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Die Vorsilbe VER
und ihre Geschichte
von
Max Leopold
U5-
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1907
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Germanistische Äbliandlnngen
begründet Ton
Karl Weinhold
In zwanglosen Heften herausgegeben
von
27. Heft
Die Vorsilbe VER-
und ihre Geschichte
von
Max Leopold
^
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1907
Germanistische Abhandlungen
begrrttndet von
Karl Weinhold
in swanglosen Heften herausgegeben TÖn
Friedrich Vog^t
„Die gemianiBtischen Abhandlungen sollen grammatische und
literargeschichtliche Untersuchungen, sowie Textpublikationen aus
den älteren und neueren Perioden der germanischen Sprachen
bringen. Auch die Geschichte des Lebens unseres Volkes in seinen 1
verschiedenen Stämmen und Zeiten wollen sie berücksichtigen".
Dies früher aufgestellte Programm bleibt in Geltung, auch
nachdem der Unterzeichnete die Herausgabe dieser Sammlung
übernommen hat. Insbesondere sollen nach wie vor Ausgaben
keineswegs von ihi* ausgeschlossen sein; vielmehr wird bei ihrer
Fortführung auf die Herausgabe wichtiger Literaturdenkmäler,
welche bisher noch nicht oder do^h nur ungenügend veröifentlicht
waren, ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. Nicht nur
Arbeiten, die unter der Leitung des Herausgebers entstanden sind,
soll die Sammlung bringen; sie steht allen Beiträgen offen, welche
geeignet sind die germanistische Wissenschaft zu fördern.
Manuskripte wolle man an untenstehende Adresse senden.
Prof. Dr. Friedrich Vogt
Marburg a. L., ßismarckstraRsc 7
Die Vorsilbe VER- und ihre Geschichte
von
Max Leopold
Germanistische Abhandlungen
begrfindet
TOD
Karl Weinhold
heraasgegeben
von
Friedrioli "V^ogft
27. Heft
Die Vorsilbe VER- und ihre Geschichte
von
Max Leopold
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1907
Vorwort G-*f4
Das vorliegende Werk versucht eine Geschichte des Prä-
fixes v&r- zu geben, seine Entwicklung in Form und Bedeutung
durch die verschiedenen Sprachperioden und Mundarten zu ver-
folgen und einige allgemeine Gesichtspunkte für die Behandlung
der Präfixkomposition zu gewinnen. Das umfangreiche Material,
die zu fein und vielfach verschlungenen Gedankengänge der
inneren Sprachentwicklung und schliesslich die Neuheit der
Aufgabe sind einer leicht tibersichtlichen Darstellung nicht
förderlich gewesen. Die Lektüre wird auch durch die zahl-
reichen Anmerkungen und Verweise erschwert, die leider nicht
zu umgehen waren und nun den Gang der Darstellung wie Fuss-
angeln hemmend durchsetzen. Ausserdem zog sich die Druck-
legung unter widrigen äusseren Umständen tiber drittehalb Jahre
hin und machte so manche leichte Änderung in den früheren
Teilen der Arbeit unmöglich, die der Verfasser für wünschens-
wert gehalten hätte, da sich sein Standpunkt in so langer Zeit
doch nicht ganz unverändert erhielt. Doch hofft er trotzdem
einige Anregung gegeben und gezeigt zu haben (Teil III B), wie
sich die lexikalische Behandlung der Worte anziehender und
folgerichtiger gestalten lässt, als dies stellenweise im Deutschen
Wörterbuche geschehen ist, wenn man von der Grundbedeutung
ausgehend stufenweise die nach verschiedenen Richtungen sich
ab- und verzweigenden Bedeutungen entwickelt.
Auf ein eingehendes Wortverzeichnis musste verzichtet
werden, da es die Arbeit zu dem doppelten Umfange hätte an-
schwellen lassen. Dafür ist das Inhaltsverzeichnis um so ein-
gehender geworden.
Allen, die mich mit Material und Ratschlägen unterstützt
haben, sei herzlich gedankt, insbesondere Professor Dr. Th. Siebs
in Breslau, der die Arbeit angeregt und bis zum Schlüsse mit
steter Teilnahme begleitet hat, und meinem Vater, der mir be-
reitwillig die Herausgabe der Arbeit ermöglicht hat. Ihnen
beiden sei das kleine Werk ein Zoll des Dankes!
B unzlau in Schlesien, am Sedantage 1907
Der Verfasser
Inhaltsübersicht
Seite
Zur Einführung 1—4
I Die Vorgänger des nbd. ver- und Ihre Etymologie 1—23
A. got. fawr 5
a) fawr- I = idg. *py . 5
a) in der Bedeutung „vor'' und sein Verhältnis zu faura 5
ß) in der Bedeutung „vorbei" 8
b) faur- II = idg *pyr(i) und seine Gebietsabgrenzung gegen
faur- 1 und faura 8
c) Berührungspunkte zwischen fattr- 1 : faur- II : fra- ... 12
B. got. fair- 13
C. got. fra- 16
a) in sinnlicherer Anschauung 17
«) in der Bedeutung „vorwärts" 17
ß) in gehässigem, verächtlichem, tadelndem Sinne ... 17
y) in der Bedeutung „weg" bei geben, nehmen, lassen 18
b) als Mittel der Perfektivierung 20
c) Berührungspunkte zwischen fra- : fair- 23
II. Lautgeecliichte des Präfixes im Germanisclien 24—48
A. Westgermanisch 24
a) Deutscher Zweig 24
a) Die althochdeutsche Überlieferung 24
Lautform in den einzelnen Denkmälern 30
ß) Das Altniederdeutsche 31
und die auf ihm fussenden Mundarten 34
y) Die mittelhochdeutsche „Dichtersprache" 35
und die neuhochdeutsche Schriftsprache 38
b) Englisch-friesischer Zweig 42
«) Englisch 42
ß) Friesisch . 44
B. Nordgermanisch 46
C. Rückblick auf die Lautgeschichte 48
VII
Seite
in. Die Bedeutungsentwicklung Inder ver-Komposition (im Deutsehen) 48—271
A. Allgemeine Gesichtspunkte. Die bisherige Behandlung der ver-
Komposition 49—58
B. Die Bedeutungsentwicklung an einzelnen charakteristischen
Bildungen veranschaulicht (faur- 1) 58 — 102
(versehen 58, verhören 64, versprechen 65, verscfireiben 72,
versetzen 75, verlegen 82, verschlagen 86, verfangen 92,
ver schiessen 94, verfahren 96, vergehen 99).
C. Die einzelnen Grundtypen und ihr Beitrag zu den Bedeutungs-
gruppen 102—262
a) fawT' I 102
a) in mehr sinnlicher Anschauung (tlhersicht 102, „voraus,
heraus« 104, „überholen« 109, „vergehn« 111).
/s) Entwicklung von positivem und negativem Sinne {ver-
bannen, verbieten 113, „gebieten, festsetzen« 118, „ver-
bieten, verwehren' 120, „verzaubern« 126).
y) in üblem Sinne verwendet („verfehlen, verführen« 127,
„verachten, schädigen, preisgeben« 131).
b) faur- I : faur- II : fair- 134
a) Verbindung der drei Typen (Allgemeines 134, verbinden
137, Versuch einer Scheidung bei den ahd. und as. Bil-
dungen 139, die Gruppe „verbinden« 148).
ß) Besondere Gruppen („versorgen, vertreten« 156, „tun
für* 157, verbüssen, verdanken, verdienen, verlohnen,
verschulden 158, „versteuern« 159, instrumentale Gruppe
„versehen mit« 161).
c) fair- 163
a) in mehr sinnlicher Anschauung („umfassen, einfassen,
zusammenfassen« 164, „ansmessen, richtig messen« 167,
„überziehen, verkleiden mit« 169, „durchziehen, ver-
mischen, vereinigen« 169, vertoandt 172, „verschrän-
ken« 174, „verfestigen, verwirren« 176).
ß) in mehr perfektiver Verwendung (Intensiva 176, Pre-
quentativa, verkehren, versuchen 178, „sich vertreten,
verschnaufen, vergnügen« 181, Durativa 182, Resulta-
tiva 183, vernehmen 187, verstehen 191).
Exkurs: Die Gruppen „verwandeln« 197 und
„Überholen, verwinden« 202.
y) in üblem Sinne verwendet {verliegen, versitsen, ver-
stehen 202, „durch Übermass schädigen« 207, „ein-
büssen, verfehlen« 208, effektive Intransitiva : „ver-
kümmern« 209, Reflexiva: „sich vergehn« 216, Parti-
zipialadjektiva 218, mit Richtungskonstruktion 221).
VIII
Seite
Exkurs: Denominativbildang and Perfektivierang . 222
Scheide zwischen fair- und fra- 226
d) /ra- 226
tt) in perfektiver Verwendung (resnltative Intransitiva 226,
resultative Transitiva: , vernichten" 230, „beschädigen,
entstellen" 235, „verarbeiten, verbrauchen, verbringen"
238, „verwinden" 244, Intensiv-Durativa 246).
ß) in üblem Sinne verwendet (mit gehässiger Bedeutung
246, Intransitiva und Reflexiva: „verfehlen, sich ver-
gehn" 252, Partizipialadjektiva 265).
y) in rein sinnlicher Anschauung („vergeben" 257, „weg,
ab, auseinander" 261).
D. Allgemeines zur Gruppenbildnng, Bedeutungsentwicklung und
Wortbildung 263—271
a) (Trappenbildung 263
a) Über die Einteilung in Gruppen 263
ß) Grenzen und Umfang der Gruppen 263
y) Anteil der Typen an den Gruppen 264
b) Bedeutungsentwicklung und Bedeutungsumfang der ein-
zelnen Bildungen 266
c) Eigenheiten der Wortbildung 267
a) Denominativa, freie, schnörkelhafte, schwerfällige Bil-
dungen . 267
ß) Unorganische Bildungen 271
IV. Überblick über die ver- Komposition in den germanischen Dialekten
271—276
A. Deutsche Mundarten 271
B. Niederländisch, Englisch, Friesisch 273
C. Nordgermanisch 275
V. nhd. ver- im Verbältnie zu anderen Präfixen 275—280
A. Berührung und Abgrenzung in der Bedeutung 276
B. Verhältnis in der perfektivierenden Funktion 278
C. Zug der Sprachentwicklung 279
Das Verzeichnis der benutzten Werke und Ausgaben, der Abkürzungen und
Berichtigungen befindet sich S. 181 ff.
Die Präflxkomposition ist ein noch wenig angebautes,
aber sehr ergiebiges Feld der grammatischen Forschung. Sie
bietet tiefe Einblicke in Eigenart und Leben der Sprache.
Wie sich die Präfixkomposita zu der ihnen eigenen Be-
deutung entwickelt haben, ist oft nicht ohne weiteres ersichtlich.
Häufig gebrauchen wir ein Wort wie verstehen, doch sind sich
wohl wenige ttber seine Herkunft klar. Dem Sinne nach ist
verstehen von dem Simplex stehen wesentlich verschieden, und
hier wie in den meisten Fällen gelingt es uns nicht, aus der
Bedeutung der beiden Bestandteile, Präfix und Stammwort,
allein die des Kompositums zu erklären. Vielmehr haben wir
die eigenartigen Beziehungen zu berücksichtigen, die sich
zwischen Präfix und Stammwort anspinnen. Um diese zu
erkennen, müssen wir uns in die Zeit zurückversetzt denken,
wo die Verbindung entstand. Die Ursprache geht aus von
sinnlichen Verhältnissen, dem des Menschen zur örtlichen Um-
gebung, zu anderen Menschen und dem verschiedener Punkte
der Örtlichkeit zueinander. Allmählich findet von hier aus
Übertragung auf abstraktes und geistiges Gebiet statt.
Die aus der Komposition zwischen Präfix und Stammwort
sich entspinnenden Beziehungen können mannigfacher Art sein.
In verfehlen, verweigern wird der im Stammwort liegende Sinn
durch das Präfix noch stärker hervorgehoben, in verachten,
verkennen negiert und dann ins Gegenteil verwandelt, in verlinden,
verstehen wird durch die Zusammensetzung ein ganz neuer
Sinn erzeugt. Indessen kommt man mit der auf Gründen der
Anschaulichkeit fussenden Erklärung allein nicht aus, dehn die
Leopold, Die VonUbe ver- 1
2
meisten Komposita sind SchöpfuDgen nach dem Master schon
vorhandener Typen, Analogiebildungen, für die nicht mehr das
ursprüngliche Verhältnis zwischen Präfix und Stammwort,
sondern die häufig schon verschobene Bedeutung zur Einheit
verschmolzener Komposita massgebend ist. In Bedeutungs-
gruppen vollzieht sich die Vermehrung des Sprachschatzes, und
manche „falsche" Analogie läuft mit unter.
Die Zusammensetzung mit Präfixen steht in naher Beziehung
zu der sogenannten Rektion und der Aktionsart der Verba.
Sie kann z. B., wenn ich mich eines geläufigen Ausdrucks der
Schulgrammatik bedienen darf, Intransitiva transitiv machen
und deutet dann durch die Anfügung des Akkusativs die völlige
Bewältigung des Objekts durch die Verbalhandlung an. Schon
'^jn urgermanischer Zeit sind „Distanz- und Kontaktkomposition"
nebeneinander vorhanden ^). Die Kontaktstellung verallgemeinert
sich im Laufe der Entwicklung und perfektiviert die Verbal-
handlung. Die drei Verbindungen durch den wäld gehn : den
wald dürchgehn : den waid durchgShn veranschaulichen drei
^ Arten der Aktion. Das bedeutsamere ^Element trägt stets den
Hauptton. Der erste Fall führt uns die blosse Handlung vor
und fügt als weiteres Element den Lokalbegriff hinzu, der
zweite betont das für die Anschaulichkeit und Dauer der Hand-
lung Charakteristische (un feste Partikelkomposition), der dritte
endlich fasst das Ergebnis ins Auge (feste Partikelkomposition).
In diesem Falle wird dtirch nicht mehr als lokales Adverb,
\^ sondern als Perfektivpartikel empfunden. Das entsprechende
Verhältnis finden wir bei vor in unfester und ver- in fester
Komposition :
(einem) einen befehl vorlesen : verlesen,
(einem) eine hur vorschreiben : verschreiben.
Hier ist schon das Simplex transitiv; im folgenden Beispiel
wird es erst durch die Zusammensetzung „ transiti viert " :
für seine kinder Vorsorgen : seine kinder versorgen.
Wenn bei den Verben des Deckens das t?or- Kompositum
den deckenden, das t;er-Kompositum den gedeckten Gegenstand
als Objekt bei sich hat, so entspricht das wieder unserer Be-
^) Brngmann, Ber. d. Sachs. Akad. d. Wiss. 1900 S, 382 f.
obachtung, dass die betonte Form die Handlung, die unbetonte
das Ergebnis hervorhebt:
ein tuch vorbinden : das maul verbinden,
eine mauer vorbauen : den weg verbauen,
ein brett vorschlagen : den eingang verschlagen.
Diese Zusammenstellung zeigt, dass das Präfix ver- zu vor
in enger Beziehung steht; auch für gehört zu ihnen. Sie gehen
alle drei auf verwandte germanische Formen zurück, auf
Partikeln, die ursprünglich zugleich als Ädverbia, Präpositionen
und Präfixe gebraucht werden können. Erst nach und nach
findet eine Sonderung in der Verwendung zwischen ihnen statt.
Gewisse Partikeln fügen sich mit Vorliebe den Verben an und
verschmelzen mit ihnen zu fester Einheit, sobald sie sich dem
Tone des Verbs unterordnen. Zu diesen stellt sich auch unser
ver-. Wir verbinden mit ihm keine Vorstellung mehr, sobald^j
es aus der Komposition mit dem* Stammwort gelöst wird,j
sondern erst durch die Zusammensetzung mit diesem erhält es|
für uns einen Bedeutungsinhalt. Seine Verwandten vor undj
für dagegen haben sich ihre Selbständigkeit erhalten und werden
als Ädverbia (vorher, hinfür, für und für) und Präpositionen
verwendet. Als Präfixe gehen sie nur lose Komposition ein.
Die Stammworte, mit denen sich die Partikeln verbinden,
sind zunächst Verba; nominale Ableitungen treten in der
älteren Sprache zurück. Mit der Zeit werden sie häufiger, und
schliesslich wird es möglich Partikelkomposita ohne Vermittelung
eines einfachen Verbs von Nominibus unmittelbar zu bilden:
veraffen (äffe), versinnlichen (sinnlich). Diese bedeuten gewöhnlich
„zu dem machen oder werden, was das Stammwort besagt'*.
Die Bedeutung der Präfixkomposita kann, wie erwähnt,
sehr verschieden sein, weil die Bedeutung der Bestandteile
dehnbar ist und sich ihre Verbindung mannigfach auffassen
lässt. Das trifft in erhöhtem Masse bei der t;er- Komposition
zu, da in ver- vier urgermanische Formen aufgegangen sind.
Im Gotischen finden wir drei Formen (fair- faur- fra-) über-
liefert. Als Spuren der Verschweissung weist unser deutsches
ver- häufig widersprechende Bedeutungen auf, die im wesentlichen
in der Herkunft der ursprünglich verschiedenen Formen be-
gründet sind, versehen kann „falsch sehen, voraussehen (sich alles
1*
guten von oder eu einem versehen)^ versorgen^, verseteen „falsch
setzen, anders setzen, übersetzen, durchsetzen'', versprechen
„falsch sprechen" und „geloben** bedeuten, und wir wundern
uns, wie sich das reimt.
ver- ist eines der wichtigsten Präfixe der deutschen Sprache,
und die schwierige Frage seiner Entwicklung verdient ein-
gehend untersucht zu werden. Daraus werden sich wichtige
Gesichtspunkte für die Präflxkomposition im allgemeinen ergeben.
Die vorliegende Abhandlung veraucht eine Geschichte des
Präfixes ver- zu geben in den Abschnitten:
I. Die Vorgänger des nhd. ver- und ihre Etymologie,
n. Lautgeschichte des Präfixes im Germanischen.
III. Die Bedeutungsentwickelung in der t;^- Komposition.
IV. Stellung und Verbreitung der ver-Komposition in den
germanischen Dialekten.
V. nhd. ver- als Mittel der Perfektivierung im Verhältnis
zu andern Präfixen.
L
Die Vorgänger des nlid. ver- und ihre
Etymologie.
Unser Präfix ver- entspricht den drei göt. Formen fau/r-
fair- fra-, und von ihnen als den ältesten überlieferten Formen
müssen wir ausgehen, wenn wir die Vorstufen von nhd. ver-
erkennen wollen, fair- und fror kommen nur in fester Kompo-
sition vor, /(mr- ist auch als Adverb und Präposition ge-
bräuchlich. Während fair- und fra- uns etymologisch klar
sind, macht fau/r- der Erklärung Schwierigkeiten, und seine
Natur und Herkunft sind bestritten. Ihm entspricht nämlich
nicht nur nhd. ver-, sondern auch für, und mit vor (got. faura)
steht es im Wechsel. Bis in unsere Tage beobachten wir, wie
die ver-, für- und t;or- Bildungen ineinander übergreifen. Eine
entsprechende Erscheinung liegt schon im got. vor, und faur
bietet uns bei der Untersuchung dieses Verhältnisses einen
geeigneten Ausgangspunkt.
Bei der Anfhellang des arspriinglichen Zustandes ist von
sinnlicher Anschauung auszugehen, und zwar von der räumlichen.
Die allgemeinste Raumanschauung, die sich im Verhältnis zweier
Gegenstände zueinander dem naiven Betrachter zuerst aufdrängt,
steckt in dem Begriffe »vor**, geschieden nach Ruhe und Be-
wegung oder, was dasselbe heisst, nach Lage und Richtung.
Die^eit wird ebenfalls als Raum vorgestellt, räumliche Aus-
drücke werden auf sie übertragen. Auch abstrakte, unsinnliche
Begriffe werden mit räumlichen Ausdrücken bezeichnet; diese
Begriffe entwickeln sich zuletzt. Der Unterschied zwischen
Ruhe und Bewegung, zwischen Lage und Richtung ist so gross,
dass der unbefangene Betrachter sie unmöglich durch ein und
dasselbe Wort wiedergeben konnte. Die Verhältnisse von „um,
bei, neben, über** in der Ruhelage im Gegensatz zu „vorwärts,
voran, voraus, vorbei, längs" in der Bewegung erschliessen sich
erst einer sorgfältigeren Beobachtung aus dem Begriffe „vor**.
Für die Richtigkeit dieser Behauptung spricht die Etymologie
von got. /air-/at<r-/ra-, die auf eine gemeinsame vorgermanische
Wurzel in drei Stufen (^*per- *pr- *prö) hinweist^). Bei einer
grösseren Zahl solcher spezielleren Bildungen ist ein Über-
greifen und Ineinandergreifen der einzelnen unvenneidlich, bis
zu dem Grade, dass die ursprüngliche und schärfste Scheidung,
die von Ruhe und Bewegung, verwischt wird. So gebrauchen
wir nhd. vor für beide Verhältnisse. Die Vermengung tritt
um so leichter ein, als oft eine doppelte Auffassung möglich
ist. Die Wendung einem etwas vorlegen kann von zwei Arten
der Anschauung ausgehen, nämlich in der richtung auf eitlen
hinlegen und etwas so legen ^ dass es vor einem liegt Das eine
betrachtet mehr momentan die Handlung, das andere ihr Er-
gebnis oder den Zustand nach der Handlung. So zeigt sich
uns das Verhältnis von faur :/aura.
Mc. 8, 6: ei aüagidedeina faur; jah atlagidedun faurßo managein:
fya naqad'iäaiv . xa\ nagid'fjxay T(fi ox^f^-
Lc. 9, 47: fairgreipands bam gaaaUda faura eis: imXaß6fi€yog nai-
diov UffjTiaey nag* iaur^.
fawr vertritt die Richtung und erscheint demnach als
>) Brugmann, k. vgl. gr. S. 472.
6
Präposition mit dem Akkusativ verbunden, /awra als Vertreter
der Ruhelage mit dem Dativ ^). Die Scheidung zwischen ihnen
erhellt deutlich aus folgenden Stellen, wo ein und derselbe
Ausdruck des griechischen Originals verschieden wiedergegeben
wird.
Mc. 1, 16: hvarbonds faur marein: nagayaty nagä t^v ^aiaaaay.
Mc. 6,21: was faur a marein: i^y naga r^y d^aXaaaay,
In der Bedeutung „längs" verbindet sich fawr auch mit
Verben der Ruhe, da es dann einen Richtungshinweis birgt.
Lc. 6, 17: pize faur marein Tyre jah Seidone: z^g nagaliov Tvqov
xal £idc!}yog.
Lc. 18,35: blinda sums sat faur ung: rvtpXos ug ixa&rjfio naget r^y
odoy.
Sinngemäss ist naqa einmal (Mc. 5, 21) durch faura marein,
das andere Mal (Lc. 6, 17) durch faur marein übersetzt, obwohl
es in beiden Fällen bei Verben der Ruhe steht. Denn dort
befindet sich ein einzelner Mensch an einem Punkte „vor, an
dem Meere" (Ruhe), hier ziehen sich Städte „in der Richtung,
längs des Strandes" hin. Das Charakteristische der Lage
gibt die gotische Übertragung anschaulicher wieder als das
griechische Vorbild. Auch die Stelle Lc. 18, 35 zeugt dafür.
Soll etwa der Blinde faura wiga „vor dem Wege, d. h. im
Wege" sitzen? Dann würde er ihn sperren; er sitzt vielmehr
in der Richtung, wie der Weg verläuft, d.h. „am Rande,
längs des Weges": faur wig.
Entsprechend ist das Verhältnis der Präfixe /awr : /awra.
Je nachdem Bewegung (Verbalhandlung) oder Ergebnis (Zustand
nach der Handlung) ins Auge gefasst wird, wechsein faur : faura
miteinander, und dass dadurch dann manche Ausgleichungen
nach der einen oder anderen Seite bewirkt werden , ist be-
greiflich. Oft hält das Verbum die Richtung, das Nomen die
Ruhe fest. So erscheint ein faurlageins^ durch das Verbum
faurlagjan^) beeinflusst.
*) Schon im ahd. tritt Vermengung ein ; vgl. Grimm d. gr. 4, 787.
*) faurlageina in *famdlagein8 za verbessern (Grimm d. gr. 2, 726) ist
mithin nicht nötig.
') Es heisst stets mhd. vwrlegen, vürrennen entsprechend dem got.
faurlagjan, faurrinnan.
Lc. 9, 16: gaf sipof^am du faurlagjan pieai managein: l6(Sov
To£; fiad-ffialg naoatid-ävai x^ ^xW'
Mc. 2, 26: hlaibans faurlageinais matida: xovg aQxovg xrig nqod'ä'
Wenn faurhah ifaurahah nebeneinander belegt sind, so ist
in faurhah eine Beziehung zum Verbum gefühlt ^).
Matth. 27,51: faurhah\ älhs dissJoritnoda in Uoa: x6 xaxan^xac/tia
Mc. 15,38: faurahah f xov yaov iff/tff&r) etg dvo.
Auf Ausgleichung ist wohl auch fauragaggands , faurastan-
dands, fauramaßleis^) gegenüber /aur^a^^eis zurückzuführen^.
I. Tim. 3,4: seinammagardatoailafauragaggands: xov tSCov oXxov
xaJiMg nQoi'axttfieyov.
Rom. 12,8: sa faurastandands in usdaudein: 6 nqoXoxafnyog iv
anovdlß,
Matth. 9,34: in fauramaflja tfnhuipono usdreibiß unhülßons; iy
x^ uQxoyxi xmy datfioyioay fxßaXku xa daifioria.
I. Thess. 5,12: faurstassjana iewarans: n^Xaxa^ivovg vfioiy.
An fauragaggan erinnert lat. praeire (prae weist auf eine
dativische*) Grundform hin, vgl. gr. na^al) und praetor (aus
*prae'üor). Hier ist die Ruheform prae wohl ursprünglich dem
Nomen eigen und von ihm aus aufs Verbum fibergegangen.
praetor ist durativ gefühlt als der, ^der sich im Gehen ständig
vor den anderen befindet^, so dass das Lage Verhältnis der
Gehenden zueinander keine Verschiebung erleidet.
Zur Bezeichnung von räumlichen und zeitlichen Ver-
hältnissen in der Bedeutung „vor" finden wir faur- und faurar
Komposita nebeneinander verwandt, faur als „voraus", faura
als „in der Reihe vor einer Person oder einem Ereignis".
a) BMmlich: faurrinnan,faursniwan — fauraqtmanffatn'arcJifyan,
Sk. lU b : Johanne hatujandans ßamma faurrinnandin aiwaggeljon :
Johannem aadientes praecnrsorem evangelii.
Mc. 14,8: fauranau aalban mein leih: ngoilaßiy fivQtaai (lov x6 ao^fia.
>) Vgl. mhd. vürhengenf aber vorhanc neben isü/thanc, fürhang erh<
sieb nocb bis ins nhd. (DWB. 4 I, 743).
*) Vgl. anord. far-mdHande. H^v. 25^: ßat fißr es at finge hmwr, at
luinn d farmalendr fd.
') mbd. vür- : vor- nebeneinander in derselben Bedeutung ; vürkempfe :
v^kempfe, vürmunt : vormunt, vüraprSche : vdrepriche, vüretant : vorstant.
*) Es könnte auch ein Lokalis des Feminins sein.
8
I. Kor. 11, 21: fauraniwiß du fna^an: nqolafißavH inl t^ (payciy.
Lc. 1, 17: jah silba fauraqimid in andwairßja ü: xal avtog ngo-
Bkivairai iv<o7iiov avrov.
Eöm. 12,10: swerißai üffjois misso faurarahnjandans: tg xt^i
aXXriX^vg TiQOi^ovfisyoi. y
ß) Zeitlich: faurdamems, unfaurweis^) — faurawenjan,
L Tim. 5, 21 : inu faurdomein: x^9^ nQOXQCficaog.
Sk. nib: witoß ßize unfaurtoeisane missadede ainaieos hrainein
raidida: lex ab impradentibas commissornm delictoram nnios por-
gationem constitnit.
Eph. 1,12: ßai faurawenjandans in Xristau: rovg nQo^XTtixoTetg
iy t^ XqiOt^,
Schliesslich erscheint fatM' in der Bedeutung „hinaas ttber,
vorbei* in faurgaggan *) und als Präposition ^).
Mc. 15,29: jah ßai faurgaggandana toajameridedun ina: xal ol
naQanoQevofAeyoi ißkuaipr^fiovy avroy.
I. ThesB. 4, 16: ßatei weis . . m bianiwam faur ßans anaslqMndans :
ort ^fiiig , , ov /i^ (p^<ro)fi€y rovg xoifAtid'äyxag.
Die Doppelkomposita /ae^^o^jran xm^ fawrhisniwan kommen
fttr die Untersuchung von faur nach den Gesichtspunkten der
Buhe und Richtung nicht in Betracht.
Neben diesen Belegen, in denen faur einen Richtungs-
hinweis enthält, steht eine Anzahl von solchen , in denen fawr
die Anschauung der Ruhe vertritt.. Jedenfalls sind in faur
zwei urgermanische Formen zusammengefallen*). Beide aber
sind von fawa sowohl lautlich wie auch der Bedeutung nach
zu scheiden und nicht etwa durch Apokope aus faura ent-
standen. Die etymologisch entsprechenden griechischen Formen
Trag- naq- und n&qa nagä erklärt Joh. Schmidt (KZ. 38, 16)
derart, nämlich nag- na^ ohne Rücksicht auf den folgenden
^) fawr als Präposition in dieser Bedeutung ist belegt Matth. 26, 75 :
faur hanins hruk: ngly aX^xroga <pa>y^aai,
») Noch nhd. fürfahren bei H. Sachs, Neudr. 39/40 S. 16: ja, er sol
noch dl wann zvoo sttmd bey vns fürfaren dise straaz,
') mhd. Parz. 87, 16 : voan sisi im holt für elliu toip;
arm. Heinr. 239: tmd dar nach für die selben frist hat er ze siner
genist ddiein gedinge mire („über die Frist hinaus, von da an'').
*) Brugmann, k. vgl. gr. S*. 474.
9
Laut ans ndga naqä apokopiert. Mag diese Annahme für das
Griechische zutreffen , auf das Germanische ist sie jedenfalls
nicht zu übertragen. Die Etymologie der drei got. Formen ist
folgende:
got. fawr I = lat. por- = osk. pur- (dUom) = ahd. as. /wr- /or-.
got. fawr II = ahd. as. fwri.
got. faura = ai. purä = av. para = gr. Tcaqa^ naqa
= ahd. as. fara ^).
faura kann auch einem gr. naqai-ißomtig)^ an die Seite
gestellt werden. Für faw II finden wir keine Parallelform
ausser ahd. as. furi, Joh. Schmidt (KZ. 26, 31) erkennt keinen
etymologischen Unterschied zwischen /wr :/««ri an, sondern be-
gründet ihre Verschiedenheit auf dem germanischen Auslauts-
gesetz. Doch zwingt uns die widerspruchsvolle Vereinigung
von Ruhe und Richtung in got. /awr zur Spaltung dieser Form
in zwei, vorgerm. *pr und *prn entsprechend. Die lokale Form
germ. *fur% musste got. faur werden *).
got. faur I enthält wie lat. porricioy porrigo, partendOy poOür
ceor einen Richtungshinweis, faur II und faura vertreten die
Anschauung der Ruhe, aber verschiedener Art: fama entspricht
unserem „vor^ in mehr sinnlicher Anschauung (auch etymologisch),
faur II enthält das abstraktere „für" (vneQ, pro).
Mc. 9,40: unte saei nüt wißra istois, faur iswis tat: os yuQ ovx
taxiv xa^ vfjLoiVf vnkg vfioiy iativ,
Philipp. 1, 29: ietois fragiban ist faur ^Sristu: vfilv ßx^^^^^i *^ ^^^Q
Xgiffjov.
Philipp. 4, 10: du faur tnik fraßjan: t6 vtiIq ifiov (pQoyety,
faur II (*prri) bedeutet „vor" einem Gegenstande befindlich,
zur Deckung „für" den dahinter befindlichen „gegen" einen
davor befindlichen. Auf diese Weise kann sich ein lokales
„vor" zu den scheinbar widersprechenden Bedeutungen „für"
und „gegen" entwickeln. Dieses faur II kann mit einem die
Richtung andeutenden fauri nichts zu tun haben ^).
^
') Bnigmano, k. vgl. gr. S. 474.
") Streitberg, urg. gr. S. 189.
') Apokope des schliessenden -«'; vgl. Hirt, JF. 1, 216. S. auch die
gleiehfalls lokale Form got. fair-,
*) In der Bedeatnng , schätzen yor, gegen^ wird auch faura verwandt;
10
Die Doppelheit von „für" und „gegen" weist fawgipan auf:
Lc. 14,19: habod mik faurqißanana: ^/c fie naQUfiri^ivov,
Gal. 2, 21 : m faurqifa ansUki gudis: ovx a&exoi t^v X'^Q^^ ''^^ ^€ov.
Wenn ich vor einem Gegenstande etwas anbringe, so sperre
ich ihn ab oder verschliesse ihn. Das Mittel oder Werkzeug,
mit dem dies geschieht, wird in faurdammjan, faursigljan, faur-
waipjan durch das Stammwort ausgedruckt:
n. Eor. 11, 10: so hvofttUi ni faurdammjada in mie: ^ xavxn<^i£
auTij ov fpQay^atrai eis ^fti,
Matth. 27, 66 : gälukun ßata Maito faursigljandans ßana (stain) :
TjatpctXtaavTO roy xaifov atpQayCaavxBg roy {U^y).
I. Tim. 5,18: auhsin ßriskandin munß ni faurtoaipjais: fiovy
aXomyra ov (pifKoneig,
Ähnlich kann fawrwalugan als „durch Wälzen versperren"
aufgefasst werden:
Mattb. 27,60: faurtoalwjands staina mihilamma daurons: ngoff-
xvUang Kday fiiyay rj ^i;^^.
faurmuljan ist vielleicht als „falsche Analogie" nach faur-
waipjdn^ faurdammjan zu erklären, faurmuljan birgt als Stamm-
wort den Gegenstand, vor dem etwas angebracht wird, nicht
den, mit dem der Verschluss gemacht wird, faurmu^an und
/aurwaipjan ergänzen sich gewissermassen : „vor dem Häul
eine Schlinge machen" ^).
I. Eor. 9, 9: m faurmuljaia aühsan ßriakandan: ov xrifitoaeig ßovy
aXotäyra.
vgl. got. Joh. 17, 15: ei bairgais im faura ßamma tinseljin: Vya rtigj^o^g
avTOvg ix toi; noyriQov.
Es ist aufzufassen als „angesichts des Bösen", für and vor wechseln
in dieser Funktion noch nhd.
Schüler 12, 125: da sei Gott für!
12, 217 : was grau für älter ist, das ist ihm göUlidh.
14, 329: wir stehn vor unsre weiber, unsre hinder.
In den beiden letzten Fällen hat die heutige Sprache den umgekehrten
Gebrauch. Doch herrscht für unbeschränkt (abgesehen von der Bedeutung
vn^o) im Sinne von „ein Mittel gegen'': vgl. mhd. Iw. 5395: das was in
guot vür den tot.
^) Ein ähnliches Verhältnis waltet vor etwa in nhd. verfugen : vermörtdn
„mit Mörtel die Fuge verschliessen''.
11
Die Gebiete von faw I und faur II sind nicht scharf
gegeneinander abzugrenzen; bezeichnend daffir ist faurhiuäan
^verbieten".
Am einfachsten wäre es b,ii\ faurqipan anzuschliessen: „durch
Sprechen einen Kiegel vorschieben, untersagen". Indessen
liegen die Dinge hier etwas verwickelter. Unter den zahlreichen
Belegen ist ein einziger, wo das Verbot nicht in einem folgenden
Negativsatze läge, und in dieser einen Stelle braucht man kein
direktes Verbot zu sehen:
Lc. 8, 26 : hvas siai sa^ ei jah mndam faurbiudiß jäh watnam, jah
ufhatujand imtna? %(g aga ourog iariy, ort xal roig ayifjLOig int-
Totaau xal r^ vdoxi, xal vnaxovovaiy avt^;
Der griechische Urtext enthält keine Negation, Luther
übersetzt: „. . dasz er über wind und meer gebietet*'. Doch
ist nicht abzuleugnen, dass ein Verbot sinngemäss ist: das
Meer wütet und ängstigt die Jünger, Jesus erwacht und ge-
bietet Wind und Meer Einhalt!
An allen übrigen Stellen kann die Negation auch im
folgenden Satze liegen:
Lc. 8, 66: iß is faurhaud im ei mann ni qeßeina ßata waurßano:
6 dh noQ^yyeiMy avtoTg fijj^ayl eineXy t6 yiyoyog.
Das gr. naQayyeXlü) kann das Verbot enthalten, das fol-
gende htuL^cua nicht:
Mc. 8,30: iah faurbauß im ei mannhun ni qeßeina bi ina: xal
inerifjLTiaav avxolg Xya fitiSiyl Xfyaaiy mgl avrov.
Trotz der zahlreichen Belege können wir nicht feststellen,
ob faurbii^an ein ausdrückliches Verbot bezeichnet oder in
der Entwicklung vom energischen Heraussagen zum Versagen
begriffen ist (vgl. gr. Ttqoelnov), Lc. 8, 25 spricht für dieses,
Lc. 8, 56 für jenes, Mc. 8, 30 ist unparteiisch. Damit verknüpft
ist die Frage, ob faurbiudan lautlich zu idg. *prri oder *pr
gehört^).
^) Im ahd. hat es in den grösseren Denkmälern den aasgesprochenen
negativen Sinn, wie ans einer Tatian-Stelle deutlich hervorgeht:
T. 86, 2: giböt her in tho, ihaz sU niheinagamo ni aagdtin; so her ur
mer forböt, so sie iz mer predigötvn: praec^it Ulis, ne coi dice-
rent; qnanto antem eis praecipiebat ...
Dasselbe Wort der Vorlage ist verschieden übersetzt; da das eine Mal der
\
Auch fawrgipan lässt eine doppelte Auffassang zu, nämlich
als , sprechen gegen** (fawr II) und „mit Worten verwerfen**
(faw I). In letzterer Bedeutung berührt es sich mit fraqißan;
beide geben gr. d&evea} wieder. Die verschiedene handschrift-
liche Überlieferung erlaubt vielleicht den Schluss auf land-
schaftliche Verschiedenheit darin:
negative Sinn darch den Nebensatz aasgedrttckt wird, hebt ihn der Übersetzer
das zweite Mal durch das Verb selbst hervor. Über die Form erhalten wir
im ahd. keinen Auf schluss, da T., 0., N. ihre Normalformen for-, fir-, fer- ge-
brauchen. Die älteren Glossen aber zeigen uns deutlich positive Verwendung
und Formen, die auf beide /aur- Typen schliessen lassen. Also tun wir gut,
hier Grenzgebiet und Mischung zwischen beiden anzunehmen.
ahd. Gl. I 322 a: firlnut : contestare 1 „ v « v^
TT nn j! 2. . -s. } Form: geschwächt.
11 36a: firbot : censuit / **
Gl. I 743 a: fvriputun, virptitun : \ ^ ^
j ^. j. ? *»r-Form.
denuntiaverunt J •^*
Gl. I 53. gl. K.: furipunda endi 1 * , . „
- . / ,.^ > *i>rr»- Form.
funpotan : recondita J '^ °
Die beiden letzten Stellen enthalten einen Gegensatz des Sinnes, einmal ge-
hässiges Preisgeben, auf der andern Seite sorgsames Abschliessen. Ein aus-
gesprochenes Verbot liegt in
Gl. I 26-27. Pa. furipitUit gl. K. furibiuUt : prohibet.
Gl. II 263 a: uirbiete : interdicat.
Die Form furi- kann fauri wie fawr II entsprechen, besagt also an sich
nichts fflr die eine oder andere Type (vgl. Teil II).
Die as. Überlieferung gibt uns auch keinen Aufschluss über die Herkunft
von verbieten:
as. Wadst. 107, 4 : uarbudun : vetuernnt.
Mehr hilft uns das mnd. und mhd., wo verbieten in positivem wie in nega-
tivem Sinne belegt ist:
mnd. Chr. d. nordelb. Sachs, p. 49: he vorbadede dat sassische volk Uh
samende („entbieten, vorladen'^).
Lüb. Urk. 5, nr. 463: vnd wi vorboden vns van stunt darsulues,
dat wi des toolden to rechte gan („erbieten, anbieten*').
R.V 6709: got vorbedet! („verhüten").
mhd. Weist. 4,302,32: dz si (£^) Züri(h nieman verbieten nodh mit
geistlichem gericht vftriben sol („aufbieten, vorladen").
Kehr. 7569 : vil sciere verbot er dae allen Bömarenf das si die Tiver
verbcBren („entbieten" oder „untersagen"?).
Mw. 265, 24: das got verbiete! („verhüten").
Danach werden wir geneigt sein verbieten zu fawr I zu stellen ; dass diese
Auffassung richtig ist, wird bewiesen durch die Stelle:
mhd. S. Gan. stb. 4, 116 : einen vür die etat verbieten („zur Stadt hinauiF
befehlen, aus der Stadt verbannen").
18
Gal. 2, 21: ni faurqißa anskU gtidia: ovx a^etm t^y x^gir tov d'iov,
Lc. 1, 30: runa gudia fraqeßun ana sik: r^y ßovXrjy roi; &€ov ri^i'
riiaety stg katnovg,
fawrqipan in der Bedeutung „entschuldigen^ könnte auch
mit fawrbaukta „Loskauf*' als „lossprechen^ (fau/r I) erklärt
werden :
Lc. 14,19: hcSbai mik faurqißanana: Hx^ (^^ noQj^rifAiyoy.
Eph. 1,7: inßammei habamfaurbauht: iy ^ ^x^f^^ ^^ anokvtQioaiy,
Diesem faurhaukts steht ein frabugjan^) zur Seite; in faur-
bauhts kann auch „FOrkauf, Erlösung^ (faur II) stecken.
faurtcalivjan haben wir als „durch Wälzen versperren^
(faur II) aufgefasst; doch ist auch die Auffassung „hin wälzen
vor* (fauri) berechtigt.
Matth. 27,60: faurioaliojands staina nUkilamma daurons: ngaa-
xvXCaag U^y fUytiy r^ d-uQtf.
In diesen Fällen berühren sich fau/r I und fau/r II gegen-
seitig, zum Teil auch mit fra-.
Wir haben die Untersuchung der /atir-Belege beendet und
können folgendes Ergebnis feststellen:
1. fau/r ist von faura geschieden.
2. In fau/r sind zwei vorgermanische Formen zusammen-
gefallen: *pr und *prr%,
3. Zu faur I (*pr) gehören die Ausdrücke f&r vorausgehen,
vorbeigehen^ vorlegen, vorsehen,
zu faur II Cpp^) die Ausdrücke für versperren;
doch sind verschiedene Belege nicht sicher einer von beiden
Typen zuzuweisen.
fair- schliesst sich an faur II an; beide führen nämlich
ihren Ursprung auf eine lokale Grundform zurück und vertreten
daher die Anschauung der Ruhe, jedoch in verschiedenen Ver-
hältnissen, faur II Cprri) bedeutet, wie wir festgestellt haben,
„vor" einem Gegenstande zur Deckung oder Hinderung, favT-
(*P^) »vor" einem Gegenstände auf allen Seiten, d. h. „rings
herum", einen Ring um ihn bilden und ihn dadurch schützen
') Lc. 17,28: bauhtedun jah frabauhtedun: rjyo^oy intoXovy.
14
vor etwas oder absperren von allem übrigen: z. B. „vor dem
Wall der Festung ist ein Graben, d. h» rings um den Wall
läuft ein Graben"; vgl. ai. pdri-bädh ( „ ausschliessen von,
schützen vor") und gr. TteQcaiQeo^at („entziehen"). Die ety-
mologischen Entsprechungen von fair- sind
ai. pari' = s.Y.pairi = gr. n€Q(t) TtaQi = IsA.per = lit. per = russ. jpere-.
Als Grundform ist *pSr(i) anzusetzen mit der Grund-
bedeutung „rings herum". Aus dieser lassen sich die got.
/air-Belege leicht entwickeln, fair- erscheint nur als Präfix in
fester Komposition.
a) fairweUjan I: umherspähen.
n. Kor. 4,18: m fairtoeitjandam ßiee gasathvanane : firj <rxo-
novvTOJV tjfio^y tu ftXsnofisva,
fairgreipan: um etwas herumgreifen > umgreifen > ergreifen.
Mc. 8,23: fairgreipanäs hanäu ßia blindins: Imlaßofi^vog xrig
X^iQog xov TvtfXov.
Mc. 5,41: fairgraip bi handau ßata bam: xQari^cfag Trjg x^*^Q^
tov nat^{ov.
„ergreifen" hat den Sinn „erreichen, erlangen" :
fairwaurJgan: erwirken.
I.Tim. 3, 13: grid gada fairwaurkjand: ßa^fioy iauroTg xaXov
nsgtnoiovyrai.
Bei TisQmoieiad^at macht sich die gleiche Anschauung und
Bedeutungsentwicklung im Griechischen geltend.
tmfairlaistips: unauf spürbar.
Eph. 3,8: ßo unfairlaistidon gabein Xristaus: t6 ave^ix^Ca(nov
nXovTog rov Xgtarov.
Schliesslich wird /air- zur blossen Verstärkung: „völlig".
fairaihan: teilhaben an.
I. Kor. 10,21: ni maguß biudis fravjins fairaihan: ov ^vyaad-e
fairhaüan: bekennen (nicht unser verheiszen im Hinblick auf
die Zukunft: /awrl- Type).
Lc. 17,9: iba ßagJc ßu fairhaitis skalka jainamma: firi x^Q*^
?/€*(?) T^ 6ovX(^ ix£^y<fi.
b) „umher > rings herum > der Reihe nach > hindurch".
fairweHJan II: hinschauen {dtevl^eiv ist ein starres Blicken).
16
n. Eor. 3,7: f airweit j an du wUta MoaesiB: iiBvtaai . . ilq xo
TiQoffejTtov Äfwj^tog.
Lc. 4,20: augona f airweit jandona du imma: ol oipd-aXfiol au-
yiCoyreg avx^.
fairrinnan: sich erstrecken.
II. Eor. 10,14: fairrinnandans und igwis: itptxyov^cyoi iig vfiag.
Eph. 5,4: ßoei du faurftai ni fairrinnand: a ovx aytjxey (Vulg.:
qaae ad necessitatem non perünent).
c) fairtveüjan III: wer die Blicke ziellos umherschweifen lässt,
hat nichts zu tun und treibt überflüssige Dinge.
II. Thess. 3, 11: ni watht waurl^andane ah f airweit jandane: firid^
ioyaCofiivoug aXXa n^Qii^u^ofiivovg,
I. Tim. 5, 13 : ak jäh unfaurjoe jäh fair weitjandeins: xal (pXvagoi
xal neQUgyoi (Vulg.: qai alienis rebas inepte se immiscet).
So kommt auch fairweitl^) zu seiner verächtlichen Be-
deutung.
I. Eor. 4, 9: fairweitl waurfum ßisai manasedai: d'^cngor fycv^^fiey
T^ xoafiip. (Luther: ,. . denn wir sind ein Schauspiel geworden
der Welt . . wir sind Narren um Christi willen . . verachtet*.)
Die got. Beispiele stimmen in der Bedeutung gut zu den
verwandten Sprachen:
^) Mit got. fairweiü ist nhd. Vorwitz nahe verwandt. In ahd. firiwisei
= as. firiwit tritt das Schluss-i hervor.
ahd. Wessobr. Gebet: dat gafregin ih mit firahim firiuuizzo meista
(Wunderzeichen) .
0. ni 20, 41 : thio ärmilichun wiesi was Ihee tho firiwiszi, was
eies ufuntar ihrato, jäh frdgetun ihero dato.
Gl. I 366 a: firuuizkerni: curiositate.
Gl. I 100-101: Pa. firuuuieUhher. gl. E. firuuizUhher: varius.
Gl. I 138-189: Pa. /irtwtc». gl. E. /»rwiitCT. Ra. /trttKiiMi: fastus.
Gl. I 253. gl. E. soso firiuuieUhhi : quasi bannum.
Da indessen firi- so vereinzelt dasteht, ist es bald nicht verstanden und wohl
als Verbildung von furi-, der anderen Lokalform, angesehen worden. Jeden-
falls schreibt N. stets füre-:
N. I 109, 1 P.: tarmiU uuds in füreuuizze dOero iro Mo.
N. I 814, 2 P. : dUero dingo füreuuizkirniu: curiose universa per-
scrutans.
mhd. und nhd. geht das Wort als fürwite weiter:
nhd. H. Sachs, Neudr. 26/27 S. 41: dich stiaht der fürwitz spat vndfirw.
Dann geht es mit den meisten /är-Eompositis im jttngeren nhd. in vorwitz
aber. Diese Form hat lautgesetzUch das Mitteldeutsche schon früher:
mhd. Jer. 24395: daz ouch si mit vorwitz in dö gewamet vunden.
16
got. fainoei^an: ai. päri-car („umherwandeln^): gr. nsgiTtelofiat.
fairgreipan: ai. päri-bhü („umfassen, enthalten^): gr. negt-
qnyvai.
fairwaurlgan: lat. perflcio.
fairaV^n: ai. p&ri-vid: gr. rtegloida: lat. pervideo.
fairrinnan: gr. TteQiegxof^ai: lat. perlego.
fainoeUl: gr. TieQlegyog: lat. perfidus^), periarus.
Was rings herum liegt, geht über die nächste Umgebung hinaus;
was über das Mass geht, ist vom Übel. So kommt *p6r(i) zu
dem tadelnden Sinne.
Die Vertreter von got. fatr- spielen in den germanischen
Sprachen eine sehr untergeordnete Bolle ^. Es ist keine Be-
deutungsgruppe nachzuweisen, in der sie sich üppig entfaltet
hätten, fair- liefert den geringsten Beitrag zu den Funktionen
und Bedeutungen, die in unserem nhd. Präfix ver- aufgegangen
sind ■).
Um so stärker ist got, fra- durch seine Entsprechungen
darin vertreten. Wie sich fair- der Entstehung nach nahe zu
faur II stellt , so /ro- zu faur I. fror zeigt die Anschauung
der Richtung und weist mit ai. pra = dL^.fra- = gr. TtQÖ = lat.
>) perfidus ist Hypostasenbildnng ans perfidem (ȟber die Treue hinaas
d.h. treulos*'); vgl. Plaut. Mostell. 500: per fidem deceptus sum.
') In den germanischen Mundarten ist die ihm entsprechende Form
unte^egangen. ahd. fir- entspricht ihm zwar etymologisch, aber meist nicht
der Bedeutung nach. Denn fir- ist zugleich eine Schwächungsstufe der ahd.
Formen, die den got. faur- und fra- entsprechen
*) Die eigenartige Bildung v^rsU^^en scheint BerOhrungspunhte zwischen
fair- und foMir II festzuhalten. Die Zugehörigkeit zu faur II ist durch
mehrfache ahd. /urt- Belege gesichert, die zu fair- durch eine auffällige
Tatian-Stelle:
ahd. T. 89, 6 : bi hiu m uirstantei ir : quare non inteUegitis.
Es ist das einzige Mal, wo T. von den Normalformen for- für- für das
Präfix ,ver-" abweicht. — Die beiden lokalen Formen *prrfi) und *pSr(i)
stehen sich offenbar nahe, und die Erklärung kann sehr gut von beiden aus-
gehen: einem Dinge ,Torstehen" zwecks Schutz oder Abwehr (faur II) oder
ein Ding .umstehen' (Tgl. fairgreipan) und es dadurch in seiner Gewalt
17
pro- = lit. pra = aksl. pro auf ein idg. *prö hin. Die Grund-
bedeutung „vorwärts", fort** zeigt sich deutlich in ai. prä-i
(„fort-, weitergehn**); gr. Tcgoeifn; lat. pröcedoj pröficiscor, pro-
a) Die Bedeutung »nach vorne, vorwärts" steckt in got.
fraletan.
Mc. 2,4: insaiUdedun ßcUa hadi jäh fralailotun: i^ogv^ayrsg
Xaltäa^y top XQaßattov,
Dieses „Herablassen" lässt sich am besten als „vornüber
lassen" erklären*).
b) *prö in der Bedeutung »weg" (vgl. lat. prö/undo^ pröicio)
drückt häufig etwas Wegwerfendes, Gehässiges, Verächt-
liches aus.
fratcairpan: verwerfen.
Mc. 9, 42: frawaurpans wesi in tnarein: ßißXrßai iig t^y d^akaaaay.
fraqipan: „zurückweisen, verwünschen" steht ihm nahe (vgl.
auch S. 12 f.).
Lc. 7, 30: runa gudis fraqeßun ana sik: r^y ftovXTjy tov d^cov fid^i-
rrjaay ilg kavtovg.
In fralewjany fraioeUan^ frawrikan^ fraiorohjan („verraten,
rächen, verfolgen, verleumden") wird der schon im Simplex
liegende gehässige Sinn durch fra- verstärkt.
n. Tim. 3,4: fralewjandans: ngo^orai.
Lc. 18, 3: fraweit mtk ana andastaßja meinamma: ix^^xrjaoy fii anb
TOV ityriiCxov fiov.
I. These. 2, 15: jah uns frawrekun: xal rjfiag ix^no^aytwy . . .
Lc. 16, 1: sa frawrohißa warß du imma: ovtog ^teßXi^d^jj aur^.
In frahunnaHf frawaräjan, frawaurhjan^) („verachten, ver-
^) In einem ahd. Reste hält fra- die Bezeichnimg der Aasdehnung fest.
Gl. 1 412 a. £b.: in frauildim: in campestribns („weiterhin').
') Der Sinn «abwärts' erscheint ebenfalls in
ahd. Ol. n 448 b (Pnid.): ferneüvn,ferneuuon: abnepotes;
Gl. I 192 Pa.: in farprchaneru stati: in abrupto loco;
femer in anord. for-berges (.bergab' Gering 282) nnd for-streyme (Flusslaaf
von einem beliebigen Punkte unterhalb der Quelle bis zur Mündung ; Gegen-
satz and-streyme ebd. 284). Diese Bedeutung ist ganz vereinzelt.
*) Diese Bedeutung der Verachtung und Vergehung haftet fra- so fest
an, dass die urgermanische Form fra- sich noch unverändert in einigen ahd.
Leopold, Die Vonilbe ver- 2
18
spotten, Verstössen; entstellen; schlecht handeln, sich ver-
gehn") dagegen drückt fra- das Verlassen des dem Simplex
eigenen Sinnes, das Abweichen vom rechten Wege aus.
I. Tim. 4,12: m maama ßeinai jundai frakunni: firfiUg aov r^c
Joh. 12,48: saei frakann mis: 6 ad-etojy Ifii.
Matth. 6, 16: frawardjand aük andwairU^a aeina: atpavC^ovaiv
yaQ ra TtQOtrtona avteiv,
Lc. 15, 18: frawaurhta niis in fUmin: tifiaqxov ilg tov ovgavoy.
frarinnan kann auch als „abirren^ anfgefasst werden:
Lc. 10,30: in waidedjans frarann: Xuoraig n^gtinsacy.
c) In der Mehrzahl der got. Belege bezeichnet fra- »weg-" bei
einfachen Handlungen von Person zu Person. Hierunter
fallen die Verba gehen, nehmen, lassen in mancherlei Abstufung
der Bedeutung. Die verwandten Sprachen weisen weniger
and aengl. Resten erhalten hat. Dies sind einige Nomina, in denen das Pr&fix
Träger des Worttons ist (vgl. Klage, KZ. 26, 72—75). aengl. fracoß ge-
hört za got. fräkunßs; aengl. farcüß daneben ist vom Verbam beeinflosst,
das Stammwortbetonnng zeigt. Über aengl. fra- als Nebenform von fra-
8. KZ. 26, 74; Aber die dialektische Form far-, die wohl aach aaf fra- zorttck-
zaführen ist, s. PBrB. 6, 248 f.
Ebenso erhält sich fra- in ahd. Nomina verächtlichen oder tadelnden
Sinnes, wie er sich in got. frÖMOurhts (afia^cDXog — afiagrCa, ofutgtrifia,
nctqajtKafitt) zeigt.
Gl. I 227. Ra. : frataU : pemicies (oder perseverans ?).
N. I 42, 24 P.: föne Uidarro frätaten: de sceleribas.
N. gebraucht fräsejs and fersiz nebeneinander ; das eine hält die alte nominale
Präfizbetonung fest, das andere ist von dem Tone des Verbs beeinflasst.
N. n 318, 24 P.: vnde ferseeee t. frdsegee gab er iro uuuödiera:
et dedit eragini i. rabigini fractas eoram.
Femer liegt dieses fra- vor in
Gl. I 63 R.: framano: contemptor.
n 301 b : frapdldUho : temere.
I 33 and 63 R.: frauaU: improbus, contamax.
I 151 R: frauaU: temeritas (nhd. frevel).
An einer andern Stelle findet sich das im Nomen berechtigte fra- aufs Verbam
übertragen: Gl. I 135 R.: fratripU: expnlit.
Ein vereinzeltes mhd. fror erscheint Germania 7. 319, 368 : fraeüme
(„Versäamnis").
Die anord. Präposition frd ist nicht got. fra-, sondern fram an die
Seite zu steUen ; dazu frdUga („schneU, hurtig'') s. Gering 286 bezw. 288.
19
Parallelen dazu auf als zu dem verächtlichen fror; vgl. ai.
prä-yam („darreichen); gr. TiQoatQiofiai^ TtQokelTtw.
fragiban: vergeben, verschenken, gewähren, verzeihen.
Lc. 7, 21 : jah bUndaim matMgaim fragaf siun: xal xMpXots nokXols
IxagCaato fiXimiy.
Lc. 7,4: ßammei fragibis ßata: ^ nagiSv rovro.
Eol. 2, 18: fragibands uns äüos missadedins : j^a^fcra/xci^o; ^fily
nayta ra naganKOfiaia.
fragifts: Verleihung, Hingebung, Verlobung.
Lc. 2, 6: mip Mariin, sei in fragiftim fßos imma qens: avy Magia/u,
tJ iftyrjauvu^yjf avz^ ywaiKC.
/rabugjan,fradailjan,fragüdan: verkaufen, verteilen, vergelten.
Lc. 17,28: bauhtedun jah frabauhtedun: ^yogaCov imokow,
Job. 12,5: fradailiß wesi ßarbam: ido^ Tttaxotg,
Rom. 11,35: aißßau hvaa imma fruma gaf, jahfragildaidau imma?
Tf rCg TiQo^daxcy avrf, xal aytanodf^tianni avr^;
franiman^): zu sich, an sich nehmen.
Joh. 14,3: franima ietois du mis silbin: naQcdtjxfßOfitu vfiag jigog
l^aviov.
Lc. 19,12: franiman sis ßiudangardja: Xaß^ly iavr^ ßaatXiCav,
fraJwnpanj frawüwan: gefangen nehmen, fortreissen.
n.Tim. 3,6: frahunßana tiuhand qineina: alxtiaXonlCovxig yvraixaQia,
n. Kor. 12,4: ßatd frawulwana toarß inioagg: oVt ^gnayi^ dgtov
naQa^HCoy.
fraletan'): lassen, entlassen, verlassen; ablassen, unterlassen;
erlassen, vergeben; zulassen, erlauben.
[frcdets: dTtelev&eQog^ äq>8aig].
Lc. 2, 29: nu fraletais skälk ßeinana: yvy &noXvug roy ^ovXoy aov
(Lather : „Herr, nun lassest da deinen Diener in Frieden fahren *').
^) Das anord. belegt einen weiteren Berübrnngspnnkt zwischen faur
und fra- zu den auf S. 12 f. bebandelten. Es stellt nämlich dem got. franiman
ein anord. fymema an die Seite.
Ls. 57': ... ßir sJcal minn ßrüßhamarr JMJoUner mdl fymema
(„rauben« Gering 308).
Dieses fyr- würde got. faur I entsprechen and steht dann ja fra- in der
Bedeatang nahe.
*) abd. flägan enthält fra- in yerschliffener Form :
Gl. II 328 a: fkufzane: praetermissis.
Die Übrigen Belege mit yerschliffener Form des Präfixes führen ibren Ur-
2»
20
Eph. 6,9: fraletandans im hvotos: artirreg r^y ämiX^y.
Lc. 7, 47 : in fieei . . afletanda frawaurhteis izos . . if ßammei
leitU fraletada . .: ov x^Q*'^ • • «fp^o^ytai al afucgtüit uinrijg . .
^fSk oXfyoy aipUtai . . .
gr. dq)ifjfii wird durch aßetan und fralelan ohne unter-
schied wiedergegeben.
Mc. 5,37: jah m' fralailot ainnohun ize miß sis afairgaggan: xiä
ovx a(^x€y ovSiya fiet avrov auvaxoXov^üai.
Ausser den behandelten sinnlicheren Bedeutungen hat frti-
noch eine wichtige Funktion, nämlich die Fähigkeit, Verba zu
perfektivieren ^).
Wir unterscheiden perfektive und imperfektive Aktionsart,
je nachdem im Verb auf eine Begrenzung seiner Handlung
hingedeutet wird oder nicht. Während gewisse Verba wie
kommen und bringen schon in sich einen Hinweis auf den Ab-
schluss der Handlung enthalten, wird er in andere wie gehen
und tragen durch Zusammensetzung mit Präfixen hineingelegt,
z. B. vergehen, hintragen. Bei der perfektiven Aktionsart kann
der Ausgangs- oder Endpunkt die Grenze bilden; auf den
Endpunkt kann das Verb entweder nur hinweisen oder ihn als
erreicht darstellen. Danach wollen wir die inchoative (Hinweis
auf Ausgangspunkt), effektive (Hinweis auf Endpunkt) und
resultative (Endpunkt als erreicht dargestellt) Aktionsart unter-
scheiden. Sie voneinander scharf abzugrenzen ist nicht möglich
und nicht nötig, da sie häufig ineinander fibergehn und von
der Zeitstufe beeinflusst werden, üeberhaupt sind diese Schlag-
sprang ebenfaUs auf /ra- zurück. Es smd ahd. fliosan, friezan; mhd. vreisdhen.
ahd. Gl. I 25 B.: fleosan: amittere.
T. 199, 6: ikoB sie ihen heiUmi flurin: perderent.
N. n 2%, 22 P.: Christum ezzent sie. sih zSgedumohkmne, dia-
bölum frezeent sie. ze Hnero dikgungo: Christum quo se
consument. diabolum quem consumant.
fressen hat hier schon wegwerfenden Sinn gegenüber essen.
mhd. Nib. 793,4: daz muoste freischen Günther, dar zuo aUe sine man.
») Über Perfektivierung vgl. Streitberg, PBrB. 15, 70flf. Wustmann,
Verba perfektiva. Mourek, afda. 21 (1895), 195 ff. Herbig, JF. 6, 157 ff.
Meltzer, JF. 12, 319 ff. und 17, 186 ff.
21
wOrter mit Vorsicht zu gebrauchen und sollen, wo es irgend
geht, vermieden werden^).
Die Fähigkeit des idg. *prö, Verba zu perfektivieren, finden
wir ausgeprägt auch im Indischen, Keltischen und Slavischen *).
So bedeutet ai. prä-vas „sein Nachtquartier vorwärts verlegen,
verreisen, sich entfernen, verschwinden, aufhören, nicht mehr vor-
handen sein" *). Dass grade idg. *prö mit der Grundbedeutung
„fort" die verschiedenen Aktionsarten auszudrucken vermag,
können wir gut verstehen und uns etwa an folgendem Beispiel
klar machen^):
1) geh fort (— — )! Bisher bist du gefahren, nun geh zu
Fnss weiter, d. h. fange an zu gehn!
2) geh fort (~ -^)! Geh weiter, fahre fort im Gehen!
3) geh fort l * -^)! Geh bis zu Ende, bis ich dich nicht
mehr sehe; weg aus meinen Augen!
Der erste und dritte Fall stellt die perfektive Aktionsart
(inchoativ — effektiv) dar, beim zweiten perfektiviert das Präfix
nicht, sondern fttgt der Handlung nur ein intensives Moment
hinzu.
Solch ein intensives Kompositum ist got. frabairan: ver-
tragen, ertragen.
Job. 16, 12: akei m tnaguß frabairan nu: alX ov dvvan^i /kund-
Inchoativa gibt es im got. nicht; aus dem Westgermanischen
könnte man die Fülle der Denominativa hierher rechnen.
Als effektive Komposita sind folgende aufzufassen:
/rortfinan (vgl. S. 18): sich verlaufen.
Lc. 10,90: m waidedjans frarann: Xfnaralg mgUneaev,
') Alle die Definitionen und Eanstausdrücke, die gerade bei dieser
Frage in Umlanf sind and eine klare Vorstellang von dem Wesen der Aktions-
art doch nicht geben können, ttbergehe ich hier.
^ Über ai. prd vgl. Delbrück in Bragm. gmndr. HI 718 f.
air. ro perfektiviert nicht nur {saigid ,er gdit einer Sache nach, erstrebt" ;
ro saig, -roig, -roich „er erreicht, reicht bis an'' vgl Thomeysen, KZ. 37, 60),
sondern bildet aach eine besondere Präteritalform {asbert »dizit, iJm'^ —
asrvhairt „dizerat, ci^^xot" vgl. H. Zimmer, EZ. 36, 484 f.).
*) Bmgm., gmndr. m 718.
*) Streitberg a. a. 0. 92 bezweifelt aUerdings die Möglichkeit.
22
fragiman^ frawavrpan: zvl Ende kommen, gehn, drauf gehn,
verkommen.
Neb. 5, 18: jah was fraquman dagis hvigüh sHur: xal r^v yivofi^vov
n. Tim. 3,8: mannans frawaurßanai ahin: ayd^ionoi xtnifpdnQ'
fraqiman, frawisan c. Dat.: zu Ende kommen, sein mit etwas,
d. h. etwas aufwenden, aufbrauchen.
Lc. 8,43: soei in le^jana fraqam aUamma cdgina aeinamma: ^ri>g
ImQotg TtQoaayaltoaaaa oAov xoy ß(oy avxr^g.
Lc. 15, 14: bife fem, fratoas aUamma: ^anay^aaytog ^k avrov navxa.
Sonderbarerweise wird von /rogtwan ein Mediopassivum gebildet:
n. Kor. 12,16: fraqima jah fraqimada faur saiwaioa ietoaroa:
^anayjjao) xal Mcawmi^aofjuu vnhg rojy tffvx^y vfieiy.
Die verschiedene Rektion von fragiman an den drei angeführten
Stellen ist jedenfalls auf mundartliche Verschiedenheit zurück-
zuführen. Sie sind in drei verschiedenen Handschriften über-
liefert, nämlich Lc. 8, 43 im Cod. arg.; ü. Kor. 12, 16 in den
Cod. Ambros. A und B; Neh. 5, 18 im Cod. Ambros. D. Das
Evangelium Lucae zeigt vielfach vom Normalen abweichende
jüngere Sprachformen ^).
Die resultativen Komposita unterscheiden sich von den
effektiven nicht wesentlich. In den intransitiven Effektiven
empfinden wir noch den Verlauf neben dem Ende, bei den tran-
sitiven Resultativen nur das Ende, die Vernichtung ^). Ähnliche
Bildungen sind zahlreich in den idg. Sprachen, wie ai. prä-ad
(verzehren), lit. prorgerli und russ. propiti (vertrinken).
got. /rao^an, /rat^an; durch Essen aufbrauchen; verätzen,
aufessen.
I. Kor. 13,3: jäbai fraatjau aUos athHns meinos: iar ximfiCato nayra
ra vnaQXoyra fiov.
II. Kor. 11, 20: jabai hvas izwia gaßtwadf, jabai hvaa fraitiß: et xig
vfiag xara^ovXoi, et tig xonead-Ui.
fraqisljan^ frawardjan: verderben (fraqisteins: aTtuleia).
Mc. 1,24: qamt fraqistjan uns: -^Xd-eg anoXiaai ijfiag,
n. Kor. 4,16: sa utana unsar manna frawardjada: 6 t^^to tifioiy
avd^tonog duMpd-eigerai,
^) Braane, got. gr. S. 91.
') Woher dies eigentttmliche VerhUtnis kommt, soH in Teil DI dar-
gelegt werden.
23
frasUndan: verschlingen.
II. Kor. 5,4: ei fraslindaidau fata diwano fratn Hbainai: Vya
Auch fraUusan „verlieren, verderben ** gehört hierher (frcHusts:
Joh. 6, 27: fjoaurkjoip nißana mat pana fralusanan: iQyaC€<r^i fin
t^y fiQükriy r^y itnoXXvfiiyriy.
Über die Berührungspunkte zwischen fror und fau/r- ist
auf 8. 12 f. gehandelt worden. Mit favT- berührt sich fror im
tadelnden Sinne.
Lc. 16, 18: frawaurhta mis in himin: ijfioQToy dg toy ovQayoy.
I. Tim. 6, 13: ak jäh unfavrjoajah fairtaeitjandeins: xal (pXvagoi
xal tuqU^oi.
Blicken wir auf die Untersuchung der got. /ra-Belege zurück,
so finden wir fra- reich entwickelt in den Gruppen der Ver-
achtung und Vergehung, bei den Verben gebeny nehmen^ lassen
und den resultativen Eompositis der Vernichtung.
Zum Schlüsse dieses Teils will ich drei Belege nebeneinander
stellen, die ein und dasselbe Simplex in der Komposition mit
allen drei Präfixen enthalten. Sie zeigen uns den Unterschied
zwischen den Präfixen am deutlichsten.
Sk. III b: Johanne hausjandans ßamma faurrinnandin aitoaggeljon :
Johannem aadientes praecarsorem evangelii.
Lc. 10,30: in toaidedjans frarann: XnmaTg nigtinnny,
Eph. 5,4: ßoei du ßaurftai m fairrinnand: a oux ayfjxey (Vulg.:
quae ad necessitatem non pertinent).
fairrinnan zeichnet die Bewegung ohne bestimmtes Ziel („umher,
der Reihe nach, hindurch''), das erst durch die präpositionale
Bestimmung (du) hineingetragen wird,
frarmnan die lineare Bewegung („bis zu Ende — abseits:
sich verlaufen"),
faunrinnan die Bewegung im Verhältnis zu einem andern
Gegenstände („früher als ein anderer"), ohne Rücksicht auf
ein Ziel.
24
IL
Lautgeschichte des Präfixes im Germanischen.
Im ersten Teile dieser Abhandlung haben wir die ältesten
überlieferten Vorgänger des nhd. Präfixes ver-, ihre Beziehungen
zu den verwandten Sprachen, ihre Funktion und Bedeutung
kennen gelernt. Da uns ausser dem Gotischen aus dem Ost-
germanischen nichts weiter fiberliefert ist, wird sich unsere
weitere Untersuchung nur auf west- und nordgermanischem
Gebiet bewegen. Hierbei wird das Deutsche naturgemäss den
grössten Raum einnehmen. Wir werden ebensowenig wie im
Gotischen die selbständigen Adverbialformen, soweit sie einen
Beitrag zu den proklitischen Präflxformen liefern, von der
Betrachtung ausschliessen können. Der Wechsel von ver-, für-,
i;or- Bildungen im nhd. erfordert durchaus eine gemeinsame
Behandlung.
Die zeitlich jttngeren west- und nordgermanischen Denk-
mäler lassen die Klarheit und reinliche Scheidung der got.
Präfixformen vermissen. Die ahd. Überlieferung steht der got.
zeitlich am nächsten.
Im Althochdeutschen erscheinen als Vorgänger von
nhd. ver- die Formen far- f er- fir- for- für- furi. fori steht in
trennbarer, die übrigen in fester Komposition und sind proklitisch.
Wir erwarten folgende etymologische Entsprechung:
got. faur I : slIiA. für- for- got. fair- : ahd. >ir- (firir)
fawf 11 : furi fra- : far- /er-
Im Bedeutungsbereich aber decken sich die einzelnen
Partikeln durchaus nicht bei dieser Zusammenstellung, sondern
gehen scheinbar willkürlich durcheinander. Da sich ein ähnlicher
Vokalwechsel wie he\ far-fer- fir- for-fur-^) auch bei anderen
einsilbigen Präfixen — ar- er- vr- ur-, ga- ge- gir^ eor ee- ei u. a. *)
— findet, so hat man darin blosse Ablautsstufen sehen wollen ^).
') furi scheidet als nicht proklitisch hierbei aas.
2) Braune, ahd. gr. S. 56flf.
») Paul, PBrB. 6, 247 ff.
26
Die Vorstufen von nbd. ver- aber können wir einzeln rttckwärts
verfolgen and brauchen nieht solchen Ausweg zu wählen. Als
einmal die fünf Formen vorhanden waren und sich zu ver-
mengen begannen, mag die Vorstellung eines Ablautsverhältnisses
diesen Vorgang begünstigt haben. UrsprQnglich aber sind sie
geschieden, fur-far- ist nicht älteste Form (wie ur- von er-)
und far- /er- fir- nicht blosse Schwächungen davon ^).
Es ist allerdings auffallend, dass die ahd. Formen den
got. in der vorgeführten Art nur der Lautgestalt, nicht der
Bedeutung nach entsprechen. Indessen ist zu bedenken, dass
die ahd. Überlieferung beträchtlich jünger ist als die got.;
folglich ist die Entwicklung und mit ihr die Vermengung der
Formen, wie wir sie schon im got. beobachtet haben, weiter
fortgeschritten und hat den ursprünglichen Zustand noch mehr
verdeckt. Doch können wir dank den zahlreichen Quellen
die Fäden in diesem anscheinend regellosen Geflechte entwirren.
Im got. sind wir von dem Verhältnis zwischen fau/r I :
faur II zfauta ausgegangen. Die entsprechenden Formen greifen
im Deutschen fortwährend ineinander über. Es sind dies ahd.
für- fcT' (got. faur I) : furi (got. faur II) : fara (got. faura).
Im got. sind die vorgermanischen Formen *pr und *prr(i) lautlich
in faur zusammengefallen. Im ahd. schliessen sich die Foimen
für und /or, die von Hause aus zur Bezeichnung der Richtung
dienen , an die volleren furi und fora häufig lautlich an und
tragen in diese die Anschauung der Ruhe vertretendeA Formen
die Richtung hinein. Dadurch wird die ursprüngliche, ohnehin
nicht mehr streng eingehaltene Scheidung zwischen Ruhe und
Richtung noch mehr verwischt. Anderseits schwächen sich
für- und far- in der Proklise weiter zu far- fer- fir- und geben
damit die Merkmale ihrer Herkunft auf.
Vielleicht mag man dann ein Ablautsverhältnis in far- f er-
fir- for- für- gefühlt haben, for- fwt- erscheinen als Normal-
formeu des proklitischen Präfixes im ostfränkischen Dialekt
des 9. Jh. Den alten Gebrauch können wir nur noch spärlich
nachweisen ').
*) Braune a. a. 0. S. 59.
*) Die Hrabanisch-Keronische Glossensippe gibt ans einige Anhalts-
Der Uebergang von /wr zu/wrt und von fw zu fora musste
zunächst bei den Präpositionen als selbständigen Worten
erfolgen^). So erhält fora von fw die Fähigkeit, sich auch
mit dem Akkusativ zu verbinden, und diese Konstruktion ist
uns im nhd. durchaus geläufig, nhd. vor bezeichnet unter-
schiedslos Ruhe wie Richtung, während es von Hause aus die
Anschauung der Ruhe vertreten sollte. Im ahd. sehen wir die
Anfänge dieser Verschiebung^).
Aus den vorhergehenden Ausführungen ergibt sich für die
Formen des Präfixes folgendes:
1) die ahd. Formen fwr- for- (got./aur I) haben sich teils in
der Proklise geschwächt und mit den Entsprechungen von
got. fair- und fra- vermengt, teils den nichtproklitischen
Formen fwri und fora angeschlossen;
2) ahd. /wn (got. faur II) hat zum Teil seine Form bewahrt,
zum Teil sich mit dem seine Lautgestalt annehmenden
pankte. In gl. Ka. herrscht far-, in gl. Kb. fir- als Normalform des Prä-
fixes; daneben kommt öfters fer-, aber für- und for- nur je zweimal vor
and zwar in Formen, die zu got. faur I dem Sinne nach sehr gut passen:
Gl. I 45 gl.K.: für lidit: antecedit (Ra. furilidit. Ta, furi erUdit).
I 46 „ furihenkhü: contemnit.
I 23 „ forsatUan: amittere.
I 43 0 foruuorphan: adiectns.
Ba. hat als Haaptf orm far- neben fir- and for-, doch nar ein einziges für- :
Gl. I 101 Ra.: furtanosta: deterrimam.
Pa. hat neben der Normalform far- and einem (für ans hier anwichtigen)
fir- zweimal for- in einem Sinne, der got. faur I entspricht :
Gl. I 22 Pa. forquidit: abdicat.
I 130 „ fordampsit: saffocatio.
Weitere etymologisch berechtigte /ur- Belege im Bairischen s. bei Weinhold,
bair. gr. S. 236-236.
') Anders Joh. Schmidt, KZ. 26, 31. Nach ihm ist furi, die alleinige
Form des selbständigen Präfixes, von Nominalkompositis aas aaf Verbal-
komposita ttbertragen worden and von hier aas darch trennbare Komposition
zam selbständigen Wort — Adverb and Präposition — geworden. Er geht
von argerm. *for = got. faur aas and sieht in der Doppelheit von ahd. as.
furi — für nar eine Wirkang des germanischen Aaslaatsgesetzes. Wie er
die anvereinbaren Gegensätze von Rahe and Bichtang in got. faur erklären
will, ist nicht ersichtlich.
') Die Verwendang von fora and furi als Adverbia habe ich in der
Hrabanisch-Keronischen Glossensippe, Tatian and Otfrid daraafhin anter-
27
fwr- vermengt und dessen Schwächung in der Proklise
mitgemacht;
3) ahd. foro, (got. faura) ist durch das sich mit ihm ver-
mischende for- zur Bezeichnung der Richtung befähigt
worden;
4) daher finden wir /tm-Formen als Vertreter von goLfawrl
und famir II unterschiedslos nebeneinander und im Wechsel
mit geschwächten (fm-for-far-fer-fir-) Formen, bisweilen
auch /ora- Formen daneben.
Ich führe nun Belege vor, die in der Bedeutung got. /aur
entsprechen.
sucht, fora erscheint nicht nnr in der ihm eigenen Bedeutung „coram'',
sondern auch in der von fwri übertragenen „pro, propter*^.
Gl. I 76-77 Pa. gl. K. Ra. fora-. coram.
Ol. I 96 Pa. fora aduxfU, gl. K. edko fora eohafU: vel pro religione.
Gl. I 220 gl.K. Ra. fora-. propter. I 237 gl.K. fora thiu: qua propter.
0. IV 1, 12: io giddgo fora thiu, ihaz sie irMnÜn ihoh hi thiu
(„deswegen*).
Umgekehrt hat sich furi die Bedeutung „prae*^ von fora angeeignet.
Gl. I 228 Ra. furi dwrfti: prae inopia.
T. 231, 1: umtronten furi giuehen: mirantibus prae gaudio.
furi steht sowohl als vollere Form für für wie als Vertreter von got. faur IL
T. und 0. brauchen es dem entsprechend in den Bedeutungen „vor — hin*'
und „für", fora vertritt „vor" in der Ruhelage, nur zweimal durchbricht
es bei T. diese Schranken und greift in das Gebiet von für über.
T. 2, 7: Tier ferit fora inan: ipse praecedet ante illum.
T. 4, 17: foraferis uuarUhho fora truhtinea annuazi: praeibis enim
ante faciem domini.
Für für (voUer fürt) in loser Verbalkomposition gebraucht gl. E. auch die
Form fori. Wie einem für ein for zur Seite steht, so ist hier neben das
vollere furi ein fori gestellt, obwohl lautgesetzlich auch fori > furi hätte
werden müssen.
Gl. I 45 gl.K. fori qhuimit (Pa. furi quimit Ra. fiuri chumit):
antecellit (R. fora hUnet).
ebd. gl. E. edho fori slihit (Pa. so sama slihit furi): sive eminet.
In der Verwendung als Präfize gehen furi und fora durcheinander, vgl. in
Ra. nebeneinander
Gl. I 183: forachuiti: indicia. I 226: furiehuiti: praevata.
61. I 231: fora praht: prolata. I 231: furi Uusan: emissa.
28
got. faw I entsprechende folgende Bedeutungsgruppen :
1) „vorwärts, voraus"
fwrihringan
0. IV 2, 10: Ma/rtha ihiu güata . . ihae muas füribrahta.
furisehan
Gl. I 76-77 Pa. gl. K. fuH sih^): provide.
Gl. I 122-123 gl. E. tmfimaehandi: Pa. Ra. unfarsehmti^): ex
improviso („unversehens*').
2) „hervor, heraus**
fimbringan
Gl. I 632 a: furipringit, furpringit'): parturiet.
sih furineman
N. I 79,27 P.: erhäfH sih fürenimende: praecellens.
furisaejan
Gl. I 784 a: vurisezis: exponis^). I 233 gl. E. ftm seggiu : propono.
Gl. I 321a: firsaeta: exposait. II 444 a: firseee, varsezzanh: pro-
stituat.
funjnohan
N. I 64, 20 P.: tag tu sia füresiheat: proferas.
3) „hinaus über, vorbei an"
furifaran
T. 80, 7: inU aar giböt her thie tungiran . .furifaran inan ubar
ihm seo: iassit . . praecedere eum.
T. 205,2: ihii furiuarenton: praetereontes.
T. 146,3: m uorferit thuf cunni: praeteribit.
furihloufan *)
T. 220,2: (her ander iungoro furiliof sUumo Betrusan: prae-
currit Petro.
0. V 5, 6: ihen ginoz firliaf er frdm.
furisiezan: versitzen, versäumen.
Masp. 33: denne ni kitar pamo nohhein den pan furisieaan.
furUreffan: übertreffen.
Gl. II 437 a: fvritraf: transit.
Gl. I 788 b: furtrefintem: praecellenti.
*) R. fora siih : provide.
^) R. unforautUsun: ex improviso, subito.
•) Die Form für- hat hier offenbar etymologische Berechtigung (got./our i).
*) Gl. I 646 a: vurseestide: prostitutionis.
*) Gl. I 227 Ra. fora hlaufenti: praecurrens.
29
n. got. fawr II entsprechen die Gruppen :
1) „versperren"
furiUndan
Gl. I 52-53 Pa. fwtipuntan, gl. K. furi/pwidä endi furipoian: re-
condita.
N. n 436, 15 P.: ni&U nef erbint den munt dtmo in drdsc canUn
rinde: non obdurabis.
furinmbafjan
Gl. I 222 R. furigimprit: obstrnctom.
Gl. I 354 a Rb. fartfitnbarat: obstraatis.
2) „vertreten"
furisprechan
Gl. n 332a: furisprechan, furidennan: defendere.
O.m 12,23: deta Hner ihes tho rSdina, fir sprach ihie selbun ihigana.
in. Die Grruppe „versagen, sich enthalten" nimmt eine Mittel-
stellung zwischen faur I und faur II ein (vgl. S. 11 flf. und
Anm.). ftmsagen wäre eher zu faur 2, fwnheran zu fawr II
zu ziehen.
fwnsagefa
Gl. II 230b: furisageta: denegavit.
N. I 117, 16 P.: ^ mine roHones fers Agent: vetant.
fwriberan^ fwnhwrti
Gl. n 285 a: fwripirit: contineat.
Gl. 1148-149 ^9^. furiperanti. gl K. firperandi. Ba. farperanH:
fragalitas.
0. IV 6,6: todnta sie firbdrun,
ihaz guatu to^k m barun.
N. n 599, SF,: der sih ferbiren
nemuge: qui se non continet.
0. I 18, 39: dua ihir ei gitoürti
scono füribwrti.
N. II 177, 10 P.: so gibet er dir
des ewmgeUi uuafen. uuarheite.
füreburte: continentiae.
0. wie N. gebrauchen die volle Form furi- im Nomen, da
es den Wortton trägt, die geschwächte ßr- bezw. /er- im
Verbum.
Damit haben wir die ahd. Beziehungen zu got. faur dargelegt.
Dem got. fair- entspricht etymologisch ahd. fir- ^) , doch
meist nicht in der Bedeutung. Denn ßr- ist bei den übrigen
^) Die Fonn ßri- erscbeint nur bei dem S. 15 anm. 1 behandelten firi*
wiari („Fürwitz, Vorwitz«).
30
Typen eine Schwächungsstafe in der Proklise, und die ver-
schiedenen Typen darin zu scheiden ist nur selten möglich. Als
Normalform des proklitischen Präfixes ist fir- im Alemannischen
(gl. Eb.) und Rhein fränkischen (Is. 0.) bevorzugt.
Dem got, fra sollte ahd, far- fer- entsprechen; diese
stammen offenbar aus einer Übergangsform */^-.
Der Bedeutung nach decken sich far- und /er- mit den
got. /ra- Typen ebensowenig wie ahd. yir- mit got. /oir-. Da
indessen die Zahl der /ro- Bildungen die der faur- und /otr-
Bildungen übertrifft, so gehört doch die Mehrzahl der ahd. far-
Belege zu /ra-Typen. far- kommt in der älteren, fer- in der
jüngeren ahd. Periode am häufigsten als Normalform des Prä-
fixes vor. Da ver- schliesslich im Deutschen alle anderen
Formen verdrängt, so hat fra- ebenso durch seine Lautgestalt
wie durch seine Bedeutung unserem nhd. ver- seinen Stempel
aufgedrückt.
Als dialektisch bevorzugte Form herrscht far- in den
bairischen Denkmälern, fer- im Alemannischen (N.) und Ost-
fränkischen (Will.) des 11. Jh. vor.
In der Verwendung der Formen des proklitischen Präfixes
bieten die einzelnen Mundarten nach ihren Hauptdenkmälern
folgendes Bild:
Bairisch. Alemannisch. Rhein- Ostfränk.
B. Pa. M. Em.
Ra. gl.K. N. Is. 0. T. Will.
(8. Jh.) (9. Jh.)
(8. Jh.) (um 1000) (9. Jh.) (9. Jh.) (11. Jh.)
far- far- far-
far- far- [far-]
fer-
fer- fer- [fer-] fer-
[fir-] fir-
fir- fir- fir- fir- fir- [fir-]
[for-]/or-»)for-
for- [for-] [for-] for-
[fur-]
[fnr-] [far-] für-
Die jeweils herrschenden Formen sind kursiv gedruckt,
die vereinzelt vorkommenden eingeklammert. Eine Normalform
>) Branne, ahd. gr. § 76 anm. 2.
31
ist durchgeführt in M., R., Is., Will., sie fiberwiegt entschieden
in Pa,, N., 0. Unterschiedslos zwei Formen gebrauchen gLE.
und T.; far- überwiegt in Ka., jW- in Kb., bei T. ist fw-
h&ufiger als /tir-. In der Behandlung des Präfixes offenbart
sich ein bedeutender Unterschied zwischen dem Ostfränkischen
einerseits und dem Rhein- und Sttdfränkischen anderseits.
Dort wird das -a- der Vorsilbe, das der (rheinfrk.) Weissen-
burger Katechismus noch durchweg aufweist, zu -o- und -u-
verdunkelt, hier dagegen entwickelt es sich zu -e- und häufiger
-t-^). Über die Gründe, die/wr- oder /or- bedingen, wird sich
kaum etwas feststellen lassen^. 0. führt ^r- durch, daneben
steht mehrmals unfarholan. Durch Assimilation ist fernemet
(n 9, 7), fornkonanti (I 4, 65) und unforholan (I 15, 42) ent-
standen.
Im übrigen sehen wir die zeitliche Entwicklung von den
dunkleren zu den helleren Formen. Im Oberdeutschen des
8. Jh. überwiegt far-, daneben arbeitet sich im Alemannischen
fir- empor. Im Bairischen des 9. Jh. halten sich noch die
dunkleren Formen far- und for- neben den helleren Ablauts-
stufen in Em. Von 900 ab herrschen im Althochdeutschen die
hellen Formen /er- und ßr- vor, im 11. Jh. siegt /er- auch im
Ostfränkischen, fir- tritt dann zurück.
Das Altniederdeutsche ergänzt uns in wichtigen Punkten
die ahd. Ergebnisse, besonders für die Präpositionen, fora
(= got. faurä) und furi (= got. faur II) sind im Heliand er-
halten, daneben erscheinen für for far. Dieses far entspricht
nicht wie ahd. /or- dem got. /ro-, sondern hat sich aus /or ent-
wickelt'), for scheint teils got. fawrl zu entsprechen, teils
aus /or entstanden*), für selbst unterscheidet sich nicht von
fwri und ist offenbar kürzere Form davon, fwri und fwr^
fota und far vertreten mit wenigen Ausnahmen die Anschauung
») Pietsch, zfdph. 7, 330 ff.
•) ebd. 336.
^ Holthaasen § 86 anm. 1 : Offenes o ist, besonders vor r, in a ttber-
geguigen.
«) Ebd. § 88 anm. 3: Vor r ist u > o geworden.
82
der Ruhe in der Bedeutung „vor" und verbinden sich mit dem
Dativ ; doch kommen fwri und fw mit je einer Ausnahme im
Heliand C, fora und /or fast nur in M vor. In der Bedeutung
„für** haben fwri in C und far in M den Acc. oder Instr. bei
sich, fw ist in C wie M weitaus am häufigsten und bedeutet
„vor^ in Ruhe (Dat.) und Richtung (Acc); in der Bedeutung
„f&r** verbindet es sich mit Dat., Acc. und Instr. Wir finden
also im Heliand den Gebrauch der Präpositionen verwildert,
fw beginnt als Normalform die Bedeutungen „vor, vorwärts,
für^ gleicherweise an sich zu reissen und führt dadurch das
Absterben der übrigen Formen herbei^).
Die Genesis kennt nur die Formen fwa fore mit der Be-
deutung des örtlichen und zeitlichen „vor" in der Ruhe^.
Als Adverb ist fora einmal in Heliand C — als Präposition
kennt C fora gar nicht — in der Anschauung der Ruhe, furi
in C und M mit dem Richtungshinweis belegt®). Ofienbar
') Nach den bei Heyne (Heliand ' 1873) vermerkten Belegstellen habe
ich mit Vergleichung der Lesarten bei Sievers folgendes Verhältnis erhalten :
Ruhe ^vor"
(Dat.)
Richtung „vor*'
(Acc.)
,fttr«
(Acc.)
«für«
(Instr )
»für«
(Dat.)
fUTi
C 7 (: M 5 /or)
C2(:Ml/or,l/un)
M 1 (:C/an)
V.3Ö47
C6(:M5/or)
C 1 (: M fora)
V. 4355
für
C 8 (: M 4 /or)
M 1 (V. 3861)
C 1 (: M far)
fora
Mll(:011/or)
M 2 (: C 2 /or)
Ml(:C/i«n)
V,4355
far
M10(:C10/or)
C 1 (: M for)
V.661
M6(:C6/or,
l/«r)
M 1 (: C for)
V.1880
for
C 50
M 32
7
7
6
5
2
1 (V.4376)
3
4
Also hat C im allgemeinen for für furi, M for far fora. So entspricht auch
dem furisagono in C (928. 1429) beide Male forasagono in M.
') Gen. 269: thuo stuond hie fore thes buruges dore.
Gen. 288: fora daga (vgl. 296: er daga).
') Hei. C 5410: that folc . . thar sia im fora stuodwn.
Hei. CM 596: ao it {godes bocan) furi uurihi, uuester obar tkesa
uueroldi (, vorrückte").
33
ist fuH hier ähnlich wie im ahd. verstärkte Form f&r fu/r
(= gpt. faur I).
In den niederfränkischen Psalmen werden für nnd furi
wie fare mit dem Dativ verbunden, fore (= ahd. fora) ist nur
einmal (Ps. 55, 13) belegt, sonst stets furi in der Bedeutung
„coram, ante". Als „pro" erscheint /tir auffälligerweise:
Ps. 55, 8: für niewuehU behäldona saUu duan sia: pro nihilo salvos
facies eos.
Als Verbalpräfixe sind fore- furi- für- im and. selten.
Wadst. 51, 17 (Essener Ev.-Gl.) : forespräk : praevenit (eom Jesus dicens).
Ps. 58, 11: gendiha sin furi cumun säl mi: misericordia eins prae-
veniet me.
Hei. 5865: hie hdbit sia tu furfarana („flberholt'').
Ps. 54,2: ne furuuirp^) bida mtna: ne despexeris deprecationem meam.
Die beiden für -Belege stellen sich got faurrinnan imäfaurqißan
an die Seite (I. Teil).
Die Formen far- und /er- gehören etymologisch zu got. /ro-.
fer- bezeichnet durchweg /ra- Typen und ist im Hei. nie, in der
Gen. einmal, in den Ps. und Gloss. oft belegt, far- vertritt
in der 6en. und den kleineren Denkmälern ebenfalls /ra-Typen
mit wenigen Ausnahmen:
Wadst. 107, 4 (Strassb.) : uarbudun: vetaenmt.
Ps. 18. 1: uuerk hando sinrö farkundit festi: annnntiat. (faurL
Ps. 70, 17: farcundon aal ic uundir ihin: pronimciabo Typen).
mirabilia taa.
Wadst. 104,4 (Prud. Werd.): 6f ihv M fdrvviatis: si sapias
(/atr-Type).
far- kommt im and. weitaus am häufigsten vor. Im Hei.
hat es nur noch far- neben sich nnd bezeichnet mit diesem
Typen aller Art, und zwar ist das Verhältnis derart,
dass in C far-^ in V aber und M von V. 1304 an far- über-
wiegt^. In den fibrigen Denkmälern erscheint for- vereinzelt
ohne besondere Färbung, far- ist einzige Form in den Oxforder
Vergilglossen und den Merseburger Glossen, far- im Beicht-
spiegel, den Eltener und Strassburger Glossen, /er- in der
Psalmenauslegung, Bedas Homilie und Segen A. far- und fer-
') Aach Luther gebraucht mit Vorliebe furtoerfen.
*) Holthausen § 123.
Leopold, Die Vonllbe ver-
34
nebeneinander sind in den Essener, Werdener, St. Petrier und
Gregoriusglossen belegt. Die Gen. weist neben faßt- zwei for-
und ein /er- auf, die niederfränkischen Psalmen neben far- und
/er- zwei /or- und ein ganz vereinzeltes fir--,
Ps. 18, 13: m%»'ädM wnie virnimit? delicta quis intelligit?
Vielleicht haben wir darin eine /air- Type zu sehen (vgl. gr.
7t€QiaiQ€0fiai „rings herum nehmen^ d. h. ,, wegnehmen^), aber
die übrigen Belegstellen weisen far- und for- auf. Wahr-
scheinlich ist das e der Vorsilbe an die beiden folgenden i
angeglichen worden.
Eigentümlich ist eine /er -Bildung:
Ps. 67,14: fe&ieron Mvon fersilvederö {st Att fersilveride): pennae
colmnbae deargentatae {fra- »weg-'': entsilbem).
Die weitere Entwicklung geht im Niederdeutschen aus-
einander. Das Niederfränkische und das auf ihm fussende
Niederländische bevorzugen das helle /er- als Normalform
des proklitischen Präfixes und führen es völlig durch. Das
Altsächsische und Mittelniederdeutsche aber neigt zu dem
dunkleren vor-. Dieses herfscht indessen durchaus nicht un-
bestritten. Das mnd. weist ausser vor- noch ver- und vereinzelt
vur- auf, ver- wohl unter hochdeutschem Einfluss. Im Koloni-
sationsgebiet des nordöstlichen Deutschland mag sich in dem
Nebeneinander von ver- und vor- auch der fränkische Einfluss
neben dem sächsischen abspiegeln. Oft finden sie sich in dem-
selben Schriftstück beisammen:
mnd. Livl. Urk. nr. 1516, 83 (a. 1400): %8 dat jemant voratervet edder
verstorven ia, he si dutsch edder undutsdi, in toes hus ?ie ver-
stervet, we dat gud vorhameschet und dem re(^Ue nicht openbaret,
dat säl men ridUen vor dufte.
Das spärlich auftretende in«r- (im Westfälischen) ist wohl dem
folgenden u assimiliert:
Wigands Arch. V 30: men saU ey vurruchen und vurpludcen vnd
verschetm („fortschaffen, ausweisen').
vore- erscheint selten in fester Komposition, häufiger in loser.
Magd. Seh. Chr. 1,12: wo dusse stad geregeret is unde voreatan
wente an unae tid („verwaltet).
Old. Evangelienb. f. 21 : he , , , wolde ae vore gan („an ihnen vor-
übergehn").
35
vare ist seltener als vor, auch als selbständiges Adverb (Prä-
position), vor hat die Funktion und Bedeatong von got. faur I,
fau/r II, faura an sich gerissen — diese Entwicklung sehen
wir schon im Heliand angebahnt — und bedeutet demgemäss
„vorwärts, vorüber, für, vor"^).
Ein vur daneben in loser Verbalkomposition, abermals in
einer westfälischen Quelle belegt, ist gan^ vereinzelt:
ViTeist. 3. 64, 5 : dm eidt soll ime vuraU^elen der frone des hovea
(^Eidesformel vorsagen").
Vermutlich, dürfen wir darin noch einen Nachfolger des schon
and. seltenen für sehen.
So gehen im Niederdeutschen die fünf germanischen Formen
in der einen vor auf ^.
Das Mittelhochdeutsche bewahrt grössere Mannig-
faltigkeit. Am Ende der ahd. Periode sahen wir /er- als Form
des proklitischen Präfixes die Oberhand gewinnen. Das noch
im 8. Jh. herrschende far- ist im 10. völlig verschwunden und
durch /er- ersetzt, neben /er- leben ßr- for- /wr- weniger
zahlreich fort und zwar als mitteldeutsche Formen. In der
mhd. Periode weisen die oberdeutschen Quellen durchgängig
vor- auf, die mitteldeutschen schwanken zwischen i;er-, vir-^ vor-.
Daneben erscheint obd. vür-, md. vur- als Fortsetzer von ahd.
furi nur für faur -Typen.
Wie im ahd. schwachtonige Formen neben den volltonigen
/wri- Formen vorkommen, so auch hier^.
In einem der ältesten mhd. Denkmäler, der Eaiserchronik,
^) R. V. 36: se gingen dl vor den konink etan.
Denscke Krön. f. C 3: do de tßinter vor was (^vorüber war").
R. V. 145: were he döt, dat were gut vor uns allen („für'').
Eomer 44b: den koren se vor enen afgod (»als, zum Abgott").
*) Im Mittel- and Nenniederländischen ist vöre voor („vor, für") die
selbständige Form des Adverbs, ver- die des proklitischen Präfixes.
.») Im Parz. 692, 30 hat hs. D: unltu für sten den kOnec Lot,
die jüngeren dg: ... . ver sten
Lachmann setzt danach fürstSn in den Text.
3*
36
sind ein paar Belege fttr /tir- Komposita überliefert, die sich
deutlich zu got. faw 1 stellen %
Echr. 17054: de» rU^ies craft sich do vur nam (ahd. mcA /tirtn^man).
17243: vil Uugel in dag half: daz riehe da vur traf („übertraf sie').
15653: cUao der diunidh Ludewidi erstarp unt äne erben vur wart
(bss. V M; virwart H).
Die Heidelberger hs. hat das vollere vur durch vir- ersetzt,
desgleichen in V. 12938 durch ver- (vur wirdest : verwirdest).
Die Handschriften unserer Denkmäler weichen in dem
Gebrauch der Formen bisweilen wesentlich voneinander ab.
Das ist begreiflich, da ihre Schreiber verschiedenen ^Mundarten
angehören. Die Form des Präfixes ver- ist mit ein Merkmal
zur Bestimmung der Herkunft, und die Herausgeber sollten
daher mehr Wert auf Vermerk der verschiedenen Formen legen
und nicht vir- oder vor-, wo sie vereinzelt erscheinen, als
Schreibfehler stillschweigend in ver- als Form der Schriftsprache
verbessern. Von einer mhd. Schrift- oder besser Dichtersprache
dürfen wir ja insofern reden, als gewisse Formen und Formeln
von einem zum andern übertragen und die stärksten mund-
artlichen Eigentümlichkeiten vermieden werden. Hierbei muss
*) Herbort von Fritzlar verwendet vwr- fttr Typen aller Art. Die Frage,
inwieweit md. vur etymologisch dem got. fawr 1 entspricht oder nur nm-
lautslose Form von ohd. tmr ist, ist kaum noch zu lösen. In den md. Denk-
mälern vertritt vur sehr selten die Ruhe; in der Bedeutung „für" kann
anderseits auch vor vorkommen (unter niederdeutschem Einfluss im Passional,
bei Nikolaus von Jeroschim und in der Livländischen Reimchronik). In den
obd. Denkmälern ist vur gewöhnlich fttr faur I und faur II ohne Unter-
schied durchgeftthrt.
Die alten Parzivalhandschriften D und G habe ich auf das Verhältnis
von fwr : für hin untersucht (nach Lachmanns Anmerkungen) und folgendes
Ergebnis erhalten : D schreibt 8 mal für = got. faur I und 1 mal ^ got.
faur II (317, 18), jenes öfters in der Form furz = fwr dae (85, 5. 227, 21.
466, 26). G schreibt 19 mal für = got. fawr I und 8 mal = got. fawr II,
sonst D wie G für. Lachmann hat für durchgeführt. Bisweilen vertreten
die hss. durch richtigen Gebrauch von fu/r : für verschiedene Auffassung des
Sinnes, so z.B. 408,9-10:
D durch strit si drungen gein der tür:
Gdwän stuont ze wer der für (Ruhe).
G durch strit si gierigen gein der tür:
Gdwän ^anch hin üb der für (Richtung).
In beiden hss. steht fwr jedenfalls viel häufiger := got. /aur I als = got. faur IL
87
ver- Normalform werden, denn Heinrich von Veldeke und
Hartmann von Aue, die dieser Dichtersprache den Stempel
aufdrücken, bedienen sich des ver- in ihrer niederf(änkischen
bzw. schwäbischen Mundart. Auch Wolfram und Gottfried ist
ver- von Hause aus geläufig.
Dass ver- auch in die md. Denkmäler eindringt, wird uns
daher nicht verwundem. Doch brechen daneben immer die
mundartlichen Formen durch, sind allerdings meist in der
Minderzahl.
Das Mitteldeutsche spaltet sich in der Behandlung des
Präfixes: das Westfränkische bevorzugt vir-, das Ostfränkische
ver-, das Ostmitteldeutsche neigt sich mit vor- zum Nieder-
deutschen hin.
In den rheinfränkischen und besonders den mittelfränkischen
Denkmälern ist vir- heimisch, nördlich und südlich davon herrscht
ver-. So waltet vir- in Athis und Prophilias (her. W. Grimm)
unbeschränkt*), im König Rother (her. H. Rückert) ist es weit-
aus am häufigsten^. In hochdeutschen Denkmälern kann vir-
für die Lokalisation der hss. wichtige Dienste leisten. Danach
lässt sich die Herkunft des zweiten Schreibers der Münchener
Parzivalhs. G (Lachmann) für den Mittel- oder Niederrhein
ansetzen. Sonst ist ver- in allen hss. einzige Form, nur in
G 452,30 — 653,6 zähle ich daneben 21 t;ir- Komposita. —
In der Heidelberger hs. der Kaiserchronik steht bisweilen vir-
neben ver-y in der Heidelberger Iweinhs. A ebenfalls"). Nicht
zufällig weisen diese Anzeichen nach dem Rheine hin.
Gehen wir weiter östlich, so finden wir im Ostfränkischen
ver- zu Hause (vgl. ahd.); es überwiegt im Thüringischen (Pas-
*) Einmal ist sogar vire- belegt:
A 110 : da sie sich virebindin.
-e ist wohl von vure- übertragen.
') Daneben oft ver-; vor- nur infolge von Assimilation in vorloren
(V. 1180) and vorhölne (V. 1931); einmal vur- etymologisch berechtigt
(= got. /auf jQ:
V. 334: du vurreditis umbe die bodescaf,
daneben auch die geschwächte Form verreden (V. 3611).
*) Doch weist A auch vereinzelt vor -Formen auf und neigt damit mehr
nach Nordosten.
38
sional her. Eöpke). Doch zeigt sich niederdeutscher Einfluss in
den dunklen vor- t;ur- Formen, die allerdings meist ihre etymo-
logische ^Berechtigung haben.
Im Eolonisationsgebiet des Nordostens endlich ist vor- als
Normalform heimisch, durchgeführt bei Nikolaus von Jeroschim^)
(her. Strehlke), viel häufiger als ver- in der Livländischen Reim-
chronik (her. Leo Meyer).
Neben diesen geschwächten Formen des proklitischen Prä-
fixes finden wir noch für /awr- Typen obd. vwr-, md. vwr-Formen
(bisweilen auch vor-^)^ die proklitisch sein können und sich
dann im Übergangsstadium zur Schwächung befinden.
Der Gebrauch der selbständigen Formen vor und vär ist
im mhd. nicht streng geregelt. Als Präpositionen verbinden
sich vor und vär mit Dat. und Acc, vor noch dem ursprüng-
lichen Zustande gemäss lieber mit dem Dat., viir lieber mit dem
Acc. Über die Bedeutung lässt sich im allgemeinen folgendes
sagen : vor (md. auch vore) wird gern in zeitlichem Sinne ver-
wandt, obd. bezeichnet vor in örtlicher Verwendung die Ruhe,
vür die Richtung (= got. /aw I) und „für" (= got faur II) \
md. vor vore vur vure sind in allen drei Bedeutungen vertreten.
Die mhd. Dichtersprache, wenn wir sie so bezeichnen wollen,
mit ver- als Normalform des proklitischen Präfixes führt nicht
in gerader Linie zu dem ver- unserer nhd. Schriftsprache.
Jene geht unter, und in der folgenden volkstümlichen Literatur
treten mundartliche Einzelformen an die Stelle von ver-. In
den md. Mundarten nimmt vor- den ersten Platz ein^).
Als Vorläufer der nhd. Schriftsprache verwendet die Prager
Kanzleisprache der Luxemburger vor- beschränkt neben ver-%
die österreichische Friedrichs III. und Maximilians ver- allein.
Die md. Drucksprachen gebrauchen vor- in viel ausgedehnterer
^) Nor die Danziger hs. schreibt öfters ver-,
') So im Passional 82, 31 vorbergen; 103, 34 vorwesen; 515, 3 vor-
treten; 6ß7,Si vorgrifen.
>) Die Breslauer Kanzleisprache hat am häufigsten voT', weniger ver-,
am seltensten vur-, dieses auch in Typen, die nicht auf faur zurückzufahren
sind; vgl. Arndt S. 41.
*) 7. Bahder S. 3.
39
Verwendung als die md. Denkmäler der mhd. Periode. So hat
Frankfurt a. M. in den ältesten Drucken var-^), die Mainzer
Drucksprache vir- und vor-*), die Leipziger häufig vor- neben
1^-^, die kursächsische Eanzlei schreibt noch um 1500 var-^).
Luther ist von Hause aus vor- geläufig, daneben für- in
/awr- Typen*). In den hss. der Predigten 1519-21 (Weimar.
Ausgabe IX 314 ff.) herrscht vor-^)^ in den deutschen Briefen
(her. De Wette) kommt ver- schon von 1519 an vor. 1523 wird
vor- selten und kommt 1534 zum letzten Male vor^.
Die obd. Druckorte von Luthers Schriften, Strassburg,
Augsburg, Nürnberg, haben naturgemäss von vornherein die
Form ver- durchgeführt^, die md. Halle, Leipzig, Erfurt, Jena
und Breslau^ schwanken zwischen ver- und vor-. Auf die
Wittenberger Drucksprache übt Luther seinen Einfluss aus.
Daher taucht in ihr 1521 neben dem bisher unangefochtenen
vor- hier und da ver- auf, 1523 hat ver- das Übergewicht, 1525
verdrängt es vor-. So bestrebt sich Luther aus seiner Schrift-
wie Drucksprache das niederdeutsche vor- auszurotten. Die
Bibelsprache weist ver- allein als Form des proklitischen Prä-
fixes auf.
») ebd. S. 45. «) ebd. S. 39.
») ebd. S. 52. *) ebd. S. 50.
*) für- schreibt Luther mit VorUebe in furwerfen (vgl. die ähnliche
Anschaaung in lat. prdido), z. B. in den Briefen (her. De Wette) 11 57, 2. 4
(17. Sept. 1521) and n 101, 19 (21. Nov. 1521). In den Drucken und Hand-
schriften der Weimarer Ausgabe ist mir furwerfen VI 206, 6 (1520) und YIU
213, 19 (1521) aufgefallen. Die Wittenberger Drucke (Melchior Lotther) von
1524/25 haben für dieses letzte verwerfen. Auch in fitrspred^en IX 657,24
(1521) ist fwr- etymologisch berechtigt.
') Aus den handschriftlichen Aufzeichnungen der Lutherschen Predigten
durch Poliander auf Luthers Gebrauch der Präfixe schliessen zu wollen, bleibt
wohl bedenklich. In ihnen taucht Anfang 1521 (Weim. IX 548 if.) platzlich
ver- neben dem bisherigen vor- auf und wechselt stark mit ihm, vgl. ebd.
564, 2 verlorerm : 554, 3 vorliren; 554, 16 vorstehen : 554, 23 v erstem;
556,26.28 vorwtmäem: 556,30 verwundert u. s. w. In den Predigtsamm-
longen von Rörer und Both (1523/24 Weim. XIV 92 ff.) herrscht wieder vor-,
') V. Bahder S. 59.
*) Wenn Sensenschmidt in Nürnberg im 16. Jh. zuweilen vor- druckt
(v. Bahder S. 33), so wird sein Korrektor jedenfalls md. Herkunft sein.
*) 8. vorige Seite Anm. 3.
40
So ist ver- darch Lather der nhd. Schriftsprache einver-
leibt worden. Doch haben die Mitteldeutschen dieses Zuge-
ständnis ans Oberdeutsche ungern angenommen und suchen ver-
in der Folgezeit wieder durch vor- zu ersetzen. Dagegen lehrt
der ffir die neue Einheitssprache wirkende Fabian Frangk in
seiner Orthographia 1531 seine md. Landsleute, dass sich in
Zusammensetzungen vor- in i;er- verwandle^). Um 1619 be-
klagt sich Scheräus in seiner Sprachen-Schule^): Jetzt brauchen
jhr viel nur die Sylbe Vor, als wenn kein Ver in der Deutschen
Sprache vnd auch kein vnterscheid zwischen dem Vor vnd Ver
wer, vnd sprechen Vorgeben Vergessen Vorlauffen Vorgangen . ."
Er will das proklitische ver- von dem betonten vor- auch durch
die äussere Form unterschieden wissen; wenn man vor- f&r
beide schreibt, so führt das zu Missverständnissen und geschieht
^nicht ohne gefahr vnd Verletzung des wörtleins Vor vnnd Ver,
wie diese wort klar ausweisen, das viel ein ander ding ist ein
Vorstand vnd Verstand". Ebenso bemerkt Werner in seiner
Orthographie ^ 1629, dass manche für ver- immer vor- schreiben.
Ein vereinzeltes vomichten gerät noch Martin Opitz in seinen
Poßmata 1625 (S. 104)*) unter die Feder. Doch er gerade be-
seitigt die veralteten dialektischen t'ormen zugunsten der
Lutherschen Sprache, und fortan ist ver- die einzige Form
des proklitischen Präfixes in der nhd. Schriftsprache. All-
mählich setzt sie sich auch in der hochdeutschen Umgangs-
sprache durch, und vor- lebt seitdem als betontes Präfix nur
in trennbarer Komposition^).
») V. Bahder S. 70. •) ebd. S. 64. ») ebd. S. 65.
*) Das mhd. hält noch die angeschwächte betonte Form des Präfixes
bisweilen im Nomen fest, während das Verbum die proklitische und ge-
schwächte aufweist (vgl. Lexer), z.B.:
versten: vür stand: vor stier,
/. , (vürspredie: vorspreche,
versprechen: { ' ^ , ^ a ,
" {vürsprache: vörspradie.
ver triten : vür träter : vor trit.
versähen: vür sehet: vorsehet.
Das nhd. gleicht nun aus, indem es zu vettteten einen vertriter, zu Vorsteher
ein vorstehen u. s. w. schafft.
41
Wenn sich die Mitteldeutschen über den Eindringling ver-
beklagen, so wehren sich die Oberdeutschen gegen die Über-
griffe des md. vor als Präposition. Die noch im höfischen mhd.
beobachtete Regel, vor zur Bezeichnung der Ruhe, für (vür vur)
znr Bezeichnung der Richtung und in der Bedeutung „pro'' zu ver-
wenden *), ist auch im obd. dieser Zeit verwildert. Wenn auch
vcir und/ür mit Dat. und Acc. verbunden und bei Ruhe wie Rich-
tung durcheinander gebraucht wird, so bleibt doch ,,pro^ dem/ür
allein vorbehalten. Nun aber dringt mit den md. Schriften um
1600 vor auch in der Bedeutung „pro^ ein und ruft Widerspruch
hervor. Der Baseler Rud. Sattler verlangt 1607 *) für in der
Bedeutung „pro**, vor in der Bedeutung ,,ante*', und dieses Ver-
hältnis setzt sich in der späteren Schriftsprache als Regel durch.
Luther hat noch eine Vorliebe für für (für) als Präposition
in allen Verwendungen^; vor braucht er gern in zeitlichem
Sinne, doch auch in der Bedeutung „pro**^). An den Umlaut
des für kann er sich schwerer gewöhnen als an die Einführung
von ver-. In trennbarer Verbalkomposition ist für bei ihm
sehr häufig.
In der Folgezeit tritt in für immer lebendiger die Be-
deutung „pro" hervor und drängt die Bezeichnung der Richtung
in ihm zurück, vor erweitert seine Funktion und bezeichnet
nunmehr Ruhe, Richtung und Zeit. Im Laufe des 17. Jahrh.
schwinden die /ür- Komposita^) und vor-Eomposita treten an
ihre Stelle. Wo wir einen deutlicheren Hinweis auf die Richtung
verlangen, helfen zusammengesetzte Adverbia wie voran^ voraus,
vorbei^ vorüber u. ä. aus. für hat in der heutigen Sprache un-
^) Die Behauptung der Weimarer Lutherausgabe (XII 258), dass vor
und für (für) in dieser Weise im allgemeinen noch in den Drucken der
Lntherschen Werke verteilt seien, ist nur in weiten Grenzen richtig. Wenig-
stens aber ist Überhaupt noch eine Verschiedenheit im Gebrauche von vor
und für bemerkbar.
«) V. Bahder S. 76. DWB. 4 I, 649.
■) für c. Gen., Dat., Acc, vgl. Franke S. 261.
*) Weim. IX 519, 31: voracht und vor nichts angesehen,
IX 704, 4: den gib tgu UoU vor mu^ und dich.
') vgl. noch mhd. (Lexer) vürbringen, vürgdn, vürileny vürkomen, vür-
laden, vürrinnen, vürschiesen, vüraenden^ vürsirecken, vuroam, vürvliegen,
vürujirden, vürgiehen. Über ihr Vorkommen im Frühnhd. s. DWB. 4 1,649 ff.
42
zweideutig die Vertretung von „pro* ^), dementsprechend halten
sich Komposita wie fürbüte, fürsarge^ /Ursprache, fürwahrf für"
wort. Bisweilen geht für- unmittelbar in ver- über *).
In der Sprache unserer Klassiker und der heutigen Schrift-
sprache ist vor- die Form des betonten und trennbaren, ver-
die des unbetonten und untrennbaren Präfixes.
Im englisch-friesischen Zweige schmilzt der Reichtum der
westgermanischen Präflxformen zusammen. Die Normalform
for reisst nach und nach Funktion ' und Bedeutung der übrigen
an sich, wie wir es ähnlich im as. Heliand festgestellt haben.
Das Altenglische kennt entsprechende Formen für got.
faur II und fair- gar nicht mehr *) und wenige Reste von got.
fra-: Es hat nur fare (= got. faura)^) und for (= got. faw I).
fare wird als vollere Form von for gefühlt und ist seltener als
dieses, beide werden ohne Funktions- und Bedeutungsunterschied
nebeneinander gebraucht. Als Präpositionen verbinden sie sich
mit dem Dat. oder Acc. in den Bedeutungen „ante, coram, prae,
^) Beste von für = got. faur I halten sich nur hier und da in ad-
verbialer Verwendung and sind uns unverständlich geworden, z. B. hinfür,
fürbass, für und für (Luth. Ps. 90: Herr GoU, du bist unser guflucht für und
für), schritt für sdiritt, tag füriag, für sich gehn (Goethe 1, 27: id^ ging im
wälde so für mich hin), für und wieder scheint ursprünglich = faur 1 zu
sein, vgl. Iw. 1126: done mchte der gast vür noch wider (,, weder vor noch
zurück"). Jetzt fassen wir dieses für als faur II (»pro*) auf.
*) Statt fürlid>j für gut u. ähnl. kommt früher auch die Schwächung
ver- vor (schon mhd.):
nhd. H. Sachs, Neudr. 26/27 S. 12: nembt von vns ver gut!
J. Paul 6, Vin: mit seiner stimme verlieb eu mhmen.
Wir schwanken zwischen fürlieb und vorUeb :
Goethe 7, 74: für diesemal nimm fürlicbl
Schiller 2, 64: so mus er mit heu vor lieb n^men.
') urgerm. *furi hätte aengl. *fyre'' ergeben müssen ; vgl. Job. Schmidt,
KZ. 26, 31.
*) Die ältere Form fora- ist noch erhalten in ein paar Interlinearglossen
der Benediktinerregel: fora-gledwUce: provide (R. Ben. interl. 3 neben fore-
gledwUce ebd.), fora-sceöwod beön: considerari (ß. Ben. interl. 64).
43
propter, per, secundum, juxta*^); als Präfix vertritt /öt- sämt-
liche got. Typen.
Eine /air- Type ist selten nachzuweisen:
Bd. 4, 4; S. 571, 17: dtet mynater 6ß gyt to dage EngUsce menn dar an
(ßipeodignysse hi forhabbaß: qnod yideücet monasteriom asqne
hodie ab Anglis tenetar incolis.
Eine faur IZ- Type vertritt for z. B. in
Ps. Spl. T. 57, 4: swä 8wä nadran deäfe, and fordemmende edran
heora: sicut aspidis sordae, et obtorantis aures snas.
In /attrJ- Typen, wo/or am Platze wäre, begegnet uns öfters /ore;
Ps. Spl. C. 88, 31: gyf rMwimys min M forecostigaf: si institias
meas profanaverint.
Auch auf /ra- Typen greift /ore über:
L. Ath. I 10: d(et heora anig on fore-gewitnyase sy: quod eoram
aliqnis in falso testimonio sit.
Als Intensivpartikel gehen /or-*) und /orc- nebeneinander her:
Bd. 3, 13; S. 538, 33: ic foraöß wät: yeram novi.
Ps. Th. 15,6: is min land nü foremdere, and me swpde unbleö:
bae^editas mea praeclara est mihi.
In der mittelenglischen Periode wird ein anderes for-
aus dem Französischen übernommen (altfranzös. for-, fors- aus
leit far%Sy foräs^. Es verschmilzt im Sprachbewusstsein mit
dem germanischen for und wird von ihm unverkennbar beein-
flusst. Spätere Bildungen wie forchase, forfeü, forfend ordnen
sich ohne weiteres den germanischen Bedeutungsgruppen ein.
nenengl. Chaloner Erasm. moriae enc. P. II a: manfMy forchasyng of
hir enemies (.verjagen^).
Ghaucer Pars. T. P. 199: and al this suffred Jhesu crist ßat
neuere forfeted („ verbrechen").
Shaks. I Hen. VI, V. IV 65: naw heauen forfend, the holy Maid
vfith Mld? (, verhüten«).
^) for nimmt auch den Instr. za sich, fore kann von seinem Kasus
getrennt werden.
*) Ob die Intensivpartikel for- got. fowr oder fra- entspricht, ist nicht
zn entscheiden. Für got. faur spricht der V^^echsel mit fore-, für got.
fra- die Sprachvergleicbnng : gr. nQoxaxog-, air. romär („sehr gross"), vgl.
Thnmeysen, KZ. 37, 59.
•) Murray 414 a.
44
Bisweilen bemächtigt sich das germanische Präfix romanischer
Stämme:
W. Tennant, Papistry StonnM (1827) 129: Hie atUor-folk . . Wi 'fldngs
fortravaiVd and forfaim („exhaasted with laboor").
Es ist eine Analogie nach mengl. for-stormed^ for-wdked und
anderen (vgl. nhd. verregnä).
In der heutigen englischen Schriftsprache sind die im mengl.
so tippig entfalteten for- und /orc- Komposita bis auf wenige
Beste verschwunden. Es lebt noch forbear (vgl. ahd. /Mriftäran),
forhid (got. faurbiudan), foreboä/ß (mhd. verboten) und forde, faredo
nebeneinander (as. fardon).
Die Überlieferung der altfriesischen Quellen*) weist
zwar eine Masse von Formen auf, doch haben sie nur dialek-
tische Bedeutung. Die etymologische Entsprechung wäre*)
got. faura = afries. fara far fora fore fori for
faur II = fore fori for
faur I = for (für)
fara verbindet sich in der Bedeutung „vor (coram), vorher"
mit dem Dat. und geht trennbare Komposition ein ; es erscheint
im RUstringer, Emsinger, Hunsingoer und Brokmer Dialekt.
Die apokopierte Form far ist einmal belegt:
E. 239,32: tkisse far ahrtwene seke (.vorgenamit').
Häufiger ist in derselben Bedeutung fore als Präposition, for
und fore als Präfix.
fora ist nur im Emsinger Dialekt belegt und zwar in der
Bedeutung „ftir" neben fore for, die auch in den übrigen Dia-
lekten erscheinen. Der Rttstringer hat seine eigene Form fori
dafür, seine Texte sind die ältesten auf uns gekommenen Ur-
kunden der friesischen Sprache. Kurz vor ihrer Überlieferungs-
zeit sind im afries. die Endungsvokale -e und -i in schwach-
tonigen Silben, wo sie unmittelbar nach kurzer Wurzelsilbe
standen, in -i zusammengefallen^). Die spätere Sprache gibt
diese Neuerung wieder auf.
>) Ich lege Y. Richthofens V^^örterbach zogmnde.
') Entsprechangen von got. fair- und fra- fehlen auch hier.
•) Axel Kock in PBrB. 29, 179 ff.
46
Auch im Friesischen sehen wir die vollere, dem got. fa^M' II
entsprechende Form in das Gebiet der faur I entsprechenden
fibergreifen. Das zeigen nns die Rttstringer Texte.
R. 35, 6: hwefrsa en wif miih werde fori hrangath, thet , . . (»vor-
bringen, dartan**).
R. 117,8: ief hi forifelle and kinder Irfde („verfaUen, sterben').
R. 542, 11: ac werth M fori flechtoch (vgl. nhd. suA verflüchtigen).
Das proklitische Präfix zeigt weitaus am häufigsten die
Form for-, die sehr dumpf als für- gesprochen worden sein
muss. Denn in unserer Überlieferung erscheint sie häufig als
ttr- mit „er-" und „über-" Kompositis verwechselt. Die Mög-
lichkeit liegt ja nahe. Wahrscheinlich war in den Vorlagen
neben vu' die Abkürzung w' v' üblich, die sowohl mit uur {tor)
als vur aufgelöst werden konnte:
- . . "; - '^ ^ - I Abkürzungen der Vorlage
*for für > *uur > ur } ^ , , ^
*uz > ur )
Diese Abkürzung der Vorlage ist von den Schreibern oft
missverstanden worden ^). „Über-" und „ver-* Bildungen einer-
seits, „^r-" und „ver-" Bildungen anderseits berühren sich ja
in der Bedeutung (vgl. nhd. übermüden : verwinäeny übergeben :
vergeben; ersterben : versterben, erdienen : verdienen) und mögen
dadurch die Verwechselung begünstigt haben. So belegen die
friesischen Quellen nebeneinander fordrega : ttrdrega : ovirdrega
in der Bedeutung „vertragen, Vertrag schliessen, übereinkommen"
and foridda : urielda : ovirielda „zahlen, übergeben, vergelten" *).
Neben einer Beihe von tir- Belegen stehen dieselben Belege mit
oim--, neben einer zweiten dieselben mit for-. Die drei Arten
Komposita durchgängig zu scheiden ist schon wegen der Be-
deutungsberfihrung nicht möglich, selbst wo man die verwandten
Sprachen vergleichsweise heranziehen kann.
Der Zusammenfall ist wahi^cheinlich nur den Schreibern
zur Last zu legen. Denn in den besten hss., wozu die
Büstringer Texte gehören, scheiden sie die Formen am ge-
nauesten, in den übrigen werfen sie sie mehr oder weniger
>) Siebs in Pauls Qrundriss I ' 1268.
') Y. Richthof en 750 b, Ulla, 1112 b.
46
durcheinander. Dass der Zusammenfall wohl in der gesprochenen
Sprache nie stattgefunden hat, beweist die strenge Scheidung
von ür- und for- im Neufriesischen *).
Ganz deutlich haben wir es mit einem Versehen zu tun,
wenn sogar die Präposition /or- = „für" in der Form ur belegt ist.
B. 170,31. 171,19: and holde thene mon f<f mne fenazena („halte
den Mann für einen Gefangenen').
W. 422, 32: end ma dat naet ur weer toeet (»nnd man das nicht als
wahr weiss*).
Die im Westerlauwerschen Dialekt belegte Form foer-
(W. 43, 27) erinnert an ein Neu-Syltisches /da- mit reduziertem
-r *). Auch die eigentümliche Form fier- (S. 502, 29) erscheint
nur im Westerlauwerschen, sie ist wohl an ver- anzuschliessen.
ver- ist ausserdem in Emsinger und Hunsingoer Texten belegt
und jedenfalls aus niederländischen Mundarten eingedrungen.
Dafür spricht schon die auffällige Schreibart mit t;-, während
die friesischen Formen /- zeigen.
So hat uns das Altfriesische für etymologische Zwecke
wenig zu bieten, wir nehmen nur viele dialektische Einzel-
heiten wahr.
Ähnlich weist das Nordgermanische zwar eine Fülle von
Formen auf, aber sie verdanken ihr Dasein meist nordischer
Sonderentwicklung. Ich berücksichtige das Altisländische als
Vertreter des Westnordischen und das Altschwedische als Ver-
treter des Ostnordischen.
Die dem got. fra- und fair- entsprechenden Formen sind,
wie im Englisch -Friesischen, so auch im Nordischen unter-
gegangen, got. faur II ist hier durch fyri (aisl. fyri, anorw.
fyri, fyre, fire^, aschwed. fyri, firi^)) vertreten und von for
= got. faur I geschieden *). Daneben tritt die komparativische
>) Siebs in Panls Grandriss I ' 1268.
>) Siebs a. a. 0. 1409.
') y > • durch regressiven t-Umlant. Noreen II § 101 anm. 2.
*) Allerdings kann fyri auch aus fyrir fyriB entstanden sein , doch
kommen wir sehr gut ohne diese Annahme aus ; Noreen II § 320 anm. 3 ;
§ 321 anm. 2. Nach Joh. Schmidt, KZ. 26, 32 ist got. fawr = anord. fwr
und dieses durch Mischung mit dem Komparativ fyrr in den Umlaut hinein-
47
Weiterbildung /yrir()fnr>, zunächst als Adverb, dann Präposition,
im Isländischen auch als Präfix gebräuchlich, fyrvr zieht auch
/or in den Umlaut hinein (aisl. /yr, aschwed. /yr, /er^). Dem
got. fawa entspricht aschwed. /orc, /on, f&n\
Als Adverbia bezeichnen dieselben Formen „vor*^ in Ruhe
wie Richtung und „fQr^ ohne Unterschied, aisl. '/yr brauchen
die Skalden ursprünglich noch als proklitisches Präfix und Prä-
position, fyrer als Adverb und Postposition'), /yr verbindet
sich mit Dat. und Acc. als „vor, bei, vorher, vorbei, durch, für,
wegen^, fyrir hat dieselben Bedeutungen, fyr dient zur Be-
zeichnung der Richtung in fyr austany fyr vestan („ost-, west-
wärts")'). Später dringt fyrer auch in die Präflxkomposition
ein, und wir finden im jüngeren Isländischen fyrir- neben /or-
Bildungen ohne Unterschied^). Ein neues Mittel, die Bedeutungen
zu scheiden, aber schafft sich diese Sprache selbst, indem sie
in Vor- oder Nachstellung des Adverbs entgegengesetzten Sinn
hineinlegt, so z. B.^):
fyrir-koma („to destroy") : Jcoma fyrir („to arrange")
fyrir-maila („to curse") : meela fyrir („to speak for").
Im Altschwedischen verbinden sichßri^fyriy fyrir, firi(r),
f(9riyfori,faryfyr,f0r in der Bedeutung „um — willen** mit dem
Gen. oder Acc, als „für, vor" mit dem Acc. oder Dat., je nach-
dem sie einen Richtungshinweis enthalten oder nicht ^).
Die meisten mit dem Präfix for- = „ver-** zusammen-
gesetzten Bildungen tragen den Ton auf dem Stammworte,
nicht die mit /or- = „vor"®).
Normalform des proklitischen Präfixes in den jüngeren
nordischen Sprachen ist for- (fer-).
gezogen worden, wodurch fyr entsteht. Das trifft für got. faut I, nicht
fflr faur II zu.
*) aschwed. fyr > fer Noreen II § 116 u. 473.
*) Noreen n § 142 anm. 10; § 471, 3 n. 4. Über den Wandel von aus-
lautendem -« > -• B. Axel Eock, PBrB. 29, 187.
*) Gering 302 ff. Die spätere Yerwirrung beginnt bei ihnen erst in
bescheidenem Masse, vgl. Sievers, PBrB. 6, 486.
*) Cleasby-Vigfusson 182 b ff.
») Noreen U § 442--446.
•) Noreen § 57 I A 1 a.
48
Damit ist die Lautgeschichte des Präfixes abgeschlossen,
and wir können folgendes Ergebnis aufstellen:
1) Dem nhd. Präfix ver- liegen vier vorgermanische Formen
zugrunde : *pr *prr(i) *per(%) *prö. Von den ersten beiden
leitet auch nhd. für seinen Ursprung her. nhd. vor geht
auf eine besondere Form (*prrä oder prrat) zurück.
2) Im Ostgermanischen fallen *pr und *prr(i) in eine Form
(got. faur) zusammen, im Nordgermanischen bleiben sie
gesondert (for — fyri)- Im Westgermanischen sind sie
ursprünglich geschieden. Sie vermischen sich bald lautlich
im Deutschen, und in der nhd. Schriftsprache siegt die
*PP'(i) entsprechende Form (für). Im englisch -friesischen
Zweige ist *pir(i) nicht nachweisbar.
Normalform des proklitischen Präfixes wird *pr im
Nordgeimanischen, Englisch-Friesischen und Niederdeut-
schen (ausser dem Holländischen).
3) *prö ist — von spärlichen Resten abgesehen — ausser
dem Ostgermanischen nur im Hochdeutschen und Hollän-
dischen vertreten und wird hier Normalform des pro-
klitischen Präfixes.
4) *per(i) erscheint nach d6m Ostgermanischen nur noch als
dialektische Form im älteren Hochdeutsch.
III.
Die Bedeutungsentwicklung in der ver-
Komposition.
Von der Lautgeschichte des Präfixes wenden wir uns nun-
mehr zur Bedeutungsgeschichte. Hierbei lege ich das Deutsche
zugrunde, da sich die ver- Komposition im Deutschen weitaus
am üppigsten entwickelt und die Überlieferung am reichsten
ist. Im nächsten Abschnitt soll dann die Stellung und Ver-
breitung der ver- Komposition in allen germanischen Mundarten
betrachtet werden.
49
Der vorliegende Abschnitt bietet recht erhebliche metho-
dische Schwierigkeiten. Wir wollen verfolgen, wie in den
verschiedenen Zeiten der Spracheutwicklnng die t;er- Komposition
von den bescheidenen Anfängen, die wir im Gotischen nach-
gewiesen haben (Abschnitt I), zu dem schier unübersehbaren
Prachtbau heranwächst, wie er sich uns im Mittel- und Neu-
hochdeutschen bietet. Das Material fliesst zwar reichlich, aber
die Entwicklung streng chronologisch festzustellen ist trotzdem
nicht möglich. Die Überlieferung hängt von vielen Zufällen
ab, das Material ist ungleichmässig und muss benutzt werden,
woher es auch kommt. Von dem inneren Wachstum der Sprache,
von ihrer Weiterbildung im Übergange von Individuum zu Indi-
viduum und den dabei sich neu anspinnenden Beziehungen und
Assoziationen, von dem Entwicklungsprinzip der Analogie gibt
es uns nur ein dürftiges Bild, in dem durch eine Laune des
Zufalls vielleicht gerade die wichtigsten Züge fehlen. Da muss
der verknüpfende Geist und die ordnende Hand eingreifen;
freilich ist für das so Gewonnene keine apodiktische Gewissheit
zu erbringen. Aber wir verlangen einen Überblick, irgend ein
Einteilungsprinzip, mag es auch etwas Künstliches haben und
den üppig quillenden Strom der sprachlichen Bildungen in ein
zu enges Bette zwängen. Da wir nicht all die mannigfachen
Beziehungen^ zu fassen und zu erkennen vermögen, müssen wir
wenigstens die hervorstechendsten Züge herauszuheben suchen.
Nach einem kurzen Überblick über die wissenschaftliche
Behandlung der t7cr- Komposition wollen wir unsere Gesichts-
punkte darlegen und die Grundtypen besprechen, ferner
Gruppen- und Wortbildung sowie den Einfluss der Rektion
auf die Bedeutungsentwicklung behandeln. Die Entwicklung
über das ahd., as., mnd., mhd. zum nhd. an der Hauptmasse
der Verbalkomposita in Bedeutungsgruppen zu verfolgen und
den Wortschatz der jetzigen Umgangsprache, der lebenden
Mundarten, Berufs- und Genossenschaftsprachen vorzuführen,
wie es meine Absicht war, erlaubt leider der Rahmen der
Arbeit nicht. Doch sollen die wichtigsten Bildungen besprochen
werden. Nominalformen werden nur berücksichtigt, soweit
sie Rückschlüsse auf die ihnen zugrundeliegenden Verbal-
bildungen gestatten oder an sich besonderes Interesse erheischen.
Leopold, Die VonUbe ver- ^
60
Da die «?cr- Komposita so vieldeutig sind, haben sie be-
sonders die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und sind ver-
schiedentlich behandelt worden. Wie sie zu den sich oft wider-
sprechenden Bedeutungen kommen, ist indessen nie völlig
geklärt worden, und man ist meist über äusserliche, mehr oder
minder berechtigte Zusammenstellung nach Bedeutungsgruppen
nicht hinausgekommen. Ich führe von früheren die immerhin
bemerkenswerten Versuche von Johannes Clauberg 1663 und
Johann Georg Wächter 1727 an. Jener forscht in seiner
„Ars Etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata . .*
p. lOflf. unter anderem nach der Herkunft des Wortes vemunft
und gibt im Anschluss daran eine Übersicht über die ver-
schiedene Bedeutung der ver- Komposita in zwölf Bedeutungs-
gruppen ^). Die Art der Einteilung ist sehr ungleich; es fällt
') Danach bezeichnet ver-
1. „consumtionem et perditionem" : verspielen, -doppeln, -karten, -banketieren,
'fressen, -schlemmen, -schwelgen, -sauffen, -trincken, -zechen, -brassen,
-buhlen, -scherteen, -dürsten, -bakken, -brennen, -tuhn, -legen, -toünschen,
-schweren, -maledeyen.
2. „intensionem, augmentum et exceBSom, saepe vitiosam" : veressen {fressen),
-messen, -leugnen, -jagen, -treiben, -bannen, -folgen, -eweifelen, -zagen,
'tragen, -sdltzen, -pfefferen; sich verschlafen.
3. a äuget darationem'' : verharren, -bleiben.
4. „perfectionem actionis et consummationem" : verridUen, -suchen, -meiden,
•hühten, -trauen, -geben, -leihen, -ehren, -dienen, -binden, -nehmen, -schiessen,
■hiMen, -decken, -tilgen,
5. gContrariom'^ : verachten, -kiesen, -werden, -leumbden, -sagen (: znsagen),
-bieten (: gebieten), -lernen (: erlernen).
6. „actionem, qua quis a se rem transfert ad aliam^: verkauffen, -heuren,
•mieten, -pachten, -jagen, -heirahten.
7. „commutationem seu permutationem'^ : verhausen, die hosen versohlen (!),
-dolmetschen, -weisen (relegare), zinn . . vergiessen lassen, -bilden, -setzen,
-legen, -pßantzen.
8. „translationem vel transitum ab ano termino ad aliam diversi generis'^ :
verdeutschen, -lateinen, -armen, -alten, -nichtigen, -ehlichen, -dunckelen,
-finsteren, -fälschen.
9. , conversionem in id quod adjuncta voce notatur^: verstokken, -steinen,
-götten, -geisten, -moderen, -kinden, -unttiben, -hänsen (inaagarari societati,
zam bansen machen), -kätzeren.
10. „onius corporis ad superficiem alterias accessam^: vergulden, -silberen,
-Zinnen.
11. „errorem et pravitatem": verbrechen, -machen, -sehen, -sprechen, -reden,
51
auf, dass er so uinfangi^eiche Gruppen wie die Verba versperren,
verbinden übersehen hat, von einzelnen Sonderbildungen ganz
zu schweigen. Er versucht gar nicht zu erklären, wie diese
sich oft widersprechenden Bedeutungen zustande gekommen sein
könnten. Dagegen weiss er die Verwandtschaft von ver- mit
lat. per- gr. Ttegi- zur Deutung der deutschen Komposita gut
auszunutzen, weist auf den Wechsel von ver- : er- in den selben
Verben hin und erkennt, dass in vernehmen, vemunft der ver-
stärkende Sinn von nehmen auf geistige Beziehungen übertragen
ist. In den „verbis Latinobarbaris " forjadicare, forbannire,
forbannitits und französ. forfaire, forfait, forconseiller, forvoyer
will er eher die ältere Form for- des deutschen ver- als ein
Ht foris erkennen^).
Ganz kurz bespricht Wächter das Präfix ver- in den
„Prolegomena de particulis Germanorum** zu seinem Glossarium
(1727) p. 43f. Er führt es auf got. /ra-, aengl. /or-, fränk.
alem. far- zurück und lässt noch mehr als Clauberg den ver-
neinenden und verschlechternden Sinn des ver- hervortreten.
Im übrigen bedeutet diese Bearbeitung des 18. Jahrhunderts
gegen die des 17. eher einen Rückschritt als Fortschritt.
Frisch (wb. 399 a, b) will alle Bedeutungen der ver-Kom-
posita aus der des Aufhörens, Endigens erklären. Adelung
-hallen, -hut^tabieren , -schreiben, -rechnen, -gehen; sich verreiten, ver-
fahren; den fasz vertretten, die band verstauchen, das glid verrenken]
-führen, -leiten, -k^ren, -drohen, -stellen, -hangen; -ziehen, -zärtelen,
-wehnen; -säumen, -schlaeffen; sich verdencken, -gissen; -rahten, -schweren;
sich vermessen, -liauen, -schneiden, -stossen.
12. „adjicitar interdam verbis . . . distinctionis causa'': vermehren, -wechselen,
-toandelen; -fechten, -Uhdigen, -antworten, -weeren (aliqaid fit adversus
alium); -treten, -bitten (aliquid fit pro alio); verpfänden (est zum
pfand setzen, oppignerare); verzinsen, -zollen (zinse oder zoll davon
geben).
Was Clanberg nicht unterbringen kann, zwängt er in diese letzte Gruppe, so
verschieden es im einzelnen sein mag.
*) Wir haben das französ. for- beim Mittelenglischen (S. 43 f.) be-
sprochen und festgestellt, dass es sich ganz ähnlich wie das germ. for- ent-
wickelt und von diesem beeinflusst wird. Wenn wir in der Gesetzessprache
des mittelalterlichen Latein dem forjudicare ein lat. Präfix foris oder foras,
dem forbannire ein germ. /or- (faur- 1) zuweisen, so sind beide doch zweifellos
als einheitlich gefühlt worden und haben sich verschmolzen.
4*
62
behandelt in seinem „Umständlichen Lehrgebäude der Deutschen
Sprache^ I 733 f. ver- in der Bedeutung „weg", zur Bezeich-
nung des Verschliessens und Verbindens, als Intensiv- und
Denominativpartikel. Damit trifft er so ziemlich die vier
Hauptfunktionen von ver- und erkennt auch seine Verwandt-
schaft mit fort und für. Auffällig ist, dass er den tadelnden
und vernichtenden Sinn nicht mehr hervorhebt.
Jakob Ürimm ist der erste, der die etymologischen Grund-
lagen des Präfixes feststellt und dadurch zu sichereren Schlfissen
gelangt (d. gr. II 850—861). Immerhin laufen ihm einige Irr-
tümer unter. Er meint, faur- fair- fra- hielten sich unver-
mischt, und man könnte, wenn nicht die Überlieferung zu
mangelhaft wäre, die nhd. ver- Komposita mit Sicherheit einer
oder der ajideren von den Typen zuweisen. Seine Einteilung der
Bedeutungsgruppen ^) ist etwas willkürlich, so reich ausgebaute
Gruppen wie die Verba verbinden und verwanddn verlangen be-
sonders angesetzt zu werden. Bei der Denominativbildung aus
Substantiven soll die Verwandlung in den Stoff oder das Über-
ziehen mit dem Stoffe (vergolden 859 f.) ausgedrückt werden.
Dass die Partikel aus Adjektiven Intransitiva mit dem Begriff
des Werdens schaffen könne, bezweifelt er, weil ver- gerade
das verwerden (860) ausdrücke*). In beiden Fällen zieht er zu
enge Grenzen. Transitive Adjektivkomposita wie verbessern^
verbittern u. a. (ebd.) sollen den Begriff der Verwandlung be-
zeichnen. Im übrigen weiss er sich das widerspruchsvolle
Nebeneinander von verehren und verachten auch nicht recht zu
erklären.
^) ver- bezeichnet danach
1. das dem einfachen Verb Entgegenstehende, Verlast, Verderben.
2. zuviel oder zulsoige {über-mässig).
3. Ende, Ausgang, Vollbring^ng, volle Verwendung. Der Begriff liegt schon
im einfachen Verb und wird von der Partikel nur hervorgehoben.
4. ab, weg, fort, dahin.
6. Die Bedeutung re-
6. Die Partikel ist bedeutungslos, das Kompositum hat den Sinn des Simplex.
7. zutun, bedecken, in den Weg stellen.
8. Der Begriff erleidet gelinde Intension. Hierher will er adjektivische
Partizipia wie verbuhlt, verJiasst, verliebt ziehen.
*) Ein ähnliches Bedenken von Streitberg, PBrB. 15, 92, haben wir
5. 21 zu entkräften gesucht.
53
Das im DWB. XII 51—57 über die t;er- Komposition
Gesagte schliesst sich an Grimm an und bringt wenig neue
Gesichtspunkte. Dass ver- mitunter eine Schwächung der
Präposition vor sei (ebd. S. 56), stimmt nicht ganz ^), enthält aber
den richtigen Gedanken, dass ver- und vor- zusammenhängen.
Die etymologischen Grundformen des Präfixes sind falsch an-
gesetzt (germ. far- fir- für- fror ebd. S. 51), die Gruppenein-
teilung lässt die etymologischen Gesichtspunkte ausser acht.
Herausheben möchte ich die Bemerkung (ebd. S. 59), dass t^-
sich zwar meist an Substantiven und Adjektiven findet, die aus
den schon zusammengesetzten Verben abgeleitet sind, dass aber
auch Substantivbildungen neben oder in engem Anschluss an
das Verbum vorkommen (vgl. auch Abschnitt I dies. Abh. S. 17
Anm. 1—3).
Erst Wilmanns (gr. «11 129 ff., 158 ff.) hat mit seiner Dar-
stellung der Partikelkomposition Bahn gebrochen. Er sucht
die Spuren der drei got. Grundtypen faur- fair- fra- an Bei-
spielen bis in die nhd. Zeit vorsichtig zu verfolgen, ohne zu
verkennen, dass die jüngeren Bildungen nicht sicher der einen
oder anderen Grundtype zuzuweisen, sondern aus mannigfach
sich kreuzenden Einflüssen entstanden sind. Die Grundtypen
haben sich in den einzelnen Bedeutungszweigen, die sie in der
Komposition entwickeln, einander genähert, sich verschmolzen
und nach den so entstehenden Bedeutungsgruppen analogische
Neubildungen hervorgerufen. Im einzelnen befriedigt die Ein-
teilung^ aber auch bei Wilmanns nicht, so wenn er die Gruppe
^) got. faura kann doch nicht in fawr übergebn ! ver- steht vielmehr
im Wechsel mit für ifaur), daher die Schwächungen verbei, vergtU^ verlianden,
verlangst, verheb, verwahr statt fürbei, fürgut ... im älteren nhd. Im jüngeren
nhd. ist fürbei . . . wiederum in vorbei, vorhanden, vorlängst, vorlieb über-
gegangen (ebd. S. 56 f.).
^ Nach den got. Belegen scheidet er
faur: a) in rein örtlicher Bedentang unserem nVor'' entsprechend,
b) in der Bedeutung „vorbei^,
c) weniger selbständig in den Verben abwehren, hindern, decken.
fror\ a) »fort" in den Verben der Bewegung,
b) bei loisen, geben, nehmen,
c) verachten, verfluchen und andere Verba, die eine feindselige, üble
Gesinnung bekunden,
d) versehrenj verderben, vernichten (Trans, und Intrans.),
54
der Verba verbinderiy -einigen, -mischen der Type fra- zuweist als
„Tätigkeiten, durch die das Objekt oft seine Selbständigkeit
verliert" ^). Bildungen wie verbünden, verloben, verpflichten, ver-
sprechen, verschnüren, verankern lassen sich mit Sicherheit auf
faur- zurückführen, ebenso verbieten „vor Gericht laden", versetzen
„ersetzen, erstatten", sich versehen „erwarten" u. a. Einige
undurchsichtige Bildungen wie verdienen, sich verrechnen „Rech-
nung ablegen", verstehn, vertrauen, versuchen weist er richtig der
Type fair- zu. Bei anderen schwankt er und ordnet z. B. ahd.
farfaran „transire" xmi^v faur-, firfaran „perire" unter /ro- ein
(159, 162).
Die vorliegende Darstellung schliesst sich an Wilmanns
an. Sie hat versucht eine sichere etymologische Grundlage zu
gewinnen und das Verhältnis von ver- zm für und vor klarzu-
stellen (Abschnitt I— II), um nun darauf fussend den Beitrag
der Grundtypen zur Bedeutungsentwicklung zu ermitteln. Diese
Aufgabe ist nicht ganz einfach bei der unübersehbaren Masse
der wr- Komposita, Wilmanns hat sie nicht einmal bei einer
beschränkten Anzahl durchführen können. Da die einzelnen
Typen schon früh lautlich verschmelzen und in der Komposition
bald hier, bald dort diesielbe Bedeutung entwickeln, so gewährt
uns weder Form noch Bedeutung sichere Anhaltspunkte, um in
den einzelnen Bildungen die Grund typen zu erkennen. Die
Bedeutungsgruppen setzen sich schon im Gotischen aus Bil-
dungen verschiedener Herkunft zusammen {fawrqipan — fraqipan
S. 12 f. ; frawaurlgan — fairweHjan S. 23), auch in der Komposition
e) „fort vom rechten Wege", sinnlich and übertragen,
f) „fort (zeitlich), dauernd".
fair- hat keine bestimmte sinnliche Bedeutung mehr, scheint vielmehr auf
Ziel und Abschluss der Tätigkeit hinzuweisen oder den Verbal-
begriff stärker hervorzuheben.
Auf Grund der deutschen Belege (ahd., mhd., nhd.) kommen zu faur- hinzu
die Gruppen verbieten, versagen und schützen, sorgen; zu fra- die auf das
Übermass hinweisenden und das Erlöschen der Tätigkeit bezeichnenden Verba.
Die Gruppe verzehren, verderben, vernichten baut die besonderen Bedeutungs-
zweige hinbringen, durchbringen, sich bringen um etwas und verarbeiten^ ver-
tuenden aus.
*) Soll die Sprache — oder die sie fortbildenden Individuen — diese
logische Betrachtung auch anstellen?
mit derselben Grundtype (frakugan, fraweitcm^ frawrikan^ fra-
wrohjan — frakunnan^ frawa/rdjan, frawaurkjan S. 17 f.). Denn
bei jedem Kompositum kommen die Bedeutung des einfachen
Verbs oder Stammwortes, die des Präfixes und nicht zum
wenigsten die eigenartigen Beziehungen in Betracht, die sich
zwischen beiden anspinnen. Diese setzen meist die schon fest
gewordene und häufig im Sinn verschobene Bedeutung einheit-
lich gefühlter Komposita voraus (vgl. oben S. 1 f.). Indem solche
Komposita wieder ihrerseits das Muster zu analogischen Neu-
bildungen abgeben, spinnt sich ein Netz von verwickelten Be-
ziehungen weiter, in deren letzten Ausläufern man vergeb-
lich eine der Grundtypen suchen wollte. Und nicht genug
damit. Ein ähnliches Verhältnis wie zwischen den Grund-
typen von ver- findet auch zwischen lautlich verschiedenen,
trennbaren und untrennbaren, Präfixen statt. Sie heften sich
an dasselbe Stammwort, berühren sich in der Bedeutung, wett-
eifern in der Verwendung, verbinden sich^) oder verdrängen
einander, wechselnd in den verschiedenen Sprachperioden und
Mundarten. „Der Gebrauch der Simplizia wird durch die Aus-
bildung der Komposita, und die eine Art von Kompositis durch,
die andere bestimmt** (Wilmanns II 129). Wer daher ein
Präfix behandeln will, darf die anderen nicht ausser acht lassen,
sondern muss sie vergleichend heranziehen.
So ist es eigentlich verlorene Liebesmüh, den reichen
Schatz unserer Sprache an ver- Bildungen auf die einzelnen
Grundtypen zurückführen zu wollen, und es erscheint als das
Nächstliegende, das ganze Material ohne Bücksicht auf Herkunft
in Bedeutungsgruppen vorzuführen. Indessen würden wir damit
den anziehendsten Teil der Untersuchung, den Anteil der ein-
zelnen Grundtypen an der Entwicklung, übergehn. Also wollen
wir hier die erste Entfaltung der einzelnen Typen an charak-
teristischen Bildungen darlegen, die Berührungspunkte an ver-
schiedenen Zweigen aufdecken, die Hauptfäden der verwickelten
Beziehungen entwirren und dann die Zusammensetzung der Be-
deutungsgruppen untersuchen.
Vorher aber noch ein Wort über unsere Hilfsmittel. Wenn
*) Dahin gehören got. faurafaursruwan, faurbigaggan, faurbisniwan (S. 8).
56
sich auch in Laatform und Bedeutung die Orundtypen ver-
mischt haben, so gewährt uns doch beides einige Fingerzeige
fttr die Zuordnung der jüngeren Bildungen zur einen oder
anderen Qrundtype. So zeugen für /aur- Bildungen die ahd.
fu^^ mhd. tH#r- vwr-, nhd./ür- (vor-) Komposita, die hier und da
neben den geschwächten Formen belegt sind (S.26f., 28 f., 35 f.,
41)» Da sie teils noch in loser, teils schon in fester Kompo-
sition vorkommen, so haben wir bisweilen die drei Entwick-
lungstufen vor Augen, welche die Partikel von ihrer selb-
ständigen Verwendung bis zur völligen Verschweissung mit dem
Verb durchmacht. Freilich ist dieses Merkmal nicht unbedingt
zuverlässig, da höchstwahrscheinlich ahd. firir (: got. faW-)
in den seltenen Fällen, wo es ungeschwächt vorkommt, sich
lautlich an fwrir angeschlossen hat (vgl. füncüe S. 15 Anm.).
Für die /ra- Typen, wo wir fast jedes lautlichen Fingerzeiges
entbehren, bieten uns dafür die got. Belege eine um so sicherere
Grundlage. Auch haben die /ra-Typen am wenigsten ihre Bedeu-
tung verschleiert. FBr Denominativbildung und Perfektivierung
kommen sie in erster Linie in Betracht (S. 20 f.). Bei den
/air-Typen sind wir am meisten auf Vermutungen angewiesen,
da sie spärlich vertreten und am wenigsten durchsichtig
sind. Indessen unterstützt uns hier das reiche Material
der Sprachvergleichung. Am ausgiebigsten aber verwenden
wir daneben bei allen Typen andere Präfixkomposita, besonders
ungeschwächte, deren sinnliche Bedeutung uns noch lebendig
ist, wo wir sie bei den entsprechenden t7er-Eompositis nicht
mehr durchschauen (vgl. S. 2 f. vorlesen : verlesen^ vorschreiben :
verschreiben u. ähnl).
Von anderen Präfixen sind vornehmlich he- und er- behandelt
worden^). Beide Arbeiten berücksichtigen nur die mhd. und
nhd. Verbalkomposition. Hittmair (Die Partikel he-) will eine
chronologische Übersicht über die einzelnen Bildungen geben,
verfolgt Entstehung, Blühen und Absterben der Bedeutungs-
') A. Hittmair, Die Partikel he- in der mhd. u. nhd. Verbalkomposition,
Wien 1882. Th. Jakob, Das Präfix er- in der transitiven mhd. u. nhd. Verbal-
komposition, Progr. Döbeln 1900. Die Partikel ge- scheidet für ans wegen
ihres ansinnlichen Charakters von vornherein aas.
57
gruppen and untersucht die Bildungsprinzipien in oft anregender
Weise. Was er nebenbei von ver- behauptet, ist nicht immer
zutreffend*). Jakob (Das Präfix er-) bleibt hinter Hittmair
wesentlich zurück und bringt es über eine äusserliche Ein-
ordnung des Stoffes nicht hinaus. Indessen wird uns das in
beiden Arbeiten zusammengetragene Material bei der Ver-
gleichung nützlich sein, he- nähert sich in der Verwendung
den Typen fair- und fawr- II, er- den Typen fra- und fam- I,
so dass sie sich gewissermassen ergänzen. Doch entwickeln
be- und er-, obwohl sie nur von einer Grundform stammen,
so verschiedenartige Bedeutungszweige, dass schon jedes einzeln
mit ver- konkurrieren kann: eine Mahnung für uns, die Viel-
deutigkeit von ver- in der Komposition nicht allein aus der
vierfachen Wurzel herzuleiten. Wir werden sie bei den
einzelnen Bildungen zunächst aus einer einzelnen Wurzel zu
begreifen suchen, dann erst Bildungen verschiedener Wurzeln
nebeneinanderstellen und daraus ihre Berührungspunkte und
^) Dass ver- nicht instramentalen Charakter hat, ist ein Irrtam; von
einem Herabsinken seiner Individnalität bis zur vollen Bedeutungslosigkeit
kann ebensowenig die Hede sein (S. 113)^ Allerdings behauptet der Verfasser,
auch be- komme die instrumentale Bedeutung nicht zu (S. 116). Von vorn-
herein verfehlt ist, die sinnliche Bedeutung von be- aus der später speziali-
sierten von bei abzuleiten und etwa bekommen als „beikommen'', beathUeasen
als „beischliessen* zu erklären (S. 17), obwohl mehr als ein Drittel der got.
6e-EompoBita die Bedeutung circum {afKfC, thqC) hat (S. 12, 21). Aus dieser
Grundbedeutung lassen sich die übrigen wie bei fair- : mgi : per (S. 14 f. dies.
Abb.) leicht entwickeln (dagegen H. S. 47). Der Verfasser verwendet überhaupt
die sinnUche Grundbedeutung zu wenig und greift statt dessen lieber zu
geschraubten Erklärungen, z. B. bei der privativen und deteriorierenden
Funktion. So schwankt er bei benehmen (S. 187) zwischen der Auffassung
von Sanders: , durch Fortnehmen verkleinern" und der von Grimm: „was
beigetan wird, wird auch beiseite, weggetan, folglich entzogen", während
die richtige Deutung so nahe liegt: „rings herum nehmen, umfassen, er-
greifen" (vgl. das entsprechende got. fairgreipan S. 14 dies. Abb. und gr.
niQtatQito). Um die deteriorierende Bedeutung zu erklären, beschwört er den
Pessimismus der Sprache herauf (S. 192); vgl. dazu die Deutung von got.
fairwei^an III, fainoeitl S. 15 dies. Abh. „Wer viel hin und her denkt,
ruft, spricht, der treibt Zielloses, Überflüssiges oder Schädliches" : so entsteht
bedenken (bedenklich), berufen ^ besprechen neben verdenken (verdächtig), ver-
rufen, versprechen.
58
die Art ihrer Verbindung herleiten. Dazu müssen wir alte
Komposita sinnlicher Anschauung heranziehen, die dank ihrer
häufigen Verwendung vielseitig ausgebaut sind.
Bei faur- J, das wie in den beiden vorhergehenden Ab-
schnitten der Abhandlung die Reihe der Grundtypen eröffnen mag,
sind wir in recht glücklicher Lage. Bildungen wie versehen,
verhören; versprechen, verschreiben; versetzen, verlegen; verschlagen,
verfangen; verschiessen; verfahren, vergehn lassen ebensowenig wie
die Bedeutung des Präfixes sinnliche Anschaulichkeit vermissen
(s. die Übersicht S. 28). Entsprechend den got. Belegen faur-
rinnan, unfaurweis — fattrlagjan, fatirqißan — faurgaggan (S. 7 f.,
10, 13) kann /awr- 1 als „vorwärts, voraus** — „hervor, heraus"
— „vorüber, hinaus über" aufgefasst werden. Indem sich nun
etwa in faurqipan „aussprechen" je nach dem inhaltlichen Zu-
sammenhang ein gebietender (nhd. versprechen), ein fürsorgender
(verantworten), ein verweisender (versagen) oder gehässiger (ver-
rufen) Nebensinn entwickelt, setzen sich vier weitere Zweige
an. Ebenso kann das „vorüber, hinaus über" in famgaggan
bedeuten: „über das Ziel hinaus" in gutem Sinne (nhd. über-
holen) oder „vorüber, vorbei an" (vergehn) oder „über das Mass
hinaus" in schlechtem Sinne (übergehn, sich vergehn).
Innerhalb der einen Type also kann sich ein übler Neben-
sinn auf zwei Arten entwickeln (verrufen — übergehn); wie
viel schwieriger wird es dadurch, die Gebiete der Grundtypen
voneinander abzugrenzen! Zunächst haben wir zu beobachten,
wie sich die oben erwähnten Komposita in den verschiedenen
Anschauungsmöglichkeiten der Type faur- I bewegen. Die
Beispiele sind der Bedeutung nach paarweise zusammengestellt ;
ich beginne mit versehen, verhören,
versehen als „voraussehen" entwickelt den Sinn „hervor-
sehen, ansehen, erwarten, ausersehn — vorsehen, Vorsorgen,
vorsorgend anweisen oder abwenden — versorgen, schützen,
besorgen, verwalten, versehen mit (providere)"; versehen als
„übersehen, hinwegsehn über" die Bedeutungen „verzeihen —
verachten — versäumen, verfehlen" ; als „misstrauisch aufsehen
zu, starr hinsehen auf" den Sinn „argwöhnen (suspicari), ver-
zaubern".
abd. Gl. 1 178 Pa. unfarsehanti. gl. K. unfersehandi : invisas, qui non videtar.
N. I 21, 29 P.: äfter rihte beidiu u er sah: recte intuitus est.
11425,3: uuanda truhten häranider fersdh. föne himile fers ah
er in irda : prospexit.
Gl. I 432 b : sihfirsehent firsehent sihirchennint : respiciant.
0. IV 30, 31: ja fersdh er sih in göt.
0. IV 5, 65: firsdhun sih zi toäru si sineru ginddu.
N. I 81, 20 P. : übe du dih töh ze dien uriunden uersist.
[Gl. II 243 b fersiht : respectum. II 208 b zuofirsiht : respectum.]
61. I 122 Pa. Ra. unfarsehanti. gl. K. unfurisehandi : ex inproviso,
siibito.
Gl. I 76 Pa. gl. K. furi sih : provide.
N. I 316, 3 P. : noh sie neuttdnent nieht nöte geskehen diu göt foresihet :
quae providentur.
N. II 494, 6 P.: er ist min helfare he diu fersieho ih mine fienda :
despiciam inimicos meos^).
[Gl. II 91 a forsehani : suspicio. II 53 b zu firsiht : suspitio.]
as. Hei. 5742: thia that all forsauun, thes gumen grimman dod (ansehn).
Hei. 5746: habdun im farseuuana soroga ginuogia, mikila muodkara.
mnd. Münst. Chr. 1, 175: dat versach de Teuer, de up den blockhuse sath
(ersehen, bemerken).
Flos u. Bl. 909: wes he sik mach to ju vorsen.
Korner 24 b: dat WedeUnt datheer Karli wölde vorseen (ausspähen).
Korner 69c: god, de en uterkaren hadde unde vorseen to merkliken
dingen (aasersehn zu).
Magd. Seh. Chr. 16, 32: dar umme rode ik di, dat gi ju vorseen
edder vleen (sich vorsehn).
RuBS.-livl. Urk. S. 163a: doet vruntliken vnde vorseyt vnse beste
(, wahrnehmen").
Lehnr. Art. 06 % 1: de herre sal . . uppe des mannes gut versien
(var. Ben, warten).
1. Sam. 16, 17 (H.): vorset (providete) mi einen, de wol up der harpen
speien künde (besorgen, beschaffen).
Lüb. Urk. 4, nr. 265 (a. 1375): beghere wy, dat gy vns vorseyn vm
eyne gude herberge (versehen mit) *).
Leibn. 3, 196: se vorsegen sik umme havelude unde htUpe (sich um-
sehen nach, sich versehen mit).
>) Dazu f ersichtig „verächtlich" (N. I 120, 3 P.). aengl. forseön ist
nur in dieser Bedeutung belegt (Bosworth-Toller 317 a).
') Dieses versehen um, zunächst lokal gefühlt {afi<p£ „umhersehen nach"),
wird dann abstrakt (negi „inbetreff"). sich versehen an, von zeigt ebenfalls
lokale, sich versehen mit instrumentale Anschauung; vgl. sich verstehen um,
auf usw.
60
R. V. 6136: wert dease kanse nu vor sin (versäumen).
R. V. 6432: mm mit juweme oge, dat ü vorsen (verfehlt, ver-
pfuscht).
R. V. 3706: höret mine sundcj eft ik mi aodder toes fiebbe vorsen
(sich etwas zuschulden kommen lassen),
mhd. Windb. ps. 45: th gewarte, versihe ane dich : speravi.
Büchl. 2, 12: da man sich guotes von versiht^).
Parz. 7, 1: min brtioder der mac sich mer der «testen hilfe an mich
versehen ').
Jw. 4131: wand ich mich wol umb in versach^).
Bari. 31, 31 Pf. : kümien die dm tac versehen, wmne es an in sol
geschehm (voraussehn).
Erlös. 254, 358: wm ich für sehen hob zer salikeit (ansersehen).
Myst. 2. 557, 30: über die menschm die er Mt versehen dag er sie
ge grocen dingen siehm welle (praedestinare).
Myst. 1. 104, 33: got vors ach dig, dag sancte Oregorius in ei^tm
solde (voraussehend fügen).
Myst. 1. 330, 9 : daz uns diu innem ougen der verstai^üsse also lerm
unde vürsehen (var. weisen) wag daz beste st (vorsorglich anweisen).
Wolfd. D. VIII, 316: dag ml ich versehen M der git, ob ich kan
(vorsorgend bedenken).
Weist. 5, 266: daz got versehe! (vorsorglich abwenden).
Urk. V. 1277 bei Oberlin 1772: durch rechte lieh versehen wir der
vorgenantm fr. Agnes dag fischwcusger (zum Eigentum anweisen,
vermachen).
Krone 26183: si wurdm aiso wol vürsehen, daz in nihtes gebrast
(versorgen).
Krone 28567: unrt er vor gouber niht vürsehen und endeliehe wol
bewart (versorgen, schützen).
Chr. 8. 41, 14: er woüe . . dag römische rieh versehen (verwalten).
Boner 42, 16; der wise sich versehen sol an spis^).
Chr. 1, 435, 36 : land und leute mit friden und gnaden czu fürsehen.
Chr. 1, 457, 14: dojs uns sein gnad mit einem andern erbem täglichen
Pfarrer fürsehe.
Alph. 22, 4: des versehet ir min sthulde (nachsehen, verzeihen).
Jer. 9546: daz er die schult an im vorsehe mit geduU.
Msf. 246, 83: daz si den weit und jenen versiht (var. übersiht,
verachten).
Ludw. 92, 12: daz jungeste di schange vors ach unde vil in dm bom
(Übersehen).
n Siehe S. 59 Anm. 2.
61
EDgelh. 4688: so wart versehen . . vür EngeJharten Dieterich (fälsch-
lich ansehen als).
Heimb. handf. 272: die dö man sich des üf versiht, dae si jenen
gewundet haben (beargwöhnen).
nhd. Keisersberg granatapfel 62: er versähe jn für eu einfältig gu einem
musico (ansehen als).
Luth. 1. 172, 14 W. : der berg moria heist dominus videUt, amweiffel
das ich allein es sehen sali, gleich wie ich alsz da Abraham vor-
sach, darynne er sich gar nichts vorsach (erblicken — erwarten).
Luc. 12, 46: an dem tage, da er sichs nicht versihet^).
Bibel 1483, 305 a sprüche Sal. 58, 25: wer sich aber versiht an dem
herren, der wirt behalten (qui vero sperat in Domino).
Luth. 1. 250, 4 W. : einen got haben, das ist einen haben, von dem er
sich vorsieht, in aUem guten gefordert, in aUem boszen geholfen
werden.
Luth. 12. 690, 17 W.: nos debemus trosüich uff ihn uns vorsehen.
H. Sachs Ndr. 31/32 S. 13: gw dir versieh idi mich als guez.
Uhland Volksl. 1, 99 Cotta: vil guts ich mich eu im versieh.
Kant 10, 330: wessen wir uns gegen ihn zu versehen haben.
Hed. com. 153: sie fürsehen nit, wie die Sachen würden auszschlahen
(vermuten).
Lessing 2, 379 (1747) : dieses unglück hätte ich mir nicht versehen ^)
(dass.).
Born. 8, 29: denn welche er zuvor versehen^ hat, die hat er auch
verordnet (praedestinare).
Luth. 14. 23, 13 W.: wollen durch die vemunfft ergrunden, ob sie
versehen sind (praedestinati), auff das sie gewis werden, woran
sie seyn.
Oanther 495 (1735) : die pareen haben uns den Untergang versehen.
H. Sachs Ndr. 31/32 S. 64: darunib für sehet euch nur eben! (sich
vorsehen.)
^) Da dieser Genet. sich formell nicht vom Akk. unterscheidet, wird er
fälschlich als solcher aufgefasst Dann erscheint der Akk. sich als Dat.,
und so entsteht die Wendung ich verseifte mir etwas mit der Anlehnung an
versehen „ausersehen*.
') Luther hat dieses versehen so verblasst gefühlt, dass er es durch
guüor stützen zu müssen glaubte (vgl. got faura faursmwan S. S) \ ähn-
liche Stellen
1. Petr. 1, 20: der zwar zuvor versehen ist.
Rom. 11, 2: sein vokk . . welchs er zuvor versehen hat.
Hebr. 11, 40: das gott etwas bessers für uns zuvor versehen hat.
Apostelg. 17, 26: und hat ziel gesetzt zuvor versehen . . .
Für Vorsehung gebraucht Luther durchaus noch versehung (DWB. XII 1265 f.).
62
Ayrer 1. 639, 25 Keller: ein testament, darinnentoir haben versehen,
was nach unserm todt sol geschehe^ (verordnen).
Bocc. (1588) 179: erbefalh, das sie jnen stand und herberg für sehen
(besorgen).
Garg. Ndr. 65/71 S. 1 1 1 : vorsihet wie ein stemverkündiger die iJveurung,
versorget sich wie ein omeysz vor dem tointer (voraussehend bedenken).
Simpl. 1. 86j 11 Kurz: ich antwortete: „herr! ist euer hertz wie euer
mund?'' er sagte: „ich versehe nichts*' (stehe für nichts ein).
Fierrabras Fl: wo es gott nit versieht, oder verkünibt (vorsorgend
bedenken, abwenden).
Uhland Volksl. 1, 206 Cotta: ich liab der hind sibne, viere seind ver-
sehen schon (versorgen).
Pauli schimpf 163a: der artzt ermanetjhn er solte sein seeU versehen
— er umrde sterben (mit Sterbesakrament versorgen).
A. Gryph. Ndr. 3 (Korr.) S. 13: sie hat . . die Schüttboden versehen.
Fers, reisebeschr. 1, 9: ob auch die herren gesandten an essen und
trincken und andren nothwendigen Sachen genugsam versehen wären.
Kaiser sberg postill 4, 36: er hat sein müter versehen von der hüt
und dem dienst.
1. Mos. 27, 37: mit kom vnd wein hob ich jn versehen.
Luth. 12. 355, 27 W.: rom bösen wenden und gutts thun heysset, wenn
man böse wort verlöret, bösz und unrecht versehen kan (negligere,
verzeihen).
Logau 3. 207, 95 : wie du gibst, gibt man dir. gib mir geneigten bUck,
vielleicht versiht man dir audi ein versehnes stück (verzeihen
— verfehlen).
Logau 2. 12, 37 : ein gar zu blödes aug, als oftmals ist geschehn, hat
das, was jhm gesollt, versäumt, verschämt, v ersehn.
Freytag handschr. 2, 405 : der fü/rst verstand gut zu machen, was sein
hof an Ilse versah.
Schiller 2, 34: eine so biszige bestie, die dir die mädels wie der bUtz
am rockzipfel hatte, wenn sie sichs v er sahn, und zu nah dran
vorbey strichen (übersehen, nicht aufpassen).
Vitzenbürger 1, 262: man hat mich vor einen andern mann versehen
(fälschlich ansehen als).
Die Bedeutung „starr ansehen, mit dem bösen Blick be-
hexen" (mhd. mnd. entsehen Lexer 1, 585, Schiller -Lübben
1, 691b) ist nur in den lebenden Mundarten nachzuweisen,
besonders ndd., so im Brem.-Nieders. (wb. 6, 296), Ältmärk.
(Danneil 239b), ebenso wie verschiren „schädigend ansehn,
bezaubern, verderben" (brera. wb. 4, 661, Richey 232,
Dähnert 526) gebildet. Ausserdem ist versehen gebräuchlich
63
im Schlesisch. (Weinhold 89 b). Die reflexive Verwendung, im
Altmärk. (Danneil 239) und Luxemburg. (Gangler 469) bezeugt
von schwangeren Frauen, die über einen unerwarteten Anblick
erschrecken und dadurch die Leibesfrucht schädigen, ist auch in
die Literatursprache eingedrungen:
Schüler 2, 95: junge frauen, die besorgten sich an den sMnders-
siükchen zu versehen und ihrem kind in muUerleib den galgen
auf den huckel zu brennen.
Goethe 5. 1, 99: todtengräbers tochter sah ich gehn, ihre mutter hatte
sich an keiner leiche versehn!
Im Preuss. (Frischbier 2, 441 b) bedeutet sich versehen „schwanger
werden", in den russ. Ostseeprovinzen ein versehen mensch : pueila
stuprata (Hupel idiot. 249 im DWB. 1256).
Im ßrem.-Nieders. ist utUverseen als „ausersehn" (wb. 6, 296)
bezeugt^). Die Bedeutung „mit Sterbesakrament versehen" ist
in katholischen Gegenden gebräuchlich (Luxemb. Gangler 469;
Köln. Honig 194 b, mir im Schlesischen bekannt). Die
Schiffersprache kennt die taakdasche versehen „nachsehen, unter-
suchen, ausbessern" (Bobrik 708a). Die Gaunersprache gibt
„falsch sehen, versehen" durch verhreUen (Belüge rotw. 458)
wieder. Schweiz, entsehen bedeutet „voraussehen" (Staub-
Tobler 1, 352).
Lehrreich ist der Vergleich von versehen mit besehen und
ersehen. Alle drei berühren sich in vornhd. Zeit in der Be-
deutung „zu sehn bekommen, ersehen" (Hittm. 180, Jakob XXV,
XLI), versehen und besehen als „sich umsehen nach, sich vor-
sehen, sich versehen mit etwas" (Hittm. 72, 69, 208, 199, 197),
bis versehen in dieser instrumentalen Bedeutung in nhd. Zeit
als Alleinherrscher bleibt, während besehen das lokale „umsehen,
untersuchen" (ebd. 72) veranschaulicht. Dialektisch lebt auch
besehen noch in der Bedeutung „warten, pflegen" (ebd. 72),
Der heutigen Schriftsprache ist versehen nur noch in der in-
strumentalen und tadelnden Bedeutung lebendig, während es
uns als „erwarten" und „verordnen" altertümlich anmutet.
') Die BedentuDg „fürs Sehen ausgeben, aufwenden*^ (wb. 4, 733) ist
nach der /ra- Type verbrauchen geprägt, auch literarisch bezeugt:
Simpl. 1, 66, 13 Kurz: dase er mafichen narren angetroffen, der einen
ereutzer an mir versehen Tratte.
64
Weniger vieldeutig als versehen ist verhören. Als „nach
vorne hin hören, heraushören", besagt es „hören, vernehmen,
anhören, abhören, aushorchen, erhören"; als „hinweghören
über": „überhöreji, nicht beachten, verzeihen, missachten, un-
richtig hören". Das Wort ist in ahd. Zeit noch nicht belegt
und wohl analogisch nach versehen gebildet worden.
nmd. 1. Mos. 21, 17 (H.): de stimme des kindes vorhoren.
Korner 120a: vorhoret se emstliken.
Ben. 712: an Jürgen S. toiUen toi verhoeren taten, wat trost he uns
geven kan.
2. Chron. 6, 21 (H.): vor höre se van dem himmel.
Haspost, predige von dem ehestande: de eine schal mit dem andern
ein wordt auersehen vnd vorhoren (verzeihen)^).
Hans. Rec. 11', S. 35 (a. 1437): so wetet, datikju bot nycht vorhoren
en wyl (missachten),
mhd. Wölk. 36. 1, 5: weit ir ain klain verheeren micli (anhören).
Elis. 8912: habt ir verhört des idit (vernehmen).
Chr. 1. 209, 31: geschefftbrief . ., den die egenanten czewgen gesehen
und verhöret heten.
Wölk. 26, 277: ain paur, der nie geschrifft verheert . ., der sol nü
bas verstän das recht dann ein gwanderter guter knecht (mit Ver-
ständnis anhören, auffassen).
Diocl. 4015: ein keiser sol verhoeren vil, e daz er guo einer sache ile.
Chr. 9. 613, 29: vil gezOgnisse sü dar über verhörtent. •
Bing 51c, 25: er wolte sie niht verhoeren (abhören, Beichte hören).
Diocl. 889: und ir klage verheert wart (erhören).
Mitt. d. Schles. Ges. f. Volksk. XIV, 65 (15. Jh.) : o ewiger almedtüger
lebendiger gotes sunn verhör vnd gedenk czu meiner begir ....
LuM. 52b: er was gar müde und verhörde als, das im Hema sagte
(tlberhören, nicht hören),
nhd. Zwingli 2, 3 : uf das ist min ernstlich bitt, min aniwurt oueh giUlieh
zu verhören.
Luth. 6, 371 (DWB. XII 581) : diese gewonheit wird bei uns gehalten,
das sacrament nicht zu reichen denen, so nicht zuvor verhört und
absöluirt sind.
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 55 : o richter, wir drey bitten dich, vns zu-
uerhören gunstigJdich.
Luth. 2, 202b (DWB. XII 583): sie schützen, verhören und ver-
teidigen (erhören).
Schiller-Lübben 5, 371b fälschlich als „ missachten " angeführt.
66
Luth. 12. 355, 27 W.: wenn man böse wort verhör et y böse und un-
recht versehen kan (negligere, überhören, yerzeihen).
Thttmmel 2, 80: sie haben verhört, öder vergessen, was ich ihnen eben
in diesem augenblieke erzählte (überhören, nicht hören).
Spielhagen Plattland 3, 86: 5te haben sich nicht verhört, herr baron:
Zempin und ich (anrichtig hören).
tferhören mit dem doppelten Sinn „Aas wendiggelerntes her-
sagen lassen^ nnd „unrecht hören ^ ist im Brem.-Nieders.
(wb. 2, 659) und Altmärk. (Danneil 85) gebräuchlich. Das
Pomm. kennt „sich erkundigen nach^ (Dähnert 521), das
Schweiz. , aufspüren, erhören" ( Staub -Tobler 2, 1574);
ähnlich verwendet die Jägersprache verhören, verlusen: „das
Wild aushorchen, aufspüren* (Heppe 379, Kehrein 304). Im
Rotwelschen bedeutet verhören „ fangen ** (Kluge rotw. 130),
während „verhören, gerichtlich vernehmen*' durch verUmen,
verschmaien (ebd. 346, 387), „Verhör* durch verlena, verUrus^
verschmaihe (ebd. 259, 332, 346) wiedergegeben wird. Heute
lebt neben dem schriftsprachlichen verhören in einigen Mund-
arten behören als „abhören, gerichtlich vernehmen* (Hittm. 46,
177, 225); erhören steht zu verhören im Gegensatz, als „etwas
zu hören bekommen* gegen „nicht hören* und „einen wohl-
wollend anhören* gegen „gerichtlich verhören*^).
Dem versehen, verhören schliessen wir ein versprechen, ver-
schreiben an. Während wir heute versprechen fast nur in der
jungen Bedeutung „geloben, sich verpflichten* gebrauchen, ist
es in den jüngeren Sprachperioden sehr vieldeutig und sinnlicher
verwandt (vgl. damit got. faurqipan S. 10).
versprechen: sprechen — bestimmen, beanspruchen, geloben
— verteidigen — versagen, verschmähen, verleumden, ver-
dammen, behexen, beschwören — sich zum Schaden sprechen,
falsch sprechen.
^) Die Verwendung von verhören ;,fürs Hören verhranchen, aufwenden"
ist ganz wie versehen S. 63 Anm. gebildet:
Thumeisser, von wassern 45: dann es sind lieblich, schone wort, ich
hob vil gülden dran verhört.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 6
66
ahd. Gl. I 218 R. furisprOiho : orator >).
II 287 b furispröhhan : deliberatum.
Das ^ heraussprechen, besprechen", an sich farblos, kann
positiven oder negativen, gehässigen oder freundlichen Nebensinn
entwickeln.
N. I 225, 21 P.: uuio boetius . . uitds incusans farhrnam ünde ata
philoaophia disfersprdh (von der Anklage lossprechen ~ sprechen
für, verteidigen)*).
I 64, 16: übe fortuna sih silbün sus f er sprachen uublti : pro se
loqneretar.
0. IV 24, 20: ÜUe hiskofa zi nöH firsprdchun tho He UuH (das
Wort nehmen für).
N. I S^y 15 P. : mit uuelero uertröstedo . . ih f er spräche tie ünscuMe :
defenderim innocentiam.
Gl. IV 27 b firsprach : abnuit.
I 545 a uiraprahsih firsprach widiraprah : renantiavit.
0. I 15, 44: tMe ungHovJbige thie dböhont iz alle, firspr^chent io
zi nöH tMo lountarlichun daU (leugnen).
Gl. II 547 b fersprochina : damnata.
N. II 24, 22 P.: inannölichen leidot dar aide fersprichet dar sin
canscientia (beschuldigen, anklagen).
Vielleicht können wir in der folgenden Verwendung einen
Vorläufer unseres verspracÄen „promittere** erblicken (oder be-
deutet es nur „ sprechen, fortsprechen"?):
N. I 238, 6 P. : so medicus infirmo säget, mit uuiu er genisen söl . .
ünde iöh füresprichet: däz tst Signum recuperandae sanitatis :
at medici sperare solent.
Das mhd. bildet mehr die positive („bestimmen, verteidigen"),
das mnd. mehr die negative („verschmähen") Seite heraus.
mnd. Ostfr. L. R. 11, 289: madh mit syner rechten hand aüe syn gmt unde
reckt vorwedden und mit synem munde verspreken : spondere.
Lttb. R. 292, anm. 11: nene vnmundighe vrouwe mach vorspreken ere
gudt sunder erer negesten vulbordt (bestimmen, verfügen über).
Z. f. Nieders. 1878, S. 140 (a. 1389): den en schal neyn kopman vor-
*) Die ungeschwächte Form bleibt im Nomen bis ins nhd. (vgl. S. 40
Anm. 4):
mhd. vür spräche^ vür-{vor-)sprec}i£, vürsprecl^en, vür-{vor-)spr'eclier, mr-
sprechunge (Lexer 3, 610 f.).
*) got. Lc. 14, 19: habai mik faurqißanana : f/^ jue naQsrrfin^yoy (S. 10).
67
spreken^) eder vardeghedingen weder den meynen kopman (ver-
teidigen).
Eccles. f. 174b: werd toelk snoide word ghesprohen . . . dat werd vor-
sp rohen vnde vorsoinet vüüen drade (entschuldigen — widerrufen) *).
Qerh. v. M. 39, 4 : deme umlve rutoeden sine sunde . . unde up dat al
vor sprühen toorde, wat he oveU ja beginh . . (dass.).
Magd. Seh. Chr. 14, 7: dat Diderih mtn vrunt ei, voreprehe ih nicht
(leugnen).
Eomer 56 d: de heyserynne begvnde den heyser honUhen to vor-
sprehende (schmähen, verhöhnen)').
Hanov. Mscr. I 84 S. 468: vorsprik eines andern wäre ni(ht (herab-
setzen).
Wolf. Mscr. 23, 3, f. 41b: weTkeme kynde men se (verbena) vmtne
byndetf men mach id nicht vorsprehen (behexen).
Josef 7 Tods. 777: wo he sih vorsprah, . . he mende, he were god
(sich überheben).
Leibn. 3, 185: de olde bysprohe wart do whar: dat men sick so drade
vorsprickt, cdse vorwercket (falsch sprechen),
mhd. Apoll. 6839: deu hdchzit wart versprochen über vier wochen (fest-
setzen).
Vintl. 4001: wenn ainer ain ding nicht halty das er verspricht.
Chr. 5. 133, 6: also mit kurtz versprach ich mich zu im und ward
sein diener.
Chr. 4. 178 anm. 3 : item 100 gtddin haben wir gd>en den heren von
Baym an 800 gtUd., der man sich gen yn versprochen haut.
Hätzl. 1. 7, 68: in triuwen ich mich dir versprich (sich verloben).
Kulm. r. 3, 120: daz gelt mag nA,man;t vorsprechen vor dem tage
(beanspruchen, einfordern).
Mühlh. rb. 36, 30: einen diep versprechen mit gerihte (seine Fest-
nehmung beantragen).
Griesh. 1, 60: diu werc der erbermherzikeit für sprechent dem
menschen (vorsprechen, verteidigen).
Reinfr. 2773: ich wil uns aile hie für sprechen.
Parz. 524, 30: der künec Artus mit einer wide woltz gerne hdn ge-
rochen, het ich dich niht versprochen (eintreten fttr, entschuldigen).
j. Tit. 1413 : i€h weiz an im die triuwe, daz idi in (üler wandet muoz
versprechen (lossprechen von, entschuldigen).
') Schiller-Lübben 5, 456 b setzt hier sicher mit Unrecht betontes Präfix
an und schwankt in der Bedeutung „entschuldigen, widerrufen" zwischen
betontem und unbetontem (457 a b).
») Dazu brem. wb. 4, 971 .lästern*' (veraltet).
5*
Chr. 4. 335, 10: da baUma in, das er die stat v er Sprech gen dem
hapst, ob si verclagt wurden.
Chr. 2. 281, 24 : der vorgenant Schreiber sol . . schreiben, wer für sie
verspricht^).
En. 328, 16: her hete es gerne errodien, wan daz ee was versprochen
(var. ertprod^, das es niht solde wesen so*).
Nib. 16, 1 : nu versprich es wht ee sere (verreden).
Parz. 450, 2: ungern ich das verspräche, iöhn holt ein hus durch
suone da (ableagnen).
Parz. 816, 27: ai die gote d*n muostu durch si versprechen (ab-
schwören).
Chr. 8. 148, 19: si versprach den heiser durch got, wände si kiusche
wolte bliben (zurückweisen).
übr. Wh. 198 a: sich der krönen versprechen (verzichten auf).
Malag. 24a: ich Mn minenbrüder versprochen vor allen den herren
zu einer schände (beschimpfen).
Berth. 1. 215, 20: die unvertigen Hute unde versprochenen Hute,
die schedelichen sint der kristenheit (verleumderisch).
Berth. 1. 105, 13: das er sich überhaben hate gein gote unde sich
aiso versprochen hcete (sich überheben).
Parz. 114, 23: sU i<h mich versprochen hän und an mir selben
missetän (ungebührlich sprechen).
Ssp. 1, 60: ab Tier sich verspricht, des her si<h nicht erholen mag
(unrichtig, falsch sprechen),
nhd. H. Sachs Ndr. 26 S. 11 : ist euch die süss Heb worden bitter, die jr
doch vor mit süssen worten versprochen Tiabt an aUen orten
(rühmen).
A. Gryph. Ndr. 3 (Herr.) S. 27: was ich der Jungfrauen versprochen.
ebd. S. 28: mit diesem handscMag v er Sprech ich mich auff ewig die
segne su seyn.
Lessing 1, 542: jenem, mein frätdein, versprachen sie sich (zur Ehe).
Mörike 6, 247 (Hesse): den nächsten entscheidenden Vorschub aber . .
versprach sich madame Moeart vom erfolg der netten oper
(erhoffen).
H. Sachs Ndr. 26 S. 121: so Ihut auch niemandt mich versprechen
(eintreten für).
') Es ist möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass sich verspredten
„spondere'^ aus diesem versprec/ien für einen entwickelt hat, indem das Ein-
treten für einen als Gelöbnis aufgefasst ward.
') An solchen Stellen, wo ein negativer Satz folgt, hat sich der negative
Sinn auf das Verbum übertragen (, sagen, dass nicht . . > versagen').
69
Octavian C 1 : sag deiner frawen känigin, ich wöü jr für echaden
versprechen.
Pauli schimpf 208: die fraw versprach sich, sie woU ahoegen tun'
schuldig sein (sich entschuldigen).
Logau S. 226 Eitner (kl. ausg.) : Clauaw hält, was er verspricht,
gibt es nun und nimmer nicht (geloben — abschwören : Doppelsinn).
Opitz 2, 434: die Barbarey hob ich, mich Barbara, versprochen
(abschwören, entsagen).
Luth. Ndr. 28 S. 42 (Adel): hat ersz aber in der kranekheit gelobet^ das
man dieseXben gelübd vorpiette, vorspreche (untersagen).
Luth. 9. 538, 1 W.: das wir nicht vorzagen, . . wan uns die gancs
wdU vorspricht (zurückweisen, beschimpfen).
Luth. 6. 14, 29 W. : mit fluchen, mit klagen, mit sehreyen, mit richten,
mit verdammen, mit versprechen (verleumden).
A. Gryph. Dornrose 90, 23 Palm (1855): ich kon wachs gissen, iche
kon de Uut massen, iche kon 's feur versprechen (beschwören,
bannen).
Wencel Scherff er bei Drechsler Germ. Abh. XI S. 248 : bald mit er-
hitztem stahl er ihm das blut verspricht (beschwören, besprechen) ^).
A. Qryph. Dornrose 101, 19 Pabn: gestrenger herr schcUze . . iche
versprach mich, ich brenge keene füknacht.
In einigen Mundarten (ausser dem Schlesisch. noch im
Henneberg. -Thfiring. bei Spiess 269 bezeugt) lebt versprechen
als „besprechen, beschwören, durch Schwören bannen', in der
Schriftsprache ist es durch besprechen verdrängt. Es erklärt
sich wie besprechen als „über einem Dinge die Bannformel
sprechen, sprechend bannen" ^.
^) In Schlesien ist das „Versprechen*' ganz heimisch. Tgl. Mitt. d. Schles.
Ges. f. Volkskunde Heft Xni S. 108: versprechen und waffensegen . . dass
in Bosenau bei Liegnitz vor 25 jähren leute um das feuer geritten sind, um
es zu versprechen. — ebd. XTV 86: zaubermittel gegen krankheiten umd
leibliche schaden, besonders das versprechen (sympaihie) . . . ebd. 87: er
hohe fürchterlich viele warzen auf der hand gehabt, die habe er durch „ver-
sprechen" weggeschafft, ebd. 88: als die aUe Ootiwalden noch magd war,
da hat ihr eine alte frau . . . eine flechte so versprochen, und es hat ge-
holfen, ebd. 91: der alte Gottwald verspricht die rose mit folgendem
Spruch usw.
^ Vgl. nnten verbannen. Nur so ist za erklären, dass es einmal „ein
Übel anhexen** and dann ,das Übel weghexen ** bedeuten kann, wenn es ur-
sprfinglich die Anschauung „über etw. hin sprechen** yertritt. Die synonymen
Bildungen verspreihen, verrufen, verwünschen, besprechen, berufen, bereden
70
In negativem Sinne bedeutet versprechen „bestreiten, ver-
weigern" im Schweiz. (Staub-Tobler 1, 907) und „verwerfen**
beschreien hat dann die sprachliche Entwicklang derart geschieden, dass ver-
sprechen ^ besprechen die Heilung, die übrigen das Verhängen des Übels
bedeuten. Letzteren hat sich die analoge Bildung versehen zugesellt.
Bei verhexen, verzaubern, behexen, bezaubern einerseits, versegnen ander-
seits aber liegt die Bedeutung schon im Simplex ausgedrückt, vergraben,
vernageln, verpflöcken, verenden haben von Hause aus den Sinn j,das Übel
festbannen^, der dann begreiflicherweise, wohl durch die /ra-Type vertreiben
befördert, in die Auffassung „das Übel wegbannen, bannend beseitigen^ um-
schlägt. Für das hier Gesagte einige auch stofflich interessante Beispiele.
a) „ein Übel anhexen'':
Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 1901 S. 321: sie sah die brote any stridi
mit ihrer hand über sie hin, ntm loünsche ich ewh glück, spra(h sie,
zu der arbeit! und die leute tneinten, sie habe dadur<h die brote
„versehen" (der böse Blick in nordischer Überlieferung, vgl. S.62).
Mitt. d. schles. Ges. f. Volksk. XIII 56 : wenn die mutter ihrem Säugling
24 stunden lang nicht die brüst gibt, so kommt derselbe, wenn er
erwachsen ist, dadurch in die unangenehme läge, wider seinen willen
menschen und vieh „verrufen" zu müsssn.
Zeitschr. . . . 1901 S. 362: beese menschen hatten mit den topp unn die
injeseefte wasche den stall verhext (Berlin).
Keisersberg emeis 66: das kind, das es also verzaubert ist, also
kranck, also lam.
Brief der Göchhausen bei Goethe 11, 281 (Hempel): bis in gewissen
bergklüften der grosze karfunkel gefunden würde, dem das ver-
zaubert war, was ihnen aUen fehlte (anzaubern).
b) „das Übel bannen":
Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in Schles. 141: wie ein
lebendes wesen erscheint das feuer femer aufgefaszt, wenn man es
dreimal umläuft oder umreitet und dabei bespricht oder ver-
spricht
Ältester Beleg Anf . 14. Jahrb. (schles.) Bresl. Egl. u. Univ.-Bibl. cod.
Ms. IV f. 60 Bl. 66 rb: nö wiU du daz blut vorspche so spch dese
se (folgt ein Longinussegen).
Drechsler a. a. 0. 277: man sucht die krankheiten durch besprechen
{d, h, durch sprechen geheimer formein und gebete über dem kranken
oder über dem kranken körperteile zu bestimmter zeit) oder still-
schweigend durch segnen, versegnen . . oder durch verspinden zu
vertreiben . . . Spruch und handlung werden meist dreimcd und unter
Verwendung des kreuzzeichens angewendet.
manche krankheiten wird man los, wenn man sie auf andere
menschen oder auf tiere oder auch auf pflanzen . . durdi ver-
spinden, verpflöcken, durdmefien . . überträgt.
71
im Schwab, (v. Schmid 503); hier sind sogar die seltenen Be-
deutungen „Antwort geben ^ und „für einen andern Erlaubnis
nachsuchen" (ebd.) bezeugt. Im Frankfurter Dialekt bezeichnet
versprtich „Verlobung" (Askenasy 68). Zur /air-Type neigt das
pomm. sik verspräken „sich durch Sprechen aufmuntern" (Dähnert
267). — Die Gaunersprache gibt „falsch sprechen" durch ver-
flicken (Kluge rotw. 458) wieder. Mit besprechen berührt sich
versprechen in der Bedeutung:
„sprechen über etw." (ver- nur ahd., 6c- noch nhd. Hitt-
mair 62).
„verabreden, bedingen, beanspruchen" (ver- fehlt ahd.,
beide nhd. vertreten, be- Hittm. 37, 63, 208).
„beschuldigen, anklagen" (ver- nur ahd., doch später in
der ähnlichen Bedeutung „verleumden", be- Hittm. 192).
„durch Schwören bannen" {ver- erst nhd. mundartlich, in
der ähnlichen Bedeutung „verhexen" mnd., be- Hittm. 64).
Die Bedeutungen „verteidigen, versagen, falsch sprechen" sind
ver- allein vorbehalten. Die nhd. Umgangssprache beschränkt
ebd. 278: der Wunderdoktor ritzt dem kranken mit einem federmeaser
die haut, tupft das hlut mit watte oder einem läppchen ab und
verapindet es in einen bäum im neumond . . . man bohrt flir den
kranken ein loch in einen bäum, tut die krankheit hinein und ver-
schlieszt das loch mit einem pfropfen; iiberwächst dieser, so
gesundet der kranke (mlid. spint junger , weicher Holzstoff zwischen
Rinde und Kern, Lexer 2, 1098).
Die faur- : /air-Type verspinden , einsperren , festbannen '^ geht dann zu der
Bedeatang „bannend beseitigen'' (/ra-Type) über:
ebd. 279: man kann die krankheit aus jedem körperteil verspinden^
wenn tnan diesen durch eine gespaltene junge eiche steckt . . . krat^-
heiten werden femer vergraben.
Zeitschr. . . . 1900 S.338: vernageln der zahnschmereen. seine zahn-
sdkmerzen los zu werden, nimmt das volk gern einen nagel, berührt
den kranken zahn damit und schlägt dann den nagel in einen
bäum ein.
Mitt. d. schles. Ges. f. Volksk. IX 83: die gesichtsrose wird häufig
versegnet . . . wenn eine feuersbrunst ausbricht, da ist es auch
sehr erwüns<hty dass jemand, dessen versegnen das feuer zu
bannen imstande ist, erscheine und helfe . . .
Zeitschr. . . . 1894 S.448 (17. Jahrb. Schweiz.): versägneter zädel . .,
darinn . . gantz vnbekannte characteres vnd zeichen . . geschriben
waren.
72
den Umfang von versprechen auf „geloben^ und das refl. „unrichtig
sprechen^, die jüngsten Bedeutungen, während sie die im ahd.
vertretenen fallen lässt. Zwischen den anfangs ihrer Bildung
nach synonymen Kompositis verreden, verrufen, versagen, ver-
sprechen findet im Laufe der Entwicklung der Ausgleich derart
statt, dass verreden und versagen den abweisenden, verrufen den
gehässigen, versprechen den bestimmenden Sinn Übernimmt, ver-
teidigen aber nimmt dem nun ganz entlasteten versprechen die
Bedeutung „fOr einen eintreten^ ab.
Ganz analog zu versprechen ist verschreiben gebildet worden,
das dem ahd. ^) und as. noch fehlt. Von der Anschauung „auf-
schreiben, verzeichnen ** bildet es in sich auf der positiven Seite
parallel zu vorschreiben , ausschreiben den Sinn „mitteilen, er-
suchen, verordnen, bestellen, vermachen, sich verpflichten (: ver-
sprechen)^ heraus, auf der negativen „abschwören, ächten'
(: proscribere). In einer dritten Richtung entwickelt es sich zu
„einkommen, eintreten für'. Dazu tritt im nhd. sich verschreiben
„unrichtig schreiben'.
verschreiben: aufschreiben, beschreiben, verzeichnen —
mitteilen, ersuchen, verordnen, bestellen — vermachen,
sich verpflichten — einkommen, sich schriftlich ver-
wenden für — abschwören, verzichten auf, ächten,
berauben — unrichtig schreiben.
nmd. S. H. L. Jahrbb. 2. 282, nr. 2 : wm merckliker zdke wegen . , der wi
juw nicht vorschriven honen (mitteilen).
Westphal. 3, 1763 (a. 1473): vnser een schal den anderen to rechte
vorbeden und verschrieven unde . . besenden unde helpen (auf-
bieten, bestellen, aasschreiben).
Nies. Münst. Urk. 6, 43: voraetten und vorschriven,
6, 49: vorsegelen und vorschriven,
Lüb. Urk. V, S. 615 (a. 1416): älse vnsi rad sik vorscreuen vnde
vorboden heft . . . (sich verpflichten).
Lüb. Chr. 2, 401 : dit clagede se creme broder , Tieren van Sassen . . de
vorscref de domvrouwen (sich verwenden fttr).
*) Statt verschreiben „proscribere" verwendet das ahd. verbriefen:
Gl. II 92 a forbriewit td : proscribatnr. aengl. forscrifan „condemnare,
proscribere", Bosworth-ToUer 316 b.
78
Renners Brem. Chr. 2, 87 b : wo dusse gefangen vor apehbare seerovers
uihgeropen und vorachreven werden (proscribere).
mhd. Such. 38, 281: dar umb so verschreib ich dir den gemainen nute
aüer weit (aufschreiben).
Such. 41, 363: von dem chaisir Augueto gie ein gepot man soU ver-
schreiben M die weit (verzeichnen).
Chr. 4. 180, 4 : aüez daz das oben an dem brief von wortt ze wortt
begriffen und versehriben ist (geschrieben).
Chr. 3. 345, 17: als ir uns versehriben und gebetten habt, ewch
wissen ze lassen^).
Chr. 2. 1, 359, 16: der , . versehr aib künigen undfursten . . umb hüf.
Chr. 4. 239, 20: die von Strauszburg versehriben von aU stött umb
puchsenschuteen (aasschreiben, bestellen).
Loh. 3500: daz wart versehriben mit eiden vestediche (vermachen).
Chr. 1. 194, 26 : daz wir nymmermer von dem reidie hingeben, versetzt
noch versehriben süUen werden.
Mz. 4, 107: die gtdte verschicken und versehriben (abtreten).
Herb. 930: so muzet ir vurscriben alle wtp (abschwören).
Ad. 1251 (a. 1405): verschribener ahter.
Elis. 424: di ir ?iat alsw verdriben, ir gudes gar versehriben
(berauben).
Elis. 455: die frouwe sich verschreib werltUcher sadie (verzichten auf),
nhd. Th. Platter 94 Fechter: daz ist verschrieben in den vier evangeUsten
(aufschreiben).
Mathes. Sar. 58b: ^ lesset es (Lehen) im ins bergbuch versehreiben,
macht ein gewerkschaft auf 128 kux.
Opitz Lobges. III 231 (1690): Äugustus grosz von madit hat under
die gewält Judeen auch gebracht, der diese gantze weit das erste
mal verschrieben (aufzeichnen).
Keisersberg schiff d. p. 2b (1512): wir sind warlidh versehriben
ewige burger der selbigen statt (bestimmen).
Uhland Volksl. 1 , S. 282 Reclam : dasz er (heiser Maximüian) dem
frewUn ausz Britannia heimlich versehriben hat (mitteilen).
Lohenst. Agrippina 1, 552 : so wolle nun mein fürst den mördem gifft
verschreiben, das sie auff uns gekocht (verordnen).
Goethe an Prau v. Stein I 110 (27. 8. 1777): ein messer hob* ich ver-
schrieben, bleibt aber aus (bestellen).
Goethe 43, 217: dasz ein getcisser Jacob Sansuino, bei dem er in der
lehre gestanden, ihn verschrieben habe (schriftlich beordern, hin-
befehlen).
*) Aus solcher Verbindung hat verschreiben den Sinn ^ ersuchen, ver-
ordnen' erhalten. Die Bedeutung „schriftlich einkommen für einen'' ist aus
dem Nomen Vorschrift „Empfehlungsschreiben'' (Lexer 3, 608) zu erschliessen.
74
Uhland Volksl. 1, 271 Reclam: wolt euch mein gut verschreiben.
H. Sachs Ndr. 26 S. 55: ein testament, (ktrinn er vns sein hob ver-
schreibt.
Keisersberg schiff d. p. (1512) 2b: disz ist unser stat, die unsz ver-
haissen ist und berait, dar tzü verschriben.
Kirchhof wend. 1, 497 Ost.: sie . . verschriben sich desz mit irem
eigen blüt (sich zu etwas verpflichten).
Schiller 12, 128: vir setzen einefomiel auf, worin wir uns dem herzog
insgesammt verschreiben, sein zu seyn mit leib und leben.
Luth. brief. 3, 247: Utt ich u/nterihäniglich E. K. F. G. wollte noch
einmcU den armen mafi verschreiben (einkommen, sich schriftlich
verwenden für).
ebd. 5, 681: ich wolte ihn an E. F. G. verschreiben und bitten . .
ebd. 5, 1: bittet durch viel guter leut€ furbitte, ich solle ihn gegen
E. F. G. verschreiben.
H. Sachs 8. 414, 18 Keller-Götze : gar leichte ursa<:h er offt fundt, das
er ein verschrieb ins elendt
Spielhagen Plattland (Werke 15, 119): ihr herren untereinander pflegt
euch in derlei dingen nicht zu verschreiben (sich im Schreiben
irren, falsch schreiben).
In den niederdeutschen Mundarten lebt verschreiben haupt-
sächlich in der positiven Bedeutung: als vorschreven „aufge-
schrieben, vorerwähnt" im Brem.-Nieders. (wb. 6, 291), als
„kommen lassen, bestellen" im Pomm. (Dähnert 526), als „ver-
schreiben, vermachen" im Götting. (Schambach 266). — Der
gehässige Sinn tritt ganz vereinzelt hervor im Brem.-Nieders.
„schriftlich anklagen" (wb. 4, 697), im Schles. „ächten*
(Weinh. hs. S 228) und im Kärntischen varschriebn „protestan-
tisch" (Lexer 226, DWB. 1156), dem ein tiroMsches verschrieben
„verloren" (Schöpf 647) zur Seite steht. Indessen hängt es
vielleicht mit dem Toleranzedikt Josephs II. zusammen und ist
als „fürgeschrieben" aufzufassen (Lexer 226).
Die in der heutigen Umgangssprache ganz untergegangene
Bedeutung „ proscribere " scheint die älteste zu sein. Denn
die ersten Belege entstammen dem aengl. (forscrifan, faretvrUan
proscribere, Bosworth-Toller 316 b, 309 b) und sind von hier aus
vielleicht nach Niederdeutschland eingedrungen. Analog einem
versprechen „verhexen" ist im aengl. belegt bül forscrifan „die
76
Waffe durch eingeritzte Zeichen verhexen" (DWß. 1156). Die
Gaunersprache gibt „verschreiben, unrichtig schreiben ** durch
verhrctbbelen (Kluge rotw. 458) wieder.
Auch verschreiben wollen wir mit beschreiben vergleichen.
Beiden gemeinsam ist in frflherer Zeit die Bedeutung „schreiben,
beschreiben" (Hittmair 167, 187), die verschreiben aufgibt.
Dagegen räumt beschreiben den Platz als „kommen lassen, be-
rufen, schriftlich abmachen, vermachen, überweisen" (ebd. 70,
42, 63). Während beschreiben in nhd. Zeit die neue Bedeutung
„umschreiben, beschreiben (Kreis)" erhält (ebd. 50), verengert
verschreiben den Bedeutungsumfang und gibt wie versprechen den
schützenden, gehässigen und negativen Sinn auf. Die Bedeutung
„unrichtig schreiben" ist ein ganz junger Zuwachs, beschreiben
(Hittm. 31, 40, 176) und erschreiben (Jakob XXX) berühren
sich früher in der Bedeutung „vollschreiben, völlig beschreiben",
die ich auch für verschreiben nachweisen kann ^).
Am reichsten ausgebaut von allen t?er- Bildungen und uns
heute am wenigsten durchsichtig ^ ist verset£ien. Entwickelten
die bisher besprochenen vornehmlich den gebietenden und für-
sorgenden Nebensinn, so veranschaulicht versetzen mehr den
Übergang zu gehässigem und verweisendem und greift dabei in
das Gebiet von fra- und /awr- II über. Es bedeutet: „vor-
setzen, vorziehen, beibringen, ersetzen — als Pfand aussetzen,
hingeben — festsetzen, besetzen, versperren — heraussetzen,
parieren, auswischen — aussetzen, preisgeben (prostituere)" •).
ahd. Gl. I 233 gl. K. furi »ezziu : propooo.
I 633 b furisazii fursazie forsazzet : prefecisset.
N. II 410, 4 P. : füresezzent »piritalia camalibus (vorziehen).
T. 72, 1: andera ratüsa furisazta*) her in vnH ^rttod : proposoit
Ulis dicens.
T. 44, 7: ezente inti trinkente thiu man itmih furisezze : qaae appo-
nantur vobis.
Gl. IV 237 b fura^tzo : obpignero.
») Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 1894 S. 448 (17. Jahrh. Schweiz) : sonder-
bare, mit fftcüssen zeichen wnd tc orten . . verschribne zädel.
<) Bas zeigen die verfehlten Deutungen im DWB. 1283 ff.
*) Als „einfügen, vermischen, verwandeln* ist versetzen /aiV-Type.
*) Dieses fwri- in fester Rompostion musste sich schwächen.
76
IV 206 b farsezon : oppigrnero.
I 406 a sihfarsaztun sihfersaztun : se locaverant.
Gl. I 530 a fir setztos fursaziust farsazios : defixisti.
Gl. I 784 a vurisezis : exponis.
I 321 a firsazta : exposoit.
I 645 a firsaztos farsaztos : exposoisti.
I 645 a firsezzidi vursezzide ; prostitationis.
II 444 a firseze varsezzcmh : prostitaat.
Reichere Belege, wo stets angeschwächte und geschwächte
Form in allen Bedeatnngeu sich entsprechen, sind uns bei keiner
ähnlichen Bildung beschert.
mnd. Hanov. St. R. 364: were oh der schedelude tcelk dod, den mochte men
versetten mit enem hederven manfie (ersetzen).
Ssp. I 20 Gl.: we eyghen is edder vor gerichte vorsettet is, d€ mach
nicht eyn strytliker lidder werden (versetzen, verpfänden).
Schlesw. St. R. 1: deme scolde men nene wcUt don, eer men ome vor-
sette tiid vnde stede vrig to antwordende (praefigeretor, festsetzen).
Falck, Staatsb. Mag. 9, 704: eine ewige sone vnde vrede mit segden
tho vorsettende (festsetzen, besiegeln).
Körner 212 d: swnder de loint vor sette ene myt der vlote (aassetzen,
verschlagen),
mhd. Pass. K. 407, 53: des wü ich dir versetzen mine wärheit (entgegnen).
Crane 393: daz wil ich dir versetzen wol mit gehen (ersetzen).
Münch. r. 296: der den andern versetzet ze purgen (als Bürgen ein-
setzen, bestellen).
Parz. 614, 23: mine triwe ich hom versetzet gein im üf kämpf ze
riten (einsetzen, verpfänden).
Parz. 365, 6: daz herze ist rehter minne ein pfant, also versetzet
und verselt
Ls. 3. 327, 30: die beckelhübe umhe win versetzen^).
Griesh. 1, 157: so hetrahte und versetze gar wol waz du wert sigest
(festsetzen).
Chr. 5, 283 anm. 2: mir sol auch furo hin . . gantz verholten und ver-
setzet sein (verwehren).
Kalm. r. 3, 138: di koufkamir adir dajs erhe werde denne vorsazt von
des zhxsherren weine vor sinen vorsessenen zvns (mit Beschlag belegen).
^) Dazu vürsaz „Pfand, Einsatz" (Lexer 3, 607) ; vürsetzer „Pfandnehmer*
(ebd. 3, 608) ist besser als „Vorstrecker des Pfandgeldes, Ausleiher, Wucherer"
zu erklären (daneben versetzer ebd. 3, 227 und versdz 3, 210).
77
Kehr. 11939: ich Ute mit den neteen eine maget versetzen (aufhalten,
festnehmen).
Lit. 222, 5: die mir den wec verseteent (verlegen).
Wölk. 96. 3, 22: erbrich des teuf eis sper, sein ger versetz im (aus-
fallend parieren).
Narr. 112, 22: su/nder all cmlouff mit der hcmdt versetz (den Hieb
heraussetzen und damit den des Gegners parieren oder dem Qegner
eine Wunde beibringen).
Jer. 9063: libvr menlich stritin, wen daz wir uns vorsetzin und Idzvn
diso letzin . . (preisgeben).
Hohenf. Bened. Reg. (13. Jahrh.) zfda. 16. 232, 11: man sol . . dt
armen laben . ., Cristis minne nit fursezze (preisgeben).
Such. 21, 115: den versatzt und Jen betrogen.
Die Wendung: den pack mit dem sckutzpret versetzen^ das
wazzer mit diUen versetzen oder sweUen (Tuch. 225, 20. 23;
198, 22 a. ö.) bedeutet zunächst „durch Vorsetzen des Brettes
aufstauen^, gelangt dann aber mit Beziehung auf die /air-Type
versetzen („umsetzen, ändern") zu der Bedeutung „durch Aufstauen
nach einer anderen Richtung ableiten". Ebenso daa waeeer
ver stein (Heum. 250), verwern (Oest. w. 298, 10): „durch ein
Wehr aufstauen und ableiten".
Der Gebrauch von versetzen „entgegnen" entwickelt sich
erst im nhd. Die Lexikographen des 17. Jahrhunderts ver-
zeichnen ihn, ohne seine Herkunft erklären zu können, und
auch keinem der späteren ist dies gelungen (die jüngste
Zusammenstellung im DWB. 1294 f.). Nach Frisch 2, 270 c
„haben einige versetzen fflr beantworten oder wieder antworten
aufgebracht". Adelung 4, 1138 wendet sich mit Recht gegen
die Ansicht, dass es eine empfindliche, beissende Antwort
bedeute. Sie rührt von den vergeblichen Bemühungen her, die
Bedeutung „entgegnen" aus „parieren, einen Hieb versetzen"
abzuleiten. Vermutlich ist die richtige Erklärung deshalb noch
nicht verzeichnet worden,' weil sie zu einfach ist. Bei
versetzen muss „die Vorstellung einer wirklichen mündlichen
Rede und Gegenrede schon im Satze gegeben sein", es wird
„nur bei der Schilderung eines Gesprächs gebraucht" (DWB.
1294 f.) und zwar eines lebhaften. Es hat zwar denselben
Ursprung wie „parieren, einen Hieb versetzen", aber seine
Entwicklung läuft von vornherein selbständig daneben her,
78
nicht darüber hin. Es bedeutet „die Worte heraussetzen*', mit
Bezug auf vorherge&usserte „entgegnen", aber ohne jeden ge-
hässigen Sinn^).
nhd. P. Fleming (1666) ged. 48: der ehren kind, der preisz versetzt dir
einen krantz, den trägt dir das geriichte auch UM entgegen schon
(beibringCD, reichen) *).
Schiller 11, 231: doch wam^ ich dich, dem gliiclc zu trauen, versetzt
er mit besorgtem blick, ''
Mörike 6, 257 (Hesse): „geschehn?" versetzte der gemM.
Sir. 29, 20: vergisz nicht der wolihat deines bürgen, denn er hat sich
sdbs für dich versetzt (sich verbürgen).
Gotthelf werke (1857) 20, 12: aber da hätte es sich hoch und iheuer
versetzt, in einer kirche sehe es niemand mehr (sich verbürgen, ver-
schwören).
A. Gryph. (1698) 1, 442 (Papin.) : dem fürsien ward das pf and der treu
hinauf versetzt (Sohn als Geisel hingeben).
Opitz 1, 54 (1690) : versetzen ihren halsz den icellen selbst zum pfände
(aussetzen, aafs Spiel setzen).
Bocc. 55 : der sich dem glücke nicJit mehr miderthenig machet, noch also
mehr versetzen wolt (dass.).
Nehem. 5, 3: lasst uns misere ecker, Weinberge und heiser versetzen.
A. Gryph. Ndr. 6 (Horr.) S. 14: wir haben nichts zu verkauffen, nichts
zu versetzen.
. Schade sat. u. pasqn. 3. 2, 27 : dasz du (Adam) als ein künftiger vater
viler Völker dine kitid so. mit untrüwe^i erbteü übei'laden, excigen tod
versetzet mid verpflichtet (aussetzen, festsetzen).
Lohenst. Armin. 1, 1310 a: hertzog Hermann hatte . . dieses ihor mit
dem dritten theile der Hermundurer versetzt (besetzen).
Goethe 14, 193: mir ist als ob die orgel mir den athem versetzte
(benehmen, versperren).
*) Es steht also dem obigen kratiz versetzen nahe, versetzeti „entgegnen'
hat sein Objekt stets bei sich, nämlich die vorangehende oder folgende Ant-
wort, deren enger Anschluss im ersteren Falle noch durch die Inversion ver-
setzte er hervorgehoben wird. Ungewöhnlich ist etwas versetzen (vom leb-
haften Gespräch auf Geschriebenes übertragen) bei
J. Paul palingen. 1. vorr. XVI: ich will jetzt auf einige stellen deines
briefes etwas versetzen.
*) DWB. 1286 vertritt eine zweifellos falsche Auffassung. Die Berufung
auf Adelung ist an dieser Stelle nicht angebracht; eineti kränz versetzen im
Sinne von , flechten" ist doch etwas weit anderes als einem einen kränz versetzen.
Dieses kann nur „reichen '^ bedeuten; vgl. ahd. T. 44, 7 apponere, proponere S. 75.
79
Schiller 1, 55: tcewn ich . . dich fühlen sah, was dir die spräche
versezte.
A. Gryph. (1698) 2, 384: wenn Boralice mich, die hurtige, ml jagen,
versetzt Urame mit strenger liebligkeit den nicht mehr freyen lauff
(verlegen, verstellen).
Mathes. Sarepta 12 a (1517): vnd der grosse strudd, da die vier Juxupt-
Wasser im paradeisz herausz quaJlen, sich versetzet, vnd vnter der
erden sich weit von einander getheHet (sich festsetzen, verstopfen).
Immermann Münchh. 2, 86 (1841): bei vielen dagegen versetzt sich
das Walser (im Magen: sich festsetzen).
ebd. 1, 129 : es ist immer schlimm, wenn die frauemimmer nicht heiraihen,
oder keine Jcinder bekommen, denn auf Zärtlichkeit sind denn doch
nun emindl die armen dinger durchaus gestellt, und die versetzt
sich ihnen dann leicht, dasz sie entweder langweilige, empfindsame
bücher schreiben, oder mit papageien und schooszhunden quängeln
(sich festsetzen — sich verkehrt setzen).
Schles. Ztg. 164. Jahrg. Nr. 127 Bog. 2: eine schwere eisversetzung
hat sich . . oberhalb T, gebildet, die in der ganzen strombreite mehr
als 5 hn, aufwärts geht, eine zweite gnvndv er Setzung lagerte bei P.
in ebensolcher breite, mit rücksicht auf die grosze gefahr, die hieraus
den deichen droht, wird zur beseitigung der Versetzungen geleistet,
was in menschetihräften steht, auf weite strecken sind die deiche
mit Stämmen belegt, um ein einbohren der eismassen in das erdreich
zu verhüten, die sprefigarbeiten werden von geschulten leuten a/us-
gefuihrt . . . bis heute nachmittag sind dadu/rch die grumdv er-
setz un gen dwrchbrochen worden, und damit ist die gröszte gefahr
beseitigt.
Amadis 389 Keller: denn der ander nichts mehr thet, denn allein ver-
setzen, und den schilt fürwerffen (dnrch Heraussetzen, Vorsetzen
der Waflfe parieren). '
H.Sachs Ndr. 110/117 S. 453: wan sie waren paide hart wund, sie
hetten mit dem kopff verseczt (parieren).
Lohenst. Armin. 1, 1310 a: fiach dem dieser seinen (des Gegners) umrff-
spiesz behutsam versetzt.
Lehmann florileg. (1662) S. 152: der versetzt ein blosse hand wider
ein schlachischwerdt (die Hand heraussetzen, entgegensetzen, mit
der Hand parieren).
Die folgenden Stellen zeigen den Übergang von „parieren" zu
„eins auswischen, einen Hieb beibringen":
Luth. 5, 524 a (im DWB. 1285): nw folgen erst die rechten waffen
damit ioir dem feind versetzen, und jn zu rück schlahen müssen,
Keisersherg von den 7 Schwertern cap. 1 : aber Christus der herr wöret
sich mit dem wort gottes, zuckt das schwer t, versatzt jm wider.
80
Logau 2. 161, 10: schwerdter schaden, schwerdier nützen; nützen zum
versetzen; schwerdter nützen, schwerdter schaden; schaden zum
verletzen.
Daraus entwickelt sich „einem eins auswischen, heraussetzen,
eine Wunde beibringen" ^) :
Garg. 213: er versatzt jm mit dem creutzstock so ein unsaübers.
Goethe 60, 8: hastig zog er sein schwert, ihm eins zu versetzen.
Goethe 50, 38: dasz ich dem kater und manchen gar manche tücke
versetzte.
Schiller 2, 47: ein sehwert . ,, dieser otterbrut eine brennende wunde
zu versezen.
Die Bedeutung „aussetzen, preisgeben" bedarf danach keiner
weiteren Erklärung^.
Logaa 3. 45, 37: die zunge braucht gesandten-recht, wil stets seyn un-
verletzt; wiewol, was hertz jhr mite gab, sie manchmal sehr ver-
setzt (hlosstellen).
Logau 1. löö, 65: kan ich sie von dannen hetzen, dusz sie hut und
schuh versetzen (preisgehen, im Stiche lassen).
Logau 3. 49, 60: Flora Mt zwar wol die blüt jhrer jungferschafft
versetzet (preisgeben, verlieren).
H. Sachs 14. 218, 23 Keller -Götze: tüie meiner tochter ist miszlwngen,
die nun ist ellendt und versetzt von dem Jüngling gar unergetzt
(prostituta).
Bisweilen berührt sich die Vorstellung „preisgeben, verschlagen"
mit „sperren, verwehren":
*) DWB. 1284 lehnt zwar die gezwungene Herleitung dieser Wendung
aus der Bergmannssprache (Veith 537 anm.) ab, schwankt aber selbst zwischen
der Auffassung „ parieren '^ mit Bedeutungsübergang oder „fest einfügen*^
(DWB. 1296). versetzen „parieren** hat nichts mit der VorsteUung des
Sperrens oder Widerstandes zu tun (ebd. 1285). Beide Bedeutungen sind aus
„heraussetzen, hinsetzen'' leicht zu entwickeln; vgl. dazu
Schiller 3, 357: er wird . . dem mädel eins hinsetzen und führt sich
ab, utid das mädel ist verschimpfirt auf ihr lebenlang . .
Analog zu versetzen gebildet ist verfallen „beim Fechten den Stoss mit der
Sekunde parieren '^ (Jacobsson 507). Deutlicher sagt die Fechtersprache aus-
fallen, ausliegen, ausschlagen („parieren^).
■) Also ist sie weder von „beiseitesetzen" (DWB. 1289) noch „ins
Pfandhaus tragen" (ebd. 1292) herzuleiten; vgl. lat. proicio, prostituo.
Ganz vereinzelt steht solch ein versetzen in dem Sinne „nicht achten, über-
sehen, verzeihen":
Erasm. laus stultitiae übers, von Franck 67 b : ich bit dich her, dz du
versetzest die sü/nd dei^ies knechtes.
81
Fleming 1, 167 Lappenberg: das weiter \md der wind versetzt' euch
euren lauf, dasz er auf so viel striche nach norden, seinen feind,
ohn <icht des Schiffers wiche,
versehen „unrichtig setzen, fehlgebären'' und sich versetzen „sich
im Setzen der Lettera irren" (DWB. 1296 f.) kann nach ver-
sehen, verhören, versprechen, verschreiben nur analogisch erklärt
werden, da es als „hinaussetzen über das ZieP nicht gut auf-
zufassen ist.
In den lebenden Mundarten wie in den Berufssprachen
spielt versetzen eine vielseitige Bolle: am weitesten verbreitet
als „verpfänden", so im Wiener Dialekt (Hügel 181), im Götting.
(Schambach 266), im Brem.-Nieders. (wb. 4, 773), im Kölnisch.
(Honig 194b); vereinzelt als „preisgeben, sitzen lassen, kalt
stellen" im Berliner Dialekt (Meyer 128 a), dem ein „verprügeln" ^)
im Altmärk. (Danneil 239) nahe steht. Eine andere Seite von
versetzen ist ausgebaut im Schweiz, „festsetzen, beschliessen "
(Staub-Tobler 1, 906; Tobler, Appenzeller Sprachschatz 188)
und Schwab, „als Verbot festsetzen" (v. Schmid 493); dazu
vgl. „zu Protokoll geben" (Jablonski allg. lex. 814b (1721) im
DWB. 1288). Für das Schlesische führt Weinhold hs. S 323
an: „die freude versetzt einem das essen*' (verwehren).
Von den Berufssprachen verwendet die Studentensprache
versetzen „Geld auf ein Pfand borgen" (Kluge stud. 133) und
„sitzen lassen, im Stiche lassen", die Gaunersprache den freier
versetzen „den Geprellten loszuwerden suchen" und „im Stiche
lassen^ (Kluge rotw. 377, 429), während sie „versetzen, ver-
pfänden^ durch versencken, versenckeln, vermaschkin, verjaschtvin
(ebd. 66, 169, 382) wiedergibt. Die Studentensprache gebraucht
ausser versetzen noch verkeilen, verUoppen, vermauschdn, Verstössen
in demselben Sinne (Kluge stud. 132, Zeitschr. d. Ver. f. Volksk.
1896 S. 351).
In der Jägersprache versetzt ein Tier, wenn es ein totes
Junges wirft (Hoppe 311b, Kehrein 309, was Dähnert 526 im
Pomm. auch von den Haustieren sagt). Es verkläffen, verUuften,
verUüften oder versetzen sich Dachs und Fuchs, wenn sie sich im
^) Der Berliner sagt eenen eens verwischen: j,einem eins auswischen,
versetzen'' (Meyer 128 b).
Leopold, Die VoTSÜbe ver- 6
82
Bau eingraben (Heppe 383, Kehrein 30B, 309); in der Bergsprache
versetM man Stollen oder Strecken mit unhaltigem Gestein („aus-
füllen* Veith 537) und erhält dadurch versetete berge^ die nicht
zutage gefördert werden (Jacobsson 4, 530). Es gilt als straf-
bare Handlung, durch solch Anhäufen von Gestein oder eine
Zimmerung erzhaltige Strecken zu versetzen („verdecken, ver-
bergen^ Veith 537. Jacobsson 4, 528) und damit andere zu hinter-
gehen ; doch hat die Bergmannssprache nicht das Verdienst, damit
die Redensart einem eins verseteen geprägt zu haben (Veith 537
Anm., vgl. S. 80 Anm. 1). versaJtz bezeichnet das Auf-, Hin- und
Festsetzen des unhaltigen Gesteins, versaJtzung eine Vorrichtung,
um einen Zusammenbruch zu verhüten (Veith 534). Unter ver-
sota des deutschen Schlosses versteht der Schlosser ein auf dem
Wirbel vernietetes Blech, um das Zurückweichen der Fallen
des Schlosses zu verhindern (Jacobsson 4, 524).
In diesen verschiedenen Arten der Verwendung ist versetzen
auf eine /awr-Type zurückzuführen; kaum weniger reich hat es
sich entfaltet in den Zweigen, wo es auf fair- zurückgeht^).
In der heutigen Schriftsprache ist versetjsen von heseteen und
ersetzen, in deren Gebiet es im mnd., mhd. und frühnhd. über-
greift, deutlich geschieden.
Einem versdeen stellt sich verlegen zur Seite, das als fau/r-
Type nach drei Richtungen entwickelt ist, als „auslegen, vor-
schiessen, ersetzen, unterhalten — vorlegen, sperren, belegen
— widerlegen, verdrängen, verwerfen — unrichtig legen*. Im
ahd. erscheint es nur in der Bedeutung „verdecken* , die freilich
nicht mit DWB. 756 aus einem „durch Legen beseitigen",
sondern im Gegenteil aus „vorlegen" herzuleiten ist:
ahd. N. catech. Mttllenhoff-Scherer 191 : uuanta die antrunga histnonea taten
ora contorquendo . .; dannan begondon sie iro anasiune f er legen
cavatia Ugnis, diu latini nu larvcts heizent.
verlegen in der ersten Bedeutung macht denselben Übergang
wie versehen durch (S. 59 f.) : etwas auslegen — einen mit etwas
*) Der /ra- Type verbrauchen schliesst sich, wie versehen, verhören
„sehend, hörend aufbrauchen" (S. 63 Anm., 65 Anm.), auch versetzen
„setzend aufbrauchen" an in der Druckersprache (Campe im DWB. 1296).
83
versehen, verlegen. Für verlegen (ein buch) hat DWB. 769
wieder eine yeruDglfickte Änslegung: «Aus dem Hinlegen an
fremden Ort entsteht die Bedeutung: (Geld) hin weggeben, be-
sonders hingeben fUr einen andern, für etwas, was uns fremd
ist. Daher auslegen''. Die richtige Deutung ist sehr ein-
fach : verlegen (got. faurlagjan S. 7) besagt „Geld auslegen, vor-
schiessen; ein Buch herauslegen, auslegen" (sei's im Schau-
fenster oder auf dem Büchermarkt) ^), dann mit der so beliebten
Bektions- und Bedeutungsänderung „Geld für einen auslegen,
einen mit Geld verlegen, für etwas aufkommen", ahd. Vor-
läufer lassen sich nicht ermitteln, dafür ist diese Bildung in
der mhd. und mnd. Geschäftsprache überaus häufig. Wohl
nicht mit Unrecht suchen wir ihre Herkunft im hansischen
Norden, der eine Anzahl von Ausdrücken des Handels und
Verkehrs geprägt hat, die noch heute in unserer Umgangs-
sprache lebendig sind.
mnd. Brschw. Schichtb. 107: mank aussen was nein, de de gelt wolde utdon
efte vorleggen.
Wism. Idy. f. 152: de bedde synt geschattet vnd gewarded vp XI m.
. . . dar vp h^t de schipper vorlecht IX m. (vorläufig aaslegen,
Vorschnss leisten).
Hans. Bec. II', s. 211 (1438): den schaden wedderkeren unde vor-
leggen (ersetzen).
Ltlneb. Urk. XV, s. 197 (1486) : ?i^ben se uns unde unse Mostere denne
ok wormede vorlecht, dat scholen se afrekenen.
') Das macht noch folgende im 18. Jahrb. beliebte Wendnng anschanlich :
J. L. Frisch. TeuUch-lat. Wörterhudh . . . Bwlin. Verlegts Chr. G, Nicolai.
— Critik der reinen Vernunft von J. Kant . . . Riga, verlegts J. F.
Hariknoch. Weniger anschaulich im 16. Jahrb. „Historia von D. Johann
Fausten . . . m Verlegung J. Sp. löSd*" (bei Schmeller 1, 1457). Der Aus-
druck Verlag (.Kosten*) erscheint erst im 16. Jahrb. (DWB. 711), ist im mhd.
gar nicht, im mnd. in der Form vorlacht einmal belegt:
Brschw. Schichtb. 97 : seen konden de vor lacht nicht don wnde neimet
wolde one dar to wat geven.
Im mhd. erscheint statt dessen verlegnisse, verlegunge (Lexer 3, 157), im mnd.
ausser verlacht noch vorlegginge ( Schiller -Lübben 5, 391). Ohne Qrund
scheidet das mnd. WB. ein vorlegginge ,, Verlag'' von , Vorlegung, Schau-
steUung*. brode der vorlegginge : panes propositionis (2. Mos. 35, 13 H.) be-
deutet die Auslegung der Brote wie verlag die Auslegung der Bücher oder
der Kosten (got. hlaibans faurlageinais S. 7).
6*
84
Lüb. Dodend. y. 1149: dl, de mit gdde werden vorlacht, 9mt hir
gemenet.
Serm. evang. 100a: de jungher deden, dlse Jheeus vorlecht hadde
(befehlen) »).
Körner 85 a: vorlede eme de wege (verlegen, sperren).
Korner 22h: se vorleden deme lesten here in holteren unde in dalen
hy Bunteeval (Hinterhalt legen, anflanern).
2. Sam. 9, 28 (H.): uns is vorlegen!
Die Bedeutung „widerlegen, verwerfen ** ist analog zu versetzen
„heraussetzen, dawidersetzen, entgegnen^ und versprechen „heraus-
sprechen, dagegensprechen, versagen^ (S. 77 f.) zu verstehen.
Lflb. Reform. 49: dat unsere geisüiken de lehre der predicanten mit
goüiger hilliger schrift verlegget hadden (widerlegen).
Lüb. Passional f. 130b: vnsen god, den wiUe wy nickt vorleggen
(abschwören).
Ssp. 1. 63, 3: de bet geboren is, den ne kan de wersgebome nicht ver-
lecgen mit der beteren bord (var. geweigem, vorwerfen).
Ssp. 3. 37, 2: swe sik vor gerichte to getuge but, er he^s van gerichtes
haken gevraget werde, hesivan deme tuge verleget (ansschliessen).
Chr. Sei. 308, 10: he u)art gebeden deme so nicht to dunde, dat he
vorlede unde nidU en achtede (missachten, verwerfen),
mhd. Chr. 9. 980, 23: miete noch enheieen (versprechen) noch vür legen
(aaslegen, erlegen).
Weist. 4, 607: als oft einer das ihut ohne laübe, der verlegt 6 gülden
(hinlegen, erlegen).
Ga. 3. 209, 464: wdlent ir im verlegen tos hengest unde pfert (vor-
schiessen, aaslegen).
Ls. 2. 29, 155: tV sit mt lenger minnare denne iuwer guot mac ver-
legen (aaslegen, eintragen).
Chr. 1. 160, 4 : dae wir iren krieg allein wollen treiben und verlegen
(Kosten aafbringen für)').
Mb. 2, 295: die man mit puchsen, pulver und zeug verlegen (ver-
sehen, aasstatten mit).
Jüngl. 803 : wan er die lüge ze verlegen hat (aafkommen, einstehen für).
Alph. 341, 2: siege und sträzen hän wir in gar verleit (sperren).
Weist. 1, 276: dasz sie (erbgüter) niemandt verhaften noch verlegen
soll (mit Beschlag belegen).
Mb. 3, 359 : die sträze mit newen funden und anvordrungen (za hohen
Zöllen) verlegen und ced machen.
^) Die Form des Präfixes wie die Bedeatang spricht eher gegen als fttr
betontes Pr&fix, wie es Schiller-Lübben 5, 391a ohne Qrand ansetzt.
■) Daza Verleger „Unternehmer'*, verlegnisse, verlegunge „Aoslage der
Kosten, Unternehmang, Ausrüstang" (Lexer 3, lö7).
86
DOr. ehr. 245: Jier vorlegete siner heezer spoi (widerlegen, zurück-
weisen).
Jer. 2097: das mi/r min lasier ist verleit mit ander stner vrümekeit
(verdrängen).
Bcsp. 1, 334 (a. 1419): er hette sinen zedel verlacht und virdröz zu
suchen (falsch legen),
nhd. Hatten 5, 26 Münch : icenn sie sehen, dasz der stift nit geld hat . , ,
finden sie . . etwan einen reichen, der die sach (Geld) zu verlegen
hob (aaslegen, vorschiessen).
Jfil.-berg. Polizei-Ordn. 48 (1696): bisz sie ihre gebühr oder verlachte
Unkosten bezahlt (dass.).
Leibniz 2, 281: indem die buchhändler schäMidhe und ärgerliche
Schriften zu verlegen, einzuführen und zu vertreiben sich nicht
entsehen.
Frank weltb. 98 b: ob wohl etüich so mechtig seind, das sy ein heer in
ein füd riisten und verlegen möihten (aaslegen für, versorgen,
unterhalten).
Maaler 423c: ein reisigen häufen verlegen und besolden : alere et
tolerare eqaitatam.
ebd.: einen verlegen oder erhalten : dwe samptam.
Ayrer kön. Theodos. 165 b : die geliebten eitern mein a/rmut halben gar
nicht vermögen zu dem studim mich zu verlegen.
Mosäas 3, 29: er vmrde die ganze Christenheit mit umnderthätigen
Zahnstochern verlegt haben, wenn er abnehmer gefunden hätte.
Ayrer proc. 1, 9: der jme begerte den weg zu verlaufen oder zu
verlegen.
Kirchhof wendanm. 4, 174 Österley: bapst Oregorius . . hat . . mit
einem sehr strengen und harten verbott, den priestem in Teutscfi-
landt die ehe vorlegt und auff gehaben (verwehren).
Schweinichen 1, 210: der wirth . . verleget einen arrest auf rosz
und fahmis, bis er die 2354 ihlr. bezahlt bekommen.
firasm. lob der thorheit 42 b : so vil gd>en sie der thorhait, das offtmals
das mit kainer ausred hat mögen verlegt und entschuldiget werden
(widerlegen).
Lnth. briefe 1, 599: dieweil ich dann keinen weg hob miigen erlangen,
meine Schriften durch das göttliche wort zu verlegen'^).
LeBSing 1, 517: sie werden seine handschrift verlegt haben — so
etwas sflege ich nicht zu verlegen.
') Ndr. 83 Überschrift: wider das vnchristenUche buch Martini Luters
Augustiners, an den tewtschen adel auszgangen, Vorlegung Hieronymi Emser
an gemeyne JwchiÖbluhe teutsche nation (Widerlegang).
86
Von den Mundarten ist verlegen im Schweiz, am reichsten
entwickelt (Staub-Tobler 3, 1188) als „aussetzen, auseinander-
setzen — unterstützen — mit Beschlag belegen". Für das
Bairische verzeichnet Schmeller 1, 1457: „die hcmddsleute ver-
legen sich mit waaren\ beym scheibensckieseen verlegt man
sich, wenn man die Schüsse^ zu denen man berechtigt ist, durch
einen andern thun läset*', Weinhold für das Schlesische „aus-
richten" (hs. L 37) und „unterhalten** (hs. L 51): erhare hnahen
auffeueiehen und zu verlegen; den verlag geben „Geld auslegen,
vorschiessen" (hs. L 5).
In der Hütten- und Bergsprache bedeutet verlegen „die
Kosten zum Bau auslegen, vorschiessen ** (Jacobsson 4, 520;
Veith 525), sich verlegen oder sich verbauen „sich freibauen, die
Betriebskosten decken" (Veith 526); in der Webersprache des
17. Jahrh. einen sttM verlegen „auf eigne Kosten betreiben"
(Birlinger 158 b). Ferner kennt die Bergsprache „mit Beschlag
belegen" (Veith 525), die Jägersprache verlegen „Treibzeug um
Feldhühner legen" (Kehrein 306). Schmeller belegt dazu für
das Bair. noch „verhaften, lähmen, widerlegen" (1, 1457).
In der heutigen Schriftsprache hat verlegen die Bedeutung
„mit Beschlag belegen" an belegen, „Geld auslegen" an erlegen
abgetreten ; verlegen verbindet sich mit dem Gegenstand, für den
das Geld vorgeschossen wird : ein buch verlegen. Die Bedeutung
„sperren" eignet ihm allein.
verschlagen, dem behandelten verlegen und noch mehr ver-
setzen ähnlich, zeichnet sich durch die eigenartige Bedeutung
„förderlich sein, nützen" aus. Sie gehört zu /awr- I in dem
Sinne „hinausschlagen über, übertreffen, ausschlagen"*) oder
„vorwärtsbringen". Die übrigen Bedeutungen sind von versetzen
aus (S. 75 ff.) leicht zu verstehen.
verschlagen: vorschlagen, auseinandersetzen, hinschieben —
versperren, verbergen, unterschlagen — widerlegen,
^) ausschlagen ist vom Zünglein der Wage übertragen: etwas sMdgt
gut, schlecht, zum heile, zum verderben aus; das gibt den ausschlag, ist awh
scMaggd>end (Paul wb. 47 a). Ähnlich ausgeben ^ ausgiebig, ergiebig, DWB.
1086 erklärt es verschlägt mir nichts als „es verändert nichts b^ mir, es
treibt nichts weg"!
87
ausschlagen, zuräckschlagen, lähmen — preisgeben, ver-
schlagen, berauben — ausmachen, anschlagen, frommen
— verfehlen; sich an unrechter Stelle festsetzen.
ahd. Gl. n 771 a ferslagine : interclnsa.
I 4 Pa. gl. K. Ra. faralahit : adnectit.
0. II 4, 9: er ihar niheina stigiüa m firliae ouh unfirslagana.
Gl. II 671 a ferslaho : refellam.
Gl. II 98 b tnnöt farslagane : in cnstodiam trnsi.
II 617 a forsluog : damnavit.
I 34 Ra. farslahit. Pa. gl. K. furislahit : antecipat [E. fimfangot].
mnd. Wism. Urk. 15. Jahrh. : da was ydt hy der maltydt, so dat vnse varstynne
de deghedinghe vorsloch vppe den namydddach (vorwärtsschlagen,
verschieben auf).
Urk. d. St. Hannov. nr. 461 a. 1368 : ok sdial neyn knecht eines heren
gut vorslaan edder vorhreken (in der Abschrift Lüb. Chr. 1, 480:
underslan edder vorbuten),
Westphal. 3, 91: he was vorslagen unde lisHch.
Zng gegen Jühnde p. 8: welk he dUet vorsloch wnde nicht don en wolde
(in den Wind schlagen, verweigern).
Korner 60 d: dat vorsloech nidit jegen dat unsttir (nützen).
Westph. 3, 69 : cUse koninck Ch. sach, dat de sake greven Gerdt geluck-
lieken vorsloch (prosperabatnr, ausschlagen).
Zeno 80: se lepen unde brochten genöch; gar Mene it se vorsloch,
it wenede dlse sere, alse ift it hungerich were (wenig nützte es ihnen).
Livl. Urk. nr. 1616, 37 (Ende 14. Jahrb.): we sik vorsleit und en
wech kimpt (sich verirren) ^).
mhd. Pass. K. 297, 86: aln rede er kwrseUch verslüc (vorschlagen, aus-
einandersetzen).
ebd. 229, 3 : mit worten er do im verslüc wie er den leiden wurm sach.
ebd. 610, 46: dcu si verslügen disen val üf den bischof (hin-
schieben auf).
Pass. E. 16, 88: das er die vursten liee beide versmiden und versldn
in den kerker (festschlagen, festschmieden).
Chr. 8. 481, 6: den Bin mitpfelen und ketten versiahen (versperren).
Germ. 7, 376: er verslüg sich in einen berg (sich verstecken).
LoM. 7a: si verslüg sich hinder ein hecke (dass.).
^) Diese Auslegung ist ungezwungener als die von Schiller -Lübben
5, 448 a.
88
Leseb. 1016, 11: auch kan ich stein vund gar wol verslän (unter-
schlagen).
Teichn. 277: den gdxche ich zeinem man, der versiahen goukdn kan
(verschlagen, schlau, betrügerisch).
Rcsp. 1, 172: singen versiahen oder interdict/wm legen (verbieten).
Ls. 3, 91 : die rede sie mir holde versluoc (widerlegen).
Renn. 1948: der rat ze jungen toren nam vnd siner aiten rat verslug
(in den Wind schlagen).
Marlg. 204, 254: siner sorge er sich versluc durch die schone gesicht
(sich entschlagen).
Pass. K. 14, 76: die vursten wurden dö verslagen von wiierwinden
üf dem mer (vgl. versetzen mnd. S. 76).
Basl. r. 33: ze banne versiahen (ausstossen, verbannen).
Helmbr. 1023: die alten tumei sint verslagen und sint die niuwen
für getragen.
Marlg. 147, 253: daz er so tMich wolde Üben und mit den swnden
sich versliic (sich beflecken).
Erlös, s. 217: dm angrif wü mich versldn des tröstes (berauben).
Pass. K. 75, 38: daz sich sin kraft nie verslüc.
ebd. 280, 26: daa sich im die sieht versluc und er nichtes nicht
ensadi.
Parz. 584, 3: solten dise kumher sin äl an, Gmodns kumber slüege
für% wisge iemen ungemaches kär (Ausschlag geben).
Hadam. 64: die vart versiahen (weidmännisch: an der rechten F&hrte
vorbeigehn, von ihr abkommen),
nhd. Schärtlin v. Burtenbach (1772) 119 : ich liesz aüe furth am Lech von
der Donau an bisz gen Landsperg verschlagen, mit rädern ver-
sencken und . . verwahren^
Simpl. 1. 114, 11 Kurz: ich verschlug mich in den wald vnd ver-
zweiffelte schier . . (sich verbergen)*).
H. Sachs 8, 457 Keller-(4ötze : ein kindt . . das sie zwey mowU heimlich
zug und vor dem vater das verschlug.
Felsenb. 1, 33: auch sonsten einen verschlagenen köpf hatte,
Luth. 5, 171 W. (operat. in psalmos übers. Roth): sie tamen ut non
recuses dei voluntatem . . ferre = doch also, das du nicht ver-
schiehest
^) Einzige Stelle, geschwächte Form kommt überhaupt mhd. nicht vor.
') DWB. 1086 legt diese Stelle aus als „unbrauchbar machen ', während
es „zuschlagen, schlagend sperren'' bedeutet.
') sidi verschlagen kann nicht heissen „zu einem Ort sich begeben (ebd.
1091), sondern hat die Nebenbedeutung „sich verbergen".
89
Schiller 3, 559: dcLS fnädel seUt sich cUles teuf eis gezeug in den köpf
. . tmd verschlägt mir am end einen toackem ekrharen schvnegersohn,
Goethe br. 12, 150 nr. 3569 (a. 1797) an Christiane: toir wollen daher
unsere fahrt noch aussetzen ^ sage das SMlling, damit er sich die
führe nach Lauchstädt nicht verschlägt (sich nicht um die Mög-
lichkeit bringt, die Fuhre anderweitig zu vermieten).
Garg. 465: dasz jm die kugeln umb den kopff sauszeten . . dasz er
kein himmel sähe und jhm der lufft verschlug, athem zu holen
(verwehren).
Pinter pferdesch. (Frankfurt 1688) 413: verschlagen: wann es ins-
gemein verstanden wird, so sein desselben kennzeichen die Sperrung
der füsze und dasz dieselben je länger je steiffer werden.
Vischer, auch einer 472: kaites wasser verschlägt die zahne (stumpf
machen).
Otto Ernst, Asmus Sempers Jugendland 1905 S. 85 : die freude hatte
ihm allen appetit verschlagen.
