mit Chlorcalcium und Ammon-
Üeberschuss versetzt; sogleich eine Trübung geben, wenn das doppelte
Volumen Alkohol zugesetzt wird.
Nachdem also auf diese Weise die Citronensäure als Kalk-
<^itrat abgeschieden ist, wird dasselbe filtrirt, mit Alkohol aus-
^»ewaschen und dann mit wenig Essigsäure gelöst, was ziemlich leicht
von Statten geht. Die Lösung versetzt man mit Bleinitrat, erhitzt
zum Sieden, fügt dann ein gleiches Volumen Alkohol hinzu, filtrirt
und bestimmt dann in der mit Alkohol ausgewaschenen reinen Blei-
verbindung, welche man schliesslich durch HS zersetzt, die Citronen-
säure wie vorher angegeben acidimetrisch.
Die eben beschriebene Methode kann als die allgemeine an-
gesehen werden; weil sie mit wenig Modificationen sich auch in
ßomplicirteren Fällen anwenden lässt. Bemerkenswerth ist, dass man
ien citronensauren Kalk auch in wenig Salpetersäure lösen und die
CJitronensäure aus dieser Lösung mit basisch essigsaurem Bleioxyd
^leiessig) fällen kann, was zur Vermeidung von zu viel freier Essig-
läure sehr vortheilhaft ist.
Auch bei Q-egenwart von Phosphorsäure ist die Methode ganz
ihnlich auszufuhren; ebenso wenn andere Basen, wie z. B. die alkä-
ischen Erden, zugegen sind. Zum besseren Verständniss wollen wir
)inen solchen
232 Zweiter Theil. Trennungsmethoden für maassanalyt. Bestimmimgexs.
3. Fall betrachten, wo neben den vorigen Snbstanze xi
Kalk und Phosphorsäure zugegen sind; und zwar in salz-
saurer Lösung.
Man scheidet zunächst wieder aus der salzsauren Losung die
durch HS fällbaren Metalle ab, setzt dann essigsaures Natron im
üeberschuss zum Filtrat und erwärmt zum Sieden, scheidet sich
etwas ab (phosphorsaure Thonerde oder Eisenoxyd oder oxalsaurer
Kalk), so wird abfiltrirt. Der Niederschlag ist jedoch möglicher-
weise weinsäurehaltig, weil sich etwas weinsaurer Kalk bei Gegen-
wart von viel Kalk gern in essigsaurer Lösung abscheidet. Dies
geschieht jedoch nicht, wenn die Flüssigkeit, wie hier anzunehmen,
Salmiak in grösserer Menge enthält. Jedenfalls ist es günstig, den
Niederschlag erst mit Wasser, dann mit heisser Salmiaklösung aus-
zuwaschen und die salmiakhaltigen Waschwässer für sich auf Wein-
säure durch Zusatz von viel essigsaurem Kali und Alkohol zu prüfen,
eventuell dieselbe darin zu bestimmen.
Durch diese Vorarbeiten ist nun eigentlich dieser Fall schon
auf den vorigen zurückgeführt; denn fallt man das mit kohlensau-
rem Natron abgestumpfte Filtrat mit salpetersaurem Bleioxyd, so
enthält der Niederschlag wieder alle vorhergenannten Säuren und
eventuell auch die Phosphorsäure. Durch Behandeln des Bleinieder-
schlages mit essigsaurem Ammon kommen dagegen nur citronen- und I
weinsaures Bleioxyd völlig in Lösung, welche wie vorher getrennt |
und bestinmit werden. Phosphorsaures Bleioxyd bleibt so gut wie |
völlig ungelöst. Man verfährt daher auch bei Gegenwart von Phos- ,
phorsäure ganz ebenso wie vorher.
Durch die Fällung der meisten Säuren durch Blei wird die
Bestimmung der gelöst bleibenden sämmtlichen Basen sehr erleichtert
Man kann z. B., nachdem durch HS das Blei entfernt und noch etwas
essigsaures Natron hinzugefügt worden, durch Kochen Thonerde und
Eisenoxyd abscheiden, im Filtrate Kalk durch oxalsaures Ammon,
und Magnesia durch Phosphorsalz fallen.
Ebenso leicht ist die Bestimmung der im Bleiniederschlage
nach Behandlung mit Ammon-Acetat etwa enthaltenen Phosphorsäure
und Oxalsäure. Man hat nur nöthig, den liückstand mit Aetzkaii
zu übergiessen und etwas Schwefelammonium zur Abscheidung des
Bleies hinzuzufügen, dann mit Essigsäure oder Salzsäure schwach an-
zusäuern, aufizukochen und zu filtriren. Das Filtrat theilt man in
zwei Theile.
. Sinreii. § 71. Bestimmang der Weinsäure und Citronensäure etc. 233
Die eine Portion titrirt man nach dem Ansäuern mit Schwefel-
Bänre durch Chamäleon auf Oxalsäure nach §. 20.
Den zweiten Theil versetzt man mit Bleichnatron, erhitzt zum
Sieden ; übersättigt mit essigsaurem Natron und filtrirt die darin
enthaltene Phosphorsäure durch essigsaures üranoxyd nach § 50.
Schwefelsäure bestimmt man am besten in besonderer Probe, indem
man sie aus der mit Salzsäure versetzten Flüssigkeit durch Chlor-
Btrontium unter Alkohol Zusatz nach § 14 fallt und titrirt.
Nachdem ich in Vorhergehendem die Bestimmung der beiden
Fniehtsäuren in ganz allgemeinen Fällen gezeigt habe, gehe ich
nun zu speciellen Zwecken über, und wende mich zunächst zur
Bestimmung der Weinsäure und Citronensäure in den
Fruchtsäften.
Die Fruchtsäfte enthalten ausser den Fruchtsäuren in der
Begel noch etwas Phosphorsäure, sowie gummöse, schleimige Be-
standtheile und Farbstoflfe. Von den Fruchtsäuren wird ausser
Weinsäure und Citronensäure zumeist auch Aepfelsäure angetroffen
^d zwar häufig in ganz bedeutender, die andern Säuren überwie-
gender Menge. Wir haben deshalb auf dieselbe insofern Rücksicht
2tt nehmen , dass wir sie nicht gleichzeitig bei ihrer Fällbarkeit durch
Bleizucker mit den anderen Säuren falschlich mit bestimmen.
Viele Fruchtsäfte sind so schleimig, dass sie sich nicht filtriren
lassen. Dies gelingt jedoch, wenn man ein gleiches Volumen Alkohol
zusetzt und einige Stunden stehen lässt. Man kann dann oft einen
^[rossen Theil klar abgiessen oder filtriren und den Best mit heissem
Wasser auf dem Filter aussüssen. Ausser diesen Stoffen sind auch
die Farbstoffe zuweilen so störend, dass man durch Titriren den all-
gemeinen Säuregehalt kaum feststellen kann.
Wir werden jedoch sehen , dass diese üebelstände die Ans-
fohrung der Bestimmung der Wein- und Citronensäure wenig be-
nachtheiligen.
Den möglichst geklärten Saft 'fällt man, da hier essigsaure
Alkalien kaum oder nur in geringer Menge zugegen sind, mit Blei-
essig. Der Niederschlag enthält die Weinsäure und Citronensäure,
ausserdem aber auch Aepfelsäure, resp. Phosphorsäure und Oxal-
säure. Ueberdies reisst der Niederschlag auch viel Farbstoff imd
schleimige Substanzen mit nieder. Man wäscht denselben mit wäss-
rigem Alkohol aus, übergiesst ihn dann mit Ammon und filtrirt.
Das Filtrat enthält alle Weinsäure, Citronensäure, sowie auch die
234 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt. BestimmuiigeiL
Aepfelsäure und ist überdies durch den FarbstofiP, welcher mit ge-
fällt wurde, mehr oder weniger gefärbt. Setzt man nun Schwefel-
ammonium hinzu und säuert mit Essigsäure an , so wirkt das
Schwefelblei stark entfärbend, so dass das Filtrat zuweilen ganz
farblos wird.
Man fällt nun zunächst die Weinsäure durch essigsaures Kali
und Alkohol. Das Filtrat enthält Aepfelsäure und Citronensäure.
Zu diesem fügt man Ohlorcalcium und Ammon nebst etwas Alko-
hol hinzu und erwärmt. Der Niederschlag enthält alle Citronen-
säure, aber auch etwas Aepfelsäure. Wäscht man denselben jedoch
mit kochend heissem Kalkwasser aus, so bleibt nur citronensaurer
Kalk zurück , während aller äpfelsaurer Kalk gelöst wird. Der
citronensäure Kalk ist in heissem Kalkwasser sehr schwer löslich,
fast so wie kohlensaurer Kalk, der äpfelsaure dagegen löst sich
leicht auf. Den citronensauren Kalk löst man dann in wenig Sal-
petersäure, fällt mit Bleiessig und bestimmt die Citronensäure, wie
beschrieben.
War in dem Fruchtsafte Phosphorsäure, Oxalsäure oder Schwefel-
säure zugegen, so bleiben erstere in dem Bleiniederschlage nach
Behandlung mit Ammon -Acetat zurück und können dann, wie be-
schrieben, bestimmt werden. Die Schwefelsäure dagegen kann in die
Lösung der organischen Säuren übergehen und muss daher nach
Fällung des Weinsteins entfernt werden, indem man die alkoholische
aber saure Lösung mit Chlorcalcium versetzt und den sich aus-
scheidenden Gips abfiltrirt, bevor man durch Ammon -Zusatz das
Kalkcitrat fällt. Auf diese Weise vermeidet man, dass sich bei
der Zersetzung des letzteren mit Bleiessig (in salpetersaurer hösoDg)
schwefelsaures Blei abscheidet.
In einigen Säften ist auch Traubensäure enthalten, welche
sehr ähnliche Reactionen als die Weinsäure besitzt, und daher bei
dem eben beschriebenen Verfahren in den Weinstein -Niederschlag
eingeht. Löst man den traubensäurehaltigen Weinstein dann roii
Salzsäure, übersättigt mit Ammon und fügt Chlorcalcium- Lösung
hinzu, so wird nur Traubensäure, aber keine Weinsäure als Kalk-
salz gefällt, weil der traubensaure Kalk in Salmiak unlöslich, der
weinsaure löslich ist. Man kann den traubensauren Kalk, nach-
dem er erst mit heisser Salmiak-Lösung, dann mit reinem destillirten
Wasser ausgewaschen ist, trocknen und glühen und dann aus dem
zurückbleibenden kohlensauren Kalk die Traubensäure berechnen,
da 50 Theile CaO CO^ = 75 Uv.
§ 72. SchloBsbemerkniigen zu den maassanalTt. Trennungs-Methoden. 235
loh habe endlich noch zu beschreiben, wie zu verfahren ist,
um Weinsäure und Citronensäure in schwer- oder unlös-
lichen Substanzen, wie rohem Weinstein, citronensaurem
Kalk etc. zu bestimmen.
Die Weinsteine enthalten häufig Verfälschungen von Thon,
Sand, Gips etc. Qualitativ ist dies leicht zu erkennen, wenn man
die zerriebene Substanz mit kalter Kalilauge digerirt, wodurch
die weinsauren Verbindungen gelöst werden; während die erdigen
Substanzen zurückbleiben und sich schon äusserlich zu erkennen geben.
Quantitativ verfahrt man folgendermaassen: Die Substanz wird
in heissem Wasser unter Zusatz von wenig verdünnter Salpeter-
saure gelöst, die Lösung dann mit ein wenig Oxalsäure versetzt,
darauf mit Ammon übersättigt und heiss abfiltrirt. Der Oxalsäure
Kalk wird mit Chamäleon titrirt. Das Filtrat versetzt man, nach-
dem es mit Essigsäure angesäuert worden, mit essigsaurem Kali und
fallt die Weinsäure unter Alkoholzusatz.
Zur Bestimmung des Kalis im Weinstein hat man nur nöthig,
die ursprüngliche Substanz zu glühen, und das durch Auslaugen der
Crlühmasse gewonnene Filtrat alkalimetrisch auf Pottasche zu titriren,
oder mit SO^ abzudampfen und KOSO^ zu wägen, wenn gipshaltiger
Weinstein vorlag.
Um im unreinen citronensauren Kalk die Citronensäure
2u bestimmen, löst man ihn in wenig Salpetersäure, fällt mit Bleiessig
^d .bestimmt im Bleicitrat die Säure. Waren beide Säuren als
Kalksalze zugegen, so löst man in wenig Seipetersäure, fällt mit
•Bleiessig und behandelt dann den Bleiniederschlag, wie wiederholt
l)e8chrieben. Enthielt das rohe Kalkcitrat Gips, so fällt man dessen
Schwefelsäure mittels salpetersaurem Baryt aus, ehe man die Citronen-
säure durch Bleiessig abscheidet.
§ 72.
Schlassbemerkungen za den maassanalytischen
Trennungs-Methoden.
lieber das leitende Princip der Trennungs- Methoden für die
Maassanalyse und dessen Unterschied von dem der Gewichtsanalyse,
habe ich mich schon in der Einleitung des zweiten Theiles aus-
gesprochen; dagegen möchte ich jetzt zur Orientirung über das eben
rollendete Material einige Bemerkungen machen.
Bei der Bestimmung eines unorganischen Körpers auf maass-
236 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt Bestimmungen^
analytischem Wege liegt immer die Absicht vor, eine der im erste
Theil dieses Buches angegebenen Methoden pure, also ohne Rück:—
sieht auf alle anderen den Stoff begleitenden Beimischungen in An —
Wendung zu bringen. In der That ist dies auch wegen der grosseKiM
Allgemeinheit, die an und für sich in den Titrir - Methoden liegfc,
in ziemlich vielen Fällen thunlich; ja wir haben Methoden von so
allgemeinem Charakter kennen gelernt, welche, wie z. B. die Eisern.—
Bestimmung, fast nie eines Trennungs- Verfahrens bedürfen.
Dennoch kann die Titrir -Methode nicht ohne Scheidungen aLs
selbständige quantitative Analyse existiren, nur beruhen dieselböxi
auf anderen Gesichtspunkten und sind bei weitem einfacher aus-
zuführen als die der Gewichtsanalyse. Denn erstere darf und soll
möglichst wenig, letztere muss möglichst viel trennen.
Die Trennungs -Methoden in Verbindung mit den einzelnen
Titrir- Verfahren (also das Ganze, was bis hierher beschrieben wurde)
spinnen eben den rothen Faden, welcher uns den Weg aus dem
scheinbaren Labyrinth der Stoffe nach einem bestimmten Ziele zeigt.
Verfolgen wir diesen Weg, so treten uns dabei vier Hauptpunkte
entgegen, welche consequent bei allen quantitativen Analysen beachtet
werden müssen; weil sie maassgebend für das Ganze sind. Diese
vier Hauptpunkte heissen:
1. Kenntniss der Substanz,
2. Aufschliessung,
3. Trennung,
4. Bestimmung der einzelnen Stoffe.
Diese vier Stationen müssen bei jeder quantitativen Analyst
nach einander passirt werden, wenn man logisch und zuverlässig
arbeiten will.
Die Kenntniss der Substanz 'ist häufig ohne qualitative Unter-
suchung vorhanden; letztere dagegen stets vorzunehmen, wenn auch
nur leise Zweifel daran haften.
Die Aufschliessung, d. h. die Auflösung, sei es einfeush io
Wasser , oder durch chemische Hilfsmittel , hat zum Zweck , die
Trennungen zu erleichtern, weshalb möglichst bei ihr darauf Rück-
sicht zu nehmen ist, dass keine die Analyse erschwerenden Stoffe
(§ ^7) in die zu untersuchende Lösung gelangen.
Die Trennung soll so einfach wie möglich sein. Bei den Basen
tritt deshalb die Frage auf: welche Metallgruppen sind zugegen,
und (wenn das allgemeine Basen -Trennungs -Verfahren angewandt
i 72. SchluBsbemeriningen zu den maassanalyt. Trennungs-Methoden. 237
wird) sind Metalle der sechsten GFruppe anwesend oder nicht? Bei
den Säuren gestaltet sich die Trennung meist viel einfacher und
es giebt hier eigentlich nur zu erwägen, ob andere Basen als die
Alkalien oder solche Säuren zugegen sind, welche durch Eeductions-
oder Oxydationsfähigkeit die directe Bestimmung alteriren.
Die eigentliche Bestimmung (also die geeignete Titrir-Methode)
hängt von der Art der Trennung ab. Im Allgemeinen aber wird
man, wenn eine Wahl möglich, immer die am schnellsten und leich-
testen ausfährbare Methode wählen.
Bei den Trennungs- Methoden ist es von grösster Wichtigkeit,
sich stets klar zu sein: warum man diese oder jene Fällung vor-
wmmt; weil man dadurch nicht allein vor Irrthümem bewahrt bleibt,
sondern auch häufig manche Vereinfachungen gewinnt. Ein Bei-
spiel aus dem allgemeinen Basenbestimmungs- Verfahren S. 200 mag
dies erläutern.
Nehmen wir an, Blei, Wismuth und Silber seien nicht zugegen;
wohl aber Kupfer und alle übrigen in der Tabelle enthaltenen
Metalle; und die Kupfer -Bestimmung sei Hauptsache.
Man verfährt also nach der ersten Rubrik. Da aber Wismuth,
Kei und Silber nicht zugegen sind, so hat man natürlich die in
Lesern Falle erfolglosen Fällungen sowohl von Bleisulfat, als auch
^on den Chloriden des Silbers und Wismuths wegzulassen, und fällt
direct das Kupfer mit Rhodankalium und schwefligsaurem Natron.
Man hüte sich aber, solche Sprünge ohne Ueberlegung zu
dachen; denn wollte man z. B. (in der 4. Rubrik) bei Abwesenheit
Von Mangan aber Gegenwart von Eisenoxydul das Kochen des essig-
sauren Filtrats mit Bleichnatron unterlassen, so würde bei der
i^ällung der Magnesia Eisen mitfallen und dies die Phospliorsäure-
Titrirung beeinflussen.
Aus eigener Erfahrung kann ich endlich den Rath geben, in
4er Erlernung, sowie in der Ausfuhrung der quantitativen Analyse
Möglichst nach Allgemeinheit zu streben; d. h. möglichst die Kennt-
iiiss allgemeiner Titrir- und Trennungs -Verfahren als Hauptsache,
specielle Methoden aber als Nebensache zu behandeln. Auf diese
Weise gelangt man bald zu derjenigen Selbständigkeit, die leider
80 /Viele nicht besitzen, nämlich Analysen ohne Buch auszuführen;
ein Vortheil, der Demjenigen recht in die Augen fällt, welcher viel-
seitige und viele Analysen zu machen hat.
Aus diesem Grunde habe ich in diesen beiden Theilen auch
238 Zweiter Theil. Trennungs-Methoden für maassanalyt, Bestunmun
nur die wesentlichen und zuverlässigen Methoden gegeben und n
bestrebt, gerade durch Verallgemeinerung derselben, specielle ^
fahren möglichst entbehrlich zu machen. Vielleicht habe ich da
dem Lernenden einen besseren Dienst erwiesen, als wenn ich m
liehst viele Verfahren encyklopädisch, unbekümmert um deren Zu
lässigkeit und allgemeinere Brauchbarkeit, beschrieben hätte.
Dritter Theil.
Anleitung
zur
qnantitatiT- analytischen Untersnchnng technisch
wichtiger Stoffe.
Einleitung.
Bei den quantitativen Bestimmungen zusammengesetzter Stoffe
mmt es nicht immer darauf an, die Gewiehtsmengen jedes ein-
igen Körpers der Verbindung festzustellen, sondern es genügt in
den Fällen, namentlich bei Untersuchungen technisch wichtiger
oducte, die Substanz nur auf den G-ehalt des einen oder anderen
standtheils zu prüfen.
So bestinmit man, wie schon früher gezeigt wurde, bei der
aunstein- und Ohlorkalkprüfiing in der Begel nur die Quantität
I darin enthaltenen, oxydirend wirkenden Sauerstoffes, und zwar
halb, weil sich der HandelswOTth dieser Stoffe nach ihrem Oxydations-
mögen richtet. Ebenso würde man bei der Analyse des chrom-
ren Kalis nur die Menge der Ohromsäure zu ermitteln haben,
il diese gerade fiir den Preis dieses Salzes maassgebend ist. Und
kann man im Allgemeinen sagen, dass die quantitative Unter-
hung technischer Producte sich in der Eegel nur auf die analytische
Stimmung einiger weniger Körper der zu prüfenden Substanz be-
ranken wird, wogegen wissenschaftliche Arbeiten zumeist eine voll-
adige Analyse erfordern.
Es soll damit jedoch durchaus nicht gesagt sein, dass bei tech-
chen Untersuchungen nicht auch 'zuweilen vollständige Analysen
Drderlich werden; denn häufig richtet sich der Handelswerth nicht
B nach dem Gehalt des Haupt -Bestandtheils, sondern auch nach
I ihn begleitenden fremden Beimischungen. Ganz besonders gilt
s für sogenannte Eohstoffe oder chemische Substanzen, welche
ni bestimmt sind, einen Eabrikationsprocess zur Gewinnung eines
)r mehrerer chemischer Producte durchzumachen. Hierbei sind
Beimengungen mehr oder weniger von Einfluss auf die Fabrika-
is -Methode und alteriren somit deren Kosten, weshalb gleich
m Einkauf des Eohmaterials dessen Preis dem entsprechend nor-
i*! ei scher, Titrir-Methode. 3. Aufl. t6
242 Dritter Theil. Anleit zur quantit.-analyt. Unters, techn. Stoffe.
mirt wird. Gerade unter solchen Bewandtnissen bedarf es nicht blos
einer eingehenden chemischen Analyse, sondern ausserdem einer mehr
technischen Untersuchung auf den Fabrikationswerth.
Diese technische Untersuchung des Fabrikationswerthes ist nament-
lich dann unerlässlich , wenn die analytische Methode bedeutend von
dem betreffenden Fabrikations - Verfahren in ihren quantitativen
Resultaten abweicht. Kauft Jemand z. B. Schwefelkies, um durch
Rösten desselben schweflige Säure und daraus im Bleikammer -Pro-
cess Schwefelsäure zu gewinnen, so kommt für ihn lediglich die-
jenige Schwefelmenge des Kieses in Betracht, welche durch Kosten
in schweflige Säure verwandelt werden kann. Diese Menge kann
aber sehr erheblich von der analytisch ermittelten abweichen; denn
abgesehen von allen Röst-Verlusten giebt ein Schwefelkies, der z. B.
mit kohlensaurem Kalk oder Mergel verunreinigt ist, auch theo-
retisch weniger fireie schweflige Säure als seinem Schwefelgehalt (der
analytisch genau festgestellt werden kann) entspricht. In diesem Falle
würde mithin die Analyse zwar den Schwefelgehalt ermitteln, nicht
aber (ohne eine specielle Röstung) den nutzbaren Theil desselben för
die Schwefelsäure -Fabrikation.
Wir sehen also, dass dem technischen Chemiker die Analyse in
manchen Fällen nur Licht über die Zusammensetzung der Substanz,
nicht immer dagegen Aufschluss über den eigentlichen Fabrikations-
werth des Stoffes geben kann. Jedoch ist dies auch von ihr um
so weniger zu beanspruchen, als ja der Fabrikationswerth wiederum
von der Fabrikationsmethode abhängig ist, und deshalb nur der-
jenige ihn prüfen kann, der die letztere kennt und, so gut es geht»
im Kleinen nachahmt.
Ich kann deshalb hier unmöglich beabsichtigen, über die Er-
mittelung des Fabrikationswerthes für die zu beschreibenden Pro-
ducte nähere Angaben zu machen, sondern nur deren quantitative
Untersuchung und besonders deren Gehalt an wesentlichen Stoffe»
berücksichtigen.
Die Andeutung, welche ich für die Feststellung des Fabrikations-
werthes gemacht habe, ist für den Fabrik-Chemiker bestimmt, welcher
stets in der Lage ist, nach beiden Richtungen, faUs erforderlich,
seine Untersuchungen vorzunehmen, und liegt nicht im aUgemeinen
Interesse unseres Gegenstandes. Ich will deshalb jetzt nur ein wesent-
liches Gebot, welches alle technischen Untersuchungeii beherrscht, ein-
gehender erörtern. Dieses Gebot lautet: Nimm eine richtige Probe;
trockne sie, wenn nöthig, bei derjenigen Temperatur, welohe dafÖr
Einleitung. 243
zulässig; untersuche genau und controlire in zweifelhaften Fällen
das Eesoltat.
Unter richtigem Probenehmen versteht man nichts weiter, als
diejenige Substanz der Analyse unterwerfen, deren Mengen -Ver-
hältniss man erfahren will. Ist demnach z. B. in einem mechanischen
öemenge — etwa einer Mineral-Substanz, oder einer Mischung ver-
schiedener, deutlich zu erkennender und durch blosses Auslesen zu
sondernder Körper — ein bestimmter Gfemengtheü zu untersuchen, so
hat man ihn erst mechanisch von allen zufalligen Neben - Sub-
stanzen oder Verunreinigungen zu trennen, ehe man ihn weiter
untersucht. Liegt eine Mischung von pulverisirter und brocken-
artiger Substanz vor und man will eine Durchschnittsprobe davon
»nalysiren, so zerreibt oder zerstösst ' man (im eisernen Mörser) eine
grössere Menge (z. B. 100 Grm.), mischt gut durcheinander und
zerreibt davon eine kleine Probe (etwa 1 — 2 Grm.) für die Analyse
noch feiner. Soll eine Untersuchung eines in grossen Stücken vor-
handenen Materials (z. B. Braunstein) vorgenommen werden, so
nehme man eine schon äusserlich erkennbare mittlere Durchschnitts-
probe und behandele diese ebenso wie vorher. Liegt endlich eine
schlammige oder breiartige Masse vor, so bereite man sich zunächst
durch gutes Umrühren eine recht gleichmässige grössere Probe und
nehme davon wiederum einen nicht allzukleinen Theil (5 — 10 Grm.)
zur Analyse.
Im Allgemeinen kann man sagen, wird eine getreue Probe um
so sicherer erhalten, je umfangreicher die vorbereitende Mischung ist,
*n8 welcher man sie entnimmt.
Das zweite Hauptmoment jeder quantitativen Analyse beruht
^ der richtigen Trockenheit der Probe. Es ist einleuchtend, dass
eine mit 10 ^/q Feuchtigkeit analysirte Substanz ein anderes procen-
«8ches Mengen- Verhältniss geben muss, als eine wasserfreie. Jedoch
^ hierbei zu berücksichtigen, ob man denn überhaupt die Analyse
der künstlich getrockneten oder der gerade vorliegenden, wir wollen
sagen, „lufttrockenen" Substanz wünscht.
Bei technischen Analysen ist dies sehr verschieden. In der
Regel wird der Fabrikant oder Kaufmann, der einen Stoff für che-
inisehe Zwecke erwirbt, danach fragen, wie viel Procent dieses oder
enen Körpers der Stoff in dem Zustande erhält , in welchem er ihm zum
laufe angeboten ist; also eventuell nicht trocken. Dies ist auch
ligentlich die natürlichste Frage; denn was kann es nützen, wenn
lan die Analyse auf „Trockensubstanz" bezieht, während die Waare
16*
244 Dritter Theü. Anleit. zur quantit.-analyt. Unters, techn. Stoffe.
doch factisch nicht trocken in diesem Sinne ist. In der That sind
daher auch in recht vielen Fällen die Trocken- und Wasser-Bestim-
mungen üherflüssig. Jedoch bieten sie, besonders bei vollständigen
Analysen, eine sehr schöne Oontrole, und bei genauen Untersuchungen,
oder, wenn es sich überhaupt um eine allgemeine Analyse und nicht
um einen bestimmten Zweck handelt, sind sie unentbehrlich.
Das Trocknen geschieht nun (je nach den Eigenschaften der
verschiedenen Substanzen) bei verschiedenen Temperaturen ; immer
aber soll es bezwecken, den veränderlichen Feuchtigkeits - , nicht
aber den etwa chemisch gebundenen Wasser -Gehalt im weitesten
Sinne (Hydrat und Krystallwasser) zu ermitteln; wenigstens nicht
bei technischen Untersuchungen.
Man kann deshalb keine bestimmte Temperatur für alle Trock-
nungen angeben, sondern hat nur darauf zu achten, dass sie nicht zu
hoch ist, um den chemischen Wassergehalt zu vermindern, und nicht
zu niedrig, um die zufällige Feuchtigkeit vollkommen zu entferaeo.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Stoffe ohne chemisches Wasstf
von ihrer Feuchtigkeit bei 100^ C. ohne Zersetzung zu erleiden, be-
freit werden können, einige (besonders in der Hitze unzerstörbare)
Salze (Kochsalz, Pottasche) Silikate etc. können sogar geglüht wer-
den. Salze mit Krystallwasser dagegen dürfen meist nur (und dies
auch nicht in allen Fällen) im Exsiccator bei gewöhnlicher TeiB-
peratur getrocknet werden. Manche Stoffe, z. B. Citronensäure, ent-
halten (selbst in den schönsten Krystallen) eingeschlossenes mecha-
nisches Wasser, was ihnen nur dadurch entzogen werden kann, dass
man sie fein zerrieben so lange mit Filtrirpapier abpresst, bis diese«
keine Feuchtigkeit mehr zeigt.
Ueber die verschiedenen Oonstructionen der Exsiccatoren und
Trockenkästen will ich mich nicht verbreiten, dagegen anführen, das*
jede Trocknung nur dann auf Richtigkeit Anspruch machen kanS)
wenn sie bis zu gleichbleibendem Substanz-Gewicht auch nach längerer
Nachtrocknung (unter gleichen Umständen) erfolgt ist. Die Differenz
zwischen dem ursprünglichen und dem nach dem Trocknen gefundenen
Gewicht der Substanz bestimmt deren Wasser- oder richtiger Feuchtig-
keits -Gehalt. Bemerkenswerth ist, dass man das häufige Wagen
umgehen kann, wenn man in den Exsiccator ein Lamprecht'aehes
Hygrometer stellt. Mit diesem Instrument kann man den Verlauf des
Trocknens in Zahlen verfolgen; denn es zeigt nicht eher 0%^ ehe
die Trocknung beendet ist. Das Hygrometer wird von Lamp recht
in Göttingen für diesen Zweck besonders justirt.
Einleitang. 245
Da das Trocknen viel Zeit, oft mehrere Stunden, ja selbst Tage in
Anspruch nimmt, so ist es in den meisten Fällen sehr zu empfehlen,
zwei gleiche Proben abzuwägen'*'); die eine, ohne zu trocknen, zu
anftlysiren und die andere gleichzeitig zur Wasser-Bestimmung (durch
richtiges Trocknen) zu benutzen. Man kann dann leicht das ana-
lytische Resultat auf Trocken-Substanz beziehen, ohne nöthig zu haben,
die Wasser -Bestimmung abzuwarten.
Ehe ich diese Einleitung schliesse, muss ich noch darauf auf-
merksam machen, dass im Allgemeinen technische Froducte nach
den in den beiden vorigen Theilen beschriebenen Titrir- und Tren-
nungs- Verfahren untersucht werden, ja dass ich in allen Fällen
schliesslich darauf zurückgreife.
Nur die Gegenwart organischer Substanzen, oder die in einem
speciellen Falle besonders günstigen oder ungünstigen Bedingungen
ZOT Ermittelung eines bestimmten Stoffes, geben aus Eücksicht für
die leichtere Ausfuhrung der Analyse Veranlassung hier und da
Ueine Abweichungen zu benutzen. Immerhin aber, und besonders
hei mineralischen oder Hütten -Producten, wird man als System das
im Vorhergehenden beschriebene betrachten und danach arbeiten
dürfen. Ueberhaupt kann ich junge Chemiker nicht genug davor
Warnen, analytische Lehrbücher für Eecept-Lexica zu halten, und bei
vorkommender Analyse irgend eines chemischen Products nichts
Eiligeres zu thun zu haben, als nachzusehen, ob das betreffende
I^ehrbuch die gewünschte Auskunft über den gerade vorliegenden
^all giebt; anstatt den grössten Werth darauf zu legen, sich um
das Systematische und Wissenschaftliche der analytischen Chemie
2U bekümmern. Auf diese Weise wird niemals ein solides Wissen,
(reiches allein die Macht giebt, frei nach bestimmten Grundzügen
sn arbeiten, erreicht, hingegen nur schnell etwas angelernt, was
)benso rasch wieder vergessen wird.
Solchen Schülern geht es dann sehr bald wie ihrem berühmten
/oUegen in Goethe's Faust. Sie glauben : „was man schwarz auf weiss
lesitzt, kann man getrost nach Hause tragen", ohne zu bedenken,
rie sehr sie damit der Sclave ihres Buches werden.
Die Besprechung der Untersuchung chemisch-technischer Handels-
rtikel soll deshalb mehr dazu dienen, eine Information über die
*) In vielen Fällen ist es zweckmässig, das Atomgewicht der reinen
nbstanz, aufweiche man untersucht, in Decigrammen abzuwägen (z. B. für
^ottasche 69 Dgr. oder 6,900 Grm.), weil alsdann beim Titriren direct
ie Procenl^ ermittelt werden.
246 Dritter TheiL Anleit. zur quantit-analyt Unters, techn. Stoffe.
technischen Fragen zu geben, welche bei einer solchen Untersnchang-
in den Vordergrund treten, und damit gewissermaassen die Stoff-*
Kenntniss des Lesers erweitem. So weit diese Beschreibung da-
gegen die analytischen Methoden berührt, habe ich es absichtlich yer*
mieden, dieselben hier wiederum ausführlich zu erörtern, sondern
viel mehr auf die vorigen Theile bei jedem einzelnen Falle ver-
wiesen.
§73.
Pottasche.
Die Pottasche des Handels enthült in der Regel ausser kohlö»"
saurem Kali noch Kieselsäure und Schwefelsäure, sowie Chlor- und
Schwefelalkalien. Von den Basen, welche diesen Körper verunreinigeiif
kommen lediglich alkalische Erden (Kalk, Magnesia), Eisenoxyd und
Manganoxydul darin vor.
Für die Bestimmung des Gehaltes der Pottasche an kohleß"
saurem Kali löst man dieselbe in heissem Wasser^ filtrirt und bestiinin*
im Filtrat die Menge des kohlensauren Kalis durch Titriren mit
Normal-Salzsäure nach § 8. Den Gehalt an Schwefelsäure kann in»ß
in der klaren Auflösung nach § 14 oder 53 , den des Chlors in der
mit Salpetersäure angesäuerten Lösung nach § 47 ermitteln.
Wie schon erwähnt, enthält die Pottasche häufig etwas alkalisch
reagirendes Schwefelalkali. Will man die Menge des letzteren fest-
stellen, so versetzt man die filtrirte Pottasche - Lösung mit Salmiak
im üeberschuss, fällt durch ammoniakalische Zinkvitriol -Lösung den
Schwefel aus und bestimmt ihn im Niederschlage nach § 30. K®
Bestimmung der Kieselsäure kann gewichtsanalytisch nach § 5/
geschehen. Die Prüfung auf die Quantität der die Pottasohe ver-
unreinigenden Basen kann nach den früher beschriebenen Methoden
vorgenommen werden, jedoch wird es bei der Analyse dieses Körpers
in der Regel nur darauf ankommen, die Alkalität der abfiltrirten
Lösung zu ermitteln.
Enthält die Pottasche Soda, so ist es am besten, eine directe
Natron-Bestimmung zu machen, indem man alles Kali durch Wein-
säure mit essigsaurem Ammon und Alkohol nach § 12 abscheidet^
das Filtrat mit Schwefelsäure zur Trockne verdampft, glüht; dann
§ 74. Soda. 247
zurückbleibende schwefelsaure Natron wägt und auf Soda be-
rechnet, oder aus dem kalifreien Filtrat das Natron als Kieselfluor-
Verbindung nach § 12 fällt und bestimmt. Das gefundene Natron
würde alsdann als kohlensaures Salz (Soda) von der Alkalität der
Pottasche in Abzug zu bringen sein. Oft kann schon die alkali-
metrische Titrirung einer gewogenen Menge Pottasche auf grössere
Soda- Mengen schliessen lassen , sofern die Sättigung der gewogenen
Menge mehr Salzsäure als die einer gleichen Quantität chemisch
reiner Pottasche erforderte. Läge daher nichts anderes als ein Ge-
misch der Carbonate von Kali und Natron vor, so würde in der That
die Titrirung einer geglühten und gewogenen Menge dieser Mischung
die Quantität des darin enthaltenen Natron- Carbonats durch Berechnung
feststellen lassen. Ist dagegen die Pottasche auch mit anderen Alkali-
Salzen als den kohlensauren verunreinigt und man will nur wissen,
wie viel Soda sie neben kohlensaurem Kali enthält, so ist offenbar
eine Bestimmung des gesammten Kali- und Natron -Gehalts geboten.
Diese Bestimmung lässt sich bei grösseren Natron-Mengen am rasche-
sten auf indirectem Wege , wobei die Alkalien in Chloride verwandelt
^d als solche gewogen und titrirt werden, nach § 58 ausfuhren.
Zieht man nun die der gefundenen Natron-Menge entsprechende Alka-
Htat von der gesammten Alkalität, welche die Pottasche - Titrirung
ergab, ab, so entspricht der Riest dem effectiven Gehalt an kohlen-
saurem Kali.
§ 74.
Soda.
Bei der Analyse der im Handel vorkommenden Soda bestimmt
Uan in der Regel nur die Alkalität dieses Körpers nach der im vorigen
^aragraph erwähnten Methode; unter Umständen ist es jedoch wünschens-
rerth, die Menge des in der Soda enthaltenen Aetznatrons festzustellen,
^obei man folgendermaassen verfahren kann. Die Gegenwart von Kali-
arbonat ist fast immer ausgeschlossen.
Eine gewogene Menge der zu untersuchenden Soda wird in
3issem destillirten Wasser in einem verdeckten oder verkorkten
efass gelöst , darauf eine Chlorbaryum - Lösung hinzugefugt und
ich einigem Absetzen des Niederschlages, unter möglichster Ver-
eidung von Luftzutritt, abfiltrirt. Hatte man die Gesammtflüssig-
dits- Menge nach der Fällung gemessen, so kann man in einem
liquoten Theile des Filtrats, durch Titrirung mit Normal -Salzsäure
248 I>ntter TheO. Ankit. nr quantit-anmlTt Unten, tedn. Stoffe.
die Menge des Aetznatrons bestimmen mid daimns den Gessmmt-
Gduüt der thgewogeMien Substanz an Aetznatnm bereefanen.
Die Soda enthiH nicbt seifen Schwefelnairiom, nnteisehweflig*
sanres and scbwefelsanres Natron. Znr Bestimmung des letzteren
kann man dieselbe in beissem, destflürten Wasser anfloeen, darauf
mit Salzsanre ansäuern , nnd nacb § 53 die Menge der Sehwefd-
sänre ermitteln. Will man ancb den Gebalt an sdiwefel- nnd miter-
scbwefligsaorem Alkali feststellen, so misst man von einer Sod»-
Ldsnng Ton bekanntem €kbalt zwei gleiche Portionen ab. Die eise
wird mit doppelt -kohlensaurem Natron und Starke -Losnng yersetzt
nnd mit lod- Losung bis znr Blaufärbung titrirt.
Nachdem man die dazu verbrauchte lodmenge notirt, versetzt
man die zweite Portion mit Salmiak und ammoniakalischer Snk-
vitriol-Losung, filtrirt den daduch erzeugten Niederschlag von Schwefel-
zink und kohlensaurem Zinkozyd ab, und titrirt das Fütrat eben&Ils
mit lod-Losung. Die hierzu verbrauchte lodmenge entspricht der
Quantität der unterschwefligen Säure, und zieht man dieselbe von
der bei der ersten Titrirung verbrauchten lodmenge ab, so ergiebt
der Rest diejenige Quantität lod, welche zur Zersetzung des Schwefel-
alkalis erforderlich war (vergL darüber auch § 69).
Hat man die Alkalität einer Soda, welche Schwefelnatrium etc.
enthält, durch Sättigungsanalyse festgestellt, so ist von der so go-
fnndenen Menge Natron diejenige, welche durch lod -Titrirung sieb
als Schwefelnatrium ergiebt, abzuziehen.*)
Da das zur Soda -Fabrikation nach dem Leblanc 'sehen Ver*
fahren angewandte schwefelsaure Natron häufig noch ChlomatriuB»
enthält, so findet man letzteres nicht selten auch in der Soda, worin
es nach § 47 quantitativ ermittelt werden kann.
Um die namentlich in den Sodamutterlaugen häufig enthaltenes
Mengen von Eisenoxyd zu bestimmen, kocht man erstere längere Zeit
mit überschüssiger Schwefelsäure, filtrirt den dabei sich etwa aas-
Bcheidenden Schwefel ab, reducirt das im Fütrat enthaltene Eisen-
oxyd durch eisen&eies Zink zu Oxydul, und bestimmt die Menge
des letzteren nach § 19.
*) Falls man die Menge des kohlensauren Natrons bestimmen will, lo
kann man den Kohlensäure-Gehalt im Fütrat nach § 13 feststellen. Jedoch
genügt es auch, die Lösung mit Cblorbaryum zu versetzen und den aiU'
gewaschenen kohlensauren (eventueU auch schwefelsauren) Baryt zu titriien
und daraus die Menge der Kohlensäure zu berechnen.
i 76. Analyse der Seifen. 249
§ 75.
Kochaalz.
