Dr FC. MAVR
Die
In II 11
lli|i||
SlOKAGfi ITEli
FlcOCESSING-C^E
U.B.C. LIBRARY
"ÜfiffffKfWiSHtti^JSi'i liA*3»l#i^'T^t^.'^<
(lVu<) fxxy/c i*y //ic ut/to/
V
»xj
^»df^^-
• T
I)«f ,»R1— e** (S«<|iiola ««fnjii^rvlronii'i hei Santa Cmz (fJftIif<»rnion) '.»4 Motor hoch,
bei 2 Mct«r QlH?r «lom ^ M liiMia 72 M«'t4T hoch;
Die
WALDUNGEN von NORDAMERIKA
ihre Holzarten,
deren Anbaiifähigkeit und forstlicher Werth
für Europa im Allgemeinen
und Deutschland insbesonders.
Nach im Auftrage des kgl. bayerischen Staatsministeriums der Finanzen
unternommenen Reisen und Studien
bearbeitet von
Dr. PHIL. ET oEc. puBL. HEINRICH MAYR
Privatdozent der Universität München.
Mit 24 Abbildungen im Text, 10 Tafeln und 2 Karten.
M. RIEGER' sehe
^.*
Univer Sit ät s- .-^^^^^ä Buchhandlung.
Gustav Himmer -ß^^^t k. b. Hoflieferant
München 1S90.
Digitized by the Internet Archive
in 2010 with funding from
University of British Columbia Library
http://www.archive.org/details/diewaldungenvonnOOmayr
V 0 r w 0 r t.
-Uer Geleitbrief, mit dem mich meine Eegierung zur Einflilirung
bei der kaiserl. deutschen Gesandtschaft und den kaiserl. Consulaten
in Nordamerika ausrüstete , bezeichnet als den Zweck der Eeise :
„Dortselbst im Norden und Westen hinsichtlich des Yerhaltens einer
grösseren Anzahl exotischer Holzarten, mit welchen von allen deutschen
Forstverwaltungen Anbauversuche in ziemlicher Ausdehnung beabsichtigt
und theilweise schon eingeleitet sind, in der Heimat der einzelnen
Arten auf verschiedenen Standorten und in verschiedenen Altersstufen
eingehende Studien zu pflegen. Da hiebei voraussichtlich nicht nur
vom rein wissenschaftlichen Standpunkte interessante , sondern auch
für die praktische Anwendung sehr nützliche Beobachtungen zu machen
und insbesondere auch gute und verlässige Samenbezugsquellen, welche
zur Zeit völlig fehlen, zu ermitteln sein werden, so dürfte die von
beabsichtigte Eeise in mehrfacher Hinsicht der gesaimnten
Forstwissenschaft nützlich werden können.''
Ob ich nicht allzuweit unter dem hohen Ziele, das mir in obigen
Worten vorgesteckt war, verblieben bin, möge eine hohe königliche
Eegierung imd mögen Jene beurtheilen, die dieser Schrift einige Auf-
merksamkeit widmen wollen.
An die genannte Eeise schlössen sich Wanderungen und Studien
in den Waldungen Japans, Java's, Ceylons und Nordindiens, Avodurch
sich die Yerarbeitung des über Nordamerika gesammelten Matcriales
um fast zwei Jalu-e verzögerte.
Kaum zu Hause angelangt, bot sich mir die entzückende Gelegen-
heit dar, die so lieb gewonnene, neue Welt mit ihren unvergleichlich
ausgedehnten und massenreichen Wäldern ein zweites Mal betreten zu
Vi —
können, en route nach Japan, w(^ ich eine von der dortigen Regierung
mir angebotene Lehrstelle an der Akademie für Land- und Forst-
wirthsohaft zu Tokio annahm.
Die Ergebnisse dieser zweiten, ebenfalls mehrere Monate um-
fassenden Tour durfte ich mit Erlaubniss uKMner Regierung mit dem
Berichte über die ei*ste Reise vereinigen. Mein neuer AVirkungskreis
in Japan beanspruchte anfänglich meine ganze Zeit für \'orlesungen
und organisatorische Arbeiten im kaiserlichen Ackerbauministerium,
so dass ich erst jetzt, nach vollen vier Jahren, im Stande bin, den
fälligen Rapport bei höchster Stelle vorzulegen.
Was die Samenbezugsquellen betrift't, auf die mit Recht grosser
Werth gelegt wurde, so muss ich gestehen: gut sind sie, was ent-
sprei-hende Auswahl der Oertlichkeiten betrifft, aber zuverlässig sind
sie nicht; daran sind die Leute schuld, mit denen ich über diesen
Punkt verhandelte: keiner von diesen, oft entlegen in den Bergen
verschiedenen Berufsarten obliegenden Leuten, wollte um eines so
geringen L"m Satzes willen ein Geschäft direkt mit Europa übernehmen;
wohl aber wird es gelingen, durch Vennittelung eines grossen nord-
anicrikanischen Samenhandlungshauses die Quellen in Fluss zu bringen :
zu diesem Zwecke wurden im Anhange (6) einige Firmen angegeben.
Es war kein erfreuliches Thema, über die Benützung der Forste
in Nordamerika zu schreiben; nothwcndiger Weise mussten alle Fehler
des gegenwärtigen Riiubsystemes , alle Folgen dieser tief beklagens-
werthen Waldverwüstung rücksichtslos ofTen gelegt werden; eine
l)randige Wunde muss man mit dem Secirmesser ausschnc^iden , nicht
mit einem wohlthuenden Ttlaster verkleben: die Vergeudung des Waldes
und des \Valdbo<iens ist eine solche um sich fressende Wunde, die
da« Mark dieses neuen Weltreiches ergreif(ui könnte, eines Reiches,
das benifen scheint, dass seine Bewohner durch seinen Raum, sein
Klima, seine Schätze ei mnal „thc? leading nation'' werden; freilieh wenn
auf anderen Gebieten der Urproduktion ebenso vei-sch wenderisch mit
dem kostbaren Geschenke vorausgehender Jahrtausench; gewirthschaftet
wird, dann hat Europa wohl nichts zu fürchten.
Die Kenntni.sH von der Natur und dem Imheren Zweck«? des Waldes,
die Wertlischätzung seiner volkswirthschaftlichen J^Mlcutung b<'ginnen
HJch in Nordamerika unaufhalt.sam Bahn zu brecluMi; die pei-sönliche
Ik'kanntKi'haft mit vielen dr-r Träger dieses für die alte Welt so alten,
für die neue aber wic«derum so neuen Gedankens hat mich verführt,
in nian<lien Darstellungen breiter zu werden, als es für europäische
I^rw.T en%-üiis<'ht sein miig.
— YII —
Unter dem gegenwärtigen, forstlich gesclmlten und thatkräftigen
Chef der Forstabtheilung des landwirthschaftlichen Ministeriums,
B. E. Fernow, wurde die Lösung einer für die Forstwirthschaft
äusserst wichtigen Vorfrage , das Studium der waldbaulichen Eigen-
schaften der nordamerikanischen Waldbäume begonnen; manche Be-
schreibung einer Holzart, die für uns kaum Werth hat, ist gewachsen
unter dem Gedanken , wenn auch unberufen , einen kleinen Baustein
zu dem begonnenen grossen Werke beizubringen.
Eine zweimalige Durchquerung des Continentes von Ost nach
West, eine Durchwanderung des Landes von Canada bis Florida, von
Yancouver bis Mexico in nicht ganz sieben Monaten hat mir Gelegenheit
geboten, eine grosse Menge Herbariummaterials zu sammeln; im Westen
hatte ich öfters, um eine einzige Holzart zu sehen und von ihr Zapfen
und Samen zu erhalten, eine Woche Hin- und Kückreise verwenden
müssen ; ich glaube, dass die Beschreibung der Holzarten nach wild
erwachsenen Exemplaren, unabhängig von unseren Florenwerken,
zuverlässig sein wird ; mit diesem Bestreben wurden auch die Klefern-
samentafeln gefertigt, in dem die Sämereien, zur Zeit und zum Zwecke
des Zeichnens den grösstentheils selbstgesammelten Zapfen entnommen
wurden. Die Samentafeln begleitet eine Beschreibung, welche die
Controle des von Amerika bezogenen Samens erleichtern dürfte.
Eine Bemerkung in den amtlichen Erhebungen über das Vor-
kommen ausländischer Holzarten in Deutschland veranlasste mich —
entgegen dem Titel dieser Schrift — auch eine Tafel und Beschreibimg
herzustellen zur Bestimmung der in Deutschland am meisten ver-
breiteten Cupressineen nach Zapfen und Seitenzweigen; auch hiefür
wurden Zapfen und Zweige (mit Ausnahme von Cham, nutkaensis)
wild erwachsenen Exemplaren entnommen.
Die Forstwirthe Deutschlands haben längst der Frage des Anbaues
von Exoten in unserem Walde gegenüber Stellung genommen; sie
theilen sich in zwei sehr ungleiche Lager; eine kleine Schaar, die von
den Exoten Gutes erwartet, und eine grosse Majorität, die den Fremd-
ländern jeden Werth absprechen; für Erstere habe ich wohl zu viel,
für Letztere wohl zu wenig Holzarten von meinen Arbeitsplänen
ausgeschlossen; vielleicht habe ich einen betretbaren Mittelweg ein-
gehalten, wenigstens war mein Bestreben gewesen, nur das Allerbeste
aus dem nordamerikanischen Walde, das bei uns mit Sicherheit gedeiht,
für den Anbau im Grossen zu empfehlen, so dass dasselbe auch an
Standorte gebracht werden sollte, an denen mit gleicher Sicherheit
eine einheimische Holzart erwachsen würde. Die grösste Schaar
— VIll —
meiner Pflepempfohlenen sind aber solche, die für Oertliclikeiten bestimmt
sind, in denen entweder nur gerinpverthip:e, einlieimisehe Arten auf-
zuwachsen vermüfren, oder wo die inländischen Holzarten im Wüchse
zurückbleiben oder selbst j^ranz fehlen.
Die grösste Gefahr für die Exoten — und das ist, was die
meisten von Versuchen abzurathen bestimmt — bleibt immer die
Möglichkeit, dass ein abnorm strenger Winter mit einem Schlage wieder
Alles vernichten könne. Um nach dieser Richtung hin einerseits zu
beruiiigen, andererseits zu warnen, habe ich die klimatischen Zonen,
soweit als möglich, in genaue Parallele mit den wichtigsten europaischen
I^ndschaften gestellt ; durch diese langwierige Arbeit ist es auch
möglich, die Lage des klimatischen Optimums und Verbreitungsgebietes
der nurdamerikanischen Holzarten, dieselben nach Euiopa versetzt
gedacht, in Europa selbst anzugeben. Da mir für mehrere europäische
liindcT nicht weit genug zurückgreifende meteorologische Beobachtungen
zugänglich waren, so sind wohl manche ,,tiefste Temperaturen^' noch
etwas zu hoch angegeben; für Deutschland habe ich den Winter 1870/80
zu (irunde gelegt, der wnlil der extremste innerhalb einer mittleren
Umtriebszeit war.
Die nordamerikanischen Waldungen sind einzig in ihrer Art
innerhalb der gemässigten Kegion der nördlichen Hemisphäre; der
Rcichthum an wichtigen Baumarten wird von Jai)an kaum übcrtrolVen;
nirgends breiten sich solch gewaltige Waldmassen über ein Land aus:
nirgends thürmen sich ganze Wälder nicht bloss einzelne Bäume zu
so fabelhaften Höhen auf; sie sind in der That unersch()pflich für den,
der mit Messband, Lupe und Botanisirbüchse sie betritt, nicht aber
für den, der mit Axt und Säg«' oder gar dem Feuerbrandc kommt.
Die nonlamerikanischcn VValdbiider, oft in tiefster Einsamkeit in
mens<'henleerf.'n Bergen gesammelt, gehören zu den scluinsten, die mir
in der Erinnerung vor die Augen treten; leicht gesellt sich dazu das
Dankbarkeitsgefühl gegen jene in der Heimat, die mii- die Möglichkeit
boten, in die Fremde zu gehen und jene in der Fremde, die mir ihre
Heimat so gastfreuufllich (»fTneten und es neidlos gestatteten, diuss ich
aus der Fülle des Neuen und Interessanten schöpfte.
Meine W(»rte des Dankes sollen zuerst an meine hoho Begierung
und perhönlich an Excelh'uz Herrn S t aa t s m i n i s t e r der
Fi nanzcn Dr. E. von Riedel sich wenden fürdie kräftige Förderung
meiner l*lUne und die vielen Beweise wohlwollender Nachsicht während
der langen Ver/>ögening des fälligen Herichtes. (imssen Dank schuldige
ich femiTH Herrn Minihterialrath A. von (»anghofer für die viel-
— IX —
fachen Rathscbläge, Herrn Universitcätsprofessor Dr. R. H artig für die
reichlichen wissenschaftlichen Anregungen, Herrn üniversitätsprofessor
Dr. R. Weber und Herrn Privatdocenten Dr. Solereder, welche die
grosse Freundlichkeit hatten, die Unannehmlichkeiten der Korrektur
und die Anfertigung des beigegebenen Registers zu übernehmen.
Gerne gebe ich hiemit die Xamen Jener bekannt , die mir in
Amerika so bereitwillig die Hand boten: Herr C. Lamar, damals
Mnister des Innern, gab mir einen Empfehlungsbrief an alle im Lande
zerstreuten, untergebenen Behörden; Herrn Prof. C. S. Sargen t in
Brookline bin ich ganz besonders zu Dank verpflichtet; durch seine
persönliche Bekanntschaft mit dem Walde in Folge eigener grosser
Reisen war mir ein kostspieliges, zeitraubendes Kreuz- und Querfahren,
um in die richtigen Oertüchkeiten zu gelangen, erspart; aus unseren
gemeinsamen Gängen im Arboretum, unserer gemeinsamen Arbeit im
reichhaltigen , musterhaften Herbarium , in den vielen Tagen stetigen
Verkehres habe ich eine Fülle von Belehrung und Rathschlägen ge-
wonnen, deren Werth mir je länger ich reiste, um so deutlicher zum
Bewusstsein kam.
All der im Lande zerstreut lebenden Herren zu gedenken, ist mir
kaimi möglich; ich erwähne einige derselben in der Reihenfolge, in
der ich die Freude hatte, ihre Bekanntschaft zu schliessen.
Herr Dr. G. Yasey von Smithsonian Institution in Wasliington
(D. C.) führte mich selbst in den Wald; Herr L. Boehmer, ebendort,
stattete mich mit Fachliteratur aus; die Herren Thos. Meehan in
Germantown und RobertDouglas inWaukegan Hessen mich von
dem grossen Vorrathe ihrer praktischen Erfahrungen gewinnen ; die
Herren J. Brück er und K. Ludloff in Medford haben nicht Zeit
und Mühe gescheut, ihrem Landsmanne möglichst Yorschub zu leisten;
neben der Unterstützung der Herren G. W. Letter man in Allenton,
P. Schulze iii Portland, A. H. Curtiss in Jacksonville , unseres
auch in der alten Welt wohlbekannten Karl Mohr in Mobile erfreute
ich mich auch der Begünstigung durch Eisenbahngesellschaften wie der
Central Wisconsin R. R., der Northern Pacific R. R., der
Oregon & California R. R., die mir damals (1885) freien Yerkehr
auf ihren ausgedehnten Bahnstrecken gestatteten.
Die Betrachtung der nordamerikanischen Waldungen bot so viel-
fache Gelegenheit, die Y'aldungen anderer Länder, wie Japans, Java's
und Indiens zum Yergleiche herbeizuziehen.
In Japan schuldige ich den Dank für die Erlaubniss der Bereisung
des ganzen Landes und für die Mitwirkung aller äusseren Behörden
— X —
tleni kaiserl. A<^krr))auininist(*rium und inrinem Frcuiule Dr. Y.Xaka-
mura; der Bniclit über dio „AVakliingon von Japan'' wird wohl noch
auf einige Zeit hinaus in Folge ausgedeluiter Controlreisen in petto bleiben
müssen. In Java bot Herr Direktor Dr. Troub bereitwilligst die Hand ;
in Indien war es Herr Dr. G. King, Direktor des botanischen Gartens
zu Calcutta, der mir Haus und Garten und den reichen Schatz seines
Wissens einige Wochen lang öftnete; Herr Direktor Dr. W. Sclilich
in Coopershill bei London und Herr Generalforstinspektor B. Ribbe n-
trop in Calcutta hatten die grosse Freundlichkeit, mich bei dem
englisch-indischen Forstpei-s«)nale einzuführen; die H(Tren A. Home
und E. G. ehester (damals) in Darjeeling, Herr W. K. Fischer,
diunals fkt. Direktor der Forstschule in Dehra Dun , die Herren
A. Smythies und Hearle, wetteiferten in dem Bestreben, mir mr)glichst
viel von ihrem schr>nen Walde zu erzählen und zu z'Mgcn ; ich gedenke
stets der herrlichen Touren mit grösster Freude und nicht geringerer
Dankbarkeit.
Mit anerkennenswerther Opferwilligkeit hat mein Verleger eine
schöne Ausstattung in Aussicht gestellt; zu dem Wunsche, den jeder
Verfasser einer Schrift hegt, dass dieselbe gütige Aufnahme beim Eintritt
in die Oefl'entlichkeit fiiulen mr)ge, gesellt sich für mich der nicht
niin<ler innige Wunsch, dass Manuscript und Zcichiiungcn nacii sechs-
wöcluMitlichcr Reise vorei*st einmal glücklicii in die Hände des Ver-
legers gelangen möchten.
Tokio im März 1889.
Der Verfasser,
Inhalt.
Seite
Allgemeine Gesichtspunkte über die Existenzbedingungen der Wälder 1
Allgemeine Betrachtung der Waldfloren 7
Die Waldungen von Nordamerika 12
I. Allgemeiner Zustand des nordamerikanischen AValdes 18
II. Grösse und Vertheilung der Waldungen 28
III. AValderzeugnisse, deren Gewinnung und Austausch . . 31
a) Grossnutzholz , 33
b) Eisenbahnhölzer 38
c) Möbel-, feinere Tischler- und Wagnerhölzer 40
d) Kleinnutzhölzer 41
e) Brenn- und Kohlholz 43
f) Viehweide 44
g) Urbarmachung 49
h) Nebenprodukte 53
a) Harz 53
fi) Gerbstoff 55
y) Syrup und Zucker 57
d) Holzstoff 58
f) Früchte und Beeren 58
I) Sonstige Nebenprodukte 59
IV. Zuwachs und Qualität der nordam. Waldbäume .... Gl
V, Veränderungen in der Waldvegetation durch die Ein-
griffe des Menschen 80
VI. Forstliche Bestrebungen in Nordamerika 90
VII. Spezielle Betrachtung der nordamerikanischen Wald-
flora nach Gebieten und Holzarten 98
A. Die AValdflora der atlantischen Region 98
a) Tropischer Wald 99
b) Subtropischer Wald • 100
Südlicher Kieferngürtel 105
c) Winterkahler Laubwald der gemässigt- warmen Region ... 122
Nördlicher Kieferngürtel 197
d) Nadelwald der gemässigt-kühlen Region 2 IG
B. Die Prärie 222
C Nordmexicanische Waldflora 231
a) Subtropischer Wald 231
b) Gemässigt-warme Region 235
D. Der pacifische Wald 242
a) Subtropischer Wald 2G1
b) Wald der gemässigt-warmen Region 280
c) Der Nadelwald der gemässigt-kühlen Region 345
d) Die kühle Region der alpinen Nadelhölzer 353
VIII. Verhalten der exotischen Holzarten in Nordamerika. . 356
— Xll —
Seite
IX. Die nordamerikanischen Holzarten vom Standpunkte
ihrer Anbau! ähi^keit in Europa im Allgemeinen und in
Deutschland insbesonders 3G3
aj Tropische Waldzone 384
b) Subtropische Waldzone der immergrünen Laubhölzer .... 384
c) Der winterkahle Laubwald der gemässigt-warmen Region . . 38G
d) Der Nadelwald der gemässigt-kühlen Region 391
e) Region der alpinen Nadelhölzer 395
f) Baum- und Strauchgrenzen 3C6
X. Die nordamerikanischen Holzarten hinsichtlich ihres
forstlichen Werthes für den deutschen Wald 397
XI. .\ n b a u p 1 ä n e und Behandlung der n o r d a ni c r i k a n i s c h e n
Holzarten als Bäume des deutschen Waldes 410
XII Anhang.
1. Anatomische Merkmale der Hölzer der nordam. Coniferen . . 424
2. Eintheilung der Kiefern (incl. der nichtamerikanischen) nach
natürlichen Sectionen 425
3. Tabelle zur Bestimmung der wichtigeren Cupressineen nach
Seitenzweigen und Zapfen 428
4. Tabelle zur Bestimmung der nordamerikanischen Kiefern nach
ihren Silmereien 429
.'». Verzeichniss der an den nordamerikanischcii Waldbäumen im
Spätherbste 188j und 1887 beobachteten, i>flanzlichcn Parasiten 433
0. Angabe einiger Firmen zum Bezug nordam. Waldsämereien . 43')
7. Corrigen<Ia 43<>
'^r a le 1 n ).
I Hirhenbhittformnt.
1 1 . Kichenfruch (formen .
III. lilattformrn ntlantiftrhrr Laubhöhrr.
IV. I'rurhtformt n von Lauhhöhrrn.
V. lildttformrn parlfinchrr Lnuhfiölzrr.
VI. i'rutht- und Sadtlformen verschiedener Cnnifrrm.
VII. Kit frrnnantrn I.
\'III. KiffirnHiinun II und Samen versch irdener Conifenn.
IX. AnatomtHrhe Merkmale den Holzen der nortlnmerikainnchen Nadelhäitme,
innheMonderH der Kiefern nach Sectionen, Vergr. ^i'^.'t.
X. l'dzkraukhiHeu nordamerikanisrher Holzarten.
I^ 21 1* t e n.
XI. Querprofile durch rernchiedene Continente.
XII. Vegetationnzonen der nordamerikaninchen Waldungen.
*) tiic den Flirurrn liviKOffi'bcncn Zahlen t. ]). 4, '/» lM><)(>uU'n, «Uhh die Klitrhon-
<li' r mit «lein bulrc(T«*n«iiMi AutKlnink» xii miiUiplUln'i) Int, um «Mo imtür-
Allgemeine Gesichtspunkte über die Existenz-
bedingungen der Wälder.
Yiele der Baumgattungen, die wir heutzutage hervorragend an
dem Aufbau der Waldungen Nordamerika's und Ostasiens betheiligt
finden, wie Magnolia, Jugians, Aesculus, Catalpa, Liquidambar, Lirioden-
dron, zalilreiche Papilionaceen und Laurineen, Schwarzeichen, Tsuga, Thuja ^v^*-/
Chamaecyparis und Sequoia sind in Europa gar nicht mehr oder nur ^ /^^^
untergeordnet vertreten; aber in den fossilen Pflanzenresten der älteren
Tertiärscliichten Europa's begegnen wir ihnen wieder, die damals, nach
den jetzigen Fundstätten zu schliessen, Wälder von enormer Aus-
dehnung um den Pol herum gebildet haben müssen.
Wir schreiben das Verschwinden der zum Theil an wärmeres
Klima gebundenen Gattungen im Xorden der Erdtheile und in ganz
Europa insbesonders einer allgemeinen Erkältung der nördlichen Hemi-
sphäre während der sogenaimten Eiszeit zu; die von Norden kommende
kalte Welle trieb die Pflanzen schrittweise nach Süden zurück. Mt
der späteren Wiedererwäi-mung wanderte auch die verdrängte Vegetation
wieder nach Norden zurück ; dass die Kückwanderung ungleichweit und p g •^
unvollständig oder stellenweise gar nicht stattfand, dass viele Gattungen ^
ganz verscliAvanden und andere an ihi'e Stelle traten, düi'fte vor Allem / / ^^
der unvollständigen Erwärmung zuzuschreiben sein, die nicht mehr bis
zum Status quo vor der Eiszeit erfolgte. Ausserdem kommen als ent-
scheidende Faktoren die Configuration eines Landes, Höhe
und Lage seiner Gebirge, die vorherrschenden Wind-
richtungen, welche Feuchtigkeit bedingen und die Wärme modifiziren,
endlich die Temperatur und Beschaffenheit des Bodens selbst
in Betracht.
Ostasien (östlich von Indien gerechnet) und Nordamerika einer-
seits, Europa andererseits bilden hinsichtlich ihrer Configuration
Gegensätze. Die beiden ersten Gebiete haben vor Allem keine quer
Dr. Mayr. *■
2
<!im-h «loii Continont laufenden Gebirge, welche die Wanderung: der
rtlanzen nach Süden oder ihre Rückwanderung: nach Norden bei A^er-
schwinden der vereisenden Ui'sachen hemmten ; die Cfebirg:e laufen dort
parallel dem Zug:e der Pflanze von Süden nach Norden. Andei-s ver-
hält sich Europa, wo nicht nur die Pyrenäen, die Alpen, der Kaukasus
infolgre iiirer grrossen Erhebuniren selbstständig:e, sich stetig: verg:rüssernde
Gletscher bei Beg:inn der Eiszeit bildeten, welche die von Norden herab-
iredrückte yeg:etation in der AVanderung: nach Süden aufhalten und ihre
tlieilweise Vernichtung: beg:ünstigen mussten, sondern wo noch überdies» die
Vereisung: bis hart an ein das mittelländische Meer mit dem kaspischen
See verbindendes Binnenmeer reichte; endlicli ist Europa mit seiner
Waldthira der erkältenden Quelle, dem Nttr(l|)(il(\ näher g:eleg:en als die
Flnrcn von Nordamerika und Ostasien, somit war die Vereisung: in
Europa eine viel frühere und läng:er andauernde, die Verdräng:ung- und
Vernichtuni: <ler früheren AValdfloi'a daher auch eine viel gründlichere
gewesen.
Dass bei diesen eig:enartig:en Verhältnissen auch die jetzig:en Wald-
floren Nordamerika's und Ostasiens trotz der ung:eheuren Entfernung: zu
einander enger verwandt sind, als zur europäischen J^aumflora, ist leicht
erklärlich, zumal weiui wir auf den weiteren Parallelismus der Meeres-
strömungen achten, die mit ihrem erwärmenden oder erkältenden
Einfluss auf die getroffenen Eestlande neben der Existenz des
Waldes auch dessen Zusammensetzung wesentlich bedingen.
Zwei mächtige, in südlicheren Breiten erwärmte Wassei'striuue,
der Golfstrom und Kuro Schiuo*) (schwaizer Salzstrom) fliesseii
un den Ostküsten Amerika's und Asiens entlang bis etwa zum 3G'*
ntinllicher Breite, von wo sie vcm ihren Continenten sich al) nach
Nonhist wenden, um die getroflenen J^mdgebiete so günstig zu erwärmen,
duKH na<'li der Eiszeit (his Vordringen der rückwandernden Waldmassen
bin in holie nonlische Breiten ermr»glicht wuidc: so streicht iu Europa
und Westamerika der Wal«! der Küste entlang bis zum 70*' nacji Norden
vor, während auf den Ostseiten Nordamerika's und der alten Welt
(Ostasien) schon bei r>5^ nr>rdlicher Breite nur mehr stiauchaitige Vege-
tation an Stelle iles Wahles ihr Kortkonnnen findet; die Waldgreuze
lauft der .lahresisotherme von 0^^ parallel, getreu ihren betiiichtlichen
Ausbuchtungen nach Norden hin in Europa und Westamerika folgend.
V<in grossem Einfluss auf die E.xistenz des Waldes sind forner
die herrBchendon Winde, als die Träger «ler Feuchtigkeit.
•j I)ic«H4- .^< i»r«ii»\M'iHr k'iiiiiiii «lir ricliti^^cMi AuHMprarlie des japaiÜHrhoi)
Wijiii'H niii nllrliMton.
Die Ti'open, erwärmt durch die kräftige SonneiiAvirkiing-, aspiriren . - l
kältere Luft von den Polen her; modificirt wird dieser continuirliche^ ^'^^'^^
Strom durch die Polhöhe und andere Faktoren, insbesonders aber durch ^'
die stärkere Erwärmung des Festlandes dem Meere gegenüber,' wesshalb
ersteres die kühlere und feuchtere Meeresluft mit grosser Begierde ein-
saugt. Wo dieser wasserreiche Luftstrom ungehindert in's Land ein-
treten kann , ist sein Einfluss auf grosse Strecken hin bemerkbar in 4.M 7^-
den dichten Waldmassen, denen er den Ursprung gibt. Auf dem Wege
über den Continent hin verliert der Seewind mehr und mehr seiner
befruchtenden Feuchtigkeit; endlich sinken Mederschlagsmenge und
Feuchtigkeit der Luft bis zu einer Grenze, bei der Waldvegetation nicht
mehr bestehen kann: es tritt an deren Stelle eine niedere, kurzlebige,
weniger Feuchtigkeit fordernde Vegetation von Sträuchern und endlich
das Gras, die typische Pflanze der Prärie (Steppe, Llanos, Pampas u. s. w.).
Ein schönes Beispiel hievon bietet sich in Nordamerika dar, wo ein
vom Golf von Mexico aufsteigender feuchter und warmer Luftstrom in
einer Breite von fast 30 Längegraden bis in hohe geographisclie Breiten
hinauffliesst, auf seinem Wege einer Ungeheuern Waldregion das Dasein
gebend; erst die Polhöhe im Norden, oder die Abnahme der Feuchtig-
keit nach dem Innern des Festlandes zu, im Westen, setzen hier der
Baum Vegetation eine Grenze.
Anders gestalten sich die Yerhältnisse, wenn die vom Meere in's
Land wehende feuchte Seeluft an ein Gebirge anstösst, wie diess bei
Continenten mit der Küste parallel streichenden Gebirgen der Fall ist;i'<^^ "^
dort wird sie beim Aufstieg zur Passhöhe des Gebirges stetig abgekühlt, ^ cxr«^
ihre Feuchtigkeit wird zu Nebel und Regen condensirt; sobald die
Passhöhe erreicht ist, senkt sich der Luftstrom, erwärmt sich, wird
relativ trockener, die Nebel lösen sich auf. Dieses Gesetz ist von
grösster Wichtigkeit für die Existenz der GebirgsAvaldungen und zeigt
seine Wirkung darin, dass, beim Fehlen anderer Feuchtigkeits-
quellen, Wald auf der Seeseite der Berge da beginnt, wo die Nebel-
bildung in der Regel vor sich geht und auf der andern Seite (Land-
seite) da endet, wo die Nebel sich wieder auflösen. So trägt zum
Beispiel das Coast Range-Gebirge Nordamerika's auf seinem Westabhange
üppige Waldvegetation, die auf der Ostseite des Gebirges nahe der
Passhöhe wieder der Grasland schaff , der Prärie, das Terrain überlässt.
Wie das Coast Range-Gebirge verhalten sich auch die Anden in Süd-
amerika, der Himalaya in Lidien; natürlich fehlt in Folge der grossen
Erhebung dieser letzteren Berge über dem Meeresspiegel der Wald in
der Höhe der Pässe völlig.