Salzmann, Conrad Kiefer 29 (DWB. 1088): durch das schreien macht
sich das kind eine bewegung und diese treibt die verschlagenen
foinde fort (im Leibe, vgl. versetzen S. 79).
Schambach wb. 262: vergripen „machen, dass ein Muskd sich
verschlägt*',
Frank chron. 407 b: une . . untreulich das concüi mit jm gehandelt
hob, alle bilUcheit abgeschlagen, all sein red in argem auffgefangen,
verkert und verschlagen.
Luth. 9. 200, 16 W.: das eynig land der Juden, das yhn vorworffen
wmd vorschlagen hoOt.
H. Sachs 8, 145 Keller: une ?iat die ungestOm uns verschlagen und
an die öden insel tragen!
Zwingli 1, 41 : darumb dasz es uns gott nit geben Ttat, dasz ouch uns
nit verschlagen wü/rde (gut ausschlagen, frommen) ^).
Wieland 10, 184: doch alles dies, und was noch mehr geschah, ver-
schlägt uns nichts: genug sie ist mm da (geht uns nichts an).
Goethe br. mit Stein 1, 15 Scholl: es verschlägt sie ja nichts^
Immermann Münchh. 1, 137: ihr . . solltet daher wissen, dasz das
dringen und feilschen bei mir nidit verschlägt.
Mörike 6, 292 (Hesse): als Mozart ihnen diese arbeit dedizierte, hat er
^) Der einzige obd. Beleg fttr diese Verwendung, wo wir noch keinen
Einflnss der Schriftsprache annehmen können. Sonst heisst es obd. verfangen.
*) mich versMägt statt mir verschlägt, besonders von Geliert verwandt
(DWB. 1090), braucht durchaus nicht undeutsch zu sein (ebd.), sondern er-
klärt sich analogisch nach mich verdrieszt, verlangt u. ähnl ; vgl. Paul mhd.
gr. § 241, 266.
90
geglaubt, nu/r sie zu ehren, doch kann's ihm nichts verschlagen,
wenn ich eugleich ein kompliment ßi/r mich darin erblicke.
Frisch 2, 191c: ^nen ort im buch verschlagen (verfehlen, so dass
die Stelle nicht mehr zn finden ist)^).
Hippel lebensl. 1, 135 : wer einmal den rechten weg verschlägt, kommt
immer weiter vom ziele (vorbeigehn, verfehlen).
Die Bedeutung „etwas ausmachen, anschlagen, frommen^
kommt nur in ndd. und md. Mundarten vor, und zwar im
Brem.-Nieders. (wb. 4, 813; 6, 312), Hamburg. (Richey 258),
Preuss. (Frischbier 2, 440), Pomm. (Dähnert 526), Götting.
(Schambach 266), Mansf eidischen (Jecht 118: tvenn's dich nich
varschlett „wenn's dir nichts ausmacht") und Schles. (Wein-
hold hs. S 116: das verschlägt nichts „macht nichts aus^).
Der im Schweiz, bezeugten Bedeutung „verwahren, unter-
schlagen" (Staub-Tobler 1, 908) und refl. „sich verbergen" im
Bair. (Schmeller 2, 516) steht das Partizipialadjektiv versMagen
„schlau, listig" nahe, das auffälligerweise nur in ndd. Mund-
arten verzeichnet ist (Brem.-Nieders. 4, 814; Richey 258; Honig
194 a).
Von technischen Ausdrücken ist „vorschlagend sperren" am
geläufigsten (Adelung versuch 4, 1506: fässer, hasten „zunageln,
zuschlagen"; in den salekothen pfannen „flicken"; kammer,
eimmer, räum „durch vorgeschlagene Bretter absondern"), im
Schweiz. versiMän „verwahren" (Staub-Tobler 1, 908).
Aus versMagen „ausschlagen, versagen" (Bair. Schmeller
2, 516) ist jedenfalls sich etwas verschlagen „sich etwas versagen,
sich bringen um etwas, sich schädigen" und daraus erst das
intr. verschlagen „Schaden nehmen" entwickelt, wofftr ich keine
fra-Tj^^e ansetzen möchte. Beeinflussung von hier aus wird
wohl allerdings stattgefunden haben. Vielleicht ist aber ein
md. verschlagen „sich erkälten" im Mansf eider (Jecht 118: ä hott
varschlon) und Leipziger Dialekt (Albrecht 230: verschlagen hat
man auf einen Körperteil, wenn sich eine Erkältung dahin ge-
setzt hat) mit der /air- Type verschlagen „umschlagen, über-
schlagen, lau werden" (vom Wasser) zusammenzubringen. Das
^) Dazu Köln, verschktdere „das rechte Blatt im Bach verschlagen"
(Honig 194 a).
91
refl. sich verschlagen „sieb schädigen^ ist im Wiener Dialekt
(Hügel 181) gebräuchlich, in der Weidmannsprache als „fehl-
schlagen, unwirksam sein^ von Schttssen und „sich verwickeln,
sich festrennen, nicht weiter können, nicht mehr zu finden oder
zu locken sein" von Wild und Geflügel (Weber 2, 615, Heppe
382, Kehrein 308). Das intr. verschlagen bedeutet in der Jäger-
sprache „ausser Atem kommen" (Eehrein 303); ein versdilagener
Hund ist „scheu, krank, steif" (ebd. 308), was Schambach 266
auch für die götting. Mundart bezeugt. Ebenso bedeutet ver-
schlagen eine Krankheit des Pferdes, wenn es steife Fttsse hat,
die Beinmuskeln nicht bewegen kann und stets zittert (Weber
2, 615). In der Berg- und Hüttensprache versMagen wirkungs-
lose Schüsse („versagen") und Wetter, die sich versetzen und
in falscher Richtung strömen (Veith 535). Wie mau das tr.
verschlagen vom Stumpf machen der Zähne braucht, so in der
Bergmannsprache vom Abstumpfen der Werkzeuge (ebd.).
Die Weidmannsprache lässt einen Hühnerhund verschlagen, wenn
er auf zu viel Schläge und dadurch nicht mehr zum Jagen
kommt (Weber 2, 615).
Die Bedeutung „erschlagen, zerschlagen", besonders im obd.
beliebt, geht auf eine /ra-Type zurück und gehört nicht hierher.
Von den reichen Bedeutungen von versMagen ist heute schrift-
sprachlich geläufig nur noch „versperren, verschlagen werden
(vom Winde, vom Geschick), sich verschlagen" und „aus-
machen, frommen", letzteres besonders beliebt in den Wen-
dungen: das verschlägt nichts („tut nichts zur Sache"), was ver-
schlägt das? kein mittel verschlägt hei ihm, in negativer Form
gebräuchlich^). Mundartlich ist auch es beschlägt wenig in
derselben Bedeutung bezeugt (Hittmair 234). Im mhd. kommt
vereinzelt sich beschlagen „sich festsetzen" vor (ebd. 57), als
„betrügen" nähert es sich auch versMagen in der Bedeutung
(ebd. 149). In lokaler und instrumentaler Verwendung gilt
beschlagen heute allein (ebd. 43, 44, 49, 153, 176).
^) Vernaleken 2, 90. Doch ist mir die positive Wendung: die speise
verschlägt etwas („sättigt gut^) aas dem Preass. geläufig.
92
verfangen teilt mit versddagen die Bedeutung „förderlich,
wirksam sein^. ahd. ist dieses verfangen ausser in den Glossen
nur — und zwar recht häufig — dei Notker belegt.
verfangen: überholen, übervorteilen — förderlich, wirksam sein
— sich vergreifen.
ahd. N. I 714, 11 P.: fürefieng er sus mit imo r^dondo : prior orsus est.
I 238, 2: tö fürefdheat mih rihto : recte . . precurris.
I 361, 5: götes öuga gefiireuangot dl ddz chwnfiig ist : precurrit
onine futnram.
Gl. I 3ö R. furifangot : anticipat »).
I 619 a fimquanwn furivangoUm : anücipaverant.
IV 34 a furvähU : anticipat.
I 462 a furivomgota uuoritumgota uiruiench : preoccnparet.
N. I 114, 30 P.: wMus sMen die scrifte ddraeüo uerfdhen : quid ipsa
scripta proficiant.
I 362, 26: He ddnne ferfähent so sie rMe 8(n^:qaae . . . non
possunt esse inefficaces.
I 232, 26: so neferfähet ter umUo nleA^ : yoluntas frustra sit.
I 700, 28: n6h in die zdrta dlle ne/er/i6n^en : blandimenta fra-
strantur.
II 15, 19: vtter ist aber in heUo dir ühttg ? tmen uerfdhet da sin
iehen? (wem hilft seine Beichte dann noch etwas?)
mnd. Ostfries. L. B. I 121, 7 : de deelen oeres vaders guet aUe gdick und
neen vuübroeder moit den andern vervangen (ttbervorteilen).
Kantzow 102: vnd wolde Casemer den rJunn des hriges vor fangen
(im voraus für sich nehmen).
Brem. Stat. 45 (a. 1303): so toelic horghere sec vorveit in sime
hnechte, . . Iheme scal he heteren UJ:e eneme gaste (sich vergreifen an).
mhd. Gen. D. 71, 18: vil lucel du da mite vervienge (ausrichten)').
Bon. 42, 62: wemie er vor alier nicht vervdt (nichts mehr vermag).
Pass. 206, 62: sin gewält da nicht vervinc.
Albr. 13, 61 : der schius nicht vervie.
Trist. 18180: dag vorhte nodh huote an ir vrouwen niht vervie (bei
ihr nicht anschlug).
Büchl. 1, 1111 : dag ailer wibe güete ge freuden niht vervienge (ver-
helfen zu).
Nib. 95, 2: wag hundeg si vervän (helfen, frommen).
*) aengl. forefön bedeutet ebenfalls panticipare" (Bosworth-Toller 306 a).
^ Zunächst wird verfangen persönlich konstruiert, dann auf die dritte
Person beschränkt, erhält ein unpersönliches Subjekt und nimmt schliesslich
ein persönliches Objekt zu sich.
93
Msf. 171, 17: daz tet ich ie: nu kan michz leider mht v er van (nun
hilft es mir doch nichts). '
Herb. 12156: ^t min bete und min rät nikt vervihet noch verstdt
(nichts ausrichtet).
Chr. 8. 248, 18: ird^nsdi gewcdt gegen goUe nüi verfocht
nhd. Eeisersberg seelensp. 23 a: aber vil beichten und dick zu dem heiligen
aaerament gon on soliche Übung der tugend, das v er f ah et nüt.
Keisersberg pred. 55 b: dieses v er fach et alles nichts an inen.
Melanchthon 2, 137 Bretschneider : wo aber die handlung bei unsern
herm . . dergestalt nicht verfahen, noch ersprieslich sein wollt . . .
Fischart bienenk. 47 b: das mag dUes nichts verfahen, miitder ais
ein tropff Weihwassers im fegfeur.
Simpl. 2. 311, 8 Knrz: so dasz auch aUe obermelte euren nichts ver-
fangen konnten.
Logaa 5, 55 bei Weinhold hs. F 10: wo das reden nichts verfängt,
hat das schweigen besser statt.
Opitz poet. 70: welche meine geringschätzige arbeit bei stattlichen auff-
gerichten gemüthern, wo nicht mehr, doch so viel verfangen wird,
dasz . . .
Chr. Gryph. poet. wäld. 1, 272 : wenn fast kein mittel mehr in solcher
noth verfing.
Lessing 4, 409: Harlekin versw^t, sie . . auseinander zu bringen,
läuft aber, als es nidits verfangen ujill, davon,
Wieland 7, 13: und wie er sah, dasz bitten nichts verfängt, so
sprach er . . .
Goethe 29, 54: diesz aber verfieng nicht, man hatte partei ergriffen
und blieb auf dem sinne.
verfangen „wirksam, förderlich sein" ^) ist fast ebenso aus-
schliesslich in obd. Mundarten vertreten wie verschlagen in ndd.
Im mhd. findet sich kein verschlagen in dieser Bedeutung, im
mnd. kein verfangen. Im nhd. weicht hiervon ab ein vereinzeltes
verschlagen bei Zwingli (S. 89 Anm. 1), das in dem ahd. gl. K.fwr%-
slahü: „antecipat" (Gl. I 34) einen ebenso vereinzelten Vorgänger
hat. Demgegenüber steht oft in den ahd. Qlossen verfangen, und
Notker braucht es ganz allein in diesem Sinne (8. 92). Dialek-
tisch bezeugt ist nhd. verfahen im Schweiz. (Staub-Tobler 1,
722). Im md. begegnen sich verfangen und verschlagen, beide
sind im Schles. gebräuchlich (Weinhold hs. P 10, S 116).
') verfänglich hedeutet mhd. „tauglich, nützUch, wirksam, von Erfolg'^
(Lezer 3, 285), nhd. geht es zu dem Sinne „gefährlich,. Verlegenheit bereitend^
über (DWB. 309), in Anlehnung an verfang „Vorgriflf, Übervorteilung, Nach-
teil'' (mnd. SchiUer-Lttbben 5, 484; mhd. Lexer 3, 285; nhd. DWB. 303).
94
verschiesaen verbindet die Anschauung „voraus^ und
„vorüber": „vorschiessen, abschiessen — sich entäussem, ver-
zichten, ausstossen — ttberschiessen, vorüberschiessen, verrinnen,
ausschiessen — vorbeischiessen, fehlschiessen, sich übereilen
und festrennen, sich verausgaben''.
ahd. Gl. II 436 b farscwizan : pellere.
N. 11 410, 3 F.: hom mtucJiset uzzer demo fleisce unde füreskiüeset
daz fleiac. so füreskiezeent ouh ir daz fleisc mit muote (über-
wachsen — überwinden),
mnd. Brschw. Schichtb. 51: der worde worden vele v er schoten van den
hovetluden der partie mank deme völke (Worte ausstossen).
Leibn. 3, 430: dat me edle de vervolgers der kerken verschot mit den
leckten wnde vorludde se mit den Mocken (durch Umstürzen der
Lichter und Läuten der Glocken exkommunizieren).
Lüb. Pass. f. lOd: dö dat volk al vorschoten was vnde en weck
(sich schnell entfernen).
Brem. GB. f. 139: myt vorschotenen unde bespyeden antlate (aus- .
schiessen, ausbleichen),
mhd. Nib. 426, 1: so si den ger verschoz (abschiessen) 0*
Mone z. 16, 86: den hof mit hcdme und 7nit munde verschiezen (sich
entäussern, verzichten auf).
Mb. 24, 558 (a. 1411): hdn aufgeben mein güetlein und verscheuze
mich des mit hant und halm (dass.).
Sery. 1205 : waz ist din ungehabe so gröz umb die got mit urteile ver-
schoz? si habent verdienet wol den voZ (Verstössen, stürzen).
Kirchb. 731, 8: bi den andern fiiezen die westert in daz mer ver-
schiezen (schnell vorüberfliessen, stürzen in).
Lcr. 93, 273: wenn sie verschieszen, so wollen wir denn in sie
rennen (aufhören zu schiessen) ^).
Schm. Fr. 2, 478: Iiatte sich des weges verschossen (verfehlen).
Jer. 19393: u)iim gemle da sin 16z daz sich im ouch aho vorschöz
(fehlschlagen).
Wölk. 31. 2, 99: ich het mich einst verschozzen mit einem knaben
junc (sich verfehlen),
nhd. Pers. reisebeschr. 3, 2: hat der groszfiirst gelder darzu verstreckeL
als aber dem guten mann das werk miszlungen und seine guter, die
verschossene groszfü/rsüiche gelder wieder zu erlegen, nicht zu-
reichen wolten . . (vorstrecken, vorschiessen).
^) Kann wie die Bedeutung „schiessend aufbrauchen, erschiessen,
sprengen" auch zu fra- gehören (Lexer 3, 216; DWB. 1079).
96
Garg. 498 (1590): die feind . . fiengen derhalben cUl an mit ver-
schossenen zawm fersengelt zu geben (Zaum yornttberhängen) *).
Spee. 4. 2, 9 Balke: lid) hat aus seinen äuglei/n rwnd fast tausend
pfeü verschossen (abschiessen) *).
Jer. 18, 14: das regenwasser verscheuszt nicht so holde, als mein
volck mein vergisset (yerrinnen).
A. Gryph. ged. 181 Palm: mein bebend hertze kracht, indem es über-
legt, wie zeit und weit verschieszen (vergehn).
Leasing 3, 210: seht da das ehrenkleid, . . eh es verschossen ist, eh
es zu lumpen geworden (aasschiessen, verbleichen).
Paracelsas 2, 267 G (1616): indem so fehlen sie und verschieszen
neben das ziel (vorbeischiessen, fehlschiessen).
J.Paul 67, 16: aber dieses mal verschosz sich Peter (dass.).
Tb. Platter 169: der hat sich in der flucht verschossen (sich übereilen).
Fischart ehz. 510: wann sich der jungen (Walfische) eyns am ufer
im sand verschieszt, das es nicht von der statt kommen kan (sich
festrennen).
Simpl. 1. 5, 7 s. 477 (1713): unerachtet dieses, worin er sich also
verschossen, nur ein schlechtes bauemmägdlem war (sich unbe-
sonnen verlieben).
Felsenb. 4, 62 : meine leute fochten, nachdem sie sich dann und wann
verschossen hatten, mit ihren sdbeln (zuviel schiessen, sich ver-
ausgaben).
Schönaich Ästhetik 358 Köster: noch unbill, noch verschuss kann
vom allweisen kommen (Fehlschuss).
verschiessen lebt in der heatigen Sprache noch als „aus-
bleichen" und im Sinne der Verfehlung. Die Farbe verschiesst,
wenn sie ausbleicht und nicht dauerhaft ist (Jacobsson 526).
Der Hund verschiesst sich, wenn er von der Fährte abkommt,
der Jäger, wenn er kein Pulver mehr hat (Kehrein 309), der
Bergmann, wenn er schlecht baut (Veith 535). In der Bienen-
sprache verschiessty verfliegt oder verschmärmt sich der Weiser,
>) Häufiger mit verhängtem zügel, in der Bedeutung „willfahren, ge-
währen" schon ahd. übertragen:
ahd. Gl. n 120 b firhancte : cousensi.
N. II 265, 12 P.: noh s6 füo nef erhingest du minen ftenden an
mir : non confundantur super me.
Die Wendung: das geschick verhängt böses über uns (Verhängnis in aktivem
und passivem Sinne) hält das Bild anschaulich fest (hinaushängen über):
mhd. Tit. 128, 4: unde er sorge über dich niht verhenge.
>) Siehe S. 94 Anm. 1.
96
der seinen Stock nicht wiederfindet (Overbeck 85). In der
Druckerei muss der Korrektor nachsehen, ob alle Seiten auf
dem Bogen in dem Format an der rechten Stelle stehn und der
Setzer nicht etwa die Kolumnen verschossen hat (,,falsch aus-
schiessen*' Klenz 107). Beim Militär gilt es als Zeichen eines
schlechten Soldaten, mit der Munition nicht hauszuhalten und
sich vorzeitig zu verschiessen. Im Preuss. verschiesst nicht nur
ausbleichende Farbe, sondern auch versiegende Milch (Frisch-
bier 2, 440)*). Im Götting. bezeichnet verscheUen „sich ver-
laufen", verscheten „verloren" (Schambach 266), im Wiener
Dialekt sich verschiessen „sich festsetzen" (Hügel 181), im
Schwab, „sich aus Hast verirren" (v. Schmid 462). Am weitesten
verbreitet aber ist sich verschiessen „sich verlieben", verschossen
injem. „verliebt" (Schmeller 2, 477, Spiess 269, Meyer 127,
Studentenspr. Kluge 133). Das holstein. verschott „Überschuss"
(Schütze 4, 306) hat einen Vorgänger in mhd. vürschue (Lexer
3, 608). Das Botwelsche gebraucht schlangen- verschüszer und
'Verspaseer als „Betrüger" (Kluge rotw. 166).
Die /ra- Tjrpe verschiessen „totschiessen" hat die heutige
Schriftsprache ganz durch erschiessen ersetzt, leschiessen berührt
sich in der Bedeutung „zuschiessen, beisteuern" (Hittmair 17,
172) früher mit verschiessen „verschiessen" ; zu heschiessen „ver-
schlagen, nützen", das noch im Schweiz., Bair., Schwab, lebt
(ebd. 223) ist ein analoges verschiessen wie verschlagen zu be-
schlagen (ebd. 234) nicht gebildet worden.
verfahren^ vergehn zeigen faur- 1 in der Anschauung „hinaus
über, vorbei".
verfahren: überholen, umfahren — ttbergehn, versäumen, ver-
fehlen, sich festfahren".
ahd. Ol. n 646 a furivarent : trojnQieTmt.
II 254 b t7 » rvoro : praetereo.
T. 205, 2: ihie für itiarenUm : pTfueterenntes.
N. I 736, 26 F.: so iouia ünde iunonis höf fürefären uuörd : trans-
cursis domibas coniagum regnm.
0. IV 30, 5 : cUle ihie thar wjiarun joh thar furifarun.
Gl. IV 2 b furi ferit : antecellit.
*) verschiessen „zu Atem kommen lassen" ebd. wird wohl /otr-Type sein.
97
N. I 747, 28: t^ fürefüor so er hegönda chömen ^ rot sMmo ptur-
pwrun geUcher : f ulgor antevenit.
T. 80, 7: inti sär giböt her ihie iungiron . . furifaran inan uba/r
ihm seo : iussit . . praecedere eum.
Gl. II 260b furifaran : defluxisse. II 655 a für if arener : elapsus.
n 273 b /urtfaren^ : fugiant. II 487 b v er uarenton ; labentibns.
II 603 b firfuor : diem obiit. in 76 b firvamer : defunctus.
T. 146, 3 : ni uorferit Ma cunni : praeteribit.
N. II 187, 22 P.: so diu naht fergät unde iz hina tagen beginnet.
N. I 405, 5 P.: taa kdgenuuärta tut haftet zu demo ferudrenen ünde
demo ohümfttgin : ad praeteritum.
as. Hei. 5867: hie habit sia iu furfarana (überholen).
Ps. 67, 8: 80 farfarin aundiga fan antsceine godia : sie pereant
peccatores a facie dei.
mDd. Hamb. Z. B. p. 270: wen averst desuivige dodes vorfaren . . (sterben).
Brschw. Urk. v. 1370: were dcU der schepe toelk grundroringhe dede,
dar mede en scolde dat gud, dat darirme were, nicht vervaren
edder verloren wesen (einbttssen).
mhd. Spec. 29: er vurfuor die heiligen boten mit der marter (zuvorkommen).
Aneg. 10, 78: ob er die marter mochte vervarn (umfahren, aus-
weichen, vermeiden).
Diem. 41, 6 : der Blähende engel vtwr da füre (vorübergehn).
Pass. E. 324, 22: dö vervür ouch das her.
Mein. nat. 4, 16: diu für gevame gtt, dag für gevamejdr (vergangen).
Judith 155, 23: swenne vervar daz benante zit.
Walth. 23, 23: an erben müezen si v.ervarn (sterben).
Pass. E. 238, 56: daz bilde virvür unde zubrach.
Wg. 10895: der ververt iibelUchen, der mit unreht gelebt hat^),
Griesh. 2, 79: er was vervarn und verlorn^).
Parz. 464, 19: ir magetuom was vervarn.
Gen. D. 10, 37: an den eren bistu vervarn (nmgehn, übergehn, ver-
säumen).
Nib. 1526, 3 var.: wer sol uns durch daz lant die rehten wege wisen,
daz vrir niht vervarn (Weg verfehlen).
Griesh. ehr. 38: wand si hetten sich vervaren als lange in der
wilimsse.
^) übel verfahren, zunächst in passivischem Sinne „übel fahren" {xaxiog
Tiaaxiiy), hat später aktivischen angenommen.
*) Eönnte als „übergangen, verloren'' oder „dahingefahren, dahin'' auf-
gefasst werden.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 7
98
nhd. H. Sachs Ndr. 39/40 S. 16 : ja, er seil noch eh wann zwo stund hey ms
fürfaten cUse strasg (vorbeikommen).
Stieler 410: den eoü verfahren : Yecügal committere, telonia f allere.
Frankf. stadtarch. (Mainz) 16. Jahrb.: straszen und abwege, darauff
die furleut den gtdden Zollverfahren mögen (amfahren, vermeiden).
S. Dach 398 Österley: wiewol erst nach drei vollen jähren sein bassa
todes ist verfahren.
Aimon bog. C: ich mein jr seint von ewem sinnen verfaren^),
Logan 1. 168} 20: hei so wildem, vmsten wesen , ., da die wolfakrt
gar v er fähr et
Simpl. 2, 152 Kurz: und deszwegen vermeinte jeder, er verführe
seinem stand nach gar recht und wol,
ebd. 2. 186, 14: gleichwie du jetztmder mit mir procedirest, also wird
audi der tod mit dir v erfahren y wann er dich nemlich wieder zu
erden machen wird (abfahren, dahinf ahren) '/
Opitz 1, 218: kein solches regiment, das mit gewaU v er f ehrt, hat
loftge zeit hestandt.
Schiller 5 II, 414: man hat zu rasdh verfahren*).
Diese erst im nhd. gebräuchliche Verwendung von verfahren
ist am besten durch Umsetzung der passivischen Bedeutung
jydahinfahren^ in eine aktivische zu erklären (S. 97 Anm. 1),
wie sie sich aus den hier vorgeführten Stellen leicht entwickeln
lässt. verfahren gegen einen lässt wohl schwerlich noch das in
fafjW' enthaltene »gegen** (S. 9) durchschimmern ; doch vgl. die
synonyme Wendung vorgehen gegen:
Regensburg. Beichstagsabschied 1594: wie gegen den, so darwider
handelt, verfahren werden soll.
verfahren zu schlechtem Sinne übergehend:
Schade pasqu. 14: hat er vor aUen dingen glaiubwürdig kuntsehaft uns
darfhon . . durch die stimme gottes vaters domit niemant an im
V er für (urre werden).
Keisersberg Spinnerin 0 2a: hei diser gleichnusz versteestu aUer hasest,
loie diser mensch verfaren ist in der narrethen liehe (festfahren).
^) Dazn das Partizipialadjektiv verfahren „zerfahren, zerstreut, ver-
zückt« (Staub-Tobler 1, 899).
*) Ans solcher mehr zufälligen Verbindnng wird das mit zu verfahren
getreten sein and sich mit ihm dann fest verbanden haben.
") verfahren als intr. Verb der Bewegung verlangt sonst die Perfekt-
umschreibung mit ;,sein'' (Erdmann I § 152 II).
Eeisersberg Mlgerschaf t (1512) 120 b: wenn das pferd einen steinhufen
oder ein crüiz sichte denn fart er neben uz uf die marter oder über
die acker . . und verfert sich (Weg verfehlen).
Gotter 3, 228: die kahr war verfahren, als man mu^ in die zügel
eingreifen Uesz (festfahren).
Goethe 30, 46: auch hätten wir nicht einmal aus der reihe weichen
können, ohne uns in den graben zu verfahren (sich festfahren).
Für das Preuss. verzeichnet Frischbier 2, 430 sich verfahren
„sich durch Lügen festfahren*. Verbreitet ist die Wendung
pden Zoll umfahren, vermeiden", so im Bair. (Schmeller 1, 739;
verfüeren 749), im Henneberg. (Eeinwald 1, 181; Spiess 266)
und Westerwäld. (Schmidt 290). In der Bergmannsprache be-
deutet verfahren „den Gang mit Strecken oder Schächten öffnen
(faur- I: hervor, heraus), abbauen*' (Jacobsson 4, 507; Veith
521) und „verschrämen ** (Veith 521). Ein unverfahrenes fdd ist
ein unbebautes (Veith 522); wenn man, daneben hinarbeitend,
einen Gang unberührt stehen lässt, so wird er auch verfahren
(„umfahren, verfehlt" ebd.)^).
Mehr als verfahren zeigt vergehn Neigung zu /ra-Typen.
Das „hingehn über etwas" entwickelt sich im as. zu den ganz
verschiedenen Bedeutungen: „überziehen, verstehen, begehen".
In vergehn sondern sich effektive und resultative Aktionsart
(S. 20). Wir scheiden die Bedeutungen: überholen, hingehn
über — vonstatten gehn, sich vertragen — vorübergehn, unter-
gehn, vergehn — übergehn, versäumen; sich verirren, ver-
fehlen.
ahd. N. I 211, 31 P.: diso der mäno dia sunnün furegdndo eclipsin solis
machot (Überholen, vorausgehn).
Gl. II 30 a /«r^an^on ; progressa.
n 543 a fergangenüb : concretus (anditos).
I 410 a ana farkianc : invasit.
N. I 351, 14 P.: dia {mSnÜichun mdnegfälH fergdngenes zites iöh
chumftiges : f utnri ac preteriti.
as. Hei. 2364 M.: farstandan ni uueldun, ihat sie häbdun forgang an
frnndun an uuHlean, liudi mid iro gelöbun (zuvorkommen, entgehn).
Hei. 2411 M.: hdbda it (krud) ihes uucddes hlea forana forgangan,
that it m mcthte te enigaro frumu uuerden (überziehen).
*) Die übrigen Bedeutungen von verfahren gehören zu fra-.
100
Hei. 3839 M.: fkdh sie ni uuarin so salige te thiu iheU sie it so far-
gengin (C, farf engin), so it iro fruma uuari (verstehen, auffassen).
Hei. 5765: uuard ihie hdago dag Judeono far gang an (liingehn über,
begehen).
Hei. 735 : m uuard sid nog er giamarlicara forgang iungaro manno,
armlicara dod (Untergang, Tod),
mnd. Lüb. Chr. 1, 92: de p<itriarche gink se (Kreuzfahrer) vore mit dem
halte des h. cruees (yorausgehn).
Old. Evangelienb. f. 21 : an der Verden nacht quam he (Christas) to en
ghande vppe dem mere vnde wolde sevoregan (übergehn, überholen).
Eberh. Reimchr. v. Gandersheim v. 850: unde de (hopeninge) is nu
vorgangen, do he vor sin gud heft eniphangen hundertvold Ion
(in Erfüllung gehn).
Brem. G. Q. 110: vnde hedden sik gerne vrunüiken myt eme vorgan
unde vorsceyden (sich vertragen).
Magd. Seh. Chr. 53, 9: do dat fest vorgan was (vorüber).
Liv. Urk. nr. 1104 (a. 1374): H. B, is mit sime schepe und mit dUe
deme gude vorgangen (untergehn).
5. Mos. 22, 1 (H.): du en schalt nich vorgan den erre ganden ossen
dines hroders (übergehn, vernachlässigen),
mhd. Marld. han. 87, 1: uxüe is gelungen . . dat du si hos akeuerre uur-
gangen (übertreffen).
Bon. 7, 20: wie solt daz reht da vüre gan (seinen Fortgang nehmen,
ergehen),
ühk. 2, 267 (a. 1371): sie soUen daz reht dar umb sich vergen lasen
(über sich ergehn).
Chr. 4. 181, 9: wie sich die kriege vergangen Jhobent Ins: üf disen
tag (vor sich gehn).
Msh. 3, 95b: diu sunne diu vergienc (untergehn).
Schb. 203, 19: Sextus von dem swerte verginc (sterben).
Pass. K. 26, 30: daz volc vergie (vorüber-, auseinandergehn).
Osw. 3443: ir leben hat sich vergangen.
Parz. 556, 28: weit ab ir midhz gar verdangen, daz iwer nuere mich
verget (übergehn, nicht zuteil werden).
Wigal. 8612: diu ere die zagen gar verget (meiden, übergehn).
Parz. 2, 15: der sich nikt versitzet noch verget und sieh anders wol
verstet.
Bit. 1410: si hetten sich vergangen ein gazzen ze verre (zu weit gehn).
Trist. 11756: der vergangene mxin (verirrt).
Chr. 4. 300, 17: er vergieng sich gegen des kaisers Schwester.
101
Die Bedeutung „vorwärts, vor" mit fttrsorgendem oder ver-
wehrendem Nebensinne weisen die Stellen auf:
Arn. 101 (a. 1356): daz gut v er gen (eintreten für, verwalten).
Weist. 1, 460 (a. 1527): aiiuih soll der schüliheisjs die gemeinde ver-
lyden und vergeen, wo es not thut (vertreten).
Neidh. 19, 2: ver g in ich dir den stic (hindernd vortreten, verlegen).
nhd. Die Bedeutung „fiberholen*' ist gar nicht, „vonstatten gehn^
im nhd. kaum mehr nachzuweisen (DWB. ^1, 3; 402, 5 a):
Lutb. 6, 351b: solche schreckliche reichen . ,, die sich zur propheten
und apostel Zeiten wol vergiengen und biüig sotten unvergessen
bleiben (sich zutragen).
1. Mos. 7, 10: und da die sieben tage vergangen waren ^ kam das
gewesser der sindfluih auff erden,
Mattb. 24, 35: himel und erden werden vergehen, aber meine wort
werden nicht vergehen.
A. Gryph. 2, 382 Palm: Johann vergieng durch gifft, das ihm das
Jdoster mischt (zugrunde gehn).
Luth. 8, 39 b (DWB. 402): sihe, da hastu weib und kind, die mustu
emeeren mit erbeit und sorgen, so wird dich der hutzel und brunst
vergehen (übergehen, verlassen) *).
Butschkj Patmos 271 : offt pfleget die juxend sich in den irrgarten
böser begirden zu vergehen, wenn sie nicht durch den verstand,
als der Äriadne faden, den rechten weg tr^en woUen (vom Wege
abirrend sich festrennen).
Chr. Qryph. poet. wäld. 1, 115: ich habe . . mit der sunder leichter
schaar mich von der tugendbahn vergangen,
Lohenst. Sophon. 23, 86: vergib mir, dasz ein weib so ferne sich
vergeht . . dasz sie dein knie anrühret.
Diese Stellen lassen die sinnliche Anschauung noch klar
hervortreten, die dann in sich vergehn an einem, gegen einen und
dem Nomen das vergehen verblasst. Diese Wendungen weisen
wie auch die Bedeutung „vonstatten gehn, sich vertragen^
deutlich den !E2influss der/ra-Type auf.
In den Mundarten hat vergehn neben der Bedeutung „vorfiber-
gehn, verfliessen*' die selteneren „vor sich gehn, vonstatten gehn^
^) Doch hat auch Luther schon das häufigere mir vergM etwas, das
später aUein herrschend wird (Erdmann II § 263):
Luth. 2, 56b (DWB. 401): das lachen mir darob vergehet.
102
im Schweiz. (Staub-Tobler 2, 27) und Bair. (Schmeller 1, 860),
im Niederdeutschen ^angehn" (hamburg.-holstein. et vergeit
sik lüchey 69, Schütze 2, 2). Auch sik vergän „sich ver-
tragen* ist gebräuchlich im Brem.-Nieders. (wb. 2, 475), Ham-
burg. (Richey 69), Holstein. (Schütze 2, 2: twee vergaat sick,
dree de slaat sick), was Schmeller 1, 861 ebenfalls für das Bair.
bezeugt. Für das Schlesische führt Weinhold hs. 6 40 „über-
gehn, verlassen* ^) an :
Scbweinich. III 23 (42): eu solchem glücke hat mich . . mein gehabtes
fdertägUches fieber . . vergangen.
Die Gaunersprache gibt „vergehn, vorübergehn" durch ver-
troUen, „verfahren" durch verschokden wieder (Kluge rotw. 458).
Von hegehn und ergehn ist die /awr-Type vergehn deutlich ge-
schieden.
Auf die vorgeführten Beispiele gestützt, können wir nun-
mehr den ganzen Bereich von faur- I überblicken und seine
Beziehungen zu den übrigen Typen darlegen. Besonders wird
uns der Bedeutungsübergang vom positiven zum negativen Sinn
beschäftigen, faur- I von den andern Typen deutlich abzu-
grenzen ist nicht möglich. Teils berührt es sich mit ihnen in
der Bedeutung, teils weisen die mit ihm zusammengesetzten
Verba den Einfluss der übrigen Typen auf.
Fassen wir nun zusammen, so lassen sich in der Entfaltung
der Type /awr- / folgende Schichten erkennen:
1. in anschaulicher Bedeutung ohne Nebensinn („voraus, heraus,
über — hin"):
versehen: erwarten, erblicken, aasersehn, vorsehen, verzeihen.
verhören : anhören, aushorchen, aufspüren, erhören, abhören, überhören
(Lektion), verzeihen.
verzechen: sprechen.
verschreiben: schreiben, mitteilen, beschreiben, aufschreiben, verzeichnen.
versetzen : vorsetzen, beibringen, ersetzen, als Pfand einsetzen, hingeben.
verlegen: vorlegen, vorschiessen, auslegen, ersetzen.
verschlagen: vorschlagen, auseinandersetzen, hinschieben, ausmachen,
anschlagen.
verfangen: überholen, wirksam sein.
») Vgl. S. 101 Anm.
108
verschiessen : Torscbiessen , abschiessen, ttberschiessen , yerrinnen, aus-
bleichen.
verfahren: eröffnen (Stollen, Strecke), überholen, vorüberfahren an,
. umfahren (Zoll), Tergehn.
vergehn: begehen, überholen, übertreffen, Torttbergehn, vergehn.
2. in dem Sinne „gebieten, festsetzen^:
versehen: Torsorgend anweisen, vermachen.
verleihen: bestimmen, beanspruchen, geloben, sich verpflichten.
verschreiben: vorschreiben, ersuchen, verordnen, bestellen, vermachen,
sich verpflichten.
versetzen: verpfänden, festsetzen.
verlegen : befehlen (nur mnd. S. 84).
3. in abweisendem Sinne „verbieten, festlegen, sperren":
versehen: vorsorgend abwenden.
verspre<hen: versagen, verweigern, verschmähen, beschwören, bannen.
versi^reiben : abschwören, verzichten auf.
versetsen : als Verbot festsetzen (schwäb. S. 81), verwehren, versperren,
sich verstopfen, dawidersetzen, parieren.
verlegen: versperren, mit Beschlag belegen, widerlegen.
verschlagen : versperren, unterschlagen, widerlegen, ausschlagen, zurück-
schlagen, lähmen.
verschiessen: sich entäussern, verzichten, sich festrennen.
verfahren: festfahren (nhd. S. 98 f.).
vergehn: versperren, verlegen (nur mhd. S. 101).
4. in günstigem Sinne „versorgen, schützen, verdecken":
versehen: versorgen mit, besorgen, verwalten, vertreten.
versprechen: verteidigen, Erlaubnis nachsuchen für jem. (schwäb. S. 71).
verschreiben: einkommen, eintreten für jem.
versetzen: sich verbürgen für jem., verdecken^ sich verbergen (Fuchs,
Dachs).
verlegen : versehen mit, unterhalten, verdecken, verstellen (nur ahd. S.82).
versehlagen: verbergen.
vergehn: verwalten, eintreten für jem. (nur mhd. S. 101), überziehen
(nur as. 8. 99).
5. in gehässigem Sinne „verachten, schädigen, preisgeben"
(„heraus, hinweg über"):
versehen: übersehen, verachten, argwöhnen, verzaubern, sich zum
Schaden sehn.
verhören: überhören, missachten.
versprechen: verleumden, verdammen, behexen, verwerfen, sich zum
Schaden sprechen, sich verraten.
verschreiben: ächten, berauben.
versetzen: aussetzen, preisgeben (prostituere), eins auswischen.
104
verlegen: verdrängen, verwerfen.
verschlagen : preisgeben, aassetzen, berauben, sich beflecken (mhd. 8. 881.
verfangen: übervorteilen, sich vergreifen, übergreifen.
verscfUessen: ansstossen.
verfahren : vorgehn gegen jem. (nhd. S. 98).
vergehn: übergehn, nicht achten, nicht zuteil werden.
6. in tadelndem Sinne „verfehlen^ („hinaus ttber das Ziel,
vorbei") :
vers^ien: übersehen, versäumen, fälschlich ansehen, sich sehend irren,
sich vergehn.
verhören: unrichtig hören, sich hörend irren.
[versprechen: unrichtig sprechen, sich sprechend irren].
[verschreiben: unrichtig schreiben, sich schreibend irren].
[versetzen: unrichtig setzen, fehlgebären, sich setzend irren].
[verlegen: etwas unrichtig legen, so dass es nicht zu finden ist].
versMagen: verfehlen.
verschiessen : fehlschiessen , sich übereilen, sich festrennen, sich ver-
ausgaben.
verfahren: übergehn, verfehlen, versäumen, verlieren.
vergehn: übergehn, versäumen, vernachlässigen, sich verfehlen.
Zur ersten Gruppe ist wenig zu bemerken, die Bedeutung
der Bildungen ist klar und deutlich. Die wenigen Belegstellen
aus dem ahd. für „voraus, heraus" führe ich an.
ahd. Gl. IV 142 a ferdenno, 59 b firdeno : extendo.
I 566 a fkractiu : porrecta. IV 141 b : uarractemo : exserto.
N. n 126, 10 P.: füre dine dina gnada .praetende.
II 432, 25: die scrifte prapheiarum uuürden . . . f er den et unde
f erriechet ze allen dietin.
n 363, 13: alle eile ferrdhta t% mine hende ze dir in guoten
uuerchen (emporstrecken).
61. II 639 b /arseracter: porrecta (Rhodope).
N. n 260, 3 F.: also timpanum uudrt üzer irdorretero hiüte unde
ferstrdctero : extento.
Gl. IV 155 b fwrdihot : poUet.
n 115 b vvrdingit. uirdingot : proclamaverit.
II 564 a ih ferdingo : appello. II 118 a firdingot : provocatum.
IV 295 a ferdingit (sperat).
III 411 b veriehunge : professio.
I 490 a uirmarit torde : percrebuisset.
I 697 a firmddet : delatae.
II 522 b vememmet (v^nemet) : pervulgata.
IV 13 a ferquidu : prescribo.
105
Langob. Urk. v. 746: in ferquede loco (am genannten Orte).
Lex Roth. 147: damnum conponat ferquido, id est similem.
Gl. I 718 a forradanuuirdit : tradetar.
IIö48a/urt«cneto:prosilit. II 100a, IV322b/ar«crtcAt«;prosiliat ').
I 665 b farspurtUt : inpinget.
n 271 a fir- fer- forstoeames : inpingimas.
I 445 b fartregit : asportabit.
IV 89 b vurwasMt firuuasket : prolnit. IV 156 b ferwaskit : proloit.
I 42 Pa. faruuorfan, gl. K. foruuorphan. Ra. faruuarfan : adiectns.
I 86 Pa. fofUMnfan : arcire. gl. K. firuuerfan : carcire.
I 352 a virwovfemu : genita.
0. in 4, 24 : nieman . . thds mir zi thiu gthelfi, in thcuf wazzar mih
fir werfe (hinablassen) •).
as. Ps. 70, 17: fareundon scU ic uundir ihin : prononciabo.
Hierher gehören alle Verba, die einen Hinweis nach vor-
wärts enthalten, sei es a) in örtlichem oder ß) in zeitlichem
Sinne, und y) solche mit der Bedeutung „einen Laut von sich
geben'. Aus dem mhd. gehören zum ersten dieser drei Zweige
die weiteren Bildungen:
a) verbrechen anbrechen (bergm.), beim Fechten eine rasche Wendung
machen (Lezer 3, 82 : vwrbrSdten 685), vürhreiten (585 : nhd. verbreiten)^
sich verdenen an seinen Sinn richten auf (92), verhdhen aufhängen
(123: vOrlMhen 585), verh^>en emporheben (125: vürheben 586), ver-
horchen anhören (132), verhornen entgegenkommen (147: vürkomen 586,
602), verkünden erkonden (150), verlüatem aushorchen (171), vememen
unternehmen (186: vümemen 586, 605), verrecken (198), verreichen
(199), vergpehen erspähen (243), verspam aufsparen (243: vwrspcim 588,
610), sich verspitzen spitz auslaufen (245 : viirspitgen 588) '), verspreiten
(247: vürspreiten 588), verstözen hinweisen (253), verstrecken vor-
^) Das in den lebenden Mundarten weit verbreitete, von der Schrift-
sprache durch erschrecken ersetzte intr. verschrecken bedeutet ursprünglich
.aufspringen, auffahren'.
*) Kann auch zu frth gehören (vgl. got. Mc. 2, 4 frcUetan S. 17). Dazu
mhd. einen über houbet verwerfen „präcipitare' bei Schmeller 2, 997.
') Schon in bildlicher Verwendung (nhd. sich verspiteen auf):
Pass. 174, 62: ist das der mensche hat ün leben als sich v er spitz et
üwer wän.
nhd. Günther 125 (1724): auf was ver spitzt sich wol der aip? nach
welchem doktor steht die nase? (Schles. Weinhold hs. S 385, Preuss.
Frischbier 2, 442).
Danach ist wohl sich versteifen auf etwas gebildet (Schles. Weinhold hs. S 432) :
Beyerlein, Jena oder Sedan S. 503 (Volksausg.) : dasz er sich um so
hartnäckiger auf das glucks^giel versteifte.
106
strecken, erstrecken (254 : vwrstrecken 588), vertüdcen verbeugen (277),
vertuenden üf hinweisen (301: vürwenden vorbringen 617), verwisen
an^) hinweisen, zuweisen (312: vünoisen 618), verziehen herausziehen,
üf verschieben, zögern (318, 319: vürziehen vorführen 589, vürzoc
Verzug 619), verzogen zögern (322: viirzogen 689), verzücken (mezzer)
zücken, verziehen (323: vürzücken 589).
ft) vürahtunge Vorsehung (ö89), verbeiten „exspectare" (Nachtr. 390), ver-
halten n/ auflauern (123: vwrhälten 585), verhcffen (131), verhüeten
auflauem (134), vertagen verschieben (266), vürtraMunge Vorbedacht,
Vorsehung (616), verwtenen erwarten (294), verwa/men (295 : vwnoamen
617), verwarten auflauern (295: vürwarten 589), venoickunge „praenosti-
catio« (306).
y) verantwürten antworten (69), verboten, verbotachaften zu wissen tun
(80) , vergihten bekennen (Nachtr. 391) , verheilen gestehen (127) , ver-
jächzen, verjagen, verjäzen bejahen (136, 137), vetj&^en aussagen (137),
sich verklagen sich beklagen, klagen (145), verklengen hinausschmettern
(146), verkünden (150: vürkündic hekaxint 603), verhuntschaften berichten
(151), verlesen (166), verliumundet berühmt (166), verliuten verkünden,
läuten (166, Nachtr. 392) , vermanen ermahnen (173) , vemueren offen-
baren (174), vermBlden (177), vemennen nennen (Nachtr. 392), verrüefen
öffentlich ausrufen (206: vürrttofen 587) >), verrüemet berühmt (207),
versagen aussagen (209), verscMnboten durch scMnboten melden (217),
verspräclien anreden (245), verurteilen als Urteil verkünden (282), ver-
Worten sagen (313), verzeln erzählen, vorzählen (316).
Besonderes Interesse erheischen die Bildungen versprädien,
verwarten und veijächeen^ verjagen^ verjazen. Sie sind nach dem
Muster von versprechen und verjehen aus Nominibus bzw. Inter-
jektionen analogisch gebildet worden").
Kühner noch sind die mnd. Bildungen vorhrogen „im Ernge
besprechen" und vorogen „ins Auge fassen", in deren Bedeutung
das Stammwort eigentlich eine lokale Stellung einnimmt:
^) nhd. P. F. Sperling Nicod. (1719) 2, 83: weü dich gott an Moses
vnd die propheten verwiesen hat, daher o höre dieseXbigen.
Dieses verweisen (mhd. verwüsen) ist nicht ndt verweisen „strafend oder
tadelnd vorhalten^ (mhd. verwizen : got. fraweitan S. 17) zu verwechseln. Im
nhd. haben sich beide lautlich gemischt, nachdem sie sich mhd. schon in der
Bedeutang einander sehr genähert haben (vgl. Lexer 3, 312).
') mhd. verruof (208) bedeutet „Verkündigung'' ohne den üblen Neben-
sinn, den Verruf jetzt hat, besonders in der studentischen Sprache (Kluge
stud. 133).
*) Während verjahen im nhd. von blähen verdrängt wird, erhält sich
verneinen (schon ahd. Gl. II 542 b fimeinnen : abiurare), wie ver- überhaupt
den negativen Sinn besser bewahrt.
107
Daniel y. Soest, Apologetikon S. 9: dar se dan (an Sonntagen) gods
Wort alse nasewyse iadelgense verkrogen vnd bälgen (cauponare
Terbum Dei).
Hamb. Z. R. p. 12, 2 : eyn ider geselle sehall weten to mähende veer
gude plaestere . . de men na gelegen und vorogeden (,, eräugten?'')
gebreken eynn ider iho syner tydt moeth ghebrukenn.
Ferner sind ans dem nind. hervorzuheben: vorhalen herbeiholen, berichten
(Schiller-Lübben 5, 359 b), vorjatoorden Zustimmung geben (374 b), varkallen
aussprechen (375 a), vorlagen nachstellen (384 b), vorlangen reichen (385 a),
vormorgen, vormomen «procrastinare" (408 a), vorradu^ „prospiciens*', vor-
sorgend (420 a), vorrisen auferstehen (425 a), vorschinen erscheinen (434 b),
vorspode glücklicher Fortgang (455 b), vorstrecken vorschiessen, hinausschieben
(465 a), vortogen, vorUmen zeigen (475), vortoven erwarten (476 a), vortrecken
hinziehen, erzählen (477 a), vortugen durch Zeugnis erweisen (479 a), vorwar-
sdimoen warnen (498 a), vormüekoren, vorwiüen zustimmen (505 b, 506 a).
Aus der nhd. Schriftsprache ist verschreUen „vorschreiten"
und vermtungen „durch die Zeitung verbreiten" als bemerkens-
wert anzufahren:
Rud. Haym romant. schule 149: und verschreitet ztdetat dazu . .
eine Übersetzung su liefern,
Blumauer bei Campe 5, 407 a: das elend wurde weit und breit ver-
zeitungt
Auch verbeugen und verneigen gehören hierher.
verluften ,der Luft aussetzen, auslüften" im Schweiz. (Staub-Tobler 3, 1161 ;
Seiler 110), Wetterauisch-Frankfurt. (DWB. 825) und Brem.-Nieders. (wb. 3,
32 verluchten) gebräuchlich:
Yischer, auch einer 419: verlufte mich nebenher (erhole mich auf
dem Lande).
In den meisten Mundarten ist verbringen, verführen noch nicht durch vötl-
bringen, vollführen ersetzt, besonders in der Wendung lärm verbringen, ver-
führen gebräuchlich ( Staub -Tobler 5, 722; 1, 982, Strassb. Schmidt 111,
schles. Weinhold hs. B 174, F 199, Leipz. Albrecht 228, Berl. Meyer 125 b,
Mansfeld. Jecht 117). Eine Üble Nebenbedeutung hat verbringen im Kärnt.
(Lexer 42), verführen im Henneberg. (Spiess 266) erhalten. Ferner ist aus
den Mundarten zu erwähnen preuss. verbeissen Imbiss nehmen (Frischbier
2, 427), pomm. verbrewen schriftlich kundtun (Dähuert 518), Schweiz, vergichte,
verjeche, verjächze, schles. verjehen bekennen, bair. vergicht Bekenntnis (Staub-
Tobler 2, 109; 3, 6; 3, 9, Weinhold hs. J 32, Schmeller 1, 869), pomm.
sik verhewen anheben, beginnen (Dähnert 521), Schweiz, schwäb. verkomme
begegnen (Staub-Tobler 3, 277, v. Schmid 322), bair. verloben völlig loben >),
Schweiz; verlümdet unbescholten (a. a. 0. 3, 1273), schwäb. vermache auskund-
>) H. Sachs Ndr. 51/52 S. 137: die hat so schöne rote schenckel . . das
ich dir sie nit kan verloben.
108
Schäften (v. Schmid 368), schles. vermären bekannt machen (Weinhold hs. M
32), schles. sich vermatUen, vermätUem sich maulend aufhalten, „Widerparte
geben" (ebd. M 46), Leipz. mcA vermaulieren (Albrecht 230), Schweiz, vemamse
nennen (a. a. 0. 4, 757), Götting. verögen, veraügen erblicken (Schambach 264),
bair. den fuchs verpassen auflauern (Schmeller 1, 409), elsäss. henneberg.
verraten erraten (Marti n-Lienhart 2, 298), empfehlen, vorschlagen (Spiess 268:
ich toiü dir einen arzt verraten)^ schw&b. henneberg. versagen völlig sagen,
beschreiben (v. Schmid 445, Reinwald 1, 183), verschrecken erschrecken in
obd. und ndd. Mundarten (Stalder 2, 351, Seiler 112, Martin -Lienhart 2,
517, Schmidt Strassb. 112, Askenasy 227, Müller -Weitz 255, Meyer 127 b,
Jecht 119, Danneil 239, Schambach 266, Woeste 295, Frischbier 2, 441),
Schwab, brem. verschreien aus allen Kräften i(chreien (v. Schmid 479), öffent-
lich ausrufen (brem. 4, 6%), westfäl. versichUn aufmerken (Woeste 295),
Schwab, verspechen erspähen (v. Schmid 499), versprechen Antwort geben
(ebd. 503), pomm. sich verstrecken sich erstrecken bis, vertrösten zusprechen,
Hoffnung machen (Dähnert 527, 528), brem. verwissen erweisen, dartun (wb.
5, 275), bair. den fuchs verwittern^) durch Riechen der Lockspeise fangen
(Schmeller 2, 1051), Schweiz, vemoorten darlegen (a.a.O. 1, 907), kurhess.
sich verwarten an einen sich in Unterhandlungen einlassen mit jem. (Vilmar
459), schles. verwünschen^) wünschen (Weinhold hs. W 179), schwäb. ver-
zeigen andeuten, sich vereeigen erscheinen (v. Schmid 545), verzählen ') in obd.
und ndd. Mundarten (Seiler 115, Schmidt Strassb. 112, Schmeller 2, 1112,
Hügel 182, Albrecht 132, Reinwald 1, 183, Weinhold hs. Z 6, Schmidt westerw.
314, Schambach 267, Müller -Weitz 256, Honig 19öb, Askenasy 227, Meyer
128 b, Frischbier 2, 444).
Aus den Berufsprachen ist hervorzuheben:
Der Jäger sucht das Wild zu verhören oder verlusen („aufspüren^
Kehrein 304). Dieses verhofft oder vermerkt („wird stutzig, steht plötzlich
still und wittert'' 304) und verwindet die Gefahr („nimmt durch Geruch,
Wind wahr'' 310). Der Hund venneldet („schlägt an" 306) und verbeUt dann
das Wild („anbellen, durch Bellen aufhalten" 301). Das Gehörn des Hirsches
verreckt („reckt sich aus, wächst" 307), der Hirsch verstreckt, wenn er ein
neues Geweih bekommt („ausstrecken" 309). In der Schiffersprache wird ein
Schiflf verholt („mittels Tau weiterziehen" holl. Bobrik 706b); versidittqp
ist ein Visier, eine Vorrichtung zum Zielen (708b), vertoning des landes die
>) Kunstwart Jahrg. 19 Heft 7 S. 420 (Volkslied): ein engeUin aber
verwittert den wind (wittert, woher der Wind weht).
*) A. Gryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 22: er verwündschte uns unsterbUdie
glückseligkeit
W. Scherffer in Germ. Abb. XI, 274: hierbey verwüntsch' ich euch,
was ihr euch selber wilnts(ht
') Luth. 15. 757, 36 W.: Matiheus die Sprüche nur verzelet auff einen
hauffen, aber nicht ordent (aufzählen).
109
perspektivische Abbildung der Rüste (boll. 709 a). Der Bergmann veröffnet,
wrritgt, wrs^hürft, verschrotet die Strecke („in Bau nehmen, auf schliessen '^
Veith 532, 533, 536, 537) und verörtert sie dann („weiterführen* 532). Im
Hüttenwerk verhlickt das Silber, wenn es sich rein darstellt (.Tacobsson 4,
504); der Tuchbereiter verholt die Schraube, wenn er sie zum zweitenmal
anzieht (ebd. 4, 517).
Ferner gehören zur ersten Gruppe die Verba der Bedeu-
tung „überholen** und „vergehn".
<J) „überholen**:
ahd. Gl. U 217 a furidihant (transcendens). 270 b /urtdi^ : transcenderet.
I 519 a furiquamvn fttrivangotun : anticipaverunt.
N. I 719, 26 V.: ddz er eruuindendo sih aber läse fürdlet uu^rden.
Mercurium fürelöufet tiu sunna . . . ünde sia eteuucut füre-
loufender retrogradus u/uirt ünde aber si für ef ah et (prevertere
— antevenit — precedi).
0. V 5, 6: then ginöz firliaf er frdm.
N. I 837, 10 P.: tisen iouis drctUum fürerücchentiu :hunc etiam
pretergressa circum.
I 490, 9: ünde d6ro nehün neuerrücchet taz ander : et nihil
horum prius Tel posterius est.
Gl. I 533 a aihfirscrichit firscricehit : transilit.
I 788b vuritrefantemo furtrefintem : preceUenti.
N. I 758, 10 P.: feruuündene föne dero irünchem des storchen
uutnes : olacis i. odorati temeti madoribus implicati.
as. Ps. 58, 11: gendiha sin für i cuman sal mi ; praeveniet me.
Hei. 4669: er ihan ihius ihiustrie naht lituli farlida (hereinbrechen
über),
mhd. verbieten überbieten (Lexer 3, 74), verdihen übertrefifen, zuvorkommen
(95), verdösen übertäuben (97), vürglemen überglänzen (599), verheben über-
heben, entheben (125), verhahen übertreffen (131), verhornen zuvorkommen
(147: vürkcmen 602), verUben überleben (155), verlisten überlisten (165)^),
v«rtotf/en überlaufen (168: twiow/en 604), ücrmAercn übertreffen (175), verriten
überholen (205: vürriten b81), i^erÄCÄaÄen überschaUen (211), verschelken ^Lhei-
listen (214), verschcenen an Schönheit übertrefifen (217), vefsibenen mit sieben
Zeugen überführen (227), versigen besiegen (228), versnellen zuvorkommen,
übervorteilen (239), vürspringen überspringen (611), verstieben übergehn (252),
verstriben strebend hinauskommen über (254), mich verswinget übergeht etwas
(265), eines dinges vertragen sin überhoben sein (273),. veftr^en .übertrefifen
(274: vur«rc/(gn 588), i?«r<rump/cn übertrumpfen (277), vervüereh (zol) fahrend
umgehn (271), t7«ni;e^^ überwiegen (297: vörw^cn 589), vurtoent überdauern
(617), venoinden, venoinnen überwinden (309), verwischen übergehn (311),
verwisen überführen (312), versiugeu überführen, überzeugen (322).
') Verschiedene dieser Bildungen neigen schon zu dem Sinne ;, schädigen"
110
Daza kommen aus dem mnd.:
varkesen vorziehen ( Schiller -Lübben 6, 377 a), vorUoken an Elngkeit ttber-
trefiFen, überlisten (379 b), varkneen überknien, Vorerbrecht haben (fries. 379 b),
varraschen überraschen (421a), vorstriden besiegen (465 b), varttigen fiber-
führen (479 a).
Nach venoinnen ist verlisten, verschdlken, vorJdoken, vorraschen
analogisch gebildet worden, in denen das Stammwort ein Nomen,
kühner noch versibenen nach verjntigen, in dem das Stammwort
ein Zahlwort ist. Aus dem nhd. hebe ich verschreiten „über-
gehen« hervor:
Schwarzenberg (1536) 156 d: damit ich aber nit verschreyt der aUen
frummen hayden zeyt
Keisersberg trostsp. l i: des Schadens war ich vertragen, ld>te er
noch (überhoben).
Für das Bair. bezeugt Schmeller 1, 656 vertragen „einer
Sache fiberheben''; den Zoll verführen „umfahren, vermeiden«
heisst es dort ebenso wie ver/aJiren (1, 769). verbieten „öber-
bieten, höher bieten« ist noch elsäss. gebräuchlich (Martin-
Lienhart 2, 117). Eigeutfimlich ist verloben „mehr loben, vor-
ziehen« in der Mansfelder Mundart: do varldto ich mich das
platzen (Platzkegelspiel).
Einen besonderen Zweig bilden die Verba des Sinnes „ver-
schlagen, verfangen«:
ahd. Gl. IV 130 b furheftit : anticipat.
mnd. Brem. G. Q. 101: vnde fruchieden ock, dat it aUo groot gut wolde
kosten vnde veU mer dan it vorstaan toolde (fruchten, eintragen) ^).
mhd. Herb. 12156: sit mtn bete und min rät niht vervehet noch verstät
£n. 280, 15: läe din lougen, ez entouch, ee ne verstet nM ein h&r.
Herb. 16682: mamige rede u/nd manic wort wart da von in swein ge-
hört, die nuwit ne verstieg.
Wirtemb. s. 8: vil liUzel in des verwac (das verschlag ihm wenig).
Parz. 296, 8: iewederz was ein strengiu not: an im wae für der
minnen löf).
Da faur- 1 sich ursprfinglich nur mit Bichtungsverben ver-
bindet, werden wir bei verstän entweder analogische Über-
') Schiller -Lübben 5, 459 a setzt fälschlich betontes Präfix an und
schwankt in der Auslegung. Dieses verstehen ist auch aengl. belegt:
Past. 54: ne for Stent dost fweal nauht.
') Auch bei verscfUagen bewahrt Wolfram die Vorstufe, die unge-
schwächte Form in unfester Komposition (Parz. 584, 3; vgl. S. 88).
111 '
tragung annehmen oder darin eine /atr- Type sehen, die eben-
falls zu dem Sinne „hinaus ttber'' gelangt, verwegen ist wie
verschlagen vom Bilde der Wage genommen: „den Ausschlag
geben, das Übergewicht erhalten **. fawr- I „voraus, heraus"
gibt auch ähnlichen Sinn:
La. 2. 29, 155: ir sit mit lenger minn€sre denne iutoer guot mae ver-
legen (auslegen, eintragen).
Trist. 7267: waz truoc dcus vür ode wae half dae?
Neif. 11, 30: toaz treit dich für, ob ich nach der vü herzelid>en
lieben stirbe (was gehts dich an?).
Von den heutigen Mundarten gebraucht das Schweiz, in dieser Bedeutung
neben verfangen noch verfassen (Staub-Tobler 1, 1061) und vertragen (Stalder
1, 294: das v er treit jetzt nit viel, Seiler 106: 's mag si nitt ferdräge
, lohnt sich nicht der Mühe''), die ndd. neben versehlagen noch verklicken
„erklecklich sein' (Brem. 2, 784, Hamburg. Richey 122, Holstein. Schatze
2, 277: dat kann nich veel verklieken) und verschden „verschieden sein,
etwas ausmachen'' (Brem. 4, 629: dat kan mi nig verschelen j, nichts
helfen'', Hamburg. Kichey 225, Pomm. Dähnert 525, Preuss. Hennig 290:
es verschält nicht viel „verschlägt nichts*', Frischbier 2, 440).
Die Gruppe „fiberholen*' berfihrt sich in erster Linie mit
/atr- Typen, doch kommt auch fra- in Betracht bei den Aus-
drücken des Reichens (verreichen, vergeben) und „einen Schmerz
verwinden": mhd. verklagen (Lexer 3, 145), versmfzen (231),
versrnersen (238), nhd. vertrauern ^). Sie können analogisch nach
verwinden gebildet (faur-): „klagend, seufzend, mit Schmerzen
hinwegkommen fiber" oder /ra- Typen sein: „aufhören zu
klagen, seufzen, Schmerz zu haben". Das Bair. bildet dazu
verwehen (weh) „verschmerzen" (Schmeller 2, 824). Mehr noch
nähert sich faur- I dem fra- in der Gruppe „vergehn", die in
ihren Bildungen beide Typen vereinigt. Im grossen ganzen
trifft es etwa zu, dass die Verba der Bewegung von fawr-
(„vorttbergehn"), die Verba der Sinneswahrnehmung von fra-
ausgehn (verglimmen, verduften „aufhören zu glimmen, zu duften").
e) „vergehn":
ahd. Gl. I 496 a ßrebbita : differbnerat.
n 205 b fiffluzeit : deperit.
210 b firfiiuzzit : deperit.
N. n 219, 24 P.: sie zegdnt also gdhez uudzzer daz sä ferloüffen
ist : tanquam aqua decorrens.
*) Keisersberg granatapfel 29: ein fraw vertrawrt jren man bdld^
112
N. I 458, 6: Ue so uerlöufenten passionea : phBeiones hniasmodi ').
II 247, 20: diu aha ist mortaUtas. dn d6ro f er rinnen uutr.
Gl. n 261 a uarsuindu : evaneo, dispareo.
N. I 744, 6 P.: ünde so gdreuuo fersuäni : eYAneBcehat.
II 379, 9: uuanda aik unsere tdga . . sint fersuinen : defecerant.
Gl. II 30L a farvuard : interiit. IV 10 b feruuerdan : occumbere.
T. 52, 4: truhUn, heili unsih, uuanta uuir furuuerden^.
Gl. II 36 b forfwichen dan : cedentibus.
as. Hei. 3470: antihat is Idndiaki farcuman uuirdit (vergehn).
Ps. 56, 2 : untia farUthe tmreht : donec transeat iniquitas.
Ps. 1,6: geverthe ungenethero feruuerthan sal : iter impiorum peribit.
mhd. verdraben (Lexer 3, 97), verdringen (Nachtr. 391), verhornen (3, 147:
vüriomen 586), verltden (161), v&Umfen (168), verrinnen (205), verriten (205:
vürriten 687), verrücken (206), verriUchm (208), versUfen (233), versnurren
(241), versUehen (262), verstrichen (254), verstotmen (264), verstotnen (265),
vertriten (274), vervliegen (288), vervliezen (288), verwerden (302: vürw&rden
589), verwischen (311), versagen (322).
Die reflexive Form ist besonders beliebt:
sich verdraben (97), vurrümen (207), verst&n (251: vürsteln 588), verstrichen
(254), vertagen (266), verträten (275), vervliegen (288), vervüeren (291), ver-
ziehen (319). sich verflüchtigen (15. Jahrb. DWB. 344) ist zn vervlühHe ifur-
fluchtig ^profagus' (Lexer 3, 289) gebildet.
Aus den nhd. Mundarten kommen dazu die scherzhaften
Ausdrücke f&r „sich aus dem Staube machen^:
verduften, ans dem Rotwelschen stammend (Klage rotw. 493, Wien. Hügel
178, Leipz. Albrecht 226, Berlin. Meyer 125 b, preoss. Frischbier 2, 429)'),
sich verfügen (Berl. Meyer 125 b, mir ans dem Prenss. gel&ofig), sich ver-
fuschen (Westerwäld. Schmidt 289), sich verkrümeln (Albrecht 229, Meyer
126a, prenss. Frischbier 2, 434), sich verreiben (Frischbier ebd.), sich ver-
ziehen (Albrecht 240, Meyer 128b), sich verzoppen (Meyer ebd.). In der
Weidmannsprache verstreichen sich Rebhühner, die, häufig beunruhigt, ihren
Aufenthalt wechseln (Eehr^ 309).
verwerdefi „ zugrundegehn '^ lebt noch im Bair. (Schmeller 2, 990) und
Schles. (Weinh. hs. W 106). Kühn gebildet ist Schweiz, verhosle „davon-
laufen'' ( Staub -Tobler 2, 1*689). In der Bedeutung „vergangen, neulich,
jüngst '^ haben sich mundartlich noch die Ausdrücke ndd. verleden (Wester-
wäld. Schmidt 302, Köln. Honig 192 b, Brem. 3, 35, Hamburg. Richey 321,
^) Schon ahd. im übertragenen Sinne „ablaufen, geschehen",
mhd. Haig. r. 53, 4: als sich mengerlai in ainer stat verlauft
') für- bei Tatian ist Normalform, aber eine /aur-Type anzusetzen ver-
langt mhd. vürwerden (Lexer 3, 589).
*) Gerade die Mundart der Grossstädte hat eine Anzahl Ausdrücke der
Gaunersprache entlehnt.
113
Holst. Schätze 4, 304, Pomm. Dähnert 623, Preußs. Prischbier 2, 436) und
Schweiz, schles. venoichen^) erhalten (Stalder 2, 448, Weinh. hs. W 76).
Schles. verscMenen, Brem. Pomm. versehenen (Weinh. hs. S 73, brem. 4, 656,
Dähnert 525) geht auf eine /ra-Type zurück.
Wie fatiT' I vereinzelt die durative Funktion bezeichnet
und damit in das Gebiet von fra- fibergreift (mhd. vürspam,
vertagen, vürwarten^ vereiehen, vüreogen S. 105 f., mnd. vormorgen,
vorstrecken, vortrecken S. 107), so wird es in wenigen Fällen auch
zur effektiven befähigt: mhd. verbringen „vollbringen" (Lexer
3, 83: vürhringen 685), verenden „vollenden* (106: vurenden
Herb. 3465 ebd).
Bevor wir die übrigen Gruppen von faur- I näher be-
handeln, müssen wir erklären, wie es kommt, dass ein und
dasselbe Präfix hier (Gruppe 2) ein Gebot, dort (3) ein Verbot
bedeutet, dass es zugleich gunstigen (4) und gehässigen (5)
Sinn entwickelt. Der Grund dafür kann entweder in der dehn-
baren Bedeutung des Präfixes oder des Stammwortes liegen
oder sich erst in der eigenartigen Zusammensetzung entwickeln.
Ob faur- die Anschauung „voraus, heraus" oder „hinaus über"
vertritt, verschlägt natürlich viel (vorsehen — übersehen). Das
„voraus, heraus" erhält einen ganz verschiedenen Charakter, ob
es sich etwa mit sehen oder setzen verbindet: aussetzen nimmt
gegenüber voraussehen ein gehässiges Gepräge an, besonders
wenn voraussehen zum vorsehen, Vorsorgen wird (lat. providere
— prostüuere). So kann sich schon entgegengesetzter Sinn
in der Komposition entwickeln, wenn beide Bestandteile der
individuellen Färbung entbehren. Ein versprechen „frei heraus
reden" kann im Gefüge des Satzes je nach dem inhalt-
lichen Znsammenhang freundlichen oder gehässigen Sinn an-
nehmen, kann zum Befürworten oder Verleumden werden.
Wenn sich aber das Präfix mit Stammworten verbindet, denen
*) A. Gryph. Ndr. 6 (Sqnenz) S. 14: es Ttat sich verwichene tage ein
. . dofff-schulmeister . . angemeldet.
■) nhd. verwarten, veraielen:
Opitz Argenis 2, 349: so lange allhier eu verwarten.
Keisersberg postill 3, 102: du möchtest jn (Schuldner) wol verzylen
und jtn beiten.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 8
114
schon ein individueller Sinn eignet, wie hassen oder stossen, so
fiberträgt es aus dieser Verbindung den gehässigen Sinn^)
weiter. So wird etwa aus einem Verstössen^ verwerfen das ver-
mit gehässigem Nebensinn auf verschreiben übertragen (lat.
praicere — proscribere), das an sich gar nicht verständlich wäre.
Endlich aber kann in der Zusammensetzung sekundär ein ganz
neuer Sinn entstehen. Während versehen, verhören „ftbersehen,
überhören" ohne weiteres die Bedeutung „nicht beachten, miss-
achten** ergeben, entwickelt sich in versprechen „über etwas
hin sprechen** aus der Situation heraus der Sinn „besprechen,
behexen, beschwören**. Da der Spruch, die Zauberformel,
bindenden und lösenden Inhalt haben kann, wird das versprechen
bald zum Behexen, Verzaubern, bald zum Erlösen, Entzaubern
(S. 69 Änm. 2). Aus dem inhaltlichen Znsammenhang des Satz-
gefüges ergibt sich der positive oder negative Sinn.
Von hier aus nur verstehen wir verbannen^ verbieten (vgl.
S. 11 u. Anm.). verbannen bedeutet: „mit einem Machtgebot
(Bann) belegen** und hat je nach dem Inhalt der Drohung
positiven oder negativen Sinn. Durch Bann kann man einer-
seits gebieten und zueignen, anderseits verbieten, entziehen
und ausstossen.
ahd. Gl. I 26 Pa. gl. K. farhannan caholan : occulta.
mnd. Magd. Seh. Chr. 33, 5: des iares worden vor bannen unde vorstori
keUere (mit Bann belegt),
mhd. Swsp. 169, 1: verbannem hole (Holz aus dem Bannforste).
Weist. 1, 236: verbannen gerihte (bei Straf e des Bannes geboten)*).
Hätzl. 2. 55, 135: das geriht was vast verbannen (zusammengesetzt).
Mart. 121, 105: in Sünden fluoche verbennet (festbannen)*).
Kud. weltchr. 1 28 a : der gotes enget dö beschiel Jösue und hiez in so,
daa er die stat verbien aZ da gote in alsoVien siten, swenne sie
^) So ist auch der Ausdruck S. 17 zu verstehen, dass pro in der Be-
deutung „weg" häufig etwas Wegwerfendes, Gehässiges, Verächtliches be-
zeichne. Von Hause aus haftet dieser Sinn natürlich dem Präfix pro (got.
fror) nicht an , sondern wird etwa von einem got. frawatrpan auf ein an
sich nicht verständliches fraqißan analogisch übertragen (ebd.).
•) vürban (Lexer 3. 589) heisst die richterliche Verkündigung, die den
zu Unrecht Verklagten gegen den Kläger schützt.
*) Starke und schwache Form des Verbs gehen nebeneinander her.
115
die sUU erstriUn . ., daz sie des rauhes getoin gote solden opfern
dar (durch Bann zueignen).
Weist. 4, 277: ain mayger . . sol die henn verbannen an 3 se., weg,
Steg (Verbot ausmfen, Weg and Steg zn betreten).
Diem. 372, 27: nü sit ir dem Uuvele verboten und verbannen
(durch Bann entziehen, feien gegen).
Eracl. 2653: eom schelten unde strit das was do verbannen von
wiben und von mannen.
Chr. 9. 737, 10: kaiser Ludewig wart verbannen von dem böbste
(durch Bann verfluchen, ausstossen).
nhd. Kirchhof mil. discipl. 939: dieweü jr denn . . diese gefragten articul
. . für recht und kräfftig erkenndt: so verbanne ich nach cUtem
gebrauch und wol hergebrachter gewonheit das löblich malefiieredit
(bei Strafe des Bannes gebieten).
Ap. gesch. 23, 12: eüiche . . verbanneten sich weder zu essen, noch
zu trinken, bis das sie Paülum getödtet hetten (sich bei Strafe des
Bannes verpflichten, verschwören).
Simpl. 4. 132, 29 Kurz: dasz er mir . . das röhr zugetan oder den
schusz verbannet gehabt (verhexen, durch Bann verhindern).
3. Mos. 18, 14: der selb acker , . sol dem Tierm heüig sein, wie ein
verbannet acker und sol des priesters erbgut sein (durch Bann
zugeeignet, für unantastbar erklärt).
Jos. 6, 21: also gewonnen sie die stad und verbanten alles, was in
der stad war, mit der scherjfe des schwerts (Strafe des Banns ver-
hängen).
Kirchhof mil. discipl. 165: denen feuwer und wasser verbannet und
verbotten ist (aqua et igni interdicere).
Fischart bienenk. 10 a: dasz sie auch allezeit für ketzer seien ver^
bannt und verflucht gewest (in Bann getan).
Goethe 17, 71: um . . alle kleine unzulängliche sorge auf einmal zu
verbannen (beseitigen).
verbieten besagt zunächst nur „kund und zu wissen tun^,
und erst aus dem Sinne der Verkttndigung heraus ergibt sich
auf der einen Seite Gtebot und Aufgebot, auf der andern Ver-
bot und Verbannung (vgl. auch vürhieten Lexer 3, 584 f.,
DWB. 4 I, 664)^):
^) Auch in den lebenden Mundarten ist verbannen, verbieten in positivem
Sinne noch nicht ganz erloschen. Im Schweiz, bedeutet verbannen „bei Strafe
gebieten oder verbieten" ( Staub -Tobler 4, 1279), verbieten „bei Strafe ge-
bieten, in Beschlag nehmen, ausweisen" (4, 1874):
Aa. Brugg. Stadtr. a. 1498: ein schulthes und ein rat lass verkütiden
und verbieten: ....
8*
116
ahd. Gl. I 322 a fitbiut : contestare. I 300 b firhdt : denniitfavit ^).
II 38 b firhot : censoit. I 743 a furiputun mrputun : denuntiaTerant.
II 773 b ferbietan : proponimos. n 198 a firbutet : predicit.
II 2 b uerpotana : ininssas.
I 26 Pa. furipitUU, gl. K. furibiutit :prohibet.
II 107 a firpoth : interdixit. II 123 a wfpiotemes : inhibemas.
n 263 a uirbiete : interdicat. II 728 b ßrpiutit : interdicit.
as. Wadst. 107, 4 uarhudwn : yetuerant.
mnd. Hamb. Chr. 556: min broder heft sik vorbaden äüe sine worde to
beswerende (sich erbieten).
Z. f. N. Sachs. 1848, S. 342: vnde wü de gemeine vorbeden lan
(anfbieten).
Br. d. Ens. 32b: dat g^ot godes vorbudet (Terbieten).
mhd. Aagsb. r. M. 135, 13: ein dinc verbieten (einberufen).
Nib. 2282, 3: ich verbiute iu, dous ir iht sprechet mer (Terbieten).
S. Qall. stb. 4, 115: einen vür die stcU verbieten (answeisen).
Folgende Stelle stellt verbieten auf eine Stufe mit verbannen
„mit Strafe belegen, bei Strafe gebieten":
G^ Stdt. a. 1494: Michel Gengenbach ist aber see und Byn us ver-
botten.
Danach wird verbreiten gebildet in der Formel verbretten und verbannen „ge-
bieten — verbieten^ (ebd. 5, 912 ; zu verbreiten vgl. die Etymologie von laden
IF. 16, 114 f.). Im Schwab, verbieten „vorladen« (v. Schmid 66), im Bair.
verbietig » willig, erbötig', verbieten „mit Beschlag belegen' (Schmeller 1, 307).
verbannt heisst noch heute ein Feld oder eine Wiese, deren Beweidung ver-
boten ist (Weber 2, 611).
Auch untersagen hat (wie lat. interdicere) unsprünglich positiven Sinn:
ahd. untarsegjan : disserere, unterreden (Graff 6, 102).
mnd. Leb. d. h. Franz 116: do de cardenad St. Franziscus äüe desse dynghe
vndersecht vnde vndermanet Jutdde, en antworde he em nycht daer
vp (sagen, mitteilen; mnd. nur positiv),
mhd. Gregor. 1693: ir einer der beste undersagt im vil gar, als ich iu e,
waz in war (mitteilen im Wechselgespräch).
Krone 17821 : duz minem vater würde leit, daz man dirz e niiht under-
seit (untersagen, verbieten),
nhd. Stieler bei Heyne wb. 3, 1157: ich undersage dir, es bleiben zu
husen : interdico, ne facias.
Im mhd. hält der positive Sinn noch dem negativen das Gleichgewicht, im
nhd. verschwindet er.
^) Dieses denuntiare bedeutet nicht „ preisgeben '', wie ich S. 12 Anm.
irrtümlich angenommen habe, sondern vertritt verstärktes ntmtiare.
117
Weist. 1, 649: wer daran »umig tourde 8oU gehuset werden, wie hoch
das von der bahk verhotten.
nhd. Adelung versuch 4, 1318: der jimggeseUe mmz die andern verbiethen
(aufbieten, einladen).
Sonst heisst es „mit Beschlag belegen, verwehren, untersagen^.
Dass verbieten dann völlig den negativen Sinn annimmt,
erfolgt ans seiner häufigen Verbindung mit negativen Sätzen.
Während der negative Inhalt des Gebots ursprfinglich lediglich
im abhängigen Satze enthalten ist, fiberträgt ihn der Sprechende
unwillkfirlich auf das vorausgehende Verb des Gebietens und
lässt dann die Negation im abhängigen Satze fallen. Das
Übergangsstadium ist uns im got., ahd., mhd. und nhd. noch
deutlich erhalten:
got. Lc. 8, 56. Mc. 8, 30 s. S. 11.
ahd. 0. ni 6, 3: tho er mo firböt thio ddti, ihaz er ni wntoU.
0. III 13, 16: joh ihu iz selbo firbiut, (haz thir ni düe so ther litU.
mhd. Kehr. 7569 s. S. 12 Anm.
Neidh. 26, 5: mirst verboten daz ich mit iu niht runen noch zuo
iu niht sitzen sol.
Chr. 10, 774 (DWB. 113): es was ouch verbotten bi 30 sol. daz
nieman an keime venster solte liegen noch an keinre türe ston.
nhd. Marc. 7, 36: und er verbot jnen, sie solten es niemand sagen.
Marc. 9, 9: da sie aber vom berge herab giengen, verbot jnen Jhesus,
das sie niemand sagen solten, was sie gesehen hatten,
Luth. Ndr. 28 S. 33 (Hans Worst): und Mose hart verboten hatte,
sie solten nichts newes . . fümemen.
Fischart bienenk. 51a: (2a gott der herr jn seim wort verbiet, dasz
man keine bilder noch einige gleichnusz machen soll
Lessing 11, 281: eben derselbe verbietet, keine bildmisse der götter
noch sonst etwas darein geschnitten zu fiihren . . .
Goethe 9, 296: doch was verbot er? das geheimnisz nicht unzeitig
zu entdecken.
SchiUer (1840) S. 1097: dasz der konig . . ihm verbot, es nicht im
conseü vorzutragen.
Anziehender noch sind die Fälle, in denen ein Verbot sinn-
gemäss ist und herausgefühlt wird, ohne in der Form aus-
gedrückt zu sein.
got Lc. 8, 25 8. s. 11.
ahd. T. 86, 2 s. S. 11 Anm.
mhd. Lieht, lila: uns h&t min herre üz Oesterrich verboten . . . daz wir
tumieren lazen sin.
118
Ulr. 1121: (mch virbdt er dem pJuiffen daz, das erz virstoige M stnem
leben (Sinn: verbot zu sagen).
Derselbe Doppelsinn wie in verbieten entwickelt sich in
versprechen und verschreiben (S. 103), nur mit dem Unterschiede,
dass hier schliesslich der positive Sinn „geloben, verordnen"
zur Herrschaft gelangt, während sich in einem ebenso gebildeten
verreden, versagen der negative „zurückweisen, verbieten^ durch-
setzt. In verloben und verschwören ist der negative Gebrauch
häulSger.
Wir wenden uns nun zur zweiten /aur- Gruppe mit dem
Sinne „gebieten, festsetzen^ (vgl. S. 103). Sie entwickelt sich
erst in mhd. Zeit. Aus dem energischen Heraussprechen ergibt
sich das positive Gebot.
ahd. Ql. IV 131 a firdingo : attraho.
I 393 a uirmietton : se locaverant, se mercede condaxeront.
I 394 a farmietan fermieton : se locaverant.
mhd. vera/rren durch Draufgeld sichern (Lexer 3, 70), verboten, verbotschaften
vorladen (80), verbrieven urkundlich bekräftigen, verpflichten (83), verdingen
verpflichten, bestimmen, versprechen (96), vereiden bekräftigen, verpflichten
(102), vergdubden in Eid nehmen, verpflichten (112), vergewissen Sicherheit
leisten (113), vergisdn durch Versprechen des Einlagers sicher stellen (118),
verhanttriiMoen geloben (125), verhantvesten urkundlich bekräftigen, zusichern
(125), verheizen versprechen (126), verhtilden Treue geloben (134), verjehen
versprechen, zugestehn (138), verkuntschaften durch Kundschaft beweisen
(151), suA verhüm üf sich freiwillig entschliessen zu (151), verlantvriden
als Landfrieden gebieten (153), verlitkoufen durch Gelöbnistrunk beim Handels-
abschluBS sichern (165), verloben versprechen, verloben (166, etto der e Beliand
3920 ebd.), sich verlüben geloben (170), vermachen bestimmen, testamentarisch
zusichern (172), vermannen als Vasallen in Pflicht nehmen (174), vermehelen
verloben (176), vermieten gegen Lohn verpflichten (180), vemotelen urkundlich
festsetzen (189), verpenen mit Geldbusse belegen (191), verphenden durch
Pfand sichern (192: vürphant 606), verphlegen, verphfthten zusichern, ver-
pflichten, haftbar machen (192, 193: vürpMihten IdS)^ verrämen^) Ziel setzen,
verabreden (195: vürrämeti 606), verreden geloben, verloben (198), verrehten
durch Eid beweisen, erhärten (199), verschaffen zusichern, vermachen (211:
^) mhd. verrämen ist durch nhd. anberaumen ersetzt. Paul wb. 16 b führt
die Vokalveränderung darauf zurück, dass das Wort aus der schwäbischen
Mundart übernommen sei. Ob aber nicht auch Volksetymologie im Spiele
ist? Zu vertagefi, verzielen („Tag, Frist ansetzen") wäre doch verraumen
(„Ort bestimmen'') ein schönes Seitenstück!
119
mrschaffen „ anticipationes , venditiones '^ 607)^ verschicken testamentarisch
vermachen (216), versu^^em versorgen, versprechen (227), versorgen sicher
stellen (242), versponsieren verloben (245), verstiften als Legat vermachen
(252), verswem eidlich geloben, versichern, znschwören (262), vertagedingen
vor Gericht laden, übereinkommend festsetzen (265), vertagen^) Termin be-
stimmen, auf einen Tag anweisen (265), vertragen Vertrag schliessen (273),
vertriuten geloben {21ß), vertrcesten*) sicherstellen (276: vertrcsstunge Znsage
von Hilfe ebd.), veriruwen versprechen, Treue geloben, verloben, vermählen
(277), sich vem/rveheden gegen einem Urfehde schwören (282), vervesten fest-
setzen, bekräftigen (287), vervingerlen verloben (281), verwaren als wahr
dartnn, beweisen (295), verwetten durch Pfand sichern, verpfänden (306),
verwidemen üf ein guot^ jem. ein Gut als Dotation anweisen (306), sich ver-
wilUkum, verwülen sich freiwillig verpflichten (308), sich vertoüligen sich
bereit erklären, einwilligen (308), venoisen zuweisen (312 : verwis Anweisung,
Verschreibung eines Gutes 311), verwissen durch Pfand sichern (312), ver-
eedelunge schriftliches Instrument (316), verziln *) bestellen, Frist anweisen (321).
mnd. varbedingen ausbedingen, festsetzen ( Schiller -Lübben 5, 311b),
varda^varden auf Termin vorladen (328 a), vorhansen „inaugurari societati*
(361b), varwarschoppen versichern (498 a), vorwinkopen Kauf mit Trank be-
stätigen (506 b).
nhd. verhypoihecieren als Pfand verschreiben (DWB. 596), verUausuUeren
(655), verUibdingen, verleibgedingen auf ein Leibgeding anweisen, als L. ver-
pfönden (765, 766), verrecessen, verrecessieren durch Abkommen abscbliessen,
feststellen (995).
Aus den lebenden Mundarten:
pomm. verbretoen schriftlich versichern (Dähnert 518), Schweiz, vergotte bei Gott
schwören (Staub-Tobler 1, 907), vergülte als Unterpfand verschreiben (Stalder
1, 494), kurhess. sich verhansen sich aufnehmen lassen (Vilmar 149), schles.
verheischen verheissen (Weinh. hs. H 78), Schweiz, verkommniss schriftlicher
Vertrag (Staub-Tobler 2, 121), elsäss. verkuntroliere einregistrieren (Martin-
Lienhart 1, 453), schles. götting. verloben (vergeloben) geloben (Weinh. hs.
L 113), vermachen (Schambach 264), Schweiz, vermanne , verweibe Erbe dem
Manne oder Weibe zubringen (Staub-Tobler 4, 291), elsäss. verreden ver-
heissen (a. a. 0. 2, 234), Schweiz, verschwöre beschwören (Seiler 112), pomm.
sik verseggen sich verpflichten (Dähnert 526), schles. versendboten durch Send-
boten aufbieten (Weinh. hs. B 141), Schweiz, vertage vorladen (Staub-Tobler
1, 907), preuss. sich vertragen sich durch Vertrag verpflichten (Frischbier 2,
^) nhd. B. Waldis 4, 94: sie warn grichtlich dahin vertagt
«) nhd. Luth. 24. 338, 23 W.: Abraham hat sich auch darauf/ ver-
tröstetf das er ynn der eumersicht das gepet thete.
*) nhd. Kaisersberg postill 2, 2. 3: soüu^ arbeit, dor gu sie ver-
widmet seind.
*) nhd. Bocc. 76: sie hettjrem aUer liebsten ver sielet.
120
443), pomm. verwarschojspen verbürgen (Dähnert 529), schles. sich verwetten
auf einen Pfand setzen (Germ. Abh. XI 271), pomm. sik venoiüen sich ver-
pflichten (Dähnert 529), Schweiz, vertblnkaufe Kauf mit Trank bestätigen
(Stanb-Tobler 1, 907), pomm. verwisachoppen sichern (D&hnert 529), Schweiz.
verzedle hypothekarisch verschreiben (a.a.O. 1, 907), schwäb. vereidet be-
stimmt, festgesetzt (v. Schmid 555).
Beim Schififahrtswesen verbodmen die Eigentümer ihr Schiff, geben es
anf hodmerei (Vertrag zwischen Eigentümer und Olänbigern, die Geld vor-
schiessen, Bobrik 705a, 124b) und verfrachten oder verhewren es (»zur Be-
frachtung vermieten" 706 ab). Ein Bergwerk wird verreeeast oder verre-
cessiert, wenn darüber ein Rezess angefertigt und der Behörde eingereicht
wird (Veith 533). Der Zimmermann verzeichnet ein gebrochenes Dach („auf-
zeichnen'^ Jacobsson 4, 536). Der Bibliothekar verzettelt die Bücher, indem
er ihre Titel auf Zetteln verzeichnet und dem Katalog einverleibt^).
Diese Gruppe ist reich an ÄnalogiebildaDgen, die kühnsten
mhd. verlUhoufeny Schweiz, vermnhmfey vergotte^ mnd. vorhansen.
Das Präfix hat die in der Komposition mit anderen Worten
erlangte Bedeutung in sie fertig hineingetragen, und das Stamm-
wort nimmt in der Bedeutung des Kompositums nur die Stelle
einer instrumentalen Bestimmung ein. Die fremdartigen Bil-
dungen auf -ieren entstammen der Kanzleisprache, mhd. ver-
getoissen, versichern^ vervesten, verweeren stellen Denominativa der
einfachsten Art dar: „zu dem machen, was das (adjektivische)
Stammwort besagt^. Nur ihrer Bedeutung nach gehören sie in
diese Gruppe.
Die negative Bedeutung „verbieten, verwehren" (Gruppe 3,
vgl. S. 103) schliessen wir an; sie entwickelt bisweilen gehässigen
Nebensinn und berührt sich dann mit Gruppe 5 (ebd.). Dass
die Grenze nach fra- hin nicht zu bestimmen ist, zeigt got.
fraqipan in derselben Bedeutung (S. 12, 17).
ahd. Gl. I 559 b farchiosan : reprobare. II 232 b forkharan ist : reprobatur.
N. n 290, 3 P.: so hdbo ih ferchören die gdmrt dinero dUndo :
reprobavi.
I 301, 13: ferchiesent tia 6rda ddz Übet iu den hinuH : superata
tellus sidera donat.
^) Mit diesem verzetteln ist das gleichlautende » unachtsam verstreuen'
(fra-), eine Weiterbildung zu verzetten (mhd. Leser 3, 318), nicht zu ver-
wechseln :
nhd. Uhland volksl. 1, 25 Cotta: und dasz ichs (hrenzdin) nit verzette.
Lessing 2, 312: diesz mäddken .. ist ein verzettelt dtristenkind.
121
Ol. I 285 a farlatu/ini : negavit. I 586 a farmarter : inpeditus.
II 167 a firmeinsamot uUerde : excommanicetnr.
0. III 20, 167: joh er hi thds mari firmeinsamot wärt.
I 4, 66: nu t^ thag drtmii so hdrto bist formönanti.
[QI. n 642 b fimeitmen : abiarare].
OL I 22 Pa. forquidit gl E. farehuidhit Sa. farchvit : abdicat.
IV 17 a ferquhat : renuit.
II 77 b firsaehcm : renantiare. IV 222 a furisahhumih : abrenuntio.
T. 90, 6: ciba uuer t*uoüa after mir quemen, uorsacha sih seibon :
abneget semetipsam. .
Gl. II 230 b furisageta : denegavit. II 457 a fersagen : abjarare.
N. I 226, 27 P.: tdr si fersdget habet tde . . fünden neuu&de
(sagen, dass nicht . . . ).
I 463, 13: sie uersdgent s6lhun dia iustitiam merhHte ünde
minnerh^te : institiatn namqne a institia non maltam ainnt magis
et minns dici.
I 136, 21: dag ih summum bonum ünde heatittidinem alles unge-
mäches fersdge : dicere beatitadinem non esse anziam trisiemqae.
II 684, 6: tae sint die sih seSben swndon fersdgent (sich frei-
sprechen von).
I 117, 16: täs mine rationes fersdgent ; vetant.
T. 51, 4: ouh 4r lag m4h für sagen then thie in hme stn^; renan-
tiare his.
0. I 4, 68: int öuh ihaz bist firsagenti, ihag s&bo got ist gebenU.
N. I 123, 9 P.: fertroste dih anderes k&otes ferldmes : desine
amissas opes querere.
I 79, 23: sin selbes sih f ertröstet habender : secarns suamm
inioriamm.
Gl, I 351 b virwoffeniu : repudiata. 11 130 a uirvuerfan : ref utare.
N. I 756, 26 P.: feruuirfende mit nöte guünnenen rtchtttom : dispuens
divitias oppressione qnaesitas.
GL I 88 Pa. faruuarit, gl. K. firuuerit : prohibet.
I 528 b uerwiderot : renoistis.
I 470 a firgihen : abnnere.
II 236a f ereigen : abnegata. n 282a sihfirgihent : abnegant.
Za diesem „verzichten' kommen noch zwei Verba des Sinnes „ent-
sagen' (vgl. 8.29):
Gl. II 286 a furipirit : contineat. n 145 a forberen : abstineri.
II 130 a verbofin werden : temperari.
II 277 a unsihfirperames : ^TCSLoms,
0. IV 6, 42: thdg sie ihag firbdrin ioh suli(^ ni wdrin.
I 744 a firhepitvn firhapetun : continueront.
as. Hei. 5000: (hat he an iheru suartan naht er hanocrädi is herron scddi
ihriuuo farlognien.
122
Hei. 3465: Tiabda thuo farmerrid Hhia moraganstunda, thes dag-
uuerkes fordiioUm,
Hei. 3237: efhe than ok uttendien ne uuüi, ac farmodat sidica menigi.
Hei. 2658: so farmunste ina that manno folc . . farhogdun ina
80 Tidagna,
Wadst. 70, 3 (Merseb.) : forsekemm : renantiatis.
Gen. 81 : hdbda ina god , . farsakanan.
Hei . 3Ö03 : he ni uuüi enigumu inmnmanne f,aruuernien uuillean sines.
Ps. 61, 5: uuerd min thahton te faruuerpene:^tetiam meum cogi-
taverunt repellere.
mhd. verhorn anterlassen, entbehren (Lezer 3, 72), verdingen zurückhalten
(96), verhoben zurückhalten (122), verhalten (123: vürhcUten vorenthalten
586), verheren aus Stolz vorenthalten (129), verkiesen nicht achten, ver-
schmähen, verzichten, verzeihen (142), verkündigen aufkündigen (150), ver-
lanivriden vom Landfrieden ausnehmen (153), verloben abschwören, aufgeben
(167), verlougenen verleugnen (169), vennannen Lehen entmannen, einziehen
(174), vermeinen, vermeinsamen aus der Gemeinschaft ausschliessen (176, 177),
verphUjfen aufgeben, verzichten (192), verqueden versagen (194), verreden ab-
lehnen (198), verriiefen ausser Kurs setzen (mtmee 207), versacken verleugnen,
entsagen (209: vürsachen 607), versagen^) verweigern, entsagen (209), ver-
schaffen durch letztwillige Verfügung entziehen (211), verschätzen für ver-
loren halten (213), verswem^) abschwören, verzichten (262), verteilen durch
Urteil absprechen (267), sich vertroesten verzichten (276), vervriden ausser
Frieden setzen (290), verwarn gegen*) Verwahrung einlegen gegen (295),
verwem verwehren (303), verwerfen verweigern, zurückweisen (302), ver-
wideren*) zurückweisen, widersprechen (306), t?0rec^26X:um freiwillig aufgeben
(308), verwisen verweigern (312), verwizzen^) lossprechen von (313), verzihen
versagen, verzeihen, verzichten (319: verziht, vürziht 321).
mnd. vorbeholden vorenthalten (Schiller-Lübben 5, 312 b), vorheven unter-
lassen (366), vorhalsstarken halsstarrig verweigern (6, 303b), vortien ver-
zichten, verzeihen (5, 474).
Noch im Frlihnhd. bedeutet verzeihen „Nachsicht üben*' und
„abschlagen", skh verzeihen eines dinges „aufgeben, verzichten
auf«: ^
1) Chr. 11. 642, 22: die püchs versagt (geht nicht los).
') nhd. Hütten 5, 247 Münch: zu gott und den heiligen zu vorschwören,
dasz sie nimmer daran seyn wollen,
•) nhd. Garg. Ndr. 65/71 S. 11: sie verwahret das kein regen nodi
Schnee jr hausz schädige (Vorkehrungen treffen gegen).
*) nhd. Logau 1. 8, 64: kein begehrtes nie verwiedern, kein ver-
wiederts nie begefiren.
^) Schon mhd. hat man vervnsen, venoizen, verwizzen nicht mehr aus-
einander halten können (Lexer 3, 312, 313).
123
Eaisersberg trostsp. m 1: gott wölt jr verziehen äUe missetat.
Uhland volksl. 1, 225 Cotta: dem fröwlin ward du ir bitt ver eigen.
Lnth. 1. 698, 40 W.: das volck Christi m&sz . . sich disz gemachs mit
fröwden verzeyhen.
Rebhahn Sns. 5. Akt v. 629 Tittmann : ich hott mich em schon gar
veraigen.
In der Bedeutung „ verzichten ** ändert es dann die Rektion
in vereeihen auf etwas und bildet schliesslich aus dem Nomen ver-
zieht ein neues Verb verzichten auf etwaSy indem es verzeihen auf
die Bedeutung „Nachsicht fiben^ beschränkt:
Pfeffel poet. vers. (1816) 6, 615: wir verziehn auf euem kindertraum.
Goethe 43, 273: auf alles irdische gut völlig verzichtend.
A. Gryph. Ndr. 6 (Sqnenz) S. 28: verzeiht mir auch hertzliebe magd.
sich verzeSken eines dinges hat noch Wieland, verzeihen auf etwas
in der Bedeutung „verzichten* noch Goethe (Paul wb. 516a).
Die Aachener Mundart gebraucht verzechnis für „Verzeihung^
(Möller- Weitz 256). Aus den lebenden Mundarten:
pomm. stk bi enen verbidden etwas abbitten (Dähnert 518), brera.
verdüvdn fluchend and schwörend abstreiten (wb. 1, 279, Parallelbildung
zu Schweiz, vergotte S. 119), schles. verhaiten verhindern (Weinh. hs.
H 21), henneberg. verheben gerichtlich verbieten (Reinwald 2, 134),
prenss. verkneif m zurückhalten (Frischbier 2, 433), schles. verlekeln ab-
leugnen (Weinh. hs. L 38), preuss. verpirren hindern (a. a. 0. 2, 437), elsäss.
verruefen öffentlich widerrufen (Martin-Lienhart 2, 240), schwäb. verschaum
Unvorschriftmässiges zurückweisen (v. Schmid 453), götting. versehen ab-
leugnen (Schambach 266), mansfeld. verstreiten abstreiten (Jecht 119),
bair. verwenken abwinken (Schmeller 2, 960), verwissen verzeihen (ebd. 2,
1034), Schweiz, verztoinke durch Augenz winken abmahnen ( Staub -Tobler 1,
909). Das Kotwelsche liefert den Beitrag verassert „polizeilich untersagt '^
(Kluge rotw. 373), die Weidmannsprache verwittern „Wild vom Besuch von
Schlägen fernhalten'' (Kehrein BIO).
Diese Gruppe hat eine besondere Vorliebe für die reflexive
Rektion mit dem Genetiv in der Bedeutung „entsagen", schon
im ahd. viermal vertreten (S. 121). Im mhd. weiter um sich
greifend, erstreckt sie sich auch auf fair- und /ra-Typen ähn-
licher Bedeutung:
mhd. 8i(h verUesen (Lezer 3, 144), verhmnen (150), verloben (167), ver-
louben (168), vemiMen (180), verphligen (193), verruochen (208), versachm
(209), verschoben (210), verschiezen (216), verschriben (219), versiahen (233),
124
verzechen (247), verswem (263), vertrcesten (276), vervam (286), verwegen^)
(298), verwenden (301), vereihen (320) tfities din^es.
Im älteren nhd. haben sich einzelne dieser Verbindungen noch
erhalten, im jüngeren werden sie durch en^-Komposita (sich enir
schlagen) abgelöst oder wandeln die Rektion (einem etwas ver-
^eihenj versichten auf etwas). Dagegen greift diese Rektion in
positiver Verwendung um sich (sich verwegen eines dinges)^).
Das Präfix gewinnt in dieser Gruppe geradezu die Bedeu-
tung „zurück, wider" und gibt den mit ihm zusammengesetzten
Eompositis die entgegengesetzte Bedeutung von der des Stamm-
worts. Doch sind hierzu auch fror und fair- befähigt (vgl.
got. fraqipan, frahunnan, frawardjan S. 17, lat. perfiduSj periurus
S. 16). Überhaupt ist keine Sicherheit dafür zu erbringen,
dass die hier angeführten Bildungen alle auf faur- zurückzu-
führen sind. Bei einzelnen trifft es wahrscheinlich nicht zu,
wie bei verleugnen (schon ahd.), wo das Präfix den Sinn des
Stammworts verstärkt (fra-? S. 17), oder verneinen , verwidem
(schon ahd.), die einfache Denomiuativa zu einer Partikel bzw.
Adverb darstellen, verhindern (ahd. farhintarjan)^, ebenfalls
Denominativ, bedeutet ursprünglich „hinter sich bringen", mhd.
spärlich „verwehren, sperren" (Lexer 3, 130) und wird erst
nhd. häufiger in dieser Bedeutung (DWB. 569). In andern
Fällen wie bei verweigern erübrigt sich die Frage, welchem
Präfix es zuzuweisen sei, überhaupt, da es erst nhd. auftaucht^)
und mithin gebildet ist mit einem einheitlich gefühlten ver- des
Sinnes „zurück-, abweisen", abstrahiert aus den vielen Bildungen
dieser Bedeutung.
^) nhd. Bocc. 33: das sich die schifletU des lebens verwegen heUen
(que per perduti si tenero).
') Lath. 16. 399, 34 W.: (2a er ein med so kranck lag, das er sich
hette Sterbens verwegen (aich gefasst machen auf).
•) ahd. Gl. I 565 a virhintres pitrugest : defrandes.
I 786 b virhdntreter : f randatus.
*) Diefenbach-Wülcker 570 (a. 1607): dessen sich aber die van Wite-
leben vorwegert
Stieler bei Heyne 8, 1270: verwegem : recnsATe.
Leasing dram. 67: sie verweigert sieh der Gnaden . . gäneUch,
ebd. 176: sie verweigerte sich aUen arzeneien.
125
Von besonderem Interesse wird die Frage der Zuweisung
bei einigen Verben, in denen das Abweichen von der Bedeutung
des Stammworts zugleich üblen Nebensinn bezeichnet (s. Gruppe 5
S. 103). Von ihnen möchte ich verkiesen (ahä., mhd. S. 120, 122),
verloben (mhd. S. 122), vermannen (ein Lehen zurückziehen, für
verwirkt erklären mhd. ebd.)*), vermeinen^), vermeinsamen (ex-
communicare ahd. mhd. 9. 121 f., 131 f.), vermeinbeten (mhd. S. 132),
vervriden, verhmtvriden (mhd. S. 122) zu faur- I ziehen, wenn
nicht hier schon in den mhd. Bildungen das ver- aus faur- I-
und/ro-Typen verschmolzen und einheitlich gefühlt worden ist.
So auch mhd. verminnen „aufhören zu minnen, gehässig werden^
(Lexer 3, 180), ein äna^ dqrifievov, von dem Dichter zu seinem
Zwecke analogisch geprägt:
Athifl F: die wäpin uns virrostin . . . die rittir virterbin , . . die
müdin virharginf die guotin virargin, die minnindin virminnin
, , , die sorger sich virtrachHn . . .
verpUegen (mhd. S. 122) könnte auch auf das resnltative fra-
(S. 20) zurückgehn wie verhoffen „Hoffnung aufgeben, ver-
zweifeln* (mhd. Lexer 3, 131), verhügen „vergessen" (ahd. mhd.
3, 134) '), verruochen „sich nicht kümmern, verachten* (mhd. 208)
und verschamen „schamlos werden" (ahd. mhd. 213)*). Danach
scheint mhd. sich vereüenden „aus der Fremde kommen" (106)
geprägt. In verachten^ verdunken, verhunnen, vermanen (Gedanken
aufgeben, verachten mhd. 68, 101, 150, 173, verachten und ver-
manen auch ahd.^)) liegt /ra- vor (got frakunnan S. 17). Nach
ihrem Muster ist mhd. verbunnen^), vergunnen „missgönnen"
*) Schweiz. Staub-ToWer 4,^91.
*) ahd. Ol. I 24 Pa. farmeiniset, gl. K. farmainsot : abominabilis
gehört zu mein ^nefas*'.
*) ahd. Gl. I 112 Pa. farkugis, gl. K. firhugis : contemnis.
*) ahd. N. II 163, 18 P.: ^teuMenne fersedment sih andere m^mUscen,
unsere scdma uu&eton.
') ahd. Ql. I 2ö3 Ra. farmanet : sprevit. I 517 b uirmanet : despezit.
II 79 a firmanetemo : praetermisso.
0. I 4, 65 : nu du ihaz drunti so härto bist formönanti,
N. I 244, 22 P.: sie ähtent tero güoton . . sie neuer ähtent
iro io d6h fUeht.
') Daneben mhd. erhunnen in derselben Bedentang (Lexer 1, 619).
126
(85, 121), mhd. veredden^ mnd. vararden^) ^entarten" (Lexer 3,
102; Schiller-Lfibben 5, 309b) geschaffen worden, vergessen^
ist wohl mit fra- zasammengesetzt. Das Präfix bezeichnet das
Gegenteil von der Bedeutung des Stammworts (Wurzel get-
, erlangen*, got. bigUany engl, to get). Synonym mit vergezeen
ist ergezeen^ (Graff 4, 276, 278; Lexer 1, 630), das Faktitiv
ergetzm (ebd.) hat sich in unserm ergötzen bis heute erhalten.
Wie weit vielleicht fair- an diesen Bildungen beteiligt ist, lässt
sich nicht mehr feststellen.
Auch die Ausdrücke des Bannens und Verzauberns gehören
zu dieser Gruppe (vgl. versprechen S. 69 Anm. 1 und 2):
ahd. Gl. II 217 a uergaiada : fascinavit.
II 212 a firzoubirota : fascinavit, U 678 b fascinat.
mhd. vergalsiem (Lexer 3, 108), verschiren (217), vencicken (306), ver-
eoubem (323).
mnd. vorkauen (Schiller-Lttbben 5, 375 a).
Im nhd. ziehen besonders die von Fischart gebildeten Aus-
drücke ^durch Beschwörung feien^ an:
Oarg. (1690) 6: warumh die durchUechtheUigsten . . ihnen nü auch
die zähen tvie die finger beschweren, versegnen, weihen, schaben,
beschneiden, verchrisatnen, verelementen und versacramen-
ten Inssen (durch Segen, geweihtes Öl, Beschwörung der Elemente,
durch Sakrament feien).
ebd. 281 : verkreutziget euch Ober den schafen in Eiobella Plata
. . versegnet euch ob den castronen zu Bianne,
ebd. 147: (das schiff) sey dann allerdings . . vergurbet, begordet, ver-
dennet . . gehelmkörbelet, benunstet, verpaternostert*), betrauet,
„verzaubern" wird auch durch vergaukeln, verJcadem, versagen
ausgedrückt :
») nhd. im Schles. (Weinhold hs. A 53). A. Gryph. Papin. v. 435: last
mich wie Nioben in einen fels v er arten.
«) ahd. N. II 25, 16 P.: er nefergizet d&o armön geUies : non est
oblitus.
II 29, 23 : got habet ergizen dero guoton : oblitus est.
as. Hei. 3604: fargatun godes rikies.
Ps. 68, 12: that nah uuanne ne fargetin folk min : nequando
obliriscantur.
*) DWB. 958 sieht in verpatemostem einen nautischen Kunstausdrack ;
eine nähere Erklärung fehlt.
127
Simpl. 3. 391, 26 Knrz: der wirih tousste nicht, ob er vergauckelt war.
Lnth. postilla 3, 39 a: teufelshuren, welche die leut verkadern und
bezaubern.
Stieler 1667: eine hüchse versagen est cum laminibas magicis sclo-
pam ligare.
In den Mundarten ist eine Reihe weiterer Ausdrflcke fDr
, verzaubern" gebräuchlich:
Schweiz, bair. verhannisieren (Stanb-Tobler 4, 1282, Schmeller 1, 248),
laxemb. vergächden (Gangler 465), Schweiz, vergalstere (a. a. 0. 1, 225),
schles. vergöU (Weinhold hs. G 8), bair. verluegen mit dem bösen Blick
(Schmeller 1, 1463), schles. verpflocken (vgl. S. 70 Anm.), prenss. verrufen
(Frischbier 2, 438), brem. hamborg. versMren mit dem bösen Blick (brem.
wb. 4, 661 y Hichey 232), bair. Österreich, verschraien (Schmeller 2, 592,
Castelli 125), schles. verspinden (vgl. S. 70 f. Anm.), bair. verwunschen (Schmeller
2, 961), auch mansf eidisch (Jecht 119). vermeinen (mhd. Lexer 3, 176),
bair. vermainen (Schmeller 1, 1612), kärntisch vermänt (Lexer 189) ist keine
/aur- Bildung, sondern ein Denominativ zu mein „nefas".
Die Beziehungen von ver- zu he- in dieser Bedeutung sind
nnter versprechen (S. 71) behandelt worden. Die t;6r-Eomposita
sind bedeutungsvoller, indem sich mit dem /aur- ,,fiber etwas
hin sprechen" leicht die/air-Type verwandeln und die/ra-Type
vertreiben verbindet, so dass vereaubem in sich „durch Zauber
bannen, verwandeln, vertreiben" vereinigen kann. Der gehässige
Nebensinn liegt ja von vornherein schon darin.
Die Gruppen „versperren* (3, vgl. S. 103) und „verdecken,
schützen" (4) sollen erst im Anschluss an faur- Ilxmdfair' S. 134 ff.
besprochen werden. Die Gruppe „verfehlen" (6) berührt sich enge
mit fair- und /ro-. Schon von den S. 104 angeführten Bildungen
lassen sich versprecher^f verschreiben, versetzen, verlegen nicht mehr
als reine /awr-Typen („hinaus über das Ziel, vorbei an") aus-
legen, sondern sind analogisch zu erklären. Tatsächlich sind
es junge Bildungen, da versprechen, verlegen nicht vor dem
13. Jahrb., verschreiben, versetzen gar erst im nhd. nachzuweisen
sind, sich versetzen, verschlagen, verschiessen, verfahren, vergehn
vereinigen oft zweierlei Bedeutungen in sich: „fehl- und sich
festrennen, sich an unrechter Stelle festsetzen, voreilig sich
festfahren, so dass man nicht weiter kann". Auch hier spielt
eine andere Type (fair-) hinein. Selbst die Bedeutung „über-
mässig" kommt faur- I nicht ausschliesslich zu, sondern nur
128
bei den Verben der Bewegung. Die übrigen Bildungen dieses
Sinnes — and das ist weitaus die Mehrzahl — gehören zu
favr-. Wir werden daher etwa
ahd. Gl. II 222 a furidihit : excesserit
N. I 148, 12 P.: feruudllöt Ur ödeuuanne ßrro : forte devenerit
ohne weiteres faur- zuweisen, vielleicht auch
Gl. I 454 b firpräMiun vb er gingen : prätergressi snDt.
Bedenklicher ist
ahd. Muspilli 33: dewne ni kitar pamo nchhein den pan furisieean
(sitzend versäumen).
Hier liegt entweder analogische. Übertragung vor oder — und
das ist wahrscheinlicher — fiMi- ist statt firi- eingetreten
(8. 15 Anm.), und dann haben wir es mit einer /atr-Type zu
tun. Ähnlich gebildet ist
ahd. N. II 304, 26 P.: iro sldf »liefen du riehen . . dU fersläfent iro
Uh (bringen sich durch Schlafen um ihr Leben).
Auf eine /awr-Type scheinen auch mhd. vürbredwn Verbrechen
(Lexer 3, 592: verbrechen 81), vürhäbenisse Selbstöberhebung
(599: verheben 126), vüreunse vom Wege abgeführt, verirrt
(597: verwisen irreleiten 312), vürschel betäubend (607: ver-
schellen 214), vürsnaUe vorlauter Schwätzer, vürsnel „vorschnell**
(609: versneUen 239), vürWeter einer, der sich Übertreibungen
gestattet (616: vertreten übertreten 275) hinzuweisen. Aber
das Beispiel von fürwüsf (S. 15 Anm.) zeigt, dass dies Kenn-
zeichen nicht unbedingt sicher ist.
Immerhin können einzelne Verba des Sinnes „verbrechen*'
und „verführen** auf faur- 1 zurückgehn. Die Hauptmasse
jener gehört zur /air-Type, wenige zu fra- (verschulden ^ ver-
wirken^) vgl. got. frawaurkjan S. 17 f.), die Gruppe „verführen*
verteilt sich auf faur- I und fair-. Genaueres lässt sich nicht
bestimmen.
^) ahd. Gl. lY 303a farsculda : tradidit, perdidit.
N. n 379, 13 P.: die fore tms übelo täten mit dero zuofirsihte
Ungerin libis die ferscülton sta (einbüssen).
0. III 20, 5: öha ihiu selha blinti fon sunton sinen würti, odo
iz firtcorahtin ouh kr föJter inti m(Mter.
0. III 17, 13: Üiiz utnb firuuoraht habet ira IIb (verwirken).
129
ahd. N. II 470, 13 P.: aintu chint uuerden in ungeuuiBHette ferfuoret:
transferantnr.
I 169, 11: ferfuoret %z dba demo uuären . . ge demo lükken :
tradncit a vero . . ad falsum.
Gl. I 761 b uerleidid uiterdan / sednci.
N. I 129, 26 P.: aber diu miaseruknetU des uuSgea ferUitet sie ze
demo lükken : abdncit ad falsa.
Ül. IV 167a^rtolWn*:alliciunt.
N. n 218, 28 P.: der in üser sinemo loche uuile ferlücchin
(hervorlocken).
I 727, 9: fdne ueneris spifnsten aber ferlühter : cypridis lactatus
illecebris.
Gl. II 406 a uarscunta : illectam. IV 129 b firscuntent : alliciunt.
I 4 Pa. gl. K. Ra. farspamt : asciscit. I 369 a ferspanani : inliceant.
N. I 109, 30 P.: tdß tiu bürlichen müot ferspdnen mag.
as. Hei. 1506: farledid Uudi an ledan tmeg.
Hei. 5311: käbdun sia gramono &arit, ÜUa scola farscundid, that
sia ne bescribun icmiiht grimmera dadio.
Hei. 3454: m mag ina is Itkhamo an unspiuid forspanan.
Hei. 4176: that sie the eno man so alla uueldi wuerod faruuinnen.
mhd. verleiten (Lexer 3, 158), verlücken (170), verreizen (199), verscham
(213), versckünden (221), verspanen (243), vertragen (272), vervüeren (291),
verwenden (301), verwisen (312), verziehen (319).
mnd. vortocken (Schiller-Lübben 6, 475 a).
nhd. Schweiz, verhelke (Staab-Tobler 2, 1173), verköderle (Stalder 2, 119),
verUekere (Staab-Tobler 3, 1247), verlöckle (3, 1253 = elsäss. Martin-Lienhart
1, 582), vermenne (Staab-Tobler 4, 298), schles. verpiehen, verpichten (Weinh.
hs. P 73), götting. verreizen (Schambach 265), brem. verschtmden (wb. 4, 714),
westfäl. verschüngen, verschünken (Woeste 295), götting. altmärk. verschünnm
(Schambach 266, Danneil 239), götting. versdhuppen (ebd.), prenss. vertoppen
(FriBchbier 2, 443), kurhess. verver geln (Pfister 312), schwäb. verweisen
(▼. Schmid 523), Schweiz, verzänne (Stalder 2, 464).
Wenn wir versuchen, aus der jüngeren Sprache einen Teil
der Eomposita des Sinnes „verfehlen^ fat4ir' I zuzuweisen, so ist
dieses Bemtthen praktisch wenig wertvoll. Denn sicherlich hat
man schon in mhd. Zeit mit einem einheitlich gefühlten ver-
den Sinn „verfehlen** verknüpf t , und danach unbewusst Neu-
bildungen geprägt. Es kommen für uns Verba der Bewegung
(„über das Ziel hinaus, vorbei, übermässig**) und des Sprechens
(„sich versprechen**) in Betracht. Jene berühren sich mit fatr-,
diese mit /ro-Typen.
mhd. verjähen durch Eile einbüssen, übereilen (108), verglarren ttber-
sehen (118), vergleifen dnrch schiefe Richtung das Ziel verfehlen (119), ver-
Leopold, Die Vorsilbe ver- 9
130
liebm zu hoch hehen nnd dadurch verfehlen, übermütig machen (126), ver-
horchen überhören (132), verkdOen ausschwätzen und dadurch verwirken (139),
verrennm überjagen (201), venneUm übereilen, verfehlen (239), versmarm
an der Wildspnr vorbeischiessen und sie dadurch verfehlen (vom Spürhunde
241), verspringen springend einbüssen (247), verWagm zu weit oder falsch
führen (272), verWetm (dag eü) übertreten (275), versfün aus den Augen
verlieren, versäumen (321).
Die reflexive Form ist besonders beliebt:
sich vergähen sich übereilen (108), verh^en sich überheben (125), vertlen sich
übereilen (135), verjagen sich jagend überanstrengen, verirren (137), verjehen
sich überheben (138), verrevinen zu weit rennen, sich reitend verirren (201),
verrinnen sich verlaufen (205), verriten sich reitend überanstrengen oder ver-
irren (205), versigelen sich segelnd verirren (227), versndlen sich übereilen
(239), vermurren fehlschiessen (241), verswingen sich verfliegen (265), ver-
triten fehltreten (275), vervliegen sich fliegend verirren (288), vencaUen sich
verirren (292).
Aus den lebenden Mundarten gehören ausser vereinzelten
Bildungen wie
Schweiz, verkomme „das Mass überschreiten '^ ( Staub -Tobler 3, 277),
Schwab, sich vernehmen „sich übernehmen, fast von Sinnen kommen '^ (von
Schmid 405), preuss. verreden „zu besprechen vergessen, übersehen'', versäen
„Beet beim Säen übergehen" (Frischbier 2, 439), bair. verschauen „übersehen,
verachten" (Schmeller 1, 351)
vor allem die Ausdrücke für „sich versprechen* und „sich
versehen* hierher, oft mit dem Nebensinne „sich verraten, sich
voreilig verloben und verlieben*.
„sich versprechen" gibt das Schweiz, mit sich vememmen (Staub-Tobler
4, 749), das Bair. und Kämt, mit sich vemennen (SchmeUer 1, 1746, Lexer 197),
das Elsäss. und Frankfurt, durch sich verreden (Martin-Lienhart 2, 134, Askenasy
227), das letztere ausserdem durch sich verheissen, verschwätzen (Askenasy 218,
227) wieder. Der Baier und Wiener nennt „sich vergaffen" sich verschauen
(Schmeller 1, 351, Hügel 181), der Schweizer sich vergugge, verluege (Staub-
Tobler 2, 381; 3, 1227), der Berliner und Preusse sich verkieken, verkueken
(Meyer 126 ab, Frischbier 2, 433). Das mhd. kennt unser sich vergaffen auch
schon (Lexer 3, 139, DWB. 369 f.), daneben sidi verginen (Lexer 3, 118).
Der weitest verbreitete Ausdruck für „sich unbedacht verlieben und ver-
loben" : si(h verplempern (plempel „schlechtes Bier'' SchmeUer 1, 457, eigent-
lich wohl verplempern „verschütten'') entstammt der burschikosen Sprache
(Kluge stud. 132, DWB. 973, Schweiz. Stalder 1, 179, Österreich. Castelli
124, Hügel 180, Berlin. Meyer 126 b, schles. Weinh. hs. P 86, kurhess. Pfister
207, Mansfeld. Jecht 118, holst. Schütze 4, 306, pomm. Dähnert 525, preuss.
Frischbier 2, 437). Anziehend ist elsäss. sich verhoppassen, bair. sich ver-
patschen „sich übereilen" (Martin-Lienhart 1, 361, Schmeller 1, 415), Strass-
131
borg. ncA verddhre „Torschlnss versänmen" (Schmidt 110), burschikoses
tich verhauen, versdwc^spen, versteigen (Klage stad. 132, 133, DWB. 541,
1128), 8idi verhauen „vorbeihanen* ebenfalls in der Bergmannsprache (Veith
523) und Drackersprache (Elenz 107), in letzterer papier verheben: die Lagen
falsch abheben (ebd.). In der Weidmannsprache verfliegen sich Vögel, die
wegfliegen, ohne znrttckznkehren (Kehrein 304), in der Imkersprache verfliegen,
versduessen oder verschwärmen sich die Weiser, wenn sie ihren Stock nicht
wiederfinden (Overbeck 85). Die Seeleute nennen ein Schiff versegdt^ das vom
Lande nicht mehr zu sehen ist (Bobrik 708 a).
Während die angeffihrteu Bildungen auch von fayr- oder
frorTy^en beeinflusst sein können, erscheint Verstössen „anstossen,
Anstoss erregen, einen Fehltritt begehn^ deutlich als/aur-Type:
ahd. N. I 50, 10 F.: uerstöset iiccho dn dien skörrenten sUuerron dero
uerbröchenßn stäino : resistit saepe obice rupe soluti sazi.
II 477, 30: uuanda sie sih an imo so moriiw so htmiUter iacente
ferspurnent unde ferstözeent
mhd. Trist 17092: verstöze wir an eime irite.
Flore 5033: ich sihe rechte daz ich louc und daz ich sere verstieg,
wand ich in einen speher hieg.
Krone 11354: daz ich minen man lieze und mich aisö verstieze,
daz ich . , , (sich soweit vergehen),
nhd. Opitz Ndr. 1 (Poet.) S. 37: niemandt . ,, der in diesem nichi Ver-
stössen.
Das Schweiz, gebraucht rer^toM« in der Bedeutung „stottern" (Staub-Tobler 1,911).
Die Gruppe „verachten, schädigen, preisgeben^ (5), bisher
schon mehrfach gestreift (S. 120 ff., 128ff.)i ist hier noch kurz zu
behandeln. Sie berührt sich hauptsächlich mit /ra-Typen. Wie
värwerden (S. 112) „umkommen" in das Gebiet von /ra- übergreift,
so auch vürhringen „umbringen** (Lexer 3, 586; vgl. S. 113). Die
meisten der folgenden Bildungen können auch auf /ra- zurückgehn.
ahd. Gl. I 582 b furiprdkta fwrprahti : dejecit.
II 92 a forhrieuit si : proscribatur.
I 691 b fizflMKia virfl/ochot : anathematizavit.
N. 1 19, 24 F.: mit tiro uerulüchenun mdnegi : profanae multitudinis.
Gl. I 231 R. farhaitaniu : prostituta.
0. III 20, 167: joh er hi ihdz mari firmSinsamot wdri (aus der
Gemeinschaft ausschliessen).
Gl. II 479 b f ermeldet : proditum.
n 691 a flrradiniu : prodita.
N. II 216, 20 P.: souu^r d^ änderen /erraten uuile. der ist sdho
/erraten.
Gl. I 76 Pa. /arrogit. gl. K. firrokit : accusat.
II 130 b firsanta : relegati.
9*
132
Gl. n 611 b fersdmfende : despiciens.
I 238 gl. E. firspitmt Ra. farspiumt : respnit.
n 720a vvrsHU : proripit.
IV 156 a ferteüiter : privatuß.
I 86 Pa. faruuerfanti. gl. K. firuuerfa/ndi : proicientes.
I 744 a viruüorfanemo : exposito.
T. 193, 3: inti uoruuorpfanen sUdbarUngon in thaz tempal ihana
fuor : proiectis argenteis.
152, 6: ir foruuergiton : maledicti.
Gl. II 139 b ftrwiffet werden : proscribantur.
as. Hei. 4420: faran so forfloeane an IMt fiur euuig.
Hei. 5561: tuena fartalda man an tua haJba Cristes an cruci (ver-
urteilen).
Ps. 54, 2: ne furuuirp bida mtna : ne despexeris *).
Ps. 61, 5: mundi iro quedidon inde an hertin vro faruutetonioTt
suo benedicebant et corde suo maledicebant.
Hei. 4493: ihat he ina mahti faruuisien uuredaro thiodo, fiundo
fölke (verraten),
mhd. verdhten ächten (Lexer 3, 68), verbeinen verwünschen (72), vwrbringer
Angeber (592), vürdringen = verdringen (597:98), verdienden verbannen
(105), vergiseln als Geisel fremder Willkür preisgeben (118), verkaUen ver-
schwätzen, aufhetzen (139), verkehesen Kebse schelten (139), verklaffen ver-
raten, verleumden (144), verklagen anklagen (145), verlantvriden vom Land-
frieden ausnehmen (153), verUegen verleumden (161), verUumunden verleumden
(166), verliiUen verleumden, in die Verbannung ausläuten (166), vemuUedien
verwünschen (173), vermeifibeten aus der Gemeinschaft hinausbeten; beten,
dass einer gemeinschaftslos wird (Nachtr. 392), vermeinen, vermeinaamen aus
der Gemeinschaf t ausstossen (3, 176, 177), verm^eren verraten, verleumden (174),
vermelden verraten (177), vemiinnen entzweien (180), verjphißhen, verpfUen,
verphuchzen vor einem Pfui ! sagen, verabscheuen, verhöhnen (191, 192, 194),
verraten irreführen, verraten (196), verriiefen öfiFentlich ausweisen (207), ver-
riiegen anklagen, angeben (207), versagen verleumden (209), verschaffen zum
Nachteil bestimmen (211), verschallen verschreien (211), verschellen dass. (214),
verschilten schelten (214), verscMmpfen verspotten (217), verschoutoen hinweg-
sehn über, verachten (218), verschreien (218), versdirten (219), verspirsen, ver-
spiwen anspeien (245), verspotten (245), vervemen verurteilen (287), vervesten
ächten (288), vervluochen (289), vervriden ausser Frieden setzen, bekriegen
(?90), verwerfen verwünschen, Verstössen (302), verwisen ausweisen, verbannen,
verführen (312), verzeln tadelnd vorhalten, verurteilen (316).
mnd. vorklachten verklagen ( Schiller -Lübben 5, 378 a), vorklicken ver-
leumden (379b), vorkundigen ächten (384a), vorlagen nachstellen (384b),
vorlestem Bcheiten (393 a), vortrumpen vertrompeten, einschüchtern (6, 309 b).
Aus dem nhd. ist als Eigenart der Sprache Luthers ft4r-
*) für- ist etymologisch berechtigt (faur- I vgl. S. 33).
133
werfen (vgl. lat. pröicio) zu erwähnen (S. 39 Anm. 6). Die im
Frflhnhd. belegten verpftichen, verpftmi, verpfuim (DWB. 970)
sind wie mhd. verphcßhen^ verphten, verphiuihsien Denominativa
mit Interjektion als Stammwort. Aus den Mundarten gehören
hierher die zahllosen, auf den verschiedensten Wegen ent-
standenen Bildungen des Sinnes „verraten, verleumden^. Ich
ffihre sie hier nur an, soweit sie einigermassen deutliche /at^r-
Typen sind:
Schweiz, verglogge, verlüU durch Läuten in Bann tun (Staub-Tobler 2,
619; 3, 1610), schles. verheben tadelnd vorhalten (Weinhold hs. H 62), ver-
heissen schelten (in Breslau gebräuchlich), elsäss. westerwäld. verkreischen
verschreien (Martin -Lienhart 1, 525, Schmidt 299), Schweiz, verchünde ver-
leumden, verchundschafte verraten ( Staub -Tobler 3, 359, 354), verUege ver-
leumden (ebd. 3, 1217), schwäb. westerwäld. vermachen verraten (v. Schmid
366), ausschelten (Schmidt 304), Schweiz, vermelde verraten (a. a. 0. 4, 212),
luxemburg. vemennen schimpfen (Gangler 468), kurhess. verpßen anspeien
(Vilmar 479), Schweiz, verpfuije verabscheuen (a. a. ü. 5, 1048), schwäb. ver-
sagen verklagen (r. Schmid 445), elsäss. verschelte schelten (Martin-Lienhart
2, 412), verschwatze verraten (2, 532), versnawetn, versnäbbelnf vermubbeln, ver-
sthnäbbeln, verechnübbeln ausplaudern, verraten (eis. Martin-Lienhart 2, 493,
Brem. wb. 4, 886, Schambach 266, Danneil 239, Dähnert 527, Frischbier 2,
441), schles. verspeien verspotten (Weinh. hs. S 370), bair. köln. vertragen
▼errufen, verschwatzen (Schmeller 1, 656, Honig 191 a), Schweiz, verzeige an-
zeigen*). Ein weit verbreitetes Wort für »heuchlerisch verleumden" ist ver-
fuch8S€hwänzen (DWB. 355), im Schles. (Weinh. hs. S 264), Westerwäld.
(Schmidt 291), Kurhess. (Pfister 324), Preuss. (Frischbier 2, 430) bezeugt.
Besonders ausgedehnt ist die Liste der Ausdrücke für
„verflucht*', die teils euphemistischen Bestrebungen ihr Dasein
verdanken ^.
>) Amtsblatt des Kant. Graubttnden 19. 7. 1895: der unterzeichnete . .
wird jedes unerlaubte heerensammeln . . als entioendwng bei zuständigem ge-
richte verzeigen,
*) Die Beispiele fliessen besonders reichlich im Schweiz, und Schles.:
Schweiz. verUendt (Staub-Tobler 5, 109), verbUtzt (5, 294), verbrennt (5, 632),
verbumset (4, 1267), verdräkt (Seiler 106), verflankt (Staub-Tobler 1, 1203),
verflidct (1, 1193), verflixt (1, 1238), verfluckt (1, 1195), verfluemet (1, 1198),
verflwmet (5, 64), verflumelet, verflumeret (Stalder 1, 387), verfluxt (Staub-
Tobler 1, 1239), vergunnt (2, 333), vergurt (2, 445), verheUet (2, 1138 ^Hölle«),
verhext (2, 1828), verhit (2, 1102), verhudeU (2, 1004), vert^tzet (3, 600),
verchratzt (3, 930), vermalet (4, 167), vermalefizt (4, 168), vermessen (4, 458),
vermorzt (4, 433), vertaxt (1, 1238), verzwangt (Stalder 2, 484), verzwickt
134
Die Weidmannsprache nennt Wild verrufen, das durch Nach-
ahmung des Bufes verschüchtert ist (Eehrein 308), die Seemanns-
sprache bezeichnet die Sitte, beim Passieren des Äquators die
jungen Matrosen zu taufen, als verhensen „in die Gilde auf-
nehmen, hänseln" (Bobrik 706 b). An Ausdrücken für „verraten,
ausschelten ** ist die Gaunersprache reich:
verJcappen (Kluge rotw. 168)) verkohlen (422), vermamsen, vermomsen (337,
429, 415), vermasseln, vennasseren (389, 200, 205, 246), vermosem (383), ver-
ndbesen (435), verpfeifen (383, 429), verretschen (15), verrettem (316), ver-
schlehenen, versMichnen , verschlichem (316, 387, 413), verschmttsen (337),
vereegemen (337), versanden (418, 418). Mit ihr berührt sich die Soldaten-
sprache: vergipsen, verknacken, t^erA^AZen „bestrafen'' (Hörn 119), versäckeln
„anpfeifen, rügen" (137) und die Studentensprache: verruf, verschiss (Kluge
stud. 132, 133). Das Preuss. kennt dazu verschiss machen „Fiasko erklären'^
(Prischbier 2, 440).
Diese jungen Bildungen haben freilich mit faur- I alle
Berührung verloren und sind mit dem einheitlich gefahlten,
üblen Nebensinn verleihenden ver- geprägt Worden, so aus
der nhd. Schriftsprache verlachen, das erst seit dem lö. Jahrb.
erscheint (DWB. 707).
In den Gruppen „festlegen, versperren* (Gruppe 3, vgl.
S. 103) und „versorgen, schützen, verdecken** (4) sind/awr-I:
faur- n:fair'TYfen eng vereinigt, daher müssen wir uns erst
über das Verhältnis dieser drei Typen zueinander klar werden ^).
Um die Forderung zu befriedigen, dass eine urwüchsige An-
schauung Buhe und Bichtung im sprachlichen Ausdruck sondert,
haben wir in got. faur- zwei lautlich zusammengefallene Formen
nachzuweisen versucht, wofür uns das Deutsche und das Nord-
germanische Anhaltspunkte bot (S. 8—13, 26 f., 46 f., 48). So
(2, 486) — schles. verbannt (Weinhold hs. B 16), verfUmmt (P 94), ver-
jfUmmst, verflucht, verflixt, verflummt, verfummt (P 126), verhagelt (H 9),
verjucht, verkauft, verknwM (P 126), vermuckst (M 128), vermwrsdiJt (Hoff-
mann 19), verpwM (Weinh. hs. P 154), verswiehelt (Z 98). Der Schlesier
wendet gar einen ganzen euphemistischen Satz an: verfing a sich ei de
sträucher! ver f lug a sich die lust och! (hs. P 126). Das verflucht un
zujeneht des Berliners (Meyer 125 b) ist ja bekannt und weit verbreitet.
Der Leipziger sagt gottverdanzig, gottverdex, gottoerdimian, goUvertannewald
euphemistisch statt ,6ott verdammmich ! " (Albrecht 125).
*) Die Behauptung, dass die Ausdrücke für »versperren* und „vertreten*
alle fawr- 11 zukommen (S. 13, 28), trifft also nicht ganz zu.
135
sollte You Hause aus faut- I die Anschauung der Richtung,
faur- II die der Buhe vertreten. Letztere hat faur- II mit
fair- gemeinsam, beide sind ihrer Herkunft nach lokale Formen
(idg. *prr% und *per% S. 13). In der Anschauung aber weichen
sie etwas voneinander ab: faur- II bezeichnet ,,vor^ einem
Gegenstande zur Deckung ,,f&r^ ihn ,» gegen ^ einen davor be-
findlichen, fair- nVor*' einem Gegenstande auf allen Seiten, d. h.
„ringsherum*', ihn umschliessend und dadurch überdeckend,
schätzend, abschliessend (S. 9, 13). Im Gegensatz dazu ent-
wickelt/aur- I den Sinn „schtltzen^ oder „sperren^ aus der
Anschauung „vor — hin, voraus *'. So steckt in versehen „voraus-
sehen*' schon „ versorgen ** und „abwenden**, in versetzen „vor-
setzen** schon „verdecken** und „versperren**, in verlegen „vor-
legen** ein „versorgen** oder „verdecken** oder „versperren"
(S. 102 f.). Eine Bildung aber wie etwa verschlagen erlaubt
dreierlei Auffassung: „nach vornehin** schlagen (faur- 1), „vor**
dem Dinge schlagend anbringen (faur- II), „rings um** das Ding
schlagen (fair-). Das Ergebnis ist in allen drei Fällen das-
selbe: das Ding „verschlagen, verdecken, versperren**. Zu-
gleich vertritt verschlagen auch die Bedeutung „schlagend ein-
schliessen in** einem Dinge, und diese ist nicht von /aur-,
sondern nur von favT- aus zu verstehen. Denn was rings um-
schlossen ist von einem Dinge, das ist zugleich darin einge-
schlossen. Femer wenn zwei Dinge von einem dritten rings
umschlossen oder eingeschlossen sind, so werden sie dadurch
zusammengeschlossen und an das dritte festgeschlossen:
dadurch ergeben sich die Bedeutungen „zusammenschlagen**
und „festschlagen** ^).
Diese verschiedenen Bedeutungen finden wir seit mhd. Zeit
in sehr vielen Bildungen vereinigt, ohne sie völlig scheiden und
^) mhd. versiahen ist in diesen verschiedenen Bedentangen (aneser ,za-
gammenschlagen") bezeogt (Lexer S, 232):
Chr. 6. 264, 6: die schüUen versiahen und in ain huet legen (ver-
bergen : /atr-).
Chr. 2. 67, 1. 254, 20: die pOhsen, dag süntioch v. (faur-).
Chr. 270 Anm. 2: die weld v. (durchschl^en, verhauen :fair-).
Chr. 6. 80, 9: den Lech v. (durchschl&gen, sperren :/atr-).
Ga. 2. 699, 159: er hiee ^ v. (in ein Fase :/atr-).
136
einzelnen Typen zuweisen zu können. Ist es aber anzunehmen,
dass sich drei Präfixe so enge zusamengeschlossen haben? Die
Scheide zwischen faMf- 1 und faw- II fiel, sobald sich der
unterschied zwischen Buhe und Richtung verwischte und Neu-
bildungen ohne Bücksicht auf diese Anschauung vorgenommen
wurden, fam- II und fair- standen sich als lokale Formen
von Hause aus nahe, auch in der Bedeutung, ahd. firi- mhd.
vire- hat sich in den spärlichen Fällen, wo es nicht der
Schwächung zu fir- vir- verfiel^), an das weitaus häufigere
furi' vür(e)' lautlich angeschlossen. Da es nur vereinzelt vor-
kommt, ist es bald nicht mehr verstanden und wohl als Ver-
bildung von furi- angesehen worden. Freilich sicher nachweisen
können wir diesen Übergang nur in einem einzigen Falle ^. In
einer Beihe weiterer Fälle ist er aber sehr wahrscheinlich^.
Zumal wo wir untrügliche Anzeichen haben, die auf fair- und
faur- zugleich hinweisen, finden wir hierin das Mittel, den
Knoten zu lösen, faur- II vermittelt zwischen faur- I und
^) Sicher lassen sich zwei Fälle nachweisen:
ahd. firimssi > fwr%wig»i (S. 15 Anm.)
mhd. virtoitze, virwiz > vürwitzef vürmz,
Ath. A 110: dö sie ttich vireUndin (S. 37 Anm. 1) neben ahd. furi-
puntan (Gl. I 52 Pa.).
*) ahd. firi- firu- fwri- fure-wieei S. 15 Anm.
mhd. Trist. 16811: genuoge nimet hier under virtcitze unde wunder . . des
foil ich si herihten, ir virtoitze beslihten.
Troj. 11235: ir vertaner vürwiz (ihre veriauchte Neugier).
Gen. D. 14, 12: si genöte daz furwitz daz si dar in tet einen biz.
md. Vorwitze S. 15 Anm. nhd. fwrwitz > vorwitz (ebd.).
') Zweifelhaft ist die Grnppe „ Yerbrechen ** : ahd. furisizzan S. 128,
Gl. I 535 b sühuurwanit sihvirvuanit : contempnit, mhd. vürbrichen, vOr-
habenisse, vürewise, vürsnciUe, vürsnd, vwrtrHer S. 128, so gut wie sicher
mhd. vwrwalken = verwalken ,, znsammenwalken , verfilzen* (Lexer 3, 617,
292), vürgrif = vergrif „Übereinkunft", vwrslac „Überschlag, Eostenberech-
nung*^ zu versiahen „veranschlagen" (Lexer 3, 599, 120; 609, 232) und end-
lich ahd. furistenUda (Gl. II 220b) neben virstantan (T. 89, 6), vgl. 8. 16
Anm. 3. Das Verhältnis von ahd. furi : gr. negi in der Bedeutung ,, für,
pro" gibt zu erwägen, ob vielleicht auch unser für einer Verschmelzung von
faur- Ilifair- entstammt, got. fawr- (S. 9) schliesst das wohl nicht aus.
Wer gar behaupten wollte, ahd. furi sei aus Kontamination von/ur.-^rt
(fawr- I : fair-) entstanden und ebenso anord. fyri (firi), der brauchte got.
faur- nicht in zwei Formen zu spalten (vgl, S. 9, 46).
137
/atr-, and alle drei vereinigen sich zu dem oben geschilderten
Ringe von Bedeutnngsgliedern. Welches von den drei Präfixen
vorliegt, ist nicht immer zu entscheiden.
Ein charakteristisches Beispiel dafür, wie die verschiedenen
Bedeutungen ineinander fibergreifen, bietet. uns verbinden. Die
Anschauung „ein Band anbringen vor, in, um^ einen Gegen-
stand ergibt die verschiedenen Auffassungen „zubinden — fest-
binden — einbinden — zusammenbinden — ttberbinden (ver-
decken)^. Die Auffassung wechselt mit dem von der Verbal-
handlung betroffenen Objekt^). Stellen wir uns eine Hand mit
einer Wunde vor, darauf ein Pflaster und einen Verband, so
wird die Wunde durch den Verband zugebunden, das Pflaster
in den Verband eingebunden und an die Hand festgebunden
oder mit der Hand verbunden (zusammengebunden), die
Hand aber von dem Verbände ttberbunden und verdeckt. In-
dem Objekt und lokale Bestimmung sich ändern, lassen sich
diese verschiedenen Verhältnisse durch verbinden ausdrucken.
ahd. N. ü 436, 15 P.: ni&ht neferhint den munt demo in ärdac canUn
rinde : non obdorabis.
II 598, 4: der iro ferchnisteda bindet . . . demo f erbindet er
hier die ünganti mit sacramentis eccleaiae. ober in anderro uuerlte
nimet er imo aba den bendel . . (alligat contritiones eonun).
Gl. I 52 Pa. furipuntan. gl. K. furipundä endi fwripotan : recondita.
mnd. R. V. 6713: se vorbunden aine wunden und geven eme drank.
Urk. d. St. HanoY. nr. 339 (a. 1355): unde we vorbindet unde vor-
pUdUed use erven äUe desse stucke to holdende.
Komer 30b: de sich mit eme vorbunden hadden jegen . . (sich
verbünden),
mhd. Tuch 68, 21 : „mit Mörtel ausfüHen, verstopfen" (Lexer 3, 75).
Parz. 607, 21: Odwän die wunden verband mit der frouwen Jtoubt'
gewant.
Er. 940: üf den heim er verbant (aufwärts festbinden).
Hätzl. 2. 57, 244: hat din gejeid iht gewis riht oder verbindest du
niht (bestimmte Richtung festhalten : weidmännischer Kunstausdruck).
Chr. 3. 334, 40: sie verbunden die stat mit suldien gelubden.
Pass. 12, 61: sich in daz wort \ verbinden
Elis. 1741: sich zuo etwas \ (sich verpflichten auf etwas,
Mb. 39, 120 (a. 1319): sich gegen einem j zu etwas, einem gegenüber).
*) Über das Verhältnis der vor- und rer- Komposita dabei vgl. S. 3.
138
Pass. E. 85j 23: die in der helle valden verbunden wären (fesseln
in, einschliessen).
Leseb. 1036, 14: in ^nem heim verbunden saz er (einbinden, ver-
bergen).
Wg. 6745: die tceraeheit verbinden zuo der iippikeit (festbinden an,
verbinden mit).
Wg. 6747: wae möht gdust und tcßracheit verbinden bae dan adel
tuot (zusammenbinden, vereinigen).
Chr. 2. 125, 7: audk reit er mer su andern fürsten, die im mit ver-
punten waren (verbündet, verflichtet).
Chr. 1. 53, 17: nu hei di stai zu Adk sich verbunden zu dem
herczog van Geiern,
Er. 872: mit grimme si verbunden (übertragen vom Brettspiel: Steine
zu Bünden zusammenfügen).
Qriesh. 1, 115: dö liez er aimu otogen im verbinden (verhüllen).
Trist. 16283: er verband ez dem G&lotten toisliche in einer rotten
(var. verUmde verstecken).
Chr. 10. 204, 19: ei het sich ser verpunden, das ir sein geseUen nit
kenten (sich vermummen),
nhd. 5. Mos. 25, 4: du solt dem ochsen^ der da drisschet, nickt das maut
verbinden^).
Luc. 10, 34: gieng zujm, verband jtn seine wunden und gos drein
ole und wein,
Logau S. 247 Eitner kl. ausg.: fürsten, die euch die geschenke, nicht
die treu pflegt zu verbinden (verpflichten).
Fischart bienenk. 32: der maszen, dasz gott in diesem fall unserer
lieben muter hoch verphUckt und verbunden ist.
Goethe in den Hören 2. Jahrg. 4. Stück S. 25 : dieser mann ist meinem
hause sehr verbunden (zu Danke verpflichtet).
Rom. 7, 2: denn ein weib, das unter dem, dieweü der man lebet, ist
sie verbunden an das gesetz (festbinden, verpflichten)*).
4. Mos. 30, 10: das geiüM einer widwen und verstoszenen, alles wes
sie sich verbindet über jre sede, das gilt auf jr,
Rist Parn. 462: Arabien hat erst die rechehkunst erfunden, Pylhagoras,
der hat in regeln sie verbunden (einbinden, zusammenbinden).
Goethe 29, 342: dasz der erste zum bedurfnisz empfindsame mensch
vier Stämme einrammelte, vier Stangen drüber verband (zusammen-
fügen).
^) Dasselbe Beispiel schon im got. {faurwaipjan, faurmüüan S. 10),
ahd. (N. II 436, 15 P. auf S. 137) und aengl. (Bosworth-Toller 302 b).
*) Analogisch nach verbannen und verbieten (S. 114 ff.) ist: ein Gericht
verbinden „mit Verpflichtung gebieten" (Weist. 2, 339) gebildet.
139
2. Chron. 7, 18: 80 ml u^ den stud dein» kömgreicha bestätigen, wie
ich mich deinem vater David verbunden habe.
Lnth. 1. 199, 17 W.: sie haben sich gegen mir verbunden und
voreyniget.
Lath. 8, 59 (DWB. 121): solch edel volek, mit welchem goU sefbs redet
. . und sich wie mit einer braut verbindet
Keiaersberg Spinnerin P 2 b: de seind die hafenlwnpen, damit ver-
bunden Wirt dg angesicht der seien, dz sy unerhmt werden got
(verhüllen, yermnmmen).
Dazu verbinden »verwehren" im Schweiz.: Jer. Gotthelf (Staub-Tobler 4, 1362):
böse leute hätten es ihnen verbunden.
In den Beruf sprachen ist verbinden als „zusammenfügen, festmachen,
verstopfen ** gebräuchlich. In der Seemannsprache unterscheidet man Uef
und hoch verbundene^) Schifife (Bobrik 705), der Gärtner spricht von ver-
bundenen Ästen, wenn zwei überkreuz gewachsen sind (Weber 2, 612). Das
Bremische Wtb. verzeichnet die Bedeutung „Reife um ein Fass schlagen"
für verbinden (1, 88). In der Chemie verbinden sich zwei fremdartige Stoffe,
wenn sie sich durcheinander mischen: sie gehen eine feste Verbindung ein
(Adelung versuch 4, 1319). verband , Einband eines Buches" verzeichnet
Schütze 4, 301 für das Holstein, sich verbinden für einen bedeutet „bürgen"
(Maaler 414 d im DWB. 121), ähnlicher Art ist .mit Beschlag belegen" im
Brem.-Nieders. (wb. 5, 334). Scherzhaft wird verbinden als „verprügeln"
gebraucht (ebd. 1, 88) wie versetzen im Altmärk. (Danneil 239, vgl. S. 81).
Dem verbinden steht nahe bair. verbanden „mit Mörtel ausfüllen und
verstreichen" (Schmeller 1, 248), Schweiz, verbändle „einfassen, sitzen bleiben,
verwinden, hintergehn" (Staub-Tobler 4, 1338), im Wiener Dialekt verbandeln
„verstecken" (Hügel 177), sich verbandeln „sich befreunden mit einem", aber
auch „Streit anzetteln" (ebd.), dazu in der Gaunersprache verbandelt „ver-
lobt" (Kluge rotw. 488).
Die Wendung einem verbunden, verpflichtet sein gibt dem Berliner An-
lass zu der scherzhaften Verballhomung : ick bin dir sehr uerknippert
(Meyer 126 b), wofür ich aus eigener Bekanntschaft aus dem Schles. (Breslau)
die Varianten ich bin dir s^r verknüppelt und verschlingelt, aus dem
Preuss. (Danzig) ik bin dir sehr verknüppelt und verkniewelt beibringen
kann, ßchon mnd. wird vorhng^ in diesem Sinne gebraucht:
Lüb. Brief v. 1531 : burger, wdekeren ich . . denstes häluen vorwan^ vnde
oorknuppet. Ähnlich bair. sich einen verhäfteln „verbindlich machen"
(Schmeller 1, 1065).
Wenn wir die in die erwähnten Gruppen fallenden Bil-
dungen den einzelnen Präfixen zuweisen wollen, so haben wir
*) verbinden „anders einbinden" ist /atr-Type (Bobrik 705 a: die want-
taue verbinden oder umbinden).
140
allenfalls noch im ahd. und as. Aussiebt, dies durcliftthren zu
können. Die späteren Komposita sind sicherlich mit einem
einheitlich gefühlten Präfix i?er- gebildet worden, das zugleich
den Sinn ,,zn-, fest-, ein-, zusammen-, über-' zu verleihen fähig
ist. Denn tatsächlich finden sich immer mehrere dieser Be-
deutungen in derselben Bildung vereinigt. Die betreffenden
ahd. und as. Verba wollen wir den einzelnen Typen einzu-
reihen suchen.
1. faur- I möchte ich zuweisen:
ahd. Ol. II 95 b furidunsun imirt : obtenditar.
Notker catech. Müllenhofif- Scherer 191: danndn begandön sie iro
anasiune f erlegen cavatia lignis, diu latini nü larvas hevseni
(Yerdecken).
N. n 219, 1 P.: das tuot er ein ora dringende an dia erda. dag
ander fersciübende mit d6mo edgele : obdarantis aares suas.
Gl. II 768 b fwresteüe : latet.
II 435 a furstoszent fwri stoggantar : obdens.
I 286 a furistappot furittuorfan : obturatas.
2. faur- II:
ahd. N. II 600, U P.: manda er fasto fergrindelot habet dine parta :
confortavit *).
II 219, 7: die iro hören ferhdbeton so sie nomen ChrisH gehartan
(zuhalten).
0. II 6, 54: ihae süUh ürlosi fora göte unsih firtodsi (vertreten).
Gl. I 285 b furiuuarahton : obstruxemnt.
I 222 R. fwrigimprit : obstrnctam.
I 317 a furicybarUm pucga : obstroxeront pnteum.
I 354 a fargimbarat : obstruatis.
verstehen in der Bedeutung „stehen vor*' etwas, um es zu
„schützen^ oder „hindern^, stellen wir auch am besten
hierher *).
.ahd. N. II 45, 12 P.: din mimui unde dtn irhdrmeda /erständen mih
dien übeien (schützen gegen).
I 715, 16: t&o nehüniu slöe ferst an nemügen die hHleUchen
tougeinna : occaltare.
II 53, 7: dia mwra dero sundon diu uns den himel fers tat,
also suert uuerbendag ioh paradisum sündigen fers tat (versperren).
*) Wie got. fawrdammjan (S. 10) gebUdet.
*) aengl. Exon. 118b.: forstond du mec (schützen).
Nom. 22, 22: Godes engel forstöd done weg : stetit in via.
141
as. HeL 4476: huand inä thit heriseepi vmli far standen mid strtdu
(verteidigen).
Hei. 4741: ihcLt he im ^^ero costandero craft farstodi, uuredaro
uuillean (hindern, fernhalten von).
3. Die folgenden Bildongen mögen /aur- Typen sein; der Be-
deutung nach lassen sie sich so auffassen. Da bei ihnen
aber das Präfix den im Stammworte liegenden Sinn verstärkt,
können sie auch zu fair- oder fra- gehören :
ahd. N. I 39, 27 P.: liget f erborgen in dero uinstri : condita obscnris
tenebris latet.
Gl. I 198 Pa. ga fardakenne. gl. E. zi firthakmni. Ba. ei firdagen :
infandnm.
II 434 b farheletiu : obdncta.
I 210 gl. K. edho firholan : vel absconditom.
N. I 61, 23 P.: %8t Wh f erholen : num te praeterit ? *).
61. II 179 b firs^e : snpprimat. II 567 a fersuige : taceam.
N. I 144, 10 P.: ih uMe d^ fersuigSn : taceo.
Gl. II 184 a virterMnit : dissimnlantur. II 470 b firterchinet : praetezitis.
N. I 172, 27 P.: in smdhi feruuörfenen tüot ünde ünmäri fer-
töchenen düot : quem recondit obscuritas.
I 10, 18: dlHu sümhSit häbeta uertünchelet iro uudhi (ver-
dankein).
Gl. II 104 b: fartuchlan : obraere.
as. Hei. 1411: ihan hält ni sculun gi iuua hdag uuord . . heUdcuntUe
farhelan,
4. Von faur- oder fair- ist ausgegangen :
ahd. N. I 732, 9 P.: mit iro röten haubettüoche diu &ugen ferfähende :
ocalosqne peplo . . obnnbens.
I 786, 12: HngtMlmot tiema gefürehüllotiu : obtectaqne vultu.
Gl. II 508 a fermmda : saepserat.
5. faif' liegt vor in :
N. I 355, 8 F.: 80 tüot köte^ (mga, dl obenan dnas^hende neuer-
miakelöt is tMii Ha uuiolichi dero dingo : pertnrbat (vermengen).
Gl. IV 147 a uematwerden : insni.
I 4 Pa. gl. K. Ra. farsUMt : adnectit (festknüpfen).
n 771 a ferslagine : interclusa (abschlagen).
0. IV 16, 17: ingegin imo fuar in wdr iSmfirslagan h4ri ihar (un-
beschlagen, unbegrenzt).
>) In der älteren Sprache ist Akk. der Person h&nfiger als Dat. bei den
Verben .celare", die Sache steht im Gen. oder Akk. ( Erdmann -Mensing
§ 190 b, 218«).
142
N. I 104, 11 P.: ioh tdß iteuude in sie uersUufet : vel introitns
reptantinm in secreta qnaeque (hineinschlüpfen).
Gl. II 436 b versniegun perga : ningnidos (Pyrenas : überschneien,
N. I 714, 27 P.: soimio dero fersnüortön man nedurfe muoton :
defixis pectore (nmschnttren, Yerscbnüren).
Gl. II 570 b feruuaJchenemo : concreto (zasammengewalkt) ^).
I 192 Pa. fa/ruuerfanU. gl. K. firuuerfandi : coniector (zusammen-
werfen).
N. I 217, 25 P.: ad feruuündenen ktborinthum uubrchendo : in-
extricabilem (dnrcheinandergewnnden).
I 44, 23: ndh & ndazet feruuörren uu&den dn in dia hirta :
misceri vices (darchein anderwirren).
I 269, 14: übe man ddz uuänet sin ünrihHg ünde fervuörren :
temerarinm confusomque.
Gl. I 489 a fareanoten firzanoten : laciniosis (gezackt, gezahnt),
as. Hei. 5626 C. : ak sia (Sonne) scado farfeng ihimm endi ihiustri (am-
fangen).
Hei. 2504: than he imu farfahid anfehogiri (sich verstricken in)').
Hei. 1365: ihat sie an betara thing, folc, farfahan (verfangen an,
eingehen auf)').
Eine/air-Type liegt auch in as. fersüveran ^mit Silber über-
ziehen^ vor, einem auffallend früh belegten Denominatiyum
(vgl. S. 34)*):
and. Ps. 67, 14: feiheron düvon fersilvederö (stAtt fersilveride) : pennae
colnmbae deargentatae.
Im mhd. kennzeichnen sich durch ihre Lautform als /aur /-
Typen noch deutlich: vürrUen „reiten gegen, den Weg sperren"
(Lexer 3, 607: verriten 205), verschieben „versperren" (216:
vürschup Riegel 608), vürtreten „treten vor einen, eintreten für"
(616: vertreten 274), vüreiehen „sperren" (619). Zu /aur- //
stelle ich: vürstän „verteidigen" (611: ver^^dn 247 f.), vürvehten
(617: vervehten 286) und verwesen „verwalten" (305: vürweser
618). vürschranc und vürslac „Befestigung" (607, 608) zu ver-
^) Vgl. dazn mhd. vürwaiken S. 136 Anm. 3.
') Im as. kommt der reflexive Dativ h&ofiger vor als in allen anderen
deutschen Dialekten (Erdmann-Mensing § 292).
*) Ähnliche Verbindungen: got. fairrinnan du, und; fairweiijan du S. 15.
*) Es ist dort falsch ausgelegt. Das Missverständnis ist durch dear-
gentatae veranlasst worden, eine Hypostasenbildung zu de argento „von
Silber« (vgl. 8 16 Anm. 1).
143
schrenJcen, versiahen „sperren" (218, 232) weisen auf /awr- I
hin; jedoch vürslac „einschliessende Belagerang" (608) werden
wir zu fair- (vir- > vür-, vgl. S. 1S6, besonders Anm. 3) ziehen,
wie auch verschränken and versiahen in den meisten Fällen als
/air-Typen aaszalegen sind.
Es folgt nan eine alphabetische Anfzählung der Übrigen
anter die Type verbinden fallenden mhd. Bildungen in ihren
verschiedenen Bedeutungszweigen ^):
verarhen einsargen, -bachen festbacken (Lexer 3, 70), -banden mit
QuerbaUien verbinden, -bamen, -barren yersperren, einschliessen (71),
-borgen (72), -besten verbinden, -liehen mit Pech überziehen, -bicken ein-
stecken (74), -hiuschen vertaschen, -Ueen zusammen-, festbeissen, -bufgen
verkeilen (77), -bliuwen unterschlagen (78), -blüemen hinter Blumen verbergen,
,dnrch die Blume' sagen, -bom durchbohrend befestigen (79), -brtemen mit
Domen umstecken (81), -brfynen Verbrämung (82: brlhn Einfassung), -bücken
vermachen (Nachtr. 990), -bunden verbünden, -bünen einsperren (86), sich
verburcrSiien, -burgersehaften sich verbünden, -büUen vermummen, -böwen
zubauen, abwehren, umbauen, verschanzen (86), -dachen überdecken,
-dagen verschweigen (89), -decken überdecken (91), -despen verbergen (94),
-doumen zustopfen (97), -dringen zusammendrängen, eindringen (98),
-drücken zudrücken, zusammendrücken, unterschlagen (100), -dümen mit
Domen umstecken, einzäunen, absperren (102), sich vergemehden') sich
verheiraten (112), -gamen mit Gam zumachen (109), -gatem versammeln,
umgittem (110), -gemen umgarnen (113), -giesen überschütten, festgiessen
(115), -gitem umgittern, -glasen in Glas fassen, mit Glasur überziehen
(118), -graben eingraben, umgraben (119), absperren (Nachtr. 391) , -griezen
überschütten, -gruoben mit Gruben durchziehen, -gtMen übergolden (120),
-haben zuhalten, zurückhalten, umschliessen (121), -hagen einfriedigen, um-
zäunen (122), -hohen verhängen (123), -Tuelen verhehlen, -Jiälten zurück-, vor-
enthalten, verbergen (123), -Jumiten durch Verhau sperren (124), -heben zu-
halten, zurückhalten (125), -heften einheften, umstricken, festlegen, -hdmen
umfriedigen (126), -hJün verbergen (127), -ÄlteicÄen, -Mräten, -hmren^ ver-
mählen (130, 181), -hauwen durch Verhau sperren (133), -hUeten auflauern, -hüfen
in Haufen sammeln, überdecken, -hüilen umhüUen, einschliessen (134), -hürnen
^) Die Verba des Sinnes „versorgen, vertreten", die ein persönliches
Verhältnis ausdrücken, betrachte ich im Anschluss daran gesondert.
*) vermdiekn, -gem^hden, -hiuren bedeutet , durch Vertrag binden '',
verMleichen, -hiräten „unter Hochzeitsmusik bzw. den Zurttstungen zur
Hochzeit verbinden". Das Stammwort bildet also eine instrumentale Be-
stimmung. Dagegen ist vereUchen Denominativ zu eUch „gesetzmässig".
144
mit Hörn umlegen, -ingmgelen darch Siegel schliessen (135) ^), -Jcastdny -kosten '
einschliessen, -helken mit Kalk einschliessen , befestigen (139), -Ulm mit
Keilen befestigen (144), -kUmben einklemmen, amklammern, -kleiben zukleben,
verlöten (145), -klenen zukleben, -kUmtnen einklammem, umklammem, -klüegen
bemänteln, -klüsm ein-, umschliessen, -Idütem zusammenwirren (146), -kmi^fen
fest-, ein-, zusammenknüpfen, -kamen sorgend zuvorkommen, verhüten (147:
vürkamen 602), Übereinkommen (147), -krempfen, -krimmen krampfhaft zu-
sammenziehen, -drücken (148, 149), -kriechen hineinkriechen, -krcmen über-
krönen (149), -kunibem mit Beschlag belegen (150), -kuppeln zusammen-
koppeln *), -lachen durch Zeichen umgrenzen, -lacken festkleben (151), -Unen
verstopfen, überziehen (169), -leteen mit Wehr umgeben, versperren (160),
-Üben einverleiben (161), -Ugen versperren (164), -Urnen festleimen (165),
-liUfen zusanunenheften (166), -Icntben mit Laub bedecken (168), -laufen hin-
dernd laufen vor (168), -lüchen verschliessen (170), -lüeen verbergen, -machen
zumachen, verstopfen, einschliessen, verbergen, verbinden, vermummen (172),
-malen, -mdlsteinen mit Malsteinen abgrenzen (173, Nachtr. 392), sich ver-
mannen sich verheiraten (174), -marken mit Marksteinen abgrenzen (175),
-mehden vermählen (176), sich vermeinschaften Gemeinschaft haben mit,
-mengelen, -mengen zusammenmischen (177), -minnen in Minne zusammen-
bringen, versöhnen, -mischen (180), -miuchdn, -müchen verstecken (181),
-müren zumauern, versperren, ummauern, einmauern (183), -muschieren ver-
tuschen, -nadeln zunähen, flicken, -nagelen mit Nägeln beschlagen, durch-
nageln (184), -mßgen ein-, zuschnüren (186), -netten umstricken, -nieten fest-,
einnieten (187), -petschaten, -pitschieren versiegeln (191, 194), -ph4Blen ein-
pfählen, -pheden den Pfad versperren (192), -pUen oppilare, -pkmken ein-
deichen, absperren, -quanten verhehlen (194), -qudn einzwängen, fest ein-
schliessen (196), -raten Anschlag machen gegen') (196), -rechen zusammen-
scharren (198), -reinen die Mark abgrenzen, -reitdn einhegen (199), -remmunge
obsidio (200), -rennen übergiessen, bestreichen, zusperren, -remen (diefenster
201), -ridceln befestigen (Nachtr. 393), -ricken einschliessen, umstricken,
-rigelen zuriegeln, einschliessen, zusammenschliessen (202), -rinnen reitend
umlagern, absperren, -riten reitend hindern (206), -runen verrammeln, über-
schütten (207), -samenen versammeln, -sdeen festhalten, verwehren, den Weg
verlegen (210), -schäm ausschliessen, umstellen (213), -sdidn mit Brettern
vermachen (214), -scherren einscharren (216), -schieben den Weg versperren,
umschliessen, einschliessen, vollstopfen (216), -schöpfen verstopfen, -sehom
zuschaufeln, einscharren (217), -schrägen einpfählen, absperren, -sdirannen
absperren, -schrenken um-, ein-, zusammenschränken (218), -sdvapfen ver-
stopfen (221), -Schuten eindämmen, zuschütten (222), -seücen hineintröpfeln,
einschliessen, -seilen vereinigen (223), -serken einsargen (226), -sigden,
*) Vgl. got. faursigjjan 8. 10.
') Grundbedeutung, die schon mhd. zu üblem Sinne übergeht.
•) Livl. M. 8624: die Senegdllen quämen über ein, daz sie verrieten
Tenceieiii.
146
'SigiRieren zusiegeln, einsiegeln, besiegeln, festsiegeln (228, 229), -siuwen zu-
nähen, einn&hen (231), -sUefm hineinschlttpfen, sich verbergen, -sUeMen ein-,
znschliessen, verstopfen (233), -slüseen absperren (285), -»midm fest-, zu-
sammen-, einschmieden, -smiegen einziehen, zusammenziehen, verbergen,
•smirwen zu-, beschmieren (238), -amücket zusammengeschmiegt (239), -srnwen
ein-, über-, zuschneien (240), -müeren zu-, ein-, fest-, zusammenschnüren
(241), 'Spofmm ein-, festspannen, -spengm mit Spangen verschliessen , ver-
binden, -flsperren zu-, ein-, abschliessen (243), -sptdiem in den Speicher ein-
schliessen, -spidden verzwicken, verkeilen (244), -spinten, -springen in fest
ineinander fügen (245, 247), -spunden zuspunden, einspünden, -stdn^) ver-
wehren (247), -stechen zunähen, -stehden mit Stahl überziehen, stählen, -steinen
mit Marksteinen abgrenzen (249), -stellen mit dem Stellbrett ableiten, ver-
mummen*) (250), -stiln verheimlichen, -stempfen zustampf en (251), -sticken
hineinstecken (252), -stopfen zustopfen, -stöeen verstecken, zustossen, ver-
stopfen (253), -stricken begaben'), -stiruhen überstreichen, zustreichen, -stricken
fest-, zusammenstricken, einsperren, verbergen, verpflichten, festsetzen (255),
-sweUen aufstauen, verdammen (261), -stcickeln zusammenfalten, -stoigen (263),
•tanten tändelnd verdecken, -tarnen verbergen (266), -tilben eingraben, -temmen
vor-, eindämmen *), -terken verhüllen, -tifraeen verbarrikadieren (268), -trecken
verbergen (274), -tüllen verzäunen (278), -tazzen, -ttLschen verbergen (279),
-twengen einzwängen (280), -ungenosen, -ungendssamen unter dem Stande
verheiraten (281), -vähen*) in Beschlag nehmen, einfriedigen, zusammenfassen,
verstricken (282), -vollen fallend sperren, zufallen (284), -valten zusammen-
falten, -veUen fallend zuschütten (286), -veleen ineinander befestigen (287),
-viUen ineinander wirren, -vingerlen^) desponsare, -viteen zusammenheften
(288), -vriden einzäunen, schützen, -vriwnden durch Freundschaft verbinden
(290), -wäfenen vermachen (292), -wahsen zu-, zusammen-, überwachsen,
-weidet überwaldet (Erde), bewaldet, -walken zusammenwalken, verfilzen
(292, vgl. S. 136 Anm. 3), -wiben fest einweben, zusammenweben (297),
•weHben zusammen-, überwölben^), -welchen vermummen, -wollen ringsherum
^) Iw. 1290: si verstuonden im die tür (versperren).
Mw. 217, 47 (a. 1300): daz lehen sol im der herre niht versten
(verweigern, vorenthalten).
*) In beiden Bedeutungen vereinigt verstellen die Typen faur- I und
fair-: »vor- und anders stellen"; vgl. versetzen S. 77.
*) Wölk. 34. 2, 16: dae JMstü wol verschiedet umh midi mit deines
Sorten Idbes sal, der eren vol verstrecket (wörtlich: „in allen
Tugenden (lok. Gen.) ausgestreckt' (fawr- I), d.h. , versehen,
begabt mit").
*) Vgl. got. fawrdammjan S. 10.
*) vürvanc: Beschlagnahme des gestohlenen Gutes (Lexer 3, 617).
*) Vgl. S. 119; besser hierher zu ziehen, weil das Bild „den Ring um
den Finger stecken" (fair-) zugrundeliegt.
T Wölk. 89. n, 2: der sitz rund v er weiht.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 10
146
gerundet (299), -wSrfen bewerfen, überdecken, zuschütten, -werken vermachen,
eindämmen, hineinwirken, -wem abwehren, durch Wehr ableiten^) (303),
-werten ineinander wirren, verwickeln (304), -wereeln verwirren (305), -weten
verplanken, -weezem mit Wasser mischen (306), sich verwiben sich verheiraten
(Nachtr. 394), -wicMn, -wicken einwickeln, verstricken (306), -mmmem ver-
wachsen, -winden einwickeln, umwinden, verwickeln, -winkeln^) im Winkel
verbergen (309), -winteln einwickeln, -toirken vermachen, einschliessen , um-
hegen (310), -wirren verwickeln (311), -eem unterhalten, beköstigen (317),
-jsimbem zubauen, einzimmem, -einen Überzinnen, -zingeJn umzingeln, ver-
schanzen (321), -eiunen umzäunen, absperren (322), -zwicken mit Zwecken
ausbessern, fest einfügen, zusammenfügen (323).
mnd. vorhorden einfassen (Schiller -Lübben 5, 320 b), -diken eindeichen
(338 a), -doveken mit Dauben umschnüren (341b), -gaden vermählen (351 b),
-gadderen versammeln (361b), -knicken verschanzen (380 a), -kaverturen über-
decken (382b), -krupen verkriechen (383b), -remmen, -scheren Schiff mit
innerer und äusserer Beplankung auslegen, umlegen (423b, 434a), sek vor-
saten sich verheiraten (430b), -schadewen überschatten, beschatten (431b),
-sduümen mit geschälten Grenzbäumen versehen (432 a), -schoigen Über-
schuhen, beschuhen (435 b), -schraden') den über den Boden ragenden Band
einer Kufe erneuern (438 a), -somen umsäumen, besäumen (452 b), -stdn ver-
hindern (459 b), -toien mit Ankertauen festlegen (475 a), -vrentsdiappen in
Freundschaft vereinigen (494 a), -wölken durch Wolken verdecken (509 b),
-warteten fest einwurzeln (511b).
Die Zahl der uhd. Bildungen, die dem Muster verbinden
folgen, ist sehr gross ^). Aus den lebenden Mundarten ist
folgendes anzuführen:
>) Vgl. S. 145 Anm. 2 zu verateOen.
') In dieser freien Analogiebildung dient das Stammwort als lokale
Bestimmung :
Frl. 269, 1\ ezist niht wol verwinkelt swaz in den me hesi^Mrren wirt.
') Lüb. Z. R. 175: heft een hederve man een alt kuven, dat magh men
etne vorscroden.
*) Für eine Zahl besonders anziehender Bildungen führe ich Belege an:
Aimon bog. e: und da er sein red volendt, liess er mit drometen sein
volck verhauffen (versammeln).
J. Ayrer Val. u. Ursus 4, 316b: da wollen toir verlagern die thar
(um-, belagern).
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 82: das (geld) wil ich im gesehnt verleihen
(einverleiben).
Garg. 157 (1590): darum auch alsbald der arwen Hndbetterin darvon
gleich alle däu<^l^ füren, runsen, Uafegen dolen und Holen ver-
stopffet, opilirt, vernagelt und vermalschlosset gestunden (ver-
schliessen).
147
a) obd.: Schweiz. vera/rresHere festnehmen (Stanb-Tobler 1, 386), sieh
verassessiere sich assoziieren (1, 506), verbahame, -baisafniere einbalsamieren
(4, 1219), bair. verbanden mit Mörtel verstreichen (Schmeller 1, 248), Schweiz.
D. V. Liliencron in der Woche 1904 Heft 10: wann hat sich ver-
mascht, wo hat sich verwebt?
Yischer auch einer 2, 288: dieszmdl noch verpflastert das männlein
wollte auf realinjurien klagen, steht wieder ab.
H. Sachs Ndr. 31/32 S. 35: das sint jung mender vnd jung gseln, die
sieh verpueen (verkleiden) vnd ver stein.
Weim. arch. (Fulda) 1619: nacher Beyer zu ist anfang nichts ver-
seulet oder versteinet (mit Säulen oder Steinen abgrenzen).
Logan S. 628 Eitner gr. ausg.: gut gewissen . . ist ver schildwacht
allezeit mit der freyen freudigheit.
Mus&us 3, 79: diesen blieb das herz der schönen Meta verriegelt und
versehlössert.
Tieck 4, 237 : dein kindlidier sinn ist von trotz, Wildheit und Obermuth
verschüttet (zuschütten).
Offenb. 7, 3: bis das wir versiegeln die knechte vnsers gottes cm
jren siimen (durch Siegel feien vor Gefahr).
Platen tageb. (1900) 2, 158: ich habe mich tief und einsam ver-
sponnen in die puppe meiner melancholie.
A. Gryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 68: idi will auff den abend mich in den
garten verstecken.
Weckherlin 32: nun must du dich durch schnelle flucht und flug in
das gebirg ver stehlen und verholen.
Kirchhof wendnnm. 96: die fischer hatten den bach und alle auszgeng
desz sees verstellt (umstellen).
Lnth. 23. 596, 35 W.: zum andern verstocken sie die oren, das sie
es nicht hören woUen.
Luth. 20. 508, 25 W.: Christus aber ver stopf ft yhnen das maul.
Plnt. 115: eine schnöde sach mit Worten zieren und verstreichen
(verdecken).
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 8: sie mainen, habn jr hertz erquicket, so ist
es nur noch basz verstricket
Luth. 15. 614, 22 W.: sondern ywn yhrer saxh versturtzt sind und
stdien ym moe^ffd.
Luth. 15. 49, 25 W. : Mose . . kies das buch des gesetzes ynn die lade
Gottis ver waren.
Klopst. Mess. 10, 908: die sich in Sinnlichkeiten verweben.
Opitz Arg. 2, 327: der fels ist gantz mit schnee verwehet (zuwehen,
ttberdecken).
Maaler 437 d: verwichsen, mit wachsz verbichen: imbuere cera.
Luth. 24. 480, 2Y W. : das ist der rechte Christus, der ywn der schrifft
verwickelt ist
10*
148
verbändle, -bändere einfassen (Staub 4, 1338 f.) ^ 6st/en. fapankadiam ver-
stecken (Castelli 124), Schweiz, österr. verpappe (Staub 4, 1415, Httgel 180),
elsäss. verhäppe, -happe (Martin-Lienbart 2, 61) verkleistern, Schweiz, verharre,
'parregiere verwahren, verbarrikadieren (Staub 4, 1436, 1439), Schweiz. t?er-
passe versperren (Staub 4, 1659), österr. f abasten verhehlen (Castelli 121),
Schweiz, verbäume einsargen (Staub 4, 1251), bair. österr. verpeilen Spundloch
(Schmeller 1, 385, Hflgel 180), Schweiz, verbeine eingelegte Arbeit machen
(Staub 4, 1306), bair. verbainen mit Hom belegen (Schmeller 1, 244), Schweiz.
verbige, -bögge verdecken (Staub 4, 1059, 1086), Schweiz, elsäss. verbisse ver-
keilen (Staub 4, 1699, Martin 2, 100), Schweiz, verbitschiere, -bitsche (Staub
4, 1932 f.), elsäss. verpitschiere (Martin 2, 124) versiegeln, Schweiz, elsäss.
verbUtee flicken, ausbessern (Staub 5, 288, Martin 2, 175), Schweiz, verblüemle
(Staub 5, 93), bair. verblüemeln (Schmeller 1, 327), österr. fableamln (Castelli
121, Hügel 177) verbergen, beschönigen, e\G!&ßB; verblüetnt blumenreich (Martin
2, 159), Schweiz, verblumbe verzinnen (Staub n, 95), verbodme Fässer mit
Boden versehen (4, 1032), verbögle durch Bogen festhalten (4, 1070), verbore
festbohren (4, 1507), verportiere mit Borten besetzen (4, 1631), verbrämle ein-
Eeisersberg postill 3, 95: als göttlich natwr und mensMich natur also
zusammen verwidemet und gemehdet seind worden in ein person.
Luth. 14. 308, 8 W.: Äries heret in vepribus , . er hat sie (sich) ver-
wir cht, kan nit herausz hhumen.
Goethe 8, 311 Hempel: die schwarze höhle des Tartarus ver wölbt die
lieben gegenden des himmels (wölbend verdecken).
Brentano ges. sehr. 1, 79: Tiäb' aües luM gezogen mit gottesdursfgem
mund, ver wölbt den himmdsbogen in meines herzens grund (wöl-
bend befestigen).
R. Dehmel ausgew. ged. S. 22: und dich in vergangne schmerzen
schmerzlicher ais je verwühlst,
Meyfart himml. Jer. 1, 285: je Ueffer verwurtzeln sich die begierden
(sich mit den Wurzeln befestigen und vereinigen).
Yischer auch einer 2, 92: aber da sie (Zwischenbemerkungen) nidU
mit so viel trockenem itihalt verzahnt sind (zahnartig fest inein-
andergreifend verbunden).
Eeisersberg postill 3, 105: er hat die zwei löchlin verzepfft mit
zweien zepfflin,
Uhland volksl. 1, 78 Cotta: daz wurzgerüein ist wol verzeunt (um-
zäunen).
Platen 1, 165 Hempel: uh weisz, dasz nie mir dies gefüihl veraltet,
denn mit Venedig wird sich's eng verzweigen (zweigartig ver-
binden).
Rollenhagen ind. reisen 180: die himschäle ist fleiszig in einander
verknüpfft und verzwickt.
Voss bei Campe 5, 410a: vögel mit schlangen zugleich, sieh ver-
Zwillingen tiger mit lämmem.
149
fassen (5, 600), verbrtsle mit Nesteln versehen (5, 794), verbuchse Röhren mit
Bachsbolz füttern (4, 1008), verbuege verbinden (4, 1072), verbüeze zunähen,
einnähen (4, 2033), verhündige verbünden (4, 1367), Schweiz, elsäss. verpimie
verspunden (Staub 4, 1400, Martin 2, 60), Schweiz. Schwab, bair. V€Thutze(n)
verkleiden (Staub 4, 20O9, v. Schmid 111, Schmeller 1, 316), Schweiz, verdäfle,
bair. vertäfdn mit Tafelwerk versehen (Seiler 106, Schmeller 1, 584), bair.
vertarrassm verbarrikadieren (Schmeller 1, 616), verdaumhe verstopfen
(1, 508), elsäss. verdeitoe vergraben (Strassb. Schmidt 25), bair. vertegdn
mit Lehm verstreichen (Schmeller 1, 596), vertuen mit Dielen versehen
(1, 501), Schweiz, verdinge verwehren (Staub 1, 909), Schweiz.^) schwäb.
vertrethe bedecken, verbergen (v. Schmid 137), elsäss. verdnUle (Strassb.
Schmidt 28), Schweiz, verirülle (Staub 1, 911) zusammendrehen, schwäb.
verduekeln verheimlichen (v. Schmid 147), bair. veriüUen verzäunen (Schmeller
1, 602), Schweiz, verdütsche Gerede unterdrücken (Stalder 1, 332), elsäss.
verdütsdie verheimlichen (Strassb. Schmidt 110), Schweiz. verSgrümple ver
heiraten (Staub 2, 1098), vereitere verzäunen (1, 599), schwäb. verfreund-
sdMften aussöhnen (v. Schmid 204), bair. verfriden einzäunen (Schmeller 1,
510), Schweiz, vergotte vereinigen (Staub 2, 495), vergattere y -gättere, -gerU
umzäunen (2, 504, 499, 442), vergawne Übel abwenden, behüten (Stalder 1,
231), bair. sich vergSn sich vertragen (Schmeller 1, 861), Schweiz, vergere
zusauunenfügen (Staub 2, 402), verglase zurückhalten (2, 646), vergläsert
glasiert, verglaste, -glasüre mit Glasur überziehen (2, 647, 651), verglasiJi/re
verstellen (2, 647), verglichene verbergen (2, 604), verglimpfe beschönigen (2,
627), verglufe, -glufeM, -gitfele befestigen (2, 609), vergrabe beerdigen, ein-
friedigen (2, 684), elsäss. vergrämse mit Eisenstangen vergittern (Martin 1,
274), Schweiz, vergrendle verriegeln (Staub 2, 759), vergrippdet verästet (2,
788), vergruebe durch Anlegen von Gruben die Weinstöcke erneuern (2, 696),
verhäfüe, -hage sperren (2, 1060, 1074), verbundhäggle verheiraten (2, 1098),
schwäb. verb'hammele, -pfammU festhalten (v. Schmid 259), Schweiz, verharre
verstricken (2, 1519), verharze, -häree mit Harz bestreichen, verkleben (2,
1656 f.), verhenke verbinden (2, 1462), verhtre, -hüre verheiraten (2, 1568,
1589), verhurde vermachen (2, 1605), sich verhütte sich verstecken (2, 1783),
verjipse übertünchen (3, 56), elsäss. sich verkassle sich verheiraten (Martin
1, 475), Schweiz, verchette verkleiden (Staub 3, 563), verchittle Löcher zunähen
(3, 569), steir. verklänen verschmieren, verkldndem verrammeln, verklenstem,
'klestem verkleben (Lexer 159 f.), Schweiz, elsäss. verchleibe, -kleibt ver-
schmieren, bemänteln (Staub 3, 615, Martin 1, 489), Schweiz, verdduse ver-
rammeln (Staub 3, 699), verchniible unlöslich verknüpfen (3, 719), verthorbe
mit Maulkorb versehen (3, 455), verchralle mit Korallen zieren (3, 809), ver-
chränze bekränzen (3, 840), sich verchrimge sich bekreuzen (3, 946), verkurfe
in Fässer fassen (3, 178), verchuppele verbinden (3, 406), verchnssU mit
^) Keisersberg emeis 13 d: (das straussenei) ist undem sand verbargen
und vertrochen, so kumpt die sann und die hiUse . . und
brütet» ams.
150
Küssen bedecken (B, 528), schwäb. verlaiiche Grenzen im Walde bezeichnen
(v. Schmid 337), elsäss. verlende verstopfen, verschütten (Martin 1, 594),
Schweiz, schwäb. verleUe sperren, befestigen (Staub 3, 1558, v. Schmid 355),
Schweiz. verUbe einverleiben, vereinigen (Stanb 3, 981), verlitsdie leicht ver-
knüpfen (3, 1536), Schweiz, elsäss. verloche eingraben, verscharren (Staub 3,
1042, Martin 1, 583), Schweiz, vermäge durch Heirat der Verwandtschaft
einverleiben, vermäget verschwägert (Staub 4, 98), vermangele, -mänUle,
'tningmäntele j -deckmäntele verbergen (4, 330, 343, 344), sieh vermanne sich
verheiraten (4, 291), vermarche versperren (4, 393), sich vermärwe sich zu-
sammenrotten (4, 429), sich vermaschgere sich verkleiden (4, 508), Schweiz, ver-
mau^e, -mätike, -müche, -muggeUf -mummeley -mirnggle, -marge, -musle, -miwcAe,
'toggimüse, -toggimüsle, elsäss. vermäuehle, -muchle, -muckle, schwäb. vermockeln,
österr. vermankeln verbergen (Stalder 2, 200, Staub 4, 139, 62, 134, 229,
333, 405, 484, 506, 480, Martin 1, 646, 648, v. Schmid 377, Hügel 180),
Schweiz, vermere versperren (Staub 4, 375), sich vermische, -mischele gemein-
same Sache machen (4, 504), vermorsche zusammendrängen (4, 425), vermüre
verstopfen (4, 384), elsäss. vermuttige luftdicht verstopfen (Martin 1, 739),
Schweiz, vemegele unzugänglich macheu (4, 69a), verniete festsetzen, verhin-
dern (4, 852), verquante, -quäntele, -quentle beschönigen (Stalder 2, 251, Staub
5, 303), verribe verriegeln (Staub 6, 61), schwäb. verrienkle, rätikle verstellen,
bemänteln (v. Schmid 434), elsäss. verringle Schweinen einen Ring durch die
Nase ziehen und sie dadurch am Wühlen verhindern (Martin 2, 269), ver-
ristert geflickt (2, 296), österr. verschallna mit Schalen versehen (Hügel 180),
Schweiz, verschamaiu^ verbergen (Staub 4, 58), österr. sidi verschliarfen,
Schweiz, elsäss. verschliefe sich verbergen (Hügel 181, Seiler 112, Martin 2,
455), elsäss. sich verscMupfe (Martin 2, 470), schwäb. verschappen verbergen
(v. Schmid 475), österr. verschummlen heimlich verstecken (Hügel 181), elsäss.
verspcOtere, -spättere ausflicken, mit Lappen besetzen (Martin 2, 551), Schweiz,
elsäss. versieche zunähen (Staub 1, 908, Martin 2, 572), elsäss. verstecJUe ver-
stecken (Martin 2, 582), Schweiz, verstelle Schaden abwenden (Staub 1, 908),
verstuefe uneben machen, mit Stufen versehen (1, 907), bair. sich versuUen
sich mit gallertartigem Fleische überziehen (Schmeller 2, 274) , Schweiz, ver-
sOrpfe Loch flicken (Stalder 2, 420), elsäss. verstippere Baum mit Stützen
versehen (Martin 2, 607), verstriemt gestreift (2, 632), verstuche verheimlichen
(2, 574), Schweiz, sidi verungenössamen Missheirat eingehen (Staub 4, 823),
vergwangge (2, 844), verwasge verbergen (Stalder 2, 436), schwäb. verweUhe ver-
mummen (v. Schmid 525), Schweiz, schwäb. verwifie zusammenflicken, zunähen
(Staub 1, 911, V. Schmid 530), schwäb. verwölke verdunkeln (v. Schmid 537).
b) md. ndd.: luxemb. verbannen verbinden (Gangler 464), schles. ver-
bdnen verkleiden, verzieren, besetzen (Weinh. Beitr. 9, Weinh. hs. B 51),
verbeugen verlegen, verhindern (Weinh. hs. B 75), brem. holstein. verbidden
verhüten (brem. wb. 1, 67, Schütze 1, 102), Aachen, verborden einfassen
(Müller -Weitz 18), brem. verboorden Schiff mit Bord versehen (wb. 1, 119),
berlin. verbuddeln vergraben (Meyer 125a), pomm. verbuschen verstecken
(Dähnert 518), altmärk. verdägen verhehlen (Danneil 236), schles. verdräng
151
Gedränge, Zudrang*), frankf. cerdtickele, -dutsehele verbergen (Askenas}'
225), köln. westfäl. verdümpelen bemänteln, vertuschen (Honig 191b, Woeste
290), schles. sich verfreien sich verheiraten (Weinh. hs. F 162), brem. ver-
gaddem einschliessen (wb. 2, 473), pomm. eich vergaddem gemeinsam handeln
(Dähnert ö20), brem. schles. vergadem versammeln (wb. 2, 474, Weinh. hs.
G 4), holst, vergeeren mit Keil versehen (Schütze 2, 16), brem. verhägen einhegen
(wb. 2, 562), brem. hamb. holst. verThakstiicken Schabe mit neuem Hackenleder
versehen (wb. 2, 566, Richey 85, Schütze 2, 92), preuss. verhaspeln ver-
schliessen (Frischbier 2, 432), brem. verMüiken verheiraten (wb. 2, 633),
brem. westfäl. ver?M(d)en verstecken (wb. 2, 665, Woeste 291), brem. ver-
huUen sorgftltig verbergen (wb. 2, 679). holst. verlMen vernageln, Mund
stopfen (Schütze 2, 252), verkHattert zusammengebacken (2, 268), brem.
sek verklauen mit den Klauen hängen bleiben (wb. 2, 797), luxemb. ver-
klaust verstopft, gehemmt (Gangler 466), brem. verklqtpung Verstärkung
eines Deiches (wb. 2, 803), verklistem zukleben (wb. 2, 806), berl. sich etwas
verkneifen versagen, unterdrücken (Meyer 126 b), preuss. verknippän verknoten
(Frischbier 2, 433), schles. verkoppeln verbinden (Weinh. hs. K 196), ver-
koppiUen (poln. kopiec Erdhaufen zur Grenzbezeichnung) mit Grenzmalen
versehen (E 194), luxemb. verkrauden Weg verlegen (Gangler 467), preuss.
sich verkraufen, preuss. pomm. -krupen sich verkriechen (Dähnert 522,
Friscfabier 2, 433), brem. verkukeln verbergen, sich verstellen (wb. 2, 891),
westfäl. sich vercumpeteren sich vertragen (Woeste 292), brem. holst, verleden
Haus mit neuen Lagebalken versehen (wb. 6, 169, Schütze 3, 18), schles.
verleiben einverleiben, pomm. vermalen mit Malzeichen versehen (Dähnert 524),
köln. vermampele, ^mimpde, -mümpele, frankf. vermampeUnj -mmpeln, luxemb.
vermöfnpelen, westfäl. vermän^ln verschleiern, bemänteln (Honig 193a,
Askenasy 226, Gangler 468, Woeste 293), köln. vermengeleere vermengen,
frankf. vermengeliert (Honig 193a, Askenasy 226), köln. vermölsche ver-
mischen (Honig 193a), berl. preuss. sidi vermummeln sich einhüllen, ver-
kleiden (Meyer 127 a, Frisohbier 2, 436), berl. vermwcheln vertuschen (Meyer
127 a), luxemb. vemailen vernageln (Kanone, Gangler 468), brem. holst, ver-
paaUn verschanzen (wb. 3, 286, Schütze 3, 185), preuss. verpaschen Karten
mischen (Frischbier 2, 437), brem. köln. verpennen mit Holzstiften zusammen-
heften (wb. 3, 304, Honig 193 b), frankf. verpetschiren versiegeln (Askenasy
65), preuss. verpummeln, -pumpeln, -püngeln vermummen (Frischbier 2, 438),
schles. sich verpwneeln sich verbergen (Weinh. hs. P 163)*), brem. pomm.
altmärk. verpurren, preuss. verpirren verhindern (wb. 3, 380, Dähnert 525,
Danneil 238, Hennig 289), holst, verrammen hemmen (Schütze 3, 272), pomm.
verringen mit Ring verschliessen (Dähnert 525), preuss. verrummen verrammen
(Frischbier 2, 439), böhm. verrimen dasselbe (Knothe 531), preuss. verrusen
in Rasen (Gruben) einschliessen, aufbewahren (Frischbier 2, 439), sich ver-
^) Breslauer Ausdruck: im könsum ist grosser verdräng.
') Wencel Scherffer ged. 409: sich in den winkeln und wimpem ver-
puntseln.
152
sacken si(5h verstopfen (ebd.), brem. versalen besohlen (wb. 4, 582), köln.
prenss. versdialen mit Brettern verkleiden (Honig 19Bb, Frischbier 2, 439),
schles. verscherren verscharren (Weinh. hs. S 91), brem. ver8(^oUen versperren
(wb. 4, 682), verst^fäken verstecken (4, 709), schles. vergesdlschafim gesellen
(Weinh. hs. S 313), altmärk. pomm. ver$lüten verschliessen (Danneil 239,
Dähnert 526), verenden zusammenfügen (Drechsler 247), preass. verstechen
verstecken (Frischbier 2, 442), frankf. versieckelen verbergen (Askenasy 227),
berl. verstedcm begraben (Meyer 128 a), ponmi. verstenen mit Steinen kenn-
zeichnen (Dähnert 527), brem. versUUkm verschweigen (wb. 3, 1035), brem.
pomm. Inxemb. versteppen verbergen (wb. 4, 1049, Dähnert 527, Gangler 470),
prenss. sich vertestamenUeren sich gegenseitig Testament machen (Frischbier
2, 443), brem. vertinnen verzinnen (wb. 5, 71), vertrauen verheiraten mit (6,
377), köln. vertümpele verschweigen (Honig 195 a), brem. vertttssen, pomm.
köln. schles. vertuschen verheimlichen (wb. 5, 134, Dähnert 528, Honig 195 a,
Weinh. hs. T 149), brem. sich verweren sich erwehren (wb. 5, 237), preass.
verwerfen Dach bewerfen, aasbessern (Frischbier 2, 444), verzwicken Fagen
verstopfen (ebd.) und das eigentümlidie verzaget mit enen „gut bekannt, ver-
traut'' im Brem. (wb. 5, 309) und Holst. (Schutze 4, 306).
Es folgen die Beruf sprachen :
a) Gewerbe: verbürstung Einlassung eines Stückes Holz in ein anderes,
verdielen mit Dielen belegen (Jacobsson 4, 505), vererzet gediegenes Metall
mit anderem verschmolzen (507), verfirsten Dachspitze verwahren, mit First
versehen (Allg. Haush. Lex. 3, 568), vergerhen Floss befestigen, zur Abfahrt
herrichten, vergiessen Löcher voll-, Klammem festgiessen (Jac. 508), verglasen,
-glaswren mit Fensterscheiben, mit Glasur versehen (509, 510), verhalten
Vögel vom Licht absperren (Allg. H. L. 569), verhaspen Türe mit Haspen
verschliessen, verheften Fäden zusammenheften : Stickerei (Jac. 516), verkeilen
Bälge mit Keilen festmachen , verkeilspitzen mit Keilspitzen versehen : Mess-
kunst, verketteln Türe mit Ketteln verwahren (518), verkiekt flügges Geflügel,
mit neuen Federn versehen (Allg. H. L. 569), verkitten Fenster mit Kitt fest-
machen, verkleppen Deich verstärken, andeichen (Jac. 518) , verkömt Getreide
mit Kömern (Allg. H. L. 3, 568), verkröpf en Simswerk nach verschiedenen
Winkeln zusammensetzen : Tischler (Jac. 4, 519), mit Gesimsen versehen^),
verlandung der buhnen Ansatz des Landes : Wasserbau, verlatten Dach mit
Latten verkleiden, verledem Pumpenventile mit Ledern beziehen (520), ver-
lutieren Glasgefässe mit Leim bestreichen : Hütte (52^), vermalen Bäume,
Steine mit Malzeichen versehen (Allg. H. L. 570), vermohren Zapfen einstecken
und vereinigen : Stuhlmacher, vemasen Schlacken auf die Form im Schmelz-
ofen aufsetzen, so dass eine Nase entsteht : Hütte, vemäterung Befestigung
abbrüchiger Ufer durch Faschinen : Strombau, verpeitzen Spund an der Kolben-
röhre verstopfen : Hütte, verpfäMen Vieh auf der Weide einzäunen (Jac. 523),
*) Muther, die Kunst Bd. 22 S. 77: die iq>pige verkröpfung %ind starke
versäulung, in denen sich sonst wände dieser ^ache gefaüen.
153
am unrechten Orte weidendes Vieh pfänden (Weber 615), verpfählung Pfahl-
befestigung im Wasser (Allg. H. L. 567), verpflocken mit Pflöcken verbinden,
befestigen : Böttcher (Jac. 523) , verquiehen zerstreutes Gold mit Quecksilber
Teramalgamieren (524), versatz^) Band in Einschnitt der Stahlsäule ver-
setzt : Zimmermann, versalz des deutschen scMasses auf Wirbel vernietetes
Blech, um das Zurückweichen der Fallen zu verhindern : Schlosser (524), ver-
Satzung Einsetzung, Befestigung und Verbindung von Hölzern : Zimmermann,
versäülen mit Säulen versehen *), verschaltmg Verkleidung des Holzes : Tischler
(Jac. 525), wrsdUessen Arme der Welle des Rennbaums am Haspel befestigen,
so dass sie sich nicht verschieben können : Hütte, Bohlen am Schiffe fest
zusammenfügen, verscMiekung mit Schlick überzogener Boden : Wasserbau
(026), verschnaüen festschnallen : Drucker (Klenz 107), verschwellt Dachstuhl,
bei dem die Sparren nicht in die Hauptbalken, sondern in die Schwellen ein-
gelassen sind (Allg. H. L. 577), versenken Schraube oder Nagel so ins Metall
einlassen, dass sie nicht zu sehen sind : Eisenarbeiter, versetzen Stücke einer
Säule zusammensetzen : Bau (Jac. 528), die Figuren eines stählernen Degen-
gefässes mit dem Qold- oder Silberblatt so überziehen, dass sich das Blatt
mit dem Stahl oder Eisen vereinigt : Schwertfeger, die Hochkämme mit dem
Gewebe vereinigen : Bortenwirker (529), versohlen Schuhe besohlen, verspanen
den Himmel des Kutschkastens mit Spänen befestigen : Sattler (531), ver-
speäem Wurst mit Speilern verschliessen (Campe 5, 374 b), verstabu/ng Bau-
verzierung mit Stäben (Jac. 531), verstohlen mit Stahl oder Stahllösung über-
ziehen : Grobschmied, Eisenarbeiter, Stahlstich (532), verträgem Bähmchen am
Träger anbringen : Drucker (Klenz 107). vertränken die Soole mit Salzsteinen
tränken : Salzwerk (Jac. 535), verzahnen beim Schmieden die Enden zusammen-
schweissen : Eisenarbeiter, Holzstücke durch Zacken zusammenhalten : Zimmer-
mann, Tischler, verzapfen Stücke durch Zapfen verbinden : ders., verzaunen
umzäunen, einzäunen : Landwirt (536), verzieren : Bildhauer, verzinken Bretter
vereinigen : Tischler (537) , verzinnen mit Zinn überziehen (Allg. H. L. 584).
b) Bergbau: verblenden, verbolzen durch Blenden, Bolzen verwahren,
verbrOdcen Wasserseigen gegen Hineinfallen von Fördermassen sichern, ver-
büknen Schacht mit Bretterboden bedecken, verdöheln, -dübeln verbinden, ver-
drücken zusammendrücken (Veith 519), vereinstrichen Schacht mit Abteilungen
(Einstrichen) versehen, vererbstufen Stufen in Zechen einhauen, verfahren ver-
schrämen (521), verflutem in Sohle Gerinne anlegen, verfüllen ein-, zufüllen,
vergewerken, -gewerkschaften Kuxe bei Gewerk oder Bergwerk unterbringen
(522), verkärtet fM Grube, in die Kästen geschlagen sind (Hübner 1312),
verkosten Bau in denselben Kasten schlagen und mit unhaltigem Gestein be-
^) Feldbefestigungsvorschrift (1893) S. 39: holzversätze schützen . .
nur gegen einsteigen. 24: die auszgänge der eindeckungen . .
können . . fest versetzt werden, 27: gute verbindtmg und Ver-
strebung der holzwände, 39: verwurzelter boden (wurzel-
durchwachsen).
'). Siehe S. 152 Anm. 1 versäulung.
154
decken (V.*) 524), verkästeti flüchtiges Gestein durch Kästen vor Brüchen
wahren (Jac. 4, 518), verladen mit Pulver laden, verkleiden (V. 524), verUngem
Pumpen auf Lager aufstellen, verlaufen ausfüllen, verlegen ineinanderfügen,
mit Beschlag belegen (525), verleiten Bohrlöcher mit Letten auskleiden (629),
verlochsteinen Grenzen der Grubenfelder mit durchlöcherten Steinen bezeichnen
(V. 530, Jac. 521), verpfdhlen einpfählen, zupfählen, durch Pfähle bezeichnen
(V. 532), verpfänden bei Verzimmerung der Schächte Lücken ausfüllen
(V. 532, Jac. 523), verpflöcken dass. (V. 532), verrammeln Bohrlöcher ausfüllen
(V. 533, Jac. 524), verreifen, verrüsten Schacht verzimmern (V. 533, 534), Ver-
satz Festsetzen des unhaltigen Gesteins, versateung Vorrichtung, um Zu-
sammenbruch zu verhüten (534), verschalen verzimmern (535), verschiessen
ausfüllen, verbergen, Schwarten einlegen, um rollendes Gestein aufzuhalten
(V. 535, Jac. 526), verschmanden, verschmieren verkleiden, verdecken (V. 536),
verschnüren Feld durch Messschnur abgrenzen, verschrämen Gang mit Schräm
versehen (V. 536, Jac. 528) , verschroten beim Hauen aufstauen (V. 536) , ver-
schützen, verschwarten verkleiden (537), versetzen ausfüllen, verdecken (V. 537,
Jac. 528), versetzte berge : auf alte Strecken gebrachtes und nicht zutage ge-
fördertes Gestein (Jac. 530), ver^egeln, -Spriegeln, -^prügeln Fugen ver-
schliessen, Holzwerk verfestigen (V. 538, Jac. 531), verspreitzen Strecke durch
Spreitzen gegen Bergsturz verwahren (Jac. 531), verspunden Schacht ver-
dammen, versteinen = verlochsteinen (V. 538), verstempein, verstreben durch
Stempel und Stützen verwahren (V. 539), verstellen, verstuf en mit Stollen und
Stufen versehen (V. 539, Jac. 533), i7ers/mcÄcn verdecken , verstrossen mit
Strossen versehen (V. 539), verstürzen Schacht ausfüllen, verbergen, sperren
(V. 540, Jac. 533), vertäfeln verwahren, vertonen auskleiden (V. 540), vertonnen
mit Tonnen versehen, verumbruchen Umbruch um einen Bau treiben (541),
verwandruten durch Wandruten stützen, verwahren (V. 541, Jac. 536), ver-
wehren dass. (V. 541), verziehen ausfüllen (542), verzimmern Schacht aus-
zimmern, verdecken, stützen, verwahren (V.543, Jac. 537).
c) Schiffahrt: ^verbolzen Hölzer des Schiffes durch Bolzen unterein-
ander befestigen (Bobrik 705a), verfangen Tau stoppen, festhalten, stützen
(706 a) , verhauten Schiff mit äusserer Beplankung versehen , verkaMen die
Anker untereinander befestigen (706 b), verhlinken Bolzen oder Spicker be-
festigen, indem man sie auf der anderen Seite des Holzes umschlägt, schijf
vernageln hölzerne Nägel einschlagen, hanone vernageln unbrauchbar machen
(707a), naten verpechen gegen Fäulnis mit Pech bestreichen, schiff ver-
sdwnzen gegen feindliches Musketenfeuer, verscherben Hölzer durch Scherben
verbinden (707 b), verschiessen Bohlen fest zusammenfügen (Jac. 4, 526), die
kabelaring verseisen Ankertan daran befestigen, einwinden (B. 708a), schiff
verstpickem Teile mit Spickern untereinander befestigen, verteien, -teuen Schiff
mit Ankern vorn und hinten festlegen, verteunen Hölzer und Planken zur
Verzeunung des Schiffes anlegen, befestigen (708b), verwulfsel Verwölbung,
der nach innen gewölbte Teil des Achterschiffes, Verzahnung Ausschnitte oder
») V. Abkürzung für Veith: Bergwörterbuch.
155
Zähne an der Anssenscite der Baachstttcke eines Kahnes (709 a), schiff ver-
gimimem schadhafte Stellen aasbessern (B. 709 b, Jac. 537), verzwieken Spitzen
der Spicker beim Kahn umbiegen, um Bodenplanken zusammenzuhalten
(B. 709 b).
d) J^gd: sieh verheissen sich festbeissen (Heppe 375, Kehrein 301),
verblenden, verbrechen, vfrr^em Jagdzeug mit Blenden, gebrochenen Zweigen,
Reisern verdecken (H. 376, 377, 381, K. 301, 302), vereckt Hirsch mit neuem
Gehörn (H. 378, K. 302), sich verfangen ausser Atem kommen, sich festbeissen,
sich mit dem Gehörn verwickeln, verfedem nach der Mauser wieder Federn
haben (K. 303), verfeuern Jagen mit Feuern umgeben (H. 378, K. 303), ver-
haken, 'häkeln Leinen mit Haken am Boden befestigen (K. 304), verhaupt-
maschen Garne mit starken Maschen verstricken (H. 379, K. 304), Verkappen
dem Beizvogel die Kappe aufsetzen (K. 305, Weber 616), sich verkläffen,
-kluften, 'klüften sich im Bau vergraben : Dachs, Fuchs (H. 379, K. 305),
sich verknüpfen sich begatten : Wolf , Fuchs, Luchs (K. 305, Weber 614),
verlappen Jagdbezirk mit Lappen umstellen (H. 379, K. 305) , verlegen Treib-
zeug um Feldhühner legen, vermalen, -meHen, -marken, -rainen, -steinen mit
Merkzeichen versehen (K. 306), verreisern Röhren beim Dachs- und Fuchsbau
verstopfen, Schnepf engeschneide mit Stecken und Reisern umlegen (K. 307),
verrifhten Garnstellen wohl vermachen (K. 308), sich verseteen = sich ver-
kläffen (H. 383, K. 309), verstellen Jagen mit Schützen umstellen (K. 309),
verwittern Falle mit Witterung bestreichen «(H. 383, K. 310), verwummert zu-
sammengewachsene Baumstümpfe (Weber 616), verzug ^) machen = verlappen
(K. 310).
c) Gaunersprache: verbaJh^en an Ausführung des Diebstahls ver-
hindert werden (Kluge rotw. 413), verbandelt verlobt (488), verbarseln an die
Kette scbliessen (374), verbasilt, -bosselt vergittert (332), verdiüben vergraben
(202), verdusi, vertusch Gedränge, das der Mithelfer des Diebes macht, um
die Aufmerksamkeit abzulenken (168, 315, 413, 376, 389), vergrünt verheiratet
(487), verJiammet verborgen (204), verheschpet verheiratet (435), verkabhem,
•kabbom, -kabohren verbergen, verstecken (180, 219, 336, 353, 379, 389),
vercapem verscharren (232), verkattgen begraben (307), verchawem sich ver-
binden, Kameradschaft machen (413), cerkawwem vergraben (332), verkrennt
verheiratet (289), vermalbischen verkleiden (219), versargen vergraben, ver-
bergen, aussichtslos verhaften (389), versenken vergraben (415), verschaberen
vergraben, verstecken (202, 256, 273, 332), verschmieren verwahren, bewachen
(307), verschatten, verschüU gehen verhaftet werden (307, 319, 324, 336, 294,
319, 324, 372).
Die Studentensprache bietet kein Beispiel, die Soldatensprache nur
knöpfe, tressen verschwelten „begiessen. einweihen, mit Trinken feiern''
(Hom 89).
^) Substantiv zu verziehen „rings herumziehen". Vgl. verzug „Anzug"
im Bair. (Schmeller 2, 1098).
156
Die Verba des Sinnes „versorgen, vertreten" erfordern
eine besondere Behandlung (vgl. S. 143 Anm. 1). Sie gehen
ebenfalls teils auf /awr-, teils auf /air- Typen zurück (S. 135).
mnd. Vormunden bevormunden (SchiUer-Lübben 5, 409 a), vomötsakeHj
-nötsinnen, -notschuwen mit der notf einem legitimen Hindernis, entschul-
digen (415a), 'riden umreiten, reitend besorgen (425 a), -scikewolden ver-
teidigen (428 b), -stän^) vertreten (459 b), -vortoorcten befürworten, vereinbaren
(410 a).
mhd. verantwürten verteidigen (Lexer 3, 70), -bürgen bflrgen für (86),
-gän einstehen für (t09), -hüeten behüten (134), -munden bevormunden, leiten
(183), 'phlegen vertreten, verbürgen, versorgen (193), -raten ') besorgen (196),
-schirmen beschützen (217), -schützen beschützen (222), -sargen Vorsorgen,
besorgen, ausrüsten, sicherstellen (faur- 1242), -stän^) vertreten, verteidigen,
verbürgen, verwalten (247: vürstän 611), -tagedingen vor Gericht vertreten
(265), -treten eintreten für, verbürgen (274), -trcßsten bürgen für (276), -v&Uen
fechten für (286), -wachefi bewachen (291), -walten sorgen für (293), -warn,
-warten behüten (295, 296), -wem Gewähr leisten für (303), -wBsen vertreten,
versorgen, verwalten (305: vürweser 618), vürunirhte Vertreter im gericht-
lichen Zweikampfe (618), verzem*) beköstigen (317).
nhd. hebe ich verstehen und verwesen hervor, die in dieser
Bedeutung nicht mehr gebräuchlich sind:
*) Scheidt v. Adel p. 119: de dat sulue . . lant . . üorriden, regeren
vnde vors tan scal (reitend und stehend besorgen, verwalten).
Gott. Urk. I, nr. 334: ok schal W. dat gud corschoten unde vor st an
glik anderen unsen medthorgeren (einstehen für, Abgabe ent-
richten).
Gosl. Stat. 73, 21: ok mot he dat mit sineme rechte vor st an, dat
dat also were (einstehen für, verbürgen).
Gerh. v. M. 23, 53; de konnink vragede, wur af de saiUheit ome
were, dat one der lowe vorstunt so sere (schützen).
Magd. Seh. Chr. 1, 12: wo dusse stat geregeret is unde vorestan
wente an unse tid,
*) Pass. K. 103, 47: wand wir niemannes haben, der ez (unser rtchez
gut) hmne verraten.
') Pass. K. 592, 58 : daz die jungen rittet solden werden und mit voUen
werden irre vetere stat v er st an (vertreten).
Mjst. 1. 179, 40: si hate sich gote geldzen, dar umme verstunt st
got : der sich aber selber v er stet, den lezit her (beschützen).
*) Chr. 4. 310, 26. 29: da müszt im der F fetner geben 100 gülden, die
er verzert solt hon; das was mt war, wan der von Helffenstein
hett in verzert.
167
Lntb. Ndr. 4 (Adel) S. 14: drum geburt einem y glichen Christen das er
sieh des glauhens annehm, zuvorstehen umd vorfechten.
Eeisersberg postill 3, 84 : sie hatt keinen man, der sie möcht in geruhten
und rechten verston oder vertretten,
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 116: darmit sol ich mein pfarr verwesen mit
singen, predigen und lesen.
Pauli schimpf 474: er hat den andern, das er jn wolt verwesen.
Ans den lebenden Mundarten kommt hinzu:
westföl. veralimenteren besorgen (Woeste 289), Schweiz, verbannwarte
Wald überwachen (Staub 1, 907), hol stein, verhidden verteidigen, vertreten
(Schütze 4, 301), schwäb. Verbargschafte bürgen für (v. Schmid 108), sich ver-
deffendieren, -diffendieren-, -deffentieren in md. und ndd. Mundarten (Askenasy
62, Honig 191a, Meyer 125 a, Danneil 237, Jecht 117, Schütze 1, 214, Frisch-
bier 2, 429), köln. verexküseere entschuldigen (Honig 191b), Schweiz, verheisse
bürgen für (Staub 2, 1685), preuss. sich vermantenieren sich verteidigen (Frisch-
bier 2, 436), Schweiz, verpfrüende versorgen (Staub 5, 1290), elsäss. verran-
sdUere versorgen (Martin 2, 273), schle«. verschätzen beschützen (Weinh. hs.
S 257), Schweiz, vertröste bürgen für (Stalder 1, 309), schles. verwachen be-
wachen (Weinh. hs. W 22), westfäl. verwarborgen verbürgen (Woeste 297).
Die Vorstellung „etwas tun für jemanden oder etwas", die
diesen Verben zugrunde liegt, wird in veränderter Bedeutung
weiter übertragen. Wie das mhd. verzern „mit Zehrung ver-
sehen, beköstigen" (S. 156) wird ein verhaden „mit Bad ver-
sehen, im Bade freihalten" (Lexer 3, 70) gebildet. Jenes ist
noch im Schwab., Bair., Schles., Pomm. und Berl. Dialekt be-
zeugt (v. Schmid 546, Schmeller 2, 1147, Weinh. hs. Z 40,
Dahnert 528, Meyer 128 b)^), dieses im Bair. (Schmeller 1, 207).
Das Schweiz, bildet vertrinken „mit Trinken feiern"*) (Staub
1, 909), das Bair. einen verstorbenen vertrinken^ „auf dessen
Kosten trinken" (Schmeller 2, 668), das Preuss. vertrinken „beim
Trinken heiraten" (Frischbier 2, 443). Der Schlesier kennt
^) Die Berliner Redensart: *n mann, derfrau und hinder zu verzehren
hat wird jetzt nicht mehr verstanden und als scherzhafte Verdrehung anf-
gefasst.
*) Ehenso die Soldatensprache: die Gewehrnnmmer wird vertrunken
(,mit Trinken gefeiert'), wenn sie mit der Begimentsnammer übereinstimmt
(Hörn 98).
■) Vgl. einen toteti bevespern (Hittmair 86).
158
verorgdn »Orgel spielen für jem." (Weinh.-Palm 67). Das
Bair. und Eurhess. gebraucht den hirten verschütten „für ihn
zum Lohne Getreide hinschtitten " (Schmeller 2, 489, Vilmar
375). Darin erkenne ich eine offenbare /air-Type, da noch
die Anschauung ,,den Hirten mit Getreide umschütten' hin-
durchblickt.
Die Verba verbüssen^ verdanken^ verdienen j verlohnen, ver-
schulden, ursprünglich /air- Typen (fair- „rings umher, völlig*^,
Ygl. got ßagk/atrhaüan 8. li), nähern sich dann der Auffassung
„bässen, danken, dienen, lohnen, schulden für etwas' und
nehmen die Bedeutung „vergelten" an. ahd. Beispiele fehlen.
mnd. Scheidt, v. Adel p. 518 (a. 1503): dat gued to vor mannen vnde to vor-
den ende, als eyn man sinen heren pliMich is (Mannes- oder
Lehendienst leisten für das Gut).
Cod. Brdb. I 2, 226: ock wil wi . . dit gud vordensten, eft se dar
denst off eschende weren (dass.).
Hans. Reo. 2, 306: dat men en dat vorkoste tmde den schadefi vor-
gudede (Kosten ersetzen für).
Eccles. f. 5b: God wil de almese wol vor Ionen (lohnen für, belohnen).
Cassel, Urk. S. 297 u. Brem. 1, 486: toy en highen . . cd vorvuUet
tmde vororzatet mit reden penningen (Ersatz leisten für).
C'od. Brdb. I 1, 263: ick effte myne eruen willen sodan gud ok hescer-
men vnnd vorrossdinsten (Dienste zu Rosse leisten für das
Lehen).
Bar. Urk. 32: (pennincge) de wy jarlic vorschaden mit twdff mark
geldes (Schadenersatz geben für, verzinsen),
mhd. Böhm. 356, 3 (a. 1303): der sal iz ferhüeen mit der baze (büssen
für, vergelten).
Iw. 282: ich verdienet iemer ofo ich sol (vergelten).
Weist. 5,91: und ouch der keller damite sin lih und guot dem vogte
verstüret und verdienstet han (Dienste leisten für).^
Wp. s. 93: die koln verlognen (Lohn geben für, bezahlen).
Ernst 1269: nu gebt mir helfe unde rat, daz verschulde ich wie idh
sol (vergelten).
Nib. 156, 4: Übe ich deheine wile, ez toirt wol umb iuch versolt
(dass.).
nhd. Wencel Scherffer ged. 9 (Drechsler 90): bey Gott uns zuverbüssen,
Goethe 40, 62: damit er seine schweren verbrechen mit schmdhlidiem
tode verbüsze (büssen für).
H. Sachs 1. 26, 37 Keller: den toil ich . . mein leben lang preissen
und loben . ., wo ich aus schwacitheit ihm nit genugsam verdancken
kan (dafür danken).
159
Logaa S. 105- Eitner kl. ansg. : wer dies bei hofe hat geihan, was man
ihm nicht verdanken kann (danken für).
Goethe 9, 215: das dank ich dir tmd will es gern verdanken,
Simpl. 1. 76, 18 Kurz: dasz ich solches um ihn nicht meritiret, noch
hinwiderum au verdienen wisse (vergelten).
H. Sachs 8. 25, 22 Keller: solch sein grosz wolthat zu verlohnen,
so ihut man biüich sein verschonen.
Lessing 7, 147: das verlohnte sieh der müJie (das lohnte sich für
die Mühe).
Lnth. br. 1, 518: wiewohl ich zu gering bin solches fleisses zu ver-
schulden.
Der Bergmann sagt: die zeche verbauet sich „bringt die nötigen
Kosten selbst auf, baut sich frei** (Jacobsson 4, 503, Veith 518).
Nach diesem Master bildet sich seit mhd. Zeit die ziemlich
frachtbare Grappe versteuern „Geld, Steuer entrichten für
etwas* aas^).
mnd. Nies. Beitr. 2, 216: so sal myn ervent dat suken vnd vorherweden
(Heergewette zahlen für).
Livl. Urk. nr. 1713: dat . . dat gut . . nicht vwrandert en wert, nicht
en dorve vorpunden {puntgelt entrichten für).
Cod. Brdb. I 24, 418: die (hufen) schollen sy glike vorpuntschoten
(Pfondschoss geben für).
Gott. Urk. I nr. 334: ok schal W. dat gut vor schoten unde vorstan
(Schoss zahlen für).
Brem. Denkb. 180: dat . . weszen, . . kom, mel offte mold rechte vor-
tziset werde (Akzise entrichten für).
Wiechm. altn. mekl. lit. 2, 55 : wes auerst ein jeder vorhen an renten
edder eygendom vnbeweMyker guder vorungeldet . ., darf he
nicht noch eins betauen {ungdd entrichten für).
Old. Urk. V. 1566: dk heft he dat (stuck landes) nycht vorwinkopet
(Weinkanf entrichten für).
mhd. Mone z. 17, 441 (a. 1385): die güeter vermhtigen {ähte entrichten für).
Weist. 1, 438: die sollent och betfri ßin. Was er uberiges hat, das
seil er verbeten als ein amder unsers herren arm man {bete ent-
richten für).
Weist. 5,310: und soUe die schwein verdehenden (den Zehnten ent-
richten für).
Weist 1, 141: die gut von ainem heren . . emphahen, verzinsen und
vererschatzen {erschaz entrichten für).
Mb. 17, 218: ein guot vergalten {jgiüte entrichten für).
') Ich gebe die Belege, weil die Gruppe besonders eigenartige Bildungen
aufweist, versteuern in dem Sinne „etwas als Steuer entrichten'' gehört zu
den /ra- Gruppen (vergeben).
160
Weist. 4, 1: item vnd sol ouch yegklicher sin gvtei verhüben jn einer
jors frisi {huobreht entrichten für).
Weist. 5, 424: so manig mal sol das (guoi) verhuoprecht werden
von ieglichem erben (dass.).
Erf. fzo. 319, 14 : verlehenrehten, verlehenwarn {lehenreht, lehen-
wäre entrichten für).
Mone 8, 36: waz verleichauft toirt dcus sol chrafi haben {Utkouf
entrichten für).
Prag. r. 12, 19. Np. 16: Verlosungen {lösunge entrichten für).
Kaltb. 72, 11: vermuten (Maut bezahlen für).
Gengl. 379 (a. 1380): die güeter verrehten und verschozeen (anter
eidlicher Versichemng versteuern).
Weist. 1, 32: damit hat er sin erbe . . einem rechten erbe verschätzet
(schajs entrichten für).
Urb. B. 529: ez suln auch di münzer allez daz silber verslahschatzen,
daz si chauffent (slegeschaz entrichten für).
Urb. 78, 21: der selbe hof vervogtstiuret sich selber (Vogtsteuer
entrichten für).
Alem. 6. 238, 44: verwachen (wahtgelt entrichten für).
Weist. 1, 313: reban, dbölle, knobloch . . daz sol er vercehendon
(den Zehnten entrichten für).
Pass. K. 487, 77: so solden si in der geschieht sie v er z enden alle
— ie den zenden in der schar ertöten (den zehnten Mann als Ab-
gabe für die Schar dahinraffen).
Trist. 8729: ich Mn daz wip verzinset mit dem libe (Leben als Zins
gezahlt für das Weib).
Part. B. 687: sin leben vil Hure wart verzollet
nhd. Adelung vers. 4, 1369: sein vermögen verabschossen (Abgabe ent-
richten für).
Birlinger alem. wb. 157 b : item so sollen zugleich pauren und söldtner
jeder 2 schwein verhürtlonen (Hirtenlohn geben für).
Qotthelf leid. u. freud. eines schulm. 136: wir andere waren hie und
dort verkostgeldet (für uns war Kostgeld gegeben).
Eisen. Archiv (Thal) 1765: die halbe wiese vor 35 fl, meisn, w. zu
verlehnr echten und zu verabzugen (Lehengabe und Abzug
entrichten für).
Scherz - Oberlin 1771: aber alle andere geistlichen . . sollen jeder
hundert marck mit dreiszig Schilling verschossen (Schoss, Abgabe
entrichten für).
Maaler 432 c: acker, den man versteüret hat : s^er census.
Luth. 24. 501, 18 W.: gibt er (Acker) yhm m'cftto, so darf er mdiis
verzehenden (Zehnten entrichten für).
Bechius Agricola (1557) 62 : der könig oder fürst, diewdl man jhm alle
metallen mfisz verzollen, Ictsset er sich gwonlichen vom zotenden
vemügen (Zoll entrichten für).
161
Die lebenden Mundarten fQgen manches binzu:
Schweiz, verdbgabe (Staub 2, 56), verammlöne = verkostgelde Kostgeld
geben für (3, 1293), veranlage (3, 1164), Salzburg, veranleiten (Weber 611),
bair. veraufsMagen Aufschlagsteuer für das Yieh bezahlen (Schmeller 2, 517),
Schweiz. verer9chatze (Staub 1, 907), verfalle Steuer entrichten für (1, 758),
bair. gut verfreien Freigeld zahlen für (Schmeller 1, 814), Schweiz, verhalbe
Halben zahlen für mietweise Einstellung des Viehs (Staub 2, 1170), sächs.
verhufte rittergüter, von denen Grundsteuer und Ritterpferdgelder gezahlt
werden (Weber 613), Schweiz, verimme versteuern (Staub 1, 224), verin-
teressiere verzinsen (1, 357), vergeleite Geleitsgeld entrichten für (3, 1492),
verlobe das Gelobte zahlen für (3, 995), verlöne Taxe entrichten für (3, 1294),
holst, vermatten Mahlmetze entrichten (Weber 614), Leipz. venwurken Bier-
marken geben für (Albrecht 229, 234), preuss. vermeteen Hetze vom Schefifel dem
Müller als Mahlgeld bezahlen (Frischbier 2, 436), schwäb. vermiltem Müller-
lohn geben für (v. Schmid 385), Schweiz, verpfände Pfand geben für (Staub
ö, 1146), pomm. versaJcen Stück Vieh für den von ihm angerichteten Schaden
hingeben (Weber 615), brem. verschatten, -schotten prozentweise Schoss
geben für (wb. 4, 682), Schweiz, gut verschnitze (Staub 1, 907), pomm. ver-
tinsen, vertoUen (Dähnert 528), elsäss verungelte verzollen (Martin 1, 216),
Schweiz, verseise verzinsen (Seiler 115), brem. verzisen Akzise entrichten für
(wb. 5, 315).
Die Bergmannsprache gebraucht vemeunten, verquatembem, versamkosten,
verzubussen den Neunten, Quatembergelder , Samkosten, Zubusse entrichten
für (Veith 532, 533, 534, 543).
Im Anscbluss an die Type verbinden entwickelt sich in
jüngerer Zeit eine allgemein instrumentale Gruppe der Bedeu-
tung , versehen mit etwas ^, aus der wir nicht mehr gut eine
lokale Anschauung ^vor^ (fawr-) oder , umgeben, einfassen,
überziehen, durchsetzen^ (f<^^') herauslesen können, unter
diesen Bildungen sind einige nicht ganz klar. Die meisten
aber lassen sich durch &e-Eomposita wiedergeben^). In der
heutigen Sprache fiberwiegen die &e-Eomposita in instrumentaler
Verwendung.
mnd. vorbenken'^ Verkaufsbänke einrichten, mit V. versehen (Schiller-
Lfibben 5, 313b), vorgesten als Gast aufnehmen (354a), vorhanttekenen mit
*) be- geht wie got. fair- auf eine lokale Grundform zurück (vgl. gr.
ifiift : niQ( und S. 57 Anm.).
^ Lüb. Z. R. 277: nemandt schal mit vnbillichem vihpflegen edder vor-
benckent dem andern schaden.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 11
162
Handzeichen versehen (361 b), vorheren, 'herst^ien, -hersehojppen beherrschen
(366), varolien^) mit der heiligen Ölung versehen (416 a).
mhd. Frankf. a. 1412: der capellä/n stet mir zu veratnpien (mir steht das
Becht za, den Kaplan in sein Amt einzusetzen /mit Amt zu be-
gaben ?) «).
Np. 270 (15. Jahrb.): das hier vereimert Mn geben („in Eimer ge-
fasst*', eimerweise).
Tuch. 72, 13: mit hoU versehen und verhanden sein (= vorhanden
vorhanden) *).
verantwiirten beantworten (Lexer 3, 69), -Imrcr&Uen ein guot mit bwrcrM
begaben, in rechtliches Verhältnis zum hwrcrM bringen (86), -iren mit be-
ehren, beschenken (107), -geleiten mit Geleite versehen, begleiten (111), -ger-
haben bevormunden (113), -güeteirt mit Qfltem belehnt, begütert (120), -herren
mit Herrn begaben (129), -lainkenieren Flanken des Bosses mit Decken be-
hängen (152) ^), 'Uhenen belehnen (157), ^munden bevormunden (183), -phrOenden
mit Pfrttnde begaben (194), -solden besolden (241) "), -vorsprechen mit Anwalt
versehen (291), -wäfenen bewaffnen, ausrüsten (291), -toenden ausstatten,
schmücken (301), -zimieren mit rittermässigem Schmucke versehen (321).
nhd. H. Sachs Ndr. 193/199 S. 123: also hah ich verantwort dir zv danek
dein frag (beantworten).
H. Sachs Ndr. 31/32 S. 67 : nimb hin die schuch, ich dich verehr!^
Wickram pilger 2, 38: eA dann ich komm zur kirchen hin, in wddhe
idh verhir speit bin (ins Kirchspiel einbeziehen)').
^) Ben. 127: de hrancken vorolien.
') Lexer 3, 68 übersetzt: , gehört meinem Amtsbezirke an**. Diese Aus-
legung verstehe ich nicht.
*) Die Verbindung mit versehen führt offenbar zur Übertragung der
instrumentalen Bektion auf verhanden (vgl. Lexer 3, 124).
^) Während das Stammwort sonst die Tätigkeit bezeichnet oder den
instrumental-assoziativen Begriff enthält, gibt es hier die Objektsbestimmung
an (tanke).
') Anders Chr. 4. 64, 17: sie sotten den pund mit 12 spiez versölden
(durch Sold versehen mit).
Hier bezeichnet das Stammwort das Mittel oder Werkzeug für die asso-
ziative Bestimmung.
*) Von den Verben des Gebens (fra-) beeinflusst, nimmt dann verehren
in der Bedeutung „schenken" deren Bektion an:
Logau S. 636 gr. ausg. Eitner: Lyeus kann die sacken ridhten, ioann
er gleich kein theil gehört; dieser hat gerechte sache, der am meisten
ihm verehrt
'') Holstein, verkaspetn „im Kirchspiel umher werfen^ (Schütze 4, 303)
zeigt deutlich das Gepräge der fair -Type. Dann nimmt es die Bedeutung
„ vergeuden ** an.
163
Pestalozzi 2, 268: ihm seine schulden und güt&r eu übergdfen, und
sich hei ihm zu verleihdingen (mit Leibgeding, einer Bente auf
Lebenszeit, versehen).
S. Münster cosm. 1321: die pf äffen werden versoldet von dem kmig
(besolden).
Agricola sprichw. 738: wol verwapnet (gewaffnet).
Lnth. 24. 314, 34 W.: das sind die, so nadi dem heiligen Euangdio
mit dem geist verzeichnet werden (bezeichnen).
' Aus den lebenden Mundarten:
Schweiz, bair. verhurgeret eingebürgert (Staub 4, 1585, Schmeller 1, 277),
brem. veriren zu Ehren bringen (wb. 1, 312), prenss. eine Ohrfeige geben
(scherzhaft, Frischbier 2, 430), bair. verfilrsprecht (reden) mit Anwalt ver-
sehen (Schmeller 2, 698), Schweiz, verfrit berechtigt, privilegiert (Staub 1,
1266)« Schweiz, bair. vergeleite, -glaiten begleiten (Staub 3, 1492, Schmeller
1, 1530), schles. verhaft mit behaftet mit (Weinh. hs. H 8), Schweiz, verliebt
beliebt (Staub 3, 990), vemachpv/rt benachbart (4, 1522), elsäss. verpfarrt ein-
gepfarrt (Martin 2, 138), Schweiz. verpfrOendet mit Pfründe begabt (Staub
5, 1290), vervogte mit Yogtei begaben (1, 710), verwiMed mit vielen Winkeln
(SeUer 114).
Der weitaas grösste Anteil an den nach dem Master rer-
binden (S. 137 ff.) geprägten Bildungen gebührt /a»r-, and nach-
dem wir S. 58—134 in erster Linie /atir-, daraaf /awr- in Ver-
bindung mit fair" betrachtet haben, wenden wir uns nun zur
Besprechung der einzelnen /atr-Gruppen. Ich beginne mit einer
Zusammenfassung der in der Aufzählung S. 143 — 155 vor-
kommenden Gruppen und schliesse einige nahe stehende an, sie
an charakteristischen Beispielen erläuternd.
fair' mit der Grundanschauung ,,rings umher" (vgl. S. 13 ff.)
ergibt die Bedeutungen a) ,,umfassen, einfassen, zusammenfassen
— b) ausmessen, richtig messen — c) überziehen* (vgl. S. 135 ff.).
Auf der Anschauung „der Reihe nach, durch und durch" (S. 14)
beruhen die Gruppen d) „durchziehen, vermischen, vereinigen —
e) verschränken, durchqueren — f) verfestigen, verwirren". Hierzu
bieten uns mhd. unter- und durch- ^) Komposita Parallelbildungen.
^) Das mhd. hat die Freiheit zu sagen: ein Kleid mit Zieraten ver-
setzen, durchsetzen, und er setzen, -slahen, -sniden, -weben, -würken (s. Lexer).
mhd. «ruier-Komposita stehen neben ver-Bildungen der gleichen Bedeutung in
folgenden Gruppen: a) ,, versperren, verhindern'' : uifiderbinden trennen (Lezer 2,
11*
164
unter- (lat. iwfer-)*) bedeutet „zwischen, mitten in, durch und
durch« (ahd. utOar Graff 1, 380 f., mhd. under Lexer 2, 1777 f.).
Dass die Bedeutung „durch" zu idg. *per(i) gehört, zeigt das
weit verbreitete lat. per (vgl. auch S. 14—16). Einzelne eigen-
artige t;er-Eomposita werden uns erst durch solche vergleichende
Betrachtung verständlich*).
d^favr- in den Bedeutungen „umfassen, einfassen, zusammen-
fassen*' veranschaulichen am besten die Bildungen verfangen,
1780), wnderbrechm (1781), -dringen (1783), -gän (1784), -graben, -gHfen
(1786), -houwen, -hamen (1787), -legen (1789), -laufen (1790), -nBmen (1792),
-reden, -riten (1794), -sagen, -schaffen (1795), -scheiden (17%), -schicken (1798),
-schranc, -sd^röten (1799), -schüten (1800), -slahen (1801), -«licÄan, -sliesen,
-sUfen, -sniden (1802), -spr^cÄen, -^ngen (1803), -s*dn (1804), -s«o^€n (1805),
-swingen (1806), -treten, -trtben, -trinnen, -tuen, -vc^ien (1808), -vam (1809),
-toürken, -eiehen (1813), -mtmen, -zwischen (1814) ; ß) „unterschlagen, hintergehn^ :
undergän (1784), -graben (1786), -sZo^en (1801), -slirfen (1S02), -stözen {18(tö);
y) .festsetzen, verbinden": ttnderbindm (1780), -dingen (1783), -scheiden (1796),
-s^'cX:en (1805), mnd. undersetten (Schiller -Lübben 5, 35 a), -truwen (38 a).
Auch die Bedeutung „rings herum'' teilt es mit fair-: mhd. underlouchen
(1790), -reifen (1794), -vazzen (1810). Dass es sich stellenweise mit faur- I
berührt, wird uns nicht Wunder nehmen: undersagen mitteilen, verbieten
(1795), -sehen ansehen, Vorkehrungen treffen gegen (1800). Deswegen bleibt
für versagen, versehen doch faur- I die nächstliegende Erklärung (vgl. S. 58).
^) Abweichend von Paul wb. 489 ff. führe ich die meisten untrennbaren
un^- Komposita auf die Bedeutung „unter, zwischen" (lat. inier), nicht
„unterhalb" (lat. infra) zurück.
') So vermitteln, verschieden, versiahen „unterschlagen", vermitteln hat
mhd. (Lexer 3, 181) einerseits die Bedeutung des Simplex mittdn (1, 2188):
„in die Mitte stellen, in der Mitte sein" und die entgegengesetzte: „hindernd
dazwischentreten" (3, 181). Durch die ParaUele /atr- ; under- (mhd. under-
mittel „intennedium", undermitteler „intermedius" 2, 1792) in der Bedeutung
„zwischendurch" wird uns der Doppelsinn verständlich, verschieden, erst
nhd. bezeugt (DWB. 1074), werden wir als Part, zu verscheiden „sterben"
schwerlich begreifen (ebd.); als Nebenform zu mhd. underschiden „dazwischen,
unter sich geschieden" (Lexer 2, 1798) bietet es dem Verständnis keine
Schwierigkeit, unterschlagen bedeutet „ zwischenschlagen , zwischenstecken"
(mhd. Kell. erz. 105, 28: die vlaschen under denmantel versiahen). Hierher
auch Schweiz, verschiän „eine Zwischenwand schlagen" (Staub-Tobler 1, 911).
mnd. vorbarmen „erbarmen" (Schiller-Lübben 5, 310b) neben mhd. under-
harmunge (Lexer 2, 1780) bedeutet vielleicht „in den Schoss nehmen" (vgl.
barm Lexer 1, 129 f.). Doch bleibt diese BUdung nicht ganz klar. Das
Schweiz, und Schwab, gebraucht noch verbarme ( Staub -Tobler 4, 1595,
V. Schmid 44).
165
verfassen, vergreifen, verseteen. Auch mit dieser Gruppe kon-
kumeren fre-Eomposita. Heute sind beide durch anschaulichere
Präfixe in unfester Komposition ersetzt.
ahd. 0. V 23, 122: w%Ho ie alfirfdhit, ther sich Mar iru nähit (umfangen).
N. I 273, 26 F.: uuir Hgen ddnne driv uuört ferudngen mit zwm
(dass.).
mnd. Hans. Bec. ü', S. 417 (a. 1441): de siede acholden den heren van
Halsten mede in dat bestant vorvangen (umfangen, einbegreifen,
Mflnst. Chr. 2, 218: mit mer andern arUculen . . , in de veder to
verfaten (umf&ssen, abfassen).
Westphal. 3, 33: de kercken in fredsamheit tho vorbidden wnd vor-
Seiten mit eirheiden, lUeinodien und boekeren (ausstatten, ver-
sehen mit)')-
Lüb. Pass. f. 30 c: let se gan to den goUsmeden, dat se se (stene)
schulden vorslan laten (einfassen).
mhd. Ernst 2667: der sterbe si $6 gar vervienc, daz ir keiner genas (um-
fangen).
Chr. 5, 216 Anm. 1 : mügen sy avff demselben gnmt der mewr daz ir
wol wyder verfahen mit tüUen oder mewren (einfriedigen).
Ls. 2. 231, 776: der paias was vervangen in ein dach (einfassen).
Halt. 1845: einer antwori die m Schriften verfangen wtere (zu-
sammenfassen, verfassen).
Mh. 1, 42: die rate haben sich mit im ains anlas wellen vervaezen
(sich zusammenfassen, vergleichen).
Mone z. 26, 23 (a. 1439): ich bin in der gOeUichen taiding vergriffen
worden (einbegreifen).
Msh. 3, 468 aa: rubin wart nie in goldes sein versetzet noch in
helfenbein (einsetzen).
Apoll. 4058: vongolde und edel gesteine dar inne vil versetzet lägen
(einfassen).
Msh. 3, 249a: wol verslagen waren in ir gürtel beiden samt (be-
schlagen),
nhd. Fronsperger kriegsb. 1, 167 a: das das hriegsvoUk nahe beisamen ver-
fangen, ais nur an eim oder zweien havffen halten theten oder
solten (zusammenfassen).
Thumeisser archidoxa 61: ir älcoran vil gsatz v er facht, die hier on
nott zu melden sind (umfassen, einbegreifen).
>) Bei Schiller -Lübben 5, 444a fälschlich als v&rsetUn , fördern" auf-
gefasst. Vgl. hierzu S. 166 Anm.
166
Luth. br. 2, 360: im pöbbel, welches gar ein wanhelmtUMg Ihier ist,
ißo es nUht verfasset ist, und gewisz wird, wo es stehen soU (zu-
sammenhalten, einschränken).
Luth. 4, 49 (DWB. 311): üt der predigt van der tauff im evangelio
sind verfasset mancherlei menschen (umfassen, einbegreifen).
Opitz 1, 24: weil ... er alle andere der weUcörper in sich hegrieffen
und verfasset hat (einbegreifen).
Logau 1120 (Weinh. hs. F 25) : eiwre Ummelsgaben . . sind verfasat
und spielen weit durch das gold der frömmdgkeit (einfassen).
Simpl. 1. 264, 27: die rechte . . christliche rdigion der heiligen schr^t
. . gemäs» schriffHUch verfassen (zusammenfassen, abfassen).
Fronsperger kriegsb. 1, 57 a: item der hriegsherr soll sich insonderheit
verfaszt machen mit frommen, getreuen Unten (eingefasst, aus-
gerflstet, versehen mit)^).
Opitz ps. 49: schau auf meine feinde hin, die sich mit gewait ver-
fassen (sich rüsten mit).
Maaler 420 a: vergriffen werden in der saal der säUgen : in nnmero
beatorum accipi (einbegreifen).
Benchlin augensp. 10, 1 : damit idi desselben Pylhagoras mainung mit
kurtse worten vergreiff (zusammenfassen).
Fronsperger kiegsb. 2 vorr. : über welche alle hat erst bei unserer votier
zeit Bobertus Valturius eehen bücher lateinisch vergriffen (= ver-
faszt).
Fischart gl. schiff 122: gleich wie ein gstein im ring ser setzt (ein-
Uhland volksl. 1, 53 (Cotta): du edler ameHst, der du in meinem
herzen so tief versetzet bist.
Kramer deutsch -italien. dict. 2, 768 b (1702) im DWB. 1786: blumen
versetzen in einen kränz (einflechten, einordnen).
A. Gryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 51: sehet welch eine treffluhe ketU mit
diamanten versetzet (ringsum besetzt)^).
Lohenst. Soph. (1689) S. 71 : mit schmaragd versätzt die deiche.
^) £s wechselt hier die lokale Anschauung mit der instrumentalen
Funktion. Beide berühren sich in der Bedeutung, sind aber in der Sektion
voneinander verschieden: einen edelstein in den ring setzen — den ring mit
dem edelstein besetzen. Der eine Fall führt die Handlung anschaulich vor,
der andere fasst das Ergebnis ins Auge, indem die lokale Bestimmung ins
Objekt und das frühere Objekt in die instrumentale Bestimmung verwandelt
wird. Diese Rektion zeigt ver- schon im got. (S. 10) :
Matth. 27, 60: faurwalwjands staina mikUamma daurons : ngwxxvXiaaq
Udav (liyav rj d'VQa.
167
In der heutigen Schriftsprache ist diese vielseitige Ver-
wendoDg eingeschränkt. Sie kennt verfassen (Verfasser ^ Ver-
fassung) nnr noch als „schriftlich abfassen^. Die Grundbe-
dentung ^amfassen, enthalten, einbegreif en^ hat verfassen noch
im Schweiz. (Staub 1, 1061), vergreifen im Schweiz, (ebd. 2,
716), und Bair. (Schmeller 1, 990), „schriftlich abfassen"* eben-
falls im Schweiz, (a. a. 0.); dazu vergriff „fibersichtliche Dar-
stellung, Inhalt, Inbegriff, Umfangt (Staub 2, 711, Schmeller
1, 991: dieweä jedwedes amt seinen geeWk und vergriff hat),
vergriff lieh „bfindig^, unvergrifflich „unbegreiflich^ (Staub 2,
716, 721). Können wir hieraus ein vergreifen =» begreifen er-
schliessen, so lässt sich fiberhaupt die parallele Entwickelung
mit be- verfolgen: befangen, befassen, begreifen „umfangen, um-
fassen, enthalten^ (Hittmair 50, 49, 211), „erfassen, ergreifen^
(180, 71, 72, vgl. got. fairgreipan S. 14). Der instrumentale
Gebrauch sich verfassen mit (s. oben) erinnert an sich befassen,
befangen, begreifen mit (H. 203, 204, 207), dazu verfasst „vor-
bereitet, versehen^ im Schweiz. (Staub 1, 1061). Das preuss.
sich verfassen „sich zusammennehmen^ (Frischbier 2, 430) er-
klärt sich aus der Grundbedeutung. Über versetgen vgl. S. 170 f.
b) Die Gruppe vermessen „rings umher messen, ausmessen,
richtig messen^, in mhd. Zeit recht ausgedehnt, bewahrt heute
nur noch einige nicht mehr durchsichtige Ausdrficke in den
Berufsprachen. Ihre Bildungen sind meistens 1^- Kompositen
gewichen.
mhd. Pass. K. 267, 39: dö er nach wülen den boum verhieb (zuhauen,
behauen).
Msh. 2, 390b: min kunet vermiseet mht, wie liuhtet hmet (aas-
messen, ermessen).
Gen. D. 160, 32: hei, wie si sich vermaegen, do ei (mf dei roa ge-
saegenH).
Ealtb. 153, 5 (a. 1404): dm vbüUskr eu dem rechten vermiesen.
j. Tit. 1910: diu kröne ist so vest, sie wart noah nie verrüeret (be-
rflhren).
Prag. r. 39, 58: gewant In der eilen versniden (aasschneiden).
Swsp. 26, 19: versniteniu lachen ze kleidem (zuschneiden).
^) Etwa ,sich getrauen, entschlossen sein*', noch ohne den üblen Neben-
sinn, zu dem su^ vermessen sonst übergeht; vgl. auch nhd. S. 168.
168
Havör 10, 13: nu h&t er sie vertagt mit füeaen und mü henden
(nmt&sten, betasten).
Tnch. 260, 55. 261, 1: verzollen (mit dem Masstabe abmessen, Lezer
3, 322).
nhd. Schiller 9, 212: seinen gdntrtsort nadi Mosul oder Assyrien eu ver-
legen (hinlegen, ansetzen).
Goethe 12, 214: verleg' sie sich auf neuigkeiten.
Logan 1. 76, 1: so ohne mass den wein vermessen.
H. Sachs Ndr. 39/40 S. 95: Gredt, ich kirn änderst nicht vermessen,
denn das dein man sey gar besessen (ermessen, erachten).
H. Sachs Ndr. 39/40 S. 20: (2^ ertsney iüü ich mich vermessen, eud^
bey mir bhaltn die aderlasz (sich getrauen).
Adelang versuch 4, 1503: die haare verscheeren, den köpf verscheeren.
Hesek. 44, 20: sie . . soUen die har umbher verschneiten.
Gttnther 1088: gleich den v er schnittnen jaden (beschnitten).
Goethe 33, 281: nach Sitten und theaterconveationen und nach aufge-
flickten Statuen natwr und Wahrheit zu verschneiden und eimu-
gleichen (zustutzen).