Bei der Analyse des Kochsalzes kommt es lediglich darauf an,
die Menge der Stoffe, welche ausser Chlomatrium darin enthalten
sind, quantitativ festzusteUen. Es * sind dies hauptsächlich Kalk,
Uagnesia, Schwefelsäure und Spuren von Wasser. Die Bestimmung
des Kalks geschieht am einfachsten durch Fällen der klaren, nöthigen-
falls mit Salzsäure versetzten Kochsalz - Lösung durch ozalsaures
Ammoniak im Ueberschuss; bei Gegenwart von Magnesia ist es hier-
bei räthlich, zuvor etwas Chlorammonium hinzufügen. Der Nieder-
schlag wird abfiltrirt, gut ausgewaschen, vom Filter in ein Becher-
glas gespült, dann in Salzsäure gelöst und nach § 21 bestimmt.
Die im Filtrat enthaltene Magnesia kann zweckmässig nach § 52
quantitativ ermittelt werden. Uebrigens kann man auch Kalk und
Magnesia durch successiven Zusatz von ozalsaurem und phosphor-
sanrem Ammon aus der ammoniakalisch gemachten Lösung nach
§ 65 gleichzeitig fällen und bestimmen.
Die häufig im Kochsalz enthaltene Schwefelsäure bestimmt man
^ einer zweiten Portion am besten durch titrirte Chlorbaryum-Lösung
aach § 53.
Um endlich den Wassergehalt des Kochsalzes festzustellen, er-
^nnt man eine gewogene, fein zerriebene Quantität des Salzes in
öUiem bedeckten, tarirten Platintiegel ganz langsam bis zur beginnen-
den Rothgluth. Der Gewichtsverlust nach dem Glühen ergiebt den
Wassergehalt.
Enthält das Kochsalz auch Kali, so kann letzteres sehr gut als
Weinstein nach § 12 direct bestimmt werden.
§ 76.
Analyse der Seifen.
Da der Handelswerth der Seifen hauptsächlich von deren Ge-
walt an Alkali, Fett und Wasser abhängig ist, so muss bei ihrer
Lnalyse auf diese Stoffe besondere Rücksicht genommen werden. In der
^gel ist es am einfachsten, zuerst den Wassergehalt festzustellen.
u diesem Zwecke wird die zu untersuchende feste Seife fein ge-
ihabt oder wohl auch auf einem Reibeisen gerieben; hierauf eine
rössere Menge derselben, etwa 10 oder 15 Grm., abgewogen, und
lese Quantität in einem Trockenkasten bei eiiier Temperatur von
250 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
100 — 200® C. 80 lange getrocknet, bis drei (zu verschiedenen Zeiten)
vorgenommene Wägungen gleiche Resultate geben.*) Die Gewichts-
differenz bestimmt den Wassergehalt. In flüssigen Seifen kann auch
der Wassergehalt aus dem Gewichtsverlust der abgewogenen Menge und
des darin quantitativ ermittelten Fett- und Alkali-Gehalts berechnet
werden. Für feste Seifen ist diese Methode aber nicht geeignet.
Um die Quantität des in der Seife enthaltenen Alkalis zu finden,
löst man dieselbe in viel warmem destillirten Wasser in einer Ab-
dampfschale aiif, so dass die Flüssigkeit ganz dünn wird und nicht
schäumt, fügt dann ein paar Tropfen Lackmus -Tinctur hinzu und
bestimmt durch Titriren mit Normal - Salzsäure die Alkalität.
Will man in derselben Portion auch die Menge der Fettsäuren
ermitteln, so ist es gerathener, das Ende der Titrirung nicht durch
Eothfärbung der Lackmus -Tinctur, sondern durch ein von Zeit zu
Zeit eingetauchtes blaues Lackmus -Papier, welches sich zuletzt röthen
muss, festzustellen.
Zur Bestimmung des Fettgehaltes setzt man eine gewogene
Quantität**) frisch geschmolzenes, reines Wachs hinzu, kocht darauf
die etwas angesäuerte Flüssigkeit so lange, bis alle Fettsäure nebst
dem Wachs ausgeschieden und die Lösung klar geworden ist; darauf
lässt man erkalten, wobei sich alles Fett und Wachs als Rinde auf
der Oberfläche der Flüssigkeit ansammelt. Man hebt diese vorsichtig
ab, bringt sie in eine zweite Abdampfschale, übergiesst sie mit viel
heissem destillirten Wasser und erwärmt soweit, dass alles Fett
wieder als Kügelchen auf der Flüssigkeit schwimmt. Nach dem
Erkalten entfernt man wieder die Fettschicht von der Flüssigkeit
wie vorher, und schmilzt sie unter ganz vorsichtigem Erwärmen in
einer tarirten Porzellanschale. Sobald die Masse ruhig fliesst, lässt
man erkalten, wägt sie, und erfahrt auf diese Weise, nach Abzug
der gewogenen Menge Wachs, direct den Fettgehalt der Seife.
Einige Seifen enthalten etwas freies, kohlensaures Natron und
etwas Kalk. Um die Mengen dieser Körper zu bestimmen, löst
man eine gewogene Quantität der feingeschabten Seife in absolutem
Alkohol. Bleibt dabei ein Rückstand, so ist dieser kohlensaures
*) Das Trocknen der Seife in kohlensäurefreier Luft ist eine von den
meisten Chemikern als überflüssig anerkannte Maassregel. Da in ihr kaum
über 2% ätzendes Alkali gefunden werden, welches in Carbonat über-
gehen könnte.
**) Man kann dazu zweckmässig das doppelte Gewicht der zu unter
suchenden Seife anwenden.
§ 76. Analyse der Seifen. 251
fatron und fettsaurer Kalk. Man filtrirt ab und löst denselben
ach gehörigem Auswaschen mit absolutem Alkohol in einer ge-
aessenen Menge Normal -Salzsäure; bestimmt dann durch Titriren
oit ^/g -Normal- Ammon den Säure -Ueberschuss und berechnet daraus
lie der gefundenen Säure entsprechende Menge Natron. Hierauf
versetzt man die Lösung mit oxalsaurem Ammoniak im Ueberschuss,
erwärmt gelinde, filtrirt den Oxalsäuren Kalk ab und bestimmt seine
Menge nach § 21. Berechnet man aus der gefundenen Quantität
Kalk die entsprechende von Aetznatron, indem man sie mit 1,107
multiplicirt , und zieht diese von der alkalimetrisch berechneten
Natron-Menge ab, so ergiebt der Eest diejenige Natron-Menge, welche
in der Seife als kohlensaures Natron vorhanden war. Noch genauer
findet man die Menge des kohlensauren Natrons, wenn man die Seife
in ausgekochtem Wasser löst und mit Salzsäure durch Austreiben
die Kohlensäure nach § 13 direct bestimmt.
Die Kaliseifen (Schmierseifen) können in ganz gleicher Weise
wie die Natronseifen auf ihren Alkali- und Fettgehalt geprüft wer-
den. Enthält eine Seife beide Alkalien, so können diese nach Ent-
fernung des Fettes (durch Wachs in saurer heisser Lösung) nach
§ 12 bestimmt werden.
Ehe ich diesen Gegenstand verlasse, muss ich erwähnen, dass
Dnr sehr wenige technische Producte so vielerlei Fälschungen oder
auch absichtliche Beimengungen aufzuweisen haben, als gerade die
Seifen. Es ist deshalb nicht möglich, für alle diese Nebenbestand-
theile eine allgemeine analytische Methode anzugeben; wohl aber hat
der Chemiker diese Unreinigkeiten zu beachten und im speciellen
Falle eingehender nachzuweisen. Glücklicherweise ist man in den
meisten Fällen im Stande, alle Nebenbestandtheile der Seife durch
Behandlung derselben 'mit starkem Alkokol als unlöslichen Eückstand
^on ihr zu trennen; und dieser Rückstand ist es eben, welcher gewisser-
maassen als fremde Substanz getrocknet, gewogen und eventuell weiter
^tersucht werden muss. Wie mannigfache, oft ganz indiflPerente Stoffe
*^er darin vorgefunden worden sind, mag folgende Liste zeigen:
Borax ' Pfeifenthon
Wasserglas Speckstein
Glaubersalz Schwefeleisen
Soda Eisenoxyd
Stärke Zinkvitriol
Kortoffelmehl Grünspan.
Bimstein
252 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analTt. Unters, techn. Stoffe.
Hierzu kommen noch die in Alkohol löslichen Nebensubstanzen wie
Harze, Terpentinöl, EicinusÖl u. s. w. Für die Seifen -Untersuchung
sind aber alle diese Stoffe nur von der Bedeutung, die eine Bei-
mengung überhaupt für irgend einen Stoff besitzt; Hauptsache bleibt
dagegen immer die Wasser-, Fett- und Alkali -Bestimmung.
Gewöhnliche Kernseife des Handels enthält durchschnittlich
20 — 30^/o Wasser, 7 — S^^ Natron (NaO) und 60— 70^/^ Fett-
säuren und ausserdem 2 — 5% Soda. Nach Stöckhardt sättigen
100 Gewichtstheüe Fettsäuren in den Seifen 12 — 14 Theile Natron.
Setzt man die Fettsäuren durch Zusatz von Schwefelsäure zur
Seifenlösung in Freiheit und isolirt sie nach der Erstarrung, so
kann man aus der Temperatur ihres Erstarrungspunktes (den man
darauf ermittelt) nach Stöckhardt einen ungefähren Schluss auf
deren Qualität ziehen. Nach Stöckhardt liegt der Erstarrungs-
punkt der Fettsäuren
aus reiner Talgseife bei 44® — 45^ C»
„ „ Palmölseife „ 38^—39^ „
„ 1 Theil Talg- und ^/^ Theil Cocosölseife . „ 29^—30^ »
„ gleichen Theil Talg- und Cocosölseife . . „ 27^—28^ „
„ 1 Theil Palmöl- und V2 Theü Cocosölseife „ 27®— 28^' ,,
„ reiner Cocosölseife „ 23® — 24^ »
Man besitzt sonach in der Bestimmung des Erstarrungspunktes eio
sehr einfaches Mittel, um über die Abstanmiung der Seife einen
wenigstens technisch genügenden Anhaltspunkt zu gewinnen.
§ 77.
Salpeter.
Bei der Analyse des käuflichen Salpeters bestimmt man vor-
zugsweise die Menge der darin enthaltenen Salpetersäure und die
Verunreinigungen, welche lediglich in Chlor, Schwefelsäure und Kalk
bestehen.
Den Salpetersäuregehalt kann man nach § 39 ermitteln. Die
Chlorbestimmung lässt sich am einfachsten nach dem im § 47 be-
schriebenen Verfahren , die der Schwefelsäure in einer zweiten Portion
nach § 53 ausführen.
Die Quantität des zuweilen im Salpeter enthaltenen Kalkes
findet man dadurch, dass man denselben mit Salpetersäure ansäuert,
wodurch aller Kalk in Lösung kommt, dann Ammoniak und oxal-
§ 78. Analyse des Schiesspolyers. 258
saures Ammoniak im üeberschuss hinzufügt, und in dem aus-
gewaschenen Niederschlage den Kalk nach § 21 bestimmt.
Enthält ein Salpeter Kali und Natron zugleich und sollen die
Kengen beider bestimmt werden, so löst man denselben in heissem
Wasser auf, fällt den etwa in Lösung befindlichen Kalk 'durch
Koehen mit kohlensaurem Ammoniak, filtrirt den Niederschlag ab
und bestimmt im Filtrat das Kali als Weinstein nach § 12. Der
Kalisalpeter wird ebenso wie der Natron-(Chili-) Salpeter analysirt.
§ 78.
Analyse des Schlesspnlyers.
Wie bekannt, besteht das Schiesspulver aus einem Gemenge
von Schwefel, Salpeter und Kohle. Bei der Untersuchung desselben
handelt es sich daher in der Eegel nur darum, die Mengen dieser
drei Hauptbestandtheile und die Feuchtigkeit des Pulvers zu bestimmen.
Zur Ermittelung des letzteren wägt man 2 bis 3 Grm. des Pulvers,
ohne es zu zerreiben, ab, und trocknet dasselbe auf einem Uhrglase
■ _
^ Exsiccator.
Sobald drei zu verschiedenen Zeiten vorgenommene Wägungen
der im Exsiccator entwässerten Substanz übereinstimmende Resultate
Seben, kann man aus ihrem beim Trocknen erlittenen Gewichtsverlust
^e Menge der Feuchtigkeit bestimmen.
Zur quantitativen Ermittelung des Salpeters ist es erforderlich,
denselben von der damit gemengten Kohle und dem Schwefel zu
t]rennen. Man bringt zu diesem Zweck eine abgewogene Menge des
Schiesspulvers in ein mit Wasser gut befeuchtetes, gewogenes Filter,
tind wäscht den Salpeter durch mehrmaliges Aufgiessen von heissem
destillirten Wasser aus, bis ein Tropfen des Filtrats, auf einem Platin-
blech verdampft, keinen Eückstand giebt. Darauf dampft man das
t^trat etwas ein, und bestimmt dessen Salpetersäuregehalt nach
§39. Die Menge der Unreinigkeiten des Salpeters für diesen Zweck
apeciell zu ermitteln, ist nicht erforderlich; hingegen kann man aus
der gefundenen Quantität Salpetersäure die des salpetersauren Kalis
berechnen, und danach die quantitative Zusammensetzung des Pul-
vers feststellen.
Zur Bestimmung des Seh wefelgchaltes" mischt man eine gewogene
gleiche Portion des Pulvers mit einer gleichen Menge kohlensauren
Natrons; einem Theil Salpeter und 6 bis 8 Theilen Chlorkalium.
Die angeführten Substanzen müssen ganz schwefelfrei sein. Darauf
254 Ihritter TheiL Anleit znr qnanttL-anadTt. Unters, tedm. Stoffe.
eiiiitzt man die Mischnng Torsichtig in einem Platinti^el, bis die
Masse mhig fliesst nnd weiss geworden ist. Nach dem Erkalten lost
man die Schmelze im Wasser auf, sanert mit Salzsanre an and
bestimmt mit Chlorbarynm die durch die Oxydation des Schwefels
gebildete Menge Ton Schwefelsanre nach § 53.
Znr Bestimmung der Kohle trocknet man das nach dem Aub-
waschen der ersten Probe auf dem Füter zurückbleibende Gremenge
von Schwefel und Kohle so lange bei 100^ C, bis sein Gewicht
constant wird, wägt dann den Eückstand, und berechnet das Gewicht <
der in demselben enthaltenen Kohle durch Abzug des Salpetersäuren
Kalis, des Schwefels und der Feuchtigkeit von dem Gresammtgewicht
des angewandten Schiesspulvers. Oder man lost den Schwefel in
Schwefel-Kohlenstoff und trocknet und wägt die Kohle.
§ 79.
Schlempe-Kohle.
Die sogenannte Schlempe -Kohle ist der Glührückstand der ans
den Melassen -Brennereien hervorgehenden Melassen -Schlempe. Be-
kanntlich wird schlechter Syrup, den man Melasse nennt, auf Alkohol
vergohren. Nachdem nun letzterer abdestillirt ist, bleibt die sogenannte
Schlempe der Melasse zurück. Dieselbe enthält neben einer Mengo
organischer Substanzen von mehr oder weniger indifferentem Charakter
eine beträchtliche Menge von Alkalisalzen, und zwar sowohl nut
organischen, als auch Mineralsäuren verbunden. Da nun die organiflcB
sauren Alkalisalze beim Glühen in Carbonate übergehen, so wird die
Schlempe in Flammöfen successive abgedampft und verkohlt. Der
Bückstand ist eine schwarze oder schwarzgraue Masse, welche wegen
ihres kohlenartigen Ansehens den Namen Schlempe-Kohle in der Tech-
nik erhalten hat.
Da die Melasse gewissermaassen alle im Bübensafte vorhandenen
Nichtzuckerstoffe, besonders aber die Alkalisalze in concentrirter
Form enthält, so sind die Hauptbestandtheile der Schlempe -Kohle
ebenfalls Alkalien, neben welchen noch (durch die Fabrikation hinzu-
gekommene) Kalksalze, sowie durch die Veraschung im offenen Feuer
entstandene Verunreinigungen angetroffen werden.
Obwohl alle diese Stoffe bei der Analyse in Betracht kommen,
so bildet doch die nähere Untersuchung der Alkalisalze deren Haupt-
gegeustand.
Es ist Handelssitte, die Schlempe-Kohle nach Pottasche-Prooenten
§ 79. Schlempe-Kohle. 255
zu kaufen; und zwar wird zumeist die Pottasche in der Schlempe-
Kohle gerade so hoch , wie gereinigte Pottasche bezahlt. Der Grund
dieser scheinbaren Handels-Eigenthümlichkeit ist leicht zu begreifen,
wenn man bedenkt, dass die Schlempe-Kohle neben Pottasche auch eine
ziemlich bedeutende Menge nutzbar zu machender Soda enthält, fär
welche aber eigentlich nichts bezahlt wird, so dass der scheinbar
hohe Preis fär die Pottaschen-Procente, bei einem derartigen werth-
Yollen Nebenproduct, als der eigentliche Werth für Pottasche und
Soda zusammen, auftritt.
Man ersieht daraus, dass die Hauptaufgabe der Untersuchung
dahin lautet: Wie viel Procent kohlensaures Kali sind in der Schlempe-
Kohle enthalten?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten; denn die
Substanz enthält ausser Pottasche auch Soda, beide reagiren alka-
lisch, mithin ist alkalimetrisch die Pottasche allein nicht bestimmbar.
Ferner enthalten die wässrigen Auszüge der Schlempe -Kohle die
Chloride und Sulfate der Alkalien, so dass eine allgemeine, directe
Kali -Bestimmung für sich allein auch nicht dem Pottasche - Grehalt
entspricht. Alles dieses deutet darauf hin, dass hier indirecte Ver-
ehren benutzt werden müssen.
Ich beschreibe zunächst die Vorarbeiten. Eine zerriebene Menge
Schlempe-Kohle wird bei 100® getrocknet; eine gleiche, z. B. 2 Grm.
öiit 50 — 100 CG. destillirtem Wasser einige Minuten gekocht, dann
filtrirt, der Rückstand ausgewaschen, getrocknet und gewogen. Er
besteht aus Kohle, Aschenbestandtheilen (Silicaten von Thonerde,
Kalk und Eisen), kohlensaurem Kalk und häuüg auch Schwefeleisen.
In der Eegel genügt es, sein Gewicht zu kennen, ohne ihn weiter
2u untersuchen. Soll dies aber (besonders zur Kohlenstoff-Bestimmung)
geschehen, so thut man am besten, zunächst mit Salzsäure alles
darin Lösliche auszuziehen, und den mit Silicaten noch gemengten
Kohlenstoff in dem abfiltrirten Rückstände aus dem Gewichtsverlust
ier Trockensubstanz beim Glühen im offenen (schief erhitzten) Platin-
biegel zu ermitteln. Man erfährt dadurch zugleich den Gehalt
Ml Kohlenstoff, und den von in Salzsäure unlöslichen Stoffen. Zieht
man beide von dem Gewicht des in Wasser unlöslichen Rück-
standes ab, so erfährt man auch die Menge des in demselben ent-
haltenen, in Salzsäure löslichen Theiles. Auf diese Weise erhält
man also einen zumeist vollkommen ausreichenden Anhaltspunkt
über die Beschaffenheit des in Wasser unlöslichen Rückstandes der
Schlempe-Kohle.
256 Dritter Theü. Anlmt lur quantit-analyt Unten* tedm. Stofie,
Der in Wasser lösliche Theil, welcher lur Erledi|puig der Haupt*
frage > also lur Pottaschen -Bestimmung benutit wird» ist h&ufiie
nicht gani farblos > sondern grünlich oder selbst schwach brSanlioh
geflürbt Diese F&rbung kann iweierlei Ursachen haben. Sie kann
▼on mangelhafter Veraschuug, und deshalb von Huminsubstanien
oder von einem Öehalt an Sohwefeleisen» welches in Sohwefelalkalien
spuren weise löslich ist^ sich aber mit Essigsäure abscheiden llnA^
herrühren.
Ist ersteres der Fall, so übt dies auf die Pottaache^^estimmimg
keinen Einfluss aus y im letiteren Falle dagegen hat man all«»
Qrund) auf die Anwesenheit von Schwefelalkalien» die bekannthok
auch alkalisch reagirtm. ganx besonders Rücksicht lu nehmen. Ihumt*
hin wird man in Betreff der Färbung des wässrigen Ausiuges dtf
Schlempe-Kohle eine Notii xu machen haben, weil dem Käufer die*
selbe nicht gleichgiltig sein kann.
Ich wende mich nun lur eigeintlichen Untersuchung des iriB»*
rigen Ausiuges.
Es ist einleuchtend, dass , wenn einerseits die Mengen von K«li
und Natron, andererseits die der Kohlensäure bekannt sind, wi»
leicht die Quantität der einxelnen Alkalicarbonate berechnen kaBB>
Da nämlich bei Gegenwart von kohlensaurem Kali entschied
angenommen werden muss, dass alles Natron als Oarbonat in LQMtf
ist, so ist klar, dass, wenn die Menge des Natrons bekannt ist, die
derselben entsprechende von Kohlensäure sich ergiebt« Zieht man aber
die dem Natron entsprechende Kohlensäure (oder wie wir sehen wefdea*
dessen Alkalität) von der Gesammt- Kohlensäure (Gesanmit-Alkalitlt^
ab, so ergiebt der Rest die dem Kali entsprechende Kohlemioi^
menge und somit die Quantität der Pottasche.
Es läuft daher die Ermittelung der Pottasche auf eine fie*
Stimmung der Alkalien und eine alkalimetrische Prüfung hina»»'
Wir theilen deshalb die Flüssigkeit in iwei Theile, den ein^ be>
nutien wir lur Bestimmung der Alkalien im Allgemeinen, den andsn
lur Ermittelung der Alkalität.
Sind Sohwefelalkalien in erheblicher Menge xugegen, so benutiea
wir eine besondere Portion der Lösung lur Bestimmung derselbe!
und theilen deshalb in diesem Falle letztere in drei Theile,
Die Alkalitäts-Bestimmung geschieht in der Regel ohne Weiteite
nach § 8: sind dagegen bemerkenswerthe Mengen von Schwefelalkaliea
xugegen, so ist es am besten, die Flüssigkeit mit einer gana neutralea
Chlorbaryum* Lösung xu versetxen, so dass alle Kohlensiure (nebet
I 7W. Hülilmniw-Kolik 2^7
HrJiwitfi*liiKtjr«) iiiii Uitryi in iiiil^Mli<)h<* ViTlMtidiiti« irUif iiml <li«ii
•Ml(riri«'ti kolil<*iiiiAijri*ii Hnryi nlmlnuu t*iuftn'.U tiiii Noniml-Hiil/iMlliirii
M«b )| M KU iih'iriMi, In Ji*ili*m KaIIi* IiaI iiinti «li« ili*r AlkAlHllt
«o(«|M'«M)kiiftii«ii C'C). Noniml-HnlKMKiirit kii iiotirKti.
lim dmi iltmMumini*hii\i von Kuli und Niitron in pUwr /iw«iii4n
FoKiim fftJ ttrwiiiMUf nfllijori ninn mih mit HMlKuKiir« «kjIiwaoIi An, iir*
virmi »niN HMnUf um nllt» KolilmiNÜuni i%nn%uirt*\ht»n ^ iuhI ffl^i
d«nmf C/Iilorlinryiini nn<l KWAr, wi*nn niAn ^lificIi/^iiiK fli<f Hehwt^M'
4iini i>miiiiMln will, tilim ^MniKAMMm« NonnAl-lif^niinK <l4«NNi*|||ifn liinMii.
AlidAiiti wird tnii Amnnin und kolil<*nMAurmn Atiimnu iilU*r JiAryi,
iow#ii mr uoidi in liÖMunt^ ImI, uUulm'ittmMn^m und lilirirt HitNÜinnii
Miii im iiUNKitwANi)lmni<n NI<*d<«rNi;ldA«(<« di»i Mhukm *U*n tlurUi i»nihAlli'n<«n
lu»bl«tiMurmi HArylN AlkAlitnitlriNidi, mo iti'i(iM|»i «fiob UA^di § U diit
fkir Hokwi«MMtturi4.
Dm ImrylMif KiHrAi i^nliilllf aIIm AlkAJiitn aU Okloridi«, nuiMitr-
<i<»iii AUi'Ji AniUMin und kolil<*nNAur«fif Amnion. Mau dAuifift tinnntfiWm
<^ «»inim K«tm<iiMM*nmi 'rii«*il dAvon in <«ini«r l'JAiinNfdiAJ«« mtv IVockno,
«ritiUi dttnn ao Ml«rk, dAM aIIki' HAlmiAk nU'M ¥t*tiUUiUi\ni und wU^i
<I«A Kll<5kNiAnd von OidorkAJiuni und (üdornnirium. AI^JAun U)ni
Msii iku in ki»im<mi WANN<«r, biMÜmmt diui CüdofKüliAJi diiroli 1*iirir«n
IKÜ |{/}lli'nNUdn-U)Nunf< nAi^li t( 47 und httn^oliniti dArAiiN uaoIi ^ hH
'i* Mauk«! d4«M KaIIn und NAironM.
9{ii»ht mAU di<4 tittm NAtron KukomnuMidcf AlicAJiltti TaIno CA',,
NontiAl-HftliMHurM) von dm' ihmMnmi'AlkaVMi aIi, widcli« voHufr <tr-
dtilMt wurd<*, MO ldi«ilM*n hIh Ui*Nf dii* di«ui PoKAHolMt-OifliAÜ md-
MpriNthmidmi CXI. NonnAl-Hnl/MÜiin«.
Wir liAlmn Aiif dii«MM WiMnif ditf llAuidfrA^««, d. li« dmi (ImIiaH
^ H(ddmn|MvKoklM au J'oH.an(;Iim, HodA und HcdiwididHUiint, ifrlt*di|^i«
W«id^i«r wiol)ti(( ini diu ncHHuiniiinK d<'N OiilorN, widoli«!! in i'in<«r
Alt HAl|ml#rMKurif Kunü^iiiNt (mr ICntfciniiuK aIIkn HfiliwttfidwAMNi'f-
Hi/flV«) Minttnkm>ri.mt I dAiin nH()li (( 47 lM*liAndt«l<<*n \nmuuiU*vt*it l'or-
timi vorKmiommmi worden l<finn. \U'nt'\iit'iinwi*ri\wi' ini lUn^t^ifmi di<«
ikfffUmmun^ di*r H(diwi«ftdAlkAli««n. Ili<'t'fi««i i^t*n\\yii kn, dii« KlfluNi^«
k«ii mit AniuioniAkA)iii(dii*r, NAlmiAkimliii^or ZinkviO'iol* li/Uuni^ m
^mrnM4¥»n, VtutnU^Ui «du Ni<MlorM<djluK (YtuH), mi iMitiHuinii uiau di^n-
iMfllMtn UAoli () i'IO, ni<« KlIUHif/ki'iti n'Hp. dAM FiJIrAt v(*rNi*<'/i nmn
iiiii Nil vi^fl HAl/HHur«, dfiHH ilnn Oau/i' //wur AJkiiliiKili fditifif, Alntr
lud nmimn XunaU von HUun* diMHJiidi Kold<*nMlliirM <'nfwi(!l<«dt (niiin
liAun ftuoli nooli «Iwan do|i|Mdi-kold<oiMAUt'i*H NAtron /Jil'i1t{«*n) und iilrirt
Unii mit lud dli« iiiiit»rm:Uwt*1f\iyrt* Hlliir«« nA«;fi ^ 2H.
258 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
§80.
Schwefellebern.
Die Schwefeliebem sind ein Gemisch verschiedener Polysulfürete
der fixen Alkalien, nebst Beimengungen von verschiedenen Alkali-
salzen der Schwefelsäuren und der Kohlensäure.
Bei den Untersuchungen von Polysulfureten der Alkalien, begnügt
man sich in der Eegel damit, ihren Grehalt an Schwefel, unter-
schwefliger Säure, Schwefelsäure und Kohlensäure, sowie unter Um-
ständen auch den der Alkalien zu bestimmen. Man kann hierzu
folgenden Weg einschlagen.
Die gewogene Substanz wird in dem 50 — 70 fachen Gewicht
heissen Wassers gelöst; ein etwa bleibender Rückstand (freier Schwefel)
wird abfiltrirt, heiss ausgewaschen, getrocknet und mit seinem zwölf-
fachen Gewicht einer Mischung von 4 Theilen KOCIO^, 6 Theilen
NaOCO^ und 2 Theilen NaCl langsam geschmolzen.
In der aufgelösten Schmelze bestimmt man die Menge der er-
haltenen Schwefelsäure nach § 14 und berechnet daraus die des
Schwefels. Die klare Lösung schüttelt man in verkorkter Flascbe
einige Minuten mit kohlensaurem Cadmiumoxyd, filtrirt und be-
stimmt in dem abfiltrirten Schwefelcadmium den Schwefelgehalt
durch Glühen mit der vorigen Oxydationsmischung als Schwefel-
säure. Die so gefundene Schwefelmenge war als Polysulferet vor-
handen; während die vorige als überschüssiger freier Schwefel bd-
zusehen ist.
Die vom Cadmium- Niederschlage abfiltrirte Lösung kann n^
noch unterschweflige und Schwefelsäure enthalten. Schweflige Säure
kann nicht gut zugegen sein, weil diese wegen der grossen Masse
von Polysulfuret in unterschweflige Säure übergehen muss; wogegen
Schwefelsäure schon bei der Darstellung der SchwefeUeber entsteht,
wenn die Temperatur zu hoch gesteigert wird und zwar nach der
Gleichung :
4K0C02 + 16S = 3KSS + KOSO» + 4001
Man theile daher die Flüssigkeit in zwei gleiche Theile. Den
einen versetzt man mit viel doppelt -kohlensaurem Natron und be-
stimmt durch Titrirung mit lodprobelösung seinen Gehalt an unter-
schwefliger Säure. Den anderen übersättigt man mit Salzsäure, kocht
so lange bis aller ausgeschiedene Schwefel sich zusanmiengeballt hat,
filtrirt und bestimmt im Filtrat die Menge der Schwefelsäure nach
§ 14 oder 53.
§ 80. Schwefellebem. 259
Auf diese Weise wurde ermittelt, wie viel Schwefel in der
gewogenen Substanz als freier, als gebundener (in Form von
Polysolferet), als unterschwefligsaures und als schwefelsaures
ialz vorhanden war.
Wird eine gleiche Menge Substanz mit der vorher beschriebenen
bydationsmischung geschmolzen, so geht aller Schwefel in Schwefel-
lure über und muss in dieser Form, wenn die vorherige Untersuchung
ichtigwar, der dabei gefundenen gesammt-Schwefel-Menge entsprechen.
lerne Abweichungen kann man damit erklären, dass bei der be-
Jhriebenen Untersuchung einige seltnere Schwefelsäuren, wie S^O^
iid S^O*, nicht ermittelt wurden.
Will man sich darüber eine Vorstellung verschaflPen, welche
ßhweflungsstufe das Polysulfuret besitzt, so ist dies eigentlich nur
um möglich, wenn nicht verschiedene Polysulfurete (also z. B.
S^, KS^ und KS^) zugleich in der Substanz enthalten waren. Im
tzteren Falle lässt sich wohl aus der als Polysulfuret gefundenen
nantität Schwefel und der darin enthaltenen, wenn auch indirect
ifimdenen. Alkalimenge ein ungefährer Schluss auf die Zusammen-
tzimg der einzelnen Polysulfurete ziehen; nicht aber eine analytisch
chtige Angabe machen. Indess wird man diese Frage wohl über-
wpt nur so stellen: „Ist das Polysulfuret entweder nur nach einer
ff Formeln KS^, KS^, KS*, oder (was am häufigsten) KS^ zusammen-
«etzt?" oder: „welche Durchschnitts -Schweflungsstufe ist in der Sub-
inz zu denken imd wie viel Alkali ist überhaupt als Schwefel- Ver-
ödung vorhanden?"
Diese Frage ist nicht schwierig zu entscheiden, wenn man er-
ttelt, wie viel Alkali die Substanz im Ganzen und wie viel sie
Summe von schwefelsaurem, kohlensaurem und unterschweflig-
u-em Salz enthält. Zieht man dann die an Sauerstoffsäuren ge-
[idene Alkalimenge von deren Gesammtmenge ab, so giebt der Eest
jenige, welche als Schwefel- Verbindung der Alkalien in der Sub-
Qz vorhanden ist.
Wenn nun andererseits auch die als Polysulfuret ermittelte
eintität Schwefel bekannt ist, so ist damit die Schweflungsstufe
58t , oder die Zusammensetzung eines Durchschnitts - Sulfurets
dnden.
Durch die vorher beschriebene Untersuchungs- Methode sind die
isten Daten zur Erledigung dieser Frage schon gegeben.
Wie viel Alkali als schwefelsaures und unterschwefligsaures Salz
fegen war, ergab die directe Bestimmung beider Säuren. Es bleibt
17*
{
260 Dritter Theil. Anieit. zur qnantit.- analjt. Unters, techn. Stoffe.
also nur übrig, den Gesammt- Alkaligehalt und die als kohlensaures
Salz vorhandene Menge zu finden.
Die Gesammtmenge von Alkali in der Schwefelleber wird am.
einfachsten durch Schmelzen derselben im offenen Tiegel unter zeifc-
weisem Zusatz von einigen Kömchen salpetersauren Ammoniaks
oder auch durch Erhitzen mit schwefelsaurem Ammon, bis alles
Alkali in schwefelsaures Salz übergeführt und aller Schwefel veija^
isty bestimmt.
Aus dem Gewicht des dadurch entstandenen wasserfreien schwefel-
sauren Salzes ergiebt sich dann die Menge von Kali oder Natron.*)
Zur Bestimmimg der Kohlensäure hat man nur nöthig, die
Lösung der Substanz mit doppelt- chromsaurem Kali zu versetzen
und durch Schwefelsäure oder Salpetersäure (nicht Salzsäure) alle
Kohlensäure auszutreiben imd nach § 14 zu ermitteln.
Aus diesen Angaben lässt sich dann, wie beschrieben, sowohl
die Menge des Alkalis, welche als Polysulfuret zugegen war, als
auch die Schweflungsstufe desselben berechnen. Statt dessen kann
aber auch die fein zerriebene Substanz mit starkem Alkohol dige-
rirt werden, wodurch nur die Schwefel- Verbindimgen, nicht aber die
Sauerstoffsalze sich lösen. In dem zur Trockne verdampften Filtrat
können dann die Alkalien, wie vorher gezeigt, als Sulfate bestimm*
werden. Diese Methode ist kurz und für die meisten Fälle auch
genau genug.
§81.
Untersuchung der Bleichsalze. (Chlornatron, Chlorkalk^
Chlormagnesia.)
Bei der Untersuchimg der Bleichsalze können zwei Fragen
gestellt werden, welche für 'den Handelswerth dieser Materialien
entscheidend sind. Es kann erstens wünschenswerth sein, zu wissen,
wie viel Chlor bei Uebersättigung der Bleichsalz -Lösung mit Salz-
säure in Freiheit gesetzt wird, und zweitens: welche factische Bleich-
kraft, d. h., welche Quantität von Chlor in Form von CIO die
Substanz besitzt.**)
*) In den Schwefellebem ist fast immer nur eine Base, in der ßegel
Kali, vorhanden; sind Natron und Kali gleichzeitig zugegen, so bestimmt
man die Mengen beider in den Sulfaten, und setzt dann für Natron das
Aequivalent Kali wie in § 58 beschrieben wurde.
**) Wiederholt ist die Streitfrage aufgeworfen worden , ob der Chlorkalk
unterchlorige Säure enthalte, oder blos aus einer losen Verbindung von
§Bl. Unters, d. Bleichsalze, Chlomatron, Chlorkalk, Chlormagnesia. 261
Enthält das Bleichsalz keine andere Säure des Chlors, als die
unterchlorige Säure, so fallen beide Fragen zusammen; da ein Aequi-
valent CIO gerade so bleichend oder oxydirend wirkt, als zwei Aequi-
valente Cl, welche bei der Einwirkung von HCl auf CIO entstehen.
Anders verhält es sich aber, wenn die Substanz Chlorsäure enthält;
weil diese bekanntlich nicht bleichend wirkt, wenn sie nicht durch Salz-
säure in Wasser und freies Chlor zersetzt wurde. Diese Zersetzung
wird aber nur selten bei der Benutzung von Bleichsalzen vorgenommen.
Nach diesen Anforderungen, welche man der Beurtheilung der
Bleichsalze zu Gfrunde legt, wird sich daher auch deren Analyse zu
richten haben.
Soll nun die Quantität des disponiblen Chlors ermittelt wer-
den, so hat man nur nöthig, die zu untersuchende Bleichsalz-Lösung
mit viel lodkalium zu versetzen, mit Salzsäure stark anzusäuern
und schliesslich das dadurch in Freiheit gesetzte lod (nach üeber-
sättigung mit doppelt- kohlensaurem Natron) durch unterschweflig-
saures Natron zu ermitteln, wobei je ein Aequivalent lod einem
Aequivalent disponiblen Chlors entspricht. Diese Methode ist auch
die am häufigsten angewandte, weil sehr oft die Bleichsalze, nament-
Uch der Chlorkalk, keine oder nur sehr geringe Mengen Chlorsäure
enthalten und somit durch die Bestimmung des disponiblen Chlors
auch die factische Bleichkraft, oder richtiger der Gehalt an CIO ge-
funden wird.
Um in dieser Weise einen ^Chlorkalk oder die jetzt auch in
grösseren Massen, namentlich in England dargestellte Chlormagnesia
zu prüfen, reibt man die Substanz in der Eeibschale möglichst
fein, bringt eine gewogene, nicht zu kleine Menge (etwa 10 Örm.)
davon in einen halben Literkolben oder in einen Mischcylinder,
giesst Wasser ein und schüttelt längere Zeit (am besten unter
Zusatz einiger Glaskömer oder Granaten) gut um; füllt dann den
Kolben unter Umschütteln bis zur Marke, und pipettirt von der trüben
Flüssigkeit 50 oder 100 CC. ab, welche man in der . angegebenen
Weise untersucht.
Chlor mit Kalk bestehe. Letzteres wäre chemisch eigentlich kaum denk-
bar, da auch das hypothetische Calciumoxysulfuret (in den Sodarückständen)
sich neuerdings als CaS und CaO entpuppt hat. Sollte aber wirklich ein
frischer Chlorkalk keine unterchlorige Säure enthalten (was meines Er-
achtens nur durch Zersetzung mit Kohlensäure und Untersuchung des ent-
weichenden Gases zu ermitten ist), so würde derselbe doch sehr bald Sauer-
stoff aufnehmen und damit in CaCl + CaOClO übergehen.
262 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
Bei Gegenwart von Chlorsäure würde dieses Verfahren falsche
Resultate geben, wenn es sich nur darum handelte, den Gehalt von
CIO zu bestimmen. Unter solchen Umständen gebe ich der Methode,
nach welcher die Bestimmung mit arsenigsaurem Natron in alka-
lischer Lösung vorgenommen wird, entschieden den Vorzug.
Zu diesem Zwecke übersättigt man die Bleichsalz -Lösung mit
doppelt-kohlensaurem Natron und lässt dann aus einer Bürette soviel
^/jQ-normal-arsenigsaures Natron, welches durch Auflösung von AsO*
in doppelt- kohlensaurem Natron dargestellt und nach einer Probe-
lodlösimg titrirt ist, zufliessen, bis ein Tropfen der zu untersuchen-
den Flüssigkeit, auf ein Blatt Papier gesetzt, welches mit Stärke und
lodkalium- Lösung getränkt ist, keinen blauen Fleck erzeugt Es
bestimmen dann je 99 Gewichts -Theile AsO^ 71 Theile Chlor.
Dadurch wird nur CIO, nicht aber ClO^ ermittelt, und so die
directe Bleichkraffc gefunden; weil AsO^ nur CIO, nicht aber CIO*
in alkalischer Lösung reducirt.
Dieses ursprünglich von Pennot herrührende Verfahren wird
namentlich zur Bestimmung der sogenannten Grädigkeit des Chlor-
kalks benutzt. Man versteht darunter die Anzahl CC. Chlorgas,
welche sich aus einem halben Gramm Chlorkalk durch Salzsäure
entbinden lassen. Da mm 1 CC. Chlorgas 3,177 Mgrm. wiegt, bo
löst Pen not 4,436 Grm. arsenige Säure unter Zusatz von Soda, ^
einem Liter. Es entspricht dann jeder CC. dieser Lösung einem CC
Chlorgas, also einem chlorometrischen Grade. Titrirt man damit
50 CC. einer Chlorkalk -Lösung, wov.on 10 Grm. in einem Liter
vertheilt wurden, so erhält man die chlorometrischen Grade von
0,5 Grm. Chlorkalk.
Die Chlorkalk-Untersuchung in alkalischer Lösung ist jeden-
falls die zuverlässigste Methode , doch steht ihr bei Abwesenheit
von Chlorsäure die vorher beschriebene iodometrische nicht nach.
Ja selbst die oxydimetrische Verfahrungsweise, welche auf der oxy-
direnden Wirkung des Chlorkalks auf Eisenvitriol oder Chlorür
beruht (Eisendoppelsalz ist hierbei nicht geeignet) und bereits in § 26
beschrieben wurde, giebt alsdann sehr genaue Eesultate, sodass auch sie
vielfach angewendet wird.
§52.
Gip s.
Der Gips wird in der Eegel nur auf seinen Wasser- und
Schwefelsäure-Gehalt geprüft. Zur Bestinunung des ersteren erwärmt
§ 83. Kesselstein. 263
man eine gewogene Menge des Körpers bis zur beginnenden Eoth-
gluth und berechnet aus dem Gewichtsverlust den Wassergehalt.
Will man in derselben Probe auch die Quantität der darin
enthaltenen Schwefelsäure feststellen, so kocht man dieselbe einige
Minuten mit gemessener normal-kohlensaurer Kalilösung. Nach dem
Abkühlen verdünnt man das Ganze auf 200 CG., filtrirt und bestimmt
meinem aliquoten Theile des Filtrats den Schwefelsäure -Gehalt nach
der allgemeinen, in § 17 beschriebenen Methode.
