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Full text of "Die Waldungen von Nordamerika: ihre Holzarten, deren Anbaufähigkeit und forstlicher Werth für Europa im Allgemeinen und Deutschland insbesonders. Nach im Auftrage des Kgl. Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen unternommenen Reisen und Studien"

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Die 


WALDUNGEN  von  NORDAMERIKA 

ihre  Holzarten, 

deren  Anbaiifähigkeit  und  forstlicher  Werth 

für  Europa  im  Allgemeinen 
und  Deutschland  insbesonders. 


Nach  im  Auftrage  des  kgl.  bayerischen  Staatsministeriums  der  Finanzen 
unternommenen   Reisen  und  Studien 


bearbeitet  von 


Dr.  PHIL.  ET  oEc.  puBL.  HEINRICH  MAYR 

Privatdozent  der  Universität  München. 


Mit  24  Abbildungen  im  Text,  10  Tafeln  und  2  Karten. 


M.    RIEGER' sehe 


^.* 


Univer  Sit  ät  s-   .-^^^^^ä   Buchhandlung. 

Gustav  Himmer      -ß^^^t     k.  b.  Hoflieferant 

München  1S90. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  with  funding  from 

University  of  British  Columbia  Library 


http://www.archive.org/details/diewaldungenvonnOOmayr 


V  0  r  w  0  r  t. 


-Uer  Geleitbrief,  mit  dem  mich  meine  Eegierung  zur  Einflilirung 
bei  der  kaiserl.  deutschen  Gesandtschaft  und  den  kaiserl.  Consulaten 
in  Nordamerika  ausrüstete ,  bezeichnet  als  den  Zweck  der  Eeise : 
„Dortselbst  im  Norden  und  Westen  hinsichtlich  des  Yerhaltens  einer 
grösseren  Anzahl  exotischer  Holzarten,  mit  welchen  von  allen  deutschen 
Forstverwaltungen  Anbauversuche  in  ziemlicher  Ausdehnung  beabsichtigt 
und  theilweise  schon  eingeleitet  sind,  in  der  Heimat  der  einzelnen 
Arten  auf  verschiedenen  Standorten  und  in  verschiedenen  Altersstufen 
eingehende  Studien  zu  pflegen.  Da  hiebei  voraussichtlich  nicht  nur 
vom  rein  wissenschaftlichen  Standpunkte  interessante ,  sondern  auch 
für  die  praktische  Anwendung  sehr  nützliche  Beobachtungen  zu  machen 
und  insbesondere  auch  gute  und  verlässige  Samenbezugsquellen,  welche 
zur  Zeit  völlig  fehlen,    zu  ermitteln    sein  werden,    so  dürfte    die    von 

beabsichtigte  Eeise    in  mehrfacher  Hinsicht    der  gesaimnten 

Forstwissenschaft  nützlich  werden  können.'' 

Ob  ich  nicht  allzuweit  unter  dem  hohen  Ziele,  das  mir  in  obigen 
Worten  vorgesteckt  war,  verblieben  bin,  möge  eine  hohe  königliche 
Eegierung  imd  mögen  Jene  beurtheilen,  die  dieser  Schrift  einige  Auf- 
merksamkeit widmen  wollen. 

An  die  genannte  Eeise  schlössen  sich  Wanderungen  und  Studien 
in  den  Waldungen  Japans,  Java's,  Ceylons  und  Nordindiens,  Avodurch 
sich  die  Yerarbeitung  des  über  Nordamerika  gesammelten  Matcriales 
um  fast  zwei  Jalu-e  verzögerte. 

Kaum  zu  Hause  angelangt,  bot  sich  mir  die  entzückende  Gelegen- 
heit dar,  die  so  lieb  gewonnene,  neue  Welt  mit  ihren  unvergleichlich 
ausgedehnten  und  massenreichen  Wäldern  ein  zweites  Mal  betreten  zu 


Vi     — 

können,  en  route  nach  Japan,  w(^  ich  eine  von  der  dortigen  Regierung 
mir  angebotene  Lehrstelle  an  der  Akademie  für  Land-  und  Forst- 
wirthsohaft  zu  Tokio  annahm. 

Die  Ergebnisse  dieser  zweiten,  ebenfalls  mehrere  Monate  um- 
fassenden Tour  durfte  ich  mit  Erlaubniss  uKMner  Regierung  mit  dem 
Berichte  über  die  ei*ste  Reise  vereinigen.  Mein  neuer  AVirkungskreis 
in  Japan  beanspruchte  anfänglich  meine  ganze  Zeit  für  \'orlesungen 
und  organisatorische  Arbeiten  im  kaiserlichen  Ackerbauministerium, 
so  dass  ich  erst  jetzt,  nach  vollen  vier  Jahren,  im  Stande  bin,  den 
fälligen  Rapport  bei  höchster  Stelle  vorzulegen. 

Was  die  Samenbezugsquellen  betrift't,  auf  die  mit  Recht  grosser 
Werth  gelegt  wurde,  so  muss  ich  gestehen:  gut  sind  sie,  was  ent- 
sprei-hende  Auswahl  der  Oertlichkeiten  betrifft,  aber  zuverlässig  sind 
sie  nicht;  daran  sind  die  Leute  schuld,  mit  denen  ich  über  diesen 
Punkt  verhandelte:  keiner  von  diesen,  oft  entlegen  in  den  Bergen 
verschiedenen  Berufsarten  obliegenden  Leuten,  wollte  um  eines  so 
geringen  L"m Satzes  willen  ein  Geschäft  direkt  mit  Europa  übernehmen; 
wohl  aber  wird  es  gelingen,  durch  Vennittelung  eines  grossen  nord- 
anicrikanischen  Samenhandlungshauses  die  Quellen  in  Fluss  zu  bringen : 
zu  diesem  Zwecke  wurden  im  Anhange   (6)   einige  Firmen  angegeben. 

Es  war  kein  erfreuliches  Thema,  über  die  Benützung  der  Forste 
in  Nordamerika  zu  schreiben;  nothwcndiger  Weise  mussten  alle  Fehler 
des  gegenwärtigen  Riiubsystemes ,  alle  Folgen  dieser  tief  beklagens- 
werthen  Waldverwüstung  rücksichtslos  ofTen  gelegt  werden;  eine 
l)randige  Wunde  muss  man  mit  dem  Secirmesser  ausschnc^iden ,  nicht 
mit  einem  wohlthuenden  Ttlaster  verkleben:  die  Vergeudung  des  Waldes 
und  des  \Valdbo<iens  ist  eine  solche  um  sich  fressende  Wunde,  die 
da«  Mark  dieses  neuen  Weltreiches  ergreif(ui  könnte,  eines  Reiches, 
das  benifen  scheint,  dass  seine  Bewohner  durch  seinen  Raum,  sein 
Klima,  seine  Schätze  ei mnal  „thc?  leading  nation''  werden;  freilieh  wenn 
auf  anderen  Gebieten  der  Urproduktion  ebenso  vei-sch wenderisch  mit 
dem  kostbaren  Geschenke  vorausgehender  Jahrtausench;  gewirthschaftet 
wird,  dann  hat  Europa  wohl  nichts  zu  fürchten. 

Die  Kenntni.sH  von  der  Natur  und  dem  Imheren  Zweck«?  des  Waldes, 
die  Wertlischätzung  seiner  volkswirthschaftlichen  J^Mlcutung  b<'ginnen 
HJch  in  Nordamerika  unaufhalt.sam  Bahn  zu  brecluMi;  die  pei-sönliche 
Ik'kanntKi'haft  mit  vielen  dr-r  Träger  dieses  für  die  alte  Welt  so  alten, 
für  die  neue  aber  wic«derum  so  neuen  Gedankens  hat  mich  verführt, 
in  nian<lien  Darstellungen  breiter  zu  werden,  als  es  für  europäische 
I^rw.T  en%-üiis<'ht  sein  miig. 


—     YII     — 

Unter  dem  gegenwärtigen,  forstlich  gesclmlten  und  thatkräftigen 
Chef  der  Forstabtheilung  des  landwirthschaftlichen  Ministeriums, 
B.  E.  Fernow,  wurde  die  Lösung  einer  für  die  Forstwirthschaft 
äusserst  wichtigen  Vorfrage ,  das  Studium  der  waldbaulichen  Eigen- 
schaften der  nordamerikanischen  Waldbäume  begonnen;  manche  Be- 
schreibung einer  Holzart,  die  für  uns  kaum  Werth  hat,  ist  gewachsen 
unter  dem  Gedanken ,  wenn  auch  unberufen ,  einen  kleinen  Baustein 
zu  dem  begonnenen  grossen  Werke  beizubringen. 

Eine  zweimalige  Durchquerung  des  Continentes  von  Ost  nach 
West,  eine  Durchwanderung  des  Landes  von  Canada  bis  Florida,  von 
Yancouver  bis  Mexico  in  nicht  ganz  sieben  Monaten  hat  mir  Gelegenheit 
geboten,  eine  grosse  Menge  Herbariummaterials  zu  sammeln;  im  Westen 
hatte  ich  öfters,  um  eine  einzige  Holzart  zu  sehen  und  von  ihr  Zapfen 
und  Samen  zu  erhalten,  eine  Woche  Hin-  und  Kückreise  verwenden 
müssen  ;  ich  glaube,  dass  die  Beschreibung  der  Holzarten  nach  wild 
erwachsenen  Exemplaren,  unabhängig  von  unseren  Florenwerken, 
zuverlässig  sein  wird ;  mit  diesem  Bestreben  wurden  auch  die  Klefern- 
samentafeln  gefertigt,  in  dem  die  Sämereien,  zur  Zeit  und  zum  Zwecke 
des  Zeichnens  den  grösstentheils  selbstgesammelten  Zapfen  entnommen 
wurden.  Die  Samentafeln  begleitet  eine  Beschreibung,  welche  die 
Controle  des  von  Amerika  bezogenen  Samens  erleichtern  dürfte. 

Eine  Bemerkung  in  den  amtlichen  Erhebungen  über  das  Vor- 
kommen ausländischer  Holzarten  in  Deutschland  veranlasste  mich  — 
entgegen  dem  Titel  dieser  Schrift  —  auch  eine  Tafel  und  Beschreibimg 
herzustellen  zur  Bestimmung  der  in  Deutschland  am  meisten  ver- 
breiteten Cupressineen  nach  Zapfen  und  Seitenzweigen;  auch  hiefür 
wurden  Zapfen  und  Zweige  (mit  Ausnahme  von  Cham,  nutkaensis) 
wild  erwachsenen  Exemplaren  entnommen. 

Die  Forstwirthe  Deutschlands  haben  längst  der  Frage  des  Anbaues 
von  Exoten  in  unserem  Walde  gegenüber  Stellung  genommen;  sie 
theilen  sich  in  zwei  sehr  ungleiche  Lager;  eine  kleine  Schaar,  die  von 
den  Exoten  Gutes  erwartet,  und  eine  grosse  Majorität,  die  den  Fremd- 
ländern jeden  Werth  absprechen;  für  Erstere  habe  ich  wohl  zu  viel, 
für  Letztere  wohl  zu  wenig  Holzarten  von  meinen  Arbeitsplänen 
ausgeschlossen;  vielleicht  habe  ich  einen  betretbaren  Mittelweg  ein- 
gehalten, wenigstens  war  mein  Bestreben  gewesen,  nur  das  Allerbeste 
aus  dem  nordamerikanischen  Walde,  das  bei  uns  mit  Sicherheit  gedeiht, 
für  den  Anbau  im  Grossen  zu  empfehlen,  so  dass  dasselbe  auch  an 
Standorte  gebracht  werden  sollte,  an  denen  mit  gleicher  Sicherheit 
eine    einheimische   Holzart    erwachsen    würde.      Die    grösste    Schaar 


—      VIll     — 

meiner  Pflepempfohlenen  sind  aber  solche,  die  für  Oertliclikeiten  bestimmt 
sind,  in  denen  entweder  nur  gerinpverthip:e,  einlieimisehe  Arten  auf- 
zuwachsen vermüfren,  oder  wo  die  inländischen  Holzarten  im  Wüchse 
zurückbleiben  oder  selbst  j^ranz  fehlen. 

Die  grösste  Gefahr  für  die  Exoten  —  und  das  ist,  was  die 
meisten  von  Versuchen  abzurathen  bestimmt  —  bleibt  immer  die 
Möglichkeit,  dass  ein  abnorm  strenger  Winter  mit  einem  Schlage  wieder 
Alles  vernichten  könne.  Um  nach  dieser  Richtung  hin  einerseits  zu 
beruiiigen,  andererseits  zu  warnen,  habe  ich  die  klimatischen  Zonen, 
soweit  als  möglich,  in  genaue  Parallele  mit  den  wichtigsten  europaischen 
I^ndschaften  gestellt  ;  durch  diese  langwierige  Arbeit  ist  es  auch 
möglich,  die  Lage  des  klimatischen  Optimums  und  Verbreitungsgebietes 
der  nurdamerikanischen  Holzarten,  dieselben  nach  Euiopa  versetzt 
gedacht,  in  Europa  selbst  anzugeben.  Da  mir  für  mehrere  europäische 
liindcT  nicht  weit  genug  zurückgreifende  meteorologische  Beobachtungen 
zugänglich  waren,  so  sind  wohl  manche  ,,tiefste  Temperaturen^'  noch 
etwas  zu  hoch  angegeben;  für  Deutschland  habe  ich  den  Winter  1870/80 
zu  (irunde  gelegt,  der  wnlil  der  extremste  innerhalb  einer  mittleren 
Umtriebszeit  war. 

Die  nordamerikanischen  Waldungen  sind  einzig  in  ihrer  Art 
innerhalb  der  gemässigten  Kegion  der  nördlichen  Hemisphäre;  der 
Rcichthum  an  wichtigen  Baumarten  wird  von  Jai)an  kaum  übcrtrolVen; 
nirgends  breiten  sich  solch  gewaltige  Waldmassen  über  ein  Land  aus: 
nirgends  thürmen  sich  ganze  Wälder  nicht  bloss  einzelne  Bäume  zu 
so  fabelhaften  Höhen  auf;  sie  sind  in  der  That  unersch()pflich  für  den, 
der  mit  Messband,  Lupe  und  Botanisirbüchse  sie  betritt,  nicht  aber 
für  den,    der  mit  Axt    und  Säg«'    oder   gar    dem  Feuerbrandc  kommt. 

Die  nonlamerikanischcn  VValdbiider,  oft  in  tiefster  Einsamkeit  in 
mens<'henleerf.'n  Bergen  gesammelt,  gehören  zu  den  scluinsten,  die  mir 
in  der  Erinnerung  vor  die  Augen  treten;  leicht  gesellt  sich  dazu  das 
Dankbarkeitsgefühl  gegen  jene  in  der  Heimat,  die  mii-  die  Möglichkeit 
boten,  in  die  Fremde  zu  gehen  und  jene  in  der  Fremde,  die  mir  ihre 
Heimat  so  gastfreuufllich  (»fTneten  und  es  neidlos  gestatteten,  diuss  ich 
aus  der  Fülle  des  Neuen   und  Interessanten  schöpfte. 

Meine  W(»rte  des  Dankes  sollen  zuerst  an  meine  hoho  Begierung 
und  perhönlich  an  Excelh'uz  Herrn  S  t  aa  t  s  m  i  n  i  s  t  e  r  der 
Fi  nanzcn  Dr.  E.  von  Riedel  sich  wenden  fürdie  kräftige  Förderung 
meiner  l*lUne  und  die  vielen  Beweise  wohlwollender  Nachsicht  während 
der  langen  Ver/>ögening  des  fälligen  Herichtes.  (imssen  Dank  schuldige 
ich    femiTH    Herrn   Minihterialrath    A.   von  (»anghofer    für   die  viel- 


—     IX     — 

fachen  Rathscbläge,  Herrn  Universitcätsprofessor  Dr.  R.  H artig  für  die 
reichlichen  wissenschaftlichen  Anregungen,  Herrn  üniversitätsprofessor 
Dr.  R.  Weber  und  Herrn  Privatdocenten  Dr.  Solereder,  welche  die 
grosse  Freundlichkeit  hatten,  die  Unannehmlichkeiten  der  Korrektur 
und  die  Anfertigung  des  beigegebenen  Registers  zu  übernehmen. 

Gerne  gebe  ich  hiemit  die  Xamen  Jener  bekannt ,  die  mir  in 
Amerika  so  bereitwillig  die  Hand  boten:  Herr  C.  Lamar,  damals 
Mnister  des  Innern,  gab  mir  einen  Empfehlungsbrief  an  alle  im  Lande 
zerstreuten,  untergebenen  Behörden;  Herrn  Prof.  C.  S.  Sargen t  in 
Brookline  bin  ich  ganz  besonders  zu  Dank  verpflichtet;  durch  seine 
persönliche  Bekanntschaft  mit  dem  Walde  in  Folge  eigener  grosser 
Reisen  war  mir  ein  kostspieliges,  zeitraubendes  Kreuz-  und  Querfahren, 
um  in  die  richtigen  Oertüchkeiten  zu  gelangen,  erspart;  aus  unseren 
gemeinsamen  Gängen  im  Arboretum,  unserer  gemeinsamen  Arbeit  im 
reichhaltigen ,  musterhaften  Herbarium ,  in  den  vielen  Tagen  stetigen 
Verkehres  habe  ich  eine  Fülle  von  Belehrung  und  Rathschlägen  ge- 
wonnen, deren  Werth  mir  je  länger  ich  reiste,  um  so  deutlicher  zum 
Bewusstsein  kam. 

All  der  im  Lande  zerstreut  lebenden  Herren  zu  gedenken,  ist  mir 
kaimi  möglich;  ich  erwähne  einige  derselben  in  der  Reihenfolge,  in 
der  ich  die  Freude  hatte,  ihre  Bekanntschaft  zu  schliessen. 

Herr  Dr.  G.  Yasey  von  Smithsonian  Institution  in  Wasliington 
(D.  C.)  führte  mich  selbst  in  den  Wald;  Herr  L.  Boehmer,  ebendort, 
stattete  mich  mit  Fachliteratur  aus;  die  Herren  Thos.  Meehan  in 
Germantown  und  RobertDouglas  inWaukegan  Hessen  mich  von 
dem  grossen  Vorrathe  ihrer  praktischen  Erfahrungen  gewinnen  ;  die 
Herren  J.  Brück  er  und  K.  Ludloff  in  Medford  haben  nicht  Zeit 
und  Mühe  gescheut,  ihrem  Landsmanne  möglichst  Yorschub  zu  leisten; 
neben  der  Unterstützung  der  Herren  G.  W.  Letter  man  in  Allenton, 
P.  Schulze  iii  Portland,  A.  H.  Curtiss  in  Jacksonville ,  unseres 
auch  in  der  alten  Welt  wohlbekannten  Karl  Mohr  in  Mobile  erfreute 
ich  mich  auch  der  Begünstigung  durch  Eisenbahngesellschaften  wie  der 
Central  Wisconsin  R.  R.,  der  Northern  Pacific  R.  R.,  der 
Oregon  &  California  R.  R.,  die  mir  damals  (1885)  freien  Yerkehr 
auf  ihren  ausgedehnten  Bahnstrecken  gestatteten. 

Die  Betrachtung  der  nordamerikanischen  Waldungen  bot  so  viel- 
fache Gelegenheit,  die  Y'aldungen  anderer  Länder,  wie  Japans,  Java's 
und  Indiens  zum  Yergleiche  herbeizuziehen. 

In  Japan  schuldige  ich  den  Dank  für  die  Erlaubniss  der  Bereisung 
des   ganzen  Landes   und    für   die  Mitwirkung   aller  äusseren  Behörden 


—     X     — 

tleni  kaiserl.  A<^krr))auininist(*rium  und  inrinem  Frcuiule  Dr.  Y.Xaka- 
mura;  der  Bniclit  über  dio  „AVakliingon  von  Japan''  wird  wohl  noch 
auf  einige  Zeit  hinaus  in  Folge  ausgedeluiter  Controlreisen  in  petto  bleiben 
müssen.  In  Java  bot  Herr  Direktor  Dr.  Troub  bereitwilligst  die  Hand  ; 
in  Indien  war  es  Herr  Dr.  G.  King,  Direktor  des  botanischen  Gartens 
zu  Calcutta,  der  mir  Haus  und  Garten  und  den  reichen  Schatz  seines 
Wissens  einige  Wochen  lang  öftnete;  Herr  Direktor  Dr.  W.  Sclilich 
in  Coopershill  bei  London  und  Herr  Generalforstinspektor  B.  Ribbe n- 
trop  in  Calcutta  hatten  die  grosse  Freundlichkeit,  mich  bei  dem 
englisch-indischen  Forstpei-s«)nale  einzuführen;  die  H(Tren  A.  Home 
und  E.  G.  ehester  (damals)  in  Darjeeling,  Herr  W.  K.  Fischer, 
diunals  fkt.  Direktor  der  Forstschule  in  Dehra  Dun ,  die  Herren 
A.  Smythies  und  Hearle,  wetteiferten  in  dem  Bestreben,  mir  mr)glichst 
viel  von  ihrem  schr>nen  Walde  zu  erzählen  und  zu  z'Mgcn  ;  ich  gedenke 
stets  der  herrlichen  Touren  mit  grösster  Freude  und  nicht  geringerer 
Dankbarkeit. 

Mit  anerkennenswerther  Opferwilligkeit  hat  mein  Verleger  eine 
schöne  Ausstattung  in  Aussicht  gestellt;  zu  dem  Wunsche,  den  jeder 
Verfasser  einer  Schrift  hegt,  dass  dieselbe  gütige  Aufnahme  beim  Eintritt 
in  die  Oefl'entlichkeit  fiiulen  mr)ge,  gesellt  sich  für  mich  der  nicht 
niin<ler  innige  Wunsch,  dass  Manuscript  und  Zcichiiungcn  nacii  sechs- 
wöcluMitlichcr  Reise  vorei*st  einmal  glücklicii  in  die  Hände  des  Ver- 
legers gelangen  möchten. 

Tokio  im  März  1889. 


Der  Verfasser, 


Inhalt. 


Seite 

Allgemeine  Gesichtspunkte  über  die  Existenzbedingungen  der  Wälder  1 

Allgemeine  Betrachtung  der  Waldfloren 7 

Die  Waldungen  von  Nordamerika 12 

I.  Allgemeiner   Zustand  des   nordamerikanischen  AValdes  18 

II.  Grösse  und  Vertheilung  der  Waldungen 28 

III.  AValderzeugnisse,  deren  Gewinnung  und  Austausch  .    .  31 

a)  Grossnutzholz , 33 

b)  Eisenbahnhölzer 38 

c)  Möbel-,  feinere  Tischler-  und  Wagnerhölzer 40 

d)  Kleinnutzhölzer 41 

e)  Brenn-  und  Kohlholz 43 

f)  Viehweide 44 

g)  Urbarmachung 49 

h)  Nebenprodukte 53 

a)  Harz 53 

fi)  Gerbstoff 55 

y)  Syrup  und  Zucker 57 

d)  Holzstoff 58 

f)  Früchte  und  Beeren 58 

I)  Sonstige  Nebenprodukte 59 

IV.  Zuwachs   und  Qualität  der  nordam.  Waldbäume    ....  Gl 

V,  Veränderungen   in   der  Waldvegetation  durch  die  Ein- 
griffe des  Menschen 80 

VI.  Forstliche  Bestrebungen  in  Nordamerika 90 

VII.  Spezielle  Betrachtung   der   nordamerikanischen  Wald- 
flora nach  Gebieten  und  Holzarten 98 

A.  Die  AValdflora  der  atlantischen  Region 98 

a)  Tropischer  Wald 99 

b)  Subtropischer  Wald • 100 

Südlicher  Kieferngürtel 105 

c)  Winterkahler  Laubwald  der  gemässigt- warmen  Region  ...  122 

Nördlicher  Kieferngürtel 197 

d)  Nadelwald  der  gemässigt-kühlen  Region 2 IG 

B.  Die  Prärie 222 

C    Nordmexicanische  Waldflora 231 

a)  Subtropischer  Wald 231 

b)  Gemässigt-warme  Region 235 

D.  Der  pacifische  Wald 242 

a)  Subtropischer  Wald 2G1 

b)  Wald  der  gemässigt-warmen  Region 280 

c)  Der  Nadelwald  der  gemässigt-kühlen  Region 345 

d)  Die  kühle  Region  der  alpinen  Nadelhölzer 353 

VIII.  Verhalten  der  exotischen  Holzarten  in  Nordamerika.   .  356 


—     Xll     — 

Seite 
IX.  Die   nordamerikanischen   Holzarten  vom   Standpunkte 
ihrer  Anbau! ähi^keit  in  Europa  im  Allgemeinen  und  in 

Deutschland  insbesonders 3G3 

aj  Tropische  Waldzone 384 

b)  Subtropische  Waldzone  der  immergrünen  Laubhölzer    ....  384 

c)  Der  winterkahle  Laubwald  der  gemässigt-warmen  Region     .    .  38G 

d)  Der  Nadelwald  der  gemässigt-kühlen  Region 391 

e)  Region  der  alpinen  Nadelhölzer 395 

f)  Baum-  und  Strauchgrenzen 3C6 

X.  Die  nordamerikanischen  Holzarten   hinsichtlich   ihres 

forstlichen  Werthes  für  den  deutschen  Wald 397 

XI.  .\  n  b  a  u  p  1  ä  n  e  und  Behandlung   der   n  o  r  d  a  ni  c  r  i  k  a  n  i  s  c  h  e  n 

Holzarten  als  Bäume  des  deutschen  Waldes 410 

XII    Anhang. 

1.  Anatomische  Merkmale  der  Hölzer  der  nordam.  Coniferen    .    .      424 

2.  Eintheilung  der  Kiefern  (incl.  der  nichtamerikanischen)    nach 
natürlichen  Sectionen 425 

3.  Tabelle    zur    Bestimmung    der   wichtigeren  Cupressineen   nach 
Seitenzweigen  und  Zapfen 428 

4.  Tabelle  zur  Bestimmung  der  nordamerikanischen  Kiefern  nach 
ihren  Silmereien 429 

.'».  Verzeichniss  der  an  den  nordamerikanischcii   Waldbäumen  im 

Spätherbste  188j  und  1887  beobachteten,  i>flanzlichcn  Parasiten  433 

0.  Angabe  einiger  Firmen  zum  Bezug  nordam.   Waldsämereien     .  43') 

7.  Corrigen<Ia 43<> 


'^r  a  le  1  n  ). 

I  Hirhenbhittformnt. 

1 1 .  Kichenfruch  (formen . 

III.  lilattformrn   ntlantiftrhrr   Laubhöhrr. 

IV.  I'rurhtformt  n   von    Lauhhöhrrn. 

V.  lildttformrn  parlfinchrr   Lnuhfiölzrr. 

VI.  i'rutht-  und  Sadtlformen  verschiedener  Cnnifrrm. 

VII.  Kit frrnnantrn    I. 

\'III.  KiffirnHiinun    II  und  Samen   versch irdener  Conifenn. 

IX.  AnatomtHrhe   Merkmale  den   Holzen  der  nortlnmerikainnchen    Nadelhäitme, 

innheMonderH  der  Kiefern   nach   Sectionen,    Vergr.   ^i'^.'t. 

X.  l'dzkraukhiHeu   nordamerikanisrher   Holzarten. 

I^  21  1*  t  e  n. 

XI.    Querprofile  durch   rernchiedene  Continente. 
XII.     Vegetationnzonen  der  nordamerikaninchen    Waldungen. 

*)  tiic  den   Flirurrn   liviKOffi'bcncn    Zahlen   t.  ]).  4,  '/»   lM><)(>uU'n,    «Uhh  die   Klitrhon- 
<li'  r  mit  «lein  bulrc(T«*n«iiMi  AutKlnink»  xii  miiUiplUln'i)  Int,    um    «Mo  imtür- 


Allgemeine  Gesichtspunkte  über  die  Existenz- 
bedingungen der  Wälder. 


Yiele  der  Baumgattungen,  die  wir  heutzutage  hervorragend  an 
dem  Aufbau  der  Waldungen  Nordamerika's  und  Ostasiens  betheiligt 
finden,  wie  Magnolia,  Jugians,  Aesculus,  Catalpa,  Liquidambar,  Lirioden- 
dron,  zalilreiche  Papilionaceen  und  Laurineen,  Schwarzeichen,  Tsuga,  Thuja  ^v^*-/ 
Chamaecyparis  und  Sequoia  sind  in  Europa  gar  nicht  mehr  oder  nur  ^  /^^^ 
untergeordnet  vertreten;  aber  in  den  fossilen  Pflanzenresten  der  älteren 
Tertiärscliichten  Europa's  begegnen  wir  ihnen  wieder,  die  damals,  nach 
den  jetzigen  Fundstätten  zu  schliessen,  Wälder  von  enormer  Aus- 
dehnung um  den  Pol  herum  gebildet  haben  müssen. 

Wir  schreiben  das  Verschwinden  der  zum  Theil  an  wärmeres 
Klima  gebundenen  Gattungen  im  Xorden  der  Erdtheile  und  in  ganz 
Europa  insbesonders  einer  allgemeinen  Erkältung  der  nördlichen  Hemi- 
sphäre während  der  sogenaimten  Eiszeit  zu;  die  von  Norden  kommende 
kalte  Welle  trieb  die  Pflanzen  schrittweise  nach  Süden  zurück.  Mt 
der  späteren  Wiedererwäi-mung  wanderte  auch  die  verdrängte  Vegetation 
wieder  nach  Norden  zurück ;  dass  die  Kückwanderung  ungleichweit  und  p  g  •^ 
unvollständig  oder  stellenweise  gar  nicht  stattfand,  dass  viele  Gattungen  ^ 

ganz  verscliAvanden  und  andere  an  ihi'e  Stelle  traten,  düi'fte  vor  Allem  /  /  ^^ 
der  unvollständigen  Erwärmung  zuzuschreiben  sein,  die  nicht  mehr  bis 
zum  Status  quo  vor  der  Eiszeit  erfolgte.  Ausserdem  kommen  als  ent- 
scheidende Faktoren  die  Configuration  eines  Landes,  Höhe 
und  Lage  seiner  Gebirge,  die  vorherrschenden  Wind- 
richtungen, welche  Feuchtigkeit  bedingen  und  die  Wärme  modifiziren, 
endlich  die  Temperatur  und  Beschaffenheit  des  Bodens  selbst 
in  Betracht. 

Ostasien  (östlich  von  Indien  gerechnet)  und  Nordamerika  einer- 
seits, Europa  andererseits  bilden  hinsichtlich  ihrer  Configuration 
Gegensätze.     Die  beiden   ersten  Gebiete  haben    vor  Allem   keine    quer 

Dr.  Mayr.  *■ 


2     

<!im-h  «loii  Continont  laufenden  Gebirge,  welche  die  Wanderung:  der 
rtlanzen  nach  Süden  oder  ihre  Rückwanderung:  nach  Norden  bei  A^er- 
schwinden  der  vereisenden  Ui'sachen  hemmten ;  die  Cfebirg:e  laufen  dort 
parallel  dem  Zug:e  der  Pflanze  von  Süden  nach  Norden.  Andei-s  ver- 
hält sich  Europa,  wo  nicht  nur  die  Pyrenäen,  die  Alpen,  der  Kaukasus 
infolgre  iiirer  grrossen  Erhebuniren  selbstständig:e,  sich  stetig:  verg:rüssernde 
Gletscher  bei  Beg:inn  der  Eiszeit  bildeten,  welche  die  von  Norden  herab- 
iredrückte  yeg:etation  in  der  AVanderung:  nach  Süden  aufhalten  und  ihre 
tlieilweise  Vernichtung:  beg:ünstigen  mussten,  sondern  wo  noch  überdies»  die 
Vereisung:  bis  hart  an  ein  das  mittelländische  Meer  mit  dem  kaspischen 
See  verbindendes  Binnenmeer  reichte;  endlicli  ist  Europa  mit  seiner 
Waldthira  der  erkältenden  Quelle,  dem  Nttr(l|)(il(\  näher  g:eleg:en  als  die 
Flnrcn  von  Nordamerika  und  Ostasien,  somit  war  die  Vereisung:  in 
Europa  eine  viel  frühere  und  läng:er  andauernde,  die  Verdräng:ung-  und 
Vernichtuni:  <ler  früheren  AValdfloi'a  daher  auch  eine  viel  gründlichere 
gewesen. 

Dass  bei  diesen  eig:enartig:en  Verhältnissen  auch  die  jetzig:en  Wald- 
floren Nordamerika's  und  Ostasiens  trotz  der  ung:eheuren  Entfernung:  zu 
einander  enger  verwandt  sind,  als  zur  europäischen  J^aumflora,  ist  leicht 
erklärlich,  zumal  weiui  wir  auf  den  weiteren  Parallelismus  der  Meeres- 
strömungen achten,  die  mit  ihrem  erwärmenden  oder  erkältenden 
Einfluss  auf  die  getroffenen  Eestlande  neben  der  Existenz  des 
Waldes  auch  dessen  Zusammensetzung  wesentlich  bedingen. 

Zwei  mächtige,  in  südlicheren  Breiten  erwärmte  Wassei'striuue, 
der  Golfstrom  und  Kuro  Schiuo*)  (schwaizer  Salzstrom)  fliesseii 
un  den  Ostküsten  Amerika's  und  Asiens  entlang  bis  etwa  zum  3G'* 
ntinllicher  Breite,  von  wo  sie  vcm  ihren  Continenten  sich  al)  nach 
Nonhist  wenden,  um  die  getroflenen  J^mdgebiete  so  günstig  zu  erwärmen, 
duKH  na<'li  der  Eiszeit  (his  Vordringen  der  rückwandernden  Waldmassen 
bin  in  holie  nonlische  Breiten  ermr»glicht  wuidc:  so  streicht  iu  Europa 
und  Westamerika  der  Wal«!  der  Küste  entlang  bis  zum  70*'  nacji  Norden 
vor,  während  auf  den  Ostseiten  Nordamerika's  und  der  alten  Welt 
(Ostasien)  schon  bei  r>5^  nr>rdlicher  Breite  nur  mehr  stiauchaitige  Vege- 
tation an  Stelle  iles  Wahles  ihr  Kortkonnnen  findet;  die  Waldgreuze 
lauft  der  .lahresisotherme  von  0^^  parallel,  getreu  ihren  betiiichtlichen 
Ausbuchtungen   nach  Norden   hin   in    Europa    und    Westamerika  folgend. 

V<in  grossem  Einfluss  auf  die  E.xistenz  des  Waldes  sind  forner 
die  herrBchendon   Winde,  als  die  Träger  «ler  Feuchtigkeit. 

•j  I)ic«H4-  .^<  i»r«ii»\M'iHr  k'iiiiiiii  «lir  ricliti^^cMi  AuHMprarlie  des  japaiÜHrhoi) 
Wijiii'H  niii  nllrliMton. 


Die  Ti'open,  erwärmt  durch  die  kräftige  SonneiiAvirkiing-,  aspiriren  .  -  l 
kältere  Luft  von  den  Polen  her;  modificirt  wird  dieser  continuirliche^  ^'^^'^^ 
Strom  durch  die  Polhöhe  und  andere  Faktoren,  insbesonders  aber  durch  ^' 
die  stärkere  Erwärmung  des  Festlandes  dem  Meere  gegenüber,'  wesshalb 
ersteres  die  kühlere  und  feuchtere  Meeresluft  mit  grosser  Begierde  ein- 
saugt. Wo  dieser  wasserreiche  Luftstrom  ungehindert  in's  Land  ein- 
treten kann ,  ist  sein  Einfluss  auf  grosse  Strecken  hin  bemerkbar  in  4.M  7^- 
den  dichten  Waldmassen,  denen  er  den  Ursprung  gibt.  Auf  dem  Wege 
über  den  Continent  hin  verliert  der  Seewind  mehr  und  mehr  seiner 
befruchtenden  Feuchtigkeit;  endlich  sinken  Mederschlagsmenge  und 
Feuchtigkeit  der  Luft  bis  zu  einer  Grenze,  bei  der  Waldvegetation  nicht 
mehr  bestehen  kann:  es  tritt  an  deren  Stelle  eine  niedere,  kurzlebige, 
weniger  Feuchtigkeit  fordernde  Vegetation  von  Sträuchern  und  endlich 
das  Gras,  die  typische  Pflanze  der  Prärie  (Steppe,  Llanos,  Pampas  u.  s.  w.). 
Ein  schönes  Beispiel  hievon  bietet  sich  in  Nordamerika  dar,  wo  ein 
vom  Golf  von  Mexico  aufsteigender  feuchter  und  warmer  Luftstrom  in 
einer  Breite  von  fast  30  Längegraden  bis  in  hohe  geographisclie  Breiten 
hinauffliesst,  auf  seinem  Wege  einer  Ungeheuern  Waldregion  das  Dasein 
gebend;  erst  die  Polhöhe  im  Norden,  oder  die  Abnahme  der  Feuchtig- 
keit nach  dem  Innern  des  Festlandes  zu,  im  Westen,  setzen  hier  der 
Baum  Vegetation  eine  Grenze. 

Anders  gestalten  sich  die  Yerhältnisse,  wenn  die  vom  Meere  in's 
Land  wehende  feuchte  Seeluft  an  ein  Gebirge  anstösst,  wie  diess  bei 
Continenten  mit  der  Küste  parallel  streichenden  Gebirgen  der  Fall  ist;i'<^^  "^ 
dort  wird  sie  beim  Aufstieg  zur  Passhöhe  des  Gebirges  stetig  abgekühlt,  ^  cxr«^ 
ihre  Feuchtigkeit  wird  zu  Nebel  und  Regen  condensirt;  sobald  die 
Passhöhe  erreicht  ist,  senkt  sich  der  Luftstrom,  erwärmt  sich,  wird 
relativ  trockener,  die  Nebel  lösen  sich  auf.  Dieses  Gesetz  ist  von 
grösster  Wichtigkeit  für  die  Existenz  der  GebirgsAvaldungen  und  zeigt 
seine  Wirkung  darin,  dass,  beim  Fehlen  anderer  Feuchtigkeits- 
quellen,  Wald  auf  der  Seeseite  der  Berge  da  beginnt,  wo  die  Nebel- 
bildung in  der  Regel  vor  sich  geht  und  auf  der  andern  Seite  (Land- 
seite) da  endet,  wo  die  Nebel  sich  wieder  auflösen.  So  trägt  zum 
Beispiel  das  Coast  Range-Gebirge  Nordamerika's  auf  seinem  Westabhange 
üppige  Waldvegetation,  die  auf  der  Ostseite  des  Gebirges  nahe  der 
Passhöhe  wieder  der  Grasland  schaff ,  der  Prärie,  das  Terrain  überlässt. 
Wie  das  Coast  Range-Gebirge  verhalten  sich  auch  die  Anden  in  Süd- 
amerika, der  Himalaya  in  Lidien;  natürlich  fehlt  in  Folge  der  grossen 
Erhebung  dieser  letzteren  Berge  über  dem  Meeresspiegel  der  Wald  in 
der  Höhe  der  Pässe  völlig. 


—     4     - 

^-^,^.^^^j^,.^  ^i^  vom  Meere  kommeiuler  Luftstrom  mehrere  der 

_  •  mit  suecessive  Wiwhseiuler  Piisshöhe,  so 
fauid  irii  inslH^Mulers  auf  CJnin.l  zahlreiclier  Bei^baclitiin-en  im  Westen 
XimUmorika's  von  Britist-h  Clumbien  bis  Mexico,  dass  der  AVald 
Mm  iweiten  Gebirge  in  einer  Höhe  beginnt,  welche  der 
r  -  höhe  des  ersten  Gebirges  entspricht,  unterhalb  dieser 
Linie    aber   stets  Prärie    herrscht,    (hiss   fcrners    ihn-  AVaUl   am 

. i:..k; — ,...r..    niit    einer   Erhel)un,i:    auftritt,    weh-he    wie(kM-   der 

j  .      .  .  n  Gebirges  entspricht,  wemi  niclit  etwa  die  Abnahme 

.1. :   1  •  ir  ho\  ;n»steigerter  Erliebung  der  Wahlvegetation  überhaupt 

eine  Giwii!^  laraus  folgt  fernei-s,    dass,    wcmi   das   zweite   oder 

dritte  Pai  irge  niederer  als  die  Passhr»he  des  vorausgehenden  ist, 

iliyi  b«  ••  (it'birge    waldlos   sein   nuiss,    wenn    nicht    etwa  Flüsse, 

Seen  und  dfnri«'i«'hen  einer  lokal  begrenzten  Waldvegetation   genügend 

Fe 

i,»;.-    »i  .--ihii-i.-  N.»rdanierika's  ist  unter  (lern  42°  N.li.  in  drei  der 

Kflfte   p«nillel<'  Gebirgszüge   gcglicdr'rt.     Der  Küste   des    stillen  Oceans 

«IM  näi  hüten  läuft  das  Cna>t  Hangt^Ciebirge,  das  kaum  l)is  zu  900  Meter 

l»t;  ea  ctindensirt  aus  dem  feuchten,  wannen  Westwinde  eine 

^cruKne  M<*ng«>  WasM'nlampf  (1250  nun  NiedeiNchhig  pio  .lalii-  und  75  mm 

während   der  Vi'getatinnszeit  [Mai  —  August  incl.|    bei    durchschnittlich 

750/0  reUtiver  Feuchtigkeit    pni  Jahr    und  700/o  relativer  Feuchtigkeit 

pffti  V'  dichter  Wald  be<hH'kt  von  der  Küste  an  das  Gebirge, 

n  di^  \N  md  g»'s<-liützteii  Ligen  der  Wald  in  Hrdie  und  Masse 

-     ^'  rnMcht.     Der  Nnrdabhaug  dieser   Berge  hat    mir  in  der 

•  '••  n«H-h  Wald;    unterhalb  dieser   Linie    liegt  di(»  (Jras- 

i'   nie,    mit    einzelnen    isolirten   Ki«hen.      Das   zwischen 

i^i'  und  der  zweiten    Kette,   dem  Cascade- Range,   li(»g(Mide 

Ttirmin    int    eine    welli|^  ljinds<'haft    nnt    einzeln(>n   Bergen    unter   und 

Obcf  900  MetiT  Krii<*bung;  B<'fx<'.  di(?  mit  ihren  S|)itzen  über  000  Meter 

über  dieaer  Linie  Wald,    solche,    welche  dioso  Grenze 

.♦n.    bethvkt    Prärie    mit    einzelni'u    Kichen ,    Kiefern    und 

•   •'•"^eii  (Jebiet  etwa  875nnn  jährliche  Regenmenge. 
7'-  '.  die  n-lative  Feuchtigkeit   pm  .lahr  ist   7()'7o. 

p<  man   kann   somit  als  M  i  n  ima  1  wert  lie 

lOr  «!  litenz  den  Waldes  etwa  50mm  Niederschlüge  und 

MO/«  relative  Keuchtifckeit    während  der    Wachs  thumszeit 
«UMiiiii«»n.  Zahlen,  v.  Iim-h  die  Betrachtung«'!»  di's  östlichen  Amerika'« 

wvllrr 


_    5      - 

Am  Cascadengebirge  steigt  die  Prärie  bis  etwa  900  !Meter  in  die 
Höhe,  wo  mit  einem  Male  mit  dieser  Horizontalknrve  wieder  Wald  in  , ,  - /^ 
seiner  ganzen  Ftille  sich  entfaltet.  Der  Wald  überschreitet  kaum  die  '  -  . 
Passhöhe  dieses  Gebirges  bei  1200  Meter,  so  tritt  Prärie  wieder  an  seine  '^'"^^''^■^ 
Stelle.  Um  Angaben  über  Regenmenge  und  Feuchtigkeit  im  Waldgebiete  zu  f^ru^^ 
geben,  fehlt  es  leider  im  Westen  Amerika's  noch  an  geeigneten  Stationen, 
die  dort,  da  Prärie  und  Wald  so  hart  aneinander  grenzen,  für  die  Wissen- 
schaft und  Praxis  wichtige  Resultate  liefern  müssten;  der  Osten  ist 
hiezu  weniger  geeignet,  da  an  der  Berührungslinie  von  Prärie  und  Wald 
dort  sich  entAveder  ein  ziemlich  breiter  Grürtel  strauchartiger  Yegetation 
einschiebt,  oder  die  Grenze  überhaupt  eine  künstliche  ist.  Zwischen  dem 
Cascadengebirge  und  den  Rocky  Mountains  liegt  wieder  Prärie,  die  pro 
Jahr  nur  mehr  375mm  Wassermenge,  pro  Yegetationszeit  etwa  70mm 
Regen  empfängt ,  deren  Luft  60  o/q  relative  Feuchtigkeit  pro  Jahr  und 
nur  430/0  pro  Yegetationszeit  enthält;  in  dieser  Prärie  erheben  sich 
wieder  Gebirgszüge,  die,  soweit  sie  1200  Meter  überragen,  wieder  Wald 
tragen.  In  dem  Felsengebirge  beginnt  der  Wald  bei  etwa  1200  Meter 
Erhebung,  einer  Linie,  die  wieder  der  Passhöhe  der  Cascadenkette  ent- 
spricht. Bei  etwa  2700  Meter  Höhe  findet  der  Wald  unter  dieser  Breite, 
in  Folge  der  Temperaturabnalmie,  überhaupt  seine  Grenze.  Oestlich  von 
den  Rocky  Mountains  dehnt  sich  eine  ungeheure,  nach  Osten  geneigte 
Ebene  aus,  die  grosse  Prärie,  die,  hart  an  die  Berge  sich  anschliessend, 
250  mm  Wassermenge  im  Jahre  und  130  mm  während  des  Wachsthums 
empfängt.  Die  relative  Feuchtigkeit  pro  Jahr  beträgt  50  0/0,  pro  Yege- 
tationszeit etwa  450/0.  Nach  Osten  hin  herrscht  die  Prärie  soweit,  bis 
der  vom  Süden,  vom  Golf  von  Mexico,  oder  vom  Osten,  vom  atlantischen 
Ocean,  konmiende  Luftstrom  wieder  genügende  Feuchtigkeit  für  Boden 
und  Luft  bringt,  um  die  Existenz  einer  Waldflora  zu  ermöglichen. 
Dass  diese  Grenze  jetzt  viel  weiter  östlich  liegt,  als  ursprimgiich  die 
natüiiiche  liegen  musste,  dass  also  die  Prärie  durch  menschliche 
Thätigkeit  sehr'  bedeutend  nach  Osten  zu  vergrössert  wurde,  davon 
später  bei  Betrachtung  der  Prärie  selbst.  Die  beigegebene  schematische 
Figur,  welche  einen  Schnitt  durch  Westamerika  unter  dem  42^  N.B. 
darstellt,  mag  obige  Betrachtung  versinnbilden  (Tafel  XI). 

Parallele  Yerhältnisse  bestehen  in  Indien;  der  vom  Golf  von 
Bengalen  aufsteigende  feuchte  Luftstrom  verliert  grosse  Mengen  Feuchtig- 
keit an  die  indische  Ebene,  die  zweifelsohne  in  ihren  höheren  Theilen 
mit  einem  dichten,  der  südlichen  Lage  entsprechenden,  immergrünen 
Walde  bedeckt  war.  Die  Kultur  hat  diesen  bis  an  den  Fuss  des  Himalaya 
zuilickgedrängt.     Am   Südabhange   des  Gebirges    erhebt   sich  der  Wald 


—     6     — 

Ki«  F1I  etwa  4200  Motor,   von  wo   an  kiinimorlichor  S^traiioh wuchs  sich 

•t:  bei  etwa  5000  Meter  bepnnt  bereits  der  ewige  Schnee,  während 

die  i*a»*lK»be    dw  Gobir^'os   eret    bei  5800  Meter    lieirt.     Daraus   eri^ibt 

iass  jenseits   der  Herpe,    von  Fhissufern   abgesehen,    kein   AVald 

•la    eine   andere   Feurhtigkeitsquelle,    wie    im   AVestcn 

>..!-.  -..  aiirh  im  Himahiya  nidit  l)estelit.  In  der  Tliat  schliesst 

,.,  „  ..  <-.    Vn  baumi<»si>s  (iebirp'  und  endlicli  die  Prärie  von  Thibet. 

I'  i^'keit  der  Luft   und   die  Niedei-schhigsmenge  kann  bei 

<'<»ntinonton    s<»lbst    unter   jenen   (irenzwerth    sinken,    der    zur 

_   von  (i  ras  Vegetation  mx'h  hini*eicht.     So  finden  wir  schon  im 

\Vt*ton  Nonianierika's    zahlreiche    Flächen,    die    gar    keine   Vegetation 

tnM:<*n:  Milrh«*  Sand-  und  Steinwiisten  dürfen  aber  mit  den  Alkaliwüsten, 

Ton  denen  sfiiitor  die  Ko<ie  sein  soll,  niciit  verwechselt  werden. 

V         '    r  die  Prärie  von  Tliibet  sti-eichende  Südwestwind  trocknet 
allir  •*  ■•  aus,  dass  endlich  auch  das  (iras  verschwindet  auf  einer 

IjUi.    .......    .   .  iie  als  Wüste  (iubi  bekannt  ist:  gehen  wir  weiter  nach 

Nnrdff^t.    S4»  treffen  wir  wie<ler  Prärie,    da  der  Einfluss  der  nördlichen 
iien  Meere  sieh  geltend  maciit,  deren  breiter  Küstensaum  mit 
WmJd  bedwkt  ist,  soweit  es  die  Tempenitur  gestattet. 

Als  drittes  Heispic>l  miige  endlich  Kur(>pa  selbst  dienen.    Der  vom 

n  M«*<'n*  aufsteigende  feuchte  Luftstn>m  bewässert  die  italie- 

die  mit  Wald   bedeckt  war,   ehe  die   Landwirthschaft  den 

h  in  Anspruch  nahm  und  den  Wald   in   die  Herge  zurück- 

V,  .„.1  Innin-kte  den  Sü<labhang  der  Alpen  bis  zu  etwa  2500  Bieter 

:  ',  '     \..nl!i.  li   von  den  Al|»en  dehnt  sich  ein  grosses  nach  Norden 

•«'  d  aus  bis  zur  Nordsee:  seine  Herge  erreichen  nicht  die 

MO  der  Alpon;    die  ganze  I^mdschaft  müsste  Prärie  sein,    wenn 

keine  andere  Keuehtigkeitsq  uel  le  vorhanden   wäre  als  der 

SOdwind.  Wie  tnieken  dieser  Südwiml  (Föhn,  Sirokko)  auf  der  Ncudseite 

iT   A '(►.»)  ankommt,  ist  hinlänglich  bekannt.    So   steht    aber  da.s  ganze 

li  seiner  Hewässerungsverhältnisse  unter  dem  Einflüsse 

*^      '^    »Hid    der   Nonisee.     deren    Winde    genügiMid 

•  vttion  sfwndi'u:  «'i-st  ti<'fer  im  Continent,  ferne 

i'ldt    duien    wieder  die    zum    Waide    nothige 

i   an  die  StrII..   vm,  Wald   tritt  wie<ler  ( naswuchs. 

t   Ntinlamerika    pandlele   Verhältnisse,     wie    das 
Tmlei  XI  von    der   Innol    Vane<.uver   nach    «1er    Iludsonsbay, 

j«'n«eits   des  grossen   Küstengebirges, 
*u  iiLiü  i  und  KJ  ,^r,.  i„  ,|i,.^^.„  ij,.j.iten  sieh  vereinigen, 


—     7     — 

liegt  keine  Graslandschaft,  sondern  Wald,  soweit  die  Temperatur  es 
gestattet,  da  die  nahen  nordöstlichen  Meere  die  nöthige  Feuchtigkeit 
spenden. 

Hinsichtlich    der   dem  Walde    zur  Existenz  nöthigen  AYärme  ist 
bekannt,  dass  bei  genügender  Feuchtigkeit  (relativer  imd  Regenmenge) 
eine   obere  Grenze    für    den  Wald    nicht   besteht,    das    beweist    der 
tropische  Wald,  Wcährend  die  untere  Grenze  etwa  da  liegt,  avo  in  jedem 
Monate  des  Jahres  Frost  auftritt,  ein  Gebiet,    das  sich  mit  der   ,    ^ 
Jaluresisotherme    von  0''  C  decken    dürfte.     Der  immergrüne  Laubwald    1    y 
bedarf  zu  seiner  Existenz  einer  grösseren  Wärmemenge  als  der  sommer-   ^  ^ 
grüne    und  vollends   der  Nadehvald;    hinsichtlich  des  letzteren  will  ich 
bemerken,   dass  es  keine  Pinuswaldungen  in  der  tropischen  Vegetation  fi--.^  ^ 
gibt;  wo  Pinus  in  diesen  Zonen  auftritt,  herrscht  sie  vermöge  der  Ele- "^ 
vation   ihres    Standortes    in    subtropischer  Region.     Picea-   und   Abies- 
waldungen  erscheinen  da,    wo   der  Winter   für  mehrere  (2 — 3)  Monate    "^^^ 
durch  Schnee  und  Frost  ausgezeichnet  ist,    mag   diese  Region   erst  bei 
3000  Meter  über  dem  Meere  liegen,   wie  im  Himalaya,   oder  bei  1800 
Meter,  Avie  in  den  AUeghanybergen,  oder  bei  900  Meter,  wie  im  Durch- 
schnitt in    den  Alpen,    oder   endlich  nahe   dem  Meeresspiegel,    Avie  in 
Sibirien,  Kanada,  Sachalin  und  Norwegen.    PinusAvaldungen  reichen  oft 
in  den  immergrünen  LaubAvald  hinein,  also  bis   zu  einem  Waldgebiete, 
das  nur  Avenig  oder  gar  nicht  A'on  Frost  und  Schnee  im  Winter  berührt 
wird,  das  heisst  bis  in  die  subtropische  Waldzone. 

Yon  geringerem  Einfluss  als  die  Temperatur  hat  sich  die  Boden- 
beschaffenheit, insbesonders  die  chemische  Zusammensetzung    r,^  ^ 
desselben,  auf  die  Existenz   des  Waldes  erAAdesen;  Wald  ist,   Avenn  die    . 
übrigen  Faktoren  gegeben  sind,    fast    auf  jeder  Bodenart  möglich;    avo  ' 

die  Xatur  Jahrhunderte  lang  ungehindert  Avirken  konnte,  findet  sich 
auf  Hunderten  von  Quadratmeilen  trotz  der  grössten  Bodenverschieden- 
heiten keine  Blosse  im  Walde;  erst  die  Yerschiedenheiten  in  der 
Zusammensetzung  und  der  Entwicklung  des  Waldes  selbst  verrathen 
Yerschiedenheiten  auch  in  der  Zusammensetzung  des  Bodens,  auf  dem 
der  Wald  fusst.  ^lir  sind  nur  Avenige  Böden  bekannt,  auf  denen  die 
Natur,  sich  selbst  überlassen,  keinen  Wald  gepflanzt  hat,  nämlich  bcAveg- 
licher  Sandboden ,  reiner  Fels  und  mit  stagnirendem  Wasser  oder  mit 
mineralischen  Stoßen,  Alkalien,  gesättigter  Boden,  in  dessen  Aveisser 
Salzkruste  keine  Pflanze  Wurzel  fassen  kann. 

Eine  kurze  allgeineine  Betrachtung  der  Waldflora  überhaupt 
möge  hier  gestattet  sein.  Der  Wald  der  Tropen  ist  nie  so  dicht 
geschlossen,  dass  jeder  phanerogame  UnterAvuchs,  AA^ie  vielfach  im  Laub- 


—     8     — 

und  Xadelwalde  der  gemässigten  Region,  erdrückt  würde;  ja  selbst  bei 

einem   Kn»nens<"hliiss   der  Baume,    den   wir  naoh    unseren  Vergleichs- 

'    '  •  und  vollkommen  nennen  müssen ,  ist  die  Lichtintensität 

:i  n«»ch   mächtig    genug,    um  unter  dem    Laubdache    eine 

.   n    Musiiceon  und   IJancn    zu    ermöglichen.    Ich    führe  als 

•n  herrlichen  TnnM'Uwald  Java's  an.  da  ich  ihn  aus  eigener 

»iiiin^  kennen  gelernt  habe. 

M.iii  k.inn  JavaV  Flora  in  vier  Zonen  theilen,  wie  diess  auch 
Junghuhn*)  gethan  hat,  dessen  Werke  die  Temporaturangaben  ent- 
nummen  sind. 

L  Die  tropisch-heisse  Zone  der  Küste  bis  zu  700Meter 
Krhebung:  ein  bodenfeuehtes  und  luftfeuchtes,  aber  relativ  regenarmes 
let  mit  25*  C  Jahn*stem|MTatur.  mit  einer  nach  dem  Feuchtigkeits- 
grade V  Mdrn   Flora:  Den  Strand   umsäumen  dunkelbelaubtc  AVald- 
•:            \Mn    \\  ..•    und    l*an«laiu'n ,    vielfach    mit  Zwergpalmen    zu 
.  1  UflKen :   ..,;..  iandrinwärts  s<'hli<Ns('n  sich  an  diese  die  sonnigen 
ii  .  nr  drr  Minioson.  Acacien .  der  T»'akbaum:    wo  Misswirthschaft  den 
^^  ■  '               '•••<    hat,    ist  A lang- A langgras  (Prärie)    an    die    Stelle  ge- 
n :    üherrlioKs  wird  dieser  Wald  stetig  verringert  durch  die  Kultur 
«1«-»  |{4idfnK   mit   hindwirthschaftlich<*n  (Jewächsen    von    Seite   der   Ein- 
|Mdm«'.    R«'is,    Ananas,  Manihnt  (Tapi(»ca),  Mangustiui, 
.1.    F«'ig«Mil)äum('   mit   «»ssbaren   Kiesonfrüchten .    Hanane, 
lujjdja.    \aiimr,    H«'th«'hiusspalme   sind  <lie  wichtigsten    Kulturpflanzen. 

IL  Die  tropiMch -warme  Zone   der   Herge    und   Hochebenen 

'  1400  M'Ur  Erhebung,  die  Kogonn'gic.n  mit  grosser  Hoden-  uiul 

t   und   einer  .Iahn'stem|MTatur  v(.n  2P  C.     Hier  erreicht 

^^  M    in    Artenr.'ichthum    und    Ma,v<senent\\i(kelung   sein 

.».   Fi.  iMirten,  TiTnstnimiac(M»n,  Torebinthaceen,  Melia- 

'.  Ka«,amala  (Li(juidambar)  bildm  ein   dichtes   Lnibdach; 

„   ,|on  Ao-ton    und    an    rh^n  Schäften   klettern    ralmen  (l{..tan-)' 

he  S«-hlingj)flanzen  enifMir;  Haumfarne  erreichen 

""   '  "  »^"'  ffTi'waten  Dimensionen,   hohe;  saftige  Hlattpflanzen 

'  dem  feuchten,  Innnusreichen    Hoden. 
I'  /a»m  gi'ht  (r<.genwärtig  die  Entwaldung  durch  die  Kultur 

'  vor  sieh;  gn»Ksü  Flächen,  ohne  Rücksicht 
«i.>  lU^iitiH,    werden  kahl    abgeholzt   und   nach  sorg- 


i«ii   «II«    r^j  • 


-  \'>^  «•*-"-«^'.  I'fl»i»«,d«kt.  ,ui.l  im»T,.  lU.mrt  von  Kr.  J  n  „«1,  „|,n. 


Uifii«  llVil 


—     9     - 

fältiger   Bearbeitung    mit   Kaffee-    oder   Theestanden    oder    der   Chinin 
liefernden  Cinchona  bepflanzt. 

III.  Die  warme  Zone  der  subtropischen  Flora  steigt  bis 
zu  2300  Meter  empor;  diese  Eegion  ist  die  Heimat  der  Xebel-  und 
Wolkenbildung,  grosse  Luftfeuchtigkeit,  geringere  Bodenfeuchtigkeit  bei 
einer  mittleren  Jahrestemperatur  von  16°  C.  Hier  erreichen  die  immer- 
grünnen  Eichen,  Laurineen,  Temströmiaceen,  Celtideen,  Casuarinen  ihre 
Yollendung;  dazwischen  treten  Coniferen,  wie  Podocarpeen ;  an  den 
Aesten  haften  zwischen  dem  Moose  zahlreiche  Orchideen  und  kletternde 
Farne  (Grleichenia) ;  Farne  bedecken  auch  den  Boden ;  Epheu  überkleidet 
die  Baumschäfte,  europäische  Gemüse  und  Getreidearten  sind  in  dieser 
Zone  und  der  folgenden  nur  spärlich  angebaut. 

IT.  Die  kühle  Zone  der  subtropischen  Flora  ist  in 
Boden  und  Luft  wieder  trockener  als  die  vorausgehende,  sie  liegt  eben 
über  der  Nebelregion.  Ihr  Klima  zeigt  grosse  tägliche  Schwankungen, 
dagegen  grosse  gleichmässige  Kühle  das  ganze  Jahr  hindurch  bei  nur 
110  C.;  das  ist  die  mittlere  Jahrestemperatur  des  Rheinthaies!  Es 
ergibt  sich  daraus,  wie  unbrauchbar  die  Jahrestemperatur  zur  Beur- 
theilung  des  Klimas  eines  Landes  ist.  In  Java  liegt  diese  Zone  auf 
den  höchsten  Bergen,  die  aber  noch  eine  subtropische,  immergrüne 
Flora  von  den  vorhin  genannten  Familien  mit  geringer  Höhenentwicklung 
sowie  anderen  immergrünen  Arten,  Angehörige  der  Tiliaceen,  Caprifolia- 
ceen,  Leguminosen,  Ericaceen  kemizeichuet ;  Moospolster  und  niedere 
Farne  liegen  zu  ihren  Füssen.  Nur  Gartengemüse,  die  jährlich  aus  Samen 
gezogen  werden,  können  dort  gedeihen;  man  hat  in  diese  Region  euro- 
päische Ostbäume  verpflanzt,  das  Klima  war  zu  kühl,  das  Wachs- 
thum  ohne  Stillstand ;  die  Obstbäume  haben  nicht  geblüht  und  keine 
Früchte  getragen. 

Eine    winterkahle  Vegetation   fehlt   in    der    eigentlich    tropischen  f^cv.  t 
Region  stets,  da  es  keinen  Wechsel  der  Jahreszeiten  gibt ;  in  den  tieferen  cj..^-^^ 
Lagen  ist  es  heiss,    in  den  höheren  warm,  kühl  oder  kalt  je  nach  der 
Elevation  das  ganze  Jahr  hindurch    mit    geringen  Schwankungen;    das 
Resultat  ist  stets  immergrüner  Laubwald  mit  entsprechend  hoher,  höchster 
und  niederer  Entwicklung ;  dann  inmiergrüne  Sträucher,  Gras,  Bambus, 
endlich  kahle  vegetationslose  Felsen.    Schon  bei  einer  mittleren  Jahres- 
temperatur von  50  C  hört  unter  den  Tropen  aus  dem  erwähnten  Grunde  Ti^'^y^^ 
jeder  Baumwuchs  auf,    während  ausserhalb  der  Tropen  die  Baumvege-  '''^  ^^ 
tation  erst  in  Regionen  mit  der  Isotherme  von  OO  erlischt,    da  mit  der 
Entfernung  von  den  Tropen  nach  dem  Binnenlande    hin   bis    zu   einer 
gewissen    Polhöhe    die    Unterschiede    zwischen    Sommer    und    Winter 


—      10     — 

wadMen.  Es  ist  daher  völlig  unrichtig,  wenn  man  hohaiiptet, 
(iaw  man  unter  den  Tropen  mit  der  Erhebung  über  dem 
Moore  allen  Vegetationszonen  wiederbegegnet,  die  man 
auch  auf  dem  Wege  von  den  Tropen  zu  den  Polen  findet:  man  trifft 
unter  den  Tropen  nur  den  immergrünen,  das  heisst  den 
tropischen  und  subtropischen  Laubwald,  je  nach  der  Kle- 
vation.  ab<»r  j^^icr  winterkahle  r^uil)wald.  jeder  Fichten-  mul  Tannen- 
wald ist  unmöglich,  weil  der  Wechsel  der  Jahreszeiten  fehlt :  dagegen 
•  '.den  Kiefern  einzeln  oder  waldbildend  auch  im  immergrünen  Laub- 
wald«*, auf  sandigen  liodenarten.  wie  schon  crwahiU,  ihr  (Jedeihen  und 
vertreten  dort  geradezu  die  Stelle  des  subtropischen  Laubwaldes.  Diess  be- 
las  Auftreten  der  Pinusarten  in  den  Bergen  Sumatras  und  Mexico's, 
wHchc  höheren  iiebiete  ebenfalls  zur  subtropischen  Zone  gehi>ren. 

*■  •  von  den  Wendekn'isen  an  tritt  im  Wachsthume  der  Yege- 
uuuü  •  iiic  Ruhepause  ein,  die  bei  steigender  KIcvation  sich  v(M'gn"»ssert 
und  in  p'wijvM-u  H«»hcn'gionen  die  Existenz  des  winterkahlcn  und  des 
Nadel>^ .«Idis  iiiin. ['ficht. 

1  ichen  Himalaya  zum  Heispiel  unter  dem  Wende- 

kreiM*  dc*s  Kndjses  deckt  am  Fu.sse  (Terai)  üpi)iger,  der  geschützten 
läge  wegen  tn»pij<4*her  Wald  mit  Shorea.  Schima,  Sterculia,  Bombax. 
IjipTHtröniia.  Ficu»,  Dillenia.  Tenninalia.  'Lak  (ircptlaiizt)  als  den  Avich- 
tip»ti'n;  biM  1800  M«*ter  herrw-hen  die  imuiergrüiu'ii  Eiclicii.  Laurineen, 
der  iubtnjpiwlie  Wald,  vor;  bei  2400  Meter  endlich,  wo  das  Klima 
d^-m  d«H»  wämihten  Theiles  von  Deutschland  ähnlich  ist.  beginnt  der 
«  ..».  ,1  .1.1,.  Wald  mit  Magnolia.  Ahorn.  Pvrusarten  und  einzelnen 
«i.irrimt'in  wie  KlKHlodendroii;  bei  etwa  3U00  Meter  (auf  der 
J(jO0  Meter!  herrscht  dann  der  Xad<'lwald.  für  dessen 
Kiut(*nz  der  Sommer  Ix-i  etwa  4200  Meter  /m  kuiz  und  zu  kühl  wiid. 
In  K<»lge  der  wälin*nd  der  Wintermonate  \n\\  <lem  Innern  Asiens  über 
dai»  (»(*birgi*  hinwehenden  kalten  Winde  sind  die  Temperaturextreme 
tnHi  der  NÜH»  d«»»  Wendekn-isf^H  sehr  bedeutend.  Als  ich  im  Dezember 
18^"'  paar  W<N-hen   in    der  Höhe    von    10  000—12  000'    in    der 

*'  ''         '"    '  '    i  L'en   im  ostlichen    Himalaya   zubrachte,    hatten 

••     •-►...  -!.iiK«'n   Frost:    unter  Tags    stieg    die  Tempciatui- 

nir-tif   tibi  r  0  1.  Wcx'li«  I.    \..rher  war  Schnee  gefallen,  der  auf  der 

der  N  'e   grösstentheils  wieder  verschwunden 

wa/       IuImi   Hur  die    tniekene.    üImt    die  Hochebene   v..n   Tliibet  strei- 

l^ft  wunderbar  n»in,  mi  daiw  an  dem  lA)   KihMueter  entfernten, 

hunpi    jihIi»  rnebenheit    erkennbar    war,    ja 

«4.ju^  d.i    D>u  l  r  eiitfenite  ( Jaurisiinkar  oder  Mount    Everest   in 


—    11    — 

vollster  Klarheit  erschien.  —  Wie  ganz  anders  zeigten  sich  dagegen 
die  Berge  Samoa's,  als  wir  im  Dezember  1887  nach  langer  Wasserfahrt 
diese  Inselgruppe  besuchten.  Sobald  unser  Schiff  in  die  Nähe  der 
Inseln  kam,  änderte  sich  das  schöne  Wetter  mit  einem  Male ;  es  wurde 
windig  und  regnerisch,  und  als  wir  die  Insel  Oahu  selbst  betraten, 
schoss  der  Regen  in  Strömen  zu  Boden;  die  zackigen  Berge  und  ihre 
grasgrünen  Thäler  verhüllte  dichter  Nebel;  schmutzige  Bäche  stürzten 
in  das  tiefblaue  Meer;  dabei  war  die  Luft  feucht  und  warm.  Das 
ist  der  Winter  dieser,  ferne  von  jedem  Continente  im  stillen  Welt- 
meere, ebenfalls  in  der  Nähe  des  Wendekreises  gelegenen  Inselgruppe. 
Die  Schwankungen  in  der  Temperatur  sind  während  des  Jahres  fast 
Null ;  denn  die  Insel  ist  von  einem  Meere  umströmt ,  das  im  Winter 
eine  Temperatur  von  26  o  C.  und  im  Sommer  von  290  C.  besitzt 
Trotzdem  dass  die  Berge  HaAvaii's  bis  13  000'  sich  erheben,  begegnen 
wir  auf  iluien  nur  immergrünem  Laubwalde ;  kein  winterkahler  Baum, 
keine  Tanne  oder  Fichte  ist  auf  ihnen  möglich,  denn  da  wo  es  warm, 
külil  oder  kalt  ist,  ist  es  warm,  kühl  oder  kalt  gleichmässig  das  ganze 
Jahr  hindurch ;  denn  trotz  der  geographischen  Lage  gehört  die  Insel- 
gruppe, dank  den  Meeresströmungen,  ins  tropische  Gebiet. 

Die  subtropische  Waldregion,   von  dem  Wendekreise  des  y^.^ 
Krebses    bis   etwa  bis   zum   35^  N.B. ,    ist  nirgends  sehr    mächtig  ent-      .      - 
wickelt  wegen  der  Einschnürung  der  Continente  ;  sie  ist  gekennzeichnet       ^ 
durch  immergrüne  Eichen,  Laurineen,  Ternströmiaceen,  Ilicineen,  sowie 
die    bei    den   Bergen    Java's    und    Indiens    erAvähnten   Gattungen   und 
Familien;    auf   sandigen  Böden  können  auch  Kiefermvaldungen  fussen. 
Man  kann  die    obere  Grenze    für    den   subtropischen  Wald  etwa  dahin        Y^ 
legen,    wo   zuweilen    einzelne  Fröste   und  Schneefälle    im  Winter  sich    >^^'^^ 
einstellen.     Einige  Palmgattungen    (Sabal,    Livistona,    Chamaerops),   die 
leichten   Winterfrost    ertragen    können,     soAvie    vereinzelte    winterkahle 
Bäume   kennzeichnen    diesen  AVald.     Hier    gedeihen   Orangen,    Feigen, 
Zuckerrohr,  Baumwolle  u.  s.  w. 

Innerhalb  der   gemässigt  warmen  Region,    zu    der  ich  alle     -fv^^^ 
Waldgegenden  mit  vorwiegend  winterkahlen  Laubbäumen  rechne,  trägt  ti--^^ 
der  Fuss    des  Berges,  z.  B.    in    Deutschland,    den  Laubwald    mit    den 
Gattungen:    Quercus,  Fagus,   Fraxinus,    Ulmus,    Tilia,    Acer,    Carpinus, 
Betula  u.  s.  w.  oder  bei  sandigen  Bodenverhältnissen  Pinus;    in    etwa  c.^'''^^'*^-. 
600  Meter  Höhe  (Schwarzwald,  Brocken)  beginnen  Tannen-  und  Fichten-  ia^^^ 
Waldungen,    über  welchen   sich   kein  Wald  mehr  erhebt.     Im  Bereiche 
dieser  Region  werden  Mais,   Tabak,    Wein,  Weizen,  die  feineren  Kern- 
und  Steinobstsorteu  u.  s.  w.  kultivirt. 


—     12       - 

Endlich    in    d*»r   pomässipt    kühlon.    in    dor   Xadelwaldro^ion 

,  und  Tannen),  wie  in  Nonvogon.  in  Alaska,  in  Saclialin .  trägt 

.   !.  l;  :-  nur  Wald  von  dem  Charakter  dir  umliegenden  Ebene.    Inner- 

»uüb  dit>4T  kühlen  K«^gi»»n    lohnt    sich    noch    d'w    Kultur    (kr    härteren 

•  -  und  Obstarten,  Wiesengnus  u.  s    w. 


Die  Waldungen  von  Nordamerika 

liefen  zum  allerTgh »ssten  Theile  in  der  gemässigt  warmen  Region; 

daraus  orpiebt  sich,    dass  die  Ebenen  winterkahlen  Laubwald  oder  bei 

r    HcH|»«nh«»schHfTenheit    Kiefernwald    tragen:    beide    Waldformen 

!'    ji'ii  mit    genügender  Elevatiun    in   Fichten-    und  Tannen- 

.■J>er:    im  W<»sten  wird    der  Laubwald    grr»sstentheils  durch 

i  .....:  .         «rtreten. 

An  <i«T  SOdspitze  von  Florida  reicht  die  tropische  Waldflora 

1,1. f    .?.-  r;..i.:,.t    (j,.r  Vereinigten  Staaten    mit    einem    kümmerlich    ent- 

I.    üImt.    Vnn  der  Südspitze  Florida's    l)is  zum  30°  N.B. 

und  dor  at  iien    Küste  enthing    in    (Mnem  schmalen  Streifen  selbst 

hU    /um   36*  N.B.    herrs4-ht    der    subtropische   Hauinwald,    vor- 

I  auh   immergrünen  Eichr'U.    Magnolien,    llexarten   und  anderen 

rtinen  Hiintbaumen   und  Striiuchern,  mit  einzelnen  Palmen  (Sabal) 

iiiid    Minti*rkahh'n    Arten    (Tnxmlium)    zusammengesetzt;    auf   sandigen 

'     '  '  M    die  I^ubhrijzer  durch  Kiefern    vertreten.     Im  Westen, 

ii.iiM    'er   p.i«  itiKchen   Küste,    erstreckt    sich    der  sul)tr(>pische   Wald  })is 

/um  40*  N.H     •"  "</.ei.-hnet  «lurL'h  immergrüne  Eichen,  eine  Laurinee, 

d".    jn    d.  n  fi  !■•  rgthiilern    vi<'lfach  durch  Secpmia    sempervirens 

'tebiet  ist  durchaus  bergig  mit  Erhebungen   bis 
«ur  Ta 

Mit  dem   Ankauf«*  von  Alaska  habi-n   die  Vereinigten  Staaten   aus- 
J?^'  in  der  gemävML't  kidden  Kegion  erwi>rben,  (h'ren  Nadel- 

wald, dank  dem  warmen  M  i.me,  bis  zum  70®  N.I^  sich  ei-streckt. 

\h*'  Wn!dtinr*'n   .N'orrlamerika's  wenh'U    dunh    die   Prärie  in   zwei 
di«  in  ihn*r  florihtischen  /usiunmensetzung  gnissere 
al«   wonn   oin  Meer   von   gleiclier  lireite  wie  die 
iielH-n  wünle,  nkmlich: 


-     13    — 

1.   Die  atlantische  Waldregion. 

Unter  dem  Einflüsse  der  feuchten  Winde  vom  Golf  von  Mexico 
und  dem  atlantischen  Ocean  entstanden,  dehnt  sich  der  atlantische 
Wald  vom  Golf  von  Mexico  bis  zur  Hudsonsbay  und  zur  Küste  von 
Labrador;  die  Breite  dieses  gewaltigen  Waldbandes  reicht  etwa  bis  zum 
90^  W^L. ,  Avo  gegemvärtig  die  Prärie  beginnt.  In  der  schematischen 
Skizze  auf  Tafel  XI  ist  diese  Grenze  (die  natürliche  Grenze)  an 
den  Fluss  Missouri,  unter  den  100°  W.L.  verlegt,  was  bei  Betrachtang 
der  Prärie  näher  ausgeführt  werden  soll.  Nördlich  vom  40°  erweitert 
sich  dieses  Land  nach  Westen  hin  und  erreicht  unter  dem  52°  W.B. 
die  Basis  der  Rocky  Mountains*);  unter  diesen  Breiten  ist  daher  die 
Prärie  verschwunden,  Aveil  die  nahe  Küste  der  Hudsonsbay  die  nöthige 
Feuchtigkeit  liefert,  ähnlich  wie  in  Europa  bei  gleicher  Polhöhe  der 
atlantische  Ocean  mit  Nord-  und  Ostsee  seine  Wirkung  bis  zum  Fuss 
der  Alpen  ausdehnt.  Ein  schematischer  Querschnitt  von  der  Insel 
Yancouver  durch  den  Continent  nach  der  Hudsonsbay,  Tafel  lY,  zeigt 
in  der  That  die  gleichen  Yerhältnisse  Avie  die  Linie  durch  Europa; 
im  nördlichen  Britisch  Nordamerika  erstreckt  sich  der  Wald  von  der 
atlantischen  bis  zur  pacüischen  Küste ,  wie  in  Europa  AYald  von  der 
Nordsee  bis  zum  Mittelländischen  Meere  besteht. 

2.   Die  pacifisclie  Waldregion. 

Wie  schon  erwähnt,  bildet  der  Wald  dieser  Küste  kein  ununter- 
brochenes, von  der  Küste  bis  zu  den  Rocky  Mountains  und  von  Mexcio 
bis  Alaska  reichendes  Land;  vom  32°  bis  etwa  50°  N.B.  kann  man 
drei  von  Süd  nach  Nord  einander  parallel  laufende  Waldbänder  unter- 
scheiden ; 

a)  der  Wald  der  Coast  Range-Berge, 

b)  der  Wald  der  Cascade  Range-Kette, 

c)  der  Wald  der  Rocky  Mountains. 

Zwischen  ihnen  liegen  Präriestreifen  reichlich  von  Bergen  durch- 
zogen, mit  Waldpartien  auf  ihren  Gipfeln  bei  genügender  Erhebung 
dieser,  wie  schon  früher  erwähnt. 

Yom  50°  an  sind  Coast  Range  und  Cascade  Range  zu  einer 
Gebirgskette  vereinigt;  es  verschwindet  in  diesen  Breiten  auch  die 
Prärie  zwischen  den  genannten  Bergen  und  den  Rocky  Mountains,  so 
dass  in  der  höheren  Breite  atlantische  und  pacifische  Flora  sich  berühren ; 


*)  C.  S.  Sargen t's  Report,  Seite  4  und  5. 


—      14      — 

U>^^.r  bekannt  ist  die  Küste,   der  entlang  ein  Waldsaiini  bis  zum  70^ 

\  H.  gich  erstoikt. 

IH  aueh  im  Sfuien  ein  sfhmaler,  oft  v..n  Prärie  unterhnK'honcr 
W.ii.l^rn-ifen  ((iehirps-  und  FlusswaldunnftMi)  dmvh  Texas  und  Mexico 
.  tiift,  uo  kann  man  sagen,  dass  in  Nordamerika  ein  den  Küsten  paralleler 
-.i»m  von  Widd  eine  eentrale  Prärie  nmscldiesst:  der  Waldsaum  er- 
u, liiert  sirh  niu-h  Nonien  iinci  vei-schmälert  sich  nach  Süden  hin:  er 
.i.det  im  kälteirn  Osten  schi.n  l)ei  55«N.H..  im  Westen  ei-st  bei 
70*  N.H.  in  Ahiska:  im  Süiien  ist  der  Wald  auf  einzelne  Flussnieder- 
n.P'.n  und  (M'birge  bt^ehriinkt,  zwischen  welche  sich  Prärie  dränn^t, 
von  Süden  über  Mexico  un<l  vnn  Norden  und  Westen  über 
A  und  (tebirgt»  stiviehenden  Winde  nicht  pMuip^end  Feueliti^keit 
für  \Vald»Miume  mit  sich  führen.  Stellen  wir  danfecren  in  i\irallele  die 
Waldvertheilunp  auf  dem  grossen  Continent  der  alten  Welt  (Europa 
und  A-  >o  be<lwken    die   atlantische  (Europa),    wie   die  pacitische 

■'  i  nina.  Mands.-hunM.  dapan)  zwei   breite  Streiten   vcm   Wald;   der 

.-u:.  IL-  n-icht  in  Folge  der  kalten  Meeresstrünmn^^  nur  bis  zum  55°  N.B., 
der  w<>tliclie  chigegen  ei-streckt  sich  unter  dem  Kintlusse  des  warmen 
C-If^truim-s  bis  zum  70®  nach  Norden:  die  beiden  Waldbänder  ver- 
ii  HU'h  etwa  unter  dem  50"  durch  eine  das  südliche  Sibirien  durch- 
quen-nde  Wuldmasse  und  unis<'hliessen  ein  centrales  Steppen-  (Prärie-) 
licbiH  —  ThilM't  un<I  die  Wüste  Gobi;  der  Südrand  ist  durch  die 
-Waldungen  von  Hirma,  Indien,  Afghanistan,  Persien  und  Klein- 
miru  %«Tmitteit,  zwischen  weh-he  wieder  breite  l'iärie-  und  Wüstengebiete 
ia«*h  oinM'hitdMMi. 

Kh  li.hnt  »»ich.  die    Waldtlora    Nonlamerika's   mit   den    wichtiii:steii 

Waldfl-  '^*"   ''«T  n«irdli<-h  gemässigten   Z(»ne  in   Kuropa.   Indien   und  Ost- 

.1.1.  n  .iiders  .la|mn)  hinsichtlich   ihrer  (iattungen   zu    vergleichen. 

Ii  di«*  lii'nN'hnungen  auf  N<»rdamerika  bezielu'n.   bin    ich  haupt- 

h  dem  |J<Tichte  Professor  Sarge nt's*)  gefolgt:   wol)ei  die  tiopische 

vim  Södflorid'i  auKwr  Betracht  blieb.    Die  Zahlen  hinsichtlich  des 

iiidta(*h<*n  Walil«-s   HtiiX/A'n   nu-h  auf  meine   (Mgenen  l^'obachtungen   und 

die  AniCBhcn    von  J.  8.  Uamhle*^):     endlii'h    hinsichtlith    der    japani- 

bin   irh  theÜH  meinen  eigenen  Ileftcu.  theils  dem  IMlanzen- 

».  •    •     l    Mnzumura***)  gefj»i/;t,  dabei    will   ich   bemeiken, 

«1»  H.  fi  ..  )ifiin"    <li.-    fiitttung  ('rvptonw'ria    lallen    liess 


U   utui  V2. 

.... ..>.!..     4   Mr..w,ft|  of  Imlin  tlmt>eni    Ciilnitttt  1881. 

Tokio  1HS4 


—     15     — 

und  dafür  Seqiioia  setzte.  Gattungsnamen  von  Sträuchern  haben  nur 
dann  Berücksichtigung  gefunden,  wenn  in  Amerika  ein  Eepräsentant 
dei-selben  als  Baum  vorkommt. 

Nehmen  wir  die  gesammte  nordamerikanische  Waldflora 
(excl.  Mexico),  so  sind  von  den  96  Gattungen  derselben  40 o/o  in 
Europa,  50 o/o  in  Indien  und  55 o/o  in  Ostasien  (China,  Japan,  Mand- 
schurei) vertreten;  unter  den  96  AYaldbaumgattungen  gehören  81  dem 
Laubholze  an:  von  diesen  sind  60 o/o  in  Ostasien,  50 o/o  in  Indien  und 
40  o/o  in  Europa  repräsentirt ;  von  den  15  Nadelholzgattungen  Nord- 
amerika's  besitzt  Ostasien  volle  750/o,  Indien  55 o/o  und  Europa  40  o/o. 

Interessante  Aufschlüsse  erhält  man,  Avenn  man  die  nordameri- 
kanische Waldflora  gesondert  nach  den  beiden  natürlichen  Regionen 
in  Vergleich  bringt,  indem  von  der  atlantischen  Waldregion 
Nordamerika's  mit  85  Gattungen  65 o/o  in  Ostasien,  60 o/o  in  Indien 
und  40 o/o  in  Europa,  von  der  p  a  c  if  i  s c h  e  n  AV a  1  d r  e  g i  o n  mit  48  Gat- 
tungen dagegen  85  o/o  in  Ostasien,  60  o/o  in  Indien  und  60  o/o  in  Europa 
repräsentirt  sind. 

Trennt  man  innerhalb  der  beiden  Regionen  Laub-  und  Nadelwald, 
so  umfasst  der  Laubwald  der  atlantischen  Region  74  Gattungen, 
von  denen  65 o/o  in  Ostasien,  öOO/o  in  Indien  und  450/o  in  Europa 
sich  voi"finden;  der  LaubAvald  der  pacifischen  Region  mit 
34  Gattungen  ist  mit  circa  550/o  in  Ostasien,  Indien  und  Europa 
vertreten. 

Der  Nadehvald  der  ersteren  Region  in  Nordamerika  mit  11  Gatt- 
ungen ist  fast  ganz  (900/o)  in  Ostasien,  mit  650/o  in  Indien  und  mit 
550/0  in  Europa  vertreten,  während  von  den  14  Nadelholzgattungen 
der  pacifischen  Region  8OO/0  Ostasien,  QO^jq  Indien  und  450/o  Europa 
angehören. 

Aus  obigen  Angaben  erhellt  der  Reichthum  der  atlantischen  Flora  ^^-'^^'^ 
in  Nordamerika  gegenüber   der   dortigen   pacifischen ,    Avährend    letztere  ^y^^-*-*^ 
ganz  besonders  durch  ihren  Reiqjithum  an  Nadelhölzern  sich  auszeichnet,  ^»^«^'f^ 
Ostamerika  und  Ostasien  sind   floristisch    am    nächsten   verwandt    und  ^ 

als  die  glückliclien  Erben  der  reichen,  vorglacialen  Laubholzflora  zu 
betrachten;  die  Waldflora  Europas,  räumlich  der  ostamerikanischen  am 
nächsten,  steht  hinsichtlich  ihrer  Verwandtschaft  dieser  am  fernsten ;  i^^  ^ 
selbst  Indien  umfasst  mehr  nordamerikanische  AValdgenera  als  Europa,  ndt. 
Sämmtliche  Gattungen  der  europäischen  Waldflora  finden 
sich  in  Nordamerika  und  Ostasien  wieder,  sind  also  circ umpolar; 
5  der  nordamerikanischen  Laubgattungen  haben  Vertretung  in  Indien, 
nicht  aber  sind  sie  in  Ostasien  bekannt:    auch  die   Gattung  Cupressus 


—      IG     — 

fehlt  in  OsUtfien;  allein  die  Floren  von  China  und  der  Mandschurei  sind 
noch  st^hr  unpenii^jend  erforscht,  sah  ich  doch  in  Fudschau  an  der 
Kftote  China's  in  Härten  kleine  Cuprcssineen-  (Tluijopsis-)  Pflanzen,  die 
aUH  dem  Innern  des  Reiches  stammten  und  mit  bekannten  Arten  nicht 
XU  «in'n  waren, 

l-ur  die  nonlamerikanische  Fluni  ist  es  bemerkenswerth,  dass  es 
I,  .  ht  •in.'  «iiiziL'»'  Haumart  iribt.  welche  der  atlantischen  und  pacifischen 
I  .  r.i  j.  III- »n>.in»  wSiv.  aus^t'nommen  solche  nordische  Arten,  welche 
I'  i  zu  um;,i'hen  vennö«ren.  Die  Prärie  hat  nur  eine  durch- 
.  •  Breite  von  500  Kilometer:  es  beweist  diess,  wie  schwierig: 
der  AuKtauüoh  der  SamenMen  durch  Wind  oder  Vrig^el  auf  "grössere 
Kntfemun^n  hin  vor  sich  ^ht.  (iriesebach  ist  zwar  fceneigt,  eine 
Vcrw-hU-ppunp  dt»s  Samens  durch  Vöfl:el  z.  H.  von  luniperus  foetidissima 
(also  durch  I)n»ss«'larten !)  von  Spanien  nach  Klrinasien,  rund  durch 
3000  Kil.im«-t»'r.  für  m«"»^lich  zu  halt»'n  und  erlaubt,  dass  der  ziemlich 
M'hMcn*  Sanu-n  von  Pinus  t'xcelsa  vom  Winde  (!)  i^etra^^en  vom  Hima- 
Uyu  bi>  nueh  Ma<-<i|nni«'n.  also  mindestens  4000  Kilometer  tlie<,aMi  kann. 
Khe  man  m»  kühne  Hy|)uth«'s«Mi  aufstellt,  scheint  es  mir  näher  zu  Heften, 
xwei  Kich  in  Ulüthen  und  Früchten  vielleicht  nahe  stehende,  aber  räum- 
lich HO  völlig  getrennte  Pflanzen  pTade  auf  (Jrund  ihrei*  i,^eo<rraphischen 
Verth«'ilun^  für  zwei  verschie<lene  Arten  aufzufassen:  luhcu  den  anato- 
miiichen  Merkmalen,  die  man  mit  (ilück  in  die  neuere  Systematik  ein- 
*  hat.  «lürfte  der  p»op-aphischen  Verbreitung^  und  insbesondei*s 
tkr    II    ■  d«T    Pflanz«»     «'bi'nfalls    «'ine     eutschcidciido    Rolle    zug^e- 

i«pn»ch»Mi   \^«nl»*n. 

f.i..i.t;...^„.  Art'-n    für  Kuropa,    Asien    und   Noidaiuerika    kann    es 

njw'h  11.    :.  ...  Knneswn  nur  unter    solchen  (JattunpMi    ic«'b('n ,    die    auf 

(Jnind    d*T   f?ef^en wärtif^en    (iestjiltun^    der    Continente    dir    kaum 

70  ti»r    hn*itc  Berinp<8trasse    zwischen   Alaska    und   Ostasien    zu 

^         •     :t#'n  im  Stande  «ind.     Ihi  dort    eine  mittlei-e  .lahrestemperatur 

von  +   2*  C    herrneht.    so    könnten   Stipuichf^^rmcn    der    l»'ichtsamig:en, 

Onttunp-n  B«-tida,    Alnus,    Populus,   Salix,    vielleicht  auch 

'U    der  That  werden    einif^(»   n(>rdamerika- 

u'iM  'uropai-^rhe  Krien   und   Birken    identificirt,    z.  B. 

'"   '**    •  'imniM-he  porm  zi'i^'t  solche  V«Ms<*hied(Miheiten 

:.  II  und  •MM..i.äis5(.|j,.n  porm  (trotz  der  Variation 

'h  an  «'ini*  !«i  nii'ht  ^Hauben   kann:   iiberdiess 

*»«*'**'^  inciina  BcHtän«!««  bin  zu  30  Meter  Höhe,  während 

di«'    nor  liju.  li(.    7  Meter    nicht    überstei^rt;    ähnliches    j^nlt    von 

l''fpuliik  tf.  ifi-j.i:    die   nonlanierikanim-he  WeisHbirke  soll  ebenfalls   nur 


-  11  - 

eine  Yarietät  der  em-opäischeii  Betula  verrucosa  sein;  da  aber  diesö 
A^arietät  seit  der  letzten  geologischen  Umwälzung  von  der  guten 
Mutterart  getrennt  ist  —  denn  diese  selbst  findet  sich  nicht  in  Nord- 
amerika —  so  dürften  die  Merkmale  der  Yarietät  genügend  lange  fixirt 
worden  sein,  um  jetzt  als  constant  gelten  zu  können;  lässt  man  end- 
lich neben  der  geographisclien  Yerbreitung  auch  die  Biologie  gelten, 
so  hat  diese  nordamerikanische  Birke  mit  der  eui'opäischen  nichts 
gemein;  denn  erstere  wird  nur  ein  Strauch  bis  zu  9  Meter  Höhe,  und 
wenn  sie  nur  die  Yarietät  eines  Baumes  ist,  warum  geht  diese  leicht- 
samige  Abart  nicht  südlicher  und  wird  dann  ein  Baum? 

Die  nordauierikanischen  Florenwerke  berichten  ferner,  dass  von 
Neuschottland  bis  in  den  liohen  Xorden  der  Avestlichen  Küste  Juniperus 
communis  heimisch  ist;  auch  in  Nordasien  ist  dieser  Strauch  oder 
Halbbaum  bekannt;  vermöge  seiner  Biologie  wäre  dieser  vielleicht  im 
Stande,  über  die  Beringstrasse  liiuAveg  von  Continent  zu  Continent  zu 
wandern ;  aber  unmöglich  ist  es  nach  meiner  Ansicht,  an  eine  Identität 
von  an  wärmeres  Klima  gebundenen,  continentalen  Arten  wie  Eichen 
oder  Edelkastanie  oder  anderen  schwerfrüchtigen  Bäumen  zu  denken; 
dass  bei  der  grossen  Zahl  von  japanischen  und  nordamerikanischen 
Eichen  (38  sind  auf  Tafel  II  abgebildet)  keine  einzige  mit  den  euro- 
päischen identisch  ist,  ist  nicht  im  geringsten  auffällig;  aber  auffallend 
ist  es,  dass  die  plumpfrüchtigen  Edelkastanien  Europa's,  Asiens  und 
Nordamerika's  identisch  oder  nur  Yarietäten  sein  sollen;  eingetrocknete 
Herbariumsexemplare  mögen  vielleicht  hiezu  verführen;  allein  die 
lebenden  Pflanzen,  die  frischen  Früchte  und  Blüthen  sind  so  ver- 
sclüeden,  dass  bei  der  Unmöglichkeit  eines  Zusammenhanges  nach  der 
Eiszeit  wenigstens  die  amerikanische  Edelkastanie  eine  „gute  Art" 
auch  im  botanischen  Sinne  sein  wird. 

Auffallend  ist  die  Armuth  der  Westküsten  der  beiden  Continente 
an  Laubholzarten;    es  dürfte  diess  seinen  Grund  darin  haben,  dass  die  ^  ^ ^f 
weniger   frostharten  Laubhölzer    durch   die    längere    und   stärkere  Ab-  '^ 

kühlung  dieser  Grebiete  während  der  Eiszeit  —  infolge  der  hohen  und 
ausgedehnten  Gebirge  —  schneller  und  gründlicher  vernichtet  wurden 
als  diess  in  den  Osthälften  der  beiden  Continente  der  FaU  war ;  diesen 
gleichen  Ursachen  dürfte  neben  dem  Keichthuin  an  Nadelhölzern  auch 
die  grössere  Uebereinstimmung  der  beiden  westlichen  Waldfloren  über- 
haupt und  an  Laubhölzern  insbesonders  zuzuschreiben  sein. 


Dr.  Mayr. 


'tAM 


-     18    — 


I.   Allgemeiner  Zustand   des  nordamerikanischen 

Waldes. 

Au»  aiv  ei>ti'n  Europäer  auf  il«'in  neuoii  Wt'lttlioile  landeten,  lai;- 
vor  ihnen  eino  uniTüu-sslirlK'  Waldtliiclie.  Ununterbrochener,  unbe- 
rührtiT  Wald  erstm-kto  sich  damals  von  (U^r  Südspitzo  Florida's  bis 
zur  Kii-te  Ubradors  durch  35  Breiten<:rade  und  von  der  Küste  des 
n  Otvans  bis  zum  Hände  der  rriirie,  das  ist  volle  20  Län^en- 
frrade.  Rechnet  man  die  Durchsihnittsliin're  dieses  Waldes  zu  25  Breiton- 
und  die  I)un-!is<-hnittsbreite  zu  20  Län^^en^^raden.  so  bedeckte  der  Wald 
ursprün^di<-h  das  zehnfache  des  Deutschen  Reiches  an  Bodentläche;  was 
h<»ute  tUvon  noch  vorhanden  ist,  kann  man  nur  schätzun«isweise  an- 
es  ma^  imnHT  no<'h  ein  Zehnt<'l  der  ^^anzen  Flache,  also  etwa 
iii.  *ir\isse  des  Deutschen  Reiches,  unberührter  Wald  vorhanden  sein. 
Wer  fln.  lifl '  di.-..  ^  (iebiet  durchreist,  empfangt  den  Eindruck,  als  sei 
no«'h  I  »'»      i;  wenipt' Staaten  ausgenommen  j)rävalirt  der  Wald 

M>  miichti^.  das«  die  Farmen  nur  kleine  Bruchtheilc  der  Flüche  ein- 
nehmen; wer  alxT  «liesen  Wahl  näher  durchforscht,  erkennt,  dass  kaum 
mehr  ein  Drittel  dessen,  was  die  ersten  Weissen  voi*  400  Jahren  er- 
hli«'kten.  wirklich  den  Namen  Wald  verdient:  zwei  Drittel  sind  nur 
du?  •    Jun^wüchse  oder  eine  Ansamndun^^  von  isolirten,  ästi^^en, 

▼ieiiat  n   i- -  hädij^^en  Bäumen,    oftmals  den    letzten   ihres  (ieschh'chtes. 

Ikr  ursprün^diche  Wald,  der  Urwald,  stockte  auf  allen  Boden- 
arit'U .  im  (lebirp*  wie  auf  der  Ebene.  Kein  Fels  in  <len  Alle^iiany- 
U  f-.  II  war  zu  steil,  um  nicht  vereinzelte  Bäume  in  seinem  zerklüf- 
tcti*n  <t««Hteine  zu  ornüiiren;  kein  Boden  dn-  Kbrne  war  zu  ma^^er  und 
nt»  «Im  djiMM    nicht  das  Jahrhundert«'   lanp'    un^M'störte  Walten  der 

Nfttur  emen  htattlichen  H«M-hwald  hätte  aufwachsen  lassen.    Nur  sumpfige, 
lU^    grotttiti-n  Th«'il    d«*«   Jahres    untir  Wasser    ^^»setzte  Tiefländer   «nt- 
Bauinwuchses.     Diese  Thatsa<'h<'    v<'rdient    als    Dokument 
I'«  'ionen  aufliewahrt  zu  werden;  denn  schon   heute  ist 

<i«  •    ♦* '•  "•'  ^ründli«'h  vernichtet  worden,  dass  man   überhaupt 

tmr\ii]ri  nb    in    i|ii   That    überall    Wald   die   luitürliclic   Bodrn- 

WiT    nach    50   Jahren    den    südlichen    Kiefern^Mirtel    der  (iolf- 

«tMtofi  b  MTil  <•«  nicht  >,dauben,  dass  die  meilenweit«!!  Sand  wüsten, 

»ni  Wintle  hin   und  her  p-triebener,  ninir  Sand,  einst- 

"'  nyt'  der  lM-»iten  Kiefer  (h-r  W«'lt  trup-n:   k«'in  Mens«h 

»ifu  tÄ  aaiih  lur  möglich   halten,    dass    die    viehü    kahlen,    steinigen. 


-    10    -^ 

steilen  Hänge   der  Alleghanies   einstens    einen  Laubwald  beherbergten,  'BoaaA^ 
der  in  seinem  Artenreichthum ,   seiner  Massenentwickliing   einzig   war.  ^^r^^ 
In  50  Jahren  wird  es  iinf asslich  klingen,    dass    die  weit  ausgedehnten 
Sümpfe    des    nördlichen  Wisconsin  und  3^Iichigan    einstens   mit    einem 
dichten  Baum  wüchse  bedeckt  und  anstatt  der  armen  Baum-  und  Strauch-     "*     ' 
reste  von  mehrhundertjährigen  White  pine  eingefasst  waren.     Wenden  '"'  '^^'' 
wir  uns   etwas  westlich    und    überschlagen    wir    wiederum    50  Jahre ; 
welch'  wohlthätiger  Wald  prosperirt  dort,  der  Hand  des  Menschen  sein 
Dasein  verdankend,  auf  einer  Mäche,  die  man   einstens  als  desert  für 
fast  nutzlos  erklärte.     Man  pflanzte    den  Wald,    weil  man    die  Unent- 
behrlichkeit  desselben  einsah.    Wie  herrlich  blühen  jetzt  nach  50  Jaln-en  /^a^^ 
die  Ansiedelungen  unter  seinem  Schutze  empor,    während  die  Stamm-  ^^  tyL 
b rüder  im  Osten  mit  Feuer  und  Axt  darauf  losstürmen,  möglichst  rasch 
an  Stelle   des   Segen    bringenden,    herrlichen   Waldes    eine  Steppe    zu 
setzen.     Es   ist  nur    schade,    dass  man  den  Wald   im  Westen  so  viel 
mit  fast  werthlosen  Holzarten  gemischt  hat.     Wie  schlecht  haben  sich 
dabei  die  europäischen  Holzarten  verhalten,  von  denen  man  nach  ilirem 
Jugendwachsthume    so  viel  sich  versprach.     Schade,  dass  man  auf  Er- 
ziehung von  Brennholz  statt  von  Nutzholz  hingewirthschaftet  hat  durch 
die    weiträumige    Pflanzmethode.     Im  Nothfalle    ist    ja   doch  Nutzholz 
stets  das  beste  Brennholz.     Gehen  wir  noch  weiter  nach  A¥esten.     In 
50  Jahren  wird  es  unf assbar  sein,  dass  das  paradiesisch  schöne,  blühende  ^  . 
Californien,    die  Fruchtkammer  der  Union,    einstmals  Prärie    war;    ja       ^ 
man  wird  momentan  im  Zweifel    sein,    ob    man   wirklich  in  Amerika 
sich  befinde,  denn  prächtige  Wälder  der   australischen  Eucalyptus  und 
Acacien  sind  dem  Boden  entsprungen;  die  von  der  Sonne  durchglühte 
dürre   Prärie    hat  man    in    eine    subtropische   Gartenlandschaft    umge- 
wandelt mit  air  den  Segnungen  dieses  herrlichen  Klinia's. 

Aber  viel,  viel  Geld  musste  darauf  verwendet  werden,  um  die 
zur  Regenzeit  zügellos  mit  graubraunem  Wasser  von  den  Bergen  herab- 
schiessenden  Ströme  einzudämmen  und  von  den  fi-uchtbaren  Gefilden 
abzulenken;  viel  Geld  hat  man  der  künstlichen  Bewässerung  des  Landes 
geopfert,  nachdem  man  die  fast  kostenlose  Berieselung  des  Landes  durch 
die  natürlichen  Quellbäche  der  Gebirge  unmöglich  gemacht  durcli  die 
Verwüstung  der  Bergwälder  in  derselben  rücksichtslosen  Weise  wie 
überall  in  den  Yereinigten  Staaten:  einzelne  wurden  dadurch  reich  auf 
Kosten  der  Gesammtheit. 

Der  Weg  Liegt  klar,  auf  dem  cUe  Union  diesem  Zukunftsbilde 
entgegengeht.  Bei  der  Schilderung  der  einzelnen  Landschaften  selbst 
wii-d  sich  Gelegenheit  geben,  die  theils  fi-eudigen,  theils  trüben  Zukunfts- 


_     20     — 

bil/  -r  zu  iH^^inden.   Hier  mir  noch  fini^^o  Thatsac-ben,  die  dem 

,j  Wanderer    in  Anu-rika    auf  Schritt    und  Tritt    begegnen. 

,     l,auniU»s,    nur    zwischen    den   grossen  Steinen   liat  sieh 
et'wms  I  li  erhalten  und  nährt  spärliches  (Jras.  das  von  den  mageren 

Kühen  alle  anderen  Tage  abgeäst  xNird.  Aber  auf  den  (Jesteinsblöeken 
stehen  noch  die  Baumstümpfe,  ihiv  Wurzeln  spinnenwebenartig  über 
den  kahlen  Fels  liängend.  Welche  Menge  des  vorzüglichsten  Biulens 
hat  hier  der  Regen  nach  dem  sinidosen  NiedeiNchlagen  oder  Abbrennen 
dt*  Waldos  heruntergewaschen!  Ein  Jahr  hat  hier  vernichtet,  was  Jahr- 
hunderte nicht  aufljauen  können.  Der  Regen,  der  bisher  vom  AValde 
phWt«-ntheils    abgefjuigen    und    langsiun    als  Quellbach  nach   der   Tiefe 

,1»., 1...,,   wunie,    stiximt  jetzt  idine  Aufenthalt   in   das  Tiefland,    mehr 

vr,  nd  und  zerstörend  als  befruchtend.  (Jehen  nicht  viele  der  herr- 

lirhen  Berge  uml  Tliäler  der  Alleghanies.  der  Adin.ndacks  und  der 
weltlichen  (iebirgi'  diesem  Schicksale  mit  Kiesenschritten  entgegen? 

Si-Ium  Viele  haben  ihre  Stinune  warnend  erhoben,  aber  man  hat 
sie  abi  Träumer  erklärt  und  sich  und  Anderen  den  Sand  in  die  Augen 
•ii  mit  der  „Un  erschöpf  1  ich  keit"  des  Holzreichthumes  des 
l-uia«-s.  Am  lautesten  schreien  dabei  diejenigen,  weiche  den  meisten 
Nutz«'n  davon  haben,  da.ss  die  Nation  in  Unkenntniss  über  den  Zustand 
d<>  Wahh-8  lind  die  Zukunft  desselben  bleibe.  Die  Nation  kennt  nicht 
einmal  ihre,  ^  Kig«'nthum;  gar  manches  „(Jovcrnmeiif  «»dei*  Staats- 

Und  h<Ma»*t  man  am  Bun*autische  „mit  Wald  bedeckt",  und  doch  ist 
Uniptt  dan  B<*«te  herausgcvtnhlen .  der  Rest  angebrannt  und  dem  Ver- 
falle in  wenigen  Jahrzehnten  preisgegeben.  Und  damit  der  Zukunft 
auch  j<»gliche  Hoffnung  genommen  ist,  jagt  das  Feu<i  alljährlich  von 
m*ueni  dun-li  den  Wahl  und  zersti'ul  die  aufspriessende  Jugend. 

IKt  Staat  New -York*),  imi  ein  Heispiel  anzuführen,  besitzt, 
oder  vielmehr  beanhpnicht  zu  b<*sitzen,  in  den  Adirondacks  312  400  ha 
^an verbeHHorteK-  «nler  Waldlund.  Die  Conimission,  welche  den  Zu- 
i4aod  der  Waldunf^en  dieser  Berge  zu  untei"sucln'n  hatte,  musste.  da  die 
Privaten  ao  nel  der  KtaatMwaldungen  als  ihr  Kigenthum  beans|)ruchten, 
TOQ  der  Fentiitellun^  der  (inMize  des  Staatseigenthums  abs(>h(>n.  In 
eini|^  DiMrikten  U^Mitzt  der  Stauit  zusammeidiängenden  Wald,  im  All- 
|f'  ri  ilM»r  nur  Parzellen,  wlten    100  ha  gross.    Nichts   ist   von  Seite 

d«        'i  '    >v-Vork    g'  11,    um    seine  Waldungen    zu    schützen 

"•  I».    Kr   keiiiit     iiicht    einnuil    seine    (irenzen.    Zahlreiche 

^  ii..f..i;^.  h  vym  Diebhtidd   aus  dem  Staatswald    und    helfen 

*)  B«port  of  i<.        t'^try  oommiMion.  Alhmiy  IHHo. 


-     21     — 

mit  Feuer  und  Axt  dem  Staate,  das  ihm  vom  Yolke  anvertraute  Wald- 
land zu  ,,verbessern'',  das  heisst  den  Wald  und  Waldboden  zu  vernichten. 
Natürlich  ist  es  so  schlimm  mit  dem  Schutze  des  Nationaleigen thumes 
von  Seite  des  Staates  oder  der  Regierung  bestellt,  weil  die  Nation  selbst 
sich  gar  nicht  kümmert;  ja  man  spricht  vom  Staatseigenthume ,  als 
gehöre  es  irgend  einer  Privatperson  oder  vielmehr  gar  niemand,  und 
als  hätte  nicht  jeder  Bürger  einen  Rechtsantheil  an  dem  Gute. 

Mit  der  Entfernung  von  der  Hauptstadt  nehmen  in  Amerika  nach 
Westen  hin  die  Rechtsbegriffe  zuweilen  bedenklich  ab.  Nach  dem 
Regierungsberichte  vom  Jahre  1883  hatte  die  Unionsregierung  vor 
einiger  Zeit  den  armen  Ansiedlern  und  Bergleuten  in  Colorado  erlaubt, 
das  Holz  für  den  Hausgebrauch  den  Staatswaldungen  zu  entnehmen. 
Das  Gesetz  Avar  ein  freigebiges,  die  Interpretation  der  Ansiedler  war 
es  aber  noch  mehr.  Regierungsbeamte,  die  nach  wenigen  Jahren  dorthin 
kamen,  fanden  in  einem  Bergflusse  eine  halbe  Million  Schwellen  liegen, 
die  zum  „Hausgebrauch"  für  eine  breitspurige  Eisenbahn  bestimmt 
waren.  Uebrigens  lese  ich  in  dem  Berichte  von  Ferrow,  dass  die 
Regierung  zum  Schutze  des  Waldes  alljährlich  Millionen  von  Mark 
ausgibt,  aber  was  nützen  diese,  wenn  sie  irgendwo  verschwinden,  ohne 
dass  der  Wald  auch  nur  den  geringsten  Nutzen  davon  hat. 

Zur  Ehre  und  zum  Lobe  des  gegenwärtigen  Regimes  will  ich 
noch  anfügen,  dass  es  das  Interesse  an  den  öffentlichen  Ländereien 
geweckt  hat  und  sich  rühmen  kann,  volle  40  Millionen  Hektare  Land- 
fläche, die  von  Privaten  und  Gesellschaften  unrechtmässig  besessen  und 
ausgebeutet  wurden,  der  Nation  zurückgegeben  zu  haben. 

In  aUen  Gebirgen  und  auf  allen  mageren  Böden,  die  keine  dauernde 
landwirthschaftliche  Benutzung  ertragen,  an  allen  Flussufern,  so  lange 
nicht  eine  künstliche  Regelung  derselben  eingetreten  ist,  ist  die  Er- 
haltung des  Waldes  ein  Gebot  der  Natur  zum  Schutze  des  Tieflandes. 
Ich  bin  nicht  der  Ansicht,  dass  es  für  den  Staat  nothwendig  ist,  land- 
wirthschaftlich  benutzbaren  Boden  für  sich  zu  behalten  und  als  Wald 
zu  bewirthschaften.  Um  so  mehr  kann  der  Staat  alle  Mittel  und  Kräfte 
dahin  concentriren,  wo  seine  Hilfe  allein  einen  dem  Yolkswohl  erspriess- 
lichen  Zustand  erhalten  kann. 

In  Folge  des  Ungeheuern  Reichthumes  des  Landes  und  der  Arbeits- 
kraft des  unternelunenden  Yolkes  hat  der  Staat  stets  grosse  Ueber- 
schüsse  in  seinem  Haushalte.  So  lächerlich  es  vielleicht  in  Amerika 
klingen  mag,  nach  meiner  Meinung  gäbe  es  keine  passendere  Rück- 
gabe eines  Theiles  des  Geldes  an  die  Nation,  als  die  Waldungen  in 
den  Bergen  und  airf  absolutem  Waldboden,  mit  einem  Worte  die  Schutz- 


—     22     — 

,v  ,M.-.  Ki..t.-,    uie    in    don  Hnndon    der   Privaten    mit   dem  abhängigen 

•    ■  i  «l.'in  rnterpingo  geweiht  sind,  aufzukaufen,  durch  Massregeln 

.  r  Art,  etwa  nach  dem  in  Indien  gebräuchlichen  Systeme,  gegen 

.•  XU  si^hützen,  durch  Beamte  zu  verwalten    und  durch  eine 

Zalil   von    S<-hutzleuten   gegen  Diebe,    Jäger   und  gebildete 

Au>t1ugicr  zu  sichern.  Der  Staat    und   nur  dieser  kann  das  Opfer  eines 

momentanen  Verlustes    an   Zinsen    ertragen:    in    wenigen    Jahrzehnten 

wenl«n  sie  zehnfach  wiederkeliren. 

Die  Consequenzen .  welche  die  Entwaldung  der  Berge  mit  sich 
'  '  /T  sind  wohl  bekannt.  Man  hat  die  schönsten  Beispiele  davon  in 
'  H.;.'n  Welt.  Man  lasse  die  Illusion,  dass  in  Amerika  alles  anders 
nur  nihig  l>ei  Seite:  die  Naturgesetze  sind  überall  dieselben,  der 
B'-^b'n  map  hesser,  das  Klima  günstiger  für  l^aumwuchs  sein  :  sie  können 
aber  die  Resultate,  welche  die  alte  Welt  aufweist,  in  der  neuen  nicht 
indem,  nur  verz«»gem.  Geht  die  Misswirthschaft,  das  Sengen  und 
Hn'nnen  in  der  bisherigen  Weise  fort,  so  ist  es  gar  nicht  Sache  eines 
Pn»pheten,  das  Scliicksid  der  (iebirge  und  der  von  ihren  Flüssen  be- 
rif»*<dten  Kulturgeliinde    vorauszusehen.     Amerika    hat   in   Bälde  Bilder 

,   ' -ni^'n.    die    an  Orossartigkeit   der  Verwüstung   von    den  Bergen 

•  »Iti.    Süd-Knmkn'iehs    und    Spaniens    nicht    übertroffen    werden 

.     \h*T  Staat  Iw'sitzt  zahlreiche   Waldungen    in  den  Gebirgen,    er 

:  aU'r  darnach,  so  schnell  wie  möglich,  oft  um  einen  lächerlichen 

Prvta  von   der  liast  erlöst  zu   werden.     Die  Weggabe   des  Waldes   ist 

•'deutend    mit  seinem  Ruin.     Hier    kann   man   sagen,   der  Staat 

hilft  n«irh,  wo  e«  seine  Tflicht  wäre,  die  Ausbeutung  und  Vernichtung 

dl-«  Ijindcs  duH'h  Einzelne  auf  Kosten  der  Oesammtheit  zu  verhindern. 

''  '    '     r,    'i.it  und  freie  Benüt/ungsweise  des  F]igenthum(»s  sind 

*••""".  II  'Ml  rni<»nsv«»rfa.sRung.  zu  i<leale  (Jesetze  für  Menschen, 

dl«'  in  '• '"''T  .M»'hrlH*it  den   Idealen  so  fern  als  nniglich  stelKMi : 

dl«'  \» ^  leii  <Mn«»s  einzigen  (lewissenliKsen  respcktircii,  licisst 

dl«*  I»«  J  lieit  von  tausend  B<»sseren  mit  Füssen  treten. 

DieaiT  Saty.  allein  rechtfertigt  die  Forderung  der  Nation,  dass  der 
Wald    in    den  Ii«T;pfn,   gloichgiltig  wem  er  gi'h«irt.    conservirt  werden 
müp^-.  Vm  hund«*rt  And«'ni  di««  volle  freie  Benützung  ihres  Kigenthumes 
fi.  darf  der  Einzelne  darin  eingeschränkt  w<'rden.    Ks  ist 
•I  man  in  Amerika  von  den  europäischen  Belgier- 
in ihn-m   Despotismus   den  Privaten    in  seituMu 
•  ••'^'fi.      Das  (iesetz    zum  Schutze   des  Waldes 
::..  chaltlich  unlH-nüt/baren  Bodenarten  sowie 
•"    '^  nur   für   die   UnverstäiwÜL'-en    i,(\i\     (ö-wissenlosen 


—     23     — 

geschaffen ;  die  ungeheuere  Mehrzahl  der  Bergwaldbesitzer  braucht  das 
Gesetz  gar  nicht,  da  sie  selbst  so  klug  sind,  sich  mit  dem  Walde  auch 
den  AYerth  ihres  Eigenthumes  zu  conserviren.  Wo  die  Staatsverfassung 
es  unmöglich  macht,  de^  Einzelnen  zur  Erhaltung  des  Waldes,  wo  es 
noth wendig  ist,  zu  zwingen ,  da  muss  der  Staat  das  Recht  haben ,  das 
Besitzthum  eines  Widerspenstigen  zum  Wolüe  des  Ganzen  gegen  eine 
billige  Ablösungssumme  an  sich  zu  ziehen  und  selbst  zu  verwalten. 
Was  in  der  gegenwärtigen  Zeit  in  Amerika  an  Wald  in  den  Bergen, 
auf  den  mageren  Sandflächen  verschenkt  oder  verkauft  wird,  das  wird 
die  Regierung  des  nächsten  Jahrhunderts  wieder  sich  aneignen  müssen 
mit  schweren  Geldopfern,  denn  der  Private  verschenkt  nichts,  wie  es 
die  Regierung  gethan,  und  was  es  kostet,  verwüstete  Gebirgslandschaften 
wieder  aufzufoi-sten,  dazu  mögen  die  Zalilen,  welche  die  französische 
Regierung  der  Sache  widmet,  Anhaltspunkte  liefern.  Hoffentlich  ist  bis 
dahin  nicht  aller  fi'uchtbare  Boden  heruntergewaschen! 

Wie  schon  erwähnt,  muss  auf  allen  Bodenarten,  insbesonders  auf  sa^^J^ 
magerem  Sandboden  und  zur  Versumpfung  geneigtem  Boden,  die  nur  ^^ 
forstliche  Bewirthschaftung  zulassen,  der  Wald  erhalten  bleiben.  Solche  \ 
Flächen  sind  in  Amerika  ungemein  zahlreich,  insbesonders  im  Süden, 
wo  sie  der  Küste  des  Golfes  von  Mexico  und  des  atlantischen  Oceans 
entlang  tausende  von  Quadratmeüen  einnehmen.  Der  herrliche  Wald 
der  besten  Kiefer  der  Welt  wird  dort  hinweg  gefegt,  die  Jugend  wird 
durch  Feuer  vernichtet;  das  Zukunftsbild,  das  ich  oben  angedeutet,  der 
blanke  Sand,  schimmert  in  seiner  Nacktheit  bereits  überall  durch  das 
magere  Gras  hindurch.  Mit  dem  letzten  Baume  und  seinem  Schatten 
stirbt  auch  das  Gras.  Die  grosse  Menge  befruchtenden  Regens,  welche 
dieses  Gebiet  empfängt,  kann  es  nicht  verhindern,  dass  bei  dieser  Miss- 
hancUung  alle  Vegetation  verschwindet  und  der  weisse  Flugsand  zurück- 
bleibt. Auch  hier  ist  nichts  geschehen,  um  dem  Uebel  Einlialt  zu  thun 
und  die  Landschaft  zu  retten.  Vielleicht  bestehen  schon  Gesetze  wie 
für  die  Erhaltung  des  Waldes  in  den  Gebirgen,  aber  Gesetze,  über  die 
Jedermann  lachend  sich  hinwegsetzen  darf,  sind  schlechter  als  keine 
Gesetze. 

Wisconsin,  Michigan  und  Minnesota  beherbergen  ausgedehnte 
Laub-  und  Xadelholzwaldungen  auf  flachem  oder  schwach  Avelligem 
Terrain.  Viele  himdert  Quadratmeilen  sind  mit  Lärche,  mit  white  cedar 
(Thuja  occidentalis)  oder  „spruce''  und  baisam  (Fichte  und  Tanne)  be- 
deckt, die  sogenannten  Sümpfe  oder  SAvamps ;  zu  den  Füssen  der  niederen 
Bäume  liegen  dichte,  mit  Feuchtigkeit  durchtränkte  Polster  von  Sphag- 
num-Moos,    in    dem    auch   Vaccinium   macrocarpum,    Andromeda   und 


—     24     — 

.iii.l.-n»  Straurhor  ihr  Fürtkonimen  finden.  Dem  Dasein  dieses  Sphan:iuim 
AU  -i.r  H„r  -^  -  Stelle  verdanken  die  oben  «renannten  Hol/arten  ilir 
'..      ■     n,...  ...   -  .    in  dem  faulenden  Muospolster.  über  dem  sta^nirenden 

, sa—  r  .  rliolH'n,  Wurzeln  schla^n^n  können.   Werden  solche  swamps 

ihnr  Hauinr  iMraubt,  80  verschwindet  das  Moospolster  unter  der  Ein- 
wirkunp  des  lichtes,  der  grösseren  Wärme  und  der  trockener  gewor- 
d.uen  Luft:  lichtlicbende  Sumpfpflanzen,  Arundo,  Typha,  Carexarten, 
Alnusstauden  tn»ten  an  seine  Stelle,  der  Boden  „versauert"  und  ist  für 
weiten*  IJenutzunp  vorderhand  untaufrlich  gemacht.  Schon  jetzt  weiss 
.r.\r  nian.lMT  BürL-er  in  diesen  jungen  Staaten  zu  erzählen,  dass  dieser 
.-i.r  yiU'T  jetzt  unpassirbar  gewordene  Schilf-  und  Grassumpf  einstens 
mit  Wald,  wenn  auch  geringwerthigem,  bedeckt  war.  Derartige  Beob- 
.1  tiTiiTii-pn  und  Mittheilungen  veranlassen  mich  zu  dem  schattenreichen 
Ide  dieser  rasch  aufl)lühenden  Staaten. 

Wer  von  Europa  kommt,  wird  besonders  überrascht  durch  die 
unp*wöhnlioh  langem  und  vielen  Holzgerüste,  welche  der  Eisenbahnzug 
beim  L'eberw-hn'iten  eines  Flussbettes  in  Schwingungen  versetzt.  In 
Amerika  hat  der  Fluss  noch  ganz  freie  Bewegung,    er    nützt  sie  auch 

'  '  -:  ein  Jahr  hier,  ein  Jahr  dort.  Von  hohen  Bergen  aus 
^'. -.  ri'  it  das  Flussbott  einem  l)reiten,  weissen  Bande  von  Wasser 

und   K  "   mit  grünen  Inseln  V(m   Wald  dazwischen. 

1'       I  sind    ein    gutes  Mittel    zur  Heurtheilung   des  Kultur- 

zturtandee  des  Hinterlandes. 

FlQtse,    die  Jahr    aus   Jahr   ein    mit    klarem    Wasser   in's   Meer 

Ktflncen  und  kaum  merklich  während  des  Jahres  in  ihrem  Wasserstande 

•rhwanken,    kommen  aus  einer  unberührten  Waldlandschaft,    ihre  Ufer 

daü  Wurzelwerk  d<T  Bäume  im  (^uellgebiet.  im  (Jebirge  sickert 

ciaä   \>aMi4'r  lanp<am    aus    dem   Walde  zusammen.     Solche   Flüsse  sieht 

man  hcutzutap'    nur    mehr    in    unbewohnten   (l<'genden;    zum    HcMspieJ 

Äiif  .!.  r  IniM'l  M..II  .m|o.  im  Norden  Japans,  fand  ich  noch  solclu'.   Flüsse, 

zur  )i  f    oder    zur  Zeit    der  Schneesclimelze  schmutziges, 

w.i.'rtid  der  i  'Aeii  klares  Wasser  fidu*en    und    dabei    in    ihrem 

WAH^r^tiinde  M  normalem   Wetter  nur  geringe  Schwankungen  zeigen, 

n  im  Waldlande  und  fliessen  dureh  Kulturgelände,  von  dessen 

U.v'ii.  .MnukiM'n  und  Fluren  der  Re^r,.n  Knltheilc  in  den   Fluss  wäscht. 

Lh'  ^  Mind  die  FIÜHJM'  in  Deutschland   und  Frankreich. 

'        •         "    '  '  '••  Jahr  aus  Jahr  ein  ein  schmutziges  Wasser 

'"*""  ^'"  H<«genzeit  mit  hoch  nngeschw^.lleneii  FInthen 

ne   iuH  .MeiT  eilen,  hier   Umd   fortreisseiid.  dort 
:    soI.Im    Füi.sr  koiiiincn  aus  einem  Hiutrrlande 


—     25     — 

in  dem  Wald  überhcaupt  fehlt  oder  die  EntAvaldung  im  vollsten  Gange 
ist.  Solche  Flüsse  sieht  man  z.  B.  in  Ceylon,  wo  die  Engländer  mit 
ihren  Thee-,  Kaffee-  und  Cinchonapflanzungen  die  Yernichtiing  des 
Waldes  und  des  Waldbodens  in  den  Bergen  begonnen  haben;  solche 
Flüsse  sind  zahkeich  in  Japan,  Spanien,  Nord-Italien;  man  fürchtet 
dort  die  Flüsse,  sobald  es  einige  Tage  lang  mehr  als  gewöhnlich  regnet; 
die  amerikanischen  Flüsse  nähern  sich  diesem  Stadium.  In  ihrer  Zügel- 
losigkeit  und  Zerstörung  des  Ufergeländes,  das  in  der  Regel  den  vor- 
züglichsten Boden  trägt,  wetteifern  sie  unter  sich.  Es  ist  doch  ein 
untrügliches  Zeichen,  dass  mit  dem  Flusse  eine  Veränderung  stattgefunden 
haben  muss,  wenn  er  Ufer,  die  mit  hundertjährigen  Bäumen  bedeckt 
sind,  zur  Regenzeit  unterwühlt  und  allmählig  mit  den  Stämmen  in  seine 
Fluthen  reisst?  Solche  Beispiele  sind  in  Amerika  zahlreich  und  sprechen 
für  jeden,  der  sehen  kann  und  will,  besser  als  alle  Bücher  über  Einfluss 
der  Entwaldung  im  Gebirge  und  der  Ebene  auf  den  Wasserstand 
der  Flüsse. 

Die  EntAvaldung  in  den  Adirondacks  durch  Feuer  und  die  nutz- 
losen Versuche,  die  Berge  in  landAvirthschaftliche  Kultur  zu  nehmen, 
verursacht  eine  fühlbare  Veränderung  in  dem  Wasserstande  des  Hudson, 
der  von  der  Bodenfeuchtigkeit  der  Adirondacks  Avährend  der  regenlosen 
Zeit  gespeist  wird.  Früher  war  Peekskill  am  Hudson  eine  Wasser- 
station der  New- York  Central  and  Hudson  R.  R.  R.  Diese  Station  hat 
jetzt  verlassen  werden  müssen,  da  die  Salzfluth  des  Oceans  während 
der  trockenen  Zeit  weiter  im  Fluss  aufAvärts  bis  Tivoü  dringt  und 
Salzwasser  zur  Speisung  der  Lokomotiven  unverAvendbar  ist. 

Die  amerikanischen  Ingenieure  kennen  offenbar  die  vor  sich  gehende 
Veränderung  im  Wasserspiegel  der  Flüsse  genau,  man  sieht  wenigstens 
in  Amerika    nur    wenig   Flusskorrektionen,    die    in    der  That    nutzlose 
Geldvergeudung  bleiben  müssten,  so  lange  die  durchschnittliche  Niveau- 
höhe   der   Hochwasser   eine    alljährlich    steigende    Grösse    ist.     Manche 
sehen  der  Entwaldung  in  den  Bergen  übrigens   gleichgiltig  zu,   da  sie 
den  Wald    in    seiner  wohlthätigen  Wirkung    durch    einen    grossartigen 
Plan    ersetzen    zu    können    glauben.     Ihre  Idee  ist,    enorme  Reservoirs 
während    der  Regenzeit   mit  Wasser   füllen    und    den  Inhalt    derselben 
dann  aUmählig  auf   das  Kulturgelände    abfliessen    zu    lassen;    nun    zur 
Füllung  eines  solchen  Reservoirs  ist  doch  eine  sehr  beträchtliche  Ober-  j^^ 
fläche   nöthig,    welche    den  Regen  auffangen  soU.     Hoffentlich    ist    der        ^ 
Regen  so  gnädig,  inmier  recht  rücksichtsvoll  zu  Boden  zu  fallen,  denn  ^^^^xkat 
ein  Durchbruch  des  Reservoirs    möchte    schlimmere   Folgen    haben    als 
ein  Wolkenbruch.     Mir  scheint  es  etwas  sicherer,   wenn  man  mit  dem 


—     26     — 

•'•  '  *  »lorarti.iru  >tiUi\v('rko  erfordern  würden,  die  Gebirps- 

II    und    iliren  Wald    als    solclion    erhalten    würde, 

li«.-...    ^......    .*.  _      ...  n,    da.ss    dieses    natürlielie    Wasserreservoir    Geld 

ähwirft  d:xs  künstliehe  aber  blos  (ield  veiNchlin^t.  Trotz  der  pauen- 
dnllun^'.  die  der  Wald  übemll  in  den  Vereini«rten  Staaten 
•  :!ahrt.  bin  ich  peneipl  zu  glauben,  dass  der  Wald  tlieils  von  selbst, 
theils  mit  wenij:  Hilfe  in  seinen  wohltliäti^^Mi  Zustand  zurückkehren 
würde,  wenn  e«  möglich  wärt»,  das  Feuer  in  Zukunft  aus  dem  Walde 
fern  zu  halten. 

Die  F  -iiir  i>t  in  dem  gesitteten  Theile  Europa's  im  Walde 

eine  Seltonii'  ii   -••>\«'rtlen.  zum  mindesten  eilt  dann  Alles  zu  Hilfe  (der 

'-■1  »^*  • .  >  — 

SUat  kann  zur  Hilfeleistung'  zwin^'en.  wie  Nordamerika!)  um  so  rasch 
alü  RH^lieh  dHs  Feuer  wiHer  zu  erdrücken. 

In  Indien  verringert  sicii.  Dank  der  energischen  Massregeln  der 
Ke^ening  und  der  Waclisamkeit  eines  tüchtigen  Foi-stpersonales  all- 
jährlich die  Zahl  der  Wahibrände.  während  auf  den  geschonten  Flächen 
allertifU  dichte  Jugend  emporspriesst. 

In  Japan,  dem  kleineren  T^uide.  Iiaben  Feuer  und  Axt  ihren 
^^  '  'lichtenden  Hundgang  schon  fa.st  vollendet.  Die  wackere  Nation 
«I'-  li.i  mit  dem  ^rnissten  Kifer  und  (Jeldaufwand  bcnMts  wieder  an 
(Icfn  ViiH.,,!  <h.r  Wahhingen  an  den  strauchbedecktcn  Hcrgluingen  und 
d«T   t  ing  des   n<Hh  Hestehenden. 

In  Nonlamerika  stJ^'kt  dixs  Niederbrennen  der  Wälder,    auch  das 

j  Hinn-  und  zwockh>se.  schon  in  der  Nation.    Wie  kaiui   man  auch 

von  den  Nai-hkommen  einer  Nation,    die    selbst    keinen   Wald    hat  und 

•Mimit  den  .Se^«n  ein»nj  nolchen  gar  nicht  erkennt,  auch  anderes  erwarten. 

K«  int  kein  >tf*li«'meK,    al)er  lehrreiches  Kaj)itel.    wenn    man    näher 

'*•'*   '         '         "      'T  Waldbrände    studirt;    man    sieht    was    der  Mensch 

/tii%.^:.    ..rm^'i   iu  ili-ni   I^uide    mit    dem     bekamiten   weiten    Klienlxtgen- 

r.,i,f.,      if.  «Icni   Uride.    in    dem    die    rücksichtslose    pers(»nliche  Freiheit 

l'rinziii  int.    in  dem   Lande,    dessen    bisherige  (Jesetze  zum 

****  ^''  Hund)ug    sind,    da    sie    den   Unverständigen    und 

^**n  nicht  aufgcnlrängt  werden  können. 

N««-h  d»»ni   |{4Tiehte   I*rofi»HHor  .SargentH*)   wunlen    in    dem    ein- 

'»  Jahr    1879/80    408  960  ha    Wahl    niedergebrannt     und    .ial.ei    an 

\S*nU  m.   100   Millionen   Mark   vemiihtet 

All     Umachen     di«*wr     Waldfeuer     konnte     Folgendes     ermittelt 


^ — I. 


•1  I.  c    411 


—     27     — 

Bei  Yerbesserimg  der  Viehweide  wurden  197  mal  Waldfeuer 
verschuldet. 

In  1152  Fällen  lief  das  Feuer  von  der  Kodung  weg  in  den  Wald 
über;  die  Funken  der  Lokomotive  riefen  508  Feuer  hervor;  Jäger 
inscenirten  628,  im  Walde  Lagernde  72,  Tabak -Rauchende  35  Wald- 
feuer; böser  Wille  zündete  262 mal  an;  12  Präriefeuer  griffen  in  den 
Wald  über;  9  Feuer  entstanden  beim  Kohlenbrennen,  32 mal  zündete 
der  Blitz,  56 mal  steckten  die  Indianer,  10 mal  die  Holzagenten,  2 mal 
Reisende  den  Wald  in  Brand.  In  2  Fällen  soll  der  Wald  sich  selbst 
entzündet  haben,  3 mal  haben  die  Holzarbeiter  und  3 mal  unbekannte 
Sorglosigkeit  Feuer  angelegt;  dieses  macht  die  nette  Summe  von 
2983  FäUen. 

Allen  voran  wiU  ich  ein  Avenig  bei  der  Gruppe  Lokomotive,  Jäger, 
Lagernde  und  Bosheit  verweilen,  die  in  1470  Fällen  Waldbrände  ver- 
ursacht haben. 

Der  Schaden,  den  die  Eisenbahn  dem  Wald-Kapital  zufügt,  ist 
ganz  bedeutend;  wer  heutzutage  im  amerikanischen  Continent  reist, 
muss  sich  an  die  Kohlensäulen  zu  beiden  Seiten  der  Bahn  gewöhnen, 
wenn  er  von  der  Schönheit  der  Landschaft  einen  Genuss  haben  will; 
von  der  Bahn  aus  haben  die  Feuer  unzähligemale  meilenweit  in  den 
Wald  eingegriffen.  Auf  den  älteren  Bahnen  verringert  sich  die  Feuers- 
gefahr alljährlich  durch  das  ständige  Niederbrennen  der  Bäume  auf 
den  Lichtungen  zu  beiden  Seiten  der  Bahn.  Auf  solchen  holzleeren  yn^zL 
Lichtungen  wäre  es  ein  Leichtes,  das  Feuer  durch  einen  Schutzgraben  ^ 

gegen  den  Wald  hin  zu  isoliren.     Ein  anderes  Mttel,   als  so  bald  wie  ^^^ 
möglich   eine  baumlose  Lichtung  herbeizuführen,   scheint  mir  nicht  zu 
bestehen;  jedenfalls  hilft  es  mehr  als  die  Funkenfänger,  die  ein  Gesetz 
vorschreibt ;  denn  trotz  aller  Gesetze  fahren  die  Lokomotiven  ohne  Fänger. 

Ein  schönes  Product  der  schrankenlosen  Freiheit  des  Einzelnen 
auf  Kosten  der  Gesammtheit  sind  jene  Fälle,  in  denen  Jäger  und  im 
Wald  lagernde  Ausflügler  oder  Reisende  Waldbrände  verursachen.  Im 
Jahre  1880  haben  sie  700  Waldfeuer  inscenirt. 

So  weit  meine  Erfahrungen  im  Westen  Amerika's  reichen,  pflegen 
die  Herren  Jäger  das  sogenannte  Underbrush,  das  Unterholz,  das  ist 
doch  im  Urwald  die  zukünftige  Wald-Generation,  niederzubrennen, 
um  im  Zielen  Aveniger  behindert  zu  sein.  Anderswo  werden  die  Wälder 
in  Brand  gesteckt,  um  das  Wild  nach  bestimmten  Regionen  zusammen- 
zutreiben —  ein  Commentar  hiezu  ist  ganz  unnöthig. 

Bei  den  böswilligen  Brandstiftungen  will  ich  nicht  länger 
verweilen ;    bezeichnend  ist ,  dass  Holzdiebe,  besonders    im  Staatswalde, 


—     28     — 

y-'  '    an    den   Wald    legen,    inn    die  Spiuvn    ihres  Diebstahls  zu  ver- 
...     ..  n. 

Mit  Bezu^  auf  den  Ycllowstone  Tark,  dem  zum  Eig:enthum  der 
inuizen  Nation  erklärten  Wunderlande,  sagt  11.  W  inser*)  in  seinem 
Führer  für  Reisende: 

-K«    ist    tief    zu    hckla^'n.    dass    dureh    die    Sorglosi-^^keit    der 

nden   Besucher  (also  gebildeter  lAMitel)  ungeiieure  Strecken  von 

UaldLuid  vi'rbnuint  wunlen.    Dieses  Feuer  entstand  dadureli.  dass  man 

die  allereinfachste  Vorsieht  dem  I^erfeuer  gc^genüber  ausser  Aciit  Hess; 

in  r..i  r,.  dessen  ist  es  gjir  nicht  selten,  dass  man  im  Parke  Meilen  und 

weit   zwischen   schwarzen   Baumstümpfen  statt  im  erfrischenden 

itten  des  grünen  Wald(»s  reiten  muss.  Diesen  sinnlosen  Vernichtungen 

der  Waldungen    sollte   dun-h    strenge  Bestrafung   der  Anstifter   Einhalt 

iin  werden.** 

Es  verlangt  ein  Gesetz,   da.'is  Derjenige,  welcher  ein  P^euer  verur- 

'it  hat.   für  den  Schaden  aufzukommen   habe,    wobei  die  Grösse  des 

-    gleich    dem   Werthe    des    zei-störten   Holzvorrathes    ist; 

•1- 1    -.  ii.i.p  II  iilier.  der  dem  Wald  zugefügt  wird,  indem  der  öf!'entliche 

':t-nil)e  an  die  Sirherheit  des  Waldeigenthums  vernichtet    und  von  der 

\-  .lg»»  von  Cieldkapitali«»n   im   Walde   abgeschreckt   wird,    der  Schaden, 

der  dim-h  Vernichtung  der  Jungwüchse,  durch  Zei-stören  der  fruchtbaren 

Nahrx'hichto  de«  B<j<iens  envächst  bleibt  dabei  völlig  unervvogen. 

II.  Grösse  und  Vertheilung  des  Waldes. 

Man   whätzt   die  gesammte  Waldflä<-he  **)    (das  luMsst   alles  Land, 

d»«  \ärtig  Baume  tragt)    auf    rumi    400   Milli..ii.ii   acres  =   rund 

2iHi  M>liiwn«-n  ha.     Da><   sind   20,5  "/o    der  gesammten   Hodenfläche   der 

150    Millionen    treffen    auf    die    atlantische    Waldn»gi(.ii.       Für 

•  "*^«    "'»^    seinen    grossen    klinuitischen    Voi-schiedeidieiten    hat 

dir-.     |»r..,H.rfi..,.    kaum    statistischen    Werth :    daraus    zu    folgern,    das 

neu   Feld  und   Wald   sei  für  die   Erhaltung  <les  klima- 

do«  TjindeK  noj'h  zu  gross  oder  schon  zu  klein,   wäre 

Kmnr  fal-- h       h.i       .i11/u-i...m.   Kntwaldung  das  Klima  ändert    uiul   dem 

riah.T  fuhrt,   iat  ni<-lit   zu   bezweifeln    und   allbekaiiMt.      Aber 

ich  whon  früher  erwähnt,  djws  im  waldreichen  Ostamerika 

lu  r-sii;i'  u*.f  lokalen  B«-«lürfniKhe  an  Bau-  und   lirenidmlz  leicht  s«.  viel 


•    TT.,    fi.ti^.nal  Pmrii,  «   M n 


•• 


Ihm;j. 


»t  Uir  OÜLf  of  h„.:U'.    I  ;,,  H    K.  l'irnow   IHSG. 


—     29     — 

Wald  und  in  solcher  Yertheilung,  tlieils  neu  angepflanzt,  theils  konservirt 
wird,  als  es  zur  Erhaltung  des  Klima's  nöthig  ist.  Auf  landwirth- 
schaftlich  dauernd  benutzbaren  Böden  braucht  daher  die  Eegierung 
nicht  zu  einer  Beschränkung  der  Benutzung  des  Waldeigenthums  zu 
schreiten  und  es  kann  dort  die  Nation  von  dem  so  gefürchteten  Gespenste 
befreit  bleiben :  in  der  Ebene,  auf  landwirthschaftlich  benutzbarem  Terrain, 
mag  es  dem  Einzelnen  überlassen  sein,  die  für  ihn  vortlieilhafteste 
Benützungsweise  zu  wählen. 

Ton  der  obengenannten  gesammten  Waldfläche  sind  185,8  Millionen 
acres  =  75  ^lillionen  ha,  das  heisst  38  o/o  in  den  Händen  von  Farmern, 
ein  für  die  Zukunft  des  Landes  höchst  werthvolles  Besitzthum,  auch 
wenn  dasselbe  noch  einige  Jahrzehnte  alle  erdenklichen  Misshand  Innren 
durchzumachen   hat. 

Die  Waldfläche,  welche  jetzt  noch  in  den  Händen  der  Union s- 
Kegierung  sich  befindet,  also  gemeinsames  Eigenthum  des  gesammten 
Volkes  ist,  wird  auf  73  Millionen  acres  =  29,5  Millionen  ha  geschätzt. 
Sie  liegen  vorzugsweise  im  Westen  und  im  Gebirge,  und  bringen  der 
Eegierung  nicht  einen  Pfennig  ein.  Zum  Ruin  des  Waldes  und  AYald- 
bodens  hat  die  Regierung  zahlreiche  Privilegien  bewilligt,  hat  Servi- 
tuten zum  Besten  von  Eisenbahnen,  Corporationen ,  für  den  Bergbau, 
für  Kohlenbrennerei,  für  den  Hausgebrauch  gegründet  und  alles  dieses 
Angesichts  der  fieberhaften  Anstrengungen  der  europäischen  Staaten 
mit  ihrer  geordneten  AVakbvirthschaf t ,  wie  Deutschland,  Frankreich, 
Italien,  Oesterreich,  die  zur  Rettung  des  Waldes  mit  schweren  Geld- 
opfern darnach  trachten,  die  in  früherer  Zeit  (eben  auch  zu  Anfang 
der  Entwickelung  des  Eigenthums)  bestellten  Servituten  zurückzukaufen. 
Wie  es  mit  dem  Walde  der  Regierung  und  der  einzelnen  Staaten 
bestellt  ist,  habe  ich  schon  früher  angedeutet;  die  Regierung  will  kein 
festes  Eigenthum  in  den  Händen  behalten  und  so  wird  der  Grund- 
besitz auch  so  schnell  Avie  möglich  zu  Geld  gemacht.  Die  Regierung 
Avill  nur  Land  zu  Yertheidigungszwecken  behalten.  Nun,  ich  denke 
die  Erhaltung  des  Waldes  im  Gebirge  ist  auch  eine  Forderung  zur 
Sicherheit  und  Wohlfahrt  der  Bürger  und  es  ist  auch  eine  Pflicht  der 
Regierung,  das  Nationaleigenthum  gegen  innere  Feinde  zu  verthei- 
digen  und  die  Nation  gegen  den  Unverstand  und  die  Habsucht  Ein- 
zelner zu  schützen. 

Der  Rest  von  obiger  Gesammtwaldfläche  ist  im  Besitze  von 
Holzhändlern  und  Sägmühlbesitzern  und  von  Spekulanten.  Diese  Letz- 
tern sind  nicht  immer  die  Schlimmsten,  wie  man  erwarten  sollte.  Ich 
habe   mit  Freude    manchen  Wald   durchritten,    den  die  Herren  Speku- 


--     30     - 

Unten  als  Urwald  anp^tlioh  bewaclion.  da  sie  die  Zeit  für  die  crewinn- 
r>'i»-hste  Ausnutzung  n^K-h  nicht  für  ^^t'koiniiu'ii  erachten.  Kommt  diese 
endlich,  dann  ist  es  fn^ilich  um  den  Wald  für  immer  ^eschelien. 

Der  Keim  zur  Vernichtung:  des  Wahles.  auch  wenn  die  Behand- 
luuL'sweise  dcsscIlM'U  eine  sch«>nendere  Aväre,  ist  schon  in  der  Ver- 
tbi'ilunp  des  Eipenthumes  ^elen;t'n. 

Auf  (irund  einer  vortrcttlichen  Vermessun^i^  ist  das  stanze  Land 
in  lauter  Quadrate  tjetheilt.  deivn  kleinste  Fläche,  unter  welcher  kein 
Ltnd  verkauft  wird  =  40  amerikanische  acres  =  IG  ha  beträgt. 
16  »»Icher  l^nidrat»*  ^^ehen  dann  eine  Sektion  zu  G40  acres;  diese  sind 
nummmrt  un«l  werden  vom  Staate  verkauft,  wobei  ohne  weitere  Er- 
unp  nach  geraden  oder  unp:eraden  Zahlen  vorgegangen  wird;  so 
^'Uui»t  die  Kegierung  eines  I^mdes  zum  Beispiel,  alle  (^ladrate  mit 
der  Nummer  IG  für  Schulzwecke  <M'halten  und  als  Wald  und  Feld 
bfwirthiichaften  zu  können.  Es  ist  wenig  Aussicht  vorhanden,  dass 
da^  Feuer,  das  die  umliegenden  (Quadrate  zersttu't,  die  Nummer  16 
I  n*n  wini.     Hier  gilt  der  Satz:  es  kann   der  Friuiimste  nicht  im 

Kritnlen  lehi'n.  wenn  es  dem  bösen  Nachbar  nicht  gefällt. 

Di«  -•  Art  der  V€»rtheilung  des  Waldeigenthumes  in  den  Bergen 
und  auf  al>s<ilutem  Wahll)oden  muss  zur  \'ernichtung  des  Waldes 
führen. 

I'm  die  Ausbn'itung  cler  Eisenbahnen  möglicht  zu  Ix^günstigen, 
«iiMn-ii  ein  gn»sHer  Theil  an  der  raschen  Aufschliessung  des  Landes 
zukommt,  hat  der  C'ongrc'ss,  das  ist  das  Volk  selbst.  Ländereien  an  die 
KiM*nbahng«*M'llMhaften  geschenkt  (grauts),  so  zwar,  dass  im  Falle  der 
KflTiMing  der  Halm  bis  zu  einer  bestinunten  Zeit  der  Eisenbahngesell- 
M-haft  all«'  SiH'tionen  mit  ungeraden  Nummern  zu  beiden  Seiten  der 
Hahn,  oft  bJM  zu  30   Meilen   Entfernung  von  dei-selbcn,  zutaHen.    Nach 

li«Tirhto  der  forntlichen  Abtheilung  des  landwirthschaftlichen  Mini- 

»ttriunut  umfa^M'n  die«e  (ienchenke   die   Kh'inigkeit    von    197   Millionen 

•IT»  —  rund    80  .Millionen  ha.      Vim    dies.'Mi    sind    rund    50   Millionen 

*'nii  Ä  20  Millionen    ha    «lefinitives  Eigenthum    der    Eisenbahiu'n    ge- 

i*..r.!....      V.  .i.r,.n,|    ,|,.r  Hi*ht    von  GO  .Millionen    noch    d.r   Entscheidung 

Nun  die   Bahng«'se||s<-halten   haben    mit   der    B«'niitzung 

lünderntPH-ken   nicht  gewartet.    Was  «lieser  Auslieferung 

thumM  in  den  Hergen  gefolgt  ist,  dav<.n  weiss  der  llinumd 

"•  '  '•  diT  alljährlich  W<M'hen  ja  Monati^  lang  V(.n   dem  Flaininen- 

dttM  von  di<*hen  herrlichen  Waldungen  nur  liesige 
ein  Zeichen  d«i  Trauer  übei-  dm  Vandalismus 
""'•'^  **  Nation  im  neunzehnten  .lahrhun«lert. 


.--    31     — 

Ich  sehe  kein  anderes  Mttel,  um  den  Wald  da,  wo  es  Noth  thut, 
zu  erhalten,  als  dass  der  Staat  auf  dem  Wege  des  Tausches  oder  Kück- 
k  auf  es  die  nöthigen  Ländereien  sich  aneignet  und  sie  so  arrondirt,  dass 
eine  geregelte  Wirthschaft  in  denselben  möglich  ist  und  die  Aufstellung 
von  Schutz-  und  Yerwaltungsbeamten  sich  lohnt. 

Dazu  scheint  mir  ist  die  Regierung  der  einzelnen  Staaten,  die 
dem  Arbeitsobjecte  näher  liegt,  besser  geeignet,  als  die  Regierung  des 
gesammten  Landes,  zumal  wenn  mehrere  Grenzstaaten  zu  gemeinsamer 
Arbeit  sich  vereinigen. 

Die  Unionsregierung  ist  das  äusserste  lüeid  des  Volkes,  das  mehr 
dekorirt  als  erwärmt;  näher  steht  dem  Herzen  des  Volkes  und  seinen 
Leiden  die  Regierung  des  einzelnen  Staates  selbst;  die  Unionsregierung 
mag  die  oberste  Controle  über  die  Handlungsweise  der  einzelnen  Staats- 
regierungen in  den  Händen  behalten  und  die  Gebiete  bestinmien,  deren 
Verwaltung  durch  den  Staat  wünschenswerth  erscheint.  Die  Verwaltung 
selbst  aber  mag  den  einzelnen  Regierungen  überlassen  bleiben.  Natüi^- 
lich  würden  in  diesem  Falle  auch  die  Ländereien  der  Unionsregierung, 
soweit  sie  zum  obigen  Zwecke  nothwendig  sind,  den  einzelnen  Regier- 
ungen zufallen. 


III.  Walderzeugnisse,  deren  Gewinnung  und 

Austausch. 

Um  den  Holzhandel  in  den  Vereinigten  Staaten  richtig  beurtheilen 
zu  können,  muss  man  diese  auf  die  gleiche  Stufe  mit  Gesammteuropa 
stellen.  Die  Union  der  Staaten  umfasst  eine  so  gewaltige  Landmasse, 
Klima,  Boden  und  Waldregionen  zeigen  so  grosse  Verschiedenheiten, 
Avie  sie  in  Europa  kaum  vorhanden  sind ;  hier  unabsehbare  Waldflächen, 
dort  endlose  Steppen,  hier  ewiger  Frühling,  dort  sibirische  Kälte  oder 
tropische  Hitze,  hier  Laubliolz Waldungen  von  den  gewaltigsten  Dimen- 
sionen der  nützlichsten  Bäume,  von  grösster  Artverschiedenheit,  dort 
pfeilgerade,  mehrhundertfüssige  Nadelhölzer,  eine  Fülle  Holzvorrath 
vollendetster  Qualität,  die  in  dem  Laien  fi*eilich  den  Eindruck  der 
Unerschöpflichkeit  hervorrufen  muss.  Die  gesanmite  Union  schützt  sich 
gegen  fremde  Waaren  überhaupt  und  so  auch  gegen  das  Eindringen 
von  fremdländischen  Hölzern  durch  Eingangszölle,  deren  Effect  in 
Bezug  auf  Holz  bis  jetzt  allerdings  noch  nicht  recht  sichtbar  geworden 
ist;  so  besteht  ein  Eingangszoll  für  kanadische  Holzwaaren  von  2  JL 
73  ^  per  cbm,  trotzdem  gehen  alljährlich  circa  2  Millionen  cbm  Nutz- 


^     32     — 

bölior  im  Worthc  von  cirva  36  Millionen  Mark  über  die  Grenze.  Nacli 
Innen  herrscht  zwischen  den  von  einander  unabhängifi^en  Staaten,  die 
in  (iKi6«e  rt»cht  jriit  mit  den  europäischen  Staaten  rivalisiren,  der  abso- 
luteste Kmhandel:  vj.n  der  waldiviclien  (Je^^Mid  tliesst  mit  Leieiiti«,^keit 
der  Teb^Tschuss  der  wuldarmcn  buidsehaft  zu,  das  Holz  der  Douglas- 
Tanne.  <ler  westliehen  (iflb-Kiefer,  die  im  Washiiiirton-Territorry  ge- 
wacbi«on  sind,  wenlen  in  grosser  Menge  im  südlichen  Californien  ver- 
baut: das  höchst  wertli volle  Holz  der  südlichen  Kiefer  (fälschlich  in 
DeutiM>hlHnd  I*itsch-Pine  genannt)  hat  überall  im  Osten  einen  stets 
offenen  Markt. 

Wären  <lie  Eisenbahnen  in  den  Händen  der  Gesammt-Union ,  so 
liceae  «  sich  leicht  mit  erhrditen  Frachtsätzen  verhindern,  dass  der 
Export  aus  dem  WaMlande.  insbesondei-s  aus  (rebirgsterrain,  eine  den 
Waldbcstand  frofährdende  Dimension  annimmt:  so  aber  sind  die  Bahnen 
•amroUich  Privatunternehmuugen.  die  allein  an  m(">gliclist  grosse  Rente 
denken  —  pen'at  silva.  Umgekehrt  haben  die  Balmgesellschaften  durch 
extniva^ite  Fnu-htsätze  es  viUlig  in  iin*er  Gewalt,  den  Holzhandel  aus 
einer  ihnen  unb<M|uemen  Gegend,  in  der  sie  z.  H.  kein  Land  besitzen, 
fpaiz  zu  untenlrücken.  und  diesen  in  ihr  (Jebiet  einzuleiten.  Man  kann 
iUt\  Einfliiss  der  Hahnen  auf  die  mehr  oder  minder  schnelle  Ausrottung 
der  Wahlunp'U  verstehen,  wenn  man  die  Menge  Holz  betrachtet,  die 
zum  a!  ^ten  Theilc  auf  der  Halm  ihren  Weg  zur  Consumtion  nimmt. 

b'i  .^1  liwerpunkt  der  gesammten  Holzindustrie  liegt  gegenwärtig 
in  den  Stiuiti'n.  wrhhe  sicji  um  die  grossen  Seen  gruj)piren  und  Chicago, 
ani  Mirhipui-S<H»  p'legen,  ist  der  ei*ste  Holzhandelsj)latz  der  ganzen 
L'nion:  auf  etwa  15  Kisenbahn<'n  und  zahlreichen  Dampfschitl'linien 
verthcilt  sich  das  Material  im  l^mrle;  au  zweiter  Stelle  steht  Albany 
im  Staate»  New-York.  weniger  durch  die  Menge  drs  Holzes,  welches 
dort  rerartM'itet  und  verkauft  wird,  denn  der  Vorratli  aus  den  Adirondacks 
int  M'hon  zi<'nilich  zusammeng(»schmoIzen :  Albaiiy  ist  mehr  eine  Art 
H'"  :    iH'H'its    zeigt   sich  die  Tench'iiz.    als  ob   das  (iros  der   Holz- 

in-! ri.  von  der  Seeregion  sich  nach  den  Südstaaten,  der  südlichen 
^  •  '  Mild  d«-nj  Ta\«Mhum  zuwenden  würde,  da  <las  zunächst  licL^Mide 
*•  1^  ■  *■  riiin.ifiii;.!  Im  V.,i.l..i.  -r||(iii  in  kur/jT  Zeit  ersclu'ipft 
•nin  «I 

fi  Jahrzehnten  heben   8i<'h  die  Holzgewiiniung  und   dei- 

lUndH  im   WckIi'U,    an   der   piuifiwhen  Küste,  ra|)id.   beide   werden    in 

wc«fiiKi«n  .'  i.ten  elMMifalls   wie  im  Osten  eine  Hi.lie  eiTeicht    hal)en, 

•    V«TH4»rgung  mit   Material   aus    d«in   eigenen    Walde 


—     33     — 

a)  Grossnutzholz. 

Xacli  dem  schon  öfters  erwähnten  GoA'ernments  -  Reporte  pro 
1886  beziffert  sich  der  Verbrauch  an  Nutzholz  in  der  östlichen  Hälfte 
der  Vereinigten  Staaten  auf  rund  50,8  Millionen  cbm,  welche  von 
430  Millionen  acres  =  175  Millionen  ha  geerntet  wurden,  das  sind 
0,3  cbm  Holz  pro  ha;  im  Westen  darf  man  die  Nutzholzausbeute  in 
diesem  Jahre  auf  etwa  50  ^lillionen  cbm  schätzen,  welche  von  etwa 
GO  Millionen  acres  =  25  Millionen  ha,  das  ist  nur  0,2  cbm  pro  ha 
genommen  wurden.  Dieses  Material  wird  fast  ausschliesslich  auf  Säg- 
mühlen verarbeitet  und  zwar  grösstentheils  durch  Kreissägen  in  Balken, 
Bretter,  Latten  und  dergleichen  zerschnitten.  Im  Censusjahre  1879—1880 
waren  nach  Sargent*)  25  708  Sägmühlen  thätig;  sie  lieferten  für  den 
Markt  421/2  Millionen  cbm  in  Brettern  und  17G0  Millionen  Stück 
Latten;  der  AVerth  der  Nutzstämme,  loco  Sägmülüe,  betrug  rund 
140  Millionen  $,  der  Werth  des  von  den  Sägmülilen  abgelieferten 
Materials  war  182  Millionen  $;  der  Wertli  pro  cbm  Schnittwaare  belief 
sich  somit  auf  4,33  $  =  18,19  JL 

Das  Geld-Kapital,  das  bei  der  Schnittnutzholzerzeugung  damals 
angelegt  war,  betrag  rund  181,2  Millionen  $,  an  Lohn  wurden  rund 
31,8  Millionen  ausbezahlt,  bleibt  bei  einem  Brutto -Einkommen  von 
42  Millionen  $  eine  Verzinsung  des  Anlagekapitals  von  nur  S^/o,  womit 
kaum  die  jährliche  Abnutzungsquote  gedeckt  werden  kann. 

Die  Sägmühlenbesitzer  sind  aber  in  der  Regel  auch  die  Besitzer 
ausgezeichneter  AValdflächen ,  in  denen  sie  ihre  Mühlen  etabliren  und 
die  sie  theils  vom  Staate,  theils  von  Privaten  und  Gesellschaften  auf 
Spekulation  hin  um  einen  Spottpreis  kauften  oder  im  Wege  anderweitiger 
oft  sehr  eigen thümlicher  Manipulationen  in  ihre  Hände  bekamen.  Der 
Kaufpreis  ist  in  der  Regel  nur  ein  vei'schwindender  Bruchtheil  vom 
Wertlie  des  Holzes;  im  Westen  überlässt  Mancher  dem  Sägmülilen- 
unternehmer  die  Nutzung  des  Waldes  um  2  —  3  $  den  acre,  rund  imi 
20  JL  das  ha;  man  kann  somit  von  dem  Werth  obiger  Sägblöcher  mit 
140  Millionen  $  getrost  70  Millionen  $  dem  Einkommen  der  Sägmühl- 
besitzer hinzuzählen;  dadurch  erhöht  sich  ihre  jährliche  Bruttorente  auf 
80,2  Millionen  und  ilir  Anlagekapital  verzinst  sich  mit  circa  44  o/o. 
Trotz  aller  gegentheiligen  Vemcherung  der  Betheiligten  düi-fte  diese 
Berechnung  hinter  der  Wahrheit  nicht  sonderlich  weit  zurückbleiben. 
So  kann  man  sich  nicht  wundei'n.  wenn  dei-  lumber-man  wie  der  Eisen- 


*)  1.  c.  Seite  486. 

Dr.   yiat/r. 


-     34     - 

hal!   ■  in  der  Ki'j,i'l  Milliunon  „wortlr  ist.  Nun,  wer  bezahlt  diesen 

enoniiMi  iiewinn?  —  Die  naehk« mimende  Generation! 

I,,  \f;...>.^,ui  wunie  von  dtMiSclnieideniühlen,  welche  an  derNortliern- 
!%  iti.  -K        m\  «^'le^a'ii  sind  —  nebenbei  p:esa^^t,  wohl  diejen^^e  transeonti- 
Baiuu  weh-he  am  elepmt»^ten  ans«!:estattt't  ist  und  die  seliiMisten 
\VaJ<U-enerien  ciun-heilt   —  im  Jalue   1882  oOG  Millionen   feet    (B.  M.) 
mler  1.4  Millionen  ebm  Bretterwaaren  und  105  Millionen  Latten  geliefert. 
Nac-h   dorn  Beriehte   des  Duluth   Board  of  Trade  pro  1883  hatten 
die  12  Sü^'mühlen  in  Duluth.  am  Terminus  obiger  Eisenl)ahn   und  am 
Lake  Supurior  jy^lep.'n.    für   eine    LoistungsfähiiTkeit   von  380  000  ebm 
S«-hnittwaan'  pn»  Jahr  ein«rtM*iehtet.  im  Jahre  1883  270  000  ebm  Schnitt- 
waan»  unil  22  Millioum  i^ittm  goliffort.    Derartige  Sagmühlen  sind  für 
.  iii«-  bfwundennigsw«'rthe  Ausnutzung  des  Materials  eingeriehtet,   denn 
das  Material    wini    sofort  werthvoll ,    sobald    der  Mensch    an    ihm   eine 
Arbeit  z.  B.  Fallung  verrieiitet  hat. 

Mit  grossem  Interesse  habe  ich,    von    der   stets  freundliehen  Ein- 
ladung  der   Siigmühlenbesitzer  Gebrauch    machend,    die    Einrichtungen 
L'ur  nianeher  grossen  Midde  betrachtet;    ich   erwähne   zum  Beispiel  die 
•ke    der   Lumber    and    Boom  Co.    von    Chippewa-Fall.      Besagtem 
-mj-nt  lieferte  zur  Zeit  meiner  ersten   Reise    in  Amerika  (1885) 
.h    40  Millit.nen    feet  B.  M.  =  rund    95  000  ebm  Sehnittwaare; 
pp«'\va-KluK8  ist  nur  als  Zufuhrmittel  und  Stappelplatz  der  Bliu-her 
'.  die  %'on  dem  waldn'iehen  n»">rdlichen   Wisconsin  herabkommeii, 
l>i«-   Mulile    M*ll>st    hat    durchaus   Dampfbetriel).      Kiserne   Ketten    zerren 
die  White  pine-  (Pinus  Stnibus-)  uikI   red  piiie-  (Pinus  resinosa-)  BliW-her, 
oft    weit    üh«»r    einen  Met<T    im   Durchmesser    haltend,    nusch  aus  dem 
Wmi^;    kaum  in    der  Mühle  angelangt,   beginnt   so   ein   Monstrum  zu 
n  und  Ki<-h  zu  drehen,  da.ss  ein  Uneingeweihter  zui-  Seite  sjningt, 
•M  •  r  «iie  iH'wegerwIe.  gewaltige  Kraft  nicht  gleich  sieiit.      Es  siiul  dies 
.i.ri..  ......nie  Stangen,  mit  grossen  Ziihneu.  die  von  der  Maschine  von 

Ulf  f.   .  li.,lM«n  werden   und  «leii  Baum  auf  den  Schlitten  werfen, 
wo  er,  kaum  /t,   whon    im    nii<'hsten  Augenblick  in  zwei  Stücke 

wrllwilt  li«i't      Zwei    üh<«nMnander    und   etwas  hintereinander   stehende 
Kraim%ii>  an    2  Meter  Dun-Iunesser,    haben   den    l{;iuni,    selbst 

w#«on  ««r  faiit  2  Meter  Dun-hmeKser  hiilt,  schnell   durchsägt.     Die  beiden 
r  auf  dem  S<-Iilitti«n  Iwtinden  si<'h  auf  (;inem  sehr  wichtigen  Posten, 
•  .  I,.  MJ.  ,,    -.,f.,ii    (iImt   die    Im^sU*   Verwendung    des    Baumes    und 
'    ^'*'  erMteii  S<hnitL     Ein   Mann    dirigirt    die   Maschine, 

•••    •    "' '/Ulli;  der  ausgeschnitteiu'n  Stücke,   ihre   Ver- 

**'"'•■'  1    <"in   Dutzend    kleinei-   Kreissägen    und   eine 


—    35     - 

Anzahl  Yollgattersägeu)  zur  weiteren  Verarbeitung  besorgt.  Die  fertige 
Waare  wird  auf  Rollen  auf  Wagen  geschoben,  welche  eine  kleine  Loko- 
motive weiter  zur  Station  schafft:  Abfälle  von  guten  Stücken  wandern 
nach  unten  zu  einer  Maschine,  welche  Excelsior,  Holzfäden  als  Pack- 
material, bereitet;  Abfallstücke,  aus  denen  gar  nichts  mehr  gefertigt 
werden  kann,  gehen  in  kleinen  Rollwägen  von  der  Mühle  nach  einem 
ansteigenden  Gerüste ,  über  das  hinaus  die  Schienen  noch  verlängert 
sind;  dort  fällt  das  Material  dann  in  die  Tiefe,  auf  einen  Tag  und 
Xacht  hoch  auflodernden  Scheiterhaufen;  in  der  Nälie  entstehen  ganz 
respektable  Berge  aus  Sägmehl. 

Kaum  umfasst  eine  neue  Ansiedlung  ein  paar  Häuser  und  ist 
Zuzug  von  neuen  Einwanderern ,  der  Bau  mehrerer  Kirchen ,  eines 
Schiühauses,  eines  Theatei's  zu  erwarten,  so  etablirt  sich  sofort  eine 
Dampfsägmühle  einfachster  Construktion ,  die  den  nöthigen  Nutzholz- 
bedarf zurecht  schneidet. 

Als  wir  Oktober  1887  den  Gipfel  des  G500'  hohen  Roan  Mountain 
in  den  Alleghanies  erklommen  hatten ,  waren  wir  nicht  wenig  über- 
rascht, oben  ein  grosses  Hotel,  ganz  aus  Tannenliolz  erbaut,  zu  finden. 
Zur  Construktion  dieses  Hotels  allein  hatte  es  sich  gelohnt  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Berggipfels,  mitten  unter  den  Tannenbeständen  (Abies 
Fraseri),  eine  Sägmülüe  zu  errichten;  jetzt  ist  das  Hotel  ausgebaut,  die 
Mühle  verlassen,  die  wichtigeren  Eisentheile  hat  man  wieder  den  Berg 
hiuabgetragen,  alles  Uebrige  aber  ist  dem  Yerfalle  preisgegeben. 

Die  älteren  Sägmülilen  im  Osten  erhalten  ihren  alljährlichen  Bedarf 
meist  auf  den  Flüssen  zugebracht,  auf  denen  die  Blöcher  aus  dem 
Hinterlande  ungebunden  heranschwimmen.  Die  Umgebung  auf  vielen 
Meilen  im  Umkreise  ist  in  der  Regel  schon  lange  Zeit  des  rentablen  Nutz- 
holzes entblösst,  nur  wenige  krüppelige,  knomge,  angebrannte  Zeugen 
der  ui-sprünglichen  Vegetation  haben  sich  erhalten.  Die  aufspriessende 
Jagend  in  dem  ausgenützten  Gebiete  ist  nie  geschlossen,  sondern  die 
Bäume  weit  isolirt  und  astreich,  und  zuweilen  sieht  man  schöne  Gruppen 
dichter  Jung  wüchse;  Feuer  und  Axt  bearbeiten  sie  alljährlich,  so  dass 
es  Wunder  nimmt,  wie  überhaupt  noch  etwas  Brennbares  sich  erhalten 
kann.  Man  braucht  selten  nach  dem  Wege  zur  Säg-mülüe  zu  fragen, 
Kohlen  Säulen  leiten  einen  sicher  zur  Stelle  hin ,  Kohlensäulen  und 
schwarz  gebrannte  Erde  umgeben  das  Etablissement;  die  Axt,  die  das 
Material  fällt,  lenkt  kein  anderer  Gedanke  als  der  des  Gewinnes;  was 
sie  dabei  vei-schmäht,  verzehrt  das  Feuer;  zuweilen  sieht  man  rothe 
Plakate,  die  das  Anlegen  von'  Feuer  so  und  so  schwer  bestrafen,  6inen 
Erfolg  davon  habe  ich  aber  nirgends  entdecken  können. 

3* 


—     36     - 

Im  Westen  sieht  man  zahlreiche  Säi^mühlen  mitton    im  schiuisten 

Nutzwalde  etablirt.    wa^i  immer  den  l^iiin  des  Waldes    mit  sich  briiioft, 

da    die   (iefahr   der  Vernichtung^    aller  Jun^wüchse    diinh    Feuer    eine 

stetig   dndiende   und   leider   auch    stets   sieh  erfüllende  ist.     Nichts  hat 

Ketrühenden  Eindruck  in  mir  hinterlassen  als  die  Arbeit  einer 

die  mittt'U  unter  den   Denkmälern  der  Pflanzenwelt  aus  der 

....^ htJieht'n  Zeit  unter  den  big  trees  (Scquuia  «rigantea)  sich  nieder- 

liesB;  unter  dem  Chaos  des  zei-splitterten  kirschrothen  Holzes,  der  Aeste, 
der  Asc»hen-  und  Kolilenhaufen  ist  kaum  die  Stelle  aufzufinden,  wo  das 
\V»-ltwunder  p^tanden;  um  des  wegen  Transi)ortschwieri«::keiten  gering- 
i  Tjewinnes  willen  schwinden  diese  in  (hi  Welt  einzig  dastehenden 
Haine  daliin:  jeder  County  in  der  Sierra  sollte  sich  ein  |)aai-  Haine 
mit  den  ältesten,  lebenden  Pflanzen  dieser  Welt  erhalten ;  solche  Kiesen 
in  der  (Jrösse  und  im  Alter  werden  wohl  nie  wieder  erwachsen,  da 
hiezu  ein  Zeitraum  von  mindestens  2000  Jahren  erforderlich  ist. 

Die  Holzmasse  dieser  Kiesen  ei*scheint  geradey.u  unglaublich ; 
allein  ich  ludw  gt-nau  stehende  und  liegende  Bäume  gemessen;  einer 
von  den  niitt»'lstarken  Exemplaren  mit  102  Meter  Hohe  hatte  einen 
ttiÜiJM'n  S<'haft  von  CO  Meter  liinge,  bei  34  Meter  zeigte  er  ntich  1^7  Meter 
Hun-hnK-sMT  mit  der  Rinde;  dies  gibt  einen  Inhalt  von  Hol/  und 
Kinde  vnn822ebm.  das  ist  so  viel  Hnlz  in  einem  l>auni.  als 
bei  un8  (nach  Haur)  der  normale  Krtrag  an  Derbholz  eines 
Fichtenbostandes  mit  95  .Jahren  auf  1  ha  I.  H  od  c  n  bo  n  i  t  ä  t 
betritt. 

B**i  «'iner  wnhlbcre<"htigtcn  Annahme  von  einem  durchschnittlichen 
npei'itiM-hen  (iewicht  des  stehenden  llnlzes  von  35  (Wassei-  100)  eigibt 
aieh,  (laiw  der  Schaft  alh'in  löO  000  Kilo  wiegt.  Stürzt  so  ein  Koloss 
zu  H<iflen,  w»  enlhdint  die  Erde  und  der  Schall  klingt  vom  Herge  heiab 
für  den  eine  deutsche  Meile  entfernten  Wanderer  wie  ein  leinei-  Kanoiieii- 
fti'huiw.  Ich  brauche  nicht  zu  erwähm*n,  da.ss  dem  entsprechend  ungemein 
*i<d  Holz  z^na-hniettert  winl;  num  rerlumt  «len  \erlust  auf  ein  volles 
Ihitt«*!  dex  Kaun)(*H. 

Die  AuhlMMitung   und    \i*rniehlung    «lieser  Schätze    geht    natürlich 

in  d«'ni   ImwW,    in  dem  alh*s  mit   Windeseile  schreitet,    mit    Dampfkraft 

:iftH,f,»      ,!i..    .  iif/.|.|t),.||    Individuen    zu   scjiwach    sind     und   Compagnien 

'I        da  gf*ht  natürlieh  das  lleraussehinden    \(in   ein    paai 

■^-  *'      'rn  ttUH  di«»H«'n  Wundern  der  Natui-  nicht   schnell  genug. 

In  Freiino  (.'y.,  daM  vie|lei<'ht  die  K<'hönsten  liain(>  «ier  Se(|U«»ia 
mit  d«ti  ;  KxemplanMi  aufweist,  soll   eine  Hiesen-Sägemühle  in's 

^*'^  n,    welche    in    «len   Hergen    tiiglidi    470  cbni.    also 


—     37     — 

jälirlicli  etwa  170  000  cbni  Bretterwaare  aussägen  wird;  diese  sollen 
mit  Hilfe  einer  Wasserriese  in  das  Thal  geschaö't  Averden;  die  Länge 
dieser  Riese  wüixle  70  englische  Meilen  betragen  und  zu  ihrer  Con- 
struetion  die  Kleinigkeit  von  33  000  cbni  Holz  ei-fordern.  Yon  dem 
Ende  der  Wasserriese  bis  zur  Stadt  Fresno  wird  eine  Eisenbahn  das 
Holz  bringen.  Das  grob  zerschnittene  Material  endlich  Avird  durch 
zahlreiche  Hobel-  und  Lattenschneide-Mühlen  zerkleinert  werden,  wie 
es  eben  für-  den  Bau  der  Holzhäuser  in  Amerika  nothwendig  ist.  Das 
Project  gründet  sich  auf  folgende  Schätzungen. 

In  den  Bergen,  in  denen  die  Sägern  fülle  errichtet  Averden  soll, 
stehen  l  Billion  200  Millionen !  B.  M.  =  2350  Millionen  cbm  Js^utzholz, 
von  denen  2  Millionen  cbm  der  Sequoia  gigantea  angehören. 

Fresno  County  hat  die  grössten  Sequoia -Haine,  die  zusammen 
3600  acres  umfassen,  rund  1460  ha,  das  heisst  auf  einem  ha  stehen 
1440  cbm  Holzmasse,  AA^as  gCAviss  \äel  zu  niedrig  ist,  denn  auf  einem  ha 
stehen  durchschnittlich  10  solcher  Riesen  ä  500  cbm  =  5000  cbm;  dazu 
muss  man  noch  1000  cbm  Tannen  und  Kiefern  zählen,  gibt  einen 
Ertrag  Aon  6000  cbm  pro  ha  im  Durchschnitt. 

Die  Flächenschätzung  mit  3600  acre  erscheint  dagegen  zu  hoch. 
Das  Anlagekapital  füi*  dieses  Unternehmen  ist  auf  9  Millionen  JL  Acr- 
anschlagt.  Dass  dies  den  Ruin  des  W^aldes  bedeutet,  ist  für  den,  der 
die  amerikanische  Methode  kennt,  absolut  sicher  und  dieser  ganze  Wald, 
dessen  Billionenbetrag  AA'ohl  um  einige  Nullen  verringert  Averden  muss, 
um  von  dem  Yorrathe  eine  der  W^ahrheit  näher  kommende  Yorstellung 
zu  gCAvinnen,  steckt  im  Gebirge  auf  absolutem  Waldboden,  ist  das 
Wasserreservoir  für  den  betreffenden  County.  Hier  sollte  der  Staat 
mit  einem  energischen  hands  off  dazAvischen  treten,  um  Ebene  und 
Gebirg  der  Yernichtung  durch  gewissenlose  Spekulanten  zu  entreissen. 
Wie  leicht  und  billig  wäre  es  für  den  Staat,  diese  Schutzwaldungen 
sich  anzueignen  und  schonend  zu  erhalten  durch  Ablösung  —  um  den 
Selbstkostenpreis  der  Eigenthümer ;  nur  so  Avird  auch  der  der  kommenden 
Generation  gebührende  Antheil  an  der  kostbaren  und  kostenlosen  Gabe 
der  Natur  gesichert. 

Nun,  mir  war  das  Glück  beschieden,  noch  vor  Inscenirung  dieser 
Schlächterei  den  herrlichen  Wald  zu  beAvundern,  die  frische,  kühle,  reine 
Luft  dieser  Gebirge  zu  athmen,  an  den  wasserreichen,  klaren  Bächen 
mich  zu  laben;  der  Eindruck  für  mich  Avar  überAvältigend  und  erfüllt 
mich  noch  heute  durch  das  Grosse,  das  die  Natur  dort  in  mehrtausend- 
jähriger Ruhe  aufgebaut  hat;  Avie  bald  wird  alles  das  auf  ewig  ver- 
dorben sein ! 


—     38     — 

Die  Yellow  Pine  Floricias  (Piniis  australis)  stockt  irrösstrntlH'ils 
auf  «hs4.liitem  Walclh^nlon,  da  dor  ma^-iMv,  trorkciie  San(ll)u(l«Mi  nacli 
(liT  Veniirhtuii^'  di's  Waldos  kaum  ein  paar  Jahre  laiidwirthseliaftlii-he 
r_^,,„  abwirft.  Die  östlielie  Rieson-Ceder  {Taxodium  distieliiiiii)  findet 
.;,..  wahn'  Heimat  in  dem  sumpfigen,  mehrmals  im  Jahre  iil)er- 
M-hwrmmti-n  Terrain  innerhalb  des  Verbrcutun^-sgebietes  obi^-er  Kiefer 
und  hat  sich  daduivh  gegen  die  gn»ssten  Feinde  d(>s  AValdes,  Feuer 
und  Mensch,  niR-h  zu  schützen  vernKu-hf:  jetzt  hat  unter  andern 
amerikanischen  Gesellschaften  auch  eine  englische  ungelieure  Strecken 
lMm\(»  aufgekauft,  etablirt  Riesen-Sägemiihlen  und  Kiefer  und  Ceder 
werden  verK-hwinden  in  kürzester  Zeit;  und  die  Amerikaner  bieten 
zur  hofTnungsh»sen  Vernichtung  ihrer  werthvollen  AValdungen  und  ihres 
Ijindc*s  um  einen  Juditsluhn  noch  die  Hand:  die  F^ngländer  haben  ganz 
rw-ht:  was  kümmert  es  sie,  wenn  ihr  jetziges  Eigenthum  in  Amerika 
später  einmal  nur  Flug>»and  und  Wasserpfützen  produzirt! 

h)  Eisenbahnhölzer. 

Die  gesammlf  KiM-nbahiiliinge  (ind.  Doppelgeleise,  Ausweichstellen. 
Kar  '  is<'   innerhalb   des   Hahnlmfareals)  beträgt*)    etwa  40  700  geo- 

: —        ..-    Meih'U:    bei   12  140  Schwellen    auf  eine  geographische  Meile 

hwellen  in  den  Ven'inigten  Staaten  sind  viel  kleiner  als  bei  uns 
und  nur  Vj  Meter  von  einander  entfernt,  meistens  ganz  sclnvach  im  Hoden 
eingebettet)  erjpbt  sich,  da.ss  495  Millionen  Schwellen  a  0,085  cbm 
^  42,07  Millionen  cbm  Holz  verwendet  sind. 

Um  eine  Eisenbahnlinie  m«»glichst  schnell  dein  \'rikelir  übergeben 
7.U  können,  wenlen  vurliiufig  alle  Hochbauten,  wie  Brücken,  Viadukte, 
Hai        '  t  dun-haus  kleine,  geschmacklose  Holzkiisten  ohne  Comfort 

un«i  li' iiu:  iiiteit !)  auM  Holz  hergestellt. 

Dazu   konmien   in  sumpfigen   (legenden,    besondei's    im   Süden   des 

I-tii»!i-,     flu  il.iil;inge    Holzgerüste;    Kachleute    schätzen    den    Ilolzbedarf 

auf  260  «-bm  pro  geographische   Meile;    dies   gibt  für 

.inte  Hahngeleisliinge   n(K'h    rund    10,5  Millionen  cbm,    womit 

der  |^<Munmte  HoIzh«Hlarf  fiir  den   Hau  der  Kisenbahnen  bis  zum  Jahre 

1886  «ich  auf  52.5  .Millionen  cbm  beziffert. 

Da,  uro  1  ebm  »Schwellenholz  zu  erhalten,  miiiflrstciis  l'-'/ij  «lun 
Kaii^lholz  nötlii^  Hind,  m  folj^  weiter,   dass  das  im  Jaliic   188G  in  der 


•u  of  lUiiroAilM  to  forcfit  Nii|>|)lioH  and  foroHtry,  hy  M.  (i.  K  cm, 
«     /ri<  iliarc,  foniitry  Divittion      Hiillt-tin  .No.   1.   18K7. 


—     39     — 

Erde  liegende  sowie  zu  Brücken  und  so  weiter  verwendete  Holz  aus 
89,2  Millionen  cbm  Rundholz  hergestellt  wurde. 

Die  gesammte  Zahl  der  Telegraphenpfosten,  welche  die  Geleise 
auf  eine  Länge  von  30  000  geographische  Meilen  begleiten,  betrug  1886 
rund  5  Millionen,  ä  0,28  cbm  =1,4  cbm  Holz. 

Der  jährliche  Xeubau  von  Eisenbahnen,  rund  1000  Meilen,  erfordert 
etwa  12  Millionen  Schwellen  =  1  Million  cbm,  280  000  cbm  Bauholz 
und  1,5  Millionen  Telegraphenstangen. 

Man  ninmit  nun  auf  Grund  langjähriger  Erfahrungen  an,  dass 
eine  harte  Holzschwelle  durchschnittlich  7  Jahre,  eine  weiche  Holz- 
schwelle durchschnittlich  4  Jahre  lang  brauchbar  ist:  für  Brücken- 
und  Gerüstholz  werden  10  Jahre  Dauer  angesetzt;  daraus  ergibt  sich, 
dass  alljährlich  etwa  der  7.  Theil  der  vorhandenen  Schwellen  erneuert 
werden  muss;  es  sind  also  nothwendig: 

zur  Erhaltung  der  bestehenden  Bahnen: 

an  Schwellen 6  Millionen  cbm  zubereitetes  Holz, 

an  Brücken,  Sprengwerken  etc.     1  „  „  „  „ 

an  Telegraphenstangen   ...     0,14      „  „  „  „ 

hiezu  Neubauten: 

Schwellen 1,00  „  „  „  „ 

Bauhölzer 0,28  „  „  „  „ 

Telegraphenstangen    ....  0,42  „  „  „  „ 

gibt  pro  Jahr  8,28  Mill.  cbm  zubereitetes  Holz  und  0,56  Millionen  cbm 
für  Telegraphenstangen,  welcher  Bedarf  etwa  14  Millionen  cbm 
stehendes  Holz  pro  Jahr  absorbirt. 

Mit  Ausnahme  der  transcontinentalen  Bahnen  ist  selbstverständlich 
das  Holz  inmier  in  der  Xähe  der  Bahn,  auf  den  von  der  Eegierung 
geschenkten  Ländereien  gefällt  worden.  Kern  nimmt  im  "Walde  einen 
Ertrag  von  300  Schwellen  pro  acre  an,  das  sind  700  Schwellen 
=  59,5  cbm  Holzmasse  =  100  cbm  Rundholz  pro  ha.  Bau-  und  Nutz- 
holz sollen  durchschnittlich  210  cbm  auf  1  ha,  gewöhnlich  350  cbm 
Rundholz  auf  1  ha  stehen. 

Zum  Aufwüchse  von  1335  Stück  Telegraphenstangen  ist  1  ha  Wald- 
fläche  erforderlich;    demnach  wären  zur  Unterhaltung  der  bestehenden 
Bahnen  rund     .     .     .     .     100  000  ha, 
zu  Bahn-Neubauten  rund       19  300  ha, 

zusammen  rund     120  000  ha  Waldfläche  nothwendig. 
Einstweilen  ist  die  Berechnung  dieser  Flächengrösse  freilich  noch 
reine  Spekulation;  die  Art  der  Gewinnung  des  M-aterials  ist  eine  ganz 


—     40     — 

andere  als  zum  Beispiel  bei  uns  in  Dcutsclilaiid :  in  Amnika  erhalten 
bejumders  junge,  kräftige  Bäume,  die  mr.j^Mii'hst  weni^-  Arbeitsaufwand 
erf«»nlern,  den  Vorzug:  so  werden  zum  Beispiel  Millionen  von  AVeiss- 
«•irben  in  einem  Alter  gesehlagen,  in  welehem  aus  einem  Baume  nur 
.  :ii.-  <in7i::»'  S<-h\vello  gewonnen  werden  kann  und  wenn  eine  Oertlieh- 
k.it  .  r- ii'.pft  ist,  sagt  Kern,  so  wird  die  Scene  der  Sehliiehterei  dieser 
u.Ttli\Milsten  Nutzbaume  an  einen  amb'rn  Ort  verlegt.  In  den  ,sü(l- 
licben.  laubholzreiehen  Staaten  nimmt  man  mit  Vorliebe  schwarze 
Wallnuss,  Hikor>',  Gleditsehie  u.  s.  w.  zu  Schwellen,  Baumarten,  von 
denen  werthvolle  Exemplare  in  Alt-England  selbst  selten  werden. 

In  Amerika  wie  in  Europa  werden  bereits  wegen  dvv  Kostspielig- 
keit   der    Holzsehwellen    zahlreiche    Anlagen    mit    eisernen    Schwellen 

*"ihrt;  in  wieweit  diese  mit  Erfolg  die  hölzernen  Schwellen  ver- 
I1I.IH-.  ii  werden,  ist  nm-h  gar  nicht  abzusehen. 

Auf  Bahnen,  die  durch  waldreiche  (Jebiete  führen,  werden  die 
I/ikomotiven  mit  Holz  geheizt;  im  Süden  dient  hiezu  die  südliche 
Kiefer,  von  der  Millionen  alljährlich  durch  die  Harznutzung  und  durch 
B« Mienfeuer  vertn>cknen:  in  den  buibholzgebieten ,  besonders  in  den 
dünn  bevölkerten  Stiuiten  westlich  der  Alleghany  sieht  man  stunden- 
lang neben  der  Bahn  Holzbeugen  aufgerichtet,  herrliehe  Pilzkulturen, 
die,  mit  zahllosc*n  Früciiten  der  iN»lyporus-Arten  bedeckt,  die  Zei*störung 
aufg(>sta|K'lten  Holzes  ven*athen.  Ja  vielfach  ist  buchstäblich  auf 
.1.1 jjij^.j.  j^,,|,.|j(.  Vorräthe   das  (Jras    gewachsen.      Tnd   woraus 

-<•?     Aus    schwarzer    Wallnuss.    Hikory,    EIcIkmi.    rimen, 

'  .   mit  einem  Worte   aus  Holzarten .    die  in  wenigen  Jahrzehnten 

zu  den  theuersten  Objekten  des  Holznuirktes  gehören  werden.  Glücklich. 
wer  über  den  armseligen,  momentanen  (Jewinn  hinwegsehend,  seinen 
Wald  eonnenirt  und  sieh  auf  die  Zukunft  verlassen  hat. 

Die  Menge  de»  Holzes,  welclu;  von  den  fahrenden  I)amj)fmaschinen 

•  -umirt  wini,  ist  wohl  in  der  Rubrik  „Brenidiolz"  inbegriffen.     Nach 

-ArK'ent  brauchten    im  Jahre   1879/80    die  Lokomotiven    flu    nidii    als 

^'  "    ■    n  $,   die   DamjJsrhifTe    für  fast  2   .Millionen  $   Brenidiolz;   da 

riit«'  durehHlmittli<he  Werth    des    Brennholzes    im   Osten    der 

',   Sf:.,.ti.n  2.6$  =  \0  JC   pro  Ster  beträgt,    so    würd(»    (.biger 

Holzfjiiarifiim   v.m  2.7  Millionen  Ster  entsprechen. 

c)  Möbel-,  feinere  Tischler-  und  Wagner-Hölzer. 
I>er  Wrbmueh    an   werthvollen   Holzarten    zu   nbi;:iii   Zweckeu   ist 
•in  Kmnr  ««normer;  Zalilenangaberi  konnte  ich  nirht  aurtinden:   in  Europa 
iit  m  immer  eine  »ehr  geringe  Minorität  von  b'uten,  welche  im  Stande 


—     41     — 

sind,  sich  feine  3Iöbel  oder  den  Luxus  von  Pferden  und  Wagen  zu 
gestatten.  Das  parlor  und  der  sitting  room  von  sogenannten  Kleinbürgern 
sind  in  Amerika  mit  Möbeln  von  Wallnuss-  oder  Kirschholz  ausgestattet, 
die  bei  uns  nur  Beamte  höheren  Kanges  oder  gutsituirte  Geschäftsleute 
erschwingen  können.  Im  Lande  hat  fast  jeder  Grundbesitzer,  so  klein 
seine  Farm  (nach  unseren  Begriffen  immer  noch  ein  grösserer  Bauernhof !) 
auch  sein  mag,  auch  AYagen  und  Pferde ,  welche  die  „ladies''  ebenso 
geAvandt  wie  die  Männer  zu  lenken  verstehen.  Unter  100  Europäern 
Aväre  kaum  einer  im  Stande  eine  Hauseinrichtuug  zu  kaufen,  die  man 
in  Amerika  die  gemeinste  Sorte  heissen  würde.  Oben  genannte  Holzarten 
sind  am  meisten  begehrt;  aber  angesichts  der  rasch  steigenden  Preise 
für  AVallniissholz  kommen  Esche  und  geringere  Holzarten  immer  mehr 
in  Gebrauch.  Die  Pulhnan-cars ,  diese  prächtigen  Salons  auf  Kadern, 
sind  mit  verschwenderischer  Menge  von  gemaserten  Eschen  und  Zucker- 
ahorn ausgelegt:  die  Dampfschilfe,  die  Pferdebahnwagen  sind  Muster- 
sammlungen von  werthvollen  Holzarten.  Dass  der  amerikanischa  Laub- 
Avald  im  Stande  sein  werde,  für  die  Dauer  den  Bedarf  an  derartigen 
Holzarten  zu  decken,  glaubt  kaum  mehr  jemand  in  Amerika  selbst. 
Wie  selten  diese  Hölzer  bereits  geworden  sind,  zeigt  ihre  durch  den 
Transport  verursachte  rapide  Preissteigerung.  Bezeichnend  ist,  dass  in 
letzter  Zeit  der  Import  aus  Europa  an  seltenen,  gemaserten  Stücken 
wieder  rasch  zu  steigen  beginnt. 

d)  Kleinnutzholz. 

Der  Bedarf  der  Vereinigten  Staaten  an  Kleinnutzholz  ist  kaum 
annähernd  festzustellen;  der  ßegierungsbericht  von  1879/80  gibt  17G0 
Millionen  Stück  Latten,  5555  Millionen  Stück  Schindeln,  1500  Millionen 
Stück  Stäbe,  Fassdauben  und  dergleichen,  circa  100  Millionen  Fass- 
reife an. 

Interessant  ist  die  Art  der  Gewinnung  dieses  Materials,  insbe- 
sonders  der  Scliindeln  im  Westen  Amerika's  und  der  Fassreife;  selbst- 
verständlich geschieht  dieses  mit  möglichster  Vergeudung  des  Materials. 
Die  nach  Schindeln  suchenden  Leute  waren  vielfach  die  ersten  Weissen, 
die  den  majestätischen  Gebirgswald  im  Westen  Amerikas  betraten.  Das 
Ziel  ihrer  unheilvollen  Besuche  war  die  Zuckerkiefer,  die  dort  wegen 
Spaltbarkeit  und  ihres  beispiellos  cylinderisch-geraden  Schaftes  als  die 
beste  Holzart  gilt;  aber  nicht  jeder  Baum  ist  brauchbar ;  es  sind  gewisse 
Standorte,  die  offenbar  die  Geradfaserigkeit  eines  Holzes  beeinflussen. 
Um  diese  aufzufinden,  hat  diesen  so  viel  gepriesenen  Pionieren  nicht 
das  Herz  geblutet,   als  sie  Stamm  für  Stamm  Millionen  von  Stämmen 


—     12     — 

mit  der  Axt  anlue»H'n.  um  iMnon  etwa  einen  Fuss  lanpMi  und  einen 
halh(>n  Fiiss  dicken  Hol/sjKin  herauszunehmen  und  auf  s<Mne  S|)alt- 
harkoit  zu  prüfen.  Erjralx^n  sieh  ^nnisti^'e  Resultate,  so  wurde  der 
Baum  p'fallt,  ein  paar  Meter  aus  dem  besten  Teile  ausgeschnitten  und 
/ii  S,  hiiuiehi  veraHx«it«*t,  der  Kost  von  etwa  40  Meter  Sehattlan<;e  blieb 
.tzt  liegiMi,  vertnx'knete  und  bot  füi-  Böswillige  und  Sorglose 
eine  willktmimeiie  Gelegenheit  Feuer  anzulegen.  Das  ist  die  seliam- 
lomtiie  Hulzvergt'udung  von  werthvollstem  (Jrossnutzholz,  die  es  wohl 
-•  Ih-ii  kann;  gerne  füge  ieh  hinzu,  dass  Alle,  mit  denen  ich  an  Ort 
und  Stolle  diese  grässliehe  Verwüstung  bespreehen  konnte,  offen  ihre 
Kntnistung  darüber  kundpil>en.  Einige  Bäume  beginnen  die  grossen 
liffen  Wunden  zu  ülx'rwallen,  selbstvei-stiindlieh  ohne  Ei-folg,  denn 
Jahn*  lang  war  das  Innere  des  Baumes  der  Einwirkung  von  Luft  und 
W  ....  r  und  den  Pilzen  preisgegeben,    welche    überall    ihre  Zerstörung 

Iw-gonnon  haben.  Die  Mehrzahl  der  Bäume  fällt  dem  Feuer 
zum  Opfer,  welches  an  der  von  Harz  triefenden  Wunde  reichliche 
Nahning  findet,  um  das  Innere  des  Baumes  anzugreifen  und  den  Baum 
zu  U'Klten.  und  wo  ein  Baum  zu  Boden  stürzt,  findet  das  Feuer  so 
viel  Nahrung,  dass  es,  peripherisch  weiter  schreitend,  immer  neue  Bäume 
••rpn'ift  und  selbst  den  Boden  für  Jahrzehnte  hinaus  für  Pfhuizen- 
wuehs  niinirt. 

Schon  heute  ist  das  Holz  der  Zucker-Kiefer  so  kostbar,  dass  die 
Mühlen  alle  Baume,  selbst  die  abgetrockneten  und  zu  Boden  gefallenen 
wif^K-r  auf  die  Säge  sehlep|)cn  und  zu  Brettern  verarbeiten.  Nun,  wie 
wird  VH  erst  der  kommenden  Oeneration  ergehen,  die  doch  so  gut  wie 
die  ^'P'nwärtige  (Jeneration  ein  Anrecht  auf  die  Nutzniessung  des 
landevi  und  zwar,  wie  die  gegenwärtige  (ieneratioii  um  auf  die 
Nutzniessung  des  üuidcs  hat!  Die  jetzt  so  rücksichtslos  zerstörten 
Ki«<w*n  Mind  alle  200— 300  Jahre  alt;  junge  Bilanzen  aber,  das  Mat(»rial 
'■      '      zukünftige  (ieneration.  sah   irh   kaum  20.    selbst   wenn   ich  alle 

.in«  zunammenzähle  auf  den  gro.s.sen  Flächen,  die  ich  auf  meiner 
'  m  ('aMnd»'-Kaiige-(iebirge.  in   Oregon,    in   d<'r  Sierra   Nevada  des 

h»-n  und  mittlen^n  Califoi-nien,  sowie  in  den  S.  Bernardino-Bergen 
dii»  ladlichen  (  alifomien  durchstreifte. 

Dio    Fttio^n-if«»    (ho<i|>-|H)l(v)    werden    vorzugsweise    von    kräftigen, 
5— 10  Jahn*  alten  Hikory-  (Car>'a)  Bäuimhen  gewonnen,  die  sich  wegen 
hi'n  Spaltbarkeit  hiezu   besonders  eignen.     Samenpllanzen 
***^  ^^  "-ind    in    der  Stärke  von    2,5 — 5  «tni    willkommen. 

8i«»  nvtiuu  iit  iMii^en  von  2  m  geschnitten,    am  obern    Ende  g«'spalten 
ttiid    mit   d«»n   Händen   auwinandergerissen.     Man   rechnet     in   Missouri. 


—     43     — 

bei  Alleutou,  auf  sogenanntem  guten  Grunde  etAva  500  Stück  pro  ha 
und  die  eben  genannte  kleine  Eisenbahnstation  allein  sendet  ca.  50  000 
Bündel  ä  500  Stück  =  25  Millionen  Stück  ab,  Avelche  einen  Werth 
von  500  000  Mark  reprcäsentiren. 

Es  ist  gegen  die  Benutzung  der  Pflanzen  zu  derartigen  einträg- 
lichen Zwecken  gar  nichts  zu  sagen;  aber  die  regellose  Herausnah uie 
derselben  führt  natürlich  zu  ihrem  Verschwinden,  da  die  stehenbleibenden 
übrigen  Holzarten,  in  deren  Mischung  die  Hikory  sich  findet,  sich 
sofort  ausbreiten  und  einen  Neuaufwuchs  der  Hikory  aus  Samen  oder 
Stöcken  verhindern.  Wie  leicht  Aväre  es,  in  einem  Niederwald-Betriebe 
das  ganze  Geschäft  zu  concentriren  und  zu  einer  Quelle  grossen  und 
dauernden  Gewinnes  zu  gestalten;  von  der  Erhaltung  der  werthvoUen 
jungen  Pflanzeu  in  anderen  Gegenden  zu  Nutzholzzwecken  ganz 
abgesehen. 

e)  Brenn-  und  Kohlholz. 

Nach  dem  Censusreporte  pro  1879/80  wurden  in  den  Vereinigten 
Staaten  über  7  Millionen  cbm  Holzkohle  und  rund  495  Millionen  cbm 
Brennholz  verbraucht,  das  heisst  volle  70  cbm  pro  Kopf  im  Jahre. 
AVenn  man  noch  bedenkt,  wie  viel  Steinkohle,  besonders  in  den  Städten 
benützt  wird,  so  ist  das  Quantum  Brennholz  geradezu  unverständlich. 
Einigermassen  verständlich  wird  es,  wenn  man  bedenkt,  dass  die 
Amerikaner  trotz  ihres  eisigen  Winters  das  System  der  Kaminfeuerung 
aus  der  alten  Welt  adoptirt  haben.  Diese  Methode  der  Feuerung  ver- 
braucht, gleich  strenge  und  gleich  lange  Winter  vorausgesetzt,  min- 
destens das  fünffache  Holzquantum  als  die  Ofenfeuerung,  die  wegen 
der  Unschönheit  der  Oefen  nicht  beliebt  ist,  was  angesichts  der  ge- 
schmacklosen, schwarzen  Eisenfässer,  die  man  vielfach  sieht,  ja  ganz 
richtig  ist.  Das  Kaminfeuer,  so  traulich  es  auch  den  am  Kamin  in 
Schaukelstülilen  sich  wiegenden,  gesprächigen  Familienkreis  beleuchten 
mag,  erwärmt  durch  Strahlung  die  zugewendete  Seite  zu  gut,  die  ab- 
gewendete zu  sclilecht,  so  dass  die  Conversation  dahinfliesst  unter 
stetigem  Frontwechseln,  Hin-  und  Wegrücken,  Feuerschüren  und  Ab- 
fangen der  auf  den  Teppich  herausgeschleuderten  Funken  und  Holz- 
stücke ;  wenn  man  nicht  durch  ständige  Feuerung  den  Kamin  mit  hell- 
rother  Gluth  erfüllt,  bleibt  das  Zimmer  schon  wenige  Meter  vom  Ofen 
entfernt  kalt  und  unfreundlich;  dann  aber  ist  die  Kaminumgebung 
wieder  unerträglich  durch  die  Hitze. 

Die  Dimensionen  der  Kamine  sind  stets  gross,  meistens  sogar 
ausser    aller   Proportion    zur   Kleinheit    des   Zimmers;    ausserhalb    der 


—     44     — 

.^n  StädU-,  be>oiuk'rs  in  ilcn  BiT-cn,  w..  Holz  ih.cIi   im  Ueln-rtlusse 

.k»n    und    billig'    ist,    kann    sich    im   Kamin    Ix^qucm    ein  Mann 

'    -  •:.     Auf   tieni  eiscnuMi  (uTÜsto   kochen    und  krachcMi  dann 

•,....  i.,...  M  ,^onü  bis  Abends  wahiv  Biru-hcr,  kaum  einmal  aufgespalten. 

Ixt  d.i>  Feuer  in  vollem  Gange,  dann  werden  alle  Thüren  ge()ftnet,  die 

so    weit   vom   Kamine  weggerückt,    dass    man    ilm  kaum  mehr 

mit  dem  Spucken  erreichen  kann,  eine  Kunstfertigkeit  und  Gewohnheit, 

die   dem  l)urchschnitt,^-Amerikaner    viel    mehr  Spass    macht,    als    alle 

IV»f«sie  unt!  Romantik,   die  man    dem   Kaminfeuer  aidiängt.     AVenn  ich 

-on  im  Luide  mich  im  Gasthause  (natiirlicli  Hotel)  zu  durchwarmen 

ii.-irtc.    fand    ich    regclmä.'^sig    um    den    mitten  im  Zimmer  betiiulliclicn 

-    Cvlindcrofen   eine    rauchende,    ständig    spuckende   Gesellscliaft, 

....   .  ..»e  an  den  Ofen  gestemmt,  wo  im)glich  holier  oben  als  der  Kopf; 

da.    miiss  ich  gestehen,    habe    ich    mir  wirklich   an  Stelle   des  ständig 
/i-M  l».nd»ii.  stinkenden  Ofens  ein  offenes   Kaminfeuer  gewünscht. 

Ich  gebe  zu,  dass  in  Uindern  mit  mildem  AVinter,  z.  B.  Italien, 
Kinnkrejch.  audi  n<K-h  Enghuul .  oder  in  meinem  gegenwärtigen  Auf- 
»•nthalti'.  in  Japan,  die  Kaminfeuerung  vor  dem  Ofensystem  den  Vor- 
zug verdient.  Das  Kaminfeuer  ist  wegen  der  starken  Ventilation  des 
Zimmers  gewiss  sehr  gesund  für  den,  der  nicht  zu  Klieumatismus  und 
•  -  '  '  li  geneigt  ist.  Wir  haben  hier  in  Tokio  einen  Winter,  der 
.111.111  . 1- rmonatlichen  deut.M-hen  Oktober  gleicht,  in  dem  ein  j^aarmal 
S.lin...  fällt.  Nachtfrost  von  Dezember  bis  März  etwa  80  mal  auftritt: 
iags  ist  es  bei  klarem  Wetter  recht  warm,  wenn  aber  der  llinmiel 
b«Hje<-kt  ist  und  einen  Tag  Nordwind  weht,  so  ist  kein  Zimmer  meines 
llo|/haiise»i  (auch  die  amerikanischen  Häuser,  insbesondere  auf  dem 
Ijindo  sind  fast  aUe  aus  Holz)  erträglich  warm  zu  halten,  trotz  der 
iM'llndhcn  Sti'inknhiengluth  im   Kamin. 

l>«*r  Winter  Nordamerikas,  östlich  von   der  Prärie,    ist   kälter  als 

d<»r  d«*utiM'ho  Winter,  oftmals  dem  russischen  nahe;  es  wird  auch  d«»rt 

HH-hi    bald    di<*  Zeit  kommen,    in    der  man    die   Erfahrungen    der  alten 

Wi  If    iiiJMptin'n    und    zu    «lern    verrufenen   Ofensysteme    seine   Zutlucht 

o   wird   —   aus  Spar-nniktitsnicVviclitcu. 


fi  Viehweide  (Stock -raising). 

Du*  Viehweide    im   Walde    ist    id>er    die    gan/«-   I'nion    verbreitet: 

«•nat«  Ausnutzung  d<*s   Waldes,  oft  bevoi    du-   fliegenden  Säge- 

''  dH«    *  '        ■'  iiime    herausgenommen    lialMH.      Ilaben    diese 

ihrvii    winaij;;ni-- sollen    Zug    im    Walde    mit    miiglichst    vielen 


—     45     — 

Kohlensäulen  geschmückt,  um  so  mehr  Gras  entspriesst  dem  Boden, 
um  so  besser  ist  es  für  die  Viehzucht.  Wo  das  nicht  genügt,  sucht 
man  den  Graswuchs  zu  fördern,  indem  man  das  Dach  des  Waldes 
möglichst  durclilöchert.  Zu  diesem  Zwecke  werden  die  Bäume  geringelt, 
indem  Rinde  und  Splint  in  einem  Ringe  um  den  Baum  herum  los- 
getrennt werden,  ein  Yei-fahren,  das  auch  bei  der  Rodung,  bei  der 
Umwandlung  von  Wald  in  Feld  in  Gebrauch  ist.  Die  Erfahrungen, 
die  man  auf  diesem  Gebiete  gesammelt  hat,  will  ich  nicht  vorenthalten : 
geringelte  Hikory-  und  Schwarzwallnussbäume  von  einem  halben  bis 
einem  Meter  Durchmesser  brauchen  etwa  sieben  Jahre,  bis  sie  durch  Feuer 
und  Pilze  soweit  zei-stört  sind,  dass  sie  ein  massiger  Wind  zu  Boden 
werfen  kann.     Andere  Bäume  sind  schon  in  fünf  Jahren  mürbe. 

Der  Avaldbesitzende  Farmer  sucht  in  seinem  Walde  den  Aufwuchs 
des  Grases  möglichst  zu  fördern,  was  der  europäische  Waldbesitzer 
möglichst  zu  verhindern  strebt;  um  das  alte  Gras  zu  entfernen  und 
reines,  frisches  Gras  im  Frühjahr  zu  erhalten,  besteht  insbesonders  im 
Süden  die  Sitte,  alljährlich  Feuer  über  die  Fläche  hinlaufen  zu  lassen. 
Im  Süden  stockt  auf  einem  breiten,  sandigen  Küstengürtel  die  beste 
aller  Kiefern,  die  Pinus  australis,  zusammen  mit  Pinus  cubensis  und 
anderen  Kiefern.  Neben  unübertrefflichem  Nutzholze  liefert  dieser  Baum 
für  die  Union  das  nöthige  Harz,  dessen  Gewinnungsweise  später  besprochen 
werden  soll.  Es  genügt  hier  die  Bemerkung,  dass  das  vom  Baume 
herabfliessende  Harz  selbstvei^ständlich  bei  dem  kleinsten  Bodenfeuer 
sich  entzündet,  wodurch  der  Baum  an  der  vei^sengten  Stelle  zu  aber- 
maligem Harzergusse  gezAvungen  wird.  So  steigert  sich  alljährlich  das 
Uebel,  bis  der  Baum  abstirbt. 

Auch  die  nicht  geharzten  Kiefern  gehen  unter  dieser  MissAvirtli- 
scliaft  zu  Grunde.  Wer  aufmerksam  die  Bäume  der  südlichen  Kiefernzone 
mustert,  findet  fast  an  jedem, 
hart  am  Boden  eine  dreieckige 
Brandwunde  von  etwa  1'  Länge 
und  V2'  Basis,  welche  alle 
Bäume  an  derselben  Seite,  der 
Windrichtung  entsprechend,  in 
der  das  Feuer  getrieben  wurde,  \  ,/ 

trag-en.     Das  erste  Feuer,  das     ---''"2^^ 
den  Baum  berülirt,  kümmerlich 

,         ,       ^  .,,     ,  .,.,      Fig.  1.  Wirkung  des  Bodenfeuers  an  der  südl.  Kiefer. 

durch    Gras    ernährt,    ergreift 

nur  die  äusserste  Borkenschichte,  welche  verkohlt,  ohne  dass  der  Baum 

irgend    verletzt  Avird;    die  nächsten  Feuer  greifen  tiefer;    endlich  wird 


—     4G     — 

das  Cambium.  das  zwischen  H(»lz  un<l  Rinde  lie^rendo  Bildiin^rs^owobe 
^tödtet.  E8  btfrinnt  sofort  reichliclier  Harzaustliiss.  der  das  niiehste 
Feuer  reichlieher  niUirt.  wodurch  sieli  «lie  Wunde  vertieft  und  ver- 
gn>s8ert:  so  steip'U  alljäJirlieli  Har/.austlussnienge  und  Gr()sse  der  AVunde, 
bis  endlich  das  Kernholz  von  der  Fhimine  er«rrif!'eu  wird,  das  wegen 
seines  Har/riMehthumes  und  seiner  Trockenheit  längere  Zeit  hindurch 
hn-nnt,  bis  der  Hauni  zur  Hälfte  ausofehöhlt  in  wenigen  Jahren  abstirbt 
und  dem  Winde  und  der  allgemeinen  (leissel,  dem  Feuer,  zum  Opfer 
r.i  •  ^türzt  er  neben  einem  andern .  vielleicht  noch  intacten  Stamm, 
so  Unltet  diesen  das  aus  dem  alten  Stamme  mehrere  Tage  auflodernde 
Feuer  s«ipleich.  Das  ist  die  Wirkung  der  alljährlichen,  an  sicli  kleinen 
B«Hl«'nf«'Ufr.  die  <ien  Untergang  des  Waldes  herbeiführen  müssen,  da 
auch  alle  jungen  I*tlanzen,  insl)esonders  dei-  in  den  ei-sten  JahnMi  sein- 
nie<lrig  bleil)i*nden  südlichen  Kiefer  vei-sengt  weiden. 

Als  die  ersten  Ansiedler  dort  hinkamen,  fanden  sie  unter  dem 
lichten  l)a<-he  der  isolirt  stehenden,  mit  ihren  Kronen  nicht  geschlosseneu 
Ki«*ffm  n*ichlicht»s,  feines,  weiches  (rras,  das  für  die  Viehzuchf  sehr 
brauchbar  war.  Die  alljährlichen  Feuer  haben  das  Kronendach  so  ge- 
lichtet dass  die  weicjjen  Halbschatten-!  JriLser  grösstentheils  verschwunden 
sind:  an  ihre  Stelle  traten  auf  besseren  Böden  harte,  hohe  (Jräser,  die 
'  !  immer  heftiger  werdenden  Froste  wideistehen  können  und 
«IC-  das  Vieh  nii-ht  mag,  weil  sie  hart  und  wenig  nahihaft  sind;  so 
vemiuthe  ich  wenigstens  na<"h  den  herumirrenden,  jammeivojlen  Gei'ipjMMi, 
die  den  Wanden-r  mit  blöden,  matten  Augen  anstieren  und  um  derent- 
•  j«'n  die  puizo  Köhlen'i  in  Scene  gesetzt  wird.  Auf  magerem  Boden 
tut  das  ehemalig«'  (Jras  natürlich  unch  spärlicher  gewcudcn  und  wo  die 
tdUhende  Sonne  au<'h  ben*its  d«'ii  (iiaswuchs  zeistiut  hat.  blinkt  der 
weil*»!',  nackte  Sand  hindurch:  da.ss  da  ebenfalls  keine  fetten  Kühe 
den  können.  liegt  auf  der  Hand:  dei-  linden  ist  eben  für  Land- 
'  ■'•  unbrauchbar  und  \\n  es  gestattet  wiid,  dass  der  l'iiverstand 
imm.  I  ii»iii-  Beweih«'  luefür  liefern  darf,  d.i  geht  dei-  Wald,  dei-  Hoden, 
die  I^ndM'haft  zu  (irunde. 

Da  die  Mehr/ald  der  Men.schen  in  Amerika  für  die  (icirenwart 
U-hi  und  M4iixt,  HO  darf  es  nicht  wundern,  djuss  sie  die  allmähli«:en 
Verinderungen.  welche  der  Ibwlen  und  sein  Klinui  insbes(»nders  erleiden, 
dunh  Aenderung  der  nieteondogischen  Kinflüsse  auf  (h-nselbeu  in  Folge 
der  Kntwaldung  kaum  InwhU't.  W.»  jetzt  (inis  wächst  aul  d. n  nur 
/■,••  T».  I  entnaldeten  Bergliän^^en  der  Alleghanies,  insl)esondei-s  im 
^'.li.  /  ed.f  man,  dass  nach  vollendeter  Kntwaldung  nur  um  s(.  nn'hr 
»•.i,.-i,    II,.  Man  hat  i-ben    ji'iie    weidenreiehen    kidden    Berge    der 


-     47     — 

Alpen,  die  schottischen  Berge  vor  Augen  und  bedenkt  nicht,  dass  in 
diesen  Gebirgen  die  versengende,  tropische  Hitze  des  mehrmonatlichen 
regenarmen  Sommers  fehlt. 

Ich  übergehe  alle  andern  Uebel,  welche  die  Weide  im  Walde 
in  Amerika  so  gut  wie  auch  bei  uns  zur  Folge  hat,  wie  insbesonders 
auf  den  Bergen  die  Lockerung  des  Bodens  und  Förderung  des  Ab- 
schwemmens,  Vernichtung  der  jungen  werthvollen  Holzarten  und  Zurück- 
lassung derer,  die  eben  nicht  nach  dem  Geschmacke  des  Tiehes  sind,  das 
Beschädigen  stehender  Bäume  an  Stamm  und  Wurzel  und  dergleichen. 