Schupp schrfft. S. 207 (Gedenks): lerne Gottes weissheit siehe wie er
" äUes so hünsüich und ordentUch versetzt habe (richtig hinsetzen)
Weckherlin ged. 81 (1648): dessen muth . . sein stoltzes hertz . . auff
seine macht . . versetzet und verlasset.
Goethe 15. 1, 67: du freust dich so, dasz dich's in schweisz versetzt.
Aas den lebenden Mundarten und Berufsprachen:
pomm. vermeten ausmessen (Dähnert 524), bair. verschneiden nach der
Elle verkaufen (Schmeller 2, 568), berl. verwiegen wiegen (Meyer 128 b).
Von den Berufsprachen liefert die Berg- und Httttensprache den reich-
sten Beitrag: vermessen gibt sie durch vermarkstatten (Yeith 531), versdiinen
(535), verschnüren (536), verziehen (542) wieder; verhauen durch Atshauen
herstellen (523). Der Winzer verfMut den Weinbeerkuchen (^zuhauen* Allg.
Haush.-Lez. 569). verlegen „zurechtlegen" ist technischer Ausdruck bei ver-
schiedenen Gewerben : der Seidenwirker verlegt die Kette (Jacobsson 4, 520),
der Bergmann Hölzer^) (Yeith 526), der Weidmann Tüchernetze (Kehrein
(306). land vermessen ist Ausdruck der Feldmesskunst (DWB. 864), soihen
verpassen geläufig in der Militär spräche '). Der Wasserbauer nennt verpeilen
das Messen der Grundtiefe mit dem Senkblei (Jac. 4, 523). Die Stücke einer
Säule und Steine werden in der gehörigen Ordnung versetzt (Jac. 4, 528, 529) ;
der Glaser versetzt die Scheiben, der Gärtner die Beete im Garten (DWB. 1286).
>) Feldbefest.-Yorschr. (1893) S. 21: sind deckhölzer . . vorhanden, so
können sie . . verlegt und nachträgUeh unterhöhlt werden,
') Dieses verpassen erhält dann durch Übertragung in der Gaunersprache
die Bedeutung „verkaufen" (Kluge rotw. 487); in der Soldatensprache wird
sich etwas verpassen euphemistisch für „stehlen" gebraucht (Hörn 81), einen
sat/^tund verpassen scherzhaft für „gerügt werden" (ebd. 137).
169
c) Die Gruppe „überziehen, verkleiden mit^ ist in die Auf-
zählung S. 143 ff. völlig einbezogen. Sie umfasst hauptsächlich
die Ausdrücke aus den Berufsprachen, die bedeuten „einen
Stoff mit einer Schicht überziehen". Die Bezeichnung dieser
Schicht gibt gewöhnlich das Stammwort. Das früheste Bei-
spiel dieser Gruppe ist as. fersüveran (S. 142).
d) Die Gruppe „durchziehen, vermischen, vereinigen" zeigt
fair- im mhd. besonders häufig im Wechsel mit durch- und
Mit^^-Eompositis ^).
ahd. Gl. IV 147 a uernatweräen : mam,
mnd. Somma Joh. 93 b: hrentze, spangen, vorhowen scho vnde cUder, de
kostUk sint (zur Zierde aufgeschlitzt).
Lüb. Z. R. 487: idt achdü nein schwort lackenn vor med et, nein ffroen
vortootoet werden, idt si denne ihovome gesiedet (mit mede and
wow, roter und gelber Farbe, bearbeiten, versetzen).
') Vgl. Lexer 1, 478 flf. 2, 1779 ff. 3, 67 ff.
mhd. durchgimmen
durdihouwen
durMegen
durchmischen .
durchnt^en
dwrchseteen
durchslaJien :
durdisniden :
durchstemen :
durchvcLchen :
durchwahsen .
durchwehen
durdiwieren :
durckwünnen :
underhouwen :
underlegen
undermischen
underseUsen
(Pass.230,10)
underslahen
(Gerb. 2928)
undersniden
undervachen
underwahsen
underwiben
underwieren
durckwürken : imderwwrken
dwrchsuhen :
durcheieren
vergimmen mit Edelsteinen besetzen.
verhouwen verzierend auslegen, auf-
schlitzen,
verzierend auslegen, durch-
legen.
vermischen vermischen.
vernähen durchnähen, durchsticken.
verseteen durchsetzen, auslegen mit,
einsetzen.
versiahen durchsetzen, besetzen, be-
(Msh.3,249a) schlagen.
versniden zur Zierde aufschlitzen, aus
(Apoll. 3740) versch. Stoffen schneiden.
verstemen mit Sternen schmücken.
vervachen abteilen, geordnet einfügen.
verwahsen durchwachsen, verwachsen.
verweben durchweben, einweben, ver-
weben.
verwieren durchlegen, durchwirken.
verwwia mit Wonne durchdringen —
wonnevoll.
verwiäTken durchwirken^ durchweben,
einfassen.
verziehen durchmischen, vermischen.
verzieren verzieren.
170
mhd. Mone quell. 1, 410: d&r roc wm gesHcket und verhouwen, das man
den fhamasck wol dar durch sach (zur Zierde aufgeschlitzt).
Np. 258 (15. Jahrh.): gefärliche gemechte, verlepperung und Ver-
mischung der wein.
Engelh. 2ö«S4: . . (Hsö riUerlidie wät . . H wären beide wol vernät
(benäht, durchstickt).
Tucher haushaltbuch 76. 106 (Schmeller 2, 612): verschrotten werk :
Holzschnitzerei.
Apoll. 3740: dig (gezdt) was versniten, daz was val (aus verschie-
denen Stoffen geschnitten, bunt).
Frankf. brgmstb. a. 1449 (Lexer 3, 240): einer hat rot versnitselt
kogel (mit Rot untermischt, verschnitten).
Wölk. 13. 3, 10: wan sich die nacht versternet (mit Sternen durch-
setzen, schmücken)^).
Frl. Ml. 24, 3: wer kan des zomes haazec dwnst versünnen (durch-
sonnen, sonnig machen).
Np. 244: unverwassert (nicht mit Wasser vermischt).
Wölk. 27. 2, 19: ach hertzenlieh, nü ist sein nit ain halbe stund, das
wir verwunt uns teten zesammen preysen (wonnevoll).
Ug. 438 (a. 1441): ein^wise, die sire verwochsen gewesen ist (durch-
wachsen).
Ot. 442 a: von gestein und von golde sin wäpenkleit was verwiert.
Parz. 3, 17: swer in den h'anken messinc verwurket edeln ruJbin
(hineinwirken).
Np. 138, 259, 61, 66: hier, safran, wein verziehen mit (durcfaein-
andermischen).
In der nhd. Schriftsprache ist von diesen Bildungen fast
nur noch versetaen gebräuchlich. Aber auch dieses ist dem
Untergänge nahe, da es nicht mehr verstanden wird.
Maaler430a: verschrottne oder versetzte arbeit machen, eingelegte
arbeit : vermiculari.
Scheffel Juniperus 16 (1883): weil ich . . speise und trank mit den
schwarzen beeren versetzte (durchsetzen, vermischen).
Freytag ges. w. 6, 82: über dem boden schwd^te noch der dämmer,
welcher das licht der deutschen sonne . . mit feinem grau versetzt
^) Das Bild ist vom Kleide übertragen, ähnlich frei dann vermtnnen,
vetwunnen gebildet; vgl. mhd. beswmen, bestemen (Hittmair 89, 102), nhd.
sich beseelen (213). Diesen Weg verfolgt im nhd. Tieck weiter mit der gar
nicht zu umschreibenden BUdung verseelen:
nov. kr. 4, 260: wie die zartesten geister fwr bluvMm oft, wemn sie
erbliM sind, sich ablösen, und durch die liebe der m>ens<hen, wenn
diese ihnen entgegentritt, sich höher verseelen.
171
Hörike 3f 233 (Hesse): man kann ein kühn braten, . . auUen, ver-
achiedenHieh versaucen, spicken (mit Sauce durchsetzen).
Pfeffel poet. vers. 1, 167: schade, dasz ick meinen gasten sein feit
nicfU audi ver spicken kann (durchspicken, mit Speck durchsetzen).
versetzen hält sich noch mit einigen synonymen Worten in
der Efichensprache:
Davidis-HoIIe prakt. Kochbuch (1904) S. 134: . . verkocht diese meM-
schmtse mit kräftiger fleischextrdkIbouiUon.
ebd. S. 77: . . verrührt sie (suppe) dann mit zwei in ein glas wein
verquirlten eidottem^).
ebd. S. 70: die suppe . . mit säk versetzt
Die Suppe mit Grün verschneiden kann ich aus dem Schles. (Breslau)
bezeugen. In den verschiedenen Berufsprachen bedeutet versetzen (verschnei-
den, verstechen) , Stoffe chemisch verbinden, untermischen, durchsetzen'.
Farben versetzen oder verreiben heisst sie , mischen, ineinander übergehen
lassen* (Jacobsson 4, 529). Der Küfer verschneidet oder verstieht einen Wein
mit einer anderen Sorte, um ihm Farbe oder Blume zu geben, „ein nicht zu
den Fälschungen zählendes Hilfsmittel ^ '). Dagegen hat versetzen üblen
Nebensinn: , geringeren Weinen Sprit beimischen, um ihnen den fehlenden
Gehalt zu geben' *). Anders das bremische Wb. 4, 890 und das holsteinische
von Schütze 4, 142, bei denen auch verschneiden ein Entwerten des Weines
bedeutet*). Diese beiden Mundarten gebrauchen auch verpulsken, -pSUschen
vom Pantschen und Fälschen des Weines (brem. wb. 3, 374, Schütze 3, 241).
Das Westerwäldische (Schmidt 309) versteht unter versehneiden allgemein
.unerlaubten Gewinn machen*. In der Militärsprache versetzt man Raketen
und andere Feuerwerkskörper mit der Ladung (Eggers kriegslex. 2, 1212 im
DWB. 1286). Adelung (DWB. 1287) führt an: das Kupfer zu den Glocken
mit Zinn versetzen, das Haar ist mit Grau versetzt. Nach Jacobsson 4, 529
nennt der Lohgerber versetzgrube die „Kuffe, worin man die Schmalleder mit
frischer Lohe treibet oder zu Kräften kommen lässt*, versatz des leders die
zweimalige Durchsetzung der Häute in der Lohgrube; versatz des zinnes
nennt der Zinngiesser den Zusatz zum Zinn (524). Das Steirische und Bair.
verwendet ein aus dem Slovenischen stammendes Wort verweissen, -weisseden
für .Speisen mit Fett würzen* (Lexer 254, Schmeller 2, 1030). Der Nieder-
sachse nennt mit Kraut gewürzte Speisen verkrOderd, -krüed (brem. wb. 2,
^) Der Frankfurter liebt kUeserehen mit roAm eiern fein verkleppert
(Askenaay 128).
') P. M. Blüher: Meisterwerk der Speisen und Getränke, Leipzig 1901,
n 2010 b.
*) Ders.: Rechtschreibung der Speisen und Getränke. Alphabetisches
Fachlezikon, Leipzig 1899, S. 294 b.
*) Vgl. auch Kladderadatsch vom 14. 1. 1906: versehnitterlied (pfälzisch),
^s ist ein ver Schnitter Sartonus, er weisz, wein blume haben musz . . .
172
883), der Preusse mit Masern durchsetztes Holz vemiasert (Frischbier 2, 436).
Das Köln, kennt verafndljameere „vermischen" (Honig 190 a).
Zu der Bedeutung „vereinigen^ gehören insbesondere die
Ausdrücke für verwandtschaftliche Beziehungen, verwandt selbst
allerdings ist anderer Herkunft ^). Die Ausdrücke für versöhnen
<) Paal wb. 516 b sieht „ zugewandt ** als Gmndbedeatung an. Tat-
sächlich stammt verwandt wie verkehren mit „ Umgang haben'' ans der Ge-
schäfts- und Handelssprache. Beiden liegt fair- in der Bedeutung «rings
umher, hin und her'' (vgl. S. 14 f.) zugrunde. Mit wem man sich hin und her
kehrt oder wendet, mit dem ist man verwandt, d. h. in (zunächst geschäft-
lichen) Beziehungen. Seit nhd. Zeit werden dann diese Beziehungen auf
Blutsangehörigkeit und Yerschwägerung im besonderen angewandt, doch
kommt noch im jüngeren nhd. und in den lebenden Mundarten die alte Ver-
wendung vor.
mnd. Westphal. 3, 137: ee worden syne vorwanten (subditi).
ebd. 3, 175: dem koninge van Dennemarcken vor wandt (regis Dano-
rum fautores).
Wiechm. I S. 81: de van Lubecke mit eren vorwanten (Verbündeten).
Jev. Urk. v. 1572: mit einem ede vorplichtet und vorwant eyn.
mhd. Cp. 48 (Lexer 3, 301): die in den aachen verdächt und verwent sein
(beteiligt).
Np. 57 (ebd.): gesipte und verwante freunde.
nhd. Chron. 23. 232, 16 : allen derselben sundem personen und sunst menigk-
lich diser sacken verwandt.
ebd. 381, 20: der gaistlichait verpflicht und verwandt.
ebd. 203 Anm. 2: irer pflicht, damit sie ainem erbem rat verwant
gewesen sein, ledig gezelt.
ebd. 181, 6: das den thomherm der merer tau eugeherig, underwirflidk
und mit lehenschafft verwandt ist gewesen.
ebd. 391, 8: jeden bürgern, inwonem, seshafftigen und iren verwanten
(Bedeutungsübergang !).
Innsbrucker Urk. v. 1574 bei Kluge rotw. 108: dann aUe so in irer
gesettschaft verwont, die hunen die sprach Botwelsch.
H. Sachs 16. 41, 17 Keller: wer war verwant in diser socAP und
was war der frawen geschehen? (beteiligt),
ebd. 15. 181, 35: dergleichen auch Israel das hause triebe nU gar und
gentzlich aus in dem lande die Cananiter . . sonder Hessen ihr vü
verwand hin und wider bleiben im land.
Goethe bei Paul wb. 515 b: was . . einigermassen mit der Uteratur
verwandt ist.
Jetzt freiUch fassen wir solche Stelle fälschlich so auf, als ob ein FamiUen-
verhältnis darauf übertragen wäre. Brem.-niedersächs. verwandt „in Ge-
schäftsverbindung stehend, angehörig " (wb. 5, 228), henneberg. westerwäld.
173
werden wir wohl als „in Eintracht zusammenbringen" aus-
legen und hierher stellen können, soweit nicht das Präfix (faift-
oAer fra-) nur den schon im Stammworte liegenden Sinn ver-
stärkt wie bei mhd. versüenen (Lexer 3, 257) und vertragen
(273) oder eine einfache Denominativbildung vorliegt wie bei
verebenenj -einbtsren, -einen, -einigen, -geliehen, -rihten, -slihten
(102, 103, 104, 111, 203, 234).
Dagegen möchte ich hierher ziehen mnd. vorvrentschappen, -wunden
freandschaftlich schlichten ( Schiller -Lübben 6, 494); mhd. sich vergünsten
mit sich aassöhnen (121), -kotnen übereinkommen (147), -minnen^) gütlich
aasgleichen, versöhnen (180), sich vervazzen mit sich vergleichen (286),
-vriunden freandschaftlich verbinden (290), sich venoilleküm mit freiwillig
ein Abkommen treffen (308). Aas den nhd. Mandarten ist henneberg.
westerw&Id. sich verhombardHren sich vertragen (Spiesu 265, Schmidt 289),
Schweiz, verf runden befreanden (Staab 1, 1306), bair. verfreundet verwandt
(Schmeller 1, 822) and Schweiz, verminnig gütlich (Staab 4, 315) anzaführen.
Diese Gruppe wird besonders anziehend dadurch, dass/ro-
Typen in sie eingegangen und dadurch doppelsinnig geworden
sind. Sie bedeuten zugleich „auseinanderziehen*^ und „inein-
anderfügen" (trs.), „auseinanderfliessen** und „ineinander fiber-
gehn^ (intr.). So bezeichnet der Maler das richtige Ausein-
anderziehen und Ineinanderfiberführen der Farben, das richtige
Abstufen nach Licht und Schatten als Verblasen, verschiessen,
verschnehen, vertreiben, verwischen (Jacobsson 4, 504, 526, 527,
535, 536)*). Dann verlieren sich (ebd. 521), verschtneUen oder
t?er5CÄ«wmtw^ die Farben ineinander^. Ähnlich wird verstreichen
gebraucht.
„darch Geldschuld gefesselt an einen'' (Reinwald 2, 135: er ist mir noch mit
100 totem verwandt, Spiess 270, Schmidt 313). Bair. Schmeller 2, 944 „in
Berührang stehend^ beteiligt^.
^) Mz. 1, 226 (a. 1286): man sei kiesen zwene man, die si verminnen.
verminnen mit der entgegengesetzten Bedeutung jjentzweien** s. S. 125.
') Lessing 8, 36: ist aber dieses verschieseen . ., diese sctwoächung
oder stufenweise Verringerung des lidUs tmd der färbe nicht eine
folge einer wöhJbeachteten perspective?
A. Springer, Kunstgesch. 34, 485: er . . vertreibt die töne mit der
gröszten sorgfaU, so dass die hiidfiäche wie aus einem gusse er-
scheint.
*) Die Kunst her. R. Mather Bd. 34 S. 7: ich sehe färben, die ineinander
verschmelzen, oder flachen, die ineinander überg^ien.
/
174
verschiffen^) ist Kunstausdruck in der Sprachwissenschaft
und Metrik {verschleifte silben, vokalverschleifung oder -verschmd-
eung: „Erasis^), verschlangen^) in der Stenographie: „Laute,
Silben, Buchstaben ineinanderschleifen, -schlingen". Der
Schneider verschlingt das Knopfloch, indem er die Nadel durch
die Schlinge des Fadens steckt („durch-, um-, zusammen-
schlingen" Jac. 4, 527). Diese und ähnliche Bildungen sind in
kunstmässiger Erzählung sehr anschaulich^.
e) fair- in der Anschauung „durch und durch" (S. 163) er-
gibt die Bedeutung „fiberkreuz, fiberquer", ffir die verschränken
das Muster bildet. In dieser Verwendung tritt der Parallelis-
mus von /a»r- und unter- („zwischen") Kompositis besonders
deutlich hervor (vgl. S. 163 Anm. 1). verschränken^ meist als
„mit Schranken umgeben, einschränken" aufgefasst, kann auch
ebd. S. 9: die konturen m ein sfumato, ein raudUges, duftiges ver-
schwimmen aufguHösen.
C. H. Stratz, Schönh. d. weibl. Körp.® S. 147: hei schmalem Unterkiefer
geht das fettpolster gleichmässig in das des halses über, so dass
wir das verstreichen der unterkiefertovnkd als voreug hetracMen
müssen.
*) Starke and schwache Form gehen bei schleifen schon mhd. dorchein-
ander. Dieses verschlingen ist nicht mit der/ra-Type verschlingen ^hinanter-
schlingen" zu verwechseln.
>) Thümmel 6, 732: freilich hatten seine beiden ersten berichtiger gern
verschiedene der maiereien . . . reUmdhirt, einige verschliffen,
andere wM gar vernichtet (abschleifen — zusammenschleifen).
Goethe 23, 44: ich war versunken, verschlungen in das wunder-
lichste verlangen.
Goethe 2b, 23: sie . . hatte etu}€is natürlidnoOrdiges in ihrem beiragen,
das in eine angenehme Weichheit verschmolz,
Bürger ged. 119 Sauer: o götterwerkl mit weicher harmonie hier geist
in leib und leib in geist verschwebet
J. Paul flegelj. 3, 145: er könnte den eisenfang seines windofens eu
seinem brennenden namenrgug v er schweifen und ringdn lassen.
Goethe 33, 210: wie uA ganz in melodie verschwamm.
Fichte grundz. d. g. Zeitalters 530: eine . . eur eihheit des denkens
verflossene gemeine (über-, ineinanderfliessen).
D. y. Liliencron Poggfred 2, 19: bis die wiükommengrusee vertonen
in ein mächtiges gedieht (zu tönen aufhören — tönend übergehn
— zusammentönen).
176
„mit Schranken darcbziehen, dnrchqaeren^ bedeuten. Nur diese
Bedeutung hat sich erhalten.
mhd. Nib. 1916, 3: ja ist aU6 verschrenket diu Etzden tür.
Pass. K. 683, 7: so noü diu gir die hüscheit mir verschrenken (ein-
schränken).
Msh. 3, 196a: wie si . . verseht enkent ianees trit (überschränken,
ineinanderschränken).
Wölk. 12. 2, 10: jpil Ulmen vand ich amen tarn, köstlich verschranckt,
von freuMn klug *).
nhd. Fronsperger kriegsb. 1, 47 a: wo . . die läger mit einer wagenbwrg
oder sonst mit eim OMffgewo/rffnm wdll, tarn, oder graben, umbgeben,
und verschrenckt werden (amschränken).
Opitz 1, 129: mit hecken gante verschrenckt,
Lohenstein Sophonisbe 89 (5, 365): die götter haben noch m<ht aUen
trost verschrencket*).
Goethe 9, 314: verschränkt in trUbsinn, krankheit, menseherihasa.
ebd. 23, öO: ländliche Wohnungen . . zusammengezimmert aus ver-
schränkten halken,
ebd. 26, 169 : die lebhafUgkeit, womit ich die hüder grfaszt hatte, die
gewalt, womit ich sie aussprach, hoben alle hindemisse einer ver-
schränkten wortsteüung (Chiasmns).
Goethe an Schiller 279: nachmittags verschränken wir unsere be-
suche (machen sie ttberkreuz).
Schäfer, Baukunst des Abendlandes (Göschen Nr. 74) S. 145: die einst
so klar . . geführten sireben und fiUdlen werden vielfach ver-
schränkt und verschnörgelt, überschneiden sich.
Der Weidmann gebraucht verschränken, wenn der Hirsch eine Fährte
mit verschränkten Beinen macht und wenn dem gefangenen Wilde die Beine
kreuzweise gebunden werden (Kehrein 309). Der Bergmann verkreuzf) und
verquert*) den Schacht (kreuz und quer durchfahren, Yeith 524, 533). In
Tielen Mundarten ist verquer gebräuchlich mit dem Sinne ,quer", dann zu
schlechtem übergehend , verkehrt' (Schambach 265, Jecht 117, Frischbier 2,
430, Meyer 127 b), dazu die ndd. Nebenformen verdwer, verdwär (Danneil 237,
') Nach diesem Muster prägt derselbe Dichter die anschauliche Bildung
ncft verhenddn „sich mit verschränkten Händen fassen'':
Wölk. 48. 1, 6: w6 ewai an ainem schconen rei sich muetüsUch ver-
hendelt hän,
') In der Gaunersprache bedeutet verschrencken „verweisen'' (Kluge
rotw. 169, 190).
*) Auch in der nhd. Schriftsprache nachzuweisen:
Auerbach leben 2, 248: wie man die verkreuzte diplomatische intrige
selbst dem einfachen sinn des Volkes eingeimpft hat.
*) Vgl. mhd. vertwerhen quer, verkehrt gehn (Lexer 3,
176
Frischbier 2, 430), verdwas, vor&was (ebd., Brem. wb. 1, 282) und verdwaiseh
(Friscbbier 2, 430). Ähnlich gebraucht das Brem.-Nieder8ächs. verwend ,yer-
kehrt, linkisch" (wb. 5, 229). Das Kölnische fügt dazu scherzhaft verplex
atAtt perplex (Honig 193 b); ebenso die Aachener Mundart verplex, verpleUft
(MüUer-Weitz 255).
f) Die Gruppe „verfestigen, verwirren" berührt sich am
engsten mit /our- Typen und ist in der Aufzählung S. 143 ff.
sehr zahlreich vertreten. Die ahd. Belege für verschnüren, ver-
walken y verwinden, verwirren finden sich auf S. 142. Bezeich-
nend für die /air-Type ist mhd. sich vervähen „sich verwickeln
in", in übertragenem Sinne „unternehmen, übernehmen", im
Wechsel mit sich undervähen^):
mhd. Such. 46, 52: jeumo fratoen sich der reis verviengen,
Gudr. 1061, 3: wiltu daz din vrouwe der dienste mht eine entuo, so
solt du dich vervähen der dienste ze dller stunde.
Lob. 3460: er undervie sich mit im vrdgens dräte.
Unter dem Einflüsse von Verben, deren Stammwort schon
zu üblem Nebensinn neigt, wie verwirren, erhält diese ganze
Gruppe leicht einen Stich ins Schlechte, den die lebenden
Mundarten wesentlich verstärken. Von dem deteriorierenden
ver- soll weiter unten zusammenfassend gehandelt werden.
In den folgenden Gruppen verleiht /atr- intensive, frequen-
tative, durative und resultative Bedeutung („rings herum,
völlig"). Am anschaulichsten ist das Intensive bei den Verben
„ein-, auf-, volladen" und „einen Platz besitzen, sitzend ein-
nehmen", letztere nur aus den nhd. lebenden Mundarten zu
erschliessen.
g) mhd. verbacken aufpacken (Lexer 3, 70), -laden belasten (151), -tränken
volltränken (274), -vliezen yollfliessen (288), -vüllen vollfttllen (291).
Ans den nhd. Mundarten : götting. verfüOen ausfüllen (Schambach 261),
eis. sieh verkröpf e sich satt essen (Martin 1, 523), brem. verladen ein-, auf-
laden (wb. 6, 161), Bchles. verlosten belasten (Weinh. hs. L 25), preuss. ver-
stickstacken Fächer beim Fachwerkbau ausfüllen (Frischbier 2, 442); die
^) ahd. untarfähan in derselben Bedeutung bei
0. III 14, 9: tme druhtin selbo thdra giang, ein vrib er ie untar-
fiang, si ganz sih ihdna fuorta, so sliumo siu nan rüarta
legt Kelle Gloss. 647f. fälschlich als „hindern" oder „entreissen*' aus.
177
Hflttensprache gebraucht verladen mit Palver laden (Veith 524), Schweiz.
cerhockty veistän Platz sitzend, stehend einnehmen (Staub 2, 1124; 1, 908),
sich vertun breit sitzen (Stalder 1, 280), bair. versitzen^) besitzen (Schmeller
2, 348: ist der platz schon versessen? war alles schon versessen heym wirth).
Diese Ausdrücke neigen zu üblem Nebensinne:
Schweiz, verbaste überladen (Staub 4, 1779), brem. verladen Überladen
(wb. 6, 161), schles. verlosten überlasten (Weinh. hs. L 25), Schweiz, sich
verlege sich unanständig hinlegen (Staub 3, 1188), brem. sidi verteen sich
unanständig aufführen (wb. 5, 41), hamb. holst, sik verdoon sich breit machen,
grosstun (Richey 36, Schütze 232). Hierher gehört auch Schweiz, vergrigge,
vergraue auseinanderspreizen (Staub 2, 727, 823), schwäb. sich vergrattlen
sich durch Ausspreizen die Beine verrenken (v. Schmid 421), eis. ver^rattele,
-spreitle auseinanderrecken, versprattelt breitbeinig (Martin 2, 562), strassb.
ncA verspraddle Arme und Beine nachlässig ausstrecken (Schmidt 112),
Schweiz, sich verstelle sich gespreizt hinstellen (Staub 1, 906).
Abgeblassto Intensiva sind einige besonders der nhd.
Schriftsprache geläufige Bildungen :
mnd. Eichtst. Lehnr. Prooem. § 1: dat de man edder de here sik vormudet
dat, des nicht sin scal (trachten),
mhd. vergunnen^ -günsten, -günstigen vergönnen (Lexer 3, 121), -handeln
handeln, tun, reü. sich zutragen (124), -meinen meinen, denken, wollen,
hoffen*) (176), -merken bemerken (178), -mtden meiden, unterlassen (179),
-missen missen, nicht erreichen (181), -schonen parcere (217), -sieden völlig
sieden (227), -spam sparen, schonen (243), -stän^) stocken (247), -stellen,
-stillen zum Stehen bringen, stillen (250, 252), -strceten Einhalt tun, stillen (254).
Im nhd. geht vermtUen „den Sinn richten auf, trachten
nach* zu der Bedeutung „meinen, annehmen* über*), dem
schon mhd. belegten vermerken tritt verspüren an die Seite ^).
verfügen verordnen „völlig fügen, ordnen" nimmt den Sinn „ge-
bieten" an und nähert sich damit den /aur-Typen S. 118 flf.
') Hierher ahd. Gl. II 88 verlegena : siti.
mnd. Lüb. Urk. 5, S. 463 (a. 1414): des Tieren man . . ., dar he under
vorsetten is (ansässig).
*) Bei. 1660: ich wetz 7iiht, toaz ir vermeint. Nicht mit vermeinen
„verbannen, verderben" zu verwechseln (Lexer 3, 176)!
») W. V. Rh. 138, 11: dö verstuont daz hluot vil gar.
*) nhd. Luth. 1, 147b (DWß. 899 a): ein hippenhub, der allein die
leute vermutet zu schmähen (trachten).
Lessing 1, 623: sie konnten nicht vermuthen, tote sehr micli ihr
Unglück über das meinige hinaus setzen würde (annehmen).
*) Simpl. 2, 4 Kurz: Simplex ins mare del Zur wird geführet, da er
sehr selzame saehen verspühret,
Leopold, Die YorsUbe ver- 12
178
Im Schweiz, ist vermtiäe noch als „vorhaben*' gebräuchlich
(Staub-Tobler 4, 586).
Zu diesen Intensiven sind ausser den nhd. Impersonalien vervrumen
frommen, -vüegen passen (Lezer 3, 290), -zimen geziemen (321) die Bildungen
verlangenj verdriessen u. ähnl. zu rechnen. Sie werden ursprünglich ebenfalls
unpersönlich gebraucht und neigen zu üblem Nebensinne (vgl. S. 177). ver-
langen geht erst nhd. zu persönlicher Konstruktion über,
mnd. Josef 7 Tods. 3244: de vp grotetne gude vorhwngem, vnde vp dat gud
also vorlungeren (lüstern verlangen nach),
mhd. Wölk. XV. 1, 9: der seit mich nit verdrös^).
Trist. 6226: und v er duckte in sere das Tristan so vaste nach dem
kämpfe sprah (übel dünken).
Engelh. 16: wen sol nach ir verlangen?^),
Berth. 480, 33: toan in verlocket das herze nacli der unkiusthe
(lüstern verlangen nach).
Chr. 5. 379, 26: als offt si das verlustet^) (gelüstet).
Msf. 244, 62: der alten rat v er s mäh et nü den kinden (verächtlich
erscheinen).
Diemer 208, 10: er lie sich es niht vertüren, er scöz in (den herzogen)
mit tem gere durch (zu teuer dünken, verdriessen).
Fasn. 929, 1: du solt dichs nicht Idzen verviln^) (zu viel dünken).
Myst. 2. 303, 21: diz zil verwunderte den höhen adelar Joliannes
in dem huoche der tougeni.
nhd. Aus den lebenden Mundarten:
brem. götting. verdunken, -dünken verdriessen, zu lange dünken (wb.
1, 273), auffallend, verdächtig erscheinen (Schambach 261), hess. es verhont
mir bin tief gekränkt (Vilmar 174), verlangen schles. in Erwartung sein
(Weinh. hs. L 17), pomm. zu lang werden, verdriessen (Dähnert 523), bair.
v€rschma(hen , pomm. versmaden schimpflich, schmählich scheinen, hess. es
verschmät mir bin tief gekränkt, verschmüst, -schmdst, -schmähet mich ver-
driesst mich (SchmeUer, 2, 547, Dähnert 526, Vilmar 174, 358), westerwäld.
verschnuppen verdriessen (Schmidt 310), schles. vervielen, brem. vervelen zu
viel dünken, überdrüssig werden, verdriessen (Weinh. hs. F 75, brem. wb.
1, 368).
h) Die Frequentativa beruhen auf der Anschauung „umher,
hin und her" (vgl. got. fairweüjan S. 14 f.). Sie sind heute
meist er-Eompositis gewichen.
*) Neben mich verdriuzet, verlanget, verltistet, vertüret, vervilt ist mich
hedriuzet, belanget, inir helusiet, mich hetüret, hevilt mhd. belegt (Hittmair
186, 233 f., Lexer 3, 279), ebenso mich erdriuzet, erlanget (langweilen), errilt
(Lexer 1, 623, 647, 690).
179
ahd. Gl. I 566a urmoh irsuoh litVsuocA : probationem.
N. I 14, 11 P.: feruuälloHu in änderro planeiarum u4rte : flexa per
▼arios orbes (umherwallen),
mnd. Körner 207c: dorste neen (horger) wanken ofte vorher en in den
hensesteden (hin nnd her kehren, Umgang haben, umgehen).
Korner 187 c: eristene hoplude, de myt en vorkerden.
Ben. 187: um de zeeroveren to versoeken (rings umher, hin und her
suchen, aufsuchen).
Ravenst. f. 69c: do toolde sik Susanna vorwanderen^) an deme
boemgarden (hin und her wandern, sich ergehen).
Br. d. Euseb. 48b: o verwunderende spise (Christus: sehr wunder-
bar) »).
Lieht. 145, 4: ewaz si gein mir gesprechen kan, da sol ich nimmer
niht an verdenken noch versinnen wan gn&den unde minnen
(hin und her denken, sinnen).
Neidh. 85, 22: si hat mit verauochen elliu Hutschiu lant durchwallen
(hin und her suchen, besuchen) ').
Nib. 1049, 4: st versuochtenz friuntlichen an froun Kriemhilde (hin
nnd her suchen, versuchen).
Mgb. ö, 2: diu versuochende kraft : gustns.
Silv. 3132: dcus got der süeze üf erden versuochet wolle werden
(erproben).
Mor. 2, 821: wae hilfet dich, daz du hast vervlizzen dich (sich be-
fleissigeu).
Fromm. 3, 54b Jan. 40: sich vervröuwen (sich erfreuen).
Troj. 2977: das kleit was also wit, daz er sih mohte . . dar inne wol
verwalten (sich frei bewegen).
Wwh. 69, 26: nü heten ouch uz v er wallen (var. erwaUen) sin ougen
(hin und her wallen)*).
Msh. 1, 203b: swanne in sorgen sich verwindet gar nach ir daz
herze min (sich hin und her winden).
Msh. 2, 325a: an menschen hat diu gotes kraft vür elliu dinc ver-
wundert (sich wundervoll zeigen)*).
Mgb. 15, 13: diu zung, diu ze dünn ist, macht stamelnd und ver-
zuckend sprach (reddit titubantes et sincopizantes).
nhd. Lohenst. Armin. 2, 1121 : weil sie es für schände hielten aus Bom . .
*) Der reflexive Akkusativ bei sonst, intransitiven Verben bezeichnet,
dass das Subjekt darch die Tätigkeit sein eigenes Wesen hervortreten lässt
nnd sich in einen Znstand versetzt (Erdmann II § 157, 160). Andere Verba
wiederum werden abweichend von unserem Sprachgebrauch intransitiv ver-
wandt.
*) Zu mhd. versuochen vgl. die Parallelen durch suochen (Lexer 1, 490)
und under suochen (2, 1806).
«) Gegen Lexer 3, 292.
12*
180
einen mit fremden sitten verkehrten Tierrscher zu holen (be-
wandert) *).
Goethe 21, 69: im freien zu verkehren und zu lustwandeln (hin und
her gehn).
Goethe 41, 74: muszt ich nicht mit der weit verkehren? (umgehen mit).
H. Sachs Ndr. 193/199 S. 324: die fraw . . ihet pald mit ir maid ver-
schaffen: „Ge lauf dw eülent hinden naiis!" (hin und her
schaffen).
Dasyp. 447a: v er sücheti : f&cere periculum, tentare, experiri.
Schiller 12, 314: willst du den gang mit mir versuchen? (unternehmen).
Luth. 24. 346, 31 W.: sie , . Ihoben weil versucht, wie fremhden
, leuten zu mut ist (erproben).
H. Sachs Ndr. 39/40 S. 13: fladen vnd feiste speckuchen, wolt ichs
credentzen vnd versuchen (schmecken).
kunk. evang. (1557) A 3: als idi einmal des abends nach dem essen
mich V er t retten wolt und die zeit vertreiben (sich ergehen).
Mörike 6, 209 (Hesse): wie . . ihnen jegUcfie Verrichtung, als tanzen,
schweben, sich verwenden, niederfallen, knien, so gar unschwer
voti statten ging (sich hin und her wenden).
Luth. 9. 537, 16 W.: des vorwundert sich alles.
ebd. 537, 24: über disen dingen hatt sie sich warhafftig verwundert.
ebd. 537, 11: sein vatter wnd mutter haben sich verwundert von
den dingen.
W. ScherfFer Grob. 103 (Drechsler 274): viel werden heimlich selbst
verwundern deinen witz (bewundern).
Aus den lebenden Mundarten:
Schweiz, verhottere stark schütteln (Staub 2, 1773), brem. götting. ver-
keren Waren umsetzen, in Verkehr bringen, umgehen mit (wb. 2, 762, Scham-
bach 262), pomm. verkeer Geldumsatz, Handlung (Dähnert 522), schles. sidi
verkehren umgehen mit (Weinh. hs. K 65), Schweiz, verehrte stich gedrehte
Masche beim Stricken (Seiler 105), elsäss. verkore versuchen, kosten (Martin
1, 464), Schweiz, verchüwe wiederkäuen (Staub 3, 582), brem. versaien hin
und wieder säen, umherstreuen (wb. 4, 570), elsäss. verschafft emsig (Martin
2, 396), brem. holst, pomm. verscheten hin und her bewegen *), versöken brem.
suchen, ersuchen, besuchen (6, 912)'), hamb. holst, suchen, ersuchen (Richey
323, Schütze 4, 307), preuss. versuchen besuchen (Frischbier 2, 442), bair.
sich verstaunen über (Schmeller 2, 764), Schweiz, bair. verwerfe hin und her
*) verkehren ist in den nhd. Wörterbüchern vor Adelung nicht ver-
zeichnet. Es stammt aus dem ndd. und ist auch im Niederländischen zuhause.
*) Brem. wb. 6, 280: de ogen verscheten (schielen).
Schütze 2, 39: böse äugen, die sich verdrehen, verschiessen.
Dähnert 526: de ogen verscheten (hin und her bewegen).
•) ik versöke darum : bitte!
181
werfen (Seiler 114, Schmeller 2, 996), Schwab, verwarbe Gras aufschütteliij
umwenden (v. Schmid 517), Schweiz, verzaagge in den Händen herumziehen
(Stalder 2, 461). Dazu kommt aus den Beruf sprachen das verziehen der
Latten beim Dachdecker: „verschieden abgestuft aufnageln '^ (Jacobsson
4, 536).
Besonders verbreitet sind die Ausdrücke, die eine körper-
liche Bewegung und Erholung bezeichnen, meist in reflexiver
Form gebräuchlich:
Strassb. sich verbabble hin und her plaudern, Zeit verplaudern (Schmidt
It), Schweiz, brem. preuss. sidi vergän, -gehn sich ergehen Gesundheit halber
(Staub 2, 27, brem. wb. 2, 481, Frischbier 2, 431), Schweiz, sich verlaufe
dass. (Staub 3, 1136), sich verlufte sich durchlüften, in der frischen Luft
ergehn (3, 1161), sich vermüefere sich regen (4, 96), sich vermuesse sich
verweilen (4, 498), Schweiz, elsäss. sich verrüere sich rühren (Seiler 116,
Martin 2, 283), eis. sich verspräche, götting. pomm. sik verspräken sich eifrig
unterhalten, durch Sprechen aufmuntern (Martin 2, 557, Schambach 267,
Dähnert 527), köln. veriredde, pomm. de föte vertreden, altraärk. sek verträden,
brem. sik vertreden, preuss. sich vertreten sich ergehen, spazieren gehn (Honig
195 a, Dähnert 528, Danneil 240, brem. wb. 5, 101, Frischbier 2, 443).
Eine Reihe von Verben, die „sich vorblasen, verschnaufen"
bedeuten, gehen wahrscheinlich auf effektive /ra- Typen („auf-
hören zu blasen, zu schnaufen") zurück:
Schweiz, bair. preuss. (sich) verblase(n)^) (Staub 5, 147, Schmeller 2,
1087, Frischbier 2, 428), preuss. vergisciicn, -jöschen (Frischbier 2, 431), bair.
verkeichen *), Schweiz, verpfnüse (Staub 5, 1274J, götting. brem. holst, altmärk.
bcrl. leipz. sich verpusten (Schambach 265, brem. wb. 3, 382, Schütze 3, 251,
Danneil 238, Meyer 127 a, Albrecht 230), Schweiz, verschnufe zu Atem kommen,
bair. verschnauf en^ brem. sik versnucen (Seiler 112, Schmeller 2, 1087, brem.
wb. 6, 906).
Diesen beiden Gruppen folgt dann eine ganze Reihe von
Verben des Sinnes „sich erholen, vergnügen"'):
*) H. Sachs (1612) 1, 584: als ich ein weng verzaufft, verblies und
auch verschnauft,
') H. Sachs 12. 152, 27 Kefler: ich toill da gleich ein wenig verkeichen,
. . . auszruhen, mich ein klein ergetzen, ,
') vergnügen selbst hat einen Bedeutungswandel im nhd. durchgemacht.
Ursprünglich als Denominativbildung zu genug hcisst es „befriedigen, genug-
tun" (mhd. vergenüegen = vemHegen Lexer 3, 113, 190).
Logau 3. 59, 10: gott gibt alles was wir dürffen; dasz sichs uns nu
nimmer füget, macht die woUust und begierde, derer stand sich nie
vergnüget (sich begnügen).
182
elsäss. sich veramüsiere (Martin 1, 37), altmärk. sek verdaam (Danneil
236), brem. sek verdoon sich vergnügen (wb. 1, 227), sek verfrauen sich freuen
auf, ergötzen an (1, 446), altmärk. sek verhaoln, brem. holst, pomm. sik ver-
Juilen, prenss. sich verholen (Danneil 238, brem. wb. 2, 569, Schütze 2, 80,
Dähnert 621, Frischbier 2, 432), westfäl. sich verküem Zeit vertreiben (Woeste
292), Schweiz, elsäss. sich verlustiere, Aachen, sik verlöstire, götting. brem.
sek verlustercfi, prenss. und stnd. sich verlustiren (Staub 3, 1477, Martin 1,
621, Müller- Weitz 254, Schambach 264, brem. wb. 3, 105, Frischbier 2, 435,
Elnge stud. 132), Aachen, sich vermaache sich ergetzen, köln. vermaache
freudig geniessen, vermaht han sich gütlich getan haben, brem. vermaken
unterhalten, refl. sich erlustigen, brem. holst, vermake Unterhaltung, Ver-
gnügen (Müller -Weitz 264, Honig 193 a, brem. wb. 3, 118, Schütze 3, 73),
Schwab, sich vermaien*) sich erfreuen (v. Schmid 370), brem. sich vemijen,
pomm. vemijereren sich durch Abwechslung Vergnügen bereiten, etwas Neues
vornehmen, (wb. 3, 240, Dähnert 624), Schweiz, sich vemuefere sich erholen
(Staub 4, 682), brem. sich venointem^) Wintervergnttgungen geniessen
(wb. 6, 269).
i) Von den Durativen gehören von Hause aus die mit
Verben der Ruhe gebildeten zu fair-; die Grenze nach faur-
(vgl. S. 113) und /ra- hin ist nicht mehr sicher einzuhalten.
ahd. Gl. n 307 b fardolet uuesan : perpeti. farduita : pertulit.
mhd. verbiten^) (zu) lange, vergeblich warten (Lexer 3, 76), -Üben,
'bUben bleiben, ausbleiben, unterbleiben') (161, 78), -doln, -diUden, -dulten
leiden, ausharren (96, 101), -drozen anhalten (99), -hohen hangen bleiben
(Nachtr. 391), -harren (3, 125), -liden aushalten (161), -lüren heimlich bleiben
(170), -nahten^), -jdren, -tagen*) Nacht, Jahr, Tag über bleiben (184, 137,
ein jär verschinen (217).
Logau 2. 220, 58: beseres glücke künt ich leiden; kamt es nicht, ich
bin vergnügt (zufrieden > froh).
Wieland 38, 242: sie wollte nichts als gefallen und sich vergnügen
(sich belastigen).
In den heutigen Mundarten lebt noch die alte Bedeutung : Schweiz, vemüege,
-genüege befriedigen (Staub 4, 701), kurhess. schles. vergnü(e)gt befriedigt,
satt (Pfister 81, Weinh. hs. N 66), westerw. ich hab mein vergnügen ihm
satt (Schmidt 293).
') sich vermaien, venointem ist ganz frei gebildet: „sich am Mai, am
Winter vergnügen".
') Auch die Durativa gehen bisweilen zu dem Sinn „übermässig' über.
') mnd. Leben d. h. Franz. 21b : i^ vernachtede dar myt den hischope
(übernachten: nhd. gött. vemachten dass. Schambach 264).
*) mhd. Gaupp 1, 140 (a. 1297) : swer in der stat verjdr et und vertaget.
nhd. Schiller 7, 216: die ma4:ht . ,, die in verjährt geheiligtem besitz
in der gewohnheit festgegründet ruht (durch Jahre geheiligt).
183
Das nbd. sich verhalten (vgl. sich vernehmen S. 191) ist mlid.
schon nachzuweisen:
Loh. 2826: tV manheit wcis dem verhalten ungelid^ des vordem tages.
nbd. verblasst es in der Bedeutung:
Simpl. 2. 126, 7 Karz: zu erzählen ^ wie ich mich in solchem stand
verhalten.
Das Schles. hält noch verleiben „bleiben*' fest (Weinh. bs. L 57).
k) Die Resultativa gehen auf /air- in der Bedeutung „rings
umher, völlig" (vgl. got. fairaihan, fairgreipan, fairwaurTcjan
S. 14) zurück^). In der Mehrzahl bezeichnen sie eine Geistes-
tätigkeit, erscheinen in reflexiver Fonn und verbinden sich mit
dem Objektsgenetiv in instrumental -lokaler Funktion. In der
heutigen Sprache ist diese ver-Gruppe meistens den he- und er-
Bildungen gewichen (legreifen, erwerben).
ahd. N. I 766, 6 P.: uuola das ferdienonten mit lÖbesamen arbeiten:
exposcentem meritis laboribus.
öl. I 520b furiuangot fureviegen viruahint^ : captabunt.
0. II 21) 26: firfdhent iogilicho thiu iz allaz gdralicho (empfangen,
vernehmen).
Gl. I 213 Ra. m firkan : nimirum, vere (?).
IV 208 a farcouoron : recupero.
N. I 171, 13 P.: tdz sih fermdg sinero chrefte : quod suis cancta
viribus possit.
360, 4: man nöte sih fermügen sin silbes : necessQ est et soi
compos esse.
^) Auch mit dieser /atV- Gruppe gehen durch- und tm^ier- Komposita
parallel (mhd. Lexer 1, 478 if.; 2, 1779 flf.):
mhd. durdhdenken : (as. mnd.) underdenken : verdenken bedenken, erdenken.
underdingen : verdingen verdienen, sich zu-
ziehen.
durchgrifen : undergrifen : vergrtfen begreifen, erfassen.
durchsinnen : versinnen merken, begreifen,
ersinnen.
durchvam : undervam : mnd. vorvam untersuchen, er-
fahren,
ahd. untarujizzan : as. undaruuitan : ahd. mhd. fanoiazan, vervnzzen
(0.1114,92) (Hei. 1668) wissen, verstehen, refl. bei
Yerstandeskräften sein.
") fr- stimmt etymologisch zu fair-y furi- können wir als Yerbildung
von firi' ansehen (s. S. 136).
184
N. I 239, 14 F.: diso du den füozJcengel chädUt sih umla fermügen
eines känges : eum potentissimum esse ambalandi.
248, 16: fermdhta er sih fMennes . . so hiez er pugil (sich ver-
stehen auf).
296, 29: tdnnän ist tiu chrdft Tcendmmet tdg si sih ze iro seUbun
f er mag : suis viribus nitens . . .
I 341, 7: sih tdnne sin silbes ferrechenönde : tum referens
sese sibi (redarguit vera falsis: »sich verrechnen")*).
Gl. I 385 b oirsculdote : commerui. — 361b uirsculdotist : commeruisti.
IV 20S a, farsinnethich :Tecige te (sich besinnen).
I 719 b, rV 293 b /cr»Zt*oc; notavit (überschlagen, veranschlagen).
N. II 185, 18 P.: die sih fertrüent iro selbero chr6fte :qui confidunt
in virtute sua.
I 33, 22: feruuändes harzen urehU : meritum se probantis . .
conscientiae.
0. I 1, 10: joh tüöl er sih firwästi, then Usan iz güüsU (Bescheid
wissen, sich verstehen auf),
as. Hei. 3856: mieldun ine thea uuider-sakon utiordun farfahen (fangen).
Hei. 4224: an abuh farfengun Kristes lere (empfangen, vernehmen).
Hei. 3839: that sie it (Evangelium) so farf engin so it iro fruma
utmri (vernehmen, verstehen, var. fargengin vgl. S. 100).
Wadst. 104, 4 (Prud. Werd): 6f ihv thi fdrvvistis : si sapias.
mnd. Hans. Kec. 3, 17: do sprah her Joh., dat wi ons des verdenken Uten
(sich erinnern).
Speg. d. Sonden f. 9b: suuerheit (Sauberkeit) is een goet genomen, des
nummer mer men mach verkommen (bekommen).
Freckenh. Leg. 54: dat eioige leuen verkrigen (erhalten).
Seel. Tr. 7b: he vragede hem, hoe hi hem vermochte (holl. sich be-
finden).
Leibn. 3, 200: dar konden se averst mcht vor seh äffen (ausrichten).
Ssp. II 39, 1: sice nacktes com stelet, de verschuldet den galgen
(verdienen).
4. Mos. 31, 49 (H.): wi Jiebben vorslagen de tal der toepetiere (re-
censuimus).
Korner 132c: dat heer vorsloch men uppe twe hundert dusent wepenere
(veranschlagen).
Leibn. 3, 198: do de hertoge dat vorvohr (erfahren).
Ltib. Chr. 2, 261: en erlik klok man und wol vervaren^) (hin und
her gefahren > erfahren).
E. V. Repg. 566: des wunderde de Colmere sere und woi'den to rade,
*) In gutem Sinne: „veranschlagen, berechnen". Dann geht auch dieses
zu schlechtem über: „sich verrechnen = falsch rechnen".
*) Dem Part. Prät. kommt von Hause aus kein Genus zu, es kann also
ebensowohl in aktivischer wie passivischer Bedeutung verwandt werden.
185
dai men H aolde vorvinden an der h. maget Eisehen (ausfindig
machen).
Chr. d. nordelb. Sachs, p. 61 : he vorwarf dat koninkrike der Wende
(erwerben).
Magd. Seh. Chr. 226, 1: de witzigesten der stad de sik rechtes vor-
tousten (sich verstehen auf).
mhd. Chr. 10, 233 Anm. 4 (a. 1457): lenger da7i iemantz verdenken mag
(sich erinnern).
Iw. 5000: tiimhe gedanke verdenken mit wislicher tat (völlig denken,
ihnen durch vernünftiges Handeln ein Ende machen).
Msf. 190, 15: sol mam also Uden, so hin ich verddht (entschlossen).
Nib. 48, 3: er mohte wol verdienen schöner frowen lip.
Loh. 836: so het er sich verdienet in detn lande, daz er het ir aller
gunst (sich verdient machen).
Msh. 3, 453b: süezer gnwz, der mich ie meit, unt kmide ich deti ver-
dingen, so wolde ich hohes gemüetes sin,
Chr. 2. 127, 30: auch daz m sein huntgnoszen nicht des unrechten
wider got als gröhlich zu würden legen und verhelfen (verhelfen zu).
Er. 5444: od me hat erz umh iuch verholt?
Wölk. 26, 277: ain paur, der nie geschrift verhosrt (verstehen).
Dfg. 12 c: verkrigen : üLdi^isci.
Pass. K. 505, 27: des lerte er me zungen, üf daz er an dütungen sich
deste haz vermochte und zu lesene tohte. {sich verstehen auf)*).
S. Gall. stb. 4, 136: den gesten den win verrechenen (Rechnung ab-
legen über, verrechnen).
Malag. 57 a: got, der alle ding v er sacht (versachen : zustandebringen).
Msh. 1, 119b: scelic müeze ein riter sin, der wol verschulden kan
den nit (verdienen, sich zuziehen).
Bit. 2175: do er die güete dar an versan (merken).
Heinr. 4368: sintich von kinde mich versan (zu Verstände kommen).
L. Alex. 4799: du hist ein harte wis man, der sich wol ver sinnen
kan (bei Verstände sein, seine Geisteskräfte zusammennehmen).
Msf. 127, 28 : mac sisich doch miner rede ver sinne n (einsehen , verstehen).
j. Tit. 5445: da sprach die wol versunnen: des wil ich dich be-
scheiden (bedacht, überlegt).
Pass. K. 685, 75: er verslüc die sacke Mrte rechte (veranschlagen).
Pass. 176, 79: die ungelouhigen rote verslüc ez daz ir abgotewolden
bezzere hüte (dünken) ').
*) Ring 42 d, 2: daz sag ich euch nach meißner vermacht (Können,
Vermögen).
*) Unpersönlich gebraucht wie es verschlägt, verfängt (S. 87 ff., 92 f.).
rersldn in dieser Bedeutung ist nur in md. Quellen belegt, obd. vürslahen
(Xp. 323 bei Lexer 3, 587) ungeschwächt in loser Komposition (vgl. S. 136
Anm. 3). Dazu gehört
Chr. 1. 115, 5: ein rechnung ode^' einen f urslag tuon (Überschlag).
186
Jer. 27Ö97: want daz vor schadin man vorslüc, ml grözen vronien
daz intruc.
Er. 5443: wie Mt er unib itich versolt 8Ö svocere zuht (verschnlden,
verdienen).
Berth. 36, 35: er hat sin persön ganz in mich vertrütot und glouben
in mich gesetzt (sich anvertrauen).
Christ. S. 1019: dö der einsidel den wec vervie (antreflFen, erreichen).
Chr. 11. 528, 32: herberg, so maist man mag, zu verfahen (gewinnen).
Ernst. 2557: dö si den dön verviengen (vernehmen).
Msf. 90, 15: duz verväch ze guote (gut aufnehmen).
Er. 4844: daz man gar für einen achimpf sine schände vervie (als
Scherz auffassen).
Mh. 3, 188: das wöll üwer gnäd im pesten vervazzen^) (aufnehmen).
Elis. 3028: st künde sich verwalteren gebedes unde andechte (sich
verstehen auf).
Trist. 5861: entriuwen daz vertoeiz ich wol.
nhd. Geliert 3, 211: leider ist das geld schwer verdient und leicht verthan.
Schiller 12, 122: was verdient der offizier, der eidvergessen seine
ordre bricht? — den tod.
Schiller 12, 65: macht einmal ein alter verdienter kriegsmann seinen
weg (der viel gedient hat oder etwas verdient hat).
Schiller 5 II, 301: ihr machtet um meine kröne euch verdient
J. Paul 21, 62: indem . . ich die freiheiten . . im jetzigen (werke) zu
einem rechte, zu einer Servitut verjähre und verstärke (durch lang-
jährigen Gebrauch erwerben).
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 116: an parem geld vermag wir kaum d/rey
haller dU (imstande sein zu zahlen, im „Vermögen" haben),
ebd. Ndr. 31/32 S. 36: me den das alt Sprichwort vermack : wen
man . . . (Geltung haben).
Mörike 2, 28 (Hesse): sie tischt' ihm auf — kein edelhof vermöchte
so stattlichen schmaus, .
Pers. ros. 7, 6: weil ich mich mit ihm wol vermochte (sich gut
stehen).
Logau 1. 56, 27: der hencker und die gicht verschaffen gleiche pein,
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 127: du hast vor zweintzic jam verschuldt,
das man dich lebendig het graben.
Gryph. (1698) I 243: das, eh' ich mich versann, die Meidung von
sich riesz (sich besinnen).
Bocc. 37: das du dir eines soUichen nit vertrawest zu thiin (sich
getrauen).
M. Weisse 306 Wackern. (Weinh. hs. T 93): das wir jmmerdar inn
dich allein verti'awen (vertrauen auf).
^) Dazu Böhm. 608 (a. 1346) : dise artikel und virfazzunge (Abfassung).
187
Gryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 33: wollen wir . . deni Horfibilicrihifax aber
eine corporaUchafi tragoner . . vertrauen (anvertrauen) *).
Lath. 9. 653, 24 W. : ?Mstu dich doch im Iiertzcen darzcw vorwilligt
und eben aulche straff vorwircket.
H. Sachs 22. 313, 12 Keller: (Piramus) vermaint, ein leb het sie
(Thisbe) zerissen, und kunt sich änderst nicht v er wissen (nicht
hin and her wissen, keinen Ausweg wissen).
Aus den lebenden Mundarten:
prenss. veraffentalen einholen, erreichen (Frischbier 2, 427), schles. ver-
danken völlig danken (Weinh. hs. D 9), bair. schwäb. verdacht überlegt
(Schmeller 1, 485, v. Schmid 115), bair. sich verdenken sich erinnern (Schmeller
1, 523), Inxemb. verholen im Gedächtnis behalten, verhalt Gedächtnis (Gangler
466), schwäb. verhausen erwerben (v. Schmid 266), verkönnen können (323),
Schweiz, verlebe erleben (Staub 3, 971), bair. sich vermügen iXber imstande
sein (Schmeller 1, 1577), schles. vermögen auf, an Vermögen haben von
(Weinh. hs. M. 96), brem. holst, vermögen^) wohlhabend, stolz (wb. 3, 179,
Schütze 4, 304), schles. vermilssen müssen (Weinh.- Palm 102), Schweiz.
verrechne Rechnung ablegen, anrechnen, berechnen (Staub 6, 125), schles.
verreichen*) erreichen (Drechsler 208), brem. versinnen aussinnen, refl. sich
besinnen (wb. 6, 791), pomm. versunnen bedacht (Dähnert 528), bair. brem.
verschaffen helfen, vollbringen (Schmeller 2, 382 f., brem. wb. 4, 595), brem.
hamb. prenss. verslaan überschlagen, veranschlagen (wb. 4, 813; 6, 312,
Richey 258, Frischbier 2, 440), brem. pomm. götting. verwarwen erwerben,
bekommen (wb. 5, 200, Dähnert 529, Schambach 268), hess. vervndem
Strafe verschulden (Vilmar 454), bair. sich verwissen bei Verstände, seiner
Sache sicher sein, unvei-wiset ■ oYkne Bewusstsein (Schmeller 2, 1034), öst.
sich net faidssn keinen Ausweg wissen (Castelli 125), preuss. sich nicht ver-
wissen sich nicht Rats wissen, nicht bei Verstände sein (Frischbier 2, 444),
mir auch aus dem Schles. (Breslau) bekannt.
Beim Salzwerk nennt man verschlagen „den Kostenanschlag machen"
(Frisch 2, 190c), verschlag die Untersuchung des Salzes auf den Koten, ob
man auf seine Kosten kommt (Jac. 4, 526) *). Das Rotwelsche gebraucht ver-
dienen scherzhaft für „stehlen" (Kluge 389, 413).
Zur resultativen Gruppe gehören auch die Verba vernehmen
und versteheny die wir vorzugsweise zur Bezeichnung der Geistes-
tätigkeit verwenden, vernehmen schliesst sich an das soeben
*) Das trans. vertrauen ist von der /ra-Type vergeben beeinflusst.
') holst, vermögen gähn einherstolzieren, vermögen spreken ausgesucht,
stolz reden.
*) W. Scherffer ged. 475: dase ihm gelingen möge dergleichen sich zu-
verreichen.
*) Mit verschlagen in dieser Bedeutung wetteifert beschlagen (Hittmair 46).
188
behandelte verfangen (S. 183 ff.) an. Ausser der lat. Parallel-
bildung percipio und der got. fairgreipan (S. 14) spricht ein and.
ganz vereinzeltes fir- (S. 34) dafür, dass vernehmen zur fair-
Type gehört:
and. Ps. 18, 13: mis-doM uuie virnimit? delicta quis intelligit?
Obwohl das -i- aus -e- assimiliert sein kann, bleibt dieses ein-
zige ßr- doch bemerkenswert, vernehmen wird ebenso wie ver-
stehen in folgendem Sinne verwendet: „wahrnehmen, merken,
hören — geistig erfassen, mit Verständnis auffassen, einsehen
— in besonderer Art auffassen, meinen — refl. verständig, be-
wandert sein in etwas".
ahd. Gl. I 606 a fimemet : attendite. 11 669 b firnvn : hauri.
I 398 a famam firnam uernam : animadvertit.
I 742a fimemet : percipite. II 461b ferneme : concipio.
II 272 b fimoman : sentiatur. I 38 Pa. gl. K. farnimu : Intel lego
0. I 27, 43: ni firndmun sie thia lera^),
N. II 21, 13 P. : üi fernimo die scripturas die du tneistrotost.
II 88, 13: kelöbot si Got. das er mih fernömen Itdbet minero
digi : exaudivit vocem deprecationis meae ^).
as. Wadst. 49, 27 (Essen, ev.) : Ac famemat : audiet.
47, 6 (Elten.) : 'famomana : intellegenda.
Ps. 63, 10: deda «iiia /arnamon ; intellexerunt.
mnd. Korner 23b: also de Sassen des konynghes keer vornemen (wahr-
nebmen).
Korner 56c: unde vmsten dts nicht, dat he grekesdi vornam (ver-
sieben).
Lüb. Dodend. 393: bi s. Peter wert ufis oornomen alle, de to jennigem
State sin gekomen (verstehen unter).
Lilneb. Chr. f. 172 c : des sachte de ratfi lere vnde anwisinge van wisen
luden, heren . . de sik rechtes vornemen (sieb verstehen auf).
Eccles. f. 104 b: we %s de mynsche, de sik vornemet der wegghe
godes? (dass.).
mhd. Waltb. 112, 35: verneint dur got von mir diz mcere.
Warnung 675: nu vernemet dem sclhepfosre Mwci Jusret siniu meßre
(Gehör schenken)*).
Parz. 86, 9: din munt ist lohn ze vil vernomen (man bat zu viel Lob
aus deinem Munde gehört).
*) Bei Tatian fehlt vemehynen ganz.
*) Der Gen. der Sache neben dem Akk. der Person ist lokal zu fassen
als das Gebiet, auf dem die Tätigkeit vor sich gebt.
') Die Kektion mit dem Dat. ist jedenfalls von den Verben „gehorchen,
helfen" übernommen, sie erscheint nur im 12. Jahrb. (Erdmann II § 276).
189
Er. 2388: er ist an manheit vernomen (berühmt durch).
Livl. M. 90Ö7: daz er die kraft an im vernam (wahrnehmen, ver-
spüren).
Parz. 736, 29 : er hete fünf tind zweimec her, der neheinez des andern
rede vernam (verstehen).
Myst. 1. 31, 11: daz dise wort swer sint ze vernemene (begreifen),
ebd. 109, 30: daz efisal man niht vornemen, daz der engel ein mittel
gewunne zwischen got und ime (nicht so auffassen, als ob . . .).
nhd. 1. Mos. 8, 11: da vernahm Noah, da^ das gewesser gefallen were auff
erden (wahrnehmen).
Hiob 23, 5: und erfaren die rede, die er mir antworten und vernemen,
was er uns sagen wurde,
S. Franck weltb. 57 a: wie auch ein Schwab ein Sachsen oder Nider-
lender hart vernimpt (schwer versteht).
Goethe br. 9, 39 nr. 2686 (1788): dasz sich die beyden herren . . über
diese angelegenheit vernehmen (ins Einvernehmen setzen).
Schiller 8, 65: vonjeUt an war das gute vernehmen zwischen heyden
häusem dahin *).
Im Pomm. good vememen „gut Einvernehmen" (Dähnert 2,
524); im ndd. wird der Imper. t;ernim ^ adjektivisch gebraucht :
*) Wie ein nicht unzweideutiges verredeUf verreichen, verschlagen im
jüngeren nhd. zu verabreden, verabreichen, veramchlagen erweitert wird, so
vernehmen zu einvernehmen, Verständnis in demselben Sinne zu einverständnis.
') Kann auch analogische Bildung nach verstand sein. Ähnlich wie ver-
stand (S. 196 Anm. 3) wird vetmunft gebraucht. Bis ins mhd. stehen sich die
Formen vernumft und vernunst gegenüber, gebildet wie chumft, zumft zu
qtieman, zeman und kunst, runst zu kunnan, rinnan. Obwohl hiernach einem
ntinan eigentlich numft zukommen sollte, ist nunst im ahd. doch weitaus
häufiger; nhd. fehlt es ganz,
ahd. N. II 302, 25 P. : keistlicha f er nümist : spiviidAem intellectum.
II 381, 6: so habet iz die selbun fernümest (Bedeutung),
mnd. vornuft (vornunft), vomumst (Schiller-Lübben 6, 415 b).
mhd. remunft, vemuft, verfiunst, vemust (Lexer 3, 190).
nhd. Luth. 1. 153 W.: die von heller vornunfft und sinnereych vor-
standts seyn,
Kant 10, 419: verstand ist die erkenntnisz des allgemeinen; urtJieils-
kraft ist die anwendung des allgemeinen auf das besondere; Ver-
nunft ist das vermögen, die Verknüpfung des allgemeinen mit dem
besonderen einzusehen.
Zu Vernunft ist im nhd. vernünfteln geprägt worden, wodurch Wieland und
Kant raisonnieren ersetzen wollten (l)WB. 936). Doch wird es in gering-
schätzigem Sinne verwandt. Das von ('ampe eingeführte vemunften hat sich
nicht durchgesetzt (vgl. DWB. 939), ebensowenig ein mhd. vemwnfHgen
rationari (Lexer 3, 190).
190
„klug, verständig, helle ** (brem. wb. 3, 228, Danneil 238);
preuss. er hat einen guten vernimm „Verstand" (Hennig 289).
In der Weidmannsprache bedeutet vernehmen „unvermutet wahr-
nehmen und still hinhorchen" (Kehrein 306). Der Schlesier
versteht unter sich vernehmen „sich verheiraten" (Drechsler
197)^); das Schweiz, vememe „übervorteilen"^) (Staub 4, 745)
ist/awr-Type, wohl auch mhd. vememen in der Bedeutung „sich
vornehmen, unternehmen" *). vernehmen „aushorchen, gerichtlich
verhören", das im 18. Jahrh. auftaucht, ist wohl nach verhören
(S. 64 f.) gebildet worden und dann als /awr- Type auszulegen:
Adelung versuch 4, 1486: der verhaftete ist noch niM vernommen
worden.
Lessing 1, 571: Frandsca, ich glatte, wir werden vernommen.
vernehmen in nicht geistiger Bedeutung kann fair- (gr. tisqi-
aiQ€o/aat.^ got. fairgreipan) oder /ra-Type (got. franiman S. 19)
sein („wegnehmen")*). Es ist nhd. nicht mehr gebräuchlich.
Häufiger als sich vernehmen „im Einvernehmen sein, handeln"
ist sich benehmen mit einem „sich ins Einvernehmen setzen"
(Hittmair 208), aber auch heute veraltet. Dieses fusst auf der
>) Coler 1649 bei Drechsler Germ. Abh. XI, S. 187 : die aber vngesiheut
sich mehrenmals vernam, nicht einen schlechten Jdeck der geilen
lust bekam . . . dasz man manches mensdi kan keiner geilheit zeihen,
die änderst sich vernimmt (sich zum zweiten Male verheiratet).
Dieselbe Bedeutung hat schles. sich verttm (mir aus Breslau bekannt), das im
Leipziger Dialekt „sich an einen Mann wegwerfen" bedeutet (Albrecht 231).
') B. Mand. 1628: der wirt soll die gest . . nit vememen.
") Vgl. mhd. vümimen (Lexer 3, 586).
ahd. 0. V 16, 6: tJwz wöla sie ie firnämin^ ingegin imo gudmin.
mhd. Livl. M. 8018: d6 er vor Tenceten quam mit dem here, er vernam
und trat selbe an daz wal.
*) Doch belegt anord. fymema (S. 19 Anm. 1) hierfür auch eine Type
faW' I, so dass drei vertreten sind. Dass diese Bedeutung älter und erst
nhd. aufs geistige Gebiet übertragen sei (DWB. 910), ist nicht zu erweisen,
ahd. Gl. I 46 Pa. Ra. famimit gl. K. fimimit : abstulit.
I 90 Pa. famoman, gl. K. fimoman. Ba. farnoman : consumpta.
I 484 a vimim : sume. I 485 a fimami : caperet.
I 747 b vimemen : adtractent.
as. Hei. 762: antthat uurd fornam Erodes thana cuning (dahinraffen),
mhd. Albr. 32, 57: zwo liefen ir brüder na, unze man sie da vernam (ge-
fangen nehmen).
191
Anschauung „umfassen, zusammenfassen" (ebd. 48, 176), die
dann leicht das refl. „sich verhalten, führen, benehmen" ergibt
(200, 208)0.
Etwas verwickelter als bei vernehmen liegen die Dinge bei
verstehen, zu dessen Auslegung bisher kaum etwas Befrie-
digendes vorliegt. Der oft angestellte Vergleich mit gr. enl-
arafiai ergibt kaum Förderndes^, dagegen bieten sich uns ge-
eignete Parallelen in lat. intelligere, engl, understandj mnd.
understen^). Auch auf vernehmen ist hinzuweisen. Der Hinweis
auf das enge Verhältnis von unter- zu /air- Typen, besonders
bei Verben geistiger Bedeutung (S. 183 Anm. 1, doch auch sonst
S. 169 Anm.) mag genügen, um auch in verstehen eine fair-
Type zuerkennen. Es bedeutet „rings um*), durch und durch,
mitten in etwas stehen und es dadurch (geistig) beherrschen".
Welche Type sollte auch sonst in Betracht kommen? faur- I
und fra- sind als Richtungspartikeln bei diesem Verbum der
Ruhe ausgeschlossen; denn weder ist mit analogischer Über-
tragung bei solcher alten Bildung zu rechnen noch liegt ein
Vorbild vor, das Aulass zur Analogie geboten hätte, f aura-
kommt nicht in Betracht, da ein aM. forastandan sich nicht zu
far- far-standan hätte schwächen können; ausserdem ist nicht
einzusehen, wie man durch blosses Stehen „vor" einem Gegen-
stande zu seiner Beherrschung gelangen sollte 0. Gegen /awr- II
>) Vgl. sich verhalten S. 183.
*) Schon Adelung 4, 1150 zieht dieses heran und erklärt verstehen als
„vor etwas stehen, einer Sache gegenwärtig sein". Doch ist inCtnafiai selbst
durchaus noch nicht aufgeklärt.
') lat. intelligere ist aus inter-legere entstanden, engl, forstandan, dem
aengl. noch geläufig, wird von understandan verdrängt, so dass es nengl.
nur noch in den Mundarten sein Dasein fristet.
mnd. Denscke Kroneke f. D s : do vraghede he na deme State synes vrundes
T. vnde vnderstunt wol, dat he ghedodet was van A. (merken,
verstehen).
Rythm. vorr. zum Ssp. v. 126: sver sich rechtes understeit (var,
versteif : sich verstehen auf).
23 hss. schreiben understeit (Menne, Progr. Coesfeld 1903 S. 7).
*) bestehen (got. ahd. histandan „umstehen'^ vgl. umbi : afi<pt) ist ein-
mal auch in der Bedeutung „verstehen" belegt (DWB. I 1672):
Liscov 518 (1739): obgleich er weder latein noch deutsch bestehet.
^) Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass mhd. entstän „verstehen"
(furx-) lässt sich wenigstens dieser letzte Einwand erheben.
favT' allein lOst alle Schwierigkeiten.
Allerdings sprechen für faur- II einige ahd. /wn-Formen
im Nomen (Graff VI 593, 602 ff.), denen /ar-Pormen zur Seite
stehn :
ahd. Gl. II 22f)\i für i Stentida, /is< : ingenium.
Bened. c. 63 Hatt. I 119: zefuristantUhJuus cUtar : ad intellegibilem
aetatem.
ebd. I 39: humaUhhii edo farstantidaf qvLBMtatem vel intelligentiam.
ebd.: farstantantlihhe muatu ; Intel ligibiles animos.
Jedoch können wir nach dem Beispiel von firiwizei >furir
wiezi (S. 15 Anm., 136 Anm. 2) auch hier einen Übergang von
firistantida > furistantida annehmen. Wenigstens steht dem
kein Bedenken entgegen, wenn die für die Zugehörigkeit zu
fair- sprechenden Gründe schwerer wiegen. Hier kommt in
erster Linie eine auffallige Tatianstelle in Betracht:
T. 89, 6 : hi hiu ni uir stautet ir : quare non intellegitis.
Unter mehr als 250 Fällen, in denen der Tatiantext seine
Normalformeu for- für- anwendet, ist dies der einzige von der
Regel abweichende, der einzige, wo dem Bearbeiter bei seiner
wohl bewusst normierenden Tätigkeit noch eine etymologisch
berechtigte Form unterläuft. In 54 anderen Fällen, wo er sich
des Wortes bedient, führt er for- fur-stantan durch. Die Glossen,
in denen nicht ßr-j /er- oder for- Normalform des Präfixes ist,
(Lexer 3, 590) auf ahd. int- (ant-) zurückgehn und die Auffassung ,sich ent-
gegenstellen" (Müller-Zarncke 2 If, 581a) vertreten sollte. Dadurch kommt
man nicht zum ^verstehen". Höchst wahrscheinlich ist vielmehr dieses ent-
auf in- zurückzuführen : enstän „ in etwas stehen " ; dann passt es zu fair-
und engl, understand („mitten in etwas stehen"). Für in- spricht ahd. in-
stantan bei 0., wo unter 7 Stellen (I 1, 119; II 2, 10; III 5, 1; 17, 47;
IV 15, 23 u. 30; V 12, 45) nur eine einzige ist (I 1, 119), an der zwei hss.
(PV) int- schreiben, alle übrigen sonst stets instantan. Die Stelle Cgm. 17 f.
23a (Graff 6, 591; Schmeller 2, 713): entstenter, vemetnenter : jinteUigens*
kann als jünger dagegen nicht aufkommen. Im mhd. schreibt Wolfram en-
(einzige Stelle Tit. 19, 3), Gottfried nur en- (Trist. 1078, 10327, 13937,
14152, 14862, 17682, 17966 neben ver- in einzelnen hss.). Hartmann hat
im Er. (1232, 6453, 8110) ebenfalls enstän, im Greg. (23, 235 Lachmann),
den Liedern (Msf. 214, 21) und Büchl. (2, 122 vgl. Msf. 319) entstan.
Schmeller 2, 713 bezeugt sidi etitsten „wahrnehmen, merken '^ für das Bäurische.
193
weisen 6 /r-, 6 /er-, 6 far-, nur 3 /or- und kein einziges /t*r-
oder fwri- im Verbum auf^). Auch das ist eine auffällige
Statistik. Das bei T. vertretene /wr- for- hat ebensowenig
etymologische Berechtigung wie /gr- bei N. und fir- bei 0. und
Is.*), sondern sie stellen die Normalformen der betreffenden
Schriftsteller dar (vgl. S. 30).
Spricht die Lautforra nicht gegen die Annahme einer /air-
Type, so die Bedeutung entschieden dafür. Zu dieser vgl.
vemäwnen (S. 188).
ahd. Gl. I 805 b firstenta : sentientes. II 202 a, firstat : deprehendit.
II 266 a firstantames : colligimns (fimemames).
N. I 335, 7 P.: mit Um üzeren sensibus ferstdndin uuir dero üzeron
äingo ').
T. 2, 10: forstuontun Üiaz her gisiht gisdh in templo : cognoverunt.
Gl. I 737 b m farsttiantun : non intellexernnt.
IV 17 b fersiunt : resipiscit.
0. IV 12, 45: ni was ihar, ther firstüanti, waz er mit ikiu mmiH.
Is. 6, 5: c^MZS dhu firstandes heilac chiruni : ut scias.
Gl. II 768 b uersient eutÄ : resipiscite.
N. II 395, 22 P.: ir goticha feratqnt iüh iteuuenne : stulti aliqnando
sapite.
O. IV 31, 5: gab dnttourti ther dnder ther ferstüant sih ßu mir.
N. I 356, 6 P.: dSro (wmrMite) sih ioman chümo /erstände äne dSr
götdiches tinges dnauuürte ist : sed cui vix aliqnis accesserit nisi
specnlator divini.
I 2.8, 5: uerstdst tu dih tisses «6^^ : sentisne . . haec?
^) Eine unbedingt sichere Bestimmung ist nicht möglich, solange ein
Index za den Glossen von Steinmeyer-Sievers fehlt.
*) Bei Is. ist einmal die auffällige Schreibung fyr- belegt, die aber
weiter keinen Rückschluss erlaubt:
Is. 26, 21 Hench: fyrstant dhiz c^mtmi : intellige visionem.
Für Is. 5, 5 verzeichnet Graff VI 604 irrtümlich farstant statt firstant
(Hench).
") Der Gen. bezeichnet die Berührung des Objekts oder — lokal gefasst
— das Gebiet, auf dem sich die Tätigkeit abspielt (Erdmann II § 214). Be-
sonders häufig ist er in der reflexiven Verbindung und erhält sich in dieser
bis in die heutige Umgangsprache, während er sonst meist dem Akk.
weicht, sich verstehen eines dinges wird allerdings durch auf etwas ersetzt,
aber sich versehen, vertrösten, vei'messen, verwutidern eines difiges sind uns
noch geläufig (Erdmann II §§ 220 ff.).
Leopold, Die Vonilbe ver- 13
194
as. Hei. 4655 : ihat . . alle farstanden, Ihat gi sind gegnungo iungaron mine.
Hei. 5228: ihe mugun min wwrd farstanden, güobien mimm lerun,
mnd. B. Y. 2998: Beilin stund hüten , . he rep . . do dit Reinke hadde
vorstdn, he ginJc üt unde spraJc . . .
H. V. 1393: ik vorsta des nicht, spreket up dudesch jutoe hicht.
Chr. d. nordelb. S. 38: de sik vorstunt der wendeschen sprake.
Eccles. fol. 220b (Sir. 38, 38): se vorstan sek nu^t in dem testamente
des richtes (non intelligunt).
Teoph. 529: an papheit krnidik my wol verstan.
Korner 248a: unde sik wol vorstunt uppe des paweses breve.
R. V. 4144: ja, ganz wol vorsta ik mi up dat werk%
mhd. Msf. 172, 30: »wer dienet da mans niht verstdt, der verliuset al Hn
arbeit (wahrnehmen).
Msf. 37, 30: sidi hat verwandelöt diu ssit. dojs v ersten ich an den
dingen (merken).
Griesh. 2, 139: das er u/ns da mit gmbe ze verstände daz . . .
Parz. 440, 20: Pa/rgival verstuont do sich daz ez Sigüne wasre,
Livl. M. 5074: als ich mich an dem pfade versten.
^) Eigenartig ist das uns heute geläufige sich verstehen auf etwas in
dem Sinne „bewandert sein in, Kenntnis haben von etwas''. Ehe die Wendung
in dieser Form fest geworden ist und die übrigen verdrängt hat, schwankt
sie im mhd. und Frühnhd. zwischen mehreren Präpositionen, die teils die
sinnliche Anschauung vertreten: sidi verstehen an, in, um, über etwas (mhd.
mnd. s. oben) „stehen, sich befinden, fussen in . . . .'', teils abstrakte Auf-
fassung verraten: sich verstehen um, auf etwas (nhd. um : negi] auf schon
mnd. s. oben). Die älteste und früher häufigste Verbindung ist die mit dem
instrumentalen Genetiv: sich verstehen eines dinges (vgl. S. 193 Anm. 3).
Vielleicht ist die Bedeutung „sich verstehen auf^ auch mit Wandlung
des Sinnes ausgegangen oder wenigstens beeinflusst von mhd. sich verstan
an, bif mite, von „wahrnehmen, erkennen an, bei, durch, infolge von etwas' :
Livl. M. 5074: als ich mich an dem pfade versten.
Walth. 117, 15: ich verstan michs wol an einem site,
Otte 244: er verstummt bi deme eide sich dojs er . . daz Uhen muoste
hdn verlorn.
Greg. 208: hie verstuont er sich mite daz ez ein emest solde s%n.
Bari. 3, 35: daz ich von einnen mich verstan, waz ich gnaden von
dir hän.
Hierher gehören die nichtreflexiven Verbindungen mhd. verstan an, bi, umbe
(s. oben) und nhd. verstehen bei, durch, unter etwas (S. 195). Bei allen diesen
Wendungen wird erst ein umfangreiches Material, besonders für das 16. und
17. Jahrb., entscheiden können, wieweit der Einfluss fremder Sprachen geht
(franz. entendre par). Die Wendung sich verstehen auf stammt aus dem
mnd. und ist nach ähnlichen wie sicJi stützen, sich verlassen, vertrauefi auf
etwas gebildet worden (S. 186).
195
Bari. 391, 22: an dem du reinekeit verst&st (merken).
Myst. 2. 175, 12: also verstät umbe den vater,
Bari. 402, 29: die hrieMsch kunnen v er 8 tan,
Bari. 15, 38: mr war verstuont er sich der rede do.
Nib. 984, 4: da mac man die wdrheit harte schiere U verstän.
Teichn. 55 : diu heilic schrift st ein vdlung und ein gift, so mans nach
dem text verstät
Trist. 4633: swer guote rede ze guote und ouh ze rehte hon verstän,
Parz. 2, 16: der sich niht versitzet noch vergH und sich anders wol
verstet
Er. 3078: der sich des mohte verstän, une sin gemüeie uhis getan.
Bari. 326, 8: die edeln unt die riclien hänt vil tüitze, in den sie sich
verstänt^).
Trist. 7502: der verstät sich wol umbe Kurvenäles sware („weiss,
welche Bewandtnis es damit hat") ^).
Chr. 3. 146, 17: schendeten den alten rat und sprachent, sie hetten gsatz
aber die hantwerk gemacht, darüber sie sich nit versttmden^).
nhd. H. Sachs Ndr. 198/199 S. 73: von den hob ich drey schöne schwenck
erfaren. den ersten thOet verston! ■
Uhland Volksl. 1, 336 Cotta: wilt ?»u ein wort vor st an.
Rebhuhn Sus. akt. 5 t. 727 Tittmann: eur bitt ivir habn verstanden
(Ternehmen).
Rollenhagen ind. reisen 57: wie toir von etlichen, die zu uns kamen,
verstanden haben.
A. öryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 43 : und ihm meine grosse gewogenheit zu
verstehen zu geben.
Keisersberg Spinnerin 0 2 a: bei diser gleichnusz v erste es tu aller
basest, wie ....
Ji. Sachs Ndr. 193/199 S. 314: der wirt den groben Payren nit verstund.
A. Gryph. Ndr. 6 (Squenz) S. 18: ihre majestät verstehen den titul
nicht wol.
Goethe an Bürger 18. 10. 75 (Goethekalender 1906 S. 63): ich . . werde
dir nichts sagen und du wirst mich alles verstehen!
Keisersberg hass im pfeflfer (1511) A 2: bey disem häszlin wOrt ver-
standen . . . die cristenlich Mrch.
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 13: ir wölt es in gut hie verstahn (auffassen).
Luth. 1. 273, 23 W.: durch diese drey todten werden verstanden
nach der lere sancti Augustini dreyerley geschlecfU der sünder.
Opitz Ndr. 1 (Poet.) S. 5: worunter ich herren Sänfftleben versiehe.
1) Siehe S. 194 Anm.
13*
196
ebd. S. 30: ein schtoartJses kind, das nicht war toeisz; weil es sich
wol ohne disz verstehet (selbstverständlich ist).
Keisersberg anh. mensch. A 8: versteest du dich an trübsal^),
Apostgesch. 26, 20: da ich mich der frage nicht verstand,
H.Sachs Ndr.31/32 S.145: du verstehst dich der kue mehr denn ich.
Flut. 29: als leilt, die sich des wenig verstünden,
Bocc. 23 (1588): edles gestein, gefaszt und ongefasgt, der er sich wol
verstund.
Gretter erkl. d. br. Pauli a. d. Römer 886: aber vmb das Uecht der
gottesfwrdit vnd frombkeitj verstehen wir vns weniger dann ein
hindt,
A. Qryph. Ndr. 6 (Squenz) S. 10: verstehet ihr euch auffs calender
machen.
ebd. S. 16: weil ich mich aber . . auff die music . . verstanden.
Mörike 1, 168 (Hesse, Biogr.): mit Kemer selbst verstand sich
Mörike aufs beste.
ebd. 6, 166: das mädchen hatte selber schon an so etwas gedacht^ fedoch
verstand sie sich nicht leicht daeu, sie (schuhe) gänzlich abzu-
schaffen *).
Eigenartig ist die Verwendung des Part. Prät. (S. 184
Anm. 2)«):
mhd. Narr. 73, 74: vefstanden Hüten ist predigen guot (verständig).
Chr. 9. 871, 16: wer üt gelernt ist und verstanden (kenntnisreich).
^) „sich stehen, sich befinden**. Abgeschwächt ist anch die Wendang
sich verstehen mit einem; vgl. sich vernehmen mit S. 190. Im Bair. heisst
guten verstand haben „in gutem Vernehmen miteinander stehn*^ (Schmeller
2, 767).
*) sich verstehen zu etwas „sich bereit erklären, zugestehn'' ist wohl
mit der ahd. Glosse IV 197 a farstando : „addico'' in Verbindung zu bringen
(vgl. mhd. bestan „zugestehn" Lexer 1, 224).
') verstand ist als „Einsicht, Verständnis, Auffassung'' belegt:
ahd. Js. 40, 5 Hench: fir stand endi chidhanc : ( Spiritus) sapientiae et
intellectus.
nhd. Luth. 1. 153 W. : die von heller vomunfft und sinnereych vorstandts seyn.
B. Waldis 3, 49: einpfeiffer wolt fischen gähn, vtul heit gar kein ver-
st an dt dauon.
A. Gryph. Ndr. 3 (Horr.) S. 47: dasz ich . . in artem aratoriam ver-
stand habe.
Luth. 1. 709, 12 W.: das legen etlich ausz also . . . aber der recht
verstanndt ist, den sant Peter gibt.
ebd. 706, 22: diser verstand gefeit mir wol (Auffassung).
197
nhd. S. Frank weltb. 66: wer ein wenig verstandner, geUrter oder
reidier ist.
U.Sachs Ndr. 193/199 S. 282: der knecht, das vnuerstanden kalb
(anvernünftig).
Auch Schmeller 2, 715 führt verstanden „vernünftrg* für das Bair. an.
verstehen ist in allen Mundarten vertreten. Bisweilen dient
es zu scherzhaften Redensarten, wie in Berlin: sie haben wol
'tw schwere verstehste? und verstandez-vous (Meyer 128a),
Frankfurt: en verstehmerig (verstehdermich) von der sach
Mwe (Askenasy 39 „Verständnis, Begriff"). Für das Bair. be-
zeugt Schmeller 2, 715 verstehmich „Verstand", für das Kölnische
Honig 194b versteiszdomich „Kenntnis, Begriff, Verstand". Das
brem. wb. 4, 908 verzeichnet versnuff (: verschnaufen) als „Ge-
ruch, Witterung, Kenntnis": he het daar kien versnuff af.
Der Begriff des Verstehens, Begreifens, Einsehens hat sich mit
ver- so fest verbunden, dass auch die Gaunersprache in den
vielen Bildungen, mit denen sie ihn wiedergibt, stets var-Kom-
posita anwendet. Dem verstdien lautlich am nächsten steht
versteunen (Kluge rotw. 476), am weitesten verbreitet ist ver-
lunschen (ebd. 19, 55, 78, 94), daneben verUinzen (ebd. 4 vgl.
verlinjsren „verhören" S. 65 dies. Abh.) und verlunscht „ver-
schmitzt" (137); ferner die Bildungen verämen und veraumen
(437, 442), verhneisen und verJcneisten (339, 413, 157), vemuppen
(442), versnüwen (446, vgl. versnuff oben).
bestehen (S. 191 Anm. 4) und erstehen^) sind in der Bedeu-
tung „verstehen" je einmal belegt. Sie können von dem Sinne
„erwerben" aus (Hittmair 179) dazu gekommen oder nur analog
zu verstehen gebraucht sein. Über entstehen s. S. 191 Anm. 5.
Das ebenfalls vereinzelt belegte vergehn (as. S. 100) und ver-
hören (mhd. S. 64) ist schon behandelt worden *).
1) Während die bisher behandelten /air-Gruppen (vgl. die
Übersicht S. 163) enge zusammenhängen und ineinander fiber-
gehn, steht die Gruppe verwandeln vereinzelt da. Sie fusst auf
') Leys. 5, 14: der möchte sich da b% ersten daz ir herre haz ge-
sieret were.
') Auch diese können sehr wohl /air-Typen sein.
198
der Anschauung „herum, um, anders'' (umwandeln), got. Be-
lege fehlen^),
ahd. Gl. I 812 b firpilidoter : transfiguratus.
II 660 a firpüidota : transf ormat.
N. II 263, 12 F.: äne ünsih in se ferhildondo uuir den tödfürhien :
transf ormando.
Gl. III 144 a virkerar : tergiversator.
I 208 gl. K. firuuantalom. Äa. foruuantolom : mutuor.
IV 167 b uerwandelot : reciprocat.
N. I 336, 5 P. : tdejmvatio nernüge feruuändelöt uuirden in habitum.
I 262, 20 F.: »6 dd diu zöuuerlicha hont sie ueruuihselota^ in
misseliche wdsd : in yarios modos vertit.
I 494, 9: uudnda iz dnderlichöt ^h ^nero qualitate feruuehselötero
in dndera uuideruudrUga : alteratnr enim in contraria qualitatis
notatione facta.
Gl. I 264 gl. E. firutdhslit : permutat. I 208 £. faruuihsUt pim : mutuor.
mnd. Livl. Urk. nr. 1602, 4: welk koepman to Novgarden mlver vorgeten
lett (umgiessen).
Speg. d. Bonden f. 37 b: die . . ere lote verhuaen (Haus wechseln,
umziehen).
Dial. Greg. 234 : den marmesteyn, de vp syne graue lach, verwandelen
(umwenden).
Z. d. Berg. Gesch. V. XI, 194: van 247 mudde toe verscheten . ,
ghegeven 2 pont, ende van den roggen to v er wannen ghegeven
4^« W8t. (mit der Wanne umschütten).
Westphal. 3, 107: mit vorwender Aan* : reversa manu,
mhd. verändern ') Ort, Stand, Besitz, Kleidung umändern (Lexer 3, 69),
verbilden zum Bilde gestalten, umbilden (75), sich verburgem von einem Yon
ihm weg zu einer andern Herrschaft ziehen (86), vergoten in Gott verwandeln
(119), verkeren umkehren, umwenden, verwandeln, an andern Ort und in
andern Besitz bringen, verkleiden, bekehren (140), sich verlegen in sich
anders legen, sich begeben in (157), vermenschen zum Menschen machen (178),
verrtden abwenden, verkehren (202), verrücken anders rücken, verschieben
(206), ver8<^affen*) verwandeln, verzaubern (211), (den poch) versezBen, ver-
stellen^ verwem^) durch Wehr aufstauend ableiten (227, 250, 304), versilbern
*) Doch vgl. ai. pdri-sic (umgiessen), gr. n^quaxrifjn ^ \Kt, permiUo, lit.
per-daryti (umarbeiten).
*) verwechselHy verkehren hat von Hause aus nicht den üblen Nebensinn,
den wir jetzt hineinlegen; umgekehrt kann verwandeln ihn haben (Lexer
3, 294). Im nhd. findet wieder die Bedentungssonderung zwischen den
Synonymen statt (vgl. die Verba des Sprechens S. 72).
') verändern ist eigentlich Denominativ: „anders machen*'.
*) Zu den Verben der Bedeutung „verzaubern" vgl. S. 70 Anm.
») Vgl. S. 77.
199
(den fctin) in Silber, Geld umsetzen (229), versiahen (awert, münze) um-
schmieden, umprägen (232), verstellen verwandeln, unkenntlich machen (250),
unverstalt nicht in andere Gestalt gebracht (2, 1966), vertolken verdolmetschen
(271), veroerwen^) anders färben, entfärben (287), vervleischunge incarnatio
(288), verwandeln umdrehen, umwenden, vertauschen (293), verwandem ver-
wandeln (294), verwehsein umwechseln (298), verwursten zu Wurst um-
arbeiten (315).
nhd. Lichtenberg 1, 144: das wort gottesdienst sollte verlegt und nicht
mehr vom kirchengehen , sondern bloss von gtäen handlungen ge-
hraucht werden (, umlegen", anders anwenden).
1. Cor. 13, 2: und hette allen glauben, also, das ich berge versetzte
(anders setzen, umsetzen).
S. Franck weltb. (1542) 154 a: setzeti sich nider, bald wider auff, vnd
versetzen sich dreimal (sich anders setzen).
Kollenhagen ind. reisen 141: man versetzet den alten hdhn mit einem
newen (umtauschen).
Opitz (1690) 1, 205: habe ich mich unterwunden hiesige Irojanerinnen
in unsere spräche zu versetzen (übersetzen).
Schuppius Schriften 540: die Daphne ist in ein lorbHerbaum, der Jcn(Ae
Celmus in demant, die Venus in fisdi ver&ndert und versetzet
worden (verwandeln).
Col. 1, 13: und hat uns versetzt in das reich seines lieben sohnes^.
Luc. 17, 6: saget zu diesem maulbeerbaiom, reis dich aus, und ver-
setze dich ins meer.
Mörike 6, 304 (Hesse) : wenn gute, vortreffliche menschen . . durch ihren
frischen geistesodem auch unser wesen in neuen raschen schwung
versetzten,
Sperling Nicod. (1719) 2, 90: d^isz sie . . zu den engein versetzet
worden seyn.
Goethe 24, 210: ihre anreden, ihr betragen versetzten ihn bald aus
jeder ungewiszheit
Garg. (1590) S. 6: Ovids v er staltungen (Metamorphosen).
Luth. 15. 133, 35 W.: wie sich der teuffei ynn die gestalt aynes guten
engeis verstellen soll,
H. Sachs Ndr. 193/199 S. 447: gehe hin, dich zu in gsell vnd dich
verstell, ob du mir in den tagen machst etlich pringen in die Jkell.
') Loh. 1287: iuwer stalt sich von ir nie wolt siden breit ververben
(sich durch Farbe unterscheiden).
') versetzen in „hinsetzen in* berührt sich mit der /atr- Gruppe ver-
messen; sich verlegen, versetzen auf ist dort (S. 168) behandelt worden, ver-
setzen unter (die zahl der heiligen: Adelung im DWB. 1290) möchte ich eben-
falls in jene Gruppe verweisen.
200
Lohenstein Soph. (1689) 65: ein zaubernd weib Jean auch den klügsten
kapff verstellen^) (entstellen).
Maaler 434 a verteütschen : transf erre in linguam Germanicam.
Brentano ges. sehr. 4, 468: dasz sie ihr geld verwechseln und den
wirih befriedigen sollten (umwechseln).
Opitz Arg. 1, 579: dies verwandte seine gedanhen in einen zom
(umwenden),
ebd. 2, 472: ich will ihre andacht anderswohin verwenden.
Lessing Em. Gal. 248: das gemälde verwandt gegen einen stuhl lehnen
(umgewandt).
A. Gryph. Son. II 8, 1 (Weinh. hs. W 98) : der so des menschen herte,
eh als man meint, verwendt (umstimmen).
Mörike 6, 291 (Hesse): oJme ein äuge von meiner arbeit zu ver-
wenden^) (abwenden).
Uhland volksl. (Cotta) 1, 72: hoff, glUck werd kummen drein, sich in
als guts verwenden (sich wandeln).
Rebhuhn Sus. (Tittmann) akt 5 v. 261: das glück das thut sich bald
verwenden (dass.).
ebd. y. 382: da» yhr in euren henden das schwert nicht vnrecht ihut
verwenden (anwenden).
Die Wendung verwenden zu stammt auch von hier^):
Spee trutzn. 309: er thät das brod zum waren fleisch verwenden
(verwandeln).
Gretter erkl. d. ep. Pauli a. d. Römer (1566) S. 287: dasz alsdann
sein strebe geheiliget, vnd jm zu seinem, heil verwendet wird
(umwenden, umwerten zu).
Aus den Mundarten und Berufsprachen:
brem. holst, verbedden (kranke) umbetten (wb. 1, 65, Schütze 1, 77),
Schweiz, verbilde bildlich darstellen (Staub 4, 1200), verbröte Teig zu Broten
formen (5, 991), verbucke umbiegen (4, 1142), sich vergliche sich verwandeln
^) Die Gruppe verbindet damit oft üblen Nebensinn.
^ Kann auch /ra-Type sein, vgl. ahd. Gl. I 693 a firuuantun : avertebant.
') Ähnlich mnd. „Mühe aufwenden'^:
Wism. Zeugeb. f. 179: bedancketh erhes fliUgen arbeydes mid vor-
Wendens,
Pauls Erklärung (wb. 515b) „nach einer bestimmten Richtung hinwenden'
scheint gezwungen und zu gelehrt. Wir werden besser von der Erklärung
„umwerten'' ausgehn; danach scheint in jüngster Zeit verwerten gebildet
zu sein: Mörike 4, 169 (Hesse): jetzt werden wir diese gnädigen Zeilen bei
seiner erlaucht sogleich aufs beste verwerten,
sich verwenden für einen zeigt den Einfluss der faur- fair -Type vertreten
(S. 156 f.): Schiller 12, 259: er . . verwendete sich selbst für mich.
201
(2, 600), westfäl. vergrosken in Groschen umsetzen, ausgeben (Woeste 291),
Schweiz, elsäss. verhüse umziehen, sterben (Staub 2, 1742, Martin 1, 385),
brew. verhüsen umziehen (wb. 2, 677), preuss. verJcantem Ämter tauschen
(Frischbier 2, 432), Schwab. verJäesen umändern (v. Schmid 314), verkoMen
(des torfes) in Kohle verwandeln (Jac. 4, 519), verlandung (der buhneti) An-
satz des Sandes (520), Schweiz, vermöchten Schuldner durch andern ersetzen
(Staub 4, 69), elsäss. vermünze Geld wechseln (Martin 1, 696), schles. ver-
pelzen nropfropfen (Drechsler 194) •) , bair. verschaffen verzaubern (Schmeller
2, 382 f.), Schweiz, sich verschaffe sich in andre Lage bringen (Staub 1, 906),
elsäss. verschiebe die ersten Zähne wechseln (Vieh: Martin 2, 388), wien.
berl. versilbern in Geld umsetzen, verkaufen (Hügel 181, Meyer 128 a), elsäss.
verstecke verpflanzen (Martin 2, 582), köln. verstalt Jujtn sich den Anschein
geben (Honig 194 b), Schweiz, verstelle Kinder oder Vieh bei andern einstellen,
Verstösse Schulden übertragen (Staub 1, 906), aachen. vertrecken umziehen
(Müller -Weitz 248), preuss. verwessein aus der Art schlagen (Hennig 291);
Weidmann: sich verfärben neue Haare bekommen, verfedem nach Mauser
wieder Federn ansetzen (Kehrein 303), verhaaren Haare wechseln (304);
Seemann*): verhalsen Schiff vor dem Winde wenden, verkehrte auflanger,
kniee, siteer umgekehrte (Bobrik 706b); Bergmann: verlegen (arbeiter) auf
einen andern Bau legen (Veith 525), verwerfen verschieben, sich verziehen aus
der Lage kommen (541).
verschlagend hat die Bedeutung „umschlagen, überschlagen, lauwarm
werden" (vom Wasser): Schmeller 2, 515, v. Schmid 464, Jecht 118, Scham-
bach 263 (auch verknicken), brem. wb. 4, 813 f., Richey 258, Dähnert 526,
Frischbier 2, 440). versetzen bedeutet brem. „umsetzen" (wb. 4, 773), lux.
versät um-, abgesetzt, entsetzt (Gangler 469), ök. versetzen (der Scheiben)
umkehren (0 verbeck 85); Gärtner: umsetzen (Jac. 4, 528); Weidmann:
Haare wechseln (Weber 616); Bergmann: verschieben (Gesteinsmassen), refl.
aus der Lage kommen (Veith 537); Seemann: verlegen (Anker), um ihm
bessere Stelle zu geben (Bobrik 40b). verwenden bedeutet noch „umkehren"
im Schles. (Weinh. hs. W 98), „anwenden, anlegen" im Brem. (wb. 5, 228);
verwendte nennt der Berliner eine Ohrfeige mit der Rückseite der Hand
(Meyer 128 b), verwentsknöchelche der Kölner den Musikantenknochen (Honig
195 a).
*) W. Scherffer ebd.: so müssen mägdlein drauf verpeltzt in knöb-
lein sein,
*) Die Bildung vergasten (: gasten Seeleute, zu bestimmtem Dienst an-
gestellt) ist mir unklar; vgl. Bobrik 706a: die zeit vergastet j wenn Ebbe
und Flut gerade im Ausgleich und Wasser im Stillstand ist u^id weder steigt
noch fällt.
•) Heyse buch d. freundsch. 223: manchmal zünde ich auch noch auf
dem herd ein f euer an, da ist es hier recht hübsch verschlagen.
Vgl. auch S. 89 ff. über die Berührung mit der /awr- Type.
202
m) Zu der Bedeutungsgruppe „fiberholen, verwinden" liefert
fair- in der Anschauung „hinaus über" (in gutem Sinne) auch
seinen Beitrag. Zu den Ausführungen S. 109 ff. ist hier wenig
nachzutragen (s. mehr unter fra-),
mnd. Ostfr. L. R. 1, 123: bo sali de erfnisse hoeren, de se mach vorkneen^)
(„überknien'', durch Nachweisen eines näheren Verwandtschafts-
grades erwerben).
Gerh. v. M. 88, 5: der breden wortelen se (Eiche) genöt, dat se vor-
stunt vü mannigen stöt, de or de wind vil dicke bot (überstehen,
aushalten).
Sp. d. kerst. gel. f. 104 a: mit desen seuenghauen v erste et een mensche
die soeuen Jioeftsonden (dass).
Fahne, Dortm. 3, 39, 42: nemant en mach mit bloten Worten gut v er-
st ain in eins anderen erve (überätehen, zum Nachteil des anderen
übernehmen),
mhd. Uschb. 3: den überma^i sol die party vermugen sich der sach gu be-
laden (überreden, bewegen zu).
Pass. K. 233, 19: er versaz den smerzen (durch Sitzen „überstehen"),
nhd. Hagedorn 2, 223: und denkt vielleicht, dose ein verdrüszlich weib in
monatsfrist viel eigensinn versitze.
Garg. 140: dasz die natur plötzliche enderungen nit wol verstehet
und auszharret (überstehen).
verstehen ist noch in ndd. Mundarten gebräuchlich : he hxn
eiten goden drunk verstaan (brem. wb. 4, 998), de osse ver-
steit veer släge (hamb. Richey 285); Schweiz, verwallen (fleisch)
überwachsen (Stalder 2, 432), gött. pomm. verwassen wachsend
überstehen (Schambach 268, Dähnert 529: daJt verwasset de
göre nog wedder).
Wir gehen nun zu dem ausgedehntesten, dem einen üblen
Sinn verleihenden /air- übei*. Dieser entwickelt sich besonders
aus der eben behandelten Bedeutung „hinaus über (das Mass)*'.
Doch haben wir den Übergang zu üblem Nebensinne bei den
meisten /air- Gruppen beobachtet. Über die Berührung von
fair- mit faur- I (bei Verben der Bewegung) s. S. 58, 109 ff.,
127 f. Die hierher gehörenden Bildungen erscheinen bald in
^) Die Bildung stammt ans dem Friesischen:
afries. B. 168, 15: thet thi tha lawa nime, therse ur kniaia muge.
203
transitiver, bald intransitiver, bald reflexiver^) Form und mit
besonderer Vorliebe als Partizipialadjektiva. Dieses Ineinander-
greifen mögen uns die Verba verliegen, versitzen^ verstehen ver-
anschaulichen. Wer zu lange oder zu viel liegt, sitzt, steht,
der verliegt^ versitzt^ versteht eine Frist durch Nachlässigkeit;
er selbst verliegt^ versitzt^ versieht (sich) und „vergeht sich** da-
durch, so dass er dann verlegen^ versessen, verstanden und zu
anderem untauglich ist.
ahd. Gl. in 3a farlegana^) : contaminata. IV 112a verlegen : adolteratam.
II 433 a itiden vnsuparvn v ar leg an in : spuren (stapra).
T. 28, 1: ?iabet sia /o r Z «^an a ; moechatus est eam.
ebd.: ni furligi thih : non moechaberis.
T. 44, 21 : in ihesemo furleganen cu/nne : in generatione ista adaltera.
Musp. 33: denne ni küar pamo nohhein de pan furisizzan^).
as. Uel. 3843: ihiu idis u%ms bifangen an farlegarnessi, uuas iro libes
scolo (unerlaabtes Beilager, Ehebruch, Hurerei),
mnd. Serm. eyang. f. 66a: vnse lychatn vormodede vnde vorleghe, wan he
nene vorhalinghe en hadde.
V. Bunge, Gesch. d. Ger. W. p. 70: item delbreve, kopbreüe ufid scheding-
breve kennen nummermer vorliggen edder vorolden,
Lüb. Chr. 2, 248: de wile se dal vorlegen tmde wolde dat slot ut-
smachten, reeth greve Gerd . . . (durch Liegen versäumen).
Wigands Arch. 2, 421 (a. 1451): toe dat vorsete unde versumede, dat
he syn was (Wachs) bot4en twe jar schuldich bleue . . .
Magd. Seh. Chr. 326, 16: vorsetene tinse (fällig).
Münst. Chr. 1, 141: he ey Schede vele anderes geldes van versettenen
tyden (versäumten Zahlungsfristen).
Agricola, Spr. 278 (Latend. S. 37): wente de reckadem entslapen vnde
maken lam, alseme wol by den perden süth, de ere knaken vor 8 tan
(überstehen, durch zu langes Stehen steif machen).
Mekl. Urk. nr. 4183 (a. 1320): deden se des nicht, so scolde vns dat
hw vor st an sin vnd vse rechte gut wesen (durch zu langes Stehen
verfallen).
Bothos Ohron. f. 209 : bischop D. koffte wedder Safferde van dene van
*) Der refl. Akkus, tritt mit Vorliebe bei den Verben mit tadelndem
Sinne auf, daneben auch bei solchen, die eine Geistestätigkeit bezeichnen
(vgl. S. 193 Anm. 3).
*) (sich) verliegen hat bis in mhd. Zeit die besondere Bedeutung : „ ein
unerlaubtes Beilager halten", ebenso mengl. forliggan (Stratmann 240a).
») Über furisizzan (firi-?) S. 128.
204
Haldensleve, dat 47 iare vor st an hadde cor 4000 m. (verpfändet
sein um . . .)•
mhd. Nib. 945, 4: mettine, der diu frouwe Kriemhilt vil selten eine verlac
(versäumen).
Gudr. 1349, 2: swer an dem morgen vrüeje gerne welle gesigen, der
sol sih niM verligen (zu lange liegen).
Wg. 3936: er verlit sich bi wiben.
Iw. 2794: (Erec) der sich . . durch vrowen Ernten verlac,
Pass. K. 442, 39: ob ich in sunden verlegen.
Iw. 7174: ein verlegen man (in Trägheit versunken).
Msf. 243, 46: vinde ich loch an verlegener tvcßte (abgelegen, verdorben).
Iw. 3198: das er verdulte und versae das sie (vingerlin) im ah der
hant gewan.
Berth. 494, 16: welich kristenmensche die gröze scelikeit versitzen
sulle oder tr (Beliehen versläfen oder verligen.
Nib. 706, 7: war umbe uns also lange den zins versezzen hat ir
man derst unser eigen (schuldig bleiben).
Ukn. 138 (a. 1311): der versezzen dienst (durch Sitzen versäumt,
rtlckständig, schuldig).
Chr. 15. 29, 11: das schlos Haideck, das ein versessen lehen toas
(verfallen).
Walth. 13, 19: wie sin wir versezzen zwischen fröiden nider an
die jdmerlichen stat *).
j. Tit. 886: ist ianan solich getiht also ungemezzen, . . der ist an guter
merke versezzen,
Parz. 2, 15: der sich niht versitzet nocfk verget und sich anders
tool verstet.
Bari. 240, 17: boum gras unde smte: so daz verstät in siner zitj dls
der ze lange in sldfe lit, so sol er (Wind) ez wecJcen unde wegen
(nicht vorwärtskommen, ausbleiben).
Renn. 16928: sin bestez phant verstet
Gudr. 1149, 4: diu ros, diu sich verstanden heten (hs. erstanden;
durch zu langes Stehen steif werden).
Mart. 68: iemer in der helle bruot müezen si verstanden dem tieveH
sin ze pfänden (verfallen).
*) Dieses versezzen sin braucht nicht von Hause aus „übel niedersitzen,
an verkehrter Stelle sitzen" (Lexer 3, 231) zu bedeuten^ sondern kann ein-
fach verstanden werden als „zwischen den Freuden an kläglicher Stätte
sitzen", so dass sich erst daraus das „Übel sitzen" ergibt, versessen an etwas
mit Richtungspartikel fällt uns auf; wir können an engl, to sit down „sich
niedersetzen" oder an die Vorstellung sich stützeti, verlassen auf etwas
denken, versessen auf in der Bedeutung „erpicht auf" ist sicher von solchen
Wendungen übernommen (vgl. sich verstehen auf S. 194 Anm.).
205
ükn. 465 (a. 1357): mir ist der selb Weingarten verstanden.
nhd. Garg. 519 (1590): zum ersten ahlauff seind sie (Franzosen) teuffelischer
dann teuffei: aber toann man sie erhalten %md verligen lasst . .
da seint sie weibischer dann weibisch.
Fronsperger kriegsb. 3, 287 b: ein hauff bessert sich von der arbeit,
aber von der müszigkeit verligt er.
Lohenst. Armin. 1, 565 a: weil uns der athem wegen dünnigkeit der
lufft überaus verlag (nicht weiter können, untätig werden).
Philander 1, 3: dasz manch ^rlich gelehrter gesell . . sich so elendig
muse herummer schleppet^ und verligen.
H. Sachs Ndr. 25/26 S. 134: du hast forthin her in viel tagen gesamelt
ein inn deinen magen. das ist dir als darinn verlegen (fest-
gelegen, verstopft),
ebd. Ndr. 31/32 S. 70: aiuh hob ich vil verlegner war.
Wieland 19, 7 : wehe dem, der verlegen oder bescMmt oder ungehalten
wird (ratlos, geniert).
Lohenst. Armin. 2, 1281: dasz bey so nahem kriege ihre kinder auf
detn miste versitzen und zu bauem werden müszten.
ebd. 2, 80: eine versizende oder gar erstickende tugend (aus der
Landwirtschaft übertragen: sitzen bleiben, nicht aufgehn).
H. Sachs 1, 94 (1558): ich het mich schier bei jn versessen, meins
toiderkommens gar vergessen,
Wencel Scherffer Ged. 556 (Germ. Abb. XI 244): keine, die sich gar
versessen, darf man mir zum weihe pressen (alte Jungfer).
Goethe 12, 172: was Jiast du da in höhlen, felsenritzen dich une ein
schuhu zu versitzen.
Goethe 13, 90: habt eures Ursprungs vergessen, euch zu sMaven ver-
sessen, euch in häuser gemauert, euch in Sitten vertrauert^),
Tieck 3, 17: solch gekrümmtes, versessenes, verstudirtes wesen
(vom vielen Sitzen und Studieren verdorben).
Paracelsus op. 1, 1120 C (1616): auch allem gestandenen unr^ ver-
sesznen hlut von fallen, stossen oder schlegen.
Chr. Gryph. poet. wäld. 2, 414: so zahlet Portugal die längst ver-
sessne schulden (überständig, rückständig, fällig).
P. Flemmig 95 (1651): ich weisz, wie hoch ich dir für dieses bin
versessen (verbunden, verpflichtet)').
^) Eine präpositionale Bestimmung, in welcher Richtung die Handlung
verläuft, nimmt gerade fair- gerne zu sich (vgl. got. fairweitjan, fairrinnan
du, und S. 15, ferner vor. S. Anm.). Auch können wir die Entwicklung wohl
begreifen, wenn wir die obige Stelle bei Lohenstein vergleichen: versitzen
und zu bauem werden > sich zu bauem versitzen,
•) eifiem versessen, verstanden wie einem verbunden, verpflichtet, verfallen
gebildet (S. 139).
206
Tieck 11, 246: aber warum warst du denn grade auf das ungeheuer
versessen? ^) (erpicht auf).
Frisch 327 c: sich verstehen sagt man von pferden, wann sie eu
lange stehen und schaden davon hohen, stando et otio cormmpL
ebd.: sich verstehen, als ein versetztes pfand, foenore consumi.
Schottel 647b: verstehen, durch stehen lassen verseumen oder ver-
lieren, also heiszet es Nov. Aug. p. 2 cap. 27: dem gerichtsherm
von jeder nacht, so lange das pfand ungelöset stehen bleiben, drei
Schilling Pfennige geben, bis sich das pfand gantz verstehet^),
A. Gryph Ndr. 3 (Horr.) S. 15: auff dieses pfand pflegt niemand nühts
zu leihen, es verstehet sieh zu geschwinde.
S. Frank weltb. 155: das pfand ist verstanden und verfallen.
Opitz Arg. 1, 601: denen er wegen einer wMthat verstanden war^)
(verpflichtet).
Die Bedeutung*) , durch Liegen, Sitzen versäumen' ist noch in Mund-
arten und Beruf sprachen vertreten : den guten wind verliegen in der Schiffer-
sprache (Bobrik 707 a); in der Weidmann spräche verliegt der Hund seinen
Vorteil, wenn er sich gehen lässt (Kehrein 306); versitzen im Bair. „eine
Frist verstreichen lassen" (Schmeller 2, 348), im Wiener Dialekt „seine Lauf-
bahn verfehlen" (Hügel 181), im ndd. „versäumen« (Götting. Schambach 266 ;
Brem.-Nieders. 4, 779 den gerichtsdag versitten, dat spill versitten „nicht mit-
spielen"; Pomm. Dähnert 2, 526: de tiid is verseten „es ist zu spät").
») Vgl. 8. 204 Anm.
') Analog zu einem solchen sich verstehen (verliegen, versitzen) ist der
niederdeutsche Rechtsausdruck sich verbrüdem, verscfiunstem gebildet:
mnd. Ssp. I 17, 1 : sven aver en erve versusteret unde verbruderet, alle
de sik like na to der sibbe gestuppen mögen, de nemtt geliket dele
dar an.
mhd. Kulm. r. 4, 65: ob sich ein erbe vorschwistirt oder verbrüdirt.
Lexer3, 84 erklärt fälschlich „sich unter Schwestern oder Brüder verteilen".
Vielmehr mnd. Richtst. Landrecht, c. 23, § 6: na deme dat erve versusteret
unde verbrüderet si, dat is, dat dar nen suster noch broder
en si . . .
Dazu Schottel 646a: es Jteiszet im sachsenrechte, wann sich ein erb ver-
brüdert oder verschwestert, alle die sich gleich nahe zu dem
sipp ziehen mögen, die nehmen gleichen theil. eine verschwesterte
oder verbruderte erbschaft wird alhier genant, welclie zu erben
weder Schwester nocli bruder verhanden sind.
») Siehe S. 205 Anm. 2.
*) In der Verwendung
Goethe 21, 51: wollt ihr an warmer statte die nadU versitzen oder
verliegen
ist versitzen, verliegen entweder /aiV- („durchsitzen, -liegen") oder /ra- Type
(„sitzend oder liegend verbringen").
207
Das intr. verliegen gebraucht man im Bair. von der Stimme, die Tersagt
(Schmeller 1, 1460), in der Weidmann spräche von der Hündin, die man nicht
zum Hunde lÄsst (Kehrein 306), in der Hüttenspracbe von einem Betriebe,
der nicht ordnungsgemäss erhalten wird (Yeith 530); das refl. bedeutet da-
selbst „nicht vorwärtskommen, das Unternehmen aufgeben müssen" (ebd.,
Jacobsson 4, 521). versiteen bedeutet im Bair. „im Ausstand bleiben, alt werden"
(Schmeller 2, 348), im Preuss. „steif werden, nicht vorwärts kommen" (Hennig
291; Frischbier 2, 441: die Brauer haben zwei-, dreimal veraessen, wenn sie
das Jahr über ihre volle Zahl nicht ausbrauen können); das refl. sich ver-
sitzen sagt man von alten Jungfern im Bair. (Schmeller ebd.) und Wiener
Dialekt (Hügel 181). Das intr. verstehen hat im Schweiz, den Sinn „zurück-
bleiben" (Staub 1, 906), das refl. im Schles. „alt und faul werden, abstehen"
(Weinh. hs. S 430). Die Berg- und Hüttensprache gebraucht verstehen im
retardat „verfallen" (Veith 539). Das Part, verlegen bedeutet im Schweiz,
„abgestanden, verjährt, müde" (Staub-Tobler 3, 212), im Pomm. „bekümmert"
(Dähnert 2, 523). Eine scherzhafte Übertragung liegt vor, wenn die Studenten-
sprache und die Frankfurter Mundart „Verlegenheit" mit verlag wiedergibt
(Kluge stud. 132, Askenasy 50: toas e verlag I). versessen „verschuldet, ver-
jährt, verfallen" bezeugt Weinh. hs. S 342 für das Schles. verstanden „ver-
pflichtet" hat ein älteres bestanden neben sich (Hittmair 246). verstanden
„überständig, verfallen" ist im Schweiz. (Stalder 2, 391) und Bair. (Schmeller
2, 715) belegt. Zu sich verliegen „sich dem Liebesgenuss hingeben" gibt es
ein trans. Seiten stück in beliegen „begatten".
Im Zusammenhang behandle ich zunächst die Transitiva
mit der Bedeutung „durch Übermass schädigen*' und „einbttssen,
verfehlen"*). Die Verba des Sinnes „verbrechen" und „ver-
führen" sind schon S. 128 f. behandelt worden, ahd. und as.
Belege sind nicht mit Wahrscheinlichkeit nachzuweisen.
mhd. a) „durch Übermass schädigen" :
verbuwen durch Bau schädigen (Lexer 3, 87), -dürkeln durchlöchern
(102), 'hacken (walt) ausholzen (122), -houwen aushauen, verletzen (132),
•jagen durch übermässiges Treiben schädigen (137), -loben übermässig loben
(166), -niesten übermässig mästen (178), -nagelen durchnageln, beschädigen
(184), -namen durch zu häufiges Nennen missbrauchen (185), -rennen (ros)
überhetzen (201), -riten zuschanden reiten (205), -rünen (mit steinen) bewerfen
(208), -salzen durch zu starkes Salzen verderben (210), -schainen beschämen
(213), -schellen übertäuben, betäuben (214), -schrien durch zu lautes Schreien
*) verlieren, versäumen selbst sind /ra-Typen. überhaupt ist es bei den
meisten der angeführten Bildungen nicht ausgeschlossen, dass sie auch auf
fra- zurückgehen können (vgl. dieses weiter unten). Über die Berührung mit
faur- vgl. S. 202 unten.
208
verderben (219), -schüren durch Hagel verdorben (221), -senen abhärmen (226),
'Sniden falsch zuschneiden (239), -spitzen zu spitz machen (245), -stumpfen
zu stumpf machen (256), -suiiem im Kochen tiberwallen lassen (260), -svceUen
aufstauen, verderben (261), -touben betäuben (272), -iriben (ors) überhetzen
(275), -trinken {die sinne) durch übermässig Trinken stören (276), -vluoten
überschwemmen (289), -weinen (ougen)^) durch übermässig Weinen verderben
(298), -welzen (lop) durch zu viel Wälzen verderben (299), -wmen verwöhnen
(301), -werfen (mit steinen) bewerfen (303), -werzeln verwirren (305), -wezzem
durch Mischung herabsetzen, -wibefi efFeminare, verweichlichen (306), -zerten
verzärteln (318).
b) „einbüsseii, verfehlen" (vgl. die /aur-Bildungen S. 129f.):
verbrechen als Strafe verwirken (Lexer 3, 82), -burn, -beeren verwirken
(3, 86; Nachtr. 390), -grifen fehlgreifen (3, 120), -jceren*) Jahr versäumen
(137), -keren verdrehen (140), -legen^) an unrechten Ort legen (156), -lüzen
versäumen (172), vermachunge Verwirkung (173), -mezzen falsch messen, ver-
fehlen (178), -nücken durch Einschlafen versäumen (189), -rüemefi durch
Prahlen verscherzen (207), -scBJen umsonst säen (206), -satzen versitzen
(Nachtr. 393), -scherzen verscherzen (215), -schulden, -soln, -schein verwirken
(220, 241), -scfiuldern durch Spiel verlieren (221), -släfeti*) schlafend ver-
säumen (231), -spcsien, -späten versäumen (243), -spün verspielen (244),
-swem falsch schwören (262), -vailen verfehlen (283), -vellen trans. zu ver-
vallen verlieren (286), -vrevelen einbüssen (290), -waJn beim Kegeln ver-
lieren (293), -wandeln^) zum Schlechten wandeln (294), -wehsein verwechseln
(298), -wenden auf verkehrte Art betreiben (301), -wetten durch Wette ver-
lieren (306).
Die nhd. Bildungen der trans. Gruppe % und besonders die
*) nhd. Qoethe 2, 61: v er weine mir deine schönen äugen nicht.
*) Swsp. L 2, 76: ob der herre den man schuldegöt, daz er sin guot
verjeret habe.
«) Vgl. S. 85, 127. *) Vgl. S. 128.
*) den lip, daz leben verwandeln (sterben), den sin (den Verstand ver-
lieren); verwandelwige der sprädien (babylonische Sprachverwirrung ebd.).
•) Von interessanten Belegen sei angeführt:
Schönaich ästhetik 55 (Köster): ihn im elend zu wissen, v er säurte
nur Jacobs betrybnisz,
Felsenb. 4, 241 : dasz wir . . dieses gespräch, wie man zu sagen pflegt,
bald wieder verschwatzten und fast gar nicht weiter daran
gedachten.
Musäus physiogn. reisen 2, 125 (1788): er, der schweber, idealisierer,
verschwebt, veridealisiert Jeden zug (durch Übermass).
Irrgarten 559: so geschaJh es, da^'iz icli viel voti demjenigen, was ich
schon gelernet hatte, verschwitzte,
üarg. (1590) 189: wer sich zu viel waget, wagen und ross ver waget.
209
freieren mundartlichen Schöpfungen^) sind so zahlreich, dass
sie im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgebracht werden können.
Nur von Bildungen Goethes sei hervorgehoben:
13, 127: mchts verlindert und nidits verwitzelt^ nidits verzier-
licht und nichts verhritzelt.
Elsäss. verschäUe gött. verschatten durch Schatten schädigen,
aus Mangel an Licht umkommen lassen (Martin 2, 443, Scham-
bach 261) bietet ein trans. Seitenst&ck zu den mannigfachen
Intrans. nach dem Muster verkümmern.
An intrans. Bildungen dieser Art sind die jüngere Sprache
und besonders die lebenden Mundarten reich und von anschau-
licher Eigenart. Wir fühlen zugleich ein inchoatives und effek-
tives Moment aus ihnen heraus; zu dieser Funktion ist vor-
züglich fair- (neQi- per-) befähigt ^).
ahd. Gl. I 86 Pa. faraUet. gl. K. firaltet : cariosos.
N. I 152, 23 P.: übe sie (herskefte) f&re dlti ferbltchent : desinunt
splendere.
Gl. III 233 b ihferboson, ich /erbose : depravor.
I 76 Pa. Ra. fardorret. gl. K. firthorret : contabescit.
T. 71, 3: bithiu sie ni habetun wurzaliln fürthörre tun : aruernnt.
Gl. n 291h furihartit') : obdurescit.
N. II 363, 19: mit ferhartemo herzin : obstintito corde.
II 136, 13: ferheiletiü tmumda füUta. unde tnuird drgera . .
danne si fore utiäre.
Gl. n 436 b versniegun perga : ninguidos (Pyrenas : überschneit).
Gl. III 249b ich ferstabun, ich v er stab e : ohstipeo.
II 198 b firwesenet : ^nescit. — IV 165 a ferwiteweter : YidnsiXvLS.
N. n 98, 22 P.: ich sah feruuuöte unde suant : insensatos.
as. Hei. 5679: uuas imo iro sUdi hugi . . farhardod an iro herten.
mnd. Eccles. f. 98 a: also dat he dat (Uni) in der boisheit let vorbomen
vndt vorolden („verbaumen, verholzen", hart werden).
^) Bei der Wortbildung in den Mundarten sind onomatopoetische
Strömungen za erkennen; vgl. die Ausdrucke für ,, verzärteln '^ im Schweiz.:
verbäbele (Staub 4, 919), -bibdbele (920), -bänsele, -bänzle (1393), -bibdrpele
(1598), 'bdrtsele (1617), -bäscheU (1760), -bittele (1909), -bäuwle (1945),
-poppde (1428), -gögeU (2, 154), -göggele (178), -gäggele (169), -häggele (1098),
-häscheU (1753), -hötscheU (1799).
*) Über die Ausdrücke vgl. S. 20.
') furi- wohl für firi- (vgl. S. 1.%).
Leopold, Die VorsUbe ver- 14
210
Sudend. 9, S. 297, 2 (a. 1403): an eynen olden hreff, de voriarei
unde vordaghet is (über Jahr und Tag aogestanden, ungültig).
Chr. d. nordelb. Sachs, p. 109: dar se (Leichname) vormadeden,
vorvuleden vnde vorrateden (von Maden zerfressen werden,
verfaulen, verrotten).
Gryse, Speg. f. Oo : gelyckwol toülen se hy vtUlem voder Hunger steruen,
vormucklen vnd vormiszquemen^) (in Ungemach kommen und
nicht fort können).
Bothos Chr. f. 264: ok so toas eyn nat somer vnde vornatede kome,
gras vnde wische (vor Nässe verkommen).
N. Gryse, L. B. fr. 27: dat se vorquinen, htmgerich vormageren
vnde smachtich vorkagen vnde vordSrren (hinsiechen).
Ndd. Rechtsb. f. 71b: dar inne he vorstenken mochte (vor Qestank
umkommen).
Weist. 3, 317 : wanner einer land hedde, daruan wes tho nickte queme,
alsse dat idt v er flöte edder sonst mit Steingrande befloten worde
(von der Flut überspült werden).
Besühriv. v. d. kunst d. seef. p. 19: alz gy willen eine schueffrose ge-
brucketi, dar de natel offt drat vorwestert (zu weit nach Westen
ausschlagen : Deklination).
mhd. veraffen, -effen töricht werden (Lexer 3, 67), -cdten (68), -argen,
-armen, -baldeti verwegen werden (70), -bleichen, blichen (11, 78), -bUtiden
(78), -bluoten*), -bösen, -bcesen (79), -dorren (97), gecken uf*) närrisch sich
versteifen auf (111), -gelwen, -güwen vergilben (112, 118), -genzen ganz werden
(113), -gramen gram werden, -grasen*) von Gras überwuchert werden, -gräwen
alt werden, -grüenen grün werden (120), -gurren (gurre: Stute, schlechtes
Weibsbild, 121), unverhagelt^) (2, 1955), -härmen*) vor Harm umkommen
(3, 125), -horsten, -Herten hart werden (125, 129), -heilen (126), -hülzen^
mit Holz durchsetzt werden (Nachtr. 392) , -hungern^) (3, 134), -irren irre
werden, -itelen wirkungslos werden (136), -jären^) verjähren (137), -kaUen.
-kargen karg werden (139), -kindischen kindisch werden (144), -krumben,
^) vormissquetnen ist aus franz. mesquin gebildet worden.
*) Pass. 76, 43: der von toufiden swcere verbluotet wtere.
') Hans 1129: daz wir üf disse erdsche plonder sus rechte gar v er-
gecken. Zu der Konstruktion vgl. S. 221.
*) Mart. 54, 220: dei* stßlden wec was in v er w äset, der rehte geloube
was in vergraset.
^) j. Tit. 3756: swer nach siner girde im selber donret, der mac wol
behalden allen sinen bow unv erhagelt.
•) Frl. 357, 4: si liez mich gar v er härmen.
') j. Tit. 284: dirre walt was über al verhülzet ufid versteinet.
*) Martyr. Ib, 80: in dem kerkere vorhungern.
•) S. Gall. stb. 4, 802: swenn der zins verjdret, daz man dann dar
über riht als umb sieht geltschult (überständig werden, verfallen).
211
-krvmmm, -lamm erlahmen (149, 152), kumen gebrechlich werden (150),
'lecken vertrocknen (156), -miesen^ -woscw') verwachsen (180, 181),
-moderen, -müeden (181), -nahten^) übernächtig werden (184), -narren
närrisch werden (185), -queln vor Qual vergehn (194), -guinen dahinschwinden
(195), -rasten zu lange rasten (196), -rosten (205), -roten putrescere (206),
-Schalken zum schale herabsinken, verkommen, -sclMln schal werden (211),
-sdiamen, -scheinen in Scham versinken (212), -schämen verschimmeln (215),
-schiuhen, -schiuwen scheu werden (217), -schrinden*) von Rissen durch-
zogen werden, bersten (219), -siechen (227), -släfen, slcsfern (231), -slemmen*)
verschlämmt werden (233), -snitoen, -snien^) einschneien (240), -soren ver-
dorren (242), -starren, -steinen starr, zu Stein werden, -steinen^) von Steinen
durchzogen werden (249), -stocken (252), -storren steif werden (253), -stüden'^)
von Stauden überwuchert werden, -stwnmen, -siumbett (255), -suren, -siuren
versauern, -swachen schwach werden (260), -swellen übel anschwellen (261),
-swem zusch wären (263), -swiln^) schwielig werden (264), -tiuvelen ver-
teufeln, -toben übermässig ins Toben geraten (270), -tören üf^ närrisch er-
picht sein auf (271), -töten absterben, -touben taub werden (272), -truckenen
(276), -tuniben, tumtnen verdummen, verstummen (278), -tiuszen, -dusdien,
-tüsdien betäubt werden (279), -iwälen zurückbleiben (280), -vulen verfaulen
(291), -wasen^^) vergrasen (296), -weisen verwaist werden (298), -wilden
(307), wintern ") vom Wiuter überfallen und zugrundegerichtet werden (310),
-witewen zur Witwe werden (312), -tciieten ndch^^j rasend werden vor Ver-
langen nach (314), -zagen^^) (315).
Währeud die meisten denominativen Bildungen besagen:
„in den durch das Stammwort ausgedrückten Zustand eintreten
(inch.) und darin bis zum Übermass (und Ende) fortschreiten
*) Mart. 57, 67: ir wege und sHge sint vermieset.
Wartb. 30, 7: din herze ist dir vermoset.
*) Kulm. r. 3. 2, 10: ab ein man gewundet wirt und dt klage vor-
nachtet (übernächtig werden, die Geltung verlieren).
•) W. V. Rh. 147, 13: «Ine vüese wären v er sehr und en.
*) Bu. 147 (a. 1334): der grabe vorslemmet was.
*) Just. 361: wan bces weter und sne in fiel, entsaz man, das man im
lande möhte versntgen.
•) Vgl. S. 210 Anm. 7.
') Weist. 5, 205: der die acker last verstüden.
*) Pass. 261, 76 : unz im daz vleisch verswilte harte groz vor sinen knien.
») Flore 3767: swer vertöret üf diu wlp.
>«) Vgl. S. 210 Anm. 4.
") Teichn. A 207a: ez wirt noch verwintert gar.
**^ Msh. 1, 30a: icti verwüete nach ir güete.
") nhd. Uhland Volksl. 1, 272 (Cotta): uolt keiner an herzog Christof
verzagen.
14*
J12^
(effekt.)", schimmert in anderen fair- in seinen verschiedenen
Bedeutungen hindurch und erzeugt dadui^^h einen eigentfimlich
schillernden Sinn, der diesen Prägungen besonderen Reiz
verleiht.
mhd. (nhd.) ver/aren, t?eniacÄfen, vertagen zeigt fair- in der
Anschauung „hindurch"- und „darüber hinaus"-bleiben und da-
durch Schaden leiden. Hierher gehört mnd. vortoestem „durch
die Westrichtung hindurch und darUber hinaus ausschlagen',
von der Kompassnadel gesagt (vgl. S. 210). Besonders reich
ist der Zweig mit dem Sinne „von dem, was das Stammwort
sagt, durchsetzt, überzogen, verwirrt und beschädigt werden"
(vgl. S. 210 f. u. Anm.) wie mhd. verschrinden, verswün — ver-
grasen, verhüben, vermiesen, vermosen, verslemnien, versteinen, ver»
stüden, verwaseti — verhagdn, versniwen, mnd. vamaten. vorvlaien;
endlich frei in übertragenem Sinne „von etwas überrascht,
heimgesucht und zugrundegerichtet werden" wie mhd. verbluoten,
verharmen, verhungern, vertvintem, mnd. vormaden, vorstenken.
Von den Denominativen der einfachsten Art (vgl. oben)
weist das nhd. eine Unzahl von Bildungen auf, die hier nicht
vorgeführt werden können ^). Zu der letzten Art gehören ausser
den schon mhd. belegten Bildungen noch nhd. verdursten^ ver-
^) Frenssen HiUigenlei 527: die achUmme wunde, welche Hie heimai
schuf, will vernarben,
Augsb. allg. Zeitg. 1866 S. 50.54 a : auch der proiestanHamus itoftn,
wie alle weU weiss, versimpeln und verknöcherfi.
Rod. Benedix Shakespearomanie 426: ohne ihre eigenen diditungen
. . toürde ja das volk geradezu versumpft sein,
Liliencron Poggfred 1, 174: und miüeid hatt ich mit dem armen
ding, das hier vertrauern muszte und versauern.
Frenssen HiUigenlei 507 : dessen seele da oben in der stillen heide in
gefahr gewesen war, in dämmerung zu verträumen oder in Un-
ruhe zu veriiren.
Cioethe 19, 63: die verunglückte geseüschaft
Brentano ges. sehr. 3, 74: nur dass man die steme heller sdie auf
der berge gipfel, lasset ihr euch selbst verwettemd euren trüben
Schwall verwittern.
Pauli schimpf 154: ich teil dein nit verzagt sein.
Bielschowsky Goethe I *, 154 : der oberste deutsche gerichtshof steüte
einen verstaubten und verzopften mechamsmus dar.
213
eitern, verknöchern, verkümmern, verlausen^ vernarben, verregnen,
versanden, verschüfefi, verschimmeln, verschleimen, verschneien, ver-
schwären, verstauben, versumpfen, vertrauern, verträumen, verun-
glücken^ verwässern, verwittern, verzapfen u. ähnl.
Za dieser fruchtbaren Gruppe sind viele eigenartige, oft
sehr freie Neubildungen analogisch geprägt worden^):
Brockes 3, 641: die unsrigen . . . wird man dort nad^ einem langen
schaiden verhim^nelt wieder sehn^
H. Heine Ratcliff 46: erde^ v er nachte und verschlinge mich (etwa:
,mit Nacht bedecken, in Nacht versenken *').
Aus den lebenden Mundarten und Berufsprachen:
weidm. verangem (wald) zum Anger verwildem (Heppe 374), schles.
verhangen vergehn vor Bangen (Weinh. hs. B 14), Schweiz, verhaumef gött.
verböämen, holst, verboomen (kom) banmig werden, verwildem, vermodern
(Staab 4, 12ö6, Schambach 260, Schütze 4, 301), brem. verblecken von der
Sonne ansdörren (wb. 1, 99), elsäss. verbluete, österr. fabluatn, westerw. ver-
bhUen*) das Seinige einbttssen, finanziell erschöpft sein (Martin 2, 172,
') Die Presse pr> Aagenblicksbildangen mit Vorliebe:
Bresl. Morg.-Ztg. 8. 3. 05: toteaeelen, in welchen die liebe verfilzt^
die hoffnung versäuert, der humor vergrünspant
Deutsche Monatschrift Jahrg. 6 S. 406 : die zeit klagt, dass die weit
vergreise,
Arno Holz Daphnis (1904) 105: dein Bwrdeau (Bordeaux) wach uns
froh! soll er dir verkellern? (im Keller verderben).
D. V. Liliencron kämpf n. spiele 89 : vor . . jähren ist hier . . an gift
verleibweht ein süszes Klärchen (an Leibweh zugrundegehn).
Jugend Nr. 23 (1904) S. 464: Würzburg ist verjudet, verprote-
stantet, vernorddeutscht.
Zeitschr. d. allg. dtsch. Sprachvereins 1906 S.321 : das verpreusselnde
Frankfurt. S. 328: die verwelschung Südtirols.
Bresl. Morg.-Ztg. 1. 7. 1905: die verweiblichung der Volksschule
— die verkirchlichung der volkssdiuie.
Lehmann-Hohenberg naturwiss. u. bibel S. 87: wdtvertrustung,
*) Meist trans. gebraucht „in den Himmel erheben* (bildlich):
Wieland 32, 440 : da sah ich . . diese olympische queüe den irdischen
boden verhimmeln,
Schönaich ästhetik (Köster) 118: wenn er die niedrigsten ha$idlungen
auf diese art verhimmeln si^t
Ähnlich Lohenstein Armin. 2, 866: dasz beide dar v er s lernt sollen
sein („zu den Sternen erheben").
') Schmidt 289 (westerwäld.) leitet verbluten von ndd. blut als „bloss
werden" ab; doch kann es auch vom schriftdeutschen verbluten (S. 212) ttber-
214
Castelli 121, Schmidt 289), leipz. verdreckerfi schmutzig werden (Albrecht
228), Schweiz, verdrijäre nach drei Jahren verfallen (Staub 3, 66), brem. ver-
dummem dumm werden (wb. 1, 270), gött. verdumpen (pflame) zurückbleiben,
verelennen im Elend untergehn (Schambach 261), schles. verfahren überfahren
werden (Weinh. hs. F 18), verf eigen zaghaft werden (44), brem. verjiauen im
Eifer nachlassen, schal, ohnmächtig werden (wb. 1, 407), Schweiz, vergande
von Felsenschntt überdeckt werden (Staub 2, 337), lux. vergeeschteren Geist
werden, sterben (Gangler 466), ökon. vergrasen sich mit Gras überziehen
(Weber 612), Schweiz, vergräwe grau werden, verschimmeln (Staub 2, 833),
Schweiz, österr. vergrinde schorfig, hartnäckig werden (Staub 2, 769, Hügel
179), ök. verhageln durch Hagel beschädigt werden (Weber 613), holst, ver-
haidet verdurstet (von der wasserarmen Heide übertragen, Schütze 4, 303),
Schweiz, verfiarze sich mit Harz überziehen (Staub 2, 1656), gött. mansfeld.
altmärk. berl. verhimmeln vor Schmerz vergehn ; sich geberden , als ob man
sterben müsste; in den Himmel kommen, sterben (Schambach 262, Jecht 117,
Danneil 238, Meyer 126 a), Schweiz, verhindere zurückbleiben, dahinterbleiben
(Staub 2, 1419), verhine (hin) hinschwinden, verloren sein (1, 910), verhocke
Schweiz. elsä|s. schwäb.*) österr. liegen bleiben, verkümmern, durch Sitzen
verderben (Staub 2, 1124, Martin 1, 318, Hügel 179), ökon. verhometi (ge-
treideJcömer) nicht aufgehn (Allg. Haush.-Lex. 569), Schweiz, verhumme (hum)
erschrecken, verstummen (Staub 2, 1296), gött. verhussen in Gärung übergehn,
sauer werden (Schambach 262), Schweiz, verjdmere ins Elend geraten (Staub
3, 42), westfäl. verkäwen (hawer) verhülsen (Woeste 292), schwäb. verkeckt
keck werden, Mut fassen (v. Schmid 308), hess. verhUlen vor Kälte erstarren
(Pfister 128), Schweiz, verchime, verchime'^) sich verschlucken (wenn ein
Keim oder Kern in der Kehle stecken bleibt, Staub 3, 262, 469), verchinde,
köln. verkindschen im Alter kindisch werden (Staub 3, 3ö0, Honig 192b),
preuss. verkrauten (teich) von Kraut überwuchert werden (Frischbier 2, 434),
schles. preuss. verkrummen, verlahmen (Weinh. hs. K 260, Frischbier 2, 434),
pomm. verlamen erlahmen (Dähnert Ö23), Schweiz, verchugele sich überkugeln
und beschädigen (Staub 3, 187), elsäss. verlagere durch Liegen verderben
(Martin 1, 571), hrem. verlostem entarten, verwildern (wb. 1, 60), westerw.
frankf. verlechen austrocknen, verdursten (Schmidt 302, Askenasy 134), leipz.
verliedem, -ludern, mansfeld. verUdem, -lüdeni, gött. verludern verkommen
(Albrecht 229, Jecht 118, Schambach 264), hess. verlockeln leichtfertig werden
(Pfister 168), Schweiz, verlumpe bankerott werden (Staub 3, 1281), preuss.
verluntrussen herunterkommen (Frischbier 2, 435), schwäb. ver magern ab-
magern (v. Schmid 370), bair. vermalzen (kam) in Feuchtigkeit verquellen,
tragen sein. Gött. verblaueti (Schambach 259) ist wohl die ndd. Form dafür,
und Schütze 1, 112 leitet dann holst, verblauen fälschlich von blau (gblau
werden") her.
^) Mörike (Hesse) 3, 186 : mein mühibacfi trocken, das werk im stocken,
blieb aües verhocken.
*) bair. sich verkimen dass. (Sohmeller 1, 1294).
215
malzig werden, nicht anfgehn (Schmeller 1, 1596), Schweiz. Schwab, vermübe^)
von Milben zerfressen werden (Staub 4, 223, v. Schmid 385), Schweiz, ver-
miese von Moos überwuchert werden (Staub 4, 469), pomm. preuss. vermis-
quemen, -quimen *) (preuss. verquinen) vor Dürftigkeit nicht fortkommen, sich
aufzehren (Dähnert 524, Frischbier 2, 436, Hennig 290), preuss. vermuibaren
Mut verlieren (Frischbier 2, 437), schles. vemarren starr werden vor Staunen
(Drechsler 184), Schweiz, veimackte von der Nacht überrascht werden (Staub
4. 662), vemusse {nuss) vergeblich sein (4, 830), altmärk. veroUem veralten
(Danneil 239), preuss. verprachem verarmen (Frischbier 2, 438), brem. preuss.
cergud:en (acker) von Quecken durchsetzt werden (wb. 6, 242, Frischbier 2,
438, AUg. Haush.-Lex. 576), westfäl. verripen durch Reif zugrundegehn
(Woeste 294), schles. verrustem verrosten (Weinh. hs. R 121), versauern bair.
(getreide) durch Nässe leiden (Schmeller 2,321), preuss. {mann ohne weih,
weib ohne mann) verkümmern (Hennig 290), aachen. verschale schal werden
( Müller -Weitz 255), preuss. verschalken sich zu mutwilligen Streichen her-
geben (Frischbier 2, 439), ökon. verschlemmte wiesen schlammüberzogen (Allg.
Haush.-Lex. 577), preuss. verschlicken sich mit Schlick überziehen (Frischbier
2, 440), bair. verschliert schlammüberzogen (Schmeller 2, 533), elsass. ver-
schlösse von Schlössen beschädigt werden (Martin 2, 475), hess. verschrumpeln
einschrumpfen (Vilmar 370), schles. verschwarzen ^) dunkel werden (Weinh.
hs. S 269), weidm. verschweissen (wild) durch Schweissverlust enden (Kehrein
309), berl. verschwüeen*) schweissig werden (Meyer 128a), gött. versommem
durch Sommerhitze zugrundegehn, verstarren erstarren (Schambach 267),
preuss. verstimt von Schneemassen bedeckt und versperrt (Frischbier 2, 442),
schles. verstraw^en (getreiddä/nder) von Strauchwerk überwuchert werden
(Weinh. 95, hs. S 469), mansfeld. versekein (Jecht 119), aachen. versOchele
(Müller -Weitz 240), gött. versüken hinsiechen (Schambach 267), preuss. ver-
toten (bein) absterben, einschlafen (Frischbier 2, 429), brem. vertragen träge,
müde werden (wb. 5, 95), schles. verwachen durch Wachen ermatten (Weinh.
hs. W 22), bair. verwasen (äcker) von Gras überwuchert werden (Schmeller
2, 1018), Schweiz, verwindet durch giftige Luft angesteckt (Stalder 2, 452),
vertointem Schweiz, bei Überwinterung des Viehs durch zu grossen Futter-
verbrauch Schaden leiden (2, 454), gött. westfäl. durch Frost zugrundegehn
(Schambach 269, Woeste 297), bergm. verwittern (berge, erze) sich an der
Luft auflösen (Jac. 4, 536), schles. verwitwem zur Witwe werden (Weinh.
hs. W 168), Schweiz, verwuchn^ (kuh) die Woche nach der Begattung trächtig
werden (Staub 1, 906), venoueste in Unrat verkommen (1, 908), verzable,
schles. verzappeln ausser sich geraten vor Ungeduld (Staub 1, 906, Weinh.
hs. Z 12), bair. verzähen zäh, abgehärtet werden (Schmeller 2, 1100).
') Vgl. mnd. vormaden S. 210.
«) Vgl. mnd. S. 210 u. Anm. 1.
") A. Gryph. Son. (1639) 27, 13: wefin sonn und luft verschwarzt
*) Arno Holz Daphnis (1904) 132: ich verschmachte, ich verschwizze
wie ein gräsgen in der hitze (vor Schwitzen umkommen).
216
Auffällig sind die Bildungen Schweiz, verhine, verhumme^
vemusse^ gött. verhussen (zu den Partikeln hin, hutn, nuss^ huss),
Falls man sie nicht als freie Analogiebildungen betrachtet,
dürften sie schwer zu erklären sein ^).
Neben den Intrans. stehen die Refleziva meist mit dem
Sinne „verfehlen, sich vergehen" (Übermass, zielloses Umher-
irren). Sie bilden gewissermassen das Mittelglied zwischen
Trans, und Intrans. Die Grenze nach /at4r' I*) und /ro- hin
ist bei ihnen kaum einzuhalten.
ahd. N. II 187, 3 P.: so gesciehet uns danne uuir uttellen betando an Got
tünchen dcts uuir an ander ünsik ferdinchen^).
I 248, 13: d6r 8ih teheines tüanüiches tinges fermdze mit tiu er
gloriam geuuünnen wualH,
Gl. I 535 b sihvirvuanit sichuurwanit : contempnit (sich überheben).
N. I 757, 12 P.: föne diu neüomson die göia eih niM f er surren he
sUge (falsch schwören)*),
mhd. sich veraffen sich äf fisch benehmen (Lexer Nachtr. 390), -afiem
8. verspäten (3, 67), -cUten (68), -andern (69), -arheitefi s. überarbeiten, -balden
s. erkühnen (70), -hluoten (79), -bösen (80), -brüeten vor Hitze vergehn (84),
'denen an seinen ganzen Sinn richten auf (92), -denken an, ncu^ sich in Ge-
danken verlieren (93), -drtejen (97), -einen s. absondern (103), -eilenden s. ent-
fremden (lOö), -engesten vor Angst vergehn (106), -geilen übermütig werden
(111), -gesten s. entfremden (113), 'ginen s. vergaffen, 'giseln im Einlager zn-
grundegehn (118), -grifen Missgriff tun (120), -halten zn spät kommen (123),
-harmden sich abhärmen (125), -herwen herbe werden (130), -hüt^ein znsammen-
scbmmpfen (135), -irren s. verfehlen, -iueem s. nach aussen kehren (136),
•jämem nach s. abhärmen, schmerzlich verlangen nach, -jaren (137), -köpfen,
-hoffen, -gaffen s. in starres Anschauen verlieren (139), -kcren s. verstellen
(142), -klagen s. abhärmen (145), -kUmpfen einschmmpfen (146), -Hütern
8. verwirren (147), -hrenken krank werden (149), -leisten im Einlager zn-
gmndegehn (158), -liedem liederlich werden (161), -laufen s. laufend verlieren
(169), -mizzen s. anmassen (178), -müeden ermüden, -müeijen s. abmühen (182),
•mundem s. ermuntern (183), -prisen übermässig preisen (194), -quein s. ab-
quälen, -rinnen umherirren, -riuhen rauh werden, -riuwen s. abhärmen (205),
*) Vgl. die noch freiere Bildung verhutdere ,von hinten sein Bedürfnis
verrichten" (Staub 2, 1419).
*) Die unter fau/r- I auf S. 130 f. verzeichneten Reflex, dieses Sinnes
können auch /air-Typen sein.
•) Vgl. got. fairweitl S. 15.
*) Vgl. lat. perjiduSy periurus S. 16.
217
-rüemen s. rühmen (207). -sdiamen s. sehr schämen*) (212), -seineti s. ver-
säumen (223), -seltcen schmutzig werden (224), -senen s. abhärmen (225),
-siechen dahinsiechen (227), -sinnen s. irren (230), -släfen (231), -spteten (243),
-spitzen-) (246), -suochen s. suchend verirren (259), -stoem falsch schwören
(263), -toben (270), -teeren (271), -tauben taub werden, enden (272), -trdhten
8. vergrflbeln (273), -iriuwen allzu zuversichtlich sein (Nachtr. 393), -tumben
einfältig werden, -funkeln b. verfinstern (3, 278), -twälen, -twehi s. aufhalten,
•twdsen töricht sein (280), -vaien feblgehn (284), -varen s. fürchten (285),
-v&Uen 8. mttde fechten (286), -vürhten erschrecken (291), -weifien s. abhärmen
(298), -wellen s. wälzend verirren (299), -werren, -wirren dass. (304, 311),
-wilden verwildem (307), -wilen s. versäumen (308), -wüeten nach wütend
verlangen nach (314).
Lassen sich schon im ahd. und mhd. fair-y faur- und fror
Typen dieser Art kaum scheiden, so ganz und gar nicht im
nhd.'), zumal in den lebenden Mundarten. Daher sind hier nur
wenige reflez. Bildungen anzuführen :
brem. sik verachtem, verletten sich verspäten (wb. 1, 5; 3, 19), köln.
s. verdun s. verirren (Honig 191 b), altmärk. sik verfräten, berl. sich verfressen
8. fiberessen (Danneil 237, Meyer 125 b), brem. s. vergecken in s. vemarren
(wb. 2, 494), henneb. s. vergrätschen s. durch Ausspreizen der Beine schaden
(Reinwald 134), aachen. s. verhetze, verkaide, gött. sek verhitten^ verküllen,
schles. 8. verkäiden, verkühlen, leipz. s. verkeilten, preuss. s, verkeilten, -killen,
-ktUlen 8. erhitzen, erkälten (Müller- Weitz 254, Schambach 262 f., Weinh. hs.
F 58, Weinh.-Heinzel 102, Albrecht 229, Frischbier 2, 432), preuss. «. ver-
hucken steif werden (Frischbier 2, 432), lux. s. vermachen s. verstellen
(Gangler 468), gött. s. vemüchtem nüchtern werden, den trunkenen Mut aus-
lassen (Schambach 264), lux. s, verrauen, bess. -reuen s. abhärmen, verzweifeln
(Gangler 469, Pfister 232), schles. s. verrücken s. vergehn gegen, s, versd^alken
arg, böse werden (Weinh. hs. R 131, S50), westfäl. s. verspringen s. durch
Springen schaden (Woeste 295), preuss. s. versteigen s. betrinken (Frischbier
2, 442), weidm. s» versuchen Hund auf falscher Fährte (Kehrein 310), brem.
8. vertagten, -treden fehltasten, -treten (wb. 5, 30, 101), bergm. s. vertauben
(gestein) taub werden (Veith 540), schles. s. verweiben*) weibisch werden
(Weinh. hs. W 75).
') Die/ra-Type sich verschamen bedeutet im Gegensatz dazu „schamlos
werden '^j verschämt und unverschämt sowohl .verschämt^ wie „unverschämt^
(3, 213; 2, 1961).
^ Pass. 174, 62 H.: ist dag der mensche Mt sin leben als sich ver-
spitzet tUoer wän (vgl. sich auf etwcis verspitzen, versteifen).
') Fischart Garg. 172: der sich fast verstudieret (zuschanden studiert).
Maler Müller, Fausts leben 163: schlaf und träume dich voll — ver-
träume dich und schenke . . deine seele mir.
*) Log. 2661 (ebd.) : wiewol sidi mann und weih in einen leib verleiben,
218
Eine besondere Betrachtung niässen wir noch den Parti-
zipialbildungen widmen. In ihnen tritt der von fair- erzeugte
Sinn „übermässig" ganz besonders hervor^).
ahd. Gl. III 188b firezziter : expastus („verfressen").
N. I 761, 13 P. : do chäm öuh dllero dieman ferchrondosta : garnila
(geschwätzig, „verschwatzt, verwaschen").
I 2dl, 20: /erlogener ünde Ideer : segnis ac stupidus („verlegen").
Gl. II 293 b firloganer : levis (verbis : , verlogen").
I 511 ab: arroganter süperbe . . . quem franci iwcant uermezzen
(u^mezzen),
N. I 84, 1 P. : ndh fermürnden ünde dngistinden lüstsdm neist :
anxios („vergrämt").
I 116, 14: dir diso ferrüomet ünde also Uehte uuds (in levitate
huiusmodi arro^antiae : „verprahlt").
I 694, 26: ddz si näh imo feruuüoftiu sih niamer negetröste in
fütiden haben : obsita perpetao luctu („verweint").
II 98, 22: ich sah feruuuöte unde stMfU : insensatos („ver-
, wütet", ausser sich vor Wut).
Gl. II 325b lAarzdrtotar. I 414a ^r^arier : delicatus („verzärtelt").
N. I 81, 23 P. : ddz tu so uerzSrtet pist (delitias tuas).
mhd. verhuebt heruntergekommen, verlumpt (Lexer 8, 86), -däht nach-
denklich, argwöhnisch (89), -drozzen verdriesslich (99), -glafert vergafft (118),
-kunstet*) verktinstelt (151), -logefi lügenhaft (161), -mezzen^) verwegen
(178), -schämt verschämt (213), -seint languescens (223), -semt abgehärmt
(225), -sinnet in Gedanken verloren, verwirrt (230), -slafen übermässig zum
Schlafe geneigt (231), -tobet rasend (271), -traht grüblerisch (274), -trunken
betrunken (276), -tümelt betäubt (278), -wtenet anmasslich (294), -wegen (297),
•zcurtj -zertet verzärtelt (318).
so darf sich docfi der mann deszwegen nicht verweiben (Wort-
spiel: sich cerweiben = sich beweiben ist hier durch den Sinn
ausgeschlossen).
») Über das Part. vgl. S. 184 Anm. 2.
') Msh. 3, 56b: nu ist din kunst verkunstet.
Ähnlich ist wohl verhovet gebildet bei Walth. 148, 16; 149, 31; 150, 79, 85:
gehovet, verhovet wndungehovet — verhoft'tr schale — bi dem verhaften
wesen — verhofter lecker, Lexer (3, 134) erklärt fälschlich ^g^g^^^ die
höfische Weise gebildet" statt „überbildet". Dann fehlte ja der Gegensatz
zu ungehovetl
') Vgl. Kant krit. d. urt. (Erdmann) S. 231 anm.: das deutsche wort
vermessen ist ein gutes, bedeutungsvolles wort, ein urtheil, bei
welchem man das längenmass seiner kräfte (des Verstandes) zu
überschlagen vergisst, kann bisweilen sehr demiUhig kUngen, und
macht doch grosse anspräche, und ist doch sehr vermessen.
219
Einige interessaute Belege aus der nkd. Schriftsprache
gebe ich in der Anm.^). Aus den Mundarten ist folgendes zu
erwähnen :
»^
Garg. Ndr. 65/71 S. 77 : gutefi vorrhat von starcken quallen . . inn
essich versaurt, vnd saurveressigt.
Knnstwart Jahrg. 19 S. 378: im Zusammenhang einer . . nicht reiühen
und gleichmässig verpfefferten musik,
Chr. üryph. poet. wäld. 1, 772: manch verplappertes mavi.
Pers. rosenth. 5, 13: ein verplauderter vogel.
Knnstwart Jahrg. 19 S. 421: mitten im verquälten, überreizten
Umgewirre der gegenwart.
ebd. S. 308: das in seiner ganzen mannschaft verschnapste sdUff.
Stieler 1709: verschafet tuhn : simulationem stultitiae indicere,
cerschafet sein : hominem minime malum, simplicem , hebe-
tiorem esse,
zfdw. 3, 331: er schilderte E. Mörike als . . sehr verzärtelt und
verschrullt.
Dehmel ausg. ged. S. 110: oder eins (gedieht) von einer v er schul-
ten Musa.
Ayrer proc. 1, 1: ein sehr verschwatzter geist (beredt).
Schopenhauer parerga 2, 329: deutsch verschwebelt und vernebelt,
d. h, statt eines klaren, hestimtnten Sinnes blosze, aber recht breite
Worte liefernd.
Goethe an Merck (Goethekalender 1906 S. 35): und denke mein,
wenns um dich schwebt, wie es in sympaiien hie um mein ver-
schwirbelt himgen lebt (taumelig).
Kirchhof wend. 115: ein gar versoffener und verspielter mensch,
Deutsche Monatschrift Jahrg. 6 S. 289: versorgte, verkümmerte
mütter nickten sich zu. ^
Garg. Ndr. 65/71 S. 82: der musz oersotten, verspanischpfeffert
. . versüsselet, verröstet, verräset.
Chr. Gryph. poet. wäld. 1, 801: verstaunt, gantz cMSzei' mir . . lag
ich im tiefen schlaf der Sünden eingewiegt.
EichendorfT 2, 12 (Leipzig 1883): und liebst die schatten wieder von
dem verträumten kind.
ebd. 2, 391: in der nacht dann Uebchen laiMChte an detn fenster^
süssverwacht.
ebd. 2, 355: bald darauffand sie Rosas Augen so süss verschlafen.
Goethekalender 1906 S. 74: mit . . vertrotteltem kreuz.
W. Scherifer grob. 188 (Drechsler 269): d^m verwaschnen weib
(schwatzhaft).
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 56: mein brüder aber sind verwegen, der
inn spiel, der in trunckenheit.
220
elsäss. verbahhelt schwatzbaft (Martin 2, 68), Schweiz, verbissen bissig
(Staub 4, 1691), Verblasen aufgedunsen (5, 1471), oerblüeint angetrunken
(5, 95), cerblüetet blutbefleckt (5, 226), verbugglet bucklig (4, 1089), köln.
verbos böse, heimtückisch (Honig 191 a), Schweiz, schles. böhm. verbost boshaft,
zornig (Staub 4, 1722, Weinh. bs. B 136, Enothe 629). berl verbummelt
(Student) der kein Examen macht (Meyer 125a), verdaut bair. beargwöhnt,
Schwab, lüstern (Schmeller 1, 485, v. Schmid 105), holst. verduUt toll, drollig
(Schütze 4, 302), frankf. verechauffirt ausser Atem (Askenasy 57), bergm.
verfeiert (schichten) in denen nicht gearbeitet wird (Veith 522), elsäss. ver-
förcht furchtsam (Martin 1, 440), Schweiz, vergaucht närrisch (Staub 2, 107).
vergeilt (pflanzen) Schweiz, elsäss. zu üppig, ök. durch Lichtmangel ver-
kümmert an Festigkeit und Farbe (Staub 2, 211, Martin 1, 211, Weber 612),
Schweiz, vergottet in Gott vertieft, heilig (Staub 2, 523), brem. prenss. ver-
hagelt vertrackt, verzweifelt (wb. 2, 560, Frischbier 2, 431), elsäss. verhandelt
zänkisch (Martin 1, 348), preuss. verhauen (maul) zügellos (Hennig 288), ök.
verhetzt (hund), verhitzt (pferde) überhetzt, überhitzt, krank (Weber 613),
Schweiz, verholdet verliebt, umfreit (Staub 2, 1183), ök. verhütet {schafe) faul-
gefressen (Jac. 4, 517), elsäss. verifert übereifrig (Martin 1, 18), Schweiz.
verirret irrsinnig (Staub 1, 410), verchrapfet verkrüppelt, verärgert (3, 849).
milit. verkantet (gewehr) über die Kante gelegt, verdreht*), weidm. ver-
Jdrrt, verködert Raubtiere, die sich nicht mehr ködern lassen (Kehrein
305), hess. verhallen erstarrt vor Kälte (Vilmar 217), elsäss. verkujeniert
zum Placken geneigt (Martin 1, 429), hess. verlaust mit Läusen behaftet
(Pfister 157), frankf. verlecht (schiff, eitner) undicht (Askenasy 230), ver-
loffen Schweiz, irreführend, elsäss. auf den Abendmarkt erpicht (Staub 3, 1136,
Martin 1 , 566), brem. verlopen geil, Männern nachlaufend (wb. 3, 86), Schweiz.
vermeint zugetan (Staub 4, 312), wien. holst, preuss. vemagdt, köln. vemäit
dumm (Hügel 180, Schütze 3, 132, Frischbier 2, 437, Honig 193 b), elsäss.
vernebelt verrückt (Martin 1 , 750), holst, verpeepert •) gepfeffert, sehr (Schütze
Dehmel ansg. ged. S. 42: wnd Wasser tönten durch die wände die
tastenden verweinten hände.
Fierrabras H 5: du hast gn&g verwenter wort gebraudit (stolz,
übermütig).
Mörike 1, 234 (Hesse): gegenüber dem verwürzten wesen der mode-
Uteratur (fiberwüizt).
Luth. 23. 544, 24 W.: une gar verzagt und blöde ein fnensch wird.
ebd. 24. 552, 18 : sind sie doch ynwendig ym hertzen verzweivelte buben,
*) Schiessvorschr. f. d. Inf. 1905 S. 34: gew^rverdrehen . . ßndet statt,
wenn der visierkamm nidit wagerecht, sondern nach der einen
oder anderen seite geneigt, d.h. verkantet wird.
'^) Holst, verpeepert hängt vielleicht mit verpqpe^, verpetert (Schütze
4, 306) zusammen und dieses mit brem. verpöterd „verlegen, alt" (wb. 2, 354),
hamb. verpetert „verschlossen, entfärbt* (Bichey 323). Die beiden letzt-
genannten Wörterbücher leiten es von salpeter her.
221
3, 203), elsäss. verplagt immer klagend (Martin 2. 155). verprist (: prise) aufs
Tabakschnupfen versessen (2, 197), Schweiz, verriben gerieben, listig (Staub
6, 61), schw&b. verrochen räucherig (v. Schmid 435), brem. versapen besoffen,
trunkergeben (wb. 4, 1102), elsäss. verschiedet wählerisch (Martin 2, 468),
versdirocken scheu, furchtsam (2, 517), schles. verst^atzt redselig (Weinh.
hs. S 270), versent naschhaft, verleckert (S 316), brem. verslaken vielschluckend,
gef rassig (wb. 4, 845), elsäss. versagen dem Saugen ergeben (Martin 2, 336),
verspielt aufs Spiel versessen (539), verstohlen diebisch (591), verstunt ge-
dankenlos, nachdenklich (602), Schweiz, vertrunken dem Trunk ergeben (Staub
1, 908), schles. vencaschen schwatzhaft (Drechsler 269), gött. verwent ver-
wegen, frech (Schambach 269), berl. verwimmelt fantastisch (Meyer 128b),
brem. verwood wütig (wb. 5, 283), verwogen österr. leipz. gött. preuss. keck,
verwegen, tollktthn, altmärk. sehr, brem. pomm. vertcagen waghalsig (Hügel
182, Albrecht 231, Schambaoh 269, Frischbier 2, 444, Danneil 240, brem. wb.
5, 164, Dähnert 529), böhm. verwonst gierig (Knothe 532), lux. vertoöt wag-
halsig (Gangler 471).
Wie die Refleziva sich gern mit Präpositionen verbinden,
um die Richtung der Handlung auszudrücken (vgl. sich verstehen
an, »n, wm, «6er, auf etwas S. 194 Anm.), so besonders die
Partizipia des Sinnes versessen auf etwas (vgl. S. 204 Anm.
u. 206). Die Anschauung ist wohl von sich stüteen^ sich ver-
lassen^ vertrauen auf etwas übertragen. Sie tauchen zahlreicher
in mhd. Zeit auf und greifen nhd. um sich.
ahd. N. II 521, 16 P.: min sela ist ferchölen an cUnen haltdre : defecit
in salntari tno.
mhd. verbUnt an verblendet, versessen auf (Lexer 3, 78) , -qudt üf be-
sorgt, -quoln, 'koln an, nach, üf, umbe sehnsüchtig verlangend nach (195),
-ruochet üf versessen auf (208), -senet an, nach, üf sehnsüchtig, verlangend
nach (225), -morfen üf erpicht auf (239), -tobet üf dass., -t&ret üf vernarrt
in (271), 'Willet üf geneigt zu (Nachtr. 394).
Aus den nhd. Mundarten :
Osterr. verbissen, verblendet, verschamerirt in (Hügel 177, 178, 180),
preuss. verbrennt, verifert, verjdclU auf (Frischbier 2, 428, 432, 437), köln.
hess. vemattert auf, für, in (Honig 193 b, Pfister 188), elsäss. verhoft, ver-
ruckt auf (Martin 1, 310; 2, 249), hess. verstürzt auf fälschlich erpicht
(Pfister 356), schles. vertifft uf^), gött. vertwivelt «p (Schambach 268).
Wie einem versessen, verstanden nach dem Muster einem ver-
bunden, verpflichtd, verfallen gebildet wird (vgl. S. 205 Anm. 2),
*) Qryph. Dornrose (Palm 1855) S. 51: idi bin su vertifft uff Lise
Dumrusen:
222
so auch mhd. einem verpent „zur Strafe verfallen' (Lexer 3,
191)0.
nhd. H. Sachs Ndr. 31/32 S. 143: ja, ich hob schnMt ein grossen teil in der
Stadt drin, auch auff dem Iwidt, die 7nir verfallen sindt allsandt,
die wolt idi morgen bringen ein.
Ubland Ernst v. Schwaben 116 : Ma^igold, wenn du nicht den feinden
Emsts mit leib und seele schon verfangen bist (gefangen —
verfallen).
Da unter den /air- Bildungen im allgemeinen, ganz be*
sonders aber unter den Intrans., Reflex, und Partizipialbildungeu
eine grosse Zahl vom Nomen abgeleitet ist, sollen hier ein
paar^Worte über Denominativbilduug folgen. Damit wird auch
die Frage der perfektivierenden Funktion von ver- aufgenommen.
^) Eigentümlich ist
mhd. Haig. r. 2, 14 anm. 4: auf das haus 50 fl. verfallen sein (zur
Strafe zahlen müssen).
Weist. 6, 129: wer aus belib, war umb 1 phunt pfenning verfallen
(strafbar).
Weist. 3, 695: der ist verwandelt meinem herrn 10 phunt Pfenning
(znr Strafe schuldig).
Die Bildung verwillet sin üf einen „zum Schiedsrichter wählen wollen" (Lexer
3, 308, Nachtr. 394) fügt sich in eine der Gruppen überhaupt nicht. Nach
einem verfallen bildet
Luther 24. 283, 33 W.: die pi'iester . . sind auch durch yhn ver-
'zehendet dem priester Melchizedeck.
verfaUen in etwas kennzeichnet sich deutlich als /atr- Type (vgl. got. faif-
rinnan S. 15) :
ahd. Gl. II 97b: niodo in unrehto suohnunga nif aru allen : in causas
incidant.
mhd. Trist. 14149: hie von was er aber me versunken und v er v allen in
die zomgallen.
nhd. Tieck Sternbald 1, 223: indem ich als mensch auf den allertollsten
gedanken verfalle.
Dazu holst. Jie keem up d^n verfall (Einfall Schütze 4, 302).
Nach diesem Muster gebildet ist:
nhd. Luth. 23. 474, 23 W.: das yhr doch eucfi nicht ynn unschuldig lAut
so jemerlich verteuffet.
7. 375, 15: szo soll dich got stortzenn, und ynn eynen toUen
synn vorwerffen.
S. Franck weltb. 91 : die in arckwon eines diebstdls v er zuckt sind.
223
Im Abschnitt I ^) habe ich mich bemüht (gegen Streitberg)
nachzuweisen, dass /ra- imstande sei die verschiedenen Aktions-
arten auszudrücken, die inchoative und intensive wie die effek-
tive und resultative. Bei dem Nachweise für die inchoative
ist der bedeutende Einfluss der /air-Type übersehen worden.
Als denominativbildende Präfixe kommen fair- und fra- in
Betracht; denn beide haben die Fähigkeit, die Handlung des
Verbs zu begrenzen. Als Stammwort kann ein Substantiv,
Adjektiv, Adverb und sogar eine Konjunktion^ auftreten.
Die Denominativbildung durch Präfixe scheint von der den
Übergang zwischen Verb und Nomen darstellenden Mittelform
des Partizips ausgegangen zu sein. Denn vielfach ist nur
dieses erhalten '). In den ahd. Belegen finden wir am häufigsten
die Form des Partizips vertreten. Es kommen Partizipia vor,
die mit dem Verb in keiner Beziehung stehen, sondern rein
nominal gebildet und verwandt werden:
ahd. Gl. I 720 a: firgihta uirgthtegote*) : paralyticos.
III 146 a uirgihtiger vergihteg€t(er) : paralyticus.
IV 165 a fertoiteweter : viduatus.
Noch im heutigen Sprachgebrauch haben wir Präfix-
komposita, die nur in der Form des Part, üblich sind. Be-
sonders ungeschwächte Präfixe können uns dies veranschau-
*) Die Aasfühningen S. 21 sind hier zu berichtigen und ergänzen.
*) 0. Ludwig (Hesse) 2, 153 : da weise man, was recht und tmrecht ist
ohne Wenn und Aber. Mit ihrem heimlichen karten haben sie's
verabert tmd verwennt.
') vfr- Komposita mit vorgesetztem un- gibt es nhd. nur in der Form
des Partizips, mhd. sind sie die Hegel, doch werden analogisch auch andere
Verbalformen danach gebildet. Von den mhd. Partizipien hebe ich hervor:
unverheüet unheilbar (Lexer 2, 19öö), -lioU ohne Erholung gefunden zu haben
1^1955), (mit warten) unverklüeget nicht beschönigt (1957), -mittelt unmittelbar
(1959), -rechent der nicht Rechnung abgelegt hat (1960), -siafiden, -sunnen
bewusstlos, unbegreiflich, unerfahren, verrückt (1966. 1967), -tragen unver-
träglich, nicht geduldet (1969), -vangen wirkungslos, -vorht furchtlos (1970).
'Want unbeteiligt, unabwendbar, unveränderlich (1971), -wl^t ohne Wissen,
-wiset ohne Absicht (1972), -zehent ohne Zehnten entrichtet zu haben (1973),
-eigen ohne zu verzichten auf, -zittert ohne zu zittern, -zoU ohne Zoll ent-
richtet zu haben (1974).
*) mhd. vergihtet, vergiht gichtbrtlchig (Lexer 3, 117).
224
liehen. Wir sagen abgeblasst, ausgehluhij aber noch nicht: die
färbe blasst ab, die blume blüht aus, obwohl die sprachliche Ent-
wicklang auch dahin kommen mag. So sind die Partizipia ver-
blasst, verblüht älter als die übrigen Verbalformen. Vornehm-
lich das Part. Prät. verband sich mit Präfixen, weil es schon
an sich geeignet war, die vollendete Handlang za bezeichnen.
Dazu befähigte Präfixe nahm es zur Verstärkung zu sich, und
zwar nicht allein ge-, dem heute diese Funktion vorzugsweise
zugefallen ist, sondern unter anderen auch ver-^). Zunächst
prägte man verbale Denominativa, indem man die Endungen
des schwachen Verbs dem Nomen anfügte. Indem aber das
Präfix aus der Form des Part, auf andere Verbalformen über-
tragen ward, drängte das vollere Kompositum das Simplex meist
in den Hintergrund und erweckte den Anschein, als ob erst seine
Verbindung mit dem Nomen diesem verbale Kraft verliehen hätte,
und nun schuf man danach neue Denominativa ohne Vermitte-
lung eines einfachen Verbs. Das mag etwa um die Übergangs-
zeit vom ahd. zum mhd. geschehen sein. Ein genauerer Zeit-
punkt lässt sich nicht angeben, da wir häufig nicht feststellen
können, ob es ein Simplex neben dem Kompositum gegeben hat.
In der mhd. Periode wachsen diese unmittelbar mit ver- und
anderen Präfixen gebildeten Verba an, und in nhd. Zeit prägt
der jeweilige Bedarf mittels bestimmter Präfixe neue Verba.
Die Denomination bietet das Mittel, die verschiedenen
Bedeutangsgruppen zu bereichern, oft auf an alogischem Wege
*) Noch nfad. ist dieser Gebrauch nachzuweisen:
Th. Plater 37 Fechter: hastu geheiUeb? ich ihat das ofenikü/rlin zu
tmd sagte: ja muter ich hob schon verhexte et
Gotthelf werke 13, 240: aU Anne Mareile in die kvrche kam, hatte
es verläutet.
Köstlin Luther 1, 117: schmecke und ersiehe hier, me freuncUidi der
herr ist, wenn du erst v er schmeckt hast, wie bitter äUes ist
was wir sind.
Spee tmtzn. 106: vögel, die frü anfahen zu nngen, haben bald
versungen.
Agricola spr. 351: wenn ein kind niM vertragen wird, das es
neun monat hat, so ist es ein uneeitige geburt (zu Ende tragen).
Lessing 10, 122: ein dichter kann viel geihan, und doch noch nichts
damit verihan haben (ausgerichtet).
225
durch sehr kühne Bildungen. Der aus der Partizipialform
erschlossene Infinitiv bedeutet gewöhnlich, je nachdem er
Irans, oder intrans. gebraucht wird: in den vom Nomen be-
zeichneten Zustand überführen oder übertreten, „zu etwas
machen oder werden''. Zu der Mittelform des Part, lässt
sich ein trans. wie intrans. Infinitiv bilden, häufig sind
beide vorhanden. Mit dem intrans. Verb steht das reflexive in
enger Beziehung, da in beiden die Tätigkeit nicht aus dem Be-
reich des Subjekts hinaustritt (vgl. die /air- Bildungen S. 216).
Anderseits ist für das Sprachgefühl das reflexive Verb ein trans.
mit beigefügtem Objekt. Während das Präfix im trans; ver-
Kompositum einfach der im Stammwort angedeuteten Handlung
ein Ziel setzt (perfektiv- resultativ), kann das intrans. ver-
schiedene Aktionsarten bezeichnen. Diese hängen mit der
Verbalform zusammen, in der das Verb erscheint: ich verbleiche
kann inchoativ oder effektiv sein, verblichen ist resultativ^).
Hier also kann der Ausgangspunkt, der Verlauf der Handlung
oder der Endpunkt ausgedrückt werden. Diese Fähigkeit
können wir wohl auf fair- zurückführen. Der Übergang und
Eintritt in die neue Handlung ist von der Gruppe verwandeln
(8. 197 ff.) gut zu begreifen. Den Fortschritt der Handlung mit
dem Hinweis auf das Ende hat uns die Gruppe verkümmern
*) in eh. nhd. Schiller 12, 395: sie zitterti, gräfin — sie ver-
bleichen — gott! (erbleichen),
effekt. ahd. N. 1 152, 23 P.: übe hersUfU . . f&re dlH fer-
blichent : desinunt splendere .
mhd. .Ter. 21841: ir craft vor bleich recht als ein stotib.
result. nhd. Qoethe 48, 16: verblichne bänder, äbgMtmgner
liebe trauerpfäfider (ausgeblichen).
in eh. mnd. Brem. k. g. 115: uppe dat ick möge seen de vor-
schinende ere desser hillighen nacht (erscheinen),
dar. . mhd. Weist. 5, 121: wer in den vorgeschribnen gerechten
. . sitzt und darin verschint tmansprechig mit
dem rechten ain jaur (verharren).
effekt. mhd. Rul. 107, 23: der stmne ce äbent virsehein.
nhd. Mathesins Syrach (1586) 3, 48 b : derwegen v er schien
und verblich im all sein getreide und war taub,
result. mnd. Lttb. H. 261: wen de tit vorschenen is.
nhd. Luther br. 3, 354: in der verschienenen Visitation.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 15
226
veranschaulicht (S. 209 ff.). Dass diesen effektiven Bildungen
faw- zugrundeliegt, erhellt aus einer. Reibe von besonders an-
schaulichen (S. 212 f.) mit ziemlicher Gewissheit. So ist /air- das
vorzüglich zur Bezeichnung der inchoativ-effektiven Aktionsart
befähigte Präfix, fra- dagegen bildet, wie die ziemlich reich
belegten got. Beispiele (frairmnanj fraqimanj frawairpan^ fror
uA^an S. 21 f.) zeigen, Effektiv-Resultativa, indem es den Hin-
weis und die Angabe des Endes in die Handlung des Verbs
hineinträgt. Ein inchoatives Element fehlt also in diesen
Verben, und das unterscheidet sie von den intrans. fair-
Bildungen. Der Wortschatz besteht bei diesen überwiegend,
bei den /ra- Bildungen dagegen in weit geringerer Anzahl aus
Denominativen.
Dem mit diesen Bildungen zusammengesetzten fra- liegt
die Anschauung „bis zu Ende" zugrunde. Ursprünglich ver-
bindet sich trans. Bedeutung mit schwacher Flexion, intrans.
mit starker. Doch ist schon in den ahd. Belegen diese ursprüng-
liche Scheidung verwischt.
Wir betrachten zunächst die Intransitiva.
ahd. N. II 430, 26 P.: a}AO der hluömo dar inin fdde also ferhluot er:
tamqaam flos agri sie efflorebit.
Gl. I 354 a farbrurmener firhrunniner : exustuß.
II 193 b virprinnan : uri.
N. II 165, 20 P.: fersHo ih minen lidiamiii so ferro das ih ioh fer-
brinno : ardeam. .
Gl. IV 152 b fer enden ferschaiden : obire.
II 230b forsunchan : absorbitur.
IHR. farsliffan sint : conlabuntur.
III 385 b verslezzen : inveteratus. II 259 a foralizan : discerpi.
I 797 b uirspumenta firspuwenta : despamantes.
II 358a: firstünchinaint : exolneTVint.
1 680 a uirswelchota : elangnit.
N. II 379, 9 P. : utiatida alle unsere tdga . . sint fer 8u%nen : defecerant.
II 98, 18: utumda min Hb ist fersuünden^) in leide : defecit in
dolore.
*) verschivinden, verwerden u. ähnl. könnten auch als Verba der Be-
wegung aufgefasst und faur- I zugewiesen werden (vgl. S. 112; doch
steht daneben got. frawairpan S. 22).
227
as. Wadst. 19, 10 (Segens formel) : uerbrustun sina uetherun (zerbrechen).
Ps. 72, 19: /ardurv 0« : perierunt.
Hei. 3495: is uuerold endi is uunnea farslitid (verschleissen).
Wadst. 82, 2, 3 ( Petr. Bibel - Gloss. ) : uarsuindu : dispareo, evaneo.
90, 5 (Prudent.- Gloss. in Werden, hs.): wtfrsutn* ; liquesce , id
est evanesce.
Hei. 2453: that kom faruuard').
Ps. 1, 6: geverihe ungenethero feruuertkan sal : iter impiorum peribit.
Ps. 2, 12: inde veruuerthet fan uuege rehta^) : pereatis de via jnsta
(abkommend zagrundegehn).
mhd. verbibm zu Ende beben (Lexer 3, 74), -bliehen erlöschen (78),
'blühen verblühen (79), -brangen verprangen, -brechen aufhören, scheitern
(81), 'brinnen verbrennen (83), -dempfen ersticken (92), -derben umkommen
(93), 'diesen verhallen, -dihen abnehmen (95), -dimpfen verdampfen (95),
'tfiden Ende nehmen (106), -garten*) verschwinden (HO), -gern ausgftren (113),
-glUen zu glänzen aufhören, -glucken zerbrechen (119), -binden^) aufhören
Kind zu sein (144), -leben*) abieben, verwelken (155), -lerzen aufhören ttber-
mtltig zu sein, -Uachen erlöschen (160). -nittgimen, -niugern Lust verlieren
(188), -phUgen aufhören zu pflegen, aufgeben (192), -recken die Glieder aus-
streckend sterben (198), -riren (bliwt) verrinnen, -riechen verdampfen
(202); -reisen, risen entfallen, abfallen (199, 205), -riuwen aufhören Schmerz
zu bereiten (205), -rücken^) enden (206), -schallen^) aufhören zu schallen
(Nachtr. 393), -schihen aufhören zu rennen, -scheiden vergehn (3, 214),
-schiezen*) aufhören zu schiessen (216), -scMnen'^) vergehn, -schizen, -schocken
aufhören zu scheissen, zu schaukeln (217), -stgen'), -sihen versiegen,
-sinkmi (228, 229), -sligen sich abnutzen (235), -smahten verschmachten.
») s. S. 226 Anm. 1. .
*) ^ffl' got. frarinnan in derselben Bedeutung (S. 18, 21, 23).
') ge-arten gute Art einschlagen (1, 746).
*) In der Form des Part, belegt: verkindet kint (Frl. 268, 17), ver-
leb tiu varwe üf Vrileben wengelin (Msh. 3, 8 b).
*) Zu dem mhd. in schwacher Form belegten verschallen gehört das nhd.
starke Part, verschollen: ein Mensch, von dem nichts mehr verlautet.
•) Lcr.93, 273: tcenn sie verschieszen, so wollen wir denn in sie rennen.
») Vgl. nhd. S. 113.
') Neben nhd. verseigen und verseihen tritt verseugen und das nach dem
Part, gebildete versiegen, neben das starke Part, versiegen das schwache
versiegt und vereinzelt versagen, letzteres wohl von saugen übertragen. Mit
dem in der jüngsten Sprache allein üblichen Part, versiegt und dem Inf. ver-
siegen wird versieeht oft verwechselt, das zu versiechen „siech werden, hin-
siechen' gehört. Platen vermengt versiegen und versiechen besonders oft
(8. Sanders wb. II' 1068 b).
S. Franck weltb. (1567) 134b: dann wo es allzeit tropfet, ja regnet,
da verseihet es nimmer.
15*
228
-smeUen zerschmelzen (237), -smorren vertrocknen (238), -snüdm verschnaufen
(241), -sargen aufhören zu sorgen (242), -sp^'angen^) zu Ende springen (245),
'^ülgen Gewohnheit ablegen (247;, -suchen zu Ende stechen (249), -sterbetty
-sticken ersticken (262), -süfe^i versinken, -sugen aufhören zu saugen (257),
-swUhen versiegen (261), -sioem zu seh wären aufhören, vernarben (263),
-sujtnden, -steinen vergehn (264, 265), -s^oingen Schwungkraft verlieren (265),
-toben austoben (270), -trinken ertrinken (276), -tw&len, tweln zurückbleiben,
verschmachten (280), -vallen einfallen, verfallen (284), -vliezen zerfliessen,
-vlindem verflimmern (288), -vlücken verflackern (289), -vriesen erfrieren
(290), -vürwitzen Lust verlieren (291), -wdzen zugrundegehn (296), -werden
verderben (302), -werten gebrechlich werden, -wisen zunichtwerden (305),
-ßäbelen, -zittern aufhören zu zappeln, zu zittern (315, 322), -gümen aufhören
zu zürnen (323), -zwiveln verzweifeln (324).
Daneben stehen einige Reflexiva derselben Bedeutung: sich verschamen
schamlos werden (213), sieh verwundem sich nicht mehr wundern (314) und
die unpersönliche Form mich verwundert eines dinges: es wundert mich nicht
mehr (314).
Aus der nhd. Schriftsprache^) wird die Mehrzahl der in-
A. Gryph. (1689) 1, 438 (Papin. 1659): wie würde dieser ström jn einem
augenblick sich theilen und verseigen.
Jes. 44, 27: der ich spreche zu der tieffe verseige.
Lohenst. Armin. 1, 554: die nimmer versengenden flüsse.
Hiob 14, 11 : vnd wie ein ström i^ ersieget vnd vertrocknet.
Hos. 9, 14: gib jnen unfruchtbare leibe vnd versiegene brüste.
Lohenst. Armin. 2, 793: der brunn ist versiegen.
Fleming 441 (öden buch 4 nr. 23): Hippohrene ist ver sogen,
H. V. Rute fassnachtsp. fl 4: ich bin allenthalb ver sie cht.
Goethe 1, 249: schöner Jüngling! kannst nivlit Uhtgei' leben: du r er-
sieche st hier an diesem ort.
^) Berth. 416, 37: verspranget haben (nicht mehr biegsam sein).
') Einige interessante Belege:
Keisersberg eschengrüdel 68: bisz das das kaJhfleisch versüdet (zu
Ende kochen).
Arno Holz Dapbnis (1904) 241: errette mich in deine schoosz, dar-
mitt ich nicht verstäube!
Haller ged. 10: ja selbst des vaters wahn kan nicht mit ihm versterben,
Hilty glück (1895) S. 265: die Jugend muss ver tobt habefi, aber
nicht bös (austoben).
Schönaich ästhetik (Köster) 275 : wachs ufid mann verträufeln.
A. Gryph. Ndr. 6 (Squenz) S. 24 : gleich wie die kuh blum auff dem
acker verwelckt.
Haller ged. 96: er sucht im staub von halb verwesnen hauten des
staat^fi lebenslauf (später schwach: venoest).
229
traD8. Bildungen hierher zu ziehen sein. Aus den Mundarten
ist wenig Bemerkenswertes hervorzuheben:
bair. verahern Ährentreiben vollenden (Schmeller 1, 54), Schweiz, ver-
bluete zu hinten aufhören (Staub 5, 226), gött. verbreken zusammenbrechen
(Schambach 260), Schweiz, verbuwe fertig bauen (Staub 4, 1960), brem. ver-
fallen^) sterben (wb. 1, 339), bergm. (wasser) sich verlieren, {gntben) zu-
sammenbrechen (Veith 522), seemänn. durch Wind von der Kielrichtung ab-
fallen (Bobrik 706 a), gött. verfreiseuj schles. verfrieren erfrieren (Schambach
261, Weinh. hs. F 58), Schwab. vergeOen Wut austoben (v. Schmid 225),
Schweiz, vergeiste Geist aufgeben, verduften, Verstand verlieren (Staub 2, 491),
eerhabere mit Hafersäen fertig werden (2, 935), verheize Heizen beenden (2,
1832), verheuwe Heuernte beenden (2, 1821), verhiUige Hitze verlieren (2,
1835), f)erhochmütele nicht mehr hochmütig sein (Stalder 2, 523), verhöldde
des Liebens satt sein (Staub 2, 1183), verhoUe fertig holzen (2, 1265), ver-
höre, verlüte mit Läuten aufhören (2, 1574; 3, 1510), verchalbe (kalb) ver-
ständig werden (3, 223), verchirse Kirschenernte beenden (3, 483), frankf.
hess. verknalle bersten (Askenasy 226, Pfister 136), Schweiz, verlande mit
Landarbeit fertig werden (Staub 3, 1036), verlaube Laubsammeln beenden
(Staub 3, 957), elsäss. verlaufe {kuh) befruchtet werden (Martin 1, 566),
Schweiz, verleiche fertig laichen (Staub 3, 1012), verlüchte zu leuchten auf-
hören (3, 1056), vermelche Melken beenden, aufhören Milch zu geben (4, 196),
elsäss. vemajt fertig nähen (Martin 1, 764), Schweiz. vemugerMy elsäss. ver-
neugem, schwäb. verneugernen aufhören neugierig zu sein, überdrüssig werden
(Staub 2, 428, Martin 1, 748, v. Schmid 405), Schweiz, verobset haben mit
Obstlese fertig sein (Staub 1, 63), österr. verpflegen zum Teufel gehn (Hügel
180), elsäss. verrecken zugrundegehn (Martin 2, 248), bair. verrichten sterben
(Schmeller 2, 89), Schweiz, elsäss. verrieehe, brem. verrüken, gött. verruken
{geu;ürß)j altmärk. verroken Qeruch verlieren (Seiler 111, Martin 2, 226, brem.
wb. 3, 546, Schambach 265, Danneil 239), preuss. verruhen ausruhen (Frisch-
bier 2, 439), elsäss. versäje, henneberg. versäen fertig säen (Martin 2, 341,
Spiess 268), Schweiz, verachäme Schamgefühl verlieren (Staub 1, 906), ökon.
^erscheinen {kom) in dürren Jahren auf schlechtem Boden nicht auf gehn
(Allg. Haush.-Lex. 577), schwäb. verschmecken keinen Geschmack mehr finden
(v. Schmid 471), elsäss. versihe (kühe) keine Milch mehr geben (Martin 2, 399),
schles. verseigen versiegen (Weinh. hs. S 302), frankf. verspringe, verplaUse
bersten (Askenasy 227, 225), gött. verdnnken ertrinken (Schambach 261),
Schweiz, vertropfe tropfenweise abfallen (Staub 1, 910), gött. vert/wälen vergehn,
verzweifeln (Schambach 268), frankf. vertvetje {for heb) ersticken (Askenasy
Maaler 438 d: verwüten, von dem wüten a5«fcm : exsaevire.
Apricola spr. 448: las jn v er z ab ein (auszappeln).
Yischer auch einer 1, 256: nouMem die letzten töne der harfe fernhin
verzittert waren.
^) Schles. sid^ verfallen zu Fall kommen, .Tungferschaft verlieren (Weinh.
hs. F 9), bair. verfallen (obst) beschädigt (Schmeller 1, 704).
230
226), Schweiz, vervniete auswüten (Seiler 115), elsass. verzticke sterben
(Schmidt strassb. 112), Schweiz, verzügle aufhören zu ziehen, sterben (Stalder
2, 481). Dazu aus der Jägersprache: verhnmften^) aus der Brunstzeit
herauskommen, verenden, verrecken sterben (Kehrein 302), vermaussen Mauser
beenden (306), verschweissen aufhören Seh weiss zu lassen, verenden (309).
Die Gaunersprache prägt neu: verbibem erfrieren (Kluge rotw. 339), t?er-
f unken verbrennen (345) und verschütten, verschütt gehen verhaftet werden
(294, 319, 324, 372, 413).
Das resultative fra- in transitiven Bildungen, schon im
got. mehrfach belegt (S. 22f.), breitet sich in den deutschen
Mundarten so aus, dass es dem späteren Präfix ver- vorzugs-
weise sein Gepräge aufdrückt. Es verleiht den Sinn „(gewalt-
sam) ein Ende bereiten"^. Für das mhd. und nhd. zerlege ich
das Material in die Gruppen „vernichten — beschädigen, ent-
stellen — verarbeiten, verbrauchen — verbringen — verwinden".
a) vernichten.
ahd. Gl. I 499 b firperita : detriti. I 222 R. farpliuuan : obtundere.
III 415 a verhosen : subnervare. I 816 b firprihhit : solvent.
I 100 Pa. Ra. farprohane. gl. K. firprt^ne : defessi.
I 503 a firprennit : devorabit. III 413 a verbruchte : supererogaverit.
I 713 a ferdamftan : suffocaverunt.
I 197 R. unfardauuit : indigestns (verdauen).
I 484 a uirpidirbit : expendet.
N. I 746, 19 P.: uu^ih länt er uuölH f^r dosen aide gesdUgan :
disperdere.
Gl. I 32 B.B,. fardrosken. gl. K. farthroscan. Fs,. farthrosgan : aXtritüs.
IV 234 a ih verdmche : comprimo. I 426 b farduhta : obpressit.
0. lY 1, 4 : jah ihaz io ihenkit iro müat, wio sie firthu^sben thaz
guat (durchbringen).
Gl. I 517 a frisdt friezit*) : depascet. I Sil h faruehotem : consumptis.
II 701 a uergos : prolnit. I 47 R. fargnitan : delere.
N. II 464, 17 P.: sie utiaren ferhäiet (gentes), pe diu uudren sie
steriles.
Gl. I 371 b virhert firsluntun : in devoratione.
I 107 R. farheriot : depraedatum.
T. 13, 15: iogiuueiVh boum . . uuirdit für ho uuan : excidetui.
N. II 478, 4 P. : den ferchenistet er , den fermület ^ ; conteret.
*) Über das Verhältnis von brunft : brunst vgl. nunft : nunst S. 189
Anm. 2.
*) Über die Zusammenziehung vgl. S. 19 Anm. 2.
231
Gl. I 222 gl. K. firklenkit : obtruncat.
I 601 b firchnusent : allident.
0. V 7, 33: thae friunt nihein ni wSstiy wio tnan nan firquisti :
perderet.
N. I 297, 10 P.: nöh tiu lüstsamo neuerchüste iuueres müotes :
corrampat.
Gl. I 24 Ra. Pa. gl. K. farleosan : perdere »). I 26 R. fleosan «) : amittere.
N. II 318, 27 P.: iro uuinegarien f erlös er mit hagele : occidit.
T. 36, 1: thär nöh rost noh miliuua U ni furmelit : demolitur.
N. II 32, 1 P.: sie hdbent dine scrifte mit lukken <mtfristwngon fer-
m(fr e^ : destrnxerant
1 703, 10: fdre dltifermülite dstericha : crepidasqae situ morcidas.
Gl. II 130 b farmurdran : enecare. I 369 b ftrmtiscet firmusHt : attritis.
I 756 b femihta : evacuit, exinanivit, destruxit, adnallayit.
II 234 b femozzenen : pertusam. I 396 b fitwuosoten : attritis.
I 287 a stamfe famuuanaz : pilo retansnm.
Is. 28, 14 Hench: dhea bwrc ioh ghelstar fyrödhant Uudi mit cOiemu
zuohaldin herizokin : dissipabit.
N. 1 26, 24 P.: ih sah tero IdnÜiuto guot feröset uuerden : pessnmdari.
I 10, 17: iro bilde uuären fore dlti uersdleuuet : fumosas
imagines.
Gl. I 22 Pa. Ra. farsantan. gl. K. forsantan : amittere.
I 160 Pa. gl. E. firscrouanet. Ba. farscramiahnet : gramina.
II 447 b zavorscurifanne : evisceranda.
I 108 Pa. farscmMt. gl. K. firsenkit. Ra. farsenkit : demersit.
I 647 a firsotaniu : discocta. IHR. farsliffan sint : conlabnntur.
I 708 a ferslant : imbibit. I 743 b virsUzan vuird : dissolvitor.
II 460 a farsmalzit : eliqnat, purgat. I 369 b uersmuchün : attritis.
I 109 R. farsaufta : demersit. I 38 Pa. gl. K. farsoffano :
absorta.
I 186 Pa. farspentot gl. K. firspentod. Ra. forspentot : impendit.
I 278 b farspildUa : ezpendi.
I 260 gl. K. firstrihhit Ra. farstrihit : delet.
T. 117, 2: Me stuold farcoufenterö M6 tübim f or stürz ta : eyertit.
Gl. I 273 a farsuuolgan uuerde : absorbeatur.
N. I 300, 8 P.: dia eitergun ydram fersuänta er mit prände : Ydra
combnsto periit veneno.
Gl. 620 a sint farswuorahan : teruntur.
IV 178 a uerderkenen : exterminare.
I 103 gl. K. firdüigo. Ra. fartüigot : deierat.
') verlieren {got. fraliusan S. 23) bedeutet zunächst „verderben", dann
in der Anwendung auf das Eigentum „verlieren". Die Bedeutungsgruppe
8. S. 208.
^ 8. S. 230 Anm. 2.
232
0. II 16, 10: wanta in firtilot thaz ser drost filu mdnager.
N. I 173, 5 P.: i^ fertribet ain guot : profligat opes.
Gl. II 468 a firtritit : proterat. II 628 a feruverfan : evertere.
II 101 b farauartan : laedere. IV 128 a fenoesen *) : abnti, laxuriari.
0. III 6, 46: gibdt tho druhtin sinen, thae wöla sie thes giilenj thie
liuti thes firtoäsin, thie brosmun thar giläsin, thaz sie gihdltan
towrtin.
Gl. IV 2 b ferzoran ferthroscan : attritus.
N. I TOI, 28 P.: mit t&ro der stHt fereörn uuirt.
Gl. l' 134 Pa. fardspit gl. K. ßrcispit : extru8it.
as. Wadst. 60, 16 (Essen, ev.-gl.) : uuerthid feriheuuid : in ventrem vadit.
Ps. 68, 29: fardiligöt uuerthin fan buoke Itbbendero : deleantar.
Wadst. 49, 9 (Essen, ev.-gl.) : ne farfarad : non consamabitis.
Hei. 3610: ihius uuerold wtas tho so farhuerbid, bithiMungen an
thiuatrie.
Wadst. 51, 11 (Essen, ev.-gl.) : farliesan : expendam.
Hei. 1733: thatgi thea spraca godes endi »pel managu ne farleosan
an iheni liudiun (vergebens brauchen).
Wadst. 46, 4 (Elten. gl.) : faraland : imbibit.
Hei. 3377 : hiMt, thu thar alle thine uunnea farsliti, godes an gardun
(abnntzen, aufbrauchen).
Gen. 321: al uuard farspildit Sodomariki (zerstören).
Ps. 57, 10: farsuelgit sia : absorbeat eos.
Hei. 4373 : ihat odar al brinnanäifiur ia land ia Uudi logna farteride,
Ps. 73, 3: so miküa faruuart hevit fiunt an heiligin : malignatus est.
mnd. B. d. Byen f. 269c: al der duuele kracht waert verneelt (nihil:
vernichten).
Hamb. Z. R. p. 4: van egener versumenisse wegen vorder vet ofte vor-
wanhodet (durch toanhode einbüssen).
ABCD des Ssp.: Jie mach syn recht wol vorwilmoden, echt he dar
midde nicht mit rechte vare (mutwillig verderben).
Livl. Urk. nr. 1919: ok vorwurden se uns de wurt und bowet up
unsere planken (die wurt — Hof statte — verderben).
mhd. verbekurdieren beim buhurt mit Hufen zertreten (Lexer 3, 72),
'bem atterere (73), -Ueen zerbeissen, -bleuen durch Gebläse zerschmelzen
(77), -bleteren, -pletteren verderben (78), -brechen (81), -brennen (82), -brunken
des Glanzes berauben, auslöschen (84), -bümen, -bumen verbrennen (86),
-dempfen ersticken (92), -derben (94), -dessen vernichten, -döuwen verdauen
(97), -drucken (99), -drumen zerbrechen (100), -eiten verbrennen, verwüsten
(105), -ergem zugrunderichten, veretzen, vretzen aufessen, zerfleischen, ver-
ezzen, vrezzen (107), -gengen zum Vergehen bringen (113), -giezen verschütten
(115), -hacken zerhacken (122), -houwen zerhauen (132), -hungern aushungern
(135), -knOsen conterere (147), -krenken vernichten (149), -krimmenj -grimmen
») Vgl. got. frawisan S. 22.
233
zerdrücken (149), -leisten im Einlager zugrunderichten (158), -leschen aus-
löschen (160), Verliesen, vUesen zugrunderichten, verlieren (162), -lüppen ver-
giften (170), -niacken zertrümmern (172), -metzigefi schlachten (178), -meseem
zerschneiden (179), -miUn zerreiben, -mürden, -morden, -murden ermorden
(183), -müschen atterere (184), -niden aus Neid zugrunderichten (187),
-nihten, -nthügen, -niuten, -niutigen vernichten (188), -cesen verwüsten
(191), -quetschen, -questen (win) verschütten, -rasen vernichten (195),
-recken vernichten (198), -reren verstreuen (201), -rthen aufreiben (202),
-rUen zerreissen (205), -schellen, -scheUen zerschellen (214), -sehenden
schänden (218), -siMeaen totschiessen , {%s) sprengen (216), -schrenzen zer-
reissen (218), -schroten zerhauen (219), -schroven zerreissen (220), -schüten
verschütten (222), -seigen ausseihen, ausiliessen lassen, -selken tröpfelnd
niederfallen lassen (223), -senken zu Falle bringen (225), -sieden (227),
-slahen zerschlagen, erschlagen (231), -slicken, -slinden, -slingen, -slinken,
-slucken, -slüchen verschlucken, verschlingen (233—35), -slitzen, -sitzen zer-
reissen (235), -smehten verschmachten lassen (237), -smelzen zerschmelzen
(238), -smücken, -smiicken verzehren, -sniden zerschneiden (239), -soufen er-
tränken, -spalten zerspalten (243), -spr€Eu'en zerstreuen (245), -sprütze^i ver-
spritzen (247), -stedien zerstechen, zerbrechen, -steckefi ersticken (249), -steinen
'Steinigen steinigen (249, 250), -sterben töten (252), -stceren zerstören, zer-
teilen, vertreiben (253), -striten durch Kampf verderben, -ströuwen zerstreuen
(255), 'Stilm zerstören, -stürzen verderben (256), -stoeinen vernichten, ver-
giessen, -sweizen verbrennen, -stcenden vernichten, verzehren (261), -teben
verderben (266), -teilen (267), -temmen ersticken (268), -tiligen vertilgen (270),
-touhen vernichten (272), -trenken ertränken, durch Trank vergiften, -treten
zertreten (274, 275), -tribeti auseinandertreiben (275), -iiMn vertilgen, ver-
derben Jg79), -vellen stürzen, verderben (286), -vliezen zerfliessen machen (288),
'Vüeren zerstören, durch Fahren verderben (291), -wasten verwüsten, -toäzen
verderben (296), -wenden zerstören (301), -werfen stürzen (302), -wisen ver-
derben, aufbrauchen (305), -loirken, -toürken verderben (310), -toischen aus-
tilgen (311), -worgen erwürgen (313), -zem vernichten, verzehren (317), -zerren
zerreissen, -zettem, -ziehen zerstreuen (318), -ziln (schilt) zerhauen (321).
Im nhd. gehört zu dieser Grappe eine ganz besonders grosse
Zahl von ver-Bildungen ^). Die in den lebenden Mundarten ver-
') Einige Belege aus der Schriftsprache:
Keisersberg emeis 54 c: die hexen kunnent die hu v er seihen und
inen die milch ne/inen (versiegen machen).
H. Sachs 3. 3, 43 Keller -Götze: so ist's (kraut) an der ein Seiten
verhrendt und gar zu einem dreck v er sotten.
Lessing Äntig. 10: das kostet geld und zeit, und ich habe deren
keines viel zu versplittern.
Verh. d. schles. fürst, u. stände v. J. 1618 S. 8 : die stücke (Geschütze)
liegen blosz, die räder von regenwetter gar verspüret.
ebd. S. 9: die räder und andres gar v er spornt.
234
breiteten sind mannigfaltig und anschaulich. Aus ihrer Auf-
zählung aber würde ein Wörterbuch für sich erwachsen. Ich
hebe daher nur das Allgemeinste heraus^).
bair. verächten verderben (Schmeller 1, 29), Schweiz, verändere dass.
(Staub 1, 310), bluetne, blüemde zerpflücken (ö, 92, 96), gött. verbiten, weidm.
verbeis8en totbeissen, erwürgen (Schamb. 259, Kehrein 301), bair. verdempfe
ersticken (Schmeller 1, 511), Schweiz, vergeisle zerpeitsch en (Stanb 2, 466),
elsäss verhäcJde kleinhacken (Martin 1, 316), ver?Hire Haare zerzausen (1. 366),
Schweiz, verholze zerspalten (Staub 2, 1265), verchctrre überfahren (3, 426),
Schwab, verkarret werden (v. Schmid 305), frankf. verkoche aaskochen
(Askenasy 226), Schweiz, verchutzle zu Tode kitzeln (Staub 3, 606), verlauwene
(lawine) verschütten (3, 1543), vermadie zunichtmachen (4, 47), vermörde er-
morden (4, 398), brem. vemilen, holst, vemee^en vernichten (wb. 3, 241,
Schütze 4, 305), Schweiz, verpäckle in kleine Pakete verteilen (Staub 4, 1015),
pomm. verpedden zertreten (Däbnert 524), Schweiz, verreche mit dem Rechen
zerteilen (Staub 6, 119), schles. verreiten zuschanden reiten (Weinh. hs. R 80),
elsäss. versage klein sägen (Martin 2, 336), versaufe ersäufen (2, 330), Schweiz,
elsäss. verschiesse erschiessen (Seiler 111, Martin 2. 440), Schweiz, verschite
in Scheite zerspalten (Staub 1, 910), schwäb. verschlafen sanft töten (v. Schmid
463), elsäss. verschlage erschlagen (Martin 2, 459), frankf. verschmeisze er-
schlagen (Askenasy 153), Schweiz, elsäss. verspränge, verstäche, verstehe (ver-
sticke) zersprengen, erstechen, ersticken (Seiler 113, Martin 2, 559, 572, 580),
Schweiz, verstücke, brem. verstucken in Stücken zerlegen, zerstückeln (Staub
1, 910, brem. wb. 4, 1077), frankf. vertrenne {rock) zertrennen (Askenasy 227),
Rebhuhn Susanna argument. v. 22: das sie versteynt w§rd auff
dem plan (steinigen).
Luth. 15. 29, 13 W. : das yhm seine nester, die klöster und geistliche
rotten, verstöret werden durchs Euangelion.
Octavian L 4: den christlichen glauben gantz und gar verstrewen.
Luth. 14. 15, 1 W.: welche (lerer) durch menschen lere den glawben
gante verdylgen wurden.
Bocc. 36: alles sein volck vertrent.
Schönaich ästhetik (Röster) 353: Gottes unsterblich werk verthun.
Brentano ges. sehr. 3, 286: in dem glühen sande alle spuren von dem
ödem heiszen Sturmes stets verwaschen.
ebd. 4, 214: (Ölbilder) ohne grosse gefahr des verwischens eu-
sammenroüen.
ebd. 8, 238 : als ich verwüstet, geängstigt, im innem unheilbar krank.
*) Dieses abgekürzte Verfahren ist bei fra- berechtigt, da die mit ihm
gebildeten Bedeutungsgruppen völlig durchsichtig und schon im got. aus-
gebaut sind. Bei faur- und fair- dagegen lag die Aufgabe vor, ihre später
eingetretenen verschiedenen Verbindungen und weniger reich angebauten
Gruppen darzulegen.
235
Schwab, vencettern heftig zerbrechen (v. Schmid 521), Schweiz, verwargge^
-würgge, pomm. verwörgen ersticken (Seiler 114, 115, Dähnert 629), elsäss.
verumeteheere tobend verderben (Martin 1, 367). Die Qaunersprache bildet
verdupfen, verlupfm ^erstechen* (Kluge rotw. 271, 332, 339).
b) Die Üble Nebenbedeutung bei den meisten Verben dieser
Gruppe tritt bei den folgenden Bildungen in den Vordergrund,
ohne bis zur Vernichtung zu führen. Bei einigen tritt fra-
auch in der Anschauung „weg vom rechten Wege" hervor
(S. 18)^). Sie haben den Sinn „beschädigen, entstellen".
mhd. verhallen verkrüppeln (Lexer 3, 70), -hellen durch Geschwulst
schädigen (72), -bilden entstellen (75). -bösen verletzen, verführen (80),
-brennen durch Brand schädigen (83), -brüten verbrühen, -buegen buglahm
machen (84), -buwen durch Bau schädigen (87), -dingen brandschatzen (96),
-dörperti vertölpeln (97), -gagelen vereiteln (108), -gehen kastrieren (112),
-gleifen verkrümmen (118), -goufnen, -goumlösen verpassen, verwahrlosen (119),
-graten verwüsten (120), -gülen verderben (121), -heien durch Hitze verderben
(Nachtr. 391), -heiüösgen vernachlässigen (3, 126), -haUen lähmen (128), -hem,
-Jierigen, -hergem mit Herresmacht überziehen, besiegen, berauben (129), -hien
schänden (130), -hcenen verheeren, schänden, -houwen durch Hauen verderben
(132), -Jmrten beim huhu/ri beschädigen, -irren irre machen, stören (135),
-hlutem verwirren (146), -hretzen zerkratzen, -hrimmen krampfhaft angreifen
(149), -lassen vernachlässigen (155), -legen entwerten, beseitigen (156), -leidigen
verletzen (158), -lernen lähmen, -Unken verbiegen (159), -Urken verkehren,
-leisen f -letsigen verwunden, -liehen Haar ausraufen, -JtedtfriicÄ««. verwahr-
losen (160, 161), -lüppen verzaubern (170), -mäligen, -meiligen, -meilen,
•mäsegen beflecken (173, 175, 176), -mdsen coUinere, -mechen schwächen, auf-
halten (175), -meinen durch Missetat {mein) beflecken (176), -meistern durch
Abrichten verderben (177), -modelen verunstalten (181), -müejen entkräften
(182), -netsen durch Nässe verderben (187), -nullen zerwühlen (190), -ardenen
in Unordnung bringen (191), -reinigen beflecken (199), -renken, -riden ver-
drehen (201, 202), -rimphen verzerren (204), -ritsen verwunden, -riieren ver-
rücken (207), -ruochelen negligere (208), -schaffen verunstalten (211),
-«cftamen*) schamlos machen (213), -sehenden, -scherten verletzen (215),
-schimpßeren (217), -schraken bespritzen (218), -schroten schneidend verletzen,
verderben (219), -sdvüm Augen beim Schüren entzünden (222), -selwen be-
schmutzen (224), -sengen (225), -seren verletzen (226), -sldhen beschmutzen
(231), -slisen verschleissen (235), -smirwen beschmieren (238), -solgen be-
schmutzen (241), -stellen entstellen (250), -stigen (hende) blutig kratzen (252),
•stceren verwirren (253), -siümbeln verstümmeln (255), -stürzen verkehren,
') Diese Gruppe hat meistens auch gehässigen Sinn.
*) Germ. H. 293, 26: die ir seU mit tinrehten werken hont verschämt;
vgl. dagegen verschamen beschämen S. 207.
236
umstürzen (256), -aiimen versäumen (257), -swingen darcbpeitschen (265),
'trecken verzerren (274), -triben verwüsten (275), -ttceln verkümmern lassen,
aufhalten (280), -unreinen, -unreimgen (281), -urliugen mit Krieg überziehen,
verwüsten <282), -vegen durch Fegen abnutzen (286), -/wttercn verwahrlosen (287).
-vlecJcen beflecken (288), -woehen verunstalten (292), -warlösen, -warten unacht-
sam behandeln (295, 296), -werren in Unordnung bringen, verletzen (304), -werten
verderben (305), -worten mit Worten missbrauchen, -wüesten, -wüesienen ver-
letzen, verderben (313), -tounden (314), -zücken verdrehen, entstellen (323);
dazu die Partiz. unverschalt der Schale nicht beraubt, unbeschädigt, unver-
schranket unbeschädigt (2, 1962), unvenvirset unverdorben (2, 1972). In un-
verkust (2, 1957) „ungeküsst" braucht kein übler Nebensinn zu liegen, ver-
ist hier als Perfektivpartikel wie ge- aufzufassen ^).
Aus den nhd. Mundarten *) ist erwähnenswert :
preuss. veralhnachten (hett) in Unordnung bringen (Frischbier 2, 427),
schles. verärscheln verkehrt auffassen, versäumen (Weinh. hs. A 52), gött.
verhallen Ballen quetschen (Schambach 259), weidm. verheizen junge Holzungen
durch Beissen beschädigen (Kehrein 301), hess. schles. verhellen durch Schwellen
beschädigen, verstauchen (Pfister 17, Weinh. hs. B 56), elsäss. verhetie im
Betespiel verlieren (Martin 2, 112), preuss. verheuteln einbüssen (Frischbier
2, 427), Schweiz, elstkss. verhihäbele^) (Staub 4, 920, Martin 2, 3), elsäss. ver-
bocke (Martin 2, 29), Schweiz, verborge, verbredige durch Borgen, Predigen
schädigen (Staub 4, 1576; 5, 406), verbrumherle (4, 1471), verbürge durch
Bürgen einbüssen (4, 1589), leipz. preuss. verbuttern (Albrecht 228, Frischbier
2, 429), Schwab, verdirlemitzeln (v. Schmid 128), frankf, verdreppeln ver-
schütten (Askenasy 225), brem. verdnnken durch Trinken schädigen (wb. 1,
247), elsäss. verflecke besudeln (Martin 1, 167), Schweiz, oerfretze durch Ab-
weiden schädigen (Staub 1, 1344), pomm. verfuschem (Dähnert 520), köln.
vergörge (wie Georg?) verhunzen (Honig 192a), preuss. vergreifen (hand)
greifend verletzen (Frischbier 2, 431), gött. verhackeln Absätze schief treten
(Schambach 262), Schwab, verlhanslearte*) (wie Hans Leonhard) verderben,
verlieren (v. Schmid 261), hess. westerw. verhoppa8(8)en einbüssen (Pfister
107, Schmid^t 294), elsäss. verhapse, verhupfe, schles. verhopsen, verkuppeln
(bein) springend verletzen (Martin 1, 363, Weinh. hs. H 141), holst, verkateni
(Schütze 4, 303), Schweiz, verchalbe, -chalbermatte, -chegele, -ckessle, -chünstle
(Staub 3, 223; 4, 551 ; 3, 183, 522, 369), milit. (sich den achwanz) verklcpfen
*) Ebenso nhd. Schweiz, verchussle, verachnatschge j,mit Küssen bedecken"
(Staub 3, 528; 5, 1279), elsäss. verschmutze, -achmutzge (Martin 2, 491).
^) Ich führe wie S. 234 nur solche Bildungen an, die uns von der
Schriftsprache aus unmittelbar verständlich oder durch ihre Bildung auf-
fallend sind. Mit der Bedeutung „schädigen'' vereinige ich „sich schädigen,
verlieren« (vgl. S. 207 Anm., 208).
^) Worte, die nicht weiter erklärt sind, vereinigen die Bedeutungen
„durch Nachlässigkeit oder Ungeschick verderben" und „einbüssen*'.
*) Mörike 6, 203 (Hesse): hat d€Ls auch müssen verhansleartet sein.
237
oder verbrennen sich anstecken (Hörn 127), berl. verkorksen j -kolksen (Meyer
126b), schles. verldischen (Weinh. öl), mansf. verlästemf verlidem, -ludern
(Jecht 118), westfäl. verlüem versäumen (Woeste 293), köln. vemmcbche Ver-
trauen verlieren (Honig 193 a), Schweiz! schw&b. vermanne durch Heirat ein-
büssen (Staub 4, 291, v. Schmid 373), Schweiz, vermarkte schlecht verkaufen
(Staub 4, 417), vermeistere, -schissmeistei'e (4, 536, 537), vermesse durch Messen
schädigen (4, 458), preuss. vermardspipeln (Frischbier 2, 436), elsäss. vernetze
durchnässen (Martin 1, 798), Schweiz, verpfuye verpfuschen (Staub 5, 1048),
westerw. verböckeln, -pöckeln versalzen (Schmidt 289), schles. verpolschen
(polnisch) ungeschickt und unverständlich ausdrücken (Weinh. hs. P 119),
gött. verrammeln, schles. verrampeln {bett) verwühlen (Schambach 265, Weinh.
hs. R 31), elsäss. versabele {saheV) Brot verschneiden (Martin 2, 317), schles.
versäabotteln, -beuteln (Weinh. 79), henneb. leipz. köln. berl. versauen (Spiess
268, Albrecht 230, Honig 193 b, Meyer 127 b), leipz. versauigeln, verschwein-
igeln (Albrecht 230), österr. verschanden (Castelli 124), henneb. verscMnden,
versdieissen (Spiess 268), gött. verscheppen entstellen (Schambach 26ö),
westerw. versehlamben, -schlampeti, -schlappen (kleider), hess. verschHanipen,
-scMumpen, -scMuneeti, henneb. verschlappen, -schlumpen, leipz. verschlumpen
(Schmidt 308, Vilmar 353, 357, Albrecht 230), elsäss. verschnupfe mit Tabak
besudeln (Martin 2, 504), verschnütze durch Schneuzen verderben (2, 513),
frankf. versitze *) {divan) abnutzen (Askenasy 227), westerw. verstauchen ver-
derben (Schmidt 311), elsäss. verstolpere durch Stolpern schädigen (Martin 2,
503), bair. vertonten {tand) verhunzen (Schmeller 1, 611), vertappen (1, 612),
berl. vertapem (Meyer 128 a), frankf. vertrage (rock) abnutzen (Askenasy 227),
altmärk. vertrecken verschleppen, vertrödeln (Danneil 240), brem. verwanholden
(wb. 1, 641), pomm. verwanschapen verunzieren, verwaschen verwahrlosen
(Dähnert 529), weidm. vervjunden festen Boden beim Laufen mit den Hufen
leicht aufritzen (Hirsch : Kehrein 310), milit. ver zwirnen durch Übereifer ver-
derben (Hörn 76).
Besonders gern werden Fremdwörter oder Bildungen mit fremder En-
dung durch ver- dieser Gruppe einverleibt : holst, verkramereeren = verkramen
(Schütze 2, 342), wien. vemeglischieren, lux. ven^iegligeren (Hügel 180, Gangler
468), leipz. berl. verrungenieren, -rujenieren^ altm. gött. köln. ver(r)ung(eyner(e)n
(Albrecht 194, Meyer 127 b, Danneil 239, Scbambach 265, Honig 195 a), preuss.
verschampfieren, -schampieren, -schumpfieren, leipz. berl. oerschimpfieren, köln.
verschimpeere, lux. verschampleren, leipz. verschändieren, köln. verschängeleere,
verschokeere, versckubeere (Frischb. 2,439, Albrecht 198, Meyer 127 b, Honig
194 a, Gangler 469, Honig 193 b, 194 a), aachen. köln. vertesteioire, -testeweere,
-testueere (desHtuer: Müller- Weitz 256, Honig 195 a).
Wie verbroche gehn „zerbrechen", verrisse gehn „zerreissen"
(Askenasy 225, 227) hat der Frankfurter Dialekt die eigen-
artige Bildung verschiUt gehn „vergossen werden" (227); im
^) Vischer auch einer 2, 83: sie sucht die mitgenommene orangentorte;
der liebe Onkel hat sie versessen (sitzend verderben, zerdrücken).
288
Schles. (verschüttet gehn) and Rotwelschen bedeutet dieses „von
der Polizei gefasst, verhaftet werden ** (Weinh. hs. S 256, Klage
rotw. 372). Daneben bat die Gaunersprache verschütten , ver-
haftet werden" (ebd. 294, 319, 324) und verschütten (die wäre)
„sein Kollektenbuch einbttssen" (274).
Der Begriff „verloren" hat sich mit dem Präfix ver- so
fest verbunden, dass man im Preuss. (Frischb. 2, 426) kurzweg
sagt: das ganze spiel ist ver, und im Schles. (mir bekannt und
bezeugt) beim Billardspiel: 8 punkte ver. Ebenso fest hat sich
die Vorstellung „ verderben , beschädigen " ^) damit verknüpft,
dass z. B. die wachsende Sprechdenktätigkeit des Kindes mit
wohlbegründeter Analogie u. a. die Wörter verschmutzen, die
beine verJcnien erfindet (0. Schneider in Z. f. philos. u. phil,
kritik 121, 171).
c) Auf die Anschauung „zu Ende bringen" (vgl. S. 230) geht
auch die Gruppe „verarbeiten, verbrauchen, verbringen* zurück,
oft mit schlechtem Nebensinn (die ahd. Belege s. ebd.):
mnd. Sudend. 8, S. 245, \: 1 kr. dede de voghet . . . . , dat se vorbadeden
(für Baden aasgeben).
Sudend. Urkb. II nr. 24 : äl dat we vorgrauen vnde vorbütoet hadden
(für Qraben und Bauen verbrauchen).
Brem. Stat. 84: dat de hindere mer rente hedden wen men vorkostede
unde vorkledede an en unde an erem ghude (an Kost und Klei-
dung aufwenden).
Magd. Seh. Chr. 226, 12: dat nie lichte vele penninge vorkrigen mochte
(durch Kriegführung verbrauchen).
Brem. G. Q. 98: sie wolden Heuer alle ere gitd vororlogen (dass.).
mhd. verarbeiten (getraid), verbacken (kam) zu Brot (Lexer 3, 70),
-biderben aufbrauchen (74), -Uzen verzehren (77), -bletzen Stücke Holz oder
Stein als Ausbesserungsmaterial verwenden (78), -botenldnen als Botenlohn
ausgeben (80), -bringen durchbringen (83), -buoben mit bübischem Leben (85),
-büwen ^) (hole, geld) bauend verbrauchen (86), -dceaen verzehren (97), -ersemen
an Arznei (107), -güften mit lustigem Leben (120), -höchverten mit Hoffart,
-hofieren mit Festen (131), -höveln, -hoietlen mit Gastereien vertun, -have-
^) W. Scherffer bei Drechsler a. a. 0. 4: dass man . . hingegen seine
eigene muttersprache gantz vernachlässigt oder sie gar im reden so ver-
lateinet, verwälscht, verfrantzöset, und gemischt ausgesprochen und
geschrieben,
*) d<iz verbuwen : die beim Bau aufgewendeten Kosten (Lexer 3, 87).
239
toercen für hovewere ausgeben (134), -hunrefi durch Hurerei (135), -jänen (wie
Johann) verspielen (137), -kosten aufwenden (147), -kramen für unnützen Kram
ausgeben (148), -kriegen durch Kriegführung (149), -leisten im Einlager ver-
brauchen (158), -liehtem (unschUtt) zu Lichtern verarbeiten (162), -luodem
mit lockerem Leben (170), -minnen durch Minne vertun (180), -mOmen (silber)
zu Geld schlagen (183), -muren (kalk, steine) zum Mauerbau verbrauchen
(184), -meeen verbrauchen (187), -nützen dass. (191), -poppeln als Fresser
(boppe), -prahtieren verjubeln, -quaken (quaz : Schlemmerei) verprassen (194),
-reiten vergeuden (199), -schallen verjubeln (211), -schieeen schiessend ver-
brauchen (216), -siechen in Krankheit verzehren, -sieden kochend verbrauchen
(227), -slecken vernaschen (233), -smiden schmiedend verarbeiten (238), -solden
an Sold ausgeben (241), -spenden durch Almosengeben (243), -spilten unnütz
vertun (245), -stechen stechend aufbrauchen (249), -stözen vergeuden (254),
-süfen mit Saufen (257), -swenden (261), -toben mit tollem Leben (270),
'tokeen mit tökzen durchbringen, -top(p)eln mit Würfelspiel, -Uxren in törichter
Weise (271), -iirihen durchbringen (275), -trinken mit Trinken (276), -twm
dnrchbringen (278), -wüesten unnütz (314), -eem ausgeben (317).
Aus den Mundarten ^) stelle ich zunächst die Verba der
Bedeutung „verbrauchen*^ zusammen:
^) Einige Belege aus der Literatur:
Schiller 1, 269: verlüderlicht in einem hui des himmels beste gaben,
Pers. baumgarten 4, 12: könt aber . . durch wollust eure weiber
verschwenden,
H.Sachs 21. 94,31 Keller-Götze: verseidelst offt daheimen mehr
mit dein geapilen vberause,
ebd. 14. 192,9: und seist darnach aussetzig wom und hobst ver-
siehst als dein guet (im Siechtum verbrauchen).
S. Münster cosm. 726: sie versoldeten 24000 gülden.
Hoffmann v. Fallersieben mein leben 6, 345 : so auch mein Geist sich
selbst verspeist, fehlt ihm als speis' ein andrer geist,
Mejrfart himml. Jerus. 2, 218: verspendirest alle dein vermögen,
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 68: ewr gut verspilen vnd versauffen,
Lohenstein Cleop. 51: die Seeschlacht ward verspielt.
Bocc. 125: wie vil kolen er verstriche oder vermalt.
Lustige blätter 1906 Nr. 44 S. 8: da hab^ ich den ganzen mammon
V er süffelt, das hat den professor gewaltig verschnüffelt,
Uhland volksl. (Cotta) 1, 321: das geld wöl wir vertemmen.
Luth. 23. 543,8 W.: alte odder beschäbene, vertragene odder von
gemeinem tuche, wie ander tegliche kleider waren (abgetragen).
H. Sachs Ndr. 26/27 S.84: weil er sein erb doch wird verthon.
Logau 1. 7, 11: als etwa neun Soldaten dem bauten einen hahn ver-
thaten (wegschnappen und verzehren).
Kladderadatsch 26.11.1905: damit dasselbe (güd) nicht vernascht
und verunnützt wird.
240
gött. verarzeHy bair. verarznen für den Arzt ausgeben (Schamb. 259,
Schmeller 1, lö4), Schweiz, verbade für Baden (Staub 4, 1015), bair, ver-
heizen abweiden (Schmeller 1, 287), verbiderben verbrauchen (l, 535), Schweiz.
verberge als Senne auf den Bergen (Staub 4, 1563), Schweiz, verbuwe für
Bauten (4, 1960), verbrüche (5, 361), Schweiz, verdoktere, -dökterle, henneberg.
westerw. gött. brem. aachen. verdoktern für den Arzt, unnütz ausgeben
(Stalder 1, 287, Spiess 266, Schmidt 290, Schamb. 259, brem. wb. 1, 218,
Müller-Weitz 34), pomm. verdoon verzehren (Dähnert 619), schles. verdrüdcen
verzehren (Weinh. hs. D 102), Schweiz, veretze abweiden (Staub l, 629),
brem. vervoren, Schweiz, verfuetere als Futter verbrauchen (wb. 1, 433,
Staub 1, 1138), Schweiz, vergan durch Gehen abnutzen (Staub 2, 27), verhirie als
Hirte verfüttern (2, 1651), gött. verholen beim Hüten verbrauchen (Schamb. 262).
Schweiz, verkäse, -utihuse, eis. verhüse, schwäb. verhattse, -hatialidele in der
Wirtschaft verbrauchen (Staub 2, 1742, Martin 1, 385, v. Schmid 266), hess.
gött. schles. verknusen *) verdauen, holst, aufzehren (Vilmar 213, Schamb. 263,
Weinh. hs. K 182, Schütze 2, 809), brem. verkosten verausgaben (wb. 2, 858j.
Schweiz, verchüejere (kuh) als Senne, verchüechle (kttchen) zum Backen ver-
brauchen (Staub 3, 98, 144), henneb. verkonsumieren, mansfeld. verkunsetniren
verbrauchen (Spiess 267, JechtllS), Schweiz, verkürle für Arznei (Kur) aus-
geben (Staub 3, 448), verchorbe zu Körben verarbeiten (3, 435), valebe für
den Unterhalt verbrauchen (3, 971), vemiisU als Dünger verwenden (4, 540),
vermoste zu Most (4,544), vermtistere bei militärischen Übungen ausgeben
(4, 546), gött. vennülmen völlig aufessen (Schamb. 264), leipz. vertiesen ver-
zehren (Alb recht 230), westf. vemutzen benutzen (Woeste 293), eis. verproze-
diere, -prozesse durch Prozessieren (Martin 2, 208), schles. verreiben verzehren
(Drechsler 208), preuss. versäbeln verspeisen (Frischbier 2, 439), Schweiz, ver-
sattle, verschmide für den Sattler, den Schmied ausgeben (Staub 1, 909),
verschaffe verarbeiten (Seiler 111), Schweiz, leipz. verschnäbeUere{n) , wien.
verschnabulieren verzehren (Staub 1, 911, Albrecht 204, Hügel 181), frankf.
versitzen (divan) sitzend abnutzen (Askenasy 227), pomm. versluken ver-
schlingen (Dähnert 526), Schweiz, verwintem den Winter über an Futter ver-
brauchen (Stalder 2, 454).
Spee trutzn. 122: die bienen verwircken ihren saft (verarbeiten).
Prutz pr, gesch. 3, 266: diesen (Staatsschatz) hat Wöllner in einigen
wenigen Jahren verwirtschaftet
Iffland bei Campe 5, 403 b: haben sie nicht ungefähr so viel ver-
wohlthätelt (zu wohltätigen Zwecken ausgeben).
Leuthold ged. ^74: des goldbauem Hieseil haJt alles verzecht.
Wieland 2, 249: der seine kräfte bei nächtlichen sdmiäusen verzettelt.
') In hauptsächlich mitteldeutschen Mundarten wird verknusen in über-
tragenem Sinne als „ausstehen, leiden, ertragen'' gebraucht (Vilmar 213,
Woeste 292, Danneil 238, Jecht 118, Albrecht 229, Honig 192b, Meyer 126b,
Frischb. 2, 433).
241
Die mundartlichen Ausdrücke für „durchbringen, vergeuden"
führe ich gesondert und eingehender vor, da sie zum Teil recht
eigenartig gebildet und weit verbreitet sind^):
Berl. veraasen (Meyer 125 a). Schweiz, verbanketley -bankeitiere (Staub 4,
1H91), (ist. fai^lasn vertrinken (Castelli 121), preuss. verbammeln, -bummeln,
'bubanzen, -bumfiedeln (Frischb. 2, 427 ff.), leipz. verbambefi, 'bummeln (Albrecht
229, 95), altmärk. verbubansen (Üanneil 236), berl. verbubanzen ^ -bumfideln
(Meyer 125 a), köln. verbumfiddeh (Honig 191a), schwäb. verbraunbeerle ver-
leckern (v. Schmid 92), brem. pomm. verbringen, hamb. verbrtngern (wb. 1, 140,
Dähnert 518, Richey 328), Schweiz, verbuebe, -buele (Staub 4, 946, 1188),
rerbummeränzle (4, 1256), preuss. verdähbeln, -debbeln (Frischb. 2, 429), west-
fäl. verdauen (Woeste 290), pomm. verdoanem (Dähnert 519), schles. ver-
drescheti (Weinh. hs. D 93), bair. brem. verdoppeln mit Würfelspiel (Schmeller
1, 528. brem. wb. 1, 217), berl. verdrücken, -dudeln (Meyer 125b), mansf.
leipz. verdummeniren (Jecht 117, Albrecht 229), Schweiz, verfamachte in der
Fastnacht (Staub 4, 654), brem. vervechten (wb. 1, 361), brem. holst, altmärk.
^ütt. köln. leipz. berl. verfumfeien wollüstig (wb. 1, 467, Schütze 1, 339,
Danneil 236, Schamb. 261, Honig 191b, Albrecht 228, Meyer 125b), hess.
verfumfeiten, -bumfeien (Pfister 326), preuss. verfumfeien, -bumfeien (Frischb.
2, 429), hamb. verfumfeien, -fumfumfeien (Richey 67), wester w. verfomfeien
(Schmidt 306), schles. verguften (Weinh. hs. G 169), Schweiz, -aach. verhaseHire
köln. verJuiseleere ( Müller -Weitz 254, Honig 192a), öst. fahaun, leipz. ver-
hauen (Staub 2, 1675, Castelli 122, Albrecht 229), Schweiz, verherr gölten^
(Staub 2, 523), pomm. verhören (Dähnert 522), eis. verjubiliere, -juchze (Martin
1, 402), Schweiz, vetjuheie (Staub 2, 854), steir. verjuxen (Lexer 152), wien.
vefjuken, -juksen (Hügel 179), schles. verjuchtem (Weinh. hs. T 45), henneb.
verjucken (Spiess 267), hess. verjucken, -juckem (Pfister 121), westf. verjuckeln
(Woeste 292), köln. verjöcke, -juckele, -juckse (Honig 192 a), mansf. verjudi-
heien, -juweht (Jecht 117), leipz. verjuMieien, -juxen (Albrecht 229), berl.
vefjuchhein, -jucken (Meyer 126 a), preuss. verjucken, -jucheln, -jucken, -juppen,
-juckem (Frischb. 2, 432), leipz. verkarten im Kartenspiel (Albrecht 143),
Schweiz, verkleide, Schweiz, eis. verklempere, -klappere, -klopfe (Staub 3, 624,
648, 665, 681, Martin 1, 492, 494, 496), pomm. verklakkem, altmärk. ver-
kleckern, -klickem (Dähnert 522, Danneil 238), hess. verkUmpem, -klimpern,
-klittem (Pfister 133), wien. verklopf en (Hügel 179), köln. verklüngele, -küm-
mele (Honig 192b), berl. verknacken, -kreescheti (Meyer 126b), leipz. ver-
krümeln (Albrecht 229), henneb. westerw. leipz. preuss. üerkümmeln vertrinken
(Spiess 267, Schmidt 301, Albrecht 156, Frischb. 2, 434; , Schweiz, verlands-
knechte, -laboriere, -läppe, -läppele, -läppere, -liedere, -lüdele, -lottere, -lumpe
(Staub 3, 726, 953, 1348 f., 1090, 1103, 1504, 1281, Martin 1, 602,626,589),
^) Die alemannischen Sonderbildungen übergehe ich.
*) Vgl. damit die Redensart: ein leben führen wie der herrgott in Frank-
reich; vgl. verallmachten S. 236.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 16
242
Wien, verldbariren, frankf. verlaweriren (Hügel 179, Askenasy 226), schles. ver-
lappem (Weinh. hs. L 20), henneb. verläppern, -leppern, -liedem (Spiess 267,
Reinwald 182), wien. verleppem (Hügel 180), berl. verleppem, -liedem, -loddem,
'ludern (Meyer 127 a), preuss. verlähberti, -lebberny -ludern (Frischb. 2, 434,
430), leipz. verläppern, -liedern, -ludern, -luleien, -lunUeien (Albrecht 229),
Schweiz, elsäss. holst. verlottere(n) (Staub 3, 1504, Martin 1, 626, Schütze 3, öl),
köln. verlöddere (Honig 193 a), schwäb. vermenschem mit liederlichen Weihern
(v. Schmid 382), mansf. vermiwelHy frankf. leipz. preuss. vermöbeln (Jecht 117,
Askenasy 226, Albrecht 229, Frischb. 2, 436), berl. vermöbeln, 'tnurksm
(Meyer 127 a), steir. faneaten (Lexer 199), leipz. vemesen (Albrecht 229),
holst, verpant^oonen am Fest Pantaleon (Schütze 3, 191), köln. verplaeke,
-plempere, -posementeere (Honig 193), Schweiz. verpHämpele, -plämpere, -piäm-
perU, -plämplämperle (Staub 5, 100 (F.), altm. verplämpem (Danneil 239),
berl. verplen^em, -posementieren, -prezeln, -puHtoem, -puteen, -puschdn (Meyer
127), preuss. verplämpetii , -plempern, -plimpem, -plömpem, -poaamentieren,
-putzen (Frischb. 2, 437, 438), frankf. verbossemandieren (Askenasy 56), mansf.
verpossementiren (Jecht 117), leipz. verposementiren, -putzen (Albrecht 229),
Wien, verputzen (Hügel 180), bair. verpäppeln als Schlemmer {b(y»pe: Schmeller
1, 400), schles. verprachem, -prachten, Schweiz, verprachte, -prä/Atele (Weinh.
hs. P 126, 127, Staub 5, 392, 397), elsäss. verquackele, -quatsche (Martin 2,
211, 213), berl. verquackdn, -quaddem, -quasett (Meyer 127b), preuss. ver-
quackeln, -qudsen, -quisten (Frischb. 2, 438, 439), altm. verqtuisen (Dauneil 239),
schles. verquetschen, -quisten (Weinh. hs. Q 10), köln. verquängele (Honig
193 b), Schweiz, verrössle mit Spazierenfahren (Seiler 111), versMampampe,
-schlämpämperle (Stalder 2, 324, 527), elsäss. verschlämbämple (Martin 2, 464),
westerw. verschlambambefi (Schmidt 308 «, brem. verslampampen (wb. 4, 800),
preuss. verschlampampen, -schludern, -scMuddern, -schmoren, -schwimeln,
-schwiren (Frischb. 2, 440, 441), berl. verschludern (Meyer 127 b), wien. rer-
schledem, -schuastem (Hügel 181 j, öst. faschnMzn (Castelli 122), hess. ver-
schenkein, -schlickern, -schlözen, -schlunzen, -schnuckeln (Pfister 253—255,
265), brem. verslickem (wb. 4, 830), elsäss. verschnäpsle, -schöpple, westfäl.
versnappsen {schnaps: Martin 2, 504, 423, Woeste 295), mansf. versimsen
(Jecht 117), leipz. versemsen, -sumsen (Albrecht 229), berl. versimsen, -susengen
(Meyer 128 a), preuss. versusengen, -spillem, -spiltem (Frischb. 2, 443,441),
schles. verspachteln, -spenden (Weinh. hs. S 361, 373), Schweiz, verspendiere,
-suwlebe mit schlechtem Leben (Staub 1, 911; 3, 972), leipz. verstaaten in
Putz (Albrecht 231), schwäb. vertänderle (v. Schmid 119), wien. vertederen,
-trantschen (Hügel 181, 182), preuss. vertritzen (Frischb. 2, 443), leipz. ver-
trödein (Albrecht 229), bair. vertuenitzen (Schmeller 1, 577), Schweiz, ver-
tudelbutschiere (Staub 4, 1941), brem. vertagen mit Kleidung (wb. 5, 123),
westf. vertürlüren (Woeste 297), wien. mansf. verwixen, leipz. berl. preuss.
verwidisen (Hügel 182, Albrecht 229, Meyer 128b, Frischb. 2, 444), henneb.
verwüsten mit wüstem Leben (Spiess 270).
Diese Bedeutungsgruppe ist in der Gauner-, Studenten-
und Soldatensprache besonders beliebt: ,, verzehren* nennt die
243
Oannersprache vergurgeln, verplaren (Kluge rotw. 141, 458), die
Soldatensprache verdrücken, vermählen (Hörn 87); „versaufen"
heisst verschöchem (Hörn 88), verhneipen (Kluge stud. 132); „ver-
spielen" heisst verfläbben (rotw. 458), vergaunen (190), verhülen
(458), verjunen (15), verjonen (Hörn 107), verkUzeln (stud. 132),
vemobesen (rotw. 435), verarocken (389); verschüffpt ist „ver-
spielt, verloren" (rotw. 89). „Geld durchbringen" nennt der
Student verbürsteHf -dominieren, -jubeln, -ludern, -paskalen, -schlem-
mieren, -schwimeln, -schwüisieren, -schwofen „im Tanze", -u^ichsen
(Kluge stud. 132 f.); verludern, -schwimeln, -schwofen lässt sich
nicht nur das Geld, sondern auch die Zeit (ebd.).
Besondere Ausdrücke für „die Zeit hinbringen" sind seit
mhd. Zeit nachzuweisen :
reraffen auf törichte Weise (Lexer 3, 67), -ballen mit BaUspiel (71),
'Ilagen mit Klagen (144), -kramen vertändeln (148), -hrumen vertrödeln (149),
-kuppeln mit Kuppeln (151), -leben „verleben" (155), -marsagen mit Schwatzen
(175), -senen mit Sehnen (225), -sldfen schlafend (231), -sitzen {leben, zxt 235),
-spiln spielend (244), -^^tten spottend (245), -swenden {leben, tage 262), -swem
schwörend (263), -tamen mit Tanzen (266), -trtben {leben, zit, tage 275),
-tumben in Tnverstand (278), -tuwi {zit, tac, jär 279), -wilen {leben 308),
-zem {zit, leben, jär 317).
Die nhd. Literatursprache weist viele derartige Neubildun-
gen auf^), weniger die Mundarten:
aachen. verbäbbele, eis. verbapple, Schweiz, verblaudere plaudernd ver-
bringen ( Müller -Weitz 8, Martin 2, 68, Staub 5, 20), Schweiz, verblägere,
*) Schönaich ästhetik (Köjster) 214: bis ihr drey langsame tage darinn
verheult habt.
Urfaust vorr. (E. Schmidt) XXIII: da er ein paar stunden ver-
gängelte, ein paar verliebelte, ein paar verspielte.
Lenau Faust 30: dein haJbes Üben ist verflossen, es ward vergrämelt
und vergrübelt, einsam in studiis verstübelt
Goethe 13, 50: mit siegsgesang und harfenschlag verklimpern sie
den lieben tag.
.1. Paul herbstbl. 3, 195: verlebte, verschrieb und verlas er
gange tage.
J.Paul 7, 104: ihr (weiber) . . in eurem vernähten, verkochten,
verwaschenen leben.
Goethe (Hempel) 14, 72: wir verphantasieren mamche stunde in
ländlichen seenen,
Arno Holz Daphnis (1904) 45: willstu bei detn alten pauren deine
schönste zeit versauren?
16*
244
berl. verbummeln, schles. verfaulen (teit), Schweiz, verfulen faallenzend
(Staub 5, 39, Meyer 125 a, Weinh. hs. ¥ 32, Stanb 1, 790), gött. verlesen
lesend (Schambach 264), schles. vermären, verschludern nutzlos (Weinh. hs.
M 3, 8 160), Schwab, vermauern {leben) eingesperrt hinbringen (v. Schmid 379),
Schweiz, vemarre, vertörle törichter Weise (Staub 4, 784; 1, 907); brem.
altmärk. vermaeken plaudernd (wb. 4, 877, Danneil 239), berl. vertrödein
langsam, nutzlos (Meyer 128b), schles. vertrendeln dass. (Weinh. hs. T 101),
Schweiz, vertwelle mit kindischer Unterhaltung sich die Zeit verkürzen
(Stalder 1, 334).
An die vorigen Gruppen scbliessen sich einige Verba an,
die ebenfalls als „za Ende bringen^ zu erklären sind und den
Sinn , verwinden« haben (vgl. S. 109, 111, 202). Sie treten
erst mild, hervor.
mhd. Msf. 128, 4: mine gar verlornen jär verklage ich niemer me (auf-
hören zu beklagen, verschmerzen).
Alph. 9, 3: wie mahtu ez ver schämen?
scr. rer. pruss. 5, 255 (a. 1465): den schaden vorsüfzen (verseufzen).
Goethe -Kalender 1906 S. 60 (zum Shäckespears tag): ihr sdtaUen
leben zwischen myrten und lorbeergebüschen verschlendern und
vergdhnen.
Thümmel reise 4, 167: haben sie nicht ihre nachte mit nachdenken
verwachtf ihr schönes leben verschrieben?
Bürger 34, 6: so muszt du dein leben, verriegelt allein, Hef unter
dem ihurm im gewölbe verschrein.
Seume bei Campe 5, 364b: ich . . verschulmeistere mein am-
phibienleben, so gut es geht,
Goethe 9, 41: ein taugenichts, der . . die ganze nacht verschwärmt.
Thtlmmel reise 4, 5: gemHiher, die ruhig ihre zeit verschweigen,
verjagen und in Schauspielen vertändeln können.
ebd. 5, 272: so verschwitzte und verhorchte ich eine lange pein-
liche stunde.
Jugenderinn. e. alt. Mannes (Kügelgen) 38: es waren schöne stunden,
die wir im geföhl unsrer muskelkraft versprangen und ver-
schwangen.
Schiller 2, 126: meine . . ÄmaUa verseufzt und vertrauert ihr Ubefi.
Tieck 10, 8: im kleinen nest versitze ich zwei jähre.
Goethe 1, 51: so v er taumelt sich der schönste iheil des lebens.
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 78: bisz er sein junge tag hat vertribn.
Urfaust V. 284: die mägdlein ach sie geüen vidi vertrippli-
streichelt eure zeit!
Goethe-Kalender 1906 S. 73: der abend gestern ward mit würfeln und
karten vervagabundet.
Keisersberg anh. mensch. A 3: une du die zeit verzert hast.
246
Roth. R. 3873: daz her in siffin nachten virsmerzen nine machte.
nhd. S. Dach 405 Österley: da ihr winterleid , , zu vergehn^) in fröligkeU
(gehend beseitigen).
Schiller 1, 107: schmerzen v er hüpft' er im wirbelnden tanz.