Da der natürliche Gips in der Eegel noch kohlensauren oder
kieselsauren Kalk enthält, so kann es unter Umständen wünschens-
werth sein, eine Kalkbestimmung des Gipses vorzunehmen. Man hat
dann nur nöthig, den durch Kochen mit kohlensaurem Kali erhaltenen
Niederschlag in Salzsäure zu lösen, alsdann den Kalk durch oxal-
saores Anmion zu fallen, und nach § 21 quantitativ zu bestinunen;
oder direct den ausgewaschenen Niederschlag von kohlensaurem und
Heselsaurem Kalk mit gemessener Normal -Salzsäure zu lösen und
ÄlkaUmetrisch nach § 8 zu titriren.
Die Bestimmung anderer Bestandtheile (Eisenoxyd, Thonerde,
Magnesia) kann in besonderer, durch Schmelzen mit Soda auf-
geschlossener Probe nach dem allgemeinen Basen-Bestimmungs- Ver-
fahren nach § 65 vorgenommen werden.
§83.
Kesselstein.
Kesselstein im Allgemeinen nennt man die sich beim Verdampfen
des Wassers abscheidenden Sedimente. Je nachdem das zum Speisen
<ier Dampfkessel angewendete Wasser vorwiegend Gips oder doppelt-
kohlensauren Kalk gelöst enthält, wird die Analyse des daraus sich
absetzenden Kesselsteins oder Schlammes auf die Bestimmung des
einen oder des anderen dieser beiden StoflPe hauptsächlich gerichtet
Bein. Gips freie Kesselsteine sind übrigens äusserst selten; da
lediglich Gips, nicht aber kohlensaurer Kalk zu festen Krusten«
)ildungen Veranlassung giebt.
Enthält der Kesselstein vorzugsweise Gips, so kocht man das
lehr fein geriebene Pulver desselben einige Minuten mit gemessenem
[ohlensauren Kali, bestimmt dann das Volumen der Gesammtflüssig-
:eit, filtrirt und stellt in einem aliquoten Theile des Filtrats die
lienge der darin enthaltenen Schwefelsäure nach § 17, oder- noch
lesser nach § 53 fest.
264 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-analTt. Unters, techn. Stoffe.
Um den Kalkgehalt des Kesselsteins im Allgemeinen zu er-
mitteln, löst man den beim Kochen mit kohlensaurem Kali er-
haltenen Rückstand in Salzsäure auf, und verfahrt dann wie bei
der Kalkbestimmung des Gipses (vgl. § 82). Will man speciell die
Menge des im Kesselstein enthaltenen kohlensauren Kalks finden,
so wäscht man die fein geriebene , gewogene Substanz durch Decan-
tiren mit heissem, destillirtem Wasser, welches ^/j, seines Gewichts
Chlorkalium enthält, so lange aus, bis der Ablauf mit Chlor-
baryum- Lösung keine Trübung zeigt. Der Rückstand enthält dann
keinen Gips*) und kann auf seinen Gehalt an kohlensaurem Kalk
alkalimetrisch geprüft werden. Besser ist es jedoch, namentlich
wenn der Kesselstein viel Gips und wenig kohlensauren Kalk
enthält, eine Kohlensäure - Bestimmung vorzunehmen und aus der
gefundenen Menge derselben die des kohlensauren Kalks zu be-
rechnen.
Ausser den vorgenannten Substanzen enthält der Kesselstein zu-
weilen noch Kochsalz , schwefelsaure Magnesia , Eisenoxyd und Bitter-
erde. Es kann unter Umständen wünschenswerth sein, die Menge
der Magnesia zu bestimmen. Für diesen Zweck löst man den Kessel-
stein in Salzsäure , filtrirt , neutralisirt mit Ammoniak und fcigt
oxalsaures Ammoniak im Ueberschuss hinzu. Es wird dadurch aller
Kalk gefällt; das Filtrat, welches die Magnesia enthält, versetzt
man mit Phosphorsalz und viel Ammoniak, fällt dadurch die Mag-
nesia als phosphorsaure Ammoniak-Magnesia aus, und bestimmt diese
nach § 52. Auch kann man Kalk und Magnesia gleichzeitig nach
§ 65 fallen und bestimmen.
Die Menge der im Kesselstein enthaltenen Alkalisalze (besonders
Glauber- und Kochsalz) kann in dem wässrigen Auszuge, den man nut
Kalk-Milch versetzt, filtrirt und aus dem Filtrat allen Kalk mit kohlen-
saurem Ammon entfernt, in Form von NaOSO^ und NaCl nach dem
Abdampfen als Glührückstand gewogen werden.
§ 84.
Knochenmehl.
Das Knochenmehl ist in seiner chemischen Zusammensetzung von
der Art seiner Darstellung abhängig. So ist das Pulver, welches
*) Hierbei bleiben auch andere sedimentäre Beimeugungen, wie Thon und
Sand zurück und können als in Salzsäure unlöslicher Rückstand getrocknet
geglüht und gewogen werden.
§ 84. Knochenmehl. 265
Inrch Zerstampfen frischer Elnochen erhalten wird, weit reicher
ko Fetten und leimgebender Substanz, als das von verwitterten
bochen dargestellte; und das gedämpfte Knochenmehl (durch Zer-
tampfen von Elnochen, welche mit überhitztem Wasserdampf be-
andelt wurden, gewonnen) besitzt fast gar keine Fette und bei
eitern weniger leimgebende Substanz, als die vorigen Arten.
Bei der Analyse des Knochenmehls bestimmt man zuerst seinen
Wassergehalt, indem man eine gewogene Probe desselben so lange
ä 100^ oder 120^ C. trocknet, bis ihr Gewicht constant bleibt,
nd aus dem Gewichtsverlust den Wassergehalt berechnet. Ist dies
3schehen, so glüht man die Substanz unter zeitweisem Zusatz von
Äckchen von salpetersaurem Ammoniak.*) Sobald die Masse voll-
ändig weiss geworden ist, lässt man erkalten und wägt den Glüh-
ickstand. Man erhält so das Gewicht der fixen Bestandtheile,
id kann daraus im Allgemeinen die Menge des in dem Knochen-
eU enthaltenen Fettes und der leimgebenden Substanz zusammen
rechnen.
Der Glührückstand besteht vorzugsweise aus Phosphorsäure,
alk, Magnesia, Sand und Spuren von Eisen. Zur quantitativen
nnittelung dieser Körper digerirt man den Rückstand in gelinder
^ärme mit verdünnter Salzsäure, filtrirt den ungelöst gebliebenen
ttid ab, und bestimmt im Filtrat lediglich die Phosphorsäure.
1 dieäem Zwecke versetzt man die Flüssigkeit mit einer mit Essig-
üre angesäuerten Auflösung von essigsaurem Natron, misst als-
um das Ganze, und füllt damit eine Quetschhahnbürette. Indem
an mit dieser Lösung eine gemessene Menge essigsaure Uran-
robelösung nach § 50 titrirt, erftlhrt man die Menge der darin ent-
dtenen Phosphorsäure.
Die Bestimmung ist insofern nicht ganz genau, als die Flüssig-
*it kleine Mengen von Eisen enthält, welches sich schon dadurch
üidgiebt, dass dieselbe bei der Uebersättigung mit essigsaurem
*tron schwach getrübt wird.
In der Begel filtrirt man deshalb in solchem Falle nochmals ab,
*scht das phosphorsaure Eisenoxyd aus, trocknet, glüht und wägt
, und rechnet die Hälfte seines Gewichtes für Phosphorsäure.
*) Das dabei zu verwendende Salz wird durch vorsichtiges Erhitzen
8 zum Schmelzen von krystallisirtem salpetersauren Ammoniak und Zer-
OBsen der Schmelze dargestellt. Man hebt diese Substanz in einer gut
erschlossenen Flasche auf. Das Salz muss sich auf Platin ohne Bückstand
irflüchtigen lassen und darf keine andere Säure als Salpetersäure enthalten.
266 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-analjt. Unters, techn. Stoffe.
Von den anderen Bestandtheilen des Enochenmehles ist niui
die Bestimmung des Stickstoff- Gehaltes von wesentlichem Interesse
für dessen Anwendung zu Düngzwecken. Jedoch wird auch eiue
Elalk- und namentlich Kalkcarhonat- Bestimmung häufig erforderlicli
sein^ besonders wenn das Knochenmehl zu Superphosphat verarbeitet
werden soll.
Zur Kalkbestimmung im Allgemeinen genügt es, eine besondere
abgewogene Menge Knochenmehl in heisser Salzsäure zu lösen;
das Ungelöste abzufiltriren (am besten auf dem Saugfilter) , und das
Filtrat mit Oxalsäure und dann mit essigsaurem Natron zu ver-
setzen. Der dadurch heiss gefällte oxalsaure Kalk wird, nachdem
er so lange ausgewaschen, bis das Durchlaufende nicht mehr von
essigsaurer Kalklösung getrübt wird , einfach in Salzsäure gelöst
und mit Chamäleon nach § 21 die Oxalsäure, respective der Kalk
bestimmt.
Die Menge des kohlensauren Kalks im Knochenmehl erfahrt
man durch eine directe Kohlensäure-Bestimmung nach § 13.
Der Stickstoffgehalt des Knochenmehles kann durch Glühen
desselben mit Natronkalk in einer Verbrennungsröhre in Ammoniak
verwandelt und nach § 11 bestimmt werden.
Zur Feststellung des Fettgehaltes bestimmt man in einer gß"
wogenen Probe den Wassergehalt, extrahirt das Fett in der fein
zerriebenen Masse durch Digeriren und gehöriges Auswaschen mit
Aether, trocknet darauf den Rückstand bei 120^ C. so lange anf
einem gewogenen Filter, bis sein Gewicht constant bleibt, und be-
rechnet aus der Gewichtsdifferenz die Quantität des Fettes.
Die leimgebende Substanz wird quantitativ aus der Differenz,
welche man durch Abzug von Fett, Wasser und fixer Substanz vom
Gesammtgewicht einer Probe erhält, ermittelt.
§85.
Knochenkohle.
(Spodium.)
Die Knochenkohle, welche zum Entfärben vieler Pflanzenstoffe»
namentlich der Zuckersäfte, angewendet wird, besteht ihrer Zusam-
mensetzung nach vorzugsweise aus Kohle , Phosphorsänre, Kohlen-
säure, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Sand und organischen StoffeD«
Ausserdem enthält dieselbe häufig noch Spuren von Schwefelsäure
Salzsäure und Alkalien.
§ 85. Knochenkohle. 267
Für die in den Zuckerfabriken gebräuchliche Analyse dieses
Körpers kommt es meist darauf an, die Menge des kohlensauren
Kalks, resp. Aetzkalks zu ermitteln , um daraus die Quantität der
zur Wiederbelebung der Knochenkohle erforderlichen Salzsäure fest-
zustellen. Die Menge der Kohlensäure wird hierbei in der Begel
(zur grösseren Bequemlichkeit) mit dem speciell fiir diesen Zweck
von Scheibler construirten Apparat nachgewiesen. Es ist hier
nicht der Raum dazu, näher auf die Beschreibung dieser Vor-
richtung und der mannigfachen Gautelen bei Anwendung derselben
einzugehen, weshalb ich nur auf die darüber handelnde Schrift:
,^eituiig zum Gebrauche des Apparats zur Bestimmung der kohlen-
sanren Kalkerde in der Knochenkohle" von Dr. Scheibler (Berlin
1862) verweisen will.
Zur genaueren Untersuchung der Knochenkohle kann man folgen-
«lermaassen verfahren. Nachdem die Menge der Feuchtigkeit durch
Troknen einer fein zerriebenen und gewogenen Probe bei 100® be-
stimmt worden ist, erwärmt man dieselbe gelinde mit verdünnter Salz-
saure, filtrirt den ungelöst bleibenden Rückstand auf gewogenem Filter
Ab, wäscht ihn gehörig aus und trocknet ihn darauf so lange bei
100^, bis sein Gewicht constant bleibt. Auf diese Weise erfahrt man
^ie Quantität der in Salzsäure unlöslichen Substanz (Sand, Thon, Kohle,
organische Materie). Glüht man darauf diesen Rückstand nebst Filter
tinter zeitweisem Zusatz eines Stückchens von salpetersaurem Am-
löoniak, und wägt nach erfolgter vollständiger Verbrennung die er-
kaltete Masse, so giebt die GewichtsdiflFerenz die Quantität der Kohle,
«owie überhaupt der organischen Materie an.
Das Filtrat kann zur Bestimmung des darin enthaltenen Kalks
(Eisenoxyds) der Phosphoraäure und Mangnesia ganz ebenso, wie
im vorigen Paragraph beschrieben wurde, behandelt werden. Die
Kohlensäure-Bestimmung dient für den Zuckerfabrikanten dazu, um
die Menge der Salzsäure zu erfahren, welche zum Auswaschen der
Knochenkohle erforderlich ist, ohne den darin enthaltenen phosphor-
sauren Kalk in erheblicher Menge zu" lösen. Wegen der Anwesenheit
des Letzteren ist es begreiflich, weshalb hier eine alkalimetrische
Kalkuntersuchung unstatthaft und eine directe Kohlensäure-Bestimmung
unumgänglich ist. Die Ausführung derselben kann nach § 13 (auf
kaltem Wege) ebensogut, als mit dem Scheibler'schen Apparat vor-
genommen werden.
Bemerkenswerth ist, dass die Knochenkohle sehr häufig Schwe-
felcalcium und Schwefelsäure als Reductions- Producta des Eisenhai-
268 Dritter TheiL Anleit. zur quantit-aiialyt. Unters, techn. Stoffe.
tigen Gipses enthält. Es ist deshalb empfehlenswerth, sowohl eiiXi
allgemeine Schwefelsäure- als auch Schwefel -Bestimmung der Knochen-
kohle zu machen.
Um den Gesammt-Schwefelgehalt in Form von Schwefelsäure zn
erfahren, glüht man die Knochenkohle mit ihrem dreifachen Gewicht
von gleichen Theilen Soda und Salpeter, laugt die Schmelze durch
Kochen mit Wasser aus und filtrirt. Das Filtrat enthält alle Schwe-
felsäure, aber auch einen Theil Phosphorsäure.*) Man thut daher
am besten, zunächst mit ammoniakalischer, salmiakhaltiger Ghlor-
magnesium- Lösung, daraus heiss die Phosphorsäure zu fallen, abzn-
filtriren und im Filtrat, nachdemjes schwach angesäuert, mit Chlor-
calcium versetzt und mit Ammon alkalisch gemacht worden, die
Schwefelsäure nach § 53 zu titriren. Dass man die Fällung der
Phosphorsäure auch statt durch Magnesia durch Eisenchlorid be-
werkstelligen kann, versteht sich von selbst.
Einfacher als auf diese Weise kann man den wirklichen Gips-
gehalt der Knochenkohle durch Kochen derselben mit kohlensaurem
Kali, wodurch alle Schwefelsäure, aber keine Phosphorsäure in Lö-
sung gelangt und in letzterer nach § 53 bestimmt werden kann)
ermitteln. Wenn man alsdann in besonderer Probe die Menge des
sich durch Salzsäure daraus entwickelnden Schwefel -Wasserstoffgases
durch Einleiten desselben in Eisenchlorid -Lösimg als Eisenschlorfir
mit Chamäleon bestimmt, so gewinnt man hinsichtlich des Schwefel-
gehaltes zwei Angaben (HS imd SO^), welche technischen Anforde-
rungen geniigen.
§ 86.
Analyse der Phosphorite, Koprolithe und des Snper-
phosphats.
Die Phosphorite imd Koprolithe sind natürliche phosphorsaure
Salze; das Superphosphat dagegen ein Aufschliessungs-Product der
Phosphorite.
Der Hauptbestandtheil dieser Körper ist natürlich die Phosphor-
säure, und man kann sagen, dass auch die ganze Analyse nur auf
eine Phosphorsäure -Bestimmung hinausläuft. Mit den Phosphoriten
verfährt man dabei am sichersten auf folgende Weise:
Zunächst handelt es sich darum , den Phosphorit aufzuschliessen,
*) Phosphorsaurer Kalk wird an sich durch Soda im Kochen fast nicht,
im Schmelzen wenig, dagegen in letzterem Falle bei Gegenwart von Kiesel-
säure leicht zersetzt
§ 86. Analyse der Pfaoq>horite, Koprolithe und des Superpbosphats. 269
d. h. alle darin enthaltene , zum grossten Theil an Kalk, zum Theil
aber auch an Eisenoxyd gebundene Phosphorsäure in Lösung zu
bringen. Dies gelingt am besten durch Uebergiessen des gewogenen
und zerriebenen Phosphorits mit Salzsäure und Abdampfen in einer
Poizellanschale bis zur Syrup-Consistenz. Den Eückstand nimmt
man mit destillirtem Wasser auf, kocht und filtrirt. Das Ungelöste
auf dem Filter wird dann mit salzsaurem heissen Wasser ausge-
waschen und alle Abläufe vereinigt. Das etwas angesäuerte Filtrat
übersättigt man zunächst mit essigsaurem Natron, wodurch ein Nieder-
sdilag von phosphorsaurem Eisenoxyd, der unter Umständen alle
Pbosphorsäure enthalten kann, entsteht. Ist dieser Niederschlag weiss
oder schwach röthlich, so enthält er entschieden alles Eisenoxyd,
ausserdem kann er auch noch Thonerde enthalten.
Ist dagegen die darüberstehende Flüssigkeit noch deutlich roth
(von essigsaurem Eisenoxyd) gefärbt, so ist in derselben noch Eisen
im üeberschuss.
Man erwärmt in letzterem Falle zum Sieden und filtrirt. Das
Filtrat ist frei von Eisenoxyd und Thonerde, wird aber (und dies
ist fast immer der Fall) noch Phosphorsäure an Kalk gebunden
enthalten, welche man direct durch Titriren mit Uran nach § 50
bestimmt.
Den heiss mit essigsaurem Wasser ausgewaschenen Niederschlag
von phosphorsaurem Eisenoxyd löst man in Salzsäure, reducirt mit
Bchwefligsaurem Natron und fallt durch Kali, dem man zur Ab-
Bcheidung der Thonerde ein paar Tropfen Wasserglas -Lösung zusetzt.
Nachdem man den Niederschlag heiss ausgewaschen, wird das Filtrat
iiut Salzsäure angesäuert, dann mit essigsaurem Natron übersättigt
Und die darin enthaltene Phosphorsäure ebenfalls durch Uran titrirt.
Auf diese Weise erfährt man sowohl die Gesammt-Phosphorsäure,
lüs auch diejenige Menge, welche speciell an Eisenoxyd (und Thon-
erde) gebunden war. Soll auch der Kalk bestimmt werden, so ge-
schieht dies, wie leicht einzusehen, nach Abscheidung der Phosphor-
säure und des Eisenoxyds durch Fällung als Oxalat.
Die Koprolithen können in ganz gleicher Weise auf ihren
Phosphorsäure-Gehalt geprüft werden; da sie jedoch in Folge ihrer
animalischen Abstanmiung noch viele organische Substanzen enthalten,
30 ist es zweckmässig, sie vor dem Aufschliessen erst im Platin-
Dder Porzellantiegel mit ihrem dreifachen Gewicht einer Mischung
gleicher Theile von wasserfreier Soda und Salpeter zu glühen. Die
Aufschliessung kann ebenfalls mit starker Salzsäure geschehen. Im
270 Dritter Theil. Anleit. zur qnantit.-analyt. Unters, techn. Stoffe.
Allgemeinen ist der Eisengehalt der Koprolithen bei weitem geringer-
als der der Phosphorite; denn es giebt Phosphorite, die fast nur aus
Eisenoxyd und Phosphorsäure bestehen und fast gar keinen Kalk ent-
halten. Die letzteren werden allerdings wegen ihres ilberwiegendeci
Eisengehaltes nicht zur Fabrikation des Superphosphats verwendet
und verdanken ihre Entstehung auch ganz anderen Ursachen als die
Elalk-Phosphorite, weshalb auf sie dieser Name nicht recht passend ist.
Man hat zur Analyse der Phosphorite eine Menge von Ver-
£Bkhrungsweisen beschrieben, die im Allgemeinen darauf hinauslaufen,
den Gesammtgehalt der Phosphorsäure in einem Process zu bestimmen.
Am genauesten geschieht dies durch Fällung aus saurer Lösung mit
molybdänsaurem Ammon; jedoch ist gerade diese Methode ungemein
zeitraubend und darum für technische Arbeiten nicht zu empfehlen.
Alle anderen Abscheidungs- Methoden der fremden Stoffe, namentlich
des Eisens durch Ferrocyankalium, sind wiederum nicht einfacher als
das vorherbeschriebene Verfahren. Durch die Maassanalyse ist man
aber im Stande, die Phosphorsäure und Kalk -Bestimmung in einer
Fällung zu bewerkstelligen , wenn man in folgender Weise arbeitet:
Die salzsaure Lösung des Phosphorits wird mit Oxalsäure ver-
setzt, alsdann ein wenig Weinsäure hinzugefügt und heiss mit viel
Ammon übersättigt. Es fällt dadurch aUer Kalk als Oxalat, wahr&A
alle Phosphorsäure nebst Eisenoxyd und Thonerde in Folge des Wein-
säure-Zusatz gelöst bleiben. Ohne zu filtriren fugt man nun noch
anunoniakalische Chlormagnesium - Mixtur in solcher Menge hinzOf
dass damit alle Phosphorsäure gefallt wird.
Man filtrirt und wäscht heiss mit ammoniakalischem Wasser
aus, bis der Ablauf keine Oxalsäure mehr enthält. Darauf löst ma»
den Niederschlag in Salzsäure, verdünnt auf ein bestimmtes Volumen
(z. B. 200 CG.) und halbirt die Flüssigkeit. Die eine Hälfte ver-
setzt man mit Chlorwasser oder Bleichnatron (zur Entfernung der
Oxalsäure) und titrirt dann die Phosphorsäure nach § 50 (umge-
kehrte Methode), die andere Hälfte titrirt man direct mit Chamä-
leon auf Oxalsäure und findet so den Kalkgehalt nach § 21.
Das Verfahren ist besonders zur raschen Bestimmung des Ge-
sammt PO ^-Gehaltes zu empfehlen, wenn auf Eisenoxyd und auf Thon.
erde keine Rücksicht genommen werden soll, und diese überhaupt
in geringer Menge vorhanden sind. Ist viel Eisenoxyd anwesend,
so dass man darum viel Weinsäure anwenden muss, so ist die Ab-
scheidung der Phosphorsäure durch Magnesiamixtur nicht ganz voll-
ständig.
§ 87. Die Alaune und Thonerdesalze des Handels. 271
Das Snperphosphat ist, wie schon erwähnt, ein Aufschlies-
songs-Prodact der Phosphorite. Diese Aufschliessung geschieht fabrik-
lich mittelst Schwefelsäure und hat den Zweck, die im Phosphorit
enthaltene Phosphorsäure in lösliche, für die Pflanzen leicht assi-
milirbare Form zu verwandeln.
Das Superphosphat besteht daher in der Hauptsache aus Gips
und loslichem sauren phosphorsauren Kalk , und es ist darin lediglich
die lösliche Phosphorsäure Gegenstand der Analyse.
Man hat daher nur nöthig, eine gewogene Menge Superphosphat
mit kaltem Wasser in einer Beibschale zu zerreiben und Alles in eine
Literflasche zu sptQen , welche man hierauf bis zur Marke füllt. Nach-
dem man einen gemessenen Theil (200 CO.) abflltrit hat, übersättigt
man ihn mit saurem essigsauren Natron. Bildet sich dabei ein Nieder-
sdilag von phosphorsaurem Eisenoxyd, so wird er abflltrirt und wie
vorher bestimmt; ist dies nicht der Fall, so titrirt man direct mit Uran.
Soll auch die in dem unlöslichen Theil des Superphosphats ent-
haltene Phosphorsäure ermittelt werden, so geschieht dies, nach dem
Ahfiltriren und Auswaschen, in derselben Weise wie mit den Phos-
phoriten. Die sogenannte „zurückgegangene Phosphorsäure'^ kann
man nach Fresenius durch halbstündiges laues Digeriren mit citronen-
sauren Ammon aus dem ausgewaschenen Eückstande ausziehen und
^nn mit Magnesiamixtur fallen und bestimmen.
Von der Untersuchung der Phosphorsäure im Guano wird später
^ei der Analyse desselben die Rede sein.
§87.
Die Alaane und Thonerdesalze des Handels.
Von den zahlreichen Alaunarten sind für den Handel nur der
Kali-, Ammoniak-, Eisen- und Chromalaun von besonderer Wichtigkeit.
Es soll deshalb bei der Beschreibung der Analyse dieser Körper nur
mf die genannten Alaunsorten Rücksicht genommen werden.
Bei der Untersuchung der Alaune kommt es lediglich darauf
in, die Menge des darin enthaltenen Sesquioxyds (Thonerde, Eisen-
txyd, Chromoxyd) der Schwefelsäure und des Alkalis zu ermitteln.
Jnter Umständen kann es auch von Wichtigkeit sein, die Quan-
ität der den Alaun verunreinigenden Körper festzustellen. So ist
lamentlich bei der Untersuchung des Kalialauns, welcher zuweilen
ilisenoxyd enthält, die Ermittelung der Quantität des letzteren für
ine genauere Alaun-Analyse* erforderlich..
272 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-analyt Unters, techn. Stoffe.
Zur Gewichts -Bestimmung der im Alaun enthaltenen Schwefel-
säure löst man eine gewogene Quantität desselben in heissem, destil-
lirtem Wasser auf, säuert mit Salzsäure etwas an, und bestimmt
durch Fällung mit salpetersaurer Strontian- Lösung und Alkohol die
Menge der Säure nach § 14; oder man verfahrt nach § 53 c.
Der Thonerde-Gehalt kann in einer zweiten Portion, welche man
nach erfolgter Lösung mit essigsaurem Natron übersättigt, nach § 51
ermittelt werden.
Den Alkali-Gehalt eines Alauns hat man verhältnisßmässig sel-
tener zu bestimmen. Will man im Kalialaun den Kali -Gehalt er-
mitteln, so kann man die Substanz in heissem, destillirtem Wasser
lösen, darauf durch Erwärmen mit Schwefelammonium das Sesqui-
oxyd ausfällen und abfiltriren. Da jedoch letzteres, namentlich Thon- •
erde, immer noch ziemlich bedeutende Quantitäten Kali zurückhält
und diese sich nur äusserst schwierig auswaschen lassen, so ist ^
zweckmässig, den abfiltrirten Niederschlag wieder in Salzsäure 2U
lösen, die Lösung ziemlich stark zu verdünnen, dann abermals »^
derselben/ durch Schwefelammonium das Sesquioxyd zu fällen, s^'
zufiltriren und mit heissem, destillirtem Wasser gehörig auszuwaschen
Die durch die beiden Fällungen erhaltenen Filtrate werden zusammen-
gegossen, die Lösung mit Schwefelsäure angesäuert, gekocht, bis aller
Schwefel ausgefallt ist, letzterer dann abfiltrirt und das Filtrat ^^
einer Platinschale im Wasserbade vorsichtig zur Trockne verdampft
darauf geglüht und das zurückbleibende schwefelsaure Kali gewogei^*
Aus dem Gewichte des letzteren berechnet man den Kali-Gehal*
des Alauns.
Einfacher kann man den Alkali|- Gehalt folgendermaassen hß'
stimmen. Man säuert die Alaun-Lösung mit Essigsäure an und fall*
dann durch phosphorsaures Ammon alle Thonerde aus. Das Gan^e
verdünnt man auf 300 CC, filtrirt 100 CC ab, entfernt daraus durch
essigsaures Eisenoxyd im Kochen die Phosphprsäure und fallt dann
das Kali als Weinstein nach § 12. Dieses Verfahren hat den Vor-
theil, dass die Thonerde alkalifrei als APO^PO^ abgeschieden wird.
Die bei dem allgemeinen Basen -Trennungs verfahren § 65 beschriebene
Alkalien-Bestimmung liefert jedoch am schnellsten ein genaues Eesultat
und ist hier recht eigentlich am Platze, da die Alaune ja keine
andere Säure als Schwefelsäure enthalten. Man löst daher den Alaun
in viel heissem Wasser, giebt einen Ueberschuss von (alkaUfreiem)
Barytwasser hinzu, leitet einen raschen Strom Kohlensäure ein, nüßst
das Ganze und titrirt einen aliquoten * Theil des Filtrats auf Pott-
§ 87. Die Alaune und Thonerdesalze des Handels. 273 •
ascbe nach § 8. Die Befürchtung , die Thonerde halte etwas kohlen-
saures KaU zuräck; ist, wie ich mich wiederholt überzeugt habe,
bei Gegenwart von Baryt unbegründet, indem sie alsdann viel lieber
sich mit dem schwerlöslichen Aetzbaryt vereinigt und die Alkalien
frei giebt. Fällt man z. B. eine Auflösung von Thonerde in Aetz-
baryt mit Salmiak, so enthält die Thonerde stets Barytspuren, die
ihr durch Auswaschen mit Wasser nicht entzogen werden können.
War gleichzeitig viel Aetzkali zugegen, so ändert das nichts und
die Thonerde nimmt davon nichts auf. Ueberhaupt ist die Neigung
sich mit Baryt zu verbinden, bei den meisten Oxyden viel stärker
als die zu den leichtlöslichen Alkalien, und in Folge dessen bietet
dag im § 65 beschriebene Bestimmungs- Verfahren der Alkalien eine
vollkommene Zuverlässigkeit.
Um den Ammoniakgehalt eines Alauns zu ermitteln, kann man
denselben mit Kali kochen und das ausgetriebene Ammoniak nach
§ 11 bestimmen.
Analog den Thonerdealaunen können auch die Eisenoxyd- und
Cliromoxydalaune analysirt werden, nur dass man die Quantität des
Eisenoxyds nach vorheriger Eeduction desselben durch Zink in
schwefelsaurer Lösung nach § 19, die des Chromoxyds durch Schmelzen
des entwässerten Alauns mit chlorsaurem Kali und kohlensaurem
Natron, oder Kochen mit Kali und Brom als Chromsäure oder Baryt-
chromat nach § 26 oder 27 feststellt.
Auch bei der Analyse der gebrannten Alaune wird man sich,
lediglich auf die angeführten Bestimmungen beschränken können.
Von anderen Thonerdesalzen des Handels sind besonders die
schwefelsaure und essigsaure Thonerde wichtig.
Bei diesen Salzen ist eigentlich die Bestimmung des Thonerde-
Gehalts gerade so wie beim Alaun die Hauptsache; jedoch ist
namentlich für die schwefelsaure Thonerde auch die Ermittlung der
sogenannten freien Säure um so wichtiger, als dieses Salz gewisser-
maassen ein Alaunsurrogat ist, und als solches um so werth voller
oder anwendungsfähiger wird, je mehr es der günstigen Bedingung
des Alauns: keine freie Säure zu besitzen, sich nähert.
Die schwefelsaure Thonerde kommt in der Regel in Form
geschmolzener Tafeln in den Handel und enthält, je nachdem sie
blos durch Digeriren und Eindicken von Thon mit Schwefelsäure,
ohne die sich abscheidende Kieselsäure zu entfernen, oder durch
Abdampfen einer so erhaltenen und filtrirten schwefelsauren Thon-
Fleischer, Titxir-Methode. 3. Aufl. 18
274 Dritter Theil. Anleit zur quantit.-aDal7t. Unters, techn. Stoffe.
erde -Lösung gewonnen wurde, Kieselsaure resp. unzersetzten Thon
oder nicht. Der Analytiker wird bei der technisolien Untersuchung
jedoch lediglich mit dem heissen wässrigen Auszuge die Prüfung
vorzunehmen haben; denn dieser enthält ja die wirksamen Haupt«-
Stoffe der Substanz: Thonerde und Schwefelsäure. Der abfiltrirte
Eückstand kann, nachdem er einer qualitativen Untersuchung unter-
worfen, natürlich ebenfalls weiter behandelt werden, jedoch wird
es zumeist genügen, sein Gesammtgewicht nach dem Trocknen und
Glühen zu ermitteln*
Die Bestimmung der Thonerde in der schwefelsauren Auflösung
bietet nach § 51 keine besonderen Schwierigkeiten, nur wenn Eisen
in grösserer Menge zugegen ist, wird man das in dem genannten
Paragraphen darauf bezügliche zu berücksichtigen haben.
Ebenso kann die Gesammt- Schwefelsäure-Bestimmung nach § 53
ausgeführt werden. Sind die Mengen von Thonerde und Schwefel-
säure bekannt, so lässt sich daraus natürlich sehr leicht die Quan-
tität der freien, d. h. nicht an Thonerde (als Al^O^SSO^) gebundenen
berechnen, wenn nicht noch andere neutrale schwefelsaure Salze, wie
Bittersalz, schwefelsaures Salz und Gips in Lösung sind. Da jedoch
dies häufig der Fall ist, und die schwefelsaure Thonerde, namentlich
von den Alkali-Sulfaten meist erhebliche Mengen enthält, so verlangt
die Bestimmung der freien Säure eigentlich eine vollständige Analyse.
Wir besitzen jedoch ein sehr einfaches Mittel, durch welches man u»
Stande ist, die Menge der freien Säure direct acidimetrisch zu he-
stimmen und welches darauf beruht, dass die meisten Sulfate, nament-
lich aber der Alaun unlöslich in Alkohol sind. Man erhält dabei die
besten Eesultate, wenn man in folgender Weise verfahrt.
Zu der Auflösung von schwefelsaurer Thonerde fügt man etwa
die Hälfte soviel chemisch reines, neutrales, schwefelsaures Kali hinzu
als man Substanz abwog und bringt alles in Lösung. Alsdann damp^
man das Ganze auf 20 — 30 CC. ein, lässt erkalten und fügt ein
doppelt so grosses Volumen Alkohol hinzu. Nachdem man unter
zeitweisem Umrühren die Flüssigkeit eine Stunde stehen und absetzen
gelassen, filtrirt man den Alaun auf dem Saugfilter ab, wäscht nu*
Alkohol aus und titrirt im Filtrat die fi:eie Schwefelsäure direct
acidimetrisch mit ^/g-Normal-Ammon.
Dieses Verfahren ist das directeste und kürzeste und liefert
sehr gute Eesultate, da der sich dabei bildende Kalialaun in 60 /o
Alkohol sehr schwer löslich ist, so dass nur Spuren davon zor
Titration gelangen , und daher die Genauigkeit kaum merklieb
§ 87. Die Alaune und Thonerdesalze des Handels. 275
beeinträchtigen. Dass dabei auch die anderen Sulfate von Kali, Mag-
nesia und Kalk mehr oder weniger vollkommen abgeschieden werden,
sei nnr erwähnt, ist aber, da sie alle neutral reagiren, für die Titration
gleichgiltig.
Ein als Beizmittel besonders wichtiges Thonerdesalz ist die im
H&ndel vorkommende Auflösung von essigsaurer Thonerde.
Auch bei ihr ist die Thonerde - Bestimmung , die nun hier ohne
Weiteres direct nach § 51 vorgenommen werden kann, Hauptsache;
jedoch werden in Folge ihrer verschiedenen Zusammensetzung, wie
^ gleich sehen werden, auch noch andere darin enthaltene Stoffe
za ermitteln sein.
Die essigsaure Thonerde, auch Eothbeize oder Alaunbeize ge-
nannt, wird in der Färberei lediglich darum angewandt, weil gerade
dieses Thonerdesalz die Eigenschaft besitzt, am leichtesten aus saurer
liÖsong den grössten Theil der Thonerde in der Wärme auf der
I^aser niederzuschlagen. Diese Eigenschaft ist jedoch nicht fiir alle
sogenannten Eothbeizen gleich, und hängt, wie wir gleich sehen wer-
den, grösstentheils auch von dem Gehalt an schwefelsaurem Kali ab.
Die essigsaure Thonerde wird durch Zersetzung von Alaun mit
essigsaurem Bleioxyd als Auflösung erhalten. Wird hierbei so viel.
Blcdsalz verwandt, dass dadurch alle Schwefelsäure (also auch die
des schwefelsauren Kalis) als Bleisulfat abgeschieden wird, so enthält
die Flüssigkeit nur die essigsauren Verbindungen von Kali und Thon-
^e; eventuell auch etwas essigsaures Bleioxyd, welches jedoch durch
Schwefelwasserstoff entfernt wird. Wurde dagegen zu dieser Zer-
setzung weniger Bleisalz verwendet, so resultirt natürlich eine Flüssig-
keit, welche neben essigsaurer Thonerde auch unzersetztes schwefel-
saures Kali, respective auch Alaun enthält.
Es ist aber das Verhalten der beiden beschriebenen Producte
^ der Wärme ein verschiedenes. Während nämlich das Schwefel-
säurefreie Product in der Wärme nur einen geringen, sich leicht
beim Erkalten wieder lösenden Niederschlag giebt, scheidet das
^athaltige nicht blos in der Wärme, sondern sogar beim längeren
A^ufbewahren ein nicht unbedeutendes Sediment ab. Der Grund
dieser Verschiedenheit liegt darin, dass schwefelsaures Kali und essig-
saure Thonerde sich theilweise zu einem unlöslichen, sehr basischen,
'ionerdereichen, schwefelsauren Doppelsalz (welches eigentlich mit
Unrecht basischer Alaun genannt wird) umsetzen, während natür-
^ch die essigsauren Verbindungen diese EigenschajPt nicht besitzen
können.
18*
276 Dritter Theil. Anleit* zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
Man wird deshalb ausser der Thonerde- auch eine Schwefel-
säure-Bestimmung vorzunehmen haben; dagegen die Kali-Bestimmung
in der Regel aus folgenden G-ründen umgehen können. Da die
Rothbeize aus Alaun gewonnen wird, so muss sie auf jedes Aequi-
valent Thonerde (Al^O^) ein Aequivalent Kali (KO) enthalten. Ist
demnach der Thonerde- Gehalt bekannt, so lässt sich der von Sali
annähernd berechnen* Findet man nun die Menge der Schwefel-
säure, so ist leicht zu beurtheilen, ob sie grösser oder kleiner ab
das entsprechende Kali ist. Im ersteren Falle enthielt die Roth-
beize noch schwefelsaure Thonerde neben schwefelsaurem Kali, also
unzersetzten Alaun; im letzteren nur schwefelsaures Kali.
Die Schwefelsäure-Bestimmung wird am besten in der Art aus-
geführt, dass man die Flüssigkeit mit Salzsäure, Chlorstrontium und
einem gleichen Volumen Alkohol versetzt. Der abgeschiedene schwefel-
saure Strontian kann dann nach dem Auswaschen mit Alkohol, nach
§14 oder 53 titrirt werden. Die Fällung der Thonerde ist hier,
wegen ihrer überwiegenden Menge, nicht empfehlenswerth, will man
es dennoch thun, so ist es rathsam, eine grössere Menge essigsaures
Natron zuzusetzen, zu verdünnen und heiss unter Zusatz von etwas
Ammon dieselbe abzuscheiden. Sie fällt dann infolge des grösseren
Gßhaltes an essigsaurem Alkali so gut wie frei von Schwefelsäure
Erwähnt sei noch, dass man die Essigsäure durch Destillation
einer mit concentrirter Schwefelsäure versetzten Probe gewinnen
und direct titriren kann. Zur Bestimmung der eventuell in der
Rothbeize enthaltenen kleinen Eisenmengen kann man entweder,
falls kein Oxydul vorhanden (also Ferridcyankalium keine blau®
Fällung giebt), das iodometrische Verfahren von § 38 anwenden;
oder man versetzt die Flüssigkeit mit Weinsteinsäure, übersattigt
mit Ammon, und fällt heiss durch Schwefelammonium alles Eisen
als Schwefeleisen aus. Löst man dasselbe nach dem Abfiltriren in
verdünnter Schwefelsäure, so kann es (nach Wegkochung des SchweW-
Wasserstoffs) direct mit Chamäleon titrirt werden.
§88.
Chromeisenstein.
Der Ghromeisenstein , das Hauptmaterial für die Bereitung der
chromsauren Salze, besteht im Allgemeinen aus Chromoxyd, Eisen-
oxydul nebst etwas Thonerde und Magnesia. Bei der Untersuchung
dieses Körpers wird es aber in der Hauptsache nur auf die Ermittelung
§88. Ohromeisenstein. 277
seines Cbrom- und Eisengehaltes ankommen. Für diesen Zweck ver-
fiihrt man folgendermaassen.
Von dem äusserst fein in einer Achat-Eeibschale geriebenen und
gebeatelten Mineral trägt man 1 Grm. in 8 Grm. geschmolzenen
Borax in einen glühenden Platintiegel ein, rührt oft um und lässt
Tiegel noch eine halbe Stunde in voller Eothgluth. Alsdann
man allmählich so viel kohlensaures Kali oder wasserfreie Soda
limza, bis die Masse nicht mehr schäumt. Während des Schmelzens
fügt man dann von Zeit zu Zeit Stückchen von chlorsaurem Kali
lunza und erhitzt so lange, bis die Masse vollständig gelb geworden
ist and ruhig fliesst. Nach dem Erkalten behandelt man die Schmelze
mit heissem, destillirtem Wasser, und bringt dadurch alles Chrom-
Qxjd, welches durch den Schmelzprocees in Ohromsäure verwandelt
Würde, in Lösung. Man filtrirt das chromsaure Kali ab, und ver-
setzt das Filtrat, nachdem es mit Schwefelsäure angesäuert, mit
einer gemessenen Eisenvitriol -Lösung von bekanntem Eisengehalt.
Ans der Menge des gebildeten Eisenoxyds, resp. aus dem mit Cha-
i&Ueon titrirten Eisenoxydulrest, berechnet man die Quantität des
Ohrornoxyds nach § 26.