Interessant    ist    im    unberührten    amerikanischen    Laubwalde   das 
Absterben  grosser  Baumgruppen,  ja  ganzer  Flächen,  wo  das  Weidevieh 
seinen  Fuss   hinsetzt.     Der  Boden    im  Laubholzurwalde    ist    so   locker, 
humusreich,    die  Wurzeln   liegen   ganz  oberflächlich,    dort  hinreichend       f-u 
Nahrung  findend.  Wird  nun  eine  Heerde  Vieh  auf  solchen  unberührten    J,    , 
AVald  losgelassen,  so  tritt  sie  den  Boden  zwischen  den  Wurzeln  nieder,  '^^ 
sprengt   die   feinen  Wurzeln  ab,    legt    die    grösseren   frei;    der  Boden 
trocknet  aus  und  ungezählte  Bäume  und  Waldflächen   gehen  auf  diese 
Weise,  zum  Beispiel  in  Wisconsin,  zu  Grunde. 

Um  zu  verhindern,  dass  das  Weidevieh  des  Einen  auf  das  Grund- 
stück des  Nachbarn  übertritt,  werden  Holzzäune  (fence)  aufgerichtet, 
wozu  insbesonders  die  gut  spaltenden  Eichen,  Hikory,  im  Norden  und 
Nordwesten  besonders  dauerhafte  Holzarten  wie  Juniperus  virginiana 
(das  Bleistiftholz)  und  white  Cedar  (Thuja  occidentalis) ,  im  AVesten 
Douglastanne,  red  fir,  red  wood  (Sequoia  sempervirens)  verwendet  werden. 

Oft  werden  ungespaltene  Blöcher  übereinandergelegt ,  oft  die  ge- 
spalteuen  Stücke  in  Zickzack  gelegt,  wodurch  eingerammte  Pfosten  erspart 
Averden  können:  oft  werden  die  Wurzelstöcke  mit  ihren  Wurzeln  nach 
den  Seiten  hin  nebeneinander  gereiht.  Zur  Erhaltung  dieser  Zäune, 
cüe  mit  buntgemalten  marktschreierischen  Ankündigungen  von  Kautabak, 
Quacksalbereien  und  dergleichen  bedeckt  sind  und  die  gewiss  kein 
Mensch  als  eine  besondere  Zierde  der  amerikanischen  Landschaften 
bezeichnen  wird,  sind  nach  den  Angaben  des  mehrfach  erwähnten 
Regierungsberichtes  vom  Jahre  1886  nicht  weniger  als  14  Millionen  cbm 
Holz  nothw endig.  Wo  Holz  werthvoU  ist,  tritt  jetzt  schon  vieKach 
Stacheldrahtzaun  an  die  Stelle.  Im  Schutze  dieser  unschönen  Holzzäune 
weidet  nun  das  Vieh  neben  dem  Grase  selbstverständlich  auch  die 
jungen  Holzpflanzen  ab;  was  etwa  nicht  schmeckt,  darf  aufwachsen. 
Leider  sind  es  gerade  nicht  die  besten  Holzarten,  die  das  liebe  Vieh 
so  rücksichtsvoll  ist  zur  Holzproduktion  für  die  kommende  Menschen- 
generation emporkommen  zu  lassen. 


—     48     — 

Das  sttK'k-raisinp:  ist  ein  völli^^  mülioloses,  fast  kostonloses  und 
.laiuiu  fintra^'litlH-s  (it'schjift  und  ist  so  zu  Spet•ulationsz^vtrken  sehr 
lK»li»'bt.  Im  Westen  wini  es  «»ft  jranz  grossaiti^^  betrieben.  Im  südliehen 
Arizona.  luirt  an  der  mexikauisehen  Gi*enze,  führte  niieh  der  Weg  duivh 
(UiH  Reich  des  sogenannten  Kindvieiikonigs  (cattle  king)  von  Arizona, 
der  als  Millionär  irgendwo  an  der  ealifornischen  Küste  lebt.  Dieser 
Hfrr  kennt  kaum  die  Zaid  seiner  Kinder,  die  völlig  frei  in  den  Santa 
Kita-B«Tgi»n  leben,  man  erkennt  das  königliehe  Eigenthum  au  dm 
IM'  -nen  Ohren;  von  dem  woibliehen  Contingent  der  Heerde  werden 

tU'iii  Ki'Hig»'  alle  Tage  etwa  20  Junge  zur  AVeit  gebracht. 

ihv  Santa  Kita-Ht-rgp  erln'hen  sich  aus  einer  mit  Caetus,  Yucca 
iiii.i  A'iven  n'ieh  bcwach.^enen  Prärie;  in  etwa  3500'  beginnt  eine 
<ii  -ehaft.   «»rhalten  durch  die  von  grösserer  Höhe  herabrieselnden 

Qu**llbarli«*.  Dort  treten  auch  die  ersten  Bäume,  immergrüne  Eichen 
auf.  di«'  sich  in  den  feut'hten  Thälern  /u  Wäldern  zusammengrupj)iien 
mit  PhitiUH'n  und  E.seheii  au  (hu  Flussrändern.  AVeiter  hinauf  bei 
5000'  fajid  ich  auf  pfadlosen,  sonnigen,  steilen  Berghängen  in  Begleitung 
m«*iner  Fnui  eine  s<*hr  langnadciige,  für  die  vereinigten  Staaten  neue 
Ki«*f«Tnai1,  ausserdem  noch  hdgcnde  Xadelhidzer;  Pinus  Chihuahuana, 
w«*|rli4*  von  M**.\ik«»  hcrül)crrcicht ,  Pinus  Arizouica,  Pinus  edulis.  ciui» 
aufn*<-lit»*  Zwergkiefer,  Pseudotsuga  Douglasii,  die  Douglastaiuie  in  ihrer 
blau\\ei.vM'n,  sclir»n«*n  Varietät,  «len  liell-wcissblau  benadelteu,  Avestlichen 
JuiiipiTUs  und  luidere. 

Aus  diesem  nebel-  und  regenreichen  Nadelholzgebiete  fliessen 
rL*i<-hlielie  (^uelll)äehe,  die  aber  schon  unmittelbar  unter  dei-  (uashügel- 
laiidM-haft  n'u\\  im  Sande  verlieren,  nlmc  dir  Präiic  zu  eii-eichen.  In 
iU'ii  lM*waldeten  Thälern.  an  Beighängen  und  Kupjx'n  weidet  das  Vidi 
■iH'nwei.M';  junge  Pflanzen  sieht  mau  nur  wenige  in  diesem 
•  i  -n     Sehuty.wajdgebir'te.        Im     Nadelwaide,      wohin      das      \  ich 

**•.;..-.  ..oiiiiiit.  kämpft  sich  langsam  wieder  eine  durchl()cherte  Nad«'l- 
wmJdve.M  tafiuii  empor,  nachdem  die  alten  Häume  ohne  Wahl  durch 
•'*••     ^  'den     zum     gnissten    Theil     herausgewii-thschaltet      uuiden. 

I^'ider  zerntiirt  auch  hier  oft  das  Feuer,  wjus  die  Kindei  nicht 
ir<'fuiiden   haben. 

S«-|ion  heute  empfangt  man   d.n  Kindruck,  dass  die  (Haslaiulschaft 
Ulfin   Walde,    die   Prärie    der  (inislandschaft    imm<'i-    mehr  Tmain    enl- 
••im'Ui  Jahre   hat    eine   llnihwassertluth   die   \nm    \  ieh   \er- 
'""""•■  '  ''i«»n  ein<»H  ganzen  Tlndes   mit    «lern    Kultuigejände 

*'"""'    '  i'ii'-n   Farm    hinweggewa.srhen    und     luehieie   Meter 

**'  •••  die  TlialHohle  gerissen. 


-     49     — 

Das  ist  auch  das  Schicksal  vieler  Landstriche  Californiens,  wenn 
der  Staat  mit  selbstmörderischer  Ruhe  noch  länger  zusieht,  wie  die 
Heerden  von  Kühen  und  Schafen  alljährlich  zu  Beginn  der  trockenen 
Zeit  die  Gebirgs Waldungen  anfallen ,  die  künftige  Baumgeneration  im 
Keime  vernichten,  den  Boden  lockern  und  sein  Abschwemmen  ins 
Tiefland  und  ins  Meer  einleiten. 

g)    Zum  Zweck  der  Urbarmachung  oder  Rodung,  der 

Umwandlung  in  Feld 

werden  alljährlich  ganz  beträchtliche  Mengen  von  Waldungen  vom 
Boden  entfernt. 

Mit  grosser  Eitelkeit  haben  die  Pioniere  es  verstanden,  eine  Art 
poetischen  Nimbus  um  sich  zu  verbreiten,  Avie  sie  im  Kampfe  mit  der 
,,wilden  Natur'',  mit  dem  Urwalde  liegen,  dem  sie  ein  Stück  Land 
nach  dem  andern  abringen ;  die  Reisebeschreibungen  sind  voll  von  der- 
gleichen geistreichen  Redensarten,  besonders  natürlich  was  jene  Gegenden 
betrifft,  die  selten  besucht  mid  von  den  meisten  Menschen  daher  unge- 
kannt  sind;  da  blühen  solche  Blumen  am  schönsten.  Die  wilde  Natur 
der  Sierra  Nevada  mit  den  Baumriesen,  der  heissen  Berge  Arizona's, 
im  tiefsten  Walde  am  Yulkan  Tacoma,  in  Wisconsin  und  den  Alleghanny's 
ist  überall  sehr  zahm  und  weicht  vor  den  Waffen  der  Pioniere,  Axt 
und  Feuer,  überall  schleunigst  zurück. 

Wenn  sie  verdorbene,  misshandelte  Böden  später  wieder  mit 
Wald  überkleidet  und  in  nutzbringende  Verfassung  zurückführt,  dann 
ist  man  doch  wieder  recht  fi"oh  um  die  „wilde  Natur.'' 

Wenn  der  Wald  in  der  Ebene  oder  im  schwach  welligen  Hügel- 
lande von  den  Flächen  verschwindet,  die  dauernd  der  landwirthschaft- 
liclien  Benützung  fälüg  sind,  dann  ist  ja  die  Umwandlung  in  der 
Ordnung;  auf  solchen  Geländen  wird  der  Wald  immer  nur  so  lange 
geduldet  sein,  bis  die  Noth  an  landwirthschaftlichem  Boden  ihn  hinAveg 
fegt.  Wer  bei  diesem  allgemeinen  Kampfe  gegen  die  Natur  die  Vorsicht 
hatte,  eine  Partie  des  Waldes  in  geschlossenem  Zustande,  nicht  in  ein- 
zelnen Bäumen  über  die  ganze  Fläche  vertheilt,  sich  zu  seinem  Haus- 
gebrauche zu  reserviren,  wird  den  Werth  recht  bald  zu  schätzen  Avissen. 

Ich  erspare  mir  die  Beschreibung  des  bei  der  Rodung  üblichen 
Verfahrens;  man  kann  sich  leicht  vorstellen,  wie  grundverschieden 
dieses  von  allen  europäischen  Begriffen  sein  muss,  da  das  Holz  gegen- 
wärtig noch  fast  keinen  Werth  hat.  Unwillkürlich  drängt  sich  einem 
der  Gedanke  auf,  dass  es  doch  nicht  absolut  nothwendig  ist,  den  Kampf 

Dr.  Muyr.  * 


—     50     — 

mit  der  njildeii  Natur  so  schonungslos  zu  führen  ;  dass  es  für  die  Urbar- 
machung unlHilingt  nnth\v('ndi«r  ist,  die  präcliti^aMi  Wallnuss-,  llikory-. 
Eichen-,  Ulmen-  und  Km lu-nhlöeher  auf  Ilaufrn  zusaninieii  zu  sciileppen 
und  mittels  Petroleum  in  Hraiid  zu  stecken,  davon  habe  irh  mich  nie 
recht  üb^-rzeupen  kiwmen.  Im  Westen  in  den  Gebirgen,  wo  nicht  eher 
der  Entwaldung  Einludt  gethan  wird.  l)is  die  Natur  wirklich  einmal 
,,wild*'  geworden  ist  und  ein  paar  Dutzend  annseliger  (Jebirgsf armen 
mit  den  Inwohnern  in's  Thal  gewaschen  hat,  da  bohrt  man  in  die 
gefillten  Zuckerkiefern  zum  Heispiel  Löcher,  giesst  Petroleum  hinein 
und  na<-h  8  Tagen  ist  (hr  Kiese  zu  einem  (30  Meter  langen  Aschen- 
hügel nniucirt. 

Ueb^T  die  Entwahlung  der  (Jebirge,  im  (^leilgebiete  der  Flüsse 
habt'  irh  s«-hon  früher  das  NiHhigc  angegeben.  Es  drangt  sich  hier 
die  Frage  auf,  wie  viel  der  Waldtliichc  des  gesammten  Landes  gerodet 
werden  tiarf.  ohne  dass  dius  Klima  des  Landes  t'ine  wesentliche  Ver- 
ioderung  erleidet. 

Dun-h  die  Entwaldung  verändert  sich  das  Klima,  indem  dasselbe 
Kich  d«-m  St»'pp«'nklima  immer  mrhr  nähert.  Ein  scldagcMules  Beispiel 
/;  einer  Temp«Taturveränderung  durch  Waldvernichtung  lernte  ich  auf 
Java  kennen:  dort,  an  den  sanft  geneigten,  vulkanischen  ]^(M-gliängen 
,^  hat  man  ih'U  tropischen  Urwald  in  1500  Meter  Höhe  auf  grossen  Flächen 
kahl  hinwegntsirt,  um  Katlee  oder  Cinchona  zu  pflanzen:  di(;  Plantagen 
dürfen  alMT  eine  gewi.sse  Ausdehnung,  etwa  50  ha,  nicht  überschreiten, 
weil  wmMt  Währemi  der  Troeki-nzeit  Nachtfröste  auftret<Mi,  welche  für 
die  Kultur  obiger  Pthmzen  verhängnissvoll  werden:  so  hat  die  Plantage 
Djinjinian  auf  dem  Vulkan  Malahar  mit  etwa  GO  ha  Ausdehnnng  all- 
jährlich dun*h  Frostb<*K<-hädigungen  zu  leiden.  Klie  die  Waldi-(t(lung 
hc|nuin.  war  in  Jnva  eine  Krosterscheinung  unterhalb  2700  Meter  völlig 
un(H*kannt  und  mn-h  heute  gedeihen,  kaum  20  Sclnitte  von  solchen 
Froütl     '  entfernt,    unter    »lem    Schutze    des    immergrünen    Waldes 

Kiru»«.   i -ii..i.inus.  Miisa,  Onhideen   und    Palmen! 

Für  die  nordlich  gelegenen  Binder  ist  dies»'  Steigerung  der  Tem- 

p«»niiur»xtnni<'  im  Sonnner  lundwirthschaftlich  oft  von  grösserem  Nutzen 

aU    d  ung    der    extremen   Temperatur    im    Winter   Nachtheile 

'«•r  niu'h  SU<len  aber,    eine    um    so  grössere  Waldflächc» 

M  lur  Krhaltuuf?  d<*M  (ileichgi-wjchUw    nothwendig    und   di«-   Länder   im 

'  Minien,  Italien,  Paliixtimu  <iriecherdaiwl  waren  es  au(  li, 

l  die  (ireii/e  überKchritten       Die  südlichen  Staaten   in   den 

•n    Staaten    nind     auf    dem     bi^Kten     Wege,     diesen     Ländern 


—     51     — 

You  den  europäischen  Staaten  gilt  allgemein  Deutschland  und 
von  diesem  wiederum  Bayern  als  am  gleichmässigsten  mit  Wald  bedeckt, 
und  überdiess  mit  einer  für  die  Bedürfnisse  des  Yolkes  und  für  die 
Erhaltung  des  Klima's  des  Landes  nothwendigen  Menge.  Die  Richtig- 
keit angenommen,  so  liat  Bayern  340/o  seiner  Fläche  mit  Wald  bedeckt ; 
Preussen  hat  230/o;  da  die  Ebene  vorwiegt,  hat  es  ebenso  hinreichend 
oder  vielleicht  soviel  Wald  wde  Bayern;  das  bergige  Oesterreich  hat 
210/0,  Frankreich  170/o,  Italien  150/o,  Norwegen,  das  Land  mit  der 
grössten  AYaldbedeckung,  nämlich  60^/^,  hat  an  der  Westküste  viel  zu 
wenig,  da  dort  alles  kahl  heruntergeschlagen  wurde,  im  Innern  des 
Landes  dagegen  noch  zu  viel  Wald;  das  gebirgige  Japan  hat  mit  250/o 
Wald  die  Hälfte  seiner  Berge  entwaldet;  auch  für  Nordamerika  hat 
man  eine  Zalü  gefunden,  nämlich  260/o. 

Ich  halte  es  für  sehr  bedenklich,  aus  diesen  Zalüen  irgend  w^elche 
Schlüsse  zu  ziehen;  zum  mindesten,  was  Amerika  betrifft,  ist  die  Zahl 
ganz  Averthlos,  so  lange  nicht  das  Minimum  an  Wald  bekannt  ist,  das 
das  grosse  Land  in  Folge  seiner  Configuration,  seiner  Bodenverhältnisse 
besitzen  muss. 

Das  Minimum  an  Waldfläche  aber  ergibt  sich  aus  dem  Yerhält- 
nisse  der  Schutzwaldgebiete  zur  gesammten  Fläche  einer  Gegend,  wobei 
nur  Landstriche  von  annähernd  gleichem  Klima  und  gleicher  Yegetation 
als  ein  Ganzes  genommen  und  zur  Schutzwaldfläche  in  Proportion  gesetzt 
w^erden  können. 

Als  Schutzwaldungen  sind  in  erster  Linie  alle  Waldungen  auf 
Berghängen  und  Kuppen,  zur  Erhaltung  und  Regelung  der  Wassermenge 
der  Flüsse,  dann  die  Waldungen  auf  mageren,  einer  landwirthschaft- 
lichen  Benützung  nicht  oder  nur  vorübergehend  fähigen  Böden  zu 
verstehen.  Die  Fläche  dieser  Waldungen  drückt  die  wahre  Menge, 
das  Minimum  aus,  w^elches  als  Wald  bestehen  bleiben  muss.  Auf  allen 
andern  Flächen  kann  der  Wald  zu  Gunsten  der  landwirthschaftlichen 
Zwecke  weichen  und  hat  sogar  auf  diese  Flächen  so  w^enig  ein  Recht, 
wie  die  Landwirthschaft  ein  solches  auf  den  absoluten  Boden  der  Schutz- 
waldungen besitzt. 

Der  Staat  sollte  aus  national-ökonomischen  Gesichtspunkten  seinen 
Bürgern  die  Berghänge  und  Bergkuppen,  die  mageren  Böden  abnehmen, 
um  sie  vor  den  unaufhörlichen  landwirthschaftlichen  Misserfolgen  und 
ihrer  endlichen  Yerödung  zu  bew^ahren,  könnte  ihnen  aber  dafür  das 
landwirthschaftlich  brauchbare  Terrain  überlassen,  das  er  gegenwärtig 
noch  vielfach  mit  Wald  bedeckt  in  Besitz  hat. 


—     52     — 

1  •   man  nach  oh'ii^inx  Gesichti^punktun  das   l'rofCiitvurhaltniss 

zwi..h.n  V,  aid-  und  Un.ltläc-he,  das  nöüiige  Minimum  aii  Waldtläclie, 
...  .  .  il.t  sich  für  eiue  (iebii-p^^a'gend  ein  selir  hoher,  für  eine  flache 
Li:  t  ein  sehr  nieilri^er  Procentsatz;  für  Nordamerika  muss  man 

d.LH  Waldverhälüüss  nach  den  di-ei  ^.-rossen  Gebieten,  die  atlantische 
Rt-pon,  die  Prärie  und  die  pacifisclie  Keo^ion  betrachten;  das  erste 
Wald^'biet  dürfte  ungefiihr  60  o/o,  die  Prärie  OO/o  und  die  Westküste 
etwa  30^Vo  Waki  aufweisen;  im  Osten  stockt  noch  entschieden  viel  zu 
viel  Wald  in  der  Ebene  auf  huidwirthschaftlich  benutzbarem  Boden; 
in  den  höheren  Gebirp?n  aber,  auf  <ien  mageren  Bodeniaten  ist  schon 
länpit  zu  viel  entwaldet  wt»rden.  Die  Prärie  leidet  selbstvei-ständlich 
dun-h  «ien  Mangel  an  Wald  an  grausamen  Extremen  ihres  KJima's; 
an  tler  paritisi-hen  Küste  ist  im  Norden  entschieden  mn-h  zu  viel  Wald; 
im  Süden,  in  Californien,  in  Nevada,  in  Arizona,  New  Mexico,  Colorado 
haben  st-hon  die  ersten  Pioniere  diu<  Minimum  an  Wald,  das  zur  nai'h- 
haltigen  und  regelmässigen  Bewässerung  der  Staaten  nothwendig  ist, 
vorgefun<len.  Dort  ist  aller  Wald  Scluitzwald  im  eminenten  Sinne  und 
war  es  von  Anfang  an  ein  grosser  Fehler,  den  Wald  theils  rücksichtslos 
zu  misshandeln.  tiieils  zu  landwii-thschaftlichen  Experimenten  zu  roden; 
durt-h  die  Anpflanzungen  in  der  Ebeiu'  kann  man  nicht  ei*setzen,  was 
man  in  den  Bergen  bereits  vt-rdorben  hat  oder  eben  jetzt  im  gross- 
artighten  Stile  zu  verderben  im  Begritt'e  ist. 

lünder  mit  insularem  Klima  ohne  (Jebirge  brauchen  z  u  i- 
Erhaltung  des  Klima's  und  des  iiddeus  keinen  Wald.  England 
liat  keinen  Wald,  bU»s  Parke,  Baumgruppen,  Strassenallecii,  die  k<Mnen 
UiMinderen  met4*orülogisehen   Einfluss  ausüben   können. 

InM'ln  mit  (Jebirgen  dagegen,  insbesondei-s  je  grösser  die  Wasser- 
menge JHt,  weh'he  auf  di<*selben  heruntei-stürzt,  braucluMi  den  Wald  nur 
zur  Aufhaltung  der  Wassermenge,  zur  langsamen  seliadlosen 
AbgaU*  depM'lbf'n  an  dius  TieflamI  und  (hus  Mc*!-.  wo  jdx'i*  eine  möglichst 
ncbnelle  und  n-iehlielie  Abgabe  von  Wasser  an  das  Tiefland  zum  Zwecke 
d«T  Kultur  deHM'llMMJ  erwünscht  ist,  wie  in  (Jegenden,  in  denen  Reisbau, 
z.  B.  in  Ja^HUi,  lK»trieb<*n  wini,  kann  die  Bedeckung  der  Berge  ndt 
Wald  Miinir  mu-htlieilig  nein,  indem  in  .laliirn  mit  g<'ringer  Ilegcnnicnge 
«n  "       .«r    biH    zu    den  Beisfiddern    heiabgelangt;    die  wassei- 

■  iid«-  EigeiiM-haft    des  Wahhnt    ist    in  .lajian    und   anderen   ähnlich 

für  die  liundwirthsehaft  des  Tieflandes  ziendich  gleich- 

n  Mi.    TriM'kenzeit,  in  der  die  Wirkung  des  Waddes  zur  (ielt- 

" '•'«    Hojlte.    fällt    in    <len   Herbst    und   Winter.      Ein    anderer 

^»'  ,       ^   '>»<  iiiitiiiihli  dir  Erhaltung  des  Bodens  an  steilen  Hängen. 


—     53     — 

sowie  einer  möglichst  reichlichen  und  gleichmässigen  Wassermenge  in 
schiffbaren  Flüssen  u.  dgi. ;  für  solche  Gregenden  und  Zwecke  ist  Wald 
auch  hier  unentbehrlich. 

Länder  mit  continentalem  Klima  bedürfen  des  Waldes  vor- 
zugsweise zur  Zurückhaltung  der  Wassermenge  während  der  Regen- 
zeit und  zur  langsamen,  fruchtbringenden  Abgabe  derselben  an 
das  Tiefland  während  der  trockenen  Zeit.  Die  Waldungen  der  Küsten- 
gebirge nähern  sich  in  ihrer  Rolle  denen  der  gebirgigen  Inseln,  während 
den  GebirgsAval düngen  im  Innern  der  Continente,  avo  die  Regenmenge 
und  Abschwemmungsgefahr  bedeutend  geringer  sind,  vorzugsweise  die 
Aufgabe  der  Conservirung  der  Feuchtigkeit  obliegt. 

Nach  diesen  Gesichtspunkten  Avird  in  einem  so  grossen,  klima- 
tisch so  verschiedenen  Lande  wie  die  Yereinigten  Staaten  reprasentiren, 
die  aiich  dort  über  kurz  oder  lang  sich  aufzwingende,  regelrechte  Forst- 
wirthschaft  die  überlassenen  Waldungen  in  Pflege  nehmen  müssen ;  die 
dabei  zu  wählenden  Systeme  werden  nach  dem  Werthe  der  Waldungen 
für  Klima,  Boden,  Bevölkerung  und  den  Besitzer  selbst  unter  sich  und 
wohl  auch  von  den  bestehenden  europäischen  Systemen  versclüeden 
sein  müssen. 

h)  Nebenprodukte. 

c(.  Die  Harz-  und  Terpentingew  Innung  (naval  stores)  in 
den  Yereinigten  Staaten  ist  schon  sehr  alt  und  beschränkt  sich  auf 
die  Region  der  Pinus  australis,  der  südlichen  IQefer,  welche  fast  aus- 
schliesslich die  Union  mit  Harz  und  seinen  Produkten,  Terpentinöl  und 
Holztheer  versieht;  untergeordnet  kommen  gegenwärtig  Pinus  cubensis 
und  Pinus  Taeda  in  Betracht.  Für  die  Zukunft  werden  sie,  wie  Karl 
Mohr  bemerkt,  eine  Rolle  spielen,  da  bei  den  Raubsystemen,  mit  denen 
alle  Urproduktionen  in  Nordamerika  betrieben  werden,  die  südliche  Kiefer 
dem  Untergange  geweiht  ist.  Schon  zur  Zeit  der  Kolonialregierung  betrug 
die  Harzmenge  jährlich  88  000  Fass;  insbesonders  als  während  der  vier- 
ziger Jahre  in  den  Hafenstädten  das  destillirte  Terpentinöl  beliebt  wurde, 
schwangen  sich  die  Industrien  bedeutend  auf;  gegenwärtig  sind  vielfach 
etwas  schonendere  Gewinnungsmethoden ,  ähnlich  den  bei  der  öster- 
reichischen Kiefer  in  Gebrauch  behndlichen,  empfohlen.  Die  herrschende 
Methode  beschreibt  Mohr,  der  mitten  in  dem  Harznutzungsgebiete 
seine  Studien  gemacht  hat,  folgendermassen :  „Während  des  Winters 
werden  an  dem  Stamme  etwa  1  Fuss  über  dem  Boden  wagrecht  quer 
über  den  Stamm  verlaufend  und  schief  nach  dem  Innern  desselben 
gerichtet,  Behälter  (boxes)  eingehauen;    die  Länge  des  Einbaues  beträgt 


—     54     — 

14  7aA\  und  die  fm'isste  Tiefe  desselben  7  Zoll  und  hat  jeder  solcher 
Einsc-hnitte  etwa  J/4  <^»allone  (iehalt.  Inzwisehen  wird  der  (Jrund  im 
UmknMSf  von  2V2  F»^-^  »'»  «i»*^'  an«resehla -reuen   Bäume    blos^a'le-:t   uiul 

»!ich«»s    auf   dem  Hoden    zerstreute    brennbare  Material   in  reihen- 

.  .....>     I!.nif.»n    geschichtet,    welclie    mit    den    ei*sten    trockenen  Tagen 

div    b"  -den  Frühlin«,^    in  Hrand  gesteckt  werden,    um    auf  diese 

Weise*  densidben  vullkoninien  von  allen  entzündlichen  Stoffen  zu  säubern 
und  dem  Ausbruch  von  Feuer  während  der  trockenen  Jahreszeit  im 
Revier  vorauUnigen :  denn  duivh  soK-hes  würde  die  Anlage  für  immer 
niinirt  wenien.  Es  liegt  jedoch  in  dieser  Vorsichtsmassregel  die  Ui-sache 
di*H  unerm«*sslich  grossen  Schadens,  welcher  durch  den  Betrieb  dieser 
Industrie  dem  Wähle  zugefügt  wird;  die  dadurch  veranlassten  Wald- 
brande erstriH'ken  sich  oftmals  auf  hunderte  von  3leilen  und  weit  über 
die  (»HMizen  dieser  Areide  hinaus,  eine  gänzliche  Zerstörung  des  jungen 
Nachwuchses  und  ein  Sto<*ken  im  Wachsthum  der  Bäume  in  der  besten 
Periode  ihnT  Entwicklung  herbeiführend.  Nach  wenigen  Jahren  bieten 
diese  ausgebrannten  Waldungen,  welche  diesem  Krwerbszweige  zum  Opfer 
fielen,  den  H«K]en  bedeckend  mit  den  durch  die  Stürme  niedergestreckton 
verkohlten  Stummen,  ein  Bild  gräulicher  Zei-störung  und  abschreckender 
Venklung  dar. 

Mit  den  ersten  Tagen  des   Frühlings,    in  denen    der  Saft    in   den 

Bäumen    zu    stn»men  begiiuit ,    wiid    mit    dem  Anritzen    derselben   der 

Anfang;  gemacht.     Zu    dem   Ende    wird    die   Kinde   auf   jeder  Seite  iles 

Hficben    beschriebenen   Harzbehälters    in    einem    nahezu    2  Zoll    breiten 

Streifen    bis    zur  Höhe    von  8  Zoll    über   dem  Einschnitt   mittelst    (I(M- 

Axt  entfernt,  so  dass  diese  mit  dem  äusseren  Kande  senkrecht  auf  die 

Ecken  de»is<'lben  zu  stehen  kommen  (Cornering),    hierauf    wird    die  da- 

zwiM'lien  liegi'nde  Fläche  bis  zum  Splinte  biosgelegt  (llaeking,  chi|)piiig). 

Die»*    gi->uhieht    mittelst   eines    eigenthündichen  Instrumentes,    der    so- 

^enannti-n  Hacke,    ein   starkes  Imriznutal    an  der  Handhabe  befestigtes 

McMMT    mit  nach  «ler  Art  eines  Ibthlmeissels    gebogenei-    SchiUMde;    an 

dem    untenan  Ende    der  Handhabe    ist    eine   5  l'fund    schwere   eiserne 

Kur»*'  ♦H'f<*ti>^'t,    wjMlundi   die  Kraft    des  Schwunges  vermehrt   uiul  das 

A»  1  der  Kinde  und  zunächst  liegemlen  S|)lintsehi<*hten  erleichtert 

winl.     Die  Kntfeniung   derselben   geschieht  in   übereiiiinidei-  tnlgendcn, 

sni  lUnde  miteinan<ler  vernehmelzenden,  von  beiden  Seiten  des  Stammes 

fofl   tihtm   nmU    unten    unter   einem  Winkrl    \(»n    etwa    45  (ira<l   ver- 

I»''         "   und  tlwh  eoncaven   Einschnitten,   so  da,ss  dieselben   in   einer 

t  -     geniil«'  über  der  Mitte  des   Behält(»rs   .stehenden    Linie  /ii- 

•*^ ■....-M«n.     Eh    werdr-n    jede  W«Mhe    eiiunal    aufs    Neue    mchrer«' 


—     55     — 

solcher  Einschnitte  gemacht ,  so  class  die  biosgelegte  Oberfläche  über 
dem  Behälter  im  Laufe  des  Monats  um  II/2 — 2  Zoll  erhöht  wird.  Diese 
Operation  (chipping)  beginnt  in  der  Mitte  des  April  und  wird  bis  Mitte 
Oktober,  und  bei  ausnahmsweise  günstigem,  anhaltend  warmem  Wetter 
bis  zum  November  fortgesetzt;  die  Besorgung  derselben  während  dieser 
Zeit  ist  die  Aufgabe  eines  Arbeiters.  Die  Behälter  füllen  sich  während 
des  ersten  und  zweiten  Jahres  durchschnittlich  alle  vier  Wochen  und 
Averden  mittelst  einer  flachen  Kelle  entleert  (dipping).  Die  Ausbeute 
von  10  000  Behältern  beträgt  bei  aufmerksamer  Besorgung  bei  jedes- 
maligem Ausschöpfen  40 — 50  Fässer  von  je  280  Pfund  Eohharz  (Ter- 
pentine).  Die  Behälter  werden  dalier  während  der  Betriebssaison  sechs- 
mal ausgeschöpft.  Kommt  mit  dem  Anbruche  der  kühleren  Jahreszeit 
die  Harzabsonderung  zum  Stillstande,  so  wird  die  harzabsondernde 
Fläche,  sowie  der  Behälter  sorgfältig  von  dem  anhängendem  Harze 
(Scrape)  befreit ;  dieses  durch  Abscharren  erhaltene  Harz  ist  von  geringer 
Qualität,  missfarbig,  durch  Holztheile  verunreinigt  und  von  einem  um 
die  Hälfte  geringeren  Gehalt  an  flüclitigen  Bestandtheilen.'' 

Die  gegenwärtig  gewonnene  Masse  Avird  verschieden  hoch,  im 
Jahre  1879/80  zu  171/2  Millionen  GaUons  (794500  hl)  Terpentin  und 
172  ^iillion  Fässer  Hartharz  geschätzt,  welche  am  Orte  des  Yerbrauches 
rund  die  Summe  von  3372  Mllionen  Mark  Werth  hatten. 

Der  Profit,  den  diese  Nutzung  abwirft,  ist  trotz  der  ausserordent- 
lichen Billigkeit  der  Kiefernwaldungen  doch  ein  sehr  kleiner  und  nur 
bei  ganz  geschickten  Arbeitern  erreichbar ;  ausserdem  lohnt  der  Betrieb 
in  der  Kegel  nur  in  den  ersten  Jahren,  Avenn  jungfräuliche  Bestände 
zur  Nutzung  herangezogen  Averden;  die  Folge  ist,  dass  schon  nach  ein 
paar  Jahren  das  Feld  der  Thätigkeit  AA-ieder  in  eine  neue  Waldpartie 
verlegt  Avird,  zurück  bleibt  —  le  deluge. 

Der  Schaden  durch  die  Harznutzung  im  Holze  selbst  ist  Aveniger 
durch  den  Entzug  des  Harzes  als  dadurch  bedingt,  dass  einmal  von 
dem  Averthvollsten  Stücke  ein  Theil  unbrauchbar  gemacht  ist,  dass 
ferner  Pilze  und  Fäulnissprocesse  aller  Art  in  der  Wunde  zum  Aus- 
bruche kommen,  die  rasch  im  Baume  sich  verbreiten  und  diese  Averth- 
vollsten Kiefern  zerstören  oder  besser  zerstören  Avürden,  Avenn  nicht 
das  Feuer,  die  Geissei  der  nordamerikanischen  Kultur,  zuvorkommen 
und  alle  Yorsichtsmassregeln ,  mit  Avelchen  man  zuAveilen  solche  Pine 
orchards  schützt,  zu  Schanden  machen  Avürde. 

ß.  Gerbstoff.  Die  Yereinigten  Staaten  haben  einen  stattlichen 
Reichthum  von  Bäumen,  Avelche  in  ihrer  Rinde  so  viel  Tannin  enthalten, 
dass  die  Nutzung  sich  lohnt.     Ordnet  man    die  Holzarten  nach   ihrem 


—     56     — 

Gfr»>stoffi:f»haItc,  der  für  den  Consu>  -  lupnrt  1879/80  von  Sharples 
ii.K  h  .Irr  I>»wcntliar<»h('n  ^Irtliode  untiTsudit  wunlu,  so  ergibt  sich 
•  ,_-,. ml«'  S<*ala : 


ITuccnt    ' 

untren 


•3. 


•1.   »  f'.T-;:,f.> 

!■: ^l:.     :  >      iL'    lIIü 

A  tisch wellun^'n  der  Blätter 
und  Blattstiele  von  Rlius  se- 
niialata    '  wärmeren  Ja- 

pmn     h-  n      \j>liis    clii- 

nensw)  75*) 

le  iiulbpfvl  vQuei^*"« 

rd) 57 

. ,  an»   «leni  Kernholze 

von  Acacia  C'ateohu  .  -45 

•4.  Vulonea,     Fnu-htbeeiier     von 
•  '    •         •    'lien     und    griecli 

ii'U 4^ 

•6.  Knoppom  (von  Quercus  jKjdun- 

ailat«) 38 

•6.  I>ivi  Divi  (Schoten    von    Cue«- 

al|»inia  coriaria) 35 

7.  Khirxiphora  Mangle       .        .    .  30 

•H.   -  RhuM  eoriariai   .    .  18 

•y.   .  1  i'li'-n-^pie^'elrinde     .    .  18 

10.  t^,.  t.  i.    1.  i.~.il..ra 10,5 

11.  Ticcm  Kn^'linanni 1G,4 

12.  Tiiti«B   !  na 15,7 

13.  ,         y. .ana 15,1 

li.  I*M'udotaUKa  Donu^lasii      .    .    .     13,4 


rroccnt 

15.  Tsii^a  caniidensis 13,1 

1<).  Qnercii.s  virens 10,5 

17.                   jtrinoides 10 

*18.  Alnus  jrlutinosa 10 

♦19.  .Iiinjie  Weidenrinde    ....  10 

20.  Qiiercus  Enioryi ii,8 

*21.  Alte  Kiehenrinde  (treputzt)   .  9 

*22.  Junjre  Fichtenrinde     ....  D 

23.  Ciuereiis  falcata 8,6 

*24.  (ieringe  Kiclienyi>iegelriiide  .  8 

25.  Picea  nigra 7,2 

♦2J;.   Alte  Fichtenrinde 7 

*27.  Lärchenrinde 7 

*28.  Alte  Kiehenrinde  (unge])U,tzt)  7 

29.  (^iicrcus  Kelloggii 0,8 

30.  .,          l'rinos (^,2 

31.  Castanea  aniericana    ....  (>,2 
*32.  Kuro]».  Tannenrinde   ....  G 

33.  liuercuH  alha G 

34.  „          tinctoria     ....  ;'),*.» 

35.  .,         macrocarpa   ....  1,<') 

36.  „          rubra 1,6 

37.  „         nigra 1,4 

38.  l'roKopis  julillora  1 

*39.   IJirken rinde 4 

♦40.  Kosskastanie .  3 


Mit  StcmclK'n  Kind  die  nicht  aincrikaiiisclicii,  ( JrihstntV  lieiriiidcn 

l*niinx«*fi  «'in^eiirdni't;    ob  cr/^nbt    sich  (hiraiis  ciinnal  der  fresst»  (Jehalt 

dff  TMipi- Arten  un   (ierbstofl',    ebenso   jcihi-    tli'v    I)(>ii«,Hasia,    was  den 

Wrrth    dii-jMT    Ilol/urt    vom    Staiidjniiiktc     ihivi-    .\nbaiitaliiirkcit     noch 

<ffH»ht;  die  Kichen  zeip«ii  einen   vcrhältnissinässi^^  niedripn  ri.Mrntsatz 

in  Folgt»  der  bin   jetzt   pmz    rep'||(»s    l)etri"l)cnen   (jeuinniin-   des   Ixoli- 

«»»^  'H   Huum  steht,    dor   tau^dieh    scheint,    wird   er   nicdri-- 

.    ^^"  'in  piiar  Tsnpi    zusammen  sich   linden   —   die   jl«  inli»eks- 

int    der  wichtipite  (ierbstoiriieferant    im   Osten   —   hant    man   die 

iinti-n    ab    und    reinnt    hie    den    puizen   Stamm    hinan!   Iimiiitcr. 

Umtto  man  nidi    frtdier    die  Mühe    L'-ennfiuncn .    d.  n     nanm    /n    diesem 


•n   «lor   nichtaincrikaniHclion   (ierhHtoniirfiranten   Hind 
■    Chende  rier  IMIjin/.ni   v«»n   I)r.   K.  KImt 


—     57     — 

Zwecke  zu  fällen,  so  blieb  er,  so  lange  man  "White  Pine  (Pinns  Strobus) 
hatte,  als  werthlos  liegen,  verfaulte  oder  verbrannte  mit  allem  dem, 
was  in  seiner  Nähe  lag.  Jetzt  ist  in  vielen  Staaten  die  White  Pine 
bereits  ausgenutzt  und  die  Sägemühlen  fangen  an,  die  verschmähte 
Tsuga  zu  verarbeiten,  deren  Holz  stetig  im  Preise  steigt. 

Zweifellos  wird  der  Gehalt  an  Gerbstoff  bei  den  Eichen  durch 
eine  regelrechte  Niederw^aldkultur,  die  in  den  Vereinigten  Staaten  hoch 
lohnend  sein  muss  und  welche  auch  bald  kommen  wird,  sich  bedeutend 
steigern  lassen;  da  eine  Niederw^aldkultur  der  Tsuga  nicht  möglich  ist, 
wegen  ungenügender  Fähigkeit  aus  dem  Stocke  auszuschlagen,  so  dürfte 
sich  bei  dieser  Holzart  die  Gerbstoff'nutzung  mit  der  Zeit  auf  die  alten 
technisch  verwendbaren  Exemplare  erstrecken  —  eine  magere  Ernte 
in  der  Zukunft,  denn  wo  Feuer  in  die  Hemlocks- Waldungen  einfällt, 
vernichtet  es  junge  und  alte  Bäume  gleich  gründlich. 

In  der  Zahlenreihe  liegt  ein  deutlicher  Fingerzeig,  welche  Holz- 
arten und  welche  Oertlichkeiten  für  die  Niederwaldkultur  am  lohnendsten 
sein  werden;  man  kann  im  Allgemeinen  (bei  dem  unvollkommenen 
Untersuchungsmaterial  nach  dieser  Kichtung  hin)  eine  Zunahme  des 
Gerbstoö'gehaltes  in  den  Eichenarten  nach  Süden  hin  wahrnehmen;  im 
Osten  steht  Querus  virens,  die  Eiche,  welche  im  wärmsten  Gebiet 
wächst,  oben  an,  im  Süden  verspricht  ihre  Kultur  und  jene  der  Quercus 
Prinos,  in  den  wärmeren  Orten  die  besten  Erträge;  im  Norden  wird 
Quercus  prinoides  in  den  Avärmeren  Lagen  mit  Yortheil  auf  Gerbstoff 
im  Niederwalde  benützt  werden  können ;  der  werthvollste  Gerbstoff  bäum 
des  Westens  ist  Quercus  densiflora,  aus  welchen  die  Kultur  einen 
Nutzbaum  ersten  Ranges  schaffen  könnte. 

y.  Syrup  und  Zucker  werden  aus  dem  Zuckerahorn  gewonnen; 
der  sehr  wohlschmeckende  Syrup  ist  ein  vortreffliches  Surrogat  für 
Honig  und  wird  in  Amerika  in  sehr  grosser  Menge  konsumirt.  Nach 
dem  Census-Berichte  pro  1879/80  wurden  in  den  Yereinigten  Staaten 
361/2  Millionen  Pfund  Zucker  und  81500  hl  Syrup  aus  dem  Zucker- 
ahorne  gewonnen;  in  Folge  der  nördlichen  Yerbreitung  des  Baumes 
steht  oben  an  Yermont;  das  kleine  New  -  Hampshire  liefert  allein 
732  000  Pfund,  wobei  die  Bäume  der  BergAvaldungen  wegen  ihrer  Ab- 
gelegenheit  von  den  bewohnten  Orten  meist  noch  gar  nicht  genützt 
sind.  Bezüglich  der  Gewinnungsmethode  besteht  im  Allgemeinen  folgendes 
Verfahren :  in  den  Bergen  auf  trockenem  Boden  im  Spätwinter,  wenn 
der  Boden  noch  mit  Schnee  bedeckt,  aber  Luft  und  Sonnenschein  bereits 
warm  geworden  sind,  werden  die  Bäume  etwa  2 — 3'  über  dem  Boden 
angebohrt  bis  auf  eine  Tiefe  von  5 — 15  ctm   je   nach  der  Baumstärke. 


—     58     — 

Eü  iH-'itmi  MNlann.  auf  diT  siullirlion  Seite  früher  als  auf  (hr  Nord- 
st'ite.  der  Saft  diirfh  ein  Stüek  ein^efü^^tes  llolluudniiulz  mit  duivh- 
stiK'liener  Markn»hR'  n'ichlich  in  einen  tr«>^^arti^^en  Beliälter  zu  tliessen. 
174  IJter  Saft  sinci  dius  btste  Jalireser'rebniss  aus  einem  Baume:  aus 
diesem  Quantum  können  l'i  IMund  Zucker  <^ew(>nnen  werden.  Im 
I)un*lis4-Iiiiitte  nrhnet  man,  (huss  100  Bäume  400  l^fund  Zucker  pro 
JaJir  liefern.  Der  Saft  wird  jeden  Mnr^^en  gesammelt,  in  grossen,  flachen 
eiM.Tnen  Pfannen  eingekocht  zu  Syrup  oder  zu  graiiulirtem  Zucker. 
Vor  dem  30.  Jahre  soll  kein  Baum  angebidirt  werden,  kann  aber  dann 
bin  zum  höchsten  Alter  alljährlich  genützt  werden  ;   von  der  Verwundung 

•' -'Iifn  ist  keine  Beschädigung  des  Baumes  durch  das  Abzapfen  des 

erkennbar  gewinilcn. 

d.  Holzstoff  zur  Papier-  un<l  rellulose-Fabrikation.  Wie  bei 
um  Kind  auch  die  weichen  Holzarten  die  besten:  vorzugsweise  dient 
liiezu  die  Si'hwarztichte,  Picea  nigra,  s(»\vie  die  Pa|)|)eln:  eistere  Holzart 
wirf!  kontruktmii.ssig  von  den  l^uideigenthiimiMii  an  Papierindustrielle 
iib4*rias.M>n.  die  die  Fichte  auf  ihrem  isolirten  St^mdorte  im  Laubwaide, 
wie  in  Michipui,  WiscHUisin ,  sorgfältig  zusammensuchen.  Dass  ihrer 
AH  *  '  ufalls  eine  versengende  Feuei*säule  nachfolgt,  ist  bereits  selbst- 
%er^i.i.i.iM.  h:  über  die  Hnlzmenge,  welche  zu  Paj)iei*stofV  verarbeitet 
uini.  konnte  ich  kein«*n  statistischen   Nachweis  erlangen. 

e.  Früchte  und  Beeren.  Der  Ertrag  im  Osten  der  Uninn  an 
nuUban-n  Frücht<'n  und  Beeren  ist  in  Folge  des  beträchtlichen  Ueber- 
wiep^nM  der  I-aubh«dzer  ein  sehr  bedeutender:  von  einer  Reihe  von 
lUumen,  Striiucheni  und  krautartigen  Ptlanzen  werden  sehr  schmack- 
hmftf  Früchte  gesammelt:  unter  den  wichtigsten  steht  oben  an  die 
l'oean-NusK,  dii-  Frucht  der  (arya  olivaeformis,  welche  in  den  \'er- 
c*inigti>n  Stjuiten  unsere  Wallnuss  vertiitt,  (tbw(»hl  auch  die  letztere 
^"Mhaft  aus  Kuropa  nach   Amerika  eing<'führt   wird:    die   letztere  hat 

r  ■  an  b.Teits  von  der  Tafel  der  Keicheren  veitrieben,  weniger  ihres 
•  n  ,,.  r,  I,  (ir^.hmai-kes  wegen  als  wegen  der  Ausgiebigkeit  und  Seltenheit. 
.AnirnMi  üb<T  die  Mengi«  der  consumirten  Pecan  knnnte  ich  nicht 
n.  V^  p*nügt  hier  zu  bemerken,  da.ss  der  Baum  nur  in  dei 
-••n  Hälfte  der  atlantiHchen  Waldregion  g(M|eilit.  Audi  «lie  l'Vüchte 
der  Cmn'm  alba  und  suhata  werden  gegessen,  sind  aber  wegen  ihrer 
«jbr  fliekon  .ShaJeii  nicht  «ehr  beliebt. 

Die  Früehto  der  amerikaniwhen  Kd«'lkastJinie  (C'astaiUMi  americana) 

'»    der  I  nion      '  beliebt    und    wenh-n    vnn    Italienern    ebenso 

,...''..  itH    und    verk.iuii    uie    dii^ss    in   Kumpa  geschieht.      l)ie   Frü<*hte 

der  anii  fiLaiii^i  hi^i  Art  Hind  viel   kh'iiwr  und   in   eine  lange  Spitze  aus- 


—     59     — 

gezogen;  wegen  ihrer  Grösse  kommt  auch  die  europäische  Edelkastanie 
nach  Amerika.  Der  Baum  trägt  in  Amerika  die  Früchte  zu  seinem 
Unglücke.  Steht  er  in  der  Nähe  von  menschlichen  Wohnungen ,  so 
ist  er  zerfetzt  von  der  lieben  Jugend,  natürlich  lange,  bevor  die 
Früchte  reif  sind;  steht  er  im  Walde,  so  entgeht  er  seinem  Schicksale 
doch  nicht,  mit  Aexten  und  Säcken  ziehen  die  Männer  hinaus  und 
hauen  die  mit  Früchten  beladenen  Aeste  herunter. 

Die  Persimon,  die  Frucht  von  Diospyros  virginiana  wird  in  grosser 
Menge  verspeist,  so  bald  der  erste  Frost  den  Bitterstoft'  in  den  Früchten 
in  einen  süssen,  angenehm  herben  umgewandelt  hat;  im  Westen  sind 
eine  Keihe  von  Pinus- Arten  als  Nusslieferanten  bekannt,  die  insbesonders 
flu*  die  Indianer  ein  wichtiger  Nahrungstheil  sind  ;  auch  von  den  Weissen 
Averden  viele  der  schmackhaften  Samen  verzehrt  und  in  den  Städten 
im  Westen  überall  zum  Verkaufe  ausgeboten;  besonders  bemerkens- 
werth  sind  hier  Pinus  Parryana  im  südlichen  Californien,  Pinus  osteo- 
sperraa  edulis,  monophylla  und  Sabiniana. 

Zahlenmässig  lässt  sich  ferner  kaum  ermitteln  die  grosse  Menge 
von  Früchten,  die  alljährlich  vom  Rindvieh,  insbesonders  von  den  Schweinen, 
aufgelesen  wird.  Die  grosse  Zalil  von  Eichen  östlich  und  westlich 
von  der  Prärie,  die  Buchen,  die  Kastanien,  Hikory-Arten,  die  Umbelhüaria 
und  andere  liefern  in  ihren  grossen  stärkmehlreichen  Früchten  eine 
ausserordentlich  werthvolle  Mast. 

Unter  den  zahlreichen  Beeren  erwähne  ich  hier  vor  allem  die 
amerikanische  Preisseibeere,  Yaccinium  macrocarpum,  die  im  kalten 
Sumpf  lande  der  nördlichen  Staaten  gedeiht.  In  Wisconsin  wurden  1884 
2  Millionen  Liter  Beeren  gesammelt,  welche  einen  Werth  von  1  Million 
Mark  auf  dem  Markte  in  Chicago  repräsentirten.  Ich  werde  später  auf 
diese  auch  für  Deutscliland ,  wie  ich  glaube,  wichtige  Kulturpflanze 
zurückkommen. 

^.  Sonstige  Nebenprodukte.  Dass  der  AVald  Streu,  Steine, 
Humus,  Erde  und  dergleichen  abgeben  muss,  so  viel  man  eben  nöthig 
hat,  ist  klar;  ich  übergehe  ferner  Alles,  was  von  Blättern,  ZAveigen, 
Rinden  etc.  Verwendung  findet.  Eine  eigenartige  Nutzung  gewährt 
der  Wald  im  Südosten  der  Union,  insbesonders  in  Florida  und  an  der 
Küste  der  Südstaaten;  in  Folge  des  luftfeuchten  Klima's  entwickelt 
sich  an  den  Baimiästen  eine  mehrere  Meter  lang  herabhängende,  einer 
Bartflechte  ähnelnde  Pflanze,  die  Tillandsia  usneoides.  Das  sogenannte 
„Moos^'  wird  in  den  tiefen  Lagen  und  Sumpfpartien,  insbesonders  zu 
Hoch  Wasserzeiten,  in  Kähnen  gesammelt,  auf  Haufen  geworfen  und  etwa 
10  — 12  Monate  lang  dem  natüi'üchen  Fäulnissprocesse,  der  Maceration, 


—     60     — 

VT  In  New-Orit'ans.  deni  liauptsrai)olj)latzo  für  „Moos",  wird 
i^>    ^  m-t    und  die  Hnizstniiijre.    <lii'  Fasern   der   Pflanzr.    von    den 

diinn  •II«*  Maroration  zerstörton  Kindonpartion  «roroini^n  (^nnnin^).  Das 
s«»  pniparirti*  M^mjs  wini  theils  allein,  tlioils  mit  Haaren  vermiselit  zu 
Matn»y.en.  Polstern  und  der^leiehen  verwendet.  Während  des  Consus- 
jalin's  IS79/80  kamen  3500  Hallen  Kohmoos  mit  dorn  (Gewichte  von 
10  Miliinnen  Pfund  und  dem  AVerthe  von  1.2  Millionen  ^laik  auf  den 
Markt  von  New-Orleans:  eine  pri-nsse  Men^e  wird  auch  durch  die  Ilaus- 
indiLstrio  zulMTvitet,  so  da.^^s  im  Staate  Louisiana  allein  über  2  Millionen 
Mark  aus  dem  in  den  Waldungen  frosanuuelten  „Moose"  p:el(>st  wurden. 

Die  Jajrd  ist  in  Amerika  völli«:  frei:  der  Amerikaner  sa^t  diess 
nnt  in  Stolze:    wir  werden  dabei  an  eine  Zeit   erinnert,    die  den 

Wil. .-;....'.  drr  Waldunp'U  in  der  kür/.oston  Zeit  auszurotten  drohte. 
\Vm  die  Ja^d  freip'p'ben  ist.  ist  (h-in  ächten  Jä^T  w(Miiüstens  in  der 
Nahe  von  Stä«lten  die  Freude  verd«»rben:  es  «^ehen  ihimi  nur  solche 
.3uf  die  Ja^il",  <lie  k<'ine  Jä^er  >iiid:  der  zerfetzte»  An/Ui;-  und  die 
Flinte  marlien  eiiuMi  soweni/r  zum  .iä^^er,  als  ein  j)aar  HasscMimerkmalo 
einen  Hund  zum  .lapllunub'  machen  :  nii-^n'iids  sieht  man  erbärmlichere 
Köter  (natiirlicli  inniuT  frnjsse.  um  ein  znfäliii;-  an^-eschossenes  Stück 
_'»»n  zu  können!)  den  sof^enamiten  .Jä«rer  begleiten,  als  da.  wo  die 
I  fn'i  ist. 

l'ntiT    dem    Ka|)itel    „Feuer"    habe    ich    schon    einii:-e    Auswüchse 

<lii*MT  N'lirankenlnsen  Freiheit  presch ildeit.    In  Anniika   ist  es.  wie  leider 

-•  lir  oft   aueh    bei    uns,    ein    besondeier   Stolz    des    irlück liehen    \'aters. 

M'ineni  Sohne  zum  (»ebuilstap'  eine    \'o::-eltlinte   zn   schenken:    mit  der 

winl   dann    hiiuius^^eznpMi    in    den    l''eiien     und    alles    was   kivncht    und 

n«-iirht    sinnlos    hinp'umrdet.      In    AiiM-iika    ist    der   duiiend     noch    ein 

lM-Ki»iid<-r<-H  Jiiplvfr^-niip'n  p'boten.  «las  Schiessen  dii'  Kolibri.  tHr  uelch" 

'        Impfe    eine    eip'ue   Snrt«'    von    HIeischrot,    «>in    Dunst    von 

'■.■'■    1  •   i.M'it    von   Sandk«»rnern ,    ei-fnnden    unrde.      Nun    iiiii    Kleinem. 

•    •   ^     d»ri,  fün>rt  der  .lii^M-r  an.  mit  (Jmssem,  mit  Hirschen.   I']|enthiei-en, 

hört    er   auf.      Hat    es    ihm    in    der    .luvend     l"'i<'ndc    i^-emacht. 

i  '!<•    von    zierlieh«'n   Kolibris    zn    .schiessen,    im    Momente,    wo    sie 

auf  ein    paar  S<-hritte  Kntferniin^'    in    vollster  K'idie   ans    dem    lilunien- 

kt'U'ht»  die  hnnif?lielN*nden   Kerfe  herausholten,  so  übt   der  h-rtitre   M;iiin 

— in«Mi  .lapl-  n*N|MH'rivo  Mordeifer  an  den   HüfVeln  oder   Klenthieren   des 

•♦.    und   stolz   brOstct   or  sich,    in    einer   Sais(»n    hundeit    dieser 

'  X   zu  haU'n.     Da  die   Klenthiere  lie;,r,.,,   |,|,.ilM'n    und    Ncr- 

-^  i*l    '  Kr^'obniKK  der  Ijeldenthat   nichts   \v<«iter  als  ein 

ii«-.,.o   Am.      M..I11I1   «iifw*  i'dlen   S|)orte   führen,    beweist   das  Schicksal 


—  ei- 
tler Büffel  in  den  Präriestaaten  des  Westens;  noch  vor  zehn  Jahren 
hörte  man  von  Ungeheuern  Heerden  von  Büffebi ,  die  in  endlosen, 
schwarzen  Linien  über  die  baumlose  Landschaft  dahinzogen ;  jetzt  kann 
man  ein  paar  Dutzendnial  die  Prärie  durchkreuzen  und  sieht  nicht  ein 
einziges  Stück. 

Bis  zu  solcher  Höhe  steigen  nur  wenige  „Jäger'';  die  meisten, 
oft  kaum  selbst  so  lang  wie  ihre  Flinten,  knallen  und  puffen,  an  den 
Sonntagen  natürlich,  in  allen  Aeckern,  Sümpfen  und  Feldern  umher, 
weniger  gefährlich  für  das  Wild,  als  für  den  sorglosen  Wanderer,  der 
im  Walde  seine  Kühe  sucht. 

Solche,  welche  die  Jagd  gewerbsmässig  treiben  luid  nomadisii-end 
in  Hütten,  mitten  im  Walde,  leben,  Averden  glücklicher  Weise  immer 
seltener:  nicht  nur  haben  diese  Tausende  von  Quadratmeilen  nieder- 
gebrannter Wälder  auf  dem  Gewissen,  sie  sind  es  auch,  welche  den 
Wildstand  in  den  Bergen  und  unzugänglicheren  Waldpartien  gründlich 
ruiniren,  da  sie  Alles  schiessen,  was  läuft ;  zudem  betreiben  sie  die  Jagd 
mit  zahlreichen  grossen  Hunden,  die  auf  eigene  Faust  jagen  und  w^as 
sie  fangen,  zerreissen.  Das  Fleisch  der  erlegten  Stücke  sieht  man  vor 
den  Hütten  in  Streifen  geschnitten  aufgehängt  zum  Trocknen,  in  Avelchem 
Zustande  es  dami  in  die  Städte  und  Dörfer  gebracht  wird,  eine  Nahrung 
für  ärmere  Leute;  die  von  den  Stücken,  wie  vom  Kautabak,  herunter- 
nagen;  besser  lohnen  Felle  und  Gehörne. 

Selbstverständlich  können  Aveder  diese  noch  die  kommende 
Generation  den  Wildstand  in  den  Yereinigten  Staaten  ausrotten ;  in 
den  grossen  Urwaldbeständen  lebt  noch  reichlich  Wild,  das  bei  einer 
schonenderen  Ausübung  der  Jagd  sich  rasch  in  den  verlassenen  Distrikten 
wieder  einfinden  würde.  Aber  da  avo  Menschen  in  der  Nähe  leben, 
habe  ich  die  Waldungen  gründlich  ausgeschunden  gefunden  und  die  so 
beliebten  Eisenbahnempfehlungen:  game  abounds,  riversteam  Avith  fish 
gleichen  den  Plakaten  vor  den  Dimemuseen,  die  inmier  das  illustriren, 
Avas  nicht  darin  ist. 


IV.    Zuwachs  und  Qualität  der  Hölzer  der  nord- 
amerikanischen Waldbäume. 

Ueber  diesen  Punkt  etwas  Zuverlässiges  zu  bringen,  scheint  fast 
gewagt;  denn  die  Qualität  ist  bisher  fast  ausschliesslich  durch  die 
Praxis  festgestellt  Avorden,  die  z.  B.  das  Weymouthkiefernholz  als  das 
„beste''  Holz  erklärt;    ZuAvachsbeobachtungen  fehlen   fast  ganz  und  die 


—     62     — 

•n  (los  ^'i»^enwaiti.-«'ii   Holzvorratlics,    die  sicli  (üeseni   Kaintel 

-I   -.»Uten,  sind  äussoi-st  prublematist'h  und   man  dai-f  es  Niemand 

,..,..    iii,    wenn  er  den  Anpiben  in    der   nordamerikanischen  Literatur, 

»M-^  nder»  iu  FiU'lizeitun^aMi  der  Siif:mülilenl)esitzer  keinen  Glauben  bei- 

.  will.  Bei  der  Manni^^falti^^keit  und  Ausdeluuinir  der  Walduu'.^en 
und  den  pi»\vaitif^en  Entfernungen  war  aucli  mein  Autenthalt  von 
7  Monaten  in  den  Wäldern  der  Uni(»n  nicht  g:enüij:en(l,  um  ein  eini«,rer- 
mossen  natur^'treut^s  Bild  von  der  Vorrathsmenge  zu  erhalten :  ich 
Imbc  deshalb  «Jarauf  verziehtet,  eine  Schätzun-r  zu   versuchen. 

TrlKT  die  Qualität  der  nordamerikanischen  Holzarten  haben  die 
Mitarlwiter  des  Censusberichtes  pro  1880  ausführliche  Untersuchunnon 
anp»stellt,  «leren  ResultiUe  theihveise  in    diesen   Zeilen   benützt  ^vu^(lcn. 

Für  eine  allseitip:e  Wünligung  der  Fra<re,  was  an  dem  Holze  „gut'' 
'  iit,  ist  eine  Tn'imung  nr>thig  in  physikalische  (rüte  des 
H..i/.'-H.  nändieh  St-hwere,  Khusticität,  Dauer,  lliiitc  und  Breiuikraft  und 
technische  (rüte,  «las  ist  Spaltbarkeit,  Feinfaserigkeit,  leichte  Hear- 
beitungsfidiigkeit  und  dergleichen ;  beide  „Guten''  gehen  miteinander 
nicht  im  geringsten  parallel. 

Die  Si'hwere  des  H«»lzes  ist  eigentlich  keine  wünschenswerthe 
Kigensi-haft,  uinl  wo  leichtes  Holz  ganz  dieselben  Yortheile  wi(^  schweres 
bieU't,  nimmt  man  immer  leichtes  aus  finanziellen  (J runden  des  Trans- 
ptirteti.  Die  S«-h\vere,  die  ihren  Aus<lru(k  im  specitischen  (iewichte 
findet,  hat  ihren  Werth  nur  durch  die  aiidcicii  Kigenschaften,  die  damit 
parallel  p-lien ;  zu  den  wi<'htigsten   unter  diesen  gehört  die 

KlaKticität    der  Hölzer,    «1  ie  Tragfäh  igk  ei  t.     Nach   dieser 

Kirhtun^  hin  liabi-n    die   amerikanischen    Untei*sucliungeii   die   Resultate 

an  den  deutM-lien  Holzarten    bestätigt,    dass    innerhalb    einer   II  (»I  zart 

'       -'  »HiMTi*  hiRM'itihche  (M'wicht,  die  grössere  Suhstanznu'Uge  bei  gleichem 

*    icii,    auch    die     grössere     Klasticität    bedingt:     ob    dieses    (icsetz 

aurh    innj'riialb    der   (iattung    richtig    gilt,    ist    tili-    viele    (iattiiiigeii, 

lM<iyind<TH    I^aubliölzer.    nehr  zweifelhaft.      .Man    mair    z     H.    die    Miclien 

onlnen  nau'h  WeinH-  und  .Sdiwarzeiehen ,    nacii  (icbieten,    nach   wiiitei- 

I  und  wint«Tkahh'n  Kiclu-n,  nuui  erhält   keine  gesotzn nissige  Keihe, 

Paralh-linmuH    zwiwhen    Kpe<'itischem    (iewichte    und    Klasticität. 

•t  hieb,  daüH  die  KÜ<llichen  und  schwei-sten  Kichenhrdzer, 

lie  Hämmtlich  durch  das   Fehlen  eines  l{ingi)oren- 

••"     *■•"  'l/'*    ausgezeichnet    sind,     und     im     specihschen 

^'    die  wii 4jiien   Hieben    weit    übertretlen,    hinsichtlich    ibrer 

weit  hinter  den   winfcikahlen  Eichen   zurückstehen. 


63     — 


Ordnet  man  dagegen  die  Caiya- Arten  nach  ihrer  Tragfestigkeit, 
so  ergibt  sieh  ein  gewisser  Parallelismus  mit  dem  beigefügten  specifischen 
Gewichte  auch  innerhalb  der  Gattung:  Caiya  myristicaeformis  80,  alba  84, 
tomentosa  82,  siücata  81,  porcina  82  (nach  Censusbericht),  amara  76, 
aquatica  74,  olivaeformis  72.  Es  mag  diess  Zufall  sein,  denn  die  meisten 
anderen  Laubholzgattungen  lassen  kein  Gesetz  erkennen. 

Anders  verhalten  sich  die  Nadelhölzer :  ordnet  man  die  wichtigsten 
Gattungen  und  Arten  nach  ilirer  Tragfestigkeit  (für  die  Gattungen  durch 
Zahlen,  für  die  Arten  durch  die  Anordnung  vom  Tragfestesten  an  ab- 
steigend   markirt),    so    erhält    man    unter    Beifügung    des    specifischen 


Gewichtes  folgende  Eeihe : 

1.  Larix  occidentalis     ....  74 

„       americana 62 

2.  Pseudotsuga  Douglasii  ...  52 

„  macrocarpa     .  40 

3.  Abies  nobilis 46 

„         amabilis 42 

„         Fraseri 36 

„         grandis 35 

„         concolor 36 

„         balsamea 38 

„         subalpina        ....  35 
^         magnitica    ....    (!)47 


68 


49 


4.  Tsuga  Mertensiana 
„         canadensis 
.,         Pattoniana 
caroliniana 


53  \ 
42 
45 
43 


46 


39 


5.  Picea  nigra 46 

alba 41 

„         sitkaensis 42  ]>  40 

„         Engelmannii  ....  34  1 

„         pungens 37  ) 

6.  Thuja  gigantea ^^  \  35 

„         occidentalis    ....  32  J 

7.  Pinus 50 

8.  Sequoia  sempervirens  .    .    .  42  |  g^ 

„         gigantea 29  1 


Es  besteht  ein  auffallender  Parallelismus  zwischen  Tragfestigkeit 
und  specifischem  Gewichte  innerhalb  der  Arten  einer  Gattimg,  während 
innerhalb  der  Gattungen  selbst  kaum  ein  solcher  bemerkt  wird.  Lärche 
und  Douglasia  stehen  zwar  als  die  scliAversten  Gattungen  an  der  Spitze, 
dagegen  gerätli  die  Gattung  Pinus  mit  einem  specifischen  Gewichte 
von  50  fast  an  das  Ende  aller  :Nradelhölzer.  Es  lohnt  sich,  die  letztere 
grosse  Gattung  ausführlich  zu  betrachten,  da  der  Durchschnitt  aus  allen 
Kiefern  eine  ganz  falsche  Vorstellung  von  der  Tragkraft  und  dem 
specifischen  Gewichte  der  einzelnen  Sectionen  mid  insbesonders  der 
einzelnen  Ai-ten  gibt. 

Ordnet  man  die  Angehörigen  der  Gattung  Pinus  (Kiefer)  nach 
ilirer  Tragfestigkeit,  so  ergibt  sich  unter  Beifügung  des  specifischen 
Gewichtes  folgende  Reihe: 

Pinus  contorta     .    .    .    58    Pinus  mitis 61 

„      cubensis     ...    75         „      muricata    ...    49 
„      austraUs     ...    70        „      serotina  ....    79 


Pinus  Coulteri  . 
„      resinosa 
.,      Taeda     . 


41 
49 
54 


—     64     — 


,      B 

Jeffrey! 

reflexu    . 

pontleroftii 
,      StrobuB  . 
.     arUonica 

pungeiui 


47 

49 


rinuö  I^imberliana 
Murrayana 
Chihuahuana 
aristaUi  .    . 
llexilis    .    . 
„      Balfouriana 
„      Sabiniana 
„      rigitla  ... 


M  .  riiius  inops  . 


41 
55 
56 
44 

r>4 

48 
52 


ilaiisa     ....    5G 


Torreyaiui 
glabra  .  . 
nionophylla 
tiiborc'iilata 
edulis  .  . 
albicaiilis  . 
Tarrvana    . 


53 
49 
39 
37 
35 
G4 
42 
57 


Es  ist  iinim>j:li<-li.  lu^'nuis  oino  (Jesetzinässiii:kt'it  al)zuleitcn  :  ordnet 
nuu)  aii««e  Kiefern  aber  nacb  östliclion  iin.l  westlicben  VcMbroitiin-s- 
pt-bieteii  uml  stellt  die  ein/.elnen  Arten  in  jene  Sektionen,  in  welclie 
sie  pt-höreii  (unter  Zu-rundle-un-  i\vv  v..n  mir  zu  den  bestebenden 
.'.iirtni  neuen  Secti..nen):  nnhiet  man  ferner  die  Sectiimen  numeriseh 
f  ,.  if  ibn-r  Tni^rfesti^'keit  (mit  ib'm  Ma.ximum  l)ei;innen(l),  s(.\vi(>  die 
Kefeni  einer  jeden  Seeti(.n  naeb  ibrer  Tra«rfäbi^keit  von  ohw.  nach 
unten,  s<»  erjribt  si.-b  unter  Heifü^nmir  des  specitisebcu  Uewicbtes : 


1  Taedft  O.  (50). 
ruUn^iH  7.) 
auhlnibH  70 
kcftinn  79 
Taeda  54 
rigida        52 

:>   Sirobi»  W.  (:ts). 
iiM>ntici*la        '.VJ 
Ijimb«*rttAnn  37 


8.    (emliru  ( 17). 
n*fl«*x»  49 
flexilüi  44 


2.  Piiiaster  (49). 

rt'siiiosa  49 
3    nuiiksia  W.  (4(1). 

fontorta  58 
luiiricatu  49 
Miirrayana  41 
tuberciilata  39 

♦;.   Strobu>  O.   (39). 
StrobuH  39. 


9.  nuiroiiria  (:»l|. 
arintata  5l> 

I'>aIf<Miriana    54 
albiaudlH        42 


4.   Tacda  W.  (47). 

Coulteri  41 
insi^nis  46 
.letYreyi  52 
pondcrosa  47 
Sabiniana  48 

7.  Huiiksiii  0.  (50). 

niitiK  \\i 

lianksiana  4H 
inops  53 

glabra  31 

10    Tarrya  (61 ). 

nionophylla    57 
('(bilis  (»4 

Tarrvana         57 


Die   Kiefern  <ler   ScM-tinn  Taeda  (Wostm).    dncn    An^^eb<>ri^^e,  l)e- 

ii«>iwl<*rM  Sabiniana ,  vielleirlit  b«'i  lu'sserer  Kenntniss  <l<'i    nicxicaniscben 

ArU*n  oiiderN  ^ippirt  wenien,  ausp'nuinnien,  sind  di«-  m  b\v<  rstcn  llrdzer 

in;  '    «.'iner  S^Ttimi  die  tni^-festi'sten,    die  b-ii-litesten   ;im   wcni^^sten 

'      b  alx-r  füllt  es  auf,  dass  zwisrben  dm  einzahlen  Scctinncn 

'•  •   7't    f'Min«Mdian^  von   Kjji.sticitiit  und  sj)e(itis<lH'm  (J«'- 

.\  '       da-«>     dir    Sj'ttinIH'M     somit    s  i  c  li    w  i  o 


—     65     — 


Xach  Riimford  verhalten  sich  die  Brenn werthe  der  Hölzer, 
gleiche  Volumina  vorausgesetzt,  wie  ihre  Gewichte ;  nach  dieser  Annahme, 
die  Fehler  bis  zu  1 1  Procent  enthält ,  ordnen  sich  die  amerikanischen 
Hölzer  hinsichtlich  ihrer  Brenngüte  sowohl  innerhalb  einer  Art  als  auch 
nach  Gattungen  wie  deren  specifischen  Gewichte;  dabei  muss  jedoch 
Trennung  der  Hölzer  nach  Laub-  und  Nadelhölzern  vorgenommen  werden. 
Es  hat  sich  nämlich  nach  Sharple's  Untersuchimgen  gezeigt,  dass  die 
Bäume  ohne  Harz,  die  Laubhölzer  durch  Verbrennen  von  1  Kilo  Holz 
4000  Wärmeeinheiten  (Wärmeeinheit  ist  die  Wärmemenge,  die  erforderlich 
ist,  um  1  Kilo  Wasser  um  1^  C.  zu  erwärmen)  liefern,  während  harz- 
führende Hölzer  4500  Wärmeeinlieiten  geben.  Dass  in  Praxi  zum  Bei- 
spiel die  Kiefernhölzer  weniger  Wärme  geben  als  Eichen-  und  Caryaholz 
hat  seinen  Grund  in  der  Eigenthümlichkeit,  dass  grosse  Mengen  Kohlen- 
und  Wasserstoff  unbenutzt  in  der  Form  von  Rauch  entweichen,  während 
die  Laubhölzer  mit  rauchloser  Flamme  verbrennen. 

An  der  Spitze  der  schwersten,  brennfähigsten  Laubhölzer  stehen 
die  Hölzer  der  tropischen  Bäume,  dann  jene  der  subtropischen,  die 
immergrünen  Eichen,  woran  sich  die  Carya,  die  winterkahlen  Eichen 
und  übrigen  Laubhölzer  reihen  an  deren  unterster  Stufe  die  nördlichen 
Weiden  und  Pappeln  stehen. 

Die  einzelnen  Sectionen  der  Kiefern  als  Brennholzproducenten 
ordnen  sich  f olgendermassen :  Parrya  specifisches  Gewicht  61),  Balfouria 
(51),  Taeda  Osten  (50),  Banksia  Osten  (50),  Taedä  Westen  (47),  Cenibra 
(47),    Banksia   Westen   (46),  Strobus    Osten  (39),    Strobus  Westen  (38). 

Unter  den  östlichen  Kiefern  ist  eine  Abnahme  des  specifischen 
Gewichtes  von  Süden  nach  Norden  hin  nicht  nur  innerhalb  der  Arten, 
sondern  auch  innerhalb  der  Sectionen  bemerkbar.  Die  Section  Taeda 
umfasst  vorwiegend  auf  den  Süden  beschränkte  Arten,  Banksia  gehört 
der  Mehrheit  ihrer  Vertreter  nach  den  mittleren  atlantischen  Staaten 
an,  während  Strobus  auf  den  Norden  beschränkt  ist;  innerhalb  einer 
Section  wachsen  wiederum  die  schwersten  Kiefern  wie  cubensis,  australis, 
serotina  im'  Süden,  während  Pinus  rigida,  die  leichteste  der  Section 
Taeda  im  Osten,  dem  Norden  angehört. 

Unter  den  westlichen  Kiefern ,  die  in  Aveitaus  grösster  Zahl  Ge- 
birgskiefern  sind,  umfasst  die  südlichste  Section  „Parrya"  die  schwersten 
Hölzer ;  an  diese  schliessen  sich  die  alpinen  Kiefern,  während  die  leichtesten 
wieder  Angehörige  der  Section  Strobus  sind. 

Auch  bei  den  Laubhölzern  lässt  sich,  Avie  später  bei  den  ein- 
zelnen Holzarten  ausführlicher  gezeigt  werden  soll,  eine  Abnahme  des 
specifischen  Gewichtes   von   Süden   nach  Norden   hin   erkennen,   wenn 

Dr.  Mayr.  5 


—     66     — 

die  .M  ii.tTonde  HMlzart  ihr  Optimum  im  Süclcii  besitzt,  wälirriid  für 
j,»,...  n.t/irton,  clio  im  nünllichon  Theile  ilor  Laubholzzoue  ihre  maximale 
Kh  4  erR'iehen,  das  spoiMtischo  Gewielit  nach  Süden  hin,  also  vom 

Optimum  wejr,  abnimmt.  In  den  viel  kleineren  deutsehen  Waldungen 
sind  diuse  Verhältnisse  tlieils  ei-st  in  jünp^ter  Zeit  ein-.^'hend  beobachtet 
wuitlea,  tlieils  sind  sie  überhaupt  durch  ilie  mehrhundertjährii^^e  Kultur 
der  Holzarten  und  die  Veründerunfren,  welche  die  Waldve^^etation  durch 
die  Ein^Tiffe  des  Mensehen  erlitten  hat,  mehr  oder  weni^^er  verwischt. 
Für  die  deuts<-hen  Nadelhölzer  hat  K.  Harti^^*)  ein  Gesetz  aufirestellt : 
Das  HiK-h^birp^klima  mindert  die  Quantität  und  steigert  die  Qualität; 
""*  für  die  Ijin-hen.  Taimen  und  Fichten  ist  eben  das  Hoch^^'birge  die 
walire  lieimath,  dim  Optimum;  für  die  Laubhidzer,  z.  B.  die  Eichen, 
deren  Optimum  in  der  warmen  Kbene  ist,  kann  das  Gesetz  nicht  f^^elten, 
denn  «las  H<K-hp-'birp;klima,  das  kühlere  Klima  überhaupt,  vermindert 
bei  den  Eichen  Quantität  und  Qualität  (Schwere). 

Im  All^^Mneinen  kann  man  sa^a^i,  dass  die  schwersten  LaubhiHzer, 
wie  Eichen,  Kastanien,  Hickory,  Wallnuss,  schmetterlinf^fsblüthi^e  Bäume 
u.  8.  w.  ihr  Optimum  in  der  südlichen  Hälfte  des  Laubwaldes,  die 
leichtfnicliti^'en  da^a'^en ,  wie  Eschen,  Ahorn,  Birken,  Papi)eln  ihr 
Optinmm  in  der  nördlichen  Hälfte  des  Laubwaldes  besitzen. 

Der  beste  Massstab  zur  Beurtheilung  des  specifischen  Gewichtes 
A..  t  eine«  Holzes  ist  nicht  die  Jahrrinpsbreite,  sondern  das  Yerhäitniss  der 
liarten.  meist  dunkleren  SommeHndzzone  zur  (Jesammtbreite  des  Jahres- 
rinpo.  Na<l<*lliölzer,  bei  denen  dius  Sommerholz  1/3  bis  ^/2  des  Jahres- 
rinp-s  umfasst .  wie  Pinus  australis,  cubensis,  Larix  occidentalis, 
Pücudotsu^  Douglasii,  sind  als  die  schwersten  bekannt,  es  sind  auch 
die  €•!  '     und  brenn kräfti^'-sten.     Dass   dii^e^en  die  Hölzer,    bei 

denen  -u.  .-«MuMiern'pon  nur  eine  feine  Grenzlinie  dai*stellt,  wie  z.  H. 
Pinui*  ^f«-»"!^  I'inus  Cembra.  nicht  nur  die  leichtesten,  sondern  auch 
die  Im  listen  Hulzer  sind,  ist   bekannt. 

Aus  gleichem  (ininde  sind  die  immergrünen  Eiciirn,  die  ei^^entlich 
nur  8«immeriiolz  bilden,  da  der  I<in^^j)orenkreis  im  Holze  pmz  1»  hh, 
durchaus  s<hwerer  als  die  winterkahlen. 

Im  Allp'uninen  wurde  bisher  an  dem  Gesetze  fest^^ehalten ,    dass 

'  r.   ter    wenlenden    Jahrrin^^en     bei    den     Laubludzern    die     liaitc 

.    b<'i    den  Nadelhölz«'rn    die   weiche    Frühjahrszone    an 

••  wodurch    bei    ersterer   eine    Erlhdiun^^,    bei    letzterer 

•''  ^-"K  *^*-***  HjH'cifischen  (Jewichtes  eintritt:    in   jünp<ter  Zeit 

•)  Dm  Holz  iU'T  .l»MiUrl,<-ii   Nudi'lwuUlbäuaie.     IJerliu   IhbJ.    Springer. 


—     67     — 

liat   Professor  Hartig-   nachgewiesen ,    dass    auch   bei   den   Nadelliölzern  f^  f  - 
trotz  zunehmender  Kingbreite  das  specifische  Gewicht   so  lange  steigen     z^i^^ 
kann,    als   der  Massenzuwachs   des   Baumes    überhaupt   eine    steigende 
Grösse    ist.     Das   Untersuchungsmaterial   aus    dem    nordamerikanischen 
Walde   ist   nach   dieser  Eichtung  hin   zu   mangelhaft,    um   das   Gesetz 
auch  für  diesen  constatiren  zu  können. 

Es  mag  hier  der  Versuch  erlaubt  sein,  das  Hartig'sche  Gesetz  mit 
der  so  lange  geglaubten  und  gewiss  in  Wirklichkeit  bestehenden  Er- 
scheinung der  Abnalime  der  ScliAvere  mit  dem  Breiterwerden  der  Jahr- 
ringe bei  den  Nadelhölzern  in  Einklang  zubringen.  Die  Laubhölzer, 
die  zumeist  iimerhalb  ihres  Optimum  gepflanzt  und  bewdrthschaftet 
werden,  zeigen  bei  der  Zimahme  der  günstigen  Nahrungsbedingungen 
einen  gesteigerten  Zuwachs,  mit  dem  auch  eine  Steigerung  der  Sub- 
stanzmenge pro  Yolumen,  der  Schwere  Hand  in  Hand  geht.  Die  Nadel- 
hölzer (Fichten,  Tannen,  Lärchen)  folgen  in  ihrem  Optimum,  Gebirgsklima, 
in  ihrer  wahren  Heimath  demselben  Gesetze;  werden  die  Laubhölzer 
ausserhalb  ihres  Optmiums  gebaut,  z.  B.  in  kühlerem  Gebirgsklima, 
dann  vermindert  sich  mit  der  Jaln'ringbreite  Qualität  und  Schwere ; 
werden  die  Nadelhölzer  ausserhalb  ihres  0  p  t  i  m  u  m  's  gebaut, 
z.  B.  warmen  Ebenen  gezogen,  dann  steigert  sich  die  Quantität,  aber  es 
vermindert   sich   die   Schwere. 

Die  Kiefern,  die  als  Yertreter  anderer  Holzarten  auf  specifischem 
Boden  aufzufassen  sind,  verhalten  sich  ebenso;  da  das  Optimum  z.  B. 
der  deutschen  Kiefer  im  Laubholzgebiete  liegt,  verhält  sich  die 
Kiefer  in  dieser  Hinsicht  Avie  die  Laubhölzer :  das  kühlere  Gebirgsklima 
mindert  Quantität  und  Schw^ere.  Ausführlicheres  soll  im  weiteren  Ver- 
laufe dieses  Kapitels  gegeben  werden. 

Yon  entscheidender  Wichtigkeit  ist  das  specifische  Gewicht  als 
Ausdruck  der  Härte  bei  Hölzern,  die  der  mechanischen  Abnützung, 
wie  Zerfaserung,  besonders  ausgesetzt  sind;  man  bezeichnet  die  wider- 
standsfähigsten Hölzer  in  der  Praxis  auch  als  die  dauerhaftesten,  welcher 
Ausdruck  jedoch  besser  den  Widerstand  eines  Holzes  bei  Verwendung 
desselben  im  Boden  wiedergibt.  Die  Zerfaserung  wirkt  besonders  bei 
oberirdischen  Bauten,  wie  Brücken,  Stiegen,  Fussböden  und  dergleichen; 
wie  sehr  die  Schwere  eines  Holzes  bei  der  Wahl  des  geeigneten  Materials 
entscheidet,  ist  bekaimt;  Zuckerahorn,  Eichenparkett-Böden  sind  am 
beliebtesten,  da  beide  Holzarten  bei  der  nöthigen  Härte  auch  in  ent- 
sprechender Menge  vorhanden  sind;  das  Holz  der  südlichen  Kiefer, 
Pinus  australis  (fälschlich  Pitch-Pine-Holz  genannt)  zieht  man  dem 
Eichenholze  vielfach  vor,  da  es  bei  der  nöthigen  Härte  in  seinem  Harze 

5* 


—     68     - 

eine  Art  Wichse  für  den  Beulen  enthält.  Auch  das  Hulz  der  beiden 
Rissen  Biiumbirken  (Betida  lutea  und  Icnta)  ist  zu  Fussböden  n^osucht, 
b<-  ■  -  zu  Skatin^'  rinks.  weil  der  (Jchalt  an  Bctulin  den  Buden  die 
p-^Miu-  iitc  (rliittc  verleiht.  Wie  schleclit  daire^-en  weiciie,  leichte  Hölzer 
der  Abnüt/un;:  widerstehen.  zei-ri'U  die  viel  benutzten  BiUlen  aus  Fichten-, 
8fn»bus-  mier  Tiuuienbretti'rn ,  besonders  winn  diese  reich  an  harten, 
eingewachsenen  Aesten  sind. 

Hinsichtlich  der  Dauer  des  Holzes  bei  Verwendung  im  Hoden 
kann  das  siKH-ifische  Gewicht  nur  innerhalb  einer  Baumart  als  Anhalts- 
punkt benützt  wenien:  innerhalb  der  (Jattun^en  al)er  bildet  das  specilische 
ücwicht  nicht  den  ^^eringsten  Anhaltspunkt.  Das  Holz  der  Catalpa 
gpcHMdsa  mit  einem  specitisehen  (iewiehte  von  42  ist  entschiedeii  dauer- 
haftiT  als  djLs  Holz  der  Carya  alba  mit  84  oder  der  Quercus  all)a  mit  75 
iHi€»r  der  Buche  mit  GO  un<l  der  Lebenseiclie  mit  einem  (Jewiehte  von  95; 
ebon.»*<>  ist  das  Holz  der  leichten  Thuja  occidentalis  und  von  Juniperus 
vifviniana  dauerhafter  als  das  schwere  Holz  der  Finus-Arten.  Soweit 
mein«*  B«'oba<-htun«ren  reichen,  scheint  ein  viel  besserer  Maassstab  zur 
B«'Urtheilunj:  der  Dauer  des  Holzes   in  dei-   Kerntaibe  zu   liefen. 

Der  Kernstoflf  ist  w.ihl  bei  allen  llolzaiten  ein  Oxydationsprodukt 
de«  (Jerl)stnffi»s:  «iieser  im  Splinte  dei-  Hiiume  sehr  reichlich  vorhandene 
KöqMT  ist  kein  Antisepticum.  ali<i-  (l('>seii  l)cii\at  ist  als  solches  auf- 
zufatwen,  das  in  der  Natur  sein  all^n'mein  verbreitet  ist  und  mit  dem 
die  Hölzer,  kurz  ehe  aus  den  Zellen  (Farencliymzellen)  alles  Leben 
(Protoplasma)  s<'hwindet,  imprii^^niit   werden. 

Onlnet  man  die  nordameiikanischen  Keridiölzei-  nach  dei"  IntcMi- 
sitat  der  Kernfarbe,  so  dürft«'  sich  etwa  fol<:;ende  Reihe  er^n'ben ; 
di«'  Ix'ip-wty.ten  Buchstaben  bedeuten:  s.  d.  i^sehr  dauerhaft,  d.  =  dauer- 
haft, ft.  =  nicht  dauerhaft;  auf  eine  Ordnun^^  der  Holzer  nach  ihrer 
Dauer  iiineriialb  der  Colunnu'n  nnisste  we/L^en  mangelnder  üntei-suchungen 
vemrht«*t  wenien.     (Tabelle  siehe  nächste  Seite.) 

AiiH  nebenstehender  Tabelle  ergibt  sich  zweifellos  die  Abhiiii'^i^'keit 
di»r  Dauer  de«  Holzes  von  der  Intensität  dci  KemlMtlzfaibe  desselben; 
K«*nih«dz  ohne  FartmtofT  verhält  sich  nahezu  wie  Splint,  nnidurch  seine 
lp'»«M*rü  Tr«H-k<'nhi*it  iHt  es  dem  Splintholz(^  überleben. 

Auch  unter  ch'n  japanischen  Ilnlzai*ten  stehen  jene  mit  intensiv«!- 
K  '»o  wie  Zelkowa   Keaki,  Cryptomeria  jaj)onica.  .Iiinijieins  an   (\('V 

^  ■'■'■•     '.•!]  linlzer.  wie  auch  die  dauerhaftesten   indischen 

I'  '.   "I'    ^n-T«  a  robusta.   Dalber^na  Sissu,  Cedrus  Deodar,  Tectona 

It'  tind  andere  ein  intenBivgefärbtes   Kernholz  charakteri^irt :    auch 


—     69 


Intensiv  schwarz,  braun 
oder  roth 


Grau,  hellbraun,  hell- 
roth,  gelb 


Weiss,  schwachgelb, 
schwachröthlich,   schwach- 
bräunlich 


Prosopis  s.  d. 
Rhizophora  s.  d. 
Catalpa  s.  d. 
Maclura  s.  d. 
Morus  s.  d. 
Juglans   s.  d. 
Libocedrus   s.  d. 
Juniperus  s.  d. 
Taxodium  s.  d. 
Sequoia  s   d. 
Taxus  s.  d. 
Larix  s.  d. 
Pseudotsuga   d. 

12  sehrdauerhft.,  1  dauerh. 


Magnolia  d. 

Liriodendron  s.  d. 

Robinia  s.  d. 

Gymnocladus  d. 

Gleditschia  d. 

Sassafras  d. 

Ulmus  d. 

Quercus  d. 

Salix  n. 

Pinus  d. 

Chamaec.  sphaeroidea  s.  d. 

Thuja  .s.  d. 

Cupressus  .s.  d. 

5  sehr  dauerhft.,  7  dauerh., 
1  nicht  dauerhaft 


Negundo  n. 
Fagus  n. 
Betula  n. 
Aesculus  n. 
Nyssa  n. 
Acer  n. 
Tiha  71. 
Tsuga  n. 
Picea  n. 
Abies  n. 
Torreya  s.  d. 
Chamaec.  Lawsoniana  s.  d. 
„         nutkaensis  s.  d. 

10  nicht  dauerh  ,  3  s.  dauerh. 


die  Palnihölzer  mit  den  schwarzgefärbten  Holzsträngen  sind  als  ausser- 
ordentlich dauerhaft  bekannt. 

Die  borkige  Rinde  der  Bäume  erhält  ihre  rothe  oder  braune 
Färbung  ebenfalls  durch  einen  dem  Kernholze  sehr  nahestehenden  Körper, 
der  ein  Derivat  des  Gerbstoffes  ist ;  die  Imprägnirung  mit  diesem  Farb- 
stoffe ist  eine  sehr  intensive  und  alle  Borken  sind  als  ausserordentlich 
dauerhaft  bekannt.  Man  kann  die  Dauer  um  so  weniger  auf  die  An- 
wesenheit von  Kork  in  der  Borke  zurückführen  als  bei  vielen  Holzarten 
die  Korkmasse  in  der  Borke  geradezu  verschwindend  klein  ist,  wie 
z.  B.  bei  den  Cupressineen  und  Taxodineen;  eine  Ausnahme  scheint 
nur  die  Borke  der  Birke  zu  machen,  die  schneeweiss  gefärbt  und  doch 
ausserordentlich  dauerhaft  ist;  docli  bei  dieser  ist  nur  die  Farbe  des 
Imprägnirungsstoff'es  (Betulin)  eine  ausnalmisweise ,  nämlich  weiss. 

Aus  obiger  Tabelle  lässt  sich  weiter  entnehmen,  dass  die  dauer- 
haftesten Laubhölzer  der  südlichen,  Avärmeren  Hälfte  des  LaubAvaldes 
angehören;  die  Hölzer  mit  der  intensivsten  Kernfärbung  wie  Guajacum, 
Sideroxylon,  Diospyros,  SAvietenia  und  viele  andere ,  sowie  die  Palmen 
gehören  den  Tropen  an;  es  ist  deshalb  wahrscheinlich  —  leider  fehlen 
darüber  Versuche  —  dass  grössere  Menge  an  Licht  und  Wärme  den 
Gehalt  an  Gei'bstoff  im  Baum  erhöhen  werden,  wodurch  wieder 
eine  grössere  Menge  des  antiseptischen  Kernstoffes  gebildet  werden 
könnte. 


-     70     - 

Demnarh  wäre  der  fivii'  Stand  am  l)iston,  der  diolito  Hostand- 
S4»hliiss  jini  wenipiton  jroeipiet,  ki'riistomeiclu',  daiirrliafto  Holzor  zu 
'  ii:  daraus  crjribt  sich  wieder  welchen  Eintluss  die  Kr/ielunii^s- 
,„.  i.PMi,.,  die  Duivliforstung  auf  die  liilduni;  von  Kernlulz  ausüben  wird. 
St^hr  wichtig  ist  ferner,  diiss  eine  Holzart  nu)^Hielist  IVidizeiti^  die 
Verkeniunj:  ihres  Holzköq)ers  be^nnnt:  bei  der  Catalpa  tritt  schon  im 
zweiten  Jidm»  nacli  der  Bildung-  des  Holzes  die  Yerkernun^-  auf,  wes- 
halb nur  der  letzte  Jahrring:  Splint  ist:  man  kaim  sagen,  dass  der  ,i::anze 
HoIzk.iriKT  der  Catalpa  aus  Kernholz  besteht;  die  Caryaarten  beginnen 
erst  mit  dem  fünfzigsten  Jahre  die  Kernbildung,  so  dass  also  volle 
fünfzig  Jahrringe  der  Aus.senschichte  des  Holzes  Splint  sind;  endlich 
bei  wddreichen  Holzarten  unterbleibt  die  Verkernung  ganz;  um  die 
••inz<dnen  Holzarten  nach  diesem  (icsichtspunkte  abwiigen  zu  können, 
habe  ich  bei  der  specitischen  Hetrachtung  der  Holzarten  die  Splintbreite, 
wo  mi'jglich,  beigefügt. 

Unter  den  oben  angeführten  Holzarten  sind  Torreya,  Chamaccyparis 
nutkaensis  und  I^iwsoniana  mit  kaum  gefärbtem  Kernholze  als  sehr 
dauerhaft  bezeichnet,  auch  unter  den  jaj)anischen  Holzarten  sind  sehr 
dauerhafte  mit  kaum  gefärbtem  Kerne  wie  Campherholz,  Chamaecyparis 
obtiiKH,  pisifera,  Torreya,  Thujopsis  dolabrata. 

Alle  genannten  Hidzer  kennzeichet  ein  ganz  intensiver  specifischer 
CJenich ;  sie  enthalten  ätherische  Oele  zum  Theil  in  grosser  Menge  wie 
Campherholz  und  das  Holz  der  Ijawsoniana;  es  ist  mindestens  wahr- 
M-heinlich.  (hiss  diese  flüchtigen  Oele  die  K(>lle  des  Kernstofies  über- 
nehmen und  den  Hölzern  die  bekannte  grosse  Dauer  verliMlien. 

Dauer    und    Abn  ützungs  w  i  d  eis  t  ;i  ii  d    sind    combinirt    l)ei 

Hölzi-m.   die    zur    Pflasterung    der   Strassen    ditncii:     lldl/pflaster    sieht 

man    Vnm   (b'm    Heichthum    an    Heiz    in    Amerika    ziemlich    häutig;    :im 

■   'I   benützt  man  »his  H(»lz  von  Maclura.  'riiiija  occidcntalis   und  dei- 

••n   Kiefer,  die  an  Dauerhaftigkeit  obenan  steht;   dabei  werden  die 

imprägnirt   und    entweilcr  in    Huiidlingen    auf    betniiirtcMi    J^Mlen 

•   und  zwiwhen  die   Fugen   wird    Asphalt  gegossen,  oder  die   j)iis- 

tien  Stücke  werden  so  aneinander  gelegt,  dass  Fugen  übrig  bleiben, 

mit  heiKiu'm  Anphalt  un<l  Sand  ausgefüllt  werden;  solche  J'flaster 

eHialten  «ich  immerhin  bin  zu   7    lidnen. 

Ifiter  den   Kigenwhaften .  welche  die  tcrhuische  (iüte  des   Holzes 
•ü  1.  iHt  Spaitbarkeit  bei  der  Anfertigung  vei-sehiedenci-  llolz- 

artiki'i   iiothig;  z.   H.   DachKchindeln   werden   ausschliessli(  li  durch   Spnlt- 
^^'  '•:  dabei   wird  auch  dauerhaftJ's  Hnlz  verlaugt;   im  Osten 

An.'.....  ^.   .,..   >^alin*nd  der  Sfimmer-   und    Herbstmomite  t']ur   'dülnnd«' 


—     71     — 

S'oiine  die  Dächer  abtrocknet,  avo  der  Winter  andauernd  frostreich  ist, 
erhalten  sich  die  Dachschindeln  viel  länger  als  in  Klima  mit  massiger 
Kälte  und  Wärme  und  rasch  wechselnder  Feuchtigkeit.  Man  kann  eine  ^^<^ 
entschiedene  Zunahme  der  Dauer  oberirdisch  verwendeter  Hölzer  über-  .  ^  x- 
haupt  von  der  Küste  nach  der  Prärie  hin  constatiren;  am  Prärierande 
sind  z.  B.  Dachschindeln  von  Pinus  Strobus  so  dauerhaft  wie  solche 
aus  Taxodium  oder  der  Kugelcypresse  an  der  Küste.  Dass  Nadelhölzer 
vorzugsweise  zu  Schindeln  benützt  werden,  ist  selbstverständlich;  die 
Kugelcypresse  ist  im  Osten,  die  Küstensequoia ,  die  Zuckerkiefer,  die 
Thuja  gigantea  sind  im  Westen  die  Avichtigsten  Lieferanten. 

Bei  einer  Aveiteren  YerwendungsAveise  des  Holzes,  die  in  ganz 
Amerika  häufig  ist,  kommt  ebenfalls  die  Spaltbarkeit  eines  Holzes  in 
Frage:  nämlich  zu  den  schon  früher  erwähnten  Zäunen  (fence)  nimmt 
•man  von  den  eben  zur  Yerfügimg  stehenden  Hölzern  die  spaltbarsten 
und  dabei  dauerhaftesten,  als  da  sind  Eichen,  Hickory,  Wallnuss,  Blei- 
stiftAvachholder  und  andere ;  man  benützt  dabei  nur  die  Schafttheile 
dieser  Bäume  die  der  Länge   nach   ein   paar  Mal   aufgespalten  werden. 

Bei  den  erAvähnten  YerbrauchsAveisen  ist  Spaltbarkeit  nach  der 
natürlichen,  radialen  Richtung  AvünschensAverth ;  einige  Avenige  Holzarten 
zeichnen  sich  dagegen  durch  Spaltbarkeit  nach  der  tangentialen  Richtung 
aus;  so  lässt  sich  das  astlose  Schaftholz  der  hollunderblätterigen  Esche 
(Fraxinus  sambucifolia)  und  jenes  von  Quercus  Michauxii  in  lange, 
schmale  .Tangentaistücke  zerreissen,  eine  Eigenthümlichkeit ,  die  ihre 
Hölzer  zur  Anfertigung  von  Flechtarbeiten,  Körben  und  dergleichen 
verAvendbar  macht. 

Endlich  sei  noch  der  Weymouthskiefer  gedacht,  von  der  behauptet 
Avird,  dass  sie  nach  allen  Richtungen  hin  gleich  gut  spalte,  ein  Yorzug, 
der  mit  manchen  unlieben  Eigenschaften  ihres  Holzes  wieder  aus- 
söhnen dürfte. 

Grosses  GcAvicht  AAdrd  ferner  bei  der  Werthschätzung  des  Holzes 
auf  die  leichte,  schöne  Bearbeitungsfähigkeit  desselben  gelegt ;  in  dieser 
Hinsicht  entscheidet  neben  dem  Holze  auch  das  gebrauchte,  ortsübliche 
Instrument.  Die  Säge  reisst  Zellgruppen  aus  ihrem  Zusammenhange 
heraus  und  zertheilt  so  den  Stamm  ohne  zu  schneiden;  bei  dieser 
Operation  gibt  das  specifische  Gewicht  einige  Anhaltspunkte;  die  harten 
Hölzer  sind  im  Allgemeinen  scliAAderiger  zu  bearbeiten  als  die  weichen; 
Avenigstens  verlangen  erstere  bessere  Sägen  und  feinere  Schränkung. 
Doch  kommt  auch  eine  Zähigkeit  der  Zelhvand  selbst  in  Frage,  so  bieten 
die  spr()den  Zelhvände  des  Weymouthskiefernholzes  Aveniger  Widerstand 
als   das  zähe   Zellgefüge   der  Pappeln   und    Rosskastanie.     Der    Hobel, 


—     72     — 

das  M«wor  schnoidon  die   Fasern   nach   voi-schiodenon  Riclituiip:on :  für 
.'  ist  neben  dem  spcHMtischen  (iewicht  (Härte)  aiicli  das  (Jofii«re  des 
ÜU120S,  allp^mein  die  Fasenniir  desselben  ^a-nannt,  entscheidend. 

Für  alk'  Arten  der  Bearbeitung  ist  eine  mö-rliehste  Gleieli- 
n..-:..iL'keit  des  Gefüß:es.  das  ist  der  Jahrringbreiten,  des  Ver- 
!  .-s  vom  harten  Simimer-  zum  weichen  Frülilingsholze  Aviinsehens- 

werth.     Was    diesen    Punkt    betrifft,    so    verbrauelit   gegen\värtig 
Noniamerika    das    b  e  s  t  e  H  o  1  z.    das    erwachsen    kennte    und 
•T wachsen  wird,  auf.     Ein  Blick   auf   (k'u   Zuwaclisgang   der  Holz- 
arten   im    Unvalde   lehrt,    dass   alle    ausserordentlich   langsam,   ausser- 
ordentlich gleichmässig   aufgewachsen    sind:    in    der    Jugend    sind    die 
Jahrringe    si'hnial    und    gleichmässig,    so    lange   der   betrettende   Baum 
im  Dmnge    mit   and«'rn    im    Vollgeiuisse   von   Licht   und  Boden    beein- 
trä.  I.ti.'t  wurde:  allmälig  erreichte  der  Baum  den  freien  Stand,  und  die 
uumszunahme    veninderte  gar   nicht  oder    nur   wenig  die   früher 
befolgte  Jahrringbreite  und   um  so  länger   hält   der    Zuwachs   an  als  er 
in    der    ersten    Zeit    an    der    vollen    Entfaltung    behindert    wurde:    so 
erwuchsen  Hidzer  von  einer  Feinheit  und  (Meichmässigkeit  des  Gefüges 
und  zwar  gerade  am  werthvollsten  Theile  des  Schaftes,  die  ihnen  ganz 
•nders  hohen  Werth  verleiben.     Bei    der  Betrachtung  der  einzelnen 
warten   sind   Beispiele    in    genügender    Meng(^    gegeben,    welche    alle 
liohe   Alter    uml   die    feine    Hnlztextur   der    jetzt    so    rücksichtslos 
a,*..p,'ebeuteten  «kUt  verbrannten  AVälder  illustriren. 

Solche  H<dzer  werden  in  der  That  nie  wieder  eiwachsen  !  Deiui 
der  Mens<*h  än<h'rt  durch  seine  Eingritte  in  den  Wald  die  natürliclu'ii 
Wachsthumshedingungen  (h'sselben ,  zumal  wenn  ihn  kein  anderer  (ie- 
danke  als  cler  den  schonungslosen,  innuirntaiifn  (Icwiniies  leitet.  \\(tl)ei 
die  Natur  Htet>i  für  eine  mangelhafte  Hestiu-kung  dci-  kahlen  Flächen 
7.U  wirken  hat.  Fnd  um  s<»  mehr  wird  dio  n<>lz(|ualitäts|)roduktion  <lei- 
'  kanis<-hen  Wabhingen  zu  Ungunst«!!  fiii'  di<'  folgenden  (ienera- 

*•• I  -i-  h  andern  müssen,  da  bei  der  Wiederbesttickung  der  vei'nichteten 

Wahlungi'ii    und   Waldl)oden    die  lei«'htsamigen,    meist  anspruchsloseren 
Arten  irn  Vortheile  sind.  d(;ren  ll«»lz  den  scliwei*samigen   nachsteht:  die 
dieMT  VerünthTungen   kann    man  heutzutage    nur   ahnen,    nicht 
benH'hnen. 

I)ie    neu    dem    Bo(b'ii    entspntssende   Jugen«!    ist,    wenn    sie    dorn 

Feu»»r  entj,'eht,  M-hkn-ht  ^tM-hlossen   und   im  Vollgeiuiss«'   vmi   Licht:  die 

Ih^s  Waehsthum   in  der  Jugen«!   mit   hrcittn  .hdii  ringon, 

thMJ/dicke;    das    ist   gn»bfaseriges    n«»lz    im    wfiih- 

.....    ii,.,,.     ,,••>%    Si'httfteM.      Eine    wi-iti-re    Folge    ist    loi(  hllmiii    an 


—     73     — 

Aesten,  langsames  Absterben  derselben,  da  sie  bereits  bis  zum  Eintritte 
des  Schlusses  eine  beträchtliche  Dicke  erreicht  haben;  die  Aststunmieln 
werden  vom  späteren  Holze  überwachsen,  wodurch  jede  Nutzwaare  ganz 
beträchtlich   geschädigt   wird.     Es   ist   kein  Zweifel,    man   erzeugt   am 
einzelnen   Stamme   in  kürzerer  Zeit   grössere   Massen   von   Holz,    aber 
auf  Kosten  der  technischen  Güte;  sicher  werden  durch  den  freien  Stand  ."/ 
die  physikalischen  Eigenschaften,  als  Härte,  Brennkraft,  Elasticität  und  /^     / 
Avahrscheinlich  auch  Dauer  gesteigert;  da  die  grössere  Elasticität  durch "^^"^^ 
das  viel  gröbere,  ästige  Material  reichlich  Avieder  aufgewogen  wird,   so 
gewiimen   dabei   nur   die  Eigenschaften,    die  bei   dem  Holze   als 
Brennmaterial  erwünscht  sind. 

Man  glaube  ja  nicht,  dass  man  durch  Auf  ästung  den  Schaden 
eines  schlechten  Schlusses  einer  Aveiträimiigen  Pflanzung  wieder  gut 
machen  kann;  wie  da  sich  in  Amerika  bei  mindestens  4  Mark  Taglohn 
das  Nutzungsprocent  aus  dem  Walde  stellen  Avird,  überlasse  ich  den 
im  Business  gew^andteren  Amerikanern;  so  viel  sei  hier  gesagt,  dass 
die  Aestung  durch  Arbeiter,  das  Oeffnen  des  gesunden  Leibes  eines  c&^kw/^ 
Baumes  an  mehreren  Stellen  trotz  aller  Yorsicht  stets  die  grösste  Gefahr  ^  ^?6a^ 
einer  Infection  des  Holzes  in  sich  schliesst;  der  Schaden,  den  diese  im 
Geheimen  wirkenden  Pilze  im  Holze  anrichten,  dürfte  ausser  aller 
Proportion  zimi  Gewinne  stehen.  Diese  Künstlichkeiten  sind  im  Walde 
nur  in  besonderen  Fällen  bei  misslungenen  Pflanzungen,  bei  werthvollen 
Ueberhältern  anwendbar;  auch  in  Amerika  wird  man  diese  Operation 
der  Natur  überlassen  müssen,  der  man  ja  durch  Eüllpflanzungen  mit 
kurzlebigen  Holzarten  bei  der  Bestandbegründung  zu  Hilfe  kommen  kann. 

Dabei  haben  alle  diese  Erwägungen  zur  Voraussetzung,  dass  die 
Holzarten  innerhalb  ihres  Optimums  angebaut  werden ;  als 
Optimum  gilt  innerhalb  des  natürlichen  Yerbreitungsbezirkes  einer  ^omUv 
Holzart  jenes  Gebiet,  in  dem  sie  in  der  gesammten  biologischen  Ent- 
wicklung am  vollkommensten  gedeiht;  dort  bildet  sie  die  beste  physi- 
kalische Qualität  ilires  Holzes  als  das  Produkt  des  Standortes  und  des 
Klima's  und  erreicht  ihr  Maxmiimi  an  Massen entwicklung  (Höhe  und 
Stärke)  als  das  Resultat  der  Standortfaktoren,  des  Klima's  und  der  Zeit, 
als  welche  die  natürliche  Lebensdauer  erscheint.  Es  hat  sich  als 
ein  Gesetz  herausgestellt,  dass,  gleiche  Bodengüte  voraus- 
gesetzt, mit  der  Entfernung  vom  Optimum  Qualität  und 
Quantität  des  erzeugten  Holzes  bei  jeder  Holzart  abnehmen. 

Diess  scheint  im  Widerspruche  mit  frülier  Gesagtem  und  mit 
vielen  bisherigen  Erfahrungen  zu  stehen.  So  z.  B.  ist  bekannt,  dass 
Fichten,   Lärchen   und  Tannen  aus   dem  kühleren  Gebirgsklima   (ihrem 


—     74     — 

optiiiiiini).  in  dir  wännoiv  Ebonc  vorsetzt,  in  ^»«jfi'honcr  Zeit  -rrossere 
Mrii^xm  H«»lz  ppMlufiren,  als  im  (M*!)irp',  alliM-diiiirs  von  f^erini::oror 
«Hitf  als  im  ()|)timiuii.  Um  hier  nuon  Vor«rl<'i<'li  auf  ütIoIcIkm-  Basis 
!ulirt*n  zu  köniu'ii.  fiiuss  man  die  Hnlzmm^'oii  auf  irlciclu's  Alter  und 
/.war  «las  natürlirho  Lebensalter  eines  iiaiimes  in  Keehnun.G:  stellen ; 
OS  map  soin.  diuis  das  natürliche  Alter  für  die  Fei-stwirthsehaft  mehr  oder 
wonijrf*r  ploic'hpiltip  ist.  das  än<lert  nichts  an  dem  Xaturiresetze,  für 
wolrhos  das  I>»b<Misaltcr  ein  ebenso  wichtiger  Factor  ist,  wie  Holzgüte 
und  Massonontwicklunp:. 

hun-h  Anpflanzung   der  genannten   H«>lzarten    im    warnuMi  Klima 

_'»Tt   si«*h   der  Zuwachs    in    der   eisten    Z«Mt    in    F«tlge    der   grösseren 

Warme,   abor   der  Zuwachs    erreicht    früher  sein   Maximum  und  bleibt 

y  von  <la  an  orhebli«h   hinter  dem  ()])timum  zurück,  so  dass  am  Schlüsse 

d»T  im  wämien'n  Klima  überdiess  verkürzten  Lebensdauer  das  gesammte 

Ma.s,sonoixebniss  hinter  dem  des  Optimums  zurücksteht. 

Ein  schönes  Beispiel  hiefür  liefern  die  genannten  Holzarten  in 
d<*ni  wämioron  I-Kiubholzgobiete  von  Amerika:  dort  erwachsen  sie  ganz 
aussoronlontlich  rasch  in  der  ersten  Jugend  ((Qualität  sehr  schlecht); 
ib<T  S4*hon  mit  dem  40.  Jahre  nehmen  Stäi'kc-  und  Hr»hcnzuwachs  rapid 
ib  und  dio  Häumo  künunern  bis  zu  ihrem  Ende.  Dass  die  wärmere 
K'»'ne  dio  (iüto  d«»s  Holzes  der  XadcllK^lzcr  auch  in  Kuropa  verschlechtert., 
if*t  bekannt  und  bestätigt  nur  das  oben  aufgestellte  (lesetz,  wie  auch 
die  KrM-heinun^'  der  Zuwachssteigerung  der  Nadellndzer  innerhalb 
de^  ()ptiniu  ms.  das  Hreiterwerden  «ler  Jahrringe  keine  Verschlechterung, 

■•••ni  wigar  oino  Verbesserung  der  physikalischen  Qualität  d(*s  Holzes 
zur  Fol^o  hat. 

Für  die  bnibludzer    ist    es    eine    allgemeine    Erfahrung    (wohl   auf 
•  inind    dor   am   Eiehonholz(>   gemachten    Beobachtungen),    dass    mit    der 

/eninp  dor  günstigen  \Va<'hsthumsbedingungen  (Wäiine  und  i^xlcn) 
eine  Steig^Tung  de«  Zuwat-hses  und  der  (Jute  Hand  in  Hand  geht. 
Jo  wÄmuTe  Ijigen  wir  in  Deutschland  dei-  Eiche  geben,  um  so  niiliei- 
bringen  wir  sie  ihr<'m  Optimum,  um  s<»  nu'hr  steigert  sich  mit 
d.r  J;.»irringbroiro  auch  die  physikalische  (Jute  des  Holzes:  das  Optimum 
'  Mio  übrigens  nirgends  in  Deutschland,  selbst  die  Rheinelx-ne 
kommt  domwiben  nur  nahe,  da  dieses  in  der  südlichen  Hälfte  des 
IjiuhwaldoM  nahe  dor  Z<»no  dor  immergrünen  Haumarten  liegt.  Wir 
daher  dio  Kichon  in  diosi's  letztere  (Jebiet  verbringen,  wenn 
wir  ni*-  in  ein  Klima  vorw-tzon  w«.llen,  das  wärmer  ist  als  iln  Optimum: 
dAMi  dort  dio  Kieho  nuh  genau  wie  dio  Xadeihrdzer  ausserhalb  ihres 
<>|itjmunim  im  I^iubwaldo,  verhalten   wird,  ist  ziendi«h  sicher;    nämlich 


—     75     — 

rascheres  Wachsthum  in  der  Jugend  mit  entsprechend  abnelunender 
Qualität,  langsameres  Wachsthum  im  hohen  Alter,  das  überdies  kürzer 
sein  wird  als  im  Optimum,  Die  Buche  hat  ihr  Optimum  da,  wo  die 
Eiche  zurücktritt;  man  versetze  die  Buche  in  das  Optimum  der  Eiche 
und  sie  wird  das  gleiche  Yerhalten  wie  diese  und  wie  die  Nadelhölzer 
befolgen;  von  dieser  Kegel  dürfte  es  keine  Ausnahmen  geben. 

Es  bleibt  noch  zu  beweisen,  dass  auch  ein  kühlerer  Standort,  als 
das  Optimum,  die  gleichen  Wirkungen  auf  die  Pflanzen  übt,  wie  der 
wärmere  Standort;  für  Laubhölzer  dürfte  das  Gesetz  keinem  Wider- 
spruche begegnen;  dass  der  Zuwachs  der  Nadelhölzer  zurückbleibt,  ist 
ebenfalls  sicher ;  dass  auch  die  physikalische  Qualität  im  kühleren  Elima 
gemindert  wird,  das  beweisen  die  leichten  norwegischen  Eichten-  und 
Kiefernhölzer.  Man  kann  somit  sagen ;  die  Qualitätssteigerung  der  Laub- 
hölzer bei  breiter  werdenden  Jahresringen  und  die  Qualitätsabnahme 
der  Nadelhölzer  bei  breiter  werdenden  Jahresringen  sind  keine  Er- 
scheinungen, welche  Laub-  und  Nadelhölzer  in  Gegensatz  ^bringen ;  sie 
sind  vielmehr  —  cum  grano  salis  —  nur  Bestätigungen  ein-  und  der- 
selben Kegel. 

Zahlreich  sind  die  Beweise  für  das  Gesagte  im  nordamerikanischen 
Walde,  wo  die  Kultur  die  Erkennung  des  Gesetzes  noch  nicht  erschwert 
hat ;  bei  den  einzelnen  Holzarten  habe  ich  womöglich  das  Optimum 
angegeben,  bei  vielen  sind  auch  die  physikalischen  Qualitäten  für  das 
Optimum,  für  das  kühlere  und  wärmere  Klima  ausserhalb  desselben 
beigefügt. 

Daraus  lässt  sich  entnehmen,  welche  Yeränderungen  in  Güte- 
production  und  in  der  Zuwachsleistung  vor  sich  gehen  werden.,  Avenn  in 
Amerika,  wie  diess  in  Deutschland  so  oft  geschieht,  Holzarten  ausserhalb 
ihres  Optimums  kultivirt  und  bewirthschaftet  werden.  Durch  die  Ver- 
kürzung der  Lebensdauer,  die  Zusammendrängung  des  Zuwachses  auf 
die  erste  Zeit  der  Entwicklung  ändert  sich  nicht  das  Gesetz,  das  somit 
in  Verbindung  mit  der  Forstwirt hschaft  folgendermassen  for- 
mulirt  werden  mag: 

1.  Innerhalb  und  2.  ausserhalb  des  Optimums  einer  Holzart  ist 
der  Urwald  die  typische  Wir thschaft  zur  Bereicherung  des  Bodens 
und  zur  Erhaltung  der  Nachhaltigkeit,  sowie  zur  Erziehung  der  voll- 
kommensten Formen,  der  höchsten  technischen  Güte;  dagegen  liefert 
diese  Methode  in  gegebener  Zeit  (Umtrieb)  die  kleinste  Holzmasse  am 
einzelnen  Stamme,  sowie  die  geringste  physikalische  Güte  des  Productes. 

3.  Lm  erhalb  des  Optimums  einer  Holzart  ist  der  Kultur  Wald 
(im  extremen  Sinne  als  Kaubwirthschaft)   die   typische  Wirthschaft  zur 


—     76     - 

Ki-v.höpfunp   des   HtKlens.   zur  Erziehung   der  scliloclitosten  Form,    der 
-  -.'U  ttfhnischoii  Qualität:    dairc\i:on    liefert    er   die  höeliste  pliysi- 

kan>.  ne  Qualität    und    gh»ssto  H(»l/jnenge   in    gegebener  Zeit  (Umtrieb) 
ani  einzelnen  Stamme. 

4.  Ausserhalb  des  Optimums  einer  Holzart  ist  der  Kulturwald  die 
typis<-he  Wirtlis<-haft  zur  Erselh»pfung  des  l^odens.  zur  Erziehung  der 
M-hlei-htesten  Ft»rm,  der  geringsten  teehnischeii  und  physikalisehen  Güte 
de«  Holzes  bei  gri>sster  Maiisenentwieklung  am  einzelnen  Stamme,  wenn 
a)  die  Wirthsehaft  in  einem  Gebiete  betrieben  wird,  das  wärmer  ist  als 
das  Optimum  der  betreffenden  Holzart;  bei  kleinster  Massenentwieklung 
aber  am  einzelnen  Stamme,  wenn  b)  die  Wirthsehaft  in  einem  (Jebiete 
betrieben  winl,  das  kühler  als  das  Optimum  ist. 

Es  ordnen  sieh  demnach  diese  beiden  extremen  AVirtlisehafts- 
metbuden  in  absteigender  Keihenfulge: 

Naeh  der  Holzmenge,  die  sie  in  gegebener  Zeit  produziren: 
4a.  3.  1.  4  b.  2. 

Nach  der  physikalisrlHii  llolzgüte  des  in  dieser  Zeit  gebildeten 
Hulz«»s:  3.   1.  4a.  Ah.  2. 

Naeh     der     techniselien     Holzgüte    ((Jefüge)     in     derselben    Zeit: 
1.  2.  4  b.  3.  4  a. 

Alle  Meth<Kien  der  Forstwii-thschaft  liegen  zwischen  diesen  beiden 
F»»rr»men:  die  Kahlschlagwirthscliaft  kommt  der  ty])ischen  Kaubwirth- 
...ii\  am  nächsten:  ob  die  Aufschlit'ssung  neuer  Nidn-stoffe  im  Boden 
und  die  Entnahme  von  Nähi*stofVen  in  Fctrm  von  ][oiz  gleichen  Schritt 
halten,  ist  mindestens  sehr  fraglich:  der  geregelte  Plenterbetrieb  und 
der  Fehmelbetrieb  kommen  der  Urwaldwirthschaft  am  nät*hsten :  bei 
di^-wn  Methoden  verringern  sich  etwas  die  \()i'-  und  Xachtheile  der 
l'rwaldwirthM-haft.  aber  <liese  beiden  .Metlindcn  dürften  w(»lil  die  goldene 
Mit»  <•  anzeigen,    die   eine  gesunde,    auf  (iegenwait    und    Zukuft 

b^-^lai  Jiii-   Korst  wirthsehaft  betreten   nu»g. 

Maserbi  Id  u  ngen  haben  stets  die  iHiehste  für  llolzwiiai-e  gezahlten 
IV'JMe  «T/ielt;  die  Thutsache,  dass  der  Kulturwidd  arm  an  .Maserbildiingen, 
der  rn%ald  n'ich  daran  ist,  dürfte  ein  Streiflicht  auf  die  Krschoj)fung 
der  noniamerikanischen  Wahlungen  an  «liesem  höchst  werthvollen  Pro- 
dukt« werfen:  auf  jeden  Fall  vermiigen  die  Waldungen  dem  gegen- 
i»iirtijc«'n  verw-hwenderiwhen  Verbrauch  von  Masern  aller  Art  für  die 
I>au«r  nii-ht  ^»recht  zu   werden. 

Endlich  ein  ganz  unben-chenbarer  Faktor  bei  (I<  i  Werthschätzung 

''  '     -    int   der  (iüttchmnck .   di(^  (iewo  h  nli  (m  t,    die   Mod«». 
*V  I.    •;!it>»- hoidond  diene  oft  nind, 'davon  liefert  Amerika  so  viele  Howeis(» 


—     77     — 

wie  Europa;  die  feinsten  Möbel  sind  aus  Mahagoni-  oder  Nussbaum- 
holz ,  auch  Kirschholz  ist  noch  ziemlich  „stylish'' ;  zu  Flintenschäften 
liebt  man  ebenfalls  Nussbaumholz  und  so  Aveiter;  hierin  kann  kein 
Land  Japan  übertrefien,  wo  das  Haus  eines  Yornehmen  eine  Sammlung 
von  ein  paar  Dutzend  Holzarten  darstellt  und  das  Haus  ist  dabei  um 
so  werthvoller  und  schöner,  je  feinere  Hölzer  es  enthält,  die  man  nicht 
wie  bei  uns  mit  Oel anstrichen  oder  Tapeten  verkleidet.  Was  die  Gewohn- 
heit und  das  Yoriirtheil  für  oder  gegen  ein  Holz  betrifft,  so  werden 
die  Exoten  im  deutschen  Walde  noch  manchen  harten  Kampf,  auch 
wenn  sie  mit  unserem  Klima  glücklich  fertig  geworden  sind ,  zu  be- 
stehen haben. 

Es  Avürde  den  Eanm  dieser  Schrift  überschreiten,  alle  Yerwend- 
ungsweisen  der  Hölzer,  die  sich  auf  viele  von  der  Technik  gewünschte 
Eigenschaften  des  Holzes  gründen,  hier  zu  erwähnen;  die  Praxis  ist 
hierin  der  Wissenschaft  weit  vorangeeilt,  einige  Beispiele  mögen  genügen. 
An  feineren  Luxusbooten  sind  gefertigt  die  Planken  aus  Thuja  occiden- 
talis-Holz  (es  wirft  sich  nicht,  selbst  Avenn  es  in  grünem  Zustande 
verwendet  wird,  es  schwindet  nicht  beim  Trocknen),  Schiffsböden  und 
Schiffsrippen  sind  aus  Quercus  alba -Holz,  Schiffskiel  aus  schAvarzer 
Wallniiss;  zu  Rudern  aus  einem  Stücke  ist  am  besten  das  Holz  der 
Picea  alba  und  der  Fraxinus  americana;  an  Luxuswagen  werden  die 
Naben  aus  Eschenholz,  die  zierlichen  Radspeichen  aus  Hickoryholz 
gefertigt;  Regenschirmstiele  sind  aus  Zuckerahorn,  Zündhölzer  aus 
Pinus  Strobus  und  dergleichen. 

Die  Schnellwüchsigkeit  der  Avestlichen  Holzarten  Amerika's 
ven-äth,  dass  diese  iu  i]n*en  Wachsthumsleistungen  überhaupt  nicht 
blos  die  europäischen,  sondern  auch  die  ostamerikanischen  Holzarten 
übertreffen  AA^erden;  dagegen  kann  man  nicht  behaupten,  dass  die  öst- 
lichen Holzarten  —  ceteris  paribus  —  in  gegebener  Zeit  eine  grössere 
Holzmenge  produziren  Averden  als  die  europäischen  Arten;  bei  einer 
Reihe  von  AverthvoUen  Holzarten  wurden  die  StärkezuAvachsberechnungen 
beigefügt.  Xach  diesen  Avürde  sich  sogar  ein  sehr  viel  geringerer  Zu- 
wachs als  der  der  europäischen  Holzarten  ergeben;  allein  beide  sind 
miteinander  gar  nicht  zu  vergleichen,  denn  die  amerikanischen  Holz- 
arten sind  im  Urwalde  bei  massigem  Lichte  erwachsen,  die  europäischen 
Holzarten  dagegen  sind  im  Kultur Avalde  bei  freiem  Oberlichte  empor- 
gekommen. 

GegeuAvärtig  dürften  Avohl  auch  die  ostamerikanischen  Holzarten 
auf  nordamerikanischem  Boden  in  gegebener  Zeit  grössere  Mengen 
erzeugen  als  die  europäischen  Arten  in  Europa.   Die  seit  Jahrtausenden 


—     78     - 

..  '  '  iiiften  XährstofTvorrätho,  doron  Auflnaudi  mit  dorn  K'iUixvlü'o  dos 
M- i.>.  .i.-n  in  iK'ii  Wald  lK\irann,  wird  landw  irtlisi-haftlirlior  Haul)bau 
nicht  ülH»mll  so  wfit  erschöpfen  krmnen,  (hiss  niclit  (huaiif  foliceiule  Haiini- 
p'ni'nititinon  eine  p.'stei«rerte  l*n)duktionskraft  werden  i'utfalten  können. 
Ab<T  wo  der  Boden  dnrch  die  I^andwirthsehaft  bereits  anf  jenes  Mass 
von  Annntii  henib^ebraelit  wnrde.  wie  er  nnseix?  f:;erini!;en  Waldböden 
keiinzeiehnet,  da  ist  this  üebergewielit  der  ostanierikanisehen  Holzarten 
iilxT  die  cunjpiiisehen.  was  Znwaehsgeseliwindi^^keit  betritt't,  schon  jetzt 
kuuni  mehr  bemerkbar;  doch  fehlt  es  nielit  an  Jk'ispielen,  dass  aneh 
einzehie  iistamerikaniselie  Arten,  auf  (h^iselben  I^oden  mit  ihren  ouro- 
päisehen   Verwandten  ^ebraelit,  diesen   letzteren   voraneilten. 

Man  kann  die  zukünfti^^e  Waeiisthumsleistnn«;  der  Holzarten  in 
Nonhunerika  nicht  naeli  (h'ii  frt^j^'enwärti^a'n  dortigen  Vorräthen  beur- 
tiieih*n  und  noch  weni«rer  mit  jenen  der  europäischen  Nutzwaldungen 
in  Vergleich  stellen:  denn  die  jet^ci^en  Holzvorriithe  sind  alle  Urwald- 
pnMiukte.  Die  Znwaehsuntersuchunf^en  imd  die  sich  darauf  gründenden 
MiUvM'nberechnunfren  werden  nur  ein  historisches  Interesse  haben,  da, 
wie  envälint,  unter  den  geänderten  Bedingani^en  (Bodengiite,  vermindert 
dun-h  Kntnahme  des  Holzes,  waldbauliehe  Verhältnisse)  die  Holzarten 
anders  zuwachsen   und  andere   Vorräthe  aufspeichern  werden. 

Die  gegenwärtig  in  Nordamerika  berechneten  ^lassenerträge  pro 
Kla«-heneinheit  sind  mit  den  Angaben  aus  den  Kulturwäldern  schon 
deshiüb  nicht  vergleicid)ar,  weil  sich  solche  Berechnungen  nur  auf  eine 
Holzart  iH'ziehen,  oinie  dass  dabei  erwähnt  wiid,  ob  di<'  betreibende 
Holzart  in  reinen  Beständen  oder  in  Mischung  mit  anden'ii  vorkommt, 
und  letzüTes  int  in  Amerika  die  Re^el.  So  z.  B.  gilt  in  IVnnsylvanien 
eine  Ernte  von  50  cbm  zersä^^ter  Nutzwaare  der  Tsuga  pio  ha  schon 
BÜn  eine  ^ut<',  da  eben  die  Mehrzahl  der  übiigm  Stämme  liaiti»  Laub- 
lndzer  sind,  die  nicht  genützt  werden. 

J*inus  austndis  bietet  «lurchschnittlich   nur  IBcbm  Z(M'sä_gte  Waare 

pn>  ha,  nicIit  bloss  weil  sie  sehr  weiträumig    steht,   sondeiii   auch   weil 

andere  BaunuirtiMi    «hizwisi-hen  treten,    die    nicht   gnMiützt    und    nicht  in 

BiNlinun^    p.'bnu'ht    werden.      Die    Dougdasia,    welche    reine    {^'stände 

bildH,  iH'fert  auf  gutem    Boden   nur  700  cbm  zei-sägte   Waare;    berechnet 

nuin  akT  die  kleineri'U   Baume,    wehdie  nicht  genützt   weiden   uiid  das 

z'TM  hnietti-rte  und   Abfaihnaterial    der   genützt«'!!    Stämme    auf    nur  di«^ 

'■     '  ^oiinenen   Produktes,  ho  erpbt  sich   rund  ein  \'<»irafli   \oii 

'"'     *  '       von     100  cbm    zei-sä^rfcr    Wajire,    also    1500  cbm 

"    H    /.-   ,,<„|  durchaus  nicht  selten  ;  für  Seipioia  sempervirens, 

!"  n-inc   Bchläude    bildet,  siiid   180  cbm   Brettwaaren   pro 


—     79     — 

Baum  und  volle  12  500  cbm  pro  ha  keine  Seltenheit;  meine  eigenen 
Berechnungen  ergaben  13  300  cbm  pro  ha  für  dieselbe  Holzart ;  endlich 
die  Sequoia  gigantea  baut  Stämme  auf,  die  volle  800  cbm  Holzmasse 
führen:  den  Durchschnitt  auf  500  cbm  berechnet,  gibt  pro  ha  bei 
10  Stämmen  5000  cbm  Sequoia-Holz  und  1000  cbm  Tannen-  und  lüefern- 
holz,  das  wären  nur  6000  cbm  pro  ha;  da  es  aber  Haine  gibt  mit 
25  Stämmen  und  darüber  pro  ha,  so  dürften  12  000 — 13  000  cbm  pro 
ha  auch  in  der  Sierra  Nevada  häufig  zu  finden  sein. 

Diess  fülirt  mich  zu  Yorrathsberechnungen ,  die  ich  aus  den 
erwälmten  Gründen  vermeiden  wollte.  Eher  liesse  sich  die  Grösse 
des  gegenwärtigen  Holzverbrauches  feststellen ;  doch  sind  auch  diese 
Zahlen  nicht  zuverlässig. 

Nach  dem  Directory  of  the  North- western  Limiberman  pro  1887 
sind  alle  Sägmühlen  der  atlantischen  Region  auf  eine  höchste  tägliche 
Leistungsfähigkeit  von  200  ]\Iilliünen  feet,  das  ist  500  000  cbm  zersägte 
Waare  eingerichtet;  alle  arbeiten  wenigstens  mit  der  halben  Menge, 
gibt  bei  300  Arbeitstagen  mindestens  75  Millionen  cbm  zerschnittenes 
Holz,  liiezu  ^3  für  Verlust  bei  der  Gewinnung,  sind  100  Millionen  cbm 
stehendes  Holz. 

Nach  dem  früher  gesagten  beträgt  der  jährliche  Bedarf 

für  Eisenbahnen      ....        8  Millionen  cbm  stehendes  Holz, 

Holz  zu  Zäunen      ....      14         „             „             „  „ 

kleines  Nutzholz      ....        5         „             „             „  „ 

Brennholz 495         „             „             „  „ 

Holzkohle 7 


zusammen    529  Millionen  cbm  stehendes  Holz. 

Der  atlantische  Wald   umfasst  etwa  150  Millionen  ha;    es  müssen 
demnach,  um  das  Quantum  ohne  weitere  Steigerung  desselben  naclilialtig  O-CLoc^ 
zu  nützen,  alljährlich   3,5  cbm   Holz   zuwachsen,   eine   Grösse,  die   der  c^u-  A 
Wald  gewiss  zu  leisten  im  Stande  ist.     Doch  dazu  kommt  einmal  eine  ^  o  e^ , 
stetige  Steigerung   des   Bedarfes ,   dann   eine  rapide   Yerminderimg  der  ^^tAi^ 
Waldfläche  durch  Rodung,   die   Yerheerung    des    Waldes   durch  Feuer, 
die  weniger  auf  einmal  verzehren  als  dui'ch  ihr  wiederholtes  Auftreten 
langsam    ungeheuere   Yorräthe   von   Holz    verschlingen;    die   Schätzung 
ist,  was  den  Yerbrauch  betrifft,  gewiss  noch  viel  zu  niedrig;    denn  für 
eine  Menge  Holz  ist  statistisch  der  Yerbrauch  gar  nicht  nachzuweisen; 
so  z.  B.  existiren  allein  im  Osten  5  500  Möbelfabriken,  alljährlich  werden 
8  Millionen  Regenschirmgriffe  (aus  Zuckerahornholz)  gefertigt,  die  3  Zahn- 
stocherfabriken des  Osten  verarbeiten  alljährlich  600  000  cbm  zersägtes 


—     80     — 

Rohmati-rial:  alles  Holz,  das  beim  (JrubcMihau,  Ix'i  dvv  Anlo«,nin.ir  von 
Wi'^iMi.    Holzricst'n  p'ur»hiiliih    die    iranzon    Uliu-hcr   —    bei    dvm 

Si-hiffsbau  Verwendung'  findet,  ist  nicht  beriieksiehti^H;  die  Anferti«»:uno: 
eines  pn»sseron  Se^elMhitVes,  z.  B.  auf  den  »rrosson  »See'n,  erfordert  volle 
2000  Kiehenstiimnie  erster  Klasse;  vor  einip'U  Jahren  habe  ich  die 
Vennutluinp  ausf^^i'spnK'hen,  dass  die  Holzvoirätiie  des  Ostens  schon 
in  etwa  50  Jahren  ei-scliöpft  sein  werden;  dies  hat  in  Nordamerika 
(flaulHMi  p'funden,  lutfl'entlich  halx-   i<h   mich   irründlich  i^etäuscht. 


V    Veränderungen  in  dßr  Wald  Vegetation  durch 
die  Eingriffe  des  Menschen. 

Wer  von  Amerika  aus  drii  Stillen  ()(<'an  dnichkreuzt  und  Japan 
b<*tritt,  winl  vor  Allem  überrascht  durch  die  peinliche  Ausniitzuni;-  des 
kb'insten  Fleckchens  Krd.-  in  dem  dicht  l)cvr»lkerten  Theile  des  Insel- 
melies;  wo  kein  Fehl  IMatz  hat,  steht  eine  Haum,i;ruppe;  Bernde  sind 
abp'tnip'n.  um  sumjjfiire  Thiiler  auszufüllen  und  beide  in  fruchtbare 
(ielande  umzuwandeln;  eine  mehrtausendjährii^n'  Thiitii^^keit  des  "Mensciien 
hat  stündi^'  an  der  rmwandlun^^  <ler  Hodenoberfhicdie  ^a'arbiMtet.  So 
^in^'  «'S  auch  mit  den  Ptlanzen,  die  als  Nutz-  oder  Zwerii:i::ewächso 
«inade  fanden.  Seit  Jahrhunderten  haut  man  unbrauchbare  Hiiunu' 
ni«*<ler,  baut  Nutz-  und  Zierbiiunie  und  liejliLn'  jiiiume  mit  _ii:rr>sstem 
EifiT  an.  (ianze  |*rovinzen  sind  mit  Wald  bedeckt  von  werthvollen 
Nuly.belzarten ,  dir*  nie  iu  der  beti-elVenden  l'nixiu/  früher  heimisch 
war<*n;  ja  für  ein<*  Reihe  von  Zier-  und  Nutzlndzarten  ist  «lie  ei^n'ut- 
lirlic  Hciniatli  mK-h  pir  nicht  auf^'efunden  —  ein  «.diinzendes  F]rp'bniss 
von  Anbau  versuchen  mit  fremden   Holzarten! 

Wie  panz  anders  ist  iKK-h  alles  in  dem  dünn  bevrilkerten  Nord- 
amerika; un;:eheure  Flüchen  unbenutzt,  die  Hev(tlkerun,i;-  unstiit,  immer 
neuen,  jun^frauliilii'U  Hoden  aufsuchen<l,  wenn  der  alte  in  seiner  Kraft 
crlalinit;  wo  die  Hevölkerunp  sieh  mit  dem  Walde  beschäftiget,  weicht 
er  zurüek.  I'rärie  entsteht;  dafür  jiflauzt  man  Wald,  wo  seit  Menschen- 
fC<Hlenken  baundoHc>  Steppe,  Prärie  war. 

Von  den  Alten^dand-Staaten  abp'sehen.  ist  jedci  ei  \vM(hs(>ne  Haum, 
(U  wo  or  Mieh  tin«h't,  auch  von  der  Natur  «(dbst  au;;eptlanzt  wordm, 
i^t  «Mf.  '  '  ..h-r  Zi'Up'  der  cdnsti^'en  (irÖKs«»  des  riwaldes.  Khe  no<h 
«•in  J..  I«'rt  verp'ht,  p»hört  der   Hep-ifT  Urwald   dej-  (leschichte  an; 

tl.  ^c  Wuldbild  wird    verändert    wein    mi«h    den   (Jesetzeu,    die 


—     81     — 

für  alle  Länder,  alle  Völker  Geltung  haben  und  deren  Wirkungen  schon 
jetzt  auffallend  sind  für  den,  der  die  Waldungen  der  nördlichen  Halb- 
kugel so  oft  durchforschen  kann,  wie  es  mir  vergönnt  war. 

Im  UrAvalde  ist   die  Produktionskraft   eine    steigende,    im  Wirth- 
schaftsAvalde ,    dem  Walde,    mit   dem   der  Mensch  sich    beschäftigt,    im 
allerbesten  Falle   eine  gleichbleibende  Grösse ;    in  der  Regel  verringert  r^  •  /? 
sich  dieselbe,  mag  der  Boden   noch    so    vorzüglich    sein.     Im  Urwalde       j 
siegen  beim  Kampf   uni's  Dasein,    wenn    eine  Mischung   von   schatten-     .    ^ 
ertragenden    und    schattenfliehenden  Holzarten    entsteht,    in    der  Regel   '^^^ 
die    schattenertragenden    Holzarten.     Die    wintergrünen    Eichen  Japans 
zum  Beispiel,    dringen    vermöge    dieses  Naturgesetzes  so  weit  nördlich X  ^^ 
vor,  als  es  das  Klima  erlaubt.     Zwischen  jenen  kommen  keine  winter- /tn-«*^ 
kahlen,  schattenfliehenden  Eichen  empor.  /uvu^ 

Der  Mensch  ändert  die  Bedingungen;  die  winterkahlen  Bäume, 
nicht  melu"  erdrückt  durch  die  dicht  belaubten  Konkurrenten,  fassen 
Fuss  unter  dem  Einflüsse  des  günstigen  Klima's,  welches  sie  selbst  für 
einen  geringerwerthigen  Boden  entschädigt. 

Der  Mensch   entnimmt  selbstverständlich   dem   Walde   die   besten  ^^^ 
Holzarten,    die    aber    in    der  Regel  auch  die  schwersten  Samen  tragen ^^^^^ 
und   am   sclnvierigsten   sich    verbreiten.     Ueberall,    in   Europa,    Japan,/    / 
Amerika  ist  desshalb  ein  Vordringen  der  geringerwerthigen,  leichtsamigen 
Holzarten,  ein  Zurückweichen  der  werthvollen,  schwersamigen  zu  consta- 
tiren ;  ja  es  sind  geradezu  dieselben  Genera,  Avie  Pinus,  Populus,  Salix, 
Betula,    die    durch  die  menschliche  Thätigkeit    begünstigt,    ständig    an 
Ten-ain  gewimien.     Auf  der  ganzen  Linie  ist  ferner  ein  Vorrücken  der  /.jy^A 
Bäume  der  külileren  Regionen  nach  Süden  hin  bemerkbar;    die  Nadel- 
hölzer der  külileren  Region  treten  in    das  Gebiet    des  Laubholzes,    die 
Avinterkahlen  Laubhölzer  in  die  Zone  der  wintergrünen  über  und  drängen 
diese  wieder  weiter  nach  Süden;    das  Ende,    so    ferne   es  noch  liegen 
mag,    ist  in  der  Ebene    kümmerlicher,    durchlöcherter  Baumwuchs  auf 
heruntergebrachtem  Boden,  im  Gebirge  kalile  Berge.  — 

Nach  diesem  allgemeinen  Gesetze  wird  sich  wohl  auch  die  Wald- 
flora Nordamerika's  verändern  müssen,  freilich  viel  schneller  und  gründ- 
licher, als  irgendwo  in  der  Welt;  denn  so  gewaltige  Waldmassen  von 
so  mannigfaltigster  Art  hat  noch  keine  Nation  besessen  und  noch  keine 
Nation  hat  auf  solche  Weise  gegen  ihre  Waldungen  gewüthet. 

Was  Europa  darin  geleistet  hat,  ist  freilich  mir  kleinlich,  für 
Europa  aber  gross  genug  und  wohl  bekannt;  für  die  amerikanischen 
Leser  dieser  Zeilen  erwähne  ich  zum  Beispiel  das  Land,  in  dem  einst 
^lilch  und  Honig  floss;  was  ist  aus  demselben  geworden,  nachdem  die 

Dr.  Mayr.  6 


—     82     — 

Kr-  1.  f.ihiLT  das  Land  glücklich  erobert  und  die  Berpvaldunfron  lionintor- 

1,    hatten?    Seine    Flüsse   sind   im    Summer   olme  Wasser,    die 

KiüMii  ^.iid  vertriH-knet,  die  Bewohner  V»i<  auf  den  seelisten  Theil  dahin- 

gcüchwiindeD. 

Spanien  war  ein  fi:n>sser  (Jarten  zur  Zeit  der  Heri-schaft  der 
maurisehen  Kalifen,  mit  (Jetreide  und  l^'rüehten  aller  Art  gesegnet,  die 
Bevölkerung  war  thätig,  kräftig,  miiehtig  und  hoeh  gebildet,  so  lange 
die  versehiedenen  Sierras  mit  wa^ssei-spendendem  Walde  bedeekt  waren. 
Die  nachfolgenden  Könige  haben  die  Waldungen  verniehtet,  aus  dem- 
)U>lben  Motive  wie  die  Daimies  in  Japan  thaten,  nämlich  um  Geld  zum 
Kriegführen  zu  erhalten.  Jetzt  ziehen  Heerden  von  Ziegen  und  Schafen 
über  die  trm'kene.  durnenreiche  Umdscliaft;  das  einst  köstliche  Klima 
i.«<t  unerträglich  gew(»rden,  wenn  der  glühende  Salano  oder  der  eisige 
(Jalem»  mit  ungebrochener  (Jewalt  über  das  Land  fegen. 

I)eut,s<-hland,  Oesterreich,  Italien  und  FranknMch  haben  kahle 
B«'rgzüge,  «lie  gros.*;e  Summen  vei"schlingen  und  luii-  sein-  langsam  wieder 
in  den  wohlthätigeii .  waldti'agenden  Zustand  zurückveisetzt  werden 
können. 

Gehen  wir  weiter  nach  Osten,  nach  Ceylon,  W(>  die  Bestrebungen, 
die  Berghänge,  den  absoluten  Waldboclen  landwirthschattlich  zu  l)enütz(»n 
eb<»n  in  vollem  (hinge  und  dabei  so  lehneich  sind,  dass  ihre  (i(>sclii('lite 
eine  nähere  Betrachtung  hi«'r  rechtfertigen  dürfte. 

Wie  ich  aus  «h-m  Berichte  verdienter  (lewährsmÜMiier,  besonders 
d«T  H»*rr<Mi  Ferguson  entnehme,  begann  man  in  Ccylctn  scinm  \or 
GO  Juiiren  Waldungen  in  den  Iieigen  zu  entf<M  luii.  um  Kaflee  zu  kulti- 
virf*n:  allein  da  in  Kngland  zu  (Minsten  West-Indiens  auf  KatVee  anderei* 
Provenienz  hohe  Zidle  gcdegt  waifu.  konnte  Cevlon  nidit  (•(»nciii  rifen. 
Kntt  mit  d(T  Aufhebung  des  Zolles  1835  b(>gaini  die  Imasion  in  don 
Wahl  den  oft  steilen  (iebirgeH  im  grossen  Stile.  1836  wurden  4000  acres 
von  derColonialregierung  verkauft,  im  Jahre  1841  IxrcMts  übei-  78000  acres 
'i"d  zwar  damals  den  A<-re  mit  Wald  brdeckt  um  8  IMennige!  Joder 
i' ht«'  hich  M'in«'  Flä<-he  da  aus.  wo  es  ihm  am  Besten  passto.  Die 
Ijindverkäiifer  erlieh^en  nur  Klauseln  wegen  .Mineraliengewinnung  und 
Slrai«iw*n.  Im  Jahre  1845  war  di«-  Kall'eeptlanzmanie  auf  ihrem  Ibthe- 
|Minkt«*;  die  Krtriige,  die  dr-m  eben  entwaldeten,  jungfräulichen  linden 
«*ntnomni(*n  wenlen  konnten,  Hchwankten  v(»n  10  bis  zu  lUZeiitnei  \)\n  at  i-e. 

Iht    mitten    im    Taumel     d(*H    (tlückes     und     (iewinnes    kam    dei 

Krach    in   Kngland   1845,    dem    die   Schutzzelle   zu   (iunsten 

'■  '  'nien    zum  Opfer    tielen    und    Java    und    Brasilien   in 

'  '•:   i  ' ;  Ion  bnichten.     Der  KafVeepreis  sank    und   damit   «1er 


—     83    — 

Werth  der  Anlagen,  welche  vielfach  theils  um  ein  Spottgeld  yerkauft 
wurden,  theils  sich  wieder  niit  Wald  bedecken  durften.  Die  Krisis 
hatte  ihre  gute  Wirkung;  früher  rodete  man  den  Boden,  pflanzte  die 
Kaffeestauden  und  glaubte,  von  da  an  brauche  es  nur  immer  zu  ernten 
und  Hess  Grras  und  Kräuter  wachsen;  nach  der  Krisis  begann  eine 
gartenmässige  Eeinhaltung  und  Pflege  der  Plantagen,  was  die  Erträge 
zwar   steigerte,    aber  auch   die  Erschöpfung   des  Bodens   beschleunigte. 

Die  nächsten  10  Jahre  1845 — 55  wurden  etwas  über  47  000  acres, 
von  1861—65  fast  157  000  acres,  von  1866—72  227000  acres  verkauft. 
Dabei  reichten  die  Entwaldungen  an  den  Bergen  bis  6000'  hinauf. 
Viele  Quadratmeilen  von  Berghängen  sind  ihres  Waldes  beraubt  mid 
mit  dem  dichten,  1 — 2  Meter  hohen  Bestände  ein  und  derselben  Pflanze 
bedeckt  worden;  da  kam  die  Reaction  gegen  diese  imnatürliche  Ver- 
breitung einer  einzigen  Pflanze,  eine  Reaction,  die  um  so  schlimmer 
werden  musste,  als  Mllionen  von  Pflanzen  derselben  Art  und  desselben 
Alters  den  gleichen  Bedingungen  des  Gedeihens  oder  Erkrankens  aus- 
gesetzt waren.  1869  erschien  eine  schwarze  Schildlaus,  in  welchem 
Jahre  auch  zum  erstemnale  die  Blatt-Krankheit,  verursacht  durch  Hemileia 
vastatrix,  beobachtet  wurde.  Viele  behaupteten,  den  Pilz  schon  vielfach 
früher  gesehen  zu  haben,  derselbe  habe  nie  irgend  einen  Schaden  der 
Pflanzimg  zugefügt.  Noch  in  demselben  Jahre  begann  die  Krankheit 
ihren  vernichtenden  Zug  durch  fast  alle  Pflanzungen,  ein  Schauspiel, 
das  sich  bei  andern  Kulturgewächsen  in  ähnlichen  ungünstigen  An- 
häufungen, wie  bei  Weinreben,  Kartoffelpflanzen,  Kiefern  und  Buchen- 
keimlingen, ebenfalls  wiederholt. 

Es  ist  kein  Zweifel,  dass  junge  Pflanzen,  insbesonders  Keimlinge, 
in  der  Regel  von  solchen  epidemischen  Krankheiten  hinweggerafft  werden ; 
ältere  Pflanzen  tödtot  oder  schädigt  der  Pilz  aber  oft  erst  dann,  wenn 
ihre  Lebensenergie,  das  ist  ihre  Kraft  durch  Wundkork,  Ueberwallmig 
oder  Reproduktion  den  Schmarotzer  abzustossen  oder  ihm  vorauszueilen, 
geschwächt  wurde,  sei  diess  durch  das  Alter  der  Pflanze  selbst  oder 
durch  ungenügende  Ernährimg  in  Folge  impassender  oder  abgemagerter 
Standorte  bedingt.  Dieser  letztere  Factor  spielt  bei  der  Pflanzenkrank- 
heit in  Ceylon  entscliieden  eine  mächtige  Rolle. 

Die  Pflanzen  auf  kräftigen  Böden  verloren  durch  die  Krankheit 
im  August  zwar  ihre  Blätter,  entwickelten  aber  neue  Blätter  imd  Früchte; 
die  Pflanzen  auf  herabgekommenen  Böden  entwickelten  zwar  Avieder 
Blätter  aber  keine  Früchte  und  waren  dadurch  werthlos  geworden. 
Ceylons  granitischer  Boden  ist  locker  und  im  Durchschnitte  nicht  tief- 
gründig ;  die  Plantagen  haben  auf  den  Bergen,  selbst  auf  steilen  Hängen 

6* 


—     84     — 


deu  Wald  vertrieben  und  um  die  grosse  Wassermonge  (durclisclininlich 
3000  mm  Niedersi-Iiläge  pro  Jahr!)  abzuleiten,  hat  man  durch  die  IMantagen 
vertikal  herablaufende  Griiben  anfrele«rt,  in  ^vek•hen  das  braun(\  dick 
mit  Enle  aus  dem  (Jaiten  beladene  Ke^^enwasser  in  die  Tiefe  scliiesst; 
aus  den  anfänglichen  (Jräben  sind  in  älteren  IMantagen  bereits  tit^fe 
S<-hluehten  gewurden,  über  die  freigelegten  Steinbl(»cke  stürzen  bei 
Regen  mächtige  Oiessbäche! 

Wie  schnell  die  Natur  in  den  Ik'rgen  auf  die  Missliandlungen  der 
Meiis<hen  reagirt,  dav«»n  ein  kleines  Beispiel. 

Als  ich  eines  Nachmittags  im  Oktober  188G  von  Colombo  nach 
Kandy  fuhr,  brach  ein  Gewitter  aus.  wie  das  bereits  alltäglich  geworden 
war  unter  dem  Kinflusse  des  eben  einsetzenden  Nord -Ost-Monsuns. 
Wo  die  Hahn  eine  kleine  Schlucht  überschritt,  schäumte  braunes  Wasser 
in  der  Tiefe.  Als  wiral)erdeii  Ilalagala  (Berg)  passiiten.  kamen  einzelne 
kleinere  Hä<*he  »juer  über  die  Schienen:  ich  stand  in  der  Mitte  des 
Wagens  allein,  genule  unter  der  Lampeiiottnung:  da  mit  einem  Male 
kam  ein  dicker,  brauner,  mit  Steinen  l)ela(lener  Wassei*strahl  durch  die 
Oeffnung  un<l  übergoss  midi  um!  walir^cheinücii  alle  aiuleiii  Passagiere 
im  Zuge  ebenfalls.  Als  ich  ein  paai-  W'ncheii  nachher  die  Stelle  abermals 
pas.*<irte,  lag  die  Ui'saehe  dieser  für  eine  Hisenbahn  doch  recht  bedenk- 
lichen  Krs<-heinung  klar  vnr  Augen.    In   etwa  100  .Meter  senkrecht  übei- 

(lein  Hahiikrti])ei'  wai-  eine  m  i  t 
grossen  Steinen  und  l'cis- 
stücken  bedeckte,  staik  ge- 
neigte Fläche  wenige  Wochen  zuvor 
kahl  abgeholzt  worden,  um  Thee 
<i(lcr  Katle<'  anzupflanzen.  Da  diese 
sinnlose  Wald\ ciiiiclitung  an  einei- 
so  eminent  schutzbedürftigen  Stelle 
noch  ganz  neu  wai'.  so  kamen  glück- 
lichci-  Weise  mit  dem  liegen  nur 
Humus  und  kleineic  Steine  lieiab; 
mit  der  Zeit  werden  wohl  schweici" 
wiegende  H<'weise  Voll  dem  began- 
genen Kehler  auf  die  Eisenbahnzüge 
herabrolh'u. 

Wo  die  Auswaschung  des  fiiiclit- 
harcii.  linmo>cii  Hnilciis  schon  län- 
gi-re  Zeit  V(»r  sich  geht,  da  koinnif 
bereits    der     helle     Gianitsand     zu 


n-rr 


1^   2.     I  In  t«yU,n. 

m  ItalMMnn,  »  k*...  ...tf.  .....,u<  KlBrhc.  r  Wiil<l. 


—     85    — 

Tage.  Man  sieht  genug  Plantagen,  besonders  ältere  Anlagen,  in  denen 
die  oberen  Wurzeln  der  Kaffeepflanzen  in  der  Sonne  bleichen;  oft  bis 
zu  1  Fnss  Höhe  ragen  die  Wurzeln  aus  dem  Erdreich  empor ;  so  viel  des 
besten,  unersetzlichen  Bodens  hat  das  Wasser  bereits  in  die  Tiefe 
gewaschen;  solchen  Boden  heisst  man  worn  out,  als  hätte  die  Pflanze 
den  Boden  erschöpft  und  nicht  der  3Iensch,  mit  seinem  nur  auf  den 
raschen  Gelder^yerb  eingerichteten  Eaubsysteme.  Dem  entsprechend 
liefern  die  Plantagen,  die  im  Jahre  1856  noch  20  Zentner  Kaffee 
abAvarfen,  im  Jahre  1882  nur  mehr  1  Zentner  pro  acre!  Selbstver- 
ständlich fällt  auch  ein  Theil  der  Schuld  dem  Pilze  zu,  der  besonders 
schädlich  da  war,  wo  er  schwächliche  Pflanzen  fand;  in  Java,  auf  dem 
tiefen,  vulkanischen  Boden  ist  die  Kaffeepflanze  viel  kräftiger  und  darum 
widei-standsfähiger  gegen  den  Pilz.  Sie  Avurde  geschädigt  aber  nur  für 
kurze  Zeit  und  das  Erträgniss  hat  sich  kaum  oder  gar  nicht  vermindert. 

Zahlreiche  Plantagen  in  Ceylon  wurden  verlassen.  Gras  und 
Sträucher  occupirten  den  Boden,  der  somit  für  einige  Jahrzehnte  lang 
vor  neuen  ^ilisshandlungen  bewahrt  blieb ;  insbesonders  ist  es  eine 
Lantana,  welche  derartiges,  so  reichlich  vorhandenes  Terrain  in  den 
Tropen  in  Besitz  nimmt,  den  Boden  allmählig  wieder  verbessert,  so 
dass  später  wieder  Wald  i\iss  fassen  kann.  Die  Lantana  gilt  als  der 
Fluch  der  Pflanzer,  mag  sein,  aber  sie  ist  der  Segen  der  Insel. 

Da  fand  sich  mit  einem  Male  eine  Pflanze,  die,  Aveil  kleiner,  auch 
genügsamer  in  ihren  Ansprüchen  an  den  Boden  ist  —  der  Thee.  Mt 
Thee  wurden  nun  die  Plantagen  oft  zwischen  den  todten  Stöcken  hinein 
bepflanzt;  Thee  ist  das  neue  goldene  Kalb,  um  dessentwillen  auf  der 
Insel  der  Wald  der  Berge  geopfert,  die  Kultur  der  Eingeborenen  im 
Tieflande  bedroht  und  wenn  nicht  ein  neuer  Pilz  gebieterisch  die  Rechte 
der  Xatur  rehabilitirt,  die  Berge  der  Insel  der  Yernichtung,  die  Insel 
selbst  dem  wirthschaf fliehen  Ruin  entgegengebracht  Avird. 

Die  Kultur  der  Strauchgewächse  Kaffee  und  Thee,  überhaupt 
jeglicher  Pflanze,  welche  eine  Blosslegung  und  Lockerung  des  Bodens 
verlangt,  ist,  wenn  man  auf  Erhaltung  des  Bodens  rechnet  und  mit 
einer  etwas  geringeren  aber  dauernden  Einnahme  sich  begnügt,  in  den 
Bergen  der  Tropen  und  Subtropen,  der  grossen  Regenmenge  wegen 
nur  in  steingesicherten  Terassen  möglich,  wie  die  Weingelände  an  den 
Bergen  Italiens  oder  die  Orangengärten  Japans. 

Im  südlichen  Indien  und  östlichen  Himalaya  wächst  der  Thee 
ebenfalls  auf  den  Bergen;  ersteres  Gebiet  habe  ich  nicht  genügend 
gesehen,  im  letzteren  sind  die  Folgen  der  Kahllegung  des  Gebirgsbodens 
kaum  geringer,  wenn   auch   langsamer  sich   vollziehend  als  in  Ceylon. 


—     86     — 

Für  einen  re§:elni»>-i'7r'n  forstlichen  Botrieb  des  Uui})waldes  im  östlichen 
HimÄlaya    winl    ..  wirtig    nadi    Trincipieu    gesuclit,    Einrichtungen 

wenlen  vorgenommen.  Vielfach  fehlt  jedocli  Absatzgelegenheit  und 
Unterstützung  von  Seite  der  massgebenden  Vi>rgesetzten,  wodurch  die 
Kraft  der  Wirthschafter  theils  lahm  gelegt,  theils  in  unmässigen  Bureau- 
arbeiten  vergeudet  wird. 

Li  der  dortigen  Tannenregion  nimmt  der  Bambus  überhand,  weil 
w  nicht  mr»glich  ist,  ein  Weideverbot  gegen  die  alle  jungen  Tannen- 
pflanzen abiisenden  Schafe  zu  erlangen. 

Im  n(»rdwt»stlichen  Himalaya,  im  (Jebirge  /.wischen  1500  und 
2500  Meter  ist  CJnislandschaft.  I^rärie:  da  aber  dort  geptlanzte  Bäume 
gedeihen,  so  muss  man  annehmen,  dass  der  einstige  Wald  in  sehr  früher 
Zeit  au.*iger(>ttet  wonlen  war:  der  X(»rd -Westen  war  ja  seit  alter  Zeit 
der  Schauplatz  blutiger  Kampfe  um  die  Hegemonie  Indiens. 

Besonders  lelirreich  sind  die  offenbar  erst  seit  dei-  Entwaldung 
entstandenen  Flüs.se.  Sie  wechsehi  alljährlich  in  der  Hegenzeit  ihr 
Gebiet,  so  diuss  auf  eiiu-m  grossen  Streifen  von  den  Bergen  herab  aller 
Baumwuchs  vernichtet  ist:  während  der  Kegenzeit  mit  Ilochwassertluth 
beladen,  ist  ihr  Bett  zur  trockenen  Zeit  nur  Steingeröll.  Dank  der 
energischen  und  von  Ki-folg  gekrönten  Jiestrebungen  der  englischen 
Forstbcamten  weicht  überall  die  Prärie  sichtlich  zurück;  wo  die  Natur 
den  Dienst  versagt,  wird  künstlich  gesät  und  geptlantzt;  aus  dem  schonend 
behandi'lten  Walde  fliesst  reichliche  Einnahme  dem  Staatsschatze  zu  und 
das  Feuer,  das  frülier,  wie  jetzt  in  Amerika,  so  oft  (hiicli  die  Waldungen 
raitte.  iüt  (iun-h  einfache  Schutzsti'eifen.  auf  denen  alljährlicli  der  (ii-as- 
wuchs  nilMjergebrannt  wiid  und  durch  die  Wachsamkeit  des  Foi-st- 
personals  ein   überwun<lener  Standpunkt. 

Java    ist    im   Vergleich«-    mit    Ceylon    v<iii    der    Xatui-    günstiger 
Ufiacht  wonlen.     Die   Berghänge    sind    vielfach    saiiftei-  vorwiegend 

ruIkaiiiM'he  Kegel  —  <l«'r  Brilon  tief«rründiger.  Aber  genug  Berge,  be- 
iMinders  an  der  Küste,  haben  ihre  einstigen,  werthvolleii  .N'utzholzschätze 
▼crion'n  und  «imi  mit  (inis  (Alang-Alang)  und  Stauden  (Lantana)  = 
l'riirie  lH»<le<*kt.  Einen  grossen  L'ntei*schied  mit  Ceylon  zeigt  Java  in 
iMMm*r  Cinrhonakultur,  die  im  ersteren  Lande  meist  in  im  regelmässigen 
IM1anzung«*n  zwischen  den  Thec-  und  KatVeestauden  als  secundär  und 
zu'  ^'       'lUHs  von  anderweitig  nicht    benutzbaren   Stellen    in   den 

l'l.i     .     ',   IM  tiieln-n   wird.     In  Java  lU'hmen    die  musterhaft  gehaltenen 
I't^  ""    •'<r    hollHinliM-hen    Kegierinig    den    Cliaiakter    einei-    dem 

^"  "h«*    indi«'    stehenden    Kulturart    an  ;     man   experimentiit 

ü''  von   Alter.   Krziehujigsweise.   Kreuzung  auf  die  (lüte 


—     87     — 

des  Produktes  und  den  Gehalt  an  Cliinin;  man  beschattet  möglichst  den 
Boden  und  verhindert  fast  ganz  die  Abschwemmung  desselben.  Die 
englische  Cinchonakultur  und  Gewinn ungsAveise  der  Kinde  in  Ceylon 
li;it  keine  Zukunft,  da  sie  nur  auf  den  momentanen  Geldgewinn  ein- 
eingerichtet ist. 

Japan  hat  schwer  gebüsst  für  die  Entwaldungen,  die  alle  erst 
jüngeren  Datums  nach  unseren  Begriffen  sind;  was  vor  30  Jahren 
geschah,  klingt  in  Japan  jetzt  wie  •  mittelalterlich.  Die  vielen  fast  unab- 
hängigen Fürsten,  Hans,  Kokoke  und  Futai-Daimios  waren  sehr  kriegs- 
lustige Herren  und  brauchten  viel  Geld;  das  lieferte  stets  der  Wald. 
Andere  dagegen  geboten  ihren  llnterthanen  die  Erhaltung  des  Waldes, 
weil  sie  ihre  Jagdvergnügung  darin  hatten  oder  erlaubten  bloss  die 
Fällung  von  geringwerthigen  Bäumen :  zuweilen  hatten  die  Unterthanen 
den  Tribut  in  Holz,  besonders  Dachschindeln  zu  bezahlen,  wodurch  sie 
zur  Erhaltung  des  Waldes  gezAvungen  waren.  Diese  Waldungen  der 
kleineren  Fürsten  sind  das  Gros  der  schönen  Staatswaldungen,  die 
Japan  heute  besitzt. 

Yiele  Berge  (ungefähr  die  Hälfte  aller  Berge  des  Landes)  sind 
entAvaldet  und  mit  Bambus  oder  anderem  Gestrüppe  überzogen,  das 
alljährlich  zur  Düngung  der  Reisfelder  abgesichelt  wird.  Yor  30  Jahren 
kannte  man  kaum  Ueberschwemmungen,  die  jetzt  bereits  zur  Kalamität 
gCAvorden  sind.  Als  ich  im  Jahre  1885  Japan  in  seiner  ganzen  Länge 
durchreiste,  hatte  ich  wohl  ein  dutzendmal  mich  über  Bäche  und  Flüsse 
tragen  oder  in  Kähnen  überfahren  zu  lassen,  da  das  Hochwasser  die 
Brücken  luid  leider  oft  auch  das  angrenzende  Kulturland  ins  Meer 
gewaschen  hatte.  Ich  eriimere  mich  eines  solchen,  ganz  respectablen 
Gebirgsflusses ,  der  sein  Bett  zu  einem,  von  den  Bergen  quer  durch 
die  Landschaft  laufenden,  30  Fuss  hohen,  pfeilgeraden  Sand-  und  Geröll- 
damm aufgefüllt  hatte. 

Zur  Schliessimg  des  circulus  vitiosus  der  Waldvernichtung  rings 
um  den  Pol  herimi  Avird  Nordamerika  Avohl  das  grösste  Glied  ein- 
fügen, trotz  der  Erfahrungen  in  den  seit  tausend  Jahren  beAvohnten 
Ländern;  dass  es  schon  bald,  vielleicht  schon  im  nächsten  Jahrzehnte 
zu  einer  systematischen  Bewirthschaftung  seiner  herrlichen  Waldschätze 
schreiten  Avird,  ist  leider  nicht  AA^ahrscheinlich. 

Es  lolmt  sich  hier  die  langsamen  aber  stetigen  Yeränderungen, 
die  jeder  Eingriff  des  Menschen  in  das  Schaffen  des  ürAvaldes  in  Nord- 
amerika mit  sich  bringt,  etAvas  näher  zu  betrachten. 

Für  jede  Pflanze  kann  man  innerhalb  ihres  Yerbreitungsgebietes 
eine  mittlere  Zone  unterscheiden,  in  welcher  dieselbe  in  optimo  gedeiht. 


—     88     — 

Es  hat  sich  nun  ^'ozeiprt.  dass  innorhall)  dieses  Oi)tiinalir('biotes 
die  meisten  Hulziirten  auf  allen  Standorten  ihr  Fortkommen  finden, 
das  ht'isst  biKienvufT  sind:  selbstvei-ständlieli  wrchsclt  iliiv  AVachstluims- 
■  .^uin^  nai-h  der  (iüte  des  Standortes:  ausserliall)  i  li  re  s  Opti  mal- 
gcbietes  aber  ist  jede  Holzart  an  oinon  Standort  von  be- 
stimmter Besehaffenheit  gebunden.  Dies  ist  für  den  AValdban, 
für  Anbauversuehe  mit  nicht  heimischen  Arten,  wie  mir  seheint,  sehr 
wichtig  und  lasst  sicli  überall  beweisen. 

Die  Wevmnuthskiefer  hat  ihr  Optimalgebict  zwischen  dem  43  und 
44<*  N.H.:  dnd  Breitengrade  n<»rdlich  und  südlicl'  von  dieser  Zone 
i.st  sie  ausserlmlb  des  üptimunis.  Im  Optimum  findet  sie  sich  auf 
tHK-kenem  Kies,  (Jendl.  selbst  groy)em,  felsigen  Gebirgsboden  wie  auf 
feuchten  ja  nassen  Hodenarten  zusammen  mit  Esche,  Tsuga  und  (Mia- 
maiH-yparis:  narli  iliren  Verl)reitungsrändern  dagegen  zieht  sie  sich  auf 
die  sandigen,  feueiiton,  niederen  Standorte  zurück. 

Die  amerikanische  östliche  Lärche,  auf  doii  frischen  Oebirgs- 
:.ii  C'anada's  ein  Baum  Cluster  (i rosse,  beschränkt  sich  auf  ihrer  süd- 
iiiiM'n  (iren/e,  das  sind  die  Nurdstaaten  der  Union,  auf  die  kalten. 
nassiMi  Sphagnumsümpfc.  die  sie  zusammen  mit  der  Picea  nigra,  alba  und 
Abies  bal.^^imea.  die  ganz  das  gleiche  Verhalten  zeigen,  sowie  mit  Thuja 
m-cidentalis  als  eine  niedere  Baum  Vegetation   überzieht. 

Der  japanische  Bigtree,  Cryptomeria  japnnica.  gedeiht  im  mitt- 
IcHMi  Ja|)an  auf  allen  Bodenai-ten  und  Standorten  :  auf  seiiiei'  n<u-dlichen 
und  südliehen  (irenze  dagegen  zieht  er  sich  auf  vulkanische  (iebirgs- 
b<Ml«'n  zurück. 

Die  eurnpiiis4'he  K<»thhuche  gedeiht  in  ( 'entialeui-opa  auf  huinus- 
n'ichen  Sandböden.  Kalkb<Mlen,  granitischen  und  \ulkanischen  liodeii. 
wähnMid  sie  auf  der  n<>rdlichen  und  südlichen  (irenze  (Küsten-  und 
(;..i.i.,r„|„„.|„.)  ^\^.\^  ^^^^^  ^\\^,  Kjilkreichcn  B<n|en  (Ki-eidc.  Kalkstein  und 
'       ».  inerat)  bes<'hränkt. 

Daraus  ergeben  sich  schwerwiegende  Consequenzen :  Wird  eine 
H'ilxart  innerhalb  ihres  Ojitinnims  kahl  niedergeschlagen  «»dei  niedei- 
•r-annt,  MOOfKcheint  auf  <lei-  kahlen  Kliiche.  wenn  dei-  Natur 
'ie-  WiiilcrlM'MtiM'kiing  übcrliussen  \Nird.  «lieselhe  Ilolzait  in  dei 
Hi'gel  wiederum:  Iwgegnet  ihr  aber  dieses  Schicksal  ausserhalh  ihics 
Optimums,  m»  kehrt  die  frühere  Holzart  nicht  mehr  zuilick,  sondern 
Jone  Holzart,  in  deren  Optimum  das  betreffende  (ieluet 
eben  li<*gt. 

WinI  «li«'  Pinus  Strnbus  innerhalb  dires  0|itinnims  nach  gegen- 
wirtik'»*m  .   kald  heran tei^e»chlugen  ..d.  i    v.rhrmnt.   so  überzieiit 


—     89     — 

sie  allmälig  wieder  die  kahle  Fläche;   wird  dieselbe  Holzart  ausserhalb   /p  y^ 
ihres  Optimums,  zum  Beispiel  in  Wisconsin,  entfernt,  wo  sie  die  feuchten      /^ 
Sandinseln  im  Laubholzgebiete    einnimmt,    so  kommt  sie  nicht  wieder,  'VT^  * 
sondern    die   Laubhölzer    oder   andere   Kiefern ,    wie    die    anspruchlose 
P.  Banksiana,  nehmen  ihre  Stelle  ein. 

Gleiche  Yeränderungen  erleiden  die  Waldungen  der  südlichen 
Kiefer,  Pinus  australis;  ihr  Optimum,  in  dem  sie  fast  ausschliesslich 
herrscht,  ist  das  schwach  wellige,  lehmig- sandige  Hügelland  der  süd- 
lichen Küsten region ;  dort  erscheint  sie,  nachdem  Mensch  und  Feuer 
darüber  hinweg  gegangen  sind,  in  der  Regel  in  schönen  Jungwüchsen  ^J'^^^ 
wiederum,  die  freilich  über  kurz  oder  lang  dem  Feuer  abermals  zum  A"-^ 
Opfer  fallen;  dagegen  verschwindet  sie  in  der  Nähe  der  Küste,  im 
flachen  Tief  lande,  wo  sie  der  Pinus  cubensis  einzeln  beigemischt  ist, 
weü  die  letztere  Holzart,  da  in  Optimo  befindlich,  die  Stelle  der  Pinus 
australis  einnimmt. 

Einen  harten  Kampf  haben  natürlich  die  Holzarten  auch  in  ihrem  ^/ 
Optimum   mit  den  leichtsamigen ,    anspruchsloseren  Arten   zu  bestehen, 
die   durch    die  Eingriffe   des  Menschen  im  Yortheile   sind;    überall  ist'^^ 
ein  Ueberhandnehmen  der  werthloseren,   anspruchloseren,  leichtsamigen  ?     j^ 
Arten  constatirbar;    im  Gebiete  der  Laubholzregion   gewinnen  in  Folge  / 
der   regellosen  Behandlung   des  Waldes    die  Birken,   Pappeln,   Weiden 
und   insbesonders  Kiefern   immer  mehr   an   Terrain;    im  Westen,    im 
Gebirge    breitet    sich    die    geringerAverthige    Libocedrus    decurrens    auf 
Kosten  der  AverthvoUen  Pinus  Lambertiana,  P.  Jeffreyi  und  Pseudotsuga 
Douglasii  aus.     Wäre  es  möglich,  den  Wald  vor  weiteren  Anfällen  zu 
schützen,    so   würden   zweifelsohne    die   früher  vernichteten  Holzarten 
wieder  allmälig  sich   einstellen.     Ein  schönes  Beispiel  hievon  gibt  der 
japanische  Wald. 

In  Japan  reicht  die  Zone  des  immergrünen,  das  ist  des  subtropischen 
Laubwaldes  im  Binnenlande  bis  35  ^,  an  der  Ostküste,  dem  Kuro  Schiuo 
entlang,  bis  zum  36*^  N.B.  In  der  nördlichen  Hälfte  dieser  Zone  ist 
der  immergrüne  Wald  fast  vollständig  durch  die  Kultur  des  Menschen 
verdrängt  worden;  wo  nicht  Landwirthschaft ,  insbesonders  Reisbau 
möglich  war,  hat  der  Mensch  Quercus  serrata  und  glandulifera  und 
Castanea  japonica,  Bäume  des  kühleren  winterkahlen  Laubwaldes,  zur 
Brennholz-  und  Kohlgewimiung ,  Pinus  densiflora  und  Thunbergii  zu 
Brennholz-  und  Cryptomeria  japonica  und  Bambus  zu  Bau-  und  ]N^utz- 
holzzwecken  angepflanzt. 

Wird  der  noch  vorhandene  immergrüne  Laubwald  dieser  Region 
kahl    heruntergeschlagen     oder    niedergebrannt    (was    in    Japan    auch 


—     90     — 

!iiti  uinl  der  Natur  dii«  Wi«Ml(»rhosaniun^  überlassen,  so  eiscluMiien 
,n.^.  mmm  iinnier«:rnnon  Holzarten  nur  mehr  venMnzelt.  zahlreieh  aber 
«lio  rnkriiuter  unter  den  Waldbäumen  der  kühleren  Kegion,  wie 
Khus  semialatrt,  Kottlera  japonioa,  Alnus-,  Aralia-Arten.  Unter  diesen 
wau-hsen  «lie  sehattenertrairiMuien  immergrünen  Bäume,  die  zuei-st  ver- 
niehtet  wurden,  wieder  langsiuii  empor  zum  früheren  Walde.  Nördlieh 
von  dieser  subtropisehen  Zone  bis  zum  südliclK'u  Hokkaido  (Insel  Eso) 
herrs<-ht  der  artenreiche,  winterkahle  Laubwald.  Wird  dieser  h(M'unter- 
_'.  -  li'.iL"  M  iKler  vernichtet,  so  ei-seheinen  die  eben  genannten  foi^stliehen 
Inkrautcr  mit  zahlreichen  Sträuchern,  (Jras  und  Bambus;  zwischen 
di»*s^'r  kh'inen  Veg<»tation  siedeln  sich  Birken,  Pappeln,  geringwerthige 
Kirlicn  und  Kiefern  an:  unter  deren  Schutz  endlich  arbeiten  sich 
wiiiler  die  urs|)rünglich  vernichteten  guten  Eichen,  Ahorn,  Eschen, 
Keaki  u.  s.  w.  empor,  wodurch  der  frühere  Zustand  des  Waldes  von 
der  Natur  wieder  hergestellt  ist. 

Werden  aber  inzwischen  l^äume  und  Sträucher  niedergeschlagen, 
Ko  kehrt  der  Wald  nicht  mehr  in  scinei-  ursprünglichen  ZusammcMi- 
sc'tzung  zurück,  sondern  es  erscheinen  Kilcii  und  Kiefciii,  vor  Allem 
aber  enlrück«*nd<'s  (Jnis  und   Bam))us. 

Mit  Bezug  auf  Noidanieiika  liabc  ich  sclion  fiiihci-  einige  BiidcM- 
zu  entrollen  versurht,  denen  das  Land  l»ei  dei-  gegenwärtigen  Behand- 
lung seiner  \Valds<-hätze  entgegeneilt:  ob  bis  dahin  gerade  50  Jahre 
nothwendig  sind  (wler  ein  j)aar  Dezennien  mehr,  ändert  nichts  an  der 
tffündlichkeit  des  Resultates,  dessen  Abwendung  ich  dringend  wünschte, 
zum  Hj-sten  d<»s  Wahles  und  damit  /iiiii  Heile  der  grossen  amerikanischen 
Nation:  ein  Trost,  ein  bitterer  freilich,  bleibt  den  Anieiikaneiii  angesichts 
der  WaldgcM-hiehte  Kuropa's:   Forest  presei\ati<in  begins  witli  devastation. 


VI     Forötliche   Bestrebungen  in  den  Vereinigten 

Staaten. 

An^^j-siehts  der  beklagenswerthen  Waldbehaiidlung  im  ganzen  Lande 
ffwalirt  I«  eine  ^mw  Befriedigung,  zu  sehen,  wie  bereits  allerorts  — 
leider    nieht    im   Walde    H<dbst  das   Verständniss    für   <lcii    Wald,    als 

•  '«»n  Faiior  in  (»|ei«-ligewichto  der  Natur,  sich  empoi  kämpft,  da 
nun  rst  p-nidezu  iiberraseht  über  die  Fülle  von  wissenschaftlichem 
MatiTial  »Jht  den  Wald,  das  vnu  Wenigen  in  nie  rastender  Thäfigkeit 
tnifehaiiff  (brii   l'ublikum  zugUnglieh  gemacht   ist. 


—    91     — 

Wo  die  Noth  am  grössten,  beginnt  man  langsam  mit  grosser  Mühe 
und  grossem  Geldauhvande  Wald  aufzubauen;  die  ersten  Ansiedler  in 
den  Präriestaaten,  Avelche  den  Wald  von  Anfang  an  entbehrten,  ahnten 
den  Segen,  den  derselbe  für  ein  Land  mit  sich  bringt,  besser  als  die, 
welche  im  Yollgenusse  des  Segens  alles  daran  setzen,  desselben  möglichst 
schnell  los  zu  av erden.  In  den  Präriestaaten  pflanzt  man  allerorts  AYald, 
um  durch  ihn  das  neue  Heim,  den  Garten,  die  Fluren  zu  schützen, 
mit  einem  Worte,  die  Prärie  für  menschliche  Existenz  fähig  und  nutz- 
bringend zu  gestalten;  diese  Thatsache  allein  spricht  für  den  Werth 
des  Waldes  und  seinen  Einfluss  auf  Klima  und  Bevölkerung  deutlicher 
als  alle  Keden  und  Bücher  und  wissenschaftlichen  Experimente,  und 
sollte  den  östlichen  Waldverderbern  ein  lehrreiches  Beispiel  sein;  sie 
sind  im  besten  Zuge,  iln-  heiTÜches,  vom  Walde  geschaffenes,  vom 
Walde  geschütztes  Kulturland  in  Prärie  umzuwandeln. 

Um  die  Anpflanzung  von  Bäumen  in  den  Präriestaaten  zu  fördern, 
hat  der  Congress  eine  Bill  genehmigt,  die  Timber-ciüture  act,  nach 
welcher  öffentliche  Ländereien  (l  Section  =  64  acres)  an  Farmer  gratis 
abgegeben  werden  unter  der  Bedingung,  dass  1/4  der  Section  mit 
Bäumen  bepflanzt  werde,  so  dass  vom  achten  Jahre  der  Pflanzung  an, 
dem  Jahre  der  Nachweisung,  675  lebende  Bäume  pro  acre  sich  fänden. 
Gelingt  der  Xachweis,  so  ist  die  ganze  Section  ohne  Aveitere  Auslage 
Eigenthum  des  Farmers.  Der  Effect  scheint  jedoch  sehr  zweifelhaft 
zu  sein,  da  FernoAv  berichtet,  dass,  als  der  Kaclnveis  geliefert  Averden 
sollte,  90  ^/o  sich  als  unvollständig  erAviesen.  Dazu  kommt  noch  etAvas: 
man  pflanzt  schlechte  Holzarten,  insbesonders  die  europäische  Pappel, 
Sorbus,  Kiefer  und  andere,  von  denen,  Larix  ausgenommen,  kaum  eine 
einzige  im  Stande  ist,  dort  einen  lialbAvegs  brauchbaren  Xutzstamm  zu 
produciren.  Aber  der  Same  ist  billig,  die  Anzucht  einfach,  das  Wachs- 
thum  rasch,  der  Schutz  ist  schnell  hergestellt  und  dem  Gesetze  Genüge 
geleistet.  Wie  Private  haben  auch  mehrere  Eisenbahngesellschaften, 
zum  Beispiel  in  Kansas,  Anpflanzungen  im  grossen  Stile  unternommen, 
sie  sachverständigen  Männern  anvertraut  und  schöne  Kesiütate  zu  ver- 
zeichnen auf  Gebieten,  die  noch  vor  Kurzem  für  völlig  Averthlos  galten. 

Ein  mächtiger  Factor,  die  Pflanzungen  zu  fördern,  sind  Pflanz- 
gärten, Baumschulen  (nurseries),  deren  eine  ziemliche  Zahl  entstanden 
ist;  an  ihrer  Spitze  dürften  die  grossen  Gärten  von  Robert  Douglas 
and  Son  in  Waukegan  Jll.  imd  von  Thomas  Meehan  in  GormantoAvn 
bei  Philadelplüa  stehen.  Letztere  Anstalt  kultivirt  die  grösste  Ver- 
schiedenheit, erstere  den  grössten  Yorrath  an  forstlichen  GcAvächsen. 
R.  Douglas  hat  selbst  sehr  lehrreiche  Anbauversuche  mit  einheimischen 


—     92     — 

und  fn'mclrn  Hi»lzartrn  auf  dvu  Sandiifcrn  drs  Lake  Micliipm  untcr- 
n.mun«'!!.  auf  die  ich  später  zuriUkkoinnicn  muss;  unter  seiner  saeh- 
kundip'U  IxMtun^  sind  viele  Pflanzungen   im   Westen   entstanden. 

Im  Jahre  1871  wurde  im  Staate  Nebraska  ein  Tai:  im  Monate 
April  als  Feiertag  proklamirt.  der  aussehliesslieii  der  Pflanzung  von 
lUunien  gewidmet  wenlon  sollte  (Arbor  day):  an  diesem  Tage  unter- 
nehmen die  Sehulen  Ausflüge  nach  Art  unserer  Mai-Spaziergiinge,  auf 
d«'nen  sie  ^)8se  Mengen  von  Päunien  pflanzen,  in  Hainen,  Avelehe 
'  '  '. -mnr'nen  I^'lm'rn.  dem  Andenken  theunM- Angeh(»rig(M'  oder  auch 
ii.-i-Mi-rhcn  Kreignissen  gewidmet  werden.  An  diesem  Tage  sollen  in 
V'-bniska  allein  eine  Million   Päume  geptlan/t  werden. 

Auf  den  ersten  Augenblick  mochte  man  diese  Art  der  Wald- 
lM»griin<lung  für  kindliche  Spielerei  halten:  ich  l)in  geneigt,  diesen 
Pflanzungen  einen  Indien  wissenschaftlichen  Wertii  beizulegen ;  sie 
Wfnien  den  besten  Beweis  liefern,  wo  die  natürliche  (rrenze  von  AVald 
und  Prärie  liegt:  da  wo  jety.t  wieder  Bäume  erwaclisen  kiumen,  war 
auch  früher  Wald;  wo  die  Bäum«'  Sträucher  bleiben,  war  die  uisprüng- 
liehe  (in*nze  <b»s  Waldes,  die  durch  Feuer  fünf  vielleicht  zehn  (ii-ade 
weiter  na<*h  Osten  verlegt  wurde.  Ks  ist  durchaus  niclits  Wundei'bares 
an  dem  (Je<leihen  eines  Waldes  auf  <ler  Piiiiie  (»stlicli  \  nm  Missisi|)i, 
diu»  Wunderbare  ist  vielmehr,  «lass  dei-  Wald  auf  diesem  (lebiete  so 
{rnindlich  vernichtet  werden   konnte. 

In  diesen  l'tlanzungen  liegt  jedoch  ein  iii»cli  \  iel  wichtigeres 
Mom(*nt:  die  kommende  (Jeneratinn  jcint  im  llaume  etwas  anderes 
kennen  als  ein  lä.stiges  Hinderniss  der  Kultur:  in  N<irdam(M"ika  muss 
Mi*hon  in  die  Jugend  ein  neuer  (teist  zu  dunsten  des  Waldes  eingeimpft 
wenlen:  da»  erwach.sene  (Jesehleclit  ist  nnch  zu  sein-  in  seinen  l'ner- 
wh«»pfliehkeitswahn  verrannt,  um  an  eine  rnd<elii- \ on  dem  gegenwärtigen 
Kaultsysteme  ernsthaft  zu    denken.  I>eni    Beis|)iele    Nebraskas    sind 

fa-t  alle  übrigen  Stiuiten   mit   oder  nlnn'    l'iiirie  gefolgt. 

Wenn  in  den  östli<'hen  Staaten   nach  dir  Frschopfung  des  Bndens 

dun-li  LindwirtliM-haft  dieser  wieder  sich  selbst  überlassen  bleibt,  erscheint 

M'hr  laiiptam  wieder   Baumwu<-hs,    freilich  anfänglich  spärlicli   und   v..ii 

•  iifwerthigen   Arti-n.    so    diisH  Jahrzehnt«'    vergehen,    ehe    der   Bitdcn 

1er   für   lM»iiH'n'   H«dzarten    geeignet  ei-seheint.      I'm   die   Wirdcrnuf- 

'    und    VerbcHserung   solcher    vmi    der    Landwiithschaft    bis    zur 

'' '  keil   h<     '      'ia<*hten   Flächen    möglichst    zu  budern,  hat   die 

••     SiM  i.  i%    j.ir    pronioting    agricultun*     Preise  ausg(»setzl    für 

"'^'iiig    von    nicht    weniger    als    5  acres    Fläche    lOOO  $, 

000  $  und  für  die  drittbeste  400  $. 


~     93     — 

Zur  Preisgewiniiuiig*)  ist  es  nothweudig,  dass  die  Pflanzungen  mit 
europäischen  Lärchen  ausgeführt  werden;  nur  auf  den  sandigen  Küsten- 
gebieten soll  europäische  oder  korsische  Kiefer  oder  beide  zusammen 
verwendet  werden.  Bei  dem  Nachweis  nach  sieben  Jahren  dürfen  auf 
dem  acre  nicht  weniger  als  2700  Bäume  stehen;  der  Boden  muss  arm, 
erschöpft  und  unbrauchbar  für  landwirthschaftliche  Producte  sein;  ebenso 
wui-den  Preise  für  die  besten  Pflanzungen  von  Fraxinus  americana  aus- 
gesetzt,  Avobei  5000  Bäume   pro   acre   als  Minimum  angesetzt  wurden. 

Das  Unternehmen  ist  ein  höchst  lobenswerthes ;  aber  wäre  es  nicht 
ebenso  gut,  neben  Gesellschaften  zur  Wiederaufforstung  auch  solche 
kapitalfeste  zu  begründen,  welche  die  Erhaltung  der  noch  bestehen- 
den Forste  im  Auge  haben?  Wenn  man  den  Staat  für  ungeeignet 
hält,  seinen  Pflichttheil  zur  Erhaltung  der  Fruchtbarkeit  und  Wohlfahrt 
des  Landes  beizusteuern,  wäre  es  nicht  vielleicht  besser  auch  die  Er- 
haltimg und  Bewirthschaftung  der  Gebirgsf erste ,  der  armen  sandigen 
Gebiete  und  so  Aveiter,  durch  Gesellschaften,  Vereine,  Actienunter- 
nehmungen  bethätigt  zu  sehen?  Solche  Gesellschaften  könnten  Prämien 
aussetzen  für  alle,  welche  Feueranstifter,  ohne  Rücksicht  auf  den  Stand 
des  Urhebers,  zur  Anzeige  gebracht,  bei  der  Erstickung  von  Feuer 
thätige  Hilfe  geleistet  oder  Avelche  in  irgend  einer  Weise  um  die  Erhaltung 
und  successive  Ausnützung  der  Forste  sich  verdient  gemacht  haben. 
Für  Erhaltimg  der  Waldungen,  für  eine  regelmässige  Bewirthschaftung 
derselben  ist  bis  jetzt  noch  nichts  geschehen  und  von  der  einfachen, 
schablonenmässigen  Baumpflanzung  bis  zur  wirklichen  Forstwirthschaft 
ist  noch  ein  weiter  Schritt. 

Nach  Fernow's  geschichtlichem  Ueberblick  des  Forstwesens  in 
Nordamerika  (1886)  bestand  schon  im  Jahre  1873  eine  Forestry  asso- 
ciation  in  Minnesota  von  Männern,  die  dem  Walde  oder  besser  der 
Waldpflanzung  geneigt  waren;  denn  die  ersten  Vereinigungen  hatten 
mit  ihrer  Zeitschrift:  Forest-Tree  Planters  Manual  den  Zweck,  die  Baum- 
pflanzungen in  den  Präriestaaten  zu  fördern. 

Lii  Jahre  1882  trat  an  die  Stelle  obigen  Vereines  der  American 
Forestry  Congress  der  alljährlich  zusammenkommt.    Hoftentlich  sind  die 

*)  Xach  „Garden  and  Forest"  Nr.  45,  in  dem  die  Resultate  der  Preisver- 
theilung  bekannt  gegeben  werden,  erhielt  nur  eine  Lärchenpflanzung  den  fest- 
gesetzten Preis;  die  Lärchen  hatten  in  10  Jahren  7—9  Meter  Höhe  erlangt;  die 
Eschenpflanzungen  waren  theilweise  gelungen,  aber  nicht  genügend  in  Ausdehnung 
oder  Pflanzenzahl;  die  Saaten  hatten,  wie  auf  der  freien,  unbeschützten  Fläche 
zu  erwarten  war,  durchaus  negative  Resultate  ergeben;  bezeichnend  ist,  dass  der 
Weymoutskiefernsame ,  da  billiger,  aus  Europa  bezogen  wurde,  was  theilweise 
an  dem  Misslingen  der  Saaten  Schuld  sein  soll. 


—     94     — 

folfrention  Conpressc  etwas  muthiprer  und  auf  positivere  Auf^rnbon  bedacht, 
als  der  von  1887:  dieser  empfahl  die  Uisunp:  der  Waldfra^^e  den  Frauen 
aufzubünleii,  die  so  viel  Gutes  durcli  die  Temperenz-Ycreine  izescliaften 
hätti'ii.  Die  Fniuen  kr.nnen  ja  in  Amerika  «rewiss  sehr  viel  helfen  dureli 
Kr/iehunp  ihrer  Kinder,  in  deren  Iliinde  dereinst  das  Schicksal  des 
Waldes  «nTathen  wird:  (hi  bleibt  allerdings  noch  ein  p-osses  Feld  der 
Thati^'keit  offen,  denn  überall,  besonders  in  Nordamerika,  wohnt  der 
Jupriul  ein  Zerstr»runfrstrieb  inne,  den  man  nicht  aufkommen  lassen 
sollte.  Auch  in  den  einzelnen  Staaten  werden  Vereini^nin«,^en  ab^^ehalten, 
welche  alle  dem  Zwecke  sich  widmen,  dem  Schicksale  des  Waldes  (»ine 
püMstip^'  Wendung  zu  fj:eben. 

Mitunter  tauchten  Zeitschriften  theils  für  \Val(li)tlaiiz-Zwecke,  theils 
für  Forstwirthschaft  im  Allp'meinen  auf,  aber  ans  .Mani;-el  an  Unter- 
stützung M-hliefcn  die   rnternelununp'n  wieder  ein. 

Krst  das  Jahr  1888  hat  einer  neuen  Zeitschrift  „(iaivlcn  and  Forc^st. 
a  Jouniai  of  Hoiiiculture.  I^ndscape,  Art  and  Koi-estiv,  das  Dasein 
p«»peben.  die,  in  festei-,  umsichtip'r  Hand  inhend.  in  d(M-  niückliclien 
VeriMnipiinp  von  Foi-stwirths<'haft  mit  (iartenban.  Parkanlage  und  ver- 
wandten (Jebieten,  die  (iewähr  einer  nntzreichen  und  dauernden  Kxistenz 
tni;rt.  Von  Professor  (J.  S.  Sar^nMit  in  Hiookline  geleitet,  erscheint 
di<*s4'llM>  WiM-lientlich :  der  warme  Fmpfan^^  den  ihr  Fachschriften  und 
Zeituntren  des  In-  und  Auslaiwles  bereiteten,  uuiix  ein<'  Kiinuthi,i;uni;' 
für  den  llerausp'her  sein,  auf  dei"  beschi'ittenen  Hahn  vorwärts  zu  eilen; 
ich  s4-hliesse  niieji  p-rne  dem  ;:ünsti«;en  ritheilc  der  vielen  Vorpin^'-er 
Uli:  klein  be^'^innend  wiid  die  AbtheihinL'':  „The  l''oiest"  mit  iU'W  Zielen 
auch  an  Kaum  ^'winiHMi. 

Kin  niiiehti^er  S<'hritt,  um  die  Iirirhfliüin(  r  dt's  nordainerikanischen 
\VaId<*s  allpMuein  zu  veranschauli<-li<'n  und  damit  ^^anz  wesentlich  seine 
WiTthsi'liiitzun^  zu  f«»rdeiii.  wai-  die  he^n-ündunu  einer  Sannnlun^-  der 
iiordanierikanisejien  Forstprodiikte.  Die  Idee  hiezu  L;al)  M.  rlesu|».  dei 
Din-ktur  des  aineiikanis<hen  Museums  für  Natui'^^escliichte  in  New-^drk. 
I)i«'  Saintnlun^'  wurde  mit  krafti;,^ster  rnterstützun^r  i\vs  Staates  durch 
{*,  S  S.irfr,.||t  aiip'le^'^t,  der  von  der  Ke^ri,.i,||,^r  ym  peaiheitun;^  des 
0.  <  Hi-riehtes    (1880)    über    die    Forste    N(trdameiika's    beauftia^4 

wunle.  Di<  Kehultate  seiner  Reisen  imd  rntei*su<'hunp'n  sowohl,  wie 
diu  )MMm*r  ziildrejrlieu  Mitarbeiter,  sind  dem  ohii^en  Deriejiie  eiii\«'iieil)t, 
Ob«T  «l««n  ieh  niN-h  ausfülirlieh  zu  spreclMH   habe. 

DU?  .J<'Mii|>-ro||ection  unifjisst  mehr  als  400  Stannnstücke;  da  es 
>'''»»'  I^*  und  zum  Studium  einer  haumait  von  /^n-össtem  Werthe 

üa,  ritrh«  11  i>iaii.  n»,  Samen  und  Früchten   auch  die   Struktur  der  Kindo 


—     95     — 

und  des  Holzes  zu  kennen,  so  kann  eine  forstlich-botanische  Sammlung 
nur  gewinnen,  je  grösser  die  Exemplare  sind,  welche  zur  Schau  gestellt 
werden.  Nach  dieser  Richtimg  hin  wui'de  gewiss  nichts  versäumt; 
solche  kolossale  Stücke  hat  keine  Sammlimg  in  der  Welt  aufzuweisen; 
die  in  Glaskästen  mit  grossen  Fenstern  untergebrachten  Exemplare 
haben  eine  Höhe  von  nahezu  1,5  Meter,  die  Stücke  sind  so  ausge- 
schnitten, dass  Quer-,  Eadial-  und  schiefer  Sclmitt  zur  Anschauung 
gelangen;  die  eine  Hälfte  ist  poliit,  die  andere  roh.  Jedem  Objekt  ist 
eine  Etiquette  angefügt,  Avelche  Nunnner,  Namen,  specifisches  Gewicht, 
Aschengehalt  etc.  enthält,  sowie  eine  kleine  Karte  der  Vereinigten 
Staaten,  auf  welcher  durch  Farbentöne  die  Verbreitung  der  Holzart 
gekennzeichnet  ist.  Bei  Anlage  dieser  Holzsammlung  wurde  neben  dem 
wissenschaftlichen  Zwecke  der  praktische  nicht  aus  dem  Auge  gelassen ; 
von  den  wichtigsten  Nutzholzarten  sind  Bretter  und  Maserstücke  beige- 
geben von  gewaltigen  Dimensionen;  die  Sequoia,  die  Riesin  miter  den 
Nadelhölzern,  ist  zum  Beispiel  mit  einem  Brette  von  2,3  Meter  Breite, 
die  Dougiasia  mit  einem  solchen  von  über  1  Meter  Breite  repräsentirt. 
Eine  Zierde  und  eine  sehr  werthvolle  Zugabe  zugleich  soll  die  Sammlung 
später  erhalten,  durch  grosse  Aquarelle,  Avelche  die  blühenden  und 
früchtetragenden  Stadien  der  einzehien  Holzarten  illustriren  werden. 
Diese  Gemälde,  von  Frau  CS.  Sargent  angefertigt,  lassen  an  künstlerischer 
Darstelliuig  wie  wissenschaftlicher  Exactheit  nichts  zu  wünschen  übrig. 
Die  nöthige  botanische  Ergänzung  findet  diese  Sammlung  in  dem 
Herbarium  der  Universität  Cambridge,  Mass.,  dessen  dendro logischer 
Theil  wieder  nach  Brookline  Mass.  verlegt  und  unter  die  Leitung  von 
C.  S.  Sargent  gestellt  ist.  Mit  dem  dortigen  Herbarium  der  Bäume 
und  Sträucher  steht  ein  Arboretum  (Arnold  Arboretum)  in  Verbindung; 
das  wellige  Terrain  in  der  Umgebung  von  Boston  ist  zu  diesem  Zwecke 
ausgewählt  worden;  das  Terrain  bietet  für  Laub-  und  Nadelhölzer  geeignete 
Standorte;  alle  Holzarten,  Bäume  und  Sträucher,  welche  ihre  Wider- 
standsfähigkeit gegen  das  trocken-heisse  Klima  des  Sommers  und  die 
starken  Fröste  des  Winters  erprobt  haben,  sollen  Aufnahme  finden  und 
in  Gruppen  systematisch  luid  mit  möglichster  Berücksichtigiuig  ihrer 
specifischen  Standorte  ausgepflanzt  werden.  Trotz  der  Jugend  zeigt  die 
Anlage  neben  landschaftlicher  Schönheit  schon  jetzt  einen  viel  ver- 
sprechenden Ei-folg  und  eine  reichliche  Ausbeute  für  forstliche  und 
forst-botanische  Zwecke;  ich  werde  mir  die  Gelegenheit,  die  Resultate 
dieser  Anbauvei*suche  mit  eigenen  und  fremdländischen  Holzarten 
eingehender  zu  betrachten,  in  einem  späteren  Abschnitte  nicht  ent- 
gehen lassen. 


—     96     — 

Zahlroii'h  sind  ferner  über  das  j^^nze  Land  zei-strout  die  butaiiisihen 
Sainnilun^en  an  den  vielen  Univei-sitiiten  und  Instituten,  von  denen 
irh  U»SMn<lfrs  das  dendn»l«>,irisehe  Herbarium  der  Sniithsonian  Institution 
in  \ViLsliin;:t«»n  unter  Leituiiir  des  bewälirten  Botanikei*s  Dr.  0.  Vasev, 
die  botajüsche  Sammlung'  der  Akademie  in  Piiiladel|)liia,  die  im  Wesent- 
lichen dun-h  Beiträge  von  Professor  Meelian  entstanden  ist,  hervorheben 
will,  da  i«'h  (Jelep^t'idieit  liatte.  sie  eingehender  zu  studiren.  Last  not 
leaist  sei  rntllieh  d«'r  Krrielitun«^  einer  foi-stlichen  Abtheihnifj:  gedaeht, 
welche  dem  landwirthsehaftlielien  Ministerium  zu  Washington  unter- 
stellt ist.  Ilire  Thätigkeit  liat  bis  jetzt  noch  geringen  Kinfhiss  auf 
den  Zustand,  die  Erhaltung  und  Benützung  (k^s  grossen  Wahles  gezeigt, 
wie  das  auch  nidit  an<h'i"s  zu  erwaiten  ist. 

Ih'V  Wald  «Icr  Tnitinsregierung  unterliegt  dem  \'(Mtiiguiigsreehte 
von  Sfite  drs  I^mdoftice's,  welches  das  Inionseigenthum  (anveitrautes 
VolkseigiMithnm!)  an  i*rivate  verkauft  um  einen  Preis,  ganz  gleich- 
^Iti^,  ob  das  nahezu  vci*scjienkte  Land  mit  dem  scliwcrstcn,  bcshMi 
Xutzholze  bedockt  ist  «»dtT  in  dn-  Priirie  li(»gt !  Bei  solchci-  Wcrtli- 
M*hützung  des  Waldes  darf  es  einen  nicht  wundernehmen,  wenn  das 
hinkommen  aus  den  fast  30  Milli(»nen  lia  Staatswaldung  gegenwärtig 
Null  ist. 

I^'i  der  Begründung  des  Foi-stinstitutes  im  Jahre  1876  war  dem- 
selben als  Anfgal)e  wesentlich  statistische  Krhebungen  über  die  nord- 
ani('rikanis4-lien  Hnlzarten  un<l  Waldungen  zugewiesen,  auf  (Jrund  deren 
dann  die  (Jewtzgebung  eine  Korstpolitik  fornniliren  k<»nnte.  Diese  Auf- 
pkht»  fand,  soweit  <lie  oft  sejir  sj)ärli<*hen  Angaben  in  fernen  (Jegenden 
ili««*«  zulie«s«*n,  ihren  Ab.schluss  in  dem  grossen  Weike  dvs  X.Census- 
re|H»n«*s  pro  1880,  das,  ein  Hesultat  vieler  tieissiger  Hände,  im  Jaliiv 
1884  veniffentlicht  wurde  unter  <ieni  Titel:  On  tlie  foiests  of  Ncu-th- 
Amerira  (exciusiv  of  Mexico)  by  S.  ('.  Sargent.  Washington  1884;  mit 
39  dem  Bi'richte  eingebundenen  und  16  Portfoli(»karten  G12  pp.  An 
pMMjniHen  Orten  wenle  ich  auf  dieses  Werk  zurückkommen  müssen, 
h.r  ..l.i.M.  Verfasser  ist  gep-nwärtig  mit  einem  gewaltigen  Werke 
^'t,  das  eine  eingehende  for.stlidie  und  forstlich-botanische  Schil- 
d<*ninfc  der  nordanierikaniwhen  Waldbäume  unter  dem  Tit«l  „Svlva  <.f 
North- Ameriru-*  enthalten  soll;  djis  Werk  lässt  nach  den  ei-steu  I)ru<k- 
\}ttf^'U  und  Tafeln  ein  Prachtwerk  allerersten  Hanges  erwarten:  nach  dm 
unü»HTtn'fflirh«»n  Orij^nnalzeiehnungen  von  Ka\<.n  hat  kein  (nriii-erer 
•Im  Iti.  Picirt.  der  Verfertiger  der  wunder]»aren  Tafeln  vm»  Tulane's 
Fni  M    r'ariH.lo^rJH    die    Herstellung    der    700         800  Tafeln     über- 

noi,,,,,.,,,    um   von   der  (irüHHC   de«  Unternehmens   eine   Voi>»tellung  zu 


-    97    — 

geben,  erwähne  ich,  dass  die  Herstellungskosten  auf  etwa  360000  Mark 
veranschlagt  sind. 

Voran  gehen  diesem  Werke  zahlreiche  Florenwerke  und  kritische 
Abhandlungen  über  nordamerikanische  Baumarten  von  Männern,  deren 
Namen  auch  in  Europa  einen  guten  Klang  besitzen  wie  Nuttall,  die 
beiden  Michaux,  A.  Gray,  G.  Engelmann,  Parry,  Torrey,  S. 
Watson,  G.  Yasey,  Emerson  und  andere. 

Unter  dem  energischen,  gegenwärtigen  Chef  der  Forstabtheilung, 
B.  E.  Fernow,  wurde  die  füi'  eine  geregelte  Forstwiithschaft  nicht 
minder  wichtige  Arbeit  begonnen,  biologische  Fakta  in  Bezug  auf  die 
wichtigsten  forstlichen  Bäume  zu  sammeln,  zu  welchem  Ende  die  ein- 
zelnen Holzarten  bewährten,  in  der  Heimath  der  betreffenden  Holzart 
lebenden  Männern  zugetheilt  wurden;  vielleicht  ist  es  mir  vergönnt, 
wenn  auch  unberufen,  zu  dem  grossen  Werke  durch  meine  sieben- 
monatlichen Keisen  in  den  Waldungen  von  26  Staaten  der  Union  einen 
kleinen  Beitrag  zu  liefern. 

Ehe  die  Arbeit  über  die  Entwickelungsbedingimgen  der  nord- 
amerikanischen Holzarten  beendet  ist,  müssen  alle  Systeme  einer  Forst- 
wirthschaft,  auf  gut  Glück  unternommen,  Experimente  bleiben.  Denn 
die  eiu'opäischen  Systeme,  die  für  ein  paar  Holzarten  zugeschnitten  sind, 
können  nur  als  Modelle  dienen.  Je  mehr  in  Nordamerika  von  dem  bunten 
Gemisch  der  Holzarten  erhalten  werden  soll,  um  so  mehr  müssen  die 
zu  wählenden  Systeme  dem  Fehmelbetiiebe  des  Urwaldes  sich  nähern. 
Umgekehrt  wird  ein  System  um  so  mehr  Holzarten  aus  dem  Walde 
verdrängen,  je  mehr  es  Kahlschlag,  Saat  und  Pflanzungen  in  den  Yorder- 
grund  drängt. 

Es  darf  nicht  wundernehmen,  wenn  die  grosse  Majorität  der 
Waldbesitzer  vom  Waldeigenthum  eine  geringe  Meinung  hat;  es  steht 
ihnen  kein  Beispiel  vor  Augen,  dass  eine  geordnete  Forstwirthschaft 
auch  ein  rentables  Unternehmen  sein  kann;  heute  noch  wäre  das  Ein- 
kommen aus  einem,  dem  geregelten  Betriebe  unterstellten  Walde  sehr 
gering  und  w^ürde  vielleicht  nicht  einmal  die  Yerwaltungskosten  decken. 
Gerade  weil  der  Anfang  ein  Opfer  verlangt,  erscheint  der  Staat  als  in 
erster  Linie  geeignet  den  Anfang  zu  machen;  die  Zeit  wird  rasch 
kommen,  in  der  das  mit  Wald  bedeckte  Land  eine  ähnliche  Preis- 
steigerung erfährt  wie  die  ehemals  für  werthlos  gehaltene  Prärie. 

Li  der  Conservirung  des  Waldes,  nicht  in  der  Yerschleuderung 
desselben,  sollte  der  Staat  vorangehen;  jedes  Gesetz,  das  der  Congress 
zur  Erhaltung  des  Waldes  (nicht  zur  Anpflanzung  —  dazu 
zwingt  die  Noth  besser  als  ein  Gesetz  — )  passirt,  trifft  zuerst  den  Staat 

7 
Dr.  Mayr.  * 


^       <K^       — 


selbst.  Würde  er  freiwillig:  den  riehti^en  AVeg  betreten,  sein  Beispiel 
könnte  vielloicbt  nützlicher  und  dauernder  wirken  als  Gesetze,  die  doch 
wieder  durch  irgend  eine  juristische  lnterventi(»n  uniiraniren  oder  lahm 
gelegt  würden. 


VII.  Spezielle  Betrachtung  der  nordamerikanischen 
Waldflora  nach  Gebieten  und  Holzarten. 

A.  Die  Waldflora  der  atlantischen  Region. 

Das  ^nns.M»  Waldland  vom  (Jolfe  von  Mexico  bis  zur  Küste  von 
I^hradnr  und  von  dir  atlantischen  Küste  bis  zum  95°AV.L.  ist  seinen 
klimatisclien  und  Bodenvei-schiedenheiten  ents})rechend  selbstverständlich 
sehr  reich  an  den  vei*schiedensten  Ikumartcn  und  Waldfoniicii.  In 
gnissen  Zügen  lassen  sich  die  Waldlandschaften  etwa  folgendermasscn 
skizziren. 

Die  Waldflnra  der  Südsj)itze  Florida's  und  doi-  vorliegenden  Inseln 
eret'heint  durch  ihre  Zusammensetzung  und  die  f^eop-aphische  ljan:o 
dieser  Kegion  als  die  Nordgrenze  der  tropischen  Kegion. 

Diis  übrige  Florida,  sowie  ein  sehr  schmaler  Streifen  parallel  dem 
wamien  Golfstrom  bis  etwa  zum  36°  X.B.,  bedeckt  der  Wald  der  sub- 
tropischen Kegion,  ein  wintergrüner  Laubwald,  an  dessen 
»Stelle  auf  sandigen,  geringen  Böden  Kiefern  (insbesondei*s  Pinus 
cubensis)  treten  können. 

Nönilii-h  v(m  diesem  schmalen  Bande  duivli  die  «^anze  (jstliche 
Union  herrw'ht  der  Wald  der  gemässigt  warmen  Kegion,  der 
w  in ter kahle  Laubwald,  dessen  Nordgrenze  ausserhalb  dci-  Vci- 
einigten  Staaten  in  Canmla  liegt. 

Wo  dunh  das  Zurückweichen  des  Meeres  in  den  jüiigei'cn  geolo- 

gi*^^  •' l*erio<len    Boden     von    sandiger    1^'schaflenheit    zuriickgidassen 

wii.  .  .  wie  in  einem  breiten  (Üirtel  dem  Meere  entlang,  in  der  llm- 
^*bung  der  gr«iKs<'n  Seeen  und  auf  deren  einstmaligen  Verbindungen 
mit  dem  Meen?,  fenuT  auf  den  sandig-kiesigen  I^^d^'Ilparti('ll  kicincrci- 
AuMb'hnung  in  den  Bergen,  da  treten  regelmässig  K  i  <  f  ci  n  wald  ungen 
«n  Stelle  deit  I^iubwaiden. 

Von  NonloKt  na<!h  Südw(»st  ziehen  «liirch  diesen  liaubholzgürlel 
*i'  wejrhe  mit  den   hiiehsten   S|)itzen    (ülx-r  r)()()0')    in    dir 

g«'iiiii«».Hi^t  kuhle  Kegion.  in  dir  Tunnrn   übergreifen. 


—     99     -^ 

a)    Der  tropische  Wald. 

In  einem  Walde  reich  an  Arten,  aber  klein  an  individueller  Ent- 
faltung, forstwirthscliaftlich  fast  werthlos,  greift  der  tropische  Wald 
West-Indiens  an  der  Südspitze  von  Florida  und  den  vorliegenden  Liseln 
auf  das  Gebiet  der  Union  über.  Die  Florenwerke  der  Union  bezeichnen 
diesen  Wald  als  subtropisch;  ich  kann  dieser  Auffassung  nicht  bei- 
stimmen. Mir  scheint  es  richtiger  anzimehmen,  dass  die  Grenze  der 
tropischen  Flora  West-Indiens  durch  den  hier  gerade  am  wärmsten  und 
mächtigsten  Golfstrom  etwas  weiter  nach  Norden  vorgedrängt  wurde, 
als  es  der  geographischen  Lage  dieser  Gegend  (24 — 26°  N.B.)  entsprechen 
würde.  Es  liegen  hier  dieselben  Yerhältnisse  vor,  welche  auch  die 
Existenz  einer  tropischen  Flora,  der  sundanesisch-malai sehen,  auf  den 
Bonin-  und  Riukiu-Inseln,  miter  gleichen  Breitengraden  südlich  von 
Japans  Hauptinseln,  sodami  auf  den  Hawai'schen  Inseln  ermöglichen. 