— 4 -
^-^,^.^^^j^,.^ ^i^ vom Meere kommeiuler Luftstrom mehrere der
_ • mit suecessive Wiwhseiuler Piisshöhe, so
fauid irii inslH^Mulers auf CJnin.l zahlreiclier Bei^baclitiin-en im Westen
XimUmorika's von Britist-h Clumbien bis Mexico, dass der AVald
Mm iweiten Gebirge in einer Höhe beginnt, welche der
r - höhe des ersten Gebirges entspricht, unterhalb dieser
Linie aber stets Prärie herrscht, (hiss fcrners ihn- AVaUl am
. i:..k; — ,...r.. niit einer Erhel)un,i: auftritt, weh-he wie(kM- der
j . . . n Gebirges entspricht, wemi niclit etwa die Abnahme
.1. : 1 • ir ho\ ;n»steigerter Erliebung der Wahlvegetation überhaupt
eine Giwii!^ laraus folgt fernei-s, dass, wcmi das zweite oder
dritte Pai irge niederer als die Passhr»he des vorausgehenden ist,
iliyi b« •• (it'birge waldlos sein nuiss, wenn nicht etwa Flüsse,
Seen und dfnri«'i«'hen einer lokal begrenzten Waldvegetation genügend
Fe
i,»;.- »i .--ihii-i.- N.»rdanierika's ist unter (lern 42° N.li. in drei der
Kflfte p«nillel<' Gebirgszüge gcglicdr'rt. Der Küste des stillen Oceans
«IM näi hüten läuft das Cna>t Hangt^Ciebirge, das kaum l)is zu 900 Meter
l»t; ea ctindensirt aus dem feuchten, wannen Westwinde eine
^cruKne M<*ng«> WasM'nlampf (1250 nun NiedeiNchhig pio .lalii- und 75 mm
während der Vi'getatinnszeit [Mai — August incl.| bei durchschnittlich
750/0 reUtiver Feuchtigkeit pni Jahr und 700/o relativer Feuchtigkeit
pffti V' dichter Wald be<hH'kt von der Küste an das Gebirge,
n di^ \N md g»'s<-liützteii Ligen der Wald in Hrdie und Masse
- ^' rnMcht. Der Nnrdabhaug dieser Berge hat mir in der
• '•• n«H-h Wald; unterhalb dieser Linie liegt di(» (Jras-
i' nie, mit einzelnen isolirten Ki«hen. Das zwischen
i^i' und der zweiten Kette, dem Cascade- Range, li(»g(Mide
Ttirmin int eine welli|^ ljinds<'haft nnt einzeln(>n Bergen unter und
Obcf 900 MetiT Krii<*bung; B<'fx<'. di(? mit ihren S|)itzen über 000 Meter
über dieaer Linie Wald, solche, welche dioso Grenze
.♦n. bethvkt Prärie mit einzelni'u Kichen , Kiefern und
• •'•"^eii (Jebiet etwa 875nnn jährliche Regenmenge.
7'- '. die n-lative Feuchtigkeit pm .lahr ist 7()'7o.
p< man kann somit als M i n ima 1 wert lie
lOr «! litenz den Waldes etwa 50mm Niederschlüge und
MO/« relative Keuchtifckeit während der Wachs thumszeit
«UMiiiii«»n. Zahlen, v. Iim-h die Betrachtung«'!» di's östlichen Amerika'«
wvllrr
_ 5 -
Am Cascadengebirge steigt die Prärie bis etwa 900 !Meter in die
Höhe, wo mit einem Male mit dieser Horizontalknrve wieder Wald in , , - /^
seiner ganzen Ftille sich entfaltet. Der Wald überschreitet kaum die ' - .
Passhöhe dieses Gebirges bei 1200 Meter, so tritt Prärie wieder an seine '^'"^^''^■^
Stelle. Um Angaben über Regenmenge und Feuchtigkeit im Waldgebiete zu f^ru^^
geben, fehlt es leider im Westen Amerika's noch an geeigneten Stationen,
die dort, da Prärie und Wald so hart aneinander grenzen, für die Wissen-
schaft und Praxis wichtige Resultate liefern müssten; der Osten ist
hiezu weniger geeignet, da an der Berührungslinie von Prärie und Wald
dort sich entAveder ein ziemlich breiter Grürtel strauchartiger Yegetation
einschiebt, oder die Grenze überhaupt eine künstliche ist. Zwischen dem
Cascadengebirge und den Rocky Mountains liegt wieder Prärie, die pro
Jahr nur mehr 375mm Wassermenge, pro Yegetationszeit etwa 70mm
Regen empfängt , deren Luft 60 o/q relative Feuchtigkeit pro Jahr und
nur 430/0 pro Yegetationszeit enthält; in dieser Prärie erheben sich
wieder Gebirgszüge, die, soweit sie 1200 Meter überragen, wieder Wald
tragen. In dem Felsengebirge beginnt der Wald bei etwa 1200 Meter
Erhebung, einer Linie, die wieder der Passhöhe der Cascadenkette ent-
spricht. Bei etwa 2700 Meter Höhe findet der Wald unter dieser Breite,
in Folge der Temperaturabnalmie, überhaupt seine Grenze. Oestlich von
den Rocky Mountains dehnt sich eine ungeheure, nach Osten geneigte
Ebene aus, die grosse Prärie, die, hart an die Berge sich anschliessend,
250 mm Wassermenge im Jahre und 130 mm während des Wachsthums
empfängt. Die relative Feuchtigkeit pro Jahr beträgt 50 0/0, pro Yege-
tationszeit etwa 450/0. Nach Osten hin herrscht die Prärie soweit, bis
der vom Süden, vom Golf von Mexico, oder vom Osten, vom atlantischen
Ocean, konmiende Luftstrom wieder genügende Feuchtigkeit für Boden
und Luft bringt, um die Existenz einer Waldflora zu ermöglichen.
Dass diese Grenze jetzt viel weiter östlich liegt, als ursprimgiich die
natüiiiche liegen musste, dass also die Prärie durch menschliche
Thätigkeit sehr' bedeutend nach Osten zu vergrössert wurde, davon
später bei Betrachtung der Prärie selbst. Die beigegebene schematische
Figur, welche einen Schnitt durch Westamerika unter dem 42^ N.B.
darstellt, mag obige Betrachtung versinnbilden (Tafel XI).
Parallele Yerhältnisse bestehen in Indien; der vom Golf von
Bengalen aufsteigende feuchte Luftstrom verliert grosse Mengen Feuchtig-
keit an die indische Ebene, die zweifelsohne in ihren höheren Theilen
mit einem dichten, der südlichen Lage entsprechenden, immergrünen
Walde bedeckt war. Die Kultur hat diesen bis an den Fuss des Himalaya
zuilickgedrängt. Am Südabhange des Gebirges erhebt sich der Wald
— 6 —
Ki« F1I etwa 4200 Motor, von wo an kiinimorlichor S^traiioh wuchs sich
•t: bei etwa 5000 Meter bepnnt bereits der ewige Schnee, während
die i*a»*lK»be dw Gobir^'os eret bei 5800 Meter lieirt. Daraus eri^ibt
iass jenseits der Herpe, von Fhissufern abgesehen, kein AVald
•la eine andere Feurhtigkeitsquelle, wie im AVestcn
>..!-. -.. aiirh im Himahiya nidit l)estelit. In der Tliat schliesst
,., „ .. <-. Vn baumi<»si>s (iebirp' und endlicli die Prärie von Thibet.
I' i^'keit der Luft und die Niedei-schhigsmenge kann bei
<'<»ntinonton s<»lbst unter jenen (irenzwerth sinken, der zur
_ von (i ras Vegetation mx'h hini*eicht. So finden wir schon im
\Vt*ton Nonianierika's zahlreiche Flächen, die gar keine Vegetation
tnM:<*n: Milrh«* Sand- und Steinwiisten dürfen aber mit den Alkaliwüsten,
Ton denen sfiiitor die Ko<ie sein soll, niciit verwechselt werden.
V ' r die Prärie von Tliibet sti-eichende Südwestwind trocknet
allir •* ■• aus, dass endlich auch das (iras verschwindet auf einer
IjUi. ....... . . iie als Wüste (iubi bekannt ist: gehen wir weiter nach
Nnrdff^t. S4» treffen wir wie<ler Prärie, da der Einfluss der nördlichen
iien Meere sieh geltend maciit, deren breiter Küstensaum mit
WmJd bedwkt ist, soweit es die Tempenitur gestattet.
Als drittes Heispic>l miige endlich Kur(>pa selbst dienen. Der vom
n M«*<'n* aufsteigende feuchte Luftstn>m bewässert die italie-
die mit Wald bedeckt war, ehe die Landwirthschaft den
h in Anspruch nahm und den Wald in die Herge zurück-
V, .„.1 Innin-kte den Sü<labhang der Alpen bis zu etwa 2500 Bieter
: ', ' \..nl!i. li von den Al|»en dehnt sich ein grosses nach Norden
•«' d aus bis zur Nordsee: seine Herge erreichen nicht die
MO der Alpon; die ganze I^mdschaft müsste Prärie sein, wenn
keine andere Keuehtigkeitsq uel le vorhanden wäre als der
SOdwind. Wie tnieken dieser Südwiml (Föhn, Sirokko) auf der Ncudseite
iT A '(►.») ankommt, ist hinlänglich bekannt. So steht aber da.s ganze
li seiner Hewässerungsverhältnisse unter dem Einflüsse
*^ '^ »Hid der Nonisee. deren Winde genügiMid
• vttion sfwndi'u: «'i-st ti<'fer im Continent, ferne
i'ldt duien wieder die zum Waide nothige
i an die StrII.. vm, Wald tritt wie<ler ( naswuchs.
t Ntinlamerika pandlele Verhältnisse, wie das
Tmlei XI von der Innol Vane<.uver nach «1er Iludsonsbay,
j«'n«eits des grossen Küstengebirges,
*u iiLiü i und KJ ,^r,. i„ ,|i,.^^.„ ij,.j.iten sieh vereinigen,
— 7 —
liegt keine Graslandschaft, sondern Wald, soweit die Temperatur es
gestattet, da die nahen nordöstlichen Meere die nöthige Feuchtigkeit
spenden.
Hinsichtlich der dem Walde zur Existenz nöthigen AYärme ist
bekannt, dass bei genügender Feuchtigkeit (relativer imd Regenmenge)
eine obere Grenze für den Wald nicht besteht, das beweist der
tropische Wald, Wcährend die untere Grenze etwa da liegt, avo in jedem
Monate des Jahres Frost auftritt, ein Gebiet, das sich mit der , ^
Jaluresisotherme von 0'' C decken dürfte. Der immergrüne Laubwald 1 y
bedarf zu seiner Existenz einer grösseren Wärmemenge als der sommer- ^ ^
grüne und vollends der Nadehvald; hinsichtlich des letzteren will ich
bemerken, dass es keine Pinuswaldungen in der tropischen Vegetation fi--.^ ^
gibt; wo Pinus in diesen Zonen auftritt, herrscht sie vermöge der Ele- "^
vation ihres Standortes in subtropischer Region. Picea- und Abies-
waldungen erscheinen da, wo der Winter für mehrere (2 — 3) Monate "^^^
durch Schnee und Frost ausgezeichnet ist, mag diese Region erst bei
3000 Meter über dem Meere liegen, wie im Himalaya, oder bei 1800
Meter, Avie in den AUeghanybergen, oder bei 900 Meter, wie im Durch-
schnitt in den Alpen, oder endlich nahe dem Meeresspiegel, Avie in
Sibirien, Kanada, Sachalin und Norwegen. PinusAvaldungen reichen oft
in den immergrünen LaubAvald hinein, also bis zu einem Waldgebiete,
das nur Avenig oder gar nicht A'on Frost und Schnee im Winter berührt
wird, das heisst bis in die subtropische Waldzone.
Yon geringerem Einfluss als die Temperatur hat sich die Boden-
beschaffenheit, insbesonders die chemische Zusammensetzung r,^ ^
desselben, auf die Existenz des Waldes erAAdesen; Wald ist, Avenn die .
übrigen Faktoren gegeben sind, fast auf jeder Bodenart möglich; avo '
die Xatur Jahrhunderte lang ungehindert Avirken konnte, findet sich
auf Hunderten von Quadratmeilen trotz der grössten Bodenverschieden-
heiten keine Blosse im Walde; erst die Yerschiedenheiten in der
Zusammensetzung und der Entwicklung des Waldes selbst verrathen
Yerschiedenheiten auch in der Zusammensetzung des Bodens, auf dem
der Wald fusst. ^lir sind nur Avenige Böden bekannt, auf denen die
Natur, sich selbst überlassen, keinen Wald gepflanzt hat, nämlich bcAveg-
licher Sandboden , reiner Fels und mit stagnirendem Wasser oder mit
mineralischen Stoßen, Alkalien, gesättigter Boden, in dessen Aveisser
Salzkruste keine Pflanze Wurzel fassen kann.
Eine kurze allgeineine Betrachtung der Waldflora überhaupt
möge hier gestattet sein. Der Wald der Tropen ist nie so dicht
geschlossen, dass jeder phanerogame UnterAvuchs, AA^ie vielfach im Laub-
— 8 —
und Xadelwalde der gemässigten Region, erdrückt würde; ja selbst bei
einem Kn»nens<"hliiss der Baume, den wir naoh unseren Vergleichs-
' ' • und vollkommen nennen müssen , ist die Lichtintensität
:i n«»ch mächtig genug, um unter dem Laubdache eine
. n Musiiceon und IJancn zu ermöglichen. Ich führe als
•n herrlichen TnnM'Uwald Java's an. da ich ihn aus eigener
»iiiin^ kennen gelernt habe.
M.iii k.inn JavaV Flora in vier Zonen theilen, wie diess auch
Junghuhn*) gethan hat, dessen Werke die Temporaturangaben ent-
nummen sind.
L Die tropisch-heisse Zone der Küste bis zu 700Meter
Krhebung: ein bodenfeuehtes und luftfeuchtes, aber relativ regenarmes
let mit 25* C Jahn*stem|MTatur. mit einer nach dem Feuchtigkeits-
grade V Mdrn Flora: Den Strand umsäumen dunkelbelaubtc AVald-
•: \Mn \\ ..• und l*an«laiu'n , vielfach mit Zwergpalmen zu
. 1 UflKen : ..,;.. iandrinwärts s<'hli<Ns('n sich an diese die sonnigen
ii . nr drr Minioson. Acacien . der T»'akbaum: wo Misswirthschaft den
^^ ■ ' '•••< hat, ist A lang- A langgras (Prärie) an die Stelle ge-
n : üherrlioKs wird dieser Wald stetig verringert durch die Kultur
«1«-» |{4idfnK mit hindwirthschaftlich<*n (Jewächsen von Seite der Ein-
|Mdm«'. R«'is, Ananas, Manihnt (Tapi(»ca), Mangustiui,
.1. F«'ig«Mil)äum(' mit «»ssbaren Kiesonfrüchten . Hanane,
lujjdja. \aiimr, H«'th«'hiusspalme sind <lie wichtigsten Kulturpflanzen.
IL Die tropiMch -warme Zone der Herge und Hochebenen
' 1400 M'Ur Erhebung, die Kogonn'gic.n mit grosser Hoden- uiul
t und einer .Iahn'stem|MTatur v(.n 2P C. Hier erreicht
^^ M in Artenr.'ichthum und Ma,v<senent\\i(kelung sein
.». Fi. iMirten, TiTnstnimiac(M»n, Torebinthaceen, Melia-
'. Ka«,amala (Li(juidambar) bildm ein dichtes Lnibdach;
„ ,|on Ao-ton und an rh^n Schäften klettern ralmen (l{..tan-)'
he S«-hlingj)flanzen enifMir; Haumfarne erreichen
"" ' " »^"' ffTi'waten Dimensionen, hohe; saftige Hlattpflanzen
' dem feuchten, Innnusreichen Hoden.
I' /a»m gi'ht (r<.genwärtig die Entwaldung durch die Kultur
' vor sieh; gn»Ksü Flächen, ohne Rücksicht
«i.> lU^iitiH, werden kahl abgeholzt und nach sorg-
i«ii «II« r^j •
- \'>^ «•*-"-«^'. I'fl»i»«,d«kt. ,ui.l im»T,. lU.mrt von Kr. J n „«1, „|,n.
Uifii« llVil
— 9 -
fältiger Bearbeitung mit Kaffee- oder Theestanden oder der Chinin
liefernden Cinchona bepflanzt.
III. Die warme Zone der subtropischen Flora steigt bis
zu 2300 Meter empor; diese Eegion ist die Heimat der Xebel- und
Wolkenbildung, grosse Luftfeuchtigkeit, geringere Bodenfeuchtigkeit bei
einer mittleren Jahrestemperatur von 16° C. Hier erreichen die immer-
grünnen Eichen, Laurineen, Temströmiaceen, Celtideen, Casuarinen ihre
Yollendung; dazwischen treten Coniferen, wie Podocarpeen ; an den
Aesten haften zwischen dem Moose zahlreiche Orchideen und kletternde
Farne (Grleichenia) ; Farne bedecken auch den Boden ; Epheu überkleidet
die Baumschäfte, europäische Gemüse und Getreidearten sind in dieser
Zone und der folgenden nur spärlich angebaut.
IT. Die kühle Zone der subtropischen Flora ist in
Boden und Luft wieder trockener als die vorausgehende, sie liegt eben
über der Nebelregion. Ihr Klima zeigt grosse tägliche Schwankungen,
dagegen grosse gleichmässige Kühle das ganze Jahr hindurch bei nur
110 C.; das ist die mittlere Jahrestemperatur des Rheinthaies! Es
ergibt sich daraus, wie unbrauchbar die Jahrestemperatur zur Beur-
theilung des Klimas eines Landes ist. In Java liegt diese Zone auf
den höchsten Bergen, die aber noch eine subtropische, immergrüne
Flora von den vorhin genannten Familien mit geringer Höhenentwicklung
sowie anderen immergrünen Arten, Angehörige der Tiliaceen, Caprifolia-
ceen, Leguminosen, Ericaceen kemizeichuet ; Moospolster und niedere
Farne liegen zu ihren Füssen. Nur Gartengemüse, die jährlich aus Samen
gezogen werden, können dort gedeihen; man hat in diese Region euro-
päische Ostbäume verpflanzt, das Klima war zu kühl, das Wachs-
thum ohne Stillstand ; die Obstbäume haben nicht geblüht und keine
Früchte getragen.
Eine winterkahle Vegetation fehlt in der eigentlich tropischen f^cv. t
Region stets, da es keinen Wechsel der Jahreszeiten gibt ; in den tieferen cj..^-^^
Lagen ist es heiss, in den höheren warm, kühl oder kalt je nach der
Elevation das ganze Jahr hindurch mit geringen Schwankungen; das
Resultat ist stets immergrüner Laubwald mit entsprechend hoher, höchster
und niederer Entwicklung ; dann inmiergrüne Sträucher, Gras, Bambus,
endlich kahle vegetationslose Felsen. Schon bei einer mittleren Jahres-
temperatur von 50 C hört unter den Tropen aus dem erwähnten Grunde Ti^'^y^^
jeder Baumwuchs auf, während ausserhalb der Tropen die Baumvege- '''^ ^^
tation erst in Regionen mit der Isotherme von OO erlischt, da mit der
Entfernung von den Tropen nach dem Binnenlande hin bis zu einer
gewissen Polhöhe die Unterschiede zwischen Sommer und Winter
— 10 —
wadMen. Es ist daher völlig unrichtig, wenn man hohaiiptet,
(iaw man unter den Tropen mit der Erhebung über dem
Moore allen Vegetationszonen wiederbegegnet, die man
auch auf dem Wege von den Tropen zu den Polen findet: man trifft
unter den Tropen nur den immergrünen, das heisst den
tropischen und subtropischen Laubwald, je nach der Kle-
vation. ab<»r j^^icr winterkahle r^uil)wald. jeder Fichten- mul Tannen-
wald ist unmöglich, weil der Wechsel der Jahreszeiten fehlt : dagegen
• '.den Kiefern einzeln oder waldbildend auch im immergrünen Laub-
wald«*, auf sandigen liodenarten. wie schon crwahiU, ihr (Jedeihen und
vertreten dort geradezu die Stelle des subtropischen Laubwaldes. Diess be-
las Auftreten der Pinusarten in den Bergen Sumatras und Mexico's,
wHchc höheren iiebiete ebenfalls zur subtropischen Zone gehi>ren.
*■ • von den Wendekn'isen an tritt im Wachsthume der Yege-
uuuü • iiic Ruhepause ein, die bei steigender KIcvation sich v(M'gn"»ssert
und in p'wijvM-u H«»hcn'gionen die Existenz des winterkahlcn und des
Nadel>^ .«Idis iiiin. ['ficht.
1 ichen Himalaya zum Heispiel unter dem Wende-
kreiM* dc*s Kndjses deckt am Fu.sse (Terai) üpi)iger, der geschützten
läge wegen tn»pij<4*her Wald mit Shorea. Schima, Sterculia, Bombax.
IjipTHtröniia. Ficu», Dillenia. Tenninalia. 'Lak (ircptlaiizt) als den Avich-
tip»ti'n; biM 1800 M«*ter herrw-hen die imuiergrüiu'ii Eiclicii. Laurineen,
der iubtnjpiwlie Wald, vor; bei 2400 Meter endlich, wo das Klima
d^-m d«H» wämihten Theiles von Deutschland ähnlich ist. beginnt der
« ..». ,1 .1.1,. Wald mit Magnolia. Ahorn. Pvrusarten und einzelnen
«i.irrimt'in wie KlKHlodendroii; bei etwa 3U00 Meter (auf der
J(jO0 Meter! herrscht dann der Xad<'lwald. für dessen
Kiut(*nz der Sommer Ix-i etwa 4200 Meter /m kuiz und zu kühl wiid.
In K<»lge der wälin*nd der Wintermonate \n\\ <lem Innern Asiens über
dai» (»(*birgi* hinwehenden kalten Winde sind die Temperaturextreme
tnHi der NÜH» d«»» Wendekn-isf^H sehr bedeutend. Als ich im Dezember
18^"' paar W<N-hen in der Höhe von 10 000—12 000' in der
*' '' '" ' ' i L'en im ostlichen Himalaya zubrachte, hatten
•• •-►... -!.iiK«'n Frost: unter Tags stieg die Tempciatui-
nir-tif tibi r 0 1. Wcx'li« I. \..rher war Schnee gefallen, der auf der
der N 'e grösstentheils wieder verschwunden
wa/ IuImi Hur die tniekene. üImt die Hochebene v..n Tliibet strei-
l^ft wunderbar n»in, mi daiw an dem lA) KihMueter entfernten,
hunpi jihIi» rnebenheit erkennbar war, ja
«4.ju^ d.i D>u l r eiitfenite ( Jaurisiinkar oder Mount Everest in
— 11 —
vollster Klarheit erschien. — Wie ganz anders zeigten sich dagegen
die Berge Samoa's, als wir im Dezember 1887 nach langer Wasserfahrt
diese Inselgruppe besuchten. Sobald unser Schiff in die Nähe der
Inseln kam, änderte sich das schöne Wetter mit einem Male ; es wurde
windig und regnerisch, und als wir die Insel Oahu selbst betraten,
schoss der Regen in Strömen zu Boden; die zackigen Berge und ihre
grasgrünen Thäler verhüllte dichter Nebel; schmutzige Bäche stürzten
in das tiefblaue Meer; dabei war die Luft feucht und warm. Das
ist der Winter dieser, ferne von jedem Continente im stillen Welt-
meere, ebenfalls in der Nähe des Wendekreises gelegenen Inselgruppe.
Die Schwankungen in der Temperatur sind während des Jahres fast
Null ; denn die Insel ist von einem Meere umströmt , das im Winter
eine Temperatur von 26 o C. und im Sommer von 290 C. besitzt
Trotzdem dass die Berge HaAvaii's bis 13 000' sich erheben, begegnen
wir auf iluien nur immergrünem Laubwalde ; kein winterkahler Baum,
keine Tanne oder Fichte ist auf ihnen möglich, denn da wo es warm,
külil oder kalt ist, ist es warm, kühl oder kalt gleichmässig das ganze
Jahr hindurch ; denn trotz der geographischen Lage gehört die Insel-
gruppe, dank den Meeresströmungen, ins tropische Gebiet.
Die subtropische Waldregion, von dem Wendekreise des y^.^
Krebses bis etwa bis zum 35^ N.B. , ist nirgends sehr mächtig ent- . -
wickelt wegen der Einschnürung der Continente ; sie ist gekennzeichnet ^
durch immergrüne Eichen, Laurineen, Ternströmiaceen, Ilicineen, sowie
die bei den Bergen Java's und Indiens erAvähnten Gattungen und
Familien; auf sandigen Böden können auch Kiefermvaldungen fussen.
Man kann die obere Grenze für den subtropischen Wald etwa dahin Y^
legen, wo zuweilen einzelne Fröste und Schneefälle im Winter sich >^^'^^
einstellen. Einige Palmgattungen (Sabal, Livistona, Chamaerops), die
leichten Winterfrost ertragen können, soAvie vereinzelte winterkahle
Bäume kennzeichnen diesen AVald. Hier gedeihen Orangen, Feigen,
Zuckerrohr, Baumwolle u. s. w.
Innerhalb der gemässigt warmen Region, zu der ich alle -fv^^^
Waldgegenden mit vorwiegend winterkahlen Laubbäumen rechne, trägt ti--^^
der Fuss des Berges, z. B. in Deutschland, den Laubwald mit den
Gattungen: Quercus, Fagus, Fraxinus, Ulmus, Tilia, Acer, Carpinus,
Betula u. s. w. oder bei sandigen Bodenverhältnissen Pinus; in etwa c.^'''^^'*^-.
600 Meter Höhe (Schwarzwald, Brocken) beginnen Tannen- und Fichten- ia^^^
Waldungen, über welchen sich kein Wald mehr erhebt. Im Bereiche
dieser Region werden Mais, Tabak, Wein, Weizen, die feineren Kern-
und Steinobstsorteu u. s. w. kultivirt.
— 12 -
Endlich in d*»r pomässipt kühlon. in dor Xadelwaldro^ion
, und Tannen), wie in Nonvogon. in Alaska, in Saclialin . trägt
. !. l; :- nur Wald von dem Charakter dir umliegenden Ebene. Inner-
»uüb dit>4T kühlen K«^gi»»n lohnt sich noch d'w Kultur (kr härteren
• - und Obstarten, Wiesengnus u. s w.
Die Waldungen von Nordamerika
liefen zum allerTgh »ssten Theile in der gemässigt warmen Region;
daraus orpiebt sich, dass die Ebenen winterkahlen Laubwald oder bei
r HcH|»«nh«»schHfTenheit Kiefernwald tragen: beide Waldformen
!' ji'ii mit genügender Elevatiun in Fichten- und Tannen-
.■J>er: im W<»sten wird der Laubwald grr»sstentheils durch
i .....: . «rtreten.
An <i«T SOdspitze von Florida reicht die tropische Waldflora
1,1. f .?.- r;..i.:,.t (j,.r Vereinigten Staaten mit einem kümmerlich ent-
I. üImt. Vnn der Südspitze Florida's l)is zum 30° N.B.
und dor at iien Küste enthing in (Mnem schmalen Streifen selbst
hU /um 36* N.B. herrs4-ht der subtropische Hauinwald, vor-
I auh immergrünen Eichr'U. Magnolien, llexarten und anderen
rtinen Hiintbaumen und Striiuchern, mit einzelnen Palmen (Sabal)
iiiid Minti*rkahh'n Arten (Tnxmlium) zusammengesetzt; auf sandigen
' ' ' M die I^ubhrijzer durch Kiefern vertreten. Im Westen,
ii.iiM 'er p.i« itiKchen Küste, erstreckt sich der sul)tr(>pische Wald })is
/um 40* N.H •" "</.ei.-hnet «lurL'h immergrüne Eichen, eine Laurinee,
d". jn d. n fi !■• rgthiilern vi<'lfach durch Secpmia sempervirens
'tebiet ist durchaus bergig mit Erhebungen bis
«ur Ta
Mit dem Ankauf«* von Alaska habi-n die Vereinigten Staaten aus-
J?^' in der gemävML't kidden Kegion erwi>rben, (h'ren Nadel-
wald, dank dem warmen M i.me, bis zum 70® N.I^ sich ei-streckt.
\h*' Wn!dtinr*'n .N'orrlamerika's wenh'U dunh die Prärie in zwei
di« in ihn*r florihtischen /usiunmensetzung gnissere
al« wonn oin Meer von gleiclier lireite wie die
iielH-n wünle, nkmlich:
- 13 —
1. Die atlantische Waldregion.
Unter dem Einflüsse der feuchten Winde vom Golf von Mexico
und dem atlantischen Ocean entstanden, dehnt sich der atlantische
Wald vom Golf von Mexico bis zur Hudsonsbay und zur Küste von
Labrador; die Breite dieses gewaltigen Waldbandes reicht etwa bis zum
90^ W^L. , Avo gegemvärtig die Prärie beginnt. In der schematischen
Skizze auf Tafel XI ist diese Grenze (die natürliche Grenze) an
den Fluss Missouri, unter den 100° W.L. verlegt, was bei Betrachtang
der Prärie näher ausgeführt werden soll. Nördlich vom 40° erweitert
sich dieses Land nach Westen hin und erreicht unter dem 52° W.B.
die Basis der Rocky Mountains*); unter diesen Breiten ist daher die
Prärie verschwunden, Aveil die nahe Küste der Hudsonsbay die nöthige
Feuchtigkeit liefert, ähnlich wie in Europa bei gleicher Polhöhe der
atlantische Ocean mit Nord- und Ostsee seine Wirkung bis zum Fuss
der Alpen ausdehnt. Ein schematischer Querschnitt von der Insel
Yancouver durch den Continent nach der Hudsonsbay, Tafel lY, zeigt
in der That die gleichen Yerhältnisse Avie die Linie durch Europa;
im nördlichen Britisch Nordamerika erstreckt sich der Wald von der
atlantischen bis zur pacüischen Küste , wie in Europa AYald von der
Nordsee bis zum Mittelländischen Meere besteht.
2. Die pacifisclie Waldregion.
Wie schon erwähnt, bildet der Wald dieser Küste kein ununter-
brochenes, von der Küste bis zu den Rocky Mountains und von Mexcio
bis Alaska reichendes Land; vom 32° bis etwa 50° N.B. kann man
drei von Süd nach Nord einander parallel laufende Waldbänder unter-
scheiden ;
a) der Wald der Coast Range-Berge,
b) der Wald der Cascade Range-Kette,
c) der Wald der Rocky Mountains.
Zwischen ihnen liegen Präriestreifen reichlich von Bergen durch-
zogen, mit Waldpartien auf ihren Gipfeln bei genügender Erhebung
dieser, wie schon früher erwähnt.
Yom 50° an sind Coast Range und Cascade Range zu einer
Gebirgskette vereinigt; es verschwindet in diesen Breiten auch die
Prärie zwischen den genannten Bergen und den Rocky Mountains, so
dass in der höheren Breite atlantische und pacifische Flora sich berühren ;
*) C. S. Sargen t's Report, Seite 4 und 5.
— 14 —
U>^^.r bekannt ist die Küste, der entlang ein Waldsaiini bis zum 70^
\ H. gich erstoikt.
IH aueh im Sfuien ein sfhmaler, oft v..n Prärie unterhnK'honcr
W.ii.l^rn-ifen ((iehirps- und FlusswaldunnftMi) dmvh Texas und Mexico
. tiift, uo kann man sagen, dass in Nordamerika ein den Küsten paralleler
-.i»m von Widd eine eentrale Prärie nmscldiesst: der Waldsaum er-
u, liiert sirh niu-h Nonien iinci vei-schmälert sich nach Süden hin: er
.i.det im kälteirn Osten schi.n l)ei 55«N.H.. im Westen ei-st bei
70* N.H. in Ahiska: im Süiien ist der Wald auf einzelne Flussnieder-
n.P'.n und (M'birge bt^ehriinkt, zwischen welche sich Prärie dränn^t,
von Süden über Mexico un<l vnn Norden und Westen über
A und (tebirgt» stiviehenden Winde nicht pMuip^end Feueliti^keit
für \Vald»Miume mit sich führen. Stellen wir danfecren in i\irallele die
Waldvertheilunp auf dem grossen Continent der alten Welt (Europa
und A- >o be<lwken die atlantische (Europa), wie die pacitische
■' i nina. Mands.-hunM. dapan) zwei breite Streiten vcm Wald; der
.-u:. IL- n-icht in Folge der kalten Meeresstrünmn^^ nur bis zum 55° N.B.,
der w<>tliclie chigegen ei-streckt sich unter dem Kintlusse des warmen
C-If^truim-s bis zum 70® nach Norden: die beiden Waldbänder ver-
ii HU'h etwa unter dem 50" durch eine das südliche Sibirien durch-
quen-nde Wuldmasse und unis<'hliessen ein centrales Steppen- (Prärie-)
licbiH — ThilM't un<I die Wüste Gobi; der Südrand ist durch die
-Waldungen von Hirma, Indien, Afghanistan, Persien und Klein-
miru %«Tmitteit, zwischen weh-he wieder breite l'iärie- und Wüstengebiete
ia«*h oinM'hitdMMi.
Kh li.hnt »»ich. die Waldtlora Nonlamerika's mit den wichtiii:steii
Waldfl- '^*" ''«T n«irdli<-h gemässigten Z(»ne in Kuropa. Indien und Ost-
.1.1. n .iiders .la|mn) hinsichtlich ihrer (iattungen zu vergleichen.