Hätte man zu befürchten, dass die Lösung noch unzersetztes
chlorsaures oder unterchlorigsaures Kali enthielte (wie dies nur nach
SQ schwachem Glühen der Fall sein kann), so ist es geeigneter, die
Chromsäure durch Chlorbaryum- oder JBleizucker-Lösung zu fallen und
uii Niederschlage nach § 27 zu bestimmen.
Zur Ermittelung des Eisengehaltes löst man den Rückstand
*üf dem Filter in verdünnter Schwefelsäure, reducirt das gebildete
Büsenoxydsalz durch Zink zu Oxydul und bestimmt die Menge des
letzteren durch Chamäleon.
In der Regel werden diese beiden Resultate für die technische
Untersuchung des Chromeisensteins ausreichend sein. Sollte man
jedoch beabsichtigen, auch die Quantität der im Chromeisenstein
enthaltenen Magnesia zu bestimmen, so ist dieselbe vollständig in
iem unlöslichen Glührückstande neben dem Eisenoxyd enthalten.
Man hat daher nur nöthig, diesen Rückstand in Salzsäure zu lösen,
lann Weinsäure und Ammoniak hinzuzufügen, wodurch kein Nieder-
iehlag entsteht , und aus dieser ammoniakalischen Lösung durch
c>ho8phorsaures Ammon alle Magnesia auszufällen und nach § 52
sa bestimmen.
278 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
§89.
Technisch wichtige chromsanre Salze.
(Chromsaures Kali, -Kupfer und -Bleiozyd.)
Wegen der schönen Farbe der chromsauren Metalloxyde wer-
den .einige davon in der Färberei angewendet. Die wichtigsten der-
selben sind die KaU-, Kupferoxyd- und Bleioxyd-Verbindungen.
Da der Gehalt an Chromsäure lediglich den Preis dieser Far-
ben bestimmt, so läuft die Analyse im Wesentlichen auf eine Chrom-
säure-Bestimmung hinaus. Wie man für diesen Zweck bei den
Kali- und Blei- Verbindungen verfahren kann, ist schon in den §§ 26
und 27 besprochen worden; dagegen ist zur Bestimmung des Kupfer-
Chromats ein anderes, als das für das Bleisalz beschriebene allgemeine
Verfahren einzuschlagen.
Eine fein zerriebene; gewogene Probe des Kupfersalzes wird
(um es zu zersetzen) in einem Becherglase mit Kalilauge so lange
gekocht, bis der zuerst sich grün abscheidende Niederschlag von Kupfe^
oxydhydrat vollständig schwarz geworden ist; dann wird abfiltrirt,
der Rückstand mit heissem, destillirtem Wasser gehörig ausgewaschen
und darauf in dem mit Schwefelsäure angesäuerten Filtrat die Chrom-
saure nach § 26 bestimmt.
Will man in den Chromfarben auch die Menge der mit Chrom-
säure verbundenen Basen ermitteln (welche unter Umständen b!OS
der G-ewichtsdifferenz von der abgewogenen Probe und der darin
enthaltenen Chromsäure gefunden werden kann), so lässt sich dies
beim Kupferchromat durch Auflösen des schwarzen Kupferoxyd-
Niederschlages in Salzsäure und Fällen als Cu^O durch Trauben-
zucker in weinsäurehaltiger kalischer Lösung nach § 22 am einfach-
sten ausführen.
Zur Bestimmung des Bleigehaltes im chromsauren Bleioxyd
digerirt man dasselbe mit Schwefelsäure und schwachen Alkohol hei
gelinder Wärme, filtrirt das dadurch gelöste, schwefelsaure Chrom-
oxyd ab , wäscht den Rückstand auf dem Filter mit schwachem
Alkohol gehörig aus, bis ein Tropfen des Filtrats auf einem Platin-
blech verdampft, keinen grünen Rückstand mehr zeigt, und zersetet
das auf dem Filter befindliche schwefelsaure Bleioxyd darauf mit
kohlensaurem Kali. Nachdem man das kohlensaure Bleioxyd abfiltrirt
und mit heissem Wasser gehörig ausgewaschen hat, kann es nach
§ 8 bestimmt werden.
Um endlich im chromsauren Kali den Kali- Gehalt «u
f 90. Braunstein-Bestimmung. 279
ermitteln, löst man dasselbe in Wasser auf, reducirt durch Salzsäure
und Alkohol die Chromsäure unter Erwärmen zu Chromoxyd, fällt
dieses durch Ammoniak aus, filtrirt, verdampft das Filtrat in einer
Platinschale zur Trockne, glüht, und wägt das zurückbleibende Chlor-
kalinnL Oder einfacher: man fallt durch Bleizucker die Chromsäure
ans, entfernt im Filtrat das Blei durch HS und fallt dann das Kali
durch Weinsäure nach § 12.
Da das chromsaure Kali sehr häufig kleine Mengen von Schwefel-
fiSnre enthält und die Anwesenheit derselben für die Reinheit, und
wmit fär den Werth dieses Körpers von Einfluss ist, so kann es
wfinschenswerth sein, ihre Quantität zu ermitteln Dies gelingt am
besten durch Fällung der mit Salpetersäure angesäuerten Lösung
dnroh Chlorbaryum und Wägen des schwefelsauren Baryts. Man
kann jedoch auch maassanalytisch die Bestimmung ausführen, wenn
man zu der salpetersauren Lösung ein wenig gemessene Normal-
CUorbarynm-Lömmg zusetzt und mit Ammo^ alsdann alkaUsch macht.
Bestimmt man in dem abfiltrirten Niederschlage die Menge der
Ohromsäure, so lässt sich daraus die des gefällten chromsauren
Baryts und durch Abzug desselben von der angewandten BaCl-Menge
die der Schwefelsäure zukommende Quantität und daraus die Schwefel-
säure selbst berechnen.
§90.
Braunstein - Bestimmung
Wie schon früher angedeutet wurde, ist der Werth des Braun-
steins lediglich von seinem Oxydations- Vermögen, d. h. von der
Menge des darin enthaltenen disponiblen Sauerstoffs abhängig. Es
Worde auch schon in § 61 darauf hingewiesen, dass die Quantität
des Sauerstoffes, welche das Mangansuperoxyd in der Kothgluth
abzugeben vermag, nicht gleichwerthig derjenigen ist, welche dem-
selben durch Behandlung mit Säuren und Reductionsmitteln ent-
zogen werden kann. Da jedoch bei der Anwendung dieses Körpers
in der Begel nur sein Oxydations -Vermögen in Flüssigkeiten in
Betracht kommt, so versteht man im Allgemeinen unter der Quan-
tität des darin enthaltenen disponiblen Sauerstoffs diejenige Sauer-
stoff-Menge, welche das Manganmetall mehr enthält, als es zu seiner
Oxydulbildung (MnO) bedarf; und es wird daher das im § 23 be-
schriebene Verfahren zur Braunstein -Prüfung dienen können.
Der natürlich vorkommende Pyrolusit enthält häufig ausser
280 Dritter Theil. Anleit zur quantit-analTt Unters, techn. Stoffe.
Mangansuperoxyd noch andere niedere Oxydaüons- Stufen des Ma;
gans, sowie Eisenoxyd, Thon und eine mehr oder minder grosse
Menge Feuchtigkeit. Es ist daher für die genauere Untersuchung
dieses Körpers nothwendig, erst einige Vorarbeiten zu machen, eh^
die eigentliche Prüfung auf den Gehalt an disponiblem SauerstoS
erfolgen kann.
Bei der Analyse des Braunsteins ist es von besonderer Wichtig—
keit, dass die zu analy sirende Probe den Durchschnittswerth de:mr
Gute des geforderten Minerals habe. Zu diesem Zwecke ist es nöthig-,
eine grossere Menge des vorliegenden Materials in einem Stahlmörsexr
grob zu pulvern, einen erheblichen Theil desselben, etwa 100 Grrm«,
in einer Achatschale etwas feiner zu zerreiben, und von diesem Pulvax*
10 Grm. nach vorherigem Beuteln abzuwägen. Mit dieser Probe könneis.
die nachfolgenden Untersuchungen vorgenommen werden (vgl. Ein-
leitung dieses Theiles).
Man ermittelt in derselben zunächst den Feuchtigkeits- Gehalt.
Der Wasser-Gehalt des Mangansuperoxyds ist zum Theil an dassell^e
als Hydrat gebunden, zum Theil blos als Feuchtigkeit in dem Minerale
enthalten. Man ist jedoch bei der Braunst-ein- Analyse für technische
Zwecke darin übereingekommen, nur dessen Wasser-Gehalt im Ganzen
zu ermitteln. Zu diesem Ende bringt man die fein geriebene, ge-
wogene Substanz in ein Uhrglas und trocknet dieselbe 6 bis 8 Stun-
den in einem Trocken -Kasten bei 100*^ C; darauf deckt man noch
heiss über das die Substanz enthaltende Uhrglas ein zweites, ver-
schliesst beide durch eine Messing -Klammer und wägt. Hatte mftO
vorher das Gewicht der beiden Uhrgläser mit der Klammer fest-
gestellt, so lässt sich aus der Gewichts- Abnahme der Substanz durch
das Trocknen ihr Wasser -Gehalt berechnen.
Nach Mohr gelingt das Trocknen am besten und raschesten
dadurch, dass man das Pulver in einem eisernen Schälchen auf einer
Lampe -erhitzt, und dabei gleichzeitig fortwährend mit einem Thermo-
meter, welches auf höhere Temperaturen eingerichtet ist, umrührt
Sobald die Temperatur der Masse auf reichlich 110^ C. gestiegra ist,
ninmit man das Ganze vom Feuer und lässt im Exsiccator erkalten.
Da das Pulver hygroskopisch ist, so ist es am besten, das Wägen
in einer trockenen verstöpselten Glasröhre vorzunehmen, deren Gewicht
man nach ihrer Entleerung von dem vorigen abzieht.
Nach diesen Vorarbeiten kann die Braunstein -Prüfung nach
§ 23, also durch Eeduction mittelst gemessener und titrirter Eisen-
vitriol-Lösung, vorgenommen werden. Diese Eeduction muss durch
§ 90. Braunstein-Bestimnmiig. 281
starkes Ansäuern mit Schwefelsäure (um eine vollständige Aufschlies-
8img des Minerals zu bewirken) und durch Erwärmen begünstigt wer-
den. Um alle dabei etwa stattfindende Oxydation des Eisenvitriols
durch die Luft zu vermeiden , ist es zweckmässig, die Eeduction in
einem Eochkolben unter Einleiten von Kohlensäure vorzunehmen,
oder, was noch einfacher ist, den Kolben mit einer rechtwinkelig
gebogenen Gasleitungsröhre zu versehen und diese unter reinem
ausgekochten Wasser ausmünden zu lassen. Man erhitzt dann zum
Sieden und lässt langsam erkalten, wodurch das Wasser in den
Kolben zurücksteigt und gleichzeitig abkühlt und verdünnt. Man
beachte, dass der Eeductions - Kolben wenigstens 3 Centimeter hoch
mit Flüssigkeit gefüllt sein muss, die Grasleitungsröhre aber nicht
über 3 Millimeter weit sein darf, um sicher zu sein, dass beim
Znrücksteigen das G-efass nicht springen kann.
Man hat noch viele andere Beductions-Methoden des Braunsteins
veröffentlicht; jedoch gebe ich der mittelst Eisenvitriol wegen ihrer
raschen und leichten Ausführbarkeit den Vorzug.
Der Pyrolusit enthält, wie bereits erwähnt, auch niedere Oxy-
dations-Stufen des Mangans, namentlich Manganoxyd. Will man daher
genau angeben, wie viel Manganoxyd und Superoxyd eine Braun-
stein-Probe enthält, so kommt es darauf an, eine Mangan -Bestim-
ittung zu machen. Diese , Bestimmung , welche die Abwesenheit von
Manganoxydul voraussetzt, kann nach Mohr auf indirectem Wege
sehr einfach ausgeführt werden. Man bestimmt in einer getrockneten
Probe den disponiblen Sauersto£f-Gehalt wie vorher angegeben. Hierauf
glöht man eine gleiche Probe möglichst stark und mindestens ^/^ Stunde
lang im Platintiegel, wodurch alles darin enthaltene Mangan in Mn'O*
übergeht.
Behandelt man die Glühmasse alsdann wieder mit Eisenvitriol,
^e die ungeglühte Probe, so ergiebt diese Titrirung die Menge des
Mangans nach der Gleichung:
Mn^O* + 2FeOS03 + 480^ = 3MnOS03 + Fe'O^SSO».
£s bestimmen also je zwei Aequivalente höher oxydirtes Eisen-
^^dul drei Aequivalente Manganoxydul.
Man berechnet nun, wie viel Sauersto£f nöthig ist, um alles
Manganoxydul in Manganoxyd (Mn^O^) zu verwandeln, wobei man
Q
Mos nöthig hat, die Menge des Manganoxyduls mit — zu multi-
pliciren. Hierauf zieht man die so gefundene Sauerstoff- Menge von
der bei der ersten Probe gefundenen , disponiblen Sauerstoff- Quantität
e k!^
282 Dritter Theil. Anleit. zur qaantit.-analyt. Unters, techü. S1
ab und notirt einerseits Jen SaueratofF- Rest, andererseits die 1
des berechneten Mangan oxyds (Mn-O"). Indem man endlich ba
rechnet , wie viel Mn*0* der Sauerstoff -Beat in MnO" verwandele
könnte and dies Ton dem berechneten Un^' abzieht, eo ergiebt siel)
darane die Menge dee im PjTolnsit enthaltenen Snp^oxjds und
Hanganoxyds.
Da die hauptsächlichste Anwendung des Braunsteins der Chlor-
respective Chlorkalk- Bereitung gilt, so kann es wünsch enswerth sein,
Chlor -Desi[llatiuii
, bestimml* .
direot die Chlor -Menge kennen z» leinen welche
Menge einer Braun stein-Pro he zu liefern vermag.
Zur analytischen Ermittelung des Chlors fängt m^n iMItäl* I
in lodkalium- Lösung auf und bestimmt dann das frei geworden*
äquivalente lod. Für diese Destillation hat Mohr eineu sehr lif*
quemen, in obeustehender Figur dargestellten Apparat constmirl.
dessen Beschreibung ich ihm entlehne.
Ein kleines Kölbchen von etwa 60 CV. Inhalt ist mit einem
§ 91. Analyse der Eisenerze. 283
reinen Korke mit der Leitungsröhre verbunden. Dieselbe hat eine
aufgeblasene Kugel und ist in eine dünne Spitze ausgezogen ^ um
ein etwaiges Zurücksteigen unschädlich zu machen. Die Leitungs-
rohre geht durch einen losen Kork in die verdichtende Glasröhre
von 320— 340 Millimeter Länge und 25— 30 Millimeter Weite; diese
steht selbst in einem starken Glas - Cylinder. Der ganze Apparat
steht ohne alles Stativ durch das in dem äusseren Cylinder befind-
liche Kühlwasser fest. Man füllt eine genügende Menge. lodkalium-
Losnng in den inneren Cylinder, dann den Braunstein in das Kölbchen,
übergiesst ihn mit einer reichlichen Menge starker Salzsäure, ver-
bindet die Bohre durch starkes Andrücken mit dem Kölbchen und
erwärmt zum Sieden. Sobald die Entwickelung beendigt ist, was
an dem knatternden Geräusch der Dampfblasen und der Farblosig-
keit des Luftraums im Kölbchen erkennbar ist, wird letzteres vom
Korke abgenommen und bei Seite gestellt. Der Inhalt der Glas-
röhre wird in einen grösseren Kolben entleert, und die Gasleitungs-
röhre ebenfalls in diesen äusserlich abgespritzt. Will man auch
öoch die letzten Spuren Chlor gewinnen, so legt man wieder etwas
lodkalium-Lösung vor und destillirt dieselbe Flüssigkeit weiter. Die
beiden Destillate werden vereinigt, das Ganze dann mit unterschweflig-
sanrem Natron unter Stärke -Zusatz titrirt und so das frei gemachte
*^od als Maass für das Chlor gefunden.
Statt des eben beschriebenen Apparats kann man auch den in
§ 38 zur lod- Destillation dargestellten anwenden; jedoch gewährt
^er Mohr 'sehe Apparat wegen des grösseren Kolbens eine grössere
Sicherheit, dass nicht sogleich beim Eingiessen der Säure Chlor in
^enierkenswerther Menge entweiche, und gestattet auch, eine nicht
^^ kleine Menge Substanz in Anwendung zu bringen. Für die
lod-Destillation dagegen, wo diese beiden Vorzüge weniger ins
Gewicht fallen, ist der dazu früher beschriebene Apparat entschieden
ganz geeignet.
§ 91.
Analyse der Elsenerze.
Für die Untersuchung der Eisenerze genügt es in der Regel,
nur die darin enthaltene Menge des Eisens, der Phosphorsäure und
Fhonerde zu bestimmen.
Die für den Zweck der Ermittelung des Eisengehaltes der
llisenerze vorgeschlagenen Methoden sind ziemlich zahlreich. Man
cann entweder das Eisen als Oxydulsalz oder Chlorür in Lösung
284 I>ritter TheiL Anleit. zur qiuuitit-aiialyt UnteiB. tedm. Stoßt.
biingen und dann seine Menge durch Chamaleon-Titrirang nadi
§ 19 ermitteln y oder dasselbe in Ozydsalz verwandeln und dorcli
eine titrirte Zümchlorür- Lösung nnter Zusatz von lodkalium und
etwas Starke als freies lod bestimmen; oder endlich das Edsenoxyd-
salz mit (iodsaurefreiem) lodkalium erwärmen und die Menge des
ausgetriebenen lods einerseits und daraus den Eisengehalt anderer-
seits feststellen (vergl. § 38).
Um die beste Wahl unter diesen Methoden zu treffen, hat man
zweierlei zu berücksichtigen, fkithalt das zu untersuchende Eisen-
erz nur Eisenoxyd und kein Oxydul , so ist das iodometrische Ver-
fahren jedenfalls brauchbarer als das oxydimetrische, weil man dabei
nicht nothig hat, eine Eeduction vorzunehmen, und überdies Salz-
säure (welche von allen Mineralsäuren auf Eisenoxyd am stärksten
einwirkt) ohne Bedenken zum Auflösen angewendet werden kann.
Enthält jedoch das Erz sowohl Oxyd als auch Oxydul, so gebe ich
der Bestimmung mittelst Chamäleon den Vorzug; weil es schwieriger
ist, sich eine ganz chlor- oder salpetersäurefr^ie Eisenoxyd- als eine
reine Eisenoxydul -Lösung darzustellen.
Da übrigens die meisten Eisenerze (Rotheisenstein, manche
Brauneisensteine und Baseneisenstein ausgenommen) sowohl Oxydnl -
als Oxyd enthalten, so wird man häufiger zur oxydimetrischen, sis
zur iodometrischen Methode recurriren.
Um in den Eisenerzen ihren Eisengehalt durch Chamäleon-
Titrirung zu bestimmen, kann man auf folgende Weise verfahren.
Das höchst fein gepulverte oder gebeutelte Mineral wird hei
100^ C. getrocknet, dann gewogen (wodurch der Gehalt von Feuch-
tigkeit bestimmt wird) und bei ganz gelinder Wärme in nicht z^
verdünnter Schwefelsäure gelöst. Nachdem die Lösung oder wenig-
stens die vollständige Zersetzung erfolgt ist (was man daran e^
kennen kann, dass der unlösliche Bückstand vollkommen weiss ist)»
fiigt man zu der Flüssigkeit etwas eisenfreies Zink hinzu, bedeckt
das Grefäss mit einer Glasplatte und reducirt dadurch alles Eisen-
oxyd- zu Eisenoxydulsalz. Nachdem die Beduction beendet, vno-
etwa noch zurückbleibendes Wasserstoflfgas durch die beim Zufagen
von einem Stückchen doppelt-kohlensauren Natrons erzeugte Kohlen-
säure verdrängt ist, wird die abgegossene Flüssigkeit mit ilirem
gleichen Volumen destillirten Wassers versetzt und nach § 19 »nf
ihren Eisengehalt geprüft.
Zur Ausführung der Analyse der Eisenerze werden verschiedene
§ 91. Analyse der Eisenerze. 285
Ver&hren angewendet, die mehr oder weniger nach der Zusammen-
setzung des Erzes sich richten.
Die wichtigsten Eisenerze, welche zur Verhüttung angewendet
werden, sind bekanntlich der Eotheisenstein, Brauneisenstein,
fiaseneisenstein , Spatheisenstein und der seltene Magnet-
eisenstein. Der letztere ist das reichste Eisenerz, indem er fast
nur ans Eisenoxyduloxyd (Fe'O*) besteht, und bis zu 72 Procent
metallisches Eisen enthält. Zur Bestimmung seines Eisengehaltes
zerreibt man das Mineral möglichst fein, und löst eine gewogene
Menge desselben unter gelindem Erwärmen und zeitweisem Zusatz
von Erystallen von doppelt -kohlensaurem Natron (zur Vermeidung
der Oxydation) in verdünnter Schwefelsäure auf.
Darauf bestimmt man durch Chamäleon - Titrirung in einer
Portion der Lösung den Eisenoxydul -Gehalt und in einer zweiten,
nach vorhergegangener Reduction durch Zink, den Gresammt-Eisen-
gehalt. Aus beiden Resultaten kann die Menge des Oxyds und
Oxyduls ermittelt werden; jedoch wird es bei den Untersuchungen
dieses Minerals, so wie bei der Analyse aller anderen Eisenerze in
d^ Regel nur erforderlich sein, den Gesammt- Eisengehalt der Sub-
stanz zu ermitteln.
Der Rotheisenstein enthält bisweilen blos Eisenoxyd, Wasser
^ud in Säuren unlösliche Gangart. Für diesen Fall lässt sich die
Analyse dieses Minerals ziemlich einfach ausführen. Der Wasser-
gehalt kann dadurch bestimmt werden, dass man eine fein zerriebene
•Probe des Minerals in eine Kugelröhre von schwer schmelzbarem
"Glase bringt, nebst dieser wägt, dann die Röhre unter Durchleiten
^ines durch Chlorcalcium getrockneten Luftstromes längere Zeit
glüht, und nach dem Erkalten aus dem Gewichtsverlust der ursprüng-
lichen und der geglühten Substanz deren Wassergehalt berechnet.
Zur weiteren Bestimmung des Rotheisensteins glüht man die Probe
in der Kugelröhre von neuem, leitet aber statt Luft, getrocknetes
WasserstofiPgas durch die Röhre, und reducirt dadurch alles Eisen
zu Metall. Ist die Reduction vollständig geschehen, so lässt man
im Wasserstoffstrom erkalten und spült die Probe in ein Becherglas;
löst das darin enthaltene Eisen in verdünnter Schwefelsäure und
bestimmt durch Chamäleon -Titrirung die Menge desselben.
Enthält der Rotheisenstein ausserdem noch Phosphorsäure,
Kohlensäure, Kalk, Thonerde und dergl., so ist es zweckmässiger,
die Wasser - Bestimmung und die übrige Analyse dieses Minerals
286 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-aiial7t. Unters, techn. Stoffe. i
nach der beim Brauneisenstein gleich zu beschreibenden Methode
vorzunehmen.
Der Brauneisenstein enthält eine ziemlich bedeutende An-
zahl dem Eisenoxydhydrat beigemengter Stoffe; vorzugsweise aber
nur Kieselsäure y Thonerde, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Mangan
und alkalische Erden (Kalk, Magnesia).
Nachdem man eine gewogene Menge des fein gepulverten Minerals
längere Zeit im Exsiccator getrocknet, wägt man dieselbe von neuem,
um die Quantität des nicht an Eisenoxyd oder andere Basen des
Erzes gebundenen Wassers zu erfahren. Darauf wird die Substanz
mit ihrem drei- bis vierfachen Gewicht vollkommen trocknen, kohlen-
sauren Bleioxyds*) gemischt und in eine Verbrennungsröhre, mit
deren Mündung eine gewogene Chlorcalcium - Röhre verbunden ist,
geschüttet. Es ist jedoch noth wendig, die Substanzen in der Ver-
brennungsröhre so zu schichten , dass an ihrem zugeschmolzenen
Ende kohlensaures Bleioxyd, in der Mitte die mit diesem gut ge-
mengte Substanz, und an dem anderen Ende wieder eine Schicht
kohlensaures Bleioxyd folgt. Darauf legt man die Röhre in einen
Verbrennungsofen und erhitzt von der Mündung derselben nach
ihrem zugeschmolzenen Ende hin. Die Gewichts-Zunahme der Chlor-
calcium -Röhre nach dem Erkalten ergiebt den Wassergehalt der
Substanz. Enthält das Mineral keine Kohlensäure, so kann die
Wasser -Bestimmung durch blosses Glühen der getrockneten Sub-
stanz aus dem Gewichts -Verlust derselben, nach dem Glühen be-
rechnet werden. '^
Nach Vollendung der Wasser-Bestimmung kann man zur eigent-
lichen Analyse des Brauneisensteins übergehen. Zu diesem Zwecke
wird eine Probe desselben (mindestens 5 Grm.) fein zerrieben und
mit starker Salzsäure im Wasserbade zur Trockne abgedampft; darauf
wieder etwas Salzsäure hinzugesetzt, mit Wasser verdünnt und ge-
linde erwärmt. Auf diese Weise wird alle Kieselsäure ausgeschieden,
welche abfiltrirt und weiter bestimmt werden kann.
Das Filtrat theilt man in verschiedene Portionen. . In einer
derselben kann die Eisen-Bestimmung nach § 38 ausgeführt werden.
In einer zweiten Portion kann man die Menge der Phosphorsäure
(nachdem man dieselbe nach § 57 von der Thonerde und dem Eiaen-
*) Dasselbe wird durch Erhitzen bis zur anfangenden Zersetzung de»
reinen Salzes und Erkalten in einer verschlossenen Glasröhre daigesteUt
* § 91. Analyse der Eisenerze. 287
.joxyd getrennt hat) nach der im § 50 beschriebenen Methode er-
mittehi.
Die Schwefelsäure, welche in der Kegel nur in sehr kleinen
Mengen in den Eisenerzen enthalten ist, kann dadurch bestimmt
werden, dass man eine grössere Portion der Lösung mit essigsaurem
^ Natron übersättigt, bis zum Sieden erhitzt, und sie in der vom
' Niederschlage abfiltrirten, angesäuerten Flüssigkeit nach § 53 ermittelt.
Die Menge der Thonerde wird gefunden, wenn man sie nebst
dem Fisenoxyd von der Phosphorsäure nach § 57 trennt und dann
nach § 51 bestimmt. Auch kann man nach § 65 verfahren.
Die übrigen zum Theil unwichtigeren Bestandtheile des Erzes,
wie £[alk und Magnesia, können nach den im zweiten Theil be-
schriebenen Methoden getrennt, und auf geeignete Weise bestimmt
werden, wobei auch das allgemeine Verfahren von § 65 sehr passend ist.
Der Mangan - Gehalt speciell kann durch starkes Glühen der
Probe, wobei alles Mangan in Mn^O* übergeht, nach vorigem Para-
graph direct bei Gegenwart der übrigen Bestandtheile gefunden
werden. Hat man beim Glühen eine Reduction des Eisenoxyds
durch organische Substanzen zu fürchten, so glüht man erst gelinde,
feuchtet hierauf mit Salpetersäure an und glüht dann stärker.
Der Easeneisenstein ist ähnlich wie der Brauneisenstein
zusammengesetzt, enthält aber mehr oder minder grosse Quantitäten
von organischen Substanzen. Zu seiner Untersuchung glüht man
eine im Exsiccator getrocknete, gewogene Probe ganz gelinde in
einem offenen Platintiegel, wägt dieselbe nach dem Erkalten und
erfahrt so aus den Gewichts - Verlusten den Gehalt des Erzes an
Wasser und organischer Materie. Nach diesen Vorarbeiten kann
die Analyse dieses Körpers wie die des Brauneisensteins ausgeführt
Werden.
Der Spatheisenstein endlich, welcher vorzugsweise aus kohlen-
saurem Eisenoxydul , nebst Beimengungen von kohlensauren alka-
lischen Erden und kohlensaurem Manganoxydul besteht, kann zu
Seiner Analyse in verdünnter Schwefelsäure unter gelindem Erwärmen
Sfelöst, und in einer Portion der abfiltrirten Lösung die Menge des
Eisens nach erfolgter Reduction mit Zink , durch Chamäleon be-
stimmt werden. In einer zweiten gemessenen Portion wird das
Mangan in essigsaurer Lösung durch Brom als MnO^ nebst allem
Eisenoxyd gefallt- und nach § 23 titrirt. Ist der Mangan -Gehalt
Sehr gering, so dass man viel Substanz anwenden muss und in Folge
dessen einen sehr bedeutenden, sich schlecht filtrirenden, Eisenoxyd-
288 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
Niederschlag bekäme^ so ist es sehr empfehlenswerth, in die schwach-
saure Füssigkeit Schwefelwasserstoff einzuleiten und gleichzeitig zur
Abstumpfung der freien Säure in kleinen Portionen allmählich so
viel Ammon zuzusetzen, bis die Flüssigkeit schwach alkalisch ist.
Man setzt nun das Einleiten noch so lange fort, bis das Msen yoll-
ständig gefällt ist und die Flüssigkeit stark nach Schwefelwasserstoff
riecht. Alsdann fügt man viel Essigsäure hinzu und erhitzt znin
Sieden. Es wird dadurch alles Mangan, aber nur wenig Eisen gelost.
Nachdem filtrirt worden, fallt man das Mangan aus dem Filtrat mit
Bleichnatron als Superoxyd und bestimmt es, unbeschadet der kleinen
Menge mitfallenden Eisenoxyds, wie vorher (vgl. § 65).
Zur Bestimmung des Kalk- und Magnesia -Gehaltes des Späth-
eisensteins löst man eine gewogene Menge desselben in Salzsäure
auf, fällt aus dieser Lösung (nach gehöriger Neutralisation mit
Ammoniak) das Eisen und Mangan durch Schwefelammonium aus,
filtrirt und bestimmt im Filtrat den Kalk nach § 21 und die Magnesia
in der vom Kalk-Niederschlage abfiltrirten Lösung nach § 62, oder
verfährt noch einfacher nach § 65.
Die Kohlensäure des Spatheisensteins , sowie aller anderen Eisen-
erze kann nach dem in § 13 beschriebenen, allgemeinen Verfahren
quantitativ bestimmt werden.
§92.
Schwefelkies.
Das natürlich vorkommende Doppelschwefeleisen (FeS^ findet
in der Technik vielfache Verwendung, namentlich zur Darstellung
der englischen und rauchenden Schwefelsäure, zur Fabrikation des
Eisenvitriols und zur Gewinnung des Schwefels.
Das Mineral enthält in der Regel ausser Schwefeleisen die Sulfid«
von Kupfer, Arsen, Antimon, zuweilen auch die von Zink und
Mangan. Die Analyse dieser Körper wird sich jedoch für technische
Zwecke in der Regel nur auf die Bestimmung seines Eisen- und
Schwefel -Gehaltes beschränken.
Man kann dabei folgendermaassen verfahren:
Eine gewogene Menge der fein zerriebenen Substanz wird mit
ihrem vierfachen Gewicht einer Mischung von gleichen Theilen
Salpeter und kohlensaurem Natron gemengt und in einem Porzellan*
tiegel geschmolzen. Sobald die Zersetzung erfolgt ist und die Masse
§ 92. Schwefelkies. 289
rohig fliesst, wird erkalten gelassen und die Schmelze in mit Salz-
säure oder Salpetersäure angesäuertem Wasser gelöst.
Die Lösung wird mit kohlensaurem Kali übersättigt, gekocht
und das dadurch gefällte Eisenoxyd abfiltrirt Darauf löst man
letzteres in verdünnter Schwefelsäure , fügt zur Lösung metallisches
eisenfreies Zink hinzu, um dadurch das Oxydsalz in Oxydulsalz
überzufuhren, giesst die Lösung von dem nach erfolgter Reduction
noch ungelöst gebliebenen Zink ab, und bestimmt dann deren Eisen-
gehalt nach § 19.
Die vom Eisenoxyd abfiltrirte alkalische Lösung, welche allen
Schwefel des Minerals in Form von Schwefelsäure enthält, wird zur
Bestimmung der letzteren mit Salzsäure angesäuert und dann, nach-
dem die Kohlensäure ausgetrieben, mit Ammon übersättigt. Darauf
wird die Schwefelsäure nach dem in § 53 beschriebenen Verfahren
bestimmt, und daraus die Menge des Schwefels berechnet.
Der Schwefel-Gehalt im Doppeltschwefeleisen und vielen anderen
natürlichen Blenden und Kiesen lässt sich sehr einfach auch da-
durch ermitteln, dass man das fein geriebene Mineral mit einer
Mischung von 6 Theilen KOCIOS 4 Theilen NaOCO^ und 2 Theilen
NaCl aufschliesst. Wurde das dabei zugesetzte wasserfreie kohlen-
saure Natron genau gewogen, und mit einer gleichen Menge des-
selben Salzes vorher bestimmt , wie viel Normal - Salzsäure diese
Quantität sättigt, so ergiebt sich die Menge der Schwefelsäure, welche
durch Oxydation der angewandten Kies-Probe resultirt, dadurch, dass
man die gut mit heissem destillirten Wasser ausgelaugte Schmelze
filtrirt, und das Filtrat wieder titrirt. So viel CG. Normal -Salz-
säure alsdann weniger verbraucht werden, als bei' der vorigen
Titrirung, ebenso viel Aequivalente SO' werden durch den Schmelz-
Process gebildet. Entspräche also die angewandte NaOCO^- Menge
70 CG. Normal-HGl, und der Schmelz -Auszug würde nur 32 GG.
HCl sättigen, so wären 38 GG. HGl oder deren Aequivalent SO*,
also 38 X 40 = 1520 Mgr. SO', im Schmelz-Process gebildet worden,
und die Kies -Probe würde
— : ?;^ = 608 Mgr. Schwefel
40
erhalten haben.
Diese Schwefel -Bestimmung fällt bei guter Ausführung ganz
befriedigend aus. Man beachte nur, dass man nicht unnöthig viel
Aufschliessmasse anwende, sondern für 1 Grm. Schwefelkies erst
genau 4 Grm. NaOGO^ zweimal abwägt (wovon eine Portion zur
Fleischer, Titrir-Methode. 3. Aufl. 19
290 Dritter Theil. Anleit. zur quantii-analTt. Unters, techn. Stoffe.
Titrirung, die andere für die Schmelze dient) und dann 6 Grm.
KOCIO^ und 2 Gh:m. NaCl. zusetze. Nachdem man das Ganze mit
dem Kiese im Porzellantiegel gut mit einem dünnen Glasstabe
umgerührt hat, streicht man den Stab an einem Kartenblatt ab,
schüttet diese kleine Menge auch in den Tiegel , und erhitzt dann
langsam zum Schmelzen. Sobald sich keine Blasen mehr entwickeln,
ist die Aufischliessung beendigt.
Um bei der Titrirung sowohl des Schmelz-Auszuges als der ge-
wogenen NaOCO^- Menge nicht unnöthig viel Normal- Salzsäure zu
brauchen, ist es am einfachsten, sowohl die Soda- Probe als ancb
den Schmelz- Auszug in einem Mess-Cylinder mit Wasser so zu ve^
dünnen, dass dieses Flüssigkeits- Volumen gerade 200 CG. ausmacht,
und mit der Hälfte dieser Flüssigkeit, also mit 100 CC, die Titri-
rung vorzunehmen.
Die gefundenen Zahlen müssen dann natürlich verdoppelt wer-
den, um den gesuchten Gehalt zu ermitteln.
Bei Gegenwart von Arsen muss aber die gebildete Schwefel-
säure aus der angesäuerten Lösung durch Chlorbaryum oder Chlor-
strontium und Alkohol (nach § 14) gefällt und dann direct bestimmt
werden. War nur wenig Arsen zugegen, so kann die Schwefel-
säure nach § 53 (unter Chlorcalcium- Zusatz der die Arsensauren
fällt) ohne weiteres wie vorher titrirt werden.
Es ist bemerkenswerth, dass die Menge des disponiblen Schwefels
im Schwefelkies nicht stets seinem Gesammt- Schwefelgehalte oit-
spricht, sondern sich danach richtet, für welchen Zweck das Mineral
technisch verwendet wird. Denkt man sich einen Kies von der
Formel FeS^ zur Schwefelsäure - Fabrikation abgeröstet, so kann
allerdings theoretisch der Gesammt - Schwefel als schweflige Säui«
sich verflüchtigen und Eisenoxyd zurückbleiben, praktisch wird dieB
Eesultat nicht erreicht. Dennoch können wir sagen, dass in diesem
Falle theoretisch die Möglichkeit vorliegt, unter gewissen sehr gün-
stigen Umständen den Gesammt - Schwefel des Minerals in Schwefel-
säure überzufuhren.
Anders verhält es sich bei der Schwefel - Gewinnung aus dem
Kiese. Hier zerfallen durch Sublimation 7FeS^ in Fe^S® und 6S,
es wird also nicht einmal die Hälfte des Schwefels als solcher ge-
wonnen.
Dies sind die theoretischen Verhältnisse, in der Praxis werden
dieselben sich natürlich noch ungünstiger gestalten, weil abgesehes
von Fabrikations - Verlusten auch das Eohmaterial an sich nie von
. § 99. Galmei- Untersuchung. 291
infloirenden Beimengungen ganz frei ist, so dass hier recht eigent-
lich die in der Einleitung zum dritten Theil genannte Bestimmung
Fabrikations -Werthes am Platze ist.
§93.
Galmei - Untersnchnng.
Der Galmei, das für die Zink -Fabrikation wichtigste Material,
besteht im Wesentlichen aus kohlensaurem Zinkoxyd, enthält jedoch
meist noch Beimengungen von Cadmiumoxyd, Bleioxyd, Eisenoxyd,
Etlk, Kieselsäure, Manganoxydul etc. Zur Analyse dieses Minerals,
welche lediglich auf die Zink -Bestimmung abzielt, trocknet man
eine fein geriebene, gewogene Probe anhaltend bei 100^ C. Von
Zeit zu Zeit wägt man, und sobald drei Wägungen keinen Gewichts-
unterschied mehr ergeben, bestimmt man aus dem Gewichts -Ver-
lust der Substanz, welchen sie durch das Trocknen erfuhr, ihren
AVasser- Gehalt.
Barauf bringt man die Probe in ein Becherglas und löst sie
hinter gelindem Erwärmen in verdünnter Salzsäure. Hierbei ist zu
W&cksichtigen, dass man einerseits, um Verluste (welche durch das
Spritzen der entweichenden Kohlensäure entstehen können) zu ver-
Haeiden, das Becherglas bedeckt halte, andererseits aber das Digeriren
^ lange fortzusetzen hat, bis der ungelöst bleibende Eückstand
(Kieselsäure) rein weiss erscheint, und die Gasentwickelung aufhört.
In die erhaltene Lösung kann man, ohne zu filtriren, Schwefel-
^»^asserstoff einleiten und so die Metalle der fünften Gruppe aus-
ftUen. Sobald dies vollständig geschehen und die Lösung stark
JUMjh Schwefelwasserstoff riecht, wird filtrirt, und der Niederschlag
fifehörig ausgewaschen. Sein Cadmium - Gehalt kann nach § 65 be-
stimmt werden.
um aus dem Filtrat das Zink frei von anderen Metallen der
Herten Gruppe auszuscheiden, übersättigt man die Lösung kalt mit
Essigsaurem Natron, leitet Schwefelwasserstoff ein, und fallt dadurch
^Iles Zink als Schwefelmotall aus.
Letzteres wird abfiltrirt, ausgewaschen und vom Filter in ein
überglas gespült. Man löst das Schwefel -Zink dann in schwefel-
saurer Eisenoxyd-Lösung und bestimmt das Zink nach § 30.
Die übrigen Bestandtheile des Galmei, so wie die Kohlensäure
können nach den früher angegebenen Methoden quantitativ ermittelt
Verden.
19*
292 Dritter TheiL Anleit. zur qaa]itit.-a]ial7t. Unters, techn. Stoffe.
§94.
Kieselzinkerz.
Das EaeselzinkerZ; welches ebenfalls zur Zink -Gewinnung an-
gewendet wird, besteht hauptsächlich aus kieselsaurem Zinkoxyd,
nebst Beimengungen ähnlicher Metalle, wie sie der Galmei enthält
Es kann in gleicher Weise als letzterer auf seinen Zink -Gehalt
geprüft werden; nur ist es nöthig, die Kieselsäure vorher durch
Uebergiessen des Erzes mit starker Salzsäure und zweimaliges Ab-
dämpfen zur Trockne (im Wasserbade) nach § 57 abzuscheiden, ehe
man die weiteren Arbeiten mit der zinkhaltigen Lösung vorneh-
men kann.
§95.
Zinkblende.
Die Zinkblende enthält in der Regel ausser Schwefelzink noch
andere Schwefelmetalle; jedoch wird man sich auch hier in den
meisten Fällen auf die quantitative Ermittelung des im Minerale
enthaltenen Schwefels und Zinks beschränken können.
Für diesen Zweck wird das Erz bei 100^ C. getrocknet, dann
5 oder 6 Grm. desselben abgewogen und in einem Porzellantiegel
mit seinem vierfachen Gewicht eines Gemenges gleicher Theile von
Salpeter und Soda (vergl. § 92) geschmolzen. Nach vollendeter
Oxydation des Schwefelmetalls lässt man erkalten und löst die Masse
in heissem destillirten Wasser auf.
Der unlösliche Rückstand wird abfiltrirt, gut ausgewaschen, ini
Filtrat, nach dem Ansäuern mit Salzsäure, die Schwefelsäure nach
§ 14 oder 53 (vergl. § 92) bestimmt und aus deren Menge die
des im Mineral enthaltenen Schwefels berechnet.