In  diesem  Gebiete  sind  Frost  und  Schnee  ganz  unbekannt,  die 
Luft  ist  ausserordentlich  feucht  und  warm  (26°  C.)  das  ganze  Jahr  7^ 
hindurch;  während  der  Hauptvegetationszeit  (Mai,  Juni,  Juli,  August) 
enthält  sie  im  Durchschnitte  74f'/o,  während  der  Monate  November, 
Dezember,  Januar  mid  Februar  79 o/o  relative  Feuchtigkeit;  die  Tem- 
peratur der  Sommermonate  ist  nur  um  6°  C.  höher  (28°  C.)  als  die 
des  sogenannten  Winters ;  die  Regenmenge  ist  sehr*  beträchtlich ;  während 
des  Sommers  allein  fallen  433  mm,  das  ist  so  viel  als  in  der  Eaefern- 
Region  der  norddeutschen  Ebene  während  des  ganzen  Jahres ;  die  jähr- 
liche Regemnenge  summirt  sich  auf  1000  mm. 

Dieses  Gebiet  ist  reich  an  Arten,  denn  die  Bäume  der  subtropischen 
Region  erreichen  hier  ihre  Süd-  und  jene  der  tropischen  ihre  Nordgrenze. 

Der  tropische  Wald  prävaürt  in  Key-West,  der  grösseren  der 
Inseln  vor  der  Südspitze  Florida's;  auf  dem  Festlande  occupirt  er  einen 
schmalen  Küstensaum  nördlich  bis  zum  Cap  Malabar  und  zur  Bay  von 
Tanipa,  die  Niedermigen  am  Rande  der  zahlreichen,  schmalen,  tief  ein- 
schneidenden Meerbuchten  bewohnend. 

Der  Wald  beherbergt  viele  Arten,  die  in  West-Indien  wichtige 
Nutzhölzer  liefern,  wie  Guaiacum  sanctum,  ein  Baum,  der  hier  nur 
nieder  und  gekrümmt  bleibt,  Swietenia  Mahagoni,  der  wichtigste  Nutz- 
baimi  von  West-Indien,  wird  liier  kaum  15  Meter  hoch;  zahlreich  sind 
Gattungen  und  Arten,  die  durch  Central-Amerika  bis  Brasilien  sich 
erstrecken,  dort  ihr  Optimum  erreichend,  wie  Simaruba,  Ximenia,  Anona, 
Clusia,  Capparis,  Rhizophora,  Combretaceae,  Myrtaceae,  insbesonders  der 
Gattung  Eugenia  angehörige  Bäume,  Rubiaceae,  Myrsineae,  Sapotaceae, 


7* 


-     100     — 

Verbi'nac-eae,  Eupliorbiaceae,  mehrere  Ficus-Artcn  und  unter  den  Palmen 
'  PS  Thrina\-Arten  und  Oreodoxa   re^ia,    Familien,    (Jattun^en 
UHU  .iif  M,    welelie    allgemein    als   Repräsentanten    der   tropiseheu    und 
nicht  der  subtn»pisehen  Flora  gelten. 

b)  Der  subtropische  Wald. 

Nördlich  von  der  tropischen  Kegion  streicht  der  wintergrüne 
Laubwald  der  subtropischen  Region  durch  Florida  nach  links 
d«T  Küste  des  mexicanischen  Golfes  entlang,  nach  rechts  dem  atlantischen 
Orran  entlang  bis  zum  36^  X.B.  Das  Band  ist  ein  schmales,  kaum 
5  gi-Mgraphische  Meilen  breit;  nirgends  ist  dieses  AValdgebict  in  seiner 
typis<^-hen  Fonn,  dem  wintergrünen  Laubwalde,  sehr  mächtig  entwickelt 
in  Folge  der  ungünstigen  Bodenbeschaftenheit:  magerer  Sandboden  über- 
wi<'i,^,  auf  dem  der  Laubwald  durch  Kiefernwaldungen  vertreten  Avird. 
Nur  in  den  feuchten  Mulden  (hummocks)  oder  den  Flüssen  entlang 
kommt  der  artenreiche  Liubwald  zu  seiner  Entfaltung. 

Forstwirthschaftlich  liegt  der  Sehwerpunkt  in  den  Kiefern- 
waldungen, welche  auch  die  sandigen,  unmittelbar  im  Norden  an- 
p^renzenden  Gebiete  einnehmen,  so  dass  im  Süden  der  Vereinigten 
Staaten,  der  Küste  entlang  ein  etwa  250  Kilometer  breiter  Gürtel 
von  Kiefern  liegt^  der  in  seinem  südlichsten  Theile  der  subtropischen, 
in  »einen  übrigen  Theilen  der  gemässigt  warmen  Region  angehört. 

Das  Gebiet  der  subtropischen  Zone  dürfte  sich  mit  dem  Ver- 
bn-itungsgebiete  der  beiden  Palmen,  Sabal  Palmetto  und  Sabal  serru- 
latii  decken. 

Wie  au<'h  in  Kuropa,  ist  diese  Region  in  Nord -Amerika  der 
ZufluchtiMjrt  für  die  wohlhabenden  oder  leidenden  Bewohner  der  kühleren 
K«-gionen;  infibesonders  am  Meere,  an  der  floridanischen  Küste  ist  das 
Klima  mild;  hier  liegen  die  Winterhotels  der  reichen  Bewohner  (hr 
Nunl-Staaten  —  Villen  nach  unserem  Sinne  gibt  es  nicht  —  wahre 
I'aliUt«,  dio  8^'hönheit  und  Fracht  im  Stile  mit  den  laiVinirtesten  Ver- 
f«  iri< ninpn  und  Heijuendiehkeiten  der  Neuzeit  in  sich  vereinigen;  in 
ihr«fi  Hnfi'M  und  (Järten,  geschmückt  mit  den  sch(">nsten  Kin(h'rn  dieses 
li«'bliihen   Klima's.  lustwandeln  die  wintertlüchtigen  Nordländer. 

Die  mittlen;  Temperatur  während  der  Vegetationsruhe  (W^inter)*) 
»H-lrigt   für  die  ^nze   Zofic    etwa    \2°  C;    die   Boden-Koiichtigkeit    ist 


•)  Ab  VflfBtAtioniiruho    o<1it   Wint«r    Hind    HtctH    dio   Moniito   Novemhcr, 
i*r  und  Februar,  alu  Mnnptvi'Kt'UitifuiHzrit  oder  SoiiiiruT  die  Mcumte 
--IUI,  .Miii  und  AugUNt  gemeint. 


—     101     — 

ziemlich  beträchtlich,  während  des  Winters  allein  fallen  589  mm  Regen ; 
die  Luft  enthält  75 o/o  rel.  Feuchtigkeit,  letztere  schwankt  während  des 
ganzen  Jahres  nur  unbedeutend.  Wo  diese  dimstreiche  Atmosphäre 
noch  Zuschuss  erhält  aus  stagnirenden  Gewässern,  Flüssen,  in  Boden- 
einsenkungen und  dergleichen,  da  flattert  von  den  Bäumen  herab  die 
mehrere  Meter  lange  hellgraue,  flechtenartige  Tillandsia  usneoides;  oft 
sammelt  sie  sich  so  mächtig  an,  dass  die  Aeste  unter  ihrer  Last  herab- 
brechen; die  ganze  Landschaft  erhält  durch  sie  ein  eigenartiges  Gepräge. 
Betrachtet  man  den  Laubwald  während  des  Winters,  in  dem  Frost  und 
Schnee  nicht  alljährliche  Ercheinungen  sind,  so  erfreut  sich  das  Auge 
an  dem  dunklen,  prächtig  glänzenden  Grün  der  Magnolia  grandiflora, 
an  dem  hellen  Grün  der  Eichen,  des  floridanischen  Lorbeer  (Persea); 
der  Ramn  zwischen  Baumkrone  und  Boden  ist  dicht  erfüllt  mit  immer- 
grünen Sti'äuchern  und  Halbbäimien  wie  Hex,  Aralia,  Illicium,  Symplocos, 
Clif tonia- Arten ,  zahlreiche  Sniilax  und  winterkahle  Yitis  klettern  von 
Baum  zu  Baum  mid  vervollständigen  ein  Gesammtbild,  das  durch  baum- 
hohe Palmen,  bambusartiges  Scliilf  und  fleischige  Scitamineen  einen 
fast  tropischen*  Eindruck  hervorruft.  Hier  gedeiht  die  Dattelpalme,  die 
Cactus-Feige ,  wenn  sie  auch  nicht  reife  Früchte  zeigen;  der  Pfirsich- 
Baum  blüht  im  Xovember,  die  Orange  reift  im  Dezember.  Yucca  und 
eine  zu  Boden  liegende  kleine  Opuntie  wachsen  ^vild  und  die  Mangrove, 
die  typische  Pflanze  der  tropischen  Küsten,  erreicht  hier  als  niederer 
Strauch  ihre  nördlichste  Grenze.  Im  Winter  1886  fiel  das  Thermometer 
bis  auf  —  8^  C.  Diese  ausnehmend  kalte  Luftwelle  kam  von  l^orden, 
tödtete  zahllose  Orangenbäume,  das  Hauptprodukt  dieser  Region  und 
reichte  nach  Süden  bis  zur  tropischen  Baumgrenze,  alle  Mangrove- 
Büsche  tödtend. 

Yon  den  beiden  Pabnen  lebt  die  Sabal  Palmetto  als  prächtiger, 
kleiner  Baum  in  den  feuchten  Laubwald -liummocks,  geschützt  gegen 
Uebermass  von  Frost  und  Hitze  und  die  alljährlichen  Bodeufeuer;  die 
kleinere  Sabal  serrulata  dagegen  wächst  am  Boden  dahingestreckt 
(DAvarf-palmetto)  ein  Unkraut  zwar,  das  aber  zum  Segen  der  Landschaft 
immer  an  Ausdehnung  gewinnt.  Wo  der  Wald  der  Pinus  australis  ^^■n^^uA 
und  cubensis  niedergebrannt  oder  niedergeschlagen  wird,  und  das 
spärliche  Gras  mit  der  Glut  der  Sommersonne  allmählig  verschwindet, 
da  nimmt  den  mageren  Sandboden,  ehe  er  anfängt  flüchtig  zu  werden, 
vielfach  diese  Palme  ein,  schon  jetzt  unter  den  spärlichen  Kiefernresten 
auf   viele   Quadratmeilen    die  einzige    Bodenbedeckung    bildend.      Jagt  . 

Feuer  über   die   Fläche,    so    werden  zwar   ihre   fächerförmigen   Blätter  A"*'^''^ 
yersengt,    aber   der  im  Boden  eingesenkte   Stamm  schlägt  wieder  vonV  uX^ 


JL^ 


-1  »*i»-» 


—     102     — 

Neuem  aus:  mit  ihrer  Hilfe  wäre  es,  wenn  man  einmal  energiscli  daran 
gt'hen  wollte,  dem  Feuerunfuir  zu  steuern,  ein  TA'iehtes,  di(>se  mageren 
B.Kionflächt'n  witnler  der  natürlielien  und  einzig  möglichen  Kultur,  dem 
Kitfernwidde   zurückzugeben.     Das   Bild,  das  solche  Kiefernwaldungen 
mit    Zwergpalmen    als    Bodenschutz    bieten,    ist    selbstverständlich    für 
einen  Forstmann  äusserst  auffallend;   unter  den  Kiefern   ist  die  werth- 
vollste  die  Pinus  australis  in  Minorität,  Pinus  cubensis  prävalirt.    Ver- 
einzelt sieht  man  junge  Pinus  australis,    hart  am  Boden,    einem  (rras- 
busche  mit  langen,  zierlich  überhängenden  Halmen   vergleichbar,  später 
2 — 4  Meter  hoch  oft  noch  völlig  astlos  erscheint   sie  wie  eine  schmal- 
blätterige  Yucca  von  New-Mexico;   zahlreich    sind   junge   Pflanzen  der 
l'inus  cubensis  mit  kürzeren  Nadeln;  wo  der  Boden  trocken  ist,  treten 
besonders  an  der  nördlichen  Grenze   Pinus   Taeda,   mehr  in  der  Mitte 
der  Kegion  Pinus  clausa  auf,  letztere  eine  ästige  nicht  hohe  aber  sehr 
nis4-h  wüchsige  Kiefer;  wo  der  Boden  grössere  Feuchtigkeit  besitzt,  da 
überziehen  ihn   mehrere   Straucheichen    und   Pinus  serotina,  eine  lang- 
nadeligt-'  Kiefer,  über  und  über  mit  den  hellen  Zapfen    von  allen  Jahr- 
.  .   .:»'n  behangen;  sie  umgürtet  die  hummocks  der  wintelfi^rünen  Laub- 
luiizer.  insbesonders  der  Qucrcus  virens,  der  fast  wintergrünen  Quercus 
laurifrdia  und  aquatica;  endlich  die  tiefer  liegenden,  mehrmals  im  Jahre 
unter  Wasser  gesetzten  Partien  (Swamps),  bedeckt  die  prächtige  Kiesen- 
cf<l«'r  des  Ostens,  Taxodium  distichum.    Zur  Zeit  als  ich  diese  „Cedern- 
Swamj)s"   besuchte   (Anfang  November  1887),    waren  trotz   der  vorher- 
gehenden   langwöchentlichen    Trockenperiode    grössere    Swamps    wegen 
Satisfi  nur  am  Hand«'  zugänglirh:    die  flache,    schirmförmige   Krone  an 
40  Meter    über  dem    Boden   erhoben,    braunroth    durch   die  herbstliche 
Färbung,  so  dass  man  von  Ferne  den  Eindruck  bekam,  einen  von  Feuer 
verwngten   Nadelwald    vor   sich    z»i    sehen;    von    den    Aesten    ilatterte 
I     '       "    Meter    lang    die    hellgraue    Tillandsia,    wie    Bartflechten    vom 
\''  IHM'-  hin-   und    herbewegt.      Da    erhoben    sich    die    Kiesen    aus    d(Mn 
-iiini.fi.M.n  (jebiete,  je  nach  der  Ausformung  desselben  bald  in   wenigen 
I  iiien  zuKammenstehr'ud,  bald  in  gröss(*ren  (jrupj)en.  in  ausg(Ml(>hn(en 

Waldungen,  bald  in  zusanmienhängenden,  langen,  schmalen  Streifen  an 
Hühw-n  entlang;  typisch  ist  die  fhuschenförmige  Basis  dieser  Bäume, 
umtreb^'n  von  einer  Anzahl  von  8|)itzen  Knieen,  die  aus  den  Wurzeln 
.1  I' rurtJt  empon^a^-h.sen.  Wo  d(T  St^indort  dieser  Sumpf-Cypresse  zusagt, 
t  sie  auHw-hliirsslich ;  einzeln  eingemengt  sieht  man  sie  selten. 
Mtis;  der  liaubh'dzer,  die  ihren  Standort  mehr  oder  minder  theilen, 
teif^n  die  gleiche  pjgenthündiehkeit  einer  flaschenförmig  angeschwollenen 
TUüii.      r     H.    Licjuidambar    styraciflua,     Kraxinus     platycarpa,    Nyssa 


-      103     — 

aquatica  u.  A.;  ja  selbst  einzelne  der  zufällig  am  Rande  eines  solchen  p^^^i^ 
Swamps  angeflogenen  südlichen  Kiefern  zeigen  in  geringem  Masse  diese  ^^  ^ 
Erscheinung;  bekannt  ist,    dass  auch  die  Mangrove   in  dem  tropischen  i.««.*«^ 
Theile  Florida's,    wo  sie  Jahr  aus  Jahr  ein  an   überschwemmten  Ufern 
am  Meere  wächst,   eine   solche    keulenförmige  Basis   entwickelt;    dabei 
ist  die  Anschwellung  um  so  mächtiger  je  nasser  der  Standort.    Umsäumt 
sind  solche  sumpfige  Niederungen  von  Laubhölzern,   unter  welche  sich 
Juniperus  virginiana,  Chamaecyparis  sphaeroidea  drängen;  erstere  erreicht 
hier  und  jenseits  des  Mississippi  ihre  Yollendung. 

Die  zahlreichen  winterkahlen  Laubhölzer,  welche  aus  der  nörd- 
lichen Kegion  übergreifen  und,  unter  die  wintergrünen  Laubhölzer  sich 
eindrängend,  hier  ihre  südliche  Grenze  finden,  behalten  die  Blätter 
ungewöhnlich  lange,  verlieren  ihre  schöne  bunte  Färbung,  mit  der  sie 
in  ihrer  nördlichen  Heimath  dem  herbstlichen  Bilde  eines  nordameri- 
kanischen Laubwaldes  ein  besonders  auffallendes  Gepräge  verleihen. 
Die  ganze  Entwicklung  der  Pflanzen  ist  durch  die  länger  wirkende  ^a«-^/ 
Wärme  und  Luftfeuchtigkeit  in  die  Länge  gezogen;  die  Früchte  reifen /uy^ 
hier  am  spätesten  und  hier  konnte  ich  noch  reife  Früchte  pflücken  von  Sa^t^tl 
Bäumen,  die  weiter  nördlich  längst  blätterlos  waren  und  ihre  Früchte 
längst  als  Avillkommene  Speise  für  Eichhörnchen,  Mäuse  und  ScliAveine 
zu  Boden  geworfen  hatten.  Das  feuchtwarme  Klima  belebt  die  Sümpfe 
mit  zahllosen  Musquitos;  das  gelbe  Fieber  das  von  Cuba  aus  zuweilen 
als  unheimlicher  Gast  die  nordamerikanische  Küste  besucht,  erhält  sich 
hier  bis  spät  in  den  Winter,  hatten  wir  doch  Mitte  November  uns  auf 
unsern  Touren  in  Florida  noch  auszuweisen,  dass  wir  nicht  aus  dem 
nahen  Tampa  kamen,  wo  die  Seuche  besonders  hartnäckig  Stand  hielt. 
Die  Klapperschlange,  diese  unheimliche  Bestie  in  dem  raschelnden 
Palmgestrüppe,  erreicht  hier  mit  8'  Länge  ihr  Maximum;  in  den  Bächen 
und  Sümpfen  kriechen  die  faulen  Alligatoren,  deren  hoff'nungs volle  Jugend 
in  den  Pfützen  herumwühlt,  wie  Salamander  in  den  Teichen. 

Das  der  Land  wir  thschaft   dauernd  nutzbare  Terrain  ist  in  diesem  ^ 
Gebiete  von  verhältnissmässig  geringer  Ausdehnung ;  die  einen  0 ertlich- 
keiten sind  zu  trocken  und  in  der  Eegel  auch  ohne  energische  Düngung  ^*^  ^ 
viel  zu  mager ;  die  andern  sind  wieder  zu  feucht  und  ihre  Entwässerung, 
wenn   sie  möglich  Aväre,   würde  nur  die  völlige  Verödung  der  höheren 
Standorte  zur  Folge  haben. 

Im  grossen  Haushalte  der  Union  sollte  dem  Staate  Florida  als 
Hauptprodukt  des  Landes  die  Erzeugung  von  Nutzholz  und  Harz  zufallen; 
der  landwii-thschaftliche  Aufschwung,  den  Florida  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten genommen,   ist,   wie  in  vielen  andern  Staaten,   in  allererster 


—     104     — 

linie  dem  jun^rfräulichen  Boden,  dem  Jalirhuiulorte  an,u:eliäiiften  Kapitale 
zuzuschreibi-n,  von  dem  jetzt  noch  fast  überall  in  der  Union  gezehrt 
winl;  überdies  glaubeich  nicht,  dass  die  Orangen  und  Trauben  Florida's 
einstmals  mit  denen  aus  der  Fruchtkamnier  der  Union,  aus  Californien, 
wenien  concurriren  können;  Orangen  und  Trauben  und  alle  Früchte 
üU'rliaupt  sind  um  so  schmackhafter,  um  so  reicher  an  Aroma,  je 
titKkener  und  wärmer  —  bis  zu  einem  gewissen  Grade  natürlich  — 
das  Klima  ist;  in  Japan,  Ceylon,  Honolulu  undJava  wachsen  Orangen 
und  Trauben  ebenso  gut  wie  in  Florida;  sie  sind  auch  süss,  aber  ihr 
specifisches  Aruma  bleibt  gegenüber  dem,  welches  das  trocken-warme 
continentale  Klima  der  Mittelmeer-Länder,  von  Afghanistan,  China  und 
Californien  in  den  Früchten  zeitigt,  an  Feinheit,  für  meine  Zunge 
wenigstens,  weit  zurück. 

Von  den  wintergrünen  Bäumen  dieser  Region  will  ich  nur  einzelne 
hen'orheben. 

Unter  den  Eichen  ist  Quercus  virens  Ait.,  Live  Oak,  Florida- 
Loben seiche,  der  Hauptvertreter  der  subtropischen  Zone,  auch  im 
Winter  grün ;  ihre  Früchte  sind  kleiner  als  jene  der  europäischen 
Stieleiche,  ebenfalls  gestielt,  von  ähnlicher  Gestalt,  aussen  dunkelviolett, 
das  Eiweiss  gelblich  gefiirbt;  die  Blätter  sind  ganzrandig,  klein,  hart, 
untcrseits  weisslich  behaart,  mit  gewölbter  Fläche,  Blattränder  (^twas 
eingorollt.  Das  Holz  dieser  südlichsten  Eiche  mit  einem  specifischen 
Oewirhte  vun  10 1  *)  steht  in  Schwere  an  der  Spitze  aller  ostamerikanischen 
Eichen ;  sie  zeigt  auf  dem  Querschnitte  die  radiale  Anordnung  der 
üefäKs<*  (Poren),  eine  Eigenthümlichkeit,  die  ich  auch  bei  den  winter- 
grünen Eichen  Japans  und  der  grossen  indisch-malaischen  Eichen-Flora 
constatiren  konnte,  während  bekanntlich  das  Holz  der  im  AV^inter  kahlen 
Eii-hen  durch  einen  Kreis  von  weiträumigen,  peripherisch  gestellten 
(dem  Frühjalir  entsprechenden)  (JefiLssen  oder  Poren  ausgezeichnet  ist. 
Früher  wurde  das  Holz  zum  Schiflhau  benützt  und  bildctf^  eine  Reserve 
fiir  d«"  H'-irierung. 

1  i.liich  Kehr  bemerkensw(M-th  ist  ferner  die  Sabal  Palmetto 
H.  et  8.,  Cabbago  Palmetto,  von  der  kriechenden  Art  durch  die  zahn- 
loten Blattjitieie  und  die  etwas  zurückgekrümmte  Mitti'lrippe  des  Blatte^ 
untenM'hiedon.  8io  wird  ein  Baum  bis  zu  15  Meter  Höhe,  der  in 
WMni»m  geraden,  aHtlosen  Stamme  ein  ausserordentlich  dauerhaftes, 
unuJnTtn'fnirheK  Baumaterial  für  Schiffswerften,  kleinere  Brückenpfeiler, 

*'    ^  *'  .   U'ftHHor  =-    1(H);    wo  nicht«  anderes  bemerkt, 

■  ii»«l  <!l«-  'i.v,     ••   /  ....iljMlen  CenHUHreportc  entnonunen. 


s 


—      105     — 

Badeanstalten,  Dammbauten  und  so  weiter  abgibt,  da  das  Holz  von  der 
Bohrmuschel  nicht  angegriffen  wird. 

Die  darnieder  liegende  Art  Sabal  serrulata  (Serenaea  serrulata 
Hook.),  Dwarf  Palmetto,  wird  als  Wegeinlage  in  sumpiSgem  Terrain 
verwendet. 

Die  übrigen  wintergrünen  Laubbäume  haben,  bis  jetzt  wenigstens, 
noch  geringen  forstlichen  Werth;  sie  werden  nur  gelegentlich  benützt, 
wie  Persea  Carolinensis  Nees,  Red  Bay,  ein  lorbeerartiger  Baum;  ein 
sehr  werthvolles  Brennholz  mit  heller,  ruhiger  Flamme  liefert  die 
Cliftonia  ligustrina  Banks,  Titi  oder  Ironwood,  ein  Halbbaum,  nach 
dem  eifrigst  in  den  Waldungen  gesucht  wird. 

Magnolia  grandiflora,  stets  grün,  ist  ein  Zierbaum  allerersten 
Ranges,  der  es  in  der  That  verdient  wegen  seiner  dunkelgrünen, 
glänzenden  Blätter,  die  im  Lichte  auf  der  Unterseite  dunkelbraunroth 
sich  färben,  wegen  seiner  herrlichen  Blüthen  überall  in  den  Gärten 
der  wärmeren  Region  eine  Ehrenstelle  einzunehmen;  überall  in  Süd- 
europa, selbst  in  Japan,  ist  er  gepflegt  und  durch  seine  eigenartige, 
kräftige  Belaub ung  unter  allen  Bäumen  ausgezeichnet ;  wer  schöne 
Bäume  von  Ficus  elastica  in  den  Tropen  gesehen,  kann  nur  mit  diesen 
die  Belaubung  vergleichen.  Im  Heimathgebiete  erwächst  der  Baum  zu 
einer  Höhe  von  30  Meter;  seine  Rinde  ist  hellgrau  und  glatt  wie  die 
der  Buche. 

Die  Nadelhölzer  dieser  Region  lassen  sich  besser  als   ein  ganzes  ^cuZi 
Waldgebiet,   „der  südliche  Kiefern gürtel",  beschreiben,  der  in  Folge  ^f  ^ 
der  sandigen  Ausbildung  des  Bodens  die  Grenzgebiete  der  subtropischen  ^.■.. 
und  gemässigt -warmen  Region  umschliesst.     Dieser  Kieferngürtel  stellt 
ein  etwa  250  Kilometer  breites,  der  Küste  des  mexicanischen  Golfes  und 
des  atlantischen  Oceans  bis  zum  36°  N.B.  parallel  laufendes  Land  dar. 
In   der  Halbinsel  Florida   reichen    die  Kiefern   selbst   bis   hart   an   die 
Nordgrenze   der  tropischen  Region  heran.     Dabei  nehmen  die  Kiefern, 
wie  schon   erwähnt,    die  schwachen  Erhebungen   dieses   Gebietes    ein, 
wälirend    tiefer    gelegene,    frischere   Bodenpartien    die   Laubhölzer    der 
betreffenden  Zone    und   endlich   die   nassen,    oftmals   überschwemmten 
Gebiete  den  Bigtree  des  Ostens,  Taxodium  distichum,  tragen.   Dimension 
und  Holzgüte   sind  es,   welche  diesem  Gebiete  wirthschaftlich  einen  so 
hohen  Werth  verleihen ;  von  Natur  aus  —  wegen  des  mageren,  sandigen 
Bodens  —  zum  Walde  bestimmt,  kann  eine  landwirthschaftliche  Kultur /n>rf  ^ 
mit  wenig  Ausnahmen   nur  in   der  Yernichtung   des  Waldes   und   des   ß^>A^^ 
Bodens  zugleich  enden,  wie  ich  schon  früher  des  Oefteren  darauf  hin- 
gewiesen habe. 


—      lOG     — 

hs  iikist  sifli  Iciriir  erwarten,  dass  dio  Kioforn  dieser  Ke^non  — 
>ivi)vi\  an  der  Zahl  —  nieht  pell-mell  auf  allen  Standorten  «rt-'deihen. 
Naeh  ihrem  Vorrücken  nach  Süden  hin,  in  Florida,  lassen  sie  sich 
folpcndemiasson  onlnen:  Pinus  cubensis  geht  am  weitesten  nach  Süden 
bis  zur  tropischen  Region;  Pinus  australis,  Pinus  clausa,  Pinus  Taeda 
überschreiten  nicht  die  Höhe  der  Tampa-lky.  Pinus  serotina  reicht  nur 
bis  an  die  Mündung  des  St  Johnflusses,  Pinus  mitis  berührt  den  Nord- 
nmd  der  Kiefern  am  Golfe  von  ^ilexiko  entlang. 

In  dieser  Reihenfolge  ist  offenbar  das  Wiirme  bedürf  niss  der 
einzelnen  Arten  ausgedrückt:  in  ein  und  derselben  klimatischen  Lage 
kommt  ihr  Wärmebedai-f  durch  die  Knttaltung  der  Blüthen  deutlich 
zum  Vorschein;  am  St.  Johntlusse  im  ostlichen  Florida  blüht  Pinus 
cubensis  bereits  im  Januar;  sie  beginnt  ihre  Vegetation  am  frühesten 
von  allen  Kiefern,  weil  sie  zur  vollen  Entwicklung  offenbar  am  meisten 
Wärme  bedarf:  Pinus  australis  blüht  im  Februar,  Pinus  Taeda  im  März 
und  Pinu8  serotina  im  April. 

Nimmt  man  alle  Kiefern  der  atlantischen  Region  zusammen,  so 
ist  die  Thatsache  auffallend,  dass  dieser  südliclie  Kieferngürtel  zugleich 
das  Optimalgebiet  für  die  (Jute  des  produzirten  Holzes  — 
Schwcn*,  Dauer,  Elasticität  —  ist,  ein  (Jesetz.  das  auch  innerhalb  der 
einzelnen  Sectiönen  der  Kiefern  gilt:  hier  im  Süden  erwächst  das 
M-hwiTste  und  harzreichste  Kiefernholz,  mit  der  Entfernung  von  diesem 
Optimum  der  Hnlzgüte,  so  weit  sie  durch  die  Schwere  bedingt  wird, 
nimmt  dies««  ab  und  die  nördlichste  aller  Kiefeiii.  die  Pinus  Strobus 
(White  Pine),  bildet  das  leichteste,  wenn  auch  nicht  das  harzärmste  Holz. 

(ianz  auffallend  ist  fenier  die  Abnahme  der  Nadellänge  der 
Ki'fcrnurten  überhaupt  nach  Norden  liin,  parallel  der  Abnahme  der 
Warme  und  Feuchtigkeit.  Pinus  australis  und  cubensis  stehen  hierin 
1"  n  an  und  eine  zierli<*here  junge  Kii'fer  als  Pinus  australis  kann 
man  hich  kaum  vorstellen;  einige  Jahre  bleibt  sie  ganz  niedrig,  um 
HJi  li  "li-ji-hHoni  wie  eine  Palme  zu  stärken,  ehe  sie  das  Längenwachsthum 
1"  Sie  ist  dabei  mit  ihren  hängenden  Nadeln   einem  hellgrünen. 

Uppip'n  (iniMKttM'ke  täuschend  ähidich;  später  bis  zu  2  Meter  Höhe  und 
dnrülK*r  entwickelt    sie   oft   keine  Seitenäste  und   dann   gleicht  sie  einer 

•  -n    Vueea,    ihr  an  Schönheit   nicht   /uriicksteliend  :    Piiuis 

•  wachMt  whneljer  in  der  Jugend  und  die  Nadeln  sind  etwas  kürzer. 

1  dann  Pinus  semtina,  Pinus  Taeda;  die  Nadeln  v(.n  Pinus  glabra, 

'  mitis    '  !i  siiul   kür/er  als  von   mancher  nördlichen  Art. 

t  man  «n«-  m-  ben  Holzarten  muh  dem  technischen  Wert  he 

ihr  /..f      ^,,    uf..i,»    ....•    .,n....   .,,,   ,j,,,.  S|>itze  die    Pinus  australis. 


—     107     — 

Piüus  ciibensis  kommt  der  vorigen  an  Holzgüte  und  Harzgehalt 
sehr  nahe ,  wird  oft  sogar  wie  australis  genützt ;  Pinus  Taeda  liefert 
grobes  Xutz-  und  Brennholz;  die  übrigen  Averden  nur  gelegentlich 
verwendet. 

Bei  allen  Kiefern  ist  auffallend  die  nicächtig  entwickelte,  dunkle 
Sommerholzregion,  die  oft  zwei  Drittheile  des  Jahrringes  umfasst  und 
das  hohe  specifische  Gewicht  dieser  Kiefernhölzer  bedingt;  alle  sieben 
Arten  zeigen  ferner  eine  Gleichheit  in  der  anatomischen  Struktur  ihrer 
Hölzer,  insbesonders  im  Bau  der  Markstrahlzellen  und  der  Tüpfelbildung 
der  anliegenden  Längstracheiden  (Tafel  YI). 

Für  die  dreinadeligen  Holzarten  war  die  Gleichlieit  hierin  zu  er- 
warten, aber  dass  auch  die  zweinadelige  Pinus  glabra  und  clausa  und 
die  vorwiegend  zweinadelige  Pinus  mitis  diesem  Typus  folgen,  ist  auf- 
fallend. Es  beweist  diess  für  mich,  dass  Pinus  mitis,  glabra,  clausa 
wie  die  nördlicher  wachsende  Pinus  inops  trotzdem,  dass  sie  fast  durch- 
Aveg  zwei  Nadeln  im  kurztriebigen  Quirl  besitzen,  nicht  zur  Gruppe  2^_  ^ 
„Pinaster"  gerechnet  werden  können,  zumal  da  auch  der  Aufbau  der  v^ 
ganzen  Pflanze,  Seitenäste  und  Zapfen  von  den  zweinadeligen  völlig 
abweicht;  es  dürfte  sich  empfehlen,  diese  Kiefern  als  eine  fünfte 
Section,  vielleicht  unter  dem  Namen  „Banksia"  anzufügen.  Sollte 
einmal  die  Zeit  kommen,  dass  auf  Grund  der  anatomisch-morphologischen 
Yerschiedenheiten  der  lüefern  diese  Sectionen  selbst  zu  Gattungen 
erhoben  würden,  so  mag  ein  passenderer  Name  für  diese  Uebergangs- 
kiefern  gewählt  werden. 

Dass    alle    diese   südlichen  Kiefern  ein   grosses  Maass   von  Luft-s^A 
feuchtigkeit  verlangen,  bcAveist  ihr  Vorkommen  an  der  Küste;  hinsicht- 
lich ihrer  Ansprüche  an  die  Bodenfeuchtigkeit  zeigen  sie  aber  beträcht- 
liche UnterscMede  und  man  kann  sie  nach  folgender  Keihe  gruppiren. 
Pinus    serotina   nimmt   die  Einsenkungen ,    Sumpfränder  an  der  Küste '^*^^*^ 
entlang  ein,    avo  in  einem  breiten  Gürtel   über  dem  Fluthwasserspiegel 
Pinus  cubensis  vorherrscht;  auf  den  trocken-sandigen,  schwachen  Erheb- 
ungen in  diesem  Gebiete  prävalirt  die  ästige  Pinus  clausa,  vereinzeint 
sieht  man  dort  Pinus  Taeda;  an  dieses  unmittelbare  Küstengebiet  schliesst 
sich    eine   wellig-hügelige  Landschaft    mit   vorwiegend    kiesig-sandigem '^'^*^™*' 
Boden,  das  ist  die  Heimath  der  Pinus  australis  und  Taeda;  eine  Avald- 
baulich  sehr  merkwürdige  Art  ist  Pinus  glabra,  welche   besonders  den 
frischen,  wenn  auch  sandigen  Waldboden  mitten  im  winterkahlen  Laub-  rJci^^ 
walde  liebt;  Pinus  mitis  rückt  von  ihrem  lieimathlichen,  kiesigen,  berg-  .^k^**^ 
igen  Standorte  mit  grosser  Schnelligkeit   in    den  Gürtel   der    südlichen 
Kiefern,  zuerst  die  Pinus  australis  verdrängend,  vor. 


—     108     — 

Nach  dieser  kurzen  Lebensskizze  lasst  sich  vernuithen ,  welche 
Holzarten  der  Eintritt"  des  Menschen  in  th\s  Walten  des  Urwaldes 
begünstigt,  welche  Hidzarten  der  Ausrottung  oder  doch  einer  an 
Bedeutungslosigkeit  grenzenden  Verminderung  entgegengeführt  werden. 
Die  werthvollste  Kiefer.  Pinus  australis  wird  am  meisten  gesucht,  mehr 
Holz  wird  durch  Harznutzung  und  durch  Feuer  zei-stört.  als  zu  Nutz- 
waare  verarbeitet  wird.  Sie  tritt  vom  völlig  hügeligen  Lande  in  zahl- 
reichen aber  isolirt  stehenden  Individuen  auf  das  (rebiet  der  cubensis 
über.  Dort  gefallt,  wenlen  die  anfliegenden  jungen  Pflanzen,  wenn  sie 
überliaupt  dem  Feuer  entgehen,  von  der  jungen,  schnell -wüchsigen 
Pinus   cubensis    überwachsen;    die    Taxodium-Sümpfe    betritt    sie    nie, 

r.j,,.  daher  ihr  frühen-r  Xame  „palustris",  als  auf  einem  Irrthume  beruhend, 
von  den  Botanikern  einer  weniger  pedantischen  Richtung  mit  Recht 
fallen  gelassen  winl.  Dass  sie  zufällig  einmal  dort  anfliegen  und 
laiigsjim  und  kümmerlich  aufwachsen  kann,  ist  nicht  auftallend,  bei 
allen  Holzarten  gibt  es  bei  der  reichlichen  Samenproduktion  solche 
Findlinge. 

Auf  ihrem  heimatlichen  Standorte  hat  die  Pinus  australis  einen 
iiurten  Kampf  mit  der  schnell-wüchsigen  Pinus  Taeda;  auf  der  nördlichen 
(»renze  im  Hügellande  wechselt  die  Pinus  australis  bei  besserer  Bodenart 
mit  (irup|M»n  von  Eichen,  oft  einzeln  unter  diese  gemengt.  Wird  sie 
d.irt  i-ntfemt,  so    füllen  die  liiiubholzer,    insbesondei^s  Quercus   falcata, 

^^^^  '  i''  >baei,  cinerea,  nigra,  den  geriiumten  Platz;  so  war  es  wohl  auch 
im  unberührten  Urwalde  und  die  angeflogenen  Kiefern  arbeiteten  sich 
langsam  zwiwrhen  den  I^iubhölzern  empor,  da  insbcsonders  auf  warmen, 
»onnigen  Standorten  wohl  jede  Kiefer  die  Beschattung  durch  die  blätter- 
abwerfenden I-4iubhölzer  längere  Zeit  ertragen  kann;  jetzt  aber  jagt 
r«  -ig  Feuer  durch  den   Wald    am    Buden  dahin,  das  dürre  Laub 

r*  unu  (JHJ  kleinen  Zweige  und  (irashahnc^  verzehrend;  die  jungen  Kiefern 
wenlen  dun-h  das  schnelle  Feuer  versengt,  während  dieses  die  hart- 
rin<'«  "•'>  Eichen  gar  nicht  oder  kaum  verletzt.  Ich  zweifle  kein(»n 
•^  ^     dass    die    Kiefer    allmählig    wieder    ihr    früheres    Terrain 

in  würde,  wenn  es  möglich  wäre  das  Feuer  aus  dem  Walde 
fern  zu  halten,  daH  seinen  Ursprung  vorzugsweise  den  verannten  Neger- 
bauern  dif»wT  Oogi^nd  verdankt.  Aber  bahl  wäre  Ilili(3  iK^thig,  ehe 
ncK4i  die  alten  Kamentnigr>nden  Mutti'rbäume  vei-schw  uiuleii  sind;  iil)erdiess 
rüekt  ron  Nonb'n  her.  durch  die  Misshandlung  der  L;ml»\\aldung(Mi 
bo^iMti^  eine  Kiefer  vor,  «lie  Pifius  mitis,  deren  ferneres  Ueberhand- 

"'' *      '  '  '  in  ziemlich  werthvidles  Holz  liefert,  doch  als  ein 

?'  i»«i- »jx  tjiiU    in   volkh-   uiul    forstwirthschuftliclieni  Sinne   zu 


—     109     — 

bezeichnen    wäre.     Ch.    Mohr*)    sagt    von   ihr    wörtlich:    „Unter   den  T.  y^ 
am  meisten  zu  fürchtenden  Feinden   (der   südlichen  Kiefer)  steht  oben  - 
an    die    Pinus    mitis;    zahllose   Keimlinge    dieses    Baumes    entsprossen 
jedes  Frühjahr  dem  Boden,  durch  ihr  rasches  Wachsthuni  unterdrücken 
sie  leicht  die   jungen  Pflanzen    der  südlichen  Kiefer,    dringen    in    den 
Laubholzwaldungen   auf    dem  besseren   Boden    dieses  Hügellandes  vor 
und    nehmen    sofort    die    ihres    Holzes   beraubten  Partieen  im   Walde 
sowohl  als  die  von   der  Landwirthschaft   wieder  verlassenen  Oedungen  "^  ^ 
in    Besitz.     Ausgedehnte   Gebiete,    vor    einem  halben   Jahrzehnte    noch 
mit    prächtigen    Bäumen    der    w^eissen,    spanischen,    schwarzen    Eiche 
bestockt,    Avurden    zur  Nutzung  gezogen,    constant  niedergehauen    und 
endlich  erschöpft;    dort  hat  man  jetzt  herrliche  Gelegenheit,  die  Natur 
in  der  Arbeit  der  Wiederbewaldung  zu  beobachten.    Die  jungen  Pflanzen 
der  mitis  bilden  zuerst  ein  völlig  undurchdringliches  Dickicht  .  .  .  ." 

Pinus  clausa  und  glabra  warten  nur  auf  günstige  Gelegenheit, 
um  in  dem  Gebiete,  in  dem  sie  sich  finden,  zu  Alleinherrschern  zu 
werden,  da  sie  darin  nicht  blos  von  der  Natur  durch  Schnellwüchsigkeit 
und  leichten  Samen,  sondern  auch  vom  Menschen  begünstigt  werden, 
der  sie  ihres  werthlosen  Holzes  wegen  nicht  fällen  mag. 

Ich  gebe  in  Folgendem  noch  eine  specielle  Betrachtung  der  ein- 
zelnen Holzarten;  der  botanische  Theil  ist  nach  den  Objekten  meiner 
Sammlung  sowie  nach  meinen  Aufzeichnungen  im  Walde  selbst  gefer- 
tigt ;  die  etwas  eingehendere  Schilderung  hat  den  Zweck,  die  Bestimmung 
der  jungen  Pflanzen  und  der  Zapfen  zu  ermöglichen.  Insbesonders  mit 
Bezug  auf  die  Samen  verweise  ich  auf  die  beigegebenen  Tafeln  YII 
und  YIII,  auf  deren  genaue  Herstellung  der  Yerleger  und  ich  besonders 
bedacht  waren.  Die  Samen  mit  den  Flügeln  sind  fast  ausschliesslich 
zum  Zwecke  der  Zeichnung  erst  den  Zapfen  entnommen  worden,  welche 
ich  selbst  wiederum  in  der  Heimath  der  betreffenden  Holzart  sam- 
melte ;  ich  glaube  dadurch  für  die  Richtigkeit  derselben  einstehen 
zu  können. 

Pinus  australis  Mich.,  synonym  „Pinus  palustris",  welch' 
letztere  Bezeichniuig,  da  auf  einem  Irrthume  beruhend,  keinen  Anspruch 
auf  Pietät  oder  Priorität  erheben  kann;  longleaved  Pine,  Southern 
Pine,  südliche  Kiefer,  Gelbkiefer.  Knospe  mit  weissen,  grossen 
am  Rande  ausgefransten  Schuppen  bedeckt,  am  Grunde  etwas  zurück- 
gerollt; drei  Nadeln  bilden  einen  Quirl  am  Kurztriebe  mit  durchschnittlich 


*)  The  future  of  the  forests  of  the  lower  South  States  and  their  probable 
timber-supply,  by  Ch.  Mohr  of  Mobile,  Ala  1885. 


—     110     — 

34  cm  Länge  aii  Zapfen  tragenden  Zweigen:  einjähriger  Zapfen  3  cm 
lang,  l  cm  breit,  mit  geraiiabstehenden  Dornen  an  den  Apophysen; 
ausgewachsen  glanzlos,  18  cm  lang,  10  cm,  wenn  offen,  grösste  Breite; 
Ap«»physe  mit  erhaben  sitzenden,  kaum  abwärts  gekrümmten  Dorn- 
spitzen: die  Zapfen  l^sen  sich  leicht  vom  Zweige  ab:  in  Bezug  auf 
den  Samen,  den  die  Kiefer  alle  5—7  Jahre  nach  Moln-  in  grösserer 
Menge  trägt,  verweise  ich  auf  die  beigegebene  Figur  (Tafel  A'II)  sowie 
die  Besclireibung  derselben.  Der  Same  keimt  mit  neun  grossen  Coty- 
ledonen.  Im  ersten  Jahre  entwickeln  sich  Büschel  langer,  einfacher 
Nadeln,  wähR'nd  zahlreiche  Achselknospen  zu  dreinadeligen  Kurztriebon 
austR'iben,  ohne  dass  die  Stammachse  eine  messbare  Verlängerung 
erfährt.  Ciieiches  findet  im  zwi'iten  und  dritten  Jahre,  an  geringen 
Standorten  vielleicht  bis  zum  fünften  Jahre  und  länger  statt;  erst  wenn 
sie  den  Boden  auf  einen  Umkreis  um  sich  herum  beschattet,  erhebt 
gio  ihren  Gipfeltrieb,  eine  Eigenthümlichkeit,  die  bekanntlich  mehr  oder 
minder  alle  Holzarten  auf  unpassenden  oder  sehr  mageren,  heissen, 
sandig  oder  kiesigen  Böden  zeigen;  auf  einige  schöne  Beispiele  ähn- 
lichen VrThaltens  von  Pinus  Strobus,  der  europäischen  Lärche,  der 
Catalpa  will  ich  später  zurückkommen. 

Holz  und  Harz  sind  von  diesem  Baume  sehr  gesucht;  sein  Holz 
i«t  wohl  das  beste  Kiefernholz,  das  es  überhaupt  gibt:  wenigstens  die 
bisherigen  Ki-fahrungen  und  die  Höhe  des  specitisehen  Gewichtes  des- 
selben berechtigen  zu  diesem  Schlüsse. 

Nach  den  Untersuchungen  des  Censusreportes  beträgt  das  specifische 
(iowicht  70.  Ch.  Mohr  liefert  dazu  vier  Stamm-Abschnitte  von  Kiefern, 
die  längere  Zeit  auf  Harz  genutzt  waren :  diese  zeigen  zusammen  dius 
auweronlentlich  hohe  specifische  Gewicht  von  81:  ich  selbst  besitze 
ein  Stück  einer  g<*harzten  Kiefer  mit  88:  ein  anderes  Stück,  offenbar 
der  wunden  Stelle  selbst  entnommen,  ist  fast  durchsichtig  in  Folge  der 
Harzdurchtränkung  und  zeigt  ein  Gewicht  von  92.  Das  durclischnitt- 
!i  '  tische  (iewicht    der  von   mir  untersuchten  Stücke  Ix'trägt  für 

•  1  i.i    der  Kiefer  (30     für  das   Kernholz  75:    (bis  hohe    specifische 

'  •.  wie  whon  erwähnt,  ist  vor  Allem  der  ^2    "^/:<  <b's  Jahrringes 

'.  iiden  harten  Sommerholz-Uegion    zuzuschreiben,    die    ohne   Ver- 

mittlung an  dan  hellen*  Frühjahi-sholz  sich  anschliesst.  Von  den  geharzten 
fMjer  anderweitig  pathoIugis<'h  veränderten  Hidzern  abges<'hen,  ist  dei 
Antheil,  den  «lan  Harz  an  der  H«»he  des  specitisehen  (lewichtes  hat. 
'  gering;  dio  White  IMni*  (JMnus  Stro))us)  hat  ein«'n  sein-  hohen 
'  wie  ich  Hpäter  zeigen  werde,  alw-r  das  iiie(h'rste  specifische 
'»•  wi-iit  >on  allen  Kiefern. 


—    111    — 

Ich  erhielt  eleu  Gehalt  an  festem  Harze  (Colophonium)  durch 
mehrmaliges  Auskocheu  sehr  fein  gehobelter  uud  zerkleinerter  Späne 
in  absolutem  Alkohol  uud  Destillation  desselben.  Der  terpentinöh^eiche 
Splint  der  Kiefer  enthält  nach  dem  Durchschnitte  von  vier,  ver- 
schiedenen Bäumen  entnommenen  Stücken :  2,65  gr  feste  Harzmasse  in 
100  gr  absolut  trockenem  Holze;  der  terpentinölarme  Kern  zeigte 
11,09  gr  feste  Harzmasse  in  100  gr  absolut  trockenem  Holze. 

P.  H.  Du  die y  in  dem  früher  erwähnten  Bulletin  I  der  Forst- 
abtheilung (1882)  sagt,  dass  gewöhnliche  Proben  der  Yellow  Pine 
18— 200/o  Harzbestandtheile  enthalten  (wahrscheinlich  festes  und  flüssiges 
Harz  zusammen).  Dass  der  Harzgehalt  das  Holz  so  dauerhaft  mache, 
erscheint  auch  mir  zweifelhaft. 

Trametes  Pini  ist  an  Damnen  und  verwendeten  Hölzern  nicht 
selten;  besonders  aber  wird  das  Schwellenholz  dieser  Kiefer  nach  Dudley 
durch  das  weisse  Mycel  des  Lentinus  lepideus  zerstört ;  warme  Feuchtig- 
keit begünstigt  das  Wachsthum  des  Pilzes;  Schwellenhölzer  dieser 
Kiefer,  welche  an  der  Panama-Eisenbahn  verwendet  waren,  verfaulten 
in  zwei  Jahren,  während  in  den  Südstaaten  die  Dauer  der  Schwellen 
im  3Iittel  5  —  8  Jahre  beträgt.  Da  fi'üher  die  Schwellen  auf  den  New- 
York- Eisenbahnen  10  —  14jährige  Dauer  besassen,  so  schreibt  Dudley 
diese  auffallende  Abnahme  vor  Allem  dem  Umstände  zu,  dass  die 
neuen  Schwellen  in  Boden  gelegt  werden,  der  von  dem  Pilzmycel  der 
alten  Schwellen  durchdrungen  ist.  In  Schlacken  soll  die  Zerstörung 
schneller  als  in  Kieseinbettung  vor  sich  gehen,  was  bekanntlich  Professor 
Hartig  in  München  auch  für  den  Hausschwamm  nachgewiesen  hat. 

Dem  entgegen  wird  von  allen  übrigen  Autoren  das  Holz  dieser 
Kiefer  als  das  dauerhafteste  unter  den  Kiefernhölzern  bezeichnet. 

In  jüngster  Zeit  hat  man  begonnen,  die  zu  Eisenbahnschwellen, 
zu  Werften,  Brücken,  Badeanstalten,  Strassenpflasterung ,  also  in  sehr 
ungünstigen  Verhältnissen  verAvendeten  Hölzer  zu  imprägniren;  unter 
anderen  Stoffen  liiezu  hat  sich  das  aus  dem  Holze  der  südlichen  Kiefer 
dargestellte  Creosotöl  besonders  bewährt;  nebenbei  ist  es  billiger  als 
andere  Imprägnirungsstoffe.  Nach  W.  H.  Bixby  (in  dem  früher  erwähnten 
Bulletin  I)  wird  diese  Industrie  gegenwärtig  in  New-Carolina  betrieben. 
32  Ster  Holz  geben  16 1/4  hl  Oel.  Bixby  prophezeit  der  Kiefer  durch 
Lieferung  dieses  Produktes  eine  noch  „brillantere  Carriere"  als  sie  schon 
bisher  durch  ilire  Terpentin-,  Harz-  und  Holzprodukte  zurückgelegt 
hat  —  arme  Kiefer !  Um  den  Einfluss  der  Harznutzung  auf  den  Baum 
selbst  zu  verstehen,  muss  man  neben  der  Menge  auch  die  Yertheilung 
und  die  physiologische  Kolle  des  Harzes  im  Baume  kennen.    Alle  diese 


—     112     — 

Verhältnisso  sind  inx-h  sehr  wenig  bekannt:  im  Allgemeinen  nimmt 
man  an,  dass  das  Harz  ein  Seeret,  ein  Ausscheidiinirspindukt  sei  und 
als  s*»Iehes  für  den  Baum  keine  physiologische,  sondern  nur  nuH-hanisehe 
Wirkung  (Wuiulvoivc-hluss)  besitzt.  Hinsichtlic-h  der  beiden  anderen 
(j^^^i,.i.r..>MMkte  glaube  ieh  einigen  Beitrag  auf  Grund  meiner  eigenen 
mehi  -  ~  11  ^'»^^rsuchungen  liefern  zu  können;  von  letzteren  habe 
irh  bis  jetzt  nur  jene  über  Fiehte  und  Liirciie  verötfentlicht.*) 

Im  Baume  findet  sieh  das  Harz  sowohl  innerhalb  der  Zellen 
(PanMu-bynizcllen  der  Markstndden  im  Holz-  und  Basttheile)  als  zwischen 
den  Zellen,  in  Harzgängen,  welche,  wie  die  sie  umkleidenden 
I»an'nrhymzellen,  Hiuv.  enthalten.  Diese  Haizgänge  durchziehen  Nadeln 
und  Kinde  als  ein  äusseres  Harzgang-System:  jedes  System  ent- 
Rpri<-ht  der  Bildung  eines  Jahres  (Xadcl  uiul  Trieb):  unter  sich,  das 
heisst  die  Systeme  mehrerer  Jahre,  stehen  sie  in  keiner  Verbindung; 
üb<'n.s«)  eumnumiciren  sie  mit  den  Harzgängen  d(^s  Holzes  nicht.  Schon 
bei  dem  ersten  Auftreten  von  Bnrkenschuppen  in  der  Kinde  wird  dieses 
SvsU'in  vielfach  durchbrochen  und  schon  nach  etwa  15 — 20  Jahren 
völlig  mit  den  trockenen  Borkenschuppen  abgewoi-fen.  Das  innere 
Oangsystem  im  Holze  aus  veilikalen  und  von  diesen  entspringenden 
horizontalen  Gängen  aufgebaut,  tritt  durch  letztere  etwas  in  die  Rinde 
üb«T,  welche  also  von  etwa  20  Jahren  an  nur  diese  horizontalen  Gänge 
enthält,  die  mit  den  Holzgängen  communiciren. 

Das  Harz  in  den  rarenchymzellen  kommt  bei  der  Harznutzung 
nicht  in  Betnu-ht;  es  verbleibt  stets  in  der  Zelle,  in  der  es  ausgeschieden 
wurde,  wenigsti'ns  so  lange  als  die  Wandung  noch  12  o/o  W'asser  ent- 
hält da«  ist  die  Menge,  die  im  normalen  Zustande  das  frische  Kernholz 
einer  Konifere  zeigt.  Das  Harz  in  (h^n  (iiingen  findet  sich  in  dem 
saftreiehen  Splinte  durch  di«-  Turgescenz  der  Zellen  in  einem  Zustande 
der  Spannung,  weh-he  dasselbe  bei  Verwundung  (Ilarznutzung)  theil- 
e  aiui  den  Kanälen  henuisdriickt.  Wo  aber  Splintholz  in  Kernholz 
'  ♦.  da  verwachsen  alle  Harzkanäle  durch  dieselben  Zellen,  welclu^ 
fruier  •la>*  Harz  ausgeschieden  haben :  es  kann  daher  bei  der  Ilarz- 
nutzung der  Kiefern,  so  tief  die  Verwundung  gehen  mag, 
nie  Harz  aus  dr'm  Kernholze  ausfliessen  und  nlles  ge- 
wonnene Harz  Htammt  aus  d<'Fn  Splintliolze  des  Baumes, 
hoy.ieliunjfH weine    aUH     der    Kindi-,    aus    der    es    wähi'cnd    der 


•)  II.  Majrr:  KntutrhtiiiK  un<l  Vorthoiliing  der  SecrctioiiH  Or^?ano  der  Fichte 
Qnd  liUrh«.  BoUn.  Ontralblutt  IUI.  1HH4.  —  Derselbe:  l)iinil>ility  r>f  reHlnotiH 
«ootk,  Th«  popubu*  ■dtmce  Monthly  V,  New- York  1886. 


—     113     — 

Yegetationszeit  in  das  Holz  zm-ückfliessen  kann.  Daraus  erklärt  sich 
vollständig,  warum  der  Harzgehalt  des  Kernes  durch  die  Harz- 
nutzung keine  Abnahme,  das  specifische  Grewicht  und  die  Güte  des 
Holzes  keine  Verminderung  erleiden  kann,  von  der  Verwundung  und 
ihren  Folgen  wie  Zerstörung  von  Aussen  und  von  Insekten  selbstver- 
ständlich abgesehen.  An  der  ^vunden  Stelle  trocknet  das  Holz  bis  in 
gi'össere  Tiefen  aus,  die  Zell  wand  verliert  ihr  Wasser,  an  dessen  Stelle 
Harz  tritt,  das  nun  die  Kanäle  und  Parenchymzellen  verlässt,  die  Zell- 
wandungen durchtränkt,  die  Zelllumina  erfüllt  und  so  das  Holz  „ver- 
kient."  Vielfach  wii-d  die  südliche  Kiefer  einfach  angehauen,  damit 
sie  das  Holz  verharze  und  somit  zu  Spähnen  zum  Feueranzünden  tauglich 
mache.  Solches  Holz  zeigt  in  der  That  eine  beträchtliche  Zunahme 
des  specifischen  Gewichtes,  eine  Verharzimg  des  ganzen  Holzes,  welche 
demselben  eine  ausserordentliche  Schwere  und  Brennkraft  verleiht.  Wie 
aber  das  längere  Zeit  auf  Harz  genutzte  Splintholz  sich  verhält, 
darüber  bestehen  keine  Untersuchimgen ;  bekannt  ist  nur,  dass  es  auf- 
fallend schnell  schwarz  (durch  ein  Pilzmycel)  und  zersetzt  wird. 

Um  zu  erklären,  warum  gerade  diese  Kiefer  sich  so  vorzüglich 
zur  Harznutzimg  eignet,  gibt  die  Menge  an  festem  Harze,  das  sich  im 
Holze  nach  der  Trocknung  findet,  keinen  genügenden  Anhalt,  denn  der 
Harzgehalt  des  Splintes  mit  2,65  gr  fester  Harzsubstanz  in  100  gr 
absolut  trockenem  Holze  ist  kaum  grösser  als  der  des  Splintes  der 
Douglasia  (Pseudotsuga  Douglasii)  nämlich  2,45  gr  und  vollends  als 
der  Splint  der  White-Pine  (Pinus  Strobus)  zeigt:  nämlich  5,20  gr. 

Ich  vermuthe,  dass  das  Harz  der  südlichen  Kiefer  etwas  mehr 
Terpentinöl  beigemischt  enthält,  wodurch  es  schon  an  sich  dünnflüssiger 
ist  als  die  Harze  in  den  nördlichen  Kiefern ;  dazu  kommt  jedenfalls, 
dass  das  Harz  in  Folge  der  grösseren  Wärme  des  südlichen  Standortes 
mit  höherer  Spannung  im  Baume  zusammengedrückt  und  heraus- 
gepresst  wird. 

Von  dieser  Kiefer  sagt  Ch.  Mohr,  dass  sie  150  —  200  Jahre 
bedarf,  um  zu  einem  nutzbaren  Baume  heranzuwachsen.  Bei  dem 
reichlich  gebotenen  Wärme-,  Licht-  und  Feuchtigkeitsgenusse  eine  auf- 
fallende Erscheinung,  aber  glaubwürdig,  wenigstens  nach  der  Eng- 
ringigkeit  des  gebildeten  Holzes,  woran  der  fast  durchweg  magere 
Standort  neben  individueller  Anlage  zur  Langsamwüchsigkeit  mit 
Schuld  sein  mag. 

Ihr  langsames  Wachsthum  in  der  ersten  Jugend  habe  ich  schon 
beschrieben,  auch  später  in  der  Vollkraft  ihrer  Entfaltung  erreichen 
ihre  Längstriebe  nicht  über  50  cm  Länge. 

Dr.   Mayr.  ö 


—     114     — 

Im  Urwalde  erwachsen  die  jungen  Kiefern  in  kleineren,  zienilieii 
dicht  «x»^lränpten  Gruppen  oder  auch  einzeln  im  lichten  Halbschatten 
der  MutUThäume:  hm^^o  Zeit  kämpfen  sie  um  ihr  Leben,  dabei  ein 
pleichmässi^es,  schmalrin.i^nges.  hartes  Holz  anlegend.  Es  dürfte  kaum 
einem  Zweifel  unterließen,  dass  das  Holz  der  freistehenden  Exemplare 
(des  sogenannten  H.  gi\»wth)  zwar  das  Produkt  einer  viel  kürzeren  Zeit 
darstellt,  aber  auch  an  Güte,  insbesonders  an  Feinheit  und  GltMch- 
missigkeit  des  Gefüges  dem  des   Urwaldes  wesentlich  nachsteht. 

Anatomisch  repräsentirt  das  Holz  den  Typus  der  dreinadeli«ren 
Section  Taeda,  nämlich  es  trägt  zahlreiche  Tüpfel  an  der  Läugstraclieiden- 
wandung.  W(»  diese  an  parenchymatisdie  Markstrahlzellen  anliegt;  dadurch 
kann  das  Holz  mit  ziemlicher  Sicherheit  von  dem  einer  andern  Section 
unterschieden  werden:  ein  mikroskopischer  Unterschied  aber  innerhalb 
der  dn'inadeligen  Kiefern  selbst  scheint  nicht  zu  bestehen;  der  Splint 
umschliesst    in    einer    Breite    von     etwa    3    cm    das    dunkel -röthliche 

Kernholz. 

Der  ausgewachsene  Baum  zeigt  nicht  die  Dimensionen,  die  man 
dem  günstigen  Klima  entsprechend  erwarten  sollte ;  der  Sümdort  ist 
freilich  ein  geringwerthiger ,  denn  eine  magere  Humusschichte,  die  der 
lange,  heisse  Sommer  austrocknet,  lagert  auf  dem  geringen,  sandigen 
B"d<'n,  der  oft  rein  weiss,  oft  stark  eisenschüssig  erscheint.  Dieses 
bedingt,  dass  die  Waldungen  dieser  Kiefer  von  den  Kiefernwaldungen 
der  kühleren  Zcme  wesentlich  verschieden  sind  ;  selbst  in  gutem 
Urwalde,  au»  dem  nur  17  cbm  Brettwaare  pi<»  ha  gciiomincn  w^erden, 
stehen  die  Bäume  vielfach  isolirt,  mageres  Gras  und  Kräuter,  oder 
Zwerg|ialmen  oder  Sträucher,  selbst  Halbbäume  von  Kichen  stehen 
zwinchen  ihnen,  je  nach  der  Güte  des  Standortes 

Na<'h  dem  Censusberiehte  erreicht  nie  eine  Höhe  von  18 — 29  Meter; 
leii  wdbst  mas8  mit  (>h.  Mohr  zusammen  ein  ExcMuplar.  das  bei  80  cm 
l)urchm<tsw»r  volle  33   .Meter  Höhe  aufwies. 

Das  Holz  di(»ser  Kiefer  geht  von  Aineiika  aus  in  grosser  Menge 
na<  fi  Ktir.na  und  auch  nach  Deutschland,  leider  unter  einem  neuen, 
11  gewordenen  Namen.  Während  Niemand  in  Amerika 
dit-.  Holz  „Hiti-h  Pine*'  heis^t,  kommt  es  in  Deut.schland  untci-  diesem 
N.iiuen  in  den  Handel;  der  Amerikaner  bezeichnet  alx'i-  mit  ,,l*itch 
I  «'ine   ganz    andere,    zur    Brennholzgewinnung    ganz    hiauciibare 

hi«.*l«^r,    nämlich    die  l'inuH  rigida.     Es    wird    wuld    noch    läng(»re  Zeit 
bin    man  nich  in   Deutschland    an    den   Gedanken  gewidint  hat^ 

•  I.1--  .1   '  ichnete    aiiH  Amerika    imp(»rtirte   l'iteli    I*ineli(d/,  ganz 

aUf-'  »'     ^'••'    '!<••    PinuH    australis   abstannnt     uml    duss    die 


—     115     — 

eigentliche  Pitch  Piae  (Pinus  rigicla)  eine  für  unser  deutsches  Binnen- 
land wenigstens  ganz  werthlose  Holzart  ist. 

Pinus  cubensis  Grieseb.  (Pinus  Elliottü  vor  der  Feststellung 
ihrer  Identität  mit  der  Kiefer  von  Cuba),  Slash-Pine,  Cuba  Pine, 
Cubakiefer,  eine  westindische  Kiefer,  die  durch  Florida  und  der 
Küste  entlang  bis  New-Carolina,  dem  Golf  entlang  in  einem  schmalen 
Bande  bis  Louisiana  nach  Westen  streicht. 

Ihre  junge  Pflanze  steht  an  Schönheit  der  vorigen  weit  nach; 
die  Nadeln  sind  durchschnittlich  23  cm  an  frachttragenden  Zweigen; 
der  Quirl  eines  Kurztriebes  besteht  aus  3  Nadeln,  seltener  2 ;  der  Zapfen 
auf  einem  2  cm  langen,  gekrümmten  Stiele,  braun  glänzend;  Apophyse 
flach  mit  ganz  kurzen,  etwas  erhaben  sitzenden,  geraden  Spitzchen, 
7 — 8  cm  lang;  grösste  Breite,  Avenn  offen,  6  cm.  Bezüglich  des  Samens 
gilt  Tafel  YII.  Knospenschuppen  braun,  anliegend,  stark  mit  Harz 
verklebt.  Der  Keimling  trägt  6 — 7  Cotyledonen.  Die  Easchwüchsig- 
keit  dieser  Kiefer  ist  in  der  That  auffallend  im  Vergleiche  zu  der  süd- 
lichen Ej.efer.  Ch.  Mohr  fülirte  mich  zu  Gruppen  von  28jährigen 
Bäumen,  die  bereits  30  cm  Durchmesser  und  16  Meter  Höhe  besassen. 
Der  Splint  umfasste  volle  8  cm  in  Breite;  das  Holz,  anatomisch  der 
Section  Taeda  angehörig,  ist  dem  der  vorigen  Eaefer  gleich  und  eben- 
falls durch  das  lieber  wiegen  des  harten  Sommerholzes  im  Jahrringe 
ausgezeichnet;  dem  entsprechend  ist  das  specifische  Gewicht  =  75*). 
Wo  die  Cuba-Kief er  mit  der  südlichen  gemengt  vorkommt ,  wie  im  nörd- 
lichen Florida,  da  werden  beide  von  der  Sägemühle  promiscue  verarbeitet, 
ja  oft  verwechselt.  Diese  und  die  vorige  können  in  Europa  wohl  nur 
im  Süden  ihr  Fortkommen  finden.  Junge  Pflanzen,  besonders  bei  dem 
friilien  Erwachen  ihrer  Vegetation,  werden  leicht  vom  Froste  getödtet, 
erwachsene  Exemplare  können  ziemlich  kräftigen  Frost  ertragen. 

Pinus  serotina  Mich.,  Pond  Pine  steht  bezüglich  der  Nadel- 
länge mit  1 8  cm  an  erwachsenen  Exemplaren  an  dritter  Stehe ;  Knospen- 
schuppen hellbraun ,  fest  anliegend  und  mit  Harz  verklebt.  Zapfen 
durchschnittlich  5,5  cm  lang  und  geschlossen  4  cm  breit.  Der  erwachsene 
Baum  ist  dicht  beladen  mit  Zapfen  der  vorhergehenden  Jahre,  von 
denen  die  frischen  durch  ihre  fahl-gelbe  Färbung  hervorti'eten.  Die  an 
Bändern  feuchter  Partien,  aber  nirgends  häufig  auftretende  Art  erwächst 


*)  Wo  nicht  ausdrücklich  anders  bemerkt  ist,  sind  alle  Zahlen  über  speci- 
fisches  Gewicht,  Höhe,  Durchmesser  etc.  dem  erwähnten  Reporte  von  Ch.  Sargent 
entnommen. 

8* 


—      116     — 

bis  zu  24  Meter  Höhe:  ihr  Holz,  das  den  Typus  aller  Kiefern  der  süd- 
lichen Rojrion  besitzt,  hat  bei  sehr  breiten  Sorameiholzsohiohten  das 
spci-ifische  Gewicht  von  79.  Es  findet  Av<.hl  nur  eine  gelegentliche 
Verwendung. 

IMnus  Taeda  L.,  Loblolly -Pin  e,  Ol  d-field-Pine,  Taeda. 
Das  Optimalgebiet  dieser  Kiefer  liegt  in  dem  südliclien  Theile  des 
winterkahhMi  I^aubwaldes ;  in  die  Region  der  Wintergrünen  greift  sie 
ebenfalls  über;  sie  zeigt,  grosses  Anpassungsvermög«Mi  an  heterogene 
Standorte;  sie  liebt  dius  tnK'kene,  sandige  Gebiet,  Hoch -Plateau,  die 
Hügelregion,  welche  gegenwärtig  noch  vielfach  die  südliche  Kiefer  in 
Besitz  hält;  dort,  wie  schon  erwähnt,  breitet  sich  die  Taeda  immer 
mächtiger  aus;  sie  envächst  zu  den  stärksten  Exemplaren  auf  feuchtem, 
sandigen  Lehmboden. 

Sie  bildet  Bestände  und  da  die  Zerstörung  der  südlichen  Kiefer 
wohl  ohne  Aufenthalt  fortgehen  wird,  bis  sie  zum  Nutzbaume  unter- 
geordneten Hanges  herab  gesunken  sein  wird,  so  dürften  diese  Kiefer 
und  die  Pinus  mitis  neben  der  Pinus  cubensis  zu  den  wichtigsten 
Nutzbäumen  der  südlichen  Kiefernzone  heranwachsen.  Einstweilen  ist 
ihr  Nutzholz,  da  besseres  zu  haben  ist,  als  „geringe  Qualität'^  bezeichnet. 

Iliren  Namen  Old-tield-Pine  verdient  sie  mit  Recht;  sie  überzieht 
rasch  verunkrautete,  verlassene  Felder  mit  einer  dicht  aufsprossenden, 
raschwüchsigen  Jugend.  Die  Knospen  der  Taeda  mit  anliegenden  Schuppen 
sind  mit  Harz  verklebt;  der  junge  Trieb  glatt,  hellbraun,  Nadeln  au 
alten  Exemplaren  durchschuittlieh  20  cm  lang,  drei  in  einem  Kurztrieb- 
quirl. Die  Zapfen  sitzen  in  der  Mitte  des  Triebes  2  —  5  zusammen, 
Htiellos,  so  dass  sie  fast  senkrecht  vom  Triebe  abstehen.  Der  reife 
Zapfen  ist  hell  ockerfarbig,  9  cm  lang  und,  wenn  ollen,  bis  51/2  em 
breit.  Apophyse  mit  scharfer  Spitze,  welche  mit  dicker  Basis  aufsitzt 
und  etwa-  i-  "  1,  (,ben  gerichtet  ist.  Samen  siehe  Tafel  VII.  Die  Rinde, 
anfangs    »  '»'»PP^Ki    f?^^^*    ^^*^    ^^"^   Gipfeltrieb,    später    in    breiten, 

dünnen  Borkenplatten;  das  breitringigo  Holz  zeigt  einen  4  cm  breiten 
Splint  und  ein  HjKHÜtisches  (iewicht  von  54. 

Di«'  f^^<'t'}\l\^^n  drei  Kiefern  bilden  nach  ihrem  ;m;itnniisc!hcn  und 
moq)l.      ^  !i    Aiin»au  eine  (iruppe. 

PinuH  clausa  Vasey,  welche  <ien  Tvpus  «liesej-  (Jiup[>e  am 
d«  ;»'n   au  t    zeigt,    die   S(;rub-    oder  Spr  uce- Ti  n  e,    ist 

fiinitlich  mjch  taAir  untergeordnet;  sie  erscheint  jecloeh  berufen,  wenn 
man  KpitfT  einmal  darauf  zurüekkonnnt .  die  entwahh'ten  Sandwüsten 
wieder  aufzufuraten ,   eine  grosso  Kolle   zu   spielen;    (hnn   sie  liebt  die 


—     117     — 

trockenen,  sandigen  Lagen,  die  Dünenzüge,  wo  sie  sich  durch  Kasch- 
wüchsigkeit  besonders  auszeichnet.  Aufbau  der  einjährigen  Triebe  und 
Stellung  der  Seitenäste  und  Zapfen  sind  wie  bei  den  dreinadeUgen  Kiefern ; 
ebenso  folgt  das  Holz  dem  Typus  dieser  Kiefern,  dagegen  stehen  im 
Kurztriebe  nur  zwei  zarte,  7  cm  lange  Nadeln.  Die  junge  Kinde  ist 
glatt  wie  von  der  Pinus  Strobus,  später  mit  kleinen  quadratischen 
Schuppen  bedeckt.  Der  sparrig  gewachsene  astreiche  Stamm  erhebt 
sich  zuweilen  bis  zu  24  Meter  Höhe.  Der  Zapfen  ist  6  cm  lang,  fast 
3  cm  dick,  wenn  geschlossen.  Sie  verdient  den  ihr  von  Gr.  Yasey 
in  Washington  gegebenen  Namen  clausa  mit  Recht,  denn  der  Zapfen 
bleibt  am  Stamme  mehrere  Jahre  vöUig  geschlossen,  stiellos;  Apophj^se 
endigt  in  ein  kurzes,  auf  einem  Kissen  sitzendes,  gerades  Spitzchen. 
Same  Tafel  Till.  Der  Keimling  trägt  7  Cotyledonen,  die  jüngsten 
Triebe  sind  zart,  weissHch  bereift  wie  bei  P.  inops  und  mitis.  Männ- 
liche Blüthenknospe  hellbraun  glänzend,  den  Winter  über  auf  einer 
nadellosen  Stelle  des  Triebes  sitzend,  so  dass  sie  „gestielt"  erscheint. 
Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  56  findet  bis  jetzt  noch 
keine  Yenvendung. 

Pinus  glabra  Walt.,  Sprue e  Pine.  Zur  Ergänzung  der 
über  diese  Holzart  schon  fiäiher  gemachten  Angaben  bemerke  ich, 
dass  ihr  Optimum  am  Nordrande  der  subtropischen  Zone,  in  den  aus 
Avinterkahlen  und  wintergrünen  Bäimien  gemischten  Waldungen  des 
Mississippi-Beckens  auf  feuchten,  sandigen  Standorten  liegt,  da  wo  das 
Terrain  sich  etwas  über  dem  Taxodium-Sumpf  erhebt.  Sie  büdet  nie 
reine  Wälder;  stets  erscheint  sie  einzeln  in  den  Laub  Waldungen,  bereit, 
sobald  jene  gefällt  werden,  ihren  Platz  einzunehmen.  Erwachsen  ist 
ihre  Rinde  eine  kleinschuppige  Borke,  etwas  der  Eiche  ähnlich,  der 
Stamm  wü'd  gerade,  mit  zahlreichen,  rechtwinkelig  abstehenden  Aesten. 
Ihre  Nadeln,  zwei  in  einem  Kurztriebe,  sind  zart,  durchschnittlich  7  cm 
laug  und  ebenfalls  in  einem  rechten  Winkel  vom  Triebe  abstehend. 
Knospen  schmal  (1,5  mm),  aber  lang,  Knospenschuppen  anliegend,  mit 
braun  glänzender  Spitze;  junge  Triebe  an  ihrem  zartesten  Theile  weisslich. 
Zapfen  4  cm  lang  und  3  cm  breit,  wenn  offen;  Apophyse  mit  sehr  kleinen, 
geraden  Spitzchen.  Same  Tafel  YIII.  Der  Baum  erreicht  in  seinem 
Optimum  nach  meinen  Messungen  35  Meter  Höhe  bei  einem  Meter 
Durchmesser;  die  junge  Pflanze  hat  lange  Zeit  im  Halbschatten  der 
Laubhölzer  zu  kämpfen,  bis  sie  deren  Krone  durchwächst.  Das  bis 
jetzt  noch  werthlose  Holz  hat  einen  sehr  breiten  Splint  von  einem 
specifischen  Gewichte  von  39,  das  Kernholz  wurde  noch  nicht  untersucht. 


—      118      — 

Die  letzte,  dem  südlichen  Kiefenigürtel  beizuzählende  Kiefer  ist 
Piniis  mitis  Michx..  Short-leaved  Pine,  Spruce  Pine.  Sie 
geht  am  weitesten  nach  Nonlen.  Unter  den  Laubholzwaldungen  in 
der  Nähe  von  Washington,  die  alljährlich  immer  weiter  von  der  Stadt 
zurückgedrängt  werden,  fand  ich  sie  nocli  in  grösseren  Exemplaren 
mit  Pinus  rigida  und  inops  zusammen  auf  trockener,  kiesiger,  hoher 
Lage,  mitten  unter  den  Eichen  und  Hickorys,  während  sie  auf  dem 
mageren,  fast  reinen  Sandboden  von  New -Jersey  mit  Pinus  rigida 
zusammen  lichte  Bestände  bildet,  wobei  Pinus  rigida  vorheri-scht. 
Ueberall  wo  sandiger  oder  kiesiger  Boden  im  Gebirge  wie  in  der  Ebene 
auftritt,  stellt  sich  dieser  Baum  ein  von  New-York  südlich  und  westlich 
durch  (ias  Gebiet  des  grossen  Laubwaldes ;  sie  ist  in  erster  Linie  der 
Baum,  der  den  Boden  der  Laubhölzer  nach  ihrer  Misshandlung  an  sich 
reisst.  Man  kann  nicht  sagen,  dass  diese  Kiefer  ein  schlechter  Baum 
sei;  ihr  H<dz  ist  immer  noch  besser  als  das  der  Pitch  Pine  (Pinus 
rigida).  mit  der  sie*  übrigens  grosse  Aehnliciikeit  in  Habitus  und  Biologie 
besitzt.  Im  Süden  nimmt  sie  den  Platz  der  misshandelten  südlichen 
Kiefer  in  Besitz.  C.  Mohr  bezeichnet  sie  als  die  wichtigste  Kiefer 
in  den  Waldungen,  welche  für  die  kommenden  Geschlechter  aufwachsen 
wenlen  -  ein  nuigenT  Bissen  im  Vergleiche  zu  dem  leckeren  Mahle, 
von  dem  die  Voreltern  ein  Fünftel  verzehrten  und  vier  Fünftel  ver- 
geudeten. 

Das  Optimum  dieser  Kiefer  liegt  in  den  westlichen  Staaten 
Arkansas.  Kan.sas  und  ^lissouri,  wo  sie  in  grossen  Waldungen  bis  zu 
einer  Höhe  von  30  Meter  sich  erhebt.  Ihr  Standort  ist  der  kiesig- 
san<lige  B<xien  des  Hügellandes,  den  auch  die  Halbbäume  unter  den 
Ei(!hen,  wie  Quercus  nigra,  Catesbaei  lieben. 

Die  Pinus  mitis  vermittelt  den  Uebergang  von  den  zwei-  zu  den 
«!r«'o?M'!"i'L'en  Kiefern,  ihr  Aufbau  und  Habitus  ist  der  einer  drcinadeligen, 
'  ji  :  iiehing  besteht  vorzugsweise!  aus  zwei  Nadeln  in  einem  Kurz- 
tri»'JM'.  Ihn.«  nahe  Verwandtschaft  mit  den  drcinadeligen,  z.  B.  Pinus 
'.-ida,  zoigt  sie  auch  dann,  dass  sie  abgeschnitten,  aus  schlafenden 
Augf»n  in  der  Nähe  der  Schnittstelle  Ausschläge  zu  entwickeln  vernuig; 
in  df?n  ersten  Jahn-n  haben  alh;  Kiefern  diese  Fähigkeit;  bei  den 
•  innti'n  Arten  erhält  sich  dieselbe  alier  bis  sie  eine  Dimension  von 
iu  cm  Dun-hm<-sw«r  erreicht  haben.  An  brauehbare  Ausschläge,  wie 
sie  die  Ijiuhh<dzer  liefern,  darf  man  aber  dabei  nicht  denkcFi  und  die 
in  d.T  Liti-nitur  so  aufgebauschte  Wiederausschlagefähigkeit  der  Finus 
M/id;i  -..-.M,.  M.  r  PimiH  mitis  hat  forstlich  wohl  keinen  W(!rth ,  denn 
unliT    d«'n    z..  i.«n    Au-^^.  lila.M.n    —   irji    zählt«,    hin    50    an    einem 


—     119     — 

Stocke  der  mitis  —  übernehmen  schon  im  nächsten  Jahre  ein  oder 
zwei  die  Führung,  welche  zu  Gipfeln  heranwachsen,  während  die  übrigen 
rasch  zu  Grunde  gehen.  Den  erwachsenen  Baum  charakterisirt  eine 
breitborkige  Rinde,  die  zahlreiche  Harzbeulen  in  sich  schliesst,  ein 
Merkmal,  an  dem  dieser  Baum  von  der  Pinus  rigida  jeder  Zeit  leicht 
unterschieden  werden  kann;  der  Stamm  erwächst  gerade,  astrein;  bei 
späterer  Freistellung  oder  auf  schlechterem  Boden  mit  geringem  Wachs- 
thume  sieht  man  zahlreiche  Kurztriebe  (Klebäste)  an  den  Ansatzstellen 
der  Aeste. 

Die  junge  mitis -Pflanze  ist  von  der  ihr  ähnlichen  rigida  leicht 
zu  unterscheiden  durch  den  weisslichen  Reif  an  den  neuen  Trieben, 
durch  die  etwas  am  Triebe  anliegenden,  kürzeren  Nadeln  (durchweg 
8  cm  lang),  sie  stehen  zu  zwei  am  unteren,  zu  drei  am  oberen  Theile 
des  Triebes ;  Zweige  älterer  Bäume  tragen  immer  zwei  Nadeln  zusammen. 
Das  Holz  zeigt  den  Typus  der  dreinadeligen  Kiefern.  Der  Baum  gehört 
zur  Section  „Banksia."  Der  Zapfen  der  Pinus  mitis  hat  dieselbe  Grösse 
wie  jener  der  Pinus  glabra,  4  cm  lang,  3  cm  breit,  wenn  offen  mit 
etwas  längerem  auf  einem  Kissen  sitzenden  Spitzchen  an  der  Apophvse. 
Bezüglich  des  Samens  gilt  Tafel  YlII.  Das  Holz  dieser  Kiefer  ist  mit 
einem  durchschnittlichen  specifischen  Gewichte  von  61  in  den  oben 
genannten  Staaten  sehr  werthvoll,  vorzugsweise,  weil  wohl  keine  anderen 
Kiefernhölzer  dort  vorhanden  sind. 

An  den  Zweigen  von  Pinus  mitis  fand  ich  besonders  bei  Marion 
bis  faustgrosse  Beulen,  die  lebhaft  an  die  sehr  häufigen  Beulen  an 
japanischen  Eaefern  erinnerten.  Eine  Untersuchung  ergab,  dass  diese 
Beulen  durch  die  Wucherung  eines  Mycels  verursacht  werden;  dieses 
Püzmycel  erwies  sich  einem  Aecidium  angehörig,  welches,  bis  der  Zu- 
sammenhang mit  der  zugehörigen  Winterform  gefunden,  den  Namen 
Aecidium  deformans  n.  n.  tragen  mag.  Die  Aehnlichkeit  der  Anschwell- 
ungen mit  jenen  an  den  japanischen  Kiefern  ist  bemerkenswerth ;  aber 
während  der  Pilz  an  der  Pinus  mitis  selten  zu  sein  scheint,  sind 
Anschwellungen  an  den  japanischen  Kiefern  überaus  häufig,  fast  kein 
Baum  ist  frei  davon. 

Im  April  1885  fand  ich  auf  meinen  Reisen  im  Innern  des  Reiches 
den  Pilz  in  vollster  Blüthe  an  zahlreichen  jungen  Rothkiefern  (Pinus 
densiflora),  die  Beulen  von  der  Grösse  einer  Haselnuss  bis  zu  der  eines 
Kopfes;  ja  bis  1/2  Meter  im  Durchmesser  messende  Kröpfe  an  den 
Stämmen  der  Rothkiefer  und  der  Schwarzkiefer  (Pinus  Thunbergii) 
waren  übersäet  mit  den  goldgelben  Blasen  des  fructificirenden  Pilzes. 
Die    biologischen   Unterschiede   berechtigen,   da    die  Sporen  von  denen 


—      120     — 

aaderer  Aecidium- Arten  mikroskopi>;ch  kaum  verschieden  sind,  aucli 
diesen  einstweilen  zu  benennen,  zu  welchem  Zwecke  der  Name  Aecitüum 
giganteum  n.  n.  gelten  miig. 

Taxodium  distichum  Kich.  Bald  Cypress,  Sumpf- 
Cypresse.  Je  rascher  die  Vorräthe  von  werthvollen  Kiefernhölzern 
im  Süden  und  Norden  dahinschwinden,  desto  mehr  greift  der  Nutzholz- 
konsum zu  jenen  gewaltigen  Reserven,  die  ein  Uebermaass  von  Feuch- 
tigkeit bisher  vor  Feuer  und   Axt  bewahrt    hat:    allerdings    stürzt  man 


).  ..     ^(/ 


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Humpf  TyproMtn  fTiix<i«Hum   (llHUclium). 


uK'h  auf  dio  Wnhlung«*n  der  Sumpf-C'ypressc?;  ja  an  Niclcij  Orten  ist 
der  rrwftld  hfrcitü  hinweggefegt;  ieh  habe  soh-he  ()ertliehk(»iten  leider 
'     '  '  aber  bei  der  IJnmrigliehkoit,  sio  (hirch  landwirthschaft- 

ji'  11-  i.\^M  nriient'*  7A\  rulfiiron,    wie  diesH  mit  den  mageren  Sandlxxlen 


—     121     — 

geschieht,  scheint  es  mir  wahrscheinlich,  dass  auf  solchen  kahlen  Sümpfen 
rasch  wieder  die  Sumpf-Cypresse  nachwachsen  wird. 

Ein  unberührter  Hain  von  uralten  Sumpf-Cypressen  überAvältigt 
durch  seine  Eigenartigkeit  und  Grösse;  die  Bäume  passen  nicht  zu  der 
Umgebung,  zu  den  gegen Avärtigen  Holzarten,  am  wenigsten  zu  den 
Laubhölzern  über  die  sie  hoch  emporragen;  man  empfängt  denselben 
Eindruck,  den  man  empfindet,  wenn  man  plötzlich  den  60 — 70  Meter 
hohen  Tannen  und  Kiefern,  den  100  Meter  hohen  Kolossen  der  Sequoia 
gigantea  in  der  Sierra  Nevada  gegenüber  steht.  Ihr  ganzer  Habitus 
harmonirt  nicht  mit  der  gegenwärtigen  Flora,  in  Vergleich  zu  der  sie 
in  der  That  als  Ueberrest  einer  in  früheren  Erdperioden  allein  herr- 
schenden Xadelholzflora  erscheint.  Sie  verräth  wie  Sequoia,  Cryptomeria, 
Glvptostrobus,  Gingkvo,  Cunninghamia  ihren  vorweltlichen  Charakter 
auch  dadurch,  dass  sie  als  Baum  abgeschnitten,  zahlreiche  Stockaus- 
schläge entwickelt;  Gingkyo  treibt  sogar  echte  Wurzelausschläge  und 
Cryptomeria  wird  in  Japan  zuAveilen  als  Niederwald  mit  25  jährigem 
Turnus  behandelt. 

Viele  dieser  Taxodium-Sümpfe  sind  nur  mit  Kähnen  zugänglich, 
andere  können  nach  längerer  Trockenzeit  mit  Gefahr  mehrmaligen  Ein- 
sinkens  in  den  morastigen  Boden  betreten  werden.  Die  Eigenartigkeit 
des  Urwaldbildes  erhält  ihr  besonderes  Gepräge  durch  die  dicke  flaschen- 
förmig  angeschwollene  Basis  der  jüngeren  Stämme,  umgeben  von  zahl- 
losen, den  Wurzeln  entspringenden  spitzen  Auswüchsen  (Wurzelknieen) 
durch  die  Geradschaf tigkeit  und  Astreinheit  der  Stämme,  ihre  lange 
seicht-rissige,  etwas  röthlich-braune  Borke,  ilire  flache,  schirmförmige,  im 
Herbste  braunrothe  Krone,  von  der  in  vielen  Gegenden  die  graue 
Tillandsia  herabhängt.  Die  Cypresse  ist  im  Winter  kahl  durch  den 
Abfall  der  Seitentriebe  (Kurztriebe)  mit  kammförmig  gestellten  Nadeln, 
während  die  Längstriebe  mit  wechselständigen  Nadeln  nur  die  letzteren 
abstossen. 

Auf  den  erwähnten  Standorten  herrscht  die  Cypresse  nicht  nur 
innerhalb  des  Kieferngürtels,  so  wie  südlich  bis  zur  tropischen  Zone, 
sondern  sie  umfasst  auch  die  ganze  südliche  Hälfte  des  winterkahlen 
Laubholzes;  westlich  vom  Mississippi,  wo  bereits  Präriepartien  zwischen 
die  Kiefern  und  Laubholzwaldungen  sich  drängen,  da  taucht  oft  mitten 
in  der  Prärie  eine  prächtige  Gruppe  oder  ein  ganzer  Wald  von  Sumpf- 
Cypressen  auf,  je  nach  der  Ausdehnung  der  Sümpfe  oder  Flussränder. 
Erst  bei  Ueberschreitung  des  95^  W.L.  begegnet  man  ihr  nicht  mehr. 

Blüthe,  Zapfen  und  Same  sind  genügend  bekannt;  in  der  Schale 
des  flügellosen  Samen  fand  ich  eine  kleine  Cynips-Art  (?),  welche  hirse- 


—     122     — 

koni  Gallon  erzeuirte,  wodurch  die  Samonbildun^  unterbliob:  von 

äuiis«- 1  ii'  II  pinz  unbiTührt  ei-srhoinendon  Zapfen  waren  alh^  Samen  auf 
dit^so  Weise  zu  Schaden  ^'ek(»nimen.  Der  Same  keimt  mit  6  dreikantigen 
Cotyledonen,  wi»rauf  sieh  ein  Trieb  mit  weehselständigen  Xadeln  erhebt; 
in  den  Winkeln  der  oberen  Nadeln  entspriessen  Seitenäste  (Kurztriebe) 
mit  den  Nadeln  in  zwei  Zeilen,  welche  kurzen  Triebe  im  Herbste 
abfalli'n.     Das  Wachsthum  ist  schon  im  ei*sten  Jahre  sehr  rasch. 

Die  Pflanze  ist  in  der  ersten  Jugend  empfindlich  gegen  Frost, 
später  aber  ist  sie  härter  als  man  ihrem  südlichen  Standorte  nach 
envarten  sollte.  Auf  ihrer  nördlichen  Grenze  in  A^irginia  hatte  sie  im 
Jahre  1884  volle  —  19°  C.  zu  bestehen,  ein  Umstand,  der  es  erklärt, 
warum  sie  allerorts  in  warmen  Lagen  in  Deutschland  z.  ß.  noch  in 
Hamburg  sehr  gut  im  Freien  aushält  und  zu  einem  stattlichen  Baume 
heranwächst. 

Die  weiche  Borke  bedeckt  einen  4  cm  breiten  Splint  und  ein 
schmutzig -braunes  Kernholz  v(»n  grosser  Güte;  mit  einem  specifischen 
Gewichte  von  45  ist  das  Holz  ausserordentlich  dauerhaft,  selbst  unter 
den  ungünstigsten  Verhältnissen  verwendet.  Dieser  Umstand  sowie  die 
gewaltige  Dimensi<m  die  der  Baum  erreicht,  bis  46  Meter  Höhe,  erheben 
die  8umpf-Cy presse  zu  einem  Nutzbau me  ersten  Ranges. 

c)   Der  winterkahle  Laubwald  der  gemässigt  •  warmen 

Region. 

Wohl  an  Artenreichthum  iiieht  aber  an  Ausdehnung  und  Voll- 
kommenheit hat  dieser  Laubwald  seines  (bleichen  in  der  gemässigten 
H'  .'Ion  der  nördlichen  Hemisphäre.  Wo  die  Bo(lenbeschatt'enheit  einiger- 
/iia-nen  günstig  ist,  treten  (Jruppeii  oder  auch  zusammenhängende 
Walde«.'  ■  der  Blätt<T  abwerfenden  Laublmlzer  bereits  in  dem  süd- 
li<-hen  Kl«  !•  ingürtel  auf;  von  da  an  ei*streckt  sieh  der  Laul)\vald  durch 
die  ganze  «»stliche  I'nion,  ungefähr  das  viei-fache  des  Deutschen  Heiches 
an  Flai'he  iMKleckend  ;  erst  in  (.'anadu  ei*fnlgt  der  allmählige  llebergang 
in  die  gernÜKHigt  kühle  Kegion,  die  durch  Fichten  und  Tannen  gekenn- 
imet  int;  von  den  (iebirg(»n,  die  dunli  die  atlantisch^  Laubwald- 
n-L'K.M  /.i«lien,  reichen  die  Alleghanies  mit  ihren  höchsten  Spitzen  (etwa 
20lHj  MetJT)  ebenfalls  in  die  kühle  Keginn  der  Tannen  :  die  Adirondacks 
an  der  N^t  «•   der    Union    tragen    den   Laul)wald    bis  zu  einer  Kr- 

'    '  '.    1000   .Meter;    endlich    fällt   der   nördlich«'   TImH    von    Main 

•1  >      '     '  ''ict    der    gemässigt    wurmen     und    kidilen 

' ""it'u.    Aiiih   IM  «i.M   ii>"iig«?n  Nonlstjuiten  drr  I'ninii  tindcn  \  eitretei- 


—     123     — 

der  Tannen-Kegion  bereits  Standorte,  die  für  das  Wachsthum  der  nörd- 
lichen Xadelhölzer  geeignet  erscheinen ;  so  z.  B.  vermögen  die  nordischen 
Fichten,  die  Lärche,  die  Balsamtanne,  die  in  Canada  zu  Bäumen 
erster  Grösse  werden,  in  den  nördlichen  Staaten  im  Laubholzgebiete 
noch  auf  den  nasskalten  Sümpfen  zu  leidlichen  Nutzhölzern  heran- 
zuwachsen. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  im  Norden,  auf  der  Grenze  des  Laub- 
und Tannenwaldes,  wie  im  Süden  zwischen  der  gemässigt  warmen  \iRd^f'}rit{ 
subtropischen  Zone  sich  ebenfalls  ein  breiter  Gürtel  von  Kiefern  ^^  ^ 
einschiebt,  der  auf  sandreichen  Böden  wurzelt.  Mit  seiner  süd- 
lichen Hälfte  zum  Laubwalde,  mit  seiner  nördlichen  zum  Tannenwalde 
gehörend,  fusst  er  besonders  in  der  Umgebung  der  grossen  See'n 
sowie  auf  deren  ehemalige  Yerbindung  mit  dem  Meere,  dem  Laurentius- 
Plusse  entlang. 

An  der  Küste  des  atlantischen  Oceans  herrscht  ebenfalls  vielfach 
sandiger  Boden  vor,  dort  finden  sich  wiederum  Kiefern  wie  in  den 
Bergen  auf  den  trockenen,  kiesig-sandigen  Bodenausformungen.  Dort 
sind  sie  einzeln  oder  gruppenweise  dem  Laubwalde  beigemischt,  stets 
bereit  bei  Misshandlung  desselben  seinen  Platz  einzunehmen. 

Yon  dieser  einst  lückenlosen  Waldmasse  ist  heute  schon  das 
Meiste  und  bald  auch  das  Beste  dahingeschw^unden ;  einige  Staaten 
haben  niu*  mehr  1/5  ihres  Gebietes  mit  Wald  bedeckt,  in  anderen  ist 
das  Procentverhältniss  in  Folge  der  Parcellirung  des  Waldes  kaum 
möglich  oder  die  Angaben  sind  so  bedenklichen  Ursprunges,  dass  man 
ihnen  keinen  Werth  beilegen  darf;  und  das,  was  in  früh  besiedelten 
Staaten  noch  vom  Walde  übrig  geblieben  ist,  macht  wohl  von  Ferne 
den  Eindruck  eines  Waldes,  aber  bei  der  Annäherung  erkennt  man 
eine  durchlöcherte  Ansammlung  von  theils  gering  werthigen ,  weichen, 
theils  übrig  gebliebenen,  ästigen,  verstümmelten,  harten  Laubhölzern; 
Hunderte  von  Quadratmeilen,  einstmals  mit  Wald  bedeckt,  sind  zu  ver- 
unkrauteten Viehweiden  herabgemagert.  Die  Ebene,  das  Hügelland, 
ja  selbst  der  hohe  und  steile  Berg  stehen  der  Ansiedelung,  der  Aus- 
rodung offen.  Die  meisten  Emigranten  sind  arm;  für  Yiele,  Avelche 
Farmer  werden  wollen,  reicht  ihr  Schärflein  gerade  hin  zum  Ankaufe 
des  billigsten  Landes,  nämlich  einer  „unverbesserten'\  das  ist  bewaldeten 
Section  in  den  Bergen;  dort  beginnen  sie  ihre  Arbeit,  sengen  und 
brennen  ohne  Verständniss  des  Landes,  des  Klima's;  alles  Avird  kahl 
abgerodet,  der  Boden  mit  Getreide  besät;  ein  paar  Ernten  gelingen, 
ein  paar  misslingen,  da  verliert  man  den  Muth,  verlässt  Alles,  Haus  und 
Farm  und  sucht  eine  neue    „neue  Heimat.^'     So   hat   man  es  glücklich 


~     124     - 

fn-ti-  -^bracht,  dass  in  den  Adirondacks  ganze  Züge   von   Bergen  und 
,    iteau's    verbessert,    das    heisst    verödet    wurden;    Kohlensäiilen 


imrcU  j  V.., ,  ,. 


tu  (Icu  A'liroiitluckii« 


—     125     — 

erinnern    an    den    einstigen    Laubwald,    mageres    Gras    zwischen    den 
nackten  Steinen  an  die  einstige  Bodenkrume. 

In  den  Alleghanies  ist  der  Boden  besser  und  die  Xatur  energischer; 
über  missglückten  landwirthschaftlichen  Experimenten  wächst  recht  bald 
das  Gras  oder  Staudenwerk,  der  Yorläuf er  des  Waldes,  wenn  keine  Feuer 
dazwischentreten.  Leider  hat  auch  hier  die  Regierung  nicht  Aon  Anfang 


n!.  y 


f 


.iSf'Jfe,  ,    «sei 


Mh^y- 


i.^- 


Durch  Feuer  verwüstete  Waldungen  in  den  Adirondacks. 
(Nach  Sargent.) 


an  die  Berghänge  von   einer  gewissen  Neigung   an  von  der  landwirth-  ^tX^ 
schaftlichen  Benutzung  und  der  Besiedelimg  überhaupt  ausgesclilossen;^^^,^ 
zahlreiche  Landabrutschungen   und  recente  Auswaschungen  wären  ver-  (U^ 
hindert,    manche    von    den    fürchterlichen    Ueberschwemmungen   des 
Ohio,  Mississippi,   des   Savannha,    Chattahoochee   wenigstens    gemildert 


—     126     — 

und  die   fruchtbaren  Thäler  finiher   und  dauernd    in  Kultur    nrononimon 

worden. 

Wo  der  Menseh  und  mit  ihm  Axt  und  Feuer  nueh  pir  nicht 
oder  nur  weni^  hin«r*'kommen  sind,  entfaltet  sieli  der  bunt^^emischte 
biubwald  in  aller  Ueppif^keit  Scluuiheit  und  Urwüchsigkeit. 

Entsprecliend  den  grossen  klimatischen  Vei-scliiedenheiten  ei*seheint 
für  die  Betrachtung  eine  abermalige  Trennung  des  ganzen  Laubwaldes 
nach  kleinen  Gebieten  wünschenswerth.  Diese  Vei*sehiedenlieiten  beruhen 
vor  Allem  darin,  dass  von  Süden,  von  dem  Golfe  von  Mexico,  ein 
warmer,  feucliter  Luftstrom  in  das  Land  tritt,  der  ein  Klima  bedingt, 
dem  p'genüber  jenes  der  atlantischen  Küste  wegen  dos  kalten  Gegen- 
stromes kühler  erscheint;  überdiess  grenzt  der  Westen  an  die  baumlose, 
trockene  Steppe,  die  Prärie,  während  der  Norden  wiederum  feucht  und 
kalt  ist:  je<les  dieser  (Jebiete  ist  das  Optimum  für  gew^isse  Holzarten. 
Theilt  man  den  atlantischen  Laubwald  dem  entsprechend  in  eine  süd- 
liche Hälfte  (S.),  weh'he  bis  zum  39^  N.B.  reicht,  und  in  eine 
nördliche  (N.),  sowie  jeden  Quergürtel  wiederum  in  drei  Meridional- 
Zonen.  nämlich  eine  atlantische  im  engeren  Sinne  (a.),  eine  con- 
tineutale  (c.)  und  eine  präriale  Zone  (}).),  so  erhält 

die  conti nentale  Zone  der  südlichen  Hälfte  (S.  c.), 
das  Maximum  an  Wärme  und  Feuchtigkeit,  welche  der  Avarme,  feuchte 
Südwind  in  einem  breiten  Strome  ungehindert  durch  das  Thal  des 
Mi— l--ii»pi  in  die  Gebiete  der  Tributärtlüsse  desselben  bringt.  Ins- 
\)i  ;^    sü<llich   und  westlich  der  Alleghanies,   bei  seinem  Aufstiege 

an  den  Bergen  lagert  er  grosse  Mengen  von  Feuchtigkeit  ai):  während 
der  Vegetation.szeit  beträgt  die  relative  Feuchtigkeit  69 o/o,  die  Hegen- 
menge 400  mm,  die  mittlere  Temperatur  24°  C. ;  während  dei-  \'egetations- 
nihe  ist  die  Tem|)eratur  7^  C;  sie  fällt  bis  —  L5°  C.  fast  jeden  Winter; 
die  ersten  Fröste  erscheinen  im  November,  die  letzten   im   März. 

Hier  erreicht  der  mehrhun<l(n1jährige  Laubholzurwald  seine  höchste 
Vollkommenheit;  für  die  meisten  und  besten  H(jlzarten  liegt  hier  das 
Optimum.  Die  Hikory  sind  hier  in  voller  Zahl,  ihr  siiuleiifiirmiger 
Schaft  mit  einem  Durchmesser  von  über  1  Meter,  ihre  Ibihe  ;:J0  bis 
40  Met'T;  die  zahlreichen  Eichen,  die  Wallnüss(3,  die  Kastanien,  die 
<'  lie,  Liriodendrnn,  die  IMatanerj  erreichen   in  geschützten  Thälein 

DimcnHionon,  die  man,  wie  jene  d(»r  Mammuthbäume  der  Sierra  Nevada, 
für  Uebertreibungen  od(?r  Unmöglichk<'it<'n  hält,  bis  num  selbst  unter 
ihnen  Mteht 

Abi  ich  im  >paiherh.sie  1887  in  den  südlichen  Alleghanies  ein 
warroei,  feucht«;«  Thal  mit   Holchen  KoloHsen  betrat,    wollte    ich    einige 


-     127     - 

Aufnahmen  über  Holzvorratli  und  dergleichen  anstellen ;  allein  ich 
musste  davon  abstehen ;  in  solchem  TJrwalde  ist  ohne  vielköpfige  Arbeiter- 
mannscliaft  nichts  zu  erreichen.  Der  Boden,  uneben  durch  die  gefallenen 
Bäume,  durcli  Baumstümpfe  und  Wurzeln,  mit  Stauden  und  Halbbäumen 
aller  Art  bedeckt,  hemmt  jeden  Versuch,  mit  dem  Messbande  vorwärts 
zu  kommen ;  man  kann  nur  staunen  und  allenfalls  noch  schätzen, 
welcher  Yorrath  auf  einem  ha  wohl  beisammen  stehen  könnte;  aber 
messen  oder  gar  Probestämme  fällen,  sind  fast  ein  Ding  der  Unmöglichkeit. 

Die  Yege tationszeit  beginnt  hier  zuerst  und  schliesst  am  spätesten 
ab;  Avenn  im  Norden  die  Früchte  und  Blätter  längst  zu  Boden  gefallen 
sind,  kann  man  hier  beide  noch  von  den  Bäumen  pflücken;  an  Lirio- 
dendron,  den  wir  auf  unseren  Touren  durch  die  Alleghanies  nach  Süden 
hin  in  Yirginia  mit  leeren  Kapseln  fanden,  konnten  wir  in  Nord-Carolina 
noch  einige  Samen  den  Kapseln  entnehmen,  welche  in  Süd-Carolina  / 
endlich  noch  ganz  geschlossen  und  eben  reif  waren;  dazu  kommen/-  7^ 
noch  einige  Wochen  Zeitdifferenz  in  der  Beobachtung. 

Stirbt  in  diesem  Urwalde  so  ein  Riese  ab,  nachdem  Jahrzehnte 
lang  die  Pilze  sein  Inneres  durchbohrt  und  endlich  in  eine  mürbe 
Masse  umgewandelt  haben,  so  bröckeln  zuerst  die  dürren  Aeste  ab, 
dem  auf  Licht  wartenden  Nachwüchse  allmählig  Gelegenheit  zur  Er- 
starkung gebend;  endlich  brechen  auch  die  starken  Aeste,  der  Gipfel 
und  nachdem  der  Baum  Jahre  lang  dem  Wetter  getrotzt,  bedeckt  mit 
den  Pilz-Früchten  verschiedener  Polyporeen,  stürzt  er  zu  Boden,  mit 
seiner  vermoderten  Substanz  das  Nähr-Kapital  des  Bodens  bereichernd; 
bald  ist  die  Lücke  von  der  aufwachsenden  Jugend  wieder  geschlossen. 
Unter  die  guten  Holzarten,  die  sich  so  langsam  eraporkämpfen,  mischen 
sich  zahlreiche  Sträucher  und  Halb  bäume  der  Gattungen  Crataegus, 
Prunus,  Rhus,  Evonymus,  Corylus,  Hamamelis  und  viele  andere;  auch 
stets  grüne,  wie  Andromeda,  Kalmia,  Yaccinium,  Rhododendron  bedecken 
schützend  den  Boden ;  sie  nehmen  nach  Norden  hin  an  Zahl  und  Grösse 
allmählig  ab.  Yitis  rankt  sich  guirlandenförmig  an  den  Aesten  und 
Sträuchern  empor;  an  den  Baumrinden  festgeklammert  steigt  der  giftige 
Sumach,  der  im  Herbste  so  prächtige  wilde  Wein  (Ampelopsis)  oder 
der  Epheu  in  die  Höhe,  dem  Lichte  entgegen. 

Dieser  Wald,  die  Perle  aller  blätterabwerfenden  Waldungen,  ver- 
schwindet natüi'lich  zuerst  entlang  den  grossen  schiffbaren  Flüssen; 
die  Ufer  des  Mississippi  sind  auf  Meilen  in  das  Land  hinein  baumlos; 
was  von  der  Ferne  wie  Wald  erscheint  ist  ziemlich  werthloses  Gestrüppe 
von  Pappeln  und  Weiden;  nur  vereinzeint  haben  sich  ein  paar  Ulmen, 
Hickory,  Platanen  oder  Gleditschien  erhalten;  mächtig  aber  haben  sich 


—     128     — 

hohe  Cfräsor  und  Sc-liilfe  ausgebreitet.  Zur  Z«Mt  dov  Schneeschnu'lze 
oder  nach  heftitrem  Regen  im  Binnenhuuk*  ist  der  iStrom  für  8ehiffe 
geradezu  gefährlieh,  eine  solche  Menge  von  Baumstämin(Mi  treiben  in 
dem  dicken  gelbbraunen  Wasser.  Wo  der  Fluss  sieh  staut  oder  rasch 
zur  Seite  biegt,  häufen  sich  die  Stämme  und  tliürinen  sicli  übereinander, 
ein  unentwirrbares,  geradezu  werthloses  Chaos,  an  dem  die  Pilze  ihre 
Freude  haben.  Unter  iimen  fand  idi  einen  alten  Bekannten  wieder, 
den  Coprinus  Mayri  Allescli.*),  dessen  Myccl  aus  drm  zersetzten  Holze 
durch  die  Rinde  hervorwächst  und  diesell)e  mit  einem  rost-gelben,  dick- 
wolligen  Polster  überzieht.  In  diesem  Gebiete  unter  dem  33 — 36  ^  N.  B. 
findet  man  von  den  23  baumartigen  Eichen  des  Laubwaldes  fast  die 
volle  Zahl,  vertheilt  nach  ihren  specifischen  Standorten  und  in  bestimmten 
i  jElevationen;  13  von  diesen  haben  hier  zugleich  ihr  Optimum;  alle 
8  Hickory,  die  beiden  Wallnüsse,  die  Kastanien,  mit  einem  Worte,  die 

"7  schwersaraigen    Laubhölzer    erreichen    in    der    südlichen 

Hälfte  ihre  Vollendung.  Hier  wächst  das  schwerste  Holz,  das 
blätterabwerfende  Laubbäume  produciren,  im  allgemeinen  sowie  für  die 
einzelnen  Gattungen,  ja  selbst  Arten;  von  hier  nach  Nord  hin  nimmt 
für  die  schwerfrüehtigen  Holzarten  Form  und  Güte,  insbesonders  Schwere 
des  Holzes  ständig  ab.  Zur  Beurtheilung  d<'r  klimatischen  Ansprüche 
der  üstliclwn  I^uibhölzer  ist  d<T  Aufstieg  auf  einen  hoben  Berg,  z.  B. 
den  Hoan  M-.nnt.iin.  einen  (]('r  b(»clisten  Berge  der  Alleghanies,  sehr 
lehrreich. 

,4;^^  Bis  etwa   1000  Meter  steigt  in   den   warmen,  feuchten  Thälern  die 

bf'reitH  erwähnte  I^iubholzfloni  empor:  nur  di<'  Bewohner  der  Niederungen, 
wie  einige  Carj'as,  nielirere  Kiehen  bleiben  zurück:  von  da  an  nimmt 
die  Zahl  und  Dimension  der  Holzarten  merklich  al).  bis  zu  einei-  Hohi* 
von  etwa  1500  Meter:  man  kann  dieses  (Jebiet  klimatisch  mit  den 
wänn>»t<*n  I.ngeri  in  Deutschland  vergleichen,  mit  seinen  Flussniederungen 
und  Tfialeni.  welchen  das  (iros  der  europäischen  Laubhiilzer,  insbesonders 
di«'  Kiehen  angehören.  Von  1500  Meter  an  vermind<Mt  sicIi  die  Zahl 
ab^'nnaJK.   die  nordamerikanische  Edelkastanie  verschwindet,    der   Wald 

l^e  -i-^tninl  einförmig  und  erinnert  dabei  lebhaft  an  die  Laubwaldungen  dei 
deutjwhen  Mittelgebirge;  in  «liesem  Striche  bis  1800  Meter  herrschen 
die  noniamerikaniKche  Buche  (Kagus  huTuginea),  <lie  Uoth<  i(  hc  ((^ueivus 
rubra),  der  Zuckerahorn  (Acer  sa<'charinum),  die  (ielbbirk«'  (Hetuia  lenta), 
eine  R^istkasUnie  (A«»s<'u1uh  rubra)  als  die  Wichtigsten.    Von  1800  Meter 

•>  ViT/oirlmiwi   (Ut    in    HOdbayonj   bcobmliteten    VW/.r   vom    A     AIIrHcher 
fltp.  AM.     IX.  Hwrirht  d«?H  boUnischen  VereinH  in  Lunclnhut. 


—     129    — 

an  dominiren  die  Buchen,  ganz  entsprechend  den  hohen  Partien  des 
deutschen  Laubwaldes,  insbesonders  im  Mittelgebirge  und  am  Fusse 
der  Alpen,  Betiüa  folgt  mit ;  auf  der  oberen  Grenze  mischen  sich  einzelne 
Tannen  und  Fichten  (Picea  nigra,  Abies  Fraseri)  bei;  endlich  von 
2000  Meter  an  deckt  die  Berge  der  dunkle  Wald  der  beiden  Nadel- ^^<^>*^ 
hölzer,  umsäumt  von  dem  über  mannshohen,  dunkelblätterigen  Khodo-  ^***^ 
dendron  maximum  und  der  Zwergerle  (Alnus  viridis). 

Die  östlich  gelegene  Zone,  der  südlich-atlantische  Laubwald  .-. 

im  engeren  Sinne  (S.  a.)  umfasst  die  Küstengebiete  und  die  östliche 
Abdachung  der  Alleghanies.  Dieser  Wald  ist  klimatisch  und  insbesonders 
in  seinem  Standorte  yerhältnissmässig  Aveniger  begünstigt.  Die  Temperatur- 
unterschiede sind  unbedeutend,  durchschnittlich  2°  kälter;  die  Eegenmenge  c^rayd 
ist  mit  290  mm  im  Sommer  und  364  nmi  im  Winter  geringer  gegen- 
über dem  vorigen  Gebiete;  die  relative  Feuchtigkeit  beträgt  64  und 
70 o/o  beziehungsweise.  Vor  Allem  dürfte  in  der  Bodenausformung  die 
Erklärung  für  den  sehr  bemerkbaren  Unterschied  in  der  Entwickelung 
des  Laubwaldes  dieser  Zone  zu  der  vorhin  genannten  zu  suchen  sein. 
Die  granitisch-sandigen  Abdachungen  der  Alleghany-Berge  tragen  noch 
dichten  Laubwald,  der  aber  artenärmer  ist;  nur  8 — 10  Eichen  begegnet  p  • 
man  in  ihm;  auf  den  sandig-kiesigen  Erhebungen  mischen  sich  Kiefern  ,s^:ji^ 
dazwischen  oder  sie  ersetzen  ihn  vollständig  wie  an  der  Küste ;  dort 
in  den  feuchten,  sumpfigen  Niederungen  vertritt  den  Laubwald  eine 
Cypresse,  Chamaecyparis  sphaeroidea.  Zu  den  schon  früher  erwähnten 
Pinus  mitis  und  Pinus  Taeda  geseilt  sich  Pinus  inops,  eine  Berg- 
bewohnerin und  Pinus  rigida,  einzeln  in  den  Bergen,  vorherrschend 
aber  an  der  Küste,  meist  zusammen  mit  mitis. 

Das  Waldbild   der  westlichen  Meridianzone  der   südlichen  Hälfte, 
die    präriale   Zone    im  Süden    (S.  p.)    vom    92^  W.  L.    bis    etwa 
102*^    W.  L.    entspricht    nicht    den    Erwartungen,    die    man    nach    den 
meteorologischen  Beobachtimgen  hegen  möchte ;  die  Temperaturdifferenzen 
zwischen  Yegetationszeit  und  -Euhe  sind  wohl  beträchtlicher,  die  relative 
Feuchtigkeit  ist  aber  kaum  geringer  als  jene  der  mittleren  Zone;  diess     /* 
und  die  Regenmenge  mit  456  mm  im  Sommer  und  1080  mm  im  ganzen  '^- — 
Jahre    ist    für    Baumwuchs    durchweg    günstig.     Dass    dennoch    nicht       7 
ununterbrochen  dichter  Laubwald    durch   die   ganze  Zone    streift,    dass 
Graslandschaft,    Prärie,    so    viele  Meilen  weit   in    den  Wald   vordrängt, 
vom  90°  an    oft    schon   beträchtlich  überwiegt,    muss    anderen    als 
klimatischen  Einflüssen  zugeschrieben  werden.    Schuld  daran  dürfte 
die  Nähe  der  Prärie  sein,  über  die  alljährlich  grosse  Feuer  dahinrasen, 
wo  sie  zuerst  auf  den  Wald  stiessen,   jedenfalls  war  es  verkümmerter, 

Dr.  Mayr.  9 


—     130     — 

staudouförmig-er  Wald,  vorsengten  sie  anfangs  nur  den  Rand ;  das  nächste 
Ft'uor  fand  bereits  reiehliche  Nahrung  an  dem  todten  Waldsaum;  aus 
dem  Bodenfeuer  wurde  ein  Waldbrand,  der  mit  seiner  Gluth  wieder 
grössere  Massen  von  Bäumen  tödtete  luid  verkohlte.  Jeder  folgende 
Waldbrand  fand  reichlichere  Nahrung,  bis  der  Wald  vei-schwunden  und 
Gras  an  seine  Stelle  getreten  war.  Prärie,  deren  Ursprung  auf  solche 
Ui-sachen  zurückgefühii;  werden  muss,  kann  wiederum  in  AVnld  umge- 
wandelt werden,  und  in  der  That  entspriesst  und  gedeiht  auch  dort 
überall  Wald,  wie  die  grossen  Anpflanzungen  in  den  Weststaaten  überall 
beweisen.  Dass  der  Mensch,  der  wohl  jedes  Feuer  im  Wald  und  auf 
der  Prärie  am  Gewissen  hat,  diese  Prärie  künstlich  geschaffen,  beweisen 
auch  die  einzelnen  vom  Feuer  verschonten  alten  Bäume  und  Baum- 
gruppen (uak  openings);  dieses  beweist  auch  das  Vorhandensein  von 
Wald  auf  den  östlichen  Ufern  der  Flüsse,  während  die  Avestlichen, 
gegen  die  Prärie  gelegenen,  ilires  Waldes  durch  Feuer  beraubt  wurden ; 
endlich  sieht  man  überall  auch  heute  noch  die  Bildung  von  Prärien 
durch  Sorglosigkeit  und  Unverstand  vor  sich  gehen. 

So  entstanden  und  entstehen  der  grösste  Theil  der  Prärien,  der 
Harn  der  japanischen  Inseln ;  dort  fanden  sich  Prärieflächen  vielfach  von 
Uranfang  an,  am  Fusse  der  Vulkane,  da  der  äussei-st  poröse,  sandige 
Bodon  nicht  genügend  Feuchtigkeit  in  der  Tiefe  für  Bäume  besitzt; 
von  dort  aus  haben  sich  die  Prärien  über  grosse  Flächen  bergauf  und 
-abwärts  verbreitet  und  wachsen  dieselben  noch  heute;  überall  aber 
«ind  Inseln,  Zeugen  der  uiNprünglichen  Waldvegetation,  erhalten  geblieben. 
(ianz  ebenso  entstanden  und  entstehen  die  Alang-Alang- Wildnisse  auf 
den  Bergen  der  feuchten,  regenreiciien  Insel  Java;  auch  die  kahlen 
mit  Gnu*  bedeckten  Vorberge  des  nordwestlichen  lliinalaya's  zwischen 
1500—2500  Meter  Erliebung  dürften  zum  grössten  Theilo  dem  Feuer, 
wenn  nicht  ihren  Ursprung,  so  doch  ihre  Ausdehnung  verdanken. 
Kndlich  sind  die  grossen,  recenten  Grasfliichen  innerhalb  des  Laub- 
gebieti.*«  wibst  in  Pennsylvanien,  Ohio  und  anderen  Staaten  allein 
durch  die  Thätigkr-it  des  Mr-nschen  möglich  geworden  —  ein  vielver- 
«pr»H*h<tnder  Anfajig  einer  Prärie. 

Im  der  IVärialzone  haben  von  den  Laubhölzern  wohl  nur  wenige 
ihr  Optimum;  der  rasche  Wif^hsel  von  trockener,  heissor  iiiid  kalter 
Luft  itit  nur  wenigen  Holzarten  wiJlk(»n)mon;  innnerhin  aber  linden 
eine  fpinz«*  Reihe  dort  nicht  nur  ihr  F«»rtkommen,  sondern  produciren 
auch    ruKpectable   Nutzh«»lzer;    westlich    vom    95®    sind    nur    ein    paar 

I.  .  1 ..  ..   y    |,,.jj.  i'iiM«  Wallnuss  vorzugsweise  auf  Partien  mit  ständiger 

i> :...^:.c,   „.c  FluhHränder,  Quellgebieto  beschränkt,  während  der  nur 


—     131     — 

wenige  Meter  darüber  erhobene  Boden  schon  den  typischen  Pflanzen  der 
südlichen,  grasarmen  Steppe,  den  Pflanzen  des  trocken -heissen  mexi- 
canischen  Klima's,   den   Yuccas    und    Opuntien,    dem  Mesquit  zusagt. 

Wie  weit  dieser  Laubwald  nach  Westen  vordringt  oder  einstens  vor- 
gedrungen ist,  ist  schwer  zu  bestimmen.  Es  scheint,  als  ob  die  eben 
erwähnte  Grasvegetation,  Laubwald  mit  Steppenpflanzen  wechselnd,  bis 
zum  102  °  sich  ausdehnte,  von  wo  der  östliche  Laubwald  verschwindet 
und  an  den  Flussrändern  Pflanzen  von  ganz  verschiedenem  Typus  auf- 
treten; der  Norden  der  Prärie  verhält  sich,  wie  wir  sehen  werden, 
ganz  anders. 

Die  kühlere,  nördliche  Hälfte  der  Laubwaldregion  (N.)  o^^inJ^ 
vom  39°  an  nördlich,   die  ich  im  Herbste  1885  der  Länge  und  Quere    ;.  // 
nach  durchreiste,  beherbergt  eine  Reihe  von  ihr  typischen  Laubbäumen,  ^  ' 
insbesonders    erscheint    sie    als    die    Heimat    der    leichtsamigen  «s^-^^^ 
Laubhölzer,   die  hier  nicht  blos  in  grösster  Zahl,   sondern  auch  in 
grösster  Yollkommenheit   aufwachsen.     Unter   dem   42^  N.B.  begegnet 
man   sechs  Ahornarten,   unter  dem  35°  nur  vier,   fünf  Birken  endlich 
im  Norden  und  nur  eine  im  Süden.    An  geeigneten,  sandigen  Oertlich-    :,p^^ 
keiten  substituiren  dem  Laubwald  Kiefern,  die  von  den  Arten  im  Süden 
grundverschieden  sind ;  in  ständig  feuchten  Niederungen  stehen  Chamae- 
cyparis,  auch  Tsuga,  virginischer  Wachholder  und  ausnahmsweise  auch 
die  Weymouthskiefer;  selbst  die  Yertreter  der  Tannen region,  die  Weiss- 
und Schwarzfichte,  die  Balsamtanne  finden  im  nördlichen  Theile  dieses 
Laubwaldes    bereits    günstige   Yerhältnisse    in    den    kalten,    sumpfigen 
Niederungen. 

Die    ganze   nördliche   Hälfte    ist   im  Yerhältnisse    zu    ihrer    geo- 
graphischen  Lage    durch    auffallend   kalte  Winter    ausgezeichnet;    von 
Anfangs    November    bis    Anfangs    März    beträgt    die    durchschnittliche 
Temperatur  —  5  °  C. ;  dem  stehen  wiederum  auffallend  heisse  Sommer 
gegenüber;    der  Einfluss   des   grossen  Continentes,   des  kalten  Wasser- 
stromes an  der  Küste,  die  Entfernung  vom  wärmespendenden  Golf  ströme,    ':  mT 
sowie  die  Nähe  des  eisigen  Nordens,  von  dem  ungehindert  durch  Gebirge    ^     / 
die  kalten  Winde  in  das  Laubholzgebiet  herabsteigen  können,  machen  sich        / 
bereits    geltend   in    den   beträchtüchen  Extremen    und    dem    schnellen 
Wechsel    derselben.      Gefährliche    Frühfröste    erscheinen    schon    Ende 
September,  und  Mitte  Mai  sind,   wenn  auch  selten,  noch  Spätfröste  zu 
gewärtigen. 

Der  östüche  Theil  dieser  Laubholzregion,  die  nordatlantische 
Zone  im  engeren  Sinne  (N.  a.)  ist  am  wenigsten  noch  dem  schroffen 
Wechsel  der  Witterung   unterworfen;   20°  C.  durchschnittliche  Wärme 


—     132     — 

während  der  Vegrotatioiiszeit  stehen  -f  1°  C.  durchschnittliche  Temperatur 
während  der  Winterruhe  ^eg:enüber;  die  tiefste,  bis  jetzt  beobachtete 
Teraj>eratur  betraf  —  27^  C.  Die  Bodenfeuchtigkeit  ist  in  Folge  der 
ber^i^Mi  Erhellungen  in  der  Nähe  der  Küste  eine  ziemlich  beträcht- 
liche: Im  S<»mmcr  fallen  367  mm,  im  Winter  297  mm  Niederschläge; 
die  relative  Feuchtigkeit  ist  während  der  Hauptvegetiition  670/o. 

Wer  von  Europa  konmit,  betritt  zuei*st  diese  Zone,  welche  die 
Adirondack-  und  Catskill-Gebirge  und  die  White -Mountains  und  ihre 
Abdachungen  umfasst.  Der  Urwald  ist  fast  ganz  verdrängt,  denn  dieser 
Theil,  die  Altengland -Staaten,  wurde  zuei*st  besiedelt;  an  Stelle  des 
vielartigen,  nutzholzreichen  Waldes  ist  grösstenthcils  ein  artenarmer, 
vielfach  niedriger,  geringwei-thiger  Laubbestand  von  vorwiegend  weichen 
Hölzeni  oder  der  des  Samens  wegen  begünstigten  Kastanie  getreten. 
Unregelmiüisig  durchlöchert  wird  dieser  Wald  in  kui-zem  Umtriebe 
abgeschlagen,  für  den  Nachwuchs  sorgt  die  Natur  mit  einer  Fülle  von 
forstlichen  Unkräutern,  mit  Pappeln,  Birken  und  Weiden;  doch  ist 
überall  noch  so  viel  vom  alten  Walde  vorhanden,  so  viel  Produktions- 
kraft im  Boden,  dass  es  nur  geringer  Nachhilfe  bedürfen  würde,  um  die 
geringwerthigen  Brennholz -Waldungen  wieder  in  Nutzholz  producirende 
Hochwälder  umzuwandeln. 

Hier  Ix'ginnt  auch  bereits  die  Morgenröthe  für  eine  neue,  dem 
Walde  und  dem  Volke  gleich  nutzbringende  Aera  aufzudämmern. 

Wendet  man  sich  westlich  zur  con tin  entalen  Zone  des 
nördlichen  Laubwaldes  (N.  c),  welche  die  grossen  Seen  mit  ihren 
angrenzenden  Ciebieten  umfasst,  so  ist  der  Einfluss  derselben  durch 
eine  Erluihung  der  Niederschlagsmenge  ein  unverkennbarer;  im  Sommer 
fallen  465  mm;  die  relative  Feuchtigkeit  ist  trotz  der  Entfernung  die- 
selbe wie  am  Meeni  selbst;  die  durchschnittliche  Sommertemperatur 
wird  auf  18,9®  C.  herabgemilssigt,  der  Winter  ist  iiui-  uui  2^  kälter 
ab*  ira  Osten.  Aber  einzelne  Luftwelhui  von  Nordwesten  bringen  im 
Winter  empfindlichen  Frost,  selbst  ausnahmsweise  bis  zu  —  41.7°  C. 
(Centnil -Wisconsin   1873.) 

Mit  Bezug  auf  »las  Klima  speciell  von  Wisconsin  sagt  ]{.  Ludloff*) 
welir  richtig: 

„Kein  Land  von  allen  Stiuiteii  der  grossen  Union  besitzt  ein  Klima, 
welchoH  dorn  Deut>ichlandH  so  ähnlich  ist,  wie  der  Staat  Wisconsin; 
w&hrond    d<T  Winter   dem    norddr-utschen    älinlidi    ist,    docli    sonniger, 


*)  AmorikanJAcha  Ratoeblldcr;    Hkizzen   auH    dun   Stautun  WisconHin,    Mil 
waukM  1079. 


—     133     — 

trockener  imd  weniger  von  Thauwettern  unterbrochen,  bringt  der 
Sommer  eine  an  Steiermark  und  Ungarn  erinnernde  Wärme.  Der 
Uebergang  vom  Winter  zum  Sommer  ist  ziemlich  unvermittelt,  oftmals 
schroff  und  die  vom  Norden  kommenden  kalten  Winde  bringen  in 
dieser  Jahreszeit  häufig  regnerisches,  trübes,  kaltes  Wetter.  Die  durch 
diese  Ursachen  zurückgehaltene  Vegetation  kommt  dann  auf  einmal 
und  in  imglaublich  kurzer  Zeit  zu  neuem  Leben.  Desto  schöner  ist 
der  Herbst,  der  bei  sonnigem,  klarem,  warmem  Wetter  oft  bis  in  den 
Monat  Dezember  währt   und  das  Laub  in  allen  Farben  prangen  lässt." 

Zur  Ergänzung  füge  ich  noch  meine  Erfahrungen  aus  den  ersten 
Tagen  des  Oktobers  1885  im  mittleren  Wisconsin  an;  die  Laubbäume 
hatten  ihren  Blätterschmuck  bereits  abgeworfen,  auf  dem  Boden  lag 
stellenweise  noch  Schnee  von  dem  kiu'zen  Schneegestöber  der  voraus- 
gegangenen Tage,  den  die  kräftige  Mttagssone  des  klaren,  warmen 
Wetters  (Indian  summer)  rasch  hinwegschmolz. 

Die  klaren  Nächte,  in  denen  allerorts  die  Feuer  von  den  zusammen- 
geschleppten Baumstämmen  auf  den  „Clearings"  aufloderten,  waren  kalt 
und  morgens  überzog  kräftiger  Reif  die  Häuser  und  Gefilde.  Je  weiter 
nach  Norden  aber,  dem  Lake  Superior  entgegen,  um  so  milder  wurde 
wiederum  das  Klima;  die  Eichen,  Wallnüsse,  Ulmen,  Bii'ken,  die  im 
Central- Wisconsin  schon  völlig  kalü  dastanden,  fand  ich  am  Seeufer 
noch  in  Herbstfärbung.  Yorwiegend  graugrüne  Farbentöne  säumten 
die  Höhenzüge  —  die  unendliche  Schaar  der  Weymouths-Kief ern  undHem- 
locks-Tannen ;  gegen  den  Abhang  herab  gelbe  Streifen  von  Pappeln  und 
Birken  oder  orange-  und  blutrothe  Flächen  von  Zuckerahorn  und  Rotheiche. 

Ich  gebe  Ludloff  noch  weiter  das  Wort  und  lasse  ihn  vom  Urwalde 
erzählen,  den  er  mir  freundlichst  selbst  gezeigt  und  besser  beschrieben 
hat,  als  ich  es  vermag:  „Nun  beginnt  der  eigentliche  Urwald,  den  der 
Mensch  erst  vor  Kurzem  in  Beschlag  genommen  und  —  dem  Unter- 
gange geweiht  hat.  Man  hat  über  den  Begriff  „Urwald"  in  der  alten 
Welt  keine  richtige  Yorstellung,  wenigstens  bezeichnet  diese  Yorstellung, 
fabelhaften  Reiseberichten  entnommen,  nicht  Das,  was  man  im  Norden 
der  Yereinigten  Staaten  sieht.-  Der  Wald  besteht  hier  aus  wenigstens 
zwanzigerlei  Arten  verschiedener  Bäume,  die  in  jedem  Yegetationsalter 
stehend,  ein  buntes  Gemisch  bilden.  Zwischen  Sträuchern  von  Tisch- 
bis  Manneshöhe  aufwachsende  junge  Bäumchen,  abgestorbene  Stämme 
von  höchstem  Alter  und  kraftstrotzende,  in  den  besten  Jahren  stehende 
Exemplare  —  das  Alles  wächst  im  wirren  Durcheinander  im  herrlichsten 
Grün ,  und  der  Halbschatten ,  den  diese  dichte  Yegetation  auf  den 
morschen  Stämmen,    auf   den  in  die  Höhe  gerichteten  Wurzelstöcken, 


—     134     — 

die  der  fallende  Riese  beim  Sturz  aus  dem  Boden  gerissen,  verbreitet, 
macht  einen  tiefen,  langanhaltenden,  niederdrückenden  Eindruck  auf 
den  M»»nschen,  der  das  erste  Mal  diese  eigenthümliche  und  imberührte 
Werkstatte  der  Mutter  Natur  betritt. 

Xielit«^  rührt  sich,  eine  tiefe  Stille  lagert  über  dem  fast  ängstlichen 
Halbdunkel,  in  dem  Mücken  und  Fliegen,  sowie  ein  paar  Schmetterlinge 
ihr  Wesen  treiben,  nur  dann  und  wann  hüi*st  du  den  heiseren  Ruf 
eines  Spechtes,  dessen  Klopfen  du  ein  paar  Sekunden  frülier  vernahmst, 
oder  das  Knacken  der  Büsche,  welches  ein  davoneilendes  Wild  ver- 
ursachte, dringt  an  dein  Ohr.  Dort  liegt  ein  umgebrochener  Stamm, 
dessen  Aeste  schon  längst  den  Humus  vermehrt  haben,  dessen  Wurzel- 
stock in  sich  selbst  verfaulte  und  der  nun  aussieht  wie  ein  vernach- 
lässigter Grabhügel;  indem  du  dich  anschicktest,  den  Stamm  zu  über- 
schreiten, sinkst  du  bis  ans  Knie  durch  Moos  und  Rinde  in  das  faule 
Holz.  Nur  der  Mantel  von  Rinde  und  Flechten  hält  die  Form  des 
Stanimes  zusammen,  er  selbst  ist  längst  vermodert.  Man  kann  mit 
dem  üehstocke  den  dreifüssigen  Riesen  durchstechen!  Und  w^o  du  auch 
gehst  und  stehst,  überall  liegen  solche  Bäume  in  allen  Stadien  der 
Fäulniss  und  die  jüngere  Generation  fusst  nun  auf  der  humusbildenden 
Masse.  Und  ist  eben  dieser  Humus  das  fruchttreibende  Element, 
welches  dem  Ansiedler  so  schnell  und  treft'lich  zu  Statten  kommt,  so 
bilden  die  den  Humus  durchkreuzenden  starken  Wurzeln  kein  besonderes 
Hindemiss,  denn  sie  lassen  sich  leicht  aus  der  schwammartigen  Masse 
entfernen.  Im  dichten  Urwald,  auf  kräftigem,  frischen  Boden,  wo  viel 
Unterhobs  steht  sieht  man  kaum  30 — 40  Schritte  weit.  Auf  magerem 
Boden  ist  das  anders  und  in  solchen  Gegenden  existirt  kein  wesent- 
licher Unti'rschied  zwischen  den  amerikanischen  und  den  deutschen 
Wäldern.  Wir  finden  in  diesen  Wäldern,  wie  bemerkt,  ein  Gemisch 
der  verschiedensten  Holzarten  und  das  Erscheinen  der  einzelnen 
Gattun^^en  gibt  werthvolle  Fingerzeige  für  die  (^lalität  des  Bodens. 
Wo  Ahorn,  Linde,  Esche,  llemlocktanne  und  Butternuss  wachsen,  kann 
man  mit  Bestimmtheit  auf  guten  Boden  rechnen.  Wo  die  Nadelhülzer 
vorherTKchend  auftn-ten,  ist  der  Boden  ärmer  und  der  in  Hinsicht  auf 
Hülzverwortining  wichtigste  Baum,  die  Pino  (Pinus  strobus),  zeigt 
gewohnlich  Sandboden  an.  I)i(!  Ahornurten,  in  Verbindung  mit  ameri- 
kmniijcher  Birke,  Butteniuss,  Eiche,  Ulmo,  wilder  Kirsche,  I^inde,  Hem- 

'W  und   Esche    bilden    fast    aus.schliesslich    den    Bestand    wo    wir 

und    die    V(}^'<tation   ist  oft  so    mäehtig,    da.ss   man    nicht   zehn 

.  ^  ....,1*'  weit  in  den  Wald  blicken  kann.    Und  sonderbar  ist  der  Umstand, 

dÄ/.h  ni.  ht  ..in.-    I.ire    Stelle   auf   huiiderten   von    Meilen    KutfeniuiiL^  zu 


—     135     — 

finden  ist,    —  sie  müsste   denn    anders  von  Menschenhand   geschaffen 
sein:  es  ist  Alles  und  Jedes  Wald  und  nichts  als  Wald." 

Dieses  fast  unermessliche  Waldgebiet  ist  zum  allergrössten  Theil 
bereits  in  Händen  von  Privaten  und  Gesellschaften,  um  zu  Ansiedelungs- 
zwecken parcellirt  und  gerodet  zu  werden.  So  weit  die  Ebene  und 
Boden  in  Betracht  kommt,  der  nach  der  Entwaldung  nicht  versumpft, 
ist  die  Rodung  ganz  am  Platze;  aber  die  steilen  Seeufer,  die  mageren 
Sandpartien  sollte  man  verschonen. 

Die  kahle,  heisse  Felswand,  die  zum  Beispiel  hinter  Duluth  sich 
aufthürmt,  bleibt  ewig  eine  Gefahr  für  die  Stadt,  wie  sie  auch  ein 
ewiger  Yorwurf  für  dieselbe  ist.  Der  Staat  hat  nur  mehr  wenig  Wald 
und  man  kann  ihn  von  demselben  durch  Entrichtung  der  Ein- 
schreibegebühren,  wie  Ludloff  berichtet,  erhalten. 

In  diesem  und  den  benachbarten  Staaten  liegt  das  Eldorado  der 
White  Pine  (Pinus  Strobus).  Man  berechnet  die  Yorräthe  an  diesem 
wichtigen,  leichten  Nutzholze  noch  auf  Millionen  von  cbm  und  prophezeit  _^ 
trotzdem  von  allen  Seiten  eine  baldige  Erschöpfung  desselben.  Der  ^  - 
Boden,  wo  sie  wächst,  rings  um  die  Seen  bis  weit  nach  Canada  hinein, 
enthält  sandige  Beimischungen  und  je  nach  der  Feuchtigkeit  besiedeln 
ihn  verschiedene  Kiefernarten,  von  denen  Strobus  den  feuchtesten, 
Pinus  Banksiana  den  trockensten  Platz  liebt ;  Pinus  resinosa,  als  Nutzbaum 
ebenfalls  sehr  hervoiTagend ,  steht  in  der  ]\Iitte.  Diese  Kiefern  bilden 
die  Zone  der  nördlichen  Kiefern,  welche  den  Laubwald  im 
Norden  der  Yereinigten  Staaten  und  im  Süden  von  Canada  theilweise 
vertreten. 

Im  prärialen  Theile  des  nördlichen  Laubwaldes 
(N.  p.)  erlahmt  die  Ueppigkeit  und  Kraft  des  Urwaldes  immer  mehr. 
Durch  grössere  Boden-  und  Luftfeuchtigkeit  begünstigt,  entfaltet  sich 
im  Thale  des  oberen  Mssissippi  nochmals  die  alte  Schönheit  und  das 
bunte  Gemisch  der  Baumarten;  aber  schon  ehe  man  diese  Oase  betritt 
hat  man  von  Osten  her  mehrere  trockene  Hügelreihen  mit  niederen, 
strauchförmigen  Eichen  —  scrub-oaks  —  zu  durchwandern;  hier  liegt 
thatsächüch  für  diese  trockene  Höhenlage  bereits  die  natür- 
liche Grenze  des  Hochwaldes;  überschreitet  man  den  Mississippi, 
so  wechseln  solche  Straucheichen  mit  Kiefern,  wo  sandiger  Boden 
auftiitt;  immer  grösser  werden  die  Flächen,  die  Gras  überzieht,  sie 
fliessen  allraälilig  zusammen  und  endlich  ist  aUes  Graslandschaft  so  weit 
das  Auge  reicht;  hier  im  Norden  ist  die  Präriegrenze  durch  Feuer 
kaum  merklich  verschoben  worden;  dagegen  gehört  die  südlich  gelegene 
gegenwärtige  Grenzzone  der  Oak-openings  entschieden  noch  zum  Laub- 


—      136     — 

walde.  Bas  natürliche  l\-berpin^p:lie(i  vom  Hochwalde  zur  Prärie 
die  Strauchve^ctation,  fehlt  dort;  und  gerade  diess  scheint  mir  zu  be- 
weisen, dass  die  gegenwärtige  Grenze  dersi'lben  nicht  die  ursprüngliche, 
die  natürliche  sein  kann. 

Die  meteorologischen  Beobachtungen  lassen  uns  leider  im  Stiche 
diesies  Grenzgebiet  zu  fixiren:  die  Stationen  sind  zum  grössten  Theile 
in  Städten,  die  wieder  in  Flussthälern  mit  Baumwuchs  liegen;  kein 
Wunder,  dass  wir  in  Bezug  auf  Regenmenge  und  insbesonders  relative 
Feuchtigkeit  selbst  z.  B.  unter  dem  100°  Kesultate  erhalten,  welche 
wohl  die  Existenz  des  Baumwuchses,  aber  nicht  der  anstossenden  Prärie 
erklären.  Alles,  wa.s  sich  aus  den  Beobachtungen  erkennen  lässt,  ist 
na.'h  Westen  hin  eine  bedentende  Abnahme  der  Temperatur  im  Winter 
(Durchschnitt  —7°  C),  eine  Zunahme  dei-selben  im  Sommer;  im  Hoch- 
sonnner  zittert  die  Luft  über  den  versengten  Prärietläclien  auf  40,6°  C. 
erhitzt;  im  Winter  stürzen  Nordwestwinde  mit  der  grimmigen  Kälte 
von  34®  C.  und  mehr,  den  Schnee  wie  Staubwolken  vor  sich  hertreibend 
(Blizzard),  über  das  Land.  Weht  ein  paar  Wochen  Südwind,  dann 
herrscht  tropische  Hitze,  weht  ein  paar  Wochen  Nordwind,  arktische 
Kälte. 

Wie  weit  nach  Westen  hin  die  ui-sprüngliche  Grenz  Vegetation 
zwis<-lien  Prärie  und  Wald  zu  verlegen  ist,  lässt  sich  nur  durch  passend 
situirt**  meti'urologische  Stationen  oder  durch  Anptlanziingsversuche  in 
zusamm<*nhäng<Miden  Waldgrupjx'U  ermitteln.  Diis  Vorkommen  der 
St ruurh Vegetation  verräth  die  Nähe  der  Prärie;  doch  scheint  es  mir 
wahrsi'heinlich,  dass  die  ebenen  und  tieferen  Lagen  im  Norden  noch 
bis  zum  90°  Waid  zu  ernähren  vermögen.  Die  natürliche  Grenze 
zwischen  Wald  und  iVärie  kann  nie  eine  plötzliche  sein  und  der  Weg 
aus  dem  reinen  Waldgebiete  in  die  reine  Prärie  kann  sich  recht  wohl 
über  fünf  und  mehr  liingengrade  erstrecken. 

Ich  will  hier  einige  Feinde  des  Laub  wul  des  anfügen,  soweit 
icii  diewfiben  selbst  kennen  lernte;  der  Schaden,  (Um  sie  verursachen  ist 
freili<:h,  im  Vergleiche  zu  dem,  den  der  Mensch  dem  Walde  zufügt, 
ein  ganz  geringer. 

Als  ich  im  August  1885  zum  erstenmale  (liinh  das  Laubholzgi^biet 
fuhr,  fiel  schon  von  weitem  die  eigenthümliche,  gelbbraune  Färbung 
dcH  Laubwaldes  auf;  bei  weit<.'rer  Annähenmg  liess  sich  erkennen,  dass 
die  Mehrzahl  der  dünnen  Zweige  abgeknickt  mit  den  verwelkten  HlättcMii 
h*'nibhi'  mir    wenige  Zweige    waren    veixchoiit     und    giiin.     Kino 

ixuchung  unter  Führung  der  Botaniker  vom  Smithtonian 
in. '.'..li  li  iJi.  Vaney  und  F.  L.  Scribner  ergab  eine  kurze  aber  tiefe 


—     137     — 

Längsspalte  an  den  Zweigen,  die  an  dieser  Stelle  vom  Winde  gebrochen 
waren.  Diese  Bescliädigimg  rührte  von  einer  Cicade  her,  welche  nur 
alle  17  Jahre  ihre  Flugzeit  hat;  während  der  langen  Zeit  ruht  sie  als 
Larve  in  der  Erde,  so  dass  dieselbe  Brut  an  gleicher  Stelle  erst  wieder 
im  Jahre  1902  beobachtet  werden  kann.  Dagegen  wird  es  möglich  sein, 
schon  1894  einer  anderen  Brut  zu  begegnen,  welche  bereits  1877  ihre 
Schwarmzeit  hatte.  Bei  der  Eierlage  sägt  dieses  Insekt,  die  Cicada 
septendecim  eine  Längsspalte  in  die  Zweige  der  Eichen,  Hickory  und 
zahlreicher  anderer  Laubbäume,  besonders  auch  Obstarten,  an  av elcher 
Stelle  der  Zweig  in  der  Kegel  abbricht  und  vertrocknet. 

Eine  gleich  eigenthümliche  Biologie  hat  eine  weitere  Art,  die 
Cicada  ti'edecim,  wie  sie  von  ihrem  Beobachter  Ch.  Kiley*)  benannt 
wurde;  sie  rulit  13  Jahre  unter  der  Erde,  worauf  sie  schwärmt  und 
gleiche  Beschädigimgen ,  wie  ihre  17jährige  SchAvester,  veriu'sacht;  am 
empfindlichsten  aber  ist  der  Schaden,  wenn  diese  Leiden  für  eine  gewisse 
Oertlichkeit  zu  gleicher  Zeit  auftreten,  wie  dies  für  Washington  und 
Umgebung  im  Jahre  1868  der  Fall  war;  so  Aveit  die  betheiligten  Brüten 
in  Betracht  kommen,  treffen  ihre  SchAvärmzeiten  erst  wieder  im  Jahre 
2089  zusammen. 

Die  Patricier  der  Neu- Englandstaaten  sind  mit  Kecht  stolz  auf 
ihre  prächtigen  Ulmen,  mit  denen  sie  öffentliche  Parke  und  Gärten 
schmückten;  im  Frühherbste  1885  konnte  man  sie  aber  doch  nicht 
einen  Schmuck  der  Landschaft  nennen,  denn  ihi'e  Blätter  Avaren  an 
fast  allen  Exemplaren  völlig  skeletirt;  Aeste  imd  Stämme  der  Bäume, 
Zäune  und  Wege  in  der  Nähe  waren  bedeckt  mit  den  lebhaft  kriechenden 
Larven  eines  Käfers,  der  aus  Europa  nach  Amerika  eingewandert  ist, 
der  Galleruca  xanthomelaena ;  man  hat  vielfach  Mttel  dagegen  versucht, 
von  denen  offenbar  das  beste  die  „Theerringe"  sind  wie  sie  bei  uns  in 
KJiefernbeständen  gegen  die  Schmetterlingsraupen  angebracht  werden; 
die  sämmtlichen  Exemplare  der  City  of  Elms  (Ncav  Haven),  die  mit 
Theerringen  versehen  waren,  hatten  völlig  intakte  Belaubung.  Damals 
entging  auf  eine  Länge  von  4  Breitegraden  keine  unbeschützte  Ulme 
den  Millionen  dieser  gef rassigen  Insekten,  und  alljährlich  kehren  sie  in 
verstärkter  Zahl  wieder. 

Im  Staate  Jllinois  scheint  der  Weissahorn,  Acer  dasycarpum,  durch 
eine  Wolllaus  dem  Untergange  geweiht ;  diese  bedeckt  mit  ihren  weissen 


*)   The    periodical    Cicada.    U.    S.   Dep.    of    Agric.    Div.     of    Entomology 
BuU.  8.  1885. 


—     138     — 

Ausschwitz iinpren  in  wahren  Klumpen  die  Unterseite  der  Zweige  und 
^i  ritzt  stiinditr  die  zuckerhaltigen  Excremente  auf  alle  tiefer  liegenden 
l>.c»tter  und  Zweige,  auf  Wege  und  Ziiune,  an  denen  Strassen-  und 
Kuhlcnstaub,  an  dem  m  Amerika  kein  Mangel  ist,  sich  dick  an- 
kli'ben,  so  dass  der  Baum  mit  seiner  Umgebung  einen  widerlichen 
Eindruck  macht;  überall  sieht  man  die  Zweige  abgestorben  und  die 
Zald  der  getödteten  Bäume  wachst  täglich.  Ei-st  seit  dem  Jahre  1882 
hat  man  das  Insekt  wahrgenommen;  sein  Verbreitungsgebiet  umfasst 
den  ganzen  Staat  Illinois. 

Die  Samenkonsumenten  kann  man  zu  Feinden  oder  Freunden 
dc^  Waldes  rechnen;  was  die  Eichhörnchen,  P]ichelhäher  und  Andere 
vertilgen,  wird  reichlich  aufgewogen  durch  ihr  yei-schlo|)})en  der  Früchte, 
insbcsiinders  der  schwei*samigen ,  wichtigsten  Holzarten,  wie  Eichen, 
Walluus.s,  Hickory,  die  ohne  menschliches  Zuthun  nui'  durch  ihre  Mit- 
hilfe auf  verlassenem,  landwirthschaftlichem  Gelände,  auf  Rodungen,  im 
Walde  wieder  eingebracht  werden  können;  in  dieser  Hinsicht  spielen 
diese  Thiere  eine  ganz  hervorragend  nützliche  Rolle  im  Haushalte  der 
Natur.  Wer  aber  von  seinen  Bäumen  Nüsse  ernten  will,  hat  viel  Yer- 
druss,  denn  des  Knackens  und  Herabfallens  leerer  Schaalen  ist  zur 
Zeit  der  Keife  kein  Ende. 

Der  Schaden,  den  Pilze  anstiften,  ist  überall  bemerklicli;  besonders 
sind  es  eine  Reihe  von  Polyporus-Arten,  viele  davon  auch  in  Europa 
heimisch,  die  das  Holz  äusseilich  intakt  erscheinender  Bäume  langsam 
zerstören;  gerade  die  schönsten,  ältesten,  stärksten  Exemplare  sind  es, 
in  denen  sie,  da  am  längsten  darin  vegetirend,  am  meisten  schädlich 
wenicn;  dass  ein  prächtiger  Nutzst^imm  so  oft  bei  der  Durchsägung 
sich  als  hohl  oder  mürbe  odfT  missfarbig  und  fleckig  und  unbrauchbar 
erweist,  ist  meist  die  Wirkung  eines  i'olyporus;  unter  diesen  sind 
hervorragend :  l'olyporus  applanatus,  besondei-s  an  Zucker-  und  Weiss- 
Ahorn;  l'olyporus  sulphurcus  entwickelt  in  den  Höhlungen  der  Eichen 
und  Wallnu.ssarten  monströse  Früchte,  Bolyporus  nuirginatus  an  Buchen- 
Ht.immen,  Polyporus  igniarius  zei-stört  und  t<idtet  in  Nordameiika  ebenso 
■  <tig  die  Obstbäume  wie  bei  uns  und  in  .lapan;  ein  anderer  l^ilz 
der  Birke,  dessen  Mycel  in  dicken,  braunen,  an  der  Obc.'rfläche  schwarz 
werdenden,  aufberstenden,  kopfgrossen  Khimj)eii  aus  den  Astwuiiden 
her\'orwä<-hHt,  lebt  überall  in  Deutschland  an  der  Hirke;  Fluchtträger 
und  SjHirenbihhing  habe  ich  leider  bis  jetzt  nicht  auffinden  können; 
ich  vi'rmuthe,  dass  diese  Kn«»lleii  sterile  Mycelwucherungr'u  eines  den 
*    "  I'  '  1^  ,Kier  Telephoni  angehörigeu  Basidiomyceten  sind; 

•..-  -.'  ■•    '  i^.  iiiiiiiiiiii'  lien    Pilz    fand    ich    auch    in    grosser   Menge    an    den 


—     139     — 

Birken  Nordamerika's  und,  seltsam  genug,  auch  an  den  japanischen 
Birken  ist  er  so  gemein  wie  Polyporus  betulinus. 

Ein  anderer  Polyporus  (Sp.?)  von  schmutzig- weisser  Farbe  tödtet 
die  halberwachsenen  Eichen;  das  Holz  der  Quercus  falcata  und  wahr- 
scheinlich noch  vieler  anderer  Eichenarten  zerstört  Telephora  Perdix 
mit  denselben  charakteristischen  weissen  Höhlungen  in  der  braunen  Holz- 
masse, die  der  Pilz  auch  in  den  europäischen  Eichen  bewirkt.*) 

Roestelia  lacerata  und  aurantiaca  verursachen  Anschwellungen  und 
Krümmungen  der  Triebe  und  Blattstiele  an  Crataegus-  und  Pyrusarten ; 
ihre  Winterformen  leben  als  Gymnosporangien  an  Juniperus  virginiana5 
Melampsora  an  Weiden  sind  zahlreich;  an  verschiedenen  Eschenarten 
verursacht  ein  Aecidium  (Sp.?)  Krümmungen  der  Triebe  und  Blattstiele. 
Mehlthaukrankheiten ,  veranlasst  durch  Erysiphe,  Hexenbesen,  durch 
Exoascus- Arten  hervorgerufen,  fehlen  ebenfalls  nicht,  aber  merklich 
schädlich  unter  den  Ascomyceten  hat  sich  nur  Sphäria  morbosa  an 
Prunus-Arten ,  sowohl  wild  wachsenden  als  kultivirten  Arten,  gezeigt. 
Der  Pilz  krümmt  die  Aeste  und  tödtet  die  darüberstehenden  Pflanz  en- 
theile; solche  Krümmungen  überzieht  die  Fruchtschichte  des  Pilzes  als 
eine  grossblasige,  schwarze  Kruste,  in  deren  Oberfläche  die  Perithecien 
versenkt  liegen;  Rhytisma  acerinum  bildet  schAvarze  Flecken  auf  den 
Blättern  der  nordamerikanischen  Ahornarten,  wie  auch  auf  den  Blättern 
aller  Ahome  Japans  und  Indiens. 

Reich  ist  der  Laubholzurwald  an  Mssbildungen,  Kröpfen,  Masern, 
welch'  letztere  an  Zuckerahorn ,  Birken ,  Eschen ,  Wallnussbäumen 
besonders  werthvoll  sind.  Die  Ursache  der  Maserung  ist  noch  nicht 
genügend  bekannt;  an  einigen  japanischen  Bäumen  konnte  ich  in  den 
Kurztrieben  einer  Ki'opfmaser  einen  Exoascus  finden,  der  wohl  im 
Holz-  und  Rindengewebe  perennirend  alljährlich  in  den  Kurztrieben 
fruktifizirte  und  die  Knospenstämme  derselben,  „die  Maserfasern'',  zu 
abermaliger  Yerzweigung  reizte.  Wie  weit  und  ob  bei  Masern  ohne 
Kurztriebe  Pilze  im  Spiele  sind,  ist  noch  eine  offene  Frage. 

Nicht  unerwähnt  soll  endlich  eine  Art  Mimicri  unter  den  Bäumen 
bleiben,  welche  diese  gegen  Angriffe  durch  Thiere  in  gewissem  Sinne 
sicherstellt;  so  siedelt  sich  bekanntlich  auf  den  Schlägen  unserer  ein- 
heimischen Fichte  massenhaft  eine  kleine  Wolfsmilchart  an,  welche 
täuschend  einer  jungen  Fichtenpflanze  ähnlich  ist.  Auch  im  ameri- 
kanischen Walde  lässt   sich   Derartiges   beobachten;    Desmodium   nudi- 


*)  R.  Hart  ig,  Die  Zersetzungserscheinung  des  Holzes  der  Nadelholzbäuroe 
und  Eiche.     BerUn  1878. 


—     140     — 

flonira,  tauschend  im  Hiattbau  einer  jungen  Hickory  ähnlich,  ist  ein 
häutiges  Unkraut  im  Laubwalde:  nur  ein  p:eiibtes  Au^e  vermag  die 
jun^n  HicknryptlaJizcn  unter  den  Desmodien  herauszutinden,  wodurch 
sie  gegen  Thiere  einigen  Schutz  liiideu. 

Die  Kicheii,  Quercus,  sind  in  Amerika  eine  der  a\ ichtii::sten 
Gattun^'ü  des  buibwahles,  weil  sie  überall  und  in  den  nötliigen 
Dimensionen  zur  Hand  sind  und  (hibei  ein  werthvolles,  dauerhaftes 
Nutzholz  erzeugen.  Durch  diu;  Prävaliren  der  Eichen  erhält  der  Laub- 
wald sein  specielles  (iepräge;  schöner  stellt  sich  dem  Auge  die  Ver- 
schiedenheit und  der  Keichthum  an  Eichen  in  dem  amerikanischen 
Walde  nicht  dar,  als  wenn  dei-selbe  in  herbstlicher  Färbung  erglüht. 
Gilt  die  brennrothe  Farbe  als  die  schönste,  so  streiten  sich  Weisseiche, 
Rotlieiche  und  Scharlacheiche  um  den  Preis.  Nach  Norden  hin  steigert 
sich  die  Farbenpracht,    nach    Süden    hin    verblasst  sie  mehr  und  mehr. 

Die  80  oft  und  so  poetisch  beschriebene  Farbenwandluug  wird 
verschie<lenen  Einflüssen  zugeschrieben;  die  Einen  sagen,  die  grossen 
See'n  sind  daran  Schuld;  wir  wissen  aber,  dass  alle  Pflanzen,  Avelche 
in  Amerika  die  röthliche  Färbung  der  Blätter  anlegen,  diese  auch  bei 
uns  beibehalten,  wie  z.  13.  die  Eichen,  Ahorn,  der  wilde  Wein,  der 
Hirwhkolbensumach:  auch  Frost  kann  nicht  die  Ursache  sein;  dc^in 
Zweige,  di««  während  der  Vegetationszeit  z.  J3.  durch  Insekten  früh- 
zeitig und  langsam  zum  Absterben  gebracht  werden,  erhalten  ebenfalls 
die  nithc  Farbe  der  DIätter.  Ich  muss  Anderen  die  Entscheidung  über- 
latwen;  auffallend  ist  jedenfalls  die  Abnahme  der  Pracht  in  der  Herbst- 
färbung narh  Süd«*n  hin,  sowie  die  Eigenthümlichkeit,  dass  jeder  Daum 
seinen  Kp<'ciellen  Farbenton  besitzt,  der  alljäliilich   wiederkehrt. 

Dw    Kiehen  der  atlantischen    Küste    werden    nach    dem    Vorgange 

des  älteren  Michaux    in  zwei    Sectionen  zerlegt,  von  denen  die  ei*ste 

jene    neun jEiehenarten    umfasst,    welchf?    nur    gekerbte    oder    gelappte 

lilatter    «dine    Zähne    bi'sitzen,    deren     Kind«;    in    der    Kegel     (>ine    Indlo 

1- II billig   zeigt    und    deren    Same    in    demscjlben    Jahre,    in    dem    die 

li  ufli«'  erfolgt,   reift;    mit  Ausnahme  von  Quercus   alba  ist  ihre  herbst- 

lnhe    Färbung    gelb   bis    braun;    sie    werden    als   White    oaks,    weisse 

Kichon,  diT  zweiten  Section,  den   Kiehen   mit    Hlättein,   deren   Lapj)(Mi 

in   eine  feine    Spitze    auslaufen,    mit   zweijähriger   Samenreife    und    im 

II   dunkeln  Schaft,    tlen^Dhu'k    oaks    nder  Seh  w  arze  i  e  li  e  n 

■   llf;    dl«'    WeiHseiehen    sind    mattgrün.  <lie  ScIiwarz^Mchen 

1  (luiiki'l^^run   belaubt.    In  der  llMlz))rMduktion  sind  diese  beiden 

hruintijn    ebenfallh    sehr    verHchieden  ;    eintj    nrdmin^r    ,|,.r    im    Onsus- 


—     141     — 

reporte  veröffentlichten  specifischen  Gewichte  von  zahkeichen  auf  ver- 
schiedenen Standorten  gewachsenen  Eichen,  wobei  die  Stücke  ca.  2  Meter 
über  Boden  entnommen  wurden,  lässt  erkennen,  dass  die  Aveissen  Eichen 
durch  das  ganze  Laubgebiet  ein  schwereres  und  besseres  Holz  pro- 
duciren  als  die  Schwarzeichen.  Dies  hat  die  Praxis  längst  herausge- 
funden und  gegenüber  der  Gebrauchsvielseitigkeit  der  ersteren  ist  der 
Werth  der  letzteren  geradezu  verschwindend. 

Die  Weisseichen,  welche  nur  in  Süden  sich  finden,  haben 
zusammen  ein  durchschnittliches  specifisches  Gewicht  von  89;  diesen 
stehen  die  Schwarzeichen,  die  nur  im  Süden  sich  finden,  mit  einem 
specifischen  Gewicht  von  73  gegenüber;  jene  Weisseichen,  die  durch 
Süden  und  Norden  vorkommen,  zeigen  ein  specifisches  Gewicht  von  77, 
jene  auf  gleichem  Gebiete  vorkommenden  Schwarzeichen  von  70.  Diese 
Zahlen  zeigen  ausserdem  eine  deutliche  Abnahme  der  Holzgüte  von 
Süden  nach  Norden  hin,  hinweg  von  dem  heimatlichen  Boden  der  Eichen. 

Zu  den  Weis  seichen  gehören: 


Quercus  alba  L. 

„        bicolor  Willd. 

„        obtusiloba  Michx. 

„        macrocarpa  Michx. 

„        Prinos  L. 

„        prinoides  Willd. 


Quercus  lyrata  "Walt. 
„        Michauxii  Nutt. 
„        Durandii  Buckley. 
„        alba  X  macrocarpa  Bebb. 
„  „     X  obtusiloba  Bebb. 

„  „     X  Prinos  Vasey. 


Die  Section  der  Schwarz  eichen  imifasst  folgende  Arten: 


Quercus  rubra  L. 

„  coccinea  Wang. 

„  tinctoria  Bartram. 

„  palustris  Du  Koi. 

„  nigra  L. 

„  Phellos  L. 

„  imbricaria  Michx. 

„  heterophylla  Michx.  f. 
falcata  Michx. 


Quercus  Catesbaei  Michx. 

„  aquatica  Walt. 

„  laurifolia  Michx. 

„  cinerea  Michx. 

„  imbricaria  x  coccinea 
„  „  X  rubra 

„  „X  palustris 

„  X  nigra. 


Quercus  alba  L.,  White  oak,  weisse  Eiche,  durch  das 
ganze  Gebiet  verbreitet;  ihr  Optimum  liegt  in  S.  c.  auf  frischem  Boden 
des  Hügellandes  und  der  Flussränder ;  sie  theilt  mit  den  nahverwandten 
mitteleuropäischen  Eichen  viele  Eigenthümlichkeiten ;  so  ihre  Ansprüche 
an  den  Boden  (lehmreiche  Böden  am  besten),  ihre  grosse  Neigung  zur 
Astbildimg  im  freien  Stande.  Ihre  Rinde  ist  eine  gross-  aber  dünn- 
schuppige Borke  von  weisslicher  Farbe,  die  Schuppen  an  den  Rändern 
etwas  abstehend ;  ihre  Aeste  bekleiden  sich  mit  zahlreichen  Kurzti^ieben ; 


—     142     — 

ihre  Blätter  sind  Unterseite  weisslich;  Blattform  auf  Tafel  I.  Wie  bei 
allen  übrigen  Eichen  sind  die  im  Schatten  erwachsenen  Blatter,  auch 
innerhalb  der  Krone  eines  Baumes  weit  wenip:er  tief  i^elappt  und  p-össer 
als  die  im  vollen  Liclite  erwachsenen,  ein  Umstand,  der  bei  den  Schwarz- 
eichen die  Diagnosis  nacli  den  Blättern  erschwert.  Die  alba-Bliitter 
fiirben  sich  purpurroth  im  Herbste.  Wie  die  Tiefe  der  Buchten  der 
Blätter  sind  auch  ihre  PXichte  sehr  variabel;  die  beigegebene  Figur 
(Tafel  11)  ist  die  natürliche  Grösse  für  kleine  Früchte  und  die  halbe 
Grösse  (Flächenbild)  für  durchschnittliche  Fruchtgrösse. 

Die  jetzt  noch  vorhandenen  alten  Exemplare,  die  so  vortreffliches 
Nutzholz  liefern,  sind  im  unberührten  Urwalde  sehr  langsam  aufge- 
wachsen und  haben  ein  äussei-st  gleichmassiges,  engringiges  Holz 
gebildet. 

Der  Zuwachsgang  des  New-Vorker  Sammlungsstückes,  das  in 
2 — 3  Meter  Höhe  aus  einem  Baume  auf  gutem  Boden  entnommen 
wurde,  betrug: 


Alter 

Durchmesser 
cm 

KreisÜächensumme 
Dem 

Zuwachs  pro  Jalir 

der  Periode 

Dem 

10 

A^ 

3,8 

0,38 

2() 

3^2 

8,0 

0,42 

4o 

6,4 

30,r) 

1,1 

60 

10,« 

88,1 

2,3 

m 

22.4 

3133,9 

10,3 

KX) 

34,4 

929,1 

31,7 

120 

4:),4 

1017,9 

34,4 

140 

.'.G 

2402.9 

42 

160 

ftS.H 

:J715,7 

«2,7 

IHO 

7M,4 

4H40 

50,2 

200 

Hf,,H 

.'■)94?) 

55,2 

»20 

♦.♦3,8 

(;940 

49,2 

288 

DM,0 

7543 

33,5 

Im  60.  Jahre  hatte  der  Baum  erst  einen  Durchmesser  v(»n  10,6  cm; 

dor  StürkezuWHchw    kulminirte    im    IGO.  .Inlnc;    die    Splinthicite    betrug 

2  cm   und   umfaHHtij   15  Jahresringe.     Stellen   wir  clin'   andere  C^uereus 

Alba,  Hogi'nannte  Kemnd    growth,  also  fast   frei   erwachsen,  in    Vergleich, 

'Ol   ^iletscherboden    bei    Bdston,    alsd    in   N.  a.  stand,    so 


<  iKim     nii  II 


—     143     — 


Alter 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 

D  cm 

Zuwachs  pro  Jahr 

Dem 

10 

5 

20 

2 

20 

10 

79 

5,9 

40 

17 

227 

7,4 

50 

19 

284 

5,7 

70 

23 

415 

5,2 

80 

26,5 

552 

13,7 

Trotz  der  ungünstigeren  klimatischen  und  Bodenverhältnisse  besass 
der  frei  erwachsene  Baum  in  20  Jahren  schon  den  Diu'chmesser ,  den 
der  Baum  des  Urwaldes  erst  in  60  Jahren  erreichte. 

Ordnet  man  die  Yersuchsstücke  des  Censusberichtes  nach  gleichen 
Ringbreiten,  so  ergibt  sich  eine  Abnahme  des  specifischen  Gewichtes 
von  Süden  nach  Norden  hin  von  79  auf  74 ;  diese  Abnahme  kann  aber 
durch  einen  besseren  Standort  ausgeglichen  werden,  indem  Eichenliolz, 
auf  lehmreichem  Alluvialboden  im  Norden  gewachsen,  schwerer  ist  als 
solches  anf  sandigem  oder  kiesigem  Boden  im  Süden. 

Die  Weisseiche  nimmt  in  Amerika  dieselbe  Stufe  in  der  Werth- 
schätzimg  ein,  wie  die  beiden  Eichen  bei  uns;  sie  übertrifft  an  Nutz- 
werth  und  Vielseitigkeit  der  Verwendung  ihres  Holzes  alle  übrigen 
amerikanischen  Eichen  beträchtlich;  da  sie  für  fast  alle  Bedürfnisse, 
für  welche  Eichenliolz  erwünscht  ist,  zuerst  gesucht  wird,  so  beginnt 
bereits  der  Mangel  an  entsprechenden  Sortimenten  sich  fühlbar  zu 
machen.  Das  Holz  dieser  Eiche  ist  anatomisch  dem  der  winterkahlen 
Eichen  mit  peripherischem  Gefässringe  zu  Beginn  des  Fi'ühjahrs  gleich, 
zeigt  ein  dui'chschnittliches  specifisches  Gewicht  von  75,  eine  Splint- 
breite von  2  cm;  in  ihrem  Optimalgebiete  (S.  c.)  sind  Exemplare  mit 
45  Meter  Höhe  keine  Seltenheit.  Irgend  welche  Vorzüge  vor  unseren 
Eichen  hat  sie  bis  jetzt  nicht  gezeigt;  sie  hält  bei  uns  überall  aus, 
wächst  aber  langsamer  als  die  einheimischen  Eichen.  An  der  raschen 
Zerstörung  des  Schwellenholzes  betheiligen  sich  besonders  Daedalia 
quercina,  Polyporus  versicolor  imd  P.  applanatus. 

Quercus  macrocarpa  Michx.,  Overcup-oak,  Bur  oak, 
Grossfruchteiche.  Bei  grosser  Verbreitung  im  Laubwalde  meidet 
sie  S.  a.;  sie  ist  leicht  zu  erkennen  an  den  grossen  Früchten,  av eiche 
in  einer  borstigen  Cupula  stecken  (Tafel  II),  an  den  unterseits  behaarten 
Blättern,  welche  auch  in  der  nordwestlichen  Form  (Tafel  I)  ihre  typischen 
Einbuchtungen  beibehalten;  die  Rinde  ist  der  unserer  Eichen  am  ahn- 


—     144     — 

lichston;  dio  jiinfren  Triebe  zei^ren  regelmässi«::  starke  Kctrkleisten.  Auf 
alluvialem.  reieluMU,  frisehem  Buden  stockend,  sehaift  sie  eiii  sehr  festes 
aber  auch  grobringiges  Holz  (Missouri);  auf  den  höheren  Lagen  am 
Prärierande  in  N.  p.  wächst  sie  in  feuchteren  Mulden  in  Gruppen  (Oak 
opening>)  und  lan^ini,  gibt  aber  ein  feinringiges  Holz  (Jllinois);  in 
Minnesuta  endlich  verkümmert  sie  in  der  Nähe  der  Präri(^  zur  Strauch- 
form,  welche  die  hügelige  Landschaft  mit  einem  gleichmässigen  Ge- 
strüpiKJ  überzieht  (Sirub  oak). 

Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  74  steht  in  Güte 
dorn  alba-Holze  kaum  nach;  es  gilt  als  sehr  dauerhaft  bei  Verwendung 
im  H«m1cu;  nur  1,5  cm  beträgt  der  Splint.  Der  Baum  übertrifft  unsere 
einheimischen  Eichen  wohl  nur  in  der  Höhe ;  denn  in  geschützten, 
wannen  Lagen  erhebt  er  sich  bis  zu  50  Meter  und  zählt  dann  zu  den 
höi*bsten  Laubbäumen  des  Ostens. 

Quercus  bicolor  "Willd.,  Swamp  white  oak,  Sumpf- 
weis s  e  i  c  h  e.  Sie  liebt  die  frischeren ,  muldenförmigen ,  kühleren 
Einsenkungen  und  geht  deshalb  nicht  so  weit  nach  Süden  als  alba. 
Die  Blätter  sind  unterseits  kurz  behaart,  weisslich;  die  Fi"üchte  lang 
gestielt  (Tafel  I  und  II);  sie  stellt  dadurch  der  Quercus  pcdunculata 
am  nächsten ;  ilire  Rinde  löst  sich  frühzeitig  in  breiten  Fetzen  ab,  wie 
die  der  weissen  Hickory  (Shell-bark  hickory),  später  hat  sie  eine  länglich 
risHige,  weiK.sliche  Borke;  die  Verwendung  des  Holzes,  sein  specifisches 
Gewicht  wie  bei  alba;  der  Splint  umfasst  2,5  cm.  Bei  lokalem  Vor- 
kommen bildet  sie  je  nach  BeschafPenheit  des  Standortes  kleinere 
Gnipp4*n,  alleinherrscrhend,  ein  Bild,  das  der  nord amerikanische  Wald 
nicht  oft  darbietet. 

Quercus  obtusiloba  Michx.  (syn.:  stellata  Wangh.),  Post 
oak.  Hartland-Eiche,  ist  so  allgemein  verbreitet  wie  alba,  findet 
sicli  alMT  meist  auf  einem  ganz  specifischen  Standorte,  niimlich  trocken, 
kie«ig-iiandig(Kler  auf  einem  harten  Ijehmboden  (Post  oak  land);  dort  wächst 
110  mit  der  S<'hwar/eiche  zusammen;  auf  solchem  undiiichlässigen  Boden, 
auf  dem  tnx«kene  und  nasse  Partien  rasch  uccliscjn,  d(M-  arm  an  (iras 
und  Kriiuti'ni  JHt  fehh«n  die  Hickory  vollständig.  Mit  den  gcnügsamc^n 
S^-hwarx-  und  Sichelfichen  bildet  sie  eine  Art  Unterbestand  iiiitci  d.M 
inofi»-  und  mitiK-Kiefern  in  den  südlichen  Alieghanies.  Das  rauli- 
hn--  »"  'f  mu'U  dem  Typus  anf  Tafel  I;  die  Früchte  fjust  sitzend, 
dl  p|H-n  (Us  HiH-hers  anliegend    mit  dunkler  S|)itze;  die  Eichel 

**'•  "lit  whwaraen  Län(p>htreifen    und  mit  kurzwolliger  SpityA) 


—     145     — 

(Tafel  II) ;  das  Innere  des  frischen  Samens  safr-angelb.  Der  Baum 
erreicht  kaum  20  Meter  Höhe;  sein  Holz  mit  3  cm  Splint  wird  nur 
gelegentlich  benützt. 

Quercus  PrinosL.,  Chesnut  oak,  Gerbereiche;  der  Name 
„Kastanieneiche"  gebührt  nur  der  Q.  sen*ata  in  Japan.  Der  Bergregion 
angehörend,  erreicht  diese  Eiche  in  den  südlichen  Alleghanies  ihr 
Maximum;  als  der  wichtigste  Grerbstofflieferant  unter  den  Eichen  im 
Osten,  wird  der  Baimi  allseitig  angefallen;  „Mllionen  Puss  (b.m)  dieses 
Baumes  verfaulen  im  Walde,  nachdem  man  ihnen  die  Rinde  abgezogen, 
weil  der  Werth  dieses  Baumes  (für  Schwellenholz)  in  vielen  Gegenden 
unbekannt  ist  oder  unterschätzt  wird",  sagt  ein  Circular  der  forstlichen 
Abtheilung  des  landwirthschaftlichen  Ministeriums.  Das  specifische 
Gewicht  des  dunkelbraunen  Kernholzes  ist  gleich  dem  der  Weisseiche; 
dagegen  soll  es  elastischer  sein  als  diese;  Splint  1,5  cm  breit,  Rinde 
dunkel  rothbraun;  die  Blätter  sind  nicht  kastanienartig,  wie  der  ein- 
heimische Namen  sagt,  sondern  wie  die  Figur  auf  Tafel  I  zeigt, 
unterseits  kurz  behaart  und  hell;  die  grossen  Früchte  in  einer  dünnen, 
rauhen,  am  Rande  schneidigen  Cupula.  (Tafel  II.) 

Quercus  prinoides  Willd,  Chinquapin  oak,  Chin- 
quapin-Eiche;  eine  Straucheiche  in  Massachusetts  sowie  in  den  west- 
lichen Staaten,  wird  sie  im  Mississippidelta  (die  Identität  beider  Formen 
vorausgesetzt)  ein  Baum  erster  Grösse;  ich  gebe  die  Abbildung  der 
bei  der  Baumform  auftretenden  Blätter  (Tafel  I)  nach  einem  von  Dr.  Mohr 
in  Mobile  mir  gütigst  geschenkten  Exemplare;  die  Blätter  unterseits 
durch  kurze  Behaarung  heller  als  die  Oberseite;  junge  Blätter  und  Triebe 
sind  gelb  behaart ;  die  Früchte  (Tafel  II)  sind  nach  der  Zwergform  abgebildet. 
Diese  Eiche  hat  auffallende  Aehnüchkeit  mit  der  japanesischen  Q.  glan- 
duHfera,  während  Prinos  sehr  an  die  japanischen  Q.  crispula  oder 
grossiserrata  erinnert. 

Quercus  Michauxii  Nutt.,  Basket  oak,  Cow-oak,  Korb- 
eiche. Sie  erreicht  in  S.c.  auf  alluvialem  Boden  ihre  YoUendung;  ihre 
Blätter  halten  die  Mitte  zwischen  Prinos  prinoides,  doch  sind  die 
Blätter  (Tafel  I)  unterseits  durch  eine  filzige  Behaarung  gekennzeichnet ; 
die  Früchte  sind  sehr  gross  (Tafel  H) ;  das  Holz  ist  durch  seine  Spaltbarkeit 
sehr  bemerkenswerth,  die  es  ermöglicht,  dasselbe  zu  Körben  zu  benützen. 

Quercus  Durandii  Buckley,  Durand's  Eiche,  die  „weisse 
Eiche"    des   südlichen    und   westüchen   Texas;    auf   ti'ockenen   Hügeln 

Dr.   Mayr.  lÖ 


—     146     — 

sirauiliionni-.    im   Alluvium    der  Flüsse   ein  hoher  Baum,    in  Alabama 
Suiten  (Mohr). 

Qiiorcus  lyrata  Walt.,  Leiereiche;  in  S.  c.  zahlreich;  die 
Bhittform  an  jungen  Räumen  leierfr>rmip:  gebuchtet  (Tafel  1),  später  mehr 
der  alba  sicli  nähernd  (Tafeil),  Früchte  gross  (Tafel  II);  Holz  von  Q. 
alba  kaum  verschieden.  Diese  und  die  Kt)rbeiche  nehmen  von  den 
sü<lländischen  Ei'hen  die  feuchtesten  Standorte  ein,  die  zuerst  bei 
Regen  unter  Was.ser  gerathen. 

Botanisch  mehr  als  forstlich  interessant  sind  die  Bastarde  der 
Weisseichen,  von  denen  ich  nur  (^  alba  und  obtusiloba  abgebildet 
habe.  Herr  G.  Lotterman  in  AUenton  (Mo)  zeigte  mir  einen  solchen 
Baum,  den  einzigen,  der  dem  eifrigen  P\)rscher  bekannt  geworden  war; 
derselbe  hatte  eine  Kindenbildung,  Avie  sie  der  alba  angehört,  während 
dio  Ciipula  der  Eicheln  für  die  obtusiloba  bezeichnend  war;  die  Eichel 
selbst  war  der  alba  gleich.  Abbildung  des  Blattes  vide  Tafel  I.  Bei 
Spartanburg  in  Süd-Carolina  war  ich  so  glücklich  ein  zweites  E.xemplar 
zu  entdecken,  einen  liohen  Baum,  den  man  vielleicht  seiner  unge- 
wöhnlichen Ei-schcinung  wegen  gepflanzt  hatte;  die  Rinde  war  der  alba 
gleich,  die  Blätter,  untei-seits  behaart,  hielten  die  Mitte  zwischen  alba 
und  obtusiloba;  die  Früchte  waren  völlig  mit  den  obtusiloba-Früchten 
mit  den  dunkeln  Ijängsstreifen  identisch;  von  den  übrigen  Bastarden 
sah  ich  nur  gepflanzte,  kleinere  Exemplare. 

Die  Seh  wa  rze  i  clien  sind  von  jelici-  die  Lieblinge  der  euro- 
päischen Baum^süchter  und  Parkbesitzei-  und  zum  Theil  auch  der  Foi-st- 
leuto  gewesen;  das  beweisen  die  zahlreichen  über  ganz  Deutschland 
vertJieilten  Bäume  jeglichen  Altei-s;  sie  verdanken  diese  Auszeichnung 
ihrer  Frosthärte,  Schnellwüchsigkeit  und  sclK'inen  Färbung  im  Herbste; 
fürstlich  haben  sie  kaum  einen  Yurtheil  gegenüber  unseren  Eichen, 
trotz  des  ras<'hr'n  Wuchses;  es  scheint,  dass  diesen*  Vorzug  duich  die 
g»  '  Güte  des  Eichenholzes  wieder  aufgewogen  wiid:   in  Amerika 

w«-m;;-«t«iis  wird,  wenn  Weisseicjjenhojz  zu  haben  ist.  jenes  dei-  Schwarz- 
<.;.  1...,,  nicht  benutzt. 

QuorcUH  rubra  L.  |{<d  (»ak.  Rot  he  i  che  ist  diiivli  das  ganze 
Liubhol/gebiet  verbreit<?t^  ganz  hervorragend  an  der  Zusammensetzung 
de«  Wald«*s  betheiligt  und  l»edingt  damit  zum  grossen  Theile  die 
nithliehe,  her!»stliehe  Färbung  desselben.  Benierkenswerth  ist,  dass  sie? 
wi'it'T  iifti'h  Norden  g«'ht  als  j<'<h'  arnh're  Kich<',  sowie  sie  auch  in  den 
Aik'glianieM  bis  hart  an  dio  Tanneuregion  heranreiciit ;  dabei  kann  man 


—    147     — 

sie  als  stattlichen  Baum  auf  allen  guten  Bodenarten  und  Expositionen 
sehen.  Ihr  Holz  nimmt  an  Schwere  nach  Süden,  also  mit  der  Yfege- 
tationsdauer  und  -Intensität  dem  Optimum  entgegen  zu ;  gleiches  findet 
von  sandigen  Böden  nach  reichen,  feuchten  und  lehmigen  Böden  hin 
statt.  Das  specifische  Grewicht  des  Holzes  beträgt  65  nach  den  Census- 
angaben,  64  nach  meinen  weniger  umfangreichen  Bestimmungen.  Die 
Wachsthumsgeschwindigkeit  ist,  wenigstens  in  den  ersten  50  Jahren, 
bedeutend  rascher  als  von  unserer  Eiche.  Das  im  New-Yorker  Museum 
befindliche,  auf  fi*eier  Eläche  erwachsene  Stück  (second  growth)  hatte 
mit  20  Jahren  einen  Durchmesser  von  15,8  cm,  mit  40  von  28,8  cm 
und  mit  57  von   46,6  cm  erreicht.     Es   scheint,   dass   die   rubra    ihre  / 

Schnellwüchsigkeit  auch  bei  uns  beibehält.  Eine  in  Kleinflottbeck  /  i 
bei  Hamburg  erwachsene  Eiche,  die  ich  von  Herrn  J.  Booth  gütigst 
erhielt,  zeigte  mit  40  Jahren  selbst  30,6  cm  Durchmesser,  mit  52  Jahren 
aber  nui- 37,8  cm.  So  schlecht  wie  Emerson  das  Holz  darstellt,  scheint 
es  doch  nicht  zu  sein;  wenigstens  wird  es  zu  Eassdauben  gerne 
genommen.  Unbestritten  bleibt  ihr  dekorativer  Yorzug,  eine  Eigen- 
schaft die  sie  mit  anderen  Eichen  ihrer  Heimat  den  unserigen  gegen- 
über theilt.  Das  Holz  deckt  eine  Borke,  die  in  schmalen,  dünnen 
Platten  sich  ablöst;  ihr  Kern  ist  röthlichbraun ,  der  Splint  weisslich 
2  cm  breit. 

Das  Blatt  ist  nur  etwa  zur  Hälfte  eingeschnitten,  Schattenblätter 
oft  nur  bis  V4  der  Blattspreite  (Tafel  I);  die  Früchte  (Tafel  II)  gross 
mit  flacher  Endfläche,  entsprechend  der  seichten  Cupula;  die  Früchte 
deckt  leicht  abwischbarer,  ockerfarbiger  Flaum;  die  Eichelschale  ist 
braunroth  glänzend. 

Quercus  coccinea  Wangh.,  Scarlet  oak.  Scharlacheiche. 
Die  botanischen  Merkmale  sind  denen  der  folgenden  Kotheiche  gegen- 
über gestellt  (Tafel  I  und  II) ;  durch  Süden  und  Norden  verbreitet,  erreicht 
diese  Eiche  30  Meter,  ausnahmsweise  selbst  54  Meter  (Sargent);  im 
specifi  sehen  Gewichte  übertrifi't  sie  mit  74  die  Kotheichen,  ohne  dass 
aber  desshalb  der  Gebrauchswerth  des  Holzes  bis  jetzt  ein  grösserer 
wäre  als  jener  der  übrigen  Kotheichen.  Dekorativ  ist  sie  ausser- 
ordentlich wirkungsvoll  dui'ch  die  rothe  Färbung,  die  etwas  hellere 
Töne  als  alba  und  rubra  zeigt. 

Die  technisch  wichtigste  unter  den  Kotheichen  ist 

Quercus  tinctoria  Bartr.,  Black  oak,  Färbereiche,  deren 
Rinde  einen  gelben  Farbstoff  für  die  Färberei   gibt.     Durch  das  ganze 

10* 


—     148     — 

Gebiet  verbreitet,  ist  sie  auf  trookenon,  oft  steinigen,  kiesifren^Höhoii- 
Ij^reh  zahlreich.  Die  Blätter  (Tafel  I)  stehen  zwischen  rubra  und 
coooinea  in  der  Tiefe  der  Ausbuchtung!:,  von  beiden  durch  die  lange 
Zeit  sich  erhaltende  Bedeckung  der  Unterseite  mit  Sternhaaren  unter- 
schieden; die  Blüthen  entfalten  sich  später  als  bei  coccinca  und  die 
jungen  Blätter  und  Triebe  sind  weiss  behaart;  die  Schuppen  der  Cupula 
sind  bei  tinctoria  am  oberen  Rande  abstehend,  bei  coccinea  fest  anliegend 
(Tafel  11);  beide  Eichen  wechseln  in  Gestalt  und  Grösse  der  Flüchte, 
die  mit  abwist^ibarem  Flaum  bedeckt  sind.  Die  junge  Rinde  der  tinctoria 
sowie  das  Sameneiweiss  sind  gelb,  bei  coccinea  weiss;  die  Borke  der 
Färbereiche  längs-  und  tiefrissig  mit  spärlichen  Querrissen,  bei  der 
Scharlacheiche  mit  zahlreichen  Querrisson;  vom  dekorativen  Standpunkte 
verdient  sie  wcniircr  Beachtung,  da  die  herbstliche  Färbung  am  wenigsten 
unter  den  Rotheichen  hervorsticht. 

Quercus    palustris    Du    Roi,     Pin    oak,    Nadeleiche, 

Spiesseiche.    Von  allen  Verwandten  ist  der  ersvachsene  Baum  durch 

den   ausgesprochen   geraden    Schaft   unterschieden ,    der    sich    wie    bei 

einem  Nadelholz  bis  in  die  Spitze  verfolgen  lässt.     Da  die  Belaubung 

wofren  der  tief   eingeschnittenen  Blätter,    etwa   zwei  Drittel    der  Bhitt- 

fläi-h»*.  eine  lockere  ist,    fällt  die  Durchsichtigkeit  der  Krone  auf;    die 

A<-stc  sind  sehr  dünn,  etwas  hcrabhäng(Mi(l  und  erhalten  sich,  abgestorben, 

lange  Zeit  spicssförmig  vom  Baume  abstehend,  wesshalb  sie  den  Namen 

1*111  oak,  Nadeleiche,  erhalten  hat;    die  Blätter  sind  die  kleinsten  von 

M  Hothoiehen,  und  öfter  als  bei  coccinea  stehen  bei  ihnen  die  gegen- 

i   Lippen  auf  ungleicher  Höhe;    die  Früchte    klein  mit  seichtem 

B<Nher.     (Tafel   II.) 

Auf  kräftigem  Boden  am  Flussrande  und  den  anliegenden  Nicder- 
•iV/en  in  S.  r.  anwächst  sie,  die  Nadeleiche,  mit  einem  walzenförmigen 
"^  fi.ifti»  von  groHser  Vollkommenheit,  bis  zu  30  Meter  Höhe  und  dar- 
uU-r.  Ihr  Holz  hat  dem  anderer  Rotheichen  gegenüber  keine  Vorzüge. 
Auf  Hncm  Stn-ifen  I^jind  v(»n  Ma.ssachusetts  bis  Tenessee  beschränkt, 
w&chHt  hie  nirgend  im  Sumpfhinde,  wie  ihr  Name  sagt,  sondern  nur 
am  Hände  von  feuchten»m  Terrain  und  in  Niederungen,  in  (h>uen  nach 
kräftigem  Regen  für  ein  paar  Tage  stagnirendes  Wasser  sich  erhält ; 
wiweit  wenigHtenK  n'ichen  meine  Beobachtungen.  Diese  Eiche  wächst 
wohl  in  der  Jugend  am  Hchnellsten  von  allen  Eichen. 

QuereuH  fulcutu  Michx.,  Spanish  nak,  Si  cii(>l  ei  che.  in 
B.  a.  und  e.  hetmiach,     bildet    uie   im    Hügelland    der   Golfstaateii    mit 


—     149     — 

Q.  Catesbaei  und  nigra  ein  zweites  Wachsthnm  nach  Ausnutzung  des 
Unvaldes,  das  reichlich  mit  Kiefern  durchsetzt  die  südlichen,  sandig- 
kiesigen Ausläufern  der  Alleghanies  bedeckt ;  mit  Catesbaei  nimmt  sie 
von  den  mageren  Böden  der  südlichen  Kiefer  Besitz,  bleibt  aber  ein 
niedriger  Baum.  Auf  gutem  Boden  ist  die  Sicheleiche  ein  stattlicher 
Baimi  mit  eigenartiger  Belaubung,  welche  den  Namen  „Sicheleiche" 
rechtfertigen  mag  (Tafel  II) ;  an  jungen  Bäumen  oder  an  im  Schatten 
erwachsenen  Blättern  sieht  man  oft  blos  dreilappe  Formen,  oft  sind  die 
Lappen  so  reducirt,  dass  das  Blatt  dem  der  Schwarzeiche  nahe  konunt; 
die  Blätter  sind  unterseits  kurz  behaart  und  dadurch  hell ;  die  Eichel  an 
der  Schale  mit  feinen  Vertiefungen  (Tafel  II).  Das  Holz  der  Sicheleiche 
scheint  sich  zu  dem  der  übrigen  nordamerikanischen  Eichen  so  un- 
günstig zu  verhalten,  wie  das  der  ungarischen  Zerreiche  zu  dem  der 
mitteleuropäischen  Eichen,  es  ist  nämlich  fast  ausschliesslich  Brennholz. 

Quercus  Catesbaei  Mi chx.,  Tu rkey  oak,  Gabeleiche,  ein 
Halbbaum,  der  besonders  mit  Q.  nigra  zusammen  den  sandig-kiesigen, 
ausgewaschenen  Boden  im  südlichen  Laubholzgebiete,  besonders  inner- 
halb der  Kiefern  einnimmt.  Durch  das  rasche  Bodenfeuer  wenig  ver- 
letzt, gelangt  sie  mit  nigra  in  derartigen  Standorten  allmählig  zur  Vor- 
herrschaft;  sie  liefert  auf  solchen  Plätzen  ein  gutes  Brennholz  und 
Kleinnutzholz.  Leider  ist  sie  wie  nigra  bei  uns ,  die  wir  so  viele 
herabgemagerte  Kiefernböden  besitzen,  wegen  der  Fi'ostgefahr  kaum 
brauchbar.  Ihre  Blattform  mag  den  deutschen  Namen  rechtfertigen,  den 
sie  auch  in  Amerika  führt;  das  Blatt  (Tafel  I)  ist  unterseits  kahl  und 
verfärbt  unter  den  Eichen  des  Südens  am  besten  roth;  die  Früchte 
kommen  denen  der  Scharlacheiche  am  nächsten,  sind  aber  deutlich 
dadurch  unterschieden,  dass  die  Hüllschuppen  am  oberen  Kande  der 
Cupula  umgebogen  sind  und  die  Innenseite  derselben  bis  zur  halben 
Tiefe  auskleiden  (Tafel  II). 

Quercus  nigra  L.,  Black  Jack,  Schwarzeiche.  Von  New- 
York  an  durch  den  ganzen  Süden,  ein  Baum  bis  18  Meter  Höhe;  mit 
falcata  und  Catesbaei  auf  trockenem,  kiesig-sandigen  oder  mit  obtusiloba 
auf  lehmigem  Boden  lichte  Bestände  von  geringer  Höhe  bildend ;  Blätter 
vorwiegend  dreilappig  (Tafel  I),  Früchte  (Tafel  II)  der  Scharlacheichel 
sehr  ähnlich,  aber  durch  die  blauschwarzen  Längsstreifen  unterschieden ; 
im  Norden  (Jersey)  bildet  sie  mit  Vaccinieen  den  Bodenschutz  in  den 
Kieferwaldungen.  Die  Rinde  des  Baimies  ist  eine  dunkelgraue,  klein- 
aber  tiefschuppige,  harte  Borke. 


—     150     — 


Quercue  imbrioaria  Michx.,  Laurel  oak,  Glanzeiche, 
ein  sehr  ästiger  Baum,  clor  besseren  Boden  als  die  beiden  vorigen  ver- 
'i'  jt;  die  dunkel^rnmen ,  gliinzend(»n  Blätter  rechtfertigen  den  Namen; 
ii.i.de  klein,  dickscliuppig,  Bliitter  ganzrandig  (Tafel  I),  unterseits 
Inr/  und  woi.hhaarig:    die   kleinen  Früchte  (Tafel  II)  der  Nadeleichel 


.i:.ii 


Quercus  laiirifolia  Michx.,  Laurel  oak,  Lorbeereiche, 
ufter  iüs  Varietät  von  Phellos  genommen,  ist  ganz  auf  den  Süden  der 
Ijaubholzzune  beschränkt,  besonders  mächtig  im  Gebiete  des  Inuuer- 
grünen  am  St.  Johnflusse  in  Florida  und  dort  fast  immergrün.  Blätter 
von  sclir  kräftig  wachsenden  Exemplaren  an  Gestalt  und  Grösse  der 
vorigen  sehr  älmlich  (Tafel  I),  aber  unterseits  völlig  kahl ;  gew()hnlich 
jedoch  .sind  die  Blätter  kleiner;  Früchte  ganz  glatt,  glänzend  mit  dunkeln 
Längsstreifen  (Tafel  II) ;  Sameneiweiss  von  gelber  Farbe. 

Quercus  aquatica  Walt.,  Walter  oak,  Sumpf  ei  che,  Wasser- 
eiche; Blätt<'r  der  Kurztriebe  kleinen  Blättern  der  Schwarzeiche  ähnlich 
(Tafcd  I),  an  lüngstrieben  und  jungen  Pflanzen  aber  wie  die  Abbildung 
auf  Tafel  I;  die  Früchte  (Tafol  II)  steh(Mi  zwischen  Phellos-  und  Lauri- 
foliafrücliten ,  von  PlieHos  (hirch  (h'U  scliwachi'n  Glanz  der  Oberfläche, 
duR'h  spärliche  Haaro  und  durch  die  seichte,  an  Rotheiche  erinnernde 
Cupula  verschieden.  Kinde  des  erwachsenen  Baumes  glatt.  Diese  Eiche 
wä^-hKt  unter  den  verwandten  Südländern  in  der  Union  am  schnellsten ; 
mit  40  50  cm  Brusthöhendurchmesser,  in  30  Jahren  übertriff't  sie 
selbst  vircns. 

Quercus  heterophylla  Midix.  f..  Hiiitinnrs  oak,  I^ar- 
tram8-Ei(rh  e.  Diese  Kiche  habe  ich  im  wilden  Zustande  nicht 
gesehen,  wesshalb  ich  keine  Abbildung  V(m  Blättern  iiml  Früchten 
gehi'n  kann.  Sie  ist  in  Nonhunerika  selt<'ii  in  den  (Jolfstaatcii  und 
winl  von  Vieh*n  als  Bastard  betrachtet. 

(^Uf^rcus  Phellos  L.,  Willnw  o  ak  ,  W  ei  d  e  u  e  i  ch  c.  Kiiichte 
und  Blätter  kleiner  als  von  der  Lorbeereiche;  Eicheloberflächc  matt 
mit  feinen  grubi^'cn  Vertiefungen,  in  welchen  kurze,  helUnaune  Haare 
Hitoen.,  die  daJier  nicht  abwischbar  sind:  die  Wei(h'neichc  imt  wohl  die 
kleiniiti'n  Früchte   von   allen    Kichen    (Tafel  11):    in    den   KiistenstaatcMi 

)i  von  New-Y<»rk  bis  Texas  heimisch,  liebt  sie  frisclien  kräftigen 
'*  '•  der  Ktiirksten  Weideneichen,  die  ich  sah,  stellt  in  den 
»\'-.-»)^aiiin   turi  I»ndon 


-     151     — 

Mehrere  Schwarzeichen,  wie  Q.  cinerea  Mchx.,  sind  kaum  Halb- 
bäiime,  immerliin  jedoch  später  von  Werth,  da  sie  auf  schechten  Böden 
noch  eine  ganz  beachtenswerthe  Holzproduktion  bieten. 

Die  Gattung  Juglans  liefert  überall,  wo  sie  wächst,  werthvoUes, 
besonders  für  Möbelstücke,  Büchsenschäfte  sehr  gesuchtes  Holz;  das 
der  europäischen  Wallnuss  war  vor  Auffindung  des  Mahagoniholzes 
in  Westindien  fast  ausschliesslich  zu  obigen  Zwecken  in  Europa  in 
Grebrauch  und  wurde  in  ziemlicher  Menge,  trotz  der  schwarzen  Wall- 
nuss, nach  Amerika  exportirt;  heut  zu  Tage,  da  die  alten,  starken 
Wallnussbäume  der  Ausrottung  nahe  stehen,  steigt  wieder  die  Einfuhr 
von  in  Europa  gewachsenem,  oft  mit  werthyollen  Masern  versehenem 
Nutzholze.  Dass  es  aber  immer  noch  herrliche  Exemplare  der  beiden 
nordamerikanischen  Nussarten  gibt,  dafür  konnten  die  schönen,  polirten 
Kiesenbretter  imd  Maserfournire  der  Staatsausstellung  von  Mssouri  in 
St.  Louis  1885  als  Belege  dienen.  Die  Menge  der  Nussbäume,  die  dem 
Eisenbahnbau  zum  Opfer  fallen  und  auf  deren  Schäften  die  Schienen 
ruhen,  ist  enorm;  man  versicherte  mir,  dass  zu  Stossschwellen  von 
4,25  Meter  Länge  neben  Weisseiche  und  Gleditschie  das  Holz  des 
Nussbaimies  vorzüglich  sei;  in  manchen  Staaten  ist  die  Yernichtung 
der  Nutzbäume  geradezu  schon  vollendet,  sie  helfen  anderen  Staaten 
ihre  Yorräthe  aufzehren. 

Juglans  nigra  L.,  Black  Wallnut,  Schwarze  Wallnuss. 
Durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet,  erreicht  sie  ihre  grösste  Entfaltung 
in  S.  c. ;  dort  erhebt  sie  sich  auf  dem  angeschwemmten,  kräftigen  Boden 
bis  zu  45  Meter  Höhe.  Die  Frucht  hat  die  Form  eines  Apfels,  ist 
mit  dicker,  unbehaarter,  anfangs  grüner,  abgefallen  schwarz  werdender 
Schale  umgeben ;  die  Steinschale  schwarz,  tief  grubig-warzig  (Tafel  lY) ; 
am  grössten  sind  die  Früchte  im  Optimum,  in  S.  c;  nach  Nord  und 
West  nimmt  die  Grösse  beträchtlich  ab.  Die  Nüsse  von  Texas  sind 
kaum  halb  so  gross  als  jene  von  Mssouri  und  seicht  runzelig  an  der 
Oberfläche.  Den  Namen  „Schwarze  Wallnuss"  verdankt  sie  der  anfänglich 
kleinschuppigen,  dunkelgrauen  Borke,  welche  später  tief  rissig  wird. 
Wo  der  Baum  isolirt  aufwächst,  zertheilt  sich  der  Stamm  schon  früh- 
zeitig in  sehr  kräftige  Seitenäste  und  nähert  sich  dadurch  im  Habitus 
unserer  Wallnuss  ;  im  Waldesschlusse  dagegen,  auf  dem  fruchtbaren  Boden 
der  Flussniederungen,  an  tiefgründigen  Berghängen  entwickelt  er  einen 
vollendeten,  astreinen  Schaft.  Kostbarer  aber  als  so  tadellose  Nutzstücke 
sind  die  Maserbildungen.     Das  Holz   nimmt  eine  vorzügliche  Politui* 


—     152     — 

an,  färbt  sich  mit  der  Zeit  dunkler,  bis  fast  schwarz  und  ist  in  allen 
seinen  guten  Eigenschaften  dem  lli>lze  der  grauen  Wallnuss  überlegen ; 
fast  der  ganze  Holzköri)er  eines  Stammes  besteht  aus  dunkelbraun- 
violettem Kemholze,  denn  der  Splint  ist  nur  1  cm  breit.  Der  Zuwachs- 
gang der  Wallnuss  im  Urwalde  ist  sehr  langsam;  ein  192 jähriger 
Baum  hatte  1,5  Meter  über  Boden  in  20  Jahren  erst  einen  Durch- 
messer voD  4,4  cm,  im  60.  von  13,0  cm,  im  100.  von  32,8  cm,  im 
192.  Jahre  von  67  cm  erreicht,  wobei  die  bezüglichen  Jahrringsbreiten 
sich  auf  1,1  mm,  1,2  mm,  1,6  mm  und  1,7  mm  berechnen;  man  kann 
sich  denken,  welch' hohen  Werth  solches  feines,  gleichmiissig  gewachsenes 
Nutzholz  besitzen  muss;  solches  Holz  erwächst  heutzutiige  in  Amerika 
nirgends  mehr,  wo  der  Urwald  vernichtet  wui'de;  solches  Holz  wird 
auch  schwerlich  in  Europa  erwachsen,  wenigstens  nicht  in  Deutsch- 
land, weil  bei  uns  die  Wallnuss  sich  auch  in  der  Jugend  als  sehr 
empiindlich  gegen  Beschattung  erweisen  düi-fte.  In  Hohenheim  erreichte 
ein  astreiches,  freierwachsenes  Exemj)lar  in  100  Jahren  1  Meter  Stamm- 
durchmesser,  ein  anderes,  in  der  Beengung  durch  andere  Bäume  auf- 
gewachsen, entwickelte  einen  vollendeten  Schaft. 

Juglans  cinerea  L.,  Butter  nut,  Butternuss,  Graue 
Wallnuss.  Ihr  Verbreitungsgebiet  ist  beschränkter,  die  Farbe  des 
Kernholzes  kaum  blasser  und  unschöner  als  jene  der  schwarzen  Nuss; 
aber  im  specifischen  Gewichte  steht  die  Butternuss  mit  41  weit  hinter 
der  K<'h Warzen  Nuss  (61)  zurück,  obgleich  dieser  Faktor  bei  dem 
spocifischen  Nutzwerthe  der  Nussartcn  von  geringer  Bedeutung  ist ; 
auch  sie  verlangt  tiefgründigen  Boden,  warme  geschützte  Lage,  wenn 
sie  zu  einem  Nut/baume  erwachsen  soll,  steht  aber  dann  an  AVachsthums- 
schnelligkeit  sicher  hintfir  der  schwarzen  Wallnuss  nicht  zurück.  Die 
Frucht«;  mit  der  S(jhale  haben  IMlaumcnform,  mit  rothbraunen  limiren 
dicht  besetzt;  die  steinige  Innenschale  mit  deutli(;h  erkennbaren  Längs- 
ripjH?n,  dazwischen  erhabene  schwarze  Warzen  und  Spitzen  (Tafel  IV). 
Dax  un|)aarig  gefiederte  Blatt  ist  dem  der  vorigen  Art  sehr  ähnlich,  aber 
beiderKeits  weich  behmirt. 

Die  zur  Familie  der  Juglandineen  gehörige  Gattung  Cai  va  ist 
eine  ganz  HjKH-ifiwh  nordamerikanisclie  (iattuiig  und  dort  durch  acht 
Arten  vortn-ten.  Neben  Unterschieden  in  dr^r  Hlüthen-  und  Krucht- 
bildung  -  die  Hiek<»rynühHe  öffnen  sich  nie  narii  dm  Längskanten, 
hindern  Z'Tfallen  bei  der  Keimung  zw  i  seilen  denselben  in  zwei 
Theiie  iHt  bosonderH  ihr  Holz  anatomisch  von  dem  der  Juglaiisarten 
deutlich  verMhi.deii-  «s  /«irrf  .tw,,^  Aehnlichkeit  mit  dem  der  Esche,  von 


—     153     — 

dem  es  leicht  zu  unterscheiden  ist  durch  die  zarten,  dem  Jahresringe 
parallelen  Parenchymstreif en ,  die  an  feinen  Querschnitten  dunkel,  bei 
beliebigem  Hirnschnitte  aber  wie  helle  Linien  in  der  dunkeln  Kemholz- 
masse  erscheinen  (Fig.  4).  Das  Holz  der  Carya's  ist  unter  dem  Namen 
Hickory-wood  bekannt  und  gehört  zu  den  werthvollsten  Hölzern,  welche 
die  nördliche,  gemässigte  Erdhälfte  producirt.  Der  Preis  für  bestes 
Nutzholz  betrug  in  Boston  1876  400  Mark  pro  2,5  cbm  zugeschnittene 
Waare;  dem  hohen  specifischen  Gewichte  entsprechend  ist  auch  der 
Brennwerth  des  Holzes  ein  sehr  hoher;  er  wird  gewöhnlich  gleich  100 
genommen  und  die  übrigen  Hölzer  dazu  in  Proportion  gesetzt.  Der 
Preis  für  3,5  Ster  Hickorybrennholz  betrug  in  der  Stadt  Boston  1885 
64  Mark,  in  dem  Lande  (Massachusetts)  32  —  40  Mark. 

Anatomische  Yerschiedenheiten  im  Bau  des  Holzes  der  einzelnen 
Arten  scheinen  nicht  zu  bestehen ;  ihre  Trennung  in  der  Praxis  ist 
desshalb  eine  mangelhafte  und  der  Name  Hickory  ist  ein  Sammelname 
für  Holz  von  mehreren  Arten;  bei  Handelswaare  ist  immer  das  Holz 
einer  der  am  weitesten  nach  Norden  reichenden  Carya  gemeint;  diese, 
Carya  alba,  porcina,  sulcata,  tomentosa  und  amara  umfassend,  stehen 
sich  nämlich  in  ihrem  Gebrauchswerthe  sehr  nahe;  in  erster  Linie 
dienen  sie  zu  Handgriffen  von  Geräthen  aller  Art,  beim  Wagenbau 
insbesonders  zu  zierlichen  Speichen  (dünnster  Querschnitt  an  Luxus- 
wagen 3,75  Dem,  dickster  4,5  D cm ,  Kadspeichenlänge  54  cm),  zu 
Keifen,  Körben  und  zwar  wird  liiezu  jene  Art  verwendet,  die  am 
nächsten  zur  Hand  ist.  Die  südlichen  Arten  dagegen,  C.  olivaeformis, 
myristicaef ormis ,  aquatica  stehen  in  ihrem  Holzwerthe  weit  zurück 
und  werden  fast  aasschliesslich  als  Feuerungsmaterial  benützt. 

Diess  scheint  mit  dem  früher  erwähnten  Satze,  dass  vom  Optimum 
hinweg  die  Holzgüte  (Schwere)  abnimmt  innerhalb  der  Gattung  sowohl, 
als  für  die  einzelne  Art,  in  Widerspruch  zu  stehen.  Ordnet  man  die 
für  den  Censusbericht  untersuchten  Splintstücke  der  weissen  Hickory 
nach  ihrer  Herkunft  aus  Nord  und  Süd,  so  zeigen  die  Splintstücke 
mit  gleicher  Kingbreite  in  N.  a.  und  c.  ein  specifisches  Gewicht  von 
83,  in  S.  a.  c.  dagegen  von  96 ;  die  Kernstücke  sind  in  geringerer  Zahl 
vorhanden  und  verhalten  sich  N. :  S.  wie  80  :  85.  Auch  bei  den  Eichen 
kann  man  die  Eigenthümlichkeit  beobachten^  dass  die  Arten  mit  weiterem 
Spielräume  ein  schwereres  Holz  bilden  als  die  allein  auf  das  Optimum 
der  Gattung  beschränkten  Arten;  die  Gewichte  der  Hickory's,  nach 
diesem  Gesichtspunkte  geordnet,  verhalten  sich  wie  81  zu  75. 

Die  Hickory's  erreichen  alle  30  Meter,  einige  in  ihrem  Optimum 
selbst  40  Meter  und  darüber.     Lange  im  Halbschatten  um  ilir  Dasein 


—     154 


kämpfond,  konnon  sie  im  Urwalde  keine  Spät-  und  Frühfröste,  wachsen 

'-^abor   am-h    in    Ftdpre  dessen   sehr   lancrsam.     Der  AVaihsthumgang   des 

New- Yorker   Sammlunp^stückes   war,   dem    im    Urwalde  geübten   \ang- 

samen    Verjüngungs verfahren    entsprechend    ein    äusserst    verzögerter. 

Die  Carva  alba  hatte  etwa  2  Meter  über  Boden: 


Alter 
(Jahre) 

Dur(.-hiue88er 
cm 

KreislUiche 
Gern 

Zuwachs  iiro  Jahr 

der  Periode 

n  cm 

10 

1,0 

2,0 

0,2 

20 

'A6 

5,3 

0,3 

40 

f>,4 

22,9 

0,9 

60 

-^.4 

.V,,4 

1,6 

80 

11,^ 

109,0 

2,6 

lOU 

15,0 

17«,« 

8,4 

1L*0 

iy,6 

222,9 

2,» 

IGO 

:u.i 

907,:") 

1,7 

2W 

42,0 

i:)OG,i 

1,5 

233 

49,0 

1884,8 

1,1 

Die»    Splintbreite     des    Stückes     bctiug    4.0    cm      und     umfasste 
'ahri'sringe. 

Eine  alte  Car}'a  porcina  zeigte  folgenden  Zuwachsgang: 


Alter 

Diirtlaiicüöer 

KreiHlhlclie 

Zuwachs  ])r()  Jalir 

MAhr.-. 

«■!I1 

n<-ni 

n  cm 

10 

1,H 

2,5 

0,2 

20 

2,6 

5,3 

0,3 

40 

4,« 

IC),«; 

(),<; 

60 

8,0 

50.2 

1,7 

80 

10,3 

83,3 

1.7 

100 

13.4 

141,0 

3,4 

\2C) 

20 

311,0 

8,6 

MO 

2*»,« 

»;97.i 

19,2 

m) 

as.H 

11H1,4 

24  2 

IHO 

4r,,4 

1617,9 

21,8 

3100 

r,i,i 

2073,9 

22,8 

230 

:m;,m 

2r>02,l 

21,4 

210 

G0,(i 

2HH2,:) 

19,0 

366 

62,0 

3019,0 

8,5 

155    — 


Auffallend  ist  der  langsame  Wachsthunigang  in  den  ersten  hundert 
Jahren,  dann  die  plötzliche  Steigerung  und  lange  Dauer  des  ki'äftigen 
Zuwachses;  der  Splint  betrug  4,1  cm  und  umfasste  44  Jahresbildungen. 

Carva  tomentosa  hatte: 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs  pro  Jahr 
der  Periode 

Gern 

10 

1,4 

1,5 

0,2 

20 

2,4 

4,5 

0,3 

40 

4,4 

15,2 

0,5 

60 

8,4 

55,4 

2,0 

80 

10,8 

91,5 

1,8 

100 

14,1 

156,2 

3,2 

120 

17,4 

237,8 

4,1 

140 

21,0 

346,2 

5,4 

160 

28,6 

642,1 

14,8 

180 

35,0 

962,0 

16,0 

200 

40,0 

1257,0 

14,7 

210 

42,2 

1389,4 

13,2 

Der  Splint  betrug  7,1  cm  und  umfasste  51  Jahre. 
Eine  ausgewachsene  Carva  sulcata  hatte: 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

(Jahre) 

cm 

Dem 

Dem 

10 

1,8 

2,54 

0,3 

20 

3,2 

8,0 

0,5 

40 

5,4 

22,9 

0,7 

60 

9,0 

63,6 

2,0 

80 

13,2 

136,6 

3,5 

100 

18,6 

271,6 

6,7 

120 

26,2 

538,5 

13,3 

140 

35,4 

984,6 

22,3 

160 

42,8 

1438,1 

22,7 

180 

48,4 

1839,4 

19,7 

200 

54,2 

2306,3 

23,7 

220 

60,0 

2827,0 

26,0 

240 

65,0 

3318,0 

24,5 

260 

70,0 

3848,0 

26,5 

280 

74,0 

4301,0 

22,7 

300 

77,6 

4726,0 

21,3 

340 

84,8 

5644,0 

22,4 

—     156     — 


Dieser  Baum,  der  zur  Zeit  Kaiser  Karl  V.  aus  dem  Samen 
keimte,  stand  zur  Zeit  der  Fällung  1879  noch  in  vollster  Wachsthums- 
energie:  die  Splintbreite  betrug  4,1  cm  und  umfasste  46  Jahre. 