Ii di«* lii'nN'hnungen auf N<»rdamerika bezielu'n. bin ich haupt-
h dem |J<Tichte Professor Sarge nt's*) gefolgt: wol)ei die tiopische
vim Södflorid'i auKwr Betracht blieb. Die Zahlen hinsichtlich des
iiidta(*h<*n Walil«-s HtiiX/A'n nu-h auf meine (Mgenen l^'obachtungen und
die AniCBhcn von J. 8. Uamhle*^): endlii'h hinsichtlith der japani-
bin irh theÜH meinen eigenen Ileftcu. theils dem IMlanzen-
». • • l Mnzumura***) gefj»i/;t, dabei will ich bemeiken,
«1» H. fi .. )ifiin" <li.- fiitttung ('rvptonw'ria lallen liess
U utui V2.
.... ..>.!.. 4 Mr..w,ft| of Imlin tlmt>eni Ciilnitttt 1881.
Tokio 1HS4
— 15 —
und dafür Seqiioia setzte. Gattungsnamen von Sträuchern haben nur
dann Berücksichtigung gefunden, wenn in Amerika ein Eepräsentant
dei-selben als Baum vorkommt.
Nehmen wir die gesammte nordamerikanische Waldflora
(excl. Mexico), so sind von den 96 Gattungen derselben 40 o/o in
Europa, 50 o/o in Indien und 55 o/o in Ostasien (China, Japan, Mand-
schurei) vertreten; unter den 96 AYaldbaumgattungen gehören 81 dem
Laubholze an: von diesen sind 60 o/o in Ostasien, 50 o/o in Indien und
40 o/o in Europa repräsentirt ; von den 15 Nadelholzgattungen Nord-
amerika's besitzt Ostasien volle 750/o, Indien 55 o/o und Europa 40 o/o.
Interessante Aufschlüsse erhält man, Avenn man die nordameri-
kanische Waldflora gesondert nach den beiden natürlichen Regionen
in Vergleich bringt, indem von der atlantischen Waldregion
Nordamerika's mit 85 Gattungen 65 o/o in Ostasien, 60 o/o in Indien
und 40 o/o in Europa, von der p a c if i s c h e n AV a 1 d r e g i o n mit 48 Gat-
tungen dagegen 85 o/o in Ostasien, 60 o/o in Indien und 60 o/o in Europa
repräsentirt sind.
Trennt man innerhalb der beiden Regionen Laub- und Nadelwald,
so umfasst der Laubwald der atlantischen Region 74 Gattungen,
von denen 65 o/o in Ostasien, öOO/o in Indien und 450/o in Europa
sich voi"finden; der LaubAvald der pacifischen Region mit
34 Gattungen ist mit circa 550/o in Ostasien, Indien und Europa
vertreten.
Der Nadehvald der ersteren Region in Nordamerika mit 11 Gatt-
ungen ist fast ganz (900/o) in Ostasien, mit 650/o in Indien und mit
550/0 in Europa vertreten, während von den 14 Nadelholzgattungen
der pacifischen Region 8OO/0 Ostasien, QO^jq Indien und 450/o Europa
angehören.
Aus obigen Angaben erhellt der Reichthum der atlantischen Flora ^^-'^^'^
in Nordamerika gegenüber der dortigen pacifischen , Avährend letztere ^y^^-*-*^
ganz besonders durch ihren Reiqjithum an Nadelhölzern sich auszeichnet, ^»^«^'f^
Ostamerika und Ostasien sind floristisch am nächsten verwandt und ^
als die glückliclien Erben der reichen, vorglacialen Laubholzflora zu
betrachten; die Waldflora Europas, räumlich der ostamerikanischen am
nächsten, steht hinsichtlich ihrer Verwandtschaft dieser am fernsten ; i^^ ^
selbst Indien umfasst mehr nordamerikanische AValdgenera als Europa, ndt.
Sämmtliche Gattungen der europäischen Waldflora finden
sich in Nordamerika und Ostasien wieder, sind also circ umpolar;
5 der nordamerikanischen Laubgattungen haben Vertretung in Indien,
nicht aber sind sie in Ostasien bekannt: auch die Gattung Cupressus
— IG —
fehlt in OsUtfien; allein die Floren von China und der Mandschurei sind
noch st^hr unpenii^jend erforscht, sah ich doch in Fudschau an der
Kftote China's in Härten kleine Cuprcssineen- (Tluijopsis-) Pflanzen, die
aUH dem Innern des Reiches stammten und mit bekannten Arten nicht
XU «in'n waren,
l-ur die nonlamerikanische Fluni ist es bemerkenswerth, dass es
I, . ht •in.' «iiiziL'»' Haumart iribt. welche der atlantischen und pacifischen
I . r.i j. III- »n>.in» wSiv. aus^t'nommen solche nordische Arten, welche
I' i zu um;,i'hen vennö«ren. Die Prärie hat nur eine durch-
. • Breite von 500 Kilometer: es beweist diess, wie schwierig:
der AuKtauüoh der SamenMen durch Wind oder Vrig^el auf "grössere
Kntfemun^n hin vor sich ^ht. (iriesebach ist zwar fceneigt, eine
Vcrw-hU-ppunp dt»s Samens durch Vöfl:el z. H. von luniperus foetidissima
(also durch I)n»ss«'larten !) von Spanien nach Klrinasien, rund durch
3000 Kil.im«-t»'r. für m«"»^lich zu halt»'n und erlaubt, dass der ziemlich
M'hMcn* Sanu-n von Pinus t'xcelsa vom Winde (!) i^etra^^en vom Hima-
Uyu bi> nueh Ma<-<i|nni«'n. also mindestens 4000 Kilometer tlie<,aMi kann.
Khe man m» kühne Hy|)uth«'s«Mi aufstellt, scheint es mir näher zu Heften,
xwei Kich in Ulüthen und Früchten vielleicht nahe stehende, aber räum-
lich HO völlig getrennte Pflanzen pTade auf (Jrund ihrei* i,^eo<rraphischen
Verth«'ilun^ für zwei verschie<lene Arten aufzufassen: luhcu den anato-
miiichen Merkmalen, die man mit (ilück in die neuere Systematik ein-
* hat. «lürfte der p»op-aphischen Verbreitung^ und insbesondei*s
tkr II ■ d«T Pflanz«» «'bi'nfalls «'ine eutschcidciido Rolle zug^e-
i«pn»ch»Mi \^«nl»*n.
f.i..i.t;...^„. Art'-n für Kuropa, Asien und Noidaiuerika kann es
njw'h 11. :. ... Knneswn nur unter solchen (JattunpMi ic«'b('n , die auf
(Jnind d*T f?ef^en wärtif^en (iestjiltun^ der Continente dir kaum
70 ti»r hn*itc Berinp<8trasse zwischen Alaska und Ostasien zu
^ • :t#'n im Stande «ind. Ihi dort eine mittlei-e .lahrestemperatur
von + 2* C herrneht. so könnten Stipuichf^^rmcn der l»'ichtsamig:en,
Onttunp-n B«-tida, Alnus, Populus, Salix, vielleicht auch
'U der That werden einif^(» n(>rdamerika-
u'iM 'uropai-^rhe Krien und Birken identificirt, z. B.
'" '** • 'imniM-he porm zi'i^'t solche V«Ms<*hied(Miheiten
:. II und •MM..i.äis5(.|j,.n porm (trotz der Variation
'h an «'ini* !«i nii'ht ^Hauben kann: iiberdiess
*»«*'**'^ inciina BcHtän«!«« bin zu 30 Meter Höhe, während
di«' nor liju. li(. 7 Meter nicht überstei^rt; ähnliches j^nlt von
l''fpuliik tf. ifi-j.i: die nonlanierikanim-he WeisHbirke soll ebenfalls nur
- 11 -
eine Yarietät der em-opäischeii Betula verrucosa sein; da aber diesö
A^arietät seit der letzten geologischen Umwälzung von der guten
Mutterart getrennt ist — denn diese selbst findet sich nicht in Nord-
amerika — so dürften die Merkmale der Yarietät genügend lange fixirt
worden sein, um jetzt als constant gelten zu können; lässt man end-
lich neben der geographisclien Yerbreitung auch die Biologie gelten,
so hat diese nordamerikanische Birke mit der eui'opäischen nichts
gemein; denn erstere wird nur ein Strauch bis zu 9 Meter Höhe, und
wenn sie nur die Yarietät eines Baumes ist, warum geht diese leicht-
samige Abart nicht südlicher und wird dann ein Baum?
Die nordauierikanischen Florenwerke berichten ferner, dass von
Neuschottland bis in den liohen Xorden der Avestlichen Küste Juniperus
communis heimisch ist; auch in Nordasien ist dieser Strauch oder
Halbbaum bekannt; vermöge seiner Biologie wäre dieser vielleicht im
Stande, über die Beringstrasse liiuAveg von Continent zu Continent zu
wandern ; aber unmöglich ist es nach meiner Ansicht, an eine Identität
von an wärmeres Klima gebundenen, continentalen Arten wie Eichen
oder Edelkastanie oder anderen schwerfrüchtigen Bäumen zu denken;
dass bei der grossen Zahl von japanischen und nordamerikanischen
Eichen (38 sind auf Tafel II abgebildet) keine einzige mit den euro-
päischen identisch ist, ist nicht im geringsten auffällig; aber auffallend
ist es, dass die plumpfrüchtigen Edelkastanien Europa's, Asiens und
Nordamerika's identisch oder nur Yarietäten sein sollen; eingetrocknete
Herbariumsexemplare mögen vielleicht hiezu verführen; allein die
lebenden Pflanzen, die frischen Früchte und Blüthen sind so ver-
sclüeden, dass bei der Unmöglichkeit eines Zusammenhanges nach der
Eiszeit wenigstens die amerikanische Edelkastanie eine „gute Art"
auch im botanischen Sinne sein wird.
Auffallend ist die Armuth der Westküsten der beiden Continente
an Laubholzarten; es dürfte diess seinen Grund darin haben, dass die ^ ^ ^f
weniger frostharten Laubhölzer durch die längere und stärkere Ab- '^
kühlung dieser Grebiete während der Eiszeit — infolge der hohen und
ausgedehnten Gebirge — schneller und gründlicher vernichtet wurden
als diess in den Osthälften der beiden Continente der FaU war ; diesen
gleichen Ursachen dürfte neben dem Keichthuin an Nadelhölzern auch
die grössere Uebereinstimmung der beiden westlichen Waldfloren über-
haupt und an Laubhölzern insbesonders zuzuschreiben sein.
Dr. Mayr.
'tAM
- 18 —
I. Allgemeiner Zustand des nordamerikanischen
Waldes.
Au» aiv ei>ti'n Europäer auf il«'in neuoii Wt'lttlioile landeten, lai;-
vor ihnen eino uniTüu-sslirlK' Waldtliiclie. Ununterbrochener, unbe-
rührtiT Wald erstm-kto sich damals von (U^r Südspitzo Florida's bis
zur Kii-te Ubradors durch 35 Breiten<:rade und von der Küste des
n Otvans bis zum Hände der rriirie, das ist volle 20 Län^en-
frrade. Rechnet man die Durchsihnittsliin're dieses Waldes zu 25 Breiton-
und die I)un-!is<-hnittsbreite zu 20 Län^^en^^raden. so bedeckte der Wald
ursprün^di<-h das zehnfache des Deutschen Reiches an Bodentläche; was
h<»ute tUvon noch vorhanden ist, kann man nur schätzun«isweise an-
es ma^ imnHT no<'h ein Zehnt<'l der ^^anzen Flache, also etwa
iii. *ir\isse des Deutschen Reiches, unberührter Wald vorhanden sein.
Wer fln. lifl ' di.-.. ^ (iebiet durchreist, empfangt den Eindruck, als sei
no«'h I »'» i; wenipt' Staaten ausgenommen j)rävalirt der Wald
M> miichti^. das« die Farmen nur kleine Bruchtheilc der Flüche ein-
nehmen; wer alxT «liesen Wahl näher durchforscht, erkennt, dass kaum
mehr ein Drittel dessen, was die ersten Weissen voi* 400 Jahren er-
hli«'kten. wirklich den Namen Wald verdient: zwei Drittel sind nur
du? • Jun^wüchse oder eine Ansamndun^^ von isolirten, ästi^^en,
▼ieiiat n i- - hädij^^en Bäumen, oftmals den letzten ihres (ieschh'chtes.
Ikr ursprün^diche Wald, der Urwald, stockte auf allen Boden-
arit'U . im (lebirp* wie auf der Ebene. Kein Fels in <len Alle^iiany-
U f-. II war zu steil, um nicht vereinzelte Bäume in seinem zerklüf-
tcti*n <t««Hteine zu ornüiiren; kein Boden dn- Kbrne war zu ma^^er und
nt» «Im djiMM nicht das Jahrhundert«' lanp' un^M'störte Walten der
Nfttur emen htattlichen H«M-hwald hätte aufwachsen lassen. Nur sumpfige,
lU^ grotttiti-n Th«'il d«*« Jahres untir Wasser ^^»setzte Tiefländer «nt-
Bauinwuchses. Diese Thatsa<'h<' v<'rdient als Dokument
I'« 'ionen aufliewahrt zu werden; denn schon heute ist
<i« • ♦* '• "•' ^ründli«'h vernichtet worden, dass man überhaupt
tmr\ii]ri nb in i|ii That überall Wald die luitürliclic Bodrn-
WiT nach 50 Jahren den südlichen Kiefern^Mirtel der (iolf-
«tMtofi b MTil <•« nicht >,dauben, dass die meilenweit«!! Sand wüsten,
»ni Wintle hin und her p-triebener, ninir Sand, einst-
"' nyt' der lM-»iten Kiefer (h-r W«'lt trup-n: k«'in Mens«h
»ifu tÄ aaiih lur möglich halten, dass die viehü kahlen, steinigen.
- 10 -^
steilen Hänge der Alleghanies einstens einen Laubwald beherbergten, 'BoaaA^
der in seinem Artenreichthum , seiner Massenentwickliing einzig war. ^^r^^
In 50 Jahren wird es iinf asslich klingen, dass die weit ausgedehnten
Sümpfe des nördlichen Wisconsin und 3^Iichigan einstens mit einem
dichten Baum wüchse bedeckt und anstatt der armen Baum- und Strauch- "* '
reste von mehrhundertjährigen White pine eingefasst waren. Wenden '"' '^^''
wir uns etwas westlich und überschlagen wir wiederum 50 Jahre ;
welch' wohlthätiger Wald prosperirt dort, der Hand des Menschen sein
Dasein verdankend, auf einer Mäche, die man einstens als desert für
fast nutzlos erklärte. Man pflanzte den Wald, weil man die Unent-
behrlichkeit desselben einsah. Wie herrlich blühen jetzt nach 50 Jaln-en /^a^^
die Ansiedelungen unter seinem Schutze empor, während die Stamm- ^^ tyL
b rüder im Osten mit Feuer und Axt darauf losstürmen, möglichst rasch
an Stelle des Segen bringenden, herrlichen Waldes eine Steppe zu
setzen. Es ist nur schade, dass man den Wald im Westen so viel
mit fast werthlosen Holzarten gemischt hat. Wie schlecht haben sich
dabei die europäischen Holzarten verhalten, von denen man nach ilirem
Jugendwachsthume so viel sich versprach. Schade, dass man auf Er-
ziehung von Brennholz statt von Nutzholz hingewirthschaftet hat durch
die weiträumige Pflanzmethode. Im Nothfalle ist ja doch Nutzholz
stets das beste Brennholz. Gehen wir noch weiter nach A¥esten. In
50 Jahren wird es unf assbar sein, dass das paradiesisch schöne, blühende ^ .
Californien, die Fruchtkammer der Union, einstmals Prärie war; ja ^
man wird momentan im Zweifel sein, ob man wirklich in Amerika
sich befinde, denn prächtige Wälder der australischen Eucalyptus und
Acacien sind dem Boden entsprungen; die von der Sonne durchglühte
dürre Prärie hat man in eine subtropische Gartenlandschaft umge-
wandelt mit air den Segnungen dieses herrlichen Klinia's.
Aber viel, viel Geld musste darauf verwendet werden, um die
zur Regenzeit zügellos mit graubraunem Wasser von den Bergen herab-
schiessenden Ströme einzudämmen und von den fi-uchtbaren Gefilden
abzulenken; viel Geld hat man der künstlichen Bewässerung des Landes
geopfert, nachdem man die fast kostenlose Berieselung des Landes durch
die natürlichen Quellbäche der Gebirge unmöglich gemacht durcli die
Verwüstung der Bergwälder in derselben rücksichtslosen Weise wie
überall in den Yereinigten Staaten: einzelne wurden dadurch reich auf
Kosten der Gesammtheit.
Der Weg Liegt klar, auf dem cUe Union diesem Zukunftsbilde
entgegengeht. Bei der Schilderung der einzelnen Landschaften selbst
wii-d sich Gelegenheit geben, die theils fi-eudigen, theils trüben Zukunfts-
_ 20 —
bil/ -r zu iH^^inden. Hier mir noch fini^^o Thatsac-ben, die dem
,j Wanderer in Anu-rika auf Schritt und Tritt begegnen.
, l,auniU»s, nur zwischen den grossen Steinen liat sieh
et'wms I li erhalten und nährt spärliches (Jras. das von den mageren
Kühen alle anderen Tage abgeäst xNird. Aber auf den (Jesteinsblöeken
stehen noch die Baumstümpfe, ihiv Wurzeln spinnenwebenartig über
den kahlen Fels liängend. Welche Menge des vorzüglichsten Biulens
hat hier der Regen nach dem sinidosen NiedeiNchlagen oder Abbrennen
dt* Waldos heruntergewaschen! Ein Jahr hat hier vernichtet, was Jahr-
hunderte nicht aufljauen können. Der Regen, der bisher vom AValde
phWt«-ntheils abgefjuigen und langsiun als Quellbach nach der Tiefe
,1»., 1...,, wunie, stiximt jetzt idine Aufenthalt in das Tiefland, mehr
vr, nd und zerstörend als befruchtend. (Jehen nicht viele der herr-
lirhen Berge uml Tliäler der Alleghanies. der Adin.ndacks und der
weltlichen (iebirgi' diesem Schicksale mit Kiesenschritten entgegen?
Si-Ium Viele haben ihre Stinune warnend erhoben, aber man hat
sie abi Träumer erklärt und sich und Anderen den Sand in die Augen
•ii mit der „Un erschöpf 1 ich keit" des Holzreichthumes des
l-uia«-s. Am lautesten schreien dabei diejenigen, weiche den meisten
Nutz«'n davon haben, da.ss die Nation in Unkenntniss über den Zustand
d<> Wahh-8 lind die Zukunft desselben bleibe. Die Nation kennt nicht
einmal ihre, ^ Kig«'nthum; gar manches „(Jovcrnmeiif «»dei* Staats-
Und h<Ma»*t man am Bun*autische „mit Wald bedeckt", und doch ist
Uniptt dan B<*«te herausgcvtnhlen . der Rest angebrannt und dem Ver-
falle in wenigen Jahrzehnten preisgegeben. Und damit der Zukunft
auch j<»gliche Hoffnung genommen ist, jagt das Feu<i alljährlich von
m*ueni dun-li den Wahl und zersti'ul die aufspriessende Jugend.
IKt Staat New -York*), imi ein Heispiel anzuführen, besitzt,
oder vielmehr beanhpnicht zu b<*sitzen, in den Adirondacks 312 400 ha
^an verbeHHorteK- «nler Waldlund. Die Conimission, welche den Zu-
i4aod der Waldunf^en dieser Berge zu untei"sucln'n hatte, musste. da die
Privaten ao nel der KtaatMwaldungen als ihr Kigenthum beans|)ruchten,
TOQ der Fentiitellun^ der (inMize des Staatseigenthums abs(>h(>n. In
eini|^ DiMrikten U^Mitzt der Stauit zusammeidiängenden Wald, im All-
|f' ri ilM»r nur Parzellen, wlten 100 ha gross. Nichts ist von Seite
d« 'i ' >v-Vork g' 11, um seine Waldungen zu schützen
"• I». Kr keiiiit iiicht einnuil seine (irenzen. Zahlreiche
^ ii..f..i;^. h vym Diebhtidd aus dem Staatswald und helfen
*) B«port of i<. t'^try oommiMion. Alhmiy IHHo.
- 21 —
mit Feuer und Axt dem Staate, das ihm vom Yolke anvertraute Wald-
land zu ,,verbessern'', das heisst den Wald und Waldboden zu vernichten.
Natürlich ist es so schlimm mit dem Schutze des Nationaleigen thumes
von Seite des Staates oder der Regierung bestellt, weil die Nation selbst
sich gar nicht kümmert; ja man spricht vom Staatseigenthume , als
gehöre es irgend einer Privatperson oder vielmehr gar niemand, und
als hätte nicht jeder Bürger einen Rechtsantheil an dem Gute.
Mit der Entfernung von der Hauptstadt nehmen in Amerika nach
Westen hin die Rechtsbegriffe zuweilen bedenklich ab. Nach dem
Regierungsberichte vom Jahre 1883 hatte die Unionsregierung vor
einiger Zeit den armen Ansiedlern und Bergleuten in Colorado erlaubt,
das Holz für den Hausgebrauch den Staatswaldungen zu entnehmen.
Das Gesetz Avar ein freigebiges, die Interpretation der Ansiedler war
es aber noch mehr. Regierungsbeamte, die nach wenigen Jahren dorthin
kamen, fanden in einem Bergflusse eine halbe Million Schwellen liegen,
die zum „Hausgebrauch" für eine breitspurige Eisenbahn bestimmt
waren. Uebrigens lese ich in dem Berichte von Ferrow, dass die
Regierung zum Schutze des Waldes alljährlich Millionen von Mark
ausgibt, aber was nützen diese, wenn sie irgendwo verschwinden, ohne
dass der Wald auch nur den geringsten Nutzen davon hat.
Zur Ehre und zum Lobe des gegenwärtigen Regimes will ich
noch anfügen, dass es das Interesse an den öffentlichen Ländereien
geweckt hat und sich rühmen kann, volle 40 Millionen Hektare Land-
fläche, die von Privaten und Gesellschaften unrechtmässig besessen und
ausgebeutet wurden, der Nation zurückgegeben zu haben.
In aUen Gebirgen und auf allen mageren Böden, die keine dauernde
landwirthschaftliche Benutzung ertragen, an allen Flussufern, so lange
nicht eine künstliche Regelung derselben eingetreten ist, ist die Er-
haltung des Waldes ein Gebot der Natur zum Schutze des Tieflandes.
Ich bin nicht der Ansicht, dass es für den Staat nothwendig ist, land-
wirthschaftlich benutzbaren Boden für sich zu behalten und als Wald
zu bewirthschaften. Um so mehr kann der Staat alle Mittel und Kräfte
dahin concentriren, wo seine Hilfe allein einen dem Yolkswohl erspriess-
lichen Zustand erhalten kann.
In Folge des Ungeheuern Reichthumes des Landes und der Arbeits-
kraft des unternelunenden Yolkes hat der Staat stets grosse Ueber-
schüsse in seinem Haushalte. So lächerlich es vielleicht in Amerika
klingen mag, nach meiner Meinung gäbe es keine passendere Rück-
gabe eines Theiles des Geldes an die Nation, als die Waldungen in
den Bergen und airf absolutem Waldboden, mit einem Worte die Schutz-
— 22 —
,v ,M.-. Ki..t.-, uie in don Hnndon der Privaten mit dem abhängigen
• ■ i «l.'in rnterpingo geweiht sind, aufzukaufen, durch Massregeln
. r Art, etwa nach dem in Indien gebräuchlichen Systeme, gegen
.• XU si^hützen, durch Beamte zu verwalten und durch eine
Zalil von S<-hutzleuten gegen Diebe, Jäger und gebildete
Au>t1ugicr zu sichern. Der Staat und nur dieser kann das Opfer eines
momentanen Verlustes an Zinsen ertragen: in wenigen Jahrzehnten
wenl«n sie zehnfach wiederkeliren.
Die Consequenzen . welche die Entwaldung der Berge mit sich
' ' /T sind wohl bekannt. Man hat die schönsten Beispiele davon in
' H.;.'n Welt. Man lasse die Illusion, dass in Amerika alles anders
nur nihig l>ei Seite: die Naturgesetze sind überall dieselben, der
B'-^b'n map hesser, das Klima günstiger für l^aumwuchs sein : sie können
aber die Resultate, welche die alte Welt aufweist, in der neuen nicht
indem, nur verz«»gem. Geht die Misswirthschaft, das Sengen und
Hn'nnen in der bisherigen Weise fort, so ist es gar nicht Sache eines
Pn»pheten, das Scliicksid der (iebirge und der von ihren Flüssen be-
rif»*<dten Kulturgeliinde vorauszusehen. Amerika hat in Bälde Bilder
, ' -ni^'n. die an Orossartigkeit der Verwüstung von den Bergen
• »Iti. Süd-Knmkn'iehs und Spaniens nicht übertroffen werden
. \h*T Staat Iw'sitzt zahlreiche Waldungen in den Gebirgen, er
: aU'r darnach, so schnell wie möglich, oft um einen lächerlichen
Prvta von der liast erlöst zu werden. Die Weggabe des Waldes ist
•'deutend mit seinem Ruin. Hier kann man sagen, der Staat
hilft n«irh, wo e« seine Tflicht wäre, die Ausbeutung und Vernichtung
dl-« Ijindcs duH'h Einzelne auf Kosten der Oesammtheit zu verhindern.
'' ' ' r, 'i.it und freie Benüt/ungsweise des F]igenthum(»s sind
*••""". II 'Ml rni<»nsv«»rfa.sRung. zu i<leale (Jesetze für Menschen,
dl«' in '• '"''T .M»'hrlH*it den Idealen so fern als nniglich stelKMi :
dl«' \» ^ leii <Mn«»s einzigen (lewissenliKsen respcktircii, licisst
dl«* I»« J lieit von tausend B<»sseren mit Füssen treten.
DieaiT Saty. allein rechtfertigt die Forderung der Nation, dass der
Wald in den Ii«T;pfn, gloichgiltig wem er gi'h«irt. conservirt werden
müp^-. Vm hund«*rt And«'ni di«« volle freie Benützung ihres Kigenthumes
fi. darf der Einzelne darin eingeschränkt w<'rden. Ks ist
•I man in Amerika von den europäischen Belgier-
in ihn-m Despotismus den Privaten in seituMu
• ••'^'fi. Das (iesetz zum Schutze des Waldes
::.. chaltlich unlH-nüt/baren Bodenarten sowie
•" '^ nur für die UnverstäiwÜL'-en i,(\i\ (ö-wissenlosen
— 23 —
geschaffen ; die ungeheuere Mehrzahl der Bergwaldbesitzer braucht das
Gesetz gar nicht, da sie selbst so klug sind, sich mit dem Walde auch
den AYerth ihres Eigenthumes zu conserviren. Wo die Staatsverfassung
es unmöglich macht, de^ Einzelnen zur Erhaltung des Waldes, wo es
noth wendig ist, zu zwingen , da muss der Staat das Recht haben , das
Besitzthum eines Widerspenstigen zum Wolüe des Ganzen gegen eine
billige Ablösungssumme an sich zu ziehen und selbst zu verwalten.
Was in der gegenwärtigen Zeit in Amerika an Wald in den Bergen,
auf den mageren Sandflächen verschenkt oder verkauft wird, das wird
die Regierung des nächsten Jahrhunderts wieder sich aneignen müssen
mit schweren Geldopfern, denn der Private verschenkt nichts, wie es
die Regierung gethan, und was es kostet, verwüstete Gebirgslandschaften
wieder aufzufoi-sten, dazu mögen die Zalilen, welche die französische
Regierung der Sache widmet, Anhaltspunkte liefern. Hoffentlich ist bis
dahin nicht aller fi'uchtbare Boden heruntergewaschen!
Wie schon erwähnt, muss auf allen Bodenarten, insbesonders auf sa^^J^
magerem Sandboden und zur Versumpfung geneigtem Boden, die nur ^^
forstliche Bewirthschaftung zulassen, der Wald erhalten bleiben. Solche \
Flächen sind in Amerika ungemein zahlreich, insbesonders im Süden,
wo sie der Küste des Golfes von Mexico und des atlantischen Oceans
entlang tausende von Quadratmeüen einnehmen. Der herrliche Wald
der besten Kiefer der Welt wird dort hinweg gefegt, die Jugend wird
durch Feuer vernichtet; das Zukunftsbild, das ich oben angedeutet, der
blanke Sand, schimmert in seiner Nacktheit bereits überall durch das
magere Gras hindurch. Mit dem letzten Baume und seinem Schatten
stirbt auch das Gras. Die grosse Menge befruchtenden Regens, welche
dieses Gebiet empfängt, kann es nicht verhindern, dass bei dieser Miss-
hancUung alle Vegetation verschwindet und der weisse Flugsand zurück-
bleibt. Auch hier ist nichts geschehen, um dem Uebel Einlialt zu thun
und die Landschaft zu retten. Vielleicht bestehen schon Gesetze wie
für die Erhaltung des Waldes in den Gebirgen, aber Gesetze, über die
Jedermann lachend sich hinwegsetzen darf, sind schlechter als keine
Gesetze.
Wisconsin, Michigan und Minnesota beherbergen ausgedehnte
Laub- und Xadelholzwaldungen auf flachem oder schwach Avelligem
Terrain. Viele himdert Quadratmeilen sind mit Lärche, mit white cedar
(Thuja occidentalis) oder „spruce'' und baisam (Fichte und Tanne) be-
deckt, die sogenannten Sümpfe oder SAvamps ; zu den Füssen der niederen
Bäume liegen dichte, mit Feuchtigkeit durchtränkte Polster von Sphag-
num-Moos, in dem auch Vaccinium macrocarpum, Andromeda und
— 24 —
.iii.l.-n» Straurhor ihr Fürtkonimen finden. Dem Dasein dieses Sphan:iuim
AU -i.r H„r -^ - Stelle verdanken die oben «renannten Hol/arten ilir
'.. ■ n,... ... - . in dem faulenden Muospolster. über dem sta^nirenden
, sa— r . rliolH'n, Wurzeln schla^n^n können. Werden solche swamps
ihnr Hauinr iMraubt, 80 verschwindet das Moospolster unter der Ein-
wirkunp des lichtes, der grösseren Wärme und der trockener gewor-
d.uen Luft: lichtlicbende Sumpfpflanzen, Arundo, Typha, Carexarten,
Alnusstauden tn»ten an seine Stelle, der Boden „versauert" und ist für
weiten* IJenutzunp vorderhand untaufrlich gemacht. Schon jetzt weiss
.r.\r nian.lMT BürL-er in diesen jungen Staaten zu erzählen, dass dieser
.-i.r yiU'T jetzt unpassirbar gewordene Schilf- und Grassumpf einstens
mit Wald, wenn auch geringwerthigem, bedeckt war. Derartige Beob-
.1 tiTiiTii-pn und Mittheilungen veranlassen mich zu dem schattenreichen
Ide dieser rasch aufl)lühenden Staaten.
Wer von Europa kommt, wird besonders überrascht durch die
unp*wöhnlioh langem und vielen Holzgerüste, welche der Eisenbahnzug
beim L'eberw-hn'iten eines Flussbettes in Schwingungen versetzt. In
Amerika hat der Fluss noch ganz freie Bewegung, er nützt sie auch
' ' -: ein Jahr hier, ein Jahr dort. Von hohen Bergen aus
^'. -. ri' it das Flussbott einem l)reiten, weissen Bande von Wasser
und K " mit grünen Inseln V(m Wald dazwischen.
1' I sind ein gutes Mittel zur Heurtheilung des Kultur-
zturtandee des Hinterlandes.
FlQtse, die Jahr aus Jahr ein mit klarem Wasser in's Meer
Ktflncen und kaum merklich während des Jahres in ihrem Wasserstande
•rhwanken, kommen aus einer unberührten Waldlandschaft, ihre Ufer
daü Wurzelwerk d<T Bäume im (^uellgebiet. im (Jebirge sickert
ciaä \>aMi4'r lanp<am aus dem Walde zusammen. Solche Flüsse sieht
man hcutzutap' nur mehr in unbewohnten (l<'genden; zum HcMspieJ
Äiif .!. r IniM'l M..II .m|o. im Norden Japans, fand ich noch solclu'. Flüsse,
zur )i f oder zur Zeit der Schneesclimelze schmutziges,
w.i.'rtid der i 'Aeii klares Wasser fidu*en und dabei in ihrem
WAH^r^tiinde M normalem Wetter nur geringe Schwankungen zeigen,
n im Waldlande und fliessen dureh Kulturgelände, von dessen
U.v'ii. .MnukiM'n und Fluren der Re^r,.n Knltheilc in den Fluss wäscht.
Lh' ^ Mind die FIÜHJM' in Deutschland und Frankreich.