Um das Zink, welches in dem ungelösten Rückstände enthalten
ist, quantitativ zu bestimmen, löst man denselben in verdünnter
Salzsäure, verdünnt mit Wasser, und fällt durch Einleiten von Schwefel- 1
wasserstoffgas die Metalle der fünften und sechsten Gruppe aw,
filtrirt diese ab, übersättigt das Filtrat mit essigsaurem Natron und
bestimmt dann das Zink wie in den beiden vorigen Paragraphen
angegeben.
Will man den Schwefel - Gehalt der Blende unberücksichtigt
lassen, so kann man das fein geriebene, getrocknete Mineral mit
starker Salpetersäure digeriren, nach vollständiger Zersetzung ah-
§ 96. Bleiglanz. 293
£ltriren, den ungelösten Rüokstand (Kieselsäure, Schwefel, schwefel-
flanres Bleiozyd etc.) gehörig auswaschen, und mit dem Filtrat dann
veiter, wie vorher angegeben, verfahren.
§96.
Bleiglanz.
Da der Werth des natürlich vorkommenden Schwefelbleies zum
Theil von seinem Silber -Gehalt abhängig ist, so hat man bei der
Analyse desselben darauf Rücksicht zu nehmen.
Man bringt eine gewogene Menge (8 — 10 Grm.) des fein ge-
pnlyerten Erzes in eine geräumige Kochflasche , übergiesst darin
dasselbe mit starker, chlorfreier Salpetersäure und verdampft im
Wasserbade zur Trockne. Ist dabei die Masse nicht vollkommen
weiss geworden, so hat man nochmals mit Salpetersäure abzudampfen,
wd dies so offc, bis keine schwarzen Punkte mehr in der Masse
sd sehen sind.
Nach vollständiger Oxydation wird die Masse mit verdünnter
Schwefelsäure übergössen, darauf filtrirt, der Niederschlag auf dem
Kiter mit schwefelsäurehaltigem Wasser gehörig ausgewaschen, und
im Filtrat das Silber nach § 47 bestimmt.
Um das Blei im Bückstande zu ermitteln, wird derselbe in ein
Becherglas gespült, darauf mit einer concentrirten Lösung von kohlen-
«anrem Natron übergössen und 5 — 10 Minuten gekocht. Hierbei
"wird das schwefelsaure Bleioxyd in kohlensaures Salz verwandelt.
Ihn filtrirt letzteres ab, wäscht gut aus und bestimmt es nach
§ 8; oder löst es in Salpetersäure'''), übersättigt mit essigsaurem
Katron und bestimmt das Blei in dieser Lösung nach § 27.
Anstatt das schwefelsaure Bleioxyd erst in kohlensaures zu ver-
handeln, kann man es auch in viel essigsaurem oder basisch wein-
Uinrem Ammoniak lösen, darauf mit chromsaurem Kali das Bleioxyd
insfallen und nach § 27 bestimmen. Oder man verfährt nach der
dlgemeinen Trennungs- Methode (§64 und 65) und digerirt unter
Susatz von essigsaurem Ammon mit doppelt -chromsaurem Kali.
Bei sehr silber armem Bleiglanz ist es zweckmässig, das fein
gepulverte Mineral mit seinem vierfachen Gewicht wasserfreier Soda
*) Es mu88 vollständige Lösung des Bleies erfolgen, widrigenfalls man
ntweder nicht laoge genug mit der kohlensauren Natron-Lösung gekocht,
der nicht genügend ausgewaschen hätte.
294 Dritter Theil. Anleit. zur qaantit.-an|il3rt. Unters, techn. Stoffe.
und der Hälfte seines Gewichtes Salpeter in einem hessischen Tic^
bei heller Bothgluth zu schmelzen. Es bildet sich dadurch einBe-
gulus, welcher nach dem Erkalten ausgehämmert und in massig starkes
Salpetersäure gelöst werden kann.
Aus dieser Lösung fallt man durch Schwefelsäure das Blei,
filtrirt und bestimmt im Filtrate das Silber wie vorher.
§97.
Kupfererze.
Zur Verhüttung des Kupfers dienen eine Anzahl Erze, welcbo
aber nur selten eine reine Kupfer - Verbindung enthalten, sondern
stets mit anderen Substanzen (Schwefel- und Arsenmetallen, kohlen-
saurem und phosphorsaurem Kalk , Thon etc.) verunreinigt sind.
Da aber das Kupfer das werthvollste von den unedlen Metallen ifl^
so ist es natürlich, dass selbst solche Erze sich zur Verhüttung des-
selben eignen, welche einen weit niedrigeren Metall-Gehalt besitieo,
als dies bei der Bearbeitung der Eisen-, Blei- und Zinkerze zulässig
erscheint. So wird z. B. sehr häufig ein Mineral verhüttet, wdcka
kaum 10®/o Kupfer enthält, wogegen schon ein Eisenerz von 18'/o
Eisen -Gehalt die Verhüttungs- Kosten nicht mehr trägt.
Dieser Umstand ist auch für die Analyse der Kupfererze von
Bedeutung; denn es ist natürlich , dass die Untersuchung um so ein*
f acher und rascher ausfuhrbar, je reiner die zu prüfende Substans
selbst ist. Jedoch bietet das Kupfer glücklicherweise mehrere gtm
besondere Eeactionen, welche die Scheidung desselben von anderen
Metalloxyden wesentlich erleichtem. Wir werden bald sehen, i»
welcher Weise diese Eigenthümlichkeiten bei den verschieden^i
Kupfererzen benutzt werden können; zuvor will ich aber die wesoat-
lichsten Verbindungen, in denen das Kupfer in seinen Erzen ent-
halten ist, genauer bezeichnen.
Die Kupfererze zerfallen lediglich in zwei Klassen: in oxydische
und geschwefelte Erze. Erstere enthalten das Kupfer in Ver-
bindung mit Sauerstoff (Oxydul oder Oxyd) und mehr oder weniger
auch an mineralische Säuren gebunden.
Letztere dagegen bestehen lediglich aus Schwefelmetallen (sind
also eigentlich frei von Sauerstoff) und unter diesen Schwefel- Ver
bindungen ist gewissermaassen die des Kupfers die hervorragendste
oder werthvollste. Sehr häufig sind die geschwefelten Kupferene
auch arsenhaltig, ja man könnte diesen (insofern in einigen dfts
§ 97. Kupfererze. 295
!
Arsen an Stelle des Schwefels tritt) eine besondere Abtheilung auch
in analytischer Beziehung einräumen. Da aber die Untersuchungs-
Hethode der arsenhaltigen Kupfererze im Wesentlichen der der
geschwefelten sehr ähnlich ist; beide aber wiederum anders als die
oxydischen Erze behandelt werden, so genügt es fär Alle, nur die
oben genannten zwei Hauptklassen der Kupfererze , als die analytisch
heterog^sten, beizubehalten.
Die wesentlichsten Kupferoxyd -Verbindungen, welche ver-
hüttet werden, sind:
Eothkupfererz (Kupferoxydul),
Knpferlasur und Malachit (basisch kohlensaures Kupfer-
oxyd) und
der Phosphorochalcit (SCuOPO^ + 3CuOHO).
Die natürlichen Schwefel-Verbindungen, aus denen das
Knpfer gewonnen wird, enthalten, wie bemerkt, neben Schwefelkupfer
meist noch viele andere Schwefel- und Arsen- Verbindungen, in mehr
oder minder grosser Menge und sind, wie z. B. in den mansfeldschen
Enpferschiefem, auch noch von viel kohlensaurem Kalk, Gips, Thon etc.
begleitet. Man bezeichnet die Schwefelkupfer -Verbindungen nach
ibrer mineralogischen und chemischen Beschaffenheit als:
Kupferglanz (Cu^S),
Kupferkies (CuS + xFöS),
Buntkupfererz (Cu^S + xFeS) und
Fahlerz (eine Verbindung von Schwefelarsen und -Antimon
mit Schwefelkupfer und kleineren Mengen anderer Schwefel-
metalle).
Bei allen Untersuchungen der Kupfererze tritt die Frage nach
deren Kupfer -Gehalt in den Vordergrund ; erst in zweiter Linie
kann die Ermittelung ihres Schwefel-, Arsen- oder Phosphorsäure-
Gehalts zur Geltung kommen.
Da auch manche Kupfererze etwas Silber, ja selbst Spuren von
Gold enthalten, so wird zuweilen eine Silber - Bestimmung erforder-
lich werden. Die Bestimmung der anderen, das Kupfer begleitenden,
Metalle ist dagegen meistentheils entbehrlich.
Enthält das kupf erhaltige Erz nur oxydische Kupfer -Ver-
bindungen, so bestimmt man in einer feingeriebenen und gewogenen
Probe desselben das Kupfer sehr einfach in folgender Weise.
Man übergiesst die Erz- Probe mit ziemlich starker Salzsäure
und erwärmt so lange, bis fast alles, einen unbedeutenden weissen
Rückstand (Kieselerde und Thon) ausgenommen, gelöst ist. Darauf
296 Dritter TheiL Anleit zur quantit-analTt. Unten, tedin. Stoffs.
wird filtrirt. Das Filtrat wird mit kohlensaiirem Natron zur Ab-
stmnpfdng der Säure versetzt , und dann schwefligsanres Natron
zugefügt. Man kocht nun so lange, bis fast alles Eisen zu ChlorSr
reducirt ist, lässt erkalten, setzt noch etwas schwefligsaures Natron
hinzu, und fallt durch Rhodankalium alles Kupfer als Kupfer-
rhodanür aus.
Nach gutem Absetzen wird filtrirt und der Niederschlag so
lange ausgewaschen, bis das Ablaufende mit Ferridcyankalium-Losang
(rothem Blutlaugensalz) keine Blaufärbung mehr erzeugt. Darauf
bringt man das Kupferrhodanür vom Filter in eine Aetzkali-Lösong.
Erwärmt es damit zum Kochen, filtrirt das sich rein roth abschei-
dende Kupferoxydul ab und wäscht es so lange mit heissem Wasser
aus, bis eine Filtrat -Probe Eisenchlorid - Losung nicht mehr röthet.
Das Kupferoxydul wird dann in schwefelsaure Eisenoxyd -Lösung
eingetragen, und das Kupfer durch Chamäleon-Titrirung nach § 22
ermittelt.
Noch kürzer kann man in folgender Weise verfahren: Man
löst das Erz, sofern es Blei enthält, nicht in Salzsäure, sondern in
Schwefelsäure, filtrirt das Bleisulfat ab, stumpft mit Ammoniak die
freie Säure etwas ab, fugt so viel mit Salmiak versetzte Zinnchlorür-
Lösung hinzu, dass ein Tropfen der Flüssigkeit mit angesäuerter
Ehodankalium- Lösung keine Eothfarbung mehr hervorbringt, und
fällt durch lodkalium alles Kupfer als Cu^I aus. Indem man letzteres
so lange mit Salmiak -Lösung auswäscht, bis das Durchlaufende
Chamäleon-Lösung nicht mehr entfärbt, und dann mit überschüssigem
schwefelsauren Eisenoxyd bis zur gänzlichen Vertreibung allen lods
kocht, kann man in der erkalteten Flüssigkeit das Kupfer durch
Chamäleon nach § 22 bestimmen.
War Silber zugegen, so befindet sich dieses, wenn vor dem
Filtriren des BleisuKats etwas Salzsäure zugesetzt wurde, im unlös-
lichen Rückstände. Man erwärmt diesen mit Salpetersäure; über-
sättigt mit Ammon und filtrirt. Aus dem ammoniakalischen Filtrat
fällt man durch Schwefelwasserstoff das Silber als AgS aus, löst
es in chlorfreier Salpetersäure und bestimmt das Silber nach § 47.
Enthalten die oxydischen Kupfererze kein Blei, so kann man
ebenso gut Salzsäure anstatt Schwefelsäure zur Auflösung anwen-
den; bei Anwesenheit von Silber ist aber die Auflösung in SO
mit Zusatz von etwas Salzsäure geeigneter, weil Chlorsilber in den
Chloriden und in freier Salzsäure merklich löslich ist. Soll im
Phosphorochalcit auch die Phosphorsäure bestimmt werden, so
S 97. Kiqrferene. 297
löst man in Sabrihue, flllt durch Einleiten Ton SAweMwa 1 1 iiUiff
alles Kupfer neibBt dm Metallen der fünften nnd sechsten Graupe
ans und filtiiit. Daa Filtrat veraeUt man mit etwas Eiaenchlond
und kohlenaanrem Natron (um die freie Säure abzastampfen), nber-
sattigt dann kochend mit essigsaiiran Natron, und fallt alle Phos-
phorsäore nebet Eisenoxyd aus. Man kann nun entweder den ab-
fiitrirten Niederschlag in SalztiUire losen, die Losung mit Weinsäure
Teanetwn nnd mit Ammon übersättigen (wobei keine Fällung ein-
treten darf y aonst iMt es an Weinsäure) und hierauf durch Bitter-
salz alle Fhosphornure ausfallen und nach § 50 mittelst Uran be-
«timmen; oder durdi Kali nach der in § 57 beschriebenen Weise
die Phosf^orsäure vom Eisenoxyd trennen und dann im Filtrat
iitriren.
Bei der Bestimmung des Kupfers in schwefelhaltigen Erxen
kann man sehr ähnlich Terfshren, wenn dieselben durch Au&chliessung
Mi 5 Theilen chlorsaurem Kali, 4 Theilen kohlensauren Natron
imd 3 Theilen Kochsalz erst in Oxyde übergeführt worden sind.
Man mengt also eine gewogene, fein geriebene Probe des Enes
mit 5 Theüen KOQO«, 4 Theüen NaOCO* und 3 Theüoi NaCl
in einem Porzellantiegel gut durcheinander: erhitzt langsam zum
blühen, und sobald die Masse ohne Schäumen fliesst, lässt man
^blten« Sollte die Aufschliessung nicht gänzlich erfolgen, so kann
man während des Schmelzens ein paar Kömchen chlorsaures Kali
hnznfagen. Die Schmelze kann dann entweder erst mit kochendem
Nasser ausgewaschen und im Filtrat die Schwefelsäure bestimmt
^^en, oder man löst (was jedoch weniger zu empfehlen) die ganze
Vasse in Salzsäure, kocht, bis alles, mit Ausnahme eines unbedeuten-
^Q wQ^ssen Bückstandes, aufgelöst ist; setzt zur Entfernung von
-Blei noch etwas schwefelsaures Natron hinzu, filtrirt, und bestimmt
* - -- I- ____ ^.^
^ Filtrat das Kupfer als lodür oder Bhodanür, wie eben erörtert
^^irde. War Silber zugegen, so befindet es sich auch hier wieder
Im unlöslichen Eückstande, den man mit Salpetersäure und Ammo-
niak etc.^ wie bereits beschrieben, behandeln und bestimmen kann.
Die Aufschliessung des Erzes mit der Salz -Mischung geht in
10 Minuten sehr yollständig von Statten und gewährt der sonst
ablieben Methode der Auflösung durch Königswasser gegenüber
iurch Gemchlosigkeit und totale und rasche Zersetzung besondere
7oriheile. Man achte nur darauf, dass man das Verhältniss der
^alzgemische 5:4:3, welches nicht dasselbe wie zu der Oxydation
ies Schwefelkieses ist, möglichst festhalte; weil, wie ich fand, gerade
298 Dritter Theil. Anleit. zur qiiantit.-aiialyt. Unters, techn. Stoffe.
diese Mischung die vollständigste Zersetzung herbeiführt, ohne eio.^
explosionsartige Gasentwickelung zu veranlassen. Wie Fahl er z tmjl
behandeln, davon wird in § 100 die Eede sein.
§98.
Zinnerze.
Die Analyse der Zinnerze ist, da sie nur auf die ErmitteliiDg
des Zinn- Gehaltes abzielt, ziemlich einfach. Man mengt das zer-
riebene Mineral mit seinem sechsfachen Gewicht einer Mischung von
gleichen Theilen wasserfreiem kohlensauren Natron und Schwefel-
blumen, und erhitzt das Ganze in einem bedeckten Porzellantiegel
zum Schmelzen. Sobald aller freier Schwefel verbrannt ist, wird
erkalt-en gelassen und die Schmelze in heissem Wasser gelöst. War
das Zinnerz sehr rein, wie dies bei dem Stromzinn der Fall ist,
so löst sich fast alles auf. Jedenfalls muss aber filtrirt werden.
Das Filtrat enthält alles Zinn als Zinnsulfid- Schwefelnatrium. Kan
kocht dasselbe mit Brom oder Bleichnatron, um den grössten Theil
des Schwefels zu oxydiren, setzt dann etwas Schwefelammoniom ZQ
und säuert hierauf mit Salzsäure an (wodurch das Zinnsulfid nebst
freiem Schwefel niedergeschlagen wird) und filtrirt. Den Nieder-
schlag auf dem Filter wäscht man erst mit Salmiak -Lösung, dann
mit Schwefelkohlenstoff aus, um den freien Schwefel möglichst za
entfernen. Den Schwefelkohlenstoff lässt man auf dem Filter mög-
lichst verdunsten und bestimmt dann das Zinnsulfid durch Auflösen
in Eisenchlorid nach § 30. Sollte das Zinnerz wägbare Mengen
von Antimon und Arsen enthalten haben, so muss die Trennung
dieser drei Körper in den Schwefel -Verbindungen nach § ß8 vo^
genommen werden. Die Auf Schliessung des Minerals durch Schwefel'
alkalien ist die leichteste und empfehlenswertheste , während di6
sonst gebräuchliche durch Aetzkali bei weitem schwieriger erfolgt.
§99.
Zinnober.
Der Zinnober ist, wie bekannt, eine Verbindung von Schwefel-
mit Quecksilber und dient zur Gewinnung des flüssigen Metalles.
Bei der Analyse desselben ist natürlich das Hauptaugenmerk 9xd
seinen Quecksilber-Gehalt zu richten; eine Bestimmung des Schwefels
wird hierbei weniger von Wichtigkeit sein.
§ 100. Bestimmung des Arsens und Antimons in Erzen. 299
Um das Quecksilber im Zinnober in Lösung zu erhalten, muss
selbstverständlich die Verbindung oxydirt werden. Dies kann nun
aber hier nicht nach der sonst so brauchbaren trocknen Methode
(Schmelzen mit Salpeter etc.) geschehen, weil sonst das Quecksilber
sich verflüchtigen würde; sondern man muss dazu eines der bald
zu beschreibenden Verfahren auf nassem Wege anwenden.
Die Oxydation des fein zerriebenen Materials geht ziemlich
leicht von Statten, wenn man dasselbe mit starker Salzsäure über-
giesst und zeitweise einige Körnchen chlorsaures Kali zufügt; es
gelingt so sehr häufig, dass nicht blos alles Quecksilber, sondern
auch der Schwefel so vollständig oxydirt werden, dass Alles ge-
löst wird.
Ein ebenso gutes und ziemliches geruchloses Verfahren der
Oxydation des Schwefelquecksilbers besteht darin, dass man dasselbe
mit ziemlich concentrirter Kalilauge Ifuigere Zeit auf etwa 80^ C.
erwärmt und dann Chlor einleitet. Statt des Chlors kann man sich
aber ebenso gut und bequemer einer wässrigen Brom -Lösung be-
dienen, welche man allmählich zu der warmen kalischen Flüssigkeit
zusetzt. Sobald auf diese Weise alles oxydirt ist, säuert man mit
Salzsäure an, bis alles Quecksilber gelöst, filtrirt, und versetzt so
lange mit schwefligsaurem Natron, bis die Flüssigkeit nach schwef-
liger Säure riecht. Darauf fügt man Eisenvitriol -Lösung hinzu,
übersättigt mit Natron, säuert nach einigen Minuten mit Schwefel-
säure an, wobei alles Quecksilber als Chlorür oder Bromür ungelöst
zurückbleibt. Den abflltrirten Eückstand wäscht man mit schwefel-
saurem Wasser so lange aus, bis er rein weiss geworden ist, und
bestimmt darin das Quecksilber iodometrisch nach § 40.
Will man auch den Schwefel ermitteln, so hat man nur nöthig,
die kaiische bromirte Lösung vom Quecksilberoxyd - Niederschlage
abzufiltriren, dann mit Salzsäure anzusäuern, den Chlor- respective
Brom-IJeberschuss durch Ammon zu beseitigen, und mit Chlorbaryum
die gebildete Schwefelsäure nach § 53 zu bestimmen.
§ 100.
Bestimmung des Arsens und Antimons in Erzen,
Arsen und Antimon kommen in den natürlichen Schwefel-
metallen sehr häufig vor. Namentlich ist das Arsen im Fahlerz und
fast in jedem Schwefelkiese, Kupferkiese, Blei glänz, Zinkblende in
grösseren oder kleineren Mengen enthalten.
300 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
Es kommen aber auch arsenhaltige Erze zur Verhüttung, in
denen das Arsen die Hauptrolle spielt und der Gewinnung des damit
verbundenen Metalles recht beträchtliche Schwierigkeiten in den Weg
legt. Dies gilt besonders vom Kupfemickel (welches lediglich aus
Arsen und Nickel besteht und daher zur Darstellung des letzteren
verwandt wird) und vom Speiskobalt, CoAs, dem wichtigsten Kobalt-
erz des Königreichs Sachsen. In diesen beiden Erzen tritt das Arsen
in chemischer Verbindung mit Metall, also schwefelfrei auf; während
die Fahlerze, welche zur Kupfer- und Silber-Gewinnung dienen, das
Arsen als Schwefelarsen mit Schwefel, Kupfer, Silber, Eisen etc.
verbunden enthalten. Es ist bemerkenswerth , dass das Vorkommen,
von Antimon neben Arsen mehr oder weniger von der gleichzeitigen.
Anwesenheit von Schwefel abhängig ist, insofern die Fahlerze zu-
meist, die Arsen -Metallerze (Speiskobalt) dagegen kaum oder doch,
nur wenig Antimon enthalten.
Es kann nun unter Umständen wichtig sein, ausser den werth-
volleren Metallen auch den Arsen- oder Antimon- Gehalt eines Erzes
zu ermitteln; und da diese Untersuchung etwas abweichend von
den gewöhnlichen Arsen - Gehaltsbestimmungen ist, so soll sie hier
beschrieben werden.
Weil Arsen und Antimon in den meisten ihrer Verbindungen
in der Hitze etwas flüchtig sind, so ist auch hier, wie beim Auf-
schliessen des Zinnobers, das Verfahren auf nassem Wege empfehlens-
werth; und zwar ist dann das im vorigen Paragraph beschriebene
mittelst Aetzkali und Chlor oder Brom das zweckmässigste, weil
selbst in erwärmter salzsaurer Lösung Arsen etwas verdampft. Man
kann allerdings auch mit rauchender Salpetersäure aufschliessen; allein
ich finde darin wegen der lästigen Dämpfe und der Bildung von
unlöslichem schwefelsauren Bleioxyd (wenn das Erz Blei enthielt),
sowie wegen der unvollständigen Oxydation des Schwefels gerade keine
besonderen Vorzüge dieses Verfahrens vor dem in alkalischer Lösung.
Es ist deshalb nur bei geringem Arsen -Gehalt zu wählen.
Die Aufschliessung in alkalischer Lösung durch Brom oder Chlor
gelingt im Allgemeinen mit allen Schwefel- Verbindungen der Metalle
der fünften und sechsten Gruppe und geht um so leichter vor sich,
je negativer das Metall ist. Bei Arsen -Verbindungen mit Metallen
der vierten Gruppe z. B. Arsenikalkies , Kupfemickel etc. ist diese
Aufschliessungs- Methode um so empfehlens weither, je arsenreicher
die Verbindung ist, dagegen unzweckmässig, wenn Arsen im Ver-
gleich zu dem damit verbundenen Metall (besonders Eisen) in ge-
{ 100. BestimmuDg des Arsens und Antimons in Erzen. 301
ringerer Menge aufbritt. In diesem letzteren Falle muss man des-
halb zur Au&chliessung mit rauchender Salpetersäure, die man stets
in kleinen Portionen zugiebt, seine Zuflucht nehmen. Jedenfalls ist
das Erz recht fein zu pulyerisiren, ehe man damit die eine oder
andere Au£schliessungs- Methode vomimmt.
Nachdem das Erz aufgeschlossen worden, wird es durch Salz-
säure unter Zusatz von Weinsäure, welche man direct zur kaiischen
Losung zufögt, in Lösung gebracht. Hierbei wird ein grosser Theil
Blei und alles Silber abgeschieden, welche, wenn es bedeutende
Mengen sind, unter diesen Umständen abzufiltriren wären. Die klare
Flüssigkeit kocht man mit schwefliger Säure, um das Arsen in AsO'
zu verwandeln, leitet hierauf Schwefelwasserstoff ein, und fallt so
Arsen, Antimon und die Metalle der fünften und sechsten Gruppe aus.
Die gefällten Schwefelmetalle lässt man gut absetzen, decantirt
möglichst viel Flüssigkeit ab, übergiesst dann den Niederschlag mit
Cöncentrirter Salzsäure und erwärmt; es werden so fast alle Schwefel-
Metalle, mit Ausnahme des Schwefelarsens und des Schwefelkupfers,
^eder gelöst. Das zurückbleibende Schwefelarsen wird darauf in
^ /jfach kohlensaurem Ammon gelöst und nach § 63 weiter behandelt.
War Antimon zugegen, so befindet es sich mit anderen Metallen
"^ dw salzsauren Flüssigkeit und kann von diesen nach § 63 ge-
^^eimt und bestimmt werden. Bei einiger üebung gelingt es leicht,
gleich von vornherein einen Niederschlag zu erhalten, welcher alles
^^en nebst wenigen anderen Metallen als Schwefel - Verbindung
^^thält. Man hat nämlich nur nöthig, die kaiische Lösung recht
Stark mit Salzsäure anzusäuern, durch schweflige Säure zu reduciren
^d dann unter Erwärmung auf 50 — 60^ einen raschen Strom HS
einzuleiten; es fällt dadurch alles Arsen nebst wenig anderen Metallen,
nicht aber Zinn und Antimon oder Blei, Zink, Cadmium etc. Das
gefällte Schwefelarsen kann dann wieder in der vorher beschriebenen
Weise mit kohlensaurem Ammon von Kupfer getrennt und bestimmt
werden.
Ist wie im Fahlerz Arsen neben viel Kupfer zu bestimmen, so
kann man alles, oder den grössten Theil des Kupfers, aus der mit
schwefligsaurem Natron versetzten salzsauren Lösung durch Bhodan-
kalium ausfällen, ehe man Schwefelwasserstoff zur Abscheidung des
Arsens einleitet.
Zur Bestimmung der anderen Metalle wird man mit derartigen
Erzen recht gut nach der allgemeinen Basen -Bestimmungsmethode
im § 65 verfahren können. Man löst zu diesem Zwecke zunächst das
302 Dritter Thdl. Anleit. zur quantit-analyt. Untenu techn. Stoffe.
Erz in starker Salpetersäure, filtrirt Unlösliches (welches aber rein
weiss sein muss) wie Thon, Kieselsäure etc. ab, leitet in das ver-
dünnte Filtrat heiss Schwefelwasserstoff und trennt in dem abge-
schiedenen und ausgewaschenen Niederschlage die Schwefel - Ver-
bindungen der Metalle der fünften und sechsten Gruppe durch
Schwefelammonium. Die zurückbleibenden Schwefel - Verbindungen
der fünften Gruppe löst man in Salpetersäure und bestimmt diese
dann, so wie die Metalle der vierten Grruppe, welche vorhöP in der
sauren Lösung blieben^ nach § 65.
§ 101. •
QaantitatiYe Analyse einiger Metall -Legirungen*
a) Kupfer-ZinJclegirungen,
(Messing, Tombak.)
Man behandelt die etwas ausgehämmerte oder gewalzte Legiroog
mit nicht zu starker Salpetersäure und erwärmt gelinde. Sollte
>6ich nicht Alles lösen und ein weisser Bückstand (Zinnoxyd) bleiben,
so wird dieser abfiltrirt.
Die Lösung wird dann mit Chlorammonium versetzt und mit
Ammoniak übersättigt, wobei etwa vorhandenes Blei oder Eisen
gefallt wird. Nachdem letzteres abfiltrirt, wird die Hälfte der an-
gesäuerten Lösung nach § 22 auf ihren Kupfer-Gehalt geprüft.
Zur Ermittelung des Zink - Gehaltes der anderen Hälfte der
salzsauren Lösung fällt man durch Einleiten von Schwefelwasserston
alles Kupfer aus; filtrirt, übersättigt das Filtrat mit essigsaurem
Natron, leitet wieder Schwefelwasserstoff ein und bestimmt das gefällte
Schwefelzink nach § 30.
Statt dessen kann man auch nach § 65 verfahren und zunäclist
Kupfer als Rhodanür niederschlagen, abfiltriren und im Filtrat
nach Zusatz von essigsaurem Natron Zink mit HS fällen imd be-
stimmen.
h) Kupfer-Zinnlegirungen,
(Bronce, Kanonenmetall, Bothguss.)
Man oxydirt die Kupfer -Zinnlegirungen mit massig starker
Salpetersäure unter Erwärmen. Es geht hierbei das meiste Kupfer
in Lösung über, während das Zinn vollständig als Oxyd un-
gelöst bleibt.
Das Auflösen von Metallen oder Schwefel-Metallen in Salpeter-
säure oder Königswasser geschieht am besten in einem kleinen
r
§ 101. Quantitative Analyse einiger Metall-Legirungen. 303
Glaskolben, den man mit einem mit Gasleitungsröhre versehenen
Kautschukstopfen verschliesst, und die sich entwickelnden Gase in
^r eine zweihalsige (Woulf'sche) Flasche, in welcher sich Kalkmilch
o* befindet, und auf deren einem Halse eine mit HolzkoUenstückchen
Ä gefällte Eöhre befestigt ist, leitet. Diese Einrichtung von Mohr*)
p kann auch sehr gut zur Ableitung von Schwefel - Wasserstoffgas
is dienen und gewissermaassen den in den Laboratorien üblichen Glas-
^ kästen mit Abzug ersetzen.
Nachdem die Lösung filtrirt, wird der Zinnoxyd -Eückstand,
welcher noch ziemlich bedeutende Mengen Kupfer enthalten kann,
mit mehrfach Schwefelnatrium oder Schwefelleber, wobei man auch
noch Schwefelblumen zufügen kann, mehrere Stunden digerirt.
Es wird auf diese Weise alles Zinn als Sulfid gelöst, wahrend
Schwarzes Schwefelkupfer zurückbleibt. Man filtrirt, wäscht den
Bückstand mit verdünnter Schwefelnatrium -Lösung gehörig aus, löst
lim darauf in Salpetersäure, und fügt diese Lösung der anderen,
durch Salpetei-säure erhaltenen, hinzu.
Die kupferhaltige Flüssigkeit wird darauf weiter nach § 22
behandelt, und das Kupfer als lodür oder Oxydul bestimmt.
Die zinnhaltige Schwefelnatrium - Lösung wird mit Salzsäure
ö^gesäuert, das dadurch ausgefällte Zinnsulfid abfiltrirt, und nach
dem Auswaschen mit Salmiak und Schwefelkohlenstoff in eine (freies
^Wor nicht enthaltende) Lösung von Eisenchlorid gebracht und nach
§ 30 bestimmt.
Noch bequemer gelangt man zum Ziele, wenn man die Legirung
^ Salzsäure unter Zusatz von KOCIO** vollständig löst, dann mit
äena gleichen Volumen fünffach verdünnter Salzsäure versetzt, kocht,
''^lid heiss durch HS alles Kupfer zinnfrei ausfallt, welches nach
dena Abfiltriren und Auflösen in Salpetersäure nach § 22 bestimmt
^^d. Im Filtrat wird nach Abstumpfung der freien Säure mit
•^^inon das Zinn durch HS als SnS^ niedergeschlagen und nach
§ 30 ermittelt.
Statt dessen kann man auch die Lösung mit Ammon abstumpfen
^üd mit gelbem (mehrfach) Schwefelammonium übersättigen, wo-
^^ch alles Kupfer gefallt wird, das Zinn aber vollständig gelöst
bleibt und aus dem Filtrat durch schwaches Ansäuern mit Salzsäure
SnS^ niedergeschlagen und nach § 30 bestimmt werden kann.
*) Vgl. Mohr: „Vorrichtung zum Binden lästiger Gase." Fresenius,
Zeitschrift für analytische Chemie. XII. Jahrgang. 2. Heft.
304 Dritter TheiL Anleit. zur quantit.-aiialTt Unters, teclin. Sto£Ee.
c) Kupfer-Zn/nk-Niekellegirungen,
(Neusilber, Argentan.)
Nachdem die gewogene Legirung in Salpetersäure gelöst ist^
wird die freie Säure durch Ammoniak etwas abgestumpft; darauf
erwärmt; Schwefelwasserstoff eingeleitet, und dadurch alles Kupfer
ausgefällt. Man filtrirt, löst den Niederschlag in Salpetersäure, oder
Salzsäure unter Zusatz von Brom oder chlorsaurem Kali, und bestimmt
das Kupfer in dieser Lösung nach § 22.
Die vom Schwefelkupfer abfiltrirte Flüssigkeit wird mit essig-
saurem Natron übersättigt, und das Zink heiss durch Einleiten von
Schwefelwasserstoff ausgefallt. Da hierbei, namentlich wenn die
Lösung nicht stark essigsauer war, häufig auch etwas Schwefel-
nickel sich niederschlägt, so ist es erforderlich, den Niederschlag,
falls er nicht weiss erscheint, nach dem Abfiltriren nochmals in Salz*
säure unter Zusatz von etwas Salpetersäure zu lösen, dann wieder
mit essigsaurem Natron zu übersättigen und nochmals durch Schwefel-
wasserstoff das Zink auszufallen (vgl. auch Anm. v. S. 182.)
Man filtrirt wieder und giesst beide Filtrate (welche das Nickel
enthalten) zusammen. Der Schwefelzink-Niederschlag wird nach § 30
weiter bestimmt.
Das noch in Lösung befindliche Nickel wird nach § 24 als
Ni^O^ ermittelt.
Auch hierbei können wir sehr gut nach § 65 verfahren vsA
das Kupfer durch Zusatz von schwefligsaurem Natron und Khodan-
kalium zunächst aus saurer Lösung, als Bhodanür, fallen, den ab-
filtrirten und ausgewaschenen Niederschlag dann durch Kochen mit
Aetzkalilauge in Kupferoxydul verwandeln und letzteres nach § 22
bestimmen. Zink und Nickel im Filtrat werden dann, wie angegeben»
ermittelt.
d) Kttpfer-Silberlegirungen,
(Silberne Geräthschaften und Silber-Münzen.)
Zur Bestimmung dieser beiden Metalle in Legirungen kann mftß
folgenden Weg einschlagen.
Man löst eine gewogene Quantität der Legirung in reiner chlo^
freier Salpetersäure, verdünnt darauf mit Wasser, fügt Salzsaure
hinzu, und fällt dadurch alles Silber als Chlorid aus. Wegen des
besseren Absetzens des Niederschlages ist es hierbei gut, gelinde zu
erwärmen und stark umzurühren.
Das Chlorsilber wird abfiltrirt, ausgewaschen und das kupfern
haltige Filtrat nach § 22 auf seinen Kupfer-Grehalt geprüft.
§ 101* Quantitative Analyse einiger MetaH-Legirungen. 305
Zur Ermittelung des Silbers kann man den bekannten Weg
einschlagen. Man löst das Chlorsilber in Ammoniak, fällt es daraus
durch Schwefelammonium als AgS, welches man nach dem Auswaschen
in chlorfreier Salpetersäure löst und nach § 47 bestimmt.
Kommt es lediglich darauf an, schnell den Silber- Gehalt zu
erfahren, so ist folgende Methode (die auch bereits in § 47 erwähnt
wurde) dazu recht geeignet. Man fallt durch eine gemessene, aber
überschüssige Menge Yio"'^^^™*^'-^®^^^*^^"-'^^^"^^ ^^^^^ Silber aus,
übersättigt dann (ohne zu filtriren) das Ganze heiss mit chlorfreier
kohlensaurer Kali-Lösung und filtrirt. Das Filtrat oder einen aliquoten
Theil desselben versetzt man mit so viel essigsaurer Kalk -Lösung,
bis ein Tropfen davon Curcuma-Papier nicht, oder doch nur unmerk-
lich bräunt. Alsdann fügt man ein paar Tropfen einfach chromsaure
Kali -Lösung hinzu und titrirt mit ^/^Q-Normal-Silber-Lösung den in
der Flüssigkeit .enthalteilen Kochsalz-Ueberschuss; wodurch, wie leicht
einzusehen, die Silbermenge gefunden wird.
e) Blei-Änümonlegw^ng.
(Lettern-Metall.)
Die für die Buchdrucker -Lettern angewandte Metall -Legirung,
besteht aus Antimon und Blei; und zwar werden in der Eegel
°ö Gewichtstheile Blei mit 20 Gewichtstheilen Antimon zusammen-
geschmolzen. Da mithin in diesen Legirungen viel Blei mit verhält-
^^smässig wenig Antimon verbunden ist, und andere Metalle fehlen,
^^ lässt sich folgende ziemlich einfache Methode zur quantitativen
Bestimmung beider anwenden.
Man übergiesst die Legirung mit ziemlich starker Salpetersäure,
^ägt Weinsäure hinzu und erwärmt gelinde. Die Lösung erfolgt leicht,
-darauf fügt man zu der etwas' verdünnten Flüssigkeit Schwefelsäure
*^inzu und fällt dadurch den grössten Theil des Bleies aus, filtrirt,
^d versetzt das Filtrat erst mit etwas Ammoniak (um die freie Säure
abzustumpfen), darauf mit (gelbem) Schwefelammonium im Ueberschuss,
Wodurch alles Antimon gelöst bleibt, während kleine Mengen von
-^leisuliid mit Schwefel gemengt sich ausscheiden.
Nach dem Abfiltriren und gehörigem Auswaschen des Blei-
^Ulfids mit Schwefelammonium versetzt man das Filtrat mit Salzsäure
^Hi Ueberschuss.
Das dadurch gefällte Schwefelantimon wird abfiltrirt, in Salz-
s^ure gelöst, und in dieser Lösung das Antimon direct nach § 35
^odometrisch bestimmt.
Fleischer, Titrir- Methode. 3. Aufl. 20
306 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
Der Eückstand von Schwefelblei wird in ein Becherglas ge-
spült, mit starker Salpetersäure erwärmt, und nach einigem Ab-
dampfen der Inhalt des Glases zu dem vorher erhaltenen Nieder-
schlage von schwefelsaurem Bleioxyd zugefügt. Man kocht dana
mit kohlensaurem Kali, wodurch alles schwefelsaure Bleioxyd zer-
setzt wird; filtrirt, löst den Eückstand in gemessener Normal -Salz-
säure, fügt Glaubersalz hinzu und bestimmt das Blei alkalimetrisch
nach § 8. Wenn es hinsichtlich der Blei-Bestimmung nicht auf die
grösste Genauigkeit ankommt, so kann man die Untersuchung wesent-
lich vereinfachen.
Man erwärmt die durch Salpetersäure und Weinsäure enthaltene
Auflösung, fügt einige Stückchen schwefligsaures Natron hinzu und
erhitzt so lange in einer Abdampfschale, bis der Geruch nach
schwefliger Säure vollständig verflogen ist. Alsdann setzt man zar
Ausfällung des Bleies etwas verdünnte Schwefelsäure hinzu, lässt
ein wenig absetzen und filtrirt. Das Filtrat enthält alles Antimon
und Spuren von Blei; das Antimon jedoch als antimonige Säure,
als welche es sich direct titriren lässt. Man übersättigt es deshalb,
wie in § 35 angegeben, mit viel doppelt -kohlensaurem Natron (wo-
durch in Folge der anwesenden Weinsäure nichts gefällt wird) und
titrirt mit Vio'Normal-Iodlösung den Antimon-Gehalt.
Wenn man bei dieser Ausfuhrungsweise darauf achtet, die
schweflige Säure erst vollkommen wegzukochen, so dass die folgende
Titrirung dadurch nicht beeinflusst wird, so giebt sie, wie ich mich
selbst überzeugt habe, ganz vorzügliche Eesultate, die nur durch einen
etwaigen geringen Arsen -Gehalt des Antimons ein klein wenig zi
hoch ausfallen können.
f) Silber - Goldlegirungen.
Man schmilzt die Legirung, da sie weder durch Salpetersaure
noch durch Königswasser vollständig gelöst wird, mit ihrem drei-
fachen Gewichte Blei in einem Porzellantiegel. Der Eegulus wird
nach dem Erkalten zweckmässig etwas ausgehämmert, und dann mit
chlorfreier Salpetersäure von 1,2 specifischem Gewicht erwärmt. Sobald
sich nichts mehr löst, wird decantirt; das zurückbleibende Metall,
welches alles Gold mit etwas Silber enthält, gehörig ausgewaschen,
und dann mit concentrirter Schwefelsäure zum Sieden erhitzt. Auf
diese Weise wird alles Silber gelöst, welche Lösung man nach vor-
sichtigem Verdünnen zu der anderen hinzufugt.
§ 102. Unters, d. wesentlichen Beimengungen d. gebräuchl. Metalle. 307
Das zurückbleibende Gold wird getrocknet, geglüht und ge-
wogen.
Die blei- und silberhaltige Lösung wird eventuell mit noch etwas
Schwefelsäure versetzt, das ausgefällte Blei abfiltrirt, und im Filtrat
das Silber nach § 47 bestimmt.
g) Platinlegirungen.
Das Platin wird ebenfalls, wenn auch seltener, zu Legierungen
verwendet; da aber dieselben auf die verschiedenste Weise zusammen-
gesetzt sein können, so will ich blos allgemein die Trennung des
Hatins von anderen Metallen der vierten und fünften Gruppe, sowie
seine Bestimmung in solchen Legirungen angeben.