Endlich  Carya  olivaefomiis  zeigte  in: 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

Jahre 

cm 

n  cm 

G  cm 

10 

4 

12,8 

1,3 

20 

8.2 

52,8 

4,0 

40 

15,2 

173,5 

6,0 

60 

25,6 

514,9 

17,1 

80 

37,0 

1075,0 

28,0 

100 

45,8 

1646,0 

28,6 

lao 

5«,0 

2463,0 

40,8 

129 

60,0 

2827,0 

40,4 

Die  Splintbreite  betnig  5,4  cm  und  unifasste  20  Jahre. 
Car>a  aquatica  im  Unvalde  erwachsen  : 


Alter 

Diircliinesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

rJahro^ 

cm 

Gcm 

D  cm 

10 

2,8 

6,2 

0,6 

20 

5,0 

19,6 

1.3 

40 

11,6 

10.'),7 

4,3 

60 

20,4 

326,6 

11,0 

80 

26,8 

544,2 

10,9 

100 

32,8 

H44,7 

15,0 

122 

89,6 

1228,9 

17,4 

Splintbreite  5,2  cm   und  33  Jahre  umfassend. 
.Can'a  aquatica,  II.   Waehstlium  (second  growtli): 


Alter 
(Jfthre)   I 

lJur(  liiiii.'Hher 
rm 

Krcihihuiic 
dem 

/u\v;icl»s 
Dem 

10 
20 
81 

4,6 
16,0 
30,0 

16,6 
201,0 
707,0 

1,7 

9,2 

46,0 

ur 


Splintbrcitü  9,1  cm   16  Jahn-  uiniassend. 

'iiva    |)orcina    (II.   Wachsthum).    auf    geringem,    steinigem    aber 
'  licrwinittboden    b«M    H(»ston  erwachsen,    hatte   1,5   Meter 

'  n  loigenden  Zuwm'liHgang: 


157    — 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 
in  einem  Jahre 

(Jahre) 

cm 

Dem 

Gcm 

10 

4,0 

12,6 

1,3 

20 

9,0 

63,6 

5,1 

30 

14,0 

163,9 

9,0 

40 

17,0 

226,9 

7,3 

50 

19,4 

293,4 

6,7 

60 

20,0 

314 

2,6 

80 

21,0 

346,2 

1,61 

95 

22,4 

393,8 

3,8 

Auf  diesem  geringwerthigen  Boden  war  der  Stärkezuwachs  anfangs 
verhältnissmässig  rasch,  erreichte  schon  mit  30  Jahren  sein  Maximum, 
nahm  aber  dann  fast  bis  zur  Unmöglichkeit  die  Jahresringe  zu  zählen 
ab;  erst  während  der  letzten  10  Jahre  hatte  durch  die  starke  Lichtung 
des  Bestandes  zu  Anbauversuchen  eine  Steigerung  des  Zuwachses  statt- 
gefunden. —  Eine  in  Deutschland  auf  sandigem  Lehmboden  in 
Kleinflottbeck  bei  Hamburg  gewachsene  Carya  alba,  die  wie  die  fol- 
genden Herr  J.  Booth  die  Güte  hatte,  mir  zu  überlassen,  hatte  mit 
40  Jahren  einen  Durchmesser  von  17,G  cm,  also  dieselbe  Stärke  wie 
die  amerikanische  aus  zweitem  Wachsthvmi;  vom  40. — 56.  Jahre  der 
Stärkezuwachs  8,05  D  cm  pro  Jahr.  Eine  Carya  porcina  erreichte  mit 
40  Jahren  22,3  cm  Durchmesser  und  hatte  zwischen  40  und  50  Jahren 
einen  Zuwachs  von  6fi  D  cm  pro  Jahr ;  eine  Carya  amara  zeigte  bei 
40  Jahren  14,5  cm  Durchmesser  und  von  da  bis  zimi  56.  Jahre  einen 
Zuwachs  von  6,9  D  cm. 

Bei  allen  Stücken  umfasste  der  Kern  erst  wenige  Jahreslagen. 
Hickory 's  in  der  wärmsten  Lage  Deutschlands,  wo  die  Wallnuss  kaum 
von  Frost  leidet,  die  Eiche  für  Deutschland  am  besten  gedeiht,  dort 
auf  lockerem  und  besten  Boden  gepflanzt,  den  noch  der  Wald  besitzt 
—  und  die  Hickory's  verdienen  den  besten  Boden  —  wird  ihr  Zuwachs 
gewiss  den  einheimischen  edlen  Laubhölzern  nicht  zurückstehen. 

Die  Hickoryarten  nehmen  an  dem  Aufbau  des  östlichen  Laubwaldes 
gleichwie  die  Eichen  einen  grossen  Antheil,  wenn  sie  auch  nie  bestand- 
bildend auftreten  und  meist  nur  isolirt,  insbesonders  von  Eichhörnchen 
ausgesät  und  verbreitet,  vorkommen.  Gelangt  die  verschleppte  Nuss 
in  ein  günstiges  Keimbett,  so  entwickelt  sie  eine  lange  Pfahlwurzel 
mit  spärlichen,  dünnen  Seitenwurzeln,  so  dass  die  Hickory's  zur  Erziehung 
in  Pflanzgärten  sich  wenig    eignen.     Alle  Arten    lieben    tiefgründigen, 


^     158     — 

hx'koron  Bodon  und  auf  dem  kräftigen  Sehwemniboden  der  Flussnieder- 
unfTcn.  über  dem  Hoclnvasserniveau  erliaben,  erwachsen  sie  zu  den 
stattlichsten  Dimensionen.  Alien  Hickory's  ist  ferner  n:enieinsani  die 
späte  Verkemun?  ihres  Holzes  —  etwa  mit  dem  50.  Jahre  beginnt 
die  Verfärbung;  diess  seheint  jed(>eh  für  den  Gebraui-hswerth  der  Hölzer 
belanglos  zu  sein;  wenigstens  wird  bei  der  Verwendung  darauf  keine 
Rürksieht  genonunen;  jaSplinthulz  schätzt  man  vielfach  luUier  als  Kernholz. 


a? 


^y 


Carya  alba  Nutt.,  Shell-bark  Hi  ckory,  blätterborkigt 
oder  w e i SS e  H i e k o r y ;  der  amerikanische  Name  rührt  von  der  Eigen- 
thiimlichkeit  der  Borke  her  schon  im  mittleren  Alter  in  langen,    etwa 

5  cm  breiten,  dünnen  Fetzen   sich  abzu- 

-Tfg^^^ggm^  l«">scn    und    lose    am  Baume  hängen    zu 

'iH^HIi^V  bleiben ;    die  fest  sitzende  Borke    ist  in 

f  der    Regel    1/2   cm   dick    und    aus   drei 

liarten  Schichten  bestehend,  die  sich  dann 

später  in  rechteckigen  Figuren  abtrennen. 

(Fig.  4).    Das  Splintholz  ist  4  cm  breit, 

umfasst  40  bis  50  Jahresbildungen  und 

geht    in    ein     hellröthlich     bis     braunes 

Kci-nholz  übci". 

Di«'  junge  Pflanze  ist  leicht  an  fol- 
genden Figenthinnlichkeiten  zu  erkennen: 
(bis  unj)aang  gefiederte  Blatt  besteht  aus 
fünf  Blättchen;  unter  tausend  Bäumen 
sind  fünf  mit  sieben  Hlüttehen  (nniglich, 
da.ss  diess  J^astarde  von  allta  und  porein;» 
sinri).  Die  drei  obersten  Blättchen  sind 
die  grössten,  nlx-i--  und  untei'seits  glatt, 
nur  an  den  starken  Kipj)en  finden  sich  unteiseits  Ilaare;  J^lattrand 
Ktiinipf  g^-Hügt.  die  Zähne  sind  stets  behaart  (Tjitrl  III);  die  gnissfe  Hi-eite 
von  allen  fünf  Hlättrhen  liegt  in  der  Mittr.  Di«.  Fnielite  (Tafel  JV) 
mit  grüner,  glatter  Schale,  wr-lehe  fast  1  ein  dick  ist  und  eine  blassgelbe 
NiiHM  von  1  —  1.5  cm  liinge  umschliesst.  Die  reife  Nuss  zeigt  von  (dxMi 
^»•wlH'n  4 — 6  Kanten  lunl  «•nthält  einen  sehr  schmackhaften  Kern; 
auj^rewwhwnc*  Früchte  mit  der  grünen  Schale  haben  eine  ausgespioclicne 
Apfel  form  mit  4  Ijingsvertiefungen ,  nadi  denen  bei  der  Keife  die 
Schale  in  4  Tlieijc  zerfällt. 

Di«?   wci    .     Hickory   ist    wohl  am    weitesten    verbreitet    und    am 
gviiH.iijhti'n  unior  den   Verwandten;   vom  Laurentiusflusse    bis  Florida, 


Flg.  4     a  UoU,    b  iUtule  von  C.  alba. 


—     159    — 

vom  atlantischen  Ocean  bis  an  die  Prärie  findet  sie  ihr  Optimum  in  S.  c. 
An  frischen  sanften  Berghängen  mit  lockerem,  fruchtbaren  Boden  ist 
sie  häufig ;  auf  sandigem  oder  kiesigem,  mit  Lehmbestandtheilen  durch- 
mengtem  Boden  ist  sie  nicht  selten;  auf  geringen,  sandreichen  Böden 
vertritt  sie  C.  porcina,  die  selbst  in  die  wenig  frischeren  Partien  im 
südlichen  Kieferngürtel  sich  eindrängt. 

Die  weisse  Hickory  ist  in  der  Jugend  frostempfindlich  bei  uns 
Avie  in  der  Heimat,  wo  sie  im  Halbschatten  anderer  Bäume  aufwächst 
und  auf  fr-eier  Fläche  in  ungünstigen  Jahren  oder  Oertlichkeiten  ebenso 
erfriert  wie  bei  uns.  Erwachsen  nimmt  sie  früher  als  die  meisten 
übrigen  Laubbäume  eine  gelbe  Färbung  der  Blätter  an.  Sie  Avächst 
in  den  ersten  Jahren  langsam,  damit  Hand  in  Hand  geht  die  Mög- 
lichkeit etwas  Beschattung  in  dieser  Zeit  erfragen  zu  können  —  das 
beste  Schutzmittel  gegen  Fi'ost.  Yiele  Bäume  geben  gerade  durch  ihre 
Langsamwüchsigkeit  in  der  Jugend  einen  Fingerzeig  für  ihre  Schutz- 
bedürftigkeit. Der  Schutz  des  Laubholzurwaldes  ist  zuerst  eine  massige 
Ueberschirmung,  dann  eine  über  hundert  Jahre  lange  seitliche  Be- 
drängung, aus  der  allmählig  die  Pflanzen  sich  zur  Herrschaft  durch- 
kämpfen. 

Auf  freier  Fläche  gesät  oder  als  einjährige  Pflanze  versetzt,  hebt 
im  4.  bis  6.  Jahre  ein  sehr  kräftiger  Längs  wuchs  an. 

Carya  porcina  Nutt.,  Pignut  Hickory,  Schweinsnuss- 
Hickory.  Sie  geht  am  weitesten  nach  Süden  und  sie  allein  von  allen 
Hickory 's  sieht  man  in  Nordamerika  auch  mit  einem  weniger  guten, 
steinigen,  selbst  sandreichen  Boden  vorlieb  nehmen;  da  ihr  Holz  in 
seinen  Eigenschaften  jedenfalls  dem  der  weissen  Hickory  nicht  nachsteht, 
erscheint  sie  für  uns  werthvoller  als  jene.  Die  erwachsenen  porcina- 
und  alba-Stämme  sind  durch  ihre  Borke  deutlich  unterschieden,  die 
bei  der  porcina  nicht  in  losen  Stücken  am  Baume  liängen  bleibt,  sondern 
eine  feste,  harte,  kurzrissige,  bis  3  cm  dicke  Borke  ist.  Junge  Pflanzen 
tragen  unpaarige  Fiederblätter  mit  5 — 7  Blättchen;  die  drei  obersten 
haben  ihre  grösste  Breite  im  oberen  Drittel  der  Blattlänge,  die  vier 
beziehungsweise  zwei  untersten  dagegen  in  der  Mtte.  Die  Zähne  der 
Blätter  sind  nach  vorwärts  gekrünmit,  Blatt  und  Zähne  sind  kahl 
(Tafel  III),  behaarte  Foniien  sind  sehr  selten  und  nach  Engel  mann 
Bastarde  zwischen  tomentosa  und  porcina. 

Die  typische  Gestalt  der  Früchte  mit  Schale  ist  die  Birnform 
mit  vier  von  der  Spitze  bis  zur  halben  Länge  herablaufenden  Leisten 
(Tafel  IV).     Die  äussere,  grüne  Schale  ist  nur  1 — 2  mm  dick;  die  ent- 


—     160     — 

hülsto  Nu.>s  ist  der  alba-Nuss  sehr  ähnlich,  meist  etwas  kleiner  und 
die  erhabenen  Rippen  scliwaeher,  meist  das  untere  Ende  der  Nuss 
nicht  erreichend.  Knospen  kurz,  eiförmig,  kahl,  Knospenschuppen  mit 
kalilem  Rand. 

Djus  Holz  der  porcina  berechnet  sich  nach  Sargent  auf  ein  speci- 
fisi'hes  Gewicht  von  84;  meine  bei  Hamburg  gewachsenen  Stücke 
hatten  87  im  Kern  und  79  im  Splinte:  das  Holz  der  alba  ist  nach 
Sargent  gleich  schwer,  nämlicii  84;  meine  mit  porcina  zusammen  auf- 
gewachsene alba  zeigte  75  für  den  Splint  und  82  für  den  Kern,  stand 
also  der  porcina  in  Schwere  ziemlich  nach. 

Die  S<-hweinsnuss -Hickory,  deren  Fruchtverwendung  der  Name 
verräth,  verhält  sich  in  der  Jugend  der  weissen  Hickorv  parallel. 

Carya  amara  Nutt..  Bitter  nut,  Bittern uss;  zwar  von 
gleicher  Verbn^tung  wie  alba,  ist  die  Bitternuss  weniger  häufig  als 
jeno  im  Walde  zu  treffen;  die  Früchte  bedeckt  eine  1/2 — 1  mm  dicke 
grüne  Schale,  an  der  von  der  Spitze  4 — G  dünne,  flügelartige  Wülste 
bis  zur  Hälfte  der  Nuss  herablaufen  (Tafel  IV).  Exemplare  mit  Früchten 
ohne  diese  Hautfalte  sind  sehr  selten;  Mr.  G.  Setterman  in  Allenton 
(Mo)  zeigte  mir  ein  solches  bei  einer  Exkursion  in  das  Eldorada  der 
Hirkor}-,  am  Mcramec,  einem  kleinen  Scitcnflussc  des  Mississippi.  Die 
ausgeliistc  Fruclit  ist  glatt,  ohne  Kippen  und  in  eine  verläng(M-te  S])itze 
au.sgezogen;  die  harte  Sciiale  ist  ebenfalls  sehr  dünn,  dei-  bittere  Kern 
ungeniessbar;  meist  stehen  zwei  Früchte  zusammen  auf  einem  1,5  cm 
langen  Stiel;  vorherrschend   ist  die  Apfelform. 

Die  Blätter  mit  7  11  Fiedi^-blättchen ,  auf  den  Blattrippen  und 
Stielen  unterseits  Haare;  cliarakteristiseli  sind  die  gell)grünen,  vier- 
kantigen, vom  Triebe  weggekrümmten   Knospen. 

Da«  Holz  Ktr'ht  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  76  ziemlicli 
\^'it  hinter  den  beiden  vorigen  Art<'n  zurück;  auch  die  Praxis  kennt 
«ii- ■.<•  VerM'hiedcnh<'it  zu  Ungunsten  der  Bitternuss,  obwohl  si(»  oft 
dien4.'  Art  mit  anderen  verwechselt.  Mein«»  Stücke  geben  73  für  den 
Splint,  80  für  den  Kern.  Dir»  Ansprüche  dieser  Art  an  den  Boden 
»^ind  ziomlich  gross;  auf  trockenen  H()henlagen  ist  sie  selten,  lieht 
11  ganz  bi'Honders  tiefgründige  Flussthäler. 

Carya  tomentosa  Nutt.,  Moek  <  rnu  f -II  i  c  k  o  ry,  Sp(»tt- 
nuM»-H  irkory;  auf  gleichem  Gebiete?  wiedi(i  vorigen,  mit  dem  Optiimiiu 
in  S.  .  '■  M  Früchten  nach  venlient  diese  Hickory  den  Namen; 
Apfel-,    iJiin-,    und   l'Haumengestalt  sind    häutig,  so  dass  iiin-   leuchte 


-^     161     — 

denen  der  alba,  porcina,  selbst  der  sulcata  ähnlich  sind;  die  grüne 
Aussenschale  ist  nicht  so  dick  wie  Yon  alba.  Bei  Allenton  in  Missouri 
ist  überdiess  eine  auffallend  langfrüchtige  Form  häufig. 

Das  Blatt  ist  aus  7  lanzettlichen  Blättchen  zusammengesetzt; 
Blätter,  Blattstiele  und  Eippen  unterseits  weichwollig  behaart,  ebenso 
wie  die  jungen  Triebe  und  die  Eänder  der  Knospenschuppen. 

Die  Borke  gleicht  der  unserer  Eiche  und  erreicht  eine  Dicke  von 
1  cm;  das  braune  Kernholz  ist  von  den  übrigen  kaum  besseren  Arten 
im  Querschnitt  durch  weisse  Punkte,  die  Ausfüllungen  der  Gefässe  zu 
unterscheiden;  specifisches  Grewicht  des  Holzes  gleich  82.  Das  beim 
Stärkewachsthum  erwähnte  tomentosa  -  Stück  war  auf  kräftigem  Boden 
des  Hügellandes  am  Meramec  erwachsen. 

Carya  sulcata  Nutt.,  Big  Shellbark  Hickory,  Gross- 
früchtige  Hickory.  Ihr  amerikanischer  Name  sagt:  grosse,  blätter- 
borkige Hickory ,  weil  ihre  Kindenbildung  der  der  weissen  Hickory  sehr 
ähnlich  ist;  die  am  Stamme  lose  hängenden  Borkenstücke  sind  lang, 
rechteckig  4  cm  breit.  Die  junge  und  etwas  auch  die  ausgewachsene 
Frucht  sammtartig ,  die  reife  Frucht  mit  Schale  5  cm  lang  (Tafel  lY) ; 
die  Schale  ist  dick,  der  helle  Kern  etwas  flach  gedrückt  mit  4  Längs- 
rippen; das  zusammengesetzte  Blatt  bilden  7 — 9  Fiederblättchen;  die 
3  obersten  sind  die  grössten  (Tafel  YI) ;  das  ganze  Blatt  ist  bis  zu 
einem  halben  Meter  lang. 

Die  Spottnusshickory  erwächst  zu  dem  stattlichsten  Baum  unter 
den  bis  jetzt  erwähnten  Carya's,  ist  aber  in  ihrer  Yerbreitung  auf 
einen  Streifen  von  Pennsylvanien  nach  dem  Indian  Territory  und  dort 
auf  den  besten,  kräftigsten  Boden  der  Flussniederungen  beschränkt. 
Das  Holz  dieser  Art  soll  zu  Axtgriffen,  Wagenutensilien  von  allen 
Hickory 's  das  beste  sein  (Letterman).  Das  specifische  Gewicht  beträgt  81. 

An  diese  schliesst  sich  eine  Art,  deren  Holz  nur  Brenn werth 
besitzt,  deren  Früchte  aber  als  die  schmackhaftesten  unter  den  Jug- 
landineen  gelten  und  in  den  Yereinigten  Staaten  neben  den  importirten 
europäischen  Nüssen  in  grosser  Menge  consumirt  werden.    Es  ist  dies 

Carya  olivaeformis  Nutt.,  Pecan,   Pekannuss;  im  Thale 
des  Mississippi  südlich  von  St.  Louis,  insbesonders  auf  alluvialem  Boden  ^,^^//t 
sehr  raschwüchsig  und  bis  zu  50  Meter  sich  erhebend.  Mtte  September     ' 
reifen    bereits    in    der    Umgebung   der    rauchverhüllten   Capitale    von 
St.  Louis  die  Früchte ;  diese  zeigen  eine  längliche,  olivenförmige  Gestalt, 
die  Aussenschale  mit  vier  Längsfalten,  die  harte  Schale  mit  schwarzen 

Dr.  Mayr.  **• 


—     162     — 

Strichen  und  Tupfen  besetzt,  die  sich  mit  der  Zeit  verwischen  (Tafel  IV) ; 
Rinde  wechselnd,  oft  der  porcina,  uft  mehr  dei*  alba  ähnlit-h,  di»ch  sind 
die  abgelösten  Borkenschuppen  stets  viel  kleiner  und  nur  1—2  cm  bi'eit. 

Das  Blatt  setzen  15  Fiederbliittchen  zusammen,  jedes  etwas  sichel- 
förmig gekrümmt,  was  auch  C.  amara  etwas  zeigt;  die  seichte  Bezahn- 
ung  fehlt  in  der  Regel  auf  der  Innenseite  (Schneide)  der  Sichel  ganz 
(Tafel  UI). 

Ihre  Raschwüchsigkeit  verräth  die  Pekannuss  schon  im  ersten 
Jalire;  fast  alle  Samen  keimen  im  Jahre  der  Aussaat,  während  jene 
der  vorenvälinten  Arten  ei-st  im  folgenden  Jahre  hervorkonmien ;  noch 
im  ersten  Jahre  erwächst  die  Pflanze  bis  zu  einem  halben  Meter  Höhe. 

Die  beiden  letzten  Hickory's,  in  demselben  südlichen  Theile 
beheimathet,  sind  weder  durch  ihr  Holz  noch  durfh  ihre  Früchte  be- 
raerkenswerth.  Der  Vollständigkeit  halber  seien  sie  kurz  erw^älint. 

Carya  aquatica  Nutt.,  Swamp  Hickory,  Sumpfhickory, 
in  den  Alluvionen  der  Flüsse,  besondere  des  unteren  Mississippi.  Die 
grüne  Frucht  (Tafel  IV)  hat  vier  kräftige  Längsfalten  an  der  Aussen- 
scrhale,  die  ausgL-.schälte  ist  seitlich  glattgedrückt  auf  ein  Drittel  des 
Durchmessers  der  rundgedachten  Frucht,  rauh  durch  Spitzen  und  Warzen. 
Die  Blätter  zuweilen  mit  piiariger  Fiederung  und  1 2  Blättchen ;  das 
Holz  hat  ein  specifisches  Gewicht  von  74.  Borke  in  scluuäleren  und 
kleineren  Stücken  abstehend  als  die  von  alba. 

Carya  my  risticaef  orrais  Nutt.,Nutmeg  Hickory,  Muskat- 
nusshirkory  auf  luft-  und  bodenfeuchte  Standorte  wie  vorige  Art 
be.sfhränkt.  Die  Früchte  dieser  Art  (Tafel  IV)  mit  dünner,  grüner, 
Bchwach  berippter  Aussenschale;  die  harte  Schale  glatt  und  dunkel- 
marmorirt  von  der  Gestalt  und  Grösse  einer  Muskatnuss.  Ihr  Maximum 
liegt  in  Arcansa«,  wo  sie  Fluss-  und  Sumj)fnfer  bewohnt;  Holz  mit 
Bpecifischem  Gewicht  80,  wohl  besser  als  die  beiden  v(>rangehenden 
Artfm;  bis  jetzt  noch  wenig  bonüty.t. 

Nicht  der  geringHto  Antheil  an  dem  Wertlie  und  dem  Kcize  des 
Afitlichen  I.<aubwaldeH  fällt  den  Acerineeii  zu;  das  Gros  der  Ahorn- 
Ärt/*n  liegt,  da  KJe  leichte  geflügelt«'  Früchten  tragen,  in  der  nördlichen 
H  ilfte  doH  I^uibholzgebietes;  es  gibt  keine  ihm-  dem  Süden,  Wdlil  aber 
zvfisi  nur  dem  Nonlen  angehörige  Arten;  dort  liegt  iuieli  ihr  ()])tiiiiiiiii  der 
Entwicklung;  in  den  höheren  BergcMi  der  Alleghany  der  8Ü<llichen 
HtAAti^n  finden  Hie  ähnliche  klimatiw^he  Verhältnisse»  wie  im  Norden 
und  doMhalb  eine  zweite  Heimat. 


—     163    — 

Die  Aiiornarten  nützen  nach  vielen  Richtungen  hin,  nicht  blos 
durch  ihr  zum  Theil  sehr  werthvolles  Holz,  sondern  theils  auch  dadurch, 
dass  sie  in  ihrem  Safte  Zucker  liefern,  theils  dass  sie  als  die  schönsten 
Baumzierden  bezeichnet  werden  müssen,  welche  aus  dem  Walde  in 
die  Nähe  der  menschlichen  Wohnungen,  an  die  Strassenränder,  in  die 
Parke  gewandert  sind;  sie  sind  die  ersten,  welche  das  purpurrothe 
Herbstkleid  anlegen.     Die  wichtigste  Art  dieser  Gattung  ist 

Acer  saccharinum  Wangh.,  Sugar  maple,  Zuckerahorn; 
ein  Baum,  um  den  wir  allen  Grund  haben,  die  Amerikaner  zu  beneiden, 
so  vielseitig  nutzbringend,  so  freudig  grün   und  Schatten  spendend  im    ^rjLJ^t 
Sonomer,  so  heniich  bunt  im  Herbste,  so  hart  und  widerstandsfähig  gegen  l^^^    < 
Frost,  Strassen  staub  und  Kohlendampf  ist  dieser  Baum.    Das  Blatt  dieses  ,t.vv^^-^ 
Ahorns  habe  ich  auf  Tafel  lY  abgebildet ;  stets  ist  die  Hundung  in  den 
Buchten  auch  bei  unterdrückten,  auf  drei  Lappen  reducirten  Blättern  ein 
gutes  Kennzeichen ;  dem  Spitzahorn  steht  das  Blatt  sehr  nahe,  eine  Yer- 
wechslung  ist  aber  unmöglich,  da  beim  Abbrechen  der  Blattstiele  und 
Triebe  des  Spitzahorns  ]\Iilchsaf t  ausfliesst,  der  dem  Zuckerahorn  fehlt ;  der 
Blattrand  ist  wollig,  die  Unterseite  behaart,  besonders  bei  Exemplaren  im 
Süden;  die  Blätter  färben  sich  schon  vor  Eintritt  des  Frostes  orange- 
purpurroth;  jeder  Baum  hat  seine  typische  Färbung,  die  er  alljährlich 
wieder  annimmt ,    mag   die  Witterung   noch   so  verschieden  sein ,   wie 
Emerson  beobachtet  hat. 

Die  Fi'üchte    reifen   im  Herbste;    die    auf  Tafel  lY   abgebildete 
Figur  a  wurde   nach  Früchten  gezeichnet,   die   ich  von   alten  Bäumen  ^^^  t1 
in  Canada   pflückte;    die  kleinere  Fi'ucht  (b)   stammte   aus  dem  Staate  O 

Missouri,  war  also  ferne  vom  Optimum  erwachsen;  es  scheint,  als  ob 
in  der  Fruchtgrösse  ein  guter  Fingerzeig  für  die  Herkunft  des  Samens 
liege,  indem  der  Same  um  so  grösser  ist,  je  näher  dem  Optimum  er 
gebildet  wurde.  Der  Same,  den  ich  in  1500  Meter  Höhe  in  den  südlichen 
Alleghanies  sammelte,  war  von  gleicher  Grösse  wie  der  canadische. 

Die  Rinde  ist  eine  sclmialrissige  Borke,  die  im  hohen  Alter  sich 

in  lose  hängenden  Fetzen  vom  Baume  löst  (shell-bark).   Das  sehr  werth- 

volle  Holz   hat  ein  specifisches  Gewicht  von  65,    auf  ki*äftigem  Boden 

im  Hügellande  bis  75.     Wegen   seines  schönen  Seidenglanzes  wird  es 

zu  Möbeln   und   im  Drechslergewerbe    sehr  begehrt;    zu   Schuhleisten, 

Sattelbäumen,  Hausfluren  benützt  man   es   oft,    der  Schiffbau  liebt   es 

zu  Kielen,    und  vollends   die   ziemlich   häufigen  Maserbildungen,    der 

berühmte  „Birds  eye  maple'',  mit  dem  in  so  verschwenderischer  Dicke 

die  Palastwagen  (Pullman  cars)   ausgelegt  sind,    erzielen   die   höchsten 

Preise,  die  für  Holzwaaren  überhaupt  gezahlt  werden. 

11  * 


—     164 


Obwohl  bis  zur  Küste  von  Florida  sich  ci*streckend ,  liegt  die 
Heimat  dieses  Ahorn  im  Norden:  in  einer  Region,  die  klimatisch 
unseren  Buchenrevieren  nahe  ki»mint,  am  südlichen  Ufer  des  Lake 
Superior  bildet  sie  grosse  Waldungen,  in  denen  die  übrigen  Holzarten 
(vorzugsweise  Birken  und  Ulmen)  nur  25 o/o  ausmachen.  Dort  auf 
lehmreichem,  eisenschüssigem,  rothem  Sandstein  mit  starker  Humus- 
decke ist  ihre  mittlere  Entfaltung  0,67  Meter  Durchmesser,  27  Meter 
Hohe  mit  einem  astlosen  Schafte  von  14  Meter;  im  dortigen  Urwalde 
bedarf  er  zu  solchen  Grössendimensionen  150  —  200  Jahre;  das  durch 
die  gefallenen  Stämme  unebene  Terrain  bedeckte  ein  dickes  Polster 
Laubstreu  und  niederes  Balsamtannengestrüpp.  Das  ebenfalls  im  Norden 
gewachsene  N^'wvnrkcr  Samnilungsstück  hatte  folgenden  Stärkezuwachs: 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 

nn 

Kreisfläche 
D  cm 

Zuwachs  pro  Jahr 
der  Periode 

Dem 

lU 

1 

0,78 

0,08 

20 

2,4 

4,5 

0,4 

40 

4,2 

13,8 

0,4 

60 

6.6 

34,1 

1,0 

80 

8,2 

52,7 

0,9 

100 

14,2 

185,6 

6.6 

120 

:w.8 

896,6 

85,5 

140       j 

45.0 

1586,7 

34,5 

160 

50,6 

2224,7 

31,9 

GeKamm talter  162  Jahre;  im  lOO.Jjdire  erfolgte  oflenbar  plötzliche 
FroiKtellung  de«  schwächlichen,  unterdriicktcn    Iv\ciii])hu-es. 

Ein  anderer,  augenscheinlich  unter  günstigeren  Verhältnissen 
erwachsener  Zuck(*rahorn  /.eigte 

mit  10  Jahren    3,6  cm  Durchmesser, 
r.    40        „      12,4    „ 
„    80        „      32,0 
„  100 
„  137 


44.4 
03.4 


Der  Zuckeruhnrn  ist  ein  Zicrhaum  eisten  Kang(»s  iiiul  wird  in 
Nordamerika  in  (lUrten  und  |»arken  des  Liind.s  iind  (|(>r  Städte, 
b<.%4inderM  aber  zur  Kinfa.Ksung  der  Landstrassen  heniitzt.  Die  ganz 
iff  T.-..  ;..,,  |.r\^-,4,.hHeneri  Kxemplare  entwickeln  eine  doppelt  juramiden- 
i'        r-   .  M.-hr  »chatligo  Krone;  in  den  Städten  gehr.rt  der  Zuckerahoni 


—     165     — 

noch  zu  jenen  Bäumen,  die  am  ehesten  dem  oft  grässlichen  Steinkohlen-  /j^., 
rauch  widerstehen  können;    wegen  seiner  tiefgehenden  Wurzeln  ist  er 
widerstandskräftig  gegen  Wind  imd  liefert  in  seinem  Safte  einen  Sjrup 
Yon  eigenartig  angenehmem  Greschmack. 

Dieser  Ahorn  ist  mit  Eecht  zum  Anbau  in  den  deutschen 
Waldungen  im  Grossen  empfohlen  worden  imd  scheint  auf  sonnigen 
Lagen  im  Laubholzgebiete  den  Erwartungen  zu  entsprechen. 

Acer  rubrum  L.,  Eed  maple,  Eother  Ahorn.  Ist  an  dem 
vorwiegend  dreilappigen  Blatte  zu  erkennen,  dessen  Lappen  in  scharfen 
Winkeln  wie  V  zusammenstossen  (Tafel  III) ;  die  Früchte  sind  etwas 
kleiner  als  jene  des  Zuckerahorns  und  platt  gedrückt  (Tafel  lY).  Der 
rothe  Ahorn  steht  in  Grössenentwicklung,  Güte  des  Holzes  (specifisches 
Gewicht  62)  und  dessen  Yerwendung  weit  hinter  dem  Zuckerahorn 
zurück,  übertrifft  ihn  an  Grelligkeit  der  herbstlichen  Yerfärbung ;  man 
sieht  oft  mitten  im  Sonmier  die  Blätter  eines  Zweiges  in  brennendes 
Roth  übergehen,  während  die  übrigen  Zweige  noch  völlig  grün  sind; 
solche  Zweige  erweisen  sich  als  krank,  von  einem  Insekte  oder  Pilze 
beAvohnt,  oder  vom  Winde  geknickt. 

Dieser  Ahorn   liebt    feuchteren  Boden    als    die  vorige   Art    und  .^n^^rt^ 
beschränkt  sich  vorzugsweise  auf  die  Flussränder  und  Alluvionen  vom 
Laurentius-  bis   St.  Johns-Flusse   in  Florida.     Sein  hartes  Holz  findet 
geringen  Absatz  für  Drechslerarbeiten  und  zu  billigen  Hauseinrichtungs-  yertrtL»^ 
gegenständen. 

Acer  dasycarpum  Ehr.,  Soft  maple,  White  maple. 
Weisser  Ahorn;  erkeimtlich  an  der  lappigen  Blattform;  die  Lappen 
berühren  sich  wie  zwei  sich  schneidende  Kreisbogen  (Tafel  lY).  Unter- 
seite des  Blattes  weisslich,  die  kahlen,  faltenreichen  Früchte  sind  die 
grössten  unter  denen  des  Ostens  (Tafel  III) ;  sie  reifen  schon  Ende 
des  Früli Jahrs  —  im  Mai;  sogleich  ausgesät  entwickehi  ßie  sich  noch 
in  demselben  Jahre  zu  Pflanzen  von  50 — 70  cm  Durcnhiesser.  Der 
Baum  ist  überdiess  sehr  raschwüchsig,  sein  Holz  aber  gilt  als  schlecht 
(specifisches  Gewicht  von  52);  ist  nicht  elastisch  und  gibt  dem  Baume  A^jr«^  ^ 
keine  Widerstandskraft  gegen  Wind,  der  die  Aeste  leicht  vom  Baimie 
bricht.     Das  Holz  zersetzt  sich  rasch  bei  Yerwendimg  im  Boden. 

Acer  Negundo  L.  (syn.  Negundo  aceroides  Moench),  Box 
Eider,  östlicher  Eschenahorn;  ist  ein  in  Europa  wohlbekannter 
Baum  mit  gefiederten,  der  Esche  ähnlichen  Blättern,  der  seine  Heimat 
vom  Laurentiusflusse  bis  zum  Mississippidelta  und  westlich  bis  in  die 


—     166     — 

Rocky  Mountains  hat;  er  wächst  sehr  rasch;  besonders  die  blau- 
weiss  bereifte  Varietät  (violaceum)  schiesst,  aus  Absenkern  in  der  Regel 
erzogen,  ausserordentlich  rasch  empor.  In  der  Heimat  aber  entwickelt 
dieser  Ahorn  nur  in  tiefem,  kräftigem  Boden  in  Flussniederungen 
einen  nutzbaren  Schaft,  dessen  Gebrauchswerth  jedoch  gering  ist; 
zuweilen  werden  billige  Hausgerätlie  oder  Papiermasse  dai*aus  her- 
gestellt;  Früchte  Tafel  IV. 

Acer  californicum  Diet.  ist  eine  in  Californien  heimische 
eigene  Art,  ein  Halbbaum  von  durchschnittlich  9  Meter  Höhe;  Acer 
Negundo  californicum  ist  eine  ungenaue  und  unnöthige  Bezeichnung. 
Zwei  dem  Norden  angehörige  Arten  mögen  noch  hier  erwähnt  werden : 

Acer  striatum  Du  Roi  (syn.  pennsylvanicum  L.),  Striped 
shaple,  Gestreifter  Ahorn.  Blätter  vorwiegend  dreilappig,  fein 
doppelt  gesägt,  wenn  jung,  schwach  filzig  behaart.  Knospen  violett, 
mit  Wimpern  versehen;  das  zweite  Blattpaar,  das  an  dem  Triebe  sich 
entwickelt,  ist  nicht  gelappt;  Früchte  in  Grösse  und  Gestalt  dem 
Zuckerahom  äluilich;  zwei-  und  mehrjährige  Triebe  mit  weissen  längs- 
streifen, die  Zwischenstücke  dunkelgrün;  ein  Halbbaum  bis  zu  10  Meter 
Höhe;  meistens  Zierstrauch. 

Acer  spicatum  Lam.  (syn.  pennsylvanicum  Du  Roi),  Mountain 
maple,  Aehrenblüthiger  Ahorn.  Blätter  dieilappig,  grob  einfach 
gee&gt,  unterseits  behaart;  Früchte  kleiner  als  von  voriger  Art;  Rinde 
ohne  weisse  Streifen;  bis  10  Meter  hoch  ist  dieser  Ahorn  als  Zier- 
strauch öfters  gepflanzt. 

Di<"  Kscheiiarten  sind  ebenfalls  leichtsamige  Bäume,  deren 
gröeste  Entfaltung  in  die  Nordhälfte  des  Laubholzgebictes  fällt.  Sie 
herrschen  zwar  durch  Nord  und  Süd  in  gleicher  Artenzalil ;  allein  die 
beiden  nur  im  Süden  heimischen,  mexicanis(*hen  Arten  sind  Sträucher 
bis  Halbbäume,  ebenso  wie  die  Sum|)fb(nv(>hnerin,  die  breitfrüchtige 
Esche  Florida's.  deren  Holz  durchschnittlich  ein  specifisches  Gewicht 
Ton  CO  besitzt  gegenüber  68  der  nordischen  Arten. 

Von  der  Weissescho  wurden  nicht  weniger  als  20  Bäume  aus 
allen  Tlieilen  der  östlichen  Hälfte  der  Vereinigten  Staaten  untersucht; 
ordnet  man  dieses  reichliche  Untersuchungsmaterial  nach  gleichen 
Ringbreiten,   so  ergibt  sich  eine  Al>nalnne  der  Härte,  des  specifischen 

/      Oewichtes   von  Nord    nach    Süd,    nämlich    vmi    00    auf   62;    tn»tz   der 
gHifwcren  Feuchtigkeit  und  Wanne  verschlechtert  sich  dius  Holz  dieser 

"""  leichtüamigen  Huume.  Die  Verlängerung  der  VegeUitionszeit  kann  so  wen  ig 
die  Otito    einer   im   Norden    heimischen   Hnlzurt    steigern,   als   es    die 


167 


Verkürzung  der  Yegetationszeit  bei  einer  im  Süden  heimischen  Holzart 
vermag;  wie  Nord  und  Süd  verhalten  sich  in  dieser  Frage  auch 
Ebene  und  Gebirg.  Dass  vielfach  in  der  forstlichen  Finanzrechnung 
dem  Gelderlöse  nach  durch  die  Masse  ausgeglichen  werden  kann,  was 
an  Güte  verloren  geht,  bedarf  kaum  der  Erwähnung;  ist  doch  die 
Massenproduktion  die  Tendenz  der  gegenwärtigen  Forstwirthschaf t ;  im 
extremsten  Falle  führt  sie  zu  der  bereits  empfohlenen  Anpflanzung 
von  Pappeln  zur  Papierfabrikation. 

Als  Holzproducenten  spielen  die  nordischen  Eschen  eine  EoUe  Ä4jl  ^ 
ähnlich  der  europäischen  Art,  mit  der  sie  überdiess  in  ihrer  Biologie  o^ 
grösstentheils  übereinstimmen. 

Fraxinus  americana  L.,  White  ash.  Weisse  Esche. 
Sie  ist  von  der  europäischen  Esche  zu  unterscheiden  durch  die  rost- 
farbigen Knospen,  die  hell  ockerfarbigen  Triebe;  der  Band  der  sieben 
Fiederbiättchen  ist  schwach  gekerbt;  Blättchen  unterseits  heller,  das 
unpaarige  Endblättchen  ist  das  grösste  unter  den  sieben;  Früchte 
Tafel  lY.  Die  Borke  des  erwachsenen  Baumes  ist  der  unserer  Esche 
sehr  ähnlich.  Besonders  in  N.  a.  und  S.  a.  verbreitet  wird  sie  in  N.  c. 
vielfach  durch  die  Grünesche  (Fr.  viridis)  vertreten. 

Die  Weissesche    erwächst    zu    einem    stattlichen  Baume   von   30  (^^£^^   t 
selbst  40  Meter  Höhe  und   entsprechendem  Durchmesser;    sie  erreicht 
diese   Dimensionen   im   geschlossenen  Walde,  in  den  Niederungen  des 
Ohioflusses  und  zwar  auf  kräftigem,  feuchtem  Boden.  i>Cri^ 

Ihr  Holz  steht  in  Güte  jedenfalls  dem  unserer  Esche  nicht  nach; 
das  specifische  Gewicht  des  Splintes  ist  72,  jenes  des  Kernes  65 ;  man 
benützt  das  Holz  vielfach,  besonders  zu  landwirthschaftlichen  Geräthen 
(insbesonders  wo  Hickory  spärlich  geworden),  beim  Wagenbau,  zu  Werk- 
zeugstielen, Rudern,  Hauseinrichtungsgegenständen  u.  dgl.  Holz  aus 
dem  kälteren  Maine  (engringig)  wird  wegen  grösserer  Zähigkeit  beson-  A^ta^^^ 
ders  geschätzt. 

Der  Zuwachs  an  Stärke  ist  ein  sehr  bedeutender,  wenn  der  Baum 
der  Bedrückung  im  Urwalde  entwachsen  ist,  wie  das  Newyorker 
Sammlungsstück  zeigt.  —  Dieser  Baum  erreichte 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs  pro  Jahr 
Dem 

10 
20 
40 

2,4 

7,6 

22,0 

4,5 
45,4 
380 

0,4 

4,1 

16,7 

—     168     — 


Aher 

Durch: 

(Jahre) 

cm 

öO 

35,5 

80 

bOp 

100 

67,8 

120 

79,0 

140 

87,8 

160 

96,0 

180 

103,5 

Zuwachs  pro  Jahr 
Gern 


1U4G 
2003 
3G09 
4iH)2 
6052 
73U 
8413 


32,8 
47,8 
80,3 
G4,7 
57,5 
63,1 
54,9 


Die  Einführung  dieser  Esche  in  Deutschland  ist  ein  grosser 
Gewinn;  denn  sie  erträgt  unser  Klima  besser  als  die  einheimische  Art, 
welche  auf  freier  Fhiche  empfindlich  von  Spätfrösten  leidet;  da  die 
amerikanische  Art  später  ilire  i^lätter  entfaltet,  entgeht  sie  den  Frösten. 
Pflanzungen,  die  ich  im  Thale  der  Salzach  mit  meinem  Bruder  auf 
ganz  recenten,  durch  die  Flusskorrektion  gewonnenen  Alluvionen  an- 
legte, erwachsen  prächtig,  trotzdem  sie  vcUlig  ungeschützt  liegen  und 
alljährlich  ein  pa<irmal  vom  Hochwasser  überfluthet  werden. 

Fraxinus  sambucifolia,  Black  ash,  SchAvarzesche,  Korb- 
CKche  kann  von  der  Weissesche  dadurch  unterschieden  werden,  dass 
sämmtliche  Blättchen  gleich  gross  sind  und  am  gemeinsamen  Blatt- 
stiele direkt  sitzen,  während  sie  bei  der  Weissescho  mit  einem  deut- 
lichen Stiele  befestigt  sind;  die  Blättchen  sind  scharf  gesägt.  Früchte 
auf  Tafel  IV.  Knospen  dunkelgrau ;  Rinde  frühzeitig  eine  kleinschuppige, 
weiche  Borke.  Die  Schwarzesche  liebt  noch  feuchtere  Standorte  als  die 
vorige  Art,  die  wir  bereits  als  Erlenbruchboden  bezeichnen  müssen. 
In  N.  a.  und  c.  erreicht  die  Schwarzesche  etwa  dieselben  Dimensionen 
wie  die  Weissesc^he.  Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewicht  von  63 
hat  groKwn  Ocbrauchswcrth  und  ist  besonders  durch  seine  vorzügliche 
tJingi-ntialc  Spaltburkoit  und  Zähigkeit  ausgezcicliiict,  welche  Kigen- 
M-haften  Hfitw  Verwendung  zu  Fa.ssreifen,  Körl)eii  und  anderen  I'^ledit- 
waan«n  zulÜKSt.  Die  Korbes(!he  scheint  dieselben  für  den  AiiImu  in 
Deut>M!liland  wünschonsworthen  Eigenschaften  zu  l)esitzen,  wie  die 
Woimeurhe. 

Die  übrigen  Eschenarten  stehen  diesen  beiden  an  Werth  bedeu- 
tend na/'h. 

Fraxiii.i.>>  >iijdjh,  <.ii«'en  ash,  Oünesche.  Durch  N.  und 
R.  hr^nnderH  in  r    und  p.,  also  im   Westen   verbreitet,  bleibt   sie  meist 


—     169     — 

ein  kleiner  Baum  von  höchstens  18  Meter  Höhe;  Blättchen  beiderseits 
gleich  grün,  in  den  beiden  oberen  Dritteln  der  Blattfläche  gesägt; 
Knospen  braun  filzig.  Da  die  Grünesche  stets  ein  kleiner  Baum  bleibt, 
so  kann  schon  a  priori  gefolgert  werden,  dass  sie  nicht  so  hohe  An- 
sprüche an  den  Boden,  wie  die  vorausgegangenen  Arten,  erhebt.  Die 
Gi-rünesche  findet  man  sehr  oft  in  trockenen,  sandigen  Lagen,  ja  selbst 
unter  die  Kiefern  (P.  resinosa)  drängt  sie  sich  als  niedriger,  astreicher 
Baum;  Früchte  Tafel  lY. 

Fraxinus  pubescens  Lam.,  Red  ash,  Eothesche.  Durch 
das  ganze  Laubgebiet  verbreitet,  von  der  vorigen  Art  durch  die  Be- 
haarung der  jungen  Triebe,  der  Blattstiele  und  Blattunterseite  unter- 
schieden; Fiederblättchen  gestielt,  junge  Blätter  wollig,  Knospen  braun, 
etwas  behaart;  Früchte  Tafel  lY.  Die  Rothesche  bleibt  auch  auf  dem 
guten  Boden  der  Flussniederungen,  auf  den  Erlenbruchböden  ein  kleiner 
Baum  von  12 — 15  Meter  Höhe.  Das  Holz  Avird,  da  es  mit  dem  der 
Weissesche  verwechselt  wird,  zuweilen  benützt. 

Fraxinus  quadrangulata  Michx.,  Blue  ash,  Blauesche. 
Blättchen  in  eine  lange  Spitze  ausgezogen  und  unterseits  wollig ;  junge, 
kräftige  Triebe  mit  korkigen  Längskanten  ähnlich  wie  Evonymus  euro- 
paeus;  Knospen  hell  weisslich,  filzig;  Früchte  auf  Tafel  lY.  Auf  die 
Hänge  im  Hügellande  der  centralen  Staaten  beschränkt,  wächst  sie  zu 
einem  stattlichen  Baume  heran,  dessen  Holz  im  Wagenbau,  zu  Brett- 
waaren  sehr  geschätzt  wird. 

Fraxinus  platycarpa  Michx.,  Water  ash,  Wasser  es  che, 
ein  niederer  Baum,  der  den  Namen  vollauf  verdient,  betritt  er  doch 
sogar  die  nassen  Taxodiumsümpfe ;  das  Holz  ist  aber  werthlos  und  ist 
mit  einem  specifischen  Gewicht  von  35  leichter  als  Pappelholz ;  Früchte 
Tafel  lY. 

Die  Birken  sind  ebenfalls  eine  nordische  Gattung;  ihre  Arten 
leben  in  der  kühleren  Hälfte  des  Laubwaldes,  einige  reichen  in  die 
warme  Hälfte,  andere  in  die  kühleren  Regionen  der  Tannen,  oder 
bilden  sogar,  nach  den  Polen  zu,  die  Baimigrenze.  Der  leichte  Same 
wird  vom  Winde  überall  hingeführt ;  das  Resultat  dieser  mehrtausend-  uaMA 
jährigen  Anbauversuche  der  ]!^atur  ist,  dass  wir  heute  die  Birken  und 
andere  leichtsamige  Holzarten  wie  Erlen  und  Pappeln  auf  den  hetero-  ^  A*^ 
gensten  Standorten,  in  trockenen,  kiesigen  Höhenlagen  sowohl  wie  in 
feuchten,  selbst  sumpfigen  Partien  oder  an  Flussrändern  wieder  finden. 
Im  nördlichen  Theile  des  Laubwaldes,  wo  ihr  Optimum  liegt,  sind  die 


—     170     — 

Birken  wahre  Unkräutor  unter  den  forstlichen  Gewässen,  die  sich  auf 
jeder  friMg^eleoften  Fhiclie  zuerst  einstellen ;  selbst  wo  es  für  Fichten 
und  Tannen  zu  kalt  wird,  da  viM-ma^  noch  die  weissschafti^e  Birke 
auf  Quadratnu'ilen  hin  alleinherrschend  aufzutreten  und  beachtenswerthe 
Hrdzbestände  zu  bilden;  hierin  verhalten  sich  die  Birken  Europa's, 
Asiens  und  Nordamerika 's  ganz  gleich. 

Betula  lenta  L.,  Red  Birch,  Blackbirch,  Hainbirke, 
mag  ein  passender  Name  sein,  da  die  Blätter  denen  der  Hainbuche 
älmlich  sind.  Diese  Art  wurde  und  wird  noch  vielfach  mit  der  folgenden 
verwechselt;  sie  wurde  von  Aiton  als  B.  excelsa,  von  Du  Roi  als 
B.  nigra  beschrieben,  während  die  folgende  Art  (B.  lutea  Michx.  f.)  von 
Pursh  als  B.  excelsa  und  von  Regel  als  B.    lenta   aufgefasst  wurde. 

Die  Hainbirke  hat.  wie  gesagt,  ein  Blatt,  das  in  Gestalt  an  die 
Hainbuche  erinnert  und  ist  fein  gesägt,  während  das  Blatt  der  Gelb- 
birke mehr  dem  einer  Ulme  nahe  kommt  und  grobe,  ungleiche  Säge- 
zahne besitzt  (Tafel  HI);  die  jungen  Triebe  sind  kahl;  Willkomms*) 
grosse  ,,Furstliche  Flora"  führt  diess  Seite  301  auf;  allein  auf  Seite  325 
heisst  es  von  derselben  Holzart:  junge  Triebe  dicht  beharrt;  diess  passt 
für  lutea,  nicht  für  lenta;  auch  den  Emerson'schen  Abbildungen  scheint 
eine  Verwechselung  der  beiden  Arten  zu  Grunde  zu  liegen ;  der  auf- 
rechte, zapf enfönn ige  Fruchtstand  sitzt  auf  1  cm  langem  Stiele,  Stiel 
kahl,  Samenschuppe  und  Same  wie  Tafel  IV.  Flügel  des  Samens 
ganzrandig. 

Die  Hainbirke  erreicht  ihre  Vollendung  auf  dem  kräftigen  Boden 
der  Flussniedemngen  und  Rcrghänge,  mit  durchschnittlich  25  Meter 
Höhe;  ihr  Holz  mit  dem  hohen  specifischen  Gewichte  von  76  mit 
deutlichem  braunen  Kern  ;  dasselbe  ist  gutes  Nutzholz  für  Möbel  und 
(iiTäthwhaften,  sowie  ein  ausgezeichnetes  BrcMinholz,  das  mit  ruhiger 
Flamme  und   kräftiger  Gluth,  wie  bestes  Buchenholz  verbrennt. 

• 

Betula  lutea  Michx.  f.,  Tel  low  b  i  ich.  Gel  bbi  rke.  Frucht- 
zapfen sitzi'ud,  Basis  behaart;  der  Same  geflügelt  mit  einem  oder  zwei 
Spitz<hr»n  am  oberen  Itjinde  (Tafel  IV);  diese  Birke  ist  ebenfalls  im 
nönlliehen  I^aubwalde  sowie;  auf  den  holu'U  Kämmen  der  AlleghanicN 
heimi*»'h  nn«!  thejlt  die  Standorte  der  vorigen  Art.  Am  Südufer  des 
Lake  ^  t,  auf  kräftigem  Hoden  zusammen  mit  Zuckerahorn  aus- 
f^ohnte   Waldungen    bildend,    erreicht    sie    eine    mittlere    Höhe    von 

•»  Kfimlllrhf  Flora  v<in  DcutMchlnn«!  und  OeHtern'ich  Leipzig'  XHHl. 
c.  r     Winter. 


—     171     — 

27  Meter,  einen  mittleren  Durchmesser  von  T.O  cm  und  eine  astreine 
Schaftlänge  von  13  Meter.  Auf  diesem  frischen,  kräftigen  Waldboden 
bleibt  sie  in  ihren  Stärkedimensionen  hinter  dem  Zuckerahorn  zurück; 
vom  Wind  ist  sie  vielfach  auf  felsige  Höhenlagen  und  kiesige  Standorte 
gebracht;  auch  da  gedeiht  sie  noch,  selbstverständlich  bleibt  sie  in 
ihren  Dimensionen  entsprechend  zurück. 

Die  Rinde  des  Baumes  ist  nie  weiss;  anfangs  röthlich  wird  sie 
im  höheren  Alter  rötlilich  grau  und  löst  sich  in  dünnen  horizontalen 
Fetzen  ab,  welche  den  Stamm  dicht  bekleiden;  der  Jugend  und  den 
Jägern  soll  es  ein  besonderes  Vergnügen  sein,  die  Rinde  anzuzünden 
und  fast  momentan  in  eine  leuchtende  Feuersäule  zu  verwandeln. 

Das  Holz  mit  deutlich  röthlich  gefärbtem  Kern  und  3  cm  Splint 
ist  als  Bauholz  gesucht;  wegen  seines  Oelgehaltes  gibt  es  die  besten 
Bretter  für  Skating  Rinks ;  und  da  wegen  der  Abnahme  des  Wallnuss- 
holzes  die  hellen  Möbel  mehr  in  Mode  kommen,  wächst  der  Werth 
des  Birkenholzes  zu  solchen  Zwecken  ständig.  Die  grösste  Holzmenge 
ist  bis  jetzt  Brennholz,  das  die  guten  Eigenschaften  des  besten  Buchen- 
holzes besitzt. 

Als  Schatten  fliehende  Holzart  strebt  sie,  rasch  wachsend,  nach  /^-^«^ 
Kronenfreiheit,  die  sie  im  Urwalde  mit  13  Meter  Höhe  nach  40  Jahren  '^ 
erreicht. 

Der  Zuwachs  nach  Stärke  des  in  NcAv-York  befindlichen  Stückes 
ist  folgender: 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

(Jahre) 

cm 

D  cm 

D  cm 

10 

3,2 

8,0 

0,8 

20 

7,8 

47,8 

4,0 

40 

21,0 

346,0 

14,9 

60 

36,0 

1018,0 

33,6 

80 

45,0 

1590,0 

28,6 

100 

48,8 

1859,1 

13,45 

120 

50,0 

1963,0 

5,2 

140 

52,2 

2129,1 

8,3 

160 

54,0 

2290,0 

8,0 

Splint  4  cm  breit,  76  Jahre  umfassend. 

Die  Yerwechselung  dieser  und  der  vorigen  Art  hat  praktisch 
glücklicher  Weise  keine  Consequenzen ;  beide  Holzarten  haben  gleich 
gutes  Holz  und  theilen  dieselbe  Biologie. 


© 


—     172     — 

Betula  nigra  L.,  (syn.  rubra  Michx.),Red  Birch,  SchAvarz- 
birke.  Das  Blatt  dieser  Birke  ist  nach  Tafel  111  doppelt  gesägt; 
unterseits  mit  weissen  Seeretpunkten:  die  Brakteen  des  Fruehtstandes 
sind  behaart;  ebenso  junge  Triebe  und  Bhittstiele.  Die  Rinde,  anfangs 
schwarzroth,  blättert  sieh  schon  frühzeitig  in  losen,  dünnen,  horizontalen 
Stücken  ab,  die  dem  Stamme  eine  hellroth-graue  Färbung  geben. 

Die  Si-hwar/birkc  liebt  vor  Allem  die  Flussufer,  also  frischen, 
kräftigen  Boden,  wo  sie  mit  Platane  und  Catalpa  zusammentrifft.  Sie 
ist  die  am  meisten  Wärme  liebende  Art  unter  den  Birken  und  erreicht 
ilire  gTössten  Dimensionen  in  den  südlichen  Staaten.  Ihr  Holz  mit  einem 
spei'itischen  Gewicht  von  58  steht  dem  der  übrigen  Birken  Aveit  nach. 

Zwei  nordische  Birken  wären  noch  hervorzuheben  die  in  der 
Rindenbildimg  unserer  europäischen  sehr  nahe  kommen. 

Betula  papyrifera  Marsh.,  Canoe-Birch,  Nachenbirke; 
dun-h  die  Form  der  behaarten    Brakteen   des   Fruchtstandes   (Tafel  IV) 


WalduuK  <lvr  Nnchonblrko  In  Cunoda. 


Ton  unwror  vcrKehieden,  gleicht  sie  letzterer  im  Habitus,   in  der  scIiikm»- 
wfMHÄcn  Kinde  und   in  ihrer  Biologie.     Am  w(4te8ten   von    allen    Laub- 


—     173     - 

bämneii  des  Ostens  nach  Norden  vordiingend  überschreitet  sie  nördlich  ^  ^ 
vom  52  ^^  N.  B.  den  Continent   und    erscheint  in   der  Avestlichen  Flora 
wiederum.     Sie  liebt  Flussufer,  fiische,  selbst  nasse  Bodenarten,  z.  B. 
im  nördlichen  Wisconsin  die  kalten  Lärchensümpfe,  wächst  aber  auch  .•'^' 
sehr  rasch  auf  magerem  Sandboden. 

Das  Holz  der  Nachenbirke  Av^ird  zu  Spinnspuhlen ,  Schuhnägeln, 
Papiermasse  und  Brennholz  benützt.  Die  weisse  Rinde  dient  in  Canada 
zu  so  mannigfachen  Zwecken  wie  die  Birkenrinde  in  Russland;  man 
fertigt  Schachteln,  Körbe,  deckt  damit  die  Hausdächer  oder  näht  die 
Rindenstücke  mit  Wurzeln  der  Weissfichte  zu  Kähnen  zusammen,  welche 
die  Indianer  und  fi*anzösichen  Canadier  auf  ihren  Wanderschaften  mit 
sich  fühi-en,  um  über  die  zahllosen  Flüsse  und-^See'n  überzusetzen; 
davon  hat  die  Birke  ihren  Namen  bekommen. 

Betula  populifolia  Ait.,  White  Birch,  Pappelbirke; 
ein  im  hohen  Norden  lebender  Halbbaum,  der  im  besten  Falle  9  Meter 
hoch  wird;  er  wird  vielfach  als  Abart  unserer  verrucosa  aufgefasst; 
im  sumpfig-kalten  Boden  und  auf  trockenen  kiesigen  Standorten  heimisch. 

Die  Ulmen  sind  insoferne  eine  nordische  Gfattung,  als  sie  allein 
im  Norden  zu  werthvollen  Nutzhölzern  heranwachsen ;  die  nur  im  Süden 
heimischen  Arten  sind  Halbbäume.  Vermöge  ihrer  Leichtsamigkeit 
sind  sie  wohl  in  jedem  Walde  des  Ostens  keine  seltene  Erscheinung. 
Der  nordamerikanische  Wald  ist  zu  reich  an  Eichen  und  vielen  anderen 
Nutzhölzern  als  dass  die  Ulme  den  Werth  haben  könnte  wie  die  unsere; 
immerhin  hat  Ulmenholz  den  Yorzug  bei  Anfertigung  von  Radnaben,  beim 
Schäffiergewerbe,  auch  beim  Boot-  und  Schifi'sbau  spielt  es  eine  Rolle. 

Die  Avichtigste  von  allen  ist  Ulmus  americana  L,  White  or 
American  Elm,  Amerikanische  Ulme,  weisse  Ulme.  Im 
Ulmenparadies,  im  Thale  des  Connecticut  erreicht  dieser  stattliche 
Baum  eine  Höhe  bis  zu  35  Meter  und  1  Meter  Durchmesser.  Die 
Ulmen  wurden  von  jeher  von  der  Axt  verschont,  da  sie  ein  Lieb- 
lingsbaum  der  Leute  von  Neuengland  sind.  In  den  weiträimiigen 
Niederlassungen  vor  hundert  und  mehr  Jahren  angebaut,  erwuchsen 
die  majestätischen  Ulmen  von  New-Haven  (City  of  Elms);  ob  aber  die 
Ulme,  mit  der  Yerdichtung  der  Bevölkerung  und  der  Zunahme  der 
Schornsteine,  auch  noch  zu  einer  so  hervorragenden  Zierde  der  Städte 
aufwachsen  kann,  darf  man  nach  Analogien  anzweifeln. 

Botanisch  ist  die  Art  von  der  europäischen  nicht  gut  unterschieden; 
junge   Pflanzen   sind   unseren  Ulmen    sehr  ähnlich.     Ein   gutes  Kenn- 


—     174     — 

z»'i«-hen,  wie  ich  glaube,  habe  ich  auf  Tafol  Illb  abgebildet;  jed^ 
Ki]»|M'  iribt  vor  dem  Eintritt  in  die  Zahnspitze  einen  hervorragenden, 
ivihtwinkelig  abstehenden  Ast  nach  der  Zahnbasis  ab;  ausserdem  ist 
die  Spitze  des  Blattes  lang  ausgezogen  (Tafel  lila).  Die  auf  l  cm 
langen,  dünnen  Stielen  sitzenden  Früchte  (Tafel  IV)  sind  den  effusa- 
Früchten  sehr  ähnlich,  iun  Rande  bewimpert.  Rindenbildung  der  moutaua 
Ulm  lieh. 

Durch  das  ganze  Laubgebiet  wurzelt  die  amerikanische  Ulme  auf 
kräftigem,  frischem  Boden  der  Flussufer  und  Tiefländer;  auf  trockenen 
Boden  bleibt  sie  niedrig;  ihr  Holz  zeigt  ein  specifisches  Gewicht  von 
65,  ist  schwerspaltig  und  von  hellbrauner  Farbe. 

Die  junge  Ulme  wächst  sehr  rasch:  auf  guten  Biulen  erreichen 
einjährige  Pflimzen  eine  Höhe  von  30  cm  und  zeigen  die  Eigenthüm- 
lichkeit,  dass  die  Blätter  opponirt  stehen;  erst  im  folgenden  Jahre  nehmen 
sie  zweizeilige  Stellung  an:  ob  alle  Ulmenkeimpflanzen  sich  so  ver- 
lialten,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

ülraus  fulva  Michx.,  Red  Elm,  Slippery  Elm,  Roth- 
ulme ist  seltener  als  die  vorige  Art,  mit  der  sie  die  Heimat  gemein 
liat ;  sie  bleibt  in  Höhen-  und  Stärkewuchs  gegen  die  americana  zurück ; 
ihr  Optimum  liegt  in  den  westlich  gelegenen  Staaten.  Die  Blätter  sind 
dick,  in  eine  lange  Spitze  ausgezogen,  mit  unsymmetrischer  Basis,  fast 
sitzend;  junge  Triebe  und  Knospen  braunfilzig  behaart;  die  F\üchte 
sind  der  U.  montana  an  Grösse  gleich,  der  den  Samen  umschliessende 
Theil  des  Flüg<'ls  behaart  (Tafel  IV).  Das  Holz  wird  zu  Eisenbahn- 
und  Tliürschwellen,  zu  Radnaben  etc.  benützt. 

Die    nur   im   Norden    heimische   Ulmus    racemosa   Thomas, 

Rock   Elm,    FeJBenulme,    kommt   nicht,    wie   ihr  Name   sagt,    mit 

VorlielK»   auf  feiigem  Terrain  vor,    sondern    nur  gelegentlich,    erreicht 

1    ihre   liiM-hste   F]ntwicklung    in    N.  a.  auf    tViiclitem,    kiäftigem, 

rjdem   Boden.     Die  Felsenulme  wird    ein    stattlicher  Baum  von 

2u      iü  Meter  Höhe,  mit  tief-  und  breitrissiger  Borke,  die  in  dünnen, 

weiKhIichen    Hlättchen    sich    abschält.     Splint    schmal,    sj)eciiisches    (i(»- 

wicht  73.  Da,s  Holz  dient  zu  ähnli<hen  Zw<'cken  wie  das  der  erwähnten 

.\rt'n      Die  ganze  Flügelfläche  «ler   Frucht   ist  behaart   (Tafel   IV).    Die 

Hind    unHymmetrisch    und    kurz    gestielt;    die    l\nos|)en    kahl, 

rmig,  mit  dunkel m   feinde. 

TVm  BÜdliclH'n  i^iuhhnjzgebiete  gclinn  IMmus  alata  M  ich  .\., 
^^  '' '''"   Flügelulme,  an,  ein  Halbbaum  von  höchstens  12  Meter 


—     175    — 

Höhe ;  sie  bildet,  wie  zumeist  die  Korkulme,  Korkflügel  an  den  jungen 
Zweigen;  ihre  Früchte  sind  die  kleinsten  von  allen  Ulmen,  länglich, 
am  Rande  bewimpert  (Tafel  lY). 

Ulmus  crassifolia  Nutt.,  Cedar  Elm,  Dickblätterige 
Ulme.  Yertritt  in  Texas  die  Stelle  der  amerikanischen  Ulme,  ihr 
Blatt  ist  klein,  derb,  unsymmetrisch,  die  Früchte  am  Eande  kurz 
bewimpert  (Tafel  lY);  Rinde  tief  schmalrissig.  Der  Baum  erreicht  auf 
dem  besten  Boden  der  Flussauen  nur  20  Meter  Höhe,  ist  aber  westlich 
vom  Trinity-Flusse  viel  kleiner  und  dort  wegen  des  Mangels  besserer 
Holzarten  die  beste. 

Die  Leguminosen-Bäume  fehlen  in  Europa  so  gut  wie  ganz. 
Die  Robinie,  von  Amerika  eingeführt,  hat  selbst  in  den  wärmeren 
Partien  Deutschlands  diese  Lücke  ausgefüllt;  sie  ist  dort,  wie  ins- 
besonders  im  südlichen  Europa,  verwildert.  Auch  in  Nordamerika 
gehören  die  Legmninosen  als  schwersamige  Bäume  dem  Süden  an ; 
keine  Art  erreicht  als  Baum  die  nördlichen  Staaten. 

Im  Urwalde  sind  diese  Bäume  stets  lokal  und  vereinzelt  dem- 
selben beigemischt. 

Robinia  Pseudacacia  L.,  Locust,  Akazie,  Robinie, 
Schotendorn.  Dieser  Baum  ist  auch  in  Amerika  erst  durch  den 
Menschen  aus  seiner  engen  Heimat  in  den  südlichen  Alleghany-Bergen 
durch  die  ganze  östliche  Union  verbreitet  worden;  von  Ostamerika 
aus  verpflanzte  man  denselben  nach  Europa,  nach  der  pacifischen 
Küste;  in  Japan  ist  er  als  Zierbaimi  der  Gärten  und  Strassen  so 
häufig  wie  in  Italien. 

In  Nordamerika  fällt  das  Optimum  in  S.  c,  an  sonnigen  Berg- 
hängen, wo  er  eine  Höhe  von  27  Meter  erreicht.  Sein  Holz  ist  wohl- 
bekannt und  in  Nordamerika  zu  ähnlichen  Zwecken  verwendet  wie  in 
Europa.  Die  Anpflanzung  des  Baumes  an  Rändern  von  Weidegründen 
ist,  nach  Sargent,  grösstentheils  aufgegeben  worden,  da  die  meisten 
Bäume  den  Angriffen  des  Akazienbohrers,  Cyllene  picta,  erlagen. 

Robinia  viscosa  Yent,  Clanimy  Locust,  Drüsige  Robinie. 
Ist  nur  botanisch  und  pflanzengeographisch  bemerkenswerth.  Der 
Standort,  auf  dem  sie  zuerst  gefunden  wurde  (südliche  Alleghanies), 
ist  zwar  bekannt,  aber  der  niedere  Baum  selbst  konnte  nicht  wieder 
gefunden  werden.  Die  Kultur-  hat  jedoch  reichlich  für  seine  Aus- 
breitung gesorgt. 


—     176     — 

Glcditschia  triacanthos  L.  Honey-Locust,  Gleditschie, 
Christusdorn.  Die  Gleditschie  ist  durch  den  lan^^jähri^en  Anbau 
bei  uns  in  Deutschland  so  bekannt  tifeworden,  dass  ich  eine  botanische 
Skizze  weglassen  kann ;  in  der  Heimat  in  S.  c.  erreicht  sie  auf  kräftigem 
Boden  der  Flussniederungen  30,  selbst  40  Meter  Höhe;  seltener  und 
viel  niedri^r  ist  sie  auf  trockenen ,  herabgemagerten  Hügeln ;  das 
n»sanjthe  Kernholz  ist  im  Baue  dem  grüngelben  Kernholze  der  Robinie 
ähnlich ;  im  specifischen  Gewichte  verhalten  sie  sich  wie  67  :  73. 

Eine  durch  die  Kultur  entstandene  dornenlose  Varietät  ist  inso- 
ferne  bemerkenswert}!,  als  Gleiches  auch  bei  der  japanischen  Gleditschie 
beobachtet  wird. 

Gvmnocladus  canadensis  Lam.,  Kentucky  Coffeetree, 
Schusserbaum  nach  Willkomm.  Im  mittleren  Theile  der  Union 
mit  dem  Optimum  in  S.  c,  nicht  in  Canada;  auf  gutem  Boden  der 
Fiussniederungen  erreicht  der  Baum  eine  Höhe  von  33  Meter  und 
liefert  ein  hellbraunes  Kernholz,  das  ein  sehr  schmaler  Splint  bedeckt; 
die  Rinde  ist  eine  2 — 3  cm  breite  rissige  Borke,  die  wieder  1  cm  dick 
ist.  Der  Baum  ist  in  Amerika  nicht  häutig  genug,  um  seinem  Holze 
eine  ausgedehnte  Verwendung  zu  geben. 

Die  Samen  sind  platt,  von  der  Grösse  eines  Zweimarkstückes 
und  wurden  früher  als  ein  Surrogat  für  Kaffee  benützt ;  was  die 
Grösse  der  Samen  dieser  drei  bei  uns  ziemlich  häufigen  Bäume  betrifft, 
so  hat  Gymncx'ladus  den  grössten,  Robinie  den  kleinsten  Samen,  Gle- 
ditÄ<'hie  steht  in  der  Mitte. 

Ciadrastis  tinctoria  Raf.,  Yellow  Asli,  ist  auf  die  süd- 
lichen Staat^'U  bes<-hränkt;  die  Rinde  dieses  Halbbaumes  gleicht  äusser- 
lich   völlig  der  Buchenrinde;    das  Holz  liefert   einen   gelben  Farbstoff. 

Kagus  ferruginea  Ait..  American  Beech,  die  amcri- 
Äiiiiischo  Buche  ist  durch  (his  ganze  (Jebiet  verbreitet,  nördlich 
vom  liiike  Superior  bis  zum  (ii)lf  V(jn  Mexico;  ihi-  ()|)timum  liegt  im 
nördlichen  I^nibwalde,  wo  sie  ein  stattliclier  Haiiin,  z.  B.  am  Lake 
8upf»rior,  zusjunmen  mit  Zuckerah(»rn  und  Birken  auf  kniftig(»m, 
friwhem  WahUxKlen  wird;  sie  überwiegt  wie  hei  uns  an  dei-  (iheini 
Oroiuse  de«  l^nibwaldes  in  ('anada  innl  Ikm  cntspiechendei-  Kihebung 
Ober  dem  M<»ero,  z.  B.  bei  1800  Met«'r  in  den  Alleghanies,  soll  aber 
ihn»  h'N'hHte  individuelle  Kntfaltnng  auf  den  HügelköpfcFi  des  unteren 
M  ^  dem  kräftigen   Boden    der  Flussniedcrungeii    ciieichon. 

D"»ii    K.iiJii    lur   Optimum    nicht   liegen,    da    im    Süden    überhaupt    da,s 


—     177    ~- 

Holz  der  Buche  nm-  ein  specifisches  G-ewicht  von  66  zeigt,  während 
Holz  von  Buchen  der  nördlichen  Hälfte  des  Laubwaldes  ein  specifisches 
Gewicht  von  74  erreicht.  Die  Blätter  der  nordamerikanischen  Buche 
sind  länger  zugespitzt  und  gezähnt;  schon  mit  50  Jahren  geht  die 
glatte  Rinde  in  eine  seicht  längsrissige  Borke  über. 

Die  amerikanische  Buche  steht  in  forstlicher  Bedeutung  hinter  der 
europäischen  noch  weit  zurück;  reine  Waldungen  fehlen  in  den  Ver- 
einigten Staaten  ganz ;  ihr  Holz  ist  in  Qualität  von  dem  europäischen 
kaum  verschieden. 

Die  amerikanische  Edelkastanie,  Castanea  americana 
Kafin.  auch  Koch  und  Nuttal,  Chestnut.  Die  Früchte  sind  klein 
und  in  eine  lange  Spitze  ausgezogen.  Sie  erreicht  ihr  Optimum  auf  den 
kräftigen  Gebirgsböden  im  Süden;  nach  Norden  hin  geht  sie  so  weit 
als  Eichen  wachsen  und  zeigt  sich  dadurch  als  merklich  härter  unserer 
Edelkastanie  gegenüber.  Ihr  Holz  ist  gut  spaltbar,  zu  Schwellen  und 
in  der  Kunsttischlerei  brauchbar;  die  Früchte,  alljährlich  sehr  reich- 
lich, geben  dem  Baume  seinen  gegenwärtigen  "Werth  und  veranlassen 
seine  stetig  wachsende  Yerbreitung.  Ein  nahe  verwandter  Halbbaum, 
Castanea  pumila  Mill,  Chinquapin,  Zwergedelkastanie, 
überzieht  im  Süden  die  trockenen,  steinigen  Berghänge  und  wird  der 
essbaren  Früchte  wegen  wie  der  grosse  Kastanienbaum  alljährlich  zer- 
fetzt und  verstümmelt.  Früchte  von  der  Grösse  und  Gestalt  einer  spitzen 
Eichel ;  Blätter  unterseits  hell,  etwas  behaart. 

Carpinus  americana  La  m.  (syn.  Caroline  an  a),  Hornbeam, 
Am.  Hornbaum;  ein  kleiner  Baum  in  Nord  und  Süd.  Die  junge 
Pflanze  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  Betula  lenta,  ist  aber  unterschieden 
dadurch,  dass  die  Kurztriebe  drei  bis  vier  Blätter  tragen.  Standort, 
Habitus,  Bau  der  Rinde  und  des  Holzes,  sowie  Yerwendung  des  letz- 
teren, hat  die  amerikanische  Hainbuche  mit  der  europäischen  gemein. 

Ostrya  virginica  Willd.,  Hop  Hornbeam,  Yirginische 
Hopfenbuche.  Halbbaum  in  Nord  und  Süd  mit  dem  Optimum  im 
Süden;  gewöhnlich  an  trocken-steinigen  Berghängen. 

Platanus  occidentalis  L.,  Sjcamore,  Plane-tree,  Button- 
wood, Westliche  Platane.  Seit  länger  als  250  Jaln-en  wird  dieser 
schöne  Baum  als  Schattenspender  in  Europa  gepflegt,  selbst  da,  wo  ihn 
frühe  Winter  beschädigen.  In  der  Union  findet  sich  die  Platane  in 
grössten  Exemplaren    auf   den    frischen,     tiefgründigen  Flussufern   in 

Dr.  Mayr.  12 


—     178     — 

Süden ;  durch  Nord  und  Süd  erwächst  sie  ferner  auch  auf  recenten 
Kies-  und  Sandabiagerun^en  der  noch  nicht  stabilen  Flussliiiife  in  den 
Bergen,  ebenso  wie  die  beiden  Verwandten  im  AVesten;  dadurcli  trägt 
sie  zur  Festigung  der  Flussufer  bei;  überdiess  liefert  sie  ein  gut 
brauchbares  Nutzholz. 

Die  Dimensionen,  welche  die  Platane  erreicht,  40  Meter  Höhe 
und  4,2  Meter  Durchmesser,  erheben  dieselbe  zu  einem  der  grössten 
und  stärksten  Laubbäume  des  Ostens;  an  Exemplaren  von  2  Meter 
Durchmesser,  die  ich  unweit  des  Mississippi  mass,  war  die  Rinde  eine 
kleine  und  dickschuppige  Borke,  die  sich  nicht  aus  dem  Stamme 
horausschälte. 

Unter  den  Prunus -Arten  sind  fünf  Halbbäume;  eine  Art  ist 
ein  werthvoller  Nutzbaum;  auch  die  Gattung  Prunus  gehört  dem  Süden 
an;  eine  Art  ist  nur  im  Norden  zu  finden,  drei  sind  nur  im  Süden 
zwei  erstrecken  sich  durch  Nord  und  Süd.  Die  nördlichen  Arten  liefern 
ein  Holz  von  dem  durchschnittlichen  specitischen  Gewichte  von  52, 
jene  im  Süden  dagegen  von  87.  Sie  nehmen  an  Verbreitung  täglich 
zu,  da  sie  auf  den  misshandelten  "Waldböden,  durch  Vögel  eingebracht, 
vor  den  werthvoUeren  Holzarten  erscheinen. 

Die  wichtigste  Art  ist  Prunus  serotina,  Wild  black  chcrry, 
Späte  Trau  benk irs eil o;  sie  gehört  zu  den  in  Trauben  blühenden 
Padufikirschen ;  von  der  europäischen  Art  durch  die  nierenförmige 
Gestalt  der  Früchte  (Tafel  IV)  verschieden.  Den  erwachsenen  Baum 
umgibt  eine  klcinschuppigc  Borke;  im  hohen  Alter  entwickelt  sich  eine 
Borke  mit  breiten  Platten,  ähnlieh  wie  bei  der  Kiefei-.  Durch  das  ganze 
Ijaubholzgobiet  verbreitet,  l)leibt  die  Traubenkirsche  auf  der  nördlichen 
und  südlichen  Grenze  ein  kleiner  l^aum,  erwächst  aber  in  den  süd- 
lichen Alleghanies  auf  kräftigem  Boden,  einzeln  dem  Laubwalde  ein- 
gf^Hprengt,  zu  einem  st-sittliehen  l^aume  von  20  bis  30  Meter  HiJlie  und 
liefert  dann  einen  sehr  werthvnllen  Schaft. 

DuH  Kchr»ne  rotho  Nutzholz  wird  zu  Möbeln  aller  Art,  besonders 
zu  Si'hreibtiwhcn  und  kleineren  Hauseinrichtungsgegenstiinden  benützt, 
starke  Exemplare  sind  bereit«  eine  Seltenheit. 

Der  Baum  gehört  zu  den  am  schnellsten  wachsenden,  werthvolhMi 
Harthol/^rten  de«  Nordens;  er  wächst  leicht  auf  trockenein  Hoden,  aiicli 
wenn  derselbe  für  lan<iwirthschaftliche  Zwecke  bereits  zu  arm  ist,  junge 
Pflanz^-n  ertragen  gut  dtw  Umpflanzen, 

And»Te  l'runu^^arteii,  wie  Pr.  ainerieana,  peinisylvaniea,  die  innnor- 
grttne   (der    Hubtropisehen   Kegion    angohörige)  Pr.  Caroliniana,   spielen 


—     179    — 

im  Laubwalde  eine  untergeordnete  Eolle;  sie  betheiligen  sich,  ebenso 
wie  die  Angehörigen  der  Gfattungen  Patus  und  Crataegus  reichlich  als 
strauchförmiges  Unterholz  am  Aufbau  des  nordamerikanischen  "Waldes; 
viele  sind  in  Europa  als  Ziersträucher  geschätzt. 

Die  Magnolien  fehlen  den  Westküsten  der  alten  und  neuen 
Welt  ganz;  der  atlantische  Laubwald  Nordamerika's  beherbergt  sieben 
Arten,  von  denen  keine  hervorragenden,  forstlichen  Werth  besitzt; 
Japan  hat  neun  Arten,  inclusive  einer  forstlich  sehr  beachtenswerthen 
Art,  Indien  besitzt  sechs  auf  den  Himalaja  beschränkte  Magnolien, 
von  denen  vier  baumartig  und  forstlich  benutzbar  sind. 

Die  schwerfrüchtigen  Magnolien  sind  südliche  Pflanzen  mit  grossen 
Blättern  und  Blüthen;  nur  zwei  Arten  von  den  sieben  der  atlantischen 
Flora  erstrecken  sich  auch  nordwärts  bis  etwa  Massachusetts;  diese 
beiden  sind: 

Magno lia  glauca,  Sweet  Bay,  mit  unterseits  weisslichen 
Blättern  und  kleinschuppiger ,  aschfarbiger  Borke ;  sie  erreicht  ihre 
grössten  Dimensionen  im  nördlichen  Florida,  an  der  Südgrenze  des  Laub- 
waldes, ist  aber  an  der  nördlichen  Grenze  ihrer  Verbreitung  nur  Strauch. 

Magnolia  acuminata,  Cucumber  tree,  mit  einer  lang- 
rissigen, sich  abblätternden  Borke  erreicht  im  Süden  ebenfalls  eine 
Höhe  von  30  Meter. 

Magnolia  macrophylla  mit  einem  Blatte  von  1  Meter  Länge 
eine  südländische  Pflanze,  welche  die  Parkkultur  bis  in  die  Breiten 
von  New-Tork  verpflanzt  hat. 

Forstlich  beachtens werth  ist  der  den  Magnolien  verwandte  Lirio- 

dendron    tulipifera,  Tulip    tree,    Tulpenbaum,   mit  leichtem, 

geflügeltem  Samen  in  aufrechten  Kapseln ;  der  Baum  geht  am  weitesten 

nach  Norden,  ist  in  Europa  lange  in  Parken  kultivirt,  wo  er  sogar  auf 

der  kalten  bayerischen  Hochebene  noch  baumartige  Dimensionen  erlangt. 

In   seinem   Optimalgebiet,   in   den   geschützten   Thälern   der  südlichen 

AUeghanies  erwächst  der  Tulpenbaum  nicht   selten  zu  CO  Meter  Höhe 

und  4  Meter  Durchmesser;  rasch  erwachsend  ist  der  pfeilgerade  Schaft 

bis  in   die   Spitze   zu   erkennen.     Das   leichte   und  weiche   Holz  wird 

sehr    geschätzt    als    Construktionsholz ,    zu  Thür-    und    Fensterstöcken, 

Schindeln,  beim   Scliiffbau  und  besonders    zu   Pumpröhren,  für   welch 

letzteren  Zweck  es  unübertrefflich  sein  soll  (Douglas  in  Waukegan  Jll.); 

zu  letzterem  Zwecke  dient    allein   das   grünlich  gelbe   bis   grünbraune 

Kernholz. 

12* 


—     180    — 

Der  nordanierikanische  Laubwald  ist  verlüiltnissmiissig  arm  an 
Linden:  man  unterscheidet  nur  zwei  einander  sehr  nahe  stehende 
Arten,  sowie  eine  Viuietiit. 

Tilia  americana,  Linie  tree,  Lindentree,  Ameri- 
kanische Linde,  ist  die  wichtigste;  von  der  europäischen  Art  durch 
die  tiefer  gesäten  Blätter,  deren  hellere  Unterseite,  sowie  das  längere 
Vorblatt  des  Blüthenstandes  luiterschieden.  Durch  das  ganze  Gebiet 
verbreitet,  ist  sie  reichlich  den  Laubwaldungen  an  den  grossen  See'n 
und  in  den  Alleghany-Bergen  beigemengt  und  erwächst  auf  ki'äftigem 
Boden  bis  zu  30  Meter  Höhe. 

Das  leichte  Holz  zu  kleineren  Waaren  und  zu  billigen  Möbeln 
gesucht;  aus  dem  Baste  wird  Bindmaterial  gewonnen. 

Die  im  Süden  heimische  Linde  gilt  als  Varietät  —  pubescens  — 
der  vorigen  Art 

Tilia  heterophylla  ist  eine  auf  die  Central-  und  Südstaaten 
beschränkte  Art,  die  in  der  Praxis  von  der  Vorigen  nicht  getrennt  wird. 

Ein  Baum,  auf  den  man  in  Amerika  als  besonders  werthvoll  zu 
Anpflanzungen  im  Westen,    am    Prärierande,   hingewiesen   hat,   ist  die 

Catalpa  speciosa  Warder,  AVestliche  Catalpa;  nach  ihrem 
Benenner  ist  die  Western  Catalpa  v(>n  Catalpa  bignonioides  ver- 
schieden durch  die  gn'jssere  Blütlie,  grösseren  Samen  und  breiteren 
Samenhülsen;  die  Blätter  sind  gross,  herzförmig  und,  wenn  zerrieben,  ohne 
den  unangenehmen  Geruch,  der  die  Blätter  der  bignonioides  auszeicluu^t. 

Dem  (»renzgebiete  von  N.  und  S.  in  c.  angehörend,  ist  diese 
Catiilpa  Ix'sonders  nach  S.W.  liiu  verbreitet,  wo  sie  auf  kräftigem 
Hoden  der  Flussniedc^nuigen  ausnahmsweise  bis  zu  45  Meter  Höhe  sich 
erhebt.  Obwohl  sehr  ra,sch  wachsend,  liefert  sie  ein  gutes,  besonders 
dau<Thaftes  Nutzholz;  in  Amerika  hält  ninn  20-35  Jahre  zur  Nutz- 
h(>lzer/iehung  für  genügend,  wobei  aber  ein  ziemlich  enger  Stand  (Wv 
Pflanzung,  wegen  der  Nc-igung  des  Baumes  zur  Astbildung,  erforderlich 
int.  R.  Douglas  in  Waukegan  hat  auf  armen  Sandboden  des  L;ike 
Miehigan  die  Catalpa  in  grosser  Menge  und  mit  Vortheil  angebaut; 
sie  leidet  abi-r  durch  Krühfniste  und  dürfte  sich  hei  uns  nur  in  sehr 
geschützten  Lagen  in  d(T  ersten  Jugend  erhalten. 

Dan  dunkel  violett«?  Kernholz  ist  leicht  (42  specitisches  Gewicht), 
aber  wegen  K<dnr3K  gnmsen  Gehaltes  an  Kernfarb(^  sein*  dauerhaft  bei 
Verwendung  im  Bmlen :  dabei  »imfasst  der  Splint  nur  den  letzten 
Jshresring. 


—     181     — 

War  der  berichtet,  dass  in  New -Madrid  (Kj)  ein  Stück  "Waldes 
durch  ein  Erdbeben  im  Jahre  1811  so  tief  gesenkt  wurde,  dass  über 
dem  Boden  3 — 10'  Wasser  standen  und  alle  Bäume  zu  Grunde  gingen; 
im  Laufe  der  Zeit  sind  die  Stämme  alle  verfault  mit  Ausnahme  jener 
der  Catalpa,  welche  noch  fest  im  Grrunde  hafteten;  Eisenbahnschwellen 
wurden  nach  12  jährigem  Gebrauch  umgedreht,  da  die  Schienen  in  das 
leichte  Holz  sich  eingedrückt  hatten,  das  Holz  aber  zeigte  noch  keine 
Spur  von  Zersetzung. 

Die  Catalpa  bignonioides  Walt.  Catalpa  steht  wenigstens 
in  der  Schaftbildung  der  Vorigen  beträchtlich  nach ;  auf  den  Flussuf em, 
zusammen  mit  Schwarzbirke  und  Platane  bildet  sie  in  S.a.  einen 
sparrigen  Baimi,  der  gegen  die  alljährlich  steigenden  Fluthen  ankämpft, 
vielfach  zur  Seite  gebogen  und  unterwaschen.  Ihr  Holz  ist  der  vorigen 
Art  gleich;  sie  erreicht  aber  nur  15  Meter  Höhe. 

Bemerkenswerth  für  die  östliche  Baumflora  ist  weiters  eine  bis 
zur  Nordgrenze  des  Laubwaldes  vordringende,  winterkahle  Laurinee, 
die  überall  sich  findet  und  durch  ihre  zahlreiche  Jugend,  ihre  variablen 
Blattformen    (ganzrandig,   zwei-   und   dreilappig)    auffällt,    es  ist  diess 

Sassafras  officinale  Nees,  Sassafras,  mit  schwarzen, 
auf  dicker,  rother  Basis  sitzenden,  gestielten  Früchten.  Das  leichte 
Holz  gilt  als  sehr  dauerhaft  bei  Verwendung  im  Boden,  die  Binde  ist 
medizinisch. 

Die  Weiden  und  Pappeln  sind  sehr  leichtsamige  Bäume  und 
Sträucher  von  grösster  Verbreitung;  die  nordamerikanischen  Weiden 
hat  Bebb  in  Kockford  (Jll.)  geordnet  und  mit  vielen  Varietätennamen 
versehen,  sie  scheinen  ein  so  schwieriges  Studium  zu  sein,  wie  die 
europäischen  Arten  und  Varietäten.  Bemerkenswerth  ist,  dass  keine 
der  nordamerikanischen  Weidenarten  zu  technischen  Zwecken  verwend- 
bar erscheint. 

Salix  nigra,  amygdaloides  und  longifolia  sind  Weiden,  welche 
die  Prärie  umgehen  und  in  der  pacifischen  Flora  sich  wieder  finden; 
ausser  diesen  besitzt  die  atlantische  Region  noch  zwei  Arten,  S.  cordata 
und  discolor,  während  die  pacifische  Flora  ausser  obigen  Arten  noch 
sieben  beherbergt.    Von  den  Pappeln  überschreiten  zwei  Arten 

Populus   tremuloides   Michx.,  Aspen,    amerikanische 
Zitterpappel  und 

Populus  balsamifera  L.,  Balsam,  Balsampappel  den 
Continent  im  Norden  der  Prärie. 


—     182     — 

Die  Zitterpappel  kennzeichnet  sich  nach  jeder  Richtung  als  eine 
nahe  Verwandte  der  europiü sehen;  sie  ist  ein  forstliches  Unkraut,  das 
auf  den  zalilreichen  von  Holz  ontblössten  Partien  ihres  nördlichen 
Standortes  in  grosser  Menge  sich  einfindet  und  bessere  Holzarton  ver- 
drängt; doch  ist  sie,  wie  die  übrigen  Pappeln,  keineswegs  werthlos; 
sie  bedeckt  den  Boden  und  conservirt  ihn  und  liefert  überdiess 
in  ihrem  sehr  leichten,  weissen,  weichen  Holze  ein  vortreffliches 
Material  zur  Papiemiiisse  und  Packspiinen. 

Die  Balsampappel  betritt  das  Gebiet  der  Vereinigten  Staaten  nur 
in  einer  schmalen  nördlichen  Zone,  sowohl  im  Osten  wie  im  Westen; 
südlich  von  ihr  tritt  im  Osten 

Populus  monilifera  Ait,  Cottonwood,  Wollbaum,  im 
Westen  P.  trichocarpa  an  seine  Stelle.  Der  Wollbauni  erreicht  zuweilen 
50  Meter  Höhe  und  ist  östlich  von  den  Rocky  Mountains,  wie  am 
Yollowstoneflusse  vielfach  der  einzige  Baum  in  der  Prärie,  wo  er 
unmittelbar  an  den  Flüssen  die  nötliige  Feuchtigkeit  in  Luft  und  Boden 
findet ;  er  wird  wegen  seiner  Schnellwüchsigkeit  in  grösster  Menge  der 
Billigkeit  wegen  bei  den  Pfianzungen  im  Westen  als  Füllmaterial 
zwischen  besseren  Holzarten  und  zugleich  zur  Erfüllung  der  Gesetzes- 
vorschriften der  Timber-culture-act  benützt;  in  neuerer  Zeit  dringt 
man  darauf,  bessere  Holzarten  zu  obigem  Zwecke  zu  verwenden. 

Zwei  andere  Pappohi,  P.  grandidentata  Michx.  und  P.  hetero- 
phylla,  haben  nur  ganz  untergeordneten  Werth. 

Die  merkwürdigen  Hamimielideen,  die  Hexenbiiume  und  -Strilucher 
besitzen  im  Laubwaldo  zwei  Vertreter,  die  Hexcnnuss,  Hama- 
melis virginira  L.,  Witch-hazel,  die  in  Blättern  und  Früchten 
täuschend  die  Haselnuss  nachahmt;  sie  ist  ein  Straucli  zu  Füssen  des 
üiubholze«,  bos<jnders  in  den  Bergen  so  häufig  wie  die  Haselnuss- 
sträucher  selbst;  wie  bei  diesen  h)ckt  ein  warmer  Herbst  die  gelben 
Hlüthon  hervor. 

Andere  Hexenbäumo,  wie  z.  H.  in  Indien,  geben  im  Aussehen 
einen  Kirschbaum  oder  eine  Pappel  wieder;  ein  anderer,  nordameri- 
luuiiAchor  Hexenbaum,  der  Li  (pi  idam  bor  oder  Sweet  G  um  (Li  (|  u  i  - 
dambar  styrac^iflua  L.)  erinnert  wenigstens  in  den  Hlättern  an 
einen  Ahorn.  Die  fünf  Ijjij)j)en  des  Jilattes  sind  sj)itz  und  fein  gesägt; 
jnnc^'n.  ein-  und  mehrjährigen  Triel)on  entspringen  bis  1,5  cm  breite 
K 

Der  Baum  erreicht  seine  grössten  Dimensionen  im  Süden  ,  un- 
I  r  IUI  die  Sumpf-Cypresso  in  seinen  Ansprüchen  an  die  Boden- 


—     183     — 

feuchtigkeit  sich  anschliessend;  dort  entwickelt  der  Baum  eine  dicke, 
flaschenförmige  Basis ,  wie  Taxodimn  selbst  und  einen  pfeilgeraden 
Schaft,  der  dem  der  Cypressen  nicht  nachsteht ;  selbst  auf  freier  Fläche 
erwachsene  Bäume  behalten  diese  letztere  Eigenschaft  bei. 

Das  Holz  des  raschwüchsigen  Baumes  ist  dem  des  Apfelbaumes 
in  Farbe  ähnlich  und  als  Ersatz  für  schwarzes  Wallnussholz  von 
grossem  Werthe. 

Drei  Urticaceen  mögen  hier  angeschlossen  werden:  Der  west- 
liche Zürgelbaum,  Celtis  occidentalis  L.,  Sugar  Berry, 
ein  hoher  Baum  mit  ziemlich  geringwerthigem  Holze,  wie  der  süd- 
europäische Zürgelbaum,  der  im  Nordwesthimalaya  als  Futterbaum  dient, 
von  dem  alljährlich  die  Seitenzweige  herabgeschnitten  werden.  Die 
nordamerikanische  Art  wird  ein  hoher  Baum  in  dem  feuchten  Fluss- 
gebiete des  Mississippi  und  erstreckt  sich,  auf  die  Flussufer  und 
Quellgebiete  beschränkt,  weit  nach  Westen  hin,  nach  Texas,  wo  er 
von  der  Mstel  besonders  gerne  bewohnt  wird. 

Der  amerikanische  oder  rothe  Maulbeerbaum,  Morus 
rubra  L.,  Red  Mulberry,  mit  schön  rothen,  essbaren  Früchten ;  das 
dunkelbraune  Kernholz  dem  der  M.  alba  nahestehend  und  viel  benützt; 
als  „Füllholz"  ist  der  rothe  Maulbeer  zu  den  Pflanzungen  am  Prärie- 
rande neuerdings  vielfach  empfohlen. 

Maclura  aurantiaca  Nutt.,  Osage  Orange,  ist  ein  ausserordentlich 
raschwüchsiger  Baum  mit  grossen,  orangefarbigen  Früchten;  in  den 
westlichen  Staaten  wird  er  zur  Anlage  von  Hecken  verwendet;  sein 
Holz  ist  dem  des  Maulbeer  ähnlich  und  dient  zur  Strassenpflasterung, 
zu  Eisenbahnschwellen  und  Radnaben. 

Aesculus  glabra  Willd.,  Ohio  Buckeye  (syn.  Pavia 
glabra  Spach),  Ohio-Rosskastanie,  ein  Baum  bis  zu  20  Meter 
in  den  Thälern  der  südlichen  Alleghany-Berge ;  Fruchtschale  grob- 
höckerig, Rinde  eine  6  cm  breite  und  lang-rissige  Borke  von  hellgrauer 
Farbe;  das  Holz  zu  Holzwaaren,  Papiermasse,  künstlichen  Gliedern, 
Hüten  etc.  wie  das  der  folgenden  Art  verwendet. 

Aesculus  flava  Ait.  (syn.  Pavia  flava  Moench),  Sweet 
Buckey,  Gelbe  Rosskastanie,  wird  in  ähnlichen  Oertlichkeiten 
wie  die  glabra  ein  hoher  Baum,  dessen  Borkenschuppen  in  breiten 
Stücken,  ähnlich  wie  bei  der  Palme,  sich  ablösen.  Fruchtschale  ganz 
glatt.  Zusammen  mit  einer  rothblühenden  Yarietät  als  Schattenbaum 
vielfach  kultivirt. 


—     184     — 

Die  zu  den  Cornaceen  gehörige  Grattiing  Nyssa  gehört  mit  ihren 
schwerfrüchtiffen  Arten  dem  Süden  an:  Xvssa  svlvatica  Marsh, 
Tupelo  reicht  am  weitesten  nach  Xorden  nnd  übertrifft  im  specifischen 
Gewichte  ihres  Holzes  die  Arten  mit  beschi'änkter  räumlicher  Ver- 
breitung beträchtlich  (64  :  48) ;  der  Baum  bewohnt  im  Süden  die 
Taxodiumsümpfe,  und  die  bisher  als  N.  aquatica  L.  aufgeführte  Art 
ist  mit  X.  sylvatica  identisch. 

Blätter  ganzi-andig,  kahl  (Tafel  III),  Früchte  1  cm  lang,  A/2  cm 
breit,  glänzend  schwarz,  auf  4 — 6  cm  langem  Stiele.  Im  HügeUande 
der  südlichen  Kiefer  nimmt  der  Tupelo  mit  der  Carya  tomentosa  den 
besseren  und  feuchteren  Boden  in  schwachen  Einsenkungen  und  Mulden 
ein.  Die  Rinde  gleicht  der  unserer  Eiche;  das  gedrehtfaserige  Holz 
ist  zu  Pfeilern  an  "Werften,  zu  Wasserleitungsröhren  brauchbar. 

Nyssa  capitata  TTalt.,  Sour  Tupelo,  Sauertupelo. 
Früchte  2,5  cm  lang,  1  cm  breit;  Blätter,  Blattstiele  und  Triebe  behaart; 
ist  wie  Nyssa  uniflora  TTangh.  auf  den  Süden  beschränkt;  letzterer 
Baum  erreicht  eine  Höhe  von  30  Meter ;  sein  Holz  ist  sehr  leicht,  aber 
zäh  und  nicht  spaltbar  und  empfiehlt  sich  zu  Drechslerwaaren  aller  Art. 

Die  Erlen  im  östlichen  Laubwalde  der  Union  spielen  nicht 
die  RoUe  wie  die  Erlen  im  kühleren  Theile  Europa's;  es  fehlt  dazu 
dui-chaus  nicht  an  Standorten ;  ich  glaube,  der  Grund  liegt  darin,  dass 
die  atlantische  Flora  eine  ganze  Reihe  von  Nadelholz|)üanzen  besitzt, 
welche  den  gleichen  Standort  wie  die  Erlen  aufsuchen  und  dabei 
durch  ihr  Schattenerträgniss  den  lichtliebenden  Erlen  mit  Erfolg  das 
Terrain  sti-eitig  machen. 

Die  Erlen  der  atlantischen  Region  sind  theils  nur  Sti'äucher, 
dami  aber  massenhaft  zusaimnenstehend  und  die  nassen  Vertiefungen 
im  Laubwalde  mit  einem  kurzen,  gleichmässigen  Gestrüppe  überziehend, 
wie  z.  B.  in  Wisconsin,  theils  Halbbäume,  die  kaum  noch  forstliche 
Beachtung  verdienen. 

Alnus  serrulata,  Black  Alder,  Amerikanische  Schwarz- 
erle. Von  Massachusetts  bis  Florida,  aber  nirgends  über  12  Meter 
hoch ,  regelmässig  ein  Dickicht  bildender  Strauch ;  das  helle  Holz 
wird,  der  Luft  ausgesetzt,  schnell  roth;  der  Blätter  grösste  Breite  im 
oberen  Drittel. 

Alnus  glauca  Michx.  f.  (syn.  A.  incana  AVilld.),  Speckled 
Alder,    Amerikanische   Weisserle.     Wird   nur   6   bis   7  Meter 


—     185     — 

hoch ;  an  gleichen  0 ertlichkeiten  wie  die  vorige ;  ihr  Holz  wie  das 
der  vorigen  Art  zu  Schiesspnlverkohle  verwendet.  Diese  Art  zeigt 
Yerschiedenheitcn  von  der  europäischen  und  japanischen  Art,  freilich 
nur  solche,  die  nur  bei  einer  vergleichenden  Betrachtung  aller  drei 
Formen  nach  lebenden  Exemplaren  deutlich  werden,  die  aber  im 
Zusammenlialt  mit  der  geographischen  Verbreitung  zur  Annahme 
getrennter  Arten  solange  zwingen,  bis  nicht  durch  Uebergänge  und 
für  die  japanisch-chinesischen  nnd  europäischen  Formen  auch  räumlich 
der  Zusammenhang  und  die  Identität  festgestellt  ist.  Gleiches  gilt  für 
die  Birke  und  Zitterpappel. 

Alnus  maritima  Muhl,  Seaside  Alder,  See-Erle.  Kommt 
von  Delaware  an  südlich,  im  westlichen  Amerika  aber  gar  nicht  vor; 
auch  diese  Art  soll  mit  der  japanischen  Art  identisch  sein;  diese  letztere 
Art  verdient  den  Namen  maritima  gewiss  nicht,  da  sie  eine  Berg- 
bewohnerin ist.    Die  amerikanische  Art  erreicht  nur  6 — 7  Meter  Höhe. 

Es  erübrigt  noch,  eine  Reihe  von  Sträuchern  und  Halbbäumen 
zu  erwähnen,  die,  mit  der  Jugend  der  Nutzhölzer  kämpfend,  als 
Füllmaterial  im  Walde  dienen,  die  aber  technisch  nur  untergeordneten 
Werth  repräsentiren ;  eine  regelrechte  Forstwirthschaf t  wird  sie  sowenig 
verdrängen,  wie  diess  in  Deutschland  der  Fall  ist ;  immerhin  aber  dürfte 
sich  ihi'e  Menge,  zu  der  sie  bei  der  herrschenden  Raubmethode  im 
Walde  unverdienter  Weise  herangewachsen  sind,  wieder  alhnählig 
beträchtlich  vermindern. 

Dass  die  einzelnen  Gattungen  in  Amerika  viel  reicher  an  Arten 
sind  als  die  eui'opäischen,  lässt  sich  a  priori  erwarten;  volle  12  Cra- 
taegusarten  erwähnt  der  Censusbericht ,  darunter  die  allbekannten 
C.  Grus  galli,  coccinea,  tomentosa;  viele  Gattungen,  die  bei  uns  nur 
niedere  Strauchformen  erreichen,  besitzen  neben  diesen  auch  Halb- 
baumarten wie  Yaccinium  arboreum,  eine  Heidelbeer,  die  m  den 
Pinus  rigida-  und  australis -Waldungen  bis  9  Meter  Höhe  erreicht; 
Andromeda  feiTuginea  in  feuchten  Oertlichkeiten,  Oxydendron  arboreum 
DG.;  ein  Baum  bis  18  Meter  Höhe  fehlt  wohl  nirgends  den  trocken- 
kiesigen Höhenzügen  der  südlichen  Landschaften;  Kalniia  latifolia  L., 
eine  immergrüne  Ericacea,  bildet  undurchdringliche  Dickichte  in  somngen 
Lagen  der  südlichen  Alleghanies;  Rhododendron  maximum  L. 
wird  am  Fusse  der  Alleghany-Berge  im  Süden  ein  Baum  bis  zu  1 2  Meter 
Höhe,  steigt  als  astreicher  Strauch  an  den  Bergen  in  die  Höhe  bis  in 
die  kühle  Tannenregion;  auch  dort  noch  erreicht  er  an  3  Meter  Höhe 
und  10  cm  Dui'chmesser,  bedarf  aber  zur  Erreichung  solcher  Dimensionen 


—      186     — 

volle    100  Jahre;    solches   langsam    erwachsenes,    hartes   Holz    ist    als 
Ersatz  für  Buxbaumholz  verwendet. 

Diospyros  virginianaL.,  Persimmon,  Yirginische  Dattel- 
feige, gehört  zu  jenen  wohlthätigen  Pflanzen,  die  im  südlichen  Hügel- 
iind  Tieflande  das  durch  die  Landwirthschaft  verödete  Terrain  occupiren 
und  seine  Wiederbewaldung  einleiten.  Die  orangefarbigen  Früchte  sind, 
nachdem  einige  Fröste  darüber  gegangen,  geniessbar;  das  Holz  mit 
dunkeln  Streifen  ist  selten  ganz  schwarz  wie  das  verwandte  Ebenholz. 

Die  mexicanische  Persimmon,  im  westlichen  Texas  und 
anstossenden  Mexico  heimisch,  Diospyros  texana  Scheele,  hat 
schwarze  Früchte;  das  Holz  dieses  Baumes  gilt  als  das  beste,  um  das 
in  Amerika  felilende  Buxholz  zu  ersetzen. 

Halesia  diptera  L.  und  tetraptera  L.  bewohnen  guten  Fluss- 
uferboden im  Süden;  Plane ra  aquatica  Gmel.  ist  im  westlichen 
Süden  des  Laubholzes  in  kalten,  tiefen,  von  Flüssen  genährten  Sümpfen 
häufig;  die  Genannten  bilden  Halbbäume  bis  zu  12  Meter  Höhe. 

Chionanthus,  Osmanthus,  Forestiera  sind  durch  Arten  vertreten, 
welche,    wie  die  übrigen  Oleaceen,    feuchten  bis  nassen, Boden  lieben. 

Yiburnum  Lentago  L.  und  prunifolium  L.  vertreten  die  spärlich 
bedachte  Familie  der  Caprifoliaceae. 

Cornus  florida  L.  fehlt  nirgends;  er  ist  durch  die  klein-  und 
weisslich-schuppige  Borke  leicht  zu  erkennen  und  durch  seine  zusammen- 
gesetzten BJüthen  besonders  auffallend  im  Norden  und  Süden.  C.  alter- 
nifolia  L.  f.,  wird  im  Nordwesten  auf  gutem  Boden  bis  8  Meter  hoch. 

Pyrus  sambucifolia  Cham,  et  Schlecht,  ist  ein  kleiner  nordischer 
Baum  (Sorbus)  der  kühlen  Fichtenregion,  der  mit  Birken,  Pappeln  und 
Anderen  den  Continent  überschreitet,  ja  selbst  wie  es  scheint  bis  auf 
das  asiatische  Festland  übergreift ;  von  den  übrigen  Pyrus- Arten  erreicht 
keine    12  Meter  Höhe,   die   Dimension   der   vorgenannten  Yogelbeere. 

Keinem  atlantischen  Walde  fehlen  die  Rhus- Arten,  von  denen 
besonders  Rhus  Toxicodendron ,  Poison  iry,  kletternder  Giftsiunach 
auffällt,  da  er  an  allen  Bäumen,  oft  tief  in  der  Borke  derselben  liegend, 
hinaufwächst;  Zäune  und  Strassenhecken  sind  seine  Lieblingsplätze; 
er  ist  sehr  giftig  und  vielen  Menschen  gefährlich,  während  Andere  seine 
Blätter   berühren   oder   zerreiben  können   ohne  beschädigt   zu  werden. 

Rhus  typhina  L.,  Staghorn  Sumach,  Hirschhorn-Sumach,  fehlt  bei 
uns  wohl  keinem  Garten  und  verräth  sich  schon  durch  seine  prächtige, 
rothe  Färbung  der  Blätter  im  Herbste  als  ein  Amerikaner,  ebenso  wie 
der  bei  uns  längst  zum  Bürger  gewordene  „wilde  Wein",    Ampel opsis 


—     187     — 

quinquefolia,  der  in  seiner  Heimat  an  den  Bäumen  emporklettert  oder 
morsche  Baumstümpfe  mit  dichtem  Laubwerk  überzieht,  so  dass  sie 
bei  herbstlicher  Färbung  wie  glühende  Säulen  erscheinen  Die  meisten 
Sumacharten,  auch  Eh.  cotinoides,  yenenata,  copallina,  liefern  in  Blättern 
und  Einden  theils  Färb-,  theils  Gerbstoffe. 

Der  amerikanische  Ki'euzdorn  mit  essbaren  Früchten,  Ehamnus 
caroliniana  Walt.,  bewohnt  den  besten  Boden  im  Flusstieflande  zusammen 
mit  Evonymus  atropiirpureus  und  mehreren  Jlex- Arten,  von  denen  nur 
Jlex  opaca  Holly,  auch  die  nördliche  Hälfte  der  atlantischen  Laubholz- 
flora betritt. 

Asimina  triloba  Dunal,  Papaw  oder  Custard-apple,  mit  grossen, 
essbaren  Früchten,  verdient  Erwähnung,  ebenso  einige  als  grosse  Zier- 
sträucher bekannte  Eutaceen  wie  Xanthoxylum  americanum  Mill.  und 
Clava  Herculis  L.,  Prickly  Ash;  ersterer  Strauch  ist  dem  Norden, 
letzterer  dem  Süden  angehörig;  beide  sind  an  ihren  Stämmen  durch 
kegelförmige  lokale  Korkbildung  ausgezeichnet,  die  ihnen  den  ameri- 
kanischen Namen  Stachelesche  eingetragen  haben;  Ptelea  trifoliata, 
Hop  tree  ist  desshalb  bemerkenswerth,  weil  er  im  Süden  der  Prärie 
den  atlantischen  Laubwald  mit  jenem  von  Mexico  verbindet. 

Dass  es  zalilreiche  Standorte  in  dem  Laubwaldgebiete  gibt,  auf 
denen  die  Laubhölzer  im  Kampfe  um  die  Existenz  dui'ch  andere  Holz- 
arten verdrängt  wurden  und  werden,  ist  bei  dem  grossen  Wechsel  der 
Configiu'ation,  der  geologischen  Abstammung,  der  physikalischen  und 
chemischen  Verschiedenheiten  des  Bodens  selbstverständlich.  Wo  der 
Boden  zu  mager  wird,  in  Folge  übergrosser  Beimengung  von  Kieselsäure, 
z.  B.  also  auf  kiesigem  Boden  im  Gebirge,  auf  sandigem  Boden  an  der 
Küste,  da  treten  die  Laubhölzer,  unter  denen  es  keine  ausgesprochenen 
Sandpflanzen  —  vielleicht  einige  kleine  Eichen  ausgenommen  —  gibt, 
zurück  und  überlassen  Kiefern  den  Sandort;  wo  der  Boden  zwar 
kräftig  genug,  dagegen  die  Feuchtigkeit  zu  gross  ist,  da  betheiligen 
sich  am  Kampfe  um  den  Eaum  mit  grösserem  Yortheil  cypressen- 
artige  Bäume  oder  bei  genügender  Kühle,  also  in  nördlichen  Lagen, 
auch  Vertreter  der  Tannenregion,  Fichten,  Lärchen  und  Tannen. 

Die  Kiefern,  so  vertheilt,  dass  sie  bei  einer  allenfallsigen  Miss- 
handlung des  Laubwaldes  und  einer  Vemiagerung  des  Bodens  sofort 
und  überall  mit  der  neu  aufstrebenden  Vegetation  in  Konkurrenz 
treten  können,  finden  natürlich,  da  bescheidener,  bei  der  gegenwärtigen 
Forst-  und  Landwirthschaft  eine  herrliche  Gelegenheit,  auf  Kosten  der 
besseren  Arten  sich  auszubreiten. 


—     188     — 

Unter  den  drei  Kiefern  mit  grösster  Verbreitung  durch  N.  a.  c, 
und  S.  a.  c.  nenne  ich  Pinus  rigida,  mitis  und  inops.  Am  erwachsenen 
Baume  hat  rigida  die  längsten  Nadeln,  fast  rechtwinkelig  abstehend, 
die  grössten  Zapfen,  die  Kinde  ohne  Harzbeulen;  mitis  folgt  dann  in 
Länge  der  Nadeln,  die  etwas  am  Zweige  anliegen,  Harzbeulen  in  der 
Rinde ;  Inops  hat  die  kürzesten  Nadeln,  steht  in  Zapf engrösse  zwischen 
mitis  und  rigida;  mitis  liefert  werthvolles  Nutzholz  in  den  westlichen 
Staaten;  inops  herrscht  im  centralen  Theile  und  wird  dort  zu  Wasser- 
leitungsröhren, zu  Brenn-  und  Kohlholz  gesucht;  rigida  ist  auf  die 
atlantische  Längszone  beschränkt  und  besonders  auf  dem  Sandboden 
der  nördlichen  Küste  entwickelt;  sie  gibt  Brenn-  und  Kohlholz, 
zu  Nutzholz  war  sie  früher  benützt;  mitis  bildet  den  besten  Schaft  und 
erreicht  30  Meter  Höhe;  der  Schaft  von  rigida  ist  astreicher  und  der 
Baum  wird  selten  über  24  Meter  hoch;  inops  ist  in  den  östlichen 
Staaten  sehr  astreich  und  steht  an  Grösse  den  beiden  anderen  nach; 
in  ihrem  Optimum  in  den  Centralstaaten  aber  erwächst  sie  mit  glattem 
Schaft  und  bis  zu  36  Meter  Höhe;  demnach  möchte  es  fast  scheinen, 
als  wäre  rigida  die  geringste  von  den  genannten  Arten ;  doch  hat  sie  auch 
Vorzüge,  die  eine  nähere  Betrachtung  des  Baumes  rechtfertigen  mögen ; 
sie  geht  überdiess  am  weitesten  nach  Norden  bis  Neubraunschweig. 

Pinus  rigida  Mill.,  Pitch-Pine,  Pechkiefer.  Die  junge 
Pflanze  wächst  ziemlich  schnell  und  ist  gekennzeichnet  durch  di'ei 
Nadeln  von  9  cm  I  änge  in  einer  Scheide  und  die  hellbraune  glänzende 
Rinde  der  jungen  Triebe.  Bei  kräftigen  Pflanzen  lässt  sich  folgender 
Aufbau  beobachten: 

Unter  der  ersten  nadellosen  Stelle,  von  der  Basis  an  gerechnet, 
sitzen  Kurztriebe  mit  vier  Nadeln  in  einem  Quirle;  unter  der  zweiten 
sind  die  Zapfen,  mehrere  in  der  Zahl,  befestigt;  unter  der  dritten 
stehen  Seitenäste,  unter  der  vierten  bilden  sich  Knospen  aus;  an  weniger 
kräftigen  Exemplaren  sind  weniger  Abschnitte  entwickelt.  Ende  August 
ist  der  Stiel  des  neuen  Zapfens  2  cm  lang  nach  abwärts  gekrümmt ; 
die  jungen  Zapfen  sind  grün  bis  violett  mit  hellbraunen  Stacheln;  die 
im  zweiten  Jahre  stehenden  Zapfen  sind  5  cm  lang,  grün,  nach  abwärts 
gewendet  mit  vertrockneter  Apophysenspitze ;  wenn  reif  ist  der  Zapfen 
hell-ockerfarbig,  bleibt  längere  Zeit  am  Zweige  hängen  und  wird  von 
dem  wachsenden  Holze  so  umschlossen,  dass  der  Zapfen  später  in  die 
Höhe  gedrückt  wird,  rechtwinkelig,  vom  Stamme  abgekehrt,  stiellos 
demselben  aufsitzt;  Zapfenlänge  5  cm.  Breite  5  cm.  Die  Pechkiefer 
macht  gern  Johannitriebe   und   behält  eine  Benadelung  von   3  Jahren 


—     189    — 

bei;  ihre  Rinde  ist  eine  grauschuppige  Borke,  die  wie  bei  der  öster- 
reichischen Eaefer  bis  in  die  Baumspitze  reicht. 

Der  Nutzholzwerth  dieser  Kiefer  ist  heutzutage  in  Nordamerika 
geradezu  Null;  ihr  Holz  mit  dem  durchschnittlichen  specifischen 
Gewichte  von  51  ist  grobfaserig  und  durch  keine  hervorragend  vortheil- 
hafte  Eigenschaft  ausgezeichnet;  als  Brenn-  und  Kohlholzproducent 
ist  der  Baum  dagegen  bemerkenswerth. 

Eine  auf  kiesigem  Geschiebe  bei  Boston  erwachsene  Pechkiefer 
hatte  1,5  Meter  über  Boden 


Alter 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs  pro  Jahr 
Dem 

10 
20 
40 

60 

7,2 
16,2 
30,2 

3(>,6 

40,7 

205,7 

718,9 

1051,9 

4,07 
15,49 
25,7 

16,6 

Sargent*)  berichtet  von  einem  reinen  Kiefernbestande ,  der  in 
New-Tersey  auf  verlassenem,  landwirthschaftlich  ausgeraubtem  Boden 
aufgewachsen  war;  der  dicht  geschlossene  Wald,  dessen  Bodendecke 
aus  Moos  besteht,  liegt  20  Kilometer  vom  Meere  und  zeigt  mit  50 
Jahren  eine  mittlere  Höhe  von  15  Meter  und  einen  mittleren  Dui'ch- 
messer  von  25  cm. 

In  New-Jei-sey  sind  die  Kiefernbestände  in  der  Nähe  der  Küste 
mit  P.  mitis  gemengt,  aber  rigida  prälarirt;  Yaccinium- Arten,  Clethra 
alnifolia,  Smilax,  Quercus  nigra  und  ilicifolia,  Pteris  aquilina  bilden 
den  staudenförmigen  Bodenschutz. 

Anfangs  von  der  Wichtigkeit  der  Pechkiefer   für   den   deutschen  ^^^^^^ 
Wald   nach   den  Anpreisungen   in    der  forstlichen  Literatur  überzeugt,     / 
habe  ich  viel  Zeit  mit  ihr  vergeudet.    So  besuchte  ich  einen  ausgedehnten  '^    ' 
Kiefernkomplex  in  New- Jersey,  lauter  Bestände  vom  jüngsten  bis  zum 
30.  Jahre;  mitten  unter  ihnen  war  eine  Klenganstalt  etablirt,  die  alle 
europäischen  Baumzüchter  mit  dem  Pitch-Pine-Samen  versorgte. 

In  diesen  nur  wenige  Meilen  von  der  See  entfernten  Waldungen 
brütet  während  der  Sommermonate  eine  erdrückend  feuchte,  heisse  und 
schwüle  Luft;  die  Musquito  in  ungewohnter  Zahl  und  Grösse  sind  so 
lästig,  dass  man  die  Hände  nicht  aus  den  Taschen  ziehen  darf,  das 
Gesicht  mit  einem  Tuche  schützen  muss;  ja  selbst  Thüren  und  Fenster 


•)  Garden  and  Forest  Vol.  I.  Nr.  14.    1888. 


—    190    — 

der  Wohnhäuser  erhalten  einen  eigenartigen  Gazevorhangverschluss, 
um  die  zahllosen  Musquito's  abzuhalten;  das  ist  das  Klima,  in  dem 
die  rigida  in  Optimo  gedeiht.  Dort  waren  einst  starke,  hohe  Exemplare 
vorhanden,  jetzt  sind  nur  wenige,  ästige,  verkrümmte  Ueberreste  aus 
der  Urwaldzeit  auf  unzugänglichen  Sumpfinseln  erhalten  geblieben. 

Auf  solchem  mageren  Sandboden  erreicht  die  Pechkiefer  in 
30  Jahren  1,5  Meter  über  Boden,  12,5  cm  Durchmesser  ohne  Kinde 
und  eine  Höhe  von  7,5  Meter;  nach  den  Yersicherungen  verlässiger 
Gewährsmänner  hatte  der  Urwald  im  Durchschnitt  22  Meter  Höhe ; 
das  Holz  diente  zur  Kohlenbereitung. 

Mehrere  erfolgreiche  Anpflanzungen  mit  der  Pechkiefer  sind  nach 
Berichten  Anderer  in  Amerika  unmittelbar  an  der  Küste  ausgeführt 
worden ;  die  oben  erwähnten  grossen  Kiefernwüchse  sind  aus  Natur- 
besamung durch  Mutterbäume,  zum  kleineren  Theile  aus  Pflanzung 
entstanden. 

Weitere  Pflanzungen  sah  ich  bei  Professor  Meehan  in  Germantown 
bei  Philadelphia;  dort  steht  die  rigida  weit  hinter  der  europäischen 
sylvestris  zurück. 

Rob.  Douglas  in  Waukegan  hat  sehr  lehrreiche  Anbauversuche 
mit  amerikanischen  und  europäischen  Holzarten  auf  dem  armen  Dünen- 
sandboden des  Lake  Michigan  ausgeführt;  dort  sind  12  Jahre  alte 
Pechkiefern  erst  1  Meter  hoch,  die  Mehrzahl  ist  längst  abgestorben; 
nur  Pinus  pungens  kann  ihr  in  Kümmerlichkeit  gleichkommen;  die 
Pechkiefer  hat  nicht  die  Fähigkeit  den  Boden  mit  nadelreichen,  tief- 
stehenden Seitenästen  zu  schützen,  eine  für  den  Anbau  auf  kahlen, 
heissen  Sandflächen  unbedingt  nothwendige  Eigenschaft;  unsere  euro- 
päische sylvestris  ist  hiezu  viel  besser;  selbst  die  Weymouthskiefer 
hat  bei  dem  erwähnten  Versuche  noch  die  doppelte  Höhe  der  P.  rigida 
in  12  Jahren  erreicht. 

Eine  weitere  Pflanzung  ist  mir  auf  besserem  Sandboden,  auf  dem 
Yersuchsfelde  der  ehemaligen  Forstakademic  zu  Odschi  bei  Tokio  in 
Japan,  also  in  der  Nähe  der  Meeresküste,  bekannt;  die  anfangs  sehr 
rasch  erwachsenen  Pechkiefern  kümmern  und  sterben  jetzt  ab,  ohne 
äusserlich  erkennbare  Ursache,  während  die  benachbarten  P.  Thunbergii, 
die  japanischen  Küstenkiefern,  kräftig  weiter  gedeihen ;  die  japanischen 
Binnenlandskiefern,  P.  densiflora  und  P.  sylvestris,  übertreffen  zwar  die 
rigida  beträchtlich,  stehen  aber  der  japanischen  Küstenkiefer  nach. 

Hinsichtlich  der  Fähigkeit  der  Pechkiefer,  wenn  abgeschnitten, 
Ausschläge  aus  dem  Stocke  entwickeln  zu  können,  verweise  ich  auf 
die  P.  mitis,  welche  die  gleiche  Eigenschaft  zeigt. 


—     191     - 

Es  war  mir  nicht  möglich,  eine  alte  Pechkiefer  zu  erlangen,  um 
sie  auf  ihren  Hai'zgehalt  hin  zu  prüfen;  bei  der  geringen  Bedeutung, 
die  diese  Kiefer  für  Deutschland  und  Nordamerika  liat,  scheint  mir 
die  Unterlassung  der  zeiti^aubenden  Untersuchung  ein  nicht  gar  zu 
schwerer  Fehler;  der  Name  „Pechkiefer"  rührt  offenbar  von  dem  empi- 
rischen Vergleiche  des  rigida-Holzes  mit  dem  der  Weymouthskiefer  her ; 
über  solche  populäre  Bezeichnungen  entscheiden  oft  ganz  geringfügige 
Umstände,  z.  B.  der  Ausfluss  von  Harz  aus  dem  fiisch  abgeschnittenen 
Stocke ;  ich  zweifle  nicht  im  Geringsten ,  dass  eine  genaue  Harz- 
prüfung keinen  Grund  wird  entdecken  können,  warum  gerade  diese 
Kiefer  unter  allen  amerikanischen  Yerwandten  die  „Pechkiefer"  par 
excellence  heissen  soll ;  die  Praxis  nennt  in  der  That  noch  eine  Keihe 
von  Kiefernhölzern  „Pitch-Pine",  so  das  Holz  der  mitis,  der  resinosa; 
auch  im  Westen  gibt  es  diese  Bezeichnung;  nie  aber  heisst  das 
vortreffliche  Holz  der  Pinus  australis,  das  einzige 
Kiefernholz,  das  auf  den  europäischen  Markt  kommt,  in 
Nordamerika  Pitch-Pine. 

Ich  muss  hier  meinen  verehi'ten  Freund  C.  Mohr  in  Mobile 
(Alabama)  in  Schutz  nehmen  gegen  Yerdächtigungen  mehrerer  forst- 
licher Zeitschriften,  als  wäre  er  an  der  unheilvollen  Verwechslung  des 
in  Deutschland  importirten  Kiefernholzes  mit  dem  der  Pitch-Pine 
(Pinus  rigida)  schuld. 

Niemand  in  Nordamerika  kennt  das  Holz  der  Pinus  australis  und 
die  Pflanze  selbst  besser,  als  der  seit  Jahrzehnten  unter  ihrem  Schatten 
lebende  Mohr;  und  Keiner  weiss  besser  als  er,  dass  das  Holz  der 
Pinus  rigida  (Pitch-Pine)  nur  Brennholz,  kein  Nutzholz  ist.  Ob  es  nur 
Unwissenheit  •  oder  Oberflächlichkeit  ist ,  welche  das  nach  Deutschland 
gebrachte  sogenannte  Pitch  -  Pine  -  Holz  von  der  Pitch-Pine -Pflanze 
(Pinus  rigida)  abstammen  lässt  (man  vergleiche  z.  B.  M.  Sering,  die 
landwirthschaftliche  Goncurrenz  Nordamerika's  in  Gegenwart  und  Zu- 
kunft 1887  in  Danckelmann's  Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwissen- 
schaft. 1888.  2.  Heft),  will  ich  hier  nicht  entscheiden.  Es  genügt  mir, 
den  waliren  Sachverhalt  hier  und  an  vielen  Orten  deutlich  genug  klar 
gelegt  zu  haben. 

Pinus  inops  Ait. ,  Jersey  Pine,  Jerseykiefer,  die  etwa 
nur  die  geographische  Breite  von  New- York  en^eicht;  zwei  Nadeln 
mit  5 cm  Länge  stehen  in  einer  Scheide;  Zapfen  in  der  Mitte  des 
Längstriebes,  im  ersten  Jahre  aufrecht  auf  1,5  cm  langem  Stiele,  wenn 
reif  etwas  hängend   und  2  bis  4  zusammen  in   einem   Quii'l;    Zapfen 


—     192     — 

durchschnittlich  5  cm  lang,  wenn  reif  rothblau,  wenn  offen  2,5  cm  breit ; 
Nabeldorn  fein,  etwas  nach  vorne  gekehrt  und  sehr  leicht  wie  bei 
Taeda  abbrechend.  Der  Same  (Tafel  YIII)  ist  auffallend  durch  den 
Uebergang  zum  Typus  des  Fichtensamens;  derselbe  liegt  nämlich  in 
der  löffeiförmigen  Basis  des  Flügels ;  eine  schmale  Spalte  in  dem  Löffel 
erinnert  an  die  Zangenform  der  übrigen  Kiefern;  junge  Triebe  weiss- 
blau  bereift  wie  bei  mitis ;  Rinde  Meinschuppig ,  etwas  unserer 
Fichte  ähnlich. 

Die  anatomische  Structur  zeigt  den  Typus  der  dreinadeligen 
Section  Taeda,  so  dass  die  zweinadelige  inops  zur  Section  Banksia 
gezählt  werden  muss. 

Auf  den  geringwerthigen,  trockenen  Höhenlagen,  wo  die  Axt  die 
Laubhölzer  immer  mehr  und  mehr  lichtet,  gewinnt  die  Jerseykiefer 
zusehends  an  Ausdehnung. 

Pinus  pungens  Michx.  f.,  Table-mountain  Pine,  Stech- 
kiefer; eine  interessante  Kiefer,  für  welche  die  westliche  Pinus 
Coulteri  ein  Analogen  bietet.  Sie  nimmt  die  trockenen,  kiesigen  Höhen- 
lagen in  den  Alleghanies,  die  Hügelköpfe  und  Plateau's  ein,  während 
inops  und  mitis  nach  der  Tiefe  zu  sich  anschliessen. 

Zapfen  stets  3  bis  5  in  einem  Quirle  sitzend,  Apophyse  erhaben, 
Nabeldorn  dick,  am  geschlossenen  Zapfen  nach  oben  gekrünmit.  Unter 
den  östlichen  Kiefern  trägt  die  Stechkiefer,  von  jenen  der  P.  australis 
abgesehen,  die  grössten  Zapfen;  die  Länge  schwankt  zwischen  8 — 10cm, 
die  Breite  des  offenen  Zapfen  zeigt  die  gleichen  Dimensionen ;  wie  bei 
P.  tuberculata  stehen  oft  zwei  Zapfenquirle  übereinander  an  einem 
Jahrestriebe. 

Nadeln  steif,  dick,  stechend,  an  kräftigen  Exemplaren  9  cm  lang, 
dunkelgrün;  an  zapfentragenden  Zweigen  sind  die  Nadeln  oft  bloss 
5  cm  lang;  junge  Triebe  braun  glänzend,  die  Rinde  eine  klein  schuppige 
graue  Borke. 

Die  Stechkiefer  auf  Sandboden  anzubauen  hat  man  mehrfach  ver- 
sucht;  aber  jedesmal  war  der  Erfolg  zweifelhaft;  auf  kräftigem  Boden 
im  Hügellande  wächst  sie  sehr  rasch,  doch  ist  dort  der  Boden  für  die 
Stechkiefer  verschwendet;  auf  Sandboden  ist  sie  schlechter  als  rigida, 
weil  sie  ebenfalls  den  Boden  nicht  mit  Zweigen  zu  beschatten  vermag ; 
am  Lake  Michigan  sijid  zwölfjährige  Pflanzen  nur  1  Meter  lioch  und 
dicht  mit  Zapfen  beladen. 

In  ihrer  Heimat,  in  den  Bergen,  ist  die  Stechkiefer  ein  sehr 
astreicher  Baum,  die  Aeste  weit  ausgreifend,  gabelig  getheilt,  voll  von 


—     193     — 

Zapfen  von  allen  Jahrgängen  am  Hauptstamme  und  an  den  Seitenästen, 
so  dass  man  nicht  ungestraft  die  Zapfen  herabholen  kann  und  der  Name 
„Stechkiefer"  sehi-  am  Platze  ist.  Sie  ist  ein  niederer  Baimi,  der  kaum 
18  ]\Ieter  Höhe  eiTeicht  und  liefert  nur  Kolilholz.  Nach  der  anato- 
mischen Structur  des  Holzes,  nach  dem  Aufbau  der  Tiiebe,  Zapfen 
und  Nadeln  gehört  die  P.  pungens  zur  Section  Banksia. 
Eine  andere  Yertreterin  des  Laubwaldes  ist  die 

Chamaecyparis  sphaeroidea  Spach,  White  Cedar, 
Kugele ypresse.  Ihr  Optimiun  liegt  in  S.  a. ;  ihr  Standort  muss 
als  Erlenbruchboden  bezeichnet  werden ;  dort  mischt  sie  sich  im 
Norden  den  Eschen,  Erlen  und  anderen  Sumpf be wohnern,  sowie  ein- 
zelnen Hemlockstannen ,  We^miouthskiefern  und  virginischen  Wach- 
holdern  bei ;  bei  grösserer  Feuchtigkeit  oder  bei  ärmerem  Boden 
treten  ilu-e  Begleiter  zui'ück,  die  Kugelcvpresse  wird  alleinhen-schend 
und  bildet  in  dichtem  Stande,  anfänglich  langsam  wachsend,  ein 
leichtes  Holz  (specifisches  Gewicht  33),  das  jedoch  grosse  Dauer 
besitzt  und  zu  Dachschindeln,  Thürschwellen,  Zaunpfosten  Yerwendung 
findet;  die  stärkeren  Exemplare  dienen  zu  Wassereimern. 

Ln  Optimum,  im  Süden,  diu'chziehen  den  morastigen  Boden  die 
Wurzeln  von  immergrünen  Sträuchern  und  Rubus  -  Arten ;  Farne, 
Sphagnum,  zahlreiche  annuelle  Blattpflanzen  leben  in  der  dicken 
Humusschichte,  die  z.  B.  in  Alabama  oft  auf  weissem  Sandboden 
direct  auflagert.  Dort  erreicht  die  Kugelcvpresse,  von  kletternden 
Smilax-  und  Yitis- Arten  bewachsen,  nach  meinen  Messungen  eine 
durchschnittliche  Höhe  von  26  Meter  und  einen  Durchmesser  von 
60  cm;  wird  solches  Terrain  der  Landwirthschaft  zugewendet,  so  ist 
schon  nach  wenigen  Ernten  der  Humus  verschwunden  und  weisser 
Sand  bleibt  zurück,  der  während  der  Trockenzeit  zerfällt  imd  beweglich 
wird,  während  der  Regenzeit  aber  unter  Wasser  steht. 

Der  Splint  des  Kugelcypressen-Holzes  ist  circa  2,0  cm  breit  und 
bedeckt  ein  schmutzig  graubraunes  Kernholz.  Das  Längsparenchym 
des  Holzes  in  peripherischen  Linien  im  Querschnitt;  Borke  weich, 
lang-schmalrissig;  die  peripherisch  gestellten  Harzlücken  mit  weissem 
Harz  erfüllt;  der  weiss-boreifte  Zapfen  klein  (Tafel  YII,  Same  Tafel  YIII) ; 
junge  Pflanzen  von  kräftigem  Wüchse  zeigen  grosse  Aehnlichkeit  mit 
virginischem  Wachholder. 

Der  Stärkezuwachs  des  New -Yorker  Sammlungsstückes,  ferne  vom 
Optimum,  in  N.  a.  erwachsen  und  etwa  in  zwei  Meter  Höhe  dem  Baume 
entnonmien,  war  folgender: 

Dr.   Mayr.  13 


—     194 


Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

Alter 

cm 

Dem 

Dem 

20 

2,4 

4,5 

0,2 

40 

6,0 

28,3 

1,1 

60 

13,6 

145,2 

6,4 

80 

30,0 

707,0 

28,0 

100 

42,0 

1385,0 

33,9 

128 

48,0 

1810,0 

15,00 

Splintbreite  1,4  cm. 

Wie  jede  Holzart,  die  von  Natur  aus  in  der  ersten  Jugend 
langsamwüchsig  ist,  auch  während  dieser  Schatten  zu  ertragen  vermag, 
kommt  diese  Eigenschaft  besonders  der  Kugelcypresse  zu,  die  Jahr- 
zehnte lang,  wie  die  meisten  ihrer  Verwandten,  unter  dem  Halbdunkel 
des  Laubwaldes  sich  erhält,  bis  sie  endlich  das  Licht  erreicht  und  in 
kurzer  Zeit  das  Yersäumte  wieder  nachholt. 

Juniperus  virginiana  L.,  Eed  Cedar,  Yirginischer 
Wachholder,  ist  dem  japanischen  Wachholder  J.  chinensis,  botanisch 
nahe  verwandt.  Es  dürfte  wenige  Holzarten  geben,  die  so  klimavag 
sind  wie  dieser  Wachholder.  Yon  den  kalten  Küsten  Neu-Braunschweigs 
bis  in  das  heisse,  winterlose  Florida,  bis  zur  tropischen  Waldzone,  von 
der  feuchten  atlantischen  Küste  bis  zur  Prärie  unter  dem  100^  W.L., 
so  extrem  in  Temperatur  und  Feuchtigkeit,  ist  er  heimisch ;  ein  ständiger 
Begleiter  des  Nadelwaldes  überschreitet  er  nördlich  vom  54^N.B.  den 
Continent  nach  Westen  hin,  erscheint  in  den  hohen,  schneereichen 
Rocky  Mountains  und  erreicht  im  britischen  Columbien  wiederum  die 
feuchte  Seeküste. 

Seiner  Anpassung  an  das  Klima  geht  jene  an  die  Bodenverhält- 
nisse parallel;  auf  felsigem,  trockenem  und  kiesigem  Gebirgsboden, 
auf  heissem,  magerem  Sandboden,  auf  verangerten  Yiehweiden,  auf 
feuchtem,  sumpfigem  Boden,  zusammen  mit  Eschen,  auf  frischem  Aue- 
Boden  in  den  Flussthälern,  gemeinschaftlich  mit  Eichen,  Hickory  und 
Magnolien  trifft  man  diesen  Baum,  allerdings  mit  je  nach  der  Bodengüte 
wechselndem  Gedeihen.  Bemerkenswerth  ist  aber,  das  s^in  Optimum 
im  Süden  liegt;  nach  Norden  hin  nimmt  er  nicht  an  Zahl  der 
Individuen,  wohl  aber  in  der  Grössenentwicklung  ab,  und  innerhalb 
der  Tannenregion,  auf  die  warmen,  sonnigen  Parthien  beschränkt,  ist 
er  in  seinen  Dimensionen  unserem  einheimischen  Wachholder  kaum 
mehr  überlegen. 


-     195     — 

Sein  Holz  ist  trotz  des  geringen  specifischen  Gewichtes  von  33 
ausserordentlich  dauerhaft,  ein  Zeichen,  welch'  grosse  Rolle  bei  der 
Dauer  neben  dem  Harzgehalte  und  dem  specifischen  Gewichte  die 
Yerkernung  spielt.  Fiisch  gefällt  ist  das  Holz  des  virginischen  Wach- 
holders  prächtig  roth,  bekommt  aber  später  einen  gelbbraunen  Ton; 
Geruch  und  Verwendung  zu  Bleistiftfassung  sind  bekannt. 

Im  nördlichen  Theile  der  Yereinigten  Staaten  werden  die  geringeren 
Individuen  nicht  zu  Bleistiftholz  zerschnitten,  da  es  sich  nicht  lohnt; 
sie  dienen  zu  Schindeln,  Telegraphen-  imd  Zaunpfosten,  zu  Thür-  und 
Eisenbahnschwellen  u.  dgl.;  im  Süden  dagegen,  im  östlichen  Texas 
und  nördlichen  Florida  insbesonders,  wo  der  Baum  bis  zu  30  Meter 
emporwächst,  liegen  die  Sägmühlen,  die  den  europäischen  Bedarf 
zerschneiden. 

Er  ist  in  der  Jugend  auch  im  Norden  raschwüchsig,  lässt  aber 
dort  bald  im  "VYachsthume  nach ;  ein  auf  lockerem,  tiefgründigem,  gering- 
werthigem  Boden  zusammen  mit  Hickory 's  und  Eichen  jedoch  frei  bei 
Boston  erwachsener  Baimi  erreichte  mit  62  Jahren  erst  11,2  Meter  Höhe 
und  hatte  1  Meter  über  Boden  nur  22  cm  Durchmesser,  6,2  Meter  über 
Boden  nur  9,5  cm  Durclmiesser ;  dabei  betrug  die  Breite  des  zu  Blei- 
stiftholz  untauglichen  Splintes  4  cm. 

Ausser  Gymnosporangium  macrosporum,  das  einen  Hexenbesen 
verursacht,  scheint  der  Baum  keine  Feinde  zu  haben,  dagegen  lieben  seine 
Beeren  viele  Yögel,  die  damit  zu  seiner  Yerbreitung  wesentlich  beitragen. 

Tsuga  canadensis  Carr.,  Hemlock,  Schierlingstanne, 
Tsuga.  Die  Heimat  der  Tsuga  ist  das  Grenzgebiet  der  Laub-  und 
Tannenwald-Region,  wo  sie  die  kühlen  Lagen  des  Laubwaldes  und  die 
warmen  des  Nadelwaldes  bevorzugt,  mehr  darauf  bedacht  als  auf  die 
Beschaffenheit  des  Bodens;  dem  entsprechend  sucht  sie  die  Nordseiten 
der  Berge,  wo  sie  trotz  des  mageren,  felsigen  Bodens  oft  allein  hen-scht ; 
sie  liebt  feuchte,  enge  Thalschluchten  und  betritt  selbst  die  nassen, 
kalten  Sümpfe,  wo  sie  mit  Erlen,  Eschen,  selbst  der  Kugelcypresse 
zusammenlebt;  in  solchen  Oertlichkeiten ,  in  der  Nähe  der  grossen 
See'n  erreicht  sie  noch  25  Meter  Höhe  bei  75  cm  Durchmesser,  so 
weit  meine  Messungen  reichen;  in  den  Alleghany  -  Bergen  dringt  sie 
weit  nach  Süden  vor,  erreicht  in  den  engen  Flussthälern  31  Meter 
Höhe,  steigt  aber  nicht  bis  zum  Tannenwalde  auf,  dem  sie  im  Norden 
der  Union,  in  Canada  bis  Neuschottland  beigemengt  ist. 

Die  kleinen,  hängenden  Zäpfchen  der  Schierlingstanne  enthalten 
einen  dem  Lärchensamen  sehi'   ähnlichen  Samen;   der  Flügel  fest  mit 

13* 


—     196     — 

dem  Korn  yerwachsen ;  die  Kinde  ist  anfangs  glatt,  gran  mit  zahlreichen 
Harzbeulen,  später  kleinschuppig ;  Zapfenschuppen  und  Nadeln  gibt 
Tafel  Yn  wieder.  Wie  bei  allen  Tsuga- Arten  hängt  der  Leittrieb  über ; 
sie  neigt  zur  Astbildung  und  Zertheilung  des  Hauptstanmies,  den  eine 
breite,  parabolische  Krone  umschliesst ;  in  dichtem  Schlüsse  aber  erwächst 
ihr  Schaft  tadellos. 

Das  Holz  zeigt  den  Typus  des  Fichtenholzes,  doch  fehlen  ihm 
die  Harzgänge,  wie  dem  Tamienholze,  dem  es  an  Gewicht  und  Güte 
nahekommt. 

Früher  allgemein  verschmäht  oder  zimi  Zwecke  der  Gerbstoffge- 
winnung  auf  barbarische  Weise  verstümmelt,  steigt  jetzt  das  Holz  der 
Tsuga  in  der  Gunst  der  Sägmüller,  wo  diese  den  Yorrath  an  Weymouths- 
kiefern bereits  aufgebraucht. 

Das  Holz  wird  in  grosser  Menge  zu  Schwellen  verarbeitet  und 
hält  sich  stark  imprägnirt  so  gut  wie  jedes  andere  so  behandelte  Holz ; 
ohne  Antiseptika  zerstören  die  Schwellen  der  Tsuga  schon  in  wenigen 
Jahren  verschiedene  Pilze,  unter  denen  Agaricus  melleus,  Polyporus 
pinicola,  abietinus  und  borealis  bemerkenswerth  sind. 

Tsuga  Caroliniana  Engelm.,  Hemlock.  Diese  zweite 
Tsuga  des  Ostens  ist  eine  ziemlich  seltene  auf  die  südlichen  Ausläufer 
der  AUeghanies  zwischen  1200  und  1500  Meter  Erhebung  beschränkt; 
dort  an  trockenen  Felsrücken  erwächst  sie  bis  zu  15  Meter  Höhe;  ihre 
botanischen  Unterschiede  gegenüber  der  canadischen  Hemlock  in  Zapfen 
und  Nadel  ergeben  sich  aus  der  Tafel  YII;  forstlich  ist  sie  bedeutungslos. 

Thuja  occidentalis  L.,  White  cedar,  Arbor  vitae, 
Lebensbaum.  Dieser  Baum  hat  bei  uns  als  Zierpflanze  seit  langer 
Zeit  sich  eingebürgert;  in  Parken  und  auf  Gottesäckern,  in  der  Stadt 
und  am  Lande  ist  er  beliebt  wegen  seiner  völligen  TJnempfindlichkeit 
gegen  Frost  und  seines  dekorativen  Werthes;  unter  den  Cupressineen 
hält  er  noch  am  besten  in  den  raucherfüllten  Städten  während  des 
Winters  aus. 

Die  Thuja  liebt  in  ihrer  Heimat  Kühle  und  grosse  Bodenfeuch- 
tigkeit; so  bildet  sie  z.  B.  die  kleinen  Waldbestände  auf  den  Felsen- 
inscln  des  Magani-Falles ;  in  den  AUeghanies  finden  wir  sie  in  höheren 
Lagen  hart  an  den  Gebirgsbächen  wieder.  Dort  erreicht  sie  offenbar 
ihre  maximale  Entfaltung. 

Berühmt  sind  die  grossen  Lebensbäume  bei  Natural  Bridge,  die 
leider  der  Yandalismus  der  Touristen  angebrannt  und  dem  Untergange 
geweiht  hat ;  einer  der  Riesenbäume  liegt  bereits  zu  Boden,  ein  anderer. 


—     197     — 

der  nach  meinen  Messungen  1,40  Meter  Diu-chmesser  und  volle  31,5  Meter 
Höhe  besitzt,  trägt  einen  dürren  Gipfel,  der  bald  herunterbrechen  wird ; 
der  virginische  Wachholder  nimmt  dort  das  beschränkte  Terrain  der 
Thuja  ein. 

In  den  nördlichen  Staaten  der  Union  und  in  Canada  bis  Neu- 
braunschweig  okkupirt  die  Thuja,  oft  in  reinen  Beständen,  oft  zusammen 
mit  der  Lärche  die  kalten,  sumpfigen  Standorte,  eingefasst  von  der 
Weissfichte  und  der  Balsamtanne  oder  den  Laubhölzern  der  Erlenbrüche. 

Ein  Thujasumpf  ist  kaum  zu  passiren;  durch  die  wasserdui'ch- 
tränkten  Polster  der  Sphagnum-  und  Minium- Arten  sinkt  man  fusstief 
ein;  ein  dichtes  Geflecht  abgestorbener  aber  nicht  abgestossener  Aeste 
der  Thuja  versperrt  den  Weg;  selbst  die  zu  Boden  gefallenen  Aeste 
und  Stämme,  mit  nassem  Moos  bedeckt,  verwesen  nur  äusserst  langsam, 
so  ausserordentlich  widerstandsfähig  ist  dieses  Holz  gegen  Fäulniss ; 
dabei  ist  das  Holz  weich  und  leicht,  der  Kern  dunkelgelb  gefärbt; 
seine  grosse  Dauer  bestimmt  das  Holz  der  Thuja  zu  Zaunpfosten,  Eisen- 
bahnschwellen und  Dachscliindeln. 

Die  Thuja  ist  langsamwüchsig  durch  ihr  ganzes  Leben  und  erträgt 
kräftige  Beschattung. 

Forstlich  unbedeutend,  aber  pflanzengeographisch  beachtenswerth, 
sind  zwei  Halbbäume  in  den  südlichen  Ausläufern  der  Alleghanies, 
eine  Eibe  —  Taxus  floridana  Nutt.  —  und  eine  Nusseibe  — 
Torreya  taxifoliaArn.;  beide  seltene  Bäume  sind  auf  die  Flussufer 
des  Apalachicola  in  Westflorida  beschränkt. 

Der  nördliclie  Kieferngürtel.  Ein  Blick  auf  die  Landkarte  Nord- 
amerika's  lässt  schon  vermuthen,  dass  im  ^Norden  der  Yereinigten  Staaten 
ein  breiter  Sti^eifen  sandiger  Bodenausformung  liegen  muss,  der  die 
Süsswassermeere  Nordamerika's,  die  grossen  und  zahllosen  kleinen  See'n 
umsäumt;  als  ein  nur  wenig  von  altvulkanischen  Erhebungen  dui'ch- 
brochenes  Sediment  der  einstens  noch  gewaltigeren  Wasserflächen 
erstreckt  sich  dieser  Streifen  dem  Laurentiusflusse  entlang  bis  zum 
Meere,  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  dui'ch  das  Prävaliren  von  Kiefern 
gekennzeichnet. 

Es  mögen  an  dieser  Stelle  einige  Notizen  über  die  geogra- 
phische Yertheilung  der  Kiefern  überhaupt  gestattet  sein. 

Auifallend    ist,    dass    alle  Kiefern   auf    die  nördliche    Halbkugel 
beschränkt  sind,  eine  einzige  Art,  Pinus  Merkusii,  überschreitet  in  den  ' 
Bergen  Sumatra's  den  Aequator.  Die  Kiefern  lieben  oder  ertragen  den 
sandigen  Boden,  ja  die  Mehrzahl  derselben  ist  geradezu  an  die  Gegen- 


—     198     — 

wart  von  Sand  gebunden;  nur  die  Kultur  hat  die  Kiefer  vielfach  auf 
Standorte  gebracht,  wo  sie  theils  ihrer  leichten  Erziehungsweise,  theils 
ihrer  bescheidenen  Ansprüche  oder  anderer  Yorzüge  wegen  wünschens- 
werth  erschien. 

Yiele  der  Kiefern  sind  in  ihrer  natürlichen  Verbreitung  auf  den 
Sandboden  der  Meeresküsten  angewiesen  —  die  Strandkiefern.  In 
der  schwachsalzigen  Seebrise  niuss  neben  der  constanten  Feuchtigkeit 
ein  unbekanntes  Etwas  liegen,  das  diesen  Kiefern  behagt  und  dessen  Fehlen 
ihre  Aufzucht  im  Binnenlande   auf  gleichbeschaffenen  Böden  vereitelt. 

Hieher  gehören  in  Europa  Pinus  maritima,  halepensis,  weniger 
Pinea,  in  China  P.  sinensis,  in  Japan  P.  Thunbergii,  in  Westamerika 
P.  insignis,  contorta,  Parryana,  weniger  ausgesprochen  P.  muricata, 
Sabiniana,  in  Ostamerika  P.  cubensis,  serotina,  clausa,  weniger  aus- 
■•■^^  gesprochen  P.  rigida  (obwohl  sie  am  Sandufer  des  grossen  Lake  Mchigan 
nicht  gedeiht!),  P.  australis,  glabra,  Taeda,  mitis  und  inops.  Andere 
Kiefern  leben  auf  dem  sandigen  oder  kiesigen  Boden  des  Binnenlandes, 
sei   dieser  in   der  Ebene   oder  in  den  Bergen  —  Binnenland-Kiefern. 

Hieher  zählen  in  Europa  P.  silvestris,  Laricio,  pyrenaica,  in  Indien 
P.  longifolia,  Khasia,  Gerardiana,  auf  Malakka  und  Sumatra  P.  Merkusii, 
in  China  P.  Bungeana,  in  Japan  P.  densiflora,  in  Westamerika  P.  pon- 
derosa,  Jeffreyi,  Coulteri,  tuberculata,  Murrayana,  edulis,  osteosperma, 
monophylla,  Chihuahuana  und  zahlreiche  mexicanische  Arten,  in  Ost- 
amerika P.  resinosa,  Banksiana,  pungens. 

Den  weitesten  Spielraum  hinsichtlich  ihrer  Ansprüche  an  den 
Boden  scheinen  die  fünf  nadeligen  Kiefern  zu  besitzen,  in  soferne  sie 
wenigstens  im  Gebirge  mit  Standorten  verschiedenster  geologischer 
Abstammung  verlieb  nehmen,  in  der  Ebene  dagegen  zimieist  sandige 
Böden  okkupiren;  darum  findet  man  die  fünf  nadeligen  Kiefern  in 
grössten  Exemplaren  anderen  Holzarten,  Laub-  oder  Nadelhölzern,  ein- 
zeln beigemengt.  So  gedeiht  in  Europa  P.  Cembra  in  den  Alpen  auf 
Kalk-,  Granit-  und  altvulkanischem  Boden  zusammen  mit  Fichten  oder 
selbst  als  Grenzbaum  der  Waldzone ;  in  der  Ebene  (Kussland)  liebt  sie 
vorwiegend  feuchten  Sandboden;  Pinus  Peuce  in  Griechenland  verhält 
sich  in  kleinerem  Massstabe  ähnlich;  Pinus  excelsa  in  Nordwestindien 
lebt  in  2000  bis  3000  Meter  Höhe  zusaimnen  mit  Fichte  (P.  Smithiana) 
und  Tanne  (Abies  Pindran,  nicht  Webbiana),  in  der  Ebene  in  Belut- 
schistan  und  Afghanistan  ist  sie  auf  den  Sandboden  angewiesen ;  gleiches 
gilt  für  P.  parviflora  und  Koraiensis  in  Japan  und  Corea,  für  P.  Lam- 
bertiana,  monticola  und  verwandte  mexicanische  Arten  und  für  P.  Strobus 
in  Ostamerjka. 


—     199     — 

P.  arizonica,  flexilis  und  reflexa  in  Westamerika  sind  nur  Gebirgs- 
pflanzen, P.  Torreyana  nur  Strandkiefer. 

Endlich  gibt  es  noch  einzelne  Kiefern,  die  die  obere,  kalte  Grenz- 
zone des  Waldes  bewohnen  —  alpine  Kiefern.  Hieher  zählt  in 
Europa  P.  montana  (zweinadelig),  in  Westamerika  P.  Balfouriana  ari- 
stata  und  albicaulis  (fünf nadelig),  in  Japan  Pinus  ?  (fünf nadelig). 

Der  nördliche  Kieferngürtel  in  Ostamerika  fällt  zum  grössten 
Theil  jenseits  der  Yereinigten  Staaten  auf  canadisches  Terrain;  seine 
Yertreter  erscheinen  aber  im  Laubwalde  der  Union,  der  sandigen  Boden- 
ausformung entsprechend,  inselweise  und  streichen  in  den  Alleghany- 
bergen  in  kleineren  Gruppen  selbst  weit  nach  Süden  vor  (P.  Strobus). 

Nach  Westen  hin  wechseln  Gruppen  von  Kiefern  mit  Prärie 
oder  Laubholzbuschwerk  als  Uebergang  zur  eigentlichen  Prärie ;  nördlich 
von  dieser  überschreitet  eine  Angehörige  dieses  Gürtels  (Banks'  Kiefer) 
den  Continent  und  nähert  sich  den  Abhängen  der  Rocky  Mountains 
und  dem  Mackenzieflusse  unter  dem  67°N.B.;  an  der  vom  kalten 
Strome  abgekühlten  Ostküste  bildet  der  50.  Breitegrad,  entfernt  von 
der  Küste  etwa  der  54^,  die  nördliche  Grenze  der  Kiefern. 

Li  diesem  Streifen  finden  sich  drei  heterogene  Kiefern  zusammen, 
die  Weymouthskiefer  als  Yertreterin  der  Section  „Strobus",    die  Roth- 
kiefer als  Yertreterin    der  Section   „Pinaster"   und  Banks'  Kiefer  der 
Section  „Banksia"  angehörig.  Hinsichtlich  ihres  Werthes  wird  in  Amerika 
die  Weymouthskiefer  weitaus  am  höchsten  geschätzt,  dann  kommt  die 
Rothkiefer,  weit  zurück  steht  Banks'  Kiefer.    Bei  uns,  die  wir  andere 
Ansprüche  an  ein  Kiefernholz  stellen,  würde  die  Rothkiefer  die  erste,  /fci.^'%^ 
die  Weymouthskiefer  die  zweite  Stelle  einnehmen.  Das  Haupterforderniss    /    ^^    ' 
für  amerikanisches  Bauholz  ist  Leichtigkeit,    Elasticität,   leichte  Bear-     ^"^^  S 
beitungsf ähigkeit  und  grosse  Dimension ;  diese  Forderung  befriedigt  am       i^u^^i^ 
besten  von  allen  östlichen  Holzarten  die  Weymouthskiefer ;  Dauer  ist  nicht 
verlangt  und  wo  Dauer  in  Frage  kommt,  nimmt  man  andere  Holzarten. 

Hinsichtlich  des  Standortes  sei  bemerkt,  dass  im  Allgemeinen  die 
Weymouthskiefer  den  feuchsten  Boden  erträgt,  während  Banks'  Kiefer 
den  trockensten  besiedelt;  die  Rothkiefer  steht  in  der  Mitte;  dagegen 
verlangt  letztere  Art  den  besseren  Sandboden,  Banks  Kiefer  begnügt 
sich  mit  dem  geringeren,  und  die  Weymouthskiefer  steht  in  dieser 
Hinsicht  zwischen  Beiden. 

Pinus  Strobus  L.,  White  Pine,  Weymouthskiefer,  Strobe. 
Wenn  man  nach  der  Holzquantität,  welche  genützt  wird,  urtheilt,  so 
ist   dieser  Baum   der  werthvollste    und  wichtigste   der  ganzen  Union; 


—     200     — 

denn  kein  Baiun  Avird  in  solcher  Menge  zersägt  als  dieser.  Bei  der 
rapid  fortschreitenden  Erschöpfung  der  Kiefernzone  an  diesem  werth- 
vollen  Baume  kann  sich  dieses  Yerhältniss  nicht  mehr  lange  aufrecht 
erhalten;  die  Douglasia  wird  in  kürzester  Zeit  die  Weymouthskiefer 
hinsichtlich  der  genutzten  Holzmenge  übertreffen. 

Keine  Kiefer  ist  in  Europa  so  lange  bekannt,  so  lange  angebaut, 
wie  diese  und  was  besonders  bemerkenswerth  ist,  sie  ist  der  einzige 
fremdländische  Nadelbaum,  der  auch  im  grossen  Forstkulturbetriebe 
Gnade  gefunden  hat  und  mit  einem  Eifer  gepflanzt  wird,  den  eine 
bessere  Holzart  verdienen  würde. 

Die  in  Bezug  auf  Anbauversuche  mit  fremden  Kulturgewächsen 
der  Landwirthschaft  gegenüber  viel  schwerfälligere  Forstwirthschaft  hat 
an  die  Strebe  von  jeher  grosse  Hoffnungen  geknüpft,  hat  aber  bis  jetzt 
nur  Enttäuschungen  erlebt  und  mag  die  "Weymouthskiefer  noch  so  alt 
werden  und  noch  so  vorzüglich  sich  entwickeln,  die  Enttäuschungen 
werden  fortbestehen  so  lange,  bis  man  aufgehört  hat  von  ihr  etwas  zu 
verlangen,  was  sie  auch  in  ihrer  eigenen  Heimat  nicht  leistet;  die 
Weymouthskiefer  ist  eben  eine  fünfnadelige  Holzart  und  schon  darum 
wird  ihr  Holz  unter  allen  Yerhältnissen  leichter,  weicher  sein  müssen 
als  das  von  zwei-  oder  dreinadeligen  Verwandten;  wir  dürfen  uns 
desshalb  nicht  wundern,  wenn  sich  die  Hoffnungen  bezüglich  der  Brenn- 
kraft, Festigkeit  und  Schwere  des  Holzes  nicht  erfüllen.  Diesen  Eigen- 
schaften verdankt  das  Weymouthskieferholz  seinen  hohen  Kuf  in  Nord- 
amerika auch  nicht  und  die  Bezeichnung  „vorzügliches  Holz"  bezieht 
sich  nur  auf  seine  Leichtigkeit  und  leichte  Bearbeitungsfähigkeit,  die 
seinen  Gebrauchswerth  für  zersägtes  Holz,  Bauholz,  Bretter,  Latten  und 
ganz  besonders  Kisten  bedingen.  Dass  zu  letzterem  Zwecke  möglichst 
leichtes  Holz  das  beste  ist,  liegt  auf  der  Hand;  dazu  kommt,  dass 
dieser  Baum  in  Ostamerika  die  stattlichsten  Dimensionen  erreicht  und 
in  grösster  Menge  einstens  vorhanden  war;  möglich,  dass  auch  etwas 
von  Yorurtheil  bei  der  Werthschätzung  unterläuft;  wenigstens  spielt 
bei  uns  Yorurtheil  eine  grosse  Kolle.  Wo  Kiefern  herrschen,  gelten 
die  Kiefern,  wo  Tanne  prävalirt,  die  Tannen,  wo  Fichte  herrscht,  diese 
als  die  besten  Nutzbäume  hinsichtlich  der  Güte  ihres  Holzes ;  wo  zwei 
oder  drei  der  Genannten  zusammen  vorkommen,  benutzt^ man  sie  oft 
ohne  Unterschied. 

Wir  beklagen  uns  mit  Kecht,  dass  das  Holz  der  Weymouthskiefer, 
insbesonders  das  junge  Splintholz,  keine  Dauer  und  Schwere  besitzt, 
dass  es  nicht  harzreich  sei,  und  hoffen,  dass  das  höhere  Alter  die 
gewünschten  Eigenschaften  bringen  werde. 


—     201     — 

Diu'ch  die  Güte  des  kgl.  bayer.  Forstamtes  Ansbach  erhielt  ich 
im  Jahi-e  1884  eine  im  dortigen  Bezirke  gewachsene  87jährige  Wey- 
mouthskiefer zur  Untersuchung  nach  München  geschickt;  Forstmeister 
Sauer  begleitete  die  Stücke  mit  folgender  Bestands-  imd  Standorts- 
besclu'eibung :  „440  Meter  über  dem  Meere,  rings  von  80 — 90  jährigen 
gutwüchsigen  Fichten  und  Föhren  lungeben,  geschützt,  fast  eben  in 
einer  von  Ost  nach  West  ziehenden  Mulde ;  sandiger  Lehmboden,  mittel- 
tief, mild,  frisch  mit  Moos  und  Nadeln  bedeckt.  Die  reinen  Weymouths- 
kiefernbestände, welche  auf  einer  Fläche  von  8,74  ha  im  Keviere  Ansbach 
vorkommen,  sind  zwar  wüchsig  und  geschlossen,  zeigen  jedoch  einen 
geringeren  Zuwachs  und  Massenertrag  als  die  vereinzeint  luiter  anderen 
Holzarten  eingesprengten  Weymouthskiefern ;  bis  zimi  40.  Jahl-e  ist 
der  Zuwachs  und  Massenertrag  sehr  gut,  dann  konmien  aber  alljährlich 
einzelne  Dürrhölzer  vor  ....  Als  Brenn-  und  Baunutzholz  ist  das 
Weymouthskiefernholz  nicht  beliebt." 

Zum  Yergleiche  mit  dieser  liess  ich  im  September  1885  in 
Wisconsin  auf  sandigem  Lehmboden,  auf  einem  Standorte,  wie  er 
später  ausführlicher  beschrieben  werden  soll,  eine  Weymouthskiefer 
fällen  und  zerlegte  sie  in  Sectionen,  wie  diess  mit  der  Ansbacher 
Kiefer  geschehen  war;  aus  jedem  Baume  wurden  et^^a  50  Stücke 
einer  genauen  Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes  und  des  Gehaltes 
an  fester  Harzmasse  unterworfen.  Die  Untersuchungsergebnisse  habe 
ich  bis  jetzt  nur  zum  Theile  veröffentlicht.*) 

Die  bayerische  Weymouthskiefer  hatte  ein  diu'chschnittliches  spe- 
cifisches  Gewicht  von  38,3,  der  amerikanische  Baum  von  38,9;  der 
Censusbericht  gibt  38,5  als  specifisches  Gewicht  aus  einer  grösseren 
Zahl  von  Stämmen.  In  beiden  Stämmen  zeigte  sich  eine  geringe 
Zunahme  des  specifischen  Gewichtes  von  der  Basis  nach  der  Spitze  hin. 

Auffallend  war  die  Yerschiedenheit  in  der  Splintbreite  der  beiden 
Stänune;  der  bayerische  Stamm  hatte  an  der  Basis  eine  Splintbreite 
von  2,7  cm,  in  der  Mtte  von  2,4  cm,  in  der  Krone  von  2,3  cm;  der 
amerikanische  Baimi  hatte  entsprechend  9  cm,  6  cm  und  4  cm.  Ich 
bin  geneigt  zu  glauben,  dass  der  heissere,  trockenere  Sommer  in 
Amerika  eine  grössere  Menge  wasserleitenden  Splintes  bedarf,  imi 
das  Gleichgewicht  zwischen  Wasserabdimstung  durch  die  Nadeln  und 
Wasseraufnahme  durch  die  Wurzeln  zu  erhalten;  bemerkt  sei,  dass 
die  Wisconsin-Kiefer  138  Jahre  alt  war. 


*)  H.  Mayr,   The  White  Pine  in  Europe.     Garden  &  Forest  Vol  1  No.  1 
and  10.     New  York  1888. 


—     202     — 

„Im  höheren  Alter  bekommt  die  "Weymouthskiefer  ( 
harzi'eiches  Kernholz",  hört  man  bei  uns  Viele  sich  vertrö 

"Was  die  Farbe  anbelangt,  so  ist  in  dem  frisch  gefä 
Splint  imd  Kern  kaiun  zu  unterscheiden:  das  Austi-etei 
markirt  die  Grenze  zwischen  beiden  besser  als  die  Fai 
erscheint  im  Lichte,  unter  Einwirkimg  der  Luft,  eine  Ke 
von  der  imserer  Kiefer  im  Tone  kaimi  verschieden  ist ;  die  j 
gelagerten  Stücke  der  bayerischen  imd  amerikanischen  K 
keinen  Unterschied  in  der  Farbe. 

Hinsichtlich  des  Gehaltes  an  fester  Harzmasse  beider 
den  ich  nach  der  schon  kiu'z  gescliilderten  ^Methode  für  ( 
und  die  wichtigsten  europäischen  Nadelhölzer  eimittelte, 
folgendes  Eesultat: 

Der    diu'chschnittliche    Gehalt    an    festem   Harz    in 
absolut  trockener  Holzmasse  betrug 

bei  der  bayerischen  Weymouthskiefer  für  a 
stücke 

auf  der  Xordseite  des  Baumes  3,752  gr,  durchschn.  spec 

„      „Südseite       ,,         ,,         4.089  „  „  „ 

Gesammtdiu'chschnitt  f.  d.  Splint  3.920  .,  „  „ 

Der  Harzgehalt  steigerte  sich  nach  der  ^Mitte  zu  und 
den  Gipfel  zu  ab. 

Die  Weymouthskiefer  yon  Wisconsin  zeigte 
für  den  Splint  auf  der  Xordseite  4,978  gr  festes  Harz  u.  37. 
„      ,,    Südseite    5,445  „       „         ,,      „  39, 
Gesanuntdiu'chschnitt  5,211  ,,       ,,         ,,      ,,  38. 

Das  specifische  Gewicht  blieb  sich  bis  auf  die  lichten 
gleich ;  der  Harzgehalt  zeigte  eine  Steigenmg  yon  der  Basis  b 

Die  Kernstücke  aller  Sectionen  der  bayerisch 
hatten 

auf  der  Xordseite  des  Baumes  6.224  o-r  Harz  und  38.4  i 


—     203     — 

Specüisches  Gewicht  und  Harzgehalt  waren  nur  gering 
ungen  unterworfen. 

Dabei  bemerke  ich,  dass  die  Kernstücke  der  einzeln( 
noch  weiter  in  zwei  bis  drei  Theile,  von  innen  nach  aus 
der  Untersuchung  zerlegt  wurden,  so  dass  die  Durchschi 
ganzen  Bäume  aus  18  bezw.  24  Stücken  genommen  wi 
unterste  Theil  des  Baumes  bis  2  Meter  über  dem  Bod' 
am  harzreichsten  und  die  Harzmenge  geht  bis  auf  das  I 
Durchschnittsgehaltes . 

Diess  fand  ich  auch  an  einer  Weymouthskiefer,  die 
auf  lelimigem  Boden  in  Kleinflottbeck  bei  J.  Booth  erw; 
sie  hatte  am  Fusse  5  mm  Ringbreite  im  Kernholze,  33 
Gewicht  und  einen  Harzgehalt  von  13,6  gr. 

Gleiches  zeigte  eine  von  Dr.  Wilhelm  aus  Oesterreid 
Weymouthskiefer;  der  innerste  Kern  (10  Jahresringe  von  ( 
Hch  6,4  mm  Breite  imifassend)  hatte  5,65  gr  feste  Har 
äussere  Kern  mit  1,4  mm  Ringbreite  zeigte  14,46  gr  Harz 
mit  1  mm  Ringbreite  3,32  gr  Harz. 

Die  Weymouthskiefer  steht  unter  den  in  Deutschland 
Nadelhölzern  hinsichtlich  ihres  Harzgehaltes  an  erster  Stell 
die  Dui'chschnitte  aus  den  Kernstücken  der  wichtigste 
Nadelhölzer  berechne  —  eine  Berechnung,  die  sich  auf  i 
Analysen  gründet,  die  ich  vor  Jahren  in  München  ausfü 
sie  mit  den  Durchschnitten  einiger  amerikanischer  Nad( 
gleiche,  so  hat  in  100  gr  absolut  trockenem  Holze: 

die  südliche  Kiefer  (P.  austi*alis)     .  11,1  gr  festes  Harz,  7 

„    Weymouthskiefer  von  Wisconsin 

„  „  „    Ansbach  . 

Amerik.  Rothkiefer  (P.  resinosa) 
Gemeine  Kiefer  (P.  silvestris)  113jähr. 

11  11  11  11  LiKJKJ         .. 


7,4  „ 

3 

6,5  „ 

3 

6,0  „ 

4 

5,2  „ 

4 

4,9  „ 

4 

—     204      - 

irgend  etwas  gewonnen  ist,  möchte  ich  bezweifeln;  dass  die  Schwere 
und  die  Dauer  des  Nadelholzes  durch  den  Harzgehalt  wesentlich  bedingt 
wird,  kann  man  nach  obiger  Zusammenstellung  nicht  gut  behaupten, 
denn  das  sehr  dauerhafte  imd  schwere  Lärchenholz  des  Hochgebirges 
enthält  nicht  halb  so  viel  Harz  als  das  leichte  und  schnell  im  Boden 
zersetzte  Holz  der  Weymouthskiefer. 

Bei  der  Extraction  des  Harzes  aus  der  Weymouthskiefer  geht 
mit  dem  Harze  ein  Bitterstoff  von  äusserst  scharfem,  unangenehmen 
Geschmack  in  die  Yorlage  über,  der  durch  Auswaschen  in  warmem 
Wasser  entfernt  werden  kann. 

Das  frische  Splint-  und  Eindenharz  enthält  in  100  gr 
61,702  gr  feste  Harzsubstanz;  in  dem  frischen  Splintharz  der  ein- 
heimischen Kiefer  (P.  sylvestris)  fand  ich  69,478  gr  festes  Harz;  in 
der  Fichte  74,868  gr,  in  der  Tanne  62,845  gr. 

Das  frische  Harz  des  Kernholzes  ist  viel  reicher  an  festem 
Colophonium;  die  Gewinnung  ist  jedoch  sehr  schwierig  und  nur  möglich 
bei  lokaler  Ansammlung  in  pathologischen  Gewebspartien  des  Holz- 
körpers oder  in  Spalten  wie  bei  den  Lärchen  und  Douglasias,  die 
radiale  Risse  des  Kernholzes  nahe  dem  Boden  zeigen.  Das  Lärchen- 
kernholz enthält  im  frischen  Harze  79,327  gr  feste  Substanz,  die  Fichte 
80,900  gr;  dass  das  Kernholz  im  Baume  ständig  seinen  Gehalt  an 
festem  Harz  durch  Oxydirung  der  flüchtigen  Substanzen  vergrössert, 
ist  gewiss;  die  schnellste  Bereicherung  an  festem  Harze  erfolgt  aber 
erst  nach  der  Fällung,  wemi  das  Wasser  aus  den  Zellen  und 
Zellwänden  schwindet,  die  flüchtigen  Harze  in  diese  eindringen  und 
dort  festes  Harz  deponiren.  Während  im  stehenden  Baume  bei  der 
Fichte  die  Bereicherung  an  festem  Harz  beim  Uebergange  von  Splint 
in  Kernholz  etwa  6  o/o  beträgt,  steigt  die  Harzmenge  nach  der  Fällung 
und  Trocknung  von  80,900  gr  allmählig  bis  zu  92,857  gr  in  100  gr  des 
dem  trockenen  Holze  entnommenen  Harzes ;  diese  Bereicherung  ist  nur 
zum  geringsten  Theile  eine  relative  durch  Yerflüchtigung  von  Terpentinöl. 

Da  allein  das  feste  Harz,  das  Colophonium,  im  Stande 
ist,  die  Dauer  eines  Nadelholzes  zu  erhöhen,  so  ergibt  sich 
hieraus,  dass  sowohl  uraltes  Kernholz  im  Baume  wie  auch  lange  Zeit 
luftig  aufgespeichertes  Nutzholz  eine  grössere  Dauer  besitzen  müssen 
als  verhältnissmässig  junges  Holz  oder  bald  nach  der  Fällung  unter 
Yerhältnissen  verbautes  Holz,  welche  den  Luftzutritt  mehr  oder  minder 
hemmen.  Bekanntlich  zeigt  sich  viele  Jahi-e  nach  der  "Verwendung 
des  Nadelholzes  immer  noch  weicher  Harzfluss,  ein  Beweis,  wie  langsam 
die  Verhärtung  vor  sich  geht. 


—    205    — 

Das  Harz  wird  in  der  Weymouthskiefer  ganz  ebenso  gebildet 
und  ist  auf  gleiche  Weise  vertheilt  wie  bei  der  südliehen  Kiefer;  die 
Harzgänge  schliessen  sich  ebenfalls  bei  Uebergang  des  nassen  Splintes 
in  trockeneres  Kernholz. 

Im  Winter  sind  wie  bei  anderen  Kiefern  die  horizontalen,  Holz 
und  Einde  durchsetzenden  Harzgänge  innerhalb  des  Cambiums 
geschlossen,  so  dass,  wenn  man  die  Kinde  im  Winter  abtrennt,  kein 
Harz  oder  nur  spärliches  (wenn  das  Cambium  mit  der  Rinde  abgelöst 
wird)  aus  dem  Holze  fliessen  kann.  Die  Harzlücken  der  Einde  sind 
die  angeschwollenen  und  isolirten  Endigungen  der  Horizontalgänge  des 
Bastes;  ihre  Auskleidungszellen  (Epithel)  sind  kräftig  und  schliessen 
so  fest  aneinander,  dass  man  solche  Lücken  als  Kugeln  herauspräpariren 
und  auf  der  Glasplatte  mit  merklichem  Widerstände  zerdrücken  kann. 
Bei  der  Borkebildung  wachsen  die  Harzgangzellen  zu  einem  Füllgewebe 
aus,  das  Harz  entweicht  zimi  Theil  in  die  benachbarten  Gewebe  und 
verhärtet.  Die  Borkebildung  wird  durch  Schichten  von  Sklerenchym- 
und  Korkzellen  eingeleitet;  liegt  die  Harzlücke  in  der  ersten  Schicht, 
so  sklerosiren  sämmtliche  Epithelzellen ;  wenn  in  der  letzten,  werden 
sie  alle  zu  Korkzellen;  liegt  die  Harzlücke  im  Phelloderm,  werden 
ihre  Zellen  zu  Phellodermzellen. 

Gegenüber  der  gemeinen  Kiefer  ist  die  Grösse  der  Harzgänge 
im  Holze  der  Wejanouthskiefer  auffallend;  die  Grösse  der  Yertikal- 
gänge  nimmt  vom  Gipfel  des  Baumes  nach  der  Basis  hin  zu : 

bei  der  gemeinen  Kiefer  v.  0,0043  Dmm  (incl.  Epithel)  auf  0,0064  Dnun, 
„     „  Weymouthskiefer  „  0,0900  D   „        „  „  „    0,1 100  D    „ 

Die  Horizontalgänge  sind  oben  wie  unten  gleichweit: 

bei  der  gemeinen  Kiefer  0,0031  Dmm  und  45  auf  1  D  cm  Fläche, 
„      „    Weymouthskiefer  0,0400  D    „       „     40     „     1  D   „         „ 

Schon  aus  der  Grösse  der  Harzgänge  erklärt  sich  der  grössere 
Harzgehalt  der  Weymouthskiefer  der  einheimischen  gegenüber.  Dass 
erstere  stets  nur  geringe  Dauer  besitzt,  dürfte  neben  den  dünnen 
Wänden  des  Zellgefüges  und  der  schmalen  Entwicklmig  dickwandigen 
Sommerholzes  der  schwachen  Kernfarbe  und  der  Verwendung  von 
Splintholz  zuzuschreiben  sein. 

Insoferne  bei  der  Werthscliätzung  des  Holzes  das  gleichmässige 
Gefüge  und  dadurch  die  Bearbeitungsfähigkcit  in  Frage  kommt  (bedingt 
durch  gleichmässig  weite  und  feine  Jalu-esringe) ,  so  dürfte  es  keinem 
Zweifel  unterliegen,   dass  in  Amerika,  nach  Yernichtung  der  Urwald- 


^♦n♦v»^ 


—     206     — 

vorräthe,  schlechteres  Holz  aufwachsen  wird.  Die  unter  geänderten 
Bedingungen  im  freien  Stande  wachsenden  Weymouthskiefern  (second 
growth),  dem  Wechsel  von  Licht,  Feuchtigkeit  und  Wärme  weit  mehr 
unterworfen  als  im  nivellirenden  Urwalde,  werden  auch  ein  Holz  von 
wechselnder  Kingbreite  und  grobfaseriger  Struktur  produciren,  ein  Holz, 
das  in  Grüte  dem  bei  uns  unter  ähnlichen  Bedingungen  heranwachsenden 
kaum  mehr  überlegen  sein  dürfte. 

Das  Yerbreitungsgebiet  der  Weymouthskiefer  in  Nordamerika 
erstreckt  sich  vom  nördlichen  Ufer  des  Laurentius-  bis  zum  südlichen 
Ufer  des  Michigan-See's  und  entlang  den  AUeghanies  bis  Northern 
Greorgia ;  Pennsylvania  besass  im  oberen  Laufe  der  zum  Ohio  gehörigen 
Flüsse  einstens  grosse  Yorräthe  an  starken  Strobusstänunen ,  die  alle 
bereits  genützt  sind;  überhaupt  dürfte  es  kaum  mehr  in  der  Union 
einen  grösseren  Complex  von  Strobus  geben,  der  nicht  schon  in  Angriff 
genonmien  wäre.  Die  Angabe  vieler  Bücher,  dass  die  Weymouths- 
kiefer auch  im  Westen  der  Prärie  sich  wiederfindet,  dürfte  auf  einer 
Yerwechselung  derselben  mit  der  ihr  nahestehenden  P.  monticola 
beruhen. 

Die  Nordstaaten  der  Union  umfassen  die  südlichen  Grenzbezirke 
der  Strebe;  gerade  diese  Standorte  ausserhalb  ihres  Optimums  sind 
für  uns  besonders  lehrreich,  denn  dort  ist  die  Kiefer  das  Resultat  der 
von  der  Natur  selbst  gemachten  Anbauversuche ;  solche  Standorte  lehren 
die  Yerhältnisse ,  unter  denen  sie  mit  Erfolg  mit  anderen  Holzarten 
in  Concurrenz  treten  kann ;  sie  zeigen  mit  einem  Worte  den  specifischen 
Standort.  Demnach  wäre  der  specifische  Standort  der  Wey- 
mouthskiefer hinsichtlich  des  Bodens:  der  schwach  sandige 
Lehmboden  mit  geringer  Erhebung  über  dem  Grrundwasserspiegel.  Sich 
selbst  überlassen  okkupirt  sie,  mit  Erfolg  die  eindringenden  Laubhölzer 
bekämpfend,  denselben  Standort  immer  wieder;  es  bedarf  jedoch  nur 
eines  einmaligen  Eingriffes  durch  das  Feuer  oder  die  rücksichtslos 
geschwungene  Axt,  um  sie  zu  verdrängen  und  den  Standort  den 
Laubhölzern  auszuliefern. 

Der  Staat  Maine  liegt  im  Optimum  der  Weymouthskiefer;  dort 
ist  sie  in  grosser  Menge  vorhanden  und  erscheint,  misshandelt,  immer 
wieder  auf  demselben  Standorte  und  nähert  sich  solbst  der  Küsten, 
um  die  ärmeren,  sandigen  Böden  zu  überziehen.  Klimatisch  dürfte 
der  Strebe  am  besten  das  Grenzgebiet  zwischen  Eichen-  und  Tannen- 
wald entsprechen;  das  wäre  bei  uns  in  Deutschland  jene  Zone,  welche 
Eichen-  und  Buchenmischwald,  reinen  Buchen-  und  Buchen-  und 
Tannenmischwald  umfasst. 


—     207     — 

Zur  besseren  Orientirung  hinsichtlich  der  Ansprüche  der  Stroh e 
an  Feuchtigkeit  und  Boden  gebe  ich  beifolgendes  Profil  durch  eine 
Kieferninsel  im  Laubwalde  des  nördlichen  Wisconsin: 


Lauh- 
Jwlx 

Firma 
Strobus 

Pinus 
resinosa 

Pirms  Banksiana 

Pinus 
resüwsa 

Rnus 
Stro- 
bus. 

Laub- 
wald. 

Fichte 

und 

Tanne 

Lärche 

Ficht' 

Laub 
holz 

Tan£ 

Strebe 

hah 

Thuja 

^        Sand        ""--^ 

) 

k 

"■ — ^ 

^ 

" 

^^^ 

y V 

lehm 

Sand 

^^ 

sand .    Lehnt 

-,, ,^ 

"~~--^^ 

Lehm 

_    firnnrfuT/iaa/ifcfnnrf 

Abstand  der  HöhenUnm  -30  dm 

• 

Fig.  5.    Profil  aus  dem  Waldgebiete  von  Nord -Wisconsin. 


Auf  dem  undurchlässigen  lehmreichen  Boden  lagern  1 — 2'  Humus 
—  das  Produkt  einer  Jahrtausende  ungestörten  Thätigkeit  des  Waldes ; 
in  diesem  Humus  liegt  das  ganze  Wurzelwerk  der  Laubhölzer.  Sobald 
das  TeiTain  um  mehr  als  1  —  2'  sich  über  das  Grundwasserniveau 
erhöht,  erscheint  die  Weymouthskiefer;  wo  dasselbe  um  1'  sich  ver- 
tieft, sammelt  sich  stagnirendes  Wasser  mit  Typha  und  Carex ;  Depres- 
sionen von  grösserer  Ausdehnung  stellen  die  schon  erwähnten  Lärchen-, 
Tannen-  und  Thujensümpfe  dar;  erheben  sich  schwache  Hügel,  so 
bildet  die  Krone  der  magerste  Sandboden,  nach  unten  nimmt  die  Bei- 
mengung an  Lehm  zu;  dementsprechend  ist  auch  die  Yertheilung  der 
Kiefern ;  den  feuchteren  Boden  beansprucht  die  Weymouthskiefer,  den 
trockensten  erträgt  noch  Bank's  Kiefer;  der  Boden  der  Weymouths- 
kiefer gibt  die  besten  Wiesen,  jener  der  Rothkiefer  geringen  Getreide- 
boden, jener  der  Bank's  Kiefer  lohnt  nicht  die  Rodung. 

Je  nach  dem  gebotenen  Raimie  steht  die  Strebe  einzeln  oder  in 
Gruppen  von  mehreren  Stänunen;  reine  Waldungen  dieser  Holzart 
gibt  es  hier  nicht;  ihre  sehr  flach  über  die  lehmreiche  Schichte  hin- 
streichenden Wurzeln  berühren  das  Niveau  des  Grundwassers. 

Auf  diesen  Standorten  ist  ihre  mittlere  Entwickelung  nach  meinen 
Messungen  etwa  38  Meter  Höhe  und  1  Meter  Durchmesser  mit  einem 
astlosen  Schafte  von  20  Meter;  solche  Exemplare  besitzen  ein  Alter 
von  200  —  250  Jahren  und  erheben   sich  mit  ihrer   spärlichen,    durch 


—     208     — 


fehlende  Aeste  oft  unterbrochene  Krone  8 — 10  Meter  über  dem  Dache 
des  Laubwaldes;  die  Borke  solcher  Bäunie  ist  Meinschuppig,  aschgrau. 
Von  den  beiden  früher  hinsichtlich  ilu-es  Harzgehaltes  betrachteten 
Weymouthskiefern  gebe  ich  im  Folgenden  eine  vergleichende  Uebersicht 
ihres  Zuwachsganges. 


a) 

Bayerische  W 

eymouths 

kief  er. 

Meter 

Durch- 

Periodischer 

Periodischer 

Section 

über 
Boden 

messer 
cm 

Jahre 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 

Dem 

Längen- 
zuwachs 
cm 

I 

1 

55,2 

76 

2391,9 

31,47 

12 

II 

7,2 

47,0 

66 

1735,0 

26,29 

62 

III 

13,4 

42 

53 

1404,4 

26,57 

48 

IV 

20 

30 

36 

707,0 

19,64 

39 

V 

27 

12 

14 

113,0 

8,07 

32 

Gesannntfläche  31  Meter,  Alter  84  Jahre,  Inhalt  des  ganzen 
Schaftes  3,310  cbm,  Formzahl  des  Schaftes  44,  Jahrringsbreite  der 
untersten  (I.)  Section  3,6  mm. 


b)  Weymou 

thskief 

er  von  Wisconsin. 

Section 

Meter 

über 

Boden 

Durch- 
messer 
cm 

Jahre 

Kreisfläche 
Dem 

Periodischer 

Zuwachs 

Dem 

Periodischer 
Längen- 
zuwachs 

cm 

I 

1 

58,8 

130 

2678,6 

20,60 

12 

II 

7,2 

45 

90 

1590 

17,67 

15 

III 

13,4 

37 

47 

1075 

22,90 

15 

IV 

20,0 

20 

30 

314 

10,47 

20 

V 

27,0 

5 

4 

19,6 

4,9 

27 

Gesammthöhe  28  Meter,  Alter  138  Jahre,  Inhalt  des  ganzen 
Schaftes  2,679  cbm,  Formzahl  35,  durchschnittliche  Jahrringbreite  der 
T.  Section  2,3  mm. 

Eine  andere  240  Jahre  alte  Kiefer  hatte  (ebenfalls  in  '^Visconsin) 
eine  Höhe  von  37,7  Meter  und  1  Meter  über  Boden  1,1  Meter  Durch- 
mosscr.  Diess  gibt  nach  Abzug  von  4  cm  für  die  Rinde  eine  Ring- 
b leite  von  2,2  mm  und  bei  Annahme  einer  Formzahl  von  30  einen 
Cübikinhalt  des  Holzes  im  Schafte  von  4,748  cbm. 


—     209     — 

Hieraus  erhellt  das  anfängliche  langsame  Wachsthmn  der  Wey- 
mouthskiefer im  Urwalde  gegenüber  der  ständig  mit  freiem  Gipfel 
aufgewachsenen  bayerischen  Kiefer;  die  Freistellung  im  Urwalde  erfolgt 
allmälilig,  der  Zuwachs  steigt  langsam  an ;  die  einzelnen  Bäimie  stellen 
sich  lichter,  eine  Abnahme  der  Formzahl  ist  die  Folge,  welche  bei  der 
im  dauernden  Schlüsse  erwachsenen  bayerischen  Kiefer  günstiger  sich 
stellt.  Trotz  der  Langsamwüchsigkeit  ist  das  nordamerikanische  Holz, 
soweit  specifisches  Gewicht  in  Frage  konmit,  nicht  besser  als  das  rasch 
gewachsene  europäische;  dagegen  steht  die  europäische  Kiefer  der 
amerikanischen  an  Feinheit  ihres  Holzgefüges  weit  nach. 

Solches  gröberes  Holz  bilden  sicher  alle  White  Pine  in  Nord- 
amerika, die  von  Jugend  an  mit  freier  Krone  auhvachsen  können; 
nach  meinen  Messungen  erreichen  völlig  frei  und  fast  ohne  seitliche 
Beengung  erwachsene  Strobus  (so  wachsen  mehr  oder  minder  alle 
second  growth  auf!)  in  einem  Alter  von  80  Jahi'en  auf  gutem  Boden 
eine  durchschnittliche  Höhe  von  25  Meter  und  60  cm  Durchmesser; 
zieht  man  vom  Durchmesser  3  cm  doppelte  Eindendicke  ab,  so  bleiben 
57  cm  Durchmesser  mit  3,7  mm  durchschnittlicher  Jahrringsbreite 
1,3  Meter  über  Boden,  also  nahezu  die  gleichen  Dimensionen  in  Stärke 
und  Jahrringsbreite  wie  die  bayerische  Strobe.  Emerson  erwähnt, 
dass  die  Weymouthskiefer  bei  Boston  im  30.  Lebensjahre  alljährlich 
um  60  cm  in  die  Höhe  und  lun  2  cm  in  die  Dicke  wachse. 

Die  Kieferninseln  im  nördlichen  Michigan  sind  bedeutend  grösser 
als  jene  von  Wisconsin ;  in  der  Nähe  der  Seen  fliessen  sie  zu  grösseren 
Flächen  von  einigen  1 00  Aren  zusammen ;  am  unteren  Laufe  des 
Laurentiusflusses ,  also  ebenfalls  in  ziemlich  feuchtem  Gebiete,  bildet 
die  Strobus  nach  Süden  hin  ausgedehnte,  zusanunenhängende  Waldungen 
auf  kiesig-sandigem,  angesschwemmten  Boden. 

Am  sandig-hügeligen  Ufer  des  Lake  Superior  lebt  die  Strobe  auf 
den  Nord-  und  Osthängen  mit  der  Balsamtanne,  auf  den  Süd-  und 
Westhängen  mit  der  Kothkiefer  (resinosa)  zusammen;  sie  erreicht  dort 
ebenfalls  etwa  37  Meter  Höhe,  ist  aber  weit  herab  mit  Aesten  besetzt. 
Die  Kämme  der  Berge  bestockt  sie  mit  Tsuga  canadensis.  Bei  Spooner 
breitet  sich  sehr  schwach  welliger,  magerer  Sandboden  aus;  dort  liebt 
sie  die  feuchteren  Einsenkungen,  der  resinosa  zwar  an  Höhe  und  Stärke 
überlegen,  aber  an  Reinheit  des  Schaftes  weit  zui-ückstehend.  Wo 
dagegen  die  Strobus  in  die  Erlenbrüche  selbst  geräth,  da  erwächst 
sie  sehr  rasch ,  bleibt  aber  kurz ,  astreich  und  gibt  ein  sehr 
schlechtes  Holz. 

Dr.   Mayr.  14 


—     210     — 

Nach  den  Angaben  des  Censusberichtes  kann  die  Strobus  eine 
Höhe  von  52  Meter  und  einen  Durchmesser  von  3,5  Meter  in  seltenen 
Fällen  erreichen. 

Aus  dem  Yorausgehenden  ergibt  sich,  dass  die  Weymouthskiefer 
frischen  bis  feuchten,  mit  Sand  gemengten  Boden  liebt,  wie  ihn 
Niederungen  und  Bänder  sumpfiger  Yertiefungen  bieten;  reichlicher 
Humusgehalt  ist  zu  ihrem  Gedeihen  erforderlich.  Dass  auch  der  felsig- 
kiesige Boden  ihr  in  Deutschland  wie  auch  in  Amerika  noch  genügt, 
lässt  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  erwarten;  der  ti'ocken - heisse 
nordamerikanische  Sommer  schadet  ihr  an  solchen  0 ertlichkeiten  diu^ch- 
aus  nicht. 

Schöne  Erfahrungen  über  den  Anbau  der  WejTnouthskiefer  auf 
humusreichem,  besserem  Sandboden  hat  K.  Douglas  in  Waukegan 
wähi-end  einer  30  jährigen  Thätigkeit  gesammelt.  Bringt  man  P.  sylvestris 
und  P.  Strobus  auf  solchen  Böden  zusanmien,  so  ist  im  vierten  Jahi-e 
nach  der  Pflanzung  die  gemeine  Kiefer  noch  eimnal  so  gross  als  die 
Strobus,  im  achten  Jahi-e  sind  beide  gleich,  im  10.  Jalire  kommt  die 
Strobus  voraus  und  im  15.  Jahre  wird  die  gemeine  Kiefer  überschattet 
und  erdrückt. 

Bei  den  Anpflanzungen  auf  reinerem  Sandboden  an  den  Ufern 
des  Lake  ]\Iichigan  hat  sich  die  Strobus  besser  bewälu't  als  die  gemeine 
Kiefer  und  P.  austriaca,  welch'  letztere  Holzart  auf  diesem  Boden  wieder 
der  sylvestris  nachsteht ;  durch  zwei  aufeinander  folgende  nasse  Sommer 
leidet  die  Weymouthskiefer  mehr  als  die  P.  sylvestris;  hart  am  See 
aber,  auf  ganz  kahlen  Sandboden  gebaut,  braucht  die  WejTiiouthskiefer 
viele  Jahre,  bis  sie  den  Boden  durch  Seitentriebe  überschattet;  erst 
dann  erhebt  sich  ein  Gipfeltricb.  Dasselbe  geschieht  mit  der  gemeinen 
Kiefer,  mit  der  Lärche,  ja  selbst  mit  Laubhölzern  wie  Catalpa;  auf 
solchen  exponirten,  für  Waldbäimie  völlig  unnatürlichen  Standorts- 
verhältnissen beschreibt  der  Wind  mit  der  Pflanzenspitze  einen  Kreis 
im  Sande. 

P.  Strobus  wird  am  leichtesten  durch  Feuer  getödtet  wegen  der 
glatten,  dünnen  Rinde  —  ein  Feiüd,  der  bei  uns  glücklicher  Weise 
wogfällt;  das  Altholz  zerstört  in  ziemlichem  Masse  Trametes  Pini.  Bei 
uns  leidet  die  junge  Pflanze  sehr  wenig  durch  Schüttepilze  wie  Lopho- 
dermium  und  Pestalozzia  *),    dagegen    werden    ihre  Pflanzungen   durch 


*)  Diesen  Pilz  fand  ich  im  Jahre  1884  in  J.  Booth's  Garten  in  Kleinflott- 
beck auf  den  Nadeln  der  Weymouthnkiefer  und  der  japanischen  Sciadopitys, 
welche  schon  im  August  ihre  Nadeln   fast   ganz   verloren.     Meine   damals  gefer- 


^    211    -^ 

Wurzelparasiten  wie  Agaricus  melleus,  Trametes  radiciperda  dezimirt. 
Schnellwüchsigkeit,  Schattenertragniss  und  völlige  Frostharte  (eine  bei 
dem  herrschenden  Kahlschlagbetriebe  hochwillkommene  Eigenschaft!) 
sichern  der  Weymouthskiefer  für  lange  Zeit  hinaus  das  Bürgerrecht 
im  Walde,  das  sie  als  Füllpflanze  auch  vollauf  verdien^. 

Für  die  Weymouthskiefer  gilt  Winterfällung  bei  weitem  Trans- 
porte zur  Säge  als  Regel,  damit  die  Rinde  am  Stamme  erhalten  bleibt ; 
wird  diese  entfernt,  wie  diess  bei  der  Sommerfällung  zu  leicht  geschieht, 
so  befällt  das  saftige  Splintholz  sehr  bald  ein  Pilz  (Ceratostoma),  der 
es  blauschwarz  färbt  und  dadurch  in  seiner  Qualität  schädigt. 

Pinus  resinosa  Ait.,  Red  Pine,  Amerikanische  Roth- 
kiefer. Diese  z weinadelige  Kiefer  gehört  nach  dem  anatomischen 
Baue  ihres  Holzes  zur  Section  Pinaster,  von  der  sie  zugleich  die  einzige 
Yertreterin  in  Nordamerika  ist;  der  Laricio  ähnlich  ist  jedoch  die 
Rinde  des  alten  Baumes  eine  dünne,  breitschuppige  Borke  von  hellgrau- 
gelber Färbung ;  ebenso  sind  die  Nadeln  feiner,  durchschnittlich  15  cm 
lang;  die  reifen  Zapfen  braun  bis  hellgelb  und  wenn  offen  4,5  cm 
lang  und  3,5  breit,  ohne  Spitze  an  der  Apophyse;  Knospen  braun  mit 
zurückgerollten  Schuppen;  junge  Tiiebe  hellroth;  Same  Tafel  YIII. 

Das  Yerbreitungsgebiet  der  Rothkiefer  deckt  sich  zwar  mit  jenem 
der  Weymouthskiefer,  doch  tritt  sie  im  Osten  nur  ganz  vereinzelt  auf, 
ihr  Optimum  liegt  auf  der  canadischen  Seite.  Hinsichtlich  der  Ansprüche 
dieser  Art  an  Boden  und  Klima  bot  sich  vielfach  Gelegenheit  bei  der 
Weymouthskiefer  derselben  zu  gedenken;  auf  ärmstem  Boden  kann 
sie  wie  jede  andere  Kiefer  oder  Holzart  überhaupt  ein  paar  Jahre 
recht  gut  wachsen ,  ein  werthvoller  Nutzbaimi  kann  sie  aber  in  derlei 
Verhältnissen  so  wenig  werden  als  irgend  ein  anderer  Baum. 

Hinsichtlich  der  Geradheit  und  Reinheit  des  Schaftes  ist  sie  der 
Weymouthskiefer  und  vollends  der  Peclikiefer  und  der  folgenden  Art 
überlegen;  in  der  Höhenentwicklung  dagegen  bleibt  die  Rothkiefer 
hinter  der  Weymouthskiefer  zurück ;  ich  habe  in  den  reinen  Beständen 
Minnesota's  keine  über  30  Meter  Höhe  imd  0,60  Meter  Dui'chmesser 
gemessen;  der  Censusbericht  gibt  als  Maximalgrössen  46  Meter  Höhe 
und  über  1  Meter  Durchmesser. 


tigten  Abbildungen  stimmen  ganz  mit  der  von  v.  Tubeuf  (Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Baumkrankheiten,  Berlin  1888)  publizirten  Pestalozzia  Hartigii  überein;  ob 
somit  der  Pilz  eine  nadel-  und  eine  stammbewohnende  Form  besitzt  (letztere 
an  europilischen  Abietineen  und  japanischen  Cupressineen),  müssen  weitere 
Beobachtungen  entscheiden. 

14» 


—     212 


Um  hinsichtlich  ihres  Wachsthums  und  der  Güte  ihres  Holzes 
einige  Andeutungen  geben  zu  können,  liess  ich  Ende  September  1885 
in  Brainerd  (Dakota)  auf  geringem,  lehmigem  Sandboden  eine  resinosa 
fällen;  ihr  Alter  betrug  141  Jahre,  ihre  Höhe  25  Meter,  ihr  Durch- 
messer 1,5  Meter  über  Boden,  37  cm  ohne  Rinde;  der  Kubikinhalt 
des  Schaftes  0,93  cm,  die  Formzahl  desselben  34.  Zum  Yergleiche 
des  Zuwachses  und  der  Qualität  des  Holzes  einer  auf  lehmigem  Sand- 
boden des  Revier  Geisenfeld  (Hopfenbaubezirk)  in  Bayern  gewachsenen 
gemeinen  Kiefer  führe  ich  an: 

Alter  113  Jahre,  Gesammthöhe  23,6  Meter. 

I.    1,5  Meter  über  Boden  hatte  die  gemeine  Kiefer: 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 
Dem 

30 

40 

105 

19,4 
24,0 
31,4 

295,2 
471 

774 

9,8 

17,6 

5,0 

Splint  spec.  Gewicht  48,7,  Harzgehalt  4,317  gr  feste  Masse. 
Kern       „  „         53,2,  „  6,856    „       „  „ 

IL    5,5  Meter  über  Boden: 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 
Dem 

20 

10,4 

84,9 

4,2 

40 

14,4 

162,9 

3,9 

90 

22,5 

398 

4,3 

92 

23 

415 

8,5 

Splint  spec.  Gew.  47,9,  Harzgehalt  3,573  gr  feste  Masse. 
Kern        „         „      49,8,  „  4,500    „       „         „ 

III.     11,7  Meter  über  Boden: 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 
Dem 

20 
40 
75 

14 
16 

20 

154 
201 
314 

7,7 
2,3 
3,2 

Splint  speo.  Oow.  4'^fi,   Harzgchalt  3,771  gr  feste  Masse. 
Kern  „         „      47,2,  „  4,226    „       „ 


—     213 


lY.    22,1  Meter  über  Boden: 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 

Dem 

Zuwachs 
Dem 

10 

20 
30 

3,4 
6,5 
9,2 

9,08 
33,18 
66,48 

0,9 
2,4 
3,3 

Splint  spec.  Gew.  45,4,    Harzgehalt  3,876  gr  feste  Masse, 
Inhalt  des  ganzen  Stammes:  0,74  cbm,  Formzahl  43. 

Pinus    resinosa. 
T.    1,5  Meter  über  Boden: 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
D  cm 

Zuwachs 

Dem 

30 

40 

100 

130 

13,2 
16,6 

32,8 
37,0 

136,6 
216,7 
844,7 
1075 

4,6 

8,0 

10,5 

7,7 

Splint  spec.  Gew.  44,4,    Harzgehalt  2,573  gr  feste  Masse. 
Kern        „         „       45,2,  „  5,654    „       „  „ 


n.    5,5 

Meter  über  Boden. 

Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 
Dem 

20 

10 

79 

3,9 

40 

16 

201 

6,1 

100 

32 

804 

10,1 

125 

35 

962 

6,3 

Splint  spec.  Gew.  37,1,    Harzgehalt  2,421  gr  feste  Masse. 
Kern        „         „       38,9,  „  5,746    „       „         „ 

III.    11,7  Meter  über  Boden. 


Jahre 


Durchmesser 
cm 


Kreisfläche 
D  cm 


Zuwachs 

Dem 


20 
40 
90 
99 


8 
14 
26 
28 


50 
154 
531 
616 


2,5 
5.2 
7,5 
9,4 


Splint  spec.  Gew.  35,4,    Harzgehalt  3,093  gr  feste  Masse. 
Kern         „         „      36,4,  „  6,575    „      „         „ 


—     214     — 


lY.    22,1  Meter  über  Boden 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs 
Dem 

10 

2,9 

6,6 

0,7 

20 

6,1 

29,2 

2,3 

24 

7,6 

45,4 

4,0 

Splint  spec.  Gew.  34,9,    Harzgehalt  3,932  gr  feste  Masse. 
Inhalt  des  Stammes  1,54  cbm,  Formzahl  50. 

Berechnet  man  den  Durchschnitt  aller  Sectionen  (auch  ISTord-  und 
Südseite  wurden  getrennt  gerechnet)  so  zeigen: 


durchschnittl.  Harz^ehalt 


spec.  Gew. 

Alle  Splintstücke  der  Geisenf eider  Kothkiefer  .     46 
„    Kernstücke      „  „  „ 

„     Splintstücke  der  Minnesota  Kothkiefer 


Kernstücke 


48 
38 
41 


gr 

3,916 
5,239 
3,005 
5,992 


Es  ergibt  sich  daraus,  dass  einmal  die  bayerische  Kiefer  (in 
Bayern  gewachsen)  der  amerikanischen  (in  Amerika  gewachsen)  an 
Wachsgeschwindigkeit  anfangs  voraneilte,  dagegen  früher  ihr  Maximum 
erreichte ;  dass  ferner  die  bayerische  Kiefer  ein  beträchtlich  schwereres, 
aber  (im  ganzen  Durchschnitte)  harzärmeres  Holz  lieferte  als  die  ameri- 
kanische; beide  lassen  eine  Abnahme  des  specifischen  Gewichtes  nach 
der  Spitze  des  Baumes  hin  erkennen. 

Die  Splintbreite  des  amerikanischen  Baumes  beträgt  6,5  cm,  jene 
des  bayerischen  4  cm,  so  dass  bei  gleichen  Yolumina  die  gemeine 
Kiefer  mehr  Kernholz  enthält  als  die  amerikanische. 

Da  diese  Kiefer  kaum  mit  geringerem  Sandboden  vorlieb  nimmt 
als  die  gemeine  Kiefer,  so  hat  sie  wohl  keine  Aussicht  bei  uns  im 
Walde  im  Grossen  angebaut  zu  werden ;  sie  verdient  geprüft  zu  werden ; 
jedenfalls  übertrifft  sie  die  europäische  Kiefer  vom  dekorativen  Standpunkte. 

Pinus  Banksiana  Lamb.,  Check  Pine,  Gray  Pine,  Bank's 
Kiefer  nimmt,  wie  die  früher  erwähnte  Skizze  zeigt,  den  trockensten 
und  magersten  Sandboden  im  Binnenlande  ein,  wo  sie  selbstverständ- 
lich auch  nur  geringe  Dimensionen  erreicht,  da  überdiess  regelmässige 
Durchfeuchtung  von  Luft  und  Boden  fehlt.  Wo  sie  zusammen  mit 
rosinosa  wächst  (rcsinosa  auf  den  besseren  Mulden  von  oft  nur  einigen 
Quadratmotcm  Ausdehnung),  da  ist  das  Bild,  das  solche  geschlossene 
Waldungen  bieten,  täuschend  einem  mittel altcrigen  Fichtcnbestande  mit 


—     215     - 


Kiefernüberhältern  ähnlich.  Dabei  repräsentiren  die  ausgewachsenen 
Bank's  Kiefern  mit  ihren  spitzkegeligen  Kronen  die  Fichten;  die 
Benadelung  ist  jedoch  heller  grün  als  Yon  der  Fichte. 

Die  duiikelgraue  Borke  ist  aus  kleinen  prismatischen  Schuppen 
gebildet  und  reicht  bis  zum  Gipfel  mit  gleicher  Färbung  empor.  Da 
sie  mit  dem  magersten  Boden  vorlieb  nimmt,  ist  ihr  Wurzelsystem 
Aveit  verzweigt.  Gegenwärtig  geht  diese  Kiefer  massenhaft  in  Amerika 
zu  Grunde ;  da  sie  die  Gipfel  der  schwachen,  sandigen  Erhebungen  ein-  /  ^ 
nimmt,  wird  ihr  durch  die  Kodung  und  die  daraus  folgende  Drainirung  [  C  ) 
des  tiefer  liegenden  Bodens  immer  mehr  Sickerwasser  entzogen  und 
die  nicht  mehr  genügend  während  der  sehr  langen  Trockenzeit  befeuch- 
teten, höher  gelegenen  Waldpartien  trocknen  ab. 

Die  Höhenentwicklung  dieser  Kiefer  spricht  für  die  Bescheiden- 
heit in  iluren  Ansprüchen  an  den  Boden;  denn  selbst  auf  gutem  Boden 
bleibt  sie  ein  Baum  zweiter  Klasse  von  höchstens  22  Meter  Höhe  und 
30  cm  Durchmesser,  während  ilire  durchschnittliche  Höhe  zwischen 
10  und  15  Meter  Höhe  liegt. 

Sie  erwächst  mit  dem  Habitus  einer  Fichte,  reinigt  sich  schwer 
von  den  Aesten;  ihre  Nadeln  sind  4 — 6  cm  lang;  die  Zapfen,  aus 
Quirlknospen  hervorgegangen,  5  cm  lang  und  2  cm  breit,  sind  etwas 
gekilimmt,  nach  aufwärts  gerichtet,  dem  Haupttriebe  angedrückt;  der 
geflügelte  Same  (Tafel  YIII)  gleicht  völlig  dem  der  Fichte,  in  dem  das 
Samenkorn  in  einer  löffelartigen  Yertiefung  des  Flügels  liegt. 

Hinsichtlich  ihrer  Wuchsgeschwindigkeit  in  der  Stärke  mögen 
folgende  Angaben  dienen: 

1,5  Meter  über  Boden,  auf  demselben  Boden  wie  die  vorhin 
erwähnte  resinosa,  hatte  die  Bank's  Kiefer: 


Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs 

Jahre 

cm 

D  cm 

Dem 

10 

7,0 

38,48 

3,85 

20 

10,6 

88,25 

4,98 

30 

13,4 

141,03 

5,28 

40 

15,0 

176,71 

3,57 

50 

17,2 

232,36 

5,56 

60 

20,4 

326,56 

9,42 

65 

21,2 

352,46 

5,18 

Splintbreite  3  cm,  durchschnittliches  specifisches  Gewicht  48; 
das  braun  gefärbte  Kernholz  dürfte  dem  der  geraeinen  Kiefer  an  Güte 
kaum  nachstehen. 


—     216     — 

d)  Der  Nadelw^ald  der  gemässigt  -  kühlen  Region. 

Je  weiter  nach  Norden  man  im  amerikanisch-canadischen  Walde 
vordringt,  um  so  ähnlicher  werden  Klima  und  Waldbilder  denen  von 
Deutschland ;  mit  dem  Eintritt  in  die  Tannen-  und  Eichtenregion  glaubt 
man  sich  in  den  Nadelwald  der  Alpen,  in  den  Schwarzwald  oder  nach 
Thüringen  versetzt ;  die  Einförmigkeit  in  der  Entwickelung,  die  dunkel- 
grüne Färbung  der  Baumkronen,  die  Bedeckung  des  Bodens  mit  Moos 
oder  beerenfrüchtigen,  niederen  Stauden,  die  ätherischen,  harzigen  Düfte, 
das  Kauschen  des  Windes  in  den  Zweigen,  die  Yögel,  die  den  Wald 
beleben,  alles  erinnert  an  den  kühlen  Nadelwald  der  heimatlichen 
Berge  und  des  Nordens. 

Auf  den  Berggipfeln  der  Alleghanies  finden  sich  die  Schwarzfichte 
und  Fraser's  Tanne  als  Yertreterinen  dieser  Waldzone;  erst  einzeln 
den  Buchen  beigemengt,  herrschen  sie  über  1800  Meter  allein;  Moos- 
polster der  europäischen  Hypnumarten  bekleiden  den  Boden  zu  den 
Füssen  der  dicht  geschlossenen,  ästigen  Nadelhölzer;  mnsäumt  und 
unterstellt  sind  letztere  von  dem  immergrünen  Khododendron  maximum, 
der  noch  in  1900  Metern  über  dem  Meere  trotz  des  strengen  und 
langen  Winters  bis  zu  über  armesdicken  Stämmen  von  2  —  3  Meter 
Höhe  sich  erhebt. 