Geliert ö, lb7: an seiner seite die last meiner hypochandrie einige
tage zu verreden.
Spielhagen 18, 41: versuchen, ob ich mir meine kqpfschmerzen ver-
schlafen kann.
Schiller 12, 375: verschmerzen werd ich diesen schlag . . denn was
verschmerzte nicht der mensch!
Arno Holz Daphnie (1904) 194: jetzt cerschnareht er seinen neid in
bedrogner Wachsamkeit
3, Paul tit. 3, 180: weil seine Wallungen Jialb vertropft und ver-
schrieben waren.
Schiller 2, 93: armer schlucker! nun ists ja verschwitzt.
Herder phil. d. gesch. 2, 1 : es ist als ob sie einen iheil seines Schmerzes
verseufze.
Hagedorn (1775) 2, 121: ein zeisig . . v er sang an einem heitern
morgen den schlaf die bau- und nahrungssorgen.
Campe 5, 374 b: die üble laune verspaszen.
ebenda 375a: die langeweüe verspielen, sich die grillen verspielen.
G. Fuchs ebd. 372b: der sein leid vertanzen und versingen kann.
Keisersberg granatapfel 29: ein fraw vertrawrt jren fnan bald.
Herder 12, 176: der bürger seinen gram verträumet.
Klopstock öden 1, 33: vielleicht, dasz die lindernde thräne meinen
gram mir verweint.
e) Ausser der resultativ-effektiven bezeichnet /ro- auch die
intensiv-darative Aktionsart, und zwar bei Verben der Be-
wegung. Die gleichbedeutenden Zusammensetzungen mit faiMr-
und /air- (8. 105 ff., 113, 176 ff., 182 f.) sind von den mit /ra-
nicht mehr zu scheiden.
ahd. Gl. I 613 a firtrago : feram.
I 748 a virtruogi : snstinerem.
N. I 56, 6 P.: sd müost tu Sbenmuoto uertrdgen : oportet toleres
aequo animo.
0. m 19, 5: m' wollen otih übar thäz firdragan zom vUhfmaz
(vertragen).
O. III 5, 21 : ihaz uns ni wise thaz zi swdr, wir ünsih io firdrdgen hiar.
as. Wadst. 51, 9 (Essen, ev.-gl.): fardragan scal : patiar.
') Schweiz vergan, pomm. vergahn, preuss. vergehen , durch Gehen be-
seitigen" (Staub 2, 27, D&hnert 520, Frischbier 2, 431).
246
Hei. 1493: that enig liudeo ni acal farfolgan is friunde, ef he ina
an firina apanit (folgsam sein).
Hei. 3465: Juibda th^io farmerrid tfUa marciganstunda, thes daguuerkes
forduolon (versäumen),
mnd. vormorgen, -momen, -strecken, -trecken s. S. 107; dazu vorversten
^verfristen, aufschieben" (Schiller-Lttbben VI 310 a).
mhd. sich verspam aufschieben (Lexer 3, 243), vertragen ertragen, ver-
zeihen, gestatten, aussöhnen, Vertrag schliessen (272), -ziehen aufschieben,
verzögern (und refl.) (319), -zücken anhalten (323).
nhd. ^) Aus den Mundarten :
schles. sich vererben sich fortpflanzen (Weinh. hs. E 42), Schweiz, cer-
lenge, verlenze verzögern, verschleppen (Staub 3, 1336, 1346), preuss. ver-
spüren Spur verfolgen (Frischb. 2, 442), schles. sich verweilen — verweilt
langsam, zögernd (Weinh. hs. W 83), verziehen warten (Z 51). Über ver-
knusen „ ertragen '^ s. S. 240 Anm. ; dazu köln. nit verknöche künne „ nicht
ausstehen mögen^ (Honig 192 b).
Von dem zur Bezeichnung der Aktionsart dienenden fra-
wenden wir uns zu fra- in der Bedeutung „weg^ in gehässigem^
verächtlichem und entstellendem Sinne (got. S. 17 f.). Es be-
rührt sich mit ähnlichen /awr- (S. 125 ff., 127 ff., 131 ff.) und
fair- (S. 207 ff., 216 ff.) Bildungen. Auch das resultative /ra-
(S. 230 ff., 235 ff., 238 ff.) gelangt meist zu verschlechterndem
Sinne und trägt dazu bei, weitaus der Mehrzahl der /ra-Kom-
posita diesen Stempel aufzudrücken.
Wir besprechen zunächst fra- in gehässigem Sinne bei
„verachten, verfluchen, verraten, vertreiben, verurteilen*' und
ähnlichen Bildungen.
*) nhd. Brentano ges. sehr. 8, 317: sie hat seit mehreren tagen kaum einen
tropfen wasser mehr vertragen,
Pauli schimpf 297: das er mir in der jugent vertragen hat und mich
nit gestraft (nachsehen, durchgehen lassen).
Pontus 37: der krieg ward vertragen (gütlich beilegen).
Luth. 23. 402, 10 W.: wie wol ich noch nidit reM eraus bin, kan
ichs doch nicht lenger verzihen (hinausschieben),
ebd. 503, 29: so lange wurden die Juden verzogen wid gehindert
(aufhalten).
4. Mos. 9, 19: wetin die wolcke viel tage verzoch auff der unmung
(anhalten).
1. Sam. 7, 2: von dem tage . . verzoch sich die zeit so lange.
247
Die Orenze nach faur- I in derselben Bedeutung (vgl.
S. 125, 131 ff.) ist nicht einzuhalten ^).
ahd.') N. I 244, 22 P.: sie dhtent tero güotön . . sie neuer ähtent iro io
dok nieht.
Gl. I 684 b verplies : ezsafflavi. I 245 gl K. firplasino : Satan.
N. II 133, 16 P.: nah er ferhrdset in so imo irteiiet uuirdet föne
dien tibelen . föne Gote ist er unferscdlien : nee damnabit eain.
Gl. I 811 b firdamnont : condemnabnnt.
0. III 13, 34: iah sih silbon thtmuh not mit stmton firddmnot
Gl. I 216 gl. K. ni firthenkhi : ne contemnas.
T. 39, 1: ni curet tuomen, ihazir ni sit fortuomte : non judicemini.
Gl. I 442b tiuude fergiftit : venundatos.
0. IV 5, 17: toäran toir firhüarot mit dbgoton thuruh not
N. I 469, 17 P.: nieht neist ze uerchünninne,
ebd. 147, 13 : übe mdnnolth so uertMÖrfenero ist so er io föne mdni-
goren ferchören uuirt : contemnitar.
0. IV 8, 19: mit in was sin girdti, thaz selho er (Judas) inan
(Christum) firldti.
Gl. I 727 a firleidot : diffamatus.
N. I 27, 20 P.: tde er neuersJ^lte ddz er uerlHdöt uuds : comperet
poena praeiudicatae accusationis.
T. 193, 1: ihae her fornidirii uuas : quod damnatus esset.
Gl. I 104 Pa. farsalit gl. E. firselit : traditus.
0. IV 11, 4: ihes nähtes er gisitoti, er driihtinan firsiliti.
N. II 322, 1 P.: wnde f er Santa er in ülende unde in fiendo hant :
tradidit in captivitate.
ebd. I 34, 19: pin ih ze töde uerscdlten : morti . . damnatur.
ebd. I 361, 26: disses chleinen ünde uerscüpfenten stüpfes : huius
exigui volucrisque momenti.
Gl. II 646a farspildit uverden : prodimur.
n 667 a f er stopf 0 : damna.
II 74 b uirstozit : praecipitat. II 600 b virstaeanpin : propellor.
N. I 290, 10 P. : diu er geskuofferstdzet er üeer sinemo riche : eliminet.
Gl. II 621a ferstredita : damnavit.
I 135 R. fratripit^) : expulit. I 122 gl. K. firtrip. Ra. fartrip :
repelle.
^) Überhaupt ist die Gruppeneinteilnng bei den Gruppen mit üblem
Nebensinne besonders misslich, da die einzelnen Bildungen auf den ver-
schiedensten Wegen zu dieser Bedeutung gelangen und viele auf mehrere
Arten zwanglos ausgelegt werden können. Leider ist das Material dadurch
verzettelt und erschwert die Übersicht. Vgl. auch die Gruppe , schädigen,
entotellen' S. 236 ff.
') Weitere Belege S. 126 Anm.6 und S. 131 f.
*) Zu der Form vgl. S. 17 Anm. 3.
248
0. II 24, 33: firdrih fon uns in thrdti allo missodati.
Gl. II 417 a faruahit : agit.
0. V 19, 28: thiu zuei firwdzent thanne thie süntigon alle.
Gl. I 238 gl. K. firuuirfit : abicit. I 744 a vinworfanemo : exposito.
T. 162, 6: eruuiezetfon mir, irforuvergiton, in euutnfiur : maledicti.
Gl. II 106b uirvuazit : anathematizat.
I 761b fervuazzot : maranatba. I 121 R. faruuiizzit : ezprobrat.
N. II 376, 16 P. : die feruuizzen mir dinen ndmen.
Gl. I 134 Pa. faruuolit. gl. K. firuuolit Ra. foruuolit : expulit.
as. Wadst. 59, 41 (Essen, ev.-gl.): farduomia : iadicat.
Hei. 1107: ac he ina fon is huldi fordref, Satanasan forsuuep
(vertreiben).
Wadst. 99, 23 (Werden. Prud.-gl): /ardr^f : exegit.
Hei. 2660: so farmunste ina that manno folc . . farhogdun i«a
80 hdagna (veracbten).
Gen. 77: forhuatan sculun thi hluttra Hudi (verfluchen).
Hei. 5561: tuena fartalda man an tua haWa Cristes an cruci (die
verurteilten Sch&cher).
Ps. 56, 6: üuart mine faruuieton : exsecrabantur.
mnd. Brsch. Scbicbtb. f. 35: unde dar worden der horgere hindere geslagen,
vorhomodet unde vomichtet (hochmütig behandeln, misshandeln).
Barmer Urk. p. 32: dat sin undersaisse nicht vurhoischaffet efi
werde (dass.).
Ravenst. f. 199 d: ock schaltu bewaren dynen munt, dat du nymande
beschimpest rnde vorhouardest (holf artig sprechen von).
Dial. Greg. 182: he wart von siner vpgeblaseden houerdie verotmodigei
(demütigen).
Lüb. Chr. 1, 496: de Denen . . vormeneden de schepe tho vorovern
(erobern).
Renner, Livl. Hist. 26: vnd ohne derwegen by dem hertogen dennaten
vorspitzhodeden und angeven, dat . . . (als Ä/wteÄö* — Betrüger
— handeln gegen).
Sudend. 8, nr. 15: vorunrechtet *), vorsulfwoldighet tmd mit vfirechte
beschedighet (sich selbst Recht verschaffen gegen, Gewalt verüben an).
Lerbeck § 190: desse koning dwelt van synen vederliken voetstappen
vnde vorunedelt dee . . . (entehren).
Sudend. 8, S. 207, 35: voru/nrechten edder vorungnaden willen {Un-
gnade verüben an).
Buch üb. Raub a. 1393: groffliken beschedighet unde vorunmechtiget
an oren gude (ohnmächtig machen, schwächen).
Wism. Brief v. c. 1500: alze jwe leue wol gJuhoret heft can der vrowen^
dede wart vorunradet (durch Nachlässigkeit zu Schaden kommen).
^) Eigenartig ist die Fügung uncorrechten statt vorunrechten:
Westphal. 3, 377 : wy vorbedcn allen . . de erbenomede priorissen
to hindermle edder in jeniger maihe un vor rechten.
249
Gott. Urk. I, nr. 303; de orm rat vorvenge eder vorunvoghede eder
vordervede (Unfug verüben an).
Pa88. Chr. 51: de toreden joden voruntoerden eni (sich) «er up
Pylatum (unwillig werden).
Wism. St. B. p. 77: ift iemant den anderen myt worden efte werken
vorunwyllede (beleidigen).
Wigand, Wetzl. Beitr. 3, 297: enid wye dat vervrevelde end ded^
dair en baven (frevelhaft nicht achten),
mhd. *) cerahten Nichtachtung (Lexer 3, 68), -arcwcmen argwöhnisch
betrachten (Nachtr. 390), -balmunden verleumden (3, 71), -blceden einschüch-
tern (79), 'dahten verdächtigen, -damnen, -dämmen verurteilen (90), -denken
verdächtigen, verübeln (92), -dornen verklatschen (97), -dünken übel dünken
(102), -ermen in Armut bringen (107), -gansen dumm wie eine Gans machen
(109), -gihen, -giften vergiften (HO, 116), -gellen vergällen (112), -gewaltigen,
-wältigen gewalttätig behandeln (113, 293), -grellen zur Wut aufreizen (120),
-handeln schlecht behandeln (Nachtr. 391), -hazzen hassen (125), -hetzen (130),
-höchmüetigen, -höchvertigen hochmütig, hoffärtig behandeln (131, Nachtr. 392),
-hcsnen entehren (3, 131), -huoren durch Ehebruch entehren (135), -%fem
eifersüchtig behandeln (Nachtr. 392), -jagen, -jöuchen vertreiben (3, 136, 139),
-kergen betrügen, -kiesen verachten (142), -krenken schwächen, beschimpfen
(149), -kun7ien zur Verzweiflung bringen (150), -kuppeln (151), -lästeren
exprobrare (153), -leiden verleumden (158), -lösen erheucheln (168), -manen
verachten (173), -martern (175), -meinen verwünschen (176), -missehellen*)
Fehde führen (181), -muotwilligen protervare (183), -queln abmartern (195),
-rechen rächen (198), -rehtigen gerichtlich verurteilen, hinrichten (199), -schalten
Verstössen (212), -schämen beschämen (213), -schelken betrügen (214), -schicken
relegare (215), -schräzen Verstössen (218), -schupfen dass. (221), -serten
stuprare (226), -smaheden, -smahten, -smahen schmählich behandeln (236),
-sniden schwächen, betrügen, verwunden (239), -snceden depravare (241),
-stozen (253), -sümen im Stiche lassen (257), -süfiden, -sündigen in Sünden
stürzen (258), -swachen herabsetzen (260), [vertadlung (der wäre) Herab-
setzung 265], -teilen benachteilen , verurteilen (267), -teeren betören (271),
-tragen verleumden (272), -treten verschmähen (274), -triben Verstössen (275),
-triegen betrügen (276), -tüemen verurteilen (277), -twäsen töricht machen,
-twingen bezwingen (280), -übelen^) übel behandeln, -tUtem plagen, -unge-
limphen übel auslegen (280), -ungenadigen ungnädig behandeln, -unliumunden
») Weitere hierher gehörige Bildungen s. S. 60 f., 68, 69 Anm., 73, 77,
88. 114 ff., 122, 126ff., 128f., 131 ff., 178, 230ff., 235 ff., 241 ff.
') Ea. 54: als die wider einander gekrieget und vermissehellet hant
(gegen Lexer: „im Streite sein").
') verübeln ist aus /ür iibel haben verkürzt worden :
nhd. voc. ine. teut. 116a: verubelhaben : imputare, improperare.
Bocc. 369, 16 (QP. 86) : das sein weybe der andern sere verübel hetie.
Lessing 2, 219: wills auch dem herrn nicht eben sehr verübeln.
250
= verliumunden, -unnamen mit Spottnamen belegen, -unrehten, -unruochen
verachten, 'Un8€elen verwünschen, -untriuwen veruntreuen, 'Unwahefi hässlich
machen (281), -unwerden verachten, -urteilen = verteilen (282), -vähen tadeln
(283), -Vieren beunruhigen (285), -veigen verwünschen (286), -volgen persequi,
-vraten plagen (290), -wd^en, -uxBzen verfluchen (296, 297), -weisen zur Waise
machen, berauben (298), -werfen Verstössen (302), -werren, -wirren, -würren
entzweien (304, 311), -wideren in Bückgang bringen, -wilden entfremden (307),
-witewen zur Witwe machen, berauben, -wizen vorwerfen (312), -eadelen vor
Mangel umkommen lassen (315), -zeln ausscheiden, für verfallen erklären
(316), -ziehen bezichtigen, gefährden (318).
nhd. ^) Aus den Mundarten ist anzuführen:
^) Einiges aus der nhd. Schriftsprache :
Hed. com. 18: etüich warden ihrer empter Verstössen und der statt
verwisen.
Meyfart himml. Jer. 2, 251 : da sind solche köttige undpriester, welche
. . kein hasz veruneinigen kan.
Luth. 19. 404, low.: da er den tempel zu Jerusalem verunehrete.
Luth. ausl. d. vater uns. 18: sich selbs und ander verunfrieden.
Luth. 7. 842, 16 W.: es sey von seinen misgunstigen geschehen, ine
gegen Kay, Ma . . , zu furunglumpffen,
Agricola spr. 171: er ward unverdient verungelimpffet.
B. Waldis 4, 68: wer sich selb verungeleumbt.
Keisersberg anh. mensch. C 3: in offen Sünden verunlaymdet
Luth. 7. 221, 19 W.: deyn heyliger namen wirt . . szo manichfeUig
vorunheyliget, belestert und geschmecht,
B. Waldis 2, 64: damit den teuffei zu besi^ulden, oder das glück zu
verunhulden (unhold achten).
Maaler 436c: verunraaten : foedare, maculare.
Schottel 648 b: einen verunrechten : injuste ad versus aliquem agere.
Luth. 15. 256, 20 W.: das keyn befleckung der ketzerey . . unsem
heyligen glauben verunreyne.
ebd. 725, 15: durch welliche die gewissen beflegket, betrS^tundver-
unrüget unrt (and. ausg. verunrüwet : verunruhiget).
voc. 1482 EK Ib: verunseubern, verunreinen : coinquinare.
Schottel 648b: die sireiffende rotten haben das gantee land ver-
unsichert.
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 101: das niemandt veruntrewet wer.
Goethe (Hempel) 8, 384: denn wer die gefahr nicht scheut, fürchtet
doch verunziert zu werden.
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 7: verurteilt beide zu dem todt.
ebd. S. 92: du wirst verfortheilt vnd betrogen.
Luth. 23. 364, 15 W.: so seinen leib cUso verwarloset.
zfdw. 1, 234: verwispeln : &KSihila,Ti (auszischen).
H. Sachs Ndr. 26/27 S. 15: wie ist es jetzt verwundt mit schmertzefi.
251
pomm. Derachten ächten (Dähnert 517), berl. veräppeln verprügeln, ver-
höhnen (Meyer 125 a), preass. verarbeiten, wien. verarwerten, köln. verarheide
derb bearbeiten (Frischb. 2, 427, Hügel 177, Honig 190b), schwäb. verargen
erzürnen (v. Schmid 27), Schweiz, verärgere entzweien (Staub 1, 446), ver-
b<Ulem berl. verhauen, preuss. schwängern (Meyer 125a, Frischb. 2, 427),
berl. verbimsen, köln. cerbimache verhauen (Meyer 125 a, Honig 190a), elsäss.
verblende hintergehn (Martin 2, 161), preuss. verbolzen verprügeln (Frischb.
2, 428), Schweiz, verbösere ärgern (Staub 4, 1724), verbösge verunglimpfen
(4, 1725), preuss. verbubamen, -burnftdeln, -fumfideln, -fornfideln, -fomf adeln
schwängern (Frischb. 2, 428, 429), preuss. stud. verdonnern verurteilen, aus-
schimpfen (ebd. 429, Kluge stud. 132), pomm. verdrägen vorenthalten (Dähnert
519), berl. verdreschen verhauen (Meyer 125b), altm. verduchten verdächtig
vorkommen (Danneil 237), holst, verdumdüveln übertäuben, stutzig machen
(Schütze 1, 269), bair. verdumen, brem. verdomen, schles. vertümen verurteilen
(Schmeller 1, 509, brem. wb. 1, 224, Weinh. hs. T 138), Schweiz, verfalle ver-
urteilen (Staub 1, 760), brem. verflikflojen anschwärzen (wb. 1, 426), schles.
verfremden befremden (Weinh. hs. F 165), Schweiz, vergeltstage zum Bankrott
bringen (Staub 1, 907), verhasse hassen (2, 1671), gött. verhandhaben
mit Händen bearbeiten (Schambach 262), Schweiz, schwäb. verhellige be-
helligen (Staub 2, 1143, v. Schmid 272), Schweiz, verhitee erbittern (Staub
2, 1834), preuss. verholzen verprügeln (Frischb. 2, 432), brem. verhomodigen
stolz verachten (wb. 2, 642), berl. verkacheln, -keilen verhauen (Meyer 126b),
elsäss. verkalche betrügen, verklappere verleumden (Martin 1, 434, 494),
elsäss. verkamisole verprügeln (Martin 1, 437), verkatbatsche ohrfeigen (465),
berl. verknacken verurteilen, verkohlen verspotten, anführen (Meyer 126b),
brem. verkräftigen schwächen (wb. 2, 861), Schweiz, verchumbere belästigen
(Staub 3, 302), preuss. verkuppeln, -kupscheUen, -kupschellem an den Mann
bringen (Frischb. 2, 426), Schweiz, verleide verstimmen, anzeigen (Staub 3,
1085, 1087), pomm. verleden leid machen (Dähnert 523), Schweiz, vermalestiere
belästigen (Staub 4, 174), frankf. berl. vermöbeln verhauen (Askenasy 226,
Meyer 127a), bair. vemdchtailen, brem. vemadelen benachteiligen (Schmeller
1, 599, wb, 1, 194),. preuss. verpetzen anschwärzen (Frischbier 2, 437),
Schweiz, verpfeffere erbittern (Staub 5, 1068), berl. verpletten verhauen
(Meyer 127a), schwäb. verrechten streiten (v. Schmid 427), verrücken zur
Rede stellen (Frischbier 2, 439), berl. verschalen verprügeln (Meyer 127b),
westerw. verschandlappen beschimpfen (Schmidt 308), Schweiz, verschätze
gering schätzen (Staub 1, 909), schwäb. verschmachen empfindlich machen,
wehtun (v. Schmid 469), preuss. verst^marutzen verleumden (Frischbier
2. 440), henneb. mansf. verschnuppen, leipz. berl. verschnupfen verdriessen
(Reinwald 183, Jecht 118, Albrecht 230, Meyer 127 b), berl. versimsen, berl.
leipz. schles. westerw. verso(h)len verprügeln (Meyer 128a, Albrecht 231,
Weinh. hs. S 349, Schmidt 304), bair. vertailen, schwäb. verteilen verurteilen
(Schmeller 1, 601, v. Schmid 120), schles. vertäübem betäuben, erschrecken
(Weinh. hs. T 30), verteufen herunterbringen (T 53), berl. verte]^em, -tobaken,
'tuschen, mAüsf. vertowwacken YeTprügeln (Meyer 128 ab, Jecht 119), Schweiz.
262
verunbille Unbill zufügen (Staub 4, 1167), oerutigüte übelnehmen, anschwärzen
(2, 565), brem. veruntrauen veruntreuen (wb. 5, 116), bair. vervartaüm über-
vorteilen (Schmeller 1, 599), berl. verwalken, -wichsen verprügeln (Meyer
128b), brem. venoeldigen schwächen (wb. 5, 170), brem. pomm. verwiten,
hamb. verwyten ^) verweisen, vorhalten (wb. 5, 279, Dähnert 529, Richey 342).
Die Redensart: gott unverwissen^), jedem einen bissen!
(Schmeller 1, 961, Weinh. hs. W 154) bedeutet offenbar: ^ohne
Gott einen Vorwurf machen zu wollen (wie er die Geschicke
verteilt hat), jedem etwas!" ^)
Die Gaunersprache bezeichnet „verprügeln** mit verdeffeln,
verheizen (Kluge rotw. 488, 429); verbleffen besagt „einschüch-
tern und nötigen" (375), vermonen „betrügen" (55). Die Stu-
dentensprache gebraucht verdonnern „verurteilen" und verJdeistem
„angeben" (Kluge stud. 132). Staub 4, 1338 führt aus einem
Schweiz. Schriftsteller (Herzog 1863) an: toie der den pfarrer
versackuhre, versohle, verbendle (hintergehn).
Die Verba der Bedeutung „verfehlen, sich vergehen" ge-
hören zum grössten Teile zu/ro- („weg vom rechten Wege",
vgl. S. 18); auch bei den /awr- (S. 104, 125, 127 ff.) und fair-
(S. 208, 216 f., 218 ff.) mit einiger Wahrscheinlichkeit zuge-
wiesenen Bildungen ist dies nicht ausgeschlossen. Gehen doch
hier die Grenzen zu enge ineinander über! Die Trans, sind
mit wenigen Ausnahmen in den vorigen Gruppen (230 ff.) be-
handelt worden.
ahd. Gl. I 539 a firmeinne firmane : perjurem.
I 504 a virwaref : abortit.
III 419 a verworfenen : abortivis.
mhd.'^) verbü unerlaubter Bau (Lexer 3, 84), -haltunge üble Haltung,
Aufführung, -handeln fehlgreifen, schlecht handeln, fälschen (124), -merken
übles Merkzeichen (178), -schalten an fehlstossen (212), -emackwnge übler
Geschmack (235).
^) Das Plattdeutsche hält noch die Formen verwiten (ahd. farwusan
S. 248, mhd. verwiten S. 250) und verwisen (mhd. verwisen S. 106) aus-
einander, die in nhd. verweisen „vorwerfen — hinweisen'' und den meisten
Mundarten zusammengefallen sind; vgl. darüber S. 106 Anm. 1.
nhd. Keisersberg arb. hum. (1521) 62b: ein nud verweiss ein wolf einem
hosen, er wer verzagt und furchtsam.
2) So auch Schles. Prov, Bl. 1874 S. 34.
^) Über verhauet und verkiinstet s. S. 218 Anm. 2.
253
nbd.^) Aus den Mundarten:
Schweiz, verhöre falsch bohren (Staub 4, 1507), verbuesse Schlechtes be-
gehen (4, 1764), bair. verdalfem fehlerhaft sprechen (Schmeller 1, 504),
pomra. verdoan fehltnn (Dähnert 519), gött. verdrägen an falschen Ort tragen
(Schamb. 260) , preuss. vergeben falsch geben (Frischb. 2, 431) , Schweiz, ver-
gerate, Schwab. oergWate fehlschlagen, misslingen (Stalder 1, 474, v. Schmid
420), elsäss. verhenke falsch hängen (Martin 1, 355), Schweiz, verheuwe
schlechte Ernte machen (Staub 2, 1821), verchäse fehlerhaft käsen (3, 513),
henneb. verkaufen zu teuer kaufen (Spiess 267), köln. vertnacht ?ian etwas
verbrochen haben (Honig 193 a), elsäss. verrede falsch reden (Martin 2, 134),
brem. verscheren schlecht scheren (wb. 4, 644), hess. verschoren gegen den
Strich, verkehrt (Pfister 266), köln. vertaaste fehlgreifen (Honig 194b),
Schwab. Verwendungen verdrehte Körperstellungen (v. Schmid 527), ökon.
verwerfen fehlgebären, gött. verwarpen (Weber 616, Kehrein 310, Spiess 270,
Seiler 114, Schamb. 264). Für letzteres gebraucht das Alem. auch verhole
(v. Schmid 85), verhöse, -höse (Staub 4, 1722, Martin 2, 102), verbuesse (Staub
•4, 1754, Martin 2, 105), vermache (Martin 1, 644), verschlenke (2, 466), ver-
schütte (2, 445). Für die einzelnen Tiere, die als Fehlgeburt geworfen
werden, gibt es daneben besondere Ausdrücke: verbocke Bock (Staub 4, 1136),
verfohlen, -futtele Fohlen, Füllen (Weber 612, Staub 1, 796), cerfrischen
Frischling (Kehrein 304, Weber 612), vergitzene, -gitele, -gitzere Zicklein
(SUub 2, 579), verchalhe Kalb (3, 223), -lammere Lamm (3, 1272); verjüngle
\ß, 49) bedeutet allgemein „ein Junges werfen (als Fehlgeburt)*'. Wenn ein
Winkeldoktor eine Frucht abtreibt, nennt der Schlesier es verkötschen, ver-
pantschen (Weinhold-Palm 46, hs. P 8).
In der Soldatensprache wird ein Gewehr verladen (falsch geladen,
Weber 614) ; ein Leutnant als stellvertretender Kompagniechef verführt stets
die Kompagnie (falsch führen. Hörn 58).
Die meisten Reflexivbildungen der Bedeutung „sich ver-
gehen (fehl- oder zuendegehn)" ^ (vgl. fair- S. 216 ff.) gehören
zu fra-, Sie sind erst seit mhd. Zeit zahlreicher.
ahd. N. I 32, 6 P.: däe sich ilent übele uertüon an dien chüstigen : impios
moliri scelerata contra virtutem.
as. Gen. 90: iac that im mid is handun fordieda Kain an sulicum qualma.
>) Hierher gehört
Goethe 10, 161 : Mit freuden kann ich diesem schütz (des ortes) entsagen.
Vergib dir nur, dem ort vergibst du nu^ts. —
Verseihe mir der ort, dass ich es litt. (Wortspiel: „verzeihen" —
„falsch geben, Abbrach tun''.)
') Vgl. auch die faur- zugewiesenen Refl. S. 112.
264
Hei. 5012: that ik hebbiu mi so foruuerkot
Wadst. 56, 4,8 (Essen, ev.-gl.): ik faruuarta «i» : peccavi.
Hei. 3394: ik an forhtun bium, ihat sie im thar faruuirkien.
mnd. Korner 206 a: hadde eyn mechtich stark slot gehuwet . . unde hadde
sik dar ane sere vorhutoet, dat he grot schuldich was (sich durch
Bauen verausgaben).
mhd. sieh verbrechen hinschwinden (Lexer 3, 81), -brennen übel an-
kommen (83), 'derben s. zugrunderichten (94), -drumen in Trümmer gehen
(101), 'Vreseen sich abhärmen, verzehren (108), -gelten s. bezahlt machen,
rächen (112), -gezzen s. verfehlen (114), -giezen s. ausbreiten (115), -Jiocken
s. hackend verwunden (122), -handeln s. vergehn, ins Gegenteil verkehren
(124), 'houwen s. hauend verwunden (134), -huoren Unzucht treiben (135),
-kosten s. in Unkosten stürzen (147), -kriegen durch Kriegführung Vermögen
verlieren (149), -Idzen, -län verenden (154), s. Verliesen, vliesen verloren gehn,
zu Schaden kommen (163) , -loufen s. laufend abnutzen (169) , -meinen s. be-
flecken (176), -noijieren, -nögieren Renegat werden, s. empören (189), -rankefi,
-renken (195, 201), -reden falsch, unrecht reden (198), -ribepi s. aufreiben,
reibend verwunden, -riden s. verrenken (202), -iiicken schwinden, starben
(206), -schaben s. aus dem Staube machen (210), -schalten an s. zugrunde-
richten (211), -schämen schamlos werden *), -schäm s. verlieren (213), -schuhen
zuendegehn (216), -schroten fehlhauen, s. verletzen (220), -schxüden s.
Schuld zuziehen (221), -senden s. verlieren, vertiefen (225), -senken zu Falle
kommen (226) , -slahen schwinden (233) , -sUfen s. schleifend abnutzen (234),
-slizen s. abnutzen, vergehn (235) , -smelzen zerschmelzen (238) , -sniden auf-
hören, s. versehen, verletzen (240), -sochen s. abquälen (241) , -soln, -scholn in
Schuld geraten (242), -starben (guot an eineti) durch Tod des Besitzers er-
ledigt werden (252), -stozen s. verlaufen, verfehlen (254), -sümen, -sOnden,
-sündigen (258), -sweJhen versiegen (261), -sioigen (an dem erbe) durch
Schweigen zu Schaden kommen an, einbüssen (264), -switzen verbluten (265).
-tiefen s. in Schulden stürzen (269), -tragen zuendekommen, irregehn (273).
-tuon s. verfehlen, verschwenderisch leben (279), -untriutoen gegen s. treulos
benehmen, -unvUetigen s. verunreinigen (281), -vallen s. verfehlen, zugrunde-,
verloren gehn (284), -vellen versinken, s. verlieren, zugrundegehn , -verren
s. entfernen, -verwen s. übel färben, entfärben (287), -vrevelen s. vergehn (290),
-warlosen (295), -weinen s. ausweinen, entkräften (298), -wellen s. besudeln
(299), -werfen s. verlaufen, verlieren, überwerfen mit, -werken s. versündigen
(303), -werten s. trüben, verdorben werden (305), -wirken, -wirken s. ins Un-
glück stürzen, s. verfehlen, verlustig gehn (311), -zabeUn auszappeln, ruhig
werden, -zadelen, zädelen verschmachten (315), -zem nichts mehr zu leben
haben, s. abzehren, zugrundegehn (318), -ziehen s. entziehen, entrinnen (319),
-zücken s. verrücken, -zürnen in Zorn geraten (323).
nhd. leipz. sich veraddiren falsch addieren (Albrecht 228), elsäss. s. ver-
alteriere s. aufregen (Martin 1, 35), schles. s. verärscheln s. verkehren (Weinh.
*) Vgl. S. 217 Anm. 1.
256
hs. A 51), weidm. 8, verhleffen, -pleffen gegen Weidmannsprache und -brauch
fehlen — (von den zuckenden Bewegungen der Hinterläufe beim Verenden
des Rehes, Kehrein 301), Schweiz s. verböse, -böse s. vergehn (Staub 4, 1722),
8. verbüwe s. durch Bauen schädigen (1960), preuss. s. verbrechen s. einen
Bruch zuziehen (Frischb. 2, 428), Schweiz. 8. verfalle s. vergehn (Staub 1,
755j, 8. verfeme s. entzweien (825), s. verfreole^ bair. s. verf rätein s. vergehn
(1, 1289, Schmeller 1, 8tl), seemänn. 8. vergissen Fehler in Oissung machen
(Bobrik 706b), leipz. 8. vergoldpapieren s. versehen (Albrecht 228), Schweiz.
8. verJwndeln s. vergehn (Staub 2, 1403), s. verhönelen s. blosstellen (1365),
pomm. 8. verhüten Feindseligkeiten verüben (Dähnert 521), 8, verjttahen s. un-
anständig vergnügen (522) , Schweiz, s. ver jucken s. versteigen (Staub 3, 39),
8. verdiaufen s. verausgaben (172), s. verchimen s. erzürnen (469), schwäb.
8, verJämen, -kernen s. verschlucken (kern, v. Schmid 313), berl. s. verknaxen,
'knixen, -knuxen s. Fuss oder Finger verstauchen, 8. verknurren s. erzürnen
(Mejer 126b), brem. 8. verkoop8lagen teuer u^d schlecht kaufen (wb. 2, 845),
8. verkosten s. verausgaben (858), Schweiz, s. verchrämen s. Schaden tun (Staub
3, 813), 8. verchriegen s. durch Krieg ruinieren (798), s. verlenkle auf Abwege
geraten (1343), 8. ver mächtige s. Befugnis anmassen (4, 68), 8, vemase (nase)
s. verrechnen (802), s. vemiese heftig niesen (818), elsäss. s. verpasee s. ver-
fehlen (Martin 2, 96), altmärk. 8. verquackeln s. unbedacht verloben ^) (Danneil
239), gött. 8. verrmseln s. versehen, versprechen (Schamb. 265), schwäb. s. ver-
sMenken s. verrenken (v. Schmid 467), milit. 8. verschuf ten s. allgemeine
Achtung verscherzen (Hörn 84), brem. 8. versnaveln, -snmdeeren s. ver-
sprechen, verraten') (wb. 4, 886), schles. s. vertapem fehlgreifen (Weinh.
Handexemplar 97), Schweiz. 8. vertiefe s. in Gefährliches einlassen (Staub 1,
907), brem. 8. vertoj^fien s. im Kaufe versehen (wb. 5, 84), bair. s.verüeben
s. verrenken (Schmeller 1, 18), schwäb. s. verunmäcMigen, -ohnmächtigen
schwach werden (v. Schmid 369), preuss. s. veru/nunlligen s. entzweien (Frisch-
bier 2. 443), berl. 8. verzümen s. erzürnen (Meyer 128 b).
Auch die Partizipialbildungen vorwiegend übler Bedeutuiig
stelle ich zusammen^).
ahd. Gl. rV 223b fortane eint edo fursculdit : rei sunt.
1 100 Pa. fartanosta, gl. K. firtanosta. Ra. furtanosta : deterrimum.
N. I 239, 22 P.: dde tie fertänen dllero chrefte sint äno : deserti
omnibuB viribus.
Gl. I 140 Vsk. faruMoraht. gl K.firuuoraht. Ra. /arMMoroÄ* : flagitiosus.
III 143 a vereunuelt(er) : exspes.
as. Hei. 4388: than skedid he thea farduanan man, thea faruuarhton
uueros an thea uuini8tron hand.
Hei. 4445: farad thea f arg riponon man an thea hetanhelhriuuigmode,
thea faruuarhton uueros.
*) Vgl. die Ausdrücke dieser Bedeutung S. 1301 Auf eine bestimmte
Omndform des Präfixes werden sie sich schwerlich zurückführen lassen.
*) Vgl. S. 184 Anm. 2 und S. 218 flf.
266
Gen. 152: SodomoUudi, uueros so faruuerkot.
mnd. Hirsch, Danzigs Handelsgesch. p. 77 n. 15: dat he . . vorseret vnd
vorsmertet is (von Schmerzen heimgesucht),
mhd. verheizt (trappe) durch Beizen (Jagen) verdorben, -holgen erzürnt
(Lexer 3, 72), -geben unnütz, vergebens (111), -geszen vergesslich (114).
:glabet sinnlos' (118), -hazzet verhasst, verfeindet (125), -hitzigot erhitzt (131),
'läzen ausgelassen, frech, unanständig (154), -liumdei^)^ unverliumundet in
schlechtem Rufe stehend (3, 166; 2, 1958), -loufen entlaufen (3, 169), ''m4BreV)
berüchtigt (175), -nozzen zerknirscht, reumütig (187), -quoln, -koln leidvoll,
gequält (194), -riben gerieben, durchtrieben (202), -rtwchet arg-, sorg-, ruch-
los (208), -scfiamt, -schenit, unverschämt schamlos, unverschämt (3, 213;
2, 1961), -schuldet, -schult, -schalt schuldvoll (3, 221, 242; 2, 1963), -seilt
irregeleitet (3, 223), -sümet träge, -sündet sündig (258), -stvigen*) schweig-
sam, verschwiegen (264), -tan verbrecherisch, schuldig (279), -vallen schuldig
(284), -warfen Verstössen, unglücklich (303), -wildert (308), 'U>orht verbreche-
risch, verflucht (311), -zaget mutlos, scheu (315), -zert abgezehrt, entkräftet
(318), {verzichte wort: Schmähworte 318), -zogen, -zucket verzückt, im Geiste
entrückt (319, 323), -zwtvelt exspes (324).
nhd. Aus den Mundarten^):
weidm. verblattet (rehbock) der nicht mehr aufs Blatten (Locken) achtet
(Kehrein 301), Schweiz, elsäss. verblettert entblättert, verblüht (Staub 5, 188,
Martin 2, 169), preuss. (im arsch) verbogen, verbohrt verrückt (Frischb. 2, 428),
Schwab, verbolgen erzürnt (v. Schmid 38), Schweiz, verböseret sittlich ver-
dorben (Staub 4, 1724), bair. verdrächselt verdreht (Schmeller 1, 565), Schweiz.
verfahren geistesgestört (Staub 1, 899), vergiß boshaft, verschlagen (2, 136),
vergriffen verfallen, verdächtig (2, 716), holst, verhäsbäst verdutzt (Schütze
4, 308), schles. verhauset umsonst, verloren (Weinh. hs. H 59), preuss. ver-
koddert und verloddert (Frischb. 2, 434), Schweiz, verlassen ausgelassen, frech
(Staub 3, 1409), verlümdet ehrenrührig (3, 1273), seemänn. verlaufen (blocke,
Scheiben) durch Laufen beschädigt (Bobrik 707 a), henneb. verlasst versäumt,
verpasst (Spiess 267), Schweiz, vemätet durch Nähte entstellt (Staub 4, 849),
vemoss&i\ ungesund (4, 817), vernuszbiklet verzagt (Seiler 110), bair. vemusz-
pünkelt schlecht gewachsen (Schmeller 1, 395), Schweiz, verpensioniert be-
stochen, erkauft (Staub 4, 1394), elsäss. verpfändet verschuldet (Martin 2,
137), weidm. verpönt, verprellt scheu gemacht (Kehrein 307), gött verquelt
verkehrt (Schamb. 265), henneb. verschisseti verdorben, verloren (Spiess 268),
elsäss. verschlaft schlecht angezogen (Martin 2, 468), verschwefelt (icein)
durch Schwefeln verdorben (521), verspritzt betrunken (563), seem. verweht
durch Sturm vom Kurs verschlagen (Bobrik 709a), leipz. vertoohnt durch
Wohnen abgenutzt (Albrecht 231).
>) Vgl. S. 106, 132;
«) Vgl. S. 141.
«) Über die Ausdrücke für „verflucht" vgl. S. 133 Anm. 2.
267
fra- ohne schlechte Nebenbedeutung ist weniger reich
ausgebaut. Es zeigt die Anschauung „weg" bei einfachen
Handlungen von Person zu Person und findet sich schon got.
mehrfach vertreten (S. 18 ff.).
aba. GL II 576 b uerthimt : subtrahat.
I 276 b farhAan : donare.
I 104 Pa. farkepan. gl. K. firkepan. Ra. farkepan : deditns.
II 380 b fargibit : ignoscit.
0. III 14, 70: firgäb in ihiu sin guati thio iro missodati.
Gl. I 22 Pa. fargipit caheiszit : promittit.
I 422 b firkebin. uirgebene : gratnita.
II 648b firgeltani : piabnnt. — II 230a niforgeltant : non rependant.
T. 99, 2: gibot inan ther herro zi uorkaufanne . . . inti uorgeltan :
jnssit reddi („bezahlen*').
Gl. II 469 a uargilto : refellam.
I 776 a fergifta : tradidit.
\Vm. 6, 12: uerhundeta : sunamitis (captiva).
Gl. II 479 a fircoufe : vendat. — I 101 R. farchaufta : distraxit.
T. 138, 2: bihiu ni uuirdit ihiu sdiba forcoufii : non venit.
Gl. II 653 b firlazaniu : deserta.
T. 164, 4: ni forlazzu iuumh uueison : relinqaam.
Gl. I 283a frian farlazzis : libertate donaveris.
I 92 Pa. farlcufzii. gl. E. farlazit : desinnit.
I 220 gl. K. firlazzu. Ra. farlazu : omitto.
O. II 22, 28: ni mugut ouh firldzan, ni ir Mih scuUt ni(izan
(unterlassen).
T. 127, 2: nifurliezun samon : non reliqnerunt semen (hinterlassen).
Gl. I 543 a farlazcmiu : manns remissa (nachgelassen, losgelassen).
I 337b min farlazzaniu waarin : ne laxe fierent.
lY 329 b ferlazzan : indaltam (erlassen).
T. 34, 7: ihanne forlazit tu iuuarfater thde himiliaco iuuara mnta :
dimittet delicta.
Gl. I 216 gl. K. nifirlaz : ne permittas (überlassen).
0. II 11, 61: ni firliaz sih trist in wara in ihero liuto fara; sie
warun imo künde (sich verlassen anf, sich anvertrauen).
0. II 24, 32: thaz wir thareua hüggen, in hdrzen um iz Uggen, mht
es ni firliiben, ni ivir iz thdr gikleiben.
Gl. I 97 R. farlaeh : defeneravit.
O. II 24, 28: tharaziM firlih uns muates.
GL I 290 b farleipter : reliqnas.
N. II 165, 19 P.: f er Silo ih minen Uchamin : tradidero.
I 300, 26: dSr hercuU siniu ritider ferstdl
Gl. I 106 Pa. unfarstolano. gl. K. unfirstokmo : de furto.
II 268 a fartrage : ferat.
Leopold, Die Vorsilbe ver- 17
258
T. 173, 1; tuB ir ni mugut iz fortrag an : portare.
Ql. I 19 Ra. fariragan : apostata.
r 50db firzascot : rapnit.
I 46 Pa. farciuhit. gl. K. firziuhit. Ra. fareiükit : ademit.
I 33 Pa. Ra. farzogan. gl. E. farzocan : abstractam.
as. Wadst. 91, 29 (Werd. Prud.-gl.): uerihinse : subtrahat.
Hei. 3698: farfehod thin folcskqn (hin wegraffen).
Hei. 2783: endi it (hobid) ihar iheru ihiamunfargaf (geben, reichen).
Hei. 3072: ik fargihu thi JUmilrieeas slutila (verleihen, schenken).
Hei. 2328: sundea te fargibanne (verzeihen).
Hei. 908: ohar that forgehana land gumono gikumUcum (Land der
Verheissnng).
Wadst. 51, 32 (Essen, ev.-gl.): ihat he sdn fargildan scöldi that
selua thd(r) M bisuor : et mox in quo ioraverat cogebatnr exsolvere.
Hei. 3425: ihtU man thero manne gihuem is meodaforguldi (bezahlen).
Hei. 3460: ihar uuirihit im is arabedi all güanot, fargoldan mid
guodu an godea rikie (vergelten).
Hei. 3286: scalt thinan oduuelon aUan forcopan.
Hei. 6377: hethiu ni scalt thu ihesan farlatan (freilassen).
Hei. 4156: ihat he . . ferah farlate (sterben).
Hei. 5918: ihat uuib m' mahta uuop forlatan (unterlassen).
Hei. 3776: so siu iru uuiht ni farlet godes an iro gardun (hinter-
lassen).
Wadst. 16,12 (Beichtspiegel): ikiuhu . . minero gitidio farlatanero
(versäumt).
Hei. 2013: is ni uuas farlehid uuiht huergin an ihemu huse (übrig
lassen).
Wadst. 70, 2 (Merseb. gl): farsaldun ende forsekenun : distractis
atque renuntiatis patrimoniis (veräussern).
Wadst. 17, 6 (Beichtspiegel): ik farstolan fehoda (stehlen).
Hei. 1644: huuand it rotat hir an roste, endi reginiheobos farstelad.
mnd. Klempin, Dipl. Beitr. 478: de slotele to vnsenn henden vorandtwerden
(überantworten).
Lüb. R. 283: van deme vordhuueden perde (stehlen).
Cod. Brdb. I 9, 49: ok schöle wy sie nicht vergesten, sunder . . dat
her Scale wy legen bei der stad (als Gast aufnehmen, beherbergen).
Arch. f. S. H. L. 4, 439: alsdenne schau de kerckhere eynem iewelken
vicarien sos pennynge . . verhantreken (mit der Hand reichen,
übergeben).
Cod. trad. Westfal. 1, 193: dat se (die Erben) wes hemeUke vorhelt,
vorh endet ofte vorswegen hebben (abhanden bringen).
LQb. Urk. 3, nr. 189: de güd vormekelde (als Hakler Käufe ver-
mitteln).
Korner 231 d: sunder stelent was eme vororlovet (erlauben).
Lüb. Chr. 2, 423: dede unrechtverdighen syk vor schatten rykedage
(Schatz nehmen, erpressen).
259
Chr. Sei. 272, 23: vor welkere 5000 Mark H. JB. hadde vorwedde-
schattet den Kiel to sik (als toeddeschat nehmen),
mhd. verandela(n)gen Terabreichen (Lexer 3, 68), -Uten auf Borg geben
(76), 'hingen verkaufen, versteigern, -hinten als Beute verteilen (77), -diehen
stehlen (94), -erhen, -erhschaften als Erbe übertragen (106), -ganten ver-
steigern (109), -gehen (110), -gelten (112), -giften, -giftigen verschenken (116),
-grempen verschachern (120), -gülten vergelten, bezahlen (121), -hantieren ver-
kaufen (125), -hucken dass., -hunden fangen (134), -huren verheuern, ver-
kaufen (135), -iuzem veräussern (136), -kiuten vertauschen (144), -kaufen,
-kramen verkaufen, hingeben (148), -kumhem vertauschen, verkaufen (150),
-lantsidelen (guot) an einen lantsidel (Hintersassen) verpachten, -Wien, -län
(153), -lecken abligurire (156), -lehenen als Lehen hingeben, verleihen (157),
-leihen ttbrig lassen, -leisten die Leistung gewähren, Einlager halten (158),
-lernen ablenien (160), -lihen geben, verleihen (164), -Updingen als Leib-
geding geben, -Utgehen Wein ausschenken (165), -loesen erlösen, -louhen er-
lauben (168), -marketen verkaufen (175), -meiern einem Meier übergeben (176),
-menkeln heimlich verhandeln (178), -mieten verdingen, -milten als Almosen
verteilen (180), -miucheln heimlich auf die Seite schaffen, -morgengähen als
Morgengabe geben (181), -opfern als Opfer geben (191), -pJhehten verpachten,
-phenden als Pfand geben oder nehmen (192), -quanten vertauschen (194),
-quiten befreien (195), -recken darreichen (198), -mcAett gerichtlich über-
geben, abtreten (199), -rihten entrichten, zahlen (203), -scJienken (loin) aus-
schenken, schenken (215), -seilen übergeben, verkaufen (223), -slahen los-
schlagen, verkaufen (231), -sleichen heimlich wegbringen (233), -Stichen ver-
kaufen (249), -stein, -tragen stehlen (250, 272), -trihen verkaufen (275), -tuon
wegschaffen, hingeben, -tuschen vertauschen (279), -untriuwen stehlen (281),
-urlouben verabschieden (282), -vehten stehlen, -vdlen, -veilsen verkaufen,
preisgeben (286), -vendem verkaufen (287), -vrien freigeben (290), -warn
Waren absetzen (295), -werhen verhandeln (301), -wetten als Busse zahlen,
-widemen zum Nutzniess stiften (306), -willigen bewilligen (308), -sfiehen,
-zogen entziehen (318,322), -Zinsen, -sollen^) als Zins, Zoll zahlen, (Up) das
Leben hingeben (322), -zucken entführen, entrücken (323).
Aus den lebenden Mandarten^):
Schweiz, veraberhande, - aberhandele, schwäb. verahwandeln veräussem
(Staub 2, 1400, 1403, v. Schmid 516), Schweiz, veraherwandeln durch List
*) Zu unterscheiden davon ist die Oruppe versteuern : „Zins, Zoll für
etw. zahlen" S. 159 ff.
^ Einige Belege aus der Schriftsprache:
ürfaust V. 528 : Mtt Lucifer so ein duzeend prinzen, die sollten ihm
schon was vermünzen^ am ende kriegt* er eine comission.
Simpl. 1. 316, 2: ich solte es versilhern und zu meinem unterhalt
gehrauchen (losschlagen).
Keisersberg schiff d. p. 58: der kaufman v er sticht, giht war umh
^(^^} pfennwert umh pfennwert^ wein umh tuch, und dergleichen.
17*
260
entziehen (Stalder 2, 489), verbrüggle auf der Brücke verkanfen (Staub 5, 549),
verhüte als Beute verteilen (4, 1919), brem. pomm. verhüten vertaroschen
(brem. wb. 1, 174, Dähnert 518), bair, schwäb. verdreinsgen heimlich drein-
geben, verkaufen (Schmeller 1, 567, v. Schmid 138), pomm. vereheschaffen,
verfrijen verheiraten (Dähnert 520), bair. veraigen, -aignen, hess. vereigen,
pomm. veregenen zueignen (Schmeller 1, 49, Vilmar 84, Dähnert 520), schles.
verfrimarkten, -freimarkten im Handel vertauschen (Weinh. hs. M 36), Schweiz.
vergäbe verschenken (Staub 2, 56), vergehe ausgeben, Ertrag liefern (2, 87),
vergelte eintragen, betragen (2, 280), brem. verhäkem verhökern (wb. 2, 565),
Schweiz, verhantiere verkaufen (Staub 2, 1476), preuss. verheuern vermieten
(Frischbier 2, 432), eis. verjüdle verhandeln (Martin 1, 404), preuss. verkeiien,
'kloppen, berl. verkeilen, -Metern, -kloppen, frankf. verkimmeln, -kitecheny öst.
fäkimmln, eis. hess. westf. verkimmeln, hess. verkuppeln leichtfertig ver-
kaufen (Frischbier 2, 433, Meyer 126b, Askenasy 226, Castelli 123, Martin
1, 443, Pfister 150, 151, Woeste 292), Schweiz, verchrämere im kleinen ver-
kaufen (Staub 3, 816), schwäb. verkümhere mit Gewalt wegnehmen (v. Schmid
333), Wien, verlassen vermieten (Hügel 179), brem. verlaten Besitz eines Gutes
bekräftigen (wb. 3, 22), pomm. erlassen, abmachen, festsetzen (Üähnert 523),
bair. schles. verlaüben, brem. verlöven beurlauben (Schmeller 1, 1406, Drechsler
165, brem. wb. 1, 379), Schweiz, verlechne, -lene Arbeit verpachten (Staub
3, 1240), preuss. verlehneti verleihen (Frischbier 2, 435), schwäb. verleihdingen
als Leibgeding geben (v. Schmid 349), bair. verleitgeben Wein, Bier aus-
schenken (Schmeller 1, 1535), Schweiz, verlifere abliefern (Staub 3, 1151),
verlöne verdingen (3, 1294), lux. verlohnen vermieten (Gangler 467), holst,
pomm. verlösen entbinden (Schütze 4, 304, Dähnert 523), Schweiz, verlosle
ebd. bilg. 34: das er jm den stah mit neme wid ver Stele.
Weckherlin 32: nun must du dich durch schnelle flucht und fiug in
das gebirg ver stehlen und verholen.
B. Waldis Es. 4, 80: die (pfennwert) will ich Jiauseen hei den hüt^en
(Häuslingen) an eyer, käsz und gelt ver stützen (verhandeln).
Keisersberg emeis 7d: loan ein katz merckt, das man weisz, wa ay
die jungen hat, so vertragt sy sie (wegtragen).
Meyfart himml. Jerus. 1, 140: die thewren wahren, welche . . in der
. . handelsstadt Tyro vertrieben worden,
Mörike 3, 232 (Hesse): das wollen wir auch nidit %imsonst rer-
unköstet haben (ausgeben).
Plut. 18: das heer ver Urlauben.
anm. weish. lustg. 630: es war keines hütens von nöhten: dann es
verwendete keiner dem andern icht etwas (entwenden).
W. Scherffer ged. 641 (Weinh. hs. W 105) : und gleich kam am stab
gekrümmet ein gantz übertragen weih, zu verwerben ihren leib
(zur Ehe anwerben lassen).
Mörike 6, 210 (Hesse): es ward ihm mit spöttischer miene ver-
willigt (bewilligen) .
261
durchs Los verteilen (Staub 3, 1427), verltifte wegtragen (3, 1161). vennärkte
veräassem (4, 417), aach. vermarkten {verma'de) in kleinen Einkäufen Geld
verschwenden (Müller- Weitz 254), Schweiz, vermarschante verschachern (Staub
4, 424), eis. cennarschande heimlich losschlagen (Martin 1, 713), bair. gött.
cermeiem verpachten (Schmeller 1, 1554, Schamb. 264), Schweiz, vermiete
bestechen, erkaufen (Staub 4, 568), preuss. vermauscheln verschachern (Frisch-
bier 2, 436), schles. vennorgengaben als Morgengabe geben (Weinh. hs. G 1),
hess. verpartieren verhandeln (Vilmar 294), henneb. heimlich verschleppen
(Keinwald 182), westf. verpechnen verpachten (Woeste 294), Schweiz, ver-
pfände als Pfand geben (Staub 5, 1146), verpf ändere ver&ussern (5, 1161),
verpfündele pfundweise auswägen (5, 1159), verpf ündere pfundweise ver-
kaufen (5, 1160), schles. verreichen übergeben (Weinh. hs. R. 64), westerw.
versdiochem verhandeln (Schmidt 307), eis. verschiesse wohlfeil verkaufen
(Martin 2, 440), brem. pomm. gött. preuss. verseilen im kleinen verkaufen
(wb. 4, 760, Dähnert 626, Schamb. 266, Frischb. 2, 441), schwäb. verstechen
Tauschhandel treiben (v. Schmid 508), eis. versteige versteigern (Martin
2, 579), henneb. verstreichen meistbietend verkaufen (Spiess 269), brem. ver-
tappen (getränk) verzapfen, berl. verzappen (wb. 5, 25, Meyer 128b), bair.
vertäumein entwenden (Schmeller 1, 604), preuss. vertrinken beim Trinken
verheiraten (Frischb. 2, 443), schles. vertun ausleihen (Weinh. hs. T 142),
hess. verwaldrechten Waldrecht verleihen über (Vilmar 439), pomm. verwedden
zur Wette aussetzen (Dähnert 529). Die Studentensprache weist verkeilen,
verkloppen, verkröschen, verkimmeln, vermöbeln, verquälen, verquetschen, ver-
sdtnallen in der Bedeutung „verkaufen" (Kluge stud. 132, 133) auf, die
Gaunersprache vergrimmen (487); verkimmem (Kluge rotw. 55, 337), -küm-
mern (137), -kümmeln (422); verkangen, kingen (379), -kinnigen (233), -künr
digen (236, 415, 422, 429), -konigen (256, 379), -konen (438); vergitschen,
•kitschen (487), -kitzen, -klitschen (429); vemagelen (435, 487); verbaschen
(337), -paschen (233, 487), -passen (168, 190, 476, 487): verrohten (468);
iw«cÄor/w (353, 387, 415, 429) ; f ersf76er«n (436) ; versömen ij^f^). Für „ver-
borgen'' sagt die Studentensprache verpumpen (stud. 133), die Gaunersprache
verhocken (rotw. 458).
Die letzte Gruppe endlich zeigt uns fra- in der An-
schauung „weg, ab, auseinander" ^) :
ahd. N. n 512, 9 P.: vnde uuort uudrJieite nefirfirrest : ne auferas.
T. 79, 9: forhöubitöta Johannein in themo carcare : decollavit.
Gl. II 300b farmeissit : absciditur.
I 24 Pa. gl. K. farsnaid : amputavi.
N. I 750, 30 P. : zu dien fier stemon die uns öugent in zilun stände
sdmoso dbafersnitenen tawrum ze dien Idnchon,
') Der einzige Vorläufer dieser Gruppe, den wir aus dem Got. heran-
ziehen könnten, wäre fräUtan „herablassen" S. 17.
262
mhd. verbirsen versprengen (Lexer 3, 75), -hldsen verwehen (77), -boln
verschlendern (79), -leisen ^) spurlos machen (168), -lenken ablenken, abwenden
(159), -meizen abscidere (177), -riden abwenden (202), -riten auseinander-
reiten (205), -sagen abs&gen (209), -schaffen abschaffen (211), -schäm fortr
schaffen (213), -scheiden abtrennen (Nachtr. 393), -sdieimen abschäumen (3,
214), -schicken abfertigen (215), -schieben fortschieben (216), -schiften fort-
schaffen (217), -schroten abschneiden (219), -senden wegsenden (225), -slahen
abhauen (231), -smiegefi wegdrücken (238), -snellen fortschnellen (239), -^enen
fortschleppen (243), -spreiten ausbreiten, zerstreuen (247), -stauben ver-
scheuchen (253), -sweifen fortschwingen, -stcemmen wegschwemmen (261),
-swenken fortschwingen (262), -swingen im Schwünge fortwerfen (265), -triben
auseinandertreiben (275), -vallen (von)*) herab-, hinab-, abfallen (284), -vdlen
(von) herabstürzen von, (üjs) herausreissen aus (286), -verren entfernen (287),
-vüeren entführen (291), -wajen verwehen (292), -wanken wanken, weichen
(295), -waschen wegwaschen (296), -werfen ab-, hin, niederwerfen (302).
Aus den nhd. Mundarten ist bervorzuheben :
Schwab, vemussen „Nüsse abschlagen '^ (v. Schmid 410), das sich dem
ahd. farhoübitön (S. 261) an die Seite stellt, aus der Gaunersprache verposten
„den Posten verlassen, entfliehen" (Kluge rotw. 339). Der Weidmann spricht
von verfedem, wenn er dem Geflügel die Federn ausschiesst, von verbirschen,
-pürschen, vergrämen, wenn er das Wild bei schlechtem Winde zur Flucht
treibt (Kehrein 303, 301). Der Hirsch verfährt den Ameisenhaufen mit dem
Geweih (, auseinanderstreuen, aufwühlen"), er verbastet, -passt, -pastet, ver-
schlägt, verfegt sich den Bast vom (Geweih (303, 301). Die Seeleute verfahren
das takel, wenn sie es auseinanderbringen, und verstecken das ankertau, in-
dem sie es auseinanderschieben (Bobrik 705 b, 708 b). Der Bergmann ver-
räumt die Gesteinsmassen (Veith 533). Der Winzer verblattet den Wein-
berg, indem er Unnützes abschneidet, und verknotet den Weinstock, beschneidet
seine Triebe (AUg. Haush.-Lex. 565, 569). Der Chemiker verpufft das Un-
reine, sondert es aus, besonders in der Hütte die Schlacken durch Feuer;
dies nennt er auch verschlacken (Jacobsson 4, 524, 526). Bei der Münz-
prägung wird das Metall vergründet, vom trüben Grunde befreit (4, 516)*).
*) j. Tit. 487: nimmer gar verl eiset wirt ein strojse, dar üf die künden
werbent
*) Chr. 10. 243, 9: und verfielen fünf metischen von einer gibelmaur
(vgl. auch got. fraletan „hinablassen" S. 17).
') vergrünen, das der Färber gebraucht (Jac. 4, 516), ist wohl intrans.
/ro-Type („aufhören grün zu sein"): wenn die blaue färbe aus der blauküpe
gefärbet gut sein soll, so musz der zeiig, wenn er aus der küpe gezogen wird,
grün sein und an der freien luft erst blau werden, derwegeti . . . musz er
alsbald breit auseinander gelegt werden, damit er gut und gleich schneU rcr-
grüne und in das blaue übergehe.
263
Damit ist die BehandloDg der einzelnen Grundtypen mit
ihren Beden tnngsgruppen abgeschlossen. Es folgt ein zusammen-
fassender Rfickblick und einige allgemeine Bemerkungen zur
Omppenbildnng, Bedeutungsentwicklung und Wortbildung.
Hat die Einteilung in Bedentungsgruppen auch etwas Efinst-
liches an sich und wird sie den einzelnen Bildungen oft nicht
gerecht, so ist sie doch nötig, um einen Überblick zu gewinnen
(vgl. S. 54 f.). Da sich indessen die Grundtypen mehrfach zu
derselben Bedeutung entwickeln und sich in die verschiedenen
Bedeutungsgruppen teilen, so hätte eine Vorftthrung ohne Rftck-
sieht auf die Herkunft der einzelnen Bildungen grade den an-
ziehendsten Teil der Untersuchung, den Anteil der Grundtypen
an den einzelnen Gruppen, unberficksichtigt gelassen. Daher
sind wir in unserer Darstellung den Bildungsprinzipien gefolgt,
ohne indessen diese Methode ausnahmslos durchführen zu kön-
nen. Die zahlreichen Denominativbildungen einfachster Art
(„machen zu**) zwingen zur Durchbrechung des Systems. So
erklären sich etwa verhindern und verwüsten einfach als solche,
und doch haben wir aus praktischen Gründen jenes zur faur*
Gruppe „verbieten, verwehren" (S. 124), dieses zur /ro-Gruppe
„veiiiichten^ (S. 234 Anm.) gezogen. Andere Denominativbildun-
gen dagegen wären gradezu unverständlich, wenn man nicht in
den festen Gruppen die Muster hätte, nach denen sie analogisch
gebildet sind. Auf diesem Wege vermehrt sich der Wortschatz
in der jüngeren Sprachperiode vorzugsweise, auf diesem Wege
kommen die eigenartigsten Bildungen zustande^).
Die von uns aufgestellten Gruppen, an umfang recht ver-
^) Es sei nur hingewiesen auf mnd. vorkrogen, vorogen S. 106, nhd.
verlufien, Vergeltungen 107, mhd. verphcehen, verphien, verphtuhzen 133, nhd.
sich verswillingen 148 Anm., mnd. vorroasdensten j vormnkapen 158, 159,
mhd. verslahschaUen, vercogtsUuren 160, mhd. vereimert, nhd. verJdrchepielen
162, mhd. verstemenj versünnen, vertoünnen 170, nhd. versavtcen 171, sidk
vermaien, verwiniem 182 Anm. 1, vermumm, vergroscken 201, mnd. vormadenf
versunken, verfloien, varwestem 210, mhd. verhüUsen, verstüden, vermniem
210 f., nhd. vergrünepaneHy verleihwehen 213 Anm. 1, verschnapst, verschruüt
219 Anm., mnd. vorwurden 232, preuss. verallmachten, schwäb. verJumslearte
236, Schweiz, verberge, verchüßjere, verwiniem 240, mnndartl. verfwnfeien,
vefjwMeien 241, nhd. verstübeln 243 Anm. 1, vervagäbwnden 244 Anm.,
Schweiz. versackUhre, versohle 252, verchäse, verbocke 253, verlufie 261.
264
schieden, sind durchaus nicht scharf begrenzt, sondern gehen
vielfach ineinander Über. Daher sind auch manche Bildungen
doppelt angeführt worden. Die Gruppe „beschädigen, ent-
stellen" (S. 131 ff., 207f., 235 ff.) birgt meistens auch gehässigen
Sinn (131 ff., 246 ff.) und steht „verfehlen, sich vergehen" (208 f.,
216 ff., 252 ff.) nahe. Gehässigen Sinn haben auch die Gruppen
„verbieten, verwehren** (120ff.) und „verführen" (128 f.). Eine
ganze Reihe von Gruppen kann auf dieselbe Wurzel zurück-
gehen (vgl. fair- S. 163, fra- S. 230), wo wir die weitere Tei-
lung nur aus Gründen der Übersicht vornehmen. Bisweilen
aber sind so viele Bedeutungen in einer Gruppe vereinigt, dass
wir darauf verzichtet haben, die einzelnen eingehender zu scheiden
(vgl. verbmAen S. 134 ff., 143 ff.). Am umfangreichsten sind die
Gruppen mit üblem Nebensinn. Sie überwiegen so sehr, dass
ver- vorzugsweise diesen Charakter angenommen hat und in
der lebenden Sprache bewahrt. Die heutigen mit ver- vorge-
nommenen Neubildungen haben fast ausschliesslich diese Be-
deutung. Reich vertreten und lebenskräftig sind auch die Bil-
dungen des Musters veirhindi^fa. Die so fein abgestuften übrigen
/air- Gruppen aber sind ebenso wie die /awr- Gruppen im Ab-
sterben begriffen und nicht weiterbildungsfähig. Ihre uns immer
unverständlicher werdenden Bildungen sehen wir durch andere
Präfixkomposita verdrängt.
Da die Grundtypen sich mehrfach zu ähnlicher Bedeutung
entwickeln und die von ihnen ausgehenden Gruppen sich be-
rühren, wie es schon im got. zu erkennen ist^), verschmelzen
sie im Laufe der Entwicklung immer inniger, so dass ihre Aus-
läufer stellenweise gar nicht mehr auseinanderzuhalten sind.
Wo wir aus Gründen der Wahrscheinlichkeit und Übersichtlich-
keit doch von einer Type ausgegangen sind, haben wir daher
stets auf Berührungspunkte mit den anderen hingewiesen und
die Zugehörigkeit nicht als sicher bezeichnet^. Überhaupt ist
zu berücksichtigen, dass seit der mhd. Periode, wo die ver-
schiedenen Formen des Präfixes lautlich zusammengefallen sind
(vgl. Teil II), und wohl noch früher im Sprachbewusstsein das
*) faurgipan ifragißan S. 12 f., frawaurkjan : fairtoeitjan S. 23.
2) S. 124f., 127 ff., 131 flf., 140fr., 161 ff., 176, 181, 182, 191 ff., 202,
207 Amn., 208, 216 f., 223, 226, 244, 245, 246 ff., 252 ff.
265
Gefühl für den Unterschied der Typen verloren gegangen ist.
Eis lebt nur ein Präfix ver-, das sonderbarerweise bald posi-
tive, bald negative, bald diese, bald die entgegengesetzte Be-
deutung in der Komposition mit Verben verleihen kann. Daher
hat unsere Behandlungsweise etwas Gezwungenes und vermag
nicht dem freien, vielfach verschlungenen Gange der Entwick-
lung zu folgen, wie sie tatsächlich stattgefunden hat, sondern
versucht nachzuweisen, wie sie am einfachsten und wahrschein-
lichsten wohl hat erfolgen können. Danach verhalten sich die
einzelnen Typen etwa so zueinander:
faur- II ist aus der Vereinigung mit faur^ I und /air-
gar nicht zu lösen, die drei übrigen treffen bisweilen in
derselben Bedeutung zusammen, so in der umfangreichsten
ver-Gruppe „verfehlen, sich vergehen" (S. 104, 127 ff.;
202ff., 208; 216ff., 252 ff.), bei den Bildungen gehässigen
Sinnes (103 f., 120ff., 126 f., 128 f., 131 ff.; 207 f.; 235 ff.,
246 ff.) und in dem Zweige „überholen, verwinden" (109 ff.,
202, 244 f.). In der Bedeutung „verderben" konkurrieren
fror und /air- (230 ff., 235 ff., 176), in den Gruppen „ver-
binden, versperren" und „versorgen" /awr- und fair- (134 ff.,
156 f.), ebenso in den weniger angebauten „verdanken",
„versteuern" und der instrumentalen „versehen mit" (158 f.,
159 f.. 161 ff.), faur- 1 und /ro- in „vergebn" (111 ff., 226 ff.).
faur- I herrscht unumschränkt in der Anschauung „voraus,
heraus" (104 ff.) und „gebieten" (118 ff.), fair- in den
Gruppen „verwandeln" (197 ff.) und „umgeben, einfassen,
ausmessen, überziehen, durchsetzen, durchqueren" (163 ff.),
fra- in „vergeben" (257 ff.), „auseinanderbringen" (261 f.)
und der resultativen Gruppe „zu Ende bringen", die
sich in „verarbeiten — verbrauchen — verbringen" ver-
zweigt (230).
Ebenso berühren sich die Präfixe in der Fähigkeit, zu
perfektivieren. Intensiv-Durativa können von /awr- /, fair-,
fra- gebildet werden (S. 113; 176 ff., 182 f.; 245 f.), ebenso
Effektiva (Ulf.; 209 ff.; 226 ff.), Resultativa von fair-
und /ro- (183 ff; 230 ff.), Frequentativa nur von fair-
(178 ff.). Doch haben die mit/awr- / und fra- gebildeten
Effektiva anderen Sinn als die mit fair- gebildeten.
266
Beide sind intransitiv; aber diese enthalten neben dem
effektiven noch ein inchoatives und intensives Moment, und
die Handlang schreitet bei ihnen nicht wie bei jenen bis
zum Aufhören fort ^). Die Resultativa von fair- haben
den Sinn „erwerben", die von fra- im Gegensatz dazu
„vernichten".
Um ein und derselben Bildung mehrfache Bedeutung zu
verleihen, bedarf es nicht einmal der verschiedenen Anschau-
ungsweise eines Präfixes, sondern auch Denominativa der ein-
fachsten Art können durch verschiedene Auffassung des Stamm-
worts dazu gelangen. So bedeutet mbd. vereineif\ {fiin Lexer 3,
103) zugleich: „allein lassen, bleiben — mit sich einig machen,
aufklären; (refl.) mit sich einig werden, sich entschliessen —
zusammenfassen auf ein Ziel hin, richten auf — vereinigen,
verbinden, versöhnen — (refl.) sich zu eigen machen"; mhd. ver-
richten (reht Lexer 3, 203): „ausrichten — fertig machen, aus-
rüsten — begleichen, berichtigen — unterrichten — hinrichten
— (refl.) sich richten nach, eine Richtung einschlagen". Im
allgemeinen gelingt es, die verschiedenen Bedeutungen eines
Verbs aus der Komposition mit ein und derselben Type herzu-
leiten^. Bisweilen ist diese fertige Bildung später und ver-
einzelt von ganz andersartigen Gruppen in der Verwendung
beeinflusst worden^). Öfters aber sind von vornherein mehr-
fache Ansätze anzunehmen, so bei verseteen*), verlegen^), ver-
schlagen^), verfangen'^, verschiessen^). Bisweilen aber weisen
*) Vgl. sich verschamen S. 217 Anm. 1.
*) Vgl. versehen, veriwren S.58if.; versprechen, verschreiben 65 ff., 123 f.;
verkehren 172 Anm., 179 f., 198; vermessen 167 f., 216, 218; versdmeiden
167 f., 170 f., 208; verstehen 110, 140 ff., 156 f., 191 ff., 202, 203 ff.; verwenden,
verwandt 172 ADm., 180, 198 ff.; vergehen 253, 257 ff.
*) Vgl. S. 63 Anm., 65 Anm., 82 Anm., 94 Anm., versprechen, ver-
schreiben S. 104, verschneiden S. 261.
*) S. 75ff., 82; 127, 153 ff.; 165 f., 168, 169 Anm., 170 f., 199 ff.
«) S. 82ff., 140; 168, 199.
•) S. 86ff., 91, 111, 123; 127; 135 Anm.; 141 ff., 164 Anm. 3, 165,
169 Anm., 184 ff., 201, 262.
'') S. 92ff., 109, 141 f.; 164 ff., 176, 183, 222.
8) S. 94ff., 123, 127; 153 f., 173, 198.
267
einzelne Bildungen deutlich den Einfluss zweier Typen in der-
selben Bedeutung auf ^).
Während in der mhd. Periode die einzelnen Bildungen sich
in möglichst vielen Bedeutungen entfalten, strebt das nhd. nach
grösserer Deutlichkeit und schränkt den Bedeutungsumfang ein.
Ganze Bedeutungszweige sterben ab und sind uns heute unver-
ständlich geworden. Was ist von der Vielseitigkeit von ver-
schlagen und versetzen oder versprecheil (S. 65 ff.) und ver-
stehen übrig und uns lebendig geblieben? Die nhd. Umgang-
sprache scheidet unter einer Reihe von anfangs synonymen
Eompositis die einzelnen in der Bedeutung (vgl. die Verba des
Sprechens S. 71 f.), besonders wenn es sich um Gegensätze des
Sinnes handelt (vgl. gebieten : verbieten S. 113 f.). Steht sich
aber eine Reihe von Bedeutungen nahe (wie bei faur- I :
faur- II : fair S. 134 f. und verbinden S. 137 ff.), so können
diese recht wohl weiter nebeneinander bestehen. Nicht ohne
weiteres verständliche ältere Formen wie verhalten (S. 122),
verreden (11 8 f.), verreichen (259, 261), verschlagen (184 ff.), verteilen
(249) werden durch die jüngeren vorenthalten^ verabreden, ver-
abreichen, veranschlagen, verurteilen ersetzt und verdrängt (vgl.
S. 189 Anm. 1).
Der Wortschatz vermehrt sich durch Denomination^; die
Art der Wortbildung dabei ist höchst mannigfach. Während
die Denominativa einfachster Art die Bedeutung „zu dem, was
das Stammwort besagt, machen oder werden^ aufweist (vgl.
S. 225), werden andere in die fertigen Bedeutungsgruppen
hinein analogisch geprägt und sind oft ohne ihre Muster gar
nicht verständlich (vgl. S. 263 Anm.). Welche Stellung in der
Bedeutung des Kompositums die des Stammworts^} einnimmt,
mit dem es gebildqt ist, das schwankt in jedem einzelnen Falle
und zeugt davon, dass es seine Entstehung keiner verstandes-
mässigen Schöpfung, sondern unbewusst waltender Analogie
verdankt. Doch gibt in den meisten Fällen das Stammwort
*) mhd. veraetsen, versteln, verwem S. 77, verzaubern 127, verschmelzen,
verschwimmen, verschleif en, verschlingen 173 f.
») Über ihre Entstehung s. S. 223.
') Das Stammwort kann ein Substantiv, Adjektiv, Adverb, Pronomen,
Konjunktion sein (vgl. S. 223).
268
das Mittel oder Werkzeug an, mit dem die Handlung geschieht^).
Auch eine örtliche oder zeitliche^ Angabe kann es enthalten.
Noch andere Bildungen lassen sich gar nicht in die bestehenden
Gruppen fügen, besonders adverbiale Denominativa :
mhd. verahhanden aas den Händen geben (: abfMnden), - aberwandeln
rückgängig machen (: aberwandel Lexer 3, 67), - anderweiden wiederholen
(: anderweide wiederum 69), -innen in Kenntnis setzen, erinnern (1H5), -jagen,
-j ächzen, -jäzen bejahen (137), -neinen verneinen (185), -phcßhen, -pfUen,
-phuchjsen verabscheuen (191, 192, 194).
So sind auch veranlassen und verursachen schwer zu er-
klären % In die fremdsprachlichen Bildungen auf -ieren drängt
sich ver- schnörkelhaft ein:
mhd. verantivinciereti (69), -hardieren (71), -hehurdierefi (72), -grama-
zieren (119), -musckieren (184), -noijieren (189), -schackieren (214), -schimpfieren
(217), -sigillierm (229), -sponsieren (245), -eimieren (321).
Durch besonders unschöne und schwerfällige Bildungen ist
die Kanzleisprache gekennzeichnet. Statt der einfachen Verben
werden pomphafter klingende von Nomina neu gebildet. So
entsteht z. B.
verabsugen (DWB. 12, 62), veranlagen, veranschlagen, veranstalten (76,
78), verausgaben (88), vereifinahmen*), vererbfällen (284), verlauibaren (750),
verlehenfolgen, verlehenrechten, verleib(ge)dingen (765, 766).
*) So schon in got. faurdammjan, fawsigJjan^ faurwaipjan S. 10.
*) Örtliche Angabe liegt schon im got. faurmuljan S. 10 vor. Zeitlich ist
mhd. nhd. vertagen (S. 119), nhd. sich vermaien, verwintem (S. 182) auszu-
legen. In mhd. verhileichen, verhiräten (S. 143 Anm. 2) bezeichnet das Stamm-
wort die Umstände, unter denen die Handlung geschieht.
') mhd. Oberl. 1719: eine sache üf einen veraneldzen : compromitto
in aliquem de lite aliqua (aneläz Schiedsurteil, Kompromiss).
mnd. Benner 2, 142: derJialven wurden de stendevoror sähet undsannden
etlike na Bremen.
Schweiz, veranlasse bedeutet noch heute „an ein Schiedsgericht weisen,
zum Schiedsrichter wählen '^ (Staub 3, 1391). In der Schriftsprache aber
erlangt es wie verursachen die Bedeutung „den Anlass geben zu, der Anlass
zu, die Ursache von etwas sein":
nhd. Simpl. 3. 351, 30 Kurz: als der die dasige jmsammenkuf\ft ver-
anlast Ihatte.
Luth. 16. 4, 18 W.: dadurch wir sollen verursachet werden, gottes
verheissungen zu glauben.
^) Fehlt im DWB. J. Reinke weit als tat S. 66: eine masüdne kann
die inteUigenz ihres erfinders vereinnahmen und in ihren leistungen wieder
verausgaben.
269
Oder zwischen ver- und Stammwerb wird ein volleres Präfix
eingeschoben, wobei besonders «6- sehr beliebt ist^):
verabfolgen (57), verabhandeln, verabladen, verableiten, verabreden (58),
verabreichen (59), verabsäumen (60), verabschossen (62), dazu Schweiz, ver-
abfassen (Staub 1, 1060).
Fremdworte mit -ieren liebt die Kanzleisprache und ver-
sieht sie zu weiterem Schmucke mit ver-, so:
verarrestieren (86), -hypoiheeieren (596), 'interessieren (697), -klaiisülieren
(655), -obligieren (950), -pariieren (957), -pensionieren (959), -petschieren (960),
'practicieren (975), -proviantieren (977), -secretieren (1235), -sigillieren (1324).
Bisweilen werden andere Komposita durch Verbindung mit
rcr- in unschöner Weise erweitert, so :
verachtreden, verafterreden, verhinterreden (66, 68, 571), verafterleihen
(68), t?cr/wAnZcK?Ä«n ^577), verkleinfügen (664).
Wenig handlich sind auch die Doppelkomposita auf ge-, wie :
vergeleiten (406), vergeloben (407), vergemeinschaften, vergeringem, ver-
geschtoindem, vergeseUen, vergesellschaften (412), vergestalten (425), vergewal-
tigen (428), vergetüissem (430), vergewissigen (431),
ebenso die Denominativa auf -tgren und -liehen. Sie sind mhd.
in beschränkter Zahl belegt^) und im allgemeinen von Adjek-
tiven auf -ic und -lieh richtig gebildet. Dann aber hängen sich
die verlängerten Endungen^) auch an Verba, denen sie nicht
zukommen, so:
nhd. vergewissigen (DWB. 431), vergiftigen (442), verpflichtigen (969),
versehrigen (1263), verseichtigen (1267), verselbigen (1269), vernadiriditigen,
rerwerksteüigen (Hittmair 143).
Aber selbst wo sie am Platze sind, wirken sie häufig sehr
schleppend in Bildungen, wie:
verunseligen, verunfläUgen, vervielseitigen (Hittmair 143), verälltägUchen,
') Vereinzelt wurzelt dies Verfahren im Streben nach Deatlichkeit, so
bei verabfolgen and verabreden, da verfolgen und verreden .zunächst mehr-
deutig sind und dann sich zu ganz anderer Bedeutung entwickeln (vgl. S. 267).
■) mhd. vereidigen neben vereiden (Lexer 3, 102 f.), -einigen neben -einen
(104), -ewigen (107), -günstigen neben -günsten (122), -heiligen (126), -kurzigen
neben -kürzen (151), -manicvdltigen neben -manicvalten (173), -micheUidien ver-
grössern (179), -rehtvertigen (199), reitigen neben -reiten (199), -stastigen (249),
-süMäigen neben -Sünden (258), -tegelichen täglich vorbringen (267), -vertigen
(287), -willigen (308).
*) Bödiker und Adelung bezeichnen -igen als Verschönerungssilbe (Hitt-
mair 146).
270
veralteriümli(hen y verannehmlichen, vergegenständlichen, vergenieinsehaftUchen,
vergesellschaftlichen (123), verjugendlichen, verjungfräulichen (124), verstaat-
lichen, verstofflichen, verunmöglichen, verunsterhlichen (124), verhinlassigen
(DWB. 571), veroberflächlichen (950), verordentlichen (952), verreMfertigen
(997), verselbständigen (1270) a. ähnl.
Hierauf verfällt besonders der Eifer der Sprachreiniger
und Sprachbesserer, die etwa „identifizieren" durch versdbigen,
verselbsten (1269), „personifizieren" durch verpersönlichen (959),
„realisieren" durch verwirklichen, „publizieren" durch veröffent-
lichen (951) ersetzen. Andere künstlich eingeführte Ausdrücke
wie verschlimmbessern (1106) und verballhornen^) (90), die beide
dem 18. Jahrhundert entstammen und dasselbe besagen („wie
der berüchtigte Ball hörn etwas in der Absicht, zu bessern, noch
schlimmer machen"), haben auch nicht den Vorzug, gefällig zu
sein. Trotzdem hat sich eine Anzahl solcher Bildungen in der
Schriftsprache eingebürgert.
In grösserem Masse als -igen hat die Endung -em um sich
gegriffen, die mhd. nur den Denominativen zukommt, die von
Adverbien, Adjektiven und Komparativen^) auf -er abgeleitet
sind. Formen wie vergewissem (Lexer 3, 113) neben vergewissen,
die zugleich auf den Positiv und Komparativ bezogen werden
können, mögen den Übergang bezeichnen. An Stelle eines mhd.
verinnen (135), verUeinen (146), verlihten (165), vemiuwen (188),
verringen (204), verschoenen (217) tritt nhd. (erinnern), verkleinem,
(erleichtem, erneuern), verringern, verschönern^). Das DWB. be-
legt neben verkinden, -kindlichen ein verkindem (645), neben ver-
ledeinen, -lateinischen ein verlateinem (737), neben verrosten ein
verrostem (1017), neben versinnbüdefi, -sinnbildlichen ein versinn^
bildem (1332), wo die Endung -em wohl von der Pluralbildung
beeinflusst ist.
») Vgl. Dähnert 517 : „Bor Jöhan BaXhom verbetert",
') mhd. verändern, -endem (Lexer 3, 68), -nideren (187), -wideren (306)
— verdu(n)stem (102), -mundem (183), -sichern (227), -vinstem (288) — ver-
bezzem (74), -bittem (77), -bcBsem (80), -ergem (107), -hcäiem (131), -tntti-
nem (180).
') Einem mhd. vergeisten (Lexer 3, 111) tritt ein nhd. verschöngeistem
an die Seite:
Lavater physiognom. fragm. 3, 158: hier im oberen bilde — entkräftet,
verschöngeistert, bis aufs haar.
271
Aus der Reihe der üblichen DenominativbilduDgen fällt nhd.
verdächtigen, verflüchttgen, verltistigen „verlustig machen" (DWB.
830), verständigen ganz heraus, da sie als einfache Verba zu
den Adjektiven mhd. vervlüktic „profugus" (Lexer 3, 289) und
nhd. verdächtig, verlustig, verständig gebildet sind (vgl. auch
Wilmanns 2, 165).
In den Mundarten ist ver- so eingebürgert, dass es sich
anorganisch in ganz andersartige Bildungen eindrängt. Aus
vieUeichl wird durch rein phonetische Entwicklung schles. leipz.
verleicht, henneb. verlechts (Weinh. hs. L 60, Albrecht 229, Spiess
267), ans famos schles. vermoost (Weinh. hs. F 13), köln. aach.
verplex, vcrpletzt aus perplex (S. 176). In schles. vermeindawägen
(Weinh. hs. M 55), böhm. versnst ^umsonst" (Knothe 531), preuss.
verfimtsch „sofort*' (Frischb. 2, 426), mundartl. verquer, verdwer,
verdwas, verdwatsch (S. 175f.) ist ver- ans für entstanden, in
gött. verkops {wind) „im Gesicht, entgegen" schimmert noch
faur- 1 „gegen" (vgl. S. 9) hindurch.
IV.
Überblick über die i;er- Komposition in den
germanischen Dialekten.
Im vorigen Teile ist die Bedeutungsgeschichte der ver-
Komposition im Deutschen behandelt worden, da sie hier am
Üppigsten entwickelt und die Überlieferung am reichsten ist.
Nach einem kurzen R&ckblick auf die Stellung und Verbreitung
in den deutseben Mundarten soll eine knappe Skizze ihrer
Stellung in den germanischen Dialekten folgen.
In der ah d. Periode bieten das zahlreiche Glossenmaterial
wie auch die grösseren Denkmäler ein Zeugnis fttr das um-
fangreiche Gebiet der ver -Komposition, ein breit und wuchtig
angelegtes Bild, in dem wir häufig schon feinere Zttge entdecken
und über manche, uns in der heutigen Umgangsprache geläufige,
aber dunkele Bildungen Aufklärung finden. In der mhd. Periode
272
sehen wir das ganze Bild vertieft: in ein und demselben Worte
die verschiedensten, oft gradezu entgegengesetzten Bedeutangen
entfaltet. Aus den mannigfachen Grundanschauungen entwickelt
sich verschiedener Sinn in bisweilen überraschender Weise, ans
einer einzigen kann sich ein ganzes Netz von Verzweigungen
entspinnen. Der Bestand an i;ar-Kompositis wird ein handliches
Werkzeug für die Sprache der Poesie und kommt der Vorliebe
des Mittelalters für doppelsinnige Ausdrucksweise entgegen.
Später erst wird der Wortschatz durch die Prosa bereichert.
Nach Luthers Zeit ändert sich das Bild wesentlich. Das nüch-
terne Zeitalter findet keinen Geschmack mehr an dieser Viel-
seitigkeit und begehrt nach Deutlichkeit und Anschaulichkeit.
Während der Bedeutungsumfang der einzelnen Bildungien zu-
sammenschrumpft, werden die einzelnen Gruppen durch ein-
deutigere Worte ausgebaut: quantitative Entfaltung tritt im
allgemeinen an Stelle der qualitativen. Diese Entwicklung ist
durchaus noch nicht abgeschlossen, wie versetzen j verscJUagenf
verschiessen u. ähnl. (vgl. S. 266) mit ihrem absterbenden Be-
deutungsreichtum zeigen. Selbst die so fest geschlossene Gruppe
nach dem Muster verbinden (S. 137 ff.) wird mehr und mehr
durch andere, ungeschwächte Präfixkomposita ersetzt. Zahl-
reiche Neubildungen werden von der Bibelsprache, der Kanzlei-
sprache des 16. und der folgenden Jahrhunderte und der
Literatursprache des 17. und 18. Jahrhunderts geschaffen.
Luther, Klopstock, Wieland und Goethe vor allen haben wert-
volle Wendungen geprägt und auch die gebildete Umgang-
sprache dadurch bereichert, während der geniale Sprachbildner
Fischart es über charakteristische Augenblicksbildungen nicht
hinausgebracht hat. Auch aus puristischen Bestrebungen ist
manches Brauchbare hervorgegangen. In jüngster Zeit sind
Behörden und Berufsgenossenschaften — es sei nur die Juristen-
sprache erwähnt — mit allerdings meist nicht sehr glücklichen
Neuprägungen und Verdeutschungen hervorgetreten.
Die and. Literatursprache ergänzt in manchen Zügen
das Bild der ahd. Die as. Bibeldichtung entfaltet eine Reihe
von synonymen Bildungen, besonders für die Ausdrücke der
Vernichtung, Verachtung und Verfehlung, in denen noch heute
das Präfix am lebendigsten ist. Das mnd. weist in der Sprache
273
seiner Urkunden recht charakteristische und wertvolle Bildungen
auf und baut voraehmlich die Verkehrsprache ans, der die
nhd. ümgangsprache eine Reihe von Wendungen verdankt.
Von den lebenden Mundarten hätte das Schweizerische
wie das Niederländische behandelt und nicht zu den deutsehen
Dialekten in engerem Sinne gezogen werden können, weil es ein
ganz selbständiges Gepräge erhalten hat. Da es indessen vom
verwandten Elsässischen und Schwäbischen nicht zn trennen
ist und einen äusserst reichen Wortschatz entwickelt hat, so ist
es in Teil III mit behandelt worden. Besonders auffällig sind
die zahlreichen lautmalenden, synonymen Bildungen. Hier wie
in allen Mundarten und der Schriftsprache fiberwiegen die wr-
Gruppen tadelnden und gehässigen Sinnes. Das Schwäbische
und Bairische hält eine Reihe von alten, charakteristischen, in
der Schrift- und Umgangsprache untergegangenen Wendungen
fest. Die Aufzeichnungen der östreichisch - tirolischen Mund-
arten liegen leider zu spärlich vor, als dass sich danach die
Stellung der ver-Eomposition in ihnen beurteilen liesse. Um so
wertvoller wird uns dafttr das Schlesische mit seinem reichen
Wortschatz. Die ndd. Mundarten, reich an t;er -Eompositis,
sind uns wichtiger durch Bewahren alter Bildungen als Ver-
mehrung einzelner Gruppen. Das Ost- und Westpreussische hat
wie die Dialekte der Grossstädte (Wien, Leipzig, Berlin, Frank-
furt, Köln) viel aus der Gaunersprache aufgenommen und nach
ihrer Art Neubildungen geschaffen. Die Aachener und luxem-
burgische Mundart stellen die Verbindung mit den nieder-
ländischen Mundarten her.
Ohne die letzteren einzeln zu behandeln, wende ich mich
der neuniederländischen Schriftsprache zu^). Sie verfügt
Aber einzelne Bildungen mit reichem Bedeutungsumfang, baut
aber besonders einige Gruppen aus, so verwandeln^) (vgl. S. 197 ff.),
') Das grosse mittelniederländische Wörterbach von Verwijs and Verdam
ist leider noch nicht bis ver- vorgeschritten.
*) z. B. verbinden anders binden, -boeken umbuchen ( Sicherer -Akveld
1160 a), -grasen {vee) Vieh von einer Weide auf die andere bringen (1169 c),
"landen aaswandem (1177 b), -Straten Strasse umpflastem (1192 a), -vloeren
Flvr ampflastem (1196c), -winden durch Winden bewegen und versetzen
Leopold, Die VonUbe ver- 18
274
verkümmern^) (S. 209 ff.), und schafft, Über das Deutsche hinaus-
gehend, interessante Denominativbildungen '). Überhaupt sind
die fair- Gruppen in ihr noch vertreten '). Eine eigene Gruppe
des Sinnes „ausspielen, um die Wette um etwas spielen" *) tritt
herror. Von Einfluss ist das Niederländische auf die deutsche
Handels- und Schiffersprache geworden^).
Beich entfaltet sind die verschiedenen Bedeutungsgruppen
im Altenglischen (vgl. S. 43 f.). Die Gruppen mit üblem
Nebensinn Überwiegen, daneben die Bildungen nach dem Muster
verbinden (vgl. S. 137) und der Gebrauch des Präfixes als In-
tensivpartikel (S. 43 Anm. 2). Im Englischen aber weicht, an-
ders als im Deutschen, die t;er-Eomposition vor romanischen
Bildungen zurück. Noch in der mengl. Periode blühen ausser
souistigen Gruppen die Bildungen nach dem Muster verkümmern^)
(vgl. S. 209 ff.), besonders in der Form des Partizips') (vgl.
(1200 a), -eiUen Platz wechseln (1202 c); hierher wohl auch venjaren (jem.)
seinen Geburtstag feiern (1172 c).
') So verkankeren vom Krebs (1173a), -mijten, -motten, -muffen von
Milben, Motten, Mnff (1181b, 1182b), -vuren von Brand (Fänle) (1197c),
-wormen von Würmern (1200 c) zerfressen werden.
*) veraangenamen angenehm machen (1157 b), -duiirzamen konservieren
(1160 c), -gemdMelijken erleichtern (1168b), 'lichamelijken verkörpern (1178c),
'vroolijken belastigen (1197 c), -wezenHjken verwirklichen (1199 b).
') in nood verheeren sich in Not befinden (1173 b), eich vermaken, -meien
s. belustigen (1180c, 1181a), zieh verpoosen pausieren (1184c), verstaan ein-
sehen (1190a), gidi vertreden s. Bewegung machen (1194b), vertoant anver-
wandt (1198b), verwerven erwerben (1199b).
*) verdraven in die Wette traben um etw., als Preis im Traben aus-
setzen (1164c), 'harddraven um die Wette harttraben, -hardseüen um die
Wette segeln (1170c), -kaatsen im Spiel aussetzen (1173 a), -kavelen um etw.
kabeln, aufs Spiel setzen (b), -kegelen loten auskegeln (c), -kolven im Kolben-
spiel ausspielen (1175c), -smakken auswürfeln (1189b), -wedden wetten um,
aussetzen (1198 c), -eeüen um die Wette segeln (1201c). Die Gruppe ist wohl
gemischt aus fawr- I (S. 104 ff.), fra- (S. 257 ff.) und fair- (S. 178 ff.) Typen.
*) In Teil m ist öfters darauf hingewiesen worden.
*) Eigenartig ist die aengl. Bildung forMian : iter fatale inire.
Beo. Th. 3104, note: }ußfde da foretdod sunu Ecgßeöwes : Ecgtiieow's
sun had then perished.
^) mengl. farfohte(n) : exhausted with fighting (Stratmann-Bradley 37 a),
forlaped : satiated with drinking (39 a), forlived : dectepit (40 a), forraked:
overdone with Walking (41b), foreongen : tired with singing, forsUpt : over-
275
S. 218 ff. und 44). Im Nenenglischen fristen ausser vereinzelten
Besten in der Schriftsprache (S. 44) die 2;er-Eomposita ihr Da-
sein nur noch hier und da in den Mundarten.
Die afries. c;er-Eoniposita sind aus den S. 45 f. dargelegten
Gründen schwer von anderen (er-^ über-) zu scheiden, nieder-
ländische und mnd. sind unter die friesischen gemischt. Die
t;6r-Komposita sind nicht zahlreich vertreten. Es fiberwiegen
auch hier die Bildungen mit üblem Nebensinne, daneben die
Gruppe überwinden (vgl. S. 109 f.). Aus den neufriesischen
Mundarten lassen sich neue Gesichtspunkte für die t;er- Kom-
position nicht gewinnen.
Im Nordgermanischen spielt die t;^- Komposition keine
wichtige Bolle; neben Bildungen nblen Nebensinnes sind /aur-^)
und /atr-^ Typen zu erkennen. Der Umfang des nordischen
Wortschatzes an ver-Kompositis geht fiber den des Gotischen
nicht wesentlich hinaus.
Zu wirklicher Blüte bringt es die t;er-Komposition überhaupt
im Westgermanischen, seit der mittleren Periode nur im Deutschen
(einschliesslich des Schweizerischen und Niederländischen).
V.
nhd. ver- im Verhältnis zu anderen Präfixen.
Neben ^er- weist die deutsche Sprache nur die geschwäch-
ten und tonlosen Präfixe he-, erU-j er-, ge-y zer- auf, während
die Zahl der ungeschwächten grösser und bildungsfähiger ist.
come with sleep (42 a), forstomied : tossed aboat with stonnes (42 b))
for8wunke(n) : exhansted with labour, fortravailled : tired out (43 a), farwake(d) :
exhaoBted with watching, forwdlked : exhansted with Walking, farwandred :
exhaasted with wandering, forwoxen : grown to excess , forweped : exhansted
with weeping (46 a).
^) farlag Lebensnnterhalt (Fritzner 1, 466a), forfod Vorsicht, Um-
sicht (461b).
*) farmuga, fyrirmoga yermögen (467b, 621a), forstanda, fyrintanda
{undirstanda) verstehen (462b), farvitna verlangen, begehrlich sein (464b).
18*
276
Auf die Berährungspunkte von ver- mit andern Präfixen beider
Arten ist mehrfach hingewiesen worden. Es steht mit ihnen,
besonders in der jüngeren Sprachperiode, im Wechsel. Hänfig
kommen sie in denselben Bildungen mit derselben Bedeutung
friedlich nebeneinander vor, häufiger aber stehen sie im Wett-
bewerb, und eins gewinnt dem andern den Boden ab. Zwischen
geschwächten wie ungeschwächten Formen tritt nun mit der
Zeit ein Ausgleich und eine gegenseitige Abgrenzung der Ge-
biete ein, im allgemeinen nach dem Gesichtspunkte, dass die
anschaulicheren Formen die mehr verblassten zurückdrängen.
Die Stellung von ver- gegenüber den verschiedenen Neben-
buhlern ist nun sehr verschieden.
ge- dient fast ausschliesslich als Perfektivpartikel; es ist
schwächer als ver-, weil ihm jeder sinnliche Bedeutungsinhalt
fehlt, und berührt sich nur vereinzelt mit ihm (geblendet : ver-
blendet, gesichert : versichert), ent- übertrifft vcr- sowohl in der
sinnlichen Bedeutung „weg" (f^O'") aJs in der perfektiven
Funktion (effektiv) an Deutlichkeit und ist dadurch im Vorteil:
eniartm (S. 126) i), mtkauptm {2^11), entweichen (112 f.) — entr
kommen (112), entschwinden (226 ff.). Aus demselben Grunde ist
ver- von sfer- in der Gruppe vernichten^) überflügelt worden:
zerbrechen (230 ff.), eerscKlagen^ zerstören^ zerstreuen (233 f.).
Vielfacher berührt sich ver- mit 6c- und er- (vgl. S. 57).
6e- geht wie favr- (und fav/r- II) auf eine lokale Grundform
zurück (ebd. Anm.) und ist ihm auch in der Bedeutung verwandt,
er- dagegen zeichnet wie fra- und faur- I mehr den Verlauf
des Weges. So greifen die drei Präfixe vielfach ineinander über
und stehen in enger Wechselbeziehung, be- teilt sich mit ver- in
die Gruppen überholen (Hittmair S.60 — faur-1 109ff., 202, 244f.),
verbergen, verschliessen (H. 56 f. — ver- S. 143 ff.), besargen
(H. 69, 75 — faur- I 119), bedanken, belohnen (H. 78 -^/air-
158 f.), besteuern^) (H. 146 — ver- 159 ff.), die instrumentale
>) Die Zahl gibt die Seite an, auf der das entsprechende oer- Kompo-
situm zu suchen ist.
*) Doch hat sich eemiuhten (Paul wb. ö65a) und emidUen (Jakob XXIV)
gegen vernichten nicht durchsetzen können.
') Aber das öe- Kompositum hat die zahlende Person, das ver- Kom-
positum die versteuerte Ware als Objekt.
277
Gruppe (H. 83 ff. — ver- 161 ff.), befassen, hegreif m (H. 28, 49,
50 —fair- 165 ff.), bemessen (H. 185 —fair- 167 f.), beziehen
(H. 45, 50 —fair- 169), beschränken (H. 54 — fair- 174 f.), be-
laden (H. 40 — fair- 176), Impersonalia (H. 233 f. — fair-
178), Frequentativa (bewandert, besuchen H. 154, 72 — fair-
179ff.), Durativa (beharren, bleiben 225, 219 — favr- 182f.),
Irans. Kesultativa (&efe>mmen, beschaffen, besinnen H. 179, 172,
181 —fair- 184 f.), intrans. Effektiva (byahren, beschUmmen,
bewiniem (H. 221f. — fair- 210 f.). ver- und fte- Kompositum
können nebeneinander fortbestehen — dann sind sie im Ver-
lauf der Entwicklung in der Bedeutung etwas auseinander-
gegangen — oder eins von beiden veraltet, und zwar bald das
eine, bald das andere.
Positive und negative Bedeutung nebeneinander findet sich
früher auch bei 6c- (H. 189 — faur- I 113 ff.).
Auf dem Gebiete der Denominativbildung hat ver- in den
meisten Fällen be- überflügelt (H. 111). Nur in der instru-
mentalen Gruppe^) behauptet be- den Vorrang (H. 112 ff.). Bei
adjektivischen Denominativen der Bedeutung „machen zu, in
einen Zustand versetzen" ist be- von ver- (und er-) in den Ab-
leitungen auf -em^ verdrängt worden, in denen auf -^gen ist
es häufiger als ver-^)] die BXit -liehen sind ver- ausschliesslich^)
vorbehalten (Wilmanns 2, 165; H. 116). Die Komposita auf
be—en neigen dazu, in ver—em fiberzugehn ^). Die Bildungen
auf -ieren gehen mehr und mehr zu ver- über®) (H. 195). Fakti-
tiva werden von be- wie mit ver- (und er-) gebildet (H. 146 ff.).
Die jüngeren Faktitiva auf -em kommen am häufigsten mit ver-
vor (Wilmanns 2, 165).
er- geht von der Anschauung „aus, heraus, auf" aus
(Jakob XL VII), vgl. ersehen (J. XLI — faur- 1 8.69«.), erhören
(J. XXV —fatsr-I 64 f.), ersetzen, erlegen (J. XXVII —faur-I
75 ff., 82 ff.), erheben, ermeiden, erzählen, erluften (J. VIII, IV,
i) Vgl. S. 67 Amn. dies. Abh.
') Ausnahme bereutem (H. 121).
*) Statistische Zusammenstelinng bei H. 126 and 144.
') Ausnahme ermöglichen (H. 123).
•) Vgl. S. 270.
•) Vgl. die Statistik bei H. 250.
278
XXIII — faur- I 105 ff.), ermnden, erleben (J. XXXIU, XLV
— fawr- I 109), sich erwegen eines dinges (J. XU — ver- 124),
ergebcHy erlassen (J. XI — fra- 257 ff.), erwerf en ^fehlgebftren*
(J. XII — fra- 252 f.). Doch berührt sich er- auch mit fair-
Typen wie envandeien, erwenden (J. XII — fair- 198 ff.), er-
messen (J. XXIX — fair- 167 f.), erseUsen „durchsetzen"
(J. XXVII — fair- 169 ff.), den Frequentativen si(^ ergehen^
erholen, emiaien (J. VII, VI, XXII —fair- 181 f.). Ferner
bezeichnet er- wie ver- Durativa (erdulden y erharren, erleiden,
ertragen J. XXXVI — ver- 182 f., 245 f.), Inchoativa und
Effektiva {erbleichen, erfrieren J. XVIII, XXXII — ver-
210, 225, 228 f.), ßesultativa {erfahren, erwerben J. XXXVIII,
XXVin — fair- 184 f.; erschlagen, ersteinen, ertränken J. XXXIII
— fra- 233). Vereinzelt sind die instrumentale Gruppe (er-
weiben% erisweigen J. XXIII — ver- 146, 148) und „verfehlen"
{sich ereärtdn J. XIX — fair- 209 Anm. 1) vertreten. Als de-
nominativbildendes Präfix steht er- hinter ver- ebenfalls zurück
(s. Jakob XIX). V7o beide fortbestehen, gehen sie in der Be-
deutung auseinander (ebd. XXI).
Am anziehendsten ist die Frage, wie die drei wichtigsten
uugeschwächten Präfixe der nhd. ümgangsprache sich zu der
Perfektivieruug stellen. Zur intensiv-durativen wie resultativen
Aktionsart sind alle drei gleich befähigt, da jedes Präfix ge-
eignet ist, durch Anfügung an das Simplex dessen Handlung
ein verstärkendes oder das Ziel als erreicht darstellendes
Moment hinzuzufügen. Die frequentative ist entweder von ver-
und be- auf das lineare er- oder aus der perfektivierenden
Fähigkeit von er- in Verbindung mit einfachen Verben fre-
quentativer Bedeutung übertragen worden. Die inchoative
Funktion, die mit der effektiven in intrans. Bildungen vereinigt
ist (vgl. S. 209 ff.), kann bei allen drei Präfixen aus der per-
fektiven des Partizips (S. 223 ff.) rückwärts erschlossen worden
sein. VtTahrscheinlich aber hat ver- hierin die beiden anderen
beeinflusst, indem die Gruppe verwandeln (S. 197 ff.) den Über-
*) Fischart (bei Jakob XXIII): der eine reiche nimmt , nimmt sie rdchi,
sondern er ergibt sich iren, das heiszt alsdann verweilen und nicht
erweiben.
279
gang zur inchoativen Aktionsart begünstigte (vgl. S. 225)^).
Während er- und ver- diese Funktion lebendig bewahren, ist he-
darin veraltet. Aber auch zwischen er- und ver- sind Bedeutungs-
nnterschiede festzustellen. Die er-Eoroposita lassen das inchoativ-
resultative, die ver-Komposita das effektive Moment mehr hervor-
treten (vgl. verblassen, verbleichen^ verstummen gegenüber erblassen,
erbleichen^ erstummen) ; ergehen, ersterben malen mehr den Verlauf,
vergehen, versterben mehr den Abschluss der Handlung. Doch
kann das Verhältnis auch umgekehrt sein (erfroren : verfroren).
Bisweilen verbinden wir mit den er- und ver-Kompositis gegen-
sätzlichen Sinn, so bei den Verben der sinnlichen Wahrnehmung
wie erbeben : verbeben ^ erblühen : verblühen, erglühen : verglühen,
erhallen : verhallen u. ähnl. Während die resultativen er- und
t?e»'-Komposita (trans.) sowohl den Sinn erreichen, verdienen (fair-)
wie auch verlieren, vernichten (fra-) vertreten können, ist der
Ausgleich derart eingetreten, dass er- fast ausschliesslich (neben
wenigen ver- und &e- Bildungen) die erste Gruppe für sich in
Anspruch nimmt, während ver- und er- sich in die zweite
Gruppe teilen. Die unbestrittene Domäne von ver- dagegen
stellen die Verba nach dem Muster verbinden (S. 143 ff.) und
vor allem die Bildungen mit üblem Nebensinne in der Be-
deutung verfehlen, sich vergehen, versessen, verachten, ver-
urteilen dar.
Vor seinen Nebenbuhlern hat ver- den Reichtum an den
yei*8chiedensten Bedeutungsgruppen voraus. Es erhält da-
durch etwas Schillerndes, wodurch es vorzüglich für die
dichterische Verwendung geeignet wird, aber viel an An-
schaulichkeit und Deutlichkeit einbüsst. Und dies wird ihm
mehr als den übrigen, weniger vieldeutigen Präfixen zum Ver-
hängnis. Ein unverkennbarer Zug unserer heutigen Sprach-
entwicklung ist es nämlich, über schillernde und verblassende
Bildungen hinweg zu anschaulicheren und weniger missver-
ständlichen zu schreiten. So geben wir ein älteres Kom-
positum durch eine Reihe verschiedener anderer wieder (vgl.
got. fraletan S.19f.: ablassen, entlassen, erlassen, herablassen, über-
') Hittmair 216 nimmt dagegen an, er- habe anf de- diesen Einfluss
ausgeübt.
280
lassen, unterlassen, verlassen y istilassen). Vor allem aber treten
ungeschwächte Präfixe an Stelle der geschwächten and drängen
diese immer mehr zurück, verseifen (vgl. S. 266 Anm. 4) müssen
wir heute durch absetzen, aussetzen, besetzen, durchsetzen, einsetzen,
entgegensetzen, ersetzen, fehlsetzen, festsetzen, hineinsetzen, hin-
setzen, übersetzen, umsetzen y vorsetzen, wegsetzen, zu ende setzen,
zusammensetzen wiedergeben, verbinden (S. 137 ff.) durch einbinden,
festbinden, überbinden, zubinden, zusammenbinden usw. Die ver-
Bildungen gehören oft der gehobenen, altertümelnden Sprache
an, auch ein Zeichen ihres Absterben s. So veruArft Luther
noch den Stein, der zum Eckstein geworden ist; wir werfen
ihn weg oder fort.
Dieser Vorgang erstreckt sich auch auf die Aktionsarten:
abfaulen, ausbleichen, hinschwinden geben das Bild des Effek-
tiven anschaulicher wieder als verfaulen, verbleichen, versehwin'
den. ausgehen, abreisen bezeichnen deutlich das inchoative
Moment, ausharren, fortdauern das durative, wo das vcr-Kom-
positum etwas mehr oder minder Schwankendes behält. Auch
in dieser Funktion treten allmählich die geschwächten Formen
vor den ungeschwächten zurück.
Aus dieser ganzen Entwicklung aber lässt sich folgendes
erkennen: Die Präfixe beeinflussen zunächst die Richtung der
Verbalhandlung, tragen dann aber zugleich und meistenteils
ein perfektives Moment in sie hinein. Je mehr mit Schwächung
der Form der anschauliche Inhalt zurücktritt, um so mehr tritt
das perfektive Moment hervor. Die in der Form geschwächten
und in der Bedeutung verblassten Präfixe werden durch ange-
schwächte und anschaulichere ersetzt, sobald der Richtungs-
hinweis hervorgehoben werden soll. Aber auch diese Präfixe
lassen je länger, je mehr das perfektive Moment hervortreten
und werden ihrerseits durch andere ersetzt, so dass ein un-
ausgesetzter Wechsel stattfindet.
Verzeichnis
der benutzten Werke und Ausgaben^)
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1782.
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der Sprache der ßreslauer Kanzlei. Germanist. Abhandl. XV. Breslau 1898.
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1904.
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Birlinger, A.: Schwäbisch- Augsburgisches Wörterbuch. München 1864.
Bobrik. E. : Allgemeines nautisches Wörterbuch. Leipzig 1847.
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Braune, W. : Gotische Grammatik. * Halle 1895.
3 : Althochdeutsche Grammatik. « Halle 1891.
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Nachtrag Bremen 1869.
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^ : Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen.
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wedel 1859.
*) Die Art der Abkürzung und Anführung ist, wo erforderlich, in
Klammem beigefügt. Die den Wörterbüchern entnommenen Belege sind in
der dort benutzten Abkürzung gegeben.
282
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*) Der Güte von Professor Dr. Th. Siebs habe ich die Benutzung der
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verdanken.
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so weit vorgeschritten, dass es hätte benutzt werden können.
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Nr. 3035. 1. 2. 3.
„ : Handschriftliche Sammlungen zum schlesischen Wörterbuch,
von anderen vermehrt und erweitert. Breslauer Stadtbiblio-
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von Mourek, V. E., afda. 21 (1895) S. 195 ff.)
Zangemeister, K., und Braune, W.: Bruchstücke der altsächsischen Bibel-
dichtung aus der Bibliotheca Palatina. Heidelberg 1894 (Gen. Vers).
*) Die Breslauer Stadtbibliothek hat mir die Sammlungen bereitwillig
und dankenswert zur Verfügung gestellt.
, v>
• VJ-
Germanistische Äbhandlnngen
begründet von
Karl Weinhold
In zwanglosen Heften herausgegeben
Ton
28. Heft
Der
Münchener Oswald
Text und Abhandlung
von
Georg Baesecke
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1907
Germanistische Abhandlungen
begsiUiiAet von
Karl Weinhold
in zwangloien Heften herausgegeben von
Friedrioh Vogt
^Die germanistischen Abhandlungen sollen grammatische und
literargeschichtliche Untersuchungen, sowie Textpublikationen aus
den älteren und neueren Perioden der germanischen Sprachen
bri;igen. Auch die Geschichte des Lebens unseres Volkes in seinen
verschiedenen Stammen und Zeiten wollen sie berücksichtigen^.
Dies früher aufgestellte Programm bleibt in Geltung, auch
nachdem der Unterzeichnete die Herausgabe dieser Sammlung
übernommen hat. Insbesondere sollen nach wie vor Ausgaben
keineswegs von ihr ausgeschlossen sein; vielmehr wird bei ihrer
Fortführung auf di6 Herausgabe wichtiger Literaturdenkmäler,
welche bisher noch nicht oder doch nur ungenügend veröffentlicht
waren, ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. Nicht nur
Arbeiten, die unter der Leitung des Herausgebers entstanden sind,
soll die Sammlung bringen; sie steht allen Beiträgen offen, welche
geeignet sind die germanistische Wissenschaft zu fördern.
Manuskripte wolle man an untenstehende Adresse senden.
Prof. Dr. Friedrich Vogt
M » r b Q r g a. L., Bftmarckstrasse 7
Der MUnchener Oswald
Georg Baesecke
Gennanistische Abhandlniigeii
begründet
von
Karl Weinhold
herausgegeben
Yon
Friedrich Vogt
28. Heft
Der
Münchener Oswald
Text und Abhandlung
von
Georg Baesecke
Breskii
Verlag von M. &, H. Marcus
1907
[)er
Münchener Oswald
Text und Abhandlung
von
Georg Baesecke
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1907
Vorwort.
Die Überlieferung des OswaldstofFes ist so eigenartig, daß es
last unbegreiflich scheint, wie sie so lange unbeachtet und die
allerphilologischste Aufgabe ungelöst, beinah unangegriffen bleiben
konnte. Denn sie fUirt uns fast widerwillig stufenweis, ununter-
brochen aus dem 15. Jahrhundert hinauf in die Zeiten Chlodwigs
und in das graue Heidentum, das eine romantische Generation so
gern mit einem einzigen kühnen Schwünge erflog, und sie er-
weitert zugleich, ihren Inhalt nach Entstehen, Wachstum und
Vermischung fast eindeutig durch die immer zahlreicher außer-
halb sichtbar werdenden Punkte bestinmiend, den Blick vom
engsten Gesichtskreise des Buchstäblichen auf die nächsten und
die immer ferneren Verwandtschaften in Dichtung und Sage nicht
nur der germanischen Völker. Fand man das letzte Gewand
König Oswalds gar zu unkünstlerisch? Oder Altes und Neues
gar zu eng in einander verschlungen? Aber doch nicht so, daß
nicht wenigstens die Enden der Fäden sichtbar wären und die
Art ihrer Verknüpfung das Entwirren lockte und lohnte! Wie
dem auch sei, die Augen der Besten sind nicht darauf gefallen,
und so ist nur wenige oberflächliche Arbeit daran gewandt; König
Oswald aber, über dessen Gestalt sich greifbar deutlich wie nirgend
sonst in der Heimat Geschichte, Legende, Sage und Dichtung
die Hände reichen, ist ein Stiefkind der Forschung geblieben, und
statt daß jetzt die Kenner alle Feinheiten der Sprache und Technik
gegen einander abwägen und die klar aufgeteilten Motive hin-
und herwenden könnten, um jedes an seinen Platz zu stellen,
statt dessen muß erst die gröbste Sonderung vorgenommen und
die Grundlage fftr eine Rekonstruktion hergerichtet werden.
VI
Im Jahre 1835 erschien die Ausgabe Ettmüllers, die erste
und letzte bisher. Sie enthält die Umschrift des Schaffhäoser
cod. S in ein Mittelhochdeutsch. Abweichende Lesarten von M und
I gaben erst Bartsch 1860 (Germania V. 142 ff.) und Zingerle
1875 (ZfdPh. VI. 377ff., vgl. Anz. f. Kunde d. d. Vorzeit 1856,
271 ff.) Von den Prosaauflösungen erschien b, 1867 (von Haupt
abgedruckt ZfdA. Xm. 466fif.), s 1875/76 (von Edzardi Germ, XX,
190ff., XXI. 171 ff. Vgl. Zingerle AfKddVorz. 1857, 38ff.). Mkb^u
sind noch unveröffentlicht.
Vom Erscheinen der EttmQllerschen Ausgabe datiert auch die
Unsicherheit über das Alter des Gedichts. Mone, in einer
würdigen Rezension (Anz. f. Kunde d. d. Vorzeit IV. 414ff.),
billigte die Verlegung ins 12. Jahrhundert, indem er besonders -
die Beime (herren : geren, vrouwen : trauwerty vr6 : Idd u. a.) richtig
beurteilte : sie „sind nicht hochteutsch, sondern niederländisch und
niederrheinisch^^ Über den Niederrhein ist man sich denn auch
einig geblieben, bis Zwierzina, übers Ziel hinausschießend, diese
Ansicht modifizierte (ZfdA. XLIV. 252 ff.). Für das 12. Jahrhundert
stimmten auch Wackernagel (Gesch. d. d. Litt. S. 163),
E. H. Meyer (ZfdA. XH. 387ff.), Goedeke (Grundriß l. 67).
Schmellers Bezension der Ettmüllerschen Ausgabe (Münchener
gel. Anz. 1836 S. 995ff.) setzt das Gedicht ins 14/15. Jahr-
hundert; sie läßt eine Prosa vorausliegen, die „etwas älter'^ ist.
Zingerle (Die Oswaldlegende und ihre Beziehungen zur deut-
schen Mythologie, Stuttgart und München 1855, S. 8): „Die
ganze Bearbeitung von der Legende von St. Oswalds Leben, wie
sie uns Ettmüller mitteilt, stammt nach meiner Ansicht nicht aus
dem 12. Jahrhundert. Jedoch finden sich einzelne Stellen, in
denen der epische Ton so gut angeschlagen ist, als in den besten
Volksepopöen, und diese weisen auf ein hohes Alter zurück.^^
und Zingerle meint, man müßte Altes und Neues wohl sondern
können: „Ich glaube, daß die uns vorliegende Legende nur eine
Überarbeitung und Erweiterung einer alteren Legende ist, die zu
Grunde gelegt wurde und aus der oft ganze Stellen ungetrübt
mit herübergenommen wurden^S Mir scheint dies richtiger als
das, was alle Nachfolger über die Art der Überlieferung gesagt
haben. Bartsch nimmt drei Stufen an (Germ. V. 134ff.): Das
vorliegende Gedicht gehört ins 14/15. Jahrhundert, seine Vorlage
vn
soll zu Anfang des 14. entstanden sein (S. 135 und 142). „Ich
möehte gleichwohl die Möglichkeit, daß es ein deutsches Gedicht
von S. Oswald im 12. Jahrhundert gegeben, nicht bestreiten,
nur daß wir in dem uns erhaltenen eine jüngere Aibschrifl des-
selben haben, ist entschieden abzuweisen" (S. 142). Und weiter:
„Eine Vorstellung von dem alten Gedichte uns zu machen, wäre
jedoch unmöglich: kaum können wir die Gestalt des zu Anfang
des 14. Jahrhunderts verfaßten Gedichtes erkennen." Edzardi
(Untersuchungen über das Gedicht von St. Oswald, Leipzig 1876,
S. 21) läßt das EttmüUersche Gedicht aus dem 13. Jahrhundert
stammen, aber ein älteres aus dem 12. vorausliegen. Ebenso
Berger (PBB XL 388/89 und 408). Berger wünscht außerdem
(S. 459) eine englische Sagenfassung des 9. Jahrhundert«,
S. Schnitze (Die Entwicklung der deutschen Oswaldlegende,
Halle 1888, S. 47/48) eine womöglich noch ältere deutsche.
Vogt (Grundriß *II. 231) sagt nur, daß der Oswald jünger als
der Morolf sei.
Noch schlimmer fast ist die Unsicherheit über das Ver-
hältnis der drei erhaltenen Fassungen zu einander, ganz
zu schweigen von den hübschen ästhetischen Würdigungen. Daß
•MS und *zn zusanmiengehören, hatten schon Zingerle (S. 69) und
Bartsch (S. 174) wahrgenommen, aber Berger (S. 408) postuliert
wieder drei selbständige Originalgedichte. Dazu wurden für ver-
schiedene Stufen der Bearbeitung alle verfügbaren Jahrhunderte
in Anspruch genonmien, und oft ist eine bestimmte Meinung
überhaupt nicht zu erkennen.
Deutlicher kann sich wohl nicht zeigen, daß nicht genug
Fleiß auf diese Dichtung verwandt ist.
Um den Text haben sich, abgesehen von der Publikation
der Lesarten, nur Bartsch und Edzardi (a.a.O.) ernsthaft bemüht.
Bartsch hat Seime und Wortwahl untersucht und zuerst sein Datum
nicht ausschliesslich auf bloße Erwägungen gestellt. Edzardi hat
(Genn. XX. 200) das Stemma von MIS richtig gegeben, aber durch
die falsche Anordnung von b, wie mir scheint, sich und Berger die
Möglichkeit entzogen, den versprochenen Text zu liefern. Bergers
Aufsatz ist, was das Philologische betrifft, eine gleichgiltige Zu-
sammenstellung des Vorhandenen ohne etwas nennenswertes
Neues: die neuen Folgerungen stehen in der Luft. Ober „Wort-
Wiederholung, ein Stilmittel im . . . Oswald handelt W. Vogt
(Germ. Abhandlungen XX, Breslau 1902). Für den Oswald
fehlt ihm die nötige textliche Grundlage. Zu den Anmerkungen
über die Wortwahl standen mir außer Bartsch (s. o.) J. J.
Ammann, Das Verhältnis von Strickers Karl etc., Wien 1902,
und P. Abel, Veraltende Bestandteile des mhd. Wortschatzes,
Erlangen 1902, zur Verfügung. Kotzenberg, „man^ frouwe,
juncfrouwe^ Berlin 1906, konnte ich nur noch zu ein paar Nach-
trägen benutzen. Weit mehr als diesen Vorarbeiten verdanke ich
Fr. Vogts Salman und Morolf und z. B. Zwierzinas mhd. Studien
(ZfdA. XLIVf.).
Insbesondere hätte ich mir nach Vogts Charakteristik des
spielmännischen Stils sparen sollen, aus allen Dichtungen rings-
um die formelhaften Elemente zu buchen, von einem Zettel auf
den andern zu wälzen, auf meine Verszahlen zu beziehen und
zu sehen, daß im DHB, bei Vogt, in Bergers Orendel und an
vielen andern Stellen dasselbe und weit mehr verzeichnet steht —
bei Berger auch älteres Höfische, das sonst sehr fehlt — , sodaß
man dann das übrige Seine kaum noch anbieten mag. Aus
Vogts und Bergers Editionen kann man nahezu das Stilistische
des Oswald zusammenstellen, und in einer solchen systematischen
Vorführung wäre es besser aufgehoben als in Anmerkungen, die
nichts erklären. Was fehlt, ist vielmehr eine Zusammenstellung
des Formelhaften, das den Spielmannsepen nicht gemeinsam ist,
und eine Anknüpfung an den älteren Stil, wie ich sie besonders
durch Hinweise auf die Sammlungen von Kraus versucht habe.
Die strophische Form hat Simrock erkannt (Orendel,
Stuttgart und Tübingen 1845, S. XXVI— XXVHI). Er hat sie
aber wieder aufgegeben (Die Nibelungenstrophe und ihr Ursprung,
Bonn 1858, S. 74f.). E. H. Meyer (ZfdA. XE. 392) brachte
sie von neuem zu Ehren. St robl (Wiener Sitzungsberichte LXIV.
462 ff.) zeigte eine Art der Waisenbearbeitung. Er stellte aber
fälschlich neben die Morolfstrophe noch die Hildebrandstrophe: darin
seien Teile des Gedichts ursprünglich abgefaßt. Edzardis Be-
obachtung von der strophischen Teilbarkeit des Gedichtes nach
der Interpunktion ist richtig, aber seine phantastischen Konstruk-
tionen sind von Rödiger (AfDA. E. 245 ff.) so scharf wie mög-
lich, und mit Recht, zurückgewiesen.
IX
Was die Sage betrifft, so hat schon Mone (a.a.O.) auf die
Verwandtschaft unsrer „Heldenlegende" mit dem Ortnit, des
Raben mit Alberich anftnerksam gemacht. Er denkt an einen
Unterhändler mit Rabennamen. (Scherer QF XÜ. 115 verglich
den Spervogel.) Das Oanze sei Normannische Sage des 9. Jahr-
hmiderts und im 11. mit nach Unteritalien gewandert: denn die
Seereise würde beim historischen Oswald nicht passen. Erweiterung
und Verlegung nach dem Orient durch den ersten Kreuzzug.
„Die letzte Gestaltung der Sage gehört wohl der Zeit und Heimat
des rheinischen Dichters an, und ihr Merkmal ist der Kreuzzug
des Königs, wovon die Geschichte vor Konrad HL kein Beispiel
kennt." Die Dichtung ist nicht angelsächsisch, weil Vorgeschichte,
Schlachtentod und Nachkommen fehlen. „Die Kinderlosigkeit
des Helden ist fQr die Sage der Brautfahrt charakteristisch, sie
kommt beim Ortnit und Siegfried vor." Uhlands Anmerkungen
zu seiner Nacherzählung des Gedichtes (Alte hoch- und nieder-
deutsche Volkslieder Bd. ÜI und IV) sind in alle folgenden
Arbeiten eingegangen, soweit sie Sage und Legende behandeln,
auch in meine. Zingerle fand Beziehungen zur Mythologie, wie
schon der Titel seines Büchleins besagt. Aber ist jemand ein
Oswald -Asenwalter- Wodan, weil er Oswald heißt? Die Ver-
knüpfung alter Gebräuche, besonders Emtegebräuche mit dem
Kult des Heiligen ist jung. Zingerle hat ja auch selbst schon
gesehen (S. 87), daß sich ein auifallender Unterschied zeigt
zwischen der kirchlichen Vita und der Dichtung, zwischen der
kirchlichen Vita und dem Volksglauben. Diesen für die richtige
Betrachtung des Überlieferten höchst wichtigen Unterschied deut-
lich dargelegt zu haben, ist etwa das Verdienst von Bergers
Arbeit (Zweiter Abschnitt). Sie behandelt auch eingehend die
Verbreitung des Oswaldkultus und die bildlichen Darstellungen
(s. u. S. 265 Anm.) und gibt noch einige Nachweise aus der
älteren poetischen Literatur. Das fällt nicht in den Rahmen
meiner Arbeit. Die Dichtung setzt sich nach Berger aus vier
selbständigen Teilen zusammen: (S. 459) „An die Vermählung
Oswalds mit einer heidnischen Königin knüpfte im Laufe des
9. Jahrhunderts die Hildesage an, mit den geringen Modifika-
tionen, die der Charakter der Legende nötig machte. Mit dem
Hinzutreten der ursprünglich wohl selbständigen Babensage und
Wiederholung, ein Stilmittel im . . . Oswald handelt W. Vogt
(Germ. Abhandlungen XX, Breslau 1902). Für den Oswald
fehlt ihm die nötige teictliche Grandlage. Zu den Anmerkungen
über die Wortwahl standen mir außer Bartsch (s. o.) J. J.
Ammann, Das Verhältnis von Strickers Karl etc., Wien 1902,
und P. Abel, Veraltende Bestandteile des mhd. Wortschatzes.
Erlangen 1902, zur Verfügung. Kotzenberg, ^mtm^ fromoe^
juncfrouwe'' Berlin 1906, konnte ich nur noch zu ein paar Nach-
trägen benutzen. Weit mehr als diesen Vorarbeiten verdanke ich
Fr. Vogts Salman und Morolf und z. B. Zwierzinas mhd. Studien
(ZfdA. XLIVf.).
Insbesondere hätte ich mir nach Vogts Charakteristik des
spielmännischen Stils sparen sollen, aus allen Dichtungen rings-
um die formelhaften Elemente zu buchen, von einem Zettel auf
den andern zu wälzen, auf meine Verszahlen zu beziehen und
zu sehen, daß im DHB, bei Vogt, in Bergers Orendel und an
vielen andern Stellen dasselbe und weit mehr verzeichnet steht —
bei Berger auch älteres Höfische, das sonst sehr fehlt — , sodaß
man dann das übrige Seine kaum noch anbieten mag. Aus
Vogts und Bergers Editionen kann man nahezu das Stilistische
des Oswald zusammenstellen, und in einer solchen systematischen
Vorführung wäre es besser aufgehoben als in Anmerkungen, die
nichts erklären. Was fehlt, ist vielmehr eine Zusammenstellung
des Formelhaften, das den Spielmannsepen nicht gemeinsam ist,
und eine Anknüpfung an den älteren Stil, wie ich sie besonders
durch Hinweise auf die Sanmilungen von Kraus versucht habe.
Die strophische Form hat Simrock erkannt (Orendel,
Stuttgart und Tübingen 1845, S. XXVI— XXVHI). Er hat sie
aber wieder aufgegeben (Die Nibelungenstrophe und ihr Ursprung,
Bonn 1858, S. 74f.). E. H. Meyer (ZfdA. XE. 392) brachte
sie von neuem zu Ehren. St roh 1 (Wiener Sitzungsberichte LXIV.
462 ff.) zeigte eine Art der Waisenbearbeitung. Er stellte aber
fälschlich neben die Morolfstrophe noch die Hildebrandstrophe: darin
seien Teile des Gedichts ursprünglich abgefaßt. Edzardis Be-
obachtung von der strophischen Teilbarkeit des Gedichtes nach
der Interpunktion ist richtig, aber seine phantastischen Konstruk-
tionen sind von Rüdiger (AfDA. 11. 245 ff.) so scharf wie mög-
lich, und mit Recht, zurückgewiesen.
IX
Was die Sage betrifft, so hat schon Mone (a.a.O.) auf die
Verwandtschaft unsrer „Heldenlegende" mit dem Ortnit, des
Raben mit Alberich aufmerksam gemacht. Er denkt an einen
Unterhändler mit Rabennamen. (Scherer QF Xu. 115 verglich
den Spervogel.) Das Ganze sei Normannische Sage des 9. Jahr-
hunderts und im 11. mit nach Unteritalien gewandert: denn die
Seereise würde beim historischen Oswald nicht passen. Erweiterung
und Verlegung nach dem Orient durch den ersten Kreuzzug.
,,Die letzte Gestaltung der Sage gehört wohl der Zeit und Heimat
des rheinischen Dichters an, und ihr Merkmal ist der Kreuzzug
des Königs, wovon die Geschichte vor Konrad HI. kein Beispiel
kennt." Die Dichtung ist nicht angelsächsisch, weil Vorgeschichte,
Schlachtentod und Nachkommen fehlen. „Die Kinderlosigkeit
des Helden ist für die Sage der Brautfahrt charakteristisch, sie
kommt beim Ortnit und Siegfried vor." Uhlands Anmerkungen
zu seiner Nacherzählung des Gedichtes (Alte hoch- und nieder-
deutsche Volkslieder Bd. HI und IV) sind in alle folgenden
Arbeiten eingegangen, soweit sie Sage und Legende behandeln,
auch in meine. Zingerle fand Beziehungen zur Mythologie, wie
schon der Titel seines Büchleins besagt. Aber ist jemand ein
Oswald -Asenwalter- Wodan, weil er Oswald heißt? Die Ver-
knüpfung alter Gebräuche, besonders Emtegebräuche mit dem
Kult des Heiligen ist jung. Zingerle hat ja auch selbst schon
gesehen (S. 87), daß sich ein auffallender Unterschied zeigt
zwischen der kirchlichen Vita und der Dichtung, zwischen der
kirchlichen Vita und dem Volksglauben. Diesen für die richtige
Betrachtung des Überlieferten höchst wichtigen Unterschied deut-
lich dargelegt zu haben, ist etwa das Verdienst von Bergers
Arbeit (Zweiter Abschnitt). Sie behandelt auch eingehend die
Verbreitung des Oswaldkultus und die bildlichen Darstellungen
(s. u. S. 265 Anm.) und gibt noch einige Nachweise aus der
älteren poetischen Literatur. Das fällt nicht in den Rahmen
meiner Arbeit. Die Dichtung setzt sich nach Berger aus vier
selbständigen Teilen zusammen: (S. 459) „An die Vermählung
Oswalds mit einer heidnischen Königin knüpfte im Laufe des
9. Jahrhunderts die Hildesage an, mit den geringen Modifika-
tionen, die der Charakter der Legende nötig machte. Mit dem
Hinzutreten der ursprünglich wohl selbständigen Babensage und
vnr
Wiederholung, ein Stilmittel im . . . Oswald handelt W. Vogt
(Genn. Abhandlungen XX, Breslau 1902). Für den Oswald
fehlt ihm die nötige textliche Grundlage. Zu den Anmerkungen
über die Wortwahl standen mir außer Bartsch (s. o.) J. J.
Ammann, Das Verhältnis von Strickers Karl etc., Wien 1902,
und P. Abel, Veraltende Bestandteile des mhd. Wortschatzes,
Erlangen 1902, zur Verfügung. Kotzenberg, »tTtan, frouwe^
juncfrouwe'^ Berlin 1906, konnte ich nur noch zu ein paar Nach-
trägen benutzen. Weit mehr als diesen Vorarbeiten verdanke ich
Fr. Vogts Salman und Morolf und z. B. Zwierzinas mhd. Stadien
(ZfdA. XLIVf.).
Insbesondere hätte ich mir nach Vogts Charakteristik des
spielmännischen Stils sparen sollen, aus allen Dichtungen rings-
um die formelhaften Elemente zu buchen, von einem Zettel auf
den andern zu wälzen, auf meine Verszahlen zu beziehen und
zu sehen, daß im DHB, bei Vogt, in Bergers Orendel und an
vielen andern Stellen dasselbe und weit mehr verzeichnet steht —
bei Berger auch älteres Höfische, das sonst sehr fehlt — , sodaß
man dann das übrige Seine kaum noch anbieten mag. Aus
Vogts und Bergers Editionen kann man nahezu das Stilistische
des Oswald zusammenstellen, und in einer solchen systematischen
Vorführung wäre es besser aufgehoben als in Anmerkungen, die
nichts erklären. Was fehlt, ist vielmehr eine Zusammenstellung
des Formelhaften, das den Spielmannsepen nicht gemeinsam ist,
und eine Anknüpfung an den älteren Stil, wie ich sie besonders
durch Hinweise auf die Sanoimlungen von Kraus versucht habe.
Die strophische Form hat Simrock erkannt (Orendel,
Stuttgart und Tübingen 1845, S. XXVI— XXVHI). Er hat sie
aber wieder aufgegeben (Die Nibelungenstrophe und ihr Ursprung,
Bonn 1858, S. 74f.). E. H. Meyer (ZfdA. XE. 392) bracht«
sie von neuem zu Ehren. Strobl (Wiener Sitzungsberichte LXTV.
462 flf.) zeigte eine Art der Waisenbearbeitung. Er stellte aber
fälschlich neben die Morolfstrophe noch die Hildebrandstrophe: darin
seien Teile des Gedichts ursprünglich abgefaßt. Edzardis Be-
obachtung von der strophischen Teilbarkeit des Gedichtes nach
der Interpunktion ist richtig, aber seine phantastischen Konstruk-
tionen sind von Rödiger (AfDA. H. 245 flf.) so scharf wie mög-
lich, und mit Recht, zurückgewiesen.
IX
Was die Sage betrifffc, so hat schon Mone (a.a.O.) anf die
Verwandtschaft unsrer „Heldenlegende^' mit dem Ortnit, des
Kaben mit Alberich aufmerksam gemacht. Er denkt an einen
Unterhändler mit Babennamen. (Scherer QF XII. 115 verglich
den SpervogeL) Das Ganze sei Normannische Sage des 9. Jahr-
hnnderts und im 11. mit nach Unteritalien gewandert: denn die
Seereise würde beim historischen Oswald nicht passen. Erweiterung
nnd Verlegung nach dem Orient durch den ersten Ereuzzug.
„Die letzte Gestaltung der Sage gehöri: wohl der Zeit und Heimat
des rheinischen Dichters an, und ihr Merkmal ist der Ereuzzug
des Eönigs, wovon die Geschichte vor Eonrad Xu. kein Beispiel
kennf Die Dichtung ist nicht angelsächsisch, weil Vorgeschichte,
Schlachtentod und Nachkonmien fehlen. „Die Einderlosigkeit
des Helden ist ffir die Sage der Brautfahrt charakteristisch, sie
kommt beim Ortnit und Siegfried vor." Uhlands Anmerkungen
zu seiner Nacherzählung des Gedichtes (Alte hoch- und nieder-
deutsche Volkslieder Bd. HI und IV) sind in alle folgenden
Arbeiten eingegangen, soweit sie Sage und Legende behandeln,
auch in meine. Zingerle fand Beziehungen zur Mythologie, wie
schon der Titel seines Büchleins besagt. Aber ist jemand ein
Oswald -Asenwalter- Wodan, weil er Oswald heißt? Die Ver-
knüpfung alter Gebräuche, besonders Emtegebräuche mit dem
Kult des Heiligen ist jung. Zingerle hat ja auch selbst schon
gesehen (S. 87), daß sich ein auffallender Unterschied zeigt
zwischen der kirchlichen Vita und der Dichtung, zwischen der
kirchlichen Vita und dem Volksglauben. Diesen für die richtige
Betrachtung des Überlieferten höchst wichtigen Unterschied deut-
lich dargelegt zu haben, ist etwa das Verdienst von Bergers
Arbeit (Zweiter Abschnitt). Sie behandelt auch eingehend die
Verbreitung des Oswaldkultus und die bildlichen Darstellungen
(s. u. S. 266 Anm.) und gibt noch einige Nachweise aus der
älteren poetischen Literatur. Das fällt nicht in den Bahmen
meiner Arbeit. Die Dichtung setzt sich nach Berger aus vier
selbständigen Teilen zusammen: (S. 459) „An die Vermählung
Oswalds mit einer heidnischen Eönigin knüpfte im Laufe des
9. Jahrhunderts die Hildesage an, mit den geringen Modifika-
tionen, die der Charakter der Legende nötig machte. Mit dem
Hinzutreten der ursprünglich wohl selbständigen Babensage und
in
des Überlieferten zu ersetzen. Damit geschähe aber nichts Ver-
dienstliches, nur Selbstverständliches.
So weiche ich in der Auffassung der Hildesage weit von
Panzer ab, auch von den übrigen Erklärern, und wenn mich
etwas dabei ängstlich macht, so ist es das Beispiel der Panzer-
schen Deduktionen: zu welcher Dialektik einen guter Glaube yer-
führen kann. Auch bei den übrigen Sagen fühle ich mich
einigermaßen verlassen, kann z. B. bei Saxo nicht Olrik folgen.
Ich will da nicht weiter aufzählen; nur noch, daß ich in der
Beurteilung der Herbortsage meist mit Dorsch übereinstimme
(Zur Herbortsage, Halle 1902, besonders S. 50ff.).
Die letzte Krönung aber solcher Vergleiche verdanke ich,
unumwunden, Voretz seh ens* „Epischen Studien" (I, Halle 1900).
Zwar daß Chlodwig == Hugdietrich wäre, kann ich nicht ohne
weiteres glauben; aber daß schon Chlodwig ein Held der Sagen
vom Brautfahrttypus geworden ist, das scheint mir sicher, und
ich finde eine beweisende Ähnlichkeit in dem Verhältnis der
Überlieferungen von Albero, dem Trierschen Erzbischof, zu der
Morolfsage. (Vgl. Fr. Panzer, German. Abh. H. Paul dargebracht,
Straßburg 1902, S. 303ff.).
Das sind die benutzten Vorarbeiten; minder Wichtiges oder
Vereinzeltes ist im Texte angegeben. Was ich übernommen
habe, ist durchgängig verzeichnet, entweder hier oder im Zu-
sammenhang und womöglich nach den ältesten Gewährsmännern.
Dagegen habe ich, soviel es nur anging, alle Polemik unterdrückt.
Denn es ist meine Ansicht, daß sie unausweichlich die Reinheit
der Gründe trübt. Und überdies hätte sie schlecht in die An-
ordnung gepaßt, die ich wollte und die sich dann aus eigener
Kraft durchsetzte: denn es war mein Ehrgeiz, daß auch andere,
betrachtend und genießend, die lückenlosen Kettenglieder einer
solchen Überlieferung an sich vorüberziehen lassen könnten,
ohne je plötzlich, auf Treu und Glauben, das Unsichere statt an
das Zugestandene an ein Unbekanntes knüpfen zu müssen.
So steige ich von den Handschriften zu ihrem Archetypus
empor. Es zeigt sich, daß er Bearbeitung ist einer älteren, mit
in ihm erhaltenen, schon zusammengesetzten Dichtung. Dasselbe
Spiel wiederholt sich unter den drei erhaltenen Fassungen: auch
ihr Archetypus wird rekonstruiert und zeigt sich zusammengesetzt,
TTTT
ans L^iende und Brantwerbongssage. Die Legende wird — wie
das SpielmäiinisclLe, das also echter ,yMimus'^ ist — als äufier-
Uche Zntat erkannt, und ein dritter Vorstoß fUhrt, indem immer
das Nene die yorangehenden Annahmen bestätigen mnß, zu dem
Ursprung der germanischen Werbnngssagen Oberhaupt. Danach
gilt es dann, das Oedicht in sich abzugrenzen und herzustellen
mit allen Mitteln philologischer Kritik und schließlich allen
Teüen Zeit, Ort und Bubrik anzuweisen. Damit ist erst be-
gonnen. Zwar sind Strophe und Beim ausgeputzt, soweit es zu-
nächst m^^lich ist, aber die Einteilung in Strophen beruht, ab-
gesehen Yon den Langversen, noch auf der Voraussetzung, daß
der Strophenschluß eine Interpunktion mache, stärker, als irgend
eine in den vier Versen vorher und vier nachher; die Stärke
aber einer Interpunktion bestimme ich im letzten Grunde doch
nach meinem Gefühl, trotz aller stilistischer Untersuchungen
(s. z. B. S. 319). Desgleichen bedarf die Betrachtimg des Vers-
baus viel tieferer Fundamente. Ihm ist um so schwerer beizu-
kommen, als Langverse unter den normalen stecken mfissen, als
wir Ober die Möglichkeiten der TaktfGLUung, Betonung und Miß-
betonung, ev. auch Silbenzählung in den einzelnen Teilen nichts
wissen und nach der Zerlegung des Ganzen, hier wie sonst, nicht
vom 100. Fall auf den 101. schließen dfirfen. Stil und Wort-
schatz sind nur erst im Hintergrunde ausgenutzt. Das Formel-
hafte bringt allerdings so gut wie garkeine Ausbeute, weil
gerade da die Beimbearbeitung — die eben statt Gedanken
Fonneln braucht — vieles Neue unlöslich in das Alte hinein-
g^eilt hat. Auch die lexikalischen Anmerkungen versuchen nur
erst, Schreibereigentfimlichkeiten des 15. Jahrhunderts zu subtra-
hiere, nicht das Echte eines Archetypus festzulegen, der ein
Konglomerat ist ohne Einheitlichkeit. Bei solcher allgemeinen
Unsicherheit mfissen dann die Einzelergebnisse ihre Wahrschein-
lichkeit gegenseitig zu immer größerer Gewißheit steigern.
Denn daß ich die einzig mögliche Aufteilung der Verse gefunden
hätte, glaube ich nicht mehr, wie noch vor zwei Jahren, und daß
die Tabelle S. 349 fiT. zu viel sagt, möge man mir nicht erst vor-
halten. Dafär sagt die Textgestaltung um so weniger, und in
diesen Grenzen liegt gewiß das Bichtige. Sie bemfiht sich dana-
idiach, durch Sprachgewand und Interpunktion das Ge*
XIV
dicht nach seiner letzten Bearbeitung als zusammen-
hängendes, einheitliches Ganze darzustellen, so sehr es
auch überall klaffen mag. So kann jeder ohne aufgedr&ngtes
Vorurteil an den Text herantreten und die alte, oft stsA ab-
weichende Sprache und Interpunktion hineinlesen. Ich wußte
keine bessere Auskunft. Denn ich finde nicht den Mut — sanft
gesagt — der MüUenhoffschen Einleitung zur Eudrun, der die
philologische Aufgabe verkehrend, fast auch das d6c }iot icoo 9t&
des Archimedes verschmähend, den Leser aufforderte, an den aus-
geschiedene „echten^^ Strophen den Ton der echten Strophen
kennen zu lernen und dann zur Ausscheidung der unechten an
die von Vorausnahmen aller Art strotzende Abhandlung zu gehen.
Mein Ziel ist näher gesteckt, und wenn überhaupt, ist es dem
epigonischen Pilger, der auch noch die Last der letzten 60 Jahre
tragen soll, nicht in einem Sturmmarsche zu erreichen. Es rückt
femer im Wandern, und auch ich entschließe mich nach noch
und noch einem Stückchen Weges, für diesmal ein Ende zu
machen. Wo und wie es weitergehen müßte, habe ich angedeutet
Die Anregung zu dieser Arbeit, und damit etwas Großes,
verdanke ich Edward Schröder. In den ersten Monaten des
Jahres 1902, in Marburg,' habe ich begonnen, habe dort noch
MMkW abgeschrieben und IS, später in Berlin sbib^u v&-
glichen. Die Bibliotheken von München, Wien, Innsbruck, Schaff-
hausen, Berlin, Budapest und Trier stellten mir ihre Hand-
schriften bereitwillig zur Verfügung. Nur die öffentliche Biblio-
thek in Bergen (Dept. du Nord) und die Metropolitanbibliothek
in Olmütz ließen mich in sticht- Die KOnigl. Bibliothek in
Brüssel schickte mir Nachricht über eine Handschrift und habe
auch dafCbr meinen Dank; W. Braune unterrichtete seinen alten
Schüler auf das freundlichste von einem Palatinus. So hoffe ich,
daß meine Ausrüstung ft&r die Verstezte einigermaßai vollständig
ist; die Berliner Sammlung von Handschriftenkatalogen habe ich,
wenigstens was die Lande deutscher Zunge betrifft, ganz durchsucht
Bei der Prosa der Heiligenleben dagegen habe ich mich mit Be»
*) Inzwischen hat mir die fretmdliehe Vermittlung der Herren Bnr-
daeh, Seemüller und Hobich von P Eobliha in Olmfits die Bilaubnis
erwirkt, den cod. 0 an Ort und Stelle zu benutien.
XV
wnßtsein auf das VerOfFentlichte beschränkt. Das ist eine schlimme
Schwäche meiner Arbeit, aber ich mußte eine Orenze finden.
Mit Zeitschriften hat mich in nie gekannter Liberalität das
Joachimsthalsche Gymnasium auf Jahr und Tag beliehen. Die
Berliner Egl. Bibliothek gestattete mir Einsicht in den Sprachatlas.
Meinem lieben Freunde Bögel in Kreuzburg, der treulich die
Korrekturen mitgelesen hat, danke ich besonders manchen Wink,
der der Lesbarkeit meines Buches zugute gekommen ist;
mein Bruder Herman durchsuchte f&r mich ganze Reihen von
ürkundenbänden und meine Frau ergab sich mit mir dem
Indexmachen.
Schließlich aber fBge ich fftr dieses Vorwort wie fftr mein
ganzes Buch das große Vielleicht an, das so manche ungern ent-
behren, das aber in einer Untersuchung, die sich nur durch
tausendftltiges Probieren und Immerwiederprobieren dem ewigen
circulus vitiosus entwindet, gänzlich selbstverständlich ist oder
Yor jeder Zeile stehen müßte. Am Ende werden doch nur die
großen Orundlinien richtig sein. Aber die, hoffe ich, werden
richtig sein. Und wenn nicht, wenn gar einmal der alte Codex
*Mz oder sonst einer auftauchte und mich Lügen strafte, dann
möge man mir zugute halten, daß die Wirklichkeit sich tag-
täglich unendlich viel mehr Unwahrscheinliches erlaubt, als einer
Hypothese jemals geglaubt werden könnte.
Das erste Manuskript wanderte in die Druckerei am 24. Ok-
tober 1905, die letzte Bevision am 1. ^November 1907.
Du hast mich durch sechs schicksalschwere Jahre geleitet!
— Addio!
Charlottenburg.
Georg Baesecke.
Inhaltsverzeichiiis.
Vorwort: I— XV.
Voraibeiten: Ausgaben: VI, — Datierang: VI, — Ver-
h<nifl des Münchener Oswald zu den übrigen: VII, —
Sprache und Kritik: VII, ^ Strophische Form : VIII, —
Sage: IX. — Meine Arbeit and was ftbrig bleibt: Xn.
InhaltsTcrzeichnis: XVII— XVIIL
Text: 1—165
Vorbemerkungen zum Text: 2
167—889
1. Die haiidsehrinilelie überUefenug: 169^200
1. Die Handschriften: 169—88.
M: 169, — I: 169, - S: 170, — Mk: 171, — s: 171, —
b: 175, — u: 180, — b,: 182.
, 2. Gruppierung der Handschriften: 188 — 89.
ß: 183, -- sß: 185, — Mksß: 186, — MISsß: 186.
3. Die Zwischenaberlieferung: 189—99.
♦M: 189, — •!: 190, — •s: 191, — «ß: 191, — mk: 198,
— *S**S: 198, — Stemma der Handschriften: 199.
4. Folgerungen: 199—200.
IL Spraehe und Heimat: 201—218
1. Bairische Reime von *MS: 201.
2. Sprache des alten Gedichtes aus der Pallographie:
201—6. (Lokalisierung: 208.)
3. Sprache des alten Gedichts aus den Heimen: 206-^12.
Erhaltene Reime: 206, — Vierreime: 207, — Parallil-
yerse: 209.
.4. Der bairische Bearbeiter B: 212—13.
UL Inluüt: 214—309
1. »MS: 214—21.
2. *MS und die Prosa *zn: 221—28.
3. *MS und das Wiener Gedicht ^0: 229—87.
4. »MS, ♦zn und »WO: 238-61.
(Tabelle der Motive: 238-45.) ^
xvm
5. Geschichte und Legende: 261—65.
Beda: 261, — Reginald: 263, — Drogo: 264.
6. Die Brautwerbnngsgeschichte: 266 — 309.
Tabelle der Motive in den yerwandten Sagen:' 266; —
Dietrichs Flucht: 273, — Hugdietrich: 273, — Kud-
run II: 274, — (Hjadhninga vfg: 276, — ) Kudrun UI :
285, - (Snio: 286, ~) Herbort: 288, — AttUa: 290,
— Rother I: 290, — Ortnit: 291, — The Scottish
Sqnire: 293,— Hjönrardhr: 294, — Apollonius: 295,
— Nibelungen: 296, — Chlodwig: 298, — Berch-
tuDg: 301, — Mythologie: 303, — Folgerungen ffir
den Oswald: 304.
IV. Pom: 310—362
1. Strophen: 310—30.
Strophen in 0: 310, — in »MW: 322, — in ♦Mz: 328,
— in »MS rMSi): 325, — im Schlüsse (♦MS,): 327,-
Unstrophische Interpolationen in *MS (« ^MS,) : 329.
2. Verse: 330—39.
Zu lange Verse: 330,— (Apokope: 330>— ) in kurze: 338.
3. Reime: 339—48.
Doppeldeutige Reime: 339 (äomun, mannen, em^tfiatgen,
gegangen: 339, — hinnen, küniginne: 340, — geren, Herren
341), — Unreine Reime in 0: 342, — •MW: 348,—
•Mz: 344, - ♦MSj: 344, - »MS,: 344, - »MS, : 344
•MS4: 345, — Übersicht: 346.
4. Übersicht über Aufteilung und strophische Gliederung
des Gedichtes: 349—62.
V. Chronologie und Sehloss: 368—389
•MS4«=B: 363, — »MS,: 365, — •MS„: 370, —
♦Mz: 375, — ♦MW: 876, — (Filiation der drei Oswald-
fassungen : 377, — ) 0 : 377, — Zusammenfassung und
Chai-akteristik: 381.
AnmerkaBgen nnd VenoiehHiaset 391—445
I. Anmerkungen und Verzeichnis der in der Abhandlung
besprochenen Verse: 391—435.
IL Alphabetisches Verzeichnis der behandelten und
der nach den Lesarten ungel&ufigen Worte: 485—39.
IIL Alphabetisches Verzeichnis zur Abhandlung: 489 — 45.
TEXT
Ich habe den Text des Münchener Oswald in eine Unifonn gesteckt, die
ihm zu keiner 2^it ganz gepaßt hätte, die aber doch die gröbsten Unebenheiten
ausgleicht. Dazu sind die pedantisch vollständigsten Wortbildcr gewählt, das
Apokopieren, Elidieren u. dergl. ganz dem Leser Überlassen, das rein Dialektische
der Laute ist unsichtbar gemacht, dem Reime nur im Nötigsten nachgegeben.
Nirgends habe ich einer Theorie der Strophe, des Lang- oder Kurzverses, der
Metrik, des Reims, des Inhalts und seiner Teilung zuliebe ein Wort ge&ndeit,
zugefügt oder gestrichen, ohne daß ich durch Klammern darauf hingewiesen hätte :
Kodex M liegt dem Texte zugrunde, aber aufgenommen ist nur, was d.is Stemma
und die Eigenheit der Überlieferungen forderten oder parallele Verse an die Hand
gaben; Konjekturen' sind besonders besprochen. Es fehlt also auch alles Alte,
das die Handschriften nicht mehr hatten, z. B. die Doppelnegation in den aller-
meisten Fällen, das swer, swie u. s. w.; es ist aber Überall da eingesetzt, wo es
auch nur eine Handschrift darbot. Die wirkliche Herstellung des alten Gedichts
und der Zutaten ist erst noch zu leisten.
Im kritischen Apparat sind verarbeitet die Vershandschriften:
M und Mk (Kainrisches Bruchstück) derKgLHof- und Staatsbibliothek zu München,
I des Ferdinandeums zu Innsbruck,
S der Bibliothek zu Schafifhausen,
die Prosaauflösungen:
S der KgL Öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart»
b der Kgl. Bibliothek zu Berlin,
U des Ungarischen Nationalmuseums zu Budapest, b-f~U ist durch ß bezeichnet.
Es sind immer alle nicht lautlich-orthographischen oder gegen das Zu-
sammenstimmen aller Vershandschriften einzig durch die Prosen vertretenen Les-
arten aller Handschriften kenntlich gemacht, die etwas Entsprechendes haben,
nicht bloß die der abweichenden; man übersieht also bei einer jeden gegebenen
Lesart die gesamte Überlieferung. Dieses Umständliche ist nötig, weil infolge
der Selbständigkeit der Prosen oft der Handschriftenbestand, also auch die Gewähr
von Zeile zu Zeile wechselt. Nicht berücksichtigt sind bei diesem System 1) Mk,
das nur eine bestimmte kurze Reihe von Versen enthält und 2) die Prosen, soweit
es sich um Wortstellung handelt. Trotzdem ist zur Hervorhebung besonders an-
gegeben, wenn ein Vers in M 1 S fehlt, und in dem Falle ist auch über s b U aus-
gesagt, ob sie ein entsprechendes Wort bieten. Verlassen ist das System nur bei
besonders — dialektisch, paläographisch — interessierenden Lesarten einzelner Hand-
schriften ; dann erinnert ein *, daß hier nicht die ganze Überlieferung aufgeführt ist.
Die Lesarten sind in der Orthographie der Handschriften gegeben, nur
drucke ich im Silbenanlaut z für cz^ das oft nicht davon zu unterscheiden ist,
betrachte do — dä^ weil sie nach Bedeutung und Laut verwechselt werden, als
gleichwertig und verzeichne dez wez ^ daz tuaz nicht. Werden mehrere Hand-
schriften zusammengefaßt, so normiere ich die Schreibung nach meinem Texte,
desgl. bei Angaben über Wortstellung, bei ß =» b -4- It nach b mit Streichung
des Überflüi^sigen.
( ) bedeutet bei den Prosen, daß eine entsprechende Lesart fehlt, daß
aber der Zusammenhang zweifellos für e i n e Möglichkeit entscheidet. Die Les-
arten sind durch Punkte geschieden. Majuskel bezeichnet das erste, Kolon das
letzte Wort eines Verses, f = fehlt, sp = Späterer Zusatz.
EtimUller V. i - 6
W^^l^^ ^^ h£rren stille gedagen»
s6 wil ich iu künden unde sagen
von deme mildsten man,
s6 £r daz leben ie gewan :
daz was sant Oswalt üz Engellant,
also tuot uns daz buoch bekant.
1 MSf Isß. harren] hören S hertchaft
Es wts ain kunig rieh
Nynert vant man sin glich
Yon herschscbaffk Tod gewalt
Sein naoi was- oswalt genant
5 Der hat an sinem haff
Beid fürsten h'czogft rh groffen
Ritter vnd knecht
Die do im warn gerecht
AufT seinem hoff erczogen
10 Die do manhait wol pflagen
Vnd im zu dienst wom berait
So si fürstliche gnade begert
OSwalt der gutte
Er bet in sim mute
15 Gotes dienst vfi sin gäbe
Dez er mit innikait pflage
Ei diente im sunder spott
Got dem hailign trinitat
Vnd wes er von im begert
20 Des wart er fellicleich gewt
Ains morgens früw
2 MSflsß. wil S wolt M.
3 MSflsß. miltisten M muten S.
4 MSflsß. s6] M Do S.
5 MSsflß. üz] M jn S.
0 MSflsß.
M. gedagen S tagn M. Sla/t I 339 in I :
Sant Oswalt lag an siner rttw
Vnd gedocht in sinem sinne
Wie daz er weip neme
25 Ains riehen kaissers kint
Die im wol zimpt
Der ka isser an alle wan
Der was ein hadnisch' man
Der hett sin tochter so innen
30 Daz kainer mit syne sinnen
Komen mocht zu ir
Daz waz kunig oswalt la'de mer
DEr rttfit sim fe hoff gesinde
Nu merket waz er begunde
35 Mit siner dinem zu reden
Vnd begunde sie zu bietten
Ab chainer vnder in war
Der da west vmb die mer
Wie man zu des kaissers toeht' sult
chomen
40 Der solt er ymer habn fromen
Do sprach ein alter grisser man
Ich wil des gedechntis han.
I E.V. 7—28 I
deme dienten krefticliche
zwelf künicrtche,
zwelf künige die dienten ime sch6ne,
10 iegelicher under siner guldiner kröne,
vier unde zweinzic herzogen höre
die dienten ime durh stn grOze öre,
sehs unde drtzic grTfen lobesam
die dienten ime mit manigem werden man,
15 niun edele bischofe
die dienten ime üf stneme hofe,
ritter unde knehte
die dienten ime gar rehte.
nü verweisete sant Oswalt vruo,
20 daz ime gie gr6ziu sorge zuo,
er lebete mit gr6zen sorgen
den äbent unde den morgen:
des twanc in gr6ziu not,
wände ime was vater unde muoter t6t.
25 er was junc ze der stunde,
daz er sich niht versinnnen künde:
der milte künic Oswalt
was niwan vier unde zweinzic jär alt.
7 MSsflß. dienten] S dienet M. krefticltche] M frintlichen S.
8 MSsflß. in S zutn vorigen Verse,
9 MSsflß. dienten] S dienet M.
10 MSf Isß.
U MSsflß. here] herr M das zwcUe r sp her'en S.
12 MSf Isß. die] MfS. dienten] S dienet M. ere] M eren S.
13 MSsflß.
14 MSf Isß. die] MfS. dienten] S dienet M. werden m. M biderman S.
15 MSsflß.
16 MSf Isß. die] MfS. dienten] S dienet M üf sfneme] M ze S.
17 MSf Isß. knehte] M och k. S.
18 MSf Isß. die] MfS dienten] S dienet M. gar M vil S.
19 MSsflß.
20 MSf Isß. sorge M not S.
21 MSsflß. gröien SsfM.
22 MSf Isß. Den Sf M.
28 MSflsß. des] M Sorg S. in M yn in S.
24/6 MSsflß.
27 MSflsß. künic] M k. sant S.
28 MSsflß. niwan] nUmen s nUr M nä S.
E. V. 29—49
doch wie er gar ein kint was,
30 des rtchen gotes er nie vergaz,
er was ze allen ziten in deme geträhte,
wie er gote wol gedienen mähte,
er sprach: ,hinilischer degen
ich wil dir dienen, die wlle ich hän oiin leben'.
35 er sprach: ,solte ich mich stn niht Schemen,
s6 wolle ich gerne ein vrouwen nemen,
nü bin ich ein kindischer man,
h6rre wie sol ich ez grlfen an?
ich naeme gerne ein magedin,
40 möhte ez nur äne sunde gesln:
ei himlischer vurste h^re
nfl gip mir rät unde l^rel'
daz geschach eines nahtes, d6 lac er unde slief,
sin herze ime ze den sinnen rief:
45 ,Oswalt sulen diniu lant äne ein vrouwen stän?
triuwen daz ist niht wol getan!
zwiu sulen dir witiu künicrlche,
du betest danne ein vrouwen tugentlkhe?
wände stürbest du, s6 wurde ez erbelös:
29/30 MSsflß.
31 MSsf Iß. in d. getrabte] S im gerecht M (er trachtete s).
32 MSsflß. wol MsfS.
33 MSflsß. himlischer M himelschlicher' S.
34 MSflsß. min] M dasz S.
35 MSflsß. solte] M vn sölt S.
36 MSflsß. gerne] MfS.
37 MSflsß. kindischer] M kintlicher S.
38 MSflsß. h^rre] M Her'got S.
39 MSflsß. magedin] M megedlin S.
40 MSflsß. nur] M n5 S.
41 MSflsß. ei] M Er sprach S. himlischer vurste h.] M himelschlicher Cso
US S itttmer) got vn her' S.
42 MSflsß.
43 MSsf Iß. daz geschach eines] M Eines s Desz S. d6 I. er] M lag er s da
er lag S. In M zwei • Verse,
44 5 MSsf Iß.
46 MSsf Iß. wol S guot M.
47 MSflsß. zwiu sulen] M Zwai sint S.
48 MSflsß. du] M Dar vmb S.
49 MSsf Iß. wände] s Den STM.
iE. V. 50-7I
50 nim dir eine, diu si din genözT
er gap ime selber rät unde ISr
unde gedihte ouch hin unde her
an der selben stunde,
wä er sin genözen vunde.
55 er hete in stneme getrabte,
daz er niendert vinden mähte
in zwelf künicrlchen
daz ime möhte geliehen.
nü gap ime sin engel in den muot:
60 ,ich wil dir raten edeler vurste guot:
nim dir dehein vrouwen in den landen din,
ich wil dir ez raten üf die triuwe min,
du muost varen über mere
mit eineme kreftigen here
65 nach einer heidnischer küniginne,
die solt du über mere her bringen,
du muost in die heidenschaft kSren
unde kristenlichen gelouben mSren:
nim dir ein heidnische künigin,
70 daz ist gotes wille unde der lieben muoter sin.'
dö er den rät vol vemam,
50 MSflsß. *aineiu, das m sp M.
51 MSPTIs.
52 MSsflß. uDde] M Er S. hin Ms fast h. S.
53'MSrisß.
54 MSsflß.
55 MSsflß.
56 MSflsß. niendert] M nienen S.
57 MSsfIß.
58 MSsflß. dar] M Die S.
59 MSsßf I. den M sinen S.
60 MSsflß. dir Ss euch M. cdcler Ssf M.
61 MSsßf I. den — din] M dinen landen S.
62 MSflsß. triuwe] S trcwcn M.
63 MSsflß.
64,66 MSsßf I.
67 Ssßf MI. heidenschaft sß haidenischen S.
68 MSsßf I.
69 MSflsß. »dir] die M.
70 MSsßf I. daz ist Ms daz (es u) waere ß Durch S. wille Msß willen S unde
Ssß vnd auch M.
71 MSsflß. vol] wol MSf sß.
E.V. 72-95I
des vröiwete sich der werde man,
er sprach: ,hiinlischer vurste guot
nü hilf mir über des meres vluoth
75 sant Oswalt dannoch in sorgen lac
die langen naht unze an den tac,
wie er ime eines sinnes erdaehte,
daz er die stne zesamene braehte.
nü lie er niht beliben,
80 er hiez ime briefe schriben,
boten er gesant
in alliu stniu lant.
er enb6t d6 mit ^ren
allen slnen landes harren,
85 von den wolte er rät nemen,
des dorfte er sich niendert Schemen.
d6 die harren s!n boteschafe vernämen,
wie balde si gen hofe quämen!
ritter unde knehte,
90 die ime wären gerehte,
zwelf künige quämen ime schöne,
iegellcher under stner guldlner kröne,
vier unde zweinzic herzogen here
die quämen ime durch stn gröze Sre,
95 sehs unde drizic gräfen lobesam
72/76 MSsTIß.
77 MSsflß. erdaehte Ms bedächt S.
78 MSsflß.
79 MSflsß.
80 MSsflß. er S Vn M. hiez Ss lie M.
81 MSsßf I. Ain« MfSsß. gesant M sant sß do sant S.
82 MSsßf I. in S 9um vorigen Verse.
83 MSsflß. cnbÄt Ms gebott S. d6 m. eren] SfMs.
84 MSsßf I. in M »uni vorigen Verse, allen Ssß vbcr all M.
85 MSsflß.
86 MSf Isß dorfte] bedorft S mocht M. niendert] M nit S.
87 SsfMIß.
88 MSßf Is gen h. Mß zu ain ander S.
89 MSsflß.
90 MSflsß.
91/93 MSsflß.
94 MSflsß.
95 MSsflß.
8
E. V. 96—119
die qudmen mit manegem werden man,
niun edele bischof
quimen ime üf sfnen hof,
die besten harren alle
100 quämen dar mit schalle.
d6 si nfi gen hofe wiren komen
unde daz sant Oswalt hete vernomen,
hoeret, wie er under in umbegie
unde si gar wirdiclichen empfie,
105 vrien, gräfen sunderbär,
daz sage ich iu vürwär,
ritter unde knehte,
ieden man nach sineme rehte,
er empfie sine landes harren
110 wirdiclichen nach gr&zen ^ren.
dö sprächen die helde h6chgemuot:
,nü danke iu got der guotl'
er begunde si ze hfise laden,
alse wir noch hoeren sagen.
115 dö sprächen die dienesth^rren:
VhÄrre wir tuon ez rehte geren*,
also begunden si alle jehen:
96 MSsf Iß. die] MfSs. mit Ms ym m. S. werden Ms bider S.
97 MSsflß.
98 MSsf Ip- in S ZUM vorifen Verse, ime] S deo kung Mfs.
99 MSTIsß.
100 MSf Is3. in S 9utn vorigen Verse» dar M ym S.
101 MSsflß. nü Ss im M.
102 MSsflp.
103 MSsflß. Nü SfM.
104 MSsßri.
105 SspTMI.
106 MSTIsß.
107 MSsflß. knehte Msk die ym warend gerecht S.
108 MSsßf I. Vn empfeng SfMs. s. rehte] MS seiner wirdigkait ß s. gesiechte S.
109 MSsflß.
110 MSflsß. nach] M mit S.
111 MSflsß. helde] M her'en S.
112 MSflsß.
113 MSsf Iß. si SsfM.
114/5 MSflsß.
116 MSflsß. wir tuon] M wisten S (so),
117 MSflsß.
E.V. 120—138
,waz ir wellet daz maoz geschehen'.
sant Oswaldes 6re die wären gröz,
120 den harren man dö wazzer b6t,
sant Oswalt hüsdre nie vergaz,
mit den harren er ze tische saz,
die h6chgebornen degen
satzte man d6 ze tische eben,
125 er satzte si sch6ne ze tische
unde gap in braten vische,
er gap in semele unde guoten wtn
unde waz da reines möhte gesin,
er gap in zamez unde wiltbraete,
130 guoter koste allez geraete,
der allerbesten sp!se genuoc,
s6 man si vür harren ie getruoc.
der edele vurste wolgetän
begunde mit den harren Wirtschaft hin,
135 voUiclkhen zwelf tac
er ir mit gr6zen 6ren pflac.
d6 sich diu Wirtschaft erlie,
sant Oswalt vür den tisch gie,
118 MSflsß. geschehen S beschehn M.
119 MSflsß. wdren] M wasz S.
120 MSsfIß. dö M dasE Sfs b6t] S gegabe s goss M.
121 MSflsß. hAscre] M der h. S. Vor V. 121/2, 113—15 am Rande in S:
c d a b c (so),
122 MSsfIß.
123 MSflsß. höchgebornen] M h. gelopten S.
124 MSsfIß. Die SfM.
125 MSflsß.
126 MSflsß. in S zum vorigen Verse, unde] M Er S.
127 MSflsß.
128 MSflsß. reines] M zames S.
129 MSflsß.
130 MSflsß. koste] M spisz S. geraete] M wo! berait S.
131 MSflsß.
132 MSflsß. getruoc] M trüg S.
133/4 MSsfIß.
135 MSsßfl. voUicKchen] M VoUenklich Sfs.
136 MSflsß.
137 MSsfIß erlie M sergeng S ein ende hatt $.
138 MSsfIß.
10
E.V. 139— i6i
er sprach mit grdzen 6ren:
140 ,nü merket alle mine landes harren,
ir sult alle samt stille gedagen
unde merket, waz ich iu habe ze sagen:
ich bin iuch niht umbe sust zesamene bräht,
merket, wes mir si gedäht:
145 einen rät wil ich von iu ncmen,
des dürft ir iuch niendert Schemen:
ritter unde knehte
ir sult mir raten rehte,
herzenlieben vriunt min
150 nü ratet mir, waz daz beste müge gesin,
mit triuwen, der ich iu getrouwe:
ir wizzet wol, mlniu lanl stänt äne ein vrouwen:
kunnet ir mir iendert gezeigen
under kristen unde under beiden
155 ein künig^nne edele unde rkhe,
der lip si kluoc unde minniclkhe,
ir 6re michel unde gr6z
unde diu st mtn genöz?'
manic belt abe der vräge erschricte,
139 MSsflß. ßTÄzen] M guten S.
140 MSsflp.
141 MSflsß. samt] MfS. gedagen] S dagn M.
142 MSsflß.
143 MSsßf I. niht nach sust S.
144 MSflsß. Vnd SfM. wes m. si] M wasz ych mir hab S.
145 MSsflß.
146 MSflsfl dürft] M bedurftent S.
147 MSflsß. Min SfM. knehte] M min k. S.
148 MSflsß.
149 MSflsß. hcircnl.] M Ir herzogen 1. S.
150 MSsßf I. daz — gesin] M w. (Ich dunck dass biest sin S das beste s.
151 MSsflß. Danach in S: Vnd dass (ich got dar iimb beschawe.
152 MSsf Iß. wol Ss w. daz M. Danach in S: Dar vmb sond yr Uch um ainc
schawen.
153 MSsflß.
154 MSsflß.
155 MSsflß.
156 MSsflß.
157 MSflsß. gr6z] M och g. S.
158 MSsßfl. si] b da s. u och wol s. S. roUg wcsii M.
159 MSflsß. Vil SfM. hclt M kUnic unde ander vursten ß harrt S. abe SßfM.
11
E.V. 162 — 183
160 ie einer den andern anblicte,
&i besorclen an den stunden,
daz si stn genöxen niendert vunden.
die harren giengen d6 ze rite
beide vruo unde darzuo späte
165 volliclichen drt tac,
ein iegelicher man dö siner witze pilac.
ir aller triuwe dö wol erschein,
die besten wurden überein
unde sprachen ze deme h6rren:
170 ,nü riete wir iu daz beste geren,
nü kunne wir iu geraten niht,
wie halt uns darumbe geschiht:
iuwer gewalt ist üzermäzen gr6z,
wir vinden niendert iuwern gen6z,
175 in zwelf künicrtchen
vinde wir niendert iuwern geliehen,
si stn iuwer vriunt oder eigen,
davon kunnen wir iu niendert gezeigen . . .
daz geloubet uns lieber h^rre min,
180 wir wizzen niendert kein künigtn,
der wir des mugen getrouwen,
160 MSsfl?- Vn SfM. ic— an] M Die h'rcn . . . einander an s vUr sich nidcr S.
161 MSflsß si] M Die S. besorctcn]S wcsargii M. den M d. selben S.
162 MSflsß. niendert] M nienan S.
163 MSsßfL giengen Msß würdent S.
164 MSflsß.
165 MSsßf I. drS Ms d. gancz S wol d. ß.
166 MSflsß. man dA] MfS.
167 MSfls?.
168 MSflsß. wurden] M da w. S.
169/71 MSsfIß.
172 MSsf Iß. halt nach uns S. geschiht Ss besch. M.
173 MSflsß. • mässen S.
174 MSsßf I. niendert] M nienan S nyerget s.
175 MSsßfl.
176 MSflsß. So SfM. niendert] M nienan S.
177 MSsf Iß. sin] M sy S.
178 SßfMIs, doch vgl, s nach 189: dz jm die h'ren keyn ktinigin mochten
gezeigen niendert] nienan S. gezeigen (s) zeigen Sß.
179 MSsfIß.
180 MSsfIß. niendert] M nienan S niergen s. kein Ss ain M.
181 MSflsß. des] M esz S.
12
E.V. 184—205 I
daz si iu gezeme ze einer vrouwen.'
er sprach, alse uns daz buoch vergibt:
,kunnet ir mir danne geraten niht,
185 ^6 sult ir heim ze lande varen,
got müeze iuch bewarenl'
der hdcbgebome degen
. begunde deme rate ein uxloup geben.
d6 in .daz urloup wart bekant,
190 d6 vuoren die harren heim ze lani.
dö der rät ein ende nam,
d6 trürte der vurste lobesam.
nü quam üf stnen hof gegän
ein edeler pilgerin wolgetin,
195 der was geheizen Wärmunt,
zwei unde sibenzic lant wären ime kunt,
diu hete er erwallel mit ören
in. deme dienste unsers lieben hfirren
unde durh die ^re der himlischen künigin,
200 darzuo stuont ime daz gemüete sin.
er truoc einen balmen in siner hant
unde gruozte sant Oswalt in Engellant.
dö in der künic ansach,
182 MSsfIß. daz si]' M Die S. gexeme] gezäm M möge gezfoicn s zitn S.
183/5 MSsfl?.
186 MSsfIß. Der milt SfMs. mUeze Ss mag M iuch] S Uch alle s vns wol M.
187 MSflsß. hdchgeb.] M h. gelopt S.
188 MSsßTI. ein MffSs. Vrlop S.
189 MSfls?. »wrlop S. wart] M wasz S. .
190 MSsflß.
191 MSßTls.
192 MSsßTI.
193 MSsßfl. nü Ms Vm S. gegän] gegangen Msß gan S.
194 MSsßfl. edeler Ss eilend' Mfß pilgeiin Ssß waller M.
195 MSsßj"!.
196 MSflsß. kunt] S bechat M.
197 MS(ß)ris. erwallel] erwalln M gewandlct S durcUwallet b durchzogen u.
198 MS(ß:ris. in S(ß) ZU M. »vn M.
199 MS(ß;ris. ere der Ss{?f fA.
200 MSflsß.
201 MSsflß. einen balmen] einen palmen s ein palm MS,
202 MSsflß. unde Ss In M.
203 MSsßf I.
13
E.V. 206- 227 1
d6 begunde er in empfähen unde sprach:
205 »Wärmunt edeler pilgerin
du solt mir gotwilkomen stn,
Sit du mir ze hofe bist komen,
d!n kunft hSin ich gerne vernomen'«
er gevie in under stnen arm dräte
210 unde vuorte in in stn beste kemenäte,
da si nieman hörte weder sach,
h6ret, wie er vräcte unde sprach:
er sprach: »Wärmunt edeler pilgertn
sage mir üf die triuwe d!n:
215 kanst du mir iendert gezeigen
under kristen unde under beiden
ein küniginne schoene unde minniclkhe,
diu mir gezeme über mtn rtche?'
d6 sprach der pilgertn Wdrmunt:
220 ,zwei utide sibenzic lant sint mir wol kunt,
darinne weiz ich n^ht edeler vurste löbesam,
noch wil ich iu raten obe ich kan:
enhalp des meres vluot
204 MSs^l. dö MsfS. er vt^ begunde S. empfdhen S(sß) grUssn M.
203 MSsflß. edeler] du edler S lieber s Eilend M.
206 MSsfl?.
207 MSris?.
S08 MSsflt^. kunft] kunst MSs.
209 MSsf Iß- gevie] M nara Ss.
210 MSspfl. beste MsfS?.
211 MSfls?. hArte weder] M weder h. noch S.
212 MSrisß. Nun STM. er M er yn S.
213 MSsJifl. edeler] s du e. S eilend' M triuwcr fl
214 MSsflß. Nu SfMs. dfn S mein M.
215 MSs^I. iendert] M jrget s nienant S.
216 MSsfIß. Danach in S: Ain ktiniggin schön vn wol gestalt
Also fragt yn sant Oschwald.
217 MSsfIß. ein k. Ms Vn die sy S. *schown M. unde MsfS. minnicUche
MS wol gestalt vn darzu jung s.
218 MSsfIß. gezeme Ss gezam M. über min Ms vnd minem S.
219/20 MSsßTI.
221 MSsßf I. In M nvei Verse, in S drei, weiz] M so w. S. niht] M niendert
ß nicht: Alsz vnsz dasz buch vergtcht: S;
222 MSsTIß.
223 MSsßfl. d^s Ms d. witen S d. wilden ^3
14
I E. V. 228 - 246
da weiz ich ein küniginne als6 guot,
225 ich muoz dir der wärheite jehen,
jch hän sd schoenez bilde nie gesehen
als6 ir werder l!p,
ich gesach nie schoener wtp,
ir schoene ist üzermizen gr6z,
230 an schoene lebet niendert ir gendz,
milter künic Oswalt,
ir lip ist minnicltche gestalt,
si ist ouch tugentlkhe,
si gezitnet dir wol über dlniu riche,
235 si ist diu schoene vrou Pamige genant.
da ze Ai6n in deme lant
da ist ir vater gesezzen,
ein beiden s6 vermezzen.
si ist ein heidnischiu künigin
240 unde geloubet an got unde an die muoter sin»
si selbe vierdiu juncvrouwe,
h^rre des sult ir mir gctrouwen,
si bat kristengelouben
224 MSsflß. als6] M so S.
225 MSrisß.
226 MSsfltS, s6 Ss halt so M bilde SfM.
227 MSflsß. ir] M yst yr S. werder S schon* M.
228 MSspf I. Zwar SfMsfi. gesach Ssß g. halt M. •schown* M.
229 MSflsß. ist M wasr cmf Kamr, am Rande yst S.
230 MSfls? nitndert] M nienan S.
231 MSflsß. kUnic] M k. sant S.
232 MSsflß Itp] M mincnklicher 1. S. minnicliche] •mikleik M so wol S.
233 MSSi^I. ouch ß och gar SfM.
234 MSsflß. Wan SfMs. gezimet] zimet Ss gezäm M. dir wol MsfS.
diniu] M wUer S.
235 MSsßpi. Pamige] pamig oder paimg S parig b pärtg u Pauge sfM.
236 MSsfl?. dÄ] MfS. *Araon S.
237 MSsflß. ir Ss auch ir M.
238 MSsßri. so M also S.
239 40 MSsflß.
241 MSsßf I. vierdiu] M vier', r' auf Rasur, es stand auch d <£x S.
242 MSflsß. des - mir] M yr sond mir desz S. getrouwen] Mf S.
243 MSsflß. in S zum vorigen Verse, si — kristcn] M (vfi habet cristen s) fS.
gclouben Ms geloben S.
15
I K. V. 247 - 268 I
heimliche vor deme heidnischen man,
245 unde weste er ez, er gewunne ir daz leben an,
si wolten gerne ze der toufe kdren
unde kristenlichen gelouben mdren
beide spite unde vruo,
nü hänt si nieman, der in helfe darzuo.'
260 d6 sprach der werde vurste guot:
,nü muoz ich über des meres vluot,
ich hilfe in ze der toufe', sprach der junge degen,
,unde gienge ez mir an min werdez leben 1'
er sprach, alse wir hoeren sagen:
255 «nü solte ich einen boten haben
über des wilden meres vluot
ze der werden kUniginne guot,
daz er mir ervUere diu maere,
wes ir ze muote waere:
260 wolte si kristengelouben hin^
daz solte si mich wizzen län,
s6 braehte ich zesamene ein michel here
unde vüere nach ir über mere.'
d6 diu rede vol geschach,
265 hoeret, wie der pilgerin sprach:
244 MSs^fl.
245 MSsflß. unde] M aber sfS.
246 'MSsTI?. gerne SsfM. der M dem S.
247/8 MSfls?.
249 MSsfl?. nÄ] M so s Vnd S. si MsfS.
250 MSsfl?. werde] M edel sfS.
251 MSsflß.
252 MSsflß. in S twei Verse, der Ms dem S. toufe Ms t. geren: Also S.
253 MSsflß. Werder] M yungesz Sfs.
254 MSfsf Iß. wir M w. ess S.
255 MSsfIß. solde Ms musz S.
256 MSsflß. Hin SfMs.
257 MSsflß.
258 MSsflß. ervUcre] Ms erfar S. ♦mär<mer? M.
259 MSsf Ißt wes — muote] Ms Oh yr roüt zu mir S.
260 MSsflß. »glöben S.
261 MSsflß.
262 MSsflß. *ein michel ze säme ein michl M.
263 MSsflß. Ober Ms bin über S.
264 MSsßf I. gescbach S weschach M.
26:» MSsßfl. Nfl Sf M.
16
I E.V. 269-^90!
yOswalt h6chgeboraer degen
du solt dich der maget verwegen,
daz ich dir hän geseit
daz ist mir entriuwen leit,
270 hete ich dir ez niht geraten vurste h^re,
ich geriete dir ez niemerro^re:
du mäht ir niht gewinnen
mit allen dinen sinnen,
ez tuo danne got selber sin stiure darzuo
275 beide späte unde vruo.'
,äne gotes hilfe^ redete der werde man,
,trüwe ich si niemerm6re gewinnen von dan,
doch tuon ich ez in deme namen.sin,
üf die triuwe mtn^
280 er hilfet mir mit den genäden stn,
daz mir werde diu junge ktinigtn.'
sant Oswalt der vurste h£re
begunde den pilgertn vrdgen mßre:
,sage mir pilgertn Wärmunt,
285 dir ist doch wol kunt,
wie der beiden st genant,
daz ist dir doch wol bekant?
266 MSflsß. hÄchgeb.] M vil hoch gelopter S.
267 MSflsß. •dich] die M. maget] M kUniggin S.
268 MSßfls. hdn] M nü h. S.
269 MSrisß. entriuwen] S mit trewfi M.
270 MSißfls. ez] MfS. vurste herc] M edler her' S.
271 MSflsß. ez vor dir S.
272/3 MSsßf I.
274 MSsf Iß. selber SsfM.
275 MSflsß.
276 MSflsß. redete] M sprach S.
277 MSsf Iß. si] M yr S.
278 MSsfIß. tuon SsfM sfn S(s)fM.
279 MSflsß. Immer' SfM.
280 MSsf Iß. hilfet] M helff S. »gnaden S.
281 SsfMIß. s: zu der cdeln königin.
282/3 MSsfIß.
284 MSsfIß. Nun SfMs.
285/6 MSflsß.
287 MSsfIß. i«Jt — doch] M dir doch yst S.
17
I E.V. 291-311 I
sage mir slnen rehten namen,
des darft du dich niendert schämen.'
290 der pilgertn sprach mit Sren:
.triuwen daz tuon ich geren:
er ist genennet schön
unde heizet der rtche künic Ardn.'
er sprach: ,Wärmunt dar solt du min böte sin,
295 daz er mir gebe die tohter stn,
darumbe gibe ich dir riehen solt,
beide silber unde golt,
ich wil dir geben ein herzogtuom,
du mäht die boteschaft wol mit 6ren tuon.'
300 dd sprach der pilgertn:
ydes überhebe mich Heber h^rre mtn!
milter künic Oswalt,
ez ist s6 gr6z des heidens gewalt,
ez ist nie kein böte dar komen,
305 der beiden habe ime sin leben genomen,
ez ist kein böte nie komen dar,
der beiden neme sin vil ebene war:
der in baete umbe die künigtn,
288 MSsfl?. Nun SfM. rehten MsfS.
289 MSfls?. darft M bedarft S. niendert] M nit S.
290 MSsfl?. mit M do m. S.
291 MSsfl?. triuwen] M Lieber her' Sfs. geren Ms recht g. S.
292 MSsgfl.
293 MSsff I. der r. SsfMß. künic MsrSi3. Ar6n] Aron Mu Aaron Sb von
Appion s.
294 MSsßfl. dar Ms(ß)rS. du vor solt S.
295 MSsßf I. tohter sin] M t. s. Die yungen kUniggin S juncvrouwen sb
j. vein }X, In % 2 Verse.
296 MSsfl?.
297 MSfls?.
298/300 MSsfl?.
301 MSsH?. überhebe Ss vber hebt M.
302 MSflsß. künic] M k. sant S.
303 MSslf I. so Ms alsz S.
304 MSsfl?. nie vor dar S.
305 MSsflff.
306 MSfls?.
307 MSfls?. ebene] S gut M.
308 MSs^fl, baete] S bete s pit M.
Bacsecke, Münchener Oswald 2
18
deme siebet er abe dnz houbet stn.
310 der beiden bat daz versworen,
geloubet mir ez vurste h6chgeboren,
er welle die tobter nieman geben
alle die wtle er babe stn leben,
er bat einez in stneme miiote,
315 daz understä ime got der guote:
sterbe ime diu alte beideninne,
er welle stn tobter selber minnen.'
dö spracb der vurste wolgetän:
ydaz sol got selber understän,
320 daz der beiden stn tobter ibt minne,
si sol werden ze einer kristinne,'
als6 sprach der vurste lobesam:
,nü bän icb manegen dienestman,
die vüere icb über daz mere balt
325 unde vüere si dannen mit gewalt.'
dö spracb der pilgertn Wärmunt:
yOswalt dir ist nibt wol kunt:
er bat ein burc veste unde guot,
diu ist vor scbanden wol bebuot:
E.V. 312—332
Der haidm M er Ss. daz] M esz Sf S. versworen] M gesworen Ss.
ez] M Dasz, vor geloubet S. geloubet] S BElaubt, E kort i^ert M.
die Ms sin S.
309 MSsTI?.
810 MSsi^I.
311 MSrisß.
312 MSsff I.
313 MSsfl?.
314 MSsif I.
315 MSsH?. im«] M sin {statt im?) sfS.
316 MSSif I. diu Ms sin S.
317 MSsßfl. stn Ss die M. minnen] M zu ainer fiäwen nemen S neromen
S han ze eime gemahel ß
318 MSsßfl.
319 MSsßfl. sol Ss unt'ste jin M. selber underst. Ss d' gut mä M.
320 MSsßf I. ibt] M nibt Ss. minne] M zu ainer* frSwen nem S selber neme s.
321 MSsfl?.
322 MSrisfl.
323 MSsflß. ich Ms. icb och S.
324/5 MSsflß.
326 MSsfl?.
327 MSflsß. ist M yst vmb sin Und S.
328 MSsßfl-
329 MSsflß. wol Ms so w. S.
19
I E-V« 333-353
330 daz kristen unde beiden,
alle diu werk waere din eigen
unde betest dicb dämite flir die burc erbaben,
du möbtest ir niemSre gescbaden,
du müestest davor ligen dnzic jdr,
335 Oswalt daz sage icb dir vürwär,
dannocb wurdest du nibt innen balc,
wie diu juncvrouwe st gestalte
dö spracb der pilgerin:
»börre nü volge der löre min
340 icb wil dir raten, obe icb kan,
rebte alse ein getriuwer man:
du bäst üf dineme bofe erzogen,
des seit du got iemSre loben,
du bist erzogen einen edeln raben,
34«5 den solt du ze eineme boten baben:
ez lebet üf erden niendert alse ein wtser man,
wan der rabe dir ez baz gewerben kan,
er ist dir nutzer über daz wilde mere,
danne obe du sandest ein ganzez bere,
350 er bat von unserme b^rren daz gebot,
330 MSs^I.
331 MSsfl?.
332 MSsßTI. dämite] MfSs.
333 MSsfl?. Zwar SfMs. ir Ms da vor yr S. niemere] M nUcr S doch nit 8.
334 MSsfif I. müestest] s muüt M möchtest wol S.
335 MSrisß.
336 MSsf 1(3. wurdest] s wurst M wirst S.
337 MSsfl?.
33S MSSiSf I. do] M Ouch S Darnach s. pilgerfn Msß edell b. S.
339 MSsfl?. volge] M volgct Ss.
340 dir] I d' M iu Ssß.
341 ein MSs e. yglich' I.
342 dineme h. MSs h. dein : I. erzogen MSsu getzogen b zagen, vor üf I.
343 solt — loben] MS lab got d'genadn sein 1.
344 du — erzogen] MSfl.
345 eineme ISsfM.
346 ez IS Er M. üf erden MI och S. niendert — ein] M chain I nienan
so ain S. wtser MSs ward' I.
347 wan der r. MS Der I. dir I {hack ez,) Ss der M. gewerben MI weihen Ss.
348 nutzer MSs nUcz I. daz w. MIßfS.
349 obe] M dasz Sfs. ganzez MSs grosz I.
350 •H* M. ♦vnszm M vnszn 1.
2*
_20
I E- V- 354-377 I
daz geloube mir h^rre äne allen spot
daz din rabe ist redende worden,
daz geloube mir vurste hochgeboren.'
d6 sprach der vurste lobesam:
355 ,wie w^nic ich daz gelouben kan!
ich hän in erzogen, daz ist war,
voUiclichen zwelf jär,
daz ich keiner slahte stimme
von ime nie bin worden inne,
360 nieman ich ez gelouben mähte,
ich h6rte danne sin gebrähte.'
dö sprach der pilgerin Wärmunt:
,Oswalt dir wirt noch wol kunt,
müter ktinic Oswalt
3G5 nü sende nach deme raben balt:
st niht redende worden der rabe din,
s6 slach mir abe daz houbet min
unde scheit mich von deme leben,
unde s! dir vor gote vergeben.*
370 sant Oswalt sümte sich niht m^r
unde hiez ime den raben bringen her.
nü was der rabe vermezzen
üf einen höhen turn gesezzen,
des trürte der vurste wolgetän,
351 geloube MS gelawbt \(^). herre MS oswalt I.
352 dfn MI iuwer ,3 der S.
353 geloube MS gelaubt I.
356 erzogen Ss gezogen MI.
357 volliclfchen] I VoUikleich M Vollcnklichen wol S wol s.
358 ich MSsf 1. keiner slahte] M chainne slochte I kaincr' gescblecht S
kcinerleye s.
860 ich] MflS.
361 ich] MI Oder man S. gebrähte MS pracht I.
364 kUnic MI k. sant S.
365 demeSs deine Mfl.
366 redende Ms reden Sfl.
367 Redt nit IfMSs. mir MSsfl.
368 scheit IS schaidet M.
369 »Oswaltz M.
371 bringen vor den M.
373 Vn SfMI. •gesche > gesessen M.
374 des MIs Do S. wolgetan] S hochgeboren MI.
21
I E.V. 378-395 1
375 daz er den raben niht mohte gebän.
nü ratet alle an deme ringe,
wie wir den raben abe deme turne bringen 1
sant Oswalt begunde harte klagen,
daz er niht hete sinen Heben raben.
380 dö sprach der pilgerin Wärmunt,
deme was umbe des raben vart wol kunt:
,herre ir sult iuch wol gehaben:
wanne got entbiutet iuwerme raben ....
wanne got wil durh iuwer er,
385 so sendet er iu iuwern raben her.*
der himlische trahtin
tete d6 stn genäde schin
unde gap deme raben an der stunde,
daz er alle spräche wol reden künde.
390 der himlische heilant
den raben schiere herabe gesant,
daz er quam gevlogen halt
375 Dar vmb SfMIs. daz er MSs Er want er biet I gehan Ms han S
v'lora I.
376 ratet MIs hört yr her'en S. an MI yn S.
377 wir MSs ich I deme t. MS der zinne I dem baä S. Danach nur in I:
Er mocbt h'ab nicht chomen wol
Man pring den dem leser ein cbopf weins vol.
378 harte MlfS.
381 deme MS Mir I. was] S ist I wart M. umbe — wol MS wol umb
den rabn I. Danach nur in I:
Er sieczt hoch auff eine stain
Vnd pflegt wnser gemain
Vnd trachtet in sinem mtltt
Wie er gedien uwern gnadfi gut
Do sprach kUnig oswalt
Das ist von gots gewalt.
382 MSsTI?.
383 MSf IS|3. cnbiutet] M gebUtt S.
384 MSsfl?. wanne M(s) So S.
385 MSsf I|3. iuwern Ms den S.
386/7 MSfls?.
388 MSsflß. an der] M in der selben S.
389 MSsfl?.
390 MSps?.
391 MSsflß. herabe] S er vor schiere M.
392 MSsflß.
22
E.V. 396-417 1
vür den muten künic Oswalt.
d6 er öf den tisch was bekomen,
395 alse wir ez stt hän vernomen,
den stolzen pilgerin Wärmunt
cmpüe er dö an der stunt.
daz £rste wort, daz er ie gesprach,
lioeret, wie ein zeichen dö geschach:
400 , Wärmunt, edeler pilgerin,
du solt mir gotwilkomen stn!'
der milte künic Oswalt
erhörte die rede balt,
nü mohte ime niht liebers geschehen,
405 alse wir noch hoeren jehen,
ez sprach der üzerwelte degen:
,Wärmunt du solt mir vergeben,
daz ich niht wolte gelouben den Worten d!n,
vergip mir ez durh den willen mini
410 ich hän in erzogen zwelf jär,
pilgerin daz sage ich dir vürwär,
nü ist daz daz ^rste wort,
daz ich noch ie von ime han gehört.'
dö sprach der edele rabe:
393 MSsflß. kUnic] M k. sant Ss.
394 MSsf Iß- was vor üf S. bekomen] bekömen M komen Ss.
395 MSrisß.
396 MSsuf sb.
397 MSsuflb. d6] MfS. der] M der selben S.
398 MSsßfl. daz Ss was daz M was daz ß.
399 MSflsß.
400 MSsßfl. edeler Ssß eilend' M.
401 MSsßTI.
402 MSsßfl. kUnic] M k. sant Ss.
403 MSsßTI. die M do d. S.
404 MSflsß. nü] MfS. ime vor mohte S. liebers M lieber S. geschehen]
M sin g. S.
405 MSflsß.
406 MSsßfl. ez] M Do S.
407 MSsßfl. mir ez M mir m£n gr6ze untat ß mir Ss.
408 MSsßfl.
409 MSflsß. vergip m. ez] Vergibsz mirsz S,
410 MSsfIß. erzogen Ss gezogen M.
411/14 MSsfIß.
23
I E.V. 418-440
415 ihdrre merke waz ich dir sage:
keiner menschlicher stimme
waerest du von mir niemdre worden inne
unde hetest ir ouch noch niht vernomen:
diu genäde ist mir von gote her komen.
420 du wirbest umbe ein edele künigin,
h^rre des wil ich din bete sin,
i^h wil dir die boteschaft werben,
unde solte ich darumbe sterben,
ich erwirbe dir die küniginne h6re
425 oder du gesibest mich ze Engellant niemerm^re/
sant Oswalt kuste den raben
an sin houbet unde an sinen snabel,
,ich wil got iemSre loben,
daz ich dich ie hän erzogen.'
430 d6 sprach der rabe dräce:
,h6rre nfl volge mineme rate:
heiz balde springen
unde heiz dir einen goltsmit her bringen,
heiz mir beslahen daz gevidere mtn
435 Oswalt durh die 6re din
alsamt mit röteme golt,
darumbe gip ime rtchen seit,
415 MSsfl?. Nun SfMs. harre MsfS. dir Ms Uci S.
416 MSsf!^. menschlicher Ss menschen M.
417 MSsfl?. wacrcsl] S Waz M. niemere] S{sf fA.
418 MsflSt^.
419 MSsflß.
420/21 MSsflß.
422/23 MSsffl.
424 MSsTI?. ♦dir] d' M.
425 MSsfl?. •gesiclii«* S. rc E.] M jn c. sfS.
426 MSS|Sf I. den Ssß sein M.
427 MS,Tl8.
428 MSsflß. ich Ss Vn M. got Ss sein g. M.
429/82 MSsfl?.
433 MSsflß. heiz dir MsfS.
434 MSsifl.
435 Msfls?. ere] S crd M.
436 MSsfif 1. alsamt] M alles Ss. mit MS|3 mit güttcm S.
437 MSrisfl.
24
E. V. 441 — 464.
heiz mir wurken schdne
üf min houbet ein guldtne krdnel
440 wanne ich kume under die heidnischen man,
s6 wirt mich ein michel volk gaffen an,
s6 mac ich deste baz einen vride gehaben,
h^rre daz wil ich dir vUrwär sagen,
vür vihen unde vUr schiezen,
445 h^rre lä dich stn niht verdriezen,
so wirde ich deste schöner empfän
beide von vrouwen unde von man,
mit rittem unde mit knehten
mac ich deste baz gebrehten,
450 wanne ich var so mit grözen ^ren,
s6 siht mich ieder man geren:
man hat den man nur alse man in siht
unde pfliget darzuo guoter witze niht . . .
dar zuo deme riehen künic Aröne
455 deme sage ich die boteschaft sch6ne,
unde der lieben tohter stn
der sage ich deste baz den dienest din/
sant Oswalt volcte des raben l^r
unde hiez ime den kameraere bringen her.
438 MSsfl?. Vnd SfM. schöne] M also seh. S.
439 MSsßfl-
440 MSsflß. kume Ss kam M.
441 MSflsß. mich - volk] M man mich fast S.
442 MSsf Ifl s6] M Vnd S. ich Ms och S. einen MfSs. gehaben] M han
Ss. Danach nur in S: Vnd her wider fliegen vG dannen.
443 MSflsß.. Danach nur in S: Dasz man mich nit mag geschlachen.
444 MSsTI?.
445 MSflStS. dich sin] S sich dein M.
446 MSsfIß. wirde Ss wird auch M. schöner S schon M.
447/49 MSsfl?.
450 MSsfIß. so mit] M also mit s mit so S. grözcn S(s) grosser M.
451 MSsf Iß. *mich] mit M. ieder man Ms man, vor mich S.
452 MSsflß. nur] M nü Sfs.
453 MSsfIß. darzuo] daz M man dar zu Sfs.
454 MSsfIß. dar] M Vnd d. S So ich dann komme S.
455 MSsfIß. die Ss dein M.
456/58 MSsfIß.
459 MSsfIß. ime] MfS. kameraere] M kemerling S.
25
I E.V. 465 -485
a [sant Oswalt hiez springen
b unde ime einen goltsmit her bringen.]
460 alse er ime s!n gedäbte,
wie balde man [den meister] ber bräbce,
diu wtle werte nibt lange,
der kameraere quam gegangen.
d6 er den harren an sach,
465 nü muget ir boeren, wie er sprach:
»genäde lieber b6rre min,
waz ir wellet daz sol gescbeben stn.'
d6 sprach der milte künic Oswalt:
, einen goltsmit solt du mir bringen balt,
470 den muoz ich haben,
daz wil ich dir vürwär sagen.'
der kameraere tete durh n6t
waz ime sin eigen h^rre b6t,
der kameraere d6 nicht langer beit,
475 wie balde er gen Salmiders reitl
d6 er in die stat was bekomen,
alse wir ez sider hän vemomen,
an der selben stunde
einen meister er an sehen begunde,
480 den vant er vor einer smitten stän,
459a b fMISs?.
460 MSf Isß. ime] SfM. geddhte] M erdaucht S.
461 MSTIs?. wie] M Vil S. den meister] ym den kemerling SfM.
462 MSfls?. niht] M och n. S.
463 MSflsß. kameraere] M kemerling S.
464 MsfIS|3. er] d'her M der kemerling S. Herren] S cham'r M.
465 MSflsß.
466 MSrisß. lieber] vil 1. SfM.
467 MSflsß. geschehen] MfS.
468 MSflsß. kUnic] M k. sant S.
469 MSflSiü.
470 MSflsß. haben] M zwar h. S.
471 MSrisß.
472 MSfls?. kameraere] M kemerling S. det MS.
473 MSrisß.
474 MSflsß. kameraere] M keinerling S (so immer außer im Reitn),
475 MSßfls. Salmiders] ß salmiders oder salundcrs M salunders S.
476 MSflsß. bekomen] bekömen M komen S.
477 MSflsß.
478/80 STMIsß.
20
I E.V. 486-515 1
der was ein künstericher man.
ygot grüeze iuchl' sprach der kameraere,
meister ich sage iu vremediu maere:
ir muget niht langer hie bestan,
485 ir sult mit mir gen hofe gän/
der meister gar harte erschricte,
sehet, wie balde er umbe sich bb'cle!
er sprach: ,vil stolzer kameraere,
bescheit mich der rehten maere,
490 waz mac der hörre mit mir ze schaffenne hän?
daz sult ir mich wizzen län.'
er sprach: ,daz wil ich iu sagen:
ir sult ime stnen raben beslagen
gar schöne mit rdteme golt,
495 dacumbe git er iu guoten solt.*
der meister hörte die rede dö,
des wart er üzermäzen vrö,
ez dühte in niht ze swaere,
unde gie mit deme kameraere.
500 dö er nü gen hofe was komen,
alse wir es sider hän vernomen ....
dö in der künic an sach,
dö begunde er in grUezen unde sprach:
»meister ich hän niht umbe sust nach iu gesant,
505 merket waz ich iu tuo bekant:
ir sult mir minen raben,
daz wil ich iu vürwär sagen,
beslahen schöne mit röteme goU,
darumbe gibe ich iu riehen solt,
510 beslahet ime daz gevidere sin,
481 SfMIsß. Ainen goldschmid S.
482—501 SfMIsß.
502 MSsfl?. d6] M unde S.
503 MSsflfJ.
504 MSsflß. meister MsfS. niht nach sust S.
505 MSfls?. Nu SfM. tuo] M thün, nach waz S.
505 MSsflß.
507 MSflsß.
508 MSsJifl. schöne Ms wol S. rotemc S^fM.
509 MSfls?. darumbe] S Da von M.
510 MSsp. Vnd SfM. daz] M wol d. S.
27
|E.v. ^Te^Ti^
unde tuot daz durh den willen mtn,
mit iuwern künstertchen henden,
wände ich wil in ze boten senden.
wurket mir ime aU6 sch6ne
515 üf sin boubet ein guldine kr6ne,
wanne er kome unter die beiden vri,
daz man sehe, daz er eines rtchen kUniges böte st.'
der meister sprach ze deme bSrren:
ywaz ir wellet daz tuon ich geren,
520 waz ir wellet daz muoz ich liden:
ich wurke iu das gesmide.'
der meister was ein künstericber man,
den raben er ze ime genam
unde truoc in ze einer smitten dräte,
525 daz geschach eines äbendes späte.
da wären si verborgen
unze an den vierden morgen,
unde dri naht s6 lange
was der rabe unde der goltsmit bt einander.
530 der meister worbte mit ringer hant,
diu kunst was ime wol bekant,
er worhte mit aller siner mäht
beide tac unde ouch die naht.
an deme vierden morgen vruo
511/12 MSfls?.
513 MSsflß. zc Ms für ain S. senden Ms en weg s. S.
514 MSsfl?. Vnd SfM.
515 MSs3ri.
516 MSsfl^. kome] s chäm M kumpt S.
517 MSsfif I. riehen Ms millten bfSu.
518/19 MSsflß.
520 MSrisß. Vn SfM.
521 MSfls?.
522 MSsTI?.
523 MSsflß. genam M nam Ss.
524 MSs^I. unde Msf) Er S. einer M siner Ss.
525 MSf Isß. spdte] M also s. S.
526/527 MSfls?.
528 MSsfl?. »6] M also S.
529 MSflsß. der g. wn d. r. S.
530 MSflsß. in M /mM 531.
531 MSrisff.
532/34 MSs^ri-
28
E. V. 540- 560 i
535 gie deme meister vröide zuo:
dö hete er den raben schöne bereit,
des dühte er sich gemeit:
d6 er den raben sach vor ime stän»
er sprach: ,wol mich, daz ich die kunst gelernet hän!
540 Oswalt der vurste höre
lät mich sin geniezen iemermSre.'
den raben er üf sin hant gevie,
dämite er gen hofe gie
unde quam schiere sä zehant
545 da er den muten künic vant.
er sprach: , lieber hörre min
ich hän geleistet den willen dln,
edeler vurste wolgetän
zwelf marc goldes ich harte wol verdienet han.*
550 dö sprach der höchgelobete degen:
, meister ich wil iu ez gerne geben.'
der milte künic Oswalt
hiez den kameraere bringen balt.
536 MSfls?. Do SfM. gie] M gengent S. deme] S d' M. vröide] M frcdcn S-
536 MSsfl?-
537 MSflsJ^. sich M s. gar S. Danach nur in S:
Er sprach zu der selben stund
Desz jst min herce in fraid vh in wnn.
538 MSflsß. sach nach ime S.
539 MSfls?. In M ^ioci Verse, er — mich] MfS. Hinter mich von andrer
Hand wart: M. gelernet] M ye g. S.
540 MSfls?. Sant SfM. der] MfS.
541 MSfls?. lat— sfn] M Laussent michs S.
542 MSs^fl.
543 MSsf I|3. gen] öch gen S zu s auf den M.
544 MSflsp. schiere] M och seh. S.
545 MSs^fl-
546 MSsflß. sprach Ms s. vil S.
547 MSsfl?.
548 MSfls?.
549 MSsfl?. harte w.] hart M wol Ss.
550 MSsfl?.
551 MSsfl?. iu MsfS.
552 MSßfls. künic] M k. sant S.
553 MSs^I.
2Q
|E.V. s6i-S77|
zwelf marc von golde röt,
555 deme nieister er die gebot.
der künic den meister sch6ne beriet,
vröliche er von dannen schiet
heim ze den kinden sin,
daz habet üf die triuwe mtn.
560 d6 sprach der rabe m6re:
,h6rre nü volge mtner ISre,
nü lä niht langer beltben
unde heiz dir briefe schrtben
hin über des meres vluot
565 ze der werden küniginne guot»
daz si daran müge beschouwen»
diu schoenste obe allen vrouwen,
vlizic den werden dienest din,
nü süme dich niht langer lieber hdrre min,
570 vertige mich von hinnen
ze der edeln küniginne!'
der milte künic Oswalt
554 MsfflS. von — röt] M rotes goldes s goldes ß.
555 MSsJifl. In S ^vei Verse. Dem maister' sinen lön
Den gab der kUnig dem maister schon,
die S(S) do M. gcb6t] M gab s(3).
556 MSfls?. in S nach 557 der — schöne] M Vnd sich mit fröden S. be-
riet M bericrt S.
557 MSsif I. Vil SfMs.
558 MSffls.
559 MSfls?. habet] M hab S.
560 MSsfls.
561 MSsflß. volge] M volget Ss.
562 MSfls?. nü] M Vnd S. 14] M lausscnt S.
563 MSsfl[l heiz] M heizzet Ss. dir M uch am Ramie s die S.
564 MSflsß. des M d. wildesz S.
565 MSsfl^l werden Ms edlen S.
566 MSflsp. beschouwen] M schowen S.
567 MSfls?.
568 MSfls?. vlizic] M Mit flisz S. den S die den M.
569 MSsf Iß. sume dich] M sument Uch S siimet mich s.
570 MsflSß. vertige] M jr fertiget s. von h ] M hin s,
571 MflSs?.
572 MSsßfl. künic] M k. sam Ss sant ß.
^0
I E.V. 578-5991
gie ze stneme schrtbaere halt:
,nieister ir sult niht län beUben,
575 ir sult mir briefe schrtben
hin über des wilden meres strän
ze der küniginne lobesam.'
der brief wart schiere bereit,
sant Oswalt stn insigele daran leit
580 unde stricte deme raben under daz gevidere stn
[unde darzuo] ein guldin vingerlln
mit einer sidiner snüere,
er solte ez über mere hin vüeren.
er sprach: ,mtn lieber rabe,
585 nfl merke rehte, waz ich dir sage:
nü sende dich der himlische vurste guot
hin über des wilden meres vluot
ze der edeln künigin,
s6 sage ir den getriuwen dienest mtn:
590 nü sage der küniginne vri,
daz mir äne got niht lieber st,
danne mir ist ir werder Itp,
si sol, obe got wil, werden min wtp:
wil si kristengelouben hän.
573,74 MSris?.
575 MSspfl.
576 MSfls?. strdn] trän S flüt M.
577 MSflsil 1( Uniginne] M edlen k. S.
578 MSris?.
579 MSs?ri-
580 MSsi^ri- ''«"™«] M jn d. S dz dp s.
581 MSspfl- ""<^« «darzuo MSsO).
582 MSs,!f I.
583 MSfls?. Vii STM. hin MfS.
584 MSSt^fl. sprach MfJ s. nü hör' S sprach do Nu wol hin s.
585 MSfls?. nü] M Vnd S.
586 MSsf 1(3. vurste guot] S fUrste got s hailat M.
587 MSsßfl. wilden S(S(il)rM. vluot] S tron M.
588 MSs^fl-
589 MSs,3fI. jo] M Vnd S. getriuwen Ms trwen S.
5P0 MSfls?. nü] M Vnd S. der] M öch der edlen S.
591 MSSiSfl- "^*^*] S selber nicht M niemnn S,3. lieber S? liebers Ms.
592,4 MSspfl.
31
I E. V. 600—617 I
595 daz sol si mich wizzen län,
s6 bringe ich zesamene ein michel here
unde vare ndch ir über mere.*
der rabe sprach ze deme harren:
.waz ir ir enbietet daz sage ich ir geren,
GOO ich wil ir allez niht verdagen,
ich kan ir allez samt wol sagen,
bitte nur die himlischen küniginne,
daz si mir vr61iche helfe von hinnen
unde her wider von deme heidnischen man,
G05 daz er mir niht gewinne daz leben an/
er gap ime sant Johannes minne
unde empfalh in der himlischen kUniginne.
er sprach: »lieber hörre min
ich empfilhe dich gote unde der lieben muoter sin,
GIO dich unde alle dtne dienestman/
dämite schiet der rabe von dan.
daz urloup was schiere zergän,
der rabe schiet schiere von dan.
von der bürge was ime gäch,
595 MSsflß.
596 MSsflß. michel SsfM.
597 MSsfli^. über Ms hin U. S.
598 MSSttf 1. der r. sprach Ms^^ Do sprach der r. S.
599 MSsf Iß. ir enbietet Ms mir enpfelchent S. daz — geren] S ich sag Irs
g. M d£ wil ich tr gern sagen 8.
600 SsfMlß. ich — verdagen] S vn ir nichtes v'swygen s.
601 MSrisß. samt] MfS.
G02 MSsfl?.
603 MSsf 1(3. si mir Ss ich M. vrdlfche /tarA helfe S. helfe Ss körn M.
604/5 Ss^Ml. unde — an] S vn auch herwider von de heidischen (aus heide-
schen) könig dz er mir nit min leben nemmc S vilere (pring b) dich
got der almähtige gesunt her wider zuo mir 'fi.
606 SsfMIß. er] S Sant Oswalt s.
607 SsfMIß. himlischen Ms himelschlichen S.
608 MSsßfl. er MS der rabe s(,3). lieber Ms vil 1. S.
609 MSsßfl. dich] ß die M dich ouch Ss. lieben MsßfS.
610 MSsuflb.
611 MSsfl?.
612/13 MflSsß.
614 MSs,3ri.
32
I E.V. 618-638!
615 sant Oswalt sach ime vaste hin nach,
er sprach: »himlischer trahtin,
ich empülhe dir den boten min/
nü vlouc der rap
mere unde lant unze an den zehenden tac:
620 an deme zehenden tage ze n6ne
d6 swebete er obe deme mere schöne.
der rabe vlouc mit Sren
in deme dienste sines lieben harren,
er vlouc, daz ime sin kraft entweich
625 unde in gr6ziu mUede ersleicl\.
sin kraft was ime entwichen,
in hete diu müede ersuchen,
daz lät iuch niht ein wunder dünken:
er vlouc zehen tage ungäz unde untrunken,
630 er was gevlogen vaste
unde hete ouch gerne gerastet.
üf einen höhen stein er gesaz,
der üz deme wilden mqre gewahsen was,
in hete diu müede unde der hunger
635 sines lebennes nähent betwungen.
615 MSsffl. sänl O. Mß Der liebe s. O. s Die her'en S. sach Msß schwelet S.
hin MfSsß.
616 MSsfl?.
617 MSsflß- den Mß d. Heben S.
618 MSsßfl. nü Ms Do s Da mit S. der Msß <i. edel S.
619/21 MSspH-
622 MSflsfi. mit M do m. S.
623 MSflsß.
624 MSsflß. daz Ms vnc« S. ♦entwäch S.
625 MSsfl?. gr6ziu] M(s) ain g. S. »arschläch S.
626/27 MSff Is.
628 MSrisß.
629 MSsJifl. rehen tage] M die r. t. s vnc« an den X t. S. ungaz] M un-
gessen Ss daz er niht .... az [i.
630 MSTIsß.
631 MSpfls.
632 MSsßfl gesaz] M saz Ss.
633/34 MSs^ifl.
635 MSs^fl. sines I.] Sin leben S. nahent] b nahet Su hart M also S.
betwungen Ms benomen S.
33
f E. V. 639-65^1
daz er kein vröide niht mohie gehaben,
er begunde trüren unde klagen.
des raben klage diu was gr6z,
ein visch ze deme steine gevI6z:
640 d6 der rabe den visch erbhcte,
von vröiden er d6 erschricte,
sin gevidere er erswanc,
nach deme vische stuont aller stn gedanc .
deme raben ez wol ergie:
645 den visch er under die kldwen gevie,
er vuorte in üf einen höhen stein,
gotes hilfe db wol erschein.
aller n6t hete er vergezzen,
den visch begunde er ezzen.
650 ein wildez merwtp in ersach,
davon mSrte sich des raben ungemach:
daz selbe merwtp
gie ime nach ein lange zit.
deme raben ez niht wol ergie,
655 daz si in bi den vüezen gevie:
si vuorte in an der selben stunt
636 MSsflß. mohte Ms kund S. gehaben] M haben Ss.
637 MSsßTl. trüren] M fast t S.
638 MSrisß.
639 MSs^I. ze Ms hin z. S. gevldz] M vl6z Ss.
640 MSs?ri. d6 SsTM.
641 MSsfl?. d6] SsfM.
642 MSsflß.
643 MSflsß. aller] M jm S.
644 MSfls?. wol M vil w. S.
645 MSs^l. under die kldwcn] vnd' die clappn M jn sin clawcn s zwische
der klatten u schier' Sf b. gevie] S vie Ms.
646 MSsßfl- einen] M den Ss^).
647 MSpTls.
648 MS^Is. aller] M A. siner S. er vor hete S.
649 MSsff I. ezzen Ms(?) frölichen e. S.
650 MSs^I.
651 MSf~IS(3. sich S si M. des r.J M sin S.
652 MSrisß.
653 MSspTl. Die SfM. ein MfS.
654 MSris?.
655 MSsßfl. gevie Ms fieng S begreif ß.
656 MSSt^I. an M do by S.
Rmesecke, MAnchener Oswald 3
^4
I E.V. 660-679 i
hin in des meres grunc.
d6 er nü in daz merc was komen
unde daz die andern heten vernomen,
660 d6 begunden si alle gen ime her gähen
unde in gar wirdicliche empfähen.
diu in in daz mere hete bräht,
der was vröide mit ime gedäht,
diu sprach: ,luoget lieben gespilen min,
665 daz mac wol ein engel stn,
der himlische heilant
hat in uns her gesant,
durh den himlischen vursten hSre
sulen wir ime erbieten gr6ze ^re.*
670 d6 sprächen diu andern merwtbe:
ydise rede ]ä beltben,
wände ez mac kein engel gestn,
daz habe üf die triuwe mtn,
ez ist niwan ein wilder vogel,
675 wir möhten wol mit ime werden betrogen.'
nü sprach ein ander merwtp:
657 MSspri- in Ss ain zu M üf ß.
658 MSsffl.
659 MSs^fl. daz] S es s in M.
660 MSsfIß. gen — her] M her nach jm S dar s.
(••61 MSsflß. wirdicliche Ms wirdenklichcn S.
G62 MSsiflb.
663 MSsflß. geddht] M erdacht S.
664 MSspfl. diu spr.] Su(b) vnd sprach sfM.
665 daz Ss ditz b der vogel lu Da M. wol ISsß vil w. M.
666 MSsßfl. Waii SfMs.
667 MSs^fl- Der SfMs.
668 MMkSsfIß. vursten h. MS fürsten s her Mk.
6(59 MMkSspfl. Dar vmb SfMMks?.
670 MMkSsßf I. sprachen Ms sprach MkSß. diu andern MMks ein ander Sß.
671 MMkSsfl?. Dese Mk die MS(s) U MkS 1. also M. DamuA mir w \:
Nain sprach den piligrein
Mir ist vmb den vogel wol kUnt
Sprach der pilgrain warmuL
G72 wände MMkSsf I. ez MMkSsb daz lu gestn MSs niht gesfn Mkß sein I.
673 habe IS habet MMk.
674 Wände SiSfMIMks. niwan Mk nur MI nü S süst sfß.
675 wol MkSs vil lilite ^["Ml. mit ime MlSsfMkß. betrogen MISs? getrogenMk.
67ü nu MIS dö Mks.
_35
I E. V. 680— 70' I
,rabe kurzwlle uns eines, wände daz ist an der zii!'
d6 diu bete vol geschach,
nü hoeret, wie der rabe sprach:
680 er sprach ze den merwtben:
,kein kurzwtle kan ich niht getriben,
ich diene deme muten künic Oswalt,
nü ist ez üf mines harren hofe als6 gestalt,
daz niht kurzwtle trtbe kein varender man,
685 er müeze vor gäz unde getrunken hän:
vrouwe heiz mir ze ezzenne unde ze trinkenne geben,
s6 mac ich deste baz kurzwtle pflegen,
beide kaese unde brdt,
des ist mir fizermäzen n6t,
690 heiz mir geben semele unde guoten wtn,
vrouwe durh die öre dtn,
unde darzuo einen brüten guqt,
davon werdent varende liute gar wol gemuot.'
diu vrouwe sümte sich niht m6r,
695 balde hiez sie tragen her
semele unde guoten wtn
677 rabe MIMks lieber r. ßf S. kunwüe uns MIs kurze uns die wtle Mkßf S.
eines MIsfMkSß. wände MkSfMI. daz MS ez IMk. an der MI nü
an d. SfMk. Danach mtr in S: Dass wir wend kurtzwil triben: Vü
dar by an ander beliben.
678 bete MIMk red S. geschach MIS geschahen Mk.
679 mS vor 678, <ii€ richtige Stellung durch Zeichen angedetttet, nü MkSfMI.
boeret MIS muget ir boren Mk. der MS c16 d. IMk.
680 ze MkSß hunz M hin zu I.
681 kurzwtle MISs kurzweit Mk. kan MISs mag Mk. ich vor kan S. ge<
trfben MI trfben MkSs.
682 *diene] den Mk. kUnic MIs k. sant S.
683 DU MSs Hie I. ez MSsfl.
684 niht MIsß kain S. kurzwilc trfbc ß k. tribet Ss kurzwtle MI. varender
sß varfi M vremeder IS.
685 vor Ssßf MI. gäz] M gezzcn Isß yc gessen S. getrunken MIs trunken S^S.
686 heiz Is heizet MS. mir ze MSsu mir I.
687 deste baz MSs wol, vor pflegen I.
690 g.ben — wfn MS pringn wein vfi prat I.
691 durh MI wol d. S. Danach nur in I : Vnd dar zu semel vnd wein.
692 unde MSfl.
693 varende] M vrcmede IS. gar MlfS.
695 Vil SfMI. 51 vor hiez S.
3^
3fi
I E. V. 702— 720 1
unde waz da reines mohte gestn,
zamez unde wiltbrjvele,
guoter koste allez geraete,
700 der allerbesten sptse genuoc,
s6 man ez den vrouwen her truoc.
alse der rabe geaz unde getranc,
6rest gewan er manigen gedanc,
wie er mit allen sinen sinnen
705 den vrouwen üz deme mere möhte entrinnen:
er sprach: ,liebiu vrouwe m!n,
möhtest du schouwen durh die triuwe dtn,
sich hin umbe an dirre stunde,
waz hebet sich Wunders an des meres gründe?
710 grözez wunder beginne ich sehen 1'
also begunde der rabe jehen:
,got wil volvüeren sinen zorn,
alle diu werlt hat ir leben verlorn!'
des ersch rieten die vrouwen sSr,
715 nü wart in ze schouwenne also ger,
si wolten ervaren diu maere,
waz Wunders in daz mere komen waere.
697 waz MI dasz S. da MS das I. reines] Raines M zfimesz S peste I.
mohte MS mag I.
(198 MSsßTI. wiltbr. Mß och wildprait S.
C99 MSfls?. allez] M aller S.
700 aller-MIfS.
701 so] M Alsz S Sam I. ez MlfS. her MS für I. den IS der M.
702 getranc MIs tranck S.
703 erest MIs Aller erst S. manigen gedanc MI m. danck S vil gedenckens s.
704 allen STMl.
705 den vrouwen nach möhte MI. üz - mere SsfMI.
706 liebiu MIsi?) vil 1. S.
708 Vnd SfMI. dirre] d' M der I diser S.
709 sich ISs3 si M.
710 grözez MI|3 Grose S. beginne] pegind M begund IS.
711 der r. IS er M.
712 volvüeren MI uerfUren S.
714 erschricten MI erschräken Ss.
715 nü MI unde Ss.
716 MlufSsb.
717 Mlsi^fS- mere IsfM.
37
I E. V. 721 - 739
alse die vrouwen hin umbe sähen,
d6 begunde der rabe gähen,
720 er sümte sich niht m6r,
ime wart abe denie tische ger,
sin gevidere er erswanc,
flz deme nsere stuont aller sin gedanc,
er satzte allez sin getrabte,
725 wie er fiz deme mere komen mähte.
nü half ime der himlische trahttn,
daz er zesamene sluoc obe deme mere daz gevidere sin
in aller der gebaere,
alse er nie in kein wazzer komen waere.
730 des raben vröide wol erschein,
er vlouc dahin flf einen höhen stein.
alse er fif den stein was komen,
d6 wart ime leides vil benomen,
d6 treip er einen ungevüegen schal,
735 daz ez hin wider in daz mere erhal.
daz heten d6 die vrouwen erhört,
si sprächen: ,nu st wir alle betört
von deme listigen vogel
s! wir alle samt betrogen.'
740 die vrouwen alle umbe her blicten,
i\s MIsfTS. alse MI vnd do s.
719 MlspfS.
720/21 MlfSs?.
722 er MI Der rapp vor sin S.
723 aller MSfl.
724 MSflsß. getrabte] M gedanck vn getr. S.
725 MSf Isß komen] M entTinnen S.
726 der IS das M. himlische MI hiroclschlich S. trahtin IS kind M.
727 in M zwri Vtrse, zesamene sluoc M : I [sich vsz dem mere] sluge s macht
[sich auz d. wilden m.] u erschwang Sf b. obe mer nach er I. sin MSf I.
728 der gebaere MI maze Ss.
729 in S zum vorigen Verse, alse] Is Alz nie M alsz ob S. nie vor komen S.
730 wol MI do w. S.
731 dahin MI hin Sfs. üf Mlb wider üf Ssu. einen M den ISs(i^). hdhcn
MSsTI?.
734 Vnd SfMI treip MI He Sß dett, darüber t s. do nach lie S.
735 ez ISs er M. hin MSfl.
736 dd vor erh6rt S. heten MS het I. vrouwen fASsj^ fraw I.
737 sprachen MSs sprach Iß.
740 umbe her] 1 her vmb her M vmb sich S vmb u.
38
[ E. V. 740-766"
6 wie harte si erschricten!
dö in der rabe entruonen was,
iegelichiu ir vröide gar vergaz.
diu in mit ir in daz tnere bete bräht,
745 diu sprach: ,nü was mir vröide gedäht,
daran ist mir misselungen,
stt mir der rabe nfl ist entrunnen»
6 w6 daz ich ie wart geboren
umbe m!nen raben, den ich als6 hän verloren I
750 mincn herzenlieben raben
dfn kan ich niemermire verklagen!
unde möhte ich ime komen als6 nähen
unde in möhte wider vähen,
ich vuorte in an der selben stunt
755 lier wider in des meres grünt,
er müeste bi mir bestän,
die wile ich daz leben möhte gehän.<
an der [selben] vart
daz der edele rabe erhört
760 unde von vröiden er sich üf geburte.
d& sprach der edele rabe:
,vrouwe nü lä dtn gr6ze klaget
unde gulte ez danne das leben dtn.
ich quaeme niemermSre ze dir hin:
765 zewäre ich wil vliegen üchöne
hin in das lant gen Aröne
unde wil werben mit €ren
Oswalden mineme heben hörten.*
741 Vc I. si MI si da' ab S.
743 gar Ml da gar S.
744 daz MSfl. mere Ml wasser S. bnUit IS gepracht M.
745 gedaht MS erdacht I.
746/49 SfMIs?.
750/51 STMIStS. Nach 752/53 S.
752/55 STMIsß.
756 SfMIsß. bestdn] stan S.
757 STMIsß.
758 SfMIsß. selben fS.
759 SfMIs[i. In S tum vorigen Verse,
7G0-68 STMIsß.
E. V. 767—800
unde nfi vlouc der edele rap
770 mere unde lant unze an den vünften tac,
an deme sehsten tage ze n6ne
d6 quam er ze deme künige Ar&ne.
der rabe in höhen vröiden lebete,
hoeret, wie er obe des küniges bürge swebete,
775 einez hin, daz ander her:
ime was ze schouwenne als6 ger.
der rabe langer niht vergaz,
zwischen zwo zinnen er dö saz
üf die burcmüre,
780 dö begunde er sich vröiwen unde trüren.
er sach wider unde dan,
dö sach er hunde unde heidnische man,
dö begunde er schouwen unde spehen,
obe er die juncvrouwen iendert künde sehen.
785 si was gar ir vater zart,
er hete si in ein kamer verspart,
üf si gie kein liehtschin,
wane durh diu gleserin venster hin In.
mit vier unde zweinzic juncvrouwen guot
790 was si ze allen zlten wol behuot,
die beten ze allen stunden
an vier schefte gebunden
einen pfeller, der was röt unde wiz,
den truogen si obe der küniginne mit vliz,
795 wanne si ze deme tische wolten gdn,
so muosten si den pfeller obe ir hän,
daz der wint noch der sunnenschin
niht möhte genähen der künigin.
der edele rabe daz ersach,
800 hoeret, wie er wider sich selber sprach:
769—86 STMIsß. 781 unde] vmb S.
787 SfMIsß. schin] schain nicht: Alsz vnss dasz buch vergicht S.
788 SfMIsß. Danach in S: Schain der tag uff die kuinggin.
789 STMIsß.
790 SfMIsß. Danach m%\ Vier herzogen dar vnder.
791 SfMIsß.
792 SfMIsß. an v. seh.] On wirtschaflft S.
793/8 SfMIsß.
800 er — selber MS er selber ru in I.
40
E.V. 8oi— 823|
,waerliche, diu küniginne guot
ist vor mir rehte wol behuot,
die stolzen küniginne
mac ich der boteschefte niem^re bringen inne:
805 wolte ich in der ahte ze ir komen,
s6 wurde mir Ithte min leben benomen:
ich muoz ez klagen iemerm^r,
daz ich ie bin komen her,
ez si mineme hörren leit oder zom,
810 s6 hän ich alle min arbeit verlorn!*
als6 redete wider sich selben der rap:
,vlüge ich vtir den künic in den sal,
s6 rastet er noch unde ist ein grimmiger man,
er gewunne mir llhte mtn leben an,
815 ich wil biten, unze er geezze unde getrinke,
s6 muoz ime der unmuot sinken:
'ez wart kein kristen nie s6 guot,
t wanne in hungert, er si ungemuot.'
daz ezzen truoc man üf den tisch dar,
820 des nam der rabe vil ebene war:
d6 man die lesten rihte dar tmoc,
der rabe sich üf den tisch huop.
d6 er üf den tisch was bekomen.
802 vor MSs von I.
803 die MI der S(s).
804 der MI die Ss. niemere MS halt n. I nit s. inne MlfSs.
805 Den SfMIs. dhte] I acht M nacht s nach S.
806 mir ISs mich M. lihte] M villycht sflS. benomen MS genomen Is.
809 leit o. z. Ml lieb o. z. S wol oder we s.
811 MSfls?. selben] M selber S.
812 ich ISs jch nU M. in den sal Ms i. d. s. herab S ich v'zaget I.
813 vastet] s vast MI vahet S. noch Ms mich Sfl- unde] M den er Sfl-
grimmiger Ms grimmer S zarnig I.
814 gewunne Ml gewinnet S nymmet s. lihte MI villycht sfS.
815 unze] S hincz I bifz s biz daz (da* übergeschrieben) M. er MIs si S.
geezze] M gessend S ezze I hat gessen s. getrinke] M trinche I trinckent
S getruncken s.
816 ime Mls vö jn vor sinken S. der SsfMI. unmuot Is vngemUt AÄfS.
817 Zwar SfMI. nie vor kein S,
818 si MI ist vil S ungemuot IS zorangs müt M.
820 ebene Ss guot MI.
821 dar MS üf den tisch I vor die, s vUr den kUnic ß.
822 üf d. t. MSsß dar I.
823 bekomen M komen IS(s).
41
E. V. 824—840
alse wir ez sider hän vemomen,
825 d6 sprach der rabe: ,der den himel hat besezzen
der gesegene iu heidenen iuwer trinken unde ezzen.
dämite begunde er neigen schöne
deme tlchen künic Ar6ne,
tougenltcbe mit den ougen sin
830 gruozte er die jungen kUnigin,
mit als6 guoten sinnen
neicte er der alten küniginne,
dämite k€rte er sich umbe in den sal
unde neicte deme hofegesinde über al.
835 die heidnischen man
sähen an einander an,
si sprächen: ,nü müeze wir alle jehen,
wir hän klüegem vogel nie gesehen.*
also vräcten ritter unde knehte:
840 fkan uns ieman gesagen rehte,
der uns beschiede der maerc,
wes der kluoge vogel waere?'
dd sprach ein heidnischer hofeschalc,
der was von arte ein rehter wechselbalc,
bij er sprach: ,ir heiden alle sant
des raben vart ist mir wol bekant:
824 cz MSfl. sider] M sit IS.
825 d6 MIs Er S.
826 heidenen MIßfSs. iuwer MS daz Isß. ctzen] MIß trinken unde (dz s) e. Ss.
827 neigen MI sich neigen Sß.
828 Gegen SßfMI.
829 tougenliche Mu Tugenklich S tugentliche Ib.
830 fein: IfMSß.
832 in S zw» Varizen Verse,
(»33 dÄmite MIu d6 Sb.
aS5 man MlfS.
836 in S zum vorigen Verse. Die Sf ML an - an MI fast in an S.
837 alle MI also S.
838 klttegem IS clttgn M.
839 als6 MI Ze band S. vracten] I fragtent jn S retten M.
840 ieman MI nieroant S.
841 MlfSsß.
842/43 MlßTSs.
844 MlfSsß. wehselbalc] wess wechsselpalk M awzvelpalch I.
845 MlßfSs. sant] M gesämpt I.
846 MlßfSs. Zewdre ßfMI.
42
mich triegen danne die sinne min,
er ist gesant nach der jungen künigin.'
der rabe sprach mit eineme geschelle:
850 ,der tii^el flz der helle
klaffet ze aller stunde
dir fiz dtneme valscheme munde 1
daz dir din mfll verwahsen waere,
daz dflhte mich ein liebez maere:
855 daz du keinen rät möhtest gegeben,
die wile du hast dln valschez leben 1'
er' sprach: ,ir beiden alle sant
mtn vart tuon ich iu bekant:
ich bin gevlogen balde
860 her von eineme vinsterme walde,
ich hin Sren vil vemomen
unde bin üf genäde her komen,
daz mir der künic gebe bröt unde wtn
durh die gr6aen 6re sin.'
865 er sprach als6 €ch6n,
der rtche künic Ärön:
fbist du durh min hüs^re her komen,
triuwen daz hftn ich gerne vemomen:
847 MlpfSs.
848 MlßfSs. gesant MI ze boten her g. ß. nach] M se Iß. der Mß dir I.
jungen MßTI.
849 MlßfSs geschelle] M scheUe I schalle ß.
850 MlßfSs. i«] I in M.
851 MlßfSs. klaffet] Mß Cblaffet dir I.
852 MlßfSs. dir] Mflß.
853 MlßfSs.
854 MlufSsb. ein 1. m.] M ain lieber (r?)m. I gut so u.
855 MlßfSs. gegeben] I geben Mß.
856 MlfSsß. din valschez] M daz valsche I.
857 MlßfSs.
858 MlfSsß.
859/60 MlßfSs.
861 MlßfSs. vil vor eren I.
862 MlßfSs.
863 MßflSs.
864/66 MlßfSs.
867 MlßfSs. min hüsere Iß meines hau9 er M,
868 MlfSsß.
43
wes d!n herze an mich begert,
870 des solt du alles sin gewert.'
der künic hiez springen,
deme raben ze ezzenne unde ze trinkenne bringen.
der kameraere sfimte sich niht m6r
unde begunde ze ezzenne unde ze trinkenne tragen her.
875 dd man ze ezzenne unde ze trinkenne brähte,
der rabe sich einer vräge bedähte,
an der selben stunde
er den künic vrägen begunde,
er vräcte in als6 sch6n:
880 .sage mir rtcher künic Arön,
wer izzet din br6t unde trinket dtnen win,
deme tuost du doch niht an deme lebenne stn?'
der künic sprach unverborgen:
,rabe lebe nur äne sorgen:
885 wer trinket m!nen wtn unde izzet mtn br6t,
der kumet in deheiner slahte not:
hie an deme hofe min
solt du äne alle sorge sin,
. dtn Itp unde din guot
869 MlßfSs. din h. Mß du 1.
870 MlpfSs.
871 MIßfSs. kttnic] M her I. hiex] M h. palde I. springen] M springen I.
872 MlßfSs. «e (2)] Mfl. bringen] Mß pringn I.
873 MlfSsß.
874 MlfSsß. begunde] M trug 1. ze(2)] Mfl. tragen] Mfl.
875 MlfSsß. «] MTI. »e] Mfl.
876 MlßfSs.
877 MlfSsß.
878 MlsfSß. er] M Der Rab I.
879 MlsfSß. ^
880 MlsßfS. Ar6n MIß von Araon s.
881 MlsßfS. ^drincket M.
882 MlsßfS. doch Mßfls. leben Ms lebe I. sfn M(s) dein I.
883 MIsßTS.
884 MIsf Sß. lebe ~ Ine] M lebe on s du tarst nicht 1.
885 MlsfSß.
886 MlsfSß. deheiner] dhain' M keiner I(s). slahte] M slahe I.
887 MlfSsß. an M auf I.
888 MlfSsß. sorge] M sorgen I.
889 MlsfSß. din] Is Den M.
_u
I E.V. 841-852
890 ist bi mir rehte wol behuot.*
d6 der rabe die rede vernam,
wie harte er sich vröiwen dö beganl
aller n6t begunde er vergezzen
unde begunde vröliche trinken unde ezzen.
895 alse der rabe geaz unde getranc,
6rest gewan er manigen gedanc,
wie er mit stneme getrabte
den beiden der boteschefte innen bringen mähte:
er sprach als6 schön:
900 ,6 edeler künic Ärön
du dunkest mich s6 ein vester man,
daz ich dir min boteschaft nü niht langer verdagenkan.
du wellest mir danne dtnen vride geben,
beide mineme Itbe unde mtneme leben,
905 s& wolte ich dir sagen drät
waz man dir enboten hat.'
der beiden sprach ein stimme gröz,
daz ez in deme hüse erd6z:
,du bist gar ein listiger vogel,
910 ich furhte, ich werde mit dir betrogen l
890 MlsfSß. bi U pein M. rehte] Mfls.
891 MlsfS^ der r. Ms er I. '
892 MlsfSß. wie harte] M sers Zehant I. d6 Mfl. began] I begunde Ms.
893/4 MlsfSß.
895 MIsfSß. geaz u. g. Ms tranck vnd gas I.
896/97 MlsfSß. erest — getrabte] M Do trachtet er wie er s.
AUez laides er gar vergas
Er gedacht in sein« gedecht
Wie er I.
898 MIsf Sß. wie er su diesem Verse 1 vgl, zu 896/97. den (de s) heiden Ms dem
cimnige I. der M die I sin s. bringen mähte] M in precht I fUr geleget s.
900 in S 3ttw vorigen Verse, 6 Ms O du Sfl-
901 MlsfSß. s6 ein] ain M so gar 1 so s. vester m. MI herlich s.
902 in S vwei Verse, boteschaft — kan] botschafftan: Nü nitt lenger uer
dagen kan S b. niht gesagen kan MIs.
903 du MIs Vnd jr S. wellest Ms woltest I wollen t S. danne dinen MI
dann einen S den S.
904 beide MlsfS. unde MIs vnd och S.
90 '> wohe MIs wil S. dir MIs Uch S. •trat: S.
906 dir MIs Uch S. enboten MSs gepoten I.
907 ein MI mit einer Ss.
908 erd6z] M erdoszt S erloz I erhalle s.
45
E.V. 853-876
dannoch kan ich dir sta niht versagenT
- du muost mtnen staeten vride haben:
der 11p unde ouch daz leben d!n
sol hän den staeten vride mtn.'
915 der beiden sprach un verborgen:
,rabe lebe nur äne sorgen,
dimite wil ich £ren
Mähmeten, mtnen lieben harren:
unser got ist Mähmet genant,
920 durh des willen habe einen vride üz deme lant/
dö sprach der listige vogel:
,mit Mähmeten wurde ich harte betrogen,
. der künde mir niht bi gestän,
icli muoz einen bezzern vride hän.'
925 er sprach: ,edeler vurste hSre,
tuo ez durh dtnes landes Sre
unde gip mir einen vride von hinnen,
als6 liep dir st diu alte küniginnel'
,stt du mich hast gemant
930 an mtn vrouwen unde an mtn lant,
s6 verzthe ich dir den vride niht,
wie halt mir darumbe geschiht/
er sprach: ,stt ich dtnen vride hän,
so wil ich dich wizzen län:
911 sfn MsflS. versagen Ss gesagen MI.
913 der] M dtn IS.
916 nur MI nü vor lebe S. ine MI on all S.
917 wil MI so w. S.
918 Mehmeten] Machmet A machmetfi M Machoroeten I Magmet ß Machten S.
919 unser IS Vser M. Mihmct] machmet MS machomet I.
920 habe ein M habe IS. deme IS disem M.
922 Mihmeten] machroetn M machomet I dinem got machmet S (dtn got
Magimet ß). wurde MI bin S. ich MSf I. harte MI ganz S.
928 künde MS chan I mac ß. niht MIß gancz nUcs S.
924 *habn ban M.
925 er «prach ISfM. edeler v. MSs edle fursten I. h^re MS b'ren 1.
926 •Du M. ca MSsfl.
9*29 Er sprach S Der kttnig sprach sfMI. gemant MSs(ß) genant I.
931 den vride MIs desz fridsz S.
832 geschiht ISsb beschiht M wirt u.
933 sft MIs her* s. S. ich Ms jch nü Sfl.
934 dich MIs d. nü S.
46 ^
E. V. 877—902
935 kttnic Oswalt in Engeüant
h&t mich her ze dir gesant:
nü merke h^rre, daz ist min rät,
waz er dir bt nur enboten hat:
dich bittet der liebe h^rre mtn,
940 daz du ime gebest die tohter d!n.
waerlkhe, deme h6chgelobeten degen
solt du dtn tohter gerne geben:
ime dienent krefdcüche
zwelf künicriche,
945 zwelf künige die dienent ime sch6ne,
iegelicher under siner guldtner kr6ne,
vier unde zweinzic herzogen h^re
die dienent ime durh stn grdze 6re,
sehs unde drtzic gräfen lobesam
950 die dienent ime mit manigem werden man,
niun edele bischofe
die dienent ime fif stneme hofe:
er pfliget wirde unde Sren,
du solt ime dtn tohter geben geren.
955 unde wirt dtn tohter stn wtp
s6 ist ouch heilig ir beider Itp,
si koment fiz aller schulde
unde erwcrbent unser vrouwen hulde/
d6 diu rede vol geschach,
960 der heidnische künic vür nider sach,
Ü35 in ISs von M üz ß.
936 Der SfMls. mich MSsß mit I. ze dir MlspfS.
938 dir nach mir 1.
941 höchgelobeten MSs hach geporen I.
942 solt — tohter MSs Gen dem sohu ir dich ir I. geben MSs v'wegn I.
943 dienent MSs sint - undertdn ß zu dienen 1. krefticlfche] M fröleich I
werlichen Ssß.
944 in S zum vorigen Verse, man Wol ISfMsß.
950 Die MlfS. werden man Ms biderman IS.
9J2 in S zum vorigen Verse, die] IfMS.
953 eren] M grsser (so) eren S ere I.
954 geren] MS here 1.
956 ist IS Wirt M. ouch MlfS.
957 üz aller MI usscr S.
958 unser vr. MS gotes vfi sein' mutt' I.
47
I E.V. 903-921
abe unser vrouwen er harte erschricte,
zorniclkhe er fif blicte,
er sprach: ,daz wil ich allen mtnen beiden klagen,
den tiuresten, s6 ich si iendert mac gehaben,
965 daz ich deme raben vride hän gegeben,
daz muoz mich riuwen, die wtle ich hän daz leben 1
ez riuwet mich als6 s£re«
er redet mir an mtn £re:
er beginnet mir sin vrouwen vür nennen,
970 der wil ich ze vriunde niht erkennen 1'
also sprach der beiden an der stet:
fdret unsem h£rren Mähmet
unde setzet darnach alle iuwer sinne,
daz der rabe niemSre kome von binnen!'
975 der heidnische künic den vride zerbrach,
davon m6rte sich des raben ungemach.
mit der selben vart
deme raben line unde türe verdrungen wart,
man sluoc zuo venster unde tür
961 unser] S vnssn, im Kustoden vnser I vnsz M. hatte MS sere Is vaste
unde s^re ß. ersehricte MS enchrac sß erschrach I.
962 zornicUche Ss Zornicleichen I Zornleichn M uz grozeme zomc ß. Af bl.
MSß sach uff 8 da sprach I.
9G3 daz wU ich MSsß ich w. ez 1. beiden MIsß haiden S.
964 MSflsß. den - sd] M So balde S. iendert MfS Statt dieses Verses in I:
Vnd wil in es auch nicht v'dagen.