' • " ' ' '•• Jahr aus Jahr ein ein schmutziges Wasser
'"*"" ^'" H<«genzeit mit hoch nngeschw^.lleneii FInthen
ne iuH .MeiT eilen, hier Umd fortreisseiid. dort
: soI.Im Füi.sr koiiiincn aus einem Hiutrrlande
— 25 —
in dem Wald überhcaupt fehlt oder die EntAvaldung im vollsten Gange
ist. Solche Flüsse sieht man z. B. in Ceylon, wo die Engländer mit
ihren Thee-, Kaffee- und Cinchonapflanzungen die Yernichtiing des
Waldes und des Waldbodens in den Bergen begonnen haben; solche
Flüsse sind zahkeich in Japan, Spanien, Nord-Italien; man fürchtet
dort die Flüsse, sobald es einige Tage lang mehr als gewöhnlich regnet;
die amerikanischen Flüsse nähern sich diesem Stadium. In ihrer Zügel-
losigkeit und Zerstörung des Ufergeländes, das in der Regel den vor-
züglichsten Boden trägt, wetteifern sie unter sich. Es ist doch ein
untrügliches Zeichen, dass mit dem Flusse eine Veränderung stattgefunden
haben muss, wenn er Ufer, die mit hundertjährigen Bäumen bedeckt
sind, zur Regenzeit unterwühlt und allmählig mit den Stämmen in seine
Fluthen reisst? Solche Beispiele sind in Amerika zahlreich und sprechen
für jeden, der sehen kann und will, besser als alle Bücher über Einfluss
der Entwaldung im Gebirge und der Ebene auf den Wasserstand
der Flüsse.
Die EntAvaldung in den Adirondacks durch Feuer und die nutz-
losen Versuche, die Berge in landAvirthschaftliche Kultur zu nehmen,
verursacht eine fühlbare Veränderung in dem Wasserstande des Hudson,
der von der Bodenfeuchtigkeit der Adirondacks Avährend der regenlosen
Zeit gespeist wird. Früher war Peekskill am Hudson eine Wasser-
station der New- York Central and Hudson R. R. R. Diese Station hat
jetzt verlassen werden müssen, da die Salzfluth des Oceans während
der trockenen Zeit weiter im Fluss aufAvärts bis Tivoü dringt und
Salzwasser zur Speisung der Lokomotiven unverAvendbar ist.
Die amerikanischen Ingenieure kennen offenbar die vor sich gehende
Veränderung im Wasserspiegel der Flüsse genau, man sieht wenigstens
in Amerika nur wenig Flusskorrektionen, die in der That nutzlose
Geldvergeudung bleiben müssten, so lange die durchschnittliche Niveau-
höhe der Hochwasser eine alljährlich steigende Grösse ist. Manche
sehen der Entwaldung in den Bergen übrigens gleichgiltig zu, da sie
den Wald in seiner wohlthätigen Wirkung durch einen grossartigen
Plan ersetzen zu können glauben. Ihre Idee ist, enorme Reservoirs
während der Regenzeit mit Wasser füllen und den Inhalt derselben
dann aUmählig auf das Kulturgelände abfliessen zu lassen; nun zur
Füllung eines solchen Reservoirs ist doch eine sehr beträchtliche Ober- j^^
fläche nöthig, welche den Regen auffangen soU. Hoffentlich ist der ^
Regen so gnädig, inmier recht rücksichtsvoll zu Boden zu fallen, denn ^^^^xkat
ein Durchbruch des Reservoirs möchte schlimmere Folgen haben als
ein Wolkenbruch. Mir scheint es etwas sicherer, wenn man mit dem
— 26 —
•'• ' * »lorarti.iru >tiUi\v('rko erfordern würden, die Gebirps-
II und iliren Wald als solclion erhalten würde,
li«.-... ^...... .*. _ ... n, da.ss dieses natürlielie Wasserreservoir Geld
ähwirft d:xs künstliehe aber blos (ield veiNchlin^t. Trotz der pauen-
dnllun^'. die der Wald übemll in den Vereini«rten Staaten
• :!ahrt. bin ich peneipl zu glauben, dass der Wald tlieils von selbst,
theils mit wenij: Hilfe in seinen wohltliäti^^Mi Zustand zurückkehren
würde, wenn e« möglich wärt», das Feuer in Zukunft aus dem Walde
fern zu halten.
Die F -iiir i>t in dem gesitteten Theile Europa's im Walde
eine Seltonii' ii -••>\«'rtlen. zum mindesten eilt dann Alles zu Hilfe (der
'-■1 »^* • . > —
SUat kann zur Hilfeleistung' zwin^'en. wie Nordamerika!) um so rasch
alü RH^lieh dHs Feuer wiHer zu erdrücken.
In Indien verringert sicii. Dank der energischen Massregeln der
Ke^ening und der Waclisamkeit eines tüchtigen Foi-stpersonales all-
jährlich die Zahl der Wahibrände. während auf den geschonten Flächen
allertifU dichte Jugend emporspriesst.
In Japan, dem kleineren T^uide. Iiaben Feuer und Axt ihren
^^ ' 'lichtenden Hundgang schon fa.st vollendet. Die wackere Nation
«I'- li.i mit dem ^rnissten Kifer und (Jeldaufwand bcnMts wieder an
(Icfn ViiH.,,! <h.r Wahhingen an den strauchbedecktcn Hcrgluingen und
d«T t ing des n<Hh Hestehenden.
In Nonlamerika stJ^'kt dixs Niederbrennen der Wälder, auch das
j Hinn- und zwockh>se. schon in der Nation. Wie kaiui man auch
von den Nai-hkommen einer Nation, die selbst keinen Wald hat und
•Mimit den .Se^«n ein»nj nolchen gar nicht erkennt, auch anderes erwarten.
K« int kein >tf*li«'meK, al)er lehrreiches Kaj)itel. wenn man näher
'*•'* ' ' " 'T Waldbrände studirt; man sieht was der Mensch
/tii%.^:. ..rm^'i iu ili-ni I^uide mit dem bekamiten weiten Klienlxtgen-
r.,i,f., if. «Icni Uride. in dem die rücksichtslose pers(»nliche Freiheit
l'rinziii int. in dem Lande, dessen bisherige (Jesetze zum
**** ^'' Hund)ug sind, da sie den Unverständigen und
^**n nicht aufgcnlrängt werden können.
N««-h d»»ni |{4Tiehte I*rofi»HHor .SargentH*) wunlen in dem ein-
'» Jahr 1879/80 408 960 ha Wahl niedergebrannt und .ial.ei an
\S*nU m. 100 Millionen Mark vemiihtet
All Umachen di«*wr Waldfeuer konnte Folgendes ermittelt
^ — I.
•1 I. c 411
— 27 —
Bei Yerbesserimg der Viehweide wurden 197 mal Waldfeuer
verschuldet.
In 1152 Fällen lief das Feuer von der Kodung weg in den Wald
über; die Funken der Lokomotive riefen 508 Feuer hervor; Jäger
inscenirten 628, im Walde Lagernde 72, Tabak -Rauchende 35 Wald-
feuer; böser Wille zündete 262 mal an; 12 Präriefeuer griffen in den
Wald über; 9 Feuer entstanden beim Kohlenbrennen, 32 mal zündete
der Blitz, 56 mal steckten die Indianer, 10 mal die Holzagenten, 2 mal
Reisende den Wald in Brand. In 2 Fällen soll der Wald sich selbst
entzündet haben, 3 mal haben die Holzarbeiter und 3 mal unbekannte
Sorglosigkeit Feuer angelegt; dieses macht die nette Summe von
2983 FäUen.
Allen voran wiU ich ein Avenig bei der Gruppe Lokomotive, Jäger,
Lagernde und Bosheit verweilen, die in 1470 Fällen Waldbrände ver-
ursacht haben.
Der Schaden, den die Eisenbahn dem Wald-Kapital zufügt, ist
ganz bedeutend; wer heutzutage im amerikanischen Continent reist,
muss sich an die Kohlensäulen zu beiden Seiten der Bahn gewöhnen,
wenn er von der Schönheit der Landschaft einen Genuss haben will;
von der Bahn aus haben die Feuer unzähligemale meilenweit in den
Wald eingegriffen. Auf den älteren Bahnen verringert sich die Feuers-
gefahr alljährlich durch das ständige Niederbrennen der Bäume auf
den Lichtungen zu beiden Seiten der Bahn. Auf solchen holzleeren yn^zL
Lichtungen wäre es ein Leichtes, das Feuer durch einen Schutzgraben ^
gegen den Wald hin zu isoliren. Ein anderes Mttel, als so bald wie ^^^
möglich eine baumlose Lichtung herbeizuführen, scheint mir nicht zu
bestehen; jedenfalls hilft es mehr als die Funkenfänger, die ein Gesetz
vorschreibt ; denn trotz aller Gesetze fahren die Lokomotiven ohne Fänger.
Ein schönes Product der schrankenlosen Freiheit des Einzelnen
auf Kosten der Gesammtheit sind jene Fälle, in denen Jäger und im
Wald lagernde Ausflügler oder Reisende Waldbrände verursachen. Im
Jahre 1880 haben sie 700 Waldfeuer inscenirt.
So weit meine Erfahrungen im Westen Amerika's reichen, pflegen
die Herren Jäger das sogenannte Underbrush, das Unterholz, das ist
doch im Urwald die zukünftige Wald-Generation, niederzubrennen,
um im Zielen Aveniger behindert zu sein. Anderswo werden die Wälder
in Brand gesteckt, um das Wild nach bestimmten Regionen zusammen-
zutreiben — ein Commentar hiezu ist ganz unnöthig.
Bei den böswilligen Brandstiftungen will ich nicht länger
verweilen ; bezeichnend ist , dass Holzdiebe, besonders im Staatswalde,
— 28 —
y-' ' an den Wald legen, inn die Spiuvn ihres Diebstahls zu ver-
... .. n.
Mit Bezu^ auf den Ycllowstone Tark, dem zum Eig:enthum der
inuizen Nation erklärten Wunderlande, sagt 11. W inser*) in seinem
Führer für Reisende:
-K« ist tief zu hckla^'n. dass dureh die Sorglosi-^^keit der
nden Besucher (also gebildeter lAMitel) ungeiieure Strecken von
UaldLuid vi'rbnuint wunlen. Dieses Feuer entstand dadureli. dass man
die allereinfachste Vorsieht dem I^erfeuer gc^genüber ausser Aciit Hess;
in r..i r,. dessen ist es gjir nicht selten, dass man im Parke Meilen und
weit zwischen schwarzen Baumstümpfen statt im erfrischenden
itten des grünen Wald(»s reiten muss. Diesen sinnlosen Vernichtungen
der Waldungen sollte dun-h strenge Bestrafung der Anstifter Einhalt
iin werden.**
Es verlangt ein Gesetz, da.'is Derjenige, welcher ein P^euer verur-
'it hat. für den Schaden aufzukommen habe, wobei die Grösse des
- gleich dem Werthe des zei-störten Holzvorrathes ist;
•1- 1 -. ii.i.p II iilier. der dem Wald zugefügt wird, indem der öf!'entliche
':t-nil)e an die Sirherheit des Waldeigenthums vernichtet und von der
\- .lg»» von Cieldkapitali«»n im Walde abgeschreckt wird, der Schaden,
der dim-h Vernichtung der Jungwüchse, durch Zei-stören der fruchtbaren
Nahrx'hichto de« B<j<iens envächst bleibt dabei völlig unervvogen.
II. Grösse und Vertheilung des Waldes.
Man whätzt die gesammte Waldflä<-he **) (das luMsst alles Land,
d»« \ärtig Baume tragt) auf rumi 400 Milli..ii.ii acres = rund
2iHi M>liiwn«-n ha. Da>< sind 20,5 "/o der gesammten Hodenfläche der
150 Millionen treffen auf die atlantische Waldn»gi(.ii. Für
• "*^« "'»^ seinen grossen klinuitischen Voi-schiedeidieiten hat
dir-. |»r..,H.rfi..,. kaum statistischen Werth : daraus zu folgern, das
neu Feld und Wald sei für die Erhaltung <les klima-
do« TjindeK noj'h zu gross oder schon zu klein, wäre
Kmnr fal-- h h.i .i11/u-i...m. Kntwaldung das Klima ändert uiul dem
riah.T fuhrt, iat ni<-lit zu bezweifeln und allbekaiiMt. Aber
ich whon früher erwähnt, djws im waldreichen Ostamerika
lu r-sii;i' u*.f lokalen B«-«lürfniKhe an Bau- und lirenidmlz leicht s«. viel
• TT., fi.ti^.nal Pmrii, « M n
••
Ihm;j.
»t Uir OÜLf of h„.:U'. I ;,, H K. l'irnow IHSG.
— 29 —
Wald und in solcher Yertheilung, tlieils neu angepflanzt, theils konservirt
wird, als es zur Erhaltung des Klima's nöthig ist. Auf landwirth-
schaftlich dauernd benutzbaren Böden braucht daher die Eegierung
nicht zu einer Beschränkung der Benutzung des Waldeigenthums zu
schreiten und es kann dort die Nation von dem so gefürchteten Gespenste
befreit bleiben : in der Ebene, auf landwirthschaftlich benutzbarem Terrain,
mag es dem Einzelnen überlassen sein, die für ihn vortlieilhafteste
Benützungsweise zu wählen.
Ton der obengenannten gesammten Waldfläche sind 185,8 Millionen
acres = 75 ^lillionen ha, das heisst 38 o/o in den Händen von Farmern,
ein für die Zukunft des Landes höchst werthvolles Besitzthum, auch
wenn dasselbe noch einige Jahrzehnte alle erdenklichen Misshand Innren
durchzumachen hat.
Die Waldfläche, welche jetzt noch in den Händen der Union s-
Kegierung sich befindet, also gemeinsames Eigenthum des gesammten
Volkes ist, wird auf 73 Millionen acres = 29,5 Millionen ha geschätzt.
Sie liegen vorzugsweise im Westen und im Gebirge, und bringen der
Eegierung nicht einen Pfennig ein. Zum Ruin des Waldes und AYald-
bodens hat die Regierung zahlreiche Privilegien bewilligt, hat Servi-
tuten zum Besten von Eisenbahnen, Corporationen , für den Bergbau,
für Kohlenbrennerei, für den Hausgebrauch gegründet und alles dieses
Angesichts der fieberhaften Anstrengungen der europäischen Staaten
mit ihrer geordneten AVakbvirthschaf t , wie Deutschland, Frankreich,
Italien, Oesterreich, die zur Rettung des Waldes mit schweren Geld-
opfern darnach trachten, die in früherer Zeit (eben auch zu Anfang
der Entwickelung des Eigenthums) bestellten Servituten zurückzukaufen.
Wie es mit dem Walde der Regierung und der einzelnen Staaten
bestellt ist, habe ich schon früher angedeutet; die Regierung will kein
festes Eigenthum in den Händen behalten und so wird der Grund-
besitz auch so schnell Avie möglich zu Geld gemacht. Die Regierung
Avill nur Land zu Yertheidigungszwecken behalten. Nun, ich denke
die Erhaltung des Waldes im Gebirge ist auch eine Forderung zur
Sicherheit und Wohlfahrt der Bürger und es ist auch eine Pflicht der
Regierung, das Nationaleigenthum gegen innere Feinde zu verthei-
digen und die Nation gegen den Unverstand und die Habsucht Ein-
zelner zu schützen.
Der Rest von obiger Gesammtwaldfläche ist im Besitze von
Holzhändlern und Sägmühlbesitzern und von Spekulanten. Diese Letz-
tern sind nicht immer die Schlimmsten, wie man erwarten sollte. Ich
habe mit Freude manchen Wald durchritten, den die Herren Speku-
-- 30 -
Unten als Urwald anp^tlioh bewaclion. da sie die Zeit für die crewinn-
r>'i»-hste Ausnutzung n^K-h nicht für ^^t'koiniiu'ii erachten. Kommt diese
endlich, dann ist es fn^ilich um den Wald für immer ^eschelien.
Der Keim zur Vernichtung: des Wahles. auch wenn die Behand-
luuL'sweise dcsscIlM'U eine sch«>nendere Aväre, ist schon in der Ver-
tbi'ilunp des Eipenthumes ^elen;t'n.
Auf (irund einer vortrcttlichen Vermessun^i^ ist das stanze Land
in lauter Quadrate tjetheilt. deivn kleinste Fläche, unter welcher kein
Ltnd verkauft wird = 40 amerikanische acres = IG ha beträgt.
16 »»Icher l^nidrat»* ^^ehen dann eine Sektion zu G40 acres; diese sind
nummmrt un«l werden vom Staate verkauft, wobei ohne weitere Er-
unp nach geraden oder unp:eraden Zahlen vorgegangen wird; so
^'Uui»t die Kegierung eines I^mdes zum Beispiel, alle (^ladrate mit
der Nummer IG für Schulzwecke <M'halten und als Wald und Feld
bfwirthiichaften zu können. Es ist wenig Aussicht vorhanden, dass
da^ Feuer, das die umliegenden (Quadrate zersttu't, die Nummer 16
I n*n wini. Hier gilt der Satz: es kann der Friuiimste nicht im
Kritnlen lehi'n. wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.
Di« -• Art der V€»rtheilung des Waldeigenthumes in den Bergen
und auf al>s<ilutem Wahll)oden muss zur \'ernichtung des Waldes
führen.
I'm die Ausbn'itung cler Eisenbahnen möglicht zu Ix^günstigen,
«iiMn-ii ein gn»sHer Theil an der raschen Aufschliessung des Landes
zukommt, hat der C'ongrc'ss, das ist das Volk selbst. Ländereien an die
KiM*nbahng«*M'llMhaften geschenkt (grauts), so zwar, dass im Falle der
KflTiMing der Halm bis zu einer bestinunten Zeit der Eisenbahngesell-
M-haft all«' SiH'tionen mit ungeraden Nummern zu beiden Seiten der
Hahn, oft bJM zu 30 Meilen Entfernung von dei-selbcn, zutaHen. Nach
li«Tirhto der forntlichen Abtheilung des landwirthschaftlichen Mini-
»ttriunut umfa^M'n die«e (ienchenke die Kh'inigkeit von 197 Millionen
•IT» — rund 80 .Millionen ha. Vim dies.'Mi sind rund 50 Millionen
*'nii Ä 20 Millionen ha «lefinitives Eigenthum der Eisenbahiu'n ge-
i*..r.!.... V. .i.r,.n,| ,|,.r Hi*ht von GO .Millionen noch d.r Entscheidung
Nun die Bahng«'se||s<-halten haben mit der B«'niitzung
lünderntPH-ken nicht gewartet. Was «lieser Auslieferung
thumM in den Hergen gefolgt ist, dav<.n weiss der llinumd
"• ' '• diT alljährlich W<M'hen ja Monati^ lang V(.n dem Flaininen-
dttM von di<*hen herrlichen Waldungen nur liesige
ein Zeichen d«i Trauer übei- dm Vandalismus
""'•'^ ** Nation im neunzehnten .lahrhun«lert.
.-- 31 —
Ich sehe kein anderes Mttel, um den Wald da, wo es Noth thut,
zu erhalten, als dass der Staat auf dem Wege des Tausches oder Kück-
k auf es die nöthigen Ländereien sich aneignet und sie so arrondirt, dass
eine geregelte Wirthschaft in denselben möglich ist und die Aufstellung
von Schutz- und Yerwaltungsbeamten sich lohnt.
Dazu scheint mir ist die Regierung der einzelnen Staaten, die
dem Arbeitsobjecte näher liegt, besser geeignet, als die Regierung des
gesammten Landes, zumal wenn mehrere Grenzstaaten zu gemeinsamer
Arbeit sich vereinigen.
Die Unionsregierung ist das äusserste lüeid des Volkes, das mehr
dekorirt als erwärmt; näher steht dem Herzen des Volkes und seinen
Leiden die Regierung des einzelnen Staates selbst; die Unionsregierung
mag die oberste Controle über die Handlungsweise der einzelnen Staats-
regierungen in den Händen behalten und die Gebiete bestinmien, deren
Verwaltung durch den Staat wünschenswerth erscheint. Die Verwaltung
selbst aber mag den einzelnen Regierungen überlassen bleiben. Natüi^-
lich würden in diesem Falle auch die Ländereien der Unionsregierung,
soweit sie zum obigen Zwecke nothwendig sind, den einzelnen Regier-
ungen zufallen.
III. Walderzeugnisse, deren Gewinnung und
Austausch.
Um den Holzhandel in den Vereinigten Staaten richtig beurtheilen
zu können, muss man diese auf die gleiche Stufe mit Gesammteuropa
stellen. Die Union der Staaten umfasst eine so gewaltige Landmasse,
Klima, Boden und Waldregionen zeigen so grosse Verschiedenheiten,
Avie sie in Europa kaum vorhanden sind ; hier unabsehbare Waldflächen,
dort endlose Steppen, hier ewiger Frühling, dort sibirische Kälte oder
tropische Hitze, hier Laubliolz Waldungen von den gewaltigsten Dimen-
sionen der nützlichsten Bäume, von grösster Artverschiedenheit, dort
pfeilgerade, mehrhundertfüssige Nadelhölzer, eine Fülle Holzvorrath
vollendetster Qualität, die in dem Laien fi*eilich den Eindruck der
Unerschöpflichkeit hervorrufen muss. Die gesanmite Union schützt sich
gegen fremde Waaren überhaupt und so auch gegen das Eindringen
von fremdländischen Hölzern durch Eingangszölle, deren Effect in
Bezug auf Holz bis jetzt allerdings noch nicht recht sichtbar geworden
ist; so besteht ein Eingangszoll für kanadische Holzwaaren von 2 JL
73 ^ per cbm, trotzdem gehen alljährlich circa 2 Millionen cbm Nutz-
^ 32 —
bölior im Worthc von cirva 36 Millionen Mark über die Grenze. Nacli
Innen herrscht zwischen den von einander unabhängifi^en Staaten, die
in (iKi6«e rt»cht jriit mit den europäischen Staaten rivalisiren, der abso-
luteste Kmhandel: vj.n der waldiviclien (Je^^Mid tliesst mit Leieiiti«,^keit
der Teb^Tschuss der wuldarmcn buidsehaft zu, das Holz der Douglas-
Tanne. <ler westliehen (iflb-Kiefer, die im Washiiiirton-Territorry ge-
wacbi«on sind, wenlen in grosser Menge im südlichen Californien ver-
baut: das höchst wertli volle Holz der südlichen Kiefer (fälschlich in
DeutiM>hlHnd I*itsch-Pine genannt) hat überall im Osten einen stets
offenen Markt.
Wären <lie Eisenbahnen in den Händen der Gesammt-Union , so
liceae « sich leicht mit erhrditen Frachtsätzen verhindern, dass der
Export aus dem WaMlande. insbesondei-s aus (rebirgsterrain, eine den
Waldbcstand frofährdende Dimension annimmt: so aber sind die Bahnen
•amroUich Privatunternehmuugen. die allein an m(">gliclist grosse Rente
denken — pen'at silva. Umgekehrt haben die Balmgesellschaften durch
extniva^ite Fnu-htsätze es viUlig in iin*er Gewalt, den Holzhandel aus
einer ihnen unb<M|uemen Gegend, in der sie z. H. kein Land besitzen,
fpaiz zu untenlrücken. und diesen in ihr (Jebiet einzuleiten. Man kann
iUt\ Einfliiss der Hahnen auf die mehr oder minder schnelle Ausrottung
der Wahlunp'U verstehen, wenn man die Menge Holz betrachtet, die
zum a! ^ten Theilc auf der Halm ihren Weg zur Consumtion nimmt.
b'i .^1 liwerpunkt der gesammten Holzindustrie liegt gegenwärtig
in den Stiuiti'n. wrhhe sicji um die grossen Seen gruj)piren und Chicago,
ani Mirhipui-S<H» p'legen, ist der ei*ste Holzhandelsj)latz der ganzen
L'nion: auf etwa 15 Kisenbahn<'n und zahlreichen Dampfschitl'linien
verthcilt sich das Material im l^mrle; au zweiter Stelle steht Albany
im Staate» New-York. weniger durch die Menge drs Holzes, welches
dort rerartM'itet und verkauft wird, denn der Vorratli aus den Adirondacks
int M'hon zi<'nilich zusammeng(»schmoIzen : Albaiiy ist mehr eine Art
H'" : iH'H'its zeigt sich die Tench'iiz. als ob das (iros der Holz-
in-! ri. von der Seeregion sich nach den Südstaaten, der südlichen
^ • ' Mild d«-nj Ta\«Mhum zuwenden würde, da <las zunächst licL^Mide
*• 1^ ■ *■ riiin.ifiii;.! Im V.,i.l..i. -r||(iii in kur/jT Zeit ersclu'ipft
•nin «I
fi Jahrzehnten heben 8i<'h die Holzgewiiniung und dei-
lUndH im WckIi'U, an der piuifiwhen Küste, ra|)id. beide werden in
wc«fiiKi«n .' i.ten elMMifalls wie im Osten eine Hi.lie eiTeicht hal)en,
• V«TH4»rgung mit Material aus d«in eigenen Walde
— 33 —
a) Grossnutzholz.
Xacli dem schon öfters erwähnten GoA'ernments - Reporte pro
1886 beziffert sich der Verbrauch an Nutzholz in der östlichen Hälfte
der Vereinigten Staaten auf rund 50,8 Millionen cbm, welche von
430 Millionen acres = 175 Millionen ha geerntet wurden, das sind
0,3 cbm Holz pro ha; im Westen darf man die Nutzholzausbeute in
diesem Jahre auf etwa 50 ^lillionen cbm schätzen, welche von etwa
GO Millionen acres = 25 Millionen ha, das ist nur 0,2 cbm pro ha
genommen wurden. Dieses Material wird fast ausschliesslich auf Säg-
mühlen verarbeitet und zwar grösstentheils durch Kreissägen in Balken,
Bretter, Latten und dergleichen zerschnitten. Im Censusjahre 1879—1880
waren nach Sargent*) 25 708 Sägmühlen thätig; sie lieferten für den
Markt 421/2 Millionen cbm in Brettern und 17G0 Millionen Stück
Latten; der AVerth der Nutzstämme, loco Sägmülüe, betrug rund
140 Millionen $, der Werth des von den Sägmülilen abgelieferten
Materials war 182 Millionen $; der Wertli pro cbm Schnittwaare belief
sich somit auf 4,33 $ = 18,19 JL
Das Geld-Kapital, das bei der Schnittnutzholzerzeugung damals
angelegt war, betrag rund 181,2 Millionen $, an Lohn wurden rund
31,8 Millionen ausbezahlt, bleibt bei einem Brutto -Einkommen von
42 Millionen $ eine Verzinsung des Anlagekapitals von nur S^/o, womit
kaum die jährliche Abnutzungsquote gedeckt werden kann.
Die Sägmühlenbesitzer sind aber in der Regel auch die Besitzer
ausgezeichneter AValdflächen , in denen sie ihre Mühlen etabliren und
die sie theils vom Staate, theils von Privaten und Gesellschaften auf
Spekulation hin um einen Spottpreis kauften oder im Wege anderweitiger
oft sehr eigen thümlicher Manipulationen in ihre Hände bekamen. Der
Kaufpreis ist in der Regel nur ein vei'schwindender Bruchtheil vom
Wertlie des Holzes; im Westen überlässt Mancher dem Sägmülilen-
unternehmer die Nutzung des Waldes um 2 — 3 $ den acre, rund imi
20 JL das ha; man kann somit von dem Werth obiger Sägblöcher mit
140 Millionen $ getrost 70 Millionen $ dem Einkommen der Sägmühl-
besitzer hinzuzählen; dadurch erhöht sich ihre jährliche Bruttorente auf
80,2 Millionen und ilir Anlagekapital verzinst sich mit circa 44 o/o.
Trotz aller gegentheiligen Vemcherung der Betheiligten düi-fte diese
Berechnung hinter der Wahrheit nicht sonderlich weit zurückbleiben.
So kann man sich nicht wundei'n. wenn dei- lumber-man wie der Eisen-
*) 1. c. Seite 486.
Dr. yiat/r.
- 34 -
hal! ■ in der Ki'j,i'l Milliunon „wortlr ist. Nun, wer bezahlt diesen
enoniiMi iiewinn? — Die naehk« mimende Generation!
I,, \f;...>.^,ui wunie von dtMiSclnieideniühlen, welche an derNortliern-
!% iti. -K m\ «^'le^a'ii sind — nebenbei p:esa^^t, wohl diejen^^e transeonti-
Baiuu weh-he am elepmt»^ten ans«!:estattt't ist und die seliiMisten
\VaJ<U-enerien ciun-heilt — im Jalue 1882 oOG Millionen feet (B. M.)
mler 1.4 Millionen ebm Bretterwaaren und 105 Millionen Latten geliefert.
Nac-h dorn Beriehte des Duluth Board of Trade pro 1883 hatten
die 12 Sü^'mühlen in Duluth. am Terminus obiger Eisenl)ahn und am
Lake Supurior jy^lep.'n. für eine LoistungsfähiiTkeit von 380 000 ebm
S«-hnittwaan' pn» Jahr ein«rtM*iehtet. im Jahre 1883 270 000 ebm Schnitt-
waan» unil 22 Millioum i^ittm goliffort. Derartige Sagmühlen sind für
. iii«- bfwundennigsw«'rthe Ausnutzung des Materials eingeriehtet, denn
das Material wini sofort werthvoll , sobald der Mensch an ihm eine
Arbeit z. B. Fallung verrieiitet hat.
Mit grossem Interesse habe ich, von der stets freundliehen Ein-
ladung der Siigmühlenbesitzer Gebrauch machend, die Einrichtungen
L'ur nianeher grossen Midde betrachtet; ich erwähne zum Beispiel die
•ke der Lumber and Boom Co. von Chippewa-Fall. Besagtem
-mj-nt lieferte zur Zeit meiner ersten Reise in Amerika (1885)
.h 40 Millit.nen feet B. M. = rund 95 000 ebm Sehnittwaare;
pp«'\va-KluK8 ist nur als Zufuhrmittel und Stappelplatz der Bliu-her
'. die %'on dem waldn'iehen n»">rdlichen Wisconsin herabkommeii,
l>i«- Mulile M*ll>st hat durchaus Dampfbetriel). Kiserne Ketten zerren
die White pine- (Pinus Stnibus-) uikI red piiie- (Pinus resinosa-) BliW-her,
oft weit üh«»r einen Met<T im Durchmesser haltend, nusch aus dem
Wmi^; kaum in der Mühle angelangt, beginnt so ein Monstrum zu
n und Ki<-h zu drehen, da.ss ein Uneingeweihter zui- Seite sjningt,
•M • r «iie iH'wegerwIe. gewaltige Kraft nicht gleich sieiit. Es siiul dies
.i.ri.. ......nie Stangen, mit grossen Ziihneu. die von der Maschine von
Ulf f. . li.,lM«n werden und «leii Baum auf den Schlitten werfen,
wo er, kaum /t, whon im nii<'hsten Augenblick in zwei Stücke
wrllwilt li«i't Zwei üh<«nMnander und etwas hintereinander stehende
Kraim%ii> an 2 Meter Dun-Iunesser, haben den l{;iuni, selbst
w#«on ««r faiit 2 Meter Dun-hmeKser hiilt, schnell durchsägt. Die beiden
r auf dem S<-Iilitti«n Iwtinden si<'h auf (;inem sehr wichtigen Posten,
• . I,. MJ. ,, -.,f.,ii (iImt die Im^sU* Verwendung des Baumes und
' ^'*' erMteii S<hnitL Ein Mann dirigirt die Maschine,
••• • "' '/Ulli; der ausgeschnitteiu'n Stücke, ihre Ver-
**'"'•■' 1 <"in Dutzend kleinei- Kreissägen und eine
— 35 -
Anzahl Yollgattersägeu) zur weiteren Verarbeitung besorgt. Die fertige
Waare wird auf Rollen auf Wagen geschoben, welche eine kleine Loko-
motive weiter zur Station schafft: Abfälle von guten Stücken wandern
nach unten zu einer Maschine, welche Excelsior, Holzfäden als Pack-
material, bereitet; Abfallstücke, aus denen gar nichts mehr gefertigt
werden kann, gehen in kleinen Rollwägen von der Mühle nach einem
ansteigenden Gerüste , über das hinaus die Schienen noch verlängert
sind; dort fällt das Material dann in die Tiefe, auf einen Tag und
Xacht hoch auflodernden Scheiterhaufen; in der Nälie entstehen ganz
respektable Berge aus Sägmehl.