Die  kühle  Tannenregion  Canada's,  an  der  Küste  von  dem  ant- 
arktischen Meeresstrome  mit  einer  Temperatur  von  15^  C.  im  Sommer 
und  0^  C.  im  Winter  bespült,  ist  zugleich  auch  feuchter  als  die  südlich 
gelegenen  Gebiete;  von  zahllosen  See'n  und  Sümpfen  durchsetzt,  dehnt 
sich  nördlich  vom  54^  N.B.  der  Nadelwald  in  einem  breiten  -Bande 
quer  von  der  Küste  durch  den  Continent,  erreicht  die  Fortsetzung  der 
Rocky  Mountains  und  berührt,  dem  Flussthale  des  Makenzie  entlang, 
selbst  den  Polarkreis.  Die  Weissfichte  imd  an  geeigneten  Oertlichkeiten 
Bank's  Eaefer  sowie  einige  Laubhölzer  wie  Birken,  Erlen,  Pappeln, 
Weiden  erstrecken  sich  selbst  bis  an  die  östliche  Abdachung  der 
Coastrangeberge,  wo  sie  mit  nahe  verwandten  pacifischen  Arten  in 
Berührung  treten. 

Die  wichtigste  Holzart  der  kühleren,  nördlichen  Lagen  ist  die 
Weissfichte;  sie  dringt  am  weitesten  von  allen  östlichen  Nadelhölzern 
nach  Norden  vor,  sto(;kt  dort  in  reinen  Waldungen  von  ungeheurer 
Ausdehnung  selbst  auf  Boden,  der  schichtenförmig  ewiges  Eis  enthält; 
gelangen  dort  —  nördlich  vom  57^  Breite  —  die  Wurzeln  dieser  Fichte 
auf  eine  gefrorene  Erdschichte,  so  weichen  sie  darüber  hinkriechond 
ihr  aus  wie  einer   Felsenplatte;    wo   Flussthäler  mit  etwas  wärmeren 


—     217     — 

Yerhältnissen  dieses  hügelige  Binnenland  durchfurchen,  tritt  die  Weiss- 
fichte zurück;  die  Balsamtanne,  Weiden,  Erlen,  Balsam-  und  Zitterpappel, 
die  blendend  weissrindige  Kahn-  oder  Nachenbirke  erfüllen  das  Thal, 
die  Schwarzfichte  bekleidet  die  Hänge. 

Im  fernen  Nordwesten  unter  dem  160^  W.L.  steigt  der  Wald 
bis  zu  etwa  1000  Meter  empor,  wo  darniederliegende  Tannen  (Ab.  sub- 
alpina)  die  Baumgrenze  bezeichnen. 

Nach  Süden  hin  treten  zu  ihnen  andere  Nadelholzarten,  die  dort 
ihre  Nordgrenze  finden,  wie  Thuja,  Tsuga,  Juniperus;  in  warmen, 
geschützten  Lagen  gesellen  sich,  wie  diess  auch  z.  B.  in  der  bayerischen 
Hochebene  der  Fall  ist,  einzelne  Kotheichen,  Zuckerahorn,  Ulmen  und 
Eschen  zu  einem  Laubwalde  zusammen,  der  nach  Süden  hin  an  Aus- 
delmung  zunimmt,  und  schon  innerhalb  der  nördlichen  Kiefernzone 
die  Yertreter  der  kühlen  Kegion  zu  inselartigen  Beständen  auf  kalten, 
nassen  Böden  zusammendrängt. 

In  forsttechnischer  Hinsicht  stehen  die  nordischen  Waldimgen 
an  Güte  ihres  Produktes,  nicht  aber  an  Masse  gegen  die  Laubwaldungen 
der  wärmeren  Zone  zurück ;  ilir  Werth  ist  fortwährend  noch  eine  steigende 
Grösse,  dank  der  fortschreitenden  Erschöpfung  der  südlich  gelegenen 
Yorräthe. 

Bis  jetzt  haben  die  Canadier  vorzugsweise  in  den  wärmeren 
Strichen  ihres  Landes  gewirthschaftet  und  zwar  ganz  nach  amerikanischem 
Muster;  die  enormen  YoiTäthe  und  die  billigen  Arbeitskräfte  gestatten 
es,  Holz  in  grosser  Menge  trotz  des  Eingangszolles  über  Land  nach 
den  Yereinigten  Staaten  zu  exportiren ;  in  neuester  Zeit  wurden  wieder- 
holt Yersuche  gemacht,  Riesenholzflösse  der  Küste  entlang  nach  Süden 
zu  bugsiren.  Im  Norden  und  Westen  liegen  noch  gewaltige  Yorräthe 
unerschlossen  für  spätere  Generationen,  die,  solange  Ueberfluss  vor- 
handen ist,  geradeso  unwirthschaftlich  wie  ihre  Yorf ahren  handeln  werden. 

Abies  Fraseri  Lindl.,  Balsam,  Fräsers  Balsamtanne, 
ist  ein  auf  die  Berggipfel  der  Alleghanies  beschränkter  Baum  zweiter 
Grösse,  der  sich  bis  zu  höchstens  25  Meter  erhebt;  der  astreiche  Schaft 
wird  nur  gelegentlich  zu  Nutzholzzwecken  verarbeitet. 

Die  Nadeln  an  Seitentrieben  sind  bis  2,5  cm  lang,  an  Längstrieben 
oft  nur  1  cm;  die  Seitentriebe  mit  kurzen  braunen  Haaren, 
Haupttrieb  kahl;  Zapfen  3 — 5  cm  lang,  2  cm  dick,  Blüthen-  (Deck-) 
Schuppe  weit  hervorstehend  und  zurückgerollt,  so  dass  wie  bei  einem 
Abies  nobilis-Zapf en  überhaupt  nur  Deckschuppen  sichtbar  sind ;  das  Holz 
vom  Typus  der  Tannen,  ohne  Harzgänge,  weich,  leicht  (spec.  Gew.  36)- 


—     218     — 

Dass  in  der  feuchten,  külilen  Lnft  eine  Anzahl  von  Pilzen  auf 
Kosten  der  Tanne  leben,  lässt  sich  erwarten;  besonders  interessant 
war  mir  aber  das  Aufti-eten  von  Trichosphaeria  parasitica  Hrtg.,  dessen 
Mycel  die  Nadeln  der  jungen  Triebbasis  bräunt  und  Nadeln  und  Triebe 
mit  einem  weissen  Gespinnste  überzieht,  ganz  so  wie  der  Pilz  in 
Dickichten  der  europäischen  Tanne  wuchert ;  andere  Pilze,  Fusicladium- 
Arten,  tödten  Nadeln  und  Triebe  in  auffallender,  aber  bei  dem  geringen 
Werthe  der  Tanne  überhaupt  belangloser  Weise. 

Die  Gesellschafterin  von  Fraser's  Tanne  ist 

Picea  nigra  Link  (syn.  rubra),  Black  Spruce,  Schwarz- 
fichte. Yon  den  Hochkämmen  der  Alleghanies  in  Nordkarolina  bis 
zur  Küste  von  Labrador  unter  dem  55  —  60^  N.B.  und  von  dort  in 
einem  breiten  Bande  durch  Canada  bis  zur  Mündung  des  Mackenzie- 
flusses  unter  dem  70^  N.B.  und  dem  135*^  W.L.  dehnt  sich  das  Yer- 
breitungsgebiet  dieser  Art;  überall  aber  steht  sie  hinsichtlich  ihrer 
Entwickelung  und  ihres  Nutzwerthes  hinter  der  Weissfichte  zurück; 
dagegen  erwächst  sie  auf  der  südlichen  Grenze  der  letzteren,  in  den 
Nordstaaten  der  Union,  in  isolirten  Individuen  durch  die  Laubholz- 
waldungen vertheilt  zu  einem  stattlichen  Baume,  dessen  Holz  zur 
Papierfabrikation  dient.  Die  Fäller  der  Schwarzfichten  sind  vielfach 
noch  heute  die  ersten  Weissen,  welche  den  Laubwald  betreten;  sie 
sind  es  auch,  welche  den  ersten  Feuerbrand  in  den  unberührten  Wald 
geworfen  haben;  die  Weissfichte  in  den  benachbarten,  kalten  Sümpfen 
bleibt  dagegen  nieder  und  vereinigt  sich  mit  der  Balsamtanne,  der 
östlichen  Lärche,  der  Nachenbirke  und  der  Thuja  zu  einstweilen  noch 
geringwcrthigen  ausgedehnten  Beständen. 

Der  Zapfen  der  Schwarzfichte  ist  etwas  kürzer  als  jener  der 
Weissfichte,  dunkel  violett  wenn  unreif,  die  Schuppen  am  Rande  etwas 
zackig;  Deckschuppe  kleiner  als  bei  alba;  die  Zapfen  gehen  aus  Seiten- 
knospen der  vorjährigen  Triebe  hervor  und  stehen  aufrecht,  bei  der  alba 
gehen  die  Zapfen  vorzugsweise  aus  Endknospen  der  vorjährigen  Triebe 
hervor,  wesshalb  sie  sich  durch  ihre  Schwere  mehr  oder  weniger 
abwärts  drehen. 

Das  Holz  der  Schwarzfichte  zeigt  den  Typus  der  Gattung  Picea 
in  seinem  anatomischen  Bau;  das  Kernholz  ist  durch  Wasserarmuth, 
nicht  durch  dunklere  P'arbe  vom  Splinte  verschieden;  specifisches 
Gewicht  46;  das  Holz  ist  durch  keine  besonderen  Yorzüge  ausge- 
zeichnet ;  um  ein  Nutzbaum  von  hervorragendem  Werthe  zu  sein,  dazu 
sind  die  durchschnittlichen  Dimensionen   des  Baumes  —  20  Meter  — 


—     219     — 

nicht  gross  genug.  Wo  Ueberfluss  an  diesem  Fichtenholze  ist,  wird 
es  zu  Bauholz,  Schwellen  und  dergleichen  verwendet;  im  Allgemeinen 
wird  das  Holz  der  nigra  höher  geschätzt  als  das  der  alba,  wiewohl 
beide  Holzarten  von  der  Praxis  nicht  immer  auseinander  gehalten  werden. 

Die  Unterscheidung  der  jungen  Schwarzfichte  von  den  nahe  ver- 
wandten Weissfichten  und  den  westlichen  Fichten  wie  P.  Engelmanni, 
P.  pungens,  welche  Pflanzen  in  europäischen  Gärten  nicht  immer  richtig 
bestimmt  werden,  dürfte  vielleicht  mit  Hilfe  folgender  Notizen  möglich 
werden. 

P.  nigra  hinterlässt  beim  Zerreiben  der  zarteren  Zweige  in  der 
Hand  keinen  Geruch,  der  bei  der  alba  stets  sich  deutlich  zeigt;  die 
Nadeln  der  alba  sind  kürzer  als  jene  der  Engelmanns  Fichte,  welche 
jedoch  beim  Zerquetschen  der  Zweige  keinen  Geruch  zeigt;  die  Nadeln 
der  Stechfichte  (P.  pungens)  sind  länger  als  bei  der  Engelmanns  Fichte, 
stechender;  die  gelben  Knospenschuppen  zurückgerollt,  welche 
wieder  bei  der  Engelmann's  Fichte  fest  anliegen. 


Picea  alba  Link,   White  Spruce,  Weissfichte,  ist  Nutz- 
baum erster  Klasse  im  Norden   der  Yereinigten  Staaten;    südlich,    auf  /l^J^ 
den  Gipfeln  der  Alleghany-Berge  fehlt  die  Weissfichte,  sie  erreicht  als  ^^^ 
niedriger  Baum  schon  in   den   kalten  Sümpfen  Wisconsins,   Michigans 
und  Minnesotahs  ihre  Südgrenze ; 
ihr    Optimum    liegt   viel   nörd- 
licher  von    dem    Optimum    der 
Schwarzfichte.      In    den    kalten 
Sümpfen   der  Südgrenze   endigt 
ihre  Kronenentwicklung  in  eine 
lang  ausgezogene  Spitze,  womit 
sie     ihren     Längenwuchs      be- 
schliesst;  auch  die  Balsamtanne 
auf  gleichem  Standorte  und  die 
Schirmtanne  in  Japan  zeigen  ähn- 
liches ;    ja   selbst    die    Douglas- 
tanne im  Westen    endigt   ihren 
Höhenwuchs     durch    Aufsetzen 

einer  kleinen  spitzkegeligen  Krone,    gleichsam   eines  Bäumchens,    von 
der  Kronenform  des  jugendlichen  Alters. 

In  solchen  Sümpfen  ist  die  Lärche  meist  nur  veroinzelnt;  wo 
aber  Sphagnum  als  dickschichtige  Bodenbedeckung  prävalirt  und  wie 
ein  Badeschwamm  die  Feuchtigkeit  in  sich  hält,  da  treten  Fichte  und 


Fig.  6.    Nadelhölzer  in^den  Sümpfen  des  nördlichen 
Laubwaldes :  a  Lärche,   b  Fichte,    e  Tanne. 


—     220     — 

Tanne  zurück,  Lärche  oder  Thuja,  beide  in  oft  ausgedehnten  reinen 
Beständen,  überziehen  die  Fläche.  Die  spitzkronigen,  niederen  Fichten 
in  diesen  Sümpfen  werden  vielfach  als  Picea  nigra  aufgefasst;  Andere 
betrachten  sie  als  eine  Yarietät  von  nigra ;  ich  halte  sie  für  das ,  als 
was  ich  sie  beschrieben,  für  Weissfichten,  die  von  anderen  Weissfichten 
nur  wenig,  von  Höhe  und  Habitus  abgesehen,  verschieden  sind. 

Yon  vielen  dieser  Fichten  hängen  die  Zweige  ausserordentlich 
verlängert  und  dicht  verflochten  herab,  Hypertrophien,  die  von  einer 
in  den  Zweigen  perennirenden  kleinen  Mistel  verursacht  werden,  die 
wohl  mit  dem  Arceuthobium  pusillum  Peck  der  Schwarzfichte  identisch 
sein  dürfte;  einen  eigen thümlichen  Gegensatz  zu  diesen,  besonders  in 
den  Nadelwaldungen  der  pacifischen  Küste  sehr  auffallenden  Hexen- 
besen, bilden  die  aufrecht  wachsenden  Hypertropliien  an  den  Balsam- 
tannen, welche  einem  Accidium  angehören ;  da  die  Zeit  der  Sporenreife 
vorüber  war,  kann  ich  die  Identität  mit  Aec.  elatinum  nur  vermuthen ; 
das  reichliche  Yorkonmien  von  Yaccinium  macrocarpum  in  diesen 
Oertlichkeiten  unterstützt  die  Yermuthung,  dass  die  Winterform  des  Pilzes 
auf  den  Blättern  der  Pflanze  sich  findet.  Die  Weissfichte  soll  nach  den 
Angaben  des  Censusberichtes  an  den  östlichen  Abdachungen  der  Kocky 
Mountains  bis  zu  50  Meter  Höhe  erreichen  und  ist  dort  wie  auch  in  Canada 
der  wichtigste  Xutzbaum.  Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von 
kaum  41   steht  hinter  der  Schwarzfichte  an  Dauerhaftigkeit  zurück. 

Abies  balsamea  MilL,  Balsam  Fir,  Balsamtanne;  Nadeln 
unterseits  weniger  weiss  als  von  Fräsers  Tanne.  Haupt-  und  Seiten- 
triebe kahl;  ein  Baum  zweiter  Grösse,  der  25  Meter  nur  in  seltenen 
Fällen  übersteigt;  sie  ist  eine  ständige  Begleiterin  der  Weissfichte  in 
den  Bergen  und  in  den  sumpfigen  Partien  der  Nordstaaten  der  Union ; 
dort  wird  sie  wie  die  hellweissliche  Fichte  ein  Baum  bis  zu  15  Meter 
Höhe  und  schliesst  ebenfalls,  wie  die  früher  gegebene  Skizze  zeigt, 
ihre  Krone  und  ihr  Längenwachsthum  mit  einer  feinen  Spitze  ab;  die 
dunkelgrünen  Kegel  der  Tanne  geben  zusammen  mit  den  hellen  der 
Fichte  und  der  im  Herbste  fast  schwefelgelben  Krone  der  Lärche  ein 
eigenartiges  Bild  en  miniature  zu  den  Lärchen,  Tannen  und  Fichten 
Europa's  und  vollends  jenen  der  pacifischen  Küste. 

Der  Zapfen  der  Balsamtanne  ist  durchschnittlich  10  cm  lang, 
2,5  cm  breit;  die  Deckschuppe  ist  von  der  Zapfenschuppe  völlig  über- 
deckt, also  erstere  nicht  sichtbar;  das  Holz  ist  schlecht  (spccifischcs 
Gewicht  38),  wenig  dauerhaft,  astroich  und  kaum  benützt;  werthvoll 
aber   ist   der  Balsam   (flüssiges  Harz),    der    in    den  Beulen    der  Kinde 


—     221     — 

(wie  auch  in  geringerem  Masse  bei  der  Tsuga  und  Douglasia)  sich 
anhäuft;  unbestreitbar  ist  ihr  dekorativer  Werth,  zumal  wenn  sie  die 
elegante  Kronenform  auch  bei  uns  beibehalten  sollte ;  in  höheren  Lagen 
bleibt  sie  ein  Strauch,  eine  Varietät,  die  als  Abies  Hudsonica  bei  den 
Coniferenzüchtern  bekannt  ist. 

Bemerkenswerth  in  biologischer  Hinsicht  insbesonders  ist 

Larix  americana  Michx.,  Larch,  Tamarack,  Oestliche 
Lärche,  indem  sie  auf  ihrer  südlichen  Grenze  auf  kaltem  simipfigen 
Boden  mit  Balsamtanne  und  Fichte,  oder  Thuja  und  Nachenbirke  (B. 
papyracea)  Mischbestände,  oder  selbst  reine  Waldungen  mit  Ausschluss 
jeder  anderen  Holzart  bildet ;  zu  ihren  Füssen  liegen  mächtige  Polster 
von  Sphagnum,  so  dass  man  beim  Betreten  eines  solchen  Lärchen- 
bestandes bis  zu  den  Knie'n  im  nassen  Moose  einsinkt;  unter  dem 
gutgeschlossenen  Kronendache  vermögen  nur  Yaccinium  macrocarpum 
und  Ledumarten  aufzukonunen.  In  solchen  Oertlichkeiten  ist  die  Lärche 
als  Nutzbaum  von  geringem  Werthe;  sie  bleibt  niedrig  (etwa  15  Meter  "^ 
hoch),  ästig,  ihr  Holz  ist  weich,  leicht  und  wenig  dauerhaft.  Dagegen  öjä'x 
hat  sie  dort  grossen  Werth  als  Schutz  bäum.  Wird  nämlich  auf  ^ 
solchen  sumpfigen  Standorten  die  Lärche  kahl  entfernt,  dui'ch  die  Axt 
oder  durch  Feuer  während  der  trockenen  Zeit,  so  geht  die  Oertlichkeit 
in  einen  völligen  Carex-  und  Typhasumpf  über,  in  dem  sich  nur  isolirte, 
krüppelhafte  Reste  der  ursprünglichen  Vegetation  erhalten  können; 
derartige  Flächen  nehmen  an  Zahl  und  Grösse  in  Wisconsin  und 
Michigan  alljährlich  beträchtlich  zu. 

Nördlich  von  den  Vereinigten  Staaten,  in  den  kühlen  und  bergigen 
Landschaften  insbesonders,  ist  ihr  Vorkommen,  ihre  Stamm-  und  Holz- 
erzeugung von  unserer  Lärche  nicht  mehr  wesentlich  verschieden;  ihr 
Holz  ist  hart,  specifisches  Gewicht  62,  Avährend  Holz  von  sumpfigen, 
südlichen  Standorten  55  kaum  erreichen  dürfte. 

Botanisch  ist  die  Lärche  durch  sehr  kleine  Zapfen  von  1,5  cm 
Länge  und  1  cm  Breite  ausgezeichnet;  die  Zapfen  sind  von  denen  der 
Tsuga  stets  dadurch  unterschieden,  dass  sie  aufgerichtet  sitzen  und 
dass  der  Uebergang  aus  den  Nadeln  in  die  breitere  Deckschuppo  an 
der  Basis  des  (Lärchen)  Zapfens  sehr  deutlich  ist.  Die  westliche  Lärche 
(L.  occidentalis)  und  Griffiths  Lärche  im  östlichen  Himalaya  tragen  auf  der 
ganzen  Länge  des  Zapfens  nadeiförmige,  weit  aus  den  Zapfenschuppen 
hervorstehende  Deckschuppen.  Häufig  ist  an  der  Lärche  in  ihrem  süd- 
lichen Standort  ein  aufrechter  Hexcnbosen,  ähnlich  der  an  der  Balsam- 
tanne durch  ein  Aecidium  hervorgerufenen,  hypertrophischen  Missbildung. 


—     222     — 


B.   Prärie. 

Den  Westi-and  des  eben  betrachteten  grossen  atlantischen  Wald- 
gebietes  begrenzt  eine  Graslandschaft  von  der  halben  Ausdehnung  wie 
das  östliche  Waldgebiet  und  wenn  man  die  gras-  und  vegetationslosen 
Partien  zwischen  den  Kocky  Mountains  und  der  Sierra  Nevada  liinzu- 
rechnet,  von  etwa  gleich  grosser  Erstreckung.  Die  Fi'age,  wo  die 
natürliche  Grenze  zwischen  Wald  und  Prärie,  was  die  Ursache  ist, 
dass  thatsächlich  da  sich  Prärie  findet,  wo  die  Feuchtigkeitsmenge  so 
gross  ist  wie  in  dem  benachbarten  Waldgebiete,  ist  schon  oft  in 
Amerika  und  Europa  bearbeitet  worden.  Die  Einen  nehmen  an,  es  war 
alles  Wald  und  durch  die  nomadisirende  Lebensweise  der  Ureinwohner 
Amerika's,  der  Indianer,  sei  der  Wald  vernichtet  Avorden,  indem  diese 
den  Wald  niederbrannten,  um  Gras  für  die  Büffel  zu  gewinnen.  Diese 
Ansicht  hat  sehr  viel  für  sich  und  ist  zweifellos  richtig  für  die  Frage 
der  Ausbreitung  der  Prärie  auf  Kosten  des  Waldes. 

Dass  es  thatsächlich  auf  der  Erdoberfläche  Oertlichkeiten  gibt, 
die  von  Uranfang  an  mit  Gras  bedeckt  waren,  habe  ich  schon  bei  der 
allgemeinen  Betrachtung  über  die  Existenzbedingungen  des  Waldes 
hervorgehoben;  wo  die  relative  Feuchtigkeit  der  Luft  während  der 
Yegetationszeit  unter  ein  gewisses  Minimum  —  etwa  50  o/o  —  sinkt, 
da  ist  kein  AYald  möglich,  denn  die  Luft  in  den  höheren  Schichten 
ist  zu  trocken,  als  dass  eine  zarte  Pflanze  —  der  junge,  neue  Längs- 
trieb eines  Baumes  ist  stets  eine  einjährige  zarte  Pflanze  —  in  ihr 
empor  wachsen  könnte ;  die  Yerdunstung  des  Wassers  aus  den  Blättern 
und  Trieben  ist  rascher,  als  durch  die  Wurzeln  Ersatz  zugeführt  werden 
kann;  nur  eine  unmittelbar  über  dem  Boden,  im  Thaubereiche  des- 
selben liegende  Vegetation  —  Gras,  Kräuter  oder  niederes  Strauch- 
werk —  sind  existenzfähig.  Auch  der  umgekehrte  Fall  kann  eintreten; 
die  Luft  mag  genügend  Feuchtigkeit  enthalten,  aber  trotzdem  nichts 
oder  zu  wenig  (etwa  40  mm)  an  den  Boden  abgeben,  dessen  Vegetation 
alljährlich  die  lieisse  Glut  des  Sonmiers  versengt ;  solchem  Wechsel  in 
Temperatur  und  Keuclitigkeit  ist  ebenfalls  nur  das  Gras  mit  seinem 
unterirdischen  Stocke  gewachsen;  wo  beide  Faktoren  zusammenhelfen, 
Luftfeuchtigkeit  und  Bod(Mifeuchtigkeit  fehlen,  da  fehlt  in  der  Kegel 
auch  jeder  Pflanzenwuchs;  das  ist  die  Wüste,  die  wahre  desert. 

Man  hat  immer  die  absolute  Niederscldagsmcnge  während  des 
Jahres  angezogr.'n  und  vorsucht,  mit  ihr  allein  das  Fehk^n  des  Waldes 
zu  erklären;   ich  glaube,   die   relative  Feuchtigkeit   spielt   dabei 


—     223     — 

eine  ebenso  grosse  Rolle  wie  jene ;  der  östliche  Theil  der  Prärie  erhält 
über  600  nini  jährliche  Mederscliläge,  über  200  mm  mehr  als  die  mit 
Kiefern  bedeckte  norddeutsche  Tiefebene ;  auch  die  californische  Prärie 
zwischen  Coast  Range  und  Sierra  erhält  im  Jahre  etwa  5  —  600  mm, 
aber  fast  die  ganze  Regenmenge  fällt  in  den  Monaten  November  und 
Dezember;  je  gleichmässiger  Regemnenge  und  Luftfeuchtigkeit  wähi'end 
des  ganzen  Jahres  vertheilt  sind,  um  so  günstiger  sind  die  Bedingungen 
für  den  Wald;  je  grösser  dabei  die  relative  Feuchtigkeit,  um  so  höher 
wächst  der  Wald,  insbesonders  der  Coniferenwald  empor;  so  gewaltig 
beeinflusst  die  constante  Luftfeuchtigkeit  den  Höhenwuchs,  dass  die 
übrigen  Faktoren  eines  Standortes,  welche  seine  Gütequalität  bedingen, 
geradezu  untergeordnet  erscheinen.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
in  jenen  Theilen  der  Prärie  (östlicher  Theil  der  Prärie,  californische 
Prärie),  in  denen  relative  oder  absolute  Feuchtigkeit  gross  genug  sind, 
nach  der  künstlichen  Begründung  des  Waldes  dieser  diu'ch  seine 
conservirende  Eigenschaft  nach  beiden  Richtungen  hin  sich  erhalten 
und  auf  natürlichem  Wege  sich  wieder  verjüngen  kann.  Dass 
durch  die  Begründung  von  Wald  die  relative  Feuchtigkeit  auf  eine 
gewisse  Entfernimg  hin  eine  Steigerung  erleidet,  ist  anzunehmen ;  dass 
aber  auch  eine  Steigerung  der  Niederschlagsmenge  durch  Anpflanzung 
und  Besiedelung  der  Prärie  damit  Hand  in  Hand  gehe,  wie  man  sie 
sclion  vielfach  jetzt  ausgerechnet  hat,  scheint  mir  sehr  zweifelhaft.  Wo 
beide  Faktoren  schon  jetzt  gross  genug  sind,  ist  es  nicht  zweifelhaft, 
dass  schon  filiher  Wald  bestanden  hat  imd  solcher  auch  heute  Avieder 
möglich  ist. 

Ich  pflichte  der  Ansicht  Jener  bei,  die  an  die  Ursprünglichkeit 
der  Prärie  auf  einem  kleineren  Umfange  glauben,  die  aber  eine  ganz 
beträchtliche  Ausdehnung  derselben  durch  Feuer  nach  Osten  hin 
annehmen;  diese  Ausdehnung  wird  um  so  wahi'scheinlicher,  als  gerade 
zur  grössten  Trockniss,  zui*  Zeit  der  grossen  Präriebrände  —  September 
und  Oktober  —  die  Westwinde  vorherrschend  sind. 

Dem  Auge  erscheint  die  Prärie  nicht  als  ungeheure  Ebene,  in 
der  die  Seliweite  wie  am  Meere  erst  duich  die  Krümnumg  der  Erde 
abgeschnitten  wird;  sie  ist  stets  schwach  wellig,  theilweise  selbst 
hügelig ,  im  Norden  nur  mit  hohem  Gras  bedeckt ,  dessen  Wachsen 
und  Verwesen  allmählig  die  Humusschichte  bis  zu  6'  Tiefe  angehäuft 
hat,  reiner  Humus,  der,  wie  Dr.  Fleisch  mann  von  Washington  sagt 
alle  organischen  und  unorganischen  Stoffe  enthält,  welche  die  Kiütur- 
pflanzeu,  Getreide,  zur  vollendeten  Entfaltung  bedürfen.  Ln  trockenen 
Zustande  hat  der  Prärieboden  keinen  Zusaiimienhang,  sondern  zerfällt  zu 


—     224     — 

Staub;  er  absorbirt  Wasser  sehr  rasch  und  verliert  es  ebenso  schnell; 
wenn  nass,  ist  seine  Farbe  schwarz,  Avenn  trocken,  grau;  die  oberen 
halb  verwesten  Schichten  verbrennen  wie  schlechter  Torf,  eine  Menge 
Asche  zurücklassend.  Wenn  geschmolzen,  frittert  er  zusammen  wie 
Schlacke  wegen  seines  grossen  Gehaltes  an  Kieselsäure;  wie  alle  zer- 
setzten vegetabilischen  Stoffe  enthält  er  eine  grosse  Menge  Ammoniak. 
Schon  die  Gleichmässigkeit  des  Bodens  spricht,  nach  Fleisch  mann, 
dagegen,  dass  er  je  eine  Waldvegetation  getragen  hat  und  selbst  wenn 
dieselbe  auch  vor  1000  Jahren  schon  durch  Feuer  vernichtet  worden 
wäre.  Nach  Fleischmann  ist  es  viel  wahrscheinlicher,  dass  ein  grosser 
Theil  der  Prärie  einstmals  ein  Binnensee  war;  mit  der  fortschreitenden 
Yertiefung  der  Flüsse  trocknete  das  gewaltige  Wasserbecken  aus;  in 
der  Mitte  desselben  konnten  zuerst  Wasserpflanzen  sich  ansiedeln,  grosse 
Mengen  vegetabilischer  Stoffe  \vurden  angehäuft;  später  dann  änderte  sich 
die  Vegetation,  grasartige  Pflanzen  traten  auf  und  jede  der  folgenden 
Generationen  lebte  von  den  organischen  Stoffen  der  vorausgehenden,  da 
sie  den  Urboden  nicht  mehr  erreichen  konnten.  Fleischmann  schätzt  die 
Grösse  der  landwirthschaftlich  benutzbaren  Präriefläche  auf  100  Millionen 
acres  und  sagt,  dass  die  Yereinigten  .Staaten  an  der  Prärie  einen  der 
grössten  der  existirenden  Schätze  besitzen,  einen  Schatz,  der  nicht 
übertroffen  wird  an  Werth  und  Wichtigkeit  von  allen  werthvollen 
Metallen  im  Innern  der  Erde.  Nur  da  wo  die  Alkalien  in  solcher 
Menge  sich  finden,  wie  z.  B.  im  Südwesten,  wo  sie  als  weisse  Salz- 
kruste aus  dem  Boden  herausblühen,  ist  kein  Pflanzenwuchs  möglich. 
Wer  im  Herbste  die  nördliche  Prärie  durchreist,  dem  erscheint  die 
gewaltige  Fläche  schmutzig  gelbbraun ;  aber  stundenlang  fährt  der  Zug 
über  schwarzen  Boden  hinweg,  denn  die  Präriefeuer,  meist  aus  Muth- 
willen  oder  durch  die  Lokomotiven  angefacht,  rasen  alljährlich  auf 
Hunderten  von  Quadratmeilcn  dahin,  empfindlich  schadend,  wo  sie  auf 
in  Kultur  genommenes  Terrain  übergreifen.  Nicht  selten  fährt  der  Zug 
durch  den  erstic'konden  Rauch,  zu  beiden  Seiten  prasselt  das  Feuer  in 
seinem  raschen  Laufe  hoch  empor. 

Bricht  in  der  Prärie  die  Nacht  an,  so  fällt  das  Thermometer 
sehr  rasch  und  bis  zu  Tiefen,  die  jenen  in  Sibirien  gleichkommen; 
Temperaturen  von  —  25^  C.  hat  jeder  Winter,  solche  von  —  40  ^  C. 
sind  nicht  selten.  Griesebach  hat  ausser  dem  Regenmangel  (der 
östlich  (U'A-  Rocky  Mountains  gar  nicht  besteht)  auch  der  niederen 
Temperatur  das  Fehlen  von  Baunivegetation  zugeschrieben;  es  ist  diess 
ein  liysteron  proteron;  während  der  Vegetation szeit  ist  die  Wärme- 
menge   gross    genug    für   Baumwuchs,     und    die    Kälte    während    der 


—     225     — 

Yegetatioiisnilie,  so  tief  sie  auch  sein  mag,  kann  das  Aufwachsen  von 
Laub-  und  Xadelwald  nicht  verhindern;  überdiess  findet  sich  that- 
sächlich  im  Xorden  der  Prärie  bis  hinauf  zum  Polarkreise 
wieder  Baumwuchs. 

Die  nördliche  Prärie  ist  zum  Aveitaus  grössten  Theile  eine  Gras- 
steppe, dessen  Flora  insbesonders  das  Buffalo-Gras,  Buchloe  dactyloides, 
Munroa  squarrosa,  Yaseya  coniata  luid  viele  andere  Gattungen  und 
Arten  zusammensetzen. 

Die  Prärie  westlich  von  den  Kocky  Mountains  ist  viel  trockener 
und  die  breiten,  steppenartigen  ErAveiterungen  innerhalb  der  Berge 
erhalten  oft  kaum  4ö  mm  während  des  Sommers  und  100  mm  Meder- 
schläge  während  des  ganzen  Jahres,  und  die  relative  Feuchtigkeit 
während  der  Vegetationsmonate  sinkt  auf  50  selbst  400/o. 

Die  Prärie  steigt  von  Osten  nach  Westen  alhnählig  zu  einem 
Hochplateau  an,  das  in  Minnesota  mit  etwa  400  Metern  beginnt,  bis 
zu  600  Meter  in  Dakota  ansteigt  und  mit  etwa  900  Meter  in  Montana 
sich  an  die  Rocky  Mountains  anlehnt. 

Die  Prärie  scheidet  die  atlantische  Flora  von  der  pacifischen, 
besser,  durchgreifender,  als  wenn  an  Stelle  der  Prärie  ein  Meer  von 
gleicher  Breite  sich  dazwischenschöbe. 

Kaum  hat  man  die  Ausläufer  der  Rocky  Mountains  betreten,  so 
beginnt  am  Rande  der  Flüsse  wieder  Baumwuchs;  in  den  Felsspalten 
nesteln  sparrige  Stauden,  krüppelige  Kiefern,  die  alhnählig  an  Grösse 
und  3Ienge  zunehmen;  in  engen  Schluchten,  avo  die  Verdunstung  ver- 
mindert und  Bodenfeuchtigkeit  genügend  ist,  drängt  sich  eine  dunkel- 
grüne Tannemvaldflora  zusammen;  dringt  man  weiter  in  das  Gebirge 
vor,  so  bedecken  sich  die  Nordhänge  der  Berge  mit  Wald,  die  Süd- 
hänge sind  noch  Prärie;  immer  höher  werden  die  Berge,  denen  mau 
entgegeneilt,  die  höchsten  bedeckt  bereits  Wald  wie  eine  Kappe,  auch 
nach  Süden  übergreifend;  je  tiefer  man  in  das  Innere  des  Gebirges 
eintritt,  um  so  weiter  zieht  sich  das  Waldkleid  auch  auf  der  Südseite 
der  Berge  herab,  bis  zu  einer  gewissen  Grenze,  wo  stets  die  Baum- 
vegetation rasch  an  Höhe  abnimmt  und  in  Prärie  übergeht.  Wo  ein 
Thal  sich  erweitert,  tritt  der  Wald  zurück,  Prärie  an  seine  Stelle; 
aber  dieser  Wald  hat  nichts  an  sich,  was  die  WaUlbihler  des  Ostens 
in  das  Gedächtniss  zurückrufen  Avürde;  er  gehört  eben  der  westlichen 
pacifischen  Flora  an. 

Die  südliche  Prärie  ist  von  der  nördlichen  grundverscliieden, 
wenigstens  der  an  das  mexicanische  Gebiet  sich  aiilclmencU*  Tlicil ; 
das  östliclie  Texas  und   Louisiana  zum  Tlicilc    /eigen  (Jraspi-ärie,    aber 

JJr.  Mai/r.  1«^ 


—     226      - 

Gruppen  vuii  Bäumen  haben  sieh  erhalten,  isolirte  alte  Bäume  stehen 
scheinbar  mitten  auf  der  Prärie;  ihre  astlos  gewachsenen  Schäfte  ver- 
rathen,  dass  sie  nicht  isolirt,  sondern  in  Gesellschaft  mit  anderen  aiif- 
gCAvachsen  sein  müssen.  Diese  Prärie  ist  wohl  zum  grössten  Theile 
künstlich  geschaffen,  wobei  der  Laubwald  allmählig  bis  zu  den  Besten 
auf  feuchteren  Partien  reducirt  wurde,  wo  er  allein  Möglichkeit  fand, 
dem  Feuer  zu  entgehen.  Wie  feucht  auf  dieser  Prärie  die  Luft  noch 
ist,  beweist  das  Yorkommen  der  Tillandsia  „des  Florida-Mooses",  selbst 
auf  den  isolirten  Bäumen.  Aber  längst  bevor  man  St.  Antonio  unter 
dem  98^  W.  L.  erreicht,  trifft  man  Laubwald  nur  in  Flussniederungen 
und  in  quelligenGebieten ;  die  überwiegenden  sclnvachwelligen  Partien 
aber,  die  dazwischen  liegen,  tragen  eine  Buschvegetation,  welche  einer 
ganz  anderen  Flora,  der  mexicanischen,  angehört,  die  hier  ihre  Nord- 
grenze findet. 

Diese  Strauchprärie  beherbergt  niedriges,  dornreiches  Gestrüpp, 
besonders  von  schmetterlingsblüthigen  Holzpflanzen,  von  denen  viele 
nach  Westen  und  Süden  zu  Halbbäumen  aufwachsen;  kleine  Opuntien 
liegen  am  Boden,  die  prächtige  Yucca  canaliculata  breitet  ihr  dunkles 
Haupt  hoch  über  die  Umgebung;  andere  Yuccas  mit  graziösen,  schmalen 
Blättern  geben  der  Landschaft  einen  eigen tliümlichen  Keiz.  Da  bei 
Sabinal,  also  fast  unter  dem  100^  W.L,  erhebt  sich  aus  dem  Sumpfe 
noch  einmal  eine  majestätische  Gruppe  von  Taxodien,  aber  an  Stelle 
der  lang  von  den  Aesten  flatternden  Tillandsia  ist  eine  andere  Tillandsia 
mit  kurzem,  dicken  Yegetationsstock ,  geeigneter  für  ein  trockeneres 
Klima,  getreten.  Li  den  kleineren  Flussbetten,  wasserlos  zur  trockenen 
Zeit,  sickert  in  der  Tiefe  noch  so  viel  Feuchtigkeit  —  einem  unter- 
irdischen Strome  vergleichbar  —  dass  niederer  Laub Avald  Wurzel  fassen 
kiinn;  übciall  tritt  der  nackte,  mineralische  Boden  in  der  hügeligen 
jjandscliaft  zu  Tage. 

Die  nördliche  Prärie  war  einst  beriilmit  durch  ungeheure  Heerden 
v(jn  Büffeln,  die  man  noch  vor  20  Jahren  nach  Quadratmeilen  Büffel- 
Ktandraum  sc*hätzte  und  auf  die  die  lieisenden  von  den  Bahnzügen 
aus  eine  harmlose  Füsiladc  eröffneten;  jetzt  kann  man  zu  jeder  Jahres- 
zeit die  Prärie  durchqueren,  ohne  nur  ein  einziges  Stück  gesehen  zu 
liJihon.  Von  den  raschen  (iazcllcn  kann  man  mit  grösserer  Wahr- 
sclicinlichkcit  noch  einen  kui'zen  Blick  erhaschen.  Nicht  so  monoton 
und  leblos  scheint  mir  die  südliche  i^rärie  zu  sein.  AVer  ein  Auge 
für  IMlanzen  und  Thiere  und  weniger  füi'  die  erschöpfte  mitreisende 
<i<'sellschaft  hat,  findet  die  mehrtägige  Tour  wedei-  ermüdend  noch 
langweilig.     Dei-   Tiärie-dog     unter    welchem  Namen   man    im  Norden 


—     227     — 

einen  Hamster,  im  Süden  ein  Eichhörnchen  bezeichnet,  baut  allerorts 
in  der  lockeren  Erde  seine  Hügel,  richtet  sich  beim  Herannahen  des 
Zuges  auf  und  verschwindet  dann  plötzlich  in  der  Tiefe;  einige  Gazellen 
rasen  vorüber  und  langohrige  Hasen  eilen  in  ein  paar  Winkelsprüngen 
zur  Seite.  Langweilig  sind  nur  die  ausgehungerten  Einder,  die  in 
dem  Gestrüppe  nach  Futter  und  Wasser  lechzend  herumirren. 

Die  Phantasie  eilt  voran  und  malt  sich  die  Ufer  des  Eio  grande 
in  den  reizendsten  Farben;  endlich  ist  El  Paso  erreicht,  die  Ent- 
täuschung ist  vollständig  —  ein  schmutziger,  gelber,  kleiner  Fluss, 
unwürdig  des  volltönenden  Xamens,  kaum  einzelne  verkrüppelte  Bäume 
an  den  Ufern  ;  die  Landschaft  ist  bergig  geworden ,  aber  so  wie  die 
Prärie  nicht  zu  Ende  ist,  Avenn  man  im  Norden  die  Rocky  Mountains 
erreicht  hat,  so  wenig  ist  sie  im  Süden  mit  dem  Eintritt  in  die 
bergige  Landschaft  abgeschlossen. 

Auch  die  südliche  Prärie  steigt  plateauartig  an,  aber  nie  zwängt 
sich  die  Bahn  durch  enge  Tliäler,  die  mit  fiischem  Tannengrün  den 
ersten  Gruss  vom  neuen  Walde  brächten;  die  Gebirgsstöcke,  welche 
eine  Fortsetzung  der  Rocky  Mountains  darstellen,  stehen  isolirt,  breite 
Plateau's  treten  dazwischen,  immer  seltsamer  wird  das  Bild,  um  so 
fremdländischer  für  den,  der  zum  erstenmale  die  Heimat  der  Baum- 
cacteen ,  jener  merkAvürdigen  Vertreter  des  trocken-heissen  Klimans 
betritt.  Li  einer  hellen  lautlosen  Nacht,  die  dem  Untergange  der 
glühenden  Sonne  rasch  folgt  und  Abkühlung  bringt,  fern  von  jeder 
menschlichen  Wohnung  dieses  Gebiet  zu  durcliAvandern,  hat  seinen 
eigenen  Reiz,  auch  seine  eigenen  Besclnverden ,  Aveniger  von  Seite 
der  gefürchteten  Lulianer  und  Avilden  Thiere,  als  von  den  Vertretern 
der  Flora  selbst.  Einzelne  sclnvarze  Saiden ,  oft  armleuchterartig  ver- 
tlieilt,  ragen  gespensterhaft  aus  dem  lockeren  Busclnvalde  empor  — 
die  Schäfte  des  Cereus  giganteus,  des  mexicanischen  Riesencactus, 
d(M'  im  südlichen  Arizona  bis  zu  18  Meter  Höhe  sich  erhebt  und  die 
niederen  Berge  bedeckt,  so  dass  diese  von  Ferne  Avie  mit  Nadeln 
gespickt  erscheinen.  Andere  Cacteen  bilden  kurze,  reich  verästelte 
Stämme  mit  Aveisslichen  Stacheln  übersät  oder  liegen  zu  einem  Dickicht 
verflochten  am  Boden.  Viele  von  diesen  gelten  bei  den  EinAvohnern 
als  giftig;  das  weiss  ich  nicht,  aber  so  viel  weiss  ich,  dass  bei  der 
geringsten  Berührung  die  Stacheln  mit  den  zahllosen,  unsichtbaren 
Widerhaken  in  den  Kleidei'ii  und  in  der  Haut  festsitzen,  und,  dass 
ihre  Lostrennung  schwierig  und  äusserst  emptindlich  ist;  Opuntien 
mit  rothen  oder  gelben  Stacheln  erh(»ben  sich  den  Weg  entlang,  stets 
zei-fetzt,  aber  wo  ein  Stück  an  dci-   Krde  lie^^t,  schlägt  es  Wurzeln   uiul 

15* 


-     228     — 

erwächst  zu  einem  neuen  Stocke ;  grosse  Büsche  von  peitschenförmigen 
Eophorbiaceen ,  ebenfalls  dicht  bewehrt,  sind  typische  Gestalten  der 
Landschaft.  Nicht  fehlen  die  hohen,  vertrockneten  Blüthenstände  der 
Agaven  und  Yuccas;  spärliches,  tief  wurzelndes  Gras  vermag  die 
monatelange,  regenlose  Zeit  zu  überdauern,  mit  den  Früchten  des 
Mesquit  eine  Nahrung  für  die  zahlreichen,  auffallend  langohrigen  Hasen, 
für  die  Gazellen,  deren  Fiieden  weniger  der  Mensch  als  der  Prärie- 
wolf und  der  Silberlöwe  stören. 

Man  muss  an  den  Bergen  noch  ein  paar  tausend  Fuss  hinan- 
steigen, wie  wir  diess  auf  der  Ost-  und  Südseite  der  Santa  Rita-Berge, 
hart  an  der  mexicanischen  Grenze  thaten,  ehe  die  letzten  Yertreter 
dieser  trocken-heissen  Region  zurückbleiben  und  in  den  kühleren  Höhen 
jene  Grasprärie  auftritt,    die    dem  ganzen  Norden   charakteristisch  ist. 

Diese  Grasprärie  wird  auf  den  Hochplateau's  und  den  sanften 
Abdachungen  der  Berge  durch  niederes  Gras  gebildet,  das  weniger  der 
Berieselung  durch  Flüsse  von  den  Bergen  herab  als  den  Regen  und 
Thauniederschlägen  dieser  Höhenregion  seine  Existenz  verdankt. 

Doi't  bietet  sich  mehrmals  ein  hübsches  Bild,  wie  allmählig  die 
Erde  sicli  durch  die  Einwirkung  des  Menschen  verändert  und  wie 
schnell  sie  darauf  reagirt. 

Der  Boden  ist  ein  humusreiches  Zersetzungsprodukt  des  Porphyr, 
aus  dem  die  Santa  Rita-Berge  bestehen,  oft  mehrere  Meter  in  den 
sanften  Mulden  tief.  Unter  der  Decke  des  Wurzelgeflechtes  gegen 
Regen  geschützt,  hat  sich  diese  werthvolle  Erde  bilden  und  erhalten 
können.  Die  Strassen  sind  natürlich  in  diesem  Winkel  der  Erde  Meilen 
weit  entfernt  von  jeder  Ansiedelung,  sehr  primitiv;  durch  Fahren  in 
einem  Geleise  bilden  sich  die  Strassen,  die  dann  etwas  geebnet  werden. 
Diese  Entblössung  vom  Graswuchse  genügt,  um  die  humose  Erde  in 
Bewegung  zu  bi-ingen.  Das  Wasser,  das  bei  den  häufigen  Regengüssen 
von  der  Strass(3  zur  Seite  fliesst,  frisst  nach  der  tiefen  Stelle  hin 
anfangs  ganz  kleine  Rinnen;  in  der  Thalsohle  begegnen  und  verstärken 
sicli  die  Wasserläufe;  der  nächste  Regenguss  setzt  das  begonnene  Werk 
fort;  in  ein  paar  Jahren  muss  die  Strasse  vorlegt  werden,  da  die  nach 
rückwärts  auswascliendon  Wasserrinnen  allmählig  die  Strasse  mit  tiefen 
(^uorgräben  dui'clifu rohen;  die  Tlialsohle  liat  inzwischen  ein  viele  Meter 
breites  und  tiefes  Flussbeet  oj-halten,  in  das  die  steilen  Ufer  bei  Regen 
und  Sonnenschein  abbi'öckeln  wie  lösliche  Salze.  Immer  leichter  wird 
die  Aibcit  derFluthen,  denn  das  festigende  Gras  zu  beiden  Seiten 
an  den  Ufern  stirbt  ab,  da  das  Wass(;i'  sicli  nicht  mehr  anstauen  und 
allmählig  in  den  Boden  vci-sickern  kann;  manche  Strasse  hat  man  dort 


—     229     — 

verlegt  auf  die  andere  Seite  der  Thalsohle  und  jeder  Sehritt  zeigt,  dass 
sie  binnen  weniger  Jahre  abermals  nach  den  Bergen  hin  verlegt  werden 
muss;  100  Jahre  dürften  genügen,  um  den  Anblick  dieser  sanften, 
wiesenreichen  Thäler  gründlich  zu  verändern;  steile  caiions  dürften 
sich  dort  bilden,  die  durch  ilire  Grösse  den  Gedanken  an  ganz  recente 
Auswaschungen  kaimi  aufkommen  lassen. 

Die  Bergflüsse  berühren  mit  einem  spärlichen  AYasserfaden  den 
Rand  dieser  Graslandschaft;  in  der  Vegetation  markirt  diese  Punkte 
das  Auftreten  von  isolirten,  immergrünen  Eichen  oder  Cypressen  je 
nach  der  Süd-  oder  Nordseite  eines  Hanges,  die  Eichen  scharen  sich 
weiter  hinauf  zu  Gruppen,  in  den  Thälern  zu  continuirlichem ,  wenn 
auch  lockerem  Walde  zusammen ;  winterkahler  LaubAvald  tritt  dazwischen, 
Kiefern  gesellen  sich  bei;  über  2000  Meter,  wo  auch  die  Douglasia 
hinzukommt,  dürfte  das  Klima  der  kühlen  Lanbwaldregion  nahe  kommen. 

In  Yuma  überschreitet  man  den  Colorado-Fluss,  nur  15  geogra- 
phische Meilen  oberhalb  seiner  Mündung  in  den  Meerbusen  von  Cali- 
fornien;  30  Meilen  westlich  liegt  der  ungeheure  Ocean,  der  Feuchtig- 
keitsspender; aber  nichts  in  der  Pflanzenwelt  verräth  die  Meeresnähe; 
die  feuchte  Luft  vom  Meere  schneiden  vorliegende  Berge  ab,  die  trocken- 
heisse  Luft  vom  N.W.,  vom  Colorado-desert  streicht  über  thier-  und 
pflanzenlose  Wüsteneien,  über  Sümpfe,  deren  Ufer  schneeweisse  Alkalien 
ausblühen,  über  niedere  Strauchgruppen  der  erwähnten  Prärieflora. 

Bei  dem  Flecken  Cabazon  auf  californischem  Gebiete  treten  die 
hohen  Berge  im  Süden  zurück,  im  Yerlaufe  einer  Eisenbahnstunde  ist 
auch  die  Strauch-Prärie  verschwunden,  alles  ringsum  ist  Graslandschaft, 
die,  anfangs  Dezember,  im  fi-eudigsten  Grün,  im  Frühlingskleide  prangt; 
die  feuchte,  nebelreiche  Atmosphäre,  die  der  grosse  Ocean  bis  hieher 
sendet,  hat  mit  ihren  Niederschlägen  die  ganze  Landschaft  umgezaubert; 
aber  nur  Gras,  kein  Baum  bedeckt,  von  den  Flussläufen  abgesehen, 
die  Ebene.     Erst  bei  grösserer  Elevation  beginnt  der  Wald. 

Diese  Prärie,  die  sich  zwischen  dem  Coast  Range-Gebirge  und 
der  Sierra  Nevada  durch  ganz  Californien  zieht,  scheint  bestimmt  zu 
sein,  die  Fruchtkammer  der  Union  zu  werden;  nur  wenig  Hilfe  ist 
nöthig  zur  Unterstützung  der  Bewässerung,  zur  zweckmässigen  Yer- 
theilung  der  von  den  Bergen  herabkommenden  Wasserläufe;  je  nach 
dem  Grade  der  Bewässerung,  den  man  gibt,  kann  man  in  diesem  herr- 
lichen Klima  alles  ziehen;  die  an  die  feuchte,  salzige  Brise  des  Meeres 
gewohnte,  grossfrüchtige  Cypresse  (C.  macrocarpa)  wächst  so  rasch 
empor  wie  die  im  dürren,  heissen  Mexico  heimische  Schinus;  die 
australische  Eucalyptus  treibt  das  ganze  Jahr  liindiirch,  in  (Muem  Jahre 


—     230     — 

bis  zu  5  Meter  Höhe  emporschiessend,  die  australischen  gerbstofFreichen 
Akazien,  die  Palmen,  Yucca,  Pandanen  gedeihen  mit  einer  Kraft  nnd 
AVachsgeschwindigkeit,  die  in  der  Heimat  dieser  Pflanzen  nicht  grösser 
sein  kann;  Kern-  nnd  Steinobst  mit  feinem  Aroma,  Trauben  nnd 
Orangen  beladen  die  Gärten  der  rasch  heranblühenden  Farmen;  die 
Atmosphäre  ist  genügend  mit  Feuchtigkeit  gesättigt  für  Baumwuchs 
jeder  Art,  aber  die  Niederschlagsmenge  ist  besonders  zur  Zeit  des 
höchsten  Sonnenstandes  so  spärlich,  die  Sonnenstrahlen  selbst  so  heiss, 
dass  selbst  die  Präriegräser  bis  auf  den  Wurzelstock  absterben. 

Kaum  aber  hat  der  Kegen  einige  Tage  herabzuströmen  begonnen 
(November),  so  bricht  der  Frühling  an;  die  Berge  und  Thäler  über- 
kleiden sich  mit  prächtigem  Grün;  die  Gärten  füllen  sich  mit  Blimien 
und  AVoblgerüclien,  selbst  Bäume  mit  Ruheknospen  beginnen  sich 
zu  regcu. 

Das  saftige  Grün  erinnert  an  den  Frühling,  der  Blüthenflor  an 
den  Sommer,  die  kühle  Abendluft  an  den  Herbst  und  'das  Pelzwerk 
der  Binnen  an  den  Winter. 

Wer  frisch  von  Europa  kommt,  erkennt  nur  Sommer  und  Früh- 
ling im  Wechsel  der  Jahreszeiten,  während  der  länger  Ansässige  auch 
von  einem  Winter  spricht,  in  welchem  alles  grünt  und  blüht.  Die 
kälteste  Zeit  in  San  Francisco  (nur  8^  C.  kälter  als  die  hoisseste  Zeit) 
fällt  sogar  in  den  Juli,  wenn  durch  das  Golden  Gate  dichte  Nebel- 
masscn  eindringen  und  sich  tagelang  in  die  Thäler  legen,  so  dass  in 
den  Wohnungen  Kaminfeuer  in  Stand  gesetzt  wird. 

In  den  Thälern  von  Californien  vertritt  die  Prärie  den  subtro- 
pischen Laubwald;  an  der  Küste  treten  Kiefern,  Cypressen  und  Sequoien 
an  seine  Stelle. 

Blickt  man  zurück  auf  die  Ungeheuern,  baumlosen  Flächen  der 
Union  und  fragt  man  sich  nach  den  Ursachen  derselben  und  der 
kliniatisrhcn  und  floristischen  Verschiedenheiten,  so  kann  man  vielleicht 
alle  j)iäii}d('n   Flächen  in  drei  Längszonen  theilen,  und  zwar 

1.  (Wc  Prärie  östlj  eh  von  den  Eocky-Mo  u  n  tai  n  s,  entstanden 
duivli  Mangel  an  relativer  Feuchtigkeit  während  der  Vegetationszeit, 
wählend  die  Niederschlagsmenge  für  Baumwuchs  genügen  würde;  sehr 
b(,'träclitlich  nach  Osten  hin  v(>rgrössert  durch  Feuer;  für  Landwirth- 
sehaft  wohl  dni-ehaiis  oline  ]k3wäss(»rnng,  f ü  i-  Fo  rst  av  i  rthschaf  t 
nur  so  weit  benüt/bni-,  als  es  sich  um  künstlich  geschaf- 
fene Prärie  fläche  n    hau  d  e  1 1. 

2.  Die  Triiiie  zwischen  Ito  c  k  y-Mo  u  n  t  a  i  n  s  und  Si(M'ra 
Nevada,    beziehungsweise    Cascade  Bange,    entstanden    duich 


—     231     — 

Mang'cl  an  relativer  Feuclitigkeit  und  Niederschlagsmenge;  landwirtli- 
schaftlich  nur  bei  künstlicher  Bewässerung,  forstlich  kaum 
benutzbar. 

.3.  Die  Prärie  zwischen  Coast  Kange  und  Cascade  Kange, 
beziehungsweise  Sierra  Nevada,  entstanden  durch  ungenügende 
Niederschlagsmenge  während  der  Hauptvegetationszeit  bei  genügender 
relativer  Feuchtigkeit;  land-  und  f  orstwir  thsc  haf  tlich  bei 
künstlicher  Bewässerung  benutzbar. 

Ich  gebe  diese,  wie  mir  scheint,  natürliche  Eintheilung  der  Prärie 
sowie  die  beigefügte  Erklärung  über  die  Entstehung,  bei  dem  Mangel 
an  geeignet  sitiiirten  meteorologischen  Beobachtungsstationen  mit 
aller  Keserve. 


C.    Die  nordmexicanische  Waldflora, 

soweit  sie  auf  Unionsgebiet  übergreift,  gehört  insoferne  zur 
pacifischen  Flora  als  sie  in  Mexico  die  pacifische  Küste  erreicht;  sie 
ist  aber  von  der  pacifischen  Flora  der  Union  grundverschieden.  Auf 
die  höchsten  Berge  Neu-Mexico's  und  Arizona's  beschränkt,  ist  dieser 
Wald,  verglichen  mit  den  beiden  anderen  Gebieten,  versclnvindend 
klein  und  nur  für  die  unmittelbarsten  Nachbarn  von  Wichtigkeit;  diese 
haben  auch  bereits  das  Beste  davon  herausgeholt. 

Schon  hier,  besonders  aber  bei  der  pacifischen  Flora,  fällt  die 
Erscheinung  auf,  dass  der  winterkahle  Laubwald  ausserordentlich  spär- 
lich zur  Entwicklung  kommt  und  grösstentheils  durch  Kiefernarten 
vertreten  ist,  während  die  subtropische  Zone  mit  immergrünen  Holz- 
arten an  den  heissen  Südhängen  der  Berge  höher  emporsteigt  als  man 
erwarten  sollte.  Im  südlichen  Arizona  liegt  die  Grenze  der  innner- 
grünen  Laubwälder  und  der  Kiefeiii ,  die  auch  in  die  subtropische 
Zone  herabsteigen,  etAva  bei  1800  Meter. 

Die  gemässigt -Avarnie  Region  ninunt  den  Rest  der  Ei-hebung  bis 
2500  Meter  ein,  vielleicht  dass  die  obersten  300  Meter  in  die  Tannen- 
region fallen  und  die  dort  noch  wachsende  Douglasiatanne  als  Ver- 
treterin dieser  Zone  erschcMUt. 

a)    Die    subtropische    Zone. 

Die  trocken-heisscn  Ebenen,  cliarakterisirt  durch  die  erwähnte 
präriale  Vegetation  von  Cacteen  und  Yucca,  trägt  einen  liauni,  den 
schon  erwähnten  Mes(|  u  i  t,  Prosopis  julifldra  DO.,  den  typischen 


—     232     — 

mit  Yiscimi  reich  bedeckten  Strauch  der  Prärie  in  Texas  und  Neu- 
Mexico;  der  Mesquit  erreicht  im  südlichen  Arizona,  seinem  Optimum, 
Baumdimensionen,  indem  er  bis  zu  15  Meter  Höhe  und  einem  Meter 
Durchmesser  heranwächst;  er  ist  dort  in  der  baumlosen  Ebene  als 
Brennholzlieferant  von  allergrösstem  Werthe.  In  der  angrenzenden 
mexicanischen  Provinz  Sonora  bleibt  er  niedriger  und  wird  dort  stets 
seiner  ZAveige  zu  Brennmaterial  beraubt.  Dadurch  entwickelt  sich 
allmählig  ein  dicker,  unterirdischer  Stock  mit  starken  Wurzeln,  Avelche 
als  „unterirdischer  Wald"  bezeichnet  werden,  in  welchem  man  nach 
Holz  gräbt. 

Das  Kernholz  des  Baumes  ist  dunkelroth,  der  Splint  sehr  sclimal ; 
Rinde  kleinschuppig  mit  locker  hängenden  Schuppen,  später  tief-  und 
grobschuppig.  Selbst  auf  Boden,  der  sich  mit  weissen  alkalischen 
Ausblühungen  bedeckt  und  der  Landschaft  das  Ansehen  gibt,  als  hätte 
ein  leichter  Schneefall  stattgefunden,  selbst  auf  solchem  Boden  vermag 
der  Mesquit  noch  zu  wachsen.  Die  Früchte,  eine  lange  Schote  mit 
zahlreichen  Bohnen,  sind  eine  Hauptnahrung  der  Pflanzenfresser  der 
Prärie. 

Einen  anderen  „Baum"  dieser  Landschaft,  den  Cereus  gigan- 
teus  Engelm.,  den  Riesen -C actus,  habe  ich  schon  erwähnt; 
18  Meter  Höhe  und  60  cm  Durchmesser  sind  wohl  die  stärksten  Dimen- 
sionen, die  diese  merkwürdige  Pflanze  erreicht;  zahlreiche  Löcher 
führen  von  aussen  in  das  Aveiche  Innere  des  Stammes,  von  Yögeln, 
besonders  Spechten,  verfertigt,  deren  Jugend  durch  ihr  ununterbrochenes 
Geschrei  schon  von  weitem  sich  verräth;  die  junge  Pflanze  bleibt  lange 
Zeit  niedrig  und  wächst  nur  in  die  Dicke,  wie  eine  Palme  und  schiebt 
dann  erst  in  die  Höhe;  aber  schon  junge,  noch  kugelige  Pflanzen  sind 
mit  Blüthon  und  Früchten  reich  besetzt. 

Die  Vertreter  dieser  Zone  in  den  Bergen  sind  im-mergrünc  Eichen 
lind  Cyprcssen;  letztere  bilden  oft  reine  Bestände  auf  der  Nordseite, 
orstore  vereinigen  sicli  in  den  feuchten  Thälern,  an  Bachläufen  entlang 
zu  (Inii)|)f'n  und  licliten  Waldungen  mit  weitkronigen  und  kurzschaf- 
tigen  Individuen.  Das  Klima  ist  doi-t  milde,  Schnee  erreicht  selten 
diesen  Ijandstricli,  Iciclite  Fröste  während  der  klaren  Nächte  des  Winters 
sind  häiifig;  an  trockenen,  sonnigen  Lagen  erscheinen  Avieder  Agaven, 
Yucca  und  Cactoen ;  weiter  westlich,  am  Coloradoflusso  und  den  benach- 
barten Bergen  le})t  mich  eine  typische  Yertretei-in  der  subtropischen 
Zone,  eine  Palme,  die  jiber  ju  Mexico  nicht  voi-kommt  und  besser  zur 
paeifischen  Flora  gezählt  wiid.  I)i(>  WMss(M-fä(len ,  die  von  den  hohen 
Hergen  herabi-ieseln    verlieicn  sich   untei-  (l(>n  Eichen   im  Kiese. 


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Unter  den  Holzarten  sind  besonders  bemerken swertli  die  Eichen, 
die  mit  einer  Ausnahme  den  Weisseichen  mit  einjähriger  Samenreife 
zugezählt  werden  können ;  sie  sind  wohl  alle  völlig  immergrün,  wenig- 
stens zeigte  sich  noch  keine  Spur  von  Herbstfärbung  als  wir  Ende 
November  die  Südhänge  der  Santa  Rita-Berge  bestiegen;  die  Früchte, 
zum  Theile  schon  gefallen,  näherten  sich  bei  den  meisten  Eichen  erst 
ihrer  Reife.  Die  Zahl  der  Eichen  ist  nicht  ganz  sicher,  etwa  acht 
mögen  dort  und  in  den  benachbarten  Sant  Catalina-Bergen  ihr  Fort- 
kommen finden.  Dass  sie  immergrün  und  Angehörige  der  subtropischen 
Zone  sind,  beweist  ihr  Holzgefüge  und  ihr  ausserordentlich  hohes 
specihsches  GeAvicht;  die  drei  wichtigsten  Arten  haben  zusammen  ein 
specifisches  Gewicht  von  96,  Quercus  hypoleuca,  die  sich  erst  an  der 
oberen  Grenze  dieses  Eichenwaldes  findet,  hat  80 ;  alle  sind  in  sehr 
lichtem  Stande  erwachsen,  mit  dicker  Basis,  kurzen  Schäften  und  breiter 
Krone.     Technisch  ist  ihr  Werth  gering.     Die  Häufigste  von  allen  ist 

Quercus  Emoryi  Torr.,  Black  oak,  Mexicanische 
Schwarzeiche,  wie  sie  wegen  der  dunkeln  Früchte  und  der  dunkel- 
breitrissigen  Borke  genannt  werden  mag.  In  Mexico  ebenso  häufig 
in  höheren  Elevationeu  wie  in  Arizona  und  im  südlichen  Neu-Mexico. 
Das  Holz  hat  ein  specifisches  Gewicht  von  93;  die  Früchte  werden 
von  den  eingeborenen  Indianern  sowie  von  den  Mexicanern  roh  gegessen. 
Das  Bhitt,  Avenn  jung  mit  groben  Stachelzähnen,  später  weniger  scharf 
gezähnt  (Tafel  HI).     Eicheln  mit  dunkel-violetter  Schale  (Tafel  TI). 

Quercus  grisea  Liebm. ,  White  oak,  Mex  icanisc  iic 
Weisseiche.  Immoj-grün,  Blätter  und  Früclite  sind  auf  Tafel  III 
und  Tafel  II  abgebildet.  Weder  hier  nocli  südlicher  in  Mexico  liat 
diese  Eiclie  eine  luTvorragende  Bedeutung.  Ihre  Früchte  werden  von 
den  Tndianei-n  gegessen,  nachdem  sie  dieselben  zerstossen  und  mit 
Sand  '/All-  Vertreibung  des  Bitterstottes  vermengt  haben.  Sie  variirt 
in  P>latt-  nnd  Fruciitfoi-m  beträchtlich;  die  Figur  auf  Tafel  II  ist  auf- 
fallend  (liiicli   (his  scliniale   und  gezähnte  Blatt. 

(gieren  s  hypoleuca  Engelm.  Ilire  Blattform  erinnert  an 
die  östliche  Phellos  (Tafel  III).  P>lätter  hart,  stechend,  unterseits  schnee- 
woiss,  wollig.  Hippen  kahl,  gelhlieh.  Hat  zweijährige  Samenreife  (Tafel  II) 
und  steigt  in  den  Pergen  am  iiöchsten  von  allen  Eichen,  einige  Strauch- 
oicheii   ausgennnnnen. 

A  il)  II  t  n  s  X  a  I  a  p(Mi  s  i  s,  11.  P.  K.,  M  a  d  i'oTi  a,  die  Mex  i  ca  n  i  sehe 
Mudrona  (spr.   Madronja)  eilieht   sich    his    15   Meter  Höhe,    liebt    die 


—     235     — 

tnjckenen,  sonnigen  Hänge  und  entfaltet  sich  dort  zu  einem  sehr  schönen, 
immergrünen,  sparrig  gewachsenen  Baume  mit  rother,  glatter,  im  hohen 
Alter  kleinschuppiger  Rinde ;  das  Blatt  lancettlich,  gestielt  (Tafel  III) ; 
die  Früchte  rothe,  warzige  Beeren  (Tafel  IV). 

Arctostaphylos  pungens,  die  Manzanita,  ein  Strauch  mit  schönen, 
glatten,  rothen  Zweigen  überzieht  die  trockenen,  kiesigen,  der  Sonne 
exponirten  Berghänge,  erreicht  aber  seine  stärkste  Entwicklung  in  der 
Sierra,  in  der  pacifischen  Flora,  wo  er  abermals  erwähnt  werden  soll 
(Blatt  auf  Tafel  YI). 

Die  felsigen,  steilen  Ufer  der  Flüsse,  die  Canons,  sowie  die  kühlere 
Xordseite  der  Berge  liebt  eine  Cypresse 

Cupressus  Guadahipensis  Wats.,  die  bis  nach  Mexico  sich 
erstreckt.  Sie  tritt,  Avenn  man  von  der  Prärie  an  aufsteigt,  zu  gleicher 
Zeit  mit  den  Eichen  auf,  erst  als  kleiner  Busch,  später  baumartig; 
erhebt  sich  bis  zu  20  Meter  Höhe ;  Zapfen  klein,  Xadeln  kurz  scluippen- 
förmig  mit  einer  Längsvertiefung  an  der  Oberseite.  Das  Holz  mit 
sehr  breitem  Splint  ist  noch  von  geringem  Werthe.  Höher  im  Gebii-ge 
aber  noch  im  Gebiete  der  Immergrünen  vertritt  diesen  Baum  ein 
baimiartiger  Wachholder. 

Juniperus  pachyphloea  Torr.,  dessen  schön  rothes  Kernholz 
man  nicht  genügend  schätzt.  Dieser  grossfrüchtige  Wachholder  Avird 
ein  Baum  von  15  Meter  Höhe  und  über  ein  Meter  Durchmesser;  die 
junge  Pflanze  schön  weisslich;  an  älteren  Stämmen  ist  nur  der  letzt- 
jährige Trieb  weisslich,  eine  Erscheinung,  die  auch  bei  der  weisslichen 
Varietät  der  Douglasia  sich  zeigt.  Die  Binde  des  Wachholders  ist 
eine  kleinschuppige  Borke,  mit  quadratisch  weissen  Stücken  an  alten 
Bäumen.  Die  Früchte  von  der  Grösse  grosser  Erbsen  mit  weissblauem 
Reif  überzogen  und  zahlreichen  Samen,  die  zuweilen  aus  der  Frucht- 
hülle hervorsehen;  Nadelscliuppen  der  vorigen  Cypresse  sehr  ähnlich, 
aber  A^ertiefung  i-und  init  weissem  Secret. 

Mit  den  Kiefern,  die  bei  weiterer  Erhebung  folgen,  betritt  man 
wohl  das  Gebiet  der 

b)  gemässigt  warmen  Region, 
zu  der  blattabwei-fende  Bäume  dieser  eigenthümliclien  Flora  gehören. 
Die  warmen  Hänge  der  in  iU'v  Prärie  gelegenen  Gebirgsstöckc 
ermöglichen  oflenbai'  das  Aufsteigen  der  harten  und  kleinblätterigen, 
inmKM'grünen  Bäume  bis  zu  (h'n  H()hen,  in  denen  untci-  anderen  klima- 
tischen Bedingungen    die   gemässigt  warme  Flora  alleinherrschcnd  ist; 


—     236     — 

die  an  liift-  und  bodenfe achtes  Klima  gebundenen  blattabwerfenden 
Laubhölzer,  die  Vertreter  der  gemässigt  Avarmen  Kegion,  konnten  sich 
nur  an  den  Flussufern  entlang  erhalten,  an  welchen  Standorten  sie 
auch  bergab  bis  fast  in  die  Prärie  wandern.  Es  entsteht  dadurch 
eine  Mischung  A^on  zwei  verschiedenen  Floren,  deren  Trennung  wohl 
nach  Individuen,  kaum  aber  räumlich  möglich  ist;  Gleiches  sehen  wir 
auch  an  der  pacifischen  Küste ;  die  hoch  emporsteigenden  immergrünen 
und  die  Aveit  herabreichenden,  stellvertretenden  Kiefern  engen  die 
AA'interkalile  Flora  auf  einen  kleinen  Raum  ein  oder  zertheilen  sie  zu 
isolirten  IndiAiduen. 

Yon  forstlich  untergeordneten  Bäumen  mag  erwähnt  sein 

die  Avestliche  Wallnuss,  Juglans  rupestris  Engelm., 
die  jedoch  der  mexicanischen  Flora  nicht  angehört,  Avohl  aber  die 
californische  Küste  erreicht.  Sie  ist  der  scliAvarzen  Wallnuss  nahe 
verwandt,  doch  deutlich  durch  die  kleineren  Früchte  mit  gefurchter 
Steinschaale,  ohne  spitzig-Avarzige  Erhebungen,  unterschieden.  Triebe 
behaart.  Sie  ist  ein  Baum  hart  an  den  Wasserläufen  der  Thalschluchten, 
unter  günstigen  Yerhältnissen  wächst  sie  ausserordentlich  rasch;  das 
NcAv-Yorker  Sammlungsstück  zeigt  4  cm  breite  Jahresringe  und  einen 
Durclmiesser  des  Baumes  von  40  cm  in  neun  Jahren!  Sie  lebt  zusammen 
mit  der  mexicanischen  Esche,  Platane  und  Pappel;  erstere 

d  i  e  Frax  i  n  us  pista ci  aef  olia  ist  ein  zierlich  beblätterter  Baum 
11.  Grösse,  der  in  Mexico  bis  zu  20  Meter  Höhe  sich  erhebt;  seine 
Früchte  sind  klein  (Tafel  lY);  das  Holz  wird  nur  gelegentlich  ver- 
Avendet;  die  Qualität  des  Holzes  dieser  südlichen  Art  ist  viel  geringer 
als  joiK!  der   nordischen  Eschen. 

IMatanus  Wrightii  Wats. ,  Sycomore,  mcxicanische 
IMatane.  Die  jungen  Triebe  filzig  behaart,  später  lange  Zeit  grau- 
grün; liorke  klein  aber  tief  schuppig;  Avie  die  Platane  des  Ostens  und 
jene  Califoi-niens  lebt  der  Baum  vorzugsweise  in  den  kiesigen  Fluss- 
läiitcii  II  11(1  siedelt  sich  dort  auf  den  recenten  Anschüttungen  an,  wie 
bei  uns  Pappeln  und  Kilcn;  in  (1(mi  (>ngen  Thälern,  Canims,  erreicht 
er  bedeutende  Dimensionen  und  steht  dann  an  Scliönheit  der  Blätter 
(Tafel  HI)  den  in  Europa  kultivirten  Arten  sicher  nicht  nacli ;  als 
Schattenbauin  mag  er  vielleicht  wegen  dei'  ti(^fer  eingc^schnittenen  Blätter 
Avoniger  vortheilliaft  s(;in. 

Gleichen  Standort  tlieilt  eine  Balsam-Pai)pel ,  Populus  Frc- 
montii  vnr.  Wisliceni    Wats.   (Tafel  Jll),    Avie    auch    zwei  Weiden, 


—     237     — 

von  denen  eine  Salix  nigra  ist,  die  auch  in  einer  Varietät  die  paci- 
iische  Küste  erreichen  soll  und  eine  andere  Art,  die  aber  ohne  Fi'üchte 
bei  der  grossen  Variabilität  der  Blätter  der  nordanierikanischen  Weiden 
mir  nicht  bestimmbar  war. 

Chilopsis  saligna  D.  Don,  eine  Bignoniaceae  mit  weidenartigen  Blät- 
tern (Desert  willow)  ist  ein  gemeiner  Strauch  bis  Halbbaum  dieser  Berge. 

An  Stelle  der  winterkahlen  Laubhölzer  und  der  inunergrünen 
zimi  Tlieile  treten  vielfach  Kiefern,  welche  von  1800  Bieter  an  dem 
AValde  reichlich  sich  beimischen  und  nach  oben  hin  an  Zahl  und 
theilweise  an  Grösse  zunehmen.  Einige  dieser  Kiefern  sind  reine 
Mexicaner,  die  hier  ihre  Nordgrenze,  andere  sind  Angehörige  der  Union, 
die  hier  ihre  Südgrenze  finden. 

Pinus  Chihuahuana  Engelm.,  Kiefer  von  Chihuahua. 
Auf  dem  Unionsgebiete  ziemlich  selten,  ist  diese  Kiefer  die  wichtigste 
Xutzholzlieferantin  der  anstossenden  mexicanischen  Provinzen;  sie 
findet  sich  dort  erst  in  höheren  Kegionen,  bildet  lichte  mit  Gras  und 
Buschwerk  durchstellte  Bestände,  oder  mischt  sich,  wie  auf  den  Santa 
Rita-Bergen  zwischen  1500  und  2000  Meter  den  eben  betrachteten 
Laubhölzern  in  den  feuchteren  Partieen  der  Thalsohlen  bei.  Diese 
Kiefer  hat  drei  dünne,  gelb-grüne  Xadeln  von  10 — 12  cm  Länge  in 
einem  Kurztriebe ;  junge  Triebe  sind  glatt,  gelblich  bis  ockerfarbig 
glänzend;  Knospen-Schuppen  braun  mit  hellen  Wimpern,  anliegend 
ohne  Harz.  Junge  Zapfen  am  oberen  Drittel  des  Triebes  und  an  der 
Spitze;  einjährige  Zapfen  eiförmig  von  der  Grösse  einer  grossen  Erbse. 
Spitzchen  scharf,  gerade  abstehend.  Stiel  aufrecht,  1,5  cm  lang,  wenn 
reif  haben  die  Zapfen  eine  Länge  von  5  cm  und  eine  Breite  von  4  cm 
wenn  off'en  (ausnahmsweise  kräftige  Zapfen  sind  6,5  cm  lang),  blau- 
violett mit  hellockerfarbiger  Apophyse.  Wenn  trocken,  ist  der  Zapfen 
meist  gelblich  mit  weisslicher  Apophyse,  wobei  die  Spitzchen  grössten- 
theils  abgebrochen  sind.  Zweige,  oft  knieförmig  gebogen,  Schaft  ästig, 
Rinde  eine  grobe,  dunkelgraue  Borke,  deren  Schuppen  in  liöherem 
Alter  bis  handgross  werden,  aber  stets  dunkelgrau  bleiben.  Bei  einem 
Meter  Durchmesser  hatte  der  höchste  Baum,  den  ich  sah,  25  Meter 
Höhe.  Das  Holz,  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  55,  zeigt  den 
Typus  der  dreinadeligen  Kiefern,  wobei  die  parenchymatischen  Tüpfel 
der  Markstrahlen  zahlreiche  schmale,  mandelförmige  Wandverdünnungen 
darstellen.  Die  Kiefer  gehört  nach  dem  Bau  ihres  Holzes  der  Section 
der  westlichen  Taeda  an.  Same  nach  dem  Ficlitensamentypus  gebaut, 
Tafel  VIII. 


—     238     — 

Piiius  Engelmanni  Carr.  (syn.  macropliylla  Engelm.), 
Santa  Rita  Kiefer.  Auf  unserem  Ausfluge  in  die  Südliänge  der 
Santa  Rita-Berge,  an  der  Südgrenze  Arizona's  fanden  wir  in  2000  Meter 
Erhebung  auf  sonnigen,  kiesigen  Freilagen  eine  grossnadelige  Kiefer, 
reichlieh  mit  Zapfen  behangen,  die  mir  in  der  completen  Sammlung 
nordamerikanischer  Kiefern  zu  Brookiine  nicht  begegnet  waren.  Der 
Baum  war  Avenigstens  für  die  Vereinigte  Staaten-Flora  neu ;  ich  zweifle 
jedoch,  ob  es  sich  überhaupt  um  eine  neue  Species  handelt.  Nach 
den  Exemplaren  in  Kew  bei  London  ist  eine  Bestimmung  nicht  mög- 
lich; ein  Zapfen,  der  als  P.  macropliylla  bezeichnet  ist,  stimmt  in  der 
Grösse,  aber  keine  Nadeln  sind  beigegeben;  ein  anderes  Exemplar 
als  macrophylla  bezeichnet,  hat  zu  grosse  Zapfen  und  zu  kleine  Nadeln. 

Im  botanischen  Garten  zu  Buitenzorg  auf  Java  stehen  als 
P.  macrophylla  zwei  Exemplare,  die  von  den  meinigen  grundverschieden 
sind;  die  Nadeln  sind  nicht  bloss  länger  (40  cm),  sondern  überdiess 
fünf  in  einem  Kurztrieb;  der  Zapfen  ist  gekrümmt,  Apophyse  nur 
wenig  verdickt,  26  cm  lang  und  an  der  Basis  6  cm  dick;  nach  der 
Kew'  Sammlung  sind  die  Buitenzorger  Kiefern  wahrscheinlich  .Pinus 
Grewillea  aus  Mexico. 

Dass  die  Santa  Rita-Kiefer  die  ächte  P.  macrophylla  ist,  deren 
Vorkommen,  so  weit  nördlich,  bis  jetzt  nicht  beobachtet  Avurde,  ist 
wnhi'scheinlich,  da  die  Engelmaniii  in  Nordmexico*)  häufig  ist. 

Um  die  Identität  meiner  Kiefer  mit  der  mexicanischen  feststellen 
zu  können,  schrieb  ich  an  C.  G.  Pringle  und  erhielt  freundlichst 
Zapfenscluippen  und  Nadeln  zugesandt.  Die  Sendung  war  begleitet 
von  folgenden  Zeilen;  „Pinus  Engelmanni  Carr.  extends  along  the 
eastcrn  baso  of  th(.'  Cordilleras  of  North  Mexico,  on  their  foothills  and 
Oven  on  tlic  phiins  at  their  basc,  for  sevei-al  hundreds  of  miles.  It 
yiolds  iumber  of  good  (juality  not  so  soft  and  free  from  knots,  pro- 
l)ably,  as  tlic  white  j)ine,  because  the  forests  of  our  Southwest  are 
always  more  o])on  tiian  tiiose  of  the  North  and  the  trecs  brauch  lower 
and  niore  fi-eely.  J  will  encloso  hei-ewith  a  Cluster  of  needles  of  this 
spf'cics  and  scalos  of  the  cone." 

Die  beigeg(?benen  Na(h'ln  liatt(Mi  eine  jjänge  von  30,5  cm,  die 
ZapfrMiscIiuppcn  waren  tlicils  den  auf  Tafel  VI  abgebildeten  selir  ähn- 
lich, tlicils  ciliol)  sich  der  mittlei'e  Thoil  der  Apopliysc»  mit  (hMii  Nalx^l 
aus    cincf    lliichcn     Umgebung    uiphitzlich ,    welche    Form    an    meinen 

*)  C.  (i.  l*iin^'l(>,  The  forest  Vegetation  of  North  Mexico.  Garden  und 
Forest  Vol.  1,  Nr.  20. 


—     239     — 

Exemplaren  ganz  fehlt ;  der  Same  Avar  dem  auf  Tafel  YIII  abgebildeten 
ähnlich;  die  von  C.  G.  Pringle  beigeschlossene  Skizze  eines  offenen 
Zapfens  mass  11  cm  Länge  und  nur  5,5  cm  Breite. 

Auf  Grund  dieser  Angaben  kann  ich  die  Identität  nicht  mit 
Sicherheit  feststellen;  die  Entscheidimg  mag  umsomehr  den  amerika- 
nischen Botanikern  überlassen  sein,  als  es  sich  mn  einen  ihrer  Ange- 
hörigen handelt. 

Die  Kiefer,  die  ich  auf  den  Südhängen  der  Santa  Eita-Berge 
fand,  kennzeichnet  folgende  Diagnose :  Die  durchschnittliche  Länge  der 
Nadeln,  von  denen  drei  in  einer  Scheide  sich  finden,  beträgt  an  erwach- 
senen Bäumen  27  cm;  Nadeln  kräftig,  fast  2  mm  breit,  sehr  dekorativ; 
Zapfen  an  alten  Bäumen  8  cm  lang,  6  cm  grösste  Breite,  wenn  offen; 
Apophyse  nach  den  Figuren  auf  Tafel  VI ;  am  trockenen  Zapfen  dunkle 
Längsrisse  an  den  Apophysen;  an  jüngeren  (etwa  20  bis  30  Jahre 
alten)  Bämnen  sind  die  Zapfen  beträchtlich  grösser,  11  cm  lang,  8  cm 
breit,  wenn  offen.  Same  nach  Tafel  YIII.  Zweige  dick,  knieförmig 
gebogen,  kurz;  Knospenschuppen  breit,  ausgefi-anst  und  zurückgerollt. 
Rinde  tief  rissig,  Furche  der  Risse  hell-rothbraim ,  Rücken  der  Risse 
dunkelgrau. 

Das  Holz  zeigt  den  Typus  der  Section  Taeda.  In  Mexico  ein 
werthvoller  Xutzbaum,  ist  diese  Kiefer  im  Gebiete  der  Yereinigten 
Staaten  von  untergeordneter  Bedeutung;  in  lockeren  Gruppen,  spärlich 
dem  Laubwalde  beigemengt,  erwächst  sie  in  dem  fast  freien  Stande 
zu  einem  kurzschaftigen  (25  Meter  Höhe),  astreichen  Bamne. 

Pinus  arizonica  Engelm.,  Arizona-Kiefer,  eine  nach 
vielen  Gesichtspunkten  hin  sehr  auffallende  Kiefer,  die  sich  auf  die 
Berge  des  südlichen  Arizona's  und  des  nördlichen  Mexico  beschränkt 

Diese  schöne  Kiefer  hat  fünf  zierliche  Nadeln  von  10^17  cm 
Länge  und  fast  1  mm  Breite  in  einem  Kurztriebe;  der  einjährige  und 
etwa  auch  noch  der  zweijährige  Trieb  sind  hell  blauweiss  bereift  wie 
bei  Pinus  Jeffreyi;  Knospenschuppen  schmal,  hellbraun,  anliegend,  nicht 
durch  Haiz  verklebt;  der  erwachsene  Baum  mit  diinkelgrauen  Boi-ken- 
schuppen  und  Iiellen  Inneni-ändern  derselben ;  der  Zapfen  ist  dem  der 
vorigen  Art  ähnlicii,  aber  viel  kleiner  und  rundlicher,  durciisciuiittlich 
6  cm  lang  und  5  cm  breit,  w^enn  offen,  dunkclvioiett  wenn  reif,  später 
braun,  Apophyse  wie  bei  der  vorigen  Art;  ebenfalls  mit  Lanirrisschiui; 
Zapfen  sitzend. 

Das  Holz  mit  schrmcin.  rr»thlichcn  Kerne  und  einem  specifischen 
Gewichte  von   50  zeigt  den  Typus  der  Taeda-Section  ;    es    kann    daher 


—     240     — 

diese  fünf  nadelige  Kiefer  in  keine  der  bestehenden  Sectionen  einge- 
reiht werden. 

Diese  Kiefer  ist  augenscheinlich  die  nördlichste  Vertreterin  einer 
in  Mexico  von  zahlreichen  Arten  gebildeten  Section;  einstweilen,  bis 
die  mexicani sehen  Kiefern  besser  studirt  sind,  wird  auch  Pinus  Tor- 
reyana  in  diese  Section  aufzunehmen  sein,  wiewohl  sie  in  Habitus 
und  Anatomie  des  Holzes  der  P.  Sabiniana  näher  steht  als  der  arizonica. 

Da  auch  P.  Pseudostrobus  in  diese  Section  gehört,  erscheint 
,,P  s  e  u  d  0  s  t  r  0  b  u  s"  als  geeigneter  Name  der  neuen  Section ,  die 
folgendermassen  charakterisirt  ist:  fünfnadelig,  Zapfen  Pinaster-artig, 
Holz  nach  dem  Typus  der  Section  Taeda  gebaut;  hieher  gehören, 
ausser  P.  arizonica,  Pseudostrobus  und  Torreyana  (provisorisch)  noch 
P.  Montezumae,  tenuifolia,  leiophylla,  oocarpa,  occidentalis  auf  Cuba 
und  wahrscheinlich  noch  einige  andere  Mexicaner. 

In  Arizona  erreicht  diese  Kiefer  eine  Höhe  bis  zu  30  Meter  und 
steigt  im  Gebirge  nicht  unter  1800  Meter  Erhebung  herab. 

Pinus  edulis  Engelm.,  Pinon,  die,  wie  ich  glaube,  für 
Arizona  noch  nicht  beobachtet  wurde,  und  daher  wahrscheinlich  auch 
in  das  benachbarte  Mexico  übergreift;  ihre  Heimat  liegt  südlich  von 
Pike's  Peak  in  Colorado  an  trockenen,  kiesigen  Bodenpartien,  in  Colorado 
bis  2500  Meter  emporsteigend. 

Die  drei  (zuweilen  zwei)  Nadeln,  die  in  einer  Scheide  sich  finden, 
sind  2,5  cm  lang,  an  den  Berührungsflächen  der  Nadeln  weisslich,  wie 
l)('i  fünfnadeligen  Kiefern.  Zapfen,  wenn  offen,  2  cm  lang  und  P>  cm 
breit,  auf  1/2  cm  langen  Stielen.  Same  im  Yerhältniss  zum'  Zapfen 
sehr  gross,  ohne  Plügel,  in  einer  Vertiefung  der  Zapfen  schuppe 
Hegend;  ein  Avulstiger  Rand  der  Zapfenschuppe  umfasst  den  Samen; 
in  der  Kegel  kommt  nur  ein  Same  zur  Ausbildung.  Die  Samen 
(Tafel  VII)  w{M(len  unter  dem  Namen  Pinon  von  Indianern  und  Weissen 
gegessen. 

Die  in  C()k)rad()  gesannnelten  Exemplare  tragen  Zapfen  mit  4  cm 
Länge,  3  cm  Breite;  Same  (Tafel  VII)  ebenfalls  gross,  gleichmässig  hell- 
braun oder  etwas  gefleckt. 

Kinde  anfangs  glatt,  später  kleinschuppig,  dunkelgrau,  das  Holz 
ist  gegenüber  alh.'n  anderen  Kiefeiii  bc^sonders  ausgezeichnet  durch 
die  stark  verdi(;kten  Parenchymzellen  der  Markstrahlen,  welche  einen 
sclinialcn,  spaltförmigcn  Tüpfel  ti'agen  ;  die  Wand  (\vr  Markstrahl- 
Traclieidcn  glatt;  sie  bildet  zusammen  mitd(Mi  folgenden  Kiefern,  welche 
ebenfalls  flügellose  Samen,  kleinem  Zapfen  tragen  und  gleiche  anatomische 


—     241     — 

Struchir  des  Holzes  zeigen  eine  neue  Section,  welcher  der  Xame 
„Parrya"  nach  der  zu  dieser  Section  gehörigen  Pinus  Parryana  gegeben 
werden  mag ;  es  ist  bezeichnend,  dass  unter  dem  Volke  alle  zu  dieser 
Gruppe  gehörigen  Kiefern  (4  an  der  Zahl)  als  Pinon  bekannt  sind; 
ihre  Samen,  nicht  aber  die  von  anderen  nordamerikanischen  Kiefern, 
sind  wohlschmeckend. 

Die  edulis  lebt  an  trockenen,  heissen  Berghängen,  auf  geringem, 
kiesig-sandigem  Boden,  eiTeicht  dem  entsprechend  auch  nur  9  Meter 
Höhe;  wie  bei  allen  Kiefern  der  höheren  Region  erhält  sich  auch  bei 
ihr  eine  drei-  bis  fünfjährige  Benadelung. 

Noch  drei  andere  Kiefern  theilen  die  eigenthümliche  Biologie 
der  edulis,  nämlich 

Pinus  osteosperma  Engelm.  (syn.  cembroides  Gordon  not 
Zucc.)  Pinon,  ein  von  der  japanischen  Pflanze,  Avelche  hier  in  Japan 
den  Namen  P.  cembroides  Zucc.  führt,  grundverschiedener  Baum ;  auch 
der  Name  Llaveana  ist  nicht  brauchbar,  da  auch  Pinus  Purryana  früher 
als  Llaveana  bezeichnet  wurde,  Avesshalb  ich  glaube,  alle  Missverständ- 
nisse sind  durch  Engelmanns  Namen  osteosperma  ausgeschlossen  ;  und 
das  ist  doch  wohl  der  Zweck  der  botanischen  Systematik,  der  trotz 
Priorität  und  Autor  obenan  steht. 

Diese  Kiefer  „Steinkiefer"  hat  zwei  Nadeln  in  einer  Scheide  (die 
japanische  hat  fünf) ;  an  der  Berührungsfläche  sind  dieselben  weisslich ; 
Zapfen  4  cm  lang  und  fast  eben  so  breit,  Apophyse  vorstehend;  Same 
der  Zirbelkiefer  ähnlich.     Er  fehlt  der  Samentafel. 

An  den  trocken-heissen,  kiesigen  Hängen  der  Santa  Catalina  in 
Arizona  und  in  Nordmexico  bei  1000  Meter  Erhebung  erwächst  die 
Kiefer  zu  einem  Halbbaume  (die  japanische,  am  Boden  liegende  Kiefer 
bezeichnet  das  obere  Ende  der  Baumvegetation  bei  etwa  3000  Meter). 
Das  Holz  gehört  zum  Typus  der  Section  „Parrya" ;  die  japanische  Kiefer 
gehört  zur  Section  „Cembra." 

Pinus  manophylla  Torr,  und  Frem.  (syn.  Fremontiana), 
Pinon,  einnadelige  Kiefer.  Eine  gefurchte  Nadel  in  einer  Scheide, 
aus  A^erwachsung  von  zwei  hervorgegangen ;  Nadelsclieide  in  drei 
Theilen  zurückgerollt,  Nadeln  nach  dem  Typus  der  fünfnadeligen  Kiefern 
gebaut,  wie  bei  allen  Angehcirigen  der  Section  Parrya,  Färbung  der 
ein-  und  mehrjährigen  Pflanzen  sclion  blauweiss;  Nadellänge  an  jungen 
Exemplaren  5  cm;  Zapfen  7  cm  lang,  aufrecht  sitzend;  Apophyse  sehr 
kräftig  nach  abwärts  gebogen;  Samen  nach  Tafel  VII,  mit  beigegebener 
Beschreibung. 


Dr.    Maijr. 


16 


—     242     — 

Yon  Utha  an  den  östlichen  Yorbergen  der  Sierra  Nevada  bis  in 
das  östliche  Arizona,  bis  jetzt  nicht  in  Mexico  beobachtet.  Sie  occupirt 
cähnliche  Standorte  wie  die  vorige  Art;  Holz  nach  dem  Typus  der 
Section  Parrya,  Kinde  Anfangs  glatt,  grau,  später  kleinschuppig. 

Die  vierte  Pinon,  Pinus  Parryana  Engelm.  im  südlichen  Californien, 
hat  als  Yertreterin  des  pacifischen  Laubwaldes  der  subtropischen  Zone 
dort  Erwähnung  zu  finden. 

Pinus  reflexa  Engelm.,  White  Pine,  Hackenzürbel.  Im 
südlichen  Neu-Mexico,  in  Arizona  und  Avahrscheinlich  auch  im  benach- 
barten Mexico  bewohnt  dieser  Baum  die  kühlen,  feuchten,  fast  unzu- 
gänglichen Schluchten  zwischen  2000  und  2700  Meter  Erhebung;  dort 
erreicht  er  30  Meter  Höhe. 

Im  Bau  seines  Holzes  und  den  übrigen  botanischen  Merkmalen 
(5  Nadeln  in  einer  Scheide)  erweist  sich  diese  lüefer  als  Angehörige 
der  Section  „Cenibra.'' 

Der  Zapfen  11  bis  20  cm  lang,  4,5—8  cm  dick  wenn  offen,  etw^as 
gekrümmt;  Apophyse  hellockerfarbig  mit  Längsrunzeln,  breit,  dünn, 
hakenförmig  nach  rückwärts  geborgen;  Zapfen  auf  1  cm  langen  Stiele; 
Same  flü":ellos  nach  Tafel  YII. 


D.    Der  pacifische  Wald. 

Schon  früher  habe  ich  versucht,  eine  Erklärung  für  die  über- 
raschend eigenartige  Yertheilung  von  Wald  und  Prärie  zu  geben;  ich 
zeigte  damals,  dass  nach  meiner  Ansicht  ein  Berg  von  Natur  ans  dort 
Grasland  Schaft  tragen  muss,  wenn  seine  Spitze  nicht  über  die  Passhöhe 
des  vorliegenden,  den  feuchten  Mecreswind  abhaltenden  Gebirges  reiclit 
und  andere  Feuchtigkeitsqucllen  nicht  geboten  sind;  dass  aber  die 
Spitze  eines  Berges  Wald  trägt,  Avenn  diese  über  die  Passhöhe  der  in 
der  herrschenden  Windrichtung  vorliegenden  Berge  hinausreicht;  dass 
Nordhänge,  enge  Thäler,  Fhissufer,  mit  einem  AYort  Yerhältnisse,  welche 
entweder  die  Luftbewegung  hemmen  und  die  Entführung  der  stagni- 
renden,  feuchteren  Luft  verhindern  oder  w'clche  Ersatz  für  die  gesteigerte 
Yerdunstung  durch  reichliche  Bewässerung  von  unten  bieten  können, 
die  Existenz  von  Wald  ermöglichen,  während  hart  nebenbei  Prärie 
sich  anschliesst. 

Nachdem  man  die  erste  Kette  der  Rocky  Mountains  durchquert 
hat,  die  nur  in  den  höchsten,  gegen  übergrosse  Sonnenhitze  gescliützten 
Lagen  Wald   zeigt,    begegnet    man  Wald    auch    auf    der    Südseite    der 


—     243     — 

Berge  und  zwar  in  Montana  zuerst  bei  etwa  1200  Meter,  während  auf 
der  kühleren  und  feuchteren  Nordseite  der  Wald  bis  etwa  900  Meter 
herabsteigt;  und  1200  Meter  dürfte  die  Passhöhe  des  vorliegenden 
Cascaden-Gebirges  sein. 

Dass  in  Idaho  und  Montana,  in  diesen  zum  pacifischen  Wald- 
gebiete gehörenden  Landschaften,  der  kühle  Nadelwald  allein  herrscht, 
ist  bei  der  geographischen  Lage  42 — 48^  N.B.  und  der  Elevation  nicht 
auffallend. 

In  Oregon  und  Washington  ist  aber  der  Nadelwald  auch  im 
Thale,  in  der  Ebene,  so  mächtig  entwickelt,  dass  der  Laubwald  fast 
ganz  verschwindet;  trotzdem  müssen  in  diesen  Staaten  alle  Gebiete 
bis  zu  1000  Meter  Erhebung  der  warm-gemässigten  Kegion 
zugezählt  werden,  deren  Laubhölzer  durch  anpassungsfähigere  Nadel- 
hölzer (besonders  Douglasia  und  Kiefern)  unterdrückt  wurden.  Dort 
beginnt  in  den  Bergen  erst  bei  1000  Meter  der  Nadelwald  der  kühleren 
Region,  Tannen,  Fichten  und  Lärchen.  In  Idaho  und  Montana  dagegen, 
im  Bereiche  des  Felsengebirges,  ist  unter  1000  Meter  Erhebung  die 
relative  Feuchtigkeit  und  Regenmenge  so  gering,  dass  an  Stelle  des 
Laubwaldes  Prärie  tritt. 

Besser  prägt  sich  das  Uebergewicht  der  Nadelhölzer  im  Westen 
nicht  aus  als  in  der  beachtenswerthen  Erscheinung,  dass  dort  ein-  und 
derselben  Art  entweder  ein  grosser  Spielraum  in  ihren  Ansprüchen 
an  Klima  und  Boden  zukommt,  so  dass  sie  im  Gebiete  des  Laubwaldes 
diesen  vertritt  und  innerhalb  der  Tannenregion  noch  herrscht,  oder 
indem  eine  Gattung  mehrere  Arten  besitzt,  von  denen  eine  ausschliess- 
lich im  wärmeren  Klima  eine  Vertreterin  des  Laubwaldes,  eine  andere 
eine  typische  Pflanze  der  Tannenregion  ist,  eine  dritte  selbst  auf  der 
Grenzzone  beider  sich  hält. 

Die  Douglastanne  vertritt  den  winterkahlen  Laubwald  und  reicht 
bis  in  die  Tannenregion;  eine  zweite  Spezies,  die  grossfrüchtige  ist 
dem  warmen  Grenzgebiete  der  subtropischen  und  gemässigten  Region 
heimisch;  Abies  grandis  ist  in  der  Ebene  und  in  niederen  Bergen  der 
gemässigt-warmen  Region,  Abies  nobilis,  amabilis  und  magnifica  sind 
typische  Vertreter  der  kühlen  Region,  A.  subalpina  gehört  der  kalten 
Region  an,  in  der  aller  Baumwald  seine  Grenze  findet;  A.  concolor 
und  bracteata  sind  im  Grenzgebiete  der  warmen  und  kühlen  Region. 
Picea  sitkaensis  ist  die  getreue  Begleiterin  der  Ab.  grandis,  P.  Engel- 
manni  und  pungens  sind  ausschliessliche  Bew(»hner  der  lu^ieren  Berge; 
P.  Breweriana  ist  an  der  Baumgrenze,  Tsuga  Mertensiana  findet  iln- 
Optimimi    in    der  Ebene,    im    Laubwaldgebiete,    Tsuga  Pattoniana    nur 

IG* 


—     244     — 

über  der  Tanoregion  der  höheren  Berge;  Sequoia  sempervirens  vertritt 
den  subtropischen  Wald,  Sequoia  gigantea  liebt  den  kühleren  Theil  der 
gemässigt-warmen  Gebiete  zusammen  mit  Ab.  concolor  und  Pinus  Lam- 
bertiana;  auch  Chamaecyparis  Lawsoniana,  nutkaensis  und  Thuja  mit 
dem  Optiinimi  in  der  Ebene  gegenüber  Libocedrus  decurrens  in  den 
Bergen,  Juniperus  californica  einerseits  und  Juniperus  occidentalis 
andererseits  mögen  sich  hier  anreihen. 

Auch  in  dem  nadelholzreichen  Japan  zeigen  sich  ähnliche  Yer- 
hältnisse;  Abies  Momi  z.  B.  muss  dem  Laubholzgebiete  zugezählt  Averden, 
während  Ab.  Yeitchii  die  typische  Vertreterin  der  Tannenregion  ist. 
Dass  die  Kiefern  keine  Ausnahme  machen,  habe  ich  schon  theilweise 
erwähnt;  als  Nachtrag  gebe  ich  hier  die  Gruppirung  der  Kiefern  nach 
Waldzonen,  nach  iliren  Ansprüchen  an  die  Wärme  geordnet ;  zu  bemerken 
ist,  dass  alle  Ejefern  als  Stellvertreter  anderer  Baimiarten  bezeichnet 
werben  können,  da  sie  vorzugsweise  auf  Boden  stocken,  der  für 
die  anspruchsvolleren  Holzarten  zu  geringwerthig ,  zu  porös  und 
trocken  ist. 

Demnach  kann  man  die  nordamerikanischen  Kiefern  bezeichnen 
als  Vertreter  der  Laubholzflora  in  der  subtropischen  Kegion;  hieher 
gehören:  Pinus,  cubensis  clausa,  serotina,  insignis,  muricata,  Sabiniana, 
Torreyana,  Parryana,  auch  Chihuahuana,  tuberculata  und  macrophylla 
(kühlere  Theile) ;  in  der  gemässigt-warmen  Kegion  und  zwar  deren 
südlichen  Hälfte :  P.  glabra,  australis,  Taeda,  arizonica,  edulis,  niono- 
phylla,  osteosperma,  reflexa,  mitis,  inops;  nördliche  (oder  höher 
gelegene)  Hälfte  P.  rigida,  contorta,  pungens,  resinosa,  ponderosa, 
Jeffreyi,  Coulteri,  Strobus,  monticola  und  Lambcrtiana;  in  der  gem-ässigt- 
kühlen  Kegion:  Pinus  Murrayana  und  Banksiana  und  in  der  alpinen 
Kegion:  P.  Balfouriana,  albicaulis,  aristata  und  flexilis.  Von  den 
Cupresslnecn  ejreicht  nur  Libocedrus  und  Thuja  zum  Theil  die  Tannen- 
region; ihrem  Optimum  nach  gehört  erstere  dem  Grenzgebiete  zwischen 
Laub-  und  Nadelholz,  letztere  entschieden  dem  Laubholzgebiete  an. 

Tritt  man  von  Osten  her,  nach  langer  Fahrt  durch  die  von  der 
Sonne  versengte  und  vom  Feuer  verkohlte  Prärie,  in  das  Gebirge  ein, 
so  erscheint  Anfangs  der  Wald  auf  die  Nordhänge  allein  beschränkt, 
ein  Wald ,  der  in  seinem  allgemeinen  Bilde  die  Erinnerung  an  den 
Wald  der  Vorberge  unserer  Alpen  wachruft.  Die  Lärclien  einzeln  und 
ihre  Umgebung  überragend,  leuchten  in  goldgelber  herbstlicher  Färbung 
aus  dem  dunklen  (Ivün  der  Douglasia  hervor;  die  wärmeren  und  exti'O- 
meren  Südhänge  überzieht  die  graugrüne,  mächtige  Gelbkiefer  (Pinus 
ponderosa). 


^     245     — 

Man  nähert  sich  dem  Meere  um  eine  halbe  Tagereise,  da  tritt 
von  der  Xordseite  herüber  der  Tannenwald  über  die  Gripfel  der  Berge 
nach  der  Südseite  über;  die  Kiefer  ist  auf  den  schmalen  Streifen 
zwischen  Tannenwald  und  Prärie  zusammengedrängt;  wird  das  Thal 
enger,  dami  ist  alles  überfüllt  von  Douglasias  und  Lärchen,  zu  denen 
sich  die  westliche  Weymouthskiefer  (Pinus  monticola)  gesellt;  an  den 
felsigen  Ufern  der  Gebirgsbäche  erscheinen  zwei  neue  Holzarten,  eine 
Thuja  und  Tsuga,  niedere  Bäume  hoch  oben  im  Gebirge,  aber  rasch 
mit  dem  Abstieg  an  Grösse  wachsend;  erweitert  sich  das  Thal,  dann 
ziehen  die  genannten  Luftfeuchtigkeit  verlangenden  Arten  sich  wieder 
zurück,  die  Gelbkiefer  oder  selbst  die  Prärie  tritt  wieder  an  ihre 
Stelle. 

Da  mit  einem  Male  öffnet  sich  eines  der  lieblichsten  landschaft- 
lichen Bilder,  die  mein  ziemlich  verwöhntes  Auge  je  erblickte;  die 
Bahn  betritt  die  Ufer  des  himmelblauen  See's  Pend  d'Oreille,  von 
dicht  bewaldeten  Bergen  eingefasst,  reich  an  grünen  Inseln,  nicht  breit 
und  ständig  die  landschaftlichen  Bilder  wechselnd,  ist  diese  100  Kilo- 
meter lange  blaue  "Wasserfläche  vielleicht  der  entzückendste  See,  den 
die  Union  besitzt;  diese  Perle  wurde  leider  den  Indianern  als  Keser- 
vation  zugeAviesen,  die,  in  ihre  rothen  Tücher  gehüllt,  ihr  Leben  mit 
Fischfang  und  Nichtsthun  verbringen. 

Der  Eiufluss  dieser  gewaltigen  Wassermenge  auf  eine  Verzögerung 
des  Herbstes  und  jedenfalls  auch  des  Frühjahrs  ist  unverkennbar.  Hier 
an  den  Uferhängen  w^aren  die  Lärchen  noch  grün,  die  unmittelbar  nach 
dem  Verlassen  des  Seebeckens  wieder  in  goldgelber  Farbe  glänzten; 
die  Thuja  ist  dort  in  der  feuchten  Atmosphäre  und  dem  feuchten 
Grunde  besonders  mächtig;  sie  liefert  vortreffliches  Nutzholz,  das  man 
zur  Erbauung  einer  langen  Brücke  über  einen  Seitenarm  des  See's 
benutzt  hat. 

Eilt  man  weiter  nach  Westen,  so  ändert  sich  mit  einem  Male  die 
ganze  Landschaft,  Berge  tauchen  auf  mit  sanften  Wölbungen,  die  Thäler 
weniger  eingeengt,  der  Boden  von  vorwiegend  sandiger  Beschaffenlieit 
—  Douglasia,  Lärche,  Thuja  und  Tsuga  sind  verschwunden,  die  Gelb- 
k  i  c  f  e  r  tritt  auf  und  eine  zweite  kurznadelige  Kiefer  (Pinus  Murrayana), 
die  mit  der  östlichen  Banksiana  nahe  verwandt  ist  und  dieser  in  allen 
Stücken  so  parallel  geht,  wie  in  diesen  Oertlichkeitcn  die  Gelbkiefcr 
(ponderosa)  der  Rothkiefer  (resinosa). 

Das  Terrain  senkt  sich,  die  Kiefcrnwaldungen  öffnen  sich  mehr 
und  mehr,  lösen  sich  in  Gruppen  und  endlich  in  einzelne  auf  der 
angrenzenden  Prärie  zersti'eute  Individuen  auf;  die  Grenzlinie  1200  Bieter 


—     246    — 

ist  überschritten,  der  herrliche  Wald  ist  zurückgeblieben  und  alles  ist 
wieder  gelbbraune  Prärie  soweit  das  Auge  reicht. 

In  dieser  trostlosen,  welligen  Graslandschaft  erhebt  sich  ein  vulka- 
nisches Mittelgebirge,  die  Blue  Mountains;  reichliche  Wasserläufe  aus 
der  Nebelregion  der  Berge  durchrieseln  die  Thäler  und  erfüllen  sie 
mit  üppigem  Bauniwuchse ;  mit  1200  Meter  betritt  man  augenscheinlich 
die  eigentliche  Waldzone,  einen  Wald,  der  dem  in  Montana  entscliieden 
an  Höhenentwickling  überlegen  ist,  die  Avestliche  Lärche  auf  den  nörd- 
lichen, tiefgründigen  Berghängen  erscheint  als  der  höchste  Baum  mit 
45  Meter  Höhe;  die  gelbe  Kiefer  auf  den  sandigen  und  sonnigen 
Plateau's  erhebt  sich  bis  zu  40  Meter  Höhe;  die  Douglasia  reiht  sich 
mit  35  Meter  durchschnittlicher  Höhe  an;  zu  ihr  gesellen  sicli  noch 
eine  Fichte  (Picea  Engelmannii)  und  eine  Tanne  (Abies  grandis),  die 
ich  in  unmittelbarer  Nähe  nicht  in  erwachsenen  Exemplaren  finden 
konnte.  Eigenthünilich  ist  das  Yerhalten  der  Pinus  Murrayana,  die 
Identität  mit  der  früher  erwähnten  vorausgesetzt.  Diese  Kiefer  über- 
zieht in  vielen  reinen  Beständen  die  feuchten,  kalten  Einsenkungen 
mit  nördlicher  Exposition ;  mit  den  zahlreichen  Aesten  ineinandergreifend 
erheben  sich  diese  Kiefern  zu  einer  durchschnittlichen  Höhe  von 
28  Metern. 

An  die  Stämme  der  Bäume  in  den  Kocky  Mountains  besonders 
der  rauhborkigen  Douglasia  heftet  sich  eine  hellgelbgrüne,  auffallende 
Strauchflechte,  von  etwa  5  cm  Länge ;  liier  in  den  blauen  Bergen  nälier 
der  Fe uchtigkeits quelle,  dem  Stillen  Ocean,  flattert  eine  lange,  braune 
Bartflechte  von  den  Aesten  der  Bäume;  leider  ist  die  Kegenmenge 
und  Feuchtigkeit  der  Luft  nicht  konstatirbar,  aber  die  Leute,  die  mitten 
im  Walde  auf  der  Höhe  der  Berge  wohnen,  versichern,  dass  in  den 
Monaten  April,  Mai  und  Juni  heftige  Kegen  herabstürzen. 

Zur  Zeit,  als  ich  diese  Berge  bestieg  (Mitte  Oktober),  war  Wochen 
lang  wolkenloses  Wetter  vorausgegangen;  der  heftige  Nachtfrost  ver- 
schwand da,  wo  die  Sonne  auftraf;  im  Schatten  aber  blieb  die  Boden- 
fläche fest  gefroren. 

Bei  Dalles  ist  das  Cascaden-Gcbirge  überschritten,  die  feuchte 
Luft  des  Meeres  streicht  ungehindert  im  Thale  des  hellblauen  Columbia- 
flusses  aufrecht,  einen  Wald  aus  dem  Boden  hei'vorlockend ,  der  über- 
rascht durch  seine  Frische,  seinen  Artenreichthum  und  vor  allem  seine 
Höhenentwicklung.  Laubhölzer  mischen  sich  dem  Walde  bei,  Ahorn, 
Eschen,  Erlen,  an  denen  eben  die  ersten  Spuren  einer  hei'bstlichen 
Färbung  erkenntlich  sind;  Tsuga  und  Thuja  erscheinen  wieder  untei* 
ihnen,  grünes  Gras,  ein  seit  Wochen  ungcwolinter  Anblick,    überzieht 


-     24?     — 

die  baumlosen  Stellen  und  baimilos  ist  es  nur  da,  wo  das  Feuer,  diese 
Landplage,  gewüthet  hat. 

Eegierungsberichte  und  Versicherungen  der  Reisenden  stinmien 
darin  überein  und  eigene  Anschauung  kann  es  bestätigen,  dass  viele 
Quadratmeilen  dieser  herrlichen  Bergwälder  verkohlt  sind  und  man 
darf  sich  glücklich  schätzen ,  während  der  trockenen  Zeit  (Herbst)  von 
der  ganzen  Landschaft  überhaupt  etwas  zu  sehen,  denn  es  gehört  zu 
den  alljährlichen  Erscheinungen,  dass  über  die  Staaten  Montana, 
Washington  und  Oregon  Wochen  lang  dichter  Rauch  sich  legt,  der 
wie  Nebel  jeden  Ausblick  verschliesst ;  so  wird  in  den  dortigen  Wald- 
ungen gewirthschaftet ! 

Hand  in  Hand  mit  dem  eben  geschilderten  Wechsel  in  der  Wald- 
vegetation, ging,  als  ich  im  Oktober  diese  Fahrt  unternahm,  auch  eine 
Yeränderimg  des  Witterungscharakters ;  östlich  von  den  Bergen  und 
in  den  Bergen  war  wolkenloser,  klarer  Hinmiel  mit  kräftigen  Nacht- 
frösten; kaum  bog  man  in  die  Thäler  des  Cascaden-Grebirges  ein,  so 
zeigten  sich  kleine  Wölkchen,  die  weiter  nach  Westen  hin  zusammen- 
flössen und  endKch  den  ganzen  Himmel  mit  bleigrauen  Wolkenmassen 
überzogen;  unter  Tags  löste  sich  das  Gewölke  wieder  auf,  hatte  somit 
nur  während  der  Nacht  die  Abkühlung,  die  Nachtfröste  verhindert, 
das  Klima  gemildert. 

Nun  beginnt  auch  die  menschliche  Thätigkeit  in  anderen  Zeichen, 
als  in  Kohlensäulen  sich  zu  äussern;  einzelne  Farmer  haben  bereits 
im  Thale  den  Wald  hinweggefegt,  mit  Holzzäunen  ihr  Eigenthum 
umgeben  wie  im  Osten. 

Ln  Unterlauf  des  Columbia,  wo  das  Thal  sich  verbreitert,  sowie 
an  den  Tributärfliissen  desselben  auf  dem  reichen,  aus  vulkanischem 
Gestein  hervorgegangenen  Boden  gesellen  sich  zu  den  liesenhaften 
Douglasia's  Eichen,  Thujen,  Tsuga  und  Tannen,  endlich  Pappeln,  Laub- 
bäume, die  mit  60  Meter  Höhe  den  berühmten  Rasamala's  (Liqui- 
dambar  Altingiana)  von  Java  an  Grösse  gleichkommen. 

Nur  ein  paar  Breitengrade  nördlich,  am  Fuget  Sound,  wo  das 
Meer  in  vielen  Armen  tiefer  in  das  schwach  hügelige  Land  eingreift, 
da  liegt  in  dem  feuchten,  gemässigt-warmen  Klima  das  Optimum  der 
Douglasia  und  der  Thuja. 

Diesen  Wald  übertrifft  kein  Nadelwald  der  nördlichen  und  süd- 
lichen Halbkugel  an  Flächenausdehnung  und  nur  die  Waldungen  der 
Sequoia's  kommen  ihm  in  der  Höhenentwicklung  gleich. 

Icli  habe  nicht  nach  Riesen -Doughisia's  gesucht,  konnte  aber 
gelegentlich  mehrmals  80  Meter,  selbst  90  Meter  konstatiren;  die  Tsuga, 


—     248     — 

die  Grosstaiine,  die  Sitka-Ficlite  reihen  sich  mit  60  Meter  und  darüber 
an,  und  die  kleinste  Baumriesin,  die  Thuja  erreicht  noch  55  Meter  Höhe. 

Hier  liegt  das  Gros  der  westlichen  Nutzholzproduktion  und  Yer- 
arbeitung;  das  Material  liefert  in  erster  Linie  die  Douglasia.  Bei  uns 
ist  es  ein  Segen  für  den  Wald,  wenn  eine  Bahn  ihn  erschliesst;  in 
Amerika  ist  es  in  der  Kegel  sein  Untergang.  Yiel  schlimmer  als  die 
gründliche  Abschlachtung  alles  Brauchbaren  und  vor  allem  der  Samen 
liefernden  Mutterbämiie  ist  selbstverständlich  das  Feuer,  das  nie  fehlt, 
wo  der  Mensch  auftritt  und  nur  zur  Kühe  kommt,  wenn  es  an  Er- 
schöpfung der  brennbaren  Yorräthe  von  selbst  stirbt  oder  durch  langen 
Regen  niedergeschlagen  wird.  Die  beigegebenen  Abbildungen :  „Fällung 
der  Douglasia,  ihre  Yerbringung  durch  Zugthiere  und 
Eisenbahn"  mögen  ein  Bild  geben  von  der  Energie  und  Schonungs- 
losigkeit, mit  der  alle  derartigen  Unternehmungen  in  Amerika  in  Scene 
gesetzt  werden.  Auf  den  möglichst  schnellen  und  grossen  Profit  von 
einigen  Wenigen  zugeschnitten,  rentiren  solche  Unternehmungen  nur 
wegen  der  seit  Jahrhunderten  angehäuften  kolossalen  Holzvorräthe ;  sie 
rücken  dem  Holzvorräthe  nach,  wenn  ein  Platz  erschöpft  ist;  solche 
epliemere  Unternehmungen  gehen  von  selbst  zu  Grunde  wie  das  Feuer, 
nachdem  alles  Brauchbare  aufgezehrt  und  der  Kest  verwüstet  ist;  ein 
(ilück,  wenn  nicht  auch  das  Nährkapital  des  Bodens  dabei  ruinirt 
wird,  wie  das  so  oft  in  den  White -Pine -Waldungen  des  Ostens  der 
Fall  ist.  Möglich,  dass  in  den  entfernten,  bergigen  Gebieten  sich 
noch  eine  tüchtige,  unberührte  Keserve  erhalten  kann;  die  Yertreibung 
der  Chinesen  im  Westen,  der  billigen  Arbeitskräfte,  die  damit  Hand 
in  Hand  gehende  Erhöhung  der  Arbeitslöhne  dürfte  vielleicht  manches 
dorai-tigc  Unternehmen,  das  auf  diese  Honigtöpfe  in  den  Bergen  gemünzt 
ist,  vereiteln,  bis  zu  einer  Zeit,  in  der  man,  beschämt  über  die  Yer- 
gangenheit,  gewissenhafter  und  klüger  mit  dem  Geschenke  Gottes 
nnizugehon  verstehen  wird. 

^Iitt(.'n  in  dem  mächtigen  Forste  erglänzt  das  schneebedeckte 
Haupt  des  4400  Meter  hohen  Yulkanes  Tacoma,  ein  Gebirgsstock  für 
sich  in  der  Cascaden-Keihe,  stark  zerklüftet,  reich  an  unzugänglichen 
Thalschluchten,  in  denen  Bäche  von  den  gewaltigen  Gletscherfeldern 
des  Berges  znr  Tiefe  eilen.  Nichts  sonst  unterbricht  die  Stille  des 
Xadel Waldes;  dicke  Klumpen  von  wasserdurchtränkten  Moospolstern 
lagcin  auf  den  Aesten,  ein  Zeichen  von  ständiger  und  grosser  Feuch- 
tigkeit der  Luft;  in  den  Schluchten,  hart  über  den  Gebirgsbächen  hängt 
die  Thuja,  festgewurzelt  in  den  Felsspalten;  wo  die  Ufer  sich  ver- 
breitern   und    reichli(;h    unterirdisch    vom  Bache    durchtränkt    werden, 


Fällung  der  Douglasia  in  Washiuglon  Territory. 


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-     252     — 

entsprosst  ein  Dickicht  von  grasgrünen  Halbbäumen,  dem  Acer  circi- 
natiim,  kaum  Eaum  für  saftige,  grossblätterige  Liliaceen  oder  manns- 
hohes Schilf,  oder  für  ein  Brombeer-  und  Sambucus-Gestrüppe  lassend ; 
und  mitten  unter  diesen  erhebt  sich  mit  mächtigem  Stamme  die  Sitka- 
Fichte,  ihre  Krone  weissscliimmernd  wie  die  der  Silbertanne  des  Hima- 
laja; mit  ihr  wetteifert  die  Thuja,  die  mit  ausserordentlich  breiter 
Basis  beginnend  (ich  mass  oft  in  1,5  Meter  Höhe  noch  über  3  Meter 
Durchmesser)  rasch  in  eine  feine  Spitze  ausläuft.  Wo  weniger  Befeuchtung 
des  Bodens  gegeben  ist,  überziehen  mannshohe  Farnkräuter  oder  Moose 
den  Boden,  der  uneben  ist  durch  die  zahllosen  Dänmie  aus  humoser 
Erde  —  den  UebeiTesten  der  vergangenen  Baumgeschlechter.  Dass 
da  Douglasia's  stocken  konnten,  die  bis  zu  100  Meter  Höhe  empor- 
wuchsen und  nach  den  Yersicherungen  von  Sägmühlenbesitzern  mit 
4  Meter  Durchmesser  eine  Bretterwaarenausbeute  von  28  cbm  lieferten 
(da  überdiess  ein  Drittel  des  Schaftes  dabei  verloren  geht,  so  berechnet 
sich  der  ganze  Inhalt  solcher  Holzriesen  auf  volle  42  cbm!),  darf  man 
füglich  nicht  in  Frage  stellen.  Jeder  Schritt  in  diesen  Bergen  verräth 
die  Kraft  des  vulkanischen  Bodens,  die  Güte  des  Klima's,  das  alle 
Vorzüge  für  Nadelholzvegetation  —  schneereiche,  lange  Winter,  warme 
Sommer,  gleiclmiässige  Yertheilmig  der  Niederschläge  und  grosse  relative 
Feuclitigkeit  der  Luft  während  des  ganzen  Jahres  —  in  sich  schliesst. 

Blickt  man  über  eine  steile  Wand  in  die  Tiefe,  Wald  stockt  auf 
allen  Bergen  und  Thälern,  Wald  überzieht  die  ferne  Ebene  bis  zur 
Küste,  und  nach  Osten  hin  ist  wiederum  alles  Wald,  so  weit  die  Seh- 
kraft reicht. 

Einstweilen  sind  Farmen,  ja  ganze  Dörfer  und  Städte  mit-  dem 
für  Hunderttausende  von  Einwohnern  ausgelegten  Strassennetze  immer 
noch  unscheinbare  Löcher  in  dem  dunkelgrünen  Teppiche.  Dort  ist 
zweifellos  noch  viel  zu  viel  Wald,  dessen  Produkte  die  ganze  Küste 
entlang  verfrachtet  werden.  Viel  Boden  ist  vortrefflich  für  Landwirth- 
schaft  geeignet,  der  Wald  wird  dort  weichen  müssen  und  mit  Recht ; 
so  blüht  zum  Beispiel  im  Puyallup-Tliale  der  Hopf enbau ;  aber  mancher 
Hügel  ist  bereits  kahl  oder  es  überzieht  ihn  nur  noch  ein  niederes, 
krüppelhaftes  Wachsthum  der  Douglasia;  man  rasirt  eben  den  Wald 
des  Holzes  oder  auch  der  Vielizucht  wegen  überall  kahl  hinweg  und 
wenn  man  dann  daran  gellt  zu  untersuchen,  ob  auch  landwirthschaftlich 
aus  dem  Boden  etwas  zu  machen  wäre,  so  ergibt  sich  nur  zu  oft  ein 
negatives  Kesultat. 

AVer  aus  dem  Osten  kommt,  der  beginnt  im  Westen  wiederum, 
als  hätte  er  in  dem  jahrelangen  Ringen  im  Osten  nichts  gelernt.    Der 


—     253     — 

Westen  steht  den  im  Osten  lebenden  Amerikanern  so  fern,  wie  uns 
Europäern  Amerika;  dort  heisst  es  wiederum,  ist  alles  anders  als  in 
der  Heimat,  eines  ausgenommen  —  die  geträumte  Unerschöpflichkeit 
der  Holzvorrätlie.  Am  schlimmsten  freilich  für  den  Wald  und  für 
vieles  andere  sind  die  Neu-Eingewanderten ;  wer  frisch  aus  Europa 
konmit,  den  Grimm  auf  die  sklavische  und  dumm-ideale  alte  Welt  im 
Herzen  und  auf  der  Zunge,  oft  zur  Entschuldigung  des  eigenen  miss- 
lungenen  Ich's,  findet  hier  im  Westen,  avo  Gresetze  und  Sitten  noch 
ziemlich  locker  sind,  ein  freies  Feld  für  die  Entfaltung  seiner  unter- 
drückten Geistesgaben.  Nur  Wenige  finden  Ruhe  und  Zufriedenheit 
und  werden  zu  brauchbaren  ]\Iitgliedern  des  grossen  Staatswesens;  die 
Meisten  aber  irren,  trotzdem  sie  Bürger  geworden,  heimatlos  umlier 
und  verderben  mehr  als  sie  erwerben  und  dem  gesammten  Wohle 
nützen. 

Im  Optimimi  der  Douglasia  gesellen  sich  zu  den  schon  früher 
genaimten  Laubhölzern  noch  eine  Weisseiche,  Cornus,  Pyrus,  Prunus- 
Arten,  mehr  Halbbäume  imd  Sträucher  als  werthvolle  Nutzstämme. 

Das  Klima  dort  gleicht  den  wärmeren  Länderstrichen  Deutsch- 
lands, dem  Klima  der  Flussniederungen  mit  vorwiegend  Eichen,  Ulmen, 
Eschen  als  Baimivegetation,  avo  Weizen  und  Hopfen,  selbst  Mais  und 
Wein  gedeihen.  Als  ich  die  Gegend  besuchte  —  Ende  Oktober  — 
fiel  eben  das  Laub  von  den  Bäumen;  in  den  Blumenbeeten  blühten 
noch  Dahlien  unberührt  von  fi'ostigen  Nächten.  Der  Winter  ist  schnee- 
reich und  mild  (durchsclmittlich  4^  C);  die  tiefste  in  diesem  Land- 
striche bis  jetzt  (Winter  1884)  beobachtete  Temperatur  Avar  —  17^  C, 
während  der  Hauptvegetationszeit  fällt  ca.  130  nmi  Regen,  Avährend  des 
ganzeu  Jahres  1375  mm;  auffallend  gross  und  gleichmässig  durch  das 
gauze  Jahr  ist  die  relative  Feuchtigkeit  mit  75 — SO^jo- 

An  der  Küste  entlang  nordAvärts  dürfte  diese  gemässigt -warme 
Region  auf  der  Höhe  von  Sitka  allmählig  in  die  gemässigt  -  kühle 
Region  übergehen;  nach  Süden  hin  fällt  die  Grenze  der  gemässigt- 
Avarmen  und  der  subtropischen  Zone  mit  der  Staatsgrenze  zAvischen 
Oregon  und  Californien  zusammen,  genau  genommen  sind  es  die  Siskyou- 
Berge  und  der  vulkanische  Gebirgsstock  Mt.  Shasta,  Avelche  die  Grenze 
markiren. 

Die  Lisel  Yancouver  muss  noch  der  Avarmon  Region  zugezählt 
Averden,  denn  ihre  Eichen,  Eschen,  Pappeln  und  übrigen  Laubliölzer 
stehen  in  ihren  Dimensionen  kaum  hinter  denen  von  Oregon  zurück. 
Wo  das  Meer  an  seichte,  flache  Küsten  schlägt,  spielt  es  mit  den 
grossen  Baiunstämmen,  die  von  den  Flüssen  der  Insel  und  des  benach- 


—     254     — 

barten  Continentes  in's  Meer  getragen  werden;  es  fällt  auf,  dass  die 
Mehrzahl  dieser  Stännne,  besonders  astlose  Schäfte,  nachdem  sie  Jahre 
lang  von  den  Wellen  an's  Ufer  geworfen  wurden  und  wieder  in's 
Meer  zurückrollten,  schliesslich  eine  Gestalt  annehmen,  die  miverkennbar 
der  eines  Seehundes,  also  einem  in  gleichen  Oertlichkeiten  lebenden 
Tliiere,  ähnlich  ist. 

Wendet  man  sich  vom  Puget  Sound  wieder  nach  Süden,  rasch 
bleibt  der  schöne  Wald  zurück,  die  wellige  Landschaft  ändert  ihren 
ganzen  Charakter;  wo  der  Boden  sandig  wird,  treten  wieder  Pinus 
auf,  Prärie  drängt  sich  dazwischen;  der  Grund  liegt  klar  vor  Augen. 
Im  Westen  gegen  die  Feuchtigkeits quelle ,  das  Meer,  zu  hat  sich  ein 
Gebirge,  das  Coast  Range  vorgeschoben.  Da  mit  einem  Male  erscheint 
wieder  der  nördliche  Wald  in  voller  Ueppigkeit,  Eichen,  Pappeln, 
Eschen  und  Ahorn  sind  ihm  reichlich  beigemengt,  soweit  eben  durch 
das  breite  Thal  des  Columbia-Flusses  die  feuchte  Seeluft  in  das  Land 
treten  kann.  Wenige  Meilen  südlich  ist  der  Wald  der  Douglasia 
wieder  auf  die  höheren  Berge  oder  die  Ufer  kleinerer  Flüsse  beschränkt, 
eingefasst  von  dem  kaum  50'  hohen  Wachsthum  von  Eichen  mit  flachen 
Kronen,  von  Ferne  einem  aufgespannten  Schirme  vergleichbar;  an  den 
Aesten  derselben ,  an  den  ungepflegten  Obstbäumen  der  primitiven 
Farmen,  ja  selbst  an  den  Telegraphenstangen  und  Zäunen  haftet  eine  lang 
herabhängende,  weisse  Bartflechte.  Sie  überzieht  die  West-  und  Südwest- 
seite lind  verräth  eine  grosse  Menge  von  Feuchtigkeit,  freilich  zu  einer 
Zeit  (Oktober  bis  Febi'uar),  in  der  nur  sie  den  Nutzen  davon  hat. 

Wie  es  dem  flüchtigen  Blicke  ohne  genaue  Messung  scheint, 
steigt  die  Waldzone  im  südlichen  Oregon  zwischen  Coast  Range  und 
Cascaden-Gebirge  an  den  Bergen  herab  genau  in  demselben  Yerhält- 
nisse,    als    das  vorliegende  Coast  Range-Gebirge  seine  Passhöhe  senkt. 

Eine  Tour  über  dieses  Gebirge,  die  letzte  Barriere,  die  von  dem 
grossen  Feuchtigkeitsspender,  dem  stillen  Ocean,  trennt,  dürfte  manches 
Bemerkcnswerthe  bieten,  zumal  im  südlichen  Oregon,  wo  an  der 
Küste  bereits  einzelne  Vertreter   der   subtropischen  Region  auftreten. 

Beim  Aufstiege  an  den  Bergen  beginnt  der  Wald  mit  buschigen 
Eichen  und  Strauchwerk  von  Cornus,  Crataegus  etc.  und  einzelnen 
Kiefern;  die  Eichen  drängen  sich  in  den  Thälern,  an  den  Flussläufen 
zu  Gruppen  zusaiiiincii  mit  sparrigen,  isolirt  aufgewachsenen  Stämmen ; 
in  dem  niederen  Gesträuch  erscheinen  zuerst  an  den  Nordhängen  ein- 
zelne Libocedrus  und  Douglasias;  sie  nehmen  immer  mehr  an  Zahl 
zu  und  kiiiz  bevor  man  die  Passhöhe  erreicht  hat,  gesellen  sich  zu 
ihnen    an    den    P>acliutciii    die   Thuja,    dann    die    Tsuga    und    mehrere 


—     255     — 

Tannen.  Hat  man  die  Passhöhe  überschritten,  so  erscheint  ein  neuer 
Baum,  eine  immergrüne  Castanopsis  mit  goldgelben  Blättern;  rasch 
ansteigend  wachsen  die  Grössenverhältnisse  der  genannten  Nadelhölzer; 
Douglas-Tannen  mit  90  Meter  Höhe  ragen  aus  den  Schluchten  empor; 
man  erblickt  zuerst  in  Augenhöhe  den  Gipfel  und  beachtet  ihn  kaum; 
einige  lange  Strassenserpentinen  führen  dann  zur  Basis  des  Kolosses. 
Ein  neuer  Strauch  mit  lorbeerartigen  Blättern  und  gewürzigem  Aroma 
tritt  auf,  je  tiefer  man  steigt;  dazwischen  einzelne  kleine,  weisse 
Pflänzlinge  der  Chamaecyparis  Lawsoniana;  nach  langem  Abstiege  sind 
sie  ein  erfreuliches  Zeichen,  dass  das  Ziel  der  beschwerlichen  Reise 
auf  bodenlos  primitiven  und  menschenleeren  Bergwegen  endlich 
näher  rückt. 

Als  ich  Ende  Oktober  1885  die  Tour  unternahm,  hatte  leider 
bereits  der  Winterregen  eingesetzt;  Dora,  eine  einsame  Ansiedelung 
in  einem  fruchtbaren  Thale  auf  der  Westseite  der  Berge  war  endlich 
in  tiefer  Nacht  erreicht;  wie  überraschte  da  das  Bild,  das  sich  dem 
neugierigen  Auge  am  andern  Morgen  bot;  alles  war  verändert,  nur 
der  bleigraue  Himmel  nicht;  die  immergrünen  Umbellularia's  waren 
inzwischen  zu  mächtigen  Bäumen  geworden,  die  sich  an  den  Fluss- 
ufern zu  dicht  geschlossenen,  aromatisch  duftenden  Wäldern  vereinigten, 
die  lorbeerartigen  Früchte  fielen  eben  zu  Boden,  ein  Leckerbissen  für 
die  Schweine;  auf  den  Aesten  und  Stämmen  lagerten  dichte  Moos- 
polster, in  denen  auch  noch  eine  reichliche  Farnkrautflora  genügend 
Nahrung  fand;  aber  nahebei,  auf  sonnigen  Hängen,  standen  bereits 
einzelne  Lawsonia's  mit  50  Meter  Höhe. 

Noch  waren  mehrere  kleinere  Bergrücken  zu  übersteigen ;  die 
immergrüne  Castanopsis  mengte  sich  zwischen  die  Nadelhölzer  mit 
pfeilgeradem,  massig  hohem  Schafte,  langsam  erwachsen  unter  dem 
ziemlich  dichten  Dache  der  Kronen;  Rhododendron  (maximum?)  so 
mächtig  wie  im  Osten,  Berberis  Aquifolia  und  andere  Immergrüne 
gesellen  sich  zu  den  Sträuchern;  steigt  man  an  den  Bergen  abwärts, 
so  verschwindet  die  Thuya  an  den  Bachufern,  die  Lawsonia  tritt  an 
ihre  Stelle;  endlich  liegt  vor  den  Augen  eine  schwaclnvellige  Land- 
schaft, reichlich  durchzogen  von  seeförmigen  Erweiterungen  der  Flüsse, 
von  Brakwasserpfützen,  die  die  Fluth  anstaut,  und  tief  in  das  Land 
schneidenden  Meeresarmen,  und  in  weiter  Ferne  schimmert  in  unver- 
gleichlichem Blau  der  grosse,  nie  stille  Ocean :  das  ganze  Küstengebiet, 
über  das  das  Auge  hinschweift,  ist  die  Heimat  der  Lawsonia. 

Näher  dem  Meere  gewinnt  (li(^  sandige  Beimengung  im  Boden 
allmälilig    das    Uebergewicht,    die    Zalü    der  Douglasia's    und    Fichten 


—     256     — 

nehmen  allmählig  ab,  jene  der  Lawsonia  zu;  an  die  Nähe  des  Meeres 
gebunden ,  ist  das  Yerbreitungsgebiet  der  Lawsonia  ein  beschränktes ; 
die  Küste  des  südlichen  Oregon,  avo  sie  in  Optimo  gedeiht,  kennzeichnet 
ein  sehr  gemässigt-warmes  Klima ;  Dahlien  standen  noch  Ende  Oktober 
in  voller  Blüthe  in  den  Gärten,  die  Feige  (Ficus  Carica)  gedeiht  im 
Freien  und  reift  Früchte,  ja  selbst  der  Eucalyptus  bleibt  unberührt 
von  den  geringen  Frösten  des  milden  Winters.  Dort  und  im  Norden 
Californiens  wird  die  Lawsonia  höher  geschätzt  als  jeder  andere  Nutz- 
baum; doch  auch  hier  musste  der  Besitzer  einer  grossen  Sägmühle, 
die  fast  ausschliesslich  Lawsoniaholz  verarbeitet,  zugestehen:  „Millions 
of  acres  are  burnt." 

Der  Gebirgsstock  des  Mount  Shasta  ist  ein  mächtiger  Grenzpfahl 
zwischen  der  bisher  kurz  geschilderten  Waldflora  der  gemässigt-Avarmen 
Region  und  der  subtropischen,  die  sich  von  da  an  südlich  bis  tief  in 
das  Lower  California  ausdehnt. 

Die  Eigenartigkeit  des  californischen  Klima's  habe  ich  in  allge- 
meinen Zügen  bereits  geschildert;  der  Küstenstrich  ist  feucht  und 
warm;  der  klimatisch  auffallendste  Ort  ist,  wie  schon  erwähnt,  San 
Francisco,  dessen  mittlere  Temperatur  der  Monate  Juni,  Juli  und  August, 
niedriger  ist  als  die  irgend  einer  anderen  Stadt  in  den  Yereinigten 
Staaten,  selbst  die  nordAvestlichen  Präriestaaten  nicht  ansgenommen. 
Die  täglichen  Temperaturschwankungen,  Avie  jene  ZAvischen  Sommer  und 
Winter,  übersteigen  nicht  8^  C;  nördlich  und  südlich  von  San  Francisco 
ist  der  Sommer  Avärmer.  Hoch  oben  in  den  forstlich  so  merkAvürdigen 
Bergen  bestehen  keine  meteorologischen  Stationen;  jene  in  der  Ebene 
südAvärts  zwischen  Coast  Range  und  Cascade  Range  beweisen  nur  das 
Fehlen  von  Wald  in  Folge  allzugeringer  Niederschläge  Avährend  der 
Vegetationsmonate;  leichter  Frost  ist  dort  nicht  selten,  Avestlich  vom 
Coast  Range-Gebirge  dagegen  unbekannt. 

Vom  mittleren  Californien  aus  in  die  hohen  Berge  der  Sierra 
Nevada  vorzudringen,  Avar  mir  im  Jahre  1885  nicht  mehr  möglich; 
die  Zeit  und  die  Wanderlust  drängten  mich  Aveiter  nach  Westen,  avo 
(las  Wunderland  Japan  mit  all'  seinen  unbekannten  und  darum  doppelt 
anreizenden  forstlich-botanischen  Schätzen  vor  mir  auftauchte;  erst  auf 
meiner  ZAVciten  Reise  nach  Japan  im  Jahre  1887  bot  sich  mir  Gelegen- 
heit, (las  mit  grossem  Unrecht  Versäumte  nachzuholen. 

Vom  Süden  kommend  und  (luicli  manche  liai-te  Tour  in  mensclien- 
leeren  Bergen  olnie  ReisegelegenlicMt  und  ünterkunftsstätte  gestählt, 
Avähltcn  wir  den  durch  seine  Wahlbestände  im  Hochgebirge  berühmten 
Fresno  County,   dessen  Berge  fast    nie    von  Ton  listen    besucht  werden, 


—     257     — 

die  näher  bei  San  Francisco  in  das  scenerienreichere  aber  baumärmere 
Yosemite-Thal  eilen. 

Schon  ehe  wir  die  Prärie  verliessen,  deren  Oberfläche  zahllose, 
kleine  Hügel  von  kaimi  ein  paar  Fuss  Höhe  und  spärliches  Gras 
bedeckten,  betraten  wir  grosse  Haine  von  ziemlich  locker  stehenden 
Eichen,  der  grossfrüchtigen  Quercus  lobata,  die  der  von  den  Bergen 
herabsickernden  Bewässerung  ihren  Ursprung  verdanken.  In  den  Berg- 
thälern  reichen  diese  Eichen  mit  Qu.  oblongifolia  und  Douglasii  bis 
zu  1800  Bieter  empor;  unterwegs  gesellen  sich  zu  ihnen  an  den  Fluss- 
läufen einzelne  Eschen,  Platanen  (Platanus  racemosa),  weissrindige, 
strauchartige  Rosskastanien,  Cercis,  Straucheichen ;  die  Sabinkiefer,  die 
sonst  unter  den  isolirten,  breitkronigen  Eichen  in  zahlreichen  Indi- 
viduen mit  laubholzartigem  Aufbau  sich  einmengt,  fehlt  hier  ganz. 

Bei  ca.  1800  Meter  begegnet  man  wieder  Gelbkiefern,  die  vorerst 
nocli  die  Nordseite  der  sandig-kiesigen  Hügel  bedecken  und  dort  eine 
blätterabwerfende  Flora  vertreten.  Mit  der  Gelbkiefer  erscheint  eine 
weitere  Eiche,  Quercus  Kelloggii,  deren  Standgebiet  zweifellos  ziu- 
gemässigt-warmen  Region  zählt.  Yon  2000  Meter  aufwärts  lag  zur 
Zeit  als  wir  aufstiegen  (Anfangs  Dezember)  bereits  Schnee.  In  den 
trockenen,  warmen,  sonnigen  Lagen  erreichten  noch  die  Eichen  respectable 
Dimensionen,  vorwiegend  sind  aber  Gelbkiefern;  an  den  Flussläufen 
lebt,  wie  die  Thuja  im  Norden  so  hier  die  libocedrus,  die  Stellver- 
treterin jener  Holzart;  auf  feuchten,  sandig  -  kiesigen  Abdachungen 
erwächst  die  Pinus  Jeffreyi,  bis  zu  70  Meter  Höhe  emporsteigend,  ein- 
zelne Tannen  (Abies  concolar)  von  gleicher  Höhe  stellen  sich  dazwischen ; 
wo  aber  das  Klima  nur  wenig  kühler  wird,  sei  es  durch  nördliche 
Exposition  oder  durch  klammartige  Einengung,  da  vereinigen  sich 
Tannen  und  Libocedrus  mit  der  Zuckerkiefer,  Pinus  Lambertiana,  zu 
einem  massig  geschlossenen  Hochwalde,  dem  auch  jüngere  Geschlechter 
nicht  fehlen;  die  Durchschnittshöhe  der  Althölzer  ist  sicher  mit  70  Meter 
Höhe  nicht  zu  hoch  gegriffen.  Ein  paar  hundert  Fuss  höher  hinauf 
verschwindet  die  Gelbkiefer  ganz,  Jeffrey's  Kiefer  wird  seltener,  Tanne 
und  Zuckerkiefer  dagegen  liäufiger,  da  betritt  man  mit  einemmale  eine 
Mulde  —  ohne  zu  wollen  hält  man  sein  Pferd  zurück.  Bevor  man 
Darjeeling  im  östlichen  Himalaya  erreicht,  biegt  man  plötzlich  um 
eine  Felsmauer,  die  während  des  Aufstieges  jeden  Fernblick  abschnitt; 
da  mit  einennnalc  taucht  der  schneeweisse  Riese  unter  den  Bergen, 
der  Kintchinchunga  auf;  solch'  unerwartete  Grösse  und  Schönheit 
unterdrückt  jedes  Wort  und  hemmt  die  Bewegung;  das  war  auch  der 
Eindruck,    den  das  Waldbild    in    der  Sien-a  Nevada  in  mir  hervonief. 

Dr.  Mayr.  17 


^     258     — 

Dass  man  da  den  Massstab  für  Baumhohe  und  Massenschätzung 
verliert,  ist  verzeihlich;  der  70  Meter  hohe  Hochwald  ist  dort  wieder 
zum  Nebenbestand  geworden,  über  den  ein  Hochwald  von  ca.  100  Meter 
hohen  Sequoia's  sich  aufthürmt;  in  über  tausendjähriger  Ungestörtheit 
an  einem  enormen  Schafte  und  einer  demselben  proportionalen  Höhe 
bauend,  hatten  sie  mehrere  Generationen  des  etwa  dreihundertjährigen 
Bodenschutzbestandes  zu  Boden  stürzen  sehen. 

Tiefer  Schnee  bedeckte  damals  den  Boden,  ein  klarer  Himmel 
wölbte  sich  über  den  dunklen  Baumkronen,  während  in  der  Tiefe 
kalte  Nebel  wogten;  frische,  erquickende  Luft  durchwehte  den  majestä- 
tischen, von  rothen  Säulen  getragenen  Dom;  kaum  dass  man  das  leise 
Gezwitscher  der  geschäftigen  Meisen  in  den  Baumkronen  hören  konnte. 

Mt  freiem  Blicke  nach  dem  fernen,  regenspendenden  Meere,  mit 
dem  Kücken  durch  hohe  Berge  gegen  allzu  kalte  und  trockene  Winde 
gedeckt,  erfreuen  sich  solche  Sequoiahaine  eines  langen,  aber  nicht 
kalten  Winters,  eines  warmen  und  feuchten  Sommers;  dass  in  dieser 
Region  ganz  kräftige  Stürme  hausen,  das  bestätigen  die  abgebrochenen 
Baimikronen;  dass  aber  ein  Baum  mit  über  30  Meter  Basisumfang 
auch  manchen  Stoss  ertragen  kann,  ist  jedenfalls  nicht  zu  bezweifeln; 
freilich  sind  die  stärksten  Exemplare,  die  man  bis  jetzt  gemessen,  mit 
vollen  50  Meter  Umfang  und  120  Meter  Höhe  in  unzugänglichen 
Klammen  erwachsen;  hoffentlich  werden  sie  dort,  gegen  Menschen  und 
Feuer  gesichert,  den  nachkommenden  Geschlechtern  erhalten  bleiben. 

Mit  traurigem  Blicke  trennt  man  sich  von  der  Stelle  und  schnell 
bleiben  zurück  Landschaft,  Vegetation  und  Klima,  all'  der  Zauber  der 
entzückenden,  durchaus  nicht  „wilden"  Natur,  wie  die  vielen  -  Eeise- 
erzählungon  aus  dem  „fernen  Westen"  ihren  leichtgläubigen  Lesern 
auftischen;  von  wilder  Natur  kann  man  allenfalls  dann  reden,  wenn 
man  bei  Nacht  und  heftigem  Sturme  einen  Wald  von  über  100'  hohen, 
morschen  Kolilensäulen  zu  passiren  hat  —  aber  diese  Wildniss  hat 
erst  der  Mensch,  nicht  die  Natur  geschaffen. 

Dieser  Gedanke  führt  uatiirgemäss  zur  Forstbenutzung  in  Cali- 
fornien. 

Wälireiu]  im  Norden  wie  Oregon,  Washington,  Montana  vorwiegend 
harte  Nadelhölzer  zur  Vei'fügung  stehen,  wie  die  westliche  Lärche,  die 
Doiiglasia,  die  Gelbkiefcr,  versorgt  Californien  den  Markt  mit  Hölzern, 
welche  wiedei*  (li(;  im  Osten  so  beliebten  Eigenschaften,  nämlich  Lcich- 
tigk(!it  und  lei(;hte  Bearbeitungsfähifj:keit  besitzen. 

Hierher  gehört  das  Jledwood,  das  Holz  d(^r  Sequoia  sempervirens, 
welch(!  }iuf  die  feuchten  Westhänge  der  Coast  Kange-Berge  bescbränkt 


—     26Ö    — 

ist  und  Seenähe  und  Wärme  zu  ihrem  Gedeihen  verlangt.  Dass  die 
Yorräthe  rasch  der  Erschöpfung-  entgegeneilen,  kann  nicht  mehr 
bestritten  werden. 

Das  Holz  der  Sequoia  gigantea  in  der  Sierra  Nevada  ist  noch 
viel  leichter  als  das  Kedwood;  wie  dieses  Holz  gewonnen  wird,  davon 
habe  ich  schon  früher  gesprochen;  ein  paar  Haine,  wie  der  Mariposa- 
grove  und  das  Yosemite-Thal  hat  man  als  „National-Eigenthum"  erklärt ; 
in  solchem  National  Property  kann  keine  Ansiedelung,  welche  den 
Wald  rodet,  Fiiss  fassen  und  hoffentlich  sind  auch  Vorkehrungen 
getroffen,  dass  Feuer,  dem  doch  so  leicht  vorzubeugen  wäre  (durch 
sti'enge  Ueberwachung  der  Touristen !),  umnöglich  ist. 

Am  Yellow  Stone-Flusse  hat  man  ein  geologisch  äusserst  merk- 
würdiges Gebiet  vor  den  Zerstörungen  diu'ch  Eeisende,  Ansiedler  und 
Minenarbeiter  gerettet  durch  Erklärung  zum  „National  Property",  wie 
es  aber  mit  den  Bäumen,  der  pflanzlichen  Zierde  der  Merkwürdigkeiten 
bestellt  ist,  erwähnte  ich  schon  fi-üher. 

Nachdem  man  allmählig  erkannt  hat,  dass  die  Freigabe  der  Berge 
unabänderlich  mit  der  Yerwüstung  dei-selben  und  des  darimter  liegenden 
Tieflandes  endet,  sollte  man  allen  Wald  in  den  Cascade  Kange  und 
Rocky  Mts.  als  „National  Property"  erklären,  den  für  die  Nation  zu 
erhalten  imd  geeignet  zu  nützen  allein  der  Staat  die  beste  Büi'g- 
schaft  bietet. 

Yortreffliches ,  leichtes  Nutzholz  liefert  ferner  die  Zuckerkiefer; 
auch  über  diese  möge  das  Wichtigste  dem  früher  Gesagten  entnommen 
werden;  weniger  ergiebig  und  geschätzt  sind  die  Hölzer  der  Jeffreyi- 
Kiefer,  der  Gelb-Kiefer  und  der  Libocedrus ,  am  wenigsten  von  allen 
das  Holz  der  Tanne;  der  schwierige  Transport  in  die  Ebene  verzehrt 
den  grössten  Theil  des  Gewinnes,  obwohl  das  Material  selbst  entweder 
fast  nichts  gekostet  hatte  oder  überhaupt  gestohlen  wurde. 

Das  südliche  Californien  zwischen  den  Gebirgszügen  ist  vor- 
wiegend eben  und  tief  liegend;  das  Coast  Range-Gebirge  steigt  in 
vielen  parallelen  Ketten  nach  Süden  hin  inuner  höher  an,  bis  es  endlich 
in  dem  Gebirgsstocke  der  San  Bernardino  und  San  Jacinto  sich  mit 
dem  Cascaden-Gebirge  zu  einer  Kette  vereinigt. 

Ein  Aufstieg  auf  den  San  Bernardino  im  südlichen  Californien 
mtig  ein  Bild  der  Yegetationsvertheilung  geben. 

Von  der  Prärie  am  Fasse  der  Berge  bis  zur  Passhöhe  bei  etwa 
2200  Meter  hat  man  mehrere  Hügelreihen  mit  successiver  Erhebung 
zu  passiren;  die  erste  Bergkette  fanden  wir  bei  unserem  Aufstiege 
Anfangs  Dezember  1887  mit  etwa  1 — 3  Meter  hohen  grünen  Sti'äuchern 


17 


—     260     — 

bewachsen,  werthvoll  nur  durch  die  Bindung  und  Erhaltung  des  Bodens ; 
die  nächste  Hügelreihe  bedeckte  abermals  Gesträuch,  darunter  besonders 
Manzanita,  während  die  kiesigen  Hänge  eine  Kiefer  (Pinus  tuberculata), 
einen  Baum,  von  etwa  15  Meter  Höhe,  trugen;  meist  nur  zu  Gruppen, 
seltener  zu  kleineren,  reinen  Beständen  schliesst  sich  dieser  Halbbaum 
zusammen.  Die  dritte  Hügelreihe  erhob  sich  steil  von  700  Meter  zu 
1700  Meter.  Yorherrschend  sind  zahlreiche  immergrüne  Eichen,  die 
ein  undui-chdringiiches  Dickicht  auf  den  Südhängen  dieser  Bergkette 
bilden.  In  diese  Zone,  welche  den  Schluss  der  subtropischen  Zone 
bezeichnet,  fällt  das  erste  Auftreten  von  winterkahlen  Laubhölzern 
(Platanen)  und  der  grossfrüchtigen  Douglasia;  diese,  welche  mir  eine 
gute  Species  zu  sein  scheint,  erhebt  sich  an  den  heissen  Südhängen 
bis  hart  zur  Passhöhe,  überschreitet  diese  aber  nicht.  Der  vierte  Berg 
trägt  in  der  Nähe  der  Passhöhe  winterkahle  Eichen  und  einzelne 
Kiefern,  liinter  derselben  senkt  sich  das  Gebiet  sehr  sanft  und  von 
vielen  Hügeln  durchzogen. 

Kaum  hatten  wir  die  Passhöhe  erreicht  nach  einer  Tour  in  glühend- 
heisser  Sonne,  so  überraschte  uns  ein  eisiger  Wind,  der  von  Nordost 
wehte,  tiefer  Schnee  bedeckte  den  Boden;  die  Mittagssonne  thaute 
zwar  die  Oberfläche  des  Schnee's  auf,  allein  in  der  Nacht  fror  diese 
wieder  so  stark,  dass  man  auf  ihr  wie  auf  einer  Eisschichte  gehen 
konnte  ohne  einzubrechen;  und  nur  300  Meter  tiefer  auf  der  Südseite 
vegetirt  die  letzte  Vertreterin  der  subtropischen  Flora,  die  im  tiefsten 
Winter  nur  leichter  Frost  berührt. 

Oben,  bei  2000  Meter  Höhe  ist  offenbar  die  Grenze  des  Laubwaldes 
erreicht,  der  sich  mit  Eichen,  Erlen  und  Weiden  auf  die  warmen 
Tliälor  und  Südhänge  zurückzieht;  Platanen  steigen  nicht  empor  zu 
dem  Waldgebiete,  das  klimatisch  unserem  Mittelgebirge  mit  Eichen- 
und  Buchen- Vegetation  sehr  nahe  kommen  dürfte. 

Dort  erwachsen  die  grössten  Jeffrey -Kiefern,  die  man  bis  jetzt 
beoba(;htot  hat,  wenigstens  übertreffen  meine  Messungen  —  volle  65  Meter 
—  jene  des  Census-Kepoiies  nocli  um  30  Meter;  sie  ist  dort  nicht  weit 
von  den  Fhissläufon  in  den  besser  bewässerten,  sandig-lclmiigen  Böden, 
über  ilii-  in  dem  trockeneren  Tiieile  fusst  die  Ponderosa  mit  75  Meter 
Höiio;  wie  auch  nördlicli  in  der  Sierra  Nevada  theilen  das  kühlere 
Terrain  in  engen  Thähirn  und  Sc^hluchten  und  an  Nordseiton  die  Tanne 
mit  vollen  70  Meter  Höhe,  die  Zuckerkiefer  mit  etwa  gleicher  Erhebung; 
imniittolbar  an  den  Bergbächen  die  Libocedrus  mit  nicht  weniger  als 
50  Meter;  die  seimigen  Plateau's  der  Hügel  mit  kiesigem,  trockenem 
liodeu    Vr'nnt    eine  nuü-k würdige  Art,    die  Pinus  Coulteri    mit    dicken. 


-     261     — 

geschwungenen  Aesten,  an  deren  Enden  die  enorm  grossen  und  schweren 
Zapfen  befestigt  sind.  Der  ästige  Baum  bleibt  in  Höhenentwickelung 
gegenüber  den  vorigen  zimick,  erreicht  aber  zuweilen  45  Meter. 

Eine  kaum  minder  grosse  Merkwürdigkeit  als  diese  prächtige 
Baumvegetation  Avar,  dass  an  einer  Menge  von  Stämmen  ein  brenn- 
rothes  Plakat  befestigt  war  mit  der  Aufschiift,  Feuer  anzulegen  ist 
verboten;  schon  der  Wille  ist  lobenswerth,  geholfen  hat  es  freilich  nichts. 

Die  dort  etablirten  Sägemühlen  schätzen  die  Zuckerkiefer  aus  den 
schon  erwälmten  Gründen  und  wegen  ihres  tadellosen  Schaftes  am 
höchsten ;  ihr  zunächst  steht  JefPrey's  Ejefer  mit  schönem  etwas  röthlich 
gefärbtem  Nutzholze ;  daran  reihen  sich  die  Gelb-Kiefer,  die  Libocedrus, 
zuletzt  kommen  Tanne  und  Pinus  Coulteri. 

Der  Feinde  des  Waldes,  insbesonders  der  Schmarotzerpflanzen  zu 
gedenken,  wird  sich  bei  den  einzelnen  Holzarten  Gelegenheit  bieten; 
der  Urwald  ist  ja  in  dieser  Hinsicht  viel  besser  gestellt,  als  der  Kultur- 
wald —  die  Altholz-bewohnenden  Pilze  ausgenommen. 

a)    Der  subtropische  Wald. 

Yon  immergrünem  Laubwalde  kann  man  kaum  reden ;  ausgedehnte 
Waldungen  aus  immergrünen  Eichen,  aus  dem  californischen  Lorbeer 
und  anderen  subtropischen  Pflanzen  gibt  es  nicht.  Einzelne  Eichen 
bilden  zwar  grössere,  sehr  licht  stehende  Waldungen;  sie  werfen  die 
Blätter  ab  während  der  heissen  Zeit  im  Sommer  und  mit  der  Kegenzeit 
(November  bis  Dezember)  beginnt  allmählig  wieder  neues  Leben;  die 
Kiefernknospen  fangen  langsam  an  sich  zu  strecken;  Schnee  ist  unbe- 
kannt, Frost  nur  sehr  gering  oder  ebenfalls  unbekannt;  solches  Klima 
kennzeichnet  die  Subtropen,  auch  wo  ihre  typischen  pflanzlichen  Produkte 
fehlen.  Vorherrschend  ist  die  Prärie  zwischen  den  beiden  Parallel- 
Gebirgen,  welche  im  südlichen  Californien  in  den  Yegetationsmonaten 
nur  10  mm  Niederschläge  empfängt,  während  auf  der  Westküste  der 
Coast  Kange-Berge  12  mm  Kegen  während  der  Yegetationszeit  herab- 
fallen. Dagegen  ist  die  relative  Feuchtigkeit  während  dieser  Zeit  auf 
der  Prärie  420/o,  an  der  Westküste  750/o.  Da  gedeihen  Palmen  aller 
Art,  wenn  sie  auch  nicht  Früchte  zeitigen ;  einige  australische  Bäume 
wie  Eucalyptus,  Acacien,  der  mexicanischc  Schinus  haben  hier  ihre 
zweite  Heimat  gefunden;  Orangen,  Citroncn,  Opuntien,  Südfrüchte  allei- 
Art  hat  man  durcli  künstliche  Bewässerung  dem  Boden  entlockt. 

Die  einheimische  Flora  ist  besonders  durch  zahlreiche  Eichen 
vertreten,  insbesonders  Straucheichen,  die  oft  Quadratmeilen  von  heissen 
Südhängen  am  Meere  und  höher  im  Gebirge  überziehen. 


—     262     — 

Das  nördliche  Californien,  die  nördliche  Hälfte  der  subtropischen 
Zone  ist  ebenfalls  prärie artig  zwischen  den  beiden  Gebirgsketten; 
vom  Sacramento  durchflössen,  der  zur  Trockenzeit  wasserarm,  zur 
Kegenzeit,  November,  mit  stürmischer  Fluth  und  braunem,  erdebeladenem 
Wasser  in's  Meer  stürzt,  hat  dieses  Gebiet  im  Sonnner  (Mai  bis  August 
incl.)  nur  450/o  relative  Feuchtigkeit  mit  65  mm  Regen,  bei 
einer  durchschnittlichen  Temperatur  von  22^0.;  jährliche  Temperatur 
16*^  C,  tiefste  Temperatur,  bis  jetzt  beobachtet  —  7^  C;  höchste  43^C.; 
die  Westhänge  und  Thäler  des  Küstengebirges,  das  Optimalgebiet  der 
Küstensequoia,  erhalten  im  Sommer  Aveniger  Regen,  nämlich  45  mm; 
dagegen  enthält  die  Luft  volle  8OO/0  relative  Feuchtigkeit,  bei 
15°  C;  jährliche  Temperatur  12°;  höchste  Temperatur  32°  C,  tiefste 
—  2°C. 

Quercus  agrifolia  Nee,  Coast  live  oak,  calif ornische 
Lebenseiche.  Eine  inmiergrüne  Eiche,  die  im  mittleren  und  süd- 
lichen Californien  und  dem  spanischen  Theile  an  trockenen,  kiesigen 
nach  Süden  gerichteten  Berghängen  heimisch  ist;  in  hohen  Lagen  ein 
Strauch,  Avird  sie  unmittelbar  am  Meere  vom  Winde  zur  Seite  geblasen 
und  erhebt  sich,  mit  Flechten  dicht  behangen,  nicht  über  die  vor- 
liegenden, niederen  Dünen;  es  gibt  nur  wenig  Eichen,  die  in  so  aus- 
gesprochen schlechtem  Sandboden  immerhin  vegetiren,  und  respectable 
Durchmesser  erlangen  können;  die  Quercus  dentata  in  Hockaido  oder 
Eso,  der  nördlichsten  Insel  Japans,  zeigt  die  gleiche  Eigenthümlichkeit. 
Das  Blatt  ist  dick,  dunkelgrün,  die  Zähne  in  scharfe  Spitzen  ausge- 
zogen (Tafel  III),  die  Früchte  sind  auffallend  lang  zugespitzt  (Tafel  II), 
die  Innenseite  der  Schale  ist  mit  langen,  gelbbraunen  Haaren  besetzt. 
Der  Fruchtbecher  mit  etwas  glänzenden,  hellen  Schuppen  besetzt.  In 
isolirtem  Stande  aufgewachsen,  ist  der  forstliche  Werth  des  malerisch 
schönen,  tief  schattigen  Baumes  ein  geringer;  die  Aeste  weit  aus- 
greifend imd  herabhängend  mit  dunkelgrünem  Laube  bedeckt ;  der 
Schaft  mit  stets  glatter,  hellgrauer  Rinde  bekleidet ;  das  Holz,  das  leicht 
von  Pilzen  zersetzt  wird,  ist  nach  dem  Typus  der  immergrünen  Eichen 
gebaut  und  zeigt,  wenn  gesund,  ein  specifisches  Gewicht  von  83;  es 
wird  als  Brennholz  benützt. 

Quercus  Wisliceni  A.  DC.  wird  ebenfalls  in  liolien  Lagen 
zu  einem  Strauclio  reduzirt,  auf  den  trocken  sonnigen  Hügeln  am 
Wc«ta})liange  der  Sierra  Nevada  erwächst  die  Eiche  zu  einem  Baume 
zweiter  Gnisse.  Eichel  sehr  spitz  mit  grossschuppiger  Cupula.  Blätter 
und    Fruchte    nach    Tafel  II  und  III.     Die  Rinde    dieses   Baumes    ist 


—     263     — 

eine  sehr   tief  rissige  Borke.     Das  Holz  zeigt   ein  speciiisclies  GeAvicht 
von  79.     Der  Baum  ist  nicht  sehr  häufig. 

Quercus  chrysolepis  Liebm.,  Live  oak,  grossfrüchtige 
Lebenseiche.  Die  grösste  der  immergrünen  Eichen,  bis  50  Meter 
sich  erhebend;  besonders  in  geschützten,  sonnigen  Oertlichkeiten  auf 
nahrungsreichen  Böden  der  Flüsse  und  Wildbäche,  oft  dort  zusammen 
mit  Umbellularia ;  in  höheren  und  trockeneren  Lagen  dagegen  zu  einem 
Strauche  reduzirt;  die  Unterseite  der  Blätter  selten  goldgelb,  meistens 
nur  hell  weisslich;  Blätter  hart,  ganzrandig  oder  mit  einzelnen  Zähnen. 
(Tafel  III).  Keimlinge  und  junge  Pflanzen  tragen  dicht  mit  scharfen 
Zähnen  besetzte  Blätter.  In  dieser  bewehrten  Jugendform  erwachsen 
eine  Menge  von  immergrünen  Bergeichen,  insbesonders  auch  in  Asien; 
es  scheint,  als  ob  damit  die  Natur  ein  Schutzmittel  gegen  abäsende 
Thiere  hätte  schaffen  wollen.  Früchte,  die  ich  mit  nach  Japan  nahm, 
entwickelten  in  dem  heissen  und  feuchten  Sommer  dieses  Landes  junge 
Pflanzen  mit  drei,  selbst  vier  Trieben ;  der  Keimtrieb  erschien  im  Mai, 
der  zweite  (Johannitrieb)  sprosste  Anfangs  Juli,  endlich  der  dritte 
Anfangs  August,  und  Ende  September  lockte  das  warme  Wetter  bei 
vielen  Pflanzen  die  Endknospe  zu  weiterer  Entfaltung.  Auch  andere 
Eichen,  z.  B.  die  nordmexicanischen,  zeigten  das  gleiche  Yerhalten. 
Die  Früchte  sehr  gross,  es  sind  die  ausserordentlich  dicken  Becher 
auffallend  (Tafel  II).  C.  R.  Orcutt  gibt  eine  zweijährige  Samenreife 
an;  meine  Exemplare,  Ende  November  gesammelt,  hatten  alle  reife 
Früchte  an  den  Trieben  der  letzten  Yegetationszeit. 

Rinde  glatt,  grau,  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  35 
nach  den  Angaben  des  Censusberichtes  wohl  zu  leicht,  da  die  unter- 
suchten Stücke  durch  Pilzmycel  zerstört  waren. 

Quercus  densiflora  Hook,  und  Arn.,  Tan  -  bark  -  oak, 
Chesnut  oak,  Californische  Gerbereiche.  Dieser  Baum,  mehr 
Kastanie  als  Eiche,  eiTcicht  in  den  Sequoia -AValdungen  der  califor- 
nischen  Küste  seine  Maximalentfaltung  mit  24  Meter  Höhe;  dort  in 
den  Thälern,  an  den  Flussläufen  ist  ihm  guter  Boden,  reiclilichc 
Bewässenmg  und  grosse  Wärme  geboten.  Werth  hat  diese  Eiche  durch 
ihren  Tanningehalt  der  Rinde,  worin  sie  von  keiner  einheimischen 
Holzart  an  der  pacifisclien  Küste  übertroffen  wird.  Da  sie  bisher  ohne 
Rücksiclit  auf  Nacliwuchs  zur  Nutzung  gezogen  wurde,  so  ei*scheint  es 
nur  natürlicli,  dass  von  allen  Seiten  eine  baldige  Erschöpfung  vorher- 
gesehen wird;  von  einer  rationellen  Aufzucht  im  Niederwaldbetriebe 
habe  ich  bis  jetzt  uiclits  vcrnnmmeii. 


—     264    — 

Der  männliche  Blüthenstand  ist  aufrecht,  ährenförmig  und  dicht 
mit  Blüthen  besetzt ;  der  Same  reift  im  zweiten  Jahre ;  der  Baum 
gehört  somit  zu  den  Schwarzeichen;  Fruchtbecher  mit  langen  Stacheln 
besetzt  (Tafel  II),  Blätter  gesägt  nicht  gelappt  (Tafel  Y)  unterseits,  und 
wenn  jung,  auch  oberseits,  ebenso  Blattstiele  und  Triebe  wollig  behaart ; 
Samenschale  sehr  dick  und  hart,  innen  filzig;  Rinde  eine  sehr  tiefe 
und  breite,  längsrissige  Borke. 

Eine  nah  verwandte  Eiche,  die  bloss  Strauchform  erreicht,  findet 
sich  im  nördlichen  Californien,  im  Gebiete  der  concolor  grosse  Flächen 
überziehend;  ihre  Flüchte  und  Blätter  sind  auf  Tafel  II  abgebildet 
als  varietas  montana  mihi;  ich  habe  jedoch  die  Ueberzeugung, 
dass  die  meisten  sogenannten  Strauchformen  von  Baumeichen  sich  als 
eigene  Arten  entpuppen  werden. 

Quercus  oblongifolia  Torrey.  Eine  immergrüne  Eiche, 
welche  die  trockenen  Hänge  am  Fusse  der  Berge  bewohnt  und  östlich 
bis  nach  Arizona  und  Mexico  vordringt;  Blätter  und  Früchte  von 
dieser  Art  sind  auf  Tafel  II  wiedergegeben. 

Quercus  lob  ata  Nee  verliert  während  der  trockenen  Herbstzeit 
ihre  Blätter;  aber  nach  dem  Regen  (November)  kommen  zahlreiche 
neue  Triebe,  besonders  an  den  Wasserreisern  zum  Yorschein;  diese 
Blätter  aber  sind  kaum  halb  so  gross  als  die  zu  Boden  gefallenen  der 
Hauptvegetationszeit;  diese  Eiche  bildet  ausgedehnte,  licht  gestellte 
Waldungen  mit  breitkronigen  Bäimien  am  Fusse  der  Sierra  Nevada 
und  in  deren  unteren  Thälcrn;  die  Bestände  dieser  Eiche  sind  ein 
vorzügliches  Terrain  für  Yiehweide ;  alle  Nager  und  Wiederkäuer, 
Schweine  und  zahlreiche  Yögel  stellen  den  sehr  grossen  und  ergiebigen 
Früchten  nach.  Die  Cupula  ist  warzig  (Tafel  II),  grau.  Die  Blätter 
sind  gelappt  wie  Tafel  Y  zeigt.  Rinde  hellgrau  mit  Schuppen  von 
10 — 20  cm  Länge  und  5  cm  Breite.  Sie  wird  eine  der  höchsten  Eichen 
dos  Westens  (30  Meter),  ihr  Holz  kommt  an  Schwere  und  Güte  dem 
der  östlichen  Woissei(;hcn  gleich.  An  dieser  Eiche  beobachtet  man 
liäufig  einen  Hexenbesen  (E  x  o  a  s  c  u  s  ?)  mit  abnorm  verlängerten, 
hängenden  Ruthen,  wie  auch  von  den  Acsten  bis  zwei  Meter  lange 
Büsche  einer  Mistel  (Yis(;um  sp.?)  herabhängen. 

Auch  Qu  crem  s  Douglasii  Hook,  und  Arn.,  Bluc  Oak, 
Blauei('he,  dürfte  als  eine  Yertreterin  der  subtropischen  Zone  auf- 
gofasst  werden;  in  den  Voj-bergen  der  Sierra  Nevada  heimisch,  erscheint 
ihre  Krone  von  Ferne  mit  einem  blauen  Farbentone ;  Blätter  ganzrandig 


—     265     — 

oder  gezähnt,  wahrscheinlich  fast  immergrün  (Tafel  Y).  Yon  den 
Früchten  kann  ich  nur-  eine  Skizze  nach  dem  Herbariimunateriale  in 
Cambridge  geben  (Tafel  II).  Das  Holz  von  tief  brauner  Färbung  mit 
6  cm  Splintbreite. 

Typisch  dieser  Zone  ist 

TJmbelhilaria  californica  Nutt.,  Myrtle  tree,  Cali- 
fornia Laurel,  Cajiput,  Californischer  Lorbeer,  ein  Baum, 
der  auf  Standorten  mit  grosser  Luft-  und  Bodenfeuchtigkeit  in  den 
warmen  Thälern  der  Bergflüsse  sein  Optimum  erreicht;  diese  Yerhält- 
nisse  findet  der  Baum  nur  in  den  engen  Flussthälern  der  Sierra-Gebirge 
und  am  Westabhange  des  Küstengebirges;  dort  erwächst  er  bis  zu 
30  Meter;  je  trockener  das  Klima  und  der  Boden,  desto  mehr  sinkt 
der  schöne  Baum  zu  einem  Strauche  herab. 

Das  Blatt  ist  breit,  lorbeerartig,  würzig,  die  grünen  Früchte  oHven- 
förmig  mit  braunem  Kerne  und  dicken  Samenlappen  wie  eine  Eichel 
—  eine  vorzügliche  Mast  für  die  Schweine.  Die  Borke  ist  klein- 
schuppig, weit  hinauf  an  den  Stämmen  kriecht  dichtes  Moos,  in  dessen 
Polster  wieder  die  Rhizome  zahlreicher  Farne  wurzeln.  Das  vorzüg- 
liche Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  65  ersetzt  an  der 
pacifischen  Küste  das  Walhiuss-  und  vielfach  auch  das  Eichenholz; 
das  liellbräunliche  Kernliolz  deckt  ein  4  cm  breiter  Splint. 

Castanopsis  chrysophylla  A.  DC,  Chinquapin.  Dieser 
schöne  immergrüne  Baum  erreicht  seine  Maximalentfaltung  in  den 
feuchten  Hängen  des  Küstengebirges  von  Californien,  steigt  aber  auf 
den  Westhängen  des  genannten  Gebirges  unter  dem  Schutze  von  anderen 
Holzarten,  besonders  Kiefern  und  Douglasia's  gegen  allzu  grosse  Tem- 
peratur-Exti-eme  gedeckt  im  südlichen  Oregon  als  Baum  noch  bis  zur 
Passhöhe;  als  Straucli  erreicht  diese  Art  im  südlichen  Californien 
selbst  die  kühlere  Kegion. 

Den  Baum  zeichnet  ein  auffallend  gerader  Stamm  niit  dünnen 
Seitenästen  aus;  Blätter  oberseits  dunkelgrün,  unterseits  goldgelb, 
haarig  (Tafel  Y);  Knospen  kahl,  mit  bewimperten  Schuppenrändern; 
Früchte  in  Mehrzahl  an  einem  gemeinsamen  Stiele ;  Fruchtschale  stachelig 
wie  bei  der  östlichen  Zwergkastanie.  Das  harte  Holz  ist  zu  Werkzeug- 
griffen verwendbar. 

Alle  diese  Baumarten  nehmen  von  dn-  Bodenflächc  dn-  subtro- 
pischen Zone  nur  einen  kleinen  Raum  ein;  den  gnissten  Thcil  uinfasst 
die  Prärie;  den  zweitgrössteii.  (li<>  niederen  Hügel  und  V(»rberge,  occupirt 


—     266     — 

iinmergrüiies  Strauchwerk,  das  in  iinpassirbaren  Dickichten  weit  herab 
bis  nach  Meder-Californien  sich  fortsetzt. 

Diese  immergrüne  Strauchflora  ist  sehr  reich  an  Compositen, 
Rosaceen,  Zygophyllaceen,  Leguminosen,  Hydrophyllaceen,  Labiaten  und 
anderen.     Einige  sollen  hier  specielle  Erwähnung  finden. 

Arctostaphylos  pungens  H.  B.  K.,  Manzanita,  ein  immer- 
grüner, typischer  Strauch  der  trocken-sonnigen  Lagen  der  Yorberge, 
oft  ausschliesslich  herrschend ;  von  Oregon  durch  Californien  und 
östlich  bis  Arizona  verbreitet,  entspringen  an  dem  Wurzelstocke  der 
Pflanze  zahlreiche,  knieförmig  gebogene  Sprosse  mit  völlig  glatter, 
schön  rother,  glänzender  Rinde;  die  sehr  selten  geraden  Sprosse  sind 
besonders  zu  Spazier-  und  Peitschenstöcken  sehr  gesucht;  junge  Triebe 
mit  Borstenhaaren  besetzt;  Früchte  rothe  Beeren;  an  günstigen  Oert- 
lichkeiten  erreicht  der  Wurzelstock  vor  der  Verzweigung  einen  Durch- 
messer von  über  1  Fuss.    (Tafel  Y.) 

Quercus  dumosa  Nutt.  An  der  südcalifornischen  Küste  ein 
niederer  Strauch  mit  dicht  verflochtenem  Gezweige,  wird  diese  Eiche 
in  höheren  Lagen  ein  kleiner  Baum;  Blatt-  und  Fruchtgrösse  sind 
sehr  variabel  (Tafel  II).  Nicht  wenig  trägt  zu  der  IJndurchdringlichkeit 
solcher  Dickichte  bei  ein  immergrüner  Prunus  mit  ilexartigen  Blättern, 
Prunus  ilicifolia  Walp.  (Tafel  III),  sowie  immergrüne  Rhus- 
Arten,  theilweise  giftig.  Zahlreiche  Pflanzen  sind  eingeschleppt 
worden;  so  mit  den  aus  Australien  gebrachten  Sämereien  gelangte 
der  äusserst  kleine  Same  von  Nicotiana  glauca,  des  Tabakbaumes 
nach  Californien,  wo  er  keimte  und  mit  grösster  Schnelligkeit  sich 
über  ganz  Californien,  so  weit  es  der  subtropischen  Zone  angehört, 
sich  verbreitete.  Das  gelb  blühende  Unkraut  ist  ganz  werthlos.  Die 
Audibertia  mit  weissfilzigen  Blättern,  die  schön  rothfrüchtige  He te- 
romeles  arbutifolia  Roem.,  dazwischen  an  sonnigen  trockenen 
Lagen  mehrere  Opuntien,  Cereus  oder  im  Grase  versteckte  für 
den  Sammler  äusserst  unangenehme  Echinoc actus,  zahlreiche  dick- 
stämmigo  Yuccas  und  an  den  Flussläufen  der  Wildbächc  aus  der 
höheren  Region  herabgewanderte,  Avährend  der  kühleren  Monate  blatt- 
lose Platancm  geben  dieser  ganzen  Flora  ein  cigenthümliches  Gepräge; 
so  rascli  ist  im  südliclien  Californien  der  Wechsel  von  Feuchtigkeit, 
dass  ;in  einem  Berge  an  der  Grenze  von  westlicher  und  östlicher  Expo- 
sition leucht(5  Küstcnfloi-a  und  Yertreter  der  trockenen  Prärie  inein- 
andergreifen. 


—     267     — 

Die  Küste  beherbergt  aus  der  Klasse  der  Coniferen  einige  Arten, 
welche  den  subtropischen,  immergrünen  Laubwald  in  gewissen  Oert- 
lichkeiten  ersetzen  oder  sich  wenigstens  dem  Laubwalde  in  reichlicher 
Menge  beigesellen ;  für  die  meisten  Arten  ist  die  Nordgrenze  Califor- 
niens  auch  die  Grenze  ihrer  Yerbrcitung. 

Zu  den  wichtigsten  gehört: 

Die  Küsten- Sequoia,  Sequoia  sempervirens  Endl., 
K  e  d  w  0  0  d ,  ausschliesslich  auf  das  Coast  Kange-Gebirge,  also  die  Region 
mit  der  grössten  Luft-  imd  Bodenfeuchtigkeit  beschränkt,  erfüllt  dieser 
prächtige  Baum  die  Thäler  und  Schluchten  in  geringen  Erhebungen 
über  dem  Meere,  begrenzt  die  Ufer  der  Bergflüsse  und  steigt  in  manchen 
Canons,  die  nach  Südwest  gegen  das  Meer  hin  geöffnet  sind,  vielleicht 
bis  in  die  Region  der  gemässigt- warmen  Region  empor ;  sein  Optimmn 
liegt  aber  durchaus  in  der  subtropischen  Yegetationszone.  Feuchtigkeit 
der  Luft,  warme  Tage,  kühle  j^ächte  ohne  Frost,  das  ist  das  Klima 
Jahr  aus  Jahr  ein  der  Gegend,  wo  dieser  Baum  lebt.  So  durchtränkt 
mit  Feuchtigkeit  ist  das  kräftige,  sandig-lehmige  Erdreich,  in  dem  der 
Baum  seine  Vollendung  an  Stärke  und  Standdichtigkeit  erreicht,  dass 
die  Ausbringung  der  schweren  K^utzstämme  auf  Schlitten  geschehen 
muss,  die  mit  breiten  Kufen  auf  dem  schlammigen  Boden  dahingleiten. 

Der  Zufall  führte  mich  in  ein  solches  Thal  mit  noch  unberührtem 
Sequoia-Bestande ,  der  zugleich  in  seiner  gesammten  Entfaltung  einen 
guten  Durchschnitt  repräsentiren  dürfte;  eben  war  man  daran,  die 
stärksten  Stämme  herauszuschaffen;  der  Boden  war  sandig-lehmig  mit 
starker  Humusschichte  von  der  beschriebenen  Frische.  Der  Bestand 
selbst  war  fast  rein  aus  Sequoia  zusanunengesetzt ,  nur  einzelne  Dou- 
glasia's  fanden  sich  vor;  als  Unterholz  fristete  der  califo mische  Lorbeer, 
einzelne  Acer  circinatum  ein  mehr  strauchartiges  Dasein  in  dem 
tiefen  Schlüsse. 

Aus  der  Messung  einer  grösseren  Anzahl  von  Stämmen  ergab  sich 
ein  mittlerer  Umfang  von  6,9  Meter;  ein  Modellbaum  von  6,7  Meter 
war  aufzufinden  und  mass  84  Meter  Höhe  mit  seinem  schön  walzen- 
förmigen Schafte;  ein  anderer  Baimi  mit  9,3  ^Meter  Umfang  hatte 
88  Meter  Höhe. 

Unter  Zugrundelegung  von  84  Meter  Höhe  und  der  gewiss  zu 
niedrig  gegriffenen  Formzahl  von  30  berechnet  sich  der  Cubikinhalt 
des  Modellstammes  auf  rund  95  cbm.  Der  durchschnittliche 
Abstand  der  Stämme  des  Bestandes  betrug  9,6  Meter,  es  standen  somit 
auf  einem  Hektar   etwa    140  Stämme,    woraus    sich    ein  Yorratli  an 


—     268     — 

Schaftholzmasse  von  vollen  ISBOOcbm  pro  ha  ergibt.  Diese 
ungeheure  Zahl  verliert  aber  das  Unwahrscheinliche,  das  ihr  auf  den 
ersten  Blick  anhaftet,  wenn  man  die  Zeit  berücksichtigt,  die  erforder- 
licli  war,  um  solche  Holzmassen  aufzuspeichern ;  ein  benachbarter  Stock 
von  etwa  gleicher  Dimension  zeigte  680  Jahrringe;  der  centrale  Theil 
von  etwa  28  cm  Durchmesser  war  zerstört;  für  diesen  noch  20  Jahre 
gerechnet,  geben  volle  700  Jahre  als  Alter  des  Bestandes.  Die  bei- 
gemischte Douglasia  bleibt  hinter  der  Sequoia  hier  ziemlich  zurück, 
eiTeicht  aber  inmierhin  75  Meter  Höhe  und  2  Meter  im  Durchmesser. 

Bestände  mit  1200  cbm  Holzmasse  sind  in  Deutschland  schon 
selten;  die  japanische  Cryptomeria  gibt  nach  Aufnahme  durch  Probe- 
flächen im  Norden  Japans  in  guten  Lagen  3000  cbm  Holzmasse*)  bei 
einer  durchschnittlichen  Höhe  von  45  Meter  und  einem  durchschnitt- 
lichen Umfange  von  2  Meter.  Solche  Yorräthe  wie  die  der  Küsten- 
Sequoia  dürften  nur  noch  einige  Bestände  der  Douglasia  am  Fuget 
Sound  angesammelt  haben;  die  Kiesen-Sequoia  in  der  Sierra  bildet 
keine  geschlossenen  Bestände;  freilich  sind  ihre  Dimensionen  noch 
weit  enormer  als  jene  der  Küsten-Sequoia  und  wie  sich  erwarten  lässt, 
auch  ihr  Alter  viel  höher. 

Einzelne  Bäume  der  Küsten-Sequoia  erreichen  ganz  respectable 
Dimensionen.  Bei  Santa  Cruz  füllt  die  Sequoia  ein  herrliches  Thal 
zusammen  mit  der  Douglasia;  mit  grosser  Energie  sprossen  immer 
wieder  von  Neuem  junge  Bäume  trotz  der  Misshandlung  empor. 

In  (3inem  geschützten  Thalo  steht  ein  Baum,  der  grösste  der 
Sequoia's,  der  erhalten  wurde.  Nach  drei  Messungen,  die  ich  von 
verschiedenen  Seiten  vornahm,  ergaben  sich  94,  96  und  92  Meter  Höhe, 
so  dass  wohl  94  Meter  der  Wirklichkeit  am  nächsten  kommt;  bei 
70  Meter  Höhe  begannen  die  ersten  grossen,  grünen  Aeste,  dürre  Aeste 
waren  nicht  vorlianden;  der  Umfang  in  Brusthöhe  betrug  15  Meter, 
über  der  Ans(*hwellung  in  2  Meter  Höhe  noch  14,2  Meter.  Die  als 
Titelbild  beigegebono  Skizze  des  Baumes  zeigt,  wie  die  Kinde  eine 
tief  rissige,  gedi-ehte  Borke  darstellt,  wahrscheinlich  entspricht  im  Innern 
dieser  Boi-ke  auch  eine  gedrehte  Anordnung  der  Holzfasern,  doch  sind 
Bäume  mit  völlig  vertikalen  Rissen  überwiegend.  In  die  dicke,  weiche 
röthliclie  Borke  spiesst  jeder  Besucher  seine  Yisitcnkarte ;  Reclamen 
fehlen  natürlich  auch  nicht  und  das  Feuer  hat  wohl  schon  mehrmals 
an  dem  Stamme  hinaufgc^leckt,  l)is  jetzt  aber  mir  die  äussere  Borken- 
schichte verkohlt. 

*)  Nach  MittlK'ilung  de»   llcrni  J)r.  Nakiiinura  zu  Tokio. 


—     269     - 

Die  Gattung  Sequoia  tlieilt  mit  der  sehr  nahe  verwandten  Gattung 
Cryptomeria  die  Eigenthümlichkeit,  dass  Bäume,  auch  in  hohem  Alter 
abgeschnitten,  zahlreiche  Stockausschläge  entAvickeln  können;  aus  den 
Stöcken  des  oben  erwähnten  Sequoia-Bestandes ,  die  doch  700  Jahre 
alt  waren,  erfolgten  noch  zahlreiche  Ausschläge,  eine  Eigenschaft,  die 
auch  der  lebende  Stamm  an  seinem  Wurzelstocke  zeigt. 

In  der  Nähe  des  oben  erwähnten  Eiesen  stehen  mehrere  Gruppen 
von  Sequoien,  A^on  denen  ich  die  als  Captain  Ingersolls  Cathedral 
bekannte  abgebildet  habe.  Der  Hauptstanmi  in  der  Mitte  der  Gruppe 
entsandte  im  Laufe  der  Jahrhunderte  aus    seiner    enorm  vergrösserten 


^■rt     ^  Fig.  7.     Sequoia  scmpervirei.s  mit  Ausschlägen  am  lebenden  Wurzelstocke. 


Stammbasis  zaldreiche  Ausschläge,  von  denen  der  stärkste  bereits  einen 
Umfang  von  etwa  6  Meter  in  10  Meter  Hölie  besass,  während  7  von 
seiner  erwachsenen  Jugend  mit  3  Meter  Umfang  unmittelbar  um  den 
alten  Stamm  sich  gruppirten. 

Fast  von  jedem  Alter  waren  Stockausschläge  vorhanden,  nur  eine 
geringe  Zahl  haben  auf  der  beigegebenen  Skizze  Platz  gefunden ;  selbst 
solche  von  nur  ein  paar  Jahren  entsprossten  dem  Stamme  und  zwar 
nahm  ihre  Grösse  und  ihr  Alter  mit  der  Entfernung  vom  Hauptstamme 
ab;  die  Jüngsten  sassen    da,    wo    der  Wurzc^lhals    oben   aus   der  Erde 


—     270     — 

hervortrat;  bei  der  bezeichneten  Linie,  etwa  2,5  Meter* Höhe,  mass  der 
Wurzelhals  21,8  Meter  Unifang.  Die  in  einem  Kreise  stehenden  ca. 
80  Meter  hohen  Eiesen,  Three  sisters  and  General  Fremont  sind  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  die  Stockausschläge  eines  längst  gefallenen, 
and  vermoderten  Hauptstannnes ;  von  den  jetzt  ausgebrannten  und 
wohl  bald  zu  Boden  stürzenden  Kolossen  erheben  sich  keine  Stock- 
ausschläge mehr. 

So  gross  ist  die  Wiederausschlagsfähigkeit  dieser  Holzart,  dass 
selbst  uralte,  dicke  Aeste  sich  bei  Yerstümmelung  oder  plötzlicher 
Freistellung  noch  mit  neuen  Trieben  bedecken. 

Die  Früchte  reifen,  nach  den  amerikanischen  Floren  werken ,  im 
zweiten  Jahre;  die  Gattung  Sequoia  dürfte  sich  hierin  genau  wie  die 
nahverwandte  Gruppe  Cryptomeria  verhalten;  die  jungen  Zäpfchen  wie 
auch  die  männlichen  Blüthen  sind  schon  im  Herbste  vorgebildet,  die 
Bestäubung  und  Befruchtung  findet  aber  erst  im  Frühjahre  statt,  worauf 
in  demselben  Jahre  die  Keife  des  Zapfens  und  Samens  eintritt; 
ebenso  verhalten  sich  auch  Cupressineen  und  im  Grunde  genommen 
die  Mehrzahl  aller  Bäimie,  da  in  dem  der  Befruchtung  und  Samenreife 
vorhergehenden  Jahre  die  Organe  hiezu  in  der  Kegel  bereits  vorgebildet 
sind,  ohne  dass  man  deshalb  sagt,  dass  die  Früchte  der  betreffenden 
Pflanzen  im  zweiten  Jahre  reifen;  bei  Samen  mit  wirklich  zweijähriger 
Samenreife,  wie  Schwarzeichen,  Kiefern  und  anderen  sind  bekanntlich 
Befruchtung  und  Keife  auf  zwei  Jahre  vertheilt. 

Die  junge  Pflanze  beginnt  mit  zwei  Cotyledonen,  die  ersten  Nadeln 
tragen  weisse  Streifen  auf  der  Unterseite ;  im  ersten  Jahre  erreicht 
die  Pflanze  im  Walde  nur  etwa  2  cm  Höhe ;  im  folgenden  Jahre  wächst 
sie  rasch;  die  flachen  Nadeln  an  den  Seitentrieben  mit  zwei  breiten 
weissen  Streifen  unterseits  und  zwei  schmalen  oberseits ;  am  Längstriebe 
sind  die  Nadeln  auf  halbe  Länge  am  Triebe  angewachsen  und  ohne 
Streifen;  an  den  blühenden  Zweigen  werden  die  Nadeln  auffallend 
jenen  der  Sequoia  gigantea  in  Gestalt  ähnlich,  behalten  aber  zwei 
weisse  Streifen  bei.  Sclion  frühzeitig  entAvickelt  sich  wie  bei  allen 
Kiesenbäumen  eine  sehr  breite  Basis,  welche  genügende  Standfestigkeit 
gibt;  der  Stamm  spitzt  sich  dann  sehr  rasch  kegelförmig  zu. 

Der  Splint  umfasst  3 — 5  cm,  das  kirschrothe  Kernholz  hat  dem 
Baume  den  eiulieimischen  Namen  „rothes  Holz"  gegeben. 

Das  Holz  mit  engen  und  gleichmässigcn  Jahrringen  ist  Nutzholz 
allerersten  Kanges;  es  vereinigt  in  sich  alle  in  Amerika  beliebten 
Vorzüge  ein(;s  grossen  Nutzholzes,  nämlich  Leichtigkeit  (spocifisches 
Oewicht  42),  Iciclitc  Bciirbcitungsfäliigkeit   und  Tragfestigkeit,  Vorzüge, 


—     271     — 

welche  auch  die  Weymouths-Kiefer  im  Osten  bietet;  dazu  kommt  für 
die  Sequoia  auch  noch  grosse  Dauer  des  im  Boden  verwendeten  Holzes. 

Anatomisch  ist  das  Holz  Sequoia  von  dem  der  Cryptomeria  nicht 
zu  unterscheiden,  ein  weiterer  Grund,  der  vielleicht  die  Cassirung  der 
Gattung  Cryptomeria  rechtfertigen  würde.  Das  Holz  besteht  vorzugs- 
weise aus  Tracheiden,  vereinzeint  ist  Längsparenchym  mit  kirschrothen 
harten  Kugeln  der  Kernsubstanz  erfüllt,  die  Markstrahlen  bestehen 
durchaus  aus  Parenchymzellen ,  die  dickwandigen  Sommerholzorgane 
sind  reichlich  mit  gehöf ten  Tüpfeln  an  den  Tangentalwänden  versehen ; 
Harzkanäle  fehlen  im  Holze  ganz. 

Die  Küstensequoia  liefert  fast  ausschliesslich  alles  Bauholz  für 
Californien,  ausserdem  dient  es  zu  Schindeln,  Telegraphenpfosten,  Eisen- 
bahnschwellen, zu  Wassereimern  und  Särgen ;  besonders  werthvoll  sind 
Maserbildungen.  Von  Californien  aus  geht  das  Holz  zersägt  per  Bahn 
weit  in  das  Innere  des  Landes  nach  den  holzarmen  Staaten,  selbst 
bis  nach  Texas;  ebenso  wird  eine  grosse  Menge  auf  Schiffe  verladen 
und  kam  einst  sogar  bis  Japan. 

Dass  bei  dem  grossen  Bedarfe  an  diesem  werthvollen  Material  die 
Yorräthe  rasch  zusammenschmelzen,  lässt  sich  denken ;  schon  heute  ist  der 
Mangel  allerorts  fülilbar  und  die  Douglasia-  und  Gelbkiefernhölzer  von 
Oregon  dringen  mit  Erfolg  in  das  bisherige  Monopolgebiet  der  Sequoia  ein. 

Cupressus  macrocarpa  Hort.,  Monte rey  Cypress, 
Monterey  Cy presse.  Diese  merkwürdige,  werthvolle  Art  steht 
an  den  gefestigten,  granitisch-felsigen  Ufern  des  Stillen  Oceans,  so 
dass  jahraus  jahrein  die  salzige  Brise  durch  ihre  Zweige  streicht. 
Der  heftige  Wind,  ständig  von  einer  Seite  wirkend,  drückt  sie  zur 
Seite  und  verhindert  die  Ausbreitung  von  Aesten  nach  dem  Meere  hin; 
viele  altiB  Bäume  liegen  ganz  darnieder  und  nur  die  Krone  mit  einem 
Gipfel  erhebt  sich.  Der  feine  Meeresgischt  tropft  ständig  von  den 
spaiTigen,  mit  flatternden  Bartflechten  behaugenen  Aesten,  deren  Unter- 
seite eine  rothe  Alge  überzieht  (Lecanora  subfusca?). 

Diese  Cypresse  ist  ein  ziemlich  seltener  Baum  und  auf  wenige 
Punkte  südwestlich  von  San  Francisco  beschränkt;  aber  an  der  ganzen 
pacifischen  Küste  gibt  es  wohl  jetzt  keiiu'n  Garten,  der  nicht  dies(Mi 
Baum  als  Schutz-  und  Schattenspender  enthält;  seine  Raselnviiehsigkeit 
und  dichte  Verzweigung  eignen  ihn  hiezu  vortrefflich.  Ja  man  hat 
diesen  Baum,  der  aus  einer  Oertlichkeit  stammt,  in  der  Frost  eine 
völlig  unbekannte  Erscheinung  ist,  sogar  in  trostreiche  Gegenden 
gebracht,    bis    hinauf    nach    Oregon;    er    wächst    doit    nur    langsamer, 


—     272     — 

gedeiht  aber  eben  so  sicher;  selbst  bei  Tokio  in  Japan,  wo  während 
vier  Monaten  des  Jahres  fast  alltäglich  Frost  auftritt  und  das  Thermo- 
meter bis  zu  —  10^  C.  sinkt,  bleibt  der  Baum  unverletzt  und  rasch- 
wüchsig —  eine  für  Anbauversuche  sehr  beachtenswerthe  Erscheinung. 

Die  junge  Pflanze  zeichnet  ein  eigenthümlicher  Aufbau  ihrer 
Aeste  aus,  welche  auffallend  lang  in  einem  spitzen  Winkel  pfeilgerade 
vom  Hauptstamme  abstehen;  die  beigegebene  Figur  einer  erwachsenen 
Cypresse  lässt  diess  ebenfalls  erkennen.  Die  Kinde  des  erwachsenen 
Baumes  ist  eine  sehr  schmale  mitteltiefrissige  Borke ;  der  Splint  (2,5  cm 
breit)  ist  hell,  der  Kern  röthlich. 

An  der  Küste  Monterey,  einem  der  schönsten  und  klimatisch 
bevorzugtesten  Seebäder,  die  ich  kenne,  hat  man  die  Monterey-Cypresse 
zur  Festigung  des  Sandes  am  Strande  benützt;  man  hat  sie  mit  der 
Monterey-Kiefer  zusammen  bis  hart  an  die  Brandung  hingepflanzt,  so 
dass  starke  Wellen  oder  Hochfluth  das  salzige  Wasser  bis  in  die 
Pflanzung  werfen;  dennoch  steht  sie  vortrefflich,  da  während  der 
trockenen  Zeit,  obwohl  unmittelbar  am  Meere  gelegen,  die  Pflanzung 
durch  ein  Eöhrensystem  künstlich  bewässert  werden  kann. 

Der  Same  keimt  sehr  leicht  und  schnell  und  erhält  sich  mehrere 
Jalu'e  keimfähig;  die  junge  Pflanze  wächst  sehr  rasch,  die  Sclmppen- 
blätter  des  Haupttriebes  abwechselnd  gegenständig  und  herablaufend; 
Soitentriobe  vierkantig,  alle  Schuppen  gleich  geformt  mit  zwei  Rinnen 
auf  dem  Rücken;  Zapfen  rundlich  mit  2,5  cm  Durchmesser,  auf  einem 
dicken  Stiele  sitzend  und  nach  abwärts  gekrümmt. 

Cupressus  Goveniana  Grord.  ist  eine  ebenfalls  sehr  beschränkt 
vorkommende  Cypresse  der  südlichen  californischen  Küste,  wo  sie  an 
den  Flussufern  bis  zu  15  Metern  Höhe  sich  erhebt;  sie  überzieht  als 
niederer  Strauch  die  heissen  felsigen  Berghänge.  Im  Bau  der  Nadel- 
sclmppe  ist  sie  der  vorigen  Art  sehr  ähnlich,  diese  tragen  aber  an 
ihrer  Rückenseitc  keine  oder  nur  eine  rinnenförmige  Yertiefiing. 
Zapfen  2,5  cm,  rundlich  etwas  aufwärts  gerichtet;  Same  klein,  schwarz 
mit  heller  Ansatzstelle. 

Cupressus  Macnabiana  Murr,  ist  im  südlichen  Californion 
heimisch,  wo  der  Baum  nur  gelinge  Dimensionen  erreicht,  meist  sogar 
Sti'auch  bleibt,  Zapfen  2  cm  lang,  rundlich,  auf  einem  dünnen,  kurzen 
Stiele,  Schilder  nicht  runzelig,  sondern  glatt,  grau  glänzend,  Haupt- 
uiid  Seitentriebe  der  vorigen  Art  ähnlich,  aber  Rücken  der  Blätter- 
schuppen stark  gekielt  und  am  Ende   des  Kieles  eine  Oeldrüse. 


Fig.  8.    Monterey  -  Cypresse.    Cupressus  macrocarpa  Hort. 


—     273     - 

Hier  mag  sich  der  Calif ornische  "Wachholder  Juniperus 
californica  Carr.  anschliessen,  der  in  den  trockenen,  sonnig-felsigen 
Hügeln  bis  zu  9  Meter  Höhe  erreicht;  das  Holz  dient  zu  Zäunen  und 
als  Brennholz;  Keimling  mit  5  Cotyledonen. 

Auch  T  0  r r  e  y  a  californica  Torr.,  die  an  den  West- Abhängen 
der  Sierra  Nevada  bis  zu  1500  Meter  emporsteigt,  muss  dieser  Kegion 
zugezählt  Averden;  die  Nusseibe  ist  auf  die  feuchten  Standorte  in 
der  Nähe  von  Flüssen  beschränkt  imd  ziemlich  selten.  Ihr  Holz  gilt 
für  sehr  dauerhaft. 

Pinus  insignis  Dougl.,  Monterey  Pine,  Monterey- 
Kiefer,  auf  die  sandigen  Böden  der  calif ornischen  Küste  beschränkt, 
lehnt  sich  bei  San  Francisco  an  die  Monterey-Cypresse  nach  dem 
Binnenlande  zu  an.  Diese  Kiefer  wird  jetzt  in  ganz  Calif ornien  so 
häufig  angebaut,  wie  die  Cypresse,  mit  der  sie  die  Raschwüchsigkeit 
theilt;  die  lange  Yegetationszeit,  die  ihr  dort  geboten  ist,  lässt  ihr 
Wachsthum  kaum  zum  Stillstande  kommen;  schon  nach  dem  Eegen, 
im  November,  streckt  sie  wieder  ihre  langen  Knospen;  insbesonders 
hat  sie  sich  auch  zur  Festigung  des  Dünensandes  an  genannter  Küste 
als  sehr  werthvoll  erwiesen;  wie  weit  sie,  von  der  Heimat  entfernt, 
mit  kaltem  "Winter  und  Frost  sich  verträgt,  darüber  fehlen  Erfahrungen; 
einjähi'ige  ca.  20  cm  hohe  Pflanzen  haben  in  Japan  völKg  unbedeckt 
Fröste  bis  zu  10°  C.  unter  Null  ohne  Schaden  überstanden,  fi*eilich 
bei  grosser  Luftfeuchtigkeit. 

An  zapfentragenden  Exemplaren  beträgt  die  Nadellänge  10  cm, 
an  jungen  Exemplaren  bis  zu  15;  drei  Nadeln  zusammen  in  einem 
Kurztriebe;  Knospenschuppen  braun,  nicht  ausgefranst,  anliegend,  in 
der  Regel  mit  weisslichem  Harze  überzogen.  Junger  Trieb  braun  und 
glatt;  freistehende  Exemplare  sehr  stark  in  die  Aeste  wachsend  und 
wie  bei  der  Cypresse  sind  dieselben  auffallend  lang  und  gerade  aus- 
gestreckt; an  sehr  kräftigen  Trieben  kann  man  vier  nadellose  Stellen 
erkennen,  nämlich  unmittelbar  an  der  Basis:  hier  fehlen  stets  Zapfen 
und  Triebe;  etwas  unter  der  Mitte:  hier  sitzen  in  der  Regel  Zapfen, 
oft  bis  zu  sechs  in  einem  Quirl  beisammen,  etwas  oberhalb  der  Mitte 
mit  Knospen  und  Seitentrieben  und  zuweilen  Zapfen ;  endlich  in  etwa 
Zweidrittcl  der  Trieblänge:  hier  ebenfalls  Zapfen,  zu  mehreren  im 
Quirl.  Junge  Zapfen  schwach  nach  unten  gekrümmt,  reife  Zapfen 
durchschnittlich  12  cm  lang  und  8  cm  breit  und  dürr,  wenn  offen. 
Grösste  Länge  selbst  16  cm.     Apophyso  auf  der  Oberseite  dos  Zapfens 

Dr.   Mayr.  1^ 


—     274     — 

mit  dicken,  nach  oben  gekrümmten  Fortsätzen  und  feinen  Spitzchen. 
Dadurch  erhält  der  Zapfen  eine  nach  abwärts  gerichtete  Krümmung. 
Der  reife  Zapfen  hellbraun,  glänzend,  Same  nach  Tafel  YII.  Borke 
schmal,  tiefrissig,  Stamm  astreich.  Im  engen  Schlüsse  erwachsen  diese 
Kiefern  zu  schlanken  Stangen,  die  aber  in  ihrer  Heimat  voll  von 
Beulen  sind  durch  ein  Yiscum,  das  auf  ihnen  lebt. 

Nach  der  Anatomie  des  Holzes  und  dem  Aufbau  der  Triebe  und 
Nadeln,  gehört  diese  Kiefer  zur  Section  Taeda.  Das  Holz  ist  sehr 
rasch  erwachsen,  breitringig,  hat  einen  Splint  von  18  cm  Breite,  einen 
röthlichen  Kern;  es  ist  nur  Brennholz. 

Noch  einige  andere  Kiefern  gehören,  wenigstens  dem  Optimal- 
gebiete ihrer  Verbreitung  nach,  zu  den  Vertretern  des  subtropischen 
Laubwaldes;  es  ist  dies  vor  allem 

Pinus  tuberculata  Gord.,  Knob  Pine,  Warzenkiefer. 
An  trockenen,  kiesig  -  sandigen  Südhängen  von  300  —  1500  Meter 
Erhebung  in  der  Sierra  Nevada  und  dem  Küstengebirge  erwächst  diese 
Kiefer  in  sehr  günstigen  Oertlichkeiten  selbst  bis  zu  22  Meter  Höhe, 
in  der  Regel  bleibt  sie  jedoch  viel  niederer  und  oft  sogar  stellt  sie 
einen  aufrechten  Strauch  dar;  die  vielfach  ungleich  schnell  sich  ent- 
wickelnden Nadeln  haben  eine  Länge  von  7 — 15  cm,  durchschnittlich 
11  cm;  drei  stehen  zusammen  in  einem  Kurztriebe.  Knospen  lang 
zugespitzt,  braun  glänzend,  etwas  mit  Harz  zusammengehalten.  Zapfen 
oftmals  nach  derselben  Anordnung  wie  jene  der  Monterey-Kiefer,  in 
einem  oder  zwei  Quirl  an  einem  Jahrestriebe,  zwei  bis  sechs  in  einem 
Quirl  vereinigt  an  1,5  cm  Stielen  im  ersten  Jahre.  Im  zweiten  Jahre 
stark  nach  abwärts  gekrümmt  und  dnrch  das  kräftige  Dickenwachs- 
thum  des  Haupttriebes,  an  dem  die  Zapfen  vorzugsweise  sitzen,  erscheinen 
die  Zapfen  im  zweiten  Jahre  oft  stiellos.  Zapfen  selbst  gekrümmt, 
auf  der  Oberseite  mit  dicken,  etwas  gebogenen  Apophysen;  Apophyse 
selbst  nach  zwei  Seiten  hin  mit  schneidigen  Kanten ;  Nabeldorn  eben- 
falls breit,  festsitzend,  ähnlich  wie  bei  der  Coulteri  (Tafel  VI).  Die 
Zapfen  wechseln  an  Grösse  von  9 — 12  cm  Länge  und  etwa  5  cm  Dicke, 
wenn  geschhjsson. 

Diese  Beschreibung  passt  für  (iie  Tuberculata,  welche  ich  im 
San  Bernardino-Gebirge  sammelte;  sie  weicht  ziemlich  bedeutend  ab 
von  der  aus  nördli(;hen  Gegenden  kommenden,  insbesondcrs  zum  Bei- 
spiel im  Universitätsgai-ten  bei  San  Francisco  kultivirten  Kiefer.  Die 
Zapfen  dieser  sind  auch  ausgewachsen  an  1  cm  langen  Stielen  gefestigt, 
abwärts  dem  Stamme  angedrückt,  auffallend  gross,  bis  16  cm  lang;  die 


—     ä75    — 

Apophyse  nicht  zweischneidig,  sondern  kegelförmig  mit  rundlichem 
Querschnitte;  der  Dornfortsatz  stets  fein  und  leicht  abbrechbar  (Tafel  YI); 
auf  der  Unterseite  sind  die  Apophvsen  glatt;  auch  die  Rinde  harmonirt 
nicht  zwischen  den  beiden  Formen;  da  die  Berkley'sche  Kiefer  von 
Professor  Sargent  als  die  wahre  tuberculata  bestimmt  wurde,  so  erscheint 
die  San  Beruardino-Form  als  Yarietät  mit  aufiallend  stechenden  Zapfen 
und  mag  dieselbe  deshalb  als  Pinus  tuberculata  v.  acuta  ange- 
sehen werden  (Tafel  YI). 

Ihrem  ganzen  anatomisclien  Bau  nach  gehört  die  werthlose  Kiefer 
zur  Section  Taeda. 

Pinus  muricata  D.  Don,  Obispo  Pine,  Obispo-Kiefer, 
eine  zweinadelige  Kiefer,  die  bis  zu  36  Meter  sich  erhebt;  diese 
Dimension  erreicht  sie  aber  nur  ausnahmsweise,  gewöhnlich  ist  sie 
nicht  höher  als  15  Meter;  sie  lebt  in  nassen,  dem  feuchten  Südwinde 
ausgesetzten  Oertlichkeiten  oder  auch  auf  armen  kiesig-sandigen  Böden, 
an  in  das  Meer  abfallenden  Hängen  des  Küstengebirges  im  südlichen 
Californien.  Die  Xadeln  haben  eine  diu'chschnittliche  Länge  von  17  cm, 
sind  steif  und  hart;  die  Knospen  kurz,  braunschuppig,  Schuppen 
anliegend  und  mit  Harz  zusammengeklebt;  junge  Triebe  rothbraun; 
der  Zapfen  sitzt  im  ersten  Jahre  auf  1  cm  langem  Stiele,  aufrecht  mit 
senkrecht  abstehenden,  kräftigen,  stacheligen  Spitzen ;  die  reifen  Zapfen 
oft  in  zwei,  selbst  drei  Quirlen  übereinander  an  einem  Triebe  sitzend 
wie  bei  den  vorhin  genannten  Kiefern.  Der  Zapfen  steht  in  Form 
und  Grösse  dem  der  Pinus  serotina  im  Osten  sehr  nahe,  6  cm  lang 
und  4  cm  breit,  wenn  geschlossen.  Apophyse  nicht  hervortretend; 
Spitzchen  gerade  abstehend,  scharf  stechend.  Same  nacli  Tafel  YIII. 
Die  Rinde  des  erwachsenen  Baimies  ist  eine  sehr  tief -vertikal  und 
mittelbreit-rissige  Borke;  der  raschwüchsige  Baum  biliU't  7  cm  Splint 
und  einen  nur  schwach  schmutzig,  röthlich  gefärbten  Kern.  Nach  der 
Anatomie  des  Holzes  gehört  diese  zweinadelige  Kiefer  zur  Section 
Banksia. 

Die  pflanzengeographisch  merkwürdigste,  wenn  auch  forstlich 
unwiclitigste  von  allen  westlichen  Kiefern  ist  entschieden 

Pinus  Torreyana  Parry,  Torr(\v's  Kiefer;  diese  Kiefer  ist 
eine  sehr  seltene  Art,  deren  Existenz  auf  etwa  200  Individuen  beschränkt 
ist*):    an    der   lehmig- sandigen,    hügeligen  Küste   des  südlichen  Cali- 


*)  Soeben  lese  ich,  dass  diese  Kiefer  auch  auf  einigen  kleinen  Inseln  vor 

der  califoniischen  Küste  entdeckt  wurde. 

18* 


^276     - 

forniens,  wenige  Stunden  von  San  Diego,  bewohnt  diese  Kiefer  die 
o-egen  das  Meer  sich  öffnenden  Schluchten,  die  Hügelköpfe  und  etwa 
noch  das  landeinwärts  liegende,  mit  niederem  Buschwerk  bewachsene 
Gelände.  So  lange  die  Kiefer  existirt,  hat  sie  in  ihrer  Heimat 
unmittelbar  am  Meere  kein  Frosthauch  berührt;  die  Samen,  die  ich 
von  dort  mit  nach  Japan  brachte,  keimten  rasch  und  entwickelten 
eine  sehr  kräftige  Pflanze  mit  drei  Nadeln  in  einem  Kurztriebe  als 
Abschluss  für  das  erste  Jahr;  am  1.  Dezember  zeigte  auf  dem  kahlen 
Boden,  auf  dem  die  Sämlinge  völlig  schutzlos  standen,  das  Thermometer 
—  8^0.;  es  war  dies  der  erste  Frost,  der  die  benachbarten  hohen, 
ebenfalls  im  Freien  verbliebenen  Bananen  völlig  versengte;  von  da 
an  wiederholten  sich  die  Fröste  fast  täglich,  mehrmals  sank  das  Thermo- 
meter bis  zu  —  12^  C,  die  Pflanzen  blieben  völlig  unberührt. 