965 vride Ss v vft vrlaib M frid huld {aus hold X) I Sicherheit ß.
966 Zwar SfMIs. muoz m. r. MI riuwet mich Ss. daz ISs mein M.
967 Zwar STMI.
968 er redet MSß der rabe rette s Vnd get 1. an Mlsß gar an S.
969 nennen IS(ß) nero« M.
970 vriunde MI(ß) fröd S. niht MIß halt nimer S.
971 alsd MS Do W
972 erct MS Er I. unsem Ss vnsizn I vnsern lYbn M. herren MSs got I.
MAhmet MSs geschohn hat I.
973 unde MS Ir h'ren I. alle SßfMI.
974 rabe MSsßfl. niemere] M iendert S niht Is. koroe ISs chSm M.
'J75 rerbrach Ms brach Is.
977 vart M wart I vart ward dem rappen S.
978 deme r. Mlf S, vgl. V, 977. line] lien M lienen I Getter S. tOre MI
tor S. verdri.ngen wart] M v'spare I wardent tu geschlagen S.
48
E. V. 922— 942J
980 starke rigel sch6z man dävür,
a1s6 wart verslozzen daz hüs,
der rabe roohte niendert fiz.
dem raben wart ze vliehenne gäch,
die beiden ilten ime vaste nach,
985 mit allen stnen sinnen
mohte in der rabe niendert entiinnen:
diu w!le werte niht lange,
der rabe wart gevangen.
an den selben stunden
990 wart er krefticlkhe gebunden
mit hirzinen riemen,
den raben half d6 niemen.
der heidnische künic d6 niht enlie,
den raben er an ein Stange gehie.
995 er sprach: ,unde hete sin diu werlt gesworen,
s6 muost du daz leben hin verloren/
alse diu junge küniginne ervuor diu maere,
daz der rabe durh ir willen gevangen waere,
einen sidtnen mantel si umbe gevie,
1000 wie balde sie vür den vater giel
si sprach: ,vater dich hint d!ne sinne betrogen
an deme wunniclichen vogell
980 rigel IS ridl M. sch6z] M schlosz S stiez I. dävOr IS für M.
982 uz Mls(ß) kOmen dar vsz S.
983 ISsfMp.
984 vaste MIs bald S.
985 Der rapp SfMI.
986 in MI den haiden Sfs. der rahe MlfS.
989 Vnd STMI. den MI der S.
990 kreffidiche Is kröfftenklich S. chreftikleichfi M.
991 •remen S. der kUnig do jn viengi: SfMIs^.
992 MlfSs?. den] M Dem I.
993 MlsfSß. enlie M lic I.
994 gebie M hie IS.
995 unde MSsfl.
9J>8 durh — willen MI vö jren w. S von — wegen ß,
999 MlßfSs.
1000 vür IS ze Msß.
1001 si sprach MS unde spr. sßfl. vater MlsßfS. dich hant Mß hfint dich
ruuh sinne Is wie habent dich S.
1002 wunniclichen MIsß minenklichen S.
49
E- V. 943-964
nü hete du ime dlnen vride gegeben
beide sineme Itbe unde stneme leben,
1005 waz hast du gerochen, .
daz du dtnen vride hast zerbrochen
an deme edeln raben?
des muost du iemdre schände haben 1
verliuset er in deme vride daz leben sin,
1010 daz stät übele an den Sren d!n
unde muost sin ouch iemSre laster haben,
wä man ez sol singen oder sagen:
man sprichet, du slest worden triuwel6s,
unde wirst niemSre deheines biderben mans gendzl
1015 wie stät dir daz an?
man sprichet, du slest ein vridebrechender man
unde hast s!n gr6ze schände,
wä du verst der lande,
unde habe ez üf alle min dre:
1020 du kanst dich ze guoten dingen geliehen niemermSre/
d6 diu rede vol geschach,
der heiden zornicUche sprach:
,ich sage dir ez, liebiu tohter min,
ez gät ime an daz leben sin.
1008 hete Ms b^t IS.
1004 beide - ande MSs Du weitest im nicht schadii an 1. sineme Ms dem IfS.
1005 MSflsp. Nu SfM.
1006 MSßfls. dfnen Sß den M.
1007 MSßTIs.
1008 du MIß du dich (dich am Rande hierherbezeichnet) S.
1009 Vnd SfMI. in deme vr. MSs in dem fride sein, über dem s ein d I.
stn leben vor in Is.
1010 stit MIs stant S. Ubele MIs vil ü. S. an Mf ISs.
101 1 unde MS du Is. ouch vor sin I. laster MSs schände I. schände unde laster |3.
1012 sol singen MI hört s. S singt oder sagt s.
1014 niemire] M och yiner me S aus must ymmer I|~s. deheines] M keines Ss
eines I. biderben mans] s bidermans MIS. -
1015 wie MSs wie wol I.
10*6 'sprechet I. vridebrechender Ms fridbrUchiger S pid' I.
1017 grAie Ml och gr. S.
1018 du verst MS man ez sagt I. der M auff dem I jn dem S.
1019 unde MI Dasz S. ez — ere Ml vC miner ler S.
1020 In S<M 1019. WanSfMI. kanst MS magst ß gelaichest 1. geliehen MSßfl.
1022 zomicliche] s zorenklich S zornicleichn I zornleichn M üz zome ß.
1023 ez] M das sflS.
Baesecko, M&nchenor Oswald 4
50
E.V. 965-989 I
1025 ich läze in niht langer leben,
des wil ich dir min triuwe geben,
danne unze an den morgen vruo,
s6 gät ime gr6ziu sorge zuo:
s6 wil ich in hähen halt
1030 hin üz xiir den viiistem walt'
si sprach: ,nein lieber vater min,
alse liep dir min muoter müge gestn,
1^ uns den raben mit deme lebenne von hinnen!'
bat in diu junge küniginne.
1035 er sprach, alse wir hoeren jehen:
ytohter des mac niht geschehen,
er ist gevlogen her
flf mtn wirde unde üf mtn ^r/
si sprach: ,sit du den raben niht wilt läzen leben,
1040 s6 wil ich dir des mtn triuwe geben:
wanne du mich wilf geben eineme heidnischem man/
sprach diu küniginne lobesam,
,daran begän ich niemfire den willen dtn,
daz geloube mir lieber vater mtn,
1045 ich muoz mich von hinnen heben, -
vater des wil ich dir mtn triuwe geben,
mit eineme spilman fiz deme lande,
vater des hast du danne iem£re schände.'
er sprach: ,du vüegest niht wol ze eineme spilwtp.
1025 niht Mls zwar n. S.
1026 dir Ss iu MI.
1028 gr6ziu MI den gr. S.
1029 Och STMIs. in MSsfl.
1031 nein Mls min hercz S.
1082 rottge g. Ml mag g. S sy s.
1033 uns] I vns<:vs M hin usx Sfs. mit d. 1. MSsfl«
1034 Also STMI.
1035 wir MS w. noch I.
1037 Zwar SfMIs.
1038 wirde MIs trw S.
1040 des ISsfM.
1042 Also SfMI. küniginne MI jungkUniggin S.
1045 Zwar SfMIs. muoz MS wil Is.
1047 dz MSs(|3) auf I. deme Ss daz I disem M.
1048 danne MS doch sfl. iemerc MSs groste .1.
i049 wol MlsfS.
51 ___^___
E. V. 990- loii
1050 tz ist ze edele dir dln l!p,
ich muoz dir der wärheite jehen:
ich hän der spninge keinen von dir nie gesehen.'
si sprach: ,darumbe darft du niht sorgen,
wes ich hiute niht kan, daz lerne ich morgen.*
1055 alse der künic erh6rt
siner lieben tohter wort,
er sprach: ,unde waere allez daz gevügel
nach dir gevlogen her über,
daz in Engellant mohte gestn,
1060 ich gaebe dir ez, liebiu tohter min,
wände ich hin nfl gesehen/
also begunde der beiden jehen,
,wie dtn klage waere gestalt:
der rabe roac wol werden alt,
1065 wilt du sin niht entwesen,
s6 mac der rabe wol genesen,
bis niwan aller sorgen vrt,
trac in wä er dir aller liebest sV
diu junge küniginne niht enlie,
1070 den varer sie liepltche umbevie:
,stt du mir den raben hast gegeben.
1050 ez MS Er I. ze MIs so S. dir d!n] M dir der I din hochgebor'ner* S din S.
1051 Zwar Sf MI. jehen MI uenechen S.
1052 keinen v. d. nie S v. d. selten ß nie chaine v. d. M noch nit v. d. I.
1053 darft M darft I bedarftt S.
1054 hiute ISß heint M.
1055 alse Ml Vnd do S. erh. MI dass e. S.
1056 SU 1055 MI. siner lieben tohter] S sein' tocht' I die M.
1057 er spr. MSfl. unde MSsfl. daz MSsfl. gevUgel MSs g. flogen I.
1058 MISsfß. I: Vnd nach dir gezogen, gevlogen MsfS.
1059 gestn MSs sein I.
1060 ich — ez Mls Dasz geh ich dir Ee S.
1061 wände MIs Zwar S. nA Ss nur M newr I. gesehen MIs bes. S.
1063 Nun SfMIs.
1065 Vnd SfMIs. wilt du MSs Mocht I.
1066 mac MS mOsz I. wol MI noch w. S.
IC 67 niwan] nUme s nur MI mir S.
1068 in MSs in hin I.
1069 niht MI dasx n. S.
1070 umbev. MSs^ enphie I.
52
I E. V. loia— 1033 I
daz wil ich umbe dich dienen, die wUe ich h^ xlaz leben.'
diu küniginne mit. ir selbes bant
erlöste deme raben alliu stniu baot
1075^ unde truoc in mit ir dräte
in ir kemenäte.
si sümte sich niht m&v,
balde hiez si tragen her
semele unde guoten win
1080 unde waz da guotes mohte gesirt, ,
zamez unde wiltbraete» ' :
guoter koste allez geraete,
si hete den raben mit guoleme vltz
mit trinken unde mit guoter spis<
1085 alse der rabe geaz unde getranc,
daz gevidere er üz einander erswanc»
er sprach: »edeliu künigtn
loese mir den brief unde daz vingerltn,
daz hat dir b! mir gesant
1090 kiinic Oswalt in Engellant.
nü merke vrouwe, daz ist min rät/
waz er dir bt mir enboten hat:
dir enbiutet der vurste vrt,
1072 MlSsfß. In M nvei Verse, 1: Vat' daz dir behUt dein werdes lebn.
daz -dich] MS so wil ich dir s. dienen: Ms uerdieoen S. icb hän
daz leben] S ich leben s du hast dein 1. M.
1073 kUn. IS iug k. M. ir selbes MI jrsz selber S.
1074 erlöste MIs Lost S. so zohant: IfMS.
1076 in S zu 1075. Ir Ssß ir pest M ir selbez I.
1077 si s. MI Do s. si S.
1078 Vi! SfMIs. balde MSs Peid I. si MS im L
1080 dd guotes MS dez pesten I.
1081 MSfls?.
1082 MSfls?. Vnd SfM. DoftacA nur in lA'. Si het den rabii v'poign
HuDtz an de newtfi roorgii.
1083 mit I do mit S in M. guoteme MlfS.
1084 trinken MI essen vnd trincken S. unde mit MlfS.
1085 geaz MIs do g. S. getranc MSs trang tranck I.
1086 er ISsßfM. erswanc MS swanc Is(3).
1087 edeliu MIs vil e. S.
1088 loese MIs loesct Sß. den brief MSs das briefel I daz briefelin ^
1091 vrouwe ISsfM.
1092 waz MSs Wan I.
53
I E. V. 1034- 1055
daz ime äne got niht lieber si,
1095 danne iine ist d!n werder lip:
du sok, obe got wil, werden sin wip.
wilt du kristengelouben hin,
daz solt du mich wizzea lin,
s6 wil er zesamene bringen ein michel here
1100 unde wil nach dir varen über mere.
edeliu küniginne gemeit
hü hin ich dir ez allez geseit, .
des nntneme harren ist ze muot,
nü merke ez werdiu küniginne guot
1105 unde gip mir urloup von hinnen,
des bitte ich dich edeliu küniginne:
begriffe dtnen vater sin heidnischer zom,
s6 muoste ich Hhte min leben hän verlorn
mir hUnt die wilden beiden
1110 atse vil getan ze leide,
daz ich besorge mtneme lip:
nü gip mir urloup du edelez wip/
d6 sprach diu edele küniginne h6re:
,roin vater tuot dir niht m^re
1115 an Übe noch an guot
1094 got ISs g. selb' M. niht MIs niemant S. lieber MIs liebers s.
1095 ime MSfl.
1099 michel SsfMI.
1100 dir MI d. her S.
1101 Vil STMI.
1103 des] M Wez I Wasz S.
1104 werdiu ISfM.
1105 unde MS Nu I. urloup MI vrlop bald S.
IIOG edeliu MIs vil edliu S.
1107 Den SfMI. begriffe] M begrifet IS. heidnischer MlfS.
1108 lihte] M icht IfS. han vor mfn S.
1109/10 MISfsß. S: Mir haben getan die wilder zelaiden. alse] M so I.
getdn vor s6 I.
IUI mfneme übe] M mines libes s mein lebn I mines leben S.
1112 du — wip] M schönest w. S daz ich gen L Danach nur in S:
Dar vmb vn jch nit me hie belib.
1113 SsfMI?. edele] Sfs. h^re] Sfs.
1114 dir MIs d. zwar S. Danach nttr in M:
Daz glaub mir Rab auf mein er, in \\ D. gclawb m. Hb r. her.
1115 Übe MIs dinem K S- guote Mls dinem g. S-
54
E. V. 1056—1079
nim an dich vesten muot,
kein urloup mäht du niht gehaben/
als6 sprach si ze deme raben,
,du muost langer hie bestin,
1120 des solt du mtn triuwe hän,
unze daz ich mich berate
beide vruo unde spite,
wie ich mit grözen £ren
dich heim sende ze dineme lieben harren.*
1125 nü hete si den raben verborgen
unze an den niunden morgen»
mit ganzen triuwen si sin pflac
beide naht unde tac.
an deme niunden morgen vruo
1130 d6 gie si deme raben zuo
unde stricte ime under daz gevidere sin
einen brief unde ein guldin vingerlin
mit einer stdtner snüere,
alse er ez heim ze lande solte vü^ren.
1135 si sprach: »mtn lieber rabe
nü merke rehte, waz ich dir sage:
nü sende dich der himlische trahttn
heim ze deme lieben harren din:
s6 solt du ime niht verdagen,
1116 an Ss nur an MI. vesten MI einen v. Ss.
1117 du MIs d. noch S. gehaben MSs habn I.
1118 als6 MSfl.
1119 langer MIs noch 1. S. hie Ss hie pei mir M pei mir I.
1120 min MI nü m. S.
1 123 ich I ich dich SfM.
1124 Ich MflS. dich MlfS. IC ISfM. lieben MSfl.
1125 hete MSs hielt I.
1127 •pflach I.
1128 naht und tac vertottscht M. unde MI vnd och den $• *tach I.
1130 d6 MlfSs. zuo MIs wider x. S.
1134 alse— ez] M Dasz er esz S Daz soltu I. heim z. 1. MI Über mer S.
1135 sprach MSs Si nu merk I. lieber vor min M.
1136 nü — rehte] M Recht I Gar recht uemim S. waz MS alz I. V M.
1137 Nun SfMI.
1138 Hin SfMIs. lieben SsfMI.
1189 s6 — du Ml Du solt S. niht Ml och n. S.
55
I E. V. 1080— iioo [
1140 du solt ime mtnen dienest sagen:
sage deme werden vursten vt\,
daz mir äne got niht lieber s!,
danne mir ist stn werder lip,
ich welle, obe got wil, werden sin wip.
1145 nü sage deme vursten höchgemuot,
mtn \\p unde ouch min guot
süle ime werden undertän,
an J6sum Rrist wil ich gelouben hän.
rabe sage ime m6re, daz ist min rät,
1150 wanne der winter ein ende hat,
welle er danne nach mir über mere varen,
s6 süle er sich wol bewaren:
welle er mit gemache bestän,
' zw^ne unde sibenzic kiele müeze er hän
1155 unde alse manic tdsent ritter Srliche
unde die sin alles muotes riebe:
heiz in vüeren beide guot
mit ime üf des meres vluot:
waeren si des llbes niht biderbe,
1160 ime quaeme ir keiner lebendic hin widere.
1140 mtnen] I och ra. S m. getrewe M.
1141 Vnd SfMI. sage MSfl.
1142 ane got Ss an gotz selbs Mfl. niht lieber] M. nit liebers s och
nietaant lieber S lieb nymät I.
1143 danne MSs Wan I.
1144 MISsfß. S: So lieb dasz jch hoflTjch werd s. eÜch w. welle] wel M wil Is.
1146 ouch MSfls.
1147 Dasz SfMIs. ^Ule] Sul M sol ISs. werden MIs allcsz w. S.
1148 Jesum MlsfS. crist M {^ ISs. wil ich ISsfM.
1149 sage ISs nu s. M.
1151 welle sß wil MIS. danne vor er S. über mere vor nach mir S.
1152 sUle] sol MISs. *si M. wol MI gar w. S.
1158 Vnd SfMI. welle] Wel MI wil S. gemache] M mach I macht S.
1154 kiele Ml k. die S.
1155 unde MSsfl. ^rliche MI herlich Sfs.
1156 unde MlfSs. die M die di Ss das si I. alles MS alle, vor sin Ifs.
1157 in MS in palde I.
1158 üf MS über I. meres MS wildes m. I.
1159 Unde ISsfM. waeren MI sind Ss. libes] s l«b M lebesz S lebens I.
1160 ime MI So Sfs. quaeme MI(ß) kumet Ss. ir ISsfM. lebendic MIs
nit $. bin $ her MI hef s.
56
j E. V. iioi— 1I2I I
heiz in des kieles mastbojum
— unde heiz ime diu wort niht wesen ein troum —
beslahen mit edelme gesteine,
daz daz si luter unde reine:
1165 war er vare des nahtes öf deme mere,
er unde ouch stn kluogez here,
daz ime daz edele gesteine erglaste
volliclichen vierdehalp raste.
nü heiz in äf die kiele tragen,
1170 waz er ze aht jären süle haben,
koste unde guot gewant
ime unde stnen helden allen sant
noch wil ich dir mfire sagen:
einen überguldeten hirzen muoz er haben.
1175 nü sage deme vursten hochgeboren,
kome er her äne dich, sin arbeit st gar verloren.
herzenlieber rabe min,
nü kum her wider mit deme harren din:
ich wil dir Ithen unde geben,
1180 die wile ich hän daz leben.'
er sprach: ,mit mineme lieben hSrren
1161 in ISfM. mastboum MSjS naspant I mausz buwen S.
1162 MISfsß. S: Vnd lausz jm nit die fartt sin ain träm. wort] vart MI.
1163 beslahen] MIs Och solt er die kiell buwen S. edelme gesteine] edeln
Carfunckel steynen s (veinen carfunkelstein ß) mit rotten gold fin $•
1164 daz si MI esz si allesz S.
1165 »War er vor M.
1166 euch MSfl.
1167 daz e. g.] daz schon M gab die edel stain I dess edlen stainesz S. er-
glaste] M glast IS.
1168 MlSfsi^. S- Hcl^ uerfieren die grossen rast. Vnd IfM. volliclicheD]
volicleich I Vollichleichii lawcht M.
1169 nü MI Vnd Sfs. die Msß den If"S.
1170 waz MS(S) Daz I. süle MS welle I.
1171 SsfMIß. unde S und och S.
1172 a. s. S allen s guot MI. Danach in I: Daz si von allem laid sein wol pehut.
1175 nü s. MI Vnd s. S Sag auch s.
1176 kome Is kumt jÜ quaeme MS. her MI herüber s über mere ßfS. sin —
gar] M sin arb. sy 8 s. a. wer I so sy s. a. gantz S so ist alliu s. a. ß.
1177 MSsfl. Vil SfMs.
1178 nü MSfls.
1179 ich — dir MI Dar vmb so wil jcb dir S.
1180 daz IS min M.
57
E. V. II 22 — II45
kume ich .her wider rehte geren:
begere.t sin der hSrre mtn,
min helfe sol tme unverzigen stn.
1185 vrouwe du solt mir ein urloup geben,
ich wil mich heim ze lande heben.'
si gap ime sant Johannes minoe
unde empfalh in der himlischen küniginne.
der rabe urloup nam
1190 von der küniginoe lobesam,
er hete niem^re reste
unde Ute von der veste.
nü vlouc der edele rap
mere unde lant unze an den zehenden tac.
1195 an deme zehenden tage ze n6ne,
d6 swebete er obe deme mere schöne:
nü sante das himlische kint
einen ungevüegen stürm winr,
daz sich der rabe dri stunt Übergap,
1200 unmäzen gr6z was sin klac:
er mohte sines vluoges niht mSrq gehaben,
des begunde er trüren unde klagen.
diu sidlne snuor sich ime erlöst,
daz gap deme raben boesen tr6st.
1205 jdmer wart ime kunt.
1182 rehte MSfls.
1183 Vnd SfMIs. siD MI sin nUmde S den S.
1184 min MIs Miner S. ime MIs er S.
1185 ein Ss din MI.
1188 himlischen MIs himelschlichin S.
1189 Alsz SfMI.
1191 niemere MI nienant me kain S. reste MI rast S.
1192 unde MS Er I. ilte MIs flog frölich S. der veste Mls dannen fast S.
1193 cdcle ISfMß.
1194 unde 1. MS lang I. zehenden MIs(t3) zwainzosten* S.
1195 zehenden Ml(sß) zwaintzosten- S. ze MS zu der I.
1196 d6 SsfMI. obe MSs ab I.
1199 dr( MIs wol d. S.
1200 gr6z ISsfM. was MIs ward jm S.
1201 ISsßfM.
1202 ISsfMß. des — truren] S desz trurct er s \'nd beg. tr. I.
1204 deme r. MI jm S.
1205 Grosser SfMI. wart lyiS waz I.
_58
I E.V. 1 146- 1 167
ime entviel das vingerltn an des wilden meres gruot.
dö der rabe ervuor diu maere,
daz ime daz vingerltn entvallen waere,
sin gevidere er erswanc,
1210 — gr6ziu not in des betwanc —
er vlouc des meres an ein ende
hin ze einer steinwende.
d6 er fif die steinwant was komen,
d6 was ime vröide vil benomen,
1215 er mohte dehetn vröide niht gehaben
unde begunde trfiren unde klagen.
üf der selben steinwant
er einen einsidel vant,
der was da gesezzen, daz ist wir,
1220 voUtcltche zwei unde drizic jär.
d6 in der einsidel von drste ansacb,
d6 begunde er in grüezen unde sprach:
,rabe bis mir gotwilkomen»
din klage hUn ich wol vemomen:
1225 waz ist dir ze leide geschehen?
des solt du mir der w&rheite jehen,
wände ich kenne dich rehte wol.
1206 vingcrlin Ss vingerle MI. an IS in s zu M. wilden M(ß)flSs.
1207 do Ssß alse MI. ervuor MI cnpfand S. diu m. MI der m. S.
1208 vingerlfn Ss vingerle MI.
1209 er MI er do S. erswanc MS vmb swanch I.
1210 Vil STMI.
1211 des meres MS daz mer I. an MlsfS. ein MSsfl.
1212 hin MI Her S. stein-] Iß stainin S staines M.
1213 d6 er MI Vff die S. stein-] I stainin S staines M. was MI w. erS.
komen IS wechome M.
1214 Vnde SsfMI. d6 vil vröide S. *fröd IS.
1215 niht MI n. me S.
1216 unde beg.] MIs Dasz b. er nü S.
1217 stein*] Iß stainin S staines M.
1219 der MSs Er I. di MSsfl.
1220 vollicllche MS V. wol I wol s. zwei unde MIs uflf S. ^dreysit S.
1221 einsidel Mls(ß) einsidler S. von ISfMs.
1222 d6 MlsfS. begunde er MI Er gund S.
1223 bis MIs nü b. S.
1225 waz Ss daz ML ist dir $$ dir ist MI. ze MI9 hie S. *gesechQ 1.
59
I E.V. u68-ii8F[
vürwär ich dir daz sagen sol:
dln leit tuo mir bekant,
1230 ich weiz wol, daz du dienest künic Oswalt in Engellant.
nü hat mir geboten der himelische traht!n,
daz ich süle drt stunt bitten umbe den harren din/
des raben herze wart vröiden vol,
er sprach: ,s!t du mich kennest s6 wol,
1235 s6 kan ich dir sin niht verdagen,
ich müeze dir künden unde sagen,
waz mir ze leide si geschehen.'
als6 begunde der rabe jehen:
Jch wolte werben mtneme harren
1240 beide nach wirde unde nach 6ren,
unde vlouc hin in das lant sch6ne
ze deme riehen künige Ar6ne:
ich hän ime erworben die küniginne guot,
deme vursten nach alleme sineme muot.
1245 nfi sande ime diu junge künigin
bt mir ein guldln vingerlln,
daz ist mir entvallen in daz mere,
ez möhte niht vinden ein ganzez here.
1228 Türw. MI Sid S.
1230 ich w. w. daz Ms Ich wen Sf I. ^dienist S. kUnic Is sant MS. in
ISS BUS M.
1231 mir MS mich I. geboten S, nach trahtin M. Gepeten, vcr V, 1232 I
trahtln MI her S.
1232 Vgl, 1231. daz MlfS. dri st. M(ß) jn Sfl. den h. dm MI din her'en S.
1233 wart ISs was M.
1234 MISsfß. S: Do er dasz uemam also, er MI vn S. mich M minen
herren Is. kennest Ms erchennest I. s6] Mfls.
1235 MlSsfß. S: Ich kan dir esz nit uertragen. dir Is dein M. sin] Mfls.
verdagen MI v'swy Helen s.
1236 ich ISs Vä M.
1237 si] M ist ISs.
1238 MlSfsß. S: Alsz jdh dir nü wil ueriechen.
1239 werben nach herren S. herren ISs lieben h. M.
1240 beide MSf Is. wirde] M wirden IS.
1241/2 In S ein Vers: Vnd jch fl. schon: In dasz land Aaron.
1243 Ich han jm erworben S unde erwarp MIs.
1244 vursten MI aller liebsten her'en S. alleme MIS^S*
1245 junge MI edel Sfs.
1248 ganzes MS gross I.
^0
I E. V. 1 189— 1208
alliu miniu leit,
1250 einsidel, diu hän ich dir geseit.
sU ich nfi niht mineme lieben harren
mac heim komen mit grözen Sren,
s6 kume ich niemSre in Engellant,
einsidel des nim mtn triuwe ze pfant'
1255 d6 sprach der einsidel guot:
,rabe nim an dich vesten muot
unde ergip ez deme lebendigen krist,
der aller dinge gewaltic ist,
himels unde der erden,
1260 wanne der wil,s6 mac dazvingerlin wol vunden werden/
nü viel der einsidel werde
enkriuzestal üf die erde
unde bat got unde die lieben rouoter sin
umbe daz guldine vingerlln.-
1265 daz wizzet, an der selben stete
sprach er mit triuwen sin gebete.
nü wart er schöne gewert
alles, des sin herze begert:
1249 MISfsß. S: Dar vmb so hau jch grossess laid. roiniu M myo I.
1250 diu] M das£ Sfl. dir MI d. du S. geseit MS gechlait I.
12.j1 nü SsTMI.
1252 •körnen M.
1253 niemere MI niemer mere Ss.
1254 einsidel] M Einsidler' Sfl. des MlfS. Dofuuh in \, durckstriduH,
V. 1347-53.
1255 einsidel MIs einsidler S.
1256 Lieber SfMIs. nach nim : nun Sf MIs. vesten MI einen v. Ss.
1257 ergip ez MSs gib I. leb. krist MI leb. got s almechtigen got crist S.
1259 Desz STMI. der MI och d. S.
1260 dar v. Is dein vingerl M esz S. wol MsflS.
1261 nü MS Vnd I Also s. einsidel MIs einsidler S. werde MI gott ze
eren S.
1262 enkr.] Ain crUzstal I Crewczstal M criuzwise Ss. üf die] s nider ü. d.
MI zu der S.
1263 lieben MlsfS.
1264 Nun SfMIs.
1265 an — stete ISfM.
1266 ISTMsß. er Sfl.
1267 ISsfMjl. schöne IS schier s. schöne vor wart S,
1268 IfMSsß.
_61
I E. V. 1209 — 1230
d6 truoc an der selben stunde
1270 ein visch daz vingerltn in sineme munde,
deme geb6t der himlische heilant,
daz er daz vingerlin vuorte üf des tneres sant.
des nam der einsidel guot war
unde huop sich ze deme vische dar.
1275 er viel nider üf siniu knie,
daz vingerlin er von deme vische empfie.
nü sprach er ze deme raben:
,du solt dich wol gehaben,
ich hän daz vingerltn in oiiner hant,
1280 nü vüere ez heim in Engellantl'
dd der rabe die rede erhörte d6,
d6 wart er üzermäzen vrö.
der einsidel nam daz vingerlin in stn hant
deme raben er ez under daz gevidere bant.
12^5 dd gap er ime sant Johannes minne
unde empfalh in der himlischen küniginne.
also vlouc der edele rap
mere unde lant unze an den sehsten tac.
alse diu ztt hete schiere ein ende genomen,
1290 nü was er heim ze lande komen.
1?69 <^6 truoc] S Nu trug IfM.
1^70 vingerlin ISs vingerl M. stneme Ss deme MI.
1272 Yuorte ISs für M. üf MIs usz S. sant MIs grund S.
1273 einsidel MIs einsidler vil S.
1275 siniu MSs die I.
1276 vingerMn Ss vingerle MI.
1277 nü MS Vnd I Do s.
1279 vingerlin Ss vingerle MI. in IS hie in M. mfner MS der I.
1280 MISsfß. I: Du breng deine h'n sant Oswalt. nü Ms N. nim esz vnd S.
•fllrisz S.
1281 MSsflß. dt Ss Alz M.
1282 MSsfl?.
1283 MSsßfl. einsidel Msß einsidler S. stn M die S.
1284 MSsßfl. daz Ss sin Mß.
1285 MSPlsß.
1286 SsfMIß.
1287 MSsßTI- «IsA Ss Do M. von hinn: MfSsß.
1288 MSsflß.
1289 MSflsß. alse — hete] M Alle zyt hetten S.
12W MSsßTl« n« - «'] M Der rapp wasr S.
62
I E. V. 1231—1253
der rabe in höhen vröiden lebete,
hoeret, wie er obe sines hörren bürge swebete:
aller n6t er gar vergaz,
üf einen h6hen turn er gesaz,
1295 er treip einen ungevUegen schal,
daz ez in der bürge erhal.
sant Oswaldes dienaere vier
erhörten da den raben schier.
si heten niht m6re ze wllen
1300 si begunden vaste tlen:
\ir aller vröide si des betwang,
i te einer vür den andern spranc,
si ilten an den stunden
da si den künic vunden.
1305 der hete niht vergezzen,
er waere schöne ze tische gesezzen
mit den besten beiden stn,
daz hat üf die thuwe mth.
dö in die vier ansähen,
1310 nfi muget ir hoeren, wie si jähen:
»h^rre wir wellen iu liebiu maere sagen
von iuwerme lieben raben:
der ist her heim ze lande komen,
1291 MSsTlß.
1292 MSsßTI.
1293 MSsflß. n6t Ms siner n. S.
1294 MSsflß. gesaz] M sasz S setzet sich s.
1295/96 MSsflß.
1297 MSsßfl.
1298 MSsflß.
1299 MSflsß.
1300/1 MSsflß. si Ss Vn M. begunden Ms gundent S.
1302 MSsflß. ie Ss Wie M.
1303 MSßfls. den M d. selben S.
1304 MSsßfl. künic S k. da M.
1305 MSflsß. niht vergezzen] M sich vermessen vii geren gessen S.
1306 MSsßfl. er waere] Er war M Vnd wasz S.
1307 MSsflß.
1308 MSflsß.
1309/10 MSsflß.
1311/12 MSsßfl. liebiu maere] S guotiu maere ß chundn vn Mfs.
1313 MSsflß.
03
I E. V. 1254— 1277
hSrre daz hän wir wol vernomen:
1315 wir hän in mit unsern ougen gesehen!'
sant Oswalde mohte niht Hebers stn geschehen:
der milte kQnic Oswalt
spranc von deme tische halt,
einen zobltnen mantel er umbe gevie,
1320 vrdlfchen er ze deme raben gie.
sant Oswalt, der vurste werde,
swief den mantel nider fif die erde.
des nam der rabe guot war
unde vlouc üf den mantel dar.
1325 sant Oswalt sich nider ducte,
den raben er liepliche üf zucte.
er sprach: »lieber rabe mtn
du solt mir gotwilkomen stnl'
der rabe wart hdchgemuot,
1330 er sprach: ,nfi danke dir got der guotl'
er truoc in mit ime dräte
in sin beste kemenite,
da sie nieman hörte noch sach,
hoeret, wie sant Oswalt sprach:
1335 ,ei herzenlieber rabe m!n
nfi sage mir fif die triuwe dtn
waz mir diu küniginne enboten hat,
13U MSflsß.
1315 MSsfiP* in SsfM. *vDizn M.
1316 MSflsp. sin] A^rS.
1317 MSsßTI* Oswalt] M sant O. S.
1318 MSs^. von Ssß da v. M.
1319 MSsfIß. umbe geyie] M vmb sich fieng S warfT ... an s.
1320 MSsflß. vr61.] M Wie frölich Ss.
1821 MSflsß. werde] S her M.
1822 MSsflß. swief] M warf Ss.
1323 MSsflß. guot] M vil eben Sfs.
1824 MSsflß.
1325 ducte] dacht M tucht I truckt S bücket s.
1326 Unde SsfMI. er MlfSs. zucte] I nicht M zu im schmückt S nam s.
1827 lieber MIs vil 1. S.
1830 er sprach IS vfi sprach sfM. nü MIs zu jm S.
1332 Hin SfMIsß. beste MIsfSß.
1834 Nun Sf Ml.
1385 ei] M Eya I O sfSß. herzen- Ml hertzer s Vil S.
1837 hAt ISs hab M.
64
I E. V. 1278^1296
das soll du mir sagen drit'
diu rede diu dfthte den raben smäch,
1340 er sprach: ,h8rre ir s!t ein teil ze gäch,
mich hat diu müede unde der hunger
mtnes lebennes nähen betwungen,
daz ich kein rede niht mac gehaben,
nü wi} ich dir tälanc niht sagen:
1345 ir sult mir ze ezzenne unde ze trinkenne geben,
sd mac ich deste baz mit iu rede gepflegeh.
ir müezet leben in sorgen
die langen naht unze an den. morgen :
wanne diu naht hat ein ende genomen,
1350 so sult ir ze mir herwider komen.' :
des erschricte sant Oswalt.s6r,
balde hiez er tragen her .
semele unde guoten w!n^
gap er deme raben s!n.
1355 gr6ziu sene in des betwanc,
ime was diu naht eines järes lanc.
1338 mir MST!.
1339 diu (2) MlfS. smdqh] MS swach I.
1340 ir Sit MSs euch ist L eip teil MS ein wenig sfl.
1341 hat MSs gahet 1.
1342 nähen] 1 hart M so gar Sfs.
1343 kein Mls min S.
1344 nü MI Dar vmb S. dir I d' halt M Uch S. tälanc] I tallant S taleos
M. niht] ISfM.
1345 Oder aber SfMIs darunnb u. sult Mls haissent S. mir ze MSsufl
«e MSsufl.
1346 rede gepflegen] reden (nac/i ich) gephlegn I pflegn M reden s. wyszhait
pf. S.
1347—53 ift I ftucA, durchshichen, hinter V. 1254» baekhut la.
1347 leben] MIaSs habn I. in Ilas in den M jn grossen S.
1348 die — den] Mlla dise nachl bis s Baide den aubent vn och den S
1349 Vnd SfMIla. hat nach ende S. .
1350 her wider vor ze M.
1352 Vil SfMlIa. »er] her I.
1353 unde Mlla v. och S.
1354 raben MS lieben i. Is.
1355 Vil SfMIs. sene] secn I sin>pin S not M sorge S*
1356 was ISs ward M.
65
E. V. 1297— 1317
er lac unze an den morgen vruo,
d& gie er deme raben zuo.
er sprach ze deme raben:
1360 »noch solt du mir rehte sagen,
waz boteschefte du mir hast bräht
oder wes der küniginne st gedähtl'
den raben sin triuwe des betwanc,
sin gevidere er fiz einander swanc,
1365 er sprach: .lieber h^rre mtn
loese mir den brief unde das vingerltnl
daz hat dir b! mir gesant
diu küniginne von Ardnlant.
diu edele küniginne Mre
1370 enbiutet dir wirde unde 6re,
dir enbiutet diu küniginne vrt,
daz ir äne got niht lieber sl,
danne ir ist dln werder lip,
si welle, obe got wil, werden din wtp,
1375 deme heiligen grabe welle si werden undert&n
unde an J6sum Krist gelouben hän.
hörrc nü merke, daz ist mtn rät,
1357 lac MS lach die nacht I lac die ganzen naht ß. unze MSu bis Ib.
1358 zuo MIs wider z. S.
1359 MSflsß. Do SfM. sprach er S.
1360 MSsflß. noch MS Na s.
1361 Vnd IfMSs. botesch. nacA hdst M. mir hist M(s) hostu mir I mir nü
haust S.
1362 der — ged.] MI die k. sich hab ged. S sich der köntg bedacht habe s.
1363 des M da Sfl.
1364 stn Ssß daz MI.
1365 lieber h. MIs vil 1. h. S mUter kUnic ß.
1366 loese Isß Lössend S Laz M. unde MSsß v. auch I.
1367 dir MI si d. S.
1368 von A. Ms ifige auz arons 1. I ze Aaron in dem 1. S.
1369 Vnd SfMI. küniginne' MSß(s) chUnig I. here MS hene I.
1370 dir MSsß euch I. Ire MI grosz e. S.
1371 *Die I. enb. MIsß haut enbotten S.
1372 got ISsß g. selbers M. niht Ms nieman ISß. lieber ISß liebers Ms.
1374 welle] wöl S wil Is(ß) sull M. werden MIs geren w. S.
1375 weUe] wel M wil ISs(ß).
1376 unde MSsf I. Krist MS ^ S ^ wil si I.
Baesecke, Mftnchener Oswald 5
m
E. V. 1318— 1337
^az si dir h\ mir enboten hit:
wellest du nach ir über mere varen,
1380 s6 solt du dich wol bewaren:
wilt du mit gemache bestän^
[ zwSne unde sibenzic kiele muost du hin
unde alse manic tüsent ritter Srliche
unde die alle sin muotes riche:
1385 du solt vüeren beide guot
mit dir über des meres vluot,
waeren si ir llbes niht biderbe»
dir quaeme ir keiner lebendic hin widere.
heiz dir des kieles mastboum
1390 — unde li dir diu wort niht wesen ein troum —
beslahen mit edelme gesteine,
daz daz si lüter unde reine:
wanne du des nahtes varest üf deme mere,
du unde ouch din kluogez here,
1395 daz dir daz edele gestetne ergla$te,
daz du mügest gesehen vierdehalp raste.
du solt ouch üf die kiele tragen
1378 si dir bi mir IS dir die chungin M.
1379 wellest du Is WeUest M. Den wilt du S wilt du ß.
1380 solt du ISs solt M. wol MI wol wol s gar w. S.
1381 Vnd SfMl. gemache] M mache I macht S.
1382 muost du] MSß mUz er I.
1383 ti^sent MSspfl. erltche MI herlich Sfsß.
1384 alle nacA sin M. sin MI sient S. riche MS frejr I.
1385 solt Ml 8. och S.
1386 meres MI(s) wilden m. S.
1387 Vnd SfMIs. ir IS des Ms. Ifbes MSs lebens I.
1388 Zwar SfMIs dir] D' M Ir IfSs. quaeme MI kumet S narA keiner, S.
hin M hey s haim S nit I.
1389 Vnd SfMI. des k MI die kiele Ss. mastboum Mß naspant I bawen Sfs.
1390 unde MSfl. wort I vart MS.
1391 MlsßfS. e. gesteine MI karfunkelstein s(ß).
1392 MlfSsß. daz daz si] M Daz toi sein I.
1393 varest] varst I v^rst MSs.
1394 ouch MlfS.
1395 MlSfSitl. S: D. du \ö der edlen stain glast, erglaste M geh glast 1.
1396 daz du] M dz du vn din here s daz ir . . . ddvon ß Da vC Sf I. mügest
g. MS gesehen könne s habet lieht ß VöUicleich I.
1397 ouch] s och laussen SfMI. die k. Ms den k. I die S. DamifA mtr
in I: Daz wil ich dir mit trewn sagen.
67
I E.V. 1338-135^
waz du ze aht jären muost haben:
koste und guot gewinnt,
1400 alse du sin bedörfest in vremediu lant.
noch wil ich dir mfire sagen:
einen überguldeten hirzen oiuost du haben.
ich sage dir vurste hochgeboren:
kumest du äne mich hin über, din arbeit ist gar verloren.
1405 von der kUniginne gemeit
hän ich dir die boteschaft geseit,
nfi schouwe werder vurste vr!,
wie der brief geschriben stl'
dd diu rede vol geschach,
1410 sant Oswalt den brief üfbrach,
der üzerwelte degep
begunde den brief schouwen eben.
da vant er geschriben inne
die himlischen küniginne,
1415 sant Johannes, der werde man,
was ouch geschriben daran,
sant Oswalt sich selben geschriben vant,
£rest wart ime grdziu vröide bekant:
1898 ze — haben] S bedurfst (bedar&t I) ze a. j. MI. Doftach mir m I: Da-
ran pedarfit du nicht Sporen.
1400 sin MI desz S. bedörfest] wedurfst M pedorflft I bedarfst > bedarft s
bedar&t S.
1401 m^re nach sagen MI. Danach nur in I: Dez hostu grosse er.
1402 Danach nur in I: Mit manigem stulzen knoben.
1403 dir I d' M dir esz S.
1404 In M f^vei Verse, kumest du MS Varestu I. hin Über]: M dahin nach
du S Über daz mere ßfl. din MIsß die S. ist MSsß w I. gar Mß
gancz Sf Is.
1405 Nun S also sfMI.
1407 werder] M vU w. S edler I.
1409 vol] do vol S alle MI.
1410 den brief Ssß daz insigel MI.
1411 Azerwelte MS auz der weiten g I.
1412 schouwen IS da seh. M.
1415 Joh. der w. MI Johanssen den werden S*
1416 Der SfMI.
1417 sich MIß die ding S. selben] I selber }\ das t korrif^rt^ S« geschriben
ISfM.
1418 wart IS was M. *fröde I.
5»
I E.V- 1359-1382
sich selben unde die küniginne
1420 vant er geschrtben mitten inne,
si hete in umbevangen,
gedrucket an ir wangen
unde küste in an den munt s!n.
den brief hete geschriben ein edeliu ktinigtn.
1425 dd sant Oswalt die grdzen genäde ervant,
er sprach: ,mtne dienestliute alle sant
setzet darnach iuwere sinne,
dSLZ wir zw6ne unde sibenzic kiele vinden,
unde heizet mir si machen veste:
1430 sie müezen tragen werde gestel'
nfi bereitete er sich den winter lanc,
— grdziu sene in des betwanc —
daz er deheiner reste gepflac
unze hin gen sant Jörgen tac:
1435 d6 hete er ez allez zesamene bräht,
des ime ze der verte was gedäht,
koste unde guot gewant
ime unde stnen helden allen sant
er hiez ime balde her tragen,
1440 alse wir noch hoeren sagen,
1419 sich MI Sich selbsz S. die] M die edlen Sfl. mitten MI an mitten
S in der mitten ß inne] M ynnen S drinc Ifß.
1423 MS^fls. S: Im wasz si wer an dem m. sin. unde ßfM. in ßfM.
1424 in MS twei Ferse, geschr.] :M, I si selbsz g. :S selber g. s. ein] M
diu ISs. Dantuh in S im selben Verse: Lag dem Hlrsten jm sine.
1425 dd MSfl. grdzen MlfS. ervant] do fand S ersach M an sach I.
1426 MISsfß. I: Zu seine dicnsiläwten er do sprach. - liute] M - roaü sfS.
1427 Vnd SfMIs. setzet MS daz ir scczt 1 dunt s. darnach] M d. all S
darzu Is.
1428 MSSj3fI. Vn secht MfSs. vindn M gewinnen S machen ß(s). I: Dez
habt ir alle mein mine.
1429 unde SsfMI. mir MSfls. veste MSs zwen vü sibenztg chiel v. I.
1430 si MS Die I.
1432 Vil SfMIs. sene] sen M sicn I sinn S sorge s.
1433 deheiner] M keiner s nie keiner IS. *gepflach I.
1434 unze hin] Vncz S Hincz hin 1 hin bis s pif M.
1435 ez allez Ms allez daz IS(ß).
1436 des] daz MI Wasz S. verte MS wer I.
1437 MSflsß. guot] M och g. S.
1439 ime MSfl. balde her IS auf die kiel M.
09
I E.V. 1383-1406
golt unde silber wiz:
der verte hete er guoten vliz.
darnach htez er springen
und ime goltsmide her bringen.
1445 alse er ime sin gedähte,
wie balde man ime die meister brähte!
diu wtle werte niht lange,
die meister quämen gegangen.
d6 si der kUnic an sach,
1450 nd muget ir hoeren, wie er sprach:
,ir meister sit mir gotwilkomenl
iuwer kunft hän ich gerne vernomenl
ich hän niht umbe sust nich iu gesant,
nö merket, waz ich iu tuo bekant,
1455 umbe waz ich iuch bitten wil,
des \ät iuch niht dünken ze vil:
ir sult mir wurken sch6ne üz golt
— darumbe gibe ich iu riehen solt —
zwei uqde sibenzic tüsent kriuze guldinl
1460 nü wurket mir si durh den willen min,
wände ich wil varen über mere
mit eineme kreftigen here/
die meister worhten mit ringer hant,
diu kunst was in wol bekant
1442 guoten MSfl.
1445 ime sin] jm sinn S sein im het I sein M. gediht MI erdacht S.
1446 die m. M den m. S sey h' I.
1447 niht MI och n. S.
1448 die MI Der S. quimen MI kam S. gegangen IS schier g. M.
1449 si MI jn S.
1450 nü MS Gern I. er MI er zu jm S.
1451 ir MlfS.
1452 Zwar SfMI. •knnst M.
1454 tuo MS tttn I.
1455 umbe MI Vnd S. bitten MI nun b. S.
1456 des M das IS. niht vor te S.
1458 gibe MI so g. S.
1459 zwei MI Zwen S. kriuze MIsß krencz S.
1460 Dü -— si MI Die wirckent mir S.
1468 kreft. MI gar k. S.
1463 die — worhten MI Der m. wrckt S.
1464 in MI jm gar S.
70
E. V. 1407— 1430
1465 diu kriuze wurden schiere bereit»
des dfihte sich der künic gemeit.
nfi begunde er zelen schön
den goltsmiden allez ir 16n.
d6 si den solt beten empfän,
1470 d6 schieden si von dan.
nfi lac sant Oswalt aber in sorgen
die langen naht unze an den morgen,
wie er ime eines sinnes erdaehte
unde sine dienestliute zesamene braehte.'
1475 er lie niht beltben
unde hiez ime balde biiefe schieben
unde entbdt mit grdzen 6ren
allen stnen landes harren,
dd si stn boteschaft vol vemämen,
1480 wie balde si gen hofe quämen
stne ritter unde knehte,
die ime wiren gerehtel
zwelf künige quämen ime schöne
iegelicher under stner guldiner kröne,
1485 vier unde zweinzic herzogen h6re
die quftmen ime durh stn gröze €re,
1465 MlsfSß worden Ms waren 1.
1466 gemeit MI gar g. S. Darnach tmr in S: Dasz er all die arbaitt
All so schon usz wass beraitt
Nach dem vn jm wasz zo (> zu > zu) gesait
1468 den — ir MI Dem goldschmid sinen S.
1469 si MI er S. heten Ml het S.
1470 schieden si MI schied der goldschmid S.
1471 aber MS noch I.
1472 unze MI bisz S.
1473 erdaehte MI gedächt S.
1474 unde MI Dasz er S.
1475 niht M n. lenger I n. mee S.
1476 hiez MS liez I. balde ISfMs.
1477 unde MI Er S. enb6t] S enpewt MI. gr. eren IS grossem ernst M
1479 vol MS wol If s.
1480 Nun hört SfMIs.
1481 sine IS Die M. unde MS v. sein I.
1482 ime — gerehte] M jm all zyt w. g. S choroe im gar rechte I.
1483 quÄmen MS die chome I.
1484 *wnter L
71
I E.V. I431-14S4 I
sehs unde drizic gräfen lobesam,
die brähten mit in manigen werden man,
niun edele bischof
1490 quämen ime üf sinen hof
unde waz si alle dieneslliute mohten gehaben,
alse wir noch hoeren sagen:
dämite wolten si ime btgestän
unde in deheinen noeten län.
1495 81 quämen bälde gen hofe geriten
nach ritterlichen siten,
si wären bereit mit guoteme vliz,
ir harnasch was silberwiz.
nfi quimen si üf den hof dar,
1500 ir was ein ungevüege schar.
dö si nfi fif den hof wären komen
unde daz sant Oswalt hete vemomen,
hoeret, wie er under in umbegie
unde si gar wirdicHchen empfiel
1505 er hete si besamenet krefticliche
über alliu siniu riebe,
unze daz er ze ime gewan
zwfine unde sibenzic tfisent man,
* die wären alle samt beide guot
1510 unde ouch ir Übes hdchgemuot.
1488 *brÄhten] praten M. mit in] I jm SfM. werden] M pid'-I stolzen S.
1490 Die SfMI.
1491 si alle MI sin S. gehaben] M haben IS.
1492 noch MI est n. S.
1493 bfgestln MI bystan S.
1494 in MI jn in S. lln IS nicht 1. M.
1495 balde SsfMI.
1496 Gar Sf MIs. ritterlichen] M ritterliche s ritteriichcme IS.
1497 mit MI m. gold vnd mit S.
1498 was MI der w. S.
1499 nü — si MI Si komend S.
1501 Unde SßfMI. nü MlfSß. üf den IS gen M.
1503 Nun SfMI.
1504 wirdiclichen MS wirdiciiche Isß.
1505 si Ms sich IS. besamenet] M besammet I bcsant s selbss gearwett gar S.
1506 alliu MI alle s all S. siniu MI sin s in sinero S. riebe ISs kunkreich M,
1507 in I zttm vorigen Verse, daz MSfl.
1509 alle samt] M a. gesampt I|~Ss.
1510 h6ch^muot IS gar h. JV^.
72
E. V. 1455—1478
sant Oswalt vröiwete sich der 6ren,
daz er hete sd manigen dienesthSrren.
an den selben stunden
die zwelf künige vrdgen begunden,
1515 den muten künic Oswalt
begunden si dd vrägen balt,
si sprächen ze deme harren:
,)k nfi weste wir rehte geren,
warumbe ir uns zesamene habet bräht
1520 oder wes iu mit uns si gediht:
waz muget ir mit uns ze schaffenne hin?
daz sult ir uns wizzen län/
er sprach: dritter unde knehte
daz wil ich iu sagen rehte:
1525 ich wil varen über des meres vluot/
als6 sprach der vurste guot,
,ich wil in die heidenschaft kSren
unde kristenlichen gelouben mSren,
ein heidnische küniginne
1530 die wil ich über mere her bringen:
ez st deme wilden beiden
liep oder leide,
so muoz ich hftn die küniginne guotl'
also redete der vurste hdchgemuot,
1514 vrdgen S fr. da M in fr. I.
1515 kUnic Ml k. sant S sant s.
1516 d6 MlsfS.
1518 ja] Ge MflSs.
1519 habet vor ze S.
1520 mit uns MSfl. gediht MI erdacht S.
1521 re - hän MSfl. \ r 1 - r^
1522 da. -uns MS(8)ri J ^^ ^ "" ^^^-
1523 ritter unde MI min r. v. min S.
1524 daz — sagen MI(s cJkne iu) Dasz uch jch sagen wil dasz merckent gar S.
1525 über des] M(s) U. d. wilden IS.
1526 vurste MI edel f. S.
1530 wil ich S(s} wel wir I walt ich M.
1531 deme Ss den MI.
1532 XU 1531 MIS. Danach: Dasz sei euch allen gesait M So wil ich sein
perait I Ich sag Üch dasz uff minen &yde Sf S.
1533 s6 — ich] M Dasz jch musz S Vnd m. I.
1534 redete MI sprach S. vurste MS chtinig I.
73
I E. V. 1479— 1 501
1535 |daz mac dne iuwer hilfe niht geschehen:'
— also begunde er ze in allen jehen •
,wer mir nö welle bigestän,
der sol mich daz wiz/.en länl'
alsd sprach der vurste vrt:
1540 ,wer ze ritter worden s!
oder noch ze ritter werden wil,
den dunke der verte niht ze vil,
wände wer üf der verte wirt erslagen,
des s61e muoz gr6ze genäde haben
1545 in deme Ewigen leben,
des wil ich iu min triuwe geben/
als6 sprach der vurste h6re:
,lip unde sSle ist behalten iemermere:
iegelicher wirt reine alse ein westerbar,
1550 ir hSrren, daz sage ich iu vürwir.
ir sult mir triuwe erzeigen,
wände ir sit alle mm eigen.
darzuo gibe ich iu riehen soU,
beide silber unde daz golt,
1555 ich wil iu Ithen unde geben,
die wtle ich hän daz leben:
wol nü her ir edeln künige,
1537 DÜ Ss nUr Mfl. welle I nach bi, Ss wil M.-gestän IS westan M ston s.
1538 daz MS ez I vor mich, s.
1539 vurste MI edel f. S.
1540 ze MIs nit z. S.
1541 ze MIsfS. ritter vor noch S.
1542 dunke S(s) dunkt MI. ze MI sin z. S.
1543 in I nach 1544. wände Ms unde IS. wer — ersl.] MSs wirt er auf
der vert ersl. I.
1544 'zel I.
1545 in deme e. MSs Er chumpt in daz ewign I.
1546 iu MSs im I.
1548 *8ele] seU M. ist MIs send S.
1549 reine — westerbar] M r. alz auz d' tauf gcwar I rainer den der siinen schin S.
1550 vürwär Ml allen gemain S.
1551 ir sult MIs Dar vrä so sond jr S. *mir] mit I.
1552 alle SsfMI.
1554 daz] M och Sfls.
1556 All SfMIs. daz Ss min MI.
1557 MSsfl?- wol nü her] M Wol uft %\ Nun wagt Uwer e'r S.
74
E. V. 1502^1523
ir hat von mir lant unde bürge I
ir herzogen höchgemuot,
1560 ir hat ouch von mir lant, Hute unde guotl
ir gräfen alle sant,
s! iegeltcher an sin triuwe gemantl
unde ouch ir bischofe h£re,
ir hat von mir wirde unde Srel
1565 ei sit alle unverzeit
unde werdet schöne mit mir bereit
unde bereitet iuch mit mir fif die vart
unde gedenket an minen vater SSwart:
habe iu der ie dehein triuwe getan,
1570 des sult ir mich geniezen länl'
ir aller triuwe dd wol erschein,
nü wurden die besten überein
igide sprächen ze deme hSrren:
,wir wellen iu helfen rehte geren
1575 mit llbe unde mit guot
hin über des wilden meres vluot,
daz welle wir vröliche mit iu wägen.'
nü begunde er niht vürbaz vrägen:
der höchgelobete degen
1580 hiez die guldtnen kriuze fifheben
1558 lant Ss 1. liute MI. bürge MSs gut I.
1559 Vnd MflSs.
1560 MSflsß. ouch nach mir S. liute MfS.
1561 ISsfMß. gHlfen Is edelen g. S.
1563 ISsfMß. .
1565 ei Sit] M Nun sind S wol uff s Ir sult sein 1. alle] M allsand Sfls.
1566 MIsTSß. schöne Ms alle I. S: Vmb Uwer err vnd wirde statt.
1567 unde MI So S.
1568 minen v. MS meines vaters I. S^wart] (ß) sebart M sebat I.
1569 iu der MI er uch S. triuwe IS gut M.
1572 nü — besten MI Die biesten wUrdend S.
1574 rehte MSfls.
1575 mit MIs och m. S.
1676 wilden MSCsfl.
1577 vröliche MSs gern I. mit iu nach wir M.
1578 nü MI Do S. niht] I nicht mer M si nit S.
1579 der MI Der vil S.
1580 kriuse MIsß krenU all S.
75
E. V. 1524— 1544
uDde Hz der bürge her tragen,
alse wir noch hoeren sagen,
er hiez si schütten üf einen anger dar,
er sprach: ,ir harren nfi nemet war:
1585 wer mir der verte wil btgestän,
der muoz der kriuze einez hän:
obe wir wurden bestanden
von der beiden banden,
so waere wir kristen alle sant
1590 bi den kriuzen einander wol erkant.'
mit der selben vart
ein michel gedrenge ze den kriuzen wart,
iegelkher wolte sich harte schämen,
solte er der kriuze niht einez haben:
1595 von den h£rren, die d6 wären kernen
wurden diu kriuze alHu üfgenomen.
si machten ez fif ir wäpenrocke alle sant,
obe si quaemen in vremediu lant
unde von den beiden wurden bestanden,
1600 daz si bi den kriuzen einander erkanden.
1588 schütten Ml seczen, nacA anger S nyder legen U nyder werffen b.
einen MIs den S.
1584 nü MSfls.
1585 bigestAn IS pej bestan M by ston s.
1586 kriuze e. MIß crUtzlin e. S krentzen atnen S.
1587 wurden] S nun würden S werden MI.
1588 heiden MIs wilden h. S.
1589 waere wir] Ms werd w. I werden (so) S.
1590 kriuzen MIs krentzen S. einander 8 an ein and' MflS.
1591-94 m MI nacA 15%. Nun och SfMI.
1592 gedrenge MIsß gedranck I. ze d. kr. MIs umbe diu kriuze ß hin z.
d. krentzen S.
1593 Ain SfMIs. harte M sein h. I desz S.
1594 kriuze MI(s) krentzen S. einez haben MIs ain nemen S.
1595-96 in MI micA 1610.
1596 Da SfMI kriuze MI(ß) krentz S.
1597/1600 m MI nacA 1594. ez MI (machten) sz S sie s. ir IS die Ms.
wilpenrocke] M rappen rock S wappen rOcklin s rochi I.
1598 Darvmb SfMIs.
1600 si MIs den ainer S. bi den kr. Ms b. dem crUcz I by den krentze: S.
einander] an ain and' M den ander S sich Is. erkanden MI be-
kanden S9*
J6
I E. V. i54S-iS65 I
nö hete er üf sineme hofe erÄOgen,
des begunde er got vaste loben,
einen hirzen wol ahUehen jär,
daz sage ich iu vürwär,
1605 der hete s6 vil schoenez gezinde,
daz wunderte daz vremede hofegesinde.
si bereiteten sich mit deme hirzen dar
unde nieman nam des raben war:
sant Oswalt mit den harren unmüezic was.
1610 daz er des raben diheime vergaz.
nü wurden si schiere bereit»
alse uns daz tiutsche buoch seit,
daz here begunde sich rüsten liberal,
sich huop ein vreislicher schal.
1615 sant Oswalt unde alle stne man
zugen d6 vrdÜche von dan,
in was hin gen den kielen gäch,
man sprach in manigen segen nach,
sant Oswalt mit sinen harren
1620 ilte üf die kiele mit Sren.
dar quämen die marnaere alle sant
1601—10 m MI flach 1590. erzogen MSs g'^z, I.
1602 MSrisß.
1603 wol s vol STMI.
1604 Zawar SfMI.
1605 gezinde S gezierdes M gezirdes gut I.
1606 daz wunderte MS Dez wurdn I. vremede MlfS. hofegesinde MS volck
hoch gemut I.
1607 •mit] mir I.
1608 unde MI aber S. *nemant S.
1609/10 in S nach 1600.
1609 mit den MSs der I.
1610 da- MSs hie I.
1612 tiutsche MlfS.
1613 *Dar M. her MS(s) er I. sich nach her I. rüsten S rütten MI.
1614 sich h. MI Do h. sich S Also hub sich s.
1615 man MI dienst m. S.
1616 Die SfMI. zagen S(s) zogeten MI segelten ß. d6 vr6Uche MS er-
laich I. mit freyde S.
1617 in IS Im M. gen MS zu I. gäch IS so g. M.
1620 mit MI m. grossen S.
1621 dar MI Do S. marnaere] mem' M meren I momer* S.
I E.V. 1566— 1586
unde nämen diu ruoder in die hantj
die anker si üzgeschuzzen,
vrdltche si von deme gestade vluzzen,
1625 sant Oswalt unde allez sin here
schicte sich vrdllche fif daz mere.
nü vuoren die werden helde guot
üf des wilden meres vluot
zwelf Wochen unde ein ganzez ]kr,
1630 alsd saget uns das buoch vürwär.
alse diu zlt hete ein ende genooien,
d6 wären die werden kristen komen
vrdllche alle sant
hin gen Ar6n in daz lant.
1635 nü sähen si bt deme mere stän
ein burc, was schoene unde lobesam.
diu liühte von golde same si brunne
unde stuont ouch schöne gen der sunne.
von zwelf turnen guot
1640 was diu veste wol behuot.
die turne wären rdt marblln
unde stuonden ouch schöne gen der sunnen schtn,
1623 anker] S aUchel M. rüder segeipftwm I. si MSfl. dz-MS auff I. ge-
schützen M schussent S zugen I.
1624 vr6Hche MI Frölichen S. si ntuA gestade M. von deme] vö den M vom
S vo danne I. gestade MSf I.
1626 schicte] M schickten s Schift S Schifiten I. sich MSsfl. mere IS
wil m. M wilde m. s.
1628 wilden ISfMCs).
1629 ganzez SßfMIs.
1630 also — buoch MI Dasz b. sagt v. dasz S.
1681 alse] MI d6 ß Alle S. diu MIßfS. hete Mß, mcA ende I hettent schier S.
1632 Nfi SfMIsß. w4ren MIß wurdend S.
1638 MSflsß. Gar SfM-
1634 Da SfMIs. gen Ardn MIs wäre > vare I. in MSs auf I.
1685 bi MIs da b. S.
1636 was MI die w. S. schoene Ss h^re MI. unde MSfl.
1637 *lAhte] lewte I. same] I als ob Ms recht alsz S.
1638 ouch vor stuont I.
1639 von] M unde IS. guot Ml also g. S.
1640 Damit S Mit den IfM. wol MI gar w. S.
1641 *turin S. marbliji MI merinlin S.
1642 ouch seh. MSfl.
78 _^
E.V. 1587- 1608 !
üf iegeltcheme turne ein wahtaere
darüfe si tac unde naht lägen,
1645 der bürge si schöne pfl%en.
d6 sant Oswalt die veste ansach,
gerne muget ir hoeren, wie er sprach:
,daz mac wol diu burc sin,
darüfe wonet diu liebe vrouwe mtnl'
1650 daz was an eineme äbende späte,
d6 gie sant Oswalt ze rite,
er sprach: ,nü ratet mir alle mtne dienestman:
wie welle wir ez grifen an?
wände ich hän wol vernomen,
1655 wir s!n in daz lant komen:
mtne harren alle sant,
ditze lant ist Ardn genant
nO ratet zuo mtne stolzen h£rren,
daz unser die beiden niht innen werden!'
1660 nä bete er einen alten dienestman,
der sprach: ,ich wil iu raten, obe ich kan,
volget mir ir vursten h£re,
so behalte wir wirde unde 6rel
1648 üf ~ ein AlSs Zwelff I. Danach nur in S: Also gelopt mir der mer.
1644 darüfe ~ naht MSs auf turen I. lagen MIs warent S.
1645 sch6ne MIs och gar seh. S.
1646 an -MSs er- 1.
1647 gerne MI Nun S.
1648 wol MIsß vil w. S.
1650 eineme Ss deme MI. spate MIs also s, S.
1651 ze r. Ms da s. r. S drat I.
1652 er spr. MI v& sp. sfS. nü SsfMI.
1654 wände MSs Waz I. wol MI gar w. Ss.
1655 Zwar SfMIs. daz 1. MSs die stat I.
1656 MSflsß. herren M lieben h. S.
1657 MSsflß. ditze M Zwar dasz S.
1658 mtne] M minen S ir I. herren MI degen S.
1660 nü— alten MIs Dasz erhört ain alter S.
1661 der MSs Er I. iu MIs uch her S.
1662 Nun SfMI. vursten h.] MI fürst vnd here S.
1G63 behalte wir MS behaltet ir I.
79
^ [ E. V. 1609—1627
ich sihe dort bl deme wilden mere/
1665 also sprach er ze deme here»
,gar zw£ne höhe berge,
darzwischen hän wir guote herberge:
darzwischen ist ein anger breit,
ir h£rren daz sl iu geseit,
1670 darüfe sul wir uns ze velde legen,
di ist sicher unser l!p unde unser leben,
unser lip unde unser guot
ist allenthalben wol behuot,
zwischen den bergen unde ouch deme mere
1675 ist sicher unser here.'
si volcten alle deme einen rate,
unde tlten mit einander dräte,
si hefteten an daz heidnische gestat,
manic helt abe den kielen trat,
1680 ez Uten die kristen alle sant
abe den kielen fif daz lant.
zwischen der berge fif den anger breit
manic helt sich dö ze velde leit,
die hdchgelobeten degen
1664 dort MsflS. wUden MlsfS.
1666 MlfSsp.
1666 imS tu 1664. gar Ms Barn IfS.
1667 guot ISs. gar ein g. M.
1668 -zwischen MIs enzwttschend S. ist ISsfM. anger Ms gut a. I ainig
S wise ß.
1669 geseit MI für war g. S.
1671 dd Ss t6 MI. »anser (1.)] vnsz M. unser (2.) MSfl.
1672 *Vnsz M. unser] vnsz MI och vnsser Sfs.
1673 Das» STMI.
1674 den bergen] M den perg 1 dem berg S. ouch MSfl.
1675 Da SfMI. unser] vnsz M allesz vnszer S vnser groszes I.
1676 *volgtein M. dem einen MI dem ainigen S sine S.
1677 ISsfMß. unde Is Sy S.
1679 Vil SfMI. abe den] M a. dem I von den s über den S. kielen] s
kielin M kiel IS.
1681 abe MI Vsz S. den k. MS dem chiel I. üf MI an S.
1682 ISsßfM. der] u(b) die S den (perge) I. DanacA nur in U Manig helt
ab dem chiel trat.
1683 ISsfMß. M I.
1684 ISfMsß. die] Der I Dasz wysset die S. - gelobeten] gelabte I gelopt S.
_80
I E. V. 1628—1650
1685 begunden sich schöne ze velde legen,
zwischen der berge fif daz velt
wart gerihtet manic hSrltche gezelt:
si lägen zwischen der berge verborgen
unde lebeten doch mit sorgen.
1690 d6 si nü ze velde wären komen,
alse wir ez sider hän vernomen,
der milte künic Oswalt
sante nach stneme kameraere halt,
diu wtle werte niht lange,
1695 der kameraere quam gegangen.
d6 in der künic ansach,
nü hoeret, wie er ze ime sprach:
ez sprach der vurste unverwegen:
,du solt mir den raben geben,
1700 ich wil mich n^ niht lengen,
ich wil in ze boten senden,
daz er mir ervare an der küniginne vrt,
wes ir noch ze muote sV
der kameraere harte erschricte,
1705 den herren er trüriclichen anblicte
1685 ISfMsß. begunden] I Begund S.
1686 *zwischein M. der MI die S.
1687 wart gerichtet MS man machet I. herltche] S erlaich I schöne S (vil
kostliche ß)fM. gezelt Is zeit MSß.
1688 der MI den S. berge] M bergen IS.
1689 doch MIsb ye doch u öch S. sorgen MI(s)ß grossen sorgen S.
1691 sidei] M sid S seit 1.
1692 kUnic MI k. sant S herre sant s.
1693 Der SfMIs.
1694 niht MI och n. S.
1695 kameraere MI kemcriing S. geg. MI schier g. S.
1697 hoeret — ime IS mugt ir hörn wie er M.
1698 »Er I.
1700 mich nü] M mich Is esz nß S. lengen] M me uerlengen S lenger
sUmen s wenden I.
1701 ich ISs Vn M. boten MS der küniginne Is,
1702 ervare MSsfl. Danach in S als nette Verse-. Vnd er mir dasz nit lenger
spar: An — fry.
1704 harte] M h. er I vil h. S fast S.
1705 tröricKchen MS trüriclkhe Is.
81
["eTv. i6$ 1-1677"!
unde sprach: ,ich muoz iu der wärheite verjehen,
ich hkn den raben üf deine mere nie gesehen,
ich hän halt daran nie gedftht,
daz ich in mit mir hete brdht:
1710 ich wänte edeler vurste rtche,
ir hetet in selber gevuort gar tugentltche/
der kameraere besorcte des harren zorn
unde wände, er müeste stn leben hän verlorn,
er kniewete nider vür in öf daz lant
1715 unde sprach: ,mtn leben stät in iuwerre hant/
sant Oswalt des erschricte s6r
unde sprach: ,6 daz wir ie sin komen herl
6 aller miner dienestman/
sprach der vurste lobesam,
1720 ,ich bin komen under die wilden beiden,
nü stuont ez mir nie s6 leide!'
ez klagete der edele vurste guot,
alse noch manic man von leide tuot,
er sprach: ,mine dienaere alle sant
1725 der rabe ist noch in Engellant!
nü was mir grdzer 6ren gedäht,
hete ich den raben mit mir bräht,
1706 unde Mls Er S. iu der Is ewchs der M Uch die S. verjehen Ss jehen MI.
1707 Zwar STMI. deme mere] I de mer halt M der fart S.
1708 halt ISfMs. daran] M, nach nie I an jn S. ^gedacht S.
1710 edeler MIs vil e. S.
1711 ir MIs Ich S. selber ISs selbn M.
1713 unde MIs Er S. mUeste han MIs hett S. stn Ms dasz Sfl.
1714 nider SsTMI.
1715 unde MIs Er S. leben Ms 1. dasz Sfl.
1716 des erschricte] M erschricket desz S erschrac Isß. sSr MIs vil s. S
vG herczn ser u gar hartt und sere b.
1717 unde sprach] I Er sprach SfM. 6 MSfl.
1719 Also S["MI. vurste MI kUnig S. ♦lobisam I.
1720 ich bin MI Nun bin jch her S. Dunach in % als zwei Verse: Vnd mag
nit geschaffen min frumen: Vnder d. w. h.
1721 stuont — mir] M geschach mir S waz ich I. s6 MS in so grosem I.
1722 ez] IS Er M.
1723 manic MI vil m. S. von] I v. grossem S vor Ms.
1724 mine MI nü wissend mini S.
1725 ist MI jch S.
1726 grdzer e. MS groz ere I.
1727 mir MI ro. her S.
Baesecke, Münchener Oswald 6
82
I E, V. 1675-1697
gen der küniginne hochgeboren:
als6 ist min arbeit gar verloren!'
1730 er sprach: ,alle mine dienestman
wie welle wir ez gttfen an?
wir hän niht rehte getan,
daz wir den raben daheime hän gelän!
obe wir nü werden bestanden
1735 von der wilden heiden banden,
s6 weret iuch, des ist uns n6t:
ich hän iuch gevuort in den tötl*
des erschräken die dienestUute sSre
unde sprächen: »wäfen hiute unde iemermSrel
1740 waere wir nü von den heiden bestän,
s6 müeste ez uns an unser leben gän.'
gröi^iu ndt wart in bekant
unde gedähten alle heim ze lant
an ir wtp unde an ir kindeltn,
1745 daz diu in solten verweiset stn.
an denselben stunden
si vor leide ir hende wunden,
der hörren klage diu wart gröz,
manic zäher in von den ougen vlöz.
1750 dö sant Oswalt die grözen klage ansach,
1729 also ist MI Aber jch han S Nu han ich alle S. min MIs die S..
1731 Nun SfMls.
1732 niht r. MI wcrlich n. r. S gar unrecht s.
1735 von ISs Vor*M. der] den MISs. wilden SsfMI. banden MS i frömdn
landn I[~S.
1736/39 in I nach 1755. s6 MSsfl. iuch MSs Uch der haiden I. uns MS üwlfs.
1737 l6t ISs grijgc t. M.
1738 -liute Ms -man I herren s.
1739 unde Ml Si 1. wäfcn] I nu waflfen SfM.
1740 MSfls?. wacre] Wer M Wurdend S. nü] SfM. bestan] bestanden S
erstanden M.
1741 MSflsß. müeste] S müs M unser] vnsz M das« S.
'742 Vil SfMls. wart MSs würde I. in MS vns Ifs.
1743 heim ISs hin h. M.
1745 diu in] M sie nü I die S sie S. solten vor sin S.
1748 der — klage MS Die hern clagetten I. diu MlfS. wart] ward so S
wort I waz M.
1749 in von den MI vö jren S.
1750 d6 MlsfS.
83
I E.V. 1698-1721
hoeret, wie er ze in allen sprach:
ez sprach der werde vurste hfire:
,ir sult volgen miner 16re:
ir werden helde guot
1755 nemet an iuch vesten muot,
stt der manheite staete
unde ziehet abe iuwer strttgewaete I
ir stolzen recken werden
nü valle iegellcher nider kriuzestal üf die erden 1
1760 vrten unde dienestman,
ruofet got von himele an
unde bittet die himlischen küniginne,
daz si uns helfe vr6lkhe von hinnen I'
si volcten ir hdrren rate
1765 unde tlten üz deme harnasche dräte,
si zugen abe ir stritgewant
unde vielen kriuzestal nider üf daz lant,
si bäten den himlischen vursten guot,
daz er si hete in siner huot
1770 unde si behüetete vor den heiden:
den kristen was fizermäzen leide.
got unde diu muoter sin
teten d6 ir genide schin
unde sanden einen engel werde
1751 Nun STMI. allen MSsfl.
1752 Ex spr. MSfl. werde Ml edel S. v. here MS fursten vn heren I.
1755 Nun SfMIs. an ISs all saropt an M. vesten MIs gar u. S.
1756 Vnd S Sant oschwalt sprach I {vgl. zu 1635) fM. der m. MSfl.
1757 •strit -] streicht M. • gewaete] S gewant MI.
1758 MlfSsß.
1759 nü MI Vnd S. valle MS vallet Is. iegelicher] M üwer i. S alle Is.
nider Ms[~IS. kriuzestal] M kriuzcwise ISs. üf die MIs zu der S.
Danach nur in S: Dar vmb dasz vnsz geholflfen werd.
1760 unde MI v. och die S.
1761 Vnd ir all SfMI. ruofet ISs Ruften M.
1763 vi6Mche M, vor helfe Is frölichen S.
1764 ir MIs all jrsz S.
1765 üz MIs all usz S.
1767 kriuzestal] M kriuzewtsc ISs. nider MflSs.
1771 was MS den w. I. üzerm.] M usz der m. Sfl.
1772 unde MIsß v. och S.
1773 Die SfMI. d6 ir IS dar in M.
1774 MIs^S. sanden] I sant in M sant $ sendet ß.
6»
84
E.V. 1721— 1744
1775 nider üf die erde.
der engel quam in Engellant,
da er sant Oswaldes raben vant.
d6 der engel den raben ansach,
gerne muget ir hoeren, wie er sprach:
1780 ,rabe ich kan dir niht verdagen,
ich inuoz dir von dlneme harren sagen:
wie hast du stn s6 lange vergezzen?
wände er ist gar harte besezzen,
er ist harte bestanden
1785 in den heidnischen landen,
stlc unde sträze sint ime benomen,
er niac niendert von dannen komen:
kumest du ime niht ze hilfe in kurzer zlt,
s& verliesent si alle ir Hp,
1790 man lät ir keinen niht genesen:
wie bist du so lange von ime gewesen?'
dö diu rede vol geschach,
der rabe ze deme engel sprach:
,engel du solt stille gedagen
1795 unde merke, waz ich dir habe ze sagen:
mtn h6rre der sande mich über mere,
66 was ich ime nutzer danne ein ganzez here:
1775 nider] M Vö hfmel I Eier wider S. Danach nur in S: Desz wurdcDt
si gefrewet scr.
1779 gerne Ml Nun S.
1781 Herren IS liebn h. M.
1782 sin] M desi Sfl. lange IS gar M?.
1783 wände MI Vnd S. gar M och gar S so I. besezzen MI gesessen S.
1784 er MI Vnd S. harte MI och gar h. S.
1785 MI(s)rS?. den Mfl. /« S: Vö der wilden haiden banden.
1786 Stic MI Sig S. sint IS ist M.
1787 er Ml Vnd S. niendert MS nit I.
1788 eben: SfMIs.
1789 lip MIs leben S.
1790 in M nach 1791.
1791 von ime] S vö in IfM.
1792 vol M do V. Sfl.
1794 gedagen] S dagen MI.
1795 ♦d' M. habe— sagen MS sage I.
1796 der MSfl.
797 nutzer Ml weger S. ganzez MSfl«
85
E.V. 1745— 1767
ich vlouc iroe schöne
hin in daz lant gen Ar6ne,
1800 ich warp mtneme harren
nach wirden unde nach gr6zen ^ren,
in stneme dienste wart ich gevangen,
unde wolte mich der heiden hin erhangen 1
unde waere stn tohter halt niht gewesen,
1805 er hete mich nie län genesen:
nü half mir diu künigtn,
daz ich beletp bt deme lebenne mtn,
ir dre wol an mir erschein,
daz ich mit 6ren quam herheim.
1810 nü wie gar ist mtn h6rre ein t6r!
nü sagete ich ime ez allez vor:
davon er ist komen in arbeit,
daz hin ich ime allez vor geseit:
ich sagete deme vursten hochgeboren,
1815 quaeme er äne mich hin über, stn arbeit waere gar verloren
nü hat er einen hirzen an mtne stat genomen
des ist er in grdze not komen:
wil er niht senden den hirzen stn
hin ze der kUnigin,
1820 nimet er nü schaden, er unde stne dienestman.
1798 sch6ne MI also seh. S.
1799 in I zu 1798. hin MSfL gen MSfl.
1800 Vn I Wann SfM. ich MSfl- warp IS erwarb M. schon: IfMS.
1801 gr6zen MSfl. Danach nur in \x "Dz sich sin seid sold meren.
1803 unde MlfS. der heidjn vor wolte S.
1804 halt MlfS.
1805 nie I halt n. M nimer S.
1806 kUnigfn] edel k. S k. guot MI.
1807 daz - min] M Desx belib jch by dem leben min S D. mir my leben I.
vn mich wehüt: M wart behüt: IfS.
1808 wol Ml nach mir 1 vil w. S. an mir MI[~S.
1809 daz Ml Da S. *erhaim I.
1810 nü MlfS. gar I so gar, nach herre SfM.
1812 er ist MS ist er I.
1813 bän ISß het M. aUez IS ez a. M.
1815 hin Über] M dar Sfl. gar M gancz Sfl.
1817 gr6ze n6t IS arbait M.
1819 kttnigin] edeln k. S fryhen k. I k. frey M.
1820 er nü] M er I den S. schaden er MSfl.
86
E.V. 1768—1787
waerltche da bin ich niht schuldic an:
si nemen vrume oder schaden,
den gewin sulen si äne mich haben I'
d6 diu rede was geschehen,
1825 aber begunde der engel jehen:
,rabe lä von dtneme zom
unde kum ze hilfe deme vursten höchgeboml
kumest du ime niht ze hilfe in kurzer z)t,
s6 verliesent si alle ir \\p
1830 unde werdent ouch alle ze t6de erslagen,
mugen si diner hilfe niht gehaben.'
d6 sprach der rabe:
, engel merke waz ich dir sage:
ich bin gewesen zwelf wochen unde ein jär,
1835 engel daz sage ich dir vürwär,
daz ich keiner slahte sptse,
engel des wil ich dich erwisen,
ze mineme Itbe nie gewan:
mtneme harren ich niht gehelfen kan.
1840 d6 m!n h^rre von deme lande was komen,
d6 wart mir min pfruonde genomen
von deme koche unde von deme kellaere,
1821 waerliche MSfl. niht seh. MI gar vnschvldig S.
1822 nemen MI] nemenssen S.
1823 haben MI tragen S.
1824 Vnd SfMI. was MI do w. S. •gesellen I.
1826 Lieber SfMIß. lä MI nü 1. S. dfneme ISß dem M.
1827 kum - hilfe MSß hielff I.
1828 zit MI frist S.
1829 alle MlfS. ir IS den M. lip MI leben alsz vil jr ist S.
1830 ouch ISfM. ze t6de MlfS. erslagen MS gesl I.
1831 mugen — niht] MI Wen si diner hilff nit mügent S.
1832 d6 IS aber M. 1832 umf 1833 in S ein IWs.
1835 in S nach 1836.
1836 slahte MI menschen S guoten ß. nie han gausz: SfMI.
1837 MlfSsß. des M daz I. erwisen M wissen I.
1838 ze — nie MI nie ß Miner krafft vnd sterckin bin ich wordan S. gewan
I wan S genam M han versuocht ß.
1840 lande MSs hus I.
1841 min MSs die I.
1842 kellaere ISs kellnaere Mß.
87
I E. V. 1788— 1805
engel merke mines herzen swaere:
die begunden mtn gar vergezzen,
1845 si gäben mir weder ze trinkenne noch ze ezzen,
si brächen mir abe bröl unde win,
si vorhten niemöre den harren mtn:
als 6 wart min gar vergezzen:
ich muoste mit den swfnen ezzen,
1850 als6 muoste ich mtn sptse nemen,
mtn hÄrre muoz sich sin iemöre Schemen I
ich muoste öuch ezzen ze allen stunden
vor deme tische mit mtnes hÄrren hunden:
welicheme hunde ich sin sptse genam,
1855 der grein mich danne jämerltche an.
man gap mir weder win noch bröt,
von hunger hän ich geliten gröze not,
mtn gevidere ist mir zezerret sÄre:
mineme harren mac ich nicht gehelfen m^re,
1860 ich mac keinen vluc niht gehaben
unde wurden si alle ze töde erslagen.'
d6 sprach der engel mSre:
,rabe nü volge mtner löre
unde erswinc daz gevidere dtn
1843 merke MI nu m. S.
1845 mir MSßfl. weder MI nUtz S. ze, ze MSfl.
1846/48 MlfSs?.
1849 MIsßfS. mit Is nur m. M. swinen Isp varchlein M.
1851 sfn MI desz S.
1852 oucb MlfS.
1853 mines herren MS den Iß.
1854 stn sp. MS daz sin I. genam M nam IS.
1855 danne M dnnne gar ß gar IfS. jamerifche] M icroerlichen S zornniklich
I griulfche ,3.
1856 gap Ss git MI.
1857 hin ich geliten] M han ich erlitten s leit ich IS.
1858 »gefeder I. mir MSsfl.
1859 MSflsß. mac S kan M.
1860 Zwar SfMIsß. niht gehaben] M geh. S me geh. s habii mer I.
1861 wurden — erslagen] I wcrdcnt — erschlagn M söltend si ymer all ze t.
werden e. S solte min hdrre halt (halt geleich u) sterben unde allez
sin bere ß.
1862 mere MS zu dem rabii m. Ifsß.
1863 nü Ml noch S.
1864 erswinc Mls swinc Sß. daz g. din MS din gev. 1. ser: IfMSS|3.
88
I E. V. 1806— 1822 I
1865 alse hoch driu spere mugen gesin:
mäht du danne des vluges niht gehaben/
— als6 redete der engel ze deme raben —
,s6 lä dich her wider ze der erde,*
also sprach der engel werde,
1870 »dannoch hast du geleistet die triuwe din
unde muoz dir got unde diu werlt deste holder sin.'
der engel den raben übergie,
daz er daz gevidere üz einander lie
unde swanc sich von der erde,
1875 des twanc in der engel werde,
daz er sich in die lüfte z6ch
volliclkhen zwelf spere hoch.
nü wolte et sich ze der erden hän gelän,
daz mohte ime der engel wol understän:
1880 der engel den raben des betwanc,
daz er sin gevidere höher erswanc
1865 h6ch MI h6cb alse Ss. spere MSsß spies I. . ge$tn] M s!n ISs. />amKA
nur f>r I: Vn du daz durch den willen roy.
1866 in S nach 1867. danne Ssuf Mlb. des Ss den I deines M. vluges MSs flUg I.
1867 der c. IS er M.
1868 U dich MIsß fluig S. her MSsf Iß.
1869 MSflsß.
1870 dannoch MS Vn I. du MSfl. die tr. dfn MS din tr. I. dem werdn: IfMS.
1871 unde MS So 1. diu IS alle dew M. deste h. MS höh I. Danach nur
in I: Ds glaub mir auff die trilw myn.
1872. Danach nur in 1, von andrer Hand'. Daz er zefliegen an geuieng.
1873 daz MI sin S.
1874 unde MI Er S. von MI gen S.
1875 twanc MI bezwang s er waicht S.
1877 MSsßfl. vollicKchcn] M Volklich wol S wol sfß.
1878 hän gel. MSsß lan I.
1879 MSsßfl. JDoe] M(s) nü .S. Dafür in \\ Do sprach der engel wol getan
Du sah dim hem dienen wol
So wirt dir geben
Gut vn ain sellig leben
Do sprach der rab
Ich wil mich von hin traben
Ich wil im dienen williklich
Ich bin von im wordn rieh.
1880 MSsßTI.
1881 MSsßfl- sin Ms dasz S. höher erswj noch höcher erschw. S hoch'
schwang M hoch ersw. s.
Sd
I E. V. 1823— 1843
linde vlouc hin über daz wilde mere
unde Ute ze sant Oswaldes here
linde quam an deme vierden tac,
1885 da sant Oswalt in grözen noeten lac.
fif einen segelboum er gesaz,
aller mtiede er gar vergaz,
da treip er einen ungevUegen schal,
daz ez under daz here erhal.
1890 an der selben vart
in ein schefkneht erh6rt,
deme mohte niht liebers sin geschehen,
alse wir noch hoeren jehen,
deme schefknehte
1895 deme geschach dö üzermäzen rehte.
wie balde er üz deme scheffe spranc!
sin gröziu vröide in des betwanc,
er spranc ze der selben zit
volliclichen drler klafter wit
1900 unde. quam schiere sä zehant,
da er den milten künic vant.
d6 er den künic ansach,
1882 MSsßTI.
1883 MSßfls. le] M hin r. S.
1884 MSs^fl. unde Ss Ich M. tac Ss morgen Mß.
1885 MSsflß. lac var in M. noeten Ss sorgen M.
1886 MSsßfl. gesaz M saz Ss satzte sich ß.
1887 MSsßf"!. aller Ms? A. siner S. gar M da ßfSs.
1888 MSsßTI. dd MsßTS. er vor treip S.
1889 MSflsß. ez] S er M. her M h. hin S.
1890 MSfls?. der S den M. vart] S wort M.
1891 MSsßTI.
1892 MSsf Iß. niht nacA liebers S.
1893 MSflsß. noch M hernach S.
1894 MSflsß. deme] M d. selben S.
1895 MSTIsß. d6] MfS.
1896/1897 SsfMlß.
1898 MSflsß. der selben S air M.
1899 MSflsß. volliclichen M voUenklich wol S.
1900 MSsfIß.
1901 MSsfIß. künic] M k. sant Oschwald S sant Oswalt s herren ß.
1902 MSflsß. künic] S miltfi k. M,
_90
I E. V. 1844—1865
gerne muget ir hoeren, wie er sprach :
er sprach ze deme hörren halt;
1905 ,ei milter kUnic Oswalt
gebet mir daz botenbröt,
sich wil volenden unser n6t,
ich muoz iu der wärheite jehen,
iuwem raben hän ich hie gesehen,
1910 er ist her ze lande komen,
unser n6t hat ein ende genomen!'
d6 diu rede vol geschach,
sant Oswalt begunde lachen unde sprach:
,unde ist mtn rabe körnen her fiz Engellant,
1915 drizic marc goldes gibe ich dir in dtn hant
unde mache dich ze ritter/ sprach der vurste h6re,
,kein scbefkneht bist du niemermSrel'
dö er daz botenbröt empfie,
wie balde er ze deme raben giel
1920 er sprach: jabe bis mir gotwilkomen,
dtn kunft hän ich gerne vemomenl'
er sprach: ,m}n berzlieber rabe
1903 MSflsß. gerne] M Nun S.
1904 MSsfIß. deme h.] dem her'en sant O. S sand oswalt M. halt] MfS.
1905 MsflSß. ei] M O s. kUnic] M k. Sant s. In S: Mit grosser begird
vnd ylt bald.
1906 MSs^fl. Her SfMs ♦boten-] peten M bötten S.
1907 MSsHß. unser] s vnsz M all vnser S.
1908 MSflsß. Zwar SfM.
1909 MSsuflb. hän] M den b. S.
1910 MSsuflb. Zwar SfMs.
1911 MSflsß. All SfM. *vnsz M. nAt M trurcn S.
1912 MSsTip. Vnd SfMs. rede M r. do S.
1913 MSsßTI. begunde M der b. S. lachen Ms loffen S.
1914 MSsflß. her Ms dort er S.
1915 MSsßfl. gibe Ms dass g. S. in d h. Ms zehant S.
1916 MSsßTI. /» S nvti Vfrse. unde Ms Ich S- te Ms och t. S. sprach M
Also s. S.
1917 MSsßfl« Danach nur in S: Vnd solt han vö mir gross lob vn er.
1918 MSflsß.
1919 MSsßfl. ze Ss gen M.
1920 MSsflß.
1921 MSsfIß. kunft] chunst M zuokunft Ss. gerne Ss wol M.
1922 MSsfIß. mtn h. Ss all' mein liebst' M.
?^
I E.V. 1866- 1888
nü vliuc gevuoge üf mich her abe!
ich wil dir dienen iem6re willicltche,
1925 ich bin von dinen schulden worden guotes rkhe.'
der rabe s!n gevidere erswanc,
ze deme schefknehte stuont aller stn gedanc.
der schefkneht niht enlie,
den raben er üf sin hant gevie.
1930 nü gie er mit 6ren
hin ze deme stolzen hdrren.
der milte kUnic Oswalt
gie engegen deme raben balt,
mit mantgem h6chgelobeten degen
1935 gie er deme raben engegen.
— daz diu werlt als6 abebirt,
daz kein böte m^re also empfangen wirt,
alse der rabe wart empfin
von sant Oswalde unde von allen sinen man! —
1940 sant Oswalt niht enlie,
den raben er üf sin hant gevie
unde sprach: »lieber rabe min
du solt mir gotwilkomen sinl
Sit du mir nü bist her komen,
1945 nü wirt mir leides vil benomen.'
1923 MSfls?.
1924 MSfls?. icm^re] MfS.
1925 MSf Isß. dinen seh.] M dir S. guotes] MfS.
1927 aller MSfl.
1928 niht MI do n. S.
1929 den raben er IS Wie pald er in M. sin M](^) die S.
1930 nü Ml d6 Sß eren I grossen e. S dem Rabn M.
1931 hin s. MS FUr I. deme] M den I sinem S. stolzen Ml lieben S.
1932 Oswalt MI sant O. S.
1935 Der SfMI. engegen M,3 hin re IS.
1936 Msßfls. Jf* ? ^(^ 1937. daz MS die wile ß. als6 abebirt] a. ab
nipt M noch so alt wurlt S stet ß.
1937 MSßfls. ^'nde empfie in also herliche ßfMS. mire MSufb. ak6 Mß
so schon nimen S. wirt Mß stet ß.
1938 alse — wart MS Der rab wart schön I.
1939 Osw. — man MS oschwalts mannen I.
1940 niht MI desz n. S.
1942 unde MSß Er 1. lieber MIß. vil 1. S.
1944 mir MSfls her Ms, vor bist Sfl.
1945 nü MS s6 1$. mir ISs vns M.
92
£. V..18S9 — I9II
der rabe wart hdchgerauot,
er sprach: ,nü danke dir got der guotl'
sant Oswalt vräcte in der maere,
wie deme vride in Engellant waere?
1950 er sprach: ,vnt unde gemach ist in Engellant
under dinen dienestliuten allen sant,
doch kan ich dir niht verdagen,
ich muoz dir also vil klagen
über den koch unde über den kellaere:
1955 hfirre nü merke mines herzen swaere:
d6 du von deme lande waere koinen,
d6 wart mir m!n pfruonde genomen,
si pflegen weder wirde noch ^re,
si wänden, du körnest ze lande niemerm^re,
1960 si begunden min gar vergezzen,
si gäben mir weder ze trinkenne noch ze ezzen,
si gäben mir weder w)n noch brdt,
von hunger hän ich geliten gr6ze n6t,
ich muoste nfi ezzen ze allen stunden
1965 mit den swinen unde mit den hunden:
welicheme hunde ich sin spfse genam,
der grein mich jämerllche an:
h6rre nü gip mir din triuwe ze pfände,
1946 h6chgem. Ms vU b. S hohes muts I.
1947 er sprach ISfM. dir MI üch S.
1950 gemach ß guot g. S genäde Is genat M. in MIsß da haim jn S.
1951 MS8(ß)ri.
19')2 doch ~ dir MI Doch k. ich s Ich kan dir her och S aber milter küoig ^.
1953 ich in. dir MIs Ich han dir her S. also vil ISfMs. klagen Is le d. S
clagn vnd sagft M.
1954 über den (2.) MSsfl. kellaere ISs kellnaere Mß.
1955 mlnes herzen M myn I min grosse S.
1956 waere] werd IS werde s ward M.
1957 d6 MIs Zu band S. pfruonde MIs spisz S.
1958 pflegen] pflegtent S pflegen Ms daten I.
1959 wänden IS wänt M meynen s.
1960 MSsflp. gar S schier sfM.
1961/63 MSsflß.
1964 MSsßfl. ich Ss Vn M.
1965 MSsßfl. swinen Ssß värchlein M.
1966 MSsflß. genam] M nam Ss.
1967 MSsflß. jamerlichc] s gar j. M iemerlichen S.
1968 nü MSsfl.
93
I E, V. 1912— 1930 [
wanne du heim kumest ze lande,
1970 daz du si beide wellest vähen
unde an einen galgen häheni'
ez sprach der vursce wolgetän:
,rabe du solt von deme zorne länl
unde tuo daz durh den willen min,
1975 alse liep ich dir miige gestn,
s6 wil ich dir des min triuwe geben:
die wtle wir beide hän unser leben,
s6 kumest du von miner schuzzele niemdre,
zewäre daz habe üf alle min drei'
1980 er sprach: ,nü wolte der himlische trahtln,
daz dir wol waere gerastet daz gevidere dln:
diu ztt hat ein ende,
sd wolte ich dich ze der küniginne senden.'
dö sprach der edele rabe:
1985 ,hdrre nü merke waz ich dir sage:
ez ist hiute der vierde tac,
vürwär ich dir daz sagen mac,
dannoch was ich in Engellant,
h6rre des habe dir mtn triuwe ze pfant:
1990 ich weiz, obe ich gevlogen bin
oder obe mich triuget mtn sin.
1960 heim MS wider h. sfl. ze lande MSs in engellant I.
1970 vii jn dasz intrencken: SfMls.
1971 an einen MIs si baid an S. hähen MI henken Ss.
1972 ex MS d6 Is. wolgctdn MI gut vnd lobsani S.
1975 ich MI aUz jch S.
1977 wir beide MSs vii wir I. unser] vnsz M daz IS.
1978 du ISsfM mer: MsflS.
1979 zewäre MS Rah I.
1981 wol MSfl.
1983 s6 — dich MSs Ich wil dich I.
1984 h^re: ISfMs.
1985 hlrre MsflS vgl. 1984. m^re: ISfM.
1986 MisfSß. hiute Ms heinet I.
1987 MlfSsß.
1988 MlsfSß.
1989 MirSsß.
1990 weiz Ml w. niht Ss. ich Ss ich her MI.
1991 triuget mtn] M betrugt ro. S triegent alle m^ L
94
E, V. 193«— 1954
wände mir ist werder vurste vr!,
alse ich wol gerastet st.
nü enbiut der küniginne,
1995 waz dir st in dtneme sinne,
so wil ich dir die boteschaft werben,
unde solte ich darumbe sterben/
er sprach: ,sage mir der künigtn
vltzicltche den dienest mtn,
2000 ich st her komen ze lant,
ich unde mtne dienestliute alle sant,
unde si durh ir willen komen her:
daz si mir gebe rät unde l§r,
wie ich si süle gewinnen üz der bürge guot/
2005 hiez in reden der vurste höchgemuot,
idaz si mir sage rehte,
obe ich umbe si süle vehten:
dnz tuon ich danne rehte geren,
ich hin manigen stolzen dienesth^iren.'
2010 der rabe was liste vol,
er sprach: ,ich kan ir ez allez gesagen wol,
ich wil ouch her wider sagen dir
waz si dir enbiutet bt mir/
der rabe urloup von deme harren nam
2015 unde schiet ouch vr6]iche von dan:
1992 ISfMs?.
1998 ISfMsß. alse I AIsz ob S. gerastet I gefaistet S.
1994 kUniginne MI edlen k. S.
1995 dfneroe] S deme MI.
1997 darumbe MIs halt d. S.
1998/99 in M ein Virs, mir ISsfM. der MIs d. edelen S. vUzidiche] S
Flislich S FlisMig I FleiM M.
2000 Vnd wie S vn das sfMI.
2001 mine MI all m. S. - liute MI - man S. sant MSf I.
2002 unde si MS(s) Sin I.
2003 Vnd SfMIs. si ISS|3 sag M. rät ISsß rab rat M.
2004 in M zwei Verse. sUle gew. MSs (ir) müget bringen ^ gewin I.
2005 Dasz Sf~Ml. hdcbgemuot MI vUgüt S.
2009 Wann MflS. stolzen ISfM.
2010 liste] list M liesten I listesz S.
2011 allez MSfl.
2012 ich MS Vn I. her MS er-I.
2014 urloup nach herren S. deme MSs den I.
_ _->
95
I E- V' '955-1978 |
hin gein der bürge was ime gäch.
die hörren sähen ime vaste hin nach:
er vlouc über den berc hoch
der sich in die lüfte zöch,
2020 der rabe hete niht mSre reste,
er !lte hin ze der guoten veste.
alse er ze der veste was komen,
alse wir sit hän vemomen,
des raben gelücke wol erschein:
2025 die küniginne vant er alein
oben an einer zinnen,
herüz hete sich geneiget diu junge küniginne.
der rabe ze ir nider vl6ch,
vr6Iiche si in üfzöch
2030 mit ir durh ein venster !n
unde bat in gotwilkomen sin.
an der selben stunde
si in vrägen begunde,
si sprach ze deme raben:
2035 ,du solt mir rehte sagen:
wä lieze du dtnen harren?
waerlkhe den saehe ich rehte gerenl
2016 was MI do w. S.
2017 hin MSfl.
2018 den IS des M.
2019 der] M er I (KorrO, S. löch MI uflF z. S.
2020 reftte IS recht M.
2021 er IS Vii M. hin ISfM. se MI gen S. guoten ISfM.
2023 sft] I sid nun S es seid' M.
2024 wol MI do w. S.
2027 in ♦MI zwei Verse» der erste fehlt I(s?). hete — geneiget] M naigt sich S.
2028 vl6ch] flog MI fluckt S.
2029 in ISs in wid' M. zdch] zogt I zuckt MSs.
2030 venster in MI vensterlin Ss.
2031 bat] M si b. S hiez Is.
2033 vrdgen S(s) vr. di MI.
2035 rehte] M bald I künden vn Sfs.
2036 lieze MS last 1. dfnen h. MI(s) den h. din S. Danach nur inS: Dasz
sag mir lieber rapp min.
2037 waerltche MSsfl. rehte MI also r. Sfs. Danach nur inS: Dasz musz
jch dir ja der warhait veriechen.
96
I E.V. 1980-2000"
daz er ist gewesen äd lange,
des ist mtn vröide nähent zergangen.'
2040 er sprach: ,vroiiwe ich tuon iu bekant:
min h^rre ist hie ze lant
mit manigem werden ritter guot,
die hat er bräht über des wilden meres vluot.
zwischen der zweier berge
2045 hänt si ein guote herberge,
da ligent si verborgen
unde lebent doch mit sorgen.
nü hat mich m!n hSrre ze iu gesant her,
daz ir ime gebet rät unde 16r,
2050 wie er iuch stile gewinnen üz der bürge guot,
enbiutet iu der vurste höchgemuot:
ir sult ime enbieten rehte,
obe er umbe iuch süle vehten:
daz tuet er danne rehte geren,
2055 wände er hat manigen dienesth^rren.*
dd sprach diu küniginne gemeit:
,rabe daz st dir unde dineme harren geseit:
daz kristen unde beiden,
alle diu werlt waere sin eigen
2038 er ISfM. s6 MI also S.
2039 MlfSsß. nihent] nach im M na darüber chät I.
2040 vrouwe MI reiniu juncvrouwe ßf Ss. tuon Mls t&nsz S.
2041 bie I nun her S her komen Ms komen ß.
2043 die SsfMl. Über Mls mit jm über S.
2044 zwischen Mls Enzwischen S.
2045 ein MS gar e. I.
2047 lebent MI ligent S. mit Mls da mit jn grossen S.
2048 mich — herre MIs er mich S. ber MSsf I.
2049 rdt — l^r MS rdt sß 1er I.
2050 sUle gew. Ml gewin S.
2051 Och so SfMI.
2052 ime MI jm och S.
2053 sUle ISß müsz M.
2054 danne MSflß. rebte MI vö gantzem herzen Sfß.
2055 MSsßfl. manigen Ms so m. S.
2056 gemeit MI edel vn g. Sfs.
2057 unde - herren Mls für war S.
2059 zu 2058 S. Vnde IsfMS. alle— werlt Mls allesr S. sfn ISs dein M.
97
I E. V. aooi— aoaa [
2060 unde hete sich dämite vtir die burc erhaben,
s6 möhte er ir niht geschaden.
nü wil ich dineme harren raten, obe ich kan:'
^ sprach diu küniginne lobesam —
»heiz in volgen der l€re mtn
2065 unde daz er neme ein roupgaltn,
darin ein hundert helde guot
unde die ir libes sin hdchgemuot
waz er sust dienestliute müge gehän,
die sol er zwischen der berge län:
2070 mit hundert küenen degen
sol er sich her vür die burc legen.
in einer dunkele inuoz daz geschehen,
umbe daz in nieman müge gesehen.
her vür die burc üf daz velt
2(i75 heiz in rihten ein kleinez gezelt,
unde wer si danne vräge der maere,
s6 sprich, daz er lebe äne alle swaere,
daz si danne sprechen, si sten waehe goltsmit
unde varen durh vremediu lant nach ir sit,
2080 s6 wirt er sch6ne empfän
von mineme vater unde von allen stnen man.
2060 hete - d&mite MIs er sich damit het S. erhaben IS geleit Ms.
2061 möhte Ss künde MI. niht Mls nimer nttcz S.
2062 dfneme h. MlsfS.
2063 Also SfML kUniginne MI jung k. S.
2065 ♦näm M. roup-S rot IfM?.
2066 darin MI vn d. s Vnd das zu S. ein ISfMsß.
2067 unde MSfls. libes MSs lebens I. h6chgcmuot ISs gar h. M.
2068 Vnde SfMIs. sust MSs me I. dienest • MSsfl- müge MI mac Ss.
gehdn Ms hin IS.
2069 der b ] M den bergen ISs.
2070 Nun SfMIs. kUenen Mis küner S.
2071 her S da her Mfls.
2072 muoz MIs sol S. ^gesehen I.
2073 umbe] Dar vmb S unde Mlfs. in IS si Ms.
2074 Da MflS.
2075 *heiz in] Haisen I. rihten MI da uff r. S üfsldhen St3. gezelt Ms zeit ISß.
2076 unde MSs,3fI. wer si danne Mlb wer sie s wenn man sy d. u ob
jn yemant S. vrage MI vraget Ssß.
2078 in M zwei Verse, Vnd SfMI. danne MlsPfS- wache] M hübsch ß all Sfls.
2079 vremediu MIs die S. lant ISs(?) lawt M. nach ir MSs mit I.
2081 von allen M och v. a. S von sfl. man MS dienestman Is.
Baesecke, Muncbener Oswald 7
98
E. V. 2023 — 2042
unze wirde ouch ich ze rate
beide vruo unde spite/
sprach diu küniginne,
2085 ,wie ich kome mit ime von hinnen/
der rabe was biderbe
unde vlouc balde hin widere
ze stneine harren sä zehant
unde tete ime diu maere bekant
2090 er sprach: ,h£rre wilt du ^re bejagen,
zwelf goltsmide muost du haben.'
des ersch riete sant Oswalt söre,
er sprach: ,hiute unde iemerm^re,
daz sint mir 6rest starkiu maere I
2095 nü liän ich weder hämer noch schaere
unde muoz stn ouch nemen grözen schaden,
daz ich keinen goltsmit mac gehaben!*
die rede erhörten zwelf helde guot,
die wären mit ime gevaren über des meres vluot,
2100 die sprächen: ,h^rre ir sult iuch wol gehaben,
wir wellen iu liebiu maere sagen,*
2082 ich vor ouch S.
2083 unde Ml vnd dar zu S.
2084 Also SfMl.
2085 wie Ss wie daz MI. kome] kom I kümme 8 kum S kam M. mit
ime vor kome I.
2086 was MI der w. so S.
2087 unde MS Wie I. vlouc MSsu flog er I. balde Ms, vor vlouc 1 vil
schon Sfu.
2088 sä] so MI also S.
2090 hlrre ISfMs. du MIs du nö S.
2091 So MsflS. •zwilflf I. .niuost du vor zwelf M(s).
2092 erschricte] M erschrac ISs^^.
2093 hiute Mls waffen h. S.
2094 MlfSsi^. mir Mfl. erest] I allew M. starkiu] M scharpffe I.
2096 muoz stn MIs muszsen S. ouch MS noch s|~I. gr6zen] 1 ain grosten
S grosr Mfs.
2097 goltsm. MIs g. nit S. gehaben Ms haben IS.
2098 ♦helKhilt I. guot Mlfl also g. S.
2099 mit imcÄ^r// gcvarcn S.
:>100 gehaben MS(s) haben 1.
2101 liebiu MS guotiu Is.
99
E. V. ao43— 2060
also redeten si ze deme harren,
,von solicher kunste l^e wir iuch niht gewerren.
nü merket un$ vurste lobesam:
2105 unser sint zwelf junger man,
wir sin alle samt goltsmide gewesen
unde sin worden guotes rtche,
daz geloubet uns vurste lobeüche,
daz wir stn ritter worden,
2110 nfl geloubet uns daz vurste hochgeboren,
dö iu der verte wart gedäht:
nfi hän wir den wercziuc mit uns bräht,
obe wir quaemen in vremediu lant/
als6 redeten si alle sant,
2115 ,unde wir ze noeten müesten komen,
daz uns daz guot wurde genoroen,
möhte ez danne anders niht enwesen,
s6 tifiwet wir mit der arbeite wol genesen:
wir wellen iu mit triuwen blstän,
2103 redeten MI sprachend S.
2103 mS iwei Verse, von solicher] Vor sottlcich' M Vö so gutter vn be werter
S Der I. I4ze wir MS willen wir I. niht gew.] M werlich nit
gewerren nun S nit enpem I.
2104 uns] M vns recht edler Sfl.
2105 zwelf Ms zwilff 1 hie z. S.
2106 Zwar SfMIs. samt MlfSs. gewesen Mls(ß) g. glich S. I: Des mögen
wir uch nit entwessen.
2107 worden MIs och w. S.
2106 vurste MI edler f. S.
2109 ISs^fM. ritter Is zu r. S.
2110 ISfMsß. daz] dasz edler Sfl.
2111 verte MI raisz S. geddht Ml erdacht S.
2112 nü — wir Mls Wir habend S. den Ml vnssern Sfs. bräht MIs her b. S
dar b. ß.
2113 SPfMIs. quaemen ß körnend S.
2115 unde Ml Ob S. mUesten MS weren I.
2116 ISfMsß. daz] I Vn S. daz guot] I die hab S. genomen I benomen S.
2117 enwcsen MS gewessen I.
2118 wol MSfl.
2119 in S nafh 2120. wir w. MI So wollend wir S. triuwen IS trcw M. -st4n
IS bestaun M.
7*
100
I E. V. 2059—2081
2120 die wile wir mugen unser leben gehänl'
d6 sant Oswalt die rede erhörte d6,
d6 wart er fizermäzen vr6,
er sprach: »darumbe wil ich iu lihen unde geben,
die wlle ich hän daz leben I'
2125 ze den zwelf nam er hundert man,
dämite huop er sich von dan:
mit den goltsmiden sin
schicte er sich üf ein roupgalin.
er hete niht mfire reste,
2130 unde huop sich ze der veste,
in einer dunkele daz geschach,
daz si nieman h6rte noch sach.
vür die burc üf daz velt
rihte er ime ein kleinez gezelt,
2135 sine goltsmide rihten sich ze der arbeit,
alse uns daz buoch seit,
mit Zangen unde mit hämem
tiiben si ein gr6z getämer.
daz erhörte des küniges wahtaere,
2140 ez dühten in wunderlichiu maere.
nü lief er also dräte
2120 Alle SfMI. mugen MlfS. unser] vnsz M dm IS. gehhn M hdn IS.
2121 dÄ (l.)M, übergeschrieben sflS. erhörte MI hörte S vor die, s.
2122 d6] M Desz S Nu Ifs. üzermäzen MS vö hcrzfi I.
2123 er MS unde Is. lihen unde MSsfl.
2124 All SfMIs. daz Ss min MI.
2126 damite IS mit den s Do M.
2128 schicte] M schifte IS. roupgalin] S röt g. I galin ß äckerlein M.
2129 Wafi STMI.
2130 huop MI er h. S.
2132 hörte IS weder h. Ms.
2183 Wol SfMI.
2134 Do SfMI. ime MSfls. gezelt MIs zeit S?.
2135 sich MSsßfl-
2136 ISfMsß. buoch] I tUsch buch nü S.
2137 mit (2.)MIs och m. S.
2138 triben si] M dreben si I machten sie s llüb sich S wait 1^. getämer
MlS|3 temer S.
2140 dühten MS dühte Is.
2141 nü ISs Do M. *lcif lief M.
_ iqi_
I E. V. 2082-2102
hin vür sines hfirrcn keroenäte,
deme sagete er d6 diu maere,
daz vür die burc komen waere
2144a[manic werder kristenman.]
2145 er sprach als6 sch6n:
»wolüf richer künic Ärön!
ich kan dir langer niht verdagen,
ich muoz dir vremediu maere sagen:
ez sint vremede geste
2150 komen vür die veste,
von manigem werden man
sint dir diniu lant gewunnen an ... .
unde wellen dir dtn lant gewinnen anl<
d6 sprach der wilde heiden:
2155 «wahtaere li dir niht wesen leide,
ez törste nieman hän getan,
des seit du min triuwe hin,
ez sint boten üz vremdeme lant
unde sint nach miner tohter gesant,
2160 ez sint werdiu kristenkint:
wecke mir üf min hofegesint:
ez ist umbe si ergangen,
si müezen alle werden erhangen I'
2142 hin vUr Ss Für I Zu M. sines MSs des I.
2143 dÄ MirS.
2144 MSflsß.
2144a fMISsß.
2146 Nun SfMIs.
2147 dir Ss diz ez ML niht vor langer S.
2149 Zwar SfMIs.
2150 Her SfMIs.
2151 werden ISs fremdem M. man MIs mannen S*
2152 MlfSs?.
2153 SsfMI^3. unde] S die S. gewinnen an] angewinnen s abgewinnen S.
2155 14 MI nü I. S.
2156 Zwar SfMIs. •nemen M.
2158 vremdeme] S eineme vr. Is fremden M. lant ISs landen M.
2159 unde Ss die MI.
2160 Zwar SfMIs. werdiu MS werder Ifs.
2161 Nu SfMIs.
2163 alle SsfMI.
102
I E. V. 2103—2125
dö lief der wahtaere dräte
2165 ze maniger schoener kemenäte
unde begunde die beiden wecken
unde üz ir släfe erschrecken.
er sagete in diu inaere,
daz vür die burc komen waere
2170 manic werder kristenman:
,unde wellen unserme harren daz lant gewinnen an!'
des ersch rieten die beiden gar sSr,
in wart von deme bette ger.
gröziu n6t wart in bekant,
2175 si legeten an ir strttgewant,
an den selben stunden
si ir belme fif bunden,
si verwäpenten sich grimme
in die liebten stahellnen ringe.
2180 si spräcben, ez waere der kristen ende.
iegelicber gevie ze siner hende
beide swert unde scbilt,
der beiden geverte wart unmilt.
daz erbörte diu küniginne dräte
2185 in ir selbes kemenäte.
einen stdinen mantel si umbe gevie,
2164 ♦lof M.
2166 heideD Mls h. all S.
2167 unde MI Vnd si S. erschrecken IS schrekn M.
2168 in Ss in dd MI.
2170 VU SfMI.
2171 wellen — harren] S unde hete in MI. lant] S leben ML gewinnen] S
gewunnen MI.
2172 erschricten] erschraktn M erschraken ISs. gar s all gar SfMI.
2173 in] I Imen S Im M. deme b. MI den betten so S.
2178 grimme MI gar seren Sfs.
2179 MflSsß. Statt dessen in S: Alsampt alsz vil nQ jr warent.
2180 waere MS wirt I.
2181 MSsflß. sincr h.] M sinen henden S.
2182 swert u. seh. Mls schilt vnd och schwert S.
2183 geverte — unmilt] M begir waz v. I hätt ain wildcss gefertt S.
2184 kUniginne Ms junge k. IS diu reine Parg ß. drate MI also d. S.
2185 Wol SfMI.
2186 umbe gevie] M v. ving I v. sich fieng S leit an s swaif (Schwaiffk u)
— umbe sich ß.
103
E. V. 2126—2146
wie balde si ze deme vater gie!
d6 si den vater ansach,
hoeret, wie zuhticlkhe si ze ime sprach:
2190 »herzenlieber vater min
du solt beruochen der zuhte d!n,
wollest du mir es gelouben [haben],
s6 wolte ich dir die wärheit sagen,
wer die geste möhten gestn/
2195 als6 sprach diu junge künigtn:
,ez sint alle samt waehe goltsmit
unde varent durh vremediu lant nich ir sit,
durh dtnes landes 6r
vater sint die gevaren her:
2200 du solt niht wesen s6 gäch
unde erzeige den kristen niendert kein smich!
du unde alle dine knehte
ir sult iuch bedenken rehte,
unde erzeiget in keinen übermuot,
2205 vater ez waere dir niht guot:
2187 MSsßfl. SüU/ dessen in l: Vn lieff do sie im vatter vant
2188 den] MS im 1.
2189 hoeret wie] S Daz wort si M Gar Ifs. zuhticliche Is zuhtikleichn
M so zUchtenklich S. si ISfM. ze ime ISsfM.
2190 Vil STMIs.
2191 beniocheo] berUgen S porgen MI pflegen s. der zuhte MI(s) dem zom
S(P).
2192 woltest Ms Vnd w. S Wildest I wi) f). mir nach gelouben I. gelouben MI
geloben S getrouwen ß nit v'übel han s. haben] fMIS(s)ß.
2193 wolte MSs wilt 1. dir nach sagen I.
2194 mohten MSfls. gesln] M sin ISs.
2195 ZwarSfMIsß. alle sant MS alles Iß alles, waehe] M rechts hUbsch ßf IS.
2197 durh MIs jn S.
2199 sint Ml so s. S. die MI si S. gevaren MIs kämen S.
2200 »^ch M.
2201 erzeige MIs enbiut S(ß). den kristen MSs in Iß. niendert kein] S indert
(eifer nidert) M kein Is. ^schmäch M.
2202 alle MSfl.
2203 in M zum vorigen Verse, ir ISfM. bedenken MI gedenken S.
2204 in ISfM.
2205 Zwar SfMI. waere MI wirt S. dir ISfM. Danath nur in S:
Zwar vatter vnd och fröwe
Desz solt jr mir wo] getrüwen.
104
j E. V. 2147—2170
wir bedürfen wol vingerltn unde haftlin,
die wurkent si uns lieber vater mini
so bedarft du rtcher künic Ärön
selber wol einer guldtner krönl
2210 die wurkent si dir schöne üz golt,
vater darumbe gip in riehen solt,
des muost du iemSre dre haben,
wä man ez sol singen oder sagen 1'
die tohter den vater übergie,
2215 daz er von deme zome lie:
er schuof mit sinen hSrren allen sant,
daz si abezugen ir stritgewant.
si teten durh not
waz in ir eigen hSrre b6t,
2220 die werden helde alle sant
zugen abe ir stritgewant,
si mähten sich des hamasches bl6z,
ir aller vröide diu wart gr6z.
alse daz vol geschach,
2225 diu tohter ze deme vater sprach:
,vatcr du solt niht län bestdn,
du solt ze den meistern gän,
ze in solt du gäben
unde si gar wirdicliche empfUhen,
2206 bedürfen MSsß dorffen I.
2208 s6 bedarft du MIsß Du bedörftest wol S.
2209 selber MlsfSß. wol MlsßfS. einer ß ein MIs Ain schon S.
2210 schdne S wol s[~Ml.
2211 vater MSfls. gip MIs sog. S.
2212 iem^re MSsfl.
2213 sol s. MI singet s hört s. S.
2215 deme MIs sinem S.
2218 ISfMsß. si] 1 Die heren S.
2219 ISfMsß. ir eigen herre] I der künig S. bot] S gepot I.
2220 ISfMsß. *hylde 1. alle sant] S statt I.
2221 ISfMsß.
2222 des MI(ß) der S.
2223 wart] M w. vil S waz I.
2224 alse MI AUesz S. vol M da Sfl.
222G lin MI lenger S. besten MSfl.
2229 wirdicliche MIs wirdenklicben S.
I E. V. 2171— 2190
2230 daz zimet Wol den ören din ~
herzenlieber vater min.*
er schuof mit allen stnen dienestman,
si sollen legen ir kleiderwambes an. «^
die stolzen beiden
2235 begunden sich sch6ne kleiden. '
der künic hete niht m^re reste
unde ilte üz der veste:
hin ze den kristen was ime gäch,
die sinen zogeten ime wirdiclkhe n^h,
2240 ir vünf hundert zogeten schöne
mit deme riehen kUnic Ar6ne.
der milte künic Oswalt
gie her ze deme beiden balt, '
die goltsmitten lie er stän
204d unde begunde mit den stnen her ze detne beiden gin.
dd si der beiden ansach,
er begunde si grüezen unde sprach:
,ir kristen sit mir willekomen,
iuwer kunft hdn ich gerne vernomen,
2230 wol MIs vi] w. S.
2281 Vn STMI.
2233 solten MI söUent S. legen vor an S. ir klcidcrwambcsj M gUt klai-
der I ander kleider s best gewant ^ jre claidcr S.
2234 Zwar STMI.
2235 kleiden MI(s) beclaiden S.
2236 kUnic IS haidnisch k. M.
2237 ilte MI zugent her für S.
2238 ime] M jm > jnen S in I.
2239 zogeten] M zogen I zugcn Ss ilten ß. wirdiclichc] M wirdenklichen S
vast Ifs?.
2240 zogeten] M fogen im nach I zugent S.
2242 künic Ml k. sant Ss sant ß.
2243 her M her usz Sfl. ze MI gen S. deme MI den S.
2244 stdn MIs da best. S.
2245 unde MIs Er S. herMSfls. ze ISs gen M (cngegen ß). deme Isß
den MS.
2246 si der MIs er die S.
2247 er MIs Der haid S.
2248 Sit MIsß nü s. S. willekoroen Is willig chomen M gotwilkomen S(^.
2249 Zwar SfMIs. kunft] I kunst MS zu kunffi S.
106
I E. V. 2191 — 2213
2250 iuweriu kriuze sint guldtn, ~
ir muget wol guote kristen sin,
ich sihe wol, ir sit alle ritter unde knehtel
nü sult ir mir sagen rehte
unde tuot mir die wärheit bekant:
2255 hat iuch ieroan ze boten her gesant?'
d6 diu vräge vol geschach,
sant Oswalt zuhticltche sprach:
,uns bit nieman gesant her,
beiden daz habe üf alle mtn 6rl
2260 ich kan ez langer niht verdagen,
ich wil dir die wärheit sagen:
wir sin waehe goltsmit
unde varen durh vremediu lant nich unserme sit.
uns was gesaget maere,
2265 wie daz din tohter üz empfestet waere.
die betest du geben eineme man,
niht anders ich dir gesagen kan.
d6 wir diu maere nü vernämen,
flf dinen tr6st stn wir her komen
2270 unde wurden gerne guotes riebe.'
also sprach er listicltche:
»bedörftest du unser niht ze dienaere,
2350 in S nach 2251. guldlo MIs alle g. S.
2252 aUe SßfMIs.
2254 ifi S nach 2255. unde] M Nun Sfl.
2255 ieman ISs niemal M. ze boten MSsßfL
2256 vrdge] I frag nun S red M. vol MSfl.
2257 zuhticllche] s zuchtikleichn M zochtlich I gar sUchtenklich S.
2258 Zwar SfMIs.
2260 ez Ml dirsz S.
2263 vremediu] M alliu v. ß diu ISs. unserme] S(s) vnszm<vnsznn Mfl.
2264 uns Is unde MS. was Mls ward vnsz S. maere MI grosse m. S.
2265 üz empfestet] M dir enpfremtdet S usz. geben s gehaissen I.
2266 die — du] M Den du betest jr S Zu I. eineme Ml ainen S.
2268 maere MI red S. nü IS wol Mf s.
2269 dinen MIsf S. trdst MI t. so S. her Ms her nach komen I jn dasz land S.
2270 unde MIs V. wir S.
2271 listicltche M listenklich S ernstlich I.
2272 bedörftest du] BedUrfstu M bedorfstu ß Bedarftest du S Darffst du I.
unser IS vnsz M. dienaere Ml arwait $.
107
E. V. 2214—2236
heiden s6 beScheit uns der rehten maere,
du unde d!n vrouwe diu kümginne,
2275 s6 gip uns ein genaedigez urloup von hinnen
unde liz uns von hinnen varen,
got der mac uns wol bewaren!'
d6 sprach der wilde heiden:
,meister \kt iu niht wesen leide:
2280 sk ir her komen durh den willen mtner ^ren,
so sihe ich iuch rehte geren:
s6 sult ir von mir hkn hilfe unde rät
beide vruo unde darzuo spät.'
dö sant Oswalt erhörte die rede d6,
2285 dö wart er üzermäzen vr6,
von grözen vröiden er erschricte,
tougenllche er üfblicte
unde sprach: ,himlischer trahtin
tuo ez durh die grözen güete din
2290 unde hilf mir, daz ich niemSre ersterbe üf dirre erde,
unze daz diu lüge von mtneme munde gebüezet werde,
die ich hie hän getan:
hSrre got des solt du mich niht engelten \tnV
2273 s6 MSfl. der MI die S.
2274 du MSfl.
2275 ein genaedigez MS din gnadign I.
2276 unde MlfS. von MIß da mit v. S.
2277 got der MI Der milt got S. uns MS vnd I.
2280 her Msß, ftacA komen Sfl. den willen M(s)riSß. miner hen MSs.
royn ere I.
2281 MSsfIß. rehte Ms vO minem herzen S.
228-2 sd — ir MIs Vnd sond S.
2283 darzuo MSfl. Danach nur in S: Der miJt kUnigg sant Oschawald
Der erhört die red bald.
2284 d6 Ms Vnd do Sfl. sant O. MIs er S. erh6rte MI bort s vemam
nach rede S.
2285 üzerroizen MS vO herzen I gar sbfu. *frö S.
2287 Wie SfMI. tougenliche] M tugenklich S Demüttiklichen I.
2288 unde MI Er S.
2289 Vnd SfMI. •is I. gr6ien MSfl.
2290 unde - mir MlfS. niem^re IS Jm M. dirre] disz' M der Sfl.
2291 diu lüge MI der lug S. m. munde MS mir I.
2292 die MI Den S. hie ISfM.
2293 got MlfS.
108
I E. V. 2237—2255
der beiden enlie dö niht beliben,
2295 er hiez den meistern briefe schriben:
waz si ein ganzez jär soUen haben,
daz hiez er in üz der bürge in ir Herberge tragen,
beide wln undc bröt
unde wes den meistern was not,
2300 zamez unde wiltbraete,
guoter koste allez geraete.
dannoch lägen si vor der bürge, daz ist wir,
zwelf Wochen unde ein jär,
daz si keiner vrouwen bilde nie gesähen,
2305 des begunde in gr6zer kumber nähen,
noch keines wibes gebaere,
des wart in. ir gemüete swaere.
nü sprach der milte künic Oswalt
ze sinen goltsmiden balt:
2310 ,ei ir harren alle sant
ich wolte, wir waeren däheime in Engellantl
wan daz kristen unde beiden,
alle diu werlt waere min eigen
unde bete mich dämite vür die burc erhaben,
2294 CD- IfMS. d6 MsflS. niht MI n. lengcr S.
2295 er] I unde MS. den meistern ISs im M. briefe MSfls.
2296 Vnd SfMIs.
2297 dar ISsfM. in ir h. MSpis.
2298 unde MIs v. och S.
2300 unde MI v. och S.
2301 guoter MS GUUi I. allez geraete] M aller gerät S wol bcrait 1.
2302 dannoch MS Do I Also s.
2303 ein MIsß ain ganzesz S.
2304 nie MSsu nit Ifb. gesahen MSs(iS) sahn I.
2305 des MIs darumbe ß Dasz S. begunde in MIS begunden si sß. grozer
MI gr6zen Ssß. nähen Ml machen S haben s tragen ,3.
2306 MlfSsß.
2307 MlfSsß. wart — gcmUete] M worden {oder wurden, Korrektur) si also I.
2308 nü MS d6 Is. kUnic MI k. sant Ss.
2310 ei] M Nun dar S Nun Ifs.
2311 wir Mlsß dasz w. S. däheime Isß noch d. MfS.
2312 wan IS Waz war M.
2313 Unde MSfl. diu werlt MSfl. waere MS wem I.
2314 damite ISfM. erhaben IS gelait M.
109
I E. V. 2256-2280
2315 s6 künde ich ir niem^re geschaden :
ich möhte verzeren allez aiin here,
dannoch müeste ich wider varen über mere,
daz ich niht innen wurde/ sprach der vurste halt,
,wie diu juncvrouwc waere gestalt*
2320 daz geschach an eineme mäntage morgen:
— d6 was er entsläfen in allen sinen sorgen —
d6 was ime in deme släfe vürkomen,
alse wir ez sU hän vernomeni
wie er die küniginne
2325 solte üz der bürge gewinnen.
üz deme släfe er erschricte,
von gr6zen vröiden er öfblicte.
dö er die sine vor ime sach,
boeret, wie er ze in sprach:
2330 ;ir harren ir sult iuch wol gehaben,
ich wil iu liebiu maere sagen:
mir hänt geraten die sinne mtn,
wie ich süle gewinnen die künigtnl
davon Sit nur alle vr6
2335 unde wurket mir guldine kld,
die wil ich ime mit snüeren stdln
binden ze den vüezen stn/
2315 niemere] M n. nUcz S nicht I.
2316 ich MI Vnd S.
2317 wider S wider hef sfML
2318 in MS sit'ei Verse. Dar vmb SfMIs. niht innen wurde] : M n. w. i. I
jnncn n. w. S. sprach der vurste] M Also sprach sant Oschw. Sfls.
halt] M, nafh innen wurde ISfs. Danach nur in %\ Vnd möcht nimer
jnen werden bald.
2320 daz MI Dz>Nu s Nun S. morgen MI an m. S zu s.
2321 d6] S Das sfMI. »entsläffen IS. allen MSfl.
2322 d6 MIsß Vnd S. deme ISß de s den M.
2323 STMIsß.
2324/25 in M ein Vers, kUniginne MSs junge k. I. solte nach bUrge M.
2329 Nun SfMI. er MI er do S.
2331 liebiu IS guotiu Ms.
2333 die ISs d. iug M.
2334 sh MIs »o s. S. nur MI nun Sfs. alle MSsfl. vrA ISs froleich M.
2335 mir MIs m. och üer S. dem hirschen mein: M(s'fIS.
2336 die 1S(S) So M. ime Is ims M minem hirssen S. *snören I. sfdfn
vor snUeren S<
2337 ze den v.] M an die v. Is vnden an die f. S.
110
I E. V. 2281-2304
als6 sprach der vurste h6chgeborn,
,unde machet mir zwei guldtniu hirzhorn,
2340 machet mir si schoene unde innen hol,
alse si der hirze üf slneme houpte tragen sol!
noch wil ich iu m£re sagen:
ein guldtne decke muoz er haben,
daz si neben des hirzen g^ üf die ert,
2345 so nime ich in', sprach der vurste wert,
,unde vüere in an den buregraben hin zuo,
daz tuon ich eines morgens vruo:
s6 ist der künic ein örenrlcher man
unde jaget mir den hirzen her dan,
2350 er unde alle stne beiden,
lät iu nur niht wesen leide:
lihte beltbet diu porte unbehuot,
s6 gewinne ich lihte die küniginne guotl'
die goltsmide wurden alle vr6
2355 unde worhten ime guldtne kl6,
si worhten sch6ne mit ringer hant,
diu kunst was in wol bekant,
si worhten mit aller ir mäht
beide den tac unde ouch die naht
2360 unze an den sibenden morgen,
d6 quimen si fiz sorgen:
2339 unde MS Nan I. 'guldcio nU M.
2340 schoene MSf Is. unde Mf IS. innen hol MIs mit finero gold S.
2341 alse MIs Den mir S. der Ms mfn IS. sineroe Ss deme Ml.
2343 decke MSsß dUch 1. er MSsß ich I.
2344 si MSs es I. neben des] M n. dem S deme Is. ge Ms uff ge Sfl. die
ert MSs auff der erden I.
2346 an den MSs dem I. hin SsfMI.
2349 *mir] mit M. dan MIs wider d. S.
2350 ISsf Mß. mit jren hunden : Sf Is. Danach nur in S : Werdent si gen dem
hirssen komen.
2351 MlfSsß. nur] Mfl.
2352 lihte M villihte Ssfl. diu porte MS das tor s der portener I.
2354 alle ISs also M.
2355 ime] I ym die SfM.
2357 diu — in MI In wasz die k. gar S.
2359 den MlfSs. ouch die MSfls.
2360 unte IS biz Ms. sibenden Mls(ß) selben > sibenden S.
2361 sorgen] I den s. M grossen s. S.
111
E. V. 2305^3328
d6 was daz gesmtde allez bereit,
alse uns daz buoch seit.
sant Oswalt niht enlie,
2365 den hirzen er dö angevie
an ein stdtn seil,
er sprach: ,h6rre got nfi gip mir heill'
an deme abtöten morgen vruo
vuorte er in an den buregraben hin zuo,
2370 6ä He er den hirzen stdn
unde begunde her wider ze der smitten gän.
d6 ersach in des küniges wahtaere,
ez dühten in wunderltchiu maere.
dämite lief er abe drite
2375 ze sines harren kemenäte,
er ruofte aber sch6n:
»wolfif rlcher künic Arön,
hiute solt du jagen geren,
dtn gr6ziu ire wil sich m^reni
2380 ich muoz dir der wärheite jehen,
einen guldlnen hirzen hin ich gesehen,
der gät da üze an deme buregraben,
daz wil ich dir vürwir' sagen:
unde wirt der hi^e hie gevangen,
2385 du hast stn iemdre ite in dtnen landen I'
236i 66 Mls Vod S. bereit MIs schon b. S.
2363 buocb IS tawtzsch püch M.
2364 niht Ml da n. S.
2366 Wol SfMlsß.
2368 *ahtoten M.
23G9 an den MSs üf den ß in dem 1. hin SsfMI.
2371 her MSsfl. der IS den Ms.
2872 d6] M Nu If S. in] Ml den hincn sß den h. vor ersach S.
2373 dubten M dühte ISs. wunderHchiu ni. MI ain wundersx m. S wunderlich S.
2374 *leiff>^^ liff I. drate] M vil d. I also trautt S balde s.
2376 er Ml ande Ss. ruofte MSs reyff, sp ruft I. aber] M, I (j/ vil.) dem
kttnigg aber Sfs.
2877 Nun SfMIs.
2378 hiute •> du Mls Du solt huit S.
2379 wil Ml die w. S.
2380 Zwar SfMI. dir IS d' M. jehen Ml veriechen S.
2382 öi Ute] M dtts (sp daus) 1 ussen Ss.
2383 vttrwAr Mls für ain warhait S.
2885 du - sfn MI Desz h. du S. iemire MSfl. landen MS land 1.
112
E. V. 2329—2353
d6 sprach aber sch6n
, der riche künic Ar6n:
,du stolzer wahtaere
du sagest mir liebiu maerel
2390 daz habe üf alle min ^r,
daz getihte gät von den gotsmiden her:
die sint alle samt künste vol
unde hänt den hirzen innen gemachet hol,
daz er loufet von den winden.
2395 nü wecke mir üf min hofegesinde
unde enbiut, wer einen stap müge getragen,
daz er mir den hirzen helfe jagen:
wer versitzet daz gejegede m\n,
den scheide ich von deme lebenne sinl'
2400 nü lief der wahtaere dräte
ze maniger schoener kemenäte
unde begunde die dienaere wecken
unde üz ir släfe erschrecken.
er sagete in diu maere,
2405 wie daz ein guldin hirze komen waere
her an den buregraben,
den wolte der^künic jagen.
d6 si die rede erhörten d6,
dö wurden si üzermäzcn vrö:
2410 alten unde jungen
2386 aber IS er a. M.
2387 in S suw vorigen Verse,
2388 du MSflß- stolzer] I vil st. S mein all' liebster Mfß.
2389 Zwar SfMIß. liebiu IS gar ]. M guotiu ß.
2390 Zwar STMI.
2391 getihte MS deicht {sp dicht) I. den g. IS dem goltschroid M.
2392 Waii SfMI. alle sant MI aller S.
2394 den w. MI dem wind do so geschwind S«
2396 enbiut] M gebiut Ss biut Iß. getragen MSsß tragen I.
2398 Vnd S|"MI. versitzet IS v'säss M.
2399 den — lebenne IS Dem wil ich ab schlahü daz hawbt M.
2400 Mief] lof M leiff I lUff S.
2403 erschrecken I si e. S schrecken M.
2404 in IS in do M.
2406/8 MSsflß.
2409 MSsflß. dö Ms Desz S.
2410 MSsflß. /// M nach 2411. Die MfSs. unde] s vii die M vnd och S-
113
I E. V. 23S4--2374
von deme bette si sprangen,
vrien unde dienestman
begunden sich d6 legen an.
si hiezen herziehen snelHu marc,
2415 diu wären kreftic unde starc,
wie balde si darfif gesäzenl
gr6zer vröide si sich vermäzen.
si sümten sich niht langer mSr
bogen unde spieze hiezen si tragen her»
2420 des begunde si niht verdriezen:
si wolten den hirzen stechen unde schiezen.
die beiden h6chgeborn
erschalten ir jagehorn
unde ruoften an den stunden
2425 allen ir hunden.
der beiden vröide diu wart gröz,
die porten man in üfslöz.
d6 diu porte wart üfgetän
unde die hunde abe den stricken gelän ....
2430 d6 die beiden dz der bürge wären komen,
alse wir ez sider hän vemomen,
24 1 1 MSsf If(. deme bette] de pett M den betten Ss. si M si do S. sprangen
Ss springen M.
2412 MSflsß. unde M v. och S.
2413 MSsfl?.
2414 MS|~IS|^. hiezen M liessent jn S. snelliu] M starcke S. marc] S pfard M.
2415 MSfls^. Stare] M och sarrk S.
2416 MSTISi^. gesizen] S sassn M.
2417 MSflsß. grdter] M Grosse S.
2418 MSTIsfÜ.
2419 MSsfIß. hiezen si MsfS. tragen her] M trüg man her S herbringen s.
2420 MSflsß. ^te] sich M.
2421 MSfls^. stechen] M schehen S.
2422-24 MSris?,
2425 MSflsß. hunden] M jag hunden S.
2426 MSriS(3. wart] S waz M.
2427 M,3f~ISs. die — Afsl6z] M do sldz man uf diu tor ß. SiaU desun in S:
Ainer für den ander ^hosz.
2428 MSrisß. d6 MfS. wartj M w. jn S.
24^9 MSflSi^. stricken] M snillen S.
2430 MSßTIS. wären] MfS.
2431 MSfls?. sider] M sid S.
Bae«ecke, MAncbener Cüwald 8
114
I E.V. 2375-^389
des torwarten triuwe diu was gröz:
die porten er krefticltche wider zuosl6z,
daz diu küniginne guot
2435 wurde krefticliche behuot.
der hirze umbe blicte:
wie harte er erschricte
an den selben stunden
abe den beiden unde abe den hunden
2440 er vliehen begunde,
er hete ze beiten niht mör,
ime was ze vliehenne ger,
er huop sich ze vliehenne balde
hin gen eineme vinstern walde.
2445 deme hirzen was ze vliehenne gäch,
die beiden ilten ime vaste hin nich.
der hirze an den berc vl6ch,
der sich in die lüfte z6ch,
6ä was nie niht lebendiges über komen,
2432 MSf Isß. torwarten] tors wartn M dorszhiettersz S. triuwe diu] SfM.
2433 MSffls, er S mä, vor zuoslöz, M die wahtaere ß. krefticliche] M bald
S. wider SffM.
2434 MSflsß. daz] Dar vmb d. S Do M. kUniginne M junckfräw S.
2435 MSflsß. krefticliche] M gar uestenklich S.
243ß MSsffl. umbe] Ms bald vmb sich S.
2437 MSs["I|l O MfS. er M er ab den hunden S, sieA^ tu V, 2439.
2438 MSflsß.
2439 M(S)sßri. abe (1)] M von s. abe den (2) McS V. 2437)rs. ß: unde
d6 der hirze die hunde unde daz volk sach.
2440 SsTMIß. vliehen] s ze fl. S.
2441 MSflsß. er hete] M Nun h. er S. auch: SfM.
2442 MSflsß. Wan SfM. ze M nü z. S. ger M gauch S. Statt 240G-42
in I: Vnd (j/.,) wer do vorseisz dz geiägtz (sp, geiägdz) sein: Der
hett vorlorn dz leben sein: (ygi. 2398/9) Der reich kUnig aron: Zöch
mit seym gUldin hörn: Mit allem seym hoffgeseynd (j;^. gesynd): Dem
heirs {sp. hirs) noch gor sweinde {sp. swinde).
2443 er -- vliehenne] MS Der heirs leiff {später liff) I. balde MI gar b. S.
2444 Dörtt SfMI. gen eineme MS zu dem I.
2445 MSfls?.
2446 MSflsil vaste] MfS.
2447 MSSiSfl. an Ms hin an S.
2448 MSflsß. die lüfte] M den 1. uff S.
2449 MSsßfl.
115
£. V. 2390—241 1
2450 alse wir ez sit hdn vernomen,
danne nur die wilden vogel.
die beiden wurden mit deme hirzen betrogen:
er lief über den berc hin dan
vor roanigem heidnischen man
2455 rehte in aller der gebaere,
alse er ein hofeschalc waere.
der hirze mit deme golde,
alse ez got selber wolde,
der quam über den berc ze deme mere,
2460 da er vant sant Oswaldes here.
d6 er under daz here was komen
unde daz die harren beten vernomen,
iegelkhen besunder
nam d6 gr6z wunder,
2465 wie der hirze ze in komen waere:
dö sagete in nieman diu rehten maere.
daz wizzet, den wilden beiden
geschach unmizen leide,
daz si den hirzen beten verlorn,
2470 daz was den beiden allen zorn.
si jageten in deme walde entwer,
einer bin, der ander her,
einer dort, der ander hie.
2450 SfMIsß.
2451 MSsßTI. nur] M nun Ssf?.
2452 MSs^ri.
2453 MSi3f Is. lief] u lof Mb flog S.
2454 MSflsß.
2455 SfMIs?.
2456 SfMIsß. alse] Nun alz ob S.
2459 Über IS hin Über Ms.
2461 er Ss er nü MI. under — here MIs Über den berg S.
2462 unde — herren Is Daz in die h. M Alsz wir csz sid S. heten v. MI
vernamen S habend v. S.
2463 Zwar SfMISiS. iegelkhen] I(s) iegelicher MS.
2464 MIsßfS. In M tum vorigen Verse,
2465 MlsfS?.
2467 wizzet] I wist das geschach M do S.
2468 geschach] I g. do SfM. unmazen] I üzermdzen MSs.
2470 was MS det {später tet) I.
2471 si j. IS Do j. si M. deme IS den M.
2473 MSTIs?.
8»
116
I E.V. 2412-2434 i
si Westen selber niht wie.
2475 nü läze wir si den hirzen jagen
unde sulen däheime von der küniginne sagen!
diu stuont oben an einer zinne
vor ir muoter, der alten küniginne,
unde vier unde zweinzic juncvrouwen guot,
2480 dämite was si wol behuot.
die si ze naehest bi ir sach,
nü hoeret, wie si ze der selben sprach:
si sprach: Jiebiu gespile min
nü tuo ez durh die triuwe d!n:
2485 lä dir s!n wol 16nen
unde habe mir minen mantel unde min kröne
unde stä daher an min stat'
— als6 si diu junge kflniginne bat —
,vür m!n muoter die küniginne vri
2490 unde tuo, alse ich ez selber s!l
waz sol ich dir sagen md?
mir ist in deme houpte worden wS,
daz ich niht langer mac besten,
ich muoz rehte von der zinne gdn,
2495 ich wil mich küelen dräte
in miner kemenäte:
2474 MflSs?.
2476 unde MI Wir S. sulen MS willn I. däheime MSfl. von MI zu S.
der MI d. jungen S. sagen Ml gäben S.
2477 diu MI(s) Do S. oben MSsfl?. einer MIs der S?.
2478 ir MIsJi jr jr (das zweite jr am Rande) S. die jung kuniggin: SfMIs,
2479 unde MUfS.
2480 damite] M D. do S mit den Is.
2481 si MlfSs. sach MI sasz S stunt s^
2482 der selben MS ir I.
2483 liebiu MIs vil 1. S.
2484 nü ISfMs. *DÜ M. die MS den I. triuwe MSs willen I.
2485 Unde SsfMI. »der I.
248G unde MsflS. habe] M hebe Ss Du vnTb 1.
2488 also si] I si also vor bat S Sj M.
2490 alse MIs alsz ob S.
2491 Nun SfMI. dir MI uch S.
t.Mi)3 bcslan MS gcslan Is.
24i>4 rehte MSfls.
2496 in S zum vorii^en \'nse. miner Ss(ji) einer schoenen MI.
117
E. V. 2435—2459
wanne min krankheit hat ein ende genomen,
s6 wil ich her wider komen.'
diu juncvrouwe tete durh not,
2500 waz ir diu junge küniginne b6t:
umbe sweifte si den mantel sch6ne
unde satzte üf ir houbet die kröne,
üf satzte si die kröne eben:
diu junge küniginnne begunde sich von dannen heben.
2505 diu junge küniginne huop sich üz der schar,
diu muoter nam s!n niht war:
diu juncvrouwe stuont in aller der gebaere, .
alse ez diu junge küniginne waere.
nü lief diu junge küniginne dräte
2510 in ir selbes kemenäte,
unde schoener juncvrouwen dr!
giengen mit der jungen küniginne vr!.
si liefen an den stunden,
da si vier rocke vunden:
2515 die beten si vor bereit,
alse uns daz buoch seit,
d6 in des wart ze muot,
daz si wolten werden kristen guot.
die rocke begunden si legen an,
2520 alse si waeren junge man,
si satzten üf ir hüete,
2497 wanne MSs So I. hit nach ende S.
2498 ich MIs jch den S. *crwcider I.
2500 bdt MS geb6t Is.
2501 sweifte] M det I sich nam S warff s.
2502 die MSs ir gUldin I.
2503 MSflsß.
2504 MSsTIß.
2506 nam Ss hete MI. sfn MIs desz S. niht Ss n. genomen Ml.
2507 aller der] M aller IS.
2508 alse MI A. ob S. waere MI selber w. S.
2509 nd ISs Do M.
2512 giengen MIs Die ylltent S voicten "i^, mit der j. k. MI mit ir s
ir nslch ß mit ain ander S. vri MI glich S.
2515 vor s nü vor S vorhin lu vorher Mb.
2516 daz MI nä d. S die s. buoch IS tawsch p. M bUcher S.
2520 Recht STMIs. alse] Mß als ob ISs.
118 ^
E. V. 2460—2481
gegen got stuont ir gemüete,
die vier minniclichen tneit
gurten umbe ir gurtel breit,
2525 si legeten an hosen unde brtsschuoch,
Mähmeten teten si manigen vluoch,
die vier megede h6chgebom
gurten unabe guldtne sporn
in allen den gebaeren,
2530 alse si heidnische litter waeren,
si nämen vier swert in ir hant,
a1s6 tuot uns daz buoch bekant
si beten niht ze beiten mdri
hin gen der porten was in ger:
2535 nü was verslozzen tor unde tür,
starke rigele gest6zen vtir,
daz si niendert daohten üzkomen,
des wart in vröide vil benomen.
si giengen oben an ein zinne
2540 unde qämen war, obe si ez möhten erspringen:
d6 dühte si diu müre ze hoch.
diu junge küniginne her wider abe vldch,
her ze der porten was ir gäch,
2522 ir MI inen jr S.
2524 gurten] M Sie datten I Legtent S. ir MI sich S.
2525 brtsschuoch MI schüch S.
2526 teten MS gaben I.
2527 die] IS Der M.
2528 umbe Isu u. sich Sb v. ir M.
2530 alse ß als ob MISs.
2531 ir MIs die S.
2532 MSflsß.
2534 hin MI Her S. in MI jr S. ger M beger S iach I.
2535 nü] S dd S|3 in MI. tor u. tUre MS vast dz dör I.
2536 Vnd SfMI. rigele IS(s) ridT M. gestözen] FMmülUr geslorzcn MSfl.
2537 üz vor mobten S.
2538 des] I Daz M Dar vmb S. wart IS waz M. vröide vil MI all jr fröd S.
2539 an ein Ms an die S auff die I.
2540 nämen war MIs Ingtent S. ez MI über ab S hin ab su. erspringen M
springen ISs.
2542 •erwieder I. abe ISs ab d' maur Mf?.
2543 her MSfls?. der IS(s,3) den M.
119
I E. V. 2482 — 2499
die dri ilten ir vaste hin nach.
2545 diu junge küniginne niht enlie,
si viele nider an ir knie
ze der porten an die müre,
dö begunde si harte trüren.
si sprach: ,nü h6rte ich ie sagen maere,
2550 wie genaedic unser vrouwe waere,
wie si braehte mit ir güete
wazzer ze der glüete:
Maria dtn genäde \kz an uns werden schin
unde hilf uns armen magedln,
2555 daz wir vr61iche komen von hinnen
unde saelde in dtneme namen gewinnen!'
d6 diu bete vol geschach,
daz slöz sich von der porten brach
in aller der getaete
2560 alse ez ein grözer wint üfgeworfen haete.
die stolzen juncvrouwen h6re
sQmten sich niht langer m6re:
— in was wol gelungen —
2544 drf MIs dry junckfräwen S. hin n. M nach ISs.
2545 niht MI do n. S.
2546 Vnd SfMI. an MS üf Isß.
2547 ze Mi By S. an die ni. MI vnd den muren S.
2548 begunde MI begunden S. harte MI gar ser S.
2549 hdite ich MIß hab jch gehört S. ie Mlb oft ufS.
2550 •vnsz M.
2551/2 MlfSs. ß : unde keinen menschen ver]at in grozen nocten.
2553 werden schin] schein werden M schein I erschinen S.
2554 armen ro. MlfS.
2555 in S zu 2554. vr61iche vor von S.
2556 saelde] wir seid S sei M seile I. Darnach nur in S: Vnd vnsz in
vnserm fUr nemen nit miszlinge.
2557 diu MI. dasz S. bete MI bet do S wort |S. vol MScß) wol I.
2558 der MI(s) den S allen ß.
2559 getaete IS gepär M wyse s.
2560 alse MI A. ob S. ein gr6zer ISs von aine M. - üfgeworfen haete Ss
auf gew. war M aufT weit I.
2561 juncvrouwen MIs jungktlniggin mit jren j. S si — mit ir geverten ß.
2562 Die SfMIs. langer MSfls.
2563 wol MIs vil w. S.
120
I E.V. 2500-2519 I
wie balde si vür die porten sprungenl
2565 d6 si her üz wären komen,
alse wir ez sider hän vernomen,
an der selben stete
daz tor sich wider zuo tete:
beide türe unde tor
2570 wart baz verslozzen danne vor.
si heten niemöre reste
unde ilten balde von der veste
über daz wtte velt
hin ze sant Oswaldes gezelt.
2575 nü hete der rabe niht vergezzen,
er waere üf die goltsmitten gesezzen.
die juncvrouwen er ersach:
hoeret, wie er ze deme harren sprach:
er sprach: ,h6rre ich kan dir sin niht verdagen,
2580 ich wil dir liebtu maere sagen:
ich sihe dort von der bürge her gän
vier juncvrouwen wolgetän:
mich triegen danne mtne sinne,
ez ist diu junge küniginnel
2585 edeler vurste höre
2564 sprangen ISs drangn M.
2565 Unde SßfMIs. si ISS|3 s. nü M.
2566 sider] M sid Sfl.
2567 MlfSs?.
2568 MIsffS. sich Isß Sj. vor daz M. wider Is,3 hin w. M.
2569 unde MI v. och S.
2570 baz MlsfS. danne Is vil dann M alsz S.
2571 Wan SfMI. niemere] M nit mer S kain I.
2572 unde MS Sie I. balde ISfMs.
2573 daz MlsfS.
2574 in S iwn vorigen Verse, hin MlsfS. ze ISs gen M.
2576 waere] war schon M was ISs. die Is ein MS. goltsmitten Is goU-
schmid M segelbam S.
2578 Nun SfMI.
2579 sin M ez IS.
2581 dort MSris. her MSsTI.
2583 mine sinne] alle m. s. Is die s. mein M die s. S.
2584 ez ist Ml so ist es s So jst mir csz sy S. vein: MflSs.
2585 Vil STMI. here MSfl.
121
I E. V. 2520 - 2537 ]
süme dich niht m6re:
du solt ir balde engegen gän
unde si gar wirdicliche empfän!'
d6 er daz wort vol gespracli,
2590 sant Oswalt lieberz nie geschach.
der üzerwelte degen
gie der küniginne balde engegen:
si was ime üz in allen erkant,
wände si truoc ein guldin härbant,
2595 dämite bezeichnete si daz,
daz si diu küniginne selber was.
sant Oswalt niht enlie,
liepltche er si umbevie,
einez daz ander umbeslöz,
2600 ir beider vröide diu was gröz.
der milte künic Oswalt
huop sich mit der küniginne halt,
ze der goltsmitten was in gäch,
die dri tlten ime vaste hin nach.
2605 d6 sprach der vurste lobesam:
«wolüf alle mine dienestman
unde lät uns heben von hinnen,
ich hän rehte die jungen küniginne I'
2586 ISfMs?. In I zum vorigen Verse, Nun Sfl. niht I n. lenger S. Statt
V, 2586 in M, awh zum vorigen Verse \ Glaub mir ez auf mein er.
2587 balde] M schon hin Sf I. *cin gegen S. gän] gen I gdhen MS.
Danach nur in 1: Du sah vast iahen.
2588 unde si gar MS Vnd sah st I. wirdicliche] M wirdenklicbcn S williklich I.
2589 er M der rabe IS. daz MI die S. vol MSfl.
2590 lieberz Ss lieber M. geschach MS gesach Is.
2592 balde MIs schon Sfu.
2593 ime Ss(u) jn M sin I. erkant MI(u) bekant s wo! erk. S.
2594 härbant ISs gwant M vntt' klaid u.
2595 bezeichnote] bezaichnot I bezaihnt M bezaichet S bezcyget s.
2596 si MSsf I. diu Ss d. junge MI. selber ISsfM.
2597 niht MI do n. S.
2598 Vil SfMIu. liepltche Ssu lieplichen Mlfb. si vor er M.
2600 was MIs ward S.
2601 kUaic MI k. sant Ssu.
2603 der IS den Ms.
2604 MlsfSß. vaste MI balde s. hin Msfl.
2605 MirSs,3. ^lobysam I.
2606/8 MIsTS?.
J22
I E.V. 2538-2552
die selben dienesthSrren
2610 vröiten sich der 6ren,
daz in s6 wol was gelungen
unde si die küniginne heten gewannen.
der mute künic Oswalt
begunde tlen als6 balt:
2615 hin gein deme mere was ime gäch,
die sine zugen ime vaste hin nach.
er hete niht möre ze wtlen
unde begunde vaste tlen:
er Ute an die gaÜn
2620 mit der küniginne unde mit den beiden sin.
er huop sich tougenliche von dan,
die goltsmitten lie er vor der bürge stän:
er vuor zwischen der berge sä zehant,
da er alle stne dienaere vant.
2625 er hiez ruofen an der stunt
unde tete den beiden allen kunt
unde hiez in sagen diu maere,
wie daz er vr61khe komen waere.
alse si die rede erhörten d6,
2630 dö wurden si fizerm^en vr6,
2609 MlfSsß.
2610 MlfSsß. ^ren M mere I.
2611 MlfSsp.
2612 MlfSs?. si Mfl.
2613 MirSsß.
2614 MlfSsß. als6] Mfl. Danach m MI: Do er all sein dien' vand = V. 2624.
2615 MlfSsß.
2616 zugen MS zochen I. hin MflS.
2617 mere MlfS. wtlen MS bliben I.
2618 in S zum vorigen Verse, unde MI Er S. flen MS zu yllcn I.
2619 an M fast hin an S auff I.
2620 mit der k.] M vnd mit d. k: S mit d. jungen k. I. unde mit deo b.
sin] M Mit den h. Sfl.
2621 tougenliche] M tugenklich S stilliglich sfl. von dan ISs da von M.
2622 lie er Ml liezen si Ss.
2623 zwischen MIs en zwischend S. der MS die Is. sä zehant MS drat I.
2624 alle MSsfl. Vgl. zu V. 2614.
2626 den h a ] den hylden alle I dasz den h. S allii seine beiden M jo — »Ueo IL
2627 unde MI Er S.
2628 er MSs die ktlnigin I die rain parig selb vierd u. vr61iche Ms gar fr. Sfi.
2630 d6 MS des uf I. wurden nacA si I. üzerroäzen] M alle von herzen IS allett-
123
I K' V- 2553—^574'
von den harren allen
huop sich ein michel schallen:
— daz herc mit einander üfbrach —
von gr6zen vröiden daz geschach,
2635 daz si heten die jungen künigin:
nü möhte in allen niht liebers geschehen sin.
zwischen der berge üf deme velt
liezen si stän manic schoene gezelt,
die hütten liezen si alle stän
2640 unde huoben sich nur balde von dan.
diu reise in wol geviel,
unde tlteii an die kiel,
sant Oswalt unde allez sin here
schicte sich vrölkhe üf daz mere.
2645 dar qualmen die nnarnaere alle sant
unde nämen die ruoder in die hant,
die anker si üzgeschuzzen,
vr61tche si von deme gestade vluzzen.
d6 si nü üf daz mere wären komen,
2650 alse wir ez sider hsln vemoroeni
in was wol gelungen,
den ruof si vröliche sungen.
2631 allen MSfls.
2632 in I zum vorigen Verse, michel Ss vröliche MI.
2635 daz MIs Do S. jungen MSfls.
2536 NüMIfSs. möhte »r/ri allen S. allen ISsfM. geschehen «<wA sin M. •gcschenl.
2637 zwischen MI Enzwttschen S. deme] S d. weitn M dz I.
2638 Do STMI. stdn MSfl. schoene MSfl.
2639 ISTMs?.
2640 nur M nu SflSil balde MSnSt3. von dan IS() dar von M.
2641 wol MI allen recht w. S.
2642 unde MI Si S. an MI hin bald an S.
2643 allez MSsbfl.
2644 schicte] M schiften IS. mere ISs wilde m. M.
2645 dar MS d6 Is. marnacre MSs schicffroan I.
2647 anker] S anckäl M rüder I. si ISfM. gcschu/zen] M schuzzcn IS.
2648 vr61fche MIs Frölichen S. deme gestade MS der statt I.
2649 nü MSfl. wdren MSfl.
2650 sider] M sid^ Sfl.
2651 wol MIs vil w. S.
2652 den r.] MflS. si nach vr6h'chc IS. vr61fchc MI Frölichen vö herzen S.
124
[ E. V. 2575-2594
nü läze wir si gote empfolhen varen,
der mac si alle wol bewaren,
2655 wir sulen nü niht verdagen,
wir sulen von der alten küniginne sagen,
wie diu des morgens sprach,
dö si den beiden zuoriten sacbl
si sprach als6 sch6n:
2660 |bis mir willekomen richer küntc Ar6n,
du unde alle dtne dienestbdrren 1
nü weste ich als6 geren,
wie ez dir an deme gejegede waere ergangen,
obe du den hirzen betest gevangen?'
2665 er sprach: »liebiu vrouwe min
lä dir umbe ein kleinez golt niht sin:
wir hin noch goldes vill
nü merke waz ich dir sagen wil:
mtne goltsmide sint noch künste vol
2670 unde kunnen mir einen andern hirzen machen wol/
dö diu rede vol geschach,
diu alte ktlniginne begunde lachen unde sprach:
,richer künic läz äne zorn,
alle dtn arbeit ist gar verlorn:
2653 MlfSsß. 8i] M vns I. varcn] M sin I.
2654 MlfSsß si — bewaren] M vDser aller drost sin I.
2655 MlsfSß. wir — nü] M Nu süllcn wir I. Statt dessen in S: Die fröd wasi
grosz jn jnen allen.
2656 wir IS Vn M. sulen Is s. da haiin M wellent S.
2657 des morgens MI d. m. frU Sfs.
2658 zuoriten] M 'zu der burc r. S komen 1 komen geritten s.
2659 Wan STMl.
2660 richer MSsfl.
2663 waere MIs wer S. ergangen Ss gegangen M gangen I.
2664 ISsfMß. betest Is habist S.
2665 liebiu MIs vil 1. S.
2666 Nun Sf MIs. kleinez ISs glfzendez Mß. golt MSß guot Is.
2667 vil MIs also v. S.
2668 nü IS Vii M.
2669 noch MSfls.
2670 unde MS Die I. machen ISs wurchn M.
2671 vol MI do V. S.
2672 begunde lachen Ms lachete IS.
2673 Vil SfMIs. \h. MI nü 1. S. Äne MI din S.
2674 Wan SfMI. gar M alle Sfl.
125
I E. V. 2595—2614
2G75 din birsen unde din gejeide
daz kumet uns nfi s6re ze leide:
unser tochter diu küniginne
diu ist mit den goltsmiden von hinnen,
si selbe vierdiu juncvrouwe,
2680 — ö wie solle ich ir des getrouwenl —
si ist mit in üf deme wilden sSl'
der beiden lüte schr6:
,daz weste ich wol, liez ich leben den raben,
daz ich sin quaeme ze gr6zeme schaden:
2685 daz ist Oswalt üz Engellant,
der vüeret mtn tochter hin an stner hanti
nü kan er mir doch niht entrinnen
mit allen sinen sinnen,
ich entrenke in in deme wilden mere
2690 in unde allez stn herel*
der beiden bete ein guldtn hom:
wanne ime wart von schulden zorn
unde er ez satzte an sinen munt,
so tete er allen slnen liuten kunt . . .
2676 nü MSfls.
2677 küniginne MI jung k. S.
2678 diu MSfls. von MSsfl.
2679 si — vierdiu] M si unde dri Ss Die schöne I.
2680 soltc IS sol M. ir < er dez getrawe M des glaubn I jr dasz han ge-
truwent S.
2681 si MSfl. ist 1 fert S sind M. in IS ir M. deme IS den M. wilden
MlfS.
2682 lute schre] woffen lüt schray I vil lut crschrai S schray lawt hewt vn
yin' mee M schre lut We s sehr, von stund Ach hcwt vnd ymnier
obe mein' gröstn ere u schray zustund ach hewt we und immer wee
meiner grossen ern b.
3683 daz IS Do M. leben den raben] 1 d. r. I. MS.
2684 daz ich sin quaeme MSs Es kern mir I. gr6zeme MSfls.
2685 Oswalt Is sant O. MS. üz Ms in Ifs.
2686 hin s da hin S heym If M. an siner hant MS in sin lant Ifs.
2687 doch MSfls. niht Ss niemere MI.
2688 allen s. s. MS allem sym gesynne I.
2689 ich entrenke] M ich ertrenke Is Zwar ich ertr. S.
2692 wart MS waz I. schulden M schuld an S herzn I.
2693 unde MS Wan I.
2694 er MS ez I. liuten IS heldn M. DamcA in I V, 2693/4 wiederholt.
126
I E.V. 2615-2639
2695 daz hörn was an den vristen
gemachet mit zouberlisten :
wanne er ez erschalte krefticltche,
s6 hörte man ez in deme dritten künicrtche.
er erschalte sin hörn gr6z,
2700 daz ez unmdzen lüte erdöz,
daz ez erhörten die landeshSrren:
si sprächen: ,waz mac ime gewerren,
deme riehen künige Arön?'
redeten die harren alle d6.
2705 die harren üf den vesten
unde die da wären die besten
die sprächen: ,wir hän gehört das hörn,
unserme hörren ist von schulden zorn!'
dö si daz hörn heten vernomen,
2710 dö wolten si deme hdrren ze hilfe komen:
si verstuonden sich wol der maere,
daz er in grözen noeten waere.
si bereiten sich mit grimme
in ir staheHn ringe:
2715 daz wizzet, den wilden heiden
was umbe ir harren mit triuwen leide,
an den selben stunden
2695 MSspf I. vristen M v ussersten S.
2696 MSsßfl. 'gemacht M*. mit s mir M von S^.
2697 CT MSsfl. erschalte MS^ schalt I bliese s.
2698 s6~ez] ISs Ez erhal M. deme dritten Ss dz dryt I seine M.
2699 und 2700 in S vmgesUlU, er ersch. MI er blies s? Also ersch. er S.
2701 daz ez] M daz ISs. die MI all die s sin S.
2702 ime Is vnserm hercn S nU M. gewerren MI gewerden s sin g^
schechen S.
2704 redeten] Retten M Rietten I Den erhörten S. hcrren IS haidn M.
alle IS all saropt M. d6] M, zum /". Verse gezogen, zu I schon S.
2705 herren MI h. vnder den haiden S. den MS der I.
2708 von schulden M v. seh. kunien S von herzu I.
2710 deme herren MI jrm herren s jm S.
2711 wol MlfS.
2712 daz MI Wie dasz S.
2713 mit ISTM.
2714 ir IS die liechtn M. ringe MI harnasch ring S.
2715 daz wizzet MI Do wasz S.
2716 was MlfS. mit triuwen] M also Sfl.
127
I E. V. 2640-2658
si ir helme ftfgebunden
unde quämen gein hofe dar»
2720 ir wart ein ungevüege schar.
nach ritterlichen siten
quämen si gen hofe geriten
unde vräcten der maere,
waz deme harren geschehen waere.
2726 die wilden heiden
wurden des bescheiden:
man sagete in, diu küniginne
waere mit goltsmiden von hinnen.
die heiden heten niht m^re ze wilen
2730 unde begunden vaste tlen. . . .
zuo ime nam er stne dienestman
dämite huop er sich von dan,
an die grözen roupgalin
tlte er mit den heiden s!n.
2735 der künic nam selber ein ruoder in die hant,
als6 teten die marnaere alle sant,
hin üf daz mere was in gäch,
si tlten sant Oswalde vaste hin nach.
2718 gebunden M bunden IS.
2719 gein Iß do gen S auf den M.
2720 wart MS waz I. ungevüege MI grosse S.
2722 Do STMI.
2723 unde SsfMI. der Ss si der MI.
2724 »gesehen I.
2725 MSsflß. die w. h. M sie s Den w. h. S.
2726 MSsflß. des Ms die mer S.
2727 küniginne MI jung k. S.
2728 Die SfMI. goltsmiden IS den g. M. von M da Sfl.
2729 wflen IS paidtcn M.
2730 unde MI Si S. vaste MIs vil bald S. ilen MSs zu eyllcn.
2731/52 in MISs(r?) vor 2709. ime nam er] M j. ermant er S in
si I Sie namen s.
2732 huop er] M huoben si IS(s) von dan MI hin dan Sfs.
2733 roupgalfn] S galfn MI.
2734 Also SfMI. »hyMen I.
2735 selber ISsß selb M. die ISs sfne Mß.
2736 Vn MflSsß. marnaere MSs man I andern ß.
2737 hin MSfl. was MI do w. S. in IS im M.
2738 vaste MSs sere I. hin MflSs.
128 _
E. V. 2659—2679
daz geschach an eineme mäntage morgen,
2740 dö sant Oswalt vuor in gr6zen sorgen:
d6 wdren ime die beiden s6 nähent komen,
— aber sant Oswalt hete s!n niht vernomen —
daz die heidnischen man
wurden die kristen sichtig an.
2745 hete er d6 niht gehapt den raben,
s6 waeren die kristen ze t6de erslagen.
d6 hete der rabe niht vergezzen,
er waere üf einen kiel gesezzen.
d6 er die heiden zuovliezen sach,
2750 nü muget ir hoeren, wie er sprach:
er sprach: »lieber h^rre mtn
ez mac rehte anders niht gesln,
ich hoere daz mere diezen
unde sihe galin ze uns her vliezen:
2755 der heiden ist uns her nach komen,
waerliche daz hin ich wol vernomen 1
ez welle danne got understän,
ich vurhte, wir müezen daz leben verloren hänl'
des erschricte diu küniginne s^re,
2739 morgen] M m. fhi I an in. S.
2740 d6 MI Dasz S. *for I. vuor nach sorgen I. in MIs mit S.
2741 ime MSs in I. s6 MIs,3 also S. ndhent] Mß n&he ISs.
2742 aber MS Doch sfl. stn MI dass S.
2743/44 daz — an] MI Do die haiden wurdent der cristen sichtig
Do wurden si so grin vnd zornig vn jnVinstig Sfs3.
2745 Unde SufMlb. er do MI sant O. S. raben MIO) rubin S.
2746 so — erslagen Ml der heiden hete si alle erslagen fl So wer der crisien
kainer mc kümen haim S.
2748 waere MS waz 1. einen Ms den IS. kiel MSs mas bam I.
2749 zuo- MI nach jn S.
2750 nü IS Gern M. muget i. h. MS höret I.
2751 lieber MIs vil 1. S.
2752 rehte MSfl. anders niht IS n. a. M.
2753 MSsfl?. Wan SfMs.
2754 MSsfIß. her vliezen] S herzu fliessen s schtes»n M.
2755 in S nach 2756. nich vor uns S. her MSfl. komen IS bechom? M.
2756 waerliche MSfl-
2757 Oder SfMIs. welle ISs wolt M. got Ms den g. S g. selber I.
2758 verloren hin] MS verlieren s lan I.
2759 erschricte] S erschrak MIsß. serc MIs gar s. S von herzen vaste (und
sere u) ß.
129
I E. V. 2680-2701
2760 si sprach: »wäfen hiute unde iemer mere 1
unde ist her nach komen der vater mtn,
s6 gät ez manigem kristen an daz leben stn!
iroe ist umbe mich leide
unde hat manigen wilden beiden
2765 bräht üf unsero schaden,
ich vurhte, die kristen werden alle erslagen:
begrifet in sin heidnischer zorn,
s6 hän wir alle daz leben verlorn:
er wirt uns ertrenken
2770 unde in deme wilden mere versenken!'
sant Oswalt die gr6zen klage ansach:
hoeret, wie er ze der ktiniginne sprach:
Juncvrouwe ir sult iuch wol gehaben»
äne.got selber kan uns niht geschaden!
2775 des hin wir kristen einen tr6st:
vrouwe daz hän ich iu noch nie erlost,
daz kein kristen sterbe üf erden,
ez müeze sin rehter veictac werden,
er habe danne verworht sin leben
2780 gegen deme himlischen degen:
s6 stirbet er och d siner zit
2760 wdfen IS we u awe bfMs. hiute MSsbflu.
2761 unde MSßfls. her nach Msu her nach uns b nach vns Sfl.
2762 manigem MSsfl. kristen Ms vns IfS sfn MSfls.
2763 leide Mls geschechen also 1. S.
2764 unde MS Er I. manigen MI vil m. S wilden MlfS.
2765 Her SfMI. •vnszra M. .
2766 die kristen MSs die wir I.
2767 Den SfMI. sin h.] M sin grimmer S der h. I.
2768 han IS miiss M. alle daz MS vnser I. verlorn IS habfi v'lorn M.
2769 *vnf M. ertrenken Ss, zu ertrenket ergänzt M erdrencken aus vordrencken I.
2770 wilden MSflCs).
2771 die MI do die S jr S. grdzen MSfls.
2774 selber S selb M so Ifs. kan MSs mag I. niht ISs niemät M.
2775 des] S zu de s d6 MI. kristen Is kr! wol SfM.
2776 MlSfsjil. S: Den vnsz cristus jhesus selbsz baut erlöst. \u\ M cnck I.
nie M nit I.
2777 sterbe] S stirbt M hie strirbt hie I. üf MI uff der S.
2778 sin] M ain I ee jm sin S. veictac] M streyt tag I wctag S.
2779 Oder SfMI. sin MI desz S.
2781 och ISfM.
Baesecke, MüDcbcnor Oswald 0
130
I E.V. 2702—2727 1
unde hat ouch verloren s6le unde Itpi
daz hat kein kristen, obe got wil, noch nie getan:
wir sulen tr6st ze unserme harren hin
2785 unde bitten die hinilischen küniginne,
daz si uns helfe mit Sren von hinnen!'
sant Oswalt niht enlie,
er viele nider üf siniu knie,
stn beide hende er ftf gebot,
2790 wanne des betwanc in gröziu ndt,
er sprach: »himlischer trahttn
nfi nim hin die triuwe mini
daz mich üf ertrtche kein man
niemer mSre nihtes gebiten kan:
2795 wes er durch dtnen willen begert
her got, des wirt er alles gewert:
er bitte mich umbe bürge oder umbe lant,
wes er mich durch dinen willen ermant,
unde baete er mich umbe daz houbet min,
2800 ich gaebe im ez durch den willen dinl
unde hilf mir mit ^en
hin von deme heidnischen harren,
daz ich niht kome ze leide
hie von deme wilden beiden I'
2805 dö sant Oswalt daz vol gelobete,
2782 hat MI Wirt S.
2783 in S drei Verse, wil MI wil: Vnder vnsi. also vil: Hie by yns* vct-
wurckt S. noch MSfl.
2784 ze MI by S. •vnswn M.
2785 unde MI Nun S. bitten] I witt wir M bittent S laiet uns — bitten ?.
2786 helfe m. e. MS m. e. helff 1.
2789 MSsflß. er üf geb6t] M hüb er uff vnd batt S (Sant O.) hübe (sin
hende) uff S.
2790 MSflsß. des MfS. in vor betw. S.
2791 h. trahtin MS h. fürst s hymelsche künigin 1 h. vater sun heiliger geist ^.
2794 mere MSsfl. nihtes] nUcz S niht MI.
2795 dlnen willen MS dich I got s.
2797 in S nach 2798. er bitte MI Vnd b. er S. oder MI vnd S.
2800 Zwar STMIs?. ich gaebe] Ich gab M Ich geb I gib ich S. er Mfs?
dass, var gaebe S.
2802 hin] S Hie Mfls.
2803 kome] kom I kume Ss chUm M.
2805 Vnd SfMIs. do MSs alsbalde ßfl- ^^ ▼. g. MS dr gepet volenbrochl
I die gelUbt gedet s daz bete ein ende nam ß.
131
I E. V. 2728—2749
zehant daz mere tobete,
daz er vuor in einer kleinen wile
des meres wol vierdehalphundert mtie.
d6 sante daz himlische kint
3810 deme beiden einen nebel unde einen wint,
daz si niht inobten gesehen,
alse wir nocb hoeren jehen.
si vuoren dort unde bie,
si Westen niht selber, wie,
2815 oder war iegeltcber kören solte,
alse ez got selber wolte.
deme beiden lac ez herte,
aber df sant Oswaldes geverte
d6 schein diu liehte sunne
2820 unde was ouch michel wunne.
si vuoren in eineme halben tac,
vürwär ich daz gesagen mac . . .
an den selben vristen
quämen die werden kristen
2825 zwischen des meres üf einen sant,
als6 tuot uns daz buoch bekant.
an den selben stunden
2806 mere MIs m. da grUlichen S.
2808 des meres MlfSs. wol MS|3 me dann sfl. vierdehalphundert MIs
vierhundert Sß.
2810 m M swa Verse, deme beiden] I Den wilden h. S Dem haidn vnd'
sein galein : M vntt' der haiden h^ u under dy haiden bf S. einen —
wint] MI nü nebel vnd w. S eine grosze stürm wint s einen dicken
nebel unde einen sturmwint ß.
2813/14 in MIS nach 2815/16, ß: unde westen (auch u) niht, wä si hin sel-
ten kftren f s.
2813 *dOrt S.
2814 Wan SfMI. niht selber IS selb' nicht M niht ß.
2815 war iegel.] I wa jr i. hin S wa hin ygl. M wä si hin ß. k^ren Mß komen IfS.
2817 deme MS de s Den I.
2818 aber MSsfl. geverte MS fert I fart s. diu ISsß es M.
2820 unde MI Da S. michel M ain gross I och grosse S.
2822 gesagen MS sprechen I.
2823 an MI Mit S. den IS d' M. vristen MI rasten S.
2824 Do SfMI.
2825 xwischen MIß Enzwischent S by s. des meres MSß dai m. I de mere s.
einen MIß den Ss.
2826 als6 MSfl. das MS dies I.
9*
132
E. V. 2750—2772
die kiele man d6 heften begunde.
nfi begunden si sich ze velde legen
2830 unde wolten da ruowe pflegen.
dö si ze velde wären komen,
alse wir ez sider hin vernomen,
d6 quämen die beiden an den stunden,
da st die werden kristen vunden.
2835 d6 die beiden die kristen ansähen,
dö begunden si aber baz gäben.
si sprächen: ,unde hete sin diu werlt gesworen,
s6 müezen die kristen ir leben häa verloren 1'
sant OswaU die beiden zuovliezen sach:
2^40 hoeret, wie er ze den sinen sprach:
,nü ir werden kristen guot,
nemet alle an iuch vesten muot,
lät iu nibt Wesen leide
und wert iuch der beiden I
2845 wir werden nü bestanden
mit werlichen banden:
wert iuch^ des betwinget uns n6t:
wir werden bestanden üf den grimmigen t6tl
wer nü von den beiden wirt erslagen,
2850 des sSle muoz gr6ze genäde haben
in deme Ewigen leben^
des wil ich iu min triuwe geben:
2828 kiele MS,^ scheyflF I. d6 MSfl.
2829 nü b. s. MI Sie b. S. sich M sich da Sfl.
2830 wolten Ml w. och S. ruowe ß ro I rast M rauttesz S. waren MIs nu w. S.
2832 c« MSfl. sider] M sid Sfl.
2836 aber M alle Sfls. baz MI b. zu in S fast s.
2839 zuo- MI zu jm S.
2840 Nun SfMI.
2841 nü ir MI Nu wolan ir s Ir vil S.
2842 alle] S all sampt Mf Is. vesten MIs ain u. S.
2843 iu n. w. I.] MI Uchsz niemant laiden S.
2844 wert MSs bewart I. der Ms krefiftenklich der S gain den I.
2845/46 in M ein Vers, nü ISfM.
2847 uns] M vnsz grosse S enck I.
2848 grimmigen] M grimen Sfl.
2850 gr6ze MSfl.
2851 MIsTS?.
2852 MlsfS?. iu Ms jm I.
13^
E. V. 2773-2792 I
dÄz habet üf alle min Öre:
lip unde s61e ist behalten iemer mSre.'
2855 66 sprächen die werden kristen guot:
,hÄrre nü hat selber vesten muotl
wir wellen iu mit triuwen bibestän,
alle die wile wir daz leben gehän:
waerlkhe die wilden beiden
2860 müezen von uns komen ze leide!
ir tlenunde ir gäben
daz beginnet uns harte versmähen,
daz si uns her nach hänt getan:
nü muoz ez in an ir lebenne gänl
2865 si sulen des hän unser triuwe,
ir hervart muoz si harte geriuwen:
zewäre die beiden alle sant
koment niemer m^re heim ze lantl'
sant Oswalt niht enlie,
2870 den sturmvanen er selbe in sin hant gevie,
her gegen den beiden was ime gäch,
die stne tlten ime' vaste hin nach.
nfi wären die beiden alle sant
ze in komen df daz lant.
2875 sant Oswalt die beiden ansach,
2853 Zwar SfMI.
2854 ist MS wirt s sint I.
2856 nü Ss Dür, mcA bat Mfl. hat MSs nempt enck I. selber Is selb M
selbsz ain S.
2857 MSsTI?.
2858 MSsflß. wir] s vnd wir S mir mugen M. gchÄn] M han Ss.
2860 komen vi^r von S. ze MIs zu grossem S.
2861 Wan SfMIs.
2862 daz ISfMs. beginnet] M begünd I musz S. uns MSs in I.
2863 uns h. n.] M her n. u. S her nach 1 nach uns s.
2864 MsflSp. ir M dz s.
2865 MlfSs?. •vnsz M.
2866 ir h.] MI Desz S. muoz MS wirt I. harte] M noch hart Sfl. geriu-
wen MS ruwen I.
2868 -mlre MSfl. heim IS h. lempHg M.
2869 niht e. MI do selbsz trann S.
2870 selbe M? selbsz S (2869) f I. hant MI,3hend S. gevie M ving I nam S
2871 her MSfl.
2872 vaste MI bald S. hin SfMI.
134
I E. V. 2793-g^i3
daz wort er vurstliche ze in sprach:
,ir beiden ir sult iuch weren,
iuch mac nieman emerenl'
sant Oswalt den beiden widerbdt,
2880 dö buop sich angest unde n6t
kein man d6 nibt vermeit,
iegeltcber zacte stn swert von der scbeit,
die wären alle liebtvar.
nfi drungen si fif einander dar,
2885 beiden unde kristen man
iuflfen einander an.
dd si zesamene wären komen,
d6 wart ein barter strtt genomen:
si drungen zesamene einer geswinden vart,
2890 einer den andern nibt enspart
mit starken swertslegen
begunden si sieb fif einander beben.
si wurden beidenbalp gewert
alles, des ir herze begert
2895 sant Oswalt der wigant
vuorte den sturmvanen in stner bant,
der manbeite was er nibt ein tör,
den slnen vabt er ritterlichen vor,
er vabt alse ein wilder bere
2876 daz MS Die I. vurstHche MI frölichen S zörniglich s. ze in SsfMI.
2877 weren MS(s) bewarn I.
2878 Zwar SfMIs. mac] I kan Ms kan halt S. nieman ISs n. mcr M.
2880 d6 MI Nun S. n6t MI grosse n. S.
2881 d6] da M doch Sfl. niht MI n. lenger S.
2882 zucte] 1 zoch S nikt M. stn IS daz M. der MSfl.
2883 -var MI gefar S.
2884 nü dr. si MS Vnd trUngen I. Af ISs mit M.
2886 Die SfMI. luffen] leiff (2885.) Lieffen I Luffen an M LUffend da S.
2887 zesamene MI zii ain ander S. waren MSfl.
2888 starker MS hertter I. genomen MS Yomomen I.
2889 MSf Isß. einer geswinden] M ein geschwinde S.
2890 MSflsß. niht] M da nicht S.
2891 grim: SfMI.
2892 heben MI hawen ring S.
2894 ir h. bj MI jre herzer begcrttent S.
2896 stner Ss sein selb M der I.
2899 alse Mls rech alsz S. wilder b. MIs biederbar her S.
135
E. V. 2814—2835
29(K» unde gap den stnen rät unde l^re,"
er vuorte den strit gar wlsltche,
dez vröiten sich die stne alle geltche.
die kristen wären unverzeit
unde pruoften den beiden arbeit,
2905 si drangen mit einander dar
unde begunden smelen der beiden schar,
si machten ungevüege den strit
unde sluogen schedeliche wunden wit
durch die stahelinen ringe grbz:
2910 manic beiden d6 sin leben yerl6s.
die kristen begerten keiner reste
unde hiuwen durch die helme veste
unde durch daz stahelin gewant,
si valten die töten üf daz lant.
2915 die kristen sich krefticliche gerächen,
die beiden si sluogen unde stächen,
den heiden muoste misselingen,
wände' si liezen sich verdringen,
einer hin, der ander her,
2920 des verluren si wirde und 6r.
si vähten einen sumerlangen tac.
2900 nnde MIs Er S.
2901 gar Ss so Mfl. den sinen vor: SfMIs.
2902 MIS8fß.S: Desz warent all sin heren ynd knecht frö. gcUche Mlfs.
2903 w4ren MIs w. gar S.
2904 pruoften M machten Is brachtent S. den MIs die (i<e?) S. arbeit
MIs jn grosse dag S.
2906 unde MIs Si S. b. smeln M machten — gar sn smal s b. mindren S
roachtn mfd' I. *schär M.
2908 unde MI Si S. schedeliche] M tieff I den haiden grosse S.
2910 manic MIs Desz vil menger S. d6 MsflS.
2911 begerten MS hattn 1. keiner reste MS kainen rast I.
2912 hiuwen IS schlUgn M. durch die] S durch M in durch I. veste MS vast I.
2914 si V. IS Man velt M.
2915 krefticliche] M die heiden krefftenklichen S wol I. gerächen] I rachn
M prachen S.
2916 si MI si vast S. Danach nur in M: Die cristn die warn mUtes reich
Die haidn mochtn in nicht geleichn.
2917 muoste MI m. da S.
2918 verdringen MIs hinder sich tringen S.
2921 si V. ISs Man vacht M.
136
I E.V. 2836-2857
daz nieman keiner reste pflac
vollicltche unze üf den äbent dan:
d6 wurden erslagen die heidnischen man.
2925 kUnic Ar6n wart sigel6s,
drtzic tfisent heiden er verlos,
die wurden ime alle samt erslagen,
alse wir noch hoeren dagen:
ez mohte anders niht enwesen,
2930 man lie ir keinen niht genesen,
si verluren alle den Itp,
daz klageten diu heidnischen wtp.
nfir des rkhen küniges Ardn
des begunde man vür die andern sch6nn.
2936 daz tete man ouch nur umbe daz,
daz er der küniginne vater was:
die kristen in undergiengen,
daz si den künic Ar6n viengen.
si vuorten in an den stunden,
2940 dd si sant Oswalt vunden.
d6 in sant Oswalt ansach,
dö begunde er lachen unde sprach:
,her 5weher stt mir gotwilkomen,
2922 nieman MIs keiner b nie nemant do S si nye u. keiner MSsu kain Ip).
Teste MS ruowe Isß.
2923 vollicltche] I Vollikleichn M VoUenklich S. unxe IS biz Ms. üf Ml an
Ss. dan MlSfs.
2926 Wol SfMIs. er MIs er da S.
2927 samt MSfls.
2928 noch MI esz n. S.
2929 Zwar SfMI. enwesen M gewesen IS.
2930 ir IS im M. keinen niht MS weinig I. •
2931 alle MI all sampt S. den M die S eren I.
2932 diu IS do die M.
2933 kUniges Ss kUnic MIß. Ar6n MISs Aarons ß.
2934 begunde ISs wart ß schonet M. die MS d' I den s. andern ISs and'
M. sch6nn] schon I schönen Ss gesch6net ß man M.
2935 nur] M nü S nun sfl.
2936 kUniginne MI jungen k. s jungfrawen S.
2937 vnder- MIs er S.
2939 den MI den selben S.
2941 in MIsß si S.
2942 d6 MSflsß. er vor begunde I.
2943 'swer I. mir MIsß m. recht S.
137
E. V. 2858—2879
iuwer kunft hän ich gerne vernomenl
2945 er empfie in wol mit ören,
er sprach: Jr sult iuch toufen geren!'
d6 diu rede vol geschach,
der heiden zorniclkhen sprach:
»Oswalt wilt du mich ze eineme sweher hän,
2950 sd solt du mich dines spotes eriän:
an dtnen got geloube ich niht,
wie halt mir darumbe geschihtl'
dö sprach der milte künic Oswält
ze deme wilden beiden halt:
2955 |du solt minen got niht schelten,
wände du möhtest sin gar harte entgelten:
ich bin an dir worden sigehaftl
nü hat min got wol die kraft,
daz er dtne liute heizet üfstän,
2960 daz du si lebendic vor dir sihest gän.'
d6 diu rede vol geschach,
hoeret, wie der heiden sprach:
,6 milter künic Oswalt',
2944 Zwar SfMIs. kunft MI zuokunft Ss. gerne ISs wol M.
2946 sprach MIs 8. sü jm S. toufen MI t. läien s töffen lan S.
2947 rede MI r. da S. vol M wol I wo vol S.
2948 zorniclkhen] zornicliche Isß zorenklichen S zornleichn M.
2949 eineme MSßfls. »swcr I.
2950 solt du mich . . . erlän IS soltu mich . . . vettragn M solt du min . . .
lan s überhebe mich ^3. spotes] S pads b gottes u gespötes MI un-
gespottet s.
2951 Den S wände pfMIs.
2952 geschiht MIs ymer beschicht S.
2953 kOnic MI k. sant Ss.
2956 mühtest Ss machst M müst I wurdest ß. sfn Mlsß desz S. gar harte
M gar ser u wol S anders sf Ib.
2957 an dir worden MS w. a. d. I.
2958 nü — die MIs unde wizze daz min got hit die ß Vnd desz durch minesz
gottesz S. Danach nur in S: Deii er jst so gewaltig vnd rieh
Vber jung vnd über alt gelich.
2959 liute ISs dienst lawt M.
2960 ISfMsß. vor dir sihest] S s. v. d. I. gän] S sten I.
2961 »f M nach 2962, aber mit Zeichen {„) hinter den Versen, rede MI r. do S.
vol M wol IS.
2962 Nun SfMI.
2963 Ä] M Ain I Ach S O sfß. künic MIsß k. sant S.
138
I E.V. 2880-2899 I
sprach der wilde beiden halt, ^
2965 ,daz wil ich reden äne allen spot:
mäht du des erbitten dinen got,
daz er den mtnen hilfet üz dirre not
unde daz si üfstdn von deme t6t,
s6 wil ich ze ime kören
2970 unde wil mich läzen toufen geren,
mac des aber niht geschehen,
an dinen got wil ich niemdre jehen.'
d6 diu rede vol geschach,
sant Oswalt sach ftf gein himel unde sprach:
2975 ,6 himlischer trahtin
ich ermane dich hiute des tödes dio,
den du empfienge an deme heiligen kriuzes stam:
dö erlöstest du vrouwen unde man
mit d!neme unverdienten tot:
2980 nfi mane ich dich an die selben not:
hilf mir durch diner marter öre,
daz die töten alle wider lebendic werden 1'
dö diu bete vol geschach.
2965 allen MlfS. ,
2966 unde SßfMIs. des erbitten dinen MSß das erb. Qmb dinen s eipiettn
daz dein I.
2967 den m. ISs die mein M. hilfet MSs helff I. üz IS auf M. dirre] dir I
diser MfS.
2968 daz MlfS.
2969 ze ime k. IS mich bechern M.
2971 Vnd SfMIs. des M daz ISs. d. aber MS aber d. I. «gesehen I.
2972 niemere] M nymmerme s nimer nUcz S nit I. jehen MI veriechen S
glauben s.
2978 rede MI r. do S. vol S alliu MI.
2974 sach üf sß uff sach, nach himel S plikt MfL unde MSs^I.
2975 e] M O Is Vil Sf?.
2976 ermane Ss roane MI. nun: SfMIs.
2977 kriuzes stam] (an dem) stam (des heiligen) kriuzes ß krewcz M ciprion S
fryttag Ifs.
2978 erl. du MI du erl. s du mit erl. S. vrouwen MI fraw S. DoMOck S:
Vnd sunder die dinen willen han getan.
2979 dineme MI(ß) dem S.
2981 mir MIs m. vnd S. ere MI eren S.
2982 alle w.] S all sampt w. M alle sf I.
2983 diu Ml(sß) ditz S. vol MSfls.
139
E. V. 2900 — 2923
ie ein töter den andern ansach,
2985 si stuonden üf in allen den gebaeren,
nur alse si sunst entslifen waeren.
dö sprach sant Oswalt schön:
ysihest du richer kttnic Arön,
waz Zeichens mtn got hat getan?
2990 noch solt du ati in gelouben hän
unde solt balde gäben
unde kristenlfchen gelouben empfihen:
geloubest du an in krefticltchey
so besitzest du daz 6wige himelrtche/
2995 d6 sprach der wilde beiden:
,0swalt daz waere mir iemSre leide:
din got ist ein junger t6r,
der möhte mir niht wesen vor:
ich wil gelouben an den alten,
3000 der sol ouch mines lebennes walten,
unde waz der alte geschaffen hat:
an den geloube ich vruo unde spät.'
er sprach: ,Oswalt vurste rkhe,
unde bete ich siben houbet drltche
3005 äf mineme Itbe stän,
alse ich doch nur einez hän,
diu lieze ich mir alliu abenemen,
2984 ie MSflß. ein tdter MS einer Iß.
2985 allen den g. MS aller der gebaere Is.
2986 nur] M Nun Sfls. alse MI als ob Ss. sunst M sanft Sfls.
2988 sihest du MIs sichtest du S schouwe ß.
2990 gelouben vor an S.
2991 balde MI och b. S.
2992 kristenl] S cristn gleichn M cristn I. *glöben S.
2993 Vnd SfMIß. krefticliche] M kreiitenklich S krefflich Ifß.
2994 ^eseczestu I. ewige MSß fron I.
2996 iemSre MSs nu I.
2997 Wan STMIsß.
2998 der MSß er Is. mühte MI(ß) mac Ss.
3001 geschaffen IS beschaffen Mß.
3003 Osw. MIs O. edler S.
3004 unde SsßfMI.
3005 AUe SfMIs.
3006 doch MsflS. nur] M nü ISs.
3007 mir MIs mir - e ß nü Ec mir S. -nemen MS sltgen 1 slahen ß hauwen $,
JI40
I E. V. 2924—2945
des wolte ich mich niemere geschemen,
6 daz ich geloupte an dtnen got,
3010 wände darumbe waere ich aller heiden spot'
alsd redete er fiz grözeme zoren:
,sihest du niht, mine Hute sint wider lebendic worden:
hie an disen ztten,
wil ich drest mit dir stritenl'
3015 die heiden, die d6 lebendic wären worden,
die sprächen: ,h6rre lät von iuwerme zoren 1
ir sult von deme kriege län,
wir wellen iu niht btgestin:
wir sin gewesen an dirre stunde
3020 \i\ der heizen helle gründe,
da ist uns alsd wd geschehen/
— begunden die heiden alle jehen —
,hät ez üf alle unser £re:
an Mehmeten gelouben wir niemer m^re:
3025 er mac nieman bigestän:
wir wellen an Jösum Krist gelouben hin,
deme wellen wir dienen vttr eigen,
der mac uns wol hilfe erzeigen!'
d6 diu rede vol geschach,
3008 wolte Ms wilt I wil S. niemere IS nit s Jm M. geschemen M scbemcD
Ss schämen I.
3009 geloupte MIs geloben weit S.
3011 er MI der haiden S.
3012 niht s nit dasz SfMI. wider MSsfl.
3014 Irest MIs wider ßfS.
3015 d6 MsflS. wären SsfMI.
3016 die 8pr. MS80)ri. h^rre MIsß h. nü S.
3017 Zwar SfMIs. deme IS dism M (lassent Uwer kriegen sin s).
3018 niht MIs niht mere ß nUmer mee S. -gestän] S bestan M. ttan Is.
3019 dirre] d' M.
3020 in ISsß Pej M.
3021 ^gesehen I.
3022 heg. d. h. MI Dasz b. d. erschlagen b. S. alle MlfS.
3023 Nu SfMI. habet MI hab S. alle MlfS. •vnsz M.
3025 nieman Sß nieroat nicht M kaim I. gestin ISß bestäo M.
3026 Krist] M Christum Sßfl.
3027 wir IS mir nU M.
3028 wol I, tiocA hilfe SfM.
vol] wol I do vol S allew M.
141
I E. V. 2946—2963
3030 hoeret, wie der künic Ar6n sprach:
,^ milter künic Oswalt
nü hdst du min s6 gr6/.en gewalt:
ich wolle mich toufen geren
unde ouch kristenlichen gelouben m£ren, ^
3035 nfl ist daz mere ein sulze unde darzuo gruntlös,
darüf hlln ich sorge als6 gröz:
daz mere hat niendert grünt:
entviele ich dir an der stunt
hin in daz wilde mere,
3040 s6 möhte mir niht gehelfen allez din here.'
also sprach er trüricliche:
,Oswalt ede\er vurste rkhe
du gihest din got sin ein heilant:
sihest du dort die steinwant?
3045 dtn got ,
daz er üz deme harten steine
einen brunnen lät erspringen,
3030 der MlfS.
3031 e] M Ain I O Sfu. Oswalt MIu sant O. S.
3032 s6 M vil Sfl.
3033 Z\iraT SfMIß. wolte] lieze MIS (ich wil gerne die toufe empfahen ß),
z/f/. 8034. toufen MI nu töffen S.
3034 unde MIß Vnd weh S. kristenUchen Sß kristen- ML
8035 in S twei Verse, ein suUe] M gar e. salcs : S salcz I bitter ß. unde MIu
Vnd ist och S und ist b. danuo MSflß. *grütlof M.
3036 als6 MSfl.
3037 hat MI hett S. niendert] M nienen S kain I.
3038 entviele ich dirj EnpfYl ich d' M vnd enpfall Ich dir u valle ich b Ich
enpfilch dir I Oder ich enpfllch mich dir S. an IS dan an d' M,
3039 hin in MS darin ß Vil ich in I.
3040 «6 m. m. MS Mir niöcht I s6 mac mir ß. geholfen MS helffii I ze
hilfe komen ß. allez din] M a. mein I nieman .... (noch u) als
din ß din S. here MI hcrr ß got vii her (vn übergeschr») S.
3041 trüricl.] trawrichleih {das h solUe k werden) M gar trurenklich S dUchten-
lich I.
3042 edelcr MIs vil e. S.
3043 gihest] gist M sprichest ISsß. sin M si ISsß.
3044 Nun SfMIs. steinwant ß Stains w. M steinin w. ISs.
3045 M: Vii wirt (bitt 'MI) dein got Rain. I: Vii pitt dein got jnne.
S : Tut nun din got siner genäden schain. s : dut din got dz zeychen.
ß : (ich wil zewÄre keinen geloubep an in han,) er si dann s6 mächtig.
3047 ersprin^en MS spriengft I entspringen s(ß).
142
I E. V. 2964-2984
da toufe ich mich innen,
mac des aber niht geschehen,
3050 an dtnen got wil ich niero^re jehen/
sant Oswalt der heilant
gie hin öf die steinwant
unde viel nider üf stniu knie,
daz swert er in die rehten hant gevie
3055 unde z6ch cz üz der schalt.
der helt daz langer niht vertneit, .
daz ort lieze er hangen nider,
saget uns daz buoch sider.
sant Oswalt fif gein himel sach,
3060 gerne muget ir hoeren wie er sprach:
,6 himlischer vurste h€re
ich ermane dich der heiligen toufe ^re,
die du empfienge in deme heiligen Jordan,
beide durch vrouwen unde durch man:
3065 nü hilf mir üf dirre erde,
daz ein brunne hie entspringen werde,
daz die heidnischen harren
in dtneme namen alle kristen werden!'
3048 mich MIsß m. den S.
3049 Vnd SfMIß. des M es I daz Sß. «gesehen I.
3050 niemere Mu n. me S niht Ib.
3051 der MI d. rain S.
3052 gie h. üf MIs gieng üf ß Der er sach S. steinwant Iß stains want M
stainin w. S steyn s.
3053 unde v. MIs Do fiel er S.
3054 die MI stn Ss. rehten MsflS.
3056 das] M desz S es I. langer n.] M nit 1. I nit S.
3057 hangen MlsfS.
3058 Also SfMI. sider MI nun s. S.
3060 gerne MI Nun S.
3061 e] E Milter M O Ssflß. h. vurste h. MS herre himmelscher fbfst s her 1^
3062 ermane] Smane MI.
3063 t>» S /M^^ 3064. empfienge MlßfS. heiligen MSflß. Jordan MIß ctpryan S.
3064 vrouwen MI fraw S. durch m. MS m. I.
3066 hie ISs(ß)fM. entspringen w. MS entspringe sß werde I.
3067 :>iS zwei Vtrse, daz MIsß Dar vmb dasz din lob vnd ergemerret werde:
VndS. die MIS dise s der wilde ß. heidnischen herren MI beiden Ssp.
3068 in d. n. MIs dar jn Sf ß. alle] M er unde allez sfn here ßf ISs. kristen
w. MIs getöfft werde S geloube unde getouft werde ß.
U8
I E. V. 3985-3008 I
sant Oswalt wart gewert
3070 alles, des sin herze begert
von deme himlischen trahtln
unde von der lieben niuoter sin:
daz swert inie üz der hende brach
— von gotes krefte daz geschach —
3075 abe durch den harten stein.
gotes kraft Ab wol erschein :
von jies sWertes orte
sieb diu steinwant durchborte.
nü lie sich ein schiel her dan,
3080 daz sähen beiden unde kristen man,
der was s6 gr6z, alse wir noch hoeren sagen,
tüsent wagen möhten in niht hän getragen.
gotes kraft diu was gr6z:
fiz der steinwende ein brunne gevl6z^
3085 der was zehen kldfter w!t,
seit uns daz diutsche buoch stt,
unde nur einer tief.
sant Oswalt lüte rief:
iSihest du heidnischer man,
3090 waz Zeichens hat mtn got getan?
noch solt du zuo der toufe gäben
unde kristenlichen gelouben empfähen,
3069 gew. MIs do g. S.
3073 ime MI er jm S.
3074 krefte ISs chremii M.
3075 abe] M Ze tal S nider ßf Is.
3077 Wol SfMI. orte MI arte S.
3078 *Si M. steinwant I(ß} stain wanden S stains want M. diirchborte MIs parte S.
3079 nü MS Do I. schiel Mß schilp s scholl S stUck I. *erdan I.
3080 heiden u. kr. MI(s) baide frawen vnd S.
8081 noch MSfl.
3082 in MSsß ez I. niht ISsß nindert M.
3083 diu MI wol wol erschin vfl S. grdz MI so gr. S.
3084 steinwende] I stainwantt M staini wand S steyn s. gevl6z M vl6z ISß.
3085 was MIsß w. wol S. wft MSß lanc Is.
3086 MSflsß. seit] Seit M Dasz sagt S. diutoche] MfS. sIt] sait M nun sid S.
3087 nur Mß nun Sfls. einer MSß einer kUftem Is.
3088 lüte Ms mit lüter stimme ß gar 1. I vil 1. S.
3090 hdt m. got get. MS mtf g. h. t«n I.
3091 der MI dem S.
3092 kristenltchen gel MS Cfisten g. s cristn glaichn I.
144
I E. V. 3009-3032
unde wilt du daz niht balde tuon/
s6 hast du weder vride noch suon:
3095 iezuo mit deme swerte mtn
slahe ich dir abe daz houbet dinl'
der beiden der rede harte erschricte,
sant Oswalden er anblicte:
er sprach: »milter künic Oswalt
3100 dm got bat aller dinge gewaltl
min got ist Mähmet genant,
der beiden bdrre über alliu lant:
des wil ich von ime k6ren
unde kristengelouben mSren:
3105 ich muoz dir der wärheite jehen:
ich hin solich zeichen von Mähmeten nie gesehen.
ich wil mich an den haben, der Jdsus ist genant,
der ist h^rre über alliu lant,
daran wil ich bellben staete.
3110 Oswalt ziuch mir abe min gewaete:
von gote bist du gewert:
Oswalt min herze der toufe gert.'
sant Oswalt der heilant
z6ch abe deme beiden stn gewant,
3115 er sprach als6 schön:
,vor hieze du der riche künic Arön,
3093 wilt du ISs woltz du M. daz Ms es IS.
3094 •son MS.
3095 Wan STMI.
3097 der MI ab d. S. harte MI gar h. ß vil ser S. erschricte MS ersehne !^.
3098 er MIß er do vast S.
3099 kUnic MIs k. saut S.
3104] M Vfi wil mich las bekeren I Vnd wil jo nUmer mer eren Sfsß«
3105 Zwar SfMI. dir der S d' MI. jehen MI uerjechen S.
3106 Wan SfMI. solich MSß sölliche I. von M. I. vor solich M vö «i-
screm got S meine got u. nie MS alle nnne tage kein ß nit I.
3107 mich an d. h. M mich an den got S glaubn a. d. I. Jesus MI jbs
yps S.
3108 Zwar SfMI.
31 10 Osw. MI O. nun S.
3111 du MI d. sin allesz wol S.
3112 der toufe MIs desz toffs mit flisz S. gert MI begert Ss.
3114 roch MIß Zwoch S. abe d. h. MSß *d. h. ab I.
3110 ISsßfM. der r.] I der k Rych s der mähtige ß rieber S.
145
I E« V» 3033-3057 !
nü 8o)t du Zentlnus werden genant
über alliu kristenlant.'
sant Oswalt toufte den sweher s!n,
3120 darnach diu vier magedtn,
er toufte drt sumer lange tac,
daz er nie keiner reste pflac.
an deme dritten tage, dö sich tac unde naht wolte scheiden
dannoch wären ungetouft zw6ne unde sibenzic beiden.
3125 die vorhten, ez wurde in ze späte,
unde begunden tlen also dräte,
si vorhten, si mtiesten versfimet stn,
unde Sprüngen mit einander darin
unde würfen des wazzers dri stunt in den munt:
3130 iegelkheme wart ein reiniu s6le kunt.
alse getoufet wurden die beiden,
nü was in niht m^re leide:
si sprächen an den stunden:
,nü habe wir den t6t überwunden I'
3135 si sprächen: ,Oswalt, vurste hSre,
leben wir nü iemer mSre?'
d6 sprach der milte küntc Oswalt:
,got hat aller dinge gewalt:
ich tuon ez iu beiden allen bekant:
3117 Zentinus S czenttiDus M csenzim I Centurio s Zenturus ß. werden M
vor 2^ntiDus, Ss sein I.
3118 alliu kr. MI alles er. s a. die er. S mine ktlnicriche ß.
-19 toufte MIsß t da S. •swer 1.
3120 Vnd MflS.
3122 nie MSs, nach reste Ifß. gepflac] M pflac Ssß.
3128 Zu band STMIs?. ♦trctten I. ffinter tage Versschhtss S.
3124 zwene u. s. IS lij M zwen vfi fUnffltzig s hundert ß.
3125 MI^Ss. wurde in Ifit wolt inn werdn M.
3126 MlsfSß.
3128 Sprüngen ISsß springn M. mit MIsß all m. S.
3129 des wazzers MIs daz w. S^. dri stunt] I drtt mal s jr try, v^ würfen SfMß.
3131 alse MI A. do S Do nu s.
3132 leide Ml zu 1. S.
3133 si MI Vnd S. den MI d. selben S.
3135 vurste here MI werder f. h. S Edeler fUrste S.
3136 Vnd SfMIs.
3137 der m. k. MSfls^. Osw. M sant O. ISsß.
3138 got MSsß g. d' I. gewalt MIß(s} wol g. S.
3139 ez] I nafh tuon, M nath iu fSs. beiden MSflsß. bekant S kant M kunt Is.
Daesecke, Münchener Oswald 10
146
I E.V. 3058-3079
3140 ir sterbet in deme järe noch alle sant/
des erschricten die getoufren beiden ser:
,6w6, daz wir ie sin komen her!'
si sprächen, alse wir boeren jeben:
,nü ist uns mit deme töde s6 w£ geschehen,
3145 nü wänt wir an disen stunden,
wir heten ez allez überwunden:
müeze wir noch eines ligen t6t,
wie sule wir überwinden die n6t?'
si sprächen unverborgen:
3150 ,Oswalt hilf uns üz den sorgen,
unde bitte den himlischen heilant,
daz wir iezuo sterben alle santl
unde solte wir als6 sorgen daz ganze jär,
Oswalt daz sagen wir dir vürwär,
3155 s6 möhten wir in den sunden verzagen
unde naemen stn an der s^le schaden:
bitte den himlischen trahtin,
daz er ime unser sdle läze empfolhen stnl'
sant Oswalt tete an der selben stat,
3160 wes in maniger getoufter beiden bat:
er sprach an der selben stunt:
3140 noch MlpfSs.
3141 erschricten] erschraktn M erschraken ISsß. get MsflS.
3143 sprächen MIs spr. all sampt S spr. alle [1 hoeren MS kOnne I. jeheo
IS sagfi jehfi M.
3144 nü i. üiMSs Vns ist I. deme MlsfS. sA we vor mit M. geschehen
Ms gesehen I beschechen S.
3145 nii w. w. MI Wir wundent S vn meynten s.
3146 ez MI ez nü Ss.
3147 wir IS w. dann M. eines ISu ainstund M mer b.
3148 die IS d. gross M.
3149 sprächen MI s. all S.
3163 unde MI Den S Wann s. ganze MlsfS.
3154 sagen wir IS sag ich M.
3156 MlSsfß. I: Dz vns an d' sei möcht seh. s: vn an der seien grossen
schaden nemmen. ^nemend S.
3157 Vnd STMI.
3158 unser] S vnsz M die I. sele MI seilen S.
3159 der selben MS d. I.
3160 maniger MIs da m. S.
3161 der IS den M.
147
I E.V. 3o8o— 3IOO I
,her got tuo mir dtn gen&de kunt,
unde hilf mir, daz die getooften beiden
senfticHchen verscheiden
3165 unde daz si als6 ersterben
unde mit deme andern t6de d!n hulde erwerben I'
sant Oswalt wart gewert,
alles, des sin herze begert
von gote unde von der muoter stn,
3170 die täten ime genäde schtn,
daz die getouften beiden d6 geswigen
unde alle vür t6t damider sigen,
daz si ir lebennes verdürben
unde ouch gar senfticltchen stürben.
3175 si wurden ze aschen unde ze molte,
alse es got selber wolte.
mit deme ändern t6t
quämen si von der helle not:
got sande ein englische schar,
3180 die nämen dö der sdlen war,
si empfiengen si an der stunde
iegelicheme von sineme munde
3162 tuo MIs DU t. S.
3163 mir ISsfM. getouften MIs töfften, das gzveiie t aus e S.
3164 senfticUchen] M senflftiglich s Senflftenklichen S senftliche Iß.
3165 dax MSfl.
3166 deme a. t. MSs ain and' I.
3167 gewert Ms aber g. I da g. S.
3168 des Ml desz dasx S.
3169 muoter IS lieben m. M.
3170 ime g. MI da jr g. wol S (got der det) jm sin g. s.
3171 dax ISs Do M. getoufien MSsfl. d6 MSfls. geswigen] M geschwegen
I schwigen Sf S.
3172 alle MSsßfl. vUr MI v0 S. dar-] da S do If Msß. sigen MIß suncken
S ligen S.
3173 dax MI Vnd da S. verd. MI gar verd. S.
3174 ottch ISfMs. senfticlichen] M senfftiglich s senfftenklichen S senftliche Iß.
3175 molte MI moU S staub ß.
3176 Recht SfMI.
3177 Do STMI.
3179 ein IS in ein M. englische MI engelschliche S.
3180 s^len IS sei M.
3181 si MI da S. der MI der selben S.
3182 iegeltcheme] M Jegliche I Yegkliche seil S.
lO*
'l T ■
E. V. 3101— 3123
unde vuorten si dö wirdicltche
in daz dwige himelrkhe.
3185 sant Oswalt nam den sweher stn
unde diu vier magedin
unde alle stne dienestman
unde zogeten dö vr6lkhe von dan:
er hete ir nie keinen verloren,
3190 des vröite sich der vurste hochgeboren:
mit den stnen allen sant
quam er vr61iche gen Engellant.
gen Engellant sageie inan diu maere,
daz sant Oswalt komen waere
3195 mit einer schoenen briute,
daz hörten gerne alle stne Hute.
die riehen quämen dar mit gäbe,
die armen quämen dar durch genäde,
si Srien den riehen künic Oswalt
3200 durch h^rschaft unde gewalt.
nü hete er ein schoene höchztt,
— seit uns daz diutsche buoch sk —
von pfingesten unze fif den sibenden tac:
iewederme man er ze ezzenne unde ze trinkenne gap,
3205 man gap ez wirdiclichen
3183 si MlfS. d6] I da gar SfM. wirdicliche MI wirdenklich S.
3184 Si SrMI.
3185 nam MI n. da S. *swer I.
3187 aUe MIs dar eü a. S.
3188 zogeten] M zugen Is zoch S. d6 MIs d. mit jn S.
3189 er ISs D' M. ir] S ir och I er auch M der syncn s. nie ftaeh keinen M
3192 quam MIs Für S. gein MS heim in Is.
3194 Wie SfMIs. komen MIs nü k. S.
3195 briute] prawt M brüt Ss prat I.
3196 MSsriß. hörten] S erforsln M.
3197 *Dich M. dar MI da Sfs. mit Ss mit gr6zer MI.
3198 durch MI nach S uff s.
3199 riehen MI milten S edeln s. Oswalt] I sant O. S aron M.
3200 durch MIs D. die grosse S. unde Ss' u. durch MI.
3201 nü Ss d6 Ml. ein MIs sin S.
3202 seit] M Also IS. diutsche MlfS. sit] M (nü S) seit IS.
3203 sibenden t.] Is subntag M suntag S.
3204 Dasz SfMI. iew. — gap] Ms ieweder man ezzennes unde trinkennes.
pflac IS.
3205 ez MSf I. wirdiclichen MI gar wirdenklichen S.
E.V. 3124— 3146
149
armen unde riehen.
d& diu h6chztt was zergän,
die harren schieden von dan,
si zugen alle heim ze lande.
3210 sant Oswalt boten üz sande
unde hiez ime bringen arme Hute
den wolte er geben ein spende
mit stner mitten hende.
d6 die armen liute sin boteschaft vernämen,
3215 wie balde si gen hofe quämenl
sant Oswalt satzte nider armer liute niun schar
alse manic tüsent quam ouch dar.
dar quam ouch der himlische trahtin
mit den gr6zen genäden stn:
3220 d6 wolte er beruochen
unde sant Oswalden versuochen,
obe ime wolte leisten der vurste guot,
daz er ime hete verheizen üf des wilden meres vluot.
unser h6rre niht vergaz,
3225 wie balde er an die Ersten schar sazi
d6 ime da wart gegeben,
d6 begunde er sich an die andern schar heben.
3206 Bayd I Dem SfMs. unde MIs vnd och den S.
3207 Vnd SfMIStS. zergdn MS erg. 1 geschach s hete ein ende ß.
3208 von MI do all v. Sfs.
3209 zugen MSsu (zoch b) zohen I. alle hinter heim M. heim ISsß hin h. M.
3210 boten MI do b. Sfsß. gesande] M sande ISs,3.
3211. Danach nur in S: Said vnsz dasz buch noch sid.
3214—17 in MlSu(sb) muh 3223.
3214 die MSfl. sin MI die S.
3215 gen MI do g. S an u.
3216 a. liute SsM : ["I. niun I(s) wol jx M x S (zwclf ß).
3217 tüsent MI(ß) hundert sfS. quam Ms quamen IS. ouch M, vor q. Sfls.
3218 dar MS d6 Is. ouch SsßfMI.
3219 ^grossen <: grossein M.
3220 beruochen] vcr üchen S wurchen M nit rüchen I.
3223 ime MI er jm S. hete ▼.] M het versprochen ß verhicz ISs. wilden
SsßfMI.
3224 *Vnsz M. niht MI da och n. S.
3225 an die Mu ze der ISs.
3227 d6 MlsfS. beg. er MI Er b. S. an die MIs zu der S. schar MSsufl.
150
["e. V. 3147— 3'66
d6 er die andern gäbe empfie,
wie balde er an die dritten schar giel
3230 dannoch wolte er niht bestän
unde begunde an die vierden schar gän.
er hete niht m6re ze wtlen
unde begunde an die vünften schar ilen.
er begunde vaste wandern
3235 von einer schar an die andern:
daz treip der himlische degen,
unze ime des tages niun' stunt wart gegeben,
er tete geltche eineme armen man
unde schiet mit den armen Hüten von dan:
3240 an der selben stunde
in nieman erkennen künde.
d6 diu spende was zergän,
arme liute schieden von dan,
dannoch wolte unser hSrre niht enlän,
3245 er begunde balde hin wider gan:
sant Oswalden den vursten h^re,
wolte er aber versuochen m^re,
obe ime wolte leisten der werde man,
waz er ime hete verheizen üf des meres strän.
3228 gäbe MSsfl.
3229 an die MI zu sich zu der S zu der s. schar MSsfl.
3231 unde MI Er S.
3232 wtlen IS peitn M.
3233 unde MI Er S. an die MI zii der S.
3234 vaste MI vi! fast zu S.
3235 an die M vncz a. d. S zu der I.
3237 unze MI(u) Vncz dasz S bis s. des tages MS den dag sf I. niun stunt] I,
nach wart M nUne mal s x mall S.
3238 MIsTSß.
3239 MlsßfS.
3240 Wol SfMI. der IS den M. stunde] S stUnt in I stunden M.
3241 in MIs In dennoch S.
8242 Vnd SfMIs. was MIs nü w. S.
3243 Die STMI. von MSs do v. I.
3244 *vnsz M. herre MSsf I. enUo] erlan S lan MI ablassen s.
3245 er Ss unde MI. begunde MS gegUnd I. balde MlsfS. hin MSsfl.
3246 den MlsfS.
3247 Den STMI. er Ml(sß) got der her S. aber MS noch s erest rehte Jfl.
3248 ime MI er jm S.
3249 ime MSsfl. verheizen MIs versprochen S. stran] tr6n MS dan Ifs.
J
151
[ E. V. 3'67— S'ST
3250 schiere quam der himlische heilant,
dk er den muten künic vant:
vür den vursten wolgetän,
begunde er barmiclichen stdn.
nü sprach der pilgertn halt:
3255 ,& milter künic Oswalt
du solt mir ein gäbe geben,
s6 dir got behüete din werdez leben 1'
er sprach, alse wir noch hoeren jehen:
ypilgerin daz sol geschehen.'
3260 d6 sprächen die kameraere:
,h6rre geloubet uns diu maere:
der pilgerin hat hiute zesamene getragen,
er solte ein halbez jär daran haben,
er ist alse ein gttiger man,
3265 alse wir in nie gesän:
wir hän daz wol vemomen,
daz er an die niunden schar ist komen/
d6 sprach der pilgerin an der zit:
,dä hän ich zehen kint unde ein armez wip
3270 an der herberge gelän,
3250 schiere M Vil seh. S Als If s.
3253 baraiiclfchen] Bärmgkleicfan M erbeimiglich s parrolicben I barmhercsenk-
lichen S. stin ISs gan M.
3254 nü IS Do M.
3255 e] M Ain I O du S O s.
3256 mir MIs m. huit S.
3257 s6 MI daz Ss.
3258 noch ISfM.
3259 Lieber S reiner ßfMIs. sol MIsß s. geren S.
3260 spr. die kam. Ms spr. die diener S sprach der kamerer her I sprach der
k. unde sid (die andern des kUnigs u) dienaere ß.
3261 h^rre MSs^fl- diu MS der I.
3262 hiute MSsPfl.
3263 halbez j. MS ganzez I(ß) dry wochen s. daran MIs gnüg S.
3264 alse ein ISs ein a. M.
3265 wir in MSs wim, n ängefü^ I. nie MS er < ez I je s. gessln] gesahen
-\- sp han I gesachen s gesehen han Su wurdn sichtig an M.
3266 daz Ms ez S des I. vemomen MS war genomen Is.
3267 niunden MIs x. S. ist vor an S.
3269 dil MIs Nun S. kint Ssß kindeün MI.
152
I E. V. 3iS8-3^|
die mohten mit mir niht her gän.'
der milte künic Oswalt
hiez ime her tragen halt
zwelf vleisch unde zwelf br6t,
3275 s6 mir got helfe üz aller n6t,
darzuo gap er ime ringe
zwelf guldine pfenninge.
daz muote die kameraere s6re,
sie sprächen ze deme pilgerine: ,nü kum her wider
niht m^rc!'
3280 unser h6rre bete niht m6re reste
unde ilte von der veste
unde gie sä zehant,
da er arme liute vant.
des guotes er sich schiere verwac:
3285 wie balde er ez armen Hüten gapi
nü wolte er niht langer bestin
unde begunde balde hin wider gen hofe gän:
sant Oswalden den vursten h^re
wolte er aber versuochen m6re,
3290 obe ime wolte leisten der werde man,
3271 mohten MIsu woltent S. niht MSs V9r mit, u ni 1. her MSsufl.
3272 Oswalt MI sant O. Ss.
3274 vleisch] M stücke vleisch Su kes Ifs. unde ISufM.
3276 -zuo] S ru so IfM. ringe MI gar r. Sfsu.
3278 die MIs den 1 kameraere MIs diener S.
3279 in S zwei Verse, ee dcmj p.: SfMIs. nü MSsfl- kum MSs kompst
du I. her w. MSsf I. niht mere Ss niemer mere MI.
3280 Do SfMIs. unser h. Mls der bilgerin, nach hete S. niht m.] S nim'
M kain I.
3281 von MIs bald hin v. S.
8282 sd] so MI da Sfs.
3283 er Msß er die IS.
3284 schiere MlfS.
3285 armen MS den a. Is.
3286 niht 1. MS 1. n. I.
3287 unde Ml Er S. Veder I. gen h. S «u h. sfMIß.
3288 den v. MIs der fürst S.
3289 Den SfMIs. er MI(s) der bilgerin, nach aber S.
3290 besten I.
153 '
I E. V. 3208-3226 I
daz er ime hete verheizen üf des wilden meres strän.
sant Oswalt hete niht vergezzen,
er waere schöne ze tische gesezzen:
mit sinen helden guot
3295 saz ze tische der vurste hdchgemuot.
nü begunde man balde her tragen,
waz man ze ezzenne unde ze trinkenne solte gehaben,
3297a [semele unde guoten wln
3397b unde waz da reines mohte gestn,]
zamez unde wiltbraete,
guoter koste allez geraete:
3300 er b6t ez in allen wol,
wände er was ganzer ^ren vol.
nü begunde der pilgertn dar gän
unde vür sant Oswaldes tisch stän.
in ersähen die kameraere,
3305 daz dühte si wunderlichiu maere,
daz er stüende vür den vursten guot,
die hofeschälke daz gar harte muot:
buoben und schintvezzel
die begunden d6 niht vergezzen,
3291 Da» MI Wasz S. hete v. MI v. h. S. wilden] STMI. strin] tron
MS dan I.
3293 er MS Vn I. waere] war M was» Sfl.
3294 sinen MIs allen s. S. *hyldn 1.
3295 vurste] I werde fürst SfM.
3296 balde MSfls.
3297 le e. l. «e tr. S lu trinkein vn lü essii M essen vn drincken s zu dysch
I. solte MIs mocht S. gehaben S haben Mlfs.
3297ab fMISs?.
3*298 *wildprait S.
3299 guoter MS Gotte I. allez g.] M aller geret S waz man gert I.
3300 b6t IS d' pot M.
3301 ganzer] M aller IS.
3304 kameraere MIsu diener S.
3305 dähte MIS(s).
8306 daz MSsu Do I. den M de s dcme IS.
3307 horesch. MI hoff knecht S marschaick s. daz MS cz Is. gar h. M
vil Übel S ser I fast s.
3308 buoben] M Poben I die b. Ss. schintvezzel MI die seh. Ssu dy
fintschttssl b.
3309 die SsfMI.
154
I E,V. 3227-3249
3310 si triben in vor deme tische entwer,
einer stiez in hin, der ander her»
ie einer gap in deme andern dar.
sant Oswalt begunde des nemen war
unde sprach: ,solte ich daz niht understan,
3315 so waere ich niht ein biderber mani'
sant Oswalt sümte sich niht mer,
ime wart von deme tische ger,
der edele vurste niht enlie»
wie balde er den pilgerin bi der hende gevie!
3320 er tete alse ein biderber man
unde vuorte in üf den ofen dan
unde sprach: ,du solt sitzen eben,
s6 heize ich dir ze ezzenne unde ze trinkenne geben/
sant Oswalt, der vurste rtche,
3325 saz wider ze tische gar wirdicliche.
deme vursten h6chgemuot
truoc man her einen braten guot:
den ersach der pilgerin
unde sprach: , Oswalt durch die 6re d!n
3330 gip mir den braten guot,
s6 dich got habe in siner huotl'
sant Oswalt sprach mit 6ren:
3310 vor Ml vö S.
3311 stiez in M^ßfS.
3312 ie SsrMI. deme] S(ß) de s den MI.
3313 heg, d. n. MS Desz nam s nnm es I.
3314 underst MIs vnder stan dar: Dar vmb so sech mich fraw vn mao an S.
3316 niht Ml da n. S.
3317 Zwar STMI. ger MI also g. S.
3318 niht MI da n. S.
3319 bi d. h. S,3 mit d, h. s an sein h. Mfl. gevie M vmb vieng 1 er-
graifF S nam s.
3320 alse MI recht a. S.
3321 unde MSsß Er I. du solt MS da s. du Is(ß). *seczen I.
3323 s6 h. ich MIs Ich h. S unde h. ß. ze MIsufSb. ze MlsufSb.
3324 vurste MI edel f. S.
3325 gar MSfl. wirdicliche MI wirdenklich Sfsß.
3326 vursten h. MI hochgebornen f. s edelen f. h. S.
3327 her MI dar S für s.
3328 den Is Do den brauten S Daz M. *der] den M.
3329 unde MIs Er S.
3332 mit MI da m. S.
^55
I E. V. 3250-3271
,durch got wil ich dir in geben geren.'
den brüten er selber üf gehuop,
3335 wie balde er in üf den ofen truocl
sant Oswalt d6 niht vergaz»
wie balde er wider ze tische sazi
man truoc ime vür hüener unde vische.
dabi stuont üf deme tische
3340 ein köpf, der was guldln gar,
der pilgertn blicte gar ofte dar.
er sprach: ,Oswalt du soit mir den köpf geben,
s6 dir got behuote din jungez leben I
er zimet dir niht üf dtneme tische ze hin,
3345 er sol üf eineme alter stän,
daz man darinne wandele daz lebendige br6t:
gip mir in, s6 dir got helfe üz nbü*
der milte künic Oswalt
truoc ime den köpf üf den ofen balt.
3350 sant Oswalt dö niht vergaz,
wie balde er wider ze tische gesazl
ein twehel diu was üf den tisch geleit,
diu was lanc unde breit,
diu was alliu wol beslagen,
3333 wil MSs gip I. dir in S dir I im M dich s. geben MS geweren sf I.
3334 er MIs er da S. selber ISs selb M. gehuop] M huop ISs.
3335 in MIs jm in S. üf d. o. MI zu de o. s dar S.
3336 d6 SsfMI.
3337 gesaz] M saz IS setzet sich s.
3338 vür Ss her MI. *höner I hener S.
3341 blicte MS sach Is.
3342 in S Z7afi Verse, Oswalt MIsß vil edler vürst O. : S.
3343 s6 MI daz Ss.
3344 er Ss ez MI. dineme MSs dem I. han MI stan S.
334B daz ISß Da M. wandele Mlb verwand! u wandlet S.
3347 s6 IS daz M. helfe MI geholflfen haut S. üz IS aus air M.
3348 kUnic O. MI k. sant S Sant O. s.
3349 ime d. k. MSsß in jm I.
3350 d6] s do aber SfMI.
33.M wider MIsufS. gesaz] M saz IS satzte sich su.
3352 twehel Ms zwei I tischtuoch S(|3). diu MlfS.
3353 diu MIs Dasz S. unde Mls v. dar zu S.
3354 diu Ml Esz S daz ß. alliuj M also S gar sflß.
156
E. V. 3272—3292
3355 alse wir noch hoeren sagen,
mit Silber unde mit golde,
alse si ein künic von rehte haben solde.
d6 sprach der pilger!n:
,Oswalt gip mir die twehel din,
3360 s6 wil ich si gen R6me tragen,
da sol man si ze eineme altertuoche haben.'
sant Ozwalt die twehel üf huop,
wie balde er sie deme pilgertne dar truoc!
er sprach: ,nfi trac si hin gen Rdme,
3365 daz dir stn got selber lönel'
daz er s6 vil bat den vursten h^re,
daz muote die dienaere s6 s6re:
schintvezzel unde kameraere
den wart ir gemtietc allen swaere.
3370 si heten niht m6re ze btten,
si reihten ze der stten:
den pilgeren wolten si lestern
unde zucten ir mezzer
unde wolten in gestochen hdn.
3375 daz begunde sant Oswalt understän:
3355 wir MI w. esz S.
3356 golde Mlsß gutem g. S.
3357 si Ms ese Sfl. von rehte M selber sflS.
3358 der MIs aber d. S.
3359 die MI dasz S. twehel Ms zwei I tisch tnch S.
3360 si MIs ez S daz ß.
3361 MISsß. S: Dar vmb dasz man esz uflf sant petersz alter söl legen.
ß: sant Peter ze eime altertuoche. da MI das s. si Mlfs.
3362 die tw. Ms d. zwei I dasz tiich S daz ß. üf ISs pald auf M.
3363 si MIs esz S. dar MSsfl.
3364 si MIs esz S. hin MSsfl.
3365 sin ISsfM. 16ne ISs geb dein lan M.
3366 daz Ss d6 MI. h^re ISfMs.
3367 dien. MIs knecht S. s6] M also S gar sbfl.
3368 kam. MIs die diener S.
3369 wart MI wasz S. allen] M also Sfl.
3371 si MS Vn I. reihten M richtent S lieflFn I. der siten] M dem silten
S den schayden I.
3372 lestern] S bezzern MI.
3373 zucten MSs raufftn I.
157
I E. V. 3293— 33'3
Sin gr6ziu ere in des betwanc,
daz er von deme tische spranc.
der edele vurste hochgeboren
sluoc einen schintvezzel ze den 6ren,
3380 den andern stiez er an den giel,
daz er an den rucke viel,
deme dritten gap er einen ungevUegen slac,
daz er gestrac vor ime lac,
den vierden nam er bt deme här
3385 unde z6ch in umbe gar ungewar:
er sprach: , wartet an die veigen buoben,
wie tribent die s6 gr6z ungevuogel
waz wellet ir, umbe wiu er mich bitt?
nü gät ez doch üz iuwerme kästen nitl
3390 ich gehiez deme himlischen vursten guot,
d6 ich swebete üf des wilden meres vluot
unde ich vuor in grözeme leide
vor deme wilden beiden ....
d6 ich besorcte den harten t6t,
3395 d6 half mir got üz gr6zer n6t:
deme himlischen heilande
3376 des MlfS.
3379 einen MSsß dey I. te den MSsß an die I.
3381 an den r. IS aflf den r. s an deme r. (lac) ß tu d' erdii M. Danach
in \y durchstrichen'. Der edel fürst hoch gepom.
3382 ungev. MSfls.
3383 gestrac] S gestreckt Msf I. v. ime] S vor seine fUssfi M jm vor den
f. I uff der erde vor jm s.
3384 sin: SfMIsß.
3385 in — ungewar] M in hertlmb S jn durch die slUben her vfi hin S
(warff) in auch zu der erdfi u sie gar hein fUr I.
3386 wartet MI lügent Sfsß. *pobn I.
3387 wie MIsß Die S. die M sie I ir sßfS. gröz sß vil S ain IfM
3388 umbe wiu MI warumbe Ss wes ß.
3389 nü — doch MSsu Es gct I. kästen MSsu seckel I.
3390 gehiez MI(ß) verhiez Ss.
3391 swebete MI für S was s. wilden S am Ramie mU Zeichen, sßfMI.
3392 unde IVlSs Do I. ich MlfSs. in Mls so jn S. gr6zeme ISsf M.
3393 Dar SfMI.
3394 d6] Ml daz Ss. harten MS pittern If s.
3395 gT6zer Ss der gr6zen MI.
3396 deme h. h. MSs Der h. h. I.
158
I E. V. 33*4-3334
deme gap ich d6 min triuwe ze pfände,
wes man an mich durch stnen willen begert,
des wurde ein iegel icher mensche gewert:
3400 unde baete er mich umbe daz houbet min,
durch in sol ez ime unverzigen slnl*
mit der selben vart
den hofeschälken verboten wart,
daz si deme pilgerine niht getörsten tuon:
3405 sant Oswalt schuof ime vride unde suon.
dö sprach der pilgerin:
fiuwern zorn \kt stnl
ich rite iuch üf min triuwe:
stechet ir mich, ez möhte iuch harte geriuwenl'
3410 sant Oswalt, der h6chgemuot,
saz wider ze stnen beiden guot,
er saz sch6ne ze tische eben,
d6 begunde sich der pilgerin abe deme ofen heben,
er begunde vür den tisch stän
3415 unde wolte üf nieman deheine sorge hän:
er sprach: , Oswalt edeler vurste h^re
noch wil ich dich bitten möre:
3397 deme Mlf S. d6 nacA triuwe S.
3398 an mich nac/i willen I. begert MSs gert I.
3399 wurde] M solt sin s w't I wirtt S.
3400 *bit S.
3401 in MS got I. sol MS solte Is. unverzigen MS anversaget Is.
3402 Zu hand SfMI. mit MS An I.
3403 in I zu K 3402. hofescb. Ml hoff hüben S hoffknechten S.
3404 MlsfSß. deme] ! de S die M. getörsten M dorsten s dormo I.
8405 *schoff I. ime] S in MI. »son S.
3406 der MI d. edel S. nun: SfMI.
3407 in M zu K 3406. Her STMI. lit v<v iuwem S. wrn MS t. d«« *•
3408 Zwar SfMI. rdte M! rau« S. min tr.] I die tr. mfn MS. ^^^^
nur in S: Den tünd jr mir wider recht liczell oder vil.
3409 Oder SfMI. stechet MS Schecht I. ez MI dasz S. möhte MI oiag
S. harte M wol Sfl. ger. MS rUwn 1.
3411 wider MIß w. nider Ss.
3412 schöne MI aber S. •eben < eve? I.
3413 d6 MIsß Nu S. ofen Mlsß hoff S.
3414 tisch MIsß t. hin S. stän MI zu st. S.
3415 unde MIs Er S. deheine] M keine Is nie kain S.
3416 edeler s vil e. SfMI.
159
I E- V» 333S—33S7 \
alliu diniu lant
solt du mir setzen in mtne hant,
3420 gip mir üf schöne
beide zepter unde kröne:
ein künic stn triuwe leisten sol,
von gote wirt ez vergolten wol.'
d6 sprach der milte künic Oswalt:
3425 igot hat ez allez in stneme gewalt:
mtn triuwe leiste ich sä zehant,
ich gibe dir üf bürge unde lant'
d6 sprach der pilgerin:
»Oswalt so gip mir ouch die vrouwen din:
3430 zwiu solteti mir witiu künicrtche
ich hete danne ein vrouwen tugentliche?*
sant Oswalt abe der rede harte erschricte,
die vrouwen er trüricliche anblicte,
er sprach mit 6ren:
3435 ,pilgertn ich gibe dir si rehte geren,
ich verzthe dir niht der vrouwen min,
möhte ez nur ir wille gestn.'
d6 sprach der üzerwelte degen:
3419 m MS zu K 3418. mir MlsfS. DanacA mir in S:
Dasc tu durch den willen desz himelschlichcn hailandsz.
3420 Vnd SfMls.
3421 in M zu y, 3420. beide ISsfMfÜ. zepter MIsß dasz z. S. kr6ne Mls
die k. Sß.
3422 Alt IfMSs.
3423 gote MI g. so S.
3425 stneme MS sin' I.
3424 kttnic Mls k. sant S.
3426 sä] so MS all I.
3427 Den SfMIs.
3428 der MIsß d. edel S.
3429 Osw. ISfMs. s6 MI nfi Sfs. ouch MSs auflf I.
3430 zwiu] M Waz < Wtt I was b warzü Ssu. solten Mlsß sollend S.
3432 abe der Sß der Mls. harte MI vil Übel S sere sufb.
3433 trüncHche] Msß trüerklich I trurenklich S.
3434 er spr. MI unde sprach Sft Do sprach der Hirst S.
3435 pilg. Mls^S. ich - si Mls Nun gib jch dir S. rehte] M vö herzen Sfl.
3436 Zwar SfMIs. dir s d' M dich IS.
3437 Vnd SfMIs?. nör Mff I na S nu s.
3438 uzerw. MS mylt I. Danach nur inS: Zu der kUniggin mit trwrigem leben.
160
E. V. 33S8-3378
»vrouwe ich wil dich deme pilgerine geben,
3440 durch den willen unsers lieben harren,
der bete solt du mich geweren.'
si sprach, alse wir hoeren jehen:
,waz ist gotes wille, daz sol geschehen/
sant Oswalt die vrouwen an sin hant gevie,
3445 wie sch6ne er mit ir ze deme pilgertne giel
er sprach: .edeler pilgeren
lä dir si üf din triuwe empfolhen sin!'
als6 sprach der vurste staete:
,pilgerin nü gip mir dln gewaete,
3450 daz wil ich nü legen an
unde wil mich geliehen ze eineme armen man:
von deme mlneme allen
wil ich nü willicliche wallen
hin in vremediu länt,
3455 da bin ich unerkant.
richtuom wil ich mtden
unde williclkhen liden
smaehe unde armuot,
unze got sin genäde an mir tuot/
343» vrouwe MIsß Zwar S.
3440 den ISsß des M. *vnsz M lieben MlsfSß.
3442 aise MI rech a. S.
3443 ist nach wille S. sol ISs s. alles M. s. allzeit u.
3444 die IS sin Msß. an Mls by S. sin MI(ß) die s der S. gevic M
vieng I nam Ss.
3445 gie Mls kam S.
3446 er sprach IS vn sp. S NU pit ich dich du M. edeler MIs vil e. S.
3447 dir si MS sie dir I. üf d. tr. MSO)ris.
3448 staete] stat M stett I wol getan S.
3449 nü MSsf I. gewaete] geweit I gewant MSsb rockh vnd ~ gewant U.
3450 nü ISs nun < nur Mfß.
3451 gel. £c] M gelichenug S geliehen Is.
3452 von s vO IS Vor M. deme IS de s den M. mineme IS meiM M
mynen s. allen MS alle 1.
3453 nü MSfl. willicliche] I willichleichn M willenklich S.
3455 ich vor bin M.
3456 Zwar Sf MIs. richtuom MIs richtung S.
3457 williclichcn] M willicliche Ij3 wil och willenklichen S.
3458 smaehe MI Verschmächt S smacheit s. unde Ml v. och S.
3459 unze MI V. dasz S biz s(^).
161
I E. V. 3379—3398
3460 dämite urloupte er sich mit sinnen
von der edeln küniginne,
urloup nam er von deme pilgertn
unde oucb von den beiden s!n.
stnen beiden was umbe in leit,
3465 alse uns daz buocb nocb seit:
den stolzen vursten bSre
begunden si d6 klagen s6re.
der milte kUnic Oswalt
tlte von den stnen balt,
3470 hin über den bof was ime gäch.
der pilgertn rief ime balde nach:
,£ milter künic Oswalt
nü gä her ze mir baltl'
sant Oswalt tete durch n6t,
3475 waz ime der pilgertn bot:
et gie hin wider geren,
des vröiten sich sine liebe harren.
der edele vurste wolgetän
begunde vür den pilgertn stän
3480 unde sprach: ,waz mäht du mit mir ze schaffenne hän?
daz solt du mich wizzen länT
3460 url. er sich M nam er urloup Is(ß) so hub er sich S. mit s. Ml vO
dem sinen Sfsp.
3461 Vnd SfMIsß.
3463 MlsfSß.
3464 was ISs den w. M.
3465 buoch IS täwczsch puoch M. noch M nun Sf I.
3466 h^re MI vnd heren S (den edelen fArste vnd muten fUrsten s).
34«i7 Den SfMI. d6] M da fast Sfl. s^re MIs so s. S.
3468 kUnic O. MI k. sant O. S Sant O. s.
3469 den Ms deme IS.
3470 hin MSfl. was MI so w. S.
3471 rief] rüff I rufte MSß.
3472 h] M Ain I O S. kttnic MI k. sant S.
3473 her MI durch got h. S.
3475 bot MS geb6t Is.
3476 geren MIs nit vngeren Sfß.
3479 vUr MIs da f. S.
3480 unde MIsb Er S. hän] M haben Ssfl.
3481 MlsfSi^. Vnd och ze tun SfMls. daz MIs desz S. soh du MIs
müsz jch S. mich w. Un] M mir kUndn vfi sagn I mir sagen s ic
wnder tragen S.
Baenecke, Manchener Oswald U
162
E. V. 3999-3421
d6 sprach der pilgerin:
»westest du aber niht gerne, wer ich möhte gesinr*
,jä,* sprach sant Oswalt,
3485 ,hete ich von gote den gewalt,
s6 weste ich ez rehte geren,
hete ich die genäde von unserme harren.'
d6 diu rede vol geschach,
hoeret, wie dö der pilgerin sprach:
3490 |ich bin ez äne allen spot,
selber der lebendige gotl
ich hän beruochet
unde dich eigenliche versuochet,
obe du mir wollest leisten vurste guot,
3495 daz du mir verhieze üf des wilden meres vluot:
daz hast du allez samt getan:
bürge unde lant solt du wider hin,
daz wil ich dir allez samt wider geben,
du solt aber keiner sunden mit der vrou wen pflegen :
3500 du lebest niht langer danne zwei jir,
Oswak daz sage ich dir vürwär,
s6 solt du der vierzehen nöthelfaere einer sin,
daz solt du haben von den genäden min.
merke, wie du den sunden solt widerstän:
3482 der MIsß der edel S.
3483 aber niht Mß nid nit S icht Ifs. gesin] M sin IS.
3486 rehte MIs vö herren Sfß.
3487 die genäde MS den gewalt I. *vn8zm M.
3488 vol MI da v. S wol I.
3489 Nun SfMI. 66 ISfM.
3490 Zwar STMIs?.
3491 Hie SfMIsß. selber ISs Selb M. lebendige Mls almechtig S.
3492 MSTIsß. hdn] M h. nun S.
3493 dich M hin d. ISs v^/. 3492.
3494 vurste MI edelcr f. S.
3495 daz MIs Da S. wilden SffMIs.
3496 allez samt MIs allesz schön S nü mit eren ß.
3497 Dine SfMIsß. lant MIsß dine 1. S. wider ISsß hin w. M.
3498 samt MsflS.
3499 aber MsflS. der MI diner Ss(ß).
3500 Unde Ssf^MI. langer MSs me I.
3502 Och SfMI. der ISs dan d. M. viert. M vier S XVij I XVI S.
3504 *Mirck I. den s. MSs d' s. I. solt MIs sölist S.
163
E. V. 34gg-344a
3505 wazzer solt du vor dtneme bette hin:
wanne dich dln inanheit wil betwingen»
s6 solt du in daz wazzer springen,
also sol ouch tuon diu vrouwe din,
unde tuot daz durch den willen mtn:
3510 darumbe wirt iu gegeben schöne
daz hinnelrkhe ze löne.'
dämite der himlische heilant
üf sant Oswaldes hofe verswant,
daz in nieman mSre mohte gesehen,
3515 alse wir noch hoeren jehen.
sant Oswalt, der vurste rkhe,
diente gote gar wirdicltche,
er unde diu künigin,
diu wolte ouch gotes dienaerinne sin.
3520 si begunden liepllche bl einander ligen,
aber weltlicher liebe si sich gar verzigen:
wanne si der werlte vröide betwanc,
iedewederez in daz wazzer spranc.
si dienten gote, daz ist war,
3525 wirdicllche diu zwei jär.
3o05 dineme MSs dem 1.
3506 manheit MIs menschhait S. wil Ms w't IfS. betwingen M bezwingen
S quingft I bezwingett S.
3508 sol MS solt sf I. ouch t. Ss, hinUr dtn M du auch I.
3509 tuot Ss tuo MI.
3510 wirt iu gegeben] w't dir geben I wird ich Uch geben S wirt ttch S gib
ich dir M empfihet ir ß.
3511 daz - 16ne Ms Dz ewige h. z. L I Die himelschlich krön z. 1. S den
hoechsten 16n in mines himlischen vater rfche, daz ist diu kr6ne aller
reinen juncvrouwen ß.
3514 mire MlsfS.
3515 alse w. n. h. MI Dasz hörend wir noch S.
3517 Der SfM!. wirdiclfche MIs wirdenklich S.
3518 diu MS och d. I.
3519 ouch nach dien. S. *gottis 1. sin nach ouch M.
3520 lieplfche MIs lieplichen S lipHche ß.
3521 aber MSs D' I. w. MSs welüichii I. •liebin S. gar MI aller sfS.
3522 si MIs s. aber S.
3523 Ir SrMI. ied. MS Yegliches I si sß.
3525 Gar SfMls. wirdicliche Ms Wirdiklichn 1 wirdenklichen S.
164
I g V 3443-3462
diu wtle hete sich vergangen,
ir leben werte niht lange,
si quimen des Itbes in n6t,
wände sie begreif der harte tot.
3530 der werlte muosten si sich verwegen
unde begunden sich an ein bette legen.
si sümten sich niht m6r
unde hiezen in zwÄne priester bringen her.
si erkanten sich ir schulde
3535 unde würben nach gotes hulde
unde berihten sich mit gotes lichnamen wert.
alse man si solte legen in die ert,
d6 quam von himele ein englischiu schar
unde nämen da der s61en war
3540 unde empfiengen an der stunde
die s61en von deme munde
unde vuorten si wirdiel ich e
vUr got in daz ^wige himelriche.
als6 ist sant Oswalt erstorben
3545 unde hdt gotes hulde erworben,
3526 wile MS zijt I.
3527 leben Ml 1. dasz S. niht] M do nit I nit nie S.
3528 libes MI Icbensz S. n6t Ml grosse n. S.
3529 harte Ml bitter S.
3530 sich MI s. gar S.
3531 begunden MS güdn I.
3532 niht Ml n. lenger S.
3533 in MlfS. bringen nach priester M.
3534 sich MlfSu. ir. seh. MSu in iren schUldn I.
3535 würben n. MI er wurbend vmb S. gotes MI got sin S.
3536 berihten IS berüchtend M. sich MI si S. gotes lichnamen] Mb
gottis Ijchnaz < licn I fronleichnam u fronlichnamss S.
3537 legen MI tragen S.
3538 d6 IS Nu M.
3539 unde MS Die I.
3540—42 in M ein Fers, an d. st. : I an d. selben stunden: SfM.
3541 ISfMsß. die s] I Gar wirdenklichen S. deme m ] 1 jren münden S.
3542 unde v. ISfM. si MS die I. wirdicHche] M wirdiklichn I gar wir-
denklich S.