Kaum umfasst eine neue Ansiedlung ein paar Häuser und ist
Zuzug von neuen Einwanderern , der Bau mehrerer Kirchen , eines
Schiühauses, eines Theatei's zu erwarten, so etablirt sich sofort eine
Dampfsägmühle einfachster Construktion , die den nöthigen Nutzholz-
bedarf zurecht schneidet.
Als wir Oktober 1887 den Gipfel des G500' hohen Roan Mountain
in den Alleghanies erklommen hatten , waren wir nicht wenig über-
rascht, oben ein grosses Hotel, ganz aus Tannenliolz erbaut, zu finden.
Zur Construktion dieses Hotels allein hatte es sich gelohnt in unmittel-
barer Nähe des Berggipfels, mitten unter den Tannenbeständen (Abies
Fraseri), eine Sägmülüe zu errichten; jetzt ist das Hotel ausgebaut, die
Mühle verlassen, die wichtigeren Eisentheile hat man wieder den Berg
hiuabgetragen, alles Uebrige aber ist dem Yerfalle preisgegeben.
Die älteren Sägmülilen im Osten erhalten ihren alljährlichen Bedarf
meist auf den Flüssen zugebracht, auf denen die Blöcher aus dem
Hinterlande ungebunden heranschwimmen. Die Umgebung auf vielen
Meilen im Umkreise ist in der Regel schon lange Zeit des rentablen Nutz-
holzes entblösst, nur wenige krüppelige, knomge, angebrannte Zeugen
der ui-sprünglichen Vegetation haben sich erhalten. Die aufspriessende
Jagend in dem ausgenützten Gebiete ist nie geschlossen, sondern die
Bäume weit isolirt und astreich, und zuweilen sieht man schöne Gruppen
dichter Jung wüchse; Feuer und Axt bearbeiten sie alljährlich, so dass
es Wunder nimmt, wie überhaupt noch etwas Brennbares sich erhalten
kann. Man braucht selten nach dem Wege zur Säg-mülüe zu fragen,
Kohlen Säulen leiten einen sicher zur Stelle hin , Kohlensäulen und
schwarz gebrannte Erde umgeben das Etablissement; die Axt, die das
Material fällt, lenkt kein anderer Gedanke als der des Gewinnes; was
sie dabei vei-schmäht, verzehrt das Feuer; zuweilen sieht man rothe
Plakate, die das Anlegen von' Feuer so und so schwer bestrafen, 6inen
Erfolg davon habe ich aber nirgends entdecken können.
3*
— 36 -
Im Westen sieht man zahlreiche Säi^mühlen mitton im schiuisten
Nutzwalde etablirt. wa^i immer den l^iiin des Waldes mit sich briiioft,
da die (iefahr der Vernichtung^ aller Jun^wüchse diinh Feuer eine
stetig dndiende und leider auch stets sieh erfüllende ist. Nichts hat
Ketrühenden Eindruck in mir hinterlassen als die Arbeit einer
die mittt'U unter den Denkmälern der Pflanzenwelt aus der
....^ htJieht'n Zeit unter den big trees (Scquuia «rigantea) sich nieder-
liesB; unter dem Chaos des zei-splitterten kirschrothen Holzes, der Aeste,
der Asc»hen- und Kolilenhaufen ist kaum die Stelle aufzufinden, wo das
\V»-ltwunder p^tanden; um des wegen Transi)ortschwieri«::keiten gering-
i Tjewinnes willen schwinden diese in (hi Welt einzig dastehenden
Haine daliin: jeder County in der Sierra sollte sich ein |)aai- Haine
mit den ältesten, lebenden Pflanzen dieser Welt erhalten ; solche Kiesen
in der (Jrösse und im Alter werden wohl nie wieder erwachsen, da
hiezu ein Zeitraum von mindestens 2000 Jahren erforderlich ist.
Die Holzmasse dieser Kiesen ei*scheint geradey.u unglaublich ;
allein ich ludw gt-nau stehende und liegende Bäume gemessen; einer
von den niitt»'lstarken Exemplaren mit 102 Meter Hohe hatte einen
ttiÜiJM'n S<'haft von CO Meter liinge, bei 34 Meter zeigte er ntich 1^7 Meter
Hun-hnK-sMT mit der Rinde; dies gibt einen Inhalt von Hol/ und
Kinde vnn822ebm. das ist so viel Hnlz in einem l>auni. als
bei un8 (nach Haur) der normale Krtrag an Derbholz eines
Fichtenbostandes mit 95 .Jahren auf 1 ha I. H od c n bo n i t ä t
betritt.
B**i «'iner wnhlbcre<"htigtcn Annahme von einem durchschnittlichen
npei'itiM-hen (iewicht des stehenden llnlzes von 35 (Wassei- 100) eigibt
aieh, (laiw der Schaft alh'in löO 000 Kilo wiegt. Stürzt so ein Koloss
zu H<iflen, w» enlhdint die Erde und der Schall klingt vom Herge heiab
für den eine deutsche Meile entfernten Wanderer wie ein leinei- Kanoiieii-
fti'huiw. Ich brauche nicht zu erwähm*n, da.ss dem entsprechend ungemein
*i<d Holz z^na-hniettert winl; num rerlumt «len \erlust auf ein volles
Ihitt«*! dex Kaun)(*H.
Die AuhlMMitung und \i*rniehlung «lieser Schätze geht natürlich
in d«'ni ImwW, in dem alh*s mit Windeseile schreitet, mit Dampfkraft
:iftH,f,» ,!i.. . iif/.|.|t),.|| Individuen zu scjiwach sind und Compagnien
'I da gf*ht natürlieh das lleraussehinden \(in ein paai
■^- *' 'rn ttUH di«»H«'n Wundern der Natui- nicht schnell genug.
In Freiino (.'y., daM vie|lei<'ht die K<'hönsten liain(> «ier Se(|U«»ia
mit d«ti ; KxemplanMi aufweist, soll eine Hiesen-Sägemühle in's
^*'^ n, welche in «len Hergen tiiglidi 470 cbni. also
— 37 —
jälirlicli etwa 170 000 cbni Bretterwaare aussägen wird; diese sollen
mit Hilfe einer Wasserriese in das Thal geschaö't Averden; die Länge
dieser Riese wüixle 70 englische Meilen betragen und zu ihrer Con-
struetion die Kleinigkeit von 33 000 cbni Holz ei-fordern. Yon dem
Ende der Wasserriese bis zur Stadt Fresno wird eine Eisenbahn das
Holz bringen. Das grob zerschnittene Material endlich Avird durch
zahlreiche Hobel- und Lattenschneide-Mühlen zerkleinert werden, wie
es eben für- den Bau der Holzhäuser in Amerika nothwendig ist. Das
Project gründet sich auf folgende Schätzungen.
In den Bergen, in denen die Sägern fülle errichtet Averden soll,
stehen l Billion 200 Millionen ! B. M. = 2350 Millionen cbm Js^utzholz,
von denen 2 Millionen cbm der Sequoia gigantea angehören.
Fresno County hat die grössten Sequoia -Haine, die zusammen
3600 acres umfassen, rund 1460 ha, das heisst auf einem ha stehen
1440 cbm Holzmasse, AA^as gCAviss \äel zu niedrig ist, denn auf einem ha
stehen durchschnittlich 10 solcher Riesen ä 500 cbm = 5000 cbm; dazu
muss man noch 1000 cbm Tannen und Kiefern zählen, gibt einen
Ertrag Aon 6000 cbm pro ha im Durchschnitt.
Die Flächenschätzung mit 3600 acre erscheint dagegen zu hoch.
Das Anlagekapital füi* dieses Unternehmen ist auf 9 Millionen JL Acr-
anschlagt. Dass dies den Ruin des W^aldes bedeutet, ist für den, der
die amerikanische Methode kennt, absolut sicher und dieser ganze Wald,
dessen Billionenbetrag AA'ohl um einige Nullen verringert Averden muss,
um von dem Yorrathe eine der W^ahrheit näher kommende Yorstellung
zu gCAvinnen, steckt im Gebirge auf absolutem Waldboden, ist das
Wasserreservoir für den betreffenden County. Hier sollte der Staat
mit einem energischen hands off dazAvischen treten, um Ebene und
Gebirg der Yernichtung durch gewissenlose Spekulanten zu entreissen.
Wie leicht und billig wäre es für den Staat, diese Schutzwaldungen
sich anzueignen und schonend zu erhalten durch Ablösung — um den
Selbstkostenpreis der Eigenthümer ; nur so Avird auch der der kommenden
Generation gebührende Antheil an der kostbaren und kostenlosen Gabe
der Natur gesichert.
Nun, mir war das Glück beschieden, noch vor Inscenirung dieser
Schlächterei den herrlichen Wald zu beAvundern, die frische, kühle, reine
Luft dieser Gebirge zu athmen, an den wasserreichen, klaren Bächen
mich zu laben; der Eindruck für mich Avar überAvältigend und erfüllt
mich noch heute durch das Grosse, das die Natur dort in mehrtausend-
jähriger Ruhe aufgebaut hat; Avie bald wird alles das auf ewig ver-
dorben sein !
— 38 —
Die Yellow Pine Floricias (Piniis australis) stockt irrösstrntlH'ils
auf «hs4.liitem Walclh^nlon, da dor ma^-iMv, trorkciie San(ll)u(l«Mi nacli
(liT Veniirhtuii^' di's Waldos kaum ein paar Jahre laiidwirthseliaftlii-he
r_^,,„ abwirft. Die östlielie Rieson-Ceder {Taxodium distieliiiiii) findet
.;,.. wahn' Heimat in dem sumpfigen, mehrmals im Jahre iil)er-
M-hwrmmti-n Terrain innerhalb des Verbrcutun^-sgebietes obi^-er Kiefer
und hat sich daduivh gegen die gn»ssten Feinde d(>s AValdes, Feuer
und Mensch, niR-h zu schützen vernKu-hf: jetzt hat unter andern
amerikanischen Gesellschaften auch eine englische ungelieure Strecken
lMm\(» aufgekauft, etablirt Riesen-Sägemiihlen und Kiefer und Ceder
werden verK-hwinden in kürzester Zeit; und die Amerikaner bieten
zur hofTnungsh»sen Vernichtung ihrer werthvollen AValdungen und ihres
Ijindc*s um einen Juditsluhn noch die Hand: die F^ngländer haben ganz
rw-ht: was kümmert es sie, wenn ihr jetziges Eigenthum in Amerika
später einmal nur Flug>»and und Wasserpfützen produzirt!
h) Eisenbahnhölzer.
Die gesammlf KiM-nbahiiliinge (ind. Doppelgeleise, Ausweichstellen.
Kar ' is<' innerhalb des Hahnlmfareals) beträgt*) etwa 40 700 geo-
: — ..- Meih'U: bei 12 140 Schwellen auf eine geographische Meile
hwellen in den Ven'inigten Staaten sind viel kleiner als bei uns
und nur Vj Meter von einander entfernt, meistens ganz sclnvach im Hoden
eingebettet) erjpbt sich, da.ss 495 Millionen Schwellen a 0,085 cbm
^ 42,07 Millionen cbm Holz verwendet sind.
Um eine Eisenbahnlinie m«»glichst schnell dein \'rikelir übergeben
7.U können, wenlen vurliiufig alle Hochbauten, wie Brücken, Viadukte,
Hai ' t dun-haus kleine, geschmacklose Holzkiisten ohne Comfort
un«i li' iiu: iiiteit !) auM Holz hergestellt.
Dazu konmien in sumpfigen (legenden, besondei's im Süden des
I-tii»!i-, flu il.iil;inge Holzgerüste; Kachleute schätzen den Ilolzbedarf
auf 260 «-bm pro geographische Meile; dies gibt für
.inte Hahngeleisliinge n(K'h rund 10,5 Millionen cbm, womit
der |^<Munmte HoIzh«Hlarf fiir den Hau der Kisenbahnen bis zum Jahre
1886 «ich auf 52.5 .Millionen cbm beziffert.
Da, uro 1 ebm »Schwellenholz zu erhalten, miiiflrstciis l'-'/ij «lun
Kaii^lholz nötlii^ Hind, m folj^ weiter, dass das im Jaliic 188G in der
•u of lUiiroAilM to forcfit Nii|>|)lioH and foroHtry, hy M. (i. K cm,
« /ri< iliarc, foniitry Divittion Hiillt-tin .No. 1. 18K7.
— 39 —
Erde liegende sowie zu Brücken und so weiter verwendete Holz aus
89,2 Millionen cbm Rundholz hergestellt wurde.
Die gesammte Zahl der Telegraphenpfosten, welche die Geleise
auf eine Länge von 30 000 geographische Meilen begleiten, betrug 1886
rund 5 Millionen, ä 0,28 cbm =1,4 cbm Holz.
Der jährliche Xeubau von Eisenbahnen, rund 1000 Meilen, erfordert
etwa 12 Millionen Schwellen = 1 Million cbm, 280 000 cbm Bauholz
und 1,5 Millionen Telegraphenstangen.
Man ninmit nun auf Grund langjähriger Erfahrungen an, dass
eine harte Holzschwelle durchschnittlich 7 Jahre, eine weiche Holz-
schwelle durchschnittlich 4 Jahre lang brauchbar ist: für Brücken-
und Gerüstholz werden 10 Jahre Dauer angesetzt; daraus ergibt sich,
dass alljährlich etwa der 7. Theil der vorhandenen Schwellen erneuert
werden muss; es sind also nothwendig:
zur Erhaltung der bestehenden Bahnen:
an Schwellen 6 Millionen cbm zubereitetes Holz,
an Brücken, Sprengwerken etc. 1 „ „ „ „
an Telegraphenstangen ... 0,14 „ „ „ „
hiezu Neubauten:
Schwellen 1,00 „ „ „ „
Bauhölzer 0,28 „ „ „ „
Telegraphenstangen .... 0,42 „ „ „ „
gibt pro Jahr 8,28 Mill. cbm zubereitetes Holz und 0,56 Millionen cbm
für Telegraphenstangen, welcher Bedarf etwa 14 Millionen cbm
stehendes Holz pro Jahr absorbirt.
Mit Ausnahme der transcontinentalen Bahnen ist selbstverständlich
das Holz inmier in der Xähe der Bahn, auf den von der Eegierung
geschenkten Ländereien gefällt worden. Kern nimmt im "Walde einen
Ertrag von 300 Schwellen pro acre an, das sind 700 Schwellen
= 59,5 cbm Holzmasse = 100 cbm Rundholz pro ha. Bau- und Nutz-
holz sollen durchschnittlich 210 cbm auf 1 ha, gewöhnlich 350 cbm
Rundholz auf 1 ha stehen.
Zum Aufwüchse von 1335 Stück Telegraphenstangen ist 1 ha Wald-
fläche erforderlich; demnach wären zur Unterhaltung der bestehenden
Bahnen rund . . . . 100 000 ha,
zu Bahn-Neubauten rund 19 300 ha,
zusammen rund 120 000 ha Waldfläche nothwendig.
Einstweilen ist die Berechnung dieser Flächengrösse freilich noch
reine Spekulation; die Art der Gewinnung des M-aterials ist eine ganz
— 40 —
andere als zum Beispiel bei uns in Dcutsclilaiid : in Amnika erhalten
bejumders junge, kräftige Bäume, die mr.j^Mii'hst weni^- Arbeitsaufwand
erf«»nlern, den Vorzug: so werden zum Beispiel Millionen von AVeiss-
«•irben in einem Alter gesehlagen, in welehem aus einem Baume nur
. :ii.- <in7i::»' S<-h\vello gewonnen werden kann und wenn eine Oertlieh-
k.it . r- ii'.pft ist, sagt Kern, so wird die Scene der Sehliiehterei dieser
u.Ttli\Milsten Nutzbaume an einen amb'rn Ort verlegt. In den ,sü(l-
licben. laubholzreiehen Staaten nimmt man mit Vorliebe schwarze
Wallnuss, Hikor>', Gleditsehie u. s. w. zu Schwellen, Baumarten, von
denen werthvolle Exemplare in Alt-England selbst selten werden.
In Amerika wie in Europa werden bereits wegen dvv Kostspielig-
keit der Holzsehwellen zahlreiche Anlagen mit eisernen Schwellen
*"ihrt; in wieweit diese mit Erfolg die hölzernen Schwellen ver-
I1I.IH-. ii werden, ist nm-h gar nicht abzusehen.
Auf Bahnen, die durch waldreiche (Jebiete führen, werden die
I/ikomotiven mit Holz geheizt; im Süden dient hiezu die südliche
Kiefer, von der Millionen alljährlich durch die Harznutzung und durch
B« Mienfeuer vertn>cknen: in den buibholzgebieten , besonders in den
dünn bevölkerten Stiuiten westlich der Alleghany sieht man stunden-
lang neben der Bahn Holzbeugen aufgerichtet, herrliehe Pilzkulturen,
die, mit zahllosc*n Früciiten der iN»lyporus-Arten bedeckt, die Zei*störung
aufg(>sta|K'lten Holzes ven*athen. Ja vielfach ist buchstäblich auf
.1.1 jjij^.j. j^,,|,.|j(. Vorräthe das (Jras gewachsen. Tnd woraus
-<•? Aus schwarzer Wallnuss. Hikory, EIcIkmi. rimen,
' . mit einem Worte aus Holzarten . die in wenigen Jahrzehnten
zu den theuersten Objekten des Holznuirktes gehören werden. Glücklich.
wer über den armseligen, momentanen (Jewinn hinwegsehend, seinen
Wald eonnenirt und sieh auf die Zukunft verlassen hat.
Die Menge de» Holzes, welclu; von den fahrenden I)amj)fmaschinen
• -umirt wini, ist wohl in der Rubrik „Brenidiolz" inbegriffen. Nach
-ArK'ent brauchten im Jahre 1879/80 die Lokomotiven flu nidii als
^' " ■ n $, die DamjJsrhifTe für fast 2 .Millionen $ Brenidiolz; da
riit«' durehHlmittli<he Werth des Brennholzes im Osten der
', Sf:.,.ti.n 2.6$ = \0 JC pro Ster beträgt, so würd(» (.biger
Holzfjiiarifiim v.m 2.7 Millionen Ster entsprechen.
c) Möbel-, feinere Tischler- und Wagner-Hölzer.
I>er Wrbmueh an werthvollen Holzarten zu nbi;:iii Zweckeu ist
•in Kmnr ««normer; Zalilenangaberi konnte ich nirht aurtinden: in Europa
iit m immer eine »ehr geringe Minorität von b'uten, welche im Stande
— 41 —
sind, sich feine 3Iöbel oder den Luxus von Pferden und Wagen zu
gestatten. Das parlor und der sitting room von sogenannten Kleinbürgern
sind in Amerika mit Möbeln von Wallnuss- oder Kirschholz ausgestattet,
die bei uns nur Beamte höheren Kanges oder gutsituirte Geschäftsleute
erschwingen können. Im Lande hat fast jeder Grundbesitzer, so klein
seine Farm (nach unseren Begriffen immer noch ein grösserer Bauernhof !)
auch sein mag, auch AYagen und Pferde , welche die „ladies'' ebenso
geAvandt wie die Männer zu lenken verstehen. Unter 100 Europäern
Aväre kaum einer im Stande eine Hauseinrichtuug zu kaufen, die man
in Amerika die gemeinste Sorte heissen würde. Oben genannte Holzarten
sind am meisten begehrt; aber angesichts der rasch steigenden Preise
für AVallniissholz kommen Esche und geringere Holzarten immer mehr
in Gebrauch. Die Pulhnan-cars , diese prächtigen Salons auf Kadern,
sind mit verschwenderischer Menge von gemaserten Eschen und Zucker-
ahorn ausgelegt: die Dampfschilfe, die Pferdebahnwagen sind Muster-
sammlungen von werthvollen Holzarten. Dass der amerikanischa Laub-
Avald im Stande sein werde, für die Dauer den Bedarf an derartigen
Holzarten zu decken, glaubt kaum mehr jemand in Amerika selbst.
Wie selten diese Hölzer bereits geworden sind, zeigt ihre durch den
Transport verursachte rapide Preissteigerung. Bezeichnend ist, dass in
letzter Zeit der Import aus Europa an seltenen, gemaserten Stücken
wieder rasch zu steigen beginnt.
d) Kleinnutzholz.
Der Bedarf der Vereinigten Staaten an Kleinnutzholz ist kaum
annähernd festzustellen; der ßegierungsbericht von 1879/80 gibt 17G0
Millionen Stück Latten, 5555 Millionen Stück Schindeln, 1500 Millionen
Stück Stäbe, Fassdauben und dergleichen, circa 100 Millionen Fass-
reife an.
Interessant ist die Art der Gewinnung dieses Materials, insbe-
sonders der Scliindeln im Westen Amerika's und der Fassreife; selbst-
verständlich geschieht dieses mit möglichster Vergeudung des Materials.
Die nach Schindeln suchenden Leute waren vielfach die ersten Weissen,
die den majestätischen Gebirgswald im Westen Amerikas betraten. Das
Ziel ihrer unheilvollen Besuche war die Zuckerkiefer, die dort wegen
Spaltbarkeit und ihres beispiellos cylinderisch-geraden Schaftes als die
beste Holzart gilt; aber nicht jeder Baum ist brauchbar ; es sind gewisse
Standorte, die offenbar die Geradfaserigkeit eines Holzes beeinflussen.
Um diese aufzufinden, hat diesen so viel gepriesenen Pionieren nicht
das Herz geblutet, als sie Stamm für Stamm Millionen von Stämmen
— 12 —
mit der Axt anlue»H'n. um iMnon etwa einen Fuss lanpMi und einen
halh(>n Fiiss dicken Hol/sjKin herauszunehmen und auf s<Mne S|)alt-
harkoit zu prüfen. Erjralx^n sieh ^nnisti^'e Resultate, so wurde der
Baum p'fallt, ein paar Meter aus dem besten Teile ausgeschnitten und
/ii S, hiiuiehi veraHx«it«*t, der Kost von etwa 40 Meter Sehattlan<;e blieb
.tzt liegiMi, vertnx'knete und bot füi- Böswillige und Sorglose
eine willktmimeiie Gelegenheit Feuer anzulegen. Das ist die seliam-
lomtiie Hulzvergt'udung von werthvollstem (Jrossnutzholz, die es wohl
-• Ih-ii kann; gerne füge ieh hinzu, dass Alle, mit denen ich an Ort
und Stolle diese grässliehe Verwüstung bespreehen konnte, offen ihre
Kntnistung darüber kundpil>en. Einige Bäume beginnen die grossen
liffen Wunden zu ülx'rwallen, selbstvei-stiindlieh ohne Ei-folg, denn
Jahn* lang war das Innere des Baumes der Einwirkung von Luft und
W .... r und den Pilzen preisgegeben, welche überall ihre Zerstörung
Iw-gonnon haben. Die Mehrzahl der Bäume fällt dem Feuer
zum Opfer, welches an der von Harz triefenden Wunde reichliche
Nahning findet, um das Innere des Baumes anzugreifen und den Baum
zu U'Klten. und wo ein Baum zu Boden stürzt, findet das Feuer so
viel Nahrung, dass es, peripherisch weiter schreitend, immer neue Bäume
••rpn'ift und selbst den Boden für Jahrzehnte hinaus für Pfhuizen-
wuehs niinirt.
Schon heute ist das Holz der Zucker-Kiefer so kostbar, dass die
Mühlen alle Baume, selbst die abgetrockneten und zu Boden gefallenen
wif^K-r auf die Säge sehlep|)cn und zu Brettern verarbeiten. Nun, wie
wird VH erst der kommenden Oeneration ergehen, die doch so gut wie
die ^'P'nwärtige (Jeneration ein Anrecht auf die Nutzniessung des
landevi und zwar, wie die gegenwärtige (ieneratioii um auf die
Nutzniessung des üuidcs hat! Die jetzt so rücksichtslos zerstörten
Ki«<w*n Mind alle 200— 300 Jahre alt; junge Bilanzen aber, das Mat(»rial
'■ ' zukünftige (ieneration. sah irh kaum 20. selbst wenn ich alle
.in« zunammenzähle auf den gro.s.sen Flächen, die ich auf meiner
' m ('aMnd»'-Kaiige-(iebirge. in Oregon, in d<'r Sierra Nevada des
h»-n und mittlen^n Califoi-nien, sowie in den S. Bernardino-Bergen
dii» ladlichen ( alifomien durchstreifte.
Dio Fttio^n-if«» (ho<i|>-|H)l(v) werden vorzugsweise von kräftigen,
5— 10 Jahn* alten Hikory- (Car>'a) Bäuimhen gewonnen, die sich wegen
hi'n Spaltbarkeit hiezu besonders eignen. Samenpllanzen
***^ ^^ "-ind in der Stärke von 2,5 — 5 «tni willkommen.
8i«» nvtiuu iit iMii^en von 2 m geschnitten, am obern Ende g«'spalten
ttiid mit d«»n Händen auwinandergerissen. Man rechnet in Missouri.
— 43 —
bei Alleutou, auf sogenanntem guten Grunde etAva 500 Stück pro ha
und die eben genannte kleine Eisenbahnstation allein sendet ca. 50 000
Bündel ä 500 Stück = 25 Millionen Stück ab, Avelche einen Werth
von 500 000 Mark reprcäsentiren.
Es ist gegen die Benutzung der Pflanzen zu derartigen einträg-
lichen Zwecken gar nichts zu sagen; aber die regellose Herausnah uie
derselben führt natürlich zu ihrem Verschwinden, da die stehenbleibenden
übrigen Holzarten, in deren Mischung die Hikory sich findet, sich
sofort ausbreiten und einen Neuaufwuchs der Hikory aus Samen oder
Stöcken verhindern. Wie leicht Aväre es, in einem Niederwald-Betriebe
das ganze Geschäft zu concentriren und zu einer Quelle grossen und
dauernden Gewinnes zu gestalten; von der Erhaltung der werthvoUen
jungen Pflanzeu in anderen Gegenden zu Nutzholzzwecken ganz
abgesehen.
e) Brenn- und Kohlholz.
Nach dem Censusreporte pro 1879/80 wurden in den Vereinigten
Staaten über 7 Millionen cbm Holzkohle und rund 495 Millionen cbm
Brennholz verbraucht, das heisst volle 70 cbm pro Kopf im Jahre.
AVenn man noch bedenkt, wie viel Steinkohle, besonders in den Städten
benützt wird, so ist das Quantum Brennholz geradezu unverständlich.
Einigermassen verständlich wird es, wenn man bedenkt, dass die
Amerikaner trotz ihres eisigen Winters das System der Kaminfeuerung
aus der alten Welt adoptirt haben. Diese Methode der Feuerung ver-
braucht, gleich strenge und gleich lange Winter vorausgesetzt, min-
destens das fünffache Holzquantum als die Ofenfeuerung, die wegen
der Unschönheit der Oefen nicht beliebt ist, was angesichts der ge-
schmacklosen, schwarzen Eisenfässer, die man vielfach sieht, ja ganz
richtig ist. Das Kaminfeuer, so traulich es auch den am Kamin in
Schaukelstülilen sich wiegenden, gesprächigen Familienkreis beleuchten
mag, erwärmt durch Strahlung die zugewendete Seite zu gut, die ab-
gewendete zu sclilecht, so dass die Conversation dahinfliesst unter
stetigem Frontwechseln, Hin- und Wegrücken, Feuerschüren und Ab-
fangen der auf den Teppich herausgeschleuderten Funken und Holz-
stücke ; wenn man nicht durch ständige Feuerung den Kamin mit hell-
rother Gluth erfüllt, bleibt das Zimmer schon wenige Meter vom Ofen
entfernt kalt und unfreundlich; dann aber ist die Kaminumgebung
wieder unerträglich durch die Hitze.
Die Dimensionen der Kamine sind stets gross, meistens sogar
ausser aller Proportion zur Kleinheit des Zimmers; ausserhalb der
— 44 —
.^n StädU-, be>oiuk'rs in ilcn BiT-cn, w.. Holz ih.cIi im Ueln-rtlusse
.k»n und billig' ist, kann sich im Kamin Ix^qucm ein Mann
' - •:. Auf tieni eiscnuMi (uTÜsto kochen und krachcMi dann
•,.... i.,... M ,^onü bis Abends wahiv Biru-hcr, kaum einmal aufgespalten.
Ixt d.i> Feuer in vollem Gange, dann werden alle Thüren ge()ftnet, die
so weit vom Kamine weggerückt, dass man ilm kaum mehr
mit dem Spucken erreichen kann, eine Kunstfertigkeit und Gewohnheit,
die dem l)urchschnitt,^-Amerikaner viel mehr Spass macht, als alle
IV»f«sie unt! Romantik, die man dem Kaminfeuer aidiängt. AVenn ich
-on im Luide mich im Gasthause (natiirlicli Hotel) zu durchwarmen
ii.-irtc. fand ich regclmä.'^sig um den mitten im Zimmer betiiulliclicn
- Cvlindcrofen eine rauchende, ständig spuckende Gesellscliaft,
.... . ..»e an den Ofen gestemmt, wo im)glich holier oben als der Kopf;
da. miiss ich gestehen, habe ich mir wirklich an Stelle des ständig
/i-M l».nd»ii. stinkenden Ofens ein offenes Kaminfeuer gewünscht.
Ich gebe zu, dass in Uindern mit mildem AVinter, z. B. Italien,
Kinnkrejch. audi n<K-h Enghuul . oder in meinem gegenwärtigen Auf-
»•nthalti'. in Japan, die Kaminfeuerung vor dem Ofensystem den Vor-
zug verdient. Das Kaminfeuer ist wegen der starken Ventilation des
Zimmers gewiss sehr gesund für den, der nicht zu Klieumatismus und
• - ' ' li geneigt ist. Wir haben hier in Tokio einen Winter, der
.111.111 . 1- rmonatlichen deut.M-hen Oktober gleicht, in dem ein j^aarmal
S.lin... fällt. Nachtfrost von Dezember bis März etwa 80 mal auftritt:
iags ist es bei klarem Wetter recht warm, wenn aber der llinmiel
b«Hje<-kt ist und einen Tag Nordwind weht, so ist kein Zimmer meines
llo|/haiise»i (auch die amerikanischen Häuser, insbesondere auf dem
Ijindo sind fast aUe aus Holz) erträglich warm zu halten, trotz der
iM'llndhcn Sti'inknhiengluth im Kamin.
l>«*r Winter Nordamerikas, östlich von der Prärie, ist kälter als
d<»r d«*utiM'ho Winter, oftmals dem russischen nahe; es wird auch d«»rt
HH-hi bald di<* Zeit kommen, in der man die Erfahrungen der alten
Wi If iiiJMptin'n und zu «lern verrufenen Ofensysteme seine Zutlucht
o wird — aus Spar-nniktitsnicVviclitcu.
fi Viehweide (Stock -raising).
Du* Viehweide im Walde ist id>er die gan/«- I'nion verbreitet:
«•nat« Ausnutzung d<*s Waldes, oft bevoi du- fliegenden Säge-
'' dH« * ' ■' iiime herausgenommen lialMH. Ilaben diese
ihrvii winaij;;ni-- sollen Zug im Walde mit miiglichst vielen
— 45 —
Kohlensäulen geschmückt, um so mehr Gras entspriesst dem Boden,
um so besser ist es für die Viehzucht. Wo das nicht genügt, sucht
man den Graswuchs zu fördern, indem man das Dach des Waldes
möglichst durclilöchert. Zu diesem Zwecke werden die Bäume geringelt,
indem Rinde und Splint in einem Ringe um den Baum herum los-
getrennt werden, ein Yei-fahren, das auch bei der Rodung, bei der
Umwandlung von Wald in Feld in Gebrauch ist. Die Erfahrungen,
die man auf diesem Gebiete gesammelt hat, will ich nicht vorenthalten :
geringelte Hikory- und Schwarzwallnussbäume von einem halben bis
einem Meter Durchmesser brauchen etwa sieben Jahre, bis sie durch Feuer
und Pilze soweit zei-stört sind, dass sie ein massiger Wind zu Boden
werfen kann. Andere Bäume sind schon in fünf Jahren mürbe.
Der Avaldbesitzende Farmer sucht in seinem Walde den Aufwuchs
des Grases möglichst zu fördern, was der europäische Waldbesitzer
möglichst zu verhindern strebt; um das alte Gras zu entfernen und
reines, frisches Gras im Frühjahr zu erhalten, besteht insbesonders im
Süden die Sitte, alljährlich Feuer über die Fläche hinlaufen zu lassen.