Diese  Kiefer  ist  ein  kurzlebiger,  ästiger  Baum,  oft  ganz  am 
Boden  liegend  und  bis  jetzt  noch  von  geringem  forstlichem  Werthe; 
die  am  Boden  liegenden  Aeste  schlagen  Wurzeln,  ein  Umstand,  der 
vielleicht  zur  Nutzbarmachung  des  dortigen,  völlig  holzleeren  Küsten- 
striches benutzt  werden  könnte. 

Die  Torrey'sche  Kiefer  hat  fünf  ausserordentlich  starke,  steife 
Nadeln  in  einem  Kurztriebe,  von  durchschnittlich  26  cm  Länge  und 
2  mm  Dicke;  Knospen  lang,  Schuppen  lang  zugespitzt,  anliegend,  am 
Rande  ausgefranst,  ohne  Harz;  junge  Triebe  weissbereif t ;  die  junge 
Rinde  glatt,  hellgrau,  bleibt  lange  Zeit  glatt,  später  wird  sie  klein- 
schuppig, bleibt  aber  hellgrau.  Borkenschuppe  3  cm  breit,  5 — 10  cm 
lang;  der  Zapfen  sitzt  am  kurzen  Stiele,  ein  wenig  nach  abwärts  gekehrt 
mit  durchschnittlich  13  cm  Länge  und  10  cm  Breite,  wenn  geschlossen 
und  13  cm  Breite,  wenn  offen;  Apophyse  vorstehend  mit  sehr  breit 
aufsitzender  Spitze. 

Der  reife  frische  Zapfen  dunkel  violettrotli;  wenn  trocken,  braun 
glänzend;  Same  sehr  gross,  Tafel  YII. 

Durch  den  Aufbau  und  die  Anatomie  des  Holzes  steht  der  Baum 
der  Pinus  arizonica  am  nächsten,  weshalb  ich  diese  beide  in  die  neue 
Section  „Pseudostrobus"  vereinigt  habe.  Der  merkwürdige  Baum  ist 
durch  Gesetze  zwar  vor  der  Ausrottung  geschützt,  zahlreiche  junge 
J^äume  kommen  zwar  jetzt  überall  empor,  allein  ein  einziges  Feuer 
in  dem  etwa  einen  Meter  hohen  Gestrüppe  kann  alle  Sämlinge  zer- 
stören, die  erwachsenen  Exemplai'o  versengen  und  mithin  die  Species 
vernichten*);    wie    leicht  wäre  es  dui-ch  Ausstufen  der  Samen,    durch 

•)  Soeben  erfahre  ich,  (Iiihh  die  Torrey'sche  Kiefer  auch  auf  einer  der 
kleinen  Inseln  an  der  californischen  Küste  gefunden  wurde. 


—     277     — 

Kinder  zirni  Beispiel,  um  ein  paar  Dollars  die  Yerbreitiing  des  Baumes 
an  der  hügeligen,  schluchtenreichen  Küste  zu  begünstigen  und  damit 
die  seltenste  aller  Kiefern  zu  erhalten.  Das  Holz  mit  zweierlei  Paren- 
chvmzellen,  dick-  und  dünnwandigen,  in  den  Markstrahlen. 

Eine,  wenigstens  auf  Uniongebiete,  ebenfalls  seltene  Art  ist 

Pinus  Parryana  Engelm.,  Pinon,  Parry's  Kiefer.  Sie 
ist  im  südlichen  Californien  nur  vereinzelnt  anzutreffen,  ist  aber  in 
Meder-Californien ,  auf  mexicanischem  Gebiete  an  trockenen  Höhen- 
rücken und  Hängen  unweit  von  der  Küste  ziemlich  zahlreich;  wie 
alle  Angehörigen  der  Section  ,,Parrya"  ist  sie  stets  isolirt,  nie  Bestände 
bildend,  ein  nur  bis  9  Meter  hoher  Baum  oder  besser  Strauch,  der 
mehi'ere  Jahi-e  seine  Benadelung  beibehält.  Zwei  Nadeln  finden  sich 
zusammen  in  einer  Scheide,  an  ihrer  Berührungsfläche  sind  sie  weiss- 
lich.  Nadeln  2,7  cm  lang ;  der  reife  Zapfen  erscheint ,  wenn  offen, 
breiter  als  lang,  nämlich  6  :  5  cm.  Apophyse  gelb,  glänzend,  schnabel- 
förmig erhaben  und  nach  rückwärts  gebogen  mit  sehr  kurzem  Spitzchen ; 
der  Same  liegt,  wie  bei  allen  Kiefern  dieser  Section,  ohne  Flügel,  tief 
in  der  Fruchtschuppe  von  einem  häutigen  Fortsatze  derselben  fest- 
gehalten; meist  ist  nur  ein  kräftiger  Same  im  Winkel  der  Schuppen 
entwickelt.  Same  nach  Tafel  Yll.  Holz  nach  dem  Typus  dieser 
Section  gebaut;  sie  erhebt  sich  nie  zu  solchen  Elevationen,  wie  die 
nah  verwandten,  schon  früher  erwähnten  mexicanischen  Arten. 

Pinus  Sabiniana  DougL,  Digger  Pine,  Sabins  Kiefer. 
Im  Gebiete  der  immergrünen  Eichen  heimisch,  auf  den  Hängen  der 
dem  Meere  exponirten  Küstengebiete,  sowie  an  den  Yorbergen  der 
Sierra  Nevada  bis  zu  einer  Erhebung  von  1000  Meter  im  südlichen 
Californien;  der  Baum  ist  sehr  zahlreich  den  Eichen  beigemengt,  bildet 
nie  zusammenhängende  Wälder  und  fehlt  strichweise  in  der  Sierra 
ganz.  Der  Zapfen  dieses  Baumes  ist  in  seiner  Grösse  sehr  variabel ; 
kugelig,  wenn  offen,  so  dick  als  lang  von  10 — 20  cm  Apophyso  wie 
bei  der  Coulter'schen  Art  stark  schnabelförmig  verlängert  und  in  eine 
dicke,  stachelige  Spitze  auslaufend,  Zapfen  auf  4cm  langem  Stiele 
abwärts  hängend,  Benadc^lung  hellgrün,  so  dünn  und  durclisichtig,  dass 
alle  Zapfen  eines  Baumes  von    einem  Standpunkte    aus    sichtbar   sind. 

Von  ferne  glaubt  man  eher  einen  Oelbaum  oder  eine  Weide, 
nicht  aber  einen  Nadelholzbaum  vor  sich  zu  haben,  so  auffallend  erinnert 
der  Aufbau  des  Baumes  an  ein  Laubholz;  sclinn  wenige  Meter  über 
dem  Boden  theilt  sich  der  Stamm   in   zahlreiche,   mit  zicMulich  gleicher 


278     — 


Stärke  aufstrebende  Aeste,  die  sich  wieder  vertheilen  imd  verästeln; 
trotzdem  erhebt  er  sich  in  günstiger  Lage  bis  zu  30  Meter,  aber  gerade 
Xutzstücke  sind  aus  dena  Schafte  nicht  zu  gewinnen,  dagegen  ist  sein 

Holz  als  Brennmaterial  sehr  gesucht. 
Alte  Bäume  bedeckt  eine  sehr  breite, 
rothbraune,    tiefrissige    Borke.      Der 
Aufbau  und  die  Anatomie  des  Holzes 
stellen  den  Baum  zur  Section  Taeda. 
Im  San  Bernardino-Gebirge  triö't 
man  oberhalb  der  Warzenkiefer  (1000 
Meter),  ehe  man  noch  die  Gelbkiefer 
erreicht,  in  engen,  heissen,  nach  Süden 
offenen  Thalschluchten  eine  Douglasia, 
die  von  Engelmann   als  Pseudotsuga 
Douglasii  var.  macrocarpa  beschrieben 
wurde;   es  gehört  diese  Douglasia  in 
die  Kegion  der  immergrünen  Zwerg- 
eichen,   dem   Grenzgebiete    der   sub- 
tropischen    imd     gemässigt  -  warmen 
Kegion  an.    Das  Klima  dort  ist  warm 
und  ziemlich  trocken,  erst  wenn  man 
die  Nordseite  der  Berge  erreicht,  er- 
scheint mit  der  grösseren  Feuchtigkeit 
und   gemässigten   Wärme    der    spär- 
liche winterkahlo  Laubwald   mit   der 
ga«nzen  Fülle  des  Nadelwaldes.    Dass  das  Klima  zur  Erzeugung  dieser 
grossen  Früchtevarietät  beigetragen  hat,  kann  man  nicht  gut  behaupten, 
denn  die  Dimension  des  Baumes  bleibt  beträchtlich  hinter  den  nördlicher 
Avachsenden  Douglasien  zurück.    Ueberdiess  bieten  die  Berge  Arizona's 
dieselben  klimatischen  Bedingungen,  dort  aber  ist  nur  eine  ganz  klein- 
früchtige  Art  der  Douglasia  zu  finden,  die  mit  Koclit  als  Varietät  der 
Küstenform  gilt. 

Was  mich  besonders  veranlasst,  die  grossfrüclitige  Form  als  eigene 
Art  mit  dem  Namen 


Fig.  9.    Sabin's  Kiefer,  rinus  Sabiniana. 


Pseudotsuga  macrocarpa  mihi  einzuführen,  sind  nicht  nur 

biologische   Yerschiedenheiten.      L'h    gebe    deshalb    eine    ausführliche 

Beschreibung  der  Verschiedenheiten  der  grossfrüchtigen  Douglasia,  der 

genu'ineii  Douglasia  (Pseudotsuga  Douglasii)    von  Oregon,   Wasliington 

lind  M<jntana,  sowie  der  A^irietät  ulanca  aus  Colorado  und  Arizona. 


—     279     — 

Die  Nadeln  der  grossfr ächtigen  Art  sind  an  Zapfen  tragenden 
Exemplaren  spitzer  als  die  der  gemeinen  Douglasia  und  länger  und 
zarter  als  die  der  glauca.  Die  Knospe  doppelt  kegelförmig,  mittelgross, 
Knospenschuppen  glänzend  braun,  ohne  Fransen  am  Kande ;  die  Zapfen- 
schuppen am  Eande  kahl,  sehr  gross,  Blüthenschuppen  dreitheilig,  der 
mittlere  Theil  ist  nur  wenig  länger  als  die  Zapfenschuppe ;  die  Unter- 
schiede lassen  sich  auf  der  Tafel  YI  besser   erkennen  als  beschreiben. 

Die  Zapfen  sitzen  auf  2  cm  langen  und  8  mm  dicken  Stielen, 
durchschnittliche  Länge  13  cm,  durchschnittliche  Breite ,  wenn  offen, 
6  cm;  die  grössten  Zapfen  der  gemeinen  Douglasia  aus  dem  Optimum- 
gebiete im  Füget  Sound  und  Oregon  erreichen  nur  8  cm  Länge  und 
3  cm  Dicke ;  die  Zapfen  der  glauca-Yarietät,  sowie  der  Uebergangsform 
von  letzterer  zur  gemeinen  in  Montana  sind  5  cm  lang  und  2,5  cm 
dick.  Die  Grössenverhältnisse  ergeben  sich  aus  der  beigegebenen 
Tafel  \I.  Es  besteht  keine  Uebergangsform  von  der  grossfrüchtigen 
zu  der  gemeinen  Douglasia.  Farallel  den  Verschiedenheiten  in  der 
Zapfengrösse  verhalten  sich  die  Samen,  die  auf  Tafel  YIII  abge- 
bildet sind. 

Dazu  kommen  noch  folgende  entscheidende  Merkmale :  die  jungen 
Triebe  der  grossfrüchtigen  Art  sind  kurz  behaart,  jene  der  beiden 
anderen  Formen  sind  völlig  kahl;  das  Holz  der  grossfrüchtigen  Art 
hat  zahlreiche  Spiralfasern  in  den  Tracheiden  des  Frühjahrs-  und  des 
harten,  dickwandigen  Sommerholzes.  Bei  breitem  Sommerholze  führen 
die  drei  oder  fünf  ersten  und  letzten  Tracheidenzellen  die  Spiralbänder, 
die  zwischenliegenden  Partien  sind  frei  davon.  Das  Holz  der  gemeinen 
Douglasia  enthält  bekanntlich  selten  Spiralbänder  in  den  Sommerholz- 
tracheiden. 

Die  Markstrahlen  der  grossfrüchtigen  Art  sind  von  Tracheiden 
begränzt,  welche  ebenfalls  Spiralfasern  enthalten,  die  dem  Holze 
der  Küsten-  und  der  Binnenlands-Douglasia  fehlen  (Tafel  IX). 

Die  Aeste  stehen  am  erwachsenen  Baume  liorizontal  vom  Stamm 
ab,  wodurch  der  ganze  Habitus  einen,  von  der  Form  der  früher  zusanunen 
mit  der  Sequoia  gegebenen  Douglasia,  abweichenden  Habitus  erhält. 

Die  anfangs  glatte  Rinde  geht  später  in  eine  sehr  tief  rissige 
Borke  über,  die  keine  A^erschiedenlieit  von  der  gemeinen  Douglasia 
zeigt.  Das  Kernholz  ist  tief  braunroth  und  jedenfalls  sehr  dauerhaft ; 
der  Baum  wird  jedoch  wegen  seines  seltenen  A^orkonmiens  (er  findet 
sich  nur  auf  den  San  Beriiardino-  und  Cuyamaca-Bergen  im  südlichen 
Californien)  nur  gelegentlich  genützt. 


—     280     — 

b)    Die  gemässigt  -  warme  Region,  die  Zone  der  blatt- 
ab^verfenden  Laubbäume 

umfasst  die  Ebenen  und  Thäler  von  Oregon  und  Washington-Territory, 
die  Berghänge  bis  zu  etwa  1000  Meter  Erhebung,  die  Küste  von 
British-Columbia  und  die  Insel  Yancouver,  sowie  die  Küste  bis  etwa 
zur  Höhe  von  Sitka. 

Dieses  wichtige  Gebiet  klimatisch  erschöpfend  zu  fixiren,  ist 
leider  nicht  möglich  wegen  Mangels  geeignet  situirter  meteorologischer 
Stationen  im  Gebirge ;  immerhin  aber  können  die  Optimalgebiete  mehrerer 
wichtiger  Holzarten  klimatisch  genügend  beschrieben  werden.  So  ist 
z.  B.  das  Gebiet  der  Lawsonia,  der  Westhang  des  Cascaden-Gebirges 
und  die  Küste  des  südlichen  Oregon ,  also  des  südlichen  Theiles ,  also 
der  gemässigt-warmen  Kegion  ausgezeichnet  durch  ein  ausserordentlich 
gleiclmiässiges  und  feuchtes  Klima :  Temperatur  der  Yegetationsmonate 
15^  C.  und  des  ganzen  Jahres  10°  C.  Die  höchste  beobachtete  Tem- 
peratur war  28^0.,  die  tiefste  —  6^0.;  während  der  Yegetationszeit 
fallen  durchschnittlich  91  mm  Kegen  bei  vollen  850/o  relativer  Feuch- 
tigkeit. Die  Wintermonate  kennzeichnet  eine  geringere  relative  Feuch- 
tigkeit als  die  Sommermonate,  gerade  umgekehrt  als  bei  unserem  conti- 
nentalen  Klima.  Nördlicher  liegt  am  Füget  Sound  das  Optimalgebiet 
von  vier  Holzarten :  der  Küstenfichte ,  der  Dougiasia ,  der  pacifischen 
Thuja  und  der  pacifischen  Tsuga;  lun  ihre  höchste  Yollendung,  was 
Dimension  betrifft ,  zu  erreichen ,  verlangen  diese  Holzarten  grosse 
Feuchtigkeit  während  der  Yegetationsmonate,  nämlich  zwischen  70  und 
80^/o;  über  80^/o  Feuchtigkeit  unmittelbar  an  der  Küste  sagen  besonders 
der  Fichte  und  der  Kiesenpappel  zu.  Dieses  Gebiet  ist  verhältniss- 
mässig  ebenfalls  kühl.  Nur  15°  durchschnittlich  im  Sommer  (4  Monate 
gerechnet)  und  10°  im  Jahr.  Die  höchste  beobachtete  Temperatur  war 
33°  C,  die  tiefste  —  16°  C;  während  der  Yegetationszeit  fallen 
137  mm  Kegen. 

Bei  66<7o  relativer  Feuchtigkeit  während  der  Yegetationszeit 
erlangen  die  genannten  Holzarten  noch  sehr  stattliche  Dimensionen; 
bei  63^^/o  können  Tsuga  und  Thuja,  wie  es  scheint,  nicht  mehr  fort- 
kommen, die  Dougiasia  wird  ein  Baum  von  massigen  Dimensionen ; 
bei  6OO/0  ist  Mucli  die;  Grenze  für  die  Dcmglasia  erreicht,  bei  54 ^/o 
relativer  Feuchtigkeit  und  100  mm  K{?gen  und  18°  C.  während  der 
Yegetationszeit  kann  sie  nicht  mein-  wachsen;  es  tritt  die  Gelbkiefer 
an  ihre  Stelle;  aus  diesem  G(!biete,  in  Montana,  wo  die  Gelbkiefer  bei 
diesen  klimatischen  l^edingungen  die  Grenzvegetation  zwischen  Nadel- 


—     281     — 

wald  und  Prärie  darstellt,  führt  ein  "Weg  von  niu*  wenig  geographischen 
Meilen  in  die  bamnlose  Prärie,  deren  Xähe  sich  in  den  grossen  Extremen 
der  Temperatur  bereits  ankündigt.  Die  Gelbkiefer  widersteht  dort 
einer  Temperatiu'  von  zuweilen  39^  C.  im  Sommer  imd  —  35^  C.  im 
Winter. 

Auf  wenige  Baumarten  beschränkt,  erreicht  der  Laubwald  nur  in 
Oregon  eine  bemerkenswerthe  Ausdehnung  in  lockeren  Hainen  von 
niederen  Eichen,  die  als  Bindeglied  zwischen  Prärie  und  Nadelwald 
erscheinen,  oder  in  compacten  Waldungen  an  den  Ufern  des  Cohmibia- 
Flusses  und  seiner  Tributärflüsse,  also  dem  wärmsten  Theile  des  Landes ; 
dort  allerdings  erreicht  der  Laubwald  unvermuthete  Dimensionen.  Zu 
hohen  Eschen  und  Eichen  gesellen  sich  Pappeln,  über  die  einzelne 
beigemengte  Tannen  imd  Douglasia's  kaum  emporragen.  Zumeist  aber 
ist  der  Laubwald  vertreten  durch  Nadelhölzer,  unter  denen  besonders 
Kiefern,  Douglasia,  Küsten-Tsuga ,  die  Küstentanne,  die  Küstenfichte, 
Thuja  und  Chamaecyparis- Arten  die  bemerken swertliesten  sind;  von 
dem  Laubwalde  sind  dann  nur  einzelne  Individuen  an  geeigneten 
Lagen  in  diesem  Nadelholzcomplexe  wahrzunehmen. 

Die  Berglandschaft  über  1000  Meter,  sowie  nördlich  von  Sitka 
muss  wohl  zur  gemässigt-kühlen  Kegion  mit  Gebirgstanne ,  Gebirgs- 
fichte  und  Lärche  gerechnet  werden;  in  diesen  gedeiht  die  Douglasia 
ebenfalls  noch  überall;  eine  feste  Grenze  lässt  sich  auf  Grund  der 
mangelhaften  Höhenbestimmungen  wohl  noch  kaimi  angeben. 

Hervorragend  wirthschaftlich  werthvoll  sind  unter  den  Laubhölzern 
etwa  drei  Arten,  eine  Weisseiche,  eine  Esche  und  ein  Ahorn;  sie  sind 
die  wichtigsten  Hartnutzholzproduzenten  der  nördlich-pacitischen  Küste. 

Quercus  Garryana  Dougl.,  Wliite  Oak,  Westliche 
Weiss  eiche,  wird  in  Oregon  und  Yancouver  ein  Baum  bis  zu 
30  Meter  Höhe  in  den  wannen  Niederungen,  bleibt  dagegcMi  um  so 
mehr  in  seiner  Höhenentwickelung  zurück  —  aucli  bei  gebotener 
grösster  Wärme  —  je  trockener  das  Klima  wird.  Auf  der  (irenze 
zwischen  Nadelwald  und  Prärie  ist  die  Weisseiche  oft  strauchförmig 
oder  ein  niederer  Baum  dicht  mit  weissen  Flechten  behangen,  die  bei 
Kegen  hellgrün  sich  färben.  Oft  kann  sie  auf  der  Nordseit(^  kleiner 
Hügel  Fuss  ffussen,  der  grösseren  Feuclitigkeit  wegen,  während  die 
Südseite  eine  sonnenverbrannte  Grasfläche  überzieiit.  Solche  Eiciien 
stehen  dann  isolirt,  die  breite  Krone  einem  ge(»flneten  Sciiirme  oder 
einem  Pilze  vergleichbar.  Zu  ihnen  gesellt  sich  noch  Quercus  Kelloggii; 
einzelne  Gelbkiefern  überragen  sie  um  ein  Vielfach«>s. 


—     282     — 

Die  Weisseicho  kennzeichnet  ein  eigenartig  gelapptes  Blatt,  von 
dem  eine  naturgetreue  Skizze  auf  Tafel  Y  sich  findet;  Blätter  oben 
stets  niit  Sternhaaren  besetzt,  unterseits  kurz  beharrt,  ebenso  Blattstiele 
und  Triebe  behaart.  Die  Schuppen  der  Cupula  sind  sehr  zahlreich 
und  dabei  schmal,  fast  pfriemartig,  anliegend  (Tafel  II).  Die  Früchte, 
ohne  Stiele  sitzend,  reifen  in  einem  Jahre  und  noch  in  demselben 
Jahre  keimt  die  Mehrzahl  derselben,  da  der  Abfall  in  die  Zeit  der 
reichlichen  Regengüsse  fällt;  bei  schneearmem  Winter  geht  dann  wohl 
die  Mehrzahl  der  Keimlinge  wieder  zu  Grunde;  Triebknospen  gross, 
zugespitzt,  braun  glänzend,  Knospensclmppen  am  Rande  mit  Woll- 
liaaren,  Endknospe  stets  mit  langen  Zotten.  Die  Borke  des  Baumes 
ist  auffallend  Aveisslich ,  sie  wird  hierin  nur  noch  von  der  japanischen 
Quercns  crispula  übertroffen,  mit  einer  Rinde,  die  von  Ferne  wie  die 
eiuer  "Weissbirke  glänzt.  Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte 
von  75  und  einem  Splinte  von  4  cm  Breite  wird  zu  allen  den  Zwecken 
benützt,  zu  denen  auch  bei  uns  Eichenholz  Yerwendung  findet. 

Quercns  Kelloggii  Newby.,  Blackoak,  Kellogg's  Eiche 
vertritt  die  Stelle  der  Garryana  in  Californien,  wo  sie  in  der  Sierra 
Nevada  nicht  unter  1300  Meter  herab  geht,  Avohl  aber  bis  zu  2700  Meter 
emporsteigt;  sie  fällt  auf  durch  ihre  an  die  Färbereiche  des  Ostens 
(Quercus  tinctoria)  erinnernden  Blätter  mit  Lappen,  die  in  Spitzen 
auslaufen.  Unterseits  ist  sie,  den  Hauptlappen  parallel,  wollhaarig. 
Bezüglich  der  Elevation  an  den  Bergen  folgt  sie  genau  der  Gelbkiefer, 
innerhalb  der  lockeren  Bestände  dieser  Holzart  fusst  sie  auf  den 
besseren  Bodenpartieen ,  einzeln  sowohl  als  in  grösseren  Hainen,  eben 
je  nach  der  Grösse  der  besseren,  lehmreicheren  Nester  im  Boden. 

Die  Rinde  ist  eine  dunkelgraue,  klein-  aber  tiefschuppige  Borke. 
Eichel  gross  nach  Tafel  II;  entsprechend  ihrem  Vorkommen  in  den 
kühleren  Regionen  ist  auch  die  Höhe  des  Baumes  (25  Meter),  sowie 
das  spocifische  Gewicht  (64)  beträchtlich  geringer  als  diess  bei  den 
tiefer  wa(;hsenden  Eichen  der  Fall  ist.  Sie  ist  die  Gebirgseiche  der 
pacifischen  Küste,  liebt  die  kühleren  Standorte,  während  sie  die  wärmeren 
Flussniederungen  ausserhalb  der  Gebirge  der  Q.  Garryana  überlässt ; 
sie  geht  desshalb  auch  am  weitesten  nach  Norden  und  wird  noch  im 
südlirlicii  Alasca  ein  stattlicher  Baum. 

Fraxinus  oregana  Nutt.,  Oregon  Ash,  Oregon  Esche. 
Die  jungen  Trieb(5,  Blattstiele  und  Blättclien,  beiderseits  wollig,  weisslich 
beliuart;  Blättclien  schwach  gekerbt  oder  ganzraiulig,  wenn  ausgewachsen 


—     283     — 

oberseits    kahl    und     n:rün  ;    Knospe    gelbroth,    filzig;     Früchte    nach 
Tafel  lY. 

Dieser  Baum  vertritt  mit  Fr.  dipetala,  einem  kleinen  Baimie, 
die  Gattung  Fr^xinus  im  Westen  und  bevorzugt  dieselben  Oertlich- 
keiten  (AuAvaldungen),  welche  unsere  einheimische  Esche  liebt.  AVie 
fast  alle  westlichen  Bäume  hat  sie  eine  ausgesprochene  Tendenz  zum 
schnellen  Wachsthum;  ihr  Same  keimt  schon  im  ersten  Jahre  und 
die  jungen  Pflanzen  erreichen  in  dem  selben  Jahre  selbst  in  dem 
kälteren  Klima  Deutschlands  (Grafrath  bei  München)  eine  Länge  bis 
zu  65  cm;  auch  in  Japan  ist  die  Oregonesche  von  allen  ausgesäten 
Eschenarten  die  längste  geworden;  Frost  belästigt  sie  wohl  nicht  mehr 
als  unsere  europäische  Esche. 

Populus  trichocarpa  Torr,  und  Gray,  Black  Cotton 
wo  od,  die  pacifische  Balsampappel,  ist  ein  ausserordentlich 
rasch  Avachsender  Baum ,  der  in  seinem  Optimalgebiete ,  im  unteren 
Columbia,  am  Fuget  Sound  und  in  Yancouver  nach  dem  Censusberichte 
60  Meter  Höhe  erreicht;  nach  Angaben  von  Holzarbeitern,  die  meist 
zuverlässig  sind,  gehören  Exemplare  mit  80  Meter  Höhe  durchaus 
nicht  zu  den  Seltenheiten,  so  dass  diese  Pappel  mit  den  ihr  oftmals 
beigemengten  Douglasia's,  Küstentannen  und  -Fichten  in  erfolgreiche 
Concurrenz  treten  kann.  Der  Schaft  dieses  Baumes  ist  vollendet  gerade, 
astrein  bis  zu  40  Meter  Höhe ;  solche  Stämme  erwachsen  aber  nur  auf 
sehr  kräftigem  Boden  mit  reichlichen  Durchfeuchtungsverhältnissen, 
wie  sie  Flussufer  oder  die  Nähe  der  Küste  bieten. 

Oestlich  vom  Cascaden-Gebirge  tritt  an  Stelle  dieser  Pappel  eine 
atlantische  Balsampappel,  Populus  balsamifera,  welche,  da  in  die  kühle 
Region  übergreifend,  mit  den  östlichen  Fichten  die  Prärie  im  Norden 
überschreitet  und  theilweise  selbst  innerhalb  der  pacifischen  Flora 
erscheint. 

Die  Früchte  sind  dicht  behaart;  Blätter  sehr  schwach  gekerbt 
(Tafel  Y)  unterseits  weisslich;  die  Knospe  balsamisch;  die  Kinde  alter 
Stämme  ist  eine  sehr  breit-  und  tiefrissige  Borke;  das  sehr  leichte 
Holz  (specifisches  Gewicht  38)  Avird  besonders  zu  Zuckerfässern 
verarbeitet. 

Acer  m  a(*ro])h  \  II  u  m  Tursh,  Broad  l(>aved  inaplr. 
Grossblätteriger  Ahorn.  Er  theilt  vielfach  die  feuchten  St^mdortt» 
der  Pappeln,  der  Esche,  im  südlichen  Theile  von  Oregon  iuich  d.-s 
californischen   Lorbeers,    wo    er    mit    30  Meter  Höhe  seine   Ma.ximal- 


—     284     — 

entfaltung  erreicht.  In  den  Bergen  liebt  er  in  warmen  Thälern  die 
Ufer  der  Bergbäclie. 

Die  Blattform  ergibt  sich  ans  Tafel  Y,  Blatt  zuweilen  sehr  gross. 
Fi'üchte  mit  goldgelben  langen  Borstenhaaren  bedeckt  nach  Tafel  lY; 
Knospen  und  Triebe  grün;  Blüthe  wohlriechend,  gelb,  nach  dem  Laub- 
ausbruch; Binde  des  ausgewachsenen  Baumes  eine  langrissige  Borke 
mit  ca.  2  cm  breiten  Stücken.  Das  Holz  ist  mit  einem  specifischen 
Gewichte  von  49  für  ein  Ahornholz  auffallend  leicht,  es  scheint  aber 
immerhin  zu  Möbeln,  Handgriffen  an  Werkzeugen  und  dergleichen  gut 
verwendbar  zu  sein;  werthvolle  Maserbildungen  sind  häufig.  Dieser 
Ahorn  ist  ein  sehr  beliebter  Strassenzierbaum  in  den  Städten  der 
pacifischen  Küste. 

Dort  wie  auch  im  Walde  leidet  der  Baum  durch  eine  Flecken- 
krankheit, ein  Khytisma,  das  aber  nicht  grössere,  compakte  schwarze 
Lager  bildet,  wie  das  Eh.  acerinum  der  östlichen  und  vieler  japanischen 
und  indischen  Ahornarten,  sondern  in  einzelne  Punkte  ohne  Rücksicht 
auf  die  Nervatur  des  Blattes  aufgelöst  ist;  dadurch  ist  dasselbe  von 
den  bekannten  Formen  mehr  oder  weniger  verschieden,  so  dass  neben 
Rh.  punctatum  an  Acer  opulifolium  auch  Rhytisma  punctiforme 
n.  sp.  an  Acer  macrophyllum  und  Acer  crataegifolium  in  Japan 
berechtigt  sein  mag.  An  den  gesammelten  Exemplaren  waren  die 
Sporen  noch  nicht  reif    (Tafel  X). 

An  diesen  Nutzbazum  mögen  sich  die  ürigen  Laubholzarten, 
deren  forstlicher  Werth  war  gering  ist,  anreihen. 

Negundo  californicum  Torrey  und  Gray  (syn.  "Acer 
californicum  Dietr.),  Box  Eider,  Cal  if  ornischer  Eschen- 
ahorn, ist  ausgezeichnet  durch  stark  wollige  Behaarung  der  Blatt- 
unterseite, Blattstiele  und  jungen  Triebe ;  der  Baum  erreicht  nur  massige 
Dimensionen,  selten  12  Meter  Höhe  und  ist  forstlich  von  geringem 
AVcrtlie,  sein  Holz  wird  nur  gelegentlich  zu  Möbelstücken  verwendet; 
sein  Holz  ist  wie  das  des  atlantischen  Negundo  auffallend  Aveich  mit 
einem  specifischen  Gewichte  von  nur  48.  Dabei  ist  sein  Yorkommen 
auf  waiine  Gegenden  beschränkt,  vielfach  auf  Ocrtlichkeiten,  welche 
ich  der  siibtropisclicn  Gewächszonc  zuzähle,  wie  das  untere  Thal  des 
Sacramento,  die  Westhäng(;  der  Coast  Range-Berge  Californiens. 

Acer  cii-cinatum  Pursh,  Yinemaple,  Weinahorn;  der 
Name  ist  durcii  das  7 — 91appige  Blatt  gerechtfertigt  (Tafel  Y) ;  junge 
niiitffT  untorseits  späiiicli  mit  langen  IFaarcMi  besetzt;  Früchte  horizontal 


—     285     - 

abstehend  nach  Tafel  IT.  Meist  strauchartig  bildet  diese  Art  in  feuchten 
Standorten  der  warmen  Küste  entlang  Dickichte  wie  die  Strauclierlen 
des  Ostens;  dabei  erreicht  die  grasgrüne  glatte  Stange  nicht  über 
10  Meter  Höhe. 

Acer  glabrum  Torr.,  Dwarf  maple,  Zwergahorn,  bleibt 
so  niedrig  wie  der  vorige  Ahorn ;  Blätter  nach  Tafel  Y,  vorwiegend 
dreilappig,  grob  gezähnt ;  der  Baum  ist  seltener  an  der  Küste  Florida's, 
zahlreicher  im  Inneren  der  Kocky  Mountains  bis  Colorado  und  New- 
Mexico,  während  ein  anderer  Zwergahorn,  Acer  grandidentatum  Nutt., 
die  Bergstöcke  zwischen  dem  Felsen-  und  Cascaden-Gebirge  in  engen 
feuchten  Schluchten  bewohnt.     Blätter  nach  Tafel  Y. 

Platanus  racemosa  Nutt.,  Sycamore,  Califo mische 
Platane.  Die  Blätter  (nach  Tafel  III)  sind  unterseits  behaart,  besondei-s 
sind  die  Blattstiele  dicht  wollig,  flaumbedeckt.  Sammelfrucht  an  einem 
gemeinsamen  langen  Stiele,  einzelne  Frucht  lang-stachelig,  den  gemein- 
samen Stiel  etwas  umfassend.  Nebenblätter  halbkreisförmig  mit  ein  oder 
zwei  Zähnen.  Dieser  Baum  erreicht  in  den  Tliälern  der  Sierra  und 
der  Cascadeii,  am  oberen  Theile  des  Sacramento  unmittelbar  an  den 
Flussläufen,  besonders  mit  kiesig-steinigem  Bette,  einen  Standort,  wie 
ihn  alle  Platanen  in  ihrem  wilden  Zustande  lieben,  Dimensionen  bis 
zu   30  Meter. 

Der  Baum  verdient  den  Namen  „ästig"  in  der  That;  nicht  blos 
zertheilt  sich  der  kurze  Schaft  rasch  in  Aeste,  sondern  auch  diese 
Aeste  sind  wieder  mannigfach  getheilt  und  kniefiu-mig  gebogen.  An  Schiui- 
heit  steht  die  californische  Platane  der  atlantischen  und  der  Arizona- 
Platane  wesentlich  nach.    Das  rothbraune  Kernholz  wird  kaum  benützt. 

Die  Erlen  der  feuchten  pacifischen  Küste  sind  Bäume  mit  statt- 
lichen Dimensionen  und  dadurch  von  den  niederen,  strauchförmigen 
Erlen  der  atlantischen  Küste  auffallend  unterschieden :  im  Norden 
bewohnen  sie  Flussufer  und  feuchte  Niederungen,  im  Süden,  in  Cali- 
fornien,  ziehen  sie  sich  auf  die  höheren   Berge  zurück. 

Alnus  rul)ra  i^ong.,  Alder,  Amerikanische  Jxotlierle, 
mit  glattem,  hellgrauem  Stamme,  reicht  vom  Sitka  die  Küste  entlang 
bis  in  das  mittlere  Californien  ostwärts  bis  Montana;  sie  ist  die  gemeine 
Baumerle  von  Washington  und  Oregon,  wo  sie  80  Meter  Höhe  envidit 
und  als  Möbelholz  geschätzt  wii<l.  Blätter  iiacii  Tafel  Y  grob  gezäiuit, 
Fruchtzapfen  2,5  cm  lang  und  1  cm  breit;  das  Holz  liat  ein  specitisches 
Gewicht  von  48. 


^     286     — 

Alnus  rhombifolia  Nutt.  ist  die  Strauch-  oder  lialbbaum- 
förmige  Erle  iii  gleichem  Yerbreitimgsgebiete ;  das  schwach  gesägte 
Blatt  gross,  imterseits  etwas  haarig  nach  Tafel  Y.  Fruchtzapfeii  1,5  cm 
lang,  0,7  cm  breit;  Kinde  eine  breit-  und  tief  rissige  Borke. 

In  der  Region  der  Kiefern  und  Quercus  Kelloggii  wächst  in  den 
San  Bernardino-Bergen,  dann  im  mittleren  Californien  und  in  Mexico  die 

Alnus  oblongifolia  Torr.,  Aid  er,  ein  höherer  Baum  mit 
doppelt  gesägten  Blättern  (Tafel  Y) ;  Fruchtzapfen  wie  von  der  vorigen 
Art.  Diese  Erle  Avird  ein  hoher  Baum,  der  unserer  einheimischen 
Rotherle  nicht  nachsteht:  die  Rinde  ist  glatt,  dunkelgrau;  das  gelb- 
braime  Kernholz,  in  dieser  Höhenlage  gewachsen,  ist  mit  einem  speci- 
fi  sehen  Gewichte  von  40  auffallend  leicht. 

Betula  occidentalis  Hook.,  Black  birch,  die  westliche 
Schwarzbirke.  Ein-  und  zweijährige  Triebe,  sehr  stark  mit  röth- 
licliem  Drüsenbeleg ;  mittlerer  Tlieil  der  Fruchtzapfenschuppen  ver- 
kleinert und  meist  zurückgebogen  Tafel  lY,  Blätter  nach  Tafel  HI. 
Rinde  des  erwachsenen  Baumes  dunkel  grauroth  mit  sehr  breiten  hellen 
etwas  röthlichen  Lenticellen.  Diese  Birke  bewohnt  die  hohe  Bergregion 
der  Küste,  Avährend  sie  in  der  Ebene  mit  geeignet  kühlem  Klima,  das 
Tst  in  Britisch-Columbien,  durch  die  von  der  atlantischen  Küste  über- 
greifende Betula  papyrifera  ersetzt  wird. 

Einer  der  auffallendsten  Bäume  unter  allen  Laubhölzern  ist 

Arbutus  Menziesii  Pursh,  Madroiia.  Dem  forstlichen 
Werthe  nach  reiht  sich  der  Baum  den  Eichen  an;  sein  schweres,  hartes 
Holz  wird  ganz  besonders  zur  Bereitung  von  Schiesspulver  verkohlt; 
die  Rinde  enthält  etwas  Tannin.  Dieser  schöne  Baum,  ästig  mit  grossen, 
breiten  Blättern,  die  sich  bis  spät  in  den  AYinter  am  Baume  grün 
erhalten ,  ist  aucii  als  Zierbaum  an  der  Küste  sehr  beliebt ;  in  der 
freien  Natur  liebt  er  feuchte,  geschützte  Lagen,  von  den  Inseln  von 
Britisch-Columbien  an  der  Küste  entlang  bis  nach  dem  mittleren  Cali- 
fornien; im  südliclien  Oregon  düiite  das  Optimum  des  Baumes  liegen. 
In  feuchten  Thälern  ein  lioher  Baum  bis  zu  25  Meter,  bleibt  er  auf 
sonnigen  Berghängen  in  der  Höhe  zurück,  wird  breitkronig,  dagegen 
nimmt  dei-  kmze  Schaft  an  Dicke  beträchtlich  zu. 

Die  ietztjälu'igen  Triebe  des  raschwüchsigen  Baumes  sind  grün, 
die  vorletzten  rotlibraun ;  später  geht  die  Rinde  in  eine  kleinschuppige, 
in  Rlättclien  sich  ablösende,  röthlich-graue  Borke  über. 

Von  Osten  her  iiberschnntet  mit  den  Nadelhölzern  den  Continent 


—     287     — 

Pop u Ins  tremuloides  Michx.,  die  amerikanische  Aspe,  welche 
als  kleiner  Baum  den  oberen  Eand  der  Laubholzzone  und  den  wärmeren 
Theil  der  kühlen  Fichten-  und  Tannenregion  einnimmt;  an  der  paci- 
tischen  Küste  kann  sie  in  Folge  der  hohen  Gebirge  weit  nach  8üd- 
californien,  bei  entsprechender  Erhebung  bis  zu  3000  Meter,  vordringen ; 
sie  ist  das  am  weitesten  verbreitete  forstliche  Unkraut,  zu  dessen 
Gunsten  die  besseren  Holzarten  zurückweiclien ,  wenn  sie  systemlos 
heruntergeschlagen  werden. 

Populus  Fremontii  AYatson,  Cottonwood,  Califor- 
nische  Pappel  vom  oberen  Laufe  des  Sacramento  bis  zu  den  San 
Bernardino-Bergen,  ostwärts  nach  Nevada  und  Utah.  Durch  das  eigen- 
thümlich  geformte  Blatt  (Tafel  Y)  von  den  übrigen  Pappeln  gut 
gescliieden;  der  südöstlichen  Form  Yar.  Wislizeni,  Tafel  III,  wurde 
bei  Betrachtung  der  nordmexicanischen  Flora  gedacht.  Sie  ist  wie 
alle  Pappeln  vorzugsweise  auf  die  Flussauen  beschränkt  und  erreicht 
dort  30  Meter  Höhe. 

Mr.  M.  S.  Bebb,  der  beste  Kenner  der  nordamerikanischen 
Weiden  beschreibt  in  der  Flora  of  California  19  californische  AYeiden, 
während  er  die  Zahl  der  nordamerikanischen  Weiden  überhaupt  auf 
60  schätzt;  fast  jede  Art  ist  von  ihm  mit  ein  oder  zwei  Yarietäten 
versehen ;  daraus  ergibt  sich ,  dass  die  nordamerikanischen  Arten  in 
Yariation,  Bastardirung  und  Schwierigkeit  ihrer  Bestimmung  hinter 
den  europäischen  gewiss  nicht  zurückstehen.  Mehrere  derselben  kommen 
von  Osten  her  mit  dem  Nadelwalde  nördlich  von  der  Prärie  in  die 
pacifische  Region  wie  Salix  amygdaloides  und  Salix  longif(>lia,  wälu'cnd 
Salix  nigra  wohl  auf  dem  südlichen  Wege,  nämlich  dem  Golfe  von 
Mexico  entlang  über  Texas  und  Arizona  die  pacifische  Küste  erreichte. 
Diese  Art  ist  allein  in  sechs  Yarietäten  beschrieben  worden. 

Bezeichnend  ist,  dass  unter  allen  Weiden  der  pacifischen  Küste 
noch  keine  gefunden  wurde,  die  ihre  Kultur  zu  Flechtarbeiten  h)hnen 
würde,  sie  sind  daher  einstweilen  noch,  bis  iiir  Werth  geprüft  ist, 
foi-stlich  belanglos.  Alle  sind  an  die  unmittelbare  Nähe  der  Flüsse 
und  Bergbäche  gebunden. 

Salix  laevigata  Bebb  mit  lanzettliclicn  Blättern  \on  7  — 15fm 
Länge,  drüsenlosen  Blattstielen  und  3—5  Staubfäden  auf  Californieu 
beschränkt,  wird  zuweilen  baumartig;  das  Yerbreitungsgebiet  dieser 
Weide  liegt  ganz  in  der  subtropisciien  Zone.  Diese  und  Sali.x  hisiolepis 
Benth.,  mit  zwei  Stamina  und  glatten  Fruchtkapseln,  sind  häutige 
Weiden  des  californischen  Thaies  zwischen  «Icii  hohen  Bergen. 


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Salix  lasiandra  Bentb.  vom  Sacramentoflusse  an  nordwärts 
und  in  den  Bergen  östlich  bis  Neu-Mexico.  Ein  kleiner  Baum  mit 
Drüsen  an  den  Blattstielen  und  3 — 5  Stamina. 

Salix  sessilifolia  Nutt.  mit  zwei  Stamina,  mit  Drüsen  an 
den  Blattstielen;  vom  Fuget  Sound  bis  Californien. 

Unter  den  Sträucliern  erwähne  ich  die  bekannte  Salix  cordata, 
die  von  Nordosten  her  nach  Colorado  und  Utah,  selbst  bis  Californien, 
aber  dann  nicht  unter  2500  Meter  Erhebung,  eindringt;  durch  zAvei 
Stamina  und  glatte  Früchte  und  die  grossen  halbmondförmigen  Blätter 
ausgezeichnet. 

Salix  Sitkaensis  Sans,  durch  schöne,  dunkelgrün  glänzende 
Blätter  mit  weisssammtiger  Unterseite  ausgezeichnet.  Salix  Breweri 
Bebb  ist  die  einzige  Weide  aus  der  Gruppe  der  Yiminales,  die  bis 
jetzt  in  Nordamerik;a  gefunden  wurde. 

Mehrere  alpine  Weiden  der  pacifischen  Küste  endlich  bescheiden 
sich  mit  dem  kühlen  Klima  im  hohen  Norden  und  auf  der  Baumgrenze 
der  Hochgebirge  bis  nach  Mexico. 

Als  typischer  Vertreter  der  Strauchvegetation  sei  Cornus  Nut- 
tal lii  Audub.  erwähnt,  dessen  „Blüthe"  eigentlich  einen  Blüthenstand 
mit  hellfarbigen  Involucralblättern  darstellt.  Wie  im  Osten  Cornus 
florida ,  so  fehlt  der  starke  Strauch  im  Norden  keiner  der  spärlichen 
Laubholzgruppen,  Avährend  er  im  Süden,  auf  den  höheren  Bergen,  im 
Schatten  der  Nadelhölzer  bis  zum  Baume  IL  Grösse  heranwächst ; 
Khamnus  FurshianaDC.  theilt  das  Gebiet  und  die  Eigenthümlich- 
keit  der  vorigen  Art  hinsichtlich  seines  Gedeihens. 

Die  Rosskastanien  sind  durcli  eine  Art:  Aesculus  californica 
Nutt.,  California  Buckeye,  die  californische  Rosskastanie 
vertreten;  diese  Art  ist  aber  mehr  Strauch  als  Baum.  Zahlreiche 
Triebe  zweigen  von  dem  Hauptstamme  unmittelbar  über  dem  Boden 
ab,  und  erheben  sich  mehrere  Meter;  dabei  ist  die  Rinde  derselben 
auffallend  weiss  gefärbt.  Die  einsamigen  Früchte  sind  von  einer  dünnen, 
lederartigen,  höckerlosen  S(;hale  bedeckt,  die  Samen  von  doppelter 
Grösse  als  die  der  östlichen  Rosskastanien. 

Prunus  cm  aig  i  nata  Wal]),  und  demissa  Wal  p.  ans  der 
Section  (Jei-asus,  l'yius  rivuhu-is  Dougl.  mit  einer  Borke,  die  in 
sehr  breiten  und  dünnen  S(*huppen  sich  ablöst.  Fyrus  (Sorbus) 
samb  n  <'i  f  0  I  ia  Cham,    und  Schlec-ht.  gelKU't   Avie    die    verwandte. 


-     289     — 

europäische  Vogelbeere  mehr  der  kühleren  Region  als  jener  der  Laub- 
hölzer an;  vom  polaren  Nordamerika  dringt  sie  hoch  in  den  Bergen 
bis  zur  Grenze  von  Mexico  vor. 

Mit  der  Yogelbeere  kommt  auch  Amelanchier  canadensis 
Torr,  und  Gray  (nach  amerikanischen  Florenwerken,  nach  deutschen 
C.  Koch)  in  die  pacifische  Region  über;  vielleicht  lässt  sich  die  Yer- 
breitung  der  canadischen  Felsenbirne  durch  Alaska  nach  Kamtschatka 
nachweisen,  wodurch  sich  das  Auftreten  dieser  Ai't  in  Japan  erklären 
liesse.  Crataegus- Arten,  Sambucus  glauca  Nutt.  mit  schönen 
weissbereiften  Beeren  und  andere  stellen  mit  den  vorgenannten  ein 
Buschwerk  dar,  zu  dem  die  früher  genannten  Bäume  an  der  Grenze 
ihres  Yerbreitungsbezirkes  ebenfalls  als  Sträucher  oder  Halbbäume 
sich  gesellen.  . 

Es  erübrigt  noch  einiger  Laubhölzer  zu  gedenken,  welche  aus- 
schliesslich auf  das  Gebiet  zwischen  der  Prärie  und  der  SieiTa  Nevada, 
beziehungsweise  dem  Cascade  Range  -  Gebirge  beschränkt  sind;  die 
meisten  derselben  reichen  in  das  nordmexicanische  Gebiet  über  und 
sind  dort  bereits  näher  beschrieben  worden;  einige  aber  stehen  isolirt 
da,  wie  zum  Beispiel  Acer  grandidentatum  Nutt.  Blätter  nach 
Tafel  Y,  ein  Zwergahorn,  der  vielleicht  auch  Mexico  erreicht,  an 
Flussrändern. 

Ein  eigenthümlicher  Baum  ist  Fraxinus  anomalaTorr.  mit 
ungefiederten  Blättern ;  Triebe  vierkantig  mit  Korkleisten ;  ein  kleiner 
Baum,  der  auf  Sandboden  häufig  sein  soll. 

Populus  angustifolia  James,  Black  Cottonwood  erscheint 
schon  in  den  Black  Hills  von  Dakota ;  diese  Pappel  reicht  weit  in  das 
kühle  Gebiet  der  Tannen  über;  sie  bleibt  stets  ein  kleiner  Baum. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  Nadelhölzern,  die  ich  insofern  als 
die  Yertreter  des  Laubwaldes  auffasse,  als  ihr  Optimum  entschieden 
dem  Laubholzgebiete  angehört.  An  der  Westküste  Nordamerika^  die 
von  der  Natur  selbst  so  reich  mit  Nadelhölzern  bedacht  wurde,  hat 
sich  im  Kampfe  Avährend  der  Jahrtausende  jener  Prozcss  vollzogen, 
der  sich  gegenwärtig  im  Osten  Amerika's,  in  Europa,  in  Jjipan,  an 
der  Küste  China's  durch  das  Eingreifen  des  Menschen  vollzielit;  die 
werthvolleren  Laubhölzer  werden  genützt,  die  anspruchsloseren  Nadel- 
hölzer gepflanzt  oder  iluien  das  Terrain  geebnet;  in  Westamoiika  ist 
die  Laubliolzfiora  von  der  Natur  selbst  auf  ein  Mininuim  zurück- 
gedrängt Avorden. 

Dr.   Mayr. 


—     290     — 

Unter  den  Nadelhölzern,  welche  nördlich  von  Californien  an  der 
pacifischen  Küste  wachsen,  spielt  zweifelsohne 

die  Douglas  -  Tanne,  Douglasia,  Pseudotsuga  Dou- 
glasii  Carr.,  Eed  fir,  Douglas  fir,  die  grösste  Eolle ;  bei  uns 
ist  sie  auch  als  Douglas-Fichte  bekannt ;  daher  will  ich  zuerst  Einiges 
über  den  Namen  hier  anfügen.  Die  Douglasia,  wie  ich  die  Holzart, 
um  allen  Unrichtigkeiten  auszuweichen,  nennen  möchte,  ist  keine  Picea 
oder  Fichte;  die  Anatomie  des  Holzes,  der  Kinde,  der  Nadeln  und 
der  Zapfen  spricht  dagegen ;  sie  ist  keine  Abies  oder  Tanne ;  die  Ana- 
tomie des  Holzes,  der  Rinde,  des  Zapfens  und  der  Borkenbildung 
spricht  dagegen;  sie  ist  auch  keine  Tsuga,  Habitus,  Anatomie  des 
Holzes,  der  Rinde,  der  Blüthen  und  Nadeln  sprechen  dagegen;  sie  ist 
auch  keine  Pinus,  Anatomie  der  Rinde,  Nadeln  und  Zapfen  sprechen 
dagegen;  die  Douglasia  ist  eben,  wie  Carriere  sie  richtig  aufgefasst, 
von  den  genannten  Gattungen,  deren  lateinische  Namen  sie  alle  über 
sich  ergehen  lassen  musste,  verscliieden. 

Nach  bisherigem  Sprachgebrauch  werden  zuweilen  zwei  einander 
nahe  stehende  Gattungen  oder  Arten  mit  dem  Namen  „pseudo"  belegt ; 
so  sagt  man  Pseudolarix,  weil  diese  Holzart  der  Lärche  ähnlich  sieht ; 
man  spricht  von  Acer  Pseudoplatanus ,  weil  dieser  Baum  der  Platane 
ähnlich  sieht ;  man  sollte  nun  erwarten,  dass  die  Pseudotsuga  der  Tsuga 
unter  den  Nadelhölzern  am  ähnlichsten  sehen  würde,  allein  sie  gleicht 
gerade  dieser  unter  allen  oben  genannten  Gattungen  am  wenigsten ; 
Pseudopicea  oder  Pseudoabies  hätten  mehr  Berechtigung  gehabt;  allein 
der  Name  wurde,  trotz  seiner  mangelhaften  Basis,  von  den  amerika- 
nischen Botanikern,  die  zumeist  interessirt  sind,  adoptirt ;  und  so 
wird  er  wohl  beibehalten  werden. 

Von  der  Nadelform  abgesehen,  ist  die  Douglasia  schon  vom  ersten 
Tage  ihres  Lebens  an  völlig  Fichte.  Sie  wird  schon  im  ersten  Jahre 
bis  zu  10  cm  hoch,  im  zweiten  Jahre  bis  zu  20  cm  und  darüber.  Ihr 
Leittrieb  zeigt  zahlreiche,  unregelmässig  vertheilte,  kräftige  Seiten- 
knospen, welche,  wenn  die  Haiiptknospe  zu  Grunde  gegangen  ist  durch 
Erfiieren  oder  Abäsen  durch  Thiere,  wie  bei  der  Fichte,  sofort  zu 
neuen  Gipfeltrieben  emporwachsen  können.  Yon  da  an  entwickelt  sich 
die  Douglasia  rasch  weiter,  wohl  schneller  als  irgend  eine  nordamerika- 
nische Nad(3lholzart;  sie  behält  aber  den  Habitus  der  Fichte,  eine 
spitze  Keg(3lfonn  dej-  Kronf;  bei ,  bis  im  höheren  Alter  ihre  Krone 
sparrig  wird.  Die  Rinde,  die  in  der  Jugend  und  natürlich  auch  im 
Gipfel  des  Baumes  tannenartig  ghitt  ist,  erscheint  in  den  Rocky  Mountains 


—    291     — 

weisslich,  im  Cascaden-Gebirge  etwas  röthlich;  sie  geht  später  in  eine 
kleinschuppige  Borke  mit  cliinkelgrauer  Färbung  über;  endlich  treten 
sehr  breite,  bis  zu  20  cm  dicke  Borkenplatten  mit  hell  bräunlichen 
Thälern  dazwischen  auf.  Untersucht  man  diese  Borke,  die  etwa  mit 
dem  hundertsten  Jahre  des  Baumes  am  Fusse  des  Stammes  zuerst  auf- 
tritt, unter  dem  ]\Iikroscope,  so  ergibt  sich,  dass  sie  aus  kleinen,  sclieiben- 
förmigen  Stücken  des  Kindengewebes  mit  reichlichen  sklerosirten  Ele- 
menten und  Krystallscliläuchen  besteht,  dass  aber  neun  Zehntel  der 
gesanamten  Borkenmasse  aus  reinen  Lagen  eines  ockerfarbigen  Korkes 
bestehen,  die  wieder  durch  dünn-  und  dickwandige  Zelllagen  eine 
Schichtung  erhalten. 

Im  Schlüsse  bildet  die  Douglasia  eine  sehr  spitze,  kegelige  Krone 
und  schliesst  im  höchsten  Alter,  wie  noch  andere  Nadelhölzer  des 
Urwaldes  ihr  Wachsthimi  mit  einer  Krone  ab,  die  wieder  völlig  der 
jungen  Pflanze  ähnlich  ist,  und  auf  der  Krone  des  alten  Stammes  wie 
eine  neue  Pflanze  aufsitzt;  man  vergleiche  das  Titelbild.  In  dichtem 
Schlüsse  erwächst  sie  zu  einer  ausserordentlich  dünnen  und  schlanken 
Stange ;  an  Berghängen  beginnt  der  Stamm  zuweilen  mit  einer  kurzen, 
säbelförmigen  Krümmung  oder  einer  kräftigen  Anschwellung,  wesshalb 
er  dort  erst  ein  bis  zwei  Meter  über  dem  Boden  gefällt  wird.  Meist 
ist  der  Stamm  überhaupt  an  seiner  Basis  so  stark,  dass  es  bei  den 
theueren  Arbeitslöhnen  in  Amerika  einen  Zeitgewinn  darstellt,  ein 
Gerüste  zu  bauen  und  den  Stamm  erst  in  grösserer  Höhe  etwa 
3 — 4  Meter  über  dem  Boden  abzukappen. 

Nur  das  allerbeste  Material,  das  im  Walde  steht,  hat  bis  jetzt 
einen  Werth  und  nur  dann,  wenn  es  in  grossen  Massen  beisanmien 
steht;  das  wird  dann  ohne  Rü(;ksicht  auf  irgend  etwas  anderes  —  les 
deluges  apres  —  herausgeschiuiden ;  nur  in  grossen  Yorrathsgebieten 
lohnt  sich  die  Nutzung,  welche  mit  Dampfmaschinen,  Eisenbahnen  und 
dergleichen  in  allergrösstem  Massstabe  betrieben  werden.  Ich  kann 
mich  zur  Bewunderung  der  Kraft  und  Energie,  die  in  so  inscenirtcn 
Unternehmungen  liegt,  nicht  aufschwingen;  etwas  Honig  bekommt 
man  ja,  wenn  man  (h-m  Honigtasse  den  J^kUmi  ausscldägt.  Tcli  galt 
früher  schon  einige  Bihh'r,  die  für  sich  selbst  reden  mögen  ;  wie  sch(">n 
Hesse  sich  da  Unternehmungsgeist  und  Kapital  mit  einem  einfaclien, 
khiren,  auf  Xachlialtigkeit  des  Gewinnes  gerichteten  Systeme  cumbiniren 
zum  Segen  des  Landes  und   zum  Nutz<'n  der  Untern(»hmer. 

Die  Douglasia  passt  sich  mit  Leichtigkeit  deiu  gegebenen  l^iKJen 
an;  sie  entwickelt  auf  seiciiten  Hoden  ein  flach  streichemies  Wurzel- 
system, (hingt   in   die  Felsspalten,   in   lockere  BiWien  mit  kräftiger  Pfahl- 


-     292     — 

wui'zel  ein,  meidet  aber  stets  harte  Thonböclen  und  fehlt  in  ihrer  Heimat 
auch  auf  mageren  Sandböden;  sie  wird  dort  durch  die  Gelbkiefer  ver- 
treten; auf  lehmigen  Sandböden  oder  sandigem  Lehm  entwickelt  sie 
eine  centrale  Partie  von  zwei  bis  drei  kräftigen  "Wurzeln ,  welche  in 
die  Tiefe  gehen,  während  die  übrigen  Wurzeln  seicht  verlaufen;  wo 
lehmige  Bestandtheile  vorwiegen,  tritt  zur  Douglasia  die  Küstenfichte 
oder  in  den  Bergen  die  concolor-Tanne,  wo  die  sandigen  Bestandtheile 
überwiegen,  gesellt  sich  zu  ihr  in  den  Bergen  die  Gelbkiefer,  die 
Libocedrus,  an  der  Küste  die  Lawsonia. 

Nicht  minder  leicht  accomodirt  sich  die  Douglasia  an  Standorten 
mit  verschiedenen  Befeuchtungsgraden,  sowohl  des  Bodens  als  der  Luft 
an.  Ln  mittleren  Oregon  und  in  Montana  drängen  sich  einzelne 
Exemplare  bis  hart  an  die  Prärie  heran,  mit  unterständigen,  niederen 
Eichen,  fi-eilich  auch  keine  Biesen ;  im  südlichen  Oregon  stehen  starke 
Stämme  unmittelbar  an  den  „Slough"  an,  durch  brakisches  Wasser 
gebildeten  Meereseinbuchtungen,  so  dass  die  geringste  Stauung  das 
Wurzelwerk  unter  Wasser  setzt;  mit  Thuja  und  Tsuga  erfüllt  sie  im 
nördlichen  Oregon  und  Washington  und  Britisch-Columbia  die  engen 
Schluchten  immittelbar  an  den  Ufern  der  Bergwasser ;  im  lufttrockenen 
Binnenlandklima  Montana's  gedeiht  sie  und  wird  ein  werthvoller  Nutz- 
baum, um  endlich  in  der  Nähe  des  Meeres,  in  der  wasserdampfreichen 
Luft  der  Küste  zu  riesenhaften  Dimensionen  emporzuschiessen. 

Wo  die  Douglasia  aus  natürlicher  Besamung  und  gleichalterig 
aufwächst,  ein  Yerhältniss,  das  in  Amerika  sich  auf  uralten  Brand- 
stellen findet,  da  fällt  ihr  dichter  Schluss,  ihr  gleichmässiges  Wachs- 
thum  auf;  dabei  bleibt  die  durchschnittliche  Länge  der  Jahrestriebe 
sehr  beträchtlich  hinter  jenen  der  freistehenden  und  gleich  alten 
Exemplare  zurück. 

Es  wird  vielfach  behauptet,  dass  der  gedrängte  Schluss  das  Höhcn- 
wachsthum  nicht  begünstige  und  dass  diese  Eigenthümlichkeit  das 
ganze  Leben  des  Baumes  im  Bestände  sich  erhalte.  In  der  Jugend 
mag  diess  richtig  sein;  allein  unter  allen  ausgewachsenen  Bäumen 
waren  stets  die  in  dichtestem  Schlüsse  stehenden,  also  die  am  Avenigsten 
von  Acsten  umkleideten  Exemplare  die  höchsten ;  je  mehr  der  Baum 
auf  Ausbildung  der  Blätter  und  Zweige,  also  der  Krone  verwendet, 
um  so  mehr  zeigt  sich  der  Effekt  dieser  Lebonsthätigkeit  in  einer 
Durchmesserzunahnu;  und  einer  Höhenwuchsverzögerung. 

Schöne  Beispiele  hievon  kann  man  im  westlichen  Himalaya  beob- 
achten, dem  Optiinumgebiotc  der  Cedrus  Deodara;  dort  sieht  man  oft 
in    geschützten    Oeiilichkeiten    dichte    Gru})pen    von    etwa    20    Cedern 


—     293     -- 

zusammen  stehen;  imtersucht  man  eine  solche,  wahrscheinlich  gleich- 
alterige  Gruppe,  so  erhält  man  zum  Beispiel  für  die  Eandbäume  mit 
den  stärksten  Ki-onen  eine  mittlere  ,Höhe  von  45  Meter  mit  einem 
Durchmesser  von  0,77  Meter;  Aeste  beginnen  bei  25  Meter  Höhe,  für 
die  im  engsten  Schlüsse  —  2  Meter  Abstand  von  den  Nachbarbäumen 
—  50  Meter  Höhe  und  1,06  Meter  Durchmesser,  Aeste  beginnen  bei 
30  Meter;  endlich  bei  fast  ganz  freistehenden  Bäumen  reichen  die 
Aeste  bis  zu  3  Meter  über  dem  Boden  herab,  die  Höhe  bleibt  auf 
36  Meter  stehen,  dagegen  eiTeicht  der  Durclunesser  1,53  Meter. 

Es  ist  gewiss  auch  kein  Zufall,  dass  die  grössten  Riesen  der 
Douglasia,  Sequoia,  Cryptomeria  so  oft  in  engen  Gruppen  bei- 
sammen stehen. 

Wenn  die  Vegetation  rechtzeitig,  vor  Eintritt  der  Frühfröste  zum 
Abschluss  kommt,  ist  die  Douglasia  absolut  frosthart;  sie  wächst  auf 
völlig  freier  Fläche  in  Nordamerika  auf,  in  Montana  in  Oertlichkeiten, 
wo  Temperaturgrade  von  —  35^  C.  im  Winter  durchaus  keine  Selten- 
heiten sind,  Temperaturen  von  —  25^  aber  alljährlich  auftreten.  Im 
Gebiete  der  Rocky  Mountains,  in  Montana,  Idaho  und  Colorado  ent- 
wickelt eben  die  Douglasia  keinen  zweiten  Trieb  im  Nachsommer,  keinen 
Johannitrieb ,  der  dagegen  an  der  warmen  und  feuchten  Küste  oft 
schon  im  ersten  Jahre  und  nicht  blos  an  der  Douglasia,  auch  an  Abies 
grandis  und  Pinus  ponderosa  sich  zeigt. 

Es  dürfte  diese  Eigenthümlichkeit  der  Joliannitriebe  vielleicht 
ein  Licht  auf  die  Verbreitung  der  genannten  Holzarten  von  den  Rocky 
Mountains  nach  der  Küste  hin  werfen,  wobei  die  Pflanzen  an  das  wärmere, 
feuchtere  Klima  mit  längerer  Vegetationszeit  sich  durch  ein  zweites 
Austreiben  der  Knospe  noch  in  demselben  Jahre  durch  den  Johanni- 
trieb angepasst  haben.  Ueberdiess  fällt  an  der  Küste  der  Abschluss 
der  Knospe,  bevor  diese  zum  neuen  Triebe  (Johannitrieb)  sich  streckt, 
der  Zeit  nach  mit  dem  Abschlüsse  der  Knospe  und  der  Vegetation  im 
Felsengebirge  zusammen.  Dabei  entwickelt  sich  der  Johannitrieb  in 
der  Regel  aus  einer  Seitenknospe  am  Gipfel  des  Haupttriolx^s ;  dw 
Endknospe  dieses  neuen  Triebes  bleibt  kloin  und  ist  von  zusanunen- 
gedrehten  Nadeln  vCdlig  umhüllt;  unterbleibt  der  Johannitrieb,  dann 
schliesst  die  Pflanze  ihr  Wachsthum  mit  einer  grossen,  von  grünen 
Nadeln  nicht  eingehüllten,  glänzend  braunen,  kegelf()rniigen  Knospe  ab. 

Dass  frostharte  Pflanzen  oiuie  Johannitrieb  auch  huigsamerwüchsig 
sind,  ist  eine  Erscheinung,  die  man  in  Ostamerika  und  Europa  an 
kultivirten  E.xemplaren  und  auch  im  Westen,  in  der  Heimat  der  l)(»u- 
glasia,  beobachten  kann:   in  Montana,  wo  keine  Johannitrichc  auftictcn. 


—     294     — 

Tuid  der  Längstrieb  im  günstigsten  Alter  50  cm  nicht  überschreitet, 
braucht  die  Douglasia  auf  gutem  Boden  volle  190  Jahre,  imi  45  Meter 
Höhe  und  80  cm  Durchmesser  zu  erreichen ;  an  der  feuchten  Küste 
ist  sie  schon  mit  80  Jahren  40  Meter  hoch  und  hat  einen  Durchmesser 
von  80  cm;  die  Montana  Douglasia  hat  den  Höhenpunkt  ihres  Zuwachses 
längst  überschritten ,  die  Küsten-Douglasia  steht  mit  dieser  Dimension 
in  der  Yollkraft  ihres  "Wuchses. 

Dass  die  Standfaktoren,  wenn  sie  Jahrtausende  lang  durch  viele 
Generationen  auf  eine  Pflanze  einwirken ,  dieser  endlich  eine  erblich 
gCAvordene  Tendenz  zu  schnellerem  oder  langsamerem  Wüchse  anerziehen 
können,  dürfte  die  Erscheinung  bestätigen,  dass  Pflanzen  aus  Samen 
von  Colorado-Bäumen  und  solche  aus  Samen  von  Küstenbäumen,  auf 
ganz  das  gleiche  Beet  gebracht  und  gleich  behandelt,  durch  viele  Jahre 
hindurch  sofort  an  der  Wachsthumsgeschwindigkeit  und  ihrer  ererbten 
Johannitriebbildung  zu  erkennen  sind;  erstere  sind  in  Deutschland  und 
in  Ostamerika  völlig  frosthart ;  letztere  sind  in  Deutschland  schwierig 
und  in  Ostamerika  gar  nicht  aufzuziehen. 

Erst  von  der  Zeit  an,  in  der  der  Holzbildungsprozess  in  der 
Pflanze  grössere  Dimensionen  annimmt,  etwa  vom  zehnten  Lebensjahre, 
unterbleibt  auch  an  der  Küsten-Douglasia  der  Johannitrieb ;  an  frei 
erwachsenden  Exemplaren  beginnt  mit  dieser  Zeit  oft  schon  die 
Samenproduktion,  ohne  dass  eine  Abnahme  des  Längenwachsthumes 
bemerkbar  wäre. 

Uebrigens  übt  auf  das  Auftreten  des  Johannitriebes  auch  an  der 
Küste  die  Güte  des  Bodens  einen  wesentlichen  Einfluss  aus,  insofern 
als  schlecht  ernährte  Pflanzen  nicht  genügend  Material  zum  Aufbaue 
eines  Johannitriebes  besitzen,  während  imigekehrt  Pflanzen,  die  keine 
ererbte  Anlage  zum  Jdiannitriebe  überhaupt  besitzen ,  auch  durch  den 
besten  Boden  nicht  zur  Bildung  desselben  angeregt  werden  können. 

Auf  geringem,  seichtem,  steinigem  Boden  am  Puget  Sound  zeigten 
einjährige  Pflanzen  eine  Höhe  von  1,6  cm  über  den  Cotyledonen  und 
waren  alle  ohne  Johannitrieb ,  zweijährige  Pflanzen  4  cm  über  den 
Cotyledonen  und  hatten  60  O/q  mit  Johannitrieb.  Auf  besserem 
Boden ,  in  muldenförmigen  Einsenkungen  unmittelbar  neben  dem 
ersten  Orte  liatten  einjährige  Pflanzen  eine  Höhe  von  3,5  cm  über 
den  Cotyledonen  ;  alle  Pflanzen  mit  Johanni  tri  eben,  zweijährige  Pflanzen 
eine  Höhe  von  11  cm  über  den  Cotyledonen  und  alle  Pflanzen  mit 
Johannitrieben. 

Die  Wuchsgeschwindigkeit  hängt  somit  neben  ererbter  Wuchs- 
enorgie  auch  von    der  Güte    dos  Bodens  ab;    wo  z.  B.    an  Eisenbahn- 


—     295     - 

böschimgen  jeglicher  Hiimus  entfernt  wird  und  nur  der  nackte,  fast 
nahrungslose  Kies  zu  Tage  liegt,  da  fliegt  die  Douglasia  ebenso  reichlich 
an  wie  bei  uns  an  gleichen  Oertlichieiten  die  Fichte.  Sie  wächst 
ausserordentlich  langsam,  zuerst  zu  einem  breiten,  den  Boden  be- 
schützenden Busch  aus,  ohne  erkennbaren  Leittrieb;  solche  Pflanzen 
von  kugeliger  Gestalt  sind  oft  15  Jahre  alt  und  noch  nicht  V  hoch. 
Erst  wenn  die  Beschattung  des  Bodens  erzielt  ist  und  überdiess  die 
Verwitterung  durch  die  abgefallenen,  vegetabilischen  Stoffe  besclüeunigt 
wird,  beginnt  allmählig  von  den  zahllosen  Endknospen  eine  voran  zu 
eilen  und  soweit  es  eben  möglich  ist,  erwächst  ein,  wenn  auch  sehr 
niedrig  bleibender  Baum ;  ebenso  verhalten  sich  bekanntlich  die  Kiefern- 
arten,  wenn  sie  auf  nacktem  Sandboden  angebaut  werden.  Bedeckung 
des  Bodens  und  Schutz  der  Wurzeln  ist  die  erste  Thätigkeit  ihi-es 
Lebens,  ei-st  dann  beginnt  das  Längenwachsthum  der  Pflanze.  Ganz 
ebenso  verhält  sich  auch  die  Douglasia,  wenn  sie  auf  den  allerschlech- 
testen  Boden  konmit;  dass  sie  ein  niederer,  technisch  werthloser  Baum 
dort  bleiben  muss,  braucht  kaiun  erwähnt  zu  werden ;  denn  die  Douglasia 
ist  nie  und  nimmer  eine  Holzart,  imi  damit  auf  heruntergebrachten, 
vermagerten  Böden  Yersuche  anzustellen. 

Am  vollkommensten  gedeiht  sie  offenbar  in  den  geringen  Erheb- 
ungen der  Flussniederungen,  mit  humusreichem,  tiefgründigem  Boden; 
im  Gebirge  liebt  sie  den  Boden,  auf  dem  Rubus,  Spiraea,  Sambucus 
wachsen,  also  einen  guten  frischen  Boden;  auf  Sandboden  kommt  sie 
nur  in  der  Nähe  des  Meeres  vor  in  untergeordneter  Zahl,  aber  immerhin 
in  sehr  stattlichen  Exemplaren,  vorausgesetzt,  dass  dieser  sandige  Boden 
sehr  frisch  und  luimos  ist ;  nur  zirfällig  gelangt  sie  auf  schweren  Lehm- 
boden, bleibt  aber  dort  auffallend  kurz. 

Schon  mehrmals  erwähnte  ich,  dass  nach  meiner  Ansicht  die 
relative  Feuchtigkeit  der  Luft  während  der  Yegetationszeit  des  Baumes 
von  grösstem  Einflüsse  auf  dessen  Höhenwachsthum  ist;  Douglasia's, 
die  in  der  trockenen  Luft  mit  rasch  wechselndem  Feuchtigkeitsgelialte 
in  Montana  aufwachsen,  erreiclien  auf  dem  allerbesten  Boden  nicht 
45  Meter  Höhe,  während  dieselbe  Holzart  diese  Dimension  im  luft- 
feuchten und  regenreiclicn  Puget  Sound  auf  dem  schlechtesten  Kies- 
boden zeigt,  auf  gutem  J^oden  aber  bis  zur  doppelten  Holie  heran- 
wächst, und  dass  auch  nicht  das  mildere  Küstenklima  mit  der  längeren 
Vegetationszeit  dabei  allein  den  Ausschhig  gibt,  das  beweist^  dass  im 
südlichen  Oregon,  im  wiirmoron  Klima,  wo  aber  wieder  Prärie 
sich  zwischen  die  Berge  scliiebt,  die  Douglasia  auch  auf  dem  besten 
Flussaueboden   iiiclit  über  30  Meter  Holic  (»rlangt. 


—     296     — 

Grisebach*)  sagt,  dass  das  Auftreten  der  Riesenbäume  im 
Westen  sich  nicht  durch  grössere  Feuchtigkeitsmenge  erklären  lasse ;  denn 
dieselben  Bäume  finden  sich  in  den  trockenen  Rocky  Mountains  ebenfalls ; 
er  erwähnt fi"eilich  nicht,  dass  sie  dort  nur  halb  so  hoch  sind  wie  im 
Westen.  Es  ist  gewiss  auch  kein  Zufall,  dass  gerade  im  Westen,  in  der 
Strichlinie  des  warmen  feuchten  Windes  vom  japanischen  Golf  ströme  her 
auch  die  grössten  Früchte  der  Gattungen  Pinus  und  Abies  überhaupt 
und  soweit  Nordamerika  in  Frage  kommt,  auch  der  Gattungen  Picea 
und  Larix  reifen.  Selbst  bei  ein  und  derselben  Holzart  ist  ein  Unter- 
schied hierin  bemerkbar;  z.  B.  die  Zapfen  der  Douglasia  sind  in  den 
Rocky  Mountains  durchschnittlich  5,5  cm,  an  der  Küste  durchschnittlich 
8  cm  lang ;  parallel  damit  geht  auch  die  durchschnittliche  Entwickelung 
des  Längstriebes  an  jungen  Pflanzen  von  etwa  zehnjährigem  Alter :  in 
Montana  30  cm ;  im  Cascaden-Gebirge  60  cm ,  im  Coast-Range  volle 
85  cm,  wobei  allerdings  auch  die  Steigerung  durch  die  gebotene  längere 
Yegetationszeit  in's  Gewicht  fällt;  im  Felsengebirge  fehlt  der  Johanni- 
trieb  ganz,  der  im  Cascaden-Gebirge  klein  bleibt,  an  der  Küste  aber 
volle  30  cm  Länge  erreicht. 

Im  Felsengebirge  überkleidet  die  Douglasia  in  Yereinigung  mit 
der  Gelbkiefer  und  der  westlichen  Lärche  die  feuchteren  Nordhänge, 
bei  grösserer  Erhebung  derselben  ist  sie  auch  den  Gelbkiefern  auf  der 
Südseite  beigemengt ;  auf  der  kühleren  und  feuchteren  Nordseite  bildet 
sie  ziemlich  gut  geschlossene  Wälder,  sehr  reichlich  durchstellt  mit 
Lärchen,  die  in  einzelnen  Hainen  selbst  reine  Bestände  bilden.  Wer 
unsere  Fichten-  und  Lärchenwaldungen  am  Nordhange  der  Alpen,  z.  B. 
bei  Tegernsee,  gesehen  hat,  hat  ein  völlig  naturgetreues  Bild  von  den 
Mischwaldungen  der  Douglasia  und  Lärchen  im  Felsengebirgo. 

Abermals  tritt  sodann  die  Douglasia  waldbildend  auf  an  den 
zwischen  dem  Felsengebirge  und  dem  Cascaden  -  Gebirge  gelegenen 
Blue  Mountains  oder  Blauen  Berge;  dort  herrscht  sie  ebenfalls  mit 
der  Lärclie,  dazu  kommt  noch  eine  Fichte  —  Engelmann's  Fichte,  eine 
Tanne  —  die  grosse  Küstentanne  —  und  an  entsprechenden  Oertlich- 
keiten  Kiefern,  eine  grosse,  die  Golbkicfer,  und  eine  kleinere,  auf 
kältere,  sumpfige  Lagen  beschränkte  Kiefer  —  Murray's  Kiefer.  Zieht 
man  hier  eine  Parallele  mit  dem  Gebirgswalde  der  bayerisch-süddeutschen 
Grenze,  so  sind  vertreten:  Lärche,  Fichte,  Tanne,  gemeine  Kiefer  und 
sparrige  oder  Sumpf kief er;  aber  eine  der  Douglasia  parallele 
Holzart  besitzen  wir  nicht. 

*)  1.  c. 


—     297     — 

Endlich  im  Cascaden-  und  Coast  Kange-Gebirge,  an  der  feuchten, 
nebelreichen  Küste  von  Puget  Sound,  auf  der  Insel  Yancouver  und 
südlich  in  den  Küsten-  und  Cascaden-Bergen  beziehungs-weise  der  Sierra 
Nevada  wahrscheinlich  bis  in  das  mittlere  Californien  entsprossen  in 
Gesellschaft  von  Cupressineen ,  Küsten tannen  und  -Fichten  und  Laub- 
hölzern Bäume  und  Waldungen  von  durchschnittlich  60,  im  Puget  Sound 
und  im  Küstengebirge  von  vollen  70 — 80  Meter  Höhe;  Maximal-Ent- 
faltungen  mit  100  Meter  sind  ebenfalls  keine  Seltenheiten. 

Im  Coast  Kange-Gebirge  des  südlichen  Oregon,  in  den  feuchten, 
engen,  von  Bergwassern  durchnässten  Westhängen  fand  ich  die  höchsten 
Douglasia's,  die  mir  zufällig  zu  Gesicht  kamen ;  die  eine  mass  1 ,8  Meter 
Durchmesser  imd  90  Meter  Höhe,  hart  daneben  stand  eine  zrveite  mit 
2,3  Meter  Durchmesser  und  80  Meter  Höhe. 

Selbstverständlich  ist  das  Alter  solcher  Baumriesen  entsprechend; 
eine  Douglasia  mit  einem  Meter  Durchmesser  aus  dem  Urwalde  ist 
sicher  200 — 300  Jahre  alt;  solche  mit  zwei  Meter  jedenfalls  000  und 
darüber;  eine  Douglasia  bei  Takoma  zählte  ein  Meter  über  dem  Boden 
237  Jahre  und  hatte  dabei  einen  Durchmesser  des  Holzes  von  82  cm; 
eine  andere  bei  Limekill  in  den  Verbergen  des  Yulcanes  Takoma  unweit 
des  Puget  Sound  mass  einen  Meter  Durchmesser  und  zählte  241  Jahre, 
ebenfalls  zwei  Meter  über  dem  Boden. 

Grösseres  Interesse  hat  für  uns,  was  die  Douglasia  in  kleineren 
Zeiträimien  und  auf  freier  Fläche  aufgewachsen  zu  leisten  vermag. 
Einen  Beitrag  zu  dieser  Frage  gibt  ein  Bestand  80  Jalire  alt  auf  dem 
besten,  sandigen  Lehmboden  mit  kräftiger  Humusschichte  erwachsen, 
im  südlichen  Oregon,  im  Optimum  der  Lawsoniana,  nur  ein  paar  Stunden 
vom  Meere  entfernt,  völlig  gleichmässig,  dicht  geschlossen,  sogenanntes 
zweites  Wachsthum,  das  seinen  Ursprung  und  seine  Gleichmässigk(Mt 
offenbar  einem  vorhergehenden  Waldbrande  zu  verdanken  hatte,  der 
das  erste  Wachsthum  fast  völlig  vernichtete.  Es  ergab  eine  Messung 
mehrerer  Stämme  einen  mittleren  Modellstamm  von  einem  Durchmesser 
von  90  cm  mit  Rinde  in  Brusthöhe  und  einer  HUie.  von  40  Meter; 
es  betrug  also  der  jährliche  Stärkezuwachs  (nach  Abzug  von  etwa  10  cm 
Kinde)  genau  5  mm,  der  jährliche  Längenzuwachs  57,5  cm;  ein  bereits 
gefällter  Stanun  (h^sselben  Bestandes  stand  leider  in  seinen  Dimen- 
sionen hinter  dem  Modellstamme  zurück  und  mass  nur  75  cm  o]mo 
llindr,  hatte  bei  10  Meter  über  dem  Boden  noch  45,  hei  15  Meter 
noch  32  cm,  bei  24  Meter  noch  20  cm  Durchmesser.  Höhe  30  Meter, 
woraus  3,82  cbm  Iidialt  des  Schaftes  und  eine  Formzahl  von  29  ergeben. 
Nimmt  man    die    graphische   Baumform    des    gemessenen  Stammes    als 


—     298     — 

Basis  und  konstriürt  die  Baumform  des  mittleren  Modellstammes  nach 
jener  des  gemessenen  Stammes,  so  erhält  man  ungefähr  C,49  cbm 
Inhalt;  nimmt  man  das  Mittel  aus  beiden,  um  gewiss  keine  Ueber- 
schätzung  zu  begehen,  so  ergeben  sich  5,15  cbm. 

Dichtere  Bestände,  als  aus  einer  Yollsaat  hervorgehen,  und  aus 
denen  nie  ein  Baum  durch  die  Axt  entnommen  wurde,  dürfte  es  wohl 
nicht  geben ;  solche  Bestände  sind  gewiss  normal  und  in  seinem  Schlüsse 
seiner  Bodenbedeckung  —  Moos  und  Nadeln  —  in  seiner  Dunkelheit 
der  Beschattung  kam  der  erwähnte  Bestand  einem  völlig  geschlossenen 
schlagbaren  Tannenbestande  in  Süddeutschland  gleich.  Es  erscheint 
deshalb  gerechtfertigt ,  eine  Stammzahl  von  920  pro  ha  anzunehmen, 
eine  Zahl  wie  nach  Lorey  auf  Böden  erster  Bonität  bei  achtzigjährigen 
Tannen  sich  findet.  Die  Kreisfläche  der  Tannen  beträgt  58,2  Q Meter, 
die  mittlere  Höhe  27,3  Meter,  der  Inhalt  816  cbm  Derbholz. 

Um  abermals  keiner  TJebertreibung  geziehen  werden  zu  können, 
nehme  ich  nur  800  Stämme  pro  ha  an;  ihre  Kreisfläche  war  somit 
50,89  Dm,  der  Cubikinhalt  dieses  Douglasiabestandes  betrug  somit 
mindestens  rund  4100  cbm  Derbholz! 

Stellt  man  eine  Betrachtung  über  das  Stärkenwachsthum  uralter 
Bäume  an,  so  ergibt  sich  das  auffallende  Resultat,  dass  die  westlichen 
Holzarten  alle  viel  rascher  in  der  ersten  Jugend  erwachsen  sind  als 
die  in  langem  Kampfe  um  Licht  und  Nahrung  stehenden  östlichen 
Holzarten.  Daraus  zu  schliessen,  dass  die  westlichen  Holzarten  Schatten 
nicht  ertragen  können  oder  einen  grösseren  Lichtzufluss  überhaupt 
geniessen,  wäre  nicht  richtig;  eher  dürfte  hier  eine  allgemein  zu  beob- 
achtende, grössere  "Wachsthumsenergie  überhaupt,  unabhängig  vom  Boden 
und  Klima,  in's  Gewicht  fallen,  eine  Energie,  die,  die  Pflanzen  auch 
in  gleiches  Klima  und  in  gleichen  Boden  mit  ihren  östlichen  Ver- 
wandten gebracht,  den  Letzteren  vorantreibt. 

Die  Folge  davon  ist,  dass  junge  Pflanzen  von  westlichen  Arten 
rasciier  der  Beschattung  entwachsen  können,  die  im  Urwalde  überdiess 
nie  jene  Tiefe  wie  im  Culturwalde  erreicht. 

Wie  dunkle  Schatten  fehlen  im  Urwalde  auch  ausgedehnte  kahle 
Flächen,  die  allen  Extremen  von  Hitze,  Kälte  und  wechselnder  Feuch- 
tigkeit der  Luft  und  des  Bodens  ausgesetzt  sind;  die  grösste  kahle 
Fläche  im  Urwalde  überschreitet  nicht  die  Grösse  der  fliegenden  Pflanz- 
gärten in  unseren  Forsten,  Verhältnisse,  die  allgemein  als  die  gün- 
stigsten zur  Aufzucht  jungen  Materials  betrachtet  werden. 

Seitens c  h  u  t z ,  n  i c  h  t  B  e  s  (; h  i  i- m  u  ii  g  ist  die  natürliche  Pflege, 
die   allen   jungen    Holzarten    wohl    bekommt;    mit    freiem  Gipfel    aber 


—     299 


seitlich  gedeckt,  erwächst  auch  die  Douglasia  am  sichersten.  Dass  solche 
Exemplare  auch  schnell  aufwachsen,  zeigen  folgende  Beobachtungen: 

Ein  Stamm,  im  Fuget  Sound,  also  im  Optimum  auf  kräftigem, 
tiefgründigem,  lehmigem  Boden  erwachsen,  zeigte  2  Meter  über  dem 
Boden  mit 


Jahre 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
D  cm 

Zuwachs 

D  cm 

10 

12 

113,1  . 

11,3 

20 

22 

380,1 

26,7 

30 

30 

706,5 

32,6 

40 

40 

1257 

55,1 

50 

48 

1810 

55,3 

60 

61 

2922 

111,2 

70 

76 

4536 

161,4 

80 

92 

6648 

211,2 

90 

100 

7854 

120,6 

100 

108 

9161 

130,7 

120 

126 

12469 

165,4 

150 

148 

17195 

157,5 

200 

180 

25344 

162,9 

241 

200 

314U0 

148,0 

Der  Hauptstärkezuwachs  fällt  zwischen  70  und  80  Jahre  und 
erhält  sich  bis  in  Iiohes  Alter  auf  ausserordentlicher  Höhe.  Die  durcli- 
schnittliche  Jahrringbreite  beträgt  4,1  mm,  die  durchschnittliche,  jälu- 
liche  Höhenzunahme  (70  Meter  gesammte  Länge)  32  cm. 

In  demselben  Gebiete  erreichte  auf  geringem,  kiesigem  Boden, 
mit  kaum  20  cm  Humusschichte  eine  Douglasia  2,4  Meter  über  dem 
Boden  mit: 


Jahre 


Durchmesser 
cm 


Kreisfläche 

G  cm 


Zuwachs 

n  cm 


10 

8 

50,2 

5,0 

20 

12 

113 

6,3 

30 

16 

201 

8,8 

40 

20 

314 

11,3 

50 

24 

452 

13,8 

60 

30 

707 

25,5 

70 

35 

962 

25,5 

80 

39 

1195 

23,3 

100 

46 

1662 

2:;,3 

150 

62 

3019 

26,9 

200 

78 

4185 

23,3 

237 

82 

5281 

29,6 

—     300     — 

Ton  der  offenbar  durch  Lichtung  in  den  letzten  Jalii*en  hervor- 
gerufenen Zuwachssteigerung  abgesehen,  fällt  das  Maximum  des  Stärke- 
zuwachses etwa  in  das  150.  Jahr;  die  durchschnittliche  Jahrringbreite 
beträgt  1,7  mm;  die  durchschnittliche  jährliche  Höhenzunahme  beträgt 
bei  einer  gesammten  Höhe  von  43  Meter  nur  18,1  cm. 

Auf  demselben  Boden  erreichte  eine  völlig  frei  (auf  einer  Brand- 
fläche) aufwachsende  Jugend  in  17  Jahren  40  cm  über  dem  Boden 
9  cm  Durchmesser  und  7  Meter  Höhe. 

In  Montana  erreicht  die  Douglasia  auf  dem  besten  Boden  (humoser, 
sandiger  Lehm  der  Flussniederungen)  mit  190  Jahren  einen  Durch- 
messer von  80  cm  und  eine  Höhe  von  85  Meter;  die  durchschnittliche 
Jahrringbreite  beträgt  somit  2,1  mm,  die  durchschnittliche  Höhen- 
zunahme 18,4  cm;  das  heisst  auf  dem  besten  Boden  im  lufttrockenen 
Montana  mit  kürzerer  Yegetationszeit  leistet  die  Douglasia  nicht  mehr 
als  auf  dem  magersten  Boden  ihres  Optimums. 

Nur  wo  der  Douglasia  ein  grosses  Mass  von  Boden  und  Luft- 
feuchtigkeit gegeben  ist  (wechselnde  Bodenfeuchtigkeit,  nicht  stagnirende), 
da  erscheint  sie  auch  auf  dem  Sandboden  im  südlichen  Oregon  zu- 
sammen mit  der  Lawsonia ;  selbstverständlich  sind  ihre  Wachsthums- 
leistungen  beträchtlich  geringer;  sie  erreicht  völlig  ausgewachsen  nur 
38  Meter  Höhe  bei  1  Meter  Durchmesser,  während  sie  auf  den  lehm- 
reichen Partien  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  wieder  bis  zu  76  Meter 
emporsteigt. 

Der  werthvollste  Theil  des  Baumes,  der  nutzbare  Schaft  lässt  an 
VoUholzigkeit  vmd  Astreinheit  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Einige  Angaben  aus  dem  Optimalgebiete  mögen  über  die  Yoll- 
holzigkeit  der  Douglasia  erwünscht  sein. 

Ein  Baum,  der  l  Meter  über  Boden  72  cm  Durchmesser  zeigte, 
besass  bei  11  Meter  54  cm,  Inhalt  des  Stückes  somit  3,12  cbm,  Inhalt 
der  Walze  4,07  cbm,  Formzahl  des  Stückes  76,G,  Abnahme  des  Durch- 
messers auf  1  Meter  Länge  1,8  cm; 

bei  21  Meter  war  der  Durchmesser  47  cm,  Inhalt  des  Stückes 
2,01  cbm,  Inhalt  der  Walze  2,29  cbm,  Formzahl  des  Stückes  87,8, 
Abnahme  des  Durchmessers  auf  1   Meter  0,7  cm; 

b(;i  31  Meter  beitrug  der  Durchmesser  35  cm,  Inhalt  des  Stückes 
L32  cbm,  Inhalt  dcT  Walze  1,73  cbm,  Formzahl  des  Stückes  76,3  und 
Abnahme  des  Durchmessers  auf  1  Meter  Länge  1,2  cm;  der  Rest  des 
Baumes  war  abgebrannt. 

Ein  anderer  Stamm  lag  zu  Boden,  die  untersten  6  Meter  waren 
wcggfjb rannt;  dor  Durchniossci-  0  Meter  über  d(;m  Boden  betrug  60  cm; 


—     301     — 

bei  11  Meter  war  der  Durchmesser  57  cm,  Inhalt  des  Stückes  1,34  cbm, 
Inhalt  der  Walze  1,41  cbm,  Formzahl  des  Stückes  92,  Abnalmie  des 
Durchmessers  auf  1  Meter  Länge  0,6  cm; 

bei  21  Meter  Durchmesser  50  cm,  Inhalt  des  Stückes  2,26  cbm,  der 
Walze  2,55  cbm,  Formzahl  des  Stückes  88,7,  Abnalmie  des  Durclnnessers 
auf  1  Meter  Länge  0,7  cm; 

bei  31  Meter  Höhe,  Durchmesser  40  cm,  Inhalt  des  Stückes 
1,59  cbm,  der  Walze  1,92  cbm,  Formzahl  des  Stückes  82,8,  Abnahme 
auf  1  Meter  Länge  um  1  cm; 

bei  37  Meter,  Durchmesser  29  cm,  Inhalt  des  Stückes  0,57  cbm, 
der  Walze  0,75  cbm,  Formzahl  des  Stückes  76,  Abnalune  auf  1  Meter 
Länge  1,8  cm. 

Die  Schaftform  dürfte  von  den  besten  Tannen  kaum  übertreffen 
werden;  junge  Stämme  sind,  wie  alle  Riesenbäume  in  der  Jugend, 
sehr  abfällig  gebaut;  für  einen  80jährigen  Baum  mit  75  cm  Basis- 
durchmesser ist  eine  Formzahl  von  29  sehr  niedrig;  wenn  anders  die 
Douglasia  bei  uns  ein  hoher  Baum  wird,  sind  hohe  Umtriebszeiten 
zur  Erzeugung  von  volJholzigen  Schäften  nothwendig. 

Hinsichtlich  der  Fähigkeit,  sich  von  Aesten  zu  reinigen,  habe 
ich  schon  früher  hervorgehoben,  dass  die  Douglasia  dichten  Schluss 
verlangt,  um  feine,  schlanke,  astreine  Stangen  zu  bilden,  die  dann  auch 
in  dieser  Eigenschaft  unsere  einheimischen  Holzarten  entschieden  über- 
treffen; von  diesem  dichten  Schlüsse  bis  zu  völlig  freiem  Stande  ninmit 
die  Beastung  zu,  so  dass  im  ganz  freien  Stande  die  Krone  so  tief 
herabreicht  wie  bei  den  einheimischen  Coniferen. 

Yergleicht  man  die  gesammte  Höhe  des  Baumes  mit  der  Kronen- 
länge, .so  erhält  man  einige  Anhaltspunkte  über  diese  Frage,  während 
das  unter  der  Krone  liegende  Schaftstück  eigentlich  die  Höhe  der 
Umgebung  wiedergibt;  aus  vielen  Messungen,  die  ich  anstellte,  kann 
ich  sagen,  dass  etwa  die  Hälfte  der  Baumlänge  in  die  KnmQ  fällt, 
eine  bei  dem  lockeren  Schlüsse  des  vor  der  Besitznahme  durch  den 
Menschen  herrschenden  Natui-plenterbetriebes  durchaus  nicht  auftallcnde 
und  ungünstige  Erscheinung. 

Vom  Radius  des  Douglasholzos  gehen  3  cm  auf  den  weissen  Splint; 
der  Rest  ist  Kernholz,  dius  unmittelbar  bei  der  Fällung  des  Baumes 
nur  wenig  durch  einen  hellbraunen  Farbenton  vom  Splint  sich  abhebt; 
aber  rasch  dunkelt  diese  Farbe  der  Luft  und  dem  Lichte  ausgcsety.t 
nach,  bis  sie  die  Färbung  des  Gebirgslärchcnholzes  erreicht;  bei  am 
Boden  verwendeten  Brettern  färbt  sich  insl)es(Miders  die  harte  Sommer- 
holzschiclite  tief  blauscliwarz. 


—     302     — 

Was  den  anatomischen  Bau  des  Holzes  anlangt,  so  besteht 
es,  wie  das  Holz  aller  Nadelhölzer,  vorwiegend  aus  spindelförmigen, 
verholzten  Zellhüllen  mit  geholten  Tüpfeln  auf  den  Eadialwänden  und 
den  Tangentialwänden  der  letzten  Herbstholzzellen.  Diese  Tracheiden 
sind  bei  der  jungen  Douglasia  durchschnittlich  2,38  nun  lang ;  mit 
dem  Alter  nimmt,  wie  bei  allen  Bäumen,  die  Länge  der  einzelnen 
Zellen  (Fasern)  zu,  und  die  Fasern  der  300jährigen  Douglasia  haben 
eine  Länge  von  3,50  mm. 

Die  Markstrahlen  sind  denen  der  Lärche  oder  Fichte  ähnlich 
gebaut;  die  Grenzzellreihen  eines  Markstrahles  bestehen  aus  Tracheiden 
mit  Hof  tupf  ein,  die  dazwischenliegenden  sind  Parenchymzellen  mit  ein- 
fachen Tüpfeln ;  einzelne  dieser  zeigen  eine  eigenthümliche  Yerdickung 
in  Grestalt  eines  zarten  Spiralbandes.  In  den  Markstrahlen  verlaufen 
Harzgänge,  oft  je  zwei  in  einem,  die  mit  den  zahlreichen,  vertikalen 
des  Holzes  in  offener  Verbindung  stehen.  Die  horizontalen  Harzgänge 
treten  mit  den  sie  umschliessenden  Markstrahlen  bis  in  die  secundäre 
Rinde  über;  die  primäre  Rinde  trägt,  wie  schon  erwähnt,  Harzgänge, 
die  vertikal  verlaufen  und  diese  können  gelegentlich,  wie  bei  der  Tanne, 
zu  liarzerfüllten  Beulen  anschwellen ;  die  Innenrinde  (secundäre  Rhide) 
ist  sehr  hart,  da  sie  von  einer  sehr  grossen  Zahl  spindelförmiger,  steinharter 
(sclerosirter)  Zellen,  ähnlich  wie  bei  der  Lärche,  durchsetzt  wird. 

Die  Tracheiden  des  Frühjahrsholzes,  welche,  wie  im  Holze 
der  Eibe,  durch  eine  zarte,  spiralige  Yerdickung  ausgezeichnet  sind, 
sind  bezüglich  iln-er  Wandungsdicke  und  der  Weite  der  Zellen  (von 
Mittellamelle  zu  Mittellamelle  gerechnet)  im  jungen  wie  im  alten,  im 
eng-  wie  im  weitringigen  Holze  ganz  gleich ;  es  beträgt  die  Wandungs- 
dicke zweier  benachbarter  Zellen  3,3  f.i  =  micra,  (1  Micron  =:  i/iooonini), 
die  Zellweite  =  24,2  f.i. 

Die  Tracheiden  des  Herbstholzes  dagegen  haben  viermal  so 
dicke  Wandungen  als  die  des  Frühjahrsholzes,  nämlich  13,2  i^i  (Gesammt- 
wandung  zweier  Zellen);  die  Zellweite  im  Herbstliolze  aber  variirt  mit 
(loi*  Ringbi'oito,  indem  die  Zellweite  (von  Mittel-  zu  Mittellamelle)  im 
jungen,  weitringigen  Holze  26,4  //  beträgt,  wogegen  die  Zcllweite  des 
engringigen  alten  Holzes  nui-  10,5  f,i  misst,  das  lieisst,  das  Zelllumen 
ist  nur  eine  schmale  Linie.  Dabei  ist  auffallend,  dass  die  Tracheiden 
des  Herbstliolzes  meistens  k(>ine  spiralige  Verdickung  ihrer  Innen- 
wandung zeigen  ;  d'io  letzten  englumigen  Zellen  des  Sommerholzos 
(;nthalten  zuweilen  Spiral  verdick  ung  (Tafel  X). 

Durch  die  Freundlichkeit  des  Heri-n  J.  Bootli  war  ich  in  die 
Lage    versetzt,    das    älteste    in   Deutschland    existirende  Fxeni])lar    (U^v 


—     303     — 

Douglasia  auf  specifisches  Gewicht  und  Harzgehalt  untersuchen  zu 
können;  Herr  J.  Booth  begleitete  die  schönen  Yersuchsstücke  mit 
folgender  Etiquette:    „Erzogen    aus    dem  ersten  von  Douglas  1827  bis 

1829  aus  dem  nordwestlichen  Amerika  nach  England  gesandten  Samen, 

1830  gepflanzt  auf  milden  Lehmboden  in  Kleinflottbeck  bei  Hamburg, 
ältestes  Exemplar  in  Deutschland,  gefällt  Januar  1882,  Alter  52  Jahre, 
Höhe  IG, 19  Meter,  Durchmesser  53  cm,  30  cm  über  dem  Boden."  Diese 
auffallend  niedrig  gebliebene  Douglasia  stand  völlig  frei  und 
hatte  nur  einen  durchschnittlichen  Längenzuwachs  von  31  cm,  einen 
Stärkezuwachs  dagegen  von  5  mm  Jahrringbreite. 

Ich  untersuchte  diese  Querscheibe  auf  ihr  specifisches  Gewicht 
und  ihren  Harzgehalt  gleichzeitig  mit  einem  aus  Oregon  stammenden 
Stücke  einer  dreihundertj ährigen  Douglasia ;  beide  lassen  sich  wegen 
der  Altersverschiedenheit  nicht  direkt  vergleichen,  aber  doch  dürfte 
sich  daraus  entnehmen  lassen,  was  die  Douglasia  bei  uns  zu  leisten 
vermag : 

Das  junge,  kräftig  in  die  Dicke  gewaclisene,  deutsche  Exemplar 
zeigte  volle  8  cm  Splintbreite  mit  Jahrringen  von  10 — 12  mm  Breite; 
aber  mit  dieser  ausserordentlichen  Jahrringbreite  ging  nicht  auch  eine 
ausserordentliche  Verschlechterung  (Weichheit,  Schwammigkeit)  des 
Holzes  Hand  in  Hand,  sondern,  da  die  harte  Sommerholzregion  die 
Hälfte  bis  Zweidrittel  der  Jahrringbreite  einnahm,  fand  sogar  eine 
Steigerung  des  specifischen  Gewichtes  statt ;  auch  der  alte  Baum 
bestätigte  diese  Erscheinung. 

100  Yolumtheile  des  abs.  trockenen  Holzes  der  amerik.  Douglasia  hatte 
bei  0,8  mm  Jahrriugbreite  46,64  gr  feste  Substanz  (spec.  Gew.) 


1,0 

ll 

« 

47,29  „ 

1,7 

f) 

w 

48,95  „ 

2,0 

11 

« 

56,00  „ 

3,0 

?1 

1^ 

59,00  „ 

Bis   4 

nun 

Ji 

du'rini;- 

l)rei 

te    ninnn 

ninnnt  die  Substanzmenge  in  rincni 
gegebenen  Volumen  Holz  zu,  von  (hi  an  zeigen  die  amerikanischen 
Exemplare  eine  Abnalnne. 

100  Volumtheile  des  absolut  trockenen  Holzrs  (h'r  in  Deutschhuid 
gewachsenen  Douglasia  hatten 
bei  6  nun  Jahrringl)r(Mte  50,99  gr  feste  Substanz  (sptc  (im.) 
„      o     „  „  o4,JU     „       „  ,, 

Zum  Vergleiche  mögen   <'inige  Angaben  über  die  deutschen  Nadel- 
hölzer hier  folgen. 


—     304     — 


Es  enthält  in  100  Yolnmtheilen  des  absolut  trockenen  Holzes 
die  Tanne  bei  1,0  nnn  Ringbreite  48  gr  feste  Subst.  (sp.  G.)  bayer.  Hochebene 


')')           v 

11 

1,4 

11 

11 

41 

11 

11 

11 

11 

11                 11 

")•)        tl 

11 

2,7 

11 

11 

39 

11 

11 

11 

11 

11                 11 

11         11 

11 

6,0 

11 

11 

39 

11 

11 

11 

11 

Toscana 

11        11 

11 

7,0 

11 

11 

38 

11 

11 

11 

11 

Hamburg 

„  Fichte 

11 

1,0 

11 

11 

48 

11 

11 

11 

11 

bayer.  Hochebene 

11       11 

11 

1,0 

11 

11 

47 

11 

11 

11 

11 

Norwegen 

11       11 

11 

2,9 

11 

11 

42 

n 

11 

11 

11 

Hamburg 

11       11 

11 

6,0 

11 

11 

36 

11 

11 

11 

11 

bayer.  Hochebene 

„  Lärche 

11 

1,0 

11 

11 

66 

11 

11 

11 

11 

Hochgebirg 

11       11 

11 

2,0 

11 

11 

55 

11 

11 

11 

11 

bayer.  Hochebene 

11       11 

11 

2,2 

11 

11 

51 

11 

11 

11 

11 

Hamburg 

11       11 

11 

6,0 

11 

11 

41 

11 

11 

11 

11 

bayer.  Hochebene 

11       11 

11 

6,0 

11 

11 

41 

11 

11 

11 

11 

Hamburg. 

Daraus  ergibt  sich  eine  zweifellose  Ueberlegenheit  der  Douglasia, 
die  in  ihrem  substaiizreichsten,  schwersten  Holze  der  Lärche  nahe 
kommt,  in  ihrem  leichtesten  Holze  aber  mit  unseren  besten  (schwersten) 
Fichten-  und  Tannen-  (auch  Kiefern-) Hölzern  auf  einer  Stufe  steht; 
da  mit  dem  specifischen  Gewichte  Brennwerth  und  zum  Theil  Trag- 
kraft des  Holzes  parallel  gehen,  so  dürfte  das  Douglasiaholz  auch  in 
diesen  Eigenschaften  den  einheimischen  Nadelhölzern  (Lärche  ausge- 
nommen) überlegen  sein ;  für  die  Dauer  ist  weniger  das  specifische 
Gewicht  als  die  intensive  Imprägnirung  mit  Kernstoff  entscheidend; 
auch  in  dieser  Hinsicht  steht  die  Douglasia  mit  dem  Lärchenholze 
auf  gleicher  Höhe. 

Der  Gehalt  an  Harz,  dem  wenigstens  im  völlig  ausgetrockneten 
Holze  eine  conservirende  Rolle  zugeschrieben  werden  muss,  stellt  sich 
bei  der  amerikanischen  Douglasia  folgendermassen : 

Es  sind  in  100  Gewichtstlieilen  fester  Substanz 

bei   1,0  mm  Ringbreite  2,204  gr  festes  Harz  (Kernliolz), 
11     h'    11  -ii  z,4yo    „       „  „  „ 

11     0,8    „  „  1,101    „      „         „      (Splint). 

Die  d(Mits('he  Douglasia  hatte 

bei  8,6  mm  Riugbieito  4,073  gi-  festes  Harz  (Kernholz), 
.     ^,0    „  „  2,426   „       „ 

Ich  glaube,  dass  der  gi'osse  Hai'zgehalt  in  der  deutschen  Douglasia 
weniger  auf  Zunahme  (U)\-  Jahrringbreite  als  auf  das  jugendliche  Alter 


-^     305     — 

des  Baumes  zurückgeführt  werden  muss,   überdiess  zeigen  alle  Nadel- 
hölzer unmittelbar  (30  cm)  über  Boden  einen  erhöhten  Harzgehalt. 

Es  zeigt  die  europäische 
Tanne  bei  1.4  mm  Ringbreite  1,927  gr  festes  Harz  (Kern)  bayer.  Hochebene 


,, 

2.7 

T> 

7,0 

Fichte 

1,0 

V 

1,0 

r 

2,0 

^1 

Lärche 

i 

3,3 
1,0 

V 

1,0 

V 

1,5 

«^ 

2,0 

^1 
11 

2,2 

CO 

1,299  ,, 

Tl 

11 

11 

11                        11 

2,283  „ 

V 

11 

11 

Hamburg 

0,652  ,, 

11 

11 

11 

Norwegen 

1,260  „ 

11 

11 

11 

Bayern 

0,857  ,, 

11 

11 

11 

Tyrol 

1,419  „ 

11 

11 

11 

Hamburg 

2,010  „ 

11 

11 

11 

Hochgebirge 

6,629  „ 

11 

11 

11 

Hochebene 

7,275  „ 

,, 

•>1 

11 

Hamb  arg 

4,586  ., 

11 

11 

11 

Hochebene 

4,106  „ 

11 

11 

11 

Hamburg 

3,702  „ 

11 

11 

11 

Hamburg. 

Daraus  ergibt  sich,  dass  der  Harzgehalt  nicht  nur  nach  Baum- 
arten verschieden  ist,  sondern  auch  innerhalb  einer  Art  wechselt  und 
zwar  von  der  Baumhöhe  und  von  individuellen  geringen  Schwankungen 
abgesehen,  insbesonders  mit  dem  Klima,  indem  das  wärmere  Klima 
harzreicheres  Holz  producirt,  ausserdem,  dass  mit  der 
abnehmenden  Jahrringbreite,  mit  dem  specifischen  Ge- 
wichte auch  die  Menge  an  Harz  abnimmt. 

Eine  weitere  Aehnlichkeit  des  Holzes  der  Douglasia  mit  dem 
der  Lärche  vom  specifischen  Gewichte,  Harzgehalt  und  der  Kernfarbe 
abgesehen,  besteht  endlich  noch  darin,  dass  der  innei-e  Kern  am  Fusse 
erwachsener,  stehender  Bäume  in  Kadialspalten  aufrcisst,  in  welchen 
das  Harz  aus  den  benachbarten  Harzkanälen  sich  ansammelt ;  da  ufi'enbar 
in  dieser  Region  nicht  alle  Harzgänge  bei  dem  Uebergang  vom  Splint 
in  Kernholz  sich  durch  die  Füllzellen  verschliessen ;  bekanntlich  werden 
diese  Spalten  bei  der  Lärche  angebohrt  und  das  Harz  ausgeschöpft, 
gleiches  könnte  bei  der  Douglasia  stattfinden. 

Entscheidend  für  die  Schwere  des  Holzes  und  di(^  damit  parallel 
gehenden  übrigen  Eigenschaften  ist  das  Verhältniss  des  harten,  kern- 
stuffVeichen  Sommerholzes  zum  leicliteren,  helleren,  weicheren  Früh- 
jahrsholze; an  einer  Querscheibe  durch  den  frei  erwachsc^nen  Stamm 
liegen  die  weitesten  Jahrringe  nahe  dem  Centruni,  die  engsten  an  der 
Peripherie;  parallel  mit  der  Abnalune  der  Jahrringbreite  geht  auch 
eine  Verminderung    des  Verhältnisses    vom   Summer-    zum  Frühjahi-s- 

Dr.  Mayr.  20 


—     300     — 

holze  vor  sich;  es  umfasst  nämlich  das  Sonimerholz  im  Innern  des 
Stammes  0,5  der  Ringbreite,  im  mittleren  Theile  0,4,  im  äusseren 
Theile  0,3. 

Der  rothbraune  Farbstoff  des  Kernholzes,  der  nicht  nur  die  Wand- 
ungen der  Zellen  durchtränkt,  sondern  auch  in  den  Parenchym-Mark- 
strahlzellen  und  in  den  Harzganggeleitzellen  in  dickflüssigen  Tropfen 
sich  anhäuft,  hat  sich  als  ein  Oxydationsprodukt  des  im  Splinte  in 
reichlichem  Masse  nachweisbaren  Gerbstoffes  erwiesen ;  dass  diese 
intensive  Imprägnirung  mit  Kernfarbe,  insbesonders,  wenn  die  Umwand- 
lung durch  die  Aufbewahrung  an  warmen,  luftigen  Orten  beschleunigt 
wird,  die  Dauer  des  Holzes  wesentlich  bedingt,  wurde  schon  früher 
in  der  allgemeinen  Betrachtung  der  Qualität  der  Hölzer  hervorgehoben. 

Die  Feinde  der  Dougiasia  in  der  Heimat  sind  ziemlich  zahlreich; 
am  auffälligsten  ist  ein  phanerogamer  Schmarotzer,  Arceuthobium 
Douglasii*),  eine  mit  Yiscum  verwandte  Pflanze,  welche  im  kühleren, 
trockenen  Montana  sehr  häuflg,  dagegen  westlich  von  dem  Felsengebirge 
nur  selten  auftritt;  im  südlichen  Oregon  und  Californien  sah  ich  sie 
gar  nicht.  Während  bei  den  Yiscum-Arten  die  Schmarotzerpflanzen 
selbst  sich  hexenbesenartig  aufbauen,  veranlasst  Aceuthobium  die  Wirtlis- 
pflanze  zu  einer  eigenthümlichen ,  besenartigen  Hypertrophie,  welche 
in  einer  abnormen  Yerlängerung  der  befallenen  Zweige  besteht;  wie 
im  Osten  sind  diese  Schmarotzer  auch  im  Westen  auf  Nadelhölzer 
beschränkt. 

Befällt  eine  solche  Zwergmistel  einen  Seitenzweig  der  Dougiasia, 
so  wächst  dieser  wieder  in  eine  abnorme  Zahl  von  Seitenzweigen  aus, 
welche  sicli  verlängern  und  peitschenförmig  gesc^hwungen  zu  Boden 
liängen ;  der  Leittrieb  des  Seitenzweiges  stirbt  ab  und  die  Missbildung 
allein  vegetirt  weiter;  solche  Aeste  brechen  dann  oft  durch  ilu-  eigenes 
Gewicht  zu  Boden.  Ist  die  Missbildung  an  einem  Aste  hart  am  Haupt- 
stamme, dann  entwickelt  sich  die  Wucherung  zu  ganz  enormen  Dimen- 
sionen; wird  aber,  was  ebenfalls  ziemlicli  häufig  ist,  der  Gipfel  selbst 
befallen,  so  verliert  er  den  Leittrieb,  und  wird  allmählig  durch  einen 
dichten  Busch  ersetzt,  der  alle  in  den  Nadeln  gebildete  Nahrung  selbst 
verbraucht,  so  dass  der  darunter  liegende  Stamm  allmälilig  zu  Grunde 
geht;  beigegebene  Figur,  nach  der  Natur  gezeichnet,  zeigt  eine  durch 
Arceuthobium  getödtete  alte  Dougiasia. 


*)  Diese  und  die  folfe'enden  Arceutliobien  hat  v.  Tubcuf  nach  den  von 
mir  gesammelten  Exemi)laren  ausfülirhdi  nntersudit;  diese  Arbeit  (1.  c.)  sowie 
deren  sehr  genaue  Habitusbilder  überheben  mich  einer  ausführlichen  Beschreibung. 


307     - 


Ton  Xadelkrankheitcn  durch  Cryptogamen  (Parasiten)  konnte  ich 
trotz  eifrigster  Spähe  weder  an  jungen  noch  alten  Pflanzen  etwas  auf- 
finden; ich  fand  auf  Brandstellen  junge  Douglasia's,  gleich  alt  in  grösster 
Menge,  aber  alle  waren  fi-isch  und  ki'Uftig,  unberührt  von  Insekten  und 
Pilzen;  so  war  es  freilich  fi'üher  auch 
bei  uns,  bevor  Pilze  und  Insekten  an 
der  durch  Kahlschlag  gedeckten  Tafel 
sich  füttern  und  vermehren  konnten. 
Dass  die  Douglasia  so  wie  andere  ameri- 
kanische Nadelhölzer  von  Natur  aus  mit 
grösserer  Widerstandskraft  gegen  Jugend- 
krankheiten aller  Art  als  unsere  ein- 
heimischen Nadelhölzer  ausgerüstet  ist, 
lässt  sich  nach  ihrem  bisherigen  Ver- 
halten in  ihrer  zweiten  Heimat,  dem  deut- 
schen Walde,  nicht  gut  behaupten. 

An  erwachsenen,  starken  Exem- 
plaren findet  man  alte  grosse  Frucht- 
träger  von  Trametes  Pini,  der  durch 
die  Zerstörung  des  Kernholzes  im  werth- 
vollsten  Schaftstücke  als  sehr  schädlich 
erscheint;  dabei  verwandelt  dasMycel  des 
Pilzes  das  rothbraune  Kernholz  in  eine 
weissgefleckte ,  durchlöcherte ,  brüchige 
Masse,  wie  diess  die  typische  Zerstörungs- 
weise des  Pilzes  ist.  (Tafel  X.)  Fig.  lo. 

Häufig  ist  ferner  am  Fusse  der 
Stämme    ein    Polyporus,    den    ich    von 

Polyporus  hispidus  an  Rothbut'hen  nicht  zu  unterscheiden 
vermag;  dieser  verwandelt  das  Holz  in  eine  gleichmässig  dunkelbraune, 
brüchige  Masse;  das  gleiclie  Verhalten  zeigt  der  Pilz  im  Holze  lebender, 
europäischer  Rothbuchen. 


Douglasia,  von  Arceuthobiuin 
befallen  und  getödtet. 


Pseudotsuga  Douglasii  vai*.  glauca,  Colorado  Dou- 
glasia ist  ausgezeiclinet  durch  eine  autt'allende,  hellweissliche  Färbung 
der  Nadeln;  docli  zeigen  nur  die  (»injährigcn  Nadeln  diese  schöne 
Bereiftheit;  an  den  zwei-  und  mehrjährigen  Triel)en  vei-schwindet 
wiederum  die  weisslicho  Farbe,  weslialb  eigentlich  nur  jungen  Exem- 
plaren besondere  SclKuiheit  verliehen  ist;  auch  andere  solche  glauca- 
Varietäten  und  -Arten,  wie  Pinus  pungens,  zeigen  dieses  Verlialten. 

20* 


—     308     -- 

Die  glauca-Douglasia  ist  in  Colorado,  New-Mexico  und  Arizona 
(Santa  Eita)  heimisch.  Auch  der  Zapfen  zeigt  einige  Yerschiedenheiten ; 
er  ist  nämlich  kleiner  und  ärmer  an  Schuppen  als  die  westliche  Form 
(Tafel  YI) ;  die  kl  ein  früchtige  Douglasia  von  Montana  bildet  hierin 
die  Verbindung  zwischen  der  glauca  und  der  typischen  Douglasia.  In 
trockenem  und  im  Winter  kälterem  Klima  erwachsen  hat  sich  diese 
Varietät  im  Osten  der  Union  als  frosthart,  das  heisst  wohl  in  den 
allermeisten  Fällen  als  trockenhart,  wenn  man  so  sagen  kann,  erwiesen. 
Sie  ist  in  ihrer  Heimat  wie  überall,  wo  sie  kultivirt  wird  (auch  im 
deutschen  AValde)  langsamwächsig  (verglichen  mit  der  typischen  Form), 
eine  unangenehme  Eigenschaft,  die  ihre  sonstigen  Vorzüge  wieder  auf- 
hebt; auch  als  Nutzholz  soll  sie  weit  hinter  der  Küstenf orni  zurückstehen. 

Pinus  ponderosa  Dougl.,  Yellow  Pine,  Gelbkiefer.  Ihr 
Verbreitungsgebiet  ist  kaum  kleiner  als  das  der  Douglasia,  von  Van- 
couver  bis  Si\/l-Californien  und  durch  die  Rocky  Mountains  bis  Colorado 
und  Montana  tritt  sie  schon  im  westlichen  Texas  und  Dacota  auf ;  ihr 
Optimalgebiet,  wenigstens  was  die  Dimensionen  betrifft,  liegt  entschieden 
in  den  Westhängen  der  Sierra  Nevada  in  Californien;  allein  durch 
den  beschränkten  Standort  ist  sie  dort  nicht  in  sehr  grosser  Zahl ; 
die  Rocky  Mountains,  die  östlichen  Gebiete  umfassen  Standorte,  welche 
diese  Holzart  in  ausgedehnten  Waldungen  sowohl  allein  als  in  Mischung 
mit  der  Douglasia  erfüllt  und  dort  liegt  auch  das  Gros  der  Industrie, 
die  das  Gelbkiefernholz  verarbeitet. 

Diese  Kiefer  ist  botanisch  von  den  übrigen  westlichen  Kiefern 
gut  unterschieden,  obwohl  sie,  wie  bei  ihrer  enormen  Verbreitung  zu 
erwarten  steht,  in  mehreren  Varietäten  auftritt,  ihre  Neigung  zur  Variation 
tritt  sogar  in  ein-  und  derselben  Oertlichkeit,  ohne  sichtbaren  Grund 
hiezu  auf. 

Auf  dem  San  Bernardino-Bcrge  in  Süd-Californien  gesammelte 
Exemplare  zeigen  die  Zapfen  in  Quirl  bis  zu  sechs  zusammenstehend, 
mit  kurzen  Stielen,  10  cm  lang  und  5  cm  Durchmesser,  wenn  offen; 
die  Nadeln  mit  22  cm  Länge,  1,5  mm  Dicke;  die  Zapfenquirle  schli essen 
durch  ilir  Wachsthum  im  zweiten  Jahre,  im  Jahre  der  Reife,  so  fest 
zusammen,  dass  der  gleichzeitig  sich  entwickelnde,  darüber  stehende 
Trieb  tiieilweise  verkümmert;  er  bleibt  kurz  und  die  Nadeln  erreichen 
nur  die  halbe  Dicke  und  die  halbe  Länge;  die  Apophyse  ist  vorstehend 
mit  scharfem,  gerade  abstehendem  Spitzclien;  am  offenen  Zapfen  stechen 
die  Stachelspitzen  an  den  Apophysen  über  die  Obcrffäche  des  Zapfens 
hinaus,  ein  guter  Unterschied  gegenüber  dem  Zapfen  der  Pinus  Jeffreyi, 


—     309 


welche  Kiefer  man   so   lange   als  Varietät  von  Pinus  ponderosa  ange- 
sehen hat. 

Unmittelbar  neben  diesen  Exemplaren  fanden  sich  andere  mit 
13  cm  langen  und  8  cm  dicken  Zapfen;  die  Apophyse  derselben  an 
der  Basis  kugelförmig  mit  nach  der  Spitze  zugedrehter  Stachelspitze, 
mit  Xadeln  von  24  cm  Länge  und  2  mm  Dicke. 

Dieselbe  Kiefer  im  nördlichen  Montana,  also  etwa  240  geographische 
Meilen  nördlicher,  besass  Zapfen  mit  7,5  cm  Länge  und  6  cm  Dicke, 
während  die  Xadeln  kaum  eine  Verschiedenheit  (19  cm)  aufweisen; 
die  Apophyse  mit  sehr  feinen,  scharfen  Spitzchen. 

Wie  bei  der  Douglasia  erfährt  auch  bei 
dieser  Kiefer  das  Höhenwachsthum  mit  Zu- 
nahme der  Luftfeuchtigkeit  eine  beträchtliche 
Steigerung;  Exemplare,  die  in  3Iontana  aus 
Samen  erwachsen  waren,  die  der  Wind  aus 
den  benachbarten  Waldungenin  die  Prärie 
hinausgetragen  hatte,  die  also  an  der  Grenze 
von  Wald  und  Prärie  standen,  erreichten  be- 
90  cm  Durchmesser  nicht  mehr  als  25  Meter 
Höhe;  die  im  feuchteren  Waldgebiete,  eben- 
falls in  Montana  stehenden,  erwachsenen 
Exemplare  erheben  sich  auf  bestem  Kiefern- 
boden bis  zu  einer  Höhe  von  35  Meter  mit 
70  cm  Stammdurchmesser;  dieselbe  Holzart 
zeigt  in  den  Blue  Mountains,  also  nälier  der 
Feuchtigkeitsquelle,  eine  Maximalhöhenent- 
faltung  von  45  Meter  bei  1  Meter  Stamm- 
durchmesser; endlich  am  Westabhange  der 
San  Bernard ino-Berge  sind  Exemplare  mit 
75  Meter  Höhe  und  1,9  Meter  Durchmesser 
ein  guter  Durchschnitt;  nach  dem  Census- 
berichte  sind  auf  den  noch  feuchteren  Hängen 
der  Sierra  Nevada  des  mittleren  Californien 
sogar  Bäume  mit  90  Meter  und  vollen 
4,5  Meter  Durchmesser  gefällt  worden.  Völlig 
frei  erwachsene   Exemplare   sind    tief   herab 

beastet;  die  Aeste  selbst  vielfach  knieförmig  gebogen  wie  von  einer 
malerischen  Eiciie;  die  ganze  Krone  scheint  bei  den  an  der  Prärie 
stehenden  Bäumen  compacter  und  mit  einer  zweijährigen,  graugriienn 
Henadelung  verdichtet,    als  w(»lltr  der  Baum  sich  auf  diese  Art  gegen 


Fig.  U.    Erwachsene  Gelbkiefer 

(Pinus  ponderosa); 
San  Bcruardino,  70  Meter  hoch. 


310 


allzu  grosse  Yerdunstuiig  schützen;  dagegen  fällt  bei  der  frei  erwach- 
senen Gelbkiefer  im  feuchteren  Oregon  ihre  lockere,  mit  Bartflechten 
behangene  Beki-onung  auf,  bei  der  nur  eine  einjährige  Benadelung  an 
den  Enden  der  mehr  geschwungenen  Aeste  sich  anhäuft. 

Die  Knospen  des  Baum&s  sind  cylindrisch,  plötzlich  in  eine  kurze 
Spitze  endigend;  Schuppen  anliegend,  bräunlich  mit  weisslichen  Spitzen ; 
Ende  des  Triebes  glänzend  braun  mit  weisslichen  Harzkörnchen ;  später 
wird  die  Rinde  hellgrau,  kleinschuppig,  mit  braunen  Stellen  zwischen 
den  Schuppen;  mit  dem  Alter  wird  sie  dunkler;  endlich  treten  grosse 
Borkenplatten  auf,  röthlich,  durch  tiefe  Risse  geschieden.  Löst  man 
aus  der  Borkenplatte  kleine  Schuppen  ab,  so  ist  die  frische  Stelle  hell 
ockerfarbig;  in  der  Borke  kleine  Höhlungen  mit  Harz  erfüllt,  die 
isolirten  Endigungen  der  horizontalen  Harzgänge  im  Basttheile ;  die 
Nadeln  an  der  Basis  kräftiger  Triebe  gedreht.  Die  jungen  Pflanzen 
wachsen  sehr  rasch  nach  den  ersten  5  Jahren,  bilden  oftmals  Jahrtriebe 
ohne  Seitenäste;  an  Pflanzen  im  besten  Wachsthume  sind  einjährige 
Triebe  mit  3,2  cm  Durchmesser  und  mit  einer  Markröhre  von  1,7  cm 
Dicke  nicht  selten;  die  den  Trieb  abschliessende  Knospe  hat  gleiche 
Dimensionen;  grössere  Ruheknospen  dürfte  es,  von  Monocotyledonen 
abgesehen,  unter  den  phanaerogamen  Pflanzen  wohl  nicht  geben. 

Die  Pflanze  beginnt  in  der  Jugend  mit  einer  dicken  Stammbasis, 
um  für  die  spätere  Dimension  die  nöthige  Standfestigkeit  zu  erhalten. 
Einige  Angaben  über  die  Wachsthumsleistungen  im  Urwalde  mögen 
hier  am  Platze  sein.  Auf  sehr  gutem  Boden  in  Montana,  wo  die  Bestände 
mit  überwiegend  Douglasia  und  Lärchen  gemengt  waren,  hatte  eine 
Durchschnittskiefer  in  230  Jahren  1  Meter  über  Boden  70  cm  Durch- 
messer ohne  Rinde  erreicht;  bei  6  Meter  über  Boden  war  der  Durchmesser 
50  cm;  bei  17,3  Meter  37  cm,  bei  25  Meter  30  cm  und  34,6  Meter 
betrug  die  gesammte  Höhe  des  Baumes;  der  Cubikinhalt  beziffert  sich 
als  Durchsclmitt  aus  mehreren  Berechnungsweisen  auf  4,92  cbm,  wodurch 
sich  eine  Formzahl  von  37  ergibt,  eine  für  das  Alter  des  Stammes  sehr 
hohe  Zalil. 

Der  Stärkezuwachs  bei  6  Meter  iihvr  dem  Boden  war  folgender: 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
Dem 

Zuwachs  pro  Jahr 
Dem 

10 
20 
30 
40 

5 
10 

14 

16,5 

19,0 

78,5 

154,0 

214,0 

2,0 
5.9 
7,8 
6,0 

—     311 


Alter 
(Jahre) 


Durchmesser 
cm 


Kreisfläche 
D  cm 


Zuwachs 

D  cm 


50 

21,4 

359,0 

14,5 

60 

23,6 

429,0 

7,0 

70 

26,4 

547,0 

11,8 

80 

28,0 

616,0 

6,9 

90 

30,0 

707,0 

9,1 

100 

31,6 

784,0 

7,7 

130 

36,2 

1018,0 

7,8 

IGO 

40,2 

1170,0 

7,6 

20) 

44,8 

1575,0 

6,1 

21ö 

45,9. 

1654,0 

5,2 

Der  Hauptstärkezuwachö  fällt  ZAvischeii  50  und  70  Jaliren,  ist 
durchaus  ein  sehr  geringer  gewesen;  während  der  letzten  65  Jalire 
betrug  die  JaluTingbreite  nur  0,4  mm ;  volle  7  cm  ist  die  Breite  der 
Splintschichte,  der  Uebergang  in  das  Kernholz  ist  ein  sehr  unregel- 
mässiger; Dicke  der  Rinde  an  der  Basis  3,  in  der  Mitte  des  Stammes  2  cm. 

In  den  Blauen  Bergen  zeigte  eine  Gelbkiefer  mit  320  Jaliren  bei 
1  Meter  über  Boden  einen  Durchmesser  von  3,8  Meter;  bei  22  Meter 
über  Boden  63  cm  Durchmesser. 

Gesammte  Höhe  44  Meter,  sohin  Cubikinhalt  des  Baumes  15,55  cbm 
mit  einer  Formzahl  von  31. 

Der  StärkezuAvaclis  1  Meter  über  Boden  Avar  folgender: 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs  pro  Jahr 

(Jahre) 

cm 

D  cm 

Dem 

10 

3,8 

11,3 

1,13 

20 

8,8 

60,8 

4,9 

30 

15,6 

190,7 

13,0 

40 

24,0 

452,0 

25,13 

80 

59,0 

2734,0 

57,0 

100 

68,0 

3632,0 

44,9 

150 

94,0 

6940,0 

66,2 

200 

112 

9852,0 

58,2 

320 

122 

11690,0 

15,3 

Auch  der  Zuwachsgang  dieses  Baumes  beweist,  dass  er  bei  der 
langsamen  Kulturmethodc  des  Urwaldes  lange  Zeit  unter  dem  seitlichen 
Drucke  zu  kämpfen  hatte;  die  Jalu-ringc  des  letzten  Jahrhunderts  waren 
so  ausserordentlich  fein,  dass  sie  sich  kaum  mit  der  Lupe  erkennen 
Hessen. 


—     312     — 


Eine   andere  Kiefer  war  auffallend  durch  ihre  Yollholzigkeit  des 
werthvollsten  Schaftstückes : 
0,6  Meter  über  Boden  betrug  der  Durchmesser  des  Holzes  100  cm 


5,6 


88 


inß  ,  «         88    „  (reine  Walze) 


15,6 
21,0 


81 

78 


Gesammthöhe  43  Meter,  Inhalt  des  Stammes  somit  18,91  cbm, 
Formzahl  des  Schaftes  56. 

Unsere  einheimische  Tanne,  wohl  der  vollholzigste  Baum,  hat 
nach  den  bayerischen  Massentafeln  bei  100  cm  Baumstärke  eine  Form- 
zahl von  40. 

Der  Splint  betrug  an  diesem  Exemplare  durchaus  16cm;  das 
New-Yorker  Sammlungsstück  weist  21  cm  Splint  auf;  dieser  Wechsel 
der  Splintbreite  ist  für  den  Werth,  besonders  die  Dauer  des  Holzes 
von  grösster  Bedeutung.  Im  nördlichen  Californien  auf  vorzüglichem, 
vulkanisch-sandig-humosem  Boden,  Yerhältnissen,  in  welchen  die  Pinus 
ponderosa  ihr  Maximum  an  Wuchskraft  entfaltet,  geht  damit  Hand  in 
Hand  auch  eine  auffallende  Yerbreiterung  des  Splintes;  auf  solchen 
feuchten,  kräftigen  Standorten  bleibt  auch  die  Borke  auffallend  klein, 
dünn,  grauschuppig;  der  Baum  heisst  dort  Pitch-Pine,  da  aus  den 
Baumstümpfen  nach  der  Fällung  sehr  reichlich  Harz  ausfliesst,  denn 
fast  der  ganze  Hoizkörper  eines  Baumes  von  1  Meter 
Durchmesser  besteht  aus  Splint. 

Eng  geschlossene  Gruppen  von  gleichalterigen  Stämmen,  etwa 
20  —  30  an  der  Zahl,  findet  man  öfter;  sie  rühren  wohl  von  AYind- 
brüchen  her;  in  solchen  Gruppen  ist  die  Bodenbedeckung  auch  in 
hohem  Alter  nur  von  kräftigen  Nadeln  hergestellt;  sie  geben  einen 
Anhalt,  wie  gewaltig  sich  die  Holzmassenproduktion  pro  Fläche  durch 
eine  dichtere  Yorjüngungsweise  bei  geregelter  Bewirthschaftung  wird 
steigern  lassen,  ob  nachhaltig,  ist  freilich  eine  andere  Frage. 

Dass  die  Golbkiefer  in  den  Bergen  die  sandig-kiesigen  Oertlich- 
koiton  occupirt,  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden;  je  nach  der  Güte 
dei^selben  wechselt  die  Wachsthunisleistung  und  die  Schwere  des  Holzes. 

Soviel  scheint  aus  meinen  Messungen  und  den  Zahlen  des  Census- 
berichtes  hervorzugehen,  dass  das  kühlere  Gebirgsklima  der  Kocky 
Mountains  keinen  günstigen  Einfluss  auf  die  Güte  des  Holzes  übt, 
soweit  liir  diese  das  specifischc  Gewicht  ein  Coefficient  ist;  denn 
Splintholz  von  1  mm  Kingbreite  hat  in  Montana  und  Colorado  ein 
spfcitisrhc's    Gewicht    von    49,    während    solches    von   Californien    ein 


—     313     — 

specifisches  Gewicht  von  54  aufweist;  mit  der  Zunahme  der  Jahrringbreite 
sinkt  das  specifische  Gewicht;  bei  7  mm  Eingbreite  hat  californisches 
Holz  nur  ein  specifisches  Gewicht  von  44 ;  bei  1  mm  Ringbreite  scheint  bei 
dieser  Kiefer,  wie  wohl  bei  den  meisten  Nadelhölzern,  das  schwerste 
Holz  gebildet  zu  Averden.  Soviel  kann  man  Avohl  behaupten,  dass  das 
Gelbkiefernholz  in  Schwere  das  unserer  einheimischen  Kiefer  nicht 
übertrifft  und  dass  erstere  den  Xamen  ponderosa  nicht  verdient. 

Die  Gelbkiefer  entwickelt  im  lockeren  Boden  eine  in  die  Tiefe 
gehende  Pfahlwurzel  mit  zahlreichen  seicht  streichenden  Ast\Mirzeln ; 
in  der  Heimat  bleiben  junge  Pflanzen  im  ersten  Jahre  sehr  niedrig; 
kaum  1,5  cm  über  den  Cotyledonen  eiTcicht  der  Trieb.  Im  zweiten 
Jahre  beträgt  die  Länge  6,5  cm,  wobei  die  einfachen  Nadeln  durch 
die  mit  dem  weiter  unten  beschriebenen  Lophodermium  besetzt  sind ; 
im  dritten  Jahre  ist  sie  erst  12  cm  hoch;  vom  fünften  Jahre  an  hebt 
sich  ihr  Höhenwachsthum  rasch  und  ein  Jahres-Trieb  mit  dem  oben 
erwähnten  Durchmesser  hat  auch  eine  Länge  von  1/2  —  1  Meter. 

Der  Baum  gehört  der  Section  Taeda  an,  sowohl  als  dreinadelige 
Holzart  als  auch  nach  dem  Bau  seines  Holzes ;  als  von  einer  westlichen, 
dreinadeligen  Kiefer  stammend,  kann  das  Holz  an  den  Parenchym- 
wandungen  der  Markstrahlen  erkannt  werden,  welche  schwach  verdickt 
sind  und  wie  die  darunter  liegenden  Tracheiden  einfache  Tüpfel  tragen, 
während  bei  den  östlichen  Arten  der  Section  die  Wandungen  zart  und 
nur  die  darunter  liegenden  Tracheiden  mit  Tüpfel  versehen  sind. 

In  ihrer  Heimat  leiden  die  ein-  und  zweijährigen  Kiefern  von 
der  Schüttekrankheit,  soAveit  diese  durch  einen  Pilz,  ein  Lopho- 
dermium, veranlasst  werden. 

In  der  Sporenbildung  ist  der  Pilz  von  Lophodermium  Pinastri 
kaum  verschieden;  die  acht  glatten  Sporen  von  der  Länge  des  Ascus 
liegen  in  spiraliger  Anordnung;  auffallend  ist  jedoch  die  Gestalt  der 
Paraphysen,  die  eine  wunderliche  Copie  verschiedener  Spazierstock- 
formen sind  (Tafel  X);  so  schlecht  lateinisch  das  Wort  baculiferus  sein 
mag,  so  gut  wie  ein  Eigenname  ist  es  zur  Charakterisirung  des  Pilzes 
immer  noch  ;  es  mag  desshalb  der  Pilz  L  0  p  h  0  d  e  r  m  i  u  m  b  a  c  u  1  i  - 
ferum  n.  sp.  heissen.  Die  Spermogonien  erscheinen  an  einfachen 
und  Kurztriebnadeln  schon  im  ersten  Jahre  der  Infektion ;  im  zweiten 
reifen  die  Sporen  in  den  Asken  der  langgestreckten  schwarzen  Peri- 
thecien.  Der  Pilz  war  vor  der  Aufzucht  der  Gelbkiefer  im  Osten  der  Union 
unbekannt,  ist  aber  mit  dem  Samen,  wohl  an  Nadelbruchstücken,  dorthin 
eingeschleppt  worden,  wo  er  die  der  Zierde  wegen  gepflanzte  Pinus  austriaca 
sowie   die  Pinus   resinosa   durch  Missfärbung  der  Nadeln  verunstaltet. 


—     314     — 

Unter  den  phanerogamen  Schmarotzern  sei  Arceuthobiiim 
robustnm  und  das  zierlich  gebaute  Arceuthobium  occidentale 
erwähnt,  welche,  in  der  Rinde  von  Seitenzweigen  lebend,  diese  zu 
abnormen  Verlängerungen,  zur  Entwickelung  eines  hängenden  Hexen- 
besens anreizen. 

Chamaecyparis  Lawsoniana  Pari.  (syn.  Cupressus 
Lawsoniana  Murr.),  Port  Orford  Cedar,  White  Cedar,  Law- 
son's  Cypresse,  Lawsonia.  Diesen  schönen  Baum  bezeichnet  der 
Berichterstatter  der  amerikanischen  Regierung  als  einen  Baum,  der  dem 
ökonomischen  Werthe  nach  unter  den  ersten  stehe ;  der  Baum  ist  weiters 
insofern  interessant,  als  er,  soweit  die  bisherigen  Erfahrungen  reichen, 
auch  in  Deutschland  vortrefflich  gedeiht ;  es  ist  diess  um  so  auf- 
fallender, da  sein  Optimum  im  wärmsten  Theile  von  Oregon,  im  Süden 
und  unmittelbar  an  der  vom  warmen  Meere  begrenzten  Küste  liegt, 
in  dem  Gebiete,  in  dem  der  Feigenbaum  (Ficus  Carica)  und  Eucalyptus 
völlig  ungeschützt  gedeihen,  in  dem  Ende  Xovember  die  frostempfind- 
lichen Dahlien  noch  in  voller  Blüthe  stehen;  dort  gesellen  sich  zur 
Lawsonia,  wie  der  Baum  w^ohl  kurz  genannt  werden  mag,  noch  die 
Douglasia,  die  Küstenfichte  und  immergrüne  Sträucher  wie  Rhododendron, 
Arctostaphylos  und  andere,  welche  die  Nähe  der  Zone  der  immergrünen 
Holzarten  veiTathen. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  Holzart  ist  sehr  beschränkt ;  in  Oregon 
geht  sie  nicht  nördlicher  als  Coos  Bay,  in  Californien  findet  sie  sich 
am  oberen  Flusslaufe  des  Sakramento;  dabei  entfernt  sie  sich  nirgends 
mehr  als  7  geographische  Meilen  von  der  Küste.  In  dem  Küstengebirge 
(Coast  Range)  steigt  die  Lawsonia  etwa  bis  500  Meter  empor,  liebt  die 
Ufer  der  Bäche,  die  engen,  feuchten,  der  Sonne  zugekehrten,  also 
warmen  Schluchten;  dort  stockt  sie  auf  mineralisch  kräftigem  Boden 
und  ci-wächst  zu  reinschaftigen  geraden  Stämmen;  Höhen  von  50  Meter 
und   Durchmesser  von  1,78  Meter  sind  wohl  gute  Durchschnitte. 

Auf  sandigem  Boden  wechselt  die  Wachsthumsleistung  selbst- 
vcrständJicli  nach  der  Beimengung  von  Thon  und  Humus. 

Auf  frischen,  sandig-lehmigen  Böden,  da,  wo  das  früher  angegebene 
zweite  Wachsthum  der  Douglasia  stand,  erwächst  in  80  Jahren  die 
Law.sonia  bis  zu  cinci-  Höhe  von  35  Meter  mit  einem  Durchmesser 
von  78  cm  (mit  Rinde);  sie  bleibt  auf  diesem  Boden  hinter  der  Douglasia, 
deren  Optimum  etwas  nördlicher  liegt,  in  ihren  Wachsthumsleistungen 
zurück.  50  Meter  Hr.hc  bei  90  cm  Durchmessci-  in  ausgewachsenem 
Zustande  ist  auch  dort  ciii<"  gute  Durchschnittsleistung;  61  Meter  Höhe 


—     315     — 


und  4  Meter  Durchmesser  sind  Maximalleistungen.  Auf  Boden,  der 
als  lehmiger  Sandboden  angesprochen  werden  muss,  zeigte  ein  Exemplar 
mit  1  Meter  Durchmesser  48  Meter  Höhe;  auch  auf  solchem  Boden 
kommt  bei  genügender  Bodenfeuchtigkeit  die  Douglasia  und  die  Küsten- 
tanne fort,  welche  beide  die  Lawsonia  in  iln-er  Höhenentwickelung 
übeiTagen. 

Endlich  auf  Boden,  den  wir  etwa  als  mittleren  Sandboden  oder 
Sandboden  III.  Bonität  bezeichnen  würden,  erheben  sich  uralte  Exemplare 
in  dem  luft-  und  bodenfeuchten  Klima  bis  zu  38  Meter  Höhe  und 
1,28  Meter  Durchmesser;  die  Aeste  beginnen  bei  einer  Schafthöhe  von 
17  Meter;  eine  andere  ganz  nahe  stehende  Lawsonia  hatte  39  Meter 
Höhe  und  volle  1,90  Meter  Durchmesser,  also  keine  Höhenzunahme 
im  Vergleiche  zum  Stärkewachsthum. 

Ueberall  in  der  Heimat,  wo  immer  durch  die  Axt  oder  durch 
Feuer  Platz  geschaffen  wurde,  ja  selbst  in  Gärten  und  auf  wenig 
benützten  Wegen  siedelt  sich  die  Lawsonia  durch  natürliche  Besamung 
an,  da  der  leichte  Same  überall  hin  vom  Winde  getragen  wird  und 
junge  wie  alte  Exemplare  reichlich  alljährlich  Samen  hervorbringen. 

Im  Gebirge  über  500  Meter,  sowie  auf  der  ganzen  Ostseite  der 
Berge  tritt  der  Riesen-Lebensbaum  (Thuja  gigantaea)  an  die  Stelle  der 
Lawsonia. 

Der  Zuwachsgang  an  Stärke  Avar  für  das  Xew- Yorker  Sammlungs- 
stück folgender  bei  etwa  3  Meter  über  Boden: 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs  pro  Jahr 

(Jahre) 

cm 

Dem 

Dem 

10 

3,4 

9,2 

0,9 

20 

0,4 

32,2 

2,3 

40 

11,8 

109,4 

3,8 

60 

16,4 

211,2 

5,1 

80 

20,8 

339,9 

6,4 

100 

23,0 

415,3 

3,7 

120 

26,4 

547,0 

6,6 

140 

30,0 

707,0 

8,0 

160 

36,0 

1018,0 

15,5 

180 

41,6 

1359,0 

17,0 

193 

44,2 

1534,0 

13,0 

Splintbreite  beträgt  3,2  cm. 

Aus  dieser  Tabelle  geht  hervor,  dass  dieser  Baum  lange  Zeit  im 
Urwalde  beengt  war  und  langsam  erwachsen  ist,  während  Exemplare, 


—     316     — 

die  jetzt  auf  demselben  Gebiete,  auf  kahler  Fläche  frei  aufwachsen, 
mit  10  Jahren  bereits  10  cm  Durchmesser  und  5,5  Meter  Höhe  erreichen, 
also  einen  Zuwachs  von  7,8  Dem  pro  Jahr  bei  0,5  cm  Jahrringbreite 
und  55  cm  Jahrestrieblänge  zeigen. 

Die  Lawsonia  fällt  in  ihrer  Heimat  durch  eine  besonders  starke, 
wTissliche  Färbung  der  Blattschuppen-Grenzen  auf  der  Unterseite  der 
Zweige  auf,  während  das  kräftige  Längenwachsthum  in  dem  bogen- 
förmig überhängenden  zarten,  weichen  Längstriebe  sich  verräth.  Das 
Ueberhängen  des  Leittriebes  ist  durchaus  keine  zufällige  Erscheinung 
und  hat  einen  ganz  anderen  Grund  als  die  bei  den  Trauer -Yarietäten 
verschiedener  Holzarten  beobachtete  Erscheinung;  der  überhängende 
Leittrieb  richtet  sich  bekanntlich  im  folgenden  Jahre  völlig  gerade  auf. 
Das  Ueberhängen  des  Triebes  ist  sogar  ein  guter  Gattungscharakter.  Zum 
Beispiel  sämmtliche  Tsuga-Arten,  die  indische,  japanische  und  die  drei 
amerikanischen  Arten  zeigen  alle  in  der  Jugend  den  abwärts  gebogenen 
Leittrieb ;  auch  unter  den  Laubhölzern  kann  man  Aehnliches  beobachten ; 
so  ist  es  auffallend,  dass  alle  Ulmacaeen  schief  gestellte  Endtriebe  tragen, 
die  sich  erst  später  gerade  richten.  Unter  den  Holzarten,  die  man  unter 
der  Gattung  Chamaecyparis  zusammenfasst,  sind  zwei  nordamerikanische 
Arten,  deren  Triebe  in  der  Jugend  gerade  in  die  Höhe  ragen,  näm- 
lich Chamaecyparis  nutkaensis  und  sphaeroidea,  während  die  beiden 
japanischen  Arten  sich  wieder  Avie  die  Lawsonia  verhalten.  Es  ist 
sehr  wahrscheinlicli,  dass  die  beiden  genannten  Ausnalnnen  keine  Aus- 
nahmen, sondern  entweder  eine  Regel  für  sich,  das  heisst  eine  eigene 
Gattung  oder  dass  man  sie  mit  Unrecht  von  der  Gattung  Cupressus 
selbst  abgetrennt  hat,  die  auch  steife  Jahrestriebe  besitzt. 

Die  Rinde  des  jungen  Baumes  im  Bestände  ist  braunroth,  glatt, 
im  Lichte  heller;  später  wird  sie  kleinschuppig  und  geht  im  höheren 
Alter  in  eine  Borke  über  mit  sehr  langen,  tiefen,  verticalen  Rissen; 
die  Dicke  der  Borke  beträgt  bis  5  cm,  die  Breite  der  Platten  5  cm, 
dabei  verlaufen  die  Risse  eine  Strecke  abwärts,  enden  plötzlich,  während 
unweit  davon  andere  einsetzen  und  weiter  abwärts  verlaufen.  Das 
bcigcgebeno  Habitusbild  gibt  eine  uralte  Lawsoniana,  auf  geringem, 
lehmigem  Boden  erwachsen,  wieder. 

Im  Stangenholzalter  sind  die  Zweige  etwas  aufrecht  gerichtet, 
während  die  S))itzen  stets  abwärts  hängen;  an  alten  Bäumen  kehren 
sie  sich  etwas  nach  abwärts,  in  der  Regel  mit  gabeliger  Theilung;  die 
Krone,  in  der  Jugend  kegelförmig,  greift  im  Alter  w(Mt  aus  und  nimmt 
Zu(*kerhutform  an;  (Wo  gesammte  Färbung  ist  blaugrün.  Die  Früchte 
sind  kugelig,    8  mm   im    Duichmesser,   Zapfenschilder  dünn    mit   einer 


--    317    — 


rinnenartigen  Vertiefung  an  der  Aussenseite  (Tafel  VI).  Der  Same 
(Tafel  YIII)  soll  ziemlich  rasch  seine  Keimfähigkeit  verlieren;  meine 
Erfahrungen  stimmen  hiemit  nicht  ganz  überein;  Same,  den  ich  im 
November  1885  in  der  Heimat  der  Lawsonia  in  Coos  Bay  gesammelt, 
erwies  sich,  im  Frühjahr  1888 
in  Japan  ausgesät,  noch  gut 
keimfähig ;  dabei  hatte  derselbe 
eine  Keise  über  den  Stillen 
Ocean  und  zwei  Keisen  durch 
die  Tropen  über  Singapore  nach 
Deutschland  und  wieder  zurück 
nach  Japan  zurückgelegt.  Auch 
durch  Stecklinge  kann  der 
Baum  fortgepflanzt  werden,  ein 
Verfahren,  das  bekanntlich  auch 
bei  den  japanischen  Verwand- 
ten Ch.  obtusa  und  pisifera 
sowie  bei  der  Cryptomeria  ge- 
handhabt wird.  Solche  Steck- 
linge eilen  den  Sämlingen 
im  Wachsthume  beträchtlich 
voraus. 

Von  den  aus  Stecklingen 
erwachsenen  Bäumen  soll  ein 
grösserer  Procentsatz  „roth- 
faul'' oder  pilzkrank  sein  als 
bei  den  aus  Samen  erwach- 
senen Bäumen  der  Fall  ist, 
eine  Erscheinung,  die  sich 
durch  eine  Infection  der  Schnitt- 
fläche des  Stecklings  zur  Zeit 
der  Pflanzung  erklären  lässt. 
So  lange  die  Pflanzen  im  kräf- 
tigen Dickenwachsthum  stehen, 

bleibt  (l(>r  Pilz  im  Holzk()rper  zurück;  erlahmt  die  AVuchskraft  der 
Pflanze,  so  eilt  der  Pilz  voran  und  zerstört  das  Innere  in  grösserer 
Proportion  als  die  neue  Holzmasse  hinzuwächst.  Aehnliches  kann 
man  wenigstens  bei  den  Stecklingspflanziingen  in  Japan  beobachten. 
Die  Lawsonia  kann  in  der  Jugnul  lange  Zeit  Schatten  ertragen, 
gedeiht   aber  im  Waldgcbieto   aucli  völlig  frei,    wenn  die  Feuchtig- 


Fig.  12.    chamaecyparis  Lawsonia,  Lawsonia; 
altes  Kxcmplar,  ;^S  Meter  hoch,  1,2.S  Meter  Durch- 
messer, Beginn  der  Aeste  bei  17  Meter. 


—     318     — 

keit  der  Luft  stets  gross  ist;  wo  diese  rasch  wechselt,  besonders  im 
Winter,  wie  im  östlichen  Nordamerika,  leidet  ihr  zarter  Gipfel ;  es  gibt 
diess  einen  Fingerzeig,  durch  seitlichen  Schutz,  durch  Füllung  der 
Pflanzung  für  Erhaltung  der  Feuchtigkeit  der  Luft  und  des  Bodens 
zu  sorgen. 

Wenn  man  sich  einer  Sägemühle  nähert,  die  Lawsonia-Holz  ver- 
arbeitet, so  fällt  der  durchdringende,  angenehme  Geruch  auf,  den 
das  fi-ische  Holz  von  sich  gibt.  Es  ist  eine  Eigenthümlichkeit  aller 
Cupressineen,  dass  sie  intensiv  riechende  Hölzer  produciren  und  über- 
diess  jede  Art  wieder  ihren  speciellen  Geruch  besitzt;  die  japanischen 
Cupressineen  stehen  den  amerikanischen  hierin  nicht  nach,  Thujopsis 
dolabrata  aber  übertrifft  alle  Angehörigen  der  grossen  Familie  sowohl 
durch  Stärke  des  Geruches  als  auch  durch  dessen  Unannehmlichkeit, 
blanche  Holzstücke  der  Lawsonia  sind  so  mit  dem  ätherischen  Oele 
durchtränkt,  dass  man  sie  analog  der  Verharzung  bei  den  Nadelhölzern 
als  „verölt"  bezeichnen  könnte;  solche  Stücke  sind  ausserordentlich 
schwer,  röthlich  und  emittiren  einen  Geruch,  der  Kopfweh  verursacht. 
Diesem  Oele  verdankt  das  Holz  offenbar  seine  grosse  Dauer. 

Das  Holz  ist  ausgezeichnet  durch  starke  Zellwände  des  Frülijahrs- 
wie  des  sehr  schmalen  Sonmierholzes ;  darin  liegt  das  hohe  specifische 
Gewicht  (46),  die  Härte  des  Holzes,  verglichen  mit  der  östlichen 
Verwandten,  begründet;  das  Sommerholz  erhält  seine  dunkle  Färbung 
durch  die  zahlreichen,  mit  rothbraunem  Kernstoffe  erfüllten  Längs- 
paronchymzellen,  die  auf  Tangentalschnitten  auch  mit  freiem  Auge 
sichtbar  sind;  die  Markstralilen  enthalten  nur  Querparenchym ;  Harz- 
gänge fehlen. 

Der  4  cm  breite  Splint  ist  in  Farbe  nur  unmerklich  von  dem 
heneren,  gelblichen  Kerne  verschieden;  schwach  seidenartig  glänzend 
mit  feinen  Jahrringgrenzen  nimmt  das  Holz  eine  vorzügliche  Politur 
an;  das  specifische  Gewicht  mit  4G  ist  für  eine  Cypressen-Art  aiif- 
fallond  hoch;  es  ist  leicht  zu  bearbeiten  und  dient  besonders  zu 
Brottwaaren  für  die  innere  Fertigstellung  der  Häuser,  zur  Dielung, 
EisonbahnschweihMi,  Zaunpfosten  etc.  Li  sumpfigem  Terrain  an  der 
M(.'oresküstc  werden  die  Bäume  zu  Rostbauten  benützt,  bei  welcher 
Verwendung  sie  4 — 5ma!  längere  Dauer  besitzen  als  das  Holz  der 
Douglasia,  das  unter  diesen  ungünstigen  Verhältnissen  schon  nach 
4 — 5  Jahren  zerstört  ist.  J^ei  solchen  Bauten  muss  man  aber  erwähnen, 
dass  die  ganzen  Stämnif;  eingerammt  werden,  ohne  Rinde  oder  Splint 
zuvor  zu  entfernen,  oder  missfarbige,  pilzkranke  Stücke  auszuschneiden, 
wie  (Hess  ülx'rliinipt  in  Amerika  bei  keiner  Vervvendungsweise  des  Bau- 


—     319     — 

holzes  geschieht.  Desshalb  sind  auch  alle  Angaben  über  die 
Dauer  des  verwendeten  Holzes  nicht  absolut  zuverlässig.  In  dem 
erwähnten  Falle  scheint  eher  der  Beweis  geliefert,  dass  unter  den 
Douglasia  -  Stämmen  ein  grösserer  Procentsatz  pilzkranken  Materials 
sich  findet. 

Thuja  gigantea  Kutt.,  Ked  Cedar,  pacifische  Thuja, 
Riesen-Thuja,  Riesen-Lebensbaum  (syn.  Thuja  Menziesii  Dougl., 
Thuja  Lobii  Hort.,  Thuja  plicata  Don.  (zum  Theil) ;  zu  dieser  heillosen 
Menge  von  synonymen  Namen  hat  wohl  die  Yerwechsking  dieser  Art 
mit  der  folgenden  viel  beigetragen,  von  der  sie  jedoch  so  grundverschieden 
ist;  unter  Thuja  plicata  beschreibt  Willkomm  in  seiner  forstlichen 
Flora  eine  eigene  Art  aus  dem  Nordwesten  Amerika's,  welche  ameri- 
kanische Botaniker  mit  Recht  als  identisch  mit  der  Thuja  gigantea  Nutt. 
auffassen;  in  der  Flora  Willkomm's  ist  unter  „Thuja  gigantea  (syn. 
Lobii)''  jener  Baum  beschrieben,  der  allgemein  als  Libocedrus  decurrens 
Torr,  gilt,  während  wieder  unter  dem  Namen  „Thuja  Menziesii"  die 
wahre  Thuja  gigantea  Nutt.  beschrieben  wird ;  freilich  ist  sie  nicht  ein 
Baum  zweiter  bis  dritter  Grösse  mit  einer  Länge  von  55  Meter. 

Mit  Hilfe  der  Abbildungen  von  Seitenzweigspitzen ,  Samen  und 
Früchten  der  Cham.  Lawsoniana,  Cham,  nutkaensis,  Cham,  sphaeroidea, 
Thuja  occidentalis ,  Thuja  gigantea  und  Libocedrus  decurrens  auf 
Tafel  YI  und  YIH  dürfte  eine  Bestimmung  der  Pflanzen  in  jedem 
Stadium  ihrer  Entwickelung  möglich  sein.  Um  auch  die  bei  uns 
inuner  häufiger  werdenden  japanischen  Yerwandten  davon  trennen  zu 
können,  habe  ich  auch  von  Chamaecyparis  obtusa,  Cham,  pisifera, 
Biota  Orientalis  und  Thujopsis  dolabrata  Seitenzweige  und  Früchte  auf 
Tafel  YI  gezeichnet. 

Die  pacifische  Thuja  geht  in  vielen  Stücken  parallel  mit  der 
atlantischen  Thuja,  die  im  Gebirge  auf  unmittelbare  Nähe  der  Bäche 
beschränkt  ist,  in  der  sumpfigen  Ebene  aber  auf  grosse  Strecken  hin 
selbst  reine  Bestände  bildet.  Auch  die  pacifische  Thuja  ist  im  Felsen- 
gebirge auf  die  unmittelbare  Nähe  der  Gebirgsbäche  angewiesen  und 
erwächst,  insbesonders  am  Puget  Sound  in  dem  boden-  und  luftfeuchten 
Gebiete,  nur  wenig  über  dem  Niveau  des  Meeres  erhoben,  zu  gewaltigen 
Dimensionen.  Der  Censusbericht  gibt  45  Meter  Maximalhöhe  an ;  nach 
meinen  Messungen  ist  die  DurchschnittsliiUic  der  dortigen  i-einen  Be- 
stände oft  50  Meter  und  Exemplare  von  54  Meter  Höhe  bei  1,75  Meter 
Durchmesser  sind  sehr  häufig:  CO  Meter  diirfte  wohl  die  Maximal- 
entwic'kiung  sein. 


—     320     — 


Der  Stamm  baut  sich  auffallend  spitz,  kegelförmig  auf,  ja  vielfach 
ist  seine  Form  näher  einem  Neileid  als  einem  Kegel;  die  Basis  ist 
enorm  breit ;  in  2  Meter  Höhe  sind  Durchmesser  von  3  und  mehr  Meter 
häufig  genug ;  dabei  ist  die  Krone  so  schwach  beastet  und  locker  belaubt, 
dass  der  Stamm  bis  in  die  oberste  Spitze  erkennbar  ist.  Die  Anfangs 
aufrecht  stehenden  Aeste  senken  sich  bei  alten  Exemplaren ;  von  ihnen 
hängen  dann  die  feineren,  dünnen  Zweige  mit  der  Benadelung  senk- 
recht herab;  das  äusserste  Ende  des  Triebes  hebt  sich  in  der  Kegel 
wieder  etwas  empor. 

Der  Baum  erträgt  lange  Zeit  von  Jugend  auf  Beschattung,  wächst 
dabei  stetig,   aber  sehr  langsam;   bei  eintretender  Freiheit  des  Gipfels 

hebt  sich  das  Wachsthum  sehr  rasch 
und  freistehende  Exemplare  erwachsen 
in  der  Jugend  so  schnell  wie  solche 
der  Lawsoniana;  wenn  der  Baum 
einen  astreinen  Nutzschaft  bilden 
soll,  muss  er  in  engen  Druck  ge- 
bracht werden,  denn  er  reinigt  sich 
so  schwierig  von  den  langlebigen, 
harten  Seitenästen,  wie  sein  östlicher 
Verwandter;  der  Hauptstamm  gabelt 
sich  im  hohen  Alter  gerne  oder  wird 
gebrochen,  Avorauf  neue  Gipfeltriebe 
sich  erheben;  die  beigegebene  Scliaft- 
form,  nach  einem  vom  Feuer  getöd- 
teten  Stamme  gefertigt,  möge  das 
dem  Texte  Fehlende  ergänzen. 

Den  Baum  deckt  eine  schmale, 
weiche  und  seicht-rissige  Borke;  die 
Risse  zerlegen  die  Borke  in  lange 
2  —  3  cm  breite  Stücke ;  die  ge- 
sammte  Farbe  ist  grau  bei  freistehenden,  rötlilich  bei  im  Sclilusse 
aufgewachsenen  Exemplaren ;  junge  Pflanzen  wachsen  aucli  in  der 
Heimat,  wenn  sie  freistehen,  kräftig;  am  Fuget  Sound  erreichen  ein- 
jährige J'flanzen  5,5  cm  Länge,  zweijährige  13  cm  Höhe,  südlicher  in 
Oregon  erwaclisen  einjährige  Pflanzen  zu  einer  Höhe  von  9  cm,  zwei- 
jährige bis  zu  20  cm;  dabei  ist  der  Leittrieb  stets  gerade  aufgerichtet; 
an  den  Scitentrieben  füllt  die  hellere  Unterseite  auf. 

Der  Stärkezuwachs  des  New -Yorker  Stückes,    das  offenbar  etwas 
freistellend  eiwuclisen   \\<\\\  win-  fol"-ender: 


Fig.  i:i.    Schaftformen  der  Thuja  gigantea. 


—     321     — 


Alter 

Durchmesser 

Kreisfläche 

Zuwachs  pro  Jahr 

(Jahre) 

cm 

Dem 

D  cm 

10 

7,2 

40,7 

4,1 

20 

11,4 

102,1 

6,1 

40 

23,8 

444,3 

17,1 

60 

38,2 

1145,3 

35,0 

80 

48,0 

1810,0 

33,2 

100 

66,0 

3421,0 

80,5 

104 

69,0 

3739,0 

79,5 

Das  graubraune  Kernholz  bedeckt  ein  3  cm  breiter  Splint;  das 
Holz,  unschön  von  Farbe,  von  der  Schwere  des  Weymouthskiefern-Holzes, 
ist  sehr  dauerhaft  bei  Yerwendung-  im  Boden  imd  wird  zu  Brücken- 
bauten, Eisenbahnschwellen,  Dachschindeln,  Zaunpfosten,  zu  Fässern 
aller  Art  benützt. 

Anatomisch  fallen  die  weiten  Lumina  und  die  dünnen  Wandungen 
der  Frühjahrszellen  auf,  welche  die  Leichtigkeit  des  Holzes  erklären; 
die  Sommerholzscliichte  ist  kräftig  und  dunkel,  führt  Längsparenchym 
wie  die  Lawsonia;  auch  im  übrigen  Baue  folgt  das  Holz  dem  Typus 
der  Cupressineen. 


Libocedrus  decurrens  Torr.,  White  Cedar,  Bas'tard 
C  e  d  a  r,  H  e  y  d  e  r  i  a .  Auch  dieser  Baum  hat  verschiedene  Benennungen 
erhalten,  die  man  wenigstens  im  Deutschen  vermeiden  könnte,  wenn 
man  den  Koch 'sehen  Kamen  Heyderia  acceptiren  wollte;  Carriere 
hat  unglücklicher  Weise  diesen  Baum  als  Thuja  gigantea  beschrieben, 
Koch  nennt  ihn  Heyderia  decurrens. 

Wer  diese  und  die  vorigen  Arten  in  ihren  natürlichen  Verbreitungs- 
gebieten in  jungen  und  alten  Exemplaren  sieht,  der  kann  diese  drei 
Arten  unmöglich  verwechseln;  räumlich  scharf  geschieden  sind  sie 
auch  botanisch  in  ihrem  ganzen  Aufbau  von  Rinde  und  Habitus.  Die 
Tiuija  erreicht  im  südlichen  Oregon  ihre  Südgrenze;  diess  ist  der 
Anfangspunkt  der  Lawsonia,  an  welche  sich  dann  nacli  Süden  die 
Heyderia  anschliesst,  die  in  den  Bergen  zwischen  1500  und  2700  Meter 
an  der  Westseite  der  Sierra  Nevada  und  des  Küstengebirges  mit  Tannen 
und  Kiefern  in  grosser  Menge  auftritt.  Dabei  reicht  sie  in  ihrer 
vertikalen  Verbreitung  hart  an  die  Grenze  der  gemässigt-kühlen  Region 
heran:  ob  sie  in  dieselbe  übertritt,  ist  eine  Frage,  denn  die  Tanne, 
mit  der  sie  stets  in  CJesellschaft  h'bt,  dio  Abies  concolor,  ist  keine 
typisclie  Vertreterin  der  Fichten-  und  Tannenregion. 

Dr.  Mayv.  21 


—     322 


Die  Pflanze  ist  cliaraktevisirt  durch  den  Aufbau  der  schuppen- 
förmigen  Blätter,  von  denen  stets  vier  zusammen  auf  gleicher  Höhe 
des  Triebes  sitzen  (Tafel  Yl) ;  Schuppen  scharf  zugespitzt;  Triebe  auf- 
reclit.  An  frei  erAvachsenen  Exemplaren  erscheint  der  Leittrieb  in  der 
Heimat  der  Pflanze  oft  überhängend,  da  solche  isolirte  Exemplare  die 
Lieblings-Ruheplätze   für   die  Yögel  sind,    welche   durch  ihr  fleissiges 

Besitzen  die  elastischen  Zweige  während 
der  Yegetationszeit  herabkrümmen. 

Die  ersten  10  Jahre  wächst  der 
Baum  langsam,  dann  aber  rasch  in  die 
Höhe;  dabei  geht  die  Rinde  sehr  bald 
in  eine  Borke  mit  kleinen  Schuppen 
über,  die  sich  leiclit  ablösen;  später 
erscheinen  dann  Längsrisse.  Den  völlig- 
erwachsenen  Baum  charakterisirt  eine 
sehr  breite ,  tief  rissige ,  rothbraune, 
Aveiche  Borke;  Borkenplatten  8 — 10cm 
breit,  4 — 6  cm  dick;  dabei  unterscheidet 
sich  die  Boi'ke  a^ou  der  der  LaAvsonia 
dadurch,  dass  viele  der  Risse  diagonal 
zwischen  zAvei  Längsrissen  verlaufen. 

AYo  ein  Borkenthal  verläuft,  ist  der 
innen  liegende  Holzkörper  ausgebaucht, 
so  dass  der  Querschnitt  eines  Stammes 
einen  grobAvelligen  Yerlaiif  der  Jahres- 
ringe freilegt;  der  helle  Splint  Avechselt 
zwischen  7  uiul  IG  cm  in  der  Breite. 

Der  ausgeAvachsene  Baum  trägt  eine 
Krone,  die  im  Aufbau  ganz  Avesentlich 
von  einer  Thuja  verschieden  ist;  die 
Krone  ist  ein  langgestreckter  Zuckerhut, 
die  Aeste  sind  kurz,  ki-äftig,  sparrig  und 
vielfach  knieförmig  gebogen  und  otAvas 
aufgei-ichtet.  Beigegebenf»  Figur,  nach  der  Natur  gezeichnet,  stellt 
('iiK'ii   crwaclisfiicn    Baum   dar. 

Ereisteheiidc  Ex('ni])lare  siiul  auffallend  gelbgriin,  Aväln-end  im 
ilalbschatten  bcfiiidliclic  orjci"  junge  Exemplare  eine  dunkelgi-üne, 
t^länzcndf   I'';irl)ung  tiagen. 

Voll  d(;ii  verwandten  Arten  dilngt,  Avie  schon  fi'üher  orAvähnt, 
Libocedius    am    weitesten    naeli    def   i*i-iirie    voi-    und    ist   eiiu'   Holzart, 


-.—- -*^^^^. 


'2:>«^-^ 


Flg    14.     Lil)oc(Mlru.s  «lecurrens. 
.")•;  M<!Ut  hodi,  1,3'!  Meter  Durehracsser 


—     323     — 

die  auch  Boden  mit  vorwiegend  sandiger  Beimengung  nicht  verschmälit. 
Docli  liegt  ihr  Optimum  auf  mineralisch -kräftigem  Boden  mit  reich- 
licher Luftfeuchtigkeit;  im  Cascaden-Gebirge  in  den  feuchten  Thälern, 
in  der  Sierra  Xevada,  in  den  San  Bernardino-Bergen,  hoch  oben  in 
den  engen  Schluchten,  hart  an  den  Ufern  der  Bergwasser  gedeiht  sie 
am  besten. 

Aus  meinen  Messungen  ergibt  sich  als  ]\Iaximalentwicklung 
5(3  Meter  Höhe  und  1,50  Meter  Durchmesser,  während  Höhen  von 
50  Meter  einen  guten  Durchschnitt  darstellen.  Trotz  dieser  grossen 
Dimensionen  ist  sie  in  den  genannten  Bergen  die  Kleinste  in  ihrer 
Gesellschaft;  die  Tanne  und  die  Zuckerkiefer,  mit  denen  sie  besonders 
gerne  zusammen  lebt,  überragen  sie  noch  ganz  beträclitlich. 

Bei  der  gegenwärtigen  Misshandlung  der  AYälder  lässt  sich  auf 
dem  ganzen  Verbreitungsgebiete  der  leichtsamigen  Heyderia  eine  Ueber- 
handnahme  dieser  Holzart  auf  Kosten  der  werthvolleren  Arten  con- 
statiren;  der  mit  grossen  Flügelrändern  (Tafel  YIII)  versehene  Same 
wird  überall  hin  vom  "Winde  getragen  und  in  dichten  Horsten  wachsen 
die  jungen  Pflanzen  empor,  die  langsamwüchsige  Zuckerkiefer  und 
Jeftrey's  Kiefer,  soAvie  die  lichtbedürftige  Gelbkiefer  erdrückend.  Der 
verhältnissmässig  grosse  Zapfen  ist  aufrecht  gerichtet  (Tafel  VI);  Same 
der  grösste  unter  den  Verwandten. 

Das  schmutzig  gelbbraune  Kernholz  des  Baumes  hat  ein  specifisclies 
Gewicht  von  40  und  einen  eigenthümlichen  Geruch  und  Geschmack; 
beim  Kauen  des  Holzes  wird  ein  an  Pfefter  erinnernder  Stoff  extrahirt, 
(hn-  schliesslich  zum  Ausspucken  des  Holzes  zwingt.  Im  anatomischen 
Bau  stimmt  das  Holz  mit  dem  der  übrigen  Verwandten  ganz  überein; 
das  Längsparencliym  ist  auf  die  Sommerholzregion  beschränkt  und  sehr 
spärlich;  für  all'  diese  Hölzer  sind  Farbe  und  besonders  der  specifischc 
Geruch,  den  man  leider  nicht  beschreiben  kann,  die  einzigen  Unter- 
scheidungsmerkmale. 

Die  dunkle  Farbe  des  Kernholzes  verräth  eine  grosse  Dauer;  in 
der  Tliat  ist  das  Holz  zu  Wasserleitungen,  Schindeln  und  dergleichen 
sehr  viel  benützt. 

Die  Heyderia  hat  mehrere  Feinde  in  ihrer  Heimat.  Ein  Gymno- 
sporangium  sp.?  veranlasst  Beulen  an  den  Aesten,  oft  hocli  oben  in 
der  Krone  des  Baumes;  ein  Arceuthobium  lebt  ebenfalls  an  der  Hey- 
deria und  veranlasst  hexenbesonartige  Missbildungen  der  Wirthpflanze, 
oft  von  einer  Grösse,  div^s  die  befallenen  Zweige  herabbrechen.  Da 
ich  jedesmal  nur  im  Winter  die  Avcstlichen  Waldungen  besuchen  konnte, 
feliN'n   mir  lilüthcn  ti-agende  E\-em])lare;  es  sclieint,  (hiss  Arceutliobieii 

21  • 


—     324     - 

an  Cupressineen  im  engeren  Sinne  in  Amerika  ziemlich  selten  sind; 
einstweilen  mag  die  Zwergmistel  der  Heyderia  als  Arceuthobium 
Libocedri  n.  sp.  gelten.  Sehr  schädlich  scheint  ein  Pilz  zu  sein, 
Daedalea  vorax,  der  das  Kernholz  der  stehenden  Stämme  zerstört; 
dasselbe  erscheint  durch  denselben  dunkel  rothbraun  gefärbt,  mit  grossen 
linsenförmigen  Höhlungen ;  dabei  wird  das  Holz  sehr  brüchig.  Endlich 
sei  noch  eines  Pilzes  gedacht,  der  an  den  Schuppennadeln  der  Heyderia 
orangerothe  Flecken  verursacht:  Chrysomyxa  Libocedri  mihi, 
der  zur  Zeit  der  Beobachtung  (Ende  November)  in  der  Sporenbildung 
begriffen  war  (Tafel  X). 

Pinus  Lambert!  ana  Dougl.,  Sugar  Pine,  Zuckerkiefer, 
Zuckerstrobe  ist  wohl  die  stattlichste  von  allen  Kiefern,  die  sie 
überdiess  alle  an  Yollholzigkeit,  Geradheit  und  Astreinheit  des  Schaftes 
übertrifft. 

Die  Zuckerkiefer  erreicht  volle  92  Meter  Länge,  ist  aber  langsam- 
wüchsig  durcli  ihr  ganzes  Leben  hindurch;  schon  die  einjährige  Pflanze 
entwickelt  nur  einen  1,5  cm  Längstrieb  oberhalb  der  12  Cotyledonen ; 
im  besten  Falle  erreicht  sie  in  ihrer  Heimat  bis  zu  3  cm  im  ersten 
Jaln-e.  Die  einfachen  Nadeln  sind  3  cm  lang,  steif;  im  zweiten  Jahre 
erreicht  sie  51/2  cm;  an  in  voller  Wuchskraft  stehenden  Pflanzen  lassen 
sich  keine  Triebe  von  über  40  cm  Länge  auffinden. 

Die  Kinde  der  jungen  Triebe  ist  spärlich  mit  braunen,  kurzen 
Ilaaren  besetzt,  bräunlich  grau;  5  Nadeln  von  7  cm  Länge  stehen 
zusammen  in  einem  Kurztriebe ;  bei  Regenwetter  sind  sie,  wie  bei  der 
Strobus,  zusammengeklebt.  Das  erste  Drittel  des  Triebes  ist  nadellos; 
den  Trieb  schliesst  eine  Endknospe  ab,  die  zwar  kräftiger  aber  kürzer 
ist  als  (iio  aufrechten  Seitenknospen;  dabei  sind  die  Knospen  ver- 
hältnissmässig  dünn,  völlig  cylindrisch  mit  hngerhutförmigem  Ende; 
die  Knospenschuppen  stehen  nur  an  dem  obersten  Rande  etwas  ab. 

Die  Rinde  bleibt  lange  Zeit  dunkel  graugrün,  dann  erscheinen 
kleine,  schmale,  dunkolgraue  Borkenstücke,  später  durch  tiefe  Risse 
getrennte  Platten,  die  mit  dem  Alter  an  Breite  zunehmen;  aber  jede 
solche  Borken])latte  lässt  sich  Avieder  in  zahllose  kleine  unregclmässig 
gefoi-nite  Stücke  —  ähnlich  den  Epidermiszellen  eines  Blattes  — 
zertheilen;  die  frisch  abgelösten  Stellen  sind  dabei  röthlich  violett; 
suniiiielt  ni.ui  ein  Piobestück  der  Borke,  so  sieht  man  dasselbe,  sobald 
CS  trocken  geworden,  zu  seinem  Leidwesen  in  zahllose  Stücke  zerfallen; 
der  (iesanunteindruck  der  Boikeiihuhe  ist  grau  mit  einem  Stiche  in's 
Violette. 


—     325     — 

Ausgezeichnet  ist  die  Krone  des  Baumes,  die  in  dem  massigen 
Sclüusse  des  Urwaldes  aus  wenigen  aber  weit  ausgreifenden  Aesten 
aufgebaut  ist;  die  Seitenäste  selbst  sind  ziemlich  dicht  mit  Nadeln 
besetzt,  an  ihren  Enden  hängen  die  grossen  Zapfen.  Wo  dagegen  die 
Krone  frei  über  die  Umgebung  liinausragt,  z.  B.  an  den  Bergkämmen, 
dann  entwickelt  sie  eine  Krone,  welche  offenbar  den  kleinsten  Wider- 
stand gegen  Wind  bietet,  eine  Krone,  welche  noch  andere  exponirt 
aufwachsende  Nadelhölzer  wie  Pinus  Pinea,  die  Cedrus- Arten  im  hohen 
Alter  aufbauen;  Fig.  16c. 

Die  grossen,  senkrecht  herabhängenden  Zapfen  sind  hell  gelbroth 
und  schon  von  grosser  Entfernung  sichtbar ;  in  den  San  Bernardino- 
Bergen,  dem  südlichsten  Punkte  des  Yorkonunens  der  Kiefer  (soweit 
die  gegenwärtigen  Kenntnisse  reichen;  ihr  Yorkommen  auf  einzelnen 
hohen  Bergstöcken  von  Meder-Californien  ist  sehr  Avahrscheinlich),  ist 
der  Stiel  des  Zapfens  11  cm  lang,  2  cm  dick.  Der  Zapfen  selbst  ist 
im  guten  Durchschnitt  42  cm  lang;  die  kleinsten  sind  35  cm  auf 
9  cm  langen  Stielen;  Zapfen,  wenn  offen,  15  cm  breit;  Nadellänge 
am  erwachsenen  Baume  8  cm.  Die  Zapfenschuppen  sind  an  der  Basis 
nach  dem  Stiele  zurückgerollt;  die  Zapfenschuppe  selbst  verläuft  in 
eine  breite  Schneide  mit  unscheinbarer  Apophyse ;  Innenseite  der 
Zapfenschuppe  chocoladefarbig. 

Im  südlichen  Oregon,  im  nördlichsten  Yorkommen  der  Kiefer, 
bleibt  der  Zapfen  merklich  in  den  Dimensionen  zurück;  die  grössten 
Zapfen  messen  nur  34  cm,  die  kleinsten  26  cm  ohne  Stiel ;  der  Samen- 
flügel ist,  wie  der  aller  Kiefern  der  Section  Strobus,  am  oberen  Samen- 
rande aufgewachsen,  so  dass  der  feine,  braunrothe  Flügel  bei  dem 
Reinigen  des  Samens  stets  abbricht. 

Diese  Kiefer  verlangt  ein  kühleres,  luftfeuchteres  Klima  als  die 
übrigen  Kiefern;  ihr  Optimum  liegt  in  den  Bergen  oberhalb  der  Gelb- 
kiefer;  ihre  Ansprüche  an  die  Feuchtigkeit  der  Luft  und  des  Bodens 
decken  sich  mit  denen,  welche  die  Abies  concolor  stellt.  Die  Zucker- 
kiefer ist  auf  allen  Bodenarten  zu  finden,  verlangt  aber  für  ihre 
tiefgehenden  Wurzeln  einen  lockeren  Boden,  sandig -lehmig,  selbst 
humoser  Sand,  kiesiger  oder  steiniger  Boden  mit  reichlichen  Ycr- 
witterungsprodukten  dazwischen  und  genügender  Frische;  selbst  An- 
schwemmungsböden der  Gebirgsbäche  an  deren  Oberlauf  tragen  mächtige 
Exemplare  dci-  Zuckerkiefer.  In  den  San  Bernard ino-Bergen  uinunt 
sie  die  feuchten  Muldon  oberhalb  der  (ielbkicfer  mit  der  Al)ies  concolor 
uud  dci"  llcyderia  ein,  steigt  selbst  höher  als  die  JettVey's  Kiefer.  Tu 
der  Sierra  Nevada  des  mittlenMi  Californien   bildet  sie    mit   der  Tanne 


—     326     — 

ausgedehnte  Mischwald iingen  und  auf  den  nach  Westen  geneigten 
Thälern  und  fluiden  zusanmien  mit  der  Scquoia  gigantea  die  schon 
beschiiebenen  merkwürdigen  Haine. 

Die  junge  Pflanze  kann  entschieden  Ueberschirmung  einige  Zeit 
ertragen,  gedeiht  vortrefflich  bei  Jahrzehnte  langer,  massiger  seitlicher 
Beschattung  und  scheint  wie  die  übrigen  fünfnadeligen  Kiefern,  zum 
Beispiel  die  östliche  Schwester,  die  Strobus  und  die  indische  Schwester, 
die  excelsa,  auf  sandreichen,  der  Sonne  sehr  exponirten  0  ertlichkeiten 
einen  seitlichen  Schutz  geradezu  zu  verlangen. 

In  allen  Lagen  und  Bodenarten  wächst  die  Zuckerkiefer  ziemlich 
langsam  und  bleibt  hinter  den  übrigen  Kiefern  (in  gleicher  klimatischer 
Lage)  zurück;  dafüi^  aber  wächst  sie  gleichmässig  und  andauernd. 

Eines  der  höchsten  Exemplare,  die  ich  zufällig  fand,  stand  auf 
dem  San  Bernardino  und  mass  bei  2,59  Meter  Durchmesser  mit  Kinde 
64  Meter  Höhe ;  die  Aeste^  reichten  ziemlich  weit  herab ;  unweit  davon 
war  eine  Zuckerkiefer  gefällt  mit  einem  Holzdurchmesser  von  1,61  Meter 
in  2  Meter  Höhe;  dieselbe  zeigte  folgenden  Stärkezuwachs: 


Alter 
(Jahre) 


Durchmesser 
c-iu 


Kreisfläche, 

D  cm 


Zuwachs  pro  Jahr 

D  cm 


10 

3 

7;1 

0,7 

20 

8 

50,3 

4,3 

30 

14,4 

162,9 

11,3 

40 

21,0 

364,0 

20,1 

50 

28,0 

616,0 

25,2 

60 

35,4 

982,0 

36,5 

70 

43,0 

1432,0 

47,1 

80 

50,0 

1963,0 

51,1 

90 

57,0 

2597,0 

63,4 

100 

63,0 

3117,0 

52,0 

120 

76,0 

4536,0 

70,9 

150 

95,0 

7088,0 

85,0 

200 

119,0 

11122,0 

80,7 

2r>0 

136,0 

14527,0 

68,1 

300 

154,0 

18714,0 

81,9 

;ji7 

161,0 

20331,0 

95,1 

Die  Rindendicke  beträgt  10  cm,  die  Splintbreite   12  cm. 

Trotz  des  hohen  Alters  von  317  Jahren  fand  iu)ch  keine  Abnahme 
des  Stärkozuwac-hses  statt,  dci-  ül)erdiess  im  Yergleiclic  zum  Höhen- 
wachsthum  ein  sdir  kräftiger  ist.  Benachbarte^  Stämme  von  ähnlichen 
Durclimes.scrn    imkI    wohl   aiiniilici-nd   -Icichem    Alter    hatten    niclit    über 


—     327     — 

70  Meter;  ja  selbst  Stämme  mit  2,58  Meter  Durchmesser  mit  Kinde 
liatten  nicht  über  64  Meter  Höhe.  Die  Ziickerklefer  erreicht  in  diesen 
südliclien  Gebirgsstöcken  kaum  die  Dimensionen  der  grössere  Wärme 
liebenden  Gelbkiefer,  sie  übertrifft  kaum  die  Jeffi-ey's  Kiefer;  das 
Optinnim  liegt  offenbar  in  den  feuchten  Thälern  und  hohen  Bergen 
des  mittleren  Californiens ;  dort  trifft  man  schon  Exemplare  mit  nur 
1,7  Meter  Durchmesser,  aber  68  Meter  Höhe;  dort  erreicht  auch  ihre 
Gesellschafterin,  die  Abies  concolor,  Dimensionen,  gegen  Avelche  die 
Angaben  der  nordamerikanischen  Florenwerke  um  volle  30  Meter 
zurückbleiben. 

Das  Holz  spaltet  in  gewissen  Standorten  vorzüglich  und  war 
früher  allein  zu  Schindeln  benützt;  an  manchen  Standorten  spaltet  es 
gar  nicht ;  was  von  der  damals  überall  barbarischen  Benutzungsmethode 
übrig  gelassen  wurde,  ist  jetzt  in  Sägemühlen  ein  hochwillkommenes 
Material,  das  zersägt  beim  Häuserbau  zu  Thüren,  Blenden,  zu  Kisten, 
Fässern  und  Holzwaaren  aller  Art  verwendet  wird. 

Anatomisch  gehört  das  Holz,  wie  die  ganze  Kiefer,  zur  Section 
Strobus;  als  von  einer  westlichen  Art  stammend  ist  das  Holz  durch 
schwach  verdickte,  Tüpfel  führende  Markstrahl -Parenchymzellen  aus- 
gezeichnet; die  darunter  liegenden  Tracheidentüpfel  correspondiren  mit 
ersteren;  bei  weitlumigen  Organen  des  Frühjahrholzes  finden  sich  zwei 
bis  drei  Schlitzauge nförmige  Tüpfel  auf  einer  Tracheidenwand,  wodurch 
das  Holz  von  anderen  Angehörigen  der  Section  und  damit  von  anderen 
Kiefern  überhaupt  unterscheidbar  ist.  Auffallend  sind  ferner  am  Holze 
die  grossen  Harzgänge.  Obwohl  im  specifischen  Gewichte  etwas  leichter 
als  die  Weymouths- Kiefer  (nämlich  37),  ist  es  doch  nicht  leichter  zu 
bearbeiten;  die  Zellwandungen  der  Zuckerkiefer  sind  zäher,  nicht  so 
spröde  als  jene  des  Holzes  der  Weymouths-Kiefer. 

An  frischen  Splintwunden  tritt  ein  Saft  aus,  der  eingetrocknet 
ein  gelbweisses,  bröseliges  Mehl  hinterlässt,  das  sich  im  Munde  völlig 
auflöst  und  süss  schmeckt,  und  als  Mittel  gegen  Husten  gepriesen  wird. 
Im  August  kommen  zahlreiche  Leute  in  den  Wald .  um  diesen  Zucker 
zu  sammeln,  daher  rührt  der  Name  Zuckerkiefer. 

Pin  US  Jeffreyi  Murr.,  Bull  Pine.  Jeffrey 's  Kiefer.  Mit 
Unrecht  wird  diese  prächtige  Kiefer  von  einigen  Floristen  als  Varietät 
der  (Jelbkiefer  aufgefasst;  wo  beide  unmittell)ar  nebeneinander  stehen, 
und  docli  eigentlich  kein  Grund  zu  einer  A''ariation  vorhanden  sein 
kann,  ist  eine  Verwechslung  unm(>glicli,  selbst  wenn  man  zweihundert- 
füssige  Stämme  vor  sich  hat,  an  denen  man  wedei-  Zapfen  noch  Xadeln 


—     328     — 

und  Triebe  erkennen  kcann,  gibt  der  Bau  und  die  Farbe  der  Borken- 
rinde untrüglichen  Aufscliluss. 

Schon  im  zweiten  Lebensjahre  der  Pflanze  tritt  ein  typisches 
Merkmal  auf,  das  sie  für  ihr  ganzes  Leben  auch  beibehält,  nämlich 
ein  hell  weissblauer  Keif  an  den  jungen  Trieben;  junge  ponderosa- 
Triebe  sind  stets  glänzend  braun.  Die  Nadeln  sind  etwas  dem  Triebe 
zugekehrt,  bei  der  Gelbkiefer  rechtwinkelig  abstehend;  sie  sind  nicht 
gebogen,  von  weisslich  grüner  Färbung,  wogegen  die  Nadeln  der  Gelb- 
kiefer dunkelgrün  sind.  Knospen  ohne  Harz,  Knospenschnppen  eng 
anliegend,  hellrothbraun  mit  dunkler  Spitze.  Nadellänge  im  südlichen 
Oregon  an  der  Nordgrenze  der  Yerbreitung  der  Kiefer  23  cm  lang, 
Zapfen  14  cm  lang  und  9  cm  breit,  wenn  offen;  Nabelspitzen  der  Apo- 
physe  am  offenen  Zapfen  so  weit  zurückgebogen,  dass  keine  über  die 
Fläche  des  Zapfens  hervorsieht;  fasst  man  den  Zapfen  mit  der  Hand 
an,  so  fühlt  man  keine  Dornen,  welche  dagegen  an  dem  offenen  Zapfen 
der  ponderosa  empfindlich  stechen.  Auf  dem  südlichsten  Standorte  der 
Jeffrey!  in  der  Union,  der  zugleich  ihr  Optimum  zu  sein  scheint,  in 
den  San  Bernardino-Bergen  —  nach  neuen  Beobachtungen  sollen  die 
höheren  Berge  von  Nieder-Californien  auch  noch  mit  den  Kiefern  der 
San  Bernardino-Berge  bewachsen  sein  —  erreichen  die  Zapfen,  die  in 
Quirlen  bis  zu  sechs  zusammen  an  kurzen  Stielen  sitzen,  eine  Länge 
von  18  cm  und  10  cm  Durchmesser  an  der  Basis;  der  zweijährige  Trieb, 
welcher  sechs  solcher  grosser  Zapfen  tragen  muss,  hat  einen  Durch- 
messer von  2,5  cm;  über  einem  solchen  enggeschlossenen  Quirle  ver- 
kümmert im  Jahre  der  Reife  der  Zapfen  der  entsprechende  Jahrestrieb ; 
die  Nadeln  erreichen  nur  14  cm  Länge  und  1  mm  Dicke,  während  die 
normale  Länge  derselben  im  Süden  23  cm  wie  im  Norden  und  2  mm 
Dicke  beträgt. 

Die  schöne  weisse  Färbung  des  Triebes  verliert  sich  schon  mit 
dreijährigem  Alter  desselben  ganz;  die  äusseren  Schichten  springen  auf 
und  eine  graue,  dünne  Borke  tritt  an  ihre  Stelle;  Grösse  und  Dicke 
der  Schuppen  nehmen  mit  dem  Alter  zu,  aber  auch  an  uralten  Stämmen 
sind  die  Borkenschuppen  stets  viel  kleiner  als  von  der  ponderosa;  jede 
Borkenschuppe  zerfällt,  älinlich  wie  bei  der  Zuckerkiefer,  wieder  in 
kleinere  Figuren  mit  hell  weisslichem  Rande;  auf  der  Sonnenseite  ist 
der  Gesammtein(h-uck  der  Borke  eine  röthliclie  Farbe,  auf  der  Nord- 
se.ito  dagegen  weiss-violctt;  die*  frisch  ausgelösten  Borkenschuppen  sind 
rosaroth  gefäi-bt. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  Kiefer  hisst  sich  deutlich  abgrenzen; 
sie  beginnt  hinsichtlich  (\ov  Klevation    da,    wo    die  Gelbkiefer  an  Zalil 


—     329     — 

und  Massenentwicklung  bereits  abnimmt  und  endet  nach  oben  hin  da, 
wo  die  Zuckerkiefer  und  concolor-Tanne  ihr  Optimum  erreichen;  dass 
natürlich  einzelne  Exemplare  diese  Grenzen  überschreiten,  ändert  die 
Thatsache  nicht,  die  sich  überall  im  südlichen  Oregon  wie  an  der 
mexicanischen  Grenze  bestätigen  lässt;  sie  liebt  lockeren,  kiesig-sandigen 
Boden  mit  reichlicher,  Avechselnder ,  nicht  stagnirender  Bodenfeuclitig- 
keit;  wenn  ein  Thal  sich  sanft  gegen  einen  Fluss  abdacht,  da  steht 
auf  der  Krone  des  Thaies  die  Gelbkiefer,  etwas  tiefer,  näher  dem  Flusse 
Jeffrey 's  und  unmittelbar  am  Wasser  selbst  Erlen  und  Weiden;  wo 
das  Terrain  eine  Mulde  ohne  stagnirende  Feuchtigkeit  im  Centrum 
bildet,  nimmt  die  Jeffrevi  stets  die  tiefsten  Punkte  ein ;  wo  dem  lockeren 
Boden  reichlich  Quellen  entspringen  oder  langsam  im  geneigten  Boden 
abwärts  suchen,  da  siedelt  sich  die  Jeffrey's  Iviefer  in  reinen  Bestand- 
gruppen an,  während  sie  sonst  überall  nur  zerstreut  steht  und  anderen 
Holzarten  beigemengt  ist;  an  den  Ufern  des  oberen  Sacramento  findet 
man  auf  dem  lockeren,  kiesigen  Grunde,  hart  am  Flusse  prächtige 
Exemplare  der  Jeftreyi,  während  die  anstossenden ,  trockneren  Hänge 
nur  von  der  Gelbkiefer  besiedelt  werden;  offenbar  ist  der  Same  der 
Jeffrevi  dorthin  vom  Flusse  aus  den  grösseren  Hainen  des  Quellgebietes 
herabgeschwemmt  worden. 

Die  Kiefern  des  erwähnten  Standortes  am  Flussufer  hatten,  Avenn 
ich  das  ]^Iittel  aus  mehreren  meiner  Messungen  nehme,  eine  Höhe  von 
44  Meter  und  einen  Diu'chmesser  von  1  Meter;  in  der  SieiTa  Nevada 
des  mittleren  Californien,  in  jener  Höhe,  in  der  die  Eiesen-Sequoien 
beginnen,  wo  bereits  keine  Gelbkicfer  mehr  wächst,  trift't  man  wieder 
die  Jeffrevi  in  den  ffachen  Mulden,  während  sie  die  luftfeuchten  Thäler, 
das  Eldorado  der  Kiesen  kaum  betritt.  Endlich  im  Süden  erreicht  sie 
nach  meinen  Messungen  eine  Durchschnittshöhe  von  vollen  61  Metern 
bei  1,4  Meter  Durclunesser ;  dort  ist  ihr  Holz  höher  geschätzt  als  jenes 
der  Gelbkiefer. 

Ordnet  man  die  Nutzholzarten ,  die  sich  in  diesem  Gebiete  nahe 
bei  einander  finden,  nach  ihren  Ansprüchen  an  die  Bodenfeuch- 
tigkeit, so  erhält  man  folgende  Keihc :  Libocedrus,  Pinus  Jeffrevi, 
Abies  concolor,  Pinus  Lambertiana,  Pinus  ponderosa,  Pinus  Coulteri. 

Ordnet  man  dagegen  dieselben  Holzarten  nach  ihren  Ansprüclien 
an  die  Feuchtigkeit  der  Luft,  so  erhält  man  die  Reihe:  Abies 
concolor,  Pinus  Lambertiana,  Pinus  Jeffrevi,  Pinus  Coulteri,  Libocedrus, 
Pinus  ponderosa. 

In  (jicsen  allen  Misshandlungen  ausgesetzten  AValdungen  nimmt, 
wie    schon    erwähnt,    die  Heydcria   am   meisten   von   dem    entblössten 


—     330 


.--Vt-Ti 


Boden  in  Besitz.  Auch  die  Tanne  erscheint  ziemlicli  zahlreich;  die 
Gelbkiefer  findet  in  den  warmen,  steinigen,  felsigen  Lagen  eine  Zufluchts- 
stätte; dagegen  sieht  man  selten  junge  Pinus  Jeflreyi,  am  wenigsten 
die  Zuckerkiefer  und  Coulter's  Kiefer. 

Die  zukiinftige  Waldgeneration,  Avenn  anders  das  Feuer  später 
abgehalten  werden  sollte,  wird  somit  zusammengesetzt  sein  nach  dem 
Verhältnisse  der  Schwere  der  Sämereien  der  einzelnen  Holz- 
arten,   ein  Gesetz,    das  sich,  wie  erwähnt,    auch  bei  dem  Laubwalde 

des  Ostens  vollzieht.    Dabei  wächst  die 
.J^,  Jugend  der  genamiten  Holzarten  stets 

in  isolirten  Gruppen  auf,  aus  denen 
später,  w^enn  sie  das  Feuer  nicht  ver- 
nichtet, ein  schlecht  geschlossener  Wald- 
bestand mit  allen  seinen  Nachtheilen 
hervorgehen  muss. 

Die  junge  Jeff'reyi  bleibt  im  ersten 
Jahre  nieder;  einige  der  jungen  Pflanzen 
schliessen  —  w^as  eine  Seltenheit  bei 
einer  Kiefer  ist  —  noch  in  demselben 
Jahre  mit  einer  durch  häutige  Schuppen 
geschützten  Winterknospe  ab;  auch  im 
zweiten  und  dritten  Jahre  wächst  sie 
langsam,  erst  dann  streckt  sich  der 
schon  weissliche  Längstrieb  beträchtlich. 
In  der  Jugend  steht  sie  hinsichtlich 
ihrer  Ansprüche  an  das  Licht  ZAvischen 
der  Zuck-erkiefer  und  der  Gelbkiefer; 
während  letztere  stets  volles  Licht  ver- 
langt, gedeiht  die  Jeffreyi  auch  bei 
einiger  Ueberschattung  augenscheinlich 
gut;  doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich, 
dass  sie  im  deutschen  AValde,  wo  Wärme 
und  auch  Licht  beträchtlich  geringer 
sind  als  in  der  llcimat,  besser  im  vollen  Oberlichte,  nur  seitlich  etwas 
^'oscliiitzt.  aufwachsen  wird. 

Den  jius^-ewaelisenen  Bjiiini  kennzeiclnu't  im  südlichen  Oregon 
eine  compacte  Kinne  mit  knielTn-inig  gebogenen  Aestcn,  während  im 
Siidcii  iliic  KidiKiilniiii  wal/cntVtrmig,  lockei'  und  jener  der  Gell)ki(^fer 
äluilidi  wird.  Die  beigf^gebcue  Kigur,  nach  einer  Kieler  im  südlielien 
Oregon  gezeichnet,  dürfte  den  Tvpus  wiedei-gehen.  nach  dem  die  JelTrey's 


rig.  I'»-    Jcllnys  Kitlor 
(l'iiiu.s  Jcllrcvi). 


331 


Kiefer  sich   bei    uns,    wenn    anders   sie  ein  grosser  Baum  Avird,    auf- 
bauen Avird. 

Nach  dem  Xew- Yorker  Sammlungsstücko  war  der  Stärk ezuAvachs 
2—3  Meter  über  Boden 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 

Dem 

Zuwachs  pro  Jahr 
der  Periode 

D  cm 

10 

6 

28,3 

2,8 

'20 

11 

ÜJ,0 

G,7 

40 

20 

314,0 

10,0 

60 

29 

G()1,0 

17,3 

80 

37 

1078,0 

20,7 

100 

45 

1500,0 

25,7 

107 

47 

1735,0 

20,1 

Mit  100  Jahren  scheint  das  Maximum  an  Zuwachs  noch  nicht 
überschritten  zu  sein,  denn  die  letzten  Jahrringe  ergeben  immer  diu-ch 
die  grössere  Sclnvindung  bei  der  Austrocknung  ZuAvachsmessungen,  die 
mit  denen  tiefer  liegender  Partien  nicht  genau  verglichen  w^erden 
kömien;  die  SpJintbreite  berrägt  volle  15  cm;  nach  meinen  Messungen 
umfasst  der  Splint  zwei-  bis  dreihundertjähriger  Exemplare  12,5  cm 
vom  Radius  des  Holzes;  immerhin  Avird  durch  diesen  breiten  Splint 
der  AVerth  des  Schaftholzes  Avesentlich  beeinträchtigt;  das  Kernholz 
hat  eine  schöne,  rosarothe  Färbung,  auffallend  durch  die  Feinheit  und 
Zartheit  der  Sommerholzregion  und  die  grossen  Harzgänge ;  anatomisch 
gehört  das  Holz  zum  Typus  der  Section  Taeda,  mit  scliAvach  verdickten 
Parench  ymzellen . 

Das  Holz  mit  einem  specifischen  GoAvichte  von  52  dürfte  dem 
unserer  einheimischen  Kiefer  an  Werth  kaum  nachstehen,  Avenn  es 
auch  in  Amerika,  avo  es  zu  Nutzholz  in  grosser  Menge  zersägt  AA^rd, 
als  coarse  lumber  bezeichnet  Avird,  —  eine  grobe  AVaare  im  Ver- 
gleiche zur  Zucker-  und  Weymouthskiefer. 

Pinus  monticola  DougL,  Bergstrobe,  vertritt  die  Section 
Strobus  in  dem  Cascaden-Gebirge  von  Washington  uiul  Oregon,  avo 
die  Zuckerkiefer  an  iinor  nördlichen  und  die  Berg-Strobe  an  ihrer  süd- 
lichen Grenze  ineinandergreifen;  sie  beAvohnt  ferners  die  inneren  Beig- 
züge von  Biitisch  Columbieii .  Idalio  und  Montana;  A\i(^  die  übrig(>n 
Streben  steigt  auch  diese  an  den  Bergen  aus  ihrer  gemässigt -Avarmcn 
Roffioii   in  di»'  kühl(M'(>   Keti-ion    d<M-  'rjinncn   und    Kiclit»'n    üIxt  und    ihr 


—     332     — 

isolirtes  Yorkoninien  zwischen  Tannen,  Fichten  und  Lärchen  beweist, 
dass  auch  sie  eine  Pflanze  ist,  der  längere  Zeit  in  der  Jugend  der 
Halbschatten  zum  Yortheile  gereicht,  und  die  durchaus  nicht  an 
bestimmte  Standorte  gebunden  ist;  in  Einzelmischung  mit  Douglasia 
und  Lärche  erreicht  sie  eine  Maximalhöhenentwicklung  von  46  Meter 
bei  einem  Durchmesser  von  1,5  Meter;  die  Pflanze  ist  botanisch  in 
jeder  Hinsicht  ein  Mittelding  zwischen  Weymouths-Strobe  und  Zucker- 
Strobe;  die  Nadeln  sind  10  cm  lang;  junger  Trieb  mit  braunen  Haaren; 
der  Zapfen  sitzt  auf  2  cm  langem  Stiele,  ist  23  cm  lang  und  wenn  offen, 
6  cm  breit ;  Borke  grau,  kleinschuppig,  der  Weymouthskiefer  seLr  ähnlich. 
Das  Holz  folgt  im  anatomischen  Baue  völlig  dem  der  Section  Strobus. 

Pinus  Coulteri  D.  Don,  Coulter's  Kiefer.  Schon  aus 
dem  früher  erwälmtcn  Standorte,  trocken,  warm,  kiesig -lehmig,  im 
Kieferngebiete  der  hohen  San  Bernardino-  und  Cuyamaca-Berge  des 
Südlichen  Californicns  kann  man  schliessen,  dass  dieser  Baum  in  seiner 
Höhenentwicklung  hinter  seiner  Umgebung  zurückbleiben  wird ;  in  der 
Tliat  erreicht  er  im  günstigsten  Falle  nur  46  Meter,  35  dürfte  bereits 
einen  guten  Durchschnitt  darstellen.  Der  Baum  ist  dabei  astreich  und 
die  starken  Aeste,  bestimmt,  die  grossen  Zapfen  an  ihren  Enden  zu 
tragen,  schwingen  sich  zuerst  nach  abwärts,  um  dann  ihr  Ende  wieder 
empor  zu  heben;  die  schweren  Zapfen  in  Quirlen  erhalten  sich  in 
reichlicher  Zahl  am  Baume  von  mehreren  Jahrgängen  und  zerfallen 
dann  in  der  Kegel  schon  am  Baume  in  Schuppen. 

Die  Zapfen  sitzen  auf  3  cm  langen,  6  mm  dicken  Stielen;  Zapfen 
des  ersten  Jahres  kugelig,  4,5  cm  lang  und  breit,  Schuppen  mit  hackcn- 
f(")riniger  Apophyse  aufwärts  gekrünmit;  der  reife  Zapfen  zeigt  eine 
Durchschnittslänge  von  25  cm  (30  cm  dürfte  wohl  das  Maximum  sein) 
und  wenn  geschlossen  eine  Dicke  von  15  cm;  Zapfen  etwas  abwärts 
hängend.  Apophyse  des  Zapfens  in  ein-o  dicke,  breite,  stachelige  Spitze 
auslaufend,  die  an  der  Spitze  des  Zapfens  dieser,  an  der  Basis  des- 
scUx'u  zugckrüninit  ist.  Frischer  Zapfen,  hell  ockerfarbig,  matt,  meist 
mit  zahlreichen  hellgelben  Harztropfen;  1  Kilo  und  darüber  schwer; 
Knospen  cvliiulrisch  mit  dicht  anliegenden  Schuppen;  junge  Triebe 
gelbgrün;  Nadeln  27  cju  lang,  zu  drei  in  einem  Kurztriebe;  Kinde  des 
erwachsenen  Baumes  eine  raulie,  schmalrissige,  dunkelgraue  Borke. 

Aus  der  Aehnliclikeit  der  Zapfen  der  Sabin'schen  und  Coulter'schcn 
Kiefern  (wegen  dei-  Samen  wolle  Tafel  VII  v(M'glichen  werden)  hat 
nuiii  au<'li  ;nif  eine  Aelinl ichkeit  dei-  liänuK^  überhaupt  geschlossen  — 
mit    grossem  Unrecht;    denn    die  Sal)in'sche    Kiefer    verhält    sich    zur 


—     333     — 

Coulter'sclien  etwa  wie  eine  AYeide  zu  einer  Pyramidenpappel;  die 
Coiüter'sche  Kiefer  hat  stets  einen  ungetheilten  geraden  Schaft,  reich 
an  abwärts  geschwungenen  Seitenästen,  so  dass  ihr  Habitus  eher  mit 
dem  einer  freistehend  erwachsenen  Fichte  zu  vergleichen  ist;  den 
Habitus  der  Sabin 'sehen  Kiefer  gibt  Figur  9  wieder. 

Das  weiche,  leichte  Holz  zeigt  einen  13  cm  breiten  Splint;  der 
Kern  ist  röthlich. 

Diese  Art  bildet  auf  den  Hügelköpfen  Haine  von  sehr  lichter 
Stellung,  so  dass  die  Jugend  fast  völlig  fi'ei  aufwachsen  kann;  Be- 
schattung scheint  sie  gar  niclit  ertragen  zu  können. 

In  der  ersten  Jugend  ist  sie  ziemlich  raschwüchsig;  ein  111  Jahre 
altes  Exemplar  hatte 


Alter 
(Jahre) 

Durchmesser 
cm 

Kreisfläche 
D  cm 

Zuwachs  pro  Jahr 
der  Periode 

Dem 

10 

10,0 

78,5 

7,8 

20 

14,4 

162,9 

8,4 

40 

25,0 

491,0 

10,4 

GO 

34,0 

908,0 

20,8 

80 

41,4 

1345,0 

21,8 

100 

48,0 

1810,0 

23,2 

111 

52,0 

2124,0 

29,0 

Anatomiscli  und  nach  seinem  Aufbau  gehört  der  Baum  zur  Section 


Tacda  mit  den  Eigenthümlichkeiten    einer 
Parenehvmzellen  der  Markstralilen. 


westlichen  Holzart    in    den 


Pinus  contorta  Dougl.,  Scrub  Pine,  Drehkiefer.  Von 
Alaska  an  südlich  bis  in  das  mittlere  Californien  heimisch,  bleibt  diese 
Kiefer  ganz  auf  die  Küste  beschränkt,  wo  sie  nicht  über  9  Meter  Hölio 
erreicht;  auf  Yancouver,  wo  der  Baum  auf  sandigem  Boden  ebenfalls 
häufig  ist,  ist  die  Drehkiefer  astreich  mehr  ein  Strauch  als  ein  Baum. 

Die  Xadellänge  (zwei  Nadeln  zusammen  in  einem  Kurztriebe) 
beti'ägt  5  cm  bei  1  nun  Dicke;  Knospenschuppen  fest  anliegend  mit 
Harz  verklebt;  Zapfen  4  cm  lang,  3,5  cm  breit  wenn  offen,  glänzend 
liellbraun;  Apopliyse  wenig  erliaben,  Nabel  schwarz.  Nabeldorn  nach 
vorn  der  Spitze  zugewendet,  oft  anliegend,  ebenfalls  schwarz,  leiclit 
abbrechend.  Diese  Farbenuntersclüede  und  die  Stellung  des  Dornes 
scheinen  typiscli  zu  sein;  Binde  kleinschuppig  grau,  nur  wenige  Milli- 
meter dick. 


—     334     — 

Von  ihr  wurde  mit  Recht  die  nach  Habitus,  Yerbreitunf,^  und 
gut  botanischen  Merkmalen  unterschiedene  Murray 'sehe  Kiefer  getrennt, 
die,  da  sie  ihr  Optimum  in  der  gemässigt-kühlen  Region  findet,  dort 
nälier  betrachtet  werden  soll.  — 

Unter  den  westlichen  Tannen  findet  sich  eine  Art,  die  entschieden 
dem  Laubholzgebiete  angehört,  wo  sie  ihr  Optinuim  erreicht;  sie  greift 
jedoch  auch  in  die  gemiissigt-kiihle  Region  über.     Es  ist  diess 

Abies  grandis  Lindl.,  AYhite  fire,  grosse  Küstentanne, 
Tanne  von  Vancouver.  Von  der  Insel  Yancouver,  w^o  sie  die 
einzige  Tanne  ist,  an  der  Iviiste  entlang  bis  zum  nördlichen  Californien 
herrsclit  sie  in  der  killden  Region  der  Blauen  Berge  und  an  den  West- 
hängen des  Felsengebirges.  Ihr  Optimum  liegt  an  der  Küste  in  Oi-egon 
und  Washington,  wo  sie  oft  mit  der  Riesenpappel  zusammen  eine  Hölie  bis 
zu  02  Meter  ei-reicht;  auf  ihrem  östlichen  trockenen  Grenzgebiete  dagegen 
ei-hebt  sie  sich  in  engen,  feuchten  Schluchten  kaum  bis  zu  30  Meter. 

Sic  ist  die  erste  Tanne,  die  den  von  der  Prärie  kommenden 
Reisenden  der  Northern  Pacific  R.  R.  begrüsst. 

Die  junge  Pflanze  ist  an  ihrer  violetten  Knospe  zu  erkennen; 
die  Nadeln  auf  der  Oberseite  des  Triebes  sind  kürzer  als  jene  auf 
der  Unterseite,  sind  aber  in  demselben  Winkel  wde  diese  vom  Triebe 
abstehend.  Die  Rinde,  anfangs  glatt,  weniger  w^eisslich  als  von  unserer 
Tanne,  geht  in  höherem  Alter  in  eine  kleinschuppige,  graue  Borke 
über.  Die  Zapfen,  aufrecht  an  der  Oberseite  des  Triebes,  durch- 
schnittli<li  10  cm  lang.  Zapfenschuppen  breit,  Aussenseite  kurz,  filzig 
beiiaai-t,  Blüthcnschuppen  am  geschlossenen  Zapfen  niclit  sichtbar-. 