3543 vUr got IS Vfi fUrtü si M. himelr. MSb riebe 1 hymel u.
3544 erst. M gest. IS.
3545 »gottis I.
A
165
E. V. 3463—3470
er linde diu künigln,
des sult ir sicher stn.
nü helfe uns got der guote
unde Maria stn Hebiu inuoter,
.H550 daz unser keinez niem^re ersterbe,
unze wir ir beider hulde erwerben I
darumbe sule wir bitten, daz ist min rät.
dämite sant Oswaldes buoch ein ende hat.
3546 in S hinter 3547. diu MI d. edel S.
3547 ISfMsß.^ Zwar Sfl. Siait dieses Verses in M: Die wolt auch gotcs
dien'in sein.
3548 MSffls. guote] M vil gott S.
3549 MSrisß. liebiu] M vil 1. S.
3550 MSrisß. •vnsz M.
3551 MSßfls. unze] M Vncz dasz S.
3552 MSflsß.
3553 MSflsß. buoch] M leben S. hat] S hat K M.
Dantuh in M: Deo gracias
Deo gracias Amen \
vergeltz got Amen > von andern Händen,
jjjtem 1444 J
in S: Vnd hehüt vnsz got vor aller nott Amen
1472.
ABHANDLUNG
I. Die handschriftliche Überlieferung.
1. Die Handschriften.
Der Münchener Oswald ist in folgenden Handschriften über-
liefert:
M, cod. germ. 719, 4« der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek M
zu München; 56 Blätter Papier, wie eine Notiz auf dem Vor-
stoß lehrt, erst nach dem Erscheinen der Ettraüllerschen Ausgabe
des Oswald (1835) neu gebunden. Enthält nur den Liber sancü
Oswaldij von einer gleichartigen fabrikmäßigen Hand des 15. Jahr-
hunderts geschrieben. Am Schlüsse nach einigen Strichen und
Federproben die Zahl 1444 von andrer Hand, wohl als Jahres-
zahl und terminus ante quem anzusehen.
Der Dialekt ist ausgesprochen bairisch: w>ä>w massenhaft;
?, tu < eiy ew auch in nicht haupttonigen Silben; mr < var mit
Umdeutung von vehatur zu ante V. 1165, dart = dort 1664, wort
statt vart 1890, Abfall von auslautendem t: moch 2316; mir =
vrir 1577 2115 2268 u. ö., wir = mir 2332.
I, Handschrift 1114 des Museum Ferdinandeum zu Innsbruck 1
(früher 3a 76, 8»); 172 Blätter Papier in altem, mit Metall-
knöpfen geziertem Holz- und Rotlederbande mit modernem Inhalts-
verzeichnis, geschrieben von zwei, nicht drei Händen^) des 15. Jahr-
hunderts (nach Zingerle ZfdPh. VI. 404: ^seiner zweiten Hälfte,
weil das Wort mamaer e durch Bchifman ersetzt ist). Strichweise
Korrekturen von späterer Hand (z. B. 2374 ff. 2442 ff.). Der An-
fang verloren.
^) (Berg er S. 367.) Zuzugeben ist, daß die zweite Hand I^ weit unregel-
mäßiger ist als I| : es finden sich Ansätze zu sorgfältigerer Schreibung (z. B.
130a oben,) dann wieder Nachlassen (z.B. 137a), auch die Art der Federfüh-
rung wechselt. Aber keine dialektischen Unterschiede, keine abweichenden
Buchstab enbildungen.
_ 170
Inhalt: 1) la — 20a eine Sammlung von Gebeten an Unsere
Frau, bezeichnet durch das Schlußwort Ilie hat ain end das hp
vnser frauwen \ Got geb vns dz ewige leben. Den Anfang macht
eine vom verstümmelte poetische Paraphrase des Ave Maria:
yn daz ich dich vnd dyn kynt \ lob für alle irndisse ding etc. '
Domin(u8) vns&i' her hat \ dich Hz erkorn, maria \ von deinem rey-
nem \ libe wart er geporn mir vnd \ allen sundrn zu drost wan er \
vns tüer hat erlöst mit syn \ heiligen wenden vsz der pitiem \ helle
gründe u. s w Es folgen gleiche Abschnitte zu den Worten Tecum^
Benedicta^ Tu, In mulieribics u, s. w. nach Art der Marienlieder
des Bruder Hans, aber rein deutsch. Danach brauchte also am
Anfange der Handschrift nicht mehr als ein Blatt zu fehlen.
(Zingerle ZfdPh. VI. 377 f. hält l)für den Anfang von 2)).
2) 22a — 59a geticht von leyden vndpittem mani£ J(es)u Ch'(tsf)i
vnsers hem.
3) 59 b — 170b: hystory von sand Oswalt mi^ er erwarbe
Chünigs Aronis tochter üwer mer Alleluia.
Die erste Hand reicht von la — 94b (Osw. 1717), die zweite
bis 170b. Die übrigen Blätter sind mit Kritzeln, Buchstaben,
Rechnungen, Namen besclirieben. Ich lese: hans enget schidman
von ... I hanns von merling \ Her von prand wei*g ob dem . . .
I, hat bairischen Dialekt: p und cA = germ. b und k im An-
laut, sporadischer Wechel von b und w; t > ei^ ü > a«, tu > eu; pe-
sargeriy morgen, verpargen.
I, ist wohl schwäbisch, wenn auch die Belege z. t. nur strichweise
zusammengedrängt zu finden sind, z. B. Blatt 115b ff.: gütti, a^an,
slauf (=^sldf), 125 f.: getaun, bezaichnot^ zochen (= zugen)i
regelmäßig OschimU^ \: Oswalt; b undj9 wechseln, b und w nicht;
o> üy iw^ eu fehlt; t>d,
Zingerle scheint, besonders bei seiner Datierung, ohne weiters
anzunehmen, daß die Handschrift tirolisch ist. Ich habe die Ar-
beiten von Schatz zu Rate gezogen (Mundart v. Imst, Tirolische
Mundart), wage darnach aber doch nicht, I in Tirol zu lokalisieren,
auch M nicht. Der Versuch die Namen nutzbar zu machen ist
fehlgeschlagen, wird aber vielleicht einem Erfahrenen gelingen.
S, MSc. AlO der Bibliothek zu Schaffhausen, 117 Blätter
Papier, 8«. Enthält:
171
1) 1 — 63 (unbeziffert) Passio d(omi)ni n(o8t,)vi J(€8)u (1ir{Ut)i
mit der Unterschrift Hainric(us) beck p(ro) ((empw^e) 8oci(iis)
diui(n)or(tim) et capella(rm8) in scaffusa. familiarit(er) j7(ro) Hmpli-
cib(u8) cristi detiote wlgatiaauit oviiüens se pio correctori Anno
d(omi)ni 1472. Bittend got für jn,
2) 64—106 (Seitenbezifferung 1—86) Sant Oschwald in Engel-
Utnty unser Gedicht, unterschrieben 1472.
3) 107 — 117 (unbeziffert) Prosalegende von Christus und dem
Einsiedler, der auf die Einflüsterungen des Teufels in die Welt
zurück will.
Jedes der drei Stücke ist von andrer Hand, aber das Papier
ist allen gleichartig, und da 1) und 2) im selben Jahre geschrieben
sind, wird auch 2) in SchaflFhausen geschrieben sein.
Der Dialekt von 2) ist schwäbisch: Oschwidd regelmäßig,
dy-au sehr häufig, kein iu > eu; schöni 230, miidi 62b^ crUtan
1097 U.S.W.
Den Oswald dieser Handschrift hat Ettmüller herausgegeben:
Sant Oswaldes Leben, Zürich 1835. Ein Verzeichnis der ab-
weichenden Lesarten von M: Germ. V. 142 if. (Bartsch), von I:
ZfdPh. VI. 379 (Zingerle), beide nicht ausreichend.
Mk, Cgm. 5377 der Kgl. Hof- u. Staatsbibliothek zu München, Mk
früher Blatt 47—65 von Clm. 24842, 21 Blätter Papier 4« in
jungem Pappband. Inhalt: 1 — 8a Cantica canticorum verdeutscht;
danach zwei unbeziflferte leere Blätter; 9a — 19a: bedewtung vnd
auslegögderheiligüme^z, datiert 1477; 19 b: Oswald V. 668 — 82,
eine schwer leserliche Schmiererei von nachlässiger Hand des
15. Jahrhunderts, bairisch. Diese Handschrift ist auf eine wahr-
scheinlich von Kainz herrührende Randbemerkung in M (V. 668)
hier zuerst herangezogen.
s, Cod. theol. et phil. 81 der Kgl. öffentlichen Bibliothek in
Stuttgart, 1 und 294 bezifferte Blätter Papier 4® in gepreßtem
Schweinslederbande. Die äußeren Deckel zeigen verwischte, un-
leserliche Spuren von Namen; auf jedem vier mal eingedruckt das
Wort Iberu8(f). Vom innen aufgeklebt ein Pergamentblatt mit
Neumen und lateinischem Text. Der hintere Deckel ist mit dem
Buche durch ein anderes Pergamentblatt verbunden, darauf in
Kursive: 1481, der terminus post quem für den Einband (,von
Edzardi Germ. XX. 191 verkehrterweise zu dem Alter der Hand-
172
Schrift in Beziehung gesetzt). Auf dem ersten Blatte ein Inhalts-
verzeichnis, Die tauel diszöttchs, unterschrieben: Consistarium^ \ IF.
I .y. I und auf der Bückseite oben: Disz buch geh&i^t jn ds clost^r
Ruthe p'digei* ordena. Es ist eine Sammlung größtenteils erbau-
licher Werkchen, viele Erzeugnisse der Marienverehrung darunter.
Hinter den einzelnen Stücken ist im Verzeichnis öfters angegeben,
an welchem Sonntage sie gut zu lesen seien, oder es ist auch eine
Lücke dafür gelassen: ein Hinweis auf den Zweck des Buches.
Ich fahre die Stücke an, die nicht im Inhaltsverzeichnisse
stehen: 49b:J* was ey geistlich man det* was vast- andp.chtig (Er-
scheinung Maria) — die gantz stai oder tempel wart er htckt^
Bruchstück von einer ungeübten Hand.
117 b — 119 a J z was ein münich jn der wiinstP sieht (f) der
kam zu gesehen die heiig vetter — hatt crvft(us) der lu*re erlöset min
sele vnd disz bruders von dem strick der sünde [Wann er trart
gereisset von der heiigen sorgfaltikeit sines],
286b — 291a Zu den zijte des küniges vö ffrancksrych pipini
vmrdi' gebo^m zwey kinde — Do wart vö göttlicher schiküge der Ij^
Amelij mit sine sarg funde Jn der künigliche kirchP by de sarg
Amici. Soviel ich weiß noch unbekannt.
Die Hand, die das Inhaltsverzeichnis schrieb, hat auch die Pa-
ginierung besorgt, beides — das erste Blatt ist vorgeheftet, nicht
-geklebt — wohl bei Gelegenheit des Bindens.
Der übrige Kodex ist mit Ausnahme des kurzen Stückes 49 b
von zwei Händen geschrieben, die sich deutlich unterscheiden: die
erste steil und eckig, die zweite geschwungen, kursiv, weniger
schön; beide wohlgeübt. Die erste hat 1 a— 44 b und 128b— 292a
geschrieben und streckenweise die Stücke der zweiten glossiert.
Die Glossen sind dann z. t. durch den Schnitt des Einbands be-
schädigt. Außerdem ist sehr wahrscheinlich von erster Hand die
Bogenzählung, die Bl. 135 a unten halb zerschnitten auftaucht (XI)
und bis 269 a (XX) fortgeführt ist. Die Lagen haben durchschnitt-
lich 14 Blätter, und es ergibt sich, daß dem Kodex zwischen
dieser Bogenzählung und dem Eünbinden nichts verloren gegangen ist.
53a — 128b gehören der zweiten Hand, die 128b unterschreibt:
Amen P(er) me
Michaelem Lapicide a(nno) m(iUesimof)
1479no
173
Das nächste Stück der ersten Hand schließt sich auf der-
selben Seite an. Das ergiebt für alles Folgende einen guten ter-
minus post quem. Darunter 253b — 281a ohne vorhergehenden
Zeilenabsatz: Von dP hochgeloptP miUe vü edeln könig sant Oswalt
cO engeUant, zu einer Eeihe von Prosaauflösungen gehörig, die
nicht zufällig hier zusammen stehen. Die Erzählung ist nicht zu
Ende gefuhrt, obwohl noch genug Eaum blieb.
Über Kloster Beute vgl. Edzardi, Germ. XX. 190 A. 2. Michael
Lapu-ide^ der Genosse des Oswaldschreibers, ist, wennn Lapi-
cida dasselbe ist wie Steinhöwel, vielleicht ein Bruder des
bekannteren Heinrich. Denn wie mir Herr Sigmund Steinheil in
Stuttgart gütig mitteilt, ist in seinem Stammbaum ein solcher
Bruder ,N. N., vermutlich Jakob' verzeichnet, der ,allem Vermuten
nach in Eßlingen lebte und starb'. Ich kann nichts weiter darüber
sagen, weil ich die Grundlagen dieser Vermutungen nicht kenne,
jedenfalls aber macht es auch der Charakter der Prosaauflösung s
wahrscheinlich, daß sich der heilige Oswald und die Frühhuma-
nisten hier die Hände reichen. Unter den von Michael geschrie-
benen Stücken ist auch eine Geschichte von den bebste sider sant
pef dp eratP babst 96b — 117a: J ancttia Peinis der erst babst besassz
den babstlichen stitl XX V Jar. Der Bericht schließt mit Clemens VI.
1342. In einem Nachtrage wird von der Pest des Jahres 1398
erzählt.
Der Dialekt des Oswaldschreibers ist schwäbisch; besonders
charakteristisch aber das häufige anlautende d=mhd. t und die vielen
epithetischen e. (Vgl. Edzardi Germ. XX. 190**).
Zwei Stückchen des Oswald s sind im Anzeiger f. Kunde d.
deutschen Vorzeit 1857 S. 38 ff. von Zingerle gedruckt, das Übrige
von Edzardi Germ. XX. 192 ff., XXI. 171 ff. Ich verzeichne da-
raus nur die gröberen Fehler, die für Herstellung des Textes
etwas ausmachen können:
Germ. XX. 192, 16: starbe; 193, 2 gienge er\ 10 merket:^
nierkft; 13 nach yetruwe fehlt jr unssent wol Min Ryche stet
on ein Jrauwe\ 21 niergen; 35 j^'fng; 194, 23 Der] dar; 195,
2 sin <crftßbeim Bötien; geteget; 5 nun] min; 32 v^luhen; 196, 11
jungen; 197, 1 fertiget; 13 heidischen -c heideschen; 197, 24 die
Handschrift hat trotzdem vogel nicht Rabe; 201, 32 sin] jm;
174
Germ. XXI. 172, 15 verliiret; 36 Jung; 173, 5 hat] hat dir; 14
büj bis das; 22 nach werden fehlt min lyp vn min gut sol jm
cndert^ne werde; 28 ira; 32 er hei* über; 174, 16 sere fehlt in der
Handschrift; 36 bis e)*; 175, 1 träme vu; 15 heizen der Strich
durch r ist Durchschlag von der nächsten Seite; 175, 29 nach
aroen fehlt lani- by viir; 176, 2 nachtest; 4 bedarjß < bedarfst i
10 2M;^y; 15 .LXXXij.] .XXXij,"'; 20 ^r; 22 zwey; 177, 10 6y
«^ow; \4i Wappen rocHin; 21 jglü*hem; IIS^ 12 erschrack-c erschrach;
13 tiniHglich; 21 heyme; 179, 8 fa*2 rftcA; 18 nach sprach fehlt
0 miY^er ^5wi^ Sa/i^ Oswalt; 31 afe 6a W^ dw; 35 ^o»2r noi; 180,
1 gnerret; 2 kiimest; 8 vor Äaftö fehlt ^d^i /Jnij^; 19 frölich;
20 r// 2^ sprach; 30 ^/' «•; 31 nach dinP ist Ralf ::^ her versucht,
dann durchstrichen; 36 Jn ein; 181, 19 Eiuy d. h. St« 7 'S»«;
21 königes; 33 erhört; 182, 8 «i« ^r; 15 [:mo] ] zu; 18 mögent ;
20 Äo^s* 25 ^w^^»«; 183, 7 geraten in ^ "; 13 hirszen; 16 ^^
wynne; 18 ^ö in gevieng übergeschrieben; die Anmerkung ff ist
zu streichen; 184, 30 trurig vii liefen obf; 185 8 cier^y am Kande
von derselben Hand" wolgetanen; 10 die die] die; 13 nach Oetcalf
fehlt rmbjieng sie lieplich vn sie Jn, Jr beder freyde wojs grasz Der
miU könig sant Oswalt; 29 gejegde; 186, 10 vnserm; 23 wajen
fehlt in der Handschrift; 26 eHrencken< ertrenchen; 36 meref.y
am oberen Rande von derselben Hand f. vn sant got eine groszr
stu7inivint; IST,] Oswalts ; 30 königes ; 31 det; dar ümb; 188,7 wider
uff\ 23 doch ntm; 24 sammet: 189, 14 nit*^y am Rande von gleicher
Hand" balde; 18 der k Rych könig; 32 sorgen; 190, 5 kam mit:
12 geschach, ch aus einem andern Buchstaben; 13 Vfid^zdie-, 23
n/yn^ ? 24 do d^^ tt/i«2 herre; 27 F in F// auf einem andern Buch-
staben 30 erbermiglich; 32 be in J^Aw^« nachträglich vorgesetzt;
Idl^ ipfennig; 24 dwrA; 30 mit ^silbei* vn mÄ"; o in ^o2d« über
einen andern Buchstaben ; 36 bilgerin <:bilgenm; 192, 5 trybet: 11
jglich; 26 do 2w; 193, 3 edehi fiirste vü,
Zingerle gestattet sich einige Normierungen, aber auch bei
Edzardi ist auf die Wiedergabe der Majuskeln und Minuskeln,
der Abkürzungsstriche, der Worttrennungen, der ijy, uvüüiir
u. s. w. nirgend Verlaß, ebensowenig auf die Interpunktionsstriche — s
hat nur ein Zeichen, eine Art Virgel — und auf die Fettbuchstaben.
Der Inhalt des Oswald ist von s sehr vollständig und mit
enger Anlehnung an das Gedicht wiedergegeben. Es fehlen: eine
175
große Menge variierender Versgruppen und mit starker Konsequenz
die leeren Füllverse und Formeln: ein willkonmienes Mittel, den
gefährlichen Reim zu vermeiden. Denn mit der ursprünglichen
Überlieferung hat diese große Beinlichkeit natürlich nichts zu tun,
übrigens sind ja auch einige solche Verse in s erhalten. Ich ver-
weise dafBr auf den Lesartenapparat. Stärkere Kürzungen von
Umständlickkeiten, die s zuzuschreiben sind, wären etwa 827 — 77,
1005—8, 2271—77, 2906 ff. (Kampfschilderung), 3101—8.
Kürzungen mit Lückenfüllseln: 267— 71, eingefiigt(sl94,
1 5): Kre ich ftag üch das für war; 1050 (s 172, 31): 2w edel Dar ümh
biaz nit leidig Vn wer alles das gefügel . .; 1778 — 88 (s 178, 35):
Der engel gebot dem Raben dz er über mere zu sinP herren fivige jn
das heifdUch lant; 2845 — 48 (s 187, 8) vii sint bestendig ^ wer nu
von den heiden wiH erslagen; 3025 — 52 sind vielleicht wegen des
spielmännischen Witzes (3035) übergangen, statt dessen (s 188, 31):
Do dz der konig hört.
Dazu einige Lücken, die wahrscheinlich aus Versehen ent-
standen sind:
195 — 200, durch Bandbemerkung (derselben Hand) ersetzt:
(s 193, 27) der hiesz Warmünt^
913 — 24 Abspringen von vride hdn zu vride fidnf
1922 — 43 Abspringen von wilkomen: vemomen zu komen: be-
nomen f
Die Zusätze von s beschränken sich, abgesehen von den Lücken-
füllseln, auf Verdeutlichungen, einige rationalistische Erklärungsver-
suche, synonymische Glossen und dgl. Vgl. 1366 (s 175, 28) löse mir
den brieffe v/i das fingerlin usz mine gefider\ 1435 (s 176, 13):
bereit vü zu samen bracht; 1504 (s 176, 20): er lieh vn wirdig-
lich'y 2055 (s 180, 27): mangen dienst man herren v/iknecht; 2247
(s 182, 16): cn sp(ra)ch zu jn\ 2449 (s 184, 2): dz man sagt
Es wer nye lebentiges dar über kummen; 2811 (s 186, 38): Vn
wart by de heyden so dunrkeldaz sie nit — ; 3438 (s 192, 26):
Vn sp(ra)€h zu der fr au wen.
b, Mscr. Germ. Oct. 288, pap. saec. XV. der Kgl. Bibliothek
zu Berlin. 81 Blätter, die letzten anderthalb unbeschrieben außer
einigen Federpruben auf 81b. Das Buch ist in Holzdeckel gebunden,
die mit rotem Leder bezogen sind. Die Verbindung zwischen Buch
176
und Einband bilden vier 2—3 cm breite Pergamentstreifen, die sich
auf beiden Seiten des Rückens fast über die ganze Breite des
Deckels erstrecken. Sie passen, von oben nach unten gezählt, in
der Reihenfolge 1. 4. 3 zusammen; von 2 fehlt die rechte Hälfte, die
linke ist zugeklebt. Auf dem ersten Streifen liest man rechts
O^coldy aber man täuscht sich, wenn man ein Fragment des Ge-
dichts oder der Legende vor sich zu haben glaubt: die Ergänzung ist
Richter zu . . ., Nach Chrütj geburde vieHzehhh . . . ; es handelt sich
um eine Urkunde in privaten Erbschaftsangelegenheiten. Der Kodei
enthält von einer Hand des 15. Jahrhunderts und unter einem
Titel begriffen sannd Allejius vnnd sannd Oswoldt etc. in Prosaauf-
lösung. Der Spezialtitel Bl. 14 a, von sannd Osteoids leben^ ist von
derselben Hand nachträglich zwischengeschoben. Nur im Anfang
sind einige Zeilen von einer späteren korrigiert.
Der Dialekt ist bairisch (Wechsel von b und «?, Part. Praes.
auf- unde, der wern = encern 485. 32. etc.)
Ein geglätteter Abdruck dieses Oswald in der ZfdA. Xm. 466 ff.
von Haupt. Ich verzeichne nur seine interessanten Fehler:
467, 26 doviit; 470, 6 und sonst haubt nicht hauptQ); 21 schw^id;
471, 9 reyi und] rei/tund; 26priefleini stund; 472, 17 nach verderben
fehlt in dem wildenn mer; 38 mer weybn; 473, 15 tüem; 19 pot-
schaß; 28 nach sich fehlt da vnib vnd naigt sich; 474, 6 behabt;
34 Parig; 475, 29 niag; 35 wes; 476, 29 (478, 6; 480, 15) ma^h
pawm (?< unsicher); 478, 4 nach oder fehlt Ritter; \& seins; 36
nach lassen fehlt vndencegen; 480,3 nach mir fehlt mt^ f= nt^);
481, 21 die dg; 32 unsz; 482, 4 seydin; 13 harmasch; 30 bedor/sfu
483, 9 auf den; 26 Iiet in] het zu ? 484, 10 meinis; 32 seinem;
485, 3 nach zu fehlt got vnd zu; 486, 11 dorunib; 15 gwalt; 487,5
dorein; 9 ennsprung; 23 versprechen] v'suchn; 489, 20 pilgrein;
31 schiltpuebft; 490, 20 nach wil fehlt ich; 29 von] in; 491, 11 süben
< syben; 19 Knehen ist; 24 Jastiniano.
b entfernt sich im Gegensatz zu s so sehr von MIS, daß man
schwanken konnte, ob es zur Rekonstruktion der Vorlage von *MS
dienen müsse (Edzardi a. a. 0.), oder nicht einmal fQr die Kritik
der überlieferten Handschriften in Betracht komme (Berger a. a. 0.
S. 404). Neben wohlerhaltenen Versen, die durchaus zu MI oder
S stimmen, stehen fremde mit fremden Reimen; eine eigene Ein-
leitungsdichtung igeht voran, und umfangreiche Zusätze sind über
177
das Ganze verstreut, aber es sind auch ganze Partieen in wenige
überleitende Worte zusammengefaßt, und hunderte von Eeimpaaren
fehlen gänzlich oder sind an andere Stellen geschoben.
Es fehlt vieles Geistliche und Wunderbare: 245 — 93 (Oswald
will Parig taufen), 350—53, 409—21, 953—56 (0. und P. sollen
heilig werden), 1979 — 93 (des Eaben Gefieder ist merkwürdiger-
weise wohl gerastet), 2286 — 2301 (0. betet um Vergebung seiner
Lüge gegen Aron), 2453 — 58 (warum der Hirsch entkommt),
2516 — 26 (die vier entflohenen Jungfrauen wollen Christinnen
werden), 3382 — 90 (0. soll einer der Nothelfer werden).
Umständlichkeiten und Doppelerzählungen ausgelassen: 89
bis 103 (Aufzählung der Dienstmannen), 518—21, 535—41, 1120
bis 25, 1136—39, 1225—57 (der Babe bei dem Einsiedel, aber-
malige Erzählung seiner Botschaft), 1293—1302, 1587—1606,
1650—65, 1669—80 (Beratung über Aufschlagen des Lagers),
1820-24, 2005—13, 2017—24, 2032— 47 (Gespräch zwischen P.
und dem Baben, sie erkundigt sich nach 0., des Baben Antwort),
2145 — 63 (Meldung des Wächters an Aron und Antwort), 2169
bis 2174 (Anrede des Wächters beim Wecken der Heiden),
2344—59 (Oswalds Absicht mit dem Hirschen), 2398— 2426 (Wecken
zur Hirschjagd), 2667—76 (Gespräch zwischen Aron und seiner
Frau), 2581 — 92 (Gespräch der Heiden als sie das Hom hören),
3408—13.
Oft ist an diesen Stellen das Fehlende durch ein paar Worte
angedeutet, und eine Grenze zwischen Auslassung und Bearbeitung
läßt sich nicht wohl ziehen.
Drittens fehlen auch alle Füllverse.
Die Erzählung hat durch alle diese Abstriche sehr gewonnen,
zumal, wie man aus den oben beigefügten Inhaltsangaben ersieht,
zugleich viel Beiwerk gefallen ist. Daß aber diese Kürzungen
nichts mit der ursprünglichen Überlieferung zu tun haben,
ergibt sich schon daraus, daß Altepisches, das dem Bearbeiter
nicht mehr passen konnte, mit beseitigt ist, z. B. die eigent-
liche Kampfschilderung zwischen 2875 und 2916 fehlt; anderseits
ist auch kurzerhand gestrichen, wo die Überlieferung verwirrt
war: 372 fr. das doppelte Wunder hei der Herbei Schaffung des
Baben, 1009 — 19 die aus den Fugen geratene Scheltrede der Parig
Baesecke, Munchener Oswald 12
178
an ihren Vater, 2701 — 12 das Gespräch der Heiden, als sie Arons
Hom hören.
Die Zusätze scheiden sich ziemlich deutlich in prosaische
und solche, die Verse wenigstens durchblicken lassen. Nur die
erste Klasse kann natürlich b zugehören.
468, 24 zu V. 136: (kuHzweil) als sy vor bey seinem vater heten
gepflegen, bezieht sich auf die Einleitung, vgl. auch 1568; vielleicht
auch nur Zusammenfassung der vorigen Verse. 470, 34 — 39 ge-
machl: Oswald gibt dem Kaben seinen Auftrag; in *MS 420 kennt
er ihn schon. Ähnliche Glättungen des Zusammenhangs, Ausmalungen
und Rekapitulationen: 471,2wnrf — 4m^f; 471,7rfa — 8wirdihatt\
il l, IS gen — 25 gehcAen; 475, 36 dy — 476, 9 tn; 477, 3 «y —
4 toc/Uer; 477, 17 und — 19 an (auf der Insel des Einsiedeis soll
Oswald mit Aron kämpfen); 477, 37 der — 38 gros (durch das zweite
der rah 477, 38 als Zusatz kenntlich); 478, 20 und auch — 23 tag;
478, 35 und — 479, 1 wurden-, 479, 1 do — 4:jm (Oswald läßt seine
Könige zum Schutze des Landes zurück); 479, 35 davon — 36 ver-
gessen-, 480, 25 und — rgtter; 480, 35 der — 37 i^egs; 485, 21 zu —
25 pawen (durch die doppelte Ortsbezeichnung sant und steinwont als
Zusatz kenntlich); 485,26 hü — 27 wie (der Rabe meldet die ver-
folgenden Heiden zum zweiten Male); 491, 3 und — 5 gehorsam
(Zenturio als Oswalds Nachfolger) u. s. w. Die Parenthesen zeigen,
daß b sich auch nicht scheut, neue Züge anzubringen. Merk-
würdig ist aber, und darin liegt ein guter Teil des Kompositions-
geheimnisses, wie energisch diese neuen Züge festgehalten werden
und wie sicher die Beherrschung des ganzen Stoffes ist. Vgl.
471,39: Oswald tut seinen Ring in den Brief. Dazu stimmt
475,36, 476,18, 477,15, 478,11; zu 477, 17 (s.o.) stimmt
485,22, 488, 28 ff.; zu 478,20 stimmt 478,22, 479,6 u. s. w.
Andrerseits fehlt 479, 10 was 473, 14flf. vorweggenommen war.
Viele von den erklärenden Beigaben sind sehr rationalistisch
gefärbt; z. B. daß regelmäßig, wenn vor der Heidenburg etwas
unternommen werden soll, der deckende Nebel bemüht wird:
479,11; 481,3, 481,22, 483, 8 und 9, 483,33, 484, 19u.s.w.
Geistliche Zusätze: 472,9; 476,7; 490,31-37; 491,10ff.
(O.'s unverwesliche Hand); ausgeführte Gebete z. B. 475, 39 ff.,
485, 8 ff. Dabei wird immer wieder Maiia^ die liebe traute mucter
179
hervorgehoben: 470, 34, 471, 2, 484, 8, 486, 23, 487, 1,
488, 15 u. s. w.
Diese sorgfältigen Anreden (Vgl. auch 480, 2 ich danke
euern k. gnaden) sind kanzlistischer Natur, und Kanziistisches findet
sich noch in großer Menge. Oswalds Brief an Parig wird
vollständig mitgeteilt (471, 26) und ist ein rechter Muster-
brief. Er wird mit dem Kgl. Siegel versehen und vermacht
für alle» waaser. Dasselbe geschieht 476, 20 mit Parigs Briefe,
und es ist hervorgehoben : der brief was also geschriben mit liiczeln
worUuy aber es folgt: ah ir hernach wert hären, denn b schämt sich
wie gesagt, doppelt zu erzählen.
Kanzlistisch sind also auch die synonymischen Verdoppelungen
des Überlieferten. Vgl. 469, 33 pringen noch gewynnen, 470, 4 syt
unnd gewonhaity 471, 34 wie oder in welher mass, 478, 17 pot und
schuefj 481,20 hegeen und peiagen^ 485,3 hofnung und dingen,
486, 13 schelten noch versmahen, 489, 10 kamrer und diener.
Schon von 490, 30 an etwa ist die Erzählung auf einen wohl-
ausklingenden, allseitig befriedigenden Schluß angelegt, der sich
kaum noch an die Überlieferung und ihre Woi*te anlehnt; aber nach
dem Amen folgt noch ein gänzlich prosaisches Anhängsel, das mit
der Überliefernng des Gedichtes überhaupt nichts mehr zu tun hat
und augenscheinlich das Ganze in welthistorischen Zusammenhang
rücken soll. Denn die Zeitbestimmung 706 n. Chr. (49 1 , 1 7)
entspricht der an der Spitze der Einleitung: 700 n. Chr., und es
sieht ganz so aus, als ob der Verfasser sich diese Zeitdauer für
die Vorgänge der Erzählung herausgerechnet hätte.
Quelle ist weder die Erzählung Bedas (oder seiner Abschreiber)
von Oswald,weilsieseinLebenauf 604— 42 setzen; noch die gewöhn-
liche Papstchronologie: denn als die angelsächsischen Könige Cohereth
und Offa (709) nach Bom kamen, war nicht Gregor IL (715—31)
Papst, sondern Konstantin (708—15). Vielmehr wird der histo-
rische Schluß dadurch angeknüpft sein, daß die beiden pilgernden
Könige legendarisch zu Oswalds Lehensmannen gemacht waren
(b 491,30) und, indem ihre Fahrt nach Rom eine falsche Jahres-
zahl erhielt, einerseits Oswald nach ihnen verkehrt datiert und
andrerseits folglich ein falsches Stück einer Papst- und Kaiser-
chronik herangezogen wurde. Sonst wäre nicht erklärlich, daß
die klare Überlieferung bei Beda verlassen ist, nach der die beiden
12 •
180
Könige im Jahre 709 unter Papst Konstantin nach Born kamen.
u, Cod. 31 des ungarischen Nationahnuseums zu Budapest
59 durch modernen Buchdruck bezifferte Blätter Papier in 4 ®, der
Einband Pergament mit Metallknöpfen. Inhalt: 2a — 43a Von dem
muten kunig Sand Onwolt (rot), Prosa einer bairischen Hand, die
sich Bl. 42b so anzeigt: Das tat geschrib/i da man zalt 1471 Jcar;
eine nicht ganz regelmäßige Schrift, nur auf der ersten Seite etwas
sorgfältiger und mit Eubrum und ein paar Silberstrichen versehen;
49a — 55a von zweiter Hand: St, AUxius: SAnt AUxius vciUr
hiesz efemianua der was ain hocher richter vnd was Rat her zw
Ram vnd was darczwe ffeporü von fürsten geschlucht — Vnd das
wir gott dortt ny ymmei' vnd JEmgleich/i lohn vnd erü müessü an
end K Amen.
Auf den übrigen Blättern:
Ib: Codicem Nunc Germanicum^ Scriptum A'^ 1471, cornparaci
Leutschoviae in Jlunga^na A*^ 1793 a f. 40;
2 a oben ein älteres radiertes Ex libi'is Jos, Wagener :
von derselben Hand auch einige Literaturnotizen auf f. Ib.
An der Innenseite des Bückendeckels:
Caspar preumeister
ist die hanntschrifft^ dick überschmiert, die Hand
scheinbar noch aus dem 15. Jahrhundert.
Was Art und Inhalt des Textes anlangt, so gilt das von b
Gesagte. Beide Fassungen geben sich sogleich als Verwandte zu
erkennen, schon durch Einleitung, Schluß *) und Zusammenstellung
mit der Alexiuslegende. Die Abweichungen sind zumeist durch
Einsetzen von Synonymen, Änderung der Beiworte (der miUey mach--
tige^ kiinig, sant Oswalt; die liebe, traute muter gotes, Maria) und
durch Umstellungen entstanden, u aber ist sprachlich altertüm-
licher, zuverlässiger und gegen Ende vollständiger.
Hier gleich die Plusstellen von u:
') Die von b abweichenden Lesarten des Schlusses sind — im Tcite
finden sie keinen Platz — : 491, 23 Thyberius^ 24 Jnstiniano^ 26 jn dU jnssel, 28
Clioheret. Außerdem 491,20 ist was b] was u, was mit der Eroberung Konstanti-
nopcls kombiniert einen terminus ante quem für *bu geben könnte. Über
die am Anfang des Schlusses stehende Zeitbestimmung ^geschrieben 1471'
181
471,24 oet springen — 25ßuff] volpringen vnd das ward alles
volprackt nach des künigs pot vnd nach des Rabn pegir vnd mit solicK
speisz die den Raben starck machet zu fliegen Vnd nit vaist noch grosz
an dem leib vnd da nu ä!rab starckh ward vnd seinen fiug;
472, 13 in] jn die weil er jn macht gesehn wann das rein gold
gab van verren schein van dem toid'glanst dei' Hechten Sunne;
473, 1 1 nach grünt : vnd plickts all vmb da was der gut rab hin;
484, 17 ff.: frewden vnd gieng aei* raynen JunckfrawP entgegS
Vnd da er nahent zu jr kam da erkant er sy pey dem gülden vntf
klaid das si tritg vntf dem Ritt* Magd da si nu zu samen kom^n
Da enpßeng^ si liebplich an ainander vnd vmb vienge mit
praitten arrne an ain and^ von grosser lieb vnd frewden die si zu
ain ander tilgen Vnd der milt künig Sand Oswolt macht die red
nü lang Er sannt seine raben zu dem her das si pehentlichP von
etat mit den kyeln soltn varn das warb der Rab vnd tet jn auch
allen kuntt das die rain parig selb vierd aus d^oestn purck was
komen des warn si all fro das si vor frewden Spangen vnd die
momer Hessen die kyel von de gestad streichen das tet der Rab sant
OslDOÜ widü kunt der kam mit seiner Galein wid' zu dem her ge-
farh da ward die Rain junckfraw päing vnd jr gespilen von dem
ganczn her gar wirdigkliche enpfangen vnd der jung künig eyU in
dem nebel von danne vnd das ward von got aho pewart vne eil
cT wacht* auf der schonen purck was das Doch kainer macht ge-
sehen die zu Vart noch die aus vart des milten künigs sand
OswolU da nü die zeit kam das der haidn zoch mit den seine ab
dem gejaid da enpß^ng die alt künigjn faus künigen) den haiden
cnd sprach ;
489, 3 und 489, 6 s. Anm.
489, 15 nach kind: vnd mein weib die machtn nü her gen de
milt künig gab jm zwelff guidein vnd hiez jm gebh zwelff prot vnd
zweljf stuck fleisch das ward jm da vngütlich gebn vnd gieng da
mit vö dann . . • .;
489, 18 nach sas: da Sachen jn die kamer vnd daucht jn ain
grossz vmnd' sein das £ pilgram als geitig was vnd als pald her
tcid" was körnen vnd man jm erst gebn het vnd die schintvessel tribn . . . ;
489, 22 nach begert: vnd Sand Oswolt saz wider Zu dem tisch
zu seini heltn da si nü schier hetn gessen dem p. • . .;
182
Nach Nagl, Deutsch-Österr. Litt.-Gesch. I. Wien 1899 S. 172
A. 3 wird V. Lumtzer eine Ausgabe von u herstellen — ?
Wenigstens anhangsweise will ich einen zweiten Berliner
Kodex (4^478) erwähnt haben. Er ist mit Ausnahme eines rhe-
torischen Formulars vielleicht erst im 16. Jh. von einer Hand
geschrieben und überliefert uns verschiedene deutsche Erzählung«!
in Versen und Prosa, darunter an letzter Stelle auf 26 Blättern
eine höfische, merkwürdig modern anmutende Auflösung unseres
Oswaldgedichtes in schwäbischem Dialekte. Für die Herstellung
unsres Texstes ist die Handschrift nicht zu brauchen: es finden
sich kaum ganz leise Anklänge an den altüberlieferten Wortlaut
und man würde das Ganze vielleicht gar nicht für die Auflösung
eines Gedichtes halten, wenn dies Gedicht nicht vorläge. Die
eigentümlichsten Abweichungen dieser Überlieferung sind: der
Pilgrim Warmund ist zu einem Boten geworden, der 7 Jahre aus
gewesen ist (Morolf); der Heide will seine Tochter keinem Christen-
fürsten geben; der Eabe stammt von Oswalds Vater; die Botschaft
des Baben besteht in seinem Briefe; das Meerweib zieht den Baben
durch einen hohlen Stamm auf den Grund, auf eine schreck-
liche Stimme von oben tut sich das Meer auf, die Weiber er-
schrecken und der Rabe kann entfliehen (Mißverstehen der Vor-
lage); Pamige rät gleich in der ersten Audienz Goldschmiede mit-
zubringen; nichts von Oswalds goldenen Kreuzen, von der Szene
des Baben mit dem Engel und seiner Klage; Aron sendet zwei
Boten an die Goldschmiede; Oswald beschenkt die Heiden; Aron
hat kein Zauberhorn; kein Gelübde Oswalds auf dem Meere; die
wiedererweckten Heiden haben eine Vision gehabt: neben Gottes
Thron standen zwei Stühle für Oswald und Pamige; kein Herrgott
als Pilgrim; Aron fährt heim und tauft sein Volk; Oswald ^««iä
do kind und erbn Bei sein liebe huszfraweh Vnd leptn Itm dem
willen des allmechtige gottes biss arm Ir end. Eine Vorge-
schichte von Sewart (wie in ß) fehlt. Von Namen ist nur Oswald
genannt. Durch eine so gleichmäßige Einschränkung des Wunder-
hafteii kommt diese Fassung dem Ursprünglichen allerdings nahe,
und man könnte vermuten, daß sie sich in einer reineren Gestalt,
noch ohne ihre groben Mißverständnisse, sehr früh von der sonstigen
Überlieferung abgezweigt hätte, aber erstlich ist es wohl willkür-
lich, außer jenen Mißverständnissen auch die rationalistischen
183
Zutaten und Erklärungen (ein Bote statt Warmnnds, der hohle
Stamm im Meere n. s. w.) auf eine andere Rechnung zu setzen
als das ebenso rationalistische Fehlen des Himmlischen; zweitens
sind doch noch geistliche Zusätze stehen gelassen (Vision der
Heiden); drittens wären irgendwelche sprachliche Spuren einer
Vorlage zu finden; viertens und besonders aber fehlen zwei große
Stücke, die S gegen die übrigen Handschriften allein hat (478 ff. und
746 ff.): d. h. die Entstehung dieser Rezension liegt diesseits des
Archetypus unsrer Handschriften. Damach ist auch die Geltung
dieser Handschrift zu bemessen, wenn es sich um Echtheit und
Unechtheit nicht der Worte, sondern der verwerteten Motive handelt.
Bartsch Germ. V. 171: In der ehemaligen gräfl. Ortenbur-
gischen Bibliothek zu Tambach in Franken befand sich nach einem
alten Verzeichnisse (Serapeum HI. 339) ^von sand Oswald ein puecK
unter lauter poetischen deutschen Manuskripten, dem Renner,
Willehalm, Erec u. s. w.
2. Gruppierung der Handschriften.
MLSsb sind seit Edzardi (Germ. XX. 200) so gruppiert:
Archetypus
•MS
♦mr
•MI
^ i s 8 b.
In Wahrheit sind die Handschriften anders anzuordnen.
Ich beginne damit, die neu hinzutretenden, Mku, zu den schon
benutzten in Beziehung zu setzen.
b und u stimmen so weit überein, daß sie aus einer Prosa-
handschrift herrühren mQssen. Denn weder ist b aus u, noch u
aus b abgeschrieben: vgl.
b 470,27 und bis 28 femnia< fehlt in u (durch Abspringen); 471,10
der fragt fehlt u; 472, 28 leys] geleich u; 473, 2 s. Anm. zu S. 181 ;
475, 29 und deine kern genossen fehlt u; 482. 13 sich] sy u u.s.w.
479, 20 toolt] Sand OsuooU wolt u; 480, 7 here] her verderbh
u (Beim); 481, 39 eyUenn] schalth; 489, 3 üil] vil an seine hof das
man ztoelff schar daraus müst tailen vnd u ; 489, 6 tausent bis 7
dann] tausent da macht man aus ztoelf schar da setzt sich unsz'
184
her^ an die erstn schar Jn der gestalt des pügrams vnd enpfieng die
gab darnach gieng er zu der andh schcL das traib er huncz an die
zwelfftä scha^ vnd gieng da mit von dann; 489, 36 nach piU: Nu
get ez doch ans Etcrm kastti nit u fehlt b (Beim) u 8. w.
Ich zitiere aus praktischen Gründen nach b mit Herstellung
des Textes nach u. Sonst findet man u nur in den Lesarten, so-
weit es das Qedicht erfordert.
Ich denke, dies Verfahren ist durch die Stellung von bu zu
MISs wohl begrilndet. Denn ich glaube nicht, daß *bu auf eine
vollständigere, von *MS unabhängige Handschrift zurückgeht
(Edzardi a. a. 0. 201):
Die Verse 746 — 98 sind nur in S überliefert, und die Störung
des Zusammenhangs in MIs zeigt, daß hier eine Lücke, nicht ein
Zusatz in S anzunehmen ist. Diese Lücke teilt ß=b-hu mit lös,
der Zusanmienhang ist nicht überliefert, sondern durch Konjektur
gewonnen, aus Versen des Gedichtes zusammengestoppelt. Ich
gebe im Folgenden die Füllsel von p, um zugleich zu zeigen,
wie weit sein Inhalt von dem überlieferten abweicht:
(Letzte Entsprechung: secht, wie hat uns der lisstig rab betrogen
b 473, 12 = MIS 738/39, dann:) da svoang aber der rab sein ge-
vider: Vgl. V. 642, 1209, 1364, 1864; b 477,38, 480, 9 und 10.
und (hub sich auf in die hoch vnd u) flog untz das er dj pürg
ansichtig ward: Vgl. V. 618/19, 1287/88; b 477, 19.
dy lag dort auf ainem hohen perg gegen dem wilden mer:
Vgl. V. 1635—36, 1664—66; b 479,16.
und dy zwelff tüern dy umb die purgk lagen dy warn so vol
getziert mit gollde und mit edlem gestain das sy scheint (das man si
sach scheinP u) vier tagwaid auf d^m wilden mer (so die Sun dar
an schain u): Aus V. 1636 flf. genwonnen: an der diesen Versen
entsprechenden Stelle in b, 479, 10, ist diese Ausmalung nur durch
etc, (fehlt u) angedeutet, weil sie schon zur Füllung der Lücken
verwandt war! Vgl. auch den Zusatz b 469,36 flf. und ferner
V. 1161 flf., 1389 flf.; b 476,29, 478,7.
und der rab gedacht das m^g wol die purgk sein zu der ich
bin gesannt: Das Gesperrte, 473, 17, entspricht einzig der Über-
lieferung s, Germ. XX. 201, 1; Darnach gedacht jm der Rahe
jn sich selber Wer lieh die königin zu der ich gesant bin.
Das Übrige ist gleich V. 1648, b 479, 29.
185
und seezt mch da hoch auf einen tuem (da selbe auf aynen
turn hoch u): Vgl. V. 1294, 632.
Die geraeinsame Ausfüllung b 473, 17 = 8 201, 1 beweist zu-
gleich die nähere Verwandtschaft der beiden Prosa auflösungen.
Ebenso ist die Lücke 478—501 MIsß gemeinsam, ihre Über-
brückung aber nur sß. Vgl.: MS 476 : do er (der Kämmerer) in die stat
was bekamen, s 196, 13 rfo der galt smitt kam, ß 471, 11 und da der
maister harn zu sand OswoUtt : Nach der ümdeutung des er in s?
braucht man die Erzählung von der Reise des Kämmerers nicht
mehr zu vermissen.
Weitere beweisende Lesarten in sß:
1163 yeateine MI gold^ car/unkelstein sß (vgl. 1391);
1373 din werder lip MIS du s dw und dein ustrder leib b (und
fehlt u!);
2666 zu 9in MIS ergänzt s leü., ß wee\^)
3117 Centinus MI Czenzim S (enturio s Zenturus b Zenturq u.
Gemeinsame Zusätze:
Nach 166 (Die Herren suchten eine Königin):
s 193, 16 vFi kunten kein [königin] finden,
ß 468, 38 und künden jm kainen gemachel zaigen, noch erfinden;
Nach 192 (Da trauerte König Oswald):
s 193, 25 dz jm die hWen kein königin mochten gezeigen die für
in w&e,
ß 469, 7 das jm under als vil weijsen herren kainer kund reden
das (des m) er dann {dann fehlt u) gepeien hete;
Nach 3065 (hilf mir):
s 189, 4 lebendiger got,
ß 487, 15 mit deiner got liehen craft.
Gemeinsame Lücken und Lückenfüllsel:
(Vgl. S. 184.) V. 537—41: s 196, 23: ß 471, 15 (Selbstgespräch
des Goldschmieds); 566-68: s 196,30: ß 471,25; 1445—64:
s 176, 15 vFi hiess jm machen .xxxij. iH gülden ei^ütz: ß 4^8,19
au>ch lie ei* machen Lxxij tattsent guideine crewtz zu seiner mef*evart.
*) Diese beiden Lesarten fehlen nach den S. 2 aufgestellten Grund-
sätzen im kritischen Apparate.
186
2286—93: s 182,29: ß 482,34 (Oswalds Gebet nachdem er Aron
belogen); 2312—15: s 182,35: ß 482, 38; 2523—26: s 184,
25: ß 484, 3 (Pamige und ihre Genossen verkleiden sich, gekürzt);
2609—19: s 185, 17: ß 484, 18; 2776— 83: s 186,29: ß 485, 3
(theologische Betrachtung).
Aus s können nun bu schon darum nicht stammen, weil sie die
Verse 827—77, 1790—1838, 1923—43, die in s fehlen, in ihrer
Art wiedergeben. Ebensowenig ist das Umgekehrte möglich, weil
s direkt aus einer Versvorlage gewonnen sein muß (Edzardis Be-
weise G«rm. XX. 198 f. lassen sich noch veimehren).
Also gehen sbu auf eine Handschrift *sb zurück.
Mk Mk stammt weder aus I noch aus S, denn dort fehlen 668
bis 71, hier sind nach 677 zwei Verse eingeschoben, 678 und 679
aber umgestellt. Auch nicht aus M oder *MI: vgl. 674 ttman
Mk nur MI «ö S süst s fehlt ß; 675 wol MkSsu villeicht b
fehlt MI (hiemach ist die Lesart unterm Text zu verbessern); 680
ze MkSß kunz M hin zu I fehlt s.
Vielmehr wird Mk mit ß am nächsten verwandt sein; das
machen drei Lesarten — das vergleichbare Material sind etwa
30 Worte — sehr wahrscheinlich: 672 gestn MSs sein I niht ge^in
Mkbu; 675 mit ime MISs fehlt Mkbu; 677 kurzwtle uns MIs
kurze uns die wtle Mkbu.
Diese Verwandtschaft kann nach den angeführten Lesarten nur
die sein, daß Mkbu eine gemeinsame Quelle *Mkb haben, die
ihrerseits mit *s verschwistert ist.
Die Vorlage von *Mkb und *s, also etwa *sb, müßte dann
im Stemma (S. 183) den Platz erhalten, den bisher *s, die Vorlage
von s, einnahm.
Aber das Verhältnis von *s oder *sb zu *MI und *S ist mit
jenem Stemma vorschnell beurteilt. Denn daraus, daß *sb und
*MI jene beiden großen Lücken 478—501 und 746—98 gegen S
gemeinsam haben — von andern Lesarten ganz zu schweigen —
kann nicht zwingend gefolgert werden, daß diese Lücke durch ein
*Mb, Vorlage von *MI und *sb verschuldet sei, vielmehr muß die
Möglichkeit offengelassen werden, daß *S, *sb, *MI jedes ffir sich
direkt aus dem Archetypus *MS schöpften, und zwar *S zuerst, und
daß danach der Kodex um jene Verse verstümmelt wäre. Das
gäbe dieses Bild:
187
♦MS
♦i »sb ♦MI.
Daß in der Tat die Überlieferung so zu beurteilen ist, zeigen
einige Lesarten.
V. 1590flf. haben in den Handschriften diese Ordnung:
s: 1590. 1591. 1592. 1597-1600. 1611. 1601. 1603. 1605. 1609. 1610.
,3: 1591.1592.1595.1596.
•sb: 1590. 1591-1600 1611. 1601—8. 1609-10
oder, wenn man das Abirren bei V. 1600 für jünger halten will :
•sb: 1590^a, 1591 -1600-:b, 1601-8=c, 1609-lOz^d, 16n=:e .
*MI: a c d b 6
*S: a b d c e
Nun könnte man ja sagen: ♦Mb hatte noch die richtige
Anordnung, ♦sb schrieb richtig ab, ♦MI falsch: aber wie käme es
dann, daß S an derselben Stelle die Reihenfolge der Verse verwirrt ?
Oder man könnte sagen: in ♦MS war schon Konfusion, ♦Mb oder
♦sb oder beide suchten zu bessern und ♦sb kam zum Ziele, ♦MI
übernahm die neue Ordnung von ♦Mb oder stellte selbst eine her.
Ich glaube nicht, daß etwas davon Wahrscheinlichkeit hat
gegen folgendes Schema, das die Stellung der Versgruppen c
und d in den verschiedenen Handschriften vergegenwärtigt:
♦MI
a
♦sb
oder
♦S
a
c
b
b
b
d
e
c
d
b
c
d
c
e
d
e
e.
c -H d ist also die wandelbare Versgruppe, die den Unterschied
der Handschriften hervorbringt, die allein den Platz wechselt und
allein immer ungetrennt bleibt. Sie wird also im Archetypus einen
neutralen Platz gehabt haben, etwa am Bande:
♦MS
oder, da c und d in S umgestellt sind:
♦MS
a
c b d
e
zählt b.
Daß
oder ähnlich, c-f-d sind 8-1-2 Verse, ebensoviel
♦MI innerhalb von b noch seine Konfusion für sich hat, tut hier
nichts zur Sache.
188
Ebenso bewahrt nur *8b (gegen *MI und *S) die richtige
Versanordnung 3114. 3119. 3115—18. 3120: auch hier werden
Vers 311 5 — 18 am Bande gestanden haben als ein späterer Zusatz:
denn sie stören die Bindung «m: magedtn^) Die Verwirrung ist
auch in M noch sichtbar: V. 3116 fehlt.
Es kommen noch einige Fälle hinzu, in denen *sb nur durch
s oder ß vertreten ist.
8 hat die Versfolge: 384/85. 390/91. 392/93. 388/89. •MIS
haben 386—89 vor 390, und eben diese Verse enthalten einen
handgreiflichen Zusatz: mitten in das Wunder, daß der Babe
plötzlich herbeifliegt, platzt das andre hinein, daß er sprechen
kann. Der Zusatz stand im Archetypus oflFenbar wieder so, daß
die Abschreiber über den ihm zukommenden Platz in Zweifel sein
konnten, s hatte auch V. 386/87 vor Augen, ließ sie aus und
mußte dann in V. 388 ein Subjekt, goty nachträglich überschreiben.
Die richtige Reihenfolge von 2813 — 16 ist nur in ß bewahrt (s.
die Lesarten). Aber hier ließ sie sich leicht durch Konjektur finden.
Mit der Ordnung 3242. 3238. 3243. 3239. 3241*) wird ja s
unrecht haben, daß aber die Korruptel aus dem Archetypus
stammt, zeigt das Fehlen von 3238/39 in S: in *MS standen
3238/39 etwa neben 3242/43, ♦MI und ♦sb nahmen beide Paare
auf, doch in verschiedener Reihenfolge, *S nur das eine: weil sich
eine Wahl zu bieten schien zwischen zwei bösen Reimen, dcm(nen):
man(ne) oder zergan(gen).
Wenn aber *MI und *sb über die Einordnung von Glossemen
verschiedener Meinung sein konnten, so lagen ihnen die Glosseme
noch kenntlich als solche vor, d. h. sie benutzten *MS, nicht ein
♦Mb.
Aus Lesarten ließe sich dagegen unser Stemma kaum be-
weisen. Auch wo etwa *sb gegen *MI und *S das Richtige hat,
kann es aus einem *Mb sogut wie aus *MS überkommen sein.
Vgl. z. B. die Lesart zu V. 2977: möglich daß stam ß das
') Darum ist die Reihenfolge von MIS in den Text aufgenommen.
3) s 190,23 Do die tpend was gegeben ^ S2i2,
do det vnsz herre glych ai» ein ander arm man "^ 3238,
Do die andern armen UU dannen schieden ^-> 8243,
Do schiede er auch cUmnen *-» 3239,
dz jn nyeman er kennen kunt ^-% 8241.
189
Echte bewahrt, das s nur um den Beim zu vermeiden ausließe —
möglich aber auch, daß atanx Zusatz von *ß ist. Im ersten Falle
i^Fürde uns die Ansetzung eines *Mb zu Annahme zweimaliger
Korruptel zwingen: in *MI und *S; während es doch bei der
Einfachheit des Textes wenigstens wahrscheinlicher ist, eine Ur-
sache des Schwankens anzunehmen und die dann natürlich im
Archetypus zu suchen.
Entsprechendes gilt fQr karfunkeUtein ß 1163.
Und wiederum: wo *sb einen evidenten Fehler mit *S teilt,
handelt es sich meist um Modernisierungen oder um Eigenmächtig-
keiten, auf die jeder Schreiber selbständig verfallen konnte (z. B.
320 üU] M niht Ss, 2372 in MI den hirzen Ss?, 3388 umbe wiu MI
warumbe Ss wes ß, das in Ss regelmäßig zwischen kunic und
Ostoaü eingeschobene 8ant). In den übrigen Fällen aber wird man
fast nie wagen, eine Lesart von *S und *sb gegen *MI für falsch
zu erklären, wenn man nicht schon unser Stemma als erwiesen
betrachtet. (Das gilt auch für Lücken in •S und •sb wie 1665
und 2094).
Doch vgl. die Lesart zu 1877: wol Ss könnte ein in *MS
stehen gebliebener fehlerhafter Ansatz zu vol- sein, vgl. S 2947,
IS 2961, I 1479, 2557 u. ö.; 3343 so MI daz Ss, während S V.
3347 80 beibehalten hat.
Die Gruppierung der Handschriften ist also:
♦MS
I
♦sb
♦MP)
M I s
♦Mkb
I J.
Mk u b
3. Die Zwischenüberlieferung.
Ich sehe keine Anhaltepunkte dafür, daß die Änderungen in
M von verschiedenen Händen herrührten, daß also zwischen M und
♦MI noch ein ♦M läge.
') Eigentlich beweisen l&ßt sich die Existenz dieser Handschrift nicht,
so selbstverständlich sie durch die massenhaften Übereinstimmungen von M
und I erscheint. *MI braucht nichts weiter zu sein als nachträgliche Zusätze
190
Dagegen ist eine verlorene Handschrift *I wohl nachweisbar.
Lücken mit Ausfüllung finden sich folgende in I,: 1—339,
382—671, (1280—1324, 1359—60),
I,: 1879—1925, 2406—2442;
Lücken ohne Ausfüllung: I^: 698/99, 724/25, 812, 863,
1005-7, 1081/82, 1177, 1437, 1557, 1602, 1656/57,
I^: 1740/41, 1877, 1936/37, 1951, 1960—67, 2055, 2144,
2281, 2445 — 54, 2473/74, 2503/4, 2532, 2695/96, 2725/26,
2753/54, 2689/90, 2857/58, 2889/90, 3086, 3196, 3492, 3548—53,
Zusätze YonI,: 377ab, 691a, 1172a, 1397a, 1398a, 1401a,
1402 a, 1532 a,
Ij: 1801a, 2106a. 0
Außerdem die Verse zur Füllung der Lücken: la— 42a, 381a— f,
671a— c, 1879a— h, 2406ab (=2398/99), 2442a— f.
Da mir nun nach meiner Liste für I, gegenüber I^ Zusätze,
für I2 gegenüber I, Auslassungen ohne Füllsel charakteristisch
erscheinen, traue ich weder I^ diese Lücken, noch I^ diese
Füllungen, also auch I=I,-f-l2 beides nicht zu, sondern bean-
spruche dafür eine Vorlage *I, die ohnedies überall da selbstver-
ständlich ist, wo eine Lücke unabsichtlich gerissen und der Zu-
sammenhang durch ein Füllsel ungenügend hergestellt ist, wo
also Lücke und Füllsel nicht in derselben Handschrift entstanden
sind (z. B. 382—671 und 381a— f -h 671a— c.
Diese nächste Vorlage aber war bairisch, das ergibt sich aos
einer Betrachtung der übrigen von I, geschriebenen Gedichte des
Kodex. Die Gebete z. B. zeigen regelmäßig im Anlaut k = germ. A,
b = germ. b häufiger als p, t selten diphtongiert, nicht iu > eu, da-
gegen ^ > d, z > ie und Formen wie gütiy wandlas Jry, Daß der
Schreiber so den Dialekt wechselt, kann doch nur auf Treue gegen
das Original beruhen; ich denke, ähnliches Schwäbische müßte
sich auch in den von Ij geschriebenen Teilen des Oswald finden,
wenn es in der Vorlage gestanden hätte. Dann darf man auch
das Bairische von I^ als überkommen, das Schwäbische von I,
also als neu hineingetragen ansehn.
und Bearbeitungen in •MS. Vgl. die Lesarten zu 374/75, 1171/72, 1231,
1806, 1819, 3045.
') Es handelt sich nur um I, nicht auch um *MI.
191
An Stelle der fehlenden Anfangsverse (1—339) ist in I eine
neue Einleitung getreten (la — 42a). Nicht weil die Vorlage ver-
stummelt war, sondern weil sie dem Schreiber so nicht gefiel: er
hatte wohl zuerst die Absicht, sich mit einer Umdichtong zu ver-
suchen. Denn erstens würde sich doch sonst wenigstens ein Zug
finden müssen, der nicht aus *MS stammte, und zweitens erkennt
man aus 340—49, wie der Bearbeiter allmählich einlenkt und sich
endlich ganz an die Vorlage anschließt. Daß dieser Bearbeiter nicht
I war, folgt aus einer Reihe von Korruptelen: 3a gewalt: oawalt ge-
nant staAi genant Oswalty 23 a sinne: weip neme statt minne; der Vers
er hete an stneme hoje einzogen (5 a und 9 a, vgl. 342, 428, 1601)
ist durch ein ebenfalls dem Gedichte entnommenes Reimpaar
(1481) sinnlos zerrissen.
Man könnte nun nach der vorhin (S. 190) angewandten Methode
etwa scheiden, welche Änderungen *I, welche I angehören: I, sucht
die Reime zu reinigen, I, gibt sie sorglos auf und ändert mllkürlich;
die nichtreimenden Formen liez vienc finden sich nur in I^, sie
werden also nicht über I zurückgehen; die Reime e: ae (2609.
3260) gehören als nichtbairisch erst I, d. h. Ig an u. s. w.
*s, die Vorlage von s war noch gereimt, denn nicht selten ♦§
ist die poetische Wortfolge zuerst beibehalten und dann in die
prosaische geändert (vgl. Edzardi Germ. XX. 189 f.). Eine Spur
von *s sehe ich auch in dem Reime zufumt: heylant s 189, 33 ^
*MS 3151, der für sant (alle ^): heilant •MS eingetreten ist, eine
auch in den übrigen Handschriften wiederkehrende Reimbesserung,
die aber ein Prosaschreiber nicht wohl vornehmen konnte.
Etwa als Randglossen standen einige nun den Text unter-
brechende Zusätze schon in *s:
Zu 169 (s 193, 17): Vn also sprachen sie zu de Kren dem könig-^
205 (s 193,31): Wa^'m^nt lieber bilgerin Aber etliche bücher
sagen Es were ein engel Do nam sant Oswalt den bilgerin jn
sinP arme] 3175 (s 189, 40): vü wurden zu Eschen vü jr seien
wurden gereyniget an der seien vn füren ir seien zu den ewigen
freuden\ 3466 (s 192,34): Rychtü wil ich myden Armut wil
ich tryben smacheit vn eilend lyden (Reim).
In bu steckt eine ganze Menge von Zusätzen, die jetzt wie »ß
Prosa aussehen, es ist indessen keineswegs ausgemacht, daß sie
von *bu und daß sie überhaupt von einem Menschen stammen.
192
Bei den Lacken kann man das noch weniger sagen. Für uns
ist das einerlei, denn wir erklettern die nächste Stufe der
Überliefemng erst mit der Betrachtung der fremden Verse in
bu, soweit sie erst diesseit der Verschwisterung mit s hinein-
gekommen sind.
Es sind erstens Zusätze, die nur aus einem oder mehreren
ReimstQcken bestehen:
472, 18 (nach V. 631): nu aach er von cerre (daii, her h) ein
staijiwant in dem wilden mere;
474, 16 (nach 930): hab dir (dir du \>) des mein trew an
aids stat, das dir kain laid geschi/'cht;
481, 5 (nach 2025): mit jim zwain gespillriy als es gotz will
(der will gotes b) «?a*;
482, 16 (nach 2239): dj worn all geclaidet mit guidein vml
{ifoU md mitt m) seydein gewant^ wol gezirt mit rein j) er lein
und mit edlem gestain\
487, 16 (nach 3068): das dei* willde haiden gelaub und getauf i
werd er und alles sein her-,
490, 16 (nach 3464): aber kainer torst es rechen {irider
sprechen od* ante n u) wan7i sy es an jm wol salien^ das er (sand
Oswalt u) es alles durch dg ere gotes gernn tete\
490, 29 (nach 3511): Ion-] das ist dg krön aller rainen
junkfraum,
öfters sind diese Verse mit Prosastücken verbunden, bei denen
sich nicht immer entscheiden läßt, ob sie Zutaten von {J oder auch
Überreste von Versen sind:
469, 30 (nach V. 271): Da sp^^ach der pilgrein zu dem hern,
jch wolt dat^tnb ennhalb mers sein^ das ich ew das nicht hiet gesagt;
469, 35 — 470, 3 (nach 334 jdr): (Darumb gab der hagden
nidit ein hare^) wann dy pürg scheint von gold das man sy nicht
volligclich ann mag gesehen von dem widerprechen das sy gein
der sunnen tuet, Vnd (fehlt u) dj pürg legt auf ainem perg, der
stosset an das willd mere und ist mit zwdf marmlein fürn umb-
fangen von allerlay varb, Vnd auf yedem tueim ein wachtter bey
dem tag vnd zwen bey der nacht, Vnd hinder der purgk ist der
perg ainer tagwaid langk und praitt, da mag niemand auf
kamen dann der dy purck jnnen hat]
193
478, 35 — 479, 1 (nach 1596): und welkem kams macht
werden^ der doch dy her fart (her^achaft h) niciu vntt'wegen
woU lassen (underwegen nach lassen bj, dem ward da von ameni
andren ains gegeben der gern hie belaib bey seinen kinden und bey
seiner fraweny odet* er hette ml leicht nicht ^inannes muet: also
omett. es der lebentig goty das dy (d, es die Vl) crewtz nur den
rechten helden zw tayl vmrden (warn u);
483, 18 — 20 (nach 2435): nachji*s hermgepoU und dy kunigtn
ging mit jrr tochter ann dy zynnen und auch dy junckfrawn
all (gar \>) und woUen das gejayd (Jaid b) schawen;
488, 34—36 (nach 3198) dei- (des n) was da (fehlt b^ auch
ein michels here. des wundeti* sein sweher gar ser (g. ser fehlt u)
und auch (fehlt \>) dy rain kunigin Parg was sein (fehlt b^ von
herczen fro.
Die Art der Handschriftenverwandtschaft macht es unmöglich,
daß ß, einschließlich der in MISs fehlenden Stücke, eine eigne
einheitliche Überlieferung darstelle; daß die angeführten Plusverse
einfach aus einem anderen Gedichte genommen und zwischen-
geschoben sind, ist technisch höchst unwahrscheinlich. Also wird
man annehmen müssen, daß es Zusätze sind, nach anderen
Quellen oder eigener Phantasie.
An einigen Stellen lehnen sich denn auch die Zusätze an das
Überlieferte und benutzen es:
474, 16 (nach V. 930) geschiecht im Zusätze, 474, 16 geschickt
überliefert;
475, 16 (V. 1068) ge und trag in mit dir an dein gemach ist
in dem Zusatz gelob (19) bis har (31) im Keime wiederholt:
Z. 21: des frewt sich da (fehlt u) der kunig und sprach: liebew
tochter^ trag den raben an deinen gemach^. (Im selben Zusätze
Z. 20: man: undertdn);
481, 26 ist mit mar: here der Reim ser: her weitergesponnen
(s. V. 2094);
488, 16 wann — 23 schayden (nach 3166): Das Beimwort
scheiden wird aus 3164 genommen sein; begird Z. 11 bezieht sich
auf Z. 24 pegir u gierd b.
Noch beweiskräftiger aber scheint mir die Art derjenigen
eignen Beime von ß, die nicht innerhalb eines Zusatzes auftreten:
469, 14 landen: gegangen zu V. 193 gegan: getdny 469, 35jdr:har
Baesocke, Manchener Otwald 13
194
zü V. 334 jar: vürmtr (s. S. 192), 470, 30 WdrMvnt: tunt zu
V. 39G Wärmunt: ainnty 472, 24 az: was zu V. 648 veiyeizcn:
ezzen^ 480, 7 mere: here, stei'ben: vei^derben (fehlt b) zu V. 18G0
gehaben: erslügen^ 481, 18 lant: empfangen zu 2080 empfän: man,
481, 25 fsei'e: here zu V. 2092 se-re: mere^ 481, 35 genant: lant zu
V. 2123 geben: leben, 482, 37 geren: eren zu V. 2200 satit: fJngellanf,
483, 39 genuuh: nach zu V. 2509 drdte keniendte, 484, 30 helt:
erffcheh zu V. 2697 krefticUche: künwrtche, 485, 34 sterben: ver-
derben zu V. 2859 heiden: leide oder 2867 sant: lant, 485, 38
[bere:] trere zu V. 2899 bere: lere, 486, 8 empfdn: das ftuU irmirh
wizzen Idn (so u) zu V. 2945 eren: geren, 487, 14 Jordan: Johann
zu V. 3063 Jordan: man, 488, 16 sterben: erwerben zu V. 3151
he%lant: sant (s: heylant: zuhant), 489, 36 mere: ere zu V. 3390
giiot: meres vluot.
Wären das Verse aus einem andern Gedicht, so ließen sich
weder so regelmäßig die Parallelverse in unserm angeben, an
deren Stelle sie getreten sind, noch auch die Gründe, aus denen
geändert ist, so gut klassifizieren: Beimbesserungen, besonders
bei ^sävU : - ant, gegdn, empfdn und e - Bindungen ; Beseitigung
leerer Verse (334, 396, 2092, 2945) u. s, w. Zugleich sieht man,
daß diese Verse nicht etwa altertümlicher als die von *MS sind: sit»
sind glatter, und das ist eine Warnung, nicht in allerlei zufälligen,
selbstverständlichen Halbgleichklängen in ß Beime zu sehen.
Vielleicht haben sich diese Beimänderungen wenigstens teil-
weise in Bandglossemen abgespielt, vgl.
488, 6 in b: sprachen all aus ainem mund:
— wir haben den tod überwunden.
in u: sp^\ all mit gemainP Rat:
Her sei dir gedanckt deiner groszP genadn
vnd sej — tvir haben den tod überwunden.
V. 3133 reimt im Gedichte: stunden: nbericunden. Es sieht
nun ganz so aus, als wäre für das leere stunden ein andrer Beim
eingefülirt, wie auch V. 396 (vgl. 334, 2092, 2945), außerdem
aber auch ein anderer Besserungsvorschlag an den Band ge-
schrieben (rot: gendd, so), der sich in u neben dem ursprünglichen
überwunden erhalten hätte.
So ausgerüstet wollen wir nun auch versuchen, indem wir die
Kinleitung von b und u aufdröseln, von dem schwierigsten Stücke
195
dieser Überlieferung eine Anschauung zu gewinnen. Ich gebe den
Text von ß, indem ich ihn nach meinen Zwecken in Abschnitte
zerlege. Die Abweichungen von u sind verzeichnet, die von b
ersieht man aus dem Abdruck a. a. 0.
1. 1)6 man zdlte nach dkristtj umera lieben hen*en, gebürte '
siben hundert jdr^ (b 491, 17.)
2. ze derselben zH lebete ein mächtiger knnir in Engellanty der
was Sewart genant. (V. 1568.)
3. Dem, selben künige waren XII kiinicrtehe undertan^ XXIV
h^rzogtuome unde XXX VI Grafschaften. (V. 7 ff. V. 91 ff. V. 1483 fT.)
4. Er hete ouch riUer tinde knehte dne zal, die vdren ime ze
allei* ztt gerne unde willicltche underfdn. (V. 1 7 f.)
5. Er hete ouch an atme hofe erzogen einen hirzen unde einen
raben, (V. 342, 1601, V. 1174, 1402.)
(). davon werdet ir hernach groziu umnder hoeren. (b 47(5, 20.)
7. Do nti der künic Sewart alt unde h^anc wati,
8. do sande er btnefe unde boteschaft allen den, die im waren
undertdn. (V. 80.)
9. Abbalde si ntn böte schaff, rermmen^ do qwhnen st alle gen
hofe geriten, (V. 87, V. 1479.)
10. XII künige, XXIV herzogen unde XXXVI grdfen mit
rittern unde knekten dne zaL (V. 91 flf. V. 1488 ff.)
11. Unde do si XII tage ze hofe bt dem kitnic Sewart Ovaren
gewesen in grozen vröiden (V. 135 flf.)
12. mi^ ezzen unde mit trinken, mit stechen, iumieren, tanzen.
Jagen unde waz man kurzwUe erdenken künde, (V. 119 ff. b 468,23.)
13. des wart iedei* man do ersat nach atnes harzen begei'n,
(V. 119 ff. b 468, 23.)
14. Unde an dem drtzehenden tage (V. 135 — 37, b 468, 25.)
15. do (fltdmen die mähtigisten herren alle cur den künic Sewart
in stnen kostlichen sal (b 468, 26.)
16. unde begerten, daz er in ze wizzen ta£te stn bot^schaft unde
stnen willen. (V. 1523 flf.)
17. Do sprach der künic ze in allen: Jr lieben höchgebomen
künige, herzogen, grdfen unde alle mtne underidnen (b 468, 28.)
2. zeit Da. — genant Sewart. — 5 ercsogen an »eine hoff. — 8 prie
allen den Vnd potscfufft die jin dann vnttertan warn, — 15. mächtigen —
IG. pegerten an den kunig.
13*
196
18. ich sage iu lop unde danCy daz ir abo von verren landen
mtnei* boteschefte gehorsam sti gewesen.
19. Also beger ich von iu allen unde von i^ltchem beminder ,
daz ir mtme eingebomen sune Oswalt undertaenic unde ge/wrsam
wellet stn unde beltben, (V. 1568 flf.)
20. alse ir mir um her sit gewesen^ (V. 1568 If.)
21. unde bitte iuch ouch durch iuwer aller ere willeny daz ir
mtnen sun wellet leren unde wisen^ waz stnen eren wol anstet unde
zuogehoerety wände er noch ein kint ist.' (V. 1568 flf.)
22. Daz gelobeten si do alle geltche dem edeln künir Seirari
unde stme sune OsuHilt^ daz si daz alle zH geiyie tuon weiten^
(V. 1568 flf.)
23. unde schieden ddmite von dan iedef* wider heim in stn
lant. (V. 190.)
24. Unde darnach in kurzer zH starp der edele mute kümc
Sewart in Engellant (V. 19.)
25. unde liez nur den einigen sun OsuHik, (V. 49.)
26. Der was nur XXIV jär alt^ do stn liebet* vater künic Se-
wart starp. (V. 28.)
27. Sant (hwalt klagete do stnen vater gar sere unde raste;
(V. 20 ff.)
28. ouch den hirzen unde den raben sach man in siben tagen
kein sptse nemen. (Vgl. V. 1834 flf. 1961 flf.)
29. Davon gewan Sant Oswalt soliche lid)e ze dem hirzen unde
ze dem raben, daz man ir baz muoste pflegen, danne der besten
diener, die er hete an stme hofe. (Aus V. 1977 flf.)
30. Sant Oswalt begie die grebnOsse stme vater, alse danne eiow
nuihtigen kvnige wol anstet, (b 491, 9.)
81. Unde da waren ouch bt alle stne undertänen^ alse ich si
cor hdn genant. (V. 7 flf. V. 91 flf. V. 1483 flF. b 476, 20.)
32. Unde do diu grebniisse ein ende hete genomen, dd ewuoren
si alle geltche dem jungen kitnige sant Oswalt ale ir eigen herren,
unde ouch die künige unde die lierzogen als ir rehten le/ienlierren,
(Aas No. 19—21.)
19. eingehornen fehlt. - 20. unz] pis. — 21. ati stet vnd zu gehört. —
22. geltche] ain heUigklichen. — 28. nemen] essen -- 29. Davon] Darumb. —
23. pegrebnuss. — an stet vnd zympt vnd euge/iori, —
197
33. unde vuoren edle widei* heim in ir laut, (V. 190,)
34. ÜTuie der liebe künic eant OswaU beeaz daitidch Engellani
daz künicrtche an eines vater stete (V. 3 flf.)
35. unde volcte ouch nach stner lere unde was milte unde gereht^
daz man in darumbe vaste lobete in allen landen, (Y. 3 ff. Y. 29 ff.)
36. Nu mei*kety ob er ein heiliger künic st gewesen.
Mit No. 36 gibt sich diese Einleitung selbst als etwas Ab-
geschlossenes und für sich Bestehendes. Daß ihr Hauptinhalt aus
dem Gedicht entlehnt ist, liegt auf der Hand (besonders bei den
verschiedenen Besendungen der Mannen); die beigedruckten Yers-
zahlen weisen die großenteils wörtlichen Obereinstimmungen nach.
Danach scheint V. 1568 der Keim der ganzen Zudichtung. (Ygl.
No. 19—22.)
Aus der Überlieferung ß stanmien: No. 1, die Zeitangabe, denn
sie stimmt nicht zu der gewöhnlichen Chronologie (s. S. 179); 14,
15, 17: denn diese Nummern fehlen dem Gedichte und finden
sich in ß z. t. wörtlich wieder; bei 6, 31 und 36 sehen wir die
ß eigentümlichen Vor- und Zurückverweisungen (wie auch bei 1);
12 ist eine rein stilistische Ausmalung kanzlistischer Art (s. S. 179),
die überdies die grammatische Konstruktion zerbricht.
Es bleibt also nicht mehr der Einleitung Eigenes zurück, als
wir auch sonst ß zuweisen mußten: 7, 18 und etwa 28 — 29.
Jedenfalls sind Prosastückchen in der Einleitung zerstreut.
Die könnte ja ß nach seiner Weise einem vorhandenen Verstexte
bei der Auflösung in Prosa einverleibt haben. Aber No. 15 ist
kaum geändert aus ß 468, 26 genommen und enthält doch einen Beim
(all: sal)y der aus der Vorlage 'ß herrühren muß (s. o.). Also ist
15 doch wohl nicht von ȧ. Also hat man entweder zwischen
•ß und der Prosaauflösung (ß) eine zweite Vershandschrift anzu-
nehmen, oder die Einleitung ist ein Werk des Schreibers von 3,
Ich behaupte das Zweite. Die Reime innerhalb der Einleitung
beweisen nicht dagegen, soweit sie, wie bei 15, aus dem Gedichte
ß* genommen sein können: 467, 7 vemdmen: qudmen (No. 9), 467,
28 Oswalt: alt (No. 25/26). Aber erzogen: raben 467, 4, Sewärt: wart
467, 6, stdrp: Sewärt 467, 27, raben: tagen 467, 30, sind nach
S. 192 ff. keine Reime fOr*ß. Dann bleibt der selbstverständliche
Reim Engellant: genant 466, 3 und allenfalls letmen (= leren):
198
eren 467, 23. Diese können aber um so weniger für eine gereimte
Einleitung beweisen, als die aufgezeigte Kompositionsweise dieser
Einleitung der oft genug charakterisierten Art von ß, das Gegebene
auszumalen und zu verbinden, so vollständig entspricht.
Für die Textkritik macht es ja nichts aus, ob die Einleitung,
wenn sie einmal dem Archetypus fehlt, gereimt war oder nicht, ob sie
von ß* stammt oder ß, aber ich hofife, daß etwas andres so viele Worte
rechtfertigt: solche aus dem Vorhandenen herausgesponnenen Vor-
dichtungen sind häufig (Kudr. Bit. Parz. Trist. Wigal. etc.), aber
ich glaube nicht, daß sich noch oft eine mehrgliedrige Zwischen-
überlieferung mit Hilfe der sonstigen Handschriftenfiliation so
leicht kontrollieren und als sekundär erweisen läßt.
*Mk. Ob *Mk, die vollständigere Vorlage von Mk, vor oder nach
der in ß erhaltenen Umarbeitung aus '*ß abgeschrieben ist, wage
ich aus einer Vergleichung von Mk imd ß nicht zu entnehmen.
Ich begnüge mich also *Mk = *ß zu setzen.
*S**S. Zwischen S und *MS liegt noch eine bairische Handschrift,
darauf weisen die Änderungen ei^ /: ei in gestein >ftn: rein 1163,
raben: haben :> rvhin: haim 2745, - ein >- achain: Hein 3045, zit:
Sit > saidt 3202 und der neue Beim schin: gemain 1549. künden:
komen 2350 ist doch wohl schwäbische Entstellung eines bairischen
hunden: kumen\ ähnlich frowe: getniwen 2205a von frouwe: ge-
trouwen (vgl. 241, 2679). Ist aber der bairische Zusatz 2350 nicht
gleichzeitig mit der Auslassung von 2351, so hätte man vor der
bairischen noch eine andre, höchstwahrscheinlich auch bairische
Zwischenhandschrift anzusetzen, unbeschadet der schwäbischen, die
zwischen ihr und S gelegen haben können. Andrerseits ergibt
sich, abgesehen vom Dialekte, daß zwischen S und *MS mindestens
zwei Handschriften liegen, vielleicht aus 1465 flf. Die Zusatzverse
1466 a — c sind von S schon vorgefunden und spätestens von S so
verderbt. Rührt ihre ursprüngliche Fassung von *S her, so ist
anzunehmen, daß 1465 schon auf einer früheren Stufe, etwa **S,
verloren gegangen ist, denn sonst wäre kein Qrund gewesen
1466 a— c zuzusetzen. Daß Lücke und Zusatz von demselben
Schreiber herrühren, (der also die vollständige Vorlage hatte) ist
mir darum sehr unwahrscheinlich, weil 1466 a — c keineswegs 1465
wiedergeben und ersetzen. Ob aber **S noch bairisch oder schon
schwäbisch war, ist hieraus nicht zu ersehen.
199
Auf ähnliche Weise können auch folgende Zusätze wegen ihrer
Korruptelen den Zwischenhandschriften **S zugewiesen werden:
151a4-152a (bairisch), 442a-f-443a, 1112 a, 3314 a. Lücken der
Zwischenhandschriften: 716—21 (722 Der rapp^erm), 901, 1465.
Noch die letzte Vorlage von S war ohne Versabteilung oder
in Langversen geschrieben : in S steht oft ein Reimpaar auf einer
Zeile, und ebendaher rühren gewiß manche der eingeschobenen
Kurzverse: vgl. 107, 295, 1305, 1424 und ähnliche Komiptelen
Das Handschriftenstemma ist also jetzt:
*MS
•fill
•sb
I
*s
M
I ^
s Mk u
4. Folgerungen.
Demnach sind die drei Handschriftengruppen von Haus aus
gleichberechtigt, abgesehen davon, daß **S zuerst abgeschrieben
sein muß. Dieser Satz kommt indessen kaum zur Geltung, weil
*sb fast nur in Prosaauflosungen vorliegt, die eine absichtliche
Entfernung vom Ursprünglichen innehalten. Und die ist so groß,
daß da, wo *sb gegen *MI und **S Eigenes hat, seine Versvor-
lage nicht mit Sicherheit herzustellen ist. In den allermeisten
Fällen der Art wird aber die übereinstimmende Lesart von *MI
und **S der von *sb ohnedies weit überlegen sein. Jener Grund-
satz reduziert sich also in praxi auf den andern, daß man in
Zweifelfällen der Handschriftengruppe zu folgen habe, der *sb zu-
stimmt: derselbe Grundsatz, der für das alte Stemma von Edzardi
aufgestellt, von Berger nachgesprochen und unmöglich ist.
Auch dieser Gnindsatz könnte noch nicht davon entbinden,
sämtliche Lesarten von •sb zu verzeichnen. Aber das hat sich
als unmöglich herausgestellt, besonders bei der Ungebundenheit
von ß, und es ist auch überflüssig, weil beide Prosatexte abge-
druckt vorliegen. Ich beschränke mich also in der S. 2 dargelegten
200
Weise: wo MIS übereinstimmen, sind s und ß nicht verzeichnet,
es sei denn, daß sie ffir den Text irgend in Betracht kommen
können; es sind nicht viele Fälle, und überdies sind sie sämtlich
in der Abhandlung besprochen.
Wie wenig die Oleichberechtigung der Handschriftengruppen
auf den Wert ihrer Vertreter schließen läßt, konnte schon die
Zwiscbenüberlieferung zeigen. Obendrein kreuzen sich bei den
einzelnen Lesarten so viele Tendenzen, daß zuweilen, besonders
wo es sich um Modernisierungen des Textes handelt, das Stemma
gänzlich ausgeschaltet scheint. Im allgemeinen bestätigt sich in-
dessen, was in den angeführten Aufsätzen von den Handschriften
geurteilt ist: S ist die vollständigste, aber durch dialektische Be-
arbeitung, durch massenhafte kleine Zutaten, die den Vers runden
sollen, durch allerlei Willkür unzuverlässigste Handschrift; I stark
verstümmelt, aber doch viel treuer als S and besonders wertvoll,
wo sie M sekundiert; M so sehr die treuste, daß ich glaubte, nach
ihr unsre Oswaldfassung benennen zu können; von s und ß ist
hinlänglich die Bede gewesen. Alle Einzelheiten und Abweichungen
vom Stemma haben die Anmerkungen zu rechtfertigen.
IL Sprache und Heimat
1. Bairische Reime von •MS.
Damit sind wir zum Archetypus •MS unsrer Handschriften
emporgestiegen. Da auch S eine bairische Vorlage hatte, ist es
fast selbstverständlich, daß er bairisch war. Und zwar österreichisch :
der Nachweis ist von Zwierzina erbracht (ZfdA. XLIV. 252 flf., be-
sonders 263): e und e vor r, n'und r-f- Konsonant sind im Reime
streng geschieden^); desgleichen ae ä von allen übrigen e-Lauten;
e ist nur mit e e^ nie mit e gebunden; vor b g ht fallen e und
e zusammen ßeben: eben 2503, 3412, geben 1045, 1185, 3226,
degen 1579; legen: leben 1670, degen 1684, 2070, pflegen 2829,
verwegen 3530; knehten: gebrehten 448).
Aber es finden sich in sämtlichen Handschriften fremdartige
dialektische Erscheinungen, die zusammen mit gewissen Beim-
verhältnissen auf eine weiter zurückliegende Vorlage von *MS
deuten.
2. Sprache des alten Gedichtes aus der Palaeographie.
i= mhd. e. M: pit = bet = baete 308, kielin 1679, sant in =
aanten 1774, naoh im =:z nahen 2039; diphtongiert: voigtein 1676,
zmiwhein 1686, grossen -< grossein 3219, trinkein 3297. I: dir 848,
«frÄ/2091, 2105, helt<hilt 2098, hijlde 2220, 2734, 3294, w =
ez 2289, mirch 3504; loUsam 1719, 2605; sro««3519, 3536, 3545.
(s: 195, 2 hat die Handschrift geleget^ nicht gelegit) S: i^z 1280,
sinn (sien I) == sene 1432, bit = bet = baete 3400; gesichist 425,
turin 1641; diphtongiert: ein gegen 2587 \ die Konjunktive zeigen
das i so oft, daß ich es nicht als etwas dem Schreiber Fremdes hierher
zählen möchte: gebist 940, dienist 1230, gebint 2049, habist 2664
(gegenis) sölist 3504 (praes.); werist 417, wistind 1518, vmrdint 2270,
') ^ und i^' vor / und / + Konsonant kommen nur in folgenden FiUlen
Yor: geschelie: helU 859, veU: gtzeü 1686, 2074, 2133, 2573, enigelfen-, scheiten
2955.
202
mähfint 2540; ebensowenig die /-Substantive sterkin 1838, deckin
2343, liebin 3521. *S las V. 2745 rcAin als rubtn-rubein (nach
V. 1163) und reimte darauf heim.
Im Vermeiden dieses fremdartigen i gingen die Schreiber oft
zu weit, indem sie auch für mhd. i t ihr e einsetzten. M: <f =
dir 340, 424, 1136, 1344, 1388 (vgl. IS), 1403, 1795, 2380,
3038, 3436, d' = dirdei^? 3105 (vgl. I), d'^dirre 708 (vgl. I),
3019, ir < ei^= ir 2680; den = dtn 889, lib < leb 1 159, dem=dime
1995? (vgl. I). I: der = dir 2485, d^ = dir der 3105 (vgl. M),
dei' = dirre 708 (vgl. M), man sprechet 1016, sprechet 3043, ^<^
/jd^' 1858, Haisen'=heiz in 2075, cfr^J^ 2138, ÄM^cz^fe« 2994,
tretten = dritten 3123, geschwegen 3171, ««»d^r 3287, setze n'=8itzen
3321; lebens=Ubes 1159, 1387 (vgl. MS), rf^jm = rfr/n^ 1995?
(vgl.M), 3344, 3505. Mk: d^«« 671. S: der =- dir 347, rfer =
dwT^ 2290; lebens = ltbes 1159 (vgl. MI), musz8en = muoz sin 2096,
dem = dtme 2979.
Die Vorlage hatte einen fremden Gebrauch von A im Anlaut:
die Schreiber setzten infolgedessen öfters ein unrichtiges und ließen
ein richtiges aus. M: ä'= er 350; er statt //«-oJ 391. I: ht'r=
er 1352; er = here 1613, eMam 1809, /?/mV/ör 2012, 2498, 2542,
rrdan 3079. S: h6ß = ofen 3413; ^ = A^/- 1557, 1914.
Unverschobenes k der Vorlage hat sich in einigen Fällen
erhalten: mikleik M 232, - leih < - leik M 3041, licn > Ijchwtz =
Leichnams 1 3536. Außerdem ist es in Verschreibungen zu erkennen.
Denn in folgenden Fällen kann das auslautende t nur für das
ähnliche c eingetreten sein: mit = mic M 4äl, dreysit = drhic
1220, tallant =: Ut/anc 1344. Verwechslung von e und c nehme
ich also an in M: sie=si€ 651, 709, 1152., 2568, 3078, umgekehrt
sich = s^ie 2420; 1: si = sic 1683; S: 3536, die ding statt sie=^
sich 1417.
Für unverschobenes t der Vorlage sprechen übermäßige Ver-
schiebungen wie Oswahz = Oswalt M 370, zu < *MI da oder to 2704,
czenzim = Zentinus I 3117.
Die Vorlage verwechselt viir und mich, dir und dich: mich
= mir M 806, dir <: dich = dir 8 182,3 (V. 2205); wir = mtfA
I 936. . Und da auch t und c verwechselt werden (s. o.), folgere
ich weitere falsche Dativformen aus mit= mir (mic) M 2349, 1 1551,
mir = mit M 2696, I 1607.
203
Danach ist nun auch die -= dich M 267, 609, dich = die M
3197; die^dir M 69, I 1371, s 182, 5 (V. 2210), S 563 auf
dicy nicht auf dt (tht) zurückzuführen.
Durch diese Feststellungen sind wir Schritt für Schritt nach Lokali-
Mitteldeutschland, an den Rhein und nordwärt« gedrängt. Die sierung
Formen mic die für Dativ und Akkusativ zugleich weisen schließ-
lich auf ein ganz, bestimmtes Gebiet. Nach Busch ZfdPh. X. 392
sind — abgesehen vom Niederfränkischen, wo mt t/u herrscht —
einzig im Bezirke Gladbach, Düsseldorf, Mettmann, Wülfrath, Aachen
Dativ und Akkusativ zusammengefallen, und zwar in mich dich.
Wenkers Sprachatlas gibt folgende Grenzlinien:
Dativ mich dich (mech dech)
Stolberg Düsseldorf
mek dek
Elberfeld
mi di
Gummersbach
Montjoie Gräflfrath Hilchenbach.
Dativ mir dir (vier, d*r etc.J
Beide Angaben stimmen also gut zusammen; desgleichen was
sonst an neuerer Literatur über jene Dialekte vorhanden ist: z.B.
verzeichnet Holthaus ZfdPh. XIX. 339 für Ronsdorf wie für Wülf-
rath und Mettmann und im Geji^ensatze zu Remscheid die Dative
und Akkusative mech devh, dagegen Manrmann für Mülheim a. d. R.
nur vokalisch auslautende Formen (Grammatiken deutscher Mund-
arten ed. Bremer IV, §§ (>6 und 189).
Voraussetzung dieser Lokalisierung ist, daß das c in mic die
nicht Tenuis bedeutet. In der Tat wird es in Denkmälern jener
Gegend oft durch g vertreten, und andrerseits findet es sich auch
in nicht niederdeutschen Werken. Die Verschiebung reicht in ich viel
weiter nach Norden, als die Schreibung ich. Die Beispiele bei Busch
a.a.O. S. 318. Er sagt dazu: ,In den meisten Fällen soll hier das c
(in ic) sicher nicht die alte Tenuis sein, sondern vielleicht eine
etwas härtere Aussprache des ch bedeuten.' — ,Das einmalige thik
(des Legendars) neben fhiy (Gmal) und tliich (Imal) läßt auch für
den Guttural dieses Wortes härtere Aussprache vermuten.'
Wie eine Illustration zu diesen Verhältnissen des Mittelalters
ist es, daß der Sprachatlas innerhalb des Gebiets des dativischen
dech ein deg südlich bei Geldern, bei Gangelt und östlich von
Erkelenz, ein meg außerdem bei Geilenkirchen und Ratingen
verzeichnet, ein akkusativisches vieg, deg südlich von Geldern, bei
Gangelt und bei Geilenkirchen. Wirkliche Tenuis haben mich
204
dich in der ganzen Bheinprovinz nicht. Vgl. auch Ramisch,
Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie, Diss. Marb. 1906
S. 16.
Aber das einförmige mich dich jener Gegend ist doch erst
nach einer Periode des Schwankens zwischen Dativ und Akkusativ
durchgedrungen. Z. B. setzt der Leydener Williram mir dir auch
fftr den Akkusativ, mich dich auch far den Dativ. S. Busch a.a.O.
S. 392. Möglich, daß auch das mir = mich I 936 aus der Vorlage
stammt, nicht durch des Schreibers Furcht vor einem falschen
mich hervorgerufen ist.
Einige andre neutrale oder vereinzelte Dialekterscheinungen
deute ich nun als niederrheinisch.
tf = mhd. ae ist in M selten (mdr<cmer 258? wer= icftere
1740 (vgl. 1589), sei = saelde 2556, umgekehrt gezam = gezeme
182, näm = neme 2065; aber häufig in IS.
e = mhd. ei. lesten 1 3290.
e = mhd. ie. M: nemen 2156; I: we 741; Mk: den = dient
682; S: remen 991, nemant 1608, 2922.
t = mhd ie. M: dinenn 3519; I: schiden H70^ cillen 1767,
und öfters ie = mhd. /.
(ie = mhd. e ist auf S und I, beschränkt; desgl. o = mhd. u
außer einigen Fällen in Ss; das sind die drei schwäbischen
Schreiber.
0 = mhd. ou, allerdings auch fränkisch, schließe ich aus :
vgl. Busch a. a. 0. § 28. Es kommt nur in dem schwäbischen
und am wenigsten konservativen S vor.)
o = mhd. vo. MS: son 3094; I: for 2740, ro 2830, ffoftt
3299, poben 3308, 3386, schojf 3405; mören 2336, honer 3338
(hener S); 8: 9o statt zo zuo 1050, son 3405, gott 3548.
Was danach den Konsonantismus betrifft, so darf man wohl
annehmen, daß *MS durchgängig d für mhd. ^ des Anlauts vor-
fand. IjSs hätten sonst vielleicht ihrer Neigung zu diesem d
nicht so nachgegeben. Zum Beweise dienen überdies die wenigen
Fälle von d in M (det 472, driricket 881, du 926, 2484, drat 1679)
und die übermäßigen Verschiebungen in weniger geläufigen Worten
wie tageuy trat = dagen, dräte u. s. w. in MS.
z = mhd. 8. zel = aele I 1 544, umgekehrt : so = z6 zuo S 1050.
V = mhd. b. eben<:eve? 1 3412,
205
rh = mild, c im Auslaut. I; pfluch : fach 1127, lach 1357, ge-
pßach 1483.
Ausfall des h zwischen Vokalen. M: gut 3043; I(l2):
(fe»'hen 1824, 2072, 2636, 2724, 2971, 3021, 3049, 3144, »wer
2943, 2949, 3119, 3185, zwei 3352, 3359, 3362.
Ausfall des h vor t: pr(äen M 1488, lewUi I 1637; umge-
kehrt streicht = strU M 1757.
Assimilationen, we^s wecfisselpaVc M 844 (Heinzel, Nfränk.
Geschäftsprache S. 99 verzeichnet wissel für den Grafen v. Geldern
anno 1207).
Pronomina, imse (umz) = umer nom. sing. masc. und neutr.,
acc. sing, neutr. in M: 1671, 1672, 1675, 1741, 1977, 2120, 3224,
3244; MI: 1672; fem. M 1907, 1911, 2550;
gen. unses (vnszsj-^ unsers M 198, 3444;
dat. unsem (vnszm)= unaerm M 350,2263,2784,3487, 1350;
acc. urnen (vnszn)-= unsem M 2765, 1972;
fem. ume (msz)^ unser M 2865, 3023, 3158;
dat. plur. unsen (vnszn) = unsern M 1315.
Die fränkische Kurzform ist also wohl zu erkennen. Nur ist
in jedem der angeführten Fälle die Frage, ob sie nicht durch
falsche Auslassung des ^/--Zeichens (') entstanden ist. Solche
Auslassungen sind nicht selten, auch bei -^ und n ( ~ ) nicht;
M trägt solche Endungen zuweilen auch nach. Und besonders
gravierend ist dabei, daß M in V. 2272 und 3550 imsz für den
gen. plur. vom pron. pers., V. 961 vmz für den dat. sing. fem.
vom pron. poss. braucht, us = uns MS 1033.
Die Fehler der^di statt die M 2527, den statt der M 3328
hat, wie ich vermuten möchte, eine r- lose Form der Vorlage ver-
ursacht: de oder die. Nach dem Sprachatlas würde dadurch unser
Oswald nördlich über die Linie Gladbach-Düsseldorf hinausge-
schoben. Die schwankenden Verhältnisse in den mittelalterlichen
Denkmälern gestatten eine solche Lokalisierung nicht, vgl. Busch
a. a. 0. S. 394.
Präterita zu lou/en: leif lief M 2141, leiff I 2374, 2400,
leiff lieffen I 2886, sonst lief liefen und (bairisch) lof luffen.
Von md. Wortformen verzeichne ich hier; kunst = kunft 208,
1452, 1921, 2249; gesinne ^ gesinde 834.
ge-. Eine Reihe von Fehlern in IS ist durch Auslassung des
^206
des Vorwörtchens ge- entstanden: 703 gedane MIs danck S, 13^1
gemach M mache I majcht S, 2391 geti/ite MS deicfU I.
Ich erkläre diese Lesarten aus dem Widerstände gegen über-
quellende fremdartige ^^-Formen und finde eine Bestätigung;
darin, daß solche Formen an etwa 40 Stellen nur in M, MI oder
S überliefert sind (also eigentlich der Bestätigung durch eine Hand-
schrift bedürften, um aus *MS abgeleitet werden zu können).')
Denn nach den oben angeführten Fällen neigen weder bairische.
noch schwäbische Handschriften, wenigstens weder I,, noch Sdazu.
solche ge- einzuführen. Das wird auch der bairische Archetypus
nicht in diesem Maße getan haben. Vielmehr ist die starke
Vorliebe für ge-, nicht nur beim Infinitiv nach Hilfsverben oder in
erkennbar perfektivem Sinne, eine Eigentümlichkeit des Fränkischen.
(Vgl. die Wörterverzeichnisse zur Kaiserchronik, zum Anno und
Silvester). Ich nehme diese ^^-Formen schon auf da« Zeui^nis
einer Handschrift in den Text.
3. Sprache des alten Gedichts aus den Reimen.
Erhaltene Auch in den Reimen ist die Vorlage noch kenntlich.
Reime. gesan ^ gesahen : man 3264 ist nun wohl nicht bairisch. Um-
gekehrt wird V. 2587 das gd/tm MS als gdn (: empfdn) zu ver-
stehen sein; das ergibt V. 2592. I liest denn auch gen.
In V. 58() war der ursprüngliche Reim göt: v!6f. s 197,5
hat das got erhalten, indem es got' verstand. *MI ändert-e aus
gleichem Grunde den Reim in heilant: trau. Bestätigung gibt S:
guot: duot. (Vgl. auch 250, 256, 564, 1627.)
V. 119 wird für g7'6z: goz MI das groz: bot von S einzusetzen
sein: S ließ am leichtmütigsten Verse neben einander stehn, die
nicht mehr reimten; s hat für goz das neutrale gegal>e.
Aus dem Dreireim wouwe: getrouwen: gelouben 2il wird man
auf ein vrouwe: geloucen der Vorlage schließen. Der Mittelvers
ist leer.
^) An ihrer Stelle nur in M überliefert kommen vor: gegeheu, -haben^
-hd/ten, -fieben, -Mineriy -schiezeny -senden, -«</i, -aitien, -tragen^ 'trtbea^ -trinken,
'turren^ -Valien^ -vliezen, -zeinen; gemach^ -schelle^ -iriMire, -zelte] in 1: gebieten,
-geben, 'pAegen, -redun; gesamt; *MI: geezzen -hdfen, -pflegen, -stän, -sttigen,
-trerben; gezelte; S: gedagen, -ezzen^ -/mben, -riuwen, -vahen; gesteckte
207
Alle diese Beime passen gut in den postulierten Dialekt.
Der letzte Fall ist bezeichnend, unsere Handschriften sind
durchsetzt von Reirahesserungs- oder Ändeiiings versuchen. Vgl. Vierreime
151 *MS getrauwe > S getruwe
— bpschawe
er Ott wen fvawen
— 8chawr7iy
787 *MS schin > *S schain nicht
— vergicht
in in
— kuinggin^
1397 *MS tragen > *MI tragen > I tragen
— — (lagen
haben jdren jaren
— — 8poren^
1401 *MS vier sag^m > MI* sagen vier > I sagen nier
— — er
haben haben haben
— — knoben.
Unreine oder unrein gewordene Reime sind also dadurch zu
bessern versucht, daß man jedem Reimworte ein passenderes neues
beigesellte und so aus einem unreinen zwei reine Verbindungen
her\'orgehen ließ. Ich nenne das Vierreim. Meist ist das Verfahren
nicht zu Ende gediehen, indem man nämlich eine der erforder-
lichen neuen Bindungen, gewöhnlich die zweite, nicht fand. Dann
entsteht etwa ein unreiner Dreireim:
1872 *MS gie > I geing
— geuieng (sp.)
lie lies^
Oder ein vierter Vers hinkt ohne Reim nach:
203G *MS hen^en > S Ä. din
— min
geren geren
— veriechen.
Diese selbe Erscheinung zeigt sich nun auch in *MS:
1. 2092 sere: mercy maere: schaere; Vorlage sere: maeref 33(54
here: sere^ kamerae^re: swaere', Vorlage here: kamei*aere?
3438
*MS
degen >
S degen
—
leben
geben.
geben.
208
2. 2226 stdn: ffdn, gdhen: empfdhen; Vorlage stdn: gdn<i
ffdhenf Hier möchte ich auch 3005 anschließen. Denn Isß lesen
V. 3007 sla/ien gegen abenemen MS. (hamoen s stimmt zu slahen,
da der Beim vermieden werden mußte.) daz houbet abenemen
scheint mir ein künstlicher Ausdruck. 3008 ist derselbe leere
Reimvers wie 86, 146, 1751; 289, 1593. Also: sUin: hdn^ nemen:
seJiemen; Vorlage stdn: sldnf
3. 1117 haben: raben, bestdn: hdn; Vorlage hdn: bestdnf
1491 lioben: sagen^ stdn: hm; Vorlage furn: stdn?
610 man: dan^ zergdn: dan; Vorlage dan: zergdnf Vgl.
3207, 3242.
1031 min: stUy hinnen: küniginne: Vorlage min: hini 2553
schtn: magedtUy hinnen: gewinnen; Vorlage schtn: hin?
1676 rate: drdte, gestai: traf.; Yorlage rat: gestxit? 29ß5 spot:
goty not: tot; Vorlage got: tot?
Ich glaube, die Beispiele der ersten beiden Gruppen zeigen,
daß die Vorlage in den e- und oA^-Beimen anders verfuhr als der
Archetypus: sie reimt md., und die Technik entspricht dem er-
schlossenen Dialekte.
Aus der dritten Gruppe entnehme ich, daß der Archetypus,
nicht schon die Vorlage, quantitativ unreine Beime, vielleicht auch
die Kurzformen hdn, gegdn, dan, hin^ künigtn verpönte.
Das sind nur Beispiele. Ich befestige aber diesen Ausgangs-
punkt durch Betrachtung ganz merkwürdig ähnlicher Verhältnisse:
Der rheinische Herzog Ernst A ist in den bairischen Herzog
Ernst B umgearbeitet, wie aus unserm rheinischen Oswald der
bairische Archetypus *MS unserer Handschriften gefertigt wurde.
Aber der Herzog Ernst A ist erhalten, wenigstens fetzenweis, und
man hat für Oswald seine Schlüsse daraus zu ziehen. Die Be-
arbeitung B geht nun bis auf 2 oder 3 Fälle nicht vom Sinne,
sondern von den Beimen aus, indem sie unreine Bindungen jeder
Art fast gänzlich beseitigt. Dazu werden oft viele Verse einge-
führt, aber die Bearbeitung kehrt doch ängstlich inrnier wieder
zu den Beimworten der Vorlage zurück und nützt sie aus. Und
ein Hauptmittel der Begulierung ist der Vierreim (ed. Bartsch
S. XXXI):
209
Herzog Ernst A
B
n. 10: nSt >
1231: n6t
—
t6t
—
tuat
ffot
guot,
IV. 26: wale
1783: wol
—
90l
dale
tal
—
val,
L 52: geliehen
693: rtcheit
—
edelkeit
rtche
geliehen
—
tegeltcheuy
II. 36: degin bewaren
1261: degen
—
phlegen
gare
gar
—
war,
IV. 34. Viche
1793 rtche
—
manliche
—
aa Veree)
Wichen
wtsltchenS)
Außer dem Vierreime und von ihm nicht ganz zu scheiden
gibt es im Oswald noch eine andere Art der Reimbesserung: '^*'^*"^'^^'^^
') Der Vierreim ist auch sonst nichts Seltenes. Vgl.:
Vor. Alex. 51 creftk
Straßb. AI. irtfiicÄ
—
mehäh
^eivalHc
gwalduh
—
mamcfaldkh,
Vor. 809
Str. 1113 quämen
pAan^
phani nämm
—
zesttmt
tüstftt
dusmtt.
u. 8. w. vgl. ZfdPh. X. 22
;
Konr. Rol. 107, 19 MiAe
Strickers Karl Zb\% leide
—
scheide
—
heile
urieile
urteile.
Baeaecke, Mfincbener Oswald
14
210
die Anreihung zwei oder vier neuer Beime an ein oder zwei vor-
handene anstößige Verspaare, wie zur Auswahl. Kenntlich sind
solche Parallelen am Stocken der Erzählung, am Wiederauf-
nehmen vorher angewandter Worte, oft auch der Beimworte. Daß
diese Verhältnisse einen guten Schluß zulassen auf die Technik
der Vorlage und der Bearbeitung, liegt auf der Hand. Ich nehme
also an, daß z. B. 1199 gap: klac durch 1201 gehaben: klagen ge-
bessert werden sollte, und M ist vielleicht derselben Ansicht ge-
wesen, indem es 1201/2 ausließt). Ebenso beurteile ich 1788
zU : lip I [genesen ; gciveaen] ^ 1828 ztt : Itp / [erslagen : gehaben],
29 was : vergaz / [geträhte : mähte] ^ 1810 tor : vor / [arbeU: geseif],
1682 breit : leite // [degen : legen].
Auch 2304 gesdhen : nähen / [gebaere : »waere], 2861 gähsn :
versniähen / [getan : gän] zähle ich hierher: die Formen des Arche-
typus (jgesäny nan, gän, v&rsmän nach S. 208) schienen offenbar
erklärungsbedürftig; vgl. die Lesarten zu 2587.
Der Stamm von gän = gähen wurde vielleicht auch (wie itp
1789 und 1829, vgl. die Lesarten zu Uli, 2067, 3528) als Vo-
kabel kommentiert, wenigstens geschah dies mit dem zugehörigen
Adjektiv: 1617 grwh : mich // [herren : n^en]^ 2200 gäch : eniäch /
[knehte : rehte, übermuot : guot]^ 2615 gäch : nach ^[wilen : lUn],
In ähnlicher Weise sind etwa noch folgende Worte erklärt:
53 stunde : genozen imnde // [geträhte : mähte, rtchen : geliehen],
173 gröz : genoz / [riehen : geUchen, eigen : gezeigen], 1013 iriuice-
lös : genoz // [an : man] (hier zugleich Besserung des s : s-Beimes,
s. 0. über V. 29); 1668 anger breit : geseit, legen : leben / [guot :
behuot, mere : here], vgl. die Lesarten zu V. 1668; 3171 gesungen :
sigen // [verdürben : stürben]; 2220 sant : gewant / [bloz : grozjf
1782 vergezzen : besezzen // [bestanden : landen].
263, 31 -
9039 toeräen
erthe
erden
herren
herren
—
mirren.
Reinhart Fuchs, Fragm.
799 s^elade»
Bearb. geladen
—
scheuten
—
sa^en
getra^n
geiragtn
') Auch unsre Hsch. wenden noch diese Parallelen an: *MS 1465 A^»r:
^emeit >* S gem. : aröaitt : beraiit : gesaii.
211
Zwischen Beimbesserung und Worterklärung liegt es, daß
gewisse Wortformen einen Beimzusatz erhalten, besonders geren;=
gerne y vgl. 115 kennen igeren jj [jehen : geschehen]^ 518 henken : garen :
[liden : gesmide], 598 herren : geren / [verdagen : sagen] ; 2989 ge-
tan : hdn g [gdhen : empfdhen] (s. S. 210.); 304 komen : genamen //
[dar : vxir], 1213 komen : benomen // [gehaben : klagen].
Die beiden letzten Parallelen haben einen guten Sinn, wenn
man sie von einem Baiem zugesetzt sein läßt, denn bairisch
kernen : genumen reimt nicht. Nimmt man hinzu, daß die Parallelen
zu 29 und 53 ein mtihte einführten, so wird man sagen, daß ihr
Verfasser ein Baier war.
An dem geträkte : mdkte erkennen wir nun auch die Parallele
722 9wanc : gedanc / [geirähie : mähte]. Der Anstoß ist in diesem
Falle das Wort gedanc gewesen, wie sich aus gedanc [unde ge-
trdhte] S 724 ergibt; vgl. auch die Lesarten zu 31, 55, 703.
So ist auch V. 897 einem gedanc (896) jenes geträhbe bei-
gegeben, aber hier ist es, an sich überflüssig, an einen vorhandenen
Vers getreten: 898 ist unentbehrlich.
Wir entnehmen daraus, daß der bairische Bearbeiter B —
wie es zu erwarten war — nicht nur neue bessernde Beime ein-
fügte, sondern auch die alten änderte. Noch einige Belege dafür.
Aus 3033 geren : meren und den oben mitgeteilten Paralellen zu
geren : herren ergibt sich, daß B in V. 246 geren : meren zu
geren - keren : meinen änderte.
So wird auch V. 1916 zur Vermeidung des Beimes -ere:
'oere das sprach der vurete here angefügt sein. Der Zusatz ist in
*S noch äußerlich kennbar.
Waghalsiger ist eine solche Konjektur in einem anderen Falle.
V. 3035 unde darzuo gruntlos gibt schon der Handschriftenbefund
als Zusatz zu erkennen. An seiner Stelle muß etwas Anstößiges
gestanden haben, das dann auch die Erklärung V. 3037 — 40
hervorrief. Vielleicht war es wie V. 119 der Beim gröz: -dt
(s. S. 206), vielleicht ist eot : groz zu vermuten, und auch das
mlze M wäre nur eine Erklärung des sot.
Daß in der Tat solche Parallelen bei geschrieben wurden,
ersieht man daraus, daß die richtige Versfolge zuweilen durch sie
gestört ist. Die Handschriften ordnen: V. 121/22: man setzt sich
zu Tische, V. 113 folgt die Einladung dazu, 120 die Verbe-
ut ,
212
reitungen, 124 setzt man sich nochmals. 121 ist Parallele zu
119, außer durch seine Stellung noch durch die Messung von
hUere bedenlich. Anlaß zu der Parallele muß eben der Beim
grSz : bot gewesen sein — daher ein Reim z : z — , der auf diese
Weise bestätigt wird und nun auch fQr mein sSt (s. o.) spricht.
Daß die Versordnung nicht stimmte, war schon in S bemerkt
(S. die Lesarten).
Ich schließe noch 110 an, dessen wirdicltchen envpfie auf
104 zurückweist. Das gutturailose Präteritum war wohl unbequem.
4. Der bairische Bearbeiter B.
Beide, B und der Vierreimer, beseitigen das -«n < -oA^ der
Vorlage, beseitigen quantitativ fehlerhafte Reime. Sie treten auch
gemeinsam auf.
In dem Vierreim 1670-79 sehe ich 1677/78 als unecht an,
denn das dräte 1677 scheint mir durch das drat 1679 (so schreibt
noch M) hervorgerufen. 1680 knüpft mit iten an 1677, und 1681
führt den dort abgebrochenen Gedanken parallel der alten Über-
lieferung (abe den kielen // abe den kielen nf das lant) zu Ende.
3390 hat kein Objekt, 3395 aber zwei Vordersätze. Ich er-
kläre die Korruptel aus dem Versuche -ot : -uot durch Vierreim
zu beseitigen: der objektlose Vers 3390 fügte das fehlende -uot,
der zweite, nach 3391 leere Vordersatz 3394 das fehlende -o< hinzu.
Denn wäre 3392/93 eine jener zwischengeschobenen Parallelen,
wie wir sie im Herzog Ernst B gefunden haben. Der Beim vlot :
not stimmt zu dem festgestellten Dialekte.
Der Vordersatz V. 440 hat drei Nachsätze: V. 441, 442, 446,
alle durch den gleichen Reim mit 440 verbunden. Es sind zwei
aneinander geschobene Versuche, durch Vierreim und Parallelen
zu bessern : 440 man > man : an [gehaben : sagen^ schiezeniverdri^zen]
446 e^npfdn > empfangen : mannen [knekten : gebreht^.
Dabei ist 441 schon durch die Inversion des an verdächtig. Also
auch hier Parallelen und Vierreime verbunden.
Demnach sind B und der Vierreimer identisch, und dazu
stimmt, daß von den oben (S. 201 fif.) aufgezählten fränkischen
Spracheigentümlichkeiten sich nicht eine einzige in den B zuge-
sprochenen Versen zeigt.
213
Wie aber kommt es, daß sich überall sonst die niederrheinischen
Sprachteilchen erhielten, wenn den Dialekt umzugießen eine Auf-
gabe der Bearbeitung war? Wie kommt es, daß sich Eintragungen
von B auch örtlich erkennen lassen? Wie erklären sich vor allem
die Parallelverse mit ihrer wunderlichen Naivität? Denn ein
schlechter Beim wird doch nicht dadurch besser, daß man einen
guten dazuschreibt ?
Die alte Handschrift wurde von B gleich als Kladde benutzt,
*MS zerfällt auch äußerlich in einen fränkischen und einen dahin-
eingearbeiteten bairischen Teil, *MI, *sb und **S schrieben ab,
was sie fanden, und irrten sich natürlich leicht in der Anordnung
des von B an den Band oder sonst Hinzugeschriebenen.
m. Inhalt
I. *MS.
Ich komme also zur Kritik des Inhalts und seines Zusammen-
hangs.
Oswald erringt eine Königin, damit er nicht erbelos bleibe
(V. 49): ist das der Gegenstand unseres Gedichtes, so steht der
Wasserbottich des Schlusses in lächerlichem Widerspruche dazu.
Es wäre ja möglich, daß dieser zugesetzte Schluß einen andern,
etwa von V. 3498 an, verdrängt hätte. Das müßte dann auch
ein erbaulicher gewesen sein, denn der verkleidete liebe Gott mußte
wieder vom Schauplatze verschwinden, nachdem er einmal aufge-
treten war. Aber eben dies Auftreten ist schon unecht, es ist
eine grobe Fälschung der Wahrheit im Sinne des Dichters. Der
Zusatz beginnt viel weiter vorher.
Oswald flieht mit seiner Beute, die Heiden verfolgen ihn
(2738). Er fleht zum Hinmael um Rettung und gelobt dafür,
keinem Menschen je eine Bitte abzuschlagen. Das hilft, ein Wind
fahrt ihn weit davon. Aber es hilft auch nicht, denn als Oswald
mit seinem Heere an einem Sande rastet, sind sogleich auch die
Heiden da, und es beginnt der Kampf, der soeben verbetet war;
der jammernde Oswald wird zum Helden. Ist nun das Gebet
unursprünglich oder der Kampf? Das Gebet, denn es gehört
zum Auftreten des bettelnden Gottes, und das ist wegen des
Schlusses sehi' verdächtig. Die Gebetinterpolation beginnt spätestens
V. 2791. Wahrscheinlich aber schon früher. Denn wenn das
Mittel wegfällt, durch das Oswald zuerst einmal seinen Feinden
entgeht, so sieht man nicht ein, wozu ihm die Heiden schon jetzt
nahe kommen und von dem Raben entdeckt werden. Aber ich
sehe keine Handhabe, hier das Unechte aus dem Zusammenhange
zu lösen.
Und wo beginnt der zugesetzte Schluß, um dessentwillen das
Gelübde interpoliert wäre? Oswald kehrt heim, man feiert ein
großes Fest, Armen und Reichen wird zu trinken und zu essen
gegeben, und danach zieht jeder wieder nach Hause. Das ist
der rechte, diesen Gedichten natürliche Schluß (3209), es fehlt
höchstens ein Ausblick auf die Zukunft. Statt dessen muß das
Spiel von neuem beginnen: Oswald sendet Boten aus nach den
armen Leuten, die doch eben bewirtet und gegangen sind : das ist
die Vorbereitung für die angehängte Legendenszene.
Daß 3209—3553 auszuschließen sind (etwa ein Zehntel des
(janzen) bestätigen folgende Beobachtungen:
Vokalisch unreine Eeime bei geschlossener Silbe 2: man istrdn
3248, 3290, im übrigen Gedichte 47. Dabei sind die doppeldeutigen
dany man gestan^ (=^ gestanden) ^ emp/än (==empfangen) ausgeschlossen.
Apokopen nach unveränderlichem Auslaut 3 (55 : in Klammem die
Zahlen des übrigen Gedichtes), nach veränderlichem 6, darunter
5 mal Oswalt: baU (GO), Reime von b auf d und g fehlen (13);
/i* ; n im Auslaut 0 (21); samt: -ant 0 (22); ng : mm, nn 0 (12);
nd : nn, «^ 0 (4); s : z 0 (11). [3209—3553]
V. 35 flf.: Oswald nähme gern ein Weib, wenn es nur „ohne
Sünde** geschehen könnte; V. 43 flf. : sein Herz ruft ihm, ein
Weib zu nehmen, um einen Erben zu gewinnen. V. 35 - 42 gehören
zu dem unechten Schlüsse, und ich klammre sie ein. [35—42]
Davon, daß ein Engel König Oswald auflfordert, eine heidnische
Frau zu nehmen (V. 59—70), weiß das weitere Gedicht nichts.
Oswald fragt V. 153 seine Mannen und V, 215 Warmund, ob sie
„irgend unter Christen und Heiden" eine wüßten, und Warmund
muß 2l9flf. erst von neuem zu einer Heidin raten. [59 70]
Da Pamige V. 260, 321, 594, 1097, 1148, 1375 etc. erst
noch Christenglauben annehmen soll, so hat sie ihn V. 239—45
fälschlich. V. 250/51 sind Oswalds Antwort auf 220—38; durch
252/53 wird sie im Sinne des vorangehenden Taufeinschubes (246 [239-49,
—49) umgedeutet: 252-53]
Damit fallen auch 2515-18. [2515-18]
276 — 81 ein geistlicher Zwischensatz, charakterisiert durch
zwei zu lange und einen zu kurzen Vers. Oswald ist sonst nur
im Schluß 3290 der werde man. [276—81]
Nach 351 und nach 397 reißt der Zusammenhang ab, beide-
216
mal durch die eingeschobene Versichemng, JaÜ der Rabe erst jetzt
zu reden gelernt habe. V. 386 ist in die Erzählung des einen
Wunders, daß nämlich Gtott den Raben herbeischafft, die des
andern eingeschachtelt, daß er ihm die Sprache gab. Diese drei-
fache und gleichartige Störung ist doch wohl nicht zufällig: es
soll interpoliert werden, daß der Rabe erst jetzt sprechen lernte.
390 und 400 wird denn auch der Faden sogleich wieder aufge-
nommen, und 386—89 waren auch örtlich als Zusatz erkennbar:
S. 188. Mit 352 aber muß auch Warmunds ganze Wette fallen
(354—69). Desgleichen 405 flf. Allein ich erkenne da nicht die
[352-69, Grenze des Unechten.
386—89, y ] 2O6 verliert der Rabe nur Pamiges Ring durch Auflösung
\ der seidenen Schnur, mit der doch auch ihr Brief befestigt war.
V. I24(), als er seine ganze Werbung erzählt, spricht er nur von
einem mngerUn, das ihm die Königstochter gegeben habe. Das Gebet
des Einsiedeis schafft auch nur das vingerltn wieder (1269 ff.),
y. 1366 will sich der Rabe Ring und Brief abnehmen lassen, aber
daz in V. 1367 paßt nur zu vingerltn. Ebenso 1088 und 1089,
vgl. ez 1134 und die Lesarten zu 580/81. Natürlich sind die
Briefe so unecht wie inhaltlos: zur Verlobung gehörten die Ringe,
zur Botschaft ein redender Rabe: die Briefe rauben ihm Zweck
und Sinn.
[560—79, Sollte der Rabe wirklich unterwegs einen Fisch auf einem
^"" ^ Steine verzehrt haben ? M liest V. 73 1 einen etein, als wäre
vorher noch von keinem die Rede gewesen ; ebenso 646, wo die Lesart
(nach 632) noch störender ist: 644 — 46 scheinen mir nach 654
bis 657 und 731/32, dann aber auch 642/43 nach 722/23, d. h.
die Fisch- nach der Meerweiberepisode gebildet. Dabei wurde
dann das einen sinnlos in Y. 646 übernommen. Den Anfitng der
Interpolation macht V. (>26, der nach Art der erklärenden Parallelen
an V. ()25 anschließt (entweich : ereleich^ entwichen : ersliehen). VV.
636/37 sind an zwei andern Stellen (1201 und 1215, sonst fehlt
die Formel mohte gehaben : begunde truren vnde Idagen) als Ein-
schiebsel erkannt. Das ,Nachgehen^ des Meerweibes (653), auch
das Bei den Füßen ergreifen (655), gehört zu dem Fliegen des
[626-649] Raben (618, 622, 624), nicht zu dem Sitzen auf einem ,hohen Steine*.
Die junge Königin ist nicht an der Tafel des Heiden:
[829 30] vgl. V. 997 ff.
217
Dadurch, daß er Wein und Brot genießt, erhält der
Habe Sicherheit fELr Leib und Leben an Arons Hofe. So schickt
er sich denn V. 900— H02 an, seine Werbung vorzubringen. Li
gradem Gegensatze dazu steht 903 : eine neue Friedensbitte. *MI
und •sb haben den Widerspruch bemerkt und auszugleichen ver-
sucht. **S hat ihn beibehalten, wohl weil ihm verdaten nicht
geläufig war (vgl. die Lesarten zu 1235, 1794, 2260; Vorauer AI.
324 vergen < verdagen). Es folgt sogar noch eine dritte Friedens-
bitte (922) und erst 933 lenkt zu 902 zurück. [903-34]
955—58 beruhen auf dem geistlichen Schlüsse des Gedichtes.
Damit fallen 961/62 (noch besonders kenntlich an dem Gegen-
satze zu 960: nider 8ach — ufblicte) und 967 — 74 (kenntlich an
der einleitenden Parallele 967/966 und der Einführung Mdhmets
in der Art von V. 917 ff.). [955-58,
V. 1041 steht in Widerspruch zu 312 ff.: der Heide will 961-62,
seine Tochter selbst heiraten. Daß Pamige sich mit einem Spiel- 9^7-74]
mann davonheben will, paßt auch nicht zu ihrer Eingeschlossenheit:
von Oswalds Zuge nach ihr erzählt ja ein ganzes Gedicht. Mit
1039 flF. muß auch die Weigerung des Heiden (1035 flF.) fallen. [1035-54]
1641 — 45 ein ausmalender Zusatz, der durch 1642 an 1638
angeknüpft ist. Die Korruptel bezeichnet auch äußerlich den
späten Einschub. Inhaltlich widerspricht 1643 V. 2189 und 2372. [i64l - 45]
1708 — 15 enthalten eine Erklärung und Ausmalung von
1706/7. Ich hdn 1708 nimmt ich hdn 1707 wieder auf; 1714/15
werden überhaupt nicht beantwortet, der Schrecken in V. 1716
bezieht sich auf 1707, nicht auf 1715. [1708-15]
1856 kehrt zu 1846 zurück; in 1960—63 sind die Vers-
paare 1844/45, 1856/57 in der natürlichen anmittelbaren Folge be-
wahrt: mir scheinen also 1846 — 55 eingeschoben. Und zwar sind 1846
— 51 eine Variation zu 1856 — 57; der Reim vergezzen : ezzen greift
auf 1844=1960 zurück; die awtne V. 1849 sind aus 1965. V. 1852
bis 1855 sind = 1964—67, dabei bezeichnend das ouch V. 1852.
Es ist dasselbe Verfahren wie bei der Fischepisode V. 626 — 49. [1846-55]
Pamige läßt Oswald V. 2064 durch den Baben raten, sich
mit hundert Mannen vor die Burg zu legen und sich fQr Gold-
schmiede auszugeben. Der Babe sagt aber (2090flF.) nichts von den
hundert Mann, sondern von zwölf Goldschmieden, und es wird nun
rationalistisch erklärt, wo Oswald plötzlich zwölf Goldschmiede
218
herbekam. V. 2125 nimmt er dann aber doch hundert andre
Mannen hinzu, ohne inzwischen Pamiges wirklichen Rat gehört
zu haben. Streicht man 2090—2124, so hat Oswald die Botschaft
schon 7. 2089 gehört. 2125 ist leicht zu ändern, und im Fol-
genden wären die Goldschmiede eben nur vorgebliche, wie in
[2090—2124] Pamiges Auftrage (vgl. 2354).
Aber selbst der Kat, sich für Goldschmiede auszugeben, V.
2078/79, ist sehr anfechtbar, denn erstens zerstört er den Schluß
des vorigen Satzes (das sprich von 2077 durch sprechen aufge-
nommen) und zweitens fügt Oswald, als er ihn befolgt, noch
etwas andres hinzu (2264 f.): er ist auf die Kunde von Pamiges
Verlobung gekommen und hofft, durch seine Dienste reich zu
werden. Nur darauf antwortet Aron 2280: sUir her komen durch
den willen mtner eren^ so ault ir hdn hilfe unde rät. Was
darunter verstanden wird, zeigt sich sofort V. 2294 ff.: Lebens-
unterhalt. Nirgends die geringste Spur, daß die Fremden als Gold-
schmiede beschäftigt würden; der Wächter hält sie für feindliche
[2078/79] Angreifer (2169), Aron erkennt sie als ritter unde kneku 2252.
[2135/36, Damit müssen fallen 2185/36, 2196/97, 2206—13, 2262/63.
2196/97, Hinter 2144 ist ein Riß. Die Ergänzung zu dem Verse bietet
2206-13. 2170/71. Für *MS 2151 ergeben die Handschriften zweifellos wn
*'262/631
' -■ manigem werden man. Durch das von wird der nur in MI über-
lieferte V. 2152 bestätigt. Andrerseits ist 2153 durch Ss für 'MS
gesichert, V. 2144a ist also richtig angesetzt und 2152/53 waren
schon in *MS zwei Verse. Damit ist die Ausscheidung von 2145
[2145 52] — 52 von selbst gegeben.
Das ime in V. 2336 ist ohne Beziehung. Es stand eine er-
klärende Glosse dabei, die die Abschreiber *MI und *S zu ver-
schiedenen Versen (2385 und 2336) gezogen haben : mtneme hirzen.
Das sieht so aus, als wäre hier etwas Ursprüngliches durch Inter-
polation verschüttet. Die Goldschmiede waren uns höchst ver-
dächtig, also noch mehr ihre Arbeit hier. Die Art, leere Beim-
verse anzuwenden (2338, 2342, 2345), entspricht ganz der von
2090-2124.
Oswald stellt nun seinen Hirschen als Köder vor der Burg
auf. Sein Plan ist: der Heide soll ihn jagen, dann bleibt vielldcht
das Tor offen, und Pamige entrinnt. Das scheint auch des Dichters
Plan: der Heide jagt, und Pamige handelt in selbstverständlicher
219
Übereinstimmung mit Oswald, aber das Tor wird verschlossen.
Nein, das Tor wird nicht verschlossen. Der Vordersatz, der die
Schließung einleitet (2430), hat den Nachsatz zu 2429 verdrängt.
Der Dreireim 2438 ist wahrscheinlich aus der Glosse 2439 her-
vorgegangen, die, nach dem vorausgehenden Einschube die Be-
ziehung zu 2429 herzustellen, etwa an den Rand geschrieben wurde ;
S nahm sie zur Beseitigung des Dreireims verkürzt in V. 2437
auf, •MI strich 2440. [2430-35]
Schon hiemach ist das Aufbeten des Tors (2535 flf.) nicht
glaublich. Es ist ein Wunder vom Schlage des legendarischen -^
Schlusses, das den ganzen vorigen Aufbau unnütz macht. Die
Naht ist vielleicht noch kenntlich an dem tor unde iür (2535),
nachdem unmittelbar porten vorhergegangen ist. getaeU : haete
statt gebaere : waere nur hier, V. 2559. Ich klammere vorläufig ein
2635—70. [2535-70]
Hinter 2694 ist der Zusammenhang durch die Erklärung
2695 — 98 gerissen. V. 2699 hat zwei Nachsätze, deren zweiter
mit dem aufgenommenen daz ez ganz parallel angefügt ist: auch
2701—4 sind, wie 2695, zur Hervorhebung des Horns und seiner
Wirksamkeit eingeschoben und besonders an 2705—8 angelehnt.
Es ist die Art der mehrfachen und unvermittelten Interpolationen,
die das Reden des Raben erklären sollen (352—69, 386—89, 398/99). [2695-98,
Unmittelbar auf 2708 folgt in den Handschriften V. 2731. 2701-4]
Da hatte *MS noch das singularische Subjekt er (ermant S < ^r
nani *MS) von 2699. Der Plural von 2705—8 setzt aber gleich
im nächsten Verse (2709) wieder ein, und Is haben ihn auch für
die dazwischenstehenden Verse (2731/32) konjiziert. V. 2734
heißt es dann wieder er. Subjekt ist also nach der Versordnung
der Handschriften abwechselnd Aron und die andern Heiden, nur
daß die Beziehung des er von 2731 in der Verwirrung des vorigen
Abschnittes (2695 — 2708) verloren gegangen ist. • Es fehlt denn
auch zwischen 2708 und 2731 die Erzählung, wie nun die Heiden
wirklich zu Hülfe kommen. Statt dessen folgt sie in den Hand-
schriften mit V. 2709 auf V. 2732: es ist eben das Stück, das
zwischen die singularischen Subjekte von 2731 und 2733 ein
pluralisches einschiebt. Stand dies Stück also etwa als Interpo-
lation außerhalb der Versreihe?
V. 2821/22 sind eine unfertige und versprengte Glosse zu
I 220
i
j 2807/8 : in s folgen sie noch auf 2807. 2807/S werden durch
I [2821/22] viele Parallelen gestützt, s. Berger zu Orendel 81.
j V. 2943 empfängt Oswald den besiegten Schwäher spöttisch
I (vgl. 2950), 2945 mit parallelem Einsatz ehrenvoll, und er fordert
ihn auf, sich taufen zu lassen. V. 2949/50 antwortet er auf die
erste Anrede, V. 2951/52 mit dem verräterischen oberdeutschen
halt auf die zweite. Ich glanbe, daß die zweite in christlicher
Tendenz zugefügt ist. Ist das wahr, dann sind alle die Tauf-
und Wunderszenen bis V. 3184 interpoliert. Aber die Verwandt-
\ Schaft der Kampferneuerung mit der Hildesage ? Ich wage noch
j nicht zu athetieren.
I 3101 — 4 scheint mir wieder einer jener erklärenden Zusätze
I (s. zu 2695). Ähnlich wurde V. 9 1 5 flf. und 967 ff. etwas über Mdhniet
I hinzugefügt. Daß die Verse erst nachträglich in den Text
genommen wurden, sieht man auch an der Schlußverstümmelung.
Denn V. 3104 fehlte nach Ausweis der Handschriften vielleicht
noch in *MS und wurde dann erst von M nach 68, 247, 1528
[3101-4] hergestellt. Mit 3102 vgl. 3108.
V. 3214— 17 gehören nicht hinter 3223, sondern vor 3218,
dessen dar quam auch erst durch quam auch dar 3217 die rechte
Beziehung erhält.
3239 widerspricht 3243/44: der Herrgott scheidet nicht mit
den Armen, sondern geht wieder weiterzubetteln. Wieder eine
rationalistische Beseitigung eines sich aufdrängenden Zweifels : wie
[3238—41] konnte er unerkannt bleiben?
Es sind dieser Erklärungen noch mehr, und ich will versuchen,
' nachdem so das Gedicht durchgegangen und ein Begriff von ihrer
Art und Einführung entstanden ist, noch einige aufzuzeigen.
Wie V. 3101 und sonst Mdhmets^ so scheint mir 1568 der
Name Sewarts zugesetzt. Das bereitet (1567) nach bereu (1566)
[1567-70] zeigt die Fuge.
So erhält auch V. 1654 flf. das heidnische Land noch ein-
mal besonders seinen Namen Aron. Die 1655 stockende Er-
zählung ist der von 2090 flf. verwandt. Der Schluß des Ein-
[1654—59] schubs lenkt wieder in das Echte ein.
2515 bis 2518: der Zweifel wird beschwichtigt, woher denn
den Mädchen plötzlich die Männerkleidung kam. Als Zusatz
[2515- 18] kenntlich an dem christlichen Einschlag. S. S. 215.
221
Nicht nur drei Tage, auch drei Nächte sind Rabe und Gold-
schmied bei einander: [528/29]. [528 29]
Diese Erklärungen spielen zuweilen in die Art reiner Varia-
tionen hinüber: 21—24 (zu verweisen \mA.ziu>gm)^ 25-28 (Aus-
kunft, wie früh Oswald verwaiste), 710-13, 1177—80, 1265-68,
2034/35, 2521—26 (hier passen auch die brisachuoch nicht
zu den Sporen; Einführung Mdhmeta wie 919, 3101, 2889 bis
2892 (Kampfschilderung, der Zusammenstoß von 2885 ist hier
noch zweimal wiederholt trotz 2887). [21—24,
Ich will nicht weiter gehen. Aber auch alle bisher ange- y^qIJq'
nommenen Streichungen sind hypothetisch gemeint. Es sind uns ii77-8o!
ja noch zwei andre Fassungen von Oswalds Brautfahrtgeschichte * 903^,35'
erhalten, und wir müssen sehen, ob sie unsere bisherigen Resul- 2621 -2i>'
täte bestätigen und uns weiterfahren können. Es sind: -^^^ ^'^1
1. die Prosa im Sommerteile des Lebens der Heiligen (*zn),
2. das Wiener Gedicht (*W0).
2. *MS und die Prosa *zn.
Die Prosa *zn ist 1856 von Zingerle nach zwei Handschriften(z)
des 15. Jahrhunderts herausgegeben (die eine vom Jahre 1412).
Ein Bruchstückchen auf Pergament ist abgedruckt von Mourek in
den Sitz.-Ber. der Kgl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, Prag
1890, S. 280; dazu Heinzel AfdA. XVII. 95 flf. Aber auch vollständige
Handschriften und Drucke sind nicht selten^). Eine nordische
Bearbeitung des 16. Jahrhunderts, die aus dem Deutschen stammt,
(n), ist von Jon Sigurdsson in den Annaler f. nord. oldkynd. 1854,
S. 15 ff. veröffentlicht; dazu 0. KlockhoflF, Om Osvalds saga im
Smä bidrag til nordiska Lit^raturhistorien under medeltiden,
Upsala 1880.«)
') Cod. Pal. gönn. 153 in Heidelberg, Pol. 344 c -356b. (So nach
Braunes gütiger Mitteilung, vgl. Bartscbs Katalog.)
^) Auch ich halte für wahrscheinlich, daß n eine Übersetzung aus dem
niederdeutschen Passional ist (S. 7); bewiesen ist es allerdings nicht da-
durch, daß n gegen z und zwei hochdeutsche Ausgaben (Nürnberg 1488,
Augsburg 1496) mit dem Passional stimmt. Sigurdssons Annahme englischer
Herkunft war durch Kdzardi beseitigt, Edzardi ist durch Klockhoff wider-
legt: die Plusstellen von n werden dem Schreiber und der Henrikssaga ok
Kunegundis (in derselben Handschrift) ihr Dasein verdanken und stammen
nicht aus einer Altem vollst&ndigoren Rezension ier Legende. (Vgl. S. 12 ff.)
222
z und n gehen auf eine Quelle zurück.
Auch diese Fassung hat, wie ß, eine eigne Einleitung zu-
gefügt erhalten (z43,l — 44,5): Oswald war ein guter mildtätiger
Christ. Darum bestimmte ihn Gott zum Könige. Als man ihn
aber weihen wollte, zerrann der Chrisam. Da brachte ein Rabe vom
Himmel den Chrisam (Remigiuslegende). Der Rabe aber konnte
alle Sprachen reden (43, 12). — Eben das widerspricht indes der
f. Erzählung (4f>, 4). Es fehlt in dem Nürnberger Druck von
1488 und dem Augsburger von 1496 (Klockhoif S. 3). n ist etwas
ausführlicher und führt Oswald sogleich als König von England ein
(vgl. die letzte Anm.). Die Bekehrung der Heiden, wie in ß aus
der Erzählung gefolgert, leitet dann zu der echten Überlieferung.
Der König war mächtig und fromm. Seine Dienstherren rieten
ihm, eine Frau (Jungfrau : Nürnb. Augsb.) zu nehmen. Ein Waller kam,
44, 20. vnd trug ainen palm vnd ain stab
in seiner Hand.
*MS 201 er trwK einen balmen in siner
hant^).
Oswald führte ihn in einen Saal. Der Waller nannte sich
einen weyssag:
45,2. ^imä seint Mir zway und sibentzig \ 220 .fnvei tmde sibenzic lant sinl mir i/wl
hind beknnt.*' \ kuntj-
Er gebot ihm in Gottes Namen, um die schöne Pay (Pia
Nürnb. Augsb., Pija n), die Tochter des Heidenkönigs Gaudon, zu
werben. Oswald antwortete:
45, 9. ,xr« han ich nyndert ainen diemr' \ 255 ,«r» solle ich einen boten ßutbenf'
für die Botschaft. ,Und sendetest du 1000, der Vater tötete sie
alle. Er will die Tochter keinem geben, er gewönne sie denn mit
dem Schwerte.' Oswald war ratlos. Da sprach der Alte:
45, 19. ,du hast ain (wol redenden fehlt 342 — 44 ^du Itäst üf dineme hafe erzogen^
der nd. Fassung: Klockhoff S. 9)
rappen auf deinem hof wol zwelf jar
ertzogen,
des soll du got iemere loben^
du hast erzogen einen edeln raben}
(356/57 ich hän in erzogen, daz ist wc
volliclUhen zwe^ Jar.)
der wirbt dir die Jungfrau.'
Oswald hieß den Raben bringen, aber er wollte nicht kommen.
Da sprach der Alte:
382—85 ^erre ir suä iuck wol gehaben:
wanne got entblutet iuwerme raben,
wanne got wil durch iuwer er,
so sendet er iu iuwern rohen her*
46, 1. ^eliab dich wol got schikt in
schier her!
') Rechts die wörtlichen Ankl&nge in *MS.
223
46, 1. vnd alspald flog der rapp fitr den
alten man auf den äsch
46, 3. vnd sprach zu im, das er seinem
Herrn got wilkomen wer.
Da sprach König Oswald:
46, 4. ,Ä« hon ich dich zwelf jar gehabt,
46, 5. das ich dich als menschlitken nye
hört reden.^
892 — 94 [der raöe] quam gevlogen halt
vur den milten kmUc Oswalt,
do er uf den tisch was bekamen —
398 — 401 daz erste tvorty da% er ie besprach,
hoeret, wie ein zeichen do geschack:
, Wät tftunt, edelcr pilgertn,
I du soll mir gotwilkomen stnf"
410 ^ich h&n in erzogen zwei/ jär,
412/13 nu ist daz daz erste wort,
daz ich noch ie von inie hän gehört.
416/17 keiner menschticher sHnmte
waerest du vonmirmemere worden inne^
Der Alte verschwand. (Oswald fragte den Raben, ob er Bote
sein wolle, n) und er schrieb ihm die zwölf Stücke des Glaubens
in ein Brieflein
46, 8. vnde nät dem vogel den prief vnder
sein geoider vnd ain guidein vingerlein
dartzu
580 — 82 unde stricte deme rabcn under
da» gevidere stn
[unde dartuo] ein guldsn vingerltn
mit einer sidtner snüere.
und sandte ihn nach der Königstochter mit dem Befehl,
4
46, 11. das er ir saget^ das er si lieber i 590—92 ^ü sage der küniginne vn,
hett, dann kain mensch oder kayn
iunkfrawen auf ertreich,
46, 13. Damit nam der rapp vrlaub,
46, 14. Do enphalch in sant Oswalt vn-
serm herrn vnd vnser lieben fraxoen.
daz mir äne got niht lieber si,
danne mir ist ir werder Itp!'
611/12 dämite schiel der rabe von dan,
daz urloup was schiere zergän.
609 ,«rÄ empjilhe dich gote unde der be-
ben muoter sin}
Der Rabe kam zu Gaudons Burg
46, 17. vnd flog über des kuniges tisch
46, 18. vnd nayg int vnd der jungen
kunigin
822 der rabe sich uf den tisch huop.
827 — 30 dätnite begunde er neigen schone
deme riehen künic Arone,
touqenltche mit den ougen stn
gruozte er die jungen künigin.
und sprach:
46, 19. ^erre gebt mir mit cwren hulden
vrlaub zu reden vnd frid piss ich von
hynne kum durch got vnd durch aller
frawen willen,^
Der Heide gewährte den Frieden: ,Du hast so drum gebeten,
927/28 yunde gip mir einen vride von
hinnen^
also liep dir st diu alte küniginne,''
47, 2. das ich dirs nit versagen kan}
(911 dannoch kan ich dir sin niht ver»
sagen.)
224
Da sprach der Rabe:
47, 3. ^wkh hat mtm herre sant Osttfalt,
der kunig von En^ehnt, her gesant
vnd piti ewch flfyssig, das ir im ewer
tochter gebt.
985/36 ^künk Oswalt in Engeüami
hat mich her ze dir gesant,
939/40 dich bittet der liebe herre min,
daz du itne gebest die tochter eRn,^
Das ist Gottes Wille und seiner lieben Mutter, tut es, und
Ihr werdet selig.' Als das der König hörte, daß der Babe
(%%% er beginnet mir stn m-ovioen vär
nennen,)
47, 8. got vnd sein liebe muter Maria
nant,
da ward er sehr zornig und befahl ihn zu töten. Pay hörte von
dem ßaben und bat ihn frei:
47, 15. ,A^« hastu int doch vrlaub geben
vnd frid tu reden
47, 16. das du das prechest,
das stund dir zumal vbel an,*
1003 ,xr» hete du ime dinen vride gegeben.
1006 daz du dinen vride hast zerbrochen,
1010 daz stät übele an den eren iGn,^
Der Jungfrau wurde gern ihre Bitte gewährt. Sie nahm den Vogel
47, 20. vnd trug in mit ir in die kamer, i 1015 /IQ unde truoc in mit ir drette
I in ir kemenäte,
liebkoste ihn und fragte nach seiner Botschaft. Er ließ sie Brief
und Bing nehmen:
48, 2. ^Das hat eivch mein herre gesant
vnd hat e^vch pey mir enpoten, das er
ewch lieber hab, dann kayn iunk/rmuen
oder kayn frmven auf crtrcich!'
1089/95 ^daz hat dir bi mir gesant
künic Oswalt in Engellant.
nu merke vrouwe, daz ist mm rät,
tcfoz er dir bl mir enboten hat:
dir enbiutet der vurste vrt,
daz ime äne got niht Heber st,
danne ime ist dtn werder lip.'
Sie las den Brief und wurde gläubig, sie schrieb eine Antwort
1131 — 33 unde stricte inte under daz
48, 10. vnd nät dem rappen den prief
vnder sein gevider vnd nam ain vinger-
lein dartzu
geuidere stn
einen brief unde ein guldin vi$fgerttH
mit einer sidtmr snüere
und sprach: ,Das bring deinem Herrn
48, 12. vnd sag im dartzu, das ich kayn 1 1141 — 43 sage deme toerden vursten vn,
mensch lieber hab, dann in, j daz mir äne got niht lieber st,
I danne mir ist stn werder ßp.
Er solle mit 72 Kielen ausfahren, auf jedem 1000 Mann und
Proviant auf 8 Jahr, und dich solle er auch mitbringen, sonst
könne er mich nicht gewinnen.'
225
Der Babe flog zurück. Am 9. Tage raubte ihm ein großer
Wind Brief und Bing. Beides verschlang ein Fisch. Das war
dem Baben gar leid und er setzte sich auf eine Steinmauer.
49, 5. Do vant er mnen ^tien ainsidtl 1217/18 uf der selben steintoant
sUsen, er eintn einstdel vant.
Der Einsiedel kannte König Oswald:
49, 10. ^ir hat got in dettt jar dreyUund 1 1281 — 32 /f« hat mir geboten der htm-
(dr. fehlt in der nordischen und I Hsclu trafUtnf
niederdeatschen Fassung) /(»/r/^/^iv, I daz ith süle dri stuni bitten umbe den
das ich für in pitteJ" \ Zurren din,^
Der Babe berichtete von seiner Werbung und von der Königs-
tochter:
49, 14. tßiie hat im ainen prief vnd atn \ 1245 — 47 ^nu sande ime diu junge küni^in
vingerlein gesant^ das ist mir in das j hi mir ein gttldin vingerSn^
mer ^evallen,* j daz ist mir entvalien in daz mere^'
Der Einsiedel betete, und ein Engel schaffte den Bing wieder
herbei.
1283/4 der einsidel nam das vin^erlin in
stn hant,
ditne rohen er e* under daz gevidere
bant
1286 unde empfalh in der him tischen
kümginne,
1287/88 als$ vlüuc der edele rap
mere unde lant unze an den sehsten tac
49, 21. Do rsät der ansidel detn rappen
den brief vnd das vingerlein wider
vnder das getnder
49, 23. vnd prualch in vnsertn herrn vnd
vnser lieben fraxven,
50, 1. Do flog der rapp pis an den
neionten tag
und kam heim. Oswa]d fragte ihn (in seinem heimogligt
mak = kemendte f n) nach seiner Botschaft. Da sprach der Babe:
,Nehmt den Brief und das Fingerlein aus meinem Gefieder.
50, 7. Das hat ewch die kunigin gesant 1367 — 73 daz hat fir bt mir gesant
vnd hait ewch enpoten, si hab auf erden diu küniginne von Aronlant.
nyemant lieber dann noch, diu edele küniginne here
enbintet dir wirde unde ere,
dir enbiutet diu kümginne vrt,
das ir äne goi niht lieber si^
danne ir ist dtn wer der lip,^
Lest den Brief und bittet Gott, daß das, was darin steht, bald
zwischen Euch beiden geschehe.' Dann berichtete der Babe
noch über die vorgeschriebene Ausrüstung. Sie ward erst nach
zwei Jahren fertig, dann kamen die Könige, Herzoge und
Mannen. Jeder erhielt ein Kreuz auf sein Gewand. Oswald er-
Raesecke, MBnchener Oswald 15
226
mutigte sie mit dem Lohne des Jenseits. Sie fuhren aus und
nach 18 Wochen kamen sie vor des Heiden Burg an.
51.8. Vnd do sant OsivaU sein purg
atueuht do sprach er: (nach vorher-
gehender Beratung n)
51.9. iUh ivill hie vor zu der jungen
kunigin senden, das si mir rat, wie ich
1646/47 do sant Osioalt du veste ansach,
^erne mu§et ir hoeren, wie er sprach-.
1701-3 Jch wU in ze boten senden ^
daz er mir ervare an der küniginne tri.
si nu gewvnne.^ \ 7oes ir noch ze muote s!.*
Da war der Rabe zu Hause gelassen. Oswald war sehr betrübt
51,12. vnd ruft vnsern herm an vnd vnser
Heben frown vnd pat si, das si im
hiäfen.
1760-63 vrten unde dienestman,
ruo/et got von himele an
unde biäet die himUschen kümginne,
daz si uns helfe vroliche von himun.
Da gebot Unsre Frau einem Engel, daß er den Raben berbei-
brächte. Das tat er (mit Hilfe eines großen Windes z, fehlt n nd.)
und fahrte den Raben in 18 Tagen zu König Oswald. Der
empfing ihn wohl und sandte ihn mit Botschaft zu der Jungfrau.
Die Jungfrau verlangte, daß Oswald mit zwölf Goldschmieden vor
der Burg ein Zelt mit einem goldnen Adler darauf und einen
Kram aufschlage und Fingeiiein und andre Kleinode fBr die
Königstochter darbiete, denn sie hätten vernommen, daß sie ver-
lobt wäre. So geschah's, Oswald
r)2|14. kam ßir kunig Gaudons pur^ vnd 1 2183/34 vür die burc üf da» velt
schlug das gezelt auf. rihte er ime ein kleinez gezeti,
Gaudon erfuhr von den Fremden, ging mit den Seinen zu
ihnen, erkannte sie als Christen uud wollte sie alle umbringen.
Oswald sprach, wie ihm die Königin geboten und fugte hinzu:
53,5. pedurfft ir aber vnser nit, so lat
vns wider haym varen*
2272 Jbecbrftest du unser mht ze dienaere,
227b/lfy so gip uns ein genaeJigez urlaup
von hinnen
unde läz uns von hinnen insren*
Nun hatte König Oswald einen (vergoldeten z) Hirschen, der
gefiel dem Heiden (,er fragte, ob Oswald ihn mitgebracht hätte?
Ja n) und er jagte ihn mit all seinen Dienern. Der Hirsch
53,13. lof dan aber pald vnd also jagten 1 2443,44 er huop sich ze vliehenne baldi^
si dem hirsz nach pisz an den toalt. \ hin gen eineme vinstern walde.
Das sah die junge Königin von der Burg aus. (Gaudon hatte
sie vor seinem Ausgange eingeschlossen.) Sie wollte mit ihren
(jespielinnen hinaus, den Hirsch zu sehen, und sie legten dazu
uh hob die Junge kußugin,
54,<i. vȊ lat die gezelt sfen,*
1>'2(
Mannskleider an. (Sie bat die Mädchen, ihre Krone zu nehmen n.)
Aber das Thor war verrieprelt. Pay betete es auf. Oswald
empfing sie
54,5. vnd sprach do: ftm wot auf ir her ren^ I 2605-8 do sprach der vurste lobesam:
,woluf alle niine ditnestman
unde l&t uns heben von hinnen ^
ich hän rehie die jungen künipnnef*
2637/38 Z7vischen der berge uf deme velt
liezen si stan manic schoene gezelt,
(Die Königstochter hatte eine Krone mitgebracht, die setzte sie
Oswald auf z.)
Oswald fuhr mit seiner Beute ab. Gaudon kam heim und
fand seine Tochter nicht mehr. (Er entbot seinen Herren, in fünf
Tagen zu ihm zu stoßen n.) Er setzte nach und fand seine
Tochter (auf einer Insel n) bei König Oswald sitzen. Ein dreit4igiger
Kampf wurde gekämpft, gar viele Heiden wurden erschlagen.
54,21. vnd (S. Oswald) sprath tu dem ' 2946 er sprach: ,ir sult iuch toufcn
kunig: ^sxveher, ir sult eivch lassen Urwfn geren!
oder Ihr müßt sterben.' ,Nur wenn du die Meinen wieder lebendig
machst.* Das erbetete Oswald. (Auch seinen eigenen Mannen
schaffte er das Leben wieder n.) Aber Gaudon wollte sich doch
nicht taufen lassen. Wieder ward drei Tage gekämpft, wieder
siegte Oswald und verlangte von Gaudon, daß er sich taufen ließe.
,Wenn du aus einem Stein ein schönes Wasser gehen läßt', sagte
(iaudon. Oswald stieß mit dem Fnße an einen Stein, und das
Wasser sprudelte hervor. Darin
55,17. tmvffet der lieb herr sant O. seinen \ 3119 sant Osioalt toufte den noeher s)n
sweher
auf den Namen Symon, auch Pay und viele Heiden. (Abschied n.)
Symon fuhr heim und bekehrte die Königin und viel Volk. Oswald
kam nach England, feierte ein großes Fest und lebte mit Pay
keusch und fromm bis an sein Ende. --
Der Schluß der Erzählung ist hier leicht zu erkennen, denn
das Folgende hebt zu neuen Berichten mit einer neuen Einleitung
an: Oswald war weise, wahrhaftig, gerecht u. s. w. Schon
Zingerle hat gesehen, daß hier die Legende nach Beda angeflickt ist.
Aber im Vorhergehenden sind die Anklänge an unsern Oswald
unverkennbar: ganze Verse mit ihren Reimen inmitten einer immer
eiliger fortschreitenden Erzählung sind wie erratische Blöcke er-
15*
228
halten geblieben, indes ihre Umgebung verwitterte. Es sind z. T.
gewisse fest geprägte Wendungen, die immer wiederkehren (vgl.46, 11/
48, 2 // 48, 12 / 50, 7; 46, 14 / 48, 22 / 49, 23; 46, 8 / 48, 10):
sie werden so wenig ausgelassen oder geändert wie im Märchen
die Wechselreden zwischen Rotkäppchen und dem Wolfe und können
nur beweisen, daß die beiden Oswaldfassungen *MS und *zn aus
einer mündlichen Quelle stammen. Desto sicherer sprechen
die sonstigen Übereinstimmungen für eine schriftliche. (Schon
von Zingerle S. 69 und Bartsch S. 170 angenommen.)
Diese Quelle ist älter als *MS, denn in *zn fehlt der ganze
erbauliche Schluß mit dem göttlichen Pilgrim und dem Wasser-
bottich, der doch in einem Heiligenleben nicht hätte ausgelassen
werden können, wenn er vorlag. An seiner Stelle steht die Armen-
speisung nach Beda III. 7, und es sind noch viele Mirakel ange-
reiht. Auch andres Christliche fehlt (z. B. daß die Königstochter
heimlich Christin ist), von der Auslassung nicht christlicher Zöge
zu schweigen, die durch die Eile der Erzählung und andre Gründe
veranlaßt sein könnte. ^)
*) Vielleicht ist •zn auch an irgend einer Station Quelle für ,•! gewesen. Vgl.
*zn 43,11. der rapp hmd latein reden \ fl 476,7 und der rab lerni {und weist ii)
dy Junk/raivn dy stttek des ghwben,
mann er kttnnd all sprach.
{ynd loas sprofhe man wolt z.)
48,5. Vnd do st an dem prie/gelase, das
si davon selig umrde hie vnd dort, das
st der zwelf stuck gekntbet des heyHgem
gelaubcns —
*zn und ß haben auch die Erzählung Ton Oswalds unverweslicher Hand nach
Beda gemeinsam, ß mag aus *zn geschöpft haben: die Vitae sanctoruni
waron doch gewiß eine naheliegende Quelle. Aber auch das bleibt unsicher,
weil sowohl 'zn 43,11 als 48,5 und der Schluß, wie wii- schon gesehen haben,
junge Zutaten sind.
Auch eine Stelle von s, die vermutlich erst von dem Prosaisten aufge-
nommen ist, (s. S. 191) stimmt zu *Kn:
44,21 vnd an etlichen püchern stai ge- j s 193,31 Aber etliche bücker sagen, Es
schribcn, es war (der Pilger) ain engel. \ were ein engeL
Dann mögen also wirklich ,etliche Bücher' als Quellen in Betracht
kommen. Die Berufung des Gedichtes auf Vorlagen (alse uns da* buoch seit)
betrachte ich nicht als Zeugnisse.
Von den etwa 35 Reimen, die Bartsch (Germ. V. 171 ff.) und Berger (PBB.
XI. 405 ff.) in z gefunden haben, kann eine ganze Reihe richtig rekonstruiert
sein, aber ich zähle darunter 10, in denen nur ein Reimwort überliefert, das
229
3. *MS und das Wiener Gedicht *WO.
Das ,Wiener Gedicht' ist in zwei Handschriften erhalten, der
Wiener W (No. 3007, olim 297, 8« der k. a. k. Hofbibliothek,
cod. pap. vom Jahre 1472'), herausgegeben von Pfeiffer ZfdA.
II. 92) und der Olmtitzer 0 (im Metropolitankapitel, pap. saec. XV;
Abweichungen von W bei Bartsch, AfKddV. 1861, S. 361).
Beide stammen unmittelbar aus derselben Sammelhandschrift.
andre ergänzt ist! Für falsch muß ich sie halten, wenn sie einer Überein-
stimmung von *MS und *zn widersprechen und nicht ganz überliefert sind:
•zn 48,10: sein gevider : vhi^erUin , 'MS 1131: gevidere sin : vin%ertm (S. 224),
Bartsch: und natu ein vin^erßn darzuo und sprach tu dem raben [duo];
•zn 53,13: lassen— pald: n*alt, •MS 2443 palde:waidc (S. 226), Bartech: län :
[sän]. Der Reim kleinäte : häte {[Pay] hett auch vil reylicher chlaynet mit ir
genofften 54,8) steht in einem n fehlenden, wahrscheinlich erst von z ein-
geführten Zusätze: die ganze Stolle war schon in der Vorlage korrupt (S. 257).
ste .'gesche (50, 10) ist interpoliert (S. 248). Desgl. Bartechs Hauptotelle : 45, 14:
dri : bt, e : me^ geben : siegen (S. 247). Reime wie leide : steine 49, 5, gelouben :
taufen 55, 23 (Bartsch), bart : hant 44, 20, hinnen : willen 46, 20 (Berger) erkenne
ich nicht an: danach braucht man nur zu behaupten, daß einer Prosa ein
Gedicht zu Grunde liege, so wird es desto älter, je weniger Reime und am
ältesten, wenn gar keine zu finden sind.
*) Die Datierung ist aber doch nicht so ganz sicher.
W ist mit Ausnahme eines tschechischen Anhängsels von einer Hand
geschrieben. 127 b — 162 a steht ein ,IJucidanus* mit dem Schlußdatum
3. Juli 1472. 243a— 253a ein Alezius und danach die Verse:
Dys buch hat eyn ende Gotvon hymel vns seynT heÜigT eni^il zu tröste müsse sendin
Ffinis adest operis merceäem posco laboris
Eist michi predu kräng vbi nichil sequitur nisi habedang
Et est ßnitus in die pfrojcessi Anno 72 sub ho Decima nona p(er) mt Johane nescio
quis. Zwischen diesen beiden Datierungen steht der Oswald (205a— 239b).
Der Tag des hl. Processus aber ist seit dem Sacramentarium Gregors des
Großen immer der 2. Juli gewesen (vgl. Act. sanct. jul. tom. I. 266 ff., Grotc,
Stammtafeln, Anhang S. 14). Dieser Unsinn der Datierung erklärt sich
vielleicht durch die Olmntzer Handschrift: sie hat die Stücke der Vorlage in
anderer Folge und läßt den Lucidarius aus. Möglich, daß O die alte Anordnung
bewahrt und daß der Lucidarius in *W0 auf den Alexius folgte, daß also
seine Datierung schon so im Archetypus stand. Dafür spricht außer der
Reihenfolge der Daten eins: das Buch ist in Wahrheit noch nicht finitus
mit dem Alexius: es folgt, wie das Wasserzeichen beweist, auf gleichem
Papier, jenes tschechische Stück. 0 scheint keine Datierung zu haben.
Hoffentlich äußern sich nun die Olmützer. Denn W konnte ich abschreiben,
0 habe ich trotz aller Bemühungen überhaupt nicht zu Gesichte bekommen.
230
Anklänge des Wiener 6e
*WO 44 Oswalt en wirdiglich ent-
phing
47 Her sprach ich Hey sc tragemud
Zwe 7md sebezig (aus V. 49) iant
synt mir wol kunt
Gl Sinie oswalt aizu hant
Nani den bruder bey seyti hant
Vnd fürte en vil drote
Yn eyne kemenote
1 19 Mache ym uf das hetvpt schone
Eyne güldene crone^ ähnl. 614/15
1 37 Gar Jerre yn fremde laut
Mir ist wordin bekant
Das eyn konig gar vormessin
Obir das mer ist H gesessin
Der ist eyn heyde freysam
210 Sy begunden alle gleich iehen{0)
Sy hellen Schoners rabin ny gesen
270 Dy dort worn yn dem sal
Her grusle sy obir al
383 Sy trug en vil drote
In eyne kemmenote
6.')ö Entphil ym das vingerley
Zu hant in der selbigy stut
In des wildis meris grut
975 //' floch durch eyn fenst'ley
1004 ^Der Hirsch) Von silbir und
von gulde
Also got von hymel wolde
li:V2 Her entphing sy frolich
Vnd vmbgreiff sy Upiich
1 1 56 Daz [hörn] satzte fi an den
mut
dichts an unseres:
♦MS 104 unde {santO\ si gar wir-
diclichen empfie^
195 der was ge/uizen Wärmuni,
zwei unde sibenzic Iant wären
ime kunt, vgl. 219/20,
209 er gevie in under sinen arm
dräte
unde vuorte in in sin beste ke-
menäte^
438 heiz mir wurken schone
üf min houbet ein guldtne kröne,
236 da ze Aron in deme lernt
da ist ir vater gesezzen,
ein /leiden sS vermeszen,
837 si sprächen: ,nu müeze wir
alle jehen^
wir hän klüegern vogel nie ge-
sehen*,
833 dämite kerte er sich umbe in
den sal
unde neicte deme kofegesinde
über cUt
1075 unde truoc in mit ir dräte
in ir kemenäte,
1206 ime entviel daz vingerlin an
des wilden meres grünt,
2028 der rabe ze ir nider vloch,
vrdäche si in üfzoch
mit ir durch ein venster In,
2457 der hirze mit deme goldc,
alse ez got selber wolde,
2597 sant Oswalt niht eniie,
liepliche er si umbevie,
einez daz ander umbesloz,
ir beider vröide diu wa% grdz,
2692 7vanfu ime wart von schuUlen
zorn
231
Vndblysz das zu det selbigin stut
Das hörn lawte vnd bedavtet das
Seyne zorn vnd grymige hos
1164 Dy Ihiyden] do alle bey dem
hörn
Wol ir kanten seyne zorn (vgl.
1188189)
1220 Do machte das hytnelischekint
Das do quam eyn gut winl
Gleiche Wendungen:
42c 575 1062 Yn allem dem gepere
Ob . , , , were
127 161 (Oswalt) hys hir: springen
(Her) hys . . bringen
253 u. ö. mit der fart
349 979 1343 u. ö. Do (sy en) an
sach
(Zuchtiglich sy) zu (ym) sprach
405 Vnd mercke ebin vnd wol
Was ich dir sagin sol
455 Höre was ich dir wil sagen
506 Do (iucfraw Spange) dese wort
(Von dem rabin) hatte gehört
692 W6 (Der gute got) das nicht lysz
Her (fing) —
725 Off eyme sleyne her do sas
Der ausz dem mere gewachsin was
751 Wo bis tu gewest also lange
805 (Oswalt) nicht lange beyte
843 Das stunde mir nicht wol an
901 Off des wilden mere^ ström
1072 wol uf cUle meyne dinstma
1082 1 157 n. ö. In der selbigin siude
1 102 (Her) sagete (ym) dy mere
Das were
1 1 78 {Dem heidin) was vil yoch
(Her machte sich snelle) henoch
unde er ez [daz hörn] salzte ah
sfnen munt,
sS lete er allen stnen liuten kttnt^
2699 er er schalte sin hörn groz,
daz ez unmäzen lüte erdoz^
2707 die [herren] sprächen: ,wir
hän gehört daz hörn,
unserme herren ist von schulden
zorn\
2809 do sante daz himlische kint
dcme heiden einen nebel unde
einen wint.
vgl. *MS 728 2455 2507;
vgl. »MS 432 871 1443;
vgl. »MS 758 977 1591 1890 3402;
vgl. *MS 203 464 502 1221 U.S.W. ;
vgl. *MS 415 585 1136 u. s. w.;
vgl. *MS 142 415 1795, 585 1136
u. s. w. ;
vgl. »MS 1055;
vgl. »MS 993 1069 1928 1940 usw.;
vgl. *MS 632;
vgl. *MS 1791;
vgl. *MS 474;
vgl. *MS 1010 u. 1015;
vgl. *MS 576 3249 3291;
vgl. *MS 2606;
vgl. ♦MS 397 656 1260 u.s. w.;
vgl. *MS2143 2168 2404. 716 9Ö7
1207 1948 u. s. w.;
vgl. »MS 983 2238 2871, 614
1617 u. s.w.;
282
1182 (Sy) gyfig aizu hant vgl. »MS 544 1900 2623 3282
Do (sy) . . . fant
Gleiche Eeime:
97 zornivorlorn vgl. »MS 712 809 1107 1712u.s.w.;
1236 heideiieide vgl. ♦M 1109 1720 17702154 u.s.w.;
1270 ycn (^jehen) : sehn vgl. »MS 225 7 10 837 1051 u. s. w.;
U. s. w.
Es sind mehr Anklänge als Edzardi (S. 22) verzeichnet hat,
auch mehr, als ich hier verzeichnet habe. Sie sind aber zu gering
an Zahl und Stärke, als daß die beiden Gedichte aus einander
entstanden sein oder eine gemeinsame schriftliche Quelle haben
könnten. Aber sie unterstützen doch die Annahme einer gemein-
samen mündlichen Quelle, auch wenn man die Identität de^
Stoffes und die auch sonst inmier wiederkehrende Gleichf5rmigkeit
der spielmännischen Technik in Rechnung zieht.
Vielleicht läßt sich diese Annahme durch eine Betrachtung
des Zusammenhangs von *W0 glaublich machen*).
Oswald verwaist Mh und wird ein frommer, mächtiger König.
Seine Herren raten ihm, ein Weib zu nehmen. [Er will nicht O.J
Da kommt ein frommer ,Bruder' Tragemund. (Aus dieser Anrede
scheint 0 in einem verwirrten Zusätze zu schließen, daß er, wie
Morolf, des Königs Bruder war.) [49-60 b , Weißt du ein Weib
für mich, das keusch mit mir bleiben möchte ?' ,Nein, die Welt
ist so wüst, daß man nichts mehr auf die Ehre gibt^] Oswald
führt den Bruder in eine Kemenate. [65-80 Er setzt ihn auf einen
Stuhl, sich auf eine Bank, seine Herren reden dawider.] ,Weißt
du eine Königin fQr mich?' (89-90 Zusatz von W.) ,Spange,
die Tochter eines Heidenkönigs. Aber ihr Vater bringt alle
Freier um.' ,Rate mir.' ,Du hast einen Raben erzogen, daß er
wohl sprechen kann, den laß herrichten mit Gold und Silber und
schicke ihn als Werber.' Oswald läßt den ßaben bringen, lieb-
kost ihn und sagt ihm den Auftrag. Der Rabe verlangt ein
goldenes Fingerlein. Es wird gebracht. [171—81 (durch gleichen
Reim angeknüpft.) Es stammte von Oswalds Vater und trug drei
Steine: Demut, Gerechtigkeit, Keuschheit: der vergaß er nie.]
Oswald gibt's ihm und heißt ihn als Wahrzeichen ein anderes von
•) In [ ] Interpolationen, in () meine Betrachtungen.
^33^
der Jungfrau zurückbringen. Der Rabe fliegt zu dem Heiden und
grQßt ihn. Man bestaunt seine Ausstattung. Der König fragt
nach seiner Botschaft, aber der Rabe wagt die Freite nicht.
[226-39 Er sagt: ,Es ist ein König in deutschem Lande, er hat
viertehalbhundert goldene Kleider bereit, davon sollst du ein paar
haben, wenn du dich taufen läßt.' Der Heide befiehlt ihm, von
der Taufe zu schweigen. (Diese Interpolation scheint die Frage
verdrängt zu haben, die unsem Versen 8H1/2 entspricht:
wer izzet din brot unde trinket dinen wtHy
deme tuofft du doch nicht an denie lebenne stnf
denn die Antwort lautet:)] 240 Mei/n brot ond me}fn weyn
Sal wiUiytU'hen deyn
Seyn [bys an dein ende
Du bist also behende]*
[244-2H7 Der Rabe schlägt ein Schachspiel vor. Das kost-
bare Brett wird gebracht.] Der Rabe grüßt die Herren in dem
Saal. [272-78 Er bittet sie, ihm günstig zu sein und verspricht
ihnen neue Kleider. Er gewinnt, 300 M Goldes. (Durch dies
Schachspiel nach Art des Morolf scheint die Werbung des Raben
verdrängt, auf die sich wohl eigentlich der Zorn des Heiden und
die Worte beziehen:;] 289 Ich w'd dy weile metj ebin liabin W
Dan Hpil 8oL eyn ende haben 0, (die ich nach unserm Oswald, V. 963
so herstelle: Ich teil ez — klagen^
Die wtle ich mm leben habe oder niac gehaben^
umsomehr als auch Vers 291 Dy ich nw hy oben ha in *MS 9(54
steckt.) Der Heide will den Raben umbringen. [297-329 Der
Rabe sucht ihn zu besänftigen, indem er ihm das (iold überläßt,
um Kleider für das ganze Gesinde machen zu lassen. Das ge-
schieht. Der Rabe tat das aber, damit ihn, wenn ihn der Hunger
drängte, die aschin brodele nicht aus der Ktiche trieben.] Jung-
frau Spange hört von dem Raben [und seinem Schachspiel 333-34].
Sie läßt sich schön kleiden und kommt mit ihrer Begleitung —
\{) Adler fliegen über ihr 0 (so wird König Salomon von Vogel-
scharen begleitet, die ihn vor der Sonne schützen) — vor den
König, fragt nach dem Raben, [3()2-72 Beziehung auf das Schach-
spiel] erbittet sich ihn, trfigt ihn in ihre Kemenate und liebkost
ihn. [389-402 Der Rabe verlangt, daß sie sich taufen läßt, sie
234
wagt es nicht, vor ihrem Vater.] Der Rabe kündet seine Botschaft
an. [409-21 Der Eabe freit sie und grüßt sie mit den Worten
V. 411-18 (,die aus einem Mariengruße stammen werden und schon
durch 419-21 verdächtig sind):
Sy sprach got oargelde dir
So was kanstu mir
Also schone spreche sagen. (Diese Interpolation scheint eine
Frage des Raben verdrängt zu haben, die durch 431 Crrusse mich
cnd frey vorausgesetzt wird, nämlich ob er werben dürfe.) Daraui
antwortet dann Spange:] ,Das wagte kein König je, er müßte
darum sterben.' Der Rabe bittet um Sicherheit, erhält sie und
wird aufgefordert, seine Werbung anzubringen (V. 431, s. o.) Jetzt
erst freit er die Königstochter für Oswald und preist seinen Herrn.
Spange entgegnet, daß ihr Vater sie mit 16 Jahren zum Weibe
nehmen wolle, daß er schon vlerdehalp hundeH königliche Werber
getötet habe, [469-88 Der Rabe fordert sie auf, König Oswald zu
heiraten und sich taufen zu lassen,] und sie fragt, ob Oswald ihrem
Vater würde widerstehen können. Der Rabe schildert seines Herrn
Macht. Spange fragt nach einem Wahrzeichen. Der Rabe läßt
sie den Ring nehmen. [520-23 ,Wenn du den ansiehst, gehörst du
immer zum Himmelreich.' 528-29 Als sie ihn ansah, ward sie
keuscher und tugendsam und gewann den rechten Glauben.] Der
Rabe fordert einen Ring für seinen Herrn und erhält ihn. [540-53 b
Wer den Ring trägt, kann nicht erschlagen werden oder ertrinken.]
Er nimmt Rat für die Heerfahrt: Oswald soll mit 72 Schiffen als
ein Kauftnaiin konmien, der Rabe mit ihm ^vgl. V. 799). Spange
schmückt den Raben (586-631, echt?). Er fliegt davon. [648-51
Am 11. Tage ruht er auf dem Mastbaum eines versunkenen Schiffes.]
Er schüttelt sein Gefieder, verliert dadurch den Ring und beginnt
zu klagen. [669-718 Da kommt der Fischer Ise des Orendel:
[r]eys W eya 0. Der hält ihn erst für einen Engel. Aber der
Rabe fordert ihn auf zu fischen. Es geschieht, und der Rabe er-
wischt aus dem Netze den Fisch, der das Ringlein verschlungen
hat, läßt ihn öflhen und sich das Ringlein wieder anbinden.
(Mindestens ist diese Stelle mit Unechtem versetzt. Das beweist
der Fischer Ise und die Beziehung auf Orendel. Dann heißt es
von neuem:) Der Rabe fliegt 11 Tage, wird sehr müde und setzt
sich auf einen Stein, wo er vom Paradiese aus gespeist wird.
235
Der Babe kommt heim, wird wohl empfangen und berichtet, nach-
dem er sich das Ringlein hat abnehmen lassen. Oswald bereitet
die Heerfahrt und reist ab, vergißt aber den Baben. Als er das
merkt, schickt er zurück, ihn zu holen. Aber der Babe will nicht
und beklagt sich bitter: er hat inzwischen mit den Säuen essen
müssen. ,Oswald selber soll mich holen.' Das geschieht, und der
Rabe läßt sich erweichen, nicht ohne aberaialige Klage. Sie
müssen 17 Tage reisen. [^^85-906 Sie müssen 8 Johre umbef am.
Im ersten versinken 71 Schiffe. Spange geht, als ihr Friedel
nicht kommt, zu ihrem Vater und zeigt ihm Oswalds Ring. Da-
durch wird er keusch. Er bittet sie zu sagen, von wem sie den
Ring hätte. 9*2() Vll ungetane ty das Me. (Sagt sies also oder nicht?
Es folgt unvermittelt) 921 Jucfraw »pangc waH gewar
Wol yn dem ntiimdin jar
Das Ir lyp an vndir losz
In Uli grasen notin was
Noch mochte her nicht irfrincken.
(ir 923 muß Oswald und sein Heer meinen.) Oswald gerät in Hungers-
not. Er fleht an seinem Schiffsaltar um Hilfe. Der Rabe rät, drei
Tage in der Woche zu fasten. Da sendet Gott einen guten Wind.]
Sie kommen zu Lande, und der Rabe fliegt sogleich zu der Burg.
Spange bemerkt ihn, sie läßt ihn zu sich ein, und er berichtet.
[989-1010 Als sie hört, daß die Schiffe versunken sind, will sie
verzweifeln. Der Rabe fordert sie auf, sich taufen zu lassen.
(Er wird vielmehr, wie in den andern Fassungen, um einen Rat
gebeten haben, denn Spange antwortet:]] ,Laß Oswald um einen
silbernen Hirschen bitten, der soll durch meines Vaters Land
laufen, sonst komme ich nie von hinnen.' Der Rabe meldet das,
und Oswald erbetet den Hirschen. Der Heide sieht ihn laufen
und eilt mit seinem Volke zur Jagd. Vorher aber läßt er die
Tore schließen. Das meldet der Rabe Jungfrau Spangen. Sie
verlangt, daß Oswald sie durch Gebet öffne, und es geschieht.
Der Rabe führt seinem Herrn die Braut zu, der koste sy an heyde
wengeleji 1135 [^Iw allin argen wan, denn er berührt sie von Stund
an nicht mehr, sondern bittet Gott um Keuschheit bis ans Ende,
1136-43]. Sie fahren ab. Der Heide kommt mit dem Hirschen
heim und will ihn seiner Tochter schenken. Er nimmt ,ein Horn^
und bläst, darauf seine Mannen, 30000, zusammenkommen. Er
236
unterrichtet sie [,wählt aus den 30000 30000 aus, 1174-77] und
setzt den Fliehenden nach. (Hinter 1177 sind nach 0 einzufügen
die Verse: Mit allem dem gesinde
Her volgle nach gar getswinde.)
Als Spange seiner gewahr wird, nimmt sie verzweifelt von Oswald
Abschied, fordert ihn dann aber auf (der Widerspruch!), Qott zu
bitten, daß der Heide in drei Tagen nicht so weit fahren könne,
wie sie in einem. Oswald betet und gelobt ,über vier Wochen
eine Spende': 1212 So unl ich alle dy getcem
Dy an mir ickb begei^. Alsbald wird ein
guter Wind gesandt, und Oswald kommt mit den Seinen unange-
fochten nach Hause. Er sammelt ein Heer, und als der Schwäher
endlich anlangt, kommt es zu einer Schlacht. Die Heiden werden
geschlagen, ihr König gefangen und in einen Kerker gelegt. Da
kommt ein Engel zu ihm und zeigt ihm sein Weib in der Hölle
und dabei einen Stuhl für ihn selber; dann im Hinmiel drei
leere Stühle bei Marias Thron: einen für Oswald, einen fftr
Spange, einen för ihn, wenn er sich taufen lassen wollte. &
willigt in die Taufe, bekennt es seiner Tochter, macht aber die
Bedingung, daß Oswald die erschlagenen Heiden wieder .lebendig
bete. Oswald ist bereit, [13()2-1402 wenn sie Keuschheit gelobt.
Das tut sie,] und die Toten stehen auf. (Von 1403 an ist plötzlich
wieder Oswald der Sprechende.) Sie werden alsbald von 13000
Bischöfen getauft. Danach auch Spange und ihr Vater, der nun
Johannes heißen soll. Alle Getauften rufen mit achalle:
1439 Sint oswah ist ey heylig^ man
Der dys wo der hot getan!
Johannes fährt heim und tauft sein Volk, die Widerspenstigen
aber bringt er um. [1455-64 Aufforderung zum Gebet an St,
Oswald. Et »ic est finie.
Spätere Hand: nientittus es nimis,^
Ich glaube keineswegs, daß meine geschwinden Einklammerungen
alle gleich gebilligt würden, jedenfalls zeigt sich aber, daß die
Interpolationen meist unvermittelt und dumm sind und sich
weit leichter ausscheiden lassen als in unserm Gedichte (z. B. die
immer vrieder gelobte Keuschheit der Jungfrau Spange, die immer
237
zuerst versucljte Empfehlung der Taufe u. ä.). Um so besser
stellt sieh die Verwandtschaft der drei Erzählungen heraus, die
sich ohnehin darin zeigt, daß sieh der Wiener Oswald durch
unsem vielfach* herstellen läßt und daß manche Motive an andrer
Stelle angebracht, aber doch erhalten sind: der Heide will seine
Tochter selbst heiraten, der Rabe wird noch vor der Landung
nachgeholt u. s. w. Die Art der wörtlichen Anklänge zeigt aber,
daß diese Verwandtschaft schon recht weit zurückliegt: es wird
eine geraeinsame mündliche Quelle vorhanden gewesen sein. Über-
raschend wäre es ja gewiß nicht, daß ein Gedicht wie der Oswald
lange mündlich weitergegeben wurde, ehe ihn jemand aufzeichnete
— auch nach der Aufzeichnung — , und wir hätten hier zu lernen,
in welcher Weise und wie stark die mündliche Überlieferung
differenzierte, wie bestimmte Wendungen, auch ganze Reimpaare
festgehalten, aber im Bereiche des Gedichts an andre Stellen ge-
schoben wurden, wie verwandte Gedichte (hier Morolf und Orendel)
Einfluß gewannen und ganze Motive lieferten u. a. m. Beweis aber,
daß alle drei Oswaldfassungen aus einer Quelle stammen, sind
mir die übereinstimmenden, im Sinne des Gedichtes übermäßig
starken Inkonsequenzen, wie das Aufbeten des Tors, das Gelübde
auf dem Meere trotz des nachfolgenden Kampfes, die wohl
nicht unabhängig zwei- oder dreimal entstehen, sondern aus der
Anlage eines vorausliegenden Gedichtes herrühren müssen. Wer
aber eine gemeinsame Quelle nicht annehmen mag, dem bleibt,
bis er widerlegt wird, nichts übrig, als die Verwandtschaft der
Erzählungen aus den zugrundeliegenden wirklichen Geschehnissen
zu erklären und die gemeinsame Quelle somit eine Stufe hinauf-
zurücken. Der Erfolg ist zunächst derselbe, denn es gilt nun,
wie zuvor von den Lesarten zum Archetypus der Handschriften,
so jetzt von den Motiven der drei Archetypi zum Original vor-
zudringen. Unser Schema aber ist jetzt, da wir für *MS und *zn
eine gemeinsame schriftliche, fflr *MS und *W0 eine weiter zurück-
liegende mündliche Quelle annehmen, naturgemäß:
*MW
*m " I
♦MS ^ *zn »WO
238
4. 'MS, *zn und ♦WO.
Nun gewinnt auch *zn seineu vollen kritischen Wert, durch
*W0, und es lassen sich für die Herstellung des .Originals diese
Sätze aufstellen:
*MS-h*zn + *WO = *MW; *MS-h*WO = *MW;
'zn
*WO = *MW; *MS + *zn oder »WO allein entscheiden nicht
für *MW. Danach gehört in der f. Tabelle der Inhalt der erst-en
drei Kolumnen *MW an, der Rest bleibt zweifelhaft.
^MS + 'zn +
•MS -f »WO 1
*zn + •WO
•MS + *zn
•WO 1
Oswald ist . j
j, ~
11
Die
ein m&chtiger
;l
Frömmig-
nnd frommer
11
keit in
König. Er verwaist
•
•WO erst
iTiih. 1
Seine Herren'
raten ihm, ij
ein Weib zn j
441 ff.
nehmen. ;
Ein Pilgrim
i
kommt.
72 Lande sind
1
1
ihm kund.
Oswald fnhrt'
ihn in eine i
Kemenate.
,Weißt Du fnr
mich eine
Königin?'
i
il
ii
1
1
li
1
„Nein. —
ti
Doch, Pamige
li
(Spange).''
j
t
„Ihr Vater ist
!
ein mächtiger
'
Heidenkönig."
|| ,So mußte
1 ich einen
i
li
'Boten haben.'
i
„Kr bringt alle
Freier um,
will seine
Tochter selbst
heiraten."*
.1
,Wie soll ich'
In »WO
erst 459 ff.
sie gewinnen?'
1
1
281)
*MS + *zn +
•WO
•MS + »WO •zn + *W0 'I »MS
'zn
•WO
•Ich rate Dir,
schicke den
Raben."
1
Oswald heißt
i
den Raben
bringen.
1
1
Der Rabe
wird mit Gold
und Silber 1
ausgeziert
Oswald bittet
den Raben,
Bote zu sein.
Er erh«t
einen Ring
für die
Königin.
Der Rabe
nimmt
Abschied und
kommt in das
Heidenland.
Er begrüßt
den Heiden
und seine
Mannen
nnd erregt
Ver-
wunderung.
Er erwirkt
sich Urlaub
zu sprechen.
W^erbung.
Der Heide
will ihn töten.
1
Die Königs-
tochter hört
TOD dem
.
Raben. Sie
1
1
I
I
Er ist ent- ' |
flogen, Gott iDer Rabe
schickt ihn ' spricht
nnd gibt ihm .durch Er-j
Sprache. Ziehung.
[und erhält |
einen Brief.]
Fehlt z.
In •WO
erst von
der Köni-
gin: s.
besonders
614.
I
bei Tische
[Schach-
spiel.]
Die
Werbung
in »WO
nur EU er-
schließen.
240
*MS -h •zn
*W0
bittet ihn los,
trägt ihn in
IhreKcmenate
und kost ihn.
Er wirbt
und gibt ihr
don Hing
Sie nimmt die
Werbung an,
gibt dem
Haben einen
Iting für
Oswald,
undBotschaft:
Oswald
soll mit
72 Schiffen
kommen,
wohlausge-
rüstet :
den Raben
soll er mit-
bringen.
Der Habe
fliegt heim.
•MS
•WO
*zn 4- •WO
♦MS-
Der Ring fallt
ins Meer.
Er setzt sich
auf einen
Stein
und klagt.
[und den
Brief.]
[einen Brief,]
•WO
! über die
' Werbung
in •WO 3.
o. S. 234
In »WO
hier erst
die
Schmfik-
kung des
Raben.
als Kauf-
mann,
Sturm.
[Er setzt j
sich auf !
einen
Mast-
baum.]
'
Der Stein
in •WO
erst nach
Rficker-
1
langen des
Ringe:
241
•MS-
•WO
•MS + »WO
•«n •
•WO
Der Rabe |
kommt heim.
Oswald er-
bittet and er-
hält Bericht
Ausrfistang.
Abfahrt ohne
den Raben.
Sie kommen
in das heid-
nische Land.
•MS-f •zn
Ein Eiosiedel
hört es und
fragt nach
seinem Leide.
Er kennt den
Raben als Os-
walds Diener.
Gott hat ihm
knndgetan,
daß er f&r 0
bitte. Der
Rabe be-
richtet, der
Einsiedel
tröstet und
orbetet den
Ring.
[und Brief.]
Oswald Iftßt
Kreuze
machenj'eder
crhftlt eins
Oswald will
den Raben zu
der Burg
senden. Er
fehlt. Klage.
Gebet.
Gott sendet
I einen Engel
zudemRaben
•WO
[Szene
mit dem
Fischer
Ise, s.
S. 234.]
Baesecke, M&ncheuer Oswald
Das
Fehlen
des Raben
wird vor
der An-
\ kunft be-
merkt.
i Oswald Ij
I schickt {I
Inach deml
I Raben. |
16
242
*MS + »zn +
♦WO
•MS + »WO
•«n + *WO
♦MS + »»
•WO
Er will nicht
1
1
1
kommen,
beklagt sich.
Der Engel
schafft ihn
herbei.
Oswald
holt ihn
selber.
Abermalige
[Irr-
Klage vor
fahrten.] 1
Oswald.
Oswald be-
rohigtihnund
sendet ihn auf
1
Botschaft.
i
Die Königs-
tochter r&t,
sich mit weni-
gen Mannen
vor die Borg
1
EQ legen
als
Die Kanf-
Kanfleute.
'
leute fnr
•WO aus
575 und
1169 er-
i schlössen.
Ein Heide
1
hört es. Der
ll
König wird
1 von seiner
In^an
ll Tochter be-
wird der
is&nftigt und
König erst
geht friedlich
draußen
zn den
be-
Fremden.
s&nftigt
Ein goldner
■
Hirsch ist da.
Der Heide
jagt ihn.
Das Tor wird
hinter den
Jagenden ver-
schlossen.
243
•MS + ♦zn
•WO
•MS + 'WO
•»n-h'WÜ
Das Tor wird'
anfgebetot.
Flucht. 0. I
empf&Dgt die
Königin. Ab-
fahrt Der
Heide entbie-
tet sein Heer«
Nachsetzen.
mit seinem
Hom.
Die Mannen
sammeln sich
and erhalten
Auskunft.
j •M8 + »in
I [
iDiePrinzessin
schaut der
Jagd von der
Mauer zu.
Sie bittet ein
M&dchen,
ihre Krone zu
nehmen und
an ihre Stelle
zu treten. Sie
geht, zieht
mit ihren Be-
gleiterinnen
Mannsklei-
I der an, darin
zu fliehen.
' Sie finden
das Tor ver-
schlossen.
•WO
Des Heiden
Jagd ist Ter-
geblieh.
Über
*zn 8.
S.226f.
Die
Königin
fordert
durch den
Raben dasii
Aufbeten j'
des Tors.l
Der Heide
hat den
Hirschen
gefangen
und willlj
ihn seiner
' Tochter ||
schenken. i|
jDie Köni-
I gin be-
merkt
Verfolger.
16*
"MS: Der
Rabe be-
diel merkt die
Verfolger:
*7n fehlt.
244
•MS + »zn +
•WO
•MS + »WO
•zn 4- 'WO
♦MS + 'zn
•WO
Verzagtheit
und Gelübde.
Durch einen
göttlichen
Wind wird
Oswald ¥on
den Heiden
i
Die Christen
getrennt.
In 'WO
werden ereilt.
erst, als
Kampf. Alle
sie daheim
Heiden
sind und
werden er-
Oswald ein
schlagen, der
Heer ge-
König ge-
sammelt
fangen
1
1
[und in
einen Ker-
ker ge-
legt]
hat: denn
•WO hatte
ihm nur
ein Schiff
Aufforderang |
gelassen.
zur Taufe '
!
[durch
einen En
Der Heide ist
gel.
bereit, wenn ;
Vision.]
seine Leute
zum Leben cr-l
weckt werden.!
Das geschieht.'
1
Da will der
König wieder
k&mpfen :
•MS
•zn
Die
Zweiter
Leute
wei-
Kampf.
sem
sich.
Der König
stellt eine
zweite Bedin-
1
gung:
II
i
Wasser-
1
1
j WOB
der.
1
245
•^«•+;»+^+-wo
•zn + *WO
♦MS-fzn
•WO
Der König,
die Jong-
franen und
alle Heiden
werden ge-
tauft.
Der getaufte
Heide lieht
heim und
tauft.
Oswald
kommt auch
heim und
feiert einFest
Die Heim-
kunft Ob-
waldgfehlt
natürlich
1
hier in
1
1
•WO: 8.
S. 244.
(mit großen
Die Gaben
' 1
Gaben an die!
an die Ar-
1
Armen "^S).
men folgen
in *jsn erst
im Zu-
sätze.
Danach ist — um unsere Tabelle von Anfang durchzugehen —
die dem zugesetzten Schlüsse entsprechende, sonst aber kaum
hervortretende miUe König Oswalds etwas ursprünglich dem Ge-
dichte Fremdes, sofern sie mehr als ständiges Epitheton bedeutet.
Die Einklammerung von 35—42 (S. 215) rechtfertigt sich.
In *zn und *W0 erhält Oswald von seinen Herren den Rat,
ein Weib zu nehmen. Der Traum in *MS, wo ihm das stn herze
ze den »innen ruofet, ist also sicher unursprünglich, mindestens
die Einkleidung:
Die Einklammerung von 59 — 74 (S. 215) rechtfertigt sich.
Nun ist aber 75-80=1471—76, 83/4=1477/78, 87-98=
1479 — 1490, 101 — 4=1501 — 4. Und die Zwischenverse 85/86
sind eingefügt, um den gewaltigen Apparat, der an der späteren
Stelle zur Entbietung des Heeres gebraucht wird, der Konstitution
eines Rates dienstbar zu machen. So erklärt es sich auch, daß der
König die Nacht zuvor in grozen eorgen lac, was sonst einiger-
[43 44]
246
maßen ungeheuerlich wäre. Zu 127—32 s. 696—701 ; zu 145/46 s.
85/86, zu 167—90 s. 1571 — 74. Soviel zur Bestätigung der Aussage
[322-37] ansrer Tabelle.
Für V. 239-301 fehlt die Kontrolle durch *W0 ganz, •zn
hat Entsprechungen zu 255 ff. (Frage nach einem Boten) und
292 ff. (Nennung des Heiden), allerdings in umgekehrter Beihen-
folge. Jene Frage nach einem Boten — vor der nach des Heiden
Namen! — halte ich fQr Zusatz von *Mz, denn 255 steht in
geradem Widerspruche zu 251. Stutzig machen könnte nur, daß
zwei Verse mitten in einer Interpolation (250/51) echt sein und
andre durch *zn bestätigte (255 — 63) aus dem Sattel hoben sollten,
und doch ist kein Zweifel, daß 254 typische Parallelanknüpfung,
somit jünger als 250 ist. Femer: wie kann Warmund 294 ff. zum
Boten gebeten werden, wenn 266 auf 255 antwortet? Warum
antwortet Warmund auf die Frage nach einem Boten nicht: der
Rabe? Das ist ja seine Sendung, und nachher muß er ihn doch
vorschlagen! Es sind eben auch zwei ganz verschiedene Boten:
dieser (V. 255) soll fragen — und das kennzeichnet den geistlichen
Zusatz — , ob Pamige Christenglauben annehmen wolle, jener (345)
soll um sie werben, und V. 266 antwortet deutlich auf 250/51, nicht
[254-63] auf 255 ff.
Daß der Name des Heiden genannt wird, ist aus *Mz vielleicht
ohne weiteres auf *MW zu übertragen, zumal *W0 deshalb kein
vollgültiges Zeugnis dagegen ablegt, weil bei ihm der Heide über-
haupt namenlos bleibt. Die Aufforderung an Warmund, Bote zu
sein, kennt nur *MS; wenn man sie nicht aus *zn 45, 11 md
sendest du tawsetU man dar, die ertötet ir vater alle ( *MS 266 u. 301ff.)
für *Mz erschließen darf; aber sie scheint mir durch 294 (dar) und
die in allen drei Fassungen überlieferten V. 302 ff. mit dem
Echten vorläufig unlöslich verknüpft.
Die Einklammerung von 239—49 und 252/53 bestätigt sich
schon jetzt, weil selbst *zn nichts von Pamiges Christentum weiß.
Aber auch 276—81 (S. 215) finden an *zn und *W0 keinen Halt.
Nun will es, nach *MS, König Oswald mit einer Heerfahrt
versuchen. Aber *zn und •WO widersprechen übereinstimmend.
Denn auf des Pilgrims letzte Antwort heißt es *zn 45, 17:
l)a4i was sant Oswalt gar lait vnd west nity wie er tun soU;
*W0 101:
247
SYfUe OswaU ane dsr stüt
Sprach vä lib* troffemüt
Rot mir wy ich sy gevyyrme
Dy Mlbige kewiche homgytme.
Damit können *MS 322—37 nicht bestehen; es zeigt sich denn
auch (wie bei der Beratungsepisode), daß V. 330 fif. auch sonst
wiederkehren: 2312—15, 2318/19, vgl. 2058-61. [322-37]
Damit ist auch das vorausliegende Apolloniusmotiv gefährdet,
daß nämlich der Heide seine Tochter selber ,minnen' will. Ver-
dächtig ist es schon dadurch, daß alle drei Fassungen dabei
von einander abweichen: *W0 bringt es erst bei der Werbung
des Raben (455); in *zn ist es, vielleicht aus Schamgefahl, ab-
geschwächt, nach den Reimen (p: rneme, geben : siegen) schon in
einer Vershandschrift. Wir können also aus diesen Verhältnissen
ftr »MS 310-21 nichts folgern.
Wir haben V. 352 flf. die Wette Warmunds beseitigt (S. 216);
sie hat denn auch in *zn und *W0 keine Entsprechung. Aber die
Verwunderung Oswalds, daß der Rabe spricht (406 flf.) mußten wir
belassen. Ein harter Widerspruch; aber derselbe findet sich in
*zn. Dort war 45, 19 gesagt: du hast ain wol redenden raffen
auf deinem hof wol zwelf jar ertzogen, 46,5 aber wundert sich
Oswald über den Raben, weil er ihn ah menecUichen nye hört
reden. Ich halte das als für einen Versuch, den Widerspruch zu
mildem, der durch das interpolierte (s. S. 222) wolredenden noch '
verschärft war. Dieser Widerspruch — er wurde wenigstens von
*MS und *zn als solcher empfunden, und beide mühen sich ab
ihn aufzuheben — , daß nämlich der Rabe Jahr und Tag am Hofe
erzogen ist und doch nicht spricht, dieser Widerspruch war dem-
nach schon in *Mz. Nur *W0 zieht den Schluß, daß der Rabe
das Reden gelernt hat, wenn er so lange am Hofe war. Daß das
gegen *Mz das Natürlichere ist, liegt auf der Hand. Das Mirakel
von *Mz ist unecht.
So weit waren wir schon S. 216 — die Einklammerung von
352—69, 386—89, 398/99 rechtfertigt sich durch die Tabelle — ,
aber wir konnten 402 flf. nicht ausscheiden, weil sich V. 420 gleich
das Angebot des Raben anschließt, er wolle um die Königin
werben. Dieses göttliche Vorwissen des Raben wird durch die
248
Übereinstimmung von *W0 und *zn als unecht erwiesen: da
fragt, wie es natürlich ist, Oswald den Baben, ob er die Werbung
tun wolle. Damit ist die gesuchte Grenze der Interpolation ge-
funden: y. 423. 424 enthielte die Antwort des Baben auf Oswalds
[402-2;i] Auftrag.
Daß der Babe mit Gold und Silber geziert wurde, scheint
mir schon aus der Übereinstimmung von *MS 438/39 und *W0
115 ff. und 614/15 hervorzugehen; und *W0 616/17 werden wohl
mit *MS 434 zusammenhängen. Der große unterschied beider
Fassungen aber ist: in *MS wird der Babe vor seinem Aus-
flug geschmückt, von einem Goldschmiede, in *W0 nach seiner
Werbung, von Spanges Jungfrauen. Nun ist es ja gewiß ursprüng-
licher, daß der Babe zu seiner Beise nur den Bing [und Brief]
erhält — so *W0 *zn — , wenn aber •MW schon eine Schmückung
hinzugefügt hatte, so gehörte sie doch wohl vor die Ausreise,
ümsomehr als *W0 zu der Pflege des Baben bei Pamige, *MS
1117 ff., nun gar kein Gegenstück hat: es könnte eben durch jene
Schmückung verdrängt sein. Dergleichen Verschiebungen haben
wir ja auch sonst in *W0 gefunden. (S. die Tabelle, 6. Kolumne.)
Ob aber das Drum und Dran der Ausrüstung in *MS echt ist, bleibt
fraglich. Der Goldschmied ist von vornherein verdächtig (s. S. 217 f.)
Den Briefwechsel zwischen Oswald und der Königstochter
findet man auch in *zn, der Babe verliert unterwegs sogar Bing
und Brief (,tfotzdem nach n beides getrennt gebunden war). Aber:
was den Inhalt der Briefe betrifft, weichen *MS und 'zn völlig
von einander ab. In *MS erfahren wir keine Silbe von dem, was
in Oswalds Briefe gestanden haben könnte, nach *zn standen die
zwölf Artikel des Glaubens darin. Umgekehrt erzählt *M8 den
Inhalt von Pamiges Briefe, und *zn erwähnt nichts davon als:
,Ihr 8ult got püten^ wm daran ste^ daz das achter zunschen ewch
payden geschehe'' (50, 10). Und auch dies gibt sich als Einschub
zu erkennen durch das unmittelbar folgende abermalige Einsetzen:
^Darnach sprach aber der rapp' (50, 11) und durch die Wieder-
aufnahme der Worte ydie hiniyin — hM ewch enpoten (50, 7):
die junkfraw hat ewch auch enpoten — ^ (50, 12). *Mz wußte
also wohl von Briefen, aber nichts von ihrem Inhalt. In *W0
tehlten auch die Briefe und das entscheidet für unsre Überlegung
auf S. 216. — Die Einklammerung von V. 626 — 49 bestätigt sich.
249
Aber auch die Meerweibergeschichte ist nur in *MS über-
liefert. (Zu *W0 vgl. S. 284). Sie läßt sich noch gut heraus-
lösen. 618—21 sind nach 76J)-72 gemacht, 622/23 nach 767/68,
und verräterisch ist dabei das unde vor nt) 769 (vgl. 618) und
der cünße tac 770: der Interpolator wollte der Wahrscheinlichkeit
keinen zu großen Abbruch tun und änderte 10 in 5, weil er ja
den Raben inzwischen eine Station hatte machen lassen. Es wären
also an die Zeitbestimmung von V. 620 zweimal Interpolationen an-
geknüpft: der Aufenthalt bei den Meerweibern und der Fischfang
(s. S. 216). Aber die rechte Beziehung gewinnt 620 ohne Zweifel
durch 772: am zehnten Tage — kam der Rabe zu Aron; und der
leere Vers 621 ist nach 772 geformt, dabei das sweben vielleicht
aus 774 entnommen: da ist es sinnvoller: der Rabe kundschaftet, ^q.j^ 20.
Die Königstochter ist in strengem Gewahrsam (785): wieder ein 650 - 771.]
altes episches Motiv, das in unserm Oswald verdächtig ist (s.S. 220).
Denn in *zn fehlt es ganz, in *W0 ist Spange nicht vet^spat^ und man
trägt keinen Baldachin über ihr; Schutz gegen den Sonnenstrahl
leisten ihr vielmehr zehn Adler (0 346), aber wir wissen nicht,
ob die nicht erst von 0 zugefügt sind (s. S. 233).
In *zn ist die Königstochter bei der Werbung zugegen, es
beweist also nichts gegen die Athetese von *MS 829/30 (S.216), daß
der Rabe sie auch in *zn begrüßt. In *W0 fehlt der Gruß. In *zn
wie 'WO aber auch der andre an die alte Königin, von der sonst
überhaupt nicht in dieser Szene geredet wird. Es ist ein Eti-
kettenzusatz. [83 1 /32]
Der Gruß an die Mannen scheint mir durch *W0 '268 ff. ge--
halten, obgleich er da erst vor Beginn des interpolierten Schach-
spiels ergeht.
Schwierig ist für die Verhandlungen zwischen Raben und
Heidenkönig die Kontrolle durch *zn *W0, weil in *W0 die
Schachszene den Zusammenhang zerstört hat. Nur die Be-
grüßung des Königs (*MS 827/28, *zn 46, 18, *W() 201) imd
die Verwunderung über den Raben (*MS 835-38, *zn 46, 22 f.,
*W0 203 ff.) ist allen drei Fassungen gemeinsam; die Begrüßung
der Mannen nur *MS und *W() (V. 833/34 und 270/71). Für
das darauf Folgende muß ich mich auf meine Vermutung stützen,
daß *W0 240/41 *MS 883—1)0 entspricht und eine Frage wie
*M8 N81/82 voraussetzt (S. 233).
250
Die S. 217 eingeklammerten Verse 903—34 werden durch die
S. 223f. aufgeführten Parallelen aus *zn (46,19-47,3) för ♦Mz
erwiesen. Trotzdem sind sie noch in *MS als Einschub kenntlich
geblieben !
955 - 58, 961/62, 967—74 sind (S. 217) mit Recht athetiert.
Desgleichen 1035—54.
In allen drei Fassungen wird genau vorgeschrieben , wie
Oswalds Schiffe ausgerüstet sein sollen, aber nur *MS verlangt,
daß sie mit edlem (Karfunkel-) Gesteine beschlagen werden,
das des Nachts zur Fahrt leuchte. Wieder eine Groldschmied-
interpolation, die überdies an ungeschickter Stelle eingefftgt
ist: sie gehört hinter V. 1154 (1382), nicht hinter 1160 (1388).
[1161-68] Einzigartig ist der Füllvers 1162 (1390).
[I38i) Bfi] Oswald soll auch einen übergüldeten Hirschen mitbringen,
verlangt Pamige in ♦MS (1173/74=1401 2). Aber nur, als der
Babe das erste Mal bei ihr ist; als er ihren Bat besonders ver-
t langt (2048 fif.), ist gamicht mehr davon die Rede: Oswald
\wird erst durch einen Traum auf den Hirschen geführt (2320 flF.).
Vgl. Benez6, Das Traununotiv in der mhd. Dichtung, S. 3.
In *zn ist der Hirsch erst da, als er gebraucht wird: 53, 6
Nu hett sant Oswalt ainen hirsz, der was aller vberguldet. In *W0
wird er auf Spanges Geheiß (1013) von Oswald erbetet (1041). Dies
ist eine Aushülfe, um so weniger echt, als die christliche Legende *zn
sie nicht anwendet: der Hirsch ist da naiverweise plötzlich vorhanden.
Schon damit zerfällt alles, was *MS vorher von der Herkunft
des Hirschen erzählt hat, um sich nicht jene Blöße der Naivität
zu geben. In der Tat ist 1601 — 8 eine genaue Parallele zur
Erzählung von dem Raben in V. 342 flF., 356 flF., die obendrein noch
in *MS am Bande gestanden hat, wie die Umstellung in *MI und *sb
bewies. Damit fallen auch V. 1816—23. Aber dieser Versuch zu
[1173/74, motivieren ist doch gewiß viel geschickter als das Erbeten in *W0.
1601-8 Wenn aber ein Hirsch plötzlich vorhanden sein konnte, so
1816—23] konnte es auch ein vergoldeter sein: nun feilt es erst recht ins
Gewicht, daß *zn (V. 1173 und 1401 entsprechend) von einem
solchen redet, denn dadurch wird erhärtet, daß die Herrichtnng
des Hirschen durch Goldschmiede Interpolation ist (S. 217f.). Über-
dies berichten *W0 (1062) und 'zn (53, 8) übereinstimmend, daß
der Hirsch ein Engel war. Auch das stimmt zu dem äberguldet.
251
Aber auch so ist es noch schwer, die Interpolation zu be-
grenzen: der Traum *MS 2320 muß eine zweite Motivierung des
Hirschplanes sein. Und wo wäre der Schluß des Einschubs?
Der enge Zusammenhalt der Verse verbietet, ihn etwa hinter
V. 2344 anzusetzen. Nun müssen 2354 — 63 sicher fallen, denn
sie enthalten die Herrichtung des Hirschen, die 2334 ff. geboten
war. Zwischen beiden Teilen liegt die Erklärung des Planes
(2345— 53), und zwar schwer trennbar an den ersten angeschlossen.
Sie fehlt in •zn und *W0, und ich muß sie darum für eine jener
rationalistischen Zutaten halten (vgl. S. 220 f.). Auch daß Oswald
selbst den Hirschen vor die Heidenburg führt, fehlt in *zn *W0, aber
ich bin zweifelhaft, ob nicht doch schon 2368/69 echt sind. Denn
2368 ist ein typischer Neueinsatz der Erzählung und, was mir
noch mehr wiegt, 2346/47 könnten nach diesem Beimpaare gemacht
sein: dort klappt V. 2347 nach, der hier, 2368, gut an seinem
Platze ist. Ich athetiere zweifelnd: [2320—67]
Eine neue große Schwierigkeit erwartet uns da, wo der ßabe
auf dem Heimfluge den Bing verliert, denn da ist 'WO durch
Hereinbrechen des Orendel verschüttet (S. 234). Als gemein-
sam erkennen wir nur erstens, daß der Ring durch Schütteln des
Gefieders verloren geht. (Daß der ßabe selbst und nicht der
Sturmwind das Schütteln vornimmt, ist gewiß ein Fehler von *W0,
der mit der Änderung der ganzen Stelle zusammenhängt.) Und
dann die Wiedergewinnung des Ringes. In *Mz mit Hilfe eines
Einsiedeis; wie aber in *W0, können wir nicht mehr wissen.
Das ist der einzige Punkt, wo die außerhalb unserer drei
Fassungen vorhandene Überlieferung — so weit ich sie kenne —
in Frage konmit.
Berger erzählt (S. 431) aus Villach in Kärnten folgende Sage:
,Oswald war ein Ritter und hatte sich mit einer Negerprinzessin
verlobt. Durch eine weiße Taube*) sandte er seiner Braut den
Verlobungsring. Als die Taube übers Meer flog, flel ihr der Ring
aus dem Schnabel, doch rasch stürzt« sie dem fallenden nach und
war so glücklich, ihn noch zu erfassen. Aber vor Schrecken wurde
sie ganz schwarz. Deshalb führt der Heilige heute den Raben
bei sich."
') Über die Taube statt des Raben Zingerle S. 67 Anm.
252 _
Aus dem Rosental und der Gegend von Millstatt:
,Der heilige Oswald war ein Einsiedler und brachte 33 Jahre
im Walde zu. Er hatte einen großen und langen Bart, daß er sich
damit fast zudecken konnte. Da kam einmal ein Yöglein geflogen,
ein Weißküniglein, und sagte : ,Oswald geh mit, daß du heiratest,
denn dein Haus daheim braucht einen Herren/ Oswald meinte,
er habe ja keine Braut. — ,Da will ich dir helfen', sprach das
Vöglein, ,ich weiß eine Braut, eine Königstochter überm Meer.
Gib mir einen Bing, ich bring ihn dahin.' Da gab Oswald seinen
goldenen Bing, der so hell leuchtete, als ob ein Licht in ihm
brennte. Das Küniglein flog nun mit dem Bing im Schnabel
übers Meer. Da erhob sich ein Sturm, daß ihm der Ring entfiel,
Doch schnell hatte ihn das Vöglein wieder erhascht. Vor Schrecken
schwärzte sich aber sein Gefieder und es ward ein Babe. Den
Bing brachte es wohlbehalten zur Prinzessin, die gab ihm ihren
Bing dafür, daß es ihn wieder zu Oswald bringe.'
Beide Überlieferungen können wir nach Wert, Alter und Her-
kunft nicht kritisch einreihen. So viel aber sehen wir, daß sie
beide klerikal gestempelt sind. Um so wichtiger ist, daß die
zweite den Sturm als Bäuber des Binges bestätigt und beide ihn
ohne göttliche Hilfe zurückgewinnen lassen. (Daß sich das Er-
eignis auf dem Hinfluge abspielt, ist wohl belanglos.) *Mz
braucht noch den Einsiedel dazu, *zn obendrein einen Engel. Man
sieht nicht recht ein, wozu, denn der Bing ist nicht von einem
Fische verschlungen, wie in *W0, sondern wird augenscheinlich
[I207-8B] nur von ihm ans Land geführt.
*zn weiß nichts von goldenen Kreuzen (51,1), *W0 überhaupt
nichts von Kreuzen, die Oswalds Mannen getragen hätten. *MS:
Zu St. Jörgen Tag hat König Oswald alles bereit, was zur
Fahrt gehört (1434 ff.). Dann erst läßt er die Goldschmiede holen,
ihre Arbeit beginnt, das Heer wird versammelt und angeredet,
jeder erhält sein Kreuz, und nun ist gearbeitet V. 1443 — 48 nach
458 - 63 (vgl. 432/33 und 468/(59), 1449 - 58 nach 502-9,
1459/60 nach 510/11 -f- 514/15, 1461/62 nach 516/17, 1463/64
nach 530/31, 1465/6(> nach 536/37, 1467—70 nach (546-) 554
bis 57. Es ist kaum ein Vers, der nicht einer Vorlage entnommen
wäre. Und da auf der einen Seite eine einzige Folge von Versen
steht, auf der andern mehrere Gruppen, so werden wir wohl nicht
253
.annehmen, daß diese aus jener entnommen sind. V. 1579 folgt
dann das Aufnehmen der Kreuze; in *zn werden sie von Oswald
verteilt. Wenn also auch die Kreuze für *Mz erwiesen sind, so
sind es damit nicht V. 1579—1600: sie müssen eine Umdichtung
des von 'Mz Gebotenen darstellen. Über *MW läßt sich nichts r,.^„ ^,,
[144/*— 4 0,
aussagen. 1579-1600]
Das ist schon wieder eine Interpolation, die auf Heraus-
streichung der Goldschmiede und ihrer Kunst abzielt: *Mz dachte
gewiß nur an die aufgenähten Zeichen der Kreuzfahrer. Ich glaube,
wir können noch mehr solche ausscheiden, wenn wir der erkannten
Technik des Ausschreibens nachgehen. V. 1443 flF. benutzten,
wie wir sahen, V. 458 ff. und V. 502 ff., aber nicht V. 464-501.
Also nicht die Herbeiholung des Goldschmieds aus Salmiders.
Und von der wissen auch weder *zn noch *W0. Das ist doch
ein vielsagendes Zusammentreffen. Und wieder hilft uns die gute
Handschrift M weiter. In V. M 461 hat brdhte kein Objekt, S
liest den kemerling her brdhte. Abgesehen nun davon, daß wir M
mehr trauen müssen, so wäre doch statt den kemerling S vielmehr
das Pronomen in zu erwarten, denn V. 459 ist ja das Substantiv
erst genannt. Die Erklärung gibt der nach 461 gemachte V. 1446:
•MS hatte in V. 461 noch das Objekt den meüter: der Interpo-
lator modelte die vor 463 vorhandenen Verse nach seinen Zwecken
um. Auch der Schluß der Interpolation ist noch besonders kennt-
lich: an dem grammatischen Riß hinter 501 und dem gleichzeitigen
Schluß der großen Lücke in *MI und *sb: das Einschiebsel geriet
so lang, daß V. 478—501 etwa auf ein besonderes eingelegtes
Blatt zu stehen kamen, das dann verloren ging. V. 502/3 lagen
schon vor: 464/65 knüpfen an sie an. Daß der Kämmerer erst
bemüht wird und nach Salmiders reist, ist also eine jüngere
technisch-gelehrte Zutat.
Sprachliche Merkmale: 482 got grueze iuch nur hier, desgl.
487 die Wendung sehet tote balde und 493 der Infinitiv alagen.
Es wäre danach 458/59 durch 1443/44 = 459 ab zu ersetzen und
in V. 463 für kameraere nach 1448 meieter zu schreiben (wie
V. 461). [458/59,
Die Frage nach dem Ziel der Heerfahrt (♦MS I513ff.) fehlt *zn 464-501]
•WO : die Könige mußten dort ja wissen, um was es sich handelte :
nur in *MS waren sie nach Hause geschickt, ehe Warmund kam,
254
nur in *MS hatten sie nicht zur Freite geraten, nor in *MS war
(V. 75 ff.) vergessen, daß sie ohnedies immer am Hofe waren. Ist das
alles unecht, so ist also jetzt auch dies Frage* und Antwortspiel
unecht. Es reicht etwa bis 1538. Aber 1543—48 sind durch
*zn 51,4—6 wieder sicher für *Mz bezeugt. Nicht für •MW,
denn in *W0 fehlt die ganze Ansprache. Hier geben also unsre
drei Fassungen keine Entscheidung und vorläufig ist nur einzu-
[1513 38] klanunem : 1513—38.
1641—45 sind (S. 217) mit Recht eingeklammert. 1708-15
finden auch in »zu und »WO keine Stütze (Vgl. S. 217).
In *Mz bemerkt Oswald das Fehlen des Baben erst am Ziel
seiner Fahrt, in *W0 schon unterwegs. Dort schafft er ihn mit
Hilfe eines Engels herbei (z fügt noch einen wint hinzu), hier
schickt er ,acht oder vier' nach ihm aus, muß ihn dann aber selber
holen. Gemeinsam ist (durch *MS und * WO bezeugt), daß der Babe
sich zweimal über Koch und Kellner beklagt, das zweite Mal vor
Oswald, und daß er zuerst nicht kommen will, dann aber doch
bewogen wird.
Durch den Engel ist *Mz sogleich im Nachteil. Wäre er
wirklich unecht, so müßte das Gebet (1750—75) ausfallen, das ihn
herbeiruft. 1776 — 1831 ließen sich, mit Ausnahme der bereits
früher (S. 250) eingeklammerten Verse wohl halten, wenn man
etwa für ,EngeP immer ,Bote' setzte. Dann aber ein Hindernis:
die Erzählung schreitet nicht mehr in Reimpaaren fort, sondern
in Einzelversen, denen ein leerer Beim beigegeben ist (1832 ff.);
viermal wird mit neuer Anrede eingesetzt; und schließlich wird
doch nur eine falsche, widerspruchsvolle Ausdeutung des Folgenden
erreicht: dort heißt es: der Babe mußte mit den Säuen essen, hier
er bekam überhaupt nichts zu essen; 1840: seit der ,Herr von
Land gekommen war', 1834: seit ,12 Wochen und einem Jahr'.
Und nun erinnern wir uns, daß wir über 1846 ff. schon einmal
gestolpert sind (S. 217), und es bestätigt sich jetzt, daß 1846 — 55
mit Verkehrung der natürlichen Beihenfolge aus 1960—67 ent-
nommen und variiert sind (1960/61 > 1844/45, 1962/63> 1856/57
[/1964- 67 > 1846—55]), nicht umgekehrt.
Es ist bezeichnend und, wie mir scheint, fast beweisend, daß
die Schwierigkeit gerade da einsetzt, wo es galt, den Engel und
255
die Klage des Raben, die alte und neue Motivierung zu ver-
knüpfen Denn 1840- 45 und 1856/57 erweisen sich ja nun
obenein schon durch die an sie angelehnte Interpolation als älter.
Man erkennt den Interpolator der Qoldschmiede (vgl. besonders
V. 2102 ff.). Warum glaubt dieser Verstandskasten hier V. 1832
bis 1839 hinzufftgen zu müssen? V. 1980-93 geben die Ant-
wort. Diese sind als Einschub desselbeb Charakters kenntlich durch
Neueinsatz, durch 5 leere Keime, und auch hier ist wieder eine
Korruptel von *MS durch das Fehlen mehrerer Verse in *MI be-
zeichnet. Beide Stellen, 1832 ff. und 1980 ff., beziehen sich auf-
einander, ganz wie in drei sich wechselseitig stützenden Interpola-
tionen eingeführt wurde, daß der Habe durch ein göttliches Wunder
spreche: das Wunderhafte an dem Fluge soll besonders hervorge-
hoben werden. Wäre aber dieses Wunderhafte nicht schon durch
1840—45, 1856/57 ausreichend motiviert? Gewiß, und eben
darum folgere ich, daß es erst mit dieser neuen Motivierung
hereingedrungen ist, d. h. daß auch 1862ff. zu 1832ff. und 1980ff.
gehört. Wir finden denn auch die nun schon wohlbekannten
Unterbrechungen der Bede (1867, 1869, 1875), Neueinsetzen
der Erzählung (1872, 1890), leere Eeimverse (1863, 1871), zu
schweigen von den abgetriebenen Beimen.
Die eigentliche Schwierigkeit des Textes beginnt, wie gesagt,
in dieser Partie mit dem Auftreten des Engels, d. h. da, wo er
nicht mehr einfach an die Stelle des Boten gesetzt werden kann,
wo man eine Neumotivierung f&r nötig hält; aber sie endet auch
mit der Bolle des Engels, der Y. 1881 ohne Sang und Klang
verschwunden ist.
Die Geschichte des glücklichen Schiffknechtes (1890 ff.) fehlt
in *zn (in *W0 natürlich: weil Oswald den Baben selbst holt),
sie ist auch stark an 1287 ff. angelehnt. Aber ich wage nicht,
sie zu streichen, und halte vorläufig nur für unecht: [1750—75,
Freilich gibt das große Lücken — wir hören z.B. gar nicht, }??c"??'
wie nun der Babe zu St. Oswald kommt ^ aber ich weiß nicht 1862-81,
zu helfen. Es bleibt auch noch eine harte Diskrepanz zwischen i^ö^— ^^J]
*Mz und *W0: wer holt den Baben und wann?
Die zweite Klage richtet der Babe in *MW an Oswald. In
*MS verlangt er Bache an Koch und Kellner, Oswald lenkt ein,
in *W0 bietet Oswald die Bache, und der Babe lenkt ein in einer
256
augenscheinlichen christlichen Zutat (871). Das ergibt f&r *MW:
der Rabe heischt Bache und erhält sie zugesagt. Nimmt man an.
daß das ursprünglich die Bedingung seines Kommens war, so
ist zugleich erklärt, daß er zweimal klagt und das zweite Mal vor
Oswald selbst. Das wäre ein starker Beweis für 'WO und seine
Auffassung, daß König Oswald, der allein die Rache zusagen kann,
den Raben selber holen muß. Denn wenn der Rabe erst vor der
feindlichen Burg klagt, kann er sein Kommen nicht mehr fraglich
machen. Daß aber in *Mz die zweite Klage diesen Platz erhalten
hat, läge an der Einführung des Engels, der sie überflüssig macht,
also eine jüngere Parallelmotivierung darstellte. Das stimmt zu
unsem vorigen Resultaten, es ist also wohl möglich, daß jene
Annahme richtig ist, der Rabe habe die Rache zur Bedingung
seines Kommens gemacht.
Dann hätten wir nach dem Muster von *W0 die Ankunft im
heidnischen Lande, Lagerung und Beratung hinter diese Raben-
geschichte zu legen, der Empfang des Raben durch Oswald (19320'.»
wäre in dieser Form unmöglich: hunderte von Versen, darunter
viele sicher alte, wären umzuordnen u. s. w. Da bescheiden wir
uns denn doch, daß wir nichts wissen können.
Daß sich Oswald nur mit einer kleinen Schar vor die Burg
legt, läßt sich zunächst nur auf *Mz zurückführen, denn in *W()
fehlt diese ganze Erzählung. Nur rät die Königin bei der Werbung,
er möge als Kaufmann kommen (575), und der Heide hält ihn
dafür (1169).
*MS fQgte zu den 100 Helden, die Oswald mit sich
nimmt, noch 12 Goldschmiede (S. 217f.). In *zn wird außer
den 12 Goldschmieden noch ein Kramschatz verlangt mit einem
goldenen Adler darauf, der aussieht, als ob er fliegen wolle (52,2 flF.;.
So hättten wir denn die hauptsächlichsten Motive beieinander, die
in solchen Fällen aufgeboten werden. Aber es zeigt sich, daß
wie in *MS, so auch in *zn die Goldschmiede sekundär sind (n
läßt sie erst aus einer Stadt holen): das in *MS durch 2078/79
verschüttete und nur aus 2264 flf. und 2206 flF. zu erschließende
Stück ist in *zn an beiden Stellen erhalten: 52, 7 so sulUn n'
sprechen: si haben geh(yi% man hob mich ainem reychen hunig geben;
dorumb sein si her kommen^ ob die junkfraw icht rnng^^lein pedvrf
oder ander chlat/net, das st die zu vns kawffe oder lasse machen.
257
Und so spricht Oswald denn auch 53, 1. Das pedantische kawfe
oder lasse machen sagt deutlich, daß Eaufleute und Goldschmiede
hier ganz äußerlich zusammengestellt sind, und zwar erst von dem
Prosaisten. Schon nach der Wortstellung ist das Näherliegende,
daß die Goldschmiede zugesetzt sind. Das stimmt zu *MS, denn
V. 2078/79 waren ja interpoliert und nach *zn 52, 7 zu ersetzen,
und grade die Goldschmiede waren das Unechte an den Versen.
Hauptsache aber ist, daß *W0 Oswald als Kaufmann auftreten läßt.
Demnach haben wir in Wahrheit diese Überlieferung: *MS:
Oswald legt sich mit 100 Helden vor die Burg; *zn: er errichtet
einen Kramschatz; •WO; er kommt als Kaufmann. (Er hat in *W0
nur noch ein Schiff.) Und also: die 100 Helden von •MS sind
unecht -— oder es sind dieselben, die sich nachher für Kaufleute
ausgeben. Oswald läßt ja auch seine Schiffe mit Gold und Silber
beladen (1439). V. 2206-13 sind nach den durch 2078/79 ver-
drängten, aus 'zn 52, 7 und 53, 1 herzustellenden Versen gear-
beitet, die sich auf Kaufleute, nicht auf Goldschmiede bezogen.
Wir wurden gerne guotes rtche sagt Oswald V. 2270. Das alles
würde zu den Kaufleuten passen; aber schlecht paßt, daß der
heidnische Wächter meint, sie wollten das Land angewinnen (2153),
und daß sich alles Volk wider sie rüsten muß, desgl. 2272
bedor/U'd du unser niht ze dienaere; gamicht paßt, daß Aron sie
als Ritter und Knechte begrüßt (2252). Nun könnten ja 2252/53
unecht sein wie 1916 und 2109, die das Ritterliche erst einführen;
aber ob in dem Ganzen nicht doch der Sinn gesteckt hat, daß die
100 sich als Mannen anbieten ?
2145 — 52 finden auch in •zn und 'WO keine Stütze.
Die List der Königstochter auf der Burgmauer ist in 'zn
aus Rand und Band (s. S. 226 f.). Daß und wozu Pay Krone und
königliches Gewand an eins ihrer Mädchen gibt, ist mißverstanden
und von seiner Stelle gerückt, n läßt die ursprüngliche Moti-
vierung wenigstens noch erkennen. Von der Hoffnung auf Offen-
bleiben des Tors ist aber weder in z noch in n die Rede: die
Mädchen möchten nur gern den Hirschen draußen sehen, da finden
sie es verschlossen. Ich rekonstruiere daraus •zn so: Gaudon
schließt das Tor; die Mädchen sind auf der Mauer; Pay gibt
ihre Krone weg und zieht Mannskleider an : beides zur Flucht;
das Tor ist verschlossen und wird aufgebetet.
Ba««eck«, Mftncbener ÜHwald 1 *
258
*W0 hat nichts von der List. Spange fordert das Aufbeten
des Tors von Oswald (1095), und das werden wir *Mz gegen-
über f&r unecht halten: es bedarf dazu einer besonderen Botschaft
des Raben, und ganz so hatte Oswald nach 'WO auch den Hirschen
erbeten müssen.
Aber das Aufbeten bleibt für *MW bestehen. Die list läßt
sich nur bis *Mz verfolgen.
Ob die Jagd des Heiden Erfolg hatte (*W0 1149) oder nicht
(•Mz), läßt sich wiederum nicht entscheiden. Desgl. ob der Rabe
(♦Mz 2749) oder die Königin (*W0 1180, »zn fehlt) zuerst die
Verfolger bemerkt.
Daß V. 2695 — 98 Einschub sind, bestätigt sich; aber auch,
daß sie etwas vorher Dastehendes verdrängt haben: denn *W0 hat
es erhalten. Vgl. *W0 11 55 ff.:
Eyn hom nam her yn dy haut
Das satczie K an den mut
Vnd blysz das zu der selbigin stut
Das hom lawte vnd bedewtet das ...
Diese Verse entsprechen augenscheinlich *MS 2691 — 94. Es folgt
*W0 1159 ff.:
Heyne 207*n vnd grymige hos
Vnd 8eyne grose grymickeü
Dy her an dy tachter leL
Sie könnten das Objekt zu *MI 2694 sein.
*MS 2705—30 werden deutlich bestätigt durch *W0 1162
bis 1173 und 1178— 79b. Die falsche Stellung von 'MS 2731/32
ist also nicht dadurch zu erklären, daß etwa 2709 — 30 als Inter-
polation am Rande standen. Es muß ein andrer Irrtum zugrunde
liegen, der dann auch das Subjekt von 2731 verloren gehen ließ.
In *zn fehlt das Gelübde auf dem Meere ganz. Es fehlt aber
aber auch in 'zn und *W0 der ganze legendarische Schluß von
3210 an. Das ist, wenn das Gelübde und dieser Schluß wirklich
so von einander abhängig sind, wie ich (S. 214 f.) angenommen habe,
ein starker Beweis gegen die Echtheit des Gelübdes; dann fehlte
es auch in *Mz.
*W0 hat ein Gelübde, aber ein andres: Ich wil dir leistin y
dy gohe Dy ich dir globet habe Vnde ich [wü] ouch darzu —
259
Af achin eyne spende — So wil ich alle dy gew&i'n Dy an mir icht
begem (1206 ff.), d. h. es fehlt die Grundlage zu dem legendarischeD
Schlnßgebäude: Oswald will nicht etwa allen alles gewähren, was
sie bitten können, es handelt sich nur um eine allgemeine Spende.
Das ist das Entscheidende.
Aber ein Gelübde war also schon in *MW; es wurde dann,
vermutlich erst in *MS, umgedeutet. Und zwar geschickt, mit
guter Benutzung des Vorhandenen: ohne *W0 würde uns das
Ganze unecht scheinen.
Nun der Schluß. Ich nehme an, daß der Kampf auf einer
Insel stattfindet, nicht in Oswalds Heimat: *W0 mußte die Christen
nur deshalb erst nach Hause kommen lassen, weil sie nur noch
ein Schiff hatten. Dann ist gemeinsam : Tod aller Heiden, nur
der König wird gefangen; er will die Taufe annehmen, wenn die
Seinen zum Leben erweckt werden; das geschieht, und sie werden
mitsamt der Braut und ihrem Vater getauft; der König föhrt sie
heim und verbreitet das Christentum. Das Letzte ist nur durch
*zn und *W0 belegt, aber dadurch natürlich doch für *MW ge-
sichert. Daß Aron unter neuem Namen mit Oswald zieht (*MS
3185) ist also unursprünglich.
Es läßt sich noch erkennen, wie *MS diesen Schluß möglich
gemacht hat.
Die Erweckung der Heiden hat die wunderbar natürliche
Folge, daß Aron den Kampf erneuern will. In *zn geschieht das
auch, in *MS weigern sich seine Leute, weil sie inzwischen
die Hölle gekostet haben. Ich glaube, daß *zn recht hat. Denn
in *MS folgt nun Arons zweite Bedingung, daß nämlich Oswald
mit Hilfe seines Gottes einen Taufbrunnen schaffen solle, unver-
mittelt auf die Erfüllung der ersten (der Auferweckung), und man
sieht nicht ein, warum Oswald sich noch auf eine zweite einläßt.
In *zn aber waren die Heiden inzwischen zum zweiten Male ge-
schlagen.
Wenn also *Mz den zweiten Kampf hatte, so hieß es nun
den Anschluß an die alte Erzählung gewinnen, nach der der Heide
wieder zu Lande fuhr. Zu diesem Zwecke ließ *zn in dem zweiten
Kampfe nicht alle Heiden erschlagen werden, wie es der Stil
fordert. *MS aber ließ die Erweckten um neuen Tod bitten.
17*
260
Ist somit der ganze zweite Kampf unecht, so dQrfen wir wohl
auf den Anstoß in V. 2941 flf. (s. S. 220) zurückkommen und die
^-^ ganze Tauferzählung für Zusatz erklaren. Aber die Erweckung der
Heiden und die Taufe ist nun eimal in allen drei Fassungen über-
liefert, und wir müssen an eine höhere Instanz appellieren. Nur
die Weigerung der Heiden, aufs neue zu kämpfen und ihre Bitte
um den zweiten Tod darf, als nicht einmal fttr *Mz bezeugt,
[3015—28, schon jetzt gestrichen werden.
3135-84] Diß rationalistischen Erklärungen von *MS (528/29, 1567 bis
1570, 1654—59, 3101-4) werden durch 'zn und *W0 nicht
legitimiert, auch 21—54, 25^28, 710-13, 1177-80, 1265 bis
1268, 2034/35, 2521—26, 2889-92 nicht.
Aber ich möchte mich doch hüten, ex silentio zu schließen,
d. h. einen Zug von *MS nur darum für unecht zu erklären, weil
er in *zn und *W0 fehlt. Noch mehr ist, wie mir scheint, diese
Vorsicht bei den eigentlich spielmännischen Szenen nötig,
die nach ihrer Familienähnlichkeit und als rechte Hanswurstinter-
mezzi hier und dort und überall angebracht oder fortgelassen
werden können. Vielleicht führt eine gemeinsame Behandlung zu
einer Erkenntnis.
Der Rabe ist auf einen Turm entflogen, als Oswald ihn holen
lassen will (372). Das ist durch *zn 45, 22 für *Mz gesichert.
Aber die Fennate 376/77 fehlt auch in *zn. In •WO von beidem
nichts (V. 128/29).
Die Betrachtung über die Ungemütlichkeit eines Hungrigen.
811 — 18, nur in *MS; sie ist durch das auftiehmende also etc.
parallel an 805 ff. geknüpft.
Das Gezänk mit dem Hofschalk, 843 — 56, steht nur in *MS.
Desgl. die Drohung der Königstochter, 1039; wir hatten sie
schon aus Gründen des Zusammenhangs angezweifelt (S. 217).
1335 — 58: der Rabe will erst essen, trinken und schlafen,
ehe er von seiner Werbung Bericht gibt. Nichts davon in *zn *W0.
Über 1832-39, 1862-81, 1980-93 s. S. 254.
1890 ff.: ein Schiffsknecht bemerkt den nachgeflogenen Raben
und wird reich belohnt, der Rabe wird königlich empfangen. Der
Bericht von *zn scheint hier stark gekürzt, *W0 fällt ganz aus.
Über 1916/17 s. S. 211.
261
Auch in den zugesetzten christlichen Schluß hinein erstrecken
sich die spielmännischen Szenen (3366 ff.), aber da fehlt ja die
Kontrolle durch *zn und *W0 ganz.
Also nur in einem Falle können wir eine spielmännische
Szene bis *Mz verfolgen (372 flf.), bis *MW keine. Und was 'zn
nnd *W0 an Ähnlichem gegen *MS aufzubringen haben, das ist
verschwindend wenig. (S. S. 222 ff., 232 flf.) Da ist es doch be-
deutsam, daß mindestens in einem Falle (1832 AT.) auch der Zu-
sammenhang Anstoß gegeben hat. Sind also alle diese Inter-
mezzi unecht?
Aber der Oswald ist doch ein Spielmannsgedicht?
Ehe wir aber für soviel Zweifelhaftes, für alle die Fälle
insbesondere, in denen *Mz gegen *W0 steht, die Entscheidung
auf einer höheren Stufe suchen, stellen wir fest — , das wird
dieser Abschnitt ergeben haben — , daß die Voraussetzung unserer
Filiation richtig war und alle drei Oswaldfassungen ans einer
Quelle stammen. Die gemeinsamen Inkonsequenzen aber erhalten
nun ihre natArliche Erklärung: das alte Gedicht war die Ver-
bindung ganz heterogener Stoffe: der Qeschichte und Legende
vom H. Oswald und einer Brautwerbung. Und je weniger diese
Stoffe zu einander passen, um so unmöglicher scheint es, daß
die Idee ihrer Verbindung nicht zuerst in einem einzigen Kopfe
entsprungen sein sollte, und nicht wenigstens da alle erhaltenen
Fassungen ihre gemeinsame Quelle hätten.
5. Geschichte und Legende.
Der heilige Oswald ward geboren im Jahre 604 und war
König der Northumbrier von 635 bis 642. Von ihm erzählt Beda in ^
der Historia ecclesiastica gentis Anglorum (11. 5, 20, IlIT 1, 3,
6—7, 9-13): Als König Ethelfred, Oswalds Vater, starb, be-
mächtigte sich Eadwin, der früher von ihm vertrieben war, des
Thrones wieder. Oswald war mit seinen Brüdern in Schottland,
in Verbannung. Nach dem Tode Eadwins und einem kurzen
Interregnum ward er als Schützer und König heimberufen. Er
besiegte und tötete bei Denisesbuma den heidnischen Bedränger
Kedwalla und bekehrte sein Volk. Er gründete Bistümer und
Schulen und machte das Beich gewaltig. Aber er blieb doch
Armen und Pilgern immer leutselig und freigebig. (Einstmals
262
Ostern ließ er die schon aufgetragenen Speisen unter Arme verteilen,
er zerbrach aber auch zugleich seinen silbernen Tisch und gab die
Stücke mit dahin. Da ergriff Bischof Aidan, sein alter schottischer
Lehrer, seine Hand und rief: ,Die8e Hand wird nie verwesen!'
Und sie wird noch jetzt unversehrt aufbewahrt.) König Oswald
war bei der Taufe des Königs Cynegilsus zugegen, dessen Tochter
Cyneburg später sein Weib wurde und ihm einen Sohn Oidilwald
gebar. Oswald fiel im Kampfe gegen den heidnischen König
Penda. Der Ort seines Todes hat viele Wunder gewirkt. Als die
Mönche von Beardaneu seine Gebeine nicht aufnehmen wollten,
stand die ganze Nacht eine Lichtsäule da, die von dem Wagen
bis an den Himmel reichte und in der ganzen Provinz Lindissa
sichtbar war. Oswald hat auch einen Knaben ins Leben zurück-
gerufen (HL 13).
Daß unser Oawcdt in Engellant mit diesem northumbrischen
Könige identisch ist, kann schon darum niemand bezweifeln,
weil es nur den einen heiligen Oswald gibt^). Doch schon bei
Cynegils und Cyneburg würde, wenn sie wirklich Aron und Pamige
sind, jede Kunst der Namenerklärung umsonst sein. Aber daß
Oswald früh verwaist und dadurch in große Sorge kommt (in *zn
wird er aus dem Dunkel hervor zum König), daß er ein mächtiger,
doch frommer und freigebiger Herr, ein Verbreiter des Christen-
glaubens und Kämpfer wider die Heiden ist und Schwiegersohn
eines getauften Heidenkönigs wird, diese Züge liegen schon in
Bedas Erzählung begründet.
Schon bei Beda setzen sich aber auch neben den geschicht-
lichen, wie man sieht, legendäre Motive an. Diese Entwicklung
ist natürlich noch weiter gegangen, aber sie ist, in England
wenigstens, nur noch einmal^fixiert: in der Vita S. Oswaldi regis et
martyris des Mönches Bigginald (ed. Th. Arnold in Symeonis mo-
nachi opera omnia, London 1882, tom. I. p. 326 sqq.). Die sonstige
englische Überlieferung ist Abschrift oder Bearbeitung von Beda*).
I) Kelle, Gesch. d. deutschen Literatur II, Berlin 96, S. 216, meinL
der Legen den kern unsres Gedichtes habe wohl ursprünglich mit dem Leben
des Bischofs Oswald von Worchester, späteren Erzbischofs von York in-
sanimengehangen. Für uns wäre das einerlei.
^) In Aelfrics Vita des hl. Oswald ist es ausdrücklich bezeugt (ed.
Swoet, Anglo-Saxon Koadcr XIY . 224). Über die sonstigen englischen Fasanngen
Dieser Reginald hat, wie er selbst (II. 55) sagt, im Jahre
lifi5^eschrieben. Aber er war damals schon ein alter Mann,
wenigstens will er dabei gewesen sein, wie zur Zeit König Hein-
richs L (1100—1135) und des Erzbischofs Thoraas 11. von York
(1108—14), in Gloucester die Reliquien des heiligen Oswald, da-
runter der linka. Arm, in ein neues Gefäß geschlossen wurden
(I. 44). Möglich ist das ja, aber Beginald ist unglaubwürdig:
er will nur berichten, was noch nicht aufgezeichnet ist (L 43),
und schreibt Beda ab; die Vision I. 42 hat ihm einer erzählt, der
sie aus Oswalds eignem Munde hat; ein andres Wunder hat er
nach dem Berichte eines uralten Mannes, doch lateinisch gegeben
(I. 10); ein drittes Mal bestätigt ein zureisender Mönch die Mirakel,
die Reginald schon anderswoher vernommen hat (11. 45) u. s. w.
Soviel aber wird feststehen: er benutzte außer Beda mündliche l
Überlieferungen. Neu gegenüber Beda sind folgende Züge:
L 10. Als Oswald an der Pest liegt, erscheinen ihm Engel
und verkünden ihm Genesung und die Stunde seines späteren 1
Todes. Er soll in ihr himmlisches Kollegium aufgenommen werden.
Und es heißt weiter: Omnes vitae praeteritae vanitates vientis de-
voticne transscendit
I. 11. Erst seit dieser Vision lebt er in Keuschheit. (Vor-
her hatte er — wie bei Beda — einen Sohn von seiner Frau.)
I. 17/18 ales pet^mcucimay olim in partibtis Ulis tatUae
quantitatis invisay comparuü, ifuae et manum dejcteram (Osioaldi) de
stipite cum brachio 9ustulit — Fenda hatte Oswalds Kopf und
rechten Arm an Pfähle geheftet — et cum tanti pretii pi^aeda ad
vicini loci arborem cum reverentia conoolanit, Eratque ales ipsa,
ut putabatury coroini generie; aed pro grandibue rostro et un-
guibus cupiüarum simüüudini conformis fuisse videbatur. Der Vogel /
fliegt auf eine nahestehende Esche. Unde de ore iüiua praeda
delapsa decidity et mcrata dcrtera cum brachio super asperae s^ilicis
duritiem deorsum corruit, Miranda igiiur Dei virtute statim ad
attactum sacri brachii decidentis de sod-o durissimo prorupit fons \
limpidissimus et perennis, (Hier können wir schon das Entstehen ^
der Legende beobachten. Denn es hieß noch I. 12: In der Nähe
vgl. Berger S. 438 ff. (nach Uhland). Capgraves ,NoYa Legenda Angliae' war
mir nicht zu erreichen. Nach den Anfahrungen der BoUandisten stammt
ihr Bericht auch aus Beda.
V
264
des Ortes, wo König Oswald fiel, entspringt unter einem mächtigen
Baume eine immerwährende Quelle, denn nicht weit davon war
Haupt und Arm des Königs an Pf&hle geheftet.)
I. 42: Vor dem Kampfe mit dem Britenkönige Cathlo er-
scheint der heilige Columba in einer Vision vor Oswald und
ermutigt ihn zum Kampfe. Sein ganzes Heer gelobt danach, sich
taufen zu lassen. (Nur zwölf Mann waren schon in der schottischen
Verbannung mit ihm Christen geworden.)
Wir erkennen sogleich und vor allem den Baben wieder, aber
auch die Wunderquelle, die uns zweifelhaft war; daneben das
Keuschheitsgelübde und die Vorhersage des Todes, die wir beide
für unecht hielten. Vielleicht findet man auch in I. 42 die Taufe
der Heidenkrieger vorgebildet: wenigstens handelt es sich hier und
dort um Taufe eines ganzen Heeres^).
Aber auch an dem Baben ist für uns fast nichts brauchbar,
als daß er da ist. Schon von seiner Verbindung mit der TaufqueUe
in unsem Dichtungen keine Spur. Aber wir wissen doch, daß wir
uns nun sehr vorsehen müssen, ihn für mythologisch zu halt^.
Die Erzählungen vom Heiligen Oswald sind sehr bald hinfiber-
gebracht auf das Festland. Das berichtet Beda (HI. 13). Er
weiß auch, daß der Priester Acca auf seiner Beise nach Born den
Erzbischof Willbrord oft von Oswalds Wundem in iüa promncia
hat erzählen hören. Willbrord war Erzbischof von Utrecht schon seit
696 und starb in Echtemach 739. In dieselbe Oegend führt uns
auch noch ein anderer Weg: Gebeine des Hl. Oswald waren im
Jahre 1038 nach dem Kloster des Hl. Winnoc bei Bergen (Bergues)
in Flandern überfahrt, seit 1138 wurde sein Haupt in Echtemach
verehrt. Der Mönch Jlrogo- v^n St. Winnoc schrieb aus Beda
eine Vita Sti, Oswaldi zusammen (Acta Sanctoram Aug. H. 92 ff.),
aber auch hier läßt sich, wenigstens an einem Punkte, zeigoi,
daß mündliche Überlieferung an die schriftlich fixierte und sozu-
sagen literarisch kanonisierte Geschichte und Legende herantrat.
Denn in einer der Handschriften der Vita sind zwei Predigte
') Die spätere Legende, den .inf&ngen bei Beginaid folgend, machte
Oswald natürlich keusch, weih- und kinderlos. So eine in Ldwen 1488 ge-
drnckto Sammlung, deren Texte ,Yerbes8ert und verlftngert^ sind (München,
H.- u. St.- Bibl. Inc. 1703 b Fol.) und ein Zusatz im niederdeutschen PassIonaL
(Darüber Klockhoff S. 21.)