Im Süden stockt auf einem breiten, sandigen Küstengürtel die beste
aller Kiefern, die Pinus australis, zusammen mit Pinus cubensis und
anderen Kiefern. Neben unübertrefflichem Nutzholze liefert dieser Baum
für die Union das nöthige Harz, dessen Gewinnungsweise später besprochen
werden soll. Es genügt hier die Bemerkung, dass das vom Baume
herabfliessende Harz selbstvei^ständlich bei dem kleinsten Bodenfeuer
sich entzündet, wodurch der Baum an der vei^sengten Stelle zu aber-
maligem Harzergusse gezAvungen wird. So steigert sich alljährlich das
Uebel, bis der Baum abstirbt.
Auch die nicht geharzten Kiefern gehen unter dieser MissAvirtli-
scliaft zu Grunde. Wer aufmerksam die Bäume der südlichen Kiefernzone
mustert, findet fast an jedem,
hart am Boden eine dreieckige
Brandwunde von etwa 1' Länge
und V2' Basis, welche alle
Bäume an derselben Seite, der
Windrichtung entsprechend, in
der das Feuer getrieben wurde, \ ,/
trag-en. Das erste Feuer, das ---''"2^^
den Baum berülirt, kümmerlich
, , ^ .,, , .,., Fig. 1. Wirkung des Bodenfeuers an der südl. Kiefer.
durch Gras ernährt, ergreift
nur die äusserste Borkenschichte, welche verkohlt, ohne dass der Baum
irgend verletzt Avird; die nächsten Feuer greifen tiefer; endlich wird
— 4G —
das Cambium. das zwischen H(»lz un<l Rinde lie^rendo Bildiin^rs^owobe
^tödtet. E8 btfrinnt sofort reichliclier Harzaustliiss. der das niiehste
Feuer reichlieher niUirt. wodurch sieli «lie Wunde vertieft und ver-
gn>s8ert: so steip'U alljäJirlieli Har/.austlussnienge und Gr()sse der AVunde,
bis endlich das Kernholz von der Fhimine er«rrif!'eu wird, das wegen
seines Har/riMehthumes und seiner Trockenheit längere Zeit hindurch
hn-nnt, bis der Hauni zur Hälfte ausofehöhlt in wenigen Jahren abstirbt
und dem Winde und der allgemeinen (leissel, dem Feuer, zum Opfer
r.i • ^türzt er neben einem andern . vielleicht noch intacten Stamm,
so Unltet diesen das aus dem alten Stamme mehrere Tage auflodernde
Feuer s«ipleich. Das ist die Wirkung der alljährlichen, an sicli kleinen
B«Hl«'nf«'Ufr. die <ien Untergang des Waldes herbeiführen müssen, da
auch alle jungen I*tlanzen, insl)esonders dei- in den ei-sten JahnMi sein-
nie<lrig bleil)i*nden südlichen Kiefer vei-sengt weiden.
Als die ersten Ansiedler dort hinkamen, fanden sie unter dem
lichten l)a<-he der isolirt stehenden, mit ihren Kronen nicht geschlosseneu
Ki«*ffm n*ichlicht»s, feines, weiches (rras, das für die Viehzuchf sehr
brauchbar war. Die alljährlichen Feuer haben das Kronendach so ge-
lichtet dass die weicjjen Halbschatten-! JriLser grösstentheils verschwunden
sind: an ihre Stelle traten auf besseren Böden harte, hohe (Jräser, die
' ! immer heftiger werdenden Froste wideistehen können und
«IC- das Vieh nii-ht mag, weil sie hart und wenig nahihaft sind; so
vemiuthe ich wenigstens na<"h den herumirrenden, jammeivojlen Gei'ipjMMi,
die den Wanden-r mit blöden, matten Augen anstieren und um derent-
• j«'n die puizo Köhlen'i in Scene gesetzt wird. Auf magerem Boden
tut das ehemalig«' (Jras natürlich unch spärlicher gewcudcn und wo die
tdUhende Sonne au<'h ben*its d«'ii (iiaswuchs zeistiut hat. blinkt der
weil*»!', nackte Sand hindurch: da.ss da ebenfalls keine fetten Kühe
den können. liegt auf der Hand: dei- linden ist eben für Land-
' ■'• unbrauchbar und \\n es gestattet wiid, dass der l'iiverstand
imm. I ii»iii- Beweih«' luefür liefern darf, d.i geht dei- Wald, dei- Hoden,
die I^ndM'haft zu (irunde.
Da die Mehr/ald der Men.schen in Amerika für die (icirenwart
U-hi und M4iixt, HO darf es nicht wundern, djuss sie die allmähli«:en
Verinderungen. welche der Ibwlen und sein Klinui insbes(»nders erleiden,
dunh Aenderung der nieteondogischen Kinflüsse auf (h-nselbeu in Folge
der Kntwaldung kaum InwhU't. W.» jetzt (inis wächst aul d. n nur
/■,•• T». I entnaldeten Bergliän^^en der Alleghanies, insl)esondei-s im
^'.li. / ed.f man, dass nach vollendeter Kntwaldung nur um s(. nn'hr
»•.i,.-i, II,. Man hat i-ben ji'iie weidenreiehen kidden Berge der
- 47 —
Alpen, die schottischen Berge vor Augen und bedenkt nicht, dass in
diesen Gebirgen die versengende, tropische Hitze des mehrmonatlichen
regenarmen Sommers fehlt.
Ich übergehe alle andern Uebel, welche die Weide im Walde
in Amerika so gut wie auch bei uns zur Folge hat, wie insbesonders
auf den Bergen die Lockerung des Bodens und Förderung des Ab-
schwemmens, Vernichtung der jungen werthvollen Holzarten und Zurück-
lassung derer, die eben nicht nach dem Geschmacke des Tiehes sind, das
Beschädigen stehender Bäume an Stamm und Wurzel und dergleichen.
Interessant ist im unberührten amerikanischen Laubwalde das
Absterben grosser Baumgruppen, ja ganzer Flächen, wo das Weidevieh
seinen Fuss hinsetzt. Der Boden im Laubholzurwalde ist so locker,
humusreich, die Wurzeln liegen ganz oberflächlich, dort hinreichend f-u
Nahrung findend. Wird nun eine Heerde Vieh auf solchen unberührten J, ,
AVald losgelassen, so tritt sie den Boden zwischen den Wurzeln nieder, '^^
sprengt die feinen Wurzeln ab, legt die grösseren frei; der Boden
trocknet aus und ungezählte Bäume und Waldflächen gehen auf diese
Weise, zum Beispiel in Wisconsin, zu Grunde.
Um zu verhindern, dass das Weidevieh des Einen auf das Grund-
stück des Nachbarn übertritt, werden Holzzäune (fence) aufgerichtet,
wozu insbesonders die gut spaltenden Eichen, Hikory, im Norden und
Nordwesten besonders dauerhafte Holzarten wie Juniperus virginiana
(das Bleistiftholz) und white Cedar (Thuja occidentalis) , im AVesten
Douglastanne, red fir, red wood (Sequoia sempervirens) verwendet werden.
Oft werden ungespaltene Blöcher übereinandergelegt , oft die ge-
spalteuen Stücke in Zickzack gelegt, wodurch eingerammte Pfosten erspart
Averden können: oft werden die Wurzelstöcke mit ihren Wurzeln nach
den Seiten hin nebeneinander gereiht. Zur Erhaltung dieser Zäune,
cüe mit buntgemalten marktschreierischen Ankündigungen von Kautabak,
Quacksalbereien und dergleichen bedeckt sind und die gewiss kein
Mensch als eine besondere Zierde der amerikanischen Landschaften
bezeichnen wird, sind nach den Angaben des mehrfach erwähnten
Regierungsberichtes vom Jahre 1886 nicht weniger als 14 Millionen cbm
Holz nothw endig. Wo Holz werthvoU ist, tritt jetzt schon vieKach
Stacheldrahtzaun an die Stelle. Im Schutze dieser unschönen Holzzäune
weidet nun das Vieh neben dem Grase selbstverständlich auch die
jungen Holzpflanzen ab; was etwa nicht schmeckt, darf aufwachsen.
Leider sind es gerade nicht die besten Holzarten, die das liebe Vieh
so rücksichtsvoll ist zur Holzproduktion für die kommende Menschen-
generation emporkommen zu lassen.
— 48 —
Das sttK'k-raisinp: ist ein völli^^ mülioloses, fast kostonloses und
.laiuiu fintra^'litlH-s (it'schjift und ist so zu Spet•ulationsz^vtrken sehr
lK»li»'bt. Im Westen wini es «»ft jranz grossaiti^^ betrieben. Im südliehen
Arizona. luirt an der mexikauisehen Gi*enze, führte niieh der Weg duivh
(UiH Reich des sogenannten Kindvieiikonigs (cattle king) von Arizona,
der als Millionär irgendwo an der ealifornischen Küste lebt. Dieser
Hfrr kennt kaum die Zaid seiner Kinder, die völlig frei in den Santa
Kita-B«Tgi»n leben, man erkennt das königliehe Eigenthum au dm
IM' -nen Ohren; von dem woibliehen Contingent der Heerde werden
tU'iii Ki'Hig»' alle Tage etwa 20 Junge zur AVeit gebracht.
ihv Santa Kita-Ht-rgp erln'hen sich aus einer mit Caetus, Yucca
iiii.i A'iven n'ieh bcwach.^enen Prärie; in etwa 3500' beginnt eine
<ii -ehaft. «»rhalten durch die von grösserer Höhe herabrieselnden
Qu**llbarli«*. Dort treten auch die ersten Bäume, immergrüne Eichen
auf. di«' sich in den feut'hten Thälern /u Wäldern zusammengrupj)iien
mit PhitiUH'n und E.seheii au (hu Flussrändern. AVeiter hinauf bei
5000' fajid ich auf pfadlosen, sonnigen, steilen Berghängen in Begleitung
m«*iner Fnui eine s<*hr langnadciige, für die vereinigten Staaten neue
Ki«*f«Tnai1, ausserdem noch hdgcnde Xadelhidzer; Pinus Chihuahuana,
w«*|rli4* von M**.\ik«» hcrül)crrcicht , Pinus Arizouica, Pinus edulis. ciui»
aufn*<-lit»* Zwergkiefer, Pseudotsuga Douglasii, die Douglastaiuie in ihrer
blau\\ei.vM'n, sclir»n«*n Varietät, «len liell-wcissblau benadelteu, Avestlichen
JuiiipiTUs und luidere.
Aus diesem nebel- und regenreichen Nadelholzgebiete fliessen
rL*i<-hlielie (^uelll)äehe, die aber schon unmittelbar unter dei- (uashügel-
laiidM-haft n'u\\ im Sande verlieren, nlmc dir Präiic zu eii-eichen. In
iU'ii lM*waldeten Thälern. an Beighängen und Kupjx'n weidet das Vidi
■iH'nwei.M'; junge Pflanzen sieht mau nur wenige in diesem
• i -n Sehuty.wajdgebir'te. Im Nadelwaide, wohin das \ ich
**•.;..-. ..oiiiiiit. kämpft sich langsam wieder eine durchl()cherte Nad«'l-
wmJdve.M tafiuii empor, nachdem die alten Häume ohne Wahl durch
•'*•• ^ 'den zum gnissten Theil herausgewii-thschaltet uuiden.
I^'ider zerntiirt auch hier oft das Feuer, wjus die Kindei nicht
ir<'fuiiden haben.
S«-|ion heute empfangt man d.n Kindruck, dass die (Haslaiulschaft
Ulfin Walde, die Prärie der (inislandschaft imm<'i- mehr Tmain enl-
••im'Ui Jahre hat eine llnihwassertluth die \nm \ ieh \er-
'""""•■ ' ''i«»n ein<»H ganzen Tlndes mit «lern Kultuigejände
*'"""' ' i'ii'-n Farm hinweggewa.srhen und luehieie Meter
**' ••• die TlialHohle gerissen.
- 49 —
Das ist auch das Schicksal vieler Landstriche Californiens, wenn
der Staat mit selbstmörderischer Ruhe noch länger zusieht, wie die
Heerden von Kühen und Schafen alljährlich zu Beginn der trockenen
Zeit die Gebirgs Waldungen anfallen , die künftige Baumgeneration im
Keime vernichten, den Boden lockern und sein Abschwemmen ins
Tiefland und ins Meer einleiten.
g) Zum Zweck der Urbarmachung oder Rodung, der
Umwandlung in Feld
werden alljährlich ganz beträchtliche Mengen von Waldungen vom
Boden entfernt.
Mit grosser Eitelkeit haben die Pioniere es verstanden, eine Art
poetischen Nimbus um sich zu verbreiten, Avie sie im Kampfe mit der
,,wilden Natur'', mit dem Urwalde liegen, dem sie ein Stück Land
nach dem andern abringen ; die Reisebeschreibungen sind voll von der-
gleichen geistreichen Redensarten, besonders natürlich was jene Gegenden
betrifft, die selten besucht mid von den meisten Menschen daher unge-
kannt sind; da blühen solche Blumen am schönsten. Die wilde Natur
der Sierra Nevada mit den Baumriesen, der heissen Berge Arizona's,
im tiefsten Walde am Yulkan Tacoma, in Wisconsin und den Alleghanny's
ist überall sehr zahm und weicht vor den Waffen der Pioniere, Axt
und Feuer, überall schleunigst zurück.
Wenn sie verdorbene, misshandelte Böden später wieder mit
Wald überkleidet und in nutzbringende Verfassung zurückführt, dann
ist man doch wieder recht fi"oh um die „wilde Natur.''
Wenn der Wald in der Ebene oder im schwach welligen Hügel-
lande von den Flächen verschwindet, die dauernd der landwirthschaft-
liclien Benützung fälüg sind, dann ist ja die Umwandlung in der
Ordnung; auf solchen Geländen wird der Wald immer nur so lange
geduldet sein, bis die Noth an landwirthschaftlichem Boden ihn hinAveg
fegt. Wer bei diesem allgemeinen Kampfe gegen die Natur die Vorsicht
hatte, eine Partie des Waldes in geschlossenem Zustande, nicht in ein-
zelnen Bäumen über die ganze Fläche vertheilt, sich zu seinem Haus-
gebrauche zu reserviren, wird den Werth recht bald zu schätzen Avissen.
Ich erspare mir die Beschreibung des bei der Rodung üblichen
Verfahrens; man kann sich leicht vorstellen, wie grundverschieden
dieses von allen europäischen Begriffen sein muss, da das Holz gegen-
wärtig noch fast keinen Werth hat. Unwillkürlich drängt sich einem
der Gedanke auf, dass es doch nicht absolut nothwendig ist, den Kampf
Dr. Muyr. *
— 50 —
mit der njildeii Natur so schonungslos zu führen ; dass es für die Urbar-
machung unlHilingt nnth\v('ndi«r ist, die präcliti^aMi Wallnuss-, llikory-.
Eichen-, Ulmen- und Km lu-nhlöeher auf Ilaufrn zusaninieii zu sciileppen
und mittels Petroleum in Hraiid zu stecken, davon habe irh mich nie
recht üb^-rzeupen kiwmen. Im Westen in den Gebirgen, wo nicht eher
der Entwaldung Einludt gethan wird. l)is die Natur wirklich einmal
,,wild*' geworden ist und ein paar Dutzend annseliger (Jebirgsf armen
mit den Inwohnern in's Thal gewaschen hat, da bohrt man in die
gefillten Zuckerkiefern zum Heispiel Löcher, giesst Petroleum hinein
und na<-h 8 Tagen ist (hr Kiese zu einem (30 Meter langen Aschen-
hügel nniucirt.
Ueb^T die Entwahlung der (Jebirge, im (^leilgebiete der Flüsse
habt' irh s«-hon früher das NiHhigc angegeben. Es drangt sich hier
die Frage auf, wie viel der Waldtliichc des gesammten Landes gerodet
werden tiarf. ohne dass dius Klima des Landes t'ine wesentliche Ver-
ioderung erleidet.
Dun-h die Entwaldung verändert sich das Klima, indem dasselbe
Kich d«-m St»'pp«'nklima immer mrhr nähert. Ein scldagcMules Beispiel
/; einer Temp«Taturveränderung durch Waldvernichtung lernte ich auf
Java kennen: dort, an den sanft geneigten, vulkanischen ]^(M-gliängen
,^ hat man ih'U tropischen Urwald in 1500 Meter Höhe auf grossen Flächen
kahl hinwegntsirt, um Katlee oder Cinchona zu pflanzen: di(; Plantagen
dürfen alMT eine gewi.sse Ausdehnung, etwa 50 ha, nicht überschreiten,
weil wmMt Währemi der Troeki-nzeit Nachtfröste auftret<Mi, welche für
die Kultur obiger Pthmzen verhängnissvoll werden: so hat die Plantage
Djinjinian auf dem Vulkan Malahar mit etwa GO ha Ausdehnnng all-
jährlich dun*h Frostb<*K<-hädigungen zu leiden. Klie die Waldi-(t(lung
hc|nuin. war in Jnva eine Krosterscheinung unterhalb 2700 Meter völlig
un(H*kannt und mn-h heute gedeihen, kaum 20 Sclnitte von solchen
Froütl ' entfernt, unter »lem Schutze des immergrünen Waldes
Kiru»«. i -ii..i.inus. Miisa, Onhideen und Palmen!
Für die nordlich gelegenen Binder ist dies»' Steigerung der Tem-
p«»niiur»xtnni<' im Sonnner lundwirthschaftlich oft von grösserem Nutzen
aU d ung der extremen Temperatur im Winter Nachtheile
'«•r niu'h SU<len aber, eine um so grössere Waldflächc»
M lur Krhaltuuf? d<*M (ileichgi-wjchUw nothwendig und di«- Länder im
' Minien, Italien, Paliixtimu <iriecherdaiwl waren es au( li,
l die (ireii/e überKchritten Die südlichen Staaten in den
•n Staaten nind auf dem bi^Kten Wege, diesen Ländern
— 51 —
You den europäischen Staaten gilt allgemein Deutschland und
von diesem wiederum Bayern als am gleichmässigsten mit Wald bedeckt,
und überdiess mit einer für die Bedürfnisse des Yolkes und für die
Erhaltung des Klima's des Landes nothwendigen Menge. Die Richtig-
keit angenommen, so liat Bayern 340/o seiner Fläche mit Wald bedeckt ;
Preussen hat 230/o; da die Ebene vorwiegt, hat es ebenso hinreichend
oder vielleicht soviel Wald wde Bayern; das bergige Oesterreich hat
210/0, Frankreich 170/o, Italien 150/o, Norwegen, das Land mit der
grössten AYaldbedeckung, nämlich 60^/^, hat an der Westküste viel zu
wenig, da dort alles kahl heruntergeschlagen wurde, im Innern des
Landes dagegen noch zu viel Wald; das gebirgige Japan hat mit 250/o
Wald die Hälfte seiner Berge entwaldet; auch für Nordamerika hat
man eine Zalü gefunden, nämlich 260/o.
Ich halte es für sehr bedenklich, aus diesen Zalüen irgend w^elche
Schlüsse zu ziehen; zum mindesten, was Amerika betrifft, ist die Zahl
ganz Averthlos, so lange nicht das Minimum an Wald bekannt ist, das
das grosse Land in Folge seiner Configuration, seiner Bodenverhältnisse
besitzen muss.
Das Minimum an Waldfläche aber ergibt sich aus dem Yerhält-
nisse der Schutzwaldgebiete zur gesammten Fläche einer Gegend, wobei
nur Landstriche von annähernd gleichem Klima und gleicher Yegetation
als ein Ganzes genommen und zur Schutzwaldfläche in Proportion gesetzt
w^erden können.
Als Schutzwaldungen sind in erster Linie alle Waldungen auf
Berghängen und Kuppen, zur Erhaltung und Regelung der Wassermenge
der Flüsse, dann die Waldungen auf mageren, einer landwirthschaft-
lichen Benützung nicht oder nur vorübergehend fähigen Böden zu
verstehen. Die Fläche dieser Waldungen drückt die wahre Menge,
das Minimum aus, w^elches als Wald bestehen bleiben muss. Auf allen
andern Flächen kann der Wald zu Gunsten der landwirthschaftlichen
Zwecke weichen und hat sogar auf diese Flächen so w^enig ein Recht,
wie die Landwirthschaft ein solches auf den absoluten Boden der Schutz-
waldungen besitzt.
Der Staat sollte aus national-ökonomischen Gesichtspunkten seinen
Bürgern die Berghänge und Bergkuppen, die mageren Böden abnehmen,
um sie vor den unaufhörlichen landwirthschaftlichen Misserfolgen und
ihrer endlichen Yerödung zu bew^ahren, könnte ihnen aber dafür das
landwirthschaftlich brauchbare Terrain überlassen, das er gegenwärtig
noch vielfach mit Wald bedeckt in Besitz hat.
— 52 —
1 • man nach oh'ii^inx Gesichti^punktun das l'rofCiitvurhaltniss
zwi..h.n V, aid- und Un.ltläc-he, das nöüiige Minimum aii Waldtläclie,
... . . il.t sich für eiue (iebii-p^^a'gend ein selir hoher, für eine flache
Li: t ein sehr nieilri^er Procentsatz; für Nordamerika muss man
d.LH Waldverhälüüss nach den di-ei ^.-rossen Gebieten, die atlantische
Rt-pon, die Prärie und die pacifisclie Keo^ion betrachten; das erste
Wald^'biet dürfte ungefiihr 60 o/o, die Prärie OO/o und die Westküste
etwa 30^Vo Waki aufweisen; im Osten stockt noch entschieden viel zu
viel Wald in der Ebene auf huidwirthschaftlich benutzbarem Boden;
in den höheren Gebirp?n aber, auf <ien mageren Bodeniaten ist schon
länpit zu viel entwaldet wt»rden. Die Prärie leidet selbstvei-ständlich
dun-h «ien Mangel an Wald an grausamen Extremen ihres KJima's;
an tler paritisi-hen Küste ist im Norden entschieden mn-h zu viel Wald;
im Süden, in Californien, in Nevada, in Arizona, New Mexico, Colorado
haben st-hon die ersten Pioniere diu< Minimum an Wald, das zur nai'h-
haltigen und regelmässigen Bewässerung der Staaten nothwendig ist,
vorgefun<len. Dort ist aller Wald Scluitzwald im eminenten Sinne und
war es von Anfang an ein grosser Fehler, den Wald theils rücksichtslos
zu misshandeln. tiieils zu landwii-thschaftlichen Experimenten zu roden;
durt-h die Anpflanzungen in der Ebeiu' kann man nicht ei*setzen, was
man in den Bergen bereits vt-rdorben hat oder eben jetzt im gross-
artighten Stile zu verderben im Begritt'e ist.
lünder mit insularem Klima ohne (Jebirge brauchen z u i-
Erhaltung des Klima's und des iiddeus keinen Wald. England
liat keinen Wald, bU»s Parke, Baumgruppen, Strassenallecii, die k<Mnen
UiMinderen met4*orülogisehen Einfluss ausüben können.
InM'ln mit (Jebirgen dagegen, insbesondei-s je grösser die Wasser-
menge JHt, weh'he auf di<*selben heruntei-stürzt, braucluMi den Wald nur
zur Aufhaltung der Wassermenge, zur langsamen seliadlosen
AbgaU* depM'lbf'n an dius TieflamI und (hus Mc*!-. wo jdx'i* eine möglichst
ncbnelle und n-iehlielie Abgabe von Wasser an das Tiefland zum Zwecke
d«T Kultur deHM'llMMJ erwünscht ist, wie in (Jegenden, in denen Reisbau,
z. B. in Ja^HUi, lK»trieb<*n wini, kann die Bedeckung der Berge ndt
Wald Miinir mu-htlieilig nein, indem in .laliirn mit g<'ringer Ilegcnnicnge
«n " .«r biH zu den Beisfiddern heiabgelangt; die wassei-
■ iid«- EigeiiM-haft des Wahhnt ist in .lajian und anderen ähnlich
für die liundwirthsehaft des Tieflandes ziendich gleich-
n Mi. TriM'kenzeit, in der die Wirkung des Waddes zur (ielt-
" '•'« Hojlte. fällt in <len Herbst und Winter. Ein anderer
^»' , ^ '>»< iiiitiiiihli dir Erhaltung des Bodens an steilen Hängen.
— 53 —
sowie einer möglichst reichlichen und gleichmässigen Wassermenge in
schiffbaren Flüssen u. dgi. ; für solche Gregenden und Zwecke ist Wald
auch hier unentbehrlich.
Länder mit continentalem Klima bedürfen des Waldes vor-
zugsweise zur Zurückhaltung der Wassermenge während der Regen-
zeit und zur langsamen, fruchtbringenden Abgabe derselben an
das Tiefland während der trockenen Zeit. Die Waldungen der Küsten-
gebirge nähern sich in ihrer Rolle denen der gebirgigen Inseln, während
den GebirgsAval düngen im Innern der Continente, avo die Regenmenge
und Abschwemmungsgefahr bedeutend geringer sind, vorzugsweise die
Aufgabe der Conservirung der Feuchtigkeit obliegt.
Nach diesen Gesichtspunkten Avird in einem so grossen, klima-
tisch so verschiedenen Lande wie die Yereinigten Staaten reprasentiren,
die aiich dort über kurz oder lang sich aufzwingende, regelrechte Forst-
wirthschaft die überlassenen Waldungen in Pflege nehmen müssen ; die
dabei zu wählenden Systeme werden nach dem Werthe der Waldungen
für Klima, Boden, Bevölkerung und den Besitzer selbst unter sich und
wohl auch von den bestehenden europäischen Systemen versclüeden
sein müssen.
h) Nebenprodukte.
c(. Die Harz- und Terpentingew Innung (naval stores) in
den Yereinigten Staaten ist schon sehr alt und beschränkt sich auf
die Region der Pinus australis, der südlichen IQefer, welche fast aus-
schliesslich die Union mit Harz und seinen Produkten, Terpentinöl und
Holztheer versieht; untergeordnet kommen gegenwärtig Pinus cubensis
und Pinus Taeda in Betracht. Für die Zukunft werden sie, wie Karl
Mohr bemerkt, eine Rolle spielen, da bei den Raubsystemen, mit denen
alle Urproduktionen in Nordamerika betrieben werden, die südliche Kiefer
dem Untergange geweiht ist. Schon zur Zeit der Kolonialregierung betrug
die Harzmenge jährlich 88 000 Fass; insbesonders als während der vier-
ziger Jahre in den Hafenstädten das destillirte Terpentinöl beliebt wurde,
schwangen sich die Industrien bedeutend auf; gegenwärtig sind vielfach
etwas schonendere Gewinnungsmethoden , ähnlich den bei der öster-
reichischen Kiefer in Gebrauch behndlichen, empfohlen. Die herrschende
Methode beschreibt Mohr, der mitten in dem Harznutzungsgebiete
seine Studien gemacht hat, folgendermassen : „Während des Winters
werden an dem Stamme etwa 1 Fuss über dem Boden wagrecht quer
über den Stamm verlaufend und schief nach dem Innern desselben
gerichtet, Behälter (boxes) eingehauen; die Länge des Einbaues beträgt
— 54 —
14 7aA\ und die fm'isste Tiefe desselben 7 Zoll und hat jeder solcher
Einsc-hnitte etwa J/4 <^»allone (iehalt. Inzwisehen wird der (Jrund im
UmknMSf von 2V2 F»^-^ »'» «i»*^' an«resehla -reuen Bäume blos^a'le-:t uiul
»!ich«»s auf dem Hoden zerstreute brennbare Material in reihen-
. .....> I!.nif.»n geschichtet, welclie mit den ei*sten trockenen Tagen
div b" -den Frühlin«,^ in Hrand gesteckt werden, um auf diese
Weise* densidben vullkoninien von allen entzündlichen Stoffen zu säubern
und dem Ausbruch von Feuer während der trockenen Jahreszeit im
Revier vorauUnigen : denn duivh soK-hes würde die Anlage für immer
niinirt wenien. Es liegt jedoch in dieser Vorsichtsmassregel die Ui-sache
di*H unerm«*sslich grossen Schadens, welcher durch den Betrieb dieser
Industrie dem Wähle zugefügt wird; die dadurch veranlassten Wald-
brande erstriH'ken sich oftmals auf hunderte von 3leilen und weit über
die (»HMizen dieser Areide hinaus, eine gänzliche Zerstörung des jungen
Nachwuchses und ein Sto<*ken im Wachsthum der Bäume in der besten
Periode ihnT Entwicklung herbeiführend. Nach wenigen Jahren bieten
diese ausgebrannten Waldungen, welche diesem Krwerbszweige zum Opfer
fielen, den H«K]en bedeckend mit den durch die Stürme niedergestreckton
verkohlten Stummen, ein Bild gräulicher Zei-störung und abschreckender
Venklung dar.
Mit den ersten Tagen des Frühlings, in denen der Saft in den
Bäumen zu stn»men begiiuit , wiid mit dem Anritzen derselben der
Anfang; gemacht. Zu dem Ende wird die Kinde auf jeder Seite iles
Hficben beschriebenen Harzbehälters in einem nahezu 2 Zoll breiten
Streifen bis zur Höhe von 8 Zoll über dem Einschnitt mittelst (I(M-
Axt entfernt, so dass diese mit dem äusseren Kande senkrecht auf die
Ecken de»is<'lben zu stehen kommen (Cornering), hierauf wird die da-
zwiM'lien liegi'nde Fläche bis zum Splinte biosgelegt (llaeking, chi|)piiig).
Die»* gi->uhieht mittelst eines eigenthündichen Instrumentes, der so-
^enannti-n Hacke, ein starkes Imriznutal an der Handhabe befestigtes
McMMT mit nach «ler Art eines Ibthlmeissels gebogenei- SchiUMde; an
dem untenan Ende der Handhabe ist eine 5 l'fund schwere eiserne
Kur»*' ♦H'f<*ti>^'t, wjMlundi die Kraft des Schwunges vermehrt uiul das
A» 1 der Kinde und zunächst liegemlen S|)lintsehi<*hten erleichtert
winl. Die Kntfeniung derselben geschieht in übereiiiinidei- tnlgendcn,
sni lUnde miteinan<ler vernehmelzenden, von beiden Seiten des Stammes
fofl tihtm nmU unten unter einem Winkrl \(»n etwa 45 (ira<l ver-
I»'' " und tlwh eoncaven Einschnitten, so da,ss dieselben in einer
t - geniil«' über der Mitte des Behält(»rs .stehenden Linie /ii-
•*^ ■....-M«n. Eh werdr-n jede W«Mhe eiiunal aufs Neue mchrer«'
— 55 —
solcher Einschnitte gemacht , so class die biosgelegte Oberfläche über
dem Behälter im Laufe des Monats um II/2 — 2 Zoll erhöht wird. Diese
Operation (chipping) beginnt in der Mitte des April und wird bis Mitte
Oktober, und bei ausnahmsweise günstigem, anhaltend warmem Wetter
bis zum November fortgesetzt; die Besorgung derselben während dieser
Zeit ist die Aufgabe eines Arbeiters. Die Behälter füllen sich während
des ersten und zweiten Jahres durchschnittlich alle vier Wochen und
Averden mittelst einer flachen Kelle entleert (dipping). Die Ausbeute
von 10 000 Behältern beträgt bei aufmerksamer Besorgung bei jedes-
maligem Ausschöpfen 40 — 50 Fässer von je 280 Pfund Eohharz (Ter-
pentine). Die Behälter werden dalier während der Betriebssaison sechs-
mal ausgeschöpft. Kommt mit dem Anbruche der kühleren Jahreszeit
die Harzabsonderung zum Stillstande, so wird die harzabsondernde
Fläche, sowie der Behälter sorgfältig von dem anhängendem Harze
(Scrape) befreit ; dieses durch Abscharren erhaltene Harz ist von geringer
Qualität, missfarbig, durch Holztheile verunreinigt und von einem um
die Hälfte geringeren Gehalt an flüclitigen Bestandtheilen.''
Die gegenwärtig gewonnene Masse Avird verschieden hoch, im
Jahre 1879/80 zu 171/2 Millionen GaUons (794500 hl) Terpentin und
172 ^iillion Fässer Hartharz geschätzt, welche am Orte des Yerbrauches
rund die Summe von 3372 Mllionen Mark Werth hatten.
Der Profit, den diese Nutzung abwirft, ist trotz der ausserordent-
lichen Billigkeit der Kiefernwaldungen doch ein sehr kleiner und nur
bei ganz geschickten Arbeitern erreichbar ; ausserdem lohnt der Betrieb
in der Kegel nur in den ersten Jahren, Avenn jungfräuliche Bestände
zur Nutzung herangezogen Averden; die Folge ist, dass schon nach ein
paar Jahren das Feld der Thätigkeit AA-ieder in eine neue Waldpartie
verlegt Avird, zurück bleibt — le deluge.