Diese  Tanne  bedarf  eine  ziemliche  Menge  von  Bodenfeuchtigkeit 
und  stellt  liierin  zwischen  der  Douglasia  und  der  Küstenfichte,  welcii' 
letztere  Ei-lenbiucliboden  liebt;  auf  Vancouver  durchstellt  sie  mit  der 
Fichte  Erlen-  und  Pappel  Waldungen ;  freistehende  Exemplare  mit 
4'»  Meter  ILWie  oft  1,4  Meter  Durchmesser;  das  leichte  Holz  Avird  zu 
lirettwaarcn   beim   Hausbau,  insbesondere  aber  zu  Kisten  zersägt. 

Abies  concolor  Lindl.  und  (mumI.,  AVhite  fir,  Amerika- 
nisrhc  S  i  1  bci'tan  n  e.  B(;vor  die  Identität  der  an  der  Küste  und 
der  im  ('olorado  wachsenden  festgestellt  war,  haben  beide  verschiedene 
Namen  eilialten:  iibeidiess  \vui-(le  si(?  mit  grandis  oft  verwechselt,  von 
der  sie  aber,  wii-  mii-  seheint,  s(;hi-  gut  unterschieden  ist,  weniger, 
^vnn   in;ni   \\\w  tioekcne   lMiielit(;  und  Nadeln   vor  sieh  hat. 

Diese  Tanne  wächst  südlicher  als  die  voi'ige  Ai't,  auf  den  hohen 
Bergen,  wo  si«;  bis  zu   .'iOOO   Metei-   mii    der    südlichsten   (ncn/e   in   den 


—     335     — 

San  Bernardino-Bergcn  emporsteigt.  Von  der  Sierra  Nevada  geht  sie 
östlich  an  hohen  Bergen  entlang  bis  Colorado.  Ihre  wiclitigste  biolo- 
gische Eigenschaft  wurde  schon  erwähnt;  icli  ^viederhole,  dass  ihr 
Optimum  an  der  Grenze  der  gemässigt-warmen  und  (hjr  kühlen  Region  ' 
zu  liegen  scheint:  ein  Habitusbild '  erwachsener  Pflanzen  gibt  die  Ab- 
bildung eines  Haines  von  Riesensequoien  (Figur  1G</),  wo  diese  Tanne 
mit  der  Zuckerldefer  den  Nebenbestand  bildet.  Sie  verhingt  ein  ziem- 
liches Mass  von  Luft-  und  Bodenfeuchtigkeit  Avie  die  Sequoia,  schwache, 
seitliche  Beschirmung,  erreicht  aber  dort  Dimensionen,  die  alle  bis- 
herigen Beobachtungen  weit  übertreffen;  die  höchste  Tanne,  die  ich 
fand,  mass  nur  1,28  Meter  Durchmesser,  aber  volle  75  Meter  Höhe; 
bei  32  Meter  begannen  die  ersten  Aeste.  Auf  den  San  Bernardino- 
Bergen  bleibt  sie  kaum  in  der  Höhenentfaltung  zurück;  ein  schlechtes, 
sehr  beastetes  und  deshalb  von  den  Sägmühlen  verschontes  Exemplar 
hatte  bei  1,48  Meter  Durchmesser  68  Meter  Höhe;  dort  zeigt  sich 
eine  Eigenthümlichkeit,  die  ich  nicht  unerwähnt  lassen  will;  hoch 
oben  im  Gipfel  zertheilt  sich  oft  der  Hauptstamm  in  2 — 20  kleinere, 
aufrechte  Gipfel ;  vielleicht  Avurde  der  Hauptgipfel  durch  ein  Aecidium 
getödtet,  wenigstens  sah  ich  Exemplare  mit  einem  typischen  Aecidium- 
Hexenbesen  am  Gipfel. 

Auch  an  der  Grenze  von  Californien  und  Oregon ,  an  der  Basis 
von  Mt.  Shasta  erreicht  sie  nach  meinen  Messungen  Dimensionen  von 
62  Meter  Höhe  und  1,6  Meter  Durchmesser.  Knospen  der  jungen 
Pflanze  rosa-violett;  an  den  Gipfeltrieben  von  gedrehten  Nadeln  ein- 
gehüllt; Seitenknospen  mit  einer  dicken  Basis  aufsitzend;  junger  Trieb 
violett,  gelbgrün,  Nadeln  der  Längstriebe  gerade,  etwas  abstehend,  an 
den  Seitentrieben  nach  der  Oberseite  des  Triebes  gekrümmt;  obere 
Nadeln  etwas  kürzer  und  gleich  gerichtet  wie  die  unteren;  an  der 
Küste  wie  insbesonders  in  Colorado  ti*agen  die  Nadeln  im  Lichte  auf 
beiden  Seiten  weisse  Streifen  in  gleichem  Masse;  im  Schatten  dagegen 
sind  die  Nadeln  einmal  flachei'  angeordnet,  auf  der  Oberseite  ohne 
weisse  Streifen  oder  nur  an  der  Spitze  der  Nadeln;  solche  Exem- 
plare getrocknet  sind  in  der  That  der  grandis  ähnlich;  die  Kinde 
anfänglich  glatt,  hellgrau,  die  Krone  spitzig-kegelig;  später  wird  di»» 
Rinde  dunkler  und  schuj)pig;  im  IioIkmi  Alter  bleibcMi  die  Schup|)en 
zwar  klein,  werden  abci-  sehr  dick.  Die  Farbe  der  Kione  ist  weisslich 
grün,  viel   heller  als  jene  der  Douglasia. 

Der  Zai)fen  steht  jenem  d(M-  Küstentainie  sehr  nahe,  dui-eh- 
schnittlich  7  cm  lang  und  4  cm  dick,  Schu})p(.Mi  bi-eit,  helHuMun,  kui/ 
behaai't.   I>lüth(>nscliu|)pen   nicht   sichtbnr. 


—     336     — 

Da  in  der  Umgebimg  dieser  Tanne  sich  stets  besseres  N'utzliolz 
findet,  so  wird  sie  meistens  verschmäht;  ihr  Holz  ist  aber  mit  einem 
specifisclien  Gewichte  von  36  gewiss  nicht  sclilechter  als  das  leichtere 
Holz  der  Küstentanne.  Auch  diese  Tanne  greift  auf  dem  höchsten 
Punkte  ihres  Vorkommens  in  die  kühle  Eegion  über. 

Die  amerikanische  Silbertanne  ernährt  mehrere  Parasiten,  die  in 
dem  kühlen,  luftfeuchten  Klima  sich  kräftig  entwickeln;  es  dürfte 
wenige  Nadelhölzer  geben,  die  an  einer  Nadel  zwei,  yerschiedenen 
Gattungen  angehörige,  Pilze  zu  gleicher  Zeit  tragen,  von  denen  eine 
nocli  überdiess  mit  ihren  drei  Generationen  vertreten  ist. 

Auf  der  Nordgrenze  dieser  Tanne,  am  Fusse  des  Shasta-Berges 
fällt  an  der  Tanne  ein  Pilz  auf,  ein  Lophodermium,  besonders  an  unter- 
drückten oder  in  Dickichten  stehenden  Exemplaren;  dieser  Pilz  ent- 
wickelt auf  der  Unterseite  der  Nadel  auf  der  Kippe  entlang  ein  ununter- 
broclienes,  nach  den  weissen  Streifen  hin  bläulich  verlaufendes  Polster 
(Tafel  Xa)  gegenüber,  auf  der  Rippe  an  der  Oberseite  der  Nadel  stehen 
die  Spermogonien ,  eine  oftmals  unterbrochene  Linie  darstellend  (b). 
Die  Sporen  waren  zur  Zeit  der  Einsammlung  (Anfang  November  1885) 
noch  nicht  reif,  so  dass  es  nicht  möglich  war,  die  Identität  mit  dem 
Lophodermium  nervisequium  aiif  der  europäisclien  Tanne  festzustellen. 
Der  Pilz  befällt  die  einjährigen  Nadeln  und  reift  an  den  zweijährigen, 
worauf  Nadeln  und  Pilz  zu  Grunde  gehen;  bis  zur  Feststellung  der 
Identität  mag  der  Pilz,  der  viel  kräftigere  Fruchtlager  als  die  europäische 
Art  entwickelt  Lophodermium  a b  i  e  t i  s  c  o  n  c  o  1  o  r i  s  n .  s  p.  heissen. 

Yerscliieden  von  dem  genannten  nach  jeder  Eichtung  ist  ein 
Lopliodermium,  welches  ebenso  häufig  wie  das  erstere  die  Nadeln  der 
Concolor-Tanne  auf  ilirer  Südgrenze,  in  den  San  Bernardino  bewohnt. 
Nie  so  ki-äftig  wie  die  der  vorigen  Art  sind  die  Fruchtpolster  dieses 
Pilzes  nur  eine  kurze  Linie;  selten  verläuft  ein  Polster  ununterbrochen 
von  der  Basis  bis  zur  Spitze  (Tafel  Xa);  ausserdem  ist  dasselbe  nur 
halb  so  breit  als  Lophodermium  abietis  concoloris;  die  Polster  erscheinen 
auch  nehon  der  Kippe  und  ebenso  häufig  auf  der  Oberseite  der  Nadeln : 
dazu  konunt  noch,  dass  dieses  Lophodermium  unter  günstigen  Umständen 
nicht  nur  die  neuen,  sondern  auch  alle  älteren  Nadeln  —  bis  zu  sechs- 
jährigen Nadeln  —  gleichzeitig  zu  inficircn  vermag,  so  dass  die  Nadeln 
einer  Pflanze  alle  auf  einmal  zu  Boden  fallen.  Dieser  Parasitismus 
charakterisii-t  (h'U  Pilz  als  merklich  schädlich  und  als  verschieden  von 
«len  l)isher  bekannt  gewordeiuMi  Alten,  so  dass  der  Name  Lophodcr- 
niiuni  infectans  n.  sp.  angezeigt  sein  mag.  Leider  waren  an  meinen 
Ende    November    1887    gesanunolten    Exemplaren    die  Perithccien    und 


—     337     — 

Sporen  noch  nicht  reif  und  die  Fruchtlager  der  zweijährigen  wie  sechs- 
jährigen !N'adeln  fanden  sich  im  gleichen  Stadium  der  Entwicklung. 
Anffallend  ist  ferner,  dass  die  Spermogonien  als  schwarze  Flecken 
unregelmässig  auf  beiden  Seiten  der  Nadeln  zerstreut  stehen  (Tafel  Xb). 
Im  Norden,  wo  Lophodermium  abietis  concoloris  heimisch  ist, 
lobt  mit  diesem  zusammen  oftmals  auf  ein-  und  derselben  Nadel  ein 
Aecidium,  das  kleine  Becher  von  1/4  mm  Durchmesser  besitzt,  erfüllt 
mit  farblosen  Sporen,  erscheinen  die  Becher  weisslich;  die  Sporen, 
durchschnittlich  10  f,i  im  Durchmesser,  mit  warzigen  Episporium;  der 
Pilz  inficirt  die  jungen  Nadeln,  fi'uctificirt  aber  mit  Aecidien  und 
Spermogonien  erst  an  der  zweijährigen  Nadel.  Im  Grunde  der  Becher 
oder  auch  seitlich  von  diesen  setzt  dann  eine  kräftige,  dimkle  Mycel- 
wucherung  ein,  die  über  den  Becherrand  hinaus  wachsend  ein  Polster 
bildet,  von  dem  Uredosporen  von  7  ili  Grösse  mit  warzigem  Episporium, 
dunkelbraun  gefärbt,  abgeschnürt  werden.  Später  endlich  treten  zwischen 
den  dünnwandigen  Organen  des  Stroma's  dickwandige,  kurzzellige,  fast 
schwarzgefärbte  Organe,  welche  durch  das  Stroma  hindurch  wachsen, 
und  an  seiner  Oberfläche  die  Teleutosporen  abschnüren.  Diese  wechseln 
sehr,  in  Gestalt  imd  Grösse ,  sind  ein- ,  zwei-  oder  dreimal  der  Länge 
nach  getheilt;  häufig  sind  zweizeilige  und  vierzellige  Formen,  weniger 
häufig  die  drei-  und  einzelligen.  Diese  Eigenthümlichkeit  mag  die 
Aufstellung  einer  neuen  Gattung  unter  dem  Namen  Puccinidia  n.  g. 
i'echtfertigen ;  die  Diagnose  wäre:  Dauersporen  ein-,  zwei-,  drei-  und 
vierzellig,  schwarzbraun,  auf  isolirt  stehenden  Fäden  eines  schwarzen 
Stroma's  gebildet ;  Uredosporen  schwarz,  Aecidiumsporen  weiss ;  ob 
diese  letzteren  auch  Gattungs-  oder  nur  Artcharaktere  sind,  kann  ich 
noch  nicht  entscheiden.  Yon  dieser  Gattung  habe  ich  bis  jetzt  nur 
eine  Art,  nämlich  die  oben  beschriebene,  beobachtet;  sie  mag  als 
Puccinidia  abietis  n.  sp.  gelten;  sie  entwickelt  Aecidium-,  Urcdo-, 
Teleutosporon  mit  Spermogonien  und  Mesosporen  (Teleutosporenartig 
mit  warzigem  Episporiiun)  auf  den  Nadeln  von  Abies  concolor  (Tafel  X). 

Abies  bracteata  Nutt.,  Santa  Lucia-Tanne,  auf  den  Santa 
Lucia-Bcrgen  in  den  külilen  und  feuchten  Thälern  zwischen  1000  und 
2000  Meter  Erhebung,  auf  nördlichen  Expositionen.  Sic  wird  ein 
Baum  bis  zu  60  Motor  ILilio;  ausgezeichnet  vor  allen  andern  Tannen 
(hircli  den  Zapfen,  an  (h,Mn  die  Bracteen  die  ursprüngliche  Nadelform 
beibehalten  haben.  Der  Zapfen  ist  9  cm  lang,  4,5  cm  dick  und  diclit 
besetzt  mit  den  pfri(Mnenf()rniigon  4  cm  langen  Bracteen.  Dabei  ist 
die    Bi'actco  etwas    nach  der  Zapfenbasis  zu    geki-ümnit,    steif,    1,  5cni 

JJr.  Mayr.  22 


—     338     — 

breit,  unterseits  mit  zwei  weissen  Streifen  versehen.  Nadeln  dnrchschnitt- 
lich  5  cm  lang,  31/2  mm  breit,  unterseits  mit  zwei  breiten,  w^eissen 
Streifen,  oberseits  glänzend  grün,  in  eine  scharf  stehende  Spitze  aus- 
laufend: junge  Triebe  nackt,  rothbraun.  Diese  Tanne  ist  w^eiters  auf- 
fallend durch  das  ausserordentlich  schwere  Holz  mit  einem  specifischen 
Gewichte  von  68.  Dass  daran  die  Krystalle  schuld  sind,  die  in  den 
letzten  Tracheiden  eines  Jahrringes  sich  reichlich  finden  (Tafel  IX), 
ist  wahrscheinlich. 

Tsuga  Mertensiana  Carr.,  Hemlock,  westliche  Schier- 
lingstanne,  westliche  Tsuga.  An  der  feuchten,  nebelreicheii, 
gleichmässig  kühlen  Küste  Süd-Alaska's,  besonders  auf  den  zahlreichen 
Inseln  nördlich  von  Yancouver,  von  da  an  südlich  bis  in's  nördliche 
Californien,  dort  auf  die  Berge  beschränkt,  erreicht  diese  Tsuga  ihr 
Optimum  an  gleichen  Oertlichkeiten  mit  der  Thuja  und  Douglasia, 
geht  dann  nach  Osten  bis  in  die  feuchten,  hoch  gelegenen  Thäler  des 
Felsengebirges,  an  die  Nähe  der  Quellbäche  gebunden,  bleibt  jedocli 
dort  ein  Baum  von  nur  kaum  über  30  Meter  Höhe,  während  sie 
in  iln-em  Optimum  die  doppelte  Höhe  erlangt.  Sie  bildet  stellenweise 
reine  Waldungen,  in  der  Kegel  aber  kommt  sie  mit  der  Douglasia 
zusammen  vor,  ein  Grund,  w^esshalb  die  Tsuga  jetzt  noch  als  ziemlich 
werthlos  gilt,  obAvohl  das  Holz  gut  und  die  Dimensionen  stattlich  sind; 
oinstw^eilen  liegt  ihr  Werth  noch  in  dem  Tanningohalte  ihrer  Rinde. 
Die  junge  Tsuga  Avächst  sehr  rasch.  Nadeln  ohne  Zähne,  an  der  Ober- 
seite feine,  kurze  Vertief ungcn;  Zapfen  in  Bracteen  und  Schuppen  von 
der  östlichen  Art  verschieden;  Näheres  auf  Tafel  Tl. 

Diese  Tsuga  überti'ifft  als  Nutzhol zproducentin  die  östliche  be- 
trächtlicli :  ihr  Schaft  ist  reiner,  vollkommener;  doppelte  und  mehr- 
t';»<-h('  (lipfel  sieht  man  bei  ilir  viel  seltener  als  bei  der  ()stlichen  Art. 

Picea  Sitkaensis  Carr.  (syn.  P.  Monziesii),  Tideland 
s|)iiMM',  Sitka-Fichte.  Das  Adjeixtiv  „Sitchensis"  dürfte  besser 
vciMiicdcn  weifh'M,  da  auch  die  Nutka-Cypressc  nicht  „nutchensis^', 
sondciij  allgcniciii  „nutkaensis"  heisst.  Die  Nutka-Sitka-Fichte  ist  von 
f\<'\-  Küste  Ahiska's  bis  nach  Californien  hcMinisch,  erreicht  ihr  Optimum 
im  Westen  von  Washington  und  Oi-egon,  avo  sie  in  luft-  und  boden- 
tciichtcn  Starulorten  Bestände  von  gi'osser  Ausdehnung  bildet.  Dort 
sind  Kxeniphire  mit  GO  Meter  Ilr.he  k(MQe  Seltenheit.  Am  IkM'ge  Takomn 
in  einem  vom  mMiuishoheni  Schiito  und  Acei-  ciicinatuni  bewachsenen 
morastigen  Stan(h,ite  fand   sieh   eine  Fichte   mit  2,3  Meter  Durchmesser, 


—     339     — 

60  Meter  Höhe  und  einem  astreinen  Stamme  bis  zu  30  Meter.  Dabei 
schimmerte  die  Krone  eigenthümlich  weiss ,  während  den  Stamm  eine 
kleinschuppige,  unserer  Fichte  selir  ähnliche  Borke  bedeckte ;  der  Stamm 
ist  sehr  massig  und  cylindrisch  gebaut,  auf  den  Aesten  ruhen  schwere 
wasserdurchtränkte  Moospolster. 

Die  junge  Pflanze  ist  gekennzeichnet  durch  ockerfarbige,  glänzende 
Knospen,  durch  lange,  dunkelgrüne  Nadeln,  welche  an  der  Oberseite 
des  Triebes  an  ihrer  Unterseite  und  an  der  Unterseite  des  Triebes  an 
ihrer  Oberseite  zwei  weisse  Streifen  tragen;  der  gesammte  Farben- 
eindruck von  oben  gesehen  ist  dunkelgrün  glänzend;  die  letztjährigen 
Seitentriebe  oftmals,  wie  auch  bei  der  Douglasia,  etwas  sichelförmig 
gebogen,  die  convexe  Seite  nach  oben  gekehrt.  An  zapfentragenden 
Exemplaren  sind  die  Nadeln  kürzer,  breiter  und  weniger  scharf  stechend. 

In  der  Jugend  stark  in  die  Seitenäste  Avachsend,  verliert  sie 
diese  auch  im  hohen  Alter  schwer,  daher  reinschaftige  Exemplare  nur 
in  dichtem  Schlüsse  zu  finden  sind. 

Junge  Triebe  imd  Blattkissen  gelbgrün  glänzend,  Knospe  an  der 
Basis  etwas  eingeengt.  Sie  ist  gegen  Kälte  viel  weniger  empfind  lieh 
als  gegen  Trockniss;  in  Alaska  erhebt  sie  sich  in  dem  feuchten  Küsten- 
klima bis  in  die  Nähe  der  Gletscher;  dass  sie  aber  frostempfindlicher 
wird,  je  trockener  zugleicli  die  Luft  ist,  ist  bei  dieser  Avie  bei  anderen 
Holzarten  sehr  wahrscheinlich. 

Wie  mehr  oder  weniger  alle  pacifischen  Holzarten  ist  auch  diese 
Art  auffallend  raschwüchsig.  Das  Holz  ist  dunkler  gefärbt  als  das 
der  übrigen  Fichten;  specitisches  Gewicht  43;  sie  wird  in  sehr  grosser 
Menge  für  Gegenstände  aller  Art,  zum  Bootbau,  zu  Fässern  und  der- 
gleichen verwendet;  der  Splint,  kaum  erkennbar,  ist  4,5  cm  breit. 
Anatomisch  ist  das  Holz  dieser  und  aller  lachten  Nordamerika's  dem 
Holze  der  eui-opäischen  Fichte  gleich,  sie  folgt  somit  genau  dem  Typus 
der  Gattung  Picea*). 


♦)  Die  Sitka-Fiohtc  bildet  mit  den  beiden  anderen  Ficliten  des  Westens 
(P.  i)nngens  nnd  Engelinannii),  sowie  mit  der  Fiebte  von  Yezo,  der  nördHcbsten 
Insel  Japans,  eine  Gruppe  von  Fiebten  mit  weissen  Streifen  an  der  Oberseite 
der  Nadeln  nnd  mit'  kleinen  Zapfen,  deren  Scbuppen  dünn ,  weicb  nnd  längs- 
gefaltet sind. 

Willkomm  (1.  c  Reite  101)  sobeint  geneigt,  in  diese  Gruppe  ancb  Picea 
Omorika  bereinzieben  zu  wollen  nnd  sagt:  „Dieser  merkwürdige  Raum  (Picea 
Omorika),  welcber  dadurcb  ein  bobes  wissensebaftlicbes,  beziebungsweise  i)flanzen- 
geograjibiscbes  Interesse  gewinnt,  dass  er  der  närbste  Verwandte  der  im  fernsten 
Osten  Asiens  (auf  <ler  Insel  Yesso)  beimiscben  Ajan  Fiebte  (^Pieea  ajanensis  Fiscb) 
ist,  wurde  ....;  babituell  zwiscben  Fiebte  und  Tanne  stcben«),  untersrbeidet  sicli 

22* 


—     340     — 

Viele  der  alten  Fichtenstämme  brechen  zusammen,  da  ihr  Inneres 
durch  Tram  et  es  Pini  in  eine  mürbe,  durchlöcherte  Masse  umge- 
wandelt wurde;  an  dem  liegenden  Stamm  überkleiden  dann  die  Frucht- 
träger  in  breiten  Massen  die  Baumoberfläche,  vom  Innern  durch  Yer- 
mittlung  der  Aeste  ernährt. 

Oefters  sieht  man  weiters  die  Nadeln  der  Fichte  erkranken,  wie 
unter  dem  Einflüsse  eines  Lophodermiums  (Hysterium)  macrosporum; 
die  Färbung  der  kranken  Nadeln  ist  jedoch  nicht  röthlich,  sondern 
gelblich;  das  Lophodermiumlager  offenbart  sich  bei  genauer  Unter- 
suchung als  eine  Pvcnide  mit  Spermatien-artigen  Sporen;  der  Pilz 
gehört  zu  den  unvollständig  benannten  Dichaenacei  Fr.  Perithecien 
einfächerig,  mit  einer  Längsspalte  sich  öffnend,  wie  bei  den  Discomy- 
ceten.  Die  Gattung  weicht  von  den  bestehenden  europäischen,  die 
alle  Triebbewohner  sind,  ab.  Der  Pilz  lebt  an  den  Nadeln,  erzeugt 
schwarze  Polster  unterhalb  der  Epidermis,  welche  bei  der  Keife  in 
einem  Längsspalt  aufreissen  =  Hysteriopsis  n.  g.    als    einzige  bis 


die  Omorika  von  beiden  dadurch,  dass  ihre  Nadehi,  wie  die  der  P.  Menziesii 
(Sitka-Fichte)  und  P.  ajanensis  die  Spaltöffnungen  nur  auf  der  oberen  Fläche  in 
den  beiden  mit  einem  Wachsüberzug  bedeckten  Streifen  tragen,  die  beiden 
Harzgänge  derselben,  wie  bei  P.  ajanensis  der  unteren,  nicht  (wie  bei  den  Tannen) 
der  oberen  Breitfläche  zunächst  liegen,  dass,  wie  Purkyne  nachgewiesen,  die 
Markstrahlzellen  des  Holzes  wie  bei  den  Cedern  nur  behöfte  Tüpfel  besitzen 
und  die  Rinde  äusserlich  Aehnlichkeit  mit  der  Kiefernrinde,  bezüglich  ihres 
mikroskopischen  Baues  mit  der  Cedernrinde  hat.  Von  P.  Menziesii  unterscheidet 
sich  die  Omorika  nicht  allein  durch  ihre  stumpfen  Nadeln,  sondern  auch  durch 
die  Gestalt  und  die  verschiedenartige  Richtung  ihrer  Zapfen.  Sie  bildet  mit 
P.  ajanensis  und  P.  Menziesii  und  vielleicht  einigen  japanischen,  noch  niclit 
näher  bekannten  Fichten  (Picea  Alockiana  Lindl,  Picea  jezoensis  Carr.)  eine 
eigcnthümHchc  Abietineen-Gruppe,  die  vielleicht  richtiger  eine  besondere  Gattung 
<ler  Abietineen  als  nur  eine  Untera})theilung  der  Fichtengattung  zu  bilden  hat." 
Wenn  die  Omorika,  sowie  die  Sitka-Fichte  und  (He  Ajan-Fichte  mit  anderen 
japanischen  Fichten  den  von  Purkyne  entdeckten  merkwürdigen  Bau  der  Mark- 
strahlen wirklich  bcsässen,  so  wäre  gegen  die  Aufstellung  einer  neuen  Gattung 
kaum  ein  triftiger  (irund  vorzul)ringen;  allein  unglücklicher  Weise  zeigt  das  Holz 
der  Omorika,  wenigstens  an  meinen  zapfentragenden  Exemplaren,  eben  so  wie 
der  Sitka  lachte ,  der  Ajans-Fichte,  sowie  anderer  japanischer  und  nordamerika- 
nisclier  Fichten  g:inz  denscilben  Bau,  der  für  die  Gattung  Picea  typisch  ist, 
nämlich:  Markstralihni  ans  Paren(;hym  mit  einfachen  Tüpfeln,  Grenzzellen  der- 
.Kcll..n  Tracheiden  mit  gc^höftm  Tüpfcjln  (Tafel  IX);  nicht  viel  besser  scheint 
CH  mit  der  Angabe  Purkyne's  wegen  des  (Jedernholzes  bestellt  zu  sein;  die  von 
mir  selbst  in  Nordwest-Indien  gesaininclte  Cedrus  Deodar  hat  sehr  deutliche 
Markstrahh'ii,  die  aus  J'ar(inchy  mzel  len  mit  einf  achen  Tüi)f  ein  aufgebaut 
sind;  nur  die  Grcnzzellen  sind  Tracheiden  mit  gehüften  Tüpfeln. 


-     341     — 

jetzt  bekannte  Art  Hysteriopsis  acicola  n.  sp.  auf  den  Nadeln 
der  Picea  Sitkaensis,  welclie  gelb  schüttig  werden  und  im  zweiten  Jahre 
nach  der  Infection  durch  den  Pilz  abfallen;  besonders  in  feuchten  Oert- 
lichkeiten  häufig  (Tafel  X). 

Sequoia  gigantea  Decsn.  (syn.  Wellingtonia),  Big  tree, 
die  Kiesen-Sequoia.  Von  sehr  lokaler  Yerbreitung  steigt  diese 
Sequoia  in  der  Sierra  Nevada  des  mittleren  Californiens  von  1200  bis 
fast  zu  2000  Meter  empor.  lieber  die  Biologie  dieses  Wunderbaumes 
wurde  schon  früher  das  Wichtigste  angegeben;  das  Auffallendste  bleibt 
die  Massentwicklung,  daher  zuerst  einiges  hierüber. 

Das  höchste  Exemplar,  das  ich  im  Fresno  Cy  gemessen,  ohne 
gerade  nach  den  grössten  Riesen  gesucht  zu  haben,  hatte  102  Meter, 
die  grünen  Aeste  begannen  bei  60  Meter  Höhe,  der  Durchmesser  2  Meter 
über  dem  Boden  war  7  Meter;  das  Exemplar  stand  so  günstig  an 
einem  Bergahhange,  dass  es  möglich  war,  bei  dem  klaren  Sonnenschein 
den  Durchmesser  des  Schatten  in  34  Meter  Baumhohe  zu  messen;  er 
betrug  3,7  Meter.  Es  berechnet  somit  nach  der  Hossfeld'schen  Formel 
(J  =  3/4  gVs  .  h)  auf  volle  822,4  cbm  Schaftmasse ;  davon  muss  man 
etwa  22  cbm  Rindenmasse  abziehen  (!),  bleiben  immer  noch  800  cbm 
Holzmasse,  eine  Menge,  die  unsere  einheimische  Fichte  auf  1  ha  des 
besten  Bodens  in  80 — 90  Jahren  zu  erzeugen  vermag.  Die  Formzahl 
des  Riesen  betrug  nur  21. 

Ein  zu  Boden  liegender  und  zersägter  Stanmi  hatte  ohne  Rinde 
über  Boden  bei 

2    Meter   2,60  Meter  Durchmesser 

,  ,  13,84  cbm  Inhalt,  Formz.  d.  Stückes  87 

r»  »  21,03       „  n  T»  T>  fl  "«^ 

n  n  «j4,b4        r,  i>  jj  »  »  «^^ 

Gesammtinhalt  69,51 

Der  Rest  war   so   zersplittert,    dass    es    sich   nicht  mehr   lohnte, 
Nutzstücke  auszuschneiden;  er  blieb  unbenutzt  liegen. 
Eine  andere  Sequoia  mit 

10,2  Meter  Durchmesser  (4  Meter  über  Boden)  hatte  99  Meter  Höhe, 

7,0       „  .  (2       ,  „  „      )      „       96       „ 

3>^  »  n  (2  »  »  n         )        »  80  „  „ 

^»'^        »  n  (2       „  B  »      )      »       52       „  „ 

Der  vorhin  erwähnte  liegende  Stamm  dürfte  eine  Höhe  von  etAva 
66  Meter  besessen  ha})en,  wonach  sich  der  Inlialt  auf  155,43  cbm 
berechnet  mit  einer  Formzalil  von  44.    Der  Durchschnitt  aller  Höhen- 


5        . 

2,40 

10,2     , 

2,10 

20,6     „ 

2,00 

—     342     — 

messungen  betrug  98  oder  rund  100  Meter.  Schon  früher  erwähnte 
ich,  dass  man  in  engen,  geschützten  Thälern  Stämme  mit  120  Meter 
Höhe  und  16,1  Meter  Durchmesser  gemessen  hat,  Angaben,  die  mir 
nicht  im  geringsten  zweifelhaft  erscheinen. 

Dürre  Aeste  an  ausgewachsenen  Exemplaren  sind  nicht  vorhanden  ; 
die  Kronenform  ergibt  sich  aus  der  beigegebenen  Figur  IG. 


Cr^ 


i 
I 


1     V  , 


%    A!^ 


<:i 


Fig.  10.    a  Erwachsene  ScciUüia  gigantea,  100  Meter  Höhe;   b  junge  Sc(iuoia;   c  Zuckerliiefer; 

d   Abies  concolor,  70  Meter. 


Die  lidl-rothbraune  Kinde  J/ist  sich  in  ganz  feinen  Blättchen  ab, 
ist  aber  ganz  ausserordentlich  stark;  von  unserer  Tour  schleppten  wir 
f'in  Dorkcnstück  von  46  cm  Durchmesser  nach  Hause.  Die  Borke  ist 
sehr  woicli  und  in  huigc,  dünne  Fäden  zerlegbar;  mein  Stück  trägt 
auch  Splint  und  etwas  Keiidiolz.  Der  Splint  beträgt  10  cm  und  unifasst 
100  .Jahninge,  (hibei  so  ausserordentlich  gl(>ichinässig,  dass  fast  genau 
auf  ein  1  nun  ein  Jahi-ring  ti'iü't,  was  in  dein  hohen  Alter  noch  eine 
fortwährende  Steigerung   des   Zuwachses    verräth.     Es    fällt    überhaupt 


—     343     — 

die  grosse  Gleichmässigkeit  im  Wachsthiime  des  Baumes  auf;  bei  der 
schAvachen,  seitlichen  Beschirmung  in  der  Jugend  wird  das  "Wachsthum 
verzögert,  so  dass  kein  Jahrring  mit  über  3,5  cm  Breite  an  Querschnitten 
sich  findet,  während  im  höchsten  Alter  die  Ringbreite  bis  auf  0,6  mm 
sinkt.  Aus  einem  Dutzend  Messungen  der  Jahrringe  aus  den  unteren 
Schafttheilen  mehrerer  Bäume  ergab  sich  eine  mittlere  Jahrringbreite 
von  1,2  mm  pro  Jahr.  Mit  dieser  Zahl  in  die  Stadien  der  erwähnten 
obigen  Stämme  dividirt,  ergibt  für  den  Stamm  mit  8,5  Meter  Radius 
ein  Alter  von  6500  Jahren,  eine  Zahl,  die  viel  zu  hoch  ist,  da  dieser 
Radius  jedenfalls  unmittelbar  über  dem  Boden  genommen  ist,  wo  der 
Stamm  mit  ungeheueren  Wurzelanläufen  beginnt.  Für  den  stärksten 
Stamm,  den  ich  selbst  mass  mit  5,1  Meter  Radius  in  4  Meter  Höhe 
berechnet  sich  ein  Alter  von  4250  Jahren,  eine  Zahl,  die  ich  für  Avahr- 
scheinlich  halte;  der  Stamm  mit  3,5  3Ieter  Radius  wäre  demnacli  fast 
3000  Jahre  alt,  jener  mit  1,5  Meter  12G0  Jahre,  endlich  jener  mit 
0,6  Meter  etwa  500  Jahre. 

Das  Kornholz  ist  frisch  kirschroth  und  mit  einem  specifischen 
Gewichte  von  29  ausserordentlich  leicht;  ejitsprechend  seiner  starken 
Yerkernung  ist  das  Holz  sehr  dauerhaft,  dient  zu  Schindeln,  Eisenbahn- 
scliwellen.  Zäunen. 

Die  botanischen  Merkmale  sind  bekannt.  Die  Zapfen  sitzen  an 
den  Zweigenden  und  reifen  in  einem  Jahre;  durchschnittliche  Länge 
5  cm  und  Durchmesser  4  cm;  der  hellgelbe  Same  mit  dünnen,  flügel- 
artigen Rändern  (Tafel  Till);  er  hält  sicli  mehrere  Jahre  keimfähig; 
die  junge  Pflanze  mit  zwei  Cotyledonen  verästelt  sich  schon  im  ersten 
Jahre  zu  einem  kleinen  Buscli ;  im  vollen  Längswachsthum  und  frei 
stehende  Exemplare  entwickeln  eine  anffallcnd  breite  Basis,  gleichsam 
um  die  nötliige  Standfestigkeit  für  spätere  Zeit  zu  gewinnen ;  die  Rinde, 
klein  längsschuppig,  an  dem  in  das  Halbdunkel  des  Bestandschlusses 
untergetauchten  Stanuntheile  hellröthlich,  am  oberen,  von  der  Sonne 
getroftenen  Schafttheile  lu^ll  glänzend  mit  schwach'  röthlichem  Anfluge. 

Yon  Krankheiten  ist  mir  nichts  bekannt  geworden;  in  Deutsch- 
land, wo  die  Sequoia  in  stattlichon  Exemplaren  bereits  vorhanden  ist, 
z.  B.  in  Kleinflottbeck  bei  Hamburg,  leidet  die  junge  Pflanze  durch 
eine  Botrytis,  welche  die  Spitzen  der  jungen  Triebe  tödtet;  ausserdem 
werden  sie,  wie  schon  erwähnt,  von  einer  Pestalozzia  befallen,  die 
dicke,  schwarze  Polster,  äussJMlich  wie  Sclerotien  an  den  Nadeln 
erzeugt. 

Dem  (irenzgebictr  der  «remässigt- warmen  und  der  folgenden 
Region  gehört  ferner 


—     344     — 

Chamaecyparis  ISTiitkaensis  Spach.,  Sitka- Cypresse, 
Nutka-Cypresse  an.  Dieser  Baum  ist  auf  das  denkbar  luftfeuchteste 
Klima,  die  Inseln  und  das  Küstengebirge  von  Britiscli-Columbien  ange- 
wiesen; in  den  Yereinigten  Staaten  bieten  nur  die  engen  Thal  er  der 
holien  Bergregion  die  wünschenswerthe  Luftfeuchtigkeit;  überdiess  ist 
der  Baum  im  Cascaden-Gebirge  der  Union  ein  ganz  seltener  Baum, 
der  die  Xordgrenze  Californiens  nicht  erreicht.  Gegen  Trockniss  scheint 
der  Baum  deshalb  sehr  enpfindlich  zu  sein ;  in  Ostamerika  und  bei  uns 
geht  der  Baum  ohne  seitlichen  Schutz  der  Besonnung  bei  Frostwetter 
ausgesetzt,  regelmässig  zu  Grunde ;  nach  dem  Yorkommen  des  Baumes 
in  der  Heimat  (Alaska)  sind  derartige  Yerhältnisse  eben  für  den  Baum 
ganz  unnatürlich.  Ich  zweifle  nicht,  dass  der  Baum  an  der  norwegischen 
Küste  wachsen  kann,  ohne  vom  Fi'oste  getödtet  zu  werden,  während 
er  im  lufttrockenen  Winter  des  Binnenlandes  ausserhalb  des  "Waldes 
wohl  stets  zu  Grunde  gehen  wird.  Dass  der  Baum  empfindlicher  gegen 
Trockniss  und  Kälte  ist,  als  die  weit  südlicher  wachsende  LaAvsoiiia 
bleibt  aber  immer  noch  auftauend. 

Der  Baum  wird  an  40  Meter  hoch  und  gilt  wegen  seines  sehr 
dauerhaften,  leichten  Holzes  von  angenehmem  Gerüche  als  der  werth- 
vollste  Nutzbaum  des  südlichen  Alaska;  langsam  von  Jugend  auf  in 
einem  seitlichen  Drucke  erwachsen,  sind  Averthvolle  Exemplare  auch 
sehr  alt.     Das  New- Yorker  Sammlungsstück  hatte 

mit  10  Jahren  nur  1,6  cm  Durchmesser, 

1)         ^ö  55  55         ^5^       55  55 

55         ^^  55  55  '5^       55  55 

„  100       „  „  23,6    „ 

„  200       „  „  43,4    „ 

Der  Splint  ])etriig  2,4  cm,  die  Jahrringe  des  Splintes  hatten  nur 
mclir  eine  Breite  von  0,7  mm. 

Die  junge  Pflanze  ist  von  anderen  Yerwandten  gut  durcli  die 
spitzen,  schuj)penartigen  Blätter  ausgezeichnet  (Tafel  YI),  die  auf  der 
Unterseite  der  Zweige  ein  wenig  heller  grün  sind  als  auf  der  Ober- 
seite; an  Längstrieben  drei  Schuppen  auf  gleicher  Ilölie;  Früchte  und 
die  Samen  mit  einem  dünnen,  hellen,  flügelartigen  Kande  sind  von 
den   übj-igen  Arten  gut  unterschieden. 

Na(;h  dorn  Optimalgebietc^  —  westliches  Oregon  und  Washington 
—  gehört  nocli  liierlier  die 

Pacifiscb(»  Ei})e,  Taxus  })revif  ol  i  ;i  Nutt.;  sie  geht  an  der 
Küste  n(»rdlich  bis  Alaska  und   in   der  Sierra  Nevada   und   dem  Küsten- 


—     845     — 

gebirge  südlich  bis  in  das  mittlere  Californien.  Benadelung,  Rinde, 
Bau  und  Färbung  des  Holzes  sind  ganz  luiserer  einheimischen  Eibe 
ähnlich,  von  der  sie  vielleicht,  Avie  die  japanische  Taxus  cuspidata 
specifisch  nicht  genügend  unterschieden  ist.  Sie  erwächst  sehr  langsam, 
erträgt  tiefen  Schatten,  erzeugt  einen  schlecht  geformten  Schaft,  ist 
astreich  wie  die  europäische  Eibe. 

Der  Stamm  mit  nur  1cm  breitem  gelblichem  Splinte;  Holz  hart, 
sehr  dauerhaft  mit  tiefrothem  Kerne ;  es  wird  von  den  Indianern  besonders 
zu  Speergriffen,  Bögen,  Fischangeln  und  dergleichen  benützt;  die  Ameri- 
kaner verwenden  es  zu  Zaunpfosten,  bis  die  Zeit  den  Werth  des  Holzes 
für  feinere  Schmuckarbeiten,  Avie  Kästchen  und  dergleichen  gelehrt 
haben  wird. 

c)  Der  Nadelwald  der  gemässigt -kühlen  Region. 

Das  nebelreiche,  luftfeuchte,  kühle  Klima,  die  Heimat  der  Fichten-, 
Tannen-  und  Lärchenwaldungen  liegt  im  Unionsgebiete,  im  Cascaden- 
und  Sierra-Gebirge,  erst  oberhalb  1000  3Ieter  im  Norden  und  2500  Meter 
im  Süden,  streicht  von  da  an  durch  britisches  Gebiet  nördlich  bei 
konstanter  Abnahme  der  Elevation,  bis  es  etwa  auf  der  Höhe  des  süd- 
liclien  Alaska  das  Meeresniveau  erreicht.  Yon  dort  an  erstreckt  sich  das 
kühle  Gebiet,  unter  dem  Einflüsse  des  japanischen  Meeresstromes  an 
der  Küste  entlang  bis  zur  Behringsti'asse ,  und  im  Innern  des  Landes 
in  geschützten  Thälern  und  Berghängen  nordwärts  bis  zur  Mündung 
des  Mackenzieflusses ;  überall  auf  dem  Wege  nordwärts  und  östlich 
berühren  sich  die  Yertreter  der  pacifischen  Waldregion  mit  solchen 
des  atlantischen  Waldes  mit  gleichen  klimatischen  Ansprüchen. 

Von  allen  Waldzonen  der  Union  nimmt  die  gemässigt -kühle 
den  kleinsten,  von  jenen  Nordamerika 's  überhaupt  wohl  den 
grössten  Flächenraum  ein;  für  die  Vereinigten  Staaten  kann  man 
etwa  folgende  Proportion  aufstellen  :  Yon  dem  Wa  1  d  g  e  b  i  e  t  e 
occupirt:  der  tropische  AVald  1/2^/0,  der  subtropische  150/o,  der  winter- 
kahle Laubwald  750/o,  der  Fichten-  und  Tannenwald  den  Rest,  etwa 
9,5^^0;  in  Britisch-Xordamerika  dürften  vom  AValdgebiete  lO^/o 
der  gemässigt-warmen  und  volle  900/o  der  gemässigt-külilen  und  alpinen 
Waldregion  zuzuzählen  sein.  Dass  floristisch  es  keine  scharfen  Grenzen 
geben  kann,  lirnf  am  Klima,  das  ebenfalls  nur  alhuählige  Uebergänge 
zeigt;  so  konnnt  es,  dass  die  untere  und  wärmere  Hälfte  der  gemässigt- 
kühlen  Region  noch  vielfach  Standorte  in  sich  schliesst,  die  für  Laub- 
Ixilzer,  die  leichtsamigen   Kilen,   I)irl<eii,   l*appeln   und  Weiden,  geeignet 


—     346     — 

sind.  Meteorologische  Angaben  stehen  mir  nur  liinsichtlich  des  Terri- 
toriums Alaska  zur  Verfügung ;  aus  diesen  geht  hervor,  dass  das  Klima 
des  südlichen  Alaska  etwa  unter  dem  56^  JST.B.  dem  der  höheren 
deutschen  Mittelgebirge,  des  bayerischen  Waldes,  Schwarzwaldes ,  der 
Verberge  der  Alpen,  dem  Schwedens  und  Norwegens  nahe  kommt. 

Sitka,  auf  der  Insel  Sitka,  hat  folgende  meteorologische  Auf- 
zeichnungen : 

Mittlere  Jahrestemperatur  6^  C;  höchste  beobachtete  Temperatur 
27^  C,  tiefste  —  15^0.;  Kegenmenge  im  Sommer  500  mm,  relative 
Feuchtigkeit  780/o;  Niederschläge  im  Winter  1130  mm,  relative  Feuch- 
tigkeit 750/0;  jährliche  Eegemnenge  2625  mm. 

Unter  dem  64^  N.B.  auf  dem  Continente,  aber  nahe  der  Küste, 
ist  die  mittlere  Jahrestemperatur  —  4^;  die  höchste  Temperatur  25^  C, 
die  tiefste  —  45^  C;  die  Regenmenge  im  Sommer  152  mm,  die  relative 
Feuchtigkeit  86O/0 ;  die  Regenmenge  im  Winter  nur  55  mm  bei  vollen 
960/o  relativer  Feuchtigkeit;  Niederschlagsmenge  pro  Jahr  335  mm. 

Anders  ist  das  Klima  der  Inseln  des  Beringmeeres,  die  allein 
heutzutage  bei  einer  Pflanzemvanderung  von  Amerika  nach  Asien  als 
Uebergangsbrücke  dienen  könnten.  Sie  haben  eine  mittlere  Jahres- 
temperatur von  +  2  bis  zu  O^C;  im  Sommer  fallen  160  mm  Regen, 
im  Winter  181  mm;  die  Feuchtigkeit  der  Luft  ist  90,  bezw.  85%; 
die  höchste  Temperatur  ist  18^  C,  die  tiefste  nur  —  18^0.;  während 
des  ganzen  Jahres  sind  550  mm  Niederschläge  verzeichnet. 

Innerhalb  der  Vereinigten  Staaten,  in  Montana,  heri-scht  von  Mitte 
September  an  Frost  Avährend  der  klaren  Nächte;  anfangs  November 
fällt  Schnee,  dvv  die  zarte  Jugend  der  forstlichen  Nutzbäume  --  Dou- 
glasia,  Lärchen-  imd  Kiefern  gegen  die  intensiv  heftigen  Fröste  in 
Klai'en  Winternächten  und  die  darauif'olgende  Besonnung  schützt;  spät 
erwacht  die   V^egetation   und  entwickelt  sich  rasch. 

Mit  dieser  Zone  betritt  man  ein  Gebiet,  das  unserer  einheimischen 
Nadelliolzregion  ani  Näclisten  steht;  dass  die  Holzarten  dort  —  Douglasia 
ansgenonunen  -  unseren  eiidieimischen  botanisch  nahe  verwandt  und 
biologisch  fast  gieichgeartet  sind,  ist  so  wenig  auffallend,,  als  dass  diese 
Wahhingen  mit  jenen  unserer  (Jebirge  und  Hochebenen  die  Monotonie 
(If'v  aus;4e(|chiiten  gestände  einer  einzigen  Holzart,  den  tiefen  Schatten, 
den  hiirzigen  Duft,  die  ieiei-licii(5  Stille  theil(>n.  Während  jedoch  das 
(iros  (h'i-  l);iunutzlir.l/ci'  hei  inis,  im  Süd(Mi  Deutschhnids  insbesonders 
aus  der  Itci-ioii  (h-r  Niuh'lhölzer  stannnt,  tiitt  in  Xoi'chimerika  d(H-  forst- 
wirthscliaftliche  Werth  di<'ser  gewaltigen  W(^ichnutzholz-\'()i-i'äthe  einst- 
weilen  noch  l)et]iichtlicli  zuiiick.     Mit    dei-  Zunahme   der  Bevölkerung, 


—     347     — 

der  Ausstockimg  der  von  werthvollercn  Holzarten  noch  oociipirten, 
wärmeren,  landwirthschaftlich  benutzbaren  Gelände,  mit  der  Ausnützung 
und  Yerwüstung  der  zugänglicheren  Waldungen,  werden  die  nun  zu 
betrachtenden  Holzarten  an  Nutzwerth  gewinnen.  Es  steht  aber  mit 
Sicherheit  zu  erwarten,  dass  durch  rücksichtslose  Entnahme  des  Holzes 
und  eine  regellos  betriebene  Alpenweide wirthschaft  auch  hier  das  Beste 
an  Holz  und  Boden  riünirt  werden  wird,  ehe  eine  pflegliche  Behand- 
lung sich  von  selbst  aufdrängt. 

In  dieser  kühlen  Region  haben  nur  solche  Holzarten  Aufnahme 
gefunden,  die  in  derselben  ilir  Optimum  erreichen;  manche  steigen 
bis  in  die  gemässigt-warme  Zone  herab,  manche  sind  in  ihrem  obersten 
Yerbreitungsbezirke  ästig,  forstlich  nach  ihrem  Holzwerthe  belanglos 
und  nur  als  Schutzholz  wichtig;  dort  finden  sie  sich  an  der  Baumgrenze, 
welche  in  Nordamerika  einige  dieser  Höhenlage  typische  Nadelhölzer 
enthält,  welche  im  folgenden  Abschnitte  zusammengefasst  wurden. 

Larix  occidentalis  Nutt. ,  Tamarack,  westliche  Lärche. 
Yon  den  kühlen  Nordhängen  des  Felsengebirges  in  Montana  nördlich 
bis  etwa  zum  53*^  N.B.  steigt  dieser  Baum;  dabei  bildet  er  oft  aus- 
gedehnte reine  Bestände;  sein  Optimum  liegt  da^  wo  die  Douglasia 
zwar  noch  zu  einem  werthvollen  Nutzbaum  erwächst,  gegen  ihr  Optimum 
aber  imi  die  halbe  Baumlange  zurückbleibt;  so  fand  ich  in  Montana, 
am  Eusse  eines  Berges  in  kräftigem,  aus  verwittertem,  vulkanischem 
Gesteine  hervorgegangenem  Boden  am  Big  Blackfoot  River  eine  Lärche 
mit  43  Meter  Höhe,  86cm  Durchmesser  und  einem  Alter  von  270  Jahren; 
Rinde,  Benadeluug,  Habitus  sind  von  unserer  Lärche  in  den  Alpen 
kaum  verschieden;  auch  der  rothbraune  Kern,  der  2  cm  breite  Splint, 
die  rotlie  Borke,  das  harte,  schwere,  dauerhafte  Holz  mit  einem  speci- 
tischen  Gewichte  von  74  beweisen  ihre  nahe  Verwandtschaft  mit  der 
europäischen.  Yerschieden  ist  dagegen  der  Zapfen,  dessen  Scluippen 
am  offenen  Zapfen  horizontal  abstehen;  die  Bracteen  über  den  Zapfen 
hinaus  pfriemenförmig  verlängert;  Zapfen,  3,5  cm  lang,  2,5  breit;  Zapfen- 
spindel dicht  hellgelb  filzig  behaart;  junge  Triebe  kahl,  glänzend, 
gelbbraun. 

Li  Montana  verjüngt  sich  die  Lärche  reichlich  durch  natür- 
liche Besamung;  die  aufwachsenden  Foi^ste  oft  so  dicht  geschlossen, 
dass  dazwischen  stehende  Douglasia's  verkümmeiii ;  die  jungen  Pflanzen 
wachsen  sehr  rasch;  Jahrestriebe  von  1  Meter  Länge  sieht  man  häutig 
genug  auf  mit  Rosensträuchern ,  wilden  J(>hannisl)c(M<'n  b(»wachscncn, 
also  guten  und  fi'ischcn   Standorten. 


—     348     — 

In  den  Blancn  Bergen  stehen  schöne  Exemplare  dieser  werth- 
Yollen  Holzart,  theils  mit  Tannen  und  Fichten,  theils  mit  der  grösseren 
Bodenfeuchtigkeit  liebenden  Pinns  Murrayana,  nie  mit  der  Gelbldefer 
zusammen;  auch  dort  kann  man  Stämme  mit  44  Meter  Höhe  uiid 
90  cm  Durchmesser  finden. 

Das  Holz,  zuAveilen  so  hart,  dass  es  schwierig  ist,  einen  Nagel 
einzutreiben,  wird  zu  Bauholz,  Zaunpfosten,  Eisenbahnschwellen  etc. 
benützt. 

Wo  die  Douglasia  durch  Arceuthobium  Douglasii  befallen  und 
verunstaltet  wird,  da  geht  dieser  Schmarotzer  auch  auf  die  Lärche  über; 
ganze  Seitenäste  sind  durch  den  Reiz  der  schmarotzenden  ZAvergmistel 
mit  langen,  herabhängenden,  dünnen  Zweigen  an  der  Missbildung 
betheiligt;  am  Hauptstamme  lebt  die  kleine  Pflanze  ebenfalls  und  ver- 
ursacht grosse  Beulen.  In  den  Blauen  Bergen  ist  als  Zerstörer  des 
harten,  massiven  Kernholzes  ein  Pilz,  Trametes  Pini,  häufig,  der  das 
Holz  in  eine  durchlöchcrt-Aveissfleckige  Masse  verwandelt,  ganz  so  wie 
derselbe  Pilz  an  der  europäischen  Lärche.  Solche  zerstörten  Stücke 
—  meist  der  werthvollste  Theil  dos  Schaftes  ~  bleiben  dann  im  Walde 
liegen  und  überziehen  sich  in  dem  feuchten  Moose  mit  prächtigen 
1^'jiichtträgern. 

Pinus  flexilis  James,  White  Pine,  Nevada-Cembra, 
Nevadazürbel.  Sie  bewohnt  die  sandig-kiesigen,  besonnten  Standorte, 
wo  sie  sehr  weiträumig  gestellte  Waldungen  bildet,  oft  nur  in  Gruppen 
oder  zerstreut  steht;  in  Central  Nevada  ist  diese  Zirbelkiefer  der  werth- 
vollste Nutzbaum  zu  Schächten  beim  Bergbau.  Fünf  Nadeln  stehen 
zusammen  in  einem  Kurztriebe,  Nadellänge  durchschnittlich  5,5  cm  lang, 
1  mm  dick;  Zapfen  10  cm  lang,  der  Koreazürbel  (P.  Koraiensis)  ähnMch, 
die  Schuppen  jedoch  glänzend  hellbraun;  ziemlich  dicke  Apophysen; 
Nabel  am  schneidigen  Schuppenrande  sitzend;  die  untersten  Schuppen 
dick  und  nach  liickwärts  gekrümmt,  Zapfen  sitzend;  der  Same  beider- 
seits marmorirt,  ohne  Flügel  (Tafel  YIl).  Die  Kiefer  überschreitet  niclit 
18  Meter  Htijio;  ijir  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  44  ist 
scliwerer  als  das  der  euj-opäischen  Zür))el  ;  der  Baum  gehört  zur 
Scction  Cembia. 

i'inus    Murraynn;!    Half.,    Black  Pine,    Murray's   Kiefer. 
Friihci-  wuidcn  diese  Art    und   Pinus  (H)ntorta  als    identisch  betrachtet 
sie  stehen  sicfi  entschieden  sehr    nahe,    alxM*    mit  Hilfe  ihrer  Biologie, 
geographischen  Verbreitung,  Habitus  und  auch  der  Zapfen  ist  es  nicht 


—     349     — 

schwierig,  sie  von  einander  zu  trennen;  Herbariumsmaterial ,  an  dem 
die  Färbung  der  Zapfentlieile  verblasst  ist,  die  IS'abeldorne  in  der  Eegel 
abgestossen  sind,  erschwert  die  Bestimmung.  So  dürfte  es  nach  getrock- 
neten Exemplaren  sehr  schwierig  sein,  Pinus  resinosa,  densiflora,  sinensis, 
Tlumbergii  und  austriaca  zu  ti-ennen,  welche  in  lebenden,  erwachsenen 
Exemplaren  nicht  zu  verwechseln  sind.  AYährend  P,  contorta  (nach 
meiner  Auffassung)  allein  auf  die  Küste  von  Alaska  bis  in's  mittlere 
Californien  beschränkt  ist,  somit  der  gemässigt-warmen  Kegion  angehört, 
occupirt  die  ]\Iurrav'sche  Kiefer  die  inneren  Berge  von  Alaska, 
Washington,  Oregon,  die  Sierra  Xevada,  die  Blauen  Berge,  das  Felsen- 
gebirge von  Montana  und  BritivSch-Columbien  nordwärts  bis  zum64^X.B. 
Die  in  Colorado  und  von  dort  bis  in's  nördliche  Arizona  heimische 
Form  zeigt  nach  den  zapfentragenden  Exemplaren  solche  Yerschieden- 
heiten,  dass  ich  sie,  bis  sie  dui-ch  eingehenderes  Studium  vielleicht  als 
eigene  Art  erkannt  wird,  einstweilen  als  Yarietät  der  Mui-ray 'sehen 
Kiefer  liier  vortrage  unter  dem  Namen  Pinus  Murrayana  var.  Sar- 
gen tii  mihi. 

Die  Murray'sche  Kiefer  ist  in  ihrem  Optimimi  eine  sandliebende 
Pflanze,  die  biologisch  wie  auch  botanisch  der  östlichen  Bank's  Kiefer 
nahe  steht;  sie  übertriö't  aber  letztere  in  ihrem  Optimum  auf  den 
sandig-feuchten,  külilen  Einsenkungen  der  Blue  Mountains  durch  ihre 
Höllen-  und  Massentwicklung;  mittlere  Stämme  der  an  solchen  Oert- 
liclikeiten  in  reinen  Beständen  aufwachsenden  Bieter  erreichen  nach 
meinen  Messungen  28  Meter  Höhe;  die  Schäfte  weit  herab,  trotz  des 
dichten  Schlusses,  mit  Aesten  bekleidet;  Durchmesser  solcher  Stämme 
42  cm ;  selbst  auf  den  kühlen,  sehr  feuchten,  unseren  Hochmooren  am 
Fusse  der  Alpen  ähnlichen  Standorten  gedeiht  sie  kräftig. 

Murray 's  Kiefer  in  den  Blauen  Bergen  besitzt  Nadeln  (zu  zwei 
zusammen)  von  5  cm  Länge;  Zapfen  3,5  cm  Länge  und  3  cm  Breite 
wenn  offen;  frische  Zapfen  matt  hellbraun  oder  schwach  glänzend, 
Apophyse  auf  der  Oberseite  des  Zapfens  kegelförmig  erhaben  und  mit 
dem  Nabel  und  dem  Nabeldorn  von  gleicher  Farbe  wie  die  Zapfen- 
schuppen; Dorn  gerade  oder  nach  dem  Stiele  zugekehrt.  Knospen- 
schuppen fest  anliegend,  durch  Harz  verklebt. 

Nach  dieser  Diagnose  sind  die  meisten ,  als  contorta  bei  uns 
bezeichneten  Exemplare  zu  P.  ^[uiiayana  zu  ziehen;  an  kultivirten 
Exemplaren  steigt  die  Zapfenlänge  bis  zu  4,5  cm,  Zapfen  gleiclnnässig 
dick,  2  cm  wenn  geschlossen. 

Wie  Bank's  Kiefer  ähnelt  auch  diese  im  Habitus  unsertM-  Fichte; 
die  Rinde  wird  schon  frühzeitig  eine  kleinschuppiirc  dunkelgraue  Borke, 


—     350     — 

wesshalb  sie  in  den  Blauen  Bergen  „Schwarzkiefer"  heisst;  im  höheren 
Alter  verbreitern  sich  die  Schuppen  jiicht,  sondern  verdicken  sich  nur. 
Das  Holz  mit  einem  specifischen  Gewichte  von  41,  hat  4  cm  Splint 
und  wird  gelegentlich  zu  Nutzholz  verarbeitet. 

Unter  den  Feinden  sei  Arceuthobium  americanum,  eine 
Zwergmistel  erwähnt,  die  eine  peitschenförmige  Mssbildung  der  Aeste 
verui-sacht;  ausser  diesem  Hexenbesen  ist  auch  jener  aufrechte, 
dicht  verflochtene  Hexenbesen  an  dieser  und  anderen  amerika- 
nischen Kiefern  bekannt,  den*  man  auch  reichlich  an  der  europäischen 
Kiefer  und  ebenso  an  den  beiden  zweinadeligen,  japanischen  Kiefern 
wieder  findet;  die  Ursache  dieser  Mssbildung  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
aufgeklärt. 

Das  Holz  erwachsener  Stämme  Avird  oft  von  Trametes  Pini  zerstört. 

Professor  Sargent  und  der  als  Autor  schon  öfters  genannte 
E  n  g  e  1  m  a  n  n  sammelten  auf  felsigen ,  trockenen  Gebirgsböden  in 
Colorado  zapfentragende  Zweige  einer  Kiefer,  die  sie  als  P.  contorta 
V.  Murrayana  bestinmiten ;  da  Murray's  Kiefer  und  die  Drehkiefer  der 
Küste  als  zwei  gute  Species  anerkannt  wurden,  so  muss  auch  die 
Coloradokiefer  entweder  einer  der  beiden  Arten  zugetheilt  werden,  oder 
als  Varietät  von  einer  von  beiden  oder  als  neue  Art  beschrieben  werden; 
da  icli  diese  Kiefer  selbst  nicht  gesehen  habe,  getraue  ich  mir  weder 
die  Identität  mit  den  erwähnten  Kiefern  zu  behaupten,  noch  auch  eine 
eigene  Art  aufzustellen;  ich  habe  desshalb  den  Ausweg  gewählt,  die 
Bezeiclnumg  Pinus  Murrayana  var.  Sargen tii  mihi  für  die 
Colorado-Drehkief  er  zu  wählen. 

Nadeln  6  cm  lang,  oft  8  cm,  2,5  mm  dick  ;  Zapfen  5  cm  lang,  4  cm 
l)r('it,  wenn  offen;  Nabel  und  Nabeldorn  glänzend  hellbraun;  Nabeldorn 
sehr  kräftig,  gerade  abstehend;  Apophyse  nicht  glänzend,  kegelig  erhaben ; 
<!!<•  als  (-(jütoita  knltivirten  Exemplare  mit  sehr  dicken,  kräftigen  Nadeln 
diiiftf'ii   liiclici-  zu  zielKMi  sein  (Samen  Tafel  YUI). 

Die  Tannen  dieser  Kegion  kann  man  in  Parallele  mit  unserer 
Tanne  stelle,  was  J^iologie  nnd  kliniatologische  Ansprüche  betrifft;  die 
l>«'stän(h',  die  sie  ])il(len,  sind  denen  unserer  Tannenwaldungen  im 
Mittclgchiiuc  sehr  ähnlich,  Fichten  mischen  dazwischen;  da  das  Gros 
dci-scihcn  im  Caskadcii-  und  Coast  Kange-Ciebii'ge  lebt,  werden  sie  von 
raulien,  trockenen  FiMisten  nicht  belästigt;  ihr  AVinter  ist  schncereich, 
aber  mild. 

^^'»'•'^  iiobi  1  is  Lind  1.,  Red  fii-,  j)acifische  I^]d(Htanne. 
im   (.ascadengebi rgc    bildet    diese  Tanne   mit   dci*    amabilis  ausiredehnte 


—     351     — 

Waldungen;  einzelne  Individuen  in  günstigen  Lagen  des  feuchteren 
Coast  Bange  erreichen  92  Meter  Höhe.  Ohne  sich  Zapfen  von  den 
Bäumen  zu  schiessen,  ist  es  kaum  möglich,  ervrachsene  Tannen  von 
einander  zu  unterscheiden;  bei  allen  ist  die  Einde  dunkelgrau,  glatt, 
nur  im  höchsten  Alter  schuppig ;  erst  dann  sind  einige  Unterschiede 
erkennbar;  so  ist  die  Borke  der  pacifischen  Edeltanne  schmal  aber 
tiefi'issig,  fast  der  Schwarzkiefer  ähnlich.  Um  so  besser  dagegen  sind 
die  jungen  Pflanzen  und  die  Früchte  charakterisirt ;  der  Zapfen  der 
Edeltamie  ist  ein  Schmuck  für  jede  Sammlung;  die  Tanne  trägt  bereits 
an  vielen  Orten  Europa's,  besonders  in  Frankreich  und  England  Früchte, 
die  sich,  wie  bei  allen  in  Kultur  gepflegten  Holzarten,  durch  besondere 
Frühzeitigkeit,  Häufigkeit  und  Grösse  auf  Kosten  der  Schaft-  und 
Nutzholzprodüktion  auszeichnen.  Der  Zapfen  in  der  Heimat  ist  durch- 
schnittlich 12,5  cm  lang,  5,5  cm  breit;  an  jungen,  unreifen  Früchten 
ist  die  Bractee  nur  wenig  zwischen  den  Zapfenschuppen  hervorstehend ; 
an  ausgewachsenen  Zapfen  dagegen  ist  die  Bractee  fast  dreitheilig  und 
nach  rückwärts  umgebogen,  so  dass  vom  ganzen  Zapfen  überhaupt  nur 
Bracteen  sichtbar  sind.  An  kultivirten  Exemplaren  erreicht  der  Zapfen 
eine  Länge  von  22,5  cm  und  der  grösste  Durchmesser  an  der  Basis 
beträgt  7,5  cm.  Das  Holz,  das  dem  Typus  der  Gattung  folgt,  wird 
kaum  benützt. 

Junge  Pflanzen  mit  rothbraunem  Triebe;  Nadeln  an  der  oberen 
Seite  der  Triebe  halb  so  lang  als  an  der  Unterseite  und  parallel 
dem  Triebe  g-estellt,  untere  Nadeln  vielfach  nach  Oben  zu  gekrümmt. 

Abies  magnifica  Murr.,  Red  fir,  Schasta-Tanne,  bildet 
auf  den  Bei-gon,  welche  die  Basis  des  grossen  Yulkanes  Schasta  um- 
gürten, zwischen  1500  und  2500  Meter  ausgedehnte  Bestände;  alte 
Bäume  mit  5  cm  dicken  und  7  cm  breiten  Borkenschuppen ;  an  dem 
Zapfen  sind  die  Blüthenschuppen  (Bracteen)  kürzer  als  die  Zapfen- 
schuppen und  dann  v(m  aussen  nicht  sichtbar,  oder  sie  stellen  nur 
wenig  über  dem  Zapfen  hervor;  die  grössten  Zapfen  erreichen  18  cm 
Länge  und  8cm  Dicke;  durchschnittliclie  Grössen  sind  13  cm  und 
G,5  cm;  Zaj)fenschuppen  sehr  breit,  etwas  kuiz,  filzig  Ix'iiaart. 

An  jungen  Pflanzen  sind  die  Nadeln  der  Seitenzweige  aUe  gleich- 
gross  und  etwas  nacli  aufwärts  gcwciulet. 

Abies  ;nnal)ilis  i^'oil).,  Purpurtannc:  im  Cascaden-Gebirge 
fällt  dieser  J^aum  vor  Ahcm  durch  die  dunkcigiiiiu^  Henadclung  auf; 
doi-t  wächst  er  oft  mit  der  Kdejtanne  zusammen  :    dei*    (l(Mitsclie   Name 


—     352     — 

wurde  wegen  der  dunkeln,  purpurnen  Farbe  des  reifen  Zapfens  gewählt 
wodurch  der  Baum  mit  Sicherheit  von  anderen  Yerwandten  unter- 
schieden werden  kann.  Die  grössten  Zapfen  bis  zu  14  cm  Länge, 
7  cm  Durchmesser,  meist  nur  8  :  5  cm.     Bractee  nicht  vorstehend. 

An  jungen  Pflanzen  sind  die  oberen  Nadeln  kürzer  als  die  unteren 
und  etwas  dem  Triebe  parallel  angedrückt ;  an  Zapfen  tragenden  Zweigen 
sind  die  Nadeln  so  gedreht,  dass  die  Unterseite  aufwärts  kommt.  Die 
Kinde  des  erwachsenen  Baumes  der  unserer  Tanne  ähnlich.  — 

Die  Fichten  Nordwestamerika's  in  dieser  Region  theilen  die 
Biologie  unserer  einheimischen  Fichte  vollständig.  Yom  56^  N.B.  an 
im  Cascaden-  und  Felsengebirge  südlich  bildet 

Picea  Engelmanni  Engelm.,  White  Spruce,  Engelmann's 
Fichte,  im  mittleren  Theile  der  Felsengebirge  ausgedehnte  Bestände; 
sie  erfüllt  dort  die  tiefen,  feuchten  Canons;  von  3400  Meter  an  auf- 
wärts bleibt  sie  aber  nieder,  strauchf örmig ,  erreicht  aber  in  ihrem 
Optimum  46  Meter  und  ist  dort  der  werthvollste  Nutzbaum.  Der 
abwärts  hängende  Zapfen  4cm  lang,  3cm  dick,  wenn  offen;  Zapfen- 
schuppen dünn,  weich,  längs  gefaltet,  am  Rande  ausgebissen. 

Die  junge  Pflanze,  heller  als  unsere  einheimische  Fichte  gefärbt, 
mit  stechenden  Nadeln,  doch  weniger  scharf  als  die  der  eigentlichen 
Steclifi eilte  und  kürzer  wie  diese.  Die  Nadeln,  denen  der  Weissfichte 
(alba)  sehr  nahe  stehend,  doch  von  diesen  durch  das  Fehlen  des  unan- 
genehmen Geruches  beim  Drücken  der  Zweige  untersch eidbar ;  junge 
Triebe  schwach  rosa  bereift;  Knospenschuppen  hell  ockerfarbig,  inatt, 
fest  anliegend.  Die  Borkenschuppen  des  crwaclisenen  Baumes  sind 
kleiner  und  seichter  als  von  unserer  Fichte,  weisslich ;  frisch  ausgelöste 
Scliuj)pen  röthlich ;  Holz  nach  dem  Typus  unserer  Fichte  gebaut, 
gelblich,  sehr  leicht  (specifisches  Gewicht  34). 

Picea  pungens  Engelm.,  White  or  ]31ue  Spruce,  Blau- 
oder Stech  fi  cht c.  Diese  Ficlitc  ist  ein  hoher  Baum  des  Felsen- 
g(?birges  von  Cohjj-ado,  wo  er  in  den  feuchten  Tliälern  eingesprengt 
vorkommt;  dei-  Zaj)fen  ist  kaum  von  dem  der  Engelmann's  Fichte  zu 
unterscheiden,  G  cm  lang,  2  cm  dick;  Zapfenschuppon  dünn,  weicli, 
längsfaltig,  am  llande  ausgebissen;  di(.'  Hoi-ke  di(;k-kleinschuppig;  das 
sehr  leiclit(!  Holz  (specifisches  Gewicht  37)  folgt  dem  Typus  der  (Gattung. 

.liiii-:e  Ivxcmplare  mit  prächtigf^r,  })iau-weisser  Färbung  der  Nadeln; 
von  iU'v  b^ngelmnnn'schen  Kichte  uiiferscheidbai-  diiivh  die  schärfer 
stechciMhii     \;i(|chi     lind     helh.cker-farhigen    Knospen    mit    zurück- 


—     353     — 

gerollten  Knospenselmppen.     Beide  Fichten   werden    bis    jetzt  noch 
kaum  genützt. 

Juniperus  occidentalis  Hook.,  Juniper,  Westlicher 
TTachholder;  selten  erreicht  die  Art  Baum  form,  meistens  ist  sie  nur 
ein  Strauch,  besonders  am  Kande  der  Prärie,  an  trockenen  heissen 
Hängen;  ausgezeichnet  und  hervorragend  dekorativ  durch  die  weisslich- 
blaue  Färbung.  Von  den  blauen  Bergen  südlich  durch  die  Sierra 
erstreckt  sich  dieser  Wachholder  in  einer  variirten  Form  bis  nach 
Colorado  und  in's  westliche  Texas. 

Die  schuppenfürmigen  Blätter  haben  oberseits  eine  schmale  Einne 
mit  einer  Drüse,  aus  der  hellgelbes  Harz  austritt;  Früchte  von  der 
Grösse  unseres  Wachholders,  weiss  bereift,  länglich;  alle  Nadeln  stellen 
kurze,  anliegende  Schuppen  dar;  nur  am  Leittrieb  verlaufen  sie  in  eine 
vom  Triebe  abstehende  Spitze. 

Die  Kinde  des  erwachsenen  Baumes  ist  eine  seichte,  breite, 
vertikalrissige  Borke ;  das  Kernholz  roth,  von  einem  1 5  cm  breiten 
Splinte  bedeckt;  entsprechend  der  intensiven  Färbung  ist  das  Kernholz 
sehr  dauerhaft,  wesshalb  dieser  Wachholder  zu  Eisenbahnschwellen 
und  Telegraphenstangen  selir  gesucht  ist. 

d)  Die  kühle  Region  der  alpinen  Nadelhölzer. 

Die  alpine  Region  bezeichnet  die  obere  Grenze  des  Baumwaldes ; 
wo  typische  Yertreter  dieser  Region  nicht  vorhanden  sind,  bilden  Nutz- 
bäume von  tieferen  Lagen  mit  niederen  Individuen  die  Grenze ;  nirgends 
aber  dürfte  diese  Region  so  sehr  eine  eigene  Betrachtung  verdienen 
als  in  Nordwestamerika,  wo  fast  jedes  Genus  der  Abietineen  auch  so 
hoch  oben  noch  Yerti'ctimg  findet;  freilich  sind  alle  meist  nur  Halb- 
bäume und  Sträucher;  30  Meter  Höhe  erreichen  nur  wenige  in  den 
wärmsten  und  besten  Lagen  ihres  Gebietes;  auf  die  höchsten,  unzu- 
gänglichsten Gebirgsparthien  beschränkt  sind  die  alpinen  Coniferen, 
nur  durch  ihren  Schutz  auch  Nutzpflanzen;  sie  werden  sehr  werthvoU 
werden,  wenn  es  sich  um  Festigung  des  TciTains  im  Quellgebiete  der 
Flüsse  handelt. 

Pinus  aristata  Engelm.,  Foxtail  Pine,  Fuchsschwanz- 
kiefer. Diese  Art  wird  noch  vielfacli  als  Varietät  der  Balfour'sclien 
Kiefer  aufgefülirt;  ihr  Yorbreitungsgebiot  ist  vom  Süden  Californiens 
an  östlich  bis  nach  Colorado  zwis(;hen  2500  Meter  und  3600  Meter 
häufig,  liebt  somit  wanne  Gebiete,  die  vielfach  in  die  gemässigte  Region 

Dr.   Mayr,  23 


—     354     — 

gehören;  sie  stellt  für  die  Bergwerksdistrikte  Nevada's  einen  wertli- 
vüllen  Baum  dar,  ein  Grund,  der  Schuld  ist,  dass  sie  dort  nahezu 
ausgerottet  wurde;  nur  in  günstigen  Lagen  erreicht  sie  30  Meter; 
ihren  ^"amen  hat  sie  erhalten  wegen  der  dünnen  Zweige,  die  viele 
Jahre  hindurch  die  buschige  Benadelung  beibehalten. 

Nadeln  durchschnittlich  3,5  cm  lang,  dünn,  fünf  zusammen  in 
einem  Kurztrieb;  junge  Triebe  rothbraun  behaart;  der  Zapfen  ist  7  cm 
lang,  3  cm  breit,  5  cm  wenn  geöffnet,  blauroth;  Apophyse  mit  einem 
Dornfortsatz  von  0,5  cm  Länge;  Dorn  nach  der  Spitze  des  Zapfens  zu, 
diesem  angedrückt. 

Das  Holz  dieser  Kiefer  ist  sehr  schwer  (specifisches  Gewicht  57) 
und  völlig  nacli  dem  Typus  der  Gattung  Picea  gebaut  (Tafel  XI) ;  diese 
Eigentliümlichkeit  zusammen  mit  jenen  des  Zapfens  und  Samens  (Tafel 
VJII)  veranlassen  mich,  für  diese  und  die  folgende  Art  eine  neue 
Section  der  Gattung  Pinus   aufzustellen  mit   dem  Namen  Balfouria. 

Pinus  Balfouriana  Murr.,  Foxtailpine,  Balfours  Kiefer 
ist  in  den  höheren  Regionen  der  Scotts  Berge  in  Nordcalif ornien ,  im 
Qucllgebiete  der  King-  und  Kernflüsse  heimisch,  wo  sie  einen  breiten 
Kieferngürtel  als  oberste  Waldgrenze  darstellt;  sie  bleibt  ein  niederer 
(bis  19  Meter  erreichender)  aufrechter  Baum  ;  fünf  Nadeln  von  2,5 — 
3  cm  Länge,  zusammen  in  einem  Kurztriebe ;  Nadeln  mehrere  Jahre 
am  Triebe  festsitzend;  Zapfen  10  cm  lang,  6  cm  breit  wenn  offen, 
liellpurpiirn,  schAvach  gekrümmt;  Apophyse  etwas  erhaben  mit  kurzem, 
nach  der  Basis  dos  Zapfens  zugekehrtem  Nabeldorn.  Der  Splint  ist 
nur  1  cm  breit,  der  Kern  schön  roth ;  die  Rinde  wie  die  einer  Eiche. 
Das  Holz  zeigt  den  Typus  der  Fichte,  ist  ebenfalls  verhältnissmässig 
scliwer  (specifisches  Gewicht  54);  der  Baum  bildet  mit  dem  voraus- 
gehenden die  Section  Balfouria.     Same  nach  Tafel  VIL 

Pinus  all)icaulis  Engelm.,  Weissstämmige  Zürbel. 
Zapfen  dieser  f ünfnadeligen  Kiefer  Cembra-artig,  4  cm  lang,  Apophyse 
stjii-k  vorstellend,  gekrümmt;  Same  ohne  Flügel  (Tafel  VH);  Borke  der 
Ficlite  ähnlich  aber  hell  weisslich;  der  Splint  beträgt  5 — 6  cm,  die 
Kernfarbe  schwach  röthlich.  Nadeln  fünf  von  4  cm  Länge  zusammen; 
Seitentriebe  l)elialten  lange  Zeit  die  Nadeln  bei,  ohne  äusserlich  erkenn- 
bares Dickenwachsthum. 

In  den  hriheren  Regionen  des  Cascaden-Gebirges  von  Britisch- 
Colnnibicn  bis  in's  südliche  Oalifornien  niul  Utah  wohnend,  ist  diese 
Ziirix'l   meist  nK^hr  Strauch  als  Baum;  sie  gehört  zur  Section  Cembra. 

Die  Fichte  dieser  kühlen  Region  ist  die  seltene 


—     355     — 

Picea  Breweriana  Wats.,  Siskiyou  Fichte,  die  erst  vor 
wenigen  Jahren  1884  von  Th.  Ho  well  an  den  alpinen  Hängen  der 
Siskiyou-Berge  aufgefunden  wurde;  ein  Baum  mit  lang  herabhängenden, 
dünnen  Zweigen;  Xadeln  2,6cm  lang,  2,5  mm  breit,  oberseits  mit 
ZAvei  weissen  breiten  Streifen;  Zapfen  10cm  lang,  4cm  breit  Avcnn 
offen,  geschlossen  Cigarren-förmig ;  Schuppen  des  Zapfens  hart,  abge- 
rundet, nur  wenig  ausgebissen ;  grösste  Breite  der  Zapfen  schuppen 
1,5  cm;  wie  der  Zapfen  ist  auch  der  Same  der  grösste  von  allen  nord- 
amerikanischen Fichten. 

Weitere  Angaben  über  diese  Fichte  wurden  in  der  Fussnote  bei 
Besprechung  der  Sitka-Fichte  gegeben. 

Als  alpine  Tanne  dieser  Region  ist 

Abies  subalpina  Engelm.,  Balsam,  westliche  Balsam- 
tanne,  aufzufassen;  in  den  tieferen,  wärmeren  Lagen  wird  sie  ein 
hoher  Nutzbaum;  sie  ist  dagegen  niedrig,  oft  strauchartig  an  der  oberen 
Grenze  der  AYaldvegetation  Britisch-Columbiens,  im  Cascaden-Gebirge, 
in  den  Blauen  Bergen  und  von  da  südlich  bis  Colorado. 

In  den  botanischen  Merkmalen  der  Fi'üchte,  niclit  aber  in  seiner 
Biologie  steht  die  Balsamtanne  der  grossen  Küstentanne  und  der  amerika- 
nischen Silbertanne  sehr  nahe ;  die  Zapfen  sind  6  cm  lang,  3  cm  dick ; 
Blüthenschuppen  nicht  sichtbar;  Nadeln  an  Früchte  tragenden  Zweigen 
1,5 — 2  cm  lang,  an  der  Basis  eben  so  breit  wie  in  der  Mitte;  junge 
Triebe  hellbraun  behaart ;  die  Rinde  alter  Bäume  mit  3  cm  breiten 
Schuppen  bekleidet,  hell.  — 

Die  europäische  und  japanische  Lärche  erheben  sich  bis  hart  an 
die  Baumgrenze,  wo  sie  selbstverständlich  niedrig  bleiben;  sie  sind 
aber  in  wärmeren  Oertlichkeiten  Nutzbäume  erster  Klasse,  insbesonders 
was  die  europäische  Lärche  betrifft;  eine  alpine  Lärche  im  wahren 
Sinne  ist  dagegen 

Larix  Lyallii  Pari.,  Lyall's  (spr.  Leiall's)  Lärche.  Auf 
den  hohen  Bergen  Britisch-Columbiens  und  an  der  Nordgronzo  der 
Vereinigten  Staaten  zwischen  dem  49.  und  51^N.B.  (nördlicii  davon 
tritt  wieder  die  östliche  Lärche  auf)  bildet  Lyall's  Lärche  mit  der  weiss- 
stiimmigon  Zürbelkicfer  und  der  alpinen  Tsuga  (1(mi  ()bei*sten  Yegeta- 
tionsgi'irtel ;  selten  erlangt  sie  15  Meter  Höhe,  meist  stellt  sie  einen 
ästig(Mi,  sparrigen,  niederen  Banm  dar,  der  in  diesem  rauhen  Klima 
aucli   noch  die  Nordseiten  bevorzugt. 

23* 


—     356     — 

Diese  merkwürdige  Lärche  ist  gekennzeichnet  durch  weisswollig 
behaarte  Triebe,  dimkelviolette  Bracteen  des  Zapfens  mit  nadeiförmig 
verlängerter  Rippe ;  Zapfenschuppen  breit,  weich,  am  Rande  bewimpert ; 
Zapfenlänge  4  cm,  Dicke  2  cm. 

Endlich  ist  die  Gattung  Tsuga  repräsentirt  durch 

Tsnga  Pattoniana  Engelm.  (syn.  Hookeriana),  Alpine  Tsuga 
oder  Hemlock.  Sie  ist  im  Cascaden-Gebirge  und  in  der  Sierra  ein 
astreicher,  oft  vielgipfeliger  Baum,  der  selten  30  Meter  erreicht ;  östlich 
geht  er  bis  Montana;  junge  Zapfen  blau-purpurn,  reife  Zapfen  6 — 8  cm 
und  3— 4  cm  breit  wenn  offen,  somit  die  grössten  Zapfen  von  allen 
Tsuga's,  Bractee  sich  leicht  von  der  Zapfenschuppe  ablösend  (Tafel  YI). 
Nadeln  dick,  fichtenartig  an  zapfentragenden  Zweigen,  oft  dreikantig, 
gekrümmt,  Oberseite  ohne  Längsrinne;  junge  Triebe  dicht  hellbraun, 
filzig  behaart;  Rinde  des  erwachsenen  Baumes  eine  tiefrissige,  dunkel- 
graue Borke. 


VIII.    Verhalten  der  exotischen  Holzarten  in 

Nordamerika. 

Will  man  eine  Untersuchung  des  Verhaltens  der  für  Nordamerika 
exotischen  Holzarten  anstellen,  so  muss  man  vor  Allem  die  Anbau- 
versuche nach  den  im  Vorausgehenden  angenommenen  Waldvegetations- 
zonen trennen. 

Im  Osten,  in  der  atlantischen  Region,  in  N.  a.  und  N.  c.  sind  die  Ver- 
suche am  ältesten,  zahlreichsten  und  für  uns  auch  am  lehrreichsten, 
dii  (lies(?  Region  klimatisch  unserem  Laubwalde  am  nächsten  steht. 
Frcilicli  (hn-f  man  dabei  nicht  vergessen,  dass  die  Versuche  in  Nord- 
amerika nur  zum  geringsten  Theile  im  Walde  selbst  ausgeführt  wurden, 
wie  umgekehrt  die  meisten  nordamerikanischen  Holzarten  auch  bei 
uns  bis  voi-  Kurzem  nur  zur  Ziei'de  gepflanzt  wurden,  wobei  sie  allen 
Unbilden  dci-  Wittei'ung  auf  ihren  unnatürlichen  Standorten  preis- 
fi^egebon  waren. 

Abgesehen  von  Witterungseinflüsson  hat  man  in  Nordamerika 
mit  noch  ganz  anderen  Feinden  zu  kämpfen.  R.  Douglas  hat  äusserst 
h'hrreiche  Versuche  am  Lake  Michigan  angelegt;  das  Terrain  dort  ist 
parallel  der  Strandlinie  wellig;  auf  den  hölieren  sandigen  Partieen 
liegen  die  Anbauvcirsuche  mit  Kiefern;  die  niederen  parallelen  Streifen 
sind  sumpiig.    im  Wintei-    mit  Eis    bedeckt.     Die  besseren  Stände  aus 


—     357     — 

der  Umgebung  belustigen  sich  dort  mit  Schlittschuhlaufen;  unter  dem 
Schutze  einiger  abgehauener  Exemplare  von  Douglas'  Pfleglingen  wird 
kampirt  und  geluncht;  ehe  man  hinwegzieht  wird  alles  in  Brand  gesteckt; 
die  Zäune  zum  Schutze  gegen  Weidevieh  werden  gestohlen  oder  ver- 
brannt, und  die  Pflanzen  sind  dem  Vieh,  das  zum  Schutze  gegen 
Mosquito  an  die  Pflanzen  schlägt,  preisgegeben.  Die  Yersuchsflächen 
sind  völlig  kahl,  die  urspriingKche  Vegetation  war,  nach  den  noch  vor- 
handenen Weymouths-Kieferstöcken  zu  schliessen,  ein  ganz  leidlicher 
Wald.  In  den  sumpfigen  Partieen  wurden  Thuja  occidentalis  und  die 
europäische  Eichte  versucht,  jedoch  ohne  Erfolg.  Auf  den  höher  liegenden 
Partieen  sind  die  schon  mehrfach  erwähnten  Versuche  mit  den  Nadel- 
hölzern, die  Douglas  nach  ihrem  Verhalten  in  der  ersten  Jugendzeit 
folgendermassen  gruppirt:  Am  besten  ist  die  Weymouthskiefer,  dann 
kommen  europäische  Lärche,  europäische  Kiefer,  österreichische  Kiefer; 
am  schlechtesten  sind  Pinus  ponderosa,  rigida  und  pungens;  die  Anlagen 
mit  resinosa  sind  verbrannt  und  Banksiana  sind  leider  nicht  versucht 
worden. 

Vieljährige  Erfahrungen  hat  auch  Professor  Meehan  in  German- 
town  bei  Philadelphia  imd  Professor  Sargent  in  Broockline  gesammelt. 

Als  das  Resultat  aller  bisherigen  Versuche  ergibt  sich  folgendes: 

a.  Verhalten  der  Laubhölzer.  Von  den  beiden  mitteldeutschen 
Eichen  sagt  Emerson,  dass  sie  bei  Boston,  also  in  N. a.  so  gut  gedeihen, 
wie  irgend  eine  einheimische  Eiche,  die  rubra  nicht  ausgenommen  und 
dass  sie  so  reichlich  Früchte  tragen  und  sie  eben  so  sicher  zeitigen, 
wie  in  ihrer  Heimat;  die  Ulmen  haben  sich  ebenfalls  zu  stattlichen 
Bäumen  entwickelt;  Acer  platanoides  und  Pseudoplatanus,  Sorbus  aucu- 
paria  erwachsen  so  schnell  und  zu  denselben  Dimensionen  wie  bei  uns ; 
die  Rosskastanie  Avird  ein  hoher  Baum;  die  Rotherle  (Alnus  glutinosa) 
wird  in  den  westlichen  Präriestaaten,  also  in  N.  p.  auf  der  Prärie 
angebaut  in  Oertlichkeiten,  die  für  andere  Holzarten  zu  feucht  sind; 
dagegen  erfriert  die  Edelkastanie  in  ihrer  Jugend  wie  auch  die  Pyra- 
miden- oder  italienische  Pappel,  die  leider  wegen  ihrer  Raschwüchsigkeit 
und  aus  heimatlichen  Erinnerungen  so  massenhaft  angebaut  wird  — 
trotz  zahlreicher,  viel  schönerer  und  dankbarerer  einheimischen  Zier- 
bäume —  schon  frühzeitig  ihren  Gipfel  verliert  und  dann  so  hässlich 
ist  wie  gegenwärtig  die  vielen  Pyramidenpappehi  in  Deutschland.  Die 
japanische  Pawlownia  imperialis,  die  Ix'i  uns  in  Deutschland  nui-  in 
den  wärmsten  Lagen  bis  zur  Baumgrösse  gebracht  werd(Mi  kann,  gedeiht 
gut  in  den   mittleren  Staaten,  also  in  S.  a.  und  c.    Andei-s  verhalten  sich 

b.  die  Nadelhölzer,  deren  Misslingcn   sehr  Beachtung  vjM'dient. 


—     358     — 

Unsere  Fichte,  Kiefer  und  Lärche  werden  in  der  atlantischen 
Zone  N.  a.  und  insbesonders  in  N.  p.,  in  den  Präriestaaten  in  grösstem 
Massstabe  wegen  ilu'er  Billigkeit  und  Kaschwüchsigkeit  erzogen  und 
gcpilanzt,  in  den  Städten  und  Gärten  zur  Zierde,  in  den  Präriestaaten 
als  AVindbrecher  für  Haus  und  Garten.  Die  jungen  Fichten  leiden  oft 
durch  Schütte  ohne  Pilz,  wenn  die  Pflanzen  lange  Zeit  während  des 
Winters  mit  Schnee  bedeckt  Avaren ;  nach  dem  Abschmelzen  des  Schnee 's 
von  der  warmen  Frühjahi'ssonne  getrofien,  vertrocknen  sie  durch  über- 
grosse Verdunstung  von  Seite  der  zart  gebliebenen  Nadeln,  die  in 
kürzester  Zeit  braunroth  werden.  In  den  Städten  und  deren  Umgebung 
leidet  die  Fichte  ebenso  wie  bei  uns  in  gleichen  0 ertlichkeiten  durch 
Kauch  und  chemische  Gase ;  ihre  Nadeln  färben  sich  im  Winter  braun 
und  ist  sie  dann  so  hässlich,  wie  auch  die  dort  gepflanzten  einheimischen 
Fichtenarten  Avie  Picea  alba  und  nigra. 

Wo  man  übrigens  bisher  Fichten  und  Kiefern  angebaut  hat, 
begannen  diese  Holzarten  mit  dem  40.— 50.  Lebensjahre  plötzlich  in 
ihrem  Hühenwachsthume  nachzulassen;  sie  überladen  sich  dann  mit 
Zapfen  —  der  Anfang  vom  Ende  —  verlieren  den  Gipfel  und  werden 
unschön  und  werthlos,  ehe  sie  Dimensionen  erreicht  haben,  die  zu 
Nutzholzzwecken  nöthig  sind.  Auffallend  ist  dabei  das  rasche  Wachs- 
thuni  in  den  ersten  Jahrzehnten;  auf  einer  Pflanzung  der  Universität 
von  Jllinois  eriiob  sich  unsere  Fichte  auf  tiefem,  lehmreichen  Boden, 
naclidem  derselbe  mehrere  Jahre  zu  landAvirthschaftlichen  Z^vecken 
benützt  worden  war,  von  32  cm  Länge  im  Jahre  1872  bis  zu  11,4m 
Hr)he  im  Jahre  1888,  also  pro  Jahr  nahezu  70  cm  Längenzuwachs ; 
der  Durchmesser,  wahrscheinlich  über  dem  Boden  genommen,  betrug 
42,5  cm,  also  bei  durchschnittlich  zwanzigjährigem  Alter  pro  Jahr  ]  cm 
JahiTingbreite.  Man  kann  ahnen,  was  für  eine  Qualität  Holz  diess 
sein  muss.  Die  europäische  Lärche  bleibt  in  ihren  Wachsthumsleist- 
ungen  iiinter  der  Fichte  keineswegs  zurück  und  gilt  allgemein  als  der 
beste  Nad(}lholzbauni,  der  von  Europa  eingeführt  wurde.  Sie  wächst 
nicht  in  tiefen  Lagen,  wohl  aber  im  Hochlande,  selbst  auf  Boden,  der 
für  andere  Holzarten  zu  arm  ist,  ausgenommen  die  Weymouthskiefer 
und  die  gemeine,  eui()])äische  Kiefer. 

Die  Lär(;he  soll  zu  einem  Nutzbaume  emporwachsen,  während 
der  Scliaft  als  „unschön'^  bezeichnet  wiid.  Auflallond  ist  das  Verhalten 
der  I.än'h(!  auf  Dünensandboden,  zu  wcicliem  Zwecke  sie  wohl  bei 
uns  nocli  nicht  verwendet  woi-den  sein  dürfte;  die  Lärche  bleibt  dort 
(am  Michigan-See)  lange  Zeit  niedrig,  wird  buschig  und  bedeckt  den 
Hoden  mit  Aesten  auf  einem  Umkreis,  der  etwa  das  Verbreitungsgebiet 


—     359     — 

der  Wurzeln  markirt;  dabei  wird  die  Rinde  der  Pflanze  auffallend 
dickborkig,  ein  Schutzorgan  gegen  Kälte  und  Hitze.  Erst  wenn  so 
der  Boden  beschattet  und  in  einem  frischeren  Zustande  gehalten  wird, 
beginnt  die  Lärche  einen  kräftigen  Längstrieb ;  im  Jahre  1 885  erreichten 
die  Längstriebe  einen  vollen  Meter  Länge;  dass  die  Lärche  dort  ein 
Nutzbaum  werden  wird,  erwartet  Niemand.  Die  gemeine  lüefer  steht 
in  ihren  Leistungen  im  Allgemeinen  hinter  der  Lärche  zurück,  über- 
triff't  aber  die  Fichte  wenigstens  in  der  Schnelligkeit  des  Wuchses, 
worauf  es  bei  Anlage  eines  Schutzmantels  gegen  Wind  in  den  Prärie- 
staaten hauptsächlich  ankommt.  Auf  denselben  sandigen  Boden  am 
See  ]\Iichigan  gebracht,  ist  sie  nicht  besser  als  die  Lärche,  übertriö't 
aber  die  Leistungen  der  einheimischen  Kiefern,  wie  Stechkiefer,  Pech- 
kiefer (Pinus  rigida)  ganz  beträchtlich. 

Die  Pinus  austriaca  bleibt  hinter  der  sylvestris  überall  entschieden 
zurück,  ist  dagegen  als  Zierpflanze  in  den  Gärten  und  Parkanlagen 
sehr  beliebt  und  hat  mit  der  Weymouths-Kiefer  im  New- Yorker  Stadt- 
parke am  besten  noch  der  rauchigen  Atmosphäre  widerstanden;  in 
Jllinois  leidet  sie  dagegen  von  einem  Pilze,  Lophodermium  baculiferum, 
der  von  der  Gelbkiefer  auf  die  österreichische  Kiefer  übergewandert  ist. 

Pinus  Pinea  hat  man  vor  20  Jahren  in  Alabama,  also  in  S.  a. 
auf  sandigem  Boden  anzubauen  versucht,  sie  ist  ganz  niedrig  geblieben. 

Cryptomeria  japonica  wurde  mit  anderen  japanischen  Nadelhölzern 
zusammen  wie  Chamaecyparis  obtusa  und  pisifera  vor  ein  paar  Jalu'en 
im  Central-Parke  in  New- York  ausgepflanzt;  dass  die  beiden  letzteren 
Holzarten  sich  gut  halten  Averden,  ist  zu  erwarten,  ebenso  dass  die 
Cryptomeria  zu  Grunde  gehen  wird,  denn  sie  ist  in  dem  milderen 
Philadelpliia,  in  Germantown  schon  bei  —  17^  erfroren,  resp.  vertrocknet. 

Abies  Nordmaniana  wird  bei  Philadelpliia  also  in  N.  a.  nicht 
über  2  Meter  hoch,  weil  sich  jeden  Winter  ihr  Gipfel  bräunt.  Abies 
cilicica  verliert  dort  jedes  Jahr  einen  Tlieil  seiner  Endtriebe,  wie  auch 
Abies  Pindrau  und  Webbiana. 

Von  Holzarten,  welche  zwar  in  Nordamerika  heimisch  sind,  aber 
der  Zone  N.  a.  fehlen ,  mögen  erwähnt  werden :  die  Magnolia  macro- 
phylla  aus  den  Südstaaten,  die  bei  gutem  seitlichem  Schutze  durch 
Nachbarbäume  in  der  Breite  von  New- York  im  Freien  aushält;  Taxodium 
distichum  Avird  dort  ein  stattlicher  Baum,  während  Pinus  australis  als 
Topfpflanze  den  Winter  im  Ivaltliause  zubringt;  Catalpa  speciosa  ist  in 
N.  a.  als  werthvoUer  Nutzbaum  nicht  mehr  aufzuziehen. 

Sehr  bemerkcnswerth  sind  ferner  die  Anbauversuche  mit  wirt- 
lichen Nadelhölzern,  die  in  N.  a.  und  N.  c.    fast  sämmtlicli  zu  (rrunde 


—     360     — 

gehen;  bald  Avird  die  Ursache  auf  die  Trockniss  im  Sommer  zurück- 
geführt, bald  heisst  es,  die  Hitze  im  Sommer  verzögert  die  Entwicklung 
und  die  Fröste  im  Winter  tödten  dann  die  Pflanzen,  so  bald  die 
Sämereien  aus  Gegenden  westlich  vom  C  a  s  c  a  d  e  n  -  G  e  b  i  r  g  e 
gesammelt  Avurden. 

Eine  Verminderung  der  relativen  Feuchtigkeit  der  Luft,  sei  es 
durch  das  Klima  selbst  oder  durch  die  unnatürliche  Stellung  einer 
waldbildenden  Pflanze  ausserhalb  des  Waldgebietes,  oder  eine  gestei- 
gerte Verdunstung  von  Seite  der  Pflanze  selbst  durch  direkte  Besonnung 
im  Winter  und  Sommer  steigert  die  Empfindlichkeit  derselben  gegen 
Frost  und  Hitze.  Die  Nadelhölzer  von  der  Küste  des  Stillen  Ocean's, 
wenn  sie  nicht  unmittelbar  an  der  Küste  in  N.  a.  gepflanzt  werden, 
finden  eine  geringere  relative  Feuchtigkeit,  grössere  Extreme  in  der 
Temperatur  im  Sommer  und  Winter  und  überdiess  eine  unnatürliche 
Stellung  auf  freier  Fläche,  der  direkten  Besonnung  und  den  austrock- 
nenden Winden  preisgegeben.  Dass  da  diese  Hölzer  ohne  Ausnahme 
fehlschlagen,  darf  nicht  wundern.  So  ist  z.  B.  die  Douglasia  von 
Washington  Terr.  und  Oregon  bezogen,  in  N.  a.  nicht  aufzubringen; 
R.  Douglas  brachte  zuerst  Samen  der  Colorado-D ouglasia  (v.  glauca) 
nach  dem  Osten  und  diese,  an  grössere  Extreme  der  Temperatur  und 
Feuchtigkeit  gewöhnt,  vermag  dem  östlichen  Klima  zu  widerstehen. 
Sie  hat  sich  jedoch,  wie  auch  bei  uns  in  Deutschland,  als  langsam- 
wiichsig  erwiesen  und  ihr  Holz  gilt  als  mittlere  Qualität,  da  der  Baum 
überdiess  nicht  lioch  wird.  Same  aus  Montana,  wo  er  z.  B.  bei  Missoula 
mit  grösster  Leichtigkeit  zu  beschaffen  wäre,  wurde  leider  bis  jetzt 
noch  nicht  versucht;  ganz  das  gleiche  Verhalten  zeigt  die  Küsten-  und 
Colorado- Abies  concolor;  Thuja  gigantea  und  Chamaecyparis  nutkaensis 
von  der  Küste  gehen  stets  zu  Grunde;  Pinus  ponderosa  am  Michigan-See 
auf  Sandboden  gebracht,  wird  im  Sommer  durch  Trockniss  getödtet, 
während  die  kräftigen  Pflanzen  im  Saatkampe  von  dem  Schüttepilz 
(L()pliod(.'nnium  baculiferum)  vernichtet  werden. 

Weniger  intcjressant  sind  die  Versuche  im  Westen,  da  diese  sich 
auf  die  J{üste  Califoniiens,  also  die  subtropische  Zone,  beschränken. 
Unsere  einheimische  Eiche  (Quercus  pedunculata)  wächst  in  der  Jugend 
wenigstens  besser  als  alle  ostamerikanischen  Eichen.  Unerwartet  günstig 
haben  sich  bishcjr  die  australischen  Holzarten  entAvickelt;  Eucalyptus 
(meistentlieils  (ilobulus)  wird  seit  1865  im  Grossen  angebaut  zum 
Schutze  gegen  Wind  und  Sonne;  bis  zum  Jahre  1882  rechnete  man 
bereits  eine  lüdhc  Million  Bäumein  Californien;  ihr  Wachsthum  gelangt 
während  dos  ganzen  Jahres  wohl   kaum  zum  Stillstande;    Blüthen  und 


—     361     — 

reife  Früchte  mit  keimfähigen  Samen  finden  sich  zu  jeder  Jahreszeit; 
im  südlichen  Californien  wurde  der  Fall  bekannt,  dass  ein  achtjähriger 
Baum  34'  Höhe  und  55  cm  Durchmesser  erreichte ;  ausserdem  werden 
des  Gerbstoffes  wegen  Acacien-Arten  mit  grossem  Eiiolge  gebaut;  die 
Lawsonia  wächst  in  diesem  winterlosen  Klima  vortrefflich  mit  Palmen 
und  Yucca  in  demselben  Garten. 

Aus  dem  Gesagten  mag  entnommen  werden,  dass  das  Klima  des 
nordöstlichen  Amerika's  N.  a.  und  c.  den  europäischen  Laubhölzern 
konvenirt,  während  die  Coniferen  zwar  Anfangs  sehr  rasch  wachsen, 
aber  bald  zu  Grunde  gehen,  ehe  ihr  Holz  Nutzwerth  erlangt  hat;  dass 
ferner  die  Bäume  der  pacifischen  Küste  westlich  vom  Cascaden-Gebirge 
überhaupt  nicht,  östlich  von  diesem  nur  langsam  im  Freien  aufzu- 
ziehen sind. 

Schliesst  man  umgekehrt  auf  das  Verhalten  der  nordamerikanischen 
Holzarten  in  Europa  und  in  Deutschland  insbesonders,  so  dürfte  zu 
erwarten  sein,  dass  die  nördlichen  Laubhölzer  sich  bei  uns  ebenso 
verhalten  Avie  unsere  Laubhölzer  in  Nordamerika,  was  in  der  That  die 
bisherigen  Erfahrungen  bestätigen;  auch  die  nordöstlichen  Nadelhölzer 
wie  die  Weymouthskiefer,  die  Weissfichte  bilden  keine  Ausnahme. 
Ebenso  ist  es  sicher,  dass  die  pacifischen  Nadelhölzer  bei  uns  sich  in 
besseren  Yerhältnissen  befinden  als  an  der  atlantischen  Küste  Nord- 
amcrika's. 

Dagegen  Aväre  es  sehr  traurig,  wenn  diese  Holzarten  sich  bei 
uns  ebenso  verhielten,  wie  die  europäischen  Nadelhölzer  in  Ostamerika, 
das  heisst  nur  in  den  ersten  Jahrzehnten  recht  üppig  wüchsen  und 
dann  verkümmerten. 

Unsere  Fichten  und  Lärchen  sind  durch  den  Anbau  in  N.  a.  imd 
p.  c.  in  ein  Klima  gebracht  worden,  das  wärmer  ist  als  jenes  in  der 
Heimat,  nämlich  aus  der  gemässigt-kühlen  Region  in  die  gemässigt- 
Avarme  Region  der  blattabwei-fenden  Laubhölzer;  das  uiag  nicht  das 
Fehlschlagen  der  Versuche,  wohl  aber  das  ausserordentlich  rasche  AVachs- 
thum  in  der  Jugendzeit  erklären.  Warum  unsere  Nadelhölzer  so  gering- 
werthig  bleiben,  dürfte  wohl  in  erster  Linie  der  geringeren, 
relativen  Feuchtigkeit  während  der  Vegetationsmonatc  zuzu- 
schreiben sein,  die  am  Meere  und  an  den  grossen  See'n  zwischen  60 
und  70  o/o,  in  den  an  die  Prärie  angrenzenden  Staaten  zwischen  55 
und  65  o/o  schwankt. 

Geringere  Feuchtigkeit  der  Luft  bedingt,  wie  erwähnt,  grössere 
Empfindlichkeit  (1(m*  Pflanzen  gegen  Kälte  nnd  Hitze,  welch'  letztere 
insbesonders  in  den  Monaten  Juli  und  Augnst  in  Nordamerika  äusserst 


—     362     — 

intensiv  ist  und  eine  Höhe  erreicht,  wie  sie  wohl  nie  in  der  Heimat 
der  Nadelhölzer  beobachtet  wird. 

In  ähnlichen,  freilich  viel  günstigeren  Yerhältnissen  finden  sich 
die  Avestamerikani sehen  Holzarten  in  Europa.  Aus  einem  Klima  stam- 
mend, dessen  relative  Feuchtigkeit  Avährend  der  Vegetation szcit  zwischen 
70— 80 o/o  schwankt,  erreichen  die  westamerikanischen  Holzarten,  Avie 
Douglasia,  Lawsonia,  Thuja  erst  bei  80  o/o  relativer  Feuchtigkeit  ihr 
Optimum;  dazu  kommt,  dass  sie  an  eine  längere  Vegetationszeit  gewöhnt 
sind,  somit  von  Frühfrösten  überrascht  werden  müssen,  ehe  vollstän- 
diger Stillstand  in  ihrer  Wachsthumsthätigkeit  eingetreten  ist;  es  ver- 
dient Beachtung,  dass  Pflanzen,  erzogen  aus  Samen,  der  aus  öst- 
licher, n  i  c  h  t  n  ö  r  d  1  i  c  h  e  r  gelegenen  Gebieten  stammt,  die  wünschens- 
werthe  Härte  gegen  Extreme  von  Frost  und  Hitze  bieten. 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  in  vielen  Oertlichkeiten  in  Europa, 
welche  sich  durch  eine  Vergleichung  der  klimatischen  Verhältnisse 
mit  jenen  der  amerikanischen  Westküste  ergeben  (vide  Karte)  dürften, 
die  westlichen  Holzarten  sich  so  verhalten,  Avie  unsere  Nadelhölzer  in 
Nordamerika,  das  heisst,  dass  sie  4 — 5  Jahrzehnte  lang  kräftig  Avachsen, 
daiui  aber  zum  Stillstande  kommen  und  langsam  dahinsiechen;  es  ist 
auch  sehr  Avahrscheinlich,  dass  es  viele  Oertlichkeiten  in  Europa  gibt, 
Avo  die  Douglasia  und  die  übrigen  Avcstamerikanischen  Arten  alles, 
Avas  sie  zu  ihrer  Vollendung  Avünschen,  finden  av erden;  nach  den  neuesten 
Angaben  z.  B.  scheint  Schottland  mit  seinem  feuchten,  insularen,  gleich- 
massigen  Klima  dem  Optimum  der  pacifischen  Holzarten  sehr  nahe  zu 
stehen  ;*)  aucli  die  deutsche  Küste  dürfte  hierin  kaum  zurücksteheu ; 
die  früher  erwähnte  Kleinfiottbecker  Douglasia  in  einem  Klima  mit 
740/0  relativer  Feuchtigkeit,  Avährend  der  Vegetationsmonate  erwachsen, 
erhmgto  niii-  IG  Meter  Höhe  in  52  Jahren;  das  spricht  nicht  für  diese 
Annalmie.  Dass  aber  das  Klima  an  dieser  auftauend  ungünstigen 
Längenentwickelung  nicht  Schuld  ist,  beweisen  die  gesammelten  Erfahr- 
ungen über  das  Vorkommen  gOAvisser  fremdländischer  Holzarten  in 
Deutschland**).  Diesi^lben  erwähnen  einer  dreissigjährigen  Douglasia 
bei  Harburg  mit  12  Met(T  Höhe  und  einer  vierzigjährigen  in  Jägerhof 
mit  2li  J\I(,'ter  ILiiie,  Avelche  beide  in  gleicher  klimatischer  Zone  wie 
das  Kleinfiottbecker  Exemplar  erwachsen  sind.  Leider  ist  bei  dem 
Jägerhotcj-  l'aiimc  nicht  gesagt,  ob  er  noch,  wie  das  sein  müsste,  im 
vollen   LängenAvachsthume  steht;   denn   wenn  obige  Befürchtungen  dort 


*)  TIk;  Don^liiH  Fir  in  Scothind  in   „The  In<]ian  Forester".     Koorke  1881). 
♦♦)  llerauKge^'cben  von  Forstratli  Wei.se,  Berlin  1882.     Springer. 


—     3G3     — 

zur  Wahrheit  werden  könnten,  müssten  sich  jetzt  bereits  oder  in  Bälde 
Symptome  davon  zeigen,  da  das  kritische  Alter  bereits  erreicht  ist. 

So  viel  verdient  noch  hervorgehoben  zu  werden,  dass  von  den 
nordamerikanischen  Holzarten  die  meisten  in  Europa  und  sehr  viele 
auch  in  geeigneten  Oertlichkeiten  Deutschlands  anbaufähig  sind;  ob 
diese  auch  vom  forstlichen  Standpunkte  sich  als  anbauAvürdig  erweisen 
werden,  ist  eine  Frage,  zu  deren  Lösung  beizutragen  die  Absicht  der 
folgenden  Abschnitte  ist. 


IX.  Die  nordamerikanischen  Holzarten  vom  Stand- 
punkte ihrer  Anbaufähigkeit   in   Europa  im  All- 
gemeinen und  in  Deutschland  insbesonders. 

Die  Feststellung  der  Thatsache,  dass  eine  Holzart  anbaufähig  ist, 
genügt  schon  für  eine  Reihe  von  Zwecken,  für  Avelche  die  betreffenden 
Holzarten  dann  auch  anbauwürdig  erscheinen,  zum  Beispiel  für  wissen- 
schaftliche Gärten  und  dekorative  Zwecke;  es  ist  dabei  nicht  verlangt, 
wohl  erwünscht,  dass  die  Holzarten  auch  zu  Bäumen  erwachsen  und 
Früchte  mit  keimfähigem  Samen  zeitigen;  es  genügt,  dass  sie  über- 
haupt „wachsen.''  Die  Foi'stwirthschaft  verlangt  von  einer  anbaufähigen 
Holzart  fast  durchweg  deren  Aufwachsen  zum  Baume ;  bis  zur  Anbau- 
würdigkeit  ist  freilich  immer  noch  ein  weiter  Schritt ! 

Man  sollte  erwarten,  dass  die  Frage  der  Anbaufähigkeit  einer 
Holzart  gelöst  wäre,  so  bald  es  gelänge,  deren  heimatlichen  Standort 
erschöpfend  klimatisch  und  nach  seiner  Zusammensetzung  zu  fixiren, 
so  wie  die  Holzarten  selbst  nach  ihren  waldbaulichen  Eigenschaften 
zu  erforschen.  Freilich  muss  ich  gestehen,  da.s  dicss  mir  wohl  bei 
keiner  Holzart  gelungen  ist;  auch  selbst  dann,  wenn  ich  ein  so  natur- 
getreues Bild  des  Lebens  einer  Holzart  in  ihrer  Heimat  geben  könnte, 
dass  wir  im  Stande  wären,  ihr  Boden,  Klima  und  waldbaulichc  Ver- 
hältnisse so  im  deutschen  AYalde  anzubieten,  wie  sie  sich  derselben  in 
ihrer  Heimat  erfreut,  selbst  dann  kann  immer  noch  etwas  hinzu  konunen, 
was  einen  Versuch  unerwartet  vereiteln  oder  auch  gelingen  lassen  kann. 

Nach  der  Beschreibung,  die  ich  von  der  Lawsonia  gegeben,  möclite 
wohl  niemand  erwarten,  dass  diese  an  ein  mildes,  kaum  vom  Froste 
berührtes,  konstant  feuchtes  Gebiet  —  etwa  Südwestküste  von  Frank- 
reich —  gf^wöhnte,  zierliche  Baumart  bei  uns,  im  Herzen  des  trockeneren 
Continentes  Temperaturen  von   —   25°  C.    und    darüber   selbst  Wochen 


—     364     — 

lang  zu  widerstehen  vermag.  Dagegen  erliegt  die  volle  sechs  Breite- 
grade nördlicher  heimische  Xutka-Cypresse,  ebenfalls  eine  Küsten- 
bewohnerin, die  viel  robuster  gebaut  ist,  unserem  AVinter,  wohl  weniger 
durch  Kälte  als  durch  Trockniss  beschädigt.  Pinns  rigida,  die  auf 
Kosten  einer  anderen  Kiefer  berühmte  und  ungebührlich  bevorzugte 
Pitch-Pine  oder  Pechkiefer  hat  sich  auf  dem  Sandboden  der  Küste  im 
Xordosten  der  Yereinigten  Staaten  als  sehr  branchbar  zur  Wieder- 
bestockung  erwiesen ;  aber  an  dem  gleichen  Boden  an  der  Küste  des 
Binnenmeeres  ]ilichigan  fristet  sie  nur  eine  kümmerliche  Existenz, 
obwohl  ihr  nichts  fehlt  als  die  salzige  Brise,  ohne  welche  diese  Holzart 
auf  schlechtem  Sandboden  nicht  zu  gedeihen  scheint.  Auch  das  plötz- 
liche Fehlschlagen  der  mit  solcher  Ueppigkeit  in  der  Jugend  auf- 
wachsenden europäischen  Nadelhölzer  in  Nordamerika  hat  Avohl  niemand 
geahnt;  obwohl  der  Grund  wohl  leichter  nachweisbar  ist,  als  in  den 
oben  erwähnten  Fällen,  die  glücklicherweise  doch  mehr  vereinzelt 
dastehen. 

Man  nennt  oft  eine  Holzart  „acclimatisirt",  wenn  sie  ein  paar 
Jahrzehnte  kräftigst  gewachsen  ist;  für's  Erste  muss  man  das  End- 
resultat abwarten,  ehe  man  die  Frage  schon  für  entschieden  hinstellen 
kann  und  dann  ist  in  vielen  Fällen  die  Frage  der  Acclimatisation  über- 
haupt gar  nicht  gestellt.  So  sagt  man  zum  Beispiel  die  Weymouths- 
kiefer, die  bei  uns  zu  einem  Nutzbaume  erwächst,  wie  in  ihrer  Heimat, 
sei  bei  uns  völlig  acclimatisirt;  allein  es  Avar  gar  nicht  nöthig,  sich 
an  irgend  etwas  zu  acclimatisiren,  da  die  Weymouthskiefer  aus  ihrer 
Heimat  die  Fähigkeit  mitgebracht  hat,  am  besten  auf  frischem  bis 
feuchtlehmigem  Sandboden  oder  selbst  geringerem  Sandboden  bei  14  bis 
17^  C.  und  72  <^'/o  relativer  Feuchtigkeit  während  der  Yegetationsmonate 
zu  wachsen  und  im  Winter  sogar  einer  Temperatur  von  —  37^  C. 
widerstehen  zu  können  ;  solchen  Boden,  solchen  Sommer  können  wir 
ihr  iihcijill  im  deutschen  Walde  bieten,  während  sie  so  harte  BVost- 
proben  wohl  kaum  bei  uns  zu  bestehen  hat;  somit  war  eine  Accli- 
matisation der  Weymouthskiefer  bei  uns  gar  nicht  nöthig.  Aus  gleichen 
(iründf.'n  wachsen  eine  Reihe  von  anderen  amerikanischen  Holzarten 
bei  uns  so  gut  wie  in  ihrer  Heimat,  woraus  zugleich  der  grosse  Werth 
einer  mögliclist  genauen  Schilderung  dei-  Standortverhältnisse  in  Klima 
und   Boden  für  eine  anzubauende  Pflanze  erhellt. 

Di(;  japanische  Cryptomeria  japonica  findet  man  bei  Darjeeling 
im  östliclHii  Himalaya  bei  2000  Meter  Erhebung,  auf  Java  und  Ceylon 
bei  1500  Meter  Erhebung  in  Exemplaren,  die  an  Wuchskraft  und 
Schöniiejt  den   hesten  japanisclien   nicht  nachstehen;    sie   hat  sich  dort 


—     365     — 

an  das  constant  feuchte,  warme  Klima  nicht  erst  adaptiren  müssen; 
denn  das  ist  gerade  das  Eldorado  der  Cryptomeria. 

Wo  dagegen  der  neue  Standort  thatsächlich  von  dem  in  der 
Heimat  gebotenen  variirt  und  zwar  einmal  in  seinen  Temperatur- 
verhältnissen,  da  hat  sich  gezeigt,"  dass  die  meisten  Holzarten, 
wenn  sie  in  ein  wenig  wärmeres  Klima  versetzt  werden  als  die 
Heimat  bietet,  sich  dabei  sehr  wohl  befinden;  sie  wachsen  kräftig  und 
sicher,  beginnen  frühzeitig  die  Keproduktion  durch  Samen,  wie  es 
aber  dabei  mit  ihrem  Holze,  mit  ihrer  Lebensdauer,  ihrer  Anbau  Wür- 
digkeit bestellt  ist,  darüber  verbreitet  sich  ausführlicher  das  lY.  Kapitel. 

Laubhölzer  adaptiren  sich  leicht  an  ein  wärmeres  Klima  durch 
Yerlängerung  ihres  ganzen  Entwicklungsganges ;  unsere  einheimische 
Eiche  (Quercus  pedunculata)  aus  ihrer  gemässigt- warmen  Heimat  in 
das  klimatisch  unmittelbar  sich  anreihende  Gebiet  der  subtropischen 
Zone  gebracht  z.  B.  in  Californien,  ist  in  der  ersten  Zeit  sehr  rasch- 
wüchsig, erreicht  in  gleicher  klimatischer  Zone  Australiens  in  neun 
Jahren  7  Meter  Höhe.  Die  japanischen  Kohlholzeichen  (Quercus  glan- 
dulifera  und  seri'ata)  bewirthschaftet  man  in  grossem  Massstabe  in  der 
subtropischen  Zone  Japans  als  Niederwald,  wo  sie  schon  mit  8  Jahren 
so  stark  sind  wie  mit  15  Jahren  in  ihrer  eigentlichen  Heimat;  die 
Paulownia  imperialis  im  warmen  blattabwerfenden  Laubwalde  der 
Gebirge  Japans  in  seltenen  Exemplaren  wild  wachsend,  wird  des  Holzes 
wegen  in  der  subtropischen  Zone  kultivirt,  wo  sie  bei  ganz  ausser- 
ordentlich raschem  Wachsthum  ein  sehr  leichtes  Holz  producirt,  das 
sich  nicht  wirft  und  das  nicht  schwindet.  Der  Baum  rcntirt  dort  seine 
Kultur  besser  als  in  der  Heimat,  aber  mit  20  Jahren  ist  er  bereits 
erschöpft,  wird  hohl  und  stirbt  ab,  während  in  der  Heimat  bis  vor 
kurzer  Zeit  noch  Bäume  mit  G — 7'  Umfang  und  48'  bis  zu  den  Aesten 
niclit  selten  waren. 

Eben  desshalb  zeigen  auch  Pflanzen  aus  den  Subtropen  in  die 
Tropen  versetzt,  eine  gesteigerte  Wachsthumsenergie  in  den  ersten  Jahr- 
zehnten. Der  japanische  Kampherbaum  z.  B.  gehört  der  subtropisclien 
Zone  der  Immergrünen  an;  in  den  Tropen  Indiens  und  Java's  wächst 
er  ausserordentlich  rasch,  seine  Wuchskraft  zertlieilt  den  Schaft  in 
zahllose  kräftige  Aeste,  wodurch  der  Baum  kaum  melir  seinen  Ahnen 
gleicht.  Dass  durch  dieses  beschleunigte  Wachsthum  in  der  Jugend 
ein  fiühcrer  Verbrauch  der  Vitalität,  ein  früherer  natürlicher  Tod  ein- 
treten wird,  ist  sehr  wahrscheinlich;  denn  alle  in  derartige  Verhält- 
nisse gebrachten  Holzarten  kennzeichnet  ein  aufVallend  frühzeitiges  und 
überreiches    Snmenerträgniss.     Wird    bei    dem    Anbaue    einer   Holzart 


—     366     — 

eine  Yegctationszone  ganz  übersprungen,  so  waclisen  die  blattabwerfenden 
Laubliülzer,  in  die  Tropen  gebracht,  nach  den  in  Indien  und  Java 
gemachten  Erfahrungen,  so  kümmerlich,  dass  man  sie  nicht  anbaufähig 
nennen  kann. 

Nadelhölzer  scheinen  sich  schwieriger  einem  geänderten  Klima 
überhaupt  anzupassen;  solche  die  ihr  Leben  mit  später  Entfaltung  der 
Knospe  beginnen,  behalten  diese  Eigenschaft  auch  im  Avärmeren  Klima 
bei,  z.  B.  die  Nordmannstanne,  die  Dougiasia  von  Colorado;  in  wär- 
meres Klima  versetzt,  entfalten  sich  diese  spät  und  schliessen  zeitig 
ihr  Wachsthum  ab.  In  wärmeres,  aber  nur  unbedeutend  geringer  luft- 
feuchtes Klima  verbracht,  gedeihen  Fichten  und  Lärchen  rascher  als 
in  ihrer  kühleren  Bergheimat,  freilich  ist  auch  ihr  Holz  physikalisch 
und  technisch  geringerwerthig ;  diese  Erfahrungen  hat  man  nicht  nur 
in  Europa  gesammelt,  sondern  auch  die  betreftenden  Vertreter  dieser 
Bäume  in  Nordamerika  Avie  in  Japan  verhalten  sich  ganz  ebenso;  was 
dagegen  resultirt,  wenn  die  genannten  Nadelhölzer  in  wärmeres  und 
beträchtlich  lufttrockeneres  Klima  verbracht  werden,  das  bezeugen  diese 
Holzarten  durch  iln-  Verhalten  in  Nordamerika. 

Die  japanischen  Chamaecyparis-Arten,  deren  Heimat  die  obere, 
kühlei-e  Hälfte  des  Laubwaldes  ist,  als  Vertreterinnen  der  Laubhölzer, 
nicht  als  eigene  Gewächszone,  wachsen  ausserordentlich  rasch,  sobald 
sie  in  die  südliche  Hälfte  oder  selbst  in  die  subtropische  Küstenzone 
Japans  verbracht  werden;  die  japanische  Tanne,  Abies  Momi,  eine 
Angehörige  des  tieferen,  also  wärmeren  Theiles  des  blattabwerfenden 
Liubwahles  —  die  typischen  Tannen  der  kühlen  Eegion  sind  Abies 
V^'itcliii  mid  Mariesii  —  gedeiht  mit  grosser  Wuchsenergie-  in  der 
subti-opisclien  Zone  (Iqy  innnergrünen  Laubhölzer,  wo  sie  mit  der  aus 
gh^iclici'  Jlöheidage  stammenden  Cryptomeria  japonica  an  Höhenent- 
wicklung wetteifei't.  Dagegen  sind  die  Nadelhölzer  der  kühlen  Kegion, 
die  Tannen,  Eichten  und  Lärchen,  europäische  wie  japanische,  in  der 
sui)tr()pisclien  Kegion  so  kümmerlich,  vielgipfelig  und  in  die  Aeste 
falirend,  dass  sie  dort  kaum  als  anbaufähig  gelten  können. 

Sein-  viel  schwieriger  ist  es  offenbar  für  eine  Pflanze,  sich  mit 
eiiif'iii  Klima,  das  k  ii  li  I  c  i-  ist  als  jenes  der  Heimat,  abzufinden.  Weniger 
tief  ei  lisch  neidend  in  das  Leben  der  Pflanze  ist  dabei  die  überliaupt 
g(^h()tene  geringere  Wärmemenge  als  vielmehr  der  Umstand,  dass  eine 
lianniart  diiivli  Verj)fhinznng  in  külderes  Gebiet  dem  kritischen  Kälte- 
piinkt.  bei  dem  sie  zu  (ii-unde  geht,  näher  g(;bracht  wird. 

Alle  Jlolzarten  verliei-en,  wenn  sie  aus  ihrer  Heimat  (Verbreitungs- 
gebiet) in  eine   kühlere  Kegion   versetzt  werden,    ihre  AVichtigkeit  als 


—     3G7     — 

Kulturgewächse,  wenigstens  vom  forstlichen  Standpunkte  aus  wegen 
Beschädigungen  aller  Art,  ^Mangel  oder  Seltenheit  an  reifen  Früchten, 
geringwerthige  Holzproduktion  und  dergleichen. 

An  der  warmen  subtropischen  Küste  Südcaliforniens  können  alle 
Arten  von  Palmen  und  Bäumen  aus  der  tropischen  Region  kultivirt 
werden,  aber  nur  zu  dekorativen  Zwecken,  denn  sie  zeitigen  dort  keine 
Früchte;  viele  von  den  immergrünen  Laubbäumen  aus  der  nördlichen 
Hälfte  des  subtropischen  Waldes  halten  in  der  südlichen  Hälfte  des 
blattabwerfenden  Laubwaldes  dem  Klima  stand;  Bäume  des  letzteren 
endlich,  z.  B.  Eichen,  hat  man  vielfach  in  die  kühlere  Grenzzone  von 
Laub-  und  Nadelwald  verpflanzt;  hervorragenden  Nutzwerth  erlangen 
sie  dort  nicht  mehr. 

Bei  dieser  Uebertragung  in  kühleres  Klima  begegnet  man  oft 
merkwürdigen  Erscheinungen;  Holzarten  werden  frostempfindlich,  von 
denen  man  es  nach  ihrer  einheimischen  Lage  nicht  erwarten  sollte; 
andere  erweisen  sich  als  frosthart,  die  in  ihrer  Heimat,  so  lange  sie 
existiren,  keine  Gelegenheit  gehabt,  sich  gegen  Frost  zu  feien.  Des 
aufFallenden  Yerlialtens  der  Lawsonia,  der  Nutka-Cypresse  habe  ich 
schon  früher  gedacht;  andere  Holzarten  wie  die  südlicher  in  der  sub- 
tropischen Zone  erwachsende  Pinus  insignis,  Pinus  Torreyana,  Cup. 
macrocarpa,  die  in  ilirer  Heimat  keinen  Frost  kennen,  halten  im  zar- 
testen Alter  als  einjährige  Pflanzen  mit  unbedeckten,  offenen  Knospen 
monatelang  Temperaturen  von  —  5^  selbst  —  10^  C.  bei  durchschnitt- 
licher Luftfeuchtigkeit  von  über  60  ^jo  stand,  wälirend  Pinus  canariensis, 
für  die  Frost  auch  unbekannt  ist,  schon  bei  ein  paar  Mal  —  i>^  C. 
erfriert.  Alle  diese  Holzarten  haben  im  Frühjahre  1888  aus  frischem 
Samen  hier  in  Japan  gekeimt;  alle  trieben  kräftig  in  die  Höhe;  da 
kam  Anfangs  November  der  erste  Frost  mit —  6°C.  über  dem  Boden. 
Die  danobenstehenden  Bananenstämme  erfroren  bis  auf  die  innersten 
Blattlagen,  die  genannten  Holzarten  aber  widerstanden,  bis  auf  die 
canarische  Kiefer,  die  nach  drei  Nächten  schon  ihre  Gipfel  hängen 
Hess;  freilich  war  sie  aucli  von  etwa  30  ausgesäten  Kiefernarten  die 
längste  geworden.  Aus  der  Reihe  der  insignis  und  der  Cypressen 
Iiatten  etwa  ein  Viertel  am  Schlüsse  des  AVinters  gebräunte  (lipfel ; 
die  übrigen  waren  völlig  unversehrt;  von  einer  Acciimatisation  der 
gesund  gebliebenen  Pflanzen  kann  wohl  niclit  die  Rode  sein;  ich  bin 
nicht  im  Stande,  einen  Grund  für  das  verschiedene  Verhalten  völlig 
gleich  situirter  Pflanz(Mi  anzugeben;  dabei  muss  ich  hinzufügen,  dass 
alle  Pflanzen  einer  Art  aus  dem  Samen  ein  und  desselben  Zapfens 
erzoffen  waren. 


—     368     — 

Bekanntlich  sind  alle  Pflanzen  gegen  Frost  während  der  AVinter- 
ruhe  viel  weniger  empfindlich,  als  während  der  Yegetationszeit  im 
Frühjahre  und  Herbste;  wie  schwierig  es  für  eine  Pflanze  ist,  sich  an 
kühleres  Klima  anzupassen,  geht  aus  dem  Verhalten  gegen  Spät-  und 
Frülifrost  hervor ;  den  Beginn  der  Ent Wickelung  hinauszuschieben  oder 
die  Beendigung  derselben  zu  beschleunigen,  mit  anderen  Worten  frost- 
liai-t  zu  werden,  scheint  für  viele  Arten  geradezu  unmöglich.  Die 
Gleditschie  und  Robinie  sind  in  den  südlichen,  atlantischen  Staaten 
zu  Hause,  einem  Gebiete,  das  hinsichtlich  der  Wärme  in  Sommer  und 
Winter,  der  Dauer  der  Yegetationszeit  unsere  wärmsten  Weinlande 
übertrifft;  beide  Bäume  werden  weit  über  ihren  Yerbreitungsbezirk 
hinaus  in  Amerika,  Europa  und  Asien  kultivirt;  aber  während  der 
langen  Kultur  hat  sich  keine  „Rasse"  gebildet,  die  durch  eine  Ver- 
kürzung der  Yegetationszeit  gegen  Frühfröste  gesichert  werde;  dabei 
stammt  bekanntlich  der  Same  der  Robinie  stets  von  Exemplaren,  die 
bereits  im  kühleren  Klima  erwachsen  sind ;  die  Sämlinge  behalten  die 
Eigenschaften  der  Mutter  unverändert  bei.  Junge  Exemplare  der  von  der 
Küste  stammenden  Douglasia  entwickeln  ihren  Johannitrieb,  auch  wenn 
der  selbe  jedes  Jalir  abfriert;  erst  von  dem  Alter  an,  in  welchem  auch  in 
der  Heimat  die  Bildung  dieses  zweiten  Triebes  unterbleibt  (also  etwa  vom 
zehnten  Lebensjahre  an),  fehlt  er  auch  in  der  Fremde;  das  Unterbleiben 
des  zweiten  Triebes  ist  somit  keine  Adaptirung  an  das  Klima,  sondern 
hat  einen  inneren,  nicht  äusserlichen  Grund.  Die  nun  frosthart  gewor- 
denen Exemplare  stehen  den  von  der  Natur  selbst  erzogenen  frostharten 
„Rassen",  die  in  Montana  Temperaturen  von  —  34^  bestehen,  kaum  nach. 

Man  staunt,  welch'  tiefe  Temperaturen  eine  in  Ruhe  befindliche 
Holzart  zu  ertragen  vermag;  bei  genügender  Feuchtigkeit  der  Luft 
oder  venninderter  Eigenverdunstung,  wie  es  Waldesschluss,  insulares 
Klima,  enge  Gebirgs-  und  Flussthäler  mit  sich  bringen;  dagegen  werden 
(Wc  mcistoii  l'fhiuzori  gegen  Winterfrost  um  so  empfindlicher,  je  trockener 
•  li'-'  Luft  ist;  neun  Zelmtol  von  allen  Fällen,  die  als  Frostbeschädig- 
un^'on  wälirend  des  Winters  bezeichnet  werden,  gehören  in  die  Kategorie 
'Ir  r  Vcrfiocknungserscheinungen  bei  durch  Frost  gehinderter  oder  ge- 
niinch'i'tcr  Wasserbewegung.  So  lassen  sich  vielleicht  die  Widersprüche 
('i-klärcn,  dass  iumiicIic  Holzarten  in  notorisch  kältcrem  Klima  als  „hart" 
bczciclmct  weivlcn,  die  in  notoriscli  milderem  Klima  für  „empfindlich" 
gelten;  \vahrs(;iieinli(li  waivn  die  I'tlanzen  an  ersteren  Oertlichkeitcn 
in  fcuclitcnT  Luft  odci-  ^V4i;(m  Verdunstung  geschützt,  während  die 
enipfindlicJicM  IMlanzcn  des  wünncivii  Kliina's  gegen  Tiockniss  und 
I'^iosf  zu  kämpff'ii   liatt(,'n. 


—     369     — 

Es  ist  zu  erwarten,  dass  insbesonders  alle  Holzarten,  welche  von 
der  warmen  Kiistenzone  stammen,  simipfige  Standorte  lieben,  zu  grösseren 
Waldmassen  vergesellschaftet  leben,  gegen  die  Yereinigung  von  Trockniss 
und  Frost  empfindlich  sein  werden ;  voran  unter  den  nordamerikanischen 
Holzarten,  die  in  Frage  kommen,  stehen  die  Nadelhölzer  der  pacifischen 
Küste,  westlich  vom  Cascaden-Gebirge ;  um  diese  bei  uns  ohne  Verlust 
durch  Frost  anbauen  zu  können,  scheinen  nur  die  Küste,  das  Innere 
grösserer  Waldmassen,  feuchte  Fluss-  und  Gebirgsthäler  oder  selbst 
feuchtere  Unterlagen,  als  in  ihrer  Heimat  nötliig  sind,  geeignet;  die 
Lawsonia,  Douglasia,  die  Kiesen-Thuja,  die  Sitka-Fichte  und  Nutka- 
Cypresse  sind  unter  solchen  Yerhältnissen  völlig  fi'osthart;  fehlen  aber 
diese  Bedingungen,  dann  erfriert  sogar  die  Sitka-Fichte,  die  in  ihrer 
Heimat  an  der  Küste  Alaska's  bis  hart  an  die  Gletscher  herantritt. 

Einiges  Vermögen ,  au ch  mit  geänderten  F  e  u  c  h  t  i  g  k  e  i  t  s  - 
Verhältnissen  vorlieb  zu  nehmen,  besitzt  jede  Pflanze,  dabei  kann 
die  Feuchtigkeit  der  Luft  oder  des  Bodens,  jede  für  sich  oder  beide 
zusammen  zu-  oder  abnehmen;  die  Pflanze  reagirt  entsprechend  diesen 
Combinationen  auf  verschiedene  Weise.  Untersuchungen  über  diese 
Frage  sind  mir  nicht  bekannt.  Freilich  fehlt  mir  auch  jede  Literatur, 
um  danach  umschauen  zu  können;  so  beruhen  die  Angaben,  die  ich 
zur  Untei^tützung  der  aufgestellten  Sätze  vorbringen  kann,  auf  den 
wenigen  eigenen  Beobachtungen.  Wenn  eine  Literatur  hierüber  bestehen 
sollte,  sehr  gross  wird  sie  wohl  nicht  sein,  da  die  Feuchtigkeit  der 
Luft  als  ein  wichtiger  Faktor  im  Leben  der  Pflanze  bis  jetzt  nicht 
genügend  berücksichtigt  Avurde. 

Ist  die  Feuchtigkeit  der  Luft  am  neuen  Standorte 
geringer  als  jene  in  ihrer  Heimat,  so  kann  die  Differenz  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  durch  grössere  Wasserzufuhr  von  unten,  vom 
Boden  her  ausgeglichen  werden.  Diess  beweisen  die  mit  Bäumen 
eingefassten  Flussränder  innerhalb  der  nordamerikanischen  Prärieen; 
es  dürfte  hierin  ein  Fingerzeig  liegen,  dass  wir  eine  Pflanze,  die  aus 
luftfeuchtem  Klima  stammt,  bei  uns  kultiviren  können,  wenn  wir  ihr 
eine  etwas  grössere  Bodenfeuchtigkeit  zur  Verfügung  stellen,  damit 
sie  der  Gefahr  einer  Ueberverdunstung  im  Sommer  oder  Winter  trotzen 
kann;  ein  anderes  Mittel  ist,  dass  wir  die  Eigenverdunstung  der  Pflanze 
selbst  vennindern  entweder  durch  Anbau  derselben  an  nördlichen  Expo- 
sitionen oder  durcli  andere,  waldbauliche  Massregeln.  Die  Lawsonia 
erwächst  in  ihrer  luftfeuchten  Heimat  unter  dem  SO'^N.B.  im  vollen 
Lichte  am  besten;  bei  uns  im  trockeneren  Klima  unter  «lern  48—58"  N.B. 
gedeiht  sie  am    sichersten   unter    seitlichem  Schutze;    so    ist    es    reciit 

Dr.  Mayr.  ^^^ 


—     370     — 

gut  möglich,  dasa  auch  andere  Holzarten  in  ähnlichen  Yerhältnissen 
wenigstens  in  der  ersten  Jugendzeit  aus  schattenertragenden  für  gewisse 
Oertlichkeiten  geradezu  schattenfordernde  Holzarten  werden,  um  über 
die  Klippe  allzu  grosser  Yerdunstung  im  Sommer  und  Winter  hinweg- 
zukommen. 

Hinsichtlich  der  Empfindlichkeit  gegen  geringere  Luftfeuchtigkeit 
verhalten  sich  die  Holzarten  in  ungleicher  Weise;  an  der  Spitze  der 
Empfindlichen  stehen  ihres  anatomischen  Aufbaues  und  ihrer  Yer- 
breitung  nach  die  Angehörigen  der  Familie  der  Cy pressen.  Die  Gattungen 
Cupressus,  Tluija,  Chamaecyparis,  Libocedrus,  Thujopsis,  Biota  haben 
bekanntlich  dünne,  weiche  Längstriebe  und  Endknospen,  die  während 
der  Yegetationsruhe  unbedeckt  durch  trockene,  häutige  Schuppen,  dem 
Wechsel  von  Temperatur  und  Yerdunstung  widerstehen  müssen;  alle 
Bäimie  mit  solchen  offenen  Knospen  sind  an  ein  grosses  Mass  von 
Feuclitigkeit  der  Luft  und  des  Bodens  gebunden;  je  geringer  die 
Scliwankungen,  desto  günstiger  verhalten  sie  sich.  Dieser  Greneralregel 
folgen,  um  Beispiele  anzuführen,  die  Thuja-Arten  in  West-  und  Ost- 
amei'ika,  wie  auch  die  japanische  Thuja,  die  Lawsonia  und  Nutkacypresse 
im  Westen,  wie  die  Kugelcypresse  im  Osten,  wie  die  Chamaecyparis- 
Arten  in  Japan,  die  Libocedrus  Avie  die  Thujopsis:  die  grössten,  schönsten 
Exemplare  dieser  Holzarten  stehen  entweder  im  Gebirge,  in  den  gleich- 
mässig-feuchten  Thälern  innerhalb  der  Laubwaldregion  oder  unmittelbar 
am  Meere,  an  der  Küste;  auch  die  Cupressus  macrocarpa  und  Gove- 
niana,  die  Juniperus  wie  z.  B.  der  virginische  Wachholder,  die  so 
grossen  Spielraum  in  Luft-  und  Bodenfeuchtigkeit  besitzen,  erlangen 
ihr  Oj)timum  in  feuchten  Elussthälern  oder  hart  am  Meere. 

Allen  diesen  Holzarten  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grade  die 
Fälligkeit  iimewohnend,  sich  von  ihrem  feuchten  Gebiete  in  ungünstigere 
zu  entfernen,  ficilicli  auf  Kosten  ihrer  Wachsthumsleistungen ;  so  kann 
•/..  1>.  die  Cupressus  macrocarpa,  die  in  ihrer  Heimat  gewiss  keine 
gf.'gen  trockenere  Luft  widerstandskräftige  Form  bilden  konnte,  doch 
in  iV^v  trockeneren  und  lieisseren  Prärie  Californiens  nach  einigen 
'liiliien  künstlicher  Bewässerung  bestehen,  so  bald  sie  einmal  den  Boden 
l)eschuttet  und  ihn  so  \::^('<^i)w  übergrosse  Yerdunstung  schützt.  Auch 
die  Lawsoniii  Iml  nach  dieser  Kichtung  hin  ziemlichen  Spielraum;  wo 
im  trock-eiieren  Klima  z.  B.  bei  uns  die  Grenze  ihrer  Anbaufähigkeit 
.liegt,  ist  ohne  Experimente  wohl  kaum  zu  bestimmen;  nach  dem  natür- 
li'-li''ii  V(.i-koniineii  sollte  ni;in  tiii-  Libocedrus  die  gi'össte  Fähigkeit, 
gegen  ungünstige  [.uff-  „nd  P,odcnfeuchtigkeit  sich  hart  zu  erweisen, 
erwarten. 


—     371     — 

An  die  Ciipressineen  scliliessen  sich  die  übrigen  Nadelhölzer,  die 
robuster  gebaut  sind  und  ihre  Yegetationsspitze  mit  einer  von  Schuppen 
eingehüllten  Knospe  abschliessen ;  man  darf  daraus  scliliessen,  dass  sie 
weniger  empfindlich  gegen  geringere  Feuchtigkeit  der  Luft  sein  werden. 
Fichten,  Tannen  und  Lärchen  aus  ihrer  Yegetationszone  in  die  tiefer 
liegende  Laubholzzone  verpflanzt,  gelangen,  von  der  Küste  abgesehen, 
stets  in  lufttrockeneres  Klima;  dennoch  gedeihen  sie  dort  kräftig;  die 
Lärche,  die  schon  in  ihrer  Heimat  Kronenfreiheit  und  Luftbewegimg 
liebt,  nähert  sich  in  diesem  Punkte  am  meisten  den  Laubhölzern ;  dass 
diese  letzteren  weniger  empfindlich  als  die  Nadelhölzer  sein  werden 
so  weit  Luftfeuchtigkeit  in  Frage  konmit,  geht  schon  daraus  hervor, 
dass  sie  einen  grossen  Theil  des  Jahres  nur  einer  ganz  geringen  Yer- 
dunstung  durch  Zweige  und  Knospen  ausgesetzt  sind.  Auch  die  Ver- 
breitung der  Laabhölzer,  da  wo  die  Extreme  von  Luftfeuchtigkeit  gross 
sind,  wie  in  Westamerika,  gibt  schon  Anhaltspunkte  hiefür.  So  erklärt 
sich,  dass  Laubhölzer,  Strauchwerk,  niedere  Eichen,  die  Grenz  Vegetation 
zwischen  Wald  und  Prärie  bilden;  erst  wenn  die  Feuchtigkeit  der 
Luft  gross  genug  wird,  dass  die  Laubhölzer  zu  Bäumen  aufwachsen 
können,  beginnen  auch  einzelne  Nadelhölzer  mit  verhüllten  Knospen 
dazwischen  zu  treten,  und  erst  wo  diese  sich  zur  Erhaltung  der  Luft- 
feuchtigkeit, zur  Yemiinderung  der  eigenen  Yerdunstung  zu  dichten 
Waldmassen  zusammen  gruppiren,  erst  da  in  den  feuchten  Thälern  im 
Gebirge,  an  der  Meeresküste  erscheinen  auch  Cupressineen  mit  offenen 
Knospen. 

Den  meisten  Waldbäumen  ist  eine  gleichmässige  Luftfeuchtigkeit 
willkommen;  das  Zusammenschliessen  vieler  Individuen  zu  einem  Walde 
spricht  schon  dafür  und  bei  geeigneten  Bodenverhältnissen  ist  nirgends 
der  Wald  dichter  und  höher  entwickelt  als  an  der  Küste,  oder  in  hohen 
Elevationen,  in  kühlen,  feuchten  Gebirgsthälern,  wo  die  relative  Feuch- 
tigkeit während  des  ganzen  Jahres  so  geringen  Schwankungen  wie  an 
der  Küste  unterliegt.  Selbst  für  die  meisten  Kiefern,  die  als  Gewächse 
trockenerer  Klimate  bekannt  sind,  liegt  das  Optimum  an  der  Küste  oder 
im  hölioren  Gebirge. 

Klima,  das  luftfeuchter  ist  als  jenes  in  der  Heimat,  liat 
denselben  Einfluss  wie  jenes,  das  wärmer  ist  als  die  Heimat;  es  ver- 
anlasst die  Pflanzen  in  den  ersten  Jahrzehnten  zu  ausserordentlicli 
raschem  Wachsthum,  vorausgesetzt,  dass  der  neue  Standort  nicht  kühler 
ist  als  jener  der  Heimat.  Die  nordamerikanischen  Laubl)äume  der 
atlantischen  Kegiou  finden  sich  in  Europa  vielfach  in  luftfeuchtereni 
Klima,  sie  wachsen  überall  gut ;  da  wo  die  Wärme  genügend  ist,  sogar 

24* 


—     372     — 

vortrefflich;  die  feuchte  aber  winterlose  Küste  Californiens  behagt  ihnen 
nicht.  Die  kühlere  Küste  Oregons  und  Washingtons  scheint,  nach  den 
wenigen  vorhandenen  Exemplaren  zu  schliessen,  ihnen  ebenfalls  vor- 
trefflich zu  bekommen;  schon  früher  erwähnte  ich,  dass  die  aroma- 
reichsten Obstsorten  nach  meinem  Dafürhalten  in  continentalem 
Klima  mit  geringer  relativer  Feuchtigkeit  während  des  Hochsommers 
o-edeihen ;  der  Baum  selbst  aber  erreicht  seinen  Lebenszweck  am  besten 
in  luftfeuchtem  Klima,  dort  wächst  er  am  schnellsten,  die  Blätter  ent- 
falten sich  zu  bei  uns  ungewöhnlicher  Grösse,  die  Triebe  zu  ungewöhn- 
licher Länge,  die  Bäume  blühen  alljährlich  und  tragen  reichliche  Samen, 
freilich  in  einer  Fi  achthülle,   die  den  Kulturzwecken  nicht  entspricht. 

Ob  das  feuchtere  Klima  nicht  etwa  wie  das  wärmere  die  Zahl 
und  Energie  der  Feinde  einer  Holzart  steigert,  ist  eine  Frage  für  sich. 

Welche  Yortheile  eine  grössere  und  welche  Nachtheile  eine 
geringere  Luftfeuchtigkeit  für  die  Pflanzen  im  Kampfe  gegen  Temperatur- 
extreme mit  sich  bringen,  wurde  bereits  angeführt. 

Was  die  Bodenfeuchtigkeit  betrifft,  so  wäre  hervorzuheben, 
dass  das  Optimum  weitaus  der  grössten  Zahl  der  nordamerikanischen 
Holzarten  in  den  Flussniederungen,  auf  den  alten,  von  Flüssen  nur 
noch  durch  unterirdisches  Sickerwasser  berieselten  Geländen  liegt ;  dort 
ist  nicht  nur  der  beste,  nahrungsreichste,  sondern  auch  der  frischeste 
Boden,  dessen  Feuchtigkeit  sich  rasch  erneuert;  für  die  Holzarten 
höherer  Regionen  sind  die  besten  Standorte  wieder  die  von  den  Gebirgs- 
bächen  berieselten  Gelände.  Daran  schliessen  sich  die  Berghänge  mit 
minoral isf'h  kräftigen  Böden  und  rasch  wechselnder  Befeuchtung;  schon 
inn(Mhalb  ihrer  Verbreitimgsgebiete  entfernen  sich  die  meisten  Holz- 
arton vom  Optimum  hinweg  nach  trockeneren  Gebieten ;  einige  Holz- 
arton, wie  Eschen  z.  B.  haben  nach  dieser  Richtung  hin  einen  sehr 
engen  Spielraum,  andere  wie  Birken,  Pappeln,  Erlen  wiederum  einen 
sehr  weiten. 

Welche  Wirkungen  geringere  Bodenfeuchtigkeit  bei  steigender 
Luftfouchtigkoit  (Mooi'osküsto)  oder  geringere  Bodenfeuchtigkeit  bei 
al)FH'liniondor  Luftfeuclitigkoit  (Flachland)  oder  grössere  Bodenfeuch- 
tigkeit l)oi  grösserer  Luftfeuchtigkeit  (Gebirge)  auf  die  einzelnen  Holz- 
arton ausüben  worden,  dafür  mögen  aus  den  bisherigen  Betrachtungen 
einige  Anhaltspunkte  gewonnen  werden. 

Nach  dieser  Richtung  hin  hat  man  mit  den  Exoten  die  kühnsten 
Exporinionto  gemaclit,  z.  B.  die  Lawsonia,  Douglasia,  die  Thuja,  die 
NonhnannstJiiiiic  auf  trockoiu^ii  liorabgomagerten  Kiefernboden  gebracht, 
wu  sie  doch  wolil  nie  zu  Nutzbäumen  aufwachsen  werden. 


—     373     - 

Werden  dagegen  Holzarten  auf  Böden  gebracht,  deren  Feuchtigkeit 
gross  und  nicht  oder  nur  langsam  wechselt,  z.  B.  Erlenbruchboden, 
Eschenboden,  so  kümmern  alle  Holzarten,  ausgenommen  die  dort  hei- 
mischen; es  ist  die  Thatsache  auffallend,  dass  die  baumartigen  Holz- 
arten in  solchen  Standorten  im  östlichen  ^Nordamerika  nicht  dem 
Greschlechte  der  Erlen  angehören ;  ausser  einigen  wenigen  Laubbäumen 
wie  die  hollunderblätterige  Esche,  die  Papier-  oder  Xachenbirke  im 
Norden,  Planera  aquatica,  Nyssa  capitata,  Bhizophora,  Liquidambar, 
Jlex  Dahun  und  andere  im  Süden,  sind  es  vorzugsweise  Nadelhölzer, 
Thuja,  Chamaecyparis,  Taxodium,  die  in  solchen  Oertlicbkeiten  Bestände 
bildend  erscheinen,  Holzarten,  die  der  europäischen  Waldflora  ganz  fehlen. 

Die  Zunahme  der  erschöpften  Standorte  bei  uns  im  Walde  spricht 
dafür,  dass  wenigstens  auf  nahrungsarmen  Böden  die  Stoßentnahme 
und  Stoffzufuhr  sich  nicht  das  Gleichgewicht  halten;  Angesichts  der 
wachsenden  Schwierigkeiten,  solche  Standorte  wieder  zu  bewalden  und 
ihnen  abermals  Erträge  abzuringen,  hat  man  an  die  Exoten  gedacht 
und  von  ihnen  eine  Wiederverjüngung  der  erlahmten  Bodenkraft  oder 
eine  Aussaugung  des  letzten  Blutstropfens,  wenn  man  so  sagen  kann, 
erhoö't.  Die  Frage  der  Bescheidenheit  einer  Holzart  in  ihren  Ansprüchen 
an  die  Bodengüte  spielt  eine  grosse  Rolle  bei  der  Erwägung  der  Anbau- 
würdigkeit  einer  Holzart  vom  forstlichen  Gesichtspunkte;  doch  weil 
dabei  implicite  von  der  betreffenden  Holzart  auch  grosse  Anforderungen 
hinsichtlich  ihrer  Widerstandskraft  gegen  Hitze,  Frost  und  Ueberver- 
dunstung  gestellt  werden,  so  ist  wenig  Aussicht  vorhanden,  dass  sich 
unter  den  Exoten  eine  finden  wird,  die  bei  schlechter  Ernährung  auch 
noch  allen  Misshandlungen  der  Menschen  und  des  Klima's  Ti'otz 
bieten  kann. 

Im  Urwalde  lassen  sich  manche  Gesichtspunkte  zur  Beurtheilung 
der  Ansprüche  einer  Holzart  an  die  Bodengüte  gewinnen; 
in  ihm  stehen  die  Holzarten  nach  einem  mehrhundertjährigen  Kampfe 
um's  Dasein  auf  ihren  speciellen  Standorten;  der  Kampf  unter  den 
erwachsenen  Individuen  wenigstens  ist  nahezu  zum  Stillstande  gekommen ; 
es  ist  bemerkenswerth ,  dass  auf  geringen  Bodenarten,  mit  unverwit- 
terten kiesigen  oder  reichlich  sandigen  (kieselsäurehaltigen)  Bestand- 
theilen  von  der  subtropischen  bis  zur  kühlen  Waldvegetation  die 
Kiefer  fast  alle  übrigen  Holzarten  verdrängt  hat;  eine  Erscheinung, 
die  mich  veranlasst  hat,  die  Kiefer  überhaupt  als  Vertreterin  anderer 
Holzarten  aufzufassen,  da  wo  den  letzteren  der  Boden  zu  goringwerthig  ist. 

Mir  sind  nur  wenige  Fälle  bekannt,  in  denen  ausgeprägt  gering- 
werthige  Sandböden    auch   einem  Laubhulzbaume    noch    genügten ;    so 


—     374     — 

betreten  Fraxinus  viridis  und  Caiya  porcina  die  nur  wenig  feuchteren 
Einsenkungen  in  Kiefernbeständen;  Quercus  nigra  Catesbaei  und  falcata 
nehmen  als  Sträucher  oder  Halbbäume  noch  mit  den  trockeneren  kiesig- 
sandigen Hügelzügen  vorlieb,  die  ein  Oberholz  von  Kiefern  wie  die 
australis,  auch  inops,  mitis  und  rigida  bedeckt.  Bemerkenswerth  ist 
in  dieser  Richtung  mich  die  Quercus  dentata,  jene  japanische  Eiche, 
welche  die  grössten  Blätter  und  den  knorrigsten  Stamm  besitzt ;  die 
Eiche  überkleidet  nicht  nur  die  Sandkegel  der  niederen  Vulkane  der 
Inseln  Eso  oder  Hokkaido,  sondern  bewohnt  selbst  den  Dünensand  der 
Küste;  wo  sie  vom  Winde  zur  Seite  geblasen,  ganz  nieder  bleibt  und 
mit  ihren  Aesten  an  der  Erde  liegt;  doch  sobald  vorliegende  Hügel 
oder  Felsenblöcke  gegen  den  Wind  Schutz  bieten,  erhebt  sie  sich  zu 
ganz  respektablen  Dimensionen.  Sandböden,  wenn  auch  arm  an  Nähr- 
stoffen, aber  reich  an  Sickerwasser  und  mit  grosser  Luftfeuchtigkeit 
bedachte  Lagen  Averden  in  Nordamerika  von  Chamaecyparis-Arten,  von 
Thuja,  in  Japan  von  Thujopsis  bevorzugt,  welche  Holzarten,  da  Schatten 
ertragend,  keine  Licht  liebenden,  für  solche  Standorte  passenden  Laub- 
hölzer (Erlen)  aufkommen  lassen. 

Selbst  unter  den  Kiefern  bestehen  wieder  Yerschiedenheiten  hin- 
sichtlich ihrer  Ansprüche  an  die  Bodengüte;  ich  erinnere  an  die  Ab- 
bildung eines  Profiles  durch  eine  Kieferninsel  in  Wisconsin,  wo  die 
Weymoutliskiefer,  welche  die  stärksten  und  höchsten  Dimensionen 
erreicht,  den  besten,  die  amerikanische  Rothkiefer  den  mittelguten  und 
die  kleinste  von  den  drei  Kiefern,  die  Banksiana,  die  trockeneren, 
ärmeren,  hochgelegenen  Sandböden  einnimmt.  Analoge  Verhältnisse 
bestellen  zum  Beispiel  auch  an  der  Küste  von  Florida;  die  stattliche 
Cubakicfer  behauptet  den  besseren,  tiefer  liegenden,  frischeren  Sand- 
boden, die  kleiner  bleibende  clausa  den  trockeneren,  ärmeren,  oft  noch 
bow('gli(;lion  Sandboden;  in  den  AUeghanies  occupirt  die  Pechkiefer 
(rigida)  die  mitis  und  inops  den  besseren  sandig-kiesigen  Boden,  auf 
dem  noch  die  Laubhcilzer  gut  fortkommen,  überlässt  dagegen  trockenere, 
laubholzarme  Hügelköpfe  der  niedrigen,  astreichen  Stechkiefer  (pungens). 

Audi  der  Westen  bietet  Beispiele  der  Art,  die  niederen  Kiefern 
der  Soction  Parrya  sind  alle  auf  tro(;kcnen,  heisscn,  kiesig-sandigen 
Oertliclikeiten  heimisch,  wählend  die  frischeren  Thäler  mit  dem  besseren 
Boden  ein  Kiefernwald  mit  stattlichen  nutzbaren  Schäften  erfüllt;  die 
Coulters-Kiefer  geht  der  Stechkiefer  des  Ostens  genau  parallel;  auch 
auf  den  trockenen,  kiesigen  Hügel k()pfen  heimisch,  ist  sie  ästig  und 
niedrig  im  Vergleiche  mit  den  den  besseren  und  friscli(M-en  Boden 
bewohnenden  Zuckerkiefern  und*  Jeffrey 'sehen  Kiefern. 


—     375     — 

Es  erhellt  daraus,  dass  die  Bäiinie,  welche  die  geringsten  Ansprüche 
an  die  Bodengüte  stellen,  auch  die  geringsten  Dimensionen  überhaupt 
erreichen;  man  kann  nicht  sagen,  die  geringen  Dimensionen  sind 
Folgen  des  geringen  Standortes,  denn  eine  Banksia,  eine  pungens-Kiefer 
bleibt  niedrig,  auch  wenn  sie  auf  den  vorzüglichsten  Boden  gebracht 
wird,  so  gut  wie  ein  Strauch  auch  auf  dem  besten  Boden  Strauch 
bleibt  und  nicht  Baum  wird.  Unter  den  Bäumen  zweiter  und  dritter 
Grösse  haben  Avir  uns  daher  umzusehen,  wenn  wir  Pflanzen  mit  geringen 
Ansprüchen  an  die  Bodengüte  suchen ;  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
diese  bescheideneren  Holzarten  auf  geringeren  Böden  mehr  leisten 
werden,  als  z.  B.  unsere  einheimische  Kiefer,  da  sie  dort  wohl  länger 
lebensfähig  sind  und  somit  auch  längere  Zeit  einen  beachtenswerthen 
Holzzuwachs  beibehalten  werden. 

Dass  auch  Bäume  erster  Grösse  in  den  ersten  Jahrzehnten  ihres 
Lebens  bescheiden  sein  können,  eben  so  lange  sie  noch  ihrer  Dimension 
nach  Sträucher  oder  Bäume  dritter  Grösse  sind,  ist  nicht  wunderbar; 
ob  sie  aber  II.  und  I.  Grössendimensionen  erreichen,  hängt,  vom  Klima 
abgesehen,  von  der  Güte  des  Bodens  ab.  Dass  die  riesenhaften  Pinus 
ponderosa,  Jeffreyi,  die  Thuja  imd  andere  in  der  Jugend  bescheiden 
sind,  berechtigt  nicht  zum  Schlüsse,  dass  sie  auf  den  mageren  Böden 
eine  grössere  Rente  abwerfen  als  unsere  einheimische  Kiefer.  Es  dürfte 
hier  das  Gesetz  sich  geltend  machen,  dass  ein  Standort  eine  bestimmte 
Gewichtsmenge  Holzsubstanz  zu  erzeugen  vermag ;  von  einer  Holzart 
mit  schwerem  Holze  erhalten  wir  daher  nur  sehr  geringes  Volumen, 
von  einer  solchen  mit  sehr  leichtem  Holze  dürfen  wir  ein  grösseres 
Volumen  erwarten ;  die  Gelbkiefer,  Jeffrey's  Kiefer,  Pinus  rigida  haben 
ein  Holz,  das  im  specifischen  Gewichte  dem  unserer  Kiefer  sehr  nahe 
steht;  dass  sie  in  gleicher  Zeit  zu  höheren  Bäumen  aufwachsen  werden 
als  unsere  Kiefer,  dass  sie  in  gleicher  Zeit  mehr  Holz  produciron 
werden  als  unsere  Kiefer,  erscheint  mir  unwahrscheinlich.  Viel  wahr- 
scheinlicher ist  es,  dass  die  Weymouthskiefer  mit  ihrem  leichten  Holze 
auf  demselben  Boden  in  gegebener  Zeit  grössere  Volumina  Holz  produ- 
ciren  wird  als  die  genannten  und  die  europäische  Kiefer. 

Dass  das  Optimum  der  weitaus  grössten  Zahl  der  Holzarten  auf 
dem  besten,  mineralisch  kräftigsten,  frischen,  lockeren  Boden  liegt,  den 
allmählig  die  Landwirthschaftan  sich  ziehen  wird,  geht  aus  der  speciellen 
Betrachtung  der  Holzarten  heiTor ;  aber  schon  innerhalb  des  Verbreitungs- 
bezirkes entfernen  sich  die  verschiedenen  Holzarten  nach  geringeren 
Standorten  hin  verschieden  weit;  am  weitesten  streichen  in  Nordamerika 
unter  den  Laubhölzern  Birken   und  Pappeln,  Holzarten,  mit  denen  die 


—     376     — 

Natur  seit  Urzeiten  vom  Optimiiui  im  tiefgründigen,  nahrnngsreichen 
Boden  liinweg  Anbauversnche  vermittels  des  Windes  vorgenommen  hat. 

Es  ist  somit  nicht  überraschend,  wenn  im  Allgemeinen  leicht- 
samige  Holzarten  eine  grössere  Anpassungsfähigkeit  an  heterogene 
Standorte  zeigen  als  schwersamige,  da  sich  bei  letzteren  diese  Fähigkeit 
durch  das  Fallen  des  Samens  auf  den  Boden  der  Mutterpflanze  nicht 
oder  nur  schwierig  durch  Yermittelung  von  Thieren  entwickeln  konnte. 

Dagegen  sehen  wir,  besonders  im  Westen,  eine  Keihe  von  Holz- 
arten mit  leichtem  Samen  wie  Sequoia,  Chamaecyparis ,  die  nur  ganz 
lokale  Yerbreitung  gefunden  haben;  es  dürfte  daran  aber  wesentlich 
die  Schwierigkeit  schuld  tragen,  die  zahlreichen,  breiten  Präriestreifen, 
welche  das  dortige  Waldgebiet  zerstückeln,  zu  überschreiten. 

Theilweise  Hand  in  Hand  mit  der  Schwersamigkeit  geht  die  Yer- 
theilung  der  Holzarten;  auch  diese  gibt  Anhaltspunkte  für  die  Beur- 
theilung  der  Ansprüche  einer  Holzart.  Holzarten,  die  nur  in  einzelnen 
Individuen  dem  Walde  eingesprengt  sind,  werden  wohl  anspruchsvoller 
sein  als  solche,  welche  waldbildend  über  grosse  Flächen  hinweg,  ohne 
Unterschied  der  Yerschiedenheiten  des  Bodens  in  Feuchtigkeits-  und 
geognostischen  Yerhältnissen  sich  verbreiten. 

So  gibt  es  keine  reinen  Waldbestände  vom  Wallnussbaume ,  von 
der  Hickory,  Gleditschie,  oder  einer  Art  von  Eichen  in  Nordamerika; 
letztere  bilden  Gruppen  von  geringer  Ausdehnung  oder  sind  wie  stets 
die  erst  Genannten  nur  einzeln  dem  Urwalde  eingemengt;  dagegen 
sind  reine  Bestände  in  grösster  Ausdehnung  von  Birken  und  Pappeln 
in  Canada  bekannt.  Auch  die  schwer-  und  leichtsamigen  Kiefern  kann 
man  hier  anziehen,  indem  die  in  isolirten  Individuen  aufwachsenden 
Angehörigen  der  schwersamigen  Sectionen  Cembra  und  Parrya  am 
wenigsten,  die  leichtsamigen  und  waldbildenden  Kiefern  aus  den 
Secti(men  Pinaster  und  Banksia  am  ehesten  mit  nahrungsarmem  Sand- 
boden vorlieb  nelmien. 

In  einem  früheren  Kapitel  habe  ich  hervorgehoben,  dass  eine  Holzart 
innerlialb  ihres  Optimums  mehr  oder  weniger  bodenvag,  ausserhalb 
desselben  dagegen  an  Boden  von  specifischer  Beschaffenheit  gebunden 
ist;  es  ist  gut  nifiglicli,  dass  Holzarten,  die  wir  bei  uns  anbauen,  gerade 
\s('\\  si(!  in  ein  Gebiet  gebracht  werden,  das  sich  klimatisch  nicht  mit 
iln-cni  Optimum  de(;kt,  specifis(;he  Standortsansprüche  erheben  werden, 
<li<'  für  viele  Holzarten  noch  nicht  genügend  erforscht  sind. 

Aus  der  folgenden  Gegenüberstellung  des  nordamerikanischen 
und  europäischen  Klima's  möge  entnommen  werden,  ob  eine  Holzart 
da,  wo  wir  sie  anbauen  wollen,  innerhalb  oder  ausserhalb  ihres  Optimums 


—     377     — 

oder  selbst  ihres  Yerbreitiingsbezirkes  zu  stehen  kommt;  ich  glaube 
nicht,  dass  es  einen  Werth  hat,  eine  Holzart  auf  geringerem  Boden 
zu  versuchen,  wo  dieser  noch  überdiess  ausserhalb  des  Optimums 
der  betreffenden  Holzart  liegt.  Wo  immer  wir  in  Deutschland  die 
Wallnüsse,  die  Hickory,  die  Eichen  (von  bicolor  abgesehen),  anbauen 
werden,  gelangen  diese  Holzarten  in  ein  Gebiet,  das  ausserhalb  ihres 
klimatischen  Optimums  liegt ;  es  dürften  kaum  finanziell  günstige 
Resultate  zu  erwarten  sein,  wenn  wir  die  Versuche  auf  anderen  Stand- 
orten als  den  wärmsten,  tiefgründigsten  imd  nahrungsreichsten,  die 
wir  überhaupt  noch  besitzen,  anstellen.  Dass  Hickory-  und  Wallnuss- 
bäume  auch  in  der  nördlichen  Hälfte  des  atlantischen  Laubwaldes,  der 
klimatisch  mit  dem  Yerbreitungsgebiete  unserer  Eiche  sich  deckt,  zu 
Nutzbäumen  aufwachsen,  lehrt  ein  Blick  in  diese  Waldungen ;  dass  sie 
aber  dort  insbesonders  auf  geringeren  Böden  ein  poröses,  weiches  Holz 
bilden,  zu  dessen  Erzeugung  überdiess  eine  Zeit  nötliig  ist,  während 
welcher  eine  andere  Holzart  rentabler  forstlich  arbeiten  würde,  zeigt 
jeder  Quersclmitt  durch  den  Schaft  dieser  Bäume.  Bei  dem  grossen 
Holzwerthe  dieser  Laubhölzer  ist  in  unserem  wärmsten  Waldgebiete 
kein  Boden  für  sie  zu  gut ;  dagegen  vermeide  man  es,  die  ausländischen 
Eaefern  auf  den  besten  Boden  des  Waldes  zu  bringen,  denn  wohl 
keine  der  ausländischen  Kiefern,  die  bei  uns  aufwachsen, 
erzeugt  ein  besseres  Holz  als  die  einheimische.  Wenn  wir 
ihnen  guten  Boden  geben,  werden  sie  wohl  sehr  kräftig  wachsen,  aber 
wie  früher  erwähnt  auf  Kosten  der  technischen  Qualität  ihres  Holzes ; 
ihre  vegetative  Kraft  äussert  sich  in  der  Zertheilung  des  Schaftes,  in 
einer  Verbreiterung  der  Ast-  und  Kronenbildung,  welche  vom  foi*st- 
lichen  Standpunkte  wohl  nie  willkommen  sein  werden. 

Auf  alle  einzelnen  Faktoren ,  welche  die  Güte  des  Standortes 
bedingen,  hier  einzugehen,  ist  nicht  möglich.  Es  soll  hier  noch  kurz  der 
geologischen  Abstammung,  der  chemischen  Zusammensetzung 
der  Böden  gedacht  werden;  diese  gewinnt  an  Gewicht,  für  den  Wald 
wenigstens,  wo  es  sich  um  heruntergebraclite  oder  einseitig  constituirte 
Böden  handelt.  Auf  mineralisch  kräftigen  Böden  gedeihen  cot.  par. 
alle  Holzarten,  auf  Böden  von  einseitig  chemischer  Beschaffenheit  nur 
wenige;  so  ertragen  die  Kiefern  kieselsäure-reichen  Boden  am  besten; 
kalki'eiche  Böden  bevorzugen  die  Fraxinus  quadranguhita,  Magnolia 
macrophylla,  die  nordamerikanische  Buche;  auf  Alkali  überreichen 
Böden  fehlt  jede  Holzart;  dass  einer  Holzart  innerhalb  des  Optimums 
die  chemische  Zusammensetzung  mehr  oder  weniger  gk^ichgiiltig  ist, 
dass    sie    dagegen    ausserhalb    desselben    an    bestimmte,    mineralische 


—     378     — 

Ziisammensetziin^-en  gebunden  sein  kann,  ich  erinnere  nn  unsere 
Buchen,  an  die  Cryptomeria,  Avurde  früher  erwähnt. 

Im  lieimatlichen  Urwalde  erwächst  eine  Holzart,  geschützt  und 
gepflegt  gogon  äussere  Unbilden,  aber  auch  zugleich  bedrängt  durch 
den  ]ilitbewcrb  von  seit  urdenklichen  Zeiten  geAvöhnten  Nachbarbäumen ; 
in  die  Fremde,  unter  fremde  Holzarten  und  in  Mitbewerb  mit  diesen 
gebracht,  ändert  sich  der  der  Pflanze  gebotene  Schutz  wie  auch  der 
Kampf  um  die  Existenz;  dass  dieses  neue  Avaldbauliche  Yer- 
hältniss  das  Gedeihen  des  neuen  Ankömmlings  sehr  wesentlich  be- 
einflussen Avird,  ist  voraussichtlich.  Wie  weit  dadurch  die  Sicherheit 
des  Aufwuchses,  der  Zuwachs,  das  Samenerträgniss  einer  Holzart 
berührt  wird,  kann  man  heute  nur  vermuthen.  Es  lässt  sich  z.  ß. 
heute  noch  nicht  bestimmen,  Avie  die  Lawsonia  sich  A^erhalten  Avird, 
Avenn  sie  in  Minorität  einem  Fichten-,  Tannen-  oder  Kiefernbestande 
beigemischt  Avird;  denn  einmal  findet  sich,  was  bemerkenswerth  ist, 
die  LaAvsonia  in  ihrer  Heimat  nie  zusammen  mit  Kiefern,  ihre  An- 
sprüche sind  also  gar  nicht  die  gleichen,  anderseits  ist  die  Lawsonia, 
wo  sie  auftritt,  entAveder  in  Majorität,  Douglasia  und  Tannen  sind  in 
Minorität,  oder  sie  erscheint  einzeln  in  Douglasia-ßeständen,  einer 
Holzart,  die  AA-eder  mit  der  Fichte  noch  mit  der  Tanne  in  Parallele 
gestellt  Averden  kann. 

Dazu  kommt  ferner,  dass  alle  nordamerikanischen  Holzarten  aus 
10 — 15^^  südlicherer  Breite  stammen,  somit  einer  intensiveren  Licht- 
II II  (1  War  m  e  w  i  r  k  u  n  g  ausgesetzt  sind,  als  den  Bäumen  des  deutschen 
Waldos  wenigstens  geboten  ist;  diese  erfreuen  sich  zAvar  einer  länger 
dauernden  Beleuchtung,  allein  diese  Ycrlängerung  gleicht  die  Differenz 
in  der  Intensität  nicht  aus,  da  der  deutsche  Sommer  zu  oft  durch 
BcAvölkung  getrübt  und  somit  ärmer  an  Wärme  und  Licht  ist;  so 
Avei'den  wohl  Laiibhölzer,  die  in  Nordamerika  eine  ziemliche  Bescliattung 
ertragen  können  -  die  jungen  Eichen  und  Hickory  fallen  in  diesem 
Punkte  auf  —  bei  uns  volles  Licht  verlangen.  Was  die  Avestlichen 
Nadelhölzer  betiifft,  werden  Avir  in  Deutschland  wohl  auf  einigen 
Zuwachs  in  der  eisten  Jugendzeit  verzicliten  müssen,  um  sie  durch 
seit  liehe  Bcscliiinmiig  über  die  Frost-  und  Trocknissgefahr  hinweg- 
ziihiiiigen;  dagegen  sollen  die  nordamerikanischen  Laubliölzer  völlig 
irei  aufwachsen,  um  von  Wärme  und  Licht  unserer  Sonne  möglichst 
viel  zu  gewinnen. 

Kill  letzter  Punkt,  d(;r  zu  erwägen  bleibt,  ist  das  voraussicht- 
liche Veihalten  der  nordanuM-ikanischen  Holzarten  in  unserem  Walde 
gegenüber  den  thierischen   und   pflanzlichen   Feinden. 


—     379     — 

Im  Samen  kann  keine  der  Krankheiten  in  der  Heimat,  die  auf 
äussere  Ursachen  zurückzuführen  sind,  in  die  neue  Heimat  mitgebracht 
werden,  wolil  aber  Avandern  im  Samen  die  Dispositionen  für  gewisse 
Krankheiten,  wie  sie  in  der  Langsamwüchsigkeit  einer  Holzart,  in  der 
geringen  Ueberwallungsfähigkeit,  in  der  Zeit,  in  der  eine  Pflanze  sich 
belaubt  und  dergleichen  liegen  können;  dagegen  ist  es  wohl  möglich, 
dass  äusserlich  am  Samen  als  Yerunreinigung  anhaftende  Theile  des 
Krankheitsträgers  mit  in  die  neue  Heimat  verschleppt  werden ;  so 
sind  z.  B.  auch  Peronospora  viticola  oder  die  Keblaus  zu  uns  gelangt; 
auf  solche  Weise  kam  auch  Lophodermium  baculiferuni  nach  Ost- 
Amerika.  Lebende  Exemplare,  die  alle  Feinde  des  Jugendstadiunis 
beherbergen  können,  kommen  selten  zu  uns. 

Dass  den  nordamerikanischen  Holzarten  eine  grössere  AYiderstands- 
kraft  als  den  inländischen  Holzarten  gegen  Feinde  überhaupt  inne- 
wohnt, ist  möglich,  aber  durchaus  nicht  nöthig  und  auch  nicht  wahr- 
scheinlich. Im  Urwalde,  der  aus  verschiedenen  Holzarten  von 
verschiedenen  Altersstufen  gemischt  ist,  fehlen  die  verheerenden 
Epidemien,  wie  sie  Pilze  hervorrufen  können;  dass  dagegen  die 
Insekten  sehr  empfindlich  schaden  können,  beweisen  die  Cicaden,  die 
Galleruca  im  atlantischen  Walde. 

Es  fehlt  nicht  an  Anzeichen,  dass  die  Exoten  bei  uns  sogar  mehr 
Feinde,  haben  als  in  ihrer  Heimat;  vom  Menschen  abgesehen,  der  ohne 
Ueberlegung,  nur  durch  die  Neuheit  der  Pflanze  gereizt,  von  den 
exotischen  Pflanzen  gerne  Zweige  oder  Gipfel  bricht  oder  abschneidet, 
sind  Exoten  wahre  Leckerbissen  für  die  Thiere  des  Waldes,  vom  Reh 
angefangen  bis  herab  zu  den  Mäusen;  Reh  und  Hasen  lieben  so  sehr 
die  seltenen,  aromatischen  Delicatessen,  dass  es  eine  Verschwendung 
von  Geld  und  Zeit  ist,  Exoten  erziehen  zu  wollen,  wo  man  diese  nicht 
gegen  diese  Thiere  schützen  kann  oder  will ;  dass  auch  Käfer  sowie 
andere  Insekten  Geschmack  an  den  Exoten  finden  dürften,  ist  mit 
Recht  zu  befürchten. 

Was  die  Pilze  betrifft,  so  sind  sie  sclion  in  Nordamerika  in 
grosser  Zahl  an  den  Exoten  schmarotzend;  dass  ich  selbst  nur  so 
wenige  fand,  hat  seinen  Grund  darin,  dass  ich  jedesmal  nur  wäln-end 
einer  kurzen  Zeit  des  Jahres  (August  bis  Dezember)  die  AVaklungcn 
durchmusterte.  Dass  mehrere  unserer  einheimischen  Parasiten  die 
Exoten  bei  uns  befallen,  ist  bereits  melirfacli  nachgewiesen. 

So  sind  Agaricus  melleus,  Tranu^tos  radiciperda,  die  beiden 
AVurzelparasiten  an  den  Weymouth-Kiefern  im  Yeriiältnisse  zu  der 
Individuenzahl  dieser  häufiger    als    an  irgend    einer  anderen  Conifere; 


—     380     — 

auch  für  die  Douglasia  und  Lawsonia  sind  sie  als  Feinde  befunden 
worden.  Nach  meinen  Beobaclitungen  in  Nordamerika  steht  zu  be- 
fürchten, dass  auch  Trametes  Pini  an  nordamerikanischen  Fichten, 
Lärchen,  an  Douglasia  und  Strobus  sich  einfinden  Averden,  so  bald 
diese  gross  genug  sind;  in  der  That  war  der  innerste  Kern  der  mir 
von  Ansbach  zugesandten  Weymouths-Kiefer  von  Trametes  Pini  zerstört ; 
ebenso  werden  die  nordamerikanischen  Eichen  von  Polyporus  sulphureus, 
Telephora  Perdix  und  Pol.  igniarius,  die  Ahornarten  von  Pol.  applanatus 
und  Rhytisma  acerinum,  die  Birken  von  Pol.  betulinus,  die  Wallnuss- 
bäume  von  Pol.  sulphureus  befallen  werden,  wie  diese  und  andere 
Beispiele  aus  dem  ,,Anhange  5'^  entnommen  werden  mögen. 

Den  Reigen  der  Beobachtungen  und  Studien  über  Krankheiten 
der  Exoten  bei  uns  in  Europa  hat  von  Tube  uf  (I.e.)  eröffnet  mit  einer 
Botrytis  Douglasii. 

Die  Krankheit  Avurde  an  meines  Yaters  und  meinen  Pfleglingen 
in  Grafrath,  die  wir  ungezählte  Male  besuchten,  beobachtet.  Ich  darf 
wohl  sagen,  dass  auch  uns  die  Krankheit,  die  sich  schon  Anfangs 
Angust  zeigte,  nicht  entgangen  war.  Allein  wir  hielten  die  Botrytis 
ohne  sie  weiter  zu  untersuchen,  für  die  gemeine  cinerea  (Peziza 
sclerotiorum),  die  zwei  Jahre  früher  im  April  1885  in  dem  benach- 
barten Pflanzgarten  hunderte  von  nordamerikanischen  und  japanischen 
Exoten  tödtcte,  die  aus  Mangel  genügender  Erfahrung  zum  Schutze 
gegen  Winterfröste  allzu  stark  mit  Tannenreisig  eingedeckt  worden 
waren.  Ganze  Reihen  der  zum  Theile  sehr  seltenen  Pflanzen  waren 
damals  dicht  übersponnen  von  dem  grauen  Mycel  einer  Botrytis,  ganz 
so  wie  es  v.  Tubeuf  für  die  unter  Glasglocken  gehaltenen  Douglasia 
und  andere  Pflanzen  erwähnt;  ich  hielt  damals  die  Botrytis,  freilich 
ohne  Beweise  zu  besitzen,  für  identisch  mit  einer  Botrytis,  die  mir 
in  Kloinflottbeck  als  gefährliche  Feindin  der  jungen  Sequoien  gezeigt 
wurde,  (h-ren  Gipfel  und  Seitentriebe  sich  krümmten  und  braun  wurden. 
Da  die  Beschreibung  der  Krankheit  an  den  Douglasia  in  Grafrath  einen 
für  mich  wichtigen  Punkt  nicht  berührt,  muss  ich  etwas  bei  der 
Genesis  der  Pflanzen  und  der  Pflanzung  hier  verweilen. 

Der  Same  aus  (l(.'m  die  Pflanzen  aufgezogen  wurden,  war  von 
•'•  l^'oth  im  Frülijahre  1883  als  „frosthart"  geliefert  worden;  das 
Will-  vollständig  richtig,  keine  einzige  der  Pflanzen  entwickelte  einen 
.iohannitricb.  Sie  wurden  im  ersten  Jahre  darauf  (1884)  leider  etwas 
Jeu  spät  —  im  Mai  —  versciuilt;  die  bereits  gestreckten  Knospen 
vertrockneten  und  die  ganze  Vegetation  bestand  in  der  Anlage  neuer 
Knospen  für  das  kommende  Jahr.     Sie  blieben    aber    auch    in  diesem 


-     381     — 

Jahre  (1885)  niedrig,  mehrere  gingen  ein  und  wurden  mit  einjährigen 
Douglasiapflanzen  ersetzt ;  im  folgenden  Jahre  1 886  starb  wiederum 
eine  Anzahl  ab  —  ob  durch  die  später  beobachtete  Botrytis  hat  mein 
Yater  (ich  selbst  war  im  Herbste  1885  und  1886  im  Auslande)  nicht 
constatirt.  Die  leeren  Stellen  Avurden  mit  jüngeren  Douglasia's  aus- 
gefüllt. Der  Stand  der  Pflanzung  im  Sommer  1887  war  nun  der,  dass 
die  übriggebliebenen  Frostharten  yom  Jahre  1883,  die  durch  etwas 
Bereiftheit  (v.  Glauca)  auffielen,  etwa  20 — 30  cm  Höhe  erreicht  hatten, 
während  die  ein  selbst  zwei  Jahre  jüngeren  Pflanzen,  die  alljährlich 
Johannitriebe  schoben  (Küsten-Douglasia),  das  Zwei-  und  Dreifache  in 
Höhe  zeigten.  Das  Auffallende  w^ar  nun,  dass  die  Krankheit  im 
Spätsommer  1887  zumeist  die  niedrig  gebliebenen  glauca's  befiel,  deren 
Gipfel  und  Seitentriebe  getödtet  wurden;  die  Gipfel  und  höheren  Aeste 
der  grossen  Pflanzen  aber  blieben  völlig  verschont.  Es  war  offenbar 
nur  unmittelbar  über  dem  Boden  die  Luft  feucht  genug  zur  Infection 
und  Entwicklung  des  Pilzes;  der  Yortheil  den  die  glauca- 
Yarietät  gegen  Frost  gewährte,  Avar  reichlich  wieder 
verloren  durch  den  Entgang  an  Zuwachs  und  die  Yer- 
stümmelung  durch  den  Pilz. 

Für  unsere  Kenntnisse  der  Anbaufälligkeit  der  nordamerikanischen 
Holzarten  in  Deutschland  bilden  die  von  Forstrath  Weise  veröffent- 
lichten amtlichen  Erhebungen*)  das  Alpha  und  Omega;  um  den  Werth 
derselben  zu  erhöhen,  wäre  vielleicht  eine  abermalige  Enquete  mit 
Einschluss  der  inzwischen  im  Walde  reichlich  gesammelten  Erfahrungen 
geeignet;  insbesonders  aber  wären  solche  Oertlichkeiten,  in  denen 
Empfindlichkeit  der  Exoten  gegen  Frost  oder  Hitze  konstatirbar  sind, 
eingehend  nach  ihren  klimatischen  Yerhältnissen  zu  beschreiben,  ins- 
besonders aucli  das  Yerhalten  der  einheimischen  Holzarten  an 
solchen  Oertlicbkeiten  zu  berücksichtigen.  Schon  J.  Booth**)  hat 
darauf  hingewiesen,  dass  die  Resultate  der  Erhebungen  ,,für  den  Wald 
direkt  nur  bedingt  anwendbar"  sind.  In  der  That  haben  die  exotischen 
Holzarten  die  gehegten  Erwartungen  ausserhalb  des  Waldes  ent- 
täuscht, dagegen  unerwartete  Eigenschaften  im  Walde  selbst  gezeigt. 
Die  meisten  Berichte  stammen  aus  botanischen  Gärten  oder  Park- 
anlagen, die  in  oder  in  der  Nähe  von  Städten  gelegen  sind,  die  be- 
kanntlich   wieder    alle    ein    breiter   Streifen    von    entblösstem   Gebiete 


*)  Das   Vorkommen   gewisser,   fremdliiiulischer   Ilolzartoii   in   Deiitscliland, 
nach  amtliclien  Erliel)ungen,  Berlin  1882.  Springer. 

**)  Die  Natnralisation  ansliindischer  Waldbäume  in  Deutschland,  Berlin  lS8iV 
Springer. 


—     382     — 

umgibt.  Dem  Rauch,  Staub  und  verschiedenen  Gasen  ausgesetzt, 
sind  diess  kaum  die  richtigen  Oertlichkeiten  um  zuverlässige  Angaben 
zu  liefern.  AVollte  man  z.  B.  im  botanischen  Garten  in  München  Er- 
hebungen pflegen  über  das  Verhalten  der  Fichte  (Picea  excelsa)  und 
Tanne  (Abies  pectinata)  auf  der  bayerischen  Hochebene,  so  würde  man 
die  merkwürdigen  Beobachtungen  referiren  können,  dass  beide  Holz- 
arten alljäln'lich  im  Winter  die  Nadeln  bräunen  und  verlieren, 
kümmern,  kaum  20'  hoch  werden  und  somit  in  der  bayerischen 
Hochebene  weder  vom  forstlichen  noch  vom  dekorativen  Standpunkte, 
weder  anbaufähig  noch  anbauwürdig  sind !  Auch  Gärten  und  botanische 
Anlagen,  die  mehr  als  1  Kilometer  vom  Walde  entfernt  sind,  geben 
keine  zuverlässigen  Resultate  für  den  Wald  selbst;  wenn  es  sich  um 
Aufforstung  von  öden  Gründen,  Wiesen,  kahlen  Hängen  und  der- 
gleichen handelt,  sind  Beobachtungen  von  solchen  Oertlichkeiten 
brauchbar.  Selbst  Pflanzschulen  im  AValde,  wenn  ihre  Grösse  etwa 
^/o  ha  übersteigt,  sind  nicht  ganz  zuverlässig.  Yersuche  in  solchen 
Kämpen  verhalten  sich  wie  Anbauversuche  auf  übergrossen  Kahl- 
schhigen,  in  Frostlöchern;  die  Resultate  sind  daher  verwendbar,  wenn 
es  sicli  um  Fragen  handelt,  die  in  einem  richtigen  forstwirthschaft- 
lichen  Betriebe  übei'haupt  nicht  gestellt  sein  sollten. 

Nichts  beweist  besser  die  Unnatürlichkeit  der  meisten  Standorte, 
in  (h'non  bislior  die  Exoten  kämpfen  mussten,  als  wenn  man  solche 
Mai-odeure  aus  den  Städten  und  öffentlichen  Gärten  wiederum  in  den 
Wald  verbringt.  Der  Wald,  ihre  Heimat,  wirkt  wie  ein  heilkräftiges 
Sanatoi'ium;  die  Benadolung  der  Conifercn  —  und  diese  sind  am 
('mj)fin(llichsten  von  allen  Waldbäumen  —  werden  nochmal  so  gross, 
dunkelgi-iin,  schon  im  nächsten  Jahre  erhebt  sich  ein  kräftiger  Längs- 
trieb. Meine  Patienten  aus  München  habe  ich  nur  eine  Balmstunde 
weit  mitten  in  den  Wald  nach  Grafrath  geschleppt  und  alle  haben  sich 
wieder  eiliolt  mit  Ausnahme  derer,  die  zur  Zeit  der  Pflanzung  im 
Frühjahre  bereits  den  grössten  Tlieil  der  Benadelung  ei ngebüsst  hatten; 
fieilich  wurde  })(n  ihrer  Auspflanzung  im  Walde  auch  auf  den  passenden 
Standort  gel)ühi'end  Rücksiclit  genommen,  ein  weiterer  Umstand,  dessen 
lieachtung  in  botanischen  (jlärten  und  meist  auch  in  Parkanlagen  ganz 
wegfällt. 

In  den  kleinen  IMlanzgärten  meines  Vaters  in  Grafrath,  530  Meter 
ühfr  dem  Moere,  ;in  der  Grenze  v(m  Laub-  und  Nadelwald  gelegen, 
ist  von  den  zum  Anbau  lMn[)fohlenen  noch  k(*in(*  erfroren.  Durch 
den  lI(K'hwald  seitlieh  gesehiitzt,  liaben  sieh  alle  Künsteleien  zui' 
Aufzucht    der    Exoten     wie    Deckung     und    eigene    Behandlungsw.eise 


—     383     — 

als  überflüssig  erwiesen.  Haben  doch  unter  solchen  Verhältnissen 
japanische  Laub-  und  Nadelhölzer,  darunter  die  empfindliche  Crypto- 
meria  japonica,  Temperaturen  von  —  25^  im  Winter  Widerstand  ge- 
leistet*); auch  die  als  empfindUch  bekannten  indischen  Nadelhölzer, 
wie  Abies  Webbiana,  Abi  es  Pindrau,  Cedrus  Deodar  und  andere,  die 
ich  vom  Himalaya  herab  als  zwei-  und  dreijährige  Exemplare  mit  nach 
Hause  brachte,  sind  bis  jetzt  völlig  unverletzt  geblieben. 

Also  erst  Versuche  in  kleinen,  sogenannten  fliegenden  Pflanz- 
gärten mitten  im  Forste  an  geeigneten  Oertlichkeiten  angelegt,  in  Ver- 
hältnissen die  der  Wiederaufzucht  der  Exoten  in  ihrer  Heimat,  dem 
Urwalde,  am  nächsten  hommen  und  anerkauntermassen  unseren  ein- 
heimischen Holzarten  am  meisten  zusagen,  werden  die  Möglichkeit  der 
Aufzucht  einer  fremden  Baumart  endgültig  zur  Entscheidung  bringen; 
alle  übrigen  Experimente  stellen  nur  die  immerhin  auch  wissenswerthe 
Tliatsache  fest,  was  eine  fremde  Holzart  überhaupt  aushalten  kann. 

Angesichts  der  grossen  Schwierigkeit,  mit  der  sich  eine  Holzart 
an  ein  Klima,  das  von  dem  der  Heimat  verschieden  ist,  anpasst,  sowie 
Angesichts  der  immer  komplizirter  sich  gestaltenden  Keactionen  von 
Seite  der  Pflanze,  der  sich  steigernden  Unwahrscheinlichkeit  eines  cr- 
spriesslichen  Gedeihens  derselben,  je  grösser  diese  Differenzen  in  Küma 
werden,  erhöht  sich  die  Wichtigkeit,  einmal  mciglichst  genau  den 
heimatlichen  Standort  klimatisch  zu  iixiren,  andererseits  nur  solche 
Holzarten  in  Zukunft  anzubauen,  denen  man  annähernd  gleiche  Vege- 
tationsbedingungen wie  in  ihrer  Heimat  bieten  kann.  Aus  diesen 
Gründen  scheint  eine  möglichst  präcise  Gegenüberstellung  der  klima- 
tischen Zonen  der  nordamerikanischen  Waldlandschaften,  mit  denen 
von  Europa  und  insbesonders  Deutschland  wünschenswerth.  Die 
meteorologischen  Angaben  stützen  sich  auf  die  vei'öftentl ichton  offi- 
ciellen  Berichte  dei-  meteorologischen  Stationen.  Nach  diesen  habe  ich 
für  fast  ganz  Europa  die  klimatisch  verschiedenen  Gebiete  zusammen- 
gestellt.**) Ich  gestehe  gerne  zu,  dass  für  meine  Zwecke  die  Ueber- 
sichtlichkeit  und  Keichhaltigkeit  der  nordamerikanischen  Berichte  (Report 
of  the  Chief  Signal  ofhcer)  von  keiner  der  von  den  ouropäisciien  Stnaten 
ausgehenden  Publicationen  erreicht  wurden;  so  musste  icii  z.  B.,  um 
annähernd    gute   Durchsciuiitte   zu    bekommen,     für    die    europäischen 


*)  Diess  ist  durchaus  uatürlich  ,   denn  da  wo  die  scluinsten  Boständo  der 
Cryptonioria  Heften,  sind  — 2.'")'^  im  WintcM-  koino  allzni^rosst'  Selti'iiheit! 

**)  Icli  uHiss  dal>ei  die  ZuvorkominenlK'it  erwähiu'n,  mit  der  mir  von 
Herrn  Direktor  Arai  in  Tokio  die  Benützung  der  grossen  meteorologischen 
Bibliothek  zur  Verfügung  gestellt  wurde. 


384 


Landschaften  die  Monatsberichte  von  5  —  10  Jahrgängen  zusammen- 
stellen; der  amerikanische  Bericht  eines  Jahres  enthält  alle  Ab- 
weichungen von  der  normalen  Witterung  vollständig  verzeichnet;  ein 
Jahrgang  genügt  zum  völligen  Studium  des  nordamerikanischen  Klimas. 

Dass  die  meisten  Stationen  in  Städten,  somit  ausserhalb  des  Waldes 
situirt  sind,  ergibt  etwas  zu  hohe  Temperaturen  und  etwas  zu  geringe 
relative  Feuchtigkeitsmengen  gegenüber  dem  Walde ;  wo  aber,  wie  viel- 
fach in  Nordamerika,  die  Stationen  ganz  ausserhalb  der  Waldzone  in 
Präriegegenden  liegen,  da  musste  es  unterlassen  werden,  auf  das  Klima 
des  benachbarten  Waldes  irgend  welche  Schlüsse  zu  ziehen. 

Zur  Abkürzung   öfters    sich  wiederholender  Bezeichnungen  dient 
A  für  die  atlantische  Waldregion, 
C     „      „     nordmexicanische  Waldregion, 
D    „      „     pacifische  WaklT-egion. 

Die  i\ngaben  über  Temperatur  in  Celsius,  relative  Feuchtigkeit 
und  Rogenmenge  vor  der  fett  gedruckten  Zahl  der  mittleren  Jahres- 
temperatur beziehen  sich  auf  das  durchschnittliche  Klima  der  Haupt- 
vegetationsmonate Mai,  Juni,  JuU  und  August.  Die  Monate,  z.  B. 
Mai,  September,  bedeuten  letzter  und  erster  Frost;  die  letzte  Zahl  gibt 
die  tiefste  bis  jetzt  beobachtete  Temperatur,  für  Europa  meistens  nur 
füi-  die  letzten  5 — 10  Jahre. 


a)  Die  tropische  Waldzone. 


Europa: 

In  Europa  ohne  Parallele. 


Nordaiiiftrika: 

Nui-  in  A  auf  dem  Gebiete  der 
Vereinigten  Staaten  entwickelt : 
28^0.  740/0.  440  mm.  25 «^C.  Ohne 
Frost,   +  700. 

Der  westindisch -tropisclic  Wald 
berülnf  in  einer  nördlichen  Aus- 
bu(rlitnng  die  Südküste  Florida's 
und  die  vorliegenden  Tnsehi ;  der 
Wald  ist  niedrig,  die  Holzarten 
sind  olnie  lieivori'agend  wirthschaft- 
li(;ho  Bedeutung. 

b)  Die  subtropische  Waldzone  der  immergrünen  Laubhölzer. 

A:    28^    730/0.    GOOnnn.    SF.  Italic  n.  Süditalien,  Sicilien  und 

.Januar  oder  Dezember,  —  7".  Sardinien,  Küstengebiet :  23".  60 0/0. 

II  nl  zarten:     Quercus     virens,      140  mm.   18,5^     Kein  Frost. 


-     385 


Magnolia  grandiflura ,  Sabal  Pal- 
metto,  Sabal  serrulata,  Persea  caro- 
linensis,  Cliftonia  ligustrina,  Pinus 
cubensis,  Taxodium  disticlium,Piniis 
aiistralis  (Optimum:  Grenzgebiet  von 
b  luid  ca),  Juniperus  virginiaiia, 
(Opt.  c  «),  Cliamaecyparis  sphae- 
roidea  (Opt.  c  a),  Pinus  serotina, 
Pinus  clausa. 


C.  Klima  der  Prärie.  24^40o/o. 
13— 270  mm.  17^.  Höchste  beob- 
achtete Temperatur:  48^.  Tiefste 
Temperatur:  —  5^  bis  — 22  ^  (höchste 
Lagen). 

Holzarten:  (Tiefste  Lagen)  Ce- 
reus  giganteus,    Prosopis  juliflora. 


Klima  der  Bergwaldregion:  — ? 

Holzarten:  Q uercus  Eniory i , 
grisea,  liypoleuca,  Arbutus  jala- 
pensis,  Cupressus  Guadaiupensis, 
Juniperus  pachypliloca. 


D.  IG".  760/0.  29  mm.  U^. 
Januar  —  2^. 

Holzarten:  Quercus  acrif olia, 
chiysolepis,  Umbell ularia  califor- 
nica,  Sequoia  sempervirens,  Cupres- 
sus macrocarpa,  Goveniana  und 
Macnabiana,  Pinus  insignis,  muii- 
cata,  ToiTcyana  und  Panyana. 

Das  Klima  der  inneren  Bergkette 
(Sien-a  Nevada)  ist  wegen  Mangels 
von  meteorologischen  Stationen 
nicht  bestinnnbar. 

Dr.  Mayr. 


Spanien.  Teneriffa:  22«.  790/o. 
26  mm.    21  ^     Kein  Frost. 

Küste  von  Südspanien :  22<^.  640/o. 
116mm.    18^    März  ~l\ 

Küste  von  Griechenland. 

(Alexandria  25 o.  71o/o.  Kein 
Regen.  20  ^    Kein  Frost.) 


Binnenland  von  Unter  Italien 
und  Sicilien  mit  einer  Temperatur 
wie  oben  und  einer  relativen  Feuch- 
tigkeit von  500/0  und  darunter. 

Binnenland  von  Südspanien 
bis  600  Meter:  22^  51o/o.  115mm. 
17  ^  März— Dezember  —  50.  Von 
600  bis  1000  Meter:  21 ».  470/0. 
120  mm.  15^  März.  Dezember. 
—  1\ 


Spanien.  Nordküste:  18^  780/©. 
217  mm.  13<^.  März.  Dezember  —  4°. 

Bei  250  Meter  Erhebung:  15,5 <>. 
720/0.  309mm.  13r  März.December. 
—  1\ 

S  p  a  n  i  e  n  und  P  o  r  t  u  g  a  1 .  AVest- 
küste:  18<^.  720/o.  132  mm.  \h,h\ 
März.  Dezember.  —  P. 


Bergregion    Po  r  t  u  g  a  1  s     und 


S  ü  d  s  p  a  n  i  e  n  s. 


25 


—     386     — 


Holzarten:  Quercus  Wisliceui^ 
obloDgifolia  auch  lobata  und  densi- 
flora,  Arctostaplivlos  puugens,  Pinus 
tuberciüata,  Sabiniaua,  Pseudotsuga 
macrocarpa,  Juniperus  californica, 
Washington ia  filifera. 


c)  Der  winterkahle  Laubwald  der  gemässigt- warmen  Region. 


A.  a)  Südliche  Hälfte  bis 
zum  SO.^'X.B.:  24«  C.  400  mm. 
69*^/0.  15*^.  März  bis  November. 
—  14^ 

Holzarten:  Quercus  lyrata,  f al- 
cata,  Catesbaei,  laurifolia,  aquatica, 
heterophylla  und  Durandii,  Carya 
sulcata  olivaef onnis ,  aquatica  und 
myristicaefomiis,  Fraxinus  quadran- 
giüata  und  platycarpa,  ülnius  alata 
und  crassifolia,  RobiniaPseudacacia, 
GleditschiaTriacanthos,  Cercis  cana- 
densis,  Castanea  pumila,  Magnolia 
macrophylhi,  Tilia  lieterophylla,  Ma- 
chira  aurantiaca,  Nyssa  uniflora  und 
capitata,  Catalpa  bignonioides  und 
speciosa,  Piiuis  glabra,  mitis,  Taeda, 
inops,  australis,  Chamaecyparis 
sphaeroidea,  Juniperus  virginiana, 
Taxodium  disticluim  (Opt.  b),  Taxus 
flnridana.  Toiicyn  taxifolia,  Tsuga 
(•arnliiiiaiia. 


0 es ter reich.  Südtirol,  tiefste 
gegen  die  adriatische  Ebene  ge- 
öffnete Tliäler :  2P.  350mni.  G8O/0. 
12,0^   März  bis  November.  —  7^ 

Nordadriatisches  Küstenland : 
20,50.  640/0.  306  mm.  13,70.  März. 
November.  —  S^.  , 

Südadriatisches  Küstenland : 
22,50.  6O0/0.   112  mm.   16,40.  Febr. 
—  20. 

Italien.  Norditalien  bis  400 
Mtr. Erhebung:  20,50. ÖIO/q. 360mm. 
12,80.  März.  November.   -  ll^. 

Mittelitalien  bis  500  Meter  Er- 
hebung: 210.  570/^,,  200  mm,  l-ifi"". 
März.    November.    —  1 1 0. 


A^on  500- 


700  Meter  Erhebung 


18,40.  530/0.  267mm.  12,3«.  Frost  (?) 

Sardinien  17,50. 

I  ta  1  i  e  n i  s  c  h  -  f  r  a  n  z  ö  s  i s  c h  e 
Riviera:  2lo.  640/o.  150mm.  I50. 
März.  November.  —  50. 

Frankreich.  Südküste  bis  300 
Meter  Erhebung:  20o.  6O0/0. 207mm. 
13,50.  April.  November.  —  lio. 

ü  r  i  e  c  li  e  u  I  a  11  d  ,  nöi-dliclier 
Theil. 

Spanien.  i\reuäen  bis  300 
Meter:  20o.  390/o(!)  23mm.  13o. 
Api-il.     Oktober.     —  lOO.      (Wald 


—     387 


ß)  Nördliche  oder  kühlere 
A:    19^     G70/o.     406  mm.    9^ 
April.  Oktober  (sehr  selten  Mai — 
September)  —  27^,  an  den  grossen 
Seen  —41«  C. 

Holzarten:  Qnercus  bicolor, 
Acerstriatum  u.  spicatiim,  Fraxinns 
sambucifolia,  ßetula  papyrifera  und 
populifolia,  Alnus  glauca,  Ulmus 
racemosa,  Tilia  americana,  Prunus 
pennsylvanica,  Populus  tremuloides, 
grandidentata  und  balsamifera,Tsuga 
canadensis  (aucli  d)  Pinus  Strobus, 
resinosa  und  Banksiana  (auch  d, 
Optimum  im  Grenzgebiete  von  c 
und  d),  Thuja  occidentalis  (auch  d), 
Larix  americana  (Optimum  d),  Picea 
nigra  (Optimum  d),  Picea  alba  (Opti- 
mum d),  Abiesbalsamea(Optimum  d). 

c  A.     a  und  ß  gemeinsame 

Holzart  e  n : 

N  =  Optimum  im  Norden, 
S  =  „  „    Süden, 

NS  =  „  „    Grenzgebiete. 

Juglans  nigra  (S),  cinerea  (S), 
Quercus  alba  (S),  macrocarpa  (NS), 
Prinos  (S),  prinoides  (S),  rubra 
(NS),  coccinea  (NS),  tinctoria  (S), 
palustris  (S),  cinerea  (SN),  Carya 
alba  (S),    porcina    (S),    amara   (S), 


unmöglich  wegen  Feuchtigkeits- 
mangel.) 

Nordöstliclies  Binnenland  bis  zu 
200  Meter:  21,5«.  570/o.  16mm.(!) 
U\  März.  November.  —1\ 

Mittleres  Binnenland  bei  GOO 
Meter:  2V.  490/o.(!)  23  mm.  15^ 
April.  November.   —  9^ 

Hälfte  des  Lau  b  w  a  l  d  e  s : 

Deutschland.  Rhein,  ünter- 
main,  Moselthal :  1 7  «.  700/o.  250  mm. 
10«.  April.  Oktober  (selten  Mai- 
September).   —  IG"; 

Bayerisches  Gebiet  am  Rhein  und 
Untermain:  18,5«.  G50/o.  235mm. 
9«.  Mai.  Oktober.  —22«; 

Württemberg  Neckarthiil  und 
Baden  Rheinebene:  17,5«.  70'Vo. 
277  mm.  9,G«.  April.  September. 
—  25«; 

Elsass  bis  200  Meter  Erhebung: 
17«.  320  mm.  GOO/q.  8,8«.  Mai. 
Oktober.  —26«; 

Oberlauf  der  Oder:  IG«.  720/o. 
274  nun.  8,5.  Mai.  Oktober.  —  30« 
(1880); 

Mittellauf  der  Elbe  und  Odei': 
16«C.  690/o.  20Gmm.  8,5«.  Mai. 
September.  —  19«; 

Sachsen  bis  zu  200  Meter:  15,6«. 
71o/o.  227  mm.  8,1«.  Mai.  Septem- 
ber.' —  28«; 

Thüringerwald  bis  zu  200  Meter: 
14«.  750[o.  276  mm.  14«.  Mai. 
September.  —  21«; 

Thal  der  Weser  und  Nebenflüsse : 
15«.  750/0.  264  mm.  8«.  Mai. 
September.  —27«; 

Tlial  des  mittk'ren  Mains,  der 
25* 


388     — 


tomentosa  (S),  Acer  saccharinum  {'N,) 
rubrum  (SX),  dasycarpum  (XS),  Ke- 
gundo  aceroides  (NS),  Fraxinus  ame- 
ricana  (NS),  viridis  (X),  pubescens 
(N),  Ulmus  americaua  (N),  f  ulva  (SN), 
Betula  lutea  (X),  lenta  (N),  nigra 
(S),  Gymnocladus  canadensis  (SX), 
Castanea  americana  (S),  Carpinus 
americana  (S),  Ostrya  virginica  (S), 
Platanus  occidentalis  (S),  Magnolia 
glauca  (S),  acmiiinata  (S),  Lirio- 
dendron  tulipifera  (S),  Aesculus 
glabra  (SX),  flava  (S),  Prunus 
serotina  (S),  americana  (S),  Sassa- 
fras officinale  (S),  Liquidambar 
styraciflua  (S),  Celtis  occidentalis 
(S),  Morus  i*ubra  (SX),  Salix  nigra 
(XS),  I\)pulus  heterophylla  (XS), 
monilifera  (XS),  Pinus  rigida  (X'S), 
puiigens(SX),  Chamaecyparis  spbae- 
roidea  (SX),  Juniperiis  virginiana 
(S). 


Pegnitz,  unteren  Donau  (Kelbeim 
bis  Passau),  des  Bodensee,  tiefere 
Thäler  der  pfälzer  Berge,  des 
Spessart,  Steigerwald,  Jura  und 
Ehön:  17,30.  300mm.  G90/o.  8^ 
Mai.  September.  —  25^. 

Oesterreicb.  S üdtyrol,  innere 
Thäler  bis  300  Meter:  20^.  580/o. 
3G9  mm.    11,4^.    März.  Xovember. 

-  10^ 

Untersteyermark  bis  400  Meter 
Erhebung:  18«.  380  mm.  720/o. 
10°.  April.  Oktober.  —  18«: 

Krain  bis  400  Meter:  17,5«. 
760/o.  500  mm.  9,4«.  April.  Okto- 
ber! —  22°; 

Xiederösterreich  bis  500  Meter : 
17^  700/o.  340  mm.  9,1«.  April. 
Oktober.  —  19«: 

Böhmen  bis  250  Meter:  16«. 
680/0.  291mm.  9«.  April.  Oktober. 

—  21<>. 

Südtyrol  300—000  Meter  Erheb- 
ung: 17«.  620/0.  346  nun.  8,9«. 
April.  Oktober.  —14«;  * 

Mähren  bis  300  Meter: 
720/o.  280  mm.  8,5«.  April, 
ber.  —  18«; 

Yorarlberg  bis  400  Meter 
740/0.  721mm.  8,4«.  April, 
ber.  —140; 

Salzburg  bis  500  Meter: 
760/0.  527  mm.  8,3«.   April. 


16«. 

Okto- 

15«. 

Okto- 

16«. 
Okto- 
ber.  -  25«; 

Kärnten  bis  500  Meter:  17«. 
670/0.  459  mm.  8,1«.  April.  Okto- 
ber. —  20«; 

Oberüsterreich  bis  500  Meter: 
16«.  740/0.  600  mm.  8,1«.  April. 
Oktober.  —20«; 


—     389 


Galizien  bis  300  Meter:  16^. 
750/0.  360  mm.  8^.  April.  Septem- 
ber. —  26^^; 

Bukowina  bis  300  Meter:  17^ 
710/0.  318  mm.  8^  April.  Oktober. 

—  20^ 

Südliches  Ungarn  bis  zu  200Meter : 
20«C.  697o.  289  mm.  11,3^  März. 
Oktober.  —  21"; 

Mittleres  Ungarn  bis  500  Meter : 
19«.  730/0.  298  mm.  9,7^  April. 
Oktober.   —  2A"; 

Nördliches  Ungarn  bis  400  Meter : 
19".  300  mm.  670/o.  9.4^  April. 
Oktober.  —23^; 

Südliches  Ungarn  200—600  Mtr. : 
18^  740/0.  448  mm.  8,6^  April. 
Oktober.  —  23**. 

Norditalien  von  400-600  M. 
Erhebung:  18^  6OO/0.  266  mm. 
111  März.  November.  —  13V 

A"on  600—1000  Mtr. :  17^  6OO/0. 
440  mm.      10^      März.     Oktober. 

—  12°(?). 

S  chAv  eiz.  Südschweiz  bis  300M. : 
19,5^  730/0.  707  mm.  11,8^ 
Februar.  November.  —  5"  (?) ; 

Von  300—700  Meter:  17,8". 
710/0.  558  mm.  10,3°.  April.  Okto- 
ber. —  11"(?); 

Nordschweiz  bis  500  Mtr. :  16,6°. 
730/0.  494  mm.  9°.  März.  Oktober(?). 

Frankreich.  Südliches  Frank- 
reich (Binnenland):  18°.  720/o. 
266  mm.      12".      Mai.      Oktober. 

—  16"; 

Mittleres  Frankreich  (Binnen- 
land): 18".  266  mm.  750/o.  11". 
Mai.  Oktober.   —  18"; 


—     390 


C.    «)  Südliches  Gebiet: 

Klima  nicht  bekannt. 

Holzarten  :  Platanus  Wrightii, 
Ju;,Haiisnipestris.Fraxiniispistaciae- 
tolia.  Chilopsis  saligna,  Pinus 
Cliiliiialiiiaiia,Engelmanni,arizonica, 
osteosperma,  monophylla,  edulis. 

ii)  XT)  rd  1  ichcs  oder  Ih^Iumm^s 
Trebiet: 

l'iiHis  retlexa,  Pseudotsuga  Dou- 
;:l;(>ii    vai-.   ^iaiica. 

I).    c(}  S  iid  I  ich  OS  Geb  i  et: 

15".  91  iiiiu.  85'>/o  10".  Decem- 
IxT.   .Miiiz(?).  —  6". 

11  ol  za  iton  :  (^iiorciis  donsifloi'a, 
1  Matal) US  racennjsa,  Arbutus  Men- 
zir-sii.    Pnpuliis  Ficiiioiitii,  Aesculus 


Nördliches  Frankreich  (Binnen- 
land): 16«.  740/0.  190  mm.  10«. 
Mai.  September.  — 13«; 

Französische  Pyrenäen  bis  500M. : 
16«.  700/0.  240  mm.  10«.  Mai.  Sep- 
tember. —  18«. 

Nordöstliches  Frankreich :  15«. 
200  m.  750/0.  Mai.  September. 
—  12«; 

Französische  Yogesen  bis  400  M. : 
16«.  305  mm.  700/o.  9,5.  Mai. 
September.   —  18«. 

S  p  a  nie  n.  NordAvestl.  Binnen- 
land bei  800  Meter:  10,7«.  58o/o. 
110  mm.  11«.  Mai.  Oktober.  —13«; 

Pyrenäen  bei  800  Meter:  17«. 
470/0.  23  mm.  10,5«.  April.  Okto- 
ber. —  10«. 