Man schmilzt die durch Hämmern, Walzen etc. etwas vertheilte
Legirung mit ihrem vierfachen Gewicht doppelt-schwefelsauren Kalis
zusammen, wodurch das Platin metallisch zurückbleibt, während die
Metalle der vierten und fünften Gruppe in schwefelsaure Salze ver-
wandelt werden. Durch Auswaschen mit heissem destillirten Wasser
(schwefelsaures Bleioxyd mit basisch weinsaurem Ammoniak) trennt
man das Platin von den anderen Metallen. Darauf wird es getrocknet,
geglüht und gewogen.
Dieses Verfahren eignet sich auch zur Trennung des Goldes
von anderen Metallen. Um diese beiden Körper von den Metallen
der sechsten Gruppe (Arsen, Antimon, Zinn) zu trennen, erhitzt
man dergleichen Legirungen in einem Strome von Ohlorgas zum
Glühen. Es verflüchtigen sich dadurch die Chloride von Arsen,
Antimon und Zinn, während Platin und Gold metallisch zurückbleiben;
oder man löst in Königswasser, sättigt die freie Säure etwas mit
kohlensaurem Natron (nicht Kali oder Ammon) und fällt durch Oxal-
säure erst das Gold aus. Zum Filtrat setzt man etwas Chlorwasser,
um die Oxalsäure zu entfernen und fällt aus der eingedampften
Lösung durch Salmiak und vier Volumen Alkohol das Platin aus,
welches nach dem Glühen direct gewogen werden kann.
Legirungen von Gold und Platin löst man in Königswasser unter
Erwärmen und verfährt dann ebenso.
§ 102.
Untersuchung der wesentlichen Beimengungen der
gebräuchlichsten Metalle.
Die Metalle können fast nie Anspruch auf chemische Eeinheit
machen, ja es gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben der syn-
OA*
308 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
thetischen Chemie , ein vollständig reines Metall darzustellen. Die
gewöhnlichen Metalle gehören aber hinsichtlich ihrer Beimengungen
nicht blos in die Kategorie der Legirungen im weitesten Sinne,
sondern können auch theilweise in Folge ihres Gehaltes an Schwefel,
Arsen, Phosphor oder Kohle als Conglomerate eines Metalls mit
seinem Sulfid, Phosphit etc. angesehen werden. Demnach kann man
die Beimengungen der Metalle in zwei Hauptklassen theilen: in
metallische und nichtmetallische.
Es ist erstaunlich , wie zahlreich oft die metallischen Bei-
mengungen eines einzigen Metalles sein können. So hat man, oder
will man gefunden haben, dass in dem Eoheisen fast sämmtliche
metallische Elemente vorhanden sein können; kurz, mit Ausnahme
der Alkalien und seltensten Stoffe, etwa Alles, was Metall im chemi-
schen Sinne genannt wird. Natürlich sind derartige Analysen, wenn
sie überhaupt beweisend sein sollen, wegen der Spuren der meisten
dieser Beimengungen nur von rein wissenschaftlichem Interesse und
können auch nur von hervorragenden Analytikern unternommen
werden.
Es versteht sich deshalb von selbst, dass hier nur von den
hervortretendsten Beimengungen der Metalle die Rede sein kann.
Ja noch mehr, es soll nur eine allgemeine Anleitung zur Auf-
findung derselben gegeben, und die Bestimmung selbst (weil sie
mit den bekannten Methoden zumeist zusammenfällt) nur angedeutet
werden.
Halten wir zunächst fest, dass die Metalle Beimengungen nicht-
metallischer und metallischer Natur enthalten können. Ein charak-
teristischer Unterschied beider liegt darin, dass erstere beim Auflösen
des Metalls in Salzsäure oder Schwefelsäure als Wasserstoff- Ver^
bindungen ganz oder theilweise sich verflüchtigen, letztere dagegen ent-
weder ungelöst bleiben, oder mit dem Hauptmetall zugleich in Lösung
übergehen. Dieser charakteristische Unterschied giebt uns schon
einen Fingerzeig, dass für die nichtmetallischen Beimengungen eine
Wasserstoff-Entwickelung vermieden werden muss, es sei denn, dass
das betreffende Nichtmetall, wie z. B. Schwefel, hierbei vollkommen
(als HS) verflüchtigt und dessen Gras leicht absorbirt werden könnte.
Da nun Arsen und Antimon diese Eigenschaft der Nichtmetalle,
Wasserstoff- Verbindungen zu bilden, theilen , so müssen wir auch sie
bei diesen Untersuchungen zu den Nichtmetallen zählen und ebenso
in Betreff der Lösungsmittel behandeln.
§ 102. Unten, d. weaentlichen Beimengungen d. gebräuchl. Metalle. 309
Wegen der verhältnissmässig leichten Löslichkeit der Metalle
in Sänren werden wir je nach der Natur des Metalls Salzsänre
oder Salpetersäure anwenden können, um auch die metallische Bei-
mengung zu ermitteln. Wir könnten deshalb namentlich zur Unter-
suchung des Zinks, Eisens und Zinnes Salzsäure anwenden, wodurch
in der Wärme ausser dem Hauptmetall (bei Zink und Eisen) auch
Eisen und Mangan als die wichtigsten metallischen Beimengungen in
Lösung kommen, bei Zinn und Zink aber Blei ungelöst bleibt.
Auf diese Weise lässt sich z. B. die Mangan-Bestimmung, welche
fiir den Werth des Eisens von Wichtigkeit ist, nach S. 288 leicht
ausfahren, ebenso die Eisen -Bestimmung im Zink durch directes
Titnren der Lösung mit übermangansaurem Kali. Das Blei, welches
bei Zinn und Zink grösstentheils von Salzsäure ungelöst bleibt, kann
aus dem Eückstande mit Salpetersäure aufgenommen, aus der Lösung
dann als Chromat oder Sulfat abgeschieden werden, ebenso auch die
etwa vorher in Lösung gegangenen Bleispuren durch chromsaures Kali
von Zink, oder Schwefelsäure und Alkohol von Zinn (wenn nur Chlorür
zugegen) getrennt werden.
Die Metalle der Kupfergruppe sind meist in Salzsäure schwer
oder unlöslich. Für sie wenden wir deshalb (also z. B. für Kupfer,
Silber etc.) Salpetersäure als Lösungsmittel an , wodurch zumeist • voll-
ständige Auflösung erfolgt. Bleibt dennoch ein metallischer Eück-
stand, so nehmen wir ihn mit Königswasser auf. Die in Lösung
S^gangenen metallischen Beimengungen können zumeist, wie Silber,
"lei und Wismuth (bei Kupfer) direct als Chloride oder Sulfate
^tgeschieden und dann bestimmt werden. Zinn kann durch Schwefel-
Mnmonium von allen Metallen der vierten und fünften Grruppe getrennt,
^ann als Sulfid gefällt und falls nicht Antimon zugegen, direct nach
§ 30 titrirt werden.
Wir sehen also, dass die Ermittelung der metallischen Bei-
lUengungen im Allgemeinen ähnlich als die Untersuchung der Metall-
Legirungen, wovon im vorigen Paragraph die Eede war, ausgeführt
werden können. Anders verhält es sich mit den Nicht-Metallen.
Hier müssen wir Lösungsmittel anwenden, welche die Bildung
'on Wasserstoff entschieden versagen, damit jede Möglichkeit einer
/^erflüchtigung des Nichtmetalls von vornherein abgeschnitten wird.
Solche Lösungsmittel sind die Halogene lod und Brom in
rässriger Lösung. Fast alle Metalle, ausser Blei und Silber wer-
en von Bromwasser nach längerem Stehen in gelinder Wärme voll-
ommen gelöst. Ebenso auch alle Nichtmetalle (wozu wir hier das
310 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
Arsen und Antimon zählen), mit Ausnahme des Kohlenstoffs und des
Siliciums, welche vollständig (Silicium beim Eindampfen als Kiesel-
säure) abgeschieden werden. Kohlenstoff, welcher lediglich im Eisen
zu bestimmen ist, bleibt durch Auflösen des Eisens in lodwasser
(d. h. Wasser, in welches man etwas festes lod geschüttet) vollkommen
zurück, so dass er nach dem Abfiltriren und Auswaschen getrocknet
und gewogen werden könnte. Da er jedoch meist mit Kieselsäure
gemengt ist , sq pflegt man ihn, nachdem er getrocknet und gewogen,
in einem Strome Sauerstoffgas zu verbrennen und aus der Gewichts-
Differenz nach der Verbrennung zu berechnen.
üebrigens enthält das Eisen zweierlei Arten von Kohlenstoff,
einen graphitischen, nicht eigentlich chemisch- und einen chemisch
gebundenen, welcher sich beim Auflösen des Eisens in Salzsäure
oder Schwefelsäure als Kohlenwasserstoff verflüchtigt. Auf die vorige
Weise erhält man die Menge des Gesammt -Kohlenstoffs. Löst man
aber eine zweite Eisenprobe in Schwefelsäure, so dass sich der ge-
bundene Kohlenstoff verflüchtigt, so erhält man als Eückstand die
Menge des Graphits, den man nach scharfem Trocknen und Wägen
auch in Sauerstoff verbrennen kann.
Die anderen Nichtmetalle, ausser Kohlenstoff und Silicium,
gehen, wie schon bemerkt, beim Behandeln des Metalls mit Brom-
wasser in Lösung über, indem sie Sauerstoffsäuren bilden. So ent-
steht aus einer Beimengung von Schwefel, durch Bromwasser Schwefel-
säure; aus Phosphor Phosphorsäure; aus Arsen und Antimon die
betreffenden Säuren mit höchstem Sauerstoff-Gehalt. Die Oxydation
des Schwefels gelingt vergleichsweise am schwierigsten und da mar
im Stande ist, aus den Metallen der vierten Gruppe, falls sie Schwe-
fel enthalten, denselben durch Schwefelsäure vollkommen als HS zu
verflüchtigen und durch Einleiten in ammoniakalische Zinkvitriol-
Lösung als Schwefelzink abzuscheiden und zu bestimmen, so ist dies
in solchen Fällen (also für die Schwefel -Ermittelung im Eisen und
Zink) meist einfacher.
Hat man die Nichtmetalle durch Bromwasser in Lösung ge-
bracht, so kocht, oder noch besser, destillirt man in einer Eetorte
den grössten Theil des überschüssigen Broms ab und geht dann
zur speciellen Untersuchung ihrer Säuren über. Schwefelsäure kann
direct durch Chlorbaryum gefällt und als schwefelsaurer Baryt ge-
wogen werden. Arsen und Antimon müssen durch üebersättigen
mit gelbem Schwefelammonium nebst Zinn und Phosphorsäure in
Lösung gehalten, dann aus dieser Lösung durch Salzsäure als Sulfide
§ 108. Essig-Untersuchung. 311
abgeschieden und nach § 63 von Zinn getrennt und bestimmt wer-
den. Die Phosphorsäure bleibt dann allein im Filtrat, und kann
nach Znsatz von essigsaurem Natron direct nach § 50 mit Uran
titrirt werden.
Änwendniig der Maassanalyse auf die Bestimmnng
einiger organischer Substanzen und die Untersuchung
des Wassers,
§ 103.
Essig - Untersnchang.
Der im Handel vorkommende Essig sowohl, als auch die reine
Essigsäure können acidimetrisch sehr leicht auf ihren Säure -Gehalt
geprüft werden. Bei der Untersuchung dieser Flüssigkeiten muss je-
<^och eine qualitative Prüfung erst darüber Aufschluss geben, ob
^eselben nicht noch andere Säuren, wie Schwefelsäure etc., enthalten,
Wenn die Titrirung nur die Essigsäure quantitativ ermitteln soll.
Die Bestimmung wird am genauesten in folgender Weise aus-
geführt.
E^ine gemessene oder gewogene Quantität des Essigs wird in
^in Becherglas gebracht, etwas Lackmustinktur zugefugt und dann
So viel ^/g- Normal -Ammonlösung aus einer Quetschhahnbürette zu-
titrirt, bis die zu prüfende Lösung sich eben blau färbt. Man liest
darauf die verbrauchte Ammonmenge an der Bürette ab und kann
daraus die Menge der gefundenen wasserfreien Essigsäure berechnen;
Indem jeder CC. ^/g-Normal-Ammon 30 Mgrm. C*H*0* entspricht.
Für den Techniker genügt es in der Eegel, zu wissen, wie viel
3^ewichtstheile kohlensauren Kalis von einer bestimmten Quantität
Bssig gesättigt werden, was jedoch keinesfalls so genaue Eesultate
ÜB die Aetzammon- Titrirung geben kann, weil verdünnte oder fast
gesättigte Essigsäure das kohlensaure Alkali kaum angreift.
Da manche Essige, wie Weinessig, Bieressig etc., schon an sich
gefärbt sind, so ist für diese die Erkennung der überschrittenen
Sättigung durch Lackmustinktur nicht möglich; man wendet deshalb
in solchen Fällen am besten Curcuma- oder allenfalls auch Lackmus-
papier an; sobald ersteres sich bräunt oder rothes Lackmuspapier
312 Dritter Theil. Anleit. zur quantit-analTt. Unters, techn. Stoffe.
eben blau wird, ist die Titrirung als beendigt anzusehen. Die
Keagenspapiere müssen hier, sowie bei allen Tüpfel- Analysen, mittels
Filtrirpapier angefertigt sein.
Aus essigsauren Salzen kann man durch Phosphorsäure all«
Essigsäure unter Einleiten von Wasserdampf abdestilliren und dann
alkalimetrisch bestimmen. Dieses Verfahren von Fresenius giel>t
ganz vorzügliche Eesultate, auch wenn starke Mineralsäuren oder
nichtflüchtige organische Säuren zugegen sind (vgl. auch § 21).
Die Bestimmung der in gefälschten Essigen vorkommenden
Mineralsäuren (besonders Schwefelsäure) bietet keine Schwierig"-
keiten.*) Dagegen ist die Aldehyd-Untersuchung durch Titriren mit
Chamäleon wohl qualitativ, aber nicht quantitativ zu empfehleiii ;
weil etwa im Essig noch enthaltener Alkohol ebenfalls Chamäleon
entfärbt. Man kann daher recht gut die Reinheit eines Essigs naoli
dieser Richtung hin aus der von ihm entfärbten Menge Protze-
Chamäleon beurtheilen; den eigentlichen Gehalt an Aldehyd ab^r
nur durch directe Destillation des neutralisirten Essigs ermitteln.
§ 104.
Weinsäure und Weinstein.
Die Weinsäure sowohl als deren saure Salze lassen sich n»- ^*
grosser Grenauigkeit quantitativ direet acidimetrisch bestimmen ; vorai»- ^
gesetzt, dass neben der Weinsäure nicht noch andere freie Säure»
welche Lackmustinktur röthen, zugegen sind.
Die krystallisirte Weinsteinsäure, welche nach der Formel
C^H^O^HO oder C«H*0^o ^ 2H0
zusammengesetzt ist, sättigt ein Aequivalent Kali, so dass je 75 G«'
wichtstheile der ersteren 47 Gewichtstheilen KO oder 26 Gewicht s-
theilen NH*0 entsprechen.
Man verfährt zur Bestimmung der Weinsäure wie § 16 angegeben;
doch kann man statt einer ^ /g- Normal -Ammon- auch eine Normal-
Kali-Lösung anwenden.
Sollte sich während des Titrirens ein Niederschlag von doppelt-
*) Dife von Witz zur Titrirung von Mineralsäuren in Essig empfohlene
Reaction des Methyl- Anilin-Violetts , dessen Farbe nur durch solche, nicht
aber durch organische Säuren in grün übergeht, fand ich wohl zum quali-
tativen Nachweis nicht zu kleiner Schwefelsäure -Mengen, nicht aber zur
Titrirung derselben geeignet, weil der Farben Wechsel an Schärfe viel zu
wünschen übrig lässt.
§ 104. Weinsäure und Weinstein. 313
weinsaurem Kali bilden, so war die Lösung nicht warm oder ver-
dünnt genug. Man erhitze daher stärker, wodurch sowohl die Lösung
des sauren Salzes, als auch dessen weitere Zersetzung durch Kali
befördert wird. Will man diesem üebelstande vorbeugen, so wende
man statt Normal-Kali, Normal-Natronlösung an. Es entspricht von
letzterer ebenfalls ein Aequivalent NaO , ein Aequivalent Wein-
säure C*H20«H0.
Auch kann man irgend eine titrirte Lösung von annähernd nor-
nwder Stärke benutzen. 1 CC. '/»j-Normal-Ammon entspricht 37,5 Mgr.
Weinsäure.
Zur Bestimmung des "Weinsäure - Grehaltes im Weinstein
(KO + C^H^O^® + HO) kann in ganz ähnlicher Weise verfahren
werden. Das gewogene Salz wird in heissem destillirten Wasser
gelöst, mit Lackmus gefärbt und dann durch Normal -Natronlösung
Ms zur blauen Farbe titrirt. Da jedoch die Zersetzung des Wein-
steins durch Natron unter Bildung von Seignettesalz nach folgender
Gleichung
(HO, KO + C^H^Oio) + NaO = (KONaO)C^H40io + HO
^or sich geht, also durch das Alkali nur die Hälfte der im Wein-
^^©in enthaltenen Säure neutralisirt wird, so entspricht hier schon
®^ Aequivalent NaO oder 31 Gewichtstheile zwei Äquivalenten oder
löO Gewichtstheilen krystallisirter Weinsäure (C8H*0'02HO) im
^^einstein.
Der rohe Weinstein enthält in der Eegel Verunreinigungen von
^alk, welche ihn in heissem Wasser nicht ganz vollständig löslich
dachen; indess beeinträchtigt dies die Genauigkeit der Bestimmung
^icht, weil der doppelt-weinsaure Kalk von Alkalien in gleicher
Weise, wie das doppelt- weinsaure Kali zersetzt wird. Es ist jedoch
oft der Fall, dass rojier W^einstein sowohl saures, als neutrales Salz
enthält, und darum eine rein acidimetrische Prüfung nicht der Gesammt-
Weinsäuremenge entspricht. Man wird daher unter solchen Umständen
stets eine Weinsäure-Bestimmung en bloc vornehmen müssen (wie dies
in § 71 ausführlicher beschrieben wurde), da ja lediglich der Gehalt
an Weinsäure den Werth derartiger Rohproducte bestimmt.
Häufig ist die Weinstein - Lösung farbstoff haltig , und nach
vollendeter Sättigung grün gefärbt. Da diese Färbung sftir scharf
sichtbar wird, sobald die Titrirung beendigt ist, vorher aber die
Lösung roth erscheint, so kann man bei rohem Weinstein, welcher
viel Farbstoff enthält, oft die Lackmustinktur ganz entbehren, und
einfach bis zum Auftreten der grünen Farbe titriren; oder, wenn
314 Dritter Theil. Anleit zur quantit-analyt. Unters, techn. Stoffe.
man dies nicht will, Ourcumapapier zur Erkennung der Endreaction
benutzen.
Soll der Kalk -Gehalt des Weinsteins ermittelt werden, so ist
es am einfachsten, folgendermaassen zu verfahren. Der Weinstein
wird in Salzsäure gelöst, dann die Lösung mit oxalsaurem Ammon
übersättigt und gekocht. Nach einigem Absetzen wird der Nieder-
schlag von oxalsaurem Kalk abfiltrirt, letzterer mit heissem destil-
lirten Wasser ausgewaschen und dann nach § 21 oxydimetrisch
bestimmt.
§ 105.
Harn-UnterRachang.
Der Harn enthält eine sehr grosse Anzahl sowohl organischer,
als unorganischer Substanzen, jedoch meist in sehr kleinen Mengen,
und deshalb werden in der Eegel nur seine drei wichtigsten Bestand-
theile: Harnstoff, Kochsalz und Phosphorsäure quantitativ ermittelt.
Da es indess bei enigen Krankheiten, namentlich bei der Zucker-
Harnruhr, von Wichtigkeit ist, den durch sie im Organismus her-
vorgebrachten und im Harn sich ausscheidenden Traubenzucker zu
ermitteln, so soll auch die Bestimmung des letzteren eingehender
beschrieben werden.
1) Die Chlor-Bestimmung der im Harn enthaltenen Chlor-
metalle (hauptsächlich Chlornatrium) kann nicht durch Silber-Lösung
geschehen, weil die organischen Substanzen und der Phosphorsäure-
Gehalt des Harns die Erkennung der Endreaction stören. Dagegen
ist das von Lieb ig entdeckte Verfahren, welches auf dem ungleichen
Verhalten von Quecksilberchlorid und Quecksilberoxydsalzen zu Harn-
stoff beruht*), das einfachste und bis jetzt wohl auch zuverlässigste
Mittel zur Kochsalz-Bestimmung im Harn.
Zur Ausfuhrung dieses Verfahrens bedarf man einer normirten,
möglichst neutralen Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd.
Dieselbe wird am besten nach der zuerst von Dragendorff he-
schriebenen Methode angefertigt.
Eine gewogene Quantität reinen Quecksilberchlorids (Sublimat)
1
*) Quecksilberoxydsalze bilden mit Harnstoff weisse Niederschläge, Queck-
silberchlorid nicht. Da aber bei einer Lösung von Chlormetall bei Zusat«
eines Quecksilberoxydsalzes stets Chlorid entsteht, so kann der weisse Nieder-
schlag erst dann eintreten, wenn alles Chlor des Chlormetalb an Queck-
silber gebunden ist, und überschüssiges Quecksilberoxydsalz zugesetzt wird.
§ 105. Harn-Untersuchung. 315
▼ird in destilliriem Wasser gelöst, die Lösung mit verdünnter Kali-
lauge versetzt , der Niederschlag von Quecksilberoxyd nach dem Aus-
waschen durch Decantiren und Filtriren in wenig chlorfreier Sal-
petersäure gelöst, und diese Lösung bis zur Syrupconsistenz abgedampft.
Darauf wird die Flüssigkeit auf ein bekanntes Volumen gebracht und
folgendermaassen normirt:
20 Cubikcentimeter einer Kochsalz - Probelösung werden mit
3 Cubikcentimeter einer HamstoflF- Lösung, welche in 100 Cubik-
centimetem 3 bis 4 Grm. Harnstoff enthält, versetzt, in einen Kol-
ben gebracht. Darauf wird die in einer Ausgussbürette befindliche
Quecksilber- Lösung zutitrirt, wobei beim jedesmaligen Einfallen des
Tropfens ein durch Umschütteln leicht verschwindender , weisser
Niederschlag von salpetersaurem Quecksilberoxydhamstoff entsteht.
Sobald dieser Niederschlag nicht mehr verschwindet, ist die Analyse
^ndet, und es kann mithin der Wirkungswerth der Quecksilber-
I^Ösnng auf Chlor berechnet werden.
Mit Hilfe einer solchen probirten Quecksilber-Lösung wird das
Chlor im Harn, welcher schon selbst Harnstoff enthält, quantitativ
ermittelt, indem man zu einer gemessenen Quantität wiederum so viel
Quecksilber -Probelösung zutitrirt, bis der charakteristische weisse
Wederschlag von salpetersaurem Hamstoff-Quecksilberoxyd nicht mehr
Verschwindet.
2) Die Bestimmung des Harnstoffes wird in ganz ähnlicher
Weise, als die Chlor-Bestimmung, nach Lieb ig ausgeführt.
Eine gleiche Menge Harn, als die, welche zur Chlor-Bestimmung
diente, wird zur Entfernung der darin enthaltenen Phosphorsäure
löit Barytwasser geschüttelt und dann durch Kohlensäure -Einleiten
das freie Barythydrat gefällt. Hierauf wird filtrirt und das Filtrat
mit Quecksilber-Probelösung bis zum Eintritt der Trübung vorsichtig
titrirt und die dazu verbrauchte Quecksilbermenge notirt. Dann
wird weiter Quecksilber -Lösung hinzugefügt, bis man die dadurch
entstehende Fällung eben noch erkennen kann; sobald dies schwierig
wird, bringt man einige Tropfen der Flüssigkeit auf einem Uhr-
Bflase mit 1 — 2 Tropfen einer verdünnten (chlorfreien) Lösung von
kohlensaurem Natron zusammen ; sobald hierdurch eine röthliche
B^ällung entsteht, ist die Titrirung als beendigt anzusehen, ist dies
licht der Fall, so wird der Inhalt des Uhrglases wieder zur Unter-
mchungsflüssigkeit zurückgespült.
War die Quecksilber -Probelösung mit einer Flüssigkeit, welche
jine bekannte, gewogene Menge Harnstoff (am besten 4 Grm. Harn-
mos kl 3 UO üub^Omit. äemdlürtam 'Wmaiar) -entiiiLh . ii: xri^t
y^'v^ x^tsTidiuiitifi vttrcUnL «i; «Erzd«iit okr zur TtamBTiBtr»- ^verbraujciae'
(^ws^ikiuXwsrmmi^^ jUtocL AüEor da* iik zum üinitTTtT öc Pülinnf
^^ Ii>ie iui Httni 'fluütihheiH' PiiDtpiortiliLT-t wirti am m^
l^Jh2t^Fbiit£&-Lu»uiij^^ iiudb r¥ üiiHtihidijEräni A~tj»tTtBBii «oiUiheneL. a'nfikcff-
lttt5Ht mdL luxvuütn «iiMr faTkalwaLen -vrfösfiKnrsii £xgiter-l<u5iiii£r -sr-
J>i^ I^^faTBtidLIuiije cLkft^ir ^npi^BT' LuBDaotg ^«üdfaitiht am «inniohsxeB
i*t>JI^4Ä»<iwnaÄW*«Li: i* «(jrBa. rtdik«D K-T^rfärritiioLb verdsi! in ;»(■ Oi.
irtri«»«Ui W4i«bw ß*rlo«t- mir LöBDiig 3^ isTHL remfit SeifmentäiKlE
kijuziUi^^^jft. Ujud duiuu mit f«o ri-eil A^^azunroziittiifise xfirsetzi . »ii- äf-
KupiVr'J>/t>uju;^ kluj*. tk^lan und BUirk aJkiiliBe^ isL. X^ie»f- 1 j^qm*f
TxQi dl-t)ii^ Fluwij^'eit irird doäe g^'meffitaDe QfixKicniici Bus
^^ Cu*y^J<eüt; Liiazuii'eMtrt . T3aad die iLDpfer-Lösime anm SiflttflB
«^h;^. S^WIi d«r Tdurcli d^n im Hjni •e3uthjLh'€3>tin Tra.T&flnwifto'
iiu<rt^or;^*rJynM):bt*e; XiwierMrlilaiÄ tod Kupferoirdid reu rcrtäi spiror^
i«t, wird da* Bj*3d*5D uiiterbrocbeii und Ä.b5etzi€n g^lasseaL I*»niö
wird Jü«?t«« fiJtnrt, ditr Xieder»ch2a,g auf dem Flitver idtt Leässan
d/f^jJJjrt^eu Wa^ib^r etwa« ^uggewasdien . alfdann in ^mt Losnitf
roü it4ihwt^(4:hii^urfim Ei^ieiioxTd (dorcb Auflösen tod g<^Ll]t«m ty^sbi
Khiefioxyd in S<^hwefi>l^iire dargestellt^ geepfik. and iia<^ § ±2 dit
MMUi£*i d<?^^ Kupferfe Ijeetimmt.
Da ein Ae^juivalent Traubcfnzocker C^^*^^* jcefan AfiqaiTjüleBie
CuO zu Oxydul reducirt. aho fünf Aequivalente Cu*0 bädei. 50
*triit*i)fl diu gefundene 3Ienge des Kupferoxrduls die entq»«cbe&de
dftn Trtiti\peuzuckerH nxich der Gleichung
Kupferoxvdul X 0,504 =x ^ ^
J Iraubenzucker.
^xler tiüM gefundene metalL Eisen X 0,643 =1
Kniiiüll der Harn viel Harnsäure, so versetzt man ihn erst mit
i^leieKffig Cbasisch« essigsaurem Bleioxyd), filtrirt und hehandeh das
Filirat in gleicher Weise mit Kupfer -Lösung. Die Zucker -Bestim-
iriung kann auch mittelst des Polarisations- Instrumentes ausgeführt
wardtitu Wie Harn - oder Traubenzucker durch Kupfer - Probe-
löKung sich direct titriren lässt, ist im folgenden Paragraph be-
schri<?b<fn.
§ 106. Zucker-Bestimmung. 317
;-j § 106.
Zacker-Bestinimung.
Wir haben im vorigeD Paragraph gesehen, dass sich Hamzucker
oder Traubenzucker durch eine alkalische Kupfer-Lösung bestimmen
Uisst. Diese Ermittelung ist auch für Rohr- und Milchzucker an-
wendbar, wenn sie vorher durch Einwirkung starker Säuren in
Traubenzucker umgewandelt wurden. Wiewohl die Zucker -Bestim-
mung in den Zuckerfabriken sehr bequem mit Hilfe des Polarisations-
Instmmentes ausgeführt wird, so ist doch bei gefärbten Zucker-
Lösungen (Syrupen, Melassen etc.) das optische Verfahren, wie
Landolt in seiner schönen Arbeit über Zucker - Untersuchungen
gezeigt hat, minder genau, als die Titrirung der invertirten (in
Traubenzucker umgewandelten) Lösung mit Kupferprobe - Flüssigkeit.
Die Darstellung der alkalischen Probekupfer - Lösung , sowie
überhaupt die Innehaltung gewisser Verdünnungsgrenzen ist jedoch
hierbei von besonderem Einfluss auf die Genauigkeit der Resultate.
Die Kupfer- Lösung stellt man in der Regel nur so stark, dass
10 CC. derselben 0,1 Grm. Traubenzucker entsprechen; die zucker-
haltige Flüssigkeit dagegen muss so verdünnt werden, dass sie nicht
mehr als ^/g Procent Zucker enthält. Bei Einhaltung dieser Ver-
hältnisse liefert die Methode ganz vorzügliche Resultate, was bei
concentrirteren Lösungen nicht der Fall ist.
Damit je 10 CC. Kupfer- Lösung genau 100 Mgrm. Trauben-
zacker entsprechen, bereitet man dieselbe in folgender Weise.
Man wägt genau 69,278 Grm. reinen, gut krystallisirten Kupfer-
vitriol ab und löst diese Menge unter Zusatz von ein paar Tropfen
reiner Schwefelsäure in 400 — 450 CC. destillirtem Wasser durch
Erwärmen auf. Diese Flüssigkeit bringt man in einen Literkolben
und löst darin noch 200 Grm. reine Weinsteinsäure; übersättigt
dann das Ganze mit concentrirter Natronlauge, bis alles klar gelöst
ist und füllt schliesslich das Litergefäss bis zur Marke mit destil-
lirtem Wasser. Die so . erhaltene Kupfer -Lösung wird in einer,
vor Licht durch eine Papphülle geschützten und mit Glasstöpsel
verschlossenen Flasche aufbewahrt. Je 10 CC. derselben müssen
genau 100 Mgrm. Traubenzucker bestimmen, wovon man sich durch
folgende Prüfung überzeugt.
Man wägt genau 0,950 Grrm. zerriebenen und bei 100^ ge-
trockneten reinen Zucker (weissen Candis) ab; löst in 150 — 200 CC.
Wasser, fügt 10 Tropfen ziemlich starke reine Salzsäure hinzu und
318 Dritter Thefl. Anleit. zar qiuuitit-aiialTt. Unters, techn. Stoffe.
erwärmt das Ganze eine halbe Stunde im Wasserbade anf 70 — 80^ Cj
wobei man das verdampfende Wasser zeitweise ersetzt. Darauf
nentralisirt man die Flüssigkeit nahezu mit kohlensanrem Natron
nnd verdünnt sie so weit, dass ihr Gresanmitvolomen genau 200 C.
beträgt. Es enthält dann jeder CC. genau 5 Mgrm. Traubenzucker,
da 950 Mgrm. Rohrzucker 1000 Mgrm. Traubenzucker entsprechen.
Mit dieser Flüssigkeit fallt man eine in Ys oder ^/^^ CC. ge-
theilte Quetschhahnbürette.
Nach diesen Vorbereitungen macht man erst eine Prüfung der
Kupfer -Lösung auf ihre Haltbarkeit in der Siedehitze. Man kocht
also einige Minuten lang 10 oder 20 CC. der Probelosung , wobei
sie sich nicht trüben darf. Dies geschieht bei frisch bereiteten
Lösungen auch fast nie, wogegen längere Zeit aufbewahrte mid
namentlich vor Licht ungeschützte alkalische Kupfer-Lösungen beim
Kochen häufig Kupferoxydul abscheiden. Li solchem Falle muss
die Kupfer-Lösung frisch bereitet werden. Hat sich dagegen dieselbe
als haltbar erwiesen, so ist sie zu den Titrirungen geeignet.
Man bringt nun genau 10 oder^20 CC. der Kupfer -Lösong in
ein Becherglas, fugt noch 40 — 50 CC. verdünnte Natronlauge hin-
zu, erwärmt bis auf 70^, und lässt alsdann unter weiterem Erwärmen
allmählich die invertirte Zuckerlösung aus der Bürette zofliessen.
Man gewahrt dabei jedesmal eine Trübung, und je mehr man zu-
setzt, desto rascher setzt sich der Niederschlag, der allmählich von
einer schmutzigbraunen in eine feuerrothe Farbe übergeht, ab. So-
bald diese rothe Farbe des Niederschlages eintritt, unterbricht mao
das Erwärmen und lässt etwas absetzen. Erscheint die geklarte
Flüssigkeit dann noch grünlichblau, so muss weiter titrirt werdeO;
wobei man wieder erwärmt; kurz, man muss so lange Zuckerlösong
zusetzen, bis alles Kupfer zu Oxydul reducirt ist und die klare
Flüssigkeit auch keinen Zucker enthält. Um diesen Punkt recht
genau zu treffen, ist es am zweckmässigsten, nicht nach der Fär-
bung der über dem rothen Kupfer -Niederschlage stehenden Flüssig-
keit zu gehen, weil diese nur bei ganz reinen Zucker -Lösungen
maassgebend wäre ; sondern vielmehr die entstehende Trübongt
welche die Zuckerflüssigkeit so lange mit der kupferhaltigen Lösong
hervorbringt, als noch Kupferoxyd zugegen ist, zur Endreaction za
benutzen.
Hierbei ist folgende Weise zu manipuliren die zweckmässigste.
Sobald die Flüssigkeit nahe dem Sieden ist, mässigt man die
Flamme, so dass die Flüssigkeit immer noch eine Temperatur von
'I'l
§ 106. Zacker-Bestimmqng. 319
80 — 90® C. behält, ohne aber in wiitiiches Sieden zu kommen.
Darauf stellt man in das Becherglas einen etwa 6 Mgrm. breiten
Glasatreifen, welcher die Stelle eines Glasstabes zum Umrühren
vertritt.
Sobald nun die Flüssigkeit sich oben etwas geklärt hat, lässt
man 2 — 3 Tropfen der Zackerlösnng an dem schief gestellten
Streifen anf die Oberfläche herabgleiten und wartet, ohne umzurühren,
ein paar Secunden; entsteht alsdann noch ein gelbgrünes Wölkchen.
80 muss weiter titrirt werden. Man rührt also um, wartet ein
paar Augenblicke, bis sich die Flüssigkeit wieder oberflächlich
geklärt hat, und macht den Versuch von Neuem. Sobald keine
Trübung mehr entsteht, ist die Titrirung beendigt. Diese zuerst
von Mohr beschriebene Weise, die Endreaction bei dieser Titrirung
festzustellen, ist ganz vorzüglich, und gestattet auch mit gef^bten
Zuckersäften sehr präcise Bestimmungen. Noch deutlicher ist die
Erscheinung, wenn man statt des Glasstreifens einen dünnen Porzellan-
streifen von gleicher Breite anwendet, indem alsdann bei der durch-
scheinenden weissen Masse das Auftreten der Trübung sehr prägnant
hervortritt.
Wenn es sich bei dieser Prüfimg herausstellt, dass zur Reduc-
tion von 20 CG. Kupfer- Lösung genau 40 CG. Zuckerlösung er-
forderlich sind, so hat die Kupfer - Probeflüssigkeit die verlangte
Stärke; es entspricht also jeder Gubikcentimeter derselben 10 Mgrm.
Traubenzucker. •
Bei der Prüfung von Syrupen auf ihren Zucker -Gehalt ver-
fahrt man ebenso. Man invertirt also die stark (50 fach) verdünnte
Zuckerlösung durch ^/^ stündiges Erwärmen im Wasserbade mit
10 — 15 Tropfen reiner Salzsäure; verdünnt so weit, dass ein Gubik-
centimeter voraussichtlich nicht mehr als 5 Mgrm. Traubenzucker ent-
hält, und titrirt dann wie vorher.
Indem man so erfahrt, wie viel Gubikcentimeter einer inver-
tirten Zuckerlösung erforderlich sind, um ein bestimmtes Volumen
(10, 20, 30 GG.) Kupfer-Lösung zu reduciren, ergiebt sich die Menge
des Traubenzuckers, und durch Multiplication des gefundenen Trauben-
19
Zuckers mit rrr die des Bohrzuckers.
20
Da auch Zuckersäfte zur Analyse kommen, worin festgestellt
werden soll, wie viel Zucker darin als Traubenzucker und wie viel
als krystallisirbarer enthalten ist, so kann, weil Eohrzucker auf
alkalische Kupfer - Lösung nicht einwirkt , diese Frage ebenfalls
320 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-analyt. Unters, tecbn. Stoffe.
durch die Kupferprobe entschieden werden. Man bestimmt näm-
lich in einer gewogenen Quantität des Saftes ohne vorherige In-
version die Menge des Traubenzuckers in der beschriebenen Weise;
darauf invertirt man in einer gleichen Menge sämmtlichen Zucker
durch Salzsäure und bestimmt von neuem den Gehalt an Trauben-
zucker. Die Differenz Traubenzucker von beiden Titrirungen mit
19 ... .
-— multiplicirt, ergiebt dann die Quantität des krystallisirbaren Eohr-
^ü
Zuckers, welcher in jeder Probe enthalten war.
Schliesslich sei erwähnt, dass die Titrirung nicht umgekehrt
geschehen darf und die Bestimmung des abgeschiedenen Kupfer-
oxyduls mit schwefelsaurem Eisenoxyd und Chamäleon keinen ganz
genauen Maassstab für den Zuckergehalt giebt; weil gar zu leicht
etwas Kupferoxydul sich bei der Filtration höher oxydirt und so
in Lösung kommt. Es scheint dies um so eher zu geschehen, je
mehr unzersetztes Kupferoxyd noch in Lösung ist. Ich gebe da-
her der directen Titrirung, als der einfacheren und genaueren Me-
thode, entschieden den Vorzug. Aus gefärbten Syrupen kann man,
nachdem sie verdünnt, vor der Inversion den Farbstoff durch Zusatz
von 5 — 10 CC. Bleiessig abscheiden, und, nach Messung des Ganzen,
mit einem aliquoten Theile des Filtrats weiter operiren.
§ 107.
0^ n a n 0.
Bei der Untersuchung des Guanos, wie überhaupt der meisten
thierischen Düngungsmittel, hat man vorzugsweise auf den Gehali
an Stickstoff und Phosphorsäure Eücksicht zu nehmen, weil diese
beiden Stoffe lediglich den Werth des Düngstoffes bestimmen.
Ehe man jedoch zur eigentlichen Analyse übergeht, ist es zweck-
mässig, auch noch den Feuchtigkeits-Gehalt der Substanz zu ermitteln.
Zu diesem Ende wird eine gewogene Menge Ghiano (jedoch mindestens
2 Grm.) im Exsiccator über Schwefelsäure so lange getrocknet, bis
deren Gewicht constant geworden. Aus der Differenz des ursprüng-
lichen Gewichts und dem nach dem Trocknen gefundenen ergiebt sich
der Wassergehalt.
Von der getrockneten Substanz werden darauf zwei Portionen, jede
von mindestens 1 Ghnn., abgewogen. Die eine Portion wird zur Bestim-
mung des Stickstoffs, die andere zu der der Phosphorsäure verwendet.
Zur Ermittelung des Stickstoffs mischt man die Probe mit
§ 107. Guano. 321
ihrem vierfachen Gewicht Natronkalk, und bringt sie in eine Ver-
brennungsröhre y an deren zugeschmolzenem Ende sich bereits etwas
Asbest und eine Schicht Oxalsäure befinden. Auf die Substanz schichtet
man dann noch etwas Natronkalk.
Nachdem durch Klopfen an der horizontal gehaltenen Bohre
ein Kanal für den Durchgang der Gase gebildet worden, wird sie
mit einem Kugelapparat, welcher mit gemessener Normal-Salz- oder
Schwefelsäure gefüllt ist, wie in § 11 beschrieben, in Verbindung
gesetzt und in einem Verbrennungs-Ofen langsam von vom nach
hinten erhitzt. Sobald man damit zu Ende gekommen, und sich
keine Gasblasen mehr entwickeln, wird die Spitze abgebrochen und
durch Saugen an dem Kugelapparat alles in der Eöhre noch befind-
liche Gas in letzteren gebracht. Nach Entleerung desselben wird
durch ^2" Normal- Ammon der Säure -Ueberschuss gemessen und da-
durch das durch die Glühung der Probe mit Natronkalk erzeugte
Ammoniak bestimmt. Da aber je 17 Gewichtstheile NH^ 14 Gewichts-
theile StickstofiP enthalten, so ergiebt sich aus der gefundenen Ammo-
niakmenge auch der Stickstoff- Gehalt der Substanz.
Die Bestimmung der Phosphorsäure in der zweiten Probe ge-
schieht am einfachsten folgendermaassen.