265
angefügt, zu denen (a. a. 0. S. 93) bemerkt wird : jSermo domini
Di*offonü in festo eiusdem preciosi Regia H niartyr%H^, Tn uno
duorum ea^emplainumy qwu habemuSy iatitis argumenti apographo,
acnbitur tUe serino ,fegendus in feste eiusdem etcJ Huic sef^moni
tum admodum longo subditur se^yno secundua priore brevior. Aus
der ersten Predigt erfahren wir noch an andrer §telle (S. 103):
Orationi namque nocte dieqtie varabat {St (hwaldus) et id quidem
ipsa res vefntatis indicabat: nam calhs in genibus longus precum
aratianumque fecerat usus: qui siquidem in eisdem genibus inoenti
sunt, antequam terrae defunctum mandaretur corpus^), (Vgl. die
Legende vom Hl. Oallus.)
Wir erkennen hier eine Art, wie die neugebildete Legende weiter
verbreitet wurde. Aus der Predigt mochte mit dem zuhörenden
Volke auch der Spielmann die neuesten und großartigsten Wunder
entnehmen.
Die ältesten und deutlichsten Spuren von der Wanderung der
Oswaldverehrung und -legende führen also in dasselbe Land, in
das uns der Archetypus unsrer Handschriften und die Verwandt-
schaft der Spielmannsepen weist. Über die sonstige Verbreitung
des Oswaldkultus s. Berger S. 415 fT.
Aber die Geschichte gibt doch nur die allgemeinsten Grund-
lagen für unsere Dichtung her, und die Legende schaltet sich so-
fort selbst aus, wo es sich um Echtheitsfragen handelt: in allen
drei Fassungen, *MS *zn *W0, zeigt sich das Bestreben, Geistliches,
Heilig, Wundarhaftes einzufügen, und daß das am liebsten aus
der nebenher wohlbekannten Oswaldlegende genommen wurde, ist
eigentlich selbstverständlich und ergibt sich übrigens aus den
oben angeführten Entlehnungen.
*) Die Handschrift ist nach gütiger Mitteilung Ton der Königl.
Bibliothek zu Brüssel in der Bibliotheque publique de la Tille de Bergue^
bewahrt; sie blieb mir unzugänglich. Nach der Beschreibung des Gata-
logue gen^ral des Manuscrits des Bibl. pnbl. de la France, XXYI, Paris
1897, p. 662-^63, stammt sie aus dem 12. Jahrhundert und enth< außer
einem von demselben Drogo stammenden Leben der Hl. Lewinna auch drei
Miniaturen: Winnoc, Oswald, Lewinna, die also Jahrhunderte Alter sein
würden als alles von Berger a a. 0. S. 425 beigebrachte ikonographisehe
Material. Eine andere Miniatur bei Mourek (s. o. 8. 221).
266
6. Die Brautwerbungsgeschichte.
Geschichte und Legende haben also für 'MW hergegeben:
Oswald (mit einigen charakterisierenden Zügen), einen heidnischen
König, seine Tochter, den Baben; an Handlung aber mit Sicher-
heit nichts weiter als die Heirat.
Die übrige Handlung aber ist Oswalds Brautwerbung, und
sie ist in einem ganz bestimmten, hergebrachten Schema erzählt.
Dieses Schema beginnt zuweilen schon mit der vorigen Gene-
ration: Wolfd. B 3, Kudr. I. ^) 1. Und wären das auch nur Namen-
nenhungen; so enthalten sie doch die Keimstelle für eine gleiche
Erzählung wie die vorhandene. So erwachst die Hugdietrichge-
scliichte aus dem Wolfd. B, und ins Lächerliche getrieben ist dies
Fortzeugen in DFl: hier folgen sieben Generationen auf einander.
Auch der Oswald zeigt solche Ansätze. Wie ß eine Einleitung
aus dem Gedichte hervorgesponnen hat, ist S. 194 ff. gezeigt. Schon
*MS enthielt, interpoliert, den Namen Sewart (1568).
Dieser alte König hat einen Sohn, den Helden der folgenden
Brautwerbung. Dessen Macht wird, wenn dies nicht, wie. Kudr. L2,
schon bei seinem Vater geschehen ist, beschrieben, oft nach An-
zahl der untertänigen Könige, Herzoge, Herren und Bitter, auch
wohl der Bischöfe und Äbte: Ort. 5, Roth. 7, Morolf 23, (vgl. 106,)
Or. 162, Kudr. H. 207. Vgl. auch Panzer S. 219 Anm. 1. Ange-
schlossen ist gleich ein Lob der königlichen Tugenden. Besonders
fromm ist außer Oswald noch Dietwart DFL 1. 145. Vgl. Or. 176 ff.
Er ist sehr jung zur Herrschaft gekommen, verwaist: Wolfd.
B 8, Kudr. I. 5, Kudr. IL 209, Oswald. (S. die Anm.) —
Seine Herren raten ihm, ein Weib zu nehmen: Both. 19,
Nib. L 49, Nib. IL C 49, 3, Kud. L 169, Kud. H. 210, Ort 7,
DFl. n. 1906, Oswald. Die Mutter rät ihm, ein Weib zu nehmen:
Kudr. I. 7, Kudr. III. 588. (Eine Stimme im Traum rät ilim, ein
Weib zu nehmen: Osw. *MS.)
Er fragt seine Herren um ein Weib: Mor. 24, Herzog Ernst
B 260 ff., Wolfd. B 10, DFl. I. 790 (Oswald 'MS, hier und im
Wolfd. B müssen sie erst besandt werden); seinen Vater: Or. 194.
*) Die römischen Ziffern zur Unterscheidang der Generationen oder
sonst bei mehrfadher Anwendung d«s Bohomas innerhalb' einer Diohtiuig.
267
Er hat ein Gelübde getan, das schönste Weib zu gewinnen:
Helg. Hjörv. Pr. 1. —
Er will einen Erben erlangen: Both. 29, Wolfd. B 10,
Oswald. —
Keiner weiß ein geziemendes Weib: Mor. 26 (Osw. *MS).
Der Berater weiß keine: Wolfd. B 11. Der König weiß keine:
Kudr. II. 210, Herbort Thidr. 233; die er kennt, sind alle ffippe
Or. 205. In eignen Landen findet sich keine: Roth. 42, Ort. 10. —
Schließlich rät einer, der am Hofe erzogen ist: Lupoid:
Both. 63; Berchtung: Wolfd. B 15; Yljas (wan er da nach Ortntdm
der tiuwerUte was): Ort. 1 1 ; ein altgnser: Mor. 28; Morung: Kudr. II.
211; der Vater: Or. 210; ein Waller, der 72 Lande kennt: Os-
wald (vgl. Bit. 211); einer, der 60 Lande kennt: DFL I. 865;
ein Vogel: Helg. Hjörv. 1. —
Der Waller ist in eine Kemenate geführt: Oswald; Lupoiden
wird ein stotd gerörnt Both. 104 (,dem Waller: Oswald *W0). —
Die Braut ist eine fremde schöne Königstochter. —
Sie ist heimlich Christin: Wolfd. A 19 (Osw. *MS). —
Wer aber um sie wirbt, muß sterben: Both. 82, Nib. I. C 9.3,
Kudr. n. 201, 213, 228, 421, Ort. 11 (=DF1. IE. 2142), vgL Snio:
Saxo I. 415, Oswald; abgeschwächt: Nib. L 51—52, 55, Kudr. HL
577, 579—580, 593, 618—619, 631. Ihr Vater gibt sie keinem
Schwächeren : Kudr. II. 201 (,08w. *zn). Er gibt sie keinem: ApoUon.
Thidr. 245; wenigstens so lange er lebt: Wolfd. B 18. (Die drei
Kampfspiele mit Brünhild: wer eins verliert, muß sterben: Nib.
IL 326. Alle Werber umgebracht, die nicht ein Bätsei lösen :
Indisches Märchen bei Liebrecht, Zur Volkskunde 141.) —
Er will seine Tochter selbst heiraten: Ort. 21, Apoll. Ths. 245,
Oswald. Über die Verwand|schaft dieses Zuges s. die Zitate bei
Panzer 218 A. 1; vgl. Singer, Apoll. 71; ich föge hinzu J. P. Camp-
bell, Populär tales of the West Highlands, Edinburgh 1860,
No. XIV. -
Der Bat wird zurückgezogen oder es wird abgeraten: Nib. IL
329, 361, Wolfd. B 20, Ort. 17, Oswald. -
Die Königstochter ist wohl verwahrt: Kudr. IL 198, Wolfd. A 152
(Botelungs Schwester, um die Berchtung wirbt); in einem Turme
(Kammer) verschlossen und bewacht: Wolfd. B 18, Attila Ths! 49,
268
schottische Ballade^); Spei van de Koningsdochter *) (Osw. *MS); in
einem Hause von einem Zaabervogel bewacht: Helg, Hjörv. Pr. 3;
Vögel fliegen über ihr: Herb. Ths. 234, (vgl. Singer ZfdA. 35, 184 f.,
Osw. 0); zahlreiche Begleitung: Nib. I. 277, (schottische Ballade,)
Oswald; kein Mann darf sie sehen: Attila Ths. 49, kein Ausländer:
Herb. Ths. 234; sie darf nur beim Kirchgange gesehen werden:
Herb. Ths. 234(, schottische Ballade); Siegfried sieht zum Zeichen
besonderer Gunst Kriemhild beim Kirchgang: Nib. I. 272, 289
(vgl. Salmes Kirchbegleitung Mor. 10). — Wer sie ansieht, wird
geblendet, wer in ihr Qemach tritt, dem werden die Beine ge-
brochen: Mongol. Märchen im Ardschi Bordschi (Benfey, Pantschat.
XXIV und 457-59), Julg S. lllff. Weiteres bei Panzer 213flf.--
Der König besteht auf der Werbung. —
Herman rät, den Lupoid als Boten zu schicken: Both. 91,
Morung den Horand (-H Wate -h Frute): Kudr. 11. 214, Erwin
vier (genannte) Boten: DFL I. 950, DPI. E. 1953, der Waller den
Baben: Oswald. Ein Falk ist Bote: schottische Ballade, eine
Nachtigall: deutsches Volkslied, Uhland No. 15. (Hagen rät,
Siegfried mitzunehmen: Nib. H. 330).
Ein dämonischer Helfer: Wate in der Kudrun, Alberich im
Ortnit, der Vogel in der Hjörvardsage, der schottischen Ballade,
dem Volksliede und im Oswald, Siegfried mit der Tarnkappe
im Nib.
Der Babe kann (alle) Sprachen: Oswald. Vgl. die schottische
Ballade S. 175 und das Volkslied; der König soll alle Sprachen
durch einen Stein lernen Ort. 244/45.
Der König glaubt es nicht und findet Bestätigung: Ort 246
(,08w. ♦MS). -
Es wird nach Lupoid gesandt: Both. 100 (echt?J, nach Horand
(, Wate und Frute): Kudr. H. 216, 231, nach dem Baben: Oswald;
um Besendung gefragt: Nib. 11. 338 (359); Herbort als Bote ge-
beten: Ths. 233. —
Die Boten erklären sich bereit: Both. 118, Kudr. H. 230,
243, 247 f., DFL L 986, Herb. Ths. 233, Oswald. (Horand weigert
sich zuerst: Kudr. H. 228, vgl. 242.) —
1) J. S. Roberts, The legendary ballads of England and Scoüand,
p. 505 flF.
>) A. de Cock, Volkskunde 15, 1 ff.
269
Die Boten werden wohl ausgerüstet: Roth. 132, Kudr. 11.249,
Kudr. in. 596, DFL I. 1028, Oswald; und abgeschickt. —
Der Rabe erhält einen Bing für die Königin: Oswald; desgl.
die Nachtigall: ühland, Volksl. 15. —
(Der Rabe durch Meerweiber aufgehalten, Osw. *MS.)
Die Boten kommen an. —
Man verwundert sich über sie: Roth. 247, Kudr. 11. 290 fr.,
(324 -h 326 -4- 373), Kudr. IH. 603, Ort. 269, Oswald. —
Sie bitten um Urlaub zu sprechen : Roth. 288, (Kudr, If . 322,)
Kudr. m. 600, vgl. 607, DPI. I. 1215, Mor. 57, Oswald (vgl. Bit.
4865). —
Sie werben: Roth. 314, Kudr. IH. 607, Ort. 274, Attila Ths.
41, Herb. Ths. 234, DFL L 1243, Oswald. —
Zorn des Königs über die Werbung: Roth. 324, (Kudr. III.
608,) Ort. 275, Oswald. —
Der Rabe gefangen: Oswald; die Boten eingekerkert : Roth. 342.
Erste Werbung abgeschlagen: Apoll. Ths. 246, Kudr. in. 612,
Helg. Hjörv. 5. (2 Werbungen: ApolL, Roth., Herb., Hartmut,
Hjörvard; 3 Werbungen: Attila.) —
Die Königstochter bittet die Boten los: Wolfd. A Anh. 266,
Oswald. Sie erbittet den Boten als Diener: Herb. Ths. 237; sie
bittet, die Boten zu ihr zu lassen: Kudr. U. 337 (4-352-1-386).—
Sie nimmt den Boten in ihrer Kemenate wohl auf: Herb.
Ths. 237, Kudr. 11. 391, Oswald. Vgl. Panzer 231, A. 1. —
Der Bote wirbt von neuem, bei der Tochter: Kudr. II. 400,
Ort. 393, Attila Ths. 51, Herb. Ths. 238, Oswald. —
Und gibt ihr einen Ring: Osw., der zur Liebe zwingt: Apoll.
Ths. 247, Iron Ths, 269 (,zur Keuschheit: Osw. *W0). —
Die Königstochter gibt einen andern Ring: Ort. 413, Attila
Ths. 51, Oswald; ihren Gürtel: Kudr. H. 400.
Brief der Königstochter (Oswald *Mz,) mit Liebeserkläning in
einem Apfel: Apoll. Ths. 249. —
Sie bestimmt die Ausrüstung für die Heerfahrt nach ihr:
Oswald.
Ohne Hilfe des Boten ist sie nicht zu gewinnen: Kudr. IL
214 (Horands), Oswald. —
Heimkehr der Boten. —
270 _
Dabei fällt dem Raben der Bing ins Meer, er erlangrt ihn
wieder: Oswald. —
Bericht der Boten. (Erst am andern Morgen: Oswald *MS,
vgl. Mor. 220). —
Ein Heer wird entboten: Both. 620, Or. 241 und Prosa 286,
Oswald. (Ort. 24 ohne daß schon vorher geworben ist.) —
Ein Termin der Ansfehrt angesetzt: Both, II. 3450, Ortnit 57,
Oswald. —
Beichliche und prächtige Ausrüstung: Bother 785, 1034,
Nib. I. 60, Nib. 11. 349, Kudr. 11. 249, 264, Oswald; insbesondere:
goldne Sporen für die Teilnehmer: Or. 279, (Kreuze: Osw.*Mz, goldene
Kreuze: Osw. *MS). Die Schiffe sind auch auf lange mit Proviant
versehen: Or. 235, Kudr. IL 250, 257, Ort. 216, Oswald. —
Abfahrt; der Babe wird vergessen und kommt nach: Oswald:
Alberich desgl. Ort. 224. —
Man erkennt das feindliche Land: Nib. II. 372, Ort. 217,
Oswald. —
Beratung: Mor. 381, Ort. 222, 260, 289, 295, DFL I. 1120,
Oswald. —
Das Heer wird verborgen: Mor. 383, Wolfd. B 274, 870,
(DFL L 1125,) Attila Ths. 47, Apoll. Ths. 251. (Daselbe bei den
Bückentführungen: Both. U. 3644, Kudr. HI. 1141, vgL Panzer
368 ff.) Das Gesinde wird zurückgeschickt: Wolfd. B 51. (Ein
Kaufmann bewahrt die Schiffe der Boten: Both. 206). ~
Botschaft des ßaben an die Königstochter: Osw., desgl. Albe-
richs: Ort. 264 flf. (Erst hier Werbung für Ortnit.) —
Alberich rat, einen Kauf kram auf zutun: Ort. 243, Frute desgl:
Kudr. H. 251; Pamige desgl.: Oswald; Dietmars Boten für Kauf-
leute gehalten: DFL I. 1111. Vgl. Panzer 268 flf. (Bother nimmt
Goldschmiede mit: Both. 794, zu Osw. vgl. S. 256/57.) —
Der Bat wird ausgeführt. Die Ankunft der Fremden wird
in der Burg gemeldet: Nib. I. 80, IL 392, 5; Kudr. IL 290, HI.
639, Oswald etc. —
Der feindliche König sendet zu fragen: Wolfd. B 40: der
rlchf^aere fragt: Kudr. H. 294, der barkenaere: Ort. 250 —
Er wird beredet, Duldung zu üben: Wolfd. B 45, Oswald:
er gebietet Duldung: Kudr. IL 296. —
271
Der Werber dringt durch List ein und gewinnt die
junge Königin durch List.
Boiher macht sich viele durch seine Gaben hold: Roth. 1291,
Hugdietrich: Wolfd. B 66, Frute etc.: Kudr. U. 297 fif.
Bother will von seinem Könige vertrieben sein: Roth. 924;
Hugdietrich desgl.: Wolfd. B 42; Rodolf: Attila Ths. 48, Horand
etc.: Kudr. n. 311 (vgl. 406).
Alberich geht unsichtbar zur Burg, die Königin zu gewinnen :
Ort. 427; Berchter und Bother als Pilger: Roth. II. 3834; Prin-
cian desgl: Mor.601 ; Apollonius in Weiberkleidung: Apoll. Ths. 251,
Hugdietrich desgl.: Wolfd. B 54; Rodolf unkenntlich: Attila Ths.
47; Rother, Hugdietrich, Rodolf unter falschem Namen: Roth.
811, Wolfd. B 46, Attila Ths. 47.
Rodolf schleicht sich in Osantrix' Freundschaft ein : Attila Ths.
42. Horand dringt durch seinen wunderbaren Gesang zu Kudr: II.
372flF,, vgl. Panzer S. 302 ff.; Rother durch die List der goldenen
und silbernen Schuhe: Roth. 2022 ff.
Die Königstochter wird mit Hilfe eines Hirschen gewonnen:
Osw,; mit Hilfe zweier automatischer Mäuse: Herb. Ths. 234 ; List
der goldenen und silbernen Schuhe: Roth. 2022 ff.
Die Königstochter entkommt verkleidet, durch Hilfe ihrer
Frauen ; Oswald ; (sie bewirkt durch Verkleidung in einen Pilgrim
die Befreiung der Boten: Roth. 2323). Sie läßt sich entführen;
Attila Ths. 54, Herbort Ths. 238; bei Besichtigung des Kaufschatzes:
Kudr. n. 409 und 7. Av., im Sarge: schottische Ballade. S. Panzer
S. 274 flf. —
Ihre Mutter ist den Werbern geneigt: Roth. 1065, 1179,
1463, Ort. 371, 412, Wolfd. B 196, Apoll Ths. 249, Oswald.
Sie benachrichtigt ihren Gatten von der (schon vollendeten)
Flucht der Tochter: Roth. 2996, Oswald. —
Der Held empfängt seine Braut und fährt eilig davon. —
Der feindliche König bläst seine Mannen mit einem Hörne
zusammen: Attila Ths. 55, Osw. (Der Werber ruft sein Heer durch
ein Hörn zu Hülfe: Roth. U. 4195, Wolfd. B 287, Morolf 500).
S. Panzer S. 390 und 391 A. -
Der Heide setzt nach: Ort. 449, Kudr. H. 453, Attila Ths. 55,
Oswald. Wate und Hettel setzen Hartmut nach: Kudr. III. Av. 17. —
272
Der Rabe sieht die Feinde kommen: Oswald; Morolf: Mor.
558; Horand: Kudr. U. 488 (,ein Maraer: Kudr. IL 853). —
Die Königstochter ist verzagt: Kudr. IL 459, 491, Oswald. —
Der König ermutigt die Seinen: Kudr. IL 492, Oswald. —
(Oswalds Gelübde).
Die Verfolger werden durch einen Wind abgehalten: Osw.;
Hagens Schiffe sind dürkel: Kudr. 11. 453. —
Die Fliehenden werden ereilt: Herb. Ths. 239, Attila Ths. 55,
Kudr. n. 487, Oswald (; auf einem sande: Kudr., Osw.). —
Kampf. Die Verfolger werden geschlagen. —
Ihr König fldlt: Hildesage in Lamprechts Alexander Vor. 1321 ff.
= Strassb. 1830 ff. Er entkommt: Ort. 473 (vgl. 478). Er wird
wegen seiner Tochter geschont: Kudr. IL 522 ff., Oswald. —
Taufe der Verfolger: Morolf 591, Oswald. —
Der Schwäher fährt heim und tauft sein Volk: Osw.; er fährt
mit dem Paare: Kudr. IL 544 (,08w. *MS). —
Heimfahrt und Hochzeit. —
(Über die keusche Ehe s. Panzer S. 341.) —
Warum ich mich bei dieser Liste auf die deutsch-nordischen
Dichtungen beschränkt habe, ist in der Einleitung gesagt. Auch
innerhalb dieser Begrenzung ist nur das herangezogen, was mit
unserem Erzählungsschema mehrere Punkte, also auch Linien
gemeinsam hatte — soweit es mir bekannt war. Man könnte an
vielen Stellen die Motive noch zerlegen, noch weiter spezialisieren,
wie das z. B. TardeLa^. 0. S. 38 ff. zuweilen getan hat, aber auch
ich habe noch, um einen fortlaufenden Zusammenhang zu geben,
vieles Selbstverständliche aufgenommen und das durch Weglassen der
Zitate bezeichnet. Freilich, ein solches Schema bringt Verzerrungen
der Wirklichkeit mit sich — z. B. durch die verschiedene Zahl
der Werbungen — aber sie sind hier unglaublich gering, wo der
Unterschied dieser Dichtungen eigentlich nur in der List besteht,
durch die die junge Königin gewonnen wird: da erst setzt die
Erfindung des Dichters ein.
Aber wir können doch diese Masse der Parallelen erst f&r
unsre Zwecke ausbeuten, indem wir sie kritisch zerlegen. Es ist
schon früher (S. 266) angedeutet, wie sie sich selbst neu erzeugen,
und solche Neubildungen sind meist unschwer an den Inkonse-
quenzen ihres Baues zu erkennen.
27a
DFL zeigt zwar einen Abglanz des Oswaldischen Wallers, der Dietrichs
in 72 Landen keine geeignete Königin gefunden hat: dieser Mann •. '^"^^h^*
sagt: ich habe 60 Lande gesehen und — eine gefunden. (866 '
W)az ich noch lande ffevam bin . . , 876 dar ttz hdn ich genomen
ein kini). Aber er ist nur ein Schatten, die Bolle des alten Beraters
ist an einen Landgrafen Erwin (vgl. Bother 154) übergegangen.
Die Beratung und die Angst der Werber (1116 ff.) ist nur ver-
ständlich unter den alten Voraussetzungen der Brautfahrtgedichte;
König Ladiner indessen gibt seine Tochter sehr bereitwillig. Solche
Bereitwilligkeit findet man aber nur hier und in der folgenden
Generation von DFL Da ist die Erzählung noch weiter ver-
stümmelt: dem Könige Sigeher raten seine Mannen gleich zu der
schönen Amelgard (wohl zu Liebgard gebildet), zwei Herzöge
werben, und der König holt sie ein. Die folgende Oeneration ist
Ortnit, und dann verschwindet dieser Dichtungstypus.
Ebensowenig steckt in der Erzählung von Hugdietrich SageHugdietrich.
oder gar Mythos. Hier ist neuer Wein in alten Schläuchen. Der
neue Wein ist die Erzählung von dem Manne, der in Weiber-
kleidung zu seiner Oeliebten eindrang, sodaß ir beider toille ergie.
An sich nicht schlechter als die andern Listen, die in diesen
Dichtungen gebraucht werden, um die Königin zu gewinnen.
(Ähnliches bei Achilles und ApoUonius.) Aber der Schlauch ist
an mehreren Stellen zerrissen: Der König kann nun keine Werbung
schicken, weil er selbst auszieht; aber trotzdem fragt er seinen
alten Berater Berchtung, was er tun soll (Wolfd. B 21). Der müßte
nach dem Schema antworten: ,Schicke BotenS aber der junge König
wartet gar keine Antwort ab, sondern entwickelt ganz unvermittelt
seinen eigenen Plan (22). Als dann alles bereit ist, nach einem
Jahre, fragt er noch einmal (30), und jetzt gibt Berchtung die
erwartete Auskunft: ,Nimm 50 Bitter mit dir' u. s. w. (31). Der
Plan nimmt auch seinen Fortgang, aber schließlich findet der
Dichter nicht aus der Verwicklung heraus, die er herbeigeführt
hat, und der alte Plan wird aufgegeben: Hugdietrich verläßt die
schwangere Königin — dabei ein Vertrauter wie Kudr. H. 411 — ,
statt sie irgendwie zu entführen, und stößt zu Berchtung, der
nach einem Jahre zuschauen wollte, ob iht dventiure st geschehen
(36) und merkwürdigerweise grade jetzt im rechten Augenblicke
eintrifft. Hält man daneben, daß Hugdietrich vorher (51) sein Ge-
Baefl«eke, M&Dcbener Oswald 1H
274
sinde zurückgeschickt hat, so ist das Zusammen ein kümmerlichem
Sichabflnden mit der Forderung des Schemas: das Heer des
Werbenden liegt verborgen und wartet, daß die List gelinge.
Sie gelingt nicht, sondern Mutter und Tochter bereden den alten
König, in die Ehe zu willigen. Und Berchtung muß wie Wate
noch eine Oeneration älter werden. Ganz wunderbar, daß man
diesen Inhalt in diese Form zu bringen versuchte.
Das Unursprüngliche der Erzählung zeigt sich übrigens schon
bei einem Vergleich mit Wolfd. A. Etwa Gemeinsames hat
Voretzsch zusanumengestellt: Epische Studien I. 292 — 303.
Kudrun 11. Betrachten wir einmal die Kudrun mit diesen frevelhaften
Augen, so sehen wir, daß auch hier Stoff und überlieferte Form
nicht ausgeglichen sind. Die Werbung um Hagens Tochter häuft
mit Fleiß drei Motive an, die die Brautfahrtdichtungen zur Ver-
fügung stellten: Wate erregt wie Rothers Asprian Staunen und
. Grauen; Frute tut den täuschenden Kramschatz auf, wie der Spiel-
mann, der Bothers Weib zurückraubt, wie die Bot«n Dietmars
Ui a.; Horand betört durch seinen süßen Gesang — seine dn
doene (384) erinnern an Bothers drei Leiche — und er ist es auch
schließlich, der die Königin wirbt, wie Alberich oder unser Rabe
— er hätte Hugdietrich den Weg weisen können — ; schließlich
aber läßt der Dichter alle diese Motive zur Vollendung des Planes
wohl ineinandergreifen. Er läßt die Königin gleich von den Boten
entführt werden. Nun muß ihr Vater nachsetzen, und es muß zur
Schlacht kommen. Aber die Fliehenden stellen ja gar nicht die
Macht Hettels dar (455) : es wird also ein Bote zu ihm gesandt,
ohne daß man einsieht, wie er den Flüchtigen voraus-, wie er
einzeln heimkommen konnte: das Wasser scheint ganz vergessen,
bis Hagen heimfährt (559, vgl. 461, 464, 468, 472 etc.).
Hettel rückt mit Heeresmacht aus, und nun kann die Schlacht
gegen den Verfolger entscheiden. Die alte Überlieferung in
Lamprechts Alexander läßt Hagen sogar seinen Tod finden, und ich
halte das für etwas Natürliches, das nur durch das Fortspinnen
der Erzählungen, durch ihre genealogischen Tendenzen und über-
haupt durch die Entwicklung zum Menschlicheren beseitigt ist.
Im Ortnit braucht man den alten Heiden noch für die Drachen-
erzählung: er entkommt kaum seinem ^£|£ilger (473), und selbst
vor der jammernden Tochter heißt es: waer er mir nikt ent-
275^
rufinen, ich hiet im den Itp benomen (478). Im Oswald schenkt
man ihm schon wie in der Kudrun um seiner Tochter willen
das Leben, aber man weiß dann nichts Rechtes mehr mit ihm
anzufangen: in *MS geht er mit Oswald und wird eine Art Mit*
herrscher, in *zn und 'WO zieht er heim, wie Hagen in der
Kudrun. Fore wird gehenkt: Mor. 540. Kaiser Konstantin ent-
geht diesem Schicksale wahrscheinlich nur durch den Interpolator
des Bother: die christliche Beratung der Biesen über Konstan-
tinopel (Both. 4385 fif.) wird diesen Schluß verschüttet haben (vgL
4542); dasselbe liest man aus 4616 — 41: Erwin rät zur ,ZuchtS
Asprian zu einem böUlaCy Berker aber sagt : %mde heite her benumin
allin minin kindin den l(f, toir ttuUn eren dise vylf an deme riehen
koninge u. s. w. Noch ein Zeugnis, aus der letzten Generation der
Kudrun, scheint mir sehr bedeutsam. Hier hat der Dichter die <
Werbungssagenform durch einen neuen Stoff gesprengt. Aber die
Mutter hat zu der Freite geraten, und deren Gefährlichkeit ist noch
wohl zu erkennen. Hartmut besteht auf der Werbung. Boten
werden gesandt und abschlägig beschieden: dem alten König tut es
leid, daß sie durch das Geleite geschützt sind: si müesten ander»
scheiden schedeltche heißt es (607) unbestimmt und dadurch die
Unselbständigkeit der Komposition dokumentierend. Da wirbt Hart-
mut unerkannt selber: lauter wohlbekannte Züge, die letzte Steige-
rung wie in der Bothersage. Dann folgt das Eigene der Kudrun*
erzählung: die Königstochter wird wider ihren Willen geraubt
Der Vater setzt nach — und wie Hagen von Wate, so wird Hettel
von Ludwig erschlagen: die Sympathie der Brautfahrt^
dichtung bleibt noch auf Seiten des Brauträubers ^).
^) Um hierin nicht mißverstanden zu werden einen kurzen BUck auf
Kudr. 196 ff. Der erste Teil des Epos hat sozusagen zwei Schlüsse: 196 and
203. Das Brautwerbungschema setzte naturgem&ß voraus, daß der Werber-
König der eigentliche Held ist; hier ist das aber nicht ohne weiteres mög-
lich, weil bisher Hagen diesen Rang innehatte; der Dichter braucht also
einen Übergang zu Hettel. Darin erz&hlt er, daß Hilde ein schönes M&dchen
wurde, daß der Vater sie wohl verwahrt hielt und die Werber henken ließ.
Nun konnte ja folgen, daß auch Hettel warb — nein, der Dichter bricht
ab und beginnt noch einmal von vom, vom Standpunkte Hettels aus zu er-
z&hlen. Nur das in 197—202 Vorweggenommene l&ßt er aus oder gibt eine
Art Referat davon (213, 1 nu ist mir dock gesät). Das überkommene Schema
zwingt also den Dichter in seine Gewalt; es gelingt ihm nicht, geradlinig
18»
276_
Wie gut sich das entspricht, empfindet man, wenn man sich er-
innert, daß Ludwig Hartmuts Berater ist (588) wie Lupoid Bothers,
wie Berchtung Hugdietrichs, wie Yljas Ortnits u. s. w., und daß
er, wie diese alle erst ,besandt' werden muß, trotzdem er Hart-
muts Vater und später auch auf dessen Burg ist: diese Bolle hat
der Dichter nicht ganz entbehren können , trotzdem sie zu solchen
Ungleichheiten führte. In der Beihe der überkommenen Berater
stdit aber auch Wate: wie Wate Hagen, so erschlägt also Ludwig
Hettel. Und hier ist der tragische Schluß bewahrt, denn hier
gewährt er die Möglichkeit, die Erzählung fortzuspinnen.
Wenn es aber zu diesen Brautwerbungsgedichten gehört, daß
der verfolgende Vater erschlagen wird, dann ist damit die
Erweckung der Gefallenen, dann ist der Hjadhninga vig von
ihnen ausgeschlossen. Neben dem Verfolger selbst nehmen
keine benannten Personen seiner Partei an dem Kampfe teil : wer
soll seine Mannen erwecken, wenn er gefallen ist? Doch nicht
seine Tochter! Die hat sich gern entfuhren lassen. Und was in
aller Welt sollte sie bewegen, nicht nur ihre Schützer, sondern
auch ihre Verfolger ins Leben zurückzurufen ? Das aus purer
Freude am Kampfe zu tun, ist Walkürenwerk, mit unsern Sagen
hat es nichts zu schaffen.
(Hjadhnin- Was sich so aus einfacher, natürlicher Überlegung ergibt,
ga-vig.) bestätigt sich durch eine Untersuchung der Quellen der Hjadhnin-
ga-vig-Sage.
Zuerst Snorris Erzählung. Hjadhningar heißt doch: Nach-
kommen des Hedhinn, höchstens erweitert sich etwa der Bedeutungs-
fortzufahren, es gelingt ihm nicht, die Sympathie des Hörers umzuschalten.
Ähnlich ist es mit der Schlacht zwischen Hettel und Hartmut.
Ein anderes Beispiel für die Kraft des Schemas bietet Kadr. 322.
Hagen fragt die Werber, ob si walten niezen sin brbi und sinen wm, unzt st A--
saezm bt im vürsten rieJu. Das ist die verkehrte Welt: mit dieser festen Formel
haben die Boten um wide zu bitten; Tgl. Osw. 881. Aber die Yerkoppelon g
der verschiedenen Entfnhrungslisten zwang den Dichter zu dieser
Änderung: in andern Gedichten würden entweder die Kauflente auftreten
und ihren Frieden erhalten oder die Boten, die sich als Ge&chtete ausgeben,
und sie erhielten gleichfalls ihren Frieden: unser Dichter hat aber den
Eaufleuten schon Frieden gegeben, er kann also die Geächteten, die ja in
ihnen gehören, nicht noch einmal um Frieden bitten lassen, es bleibt also,
wenn das Motiv nicht ausfallen soll, kaum etwas andres übrig, als den
Frieden anbieten zu lassen.
277
umfang wie in Nibelungen, Eerlingen u. dgl. Ihr Kampf ist also
vermutlich ein Venrandtenkampf, so gut wie der der »Nibelungen',
und ihr Geschlecht wird dasselbe sein, das schon D^or kannte. In
der Tat nennt ja auch Hedhinn Högni seinen mag, und mag be*
deutet zunächst nicht nur Schwiegervater.
Ausgesprochener Zweck der Erzählung Snorris ist es, die
Ausdrücke Hjadhninga vedhr edha el für „Kampf und Hjadhninga
eldar edha vendir für „WafiTen" zu erklären. Und was macht grade
den Kampf der Hjadhningar so merkwürdig und geeignet für diese
beiden Kunstausdrücke? Daß er ewig ist und daß ein Wunder-
schwert darin vorkommt. Wirklich bildet der Bericht von dem
Schwerte Dainsleifr den Mittel- und Höhepunkt unsrer E rzählung
von dem Schwerte, das einmal gezogen nicht mehr fehlt und töten
muß. Es ist hier bei Snorri der einzige ausgeführte und pointierte
Dialog, und wir wissen ja, was das bedeutet: wenn diese Erzählung
überhaupt auf kvidhur beruht, wie Snorri sagt, dann gewiß auch
dieser Dialog, zumal das Schwertmotiv auch sonst das Oepräge
der Altertümlichkeit trägt. Als Högni Dainsleifr rühmt, da ant-
wortet Hedhinn geschliffen; , Des Schwertes rühmst du dich, nicht
des Sieges!' Das ist eine Art Bätsei, ein Dilemma, das erst der
Schluß auflöst: Wie ist es möglich, daß ein Mann ein unfehlbares
Schwert hat und doch nicht Sieger bleibt? Dadurch, daß der
Niedergeschlagene immer wieder belebt wird! Darum also Hildes
Zauber und das der Sinn dieser Erzählung. Der Brautraub ver-
hält sich dazu hur wie eine Einleitung.
In derBagnarsdräpa fehlt er ganz, aber auch die Ewigkeit
des Kampfes müssen wir erst aus einer Kenning erschließen:
boeie-th^dkr benia dröyrog7*a, die Heil-Trude blutiger Wunden. Die
Hauptergänzung von Snorris Bericht aber liegt wohl darin, daß
Hildrs Walkürencharakter mehrfach hervorgehoben wird, wie ihn
ja auch die über die nordische Literatur verstreuten Kenningar
bezeugen (Zitate bei Panzer S. 170 f.). Gewiß gibt die Eagnars-
drapa nur ein unvollständiges Bild der Sage, aber da sie Snorri
sozusagen als Beleg zu seiner Erzählung heranzieht, müssen wir
uns hüten, ohne Not einen Gegensatz zwischen beiden zu kon-
struieren.
Die zweite Quelle ist Saxo, ed. Müller- Velschow I. 238 flf.,
Holder 158 flf. Da ist mit der Geschichte Frothos HI. die von
278
Höginus, Hilda und Hithinus verknüpft, und zwar so, daß in un-
vermittelter Abwechslung immer ein Stückchen von Frotho und
dann wieder von Höginus erzählt wird. Aber auch was wir von
Höginus und den Seinen lesen, ist nicht einheitlich. Falsch nur
ist es, die Sage zuerst nach ihren etwaigen Lokalisierungen zer-
legen zu wollen, schon weil dergleichen leicht sekundär ist: vom
Texte hat man auszugehen. Er bietet folgende Züge:
1. Hithinus und Hilda lieben sich auf eine dämonische Art.
2. Höginus und Hithinus fahren zusammen auf Seeraub.
3. Höginus weiß nichts von jener Liebe.
4. Hithinus war klein, aber schön.
5. Höginus verlobt ihm seine Tochter.
6. Höginus und Hithinus schließen Blutsbrüderschaft.
7. Hithinus wird bei Höginus verleumdet, Hilda geschändet
zu haben.
8. Höginus greift ihn mit Heeresmacht an und wird besiegt.
9. Zweikampf vor Gericht; Hithinus besiegt, aber geschont.
10. Hjadhninga vig.
Der letzte Satz heißt bei Saxo: Ferunt Hüdcm tanta mariii
cupiditate flcgrasae^ vi noctu interfectorum manes redintegrandi beut
gratia cai^minibus excitasse ci^edatur. Demnach wäre trotz des
Zweikampfes vor Frotho Hilda die Gattin des Hithinus geworden
oder geblieben. Das paßt aber nicht dazu, daß Höginus gesiegt,
also Becht bekonmien hatte. Es würde aber auch nicht passen,
wenn er seine Tochter trotzdem abgetreten hätte, weil dann kein
Grund zu dem Hjadhninga vig ist. Also gehören diese beiden
Kämpfe nicht zusammen, sie gehören zu zwei verschiedenen Sagen.
Zu 9 ist 4 zu ziehen, denn darin ist die Begründung entr
halten, warum Höginus den Unterlegenen schonte.
Desgleichen widersprechen sich 3 und 5: Höginus weiß
nichts von der Liebe der beiden und dann verlobt er sie plötzlich.
5 gehört aber zu der Erzählung vom Gericht Frothos, weil er
(Saxo L 227) Maribus quoquey quamcunque priviikus cognooUsenL
ducendi legem inflixit. Demnach gehörte 3 zu 10. 3 bezieht
sich auf 1. Ich erhalte also die Teilung 1—3 | 4-9 | 10: zwei
Sagen ganz äußerlich neben einander gestellt, nur mußte der töd-
liche Ausgang der ersten natürlich den Schluß bilden.
279
Die erste entspricht genau der der Snorra Edda. Neu hören
wir, daß der Grund des Brautraubes eine dämonische Liebe war:
Quippe nandum inoxceni canapectott aüeima incenderat fama, At
übt mutuae eowpectionü copia incidit, neuter obtubum ab altera re-
mittere poterat; adeo pertinax amat* octdoa morabaiur sagt Saxo.
Aber wie kommen die beiden Sagen hier zusammen?
Zu Frotho in., dem berühmten, weisen Fridhfrodhi, in dessen
Regierung die nordische Historie das glückliche Zeitalter und
inmierwährenden Frieden verlegt, wuBte etwa Saxo eine Geschichte,
wie kräftig seine salomonischen Gesetze gehandhabt wurden:
Hithinus hatte eins von ihnen übertreten; er war ein mächtiger
Mann, er besiegte seinen Schwäher in einer Schlacht: aber Frothos
Recht war doch stärker als er.
Diese Geschichte ist eng mit Frotho verknüpft, sie gehört in
den Zusammenhang, die andre, die der Snorra Edda entspricht,
ist hinzugefügt. Und das ist auch ganz leicht erklärlich: Hilde
und Hagen sind Namen für entführte Bräute und ihre Väter. So
identifiziert Saxo die Hagen und Hilden verschiedener Erzählungen
und kontaminiert, was er von ihnen wußte. Möglich, daß auch
zu beiden Erzählungen schon ein Hithinus gehörte: in der Hjadh-
ninga-vig*Erzählung ist er echt wegen der Lokalisierung Hiddensö,
und wegen der Übereinstimmung mit Snorris Bericht. Vielleicht
ist aber auch der Hithinus ,gracilis' der Frothoerzählung echt —
und dann lag für Saxo die Verführung ängstlich nahe, beide
Sagen ftlr eine zu halten — , denn ihm entspricht genau ein
Hedhinn ,mj6fi' (= Hithin hin höuaeskae im Kununktallit?), der in
der Bravallaschlacht auftaucht.
Der Sörlathattr weiß, daß derselbe Högni, der später den
Hjadhninga vig kämpfte, vorher den Sörli bestand, gegen den er
zur Rache verpflichtet war, daß er ihm aber im Zweikampf das
Leben schenkte. Hier hätten wir also zwei Erzählungen hinter-
einander, wie sie Saxo ineinander geschoben hat.
Die erste kommt für uns nicht weiter in Betracht, auch die
einleitende Göttererzählung nicht. Aber der Rest bestätigt uns
zweierlei aufs kräftigste. Erstens, daß sich die Kämpfer sehr
nahe stehen: bei Snorri kämpfen Verwandte, bei Saxo Fahrt-
genossen, im Sörlathattr Blutsbrüder. Dies Merkwürdige, Einzig-
280
dastehende, Verwei-fliche ist der Ausgangspunkt der Sage, und um es
noch mehr hervorzuheben, fügt der Sörlath4ttr zu dem Brautraab
unter Blutsbrüdern noch den wahnsinnigen, zwecklosen Mord an
der Gattin des Beraubten. Zweitens: dem Hedhinn muß der Erlöser
Ivar Ijömi ausdrücklich Anweisung geben, wie der Kampf zu
beenden sei: Högni ist unbesiegbar, wenn man ihn von vom an-
greift, hinterrücks muß er erschlagen werden, sein Tod, nicht
Hedhinns macht dem Hjadhninga vig ein Ende. Das ist das Dainsleif-
Motiv! und also lag auch in der Sage, die im Sörlathättr verar-
beitet ist, die Idee, daß Hildr Dainsleifs wegen den Kampf ewig
macht. Nur ist Hildr ja fast ganz durch Göndul aus ihrer Bolle
herausgedrängt.
Zweifellos verwandt scheint mir unsere Sage mit der von
Helge Hjörvardhssonr, wie sie in der Edda vorliegt. Zweifellos
aber auch, welches der empfangende Teil ist. Denn in der Helge-
sage tritt Hedhinn ganz plötzlich und unvermittelt auf, seine Ge-
schichte kann ohne Schaden des Zusammenhangs herausgelöst
werden, und der Konflikt, den er heraufbeschwört, wird gar nicht
durchgefahrt, da ihm die Verzeihung des Bruders die Spitze ab-
bricht: natürlich! denn sonst erhielt die Sage ja einen unver-
ständigen Doppelschluß, wie ihn der ungeschicktere Saxo wirklich
bei seiner Hithinus-Sage nicht vermieden hat. Es fehlt also in den
Helgakvidhur an der Hjadhningensage nur noch der Hjadhninga
vig: ein überirdisches Weib treibt den Hedhinn in Konflikt mit
seinem Verwandten — hier ist es sogar der Bruder! — um dessen
Braut, und — dieser Verwandte hat ein Wunderschw^rt. So ganz
fremd mag also auch die Bolle der Göndul im Sörlathättr der Sage
nicht sein: darauf weist das Zauberweib, das den Hedhinn der
Helgakvidha zu jener Meintat verführen will, und dem entspricht
wohl auch das Dämonische der Liebe zwischen Hithinus und Hilda
bei Saxo.
Es bleibt noch ein Wort über den Hättalykill, die letzte
Quelle für den Hjadhninga vig, zu sagen. Die erste der daraus
angezogenen Strophen bietet den anderen Quellen gegenüber nichts
Neues. Die zweite lautet:
Hverr rydhr hvdssar eggjarf
hverr bryijar mat vargif
hverr gerir hjälma skurir?
281
hverr eggjadhi atjfi'jarf
Haraldr raudh hvässar eggjaVy
herr brytjar mat vargiy
hjdlmskurir gerir Högnty
Hjarrandi ridh gunni.
Gehört diese Strophe flberhaapt hierher? Sie beginnt mit
einem Haraldr, von dem innerhalb der Hjadhninga-yig-Sage nichts
bekannt ist. Dann ein Högni, den wir auch erst durch den dar-
auf folgenden Hjarrandi zu ihr in Beziehung setzen können. Über
diesen Hjarrandi ist nichts weiter gesagt, weder daß er Hedhinns
Vater, noch daß er Hedhinns Sänger war. Aber in beiden Fällen
wäre mit dem redh gunni der Überlieferung ein Zug hinzugefügt,
der nicht in den Bahmen des Hjadhninga vlg paßt. Nehmen wir
dazu, daß der Name Haraldr fremd ist, so werden wir sagen, daß
hier, wenn überhaupt auf eine einheitliche Sage, dann jedenfalls
nicht auf den Hjadhninga vig angespielt ist. Vielleicht ist es die
von Hedhinn mjöfi, der, wenn er in Wahrheit mit dem Hithinus
gracilis des Saxo identisch ist, die Verbindung zwischen einem
Haraldr und einem Högni herstellt: mit jenem steht er in der
Bravallaschlacht zusammen, mit diesem in Saxos Frothoerzählung.
Wie in aller Welt aber konnte man nun dazu konmien, die
Sagen von der Brautwerbung Hettels und vom Hjadhninga vig
nicht nur zu vergleichen, sondern schlankweg gleichzusetzen?
Auf der einen Seite ein Mann durch überirdische Gewalt zu
Frauenraub und Verrat an seiner nächsten Verwandtschaft getrieben,
vor dem Wunderschwerte des Verfolgers nur durch die zauberische
Hilfe der Geraubten geschützt, und der Tod, wie bei Dornröschen,
in einen Zwischenzustand zwischen Leben und Tod gemildert, in
einen ewigen Kampt gegen das eigne Geschlecht. Dort ein König,
der eine Prinzessin mit List und Gewalt gewinnt und sie gegen
den verfolgenden Vat^r verteidigt.
Hier das Gewicht auf der Macht des Verhängnisses, auf der
Tragik des Verwandtenkampfes. Dort auf der kühnen Schlauheit
der Werber, die zu einem fröhlichen Ende führt?
Ich glaube, kaum je hat sich ein Gleichsetzen nach dem
Klange, wie zur Zeit etymologischer Prähistorie, besser gerächt
als hier. Gewiß: Högni ist= Hageney Hildr = Hildey aber Hedhinn
282 _
ist eKen nicht =: HeteU , Hjadkningar ist nicht = Hegelinge^
Hjarrandi ist nicht = Hdrant, wie man gemütlicherweise postuliert
hat. Und nicht nur die Namen, auch was sie bezeichnen ist ver-
schieden : Hjarrandi ist Vater des Hedhinn, aber nicht Sänger, wie
Horand, und die Hjadhningar sind auch nicht das Volk Hedhinns wie
die Hegelinge d^s Volk Hetels. Wie wenig aber aus der Über-
einstimmung Högni-Hagene, Hildr-Hilde geschlossen werden darf,
ist bekannt genug, und wir haben eben bei Saxo ein neues Beispiel
dafür gefanden.
War der Ausgangspunkt des Vergleichs schon verkehrt, su
mußte naturgemäß der fortschreitende Vergleich noch Verkehrteres
hinzufügen, denn nun waren beide Erzählungen so zuzustutzen,
daß sie zu einander paßten, und die Krone davon ist, daß man
zu diesem Zwecke der Erzählung vom Hjadhninga vig den
Hjadhninga vig abschnitt*).
Um aber nicht mißverstanden zu werden: ich leugne weder
die Namenähulichkeit in beiden Sagen, noch auch halte ich sie für
zufällig.
Die nordischen Zeugnisse für Hettels Brautwerbung sind uns
unter den Händen zergangen; außerhalb Deutschlands bleiben
fast nur Namen übrig. Außer etwa für Wate und Frute.
Wate fällte nach Lamprechts Berichte Hildes Vater auf dem
Wülpenwerder. Die Sage war also schon damals eine Brautfahrt^,
keine Hjadhninga-vig-Sage, und Wates Bolle darin ist klar um-
schrieben : die des beratenden Alten, der den verfolgenden Schwieger-
vater erschlägt: wie Ludwig.
Wate war doch wohl wirklich ein Meerriese; Spuren seiner
wasserhaften Natur haben sich noch in die Kudrun erhalten.
Das entspricht seiner Bolle in dem österreichischen Epos: er
ist der dämonische spiritus regens wie Alberich im Ortnit, der Babe
im Oswald, wie auch Morolf; und insofern kann man ihn aller-
1) Man hat gesagt, Hagens Gerstange entspreche Dainsleifr. Aber
nirgends ist von ihr in dem Sinne die Rede, daß ihr eine besondere Kraft
innewohnte, und der Vergleich wird dadurch nichtig, daß sie Kud. 517,1 an
Wates Schilde zerbricht. Man hat auch gesagt, daß es dem Totenerwecken der
nordischen Hildr entspreche, wenn die deutsche Hilde Wate um Heilung
ihres Vaters bittet (Kud. 530): aber in dem alten Gedichte fiel ja Hagen
der Zag ist ja ganz jung!
283
dings den Helden der Sage nennen. Denn die Art der Werbung
ist ja das unterscheidende Merkmal der Brautwefbungssagen ;
hatte man die erfunden, so fehlten zum übrigen nur noch die
Namen.
Ich glaube darum, daß Wate schon in dem alten Gedichte
Lamprechts auch Werber war.
Wer der König dieses alten Gedichts gewesen, wissen wir
zunächst nicht; nur eine Vermutung erlaubt der Widsidh: denn
wenn da nicht zufällig Hagen und Wate in zwei aufeinander
folgenden Langversen mit Henden oder Heoden zusammen genannt
werden, so muH es eben dieser gewesen sein.
Auch Horand spielte in dem Gedichte, das Lamprecht vorlag,
seine Rolle, wofern nicht das Auftauchen des Namens in dem
Oberdeutschland des 12. Jahrhunderts zufällig ist. (Vorher nur
Herrand.)
Jenes Gedicht hätte also schon zwei Werber gehabt, Wate
aber müßten wir als hinzugefügt ansehen, weil er seiner Herkunft
und Natur nach ursprünglich fremd war. Vielleicht folgt es auch
schon daraus, daß er, nicht, wie meistens, sein König den Ver-
folger erschlug.
Wenn man also in England die Sage Wate-Hagen-Heoden
kannte, kannte man vermutlich auch die Sage Horand-Hagen-
Heoden. Und da die Heodeninge nach D^or einen skop Heorrenda
hatten^), so ist dieser mit Horand identisch, wenn auch nicht ge-
rade der von D6or gemeinte Heorrenda.
Diese Gesamtsage hätten die Engländer schon aus ihrer fest-
ländischen Heimat mitgebracht, denn Wate ist augenscheinlich Nord-
friese ^). Wir kämen also mit ihr ins 5. Jahrhundert und auf
die jütische Halbinsel; bei den Nordgermanen aber hätte sich
außer dem Namen Hjarrandahliöth keine Erinnerung an sie erhalten.
') Schon durch dies Zeugnis ist Panzers Identifizierung Heoden-Heorrenda
widerlegt. Hilde-Gudr. 8. 311.
^) Vgl. Panzer S. 435 f. Ich sehe ein Zeugnis dafßr auch in dem
Vitho, Ton dem Saxo, Müller S. 74, erzählt. Es ist ein Friesenfnrst, der von
Frotho dem Milden besiegt wird. Ich vermute, daß dieser Vitho der Witta
des Widsidh und der Witte in Müllenhoffs Nordschlesw. Sagen No. 400 ist,
ein Zwilling zu Yadhi, mit dem er in Reim- und Ablautyerhftltnis steht. Die
Form Yitho aber weist auf noch höheres Alter als ags. Witta.
284
Nun zu Frute. Er ist König von Dänemark. Dänemark ist
auch das Beich Hettels. Und Hettel ist König von Hegelingen.
Und Horand ist auch von Tenen! Das kann ich nur reimen im
Hinblick auf Saxos Art. Er muß die Erzählungen, die ihm zu-
strömen , zu den vorhandenen Königen in Beziehung setzen.
Notwendig wird dann der König während dieser Erzählungen
zum Deuteragonisten, wie wir es ja bei Fridhfrödhi sahen. Eben
diedes Verhältnis finde ich auch in der Kudrun wieder: Frute ist
König von Dänemark geblieben, aber neben und über ihn ist ein
anderer Herr getreten, der auch König von Dänemark ist, Hettel.
Die Sagengestalt Fridhfrödhis ist gewiß alt genug, daß wir an-
nehmen dürfen, schon 70 — 100 Jahre vor Saxo hätten sich Sagen
um ihn gruppiert in der Weise, wie wir's dann bei Saxo finden:
um diese Zeit wäre das Gedicht verfaßt, das Lamprecht kannte,
und wir sähen hier die Entstehung von Sagenzyklen wie der
Dietrichs von Bern vor Augen.
Damals hätte in Dänemark ein deutscher Sänger die schon mit
König Frotho verknüpfte Sage von Hettels Brautfahrt also ins
Deutsche übernommen. Und daß wir einen solchen deutschen
Sänger in Dänemark, und zwar gleich, am dänischen Hofe an-
nehmen dürfen, beweist ja aufs schönste Saxos Erzählung von dem
Siwardus, der den Herzog Canutus durch das Lied von der 6ri-
milda warnt. Das war im Jahre 1131. Der Dichter hat also die
Namen Hettel, Hegelingen, Horand modifizierend mit einer ver-
lornen Hedeningensage entlehnt — den Namen Hettel fand er in
Deutschland schon vor: ZfdA. H. 2, XXXI. 84, Germ. XVH. 65 — ,
die vielleicht an den Baub der Hilde in der Hjadhninga-vig- Sage
anknüpfte. Jene Namenänderungen würden unerklärlich bleiben,
wenn die Sage den verschiedenen Stämmen, den Deutschen und
den Friesen-Dänen von Hause gemeinsam war.
Wir haben ja aber noch ein lebendiges Zeugnis für eine
solche künstliche Verpflanzung der Sage: den Namen Kvdrun,
Wäre er hochdeutsch, so lautete er Kundrnn^ und das tut er auch
im 9. Jahrhundert. Die Unform Kudnm des 12. Jahrhunderts
weist deutlich auf unser Gedicht und bestätigt seine Entlehnung.
Dem entspricht, daß Herrant schon im Jahre 888 begegnet, Horant
erst im 12. Jahrhundert.
285
Denn die Geschichte von Endran war damals schon mit der Kudrun III.
von Hilde verknüpft. Wenn zum Beweise nicht jene andeutsche
Namenform ausreicht, die mit Harcmt in Oberdeutschland auftritt,
so müssen wir wieder jene unschätzbaren Verse Lamprechts zu
Hilfe rufen: da folgt auf Hagen und Wate das Kämpferpaar
Herwig und — Wolfwin.
Ich habe schon dargelegt, daß auch die Kud. HI im Braut-
werbungsschema beginnt. Sie benutzt es nicht nur für Hartmut
(s. S. 275 f.), sondeiTi auch für Herwig. Es ist erst da unterbrochen,
wo nach Hartmuts zweiter Abweisung der Werber Siegfried er-
scheint. Warum er erscheint, ist klar: er muß Herwig angreifen,
damit ihm Hettels Mannschaft zu Hilfe zieht, damit Kudrun von aller
Hilfe entblößt wird, damit Hartmut sie gewinnen kann. Aber das
alles, auch die Schlacht auf dem Wülpensande ist im Verhältnis zur
eigentlichen Kudrunerzählung nur ein Vorspiel, eine Einleitung.
Schon weil es sonst eine unerträgliche Wiederholung der Hilde-
erzählung wäre. Aber auch noch aus einem anderen Grunde:
das erhaltene Kudrunepos verlegt auf den Wülpensand die Schlacht
zwischen Hettel und Hartmut, das verlorene die zwischen Hettel
und Hagen, d. h. der jüngeren Schlacht wird sozusagen die histo-
rische Beglaubigung entzogen, die Überlieferung weiß von ihr
gamichts. Die Erzählung von dieser Schlacht leidet denn auch
an offensichtlichen Schwächen: der Dichter wollte Kudrun ent-
fahren, aber die Hegelingen, die Helden der vorigen Brautfahrt,
nicht besiegt werden lassen, das Dilemma hat er nicht überwunden.
(Vgl. die Anm. S. 275 f.). Und bezeichnend ist, daß Herwig, der
Nächstbeteiligte, dabei gamicht in Aktion tritt.
Das Übrige ist — nur kurz möchte ich auch darüber
meine Ideen mitteilen — : dem König Herwig wird seine Braut
entführt; sie weigert sich standhaft, des Räubers Weib zu werden, -
und hat viel Ungemach darum auszustehen, bis sie von ihren Ver-
wandten befreit und gerächt wird.
Die Naht, die diese Dichtung mit dem Vorigen verknüpft,
ist noch wohl erkennbar. Denn nun wurde es gegen alles Her-
kommen nötig, einen Werber einzuführen, der ohne Umstände Er-
folg hat. Daher das in all diesen Dichtungen unerhörte Zwie«:
gespräch zwischen Hettel und Hilde Kud. 635, 4: er y>rach:
ywaz redet ir dannef ich hoere uns geste (Herwig und sein Heer)
bringend , Waz sol ich darzuo sprechen niwan allez guotV u. s. w.
So wird ausdrücklich der Stimmungswandel der Eltern motiviert,
und ebenso bei Kudrun selber (644).
Eine zweite Naht ist, daß Herwig die errungene Kudrun nicht
gleich mitnehmen darf. Wie mühselig ist das begründet! Hilde
will sie zuo der kröne baz bereiten (666,4), Herwig soll sich in-
zwischen mit andern schoenen wtben die Zeitvertreiben (667). Natürlich
nur, damit Kudrun inzwischen von Hartmut geraubt werden kann.
Eine einfache, ursprüngliche Sage brauchte sich nicht solche
Schwierigkeiten zu machen, ihre Sympathie war von vornherein
bei dem Werber, ihrem Helden, und sie brauchte nur zu erzählen :
König Herwig errang eine Braut, die wurde ihm geraubt. In
Konflikte kam der Dichter erst, wenn er auch diese Grundlagen
der Erzählung motivieren wollte und nur das eine Brautfahrt-
schema wußte, das dann sowohl für Hartmut wie für Herwig an-
zuwenden war.
Die Lösung des so geschürzten Knotens ist natürlich, daß
Herwig die Kudrun zurückgewinnt. Aber vor diese Losung schiebt
sich breit und beherrschend die Erzählung von Kudruns Leiden
und Treue. Die entnahm der Dichter, wie mir Panzer erwiesen
zu haben scheint, aus dem Balladenstofie von Südeli und Schön
Anna. Aber gerade die bezeichnende Waschszene gibt bei uns
schweren Anstoß: warum wird die gefandene Kudrun nicht gleich
von Bruder und Bräutigam mitgenommen? Wieder, wie müh-
selig ist das motiviert!
Ich glaube, das Bückentführen und Bückerobern geht
dem Dichter neben einander her, und diese Vermutung be-
stätigt sich.
(Snio.) Saxo erzählt (Müller- Velschow L 415 flf.) von König Snio, daß
er die Tochter des Gothenkönigs liebt und sie ihn wieder. Seine
heimlichen Boten werden umgebracht. Da fällt er selbst mit
Heeresmacht ins Land, der alte König verliert sein Reich. Aber
seine Tochter hat er inzwischen an den Schwedenkönig verheiratet.
Snio verständigt sie durch einen listigen Boten und entführt sie:
reginam sublatie mariti opibus lavandi simulatione digressam navigio
deportandam curavit. um ihren Besitz wird dann mit wechselndem
Glücke gekämpft.
287
Also eine gradlinige Werbung bis zu dem plötzlichen Hinder-
nis: die Braut fehlt, ein anderer hat sie erhalten, wider ihren
Willen. Und Herwig? Er muß ja förmlich warten, daß ihm
Eudrun geraubt wird.
Und dann läßt Snio die Königin mit List entführen, beim
Waschen, mit einem Schiffe, also beim Waschen am Strande des
Meeres.
Ich glaube darum, es ist nicht richtig, zu sagen, daß die
Kudrunüberlieferung einzig dastehe: die von Snio ist ihr nahe
verwandt. Noch mehr: sie ist ihr Vorbild. Denn jene drei
Hauptfehler der Kudrundichtung, die Einführung Hartmuts nach
dem Werbungsschema, die Einfädelung von Kudruns Raub und
ihre Zurücklassung, nachdem sie von Herwig und Ortwin gefunden
ist, alle drei Fehler finden sich da, wo das Gedicht in der Rich-
tung auf größere Fülle von der Sniosage abweicht, und das eilende
der Königstochter, die sich nach ihrem Geliebten sehnt, gab die
günstigste Gelegenheit für eine verweilende Schilderung ihrer
Leiden.
In der Sniosage folgen auf die Entfährung noch Kämpfe von
wechselndem Glück, Saxo sagt nichts weiter über sie. Aber daß
man sie nicht mit dem letzten Kampfe in der Kudrun gleich-
setzen darf, liegt auf der Hand. Die gewaltsame Entführung paßt
nicht zu der listigen Snios. Und woher entnahm sie unser Dichter?
Aus dem vorhandenen Kudrunepos: Lamprecht überliefert
sie. Bei ihm hieß der Räuber noch Wolfwin, und diese Namen-
differeuz ist mir ein Beweis für die angenommene Kontaminierung:
der Dichter, der die Sage von Kudruns Raub und Rückeroberung
nach dem Werbungsschema, nach Snio, Südeli und Schön Anna
erweiterte, gab auch seinem Helden einen neuen Namen: Hart-
mut (und Ludwig) sind aus der nicht in die Herbortsage ent-
lehnt, und das stimmt zu dem, was wir sonst über das Namen-
geben des letzten Kudrundichters wissen.
Ich erinnere nur an Siegfried: die Kudrun ist nicht wegen
der Namen Siegfried und Kudrun „eigentlich" Nibelungensage,
Siegfried hat nur den Namen daher erhalten. Seine Rolle stammt
vielleicht aus der Hjörvardsage, wenigstens findet sie dort eine
Parallele: König Hrodhmarr, dem Sigrlinn von ihrem Vater Sväfhir
verweigert war, fällt in sein Land ein, verwüstet es und tötet
ihn ; dann kann Hjönrardhr die Tochter um so ungehinderter ge-
winnen. Siegfried / Hrödhmarr, Hartmut / Hjörvardhr. —
Im Hjadhninga vig also fallen beide Kämpfer, in den Braut-
werbungssagen nur der eine. Es bleibt die Möglichkeit tlbrig, daß
beide am Leben bleiben. Aber der Verfolger wird besiegt und ge-
fangen, alles ist entschieden, und man fragt sich vergeblich, wer
nun den Kampf durch Belebung der Toten erneuem wird? Der
Verfolgte! Indem er nicht seine, sondern einzig die feindlichen
Krieger erweckt! Zu solchem Unsinn scheint sich der Oswald
*Mz verstiegen zu haben, nur n, die nordische Fassung, schiebt
schüchtern ein, daß er auch seine eignen Gefallenen belebte.
Bis dahin, waren wir (S. 260) gediehen, daß wir diesen Kampf
*Mz zuschrieben, aus dem Schlüsse von *W0 aber keine Folgerungen
für *MW zu ziehen wagten. Durch das Vorige aber hat es wohl
an Gewicht gewonnen, daß *W0 keine Silbe von einem erneuerten
Kampfe sagt: es handelt sich garnicht um einen solchen, sondern
um eine simple Wiederbelebung, die viele tausend Seelen vor der
Hölle retten will und den erbaulichen Schluß erst möglich macht,
daß die Neugetauften nun auch in ihrer Heimat das Christentum
verbreiteten.
Aber auch wenn wir annähmen, daß der Hjadhninga vig dabei
einspielte und daß der Oswald ein deutsches Zeugnis für ihn ent-
hielte, so zeigte sich doch schon hier, daß wie bei den legendären,
so auch bei den heroischen Zügen etwas Altes nicht zugleich au
unserm Oswald alt sein muß: auch wenn wir die Taufe streichen
und den alten Heidenkönig sterben lassen, so haben wir immer
erst den alten Schluß der Brautwerbungssagen, an dem sich, wie
wir gesehen, kein erneuerter Kampf anbringen läßt. (Vgl. auch
Panzer 324 ff.)
Herborf. Eine neue Wendung nimmt die Werbungsgeschichte in den
nordischen Fassungen der Herbortsage, indem sie dort mit den
Brautraub sagen vom Walthertypus kontaminiert wird. Daß
Herbort gleich nach seiner Ankunft bei Artus wirbt, ist gegenüber
den Herburts-Eimur zwar erst ein Zusatz der Thidhrekssaga (Ths.),
denn es ergibt die unleidliche Folge, daß Artus die Werbung um
seine Tochter Hildr hindert und fördert zugleich: er wundert
sich, daß Thidhrekr nicht selbst kommt, und erklärt, daß Hildr nur
am Kirchgangtage sichtbar ist; und doch wird Herbort, wie sein
289
Sagenverwandter Samson, Ths. 1-2, des Königs vertrauter Gehilfe
und sogar zur Bedienung seiner Tochter zugelassen!
Als aber dann Herbort mit Mühe und List seine Werbung
för Thidhrekr angebracht hat und sich plötzlich selbst als Gatten
anbietet, da wissen beide nordischen Fassungen nicht, was sie mit
den 24 Rittern anfangen sollen, die er mitgebracht hat: nach der
Ths. sendet er 12 heim, 12 behält er oder (cod. A) schickt sie
zur Herrichtung seines Schiffes, nach den Rimur sendet er sie
alle heim; dort nachdem er mit der Königstochter sprechen kann,
hier nachdem er sie nur gesehen hat. Natftrlich, denn als S<igen-
verwandter Walthers flieht er mit seiner Braut allein, und wie die
Ths. nordisch aus Walthers 12 Einzelkämpfen einen Massenkampf
macht, so schlägt hier Herbert die 80 verfolgenden Ritter auf ein-
mal. Ursprünglich werdens auch nur Einzelkämpfe gewesen sein.
Jedenfalls ist von dem nachsetzenden Heere der Werbungssagen
nicht die Rede, und Herborts 24 Ritter gehören nicht in diesen
Waltherzusammenhang: es sind die zurückgelassenen Begleiter
der Werbungssagen.
Eben dahin gehört auch die Werbungslist (die automatischen
Mäuschen): sie ist ja überflussig, weil Herbort von selber Zutritt
zu der Königin erhält.
Dali so zu rekonstruieren ist, lehrt die deutsche Sagenfassung
im Biterolf, die, soviel sich erkennen läßt, noch frei ist von jener
Kontamination. Da schlägt in der Tat Herbort allein seine Ver-
folger. Auch der selbstverständliche Schluß der Sage ist erhalten :
in der Ths. heiratet Thidhrekr irgend eine andre Königstochter,
als der verräterische Werber ausbleibt — er durfte ja nicht vor
einem andern Helden unterliegen — , im Biterolf rennt er ihn an:
V. 6502 sagt Herbort: Si (Dietrich und Hildebrand) heien gerne
mir henomen Hildeburgen die ml rtcken. Qoltwart und Sewart,
die man sonst nicht kennt, mögen den Burgunden des Waltharius
entsprechen, die die Flüchtigen aus Habsucht angreifen. Wir
hätten hier also den beiden Heinzelschen Klassen der Walther-
dichtungen — in der ersten: Kampf Walthers mit den verfolgenden
Hunnen, in der zweiten: Kampf Walthers mit den Burgunden
(Heinzel a. a. 0. S. 60) — eine dritte zuzufügen, darin der Ver-
folgte sowohl mit den Verfolgern als mit noch andern Angreifern
siegreich kämpft. Über die Erlegung des Riesen s. Panzer S. 41H.
Baeseeke, Manehener Oswald 19
290 _
Daß aber Dietrich vor Herbort unterliegt, ist für mich noch
ein besonderer Beweis des Alters und der Selbständigkeit der
Herbortsage und ihrer deutschen Fassung; das ging nicht mehr,
nachdem Dietrich Mittelpunkt eines Zyklus geworden war, und
darum ist es auch vergessen und verloren gegangen.
Über die Namen Ludwig und Hartmut des Biterolf habe ich
schon gesprochen (S. 287): daß sie vor den Artus, Tristan^ Isolde
der Ths. den Vorzug verdienen, leuchtet ein; ich glaubte sie auch
ursprfinglicher als die der Eudrun.
Attila. Von dem Walther-Herbort-Typus scheint mir auch die Sage
von Attila und Erka beeinflußt. Es gehen erst einige erfolglose
Werbungen voraus, die in einen Krieg der beiden Könige enden.
(Rodolfs nächtlichen Überfall, Ths. 46, kann man vielleicht mit der
Ymelotepisode im Rother parallelisieren.) Dann aber folgt eine
Werbungsgeschichte nach unserem Typus, ausgezeichnet durch
viele eigene Züge (s. das Schema), die sich aber insofern an die
vorhergegangenen Ereignisse anlehnt, als Rodolf 300 Bitter fordert,
ohne seinen Werbeplan zu verraten, und insofern mit dem
Walthertypus kontaminiert ist, als sie zunächst in eine Einzelflucht
mit großen Schätzen ausläuft. — Daß Erkas Sdiwester Berta zu-
gleich den extra herbeigeholten Osidh, Rodolfs Bruder, zum Gatten
erhält, wird ja nichts ausmachen. — Dann aber setzt der betrogene
Osantrix nach, Rodolf wird mit den Seinen eingeschlossen, und
um nun die Verbindung mit dem Werbungstypus herzustellen^
müssen zwei Boten durchbrechen und Attilas Heer herbeirufen.
Die Kontamination zeigt sich auch darin, daß Osantrix dem Rodolf
selbst den Zutritt zu seiner Tochter gestattet, aber trefflich ist
hier die Vereinigung: Rodolf ist der Werber, aber er wird nicht
erkannt.
Rother I. Der Rother I ist eine unserer Werbungssagen, wenn man,
wie längst geschehen ist, Berker mit seinen Söhnen und die
bairischen Elemente aussondert. Berker und Liupold haben keinen
Raum neben einander, und Berker fehlt auch in der Ths. Neu ist
das Motiv, daß die Boten auch wirklich eingekerkert werden, und
die List der Werbung besteht darin, daß der König unter falschem
Namen selbst freit.
Die Selbstwerbung wird in dem mhd. Gedichte eingeleitet
durch die reizende Erzählung von der List mit dem goldenen
291
und dem silbernen Schuh: sie gehören zu zwei Paaren und passen
nur an das eine Füßchen, sodaß Rother die fehlenden selber
bringen muß. Ich hebe das nur hervor, weil hier die Werbungs-
list, die natürlich an die Überlieferung die größten Ansprüche
stellte, so ausgezeichnet überliefert ist. (Bührig mißversteht sie
in seiner Dissertation vollkommen.) Was macht die Ths. daraus?
In cod. M fehlt hier gerade ein Blatt, in AB heißt es, nachdem
Thidhrekr-Osantrix die Oda (cap. 37) bereits gewonnen
hat: Er nimmt einen Schuh von Silber und setzt ihren Fuß
auf sein Knie. Da paßt der Schuh genau. Er zieht ihn wieder
aus und versucht es mit einem goldenen an demselben Fuße,
zu sehen, ob ihr der paßt: en ihes»i ferr enn hälfe betr en enn
fip^ri! Da streichelt sie ihr Bein, sieht zum Himmel auf und
ruft: ,Erlebte ich den Tag, an dem ich meinen Fuß in Osantrix'
vSchoß setzte!' Thidhrekr gibt sich zu erkennen. — In dor
schwedischen Bearbeitung, die auf M beruht, bleibt gar nur dies
von der Erzählung übrig: Thidhrekr umarmt Oda; sie sagt: (iaeve
(/udh, at Osancti'ir konongr hefdhe mik sva i Htnum fadhme sein
nu hnevi'r thv. Hier ist von fadhmr = Schoß nur fadhmr = Um-
armung geblieben, von den Schuhen gamichts!
Mir ist schon danach unerfindlich, wie man die Fassung der
Ths. ursprünglicher nennen kann als die mhd.: an die Stelle der
List ist Thidhreks gewaltsamer Einzug in die Stadt des Milias, die
gewaltsame Werbung (nach vorhergegangenen Bitten j, die gewalt-
same Befreiung der gefangenen Boten getreten; die Erzählung von
den Schuhen hinkt unverstanden und unverständlich hinterdrein.
Daß Osantrix schon Frau und Tochter hatte, mag man mit der
Komposition der Ths. entschuldigen. Ich will auch nicht leugnen,
daß die Ths. alte Züge bewahrt hat, die dem Rother fehlen: hier
haben vielleicht die interpolierten Söhne Berkers die ursprünglichen
Gesandten beseitigt, in der Ths. sind es die Brudersöhne des
Osantrix. Wiederum aber kann ich es nicht für ursprünglich
halten, daß in der Ths. zwei Gesandtschaften geschickt werden und
daß beide im Kerker endigen, ehe sich Osantrix selbst auszuziehen
entschließt. Dieser Zug aber ist dann gleich ein Heereszug, und
wie dieser die listige Werbung verdrängt hat, ist oben gezeigt.
Auch König Ortnit beschließt sogleich den Heereszug, aber Ortnit.
die Botschaft an den Heiden muß dann nachgeholt werden. Das
19»
292
ist indessen auch, wenn man von dem angefügten Drachenkarapfe
absieht, der einzige auffällige Unterschied vom Oswald. Ich muß
dabei sagen, daß ich Voretzschens Meinung von der Inferiorität
der Ortnitfassungen in der Ths. und DFL gegenüber dem mhd. Epos
mit Entschiedenheit beitrete, und auch für mich ist diese Dichtung
Brautfahrt -h Drachenkampf, nicht Drachenkampf H- Brautfahrt
((Voretzsch S. 320 — 35). Sonst aber gleichen sich beide Erzählungen
Zug um Zug, so sehr, daß sich die Parallelisierung Alberichs mit
dem Eaben ganz von selbst ergibt. Sie ergibt sich aber auch
aus unserem Schema: in den andern Sagen finden wir den alten
erfahrenen Berater, hier Alberich und den Baben, aber so, daß
dadurch weder Yljas von Eiuzen noch Tiagemund- Warmund
beseitigt sind: hier ist die Stelle, wo die individuelle Sage
aus dem Schema hervorsieht, wo der einzelne Dichter persönliche
lokale Kenntnisse in eine einmal gegebene Form gesteckt hat.
So ist die Rolle des Raben in das ursprüngliche Oswaldgedicht
gekommen, und daß das vermutlich in derselben Oegend geschah,
wo der ,Merovinger' Albericus des Hugo von Toul hauste (Voretzsch
406 — 8), halte ich für eine gute Stütze der Gleichung Albericus ==
dem Alberich des Ortnitepos. Aber was sich hier nur auf einem
Ufawege ergibt, indem nämlich auch jener ,Merovinger Namen
und Art von einem elbischen Wesen entlehnt haben oder doch von
ihm beeinflußt sein wird, das folgt für die Oswalddichtung schon
aus dem Alberich des Ortnit: der ist ein Albe, dessen Ver-
wandte die Brünhild für Günther werben, im Hürnen Seyfned den
Drachen besiegen helfen und in den Märchen freundschaftlich tätig
sind. Kurzum, der Rabe kann nach Art des Alberich eingeführt
\ sein, nicht umgekehrt; Alberich ist uralt uud mythisch, der Rabe
stammt, wie wir bereits gesehen, aus der nach-bedaischen Legende.
Für unseren Raben folgt erstens daraus, daß wir uns über
die Art seiner Einführung nicht wundern dürfen: sie ist nicht
unvermittelter als die Alberichs im Ortnit. Zweitens aber: darum
hängt der glückliche Ausgang von Oswalds Unternehmen von dem
Nachholen des Raben ab, und darum sind sich sämtliche Fassungen
über die Art dieses Nachholens nicht einig, weil die Rolle des
Raben nach Alberichs gestaltet wird: Alberich ist im Ortnit
\ Träger der Werbungslist, nicht so der Rabe im Oswald: er war
nur Bote, die List beruht auf dem Hirschen; Alberich kann durch
293
seine Zauberkunde bald überallhin nachkommen, die christliche
Mythologie hatte für den Raben kein entsprechendes Mittel: Oswald ,
selbst, ein Engel, ein Wind muß ihn herbeischaffen. Möglich
auch, daß die Sprachkenntnisse des Raben von Alberich stammen.^
Denn die Oswald-Legende lieferte ja einen sprechenden Raben
nicht, wenn also der Dichter nicht nach mythischer Vögel Beispiel
das Sprechen dazuerfand, so mag sich die Inkonsequenz (S. 247),
daß der Rabe lange am Hofe erzogen ist und Oswald doch über
sein Sprechen erstaunt, auch aus dem Vorgang Alberichs erklären.
Denn Alberich hat einen Stein, mit dessen Hilfe man alle Sprachen
sprechen kann (245) — so auch ß und z des Oswald — , und
auch hier ist der König ungläubig und wird überzeugt. Diese
Unebenheiten bei Einführung des Raben bestätigen seine fremde,
legendäre Abstammung. Und dazu fügt sich auch der Pilger,
der seine spielmännische Abkunft wenigstens in *W0 noch im
Namen führt und auch in DFL noch zu erkennen ist. Ich ver-
mut<5, daß ihn erst die christliche Natur des durch ihn einzu-
führenden Raben zum Pilger gemacht hat.
Aber unsere Herleitung des Raben aus Alberich scheint gleich
wieder durch eine schottische Ballade in Zweifel gestellt, die J.
S. Roberts, The legendary ballads of England and Scotland
S. 505 flf. darbietet: ,The gay Goss-Hawk'. Sie ist inhaltlich iden-
tisch mit der von Uhland, Volkslieder IE. 100 undlV. 52 aus Buchan,
Ancient Ballads and Songs of the North of ScoHand H. 245 und
Motherwell, Minstrelsy ancient and modern II. 377ff. angezogenen vom
Scottish Squire, nur vollständiger. Ein sprechender Falke — bei
Buchan ist es ein Papagei: auch ein unlieblicher Versuch, das
Sprechen des Vogels zu erklären; ganz wie aus der Elster, die
dem Hausherrn die Untreue seiner Gattin verrät, in einer armeni-
schen Fassung der ,Sieben weisen Meister' ein Papagei wurde:
Lerch, Or. und Occ. H. 372 — also ein sprechender Falke soll
(unter seinem Flügel) zu der Geliebten in England einen Brief
bringen. Sie ist an ihrer Schönheit kenntlich. Bei Buchan und
Motherwell ist das Mädchen in einem goldenen Turme verschlossen,
bei Roberts doch von 24 fair ladies beim Kirchgang begleitet. Er
,singt' ihr sein Gewerbe zu: vor ihrem Fenster steht eine Birke,
auf die er sich niederläßt. Aber der Vater verweigert seine Ein-
willigung zur Ehe. Da läßt das Mädchen sich einsargen und als
/
294
Leiche nach Schottland tragen. Bei dem Geliebten erwacht sie
dann zu neuem Leben.
Die Ähnlichkeit mit der Geschichte unseres Raben ist ja ganz
augenfällig, und es fragt sich, ob man nicht daraus folgern maß,
daß die Verbindung von Legende und Brautfahrt nicht doch
schon in England vor sich ging?
Ich halte aber jene formale Übereinstimmung zwischen Oswald
und Ortnit — besonders in den Unebenheiten, die die Einf&hmng
[ Alberichs und des Baben mit sich bringt — doch f&r stärker als
( diese Ähnlichkeit, zumal jener Falke in den Werbungssagen seines-
' gleichen findet.
Hjörvardhr. Der Zusammenhang der Hjörvardsage ist aus dem Durchein-
ander des eddischen Liedes doch wohl so zu rekonstruieren : König
Hjörvardhr hat das Gelübde getan, das schönste Weib zu besitzen.
Drei hat er schon, die für die schönsten galten fDetter-Heinzel
Pr. I. 24), aber sein Gelübde läßt ihm keine Ruhe. Wir mög^
uns denken, daß er seine Mannen zusammenruft und sie fragt
ob sie eine Schönere wissen. Keiner weiß eine, bis endlich Atli
I sagt: Sigrlinn, die Tochter König Sväfhiis. Ein Vogel hat sie
ihm genannt, ich denke ein Rabe; denn es heißt fuglinnkvakathi
(a. a. 0. Zeile 26), und einen Raben lassen auch die nordischen Pa-
rallelen vermuten (vgl. ühland a. a^O. III. 101 flf.). Dieser Rabe muß
ursprünglich aber auch dämonischer Helfer bei der Werbung ge-
wesen sein wie Alberich, denn Opfergaben soll man ihm bringen,
wenn Sigrlinn dem Könige im Arme schläft. Das halte ich f&r
alt und heidnisch, nicht mit Detter-Heinzel zu H. Hj. 5, 1—4
für eine spielmännische Unverschämtheit.
Atli wird dann ausgeschickt und wirbt umsonst. König
Hjörvardhr reitet nun selbst in das Land des Schwähers ein, der
inzwischen von einem andern abgewiesenen Freier getötet ist.
Aber, wie wir es ja von unsem Werbungen kennen: Hjörvardhrs
Leute bleiben zurück, indessen Atli allein den Zauber löst, der
Sigrlinn in einem hüs ganz so fesselt, wie ihre Genossinnen
Pamige, Hildeburg, Erka u. s. w.
Wir brauchen also den Vogel der schottischen Ballade gar-
nicht, um zu erklären, wie Alberichs Rolle durch einen Raben
besetzt werden konnte: es ist wohl möglich, daß ein Rabe in der
Hjörvardsage diese Rolle schon innehatte.
295
Und überdies haben wir ja ini deutschen Volksliede Vögel
als Werber: die Nachtigall bei Uhland, No. 15, hat vor dem
schottischen Falken sogar das voraus, daß sie in Übereinstimmung
mit unserm Raben einen Ring zu der Liebsten trägt.
Ich glaube also doch, bei der Gemeinsamkeit der germani-
schen Vorstellung von sprechenden Vögeln, daß die Legendenfigur
des Raben erst in Deutschland den Anstoß gab, ihr die Sprache
zu verleihen, die man dann später motivieren zu müssen glaubte.
Der Vogel der einheimischen Sage spricht von selbst; der höfische
Vogel lernt sprechen: dafür entschied sich *MW; der legendäre
Vogel erhält €s als göttliches Geschenk: so wollten *MS und *zn,
und das gab viel Kopfzerbrechen.
Und da trifft es sich besonders glücklich, daß wir von
einem legendären sprechenden Vogel innerhalb der engeren Heimat
unserer Dichtung erfahren. Die kurz nach 1165, wahrscheinlich |
von einem Aachener Kleriker verfaßte Vita Karoli Magni '
(ed. Ramschen) erzählt Buch 11, Kap. H (S. 51): Auf seiner
Jerusalemreise verirrte sich Karl und sein Heer in einem großen
Walde. Man schlägt das Lager auf. Als Karl zu psallieren beginnt
ydedttc nie in semüa mandatof^m tuorum^y hört er plötzlich einen
Vogel bei seinem Bette schreien (clamare). Dann wörtlich: quo
ipsi ijui adercmt ammiratlone magna ijuidetn e.v^pergefacti a somno
atupei'ent dicentea hoc future rei esse prodigium, ipioniam ales uU
humana coce videbatur ei^s. Als Karl fortfährt: yEdue de carcere
animam meam etc.y hört man zum zweiten Male deutlicher: ,Francey
fjuid dicist (^idfacüP Die Einwohner kannten dergleichen nicht.
Die Griechen sollen zwar Vögel zur Begrüßung des Kaisers ab-
gerichtet haben. Weil dieser aber lateinisch auf das Gebet ant-
wortete, muß es ein Bote Gottes gewesen sein.
Hier sehen wir also auch noch einen Weg, auf dem der höfische
Vogel des Abendlands die Sprache erhalten konnte: die Kreuzzüge,
die von abgerichteten Vögeln des Orients Kunde brachten.
Ich begnüge mich damit, zu konstatieren, daß es in der Heimat der
Oswalddichtung besonders leicht war, den Raben sprechen zu machen,
wenn er es nicht schon durch Übernahme der Bolle Alberichs und des
Vogels der Hjörvardsage konnte : vielleicht fällt beides zusammen.
Die Apolloniussage möchte ich hier um so lieber anknüpfen, Apollonius.
als auch sie in Franken, in Tira skamt fra Rin, lokalisiert ist.
296
Allerdings ist sie in der Ths. (245 flf.) recht undeutlich überliefert,
und der Jäger Jron stört ihr die Zirkel. Wir haben die Prin-
I zessin, die der Vater so liebt, daß er sie keinem Werber geben
mag. Wir haben als Beraterin Irons Gattin Isolde. Wir haben die
doppelte List des Briefes im Apfel und der Weiberverkleidung;
auch hier bleiben die Mannen während der Entführung zurück und
warten des Ausgangs. Und was wichtig erscheint: die Königs-
tochter, die vorher in allen Handschriften Herborg hieß, erhält Kap.
251 in M den typischen Namen der entführten Bräute: Hilde. (Vgl.
auch Heinzel S. 82 u. ö.) Aber es ist recht anfechtbar, diese Er-
zählung unseim T}rpus zuzurechnen. Denn wenn jnan es auch
nicht hoch einschätzt, daß die Werber nicht umgebracht oder ge-
fangen gesetzt werden — Iron war dabei, und den brauchte die
Ths. später noch — und daß auch der kriegerische Schluß fehlt —
aus ähnlichen Gründen — , so ist es doch bedenklich, daß die
Entführung in Abwesenheit des Vaters geschieht. Wenigstens
also sind fremde Elemente in den Oswaldtypus geraten. Eine
Werbungs- und EntfQhrungssage aber ist es, das zeigt sich, auch
ohne daß wir neben der Ths. eine Parallelüberlieferung hätten.
Das Lied van't Wereltsche Wijf (Wolfskehl, Germ. Werbungs-
sagen S. 25 - 83) hilft da auch nicht weiter.
Schon mehrfach, z. B. an DFL, doppelt an Kudr. HI, hat sich
uns gezeigt, daß das Brautwerbungsschema zur literarischen
Fonn geworden ist^ und ich bin überzeugt, daß sich aus der deut-
schen Dichtung noch zahlreiche Parallelen dafür beibringen lassen.
(Herzog Ernst.) Besonders aus den Salomonerzählungen, deren
Aufbau ja ohnedies ganz ähnlich ist und die Entführung einer
Königin durch List einschließt (Rother H, Morolf); der des Mo-
rolf bis zur Absendung des Boten an Salman (51) ist sogar ganz
gleich, und ich verweise dafür auf die Analyse von Vogt, Salm,
u. Mor. p. XXI ff. ; die Einleitung der Brautfahrt des Orendel habe
ich oben S. 266 ff. mit verzettölt und brauche nichts hinzuzufügen.
Nibelungen. Nur noch ein paar Worte zu den Nibelungen: ich glaube
doch, daß die Aufzeigung des Brautwerbungsschemas in unsem
beiden Hauptepen zur Erkenntnis der rein literarischen Eompo-
sitionstechnik und ihrer Gebundenheit beiträgt. Im Nibelungen-
liede wird das Schema zweimal, bei Siegfrieds und bei Günthers
(nicht hei Etzels) Werbung benutzt, und zwar ist es beide Male
297
in (' am besten erhalten. Als die Mannen Siegfrieds ihm zur
Heirat geraten haben, sagt er gleich: Eriemhild. Sie braucht
nicht erst mittels der Beratnngsszene eingeführt zu werden, Leser
und Hörer kennen sie bereits, ganz wie Hilde in der Kud. H.
Dem Vater ist es leid, der Mutter auch, denn sie ,kannte Günthern
und seine Mannen' BA 5-J,3: also dieselbe Abschwächung des
Werbermordes Avie in Kudrun H. C hat denn auch noch: den (Sohn)
coi'tUo 81 Verliesen con Guntheren nmn. Mit Gewalt ist Kriemhild so
wenig zu gewinnen wie irgendeine Prinzessin in den Werbungssagen
( 58), und sie ist ebenso gut verwahrt wie sie alle : es ist eine besondere
Gunst, um die auch besonders gebeten wird (272), daß Siegfried sie nach
seinen kriegerischen Leistungen zu sehen bekommt, nach Jahr und
Tag zum ersten Male: stn ftive-ster sol iuch gi-üczen^ daz utt zeeren
tu getan BAC 289, 4. Beim Kirchgang sieht er die Braut, wie
Herbort, und es wird nicht vergessen, die Stärke ihrer Begleitung
hervorzuheben.
Ich sage ausdrucklich nochmals, daß ich das nicht für
die Dichtung, sondern für ihre Einkleidung oder Einleitung halte.
Wie in unserm Schema mit der List, setzt hier das Eigene der
Dichtung erst mit der wirklichen Erringung Kriemhilds ein.
Dieses Eigene aber ist nichts anderes, als die Idee, BrOnhild
und Kriemhild, Nibelungen und Burgunden in einer Dichtung zu
verbinden, also eben das, was sich auch durch die Sagenunter-
suchung als Eigentümlichkeit dieser Gesamtdichtung, als not-
wendig erfunden herausstellt.
Aber auch der Brünhildenteil der Dichtung ist wieder nach
dem Werbungsschema eingeleitet. BA beginnen zwar recht
jämmerlich und halb sinnlos:
324 Iteniumu maere eich huoben über Rtn:
man eeitCj daz da waere manic magedin: (!)
der ddhte im eine werben den künic Günthern muot —
daz dühte sine recken und die hen'en alle guot,
aber C 49, 3 gibt ja die Erklärung:
Iteniuwe maere eich huoben umben Rin:
ez sprachen zuo dem kiniege die hosten tiuhje sin,
war umbe er niht en7iaeme ein wlp zuo einer e,
lio sprach der kiinec rlche: /nie wil niht langer biten nu\'
298_
Hier ist also die Initiative bei den Mannen. »Sie beraten sich
auch über eine geeignete Persönlichkeit (50, 3), und BAC gehen erst
wieder zusammen, wo Günther selber die Brünhild nennt (B 328,
0 50, 4). Dann das typische Widerraten, hier aus Siegfrieds nnd
Kriemhilds Munde. Die Gefahr der Werbung besteht hier nicht
in dem Grimm des Schwähers, sondern in jenen drei Kampfspielen.
Aber Günther bleibt bei seinem Entschluß, und dies ebenfalls
typische Beharren ist wiederum nur in C (51, 1) erhalten. Daß
dann Hagen rät, Siegfried mitzunehmen, entspricht, abgesehen von
den andern angeführten Parallelen, besonders gut der Szene in der
Kudr. I. 227 flF., wo nur die Besten zur Werbung ausgewählt
werden, die Boten also zugleich die Entfuhrer sind, und Wate
zürnt, daß Frute ihm an das Leben wolle, wenn er ihn zum Boten
vorgeschlagen habe (242). So scheint in Nib. 330 Hagens Verrat
an Siegfried fast vorangedeutet. Dann folgt die Strophe, die jene
besprochene bedeutsame Verknüpfung enthält, BA 332, C 51,4:
,gt8t du mir dtn sweater, so wil ich ez tuon.^ Die übrigen
unserm Schema entsprechenden Züge oben in der Liste. Ich hebe
nur noch hervor, daß die Reisenden am 12. Morgen vor dem
Isenstein angekommen sind (371) und daß Günther fragt, wessen
das Land ist (372): vgl. Oswald 1646 flf.
Der Oswaldtypus bedeutet also eine feste Dichtform, in der
man vortragen konnte, wie ein König seine Königin errang, und
sie war besonders beliebt bei den fränkischen Spielleuten des
12. Jahrhunderts. Aber damals war diese Form schon alt. Zwar
wissen wir nicht, ob sie schon in der aus den Namen erschlossenen
jütisch-friesischen Hettel-Hilde-Wat«-Dichtung des 5. Jahrhunderts
angewandt war, aber ihr Alter und ihre Entwicklung läßt sich
merkwürdig gut an den Berichten über eine historische Braut-
Chlodwig. Werbung zeigen: König Chlodwigs um Chrotechilde von Burgund*).
Drei Geschichtschreiber haben sie aufgezeichnet, je einer im
6., 7. und 8. Jahrhundert, Gregor von Tours (H. 28), der Burgunder
Fredegar (IH. 17 j und der Verfasser des sog. Liber historiae
',) Die Literatur über diesen Gegenstand bei Voretzsch, Epische Stadien
S. 304. Dort findet man auch eine vergleichende Tabelle der Quellen ab-
gedruckt
299
(Kap. 11). Und zwar ist es so, daß wenigstens die beiden letzten
von einander unabhängig sind, ihre Übereinstimmungen also vor-
fredegarische Überlieferung darstellen. ^
Gregor nun, der älteste, erzählt mit dürren Worten, daß
Chlodwig durch eine Gesandtschaft um König Gundobads Tochter
('hrotechilde warb, deren Schönheit ihm gepriesen war, daß Gundo-
bad aus Furcht einwilligte ^und seine Tochter gleich mitziehen
ließ, <^a oisa re.r calde gaciws siio mm coniugio aociavit. —
Noch keine Spur von unserm Schema.
Die vorfredegarische Überlieferung wußte bereits, daß
Chrotechilde keinem Mensehen sichtbar wurde (bei Gregor ist sie
verbannt), daß ein Mann (Aurilianus) als Bettler auch zu ihr kam
und in einer wie in der Sniosage erlisteten geheimen Unterredung
mit ('hlodwigs Ringe um sie warb. Lauter Züge unseres Sagen-
typus, auch die listige Werbung schon angebahnt. Aber auch
hier läßt (^hlodwig noch seine Braut einfach einholen und feiert
die Hochzeit.
Fredegar fügt noch einige unwesentliche Züge hinzu:
Aurilian erhält von Chrotechilde 100 Gulden Botenbrot, auf dem
Rückwege stiehlt sie ihm ein Bettler, wird aber gegriffen und
gezüchtigt; was aber seine Erzählung am deutlichsten an unsre
Brautwerbungsgedichte anschließt, was sich der historischen Mög-
lichkeit am schärfsten entgegensetzt, ist, daß Chrotechilde geradezu
flieht und daß ihr mit Heeresmacht nachgesetzt wird.
Der Liber Historiae ist nicht so weit gekommen. Aber
zweierlei Charakteristisches bietet doch auch er: Jener verkleidete i
Werber läßt seine Genossen im Walde zurück, ganz wie im Rother,
Ortnit, Wolfd. B., DFL, Apollonius, Oswald (und den Salomosagen),
das Heer zurückgelassen und verborgen wird. Und zweitens:
Chrotechilde legt den Ring, den sie von Chlodwig erhalten, in
Gundobads Schatze nieder. Als dann die offizielle Werbung folgt
und die Braut abgeholt werden soll, erweist sie durch den Ring,
daß sie tatsächlich mit Chlodwig verlobt ist.
Da erkennen wir wieder die Werbungslist, und es ist besonders
bezeichnend, daß in diesem Punkte, der das eigentliche dichterische
Eigen der Sage bezeichnet, der Liber Historiae über Fredegar
hinaus etwas Neues erfindet. Daß das nicht zufällig ist, wird
ia das Bisherige ergeben haben, es bestätigt sich aber auch da-
300 _
durch, (laß beide Berichte auch in einer andern List nicht über-
einstimmen: Fredegar läßt die Königin beim Fußwaschen, der
Liber Historiae beim Kirchgang und Almosengeben von dem
Bettler- Werber aufmerksam gemacht werden.
Wir sehen also hier sozusagen vor unsern Augen die gelehrte
antike Qeschichtschreibung, die einfach berichtet, was sie weiß,
absterben. Eine neue Art der Überlieferung tritt in ihre Rechte
ein, die darin besteht, daß man die wirklichen Geschehnisse in
einen schon vorhandenen Bahmen hineinpaßt daß man sie also
nach formalen Bedürfhissen abändert, wobei dann historische und
poetische Darstellung allmählich identisch werden. Die Crermanen
besaßen eben keine andre Geschichtsüberlieferung als die poetische.
Es folgt, daß wir sehr vorsichtig sein müssen bei Anknüpfung
einer Sage an Personen und Ereignisse, von denen anderweit im
Sinne der gelehrten, antiken Geschichtschreibung berichtet wird,
daß wir aber auch von keiner dieser Sagen Vollständigkeit im
Sinne unseres Typus erwarten dürfen, insofern sie eben historisch
sein wollen. Zwar wird sich die historische Erinnerung sehr bald
verflüchtigen, das sagenhaft und dichterisch Typische überhand-
nehmen, aber damit ist auch das stets Unfertige, Werdende der
historischen Sage gegeben, und in diesem Flusse der Dinge ist
jede literarische Fixierung nur ein Querschnitt. Jede neue Fassung
im Munde eines andern wird und muß Neues hinzufugen, freier
und zugleich gebundener als es heute möglich wäre: freier weil
das Ändern kein Abweichen von der historischen Wahrheit, keine
Lügenhaftigkeit bedeutet; gebundener, weil die Richtung der
Änderungen innerhalb eines Schemas festgelegt ist. Die Entwick-
lung muß dann zu einem Punkte gelangen, wo dieses Schema, gänz-
lich seiner historischen Bedeutung beraubt, einzig literarische Form
bleibt, in die man aus einzig literarischem Bedürfnis, etwa zur
Unterhaltung, einer poetischen Mode zuliebe, neue Stoflfe einkleidet:
das aber ist eben die Entwicklung, die wir aus der Analyse der
vorhandenen Dichtungen erschlossen hatten.
Voretzsch glaubt nun Chlodwig in Hugdietrich wiederzuerkennen.
Ich möchte ihm recht geben, sofern Hugdietrich Vater Wolfdietrichs
ist und eponymer Stammherr der Franken, nicht aber sofern die Be-
richte des 7. und 8. Jahrhunderts zum mittelhochdeutschen Wolfd.
AB stimmen. Wir haben gesehen, daß die Einleitung zum Wolfd. B
301
ein Kunstprodwkt ist. Hugdietrich war wohl ein gegebener Name,
aber seine Geschichte wurde erst nach Art der heldenväterlichen
erfanden. Das würden wir schon aus der Komposition des Wolf-
dietrich B schließen können. Aber abgesehen von dem schon
Nachgewiesenen muß jetzt ins Gewicht fallen, daß gerade das-
jenige, was den Witz jeder einzelnen Werbungsgeschichte aus-
macht, wie ich immer wieder hervorgehoben habe, daß gerade die
Werbungslist hier eine andre ist, als bei Chlodwig, daß sie sich
obendrein aas den Tagen Achills und der Deidameia herschreibt.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder der König wirbt selbst,
verkleidet, oder er sendet einen Boten: Hugdietrich wirbt selbst,
Chlodwig sendet einen Boten ! Wie wenig besagen daneben die sonstigen
Obereinstimmungen. Sie beruhen auf der Identität des Typus, und
Parallelen wie hier findet num in allen andern Brautfahrtdichtungen
(s. die Liste). Auch dafür, daß Gundobad, vor das fait accompli
gestellt, sich abfinden läßt.
Desgleichen bin ich bei dem Wolfäifitrißh A sehr, sehr im Berchtung.
Zweifel. Es handelt sich um die einzige Strophe 152. Dort sagt
die Königin von Berchtung:
Tn mhie kemenäten het in stn zuht gewent*
Botelunge mtnem bi^uodev waH ich von im entepent,
da et^arp er mich im aelberij eich, und gap mich dir do:
leih du des niht gedenken, vne tuoet du danne so — •
Eine Werbung mit List; der Werber ist in der Kemenate. Aber er
wirbt für sich selbst. Erst nachträglich gibt er die Braut an einen
andern, wie aus 151,3 deutlich hervorgeht, und er tut etwas besonders
Anerkennensweites damit. Das ist noch ein andrer als Herbort, aber
auch ein andrer als Hugdietrich, der in Mädchenkleidem für sich,
und ein andrer als Aurilian, der als Bettler für seinen Herrn wirbt.
Alles Brautwerbungen, tertium comparationis die List und Art
der Werbungen, und gerade sie verschieden. Um so weniger darf
man beide Wolfdietriche, AB, gemeinsam mit der Chlodwigsage
vergleichen, und aus der Übercinstinunung eines irgendwelche
Schlüsse für beide, d. h. ihren angenommenen Archetypus ziehen.
Ich will ja nicht leugnen, daß aus dem Aurilianus ein solcher
Berchtung werden konnte, aber dann muß man auch zugeben,
daß manche von den andern Brautwerbungen, voran anser Os-
wald, der Chlodwigs näher verwandt sind. Dann kann aber
Voretzschens These nur noch die Geltung haben, daß Chlodwigs
Werbung die älteste Vertreterin eines Typus ist, nach dem auch
für Hugdietrich (B), der im übrigen = Chlodwig sein kann, eine
Geschichte erfunden wurde; über Str. 152 des Wolfd. A möchte
ich nichts Bsstimmtes sagen.
Bis ins 7. Jahrhundert also wenigstens war unser Braut-
werbungsschema zu verfolgen. Aber wir kommen noch höher
hinauf, und für ein noch größeres Alter läßt sich alles das ins
Feld fähren, was in Chlodwigs Sage nicht zu den geschichtlichen
Verhältnissen passen kann, sondern überkommene Vorstellung sein
muß: Warum ist die Königstochter so verwahrt, daß man nur mit
List zu ihr gelangt? Warum ist die Werbung so gefährlich?
Warum fürchtet die Braut das Nachsetzen ihrer Verwandten? —
Und das Letzte ist besonders unpassend für die Machtverhältnisse der
Zeit und nachdem Gundobad aas Furcht in die Heirat gewilligt. —
Ich denke, in alle dem dokumentiert sich die Raubehe der Vorzeit.
Als noch, in prähistorischer Zeit, die Weiber Gemeingut einer
Bechtsgenossenschaft waren, konnte ja ein Mann nur durch Raub
außerhalb derGrenzen dieser Genossenschaft denausschließlichen
Besitz eines Weibes erlangen. Man hatte also allen Grund, die
mannbaren Mädchen sorgfältig zu hüten, und das um so mehr,
je häufiger solche Einzelehen wurden. Erst allmählich kam man
dazu, indessen die Raubehe noch weiter bestand, durch Kauf und
Vertrag zu freien *), und diese Entwicklung ist z. B. in den alt-
nordischen Rechtsaufzeichnungen noch deutlich zu erkennen (Vgl.
Fr. Boden, Mutterrecht und Ehe im altnordischen Recht, besonders
Kap. 6, und meine Rezension, Wartburgstimmen II. 189^) — . Dann
aber wird die Kaufehe, der Raubehe gegenüber, die einzig voll-
gültige Foiin der Ehe, das geraubte Weib — auch das zu billig
') So warb nach Prcdegar IIL 18 auch Chlodwig: f^^fi offercntes
soUdo et dinaris (so), ut mos erat Franconim, eam partibus Chlodavei sponsatU.
') Ich w^eiß nicht, wie weit E. Herrmann (Zur Geschichte des Braut-
kaufes bei den indogenn. Völkern, Bergedorf 1904, S. 43) recht hat: dit*
Kaufehc brauche nicht aus den Sühn cy ertragen des Raubes entstanden zu
sein, sie könne sich auch aus der Vertragsehc entwickelt haben — welches
ist der Unterschied zwischen Kauf- und Vertragsehe ? — : die Raubehe sei
noch nirgends als regelmäßige Form der Eheschließung beobachtet. Für
uns genügt der Nachweis der Entwicklung einer vorhandenen Raubehe zur
Kaufehe. Zur liaubehe vgl. auch die Angaben in Pauls Gr. ^ IIL 40.
mm
gekaufte - ist Kebse, die minderes Becht hat. Ihrer Sippe gereicht
es also auf jener ersten wie auf dieser Entwicklungsstufe zur
Schande, daß sie sie nicht schützen und halten konnte (Kudr. 1030 !)
Die Eaubehe aber hat vielerorts die Völkerwanderungszeit
überdauert^). Und die damit verknüpften Vorstellungen: das
Geheimhalten der erwachsenen Mädchen, die Vielheit der Listen,
um zu ihnen zu gelangen, das Nachsetzen der Verwandten, sind
noch viele Jahrhunderte weitergegeben, als man nicht einmal mehr
ihren Sinn verstand. Sie haben den kurzen Bericht des Gregor
von Tours über Chlodwig, des Paulus Diaconus über Authari —
wenn Authari überhaupt Bother ist — und des Beda über Os-
wald umsponnen, so sehr, daß es geradezu charakteristisch wird
für diese Werbungssagen, daß ihr historischer Kern, ihr Konzepti-
onspunkt so verschwindend klein ist. Das Schema liefert von
Urvätern her die Umkleidung, und die Phantasie des Dichters
durchbricht dann die geschaffene Schwierigkeit mit einer der um-
laufenden oder einer neuerftmdenen List.
War aber der Brautwerbungs typus schon in heidnischer Zeit
vorhanden, so^ wars wohl auch die (historische) Brautwerbungs-
dichtung. Wir gelangen also dazu, einzig aus der Analyse der
Form eine bestimmte Dichtungsart wenigstens der Franken zu re-
konstruieren, die den ältesten schriftlichen Denkmälern gennani-
scher Literatur vermutlich um Jahrhunderte vorausliegt, und wir
mögen nun getroster annehmen, daß auch jene Hettel-Hilde-Wato-
Dichtung, die die Engländer von der jütischen Halbinsel mit-
nahmen, schon diese Form hatte.
Mythologisch zu deuten wage ich, wenn wir auch mehrfach Mythologie,
in das Heidentum gewiesen sind, bei keiner der aufgeführten
Dichtungen. Am wenigsten bei der Geschichte von Snio (vgl.
Much, Herrigs Archiv 108, 407J. Läge hier wirklich kein histo-
risches Ereignis zugrunde (vgl. Olrik, Kilderne af Sakses Oldhist.
IL 2fi2) und wäre wirklich Snio = Schnee (vgl. Saxo ed. Müller- Vel-
schow n. 238), so wäre daioim noch nicht Snio, Syvalds Sohn,
mit jenem König Schnee identisch, dem Sohn und Enkel von Frost
und Kälte, der drei Sorten Schnee zu Tanten hat. Und wie er-
') Vgl. V. Amira in Pauls Grundriß ^IIL 161. Daselbst auch Litcra-
t urangaben.
_304
klärt sich dann, daß die Sommerjungfraxi den Schnee liebt und
sich gern, mit tätiger Hilfe von ihm entföhren läßt!? Indessen
welchen Kampf kann man nicht als den zwischen Sommer und
Winter oder Tag und Nacht auffassen?
Wenn aber wirklich die sommerliche Welt unter dem Bilde
eines Mädchens vorgestellt wäre, das vom Winter in einen Turm
gesperrt und von einem Freier erlöst wird, so sind eben augen-
scheinlich jene erörterten Bechtsanschauungen das Prius: wir
haben an dieser Stelle die Zone mythologischer Dichtung fiber-
schritten, wir überblicken sie von jenseits, und es kann unserm re-
konstruierten Schema an Alter nichts hinzusetzen, wenn man die
eine oder andere seiner Dichtungen mit Recht aus mythologischen
Vorstellungen erklärt.
Und nun: was dürfen wir aus dem Vorigen für unsem Text
erwarten?
Beweisen für oder wider den Oswald können nur die ver-
wandten Dichtungen, von denen er abhängig ist, wie ichs z. B. für
den Ortnit annehme (S. 291 ff.). Die sogenannte Parallele beweist
nichts ^), geschweige das Fehlen von Parallelen , das ja in jedem
einzelnen Falle auf der Mangelhaftigkeit meiner Listen beruhen
kann. Wohl aber können wir beides bei unsem Kalkulationen
herzuziehen, um andern Gründen Gewicht zu geben oder, nament-
lich, Bestätigung früherer Resultate zu erlangen; und das um
so mehr, als diese Gedichte eben nach so starren architektonischen
Regeln aufgeführt sind.
Eine Entscheidung brauchen wir nun erstens in den Fällen,
wo sich *Mz und *W0 gegenüberstehen (Kolumne 4 und 5 unsrer
Tabelle auf S. 238 flf.).
Über den Raben und sein Sprechen ist schon gehandelt (S. 292 flf.),
und ich glaube danach, was ihn betrifft, den Ortnit zwischen *Mz
^) Belege dafür sind alle Züge, in denen *MS oder •zn über "MW hin-
weg zu andern Dichtungen stimmt und zufälliges Fehlen in den beiden andern
Fassungen nicht anzunehmen ist. Z. B. daß in *zn wie in der Kndrnn der
Heide seine Tochter nur einem Stärkeren gehen wiB: auch daß in einer
Interpolation von 'WO dem Waller ein ,Stuhl geräumt' wird, wie dem
Berater im Rother: die Züge lagen zur Übertragung bereit. Vgl. auch die
Betrachtung? über den Hjadhninga-vig (S. 276 ff.) und die Liste S. 266 ff.
305
und *W0 richten lasvsen zu können. Also ließe *Mz das Fehlen
des Raben mit Recht erst vor der feindlichen Burg bemerken,
und *MS 1631 IT. (Ankunft, Beratung, Lagerung im heidnischen
Lande, weiterhin auch der Vormarsch einer kleinen ausge-
wählten Schar) böten das Ursprüngliche (vgl. S. 256). Dann scheint
es mir aber nicht annehmbar, daß Oswald nach Erreichung seines
Zieles noch einmal umkehrte; dies Umkehren gehört damit zu-
sammen, daß man das Fehlen des Raben schon auf der Reise
bemerkte. Wie der Rabe zum Nachkommen bewogen wird, werden
wir auch jetzt nicht erfahren.
Daß er auf dem Heimwege seinen Ring verliert, findet eine
Parallele schon in der Geschichte jenes Aurilian, der seinen Sack
verliert und wieder zugestellt bekommt. (S. S. 299.) Für die gött-
lich wunderbare Hilfe bei der Wiederschaffung des Ringes haben
wir auch jetzt nichts einzusetzen, wenn wir nicht annehmen wollen,
daß die beiden kärntnischen Sagenfassungen das Ursprüngliche
bewahrt haben.
Daß der Bote zweimal wirbt, erst beim Vater, dann bei der
Tochter fso *Mz gegen *W0) bestätigt sich.
Wir werden nun auch mit *MS — *zn fällt aus — annehmen,
daß der Rabe, nicht die Königstochter, die Feinde herankommen
sieht, denn er hat die Rolle Horands und Morolfs. Das ist der
Punkt, wo dann Oswalds Gelübde eingesetzt hat. Es könnte wohl
an die Stelle der ermutigenden Ansprache Kudr. 491 getreten
sein; wie auch das Zurückhalten der Heiden an den diirkeln Schiffen
Hagens (Kudr. 453) eine Parallele hat. Aber wir haben ja auch
in *MS eine solche Ansprache (V. 2841)! Sie steht in krassem
Widerspruch zu dem gottergebenen Jammer von V. 2773 ff., der
ja das Zusammentreffen doch nicht hat hindern können. Wir
werden also im Hinblick auf die Kudrun sagen, daß sich die alte
Ansprache, wie sie vor die Schlacht paßt, in zwei gespalten hat,
um dem Gelübde ein Unterkommen zu schaffen, das wir in dieser
Gestalt für unecht hielten; es schloß also 2823 an 2774. Daher
die Unordnung in V. 2822? Vgl. S. 219 f. [2775-2822]
Über den Jagderfolg des Heiden sagen die verwandten Dich-
tungen nichts aus.
Zweitens suchen wir Entscheidung über die Echtheit der
Züge, die *Mz oder *W0 allein darbieten.
Baesecke, Mfincbenor Oswald 20
306
Zu V. 254—63 (ein Bote soll fragen, ob Pamige Christin
werden wolle) keine Parallele.
Zu 282 ff.: der feindliche Schwäher erhält in allen vemandten
Dichtungen einen Namen.
/ Die goldenen Kreuze von *MS sind dem Orendel entnommen.
Dort läßt der König vor der Ausfahrt seinem ganzen Heere goldene
Sporen machen (279 flf.). Aus Sporen konnten wohl Kreuze werden,
nicht umgekehrt, und daß beide Erzählungen unabhängig wären,
scheint ausgeschlossen. Beweis ist, daß Osw. 1583
w hiez 81 schütten uf einen anger dar (diu kritue)
Or. 309 entspricht:
er hiez si schüten ?// den hof (die sporn):
das paßt nicht zu den aufgenähten Zeugkreuzen von *Mz (V. 151m
— 1600). Aber die gehören nicht in die Brautwerbungsgedicht«.
Nur schließt das nicht aus, daß sie schon in *MW vorhanden waren.
Schon aus *zn -h *W0 mußten wir (S. 257) folgern, daß sich
Oswald auch in *MS ursprünglich für einen Kaufinann ausgab.
Die verwandten Dichtungen, voran der Ortnit, bestätigen das.
Daß der Heide erst von der Ankunft der Fremden be-
nachrichtigt wird, daß er zornig ist, sich aber besänftigen
läßt (*Mz), ist durch genug Parallelen gesichert. Desgl. die List
der Königin auf der Mauer, schon darum, weil sie unt^r die
Entföhrungslisten fällt.
Es folgt der Kampf. (Vgl. S. 259 f.) Fällt der Heide oder
nicht? Die Verse 2943/44 und 2949/50 könnten gutem wie bösem
Ausgange vordeuten. *MW nimmt guten an, es entsteht also die
Frage, was nun mit dem heidnischen Schwäher werden soll. Heim
kann er nur, wenn seine Mannen wieder erweckt werden. Die
Erweckung aber ist als unecht erkannt. Also mußte er mit Oswald
ziehen, und das entspricht wiederum der Kudrun. Nun hat sich
aber *MW dafür entschieden, daß er heimzieht. Also ist der Schluß
von 'MW unecht, der Heide starb ursprünglich oder zog mit Oswald.
Das stimmt zu unsrer Entwicklung des Brautwerbungstypus und
zu der aufgezeigten ünversöhnlichkeit von V. 2943/44 und 2945/46.
Danach könnte es scheinen, als bewahre *MS das Richtige, indem
es Aron mit Oswald ziehen läßt, und als stimmten *zn und *W0
nur zufällig zusammen. Das wäre auch wohl möglich, und wii
307
hätten dann in V. 3185-3208 einen legitimen Schluß'), der mit
und ohne Taufe passen könnte. Aber auch darin würden wir
doch nur eine Milderung des ursprünglichen tragischen Schlusses
sehen müssen. Nur ist gleich hinzuzufügen, wie das verstanden
werden soll: dieser tragische Schluß war an einem Oswaldgedichte
vielleicht niemals: es ist an sich möglich, daß der christlich ge-
wandte Hjadhninga vig schon beim ersten Entstehen der Oswald-
dichtung mit ihr kontaminiert wurde. Aber welchen Schluß der
alte Brautwerbungstypus forderte, soviel nur will ich sagen, das
ließ sich auch beim Oswald nicht verdecken. Zu streichen sind
jetzt (vgl. S. 260 oben) Taufe wie Erweckung:' [2945,46,
Drittens suchen wir, über *Mz hinweg, Eat für zweifei- 1^|^~|^^^'
hafte Stellen und Bestätigung von Athetesen in *MS.
Daß wir mit der Athetese von Oswalds Traume *MS 43 recht
haben, müssen wir ex silentio schließen. Aber wir werden docli
bestärkt durch einen merkwürdigen Anklang: Wolfd. A 20 lautet:
Kl lue eines naclUes in ir bette unde die/.
8% was ntht vol entsUtfen unz ir ein stimme lief ....
OöW. *MS 43 : Daz geschach eines nahtes^ do lac et unde slie/)
stn herze ime ze den sinnen inef.
*MS 43 ist Langzeile und von M in zwei Versen geschrieben!
Und was bedeutet stn herze ze den sinnen riejl Ich glaube also,
daß diese Stelle entlehnt ist und will gleich noch einige Züge
des Wolfd. A zeigen, die grade an solche Stellen des Oswald an-
klingen, die wir für unecht erklärt haben:
1J),3: si was ein fieideninne und gelotihte doch an got:
svxi si var vorhte mohte^ da leist si stn gebot: vgl. *MS 239-45;
364,4 dir st vor gote erhübet^ slah mir abe daz houbet mm: vgl.
*MS 367-(>9;
470,1 der durst und auch der hunger het im nach benomen den llp:
vgl. *MS 634 f.
V. 45-54 könnten dann den Rat der Mannen enthalten, der
ja nur in *MS durch Oswalds Initiative verdrängt ist. Also sind
V. 75-192 zu Recht eingeklammert, und Wolfd. B 10 (s. S. 266)
darf nicht als Parallele angefahrt werden. Mit 75 flF. mußten
1513-38 fallen.
*) Andernfalls wäre 3185 für bearbeitet zu halten.
20*
308
Der Babe bietet sich in *MS selbst als Buten an. Nur
scheinbar parallel ist Ortn. 264. Dort handelt es sich nicht um
.' die Werbung, sondeni um ein höfisches Widersagen, das Alberich
lieber auf sein Leben nehmen will, als daß es unterbleibt.
V. 310 If. finden nun allseitige Unterstützung, nur müssen
[318-21] wir jetzt auch den Beginn von Oswalds Antwort abtrennen.
402-23, 621-25, 650-771, 831/32 finden keine Parallelen.
Dagegen wird Pamiges enger Gewahrsam vielstimmig be-
bestätigt (785 flf.), nur bleiben natürlich über die Art Zweifel,
wie er in *MS dargestellt ist.
Das Spielmännische, das wir kaum einmal bis *Mz verfolgen
[376 77, 811 konnten (s. S. 260 f.), es findet auch jetzt keine Rechtfertigung.
—18,843— 56, j)gj. Morolf strotzt von solchen Motiven, beim Orendel ist vielleicht
133'— 581 ^^ allem Übrigen die ganze Brautfahrtaufmachung spielmännisch
(s. die einzelnen Züge in der Liste); aber es ist nicht einmal ein
Ansatz da, dem Spielmännischen innerhalb des Dichtungsschemas
einen Platz anzuweisen: beide haben von Haus aus nichts mit-
einander zu schaffen, und daß sich die ,Spielleute' grade der
Brautfahrtdichtungen bemächtigen, ist sekundär.
Noch weniger gehören die Goldschmiede mit ihrer Tätigkeit
in diese Gedichte, kaum, daß sie bei der Entführungslist einmal
eine Rolle spielen. Ich glaube also, 458/59, 464-501, 1161-68,
1389-96 sind richtig eingeklammert. Die Goldschmiede von 2090 ff.
konnten schon mit Hilfe von *zn und *W0 ausgetan werden
(S. 256 f., vgl. S. 217 f.). Über 1443-70, 1579-1600 s. S. 252 f.
Diese Verse schienen uns nach 458 ff. und 502 ff. gemacht, die
die Herrichtung des Eaben durch einen Goldschmied erzählen, von
dem weder *zn noch *W0 wissen. Gab es also zwei Schichten
von Goldschmiedinterpolationen ? Doch vgl. *W0 595 ff.
Schon bei Betrachtung des Kampfes und seiner Folgen sind
wir über *MW hinausgegangen. Das müssen wir an noch einem
Punkte: bei der Hirschepisode mit dem Auf beten des Tors. Was
wir aus der Anlage unseres Gedichts folgerten, das verlangt auch
der ganze Chorus der Brautwerbungssagen. Und hier konstituiere
ich eine Stufe der Entwicklung des Oswaldgedichts, die auch wirk-
lich vorhanden gewesen sein muß — nicht so nach dem Bisherigen
beim Tode des Heiden und dem Gelübde — , die die Absicht des
Dichters, die Wirkung seines eigentlichen Eigentums an dem Ge-
309
dichte, nämlich der List, vollständig bewahrt habe. Die Hirschepisode
mit ihren Folgen ist aber auch das Einzige darin, das sich nicht
ans Geschichte -f- Legende -h Brautfahrttypus ergab und auch nicht
ergeben konnte. Stützen können wir sie indessen durch zweierlei:
Erstens die deutliche Parallele der Herbartgage: der Werber läßt
in der Kirche zwei, automatische Mäuse laufen, erst eine goldene,
dann eine silberne; die Königstochter wird aufmerksam, schaut
von ihrem Buche auf und läßt nach dem Fremden fragen (Ths. 236).
Tertium comparationis zunächst nur die erregte Aufmerksamkeit
und die Goldschmiedekunst, Aber ich glaube doch, daß auch der
wunderbare Hirsch ursprünglich automatisch war, sodaß also *MS
mit seinen 12 Goldschmieden eigentlich etwas Altes wieder ein-
führte. Denn zweitens: solche automatische Tiere sind etwas
Häufiges: hohl und durch den Wind getrieben sind auch die
singenden Vögel des Wolfd A. Anh. 263; ein Hirsch mit goldenen
Hörnern Wolfd. B 310. Wie eine rationalistische Erklärung dazu
wirkt Strickers Karl 104a: da ist eine Fahne mit einem- Drachen auf
einem von zwei Ochsen gezogenen Wagen ; der Drache ist hohl und
bewegt sich, als wäre er lebendig. Vgl. das automatische Wunder-
werk in Flecks Flore 2019 fif. U. s. w. Vielleicht spielt auch die
Erzä-hlung von Aidan, Oswalds Lehrer, herein, der einen Hirsch vor
seinen Verfolgern wunderbar verbirgt und rettet (Beda IH. 5, vgl. Osw.
V. 2445— 66); er tritt ja noch in *zn (56, 21 ff., nach Beda) mit
Oswald verbunden auf. Dann enthielte also *MS in jenen Versen
gegen *W0 das Echte. Ein Hirsch spielt auch bei den heiligen^
Kelten Kentigern und Mochua eine Eolle. Vgl. novh Zingerle S. 93 ff.
Auch aus diesem Kapitel müssen wir noch genug Fragen weiter-
schleppen. Zwar ist für manche Züge, die nur *MS bietet, das
Schweigen ringsum noch bedrohlicher geworden, und das mag bei
dem schematischen Aufbau unserer Gedichte meist einer Verdammung
gleichkommen. In andern Fällen weichen die verwandten
Dichtungen so weit ab, daß sie keine eigentliche Entscheidung
bringen können: wir erfahren aus ihnen z. B. nichts über die
List der Königin auf der Burgmauer oder über den Jagderfolg
des Heiden. Dazu die zuvor entwickelten Zweifel an dem Werte
etwelcher Parallelen, zumal für den Text von *MS.
Wir sind wieder auf das Gedicht selbst zui-ück gewiesen: es
bleibt die Form, die uns Aufschluß geben kann.
IV. Form.
1. Strophen.
Uaß unser Oswald *MS ursprünglich in Strophen abgefaßt
war, hat schon Simrock erkannt.
Ein paar Mal haben sich solche Strophen in den Handschriften
insofern erhalten, als die Waise besonders abgesetzt ist:
S 901 man M 1071 ffegeben MS 1423 «m
hotescliaft dienen ffeschriben
kany leben, künigin ;
*MI 2026 Zinne S 3278 sere
geneiget jnlgerhip
kimiginnej viere.
Die Langverse haben diesen Bau: xxxx I XXXX, xixH I
XXXX und XXX)^ I XXX)^; die Interpunktion ergibt vierzeilige
Strophen; es sind also Morolf Strophen.
So entsteht die Aufgabe, alle Langverse unsres Gedichts zu-
sammenzustellen, und das wäre der erste Weg, zu den alt4?n
Strophen zu gelangen.
Strophen Man findet in den bislang unbeanstandeten Partien (0) folgende:
1- XXXX I XXXX, XXXX I XXXX, XXXX I XXXX, XXXX I XXXX.
425 oder du gesüieat mich \ ze Engellant niem^rmere^
804 mac ich der botedchefte \ niemh*e bringen inne,
826 der gelegene iu lieidenen \ iuwei* trinken unde ezzen,
874 unde begunde ze ezzenne \ unde ze tr inkenne tragen her,
894 unde begunde vröUche \ tHnken unde ezzen,
898 den Iieiden der botesche/te \ innen bnngen mähte,
902 daz ich dir mtn boteschaft \ nu niht langer verdagen fai?»,
1014 unde tvirst nieniere \ deheines biderben mans genoz,
1020 du kanst dich ze guoten dingen \ geliehen niemermerey
1160 iine ipiaeme ir keiner \ lebendic hin widere.
3il
1176 kome er her dne dichy \ stn arbeit st gar verlwm^
1206 ime entciel daz mngerltn \ an des wilden meres ffi^unty
1388 dir quaeme ir keiner \ lebendic hinwidere^
1404 kumeat du dne mich hin über, \ din arbeit ist gar verloren,
1711 ir hetet in selber \ gevuort gar tugentUche^
1815 quaeme er dne mich hin ftber, \ sin arbeit waere gar verloren,
1915 drtzic marc goldes \ gibe ich dir in dtn fiant,
1925 ich bin von dtnen schulden \ worden guotes rtche,
1939 von sant Oswalde \ unde von allen stnen man,
2027 herüz hete sich geneiget \ diu junge küniginne,
2163 si miiezen alle \ werden erhangen,
2245 unde begunde mit den stnen \ her ze deme heiden gdn,
2297 daz hiez er in itz der bürge \ in ir herberge ti^agen,
2311 ich woüe, wir waeren \ ddheime in Engellant,
2385 du hdst stn iemere \ ere in dtnen landen,
2421 si wolten den hirzen \ stechen unde schiezen,
2486 unde habe mir mtnen mantel | unde mtne krone^
2612 unde si die küniginne \ heten gewannen,
2636 nü möhte in allen \ nifU liebers geschehen stn,
2754 unde sihe galtn \ ze uns her vliezen,
2848 wir werden bestanden \ nf den grimmigen tot,
2854 Itp unde sele \ ist behalU^n iemermere,
2902 des vröiten sich die sine | alle geltche,
3204 iewedei^me man er \ ze ezzenne unde ze ttinke^me gap.
Ich schließe folgende Gruppe an:
1512 daz er hete so manigen \ \st.olzen\ dienestherren,
2009 [wände] ich hdn manigen \ stolzen dienestherren,
2055 wände er hat manigen \ [stohen'] dienestherren.
Desgl. V. 954 du solt ime dtn tohter \ geben [rekte] geren
nach V. 291, 1182, 1518, 1574, 2037, 2281, 3435, 3486,
Alle diese Verse machen Sinneseinschnitte, die Strophen-
schlüssen entsprechen würden. Zu 2265 wie daz dtn tohter \ itz
empfistet waere ist, wie sich schon daraus ergibt, 2266/67 eine
Glosse, iiz emp/esten sollte wie genoz und gdch (s. S. 210) erklärt
werden; der Füllvers 2267 kommt sonst nicht vor. [2266/671
Dagegen will es bei 599, 603, 1548, 2419, 2476, 2672 mit
der Interpunktion nicht passen: der Einschnitt fällt zwei Verse
davor oder dahinter.
812
2- XXX I xxxx, XXX I xxxx. XXX I xxxx. xxx i xHx.
234 81 gezimei dir wol \ über dtniu rtche,
986 7nohte in der rahe \ iiiendeH entrinn^fi^
1124 dich heimsende \ ze dtneme lieben herren^
1134 ahe er ez heim \ ze lande aolte vüeren,
1707 ich hdn den raben \ vf deme mere nie gesehen,
1959 si todndeny du körnest I ze lande niemermere,
2043 die hat er [herf] brdfU \ über des wilden meres vluot^
2081 von minem£ vater \ unde von alleii stnen mun^
2608 ich hdn rehte \ die jungen küniginne.
Überall fallen Sinneseinschnitt und Langvers zusammen.
609 aber kann nicht ohne weiteres Strophenschluß sein, weil
610 unmittelbar anschließt. Dazu kommt, daß die beiden zunächst
anklingenden Langverse 70 und 240 unecht sind und daß 599 und
603 nicht Strophenschlüsse sein können (s. S. 311). Nun unter-
brechen V. 606/7 augenscheinlich den Zusammenhang: sie haben
das Subjekt ,Oswald* (vgl. 1187 und 1285), 605 und 608 ,derRabe^
611 und 613 sind Parallelen, 611 aber durch *zn gestützt: 46,13
Damit nam der rapp v^rlaub. Und war es in V. 606 aufiällig,
daß trotz des Subjektwechsels das Pronomen er steht, so hier, daß
ohne Subjektwechsel das Substantiv der rabe aufgenommen ist:
611 gehört zu 606/7, 608-10 zu 598-605, und diese sollen
hinzufügen, daß der Rabe sich auch seinerseits verabschiedete:
seine Bolle wird in spielmännischem Interesse gehoben. Dann
erhalten wir dieses Strophen- und Eeimschema:
598/99 herren [602/5 kiiniginne 606/7 minne j [608/9 min
geren , hinnen künigtn «'«
[(QOOj&Qlverdagen' man 6l\ / 12 dan 610 maymen
sagen] öw] zergdn 613 dannen]
(s.S. 211) . (s.S. 208).
Ich habe die S. 208 für *MS erschlossenen Kurzformen ein-
gesetzt. So wird es handgreiflich, wie die alte Strophe mit
m- und on-Beimen zwei neue ähnliche, aber verbesserte her-
vorrief: minne 606 veranlaßt das mm 608, ktinigin 607 das Xv7ni-
[602—5] ginne 602, dan 611 das dannen 613, dan : zergdn 611/12 das
[1)08/91 jtifjji ; an 604/5 und mannen : dannen 610 und 613.
313
2291 ist nicht Strophenschluß, weil ein gleichgebauter Lang-
vers vorausgeht und ein Belativsatz folgt. Ein christlicher, aus-
führender Zusatz (vgl. S. 215):
So bleibt unerklärt V. 1J)27: die Episode von dem glück- [2288-93]
liehen Schiffsknechte erhält einen neuen Stoß.
3. XXXX I XXX, XXXX I XXX, XXXX I XXX, XXXX I XXX.
34 ich wil ehr dienen, | die wUe ich hau mtn lehen^
196 zwei unde aibemic lant \ waren ime kunt,
784 ohe er die juncvrouwen \ iendert künde sehen,
882 deine tuest du doch nicht \ an dem lebenne stn,
9()6 daz muoz mich rimven, \ die wtle ich hdn daz leben,
1072 daz wil ich unibe dich dienen, \ die wile ich hdn daz leben,
1108 80 muoste ich lihte \ mtn leben hdn verleim,
1316 aant Oswalde nwhte \ niht liebers sin geschehen,
1827 vnde kam ze hilfe \ deme vursfen hochgeborn,
2171 vnde wellen unserme herren \ daz lant gewinnen an,
2201 v7ide erzeige den kristen \ niendert kein smdch,
2686 der viieret min tohter \ hin an stner hant,
2758 ich vurhte, wir müezen \ daz leben verloren hdn,
2762 so gut ez manigeni kitten \ an daz leben sin,
2766 ich vurhte, die kristen \ werden alle erslagen^
211 Ai dne got selber \ kan uns niht gescliaden,
2838 so müezen die kristen \ ir leben hdn verloren.
Nach der Interpunktion sind das ausnahmslos Strophensehlüsse.
1713 aber kann nach 1711 nicht Strophenschluß sein.
Oswalds Schrecken in V. 1716 bezieht sich natürlich auf 1707,
nicht auf 1715; der kameraere erhält überhaupt keine Antwort.
1708 — 15 sind Interpolation mit spielmännischer Spitze gegen die
hofeschdlke. [1708—1.')]
Die Länge von 2062 erklärt sich, wie die von 2057, durch
die Einsetzung von dinenie herren für dir (vgl. 222).
V. 2505 ist durch Streichung des junge zu retten, das in der
Verbindung mit hlniginne nach Vers- und Deutlichkeitsrücksicht^n
fehlt und steht: vgl. die Lesarten zu .1042, 2324, 2333; 2677,
2727, 2936.
Unerklärt bleibt nur die Länge von V. 1797.
314
Zählt man von den so gegebenen Strophenschlüssen um vier
und vier Verse vor und zurück, so erhält man in den weitaus
meisten Fällen Strophen ohne irgendwelche Enjambements auch
des Inhalts.
Zuweilen aber müßte man sechszeilige Strophen annehmen.
Das ist vom Morolf her geläufig, aber auch dort bedeutet es eine
jüngere Entwicklung; und wir haben ja noch Mittel, diese Sechs-
zeiler zu reduzieren: die Waise braucht keineswegs immer in den
letzten Vers der Strophe aufgegangen zu sein, es ist auch ver-
sucht, sie einzureimen.
Ein solcher Fall ist urkundlich bezeugt: konfrontieren wir
*MS 380 und *zn 45, 23:
380 do sprach der pügertn Wdrmunt,
deme was umbe des rohen vaH wol kunt :
^hfirre ir suU iiLch wol gehaben:
wanne got entblutet iuwerme raben . • |
wanne got tril durch iuwer er, i
385 so sendet er iu iuwei*n raben her.^
Dosp roch aber der alt nian :
ygeliab dich wol,
got
schikt in schirr her.^
[287/9]
Von den beiden Vordersätzen zu 385 paßt natürlich nur der
zweite. Sie sind, und das beweist *zn, Zerdehnung eines einzigen,
und zwar der Waise. Der Reim von 382 auf 385 mag etwa
raben : haben gewesen sein.
Zu 440 ff. ist die Waise (w) durch Umstellung eingereimt
Schematisch so: aabwb > aabbw [w]. Das dar von 454 erhält erst
durch das oar von 450 Sinn: 454 gehört vor 451. 441 — 45,
447—49, 452/53 waren gestrichen (S. 212).
Besonders deutlich ist diese (zuerst von Strobl, Wiener Sitzungs-
berichte Bd. 64, S. 462, erkannte) Art der Strophenauflösung V. 282.
V. 286 hat zwei Vordersätze: 284 und 285; er gehört natürlich
zu dem sage mir von 284 und in die diro-xoivou-Stellung vor V. 285.
287 — 89 sind leere Parallelen, die teils der Waise den fehlenden
Reim zufügen, teils wiedergeben sollen, was bei der Umänderung
noch nicht ausgeschöpft schien; so lautete die zweite Hälfte der
Strophe :
sage mir pilgei^in Wdrmunt,
wie der heiden st genant,
daz ist dir doch wol kunt.
315
Dasselbe Verfahren wendet Strobl (S. 465) bei V. 987 If. an.
mit hirztnen riemen soll die Waise sein, die S nach Umstellung
von 990 und 991 zu V. 993 geschlagen, *MI durch 992 einge-
reimt habe. Nein, S 991 dei^ künig do jn viengi ist eine Änderung,
die das He : hie vermeiden soll: vgl. 137, 3444. Dazu widerstrebt
die Stellung von 991 vor 990 meinem Sprachgefühl, und ich zweifle,
ob nicht eine stärkere Trübung des Echten anzunehmen ist.
1131fif. = 580fif. rekonstruiert Strobl S. 466:
stn snüere vinyei'lin [vüeren].
Hier habe ich dasselbe Bedenken wie im vorigen Falle: das Vor-
anstehen der versfüllenden adverbialen Bestimmung.
Die beiden Langverse 1014 und 1020 scheinen zwei Sechszeiler
zu beschließen. Aber der zweite brächte nach dem ersten nichts
Neues; die Gedanken und Worte von V. 1010, 1011, 1012, 1013,
1014 wiederholen sich in 1015, 1017, 1018, 1016, 1020; nur
1009 findet keine Entsprechung, dafür aber ist 1019 leer. Die
Beihenfolge zeigt, daß es sich nicht um Parallelreimpaare, sondern
um Parallelstrophen handelt. Auch wenn wir nicht *zn hätten
(47, 16 das du das prechestj das stund dir zumal vbel an, vgl,
*MS 1010), würden wir sagen, daß die erste Strophe die ursprüng-
lichere ist: laster 1011 wird durch schände 1017, Uiuwelos 1013
durch VI' idebrechender man 1016, biderben mans genoz 1014 durch
V. 1020 modernisiert und erklärt (vgl. S. 210 zu genoz). In-
dessen auch so bleibt 1009 — 14 immer noch ein Sechszeiler.
Aber *zn hat für V. 1010 den Beim an\ wir wissen, daß der Vier-
reimer hdn durch haben zu beseitigen suchte (s. S. 208); wir
finden V. 1007/8 den Reim raben : haben^ 1011/12 liaben : sagen,
1015/16 an : man, und obendrein sind 1008 und 1011 Parallelen:
es sind die Verhältnisse von V. 602 ff. (S. 312), und hier galt
es ausser -/o«;jrrc>2 besonders das an: hdn zu bessern. Also ist
[sin] 1009; an-din 1010, haben 1011 ; [sagen] 1012 aus an : hdn
entstanden? Dazu würde stimmen, daß 1009 nach 1005—8
wirklich leer ist; aber 1011 wäre als echter Vers eine uner-
trägliche Wiederholung von 1008. Vielleicht steckt also der alte
Reim hdn vielmehr in 1005—9, nicht in 1011. *zn 47, 16 das
du das prechest entspricht offenbar nach dem Wortlaute V. 1006,
nach dem syntaktischen Sinne V. 1009; *MS bietet also hier eine
Zerarbeitnng des Überlieferten, wie in V. 382 bis 385 gegenüber
316
♦zn 46, 1 (vgl. S. 314) : das Konditionale ist offenbar aus 1006
herausgenommen und zu einem besonderen Verse gemacht, 1009.
In dem zerbrochen also steckt die Umarbeitung, wie sich schon
aus dem unverständigen gerochen V. 1005 abnehmen ließe. Ich
vermute, daß die beiden letzten Worte inV. 1006 umgestellt sind
und daß er (vgl. *zn) lautete: duz du den soltest zerbrochen Itdn.
Daher auch das hdn nochmals in V. 1007/8. als Reimwort ver-
wandt. Zu 1006 gehörte dann als V. 1010: (vater) daz stmnde
dir viele an^ und ich hätte nun die Parallelstrophen
1006 han : 1010 an
1011 haben: sagen
-los : genoz
1015 [an : man
schände : lande
ere : mere]^
wobei das an : man 1015/16 Zeugnis ist für hdn : an {YgHy02 ft.
S. 312). Es sind Sechszeiler, aber auch haben : sagen 1011/12 sind
Beimbesserung (otich!) zu hdn : an^ die alte Strophe bestand nur
[1005, lO07-9,aus V. 1006, 1010, 1013/14. Vgl. S. 212 zu 440 fif.
1011—12, Die Sechszeiligkeit von Strophen gibt auch wieder Anstoß
1015—20] ^^^ Berechtigung zum Beseitigen von Reimparallelen.
[1183/84] ^^^^ herrenigeren [fmin:stn], 2280 eren : geren [Jrdtispdt].
[2282/83] Zur Beseitigung von geren s. S. 211.
[1189/90] ^^^^ minne : küniginne (minne : künigtn) \J nam : lobesam],
[2276/77] 2274 küniginne : hinnen (künigtn : hin) [/ varen : bewaren\:, vgl.
[2585/86] S. 208 und 312.
2585 [here : mere //] gdn : emp/dn; vgl. S. 208.
1499 [dar : schar Iß komen : ve)*nomen; vgl. S. 211: darum also
[1499/1500] fehlen 1499—1500 vor 101 (s. S. 245).
[3205/6] 3203 tac : gap [f -liehen : riehen]; vgl. V. 1199 und S. 210.
2845/46 scheinen mir zugefugt als Ersatz für die zu lang
befundenen Verse 2847/48: die zu kurzen Langverse sind ja durch
[2845/46] ^^^ Wunsch entstanden, regelmäßige Reimpaare herzustellen.
An die Parallelen schließen wir vorsichtig ein paar selb-
[1375/761 ständige Erweiterungen der Strophe: die christliche Zutat 1375/76,
[2158/59] die spielmännische Vorhersage 2158/59, die ausmalende Zahlen-
[2240/41] angäbe 2240/41 (zugleich Parallele zu gächf).
[1481.82] 1481/82 gehören nicht zu 1479/80: das Subjekt wechselt,
und man, erwartet noch ein variierendes Verbum. Auch nicht zu
1483/84, wegen der Rangordnung. Es ist eine Randglosse, viel-
317
leicht zu 1491 luul 149H; denn sie bilden an entsprecliender
Stelle, V. 17/18 (s. S. 245), den Schluß der Machteufzählung.
Zu diesen Erweiterungen rechne ich nun auch das Ankündigen
des Sprechenden, das, im Oswald regelmäßig geworden, doch im
alten epischen Stile — auch noch im Morolf — unterbleiben konnte.
Zeugnis: 865/66: die Vorausnahme des Subjekts durch er nur
hier; vgl. 899/900. Ähnlich 584/85 = 1135/36, 2056/57.
Derartige Zusätze müssen auch den Zusammenhang nach vor-
ausgegangener Interpolation herstellen: 933/34 (s. S. 217), 1055/56
(in *MI ein Vers!).
öfters war die Bearbeitung in solchen Sechszeilem an den
Füllversen kenntlich (z. B. 282 fif.)- Aber es ist bei der (S. 211 ff.)
erörterten Art der Versbearbeitung erklärlich, daß auch das nicht
immer zur Herstellung des Ursprünglichen fahrt.
Zwei solche Füllverse (oder Füllreime) stehen z. B. in den
Strophen V. 1117 (1122/23) und 2849 (2852/53). Der Füllvers
steht an sechster Stelle in der Strophe V. 1; an vierter: 1716
(hier ist auch 1720 sinnlos), 2380; an dritter: 987 (s. S. 315)
1698; an zweiter: 213, 434, 2022.
Ein paar Mal müssen wir aus der Analyse des 3, Kapitels
schließen, daß ein inhaltlicher Zusatz die Strophe ausgedehnt habe:
V. 1 (Oswalds milte\ 1425 (der Übergang von dem interpolierten
Briefe).
An einigen Stellen scheinen Achtzeiler vorzuliegen. Aber
die Erklärung ist leicht:
2739/40 werden erst durch 2743 fortgesetzt. Aber auch
nach Ausschluß von 2741/42 bleibt ein Sechszeiler. Es ist wieder
ein Fall, wo die Interpolation noch örtlich kenntlich ist: diese
beiden Strophen standen nebeneinander: 2739/40 2741/42
2743/44 2745/46
Die Verse wurden dann nach Analogie der parallelen Eeimpaare,
also in diesem Falle verkehrt eingeordnet; vgl. S. 188 zu 3238 fl".
223 «f. Das genozY. 230 ist alt (S. 210), 226 nicht von 227
zu trennen. Ich möchte auch hier ein örtliches Nebeneinander
annehmen, 225—28 als Erklärung von genoz 230 verstehend:
[1481/82]
I865/6G1
1584/85,
1135/36,
2056/57)
1933/34]
11055/561
[2741 42,
2745/46)
223/24
229/30
225/26
227/28.
[22.7/28)
318
Ebenso sind 2925/2() und 2981/32 durch die Parallelstroplie
2927 — 30 getrennt: Up in der Bedeutung Leben schien eine Er-
klärung zu fordern, vgl. 1830/31/1828/29, die Lesarten zu 1 1 11 ,
[2927-301 2067, 3528 und Vorauer Alex. 153 = Straßb. Alex. 179.
1998 bis 2004 sind nach 2048 — 51 in zwei Vierzeiler zu
zerlegen.
Den Achter 2032—39 wird man zunächst um 2038—39 er-
leichtem: wir dürfen jetzt fast sagen, daß nach ffei^en regelmäßig
[2038/391 Parallelverse eingesetzt sind (S. 210 und 316). Es bleibt aber ein
Sechszeiler, den ich nur durch Streichung von 2034/35 als einer
[2034;351 Parallele zu reduzieren wüßte.
Andrerseits bleibt eine Reihe von Reimpaaren vereinzelt. Sie
sind meist dadurch zu erklären, daß eine Interpolatien die übrige
Strophe verschüttet hat: 250/51, 350/51, 400/401 (zu ergänzen
nach 205—8), 424/25, 959/60, 1175/76 = 1403/4 (vorher, muß
noch von dem Raben die Rede gewesen sein; daher auch der
Zusatz 1177—80), 1291/92 (nach 773—76 zu ergänzen; die
Interpunktion durch 1886—89 gesichert), 1609/10, 1828/29, 2080-
81, 2729/30 (nach 2617—20 zu ergänzen), 3207/8.
[1639/40] 1639/40 schließe ich nun an 1641—45 an (S. 217).
2915/16 bilden mit den gleichgebauten Versen 2916 ab
(die kristen — die heiden) einen Vierzeiler, diese sind nur in M
überliefert: der variierende Einschub ist wieder auch äußerlich
[2915/161 kenntlich.
In Summa kann kein Zweifel sein, daß das alte Gedicht aus
Strophen bestand, die Teilung bestätigt vollauf unsere vorauf-
gehenden Athetesen. Nur die von V. 21/22 möchte ich gegen
S. 221 und 260 zurücknehmen: der letzte Einschnitt fällt hinter
V. 18; 21/22 würden eine alte Variation enthalten und zu 19/20
gehören. Es bleibt aber doch ein Rest zusanwnenhängend-unteil-
barer Versstrecken, und die werden nun verdächtig, oder sie be-
stätigen den Verdacht, den das vorige Kapitel gegen sie ent-
stehen ließ.
45—54 hatten wir (S. 245, vgl, S. 307) unter der Voraus-
setzung belassen, daß sie nicht zu 43/44 gehörten. Das tun
sie aber nach der Interpunktion (42/43 | 44 — 46 | 47), ich
[45—541 klammere sie also nun ein.
319
Desgleichen waren (S. '24f)) V. 294 — 301 stehen gelassen, ob-
wohl sie in *zn und *W0 keine Entsprechung finden. Wir streichen
sie jetzt wegen der Interpunktion: 294/95 | 296— 99 (oder 294— 99)
I 300—301 I 302 fif. Ich glaube, daß auch V. 302 und 303 noch
unecht sind. Sie knüpfen die Interpolation an das Echte an. [294-303]
Durch die Athetese von 520/21 (S. 211) und 528/29 (S. 221)
habe ich 518/19 und 526/27 isoliert. Ich glaube auch jetzt
noch, mit Eecht. S. 252 ist verzeichnet, wie 1443 fif. nach 458 ff.
gearbeitet, daß aber, nicht nur 464—501 (s. S. 253), sondern
auch 518 — 29 nicht benutzt sind: und eben die Verse sind
nicht strophisch teilbar: [518—29]
Dasselbe gilt für 538—55: sie sind wegen 550/51 nicht durch
vier zu teilen; 556 schließt an das genieit von 537, wie 1467 an
das von 1466, und wieder war die Absicht, den Goldschmied und
den Wert seiner Arbeit herauszustreichen: [538—55]
789—98 werden nun durch die Interpunktion (6 -f- 4 Verse)
der letzten Stütze beraubt (vgl. S. 249). Das Eingesperrtsein und
das Wandeln unter dem Baldachin ist also als gegensätzlich zu
denken, und das Zweite gehört, zu der Interpolation, die Pamige
bei Tische zugegen sein läßt (s. S. 249). Es folgen 6 -h 6 oder
2 -h 4 -f- 6 Verse. Denn bildet das hoeret oder muget ir hoereny
wie er sprach den letzten Vers einer Strophe, so beginnt in den
echten Partien er sprach die nächste: 213, 1698, 2483, 2579,
2751; bildet es den zweiten Vers, so fehlt er sprach im dritten:
1648, 2190, 2773, 2841. (So wird zugleich die Einklanmierung
von 1335 gerechtfertigt; vgl. S. 308.) Das gäbe hier einen Sechs-
zeiler. Nun werden wir aber gewiß zunächst Vierzeiler annehmen,
also 800 von 801 trennen. Dann würde aus dem Vorigen folgen,
daß sie von verschiedenen Verfassern, also 799/800 unechte Über-
gangsverse sind. Dazu stimmt, daß die regelmäßige Fügung do —
ersach hier zu einem Hauptsatze umgewandelt und die Beziehung
des daz ganz unklar ist. Es folgt aber mit 805 noch ein Sechs-
zeiler. Er hat einen geläufigen Schlußvers; nur ist 809 ohne
Parallele in unserm Gedichte und halb sinnlos: vielleicht erstrebte
der Verfasser die Eeimformel liep oder zoni^ hielt dabei aber das
liep far unsachgemäß. [7ö9-eOü]
Vor 1035—54 (S. 217, 260 und 307) müssen jetzt auch
1021 — 34 fallen: es sind 4 -h 6 -f- 2 Verse (die letzten beiden im
Vierreim: S. 208). [1021-34]
320
Aus der Sechszeiligkeit von Str. 1129 — 34 ergibt sich, daß
580 — 83 unvollständig, und in V. 580 nicht etwa er als Subjekt
für tinde einzusetzen ist. Über die Entstehung der Strophe nach
Strobl s. S. 315.
1539 — 56 waren (S. 254) noch belassen. Insbesondere werden
1543 — 46 durch *zn 51, 4 tvan welcher vnder ewch ntirbet in Meinem
drej/t, der sol dez ewigen lebe na sicher sein aufs beste gehalten.
Dagegen muß ich nun 1539—42 für eine kummerliche Bearbeitung
des von *zn 51,4 Überlieferten halten: tcande *Mz 1543 kann
wohl *zn 51,4 (gehabt ewch wol vnd streijt froUchen) begründen,
aber nimmermehr *MS 1539—42: wer Kitter werden will, ziehe
mit, denn wenn er erschlagen wird, gewinnt er das ewige Leben!
Es sollte einmal wieder etwas Ritterliches eingeführt werden
(vgl. 1916). 154 if — 50 möchte ich nicht einzig deshalb ausscheiden,
weil in *zn Entsprechendes fehlt: *zn kürzt ja. Aber mit 1551
folgen 6 + 4 -h 6 Verse, die strophische Gliederung ist also unter-
brochen zugunsten einer Machtauf Zählung, wie sie ähnlich in
V. 89 ff. erst übernommen ist (S. 245). Mit 1551 beginnt ja auch
eine neue materiellere Begründung der königlichen Bitte. Des-
gleichen lassen sich 1571 — 78 nicht zerlegen, und V. 1578 zielt
[1539-42, auf die (S. 253 f.) verworfene Frage von V. 1513.
1 :^ r 1 »701
^ 1543—50 wären als einziger nicht umgearbeiteter Best der
nur für *Mz bezeugten Ansprache zu betrachten.
Versuchen wir nun unsre strophische Kunst an der (S. 260
und 3 13) bezweifelten Erzählung von dem glücklichen Schiffsknechte,
V. 1890 ff. Sie nimmt sich in der glatteren Umgebung recht
holperig aus. 1916/17 sind schon S. 211 besprochen; jetzt führt
der Vergleich mit 1301 ff. darauf, 1894/95 und 1898/99 zu
streichen, jenes als Parallele zu gesehen : jen (s. S. 208 und 210)
und bezeichnet durch die Kürze von V. 1894, dieses als spiel-
männisch' ausmalenden Zusatz (vgl. S. 220 f.). Aber V. 1902/3
blieben doch vereinzelt (vgl. S. 3 1 9 über er sprach). Ebenso 1 926/27,
und wohl auch 1928/29, 1930/31. So sei die Episode endlich
[1890—1931] auch gestrichen.
Aber auch mit 1932 ist wohl das Echte noch nicht wieder
erreicht. Denn 1936 — 39 ist offenbar ein spielmännischer Erguß,
und die beiden Strophen 1940—43 und 1948 — 51 sind durch die
821
Zweizeiler 1944/45 und 1946/47 getrennt, die den Wert des Baben
erheben und ihn wie V. 608 zur Antwort kommen lassen wollen. [1936—39,
2224 — 81 bilden eine durch Vierreim gedehnte sechszeilige 1^4—47]
Gruppe. Dann folgen 2 + 2 Verse. Ein ausmalender unstrophischer
Einschub (vgl. S. 220 f.): die Heiden mußten doch statt des ab-
gelegten ein andres Gewand anziehen. Bezeichnet ist sein Beginn
durch das Fehlen von 2218—21 in Msß und durch die Benutzung
des letzten gegebenen Reimes (iont : gewant, vgl. zu 602 ff. und
1006 ff.); sein Schluß durch den Gegensatz von 2232/35 zu 2216/17, [2218-85]
Verdächtig sind auch V. 2412 ff.: ein Zweizeiler, drei Vier-
und wieder ein Zweizeiler (2426/27); dazu der falsche Langvers
2419 (vgl. 8. 31 1). Ich vermute, daß die beiden isolierten Beimpaare
(2412/13 und 2426/27) zusammengehörten und daß 2414-25 ein
Einschub sind ganz wie der eben besprochene; 2417/2426.
Auf 2652 folgen 6 (oder 2-h4)-f-6-»-4-+-2-f-4 Verse;
auch V. 2679 — 86 lassen sich schwerlich als zwei Strophen auf-
fassen; dazu der Langvers 2672 an falscher Stelle, V. 2681 das
&caE Xt-^|fttvov se; V. 2666 die Beziehung auf die interpolierten
Goldschmiede, V. 2683 die spielmännische Vorhersage. Wir hatten
den Bericht über den Jagderfolg (S. 258, 305, 309) nur belassen,
weil *Mz ohne inhaltliche Entscheidung gegen *W0 stand. Die
Unstrophigkeit entscheidet wider die Echtheit. Die alte Königin
tritt denn auch weder in •zn noch, in *W0 auf. Was an Stelle
des Unechten (2653—90) gestanden, ist klar: die Benachrichtigung
des alten Heiden. Vgl. *zn 54, 10 : Do nu kunig Oaudan haym kam
vnd dem htm lang nach kette gejagt mit seinem geeinde, do umrt ei*
nmen^ das er sein tochter verlorn hett. Das was im gar layt vnd
was im gar zorn. Man kann die beiden Reime nach *MS 2469/70
zu Versen ergänzen, aber das Verlorene nicht herstellen. •WO
berichtet kurz und bündig : der Heide wollte seiner Tochter den
Hirschen schenken: llbAi Do her dy tachter nicht fanty Eyn hom
nam her yn dy hant *-* •MS 2691: [2653—90]
Auf 2872 folgen 2 -f- 4 -f- 2 -f- 4 (oder 3 -f- 1 : Reim-
brechung!) + 2 Verse. Die Strophenreihe ist also unterbrochen.
Schon daß 2875 ohne do beginnt, macht stutzig: vergl. 203, 211,
1333, 1646, 1696, 2188, 2246, 2749, 2941 und 2577, 2771,
2839. [2875-84]
Batsteke, lianelieBer Oswald 2J
322
So bleiben unerklärt die Langverse 247(), 1797, die Sechs-
zeiler 987 (8. S. 315), 1129 (s. S. 315), 1796, 2461 — wenn man
das S. 317 zur Erklärung Vorgebrachte gelten lassen will.
Strophen Wenigstens drei Interpolationen waren schon in *MW vor-
in •MW. banden, die Erzählungen vom verschlossenen Tor, von Oswalds
Gelübde und von der Taufe (S. 306 und 308). Bei der ersten und
dritten ist die Verbindungsnaht noch sichtbar (s. S. 219 und 220).
2430—35 (Schließung des Tors) sind sechs Zeilen. Das spricht
nicht dafür, daß eine Strophe beabsichtigt war. 2535 — 70 (Auf-
beten des Tores) zerfällt doch wohl in Vierzeiler. Diäresenverse sind :
2542 diu junge kuniginne \ her tßider abe vloch,
2560 ahe ez ein gi^ozer wint \ uf geworfen haete;
dazu der Fünftakter 2564. Zählt man von diesen Punkten ans
die Strophen ab, so erhält man zwei Sechszeiler, 2549 — 56 und
[2551/52] 2565—70. Im ersten ist also 2551/52 Zusatz: s. die Lesarten;
zu dem Vierreim 2553 s. S. 208. Die Strophe 2565 flf. ist durch
V. 2567/68 aufgeschwellt, die das Wunderhafte des Sich-SchlieOens
gegen 2569/70 betonen sollen: vergl. 2432! Die Formel an der
[2567/68] selben stete steht nur noch in dem Zusatz 1265/66. 2543/44 vereinzelt.
2775 — 2820 sind Vierzeiler mit Ausnahme von (2775 — 82 und)
2791—96 (Bearbeitung des Gelübdes: s. S. 258 f.;) keine Langverse.
Von der Tauferzählung müssen schon in *MW gestanden haben
2945/46, 2951-94 und 3093—3122, d.h. das erste Wunder mit
darangeknüpfter Auflforderung und die Taufe selbst. Schon die
Vereinzelung von 2945/46 schließt eigentlich für das Folgende
Strophen aus. Auf 2951/52 folgen dann zwei vierzeilige Gruppen,
aber damit ist auch die Teilbarkeit vorbei; die kleinsten Gruppen
wären etwa 2961—72, 2973—82, 2983—86, 2987—94 also mit
Berücksichtigung der früheren Athetesen (2965, 2967, 2991/92)
10 -H 10 -h 4 -H 6 Verse. Daran schlösse sich dann die jüngere
Interpolation: Arons Weigerung, der zweite Kampf und das zweite
Wunder. Sie endet, bezeichnenderweise, mit fast denselben Versen:
vergl. 2988—92 und 3089—92. Die Drohung in V. 3093 ff. könnte
schon wieder zu dem bereits in *MW Vorhandenen gehören. Ks
sind Vierzeiler mit Ausnahme von 3113 — 18 (s. S. lt<8), aber
[2945/46,
2951-94,
3093-81221 Langverse fehlen.
323
Es gab also schon in *MW unstrophische Interpolationen.
Interpolationen, die schon in *Mz vorhanden waren. Strophen
V. 254—63 lassen sich in 6 -h 4 Verse zerlegen ; kein Langvers. '" *^^
903 — 32 zerfallen leicht und sicher in Vierzeiler, nur daß
919/20 eine zugefügte Erklärung enthalten, wie sie 3100 wörtlich [919/20]
wiederkehrt (s. S. 217 und 220). Beste von Langversen können sein
918 und 928.
Mit der strophischen Teilung der Einsiedelepisode (1207 ff.)
scheint es verzweifelt zu stehen. Wir haben vier Diäresenverse:
1230 ich vseiz wol, daz du dienest \ künic Oawalt in Engellantj
1232 daz ich aüle drt atunt bitten \ umbe den hei^i^en dtn^
1260 wanne dei^ wü^ so mac daz vingerltn \ wol vunden werden^
1272 daz er daz mngei*ltn \ vuorte üf des meres sant;
aber von 1230 und 32 kann natürlich nur einer Strophenschluß
sein, und nur der Anfang der Erzählung zerftllt von selbst
in Vierzeiler (1215/16 waren S. 211 eingeklammert). Stellen wir
aber einmal *zn und *MS 1221 flf. gegenüber.
*zn 49, 6 Der (ainsidel) sprach zu detn rappen: '^ 'MS 1221/22.
ySaff mir ettivas von deinem hei*m sant OswaltJ' *-» 1 230.
Do sprach der rapp: ^tver hat ewch meinen herren sant Ostvalt
zu erkennen gebenP^-^ 1234.
Do ^rach der ainsidel: yinir hat got in dem jar drei/stund^)
kunt getan^ das ich fvr in pifte.^ "-* 1231/32.
Do sprach der rapp: ,so lass ich ewch wissen^ '^ 1233 — 36.
da» mich mein hen* eher mer hat gesant zu aynez haydnischen
kumges f^chter, ^ 1239—44.
die hat im ainen prief md ain vingerlei^i gesafU, das ist mir m
das mer gevallen.^ *-% 1245 — 47.
Der charakteristische Unterschied zwischen *zn und *MS ist,
daß dort Oswald, hier der Rabe und sein leit den Einsiedel in-
teressiert. Wir glauben natürlich von vornherein, daß jenes das
Ursprünglichere ist, es zeigt sich aber auch darin, daß *MS 1234
neben mich, die durch *zn gesicherte Lesart 7ntnen herren erhalten
hat und 1230 (s.o.) zu lang ist: eben durch dje Umarbeitung.
Diese Umarbeitung hat denn auch den strophischen Aufbau zer-
>) dreyshmd wird im Archetypus etwa am Rande gestanden haben, denn
in n und nd fehlt es, und hier hat es einen falschen Platz erhalten.
21*
324
stört: ihr verdanken wir außer dem Vierzeiler 1225^^28 und
dem Zweizeiler 1249/50 die beiden Sechszeiler 1233—38, 1239
bis 44. Jene fehlen in *zn, diese haben eine neue, höchst be-
zeichnende Gestalt bekommen: in *zn sendet der König auf
Werbung, in *MS wollte der Rabe werben und hat schon er-
worben! Die alte wunderliche spielmännische (xroßmannssucht!
Mit 1245 entsprechen sich dann *MS und *zn wieder genau.
Wir werden also von V, 1225 — 50 nur die drei Strophen
1229—32, 1233—36 und 1245—49 anerkennen, die erste am
Anfang bearbeitet (das leit des Raben unecht wie V. 1225, 1237,
[1225—28, 1249), die zweite am Schlüsse verstümmelt, nur die dritte rund
1S-I50] ««d vollständig.
V. 1251 — 54 fehlen zwar in *zn, das scheint aber kein ge-
nügender Grund, sie zu streichen. 1255—68 werden (mit Aus-
nahme der Parallele 1265/68 [s. S. 221 und 260]) durch »zn be-
stätigt, und ich wüßte kein Mittel, den Sechszeiler V. 1255—60
zu beseitigen; der Strophenschluß ist auch durch Langvers be-
zeichnet. Für 1269—72 fehlt aber die Eontrolle durch 'zn, weil
da der Engel (s. S. 252) eingeführt ist: 49, 19 vnd (mser harre
vnd sein liebe muter Maria) gepot (vgl. *MS 1271) ainem engel^
das er dem visch den prief vnd das mngerlein ndm. Das Ut der
engel zu hatn. Der letzte Satz muß *MS 1273—76 entsprechen:
der unechte £ngel ist aus dem Einsiedel entstanden, denn es wird
nun gamicht gesagt, wie der Engel den Ring an den Einsiedel
gab, sondern es heißt gleich weiter: Do not der ainsidel u. s. w.
= »MS 1283/84. Es fehlt auch eine Entsprechung zu 1277—82,
ich glaube, mit Recht: jener Bearbeiter wollte nochmals seinen
[1277-82] Raben zu Worte kommen lassen.
Danach meine ich, daß auch die Einsiedelepisode ursprünglich
in vierzeilige Strophen zerfiel.
1543—50, der nichtbearbeitele Rest der nur für 'Mz bezeugten
Ansprache Oswalds an sein Heer: zweimal vier Verse mit der
Langzeile 1548 an falscher Stelle.
Von 1579—1600 sind nur die letzten vier Verse für *Ut
bezeugt (vergl. z 51, 1 : tmd (Osicalt) hiesz ml krewfz machen md
gab ainem yedlühen ains, das trugen sl an irem gewant).
V. 1600 ist Langzeile: dm ttl bt den kriuzen I einander erhonden.
325
1750—75, Vierzeiler außer 1754 flf. Aber diese Strophe trägt
die deutlichsten Spuren der Bearbeitung: 1754/1758 (nur in
*MI erhalten.) V. 1766 zeigt, wie zu lesen ist:
ir werden helde guot
nemet an iuch veeten muot
ziehet abe iwwer stritgeioanty
nü valie iegeltcher \ kriuzesial uf daz lant. Vgl. 314 f.
2995—3014 sind Vierzeiler außer 3003—10 (vergl. S. 208);
Langvers: 3010 wände darumbe waere ich \ aüei' Heiden spat.
3029—92 dagegen sind völlig unstrophisch. Das wäre also
die einzige unstrophische Interpolation *Mz. Aber war sie auch
wirklich schon in *Mz? *zn berichtet allerdings auch von dem
Wasserwunder, aber seine Erzählung weicht doch weit ab: *zn
55, 10 (•^•MS 3029/30): Do eprach kunig Gaudan: yich voü mich
nit lassen tawffen^ du machst dan ausz ainem herten stayn ain schone
tDOBser gen, das ainem man pis an die knye geeJ^) Do hub
der lieb herr sant Oswak seine fUsz auf in dem namen
gatz ond stiez an ainen stain damit. ^ Do flosz zuhant ain schönes
tcasser herausz, das was als tiefy das ez ainem man an sein knye
giengy^ vnd ausz dem wasser tawffet etc. (^*MS 3119 flf.) Es fehlt
also jeglicher Anklang an *MS und die Erzählung ist auch in-
haltlich gänzlich anders : Oswald schafft hier die Quelle mit dem
Fuße, nicht mit dem Schwerte. Das braucht ja nicht ohne weiteres
für das Natürlichere gehalten zu werden, aber *MS3035ff. und
3081 ff. tragen doch zu deutlich den Stempel spielmännischer
Kunst, als daß man nicht in diesen unstrophischen Versen spätere
Umarbeitung von früher Vorhandenem sehen sollte.
Die Strophen sind indessen nicht auf diejenigen Interpolationen Strophen in
beschränkt, die mit Sicherheit *Mz zuzuweisen sind. (*MS,).
Die Meerweiberepisode ist sicher strophisch; sie weist folgende
Diftresenverse auf:
1) das — fte fehlt n nd.
*) Hier hat n noch eine Anrede an den Stein.
>) das es^gUmg fehlt n; daf&r: der Heide erkennt das Wunder an, und
Oswald lobt Gott
326
077 rabe kurzwtle uns eines, \ wände daz ist an der zU,
705 den wouwen uz deme mere \ möhte entrinnen^
709 waz hebet sich wunders \ an des meres fftnind^,
749 umbe mtnen raben, \ den ich also hdn verloren,
außerdem xxxxx: 693, 733, 764, xxxx5(: 681 und 768.
Aber 677 und 749 können nicht Strophenschlüsse sein. Vor
677 stehen 6 -+- 2 Verse, danach 2 -h 6. Ich halte darum 670 bis
693 für spielmännischen Einschub, schon der kurzwtle und des
carenden mans (684 und 693) wegen. Mit 682 vergl. den (be-
[670-931 arbeiteten: S. 323) V. 1230.
726 — 29 mit dem unmöglichen V. 727 unterbrechen die
Strophe 722/23 [724/25: (s. S. 211)] 730/31: es sollte erklärt
[726—29] werden, wie der Babe aus dem Meere kommen konnte.
Dann bleibt die Verderbnis von 752 — 60. Zu interpungieren
ist augensclieinlich nach 757, nicht nach 755. Aber 753 ist un-
richtig an 752 angeknüpft. Andererseits ist 752 leer gegen 753.
Ich glaube also, daß beide Zerdehnung eines einzigen Verses
sind, wie wir es öfters gefunden haben, etwa unde mohte ich in
toider vdhen. Das nahen paßte auch nicht zu dem Dialekte.
Ursache dieser Zerdehnung war wieder das verpönte odn = vdheny
das dann im Reime zu 756 gestanden hätte und den bekannten
Vierreim dhen : ahen, an : an (S. 208) hervorrief. Aber wir müßten
dann annehmen, daß 754/55 umgestellt sind. Dafür spricht auch
die Überlieferung: sie wußte nicht, wohin 752/53 gehörten (vergl.
die Lesarten): die Hilfsreime standen am Bande und wurden
falscli eingeordnet. (Vergl. S. 317 unten.)
Umgekehrt ist die Strophe 758—60 durch Kürzung entstanden.
an (mit) der vaH, vollständiger an (mit) derselben carf bildet sonst
einen ganzen Vers: 977, 1591, 1890 u. ö. Vor 760 fehlt etwas.
V. 1890 hilft uns auf den Weg: der böse Reim vaH : horte sollte
vermieden werden. So wurden 758 und 759 in den Handschriften
zu einem Verse verbunden, der nun fehlende Vers ausgelassen,
und 760 mit dem von S nicht verstandenen geboiis C= gebwrte) auf
759 gereimt.
• Wir steigen zu den Interpolationen herunter, die erst in 'MS
hinzugekommen sein können.
827
Da sind sicher strophisch 35—74 (Oswalds erster Traum),
318—38, 1405—24 (Pamiges Brief). Es sind lauter Vierzeiler;
Langverse:
62 ich wil dir -ez raten \ üf die triuwe mtny
70 daz ist gotes wüle \ unde der lieben mxicter sin,
629 er vlauc zehen tage \ ungdz unde untrunken,
1424 den brief hete geschriben \ ein edeliu küniginne;
dazu die Strophenschlußverse xxxH 66, xxxxx 633.
Außerdem ist der Schluß strophisch. Slrophcn im
Schlüsse
Im Schlüsse finde ich folgende volle Langverse: (» *MS,).
3223 daz er ime hete verheizen \ /// des wilden vieres vluot,
3249 waz er ime hete verheizen \ {if des [unlden] meres strän
(vergl. 3223, 3291, 3495),
3279 si sprachen ze deme pilgertne : \ ^nü tum her wider niht mere^j
3291 daz er itne hete verlveizen \ /// des wilden meres strdn,
3319 wie balde er den pilgerin \ bi der hende gerne j
3323 80 heize ich dir ze ezzenne \ unde ze trinkenne geben,
3483 westest du aber niht gerne, \ wer ich möhte gesin,
3487 hete ich die gendde \ von unser im herren
3495 daz du mir verhieze \ uf des wilden vieres vluot.
Langverse mit gekürzter zweiter Hälfte:
3287 unde begunde balde \ hin wider gen hofe gdn,
3413 da begunde sich der pilgei\n \ abe devie o/en heben,
3451 UTide wil mich gelic/ien \ ze eineme at*men man,
3499 du solt aber keiner sunden \ mit der vrouwen pflegen.
Diese Verse geben außer 3483 (und 3487) natürliche Strophen-
schlüsse, die sich z. T. gegenseitig bestätigen (3287 und 3291, 3319
und 3323, 3495 und 3499). Danach ist doch wohl anzunehmen,
daß auch der Schluß in Morolfstrophen geschrieben war, wenn sie
auch eine andre Technik gehabt hätten als die in dem alten Gedichte.
Aber gleich der Anfang macht große Schwierigkeiten. V. 3224
bis 33 bilden aagenscheinlich gleichgeordnete Reimpaare, nicht
etwa vierzeilige Strophen. V. 3234—37 könnte man allerdings
als Vierzeiler auffassen. Den Abschluß dieser Episode aber geben
V. 3238—41, und die waren als unecht kenntlich (s. S. 220). Erst
V^ 3242 ist nicht mehr von Speisung, sondern wieder, wie V. 3212,
von einer Spende die Bede. Beseitigt man 3224—41, so ist damit
328
zugleich die Zerlegung von 3214 — 23 gegeben: die nUm Kkar
von 3216 gehören zu 3224 ff., — daher die Stellung in den Hand-
schriften! S. auch S. 188. — 3214/15 bilden mit 3218/19 eine
Strophe, 3220—23 die zweite; vergl. 3246—49 und 3492—95.
Auch Strophe 3209—13 könnte derselben Interpolation ihre Zer-
[3216/17, Störung verdanken.
3224-37] Damit müßten auch 3264—67 fallen. 3467 ist ohnedies kaom
verständlich. Da aber 3258/59, eine jener hinzugefügten Spiel-
männischen Antworten, als Zusatz auch an dem falschen «r kennt-
{3258— 71] lieh, ganz isoliert sind, werden wir 3258 — 71 zusammenfi&ssen.
3296/97 sind nach 129/30, 696/97, 1079/80 zu ergänzen.
[3306/7] 3306/7 sind Erklärung zu 3305.
Aber mit 3324 ff. erlahmt unsre Kunst. Denn daB 3324 bis
27 nicht etwa eine Strophe bilden, zeigt schon das Fehlen einer
Interpunktion hinter 3339, und 3336—39 würden doch 3324—27
entsprechen. Wir haben also bis 3361 2-4-6-h2-f-2 + 2-h4
-+- 6 -h 2 (3349) -h 2 4- 6 4- 4 Verse u. s. w. Besonders charakte-
ristisch für die unstrophische Form sind die gleichgeordneten
Reimpaare 3378—85. Erst mit 3402 könnten wieder Strophen
beginnen. Aber 3402 — 9 gehören noch zu 3324 ff. und entweder
schließt 3410 an 3323 oder 3412 an 3325: der Pilgrim ist auf den
Ofen gef&hrt, nun kommt er mit neuen Bitten. Was dazwischen
liegt, ist grobe, wüste Interpolation: der Stoff forderte ja gerade-
zu Variationen heraus, und es verdroß, daß der Pilger nach 3323
— trotz allem Vorhergegangenen — nicht noch einmal essen und
"^^^^tdö^^' trinken sollte. Dazu paßt das Strafgericht an den Hofschalken.
[3326-3411] 3436/37 könnten Parallele sein zu 3434/35 (geren^ s. S. 318).
Aber auch 3442/43 sind vereinzelt. Vielleicht ist die Bitte um die
Frau Zusatz. Die Strophe 3496 — 99 spricht nur von Abtretung
des Landes und seiner Burgen.
Die isolierten Verse 3468/69 werden an 3460/61 anzuschließen
sein. Anstoß, V. 3462 — 67 zuzusetzen, gab nach Art von 602 ff.
[3462—67] der Beim ^^tfni^i/»n^:mn^(s.dieLesarten) oder die Etikette: vgl.829ff.
3482 ff. ein Sechszeiler, ganz in der Art wie 380 durch Be-
arbeitung eines Vierzeilers entstanden: 3485/3487. Der Strophen-
schluß hätte also gelautet: }d^ sprach samt Onooft,
ich weste ez reihte gerne f
he^ ich van gote den gewalU
329
3534 — 43 sind nicht teilbar, schon wegen der Beimbrechnng
in y. 3586. Anch 3530—33 muß ich als 2 X 2 Verse auffassen.
Dann ist zwar 3526—29 eine Strophe, aber 3524/25 stehen allein:
beginnt also der Zusatz 3530 ff. schon mit 3526? Der Bericht
von Oswalds Tode wäre dann durch diese Interpolation verdrängt;
er hätte die zu 3524/25 fehlenden beiden Verse gef&Ut.
3548—53 — Seehszeiler — könnten angehängtes Gebet sein.
So bliebe im Schlüsse nur der Seehszeiler 3418 ff. und der
Langvers 3483 unerklärt.
Die flbrigen Interpolationen wird man f&r unstrophisch zu Unstrophi-
halten haben oder fBr zufällig strophisch. Denn jene Ausschreibe- *^* Initt'
technik führt ja von selbst zu Strophen, und wir haben auch ?®"Kicf^"Mc*?
sehen, wie Paralellzusätze zu vierzeiligen Strophen vierzeilig werden. "° '
Sicher nicht strophisch sind die Zugaben von *MS4 ; von ihnen und
den nur vierversigen Einschüben anderer Art sehen wir jetzt ab.
ünstrophisch sind erstens die spielmännischen Zusätze 670
bis 93, 1021—56, 1237—44, 1249—54, 1277—82, 1335—58,
1832—39, 1846—55, 1862^81, 1890—1931, 1980—93, 3258
bis 71, 3324—3409 (oder 3326—3411). Ich ziehe also herzu
die kleinen Stücke 811—18, 843—56, 1708—15, die sich sonst
vielleicht strophisch aufteilen ließen.
Unstrophisch sind zweitens die Ooldschmiedinterpolationen
464—501,518—29, 538—55, 1443—70, 1816—23,2090—2124,
2320—67, 2390—99. Also doch wohl auch 1579—96, 1601—8,
2206—13,
Unstrophisch sind drittens die christlichen Zutaten 239—49,
276—81, 352—69 376/77 386—89 398—99 402—23, 955—58
961/62 967—74, 2288—93, 3015—36 3041—92, 3123—84,
3216/17 3224—41 und ev. (s. S. 328/29) 3526—43, 3548—53.
Ünstrophisch sind viertens allerlei ausmalende und erklärende
Zusätze: 23— 28 (Oswalds Alter), 560— 79 (Oswalds Brief), 789 bis
800 (Pamiges Pfeiler), 1639—45 (die Türme von Arons Burg), 1654
bis 59 (der Name von Arons Land), 2218—35 2515—18 (An- und
Auskleidung) ^ deshalb auch 2414—25? — , 2875—84 (Kampfaus-
malong, vergl. 2915—16^), 3428—47? (Bitte um Oswalds Frau:
eine Variation wie 3324 ff?), 3462—67 (Etikettezusatz).
830
Ferner: 294 — 303 (Aufforderung an Warmund, Bote zu sein),
1551—78 und wegen 1578 auch 1513—42 (Oswalds Ansprache).
•2653—90 (Heimkehr Arons).
Andre Stöcke zerfallen nur deshalb teilweis in Strophen,
weil sie aus strophischen Paitien entlehnt sind.
Zu 75 ff. vgl. S. 245. V. 79—86 entsprechen der Strophe 1475
bis 78, aber sie ist natürlich durch Einschieben von 81/82 und
85/86 zerstört. Zu V. 89—100 s. o. S. 316. 101— 4= 1501— k
V. 111/12 sind vereinzelt und so das nächste Zeichen der ün»
strophigkeit dieser Interpolation. Zu 127—32 s. die Parallelen
auf S. 246. V. 133 ff. sind selbständiger, zeigen aber auch sofort
unregelmäßigen Bau: 137—42, 147—52, 153—58, 167—72,
173/74+179—82 sind scchszeilige Abschnitte. Mit 167—70
vergl. 1571—74.
Zur Entlehnung von 626—49 s. S. 216, von 1443— 70 S. 252 f.
1601 — 8 sind zwei Vierzeiler; der erste nach 342 — 45, vergl. S. 250.
Zu 2145—53 8. S. 218. Über die Taufmterpolationen S. 306 f., 325.
2. Verse.
Nun enthält aber unser Gedicht außer Lang- und Eurzversen
auch zu lange Kurzverse, und es ist natürlich sehr wohl möglich,
daß deren Verteilung ein Kriterium für Echt und Unecht abgibt.
Aber wie sollen wir ihr Gebiet umgrenzen ?
Lassen wir erstens einmal das Gebiet des metrisch Erlaubten
möglichst groß sein: zweisilbiger Auftakt (mehrsilbiger nur, wenn
&' sprach u. dergl. voraufgeht), zweisilbige Senkung (auch nach
Länge) sei ausnahmlos gestattet, desgl. alle Arten von Znsammen-
ziehungen, ,Ver8chleifungen', Kürzungen — , so werden wir die
meist« Aussicht haben, keine harmlosen Viertakter zu fehlerhaften
Versen zu pressen.
Zweitens suchen wir diejenigen Verse auszuschließen, die
durch Apokope in dem schließenden Worte normal würden.
Die folgenden Tabellen enthalten alle Fälle nötiger Apokope.
Es sind also alle doppeldeutigen Keime ausgelassen (auf mere,
fore^ wef'de, stunde j kunigirme, manne etc.); aber auch alle Apoko^
pen nach kurzem Vokal -f- Liquida.
3»1
Die erste Tabelle befaßt sich mit dem stammbaften «, die
zweite mit dem flexivischeii;, und geordnet ist in der ersten nach
dem vorangehenden — im Auslaute unveränderlichen oder ver-
änderlichen) Konsonanten, in der zweiten zuvor nach der Wortart
(Substantiv, Adjektiv, Verb). Die Fälle sind in sieben Kolumnen
untergebracht, die den bisher unterschiedenen Teilen des Gedichts
entsprechen.
Apokope nach
O
•MW
♦Mr
•MS,
•MS,
•M5,
•MS4
n
a/^ine : schein
2024
kröne : Ar6n
2208
schone : Afon
iön
292 879 899
2376 2386
2987
3115
865 2145 ,
2659
1467
suone : tuon
3093
*•■ ■
3404
r
ere : her
384 2198
2258 2919
1037 2390 .
lere : her
2003 2048
51 i
458
sere :ger
2172
j
7U1
her
1716
1351 3141
schiere : vier
1297
• ■
1
t
'
dräu : hat
905
1337
späte : hat
3001
rät
2282
huote : guot
1768
•• «^
It
gezelie : velt ,
1686 2074
3183 2573
'
%■•
332
Apokope nach
O
•MW
•Mz
•MSi
•MS,
•MS,
1^
M-It
bnlde : Onvait
gestaä
892 1317
1982 2242
2fi01 26!3
1692
808
29d3
2968
886
8854.3273
3468S472
1
864 402 4fi8 !
552 572 1515
1904 8348 '
1
waii
1029
nd-nt
1
!
gisindi : kint
2160
i
i
d-t
1
\
scheide : vermeii
1
3881 3055
b-p
1 !
1 !
1
rabe : tac-
618 1193
1387 j 1
769 '
sal
1
1
t
811 ;
R-k
I
t
^lage : gap
1199
1
8-8
Ml'
f
sp\se : vßu
1083
1 \
j i 1 i
]
Substantive
1
1
1
i
kieie : geviel
2641
n*
1 \
1
t
Jordäfu : man
3063
iiräne : man
1 i
3380
piigertne : sfn
i
SMS
r
t
1
h&re : ungewar
»84
888
A|K»kope nach
O
•MW
•Mi
•MS.
•MS,
•MS,
•iü
f
bischü/e : hof
1489
97
X
vlize : sptse
1083
vA»
1497
793
t
räie : trai
(1676)
siek : Mähmei
971
guüU : mu0i
ins
vluot
muott : guai
-
1575
1243
1
Id-lt
•
\ \
gi^lde : sM
436 508
494 1457 2210,
i
nd— nt
!
/ande : bekani
1742 8040
18»
genant
985
919 ;
sani
2867
j
i
!
gisant
2158 1
p/ande : lant
1258 1988
d-t
1
muidt : breit
1
1 •
2523
smide : site
1
2078 2196
2282
t6de : n»t
3177 '
\vm)
as4
Apokope nach
O
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS»
•MS.
b-p
Itde : wtp
IUI
wihe : Itp
1049
g-k
tage : lac
1884
mac
2821
pflac
3121
135 165
■
h-ch
schuohe : vluoch
'
2525
Adjektive
-
t
guote : genmot
gemuote : guot
1329 1946
3410
Verben.
rt
sparte : vart
gerte : gewert
erhörte : vart
2893
(768)
2889
1267 8069 3107
1890-
wort
1055
st
\
erlöste : tröst
1203
t
leite : bereit
i 578
muote : guot
'
1 3307
1
•
nd-nt
,
i
sanäe : keilant
390 y-
t
335
■Es zeigt sich sofort, daß die Grupfpen sich gut sondern:
*M^ und 0 apokopieren weitaus am stärksten : nur sie, mit Aus-
nahme eines erschlossenen Falles in *MS,, können flexivisches e in
Verben unterdrücken (nur 'MS, auch in Adjectiven), und die Art
des vorangehenden Konsonanten scheint gleichgültig, außer etwa
daß 0 Apokope nach Vokal -h d odefr t vermeidet. In *MS|
dagegen nur ein sichrer und ein aus Vierreim erschlossener
Fall, Umgehung eines noch schwereren Mißreims. 'MS^ apokopiert
außer in balde : Ottwalt nur einmal das unverstandene straney wenn
wir nämlich nun, wie unsre Tabelle deutlich verlangt, der
genmot^ : guot 3410 dem großen spielmänniscben Einschub zu-
schlagen und nicht, wie wir offen gelassen, 8324—3409, sondern
332Ö— 3411 athetieren. Für *MW charakteristisch ist die Unter- [3826-84111
drückung des Stamm-^ nach w, für *Mz die nach t (vgl. 0!).
*Mz (und *MS,) apokopieren nur Stamm-<» — *MW einmal auch
flexivisches — ; wir dürfen nun also doch V. 1251 —54 'MvS^ zu-
schreiben (pfände : lant. 1253;: s. Tabelle. [1251-541
Es bestätigt sich femer durch 2881/82 venneit i'icheide^ daß
2875—84 nicht 0 (s. S. 321), und durch 330G guot : muoff, dnß
330C/7 nicht *M.S^ sondern »MS, angehören (S. 828).
Denken wir die nachgewiesenen Apokopen auch da überall
durchgeführt, wo sie nicht durch das andre Reimwort erzwungen
werden, so schmilzt die Zahl der zu langen Verse sehr zu-
sammen. Noch mehr, wenn wir auch nach andern Konsonanten
und Konsonantenverbindungen als den oben aufzuzählenden
apokopieren: nach ch (-lirlw : rtcfie), fit (brdhte : ddhte) y et (er-
schru'te : blicte) etc. Und das entspräche durchaus dem Gebrauche
unsrer Handschriften: -Uche : rtche werden regelmäßig apokopiert,
nur daß S ein paar Mal -ttchen einsetzt; bli^^fe, schrwt^j dvrte^
zucte sind immer apokopiert, und es ist bezeichnend, daß S
mehrmals (159, 040, !)«1, 2326) blicket, 9<*hricket schreibt, also
Präsens versteht: der Archetypus hatte schon diese Kurzformen.
Jedenfalls wird fttr unsem Zweck, die sicher überlangen Verse
zu umgrenzen , die Annahme allgemeiner e - Apokope — sofeni
dadurch ein Vers normal wird — zunächst erlaubt sein.
Drittens (s. S. 830) scheiden wir diejenigen Mehralsviertikt^r
aud, die letzte Strophenzeilen sind; denn sie sind ja aus Langversen
hervorgegangen und ihre Abgrenzung von wirkliclien Langver^seA ist
386
keineswegs immer sicher: 10, 14, 204, 317, 321, 433, 517, 588,
589, 735, 764, 768, 780, 918, 928, 946, 950, 954, 978, 986,
1172, 1292 — V. 1366 ist den fri*^/ einzuklammern — 1400, 1438,
1624, 1667, 1671, 1783, 1741, 1767, 1771, 1801, 1857, 1968,
2001, 2037, 2153, 2163, 2275, 2379, 2452, 2482, 2564, 2620,
2648, 2716, 2770, 2774, (2778,) 2834, 2898, 3196, 3435?
8447? 3503, 3507, 3553?
954 würde durch [rehie\ geiren Langvers. Anch 1624 scheint
mir, wie 2648, langer Schlußvers, trotz 1625/26: man kannte
den ankei' nicht, wie die Lesart von M und die (xlossierungen in S
zeigen; das vz sckUzen hat noch modernen Philologen Schwierig-
keiten gemacht — und so setzte man zur Erklärung 1625/26 hin-
|1693/26| zn. Das bestätigt V. 2647 und das wiederholte vroltche.
Schließlich wird man in gewissen Fällen mildernde um-
stände zubilligen müssen. 504 und 3429 werden normal, wenn
man die Anrede in den Auftakt ninunt 997 durch Streichen des
junge (vergl. S. 313), 1720 durch Streichen des wilde (vergl. die
Lesarten zu 1588 und 1735): beide Epitheta sind unbestendig und
werden von den Schreibern willkürlich gebraucht. 998 und 2280
sind durch das erklärende ir willen angeschwellt (s. die Lesart^i),
1788 durch das ähnlich modernisierende näu^ 2783 durch abegat
toil. In V. 1688 wird zwischen der berge einzuklanunem sein; die
Ortsbestimmung war schon zweimal gegeben, 1682 und 1686;
vergL 2046. Die Länge von 1428 ist durch die umfängliche Zahl
entschuldigt: sogar den Silbenzählem des 16. Jahrhunderts galt
diese Ausnahme. V« 1476 ist durch den nach ihm gebildeten
(S. 245) V. 80 zu kürzen. Dann aber liegt wohl auch in dem tAer
y. 1471 eine eingefügte Beziehung auf V. 75.
Bearbeitung durch den Ooldschmiedinterpolator zeigt sehr
handgreiflich 2405: das ^<j;n ist Zusatz. In V. 1155 und 1883
sind vielleicht die Ritter urspünglich fremd: yetgl. 1916, 2109;
*zn 48, 18 lautet: zu yedlichem kyel taweent man vnd ritter die
kune sein, und da ist doch wohl vnd ritter Zusatz wie wol reden-
den 45, 19 (s. S. 247). Daß 2318 bearbeitet ist, sieht man aus
den Lesarten: es galt die Waise unterzubringen. 580 und 1609
haben den Zusammenhang nach Interpolationen herzustellen und
sind dadurch überfüllt worden.
887
Dann bleiben folgende zu lange Verse unsres Oedichts unerklärt:
[28 45 18 49 60 61 65 87 88 92 94 116 134 140 143 150
151 152 162 166 182] (199) 209 210 221 [240 242 245 246
249 252] 270 [276 277 299 30i] 316 [384] 346 348 350 [353]
373 (376 377) [408 417 442 453 457 487 490] Ä?#512 [522
529 539 569 574 599 623 628 633 651 660 670 671 677
683 686 687 704 707 727 740 749] 774 [794 796 818 815]
819 821 825 [832 844] 872 [920] 963 964 [969 970 973] 976
[1016 020 033 039 041 043 046 048 052 054] 099 [1174
178 184 208 221 230 231 239 240 251 252 270 279 283 284]
289 [337 345 346 348 375 402 459] 472 479 491 611 [530
536 548 568 574 577 583 596 597 599 606\ 613 [642 644
678] 706 [711 713 770] 782 797 802 803 [816 820] 828 [831
834 837] 845 [849 852 858] 859 [871 873 878 914 915 916
924 925 927 939] 961 964 981 983
2004 050 [078 099 103 110 118 120 135 206] 216 [232
252 268] 272 [290 291 293] 302 304 [320 336 341 346] 369
[893 395] 406 419 421 [504] 507 [540] 553 [556] 575 576
[6&) 668 698 701 702] 710 729 735 789 740 [741 742] 747
748 761 [776] 828 833 866 [889 916 916] 917 918 938 [946
953 956 960 967 970 981 982 985 986 996
8000 004 010 011 012 015 016 024 026 040 054 063 068
081 082 107 123 124 130 141 144 146 153 158 163 166 171
190 199 216 225 227 233 237 333 844 346 357 361 368
878 379 382 387 389 391 404 409 435 440 441 483 494
602 520 521 533 536 550 551 553].
In dieser Liste stehen alle bisher 0 abgesprochenen Verse
in eckigen ElammOTn.
Es ist danach unbestreitbar, daß 0 (und *M8, !) unverhältnis-
mäfiig wenig solcher zu langer Verse hat, nicht nur *M8t, sondern
auch *MW, *Mz, MSi gegenflber. Man sieht aach vohl, wie
diese Verse hie und da in Nestern zusammengedrängt sind; sodaß
ich allerdings glaube, daß sie ein Kriterium f&r Echt und unecht
sind. Indessen gehSren die Besnltate dieser Liste doch zu den
vorangestellten Bedinguagen, und die sind zu dehnbar und zu ge-
dehnt, als daß ich neue Schlüsse daraus zu ziehen wagte. Nur
noch ein paar Bemerkungen.
Baasacke, Müncbener Oiwald ''
338
In V. 199 ist die ere vielleicht nur Verdeutlichung des durchs
vergl. 998, 2280. Aber ich halte doch 196—200 für einen christ-
lichen Zusatz: ich glaube, daß Wdrmurd für das zweideutige
Trougemunf-Tragemunt von *W0 eingesetzt ist. (Simrock, Orendel
S. XXn f. ; vergl. Uhland, Volkslieder, Anm. 43 flf. und 9 zu den
Wett- und Wunschliedern; auch Goedeke, Deutsche Dichtung im
Ma. 165, 17 und Scherer QF XII. 114 deuten: Dragoman.) Diese
Moralisierung ist dem Namen des Pilgers angemessen. Außerdem
mag zur Verchristlichung beigetragen haben, daß man den halmm
(V. 201) für die palme nahm: auch im Morolf ist das Wort dem
Drucke (d) nicht mehr geläufig, er macht Str. 666, 4 einen bettel
sack daraus (vergl. auch 185, 5). Und durch die Palme wiederum
[197—200]*) wird dann der Pilger in *sb und *zn zu einem Engel.
376/77 fallen also auch metrisch aus ihrer Umgebung heraus.
I fügt noch zwei Verse hinzu. Vergl. Vogt zum Morolf 521, 4.
Die Interpolation ist auch dadurch aufs Deutlichste gekennzeichnet^
[376/77] 0 daß 378/79 über 376/77 hinweg Parellele zu 374/75 sind.
Wohl aber kann uns die Liste einiger Resultate von Kap. IV. 1
sicher machen: der Athetesen von 1009 und 1015 — 20, 1375/76,
1708—15, 2288-93, 2741/42; abzusehen von den Streichungen
früherer Kapitel, die ja aber unsrer Liste ihr Aussehen geben.
Ist aber die Abgrenzung der zu langen Verse mißlich, so
scheint sie bei den etwa zu kurzen gar nicht möglich. Wer sagt
uns, daß die vierte Vershebung nicht in Pause fallen darf?
Nehmen wir aber an, das sei nicht erlaubt, so sind es wiederum
nur ganz wenige Verse, die sich nicht durch Annahme einsilbiger
Takte, durch schwere Akzentuierungen vierhebig machen lassen;
es sind etwa 81 boUn er gesant, 1249 alliu mtniu leit, 3418 cUUu
dtniu laut. Und daß das Fehlen mehrerer Senkungen noch nicht
beweist, daß ein Vers zu kurz ist, zeigen z. B. V. 2018 er vlouc
über den berc hoch und 2386 do sprach aber schon. Es bleibt
also nur die Möglichkeit, das Fehlen von Senkungen, soweit es
JVIißbetonungen veranlaßt, zum Maßstabe der Verslänge und
-kürze zu machen. Es sind dazu — umgekehrt wie bei den zu langen
Versen — hier immer die vollständigsten Formen angenommen
^) In der Liste, als erst nachträglich athetiert, in randen Klammem.
339
{deme, undey h^*e u. s. w.), um möglichst wenig Verse zu anormalen
zu stempeln.
Dann wäre der Artikel vor dem Nomen betont V. [123 die
hochgebornen degen, 187 279] 618 835 [1055 1189 1411 1579
1084 1832 1928 2124 2234] 2422 2573 2591 [2682] 2725.
Präposition vor dem Kasus wäre betont V. [82 in alliu stniu
tmit, 279 756 1007] 1058 1115 1496 [1575 1639] 2070 [2151]
2198 [2218 2366] 2721 [2891 3005] 3294. Dazu die Formel
an (mit) der selben vart [758] 977 [1591 1890 3402].
Das Personal-Pronomen wäre vor dem Verbum betont V. 292
er «rf genennet schon, [584 720 865 1037] 1359 [2034 2035
2145 2218] 2376 [2659 2667 3115 3266 3434] 3492.
Es zeigt sich, daß wir so nicht zum Ziele kommen: 0 stellt
zwar zu den einzelnen Gruppen verschieden viel, aber doch zu viel
Verse, als daß wir aus solchen Betonungen ohne weiteres auf
Unechtheit schließen dürften. Und es zeigt sich einmal wieder^ daß
unser Gedicht überarbeitet ist, daß unsere Bedingungen zu weit-
maschig sein müssen und daß die bisher angewandten kritischen
Mittel insbesondere zu Erkenntnis und Verwertung des Metrischen
nicht ausreichen.
Aber wenigstens einige Athetesen soll uns diese Liste bestätigen:
584/85, 2034/35, 2218—35, 2414—25; auch 1249—54 und
1277 — 82, denn die Einsiedelepisode hat sonst keine zu kurzen Verse,
Charakteristisch für *MS3 4 ist das Nebeneinander von über-
mäßig langen und kurzen Versen: vergl. 276 — 81, 1005 fT. Also
werden auch 1639—45 und 2653 — 90 mit Recht MS, zugeschrieben
sein. (Vgl. S. 329 f.)
Die Verse geben uns also blutwenig aus; wir können das
Normale nur sehr ungefähr bestimmen. Es bleibt die härteste
kritische Probe: die Beime.
3. Reime.
Wir suchen zuerst über die doppeldeutigen Beime zu Klar-
heit zu kommen.
dan reimt unzweideutig auf nam 2014 0, man 3320 'MS^ danncn
276, 2348 »MSj, stdn 2621, 2639 0. Auch ein etwaiges manne mannen
2453 0, 3238 -MS, gehört hierher, da manne sonst nur einsilbig ««"P^*«?«"
retmt: lobenam, aii^ Jean, gewan. Ein danne ist also nicht nach- •••'
22*
340
zuweisen. Zweideutig wären nur die Beime nnt mannen 781, 1615,
2125, 2731, 2923,, 3187 0, 610, 3079 »MSs, zergangen 3207,
3242 0, 612 *MS^,' empfangen 1469 *MS^,
Davon wiederum reimt mannen eindeutig auf lobesam 1718,
2605 0, 2104 *MS3, an 835, 1652, 1730, 2412, 2519, 2743,
2885 0, 1760 *Mz, 2232 •MSg, 441, 1820 B, gewan 1507 0, zwei-
deutig auf stavime *MW 2977, Jorddne 3063 'MSj, empfangen
440/46, 2080 0, 1938 »MSj. Da aber empfdn nach S. 208 und
212 die alte Form unseres Gedichts wäre, die B durch empfangen zu
ersetzen versuchte, und empfangen nur auf dannen^ mannen reimt,
so läßt sich außer in B kein mannen und empfangen nachweisen.
Es bliebe also noch datmen : gegangen zu deuten, gegangen
reimt mf getan 193 0, lange 462, 1694 Ö, 3526 ^MS,? (vgl. S. 329),
1447 'MSs, 2038 B, erhangen 2162 0, gevangen 2663 *MS^. Die
beiden ersten Reime zeigen, daß zwei- und dreisilbige Formen des
Partizips neben einander stehen. Die beiden letzten sind zweideutig.
Nun zeigt zwar gevangen sonst nur die längere Form: landen 2384 0,
lange 987 0, wangen 'Ü21 *MS,, aber 2384 und 987 stehen im Sechs-
zeiler, der immer im Verdacht der Überarbeitung steht, und V. 1802/3
würden durch erhangen : gevangen zu lang. Nähme man da also
erhdn : gevdn an, so wäre das durch 610 bezeugte gegdn in 0 ganz
durchgeführt mit Ausnahme des gegangen : lange V. 462 und 1694.
Jedenfalls ist kein dannen nachzuweisen. Erst bei gegangen
stoßen wir auf Doppelformen: 0 hat sicher die kurze, *MSi,4
sicher die lange, aber 0 daneben die lange (462, 1694), *MS, viel-
leicht die kurze (2663).
Zu vergleichen wären etwa die Partizipien 6e«<an (^; jran) 1740
0, neben bestanden (: handen) 1734 0, 1587 *MSj, 2845 B, (: er-
kanden) *Mz 1599, (: landen) 1784 B und geldn (istän) 1878 'MSs,
getan 1732, 2428 0.
hinnen Durch dan ist eigentlich hin schon festgelegt. Ebendaranf
künigin'ne. ^^jg^^ jj^ Vierreime 1031 , 2553 (S. 208) und 601 ff.
(S. 312) und die Parallelen (S. 208 und 316). Außer diesen haben
wir keine eindeutigen Reime (dtn : ze dir hin 763 gehört natürlich
nicht hierher), wohl aber eine ganze Reihe doppeldeutiger: küni-
ginne 1105, 2084, 2274, 2607, 2727 0, 2785 *MW, 927, 1762 *Mz,
570, '602, 2677 *MS3, sinne 973 *MS3.
341
kuniginne reimt, sowohl als Nominativ wie als obliquer Kasus,
eindeutig erstens auf mtn 588, 1806, 1998 0, 179, 847, 2332
•MSj, ichtn 797 »MS,, sin 308, 2194, 2635 0, 69, 1423 •MSj,
3518, 3546 *MS„ 199, 239, 280, 420, 829, 1818 *MSs, vingerltn
1087 0, 1245 *MSi; zweitens auf bringen 65 *MSi, 1529 »MSj,
Hnnen 3460 »MS^, 831 »MS,, gewinnen 2324 »MS,; dazu käme
heideninne : minnen 316 0. Doppeldeutig reimt kuniginne auf mTw
803 0, 1413, 1419 *MS,, minne 606, 1187 0, 1285 •MS», dnne
1994, 2583 0, zinnen 2026, 2477 0, und dazu käme hristinne : minne
203 *MS,.
Beime auf minne und sinne fehlen sonst, tnn« ist zwar nicht
durch den Reim auf stimme 358, 416, wohl aber durch den auf
springen 3047 für 'MSj festgelegt, desgl. sinne durch zinne : springen
2539 far *MW, nicht fftr 0 und •MSjg. Aber grade auf 0 *MSi
sind alle doppeldeutigen Beime zu kuniginne beschränkt, wir
dürfen da also durchaus künigtn lesen. Das stimmt zu der
Wahrnehmung (S. 312), daß sich aus minne (: künigtn) 606 ein
mtn 608 entwickelt habe.
Dann hätte also 0 (abgesehen von 316 heideninne : minnen)
nur künigtn, B nur kuniginne, *MSi2 8 beide Fonnen. hin wäre
außer in B nur einsilbig belegt. Darum wird auch für *MW *Mz
künigtn (927, 1762, 2785) anzunehmen sein.
Wir brauchen nun also auch 2476 nicht als Langvers zu
lesen (vgl. S. 311).
geren reimt unzweideutig auf eren 290, 450, 953, 2280 0, gcrcn
2945 *MW, 3332, 3434 *MS3, keinen 2969 *MW, meren 2378 0, harren.
3033 »MSs; doppeldeutig auf A^Vr^ 1181, 2008, 2036, 2054 0,
3476, 3486 *MSj, 115, 169, 518, 598, 1517, 1573, 2661 »MSj.
herren aber reimt unzweideutig auf eren 1123, 1477, 1511,
1800, 2609 0, 2801 •MW, 622, 767, 917 »MS», 83, 139, 197, 1239,
1251, 1930 *MS3, 109 B; doppeldeutig auf geweren 3440 *MS3,
gewerren 2102, 2701 'MS,, werden 1658, 3067 *MS3. Von diesen
drei Beimworten findet sich nur das letzte noch in andrer Bin-
dung: werden :ere 2981 *MW.
Aber doppeldeutig ist ja herren nur in 'MSj gereimt, in 0
•MW *MSi B hat es sicher langen Vokal. Es folgt, daß 0 *MW
auch geren mit langem Vokal brauchten; *Mz *MSi B reimen
342
das Wort nicht. Umgekehrt müssen wir für *MSi Tfohl gern an-
setzen, weil es niemals auf -eren mit sichrer Länge reimt, und
dasselbe schließe ich für B aus seinen zahlreichen Änderungen,
für *Mz »MSi ex silentio.
Zweifel bleiben nur bei 'MSj. Wir können ja dem geweren
so gut ein langes e geben wie dem geilen und dafür spricht auch
oren : geboren 3378, aber geioerren verlangt doch wol kurzes. Ich
glaube indessen, die Differenz erklärt sich durch die Roheit
der Beime von *MS3: Herren: werden bleibt ohnedies falsch und
widerwärtig, ob wir nun Länge oder Kürze des Stammvokals an-
nehmen; und icli glaube 'MSj brauchte hSrren und gSren.
Dieses g^ren ist keineswegs jung, wie Bartsch (Germ. V. 133)
wollte, sondern archaisch: vergl. gerne = geren : ere Boland 423,
3201, kere 2253, sere Kaiserchronik 3049, herre Bol. 1296, 1350,
6532, Kaiserchronik 2811, 2865, 3341. Warum hätte auch sonst
unser Parallelenmann immer diese Beime beseitigt?
Also sind auch 3428 — 47 mit Becht *MS^ abgesprochen: von
den beiden zu kurzen Versen 3428 und 3434 abgesehn, reimt
V. 3435 geren auf Herren.
Unreine Unreine Bindungen hat unser Gedicht folgende.
Reime
.^ Q 1. In 0 ist nur ein Beim zwischen verschiedenen Vo-
kalen zu finden: verndmen : kamen 2268. Es ist wohl eine Ände-
rung wie dieS. 211 aufgezählten. Herzustellen wäre nach 658 etc.;
komen : ge- vemomen ist einer der häufigsten Beime, komen : oer-
ndmen fehlt sonst.
2. Quantitativ unreime Beime. a:d: lobeaam : stän 1635«, dan :
zergdn 3207, stdn 2621, 2639. er : er: bere : lere 2899, ger : mir
2441, 2533, ser 2172, her:er%U, 2198, 2258, 2919, Ur 2002,
2048 mA- 370, 807, 873, 1077 ser 1716, ijj^ hin: künigln
1105, 2084, 2274, 2607, 2727 (vgl. S. 340 f.). o:6: vor:tdr
1810, 2897.
3. Apokope s. S. 330 ff.
4. Synkope in behuotet : guot 801, 8S9, schdnen: Aron 2933,
gdhen:emp/dn 2587; vergl. V. 660, 2991, 3091.
5. Von konsonantischen Beimunreinheiten des Inlauts ist b : g
besonders häufig: graben : jagen 2406, sagen 23S2, haben : klagen
343
963, eralagen 1860, 2849, tragen 1169, 1397, 2296, raben : sagen
506, 1311, 1359, geben idegen 941, veftoegen 1698, leben : degen
33, legen 1670, loben : erzogen 342, 428. b : d: gäbe : gendde 3197,
haben : schaden 2773, ei'haben: schaden 2060, 2314. d : o: schaden :
erslagen 2765, heiden: eigen 2058, 2312, £^t^^ 215.
mming: grimme : ringe 2178, 2713.
nn:ng: gewunnen : gelungen 2611. nn : nd: sinne : mnden 1427.
nd : ng: landen : gevangen 2384, senden : lengen 1700.
r :rr: nur in ^«r^ ; herren, s. S. 341.
6. Konsonantische Unreinheiten im Auslaut, p :c: gap : klac
1199, tac 3203, rap : tac 618, 1193, 1287, kuop : truoc 821. p:t:
Upiztt: 1788, 1828.
s:z: was : daz 2595, 2935, vergaz 29, 1609, triuwelos : genoz
10137^ : üz 981.
l:n: snabel : rohen 426, vogel: betrogen 1001, 2451. l:r:
gevügel : wier 1057.
m:n: lobesam : kan 221, 2062, ma» 13, 949, 1487, 1718,
2605, stdn 1635, nam : an 1966, dan 2014, began 891, A^m;
«cA^n 1808.
Überstehendes n (heiden : leide) 21mal.
7. Bührende Reime: OswaU : gewak 3199, berge : herberge 1666,
2044, wtsliche : geltche 2901, sigelös : verlos 2925.
Dazu kämen noch die erschlossenen Beime got : dot 586,
empfdn : man 440, zergdn : dan 611, m<« : trat 1676.
Die schon in *MW vorhandenen Interpolationen weisen an un- »MW.
reinen Beimen, ebenso gruppiert, auf:
2. künigtn : hin 2785; erlost : trost 2775.
3. Apokope 8. S. 330 ff.
4. erloset : trSst 2775.
5. leben : degen 2779 ; ^iwn« : springen 2539 ; ^r^ : werden 2981.
6. Z^jp : ztt 2781. Überstehendes n dreimal.
7. 0«i«i& : sr«i?aÄ 3099.
Erschlossen : hin : «cAm 2553, got : ^d« 2967, getan : empfdn 2989.
344
*Mz. unreine Beime in den Interpolationen von *Mz:
2. westerbar : tcdr 1 549 ; hin : künigtn 927, 1 762 ; vor : iar 2997.
3. Apokope s. S. 330 ff.
5. haben : sagen 254, 911, et'slagen 1543; zaren : worden 3011.
6. vogel : betrogen 909, 921. Überstehendes n zweimal.
Erschlossen: etänieldn 3005.
•MS,. Unreine Beime der strophischen Interpolationen von *MS=*MSi :
2. gerimSr 720, «*• 714, her :lir 51, mir 694; Atn : din 768.
3. Apokope 8. S. 330 ff.
4. guotibehuot 328.
5. ro&tf : A;/ajf6 761, raben : klagen 750, ^«n idegen 141 1 ;
erhaben : schaden 332 ; Aaiäm : ^^ 830 ; kuniginne : hingen 65, ^ft<-
rumi^n : mieaelungen 746.
6. rop : toc 769; u^p : ^ 652 ; ti;a« : vergaz 742, -2a9 : genoz 49;
vo^^Z : betrogen 738 ; lobeaam : man 322, nam : mcm 71.
Erschlossen: vart : h6rt 758, vdhen : bestdn 753.
•MS,. Was wir von den Beimen des Schlusses (*MS,) gesagt haben
(S. 215), können wir nun genauer gestalten. Unrein sind:
2. dan : zergän 3242, man : stdn 3314, etrdn 3248, 8290; ger :
mh^ 8316.
3. Apokope S. 330 ff.
5. haben : tragen 3296, geben ipfiegen 3498.
6. gap : vertcac 8284; ««C2«2 : vergezzen 3808.
7. 0«t£^ : ^tffiMiZe 3424, 8484.
•MSj. Unreine Beime in den unstrophischen Interpolationen von
*MS = •MSj.
1. Qdd : vrö 2334, 2354,) vart : hört 1890.
2. a: d lobeeam : etrdn 576, cfan : empfdn 1469, man : hdn 684,
Jorrfan 3063, mjo/an 1938, gesdn 3264, «ton 480, getan 3089.
/>:<?: Ä^r : er 1037, 2390, Zer 458, mir 2418, 3582, *A- 1851, 3141.
iiU hin: künigtn 570, 602, 2677. o:6i wortihoH A12^ 1055.
3. Apokope s. 8. 380 ff.
345
4. bittet : nit 3388, behuot : guot 789, 1639, 1672, 2352, gesän :
man 3264.
5. b:g: rabe : sage 414, 584, 1135, 1832, 1984, haben : klagen
636, sagen 470, 1011, 1173, 1343, 1401, tragen 3262, 3360, raben:
erslagen 2745, eben : degen 123, geben : degen 187, 406, 550, 3236,
3438, pflegen 686, 1345, heben: degen 1579, siegen 29ß\, leben:
degen 252, loben : erzogen 1601, btioben : ungemioge 3386. b : d:
haben : schaden 1823, 2096, raben : schaden 2683 b : m: haben :
schämen 1593. d: g: laden : sagen 113, schaden : zagen .^ 1 55, heiden :
zeigen 158.
rnjn:iR6me : I6ne 3364. mm : nn: *<tmm« : inne 358, 416.
nn : ng: küniginne : bringen 1529, innen : spriitgen S047 . nd:
ng : ander : /an^« 528.
r ; rr : ^^^n : heiiren S. 341 f. r : rd : geboren : worden 352, 2109,
zoren: worden 3015. rr : rd: hefTen : werden 1658, 3067.
^< ; g^: lestern : mezzer 3372.
6. j>:c; Aw(y : «rwoc 3334, 3362. p:<; w/p : 2/^ 676, 3268.
l:n: vogel : beti^ogen 674. f ; p ; rap : «a2 81 1 .
m:n: lobesam:kan 354, m^n 95, 1041, 2104, strdn 576,
nam : an 1854, man 522, herzogfuom : tuon 298.
n ; r; betvmngen : hunger 634, 1341.
Überstehendes n nach « oder r 18 mal, darunter ^rAi : do
2703 korrupt? Überstehendes r: muoter:guote 3548; überstehendes
^* vaste : gerastet 630.
7. OswaU : gewah 3031, 3137, *m:«m294.
Erschlossen: t?Ztto« : no« 339 1 , sere : maere 2093, here : kemeraere
3867. 6#«ton : ördAe/i 2226. (St : srr^« 3035.)
Dagegen hat B (= MS4) nur diese unreinen Reime: •MS4.
3. Apokopen s. S. 330 ff.
5. haben : klagen 1201, 1215, sagen 442, erslagen 1830, raben :
klagen 378, «a^^ 2034.
6. Überstehendes n zweimal. Dazu die erschlossenen : schtn:
magedtnen 2553. haben: sagen 1491, manneii : empfangen 446.
Das ergibt folgendes tabeUarische Bild der unreinen Reime.
346
o
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS,
•MS«
1. a:d, ä:o
•?')
(•)
«
(u:€
(•)
0 : uo
2. a:ä
n
(•)
•
•
•
*
er: er
•
«
«
•
in : in
•
•
•
•
•
o:B
3. Apokope
•
•?n
«
•
von
Stamm -^ nach
unveränderlich.
1
1
Auslaut,
•
•
•
• i
•
*
nach ver&nderl.
*
•
•
*
♦
Apokope von
Flexions - e
Vokalische
nach
Unrein-
wiver-
inderl.
heiten.
des Subst. •
Anslaot,
nach
ver-
inder-
•
•
♦
Ucbem
•
•
•
(♦)
des Adjektivs
•
nach
anver-
änderL
des Verbs
Autlaat,
nach
▼er-
änder-
lichem
*
•
(•)
•
4. Synkope
♦
(•)
•
•
(•)
-ahen : -an, än^
ehen
5. b:g
; en
•
(*)
(*)
(•)
•
•
•
•
. 1 . 1 .
•
b:d
•
# «
b : m
•
b : 7v
' (•)
rf.f
•
• »
tu : n
1 _
Konsonan-
fHw : nn
tische Un-
mm: ^tg
•
reinheiten
desln-
nn : n^
•
•
•
•
K\
lants.
nn: nd
•? :
nd: nq
•
•
i
r:rd
#
•
•
rr : rd
«
1
zz : st
1
•
1
1) Erschlossenes eingeklammert, Unsicheres mit Fragezeichen.
347
O
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS,
•MS«
6. p:e
•
«
♦
•
p:t
•
•
*
•
s : t
•
*
l:n
•
*
•
•
•
l:r
•
m: H
h: r
•
•
*
•
•
Konsonan-
tische Un-
reinheiten
des Aus-
laute.
Übcrstohondes
n nach e
•
•
♦
«
•
nach r
•
nach 0
•?
r nach e
♦
t nach e
•
}
7. RührendeReime:
•
•
•
•
Kombinationen von Reimfehlern, abgesehen von der Apokope
fast nur bei überstehendem n\ sinne : vinden 1427 0, ere : wer-
den 2981 *MW, lestem: mezzer aii^ ungevuoge : buoben 8386-,
ander : lange 528 *MS3, erlaset : trost 2775 *MW. (Aber durch
die Synkope wird aus dem einlöset ein erlöst geworden sein.)
künige\ bürge 1557 »MS,, biderbe : widere 1159, 1387, 2086
0 betrachte ich nicht als unreine Keime, gelouben : sagen 2192
ist ^ geändert: das ursprüngliche haben war wohl auch hier hdn
geschrieben und deshalb im Keime auf sagen unverständlich.
Bartsch setzt gelauben : äugen an (Germ. V. 149).
Ich hoffe, man wird die einzelnen Gruppen der Tabelle, was
die Keimbehandlung betrifft, so stark von einander abgesetzt finden,
als die voraufgehende Aufteilung des Gedichtes erwarten lassen
durfte — denn wenn auch wohl 0*MS,4 einzelnen Menschen zu-
gehören, so ist das doch bei *Mz *MSi 3 keineswegs sicher, bei *MW
348
nicht einmal wahrscheinlich, und der Verfasser des Schlusses (*WSj)
könnte auch an *MS, tätig gewesen sein — ; ich hoffe auch, man
wird in der Stärke der Absetzung eine Gewähr für die Aufteilung
finden.
Durchstehend ist von allen Reimfehlem nur das 6 ; ^^ des In-
lauts ; auch die erschlossenen fränkischen Spracheigentümlichkeiten
erstrecken sich nicht gleichmäßig über das ganze Gedicht (außer dem
bairischen •MS4). Am schlechtesten reimen — bei weitem — 0
und *MS,, aber 'MSj hat noch eine ganze Reihe der gröbsten
Fehler voraus ; m: by m : n, mm : nn, r : rd, rr : rd, zs :8t im Inlaut,
l: py n :r und verschiedene Arten des überstehenden n im Auslaut,
und daß sie sich so gruppieren lassen, zeigt, daß der Unterschied
kein zuf&Uiger ist. Am besten reimen 'MSj 4 , wobei noch ins Gewicht
fällt, daß *MS4 ja durch das Vorliegende gebunden ist und sich
oft begnügen muß, für einen ihm ganz schlimmen wenigstens
einen leidlichen Reim zu setzen. ^MS^ reimt im Inlaut nur
noch b auf g unreiüi überstehendes n fehlt ganz und die Apokope
ist auf zwei sehr entschuldbare Fälle beschränkt. *MW •Mz *MSi
bilden an Reimgenauigkeit eine mittlere Gruppe, Davon reimt
*MSi am schlechtesten, läßt aber doch die r : rcf-Fehler des Inlauts
und überstehendes n nicht zu; bei *Mz fehlen dagegen die m:n
-Bindungen und ihre Kombinationen im Inlaut; bei *MW alle
Mißreime mit z und l u. s. w.
Die chronologische Bangordnung verkehrt sich also in diese
technische: »MS, 0*MS, *MW *Mz *MS, *MS4.
Ich habe hei Aufstellung der Liste schon angenommen, daß
3526—48 und 3548—53 *MSj, angehören (s. S. 329): wegen der
Reime lange : vergangen 3526 , guote : muoter 3548, ersterbe : er-
werben 3550; auch die Länge von 3533, 3536, 3550—53 paßt
ja nicht zu *MSj (s. S. 337).
Und schließlich finde ich einige noch nicht anderweit^ ge-
sicherte Athetesen gerechtfertigt durch Reime: 518 — 28 (528
lange : ander), 670—93 (670 vrtbe oder wtber : bdtben), 3258-71
(3265 manigesdn, 3269 wtp : zU)l 3326—3411 (3332 eren igeren^
3372 lestem : mezzer, 3378 geboren : Sren, 3386 buoben : ungevuoge,
3388 bitt : nü u. s. w.).
349
4« Obersicht Ober Aufteilung und strophische Gliederung
des Gedichtes.
Ich gehe nicht weiter und schließe das Gewonnene durch eine
kontrollierende tabellarische Übersicht ab, die nicht nur die vor-
genommene Aufteilung des Gedichtes, sondern auch seine strophische
Gliederung erkennen lassen und rechtfertigen soll: die Strophen
sind einzeln aufgezählt, Z(weizeiler) und S(echszeUer) deuten die
Stellen an, wo eine gleichmäßige Vierversigkeit nicht erkennbar
ist und verweisen damit auf das Vorige, Klammem vereinen die
durch Interpolationen getrennten Strophenglieder und zeigen, daß
Bau und Gliederung nicht zufällig und hervorpräpariert sind.
o
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS3
MS«=»B
1-6S
7-10
11-^14
15-18
19-22
23-28
29-301
31-32
33-341
35—88
39-42
48-46
47-50
51-54
59-62
68-66
67-70
55-58
«
1
71-74
75-108
111-16
109-10
117-18
i
119-20
121—22
1
128-74
175-78
179-92
193-96
197-200
201-4
205-8
209-12
1
213- 18 S
219-22
1
223-24
229-301
1
225-28
350
o
•MW
•Mz
•MSj
•MS,
•MS3
♦MS4 =- B
231-84
235-88
239-49
250-51 Z
252—53
254 -59 S
260—63
264-67
i 1
1
268—71
'
272-75
1 1
276-81
282-86
1
287-89
290-93
294-303
304-5 1
308-9 1
1
306-7
310-13
314-17
318-21
322-25
326—29
330-33
334-37
338-41
342-45
346-49
350-51 Z
370-71 Z
352-69
372-75
380-85 S
390—93
1
1
376-77
386-89
378-79
394-97
400-401
424-25 Z
1 1
398-99
402-23
426-29
1 j
430-33
i
,
434-39 S
1 1
440
446
450-51
1
452-53
441-45
447-49
454
455-57
'
458-59
459a-61
1 ;
462-631
502-3 f
464-501
'
504- 5 Z
,
506-9
351
o
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS3
•MS4 = B
510-1»
514-17
j
518-19
520-21
522-29
530-33
534-37
588-55
556-59
560-79
580-83
584-85
586-89
590-93
594-97
598-99
602-5
600-601
606-7
608-10
611-121
613
614-17
618-20
621
622-25
626-49
,
650-53
654-57
658-61
662 65
666-69
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694-97
698-7011
702-5
fc
706-9
710—13
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718-21
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726-29
724—25
780-31
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752
753-56
757
758-60
761-64
1
765-68
(618-20)1
1
769-71
772 (
1
i
773-76
)
1 1
777-80
352
o
•MW
•Mz »MS, «MS,
•MS,
•MS4 = B
781-84
1
I
785-88
789-800
801-4
1 1 ,
1 1
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1
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819—22
1
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1
i
.
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833-34
; ! 829-32
1
835-38
1
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843-56
857-60
1
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1
1
865-66
867-70
1
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t
1
875—78
1
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•
883-86
1
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1
1
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1
895-98
1
1
899-902
9Ö3-6
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1
^
911-14
j
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' , 919-20
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1
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1
943-46
947-50
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951-54
955-58
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963-66
1
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1
1
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1
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987-92 S
993-96
997-1000
1
i
1001—4
1005
353
o
•MW
•Mz
•MS|
•MS,
•MS,
•MS, = B
1006 \
1007-9
1010 1
1011-12
1013— uJ
1021-56
1015-20
1057- 60
1061-64
1065-68
1069-72
1073-76
,
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1
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i
j
1089-92
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1 121-24 i
1125-28
1 129-34 S
1
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1137—40
i
1141-44
1145—48
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1
1153-56
1157-60
1161-64
1165-68
1
1
1169-72
1173-74
1175-76 Z
1177-80
1181-82
1185-861
1183-84
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1189—90
1193-96
1197-1200
1201—2
1203-6
1207—10
1211-14
1215-16
Baesecke,
Manchener
Oiirald
23
354
o
♦MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MS3
•MS« - B
1217-20
1221-24
1229—32
1233-36
1245-48
1255-608
1261-64
1269—72
1273-76
1283-86
1225-28
1237—44
1249-54
1265-68
1277-82
1287-90
1291 -92 Z
1293—97
1297—1300
1
1301-4
1
1305—8
1
1
1309-12
1
i
1313-16
1
1317-20
1321—24
1325-28
1331-34
1329-30
1335-58
1359-62
1363-66
1
1367-70
1371-74
1375—76
1377-80
1381-84
1
1385-88
1
1389-92
1393—96
1397-1400
1403-4 Z
1405-8
1409—12
1413—16
1417-20
1421-24
1401—2
1425—30 S
1431—34
1435-38
1439-42
1443-70
1471-74
355
147^—78
1479—80
1483-84
1485-88
1489-91 1
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1495—98
1501—4
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1509—12
1609— 10 Z
1611—14
1615—18
1621—24
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1631—34
1635-38
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1650-53
1660—63
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1668—71
1676
1679
1682—83
1686-89
1690—93
1694-97
1698-1703S
1704—7
1716—21 S
1722—25
1726—29
1730—33
1734—37
1788—41
1742-45
1746—49
•MW
•Mz
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1547-50
1597—1600
1750-53
•MSi
•MS,
•MSj
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1499—1500
1513-42
1551-96
1601-8
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1492
1494
1619—20
1625-26
1639—45
1654-59
1672-75
1677—78
1680—81
1684-85
1708—15
23*
356
o
•MW
•Mz
•MSj
•MS,
•MS,
•MS4 - B
1754—551
1757 }
1759 )
1756
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1760-63
1
1764-67
I
1768-71
1772-75
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1780—83
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1786—89
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1792-95
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1830-31
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1844-451
1856-57
1846-55
1858-61
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1882-85
1886-89
1890-93
1896—1981
1894-95
1932-35
1936-39
1940-43
1
1944-47
1948-51
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1952-55
1956-59
1960-63
1964—67
1
1968-71
1972-75
1
1976-79
1
1980-93
1994—97
t 1
1998-2001
2002-5
2006-9
2010-13
357
2014—17
2018—21
2022-27 S
2028—31
2032-331
2036-87/
2040—43
2044—47
2048-51
2052-55
2058-61
2062—65
2066-69
2070—73
2074- 77
2080-81 Z
2082—85
2086-89
2125-28
2129-32
2133—341
2137—381
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2143— 44a 1
2153 I
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2160—63
2164-67
2168-71
2172—75
2176-79
2180-88
2184-87
2188—91
2192—95
2198—2201
2214-17
•MW
•Mz
•MSi
•MS,
•MSs
2056-57
2078-79
2090-92
2094
2096-2124
2135-36
2145-52
2158-59
2196—97
2206-13
2218—21
2224—25
2227
•MS4 = B
2034-35
2038-39
2093
2095
2202-5
2222—23
2226
2228
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o
•MW
•Mz
•MS,
•MS,
•MSs
•MS4 = B
2229-35
2236-39
2240-41
2242-45
224G-49
2250—51
2252-65
2256-59
2260-61
2262—63
2264-65/
1
2266—67
2268-71
2272-75
2276-77
2278-81
2282-83
2284-87
2288-93
2294-97
2298-2301
2802-5
2306—7
2308-11
2312—15
2316—19
2320-67
2368-71
2372-75
2376—79
2380-85 S
2386—89
2390-99
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2531—34
2571—74
2575-78
2579—82
2588-841
2587—88/
2589—92
2593—96
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2601-4
2605—8
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2613-16
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2621—24
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9—32
3—36
2637—40
2641—44
2645—48
2649—52
2691—94
•MW
2535-38
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2548— 44 Z
2545—48
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2557—60
2561—64
2565—66 1
2569— 70 (
•Mz
•MS,
•MS,
•MSs
•MS4 = B
2503-4
2515-18
2521—26
2551—52
2567—68
2554
2556
2585—86
2653-90
2695—98
360
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2705-
2709-
2718-
2717-
2721-
2725-
2731
2735
2739
2743
2747
2751
2765
2759
2763
2767
2771
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16
20
24
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34
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-44]
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-58
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-66
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2827—30
2831-34
2835-38
2839—42
2843—441
2847-481
2849— 54 S
2855-58
2859-62
2865 > 68
2869-72
2873-741
2885-86 (
2887-881
2893—94/
2895-98
2899-2902
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2907-10
2911-14
2917-20
2921-24
•MW
•Mz
•MSi
•MS,
2775-2820
2741—42
2746-46
•MS,
2701—4
•MS4 = B
2821—22
2846—46
2863—64
2876—84
2889—92
2915—16
361
2925-261
2931-321
5-36
2937—40
2941-44
2947-50
•MW
3185—88
8189-92
8193—96
3197—3200
3201-4
3207-8 Z
2945-46
2951—64
2966
2968-89
2992-94
•Mz
•MSi
3098-96
3097-3100
3105-8
3109-12
3113-18 S
3119-22
2995—98
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1
-10 )
101
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•MS,
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3214-151
3218-19/
3220—23
'3342—45
13246-49
3250—58
3254-57
3272-75
3276-79
3280-83
3284—87
3288-91
3292-95
3296-97 b
3298-8801
•MS,
3015-36
3041-92
3101-4
3123-84
•MS4=B
2927-30
2965
2967
2990-91
3006
3008
3037-40
3216-17
3224-41
3258—71
3205-6
362
o
•MW
•Mz
•MSi
♦MS,
•MS,
•MS4 = B
3302-5
3308-11
3312-15
3316—19
3320-23
3306-7
3324- 25|
3326-66
3367
1
8368
3369
"
3370-89
3391
3390
3392-94
3395-3411
3412-13
1
3414-17
1
3418-238
8424-27
3428-47
3448 - 51
3452-55
3456—59
3460-6n
3468-69/
3462-67
i
3470-73
3474-77
3478-81
3482-878
3488—91
3492-95
3496-99
3500 3503
3504-7
3508—11
3512-15
3516-19
3520—23
3524-25 Z
3526-43
3544-47
3548-53.
-
V.
Chronologie und Schluß.
•MS ist bairisch, zeigt aber nicht eine Spur der nhd. Diphthon- •MS* = B.
gierung in den Reimen, wie man sie doch schon in der vor unserer
Überlieferung liegenden Handschrift *S findet. Das könnte man
in allen andern Fällen vielleicht für eine Folge ererbter Technik
und Beimvorräte halten, hier darf man das nicht, denn die Be-
arbeitung B besteht eben in der Aufbesserung und Modernisierung
der Keime : aber in allen Parallelversen, Vierreimen und sonstigen
Änderungen nicht ein Versuch, etwa infolge ^des Diphthongierens
aus dem Leime gegangenen Bindungen aufzuhelfen. Wir müssen
also mit *MS ins i;i Jahrhundert hinauf. Und daß Oswald da-
mals in Oberdeutschland bekannt war, zeigen die Erwähnungen
im Renner (18535) und im Seifried Helbling (7,861, vgl. Berger
S. 419).
Daß die Reimkunst von B dieser Ansetzung widerspräche,
wird niemand behaupten. Die wenigen leichten Apokopen würden
sogar im 12. Jahrhundert keineswegs unerhört sein. (Siehe z. B.
Müllenhoflf DHB 1, XLVIf., Vogt, Salman und Morolf CXI, Vogt
ZfdPh. 22, 476.) Und die Reime geren : h^ren^ -et^en^ zu denen B
so eifrig Besserungsvorschläge macht, würden später, im 14. oder
15. Jahrhundert, wieder möglich sein. (S, Bartsch Germ. V. 103.)
Eine nähere Bestinmiung hätten wir mit Hülfe der Beimkunst
zu versuchen. Aber wir haben ja gesehen, daß man für die Ent-
wicklung zur Reimgenauigkeit nicht, wie gewöhnlich geschehen,
eine grade Linie annehmen darf, und sind da skeptisch geworden.
Wenigstens dürfen wir nur die Reime vergleichen, die durch eine
Vorlage gebunden sind, wie B.
Nach S. 208 f. müssen wir vom Herzog Ernst B ausgehen.
Seine Reimfehler sind (nach Bartsch S. XXAJJi ff., vgl. auch Gterm.
364
XVIII. 195) : a:dy i:t^ u:ü meist vor n^ e :e und
b:g^ b:v^ d:g im Inlaut; m : n und überstehendes n im Auslaut;
rührende Reime. Davon hat *1A&^ nur noch b : g^ beseitigt die
übrigen. Andrerseits hat *MS4 noch den Typus empfoTigen : mannen.
Der Herzog Ernst B scheint mir mit Recht in den Ausgang
des 12. Jahrhunderts gesetzt; vielleicht bezieht sich sogar der
bekannte Brief Bertholds von Andechs an Ruprecht von Tegemsee mit
der Bitte um den libellvs teutonicus de herzogen Emesten (Bartsch
S. I) nicht auf das niederrheinische Gedicht (A), sondern auf das
bairische (B): das scheint mir näher zu liegen, weil Berthold das
Gedicht aus dem bairischen Kloster zur Abschrift verlangt.
Dann wäre das Jahr 1186 — da starb Abt Ruprecht — der ter-
minus ante quem für Herzog Ernst B.
Strickers Karl, den man wohl nicht später als 1240 ansetzen
kann, hat doch noch quantitativ unreine Reime, auch noch m : n
im Auslaute (ed. Bartsch S. LI) stehen lassen. (Ist überhaupt
der Karl eine Bearbeitung des Rolandliedes ? Vgl. Singer AfdA.
XXIX. 152.)
Der Rosengarten C ersetzt 9 Assonanzen von A, 6 von D
durch reine Reime, nur b : g wird belassen. Das stunmt gut zu
unserm Bearbeiter. Aber der Rosengarten G bringt auch neue
Assonanzen: leben : envegen^ lip : ziL Er ist nach 1282, spätestens
zu Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden (ed. Holz S. XCV).
Entschiedene Verwandtschaft zeigt die Umarbeitung des Wolf-
dietrich B in D (DHB 4, XIX flf.). Wie von ♦MS4 werden Apo-
kopen beseitigt (tage : pflac > ecigey sage : tac > geben : geleben^ lant :
wtgande > sant : getoant), quantitativ unreine Reime (brdkt : gealakt^
het : sMy Bach : gdch > each : brach) ^ konsonantisch unreine Reime
(sagen : gaden > geschaden : gaden, frum > nun : sun) und die Kon-
traktion an < ahen (vervdn : eralän > gewegen : Üben ef oder sweri :
geteert ac, auch geschehen : gesehen 329, 3 > ^ : mer 536,3 mag hier-
hergehören). Vielleicht spielen auch Wortmodemisierungen mit
ein, wie bei *MS4 (vgl. die Beispiele mit gdch und totgant). Die
Einführung der Gäsurreime könnte dem Einreimen der Waisen bei
*MS4 entsprechen, und die Bearbeitung erstreckt sich wie im
Wolfd. D auch bei *MS4 von den Reimen in die Verse hinein.
Aber der Wolfd. D ist alemannisch, *MS4 bairisch, und dort sind
die neuen Reime z. t. nicht nur anders als hier (kunijftn gegen
865
küniffinne), sondern auch reiner (big oft beseitigt, nning fehlt)
und wir vermissen den grade für *MS^ (im Einklang mit dem
Herzog Ernst B) so charakteristischen Vierreim.
D. h. wir können 'MS^ nach der Technik nicht datieren —
es bleibt ein Spielraum von vielleicht hundert Jahren — , und ein
Inhalt *MS4 steht uns ja auch nicht zur Verfügung.
Wir wenden uns also zu dem nächstjüngsten Interpolator, •MSj.
•MSj. Es ist der nächstjüngste, weil Zusätze von ihm auch inner-
halb *MS,2 vorkommen: s. die Tabelle.
Nicht nur *MS4 sondern auch *MS8 trug seine Zusätze in die
vorliegende Handschrift 'MS ein: die ausführenden, motivie-
renden, spielmännisch-komischen, christlichen und Goldschmieds-
Zusätze ^MS, sind an den Band geschrieben oder wo sonst Platz
war, und das blieb daran zu sehen, daß viele sich noch jetzt Ortlich
abheben, z. B. 464 ff. (S. 253), 1601 ff. (S. 187). So erklärt sich
auch sofort das *MSj zur Last gelegte Ausschreiben.
Denn es ist durchaus anzunehmen, daß alle diese Zusätze
einem Manne gehören: Ist Warmunds Wette und^die List des
Engels spielmännisch oder christlich ? Die Einführung des Engels
aber haben wir nach der Technik schon früher mit der der Gold-
schmiede (2090 ff.) parallelisiert. Der Ausschreiber liebt besonders
die umständlichen Besendungen, aber auch die Goldschmiede werden
(1443 ff.) umständlich besandt. Die rationalistischen Erklärungen
beziehen sich auf alles Mögliche, aber auch die Besendungen sind
doch rationalistisch, auch das Vorhandensein der Goldschmiede
und die Herstellung des Hirschen werden rationalistisch erklärt.
Für die Altersbestinmiung käme zuerst der Orendel in Be-
tracht, denn ich bleibe bei der Annahme, daß *MS3 V. 1443 ff. den
Orendel 279 ff. benützt habe, wobei dann die Erzählung sehr in
die Breite gediehen wäre. Diese Abhängigkeit zeigt sich aber
auch sonst noch in Worten und Wendungen. Or. 375 Nun rdtent
alle in disem ringey wie vnr n (Grendels Heer) von dannen (aus
dem Klebermeer) bringen^ vgl. Osw. 376; Or. Prosa nach 779 vnd
darumb red ich in der loarheit^ er ist nicht recht toeisz, der die
leüt hell al$ er ay eicht y vgl. Osw. 452; Or. 3172 die (wunden)
er hat empfangen durch frouwen und durch mannen, vgl. Osw. 3063 •
Or. 3728, 3862 dem heiligen grab — stn underf/fn, vgl. Osw. 1375;
Or. 1423 und öfter (Bride,) die schoenet ob allen wtben, vgl. Osw. 567 ;
366
Or. 1 73 In zock der künig^ daz igt loär^ voUigltchen vf driu zehen jdr^
vgl. Osw. 356, 410. So wenig bleibt von einer Unzahl toh An-
klängen übrig, nachdem erstens alle die ausgeschaltet sind, die auf
der Gemeinsamkeit des Brautfahrtschemas beruhen, zweitens auch
die besonders massenhaften Formeln und Halbformeln, die sich in
den verwandten Dichtungen wiederfinden. Auch von diesem
Wenigen, das ich als besonders verwandt belassen habe, mag noch
einiges zu tilgen sein, die Überzeugung einer literarischen Ab-
hängigkeit wird doch durch die besagte Massenhaftigkeit der An-
klänge zweiten Grades erhalten. Über sie geben die Anmerkungen
etliche Auskunft.
Aber nur in *MS3 glaube ich solche Entlehnungen mit einiger
Sicherheit nachweisen zu können. *MS, erkannten wir ja auch als
den unselbständigen Aussclireiber, und es paßt zu seiner Natur
(S. 365), daß er sowohl spielmännische wie christliche Elemente
herübernahm.
Auch andere Teile des Oswald klingen allerdings an den
Orendel an, aber weder so häufig wie *MS3, noch so, daß sich eine
Benutzung nachweisen ließe.
Nur eine Stelle könnte mich schwankend machen, das ist der
Schluß, wo sowohl Orendel und Bride als Oswald und Pamige
Keuschheit anbefohlen wird. Im Orendel gebietet ein gottgesandter
Engel, im Oswald Gott selber:
Or. 3872 daz du keiner slahte minne 1 Osw. 3499 du sali aber keiner sunden
mit frouiven Briden soU beginnen. I mit der vroiaven pflegen.
Es ist also das verpönte minne beseitigt, wie auch im Or.D. Weiter:
Or. 3874 ir sollent nit lenzer leben, daz
ist war
dan ZTven ta^e und ein kalbet jär.
Dann aber:
Or. 3876 so wil ich iuch beide nemeluh
füeren in daz frone himtlrUh
Osw. 3500 du lebest niht lan^r danne
ztoet Jaff
Oswalt daz sage ick dir vürußor.
Osw. 3502 sb soll du der vierzeken nSt-
kelfaere einer sin,
daz soll du kaben von den genäden mtm.
Und es folgt die Geschichte von dem Wasserbottich, bis wieder
zusammenklingen:
367
Gr. 3888 dU enget von dem himel käment,
die vier seien si do näment
und f Horten si nemelich
suo gol in sht fron himitrich.
Also hat daz buoch ein ernte,
Got^ uns dinen heitigen enget sendet
und täz uns nit ersterben,
dune last uns vor dinen heiligen fron-
tichnam werden!
Osw. 3538 do queuH von himete ein
en^tischiu schar
unde nämen da der seten ivar
3542 unde vuorten si wirdietuhe
vür got in daz hvi^e hinietr^che,
3548 nu helfe uns got — ,
3550 da% unser lieinez niemere ersterbe^
unze wir ir beider hulde erwerben!
darumbe sule wir bitten, daz ist intn rät.
dantite sant Oswatdes buoch ein ende hat.
Wir hatten ja Osw. 3538—43 und 3548-53 schon •MSj zu-
geschrieben und wir dürfen diese Verse mit unter den Anklängen
an den Orendel aufzählen. Sind aber 3499 — 3501 aus dem Orendel
entlehnt und sind vollends 3502/3 eine Umbildung von Or. 387()
und 3877, so rührt die Geschichte von dem Wasserbottich erst von
•MS, her, sie bedeutete kein Heiligtum mehr, sondern nur eine
Posse. Aber: 3500 — 23 sind tadellose Vierzeiler mit tadellosen
Keimen, nur daß ein paar Verse zu lang sind, 3499 schließt als
richtiger Langvers eine selbständige, normale Strophe, und das
Formale gibt kein Eecht, dieses Stück als interpoliert auszu-
scheiden. Wir werden also von vornherein besser tun, 3499 nicht
aus Or. 3872/73 herzuleiten: daß die Vollziehung einer Ehe auf
höheren Befehl hinausgeschoben wird, ist ja nicht ungewöhnlich,
und der als Vorlage erwiesene Ortnit bietet sozusagen den Arche-
typus des Oswaldischen Motives: Alberich erlaubt Ortnit die Ehe
erst nach der Taufe (438, 3 flf.). Entscheidend aber ist, daß die
Oswaldlegende bei Beginald schon die Vorhersage des Todes und
ein Keuschheitsgelübde kennt (s. S. 263). 3499—3501 sind also
nicht nach dem Orendel gemacht, der Wasserbottich gehört dem
frommen Verfasser des Schlusses *MSj, der Orendel ist soviel
sich nachweisen läßt, nur von 'MSj benutzt.
Aber wann ist der Orendel entstanden ? Berger (Orendel
S. LXI) datiert ihn vor den Oswald *W0, weil dieser eine Eeihe
von Zügen daraus entlehnt habe. Das hat er nicht, wenigstens
getraue ich mir nicht, es nachzuweisen: vielmehr ist der Orendel
benutzt zu späteren Einschüben in den Oswald *W0, die noch
greifbar kenntlich sind: vgl. S. 232if. So bleibe ich bei Har-
kensees Datierung: vor 1187, vor dem Verlust von Ackers. (Unter-
suchungen über das Spielmannsgedicht OiX'ndel S. G8.)
868
Indessen verschlägt es wenig, ob diese Datierung richtig ist, wenn
wirklich der Oswald aus dem Wolfdietrich A entlehnt (S. 307). Die
Ähnlichkeit erstreckt sich auch auf den nur im Dresdener Helden-
buche erhaltenen Schluß des Wolfdietrich A: W. schlägt mit dem
Schwerte fiidergroße Steine aus dem Felsen (244: Osw. 3077; aus
vier Fudern sind tausend geworden); die heidnische Königstochter
trotzt ihrem Vater das Leben des Helden ab (266, auch Wolfd. B 558:
Osw. 1039). Ich weiß, daß alle diese Züge auch sonst noch vor-
konunen, hier aber stehen sie zusammen und reimen sich mit den
S. 307 verzeichneten Anklängen. Und alle dieseÄhnlichkeiten und An-
klänge wieder nur in *MS^ . Ich setze also zuversichtlich *MSj, nach 1 230.
Aber *MS, ist noch jünger. Das Spiel der Entlehnungen
von *MSs wiederholt sich am Wolfdietrich B HI — VI, d. h. an dem
Auszuge des verlorenen vollständigen Gredichtes. Von den massen-
haften Anklängen verzeichnen die Anmerkungen; hier nur einiges.
Wolfd. B 816, 1 : Ein köpf etuant uf dem tische, der was guldin gar,
Wol/dietrich der getriuwe blicte ofte dar: Osw. 3339 flf.;
919, 3: si toänden daz si heten Oberwunden al ir nk:
alrSrst vmrdens bestanden üf den bibtem tot: Osw. 3145 if.;
853, 2 und 867, 2: nu hoerei toie ein zeichen an dem herren da ge^
Schach: Osw. 399;
556, 3 : si (die Vögel) u)dm gemacht mit listen und waren innen hol:
als si der wint durchwate, ir stimme diu sanc wcl, vgl. 808:
Osw. 2393 f.
Wolfdietrich B IE — VI ist — recht ungefähr — auf 1250
angesetzt. Weiter möchte ich auch mit 'MSji nicht hinunter, denn
nach dem paläographischen Befunde (S. 201 ff.) gehört die Hand-
schrift *MS spätestens in die erste Hälfte des 13. Jahrhundert«. ')
^) Erwähnen will ich ans der PatriciuBlegende: König Echn, Ton Patri-
ciu8 zum Leben zurnckgerufen, zieht es nach der Tanfe vor, wieder su
sterben; der Biese Glas, in derselben Sitattion, dankt, daß man ihn Ton
den Höllenqualen aaf eine Stunde befreit hat, wird getauft und stirbt wieder
(Kraus, Deutsche Gedichte des XII. JahrhunderU, Halle 1894, S. 30if.). Insbe-
sondere vgl. Y. 30: durk dm selbes ere
heiz den tHen man
nach dinen gnaden tf sktn,
do er da* zffort vol sprach
ich weii der hnnih yf sack
mit Osw. 2981 ff. Ob unmittelbare Verwandtschaft anzunehmen ist ? Aber
für die Zeitbestimmung folgte nichts daraus.