Der Schaden durch die Harznutzung im Holze selbst ist Aveniger
durch den Entzug des Harzes als dadurch bedingt, dass einmal von
dem Averthvollsten Stücke ein Theil unbrauchbar gemacht ist, dass
ferner Pilze und Fäulnissprocesse aller Art in der Wunde zum Aus-
bruche kommen, die rasch im Baume sich verbreiten und diese Averth-
vollsten Kiefern zerstören oder besser zerstören Avürden, Avenn nicht
das Feuer, die Geissei der nordamerikanischen Kultur, zuvorkommen
und alle Yorsichtsmassregeln , mit Avelchen man zuAveilen solche Pine
orchards schützt, zu Schanden machen Avürde.
ß. Gerbstoff. Die Yereinigten Staaten haben einen stattlichen
Reichthum von Bäumen, Avelche in ihrer Rinde so viel Tannin enthalten,
dass die Nutzung sich lohnt. Ordnet man die Holzarten nach ihrem
— 56 —
Gfr»>stoffi:f»haItc, der für den Consu> - lupnrt 1879/80 von Sharples
ii.K h .Irr I>»wcntliar<»h('n ^Irtliode untiTsudit wunlu, so ergibt sich
• ,_-,. ml«' S<*ala :
ITuccnt '
untren
•3.
•1. » f'.T-;:,f.>
!■: ^l:. : > iL' lIIü
A tisch wellun^'n der Blätter
und Blattstiele von Rlius se-
niialata ' wärmeren Ja-
pmn h- n \j>liis clii-
nensw) 75*)
le iiulbpfvl vQuei^*"«
rd) 57
. , an» «leni Kernholze
von Acacia C'ateohu . -45
•4. Vulonea, Fnu-htbeeiier von
• ' • • 'lien und griecli
ii'U 4^
•6. Knoppom (von Quercus jKjdun-
ailat«) 38
•6. I>ivi Divi (Schoten von Cue«-
al|»inia coriaria) 35
7. Khirxiphora Mangle . . . 30
•H. - RhuM eoriariai . . 18
•y. . 1 i'li'-n-^pie^'elrinde . . 18
10. t^,. t. i. 1. i.~.il..ra 10,5
11. Ticcm Kn^'linanni 1G,4
12. Tiiti«B ! na 15,7
13. , y. .ana 15,1
li. I*M'udotaUKa Donu^lasii . . . 13,4
rroccnt
15. Tsii^a caniidensis 13,1
1<). Qnercii.s virens 10,5
17. jtrinoides 10
*18. Alnus jrlutinosa 10
♦19. .Iiinjie Weidenrinde .... 10
20. Qiiercus Enioryi ii,8
*21. Alte Kiehenrinde (treputzt) . 9
*22. Junjre Fichtenrinde .... D
23. Ciuereiis falcata 8,6
*24. (ieringe Kiclienyi>iegelriiide . 8
25. Picea nigra 7,2
♦2J;. Alte Fichtenrinde 7
*27. Lärchenrinde 7
*28. Alte Kiehenrinde (unge])U,tzt) 7
29. (^iicrcus Kelloggii 0,8
30. ., l'rinos (^,2
31. Castanea aniericana .... (>,2
*32. Kuro]». Tannenrinde .... G
33. liuercuH alha G
34. „ tinctoria .... ;'),*.»
35. ., macrocarpa .... 1,<')
36. „ rubra 1,6
37. „ nigra 1,4
38. l'roKopis julillora 1
*39. IJirken rinde 4
♦40. Kosskastanie . 3
Mit StcmclK'n Kind die nicht aincrikaiiisclicii, ( JrihstntV lieiriiidcn
l*niinx«*fi «'in^eiirdni't; ob cr/^nbt sich (hiraiis ciinnal der fresst» (Jehalt
dff TMipi- Arten un (ierbstofl', ebenso jcihi- tli'v I)(>ii«,Hasia, was den
Wrrth dii-jMT Ilol/urt vom Staiidjniiiktc ihivi- .\nbaiitaliiirkcit noch
<ffH»ht; die Kichen zeip«ii einen vcrhältnissinässi^^ niedripn ri.Mrntsatz
in Folgt» der bin jetzt pmz rep'||(»s l)etri"l)cnen (jeuinniin- des Ixoli-
«»»^ 'H Huum steht, dor tau^dieh scheint, wird er nicdri--
. ^^" 'in piiar Tsnpi zusammen sich linden — die jl« inli»eks-
int der wichtipite (ierbstoiriieferant im Osten — hant man die
iinti-n ab und reinnt hie den puizen Stamm hinan! Iimiiitcr.
Umtto man nidi frtdier die Mühe L'-ennfiuncn . d. n nanm /n diesem
•n «lor nichtaincrikaniHclion (ierhHtoniirfiranten Hind
■ Chende rier IMIjin/.ni v«»n I)r. K. KImt
— 57 —
Zwecke zu fällen, so blieb er, so lange man "White Pine (Pinns Strobus)
hatte, als werthlos liegen, verfaulte oder verbrannte mit allem dem,
was in seiner Nähe lag. Jetzt ist in vielen Staaten die White Pine
bereits ausgenutzt und die Sägemühlen fangen an, die verschmähte
Tsuga zu verarbeiten, deren Holz stetig im Preise steigt.
Zweifellos wird der Gehalt an Gerbstoff bei den Eichen durch
eine regelrechte Niederw^aldkultur, die in den Vereinigten Staaten hoch
lohnend sein muss und welche auch bald kommen wird, sich bedeutend
steigern lassen; da eine Niederw^aldkultur der Tsuga nicht möglich ist,
wegen ungenügender Fähigkeit aus dem Stocke auszuschlagen, so dürfte
sich bei dieser Holzart die Gerbstoff'nutzung mit der Zeit auf die alten
technisch verwendbaren Exemplare erstrecken — eine magere Ernte
in der Zukunft, denn wo Feuer in die Hemlocks- Waldungen einfällt,
vernichtet es junge und alte Bäume gleich gründlich.
In der Zahlenreihe liegt ein deutlicher Fingerzeig, welche Holz-
arten und welche Oertlichkeiten für die Niederwaldkultur am lohnendsten
sein werden; man kann im Allgemeinen (bei dem unvollkommenen
Untersuchungsmaterial nach dieser Kichtung hin) eine Zunahme des
Gerbstoö'gehaltes in den Eichenarten nach Süden hin wahrnehmen; im
Osten steht Querus virens, die Eiche, welche im wärmsten Gebiet
wächst, oben an, im Süden verspricht ihre Kultur und jene der Quercus
Prinos, in den wärmeren Orten die besten Erträge; im Norden wird
Quercus prinoides in den Avärmeren Lagen mit Yortheil auf Gerbstoff
im Niederwalde benützt werden können ; der werthvollste Gerbstoff bäum
des Westens ist Quercus densiflora, aus welchen die Kultur einen
Nutzbaum ersten Ranges schaffen könnte.
y. Syrup und Zucker werden aus dem Zuckerahorn gewonnen;
der sehr wohlschmeckende Syrup ist ein vortreffliches Surrogat für
Honig und wird in Amerika in sehr grosser Menge konsumirt. Nach
dem Census-Berichte pro 1879/80 wurden in den Yereinigten Staaten
361/2 Millionen Pfund Zucker und 81500 hl Syrup aus dem Zucker-
ahorne gewonnen; in Folge der nördlichen Yerbreitung des Baumes
steht oben an Yermont; das kleine New - Hampshire liefert allein
732 000 Pfund, wobei die Bäume der BergAvaldungen wegen ihrer Ab-
gelegenheit von den bewohnten Orten meist noch gar nicht genützt
sind. Bezüglich der Gewinnungsmethode besteht im Allgemeinen folgendes
Verfahren : in den Bergen auf trockenem Boden im Spätwinter, wenn
der Boden noch mit Schnee bedeckt, aber Luft und Sonnenschein bereits
warm geworden sind, werden die Bäume etwa 2 — 3' über dem Boden
angebohrt bis auf eine Tiefe von 5 — 15 ctm je nach der Baumstärke.
— 58 —
Eü iH-'itmi MNlann. auf diT siullirlion Seite früher als auf (hr Nord-
st'ite. der Saft diirfh ein Stüek ein^efü^^tes llolluudniiulz mit duivh-
stiK'liener Markn»hR' n'ichlich in einen tr«>^^arti^^en Beliälter zu tliessen.
174 IJter Saft sinci dius btste Jalireser'rebniss aus einem Baume: aus
diesem Quantum können l'i IMund Zucker <^ew(>nnen werden. Im
I)un*lis4-Iiiiitte nrhnet man, (huss 100 Bäume 400 l^fund Zucker pro
JaJir liefern. Der Saft wird jeden Mnr^^en gesammelt, in grossen, flachen
eiM.Tnen Pfannen eingekocht zu Syrup oder zu graiiulirtem Zucker.
Vor dem 30. Jahre soll kein Baum angebidirt werden, kann aber dann
bin zum höchsten Alter alljährlich genützt werden ; von der Verwundung
•' -'Iifn ist keine Beschädigung des Baumes durch das Abzapfen des
erkennbar gewinilcn.
d. Holzstoff zur Papier- un<l rellulose-Fabrikation. Wie bei
um Kind auch die weichen Holzarten die besten: vorzugsweise dient
liiezu die Si'hwarztichte, Picea nigra, s(»\vie die Pa|)|)eln: eistere Holzart
wirf! kontruktmii.ssig von den l^uideigenthiimiMii an Papierindustrielle
iib4*rias.M>n. die die Fichte auf ihrem isolirten St^mdorte im Laubwaide,
wie in Michipui, WiscHUisin , sorgfältig zusammensuchen. Dass ihrer
AH * ' ufalls eine versengende Feuei*säule nachfolgt, ist bereits selbst-
%er^i.i.i.iM. h: über die Hnlzmenge, welche zu Paj)iei*stofV verarbeitet
uini. konnte ich kein«*n statistischen Nachweis erlangen.
e. Früchte und Beeren. Der Ertrag im Osten der Uninn an
nuUban-n Frücht<'n und Beeren ist in Folge des beträchtlichen Ueber-
wiep^nM der I-aubh«dzer ein sehr bedeutender: von einer Reihe von
lUumen, Striiucheni und krautartigen Ptlanzen werden sehr schmack-
hmftf Früchte gesammelt: unter den wichtigsten steht oben an die
l'oean-NusK, dii- Frucht der (arya olivaeformis, welche in den \'er-
c*inigti>n Stjuiten unsere Wallnuss vertiitt, (tbw(»hl auch die letztere
^"Mhaft aus Kuropa nach Amerika eing<'führt wird: die letztere hat
r ■ an b.Teits von der Tafel der Keicheren veitrieben, weniger ihres
• n ,,. r, I, (ir^.hmai-kes wegen als wegen der Ausgiebigkeit und Seltenheit.
.AnirnMi üb<T die Mengi« der consumirten Pecan knnnte ich nicht
n. V^ p*nügt hier zu bemerken, da.ss der Baum nur in dei
-••n Hälfte der atlantiHchen Waldregion g(M|eilit. Audi «lie l'Vüchte
der Cmn'm alba und suhata werden gegessen, sind aber wegen ihrer
«jbr fliekon .ShaJeii nicht «ehr beliebt.
Die Früehto der amerikaniwhen Kd«'lkastJinie (C'astaiUMi americana)
'» der I nion ' beliebt und wenh-n vnn Italienern ebenso
,...''.. itH und verk.iuii uie dii^ss in Kumpa geschieht. l)ie Frü<*hte
der anii fiLaiii^i hi^i Art Hind viel kh'iiwr und in eine lange Spitze aus-
— 59 —
gezogen; wegen ihrer Grösse kommt auch die europäische Edelkastanie
nach Amerika. Der Baum trägt in Amerika die Früchte zu seinem
Unglücke. Steht er in der Nähe von menschlichen Wohnungen , so
ist er zerfetzt von der lieben Jugend, natürlich lange, bevor die
Früchte reif sind; steht er im Walde, so entgeht er seinem Schicksale
doch nicht, mit Aexten und Säcken ziehen die Männer hinaus und
hauen die mit Früchten beladenen Aeste herunter.
Die Persimon, die Frucht von Diospyros virginiana wird in grosser
Menge verspeist, so bald der erste Frost den Bitterstoft' in den Früchten
in einen süssen, angenehm herben umgewandelt hat; im Westen sind
eine Keihe von Pinus- Arten als Nusslieferanten bekannt, die insbesonders
flu* die Indianer ein wichtiger Nahrungstheil sind ; auch von den Weissen
Averden viele der schmackhaften Samen verzehrt und in den Städten
im Westen überall zum Verkaufe ausgeboten; besonders bemerkens-
werth sind hier Pinus Parryana im südlichen Californien, Pinus osteo-
sperraa edulis, monophylla und Sabiniana.
Zahlenmässig lässt sich ferner kaum ermitteln die grosse Menge
von Früchten, die alljährlich vom Rindvieh, insbesonders von den Schweinen,
aufgelesen wird. Die grosse Zalil von Eichen östlich und westlich
von der Prärie, die Buchen, die Kastanien, Hikory-Arten, die Umbelhüaria
und andere liefern in ihren grossen stärkmehlreichen Früchten eine
ausserordentlich werthvolle Mast.
Unter den zahlreichen Beeren erwähne ich hier vor allem die
amerikanische Preisseibeere, Yaccinium macrocarpum, die im kalten
Sumpf lande der nördlichen Staaten gedeiht. In Wisconsin wurden 1884
2 Millionen Liter Beeren gesammelt, welche einen Werth von 1 Million
Mark auf dem Markte in Chicago repräsentirten. Ich werde später auf
diese auch für Deutscliland , wie ich glaube, wichtige Kulturpflanze
zurückkommen.
^. Sonstige Nebenprodukte. Dass der AVald Streu, Steine,
Humus, Erde und dergleichen abgeben muss, so viel man eben nöthig
hat, ist klar; ich übergehe ferner Alles, was von Blättern, ZAveigen,
Rinden etc. Verwendung findet. Eine eigenartige Nutzung gewährt
der Wald im Südosten der Union, insbesonders in Florida und an der
Küste der Südstaaten; in Folge des luftfeuchten Klima's entwickelt
sich an den Baimiästen eine mehrere Meter lang herabhängende, einer
Bartflechte ähnelnde Pflanze, die Tillandsia usneoides. Das sogenannte
„Moos^' wird in den tiefen Lagen und Sumpfpartien, insbesonders zu
Hoch Wasserzeiten, in Kähnen gesammelt, auf Haufen geworfen und etwa
10 — 12 Monate lang dem natüi'üchen Fäulnissprocesse, der Maceration,
— 60 —
VT In New-Orit'ans. deni liauptsrai)olj)latzo für „Moos", wird
i^> ^ m-t und die Hnizstniiijre. <lii' Fasern der Pflanzr. von den
diinn •II«* Maroration zerstörton Kindonpartion «roroini^n (^nnnin^). Das
s«» pniparirti* M^mjs wini theils allein, tlioils mit Haaren vermiselit zu
Matn»y.en. Polstern und der^leiehen verwendet. Während des Consus-
jalin's IS79/80 kamen 3500 Hallen Kohmoos mit dorn (Gewichte von
10 Miliinnen Pfund und dem AVerthe von 1.2 Millionen ^laik auf den
Markt von New-Orleans: eine pri-nsse Men^e wird auch durch die Ilaus-
indiLstrio zulMTvitet, so da.^^s im Staate Louisiana allein über 2 Millionen
Mark aus dem in den Waldungen frosanuuelten „Moose" p:el(>st wurden.
Die Jajrd ist in Amerika völli«: frei: der Amerikaner sa^t diess
nnt in Stolze: wir werden dabei an eine Zeit erinnert, die den
Wil. .-;....'. drr Waldunp'U in der kür/.oston Zeit auszurotten drohte.
\Vm die Ja^d freip'p'ben ist. ist (h-in ächten Jä^T w(Miiüstens in der
Nahe von Stä«lten die Freude verd«»rben: es «^ehen ihimi nur solche
.3uf die Ja^il", <lie k<'ine Jä^er >iiid: der zerfetzte» An/Ui;- und die
Flinte marlien eiiuMi soweni/r zum .iä^^er, als ein j)aar HasscMimerkmalo
einen Hund zum .lapllunub' machen : nii-^n'iids sieht man erbärmlichere
Köter (natiirlicli inniuT frnjsse. um ein znfäliii;- an^-eschossenes Stück
_'»»n zu können!) den sof^enamiten .Jä«rer begleiten, als da. wo die
I fn'i ist.
l'ntiT dem Ka|)itel „Feuer" habe ich schon einii:-e Auswüchse
<lii*MT N'lirankenlnsen Freiheit presch ildeit. In Anniika ist es. wie leider
-• lir oft aueh bei uns, ein besondeier Stolz des irlück liehen \'aters.
M'ineni Sohne zum (»ebuilstap' eine \'o::-eltlinte zn schenken: mit der
winl dann hiiuius^^eznpMi in den l''eiien und alles was kivncht und
n«-iirht sinnlos hinp'umrdet. In AiiM-iika ist der duiiend noch ein
lM-Ki»iid<-r<-H Jiiplvfr^-niip'n p'boten. «las Schiessen dii' Kolibri. tHr uelch"
' Impfe eine eip'ue Snrt«' von HIeischrot, «>in Dunst von
'■.■'■ 1 • i.M'it von Sandk«»rnern , ei-fnnden unrde. Nun iiiii Kleinem.
• • ^ d»ri, fün>rt der .lii^M-r an. mit (Jmssem, mit Hirschen. I']|enthiei-en,
hört er auf. Hat es ihm in der .luvend l"'i<'ndc i^-emacht.
i '!<• von zierlieh«'n Kolibris zn .schiessen, im Momente, wo sie
auf ein paar S<-hritte Kntferniin^' in vollster K'idie ans dem lilunien-
kt'U'ht» die hnnif?lielN*nden Kerfe herausholten, so übt der h-rtitre M;iiin
— in«Mi .lapl- n*N|MH'rivo Mordeifer an den HüfVeln oder Klenthieren des
•♦. und stolz brOstct or sich, in einer Sais(»n hundeit dieser
' X zu haU'n. Da die Klenthiere lie;,r,.,, |,|,.ilM'n und Ncr-
-^ i*l ' Kr^'obniKK der Ijeldenthat nichts \v<«iter als ein
ii«-.,.o Am. M..I11I1 «iifw* i'dlen S|)orte führen, beweist das Schicksal
— ei-
tler Büffel in den Präriestaaten des Westens; noch vor zehn Jahren
hörte man von Ungeheuern Heerden von Büffebi , die in endlosen,
schwarzen Linien über die baumlose Landschaft dahinzogen ; jetzt kann
man ein paar Dutzendnial die Prärie durchkreuzen und sieht nicht ein
einziges Stück.
Bis zu solcher Höhe steigen nur wenige „Jäger''; die meisten,
oft kaum selbst so lang wie ihre Flinten, knallen und puffen, an den
Sonntagen natürlich, in allen Aeckern, Sümpfen und Feldern umher,
weniger gefährlich für das Wild, als für den sorglosen Wanderer, der
im Walde seine Kühe sucht.
Solche, welche die Jagd gewerbsmässig treiben luid nomadisii-end
in Hütten, mitten im Walde, leben, Averden glücklicher Weise immer
seltener: nicht nur haben diese Tausende von Quadratmeilen nieder-
gebrannter Wälder auf dem Gewissen, sie sind es auch, welche den
Wildstand in den Bergen und unzugänglicheren Waldpartien gründlich
ruiniren, da sie Alles schiessen, was läuft ; zudem betreiben sie die Jagd
mit zahlreichen grossen Hunden, die auf eigene Faust jagen und w^as
sie fangen, zerreissen. Das Fleisch der erlegten Stücke sieht man vor
den Hütten in Streifen geschnitten aufgehängt zum Trocknen, in Avelchem
Zustande es dami in die Städte und Dörfer gebracht wird, eine Nahrung
für ärmere Leute; die von den Stücken, wie vom Kautabak, herunter-
nagen; besser lohnen Felle und Gehörne.
Selbstverständlich können Aveder diese noch die kommende
Generation den Wildstand in den Yereinigten Staaten ausrotten ; in
den grossen Urwaldbeständen lebt noch reichlich Wild, das bei einer
schonenderen Ausübung der Jagd sich rasch in den verlassenen Distrikten
wieder einfinden würde. Aber da avo Menschen in der Nähe leben,
habe ich die Waldungen gründlich ausgeschunden gefunden und die so
beliebten Eisenbahnempfehlungen: game abounds, riversteam Avith fish
gleichen den Plakaten vor den Dimemuseen, die inmier das illustriren,
Avas nicht darin ist.
IV. Zuwachs und Qualität der Hölzer der nord-
amerikanischen Waldbäume.
Ueber diesen Punkt etwas Zuverlässiges zu bringen, scheint fast
gewagt; denn die Qualität ist bisher fast ausschliesslich durch die
Praxis festgestellt Avorden, die z. B. das Weymouthkiefernholz als das
„beste'' Holz erklärt; ZuAvachsbeobachtungen fehlen fast ganz und die
— 62 —
•n (los ^'i»^enwaiti.-«'ii Holzvorratlics, die sicli (üeseni Kaintel
-I -.»Uten, sind äussoi-st prublematist'h und man dai-f es Niemand
,..,.. iii, wenn er den Anpiben in der nordamerikanischen Literatur,
»M-^ nder» iu FiU'lizeitun^aMi der Siif:mülilenl)esitzer keinen Glauben bei-
. will. Bei der Manni^^falti^^keit und Ausdeluuinir der Walduu'.^en
und den pi»\vaitif^en Entfernungen war aucli mein Autenthalt von
7 Monaten in den Wäldern der Uni(»n nicht g:enüij:en(l, um ein eini«,rer-
mossen natur^'treut^s Bild von der Vorrathsmenge zu erhalten : ich
Imbc deshalb «Jarauf verziehtet, eine Schätzun-r zu versuchen.
TrlKT die Qualität der nordamerikanischen Holzarten haben die
Mitarlwiter des Censusberichtes pro 1880 ausführliche Untersuchunnon
anp»stellt, «leren ResultiUe theihveise in diesen Zeilen benützt ^vu^(lcn.
Für eine allseitip:e Wünligung der Fra<re, was an dem Holze „gut''
' iit, ist eine Tn'imung nr>thig in physikalische (rüte des
H..i/.'-H. nändieh St-hwere, Khusticität, Dauer, lliiitc und Breiuikraft und
technische (rüte, «las ist Spaltbarkeit, Feinfaserigkeit, leichte Hear-
beitungsfidiigkeit und dergleichen ; beide „Guten'' gehen miteinander
nicht im geringsten parallel.
Die Si'hwere des H«»lzes ist eigentlich keine wünschenswerthe
Kigensi-haft, uinl wo leichtes Holz ganz dieselben Yortheile wi(^ schweres
bieU't, nimmt man immer leichtes aus finanziellen (J runden des Trans-
ptirteti. Die S«-h\vere, die ihren Aus<lru(k im specitischen (iewichte
findet, hat ihren Werth nur durch die aiidcicii Kigenschaften, die damit
parallel p-lien ; zu den wi<'htigsten unter diesen gehört die
KlaKticität der Hölzer, «1 ie Tragfäh igk ei t. Nach dieser
Kirhtun^ hin liabi-n die amerikanischen Untei*sucliungeii die Resultate
an den deutM-lien Holzarten bestätigt, dass innerhalb einer II (»I zart
' -' »HiMTi* hiRM'itihche (M'wicht, die grössere Suhstanznu'Uge bei gleichem
* icii, auch die grössere Klasticität bedingt: ob dieses (icsetz
aurh innj'riialb der (iattung richtig gilt, ist tili- viele (iattiiiigeii,
lM<iyind<TH I^aubliölzer. nehr zweifelhaft. .Man mair z H. die Miclien
onlnen nau'h WeinH- und .Sdiwarzeiehen , nacii (icbieten, nach wiiitei-
I und wint«Tkahh'n Kiclu-n, nuui erhält keine gesotzn nissige Keihe,
Paralh-linmuH zwiwhen Kpe<'itischem (iewichte und Klasticität.
•t hieb, daüH die KÜ<llichen und schwei-sten Kichenhrdzer,
lie Hämmtlich durch das Fehlen eines l{ingi)oren-
••" *■•" 'l/'* ausgezeichnet sind, und im specihschen
^' die wii 4jiien Hieben weit übertretlen, hinsichtlich ibrer
weit hinter den winfcikahlen Eichen zurückstehen.
63 —
Ordnet man dagegen die Caiya- Arten nach ihrer Tragfestigkeit,
so ergibt sieh ein gewisser Parallelismus mit dem beigefügten specifischen
Gewichte auch innerhalb der Gattung: Caiya myristicaeformis 80, alba 84,
tomentosa 82, siücata 81, porcina 82 (nach Censusbericht), amara 76,
aquatica 74, olivaeformis 72. Es mag diess Zufall sein, denn die meisten
anderen Laubholzgattungen lassen kein Gesetz erkennen.
Anders verhalten sich die Nadelhölzer : ordnet man die wichtigsten
Gattungen und Arten nach ilirer Tragfestigkeit (für die Gattungen durch
Zahlen, für die Arten durch die Anordnung vom Tragfestesten an ab-
steigend markirt), so erhält man unter Beifügung des specifischen
Gewichtes folgende Eeihe :
1. Larix occidentalis .... 74
„ americana 62
2. Pseudotsuga Douglasii ... 52
„ macrocarpa . 40
3. Abies nobilis 46
„ amabilis 42
„ Fraseri 36
„ grandis 35
„ concolor 36
„ balsamea 38
„ subalpina .... 35
^ magnitica .... (!)47
68
49
4. Tsuga Mertensiana
„ canadensis
., Pattoniana
caroliniana
53 \
42
45
43
46
39
5. Picea nigra 46
alba 41
„ sitkaensis 42 ]> 40
„ Engelmannii .... 34 1
„ pungens 37 )
6. Thuja gigantea ^^ \ 35
„ occidentalis .... 32 J
7. Pinus 50
8. Sequoia sempervirens . . . 42 | g^
„ gigantea 29 1
Es besteht ein auffallender Parallelismus zwischen Tragfestigkeit
und specifischem Gewichte innerhalb der Arten einer Gattimg, während
innerhalb der Gattungen selbst kaum ein solcher bemerkt wird. Lärche
und Douglasia stehen zwar als die scliAversten Gattungen an der Spitze,
dagegen gerätli die Gattung Pinus mit einem specifischen Gewichte
von 50 fast an das Ende aller :Nradelhölzer. Es lohnt sich, die letztere
grosse Gattung ausführlich zu betrachten, da der Durchschnitt aus allen
Kiefern eine ganz falsche Vorstellung von der Tragkraft und dem
specifischen Gewichte der einzelnen Sectionen mid insbesonders der
einzelnen Ai-ten gibt.
Ordnet man die Angehörigen der Gattung Pinus (Kiefer) nach
ilirer Tragfestigkeit, so ergibt sich unter Beifügung des specifischen
Gewichtes folgende Reihe:
Pinus contorta . . . 58 Pinus mitis 61
„ cubensis ... 75 „ muricata ... 49
„ austraUs ... 70 „ serotina .... 79
Pinus Coulteri .
„ resinosa
., Taeda .
41
49
54
— 64 —
, B
Jeffrey!
reflexu .
pontleroftii
, StrobuB .
. arUonica
pungeiui
47
49
rinuö I^imberliana
Murrayana
Chihuahuana
aristaUi . .
llexilis . .
„ Balfouriana
„ Sabiniana
„ rigitla ...
M . riiius inops .
41
55
56
44
r>4
48
52
ilaiisa .... 5G
Torreyaiui
glabra . .
nionophylla
tiiborc'iilata
edulis . .
albicaiilis .
Tarrvana .
53
49
39
37
35
G4
42
57
Es ist iinim>j:li<-li. lu^'nuis oino (Jesetzinässiii:kt'it al)zuleitcn : ordnet
nuu) aii««e Kiefern aber nacb östliclion iin.l westlicben VcMbroitiin-s-
pt-bieteii uml stellt die ein/.elnen Arten in jene Sektionen, in welclie
sie pt-höreii (unter Zu-rundle-un- i\vv v..n mir zu den bestebenden
.'.iirtni neuen Secti..nen): nnhiet man ferner die Sectiimen numeriseh
f ,. if ibn-r Tni^rfesti^'keit (mit ib'm Ma.ximum l)ei;innen(l), s(.\vi(> die
Kefeni einer jeden Seeti(.n naeb ibrer Tra«rfäbi^keit von ohw. nach
unten, s<» erjribt si.-b unter Heifü^nmir des specitisebcu Uewicbtes :
1 Taedft O. (50).
ruUn^iH 7.)
auhlnibH 70
kcftinn 79
Taeda 54
rigida 52
:> Sirobi» W. (:ts).
iiM>ntici*la '.VJ
Ijimb«*rttAnn 37
8. (emliru ( 17).
n*fl«*x» 49
flexilüi 44
2. Piiiaster (49).
rt'siiiosa 49
3 nuiiksia W. (4(1).
fontorta 58
luiiricatu 49
Miirrayana 41
tuberciilata 39
♦;. Strobu> O. (39).
StrobuH 39.
9. nuiroiiria (:»l|.
arintata 5l>
I'>aIf<Miriana 54
albiaudlH 42
4. Tacda W. (47).
Coulteri 41
insi^nis 46
.letYreyi 52
pondcrosa 47
Sabiniana 48
7. Huiiksiii 0. (50).
niitiK \\i
lianksiana 4H
inops 53
glabra 31
10 Tarrya (61 ).
nionophylla 57
('(bilis (»4
Tarrvana 57
Die Kiefern <ler ScM-tinn Taeda (Wostm). dncn An^^eb<>ri^^e, l)e-
ii«>iwl<*rM Sabiniana , vielleirlit b«'i lu'sserer Kenntniss <l<'i nicxicaniscben
ArU*n oiiderN ^ippirt wenien, ausp'nuinnien, sind di«- m b\v< rstcn llrdzer
in; ' «.'iner S^Ttimi die tni^-festi'sten, die b-ii-litesten ;im wcni^^sten
' b alx-r füllt es auf, dass zwisrben dm einzahlen Scctinncn
'• • 7't f'Min«Mdian^ von Kjji.sticitiit und sj)e(itis<lH'm (J«'-
.\ ' da-«> dir Sj'ttinIH'M somit s i c li w i o
— 65 —
Xach Riimford verhalten sich die Brenn werthe der Hölzer,
gleiche Volumina vorausgesetzt, wie ihre Gewichte ; nach dieser Annahme,
die Fehler bis zu 1 1 Procent enthält , ordnen sich die amerikanischen
Hölzer hinsichtlich ihrer Brenngüte sowohl innerhalb einer Art als auch
nach Gattungen wie deren specifischen Gewichte; dabei muss jedoch
Trennung der Hölzer nach Laub- und Nadelhölzern vorgenommen werden.
Es hat sich nämlich nach Sharple's Untersuchimgen gezeigt, dass die
Bäume ohne Harz, die Laubhölzer durch Verbrennen von 1 Kilo Holz
4000 Wärmeeinheiten (Wärmeeinheit ist die Wärmemenge, die erforderlich
ist, um 1 Kilo Wasser um 1^ C. zu erwärmen) liefern, während harz-
führende Hölzer 4500 Wärmeeinlieiten geben. Dass in Praxi zum Bei-
spiel die Kiefernhölzer weniger Wärme geben als Eichen- und Caryaholz
hat seinen Grund in der Eigenthümlichkeit, dass grosse Mengen Kohlen-
und Wasserstoff unbenutzt in der Form von Rauch entweichen, während
die Laubhölzer mit rauchloser Flamme verbrennen.
An der Spitze der schwersten, brennfähigsten Laubhölzer stehen
die Hölzer der tropischen Bäume, dann jene der subtropischen, die
immergrünen Eichen, woran sich die Carya, die winterkahlen Eichen
und übrigen Laubhölzer reihen an deren unterster Stufe die nördlichen
Weiden und Pappeln stehen.
Die einzelnen Sectionen der Kiefern als Brennholzproducenten
ordnen sich f olgendermassen : Parrya specifisches Gewicht 61), Balfouria
(51), Taeda Osten (50), Banksia Osten (50), Taedä Westen (47), Cenibra
(47), Banksia Westen (46), Strobus Osten (39), Strobus Westen (38).