Man mischt dieselbe mit ihrem gleichen Gewicht Salpeter und dem
doppelten an calcinirten kohlensaurem Kalinatron. Diese Mischung
wird dann in einen Porzellantiegel gebracht und vorsichtig ge-
glüht. Sobald die Masse rein weiss geworden ist und ruhig fliesst,
wird erkalten gelassen, und der Bückstand in Salzsäure gelöst.
Man erwärmt darauf, und filtrirt etwa ungelöst bleibenden schwefel-
sauren Kalk ab. Das Filtrat wird mit etwas An^moniak zur
Abstumpfung der freien Säure und mit essigsaurem Natron im
Ueberschuss versetzt. Bildet sich dabei ein weisser Niederschlag
(phosphorsaures Eisenoxyd), so kann man diesen, falls er sehr un-
bedeutend ist, unberücksichtigt lassen, ist er aber erheblicher, so
muss er abfiltrirt werden. Die so erhaltene Flüssigkeit wird hierauf
nach der in § 50 angegebenen Methode auf ihren Phosphorsäure-
Gehalt titrirt.
Soll in dem Niederschlage von phosphorsaurem Eisenoxyd eben-
falls der Phosphorsäure - Gehalt ermittelt werden, so löst man diesen
in Salzsäure, reducirt mit schwefligsaurem Natron, übersättigt mit
Kali und filtrirt. Im angesäuerten Filtrate bestimmt man dann
die Phosphorsäure nach § 50. Da jedoch im phosphorsauren Eisen-
oxyd (wenn es thonerdefrei ist) sehr annähernd gleiche Gewichts-
Fleischer, Titrir-Methode. 3. Aufl. 21
322 Dritter Theil. Anleit. zur quantitt-analyt. Unters, techn. StofPe.
Mengen von Fe^O^ und PO^ enthalten sind, so dass sogar manche
Chemiker den Niederschlag glühen und wägen, und die Hälfte seines
Gewichtes für PO^ betrachten, so kann man ihn auch in Schwefel-
säure lösen, mit Zink das Eisen zu Oxydul reduciren und dann mit
Chamäleon titriren. Es entsprechen dann je 56 Gewichtstheile metal-
lischen Eisens 71 Gewichtstheilen PO^.
§ 108.
O^erbsäare.
Zur maassanalytischen Bestimmung der Gerbsäure sind ziem-
lich viele Methoden in die Oeffentlichkeit gekommen, von welchen
jedoch folgende wegen ihrer grossen Einfachheit und Zuverlässig-
keit am empfehlenswerthesten erscheint; um so mehr, als sie ge-
stattet, die Gerbsäure -Lösung, selbst wenn sie noch andere orga-
nische Stoffe in nicht zu grosser Menge enthält , zu ermitteb.
Dieses von Hammer entdeckte Verfahren beruht darauf, dass die
specifischen Gewichte einer gerbstoffhaltigen Flüssigkeit vor und
nach Entfernung der Gerbsäure dem Gerbsäure - Gehalt proportional
sind. Seine Methode wird daher ohne alle Maassflüssigkeit nur mit
Hilfe zweier specifischen Gewichts -Bestimmungen und einer Tabelle,
welche den Gerbstoff- Gehalt nach dem specifischen Gewicht angiebt,
ausgeführt.
Man verfährt dabei folgendermaassen :
Der zu bestimmende Gerbstoff wird in klare Lösung gebracht;
zu diesem Zwecke werden vegetabilische Körper, wie Eichenrinde,
Galläpfel etc., in welchen die darin enthaltene Gerbsäure ermittelt
werden soll, fein zerschnitten und mit heissem destillirten Wasser,
welches etwa das achtfache Gewicht der Substanz ausmacht, digerirt
und filtrirt, der Rückstand etwas ausgewaschen, und die so erhaltene
klare Lösung gewogen. Darauf bestimmt man das specifische Ge-
wicht der Flüssigkeit mit Hilfe eines lO-Grm.-Fläschchen oder auch
mit einem eigens dazu construirten Gerbstoff-Aräometer. ^
Alsdann wägt man einen Theil der Lösung, und zwar minde-
stens eben so viel, als man zu einer specifischen Gewichts -Bestim-
mung bedarf, in einem Glaskolben ab, und entfernt daraus den
Gerbstoff durch thierische Haut. Letztere wendet man zweckmässig
als Pulver (welches man durch Feilen reiner, ungegerbter Haut er-
hält und vor dem Versuche mit Wasser stark befeuchtet und aus-
§ 108. Gerbsäure.
323
presst) an. Von diesem Hautpulver wird der dritte Theil des Ge-
wichts der gerbstoffhaltigen Substanz abgewogen.
Die so vom Gerbstoff befreite Lösung wird filtrirt und wiederum
deren specifisches Gewicht bestimmt.
In folgender Tabelle ist der Gerbstoff- Gehalt von Lösungen von
verschiedenem specifischen Gewicht, bei 15® C, angegeben.
Spec.
Gewicht.
Gerbstoff-
Gehalt in
Gew.-o/o
Spec.
Gewicht.
Gerbstoff-
Gehalt in
Gew.-o/o
Spec.
Gewicht.
Gerbstoff-
Gehalt in
Gew.-%
1,0004
0,1
1,0072
1,8
1,0140
3,5
1,0008
0,2
1,0076
1,9
1,0144
3,6
1,0012
0,3
1,0080
2,0
1,0148
3,7
1,0016
0,4
1,0084
2,1
1,0152
3,8
1,0020
0,5
1,0088
2,2
1,0156
3,9
1,0024
0,6
1,0092
2,3
1,0160
4,0
1,0028
0,7 :
1,0096
2,4
1,0164
4,1
1,0032
0,8
1,0100
2,5
1,0168
4,2
1,0036
0,9
1,0104
2,6
1,0172
4,3
1,0040
1,0
1,0108
2,7 i
1,0176
4,4
1,0044
1,1
1,0112
2,8
1,0180
4,5
1,0048
1,2
1,0116
2,9 i
1,0184
4,6
1,0052
1,3
1,0120
3,0
1,0188
4,7
1,0056
1,4
1,0124
3,1
1,0192
4,8
1,0060
1,5
1,0128
3,2
1,0196
4,9
1,0064
1,6
1,0132
3,3
1,0200
5,0
1,0068
1,7
1,0136
3,4
i
Indem man den beiden specifischen Gewichten entsprechenden
jerbstoff- Gehalt notirt, und den kleineren von dem grösseren ab-
ieht, erfährt man aus der Differenz den procentischen Gerbstoff-
rehalt der Lösung, und kann daraus den Gerbstoff- Gehalt der ab-
:ewogenen Substanz berechnen.
Ist man im Besitz eines Gerbstoff -Aräometers, so bedarf man
er Tabelle nicht, weil der dem specifischen Gewicht entsprechende
rocentische Gerbstoff- Gehalt darauf angemerkt ist. Man hat dann
ur nöthig, den letzteren der durch die zwei Bestimmungen gefundenen
-erbstoff - Gehalte von dem ersteren abzuziehen , um denjenigen,
eichen die ursprüngliche Flüssigkeit besitzt, in Gewichtsprocenten
1 finden.
21*
324 Dritter Theü. Anleit. zur quantit-analTt Unters, techn. Stoffe.
§ 109.
üntersnchnng des Wassers in Hinsicht anf seinen
technischen Oebranch.
Die Untersuchung der Mineral- und Trinkwässer , welche von
besonderer hygienischer Wichtigkeit ist, will ich hier nicht besonders
beschreiben; sondern nur andeuten , dass namentlich bei den Trink-
wässern der gesundheitsschädliche Charakter vorzugsweise sich in der
Quantität der in ihnen enthaltenen Salpetersäure und organischen
Substanzen ausspricht. Die Analyse der Mineral- und Trinkwässer,
soweit sie nicht die festen, darin gelöst enthaltenen Substanzen an-
geht, bedarf sowohl beim Probenehmen, als auch in der Auffindung
der minimalen Bestandtheile einer sehr geübten Hand, und ich verweise
in dieser Beziehung ganz besonders auf die Arbeiten von Fresenius,
und hinsichtlich der Untersuchung des Trinkwassers auf die Brochüren
von Kübel und Eeichardt.
Nur das will ich bemerken, dass die Titrirungen der organischen
Substanzen mit Chamäleon durchaus keine absolute, sondern nur sehr
relative Zahlen ergeben; weil durchaus nicht (besonders in saurer
Lösung) alle organischen Substanzen von Chamäleon oxydirt werden.
Nichts destoweniger hat man die Menge der organischen Substanzen,
als den fünffachen Betrag des verbrauchten Gewichts von übermangan-
saurem Kali, in Bechnung zu stellen empfohlen.
Für die Salpetersäure-Bestimmung, welche mit dem Rückstande
eines Liters (unter Zusatz von etwas kohlensaurem Natron) ein-
gedampften Wassers, den man mit destillirtem Wasser auszieht» vor-
genommen wird, kann man die Methode von § 39 anwenden. Bei
Gegenwart von salpetriger Säure kann man aus diesem Filtrat, unter
Zusatz von Schwefelsäure, die salpetrige Säure abdestilliren und im
Destillat mit Chamäleon nach § 31 bestimmen.
Ich wende mich nun zur Untersuchung der Wässer für tech-
nischen Gebrauch und habe da ganz besonders die Dampfkessel-
Speisewässer im Auge.
Das gewöhnliche Fluss- und Quellwasser enthält von unor-
ganischen Substanzen zumeist etwas kohlensauren Kalk, welcher
durch die freie Kohlensäure des Wassers gelöst ist und sich beim
Kochen desselben abscheidet. Da man nun den Gehalt des Wassers
an Kalk und Magnesiasalzen im Allgemeinen als „Härte'' desselben
bezeichnet, so haben wir eine „bleibende" und eine „vorübergehende
Härte" (welche das Wasser beim Kochen verliert) zu unterscheiden.
§ 109. Untera des Waaten in HinM^lit auf eeinen tedin. Grebranck. 325
Die „Yorabergehende Hirte^ ist nichts Anderes, mls der im Wasser
gelost enthaltene kohlensaure Kalk, der sich eben, wie schon er-
wähnt, beim Kochen ausscheidet.
Man hat mehrere Methoden angegeben , um die Härte des
Wassers mit Seifen -Losnng zn titriren. Diese Methoden sind, ob-
gleich immer noch vielfach im Gebranch, keineswegs rationell zu
Bomen; da wir viel bessere Mittel haben, mn Kalk und Magnesia
genau bestimmen zn können. Dagegen ist das Pettenkofer'sche
Yerfdiren, welches ich gleich beschreiben werde, viel geeigneter, die
»vorübergehende Härte'' des Wassers zu bestimmen.
Das Ver&hren ist darauf gerichtet, zunächst die im Wasser
gelost enthaltene freie Kohlensäure zu titriren. Zu diesem Zwecke
bereitet man sich ^y,Q-Normal-Aetzbarytlösung, von welcher man zu
einem halben Liter Wasser so viel zutitrirt. bis ein Tropfen des
Wassers auf Curcuma - Papier gesetzt einen braunen Band zeigt.
IHe verbrauchte Baryt -Menge entspricht dann der freien Kohlen-
Bäore des Wassers. Filtrirt man nun ab und bestimmt im Eück-
stande (welchen man in Salzsäure löst und dann unter Zusatz von
Sehwefelsäure und Oxalsäure mit Ammon übersättigt) die Menge
des Kalks als Oxalat nach § 21, so entspricht diese Kalk -Menge
dem im Wasser gelöst gewesenen kohlensauren Kalk, also seiner
»voräbergehenden Härte^.
Um die „Gbsanmit - Härte'' des Wassers, d. h. seinen Gesammt-
CUialt an Kalk und Magnesia, zu finden, dampft man einen halben
Liter desselben auf 100 CC. ein, setzt etwas Salzsäure hinzu, und
übersättigt mit oxalsaurem Ammoniak. Hierauf fugt man (falls das
Wasser eisenhaltig war) ein Minimum von Weinsäure hinzu, über-
Bittigt mit Ammoniak und föllt durch Phosphorsalz auch die Magnesia,
b dem abfiltrirten Niederschlage bestimmt man dann beide nach
§ 65. Man erfahrt so die Gesammt-Menge von Kalk und Magnesia;
ond zieht man von dieser die vorhin gefundene Kalk -Menge ab,
Bo bleiben als Best diejenigen Quantitäten von Kalk und Magnesia,
Welche der „bleibenden Härte" entsprechen.
Ehe ich auf die Bestimmung der anderen Substanzen des Wassers
ctiiigehe, will ich einige technische Vorbemerkungen über die Speise-
Wässer der Dampfkessel hier einfliessen lassen.
Es ist bekannt, dass die meisten Dampfkessel bei längerem
Betriebe sich, namentlich an den vom Feuer berührten Stellen, mit
einer mehr oder minder starken Kruste, dem sogenannten Kessel-
Btein (dessen Untersuchung ich bereits früher be^chrieib^in bA.\^^Y
326 Dritter TheiL Anleit. zur qaantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
überziehen. Dieser Kesselstein stammt offenbar von dem im Wasser
gelöst oder suspendirt gewesenen Substanzen. Man kann jedoch
im Allgemeinen sagen, dass suspendirte schlammige Stoffe weit
weniger Veranlassung zur Kesselstein-Bildung geben als die gelösten,
wie namentlich Gips. Die meisten Klagen über Kesselstein wird
man deshalb immer da vernehmen , wo gipshaltiges Wasser zum
Speisen verwendet wird; und alle chemischen Verfahren zur Be-
seitigung des Kesselsteins sind lediglich auf die Beseitigung des
Gipses gerichtet. In der That sind auch Sedimente, welche ledig-
lich kohlensauren Kalk enthalten, bei Weitem leichter zu entfernen
als gipshaltige.
Bei der Speisung der Dampfkessel hat man aber auch darauf
Rücksicht zu nehmen, ob das Wasser Stoffe enthält, welche mehr
oder minder chemisch auf das Eisen der Kesselwände einwirken.
Hierher gehören vor allen Dingen die Säuren, welche sich zuweilen
in Folge undichter Apparate in chemischen Fabriken dem conden-
sirten Dampfwasser (Eetourwasser) , welches zum Speisen der Kessel
benutzt wird, beimischen können. Man wird deshalb in solchen
Fällen die Speise- Wässer, oder auch das Kesselwasser selbst, wieder-
holt mit Lackmus-Papier auf saure Eeaction prüfen müssen, um der
Zerstörung des Kessels vorzubeugen.
Ausser den freien Säuren greifen auch Salze, besonders Chloride
wie Chlormagnesium, die Kesselwände an. Alkalische Substanzen
dagegen wirken entschieden conservirend, geben aber Veranlassung
zum Schäumen des Kesselwassers.
Diese wenigen technischen Vorbemerkungen geben schon ge-
nügende Anhaltspunkte für die Analyse und Beurtheüung des
Wassers, welches zur Speisung von Dampfkesseln benutzt wer-
den soll.
Vor allen Dingen werden wir unsere Aufmerksamkeit auf den
Gips-Gehalt zu richten haben; denn es ist einleuchtend, dass ein
verdampfendes Wasser nicht eher Gips ausscheiden kann, ehe es nicht
damit gesättigt ist.
Die Bestimmung des Gipses läuft auf die der Schwefelsäure
hinaus und wird einfach nach § 53 vorgenommen; nur ist Queü-
wasser oder solches, welches nicht wie das Wasser im Dampfkessel
bereits stark eingedampft ist, vorher auf die Hälfte seines ursprüng-
lichen Volumens zu concentriren. Auch ist, falls sich das Wasser
beim Erhitzen trübt, erst abzufiltriren , und im Filtrat die Schwefel-
säure sowohl, als auch eventuell der Kalk zu bestimmen, um positive
§ 109. Unters, des Wassers in Hinsicht auf seinen techn. Grebrauch. 327
Gewissheit zu haben , dass die erstere als Kalk-Salz , also Gips zu-
gegen ist. 1 CC. ^/^-Normal-Chlorbaryum entspricht 21,5 Mgr. Gips.
Wenn man sich gleich eine grössere Menge, z. B. einen Liter,
Wasser auf die Hälfte seines Volumens concentrirt und etwaige
Ausscheidungen abfiltrirt hat, so kann man das Filtrat messen und
in aliquoten Theilen desselben sehr rasch die meisten löslichen
Substanzen, um die es sich im Wesentlichen handelt, bestimmen.
So kann in einem Theile, wie eben erwähnt, die Schwefelsäure-
resp. Gips-Bestimmung; in einem anderen die des Chlors nach § 47,
in einem dritten die von Magnesia und Kalk (soweit diese beim
Kochen gelöst bleiben) nach § 65 und in einem vierten die des
Eisens vorgenonmien werden.
Der Eisen- Gehalt in manchen Wässern verdankt oft seinen
Ursprung den eisernen Eöhren, welche das Wasser durchläuft. Hier-
bei scheinen sich ausser kohlensaurem Eisenoxydul auch durch die
organischen Substanzen des Wassers lösliche, und im Kochen nicht
fällbare, Eisensalze zu bilden. So habe ich selbst im Wasser meines
Dampfkessels einen minimalen Eisen -Gehalt nur dadurch erkannt,
dass ich einer aufgekochten und abfiltrirten Probe einen Tropfen
Ferrocyankalium- Lösung hinzufügte, wodurch eine äusserst geringe
blaue Färbung eintrat, während Schwefel ammonium, einer anderen
Probe zugesetzt, so gut wie gar keine Färbung hervorbrachte. Ich
muss deshalb behaupten, dass das Blutlaugensalz dem Schwefelammonium
als qualitatives Reagens auf Eisen (namentlich bei Gegenwart orga-
nischer Substanzen) vorzuziehen ist.
Will man daher den Eisen -Gehalt genau bestimmen, so ist es
am besten, das Wasser bis fast zur Trockne zu verdampfen, als-
dann ein paar Tropfen Schwefelammonium zuzusetzen, darauf voll-
kommen einzutrocknen, bis der Schwefelammonium - Geruch verflogen
ist , den Rückstand mit etwas Kali - Lösung (zur Aufnahme der
organischen Substanzen) zu übergiessen und abzufiltriren. Der Nieder-
schlag wird dann in Schwefelsäure gelöst, der Schwefelwasserstoff weg-
gekocht, und das Eisen mit Chamäleon titrirt. Die Bestimmung des
Eisens in den Wässern ist für technische Zwecke durchaus nicht
so unwichtig als Manche glauben könnten; weil dasselbe besonders
bei der fabriklichen Anfertigung chemischer Präparate oft sehr
störend wird.
Es bleibt nun nur noch die Prüfiing auf Alkalien und Kiesel-
säure, welche indess weit unwichtiger ist, übrig.
Die Alkalien findet man, wenn man eine grössere Menge Wasser
328 Dritter TheiL Anleit zur quantit-analTt. Unters, techn. Stoffe.
zur Trockne yerdampft, etwas Schwefelsäure zusetzt und auch d<
Ueberschuss grösstentheils verrauchen lässt. Alsdann nimmt
den Eückstand mit wenig Wasser auf, setzt etwas Aetzbaryt-Ldsnn^a
hinzu, leitet Kohlensäure ein, kocht und filtrirt. Das Fütrat yerdampM
man unter Zusatz von etwas Salzsäure und Platinchlorid zur Trockne^
wäscht den Bückstand mit Alkohol aus, filtrirt, trocknet und glühfe
den Filter-Inhalt und bestimmt endlich das rückständige Chlorkaliimi.
durch Silber nach § 47.
Das Natron enthaltende Filtrat verdampft man ebenfalls zur
Trockne, glüht und bestimmt in gleicher Weise das rückständige
Chlomatrium. Wegen der minimalen Mengen ist hier diese Methode
die sicherste. Da jedoch die meisten Wässer lediglich Natron und
nur Spuren von Kali enthalten, so genügt es auch, wenn man das
vom Baryt-Niederschlage Abfiltrirte einfach alkalimetrisch nach § 8
auf Natron titrirt. Für die Bestimmung der Kieselsäure verdampft
man eine grössere Wasser-Menge fast zur Trockne, setzt etwas kohlen-
saures Ammoniak hinzu und filtrirt. Den Rückstand verdampft man
mit Salzsäure zur Trockne; übergiesst ihn nochmals mit ein paar
Tropfen Salzsäure, verdampft abermals zur Trockne, nimmt ihn mit
Wasser und etwas Salzsäure auf, und filtrirt die Kieselsäure ab.
Dieselbe wird dann getrocknet, geglüht und nach dem Erkalten im
Exsiccator gewogen.
Es ist bemerkenswerth, dass man bei den Wasser-Untersuchungen
die gefundene Schwefelsäure dem Kalk; Chlor den Alkalien und der
Magnesia zutheilt, soweit deren analytisch gefundenen Mengen den-
selben äquivalent sind. Die Kohlensäure, mit Ausnahme der freien,
kann, sofern nicht das eingedampfte Wasser kohlensaure Alkalien
enthält (also alkalisch reagirt) dem Kalk, eventuell auch noch der
Magnesia überwiesen werden.
Sollte ein Wasser Schwefelwasserstoff enthalten, was man
schon beim Schütteln desselben durch den Geruch erkennt, so kann
dieser durch lod nach § 34 titrirt werden.
Ammoniakhaltige Wässer sind in der Technik nicht selten,
und geben sich oft schon durch ihre blaue Farbe, welche sie
kupfernen Leitungs - Röhren verdanken, zu erkennen. Will man
ihren Ammoniak-Gehalt bestimmen, so verdampft man sie mit etwas
Salzsäure zur Trockne und bestimmt darauf in dem Rückstande das
Ammoniak nach § 11.
Weniger för die Untersuchung der Kessel -Wässer als für die
der Quell- und Flusswässer ist die Bestimmung des gesammton Ver-
§ 109. Unters, des Wassers in Hinsicht auf seinen techn. Gebrauch. 329
dampfungs-Eückstandes wichtig. Dieser Eückstand lässt nicht blo&
v-on vornherein eine ungefähre Beurtheilung des Wassers erkennen^
ixdem sein Gewicht und seine Farbe schon darüber Aufschluss geben^
ob das betreffende Wasser viel mineralische oder organische Substanzen
enthält; sondern er ist auch die sicherste Controle für eine durch-
geführte Untersuchung und liefert das beste Material zu einiger-
xuaassen genauen Bestimmung der organischen Substanzen und zu
anderweitigen qualitativen Untersuchungen.
Es empfiehlt sich deshalb, den allgemeinen Verdampfungs-Eück-
stand stets für sich anzufertigen und ihn mehr zu qualitativen als
quantitativen Prüfungen zu benutzen.
Zu diesem Zwecke dampft man 1 Liter des betreffenden Wassers
in einer Platinschale von 80 — 90 Millimeter Durchmesser ein, wo-
bei jedoch das Wasser nicht zum wallenden Sieden kommen darf»
Alsdann trocknet man den Eückstand so lange bei 100^ im Trocken-
schrank, bis er keine Gewichts -Abnahme mehr zeigt. Man bringt
ihn hierauf noch zum Abkühlen in den Exsiccator und wägt ihn
alsdann möglichst genau. Man findet so , wie viel feste Substanzen
das Wasser pro Liter gelöst enthält.
Will man den Eückstand qualitativ untersuchen, so übergiesst
man zunächst einen kleinen Theil desselben mit ein paar Tropfen
Kalilauge, verdünnt mit wenig Wasser, kocht (in einem Eeagens-
glase) und filtrirt. Ist das Filtrat bräunlich, so ist damit die An-
wesenheit von Huminsubstanzen erkannt; noch mehr ist dies bestätigt^
wenn dies Filtrat mit Essigsäure, angesäuert durch essigsaures Kupfer-
oxyd, gefällt wird.
Eine zweite Probe kann man mit ein paar Tropfen concentrirter
reiner Schwefelsäure in einem Porzellanschälchen übergiessen und
betrachten, ob bei Zusatz von Brucin sich die bekannte Eothfarbung^
welche Salpetersäure nachweist, zu erkennen giebt.
Eine dritte Probe kann man auf angefeuchtetes Curcuma-Papier
legen und beobachten, ob Bräunung eintritt, also kohlensaure Alkalien
zugegen sind.
Eine vierte kann, falls die vorige Probe keine Alkalität zeigte,
mit Nessler's Eeagens auf Ammoniak geprüft werden u. s. w.
Alles dies giebt sehr brauchbare Aufschlüsse über die Natur
des Wassers, wenn auch nicht in quantitativer Beziehung. Li dieser
Hinsicht empfiehlt sich der gesammte Yerdampfungs - Eückstand
ausser zur Gewichts -Controle der Gesammt - Analyse lediglich zur
Bestimmung der organischen Substanzen, welche einfach als Gewichts-
330 Dritter Theil. Anleit. zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
Verlust desselben beim Glühen gefunden werden. Zur voUständigeia
Verbrennung ist es jedoch mitunter nöthig, das Glühen in ein^ :
gewogenen Glasröhre , durch welche man Sauerstoff leitet , vorz« -
nehmen.
Auf diese Weise findet man den Gehalt an organischen Sub-
stanzen jedenfalls genauer als durch Chamäleon-Titrirung.
Damit will ich die Beschreibung der eigentlichen Untersuchung
des Wassers schliessen und wende mich nun zu der Beurtheilung
der Qualität desselben, in Hinsicht auf seine technische Verwendung
als Dampferzeugungs-Mittel.
Bei der Beurtheilung der Trinkwässer hat man sogenannte
„Grenzzahlen" aufgestellt, welche angeben, wie viel ein normales
Trinkwasser in 100000 Theilen von den betreffenden einzelnen Sub-
stanzen enthalten darf, ohne als schädlich bezeichnet zu werden. Diese
Grenzzahlen sind für 100 000 Theile Wasser folgende:
Abdampf - Eückstand . . . 50,0
Organische Substanzen . . 4,0
Salpetersäure 0,4
Chlor 0,8
Schwefelsäure 6,3
Härte (Kalk und Magnesia) 18,0
Dass man ausserdem bei Trinkwässern auf deren Klarheit und
das Nichtvorhandensein organisirter Wesen einen hohen Werth legen
muss , versteht sich von selbst. Andererseits aber spielen kleine Mehr-
beträge von Chlor oder Kalk bei weitem nicht die Kolle wie solche
an organischer Substanz; denn gerade letztere und die Salpetersäure
gelten als das eigentliche schädliche Princip.
Fragen wir nun , ob man für die Beurtheilung des Wassers zu
technischem Gebrauch auch solche „Grenzzahlen'^ aufgestellt hat, so
müssen wir diese Frage verneinen.
Wenn man aber das natürliche Wasser, der Technik gegen-
über, als einen Eohstoff, der freilich alle anderen in seinem Massen-
Verbrauch übertrifft, betrachten kann, und dessen Qualität sehr ver-
schieden ist, so drängt sich unabweisbar auch in seiner Beurtheilung
gerade so wie för andere Rohstoffe, die Frage nach seinem Nutz-
wert he auf.
Von anderen Rohstoffen unterscheidet sich aber das Wasser
dadurch, dass sein Gehalt (der ja als 100% angesehen werden kann)
durchaus nicht seinem technischen Nutzwerthe als Dampf-
erzeugungs-Mittel entspricht.
§ 109. Unters, des Wassers in Hinsicht auf seinen techn. Gebrauch. 331
Freilich geben 100 Gewichts -Theile Wasser zur Trockne ver-
dampft, auch so gut wie 100 Gewichts -Theile Dampf. Bei der
"technischen Dampferzeugung aber kann man das Wasser niemals
"V-ollständig verdampfen ; weil schon lange vorher eine so starke
Qips- Abscheidung (Kesselstein -Bildung) eintritt, dass ein weiteres
V'erdampfen nicht nur sehr erschwert, sondern sogar gefahrbringend
'Werden müsste.
Ein rationeller Dampf- Betrieb sollte vielmehr darauf gerichtet
Bein, das Wasser nicht weiter einzudampfen , als bis zu dem Punkte,
bei welchem durch Gips -Ausscheidung die eigentliche Kesselstein-
ßildung beginnt.
In der That müssen wir lediglich den Gips als den eigent-
lichen Kesselstein-Bildner ansehen, denn gerade er liefert die festesten
Krusten dieser Plage bei der Dampferzeugung.- Kohlensaurer Kalk
und Magnesia, so wie suspendirte StoflFe geben beim Abdampfen des
Wassers meist nur einen weniger schädlichen, schlammigen Absatz ; und
wenn es auch in manchen, obwohl sehr seltenen Fällen vorkommt,
dass aus letzteren ein wirklicher Stein gebildet wird (am auf-
fallendsten beim Karlsbader Sprudel) , so behaupte ich dennoch:
kohlensaure alkalische Erden können, Gips muss beim Verdampfen
des Wassers Kesselstein bilden.
üeberdies werden die meisten Dampfkessel mit vorgewärmtem,
heissem Wasser gespeist, wobei schon der grösste Theil an kohlen-
saurem Kalk abgeschieden und damit zur Krusten - Bildung (die ja
stets durch den Niederschlag gelöster Substanzen entsteht) untaug-
lich wird. Es ist deshalb in hohem Grade wahrscheinlich, dass in
den seltenen Fällen, in denen eine feste Kesselstein -Bildung ledig-
lich von kohlensaurem Kalk herrührt (mithin der Stein gipsfrei ist),
diese Bildung durch Mitwirkung von Kieselsäure, die sich als Kalk-
silicat abscheidet, wesentlich befordert wird. Einen solchen Fall haben wir
auch bei den festen Sinter- Absätzen des Karlsbader Sprudels. Dieses
Mineral* Wasser enthält nach Berzelius in 16 Unzen 0,577 Gran
Kieselsäure und 2,370 Gran kohlensauren Kalk; also nicht blos eine
absolut, sondern auch relativ zum kohlensauren Kalk sehr bedeutende
Menge dieser Säure. Es ist deshalb gar nicht zu verwundem, wenn
die Kieselsäure härtend auf den kohlensauren Kalk der Sinter- Absätze
dieser Quelle wirkt.
Die gewöhnlichen Wässer aber (selbst der Flüsse), welche die
Technik zur Dampferzeugung benutzt, enthalten in 100000 Theilen
meist kaum 1 bis 2 Theile, sehr selten über 5 Theile Kieselsäure.
832 Dritter Theil. Anleit zur quantit.-anal7t. Unters, techn. Stoffe.
Vergleicht man dies mit dem Karsbader Sprudel, dessen Kiesel — '
säure-Gehalt auf 100000 Theile berechnet, sich etwa auf 7,5 stellen::^
würde, so geht schon daraus hervor, dass bei gewöhnlichen Wässern,
auch wenn sie viel kohlensauren Kalk enthalten, nur sehr selten,
wegen ihres geringen und zum Theü schon beim Erwärmen sich
abscheidenden Kieselsäure - Gehaltes eine gipsfreie Kesselstein -Bil-
dung eintreten kann. Es wird also fast immer der Gips als das
eigentliche Agens bei diesen Verkrustungen angesehen werden
müssen.
Gewiss ist es darum auch gerechtfertigt und der Erfahrung des
Dampfbetriebes entsprechend, den Gips-Gehalt als Maassstab
für die Beurtheilung eines zur Verdampfung dienenden Wassers zu
wählen; und dabei gelangen wir, wie ich bald zeigen werde, zu
ganz bestimmten, numerischen Eesultaten.
Es ist einleuchtend, dass (wie schon vorher erwähnt) die Gips-
Abscheidung, und damit die wirkliche Kesselstein-Bildung, in einem
Wasser erst dann erfolgen kann, wenn dasselbe mit Gips gesättigt
ist. Ein rationeller Dampf - Betrieb sollte sich daher stets Bechen-
schaft über den Gips -Gehalt des (filtrirten) Kesselwassers geben,
und wenn dieser dem Sättigungs- Punkte nahe ist, den Kessel ganz
oder zum grössten Theile entleeren. Bei solchen Maassregeln wird
man (und dies bestätigt meine eigene Erfahrung) die Kesselstein-
Bildung ebenso gut als durch chemische Mittel, die mehr oder minder
anderweitige Unzuträglichkeiten im Gefolge haben, verhindern oder
wenigstens vermindern können.
Es fragt sich nun, wann ist Wasser mit Gips gesättigt, oder,
was dasselbe ist: wie viel Theile Wasser bedarf ein Theil Gips zu
seiner Lösung?
Diese Frage ist auf Grund der bisherigen Beobachtungen über
die Löslichkeit des Gipses nicht zu beantworten; weil dieselben sich
alle nur bis auf die Temperatur von 100® erstrecken, während
in einem Dampfkessel bei der gewöhnlichen (etwa 4 Atmosphären
betragenden) Dampfspannung, das Kesselwasser ziendich 150 ® Wärme
besitzt. Hierbei ist aber, wie wir gleich sehen werden, der Gips
weit weniger als bei 100® C. löslich.
Ein Kessel wasser, welches aus einem längere Zeit nicht ge-
reinigten und stark mit Gips -Kesselstein belegten Dampfkessel nach
mehrstündigem Dampfdruck von 4^/2 Atmosphären entnommen wurde,
enthielt nach meiner Untersuchung ^/^^o CaOSO*2HO. Herr Pfingst-
horn, welcher längere Zeit hindurch gipshaltiges Kesselwasser täglich
§ 109. Unters, des Wassers in Hinsicht auf seinen techn. Gebrauch. 333
tintersuchte, fand bei etwa 4 Atmosphären Dampfdruck als Maximal-
Oehalt desselben in 100000 Theilen Wasser 102 Theile (wasser-
haltigen) Gips; also sehr annähernd ^/xooq vom Gewicht des Wassers.
^s zeigte sich hierbei, dass, sobald dieser Gips- Gehalt einmal erreicht
"war, das Kesselwasser auch bei weiterem Betriebe denselben (mit wenig
Schwankungen, welche durch die Zufuhr von Speise- Wasser entstanden)
:fortdauernd beibehielt.
Wir kommen demnach der Wahrheit sehr nahe, wenn wir
auf Grund dieser Versuche annehmen, dass Gips (CaOSO*2HO)
1000 Theile Wasser, welches auf einen Dampfdruck von
4 Atmosphären erhitzt ist, zu seiner Lösung bedarf.
Die Löslichkeit des Gipses ist daher unter solchen Umständen
(also beim üblichen Dampf-Betriebe) weit geringer als bei 100® C,
wo sie nach Poggiale*s und Marignac's ziemlich übereinstimmen-
den Resultaten l/^go» ^^^ über doppelt so viel beträgt.
Couste's Angabe dagegen, dass Gips bei 150*^ C. vollständig
abgeschieden werde, mag wohl für Seewasser (womit er seine Ver-
suche machte), nicht aber für süsses Wasser, wie unsere directen
Bestimmungen zeigen, richtig sein. Es ist wenigstens denkbar, dass
der hohe Salz -Gehalt des Seewassers im Vergleich zu Gips, diesem
bei starker Concentration und 150® C. viel Wasser entzieht, so dass
er dadurch weit unlöslicher wird. Li der That behauptet auch
Oouste, dass man Meerwasser auf 13® Baume eindampfen könne,
ehe Gips -Ausscheidung eintrete. Ein Wasser von 13® Baume aber,
ist wohl in Dampfkesseln, welche mit süssem Wasser gespeist werden,
noch nie vorgekommen; denn alsdann hätte sich wahrscheinlich schon
vorher so viel Kesselstein abgeschieden, dass ein weiteres Verdampfen
unmöglich geworden wäre.
Halten wir also daran fest, dass ein Theil Gips in 1000 Theilen
Wasser unter den üblichen Verhältnissen des Dampf- Betriebes (also
bei 4 Atmosphären Dampf - Spannung) gelöst bleibt; bei stärkerer
Concentration aber Ausscheidung stattfindet, so ist ofiPenbar ein
Wasser von diesem Gips -Gehalt zur Dampfkessel -Speisung ganz
unbrauchbar.
Freilich kann man mit solchem, ja auch noch mehr Gips ent-
haltendem Wasser Dampf erzeugen; aber wie bald wird die Gips-
Ausscheidung , also die Kesselstein - Bildung so überhand nehmen,
dass man genöthigt sein wird, den Kessel zu reinigen, also den
Dampf-Betrieb zu sistiren. Man würde daher nicht blos viel Arbeits-
334 Dritter TheiL Anleit zur qiiaiitit-analyl Unters, techn. Sioßd.
lohn, Zeit und Mühe, sondern auch viel Brennmaterial an solchem
Wasser verschwenden.
Glücklicherweise hat die Natur die Industrie vor Wässern mit
Viooo Crips- Gehalt verschont; denn von 100 Wasser -Untersnchimgen
aus verschiedenen Theilen Deutschlands und Europas, die mir vor-
liegen, zeigen nur wenige den dritten Theil dieser Grips-Menge. Wemi
man also nicht gerade Mineralquellen oder Seewasser (das übrigens
durch Soda-Zusatz entgipst werden kann) zum Kesselspeisen verwendet,
wird man schwerlich mit einer solchen „Gips-Lösung'^ zu thun haben.
Legt man nun bei der Beurtheilung der Wässer vom Stand-
punkte der Technik ein Wasser mit ^/jooo Gips -Gehalt zu (Jrunde,
indem man seinen Nutzeffekt für den Dampf- Betrieb gleich Null
setzt, da es ja eben dazu gar nicht zu brauchen ist, so erhellt,
dass ein anderes, welches die Hälfte soviel, also ^/2ooo Grips enthält,
auch im Dampfkessel auf die Hälfte eingedampft werden kann, ehe
es mit Gips gesättigt, und dann unbrauchbar wird.
Man hat also von diesem Wasser die Hälfte in Dampf ver-
wandeln können, ohne Störungen durch Gips- Ausscheidung zu haben;
d.h. sein NutzeflFekt, oder nennen wir ihn Verdampfungs-Werth,
betrug 50 Procent
Enthält demnach ein Wasser ^/4ooo Grips, so lassen sich drei
Viertel desselben bis zum Sättigungs-Punkt verdampfen, folglich ist
sein Verdampfungs-Werth 75^/q.
Führen wir dies nun weiter aus, so kommen wir zu einer all-
gemeinen Formel, nach welcher sich der Verdampfungs-Werth eines
Wassers aus der gefundenen Gips-Menge berechnen lässt. Bezeichnet
G die Menge des Gipses (CaOSO'2HO) in Centigrammen pro Liter
des betreflfenden Wassers, so ist leicht einzusehen, dass der procen-
tische Verdampfungs-Werth dieses Wassers
V = 100 - G
ist.
Enthielte z. B. ein Wasser im Liter 0,228 Grm, also 22,8 Centi-
gramm CaOS0^2HO, so wäre sein Verdampfangs-Werth
V = 100 — 22,8 = 77,2 7o-
Auf diese Weise haben wir einen ganz bestimmten Anhalts-
punkt für die Beurtheilung der Wässer mit Eücksicht auf ihre
Verdampfung und gewinnen eine bessere Vorstellung von ihrem
Werthe, als wenn wir blos von „Härte" und „Weichheit" reden.
Ganz besonders geeignet aber erscheint dieser Maassstab für die
üeberwachung des Dampf - Betriebes , denn ich sollte meinen, es
§ 109. Unters, des Wassers in Hinsicht auf seinen techn. Gebrauch. 335
müsste doch den Dampfkessel-Besitzern eine ganz andere Beruhigung
gewähren, wenn sie täglich eine bestimmte procentische Angabe über
den noch vorhandenen Verdampfungswerth des Kessel wassers erhalten,
als wenn sie in dieser Beziehung ganz der Empirie überlassen sind.
Möglicherweise wird dadurch auch, und das wäre mir besonders
erfreulich, manche Explosion verhütet.
Natürlich kann man diese überwachenden Untersuchungen nur
mit solchen Kesseln vornehmen, welche von altem Kesselstein ge-
reinigt und mit frischem Wasser versorgt wurden. Dann aber
\v erden sie sich gewiss sehr verlohnen, und sehr bald wird man
weniger Klagen über schlechtes Verdampfen etc. hören; weil eben
so lange keine eigentliche Kesselstein -Bildung eintreten kann, so
lange der Verdampfungs-Werth des Wassers über Null ist. Als-
dann natürlich muss ein möglichst grosser Theil, womöglich alles
Wasser des Kessels entleert werden , wenn der Betrieb rationell
weiter fortgeführt werden soll.
Der Gegenstand ist zu wichtig, als dass ich nicht auch für
Diejenigen, welche zwar ihre Kessel -Wässer untersuchen, aber diese
Untersuchung von ungeübter Hand vornehmen lassen wollen, eine
Bemerkung hinzufügen sollte.
Will man ein Kessel- Wasser blos qualitativ prüfen, ob es noch
brauchbar sei, so kann man sich eine Auflösung von 1 Grm. Gips
oder (was wegen der Atomgewichte ziemlich ebenso genau) 1 Grm.
schwefelsaurem Kali in einem Liter destillirten Wasser anfertigen.
Mit dieser Lösung füllt man ein Reagensglas zur Hälfte, erwärmt
gerade zum Sieden und giebt dann ein paar Tropfen Chlorbaryum-
Lösung hinzu. In ein zweites, ebenso weites Reagensglas filtrirt
man ebensoviel Kesselwasser; erwärmt auch dieses bis zum Sieden,
giebt Chlorbaryum hinzu und vergleicht nun, ob diese Fällung merk-
lich schwächer als die vorige ausfiel. Natürlich kann man hierbei
nur sehr bemerkenswerthe Unterschiede erkennen , immerhin aber
einigermaassen den stattis quo beurtheilen. Ich empfehle dieses ganz
primitive Verfahren eben nur Denen, welche nicht in der Lage sind,
die sehr rasch auszuführende Gips -Bestimmung (nach § 53) vor-
zunehmen.
Anhang.
I. Tabelle
der
(alten) Aequivalent-Zahlen der chemischen Elemente.