361)
t wie r geschrieben (S. 202): vgl. Adelbreht 179 don aber =
do fuihety 203 mahre^inakte; Veit 49 geb(yren =^ geboten. t=c
(S. 202) wie im| Rother: Edzardi, Zur Textkritik des Botlier,
Genn. XX. 404.
r =: 2 (S. 202) wie im Rother: Edzardi a. a. 0.; fhaz = fhar
Frank. Legendär V. :U)2.
v = w: vart statt woH MIS 1 1 ()2, MS 1890, imrt < vaH M 1 890,
veate I 1518, voJ S lf>03. Vgl. Veronica 191 rmw, vunne
271, Uider 289; V. d. girheide V. 70 verlt. w=c: wol IS 29()1,
I 1479, 2557, 3029, 3488, woll wo vol S 2947, waHl vart ward
S 977, wer = veiie I 143(1, w/i/«» 1*1484, tm-lop S 188, 189. Vgl.
Veronica 150w*Äordf, 623 «<;^% 655 wirdeüen; Vespasian 24
tüirgesseriy (JO wadir; V. d. girheide 110 itarin; Tundalus 1 72 ivlochy
215 to^sltndet, 307 wollecWie^ 501 tv^zerden.
Lange sf, auch im Auslaute. «mfM, breiiachwolpveikhuoch
M 2525. Das fränkische Legendär hat dies f noch durchgängig
(ZfdPh. X. 134). desgl. Rother (Edzardi a. a. 0.); Tundalus 89
waL 220 wtf : «T u. s. w. ; vgl. Graf Rudolf ed. Grimm ^ S. 3.
s = 8ch. geaach s 185, 11 = V. I 2590, geeechft I 1225. Vgl.
V. d. girheide 73 saz\ Veronica 230 valiser^ 472 vleüliche;
Adelbreht Wl eande-, Tundalus 248 «>^, 315 «^Z<, *MM gesit, 357
beaatcen^ 508 geere, ach = «. gesche > gesessen M 373 v^sckuchn
M 3289. Vgl. Veronica 501 «cA/^.
Dali die (tri = mhd. /f a (Jo durch eine Schreibart der Vorlage
veranlaßt sind, beweist war M 11 ()5 mit Umdeutung von quo (war)
zu esset — gach M 1340, 2200, schmach M2201, mdssen S 173,
gnaden 280, gndd 2850, trat 905 (= drdfe; mißverstanden, sonst
meist ^rat/«< geschrieben, z.B. 1677), geduckt 1708, entsldffen 2*^'1\ \
/VoS2285, 2354; bei Kürzen: arA«M805, gemacht 'l^\)iS, dort^\\n\,
2813; zesdnw M 262, Äww.m 394, 476, 1252, botten S 1906 {peten
M). Vgl. genömen, gezügenltchey börsten in der Heidelberger Hs.
des Roland (ed. Grinmi S. VII) und Kaiserchr. S. 37. o für mhd.
0 im Rother (S. z. B. Ausgabe v. Balider S. 11). Aber für eine
Überschreibung des a mit einem andern Buchstaben habe ich
keine Beispiele. Indessen könnt« jenes ä aus ae oder ai entstanden
sein: vgl. entwäch : arschldch S 624, icildprait ( : geraete) 698,
3298; bei^aü statt geraete 12301; vgl. auch aroen s 175, 29,
aeil^=^sele M 1548. Solche Nachlaute sind dem Fränkischen alt-
Baeseeke, M&nchener Oswald ^4
370
eigentümlich, kommen allerdings auch sonst vor, z. B. in dem
Sangaller Glauben MSD XCII.
Auch ö in fröd IS 1214, globen S -iiJO, '>d92, töffen 2946,
2970 möchte ich durch ein Nebenzeichen des o erklären; vgl.
schoten = schone M 217. Desgl. peten M =: hotten S 1906, hener S
= höner I 8338, /reden statt vroide S 535.
Ich habe mich bei der Datierung der kleinen Handschriften
auf Kraus verlassen (Deutsche Gedichte des 12. Jahrhunderts,
Halle 1894).
Demnach wäre *MS4 zwischen 1250 ('MSj) und 1300 zu
setzen, vielleicht in die Zeit des Rosengartens C und des Wolf-
dietrich D: ca. 1280.
•MSi,. Ob *MSi oder *MS, (der Schluß) älter ist, wird sich schwerlich
entscheiden lassen, wenn auch vielleicht 35 ff. (besonders 39/40)
und 318 ff. in Beziehung zu dem erbaulichen Schlüsse stehen.
Jedenfalls waren die Zusätze 'MS, noch nicht in die Versfolge
einverleibt: s. S. 250 oben. Schon daß die größte Lücke unseres
Textes grade in die Meerweiberepisode 'MSi fällt, mußte ja den-
selben Verdacht erwecken. Ebenso war, denke ich, •BIS, erst in
die Handschrift nachgetragen, etwa auf letzte übrig gebliebene
Seiten, und ich hoffe, daß sich das wiederum aus der Paläo-
graphie einigermaßen wahrscheinlich machen läßt. Warum fehlen
alle ü = «r, t = r und Cy s = seh, £ des Auslauts, insbesondere
aber alle äö=^da6o und überhaupt alle vokalischen Nachlaute,
d. h. über % aller aufgezählten Schreibeigentümlichkeiten von
•MS in *MS|,? Und umgekehrt: warum kommen «cA = *, d=ei
außer in 0 nur in •MSj , vor ? Weil *MS , , von andrer Hand ge-
schrieben sind als O^MW *Mz: wären sie schon abgeschrieben
auf *MS5 gekommen, so hätten sich ihre Schreibeigentümlich-
keiten kaum so erhalten können. Dazu stimmt, daß von der zu-
meist aus Verschreibungen erschlossenen Verwechslung von mir
und michy dir und dich in *MS , , keine Spur zu finden ist.
Mit andern Worten : *MS = *Mz, d. h. *MS,_4 sind erst nach-
träglich in den Archetypus von •MS und *zn hinzugeschrieben,
z, n und die vielen Handschriften der vitae sanctorum sind
Überlieferungen unseres Gedichtes *MS, die schon heran-
gezogen werden müssen, wenn nur der Wortlaut des unmittelbaren
Archetypus unsrer Handschriften hergestellt werden soll. Das Ueß
371
sich vielleicht schon beim Vergleichen der Texte *MS und 'zn
vermuten. Aber nun erklärt sich auch, daß unsre Athetesen so wenige
Lücken verursachen und daß sich paläographische wie dialektische
Eigentümlichkeiten nicht nur durch •MS, «5, sondern auch noch
durch die Bearbeitung B hindurch erhalten konnten.
(übt der Inhalt einen Terminus ? Zunächst der von 'MS, ?
Er beruht, wie wir schon sahen, in der Hauptsache auf Beda
(Speisung der Armen) und Eeginald (Vorhersage des Todes, Oswald
soll Engel werden, Keuschheit). Wie diese Erzählungen zu *MS,
gelangen konnten, s. S. 264 f. Von Drogos, d. h. Bedas, Leben
des h. Oswald haben sich Handschriften des 11. Jahrhunderts so-
gar erhalten. Das nehme ich an nach Keuffers Katalog der Stadt-
bibliothek zu Trier, der in Bd. HI. 2 unter Nr. 216 verzeichnet:
Homiliae de tempore 4' ^ sanctia BedcLe presbyteriy saec, XI. ^)»
Dali der Pilger mehrmals bettelt, könnte sich schon in Eng-
land an die Oswalderzählung geheftet haben, denn nach der Le-
genda aurea konmit auch zu dem heiligen Briten Jodocus der
liebe Gott viermal und bettelt. Für die Verwandtschaft spricht
noch, daß Jodocus durch Einstoßen seines Stockes eine Quelle
eröfliiet.
Zum heiligen Gregor konmit ein Engel in Gestalt eines
SchifTbrüchigen, bettelt und erhält dreimal, schließlich das Letzte,
eine silberne Schüssel.- (Vgl. Oswald *zn nach Beda.) Er
entdeckt sich (Leg. aur. ed. Graesse p. 189 f.). Derselbe
kommt später noch einmal zu einer Speisung von Pilgern,
wird nach seinem Namen gefragt, enthüllt sich und verschwindet
(p. 1V)4).
Zum h. Johannes Eleemosynarius (a.a.O. S. 129) konmit ein
Pilger, bettelt und erhält durch den Verteiler 6 Geldstücke. Er
') Obgleich er unter der Nummer nicht aufzufinden war. Dagegen
wurde mir auf das zuvorkommendste mitgeteilt, daß sich im Cod. 1372
(Standnummer 138) ein Stück aus dem 13. Jahrhundert befindet: Quaedam
MiraaUa SH, Oswaldi Martyris regis Ang^lorum, Es ist aber nur die vita Drogos,
von der sich auch Codices des 12. Jahrhunderts z. B. in Wnrzburg und
Einsiedeln finden. Auch die Legenda aurea geht nicht über Beda hinaus.
Das Buch der M&rterer (Haupt, Wiener Sitzungsberichte LXX 101 ff.)
wiederum beruht auf der Legenda aurea. Es verlegt in einer Kloster-
neuburger Handschrift Oswalds Königreich nach Norwegen.
24*
372
wechselt das Kleid, kommt wieder und erhält diesmal <> Goldstücke.
Aber der Verteiler erkemit ihn. Johannes tut, als merkte er
nichts. So noch ein drittes Mal, und Johannes heißt ihm ^eben:
ne folgte ait dominus mens Je%us ChriMvs^ qui ientare me reiify
%Ui*um poaait hie plus accipere quam ego dare.
Aber woher der Wasserbottich ? Berger zieht (S. 445) die Er-
zähljing von dem keltischen König Gwynlljiv von Glamorgan herzu
(W. J. Rees, Lives of the Cambro-British saints S. 145 ff.). Dieser
lebt nach göttlichem Befehl mit seinem Weibe dicht an einem
Flusse, beide in schärfster Kasteiung: (S. 148) roborati canstriti-
gere corpor[alifJa desideria consueti se luvare aqua Jrigidissinia:
quando frigescei'et hyemps prvinosa, non tunc minus se abluebant
quam in esiate fervida, Nocte enim media surgebant de lectvlis el
redibant post lavacrum laferibus frigidisshtiisy inde induti visäabani
eccUsias^ exorando et inclinando usque diem ante aras. Si^ duce-
bant vitam heremitariam^ fmenies Jubore proprio^ nickil sumentes
ex alieno. Aber die Parallele stimmt doch nicht : das Bad — und
danach der Kirchgang ! — ist eine dauernde Übung ; die Eheleute
sind vorher garnicht zusammen gewesen (ihre Hütten liegen
ein Stadium auseinander); die corjjoralia desideria sind gar nicht
fleischliche Gelüste, denn der Sohn, heißt es weiter mit scheuß-
licher keltischer Schamlosigkeit, noluity ut tanfa vicinia esset inier
illoSy ne carnalis concupiscentia incisi hostis suasione a castitaie
inviolanda perverteret animos, Propterea exhortatus matrem desti-
tuere primum conversationis locum. Die corpi>r{^alt]a desideria sind
also noch etwas anderes als die cai^alis concupiscentia. Vielleicht
ist überhaupt Corpora beizubehalten (acc. zu constnngere) und dann
desideria korrupt.
Nein, besser paßt eine Erzählung des Chevalier de la Tour
Landry als Parallele. Sie ist im Jahre 1871 geschrieben und
Ende des 15. Jahrhunderts von Marquard vom Stein ins Deutsche
übertragen. Ein Einsiedel, der sich auf seine Frömmigkeit viel
zu gute tut, wandert nach einer Vision zur Stadt (Aquileja),
^vmh das er syn leben erfaren mocht^ (Ausg. Straßburg 1519).
Er erhält von dem ausreitenden Schultheißen einen Ring zum
Zeichen für seine Frau daheim, daß sie den Fremden ganz wie
ihren Eheherm behandeln soll. Die Frau befolgt den Befelil sehr
wörtlich und nimmt den Einsiedel auch mit ins Bett. Als er ihr
373
zu nahe kommt, überredet sie ihn, daß er aufsteht und sich in
eine Bütte mit kaltem Wasser setzt. Das französische Original
kommt unserm Oswaldschlusse noch näher dadurch, daß der Ein-
siedel nicht erst durch Liebkosungen versucht wird. Vgl. Wielands
Wasserkufe ^). Wir haben hier also die Bütte , aber auch die
Enthaltsamkeit der Eheleute, denn der Einsiedel muß zu seiner
Beschämung erfahren, daß auch der rechtmäßige Gatte die Bütte
benutzt infolge eines frommen Gelübdes, (jedemütigt zieht der
Einsiedel von dannen.
Aber wie alt diese Erzählung ist, kann ich nicht sagen.
Anführen will ich noch aus Caesarius von Heisterbach, Dial.
mirac. dist. IV cap. 102: Eine Edelfrau, von Begterde getrieben,
trägt sich dem Pförtner an. Er weigert, sich. Sie kühlt sich im
Flusse und ist dankbar.
Bedeutet aber Oswald als einer der vierzehn Nothelfer einen
Terminus post quem ? Uhrig (l'übinger Theologische Quartalschrift
LXX. 72 ff.) führt die Nothelferandacht auf die Umwandlung des
römischen Pantheons in eine christliche Kirche (anno ()()8) zurüc
es erhielt in seinen sieben Nischen 14 Altäre und den Name
Beatae Mariae ad martyres. Jedenfalls gab es schon im 9. Jahr-
hundert Bilderzyklen von 14 Heiligen (ein (xebetbuch Karls des
Kahlen), und die alte Nothelferkapelle zu Silinen im Kanton Uri
soll 1081 gegründet sein; das älteste schriftliche Zeugnis stammt
von 1284. (Dagegen s. Veldecke im Servatius V. 800: er sagt
von seinem Helden: Die edel noethulpere
II if was dae ooele meere
AU hy noch ia coele ttjtde.)
Aber Oswald gehört nicht zu den Vierzehn. Und weil deren
Zusammenstellung auf höherer Erleuchtung beruht, konnte sie
niemals wediseln. Nur wurden da und dort die Landespatrone
mit eingeordnet, was insofern keine wesentliche Änderung war,
als hierbei Christus, der Herr, d. i. .der Heilige* in dem betreffenden
Patrone seinen Stellvertreter fand! Solche Stellvertreter sind z. B.
St. Leonhard. St. Stephan, St. Sixt. Oswald aber ist wieder
*) AVicIands C^uclle war Lc Grand, Ooiitcs devots, Fahles et Komans
«ncioiis, Paris 1781, Bd. 4, S. 84 ff.: Du prevot d'Aquilee. (Vgl. Neuer
Teutscher Merkur 1795, L 239.) Die dort angeführte tenson des Trouba-
(li)urs Poguilain ist nur sehr entfernt verwände.
374
nicht dabei. (Vgl. Heinr. Weber, Die Verehrung der vierzehn Not-
helfer, Kempten 1886 S. 9.)
Aber an unserer Stelle ist er dabei, wenn anders ex eventn
prophezeit wird! Die Vorarbeiten ergeben also nichts für unsem
Zweck ^), und ich verzichte.
Die Meerweiber kennen wir ja vom Physiologus, den Nibe-
lungen, von Wolfdietrich und sonsther. Auch der Morolf, der Ver-
wandte unsres Oswald, hat von einer Tnerermnne zu berichten (7:28).
Et>vas unserer Erzählung einigermaßen Entsprechendes finde ich in-
dessen nur an einer Stelle, die uns zur Datierung nicht nützen
kann, in der Rabenschlacht: Witege flieht vor Dietrich in die
Arme der Wachilt, eines Meerweibes. Ich führe das besonders an,
weil Bab. 965, 6-7 gut zu Oswald 656/57 stimmt:
« vuorte in da ze stunde
mit ir nider zuo des meres gründe.
Aber auch im Wigamur heißt es V. 318 von einem Meerwunder:
Des kuniffs »un fürt er gesundt
Mit jm auf des meres g7*undf.
Der Gleichklang würde also ohnedies schwerlich etwas beweisen.
Man wird demnach doch versuchen, nach der Technik zu datieren.
Gewiß, *MS8 ist jünger als *MS, „ aber weit schlechter gereimt,
indessen, könnte das nicht an der Form der Interpolationen liegen?
Die Zusätze *MSg, die die Entwicklung der Beimtechnik zum
Feineren so grob unterbrechen, sind in Reimpaaren geschrieben
•MS, 2 in Strophen. Man wird also *MS,, mit dem Morolf ver-
gleichen. Dessen Strophe hat nur noch den Verstypus xxxXj ™^t
einer Ausnahme: küone : müod^ 519, *MS,, lassen, wie der
Spervogel und der Orendel, auch xxx)^ iioch gelten. Also sind
*MS,, älter als der Morolf? Nein, die Reimtechnik des Morolf
ist bedeutend schlechter (ed. Vogt p. XCI\^ ff.). Also sind 'MSj,
jünger? Da zu entscheiden ist schwer. Aber ich glaube wohl,
daß die im Norden weit früher einsetzende Dehnung kurzer offener
^) Auch Berger sagt bei der Behandlang des Oswaldkultns nichts da-
rüber. Das Hordersche Kirchenlexikon gibt zu Oswalds Nothelferschaft nur
unsere Gedichtstelle. — Das Vernünftigste aus Uhrigs Arbeit findet man auch
bei Weis-Liebcrsdorf, Das Jubeljahr 1500 in der Augsburger Kunst, München
1901, S. 131 ff.
375
Stammsilben die Endnngen kräftiger erhalten hat als im Süden:
der Oswald reimt geren und schreibt sp^'echety gefedei'^ drebeUj
regelj geswegen^ tceder; dese; lebes. Noch weiter hinauf fahrt das
fränkische Legendär: bei den von Busch (ZfdPh. X. 186 f.) zu
andern Zwecken zusammengestellten Fällen des Wechsels i — e
zeigt sich, daß e in offener Silbe ganz bedeutend überwiegt. Ich
halte das för ein Zeichen der Brechung, die Brechung aber für eine
Folge der Dehnung. Das ist eine Bestätigung fBr den nördlichen
Ursprung des Oswald.
Wenn wir aber demnach nur die Eeimreinheit des Morolf ver-
gleichen, der mir so sicher mit 1190 datiert scheint, als es bei
solchen Dingen möglich ist, dann müßten wir *MS ^ g etwa ins letzte
Dezennium des Jahrhunderts setzen ?
Allein diese Datierung stürzt sogleich wieder zusammen:
*Mz ist älter als *MS , g, aber bedeutend besser gereimt.
Aber vielleicht lassen sich 'MS, ^ durch *Mz datieren: grade »Mz.
rheinische Pilger unternahmen im Jahre 1188 einen Kreuzzug
(E. H. Meyer ZfdA. XII. 387 if.), und *Mz gibt Oswalds Leuten
Kreuze und fügt eine christlich ermutigende Ansprache hinzu —
•MS, ändert« dann die Ansprache und machte aus den Kreuzen
goldene — : es klingt als würde der Oswald hier als Gelegenheits-
gedicht benutzt. Daß sich aus *MS-|-*zn (s. S. 222 ff.) kein einziger
Beim beibringen läßt, der aus *Mz stanmite und nach dem Grade
seiner Reinheit nicht im 13. Jahrhundert gemacht sein könnte,
beweist natürlich nichts: es ist ja das Amt von B gewesen, grade
die schlechtesten Reime zu beseitigen.
Ich würde also *Mz ins Jahr 1 188, *MS, 2 ein wenig später setzen.
Dabei ist jetzt die S. 203 für das Gesamtgedicht gegebene
Lokalisierung zu begrenzen. Sie ist fQr *MS , , durch das (S. 370)
verzeichnete Fehlen dativischer mig-dig-FovmQn aufgehoben. Eben-
so far alle übrigen zwischen 0 und *MS3 entstandenen Inter-
polationen. Eine so scharfe Abgrenzung zwischen ihnen scheint
mir doch für verhältnismäßige Richtigkeit meiner Analyse zu
sprechen ; noch mehr, daß sich diese Abgrenzung auch noch weiter
durch die S. 201 ff. aus Paläographie und Beim erschlossenen
granmuatischen Eigentümlichkeiten verfolgen läßt. B ist natur-
gemäß ganz von ihnen ausgeschlossen ; 'MS, teilt die seinen fast
durchaus mit 0. *MSi hat von allen nur das ne = sich, dies
376
aber gleich dreimal (651, 709, 1417) und außerdem ein vielleicht
nur fehlerhaftes e statt ie in wie 741; alle t=^, 6 = uo^ alle
fränkischen h des Anlauts, alle sonstigen Anzeichen des mittel-
fränkischen Konsonantismus und mangelnder Lautverschiebung
fehlen ihm, und wir dürfen diese Verse nur ganz allgemein nach
Mitteldeutschland setzen: Dagegen werden wir *MW 'Mz *MS,
doch in einiger Nähe von 0 halten müssen, wenn auch in *MS,
wie in *MS, die fränkischen Nachlaute langer Vokale fehlen: *MW
wegen o == uo (3094) und des zwischen Vokalen synkopierbaren
Ä, *Mz wegen i = ey i = ie und besonders 2 = «(1544), 'MS^
wegen 1 = 0, i=ie, e^=^ely 0 = wo (3299), ö = 6(?3412); die
Linie got — gut läuft im Sprachatlas etwa von Trier nach Wittlich,
Trarbach, Oberlahnstein, und dabei ist wiederum fQr das Indivi-
duelle der einzelnen Gruppen — abgesehen von dem eben be-
handelten Paläographischen — charakteristisch, daß z. B. das
häufige t = ^ in *MW und *MS , , der mittelfränkische Gebrauch
des h in *MW *Mz *MS|, alle Spuren mangelnder Verschiebung
in *MW *Mz »MSg, alle d = wo in •Mz *MS, fehlen, und umgekehrt
z = 8 und ü = 6 auf *Mz und *MS^ beschränkt sind. Bei künst-
lich gemachten Gruppen würden sich die Erscheinungen nicht so
verteilen, sie würden durcheinanderwirbeln. Es versteht sich in-
dessen, daß sich mit so destillierten Kleinigkeiten weder eine
einigermaßen genaue noch eine einigermaßen sichere Lokalisierung
geben läßt.
•MW. *MW. Das vorige Kapitel hat ergeben, daß *MW Handschrift,
nicht variabler mündlicher Vortrag eines (Jedichtes ist: denn 0
zerfällt in Strophen, die Zusätze *MW wenigstens zum Teil sicher
nicht, und ein solches Nebeneinander ist nur Schwarz auf Weiß
denkbar. Das ist mehr als eine Bestätigung des Schemas von
S. 237, denn es besagt, daß es wirklich einmal — was wir S. 307 nicht
anzunehmen wagten — einen Oswald 0 gab ohne Auf beten des
Tors und ohne die Taufwunder; es besagt aber auch, daß wir
diesen Oswald 0 in *MS erhalten haben, daß *W0 nur eine Be-
arbeitung ist von *MW, nicht von dem alten Originalgedichte.
Dadurch gewinnt natürlich *MS ein starkes Übergewicht; nur daß
man eben durch *W0 feststellen muß, was in •MS nun 0 ist.
377
AlsStemma hätten wir also jetzt (vgl, S.*237u. 199) anzusetzen:
0
*MW
*Mz (=*MS ohne »MSj-^)
*zn **S *sb *MI *W0.
Der Inhalt ergibt mir nichts zur Datierung; ebensowenig die
durch Übereinstimmung zwischen *MS und 'WO auf 'MW zurück-
führbaren Reime (s. S. 230 flF): vgl. das S. 375 über die gleich-
lautenden Reime von 'MS und 'zn Gesagte.
Somit sind wir endlich bei dem alten Originale 0 angelangt,
das jene Inkonsequenzen von *MW noch nicht hatte und nach
Ausweis des strophischen Baues für sich allein bestand.
Wann ? Wir sahen schon bei *Mz, daß wir zu chronologischer
Fixierung nicht die Reime schlechthin, sondern die Mißreime be-
nutzen müssen, d. h. die erhaltenen Reime, denen die Tätigkeit
von B am wahrscheinlichsten nicht zu gute gekommen ist.
Vergleichen wir nun unsre schlechten Reime mit dem ge-
samten Reimschatze des Rother, Orendel und Morolf, als der
nächststehenden Gedichte, so müssen wir, um für a : o, o : 6, nd :
ng Parallelen zu finden, bis auf den Rother zurückgehn. (e : e
und) die konsonantischen Unreinheiten des Inlauts treffen wir außer
nd und ng : nn im Orendel an: hier fällt der nur stumpf reimende
Morolf aus. Ich nehme dabei an, daß Osw. 3372 lestem : mezzer
an Or. 161 yeheizen : nieUter eine gültige Parallele hat. Von den
ünreinlieiten des Auslauts ist nur p : l nicht im Morolf, aber
dieses auch nicht im Orendel belegt; mit Arön:dd Osw. 2703
vgl. Mor. 10 kuniym : bt und 22 ähnliche Fälle mit /, n und e
(Vgl. S. XCVI).
Danach müßten wir den ganzen Oswald außer *^i'&^ vor den
Orendel setzen, und glaubten doch bewiesen zu haben, daß *MSj,
etwa 60 Jahre jünger ist. Aber eben darum steht ja auch *MS3
in einer ganz andern Entwicklungsreihe, und wir wissen außerdem,
daß grade *MS3 ein besonders schlechter Versemacher ist. Ziehen
wir einmal seinen Anteil an jenen Reimfehlern ab, die über den
378
Orendel hinaufführen, so bleibt: a:S gereimt in 0 *MS,, 0:0
in 0 »MW, tm : nd in 0, nn:nff in 0 *MW »MSi.
Ich glaube, daß diese Berechnung wenigstens fAr 0 einige
Wahrscheinlichkeit hat. Sie lehrt uns allerdings kaum mehr als
wir schon nach der Fixierung Ton 'Mz auf 1188 anneiimen mußten:
daß nämlich 0 zeitlich zwischen ßother und Orendel fallt. Über
den Rother wären wir schon aus paläographischen Gründen — es
fehlt z. B. th = d — schwerlich hinausgegangen ; von andern Über-
legungen zu schweigen. Zu dieser Zeit passen auch sehr gut die
paar in 0 — sonst fehlen sie — erhaltenen vollen Nebenvokale:
miUiaten M 3, achtoten M 2368, bezaichnat I 2595.
In diese selbe Zwischenzeit, und zwar in die siebziger Jahre,
gehört aber auch nach meiner Berechnung der Herzog Ernst A,
wenn man nämlich jenen Brief Bertholds v. Andechs auf die
bairische Bearbeitung des Gedichtes bezieht (S. 364). Und der Herzog
Ernst A hat mit unserm Oswald 0 eben jene vokalischen Unrein-
heiten gemein (s. Bartsch zu 1, 58 und 4, 26), die dem Orendel
schon abgehen, desgl. das häufige nn : ng; er ist auch sonst verwandt
und wie er am Niederrhein zu Hause. Dazu der Floms, wie
der Oswald dem Gebiete des dativischen mig entstammend, wo
vermutlich auch die Leidener Willirambearbeitung entstand (Ent-
holt, Die Sprache der Leidener Williramhandschrift, Diss., Bremen
1897, S. 93 f.) mit 1170 angesetzt. Das kombiniert, ergibt viel-
leicht einen literarischen Herd für jene Zeit und Gtegend, dem
dann auch unser Oswald zu danken wäre. Hauptstadt ün Gebiete
des dativischen mig aber war Aachen, und in Aachen war .kurz
nach 1165' jene vita Karls des Großen entstanden, der wir einen
Einfluß auf unser Gedicht zuschreiben wollten: ein sprechender
Vogel, der im fernen heidnischen Orient dem schon vor dem
Kampfe verirrten Christenheere den Weg weist! (Quem jyroaecuiua
parmda semita est, donec recognüo calUy quem, die preterito amise-
ranty vocem uti antea minime audierunty Bauschen 52, 15). Und
vielleicht ist diese Kombination noch durch eine Namenbetrachtung
zu stärken.
Der alte Heide erhält V. 293 den Namen Äron; so war auch
vorher sein Land genannt (236). 'zn nennt ihn Gctudon, das Land
bleibt namenlos, desgl. in •WO König und Land. Hier muß also
der Verdacht besonders lebendig sein, daß der Name Äron jung
379
und *MS3 zuzuschreiben ist. Aber vielleicht ist in *MS der Name
des Königs {Gavdon *zn) durch den des Landes verdrängt? Zu
Arone residierte ja auch die Portalaphe der Virginal. Nein: wo
von dem Lande die Eede ist, steht immer ein erklärendes lant
dabei (236, 766, 1368, 1634, 1657, 1799). Also ist Arön
— wie Gaudon — Königsname, durch den dann auch das Land
bezeichnet wurde: ze Arone daz lant u. dgl.; vgl. S. 220 zu 1657.
Fraglich bleibt aber, ob Ar&n oder Gaudon echt ist, besonders
da sie reimen. Gaudon könnte mit dem Heidenkönig Schaudon
des Orendel (Prosa nach 1067, fehlt im Namenverzeichnis) oder
mit dem Godidn der Ortniterzählung in DFl (2070 fif.) verwandt
sein; an einem Zusammenhang mit Guodan = Wodan (Zingerle
S. 96) glaube ich nicht. Dagegen war Arön für einen Franken
in der Nähe von Karls Eesidenz der gegebene Name eines
Heidenkönigs: so heißt Harun al Raschid bei Eginhard Cap. 16
und in der vita ed. Bauschen 87, 13 (Aai^on reu- Persa^iim).
Die Prinzessin heißt nach S Panüg oder Paimg — vier N-
Striche ohne I-Punkt — ; doch entscheiden für die erste Form
Parig b und Pärig u, nur daß m unsicher bleibt; MI fallen aus.
(S. die Lesarten zu 235.) Somit ist es unerlaubt, die Form Pouge s
über die Lesung S? hinweg, so mit Spange *W0 in Verbindung
zu bringen, daß Spange eine Übersetzung des ursprünglichen und
veralteten Pouge wäre (Pfeiffer, Germ. V. 165 A. ; vgl. Zingerle
S. 38 f.). Das Pia von n und den erwähnten Nürnberger und Augs-
burger Drucken wird doch erst der Legende angehören, und nur
Pay z fahrt auf einen älteren Zusanmienklang mit Pamig^ in dem
P durch Ssß'zn, a durch Ssbz, t durch Sß, g durch Ss? und wohl
auch z gesichert, m aber unsicher wäre. Spange *W0 würde sich
durch den Anlaut und durch n statt mi, ri oder u unterscheiden.
Darf man Spange als ,Spanien' deuten mit Übertragung des Landes-
namens auf die Person, umgekehrt wie bei Aron^ so paßte der
Name wieder gut zu den Beziehungen auf Kaiser Karl: dem
mächtigsten heidnischen Herrscher Harun wäre eine Prinzessin
des Landes beigesellt, in dem Karls Heidenkämpfe sich abspielten,
in dem also auch Harun wohnen würde. Diese geographische
Vermischung entspricht durchaus den Vorstellungen des Mittel-
alters (vgl. Bauschen a. a. 0. 146). Das S des Anlauts konnte
durch Verschnörkelung der Hauptmajuskeln in 'Mz verloren sein,
380
indessen umgekehrt das i von *Mz vielleicht ursprünglich war
und in 'WO verschwand. Somit halte ich (vgl. Bartsch a. a, 0.
S. K).')) Span(i)ge för die älteste erreichbare Namenform.
Ein solches Zusammentreffen der Namen, des sprechenden und
wegweisenden Vogels, der örtlichen und zeitlichen Verhältnisse
der Karlslegende mit dem Oswald ist kein Zufall mehr. Zwar
wissen schon ältere Quellen von Karls kriegerischer Pilgerfahrt
in den Orient und dem Vogelwunder: die Descriptio qualäer Ka-
roltM Magnus clavum et coranam Domini a Constantinopoli AquU-
grani detulent, die als Quelle für die Pilgerfahrt Karls im Pseudo-
Turpin und in einer Vita sancti Sacerdoti« episcopi Leniooicensis
gedient hat. Aber das Werk ist schon um 1070 und vermutlich
von einem Mönche zu St. D6nis verfaßt (Rauschen S. 97 ff.), und
wir sind, ganz von der Legende unabhängig, auf die Aachener
Gegend und das Jahr 1170 gekommen.
Ich betrachte also jene vitaKaroli Magni als Terminus post quem
und lasse 0 um 1170 im Bannkreise von Aachen entstanden sein ').
Daneben würde die Überführung der Oswaldreliquien nach
Flandern nur eine viel zu weit« Zeitbegrenzuog geben und oben-
drein eine unsichere, weil ja schon Beda von Oswaldverehrung auf
dem Festlande redet. Aber wenn der heilige Oswald seit 1038
(neben den heiligen Kelten Winnoc und Lewinna) in Bergen ruhte
und sein Kopf hundert Jahre später, 1138, in Echternach verehrt
wird, so mag man annehmen, daß dieser Kultus sich damals in
einer neuen Invasion an den Niederrhein verbreitete, zur Blüte
gedieh und den Anstoß zu poetischer Produktion gab. Ich füge
hinzu, daß. Aachen eine Oswaldkapelle hatte.
Der Ortnit schließlich, dem der Oswalddichter die Bolle
Alberichs (des Haben) und einen guten Teil des Aufbaus enbiahm
— über das hinaus, was das Brautfahrtschema an die Hand gab
— dieser Oiinit ist nur Rekonstruktion, die nach dem Voriiren
zur Datierung nichts darbietet.
1) Vielleicht verblieb dem Gedichte auch später eine Verbindung mit
Karl dem Großen. Die Rolandlegende erzählt, daß er sich mit dem heidnischen
König Argolandus über den christlichen Glauben unterredet habe. Dieser
König wollte sich taufen lassen, wenn er besiegt wurde; besiegt aber tat
*;vs (loch nicht. Am andern Tage wurden dann alle Heiden umgebrachte
:^8i
Beda erzählt, daß Oswald die Heiden bekämpfte und die Tochter
eines heidnischen, später getauften Königs heiratete; bei Reginald
ein wunderbarer Babe; Karls spanische Kriege; dazu der sprechende
Vogel der Kreuzfahrt und der berühmte Heidenkönig in der vitaKaroli
Magni: das sind im Gröbsten die Elemente, die, ganz losgelöst von der
Legende, im Gedanken an Karl und nach dem Vorbilde der Ortnit-
dichtung zu einer Handlung von tjrpischem Inhalt und Aufbau vereinigt
wurden, indem ein sprechender Babe, wie einer der heidnischen Vögel,
die dämonische Werber- und Helferrolle Alberichs übernahm. Zu
der Kombination dieser gegebenen Motive kommt dann die Erfindung
oder doch Anbringung von Pamiges Listen. Damit scheint aber
auch das schöpferische Verdienst des Dichters begrenzt.
Denn wir dürfen, wenn die Komposition so in ehernen Fesseln
liegt, wie diese, natürlich keine Selbständigkeit der Darstellung
oder Charakteristik erwarten.
Stampfend, schwerfällig, unermüdlich, immer seines Weges
sicher, schreitet der Voiirag geradeaus. Der Darstellungsmittel
sind nur wenige, und haushälterisch wird mit ihnen umgegangen,
sie müssen für viele Male reichen. Gleiche Situationen bringen
gleiche Verse; die Versammlungen, Speisungen, Abschiede werden
ohne Ermatten mit denselben Worten erzählt, alle Botschaften
hören wir doppelt, aufgetragen und ausgerichtet. Eine bestinmite,
engbegrenzte Auswahl des alten Formelschatzes, aus dem nur,
wie gewöhnlich, zur Kampfschilderung einmal reichlicher und so
gespendet wird, daß die Gliederung der Schlacht in antithetischen
Versgruppen grob umrissen wiedergegeben erscheint; eine bestimmte,
umständliche Art des Fortschreitens: Nun hört, wie das geschah!
Es geschah. Als es geschehen war . . . und das selbst da immer,
wo es sich nur um Einführung einer Bede handelt. Dies ewige
Vor- und Zurückgreifen gibt, wenn noch die altererbte Variation
hinzutritt, zuweilen eine unerhörte Breite, und die regelmäßig
sinkenden Strophenschlüsse mit den dahineinhakenden erhobenen
Strophenanfängen machen einen leierkastenmäßigen Takt dazu, der
in seiner Arbeit kaum einmal durch ein Sforzato, einen herkömm-
lichen Anruf an die Hörer, eine Wahrheitsbeteuerung oder die
Buhe einer Episode, niemals durch etwas Witziges unterbrochen wird.
Die Personen sind T3rpen, durch Attribute und Gesten näher
bezeichnet, ganz wie auf den bildlichen Darstellungen der Zeit.
382
Warmunds Zeichen ist: Zweiundsiebzig Lande waren ihm kund;
dies Zeichen ist sehr bekannt, man weiß nun, mit wem mans zu
tun hat. Die Prinzessin ist ,edeP und schön, aber daß sie den
Heereszug anordnet, die Entfuhrungslist erfindet und durchsetzt,
das tut zu ihrer persönlichen Charakteristik garnichts — wie
kläglich würde dann auch König Oswald dastehen! — , sondern
bleibt, als in der Komposition gegeben, etwas Maschinelles, um
(las von keinem der Mithandelnden das geringste Wort verloren
wird. Absichtlich-stillschweigende Charateristik durch Handlungen
anzunehmen, ist da wilder Anachronismus. Der Heide, wenn auch
geprellt, bleibt der Selbstherr, der wilde geheimnisvoll Übermächtige.
Mächtig und mild, wie es einem Könige ziemt, ist Oswald, und
daß er immer nur der Geschobene ist, daß er verzagt oder kämpft
wie ein wilder Bär, daß er tut und läßt nach Bedürfnis, beein-
trächtigt sich nicht untereinander. Kurzum, sie alle können nicht
anders als sie tun, sie würden, wenn sie individuell oder gegen
die Schablone charakterisiert wären, so wenig verstanden sein, wie
in einem Zeitungsroman ein Mann, der zwar der Held, aber nicht
edelmutig oder niederträchtig wäre : Heroisches finden wir durch-
aus gamicht. Wir blicken auch nicht in das Innere dieser merk-
würdigen, gelenklos gebogenen Gestalten liinein. Es wird wohl
berichtet, daß Oswald die lange Nacht in Sorgen lag, daß aller
Freude groß ward, sie sind zornig und wehklagen, sie gedenken heim
an ihr Weib und an ihre Kindelein, daß die ihnen sollten verwaiset
sein, aber auch das bleibt allgemeine, festgeprägte Formel, und
bezeichnend ist der Höhepunkt des Gedichtes, wo die fremde, ge-
liebte und niegesehene Königstochter errungen ist:
V. 2597 sunt Oaiccdt mht erUie,
liepliche er si umbemej
einez daz cmdei* umbeslöz,
Ir beider vröide diu was groz :
das gedankenlose mnt, das formelhafte niht enUe^ die steigernde
Variation des dritten Verses, das Schließende des letzten mit
seinem außen abgleitenden Bericht, aber kein Wort zwischen den
beiden endlich sich Findenden.
Nicht einmal die Charakteristik des Baben filUt aus dieser
Art heraus. Gewiß, er ist der kluge, getreue Diener, der sein Leben an
383
die gefährliche Werbung setzt. Aber das taten auch Bothers Mannen,
das taten alle Werber, die man kannte, sie mußten es, wenn sie
einmal diese EoUe hatten. Dem Fliegen und Sprechenkönnen kam
darüber hinaus nur ein vielleicht großes stoffliches und Dekorations*
Interesse zu. Es ist nur eine neue, sehr merkwürdige Maske der
alten Figur.
Denn das über die Wirklichkeit hinausragende Poetische wird
durch eine Art Multiplikation des Wirklichen mit großen Zahlen
und großen Attributen gewonnen, ohne daß sich die Vorstellungs-
kraft mit emporzuschwingen vermöchte: Arons Residenz ist nichts
als eine einzelne Bürg, aber er hat gleich 30000 Mannen zur
Hand; Oswald hat 72000, zwölf Könige dienen ihm, 24 Herzogen
hehr, 36 Grafen lobesam und 9 edele Bischöfe, aber diese Zahlen
sind leer wie jene: als es das Schema fordert, als er im Heidenlande
vor Anker geht, da förchtet er sich, der Stärkere. Das Gold muß
immer wieder herhalten: golden wird der Babe geschmückt, golden
leuchtet des Heiden Burg in der Abendsonne, goldene Kronen trägt
man, Pamige ein goldenes Haarband. Und mit einer seidenen Schnur
heftet sie dem Baben das goldene Fingerlin unter das Gefieder,
einen seidenen Mantel schweift sie um: man greift fast, wie starr
die Epitheta geworden sind: es ist nicht ihr Mantel, auch nicht
ihr seidener Mantel, sondern es ist ein Mantel ohne alle Beziehung,
der selbstverständlich seiden ist. Der unvermeidliche Karfunkel
fehlt auch hier nicht, er leuchtet, wie er pflegt, durch die Nacht,
und zwar — wieder die leblose Zahl — viertehalb Baste. Aber
wie kindlich alle aufgewandte Pracht gegen die ausgebreitete und
einzeln betrachtete Fülle schon des Grafen Budolf oder des Herzog
Ernst B, von späteren Werken ganz zu schweigen ! Aus niedrigen
Lebenssphären schaut der Dichter — ich denke, das war er auch dem
Stande nach — zu seinem König Oswald empor: er bleibt ihm
doch nur ein gesteigerter Hausvater, dessen nächste Diener unter
Kronen umherlaufen, bei dem man mehr reichlich und gut als
fein und großartig lebt, und der im übrigen durch seine Embleme
als König bezeichnet ist. Kein Hauch von höfischem Wesen oder
ritterlicher Kunst hat noch unsem Mann getroffen. Er weiß nur
eben, daß es etwas Edles und Feines um sie sein muß, und so
läßt er denn seine helde Bitter sein, nach ritterlichen Sitten her-
384
beikommen im Harnisch silberweiß, ohne daß das von irgendeinem
Einfluß auf seine Darstellung wäre. Seine Kunst ist alt.
Das Schöne fQr uns ist, abgesehen von der seltsam tiefen
Gelehrtenfreude an barbarischen Kunstgebilden und dem rührenden
Kindheitshauch, der uns von diesen unbeholfenen Erzählungen und
ihren Gestalten anweht und der die Liebe ist zu den Worten und
Werken unsrer Vorfahren, gewiß das harmlos wichtige Erzählen
um des Erzählens willen, das gleichmäßig zutrauliche Anteilnehmen
und Anteilfordem des Dichters und die durch alle Roheit fOhl-
bare technische Zucht, die alle zur Verfügung stehenden Kunst-
mittel stilgemäß und sicher handhabt, die das ganze Bild wohl
bunt und bewegt genug macht, aber nach keiner Seite hin in
Übertreibung verfällt. Den ersten Hörern aber war das wohl
etwas natürlich zu Verlangendes, durch das der Dichter so
wenig wie irgend ein Vortragender über seine Standesgenossen
hinausgehoben ward. Auch wie das Stück aufgebaut sein würde
und seine Personen wußte man so gut und so schlecht wie heute
das Kind, das vor der Kasperbude steht: das gehörte wie die Worte
zur Technik. Kosten und genießen aber sollte man das wunder-
bare Neue, das diesmal geboten wurde: der Heilige als König,
der sprechende Rabe als Werber, einzelne besondre Züge, einzelne
besonders große Dimensionen, die das Gedicht etwa vor seines-
gleichen voraushatte, insbesondere die List und kurz all jenes
Neue, das seinen eigentlichen Reiz für uns erst durch Herleitung
und Erklärung verliert. Unterhalten will der Dichter, und das so,
wie es sich für Ehre und Herkommen seines Standes ziemte. Sein
Werk ist in Wahiheit höchst ernsthaft, auch der Rabe weder
spielmännisch noch komisch, wie schon aus seiner Verwandtschaft
erhellt. Nirgends auch ist eine geistliche Tendenz sichtbar: war
Oswald ein Legendenkönig, jung und fromm, so ist er jetzt nur
noch König wie Ortnit oder, in Aachen, Karl der Große oder wie
alle Könige der Brautfahrtdichtungen.
Dem Bother also unter den erhaltenen Dichtungen steht der
alte Oswald am nächsten, nur daß er nicht so reich un4 farbig,
nicht so herzlich und nicht so schön ist. Er und der Rother —
und der ursprüngliche Orendel — sind ims die Vertreter des Volks-
epos am Rheine, das mit Unrecht dem bairisch- österreichischen
als das spielmännische entgegengesetzt wird. Vielleicht ist dieses nur
385
nicht zu der Entwicklung gelangt, die im Südosten die Kreuzung
mit der höfisch-ritterlichen Kunst zuwege brachte, und bei jenem
haben umgekehrt die Früchte solcher Kreuzung, haben also Nibe-
lungenlied, Kudrun und ,Volksepos' verschwinden gemacht, was von
spielmännischer Dichtung vorhanden sein mochte. Das Spielmanns-
epos ist uns erhalten geblieben — ein solcher Ortnit und eine Hilde-
Kudrun sind verloren — , es ist auch weitergediehen, weil die
höfische Kunst, obwohl im Westen zuerst einsetzend, in den Bhein-
landen keine Stätte fand, nicht so vernichtend oder umgestaltend
wirken konnte.
Das kräftige dichterische Gefüge des Oswald ist gleich zuerst
am gewaltsamsten gesprengt, von *MW, einem frommen Manne,
der nicht einmal die gegebene und zugehörige Strophenform zu
handhaben wußte und seine Wunder da anbrachte, wo sie den
Zusammenhang am besten aufhoben: als die List mit dem Hirschen
am Tore zum Ziele führen sollte und vor dem Kampfe auf dem
oswaldischen Wülpensande; dazu die unvernünftige Erweckung der
Besiegten und ihre Taufe.
Hier zweigte sich *W0 ab, eine Bearbeitung des Stoffes, die
vielleicht auf mündlichem Vortrage von *MW beruht. Eine Ab-
schrift aber von *MW, *Mz, wurde nicht nur Archetypus der in
*zn aufgelösten und unsrer Dichtung, sondern auch höchstwahr-
scheinlich unmittelbar Vorlage von *MI.
Nun scheint als fester Punkt in der Flut das Jahr 1188 auf-
zutauchen mit seinem Kreuzzuge.
Die Interpolatoren *Mz und *MSj , nach ihrer Persönlichkeit
mir nicht faßbar, haben das Gedicht mit ihren Zusätzen weiter
verchristlicht. Es beginnt sich stärker an die kirchliche Legende
anzulehnen, mit der es von Haus aus so wenig gemein hatte. Der
Einsiedel könnte St. Brandan oder sonstigen keltischen Vorbildern
nachgestaltet sein. Die Meerweiber bringen das erste leicht Possen-
hafte in das Gedicht.
Nach der Legende wird denn auch *MS,, der Verfasser des
Schlusses, der das schon in *MW vorhandene Gelübde auf dem
Meere mit der bedaischen Erzählung von Oswalds Freigebigkeit
geschickt zu einer Feuerprobe des Helden zu kombinieren wußte,
sein Keuschheitsgelöbnis, Armenspeisung und gottseliges Ende ge-
formt haben. Formell erreicht jetzt das Gedicht seine höchste
Baesecke, M&nchener Oswald 25
886
Höhe, die Beime sind die reinsten, die Verse von normaler Länge,
die Bedeutung des strophischen Baues durch gleichmäßig wieder-
kehrende, das Oanze gliedernde, die Einzelstrophe zusammenfassende
Endverse — daz er ime hete verheizen üf des wilden meree etrdn —
charakteristisch hervorgehoben. Aber die Erzählung ist bei der
größeren Glätte doch vielleicht gleichgültiger, sicherlich aber bei
der sichtbarer werdenden Tendenz und der quälenden, auch die
Hofschälke quälenden Devotion, die über die Mitspieler kommt,
weniger vergnüglich als die des alten unbefangenen Gedichts, und
man vermißt die Beziehung der ererbten spielmännischen Form
zu dem neuen legendenhaften StoflP, der nun beherrschend in den
Vordergrund getreten ist.
Und dann gerät, vermutlich erst nach langer Pause, *MS3
über das Gedicht und vermalt Handlung und Charaktere, ohne
Bücksicht auf ihre Verhältnisse, mit seinen dicken, lebhaften, alles
andre überschreienden Farben, der Mann, der es zu einem ,spiel-
männischen^ gemacht hat und doch kein Spielmann ist Freilich
macht er den Baben zum glückhaften Bepräsentanten der Fahrenden,
er macht ihn zum Mittelpunkt der Handlung und zur Bespekts-
person, von deren gutem Willen, von deren Klugheit und Bat
alles abhängt, er sättigt sogar seinen grotesken Hunger, läßt ihn
fressen auf dem Hinfluge, fressen bei der Werbung, fressen bei der
Königin, fressen bevor er Bericht erstattet und steuert ihn überdas
noch mit philosophischen Freßbetrachtungen aus. Und rings um
den Baben all jene possenhaften spiehnännischen Züge und Winkel-
züge: Spannungspausen und WeisheitssprQche, Klagen über die
schlechte Welt und naives Vorauswissen, ein spaßhaftes Tauf-
hindernis und der Trotz der Prinzessin, die, Bothers Braut ähn-
lich, ein »pilwtp werden will, dazu insbesondere, daß es den Hof-
schälken, Schindfesseln und Kämmerern so jämmerlich übel ergeht.
Das alles wirkt, wenn es auch an Witz nicht an den Morolf und
seine spitzbubenhafte, kurzgefaßte Treffsicherheit heranreicht^),
doch durch seine Massigkeit auf unsera halben Widerwillen. Auch
all die himmlischen Wunder sind so possenhaft. Nur bezweifle
*) Der ungevüege schal des Raben (V. 784) hat auch mit Morolfs dri
grdzen vürun nichts gemein, wie Liebrecht wollte : denn was für einen über-
spielmännischen Sinn würde das V. 1295 und 1888 ergeben! Vgl. Or. 834.
887
ich, daß etwas Parodisches darin liegt. Wem Gott und Engel so
leicht bei der Hand sind, der steht mit ihnen auch wohl auf Du
und Du; es wird damit nicht anders sein als mit den homerischen
Göttern. Man glaubt hier an Gott, weil die aus allen Heiligen-
legenden zu entnehmende, den dumpfen Herzen tausendfach ein-
gestampfte Lehre, daß er unmittelbar ins Leben treten kann, zur
unbedachten Überzeugung geworden ist, und die Heiden bekehren
sich zu ihm, weil es ja greifbar ist, was er vermag, mehr als
Mahmet.
Aber dieser Spielmann wäre dann ein Verächter und Nicht-
könner alles Technischen, mit regel- und rhythmuslosen, zu kurzen
und zu langen Versen, jeden Reim, jedes Flicksei und Füllsel
ergreifend, um nur seine Erzählung zusammenzustöppeln. Er wäre
auch ein allerdings ungelenker und kindlicher Verehrer ritterlichen
Wesens und höfischer Pracht und wäre ein schreib- und lesever-
ständiger Mann, nicht nur, weil er eine Korrespondenz zwischen
Oswald und Pamige ausmalt (wobei er auch das Siegeln nicht
vergißt) und seine Beischriften selbst macht, sondern auch, weil
er augenscheinlich das ganze Gedicht erst wohl studiert hat, ehe
er sein Werk begann. Zuerst scheint es, als wolle er alles gründ-
lich nach seinem Geschmack umarbeiten, ähnlich wie der Schreiber
von *I: umständlich werden alle Mannen zur Beratung gerufen,
umständlich erscheinen sie alle, umständlich und ungeordnet geht
Frage und Antwort hin und her; aber bald gibt er dtis auf und
beschränkt sich auf das Anbringen von Übergängen und ver-
mißten Antworten, von wirklichen Zusätzen oder nur Verbreiterungen,
die er am liebsten einfach der Handschrift selbst oder aber sonst
allerhand ihm grade bekannten Gedichten entnimmt. Diese ganzQ
Tätigkeit ist, glaube ich, nicht spielmännisch, wenn anders man
unter Spielmann wirklich den fahrenden Sänger vom alten Schlage
verstehen will. Am wenigsten aber paßt, daß die Zusätze zu den
Strophen in Reimpaaren verfaßt sind: ein solches Gemisch läßt
sich spielmännisch nicht vortragen. Mit andern Worten: die
Morolflsche Burleske ist, wie das Brautwerbungsgedicht, zu einer
literarischen Gattung geworden, nicht mehr an einen Stand gebunden,
von jedem, der da konnte und mochte, dem Geschmacke der Zeit
oder gewisser Schichten zuliebe gehandhabt.
2ö*
Noch ein zweitem Steckenpferd außer dem spielmännischen
ritt, wie wir sahen, unser Interpolator — und es gibt seiner
Arbeit bei all der unglaublichen Stümperei etwas Kräftiges und
Einheitliches, daß er alles, worauf er einmal sein Augenmerk
gerichtet hat, ganz gewaltsam herauszutreiben weiß — : mehr noch
als auf erklärenden und ausmalenden Weisheiten und gut christ-
lichen Betouchen, mehr selbst als auf dem Spielmännischen ruht
sein ernsteres Interesse auf der Kunst der Goldschmiede, und er
schiebt sie unbekümmert immer von neuem in den Vordergrund.
Sie ist seines Wissens in Salmiders zu Hause, das wohl mit dem
medizinischen Salerno identisch sein möchte, und vergoldet nun
alles nur Erreichbare, besonders phantastisch und unvorstellbar
den Hirschen; und Goldschmiede müssen es statt der Kaufleut«
jetzt sein, — allerdings zugleich Bitter! — die Oswald schließlich
zu der Braut verhelfen.
Die Goldschmiedekunst ist in den Bheinlanden seit alters
heimisch und besonders geübt. Im Vordergrunde standen die
Bischofssitze Köln und Straßburg (H. Meyer, Straßburger Gold-
schmiedekunst, S. 155). Aber auch in Trier ließ schon zur
Zeit Ekberts (977-93) der nachmalige Papst Sylvester II. für
Erzbischof Adalbero von Beims arbeiten (Bucher, Geschichte der
technischen Künste n. 213). Und die kirchliche Goldschmiede-
kunst des Bheinlandes steht im 12. Jahrhundert in der Zeit ihrer
glänzendsten Blüte und ihres höchsten Aufschwungs (v. Falke,
Der deutsche Kupferschmelz, S. 18, vgl. auch Aldenhoven, Die
Kölner Malerschule, S. 10 Anm. 13).
Sollen wir folgern, daß der Mann, der unserm Gedichte seine
literarische Signatur als Spielmannsepos gegeben, ein Goldschmied
war? Wir haben Zeugnisse, daß die tiefere kunst und lüt, die
man in Urzeiten diesen Männern zuschrieb, sich auch in jenen
Jahrhunderten noch offenbarte: die Handschrift s des Laurin schließt :
diz buch hat diebolt von hanowe der goüsmider geschriben (DHB. 1,
289), und die Bearbeiter des Wolframschen Parzival, der ,kluge'
Philipp Colin und Claus Wisse, waren Goldschmiede.
Wäre *MS3 das nun auch grade nicht, so denke ich ihn mir
doch als einen behäbigen Handwerker, der in seinen Mußestunden
meistersängerisch-sachsisch und vergnüglich an einem alten Kodex
herumdichtet, philisterhaft beschränkt und weise und in be-
889
stimmter Richtung groh humoristisch, ein Typus also, der noch
heute an kleinbürgerlichen Stammtischen der häufigste ist, nur
daß er sich damals noch keinen Unglauben leistete. ^MS, hat,
wie seine Vorgänger in der Bearbeitung des Gedichts, keine Vor-
stellung von der Würde, von der inneren Stabilität eines Kunst-
werkes, darf die Personen übernehmen wie sie sind oder sie mit ein
paar neuen Schellen behängen und braucht nicht zu fürchten,
durch Hervorheben des ihm Wohlgefälligen, durch Einschachte-
lungen, durch Änderungen und Erweiterungen des Geschehenden die
Einheitlichkeit eines schönen Ganzen zu verderben. Sie alle sind
ßavaoooi.
Danach wanderte die Handschrift hinter der Oswaldverehrung
her nach Baiem, vielleicht nach Tirol, und wurde von B durch-
gearbeitet, korrigiert, modernisiert und in richtige Reimpaare ab-
gesetzt. Und dann fanden sich Leute, die den alten über und
über mit Beischriften und Zutaten versehenen Kodex säuberlich
und Vers unter Vers abschrieben, **S, *MI und *8b.
Anmerkungen und Verzeichnisse.
Anmerkungen und Verzeichnis der in der Abhandlung
besprochenen Verse.
1-339 S. 190 f.*)
1 6 S. 317. Atrren] h»rm Ettm. Vilä
ir nu fffdagift von den vir enden tvil
kk ü sagin Wemher v. N. 25. Vgl.
auch Biterolf 1—18.
la-42aS. 190f.
3 ff. S. 197.
3 S. 378.
3a S. 191.
4. Lies sB er. Vgl. V. 964 und Rosen-
garten A 43. 5: der aller tiurste man, so
er üf erden dat leben ie ^ewan, Grendel
1234: die schoenste so man si ma^ fin»
den, ß 496. ^^\ so ich si gesath.
5. u%] ygl. die Lesarten zu 935. 1090.
1230. 2685.
6. hioi um diz äuoch bekant Roseng. A
382. 4 und Vogt, Mor. CXXXVH.
7 ff. S. 195 f.
8. hert über 12 kümgrUhe Or. 163. Vgl.
die Aufz&hlung der untertänigen
Fürsten Or. 2849 und oben S. 266.
10 S. 836.
11. Vielleicht herzustellen nach Mur.
38. 1. E9 dienent mir üf mhtem kove
sechs und drüsig herzogen. Vgl. herzöge
hove Herzog Ernst A I. 12.
14* S. 336. wert, werde gehört zu den
vermiedenen , offenbar veralteten
Worten. V. 72. 257. 1754 ist es noch
in der ganzen Überlieferung bewahrt.
Aber S setzt ffir werder manY, 1 4 und
dbOpiderman, V. 1488 stolzer man, f&r
werde kümgin V. 565 edle k, u. s. w. ;
vgl. 258. 17.W. V. 1758 und 1774
scheinen sogar wegen des Reimes auf
wert ausgelassen (werd^Jmt 1759a
zeigt, daß wert 1758 vorlag); V.1261
ist der Reim ge&ndert. Vielleicht ist
da aber die Form des Wortes von
Einfluß; nur daß die gleichfalls,
nach Flexion und Apokope, unsichem
Formen des Reim Wortes ert erde erden
(1262. 1822. 1759. 1775. 2344. 3537)
bei der Reimtechnik des Oswald die
Art des Anstoßes nicht mehr er-
kennen lassen. Auch I ersetzt
zweimal wert durch pider: 950 und
1488, einmal unterdrückt es das
Wort: 253. M Ändert V. 227 wert
*) Unter diese Verweisungen sind die Zahlen der Listen S. 331 ff., 387, 349 ff.
nicht mit aufgc
392
in uhoene und ersetzt V. 1321 so-
gar den Reim.
15. 951. bischofe mit in der Machtauf-
zählung Gr. 255, Herz. Ernst. B 51:5.
17 f. S. 195. 317.
18-22 S. 818.
19 S. 196.
20 ff. S. 196.
21 - 28 S. 221.
21-24 S. 260.
21. 75. 1347. 1471. Vgl. Berger zu Or.
508 und Diu fromue lebte in sorgen
beidiu ^»akt und tac Ort. 592. 1, Do
slief er in dm sorgen die naht unt an
den tac Ort. 379. 1, Von deni abent
vntt an den morgen hon ich nüchel
morgen Antichr. 161. 35 H.
23—28 S. 329.
23a S. 191.
25-28 S. MO.
26. Sus Xüuohs der kindesche man^ um er
sich selbe des versan, daz er wäfen
mohte leiten H. Ernst B 111.
27. Der König tritt auf als Oswalt,
künic Ostoalt oder sant Oswalt; künic
sant Oswalt bleibt fast durchaus auf
S und 8 beschränkt.
28 S. 196.
29 ff. S. 197. 210.
29/30 haben ß vorgelegen: 468. 4 da
kueb er an in seiner jugent und pai
stätlichen (stät \x) den allmächtigen gott
aas — . Für unsem Text war ß als
fehlend zu verzeichnen (vgl. S. 2.)
31 S. 211.
32. Zu mähte vgl. Haupt zu Erec XV
* und Mhd. Gr. 398.
33. 2780. 3236. der hinilische degen Or.
1594. 2499. 3438. 3514. 3554.
34 S. 313.
34 u. ö. diewile ich hän daz lebrn Wolfd.
B 379. 4, die wlle ichz leben mac gehän
Bit. 9969, die w\le daz er mohte leben
Herz. Ernst B 3547. Vgl. H. Ernst
A IV. 54 und Anm. zu 1976.
35-74 S. 327.
35-42 S. 21& 245. 370.
35. Der Reim ist auch V. 3007 erst
eingefügt.
37. kindisch] Haupt zu MSP 4. 10.
42 54 S. 818.
43 ff. S. 807.
43/44 S. 246.
43. 2320. im kam eines nahles in ssn sin
und in den muot Wolfd. B 343. 3.
45-54 S. 807.
47. waz soll mir krbne und kumgrich^
wenn ich Morolf nicht mehr habe :
Mor. 355. 3 und Vogt zu der Stelle.
Waz sol dir künicriche, du habest ouck
mitten muot Ort. 135. 2.
49 S. 196. 214.
53 ff. S. 210 f.
53 etc. Parallelen bei Kraus zu Tun-
dalus 104 und 292.
54 Lesarten: lies MSsßfl.
55 S. 211.
56. 86. 162. 174. 180. 289. 346 etc.
S ersetzt mmdert durch nietun, nü-
nan oder nii, I durch mt (986. 1787).
Durch 1787. 2201. 8037 ist das Wort
für *MS erwiesen. Auch das posi-
tive tendert ist von S ausgetan (215).
59-74 S. 216. 245.
61. Ssß lesen kein statt dehein : ich habe
dehein überall aufgenommen, wo es
sich in einer Handschrift erhalten
hat (nur in M): 1014. 1569. 3415.
Dagegen kein MISsß z. B. 1860.
63. 1461. vornüber mer mit einem krrf-
tigen her: Berger zu Or. 3233.
65 S. 341.
67. hcidenschafl] vgl. 1527.
68 S. 220.
69 S. 203. 341.
70. 240. 609. 1263. 1772. 3071.3169.
3549. Hinzufagung der Mutter: Or.
706 und sonst, vgl. do bwuihen sich
die küenen man /lizecltch unserm träh-
tin und der vil lieben nmoter sm
Herz. Ernst B 4426.
393
75 ff. Rol. 65 : Karl an snefite ^ebtU lali
unz an then morgenlkhen tah.
tho kUhete er nvelf Herren^
tftte tku wisesUn wären,
thie sines heres phUgeUn,
75-192 S. 807. 880.
75-104 S. 246f.
75 S. 336. Vgl. Anm. zu 21.
77. 1473 betkuhU; braehU: Berger zu
Or. 828 und daz er ouh des ^eaaehie
wie er si sesamene braehie Kehr. 401 1 .
79. 562 etc. He nkkt betiben, hiet brie/e
scßiriben Berger zu Or. 2367.
80 S. 195. 336.
81 S. 338. Vgl. Or. Prosa nach 286.
82 S. 339.
83 S.341.
86 S. 208. Für be-düffen = debere habe
ich das Simplex eingesetzt: Tgl. 146.
289. 1053. Zumal es M, das sonst
be- liebt (zu 118), regelmäßig hat.
bedürfen^ nötig haben s.2206. 2208.
2272.
86. 146. des soliu dick niht schämen
Wülfd. B. 367. 4, er endörfU skh
niht schämen Bit. 32.
87 S. 195. Wegen MI vgl. 1479.
89 ff. S. 320.
89-103 S: 177.
90. 1482. gerehu] Zu den Belegen von
Müller II. 616, Leier I. 874 föge
Or. 2172 su^ dunste gereht, Rol. 1544
siven hundtret srner manne thie wären
^erehte alle »e thienen ire herren, —
Vgl. 1679 thisiu triuwe ist ubergulde
aller werelte ere,
thaz ir tkurh imoeren herren
Inrt gereht unz am then tot.
Kehr. 267 Juljus was ain guot kneht
vil sciere was er gereht
und ander stne holden
die mit im varen solden.
91 ff. S. 195 f-
94. Vielleicht soll s 192. 39 mit grossen
eren V. 94 entsprechen.
101 S. 816.
104 S. 212. 230.
105. Fürsten gräven frten und edele
dienstman Ort. 35. 1. Zahlreiche
solche Auf Zählungen sind verzeichnet
bei Kotzenberg, «Man, Frouwe, Junc-
frouwe'. DisB. Berlin 1906 S. 13
A. 22.
106. (1987. 2822) daz sage kh tu vür-
war Roseng. A 118. 4, für war
kh uch daz sagen mac Mor. 292. 5
und Vogt S. CXXXVII f.
107 ff. einen ieslUhen deqen gruczt er
nach sinem rehte, ritter unde knehte
wurden da von wol gemuot Bit. 3902.
Vgl. auch de Heinrico 25—27.
107 S. 199
108 in s nach 109. Dadurch ist der
Zusammenhang gestört.
109 S. 341. do enipfiengent si dk heren
mit harte grhen eren Or. 2971.
110 S. 212.
113-24. Über die Anordnung der Verse
in MIS 8. S. 211 f. s hat 193, 4:
Darnach lüde er sk zu dische (^1 13)
Vn ao man den h*ren loasser über dk
hende gegabe (*^ 120) Do satzi man sie
zu dkch r«-%123ff.), läßt also grade
die fraglichen Verse aus. Das weist
im Verein mit der Bezifferung der
Verse in S (Lesarten zu 121) noch-
mals darauf hin, daß schon in *MS
eine Unordnung war.
115 ff. S. 211.
115 S. 341.
118. 264. geschehen] vgl. 172. 982. M
allein bevorzugt auch sonst be- vor
ge-, besonders in bestän (1537. 1585.
2119. 3018. 3025; 2857), aber auch
in belauben (311). Vgl . auch Bartsch
Germ. X. 42 und die Anm. zu 209.
119 ff. S. 195. 206.
120. Wassernehmen vor Tafel H. Ernst
3176. 3220; do man den herren wazzer
alumbe und umbegdz Roseng. A 28. 2.
394
123 ff. 694 ff. 1077 ff.
man rihte dem hiren dar ein tische
m<m truog im dar fleisch unde ßsch,
man gab im alles des genuog,
daz das erdrkh ie geirttag
von Mt und auch von wine
vnd ouch manger hande spise,
man gab itn wildes unde %am^
so man es allerbest mohi h&n Or. 1532
und Berger zu der Stelle,
balde man do znir truoc
fleisch kaese und fische,
dd rihte man die tische
den gesten in dem witen sal , , ,
man gap da ivilt unde sam Herzog
Ernst B 3216. — Vgl. die Speisung
des Wallers Wolfd. B 548 ff. und
gerihtet wären die tische.
7vhe semel unde vische
und edel wildbraete
und ander guot geraete,
des %ap man dar mer danne vil DFL
745.
127-32 S. 246.
128. 697. reines] vgl. Preidank 27.7;
fünf wuocher die sint reine
und lütsel me tieheine,
deist vische, hone, holz und gras:
obcz ie reiniu sptse toas.
Das Wort ist in dieser Bedeutung
den Schreibern unbekannt: Y. 1080
ist es an entsprechender Stelle ganz
verloren gegangen. Vgl. die Les-
arten zu 3045.
129/30 S. 328.
132. 701. den tfian künigen ie getruoc,
Ort. 42. 3 und Jänicke zu der Stelle
(Parallelen aus Virginal).
135 ff. S. 195.
136 S. 178.
137 S. 315. Für sich eriän in dieser
Bedeutung nur ein Beleg bei Lexer :
d$ daz her sieh erUe Beliand 3517.
Bartsch schreibt Genn. V. 143 serlie,
139 S. 341.
142 8. 231.
144. 663. 745. 1362. 1436. 152a
1726. 2111. der rede der du muatesi,
der ist mir un^edäht Or. 375. 3, er
gedähie im eines namen Bit. 1905.
145/46 S. 246.
146 S. 20a
147 ff. He sprach nu raäU vrtml umS
man Yespas. 222.
151 ff. S. 207.
151 schloß vielleicht an 118. 149/60
Parallele wegen rehte : knehte't
151a S. 199.
152 a S. 199.
158 S. 215.
157. nüchel unde gros: Parallelen bei
Kraus zu Paulus 25.
158. es was keiner sin i^enSs in allen
dnUschen riehen Herzog Ernst B 142.
159 S. 335.
165. volUcSehen bei Zeitbestinimnngen :
Vogt zu Mor. 178. 3.
166 S. 185.
167-70 8. 246.
167 des hersogen ztnsheit wol schein (er-
sehain \i) H. Ernst B 5212.
168 f. Db sprächen die besten under in
(im Heere) Mor. 487. 1.
168. 1572. si kbmen des inaine Kehr.
2587. Vgl. Graf Rudolf Ib29 mU
d kunigine wart her das iniin.
169 S. 191. 341.
172. 932. 2952. swas (isne K) et (auch
W) mir geschiht (was mir darumb g. 8)
Ort. 40. 2, sToas mir davon geschiht
Roseng. A 134. 2, rwas halt mir dar
inne geschehe Herz. Ernst B 2488, stoat
hsdt anders hie geschiht'&A,, 1554. 1704,
swie et halt anders nu geschiht Bit. 4488.
(cf. Bit. 7vie halt uns der hell getuo
99ZlySuneez haltdar nächergätilSOfi).
Vgl. 226 A.
173 ff. S.210.
173 S. 369.
179 S. 341.
395
182 8. 204.
1H6. 2277. gvt müse ä biwarm Yespa-
sian 91, got müete duh htwam Wolfd.
B 415. 4.
187 S. 339.
188 S. 369.
190 S. 196 f.
192 S. 185.
193 S. 193. 340. Ein alter Waller er-
scheint plötzlich und erzählt über
Etzel, wie Warmimd über Aron,
Bit. 211 ff.
194. 205. 213. 400. Ich habe das
eilender M gegen edler Ssß nicht ein-
zusetzen gewagt: ygl. den stehen pU-
gerin 396.
195—200 S. 175.
195 f. S. 230.
195. 7ragemunt, im wärent y2 kumg-
rkAe kund Ör. 109. Vgl. S. 267.
fVärffmnd hei&t Or. 3007 ein Herzog.
196-201 S. 888.
196 S. 313.
197 8. 341. Folgt in ß auf 220.
198 S. 205. Lesarten: lies *zmsts M.
199 8. 341.
201 8. 222. 888. dalffien: Morolf
185. 3—4 und Anmerkung, /alme,
darin ein Schwert Wolfd. B 896. 4,
vgl. 443. 8: wan ein eilender man
der trtwc einen kolzeti an und einen
patmen inderAanlAlheiTs Tnndalus 655?
einin paimen sie ober ir aekslen nani
(Oda als Pilgerin) Rother 2329.
203 8.231. 321. 341.
204 S. 336.
205-8 S. 318.
205 8. 191.
208 S. 205. Das md. kunst » adoentus
ist hier in allen Handschriften als
ars verstanden, das ist besonders
deutlich in s (193. 29): Do enpßng
er jn fruntUch, wann er hatt vil i/nH-
men von siner kunste, Ygl. die Les-
arten zu 1452. 1921. 2249.
209 f. 8. 230.
209. gevie"] das ?r ist beibehalten,
wenn es eine Handschrift bot.
Ygl. S. 206, auch die Zusammen-
stellungen von Ammann 8. 339.
209 etc. Er gUng über den hof ^edräU
in eine sehoene kemenäte : Berger zu
Or. 190.
211 S. 321. weder] vgl. weder -noch
MIS 1856, daneben einfaches noch
Y. 797. 1115. 1333 in der gesamten
Überlieferung und weder -noch Ms
noch 18 2132. Ich habe hier nicht
zu normieren gewagt.
213-18 8. 317.
218 8. 819.
215 8. 215.
216 ab scheinen durchs 193. 35 für *MS
bezeugt zu worden : ein köniqin schöne
vnd wol gestalt vn dartu jung die
mir gezente. 8ie würden einen Vor-
schlag darstellen, das böse minmc-
Ifche zu beseitigen (vgL 232. 317.
320; 1002). Aber dann müßte 8
Y. 217 selbständig geändert haben,
und bei s macht der weitere Zusatz
vn dartu jung stutzig. Vielleicht
treffen also doch beide Handschriften
zufällig in der Glossierung wolgestalt
zusammen. Vgl. 217 A.
217 8. 370. sie was schone unJe minnie-
ßch, 7oolgesiali was ir der lip Mor. 6. 2.
219 ff. 8.215.
219 f. 8. 230.
220 8. 222.
222 8. 313.
223-30 8. 817.
225 8. 232.
226 Lesarten: halt] vgl. 228. In der
Formel wU hall mir geschiht (172. 932.
2952) ist das haä stehend. Ygl.
172 A.
280 8. 171.
232 8. 202.
234 8. 312. so getimei er iu wol u
herren Kehr. 1663.
396
235 flf. ß ordnet etwa so : 285—45 (au-
gleich mit Nennung Arons (*->280
bis 293), 294 - 99, 264—73, 326 bis
37, 303-25 und dann Bitte um
Rat, zum Anschluß an 339 ff. ß hat
also die Mangelhaftigkeit des Zu-
sammenhangs erkannt: s. S. 246.
235 S.879.
236 ff. S. 230.
236 S. 378 f.
237. Da inm so was gesezzen Em ridder
tvol viritjeztin Tundalus 89, Darinnen
'tjüos gesezun ein here wol vertmzMen
Or. 159 und die Anmerkungen yon
Kraus und Berger dazu.
239-301 S. 846.
239-53 S. 215. 246. 807. 329.
239 S. 341. si was ein heideninne und
geiouöte doch an gol Wolfd. A 19. 3.
241 S. 198. 206. Vgl. frouwen.ge-
louben Bol. 7391.
242. Zur Textherstellung ygl. 2680.
245—93 S. 177.
246 S. 211. zuo there kristenheit keren
Rol. 1507, Di ungilovigin wiUch bi-
keren und di cristinheit pmeren Vcs-
pas. 107. totrfe] vgl. die Lesarten
zu 252. 3091. 3112. S setzt gegen
die übrigen Handschriften das
maskulinische touf.
247 S. 220.
248. beide spade vnde vrü Pilatus 41
und Kraus zu der Stelle.
250/51 S. 818.
250 S. 206.
251. ich mtioz nach ir hin über mer
Ort. 18. 4.
252/53 S. 246. welleni die Heiden cristen
werden^ dar&uo wil ich in helfen geren
Or. 2826.
253. 3257. iverdez leben Mor. 528. 4
und Vogt zu der Stelle.
254—63 S. 306. 323.
255 S. 222. möht ich einen boten haben,
der mir den heldgetörste laden Or. 1119,
mochten wir einen boten habtn^ der dem
kunige Sahnän von uns gedurste loider-
sagen Mor. 51. 3.
256 S. 206.
258 S. 204.
260 S. 215. 370.
262 S. 369.
267-71 S. 175.
267 S. 203.
271 S. 192.
272/73. 2324. — mit sinnen : gewinnen
Berger zu Or. 2349.
möht wir mit keinen sinnen Herzog
Ernst B 367.
276—81 S.215. 246. 329. 339. daz
stät an unser/ft herren — an sin halege
helfe so kan es mht geschehen Wolfd.
B 893. 3. — Der Gebrauch von
reden zur Einführung der Worte
eines Sprechenden wie hier ist S
unbequem: 1534. 2102; erhalten ist
er V. 1867.
279 S. 389. iifdU trimoe min Or. 3016,
Roseng. A 87. 4, Vogt, Mor. p.
OXXXIX. Ferner auch daz habet
üf die triuwe min Herz. Ernst B
1176, DFL 2768. VgL 559. 673.
1808.
280 S. 341. 369.
282 ff. S. 306. 814* 317.
289 S. 208.
290 S. 341.
291 S. 311.
291. 954. Vielleicht ist vor geren ein
rehie zu erg&nzen: vgL 1182. 1518.
1574.2037.2281.3435.3486. S setzt
also für rehte lieber von herzen oder
dergleichen. Aber das Wort ist
sonst auch in S wohlerhalten : vgl.
z. B. 1360. 1524. 2455. 2494.
292 S. 339.
293 S. 878.
294—803 S. 818. 830.
294. Zuo im soUu mht böte sin: Berger
zu Or. 1126, et 2918.
397
295 S. 199.
298. ir iccA im ein Merzogeniuom zur
Belohnung: Herzog Einst B 4772.
302 ff. S. 246.
304 ff. S. 211.
307. 820. Vielleicht ist doch ^uot zu
lesen und als Adjektiyum zu tuar
zu verstehen: vgl. 1273. 1823. Vgl.
natu guote war Virg. 109. 1, nam eben
war Wolfd. B 628. 2, Virg. 85. 9
M braucht guot aber auch als Ad-
verb: 46.
308 S. 201. 841.
810-21 S. Ul. 808.
812 ff. S. 217.
316 S. 341.
317 S. 836.
818 ff. S. 870.
318-88 S. 327.
818-21 S. 806.
320 S. 189. niht Ss ist natürlich Mo-
dernisierung, doch vgl. 3483.
321 S. 215. 336.
322-87 S. 847.
330 ff. ^Vaem eUm lant dm eigen und
eüiu kumcricht diu naeme ich mht für
einen (dümtman) Wolfd. B 861. 1,
und waer der Mntei dm eigem^ ich slüeg
dich umke ein want Ort 278. 2.
330. 2058. 2812. Beispiele f&r dieses
daz im DWB unter 13^, aber erst
aus Geiler y. Kaisersberg und nur
im zweiten (angeknöpften) Satz-
gliede.
331. Dasselbe Asyndeton V. 2059 und
2313.
332. dämite] vgl. 2060 und 2314.
334 8. 192. 194.
334. 2302. wan lageshi sunst dreyssig
jar dauar, so gaben die Havden mt
ain har umb dich Or. Prosa nach
2500 und Berger zu 2349. Vgl.
oben S. 192 zu ß 469. 35 ff.
339. MI bevorzugen in der Anrede
auch an Hdhergestellte das du, S
das ir (840. 415. 561. 686. 1088 etc.).
Ich habe du, din etc. geschrieben,
wenn es auch nur eine Handschrift
bot.
340—49 S. 191.
340 S. 202.
342-44 S. 222. 250. 330.
342 S. 191. 195. Roth. 51 der (LüpoU)
was in Rotheris hove mit grbzemevlize
gezogen: vielleicht ist, um diesen
Reim zu vermeiden, V. 343 einge-
schoben und dann du hast erzogen
wiederholt. Vgl. der hete üf s^nem
hove erzogen^ daz ist war, einen alten
herzogen Wolfd. B 3. 3, ich hän üf
minem hove erzogen gräven und herzogen
Mor. 42. 3, Einen alten wallaere er
tue ime nam, den het er üf stnem
^fi g(^ogen den küenen man Wolfd.
B 532, 1.
345 S. 246.
347 S. 202. Lesarten : lies dir MI
(nach »,) s der S.
350—53 S. 177.
350/51 S. tl8.
350 8. 202. 205.
351-400 8. 815 f.
351. 2965. 3490. daz sag ich iuch an
allen spot Or. 1292.
352 ff. S 847. 804.
352-69 S. 219. 847. 329.
356 ff. 8. 250.
356/57 8. 222.
356 S. 866.
356. 410. 1601, vgl. 1219. 1629. 1834.
In zoch der hünig, daz ist loär, iwllig-
Vtchen üf IS jär Or. 178, vgl. S.HS.
357. 1220. 1877. vollictuhe bei Zahl-
bcstimmungen: Borger zu Or. 98,
Vogt zu Mor. 178. 3; dazu Parz.
210. 17.
358 8. 341.
367-69. 8. 807. (vgl. 8004.) Das Haupt
zu Pfände gesetzt Mor. 456, Or. 3254 :
dir st vor gote erhübet, slah mir abe
daz houbet min Wolfd. A 364. 4.
398
370 S. 202. Lesarten: statt 369 lies
370.
372 ff. S. 177. 961.
372 S. 260.
373 S. 369.
374—79 S. 888.
374/75 8. 190 A.
375 Lesarten: lies fuet I. niht mohU
MSsTL
376/77 S. 260. 808. 329. 865. nun
rätent alle in disem ringe, wie wir si
von dannen Mngen Or. 375, vgl. 2790,
ter rede willich nu ^edagen, itnoer etsten
willich nevnht fersagen Vor. Alex.
405, fehlt im Straßb., Got geb den
bawrn einen selmgtag Vnd auch uns
allen mit ainander: Gebt mir trinken,
ich Tvil wandern^ Der Bawrn Lob,
Münchener cod. germ. 714 (15. Jh.)
V. 126 ff. (Schluß). Vgl. Bolte, der
Bauer im deutschen Liede Wei-
teres bei Vogt zu Mor. 521. 4.
377 ab S. 190.
380-85 S. 814. 328.
381 a-f S. 190. An 381 f schließt sich
in I 671a.
382-671 S. 190.
382-85 S. 222.
382. ir ^^li wM wol gehaben: vgl.
Vogt ZU Morolf 744. 2.
384 ff. S. 188.
386-89 S. 219. 247. 804. 329. Vgl.
das Sprachwunder in Veldeckes
Servatius V. 648 : doe he in den predich-
stocl gienc stän Sent Serväs der goede
met geistelUen moede end lie predigen
solde, loat so he spreken wolde, dat
sande hem got te monde^ de neheine
spräke enkonde anders dan ^echsc aleim
888 etc. 389 etc. An der saelben stundt
Antichr. 179. 1 H, an denselben stun-
den Antichr. 174. 33 H, an denselben
stunden Or. 2305 und die Stellen
zu 656.
391 S. 202.
392-94 S. 223.
894 S. 869.
395 und noch llmal. Also wirz M&m
vemomen Boseng. A 167. U cf.
298.8, Vogt, Mor. S. CXXXVIL
396 S. 194.
397 S. 231.
398—401 S. 223.
398/99 S. 219. 247. 304. 329. Dat
erste wort da% — sprach: wis gote
wUkomen herre Wolfd. B 905. 1.
399 S. 368. nu hoeret, wie ein zeichen am
dem ßersten geschach Wolfd. B 631. 4,
vgl. 853. 2, 867. 2, 895. 2.
400/401 S. 318.
402-24 S. 247 f. 804. 808. 329.
406 ff. S. 247.
409-21 S. 177.
410 S. 223. 866.
412/13 S. 223.
415 S. 23L
416/17 S. 223.
416 S. 341.
417 S. 201.
420 ff. S. 808.
420 S. 178. 341.
422 f. und wil uf die bürg hindan, die
botschaft wil ich werben, soll ick den
np tu pfände län Mor. 53. 3.
423 bildet in V. 1997 StropheusehluB
und hier Schluß der Interpolation!
424/25 S. 818.
424 S. 202.
425 S. 201. 310. oder mich siht u
Garten infr'ouden nimtMcr mer kein man
Wolfd. B 416. 4, ich gesihe in da
ze Garten nUnmermer Wolfd. B 773. 2.
Vgl 789. 4.
428 8. 191.
432/33 S. 252.
432 8. 231.
433 8. 336.
434—39 S. 317.
434 8. 248.
438 f. 8. 230. 248.
440 ff. S. 212. 316.
399
440-54 S. tl4.
440/46 S. 340.
441 S. 840.
442 a S. 199.
443. 471. 507. 2383. thaz nia^ i^ tkir
vor war sagen Frftnk. Legendär 150
und Vogt, Mor. S. OXXXVIII.
448a S. 199.
448 S. 201.
449. 361. brehten, gebrehim] Leier L
347 und 760, Mfiller L 24db. Dazu
Si Wanten daz si maehien den wistum
vber praehUn Antichr. 166. 31 H, vil
lut si (die merwunder) braehtent An-
tichr. 197. 22 H. sie huoben grbt ^-
brefuen (die Riesen) Herz. Ernst
B 5172; gebrehte von Kranichen
Herz. Ernst B 2827.
450 S. 341.
451 S. 202.
452 S. 865« er ist nickt recht weisz, der
die teüt helt als er sy sieht Or. Prosa
nach 779.
458 ff. S. 308. 319.
458—68 8. 252.
45A/59 S. 868. 808.
459. 463. 472. 474. kemerling ist in S
der gewöhnliche Ersatz für kttme-
raere. (Doch yergl. 3278.) dienaere
3260 beruht, wie ein Vergleich mit
ß lehrt, auf einer Glosse in *MS.
459 ab (Tgl. 871 etc.) 8. 258. erhiesdU
knechte springen, die slüsselbedde bringen
Alex. B 360, Do biet er bcdcU springen,
di drt chunige itn bringen Antichr.
145. 19H, Dazgetwerc fuez balde sprin-
gen Wolfd. B. 818. 1, Der künic hiez
springen, — bringen DPI. 1023 und
Berger zu Or. 241.
460. ime] vgl. 144. 663. 745. 1362.
1445.
461. Vielleicht ist^m 8 aus in enstan-
den und statt meister (kemerling 8
ist Zusatz: vgl. S. 253) in den Text
zu setzen.
462 8. 340. Die itnle werte mi zuo lang
Or. 3650, Die wtle was nit zuo lang
Or. 2466. 3500 und Vogt, Mor.
8. CXLIV. Vgl 987. 1694.
463. Do der golt smitt kam s 196. 13
kann diesem Verse nicht entsprechen,
weil s ausdrficklich die £}ntscndnng
eines Kämmerers berichtet. (8.
8. 185.)
464-501 8. 258. 808. 319. 329. 865.
464 8. 231.
464. 1647 etc. (8. 8. 319). do er —
verrist ane gesach : sprach Andreas 24
und Kraus zu der Stelle, vnd alse
her si an sachy nu höret wi unser
heilant sprach Veronica 151 und die
Anm. von Köhn, Alse Wolfdietrich
— ane sach^ vil' gerne müget ir hoeren^
wie der getriuwe sprach Wolfd. B 39 1 . l
und Jftnicke zu der Stelle, vgl.
Vogt, Mor. OXLI, Berger zu Or. 135
und die Anmerkung zu 1222.
468/69 8. 252.
471. Vielleicht ist vürwär an Stelle
von zewäre getreten. Vgl. Patricius
11 \ ich wU tu zwAre sa^en und Kraus
zu der Stelle.
472 8 204.
472. 2218. 2499. 3474. der hirre tet
durch ndt daz im sin uiaister gebot
Kehr. 1808, die muosten alle tuon
durch ndt, daz in — der fischer ge-
bot Or. 598 und Berger zu der
Stelle.
474 8. 231. {Kriemhilt) do niht langer
beit Roseng. A 83. 3 und Berger
zu Or. 335.
476 8. 185. 369.
478—501 8. 183. 185 f.
484 ich muz zu einer hbchgezlt, ich mag
nit lenger hie besiän Mor. 695. 2 und
Vogt zu der Stelle.
500. do der golt smitt kam s 196. 13
entspricht, glaube ich, auch (s. zu
400
463) diesem Yerse nicht, sondern
ist ein erfundener Übergang: wir
müßten sonst annehmen, daß die
Lücke und der deutliche Neubeginn
des Textes mit 502 in *Ms und *sb
unabhängig yon einander wären.
502 ff. S. 252. 253. 308. Vgl. die
Anrede des Königs an die Gold-
schmiede bei Veldecke, Servatius II.
2121 ff.
502 S. 231. Lesarten: lies unJe Ss.
504 S. 336.
506-17 sind in ß (471. 4 ff.), als
Versprechungen an den Raben, an
Stelle von 430—57 getreten.
510 f. S. 252.
514 f. S. 252.
516 f. S. 252.
517 S. 336.
518-29 S. 819. 329. 848.
518-21 S. 177. 211.
518 S. 341.
526/27. Vgl. 1125/26.
528/29. S. 221. 260.
528 S. 347.
530 f. S. 252.
535-41 S. 177.
535 S. 370.
536 f. S. 252.
537-56 S. 819. 329.
537-41 S. 185.
539. wol — hän zur Besserung des
Reims aus wol mich äaz ich ie ehre
jr«flw gemacht (Roth er 2051)? Vgl.
sin V. 541 !
543. gcfil vgl. 2719. 2722.
544 f. 1900.2623.3282. Viele Parallelen
bei Vogt, Mor. S. CXLIVf., Ber-
ger zu Gr. 1634. Dazu schiere kam
der junge man Ja er sint muoter vanl
Herzog Ernst B 408, KriemhiU —
gienc do al zehant — da si ir vater
vant Roseng. A 168. 1.
544 S. 232. sä in der Verbindung mit
ze/tant ist nicht mehr verstanden,
gewöhnlich mit so verwechselt : ygl.
1900. 2088. 2623. 3282. 3426 und
Vogt zu Mor. 169. 3.
546-57 S. 252.
549. An dem Adverb harte haben sich
alle Schreiber außer M einmal
vergriffen, haben es ausgelassen
(I 3409, S 378. 1593) oder ersetzt
durch serCf guns, gar, intsU, nHfl, ühei,
so gar, inl übele etc. (922. 961. 1704.
2548. 2956. 3307. 3432) oder auch
durch Synonyma erklärt (karte und
shre ß 1704). Auch das Adjek-
tivum war vor tot unbequem:
3394. 3529. M war beides geläufig,
er führt harte sogar an Stelle des
nähint ein: 635. 1342. (Vgl. die
Anm.) Daß aber das Wort schon
•MS zukommt, zeigt 1704. Vgl. hart
Rol. 342>/^r/ Strickers Karl 3338.
556. Der sun sich schire biriet Vespasian
59.
560-79 R. 216. 248. 329.
563 S. 203.
564 S. 206.
566-68 S. 185.
567 S. 865« der schoensten ob atlen wiben
Or. 1164.
568. Für vtUic als Adverb steht nur
ein einziger Beleg ans Grieshaber
bei Lexer.
570 S. 340.
576 S. 231.
: 576. 3249. 3291. strän] vgl. Genn. Y.
, 138 und Vni. 474 ff., dazu V
' 587: S ersetzt das Wort durch
trän, M auch durch vtuot^ l durch
dan. Vgl. Kehr. 7554 Lesarten :
strän] 1 Strom 5. 6. 7, trän 4:
tram 2; femer Mor. 574. 5, 623.2,
624. 5, 712. 2: strän] draum E;
Wolfd. B 273. 2: strän] sthron od<»r
stran K trän BK, immer. Aber
trän (trbn) ist auch selbständig ge-
worden: V. 587 setzt M trotz des
401
Reimes tron far vhtot 8b ; Tgl.
/ro» Mor. 268. 1 und des waides tr^n (!)
Virg. 20. 10.
580—83 S. 223. 880.
580 f. S. 216.
580 S. 815. Lesarten: ndente ß 472. 1
gehört nicht hierher, da der Inhalt
von 581 vorangeht
581. Vgl. 1131.
583 S. 336.
584/85 S. 817. 889.
585 S. 231.
586 S. 20e.
588 S. 341."
589 S. 336.
590—92 S. 223. Er ^kt, m s\ in der
werlde metnen lieber danne du Ort.
507. 4; vgl. 1371 ff.
591. niht lieber] vgl. 1094. 1142. 1372.
594 S. 215.
598 S. 341.
598-613 S. 812.
598-602 S. 211.
599 S. 811.
601 fr. S. 321. 328. 340.
603. S. 311.
604. iher heilige engel muoze tfun geverte
sifi unde leite thih kere withere gesunl
Rol. 1585, nu sente tkih mir ivit/tere
Mahmet unser herre Hol. 8564.
606 S. 341.
608 S. 321. 341.
609 S. 203. 228.
610ff. S. 208.
610 S. 840.
611/12 S. 223.
611. do schied von dannen von den
werden dienstmannen Or. 3772.
612 S. 840.
614 S. 231.
614. 2016 11. ö. 7Jon dannen rt/as in
gäch, in sach an den sfunden manic
schoene vrouwe näeh Alph. 323. 8,
im was sicherlkken zno der reise
gäeh Wolfd. B 715. 2.
Baeaeeke, liftoeheDer Oswald
615. 2544. 2616. 2788. hin nach] Wie
2872 zeigt, fahrt M das hin nicht
erst ein. Das Auslassen (984 in
allen 3 Handschriften) ist eine
Modernisierung. Durch V. 2017
2446. 2604 ist das hin f&r *MS er-
wiesen. Nicht so hin A«»r// 1 743. 3209.
618-55 S. 218.
618—25 S. 849.
618 19 S. 184.
618 S. 339.
620. 771. um an den dritten tach ze none
Kehr. 552, tha% gescah an there none
Sit Rol. 4457, vgl. Strickers Karl
2128 29, dat geschach ze nSne (Christi
Himmelfahrt) Antichr. 185. 38 H.
621-771 S. 825 f.
621—25 S. 808.
622 S. 341.
624 S. 869. also i/fie thie ffMo/he entweih,
ther släf in begreif Rol. 7078, (Kampf)
den tac unz üf den äbent, tmz im stn
kraft entweich : sleich Wolfd. B 677. 3.
625 S. 171.
626—49 S. 217. 248. 380.
626. in was diu kraft entwichen Herzog
Ernst B 4497.
629. ungäz und untfctrunken Ort. 566. 3.
631 S. 192.
632 S. 185. 231.
634 f. S. 807.
635. twingen mit / ist die Form von
M (z. B. 1301. 3j06. 3522), zu-
weilen auch von I (z. B. 1210.
1342. 1355. 1363), während Ss
rwingen schreiben. Aber twingen
ist V. 1880 durch MS? gegen s für
*MS erwiesen, zumal Is auch Vax
twehel swehel setzen (3352. 3359.
3362). V. 1875 meidet S das Wort
ganz, V. 3506 schreibt I quisßgen,
635. 2039. nähent ist eingesetzt nach
I 2741. Y. 1342 ist die Form in
keiner Handschrift erhalten, daher
I nähen I übernommen. Aus den
26
402
Lesarten zu 685 und 1842 geht her-
Tor, daß M das absterbende (549 A.)
harte noch vor näheni bevorzugt
640 S. 385.
642 S. 184.
643. 723. 1927 vuo ^t ituond aller
ir gedanc Or. 1755, nach der (zauber-
Tourze) stunt aller ir gedanc Mor.
123. 5.
646 etnen] S. 216.
648 8. 194.
650-774 S. 849. 808.
651 S. 202. 376.
656/57 S. 374.
656 8. 231. er warf in an der sel^n
stunde zuo des wilden meres gründe
Or. 88 und Berger zu der Stelle.
Femer Kehr. 2032 Hfuorten si (du
sele) da Mcstunt in der tiefen helle
grünt. Die vrouwe durch einen
Brunnen in die Burg geführt:
Wolfd. B 796. 802. 805.
658 S. 342.
665. Daz mohte wol ein enget sin Bran-
dan 538. Wie ein Engel liegt
Salme in ihrem Sarge Mor. 143.
Auch Alberich l&ßt sich (als
unsichtbarer Fahnenträger) f&r
einen Engel ausgeben : Ortn. 355. 4,
vgl. 358. 3. Vgl. S. 228 A. 1 und
S. 338.
668-82 S. 171.
668—71 S. 186.
670-93 S. 329. 848.
670. sprachen Ms = sprach ein? Vgl.
673 mm und 676 ein ander,
671 S. 202. (Ue rede läz heltben Or.
2266. 2432.
671 a— c S. 190.
672 S. 186. Lesarten: lies Tu. fäfjw» — .
673. Hier setzt I wieder ein: vgl.
665. 381.
674 S. 186.
675 S. 186. Lesarten : lies wol
MkSsu villeicht b fMI.
676 jf. kurzwUe trtben Berger zu Or.
854, dehemer kurtwtle fminne ?) er mit
der froume phlac Welfd. B 856. 2.
677-80 S. 186.
682 S. 204.
691 a S. 190.
696-701 S. 246.
696/97 S. 328.
698/99 S. 190.
698 S. 369.
703 S. 206. 211.
708 S. 202.
709 S. 202. 376.
710-13 S. 221. 260.
710 S. 232.
712 S. 232.
716-21 8. 199.
716 S. 231.
720 S. 839.
722 ff. S. 211.
722 f. S. 216.
722 S. 199.
724/25 S. 190.
728 8. 231.
728. 2455. 2507. 2529. 2985. in
allen den geberden als - were Mor.
163. 4, 688. 4 und Vogt zu der
Stelle, Or. 73 und Berger zu der
Stelle; femer in den geheren,alseAe -
were Vespas. 197, in allen den ge
beren, alse — wäre Roth. 2167.
4954, in aller der gebaere, sam er
Ubemäc was Wolfd. B 904. 3. Das
Wort scheint S unbequem: wegen
der Reimform ohne di Vgl. 2306
und gesinde, gesmäe,
731 f. S. 216.
734 S. 386 A. Lesarten: vor trnp
fehlt ein Punkt Zu trnp vgl. die
Lesarten zu 1295 und 1888. D$
hört der Junge knmg labesam in der
bürge einen grozen schal Or. 834.
735 S. 336.
741 S. 204. 376.
746—98 S. 183. 184. 186.
748 ff. owe mms Beben mamus» den
403
ich verloren hän. der muoz mieh immer
riuwen Wolfd- B 731. 2.
751. dih ne nmge wir memir uirch^
Makkab. 58 und Kraus k. St., Ich
mäht in rnnrnter mer verklagen Or.
2023 und Berger z. St.
756 S. 339.
758 S. 231. 339. zu selben s. 977.
1591. 3402.
760. erhtrn, tr boren] b. die Beispiele
bei Lexer I. 618/19, Müller I. 153»,
dazu ih wil eine rede erboren S.
Veit 12.
763 S. 340.
764 S. 336.
766 S. 379.
767 8. 341.
768 S. 336.
773—76 S. 818.
773/74 : vgl. 1291/92 und Berger zu
Or. 981.
777 £f. si ^die Königstochter) wart ze
einer agelster und flotte in die burc
hin dan — Si sag üf eine zinnen : ad si
hin wider sach^ gerne mügei ir hoeren^
wie si zuo im sprach Wolfd. B 644. 3.
779. 2547 truren\ burcmüren Berger
zu Or. 832.
780 S. 336.
781 S. 340.
784 S. 313.
785 ff. S. 819. 808.
785. Einer vrouwen starp ir nian uni
hete ir niht me kint gelän detme
einen sun^ der was ir zart Pfeiffer,
Marienlegenden 5. 1.
787 ff. S. 207.
789-801 S. 819. 329.
789—98. ein pheller ir (der Königs-
tochter von India) den schote bar,
der die hitze undervienc, da diufromoe
under gienc. den /mögen ob ir vier
man an vier ruoten wol getan, die
waren rot guldin Herzog Ernst B
3110.
790. ther heiser was mit in wole be-
huot Rol. 76, alUu roetniuhiu lant
wären vtii im wol behuot Herzog
Ernst B 226.
797 S. 341.
803 S. 341.
804 S. 310.
805-10 S. 260. 819.
I 805 S. 369. In den Losarten ist ahte
I für ähte einzusetzen.
806 S. 202.
809 S. 232. is wäre ime leit oder torn
Alex. B 2050.
811-18 S. 200. 806. 329.
812 S. 190.
815. ume, hume veraltet und wird
von allen Schreibern einmal durch biz
ersetzt: M 1434. 2360, I 1357, S
1472, s 3203, b 1357. Die Form
hin%e z. B. I 815, S 3203. unze und
biz wechseln auch in der Ambrasei
Handschrift (Ortn.) ; DHB3 S. XVI.
822 S. 223.
823. 476. Lies komen statt bekomenx
vgl. die Lesarten zu 1213 und die
Anm. zu 118: M liebt das Pr&fix be,
824. 1691. 2023. sider ist die Form
vonM (auch 477. 2431. 2566. 2650.
2832, dagegen sU 395), sU die von
S und I|. Daß die Vorlage sider
hatte, zeigt die deutende Schrei-
bung sidher S 477: I, ließ (2566.
2650. 2832) das Wort, augenschein-
lich als fremd, ganz aus : das sind
die schw&bischen Schreiber. V.
2450 ist At nach der einzigen
Handschrift S aufgenommen (vgl.
395).
825. Der [den] Himmel hat besessen,
der gesegne euch das Irinckhen vnd
Essen Der Bawersleuthen Lobgosang.
Augsburg um 1650 (Berlin Kgl.
Bibl. Yd 7854, 31) 1, 8.
826 S. 310.
827-90 S. 849.
827—77 S. 175. 186.
26 ♦
404
827-80 S. 223.
827. fuu^^ nicht nt^en wegen nekie
832. 834.
• 829-84 S. 849. 328.
829/30 S. 816.
829 S. 341.
829. 2287. 2621. tougerOUke veraltet
Vgl. Abel S. 22 ff. Im Greinbnrger
Fragment des Wigalois (14. Jahr-
hundert, ZfdA. XXI. 145) tougtnRche
> tugentüchy in der Handschrift 0
des Tristan (Anfang des 15. Jahr-
hunderts) > dugenlich, tugerUlkh,
dougifilkh^ dttgencikh, heymlith. Ahn-
lich in der Handschrift N (2. H&lfte
des 14. Jahrhunderts).
831/32 S. 80S.
831 S. 341.
833 f. S. 230.
884 S. 205.
835 S. 339 f.
837 f. S. 230. sie »ntosen im des bi ge-
stän und des mit wärheite jeften, sie
Heien so seUsaens nie gesehen Herzog
Ernst B 5468.
837 S. 232.
843-56 S. 860. 808. 329.
844 S. 205.
847 S. 341.
848 S. 201.
859 S. 201.
863 S. 190.
865/66 S. 817. Vgl. 1972: ist irr aus
e% verlesen ? S. S. 369.
865 S. 339.
869. 1267 etc. AUes des si woUen wur-
den si gewert Kudr. 19. 2, sb sti ir
aUes des gewerty des iuwer lip ze vreu-
den gert DPI. 887.
871 S. 231.
874 8. 310.
881/82 S. 233.
881 S. 204. 276 A.
882 S. 313.
889 S. 202.
894 S. 310. ich bringe in vii m>l vme
Herz. Ernst B 1008, des bringe ick
dich wol istne 1053.
897 f. S. 211. Das bairisehe mäkie
müßte man nach V. 803 beseitigen.
Vgl. Do künde er mit allen shten sinmem
— mt bringen Or. 304 (993. 300a
3266).
898 S. 310.
899/900 S. 817.
900-934. S. 817.
901-3 S. 810. dit dunkest mich als ein
dugenthaßer man, obe du da* (Schach-)
spiel geTvinnest, ich wii mich mit iSr
wol begän Mor. 237. 3.
901 S. 199.
902 S. 310. Um (üsgen haben sich
alle Schreiber zu drucken yersucht :
abgesehen von der Schreibung tagen
(IS 1794 und 2260) mit der von Nicht-
verstehen zeugenden Verschiebung,
ist es mit niht gesogen MIs 902,
vertragen S 1235, vtrswygen, verheien
s 1235, gelassen s 1952 yersucht.
Vgl. Zwierzina ZfdA. XLY. 40, Abel
S. 12 f. Das Wort ist als bequemer
Reim weitergeschleppt. Aber schon
im Yorauer Alex. 824 ist vergen
aus verdagen verderbt
903-34 S. 850. 323.
905 S. 369.
907. Sün stimme sich verkerte, sin rede
diuvHisgrbz Ort. 202. 1 und JSnieke
zu der Stelle, außerdem summe also
grb%t daz si als ein harn irddt Bran-
dan 1563.
911 S. 223.
912. steter /Tide Mor. 263. 2.
913-24 S. 175.
915 ff. S.220.
917 ff. S. 217.
917 S. 341.
918 S. 336.
919 S. 221.
926 S. 204.
405
927/28 S. 223.
927 S. 340 f.
928 S. 336.
928. 1032. 1975. als lieb dir h Or. 1516.
1602. 3525, als Uep ick dir st, läz
solke rede beliben Herz. Ernst B 742.
930 S. 192 f.
931. Die Eonstniktion yon versahen
ist dreifach verschieden (acc. gen ;
dat. gen ; dat. acc). Ich habe nicht
ausgeglichen: vgl. 3436. 3521 und
(passivisch) 1184. 3401.
933/4 S. 817.
935 ff. S. 905.
935/36 S. 224.
936 S. 202. 204.
939/40 S. 223.
940 S. 201.
943. kre/HuUhe gehört gegen Ssß in den
Text, denn S weicht, wie hier auch
I, dem Worte absichtlich aus,
nicht nur durch werlichen, sondern
auch durch /Hfi/lieA^H 7, Saide 24dS,
uisteHklkh 2435. Nur M bewahrt
das Adverb. Während das zugehörige
Adjektiv krefHc V. 1462 keinen
Widerstand gefunden hat. Vgl.
Verzeichnis U.
946 S. 336.
950 S. 336.
952 du\ vgl. 945. 948. 950. 9 ff. 91 ff.
958-56 S. 177.
953 8. 341.
954 S. 311. 886.
Statt 955 ff. könnte man einsetzen
Roth. 320 und wil daz got von htniele,
da% sie kamen w samene^ sone ^ewan
nie betzer vmnne wtp mit einem manne,
Trorick sprack db Constaniin — .
955—58 S. 217. 260. 329.
959/60 S. 818.
960 ff. der kunig von some mder saek
Mor. 27. 2, der kunig von freuden nf
sack Mor. 80. 2.
961 f. S. 817. 860. 829.
961 S. 205. 335. der ckunich karte er
scriku Kehr. 1837.
962. Zu der Geste vgl. Rol. 7276
mü orebeHen er üf sak,
963 f. S. 233.
963. das wil ick dir und unsem fmnden
clagen Mor. 749. 5.
964. Zu so ick si vgl. 4 A.
965. Warum scheuen hier plötzlich
die Schreiber das vride ? Vgl. 903.
912. 920. 931. 938. 975. 1006. 1016.
966 S. 813. Man wird den ersten
Halbvers durch iemer vervollständi-
gen nach er muot mick immer riuwen
Or. 1124, er muoz mick immer riuwen
Wolfd. B 773. 3. Vgl. daz sol mick
riuwen immer mere die wil ick den
Rp kän Herzog Ernst B 1378.
967 -74 S. 217. 220. 260. 329.
969 S. 224. Kehr. 2343 iage mir,
xoannen du den got erkennest, den du
uns so unkunden vor nennest,
^llander sUt: Macknui^iMd. B 606. 1.
972 8. 205.
973 S. 340.
977 S. 231. 326. 839. 369.
978 S. 336.
980 den rigel vor die tür sckieun Berger
zu Or. 2468. Vgl. Anm. zu 1623
und 2536.
983 8. 231.
984. iHisie als Adverb zu tlen ist von S,
wie hier, oft durch balde ersetzt
(2730. 2872) oder ganz beseitigt
(2446: vgl. I 2738, s 2604) ; erhalten
ist es V. 2544. 2618/19. 2738. Sonst
behält S das Wort bei (615. 2017.
2616), fuhrt es sogar neu ein (52.
2916. 3098).
986 S. 812. 336.
987-92 S. 816. 317. 322.
987 S. 340.
990. Lesarten: lies S ckrefäkldckn M.
991 S. 204. Vgl. rietnen : niemen Graf
Rudolf F 16.
406
993 S. 231.
993. 2545. 2787 etc. SaUuän dB nä
enlUz, er — kUz Mor. 143.1, cf. 149. 1 ,
164. 1, 746. 2, und die vielen Paral-
lelen bei Vogt S. CXLIV.
996. 1108. 2768. 2838. 1713. Vogt
zu Mor. S. CXLVIII f.
997 ff. 8. 216.
997 S. 231. 336.
997. 2148. 2168. (2264. 2404. 2627.)
2711. 3193. ia%t — die Mtaere, daz
waere Berger zu Gr. 1762: dazu
Antichr. 181. 25 H.
998 S. 336. 338.
1003 ff. ^Du ^lobtest tnir ze dienenf^
sprach her Dietnch. ,wil du hinm riten,
so brkhstü sicherlich an mir dtne triuwe
und die cre dln, und muost vor allen
recken inwiermer gesivachetstn. Du swuer
mir an den ttten^ hell, dinen eity du
hast sin immer schände^ sivä man et
von dir seit, wiltu nü hinne keren^
wie mahtu ez verschonten? e% schadet
dir an den eren und im dtm hochge-
lopten namen Alph. 8. 1, swenne man
die schände ervert ime lande^ so körnet ir
nimmer mere luider an iuiver tre —
nü seht wie tu daz danne ste Mor. v^
Craon 1305. Vgl. Wolfd. B 440. 3 ff.
ond 1005, 1008, 1010/11, 1012,
1015 A.
1003 S. 224.
1005-17 S. 816f. 321. 339.
1005-8 S. 175. 190.
1005. waz händ ir an mir gerochen?
Or. 1094.
1006 S. 224.
1008. des müest ich immer schände hän
Or. 2438, wir hän sin iemer schände
Virg. 9. 10.
1009-20 S. 177. 888,
1010 S. 224. 231.
1010. 1015. daz stät dir wol an Roseng.
A. 169. 3.
1011. des muos ich itnmtr laster hän
Or. 1286.
1012. das müest mich tmmer riuuten^
sivä man ez von mir seit Alph. 224. 1.
Vgl. 1003 ff: A.
1013 ff. 8. 210.
1015 S. 231. gedenke künic hcre, 'a.'ie
stät dir das an Wolfd. A 538. 3l
Vgl. 1010 A.
1016 S. 202.
1020 S. 310.
1021-56 S. 329.
1021—34 S. 819.
1026. 1040. 1046. 1546. 2852. des teil
ich tu mtn trimve gehen Herz. Ernst
B 1014, Vogt zu Mor. S. CXXXVIIl t
1031 ff. S. 208. 340.
1032. 1975. als Hep ich dir möge gesm
Mor. 293. 5.
1033 S. 205.
1035-54 S. 217. 250.
1037 S. 339.
1039 ff. S. 280. Wie Pauiige tun zwei
andre Königstochter: ,Brichst du
an Wolfdietrich deine Treue, so
will ich mich taufen lassen*. Da-
rauf gibt der Alte nach: Wolfd.
B558f.; ,Giebst du mir Rothers
Boten nicht frei, so ziehe ich als
Pilgerin davon'. Darauf gibt der
Alte nach: Roth. 2323 ff.
1039-54 S. 808.
1039 S. 888.
1042 S. 313.
1045 S. 201.
1050 8. 175. 204.
1051 S. 232.
1055/56 8. 817.
1055 8. 231. 339.
1058 8. 839. Hier ist die Lesart
Oher fs nicht aufgeführt, weil der
Reim einspielt.
1068 8. 193.
1069 8. 231.
1071-73 8. 310.
1072 8. 313.
1074. Ich habe nicht gefunden, daB
eine allgemeine Neigung — wie
407
bei ^ — fftr oder wider er-
yorhanden w&re. Ich setze also,
wenn nicht besondre Grfinde vor-
liegen, bei jedem Yerbum was das
Stemma fordert: bei educare das
Kompositum erüehm (342. 344. 356.
410. 429 etc.) bei cogUare das Sim-
plex denken (s. die Stellen 1362 A).
1075/76 S. 224.
1076 S. 230.
1079/80 8. 328.
1081/82 8. 190.
1082ab. Vgl. 1125.
1087 S. 341.
1088 f. S. 216.
1089-95 S. 224.
1093 ff. S. 806.
1094. Vgl. 591. 1142. 1372 und die
Lesarten.
1097 S. 171. 215.
1105 S. 340.
1107. 2767. Den rhen bereif sin grimmer
tom Or. 1301.
1107 8. 232.
1108 S. 313.
1109 S. 232. mir häni iiU öttrgaere vü
ze leide getan Wolfd. B 925. 2.
IUI S. 210. Trotz des Reimesaiso
versuchen IS das Wort Rp zu um-
gehen, ebenso S 1829. Im übrigen
vgl. 8. 318 und füge hinzu die
Stollen 1159 und 1387. Vgl. auch
leven masc. (den kven beheUden)
Fr&nkisches Legendär 180. 226.
555 (D) 565 (D). — In den Les-
arten: lies ^.
1112a 8. 199.
1115 8. 339.
ni6. 1256. vesUn^ vgl 2842.
1117 ff. 8. 208. 248. 317.' Ebenso wird
die erste Bitte um Urlaub höfisch
abgeschlagen Wolfd. B 466 ff.
1120—25 S. 177.
1121. Ich habe beraiu ISs als im
Dialekt begründeten Schreibfehler
nicht aufgenommen, doch vgl. die
Lesarten zu 556: wenigstens 8
scheint das Wort beraten nicht zu
kennen.
1123 S. 341.
1124 8. 312.
1127 8. 205.
1129-34 S. 880. 322.
1131 ff. 8. 816.
1131-33 8. 224.
1131 8. 228 A. 1.
1134 8. 216. 312.
lia5/36 8. 817.
1135. Zu Uib' mein M vgl. Gr. Gr. lY.
340 (405 f.)
1136—39 8. 177.
1136 8. 202. 231.
1141-43 8. 224.
1142. VgL 591. 1094. 1372. Lesarten:
streiche den Punkt hinter M.
1144. Hier ist des Reimes wegen die
Lesart frauwe s nicht aufgeführt:
IcM wil ob got wil sin frautoe werden
178. 2L
1148 8. 215.
1152 8. 202.
1153. 1381. du soU in mit gemache ßn
Herzog Ernst B 748, wiU du mit
gemacMe — wesen Wolfd. B 428. 3.
1154. 72 ist formelhaft: J&nicke zu
Ort. 5. 4.
1155 8. 336. tusent riiter bei jedem
einzelnen Führer Or. 295.
1156. alles] vgl 1384.
1159 8. 202. 347. xvaeren] vgl. 1387.
1159. 1387. da wAm si uf gesezzen (auf
der Burg) ir Itbes vil vermeatten
Herzog Ernst B 2883, sie wdren ir
gemüeus frt Herzog Ernst B 4692,
des Rbes gar ein (ein Jhtner Hj man
Wolfd. B 791. 2.
1159. 1387. 2086. wUMere : bitkerbe YLoV
4907, Or. 1311 (dazu Berger). Der
Reim ist also nicht jung: Bartsch
Germ. V. 140.
408
1160 S. 310.
1161—68 S. 308.
1161. 1380. der n (das Schiff) saehe
mit den ou^en, der swüere wol ez toaere
ein troum: muspoum Mor; v. Craon734.
Das Wort masiboum, mosboum ist I|
und S unverständlich, wie die Les-
arten zu beiden Versen zeigen.
Dagegen setzt I, masbauni für fdel
Y. 2748 (s. Anm.)
1162 S. 369. Vgl. Beneze, Das Traum-
motiv in der mhd. Dichtung S. 3:
mirsi freude ein troum Parz. 461. 1,
wart er ie freuden rScAe, dat was im
worden gar ein troum Willeh. 136. 18,
ist da% er sich bekeret, vor gote wiri
stn Sünde ein troum Freidank 37. 26.
1163 S. 185. 189. 198. 202.
1165 S. 169. 369.
1166. 1394. kluügez her eine nach den
Wörterbüchern sonst unbekannte
Verbindung. Vgl. 156.
1167. Umgehung des erglaste in den
Prosen: s 173. 28: Das sie kännen
gesehen wa sie desz nacktes faren uff
dem mere, h 476. %^\ das sy bej der
nacht liecht davon haben, u : d (Kar-
funkel) da sey Hecht scheint das s. p, d,
nacht wol dauon gesehn mügen. Vgl.
1391 A. — von der burcmüre erglaste
über manige wUe raste Brandan 521,
stn swert erglaste Wolfd. B 673. 3.
Vgl. Graf Rudolf ab2 und Ab7:
cdeles Gestein, das durch die Nacht
leuchtet.
1169 ff. db hiez er an die kiele tragen
cleider und otuh sptse, daz si ze einem
Järe sotten haben Mor. 44. 3, oueh
hiez er alles das gewant an den kiel
tragen gensUch dd mite sibenzig man
sich solden betragen ein jär Brandan
100, dasselbe f&r 20 Jahre Kudr.
1121. 3. S. 0. S. 270.
1171/72 S. 190 A.
1171. Der Vers lag ß ror: Tgl. sphe
476. 27.
172 S. 336.
172 a S. 190.
173/74 S. 250.
173. dennoch wil ich dir mere von der
buksen sagen Wolfd. B 833. 2.
174 S. 195.
175/76 S. 818.
176 S. 311.
177-80 S. 221. 260. 8t8.
177 S. 190.
179. ich woUe ime iemer gerne liken unde
geben Wolfd. B 407. 2.
181-84 S. 816.
181 S. 341.
182 S. 311.
185 S. 201.
187-90 S. 81«.
187 S. 341.
189 S. 339.
199 ff. S. 210.
199 S. 316.
201 S. 216.
206 S. 216. 230. 806. 311.
207—86 S. 251 f. 828 f.
207 S. 231.
209 S. 184.
213 ff. S. 211.
213. 3044. steinwant ist V. 1212.
1217. 3052. 3078 durch Iß fnr *MS
erwiesen, V. 3084^ aber auch in M,
V. 3078 auch in S. M schreibt
sonst steinesTifontt S steimn want^ s
meist einfach stem. Vgl. stainwant
Kehr. 1419, steines want Virg 56. 1.
1214 S. 370.
1215 S. 216.
1217/18 8. 225.
1220 S. 202.
1221. S. 231. von erest < verrest?
Vgl. Berger zu Or. 135. In *MS
steht die Formel sonst oline Ad-
- Terbu
409
1225-57 S. 177.
1225 S. 369.
1230 S. 201. 326.
1231/32 S. 225.
1231 S. 190 A.
1233. Lesarten: dn raben >&.] MSs
dtn rabe L
1 234 ff. Sii ir muh erkfunet, so muoz
kh tu verjehtn: tnir ist in fremden
kmäen gar vil u leidt geschehen
Wolfd. B 405. 1.
1235 S. 217. dein M ist falsche Er-
gänzung von dl ^ dir. S. S. 208
Zeile 2.
1237—44 8. 329.
1239 S. 341.
1245-47 S. 225.
1245 S. 341.
1246 S. 216.
1249-54 S. 329. 889.
1249 S. 338. min IHi : daz st dir ge-
kleü Wolfd. B 659. 1.
1251—54 S. 885.
1251 S. 341.
1252 S. 369.
1255. einsidel, Y. 1218 und 1250 auch
durch S für *MS bezeugt, ist durt
sonst durch einsidler verdr&ngt:
1221. 1254. 1255. 1261. 1273. 1283.
1256. vesten] Tgl. 1116. 2842. 2856.
1262. 1759. 1767. (enjkriuzestal. nur
in M und I erhalten, gehörte als
ältere Forui in den Text : Tgl.
Anno 836, Rol. 6493. 6895. Femer
tld vielen sie al in crüces stal Rother
376, do vielen die recken ml bcdt an
ir venje nider in krttaestal Herz.
Ernst B 4158.
1265-68 8. Ml. 260.
1265 f. S. 332.
1269 ff. S. 216.
126d 8. 231.
1270. Das PossessiTTerhältnis bei
Gliedmaßen- ist in den Hand-
schriften so sehr wechselnd bald
durchs Pronomen, bald durch den
Artikel ausgedrückt, daß ich auf
Regelung Terzichte ". Tgl. 1275.
1279. 1283. 1364. 1387. 1747 eU.,
auch 1556. 1713. 1741; 1597.
1276. 1279; 1260. 1270. Die Form
vingertm ist gegen vingerle M durch
den Reim gesichert V. 581. 1264.
1366, übrigens auch in MI erhalten:
V. 1272. 1283. 2206. Vgl. Vogt
zu Morolf 93. 5.
1277—82 S. 329. 889.
1280-1324 8. 190.
1280 8. 201.
1283—88 8. 225.
1285 8. 341.
i 1286 für MI aus 1188 zu erschlieBem
! 1287 ff. 8. 255.
1287/88 8. 184.
1291/92 8. 818.
1292 8. 336.
1293—1302 8. 177.
1298-96 : Tgl. 1886-89.
1294 8. 185.
1295 8. 386 A.
1299. wtkn ist M unbekannt und so-
gar im Reime beseitigt V. 2729
und 3232. Auch in den uihd.
Wörterbüchern fehlen literarische
Belege.
1301 ff. 8. 320.
1305 8. 199.
1305. 2575. 2747. nihi vergeben als
Formel : Berger zu Or. 281.
1315 8. 205.
1316 8. 313.
1322. swieß Tgl. 2501.
1325. ducken] Leier II. 1557, Müller
III. 126b unter tucken. Auch Or.
319. 997. 2810 ist bei gleichem
Reimzusammenhang nach Ausweis
der Lesarten wahrscheinlich ducken
zu lesen: Der engel sich dB buctt
(duckte D) den Gräwen Roc er üfmcU
Or. 2810, wU baldcsi sich bucUn^ {sy
410
bedachten sich H) die guldlnen sporn
si alle üf aucten Or. 319, Der Grawe
Roc sich btute, (sich bedochU H^ die
schuoch er ab den ßUzen zucte Or.
997,
1326 S. 369 Z. 5 Anm.
1333 S. 321.
1335—58 S. 2m. d08. 329.
1335 S. 819. 8 hat hertzer. Der
scheinbare Strich durch r (Edzardi
Genn. XXL 175»*) ist Durchschlag
der folgenden Seite.
1 336 f. nu sage nur fürbaz, wa% mir
win frouwe enbiete, diu edele hün^in
Ort. 415. 2.
1337. hab M] vgl. 1378. 1454. (1795.)
1340 S. 369. In den Lesarten er-
gänze ^^äch M.
1344 S. 202. Auch Morolf will erst
die Nacht ruhen, ehe er der Salme
»icre sagt. — Die Lesarten zu
tälanc zeigen zu den von Lexer IL
1390 verzeichneten noch zwei
weitere Entstellungen des Wortes.
Vgl. Or. 995, Mor. 336.6, Bit.
10439.
1346. Lesarten : lies reden s wyszhait
Pf, S. Aus MI ergibt sich, daß
reden in •MI übergeschrieben war.
1351. 2092. 2172. 3141. erschricte(n)
ist regelmäßige (intransitive) Prae-
teri talform im Reime (159. 486.
64t: 741. 961. 1704 usw.). Ich habe
sie darum gegen das Stemma auch
hier eingesetzt. Die Schreiber be-
vorzugen erschrac, M (2172. 3141)
auch erschracte. In S 2759 ist die
Form der Vorlage dadurch er-
halten, daß sie als Präsens auf-
gefaßt wurde : s. S. 335. In den
Lesarten ergänze : 1351 erschricte
MI ersckrac Ss.
1352 S. 202.
1356. Die wtie duchte in eines järes
lanc Brandan 710.
1357 S. 205.
1359—60 S. 190.
1359 S. 339.
1362. ex ist gedäht mit Dativ der
Person und Genitiv der Sache ist
veraltet: V. 663. 1436. 1520 ist
die Konstruktion unangetastet ge-
blieben, V. 144 hilft sich S, V.
1362 Ss mit haben und pefftönlichem
Subjekt. Ahnlich bei gedetüun (er-
denken) mit gen. und dat. V. 460
läßt M den Genitiv der Sache,
V. 1445 den Dativ der Person aus.
Vgl. 1473 und die Anm. zu 77,
wes ir ze muote tvaere 259 und die
Lesarten, auch Gr. Gr. IV. 839.
1364 S. 184.
1366 f. S. 216.
1366 S. 175. 336. Lies daz sUU das.
1367-73 S. 225.
1368 S. 379.
1371 S. 203. Antwort der Bride auf
Orendels Werbung: dir enbiutet wm
frotewe Bride — daz daz vU edel
megetin niemant mohte holder grstn,
dan (Ur^ ritter lobesan Or. 1152.
Vgl. die Anm. zu 590 und 1141.
1372. Vgl. 1094 und die Lesarten.
1373 S. 185.
1375/76 S. Sie. S88.
1375 S. 215. IMK». VgL 1146 f. dem
heiigen grab - stn undertän Or. 3728,
vgl. 8862.
1381 8. 206.
1883 S. 336.
J387 S. 202. 347.
1388 S. 202. 311. Lesarten: lies
Zwar SfMIs.
1389—96 S. 184. 308.
1390 S. 369.
1391. und auf yedem kyel ze obrist in
dem maschpawm ein liechter karfundä,
das jr dy nachtt habt Hecht davon 3
478.5. Vgl. 1167 A.
1397 ff. S. 207.
411
1397 a S. 190.
1398 a S. 190.
1400 8 336.
1401 ff. S. 207.
1401.2 S. 260.
1401 a S. 190.
1402 S. 195.
1402 a S. 190.
1403/4 S. 318.
1403 S. 202.
1404 S. 311.
1405-24 S. a«. 248. 327.
1409. 2973. vol geschehen ist V. 264.
678. 1021. 1792. 2256 cet. für »MS
erwiesen, mit der Schreibung woi
statt vol auch durch MIS 2961
und IS 3029. M und MI ändern
gern in alle geschehen (1409. 2973.
3029): aber Y. 2224 ist das vol
allein durch M bewahrt. Vgl. vol
geloben 2805, volvüeren 712, vol ver-
nenien 1479: auch da ist das vol
unbequem gewesen. Vgl. 2589 A.
1411 S. 339.
1413 S. 341.
1417 S. 202. 376.
1419 ff. Ein Bild auf einer Tafel,
dran stuoni si und der heiser, da* sage
ich iu für war Wolfd. B 739.
1419 S. 341. ß 478. 14 und v^md sich
selber in der witl kann auch auf 1417
bezogen werden, darum ist hier
das selber nicht unter die Lesarten
aufgenommen.
1421 S. 340.
1423-25 S. 310.
1423 S. 341.
1424 S. 199.
1425 ff. S. 317.
1427 S. 347. Heizent mir bereilen schiere
72 kieU Or. 233.
1428 S. 336. vinden nach M: vgl.
kiel finden Or. 106, wir nemugen mit
unsen sinnen mchl i>ezuris rätis x*inden
Kother 604, sinne : vinden. Kehr.
3571, bin/en : gewinnen Vor. Alex.
2161.
1432 S. 201.
1433 6. 205.
1434-70 S. 252 f.
1434. St. Jörgen als Termin DFL
355.
1435 S. 175.
1436 S. 869.
1437 S. 190.
1438 S. 336.
1489 S. 257.
1443-70 S. 80«. 308. 319. 329. 330.
865. Diese Goldschmiede werden
also nicht aus Salmiders geholt:
vgl. 475.
1443 S. 231.
1445-64 S. 185.
1447 S. 340.
1452 S. 205.
1462. hreßigesherl{Br%og BrnstB 792.
2002. 3712. 3758. Sonst nur bei
Müller I. 872^ zwei Belege aus
Parz. Vgl. die Anm. zu 1166.
1465 ff. S. 198.
1465 f. S. 210 A.
1465 S. 199.
1466/67 S. 319.
1466 a— c S. 198.
1469 S. 340.
1470 S. 204.
1471-1504 S. 245 f.
1476 S. 336.
1477 S. 341.
1479—93 S. 816 f.
1479 S. 189. 195. 369.
1481 S. 191.
1483 ff. S. 195 f.
1484 S. 369.
1488 S. 205.
1491 ff. S. 208.
1496 S. 339.
1498. gnvä/enl wol u ßfze in ir hals-
berge wlze Herzog Ernst B 4573.
1499-1502 S. 816.
412
1501-4 S. 380.
1504 S. 175.
1507 S. 340.
1511 S. 341.
1512 S. 311.
1513-42 S. 330.
1513-38 S. 268 f. 307.
1517 S. 341.
1518 8. 201. 311. 369. Zu Ge M vgl.
DWB. IV. II. 2273. - Hinzuzu-
fagen ist den Lesai'tcn ^veste I.
1523 ff. S. 195.
1528 8. 220.
1529 8. 341.
1531. n st im lUp oder Uü^ daz si im
vür ivär geseit Herzog Ernst B 1229.
1532 a 8. 190.
1537 f. WfÜ ir mit mir dttr ^/», dm
läi mich wixzen hie uhant Herz.
Ernst B 2490.
1539-78 8. 89Q.
1540. swer ritter welk xoerden oder
ritter toorden j? Rosengarten A 46. 1.
1543-50 8. 254. 324.
1543. 2849. nuer hie hüte wirt irscia-
inr», des sele sal genäde havin Roth.
4073, wirstu — erslagefiy so wil got
in dem himel din scle haben Or. 1378,
sterben wir üf disetn wilden «, wir
sin behauten immer me bt gote in sime
rlche Herz. Ernst B 3979.
1544 8. 204. 376.
1548 8. 311. 369.
1549 S. 198. Rol. 5268: hiuUwerthe
loir lutere westeparn durch den
Kampfbod. Zu den Lesarten: vgl.
wester hint Rol. 7318 > einnaehiec kint
8trickers Karl 8764.
1551—78 8. 330.
1551 8. 202.
1557 8. 190. 202. 347. Rol. 87: w/i^Är
//• mtne vile lieben! 90: wole ir helethe
^uotet — hünige : bürge Berger ZU
Or. 592.
1566. 1611. Sie wurden schone bereu
Ort. C 313. 1 und Vogt, Mor.
8. CXLVI.
1567-70 8. 200.
1568 ff. 8. 196. Ir suU daran gedenken
- als tu min valer Dietmar in gmete
ie habe getan Alph. 85. 1.
1568 8. 178. 195. 197. 220. 266.
Der Name fehlt hier in ^, Ygl.
aber Seewart b Sewart u 467. 24:
SeebarUh SeztHtrtn 466.3: Sewart h
Sebartxk 467. 6; Sebart b Stwart u
467.27: Sebart^ 467. 10.
1569 Lesarten: erg&nze dehein\ M
kein IS und TgL die Anm. zu 61.
1571—74 8. 246. 330.
1573-77. VgL Alphart 83 ff . Su
sprächen edle gelkhe: htrre gehabt such
woL tvir wein tu niht entwichen, als
mem von rehte sol. wir wellen bi iu
wägen Itp unde leben. Vgl. Anm. zu
1568 und 1557.
1573 8. 341.
1574 8. 311.
1575 8. 339.
1577 8 169.
1579-1600 8. 258. 808. 824. 329.
1579 S. 201. 339.
1587 8. 340.
1583 8. 800.
1587—1606 8. 177.
1588 8. 336
1589 8. 204.
1590 ff. 8. 187.
1591 ff. der herzöge und sine man
giengen frbJkhe dan dA sie daz kriuse
nämen Herz. Ernst R 1851.
1591 8. 231. 326. 339.
1592. umbe in wart vil gros gedranc
Herz. Ernst B 5964.
1598 8. 208.
1596 8. 193.
1597-1600 8. 800.
1597. da% kriuuer (Wolfdietrich) am skh
nam Wolfd. B 531. 3, sie seichmbten
sich mU hriucen Rol. 187, sich üf
413
dUxfori aekhnen Herz. Ernst B 1865.
1599 S. 340.
1600. einander] vgl. 1590. erkanden]
vgl. 1590.
1601-8 S. 860. 829. 890. 865.
1601 S. 191. 195.
1602 S. 190.
1603 S. 869.
1605/6. Ich Tennuto, der Reim war
gewinne: gesrnne (S. 205): die Än-
derung in geiinde h&tte dann die in
das sonst unbekannte getmde
nachgezogen ?
1607 S. 202.
1608 8. 204. aber s ist nicht mit
aufgeführt, weil der Zusammen-
hang (177. 19) abweicht
1609/10 S. 818.
1609 8. 386.
1618 8. 202.
1614. 2632. Vgl. 1295. db kuop skk ein
vU gro%er schal Herz, Ernst B 3460.
1615 8. 340.
1616. Y. 2239. 2240. 3188 ist zogen
M gegen die übrigen Handschriften
aufgenommen. Das mußte konse-
quenterweise auch hier geschehen.
Indessen bin ich zweifelhaft, ob
die md. Vorlage nicht doch %iihen
fßr das lat. proficisci bevorzugte:
vgl. 2616. 3209. Vom An- und
Ablegen des Gewandes heißt es
ziehen: 1766. 8110. 3114. Vgl. auch
1876. 2029. Verschiedenheiten
mögen noch von den Interpola-
toren herrühren.
1617 «r. 8. 210.
1617 8. 231. im was von dannen gäch, —
do segent ime nach diu herzogtn vrou
Uote Alph. 113. 1, von damte 7oas
im gäch Im tet diu tugentrUhe vil
manegen segen nach Wolfd. A 554. 3.
Vgl. 2615. 2737 und 614 A.
1619/20 vgl. 2641/42.
1623-27 8.
1623. 2647. änkir ist MI unbekannt
anker schiezen^Wi^XAXi Or.341. 2969,
Kudr. 114^, DFL 1114, Mor. v.
Craon 893. Danach wäre Berger
zu Or. 341 und 2969 zu korri-
gieren. Zu den Lesarten; lies
M rüder segelpawm I.
1624 8. 336.
1627 8. 206.
1631 ft. 8. 806.
1631. Ich habe bei Schwanken
zwischen als und do nach dem
Stemma entschieden. Meist bevor-
zugen MI als gegen Ssß (1207.
1281). Hier zeigt sich an der
Eormptel von 8 (AUe)^ daß auch
*M8 als anwandte, vgl. 3537.
Zuweilen aber bat auch die ganze
Überlieferung d$: 1213. 1221. Der
Gebrauch war also wohl schon in
den Teilen von *M8 verschieden.
1634 8. 379.
1635 ff. 8. 1 84. An dem ii, morgen kam der
degen ball — do sach er vor im ein
sehoene Inerc stän. An der selben bürge
wol 200 Hirne lac. die sinnen üf der
mure die HüUen als der tac, er sack uf
den zinnen joo hautet stän, — Es mac
vil wol diu burc sin, da ich von ver-
nomen hän, nu berät mir got %e Kriechen
mtn II dienstntan Wolfd. B 537 It
Wolfd. D VI. 1 ff. weichen ganz ab.
1635 8. 342. Eine herrliche Burg
vom Meere aus gesehen: Herz.
Ernst B 2212. Vgl. Bit. 1393.
1637 8. 205. Die Türme von Tyrus
scheinen golden: Vor. Alex. 613;
ein' burch — so die sunne Brandan
1141, an derselben bürge wol 200
tüme lac, die ziftnen üf der mure
lühten als der Hehle tac Wolfd. B
806. 8. die (Edelsteine) geBchlen wol
der stinnen und lühten sam sie brunnen
Herz. Ernst B, die veste, der sihtn
vü verre glesu Herz. Ernst B 2249.
414
1638-45 S. 8t7. 818. 329. tR9.
1641—45 S. 254.
1641 S. 201.
1646 ff. S. 898.
1646/47 S. 226.
1646 f. Do Fort die intrg am sach,
gerne moget ir hören wie er spradi
Mor. 47. 1.
1646 S. 821.
1648 S. 184. 819. Da% mag zvol din
rac sin Or. 138, Wr mögen der bürg
wol näfu sin Mor. 884. 1. Vgl. die
Anm. zu 1685 ff.
1650-65 S. 177.
1652 S. 840.
1658. tocu toi ich nu grtfen an Yirg.
75.1.
1654-59 S. 290. 900. 829.
1656/57 S. 190.
1657 S. 379
1658 S. 341. Vgl. herre : werthen Rol.
763, htre : erthe Rol. 1592, erthe :
mere Rol. 2575, verre : erthe Rol.
8693.
1663. so öthaUestu gros ere Rol.
2088.
1664—66 S. 184.
1664 S. 169.
1665 S. 189.
1667 S. 336.
1668 ff. S. 210.
1668. Lager auf einem anger breit
Roseng. A 125. 8, Bit. 5598,
Lagerzelte auf einem anger Ort.
363. 8, ein anger breii unter einer
Linde Ort. 84. 1. Aber das Wort
scheint Sfi unbekannt (Y. 1682 hat
b wise) und von ^MS« glossiert zu
sein: s. S. 210.
1069-80 S. 177.
1670 S. 201.
1671 S. 205. 336.
1672 S. 205.
1675 S. 205.
1676 ff. S. 208. 212.
1676 S. 201. Si volgeten al gemeine Mte-
degeren eine Bit. 828.
1677 S. 369.
1679 S. 201. 204. mit den Unen
frotiche trat der heli an stnen kiei
Herzog Ernst B 2110. — Die Pripo-
sition abe veraltet Ssß versuchen,
sie durch iiber, von, Hz zu ersetzen:
1681, vgl. 8075. In Y. 3432 haben
sich MIs durch Auslassen geholfen,
vgl. 2542. Erhalten in Y. 2429.
3413.
1682 ff. S. 210.
1682 S. 386.
1682. 2069. swischen c. gen. vgl. 1686.
2044. 2623. 2637. Ygl. Lachmann
zu Nib. 845.
1683 S. 202.
1684 8. 201. 389.
1686 S. 201. 336. vür die stat A/doz
velt da was vü mänic guot gezeil ge-
slagen Herz. Ernst B 481, vgl. Anm.
zu Bit. 5801 ; erUch gezelt Boseng.
A 1772.
1688 S. 336. mit (in) sorgen : virborgen
Yespasian 87, Yeronica 437, da
lägen sie mit sorgen Brandan 466.
Ygl. die Anm. zu Y. 21.
1694 S. 340.
1696 S. 821.
1698—1703 S. 817.
1698 S. 819.
1701—8 S. 226.
1702/8. Der Reim war nach *zn
küniginne: gcmiputm. Aber vri als
Epitheton braucht durchaus nicht
epigonenhaft zu sein (Bartsch,
Germ. Y. 184 ; : vgl. Sjmons zu Kudr.
956. 1: Marien: der hcren vnäe drr
vrien Antichr. 178. 1 Vi \ der fürste
vri (1589. 1992) Herzog Ernst
B 5463, vgl. 4506.
1703. wes in gen uns te muote si
Herz. Ernst B 2521.
1706 16 S. 217.
415
1706. verjehen mußte, streng nach
dem Stemroa gegangen, in den
Text. Vielleicht ist diese Form von
S aber nur ein Versach, dem Sim-
plex yVi^ ansza weichen: vgl. 1051.
1238. 2880. 8105; 2972. Denn
jehm ist durchaus die gewöhnliche
Form: 711. 1226. 1586. 1825.8022
etc., und dem Worte war im über-
lieferten Reime schlecht auszu-
weichen. Einmal tuts M, wohl aus
Fahrlässigkeit: Y. 3148. Y. 3043
ist im Innern für gut M das mo-
dernere spHcksi in ISsß eingesetzt.
1707 S. 312.
1708—15 S. 264. 818. 329. 888.
1708 S. 869.
1711 S. 311.
1712 S. 232. Ygl. Anm. zu 996.
nü vortkh, htm, dinen %om, das mer
der üf st verlorn Rother 3305.
1716—21 8. 817.
1717 8. 170.
1718 8. 340.
1719 8. 201.
1720 8. 232. 386.
1721. Gr. Gr. lY. 238.
1729. ssi] vgl. 1176. 1404. 1815.
2674; 810. 1108. 1713. 2768.
1730 S. 840.
1732 8. 840.
1733 8. 836.
1734 8. 840.
1735 S. 836.
1736. In I Abspringen von not auf
•mdi 1755.
1737, Strophenschluß, würde Lang-
vers durch Aufnahme des grimmigen
M, das, wie 818 und 2848 zeigen,
von den übrigen Handschriften ge-
mieden wird. (Ygl. 549 A.) 1787
und 2848 w&ren dann aufs nftchste
verwandt.
1788 Lesarten: lies MS.
1740/41 8. 190.
1740 8. 204. 340:
1741 8. 205. 336.
1743. gedenkmt nit an uwer wtp noch
an uwer kini da heim Mor. 486. 4.
1745. I schreibt vortoisset, s verwisei;
vgl. 8 Y. 19: das Wort scheint
ungel&ufig geworden zu sein.
1750-75 8. 264 f. 826.
1751 8. 208.
1753. (561. 1863) fürste here nu volge
miner Itre Herz. Ernst B 3319.
1754. 2841. Ir vü stolzen helde guot
getomnent emen frischen ntuoi Or.
423.
1757 8. 205.
1757. 3449. Die Schreiber bevorzugen
trotz des Reimes gewant vor gewaete
(3110 ist gewaete beibehalten), ge-
want im Reime Y. 1171. 1437.
2217. 2221. Dem Bearbeiter «MS«
scheint umgekehrt gewant unbequem
gewesen zu sein: vgl. S. 210 zu
2220 flf., 8. 325 zu 1756 ff. Ygl.
auch DWB lY. L IH. 5237 f.
1760—63 8, 226.
1760 8. 340.
1762 8. 340 f.
1767 S. 204. 336. Ygl. 1262 A:
mder'\ vgl. 1714. 1759. 2546. Daß
das Wort vermieden wurde, zeigen
die Lesarten zu 1775.
1770 S. 232.
1771 8. 336.
1774 S. 201.
1776-1831 S. 264.
1778—88 8. 175.
1782 ff. 8. 210.
1782. lat^e wird (gegen gar Mß)
mit Recht im Texte stehen. Ab-
gesehen von dem Znsammenhange:
gar pflegt nur in der Yerbindung
mit verloren von 8 durch gansi er-
setzt, von Is beseitigt zu werden
(1176. 1404. 1815); aber grade bei
vergezzen bat 8 1960 ein gar er-
416
halten. Vgl. auch 18; IMO. 2067;
1821 und die Anm. zu 549 und
1784 S. 840.
1785 flf. Zu 8 178. 35 ff. vgl. S. 175.
1786. siege und siräMen hän ivir m
gar verUit Alph. 341. 2.
1788 ff. S. 210.
1788. 1828 S. 336. kumstu mt
suo hilf dinem vater in diser zU, er
und die sin verlieren den Rp Or.
2852, kwn seh im nit suo hiy in
kurzer sU, er und alle die sinen Ver-
liesen iren lip Or. 2864.
1789 S. 210.
1790—1838 8. 186.
1791 S. 231.
1794 S. 217.
1795 S. 202. 231.
1796 ff. S. 322.
1797 S. 313. 322. weger S ist
schweizerisch. Vgl. auch Gr. Gr.
III. 603.
1799 S. 379.
1800 S. 341.
1801 S. 386.
1801a S. 190.
1802/3 S. 340.
1806 S. 190 A. 341.
1809 S. 202.
1810 ff. S. 210.
1815 S. 311. Hinter verioren fehlt
der Punkt.
1816-23 S. 250. 329.
1817 Lesarten: vielleicht htt ,^5ze
not schon in *MS als Glosse zu
dem Teraltenden arheü gestanden.
1818 S. 341.
1819 S. 190 A.
1820-24 S. 177.
1820 S. 340.
1822 Lesarten: lies nemen MI ne-
menssen S.
1824 S. 205.
1827 S. 313.
1828-31 S. 210. 318.
1832—89 S. 254 f. 261. 329.
1832 S. 339. Lesarten: aber M ge-
hörte gegen do IS in den Text.
Denn dies aber^iterum ist durch das
aber ^ autetn ß 479. 38 {der rabe aber
sprach) gehalten.
1834 ff. S. 196.
1838 S. 202.
1840-45 S. 254f.
1844^56 S. 217. 254 f. 329.
1848. 1960. Ir heiei mtn (Ckristt) ver-
gezzen^ im gabt mw weder trimken
noch ezzen Antichr. 201. 41 H.
1850. sine sphe nemen Rother 1162.
1853. vor dem dtsche des vater mm
hörte ich (Salme) deinen (MorolfsJ
Gesang Mor. 253. 4, Die humle
ghen mchl weit vom tisch, non in
stabulum porconwu sed ad mensam
domini Luther XXIX. 70, 6.
1855. 1967. sie grinen sam tkie kmmle
RoL 4837. s setzt V. 1967 gnarren
ffir das grinen ein.
1856/57 S. 254 f.
1856. 8 179. 4: Man gab mir weder
brot noch wyn vn ntust essen mit den
swynen Von kunger . . . Hatte *s den
Reim win : s7oin?
1857 S. 336.
1858 S. 202.
1860 S. 194.
1862-81 8. 254 f. 329.
1864 S. 184.
1872 ff. S. 207.
1877 S. 189 f.
1878 8. 340.
1879—1925 8. 190.
1879. Do begonde Jm der enget wider-
stone 8 179. 11, das unäerstuend da
(da v, es u) der er^l gotes b 480. 12.
1879a-h S. 190.
1881. hoher erswanc] vgl. 1864.
1886-89 8. 318.
1888 S. 386 A.
417
189011. S. 2». MO. »0. 829.
1890 S. 169. 231. 826. 389. 869.
1900 S. 282.
1906 S. 869 f. öoten^dt] Leier I.
882, Müller I. 264 b, aach Or. 1174.
1907 8. 205.
1911 8. 205.
1914 8. 202. 869.
1915 8. 811. In p erst nach 1939
(480. 26). Dri marc goUis hüs er
im geben %^Aani Mor. 166. 1.
1916 8. 211. 257. 820. 386.
1921 8. 205.
1922-43 8. 175. 186. Von 1922
springt 8 (179. 24) auf 1942 ab
und l&ßt 1944 folgen. In ß sind
die Zwischenverse vertreten: 480.
22 ff.
1925 8. 811.
1927 8. 818.
1928 8. 281. 839.
1980 8. 841. Lesarten: Hinter ß
fehlt ein Punkt.
1982 ff. 8. 256.
1982-89 8. 880 f.
1986/87 8. 190.
1986. abfHrt] Vgl. DPI. 208 und
die Anm.: vnrt : birt Ott. 855b,
1988 8. 340.
1939 8. 811.
1940—43 8. 320.
1940 8. 281.
1944-51 8. 820 f.
1948 8. 231.
1950 ff. 8. 865 f.
1951 8. 190.
1959 8. 812.
1960-67 8. 190. 211. 864.
1960. gar] vgl. 1844 und 1782 A. i
1961 ff. 8. 196.
1963 8. 886.
1972. ez] vgl. 406. 865.
1976. dar/i du s^e, du wU kh dir
gen die wtlc ich h&n das leben min,
des gibe tch dir min trüwe, und wilt
Baesecke, H&iiebeiier Oswald
du gerne bi mir sin Mor. 641. 2,
8alnie verspricht dem Waller, win
unde brbt solange sie leben. Mor.
206.
1977 8. 196. 205. *
1979-98 8. 177. 264 f. 829.
1994 8. 841.
1995 8. 202.
1998—2004 8. 818.
1998 8. 841.
2001 8. 886.
2002 ff. Vgl, 2048 ff.
2005—13 8. 177.
2008 8. 341.
2009 8. 311. Vgl. 2055.
2012 8. 202.
2014 8. 339. urloup er sü dem kumge
nam und ze allen sinen mannen, do
scfdet er frb^hen von dan Mor.
659. 3.
2017—24 8. 177.
2018 8. 388.
2018. 2447. gebirge hoch, da% sich uj
gen den wölken %bch Herz. Ernst B
438 1 , und (ilien) gegen eim gebirge hoch,
das steh u/gein den lüften soch Virg.
19.4.
2022-27 8. 317.
2028. 8Utt sU lies sider und vgl.
die Anm. zu 824.
2025 8. 192.
2026—28 8. 310.
2026 8. 341. Ist Hne statt ünne zu
lesen? ß hat 481. A: da was dy
Junkfraw anainHenn (fyen vl) gegangen.
V. 2027 (heruz) und 2030 scheinen
daf&r zu sprechen. Auch V. 978
sind Änderungsversuche gemacht.
Vgl. Zingerie ZfdA, XXXUI. 107 ff.
und Heyne, Das deutsche Wohnungs-
wesen, 8. 367 f. und Anm.
2027 8. 311.
2028 ft 8. 230.
in\ vgl. *zn 51. 21 durch ain
vensier ein und V. 788.
27
418
2031. er hie% in goie rviikumcn sin
Mor. 56. 3 und Vogt zu der Stelle.
2032-47 S. 177.
2032-39 S. 818.
2034/35 S. 221. 200. 889.
2036 ff. S. 207.
S. 841.
2037 S. 311. 336. s: iverlich khwoli
j'n gern sehen. Steckt darin der
Reim zu S 2037a?
2038 S. 340. Daz Heime was so lange,
des verdrb% den ketser rieh Alph. 46. 1.
2039 S. 201. so ist min vreude gar
sergangen Kudr. 941. 4, der was nu
zergangen mit grdzer arbeit Kudr.
14.2.
2048 S. 312.
2046 S. 386.
2048 ff, S. 250.
2048—51 S. 318.
2049 S. 201.
2054 S. 341.
2055 S. 175. 190. 311. Vgl. V. 2009.
2056/57 8. 817.
2056. gemeit] Vielleicht bedeutet die
Lesart von S ein Ausweichen vor
dem veraltenden Worte. Sonst ist
es (im Reime) allgemein erhalten
in V. 537. 1101. 1405. 1466.
2057 S. 313.
2058—61 S. 247.
2060. erhadM] vgl. 332. 2314.
2061. mähtest] vgl. 333 und 2315.
2062 S. 313.
2064 S. 217.
2065 S. 204.
2067 S. 210. 318.
2070 S. 201. 339.
2072 6. 205.
2074 8. 201.
2075 S. 202.
2077-80 S. 218.
2078/79 S. 256 f.
2078. 2196. waf/te] vgl. 2262.
2080/81 S. 818.
S. 194. 340: er begunäi vU wol
enphän den Herren und ai sime man
Herz. Ernst B 2019.
2081 S. 312. dienestman Is] vgl.
Kotzenberg S. 24 ff. und V. 2959:
115. 323. 610. 1738. 2001. 2009.
2661.
2084 S. 340.
S. 347.
>— 2124 S. 217 f. 329.
2090 ff. S. 220. 808. 86&.
2091 S. 201. Auch Gr. 281 sind es
zwölf Schmiede.
2092 ff. S. 207.
2092 S. 194.
2094 S. 189. 193. mit disen starken
maeren wart er besitfaeret tere Herz.
Ernst B 4704, starkm maere
Brandan 74.
2096 S. 202.
2098 S. 201.
2102 ff. S. 255.
2102 S. 341.
2103. 2702. gewerren veraltet: vgl.
mht gewerren > leides niht inot Am-
mann S. 341.
2104 S. 340.
2105 ff. 1702. Solches Weiterschieben
des Reims in den Handschriften
auch Or. 2620 ff.
2105 S. 201.
2106. Das gewesen ist durch die
neue Situation veranlaßt, in der
die Verse 2078/79 und 2262/63
hier gebraucht werden: vgl. 2109
wir sin ritter worden. Danach ist
auch der fehlende Vers zu ergfinsen.
2107 lies dann wurden gerne nach
2270. — Lesarten: lies S. Danach
I: usw.
2106a S. 190.
2109 S. 257. 336.
2115 S. 169. 218.
2118. wir getruwent wol vor im s$to
genesen Or. 1979.
419
2119. 2857. mii trüwm b\ gestän
Mor. 70. 8, Vogt S. CXLVI und
Or. 1939. 2138.
2120 S. 205.
2123 S. 194.
2124 S. 339.
2125 ff. 8. 260.
2125 S. 340.
2126. 2130. sich heben Patr. 130 und
Kraus zu der Stelle.
2128. 2644. schicte\ das Verbum ist
gegen die Yerballhomung schiffen
in Y. 1626 durch Ms gegen IS f&r
♦MS erwiesen, 2128 und 2644 nur
in M erhalten. Nach Müller und
Lexer mitteldeutsch.
2133/34 S. 226.
2133 S. 201.
2135/36 S. 218.
2137,38. ß 481. 39: und xoart ein
gros getämer^ das si schalten (eyUenn
b) mit ir hamern,
2138 S. 202.
2139 S. 217.
2141 S. 205.
2143 ff. S. 806.
2143 S. 231.
2144—53 S. 218.
2144 S. 190.
2145—63 8. 177. 267. 330.
2145 S. 339.
2146 ff. wol üf in der seldel wir haben
vremede gesie, — Si Sprüngen von den
betten Kud. 639. 3 ff.
2151 S. 339.
2153 f. 8. 257.
2153 8. 336.
2154 8. 232.
2156 8. 204.
2158/59 8. 816.
2162 8. 340.
2163 8. 311. 336.
2168 8. 231.
2169-74 8. 177.
2170/71 S. 218.
2171 8. 313.
2178. 2713. er wäpntt sich mtt gritnme
in die herien stagelringe Or. 1038
und Berger dazu, unde wäpent tnieh
vil balde m die ringe steheHn Roseng.
A 137. 2.
2188. 2818. geuerte = Fahrt Or. 2483,
Hersog Ernst B 5478, 5481, Wolfd.
B 486. 4. Diese Stellen fehlen bei
Müller und Lexer.
2188 S. 321.
2189. hoerei] vgl. die Parallelen 8.
319. Die Korrupte! liegt schon
in ♦MI, denn I führt nicht gar ein:
vgl. die Lesarten zu 1176. 1404.
1510. 1782. 1815. 1887. 1960 etc.
2190 S. 319.
2191. 3220. beruochen ist also allen
Schreibern verloren gegangen.
Die Herstellung ergibt sich schon
aas dem Reime und aus Y. 3492.
2192 8. 347.
2194 S. 341.
2196/97 S. 218.
2198 8. 339.
2200 8. 194. 210. 369.
2201 8. 313. 369.
2205 8. 202.
2205a 8. 198.
2206—13 8. 218. 256. 257. 329.
2209. Genitiv nach bedürfen: _vgl.
2272.
2210 8. 203.
2216-35 S. 821. 329. 889.
2218/19. Zur Textherstellung vgl.
472/73.
2218 8. 339.
2219. 2500. 3475. Bei buten =: jubere
habe ich die Form ohne ge als
altertümlicher beibehalten.
2220 ff. 8. 210.
2220 8. 201.
2226 ff. 8. 208.
2232 8. 340.
2233. kleiderwambes w&re als Gegen-
27 ♦
450
satz za keitemvambes wohl denkbar;
es fehlt in den Wörterbflchern.
2284 S. 889.
2288 S. 281.
2289 S. 192.
2240.41 S. 816.
2245 S. 811.
2246 S. 821.
2247 S. 175.
2249 S. 205.
2250 f. Ir vari mit einem schallet ir
mügi wol em fürste Jin Wolfd. B
619. 1.
2252 f. S. 257.
2260 8. 217.
2262-63 S. 218.
2263 S. 205. vremediu] vgl. 2079.
2197.
2264 ff. S. 256.
2264 f. S. 218.
2265—67 S. 811,
2268/69. Do des Herren iungeren das
uernamen, loie drate si dar choment
Adelbreht 212.
2268 8. 169. 842.
2270 S. 201. 257.
2271—77 8, 175.
2272—76 S. 226.
2272 8. 205. 257.
2274—77 8. 816.
2274 8. 3iO.
2275 8. 836.
2280—83 8. 816.
2280 8. 336. 388. 341.
2281 8. 190. 811.
2285 8. 369.
2286-2301 8. 177.
2286—93 S. 186. 313. 329. 888.
2289 8. 201.
2290 8. 202.
2290. 3550; 3165. läz uns nii ersterben,
dune last uns vor dtnen heiligen frbn-
nchnam werden Or. 3894. Also üf
dirre erde Zusatz von B?
2290. 3065. üf dtser erden: werden
Or. 2583.
2294 ff. 8. 218.
2294. 8. Anmerkung zu 8244.
2297 8. 311.
2801 S. 869.
Also uoas der fürste, das ut war,
tn dem lande wol seks jär Herz.
Ernst B 5383 und Berger an Or.
2849.
Vgl. swen tage und ein halbes
jär Or. 2408, sechs wochen und ein
Jär Brandan 162.
2304 ff. 8. 210.
2811 8. 311.
2312-15 8. 186. 247.
2313. Unde M8 ist nicht aufgenommen
wegen 831 und 2059.
2314. Zu erhaben vgl. 332. 2060:
erhaben veraltet
2316 8. 169.
2318/19 8. 247.
2318 8. 836. So stellte schon
Bartsch her Germ. V. 150. Vgl.
V. 836, innen werden Adelbreht 150
und Kraus zu der Stelle.
2320 ff. 8. 250.
2320-69 8. 261. 329.
2320. Über solche Zeitbestimmungen
8. Vogt zu Mor. 8. CXLIII.
2321 8. 369. ^] vgl. 43.
2824 8. 813. 341.
2326 8. 835.
2332 8. 169. 341.
2388 8. 313.
2884 ff. Auch im Wolfd. B 890 ff.
ein wunderbarer Hirsch mit gold-
umwundenen Hörnern, auf den
vergeblich Jagd gemacht wird.
Ein Hirsch mit goldenem Gehörn
in der Fahne Herborts von Dlne-
mark Bit. 9863. 8. 8. 809 und die
Anm. dazu.
2336—45 8. 218.
2336 8. 204.
2337. binden se] die hende wären m
ze ruhe gebunden Iw. 4937 und
andere Beispiele im Mhd. Wb.
421
2343 S. 202.
2344-59 S. 177.
2348 S. 389.
2349 S. 202.
2350 f. 8. 198.
2352. Rkie wird von S gewöhnlich
ausgelassen und von s durch
vt/Wku ersetzt: 806. 814. 1108.
Y. 2353 ist es auch in S als l*ch
erhalten. I macht Y. 1108 ichi
daraus. Auch in der Anibraser
Handschrift des Ortnit wechseln
nhie und vUnhit: DHB 3. XVI.
2354 S. 218. 369. Lesarten: Erg&nze
♦A^- S.
2366 S. 339.
2368 f. do brähU er in (den Itwen) b\
mitier naJU an dtn bitrcgniben Wolfd.
B 730. 3.
2371. Lesarten: dm Ms] Dieselbe
Yerwechslung von smU und snUtie
Y. 2603; vgl. 2576. 2622.
2372 S. 189. 217.
2373. dühu in ein % wird falsche
Auflösung sein von duhim in *MS.
2374 fr. 8. 169.
2374 S. 205.
2376 S. 339,
2378 8. 341.
2379 8. 336.
2380-85 8. 317.
2380 8. 202.
2384 S. 340.
2385 8. 311.
2886 8. 338.
2390-99 8. 329.
2391 8. 206.
2393 f. 8. 868. Hohl und durch
Wind getrieben sind die Yögel
Wolfd. A Anhang 263, Wolfd. B
556, 808. Ygl. 8. 309 und die
Anm. dazu.
2396. Dem enbieten sucht 8 auch
sonst auszuweichen: Y. 599 durch
emp/eikin, Y. 83 wie hier durch
gebUttn\ Y. 906 und 1477 best&tigt
es die Lesart von M. Daß nicht
Inui Iß im 8inne von jube richtig
ist, zeigen 2219. 2500. 3475: da
ist gerade von I bieten es Jubere
durch gebuUn ersetzt.
2398—2426 S. 177.
2398 99 8. 190. virsis%ii iu gentan,
der mos den Rph virioren hän Roth.
1563.
2400 8. 205.
2404 8. 231.
2405 8. 336.
2406—2442 8. 190.
2406ab 8. 190.
2411. deme betü] vgl. 2173.
2412—27 8. 821.
2412 8. 340.
2413. Für sich anlegen ohne Akkusativ
(s f> sweri hinzu) in den mhd.
WB. keine Belege. Ygl. dagegen
DWB.
2414-25 8. 329. 889.
2414. tnarc, die imreni krefHc unde
Stare Or. 1078 und Berger dazu, wtd
hie% do ziehen sä %ehant ein vil schoene
casteüAnt starc unde wol getan, vür
in üf den hof dar Herz. Ernst B
4602.
2419 8. 311.
2420 S. 202.
2421 8. 811.
2422 8. 339.
2428 8. 840. Die pari ward ir ^ getan
&OUW Bride ward al eine ia getan
Or. 2071 und Berger dazu.
2429-40 8. 218 f.
2430-35 8. 322.
2432 8. 322.
2435 8. 193.
2442 ff. 8. 169.
2442. ger-] Ygl. Anm. zu 2534.
2442 a— f 8.190.
2443/44 8. 226. her mm, her degen,
baide gegen jenem hohen walde Or.
1277. Berger z. St.
2443 8. 228 A. 1.
422
2445—66 S. 809.
2445-54 S. 190.
2449 8. 175.
2452 ff. S. 25S.
2452 8. 336. In ß (483. 30) steht
der Vers erst Tor 2476.
2458—58 S. 177.
2453 S. 339.
2455 8. 231.
2456. 2530. alse ist gegen das regel-
mäßige als ob von S(Ib) durch MIsß
für •MS erwiesen V. 729. 2490.
2508. 2520. 2560.
2457 f. 8. 230.
2461 ff. S. 322.
2463/64. Dis natu da alle besvnder
diu lüU michel wunder Antichr. 132.
1 H. si enhaddens grbt wonder
tm iegelic besonder Yeldecke, Serv.
I. 589, des nam si besunder alle
michel wunder Herzog Ernst B 3193,
wunder : besunder Brandan 831. Vgl.
2463 A.
2463. tr ügeäh bisunder Kehr. 3547,
Rol. 1171, iglicher besunder kniX^hr.
128. 14 H, alU besunder Herz. Ernst
B 2316. 2423. 2459, iecli^hen sunder
Kudr. 309. 4.
2468. unmäzen I habe ich wegen
unmäsen MI8 2700 aufgenommen.
Es hat noch altertümlicheres Ge-
präge als üsermäzen, Ygl. die
Anm. zu 2630 und die Wörter-
bücher.
2469/70 S. 321.
2472. Nu schieden sich die schächtnan
der wirt bletp^ jene kerien dan, einer
her, der ander hin Konr. v. Fußes-
brunn, Kindheit Jesu 2279.
2473/74 8. 190.
2473. 2813. dtse hie Jene dort, Ulrichs
Frauendienst 64. 32; wir springen
mit den Schwertern unter sie, ehe
sie sich dort oder hie zur Wehr ge-
setzt haben: Herz. Ernst B 3290.
2475 ff. 8. 257 f. 806.
2475. 2653. Solche Überg&nge zu
einem neuen Thema: Jftnicke zu
Bit. 3978. Dazu mi läzen Tvir die
rede stän von des kuniges Foren noester
solen wir den douf heben an Mor.
579. 3 und Yogt zu der Stelle und
Hit läzen toir beiihen das: ich wtl tu
sagen vürbas Herzog Ernst B 4667,
nu läsen wir si riten hie tmd sagen,
wies dem Bernaere ergie Yirg. 72. 4.
2476 8. 311. 322. 841.
2477 ff. beidiu wtp unt man die gungen
durch das wunder üf an die sinne
stän Ortn. 201. 1.
2477 8. 341.
2482 8. 336.
2483 8. 319.
2484 8. 204.
2485 8. 202.
2486 8. 311.
2491. tvas sol ich dir sagen me Mor.
773. 2.
2498 8. 202.
2503/4 8. 190.
2503 8. 201.
2505 S. 818.
2507 8. 231. dergeb:\ vgl. 728. 2455.
2509 8. 194.
2515—18 8. 21ft. 220. 329.
2516—26 8. 177.
2517. im waere auch des se muöte
Herz. Ernst B 5394.
2519 8. 340.
2521—26 8. 221. 200.
2523—26 S. 186.
2525 8. 369.
2527 8. 205.
2532 8. 190.
2534. ger'\ Ygl. 715. 721. 776. 2173.
3317.
2535-70 S. 219. 822.
2536. gestbzen] Ich glaube jetzt, daß
sidsen wie sliesen nur einem schiesen
ausweichen sollen. Ygl. 980 A.
2539 8. 341.
2540 8. 202.
423
2542 S. 202.
2550 S. 205.
2553 ff. S. 208. 340.
2556 S. 204.
2557 ff. Als Eraclius mit dem Kreuze
in Jerusalem einreiten will, schlägt
das Tor von selbst zu. Als er
dann demütig wird, öffnet Gott es
ihm: Frank. Legendär 662 ff.
2557 S. 189. 369.
2561. Lesarten: Lies stolun jum-
vrcuwen, — Auf eine Glosse in
•MS weisen wohl mit jren j\ S und
fftii ir geverim ß.
2564 S. 336.
2568 S. 202.
2573 S. 201. 339.
2575. nUu vergeben: Berger zu Or.
28L
2577 S. 321.
2579 S. 319.
2581-92 S. 177.
2583 S. 341. mkh betrüge dan mm
sin Herz. Ernst B 2982, nikh er-
trüge mm sin Herz. Ernst B 3360.
2585-88 S. 816.
2587 S. 201. 206. 210. g&n ist als
gäMin zu verstehen: vgl. 660. 3091.
2226.
2589. do er daz ivort vol sprach Patr.
33 und Kraus zu der Stelle. Vgl.
1409 A.
2590 S. 369.
2591 S. 339.
2592 S. 206.
2594 f. ir ieslUh ein guldln k&rbant üf
irem hmbte iruoc Wolfd. B 828. 4.
Die Königin ist durch einen Zobel-
mantel gekennzeichnet Or. 864.
Die (Wappen zeichen des Banners)
be%eickenten das es ktmig Isoldes was
Mor. 556. 1 und Vogt zu der Stelle.
2597 ff. S. 230. 882. ,
2605-8 S. 227.
2605 S. 201. 340.
2606 S. 23l.
2607 S. 340.
2608 S. 312.
2609—19 S. 186.
2609 S. 191. 341.
2612 S. 311.
2616 ff. S. 210.
2617-20 S. 318.
2620 S. 336.
2621 S. 339.
2623 S. 232.
2630. üstertnäsen\ vgl. 2285. usser
der m, S usu der m, E Mor. 96. 5,
vss der m, d vnmassen E Mor. 337. 3.
Vgl. Anm. zu 2468.
2635 S. 341.
2636 S. 205. 311.
2637/38 S. 227.
2639 S. 339.
2640. Ich beziehe also b 484. 18 und
alles sein kere eylten — vim dann und
Sassen auf dy kyel auf 2640 ff. nicht
auf 2619 ff. Über die Entsprechung
von u vgl. S. 181.
2647 f. S. 336.
2652 ff. S. 8S1.
2652 (1614. 2632). Vgl. Berger zu
Or. 344 und Iren ruf sü do
hoben von detne Stade sie vbren
Rother 180, si huoben sich dannen
mit vreuden und mit schalle, d$ st
sen sehiffen giengen, die guoten ritter
horte fnan singen alle Kudr. 1117. 3,
do st uf der sträu wären, die stolsen
ritter vroelichen sungen 1696. 4.
2653-90 S. 330. 889.
2653. und hies in gote empholhen vorn
Moriz V. Craon 615.
2659 S. 339.
2661 S. 341.
2663 S. 340.
2664 S. 201.
2665 ff. S. 805.
2666 S. 185.
2667—76 S. 177.
2667 S. 339.
424
2670. machen ist hier «nd V. 2339
nicht als Modernisierang des
Tvurken (M) der Goldschmiede an-
zusehen: wurken ist Y. 514. 580.
532. 2207. 2335 von der gesamten
Oberlieferang nicht vermieden.
2672 S. 311.
2677 8. 313. 340.
2679 8. 198. Lesarten: Diese
Komposition von selbe mit Ordinal-
zahlen ist also angebräachlich
geworden (vgl. 241), wie denn
auch die alte Flexion von selbe im
Schwinden ist. Im Nom. Sing.
Masc. ist sie nur von M bewahrt
(z. B. V. 2735. 2356. 2870. 3334.
3491) im Acc. Sing. Masc. von
m (811. 1417), im Gen. Sing. Fem.
vielleicht von S (1073). Aber auch
M schreibt selben f&r den Nom.
(1711), selb fnr den Acc. (2774);
selbes ist (V. 2186. 2510, in MI
auch 1073) Form des Gen. Sing.
Fem. geworden und selbs gilt in
S auch als Nom. Sing. Masc.
(2856. 2870.). Herrschend aber
in allen Kasus ist das inde-
klinabele selber: Nom. Sing. Masc.
317. 2209. 3176. 3365, Nom. Sing.
Fem. 2490. 2596, Nom. Plur. 2474.
2814 usw. Vgl. Gr. Gr. IV. 358.
Ich glaube, dieser Ungleichm&ßig-
keit liegen Verschiedenheiten der
Mitarbeiter zugrunde, darum be-
halte ich bei, was jedesmal das
Stemma an die Hand gibt.
2680 S, 202.
2682 S. 339. Lesarten: we sb und
Umer nie Mß waren wohl schon in
*MS als Beimglossen vorhanden.
Vgl. ez düt mir hüte und imer we
Mor. 112.2.
2686 S. 313.
2689. 8. die Anm. zu 3244.
2691-94 S. 268.
2692 ff. S. 230f.
2693 ff. Er soMie ez (das Hom) am
sinen nttmi und blies ez $nU hreften:
das vermämem shte helde ze sitoti
Mor. 500. 1.
2694-2784 8. 219.
2695—98 8. 268.
2695/96 8. 190. daz bilde taas ge-
w'ürkel mit starken Itsten grbz Wolfd.
B 811. 3, st was gemacht mit listm
(die künstliche Linde) Wolfd. B
516. 3.
2695 8. 220.
2696 8. 202. 869.
2697 8. 194.
2701-12 8. 178.
2701 ff. DS sprach herzog fferbrani:
wu sol ez uns ergän? unsem Hebern
herren sehen wir in noeiem siän, wte
sul Ttnr nu gebären, daz mr im ae
helfe kamen? zvan uns stchertUhem
diu wer tsl benomen Wolfd. B 917.
2701 8. 341. RoL 4701 (vgL 5891.
7010) : sine rnttgen ums niet gewerren :
herren.
2703 8. 377.
2704 S. 202.
2705-32 8. 2(8.
2706. du besten: Mor. 310. 1, 312. 1.
2707 f. 8. 231.
2708. «r wart uzer mästen zarm Mor.
387,3.
2711. Div rede was in zetief, si ver-
stunden sich ir niht Antichr. 155. 23 H.
2715. daz zoizzet] Vogt zu Mor.
8. GXXXVm, dazu daz wizzei^
sprach her RüeJeger Bit 9705.
2716 8. 386.
271& nu bimdent uf du helme bekt
Mor. 491. 3, er helme bumdem si uf
zukamt Mor. 492. 2.
2721 8. 339.
2724 8. 205.
2725/26 8. 190.
2725 8. 339.
2727 8. 318. 340.
425
2780. Losartcn: Lies su eytlen I.
Vielleicht ist Uen Reim zu ^a/Kg*
2783: vgl. er hie% st holde Uen an die
grdsen roubgaüm Or. 417. 2923.
2731 S. 340.
2733. roup^alün kennen MIsj) nicht:
▼gl. 2065. 2128. roi gaUn I stellt
indessen die Lesart von S sicher:
▼gl. r<mpgann Or. 418, Ort. 221. 4,
249.2.
2734 8. 201.
2735. Günther der küene ein rttoder
selbe nam Nib. 368. 3.
2738 ff. 8. 214.
2739—46 6. 817.
2740 8. 204.
2741/42 8. 888.
2743 8. 340.
2744. man: uns si ward siküg an
Or. 2080, ansihiec werden Yirg.
44. 12.
2745 8. 198. 202.
2747 ff. 8. 80&.
2748. Vielleicht soll mastbown I
nidit nur eine sachliche Besserung
darstellen, sondern auch das Wort
kiel «* Schiff ▼ermeiden. Doch
▼gl. 1154. 1617. 1679. 1681. 2642.
2749 8. «». 321.
2751 8. 319.
2758/54 8. 190.
2753. daz mere horte er diesen, er sach
— galhi ßtesen Or. 510 nnd Berger
za der Stelle, diesen vom Meere
y. d. girheide 25.
2754 S. 311.
2758 8. 313. Vogt, Morolf 8.
cxLvnif.
2762 8. 313.
2765 8. 205.
2766 8. 313.
2770 8. 336.
2771 8. 321.
2778 ff. 8. 80S.
2773 8. 319.
2774 8. 313. 336.
2775-2822 8. 806. 322.
2775 8. 347.
2776-83 8. 186. Kehr. 3537: sweiher
ie da tbt Im, das itHis sin lotle und
sin tac; er nemaktes niht über werden,
swelhes tbdes er soli ersterben. —
veicteu\ Rol. 7439: H» veictage in
Jagete, thas er nie itf gehabete unse
er kam an thie stal tha is alles wole
verendet wart, 3876: there heiihenen
nist nie so vile, $sne st tr aller veictage
•> an ir veigetagen Strickers Karl
4744.
2778 8. 336.
2783 8. 336.
2784 S. 205.
2785 S. 340 f.
2789. die hont er üf pSt Kehr. 2535,
er bot iif sine hont Rol. 3872, Stn
Aend er über sich bot : ndt Or. 1375
nnd Berger dazn, femer Or. 452.
565: den Handschah gen Himmel
bieten Rol. 6890, die hende se gote
bieten Krone 12147, sich nach dem
valle erbieten Bit. 890. Das Wort
▼eraltet in dieser Bedentang: ▼gl.
555.
2791 ff. 8. 258 f.
2791 8. 214.
2801 S. 341.
2807. unde fitorte in in kleiner wile des
meres wol 72 mile Or. 81 and Berger
zu der Stelle, ferner: Der (wint)
treip si in einer wile wol sehs und
sweinuc mile Kudr. 1135. 1.
2809 ff. db sande in unser trähUn sc-
hont den aller besten winl, der e des
oder sint keinen Hüten dürfte komen,
des wart in sorge vil benomen, (Sie
entkommen) das si (die Heiden) ir
niht mohien ftsehen Herz. Ernst B
3842.
2809 f. 8. 231. nü bUet du himelischen
kint, das uns werde em guot wint
Brandan 1823, ▼gl. 1875.
2811 8. 175.
426
2813 S. 369.
28i3— 16 S. 188. als t% got selber
wolie: solle Berger Bu Or. 1958 und
alsd h wolde unser drehiin Frftnk.
Legendär 524, also in seho ^bot
unse hdero 318.
2819. sunne : wunm Berger zu Or. 906.
2820. michel ist veraltet und gerade
M l&ßt das Wort sonst gerne aus
oder Ändert: 596. 1099. 2632. In
MIS erhalten ist es V. 1592. Vgl.
auch 157. 441.
2821/22 S. 219 f.
2822 f. S. 805.
2823 ff. S. 269 f.
2823. fristen : Christen Veit 45 und
Kraus zu der Stelle, In der selben
vTiste Antichr. 178. 33 H. Vgl. 2S95.
2829 S. 201.
2830 S. 204. Auch nach dem
Stemma war ruowe in den Text zu
nehmen, doch vgl. 1433. 2922.
3122: Isß ersetzen gern das alte
rast durch ruowe. Auch das Wege-
maß reut scheint nicht mehr recht
lebendig zu sein: 1168. (1396.)
2831. Das nu s 187. 3 kann nicht
mitzählen.
2834 S. 336.
2835. Do si einander an säMen, si de-
gvnden %uo einander gähen Or. 1684.
2838 S. 313.
2839 S. 321.
2841 ff. S. 805.
2841 S. 319.
2845—48 S. 175. 810.
2845 S. 340. daz ivtr dort sin be-
standen mtt eüentkaften handln Herz.
Ernst B 2505.
2847, Ir Herren wert iuch vaste, daz
tuotiugrdze not, ob ir niht wellet kiesen
den bitterlichen tot Wolfd. B 921. 1.
2848 S. 311. grintmic] Vgl. 1737 A.
2849—53 S. 317.
2850 S. 369. Lesarten: erg&nze
""gnäd S.
2854 S. 311.
2856. du mahl dich selbe fraestem
sprach von Riustu Yljas zu Oltnit,
als er nach der Landung verzweifeln
wollte: Ortn. 223. 4. Vgl. 235. l
Nu gebt tu selben rät,
2857/58 S. 190.
2859 S. 194.
2861 ff. S. 210.
2861 f. in wart vile sorn thaz m tkU
cristenen wären so nähen RoL 332.
2864. Lies leben
2864. 1024. 2762. es m&ste un an das
leben gän Mor. 265. 5, vgl. 262. 1,
275. 5 und Vogt S. CXLVHIf.,
dazu Or. 1437. 3573, Alpb. 211.4,
452.4, Wolfd. B 584.4, 590.4,
621. 4, vgl. 440. 4.
2865 8. 205.
2867 S. 194.
2870. ■ Der Heiden nam du baner in die
hani Or. 2399 und Berger dazu.
2871 S. 231.
2872 ff. S. 821.
2875—2916 S. 177.
2875-84 S. 329. 886.
2878. nmc ist in der alten Be-
deutung zuweilen noch in allen
Handschriften erhalten, s. B. 1S60.
2998, aber es steht auch in allen
Handschriften schon kan dafür, vgl.
1859. 2061. Ich habe, wo ich
es fand, mac beibehalten, über
mac > kmn J. J. Ammann S. 337.
2885-92 S. 221.
2885 S. 340.
2886 S. 205.
2887 ff. S. 800.
2889—92 S. 200.
2889/90 S. 190.
2891 S. 339.
2893. sie werten sie mii swerten mses
des sie gerten Herz. Ernst B 5219.
2895. wigani] Vgl. Abel 8. 15 ff.
2898 8. 386.
2899 8. 194.
427
2729/30 S. 818.
2902 S. 311.
2906 £f.S. 175.
2908. er sluog die tiefen wunden imt Or.
1403 und Berger dazu; femer:
tiefe ivunden unde wU Bit 3585, in
shtogen wunden wtte mit sweriem des
her%o^en man Herz. Ernst B 4860.
Vgl. Lachmann zu Nib. 967. 3.
2915— 16b S. 818. 329. Nimmt man
an, daß 2916 ab zu 2915/16 (»MSs)
gehören, so müßte man sie konse-
quenterweise auch in den Text auf-
nehmen. Indessen beweisen l&ßt
es sich ja nicht, daß ^MS, auch hier
dieVierzeilenform zu einer Parallel-
interpolation gewählt habe, denn
er macht ja auch nicht-yierzeilige
Zusätze.
2915. Ähnliche Gegenüberstellung
thte heitkenen — thie cristencn Rol.
4735. 4815 etc.
2916. sie siuogen unde stächen unz sie
die schar durchbriuhen Herz. Ernst
B 5565.
2921 fif. Et streit so kreftkrichen al
den langen tac: maneger stolter hei den
tot vor ime iac Wolfd. B 916. 1,
der strit werte uns an die naht der
herzöge den stge erstreit, des warn die
stne gcmeit Herz. Ernst B 4866,
der strit werte al den tac, uns diu
stmne an den äbent schetn Herz.
Ernst B 5558, Kampf bis an den
Abend Wolfd. B 675. 3, der strit wert
in dem berge uns an den j. tac, unz
der wirt und sin gesinde alles tot vor
im Iac Wolfd. B 821. 3. sumer langen
lach Kehr. 7049. 7081.
2922 S. 204.
2923 S. 340.
2925 ff. kuntg Fore der loart sigeios^
selber wart er gevangen, vil mantgen
heiden er verlos Mor. 77. 3, der kaiser
wart sigelos Kehr. 14859.
2925-30 S. 818.
2930. Morolf Ites der heiden keinen
genesen Mor. 774. 3.
2935. das tet dm Juncfromve alles
utnbe daz Wolfd. B 548. 1. — nur
ist den Alemannen I^Ss unbekannt,
If pflegt es auszulassen, S und s
machen ein (im Zusammenhange
oft unverständliches) nun daraus,
das aus dem alemannischen nümen
zu erklären sein wird (vgl. 1067).
nur ist indes durch Mß für *MS
gesichert, z. B. V. 3087. 3437.
y. 674 ist das vorausliegen de
nttuan durch Mk erhalten.
2936 S. 313.
2941 ff. S. 2m.
2941 S. 321.
2943-52 S. 220.
2943/44 S. 80Bf.
2943 S. 205.
2945/46 S. 822.
2945 S. 194. 341.
2946 S. 227. 370.
2947 S. 189. 369.
2949/50 S. 80«.
2949 S. 205.
2950. spoies, nicht gespötes war wegen
des Schreibfehlers in b (,3) auf-
zunehmen.
2951-3014 S. 80« f.
2951-94 S. 822.
2952 ff. Ich wil an den gelouben der
mich geschaffen hat (vgl. Osw.
2999—3001), der ist geheisen Jesus
(Osw. 3101). sroies mir dar nach
ergät (Osw. 2952) — . Er sprach
merc — 7oarumb schätestu die?
{Maria. Osw. 2955). Din got ist
ein gütel — din got gen dem minen
muoz ein gougel sin (Osw. 2997).
Min got ist also getan, daz ich in
sihe swanne ich ivil (2958 ff.) Wolfd.
B 575—79.
2952. Vgl. die Anm. zu 172.
2955 S. 201.
428
2956. machst M wohl statt mochst,
da» du ihi en^ltest diner gr^Mtn über-
inuot Wolfd. B 596. 4.
2958. Dock so hat ir hoU dt craft
Tund. 69.
2959 Lesarten: dünestüut] vgl.
3012 und 2081 A., aber auch 2001 ;
Eotzenberg S. 24 ff.
2961 S. 189. 369.
2963. Die Interjektion e, den beiden
Wörterbüchern unbekannt, findet
sich nur in M (2963. 2975. 3031.
3061. 3255. 3472), die fibrigen
Handschriften haben das junge la-
teinische o Gr. Gr. 3. 288) oder ach.
Vielleicht ist e aber nur eine Ver-
stümmelung von <y'M 41. 1335. 1565.
2310, eya 1 1335, dem ISsß durch mm,
mm dar, wol uff oder sonstwie aus-
weichen, e steht nur in den
letzten Teilen des Oswald (in *MW
und *MSy), ei in den vorangehenden
(auch in 0). Zuweilen ist das o
schon in alle Handschriften ge-
drungen: 741. 1717/18.
2965 ff. S. 208.
2969 S. 341.
2970 S. 370. Lesarten: erg&nze
•töffen S.
2971 S. 205.
2971. 3049. Ich bevorzuge des {dn%
S kann auch =■ des sein: s. 8.2;
es\ ist doppeldeutig), um den substan-
tivischen Charakter von niht zu
wahren, der deutlich V. 3404, in
genitivischen Konstruktionen z. B.
auch V. 1831. 2579 erhalten ist.
2972. 3050. an ^ot jehen Antichr.
149. 33 H, Veronica 275, Or. 3411.
Vgl. st ^hent an got Rol. 1134
> si sint gekeret u gote Strickers
Karl 1695. Dazu die Beispiele
Müller L 514*, Lexer L 1478.
2977 S. 188 f. 340. VieUeicht ist
nach Rol. 5796 ff. herzustellen:
thes erbat in sin haiige theumttct,
ikaz er loste vnp tmde man, iko er
sich ane thaz criuce Sez slän. Vgl.
da mit {marter) erlost er/rotewen unde
man Or. 3332.
2979 S. 202.
2981 ff. S. 868 A.
2981 S. 341. 347. tkurh tXmer
marter ere Rol. 6495, 7553, durch
diner marter ere Brandan 425.
2983/84 voUensprach: einer den andern
anesach Alph. 82. 4.
2989 ff. S. 211.
2992 S. 370.
2994 S. 202.
2995-3014 S. 825.
3005 ff. 8. 208.
3005 8. 339.
3007. 367. houbii abe slan Makkabicr
32 und viele Parallelen bei Kraus,
femer Rol. 1524 thas houvei heiu
ih ime ave slahen : haben^ 6019 mähte
ih ttisent houbet getragen, ih lieze sie
elHu abe slahen, e ih m mtnen rukke
k^re, (Vgl. Strickers Karl 7055 ff.)
3015-36 8. 329.
3015—28 8. 259 f.
3015. geboren : toren Veldecke, Ser-
vatius IL 1107; vgl. Osw. 1826.
3018 Lesarten: der Punkt hinter
M ist zu streichen.
3019 8. 202.
3021 8. 205.
3023 8. 205.
3025-52 8. 175.
3026. Die Heiden bitten nach ihrer
Niederlage um Taufe Wolfd. B
634 ff. Vgl. Anm. zu 632.
3029-3134 8. 806 f.
3029-92 8. 825.
3029 8. 369.
3033 8. 211. 341. Das ftltere na-
türliche sich totrfen^ ohne län^ ist
V. 3048 in MIS erhalten (die
Prosen fugen län hinzu), V. 2946
von 8s, 2970 ganz beseitigt V.
429
3033 ist der Yersach mißglückt.
MI haben in Y. 3034 kein Yerbum:
es ist durch Heu rerdr&ngt, und aus
weU S 3034 ergibt sich, daß es
woüe war. Zu den wenigen Be-
legen von sich Um/m Müller IIL
58« fuge Frftnk. Legendär 472,
Baumgartenberger Joh. Bapt. 35,
Roland 2028.
3035—40. Er wand, da% er ab viele
an des Hefen sewes grünt Wolfd. B
649. 1, Uns sin/ die furU gar sik
die/, wir mögen dat mere nii bertten
Mor. 486. 1. Ein spaßhaftes Tauf-
hindemis auch Mor. 589.
3035 S. 175. SIL
3038 S. 202.
3040. Die Entstehung des Fehlers
Ton S ist hübsch sichtbar: *MS »
♦MI alles din here > als din htrre
0) > din {got unde) her (8): goi
wird Erklärung von *S sein, die
dann erst durch S dem Texte ver-
bunden wurde.
3041-92 8. 329.
3041 S. 202.
3043 8. 202. 205. gUi] vgl. 1706 A.
3045 8. 190 A. 198.
3047 S. 341.
3049 8. 205.
3056. Der edel vogt von Berne das do
niht vemieit : reit Alph. 467. 1, Dorn
wold er niht vernttden Antichr.
179. 17 H.
3062. ermane] vgl. 2976.
3063 S. 194. 340. 865.
3065 S. 185.
3067 8. 341.
3068 8. 192.
8077 8. S68.
3078 8. 202.
8079 8. 202. 340.
8082. Ein stein lac vor der porten^ das
wil icJi iu sagen^ den ein wagen von
swaen niht mähte hän getragen
Wolfd. B 750. 1 , den enmöht von swaere
ein wagen nimmer haben getragen
Wolfd. B 505. 2, hundert kanswagene
es {das gesteine) heten niht getragen Nib.
93. 2, das tusent wagene mbhten tragen
(an Raub) Bit. 6609.
3086 8. 190.
3086. 3202. als seü uns dU Venture stt
Mor. 296. 5 und Yogt S. CXXXYII.
8089-92 8. 322.
3093—3122 8. 882.
3094 S. 204. 376.
3100 8. 323. der aller dinge gewaU hat,
der ruoche diner slle phlegen Herzog
Ernst B 1314.
3101—8 8. 175.
3101—4 8. 280. 260.
3101 8. 220 f. durch got den minen,
der ist geheisen Machtnet, den soltu
rüefen an Wolfd. B 545.3. Ygl.
Anm. zu 2952 ff.
3104. Zur Tcxtherstellung vgl. 68
und 1528.
3105 8. 202.
3108 8. 220.
3112. 8tatt gert gehörte begert in den
Text: vgl. 1268. 2795. 2894. 3070.
3168; 869. 3398.
31 14 ff. 8.188.
3115 8. 339.
3117 8. 185. 202. Ich vermute, daß
Zentinus aus Centurio Longinus
entstanden ist: vgl. die Lesarten
und Der Ehren Tafel XIY. 1 : Sus
droghen se one tho gnme do / Johannes
vnde senturio / Longinus iüseph de vere,
3119 ff. S. 3^5. *zn 55. 19: do tawfft
sant Osioalt die Junge kunigin vnd seines
swehers diener vii, also nicht das
ganze Heer; es best&tigt sich, daß
mit 3123 eine jüngere Interpolation
beginnt 8. 8. 322.
3119 8. 205. 227.
3121 ff. Ygl. die Heidentaufe Wolfd.
B928: 80000 in 14 Tagen.
430
3123—84 S. 329.
3123 8. 202.
3133 S. 194.
3135-84 S. 259 f.
3141 geteuften] Tgl. 3160. 3163.
3144 S. 205.
3145 ff. S. 868.
3145 f. si wänden das si Meten über-
immden al tr nbi: alterst wurdens be-
standen uf den bittern tot Wolfd. B
919. 3.
3146 Tgl. 3145 zur Nichtaufnahme
des nik,
3151 S. 191. 194.
3158 S. 205.
3166 S. 193.
3171 ff. S. 210.
3171 S. 202.
3175 S. 191.
3184 S. 220.
3185 S. 205. 86». 307 A.
3187 S. 340.
3193 f. do ersckuUen diu maere wtten \
in diu lantf Wolfd. der getriuwe waer
kernen sä zehant B 849. 3, Du quam
zu rome mere wi Titus kumen were
Vespas. 169.
3196 S. 190. 336.
3197 S. 203.
3198 S. 193.
3202 S. 198.
3203-6 S. 816.
3203. Diu hoht^ezU werte unz an den
sibenden tac Nib. 41. 1.
3204 S. 311.
3206 S. 191.
3207/8 S. 818.
3207 S. 208. 340. Lesarten: Vgl.
Rother 1909 Die ho/zirh was irgangen,
3209-3553 S. 215.
3209-18 S. 328.
3210 ff. S. 258.
3212-37 S. 827 f.
3214—23 S. 220.
3216/17 S. 329.
3219 S. 201.
l, ih hän geleistet thaz ik tJksr geJties
Rol, 4076.
S. 327.
3224—41 S. 329.
3224 S. 205.
3226 8. 201.
3229. an] Tgl. 3225. 3227. 2546.
3238—44 8. 188. 2211.
3238 8. 339.
3242 8. 208. 340.
3244 8. 205. Die Negation en- ist
fest erhalten geblieben nur in der
Formel niht enüe mit folgendem
Nachsatz: MI8 1069. 1928. 1940.
2364. 2545. 2597. 2787. 2869.
3318; 993. (Aber nicht immer: 79.)
Schon bei einer andern Fassung
der Formel beginnen die Hand-
schriften zu schwanken: enlie niht
betibcnl lien,b.M.S22dL So auch
hier. Ein solches er- für en- habe
ich auch 2689 angenommen. Sonst
kommt das en- noch Tor in mAten-
wesen 2117 und niht enspart 2890.
Vgl. 3271 A.
3246-49 8. 328.
3248 8. 215.
3249 8. 231. 327. Zur Erg&nzung
Ton wilden Tgl. auch hm über des
wilden meres vluot Virg. 36. 13 und
Mor. 175. 2, 205. 2, dazu Vogt S.
CLin unter wilde,
3257. 3343. 3347. s$] Tgl. 3257. 3331,
auch 928.
3258-71 8. 828 f. 848.
3260/61. her I: war die Vorlage ohne
Versabsetzung geschrieben ? Vgl.
stuntin I 3240/41.
3264 S; 206.
3266 8. 339.
3271. I Änderte *enmohte zu mohie, und
merkte bei m, daß dann die Stellung
zu ändern wai*. Vgl. 3244 A.
8276 ringe : ffenmnge Berger zu Or.
640.
3278—80 8. 310.
431
3279 S. 327.
3287 S. 202. 327.
3289 8. 369.
3290 S. 204. 215.
32M S. 231. 327.
3292 Vgl. Or. 281 und Berger dazu.
3294 S. 201. 339.
3296/97 8. 888.
3297 S. 201.
3298 8. 369.
8299 S. 204. 376.
3305-7 S. 888.
3306/7 S. 885.
3808 S. 204.
3314 a S. 199.
3319 8. 327.
3320 8. 389.
3321 8. 202.
3323 8. 327.
3324--3412 8. 828 f. 885.
3326 ff. Ygl. Morolfs anyerscb&mlc
Bitten an König Princian Mor.
652 ff.
3326—3411 8. 818.
8328 8. 205.
3332 8. 341.
3338 8. 204. 370.
3339 ff. 8. 868.
3339 f. Ein kopfstuorU uf dem tische, der
was guldln ^ar. Wolfd. der getrhnve
bliete ofte dar Wolfd. B 816. 2.
3348 8. 189.
3344 8. 202.
3347 8. 189.
3349. Das Wort ofen braucht 8 un*
verstanden, vgl. 3335. 3413.
8352 8. 205.
3354 ff. (gnoani) beslagen wol vät golde
Bo8eng.A.743. Vgl. Graf Rudolf ab2.
3359 8. 205.
3862 8. 205.
8864 ff: 8. 207.
3866 ff. 8. 26L
3366. Die Kämmerer gegen den Bett-
ler Murolf Mor. 363.
3372 8. 347. 377.
3378 8. 342.
3380. gUl\ Viele Belege, auch aus
verwandten Dichtungen bei Lexer
I. 1011, Mfiller I. 51 U: dazu
Brandan 150. 676 u. ö.
J-90 8. 177.
f. er siuoc •» einen slac, dat —
— gestrecket lac Wolfd. B 372. 3
und J&nicke dazu, femer Berger
zu Or. 1488.
3383. Lies gestreckt.
3384 Si ergreif in bt deme häre Or. 2489.
3386 8. 204. 347.
3388 8. 189.
8390-95 8. 212.
3390 8. 194.
3392. leide (^MSJ lehnt sich an das
vorliegende not 3395 an und ver-
r&t die Absicht einer Interpolation.
3400 8. 201.
3402 8. 231. 339.
3405 8. 204.
3408-13 8. 177.
3412 8. 201. 204. 376.
3413 8. 202. 327.
3418 ff. 8. 329.
3418 8. 338.
3425 Lesarten: geufoit ist auch V.8032
und 3485 Masculinum.
3427. s6 gibe ich dir für eigen bür^e unde
auch lernt Wolfd. B 598. 2.
3428-47 S. 329. 848.
3429 8. 336.
3434 8. 339. 341.
3435 8. 311. 336.
3436-43 8. 888.
3436 S. 202.
3438 ff. 8. 207.
3438 S. 175. Zu der Lesart von
S: vgl. Man sack den rtchen keiser
äartetrureclkhen leben Alph. 203.4.
3440 8. 341.
3444 S. 205. 315.
3447 8. 336.
3451 S. 327.
432
3451 skh geliehen ü] Vgl. 1020.
3460—69 S. 828.
3460 S. 341.
8462-67 8. 329.
3462. sich urUmhm schien also nicht
erst zur Zeit nnserer Schreiber
antiquiert (ygl. die Lesarten su
3460), sondern .bereits, als *MS,
dichtete.
3464 S. 192.
3466 S. 191.
3476 S. 341.
3432-87 S. 888.
3483 S. 327. 329.
3486 S. 311. 341.
3487 S. 205. 327.
3488 8. 369.
3492-95 S. 328.
3492 8. 190. 339.
3495 8. 327.
3496-99 8. 328.
3499—3503 8. 886 f.
3499 8. 327. g/mur frnuU er mü ir
pßag Mor. 19. 3. — Ich habe der in
den Text genommen, weil damit die
ältere Bedeutung von vrouwt (wie
V. 2040) festgehalten schien. Vgl.
auch 3064. 3444. vrouwe » (könig-
liche) Gattin schon Bother Y. 18.
3502. Lesarten: Den Schreibern des
15. Jahrhunderts stand die Zahl
der Nothelfer noch nicht fest!
3503 8. 336.
3504 8. 201.
3505 8. 202.
350V 8. 336.
3511 8. 192.
3518 S. 341.
3519 8. 201. 204. ich wü din äienae-
rinne unz an mtn ende sin Wolfd. B
658. 2.
3521 8. 202.
3524—43 8. 889. 848.
3526 8. 340.
3527. s ist in den Lesarten nicht be-
rücksichtigt, weil darnach \w€rei\
nicht dem do yon I, sonjezB Y. 8526
entspricht.
3528 8. 210. 318.
3530 8. 201.
3536 8. 201 f. berihten\ Doch TgL die
Lesarten und wie woU sie sie berm0hien
ntit theme gotes ßchenamen BoL 7750.
Ygl. sich bewarn s Sterbesakramente
nehmen Or. 1957 (s. Berger daiu)
und der kaiser bat duo den wären gotes
holden dn er im vertigen woite mit
dem fronen ambehu Kehr. 15042. Ygl.
auch Strauch, Afd A. XXXT. 24 unter
bewerrd,
3538—53 8. 867.
3538 ff. Eine Schar Engel holt die
Seele ab Mor. 508, thS wart stn
siele untfimgen vangodes engelen Fr&nk.
Legendär 727.
3542 Do muß er in wol mit eren in sin
. rlche/uren Antichr. 186. 39 H.
3545 8. 201.
3546 8. 341.
3548-53 8. 190. 329. 848.
3548 f. got der guote und Maria imt
liebe nmoter Or. 2605. 3039. Ygl.
3548 8. 204.
3550 8. 205.
3553 8. 336.
S. 170 Z. 3 T. u. Durchgesehen habe
ich mit Hilfe meines histo-
rischen Bruders: Archiv für Kunde
österreichischer Geschichtsquellen
1—33 mit der Fortsetzung ^ArdÜT
f&r öst. Geschichte' 34—92, Fontes
rer. Austriae. 1—57, E. H. Knesch-
kes Adelslezikon (und die darin
angegebene Literatur ftber Oster-
reich : Brandis, Leupold, Hoheneck),
J. Siebmachers Wappenkunde, dazu
Ladurner, Regesten aus Tiroler Ur-
kunden im Archiv für Geschichte
Tirols I fL Ich verzeichne daraus:
Engel der Suppan vom Neuherg^ Ur->
künde vom 14. MArz 1376, Ladur-.
uer Nr. 1053; eine Kirche zu Mer-
433
Ungtn, Urkunde Yom 8. Dezember
1376 zu Bozen, Ladurner Nr. 1060;
ein Leonhart MerUm in den Font,
rer. Austr. Bd. 52: Urkunden und
Begesten zur Geschichte des Bene-
diktinerstiftes GOttweig n, Nr. 1417
vom 5. Mai 1456; eine Familie
Engl zu Wagrain bei Yöcklabruck,
Ratsherrengeschlecht zu Stejr, im
16. Jahrhundert geadelt
S. 171 Z. 19 ▼. u. Barack, Die Hand-
schriften der fürstlichen Fürsten-
bergischen Bibliothek zu Donau-
eschingen, Tübingen 1865, Torzeich-
net S. 46 : Vtm K^mg Osckwaid, Ab-
schrift YonLafibergsHand ,E Godice
nnicoBibliothecae Scaffhusiensium.
Godex est chartaceus in 4°, de anno
1472*.
S. 181 füge nach Z. 4 hinzu: 478, 2
nach irumkm: vmd darmuk erst an
ktb was er füa hon dauan weUkke
fraw vntf euch hit sej du schaff mir
guUh gemach vnd pHsig mir mu essen
vnä MU triticken das ich ward (I) sat
waü der durst tut mir wirsck daü d
hmng'.
S. 181 Z. 10 T. tt. füge hinzu: öegahen —
unser] pegaben nach seiner ttnrcBgkaä
vnd dir armi lewt komi sovil an seini
ho/ das man siMJf schar daraus rnOst
tailin vnd vntter den armü lewtth kam
auch an den ho/ vnser; tauseni —
date»} tausent da macht nuM aus twelff
schar da setzt sich vnst' hn^ an die
erstH schar In der gestalt da pilgrams
vnd esepjkng die gah darnach gieng er
MU der amtm scha' das traih er huncM
an die ameifflM sehet vttd gieng da mit
& 190 Z. 9 ist 2689/90 zu streichen.
8. 196 Z. 8 T. il: /rief.
8. 902. Z. 17. YgL evith — Haupt
Tetpasianns 22, hende — ende 179,
awijfremhem » Heuschrecken Y. d.
Bfttitck«, MftaekMitr Oswald
girheide 278, hin » in 133, his
= isen Yeronica 430, hidelcheü 492.
S.203 Z.3 füge hinzu: dein sUtt ^
=r dirld 1235?
S. 205 Z. 4 füge hinzu gen I 2587«
8. 205 Z. 8. woss Vor. Alex. 153,
wesscl Y. d. girheide 147.
S. 205 Z. 12. T. u. Ygl. auch den »
der Yeronica 344 und Yeldecke,
Servatius IL 1139.
S. 206. Den md. Reimen ist wohl
auch vlSch : Mbch 2028 beizuzfthlen;
vgl. die Lesarten.
S. 208 Z. 2. Zu houbetaäesiän Tgl. Anm.
zu 3007.
8. 209 füge als Yierreim hinzu: Db
sie daz wunder ^nr* besähen^ sie be-
gunden vurba» gäben, der herMcge und
sine man hämen uf den berc gegän
Herz. Ernst B 4069.
8. 210 Z. 17. Ygl. Trist. 108. 29
gähes •> balde in der Handschrift 0
vom Anfang des 15. Jahrhunderts.
S. 215 am Rande lies [59—74] sUtt
[59—70], desgl. Z. 14 v.u. 74sUtt70.
8. 221 Zeile 7. Hinter 8101 lies
Semikolon statt Komma. Am Rande
2521—26 statt 2521—25.
8. 229 A. 1. Zur Übernahme Ton
Datierungen der Yorlage durch Ab-
schreiber: Die Biedegger Hs. des
Engelhard von Konrad ▼. Würzburg
ist aus dem 15. Jahrhundert und
tr> die Jahreszahl 1277; YgL zu
Arigo ZfdA. XLYII. 191, auch die
Würzburger und Hamelbnrger
Markbeschreibungen.
8. 283 Z. 5 T. u.: Rol. 658 su sähen
thaM thie adeiaren auh thar muo gewenet
wären, thae sie scaiepärtn ist Mißver-
st&ndnis des frz. desua unpin^ delcM un
egienüer (aigientier) Bartsch. Das
MißTerst&ndnis könnte durch Ein-
floß der 8al<Hnonischen Yögel ver-
ursacfat sein.
28
434
S. 246 Z. 2 lies 167—70, Z.3 streiche
[322-37].
S. 2Ö0. 1161—68 und 1889—96 sind
fälschlich athetiert: vgl. z 48. 16
und dazu d und z 50. 18.
S. 252 Z. 14 Y. u. Doch, er ist ver-
schlnngen, aber verkehrterweise,
denn später ,ninmit^ ihn der Engel
(Einsiedel) nur, ohne den Fisch
zu taten.
S. 260 Z. 11 lies 21—24 statt 21—54.
S. 277 Z. 12 fehlt ein Komma am
Zeilenende.
8. 284. Auch die Erz&hlung von
Engelhard und Engeltrud wird so
um einen König Frute von Däne-
mark gruppiert.
S. 295 Z. 4. Vgl. S. 216 Z. 19 v. u.
Auf dem Odinsbild der Bronzeplatte
von Vendel (S. Müller, Urgeschichte
Europas S. 186. [Ist es Odin ?]) hat
der eine Rabe einen Ring im
Schnabel.
S. 295 Z. 9. Außer Ruodlieb vgl.
Moningen bei Bartsch V. 68 IVcr
ein sitich odir ein star^ dt moHHn sU
gelcrnit hän äaz sie sprechin , Minne',
192: Sie hat Hip ein kleine vogetUn
daz ir HngU oder ein lutzil nä ir sprechin
Man, Hamle bei Bartsch Y. 34: Ich
woüe daz der anger sprechen solte als
dir sitich in dem gJas,
S. 300 Z. 5 v. u. Vgl. auch Dippe,
Hugdietrich, die Hugenlieder und
der Wodanmythus, Progr., Wands-
beck 1902, S. XII ff.
S. 309 Z. 19 V. u. Weitere automa-
tische Kunstwerke nachgewiesen
bei Berger zu Or. 973. Vgl. Anm.
zu 2393 f.
S. 309 Z. 13 V. u. Vgl. den goldenen
Hirsch in Gudruns Traum Völs. 25
und die Anm. zu 2393 f.
S. 313 Z. 4 die Randziffem sind eine
Zeile, höher zu rücken.
S. 318. Die Athetese von 1708—15
war schon S. 217 vorgenommen.
S. 322, letzter Absatz. Vgl. Anm. zu
3119 ff.
S. 324 Z. 16 V. u. lies hont «t hatn.
S. 328 Z. 8. Ober Einsetzung fehlender
Antworten vgl. DHB 4, XVIII.
S. 333 ergänze unten tode : got (2966)
•MW.
S. 338 Z. 12. Palmen als Friedens-
zeichen der heidnischen Boten
Bol. 675 ff. S. die Anm. zu 201.
S. 339 ff. Über die Doppelformen gegän,
gegangen, gestän, gestanden, kümgutne^
kämgln^ mer, me in der Kudmn s.
Panzer S. llff.
S. 364 Z. 6 ff. Vogt in Pauls Grand-
riß ^ II. 175 scheint das Jahr 1186
auch auf B zu beziehen.
S. 369 Z. 1. Vgl. Anm. zu 865/66.
S. 369 Z.5. rucht r=z zucte M 1826.
2882, tuunes ^ rames S 128. 697.
S. 369 Z. 7 ff. vider = wider Antichr.
191. 39 R
S. 369 Z. 12 V. u. Vgl. dr&te Bol.
2964 :> vü balde Stricker 3500.
S. 373 Z. 1 1 V. u. Vgl. Anm. zu 3502.
S. 378 Z. 4 V. u. MI schreiben Aron,
Ssß gewöhnlich Aaron ; Araon s 236
und (künic von) Appion s 293 ^ind
wohl augenblickliche Entgleisungen.
Der Name reimt auf do, krön, schon;
none, sMne; .schonen. Das o wird
also doch lang sein.
S. 379 Z..9 V. u. Scherer QFXII. 114
deutete ,von Spanien^
S. 380 vorletzter Absatz. Noch im
11. Jahrhundert wanderten irische
Mönche zumMittel- und Niedertiiein.
Dann wurde Regensburg ihnen ein
neuer Stützpunkt: zwölf Klöster,
unterstanden in^ Deatschlaiid d«m
Regensburger. Sie sind wegen ihiKes
435
Abschreibens — der Gegensatz zu der
Betfttigang der irischen Missionare
des 7.— 10. Jahrhunderts! — gut
anfgenommen und wohl gelitten
(Zimmer, Preoß. Jahrb. 59. 49 ff.).
Die Yerehmng des keltischen Chris-
ten Oswald ging denselben Weg.
8. 383 Z. 15 T. u. Ein Karfunkel in
der Krone des Falsaron Rol. 4224,
der Salme Mor. 9. 3, als Schwert-
knanf wol einer vmste gr^ Ort. 188.4.
Erleuchtet wie ein Licht Ort. 180.3,
wie eine Kerze 365. 3, er scheint
nachts Bol. 1588, Beinh. Fuchs 920
(Zusatz des Bearbeiters), durch den
Wald Virg. 82. 4 etc. Vgl. V. 1168.
1391 und S. 185 Z. 12.
S. 386 Z. 18. Scherer macht QFXII.
115 auf die Parallele Sperrogel //
Rabe aufimerksam.
S. 386 A. Die Anm. von Liebrecht
stimmt vielleicht für Sß: Ygl. die
Lesarten.
tu-
II.
Alphabetisches Verzeichnis der behandelten und der nach
den. Lesarten ungeläufigen Worte*).
aie 1679 A.
abebem 1986 A.
aber « Herum 1832 A.
aht 805 L.
aise mm aU ob 2456 A.
als « cum 1631 A.
an 3229 A.
•am < 'äken S. 206. 208. 210.
anger 1668 A. und S. 210.
angrifun 1855 A.
ankir 1623 A.
skh anUgem 2413 A.
arbeU 1817 A.
gebaere S. 219 und 728 A.
barmiclUhen 3253 L.
be- 86. 118. 823 A.
bUten e Jubere 2219 A.
etMeten 2396 A.
binden 2337 A.
bi» 815 A.
erbbren 760 A.
bom 3078 L.
botenbrdi 1906 A.
(sich) brechen 2558. 3073 L.
(ge)brekie 449 A.
(ge)brehün 449 A.
brtsschucch 2525 L.
760 A.
verdaten S. 217 und 902 A.
gedähi (Konstruktion) 1362 A.
dämiie 232. 2060. 2314 L.
dan-äannen S. 208. 339 f.
gedanc S. 206. 211.
danncch 2802 L., Tgl. 2317.
dar 100. 821/22. 1621. 2645;
806. 660 L.
dtnm k.
deckt 2343 L.
dihdn 61 A.
denken 1074 A., TgL 1362 A.
sich bedenken 876 L.
des 2538 L.
dienen transitiT 1072 L.
dUnestümt 2959 A.
404.
*) A. » Anmerkung, L. » Lesarten.
28*
436
dknesiman 2081 L.
enünen 908 L., vgl. 2753 L.
db 1631 A.
dr&U S. 369 und A.
skh lasten verdrin^n 2918 L.
du (Anrede) 339 A.
süh ducken 1325 A.
durch S. 336 und 998. 2280. 3198.
3200 L.
(be)durfen »= debere 86 A.
lbe)durfen = nctitr haben 86. 2209 A.
^/2963 A.
«1/2963 A.
etnander 1600 A.
eines 3147 L.
emsiäel 1255 A.
eaende 194 A.
en- 3244. 3271 A.
er- 1074 A.
erde 14 A.
^/ir>l« 1155. 1383. 1687 L.
{von) erste 1221 A.
ert 14 A.
gäch, gähen, gän S. 210 und Anm.,
2587 A.
gegän S. 339 f.
ganz 3301 L.
gar 1782 A.
^ 685; 629 L.
ge s= Ja 1518 A.
^. 8. 206 und V. 118 A.
gen 543 A.
ger 2534 A.
geren S. 211. 341 f.
{be)gem 3112 A.
vergessen 1305 A.
^/ 8380 A.
erglasten 1167 A.
grtmntic 1737 A.
^/»M 1855 A.
5«tf/ (Adverb) 807 A.
haben-hün S. 208.
sich haben an 3107 L.
erhaben 2314 A.
Aa/^ 226 A.
hart, harte 549 A.
sich heben 2126 A.
heidenschaft 67 L. 1527.
hin-hinnen S. 208. 340 f.
Aiit AWxr< 615 A.
hin nach 615 A.
hinu 815 A.
ho/egesinde 1606 L.
hofesckaik 3307. 3403 K
Amam» 2912 L.
JliSf^« 867 L. 121.
iedeweder 3523 L.
ienderi 56 A.
i«/320 A.
Ml 5 A.
-I» -fww S. 208.
^ (Anrede) 889 A.
jehem 1706 A.
jehen an 2972 A.
veryehen 1706 A.
/Mir S. 886.
kameraere 459 A.
i6a» 2878 A.
keUaere-helnaere 1842. 1954 L.
kemtnerUnc 459 A.
jkA erkennen mit GenitiT der Sache
8534 L.
kul 2748 A.
kmtüsch 37 L. und A.
klä^klb 645. 2335 L., vgl 2355.
kleiderwambes 2238 A.
i^i^ = subtiüs, pukhellm 2075, «184.
i6&i^ 1166 A.
kamen : genamen (Part) S. 211.
kreßic 1462 A.
krefhcliche 943 A.
kristenUch 2992. 3034. 3092; 243 L.
68. 247.
{en)hiuustal 1262 A.
Ami^ S. 340L
kuMst « ifMT// S. 205 und 208 A.
437
ttrszvUe irtben 676 flf. A.
kur%vfUen 677. 684; 681 L.
skh erlän 137 A.
leif. (Praet zu laufen) S. 205.
sich Ungen 1700 L.
suh geliehen ze 8451 A.
SJÜe 2352 A.
line 2026 A.
^ S. 210. 318 und Ulla L.
oln (Masc. und Nentr.) 1468 L.
nuu 2878 A.
gemach 1153. 1381. 1950 L.
ntachem 2670 A.
rnähu S. 211 und 897 f. A.
man 8. 339 f.
manheit 3506 L.
morr 2414 L.
marnaere S. 169 und 1621. 2645.
2736 L.
masthüwn 1161 A.
gemeU 2056 A.
mkhil 2820 A.
mtnnecliche, mmnen 216ab A.
moU 3175 L.
nähen, nähint 635 A.
neben mit Genitiv 2344 L.
ne^ 827 A.
«»Ar 1767 A.
nienan, nienen 56 A.
nunäert 56 A.
»l^ 827 A.
nihi S. 336. 2971 A. 56 A.
niwan 2935 A.
genB% S. 210.
ini»M» 2935 A.
mm 2935 A.
n&r 2935 A.
^/2963 A.
o/en 3349 A.
<»-/ 3077 L.
//^^«^ 1841. 1957 L.
Pronomen personale als Träger eines
Relativsatzes 1435 L.
Pronomen possessivum bei Glied-
maßen 1270 A.
prüe/en 2904 L.
quingen 635 A.
geraeu 130. 699. 2301. 3299 L.
rast 2830 A.
beraten 1121 A.
reden 276. 1346 A.
gerehie 90 A.
rehte 291 A.
rein 128 A. 3045 L.
rigel 980. 2536 L.
rihten 1687. 2075. 2134 L.
rot^galin 2733 A.
beruochen 2191 A.
(dfew) rw^ {singen) 2652 L.
rmmf^ 2830 A.
rüsten 1613 L.
^i 544 A.
saelde 2556; 1801 L.
xa/»/ 1637 L.
besammen 1505 L.
beschehen 118 A.
geschehen 118 A.
^jf>fc^//^ 849 L.
j»:A schichen 2128 A.
xri^/ 8079 L.
schienen 980. 1623 A.
schifman S. 169.
sehintvezMcl 3308. 3368. 3379 L.
erschriete 1851 A.
xf>bi///ji 1583 L.
segelboum 1886; 1623 L.
j^i^^, x«i»^, j^i^x 2679 A.
sene 1355. 1432 L.
besesMcn S. 210.
xM&r 824 A.
sigen S. 210 und 3172 L.
gesinne S. 205 und 1605/6 A.
X2/824 A.
{heiner) slahte 886. 1836 L.
438
smäch, smaeke 1339. 2301. 3458 L.
smeln 2906 L.
smitt« 2371 A.
s$ 8257 A. .
sper 1865. 1877 L.
ersprtn^en 2540 L.
stän unpersönlich 1721 A.
btstän 118 A.
gesiän 118 A.
sUimvani 1218 A.
snc 1786 L.
sidxen 2536 A.
Siran 576 A.
^streckt 3383 A.
/^^ 2429; 2366 L.
'Stitnt 1199. 1232. 3129. 3237 L.
beitmder 2463/64 A.
Sweben auf dem Wasser 3391 L., Tgl.
621. 774.
swe^en 1322. 2501 L.
verswem 310 L.
szvin 1856 A. 1849. 1965 L.
^^^TMT 2138 L.
getaete S. 219 und 2559 L.
gitar 3404 L.
torwarU 2432 L.
/^/; toufe 246 A.
^A /<7i^ {iän) 3083 A.
tougenlicke 829 A.
/r<iA/i^ 726. 1231. 2791. 3218 L.
geiräkte S. 211 und 31. 55. 724. 897 L.
irän 576 A.
trtben 734 A., Ygl. kumvUe.
{en)trhewen 269. 291 L.
iweJkei 3352. 3359. 8362 L.
twmgen 635 A.
üfgebieten 2789 L. und A.
ungät 629; 685 L.
ungemuot 818 L.
ungevüege 3382 L., Tgl. 3387 L. und
1923.
uHgewar 3385 L.
unmAun 2468 A.
unmuoi 816 L.
»»x^ S. 205.
M»r 815 A.
sich urUmhen 3462 A.
i^ 5 A.
^s/ 2382 L.
üfumpfesten 2265 L.
iaermäten 2630 A.
4as€hUEen 1623 A.
entoaUen 3038 L.
m//£« S. 339 f.
varender (man) 684. 693 L.
vojüf 984 A.
»ox/zM 813 L.
vektac 2778 A.
^A^^üf 2183 A.
uimJUe 2352 A.
vmgerle, vmgeriln 1276 A.
rijhrs«» auf dem Wasser 2754 L., TgL
2839 L. und sufeUn,
vRxu 568 A.
vlach (Praet zu viiegen) S. 206 A.
voi^ 1409. 2589 A.
vomdUhen 165 A.
von 1723 L.
vrkU 965 A.
vridebreehendt 1016 L.
vri 1702/3 A.
vr^MK^ 3499 A.
waehe 2078 A.
gewaeU 1757 A.
«^4^^/ 1739 und 2682 L.
Stwalt 3425 A.
gewani 1757 A.
ttwr = wohin 2815 L., Tgl. dar,
war nemen^ (Eonstr.) 307 A.
vurwär 471 A.
tiMir/«/ anl 3386 L.
n^^,^ (^ nach) 211 A.
wehseibak 844 L.
verweisen 1745 A.
«r^ 2844. 2877; 2847 L.
gewerren 2103 A.
«v^/ 14 A.
westerbar 1549 L. und A«
439
wigant 2895 A.
vAUn 1299 A.
-unüen S. 336.
wiU S. 836 und 3249 A.
wirdt unä€ ere 9öa 1088. 1240. 1370.
1564. 1668 L.
wiu 8388 L., Tgl. zw'm.
wol nü her 1557 L., vgl. 2841 L.
wwrken 2670 A., vgl. verwurken 2779.
ari (Subst.) 785 A.
zUhen 1616 A.
erstehen 1074 A.
versihen 981 A.
geunde, %etmne 1605/6 A.
zogen 1616 A.
mcken 1826. 2029. 2882. 8878 L; S.
369 Z. 5 A.
tuartten 2658 L.
zwingen 685 A.
zwischen 1682 A.
ffzcmi 47. 8430 L., vgl. wiu.
III.
Alphabetisches Verzeichnis zur Abhandlung.
Aachen S. 378. 380.
Acca, Priester, S. 264.
Adalbero v. Reims S. 888.
Achillcussage S. 278. 301.
Adelbreht, V. 147. 179. 208 S. 869.
Aelfric, YiU des hl. Oswald, 8.262 A.2.
Aidan, Bischof, S. 262. 809.
Alberich S. 292. 294. 880. 881.
Albericus S. 292.
Alexander, Straßburger, V. 179 S. 318.
1118 ff. S. 209 A.
Alexander, Vorauer, V. 51 ff. S. 209 A.,
153 S. 318, 809 ff. S. 209 A.
Alexius, Legende, S. 176. 180. 229 A.
Amelgard in DPI. S. 273.
Amicus und Amelius S. 172.
Andechs, Berthold v., S. 864. 878.
Annolied S. 206.
Apolloniussage S. 295 f. 299; vgl.
Thidhrekssaga.
Ardschi Bordschi S. 268.
Argolandus, Heidenkönig, S. 880 A.
Aron S. 220. 246. 878 f. und A. 382.
Artus in der Herbortsage S. 288.
290.
Atli in der Hjörvardsage S. 294.
Attilasage S. 290; vgl. Thidhreks-
saga.
Aurilianus S. 299. 801.
Authari S. 308.
Automatische Kunstwerke S. 809
und Anm.
Ave Maria, poetisch paraphrasiert,
S. 170.
Ballade vom Scottish Squire S. 298.
Beardaneu, Kloster, 8. 262.
Beck, Heinrich, S. 171.
Beda und sein Bericht über Oswald
S. 179. 227. 228. 261 ff. 308. 809.
871. 880. 381.
Berchtung im Wolfd. A S. 267.
Berchtung im Wolfd. B 8. 267. 278.
Berchtungsage 8. 301.
Bergen in Flandern 8. 264. 380.
Berker S. 290 f.
Berta 8. 290.
Biterolf 211 8. 267, 4865 8. 269,
6502 8. 289.
Botelung im Wolfd. A 8. 267.
Brandan, 8t., S. 885.
BravaUaschlacht 8. 279. 281.
Brfinhüd 8. 292. 297.
440
Buch der Mftrterer S. 371 A.
Caesarius ▼. Heisterbaeh, Dial. murac.
IV. 102 S. 378.
Gantica canticorum deutsch 8. 171.
Gapgrave, Nova Legenda Angliae
8. 262 A. 2.
Cathlo, britischer König, 8. 264.
Gentinns 8. 185, vgl. 3117 A.
Ghevalier de la Tour Landry 8. 372 f.
Ghlod^igsage 8. 298 ff.
Ghristns und der Einsiedler, L^ende,
8. 171.
GhrotechUde 8. 298 f.
Glemens VI., Papst, 8. 173.
Gohereth, englischer König, 8. 179.
Golin, Philipp, 8, 388.
Golumba, 8t., 8. 264.
Gyneborg, Oswalds Frau, 8. 262.
Gynegilsns, König, Oswalds 8ch wieger-
▼ater, 8. 262.
Deinsleifr, 8chwert, 8. 277 fL
Deidameia 8. 301.
8t. D6ni8 8. 380.
Denisesbuma, 8chlacht bei, 8. 261.
Deor 8. 277. 283.
Dietrich 8. 289 f.
Dietrichs Flucht 8.266. 273 296. 299:
V. 145. 790 8. 266, 865 8. 267,
866. 876 8. 273, 950. 986 8. 268,
1028 8.269, 1111 8.270, 1116 ff.
8. 273, 1120. 1125 8. 270, 1215.
1243 8. 269, 1906 8. 266, 1953
8. 268, 2070 ff. S. 879, 2142 8. 267.
Dietwart 8. 266.
Drogo Ton 8t. Winnoc, seine Vita
Sti. Oswaldi, 8. 264 f., 371.
Eadwin, König von Northumbrien,
S. 261.
Echtemach 8. 264. 380.
Echn, König, 8. 368 A.
Eginhard, cap. 16 8. 379.
Ekbert ▼. Trier 8. 388.
Engel, Hans, 8. 170.
Erka 8. 290. 294.
Erwin in DFL 8. 273.
Ethelfred, König, Oswald« Yafcer,
8. 261.
Falken, schottische Ballade yom,
8. 268. 298 f.
Flecks Flore 2019 ft 8. 309.
Floyris 8. 378.
Fredegar 8. 298 f.
Frotho UL, (Fridhfrödhi) König,
8. 277 ff. 284.
Frute 8. 274. 284 und A.
Gallus, Legende, 8. 265.
Gandon 8. 222. 378 f.
Girheide v. d., vgl. Wilder Mann.
Glamorgan, Gwynllyw, König Ton,
8. 372.
Glas, Biese, 8. 368 A.
Glaube, 8angaller, 8. 870.
Glouoester, Aufbewahrungsort der
Reliquien des hl. Oswald, 8. 263.
Goldschmiedekunst 8. 888.
Goldwart 8. 289.
Göndul 8. 280.
Goss-Hawk, The gay, Ballade, 8.
268. 298 f.
Graf Rudolf 8. 869. 883.
Gregor, 8t, 8. 871.
Gregor IL 8. 179.
Gregor ▼. Tours 8. 298 f. 303.
Grimilda (bei Saxo) 8. 284.
Gundobad 8. 299. 301 f.
Günther 8. 292. 296 ff.
Gwynllyw, König ▼. Glamorgan, S.372.
Hagen -Högni in der Kudrnn und
im Hjadhninga yig 274 ff.
Hagen im Nib. 8. 298.
Haraldr im HiLttalykill 8. 281.
Hartmut in der Kudrun 8. 275. 285 f.
Hartmut in der Herbortsage (Biterolf)
8. 287. 290.
H4ttalykiU 8. 2801
Harun al Raschid 8. 879.
Hedeningensage 8. 284.
Hedhinn mjöfi 8. 279. 281.
Hegelingen 8. 282. 284.
Heinrich L, König t. England, 8. 268.
441
Helgakridha ^j^rYarc^l88onar S. 280;
5 8. 269. 294, Prosa 1 8. 267,
ProM 8 8. 268.
Henrikssaga ok KnnegoiidiB 8. 221
A. 2.
Heoden 8. 288.
Heoirenda 8. 288.
HerboTg 8. 296.
Herbort und Herbortsage in der Ths.
und den Herbnrtsrünur 8. 288 f., im
Biterolf 8. 289. 297. 801. 3C9: Tgl.
Thidhrekssaga.
Herrand 8. 288. 284.
Herwig 8. 285 ff.
Herxog Ernst 8. 296.
Henog Ernst A 8. 208 f. 864. 378
(Datierung); V. L 52 ff., IL 10 ff.,
U. 86 ff., lY. 26 ff., lY. 34 ff. 8. 209.
Herxog Ernst B 8. 208. 363 f. 383;
Y. 260 ff. 8. 266, 698 ff. 1231 ff
1261 ff. 1783 ff. 1798 ff. 8. 209.
Hettel 8. 274. 275. 284 f.
Hettel-Hüde-Wate-Dichtnng 8. 288.
298. 808.
HUda bei 8axo 8. 278 f.
Hilde im Hjadhninga vfg 8. 277 ff.
Hilde in der ApoUoniussage 8. 296,
Hilde in der Herbortsage 8. 288.
Hilde in der Kndrun S. 274 f. 285. 297.
Hildebrand 8. 289.
HUdeburg 8. 289. 294.
Hilde-Kndmn 8. 274 fr.
Hildesage in Lamprechts Alexander
8. 274. 288. 285. 287.
Hithin hin hOnaeskae 8. 279.
Hithinns 8. 278 f.
Hithinas gracilis S. 279. 281.
Hjadhningar 8. 276 f. 282.
Hjadhninga vfg 8. 276 ff., im H4tU-
lykill S. 280 f., in der Ragnars-
dripa 8. 277, bei 8axo 8. 277 ff.,
bei 8norri 8. 276 f., im 86rlath6ttr
8. 279 f.
Hjarrandahliöth 8. 283.
^jaITandi in der Heden ingensage
8. 282.
Hjarrandi im HdUalykill 8. 281.
Hjörrardsage 8. 287 f. 294.
HOginns 8. 278 f.
Hdgni 277 ff.
Horand 8. 274. 282. 283. 284.
Hrödhmarr 8. 287 f.
Hürnen 8e7fried 8. 292.
Hngdietneh S. 266. 278 f. 300 ff.
Hago Y. Toni 8. 292.
Iron 8. 296; Ygl. Thidhrekssaga.
Ise, Fischer, 8. 284.
Isolde in der Herbortsage 8. 290.
iTar Ijömi 8. 280.
Johannes nescio qnis, 8chreiber,
8. 229 A. 1.
Jodoeus, 8t., 8. 371.
Johannes ( » Aron-Gaudon) 8. 236.
Johannes Eleemosynarias, 8t., 8.371 f.
Kaiserchronik 8. 206. 869 (Palaeo-
graphie): Y. 2811. 2865. 3049.
3341 8. 342.
Karfunkel 8. 383 A.
Karl d. Gr. 8. 381. 384; YiU 8. 295.
378 ff.
Karolns Magnus, Descriptio qualiter
darum — Aquisgrani detnlerit
8. 380.
Kedwalla, heidnischer König, 8. 261.
Kentigem, 8t., 8. 309.
KOln 8. 388.
Koningsdochter, 8pel Yan de, 8. 268.
Konstantin, Papst, 8. 179 f.
Kriemhild 8. 297 f.
Kudrun 274 ff. S. 284 (Namenform)
304 A. 1; Str. 1. 2. 5. 7. 169
8. 266, 196 ff. 8. 275 A. 1 , 198. 201
8. 267, 207. 209. 210 S. 266, 211.
213 8. 267, 214 8. 268 und 269,
216 S. 268, 227 ff. 8. 298, 228 8.
267 f., 230.281. 8.268, 242 8.268
und 298, 243. 247 f. 8. 268, 249 8.
269, 249. 250. 251. 257. 264 8. 270,
290 ff. 8. 269 f., 294.296 8.270,
297 ff. 811 8. 271, 822 S. 269
und 276 A., 324. 826. 387. 852
8. 269, 872 ff. 8. 271, 878. 886.
442
391. 400 S. 269, 406. 409 S. 271,
411 S. 273, 421 S. 267, 440 ff.
453 S. 271 f. und 305, 455 S.
274, 459 S. 272, 461. 464. 468.
472 S. 274, 487. 488 S. 272,
491 f. S. 272 und 805, 517. 1
S. 282 A. 1, 522 ff. S. 272, 530 S.
282 A. 1, 544 S. 272, 559 S. 274,
577. 579 f. S. 267, 588 S. 266,
593 S. 267, 596. 600. 603. 607.
608. 612 S. 269, 618 f. 631 S.
267, 635.4 f. 8. 285 f., 689 S. 270,
644. 666. 4. 667 S. 286, 847 ff. S.
271, 853 S. 272, 1030 S. 303,
1141 S. 270.
Kunstwerke, automatische, S. 309 und
Anm.
Kununktallit 8. 279.
Ladiner in DFL 8. 273.
Landry, Chevalier do la Tour, S.
372 f.
Lapicida, Michael, 8. 172.
Laurin, 8chluß der Us. s, 8. 388.
Le Grand, Du prevot dMquileo 8.
373 A.
Legenda aurea 8. 371 f.
Legendär, FrÄnk., V. 302 8. 369,
8chreibung i—e S. 375.
Leiden und Martern Jesu Christi,
Gedicht von den, 8. 170.
Leonhard, 8t., 8. 373.
Lewinna, 8t., mit 0. in St. Winnoc
verehrt, 8. 265 A. 1. 380.
Liber Historiae 8. 298 ff.
Lindissa, Provinz, 8. 262.
Lucidarius 8. 229 A. 1.
Ludwig in der Herbortsage (Biterolf)
8. 287. 290, in der Kudr. 8. 275 f.
Lupoid 8. 267. 290.
M&rterer, Such der, 8. 371 A.
Mahmet 8. 220. 221.
Marquard von 8tein 8. 372.
Meerweiber u. dgl. 8. 374.
Meister,. die sieben weisen, 8. 293.
Mercur, Neuer Teutscher, 8. 373 A.
Merling> Hans von, 8. 170.
Hl. Messe, Bedeutung und Auslegung
der, (Deutsch von 1477) 8. 171.
Milias 8. 291.
Mochua, 8t., S. 309.
Morolf 8. 232. 237. 296. 374 f. 377.
386; 8tr. 10 8. 268 und 377, 23. 24
S. 266, 26. 28 8. 267, 51 8. 296,
57 8. 269, 106 8. 266, 185 S. 338,
220. 381. 383 8. 270, 500 8. 271,
519 8. 274, 521 8. 338, 540 8. 275,
558. 591 8. 272, 601 8. 271, 666
8. 338, 728 8. 374.
Morung in der Eudrun 8.267.
Nibelungen 8. 296 ff. 374. 385.
Nibelungen B A 9. 3 8. 267, 49 S. 266,
51—52 8. 267 und 8. 297f., 55
8. 267, 58 8. 297, 60. 80 8. 270,
272 8. 268 und 297, 277 S. 268,
289 8. 268 und 297, 324 8. 297, 826
8. 267, 328 8. 298, 329 8. 267, 330
8. 268 und 298, 332 8. 298, 338
8. 268, 349 8. 270, 359 8. 268,
361 8. 267, 371 f. 8. 298, 872. 392
8. 270.
Nibelungen C 49. 3 ff. 8. 297, 50. 3.
50.4. 51.4 8.298.
Nothelfer 8. 373 f., vgl. 3502 A.
Oda 8. 291.
Offa, englischer König, 8. 179.
Orendel S. 234. 237. 384, Datierung
8. 367; Prosa nach V. 286 S. 270,
nach 779 8. 365, nach 1067 8. 379,
y. 81 8. 220, 161 8. 377, 162 8.266,
173 8. 366, 176 ff. 194 8. 266, 205.
210 8. 267, 235. 241. 279 8. 270,
279 ff. 8.306 und 365, 309 8.
306, 375. 1423. 3172. 3728. 3862
8.365, 3872-77 8. 366 f., 3888ff.
8. 367.
Ortnit 8. 291 ff. 299. 379—81. 384.
385; V. 5. 7 8. 266, 10. 11. 17. 21
8. 267, 24. 57. 216. 217. 222. 224.
243 8.270, 244 f. 8.268, 245 8.293,
246 8. 268, 250. 260 S. 270, 264 ff.
8. 270, 264 8. 308, 269. 274. 275
8. 269, 289. 295 8. 270, 371 S. 271,
443
898 S. 269, 412 S. 271, 413 S. 269,
427S.271, 438ff. 8.367, 449 8.271,
473 8. 272 und 274 f., 478 8. 272
' und 274 f.
Osantrix 8. 290 f.
Osidh 8. 290.
Oswald: s. das iDbaltsTeneicbnis.
Oswald ß, BehandlQDg einzelner Stellen
S. 176. 178-81. 183-86. 192 bis
198. 228 A. 1.
Oswald s, Bebandion g einzelner Stellen
8. 173—75. 184 - 86. 188. 191. 202 f.
228 A. 1. 369.
Oswald *zn, Behandlung einzelner
Stellen 8. 221—28. 238-61. 309.
315 f. 320-25. 336.
Oswald *W0, Behandlung einzelner
Stellen 8. 229-50. 256—60. 308.
321.
Oswald, Bischof von Worchester, Erz-
bischof Ton York, S. 262 A. 1.
Oswald, König von Norwegen, S. 371 A.
Oswaldlegende, Miniaturen zur, S. 265
A. 1.
Oswaldsagen, Kftmtnische, 8. 252.
Oswald, Viten Ton Aelfric, 8.262 A. 2,
Beda 261 f., Drogo 8. 264 f., Regi-
nald 8. 262 f.
Parig 8. 379.
Paimg 8. 379.
Pamig 8. 379.
Pamige 8.262. 379 f. 382.
Papstchronik, deutsche bis 1342,
Nachtrag bis 1398, S. 173.
Parig 8. 379.
Parzival von Colin und Wisse S. 388.
Passio Domini nostri (Hainricns Beck)
8. 171.
Passional, niederdeutsches, S.221 A. 2.
Patricius, St, 368 A., Legende Y.30fr.,
8. 368A.
Paulus Diaconus 8. 303.
Pay 8. 379.
Peguilain, Troubadour, S. 373 A.
Penda» heidnischer König, 8. 262 f.
Pbysiologus 8. 374.
Pia 8. 379.
Portalaphe 8. 379.
Pouge 8. 379.
Prandwerg, Herr von, 8. 170.
Preumoister, Caspar, S. 180.
Prevot d'Aquilee (Le Grand) 8. 373 A.
Processus, St., 8. 229 A. 1.
Pseudoturpin 8. 380.
Babe, Oswalds, 8. 263 f. 292 f. 381.
382 f. 386.
Rabenschlacht 965 8. 374.
Ragnarsdripa S. 277.
Raubehe S. 302 f.
Reginald, YitaSti. Oswaldi, 8. 262 fr.
367. 371. 381.
Reinhart Fuchs 799 S. 209 A.
Remigiuslegende 8. 222.
Renner 13535 8. 363.
Reute, Kloster, S. 172.
Rodolf 8. 290.
Rolandlegende S. 380 A.
Rolandlied, 8. 369 (Palaoographie);
V. 423. 1296. 1350. 2253 8. 342,
2981 f. (=« 107. 19) 8. 209 A., 3201.
6532 8. 342, 7711 f. (= 263.31 f.)
S. 209 A.
Rosengarten ACD 8. 364.
Rother S. 290 f. 299. 803. 304 A. 1.
369 (Palaeographie). 377 f. (Reime).
384; V. 7. 19 8. 266, 29. 42. 82
8. 267, 91. 100 8. 268, 104 8. 267,
118 S. 268, 132 8. 269, 154
8. 273, 206 8. 270, 247. 288.
314. 324. 342 S. 269, 620. 785.
794 S. 270, 811. 924 8. 271, 1034
8. 270, 1065. 1179. 1291. 1463.
2022 ff. 2323. 2996 8.271, 3450.
3644 8. 270, 3834. 4195 8. 271,
4385 ff. 4542. 4616-41 8.275:
ygl. Thidhrekssaga.
Ruthe-Reute, Kloster, 8. 172.
Sacerdotis,8ti., episcopi Leniovicensis
vita 8. 380.
Salomo 8. 233.
Salomosagen 8. 296. 299.
Samson 8. 289, vgl ThidJirekssaga.
444
SaDgaller Glaabc S. 370.
Saxo I. 227 (Frotho) 8. 278, I. 238 ff.
(Hjadhninga yfg) S. 277 ff., I. 415 ff.
(Snio) S. 267. 286 f., IL 238(Snio)
S. 303, Lied y. cL Grimilda S. 284.
Schandon S. 379.
Schön Anna 8. 286 f.
Scottish Squire, The, Ballade, 8. 29a
Seifried Helbling 7. 361 S. 363.
Sewart S. 220. 266, vgl. V. 1568 A.
Sewart (in der Herbortsage) S. 289.
Siegfried in der Kudran 8. 287.
Siegfried im Nib. 8. 296 ff.
Sigeher in Dietrichs Flacht 8. 273.
Sigrlinn 8. 287 f. 294.
Silvester, St., 8. 206.
Siwardns, Sftnger, 8. 284.
Sixt, St., 8. 873.
Snio 8. 267. 286 f. 299. 303 f.
Snorra Edda (Hjadhninga vig) S. 276 ff.
Söriath^ttr 8. 279 f.
Sörli S. 279.
Spange 8. 379 f.
Stein, Marqaard von, S. 373.
Steinhöwel 8. 173.
Stephan, St, 8. 373.
Straßburg 8. 388.
Strickers Karl 8. 364; V. 3519 ff.
9039 ff. 8. 209A.
Sfideli 8. 286 L
SvÄfnir S. 287. 294.
Symon (Zentinus) 8. 227.
Syvald 8. 303.
Thidhrekr 8. 291, in der Herbortsage
8. 288 f.
Thidhrek88aga(Apollonius:) 245 ff. 8.
296, 245 8. 267 f., 246. 247
8. 269, 249 8. 271, 251 8. 270;
(Attüa:) 41 8. 269, 42 S. 271, 46 8.
290, 478. 270, 48 S.271, 49 S. 267 f.,
51 S.269, 54 S. 271, 55 8. 271 f.;
(Herbort:) 2838.267, 2348.268 f. und
271, 236 S. 809, 237 8. 269, 288
S. 269 und 271, 239 S. 272; (Iron:)
269 8.269; (Bother:) 37 S.291;
(Samson :) 1—2 8. 289.
Thomas n., Erzbischof v. York, 8.263.
Tragemund 8. 232. 338.
Trier 8. 388.
Tristan in der Herbortsage 8. 290.
Tundalus 89. 172. 215. 220. 248. 307.
315. 331. 357. 501. 508 S. 369.
Yeit, St, 49 8. 369.
Yeldecke, Servatius 800 ff. 8. 373.
Yeronica, s. Wilder Mann.
Yespasian, s. Wilder Mann.
Yirginal S. 379.
Yitho 8. 283 A. 2.
Yögel, sprechende, S. 293—295 und
Anm., vgl. Rabe.
Yögel als Werber 8. 293—295.
Wachilt 8. 374.
Wagener, Jos., 8. 180.
Walthersagen S. 288 ff.
Warmund 8. 338. 382.
Wate 8. 274. 275. 282 ff. 298.
Werbnngslisten 8. 271. 273 f. 289 ff.
292 f. 299. 301. 303.
Widsidh 8. 283.
Wieland, Wasserkufe, S. 373.
Wigamur 318 f. 8. 374.
Wilder Mann, Yon der girheide 70.
73. 110 8.369; Yeronica 150. 191.
230. 271. 289. 472. 501. 623. 655
S. 369; Yespasian 24. 60 8. 369.
Willbrord, Erzbischof v. Utrecht,
8. 264.
Williram, Leydener, S. 204. 878.
St. Winnoc, Heiliger und Kloster bei
Bergen in Flandern mit Gebeinen
des hL Oswald, 8.264. 265 A. 1.380;
Drogo von, seine Yita Sti Oswaldi
8. 264 f. 371.
Wisse, Claus, S. 388.
Witege 8. 374.
Wittar Witte S. 283A.2.
Wodan S. 379.
Wolfdietrich A 8. 300f.; Y. 19
S. 267 und 307, 20 f. 8. 807, 151
S. 301 f., 152 8. 267 und 301 f.,
244. 266 8. 368, 864.4. 470. 1 S.
307, Anh. 263 8. 809, 266 S.269.
445
Wolfdietrich B S. 299. 3001 364 f.;
V. 3. 8. S. 266, 10 S. 266 f. und
307, 11. 15. 18. 20 S. 267, 21.
22. 30. 81. 36 S. 273, 40 S. 270,
42 S. 271, 45 8. 270, 46 8. 271,
51 8.270 und 273, 54. 66. 196
S. 271, 274 8. 270, 287 8. 271,
310 S. 309, 329.3 8. 364 f., 556.3.
558. 808. 816.1. 853.2. 867.2
S. 368, 870 8. 270, 919. 3 8. 368.
Wolfdietrich D 8. 364 f.; V. 586.3
8.864.
Wolfwin 8. 285. 287.
Wülpensand 8. 285.
Tljas im Ortnit 8. 267. 292.
Ymelot 8. 290.
Kentinus 8. 185, vgl. Y. 8117 A.
Zenturio 8. 178, vgl. V. 3117 A.
Verlag von M« & H. Marcus in Breslau, Kaiser-Wilhdmsb-. 8
Germanistische Abhandlungen
begründet too Karl WelBh«li
in iwaogioseD Hefken heranflgegeben von
Friedrleli Togl;
1. MttUer^ Conrad: Beiträge zum Leben und Dichten Daniel Caspers
von Lohenstein 3, — Mk.
2. Wamatsch^ Otto: Der ManteL Bruchstück eines Lanzeletromans des
Heinrich von dem Türlin, nebst einer Abhandlung über die Sage Yom
Trinkhom und Mantel und die Quelle der Krone .... 3,60 Mk.
3. Jahiiy Ulrich: Die deutschen Opfergebr&uche bei Ackerbau
und Viehzucht. Ein Beitrag zur Deutschen Mythologie und Alter-
tumskunde 9,— Mk.
4. Zlngerle, Oswald: Die Quellen zum Alexander des Rudolf von
Ems. Ln Anhange: Die historia de preliis .... 8, — Mk.
5. T» Monsterberg-Mttnckenauy Sylvius: Der Infinitiv in den Epen
Hartmanns von Aue 5,— Mk.
6. FiBeher^ Arwed: Das hohe Lied des Brun von Schonebeck, nach
Sprache und Komposition untersucht und in Proben mitgeteilt 3,60 Mk.
7. Meier, John: Bruder Hermanns Leben der Gr&fin lolande von
Vi an den mit Einleitung und Anmerkung 10,— Mk'
8. Heasler, A.: Zur Geschichte der altdeutschen Vers,
kunst 5,40 Mk.
9. Rosenhagen, Gustav: Daniel von dem blühenden Tal, ein Artus,
roman von dem Stricker 9, — Mk.
10. Jiricaseky Otto L.r Die Bösa Rimur 6,— Mk.
11. Drechsler, Paul: Wencel Scherffer und die Sprache der
Schlcsier. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Sprache 11, — ML
12. Beiträge zur Yolksknade — Festschrift — Karl Weinhold zum 50j&hr.
Doktorjubil&um am 14. Januar 1896 dargebracht im Namen der
Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde v. . 8,— Mk.
Greizenach, Wilhelm: Zur Geschichte der Weihnachtsspiele
und des Weihnachtsfestes 0,80 Mk.
Drechsler, Paul: Handwerkssprache und Brauch . . . 1,20 Mk.
Fraenkel, Sigmund: Die tugendhafte und kluge Witwe . 0,80 Mk.
Hillebrandt, Alfred: Brahmanen und ^fidras .... 0,50 Mk.
Jiriczek, Otto L. : Die Amlethsage auf Island .... 2, — Mk.
M 0 gk , Eugen : Seffen-u.Bann8prüche aus ein. alten Arzneibuche 0,80 Mk.
Ol brich, Karl: Der Jungfemsee bei Breslau 0,80 Mk.
Regell, Paul: Etymologische Sagen aus dem Riesengebirge ], — Wl
S c h r 0 1 1 e r, Franz : Zur Charakteristik des Schlesischen Bauern 0,60 Mk.
Siebs, Theodor: Flurnamen 1,60 Mk.
Vogt, Friedrich: Domröschen-Thalia 2,— ML
Warnatsch, Otto: Sif 0^ ML
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