Mittleres  Binnenland  bei  1 000  M. : 
15«.  460/o(!).  20  mm.  Jahrestemp.  (?). 
Mai.  Oktober.   -  12«. 


F  r  a  u  k  r  0  i  c  h.  Südwestküste: 
17".  760/o.  270  mm.  11,3«.  Okto- 
ber.  —  110. 


391 


californica,  Negundo  californicum, 
Chamaecyparis  Lawsoniaiia ; 

Im  Süden,  aber  hochgelegen: 

Qiiercus  Kelloggii,  Alnus  oblon- 
gifolia,  Abies  bracteata,  Abies  con- 
color  syn.  lasiocarpa,  Libocedrus 
deciirrens,  Piniis  Lambertiana,  Jef- 
frey!, Coulteri,  Sequoia  gigantea. 

ß)  Nördliches  Gebiet: 
15".  750/0.   137  mm.    10^    März. 
November.  —  16^ 

Holzarten:  Quercus  Garryana, 
Fraxinus  Oregana,  Popiilus  tricho- 
carpa,  Acer  grandidentata ,  glab- 
rum  (?),  Popiilus  augustif olium  (?), 
Fraxinus  anomala  (?),  Alnus  rubra, 
rhombif  olia ,  Betula  occidentalis 
(auch  d),  Sorbus  sambucifolia  (auch 
d),  Thuja  gigantea,  Pinus  monticola 
(auch  d),  Chamaecyparis  nutkaensis. 

a)  und   ß)    gemeinsame  Holz- 
arten: 

Acer  macrophyllum  (Optimum  in 
S),  Acer  circinatum  (N),  Cornus 
Nuttallii  (S),  Rhamnus  Purshiana 
(S),  Pseudotsuga  Douglasii  (N,  auch 
d),  Picea  sitkaensis  (N,  auch  d), 
Pinus  ponderosa  (NS,  auch  d),  con- 
torta  (N),  Abies  grandis  (N),  Tsuga 
Mertensiana  (N),  Taxus  brevifolia. 


England. 


Südengland:    14,4°. 
.  10".  Mai.  Oktober. 


81  0/0.  210  mm 

—  16". 

Nordengland:  13,8".  790/o.  230mm. 
9".  April.  Oktober.  —  12". 

Irland:  14".  790/o.  270  mm.  9". 
April.  Oktober.  —  12^. 

Holland.  Küste:  IGJo.  750/y. 
120  mm.     9,5".     April.     Oktober. 

—  9".  (?) 

Binnenland:  17,6".720/o  163  mm. 
10,5".  April.  Oktober.  —  15". 

Frankreich.  Nordwestküste: 
15".  86O/0.  242  mm.  10".  Mcärz. 
November.  — 18". 

Belgien. 

Deutschland.  Nordseeküste 
und  westlicher  Theil  der  Ostsee: 
14,5".  750/0.  280  mm.  8".  April. 
Oktober  (selten  Mai,  September). 
— 19". 

Dänemark.  Südküste:  H.S'*. 
750/0.  188  mm.  8".  April.  Oktober. 

—  18". 

Schweden.  Südküste:  Klima? 


d)  Der  Nadelwald  der  gemässigt  -  kühlen  Region. 


A.:    15".    77'J/o.     370  mm.    6". 
Mai  (selten  Juni).  September.  —  42". 


D  euts  ch  1  an  d. 
400  -  700    M(^ter  : 


Schwarzwald 
750/0. 


15" 


—     392     — 


Holzarten:  Betu  1  a  papyrif era 
(c.  X.),  Sorbus  amcricana  (c.  N.), 
Populus  trcmuloides  (c.  N.),  Larix 
americana.  Picea  nigra,  alba,  Abies 
balsamea,  Fraseri,  Juniperus  virgi- 
iiiana  (c.  S.),  Thuja  occidentalis 
(c.  X.),  Tsiiga  canadensis  (c.  N.), 
Piniis  Strobus,  rcsinosa,  Banksiana 
(c.  d.). 


7,6^ 


Mai.    September. 


400  mm. 

—  17^ 

Oestlicher Theil  der  Ostseeküste: 
14,5^  740/0.  224  mm.  7^  Mai. 
September.  —  25° ; 

Höhere  Theile  des  Hart-  und 
Fichtelgebirges,  der  Rhön,  des 
Spessart  und  bayerischen  Waldes 
bis  500  Meter,  der  bayerischen 
Alpen  bis  600  Meter:  15^  70 0/0. 
470  mm.     7  \     Mai    (selten  Juni). 

—  28°; 

Sachsen,  Erzgebirge  von  200  bis 
1000 Meter:  13,8^  720/o.  307mm. 
6,4«.  Mai.  (Juni.)  September.  —  25% 

Bayerische  Alpen  von  700  bis 
1000  Meter:  14^  720/o.  590  mm. 
6°.  Juni.  September.  —28% 

0  e  s  t  e  r  r  e  i  c  h.  Yorarlberg  von 
400  bis  600  Meter:  15^  740/o. 
537  mm.     7,4^     April.     Oktober. 

—  20''; 

Südtyrol  500  bis  1000  Meter: 
15".  720/0.  415  mm.  7,r.  März. 
Oktober.  —12% 

Obersteyermark  400  bis  800  Mtr. : 
14,5".  700/0.  336  mm.  7,1«.  April. 
Oktober.  —21«; 

Kärnten  bei  1000  Meter:  14«. 
8IO/0.  545mm.  7,1«.  April.  Oktober. 

—  19«; 

Böhmen  von  250  bis  500  Meter 
Erhebung:  14«.  720/o.  294  mm.  7^ 
Mai.  September.  —  23« ; 

Ungarn,  nördliclics  von  400  bis 
1000  Meter:  14«.  770/o.  385mm. 
6,4«.  Mai.  S(>pt(Mnbcr.   -  29«; 

mittleres  über  500  Meter:  15«. 
700/0.  432  mm.  7«.  April.  Oktober. 

—  17% 


393     — 


C.  Klima  (?). 
Holzarten:  Pseudotsuga  Dou- 

glasii  V.  glauca  (?),  Pinus  flexilis. 

D.  Küstengebiet:  10^  780/o. 
500  mm.  6^  Monat  (?)  —  15^ 

Holzarten:  Chamaeeyparis 
nutkaensis,  Picea  sitkaensis  (Opti- 
mum c.  /?),  Abies  nobilis,  magnitica, 
amabilis. 


Binnenland    und  Küste: 

Preudotsuga  Douglasii  (Montana) 
Optimum  c,  Abies  grandis  (c), 
Pinus  ponderosa  (c),  Abies  con- 
color  (c  d),  Thuja  gigantea  (c), 
Tsuga  Mcrtensiana  (c),  Juniperus 
occidentalis. 


Salzburg  von  500  bis  900  Meter: 
14°.  70  o/o.  480  mm.  6,4«.  April. 
September.  —  21°; 

Nordtyrol  bis  800  Meter:  14°. 
740/0.  378  mm.  6,4°.  Mai.  Septbr. 
-   19\ 

Schweiz.  Südschweiz  von  700 
bis  1000 Meter:  14,9°.  G70/o.  537mni. 
Mai.  September.  —  18°; 

Nordschweiz  von  500  bis  700 
Meter:  15,1°.  760/o.  649mm.  7,7°. 
Mai.  September.  —  17°(?); 

Yon  700—1000  Meter:  13,5\ 
770/0.  592  mm.  6,3°.  Mai.  Sep- 
tember. -  17°(?). 

Italien.  Mittelitalien  950  Mtr. : 
15°.  Kegen?  66O/0.  7,8°.  Frost? 

Norditalien  1000—1500  Meter: 
13,7°.  650/0.  460  mm.  6,3°.   Frost? 


E  n  g  1  a  n  d.  Nordengland  bei 
300  Meter  Erhebung:  12°.  187  mm. 
630/0.  7,5°.  Mai.  September.  —  20°; 

Schottland  bis  300  Meter:  13,5°. 
820/o.  745  mm.  7,5".  Mai.  Septem- 
ber. —  13°; 

Bei  330  Meter:  11,5°.  8OO/0. 
910  mm.  6°.  Mai.  September.  —  24°. 

Dänemark.  Xordwestl.  Theil 
(Jütland):  13,5".  70o/o.  195  mm. 
7,4°.  Mai.  September.  —16°. 

N  o  r  w  e  g  e  n.  Südnorwegen 
(Küste):  12,7°.  750/o.  280  mm.  6,6". 
Mai.  September.  —  17"; 


394     — 


Klima    des    Binnenlandes 

( Montana): 
Wärmerer  ,  tiefer  liegender 
Tlieil,  das  Grenzgebiet  von  Wald 
(Pinus  ponderosa  und  Murrayana) 
und  Prärie:  18".  550/o.  100mm. 
7,8^  Frost?  —35^ 

Das  liölier  und  nahe  liegende 
Waldgebiet  der  Douglasia,  Gelb- 
kiefer, Lärche,  an  Fliissrändern 
auch  Thuja  gigantea  und  Tsnga 
Mertensiana  liat  wohl  grössere  rela- 
tive Feuchtigkeit ,  geringere 
Sommerwärmc  und  wohl  auch 
etwas  mildere  Winter. 

E  i  n  n  c  n  1  a  n  d    allein: 

Pseudotsuga  Douglasii  var.  glauca 
(Colorado),  Picea  Engelmanni,  Picea 
pungens,  Larix  occidentalis,  Pinus 
monticola*),  Pinus  MiuTayana  var. 
Sargentii,  Juniperus  virginiana 
(c.  A.  S.),  Sorbus  sambucifolia, 
Betula  occidentalis  (c.  D.  ß). 

Kl  i  ma  v  on  Col  or  ado. 


*;  I'iiiUK  iiioiiticohi  wurde  im  Texte 
zur  klimatiHdu'ii  Zone  dcH  nördlichen 
Lauhw.'iMcH  (,'(!zogen,  dürfte  aber  Keinem 
Oi»tiinnui  uadi  (;lier  zu  d  t'ehoren. 


Mittleres  Norwegen  (Küste) : 
12,6^  740/0.  288  mm.  6,r.  Mai. 
September.  —  17^ 


Kühle  Sommer  im  Verhältniss 
zur  mittleren  Jahrestemperatur. 

D  e  u  t  s  c  h  1  a  n  d.  Thüringer  wald 
bei  600  Meter:  12^  790/o.  345  mm. 
6°.  Mai.  Oktober.  —  17*^; 

Riesengebirg  bei  600  Meter:  13^. 
760/0.  430  mm.  0^  Mai.  September. 

—  32^ 

Harz  bei  600  Meter:  12^  780/o. 
600  mm.     5,5^     Mai.     September. 

—  18^ 

Schwarzwald  700— 1000  Meter : 
13^  770/0.  546  mm.  G".  Mai. 
September.  —  17". 

üesterreich.  Mähren  300  bis 
700  Meter:  13*^.  750/o.  386  mm. 
5,5".  Mai.  September.  —18"; 


Galizien    300—800  Meter 


00 


— 0/0.  600  mm.  5".  Mai.  September. 
—  24"; 

Oberösterreich    über  500  Meter: 
Klima? 


395 


e)  Region  der  alpinen  Nadelhölzer. 

Durchschiüttl.  Jahrestemperatur : 


2  bis  5^ 

A.  Abies  balsamea  v.  Hudsonica, 
Picea  alba  (d),  Populus  tremnloides 
(c  II.  d),  balsamifera  (c  u.  d),  Betiüa 
papyrifera  (c  u.  d),  Amelanchier 
canadensis  (c  u,  d). 


C. 


1).  Piiiiis  cristata,  ßalfouriana, 
albiraulis.  Picea  ßreweriaiia,  Abies 
subalpina,  Larix  Lyellii,  Tsuga 
Pattoniana,  Sorbus  sambucifolia, 
Populus  balsamifera,  Betula  papyri- 
fera, Amelanchier  canadensis. 

(Beringinsel  55«?^.B.:  1\  900/o. 
160  mm.  2^    1  ]iIonat  ohne  Frost. 

— 1&^) 


D  e  u  t  s  c  h  1  a  n  d.  Kiesengebirge 
von  1000  bis  1300  Meter; 

Harz  bei  1000  Meter ; 

Bayerische  Alpen  von  1300  bis 
1800  Meter. 

0  e  s  t  e  r  r e  i  c  h.  Xordtyrol  von 
1000-1800  Meter:  10".  770/o. 
776  mm.      4:^     Mai.     September. 

—  19''; 

Steyermark  bei  1260  Meter:  10^ 
740/0.'^  3,8^  383  mm.  Mai.  Septem- 
ber. —  20^ 

S  c  h  w  e  i  z .  Xordsch weiz :  1 000  b i s 
1700  Meter:  11,3^  720/o.  ?  mm. 
3,4^  2  Monate  ohne  Frost.  —  21": 

Südschweiz  100—1800  Meter: 
10,4^  700/0.  ?  mm.  3,7".  2  Monate 
ohne  Frost.  —  18". 

F  r  a  n  k  r  e  i  c  h.  Pyrenäen  bei 
1460  Meter:  9".  820/o.  436  mm. 
3,6".  2  Monate  ohne  Frost.  —  16". 

Italien.  Norditalien  bei  1500  M.: 
11,5^  ?  0/0.  224  mm.  2,4".  2  Monate 
ohne  Frost.  —  ? 

Norwegen,  mittleres,  Binnen- 
land bei  100  Meter:  13".  280  mm. 
700/0.  4,9".    2  Monate  ohne  Frost. 

—  25"; 

nördliche  Küste:  11,1°.  720/o. 
164  mm.  3.4".  2  :\[onate  olme  Frost. 

—  27"; 

mittleres  bei  200  Meter:  9,r, 
760/o.  258  mm.  0,6".  2  Monate  olme 
Frost.  —  43". 

Dänemark.  Ishind:  5,6".  820/o. 
300  mm.  2,2".  2  Monate  ohne  Frost. 

—  16". 


—     396     — 


f)  Baum-  und  Strauchgrenzen. 

(Bei  0  bis  V  Jahrestemperatur.) 


Hudsonsbav    58°. 


XB. :     6°. 

tiefster 


Jalirestemperatur    —  9'^ ; 
—  45^ 

B  e  h  r  i  n  g  s  t  r  a  s  s  e  (Polarkreis) : 
8°.  86O/0.  150  mm.  —  3^  2  ]^Ionate 
ohne  Erost.  —  46°. 

In  Folge  der  hohen  Sommer- 
temperatiu-en  (Südwind),  findet  sich 
an  der  Küste,  trotz  der  Jahres- 
temperatur unter  0°  noch  niedere, 
strauchartige  Vegetation. 


S  c  h  n  e  e  k  0  p  p  e  im  Eiesenge- 
birge,  1600  Mtr.:  6".  830/o.  680mm. 
0°.  Jeden  Monat  Frost.  —24'^; 

Wendelstein,  bayer.  Alpen, 
1730  Meter:  7,7°.  740/o.  über 
700  mm.  V.    1  Monat  ohne  Frost. 

Schmittenhöhe  (Salzburg)  bei 
1935  Meter:  7".  736  mm.  -  0/0. 
0.3°.  Jeden  Monat  Frost.  —  20'' ; 

0  b  i  r  g  i  p  f  e  1  (Kärnten)  bei 
2044  Meter:  6°.  690  mm.  —  0/0. 
0,2°.  Jeden  Monat  Frost.  —21°; 

S  ä  n  t  i  s  (Nordschweiz)  bei 
2467  Meter:    4°.    590  mm.    820/o. 

—  1,2^  Jeden  Monat  Frost.  —21°; 
St.    Bernhard    (Südschweiz) 

2478  Meter:  4,4°.  280mm.   —  o/q. 

—  1,7°.  Jeden  Monat  Frost.  —  21°; 
Pic     du     Midi      (Pyrenäen) 

2859  Meter:    4°.    840/o.    434  mm. 
T.  Jeden  Monat  Frost.  —29^ 

Grönland,  61°  NB.  Westküste 
(Birken-  und  AVeidengestrüpp :  7,6°. 
460  mm.  —  o/q.  0,8.  1  Monat  ohne 
Frost.  —30°. 


Es  erhellt  aus  obiger  Gegenüberstellung,  dass  die  Jahrestemperatur 
allein  mii-  innerhalb  kleiner  Gebiete  als  Anhaltspunkt  zur  Beurtheilung 
der  Wärme  des  Klima's  eines  Ortes  benützt  werden  kann.  Insulares 
und  kontinentales  Klima  können  gleiche  Jahrestemperaturen  besitzen 
und  doch  klimatisch  selir  Avesontlich  verschieden  sein;  England  z.  B. 
liat  eine  höhere  Jahrestemperatur  als  das  mittlere  Ungarn,  das  eine 
mittlere  Temperatui-  der  Hauptvegetationszeit  von  19°  charakterisirt, 
während  England  nur  14°  besitzt,  welche  Temperatur  im  Continente 
einer  Jahrestemperatui-  von  G°  entspricht.  Ebenso  wenig  gibt  die 
Sommertemperatur  allein    einen    genügenden  Anhalt;   das  kontinentale 


—    397    — 

Caiiada  unter  dem  55"  X.B.  hat  z.  B.  dieselbe  Sommertemperatur  wie 
die  Küste  des  mittleren  Californien  unter  SS^N.B.  Die  Jahresiso- 
therme 0*^  kommt  zu  Stande  durch  tiefe  Sommer-  und  hohe  Winter- 
temperaturen, wie  auch  durch  hohe  Sommer-  und  tiefe  Wintertempera- 
turen; ersteres  ist  der  Fall  an  der  BaumgTcnze  im  insularen  Klima, 
letzteres  im  kontinentalen  Klima;  interessant  ist  das  Zustandekommen 
der  Jahrestemperatur  von  — 3"  an  der  Beringstrasse,  wo  sich  noch 
niederer  Baumwuchs  findet,  eine  Erscheinung,  die  mit  der  Annahme, 
dass  die  Jahresisotherme  0  die  Baumgrenze  fixirt,  in  Widersprach 
steht;  die  Sommertemperatur  gibt  Aufschluss;  sie  beträgt  8°,  für  die 
Monate  Juli  und  August  selbst  12";  Avährend  dieser  beiden  Monate 
aber  weht  Südwind,  wogegen  während  des  ganzen  übrigen  Jahres  Nord- 
wind weht. 

Jahres-  und  Sommertemperatur  zusammen  geben  zum  Yergleiche 
zweier  Orte  hinsichtlicli  ihrer  Wärme  genügende  Anhaltspunkte ;  die 
Wintertemperaturen  zweier,  getrennt  liegender  Oertliclikeiten  können 
ziemliche  Differenzen  zeigen;  dennoch  ist  das  Gedeihen  der  Holzarten 
der  einen  Oertlichkeit  in  der  anderen  sehr  gut  möglich;  denn  die 
tiefen  Wintertemperaturen  sind  für  die  meisten  Holzarten,  solange  sie 
sich  im  Walde,  und  dort  auf  den  richtigen  Standorten  sich  finden, 
nicht  gefährlich. 

Aus  obiger  Gegenüberstellung  ergeben  sich  die  Differenzen  in 
relativer  Feuchtigkeit,  in  den  Wärme-  und  Regenverhältnissen,  woraus 
die  Beliandlung  der  anbaufäliigen  Holzarten,  ihre  gegen  Spät-  oder 
Frühfrost  und  Trockniss  gesicherte  Erziehung  sich  ableiten  lässt;  soweit 
dieses  sich  auf  die  im  deutschen  AValde  anbauwürdigen  Holzarten 
bezieht,  wird  im  fc^lGfonden  Kapitel  die  Rede  sein. 


X.  Die  nordamerikanischen  Holzarten  vom  Stand- 
punkte ihrer  Anbauwürdigkeit  in  den  deutschen 

AAT^aldungen. 

Angesichts  der  glänzenden  Erfolge,  welche  die  Landwirthschaft 
und  Gärtnerei  durch  den  Anbau  fremdländischer  Gewächse  aufzuweisen 
hatte,  regte  sich  sehr  frühe  schon  das  Bestroben,  auch  für  den  deutschen 
Wald  Holzarten  zu  finden,  welche  die  einheimischen  entweder  in  (Jute 
oder  in  Wachsthumsleistungen  oder  in  anderen  wünschenswerthen 
Eigenschaften,    insbesondere    auf  den    mehr    und    mehr  vermagernden 


—     398     — 

Böden,  übertreffen  würden.  Das  Augenmerk  richtete  sich  zuerst  aiif 
Xordamerika,  wo  nicht  blos  eine  Fülle  von  Holzarten  zur  Auswahl 
vorhanden  war,  sondern  wo  noch  überdiess  die  klimatischen  Bedingungen 
nicht  allzuverschieden  von  den  einheimischen  erschienen,  um  von  Yer- 
suclien  im  Voraus  abzuschrecken.  In  Frage  kamen  zumeist  solche 
Arten,  für  Avelclie  Park-  und  Ziergärtnerei  bereits  die  Anbaufähigkeit 
festgestellt  hatten. 

„Als  im  vorigen  Jahrhundert",  sagt  Grisebach,  „die  Bäume 
Nordamerika's  zuerst  nach  Europa  kamen,  erwartete  man  von  der 
Acclimatisirung  besondere  Yortheile  für  die  Forstwirthschaf t ;  diese 
Erwartungen  sind  nicht  erfüllt  worden,  indem  sich  alsbald  herausstellte, 
dass  dieselben  an  Holzwerth  den  Einheimischen  Europa's  nachstehen, 
während  sie  sie  häufig  an  Schnelligkeit  des  Wachsthums  übertreffen, 
wie  es  bei  weicheren  Holzarten  gewöhnlich  ist;  bei  Paris  sah  man 
einen  Baum  in  30  Jahren  80  Fuss  hoch  und  3  Fuss  dick  werden; 
jene  Schilderung  von  den  häufigen  Windfällen  in  den  Oregonforsten, 
wo  der  Boden  des  "Waldes  von  den  niederstürzenden  Kiesenbäumen 
bedeckt  wird,  ist  ebenfalls  ein  BoAveis  von  der  kurzen  Wachsthums- 
periode  (300 — 400  Jahre  !  Ref.)  verbunden  mit  geringer  Widerstands- 
kraft gegen  Störungen  von  Aussen." 

Nach  diesem  mit  einem  Scheine  von  Beweiskraft  hingeworfenen 
Ausspruche  wäre  es  thöricht,  noch  weiters  Yersuche  mit  amerikanischen 
Holzarten  vorzunehmen.  Hierauf  haben  die  forstlichen  Yersuchsstationen 
gebührend  geantwortet  mit  A n])auversuclien  nord amerikanischer  Wald- 
))äume  in  grösserem  Massstabe  als  früher. 

Uebrigens  steht  Griesebach  mit  seiner  absprechenden  Meinung 
nicht  allein  da  und  die  wohlgereiften  Urthoile  eines  Nor dlinger  und 
Burckhardt,  die  auf  eigene  Beobachtung  ihre  Ueberzeugung  auf- 
l>auten,  malinen  zur  Yorsicht  bei  dem  neuen  Unternehmen. 

Nach  den  Ausführungen  des  vorhergehenden  Kapitels  ist  es 
freilicli  eine  sehr  grosse  Zahl  von  nordamerikanichen  Bäumen,  welche 
in  den  deutschen  Waldungen  anbaufähig  zu  sein  scheinen;  ihr  Werth, 
ihre  Anhauwürdigkeit  lässt  sich  von  verschiedenen  Gesichtspunkten 
aus  betra(;hten. 

Derjenige  Standpunkt,  dci-  die  meisten  Anbaufähigen  auch  anbau- 
würdig erscheinen  lässt,  ist  der  ästlictischc,  der  die  Holzarten  von 
ihier  dc^korativcn  Seite  erwägt,  sie  also  hinsiclitlich  ihres  Werthes  für 
di(}  Landschafts-  und  J^ukgärtnei-ei  prüft.  Dass  auch  dem  Walde  ein 
lioher  ästh(!tischer  Werth  innewohnt,  bestreitet  wohl  niemand,  wenn 
dieser    auch    zumeist    nur    denen    zum    Bewusstsein    kommt,    die   im 


—     399     — 

schattigen  Walde  Erholung  und  Kühe  suchen  und  nur  selten  das  Glück 
haben,  in  seiner  frischen  würzigen  Luft  geistig  und  körperlich  sich  zu 
stärken.  Wen  der  Beruf  in  den  Wald  führt,  der  achtet  dergleichen 
kaum;  aber  sein  verwöhntes  Auge  wird  sich  an  forstlichen  Pflanzen 
anderer  Art  als  die  Einheimischen  sind,  erfreuen,  für  welche  überdies 
so  viele  Punkte  im  Walde  gegeben  sind,  die  einer  Verkleidung,  einer 
Verschönerung  fähig  sind,  ohne  dass  dabei  ein  fülilbarer  Verlust  an 
Bodenfläche  entstände.  Die  Monotonie  unserer  Kultui-waldungen,  z.  B. 
der  am  wenigsten  ästhetischen  Werth  besitzenden  Kiefern  Waldungen, 
fordert  heraus  zur  Durchbrechung  durch  einzelne  verschieden  gefärbte, 
verschieden  geformte  Individuen;  Kreuzungen  von  Waldschneusen, 
die  Bänder  der  Strassen  und  AValdwege,  die  Pflanzgärteu,  die  Umgebung 
forstlicher  Behausungen  sind  herrliche  Plätze,  wo  etwas  Seltenes  Platz 
finden  mag.  Wer  überhaupt  Simi  und  Interesse  an  den  forstlichen 
Kulturgewächsen  anderer  Länder  und  Völker  hat,  wird  solche  Pflanzen 
mit  Aufmerksamkeit  in  ihrer  Entwickelung  verfolgen;  das  ist  schon 
Zweck  genug,  um  an  solchen  verlorenen  Posten  eine  beliebige  Zahl  von 
„Anbaufähigen''  unterzubringen. 

Jedoch  haben  solche  Fremdländer  auch  einen  messbaren  Werth; 
nicht  blos  erweitert  sich  unsere  Kenntni^s  über  die  Holzart,  ihr  Ver- 
halten gegen  unser  Klima,  sondern,  im  Falle  sie  erwächst,  werden  auch 
ihre  Früchte  und  Samen  Werth  haben  für  wissenschaftliche  Sammlungen 
sowohl  als  direkt  für  den  Verkauf;  ich  erinnere  z.  B.  daran,  dass  die 
Nordamerikaner  den  Samen  ihrer  ureigenen  AVeymouthskief er ,  die  sie 
auf  verlassenen  Feldgründen  anbauen,  ausschliesslich  aus  Europa  be- 
ziehen. Auch  das  Holz  solcher  Exemplare,  auch  wenn  es  nicht  verkauft 
werden  kann,  ist  doch  werthvoll  für  Sammlungen,  zu  wissenschaftlichen 
Studien,  Experimenten  u.  s.  w. ;  weiters  können  solche  Exoten  zu 
phänologischen  Beobachtungen  herangezogen  werden,  lauter  Gesichts- 
punkte, die  den  vereinzelten  Anbau  einer  grossen  Zahl  nord- 
amerikanischer Baumarten  sehr  wohl  rechtfertigen  mögen. 

Die  Zahl  der  Auserwählten  unter  den  Anbaufähigen  vermindert 
sich  sehr  beträchtlich  vom  strenge  forst  1  i  cli-fi  na  n  z  i  ollen  (Jo- 
sichtspunkte. 

Holzarten,  die  auf  gutem  oder  schlechtem  Boden  zu  astreineren, 
vollholzigeren  Schäften,  mit  grösseren  Dimensionen  aufwachsen  und  somit 
bessere  werth  vollere  Sortimente  für  den  Markt  liefern  würden  als 
es  die  einheimischen  Holzarten  vermögen,  müssten   anbauwürdig  sein. 

Hierin  lassen  sich  die  nordamerikanischen  Holzarten  nicht  mit 
unseren  Kulturbäumen  in  direkten  A^n-gleich  bringen;  in  Nordamerika 


—     400     — 

fiissen  die  höchsten,  massigsten  Exemplare  auf  dem  vorzüglichsten 
Boden,  den  sie  sich  in  mehreren  Generationen,  selbst  in  Jahrtausenden 
orebildei  und  stetic:  mit  Nährstoffen  bereichert  haben,  auf  Boden,  der 
bei  uns  zum  allergiössten  Theile  von  der  Landwirthschaft  in  Besitz 
genommen  wurde;  davon  abgesehen ,  sind  vollständig  ausgewachsene 
300  bis  GOO  Jahre  und  darüber  alte  Eepräsentanten  unserer  AYaldflora 
zum  Vergleich  mit  der  nordamerikanischen  nur  mehr  vereinzelt  und 
dann  freistehend  vorlianden,  wo  die  Astbildung  auf  Kosten  der  Schaft- 
masse und  der  Höhe  vor  sich  ging.  Wo  wir  dann  noch  Urwald- 
bestände besitzen,  liegen  sie  nicht  im  Optimum  der  betreffenden  Holzart, 
sondern  in  den  entlegeneren  kühleren  Bergen ;  doch  fehlen  nicht  Beweise, 
dass  der  ursprüngliche  europäische  Urwald  in  Höhen-  und  Massenent- 
Avickelung  der  einzelnen  Individuen  dem  ostamerikanischen  Walde  gar 
niclit,    dem    Avestamerikani sehen    aber    ziemlich    bedeutend    nachstand. 

Wenn  wir  die  heutigen  Waldungen  vergleichen,  darf  es  niclit 
wandern ,  dass  die  nordamerikanischen  Urwaldbestände  unsere  ein- 
lieimischen  in  Dimensionen  ganz  beträchtlich  überragen,  zu  uns  in  iu\- 
günstigeres  Kliana,  in  den  geringeren,  schon  öfters  auf  Holz  genützten  Boden 
gebracht  und  in  der  verhältnissmässig  kurzen  Umtriebszeit  bewirthschaftet, 
düi-ften  die  meisten  Nordamerikaner  unseren  einheimischen  Holzarten 
in  Holzmasseproduktion  kaum  mehr  überlegen  sein;  nur  den  west- 
amerikanisclien  Holzarten  scheint  eine  grössere  Lebensenergie  überhaupt 
innezuwohnen,  eine  grössere  Fähigkeit  die  nöthige  Quantität  Stoffe  zu 
massiven  Volumina  tlem  Boden  und  der  Luft  zu  entziehen  und  damit 
ersteren  rasclier  zu  erschöpfen,  wo  die  gebildeten  Holzmassen,  wie  im 
Kulturwalde,  nicht  wieder  an  den  Boden  zurückgegeben  werden;  es 
ist  fraglich,  ob  solche  energische  Holzarten  auf  minder  guten  Böden 
bei  einer  auf  Nachhaltigkeit  der  Nutzung  eingerichteten  Wirthschaft 
ein  grosser  Gewinn  sind. 

Dass  die  Kiesendimensionen  der  nordamerikanischen  Bäume,  wie 
dci-  Pin  US  ponderosa,  Lambertiana,  Jeffreyi,  derSequoia, 
Thuja  und  Pseudotsuga  Douglasii,  Chamaecyparis,  Law- 
son  iana,  ausserordentlich  zum  Anbau  reizen,  ist  verzeihlich  ;  vom  ästhe- 
tis(;hon  Standj)unkte  mögen  sie  alle  angebaut  werden;  auf  dem  allerbesten 
tiefgründigsten  Pxxlcn.  gegen  Sturmwind  gesichert,  mögen  sie  vielleicht 
zu  Dimensionen  (^-wachsen,  di(!  uns  in  Staunen  versetzen;  aber  im 
grossen  forstliclien  Betriebe  davon  Nutzen  ziehen  zu  wollen,  ist  eine 
Chimäre. 

Wichtiger  ist  die  Frage  nach  bescheideneren  Holzarten;  im 
vorausgehenden  Kapitel  habe  ich  die  Ansiclit  ausgesprochen,   dass  die 


—     401     — 

anspruchslosesten  Holzarten  der  nordamerikanischen  Waldtlora  unter  den 
ausgewachsenen  Bäumen  mit  geringen  Dimensionen  zu 
suchen  sind.  Es  könnten  also  hier  Bäume  in  Frage  kommen,  die  etwa 
20  bis  25  Meter  Höhe  in  ihren  besten  Leistungen  nicht  überschreiten 
und  die  schon  in  der  Heimat  mit  mineralisch  geringen,  wie  sandigen 
Böden  zufrieden  sind.  Unter  den  Laubhölzern  fallen  Fraxinus 
viridis  und  Carya  porcina  auf,  dass  sie  von  ihrem  Optimum  — 
dem  frischen  ,  kräftigen  Boden  der  Flussniedernngen  —  liinAveg  jene 
im  Norden,  diese  im  Süden  in  die  sanften  Mulden  der  Kiefern Avaldimgen 
sich  eindrängen  und  dort  zu  leidlichen  Dimensionen  —  freilich  nach 
langer  Zeit  erst  —  heranwachsen;  insbesondere  wäre  die  genannte 
Hickory,  die  noch  den  Yortheil  eines  werthvollen  Holzes  —  wenn 
auch  viel  geringer  als  auf  besserem  Boden  —  bietet,  nach  dieser 
Richtung  hin  zu  prüfen. 

Auf  mineralisch  geringwerthigen ,  sandigen  Böden,  auf  denen 
unsere  Kiefer  immer  grössere  Schwierigkeiten  der  Wiederbestockung 
entgegensetzt  und  endlich  nach  langem  Kampfe  gegen  Trockniss  In- 
sekten und  Pilze  zu  geringwerthigen  Dimensionen  emporwächst,  auf 
solchen  Böden  kann,  nach  meinem  Dafürhalten,  keine  Lawsonia  oder 
Douglasia,  keine  Gelb-  oder  Je&ey's  oder  Pechkiefer  besseres  leisten 
als  die  einheimische  Kiefer;  erst  wo  unsere  Kiefer  ein  werthvoUer 
Nutzbaum  wii-d,  dürften  auch  die  genannten  exotischen  Kiefern  zu 
werthvollen  Bäumen  'aufwachsen.  Eher  empfehlen  sich  in  solchen 
Oertlichkeiten  Holzarten  mit  sehr  viel  leichterem  Holzprodukte,  wie 
Pinus  Strobus  oder  die  bescheidene  Pinus  Banksiana,  die  gegen 
Frost  ebenfalls  völlig  unempfindlich  ist;  für  warme,  steinige  Hänge 
wäre  vielleicht  neben  oder  an  Stelle  der  Schwarzkiefer  die  Stechkiefer, 
Pin  US  pungens  eine  gute  Füllholzart,  auch  wenn  sie  keine  grösseren 
Dimensionen  als  die  österreichische  Kiefer  erreicht  und  nur  Bronnholz 
liefert. 

Nach  dem  Vorkommen  und  den  Erfahrungen  in  der  Heimat  ist 
die  Pechkiefer,  Pinus  rigida  sehr  wohl  zum  Anbau  auf  den  Sand- 
böden der  Meeresküste,  soweit  sie  nicht  mehr  beweglich  sind,  geeignet; 
Pinus  contorta  dürfte  hierin  nicht  nachstehen;  im  Binnenkinde 
hat  sich  erstere  auf  geringen  Sandböden  in  Europa  und  in  Nord- 
amerika als  werthlos  erwiesen. 

Boden,  der  geringwerthig  nicht  aus  Mangel  an  mineralischen 
Nährstoffen ,  sondern  wegen  Ueberschuss  an  Feuchtigkeit  ist, 
Erlenbruch  bis  Sumpfboden,  beherbergt,  wie  erwähnt,  in  Nordamerika 
noch    mehrere,    wirthschaftlich    sehr    wichtige   Nutzhölzer,    die  Thujn 

Dr.  Mayr.  2C 


—     402     — 

occi  dent alis,  Ciiamaeeyparis  sphaeroidea,Fraxinussam- 
bucifolia,  Tax  od  i  um  disticlium,  die  östlichen  Lärchen,  Fichten 
und  Tannen:  auch  Pinus  Strobus,.  Tsuga  canadensis  yeriTren  sich  in 
solche  Standorte,  ohne  aber  brauchbare  Stämme  zu  entwickeln.  Yon 
diesen  beiden  letzteren  abgesehen,  erscheinen  die  übi'igen  Holzarten 
schon  zur  Erhöhung  der  Yielseitigkeit  der  Erträge  in  solchen  bei  uns 
nur  einseitig  ausgenutzten  Standorten  prüfungswerth ;  der  Werth  dieser 
Holzarten  wird  noch  erhöht  dadurch,  dass  auch  ihr  Holz,  Avas  Qualität 
betrifft,  dem  der  Erlen  weit  überlegen  ist;  sollte  sich  bei  einer  oder 
der  anderen  dieser  fremden  Holzarten  die  Hoffnung  erfüllen,  dass 
sie  bei  Feuchtigkeitsmengen  oder  einem  Yersumpfungs-  und  Yer- 
säuerungsgrade  des  Bodens,  der  die  einheimischen  Erlen  bereits  aus- 
schliesst,  gedeihen  kann,  so  Avürde  die  betreffende  Holzart,  bei  der 
Häufigkeit  und  gegenwärtigen  Geringw^erthigkeit  solcher  Standorte, 
geradezu  Xutzpflanze  ersten  Ranges  werden. 

Auf  den  nassen  Böden  im  kühlen  Nadelwaldgebiete,  auf 
den  Hochmooren  (Filzen),  in  denen  sich  nur  eine  kümmerliche  Yegetation 
der  Spirke  (Pinus  montana)  erhält,  dürften  sich  Yersuche  mit  der 
Pinus  Murrayana  empfehlen,  die  vielleicht  in  solchen  Oertlichkeiten 
bessere  Dimensionen  erreicht  als  unsere  einheimischen,  die  gemeine 
Kaefer  und  die  Filzkoppe. 

Ebenfals  einseitig  und  mit  fast  werthlosem  Holze  sind  bei  uns 
recente  Flussauen  besetzt,  wie  sie  durch  Yerlandung  der  Flüsse 
in  Folge  von  Correctionsarbeiten  gewonnen  w^erden;  in  Nordamerika 
verti'itt  die  Stelle  der  Pappeln,  Weiden  und  Erlen,  die  bei  uns  zuerst  im 
neugewonnen  Lande  erscheinen,  die  Platane,  Platanus  occidentalis, 
die  in  dieser  Hinsicht  in  den  Avärmsten  Gegenden  Deutschlands,  ihres 
guten,  brennkräftigen  Holzes  wegen,  geprüft  zu  w^erden  sich  lohnen 
dürfte. 

Die  Anbauwürdigkeit  einer  exotischen  Holzart  kann  weiters  be- 
gi-ündet  werden,  wx'nn  sie  Frost  und  Hitze,  besonders  Spätfrösten 
besser  widerstehen  kann  als  die  einheimischen  Arten.  In  9  unter 
10  Fällen  ist  das  Falliion  der  (Miiheimischen  Holzarten  durch  Spätfrost 
einem  Fehlgriff  in  der  Wiitlischaft  zuzuschreiben;  entweder  hat  man 
eine  cmpfindliciie  Holzait  auf  den  unrichtigen  Standort  gebracht,  oder 
man  Ijat  durch  eine  falselie  Hiebsführung  den  Standort  ungünstig  ver- 
ändert, ein  Frostloch  geschaffen.  Es  scheint,  als  wenn  es  zu  bedauern 
wäre,  wenn  unter  den  Exoten  eine  Holzart  sich  fände,  die  ohne  Rücksicht 
auf  die  Behandlung  oder  besser  Misshandlung  dennoch  gedielie;  im 
extremen    Sinne    niüsste    der    Anbau    einer    solchen  Holzart    zu    einer 


—     403     — 

Verflachimg  des  forstlichen  Gewerbes  führen,  die  ein  vorheriges  wald- 
bauliches Studium  für  eine  spätere  Praxis  im  Walde  unnüthig  macht. 
Zur  Wiederbestoclvung  bereits  vorhandener  frostgefährlicher  Standorte, 
zur  Xeuaufforstung  tiefliegender  Oedgründe,  werden  mehrere  Exoten 
sich  eignen,  so  hat  die  Pinus  Strobus,  die  Weymouthskiefer,  eine 
Frosthärte  beAviesen,  die  von  keiner  einheimischen  Holzart  übertroffen 
wird ;  dass  diese  Thatsache  niclits  Ueberraschendes  an  sich  trägt,  wurde 
schon  früher  erörtert;  Pinus  monticola  dürfte  ihr  hierin  niclit 
nachstehen  und  die  bis  in  den  hohen  Xorden  Amerika's  streichenden 
Pinus  B a  n  k  s i  a  n  a  und  Pinus  M u r  r  a y  a  n  a  sind  sicher  so  unem- 
pfindlich  gegen  Frost  als  man  nur  wünschen  kann. 

Holzarten  sind  anbauwürdig,  wenn  sie  den  Forderungen  unseres 
Klimas  und  der  Wirthschaft  genügen  und  ein  besseres,  dauer- 
hafteres, elastischeres,  schöneres,  schwereres  oder  auch  leichteres,  dann 
aber  von  besonderer  Qualität  produziren  als  unsere  einheimischen 
Holzgewächse.  Mustern  wir  die  in  den  deutschen  Waldungen  anbau- 
fähigen Baumarten  nach  dieser  Eichtung  hin,  so  ist  aus  der  atlantischen 
Waldflora  unter  den  zahlreichen  Quercus  (Eichen)  keine,  welche  unsere 
deutschen  Eichen  an  Holzgüte,  technischer  wie  physikalischer  übertrifft; 
Juglans  nigra  dagegen  liefert  ein  bekanntermassen  werthvolles 
Holzproduckt;  Carya  alba,  porcina,  amara  undtomentosa  er- 
zeugen ein  Holz,  das  an  Güte  und  Vielseitigkeit  der  Verwendung  von 
keiner  deutschen  Holzart  erreicht  wird;  Acer  dasycarpum  bildet  ein 
Holz,  das  leichter,  weicher  und  xlarum  geringer  w^erthig,  Acer  saccharinum 
ein  Holz,  das  nicht  besser  zu  sein  scheint,  als  das  unserer  einheimischen 
Ahornarten;  das  Holz  von  Negundo  aceroides  (Acer  Negundo),  sowie 
dessen  Varietät  (violaceum),  die  bei  uns  neuerdings  viel  cnltivirt  wird, 
ist  das  geringste  in  Werth  und  Gewicht  unter  allen  nordamerikanischen 
Ahornarten. 

Fraxinus  americana,  pubescens,  viridis  übertreffen  in  ihrem  Holze 
unsere  einheimische  Esche  nicht;  dagegen  fällt  das  Holz  der  F  ra  x  i  n  u  s 
sambucifolia  auf,  das  sich  in  dünne,  lange,  tangentale  Bänder 
zerreissen  lässt,  wodurch  es  zur  Korbflechterei  tauglicli  wird.  Bc^tula 
lenta  und  lutea  zeichnet  der  Besitz  eines  gefärbten  Kernlioizes  aus, 
das  in  Schwere  und  Brennkraft  und  auch  als  Nutzholz  die  Hölzer 
sowohl  der  europäisclien  als  auch  der  übrigen  nordamerikanisciicn 
Birken  überragt.  Ulmus  americana,  fulva  und  racemosa  kommen  in 
Holzgüte  unseren  Ulmen  nahe ;  Gymnocladus  canadensis  besitzt 
ein  sehr  dauerhaftes,  dunkles  Kernholz,  von  schnuilem  Splinte  bedeckt; 
da    diese  Gattung    bei    uns    fehlt,    so    kann    sio    mit    einer   deutschen 

2()* 


—     404     — 

Holzart  nicht  direkt  verglichen  werden;  Castanea  americana  verhält 
sich  im  Holze  wie  die  bei  uns  kultivirte  Art,  ebenso  Carpiniis  americana; 
die  Hölzer  der  Magnoliaarten  ,  der  Ostrya  virginica,  Tilia  americana, 
der  Aesculusarten  kennzeichnen  keine  besonderen  Vorzüge.  Lirio- 
dendron  tiilipifera  soll  ein  Holz  haben,  das  für  gewisse  Zwecke, 
wie  z.  B.  Wasserleitnngsröhren ,  Pumpbrunnen  von  keiner  anderen 
Laubholzart  übertroffen  wird;  das  Holz  von  Prun  u  s  ser  otin  a  über- 
trifft in  Schönheit  der  Farbe  wohl  das  der  einheimischen  Arten ; 
Platanus  occidentalis  hat  ein  Holz,  das  sich  im  Werth  unserer 
Buche  nähert;  Sassafras  officinale  liefert  ein  sehr  dauerhaftes 
Holz ;  Celtis  occidentalis  und  Morus  rubra  bereiten  Hölzer  wie  die 
bei  uns  zuweilen  gepflanzten  Yerwandten.  Unter  den  vielen  nord- 
amerikanischen Weiden  ist  bis  jetzt  keine  gefunden  worden,  die  nur 
entferut  an  den  Nutzwerth  unserer  Kulturweiden  heranreichte ;  freilich 
sind  erstere  in  dieser  Beziehung  noch  nicht  genügend  geprüft ;  die 
Populus-Arten ,  wie  heterophylla,  monilifera,  tremuloides,  balsamifera, 
gi'andidentata  produciren  ein  ebenso  leichtes  und  weiches,  nur  einseitig 
verwendbares  Holz  wie  die  einheimischen  Arten. 

Die  nordmexicanischen  Laubhölzer,  soweit  bei  uns  ihr  Gedeihen  wahr- 
scheinlich ist,  belierbergen  keine  in   diesem  Betreffe  hervorragende  Art. 

Die  Eichen  der  pacifischen  Flora,  Quercus  Garryana  und  Kelloggii 
überragen  unsere  Eichen  im  Holzwerthe  nicht,  und  die  Eschen-,  Ahorn-, 
Birken-  und  Erlenarten  haben  den  unserigen  gegenüber  im  Holze 
nichts  voraus. 

Aus  der  Reihe  der  Holzarten,  Avelche  der  südlichen  Hälfte  des 
atlantischen  A\^aldes  angehören  und  damit  klimatisch  ausserhalb  Deutsch- 
hmds  liegen,  hat  sich  Robinia  Pseudacacia  als  werthvoll  unter 
anderen  Eigenschaften  auch  durch  sein  Holz  erwiesen;  es  verdient 
Catalpa  speciosa  wegen  des  ausserordentlich  dauerhaften ,  sehr 
schmalsplintigen  Holzes  geprüft  zu  werden. 

An  der  Spitze  dci-  XadellKilzer  der  atlantischen  Region  steht  bei 
uns  in  Deutschland  Pinus  Strobus,  freilich  nicht  in  Folge  des 
Ifolzos;  denn  dieses  ist  sehr  leicht,  weich,  wenig  dauerhaft,  dagegen 
für  viele  Verwendungszwe(;ke,  für  die  wir  schwereres  Holz  nehmen 
müssen,  li(>rvorragcnd  brauchbar;  Pinus  rigida,  Pit  ch- Pin  e-P  flau  ze, 
die  Pcclikiefer  hat  trotz  ihres  NanuMis  kein  Holz,  das  unsere  Kiefer 
in  irgend  einer  Hinsicht  übertrifft;  ebenso  verhalten  sich  Pinus  resinosa, 
pungens  und  Hanksiana;  die  übrigen,  südlicher  wohnenden  Kiefern 
wie  1'.  australis  und  cubensis,  die  allein  das  unter  dem  Namen 
Pitcli  -  I*  i  iK'lin  1  z    bei     Ulis    iiiiportiite    i'i-odukt    liefern,    kommen    für 


—     405     — 

unser  Klima  niclit  in  Frage.  Die  Fichten ,  Picea  alba  und  nigra ,  die 
Tannen,  Abies  Fraseri  und  balsamea  haben  unseren  Fichten  und  Tannen 
gegenüber  nichts  voraus;  ebenso  ist  die  ostamerikanische  Lärclie  im 
Holze  nicht  besser  als  die  einheimische  Lärche;  die  Tsuga  canadensis 
kommt  in  ihrem  Holze  der  Tanne  nahe,  übertrifft  sie  aber  nicht. 
Dagegen  sind  die  Hölzer  der  Thuja  occidentalis,  Chamaecyparis 
sphaer  oidea  ,  Juniperus  virginiana  und  Taxodium  distichum 
als  hervorragend  werthvoll  und  dauerhaft  geschätzt,  für  welche  Holz- 
arten die  deutsche  Waldflora,  von  dem  einheimischen  Wachholder  abge- 
sehen, keine  Analoga  behufs  des  Yergleichs  besitzt.  Die  reiche  Nadel- 
holzflora des  Westens  enthält  vor  allen  Pseudotsuga  Douglasii, 
die  in  ihrem  Holze  (Schwere,  Dauer,  Elasticität)  unsere  Fichten  und 
Tannen  übertrifft,  das  beste  Kiefernholz  erreicht  und  dem  Holze  der 
Lärche  sich  nähert ;  Pinus  ponderosa  zeigt  trotz  ihres  Namens  (der 
Name  bezieht  sich  auf  den  Vergleich  mit  dem  leichten  Holze  von 
Pinus  Strobus,  der  gegenüber  auch  unsere  Kiefer  ponderosa  ist,  wie 
auch  unsere  Kiefer  im  Vergleiche  zu  Strobus  ebenso  Pitsch-Pine  ist 
als  Pinus  rigida)  keine  Ueberlegenheit  in  Holzgüte,  ebenso  wenig  wie 
das  Holz  von  Pinus  Murrayana;  dagegen  scheint  P.  Jeffreyi  etwas 
schwereres  und  dauerhafteres  Holz,  wegen  der  intensiveren  Verkernung, 
zu  erzeugen  als  die  europäische;  sehr  schweres  Holz  hat  Pinus 
contorta;  P.  Lambertiana  und  monticola  sind  wegen  ihrer 
leichten  Hölzer  aus  demselben  Grunde  beachtenswerth ,  wie  die  nah 
verwandte  P.  Strobus ;  bei  allen  erwähnten .  westlichen  Kiefern  ist 
aber  Avohl  zu  bedenken  ,  dass  sie  eine  ausserordentlich  breite  Splint- 
schichte besitzen,  die  rasch  von  Pilzen  missgefärbt  wird,  ^vodurch  der 
Werth  eines  Stammes  sich  wesentlich  verringert. 

Unter  den  Angehörigen  der  Tannengattung  (Abies)  und  der 
Fichtengattung  (Picea)  ist  keine,  deren  Holz  einen  liöheren  AV>rth  be- 
sässe,  als  die  einheimisclie  Tanne  oder  Fichte;  auch  das  Holz  der 
Tsuga-Gattung  übertrifft  kaum  das  der  Tanne :  L  i  b  o c  e  d  r  u  s  d e  c  u  r  r  e  n  s 
besitzt  ein  Holz,  das  dauerhaft  und  von  den  bei  uns  producirten 
Hölzern  verschieden  ist;  gleiches  gilt  von  Chamaecyparis  Lawso- 
niana,  nutkaensis,  Sequoia  gigantea  und  Thuja  gigantea: 
auch  die  westamerikanische  Eibe  tlieilt  mit  unserer  das  vorzügliche 
Holz,  die  Langsamwüchsigkeit  und  schlechte  Form  des  Scliaftes ;  so 
vorzüglich  endlich  das  Holz  der  westlichen  Lärche,  Larix  occidentalis, 
auch  sein  mag,  es  dürfte  das  unserer  Lärche  aus  den  besten  (Jobirgs- 
lagen  nicht  wohl  übertreffen.  Der  westliche  Wachholder,  Juni})erus 
occidentalis,    steht  dem   unserigen    nahe;    dagegen    treten   die   alpinen 


—     406     — 

Kiefern  der  Section  Balfouria :  P.  Balfu  iiria  na  und  aristata  durch 
ihr  schweres  Holz  hervor. 

Im  Urwakle  hat  man  selten  Gelegenheit,  eine  Holzart  hinsichtlich 
ihrer  AViderstandskraft  gegen  Sturmwind  zu  prüfen,  da  man  selten 
reine  Bestände  einer  einzigen  Art  trifft;  die  Standorte  mit  seichtem 
Boden,  fester  Unterlage  und  flachwurzelnden  Holzarten  sind  so  allseitig 
von  grossen  Waldmassen  eingesclilossen,  dass  auch  dort  der  Stumi 
nur  solche  uralte  Individuen  zu  Boden  wirft,  deren  Standfestigkeit 
durch  krankhafte  Veränderung  des  Holzkörpers  in  Folge  von  Pilzpara-' 
siten  gelitten  hat.  Griesebach  hat  wohl  nnzuverlässige  Reiseberichte 
für  seine  Zwecke  combinirt,  wenn  er  sagt,  dass  die  häufigen  Windfälle 
in  den  Oregonforsten,  avo  verschiedene  Millionen  ausgewachsener 
3 — 400 jähriger  Baumriesen  zusammenstehen,  ein  Beweis  sind  für  die 
Kurzlebigkeit  der  dortigen  Baumarten,  verbunden  mit  geringer  Wider- 
standskraft gegen  Störungen  von  Aussen. 

Die  Douglasia,  diese  ist  zumeist  in  den  Oregonforsten  ver- 
breitet, steht  z.  B.  in  ihrer  BcAvurzelung  zwischen  Kiefer  und  Tanne; 
von  ihr  ist  zu  erwarten,  dass  sie  eine  sturmfeste  Holzart  sein  wird; 
allein  auf  seichtgründigem  Boden  erwächst  sie  mit  so  flachem  Wurzel- 
werk wie  eine  Pichte;  dort  ist  sie  in  dieser  Beziehung  nicht  besser 
als  die  Pichte.  Im  Allgemeinen  kann  man  sagen,  dass  alle  nordameri- 
kanisclien  Kiefern,  alle  Pichten,  Tannen,  Lärchen,  Eichen  u.  s.  w.  eine 
zicmlicli  gleiche  Bewurzelung  Avie  die  europäischen  Yerwandten  auf- 
weisen, so  dass  der  Wertli  dieser  Exoten,  was  Widerstand  gegen  Wind 
betrifft,  nach  den  einheimischen  Yerwandten  beurtheilt  Averden  mag ; 
die  Cupressinecn  gelten  als  tief  wurzelnde  Holzarten.  Unter  denLaub- 
hrdzeni  ist  mir  nui-  eine  Holzart  bekannt  geAA^orden,  die  in  Polge 
ihres  leicliten,  spniden  Holzes  auffallend  leicht  vom  Winde  zerfetzt 
Avird,  es  ist  diess  Acer  dasycarpum.  Ueber  die  Widerstandskraft  der 
Exoten  gegen  Schnee-  und  Eisbruch  bin  ich  nicht  im  Stande  einige 
Anhaltspunkte  geben  zu  können;  es  fehlen  ja  die  gleichartigen,  jüngeren 
Bestünde  so  gut  Avie  ganz.  Dass  die  Exoten  in  unserem  AYalde  mehr 
noch  als  die  einheimischen  Waldbäume  den  Beschädigungen  durcli 
Tliicre  ausgesetzt  sind,  habe  ich  schon  erwähnt,  die  Pähigkeit,  eine 
empfind iiclu^  Beschädigung,  Avie  tlicil weiser  oder  gänzlicher  Yerlust 
des  (iipfels,  rascli  auszuheilen,  hängt  zum  grössten  Theile  vom  anato- 
misclien  Aufl)au  eiiu^r  Pflanze  ab 

Bei  allen  Tannen  (A})ies)  sind,  wenn  die  Gipfelknospe  im  Winter 
abgeäst  wird,  in  d(.'r  Jlegel  ein  selbst  zwei  Jahre  im  LängenzuAvachs 
verloren  ;  denn  das  ganze  folgende  Jahr  ist  notliAvendig  zur  Neuanlage 


—     407     — 

einer  Längstriebkiiospe ,  da  der  beschädigte  Jaiirestrieb  entweder  bis 
zur  Basis  abstirbt,  oder  keine  Seitenknospe  trägt,  welche  sogleicli  zu 
einem  neuen  Gipfeltriebe  auswachsen  könnte.  Unter  den  nordamerika- 
nischen  Tannen  ist  keine,  die  in  diesem  Punkte  einen  Vorzug  vor 
unserer  Tanne  hätte.  Auch  unsern  Kiefern  fehlt,  wenn  die  Gipfel- 
niit  den  benachbarten  Quirlknospen  zu  Grunde  geht,  eine  Seitenknospe, 
die  sofort  die  Führung  übernehmen  könnte;  die  Regel  ist,  dass  ein 
Seitentrieb  sich  erhebt  und  als  Gipfeltrieb  voraneilt;  so  resultirt  bei 
der  Tanne,  weniger  bei  der  Kiefer  nur  zu  leicht  ein  doppelter  oder 
mehrfacher  Gipfel.  Die  nordamerikanische  Rothkiefer  yerhält  sich  wie 
unsere  Kiefer;  dagegen  sind  die  Angehörigen  der  Section  Taeda  und 
Banksia  mit  Knospen  zwischen  den  Quirlen  versehen;  Pinus  rigida 
und  mitis,  auch  inops  Banksia  na  und  Murrayana  entfalten  die 
der  Verwundung  zunächst  liegende  Knospe  sofort  zu  einem  neuen 
Gipfel;  sie  sind  bekannt,  insbesonders  gilt  diess  von  rigida  und  mitis, 
dass  sie  bis  etwa  zum  zehnten  Lebensjahre  neu  abgeschnitten,  zahl- 
reiche Triebe  entfalten,  von  denen  einer  den  übrigen  voraneilt;  Pinus 
rigida  und  mitis  überkleiden  selbst  ältere  Stämme  und  Aeste  mit  kurzen 
Trieben  aus  schlafend  gebliebenen  Kleinknospen;  es  dürfte  aber  auch 
wenig  Kiefern  geben,  die  so  sehr  einer  ausnehmend  grossen  Heilkraft 
gf'gen  Verwundungen  und  Verstümmelungen  bedürften,  als  gerade 
die  rigida. 

Die  fünfnadeligen  Kiefern  der  Section  Strobus  verhalten  sich  wie 
die  Rothkiefern ;  bis  zum  fünften  Lebensjahre  erhebt  sich  leicht  ein 
Seitentrieb  zum  Gipfeltrieb,  von  da  an  geht  die  negativ-geotropischc 
Bewegung  nur  langsam  vor  sich. 

Die  Fichten  und  insbesonders  die  Lärchen  haben  in  der  Regel 
so  reichlich  Knospen  zwischen  den  Quirlen,  dass  sie  schon  im  ersten 
Jahre  den  Gipfel  aus  der,  der  Abbissstelle  zunächst  liegenden  Knospe 
ersetzen  können ;  bei  den  Fichten  erhebt  sich  überdiess  ein  Seitentrieb 
leicht  zum  Gipfeltrieb,  wodurch  zuweilen  ein  unangenehmes  Surplus 
einer  Verheilung,  nämlich  zwei  Gipfel,  resultiren;  die  nordamerika- 
nischen Fichten  und  Lärchen  verhalten  sich  nicht  anders. 

Die  Douglasia  besitzt  ebenfalls  reichlich  Knospen  zwischen 
den  Quirlen,  von  denen  jede  die  Anlage  zu  einem  Gipfeltriebe  in 
sich  trägt  und  sich  auch  sofort  hiezu  entfaltet,  sobald  sie  durch  Ent- 
fernung des  über  ilir  liegenden  Triebtheiles  dazu  angeregt  wird ;  in 
dieser  Eigenschaft  ist  die  Douglasia  der  Tanne  weit  überlegen  und 
gleicht  in  Leichtigkeit  des  P]rsatzes  des  v(M-l()ren  gegangenen  Gipfels 
durch  einen  neuen  der  Lärche. 


—     408     — 

Bei  den  Tsuga arten  ist  der  Ersatz  des  Leittriebes,  der  durch 
ein  Ueberliiingen  und  durch  kräftige  Seitensprosse  überhaupt  nicht 
so  ausgesprochen  markirt  ist,  ^vie  bei  den  vorigen  Xadelliölzern,  sehr 
leicht.  Chamaecvnaris  Lawsonia,  nutkaensis,  sphaeroidea, 
Tliuja,  Sequoia,  Juniperus,  Taxo  dium,  Libocedrus  ersetzen 
den  verlorenen  Leittrieb  stets  sofort  und  sehr  leicht. 

Die  Laubhölzer  tragen  reichlich  Seitenknospen,  die  zu  Hau|)t- 
trieben,  so  bald  es  nöthig  wird,  auswachsen ;  selbst  solche  Laubhölzer, 
die  ihre  Seitentriebe  in  Scheinquirlen  Avie  Nadelhölzer  aufbauen,  tragen 
zwischen  den  Quirlen  zahlreiche  Knospen,  z.  B.  Cornus  macrophylla 
in  Japan,  Eriodendron  anfractuosum  auf  Java,  Bombax  malabaricum 
in  Indien;  solche  auffallende  Holzarten  fehlen  der  nordamerikanischen 
und  europäischen  Waldflora. 

Die  Yortheile,  welche  die  nordamerikanischen  Holzarten  bieten, 
indem  sie  weniger  den  Lifectionen  durch  Pilze  ausgesetzt  sind, 
darf  man  im  Allgemeinen  nicht  hoch  anschlagen.  "Wo  alljährlich  die 
Kiefernkulturen  durch  Schütte  durchlöchert  oder  gar  unmöglich  gemacht 
werden  und  eine  andere  Wirthschaftsmethode  nicht  Platz  greifen  kann,  da 
hat  sich  die  fiinfnadelige  Pinus  strobus  als  werthvoll  erwiesen,  da 
sie  von  der  Schütte  der  gemeinen  Kiefer,  soweit  sie  durch  Lopho- 
dermium  (Hysterium)  Pini  verursacht  wird,  verschont  bleibt;  andere 
bis  jetzt  beobachtete  Schüttepilze  der  Weymouthskiefer,  Avie  Lopho- 
dermium  brachysporum  Eostr.  und  Pestalozzia  Hartigii  Tubf.  haben 
noch  keine  merklich  schädliche  Ausdehnung  gewonnen;  P.  monticola 
dürfte  sich  ganz  ebenso  wie  Strobus  in  dieser  Hinsicht  verhalten; 
liierin  haben  die  zwei-  und  dreinadeligen  Kiefern  der  unserigen  gegen- 
über nichts  voraus;  Gelb-  und  Pechkiefer  leiden  augenscheinlich  noch 
mehr  als  unsere  Kiefer.  Gegen  Wurzelparasiten  bieten  die  nord- 
amerikanischen Holzarten  kaum  Vorzüge;  die  den  Nadelhölzern  insbe- 
sonders  schädlichen  Agaricus  melleus  und  Trametes  i-adiciperda  ver- 
schonen die  Ex(jten  durchaus  nicht;  die  Weymouthskiefer  erliegt 
denselben  häutiger  als  die  einheimische  Kiefer. 

Ob  gegen  Krankheiten  des  Rindengewebes,  hervorgerufen  durch 
Nectria  Cronartium  oder  Peziza  di(?  Exoten  sich  imnuin  erweisen  werden, 
ist  nach  den  v(.ii legenden  Beobachtungen  zweifelhaft.  Sicher  ist,  dass 
eine  Keihe  von  Holzverderbern  die  Exoten,  sobald  einmal  genügend 
alte  Exemplare  vorhanden  sein  Averden,  ebenso  wie  die  einheimischen 
Bäume  befallen  weiden;  denn  zahlreiche  europäische  Polyporusarten, 
J'nunetes  und  Thelephora  finden  sich  auch  im  nordamerikanischen  Walde  ; 
ebenso   wird    di<-   iJlattkrankheit  Bhvtisma    die  fremden  Ahorne    heim- 


—     409     — 

suchen,  und  dass  vollends  der  Keimlingspilz  Phytophthora  die  Saaten 
der  fremden  Laub-  und  Nadelhölzer  lichtet  und  vernichtet,  zeigt  ein 
Blick  in  einen  Exoten-Pflanzgarten;  Alles  in  Allem  darf  in  dieser 
Kichtung  von  den  Exoten  nicht  viel  erwartet  werden. 

Die  Weymouthskiefer  hat  ihre  hervorragende  Stell ung  in 
der  Forstkiütur  nicht  zum  geringsten  Theile  der  Eigenschaft  zu  danken, 
lückig  gewordene  Kulturen  auszufüllen,  indem  sie  rasch  ihrer  Umgeb- 
ung nacheilt;  besonders  in  feuchteren,  kühleren  Standorten  macht  sich 
ihr  Werth  geltend;  in  wärmeren  Lagen  mit  guten  Boden  wäre  für 
ähnliche  Zwecke  vielleicht  die  Douglasia  brauchbar,  eine  wald- 
bauliche Eigenschaft,  die  der  AnbauAvürdigkeit  dieser  Holzart 
ein  neues  Moment  hinzufügt.  Die  Pechkiefer  Avurde  empfohlen  zur 
Erziehung  von  Waldmänteln ,  avozu  sie  durch  ihre  Wiederausschlag- 
fähigkeit  sich  eignen  soll ;  ich  glaube,  dass  derartige  ErAvartungen  sich 
bei  keiner  Pinusart  erfüllen  Averden;  jene  Nadelhölzer,  die  nach  dem* 
Abhiebe  Ausschläge  wie  ein  Laubholz  zeigen,  z.B.  Sequoia,  Crypto- 
meria,  insbesonders  aber  Cunninghamia  nnd  Ginko  gedeihen  avoIü  in 
Avärmeren  Lagen  Deutschlands  (Jahresisotherme  über  8,5^)  und  Avären 
eher  als  eine  Pinus  auf  diese  Eigenschaft  behufs  der  Nutzbarmachung 
derselben  im  forstlichen  Betriebe  zu  prüfen.  Ob  noch  andere  Exoten, 
insbesonders  nordamerikanische,  Avaldbaulich  Avichtige  Eigenschaften 
besitzen,  kann  ohne  geeignete  Yersuche  kaum  festgestellt  Averden. 

Zur  Wiederaufforstung  entAvaldeter  BergAvände ,  zur  Festigung 
des  Geländes  in  der  Hochgebirgsregion,  avo  zu  solchen  ZAvecken  bisher 
Lärche,  Zürbelkiefer  und  Krummholzkiefer  verwendet  Avurden  ,  dürfte 
es  nicht  unberechtigt  sein ,  von  Pinus  B  a  1  f  o  u  r  i  a  n  a ,  a  r  i  s  t a  t  a 
auch  albicaulis  und  flexilis  Yortheile  zu  erAv arten. 

Unter  den  nordamerikanischen  Laubhölzern,  die  bei  uns  anbau- 
fähigsind, ist  nur  die  Edelkastanie,  deren  Früchten  ein  hervor- 
ragender Werth  zukommt.  Da  sie  augenscheinlich  liärter  gegen  Winter- 
kälte als  die  europäische  Edelkastanie  ist,  erscheint  sie  werthvollcr 
als  diese  für  den  forstlichen  Haushalt ;  die  scliAvarze  Wallnuss,  die  anbau- 
fähigen Hickoryarten  haben  zwar  essbare  Früchte,  dagegen  ist  aber 
die  Schale  so  hart,  dass  sie  zumeist  nur  von  Thicren,  besonders  Eich- 
hörnchen und  Schweinen  vertilgt  werden.  Unter  den  Nadelhölzern 
zeichnen  sich  die  Angehörigen  der  Section  Parrya  durch  ossbare 
Früchte  aus;  allein  sie  gehören  der  wärmeren  Hälfte  des  Laubwaldes 
an  und  müssen  erst  Versuche  darlegen,  ob  sie  bei  uns  überhaupt 
Avachsen ;  dagegen  könnten  die  heissen,  kiesigen  Hänge  der  Südalpcn 
und  des  Appennin   zur  zweiten  Heimat  für  diese  Nusskiefern  werdcMi: 


—     410     — 

neben  den  Früchten  wäre  der  Yortheil,  den  diese  zähen,  langsam- 
wüclisigen  Arten  zur  Befestigung  und  Nutzbarmachung  des  Terraines 
leisten,  nicht  zu  unterschätzen. 

Der  Zucke rahorn  verdient  ganz  hervorragende  Beachtung  durch 
die  beträclitliclie  Menge  werthvollen  Syrups,  den  sein  Frühlingssaft 
enthält.  Quercus  densiflora,  Prinos,  prinoides  und  tinctoria  sind  zwar 
reich  an  Tannin,  übertreffen  aber  hierin  kaum  unsere  Eiche.  Dagegen 
ist  die  Rinde  von  Tsuga  canadensis  und  Mertensiana  bedeutend 
gerbstoff-reicher  als  jene  der  europäischnn  Nadelhölzer;  da  die  Tsuga's 
noch  wachsen,  wo  Eiche  nicht  mehr  mit  Yortheil  auf  Gerbstoff  genutzt 
werden  kann,  erscheinen  die  genannten  Arten  werthvoll;  die  Rinde 
der  Quercus  tinctoria  enthält  einen  werthvollen  gelben  Farbstoff"; 
aus  Splintwunden  der  Zuckerkiefer  fliesst  ein  Saft,  der  nach  der 
Abdunstung  eine  zuckerreiche,  weisse  Masse  zurücklässt,  die  als  wirk- 
sames Heilmittel  gepriesen  wird. 

Unter  den  Sträuchern,  die  den  Waldboden  bekleiden  und  werthvolle 
Nebenprodukte  in  ihren  Fi'üchten  liefern,  verdient  die  nordamerikanische 
Preiselbeere,  Vaccinium  macrocarpumh  ervorgehoben  zu  werden,  da 
si(>  in  Standorten  —  Sphagnum-Sümpfen,  Torfmooren  —  Avächst,  wo  die 
Hnlziiutzung,  weim  übei-haupt  eine  solche  möglich  ist,  zurücktritt. 

Die  in  diesem  Kapitel  hervorgehobenen  Holzarten  kennzeichnet 
irgend  ein  Yortheil,  den  sie  vor  unseren  Waldbäumen  voraus  haben; 
doch  ist  ihre  Zahl  immer  noch  zu  gross  für  Yersuche  im  Walde;  sie 
alle  anzubauen  w^äre  eine  Zersplitterung  der  Zeit,  Arbeit  und  Geld- 
mittel, die  wohl  zur  Folge  hätte,  dass  schliesslich  keine  Art  eine 
nennenswertiie  Wichtigkeit  bei  uns  erlangen  würde. 


XI.      Anbaupläne     und    Behandlung     der    nord- 
amerikanischen   Holzarten    als  Bäume    des  deut- 
schen Waldes. 

/lim  Zwecke  (h'i'  Arbeitstheilung  nach  klimatisch  vershiedenen 
Landschaften  und  /um  Zwecke  dei'  Concentrirung  der  Arbeit  innerhalb 
einer  Landschaft  habe  ich  Deutschland  in  fünf  klimatische  Zonen 
zeHegt,  und   fiir  jede  einen  Arbeitsplan  skizzirt : 

a.  umfasst  di(;  wärmsten,  tiefsten  Lagen  von  Deutschland,  die 
Tliäler  (h's  Kheins,  Untermains,  Ne(;kars  mit  einer  mittleren  Jahres- 
temperatur über  9"  C.  und  (^ner  mittlei-en  Temperatur  der  Haupt- 
vogotatioiiszeit     von    iibei-    \T^ :    Ix^stes  (ji(>deihen   dei-  Eiclie;    die  P]d(^l- 


—     411     — 


kastanie  reift  regelmävssig  ihre  Früchte;  laiidwirthschaftlich  ist  AVeiii-, 
Tabak-  und  Maisbaii  möglich; 

b.  umfasst  die  warmen  Lagen  mit  einer  Jahrestemperatur  von 
8  bis  9^C.  und  einer  mittleren  Temperatur  der  Hauptvegetationszeit  von 
16  bis  17^,  bis  zu  etwa  300  Meter  Erhebung  über  dem  Meere;  in  den 
Waldungen  herrscht  die  Eiche  vor;  auf  sandigem  Boden  wird  die 
Eiche  durch  Kiefern  vertreten;  Waizenbau  überwiegt;  auch  Hopfenbau; 

c.  umfasst  die  Gebiete  vom  ersten  (natürlichen)  Auftreten  der 
Tanne  oder  Fichte  innerhalb  der  Laubholzregion  bis  zum  Yerschwinden 
der  Stieleiche,  somit  im  Durchschnitt  die  Lagen  zwischen  300  und 
600  Meter  in  Nord-  und  700  Meter  in  Süddeutschland.  Nordostküste  ; 
mittlere  Jahrestemperatur  6  — 8^  mittlere  Temperatur  der  Yegetations- 
juonate  14 — 16^.     Winterroggen  und  Gerstenbau; 

d.  höhere  Bergregionen  mit  Fichten,  Tannen  und  Lärchen  bis 
zum  Auftreten  der  Zürbel-  und  Krummholzkiefer,  von  600  bezw. 
700  Meter  bis  zu  etwa  1300  Meter;  mittlere  Jahrestemperatur  von 
4  — 0^  mittlere  Temperatur  der  Yegetationszeit  von  10 — 14^;  Sommer- 
roggen, Alpenweiden  ; 

e.  Waldgrenzgebiet  bis  1600  Meter  (Kiesengebirge)  und  etwa 
1900  Meter  in  den  Alpen;  Jahrestemperatur  von  0 — 4°C.;  Temj^eratur 
der  Yegetationszeit  6 — 10°  C. 


Anbauplan 

I.  Anbauklasse: 
Juglans  nigra, 

Carya  porcina,  alba,  tomentosa, 
Acer  saccharinum. 

IL  Anbauklasse:  - 
Betula  lutea  und  lenta, 
Juniperus  virginiana, 
Cupressus  Lawsoniana, 
Pseudotsuga  Douglasii. 


fi'ir  a. 

III.  Anbau  kl  asse: 

Prunus  serotina, 
Catalpa  speciosa, 
Platanus  occidentalis, 
Ulmus  americana, 
Robinia  Pseudacacia, 
Populus   balsaniifera,  monilifera, 
trichocarpa. 


I.  Anbauklasse: 

Acer  Saccharinum, 
Juglans  nigra, 
Carya  porcina,  alba, 
Pinus  Strobus, 
Yaccinium  macrocarpum. 


Anbauplan  für  b. 

IL  Anbauklasse: 

Betula  lutea  und   lenta, 
Fraxinus  americaiui, 
Pseudotsuga  Douglasii, 
Chamaecyparis  Lawsoniana. 
Juniperus  virginiana. 


—     412     — 


HI.  Anbauk lasse: 

Carya  porcina, 

Fiaxiniis  viridis,  sambucifolia, 

Prunus  serotiiia, 

Rubinia  Pseiulacacia, 


Ulmus  americana, 
Populus  moiülifera,  trichocarpa, 
Piniis  Banksiana,  rigida, 
Tsuga  canadensis,  Mertensiaiia, 
Thuja  gigantea,  occidentalis, 
Picea  sitkaensis. 


Anbau  plan  für  c. 


1.  Anbauklasse: 

Pin  US  Strobus, 
Yaccinium  macrocarpuni . 

IL  Anbauklasse: 
Acer  saccharinum. 
Betula  lutea  und  lenta, 
Fraxinus  americana, 
Pseudotsuga  Uouglasii. 


III.  Anbauk  lasse: 
Fraxinus  sambucifolia,  viridis, 
Chamaecyparis  Lawsoniana,  sphae- 

roidea,  nutkaensis, 
Thuja  gigantea,  occidentalis, 
Tsuga  canadensis, 
Pinus    Murrayana,    rigida,    Bank- 
siana. 


Aiibauplan  Tür  d. 

U.  Anbauk  lasse:  Pinus  strobus, 

Yaccinium  macrocarpuni. 

Aubauplaii  für  e. 

1 1 1 .  A  n  l)a  u  k  1  asse :  Pinus  Murrayana,  Balfouriana,  aristata,  flexilis. 

1 11  die  erste  A  n  b  a \i  k  1  a  s s  e  haben  nur  solche  Holzarten 
Aufnainne  gefunden,  deren  Aufwachsen  zu  Nutzbäumen  in  Deutschland 
bereits  naciigewicsen  ist  und  die  zugleich  einen  hervorragenden  forst- 
iiclien  Wertli  besitzen;  letzterer  Gesichtspunkt  allein  entschied  natürlich 
bei  Yaccinium;  die  Angehörigen  dieser  Klasse  sollen  Aufnahme  in  die 
olnicdif's  kleine  Scliaar  der  forstlichen  KulturgowUchse  finden  und  im 
(ii-(»ss('ii  angebaut  werden. 

.Mit  den  Holzarten  der  zweiten  Anbauk  lasse  sollen  grössere 
Vei-suche.  etwa  alljährli(di  in  geringerer  Ausdehnung  auf  verschiedenen, 
insbesondcrs  den  unten  genauer  angegebenen  Standorten  angelegt 
werden,  woduivh  dci-  Wcrtli  dieser  Holzarten  als  künftig  einzu- 
I)  ii  !•;:•(•  r  11  der  Waldhiiiime  endgültig  festgestellt  werden  soll;  für 
eine  jfcilic  dcisellx'u  .  insbesondere  Nadelhölzer,  werden  noch  einige 
.lahrzelinte  vergehen,  bis  wir  Sicheiheit  haben,  dass  si(^  im  deutschen 
Wahh;  zu  Nutzl)iiumen  heranwachsen  ;  erst  von  da  an  können  einige 
derselben,  wie  in  erster  Linie  die  Douglasia.  in  die  erste  Anbauklasse 
versetzt  werden. 


—     413     — 

Die  dritte  Anbauklasse  eiitliält  minder  wichtige  Holzarten 
oder  solche,  die  noch  nicht  näher  für  die  Verhältnisse,  für  welche  sie 
empfehlen swerth  erscheinen,  geprüft  wurden. 

Da  die  Yorschriften  des  Vereines  der  deutsclien  forstlichen  Ver- 
suchsanstalten zur  Behandlung  der  nordaraerikanischen  Holzarten  in 
den  ersten  Lebensjahren  auf  die  Erfahrungen  sicli  gründen,  die  man 
in  Deutschland  an  den  Exoten  gesammelt  hat,  so  ist  an  diesen  Normen 
festzuhalten;    als    Ei'gänzung    derselben    möge    das    Folgende    gelten. 

Die  Erziehung  des  Materials  geschieht  am  sichersten  in  kleinen, 
sachgemäss  angelegten  Pflanzgärten  mitten  im  Walde,  wodurch 
künstlicher  Schutz  gegen  Erost  und  Hitze  überflüssig  erscheinen;  die 
Pflanzgärten  sind  wie  die  in  den  VTald  verpflanzten  Exoten  gut  gegen 
AVildfrass  zu  sichern.  AVo  Vorsichtsmassregeln  wde  Betheerung,  Be- 
kalkung  u.  a.  sich  als  wirksam  an  den  einheimischen  Holzarten 
erwiesen  haben,  möge  diess  auch  an  den  Exoten  vorgenommen  werden; 
wo  aber  die  bisherigen  Mittel  nichts  genützt  haben,  dürfte  sich  vielleicht 
ein  anderes  Verfahren  empfehlen,  das  ich  bereits  im  Jahre  188G  in  meinen 
Reisebriefen  aus  dem  japanischen  Walde  angegeben  habe.  Ich  glaube, 
es  hat  wohl  niemand  in  Deutschland  die  Wirksamkeit  desselben  geprüft; 
die  Meisten,  die  davon  Notiz  nahmen,  haben  es  Avohl  für  etwas  scherz- 
haftes gehalten;  ich  kann  niclit  umhin,  hier  die  Aufmerksamkeit  vom 
Neuen  darauf  zu  lenken.  Es  werden  nämlich  in  Japan  die  Pflanzungen 
der  Cryptomeria  und  Chamaeciparis-Arten  gegen  das  Verbeissen  durch 
Hasen  durch  Menschenhaare  geschützt,  indem  an  alle  Pflanzen  im 
Umfange  einer  Pflanzung  in  etwa  1/2  Meter  Höhe  von  Kindern  etwas 
Menschenhaare,  wie  sie  beim  Kämmen  der  Frauen  sich  ergeben,  ge- 
wickelt werden.  Diese  Wirrharre  haften  leicht  zwischen  den  Nadeln 
der  Pflanzen;  ebenso  könnte  an  einzeln  stehenden  Pflanzen  leicht  der 
Gipfel  wenigstens  durch  Herumlegen  von  etwas  Haaren  gesichert 
werden.  Diese  in  der  Jägersprache  wohl  „Verwitterung'*  genannte 
Operation  hält  die  Thiere  für  einen  Winter  von  den  Pflanzen  fern, 
eine  2  bis  3  malige  Wiederholung  bringt  wohl  die  m<^isten  l^tlnnziMi 
übei-  diese  Gefahr  hinweg. 

h\  Bezug  auf  die  Erziehung  in  Ptlanzgärten ,  sowie  der  Methode 
der  Auspflanzung  uiul  die  Oertlichkeiten  im  AValde  gilt  als  allgemeine 
Regel:  Wo  die  Gattung  der  exotischen  Holzart  in  der  einheimisclien 
Waldflora  vertreten  ist,  behandle  man  die  fremde  Art  wie  die  ein- 
heimische derselben  Gattung;  die  ameiikanischen  Eiclien ,  Ahoine, 
Eschen,  Ulmen,  Birken,  Kirschen,  Fichten,  Tannen  und  Lärclien  lasscMi 
sich  am  sichei'sten  auf  dieselbe  Weise  erziehen,  wie  sich  diess  für  die 


—     414     — 

verwandten,  einheimischen  Arten  bewährt  hat;  bei  der  Auspflanzung 
im  Walde  gebe  man  ihnen,  wo  andere  Yorschriften  nicht  bekannt  sind, 
jene  Standorte,  die  man  bei  Fehlen  der  Exoten  den  betreffenden 
einheimischen  Verwandten  zugetheilt  hätte;  auch  für  die  weitere 
Behandlung  sind,  im  Falle  nicht  Besseres  bekannt  ist,  die  Erfahrungen 
an  den  inländischen  Verwandten  zu  Grunde  zu  legen.  Die  Ange- 
h()rigen  der  Sektion  Pinaster,  Banksia  und  Taeda  lassen  sich  bei  uns 
am  besten  wie  die  einheimische  Kiefer  erziehen;  ebenso  genügen  die 
Ei'fahrungen,  die  man  mit  der  Weymouthskiefer  gesammelt,  zur  Auf- 
zuclit  der  Kiefern  der  Sektionen  Strobus,  Cembra  und  Balfouria. 

Es  genügt  somit  hier  nur  für  einige  in  unserer  Flora  nicht 
vertretene  Gattungen  oder  für  solche  Arten,  welche  ein  verschiedenes 
N^erhalten  zeigen,  einige  Bemerkungen  über  Verwendung  und  Be- 
lla iidlung  im  AValde  hier  anzureihen. 

J  u  g  1  a  n  s  n  i  g r  a.  S  c  h  w  a r  z e  W a  1 1  n u s  s.  Klimatisch  kommen 
dem  Optimum  der  Wallnuss  in  Amerika  am  nächsten  Südfrankreich, 
0  b  e  r  i  t  a  1  i  e  n ,  S  ü  d  t  y  r  o  1. 

I.  Anbauklasse  in  a;  auf  dem  besten  Boden  der  Flussniederungen 
in  Einzelmischung  gepflanzt  oder  in  kleinen  Gruppen  gesät;  verlangt 
volles  Licht;  seitliche  Bedrängung  durch  andere  Laubbämne  zur  Be- 
kämj)fung  der  Scitenäste  nothwendig;  den  einheimischen  Holzarten 
gegenüber  wohl  vorwüchsig. 

n.  Anbauklasse  in  b;  Frostgefahr  im  Frühjahr  und  Herbst 
gesteigert;  auf  dem  besten  Boden  der  Flussthäler;  in  den  Avärmsten 
Lagen  dci-  sanften  Berghänge,  Einzelmischung,  soweit  vorwüchsig  oder 
Saat  wie  (jhcn ;  wo  langsamer  wüchsig,  als  die  einheimischen  Laub- 
luilzei-,  ist  es  besser  den  Anbau  zu  unterlassen. 

Carya  alba.  Weisse  Hickory,  porcina  Schweins- 
lii<'kory,  tomentosa  Weichhaarige  oder  Spotthickory. 
()))timum  wie  bei  dn-  Wallnuss.  Dagegen  sind  die  Hickory  in  den 
eisten  4  bis  5  Jahren  langsam  wüchsig,  so  dass  sich  ein  mehrjähriger  Vor- 
l)au  (Saat)  in  Lö(;lierhieben  empli(jhlt;  anfangs  schwache  Ueberschirmung 
ortragend,  sind  die  jungen  Pflanzen  in  solchen  Oertlichkeiten  gegen 
Si)ätfrost  gesichert;  frühzeitiger  Unterbau  der  so  entstehenden  Gruppen; 
Kinzelmischung  hei   dei  übrigens  schwierigen  Auspflanzung  in  Heistern. 

Die  Schweinshickory  soll  auch  auf  Kiefernböden  I  bis  III  (incl.) 
lionitiit  in  den  feuchteren  I^jiisenkungen  und  kleineren  frischeren 
•^'"'•'''"   i"   'l*'i'   in.   Anbiiiiklasse   in   I)   versucht  werden. 


—     415     — 

Acer  Saccharin  um,  Zuckerahorn.  Das  klimatische  Op- 
timum dieser  Holzart  umfasst  von  Deutschland   die   Region  a. 

I.  Anbauklasse  für  a  und  b.  Einzehnischung  oder  kleinere 
Gruppen  im  Laubwalde;  IL  Anbauklasse  in  c,  wo  die  wiirmsteen, 
sonnigsten  Lagen  zu  wählen  sind;  raschwüchsige,  Lichtentzug  ver- 
meidende Holzart. 

In  a,  b  und  c  innerhalb  und  ausserhalb  des  AValdes,  insbesondere 
Landstrassen,  ist  der  Zuckerahorn  als  Schatten-  und  Zierbaum  anzu- 
bauen; tief  wurzelnd ,  daher  widerstandsfähig  gegen  Wind.  Füi-  dise 
Zwecke  Erziehung  von  Heistern  in  Pflanzgäi'ten. 

Betula  luteaGelbbirke,  lenta  Hainbirke.  Das  0 p t i m u m 
dieser  Birken  fällt  mit  dem  des  Zuckerahorns  zusammen. 

IL  Anbauklasse  in  a,  b,  c;  in  a  und  b  einzeln  oder  gruppenweise 
auf  Löcherhieben  dem  Laubwalde  beizumengen,  auf  trockenen,  kiesigen 
oder  feucliten  Standorten,  in  Avelchen  unsere  einheimischen  Laubbaum- 
arten geringen  Zuwachs  zeigen ;  in  c  Avären  die  wärmeien  Lagen  und 
ähnliche  Standorte  wie  in  a  und  b  zu  wählen ;  beide  Birken  sind 
wohl  überall  in  a  b  und  c  vorwüchsig ;  voller  Lichtgenuss  am  besten. 
(Tide  Platane). 

Fraxinus  americana.  Amerikanische  Esche,  Weiss- 
esche. Das  0  p  t  i  m  u  m  fällt  in's  m  i  1 1 1  e  r e  F  r  a  n k  r  e  i  c  h ,  die  inneren 
Thäler  Südtyrols,  und  das  mittlere  Ungarn. 

Diese  Esche  empfiehlt  sich,  wo  Frostgefahr  besteht,  also  b  und  c 
an  Oertlichkeiten,  wie  sie  der  einheimischen  Art  zugewiesen  werden; 
Behandlung  wie  bei  der  einheimischen  Esche. 

Fraxinus  viridis,  Grüne  sehe.  Ihr  Optimum  liegt  im 
deutschen  Laubwalde. 

Aufzucht  wie  bei  unserer  Esche;  es  dürften  A^ersuche  durch 
Pflanzung  anzustellen  sein,  wie  weit  sie  auf  geringerem  Sandboden  (11. 
und  IIL  Bonität)  zu  einem  wenn  auch  niederen,  docli  in  seinem  Holze 
(Kleinnutzholze)  werthvollen  Baume  erwachsen  kann;  wie  bei  der  Carya 
porcina  wären  in  b  und  c  die  sanften  Mulden  in  den  Kiefernbeständen 
zu  wählen. 

Fraxinus  sam  l)ucif  olia,  Korb-  oder  Seh  warzcsc  li  r.  Ihr 
Optimum  liegt  im  deutschen  Laubwalde. 

Aufzucht  wie  bei  unserer  Esche;  Auspflanzung  auf  Eschenstand- 
orte; ob  auch  Erlenbruchböden  dieser  raschwüchsigen  Esclio  umli 
zusagen,  muss  durch   Versucho  festgestellt   wr'rdeii. 


—    416     — 

Castanoa  americana,  Amerikanische  Edelkastanie. 
Optimum  im  Gebiete  der  amerikanischen  Wallnuss. 

Aufzucht  wie  bei  der  europäischen  Edelkastanie;  Anlage  von 
Niederwald  oder  im  Hochwalde  zur  Holz-  und  Fruchtgewinnung  wie 
bei  dei-  europäischen  Art,  jedoch  nicht  in  a  sondern  in  b  und  vielleicht 
sogar  in  den  wärmsten  Lagen  von  c;  volles  Licht  am  besten. 

Prunus  serotiua,  S^pätkirsclie.  Optimum  im  Gebiete  der 
AVa  1 1  uns  s. 

Aufzuclit  in  Pflanzgärten,  leicht  auszupflanzen,  einzeln  oder  in 
kleinen  Gruppen  auf  steinigen,  mageren  Böden  in  a  und  den  wärmeren 
Lagen  von  b;  raschwüchsig,  volles  Licht  am  besten. 

C  a  t  a  1  p  a  s  p  e  c  i  o  s  a  ,  AVestliche  Catalpe.  Optimum  das  der 
Wallnuss,  was  Temperatur  betriff't ;  sie  verbreitet  sich  natürlich  nicht 
in  jenes  nordamei'ikanische  Laubholzgebiet,  das  klimatisch  dem  deutschen 
Laubwalde  am  nächsten  kommt;  durch  Anbauversuche  ist  aber  die 
Anbaufähigkeit  im  kühleren  Gebiete,  ähnlich  wie  für  die  südlichen 
Gleditschie  und  Robinie,  in  Amerika  wenigstens  festgestellt  worden. 
Aufzucht  in  Pflanzgärten  und  Auspflanzung  mit  1  oder  2  Jahren  auf 
Laubholz-Schirm-  oder  Löcherschlägen;  auch  Saat  an  solchen  Oertlich- 
keiten  dürfte  für  diese  raschwüchsige  Holzart  zu  versuchen  sein ; 
Einzelmischung  zulässig;  seitliche  Bedrängung  nothwendig;  empfindlich 
gegen  Frühfrost;  erträgt  anfangs  etwas  Ueberschattung ;  dem  Yer- 
beissen  durch  Thiere  sehr  ausgesetzt;  nur  im  Laubwalde  von  a  auf 
gutem  und  auch  geringerem  Boden. 

P 1  a  t  a  n  u  s  o  c  c  i  d  e  n  t  a  1  i  s .  Westliche  Platane .  Das  0  p  t  i  m  u  m 
li<'gt  ausserhalb  Deutschlands  im  Gebiete  der  nordamerikanischen 
Wal  1  nuss. 

Auspflanzung  auf  recenten  Auen,  wie  sie  durch  Flusscorrectionen 
gewonnen  werdcMi ;  auch  solche,  die  von  kurzen  Hochwassern  alljährlich 
noch  mit  etwas  Sand  überdeckt  werden,  wären  heranzuziehen;  diese 
llatune  bihJet  reichliche  Wurzelbrut,  die  zur  Anlage  neuer  Pflanzungen, 
zu  Faschinen  benutzt  weiden  könnten;  wegen  Frostgefahr  nur  für  a 
und  die  wärmsten  StriclHj  von  b  vielleicht  brauchbar;  für  b  und  c 
viclleiclit  die  l)cid(.|i   liirken   verwendbar. 

I'obinia  l'se  iid  acaci  a  ,  Hob  i  nie.  Optimum  im  Gebiete 
der  amerikanischen   W  al  I  n  uss. 

Genügend  b(;kannt;  soll  an  gleiclien  Oertlichkeiten,  wie  die 
Platane,   i^n-pi-iiff    weivlen. 


-     417     — 

Ulmiis  americana,  Amerikanische  Ulme.  Das  Optimum 
liegt  im  wärmeren,  deutschen  Laubwald e. 

Anzucht  wie  die  europäischen  Ulmen;  bei  dem  geringen  Werthe 
dieser  Holzart  —  sie  ist  nur  schnellwüchsiger  als  die  einheimischen 
Arten  —  empfiehlt  sich  eine  vereinzelte  Einsprengung  im  Laubwalde 
von  a  und  den  wärmeren  Theilen  von  b. 

P  i  n  u  s  S  t  r  0  b  u  s  ,  Weymouthskiefer.  0  p  t i mum  in 
Deutschland  in  b  und  c.  Aufzucht  bekannt;  neben  der  bisherigen 
Verwendung:  Gruppenweise  Einmengung  auf  den  sandigen  Inseln  des 
Laubwaldes,  an  Kändern  von  Sümpfen,  schwachen  Erhebungen  im 
Erlenbruchboden ;  Mischwald  mit  der  gemeinen  Kiefer,  auch  Fichte  und 
Tanne;  grössere  reine  Bestände  sind  zu  vermeiden. 

I.  Anbauklasse  in  b,  c  und  IL   in   den  wärmeren  Lagen  von  d. 

Pseudotsuga  Douglasii,  Douglasia.  Das  Optimal- 
gebiet dieser  werthvollen  Holzart  umfasst  klimatisch  die  Nord- 
westküste von  Frankreich,  dann  Belgien,  Holland  imd 
Südengland;  die  angrenzenden  Gebiete  wie  Irland,  Schottland  und 
die  unter  dem  direkten  Einflüsse  der  Nordsee  und  westlichen  Ostsee 
stehenden ,  deutschen  Gebiete  kommen  dem  Optimum  nahe.  Das 
Verbreitungsgebiet  umfasst  klimatisch  ganz  Deutschland  mit  Aus- 
nahme der  höchsten  Bergregionen.  Es  empfiehlt  sich  in  continentalen 
Gebieten,  ferne  vom  Optimum,  das  Verhalten  junger  Pflanzen  zu  prüfen, 
die  aus  Samen  erzogen  Avurden,  der  in  Montana  gesammelt  wurde;  sie 
werden  jedenfalls  absolut  frostunempfindlich  (in  der  Heimat  —  So** 
zuweilen),  dafür  aber  auch  langsamerwüchsig  sein ;  für  das  dem  Optimum 
zunächst  liegende  Gebiet,  sowie  für  a  und  b,  vielleicht  auch  c,  ist 
jedoch  der  Same  aus  Gegenden  westlich  vom  Cascadengebirge 
(Washington  Terr.  und  Oregon  | Portland |)  zu  verwenden;  die  Pflanzen 
sind  sehr  raschwüchsig,  aber  in  Frostlagen  empfindlich  gegen  Spät- 
und  Frühfrost,  wogegen  geeignete  Vorsichtsmassregeln  für  die  ersten 
10  Jaln-e  zu  treuen  sind;  Samen  aus  Colorado,  wie  er  von  den 
amerikanischen  Händlern  als  völlig  frostiiart  für  Ostamerika  empfohlen 
wird,  ist  für  uns  nicht  geeignet;  die  Pflanzen  sind  zwar  hart,  aber 
auch  sehr  trägwüchsig. 

Der  Douglasiasame  liegt  in  einigen  Procenten  über;  die  jungen 
Pflanzen  (unbedeckt,  in  kleinen  Pflanzgärten  im  Hochwalde)  gedeihen 
am  besten,  wenn  zweijälu-ig  verscluilt  und  vierjährig  im  Walde  ver- 
pflanzt; diess  liat  sich  in  c  bewährt;  in  b  mr)gen  andere  Methoden 
besser  sein;    junge  Douglasia's  ertragen  den  Lichtent/.ug  durch   IJchor- 

Dr.  Mayr.  «^^ 


—     418     — 

sclürmung,  gedeihen  aber  am  besten  bei  freiem  Oberlicht;  seitlicher 
Schutz  stets  gut,  bei  Frostgefahr  nothwendig;  enge  Pflanzverbände 
nothwendig  zur  Erziehung  schlanker  Stangen  und  Schäfte ;  Pflanzungen 
auf  grösseren,  kahlen  Flächen  sind  zu  vermeiden.  Anlage  von  Gruppen 
und  kleineren  reinen  Beständen  in  a  an  nördlichen  und  östlichen,  in 
b  an  allen  Expositionen ;  in  c  gruppenweise  Mischung  mit  einheimischen 
Nadelhölzern;  auf  stabilen  Auen  gut;  auf  Auen,  die  noch  der,  wenn 
auch  kurzen,  Ueberschwemmung  unterliegen,  nicht  brauchbar;  auf 
Ejefernböden  I.  und  IL  Bonität  bei  genügender  Frische  (besonders 
an  der  Küste)  und  Humusmenge  einzeln  oder  gruppenweise ;  auf  seichtem, 
kiesigen  Boden  bei  Humusreichthum ,  im  Gebirge,  an  Bachrändern  in 
engen  Thälern  vortheilhaf t ;  strenger  Boden  und  solcher  mit  stagnirendem 
Wasser  ist  zu  vermeiden;  Schutz  gegen  Wild  wünschenswerth. 

Es  steht  zu  erwarten,    dass  die  Douglasia,   was  Holzgüte  betrifft, 
die  „Lärche  der  Ebene  und  des  Tieflandes"  wird. 

Chamaecyparis  Lawsoniana,  Lawsonia.  Mit  dem 
Klima  dos  Optimums  und  des  Yerbreitungsgebietes  dieser  Holzart 
in  Nordamerika  deckt  sich  in  Europa  das  Klima  der  Küste  von  Süd- 
westfrankreich; in  Nordamerika  betritt  der  Baum  das  klimatisch 
und  räumlich  nahe  liegende  Optimalgebiet  der  Douglasia  nicht,  wohl 
aber  erwächst  letzterer  Baum  im  Gebiete  der  Lawsonia  zu  kolossalen 
Dimensionen.  Trotzdem  scheint  die  Lawsonia  im  grössten  Theile  des 
klimatisch  so  ganz  anders  gestalteten  Deutschland  gedeihen  zu  können; 
aber  nur  für  die  wärmsten  Lagen,  für  a  kann  ihre  Aufzucht  in  Anbau- 
klasse n  riskirt  werden;  langanhaltende,  tiefe  Wintertemperaturen 
bleiben  stets  eine  grosse  Gefahr,  gegen  die  geeignetes  Unterbringen 
der  Pflanzen  im  Walde,  wie  sich  gezeigt  hat,  ein  theilweise  wirksames 
Schutzmittel  bildet;  die  Pflanze  ist  raschwüchsig,  frühzeitig  guten 
Samen  tragend.  Gedeiht  am  besten  bei  freiem  Oberlichte  und  Seiten- 
sfliutz,  erträgt  al)er  auch  Ueberschirmung;  seitliche  Bedrängung  er- 
wünsclit  zum  Schutze  gegen  AVintersonno  und  zur  Erziehung  astreinen 
Materials;  bei  trockenen  Lagen  sind  nördliche,  bei  frischen  auch  süd- 
liche Expositionen,  nach  Süden  geöffnete  Thäler  zu  wählen;  in  b  (von 
«lern  Küstengebiete  abgesehen)  und  c  wegen  gesteigerter  Frostgefahr 
nur  gelegentlicher  Aiil)au  (IIL  Anbauklassc)  anzurathen;  in  der  Küsten- 
/'•ne  von  h  und  c,  jiiil  Kiefernböden  I.  und  Jl.  Bonität  bei  guter 
iiiiniusschiidite  zusammen  mit  Douglasia  boachtenswerth ;  auf  Boden 
III.  Henitiit  zweihdluift.  In  e,  in  (l(!i-  lU^rgregion  in  kleinen  Gruppen 
in  den   wiirmsten   Strielien    dem   Nudel-  (uh^v  Luibwalde    beizumengen; 


—     410     — 

dabei  sind  enge  Thäler  und  die  Ufer  der  Bergbäclie  zu  wählen;  Schutz 
gegen  Wildverbiss  wünschenswerth. 

Zur  Erziehung  des  Pflanzmateriales  lassen  sich  auch  Stecklinge 
verwenden,  welche  nur  an  schattigen,  bodenfrischen  Oertlichkeiten 
zulässig  sind ;  am  besten  dienen  liiezu  nach  den  Erfahrungen  in  Japan 
an  der  nahe  verwandten  Cham,  obtusa,  (die  bei  etwaigem  Anbaue 
genau  wie  dieLawsonia  zu  behandeln  wäre)  25 — 30  cm  lange 
Endtriebe  von  Seitenzweigen,  welche  etwas  in  ihrer  Benadelung  be- 
schnitten und  so  abgelängt  werden,  dass  vom  zwei  Jahre  alten  Holze 
noch  etwa  3  cm  verbleiben;  die  Stecklinge  werden  in  ein  durch  einen 
dünnen  Stab  vorgebildetes  Loch  5  cm  tief  eingelassen  und  festgedrückt; 
an  der  Jahresgrenze  pflegen  die  neuen  Wurzeln  zu  erscheinen.  Be- 
sonnung ist  stets  zu  vermeiden;  bei  mehrtägiger  Trockniss  ist  Bewäs- 
serung nöthig.  Solche  Pflanzen  können  schon  im  folgenden  Jahre 
im  Walde  verwendet  werden ,  wenn  nicht  die  ganze  Anlage  schon  am 
definitiven  Standorte  vorgenommen  wurde. 

Juniperus  virginiana,  Yirginischer  Wachholder.  Nach 
dem  Klima  der  Heimat  zu  urtheilen,  fällt  zwar  ganz  Deutschland  in 
das  Verbreitungsgebiet  des  Wachholders,  das  Optimum  liegt  aber 
in  Norditalien  und  Südfrankreich.  Es  dürften  deshalb  nur  in 
a  und  b  noch  geringe  Nutzliolzdimensionen  zu  erwarten  sein;  in  c 
wird  der  virginische  Wachholder  die  Dimensionen  des  einheimischen 
kaum  mehr  übertreffen.  Bei  der  grossen  Fähigkeit  der  Holzart  mit 
den  verschiedensten  Standorten  vorlieb  zu  nehmen,  ist  der  Anbau 
zulässig  in  Eschenstandorten,  wie  auf  steinig-kiesigen  Böden,  selbst 
Sandböden  bis  zu  Kiefernböden  III.  Bonität;  doch  sollen  steinige  imd 
sandige  Partieen  nur  im  luftfeuchten  Küsten-  oder  Gebirgsklima  gewählt 
werden;  quelliges  Terrain,  die  Nähe  der  Bäche  in  der  niederen  Berg- 
region sehr  passend;  die  Auspflanzung  im  Walde  hat  wohl  wegen  der 
raschen  Abnahme  der  anfänglichen  Wuchsgeschwindigkeit  stets  in 
Gi'uppcn,  selbst  kleineren,  reinen  Beständen  zu  erfolgen ;  enger  Schluss, 
aber  volle  Gipfelfreiheit;  vor  dem  50.  Jahre,  wegen  breiten  Splintes, 
kaum  nutzbar. 

Chamaecyparis  sphaoroidea,  Kugele ypressc.  Das  Op- 
timum dieser  Holzart  liegt  im  gleichen  Gebiete  mit  der  Pitch-Pinc 
oder  Pechkiefer  (vide  Pinus  rigida);  das  Verbreitungsgebiet  umfasst 
klimatisch  noch  die  deutsche  Nordseeküste. 

Aufzucht  wie  bei  der  Lawsonia;  von  dieser  Holzart  empfehlen 
sich  Versuche  in  kleineren  reinen  Beständen  in  feuchten  Oertli(*hk(»iten 
von    b  und  c    an  der  Küste,    welche    die    gemeine  Ki<'f«M-    nicht  mc^hr 

27* 


—     420     — 

betritt;  in  Erlenbruclibodeii  auch  Eiiizelmischung  zulässig,  da  die 
Holzart  starke  Beschattung  erträgt.  Anfangs  langsam,  später  rasch- 
wüchsig. 

Chamaecyparis  nutkaensis,  Nutkacypresse.  ■  Das  Opti- 
mum fällt  in  das  Küstengebiet  der  Ostsee. 

Aufzucht  wie  bei  LaAvsonia.  Es  wäre  durch  Versuche  festzu- 
stellen, ob  vielleicht  an  der  Küste,  in  c,  diese  Art  nicht  sicherer 
und  rascherwüchsig  ist  als  die  Lawsonia.  Weitere  Angaben  zu  machen, 
bin  ich  nicht  im  Stande. 

Thuja  gigantea,  Eiesenthuja.  Das  Optimum  deckt  sich 
klimatisch  mit  dem  der  Douglasia. 

Aufzucht  wie  bei  LaAvsonia;  Behandlung  an  der  Küste  von  b  und  c 
wie  für  die  Kugelcypresse  angegeben;  im  Binnenlande  von  b  und  c 
in  feuchten  Oertlichkeiten ,  Erlen-  und  Eschenböden,  Flussrändern  von 
Bergbächen  in  Gruppen  zu  versuchen;  Schatten  ertragend;  raschwüchsig; 
enge  l^flanzung  noth wendig. 

Thuja  occidentalis,  Gemeiner  Lebensbaum.  Das 
Optimum  fällt  ins  Binnenland  von  Deutschland  in  b.  Aufzucht 
an  scliattigen  Oertlichkeiten ;  Yerwendimg  in  feuchten  Oertlichkeiten, 
Erlenbö(U3n;  bei  Anpflanzung  auf  kahlen  Flächen  enger  Yerband  und 
grössere  Gruppen  nothwondig;  Versuche  sind  auf  c  und  d  des  Binnen- 
landes auszudehnen.  Die  Holzart  erträgt  kräftige  Beschattung  und 
wächst  langsam;  frosthart. 

Für  ähnliche  ungünstige  Standorte,  in  denen  wegen  Ueb'ermass 
von  F(MU'htigkoit,  wegen  Kälte  und  Vertorfung  des  Bodens  die  ein- 
heimischen Holzarten  ganz  fehlen  oder  kümmern,  möchte  ich 

Pinus  Murrayana,  Murray's- Kiefer,  empfehlen.  Das 
Optimum  fällt  in's  Centrum  von  Deutschland  in  c.  Auf- 
zucht wie  bei  der  gemeinen  Kiefer ;  Anlage  von  reinen  Beständen 
durch  l'flanzung  in  Hochm  ooren,  wo  die  Pinus  montana  ihr  Dasein 
fristet;   iu  c  und   d;  völlig  frosthart. 

J'iuus  Banksiana,  Banks'  Kiefer.  Das  Optimum  liegt 
in  }.,  (his  Verbreitungsgebiet  berührt  dem  Klima  nach  noch  c  und 
tifjfcro  Tjugen  von  d. 

.\ufzucht  wie  di(!  gemeine  Kiefer;  Auspflanzung  auf  die  gering- 
werthigsteii,  trockenen  Sandlxulen  in  b  und  c,  die  Küste  ausge- 
nommen;  vrdli^r  fiostlijii't. 


—     421     — 

Pin  US  pungens,  Stechkiefer.  Klimatisch  liegt  das  Optimum 
im  Binnenlancle  von  Deutschland  in  b. 

Aufzucht  wie  bei  der  gemeinen  Kiefer;  Versuche  auf  den  gering- 
Averthigsten ,  kiesig- steinigen,  trockenen,  heissen  Hügelköpf cn  und 
Hängen  von  a,  b  und  c. 

Pin  US  rigida,  Pechkiefer.  Dem  Klima  des  Optimums 
dieser  Kiefer  dürfte  in  Europa  die  nordadriatische  Küste,  der 
Küstenstrich  von  Venedig  bis  Pola,  bezw.  Ancona  am 
nächsten  konmien;  dem  Yerbreitungsgebiete  im  Norden  entspricht  die 
Nord-  und  Ostseeküste  b  und  c.  Dort  sind  Versuche  mit  der  Pech- 
kiefer auf  geringem  Sandboden  rathsam,  im  Falle  unsere  einheimische 
Kiefer  nicht  wachsen  sollte;  wo  aber  diese  wächst,  wird  sie  bei  uns 
stets  besser  sein  als  Pinus  rigida;  im  Binnenlande  nicht  zu  empfehlen. 

Pinus  Balfouriana,  Balf our's  Kiefer,  aristata,  Fuchs- 
schwanzkiefer und  albicaulis,  weissstämmige  Zürbel- 
kiefer,  flexilis,  Hacke nzürbel.  Diese  aufrecht  wachsenden 
Verteter  unserer  Zürbel-  und  Krummholzkiefer  dürften  ihre  zweite 
Heimat  in  Deutschland  in  d  (aristata  in  c)  finden.  Sie  wachsen 
langsam,  sind  frosthart  und  wären  auf  ihren  Werth  zu  Wiederbewaldungs- 
und  Festigungszwecken  im  Hochgebirge  zu  prüfen. 

Picea  Sitkaensis,  Sitkafichte.  Ihr  Optimum  ist  die 
Kü  ste  von  Nordwestfrankreich,  Südengland,  Belgien  und 
Holland;  ihr  A^erbreitungsgebiet  streicht  an  der  Ostsee  entlang  bis 
tief  ins  Russische  Reich. 

Aufzucht  in  Pflanzgärten  und  Auspflanzung  wie  bei  der  ein- 
heimischen Fichte;  Versuch  an  der  Küste  auf  Standorten,  von  denen 
die  einheimischen  Holzarten,  insbesonders  im  Gebiete  der  Fichte,  wegen 
allzugrosser  Bodenfeuchtigkeit  zurücktreten. 

Tsuga  canadensis,  die  canadische  Tsuga  und  Tsuga 
Mertensiana,  Mortons  Tsuga.  Die  canadische  Tsuga  bildet  reine 
Bestände  von  grösserer  Ausdehnung  in  einem  Gebiete,  das  dem  Binnen- 
lande  von  Deutschland  b  und  c  klimatisch  am  nächsten  kommt; 
die  westliche  Tsuga,  Merten's  Tsuga,  findet  ihr  Optimum  an  denselben 
Oertlichkeiten  wie  die  Douglasia,  geht  mit  dieser  in  dem  Felsengebirge 
bis  in  Klimate,  die  dem  deutschen  c  und  tieferem  d  entsprechen  dürften. 

Aufzucht  wie  bei  unserer  Tanne;  beide  schattenertragend;  mit 
freiem  Gipfel  sehr  raschwüchsig;  Versuche  einzeln  oder  gruppenweise 
im  Fichten-  und  Tannengebiete  zur  Erziehung  wcrthvolleren  Gerbstoff- 


—     422     — 

materiales.     Beide  frosthart ;  für  Hertens  Tsiiga  dürften  die  Yorsichts- 
raassregeln,  die  für  die  Douglasia  empfohlen  wurden,  anzuwenden  sein. 

Grösserer  Werth  als  manchen  der  vorgenannten  Holzarten  möchte 
einem    kleinen ,    darniederliegenden    Strauche    beizulegen    sein ,    dem 

Vaccinium  macrocarpum,  Amerikanische  Preisel- 
beere, Kronsbeere.  Diese  grossfrüchtige  Preiselbeere  erstreckt 
sich  in  Nordamerika  von  der  Grenze  des  Baimiwuchses  im  nördlichen 
Canada  bis  ins  mittlere  Wisconsin,  also  klimatisch  in  Deutschland 
von  e  durch  d  und  c  bis  b.  Sie  wird  in  Wisconsin  auf  ebenen 
Flächen  mit  Torfunterlage  und  sumpfiger  Beschaffenheit  kultivirt  und 
dabei  werden  die  Pflanzungen  auf  den  kalten  Mosern  so  angelegt,  dass 
dieselben  zur  Nachtzeit,  wenn  heftiger  Frost  droht,  unter  Wasser 
gesetzt  werden  können.  Es  ist  mir  nicht  bekannt,  ob  in  Deutschland 
in  kälteren  Lagen  Anbauversuche  mit  der  grossfrüchtigen  Preiselbeere 
imternommen  wurden,  als  diess  mein  Yater,  kgl.  b.  Forstmeister  in 
Grafrath,  auf  einem  ausgedehnten  rauhen  Moose  zwischen  Augsburg 
und  München,  also  etwa  550  Meter  über  dem  Meere,  unternahm. 

Schon  im  Jalire  1882  wurde  auf  Anregung  des  grossherzoglich 
sächsischen  Hofgärtners  Maurer  in  Jena  eine  Fläche  von  200  D  Meter 
auf  dem  Haspelmoore,  nachdem  dieselbe  auf  Torf  genützt  war,  mit  der 
J'reiselbeere  bepflanzt.  In  dem  Berichte,  in  dem  mein  Yater  die 
Anpflanzung  in  grösserer  Ausdelmung  empfiehlt,  heisst  es:  „die  gross- 
früchtige Preisselbcere  gedieh  prächtig,  überzog  (1883)  mit  langge- 
streckten (oft  1,5  Meter  langen)  Trieben  dicht  die  ganze  Fläche ;  1884 
ergab  sich  ein  geringer  Ertrag;  1885  lieferte  diese  Fläche  bereits 
40  Liter,  wonach  sich  der  Ertrag  pro  Hektar  auf  2000  Liter  stellen 
würde;  ninmit  man  den  Werth  unserer  gewöhnlichen  Preiselbeere 
auf  dem  Mai'kte  in  München  zu  35  ^  pro  Liter  als  Basis,  so  gäbe 
dies  einen  Ertrag  von  700  Jt  pro  Hektar.  Bei  dem  Umstände,  dass 
dieser  kleine  Kriechstrauch  auf  Ländereien  gebaut  werden  kann,  welche 
weder  dem  Einzelnen  noch  dem  Staate  selbst  viel  nützen  —  abgetorftc 
Miiser  —  verdient  die  Kultur  der  nordamerikanischen  Preiselbeere 
mehr  Beachtung,  als  ihr  bisher  zugewendet  wurde.'' 

Wenn  man  die  grossen  Flächen  von  Torfmoorböden  allenthalben 
in  Deutschland  und  insbesonders  in  meiner  engsten  Heimat,  in  Obcr- 
bayern,  sieht,  die  nach  der  Al)t()i-fung  fast  werthlos  daliegen,  dürfte 
die  Kultur  dr-r  Preiselbeere,  auch  wenn  später  Ernte  und  Erlös  sich 
boträclitlicli  i.i.(|rig(>r  steljon  sollten ,  volkswirthschaftlich  und  finanziell 
oin  grosser  (iewinn  sein;  dass  die  grosse  Preiselbeere  auch  bei  uns 
einon  Markt  crnügcn  wird,    darf  man    annehmen;    denn    ein   ziemlich 


—     423     — 

beträchtlicher  Theil  der  alljährlichen  Ernte  in  Wiskonsin  wird  nach 
Europa  exportirt. 

Zur  Kultiiranlage  dürften  Stecklinge  der  Pflanze  am  besten  zu 
verwenden  sein;  diese  wären  in  seichte,  über  dem  normalen  Wasser- 
stande etwas  erhabene  Furchen  zu  legen,  wobei  der  Aushub  auf  die 
Südseite  zum  Schutze  gegen  die  Sonne  zu  bringen  wäre;  Standorte, 
die  mehrere  Wochen  ganz  unter  Wasser  gesetzt  werden,  sind  zu  ver- 
meiden. 

Zum  Schlüsse  noch  einige  Worte,  um  die  Abweichungen  von 
dem  Arbeitsplane  des  Yereines  der  forstlichen  Yersuchsanstalten  zu 
rechtfertigen : 

Pin  US  rigida  steht  im  Arbeitsplane  an  erster  Stelle;  da  das 
unter  dem  Namen  Pitch-Pine  zu  uns  gelangende  nordamerikanische 
Kieferuholz  von  anderen ,  südlicheren  Kiefern  stammt  (von  Pinus 
australis  imd  cubensis;  von  letzterer  in  Folge  Verwechselung  durch 
die  Holzfäller  mit  ersterer),  die  bei  uns  nicht  erzogen  werden  können, 
das  Holz  der  rigida  vielmehr  im  Werthe  unserer  Kiefer  kaum  nahe 
kommt  (Spint  10  cm  breit,  astreich);  da  sie  ferner  im  Binnenlande  in 
Europa  wie  in  Nordamerika  sich  ungünstiger  in  Wuchskraft  und 
Wuchsform  als  unsere  Kiefer  verhält ;  da  ferner  ihre  Ausschlagfähigkeit 
eine  Eigenschaft  ist,  von  der  im  forstlichen  Beti-iebe  kaum  Gebrauch 
gemacht  werden  kann,  so  habe  ich  geglaubt,  diese  Kiefer  nur  für  den 
Dünensand  am  Meere  empfehlen  zu  dürfen. 

Pinus  ponderosa  und  Jeffreyi  haben  im  forstlichen  Betriebe 
vor  unserer  Kiefer  kaum  einen  Vorzug;  ihre  Schönheit  und  ihre  Riesen- 
dimensionen, falls  letztere  sich  verAvirklichen,  werden  stets  eine  hervor- 
ragende Zierde  unserer  Waldungen  sein. 

PseudotsugaDouglasii  wurde,  da  ihr  Aufwachsen  im  deutschen 
Walde  zum  Nutzbaume  noch  nicht  mit  Sicherheit  constastirt  wurde, 
der  Vorsicht  halber  in  die  II.  Anbauklasse  versetzt. 

Acer  californicum  Torrey  und  Gray  ist  nicht  ganz 
korrekt;  der  Baum  lieisst  Negundo  californicum  Torrey  und  Gray. 
Die  vom  Arbeitsplane  beabsichtigte  Holzart  ist  eine  Varietät  von  Negundo 
aceroides  (Acer  Negundo);  der  wahre  Negundo  (Acer)  californicum  ist 
wohl  noch  kaum  nach  Europa  gekommen ;  Professor  Median  in 
Germantown  theilte  mir  mit,  so  oft  in  Deutscliland  der  californisehe 
Ahorn  verlangt  werde,  schicke  er  immer  die  Varietät  violaceum  des 
Acer  Negundo  —  zur  Zufriedenheit  der  Besteller;  diese  Varietät  liat 
ein  so  geringwertliiges  Holz  wie  die  ^lutterart  selbst. 


—     424     — 

Acer  saccharinnm  habe  ich  wegen  des  hohen  Werthes  dieser 
Holzart  durch  den  Syrup,  den  der  Saft  enthält,  in  die  erste  Anbau- 
klasse versetzt. 

Acer  dasycarpum  Avurde  wegen  seines  weichen,  leichten  Holzes, 
das  geriugerwerthiger  als  das  Holz  unserer  Ahorne  ist,  nicht  empfohlen. 

F  r  a  X  i  n  u  s  p  u  b  e  s  c  e  n  s  Avird  in  ihrer  Heim  at  selten  über 
12  Meter  hoch,  ihr  Holz  ist  nicht  besser  als  das  der  einheimischen  Esche. 

Carya  amara  steht  im  Holzwerthe  der  alba,  porcina  und  tomen- 
tosa  wesentlich  nach;  alle  drei  genannten  Arten  wurden  wegen  ihres 
eminent  werthvollen  Holzes  (Splint  und  Kern  gleich  gut!)  in  die  erste 
Anbauklasse  versetzt. 

Quercus  rubra  verdient  wohl  kaum  eine  grössere  Beachtung 
als  irgend  eine  andere  nordamerikanische  Eiche,  da  der  Yortheil  der 
Sclmellwüchsigkeit  durch  geringwerthiges  Produkt  wieder  aufgehoben  wird. 


XII.    Anhang. 

I.  Anatomische  Merkmale  der  Hölzer  der  nordamerikanischen 

Coniferen. 

(Hiezu    Tafel  IX.) 

Pseudotsuga:  Markstrahlen  aus  Parenchy mzellen  mit  Tracheiden 
«jhne  voi-springende  Verdickungen  als  Grenzzellen ;  bei  Pinus  macrocarpa 
letztere  mit,  bei  Pinus  Douglasii  ohne  Spiralverdickung;  Längstraclieiden 
mit  Spiralen,  bei  Ps.  macrocarpa  stets,  bei  Ps.  Douglasii  seltener 
Spiralen  in  den  letzten  Sommerholztrachciden ;  letzte  Tracheiden  des 
Sommorholzes  mit  Hoftüpfeln  an  den  Tangentalwänden ;  rothbraun 
gefärbtes  Kernhfjlz;  Harzgänge  vorhanden. 

Tsuga:  Markstrahlon  aus  Parenchymzellen  i-it  glattwandigen 
Tracheiden  als  Grenzzellen;  hetzte  Tracheiden  des  Sommorholzes  mit 
Hoftüpfr'ln;  Kernholz  schwach  graubraun  gefärbt;  Harzgänge  fehlen. 

J^roa:  Markstrahlen  und  letzte  Sommerholztracheiden  wie  Tsuga; 
Kenih..lz  von  gleicher  Farbe  wie  Splint;  Harzgänge  vorhanden. 

Larix:  Markstrahlen  und  Sommerholztracheiden  wie  Tsuga; 
Kernholz  n.tlihiann  gefärbt;  Harzgänge  vorhanden. 

Abjcs:  Maikstrahlen  durchaus  aus  Parenchymzellen  zusammen- 
gesetzt; Kern-  und  Splintholz  gleichfarbig;  Harzgänge  fehlen. 

Pinus:   Vir|(!   Anliaiiir  2. 


—     425     — 

Cupressus,  Taxodium,  Sequoia,  Chamaecyparis, 
Thuja,  Libocedrus,  Juniperus:  Mark  strahlen  nur  aus  Parenchym- 
zellen,  Tüpfeln  derselben  mit  dem  grösseren  Tüpfel  der  anstossenden 
Tracheiden  einen  „Doppel tüpfel"  bildend ;  mit  Längsparenchym,  vorzugs- 
weise im  Sommerholz;  zahlreiche  Hoftüpfel  auf  den  Tangentahvänden 
des  Sommcrholzes;  Kernholz  theils  schAvach,  theils  intensiv  gefärbt; 
Holz  mit  spezifischem  Gerüche;  Harzgänge  fehlen;  Thuja  gigantea  zeigt 
öfters  kurze  Tracheiden  als  Grenzzellen  der  Markstrahlen. 

Taxus:  Markstrahlen  wie  Cupressus  etc.  gebaut;  alle  Längs- 
tracheiden  mit  zahlreichen  Spiralen  von  gleichmässiger  Yerthcilung 
innerhalb    der  Zellen;    Kernholz   rothbraun  gefärbt;    Harzgänge  fehlen. 

Torreya:  Markstrahlen  wie  Cupressus  etc.  gebaut;  Spiralen  der 
Längstracheiden  unregelmässig  vertheilt,  in  Gruppen  von  2 — 4  zusammen- 
liegend; Kernholz  schwach  gefärbt;  Harzgänge  fehlen. 

2.  Eintheilung   der  Kiefern  (incl.  nicht-amerikanischer)  nach 

natürlichen  Sectionen. 

(Hiezu  Tafel  IX.) 

Die  ursprünglichen  Linne'schen  Bezeichnungen  Pinus  Larix,  Pinus 
Abies  sind  endlich,  ähnlich  wie  Phalaena  tortrix  dorsana,  aus  der  natur- 
wissenschaftlichen und  auch  aus  der  forstlichen  Literatur  schon  fast 
ganz  verschwunden;  die  Trennung  der  unnatürlichen  Limie'schen 
Gattung  Pinus  in  die  auch  in  dieser  Schrift  festgehaltenen  natürlichen 
Gattungen  Picea,  Abies,  Larix,  Tsuga  etc.  zwang  sich  mit  der  Er- 
weiterung der  Kenntnisse  der  botanisch  so  vernachlässigten  aber  forstlich 
so  eminent  wichtigen  Coniferen  von  selbst  auf. 

Je  mehr  aber  Angehörige  der  jetzigen  Gattung  „Pinus*',  der 
„Kiefern"  bekannt  wurden,  desto  deutlicher  zeigte  sich,  dass  auch  unter 
der  Gattung  Pinus  ganz  heterogene  Formen  vereinigt  sind;  dabei 
lassen  sich  nach  Anatomie,  Biologie  und  Verbreitung  grosse  Gruppen 
erkennen,  die  wohl  nicht  als  eigene  Gattungen,  wohl  aber  als  Sectionen 
aufgefasst  werden  können. 

Endlicher  und  seine  Nachfolger  stellten  die  Sectionen :  Strobus, 
Cembra,  Pinaster,  Taeda,  Pinea  und  Pseudostrobus  auf;  sie  legten  dabei 
die  Benadelung,  Zai^fen-  und  Samenbildung,  also  wichtige  Theile  der 
Anatomie  der  Pflanzen  zu  Grunde.  G.  Engel  mann  stiess  die  End- 
licher'schen  Sectionen  um  und  bildete  nur  2  Sectionen:  Strobus  und 
Pinaster  und  zwar  auf  Grund  der  Stellung  der  Harzgänge  in  den 
Nadeln,  eines  einzigen  und  dabei  unwesentliclien  Merkmales  der 
Anatomie.     Die  wichtigen  Merkmale  benützte  Engelmann  zur  Bildung 


—     42G     — 

von  Unterabtheilungen  innerhalb  der  Sectionen,   Avodurch  sein  System 
nicht  vereinfacht,  sondern  noch  complicirter  erscheint. 

Ich  bin  wieder  zu  den  natürlichen  Sectionen  Endlichers'  zurück- 
gekehrt, habe  sie,  wie  ich  glaube,  durch  Beiziehung  der  Anatomie  des 
Holzes  gefestigt  und  entsprechend  den  seit  Endlicher  (1847)  gewonnenen 
Bereicherungen  unserer  Kenntnisse  auf  einstweilen  10  erhöht.  Es  mag 
sein,  dass  die  „Sectionen"  für  botanische  Zwecke  nicht  nothwendig 
erscheinen ;  für  biologische  und  forstliche  Betrachtungen  sind  sie  jedenfalls 
fruchtbar. 

Piniis,    Kernholz  hellrothbraun  gefärbt,    Harzgänge   vorhanden. 

I.  Section  Pinaster:  zweinadelig,  Zapfen  von  mittlerer  Grösse, 
kegel-  bis  paraboloidförmig  (P.  Pinea  ausgenommen)  aus  Quirlknospen; 
Same  von  dem  Flügel  zangenförmig  gefasst;  Flügel  gross  im  Yerhältniss 
zum  Samen,  letzterer  daher  flugfähig  (ausgenommen  P.  Pinea);  Mark- 
strahlen aus  Parenchymzellen  und  Tracheiden;  erstere  dünnwandig; 
Tüpfel  der  anstossenden  Längstracheide  gross,  schlitzaugenförmig,  von 
der  Breite  des  Lumens  der  Trachcide ;  Tracheiden  der  Markstrahlen  mit 
zackigen  Verdickungen;  letzte  Längstracheiden  des  Sommerholzes  mit 
spärlichen  Hof  tüpfeln  an  den  Tangentalwänden ;  meist  auf  die 
nördlichere  oder  kühlere  Hälfte  des  Yorkommens  der  Kiefern  be- 
schränkt; hiohor  düi-ften  folgende  Arten  zu  zählen  sein:  Pinaster  sil- 
vestris,  Laricio,  haleppensis,  pyrenaica,  Brutia,  Pinea,*)  montana,  resinosa, 
densiflora,  Tluinbergii,  sinensis. 

II.  S  e  c  t  i  0  n  K  h  a  s  i a :  dreinadelig,  Zapfen  kegelförmig ;  Same  (?) ; 
Holz  v(»ii  gleichem  anatomischen  Bau  wie  Pinaster;  in  der  sitdlichen 
Hälfte  heimisch;  hieher  gehören:  Khasia  insularis*. 

III.  Section  Banksia:  zweinadelig;  Zapfen  kegelförmig,  klein, 
meist  nicht  aus  Quirlknospen,  sondern  aus  Knospen  am  Längstriebe 
zwischen  zwei  Quirlen  hervorgehend;**)  Same  vom  Flügel  zangenförmig 
gefasst,  aber  eine  Seite  des  Samens  mehr  als  die  andere  vom  Flügel 
bedeckt,  Same  flugfähig;  Markstrahlen  des  Holzes  dünnwandig;  Tüpfel 
der  korrespondirenden  Tra(;heidenf lache  zahlreicher  und  kleiner  als 
Pinastcr;  (irenzzellen  der  Markstrahlen  Tracheiden  mit  zackigen  Yer- 
•li'kiin^^cn:  letzte  Längstracheiden  des  Sommerholzes  ohne  Holztüpfel 
ii"    *lcn    Tangentalwiindcii;     nlM-dlielK;    und    südliche    Hälfte    heimisch. 


*)  Die  Zntlieiltiii^,'  der  init  Stcrnclien  verKehencn  Arten  ist  zweifelhaft; 
ziimciBt  Kind  oh  koIcIk-  Kiefern ,  von  deiKin  Zupfen  und  liolzproben  meiner 
Saiiindiin^;  f<'lil(;n. 

•*)  I)<r  Triebtheil  über  dem  Zapfen  \nt  wohl  als  Johannitrieb  aufzufassen. 


—     427     — 

Hieher  gehören  :  Banksiana,  mitis,  inops,  clausa,  glabra,  contorta,  pungens, 
tuberculata,    Murrayana,    muricata,    contorta   var.  Sargentii,    Merkusii. 

IV.  Section  Taeda:  dreinadelig,  Zapfen  meist  grösser  als  von 
Banksia ;  meist  aus  Qiiirlknospen  hervorgehend ;  Same  vom  Flügel 
zangenförmig  gefasst,  flugfähig  (ausgenommen  Sabiniana) ;  Markstrahlen- 
parenchym  bei  ostamerikanischen  Arten  dünn-,  bei  westamerikanischen 
dickwandiger ;  Tüpfelbildung  und  übriger  Bau  wie  die  vorige  Section ; 
hieher  wären  zu  zählen:  Taeda,  australis,  cubensis,  rigida,  serotina, 
ponderosa,  Jeffrey!,  Coulteri,  insignis,  chihuahuana,  Engelmanni,  Sabiniana, 
canariensis,  patula*,  Lawsonii*,  Teocote*. 

Y.  Section  Psou  dost  rebus:  fünfnadelig,  Zapfen  mittlere 
Grösse,  kegelig,  Same  vom  Flügel  zangenförmig  gehalten,  flugfähig 
(ausgenommen  Torreyana);  Holz  vom  anatomischen  Baue  der  Section 
Banksia  auf  die  südlichere,  wärmere  Hälfte  beschränkt;  hieher  dürften 
zu  zählen  sein :  arizonica,  Torreyana,  Pseudostrobus,  Montezumae,  occi- 
dentalis,  oocarpa,  Orizabae*,  Wincesteriana*,  macrophylla*,  leiophylla*, 
lophosperma*,  Lindleyana*,  Loudoniana*,  apulcensis*,  Buonapartea*, 
Deconiana*,  Hartwegii*,  filifolia*. 

VI.  Section  St  rebus:  fünfnadelig,  Zapfen  lang,  hängend, 
Schuppen  dünn,  Samenflügel  den  Samen  nur  auf  einer  Seite  bedeckend 
und  mit  dem  Samen  fest  verwachsen;  Same  flugfähig;  Parenchym  der 
Markstrahlen  dünnwandig,  bei  westamerikanischen  Arten  etwas  dick- 
wandiger ;  Tüpfel  der  anstossenden  Längstracheiden  gross,  ein  bis  zwei 
zusammen,  schlitzaugenförmig ;  Traclieiden  der  Markstrahlcn  ohne  Ver- 
dickung, letzte  Sommerholztracheiden  mit  zahlreichen  Hoftüpfehi  an 
den  Tangentalwänden ;  nördliche  oder  kühlere  Hälfte.  Hieher  gehören: 
Strobus,  Lambertiana,  monticola,  excelsa,  Peuce. 

VII.  Section  Cembra:  fünfnadelig,  Zapfen  meist  kurz,  dick- 
schuppig; Same  ohne  Flügel,  gross;  meist  im  zweiten  Jahre  keimend; 
Holz  wie  Section  VI ;  nördliche  oder  kältere  Hälfte :  Cembra,  flexilis, 
reflexa,  albicaulis,  koraiensis,  parviflora,  Ayacahuite*. 

VIIL  Section  Parrya:  ein-,  zwei-  und  dreinadelig,  an  der 
Berührungsfläche  weisslich;  Zapfen  kurz  und  dick;  Same  ohne  Flügel, 
Bäume  III.  Grösse  der  südlichen  und  wärmeren  Hälfte;  Holz  nach 
dem  Typus  von  Picea  gebaut,  nämlich  ^larkstrahlparenchym  dickwandig 
mit  zahlreichen  kleinen  Tüpfeln,  Traclieiden  der  ^larkstrahlen  ohne 
zackige  Verdickungen;  zahlreiche  Hoftüpfel  an  den  Tangentalwänden 
der  letzten  Sommerholztracheiden  :  Parryana,  monophylla,  edulis,  osteo- 
sperma,  Bungeana,  Gerardiana,  Pinccana*. 


—     428     — 

IX.  S  e  c t i  0 11  B  a  1  f  0 ii  r i  a :  f iinfnadelig,  Zapfen  cylindrisch ;  Same 
auf  einer  Seite  mit  dem  Flügel  verwachsen;  Same  flugfähig;  Holz 
iiacli  dem  Typus  der  Section  Panya;  Bäume  II.  —  III.  Grösse  der 
alpinen  Region :  Balfouria,  aristata. 

X.  Section  Sula:  dreinadelig,  Zapfen  wie  Section  Taeda,  Same 
mit  dem  Flügel  auf  einer  Seite  verwachsen ;  Markstrahlen  des  Holzes 
dickwandig  mit  zahlreichen,  grossen  Tüpfeln ;  Tracheiden  der  Mark- 
strahlen dickwandig,  ohne  zackig  vorspringende  Yerdickungen ;  im 
Sommerholze  fehlen  die  Hof  tupf  el  auf  den  Tangentalwänden  der  letzten 
Längstracheiden ;  auf  die  südliche  Hälfte  beschränkt:  longifolia  (nepa- 
lensischer  Name  der  Kiefer  Sula). 

3.    Tabelle    zur  Bestimmung   der   wichtigeren  Cupressineen 
(im  engeren  Sinne)  nach  Seitenzweigen  und  Zapfen.*) 

(Hiezu  Tafel  YL) 
C  li  a  m  a  e  c  y  p  a  r  i  s  L  a w  s  o  n  i  a  n  a :  Zapfen  (offen)  9  :  9  mm ,  Nadeln 
(Nadelschuppe)  spitz,  weich ;  auf  der  Unterseite  der  Seiten- 
zweige, auf  der  Grenze  von  zwei  Nadeln  eine  weisse  Linie ; 
an  Längstrieben  zwei  Nadeln  auf  gleicher  Höhe;  Leittrieb 
zart,  überhängend. 

,,  s  p  h  a  e  r  0  i  d  e  a  :  Zapfen  6  :  6  mm ;  Nadelschuppe  spitz,  am 
kleinsten  von  allen  Cham.;  Unterseite  und  Oberseite  der 
Zweige  gleich;  Leittrieb  aufrecht. 

„  nutkaensis:  Zapfen  8:8mm(?);  Nadeln  spitz,  kräftig, 
auf  der  Unterseite  der  Zweige  heller  als  auf  der  Oberseite; 
an  Längstrieben  drei  Naden  auf  gleicher  Höhe;  Leittrieb 
aufrecht. 

„  obtusa:  Zapfen  10  :  10  mm;  Nadeln  stumpf;  auf  der  Unter- 
seite der  Zweige  die  I3erührungskanten  von  zwei  Nadeln 
reinweiss;  Leittrieb  überhängend. 

„  pisifera:  Zapfen  7:7mm;  Nadeln  spitz  auf  der  Unter- 
seite der  Zweige  jede  mit  einem  weisslichon,  ovalen  Flecken ; 
Leittrif'b  überhängend . 
Tluijopsis  dolabrata:  Zapfen  12 :  17  mm  (Breite),  Schilder  des 
Zapfens  mit  gekrümmter  Apopliyse;  Nadeln  gross  mit  kurzer, 
gr'k'rümmter  Spitze;  auf  der  Unt(3rseitc  der  Z^veigc  weiss 
mit  grünem  Kande.     Leittrieb  aufrecht. 

)  Du;  Zai>lün  haho  icli  mit  Ausnahme  der  Cham,  nutkaensis  von  wild- 
erwac-liHondcn  Exemplaren  gepflückt ;  an  kultivirten  lOxemplaren  zeigt  sich  wie 
bei  allen  Nadelhölzern  ein  ])etrilchtlich  grösserer  Zapfen. 


—     429     — 

Thuja  occidentalis :  Zapfen  10 :  10  mm;  Nadeln  stumpf,  beidei*seits 
am  Triebe  gleich  gefärbt.  Nadeln  der  Längstriebe  am  Zweige 
mit  einer  glänzenden,  erhabenen  Oeldrüse;  Leittrieb  aufi*echt. 
„  gigantea:  Zapfen  9:12mm  (Länge),  einzelne  Schuppen 
des  Zapfens  kräftig,  löffelartig ;  Nadeln  stumpf,  auf  der 
Unterseite  der  Triebe  etwas  heller;  Oeldrüse  undeutlich, 
Leittrieb  aufrecht. 
„  japonica:  Zapfen  10:10  mm;  einzelne  Zapfen  schuppen 
sehr  dünn,  schmal,  wenig  gewölbt;  Nadeln  von  gigantea 
nicht  zu  unterscheiden;  Leittrieb  aufrecht. 

Libocedriis  decurrens:  Zapfen  2,5  cm  lang,  an  der  Basis  1cm 
dick,  meist  nur  aus  drei  grossen  Schuppen  bestehend;  Same 
mit  grossem  Fiügel,  oft  durch  Yerwachsung  mit  dem  des 
benachbarten,  verkümmerten  Samens  vergrössert;  Nadeln 
spitz,  stechend;  vier  Nadeln  auf  gleicher  Höhe  stehend; 
Loittrieb  aufrecht. 

Biota  Orientalis:  Zapfen  1,5:1,5cm  mit  hakenförmig  gekrümmtem 
Mittelfortsatz  an  den  Zapfenschuppen;  Same  ohne  Flügel, 
dem  Fichtensamen  ähnlich ;  Nadeln  stumpf,  an  der  Rücken- 
seite mit  einer  Längsrinne;  an  Leittrieben  Nadeln  spitzer, 
izwei  auf  gleicher  Höhe;  Leittrieb  aufrecht. 

4.  Tabelle  zur  Bestimmung  der  nordamerikanischen  Kiefern 

nach  ihren  Sämereien-). 

(Hiezii  Tafeln  VII  und  VIII.     Der  Grösse  nach  geordnet.) 

Pin  US  Torreyana;  Flügel  kurz,  zangenförmig  den  Samen  haltend; 
Zangen  dick  und  breit;  Flügel  braun  glänzend,  undurchsichtig; 
Same  auf  einer  Seite  matt  rothbi-aun,  etwas  ungleichfarbig,  andere 
Seite  schwarze,  glänzende  Fleckchen  auf  mattem,  hellem  Grunde; 
Ansatzstelle  der  Zange  hell,  fleckenlos. 

„  Sabiniana*;  Flügel  kurz;  zangenförmig  den  Samen  haltend; 
Zangen  dick  und  breit;  Same  auf  einer  Seite  schwarz,  nach 
dem  Flügel  hin  braun  und  heller,  schwach  glänzend;  die  schwarze 
Schichte  sich  dünn  abblätternd;  darunter  liegende  Schiclit  hell 
ockerfarbig;  an  den  Seiten  des  Samens  zwei  erhabene  Leisten. 

„  monophylla*;  ohne  Flügel;  eine  Seite  dunkle  Tüpfel  auf 
hellerem  Grunde,  andere  Seite  ganz  dunkel. 

•)  Sämmtliche  Sämereien  wurden,  behufs  Anfertigung  der  Zeichnung  frisch 
dem  Zapfen  entnommen;  die  mit  •  vorHchenen  habe  ich  nicht  selbst  gesannuelt. 


—     430      - 

Pi  n  US  Lambertiana;  Flügel  gross,  sehr  dünn,  etwas  glänzend, 
undurchsichtig,  gleichmässig  chocoladebraun  ohne  Längsstreifen ; 
Flügel  an  der  Samenansatzstelle  nicht  verdickt,  mit  einer  Seite 
des  Samens  fest  verwachsen,  so  dass  am  Samen  Stücke  des 
dünnen  Flügels  hängen  bleiben ;  eine  Seite  des  Samens  (der 
angewachsene  Flügel)  schwach  glänzend  braun  mit  dunkelm 
Eande;  andere  Seite  mattgrau  mit  schwarzen  Zackenlinien. 

„  Coulteri;  Flügel  gross,  undurchsichtig;  zangenförmig  den 
Samen  haltend ;  an  der  Ansatzstelle  verdickt ;  Same  auf  einer 
Seite  matt  schwarzbraun  mit  hellerer  Spitze,  andere  Seite 
chocoladef arbig  braun  glänzend  wie  der  Flügel;  Ansatzstelle 
des  Flügels  als  heller  breiter  Saum  erkemibar. 

„  Parryana*;  Same  flügellos,  gleichmässig  dunkel  rothbraun, 
schwach  glänzend,  ohne  Tüpfel. 

„  Jeffreyi;  Flügel  gross,  hell,  an  der  Spitze  etwas  dunkler, 
diu'chsichtig,  den  Samen  zangenförmig  haltend;  eine  Seite  des 
Samens  braun,  nach  unten  hin  schwarzbraun,  schwach  glänzend ; 
andere  Seite  hellockerfarbig  mit  schwarzen  Flecken ;  Same 
schwach  gekrümmt. 

„  edulis;  Same  ohne  Flügel,  mattbraun  oder  schwach  fleckig; 
der  grössere  Same  aus  Colorado. 

„  australis;  Flügel  gross,  chocoladebraun,  glänzend,  undurch- 
sichtig, quer  wellig,  sehr  fest  den  Samen  zangenförmig  lialtend ; 
eine  Seite  des  Samens  ockerfarbig,  matt,  mit  einzelnen  kurzen, 
schwachen  Strichen;  andere  Seite  zurHälfte  vom  Flügel  bedeckt 
mit  braunen  Streifen  auf  hellem  Grunde :  Same  mit  Längsrippen. 

„  rcflexa*;  Same  ohne  Flügel,  eine  Seite  matt  chocoladebraun; 
andere  Seite  schwach  glänzend,  mit  sehr  feinen  schwarzen 
Strichen;  Same  verschieden  gestaltet,  an  der  Spitze  schneidig. 

„        flexi lis*;  Same  ohne  Flügel,  Same  beiderseits  marmorirt. 

„  a  1  b i c ji u  1  i s * ;  Same  ohne  Flügel,  mattbraun,  hell,  mit  dunkelm 
Rande. 

„  ponderosa;  Flügf^l  dui'chsichtig  hell,  den  Samen  zangenförmig 
lialtend;  Same  etwas  gekrümmt;  eine  Seite  dunkel  mit  schwarzen 
lind  hi-auncn  Flecken,  andere  Seite  dunkel,  matt, 
iiisi-rnis;  Fltigcl  braun,  undurchsichtig,  zangenförmig  den 
Samen  haltend;  Same  matt  dunkelgrau  mit  scliwarzcn  Ycr- 
t  K-fii  n;,MMi,  dadincli  von  oubensis  unterschieden. 
iiK.n  t  icola;  Fliig('l  sehr  dünn,  glänzend,  liell,  durchsichtig 
otwjis  röllilicji,    mit   einer  S(^it(;    d(>s  Samens  fest  verwachsen; 


—     431     — 

Same  meist  am  Oberrande  mit  Resten  des  dünnen  Flügels, 
hellockerfarbig  mit  braunen  Flecken,  glänzend  auf  einer  (Flügel-) 
Seite,  auf  der  anderen  matt. 
Pin  US  cubensis;  Flügel  undurchsichtig,  zangenförmig  den  Samen 
haltend;  eine  Seite  des  Samens  mattgrau  bis  schwarz  mit 
erhabenen,  schwarzen  Fleckchen,  andere  Seite  ebenso,  aber 
Fleckchen  und  Striche  spärlicher. 

„  Taeda;  Flügel  gross,  fast  undurchsichtig  mit  dunkler  Spitze, 
zangenförmig  den  Samen  haltend;  Samenkorn  gekrümmt,  eine 
Seite  schwarz  mit  Längsrippen;  andere  Seite  dunkelgrau  mit 
schwarzen,  grubigen  Vertiefungen,  unterer  Rand  des  Samens 
mit  scharfer  Kante. 

„  tuberculata,  Flügel  durchsichtig  mit  braunen  Längsstreifen 
an  der  Basis,  zangenförmig  den  Samen  haltend ;  eine  Seite  des 
Samens  mit  Längsrippen,  gleichmässig  dunkel  eisengrau,  schwach 
glänzend;  andere  Seite  heller,  ohne  Rippen  mit  schwarzen 
Tupfen;  oberer  Rand  oft  ein  oder  zwei  Zähnchen. 

„  Balfouriana;  Flügel  cremefarbig,  hell,  sehr  dünn,  durch- 
sichtig, schwach  querwellig;  Same  beiderseits  cremefarbig, 
schwach  glänzend,  mit  braunen  Flecken,  Flügel  auf  einer  Seite 
mit  dem  Samen  fest  verwachsen  wie  monticola. 

„  pu n gen s;  Flügel  durchsichtig,  in  eine  Zange  endigend ;  Same 
dunkelgrau,  matt,  mit  tief  schwarzen  Punkten  und  Striclien; 
am  oberen  Rande    mit    feinen  scharfen,    schwarzen  Spitzchen. 

„  Strobus;  Flügel  hell,  an  der  Spitze  dunkel,  durchsichtig, 
mit  einer  Seite  des  Samens  verwachsen;  diese  Seite  des 
Samens  glänzend  braun  mit  kaum  durchscheinenden  dunklen 
Flecken ;  andere  Seite  hellbraiui,  schwach  glänzend  mit  kleinen, 
schwarzen  Flecken  und  Strichen. 

„  muricata;  Flügel  an  der  Basis  verdickt,  zangenföiTnig ;  Same 
auf  einer  Seite  bleigrau  mit  einzelnen  erhabenen  schwarzen 
Tupfen,  ohne  Längsrippen,  andere  Seite  mit  Längsrippon  grau 
und  grösseren  schwarzen  Tupfen. 

„  arizonica;  Flügel  durchsichtig,  in  eine  Zange  endigend; 
Same  dunkel  ockerfarbig  grundirt  mit  schwarzen  Tupfen ; 
beiderseits  gleich. 

„  chihuahuana;  Flügel  durchsichtig,  hell:  Same  wie  bei  der 
Fichte  in  einer  löfTelartigen  Vertiefung  des  Flügels  liegend, 
nicht  mit  demselben  verwachsen;  eine  Seite  schwach  gerippt 
mit   dunkeigrauen  Flecken    auf    hellerem  Grunde;    gegen    die 


—     432     — 

Basis  hin  dunkler;  andere  Seite  hell  rothgrau  mit  dunkeln 
erhabenen  Flecken. 
Pin  US  mitis;  Flügel  durchsichtig,  den  Samen  zangenförmig  haltend; 
Same  mattgrau  mit  vielen,  schwarzen,  etwas  glänzenden, 
erhabenen  Wärzchen;  Samenrand  warzig, 
ar  ist  ata*;  Flügel  sehr  dünn,  hell,  durchsichtig,  mit  dem 
Samen  verwachsen  wie  monticola;  Same  beiderseits  matt;  eine 
Seite  hell-ockerfarbig  ohne  Flecken,  andere  Seite  mit  etwas 
dunklerem  Grunde  und  braunen  Fleckchen. 

,,  Engelmanni;  Flügel  fast  undurchsichtig,  den  Samen  zangen- 
förmig haltend ;  eine  Seite  des  Samens  hellbraun  mit  schwarzen 
Punkten;  andere  Seite  etwas  heller,  glatt  ohne  Punkte. 

„  contorta  var.  Sargentii*;  Flügel  durchsichtig;  Same  in 
einer  löffelartigen  Vertiefung  des  Flügels;  nur  an  der  Basis 
die  Yerticfung  einen  kleinen  Ausschnitt;  Same,  eine  Seite 
liell-ockerfarbig  mit  Längsrippen  und  braunen  Flecken;  andere 
Seite  soweit  vom  Flügel  bedeckt  hell-ockerf arbig  mit  braunen 
Tupfen,  freie  Partie  an  der  Basis  des  Samens  matt  braun. 

„  glabra;  Flügel  kaum  durchsichtig,  den  Samen  zangenförmig 
lialtcnd ;  Same  hell-ockerf  arbig  grundirt  mit  zahlreichen  braunen 
Strichen,  andere  Seite  etwas  dunkler. 

„  serotina;  Flügel  durchsichtig,  zangenförmig  endigend,  etAvas 
röthlich;  Same  sc^hwarz ,  f eingrubig;  oberer  Band  mit  einigen 
Zähnen. 

„  resinosa;  Flügel  hell,  durchsichtig,  den  Samen  zangenförmig 
haltend;  eine  Seite  sclnvach  glänzend,  gleichmässig  olivenbraun, 
andere  Seite  matt  an  der  Basis;  Ansatzstelle  des  Flügels  durch 
einen  schwarzen  Band  am  Samen  markirt. 
lianksiana;  Same  in  einer  löffelartigen  Ausbuchtung  des 
Flügels  wie  bei  Chihuahuana;  Flügel  durchsichtig;  Same  dunkel- 
grau mit  schwarzen  erhabenen  Flocken  oder  Längslcisten. 
clausa;  Flügel  fast  undurchsichtig,  den  Samen  zangenförmig 
halt(jii(i;  Same  dunkelgrau  und  matt;  Oberfläche  rauh;  andere 
Seite  gleichmässig  grau,  etwas  glänzend,  mit  Längsrippon; 
oberer  Band  mit  einem  Spitzchen. 

iiiops;  Flügel  durchsichtig,  ohne  bi'aune  Längsstreifen  ;  Same 
in  cinci-  Irdlelartigen  Vertiefung  des  Flüg(^ls,  welche  eine 
Längsspalto  besitzt;  die  eine  (vom  Flügel  bedeckte  Seite) 
schwarz  mit  ('in/chicn  braunen  Erhabenheiten;  die  freie  Seite 
blcigraii   mit    Ki])pcn    und   })rjHiM(Mi  kurzen   Spitzchen. 


—     433     — 

Pin  US  contorta;  Flügel  fein,  durchsichtig,  den  Samen  auf  einer 
Seite  bis  auf  einen  Spalt  bedeckend;  eine  Seite  des  Samens 
gerippt,  gleichmässig  gefärbt,  matt  chocoladebraun ;  andere 
Seite  ohne  Rippen,  aber  ebenso  gefärbt;  seltener  sind  hellere 
Körner  mit  feinen  braunen  Tüpfeln. 
„  rigida;  Flügel  durchsichtig,  den  Samen  zangenförmig  fest- 
haltend; Same  beiderseits  bleigrau  mit  schwarzen  erhabenen 
Tupfen;  einzelne  Körner  auch  mit  Längsrippen  und  dunkel- 
ockerfarbig. 
„  Murrayana;  Flügel  durchsichtig,  den  Samen  wie  ein  Löffel 
lialtend;  der  Löffel  mit  einer  ausgezackten  Längsspalle;  Same 
schwarz  mit  Längsrippen;  oberer  Rand  mit  einem  feinen 
Spitzchen. 

(Pinus  osteospcrma"^,  die  38.  Kiefer  der  Yereinigten  Staaten  mit 
flügellosem  Samen,  habe  ich  weder  selbst  gesammelt,  noch 
auch    von    dem    Arboretum    in    Brookline    erlangen    können. 

5.  Verzeichniss  der  an  nordamerikanischen  Waldbäumen  im 
Spätherbste  1885  und  1887  beobachteten  pflanzlichen 

Parasiten. 

(Hiezu  Tafel  X.) 

a)  Pliaiierogaiiie  Parasiten. 

Cuscuta   Gronovii    auf    jungen   Liriodendron    tiilipifera- Pflanzen; 
Vi  sc  um  sp.  ?  an  Quercus  lobata; 

Ar ceuthobium  Douglas ii  Englni.  auf  Pseudotsuga,  Doughisii  und 
Larix  occidentalis ; 

„  rebus  tum  Englm.  an  Pinus  ponderosa; 

„         occidentale  Englm.  an  Pinus  ponderosa; 

„  americanum  Nutt  an  Pinus  Murrayana; 

„  pusiUum  Pock  an  Picea  nigra  und  alba; 

„  Libocedri  n.  sp.  (?)  an  Libocedrus  decurrens ; 

b)  Cryptogaiue  Parasiten. 

Puccinidia  abietis  n.  g.  et  n.  sp.  nn   Al)ies  concohn-; 
Gymnosporangium  Libocedri  n.  sp.  (?)  an  Lilxx-edrus  decurrens; 
Mola  m  p  s  o r a  s a  1  i  c  i  n  a  *)  L6o  an  AVeiden  ; 


*)  Die  mit  *  verRohencn  Pilze  fjni<l  icli  muli  in  .Taiian  im  .Talire  1880  an 

Holzgewilchsen  wieder. 

28 


J)r.   Mfii/r, 


—     434     - 

Chrysomyxa   Libocedri  n.  sp.  an  Libocedrus  decurrens; 

Roe Stella  lacerata  Sow.  an  Crataegusarten  in  Znsammenhang  mit 

Gymnosporangimn    macrocarpnm    an    Jnniperus   virginiana. 
Aecidium  sp.?  an  Fraxinusblättern  und  Trieben; 

elatinum*    Alb.    et    Scliw.  (?)    an    Abies    balsamea    und 

Abics  concolor. 
Aecidium  de  form  ans  n.  sp.  an  Pinus  mitis; 
Thelephora  Perdix*  R.  Hrtg.  an  Qaercus  falcata; 
Trametes   Pini*    Fr.    an    Pinus  Strobus,    Pinus  Murrayana,    Picea 

Sitkaensis,  Larix  occidentalis,  Pseudotsuga  Douglasii; 
Polyporus  igniarius*  Fr.  an  Pyrus  und  Prunusarten; 

sulphnreus*  Fr.  an  Quercus  und  Juglans  nigra; 

betulinus*  Fr.  an  Betulaarten; 

applanatus  an  Acerarten; 
„         hispidus  an  Pseudotsuga  Douglasii; 
„         marginatus  an  Quercusarten ; 
Daedalia  vorax  an  Libocedrus  decurrens; 
Agaricus  melleus*  an  Laubholzstöcken; 
Exoascus  Quercus  lobatae  n.  sp.  (?)  an  Quercus  lobata; 
Sclerotium  irritans  n.  sp.    an  Chamaecyparis   sphaeroidea; 
Rhytisma  acerinum*  Fr.  an  Ahornarten; 

„         ])  u  11  cti  forme*  n.  sp.  an  Acer  macrophyllum ; 
„  sali  c  i  n  u  m  *  Fr.  an  Weidenarten ; 

Lop  liod  ermi  um    (Hysterium)    baculiferum    n     sp.    an    Pinus 

pondoi'osa,  resinosa  und  Laricio ; 

„         (,,)  abietis  concoloris  n.  sp.  an  Abies  concolor; 

„         („ )  infectans  n.  sp.  an  Abies  concolor; 

Spliaeria  (P  I  ow  r  i  gh  ti  a)  morbosa  Schw.  an  Prunusarten; 

Dotliidca  bctiilina  ii.  sp.  (?)  an  P irken arten ; 

Gera  tost  onia  pili  forum*  an  Splintholz  gefällter  Nadelholzbäume; 

M  icros])liac  ra  (Krysij)he)  Coriii   n.  sp.  an  Cornus  florida ; 

Tii  r  ji(»s])ha('ria  parasitica  R.  Hrtg.  an  Abies  Fraseri ; 

X  <•  {•  t  r  i  ;i  (•  i  11  !i  a  I)  a  r  i  n  a *  an  Ahornarten ; 

Fusicladi  u  in  sp.?  an    Abies  Frasei-i  ; 

lly  storiopsis  acicoja  n.  g.  et  n.  s]).  an  Picea  sitkaensis; 

(Nilliere   IJoKchrcihunj;    der  Pilze    und    ihrer   Einwirkung    auf    die    Wirths- 
plUuizen  imige  im  T<!X't(;  bei  den  letzteren  nachgesehen  werden.) 


—     435     — 

ß.    Angabe  einiger  Firmen  zum  Bezüge  von  nordamerika- 
nischen Waldsämereien. 

Jede  Art  von  gewünschten  Sämereien,   in  jeder  Menge  und  mit 
Garantie  der  Güte  und  Provenienz  dürften  allein  von 

Robert  Douglas  &  Sons,  Waukegan,  dllinois 

zu  erhalten  sein.  Zur  Orientirung  über  die  Preisverhältnisse  gebe  ich 
einige  Angaben  aus  der  Preisliste  pro  Frühjahr  1887  wieder: 

Pinus  Strobus  (aus  Europa  bezogen)  per  Küo  2o  JC  —  ^ 

Juniperus  virginiana ,,  ,,  6  »^  30  ^ 

Thuja  occidentalis ,,  ,,  32  ./Ä  —  ^ 

Pseudotsuga  Douglasii   var.  glauca  ,,  ,,  84  ./Ä  —  ^| 
(von  Colorado) 

Acer  saccharinum ,,  ,,  12  JC  60  ^tf 

Betula  lenta ,,  ,,  2ö  JC  —  -^ 

Fraxinus  alba  (americana)  ....  ,,  ,,  12^^60-*!' 

Fraxinus   viridis ,,  ,,  12  JC  60  ^ 

Prunus  serotina ,,  ,,  12  JC  60  ^ 

Catalpa  speciosa       ,,  ,,  33  ./Ä  60  ^ 

Eine  zweite  sehr  verlässige  Firma  ist 

Thomas  Meehan  &  Son,  Germantown  near  Philadelphia,  Penn. 

Unter  anderen  kann  insbesonders  Same  der  Pinus  rigida  (aus  dem 
nahen  Hammonton  an  der  Küste  von  IN'ew  Yersey)  von  dieser  Pinna 
bezofren  werden. 


'ö 


Die  folgenden  Firmen  können  nur  durch  Yermittclung  der 
beiden  ersten  Firmen  zur  Samenlieferung  benutzt  worden. 

A.  E.  Walker,  Florist  <&  La-dscape-Gardener  in  Brainerd,  Minn.  hat 
sich  erboten  zur  Einsammlung  von  Pinus  resinosa-  (Red  Pine-)  und 
Pinus  Banksiana-  (Bhick-  oder  Spruce-Pine-)  Samen,  von  welchen  beiden 
Holzarten  von  den  niedrigen  Gruppen  und  isolirten  Bäumen  jegliches 
(Quantum  Samen  erhalten  werden  kann. 

d.  R.  Coburn,  RR.  Hotel  proprietär,  Meacham  Oregon  fßloue  Mountains) 
hat  sich  erboten,  von  P.  Murrayana  (Black-Pine)  Samen  liefern  zu 
kiinnen. 

A.  E.  Pfund  Florist,  Washingtonsfrect  Porttand.  Oregon  liefert  Samen 
(1(M-  Pseudotsuga  Douglasii  (Ri^l  lir)   von   der   Kiistenregion. 

28* 


—     436     — 

G.  B.  Harimann.  Dealer  in  vegetables,  fruits  and  coiintry  products, 
Missoula,  Montana;  zum  Bezüge  der  harten  Form  der  Pseudotsuga  Dou- 
glasii  (Red  fir) ;  bei  Missoula  ist  die  Douglasia  in  zahlreichen  niederen 
Randbäumen  und  isolirt  vorhanden;  die  Bäume  tragen  alljährlich  reich- 
lich Samen ;  Firmeninhaber  wahrscheinlich  weggezogen  und  Same  durch 
andere  Yermittelung  von  dorther  zu  beziehen. 

P.  Johnson  Marshfield,  Oregon,  hat  zugesagt,  bei  grösseren  Bestell- 
ungen Samen  von  Chamaecyparis  Lawsoniana  (White  Cedar)  zu  liefern. 

7.    Corrigenda. 

a.  Die  Eigenthümlichkeit  der  nordamerikanischen  Floren  werke, 
alle  Länder-  und  Städtenamen,  auch  wenn  sie  in  lateinischer  Adjektiv- 
form gebraucht  sind,  gross  zu  schreiben  z.  B. :  Americanus,  Pennsyl- 
vanicus,  Sitkaensis  hat  mich  mehrmals  verführt,  unbewusst  von  der 
bei  uns  adoptirten  Schreibweise  americanus  etc.  abzuweichen;  vielleicht 
wäre  es  consequenter,  da  wir  ohnediess  schon  Lambertiana,  Banksiana 
schreiben,  der  amerikanischen  Methode  zu  folgen. 

b.  Pinus  monticola  wurde  im  Texte  zur  klimatischen  Zone  des 
nördlichen  Laubwaldes  gezogen;  ihrem  Optimimi  nach  dürfte  sie  wohl 
zu  d,   der  kühlen   Region    der  Fichten   und  Tannen   zu  zählen    sein. 

c.  Pinus  albicaulis  wurde  im  Texte  als  zur  Section  „Balf curia" 
gehörig  bezeichnet ;  albicaulis ,  die  ich  selbst  nicht  gesehen  habe ,  ist 
wohl  eine  Cembra. 

d.  Der  Sectionsname  für  eine  Kieferngruppe,  Banksia,  ist 
insoferne  nicht  recht  geeignet,  als  eine  Gattung  Banksia  bereits  unter 
den  Proteaceen  existirt;  vielleicht  wäre  „Murraya"  besser. 

e.  Chamaecyparis  nutkaensis,  die  ich  selbst  wegen  ihrer 
Seltenheit  südlich  von  Yancouver  nicht  sah,  gehört  zur  kühlen 
Region  d,  nicht  zum  obersten  Rande  des  Laubwaldes  c. 

f.  Dnickfohlcr  : 

Seite  20  Bemerkung  am  Fasse  Hes  „lleport"  statt  „Ilaporf*. 

Seite  40  Zeile  9  und  24  lies  „Hickory"  statt  „Hikory". 

Seite  109  Bemerkung  lies  „Lowes  South  States"  statt  ^Cowes". 

Seite  150  Zeile  15  lies  „Water  oak"  statt  „Walter  oak". 

Seite  193  Zeile  G  von  unten  lies  „Tafel  VI"  statt  „Tafel  VII". 

Seite  235  Zeile  9  lies  „Tafel  V"  statt  „Tafel  VI". 

Taf.  VI  lies  „Cliani.  sphaeroidea"  statt  „Cham,  sphaervidea". 

Taf.  VIII  lies  „Murrayana  var.  Sargentii"  statt  „contorta  var.  Sargentii" 

Taf.  X  lies  „Trametes  IMni"  statt  „Tramentes  Pini". 
Ktwaige   andere    übersi'henc   Diiickfohler  wollen   durch  die  weite 
Kntn.'riMin^'  des  Verfassers  vom   Diiickoitc  entschuldigt  werden,  welche 
dcmseli.cii  die   Diiicjisiclii   der  (^orrektuicii   nicht  ü'ostattcte. 


Register. 


Seite 

Abies  amabilis  Forb 351 

—  balsamea  Mill.  (Fig.  6)    .     .     .  220 

—  bracteata  Nutt.  (Taf.  IX)    .     .  337 

—  concolor  Lindl.  et  Gord.      334—337 

—  Fraseri  Lindl 217 

—  grandis  Lindl 334 

—  magnifica  Murr 351 

—  nobilis  Lindl 350 

—  subalpina  Engelm 355 

Abweichungen  vom  Arbeitsplane  d. 

forstl.  Versuchsanstalten  .  423 — 424 

Acer  californicum  Diet.      .     .     166  284 

—  circinatum  Pursh  (Taf.  IV,  V)  284 

—  dasycarpum  Ehr.  (Taf.  III,  IV)  165 

—  glabrum  Torr 285 

—  grandidentatum  Nutt.  (Taf.  V)  .  289 

—  macrophyllum  Pursh  (Tf.  IV,  V)  283 

—  Negundo  L.  (Taf.  IV  unter  Ne- 
gundo  aceroides) 165 

—  rubrum  L.  (Taf.  III,  IV)      .     .  165 

—  saccharinum.  AVangh.  (Taf.  III, 

IV) 163 

—  spicatum  Lam 166 

—  striatum  Du  Roi 166 

Acerineen 162 

Aecldium  deformansMayr  anPinus 

mltis  (Taf.  X) 119 

—  elatinum?  an  Picea  all)a      .     .  220 

—  —  an  Abies  balsamea  und  con- 
color    434 

—  giganteum  Mayr  anPinus  densi- 
flora  und  Pinus  Tliunbergii     .  120 

—  spec.  an  Eschen 139 

—  spec.  anLarixamericanaMichx.  221 
Aesculus  californica  Nutt.     .     .     .  288 

—  flava  Ait 183 

—  glabra  Willd 183 


Seite 

Agaricus  melleus 211 

Ahorn : 

Aehrenblütiger  Ahorn .     .     .  166 

Eschenahorn,  cahfornischer  .  284 

Eschenahorn,  östlicher     .     .  165 

Gestreifter  Ahorn     ....  166 

Grossblätteriger  Ahorn     .     .  283 

Rother  Ahorn 165 

Weinahorn 284 

Weisser  Ahorn 165 

Zuckerahorn 163 

Zwergahorn 285 

Akazie 175 

Alder 285  286 

Black  Alder 184 

Seaside  Alder 185 

Speckled  Alder 184 

Alnus  glauca  Michx.  f 184 

—  maritima  Mulil 185 

—  oblongifolia  Torr.  (Taf.  V)  .     .  286 

—  rhombifolia  Nutt.  (Taf.  V)   .     .  23G 

—  rubra  Bong.  (Taf.  V)  .     .     .     .  285 

—  serrulata 184 

Amelanchier   canadensis   Torr,    et 

Gray 289 

Anatomische  Merkmale  der  Hölzer 

der  amerikanischen  Coniferen  424 
Anbau  von  Acer  saccharinum  .     .415 

Betula  lutea       415 

Carya  all)a 414 

—  —  Castanea  americana    .     .     .  416 

—  —  Catalpa  speciosa    ....  416 

—  —  Chamaecyparis  Lawsonianu  418 

—  —  Chamaecyparis  nutkaensis  .  420 

—  —  Chamaecyparis  sphaeroidea  419 

—  —  Fraxinus  americana    .     .     .  415 

—  —  Fraxinus  sambucifolia     .     .415 


—     438 


Seite 
Anbau  von  Fraxinus  viridis      .     .415 

Juglans  nigia 414 

Juniperus  virginiana  .     .     .  419 

—  —  Picea  Sitkaensis     ....  421 

Pinus  Balfouriana  ....  421 

Pinus  Banksiana    ....  420 

—  —  Pinus  Murrayana  ....  420 

Pinus  pungens 421 

Pinus  rigida 421 

Pinus  Strobus 417 

Platanus  occidentalis       .     .  416 

—  —  Prunus  serotina      ....  416 
Pseudotsuga  Douglasii     .     .  417 

—  —  Robinia  Pseudacacia  .     .     .  116 

—  —  Thuja  gigantea 420 

—  —  Thuja  occidentalis      .     .     .  420 
Tsuga  canadensis  ....  421 

—  —  Ulmus  americana  ....  417 

—  —  Vaccinium  macrocarpum     .  422 
Anbau  f  ä  h  i  g  k  e  i  t   nordamerikani- 
scher Holzarten  in  Europa  363—3^7 

Anbauklassen 411—412 

Anbaupläne     mit    nordamcrikani- 
ßchen  Holzarten  in   deutschen 

Waldungen 410—424 

Anbauversuche  mit  Exoten  in 

Amerika 3.3G— 363 

Anbau  Würdigkeit  der  nordame- 
rikanischen Holzarten      .     397  410 

Arbor  vitae 196 

ArbutUH  Menziesii  Pursh       .     .     .  286 

—  xalapensi.s    H.  B.  K.    (Taf.  III, 

IV) 234 

Arceutholjium    americanum    Nutt. 

an  Pinus  Mnrrayana    ....  350 

—  Dotiglasii  Engelm.  an  Larix  occi- 
dentalis         348 

—  Douglasii  Kngelm.   an  Pseudo- 
t.'^uga  Douglasii  Carr.  (Fig.  10) 

306  307 

—  hibocedri    n.  np     (?)    an    Libo- 
cedruH  decurrcns 324 

—  occidentale  Engelm     an    riniis 
j)onderosa 3 14 

—  pUHillum  IN-ck  an   Picea  alba    .  220 

—  robuHtum    Engelm.     an     l'inu.s 
I)ondcrosa 3I4 


Seite 
Arctostaphylos  pungens  H.  B.  K. 

(Taf.  V) 235  266 

Ash: 

Black  ash 168 

Blue  ash 169 

Green  ash 168 

Oregon  ash 282 

Red  ash 169 

Water  ash 169 

White  ash 167 

Yellow  ash 176 

Aspe  . 181 

Atlantische  Waldregion    ....  13 

Audibertia 266 

iJalf ouria  Mayr  (Section  von  Pinus)  354 

Balsam 181  217  355 

Banksia  (Section) 107 

Baumriesen 36 

Bay: 

Sweet  Bay 179 

Beech : 

American  Beech      .     .     .     .  176 

Beerensammeln 59 

Berry : 

Sugar  Berry !83 

Betula  lenta  L    (Taf.  III,  IV)  .     .  170 

—  lutea  Michx.  f.  (Taf.  III,  IV)  .  170 

—  nigra  L.  (Taf.  III)  ......  172 

—  occidentalis  Hook.  (Taf.  HI,  IV)  286 

—  papyriferaMarsh.(Fig.7,Taf.IV)  172 

—  populifolia  Ait 173 

—  rubra  Michx.  (Taf.  IV)    .     .     .  172 

Big  tree 341 

Biota  Orientalis  (Taf.  VI) 

Birch: 

Black  birch 170  286 

Canoe-Birch 172 

lled  Birch 170  172 

AVhite  Birch 173 

Yellow  birch 170 

Birken: 

Gelbl)irke 170 

Hainbirke 170 

Nachenbirke 172 

Pappelbirke     ......  173 


-     439    — 


Seite 
Birken : 

Schwarzbirke 172 

Sclnvarzbirke,  westliche   .     .  286 

Bitternuss IGÜ 

Bitter  nut 160 

Black  Jack U9 

Bodenbeschaffenheit 7 

Bodenfeuchtigkeit   und   Accliinati- 

sation 372-373 

Bodengüte,    Ansprüche  der  Holz- 
arten hieran 373 — 377 

Brenn-  und  Kohlholz 43 

Brennwerth  der  Hölzer    ....  65 

Buche,  amerikanische        ....  176 
Buckeye  : 

California  Buckeye  ....  288 

Ohio  Buckeye 183 

Sweet  Buckey 188 

Butter  nut  ...     - 152 

Butternuss 152 

Cajiput       265 

Carpinus  americana  Lam.    .     .     .  177 

Carya 152 

Carya  alba  Nutt.  (Fig.  6,  Taf.  IJI,  IV)  158 

—  amara  Nutt.    (Taf  IV)     .     .     .  160 

—  aciuatica  Xutt.  (Taf.  IV)      .     .  162 

—  myristicaeformisNutt.  (Taf.  IV)  162 

—  olivaeformis  Xutt.  (Taf.  III,  IV)  161 

—  Porcina  Nutt.  (Taf.  III,  IV)     .  159 

—  sulcataNutt.  (Taf.   III,  IV)       .  161 

—  tomentosa  Nutt.  (Taf.  III)    .     .  160 
Castanea  americana  Kafin.  .     .     .  177 

—  pumila  Mill 177 

Castanopsis     chrysophylla  A.  DC. 

(Taf.  V) 265 

Catalpa 181 

Catalpa,  westliche 180 

Catalpa  bignonioides  Walt.  .     .     .  181 

—  speciosa  Warder 180 

Cedar : 

Bastard  Cedar 321 

Port  Orford  Cedar  ....  314 

Red  Cedar 194  319 

AVhite  Cedar    .     193  106  314  321 

Celtis  occidentalis  L.  (Taf.  IV)      .  183 

Cembra,  Nevada- 348 


Seite 

Ceratostoma  piliferura      ....  434 

Cereus 266 

Cereus  giganteus  Engelm.    .     .     .  232 
Chamaecyparis  Lawsoniana   Pari. 

(Fig.  12,  Taf.  VI,  VIII)  .    314-319 

—  Nutkaensis    Spach  (Taf.  VI)   .  344 

—  obtusa  (Taf.  VI) 

—  pisifera  (Taf.  VI) 

—  sphaeroidea    Spach    (Taf.   VI, 

VIII) 193 

Cherry,  wild  black 178 

Chestnut 177 

Chilopsis  saligna  D.  Don     .     .     .  237 

Chinquapin 177  265 

Christusdorn 176 

Chrysomyxa    Libocedri   Mayr    an 

Libocedrus  decurrens  (Taf.  X)  324 

Cicada  tredecim 137 

—  septendecim 137 

Cladastris  tinctoria  Raf 176 

Coffeetree,  Kentucky- 176 

Configuration  der  Continente  .     .  2 
Continentale   Zone   der   südlichen 

Hälfte  des  winterkahlen  Laub- 
waldes     126 

Continentale  Zone  des  nördlichen 
Theilcs  des  winterkahlen  Laub- 
waldes     132 

Cornus  NuttaUii  Andub 288 

Cottonwood 182  287 

Black  Cottonwood     .     .      283  289 

Crataegus 289 

Cucumber  tree 179 

Cupressus  Goveniana  Gerd.      .     .  272 

—  Guadalupensis  Wats 235 

—  Lawsoniana  Murr 314 

—  macrocarpa  Hort 271 

Cuscuta  Gronovii  an  Liriodendron 

tiilipifera 433 

Cypress  : 

Bald  Cypress 120 

Monterey  Cypress   ....  271 

Cypresse  : 

Kugclcypre.sse 193 

Lawson's  Cypresse  .     .     .     .  314 

Monterey  Cypresse       .     .     .  271 

Nutka  Cypresse 344 


440 


Cypresse : 

Sitka-Cypresse 
Sumpf-CyiDresse 


Seite 

344 
120 


LPaedalea    vorax     an   Libocedrus 

decurreus 324 

Dattelfeige,  virginische     ....  18G 

Dauerliaftigkeit  der  Hölzer  ...  68 

Diospyros  virginiana  L LSG 

—  texana  Scheele 186 

Dothidea  betulina  Mayr    (Taf.  X)  43  i 

Doiiglasia 290—307 

Douglasia  als  Xutzholz     ....  248 

Douglasia,  Colorado- 307 

Xichinocaetus 266 

Edelkastanie : 

Amerikanische    Ivlelkastanie  177 

Zwergedelkastanic    ....  177 

Eibe,  paci fische    .          344 

Eichen    des     winterkahlen  Laub- 
waldes      140 

Eichen 261 

Cliinquapin-Eiche     ....  145 

IJartranis-Eiche 150 

JJlaueiche 261 

Durands  Eiche 145 

Farbereiche 147 

(Jabeleiclie 49 

Gerbereiche 145 

— ,  califomischc 263 

Glanzeiche 150 

CJn)Ssfriicht(;iche       ....  143 

Ilartiand  KicJjc 144 

Korbciclie I45 

Lebenseiche,  californische    .  2(12 

— ,  Florida 104 

— ,  grossfrüchtige     ....  263 

Kellogg's-Eiche 282 

I><iiereiche [4(j 

Lorbeereiclie 150 

Nadeleiche 14y 

Kotheiclie 14(; 

Scharlacheiche I47 

f>ch\varzei<h(! 14^) 


Seite 
Eichen : 

Schwarzeiche,   niexicanisclie  231 
Schwarzeichen     .     .     140  lU  146 

Sicheleiche 148 

Sumpfeiche 150 

Sumpfwei&eiche 144 

Wassereiche 150 

Weideneiche 151 

Weisseichen     ....      140  141 

Weisseiche,  mexicanische     .  234 

— ,  westliche 281 

Weisse  Eiche  .     .     .     .       141  145 
Eintlieilungder  Kiefern  nach  natür- 
lichen Sectionen      .     .     .     425—428 
Eintheilnng    der    Praerie   in    drei 

Längszonen 230 

Eisenbahnhölzer 38 

Eider : 

Box  Eider 165  284 

Ehn: 

American  Elm 173 

Cedar  Elm 175 

Red  Elm 174 

Rock  Elm 174 

Slippery  Elm 174 

AVhite  Elm 173 

Entstellung  der  Prärie      ....  130 
Entwaldung  der  Gel^irge      .     .    21—23 

Erhaltung  des  Khma's     ....  52 

Erlen ' .  184 

Rotherle,  amerikanisciie  .     .  285 

Schwarzerle,  amerikanisciie.  184 

See-Erle       .     - 185 

AVeisserle,  amerikanische      .  184 

Erysiphe 139 

Eschen 166 

Blauesche 169 

Grünesche 168 

Korbesche 168 

On^gon-Esche 282 

Schwarzesche 168 

Wasseresche 169 

Weisse  Esche 167 

Existenzbedingungen   der   AVälder  1 

lOxoascus 139 

ExoascuK  ?     an     Quer(;us     lobata 

Nöe 264 


441 


Seite 
JPällung  der  Doiiglasia     .     .     218—251 

Fagus  ferruginea   Ait 17G 

Feinde  (tbierische  und  pflanzliche) 

der  Exoten 378—383 

Feuchtigkeitsveränderung  der  Luft 
und  Accomodation  der  Pflanzen 

daran 360     373 

Fichte : 

Blaufichte 352 

Engelmanns  Fichte       .     .     .     352 

Schwarzfichte 218 

Siskiyon-Fichte 355 

Sitka-Fichte 338 

Steckfichte 352 

AVeissfichte 219 

Fir: 

Balsam  Fir 220 

Douglas  fir 290 

Red  fir 290  350  351 

AVliite  fir 334 

Firmen  zum  Bezüge  nordanierika- 

nischcr  AValdsämereien     .    435 — 436 
Flächengrösse  d.  Wälder  Amerika's 

28—31 
Forstliche  Bestrebungen  in  Amerika      90 

Foxtailpine 354 

Fraxinus  alba  (Taf.  IV). 

—  americana    L.    (Taf,  IV    unter 

Fr.  alba) 167 

—  anomala  Torr 289 

—  oregana  Nutt.  (Taf.  IV)  .     .     .     282 

—  pistaciaefolia  (Taf.  IV)     ...     236 

—  platycarpa  Michx.  (Taf.  IV)     .     169 

—  pubescens  Lam.  (Taf.  IV)  .     .     169 

—  ({uadrangulata  Michx.  (Taf.  IV)     169 

—  sambucifolia  (Taf.  IV)     .     .     .     168 

—  viridis  (Taf.  IV) 168 

Frostempfindlichkeit  der  Holzarten 

367-368 

Früchte  der  Bäume 58 

Fusicladium  sp.  ?  an  Tinus  Fraseri     218 


Gemässigt-warme  Region  des  paci- 
fischen  Waldes   ....     280- 

GeographischeVertheilungder  Kie- 
fern überhaupt 

Gerbstoffgewinnung 

Gleditschia  triacanthos  L.    .     .     . 

Gleditschie 

Gliederung  des  winterkahlen  Laub- 
waldes     

Grossnutzholz 

Gum,  Sweet- 

Gymnocladns  car.adensis  Lam.     . 

Gymnosporangium  Li})ocedrin.  sp.? 
an  Libocedrus  decurrens     .     . 

—  macrosporum  an  Juniperus  vir- 
giniana 


Jlalesia  diptera  L. 
—  tetraptera  Gmel. 
Hamamelis  virginica  L. 


vialleruca  xanthomelaena  .  . 
„Garden  and  Forest"  .... 
Gemässigt-warme  Region  der  nord- 

mexicanischen  Waldflora     235—342 


137 
91 


Harzgewinnung 

Hazel  ; 

Witch-hazel 

Hemlock 195   196  338 

Heteromeles  arbutifolia  Roem. 

Heyderia 

Hexenbesen  an  amerikan.  Kiefern 

Hexennuss 

Hickory 

Big  Shellbark  Hickory      .     . 

Blätterborkige  Hickory      .     . 

Grossfrüchtige  Hicl<ory     .     . 

^Mockernut-Iiickory  .... 

Muskatnusshickory  .... 

Nutmeg-Hickory 

Pignut-IIickory 

Schweinsnuss-Ilickory  ,     .     . 

Shell-bark-Hickory    .... 

Spottnuss-Hickory    .... 

Sumi)fliickory 

Swami)-Hickory 

Weisse  Hickory 

Holz  der  Hickorys   ....     153- 
Ilolzerträge  pro  Hektar    .... 
Hopfenbuche,  virginisclie      .     .     . 
Hornbaum,  amerikanischer  .     . 


Seite 
-345 

197 

55 

176 

176 

126 

33 

182 

176 

323 

195 


186 

186 

182 

53 

182 
356 
266 
321 
350 
182 
152 
161 
158 
161 
160 
162 
162 
159 
159 
158 
160 
162 
162 
158 
158 
37 
177 
177 


442     — 


Seite 
Hornbeam : 

Hop  Horubeam 177 

Hysteriopsis  Mayr 340 

Hysteriopsis  acicola  Mayr  an  Picea 

Sitkaensis  (Taf.  X;       ....  341 

Jährlicher  Holzbedarf      ....  79 

Jesup  Collection 94 

Juglans 

—  cinerea  L.  (Taf.  IV)    ....  152 

—  nigra  L.  (Taf.  IV) 151 

—  rupestris  Engelm 236 

Juniper 353 

Juniperus  californica  Carr.    .     .     .  273 

—  occidentalis  Hook 353 

—  pachyphloea  Torr 235 

—  Sabiniana  (Taf.  VJH) 

—  virginiana  L.  (Taf.  VIII)      .     .  194 

li-alfeeplantagen 82 

Kernholz  (Farbe) G9 

Kiefer: 

Alpine  Kiefern 199 

Arizona-Kiefer 239 

Balfours  Kiefer 354 

Banks  Kiefer 214 

Binnenlandkiefern    ....  198 

Kiefer  von  Chihuahua      .     .  237 

Coulter's  Kiefer 332 

Cubakicfer 115 

Urehkiefer 333 

Kinnadelige  Kiefer  ....  211 

Fuclis.-chwanzkiefer     .     .     .  353 

Gclbkiefer 109  308 

Jellreys  Kiefer 327 

Monterey-Kiefer       ....  273 

Murray 's  Kiefer 318 

DbiHjKj-Kicfer 275 

Barrys  Kiefer 277 

rechkief<!r 188 

Bothkiefer,  amerikanische     .  211 

Sabins  Ki(!fcr  .     .     .  *.     ,     .  277 

Hanta  Uita-Kieft;r     ....  238 

Stechkiefer 192 

Steinkirfer 241 

Strandkiefcni             .               .  198 


Seite 
Kiefer : 

Südliche  Kiefer 109 

Torrey's  Kiefer 275 

Jersey-Kiefer 191 

.  Warzenkiefer 274 

Weymouthskiefer     ....  199 

Zuckerkiefer 324 

Kieferngürtel   im    wintcrkahlen 

Laubwalde 123 

Kieferngürtel,  nördlicher       .     .     .  197 

—  südlicher 105 

Kleinnutzholz 41 

Kohlholz 43 

Kühle  Region  der  Nadelwälder  im 

pacifischen  Walde  .     .     .     353 — 356 

Larch 221 

Larix  americana  Michx 221 

—  Lyallii  Pari 355 

—  occidentalis  Nutt 347 

Lärche : 

Lyall's  Lerche 355 

Oestliche  Lärche      ....  221 

AVestliche  Lärche     .     .     .     .  317 

Laurel,  California 265 

Lawsonia 314 

Lebensbaum 196 

Riesenlebensbanm  ....  319 
Lecanora  subfusca?  an  Cupressus 

macrocarpa 271 

Leguminosen 175 

Libocedrus  decnrrensTorr.  (Fig  14, 

Tai.  VI,  VIII)     ...     -     321—324 

Lime  tree 180 

Linde,  amerikanische 180 

Lindentree 180 

Li(iuidambar  styraciflua  L.  .     .     .  182 

Liquidamber 182 

Liriodendron  tulipifera     ....  179 

Locust 175 

Clarmy  Locust 175 

Honey  Locust 176 

L(){)h()dermium 210 

L<)])h<)derniium   abi(;tis   concoloris 

Mayr  an  Abies  concolor  (Taf.  X)  336 

—  —  an  Piims  resinosa       .     .     .  434 


—     443     — 


Seite 

—  baculiferum     Mayr     an    Piiius 
ponderosa  Dougl.  (Tat".  X)       .  313 

—  infectans  Mayr   an  Abies   con- 
color  (Taf.   X) 33G 

Lorbeer,  californischer      ....  265 

Madrona 234  286 

Mexican.  Madroua   ....  234 

Magnolia  acuminata IT'J 

—  glauca 179 

—  grandiflora lO.ö 

—  ncacropbylla 179 

Magnolien 179 

^lanzanita 235  266 

Maple : 

Dwarf  maple 285 

Mountain  maple       ....  166 

Red  mai)le       165 

Soft  maple 165 

Striped  maple 166 

Sugar  maple 163 

Vine  maple 284 

White  maple 165 

Maserbildungen        76  139 

Maulbeerbaum,  amerikanischer     .  183 

—  rother 183 

Meeresströmungen 2 

Melampsora  an  Weiden    .     .     .     .  139 

Mesquit 231 

Microsi)haera  Corni  Mayr  an  Cornus 

llorida 434 

^limicri 139 

Mistel  an  Celtis  occidentalis     .     .  183 

Möbel-  und  Wagnerhölzer    ...  40 

Morus  rubra  L 183 

Mulberry,  Ked- 1S3 

Myrtle  tree 265 

Mycelwucherungen,     knolHge     an 

Birken 138 

JMadelwald  der  gemässigt   küldcn 

Kegion 216—221 

Nadelwald    der   gemässigt  kühlen 

Region  im  pacifischenWalde  345 — 353 

Nebenprodukte  der  WäMer  .     .    53—59 


S'.'ite 

Nectria  cinnabarina  an  Ahornarten  434 

Negundo  aceroides  Mönch  (Taf.  IV)  1 65 

—  californicum  Torr,  et  Gray       .  284 

Nicotiana  glauca 266 

Nordatlantische  Zone    (im  engern 

Sinne)  des  winterkahlen  Laub- 
waldes     131 

Nordmexicanische  Waldflora     231-242 
Nördliche  Hälfte  des  winterkahlen 

Laubwaldes 131 

Nyssa  capitata  Walt 184 

—  sylvatica  IMar.sh.    (Taf.  lU,  IV)  184 

—  uniflora  Wan^h 184 


Oak: 

Bartrams  oak 150 

Basket  oak 145 

Black  oak    ....   1 17  234  282 

Blue  oak 264 

Bur-oak 143 

Chesnut  oak    ....       145  263 

Chinquapin-oak 145 

Coastlive-oak 262 

Cow-oak 145 

Laurel-oak 150 

Live-oak 104  263 

Overcup-oak 143 

Pin-oak 148 

Post-oak 144 

Red  oak 146 

Scarlet  oak 147 

Spanish  oak 148 

Swamp  white  oak    ....  144 

Tan-bark-oak 26:; 

Turkey-oak 149 

Water  oak       15<» 

White  oak        ...    141  23i  281 

Willow  oak 151 

Optimum  des  Gedeihens      ...  73 

()i)untien 2(;(; 

Ostrya  virginica  Willd 177 

Pacilischer  Wald  ....  242-356 
Paciiische  Waldregion  ...  13 
Parallele  zwischen  dem  Klima  der 


—     444     - 


Seite 
nordamerik  anisdien      "Wälder- 
zonen   und   den    europäischen 

Ländern 384—397 

Palmetto 104  105 

Cabbage  Palmetto   ....  104 

Dwarf  Palmetto 105 

Sabal-Palmetto  R.  et  S.   .     .  104 

Pappeln 181 

Balsampappel 181 

Californ.  Pappel 287 

Balsampappel,  pacifische      .  283 
Zitterpappel,    amerikanisclie  181 
Parasiten  (pflanzliche)   auf  ameri- 
kanischen Waldbäumen  .     .     .  433 
Parrya  Mayr  (Section   von  Pinus)  241 
Passhöhe    der  Gebirge  und  Wald- 
regionen       4 

Pavia  flava  Mönch 183 

—  glabra  Spach 183 

l'ecan 161 

Pecannuss Ig]^ 

Persimmon 186 

Mexican.  Persimmon    ...  186 

Pestalozzi  a 210 

Picea  alba  Link  (Fig.  6)  .     .     .     .  219 

Picea  Breweriana  AVats 355 

—  Kngelmannii  pjigelm.       .     .     .  352 

—  nigra  Link 218 

—  pungens  Engelm.     -     ....  352 

—  Sitkaensis  Carr 338 

Pilze  als  Feinde  im  winterkal.Ien 

Laulnvalde 138 

Pine: 

Black  Pine 348 

Bull  J'iiie 327 

('li(;«k  Piiifj 214 

Cuba  Pine 115 

Digger  Pine 277 

Foxtail  Pine 353 

(jJray  Pine 214 

Jersey  Pine 191 

Knob  Pine 274 

Loblolly  Piix; m^ 

Longleaved  Pine       ....  109 

Monterey  I'in(! 273 

ObisjHj  I'inc 1^7,-, 

'>ld/icld  J'ijM; IK; 


Seite 

Pine : 

Pitch  Pine 188 

PondPine 115 

Pved  Pine 211 

Scrub  Pine      ....       116  333 

Short-leaved  Pine     .     .     .     .  118 

Slash  Pine 115 

Southern  Pine 109 

Spruce  Pine     .     .     .    116  117  118 

Sugar  Pine 324 

Table-mountain  Pine    .     .     .  192 
White  Pine      .    199—211  242  348 

Yellow  Pine 308 

Pinus  albicaulis  Engelm.  (Tal  VII)  354 

—  arizonica  Engelm.  (Taf.  VIII)    .  239 

—  aristata  Engelm.  (Taf.  VIII)     .  353 

—  australis  Michx.  (Taf.  VII)       .  109 

—  Balfouriana  Murr  (Taf.  VII)    .  354 

—  Banksiana  Lamb.  (Taf.  VIII)  .  214 

—  cembroides  Gordon,  non  Zucc.  241 

—  ChihuahuanaEngelm.(Taf.VIII)  237 

—  clausa  Vasey  (Taf.  VIII)     .     .  116 

—  contorta  Dodgl.  (Taf.  VIII)       .  333 

—  Coulteri  D.  Don  (Taf.  VII)      .  332 

—  cubensis  Grieseb.  (Taf.  VII)     .  115 

—  edulis  Engelm.  (Taf.  VIIj    .     .  240 

—  EUiottii       115 

—  Engelmannii  Carr. (Taf. VI,  VIII, 

auf  letzt,  unter  P.  macrophylla)  238 

—  flexiüs  James  (Taf.  VII)       .'    .  348 

—  glabra  Walt.  (Taf.  VIII)      .     .  117 

—  inops  Ait.  (Taf.  VIII)  ....  191 

—  insignis  Dougl.  (Taf.  VII)     .     .  273 

—  Jeffreyi  Murr.  (Fig.  15  Taf .  VII) 

327—331 

—  Lambertiana  Dougl. (Taf.  V1I)324— 327 

—  macrophylla  Engelm.  (Taf.  \' 111)  238 

—  mitis  Michx.  (Taf.  VIII)      .     .  118 

—  monophylla     Torr,     et     Frem. 
(Taf.  VII) 241 

—  monticola  Dougl.  (Taf.  VII)     .  331 

—  muricata  D.  Don.  (Taf.  VIII)  .  275 

—  Murrayana  Balf.  (Taf.  VIII)  348—350 

—  Murrayana  Balf.  var.  Sargentii 
Mayr  (Taf.  VIII) 349 

-  osteosperma  Engelm 241 

—  ])alustris 109 


-     445     - 


Seite 
Pinus : 

—  Parryana   Engelm.    (Taf.    VII) 

242  277 

—  ponderosa  Dougl.  (Fig.  1 1 ,  Tf .  VII) 

308—314 

—  pungens   Michx.  f.   (Taf.  VIIIj  192 

—  reflexa  Engelm.  (Taf.  VII)  .     .  242 

—  resinosa  Ait.  (Taf.  Vlllj      .     .  211 

—  rigida  Mill.  (Taf.  VllI)     ...  188 

—  Sabiuiana  Doiigl.    (Fig.  9,  Taf. 
VII) 277  278 

—  serotina  Miclix.  (Taf.  VIII)      .  115 

—  Strobus  L.  (Taf.  VII  l)     ...  199 

—  Taeda  L.  (Taf.  VII)     ....  116 

—  Torreyana  Parry  (Taf.  VJI)     .  275 

—  tuberculata  Gord.  (Taf.  VI,  VII)  274 

var.  acuta  3Iayr  (Taf.  VI)  .  275 

Pifion 240  241  277 

Plane-tree 177 

Planera  aqiiatica  Gmel 18G 

Platane : 

Californische  Platane   .     .     .  285 

Mexican.  Platane      ....  236 

AVestliche  Platane    ....  177 

Platanus  occidentalis  L 177 

—  racemosa  Niitt.  (Taf.  II i)     .     .  285 

—  Wrightii  Wats.  (Taf.  111)     .     .  236 
Plowrightia  morbosa  (Taf.  X) 
l'odospbaera  Corni  (Taf.  X) 
Polyporus  ai)planatiis  an  Acerarten  138 

—  betulinus  Fr.  an  Birken       .     .  139 

—  hispidus  an  Pseudotsuga  Dou- 
glasii  Carr 307 

—  igniarius  Fr.  an  Obstbäumen  .  138 

—  marginatus  an  Buchen    .     .     .  138 

—  spec.  an  Eichen 139 

—  sulphureus    Fr.    an    der  Eiche 

und  Wallnuss 138 

Populus  angustifoha  James  (Taf.  V)  289 

—  balsamifera  L 181 

—  Fremontii  Wats    (Taf.   V)    .     .  287 

—  Fremontii  var.  AVisliceni  Wats. 
(Taf.  III  unter  Pop.  Fremontii)  236 

—  monilifera  Ait 182 

—  trcnmloides  Miclix.                   181  287 

—  trichocarpa     Torr,      et     Gray 
(Taf.  V) 283 


Seite 
Präriale     Zone     der     nördlichen 
Hälfte  des  winterkahlen  Laub- 
waldes      135 

Präriale  Zone  des  Südens  im  winter- 
kahlen Laubwalde 129 

Prärie 222—231 

—  südhche 225 

Prosopis  juliflora  DC.  (Taf.  V)  231  233 

Prunus 178 

—  demissa  Walp 288 

—  emarginatus  Walp 288 

—  ilicifolia  Walp.  (Taf.  III)      .     .  26G 

—  serotina  (Taf.  IV) 178 

Pseudostrobus  Mayr  (Section  von 

Pinus) 240 

Pseudotsuga  Douglasii  Carr.   (Taf. 

VI,  VIII,  IX)      ....     290—307 

—  Douglasii  var.  glauca  (Taf.  VI)  307 

—  Douglasii  var.  macrocarpa  En- 
gelm   278 

—  macrocarpa  Mayr  (Taf.  VI,  VIII, 

IX) 278 

Puccinidia  Mayr 337 

—  abietis  Mayr  an  Abies  concolor 
(Taf.  X) 337 

Pyrus  rivularis  Dougl 288 

—  sambucifolia  Cham,  et  Schlecht.  288 


(Qualität  der  Hölzer 62 

Quercus  agrifolia  Nee  (Taf.  II,  III)  262 

—  all)a  L.  (Taf.  I,  II)       ....  141 

—  alba  X  obtusiloba  (Taf.  I) 

—  aquatica  Walt.  (Taf.  I,  II)   .     .  150 

—  bicolor  Willd.  (Taf.  I,  II)     .     .  144 

—  Catesbaei  Michx.  (Taf.  I,  II)    .  149 

—  chrysolepis  Liebm.  (Taf.  II,  III)  263 

—  coccinea  Wangh.  (Taf,  I,  II)    .  147 

—  densifiora  Hook,  et  Arn.    (Taf. 

II,  V) 263 

—  densifiora    Hook,    et  Arn.    var. 
montana  Mayr  (Taf.  11)  .     .     .  264 

—  Douglasii  Hook,  et  .\rn.(Taf.lI,V)  264 

—  dumosa  Nutt.  (Taf.  II)    .     .     .  26r, 

—  Durandii  lUukley  (Taf.  I,  II)  .  145 

—  Emoryi  Torr.  (Taf.  II,  III)       .  234 

—  falcata  Michx.  (Taf.  I.  U)    .     .  148 


—     44G     — 


Seite 

Qiierciis : 

—  Gambelii  Nutt.  (Taf.  II) 

—  Garryana  Dongl.  (Taf.  11,  V)  .  281 

—  Georgiana  Curt.  (Taf.  II) 

—  grisea  Liebm.  (Taf.  II,  III)      .  234 

—  heterophylla  INIichx.  f.      ...  150 

—  hypoleuca  Engelm.  (Taf.  11,  IIIj  234 

—  imbricaria  Micbx.  (Taf.  I,  II)  .  150 

—  Kelloggii  Newby  (Taf.  11,  V)  .  282 

—  laurifolia  Michx.  (Taf.  II)    .     .  150 

—  lobata  Näe  (Taf.  II,  Y)    .     .     .  264 

—  lyrata  Walt.  (Taf.  I,  II)       .     .  146 

—  macrocarpa  Michx.  (Taf.  I,  II)  143 

—  Michauxii  Nutt.  (Taf.  II)     .     .  145 

—  nigra  L.  (Taf.  I,  II)     ...     .  149 

—  obtusiloba  Michx.  (Taf.  I,  II)  .  144 

—  oblongifoha  Torr.  (Taf.  II)  .     .  264 

—  paUistris  Du  Roi  (Taf.  I,  II)   .  148 

—  Phellos  L.  (Taf.  I,  II)     .     .     .  151 

—  i)rinoides  Willd.  (Taf.  I,  II)     .  145 

—  Prinos  L.  (Taf.  I,  II)  ...     .  145 

—  rul)ra  L.  (Taf.  I,  11)    ....  146 

—  rubra  v.  Texana  (Taf.  II) 

—  tiuctoria  P.artr.  (Taf.  I,  II)  .     .  147 

—  virens  Ait.  (Taf.  II)     ...     .  104 

—  Wishceni  A.  DC.  (Taf.  II,  III)  2G2 

Redwood 267 

Ucgeuincngon  u.  Feuchtigkeit  d.  Luft      5 

Rhododendron  maxinium  L.          .  185 

lihamnus  Pursliiana  I)C.       .     .     .  288 

Uhu.s  Arten 266 

UhytiHiiia  acerinuin   Fr.  an  Aliorn  139 

—  l)unctifornie  Mayr  an  Acer  ma- 
crophylhim  un<l  Acer  cratacgi- 
folium  (Taf.  X) 284 

—  Halicinum  an  Weiden       .     .     .  431 

UieHcncactiiH ,  232 

Uobinia  pHeuchicacia  L 175 

—  viHCOHa  Vent 175 

Uobinic 175 

DrüHige  Robinie       .     .     ,     .  175 

Rodung 49 

RoeHtelia  aurantiaca  an  ('nitaegus 

und   l'vruH !;>,<) 

-  lac«'rata  Sow.  an  (Valaegns   uiui 

i'yniH       i:>'.) 


Ilosskastanie : 

Californ.  Rosskastanie 
Gelbe  Rosskastanie 
Chio-Rosskastanie    .     . 


Seite 

288 
183 
183 


l^abal  serrulata 105 

Sägemühlenindustrie    .     .     .     *     .  34 

Sassafras 181 

Sassafras  officinale  Nees       ,     .     .  181 

SaHx  Breweri  Bebb 288 

—  laevigata  Bebb 287 

—  lasiandra  Benth 288 

—  sessihfolia  Nutt 288 

—  Sitkaensis  Sans 288 

Sambucus  glauca  Nutt 289 

Schottendorn 175 

Schütte  der  Gelbkiefer     .     .     .     .  313 

Schasserbaum 176 

Sclerotium   irritans  Mayr  an  Cha- 

maecyparis  sphaeroidea 

(Taf.   X) 434 

Sequoia : 

Küsten-Sequoia 267 

Riesen-Sequoia 311 

Sequoia  gigantea  Decsne   (Fig.  16, 

Taf.  VIII)       341—343 

—  sempervirens     Endl.     (Fig.     7, 
Taf.  VIII) 267—271 

Spaltbarkeit 70 

Sphaeria  morbosaSchw.  an  Prunus 

(Taf.  X) 139 

Spruce : 

Black  Spruce 218 

Blue  Spruce 352 

Wlüte  Spruce      ...       219  352 

Tideland  spru(;c  .     .     .     .     .  338 

Strauclipräi'ie 226 

Strobc 199 

BcrgKtrobe        331 

Zuckerstrobe 324 

Subtro])ischcr     Thcil    des     ])aci(i- 

schen  Waldes     ....     ^(1 1—279 
Subtroi)iseher  Wald  d.  atlantischen 

Region 100—122 

Sublrop.    Zon(!  der  nordanierikan. 

Wuldflora   ...••.     231—235 


447     — 


Seite 
Südlich  atlantischer  Laubwald  im 

engeren  Sinne 129 

Sycamore 177  23G  285 

„Sylva  of  North  Amerika"    ...  9G 

labelle      zur    Bestimmung      der 

Sämereien  von  Kiefern  .     4:29 — 433 

d.  wicht.  Cupressineen    428 — 429 

Taeda 116 

Tamarack 221  347 

Tanne : 

Balsamtanne 220 

Balsamtanne,  Fräsers       .     .  217 

Balsamtanne,  westliche    .     .  355 

Douglas-Tanne 290 

Edeltanne,  pacifische   .     .     .  350 

Küstentanne,  grosse     .     .     .  334 

Purpurtanne 351 

Santa  Lucia-Tannc       .     .     .  337 

Schasta  Tanne 351 

Schierlingstanne 195 

Schierlingstanne,  westliche   .  838 

Silbertanne 334 

Tanne  von  Vancouver      .     .  334 

Taxodium  disticlium  Rieh.  (Fig.  3)  120 

Taxus  brevifolia  Nutt 344 

floridana  Xutt 197 

Telephora  Perdix  Hrtg  an  Quorcus 

falcata 139 

Theekultur 86 

Thuja     gigantea     Nutt.    (Fig.    13, 

Taf.  VI,  Vlir,  IX)      .     .     319-321 

—  japonica  (Taf.  VI) 

—  occidentalis    L.  (Taf.  VI,  VIII)  196 

Thuja: 

Pacifische  Thuja      ....  319 

Riesen-Thuja 319 

Thujopsis  dolobrata  (Taf.   VI) 

Tilia  americana 180 

—  —  heterophylla        l-'^O 

Torreya  californica  Torr.       .     .     .  273 

taxifolia  Arn 197 

Trametes  Pini  au  Larix  occidentalis  34H 

—  —  an  Picea  sitkaensis     .     .     .  340 

an  Pinus  ^lurrayana    .     .     .  350 

an  Pinus  Strobus  .     .     .     .  210 


Seite 
Trametes  Pini  an  Pseudotsuga  Dou- 

glasii  (Taf.  X) 3'.)7 

Trametes  radiciperda 211 

Traubenkirsche,  späte  ....  178 
Trichosphaeria  parasitica  Hrtg.  an 

Pinus  Fraseri 218 

Trockenheit  der  Luft  und  ihr  Ein- 

fluss   auf   Frostempfindlichkeit 

der  Pflanzen 360—361 

Tropenwald  d.  atlant  Region       99—100 

Tsuga  canadensis    Carr.   (Taf.  VI)  195 

—  Caroliniana  Engelm.    (Taf.  VI)  196 

—  dumosa  (Taf.  VI) 

—  Mertensiana  Carr   (Taf.  VI)     .  338 

—  Pattoniana   Engelm.    (Taf.    VI)  356 

—  Sieboldii  (Taf.  VI) 

Tsuga 195 

Alpine  Tsuga 356 

WestHche  Tsuga       ....  338 

Tulip  tree   .     - 179 

Tulpenbaum 179 

Tupelo 184 

Sauertupelo 184 

Sour  Tupelo 184 

Umbellularia  californica  Nutt.      .  265 

Ulmen 173 

Amerikanische  Ulme    .     .     .  173 

Dickblättorige  Ulme     .     .     .  175 

Felsenulme 174 

Flügelulme       ......  174 

Rothulme 174 

Weisse  Ulme 173 

Lnums  alata  Michx   (Taf.  IV)      .  174 

americana  L.  (Taf.  III,  IV)  173 

erassifolia  Nutt.  (Taf.  IV)  .  175 

fulva  Michx.  (Taf.  IVj    .     .  174 

—  —  racemosa  Thomas  (Tai".  IV)  174 
Urbarmachung 49 

Veränderung  der  Wahl  Vegetation  80 
Vertheilung     und     physiologische 

Rolle  d.  Harzes  im  Uanme     111  —  11.) 

Viehweide 44 

Viscum  sp.  an  Pinus  insignis  Dougl.  273 

—  —  ?  an  (iuercua  lobata  Nee   .  264 


—     448     — 


Seite 

VVadiholder: 

Californ.  Wacliholder  .     .     .     273 
Virginischer  Wachholder      .     194 
Westlicher  Wachholder   .     .     353 
Wärmemengen    an    den    Grenzen 

der  Waldregionen 7 

Wahoo .     174 

Waldbrände  in  Amerika  .  2G—  28 
—  —  in  den  Adirondacks  (Fig.  4 

nnd  5) 124-125 

Walderzengnisse  im  Allgcm.  31—33 
Wuldflora  der  atlant.  Region  98-221 
Waldilora  im  Allgemeinen  .  7—12 
Waldnngen  Xordamerikns  ...  12 
Waldvegetation  und  Prärie  ...  3 
AVallnuss : 

Graue  Wallnuss  ....  152 
Schwarze  Wallnuss  .  .  .  151 
Westliche  AVallnuss     .     .     .     23G 

Wallnutt,  Black 151 

Wasserstand  der  Flüsse  und  Ent- 
waldungen       24—20 


Seite 

Weiden 181 

Wellingtonia .  341 

Winterkahler  Laubwald  des  ge- 
mässigt warmen  Theiles  der 
atlantischen  Region    .     .     122—215 

Wollbaum 182 

AVoUlaus  auf  Acer  dasycarpum     .  137 

Yucca 266 

i^one  der  blattahwerfcnden  Laub- 
baume i.  pacifisch  Walde    280— ."45 

Zuckergewinnung  vom  Ahorn  .     .  57 

Zürbel : 

Hackenzürbel 242 

Nevadazürbel 348 

Weissstämmige  Zürbel     .     .  354 

Zürgelbaum,  westlicher    ....  183 

Zustand    des    nordamerikanischen 

Waldes       18 

Zuwachsverhältnisse 77 


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K.  Millilüinlrr,    Kgl.   Mol  l(iii'li(lriicker<:i,   MliiirliiJU. 


Tafel  I, 


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nigra. ^.^~~"j[^ 


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H.   Mayr  ii.  ü.   N    gci. 


Eichenblattformen, 


1 


Tafel  IL 


H.  Mayr  gez. 


Eichenfruchtformen. 


Tafel  III. 


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Cari^aalha.Z.C.  porcJna.Z.  i\    Clomenfcsa  2.j\  C.sulcataZ.C.oliDae-tbrm   > 


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KT/ 


B.Mea.3. 


,'fv\i4'4 


Fop.rrcmoniii.i^ 


Pr.  ilicMa  l 


Q.agrifol3 
O.ffirysolcprsl.  \  0.  U'jshrcnü.3         / 


Q.  chryso/rpfs  I. 


H    Mayr  gc/. 


Blattformen  atlantischer  Laubhölzer. 


Tafel  lY. 


A 


B^icnfa  7.  \  frpi^fac.  y'{~~  ""^ 


racrmosal 


^y  ^ 


ß  ■  ocad.  1.      M.  xo/gp 


y      ^^^   U.fuba.A 
Ucrassifl        \ru.alata.l. 

Fruchtformen  von  Laubhölzern. 


Tafel  V. 


JIc.circinnakm.3. 


Tcp    I;     angvsfifolad.  A'cr /jrjndidcn.       ^ZS^^:: 

tafum  3  rroscp  julifJjrs  3 


J 


L ü. 


H.  Mayr  n.  <1     \ 


Blattformen  pacifischer  Laubhölzer. 


Tafel  YI. 


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V  t 


ii 


11 


T-EngelmaDml. 


Tsnga.canai.    carolm.    Merlens.  FaUon. 


Sieboldii. 


Thujo^sis    dolahrafa.       p5.BQuglasii  3 


dumosa. 


Bn.  Engehanni. 


T  faberculala 

Dar  acufa.l . 


Cham,    -pisifera 


Ps.  Doußlasd 
var.  glauca. 


Biüfa  orienhJis. 


Tbuj.  occidenlalis. 


Liboc.  dccurrens. 


Cham.Nuikaens. 


f 


Chamaecypans    Lamomana 


Cham,  s^haervidca. 


^(^ 


Thuj.japonica.         Cham  Kufkaens. 


n.  Mayr  n.  d.  N.  gei 


Frucht-  und  Nadelformen  verschiedener  Coniferen. 


Tafel  VII. 


Torreijana. 


Coulien. 


<f 


reflexa. 


cubensis. 


Sabiniana. 


Patryana 


^      ^    \M    i 

flexilis.  dbicnulis.  ponderosa. 


Taeda. 


H    M,ivr  n     <}.   N. 


Jeffre^i 


r 


inyr^Tii5. 


^ 


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i  i 


\h. 


lubcrcuMa. 


Lamberfiami. 


-«es*. 


australis 


moniicola 


Balfounana. 


Kiefernsamen  I. 


Tafel  YITI, 


pungens 


mifis. 


serofma 


0  #  ^ 

Ch.  Lawsoniana. 


r-    \ 


arislafa. 


i    ^' 


resmosa. 


."  ( 


^1 

conlorfa. 


TTi.ocÄnfali's  Th.giganfed. 

^  S.giganka. 

Ssem^ervirens  ■ 


r\    /\ 


miincafa. 


^m. 


iMcromglla. 


f 


Banbiana. 


rigiäa.  1^. 


l 


anzonica. 


9 


5. 


conforfauar. 
Sargenlä. 


clausa. 


Murragana. 


t 


/^,  /'^ 


DoüglasU . 


ChihuahancL 


mops 


Lib.decürrens. 


J.Sabmiana. 

^^ 

J.Dirginiana. 


Vseudofs.  macrocarpa 


Ch.  sphaeroidea. 


II     Mayr  n.  <1.    N. 


Kiefernsamen  II  und  Samen  verschiedener  Coniferen. 


Tafol   IX 


t         Mi    1  - 


»1 

Rbiesbrackala. 


Pseudolsug^a  Boarflasu. 


Mbies  ohne  Hangänge. 


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7.    "     Cembra  5   «  . 


Cupressus,  Chamaccijpans. 
Thuja,  Liboccdras,Seqüoia_ 
Taxodium,  Juniperus. 


Ps.  macrocarpa. 


Tsuga  ohne  Harxgänge. 
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1  Scd.  Pinaster  2naäel. 
2.   "       Hhasia  i    «  . 


S.  »  Pseudosholus  5  , . 


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9  "      BaWouria  5  »  • 


lO.Sed.  Suhsaadd. 


Taxus. 


Tcrrcyj .  Thuja  giganlea. 


H    Miivr  ob»,  et  del. 


Anatomische   Merkmale  des   Holzes  der  nordamerikanischen   Nadelbäume,   insbesondere  der   Kiefern 

nach   Sectionen;   Vergr.    325. 


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\-  1968 

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ü  1909 

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