Almniniam
AI =
13,7
Niobium
Nb - 47
Antimon
Sb =
122,0
Osmium
Os = 99,6
Arsen
As =
75
Palladium
Pd = 53,3
Baryom
Ba =
68,5
Phosphor
P =- 31
Beryllium
Be =
4,7
Platin
Pt = 98,7
Blei
Pb =
104,0
Quecksilber
Hg = 100
Bor
B =
11,0
Bhodium
Eh - 52,2
Brom
Br =
80
Ehuthenium
Eu = 52,2
Cadmium
Cd =
56
Eubidium
Eb = 85,4
Cäsium
Cs -
133
Sauerstoff
^ 8
Calcium
Ca =
20
Schwefel
S - 16
Cerium
Ce =
46
Selen
Se - 39,7
•Chlor
Cl =
35,5
Süber
Ag = 107,97
Chrom
Cr =
26,1
Silicum
Si - 14
Didym
Di =
47,5
(wenn
Kieselerde SiO^)
Eisen
Fe =
28
Stickstoff
N = 14
Jj'luor
F =
19
Strontium
Sr - 43,8
<Jold
Au =
197
Tantal
Ta = 182
Indium
In =
35,9
Tellur
Te - 64
lod
I =
127
Thallium
Tl = 204
Iridium
Ir =
99
Thorium
Th = 57,86
Kalium
K =
39,1
Titan
Ti - 25
Kohalt
Co =
29,4
Uran
U - 60
Kohlenstoff
C =
6
Vanadium
V - 68,6
Kupfer
Cu =
31,7
Wasserstoff
H = 1
Lanthan
La =
46,4
Wismuth
Bi = 208
Lithium
Li =
7
Wolfram
VV = 92
Magnesium
Mg =
12
Yttrium
Y = 30,6
Mangan
Mn =
27,5
Zink
1
Zn — 32,5
Molybdän
Mo -
48
Zinn
Sn = 59
Natrium
Na =
23
- Zirkon
Zr = 44,8
2^ickel
Ni =
29,4
(wenn
Zirkonerde ZrO^)
Tabellen.
337
II. Tabelle.
der constanten Factoren (<jp) zur Berechnung zweier Körper durch
indirecte Analyse.
Gewogen
(Gewicht = G)
Gesucht
Durch Titr.
gefunden.
(Gew. = g)
<P
(€^-8r) q>
Bern, über
die Art der
Analyse
am Fusse
d. Tabelle.
KCl u. NaCl
11
KOSO^ u. NaOSO»
11
11
KOC02 u NaOC02
BaOCO^, CaOC02
11
11
11
SrOC02CaOC02
11
11
11
SrOSO^CaOSO^
AgCl, AgBr
K
KCl
KO
•
K
KO
KOSO»
K0C02
K0C02
Ba
BaO
BaOCO«
BaOSO»
Sr
SrO
SrOC02
SrOSO»
Sr
Br
NaCl
11
1t
NaOSO»
11
1f
NaOC02
CaOC02
19
11
11
CaOC02
11
11
11
.CaOSO»
AgCl
2^42867
4,63364
2,92546
2,42867
2,92646
5,40993
4,29192
4,29192
1,41237
1,67731
2,03092
2,40206
1,84033
2,17647
3,10084
3,86714
1,84033
1,79776
K
KCl
KO
K
KO
K0S03
K0C02
K0C02
Ba
BaO
BaOCO«
BaOSO»
Sr
SrO
SrOC02
SrOSO»
Sr
Br
I.
II.
IIL
IV.
V.
Bemerknngen fiber die Art der Analyse.
I. Die Substanz wird mit Silber-Probelösung titrirt und die verbrauchten
CC. auf NaCl berechnet.
II. Die wasserfreien Salze werden mit Aetzbaryt gekocht, Kohlensäure
eingeleitet und das Filtrat mit Normal -Salzsäure titrirt. Die dazu ge-
brauchten CC. werden mit dem Atomgewicht von NaOSO^ multiplicirt,
wodurch die der Alkalität entsprechende Menge schwefelsaures Natron ge-^
fimden wird.
III. Für die Berechnung von K, KO, KCl und KOSO» gelten genau
dieselben Factoren, wie für die Chloride und Sulfate.
IV. Die Salze werden durch KOCO^ in Carbonate verwandelt und die
zu deren Sättigung erforderliche Normal-Säure auf CaOSO^ berechnet. Die
Factoren stimmen mit denen der Carbonate überein.
Fleischer, Titrir-Methode. 3. Aufl. 22
338 Allhang.
V. loil wini in beaoiidcrer Portion durch Eisenchlorid bestimmt, so daü
im Niudersclilag von Chlor-, lod- nud Broinailber die Menge des lodä be-
kannt ist. Da aber diese Fällungen mit geinessener Silber -Lösung vcr-
genonunen und der Silber- Ueberachues im Fillrat bestimmt wird, so weis
man auch die im Niederschlage von AgIÄgBr und AgCl enthaltene Silber-
Menge. Davon wird die dem lod entsprechende iu Abzug gebracht und
der Silber-Rest auf Chlorsilber berechnet. Dieses wird vom Gewicht des
Chlorhroinailbers (welches durch Abzug des lodfilbcrs vom Geaammt-Ge-
wicht erhalten wird) subtrahirt und der Best mit dem eonstanten Factor t
midtiplicirt , um Br su finden.
Diese Tabelle zeigt die bemerkenswerthe Thatsache, ilass die
Factoren , welche zur Berechnung irgend einer bestimmten Ver-
bindiiug der in den vorliegenden Salzen enthaltenen Basen dienen,
für alle Salze dieser Basen gleich sind. Dies ist aber nur dann der
Fall, wenn von dem Uesammt- Gewicht der beiden Salze stelä dna
durch Titrirung berechnete Salz, welches das kleinere Atomgewiet'
besitzt, als Ganzes in Abzug gebracht wird, und in der SubsIsM
nur eine Säure enthalten ist.
Es versteht sich wohl von selbst, dass durch Abzug dea einen
gefundenen Körpers vom Gesammt- Gewicht (G) der Substanz auch
deren zweiter Bestandtheil gefunden wird.
Tabellen.
839
III. Tabelle
zur Berechnung derjenigen oxydimetrischen und iodometrischen Be-
stimmungen, bei denen der gesuchte Körper nicht direct titrirt,
sondern durch die äquivalente Eisen- oder lodmenge ermittelt wird.
Die Annäherungswerthe der Decimalzahlen sind auf ^/^ooo geiiau;
die Angaben der zu- oder abzuzählenden Promille beziehen sich
auf das Resultat der Multiplication.
Abkürzungen:
o bezeichnet die Menge des von Oxydul in Oxyd ilbergegangenen metal-
lischen Eisens; r bezeichnet die Menge des von Oxyd zu Oxydul reducirten
metallischen Eisens: f = freies oder in Freiheit gesetztes; d = disponibel;
^/oo = V^^ mille.
Gesucht.
Bestim-
mungs-
Form.
Die Titri-
rung er-
giebt die
äquiv.
Menge von
Berechnungs-Formel.
Im
Texte
beschrie-
ben.
FeO
FeO^
C^O^SHO
CaO
d.O.
Mn
Co
Ni
Pb
Bi
BaO
Cr03
f.Cl
FeCl
FeCl
C^O^SHO
CaOC^O«
MnO'^
MnO^
Co^O-
Ni^O'
PbOCrO»
Bi032Cr08 O.Fe
BaOCrO^
CrO"^
Gl
Fe
Fe
Fe
Fe
O.Fe
O.Fe
O.Fe
O.Fe
O.Fe
o.Fe
O.Fe
O.Fe
Fe X -|- = FeO
Fe X ~ = Fe'-^O»
7
Fe X -|- = C«033HO
Fe X ~ = CaO
O.Fe X "Y" = d.O.
O.Fe X 0.777 = MnO'^ oder
O.Fe X 0,491 = Mn
O.Fe X ?4 = Co
O.Fe X ?4 = Ni
3,7
O.Fe X 1,232 oder x -^ =
o
O.Fe X 1,238 oder X 5^ +
= Bi*) ^
O.Fe X 0,91 = BrO
O.Fe X 0,596 oder x 0,6 —
= CrO»
O.Fe X 0,6332 oder x ^-^ =
Pb.
f.Cl
§ 19
§ 19'
§ 20
§ 21
§ 23
§ 23
§ 24
§ 24
§ 27
§ 27
§ 26
§ 25
*) Wenn, wie im Texte angenommen, Pb = 104 ist, so stimmen die Bc-
rechnungs-Formeln für Blei- und Wismuth- Chromat überein.
oo*
22
340
Anhang.
Gesucht.
Bestim-
mungs-
Form.
Die Titri-
rung er-
giebt die
äquiy.
Menge von
Berechnungs-Formel.
Im
Texte
beschrie-
ben.
Cu
Cu^O
r.Fe
r.Fe X 1,132 oder x ^ = Cu
•§22
Cu
Cu*I
r.Fe
r.Fe X 0,566 oder x ^'1 = Cu
§22
Sn
SnCl
r.Fe
r.Fe X 1,053 oder x ^+3«/oo
= Sn 2
§29
Sn
Cd
Zn
Fe
SnS'^
CdS
ZnS
Fe^O»
r.Fe
r.Fe
r.Fe
f.I
r.Fe X 0,527 oder x ^ -f- 4 <>/
= Sn 4 '^
r.Fe X 1 = Cd
r.Fe X 0,58 = Zn
fJ. X 0,441 = Fe
§30
§30
§30
§38
NO*
f.Cl
f.Br.
O.Fe
f.Cl
f.Br
f.I
f.I
f.I
f.I. X 0,1417 oder X -=- - 9 ^o
i=NO* ^
f.I. X 0,28 = f.Cl
f.I. X 0,63 = f.Br
§39
§41
§41
Hg
Hg^Cl
geb. I
gb.I. X 1,5748 oder x -^ = Hg
§40
IV. Tabelle
zur Uebersicht der Bestimmungs-Formen und Bestimmungs-Methoden
der wichtigsten in diesem Buche behandelten Metalle, Nichtmetalle
und Säuren.
Bei den Bestimmungs-Methoden bedeutet: a alkalimetrisch und acidimetrisch,
j jodometrisch , o oxydimetrisch, f durch Fällungs- Analyse, w durch Wägung
bestimmt.
Namen der
Elemente.
Bestimmungs-Formen.
Bestim-
munffs-
Methoden.
Seite.
Aluminium
Al^O^PO^
f.
131
Antimon
SbO^
•
101
Arsen
As03
•
101
Baryum
BaO, BaOCOa
a.
42, 45
)j
BaOCrO^
0.
87
fi
BaOSO^
f.
145
Blei
PbOC02, PbOSO»
a.
42
1)
PbOCrO«
0.
87
Bor
MgOBO^
w., a.
213
Brom
Br, BrO, BrO^
•
J.
111, 112
fi
HBr, AgBr
a., Mf .
56, 115
Cadmium
CdS
0.
91
Calcium
CaOC02, CaOS03
a.
42, 45
Tabellen.
341
Kamen der
Elemente.
Bestimmungs-Formen.
Bestim-
mungs-
Methoden.
Seite.
Calcium
CaOC^O»
0.
77
V
CaOSO^
f.
143
Chlor
Cl, CIO, ClO^
0. u. j.
85, 111, 112
i)
HCl AgCl Hg^Cl
a., f., j.
56, 123, 110
Chrom
Cr03
0.
86
Eisen
FeOSO« oder FeCl
0.
73
11
Fe^O^SSO» oder Fe'Cl»
•
105
Fluor
CaF, KFSIF2
w., a.
213, 56
Gold
Au
w.
189
lod
I, 10, 10«^
•
J.
111
tt
HI, Cu^I
a., 0. u. j.
56, 103.
Kalium
KO, K0C02, K02Tr, KOSO«
a.
50, 201
11
KFSiF2, KCl
a., f.
51, 174
Kobalt
CO^O^
0.
83
Kohlenstoff
C, C^O», C*H*0*, Tr, Ci
w., 0., a.
283,76,61,227
Kupfer
Cu^O, Cu^En
0.
79
11
Cu^I
0. u. j.
79, 103
Magnesium
MgO, 2MgO, NH*0, PO«
a., f.
45, 133
Mangan
MnO«, Mn^O^
0.
81, 279
11
2MnO, NH*0, PO«
f.
133
Molybdän
MoO
0.
93
Natrium
NaO, NaOCO« NaFSiF^,
NaOSO«
a.
50, 201
11
NaCl
f.
174
Nickel
Ni^O»
0.
83
Phosphor
PO«
f.
128
Platin
Pt
w.
189
Quecksilber
Hg2Cl
•
110
Schwefel
HS, S«02, S02
•
100
11
SO^
a. u. f.
60, 134
Silber
AgCl ^
j. u. f.
114, 123
Silicium
SiO«
w.
166
Stickstoff
NH^O
a.
46
11
NO», NO«
0., a. u. j.
93, 46, 108
Strontium
SrO, SrOCO^ SrOSO»
a.
42, 45
1)
SrOC'O«
0.
177
Titan
TiO
0.
93
Uran
2(Uo03) + PO«
BiO»2CrO«
f.
181, 201
Wismuth
0.
87
Zink
ZnS
0.
90
Zinn
SnCl
0. u. j.
90, 102
11
SnS«
0.
92
Vorstehende Tabelle soll ausser zu einer leichten Orlentirung auch ganz
besonders zur Stütze des Gedächtnisses für die hauptsächlichsten Bestim-
mungs-Formen und -Methoden dienen.
342
Anhang.
V. Tabelle
des Gehaltes an wasserfreier Schwefelsäure bei verschiedenem speC^
Gewicht der verdünnten Säure nach Otto.
Temperatur 15^ C.
Spec.
Gewicht.
Gewichts-7o
an wasserfr.
Säure.
Spec.
Gewicht.
Gewicht8-%
an wasserfr.
Säure.
1,8426
1,8420
1,8406
1,840
1,8384
1,8376
1,8356
1,834
1,831
1,827
1,822
1,816
1,809
1,802
1,794
1,786
1,777
1,767
1,756
1,745
1,734
1,722
1,710
1,698
1,686
1,675
1,663
1,651
1,639
1,627
81,63
80,81
80,00
79,18
78,36
77,55
76,73
75,91
75,10
74,28
73,47
72,65
71,83
71,02
70,10
69,38
68,57
67,75
66,94
66,12
65,30
64,48
63,67
62,85
62,04
61,22
60,40
59,59
58,57
57,95
1,615
1,604
1,592
1,580
1,578
1,557
1,545
1,534
1,523
1,512
1,501
1,490
1,480
1,469
1,458
1,448
1,438
1,428
1,418
1,408
1,3986
1,388
1,379
1,370
1,361
1,351
1,342
1,333
1,324
1,315
57,14
56,32
55,59
54,69
53,87
53,05
52,20
51,42
50,61
49,79
48,98
48,16
47,34
46,53
45,71
44,88
44,07
43,26
42,45
41,63
40,81
40,00
^39,18
38,36
37,55
36,73
35,82
35,10
34,'i8
34,37
Spec.
Gewicht.
Gewicht8-%
an wasserfr.
Säure.
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
3
1
1
,306
,2976
,289
,281
,272
,264
,256
,2476
,239
,231
,223
,215
,206
,198
,190
,182
,174
,167
,159
,151
,144
,136
,129
,121
,113
,106
,098
,091
,083
,075
32,65
31,83
31,02
30,20
29,38
28,57
27,75
26,94
26,12
25,30
24,49
23,67
22,85
22,03
21,22
20,40
19,58
18,77
17,95
17,14
16,32
15,51
14,69
13,87
13,06
12,24
11,42
10,61
9,79
8,98
Tabellen.
343
VI. Tabelle
bor den Gehalt an wasserfreier Salpetersäure (NO^) bei .verschie-
denem spec. Gewicht der verdünnten Säure nach Ure.
Temperatur 15^ C.
'
Gew.-%
. _
Gew.-o/o
Ge\v.-%
spec.
/ V
Spec.
1 V
Spec.
an
1
an
an
Gewicht.
1 Gewicht.
Gewicht.
N05.
N05.
NÖ5.
1,500
79,7
1,378
52,6
1,183
25,5
1,498
78,9
1,373
51,8
1,177
24,7
1,496
78,1
1 1,368
51,1
1,171
23,9
1,494
77,3
1,363
50,2
1,165
23,1
1,491
76,5
1 1,358
49,4 1
1,159
22,3
1,488
75,7
1 1,353
48,6
1,153
21,5
1,485
74,9 '
1 1,348
47,9
1,146
20,7
1,482
74,1
1,343
47,0
1,140
19,9
1,479
73,3
i 1,338
46,2
1,134
19,1
1,476
72,5
, 1,332
45,4
1,129
18,3
1,473
71,7
1,327
44,6
1,123
17,5
1,470
70,9 1
' 1,322
43,8
1,117
16,7
1,467
70,1
1,316
43,0
1,111
15,9
1,464
69,3
1,311
42,2
1,105
15,1
1,460
68,5
1,306
41,4
1,099
14,3
1,457
67,7
1,300
40,4 ■
1,093 •
13,5
1,453
66,9
1,295
39,8
1,088
12,7
1,450
66,1
1,289
39,0
1,082
11,9
1,446
65,3
1,283
38,3
1,076
11,2
1,442
64,5
1,276
37,5
1,071
10,4
1,439
63,8
1,270
36,7
1,065
9,6
1,435
63,0
1,264
35,9
1,059
8,8
1,431
62,2
1,258
35,1
1,054
8,0
1,427
61,4
1,252
34,3
1,048
7,2
1,423
60,6
1,246
33,5
1,043
6,4
1,419
59,8
1,240
32,7
1,037
5,6
1,415
59,0
1,234
31,9
1,032
4,8
1,411
58,2
1 1,228
31,1
1,027
4,0
1,406
57,4
1,221
30,3
1,402
56,6
1,215
29,5
1,398
55,8
1,208
28,7
1,394
55,0 *
1,202
27,9
1.388
54,2
1,196
27,1
1,383
53,4
1,189
26,3
344
Anhang.
VII. Tabelle
über den Gehalt an Chlorwasserstoff bei verschiedenem specifischen
Gewicht der wässrigen Salzsäure nach Ure.
Temperatur 15® C.
Gew.-%
1
Gew.-o/o
Gew.-o/o
Spec.
•
Spec.
IV
Spec
/ v
a.n
an
an
Gewicht.
Gewicht.
j Gewicht.
HCl
HCl.
1
1
HCl.
1,2000
40,777
1,1328
26,913
1,0637
13,049
1,1982
40,369
1,1308
26,505
1,0617
12,641
1,1964
39,961
1,1287
26,098
1,0597
12,233
1,1946
39,554
1,1267
25,690
1,0577
11,825
1,1928
39,146
1,1247
25,282
1,0557
11,418
1,1910
38,738
1,1226
24,874
JL,0537
11,010
1,1893
38,330
1,1206
24,466
1,0517
10,602
1,1875
37,923
1,1185
24,058
1,0497
10,194
1,1857
37,516
1,1164
23,650 i
1,0477
9,786
1,1846
37,108
1,1143
23,342 !
1,0457
9,379
1,1822
36,700
1,1123
22,834
1,0437
8,971
1,1802
36,292
1,1102
22,426
1,0417
8,563
1,1782
35,884
1,1082
22,019
1,0397
8,155
1,1762
35,476
1,1061
21,611
1,0377
7,747
1,1741
35,068
1,1041
21,203
1,0357
7,340
1,1721
34,660
1,1020
20,796
1,0337
6,932
1,1701
34,252
1,1000
20,388
1,0318
6,524
1,1681
33,845
1,0980
19,980
1,0298
6,116
1,1661
33,437
1,0960
19,572
1,0279
5,709
1,1641
33,029
1,0939
19,165
1,0259
5,301
1,1620
32,621
1,0919
18,757
1,0239
4,893
1,1599
32,213
1,0899
18,349
1,0220
4,486
1,1578
31,805
1,0879
17,941
1,0200
4,078
1,1557
31,398
1,0859
17,534 i
1,0180
3,670
1,1537
30,990
1,0838
17,126
1,0160
3,262
1,1515
30,582
1,0818
16,718
1,0140
2,854
1,1494
30,174
1,0798
16,310
1,0120
2,447
1,1473
29,767
1,0778
15,902
1,0100
2,039
1,1452
29,359
1,0768
15,494
1,0080
1,631
1,1431
28,951
1,0738
15,087
1,0060
1,124
1,1410
28,544
1,0718
14,679
1,0040
0,816
1,1389
28,136
1,0697
14,271
1,0020
0,408
1,1369
27,728
1,0677
13,863
1,1349
27,321
1,0657
13,456
Tabellen.
345
vnia. Tabelle
über den procentischen Gehalt des Ammoniakwassers an NH^ bei,
verschiedenem spec. Gewicht nach Otto.
Temperatur 16 ^ C.
Gew.-%
Gew.-%
Gew.-o/o
Spec.
Spec.
1 Spec.
Gewicht.
an
Gewicht.
an
Gewicht.
an
NH3.
NH3.
NH3.
0,9517
12,000
0,9602
9,750
0,9692
7,375
0,9521
11,875
0,9607
9,625
1 0,9697
7,250
0,9526
11,750
0,9612
9,500
0,9702
7,125
0,9531
11,625 i
0,9616
9,375
0,9707
7,000
0,9536
11,500
0,9621
9,250
0,9711
6,875
0,9540
11,375
0,9626
9,125
0,9716
6,750
0,9545
11,250
0,9631
9,000
0,9721
6,625
0,9550
11,125
0,9636
8,875
0,9726
6,500
0,9555
11,000
0,9641
8,750
1 0,9730
6,375
0,9556
10,950
0,9645
8,625
0,9735
6,250
0,9559
10,875
0,9650
8,500
0,9745
6,000
0,9564
10,750
0,9654
8,375
0,9749
5,875
0,9569
10,625
0,9659
8,250
0,9754
5,750
0,9574
10,500
0,9664
8,125
0,9759
5,625
0,9578
10,375
0,9669
8,000
0,9764
5,500
0,9583
10,250 !
0,9673
7,875
0,9768
5,375
0,9588
10,125
0,9678
7,750
0,9773
5,250
0,9593
10,000
0,9683
7,625
0,9778
5,125
0,9597
9,875
0,9688
7,500
i 0,9783
5,000
Vinb. Tabelle
über den Gehalt an Ammoniak in stärkerem Ammoniakwasser
nach Davy.
' Gew.-%
Gew.-o/o
Spec.
Spec.
an
an
Gewicht.
Gewicht.
NH3.
NH3.
0,8720
32,5
0,9255
19,54
0,8785
29,25
0,9326
17,52
0,9000
26,00
0,9285
15,88
0,8054
25,37
0,9435
14,53
0,9166
22,07
0,9476
13,46
Alphabetisches Eegister.
Die Zahlen vorweißeu auf die Seiten. Die Trennungs- Methoden für die
einzelnen Basen sind unter „Trennung'* zu suchen.
Absetzen. Erleichterung dessel-
ben 160.
Acidimetrie 56.
Alaune, Analyse der 271.
Alkalien ) Bestimmung der ätzenden
und kohlensauren 41.
Alkalien, Bestimmung der ätzenden
in kohlensauren 44.
Alkalimetrie 41.
Aluminate , Aufschliessung dersel-
ben 152.
Ameisensäure, acidimetrische Bestim-
mung der 56.
Ammou-Bestimmung 46.
Amnion, Darstellung des Vi-Norm. 85.
Ammon, Gehalt der wässrigen Lösung
bei verschiedenem s|)ec. Gew. 343.
Antimon-Bestimmung 102.
Antimon-Bestimmung in Erzen 299.
Argon tan, Analyse von 804.
Arsen-Bestimmung 101.
Arsen-Bestimmung in Erzen 299.
Arsenige Säure, IVennung von an-
deren Säuren 212.
Arsenmetalle , Aufschlicssung der-
selben 157.
Arseusäure, Trennung von anderen
Säuren 212.
Atomgewichts-Tabelie 886.
Au&chliessung auf nassem und trocke-
nem Wege 151.
Bar^'t-Bestimmung als Chromot 87.
Baryt-Bestimmung des ätzenden und
kohlensauren 41.
Baryt -Bestimmung, alkalimetrische
in Lösungen 45.
Baryt -Bestimmung durch Fällungs-
Analyse 145.
Basen-Bestimmung, allgemeine, ohne
Gruppentrennung für sämmtliche
ausser Hg, Sb, As, Sn, An und
Pt 195.
Basen-Bestimmung, allgemeine, Vor-
bedingungen zu derselben 197.
Basen - Bestimmung, tabellarische
Uebersicht der 200.
Blausäure , Entfernung derselben aus
Lösungen 166.
Bleioxyd, alkalimetrische Bestimmung
desselben 41.
Bleioxyd, Bestimmung als Chro-
mat 87.
Bleichsalze, Untersuchung der 260.
Bleiessig, Verhalten des ammoniaka-
lischen zu CrO' bei Anwesenheit
von Chloriden 139.
Bleiglauz 293.
Borax, Anwendung zur Aufschlies-
sung 157.
Borsäure-Bestimmung 213.
Brauneisenstein-Untersuchung 286.
Braunstein-Bestimmung ^1.
Alphabetisches Register.
347
Braunstein-üiitersuchuDg 279.
Brom, Bestimmung des gebundenen
bei Gegenwart von Cl und I 115.
Brom, Bestimmung des freien iodo-
metrisch 111.
Bromsäure - Bestimmung neben an-
deren Säuren 225.
Bromsäure , Bestimmung iodome-
trische 112.
Bromwasserstoffsäure, directe acidi-
metrische Titriruug 56.
Bromwasserstoffsäure - Bestimmung
neben anderen Säuren 220.
Bronce, Untersuchung der 302.
Büretten 11.
Cadmium Bestimmung 91.
Chamäleon Probelösung, Darstellung
von 68.
Chlorbaryum - Probelösung , Darstel-
lung von 135.
Chlor-Bestimmung als Hg^Cl 109.
Chlor-Bestimmung bei Gegenwart von
lod und Brom 115.
Chlor Bestimmung durch Fällung mit
Silber 123.
Chlor, Bestimmung des freien iodo-
metrisch 111.
Chlor, Bestimmung des freien oxydi-
metrisch 85.
Chlor, Bestimmung in den Chlor-
säuren 126.
Chlor, Destillations-Apparat für 282.
Chlorkalk , oxydimetrische Bestim-
mung von 85.
Chlorkalk, Untersuchung 260.
Chlormagnesia, Untersuchung der 260.
Chlomatron, Untersuchung von 260.
Chlorsäuren - Bestimmung , iodome-
trische 112.
Chlorsäuren - Bestimmung , oxydime-
trische 85.
Chlorsäuren -Bestimmung neben an-
deren Säuren 225.
Chlorwasserstoffsäure- Bestimmung
neben anderen Säuren 220.
Chlorwasserstoffsäure - Bestimmung
durch Silber 123.
Chromeisenstein, Analyse von 276.
Chromeisenstein, Aufschliessung des-
selben 157.
Chromsäure - Bestimmung , oxydime-
trische 86.
Chromsäure -Bestimmung neben an-
deren Säuren 212.
Chromsaure Kali -Probelösung, Dar-
stellung der 135.
Chromsaures Bleioxyd, Analyse des-
selben 278.
Chi-omsaures Kali, Analyse dessel-
ben 278.
Chromsaures Kupferoxyd , Analyse
desselben 278.
Chromsaure Salze , oxydimetrische
Bestimmung derselben 86.
Citronensäure , acidimetrische Be-
stimmung der freien 64.
Citronensäure - Bestimmung neben
Weinsäure und anderen Säuren und
Basen 226.
Cochenille-Tinctur als Indicator 40.
Curcuma-Papier 40.
Cyan-Bestimmung 126.
Cy an- Verbindungen, Entfernung der
aus Lösung 165.
Cy an wasserstoffsäure-Bestimmung bei
Gegenwart anderer Säuren 220.
Einleitung, allgemeine 1.
Einleitung zu den IVennungs- Me-
thoden 149.
Einleitung zur Untersuchung tech-
nischer Stoffe 241.
Eisen-Bestimmung, iodometrische 105.
Eisen-Bestimmung, oxydimetrische 73.
Eisen-Erze, Analyse der 283.
Eisen-Oxydulsalze, Verhalten dersel-
ben zu lod 94.
Entfernung der die Basentrennuug
erschwerenden Stoffe 165.
Erden, alkalische, Bestimmung der-
selben alkalimetrisch 41.
Essigsäure - Bestimmung , acidime-
trische 56.
Essigsäure - Bestimmung , acidime-
trische, in Salzen 61.
848
Alphabetisches Register.
EMigsäure - Bestimmung , oxydime-
trische 77.
Essig-Uutersuchung 811.
FabrikatioDswerth technischer Stoffe,
Bestimmung desselben 242.
Factoren, constanto, bei iudirecton
Analysen 837.
Fällungs« Analysen 121.
Fehler-Grenze d. Messinstrumeute 20.
Fehler, Vermeidung derselben beim
Titrireu 20.
Fürid- und Ferrocyan- Verbindungen,
Bestimmung derselben 89.
Filtriren, Priucipien dabei 26.
Fluorwasserstoffsäure • Bestimmung
als KFSiF'» 57.
Fluorwasserstoffsäure - Bestimmung *
neben anderen Säuren 212.
Flussspath , Aufsühliessung dessel-
ben 157.
Gahnit, Aufschliessung desselben 157.
Galmei-Untersuchung 291.
Gerbsäure-Bestimmung 822.
Gips, Löslichkeit desselben im Dampf-
kessel-Wasser 888.
Gips- Untersuchung 262.
Gold- Bestimmung 189.
Gruppen-Trennung der Basen 161.
Guano- Untersuchung von 820.
Harn-Analyse 814.
Harnstoff- Bestimmung 815.
Indicator für die Sättigungs- Ana-
lysen 88.
Indirecto Analysen 887.
Instrumente su den maassanalytischen
Arbeiten 12.
lod- Bestimmung als Cu^I 108.
lod, Bestimmung des freien 111.
lod, Bestimmung des gebundenen 118.
lod- Bestimmung d.Eisonoxydsalze 1 0\
lod - Bestimmung in Gegenwart von
Chlor und Brom 115.
lod-Dostillations- Apparat 106.
Tod- Lösung, Darstellung der normir-
tcn 96.
lodometrie 94.
lodometrische Verfahren im Allge-
meinen 99.
lodsäuren, Bestimmung der 112.
lodsäuren- Bestimmung bei Gegen-
wart anderer Säuren 226.
lod , Verhalten zu Stärke-Lösung 97.
lodwasserstoffsäure , acidimetrische
Bestimmung der 56.
lodwasserstoffsäure - Bestimmung
neben anderen Säuren 220.
Kali-Bestimmung als KF, SiF> 50.
Kali-Bestimmung in alkalischen Sal-
zen 50.
Kali- Bestimmung als Weinstein 52.
Kali, Bestimmung von ätzendem und
kohlensaurem 41.
Kali , Trennung grosser Mengen von
wenig Natron 156.
Kalk , alkalimetrische Bestimmung
desselben 42.
Kalk, alkalimetrische Bestimmung iu
Lösungen 45.
Kalk-Bestimmung, oxydimetrische 77.
Kanonen-Motall, Analyse von 802.
Kaolin, Aufschliessung desselben 154.
Kesselstein-Analyse 263.
Kioselfluoroalcium, Darstellung von5 1 .
Kieselfiusssäure , Bestimmung der-
selben 56.
Kieselsäure -Bestimmung 165.
Kieselsäure - Bestimmung neben an-
deren Säuren 212.
Kieselsäure , Entfernung derselben
aus Lösungen 165.
Kiosebdnk-Erz 292.
Knochenkohle-Untersuchmig 266.
Knochenmehl-Untersuchung 264.
Kobalt -Bestimmung und Trennung
von Nickel 88.
Kochsalz-Untersuchung 249.
Kohlensäure -Bestimmung 57.
Kohlensäure-Bestimmung neben an-
deren Säuren 212.
Kohlensaures Kali, Darstellung des
Normal- 87.
AlphabeÜBchcs Rogi«ter.
849
KühloHHaurcr Kalk, Darstellung ab
Titür-SubHtanz 88.
Koprolitho, Untersuchung der 20H.
Korund, AufHchlieasungdeHsolben 157.
Kry olit h, AufHchlieBHung desBelbun 1 57 .
Kupfer- Höh tinunung als lodür, Oxydul
und Rhodanür, oxydimetrisch 79.
Kupfer- Hostimmung als lodttr, iodo-
motrisch 108.
Kupfer- Krise, Analyse der 294.
La(tknms-Tinctur, Bereitung dersel-
ben 8ü.
Legirungen, Untersuchung von 802.
Lepidolyth, Aufschliessung desselben
153.
Lctt(U'nmetall, Analyse desselben 805.
Magnesia, Bestimmung der ätzenden
und kohlensauren 42.
Magni^sia-Hestimmung, alkalimetrisch
in Lösungen 45.
Magn(>sia- Bestimmung als Ammon-
IMioBphat 188.
Magneteisenstein, Untersuchung des-
Hclbcn 285.
Mangan- Bestimmung als Phosphatl 88.
Mangan-BestinunungalsHuperoxydBl.
Miiass- Flaschen 17.
Messing- Untersuchung 802.
Metalle, Gruppirung derselben und
Grupp(ni-Trennung 159.
Metalle, Untersuchung auf deren Bei-
mengungen 807.
Methoden, maassanalytische im All-
gemeinen 9.
Misch- Cy linder 17.
Molyb(län8äure-])estimmung 98.
Natron -Bestimmung, alkalimetr. 42.
Natron-Bestimmung als NaF8iF' 50.
Natron- Bestinnnung in nicht alka-
lischen Sab.en 49.
Natron, Trcnimng grosser Mengen
von wenig Kali 156.
Neusilber-Analyse 804.
Niek(;l-B(>stimmung und Trennung
von Kobalt 88.
Normal-Flüssigkeiten, Darstellung im
Allgemeinen 22.
Organische Substanzen, Entfernung
derselben aus LöBnngen 185.
Oxalsäure- Bestimmung in Gegenwart
anderer Säuren 212.
Oxalsäure - Bestimmung , oxydime-
trisch 76.
( )xal8äure-Bestimmung, acidimetrisch
56.
Oxalsäure, Entfernung derselben aus
Lösungen 165.
Oxalsäure Salze, oxydimetrische Be-
stimmimg derselben 77.
Oxydations - und Keductions - Ana-
lysen 68.
Oxydimetrie 68.
Phosphorite, Analyse derselben 268.
Phosphorochalcit 296.
Phosphorsalz - Probelösung , 1 )ar8tel-
lung der 128.
Phosphorsäure - Bestimmung 1 28.
Phosphorsäure-Bestimmung in Gegen-
wart anderer Säuren 212.
Phosphorsäure, Entfernung derselben
aus Lösungen 165.
Phosphorsäure, Trennung von Chrom-
oxyd 168.
Phosphorsäure, Trennung von Schwer-
metallen 170.
Phosphorsäure, Trennung von Thon-
erde und Eisen 166.
Phosphorsäure, Trennung von Uran-
oxyd 169. 201.
Pipetten 15.
Platin- Bestimmung 89.
Pottasche -Untersuchung 246.
Probe- Flüssigkeiten, Darstellung im
Allgemeinen 22.
Probenehmen bei technischen Ana-
lysen 248.
Quecksilber-Bestimmung 109.
Kaseneiscmstein- Untersuchung 287.
Keductions- Analysen 68.
350
Alphabetisches Begister.
Rotheisenstein-Untersuchimg 285.
Rothguss- Analyse 302.
Sättigungs-Analysen 32.
Sättigungs- Analysen , Feststellen der
Endreaction 40.
Säuren -Bestimmung, allgemeine ge-
bundener 64.
Säuren, Bestimmung und Trennung
derselben 212.
Säuren, Gruppeneintheilung dersel-
ben 212.
Salpetersäure - Bestimmung, acidime-
trische 56.
Salpetersäure-Bestimmung als Am-
mon 45.
Sal}^ etersäure - Bestimmung durch
FeCl iodometrisch 108.
Säiu'en- Bestimmung neben anderen
Säuren 225.
Salpeter - Untersuchung 252.
Salpetrige Säure- Bestimmung 93.
Salzsäure, Darstellung der normalen
36.
Salzsäure-Bestimmung , acidimetrisch
56.
Salzsäure, Gehalt der wässrigen bei
verschiedenem spec. Gewicht 342.
Saugfilter 29.
Schiesspulver, Analyse des 253.
Schlempekohle 254.
Schwefelalkalien-Bestimmung 90.
Schwefel- Bestimmung neben SO^ und
S^O^ 224.
Schwefelkies-Untersuchung 288.
Schwefellebern, Untersuchung der 258.
Schwefelnatrium-Titrirungen 122.
Schwefelquecksilber , Aufschliessung
des 158.
Schwefelsäure, Aräometrie der 339.
Schwefelsäure-Bestimmung , acidime-
trische der freien £6.
Schwefelsäure-Bestimmung , acidime-
trische der gebundenen 6Q.
Schwefelsäure - Bestimmung durch
Fällungs-Analyse 134.
Schwefelsäure -Bestimmung in Sul-
faten 138.
Schwefelsäure-Bestimmung in schwer-
löslichen Sulfaten 142.
Schwefelsäure-Bestimmung neben an-
deren Säuren 212.
Schwefelsäure - Bestimmung neben
Wein- und Citronensäure 144.
Schwefelsäure -Bestimmung neben S.
SOS S«0« und Cy 143.
Schwefel -Verbindungen, Aufschlies-
sung derselben 157.
Schwefelsäure - Bestimmung 100.
Schwefelsäure- Bestimmung neben S
und S*0* 223.
Schwefelsäure, Verhalten zu lod 95.
Schwefelwasserstoff- Bestimmung,
iodometrisch 100.
Schwefelwasserstoff- Bestimmung,
oxydimetrische 91.
Schwefelwasserstoff- Bestimmung
neben anderen Säuren 220.
Schwefelwasserstoff, Verhalten zu lod
des 95.
Seifen, Analyse der 249.
Sesquioxyde, Aufschliessung geglüh-
ter 157.
Silber, Bestimmung durch Fällung
123.
Silber-Bestimmung, iodometrisch 114.
Silber -Münzen, Analyse der 304.
Silicate, Aufschliessung derselben 152.
Soda-Untersuchung 247.
Spatheisenstein-Untersuchung 287.
Spuren -Bestimmung von Metallen
119.
Stärke -Lösung, Bereitung der 96.
Stickstoff- Bestimmung 46.
Strontian, Bestimmung alkalimetiisch
des ätzenden und kohlensauren 42.
Strontian, Bestimmung alkalimetrisch
in nicht alkalischen Lösungen 45.
Strontian-Bestimmung als Oxalat 177.
Superphosphat, Analyse desselben 268.
Tabellen, aräometi-ische von NH*, S0^
HCl und NO» 342-345.
Tabelle der Atomgewichte 386.
Tabelle der constanten Factoren für
indirecte Analysen 337.
Alphabetisches Register.
351
Tabelle zur Erleichterung der Be-
rechnung der oxydimetrischen und
iodonietrischen Analysen 339.
Tabelle zur Uebersicht der Bestim-
mungs-Formen und -Methoden der
wichtigsten Stoffe 340. 34 t.
Thonei de -Bestimmung 130.
Thonerde- Salze, Analyse der 271.
Titansäure, Aufschliessung ders. 93.
Titansäure- Bestimmung 93.
Titansäure, Entfernung aus Lösun-
gen 165.
Titer im Allgemeinen 22.
Titer- Flüssigkeiten zur lodometrie 96.
Titcr- Flüssigkeiten zur Oxydimetrie
68.
Titer -Flüssigkeiten zur Sättigungs-
Analyse 35.
Titrirungen, Vermeidung der Mess-
Fehler bei 17.
Tombak, Analyse von 302.
Traubensäure-Bestimmung 285.
Trennung der Basen in Gruppen von
einander:
1. Gruppe (K, Na, NH*, Mg) 170.
2. Gruppe (Ba, Sr, Ca) 174.
3. Gruppe (AI, Cr) 180.
4. Gruppe (Mn, Fe, Zn, U, Co und
Ni) 181.
5. Gruppe (Cu, Pb, Bi, Cd und
Ag) 185.
6. Gruppe (As, Sb, Sn, Hg, Au,
Pt) 189.
Trennungs- Verfahren, allgemeines der
Basen von K, Na, NH^ Mg, Ba, Sr,
Ca, AI, Cr,Mn,Fe, Zn, U, Co, NiCu,
Pb, Bi, Cd und Ag, ohne Gruppen-
Trennung 200. 201.
Trocknen; Cautelen dabei 243.
Ueberführung unlöslicher Stoffe in
Lösung 151.
Unterschweflige Säure, Bestimmung
neben S und SO^ 223.
Unterschweflige Säure, Verhalten zu
lod 95.
Unterschwefligsaures Natron als
Titer-Substanz 97.
Unterschwefligsaures Natron als
Probe-Lösung 96.
Unterschwefligsaures Natron, Verhal-
ten zu Fe-C18 108.
Uran-Bestimmung 181. 201.
Uran, Trennung von PO* 169. 201.
Uran -Probelösung, Darstellung der
128.
Verdainpfungswerth des Wassers 334.
Vollpipetten 15.
Wa8serstoff8uperoxyd-Bcstimmung93.
Wasser-Untersuchung 324.
Weinsäure- u. Weinstein- Analyse 312.
Weinsäure und Weinstein, acidime-
trisch 64.
Weinstein - Bestimmung , allgemeine
226.
Wismutli-Bestimmung als Chromat 87.
Zink- Bestimmung 90.
Zink-Blende 292.
Zinn-Bestimmung, iodometrisch 102.
Zinn- Bestimmung, oxydimetrisch 90
und 91.
Zinn -Erz, Aufschliessung desselben
157.
Zinn-Erz, Untersuchung 298.
Zinnober 298.
Zucker- Bestimmung 317.
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