Unter den östlichen Kiefern ist eine Abnahme des specifischen
Gewichtes von Süden nach Norden hin nicht nur innerhalb der Arten,
sondern auch innerhalb der Sectionen bemerkbar. Die Section Taeda
umfasst vorwiegend auf den Süden beschränkte Arten, Banksia gehört
der Mehrheit ihrer Vertreter nach den mittleren atlantischen Staaten
an, während Strobus auf den Norden beschränkt ist; innerhalb einer
Section wachsen wiederum die schwersten Kiefern wie cubensis, australis,
serotina im' Süden, während Pinus rigida, die leichteste der Section
Taeda im Osten, dem Norden angehört.
Unter den westlichen Kiefern , die in Aveitaus grösster Zahl Ge-
birgskiefern sind, umfasst die südlichste Section „Parrya" die schwersten
Hölzer ; an diese schliessen sich die alpinen Kiefern, während die leichtesten
wieder Angehörige der Section Strobus sind.
Auch bei den Laubhölzern lässt sich, Avie später bei den ein-
zelnen Holzarten ausführlicher gezeigt werden soll, eine Abnahme des
specifischen Gewichtes von Süden nach Norden hin erkennen, wenn
Dr. Mayr. 5
— 66 —
die .M ii.tTonde HMlzart ihr Optimum im Süclcii besitzt, wälirriid für
j,»,... n.t/irton, clio im nünllichon Theile ilor Laubholzzoue ihre maximale
Kh 4 erR'iehen, das spoiMtischo Gewielit nach Süden hin, also vom
Optimum wejr, abnimmt. In den viel kleineren deutsehen Waldungen
sind diuse Verhältnisse tlieils ei-st in jünp^ter Zeit ein-.^'hend beobachtet
wuitlea, tlieils sind sie überhaupt durch ilie mehrhundertjährii^^e Kultur
der Holzarten und die Veründerunfren, welche die Waldve^^etation durch
die Ein^Tiffe des Mensehen erlitten hat, mehr oder weni^^er verwischt.
Für die deuts<-hen Nadelhölzer hat K. Harti^^*) ein Gesetz aufirestellt :
Das HiK-h^birp^klima mindert die Quantität und steigert die Qualität;
""* für die Ijin-hen. Taimen und Fichten ist eben das Hoch^^'birge die
walire lieimath, dim Optimum; für die Laubhidzer, z. B. die Eichen,
deren Optimum in der warmen Kbene ist, kann das Gesetz nicht f^^elten,
denn «las H<K-hp-'birp;klima, das kühlere Klima überhaupt, vermindert
bei den Eichen Quantität und Qualität (Schwere).
Im All^^Mneinen kann man sa^a^i, dass die schwersten LaubhiHzer,
wie Eichen, Kastanien, Hickory, Wallnuss, schmetterlinf^fsblüthi^e Bäume
u. 8. w. ihr Optimum in der südlichen Hälfte des Laubwaldes, die
leichtfnicliti^'en da^a'^en , wie Eschen, Ahorn, Birken, Papi)eln ihr
Optinmm in der nördlichen Hälfte des Laubwaldes besitzen.
Der beste Massstab zur Beurtheilung des specifischen Gewichtes
A.. t eine« Holzes ist nicht die Jahrrinpsbreite, sondern das Yerhäitniss der
liarten. meist dunkleren SommeHndzzone zur (Jesammtbreite des Jahres-
rinpo. Na<l<*lliölzer, bei denen dius Sommerholz 1/3 bis ^/2 des Jahres-
rinp-s umfasst . wie Pinus australis, cubensis, Larix occidentalis,
Pücudotsu^ Douglasii, sind als die schwersten bekannt, es sind auch
die €•! ' und brenn kräfti^'-sten. Dass dii^e^en die Hölzer, bei
denen -u. .-«MuMiern'pon nur eine feine Grenzlinie dai*stellt, wie z. H.
Pinui* ^f«-»"!^ I'inus Cembra. nicht nur die leichtesten, sondern auch
die Im listen Hulzer sind, ist bekannt.
Aus gleichem (ininde sind die immergrünen Eiciirn, die ei^^entlich
nur 8«immeriiolz bilden, da der I<in^^j)orenkreis im Holze pmz 1» hh,
durchaus s<hwerer als die winterkahlen.
Im Allp'uninen wurde bisher an dem Gesetze fest^^ehalten , dass
' r. ter wenlenden Jahrrin^^en bei den Laubludzern die liaitc
. b<'i den Nadelhölz«'rn die weiche Frühjahrszone an
•• wodurch bei ersterer eine Erlhdiun^^, bei letzterer
•'' ^-"K *^*-*** HjH'cifischen (Jewichtes eintritt: in jünp<ter Zeit
•) Dm Holz iU'T .l»MiUrl,<-ii Nudi'lwuUlbäuaie. IJerliu IhbJ. Springer.
— 67 —
liat Professor Hartig- nachgewiesen , dass auch bei den Nadelliölzern f^ f -
trotz zunehmender Kingbreite das specifische Gewicht so lange steigen z^i^^
kann, als der Massenzuwachs des Baumes überhaupt eine steigende
Grösse ist. Das Untersuchungsmaterial aus dem nordamerikanischen
Walde ist nach dieser Eichtung hin zu mangelhaft, um das Gesetz
auch für diesen constatiren zu können.
Es mag hier der Versuch erlaubt sein, das Hartig'sche Gesetz mit
der so lange geglaubten und gewiss in Wirklichkeit bestehenden Er-
scheinung der Abnalime der ScliAvere mit dem Breiterwerden der Jahr-
ringe bei den Nadelhölzern in Einklang zubringen. Die Laubhölzer,
die zumeist iimerhalb ihres Optimum gepflanzt und bewdrthschaftet
werden, zeigen bei der Zimahme der günstigen Nahrungsbedingungen
einen gesteigerten Zuwachs, mit dem auch eine Steigerung der Sub-
stanzmenge pro Yolumen, der Schwere Hand in Hand geht. Die Nadel-
hölzer (Fichten, Tannen, Lärchen) folgen in ihrem Optimum, Gebirgsklima,
in ihrer wahren Heimath demselben Gesetze; werden die Laubhölzer
ausserhalb ihres Optmiums gebaut, z. B. in kühlerem Gebirgsklima,
dann vermindert sich mit der Jaln'ringbreite Qualität und Schwere ;
werden die Nadelhölzer ausserhalb ihres 0 p t i m u m 's gebaut,
z. B. warmen Ebenen gezogen, dann steigert sich die Quantität, aber es
vermindert sich die Schwere.
Die Kiefern, die als Yertreter anderer Holzarten auf specifischem
Boden aufzufassen sind, verhalten sich ebenso; da das Optimum z. B.
der deutschen Kiefer im Laubholzgebiete liegt, verhält sich die
Kiefer in dieser Hinsicht Avie die Laubhölzer : das kühlere Gebirgsklima
mindert Quantität und Schw^ere. Ausführlicheres soll im weiteren Ver-
laufe dieses Kapitels gegeben werden.
Yon entscheidender Wichtigkeit ist das specifische Gewicht als
Ausdruck der Härte bei Hölzern, die der mechanischen Abnützung,
wie Zerfaserung, besonders ausgesetzt sind; man bezeichnet die wider-
standsfähigsten Hölzer in der Praxis auch als die dauerhaftesten, welcher
Ausdruck jedoch besser den Widerstand eines Holzes bei Verwendung
desselben im Boden wiedergibt. Die Zerfaserung wirkt besonders bei
oberirdischen Bauten, wie Brücken, Stiegen, Fussböden und dergleichen;
wie sehr die Schwere eines Holzes bei der Wahl des geeigneten Materials
entscheidet, ist bekaimt; Zuckerahorn, Eichenparkett-Böden sind am
beliebtesten, da beide Holzarten bei der nöthigen Härte auch in ent-
sprechender Menge vorhanden sind; das Holz der südlichen Kiefer,
Pinus australis (fälschlich Pitch-Pine-Holz genannt) zieht man dem
Eichenholze vielfach vor, da es bei der nöthigen Härte in seinem Harze
5*
— 68 -
eine Art Wichse für den Beulen enthält. Auch das Hulz der beiden
Rissen Biiumbirken (Betida lutea und Icnta) ist zu Fussböden n^osucht,
b<- ■ - zu Skatin^' rinks. weil der (Jchalt an Bctulin den Buden die
p-^Miu- iitc (rliittc verleiht. Wie schleclit daire^-en weiciie, leichte Hölzer
der Abnüt/un;: widerstehen. zei-ri'U die viel benutzten BiUlen aus Fichten-,
8fn»bus- mier Tiuuienbretti'rn , besonders winn diese reich an harten,
eingewachsenen Aesten sind.
Hinsichtlich der Dauer des Holzes bei Verwendung im Hoden
kann das siKH-ifische Gewicht nur innerhalb einer Baumart als Anhalts-
punkt benützt wenien: innerhalb der (Jattun^en al)er bildet das specilische
ücwicht nicht den ^^eringsten Anhaltspunkt. Das Holz der Catalpa
gpcHMdsa mit einem specitisehen (iewiehte von 42 ist entschiedeii dauer-
haftiT als djLs Holz der Carya alba mit 84 oder der Quercus all)a mit 75
iHi€»r der Buche mit GO un<l der Lebenseiclie mit einem (Jewiehte von 95;
ebon.»*<> ist das Holz der leichten Thuja occidentalis und von Juniperus
vifviniana dauerhafter als das schwere Holz der Finus-Arten. Soweit
mein«* B«'oba<-htun«ren reichen, scheint ein viel besserer Maassstab zur
B«'Urtheilunj: der Dauer des Holzes in dei- Kerntaibe zu liefen.
Der Kernstoflf ist w.ihl bei allen llolzaiten ein Oxydationsprodukt
de« (Jerl)stnffi»s: «iieser im Splinte dei- Hiiume sehr reichlich vorhandene
KöqMT ist kein Antisepticum. ali<i- (l('>seii l)cii\at ist als solches auf-
zufatwen, das in der Natur sein all^n'mein verbreitet ist und mit dem
die Hölzer, kurz ehe aus den Zellen (Farencliymzellen) alles Leben
(Protoplasma) s<'hwindet, imprii^^niit werden.
Onlnet man die nordameiikanischen Keridiölzei- nach dei" IntcMi-
sitat der Kernfarbe, so dürft«' sich etwa fol<:;ende Reihe er^n'ben ;
di«' Ix'ip-wty.ten Buchstaben bedeuten: s. d. i^sehr dauerhaft, d. = dauer-
haft, ft. = nicht dauerhaft; auf eine Ordnun^^ der Holzer nach ihrer
Dauer iiineriialb der Colunnu'n nnisste we/L^en mangelnder üntei-suchungen
vemrht«*t wenien. (Tabelle siehe nächste Seite.)
AiiH nebenstehender Tabelle ergibt sich zweifellos die Abhiiii'^i^'keit
di»r Dauer de« Holzes von der Intensität dci KemlMtlzfaibe desselben;
K«*nih«dz ohne FartmtofT verhält sich nahezu wie Splint, nnidurch seine
lp'»«M*rü Tr«H-k<'nhi*it iHt es dem Splintholz(^ überleben.
Auch unter ch'n japanischen Ilnlzai*ten stehen jene mit intensiv«!-
K '»o wie Zelkowa Keaki, Cryptomeria jaj)onica. .Iiinijieins an (\('V
^ ■'■'■• '.•!] linlzer. wie auch die dauerhaftesten indischen
I' '. "I' ^n-T« a robusta. Dalber^na Sissu, Cedrus Deodar, Tectona
It' tind andere ein intenBivgefärbtes Kernholz charakteri^irt : auch
— 69
Intensiv schwarz, braun
oder roth
Grau, hellbraun, hell-
roth, gelb
Weiss, schwachgelb,
schwachröthlich, schwach-
bräunlich
Prosopis s. d.
Rhizophora s. d.
Catalpa s. d.
Maclura s. d.
Morus s. d.
Juglans s. d.
Libocedrus s. d.
Juniperus s. d.
Taxodium s. d.
Sequoia s d.
Taxus s. d.
Larix s. d.
Pseudotsuga d.
12 sehrdauerhft., 1 dauerh.
Magnolia d.
Liriodendron s. d.
Robinia s. d.
Gymnocladus d.
Gleditschia d.
Sassafras d.
Ulmus d.
Quercus d.
Salix n.
Pinus d.
Chamaec. sphaeroidea s. d.
Thuja .s. d.
Cupressus .s. d.
5 sehr dauerhft., 7 dauerh.,
1 nicht dauerhaft
Negundo n.
Fagus n.
Betula n.
Aesculus n.
Nyssa n.
Acer n.
Tiha 71.
Tsuga n.
Picea n.
Abies n.
Torreya s. d.
Chamaec. Lawsoniana s. d.
„ nutkaensis s. d.
10 nicht dauerh , 3 s. dauerh.
die Palnihölzer mit den schwarzgefärbten Holzsträngen sind als ausser-
ordentlich dauerhaft bekannt.
Die borkige Rinde der Bäume erhält ihre rothe oder braune
Färbung ebenfalls durch einen dem Kernholze sehr nahestehenden Körper,
der ein Derivat des Gerbstoffes ist ; die Imprägnirung mit diesem Farb-
stoffe ist eine sehr intensive und alle Borken sind als ausserordentlich
dauerhaft bekannt. Man kann die Dauer um so weniger auf die An-
wesenheit von Kork in der Borke zurückführen als bei vielen Holzarten
die Korkmasse in der Borke geradezu verschwindend klein ist, wie
z. B. bei den Cupressineen und Taxodineen; eine Ausnahme scheint
nur die Borke der Birke zu machen, die schneeweiss gefärbt und doch
ausserordentlich dauerhaft ist; docli bei dieser ist nur die Farbe des
Imprägnirungsstoff'es (Betulin) eine ausnalmisweise , nämlich weiss.
Aus obiger Tabelle lässt sich weiter entnehmen, dass die dauer-
haftesten Laubhölzer der südlichen, Avärmeren Hälfte des LaubAvaldes
angehören; die Hölzer mit der intensivsten Kernfärbung wie Guajacum,
Sideroxylon, Diospyros, SAvietenia und viele andere , sowie die Palmen
gehören den Tropen an; es ist deshalb wahrscheinlich — leider fehlen
darüber Versuche — dass grössere Menge an Licht und Wärme den
Gehalt an Gei'bstoff im Baum erhöhen werden, wodurch wieder
eine grössere Menge des antiseptischen Kernstoffes gebildet werden
könnte.
- 70 -
Demnarh wäre der fivii' Stand am l)iston, der diolito Hostand-
S4»hliiss jini wenipiton jroeipiet, ki'riistomeiclu', daiirrliafto Holzor zu
' ii: daraus crjribt sich wieder welchen Eintluss die Kr/ielunii^s-
,„. i.PMi,., die Duivliforstung auf die liilduni; von Kernlulz ausüben wird.
St^hr wichtig ist ferner, diiss eine Holzart nu)^Hielist IVidizeiti^ die
Verkeniunj: ihres Holzköq)ers be^nnnt: bei der Catalpa tritt schon im
zweiten Jidm» nacli der Bildung- des Holzes die Yerkernun^- auf, wes-
halb nur der letzte Jahrring: Splint ist: man kaim sagen, dass der ,i::anze
HoIzk.iriKT der Catalpa aus Kernholz besteht; die Caryaarten beginnen
erst mit dem fünfzigsten Jahre die Kernbildung, so dass also volle
fünfzig Jahrringe der Aus.senschichte des Holzes Splint sind; endlich
bei wddreichen Holzarten unterbleibt die Verkernung ganz; um die
••inz<dnen Holzarten nach diesem (icsichtspunkte abwiigen zu können,
habe ich bei der specitischen Hetrachtung der Holzarten die Splintbreite,
wo mi'jglich, beigefügt.
Unter den oben angeführten Holzarten sind Torreya, Chamaccyparis
nutkaensis und I^iwsoniana mit kaum gefärbtem Kernholze als sehr
dauerhaft bezeichnet, auch unter den jaj)anischen Holzarten sind sehr
dauerhafte mit kaum gefärbtem Kerne wie Campherholz, Chamaecyparis
obtiiKH, pisifera, Torreya, Thujopsis dolabrata.
Alle genannten Hidzer kennzeichet ein ganz intensiver specifischer
CJenich ; sie enthalten ätherische Oele zum Theil in grosser Menge wie
Campherholz und das Holz der Ijawsoniana; es ist mindestens wahr-
M-heinlich. (hiss diese flüchtigen Oele die K(>lle des Kernstofies über-
nehmen und den Hölzern die bekannte grosse Dauer verliMlien.
Dauer und Abn ützungs w i d eis t ;i ii d sind combinirt l)ei
Hölzi-m. die zur Pflasterung der Strassen ditncii: lldl/pflaster sieht
man Vnm (b'm Heichthum an Heiz in Amerika ziemlich häutig; :im
■ 'I benützt man »his H(»lz von Maclura. 'riiiija occidcntalis und dei-
••n Kiefer, die an Dauerhaftigkeit obenan steht; dabei werden die
imprägnirt und entweilcr in Huiidlingen auf betniiirtcMi J^Mlen
• und zwiwhen die Fugen wird Asphalt gegossen, oder die j)iis-
tien Stücke werden so aneinander gelegt, dass Fugen übrig bleiben,
mit heiKiu'm Anphalt un<l Sand ausgefüllt werden; solche J'flaster
eHialten «ich immerhin bin zu 7 lidnen.
Ifiter den Kigenwhaften . welche die tcrhuische (iüte des Holzes
•ü 1. iHt Spaitbarkeit bei der Anfertigung vei-sehiedenci- llolz-
artiki'i iiothig; z. H. DachKchindeln werden ausschliessli( li durch Spnlt-
^^' '•: dabei wird auch dauerhaftJ's Hnlz verlaugt; im Osten
An.'..... ^. .,.. >^alin*nd der Sfimmer- und Herbstmomite t']ur 'dülnnd«'
— 71 —
S'oiine die Dächer abtrocknet, avo der Winter andauernd frostreich ist,
erhalten sich die Dachschindeln viel länger als in Klima mit massiger
Kälte und Wärme und rasch wechselnder Feuchtigkeit. Man kann eine ^^<^
entschiedene Zunahme der Dauer oberirdisch verwendeter Hölzer über- . ^ x-
haupt von der Küste nach der Prärie hin constatiren; am Prärierande
sind z. B. Dachschindeln von Pinus Strobus so dauerhaft wie solche
aus Taxodium oder der Kugelcypresse an der Küste. Dass Nadelhölzer
vorzugsweise zu Schindeln benützt werden, ist selbstverständlich; die
Kugelcypresse ist im Osten, die Küstensequoia , die Zuckerkiefer, die
Thuja gigantea sind im Westen die Avichtigsten Lieferanten.
Bei einer Aveiteren YerwendungsAveise des Holzes, die in ganz
Amerika häufig ist, kommt ebenfalls die Spaltbarkeit eines Holzes in
Frage: nämlich zu den schon früher erwähnten Zäunen (fence) nimmt
•man von den eben zur Yerfügimg stehenden Hölzern die spaltbarsten
und dabei dauerhaftesten, als da sind Eichen, Hickory, Wallnuss, Blei-
stiftAvachholder und andere ; man benützt dabei nur die Schafttheile
dieser Bäume die der Länge nach ein paar Mal aufgespalten werden.
Bei den erAvähnten YerbrauchsAveisen ist Spaltbarkeit nach der
natürlichen, radialen Richtung AvünschensAverth ; einige Avenige Holzarten
zeichnen sich dagegen durch Spaltbarkeit nach der tangentialen Richtung
aus; so lässt sich das astlose Schaftholz der hollunderblätterigen Esche
(Fraxinus sambucifolia) und jenes von Quercus Michauxii in lange,
schmale .Tangentaistücke zerreissen, eine Eigenthümlichkeit , die ihre
Hölzer zur Anfertigung von Flechtarbeiten, Körben und dergleichen
verAvendbar macht.
Endlich sei noch der Weymouthskiefer gedacht, von der behauptet
Avird, dass sie nach allen Richtungen hin gleich gut spalte, ein Yorzug,
der mit manchen unlieben Eigenschaften ihres Holzes wieder aus-
söhnen dürfte.
Grosses GcAvicht AAdrd ferner bei der Werthschätzung des Holzes
auf die leichte, schöne Bearbeitungsfähigkeit desselben gelegt ; in dieser
Hinsicht entscheidet neben dem Holze auch das gebrauchte, ortsübliche
Instrument. Die Säge reisst Zellgruppen aus ihrem Zusammenhange
heraus und zertheilt so den Stamm ohne zu schneiden; bei dieser
Operation gibt das specifische Gewicht einige Anhaltspunkte; die harten
Hölzer sind im Allgemeinen scliAAderiger zu bearbeiten als die weichen;
Avenigstens verlangen erstere bessere Sägen und feinere Schränkung.
Doch kommt auch eine Zähigkeit der Zelhvand selbst in Frage, so bieten
die spr()den Zelhvände des Weymouthskiefernholzes Aveniger Widerstand
als das zähe Zellgefüge der Pappeln und Rosskastanie. Der Hobel,
— 72 —
das M«wor schnoidon die Fasern nach voi-schiodenon Riclituiip:on : für
.' ist neben dem spcHMtischen (iewicht (Härte) aiicli das (Jofii«re des
ÜU120S, allp^mein die Fasenniir desselben ^a-nannt, entscheidend.
Für alk' Arten der Bearbeitung ist eine mö-rliehste Gleieli-
n..-:..iL'keit des Gefüß:es. das ist der Jahrringbreiten, des Ver-
! .-s vom harten Simimer- zum weichen Frülilingsholze Aviinsehens-
werth. Was diesen Punkt betrifft, so verbrauelit gegen\värtig
Noniamerika das b e s t e H o 1 z. das erwachsen kennte und
•T wachsen wird, auf. Ein Blick auf (k'u Zuwaclisgang der Holz-
arten im Unvalde lehrt, dass alle ausserordentlich langsam, ausser-
ordentlich gleichmässig aufgewachsen sind: in der Jugend sind die
Jahrringe si'hnial und gleichmässig, so lange der betrettende Baum
im Dmnge mit and«'rn im Vollgeiuisse von Licht und Boden beein-
trä. I.ti.'t wurde: allmälig erreichte der Baum den freien Stand, und die
uumszunahme veninderte gar nicht oder nur wenig die früher
befolgte Jahrringbreite und um so länger hält der Zuwachs an als er
in der ersten Zeit an der vollen Entfaltung behindert wurde: so
erwuchsen Hidzer von einer Feinheit und (Meichmässigkeit des Gefüges
und zwar gerade am werthvollsten Theile des Schaftes, die ihnen ganz
•nders hohen Werth verleiben. Bei der Betrachtung der einzelnen
warten sind Beispiele in genügender Meng(^ gegeben, welche alle
liohe Alter uml die feine Hnlztextur der jetzt so rücksichtslos
a,*..p,'ebeuteten «kUt verbrannten AVälder illustriren.
Solche H<dzer werden in der That nie wieder eiwachsen ! Deiui
der Mens<*h än<h'rt durch seine Eingritte in den Wald die natürliclu'ii
Wachsthumshedingungen (h'sselben , zumal wenn ihn kein anderer (ie-
danke als cler den schonungslosen, innuirntaiifn (Icwiniies leitet. \\(tl)ei
die Natur Htet>i für eine mangelhafte Hestiu-kung dci- kahlen Flächen
7.U wirken hat. Fnd um s<» mehr wird dio n<>lz(|ualitäts|)roduktion <lei-
' kanis<-hen Wabhingen zu Ungunst«!! fiii' di<' folgenden (ienera-
*•• I -i- h andern müssen, da bei der Wiederbesttickung der vei'nichteten
Wahlungi'ii und Waldl)oden die lei«'htsamigen, meist anspruchsloseren
Arten irn Vortheile sind. d(;ren ll«»lz den scliwei*samigen nachsteht: die
dieMT VerünthTungen kann man heutzutage nur ahnen, nicht
benH'hnen.
I)ie neu dem Bo(b'ii entspntssende Jugen«! ist, wenn sie dorn
Feu»»r entj,'eht, M-hkn-ht ^tM-hlossen und im Vollgeiuiss«' vmi Licht: die
Ih^s Waehsthum in der Jugen«! mit hrcittn .hdii ringon,
thMJ/dicke; das ist gn»bfaseriges n«»lz im wfiih-
..... ii,.,,. ,,••>% Si'httfteM. Eine wi-iti-re Folge ist loi( hllmiii an
— 73 —
Aesten, langsames Absterben derselben, da sie bereits bis zum Eintritte
des Schlusses eine beträchtliche Dicke erreicht haben; die Aststunmieln
werden vom späteren Holze überwachsen, wodurch jede Nutzwaare ganz
beträchtlich geschädigt wird. Es ist kein Zweifel, man erzeugt am
einzelnen Stamme in kürzerer Zeit grössere Massen von Holz, aber
auf Kosten der technischen Güte; sicher werden durch den freien Stand ."/
die physikalischen Eigenschaften, als Härte, Brennkraft, Elasticität und /^ /
Avahrscheinlich auch Dauer gesteigert; da die grössere Elasticität durch "^^"^^
das viel gröbere, ästige Material reichlich Avieder aufgewogen wird, so
gewiimen dabei nur die Eigenschaften, die bei dem Holze als
Brennmaterial erwünscht sind.
Man glaube ja nicht, dass man durch Auf ästung den Schaden
eines schlechten Schlusses einer Aveiträimiigen Pflanzung wieder gut
machen kann; wie da sich in Amerika bei mindestens 4 Mark Taglohn
das Nutzungsprocent aus dem Walde stellen Avird, überlasse ich den
im Business gew^andteren Amerikanern; so viel sei hier gesagt, dass
die Aestung durch Arbeiter, das Oeffnen des gesunden Leibes eines c&^kw/^
Baumes an mehreren Stellen trotz aller Yorsicht stets die grösste Gefahr ^ ^?6a^
einer Infection des Holzes in sich schliesst; der Schaden, den diese im
Geheimen wirkenden Pilze im Holze anrichten, dürfte ausser aller
Proportion zimi Gewinne stehen. Diese Künstlichkeiten sind im Walde
nur in besonderen Fällen bei misslungenen Pflanzungen, bei werthvollen
Ueberhältern anwendbar; auch in Amerika wird man diese Operation
der Natur überlassen müssen, der man ja durch Eüllpflanzungen mit
kurzlebigen Holzarten bei der Bestandbegründung zu Hilfe kommen kann.
Dabei haben alle diese Erwägungen zur Voraussetzung, dass die
Holzarten innerhalb ihres Optimums angebaut werden ; als
Optimum gilt innerhalb des natürlichen Yerbreitungsbezirkes einer ^omUv
Holzart jenes Gebiet, in dem sie in der gesammten biologischen Ent-
wicklung am vollkommensten gedeiht; dort bildet sie die beste physi-
kalische Qualität ilires Holzes als das Produkt des Standortes und des
Klima's und erreicht ihr Maxmiimi an Massen entwicklung (Höhe und
Stärke) als das Resultat der Standortfaktoren, des Klima's und der Zeit,
als welche die natürliche Lebensdauer erscheint. Es hat sich als
ein Gesetz herausgestellt, dass, gleiche Bodengüte voraus-
gesetzt, mit der Entfernung vom Optimum Qualität und
Quantität des erzeugten Holzes bei jeder Holzart abnehmen.
Diess scheint im Widerspruche mit frülier Gesagtem und mit
vielen bisherigen Erfahrungen zu stehen. So z. B. ist bekannt, dass
Fichten, Lärchen und Tannen aus dem kühleren Gebirgsklima (ihrem
— 74 —
optiiiiiini). in dir wännoiv Ebonc vorsetzt, in ^»«jfi'honcr Zeit -rrossere
Mrii^xm H«»lz ppMlufiren, als im (M*!)irp', alliM-diiiirs von f^erini::oror
«Hitf als im ()|)timiuii. Um hier nuon Vor«rl<'i<'li auf ütIoIcIkm- Basis
!ulirt*n zu köniu'ii. fiiuss man die Hnlzmm^'oii auf irlciclu's Alter und
/.war «las natürlirho Lebensalter eines iiaiimes in Keehnun.G: stellen ;
OS map soin. diuis das natürliche Alter für die Fei-stwirthsehaft mehr oder
wonijrf*r ploic'hpiltip ist. das än<lert nichts an dem Xaturiresetze, für
wolrhos das I>»b<Misaltcr ein ebenso wichtiger Factor ist, wie Holzgüte
und Massonontwicklunp:.
hun-h Anpflanzung der genannten H«>lzarten im warnuMi Klima
_'»Tt si«*h der Zuwachs in der eisten Z«Mt in F«tlge der grösseren
Warme, abor der Zuwachs erreicht früher sein Maximum und bleibt
y von <la an orhebli«h hinter dem ()])timum zurück, so dass am Schlüsse
d»T im wämien'n Klima überdiess verkürzten Lebensdauer das gesammte
Ma.s,sonoixebniss hinter dem des Optimums zurücksteht.
Ein schönes Beispiel hiefür liefern die genannten Holzarten in
d<*ni wämioron I-Kiubholzgobiete von Amerika: dort erwachsen sie ganz
aussoronlontlich rasch in der ersten Jugend ((Qualität sehr schlecht);
ib<T S4*hon mit dem 40. Jahre nehmen Stäi'kc- und Hr»hcnzuwachs rapid
ib und dio Häumo künunern bis zu ihrem Ende. Dass die wärmere
K'»'ne dio (iüto d«»s Holzes der XadcllK^lzcr auch in Kuropa verschlechtert.,
if*t bekannt und bestätigt nur das oben aufgestellte (lesetz, wie auch
die KrM-heinun^' der Zuwachssteigerung der Nadellndzer innerhalb
de^ ()ptiniu ms. das Hreiterwerden «ler Jahrringe keine Verschlechterung,
■•••ni wigar oino Verbesserung der physikalischen Qualität d(*s Holzes
zur Fol^o hat.
Für die bnibludzer ist es eine allgemeine Erfahrung (wohl auf
• inind dor am Eiehonholz(> gemachten Beobachtungen), dass mit der
/eninp dor günstigen \Va<'hsthumsbedingungen (Wäiine und i^xlcn)
eine Steig^Tung de« Zuwat-hses und der (Jute Hand in Hand geht.
Jo wÄmuTe Ijigen wir in Deutschland dei- Eiche geben, um so niiliei-
bringen wir sie ihr<'m Optimum, um s<» nu'hr steigert sich mit
d.r J;.»irringbroiro auch die physikalische (Jute des Holzes: das Optimum
' Mio übrigens nirgends in Deutschland, selbst die Rheinelx-ne
kommt domwiben nur nahe, da dieses in der südlichen Hälfte des
IjiuhwaldoM nahe dor Z<»no dor immergrünen Haumarten liegt. Wir
daher dio Kichon in diosi's letztere (Jebiet verbringen, wenn
wir ni*- in ein Klima vorw-tzon w«.llen, das wärmer ist als iln Optimum:
dAMi dort dio Kieho nuh genau wie dio Xadeihrdzer ausserhalb ihres
<>|itjmunim im I^iubwaldo, verhalten wird, ist ziendi«h sicher; nämlich
— 75 —
rascheres Wachsthum in der Jugend mit entsprechend abnelunender
Qualität, langsameres Wachsthum im hohen Alter, das überdies kürzer
sein wird als im Optimum, Die Buche hat ihr Optimum da, wo die
Eiche zurücktritt; man versetze die Buche in das Optimum der Eiche
und sie wird das gleiche Yerhalten wie diese und wie die Nadelhölzer
befolgen; von dieser Kegel dürfte es keine Ausnahmen geben.
Es bleibt noch zu beweisen, dass auch ein kühlerer Standort, als
das Optimum, die gleichen Wirkungen auf die Pflanzen übt, wie der
wärmere Standort; für Laubhölzer dürfte das Gesetz keinem Wider-
spruche begegnen; dass der Zuwachs der Nadelhölzer zurückbleibt, ist
ebenfalls sicher ; dass auch die physikalische Qualität im kühleren Elima
gemindert wird, das beweisen die leichten norwegischen Eichten- und
Kiefernhölzer. Man kann somit sagen ; die Qualitätssteigerung der Laub-
hölzer bei breiter werdenden Jahresringen und die Qualitätsabnahme
der Nadelhölzer bei breiter werdenden Jahresringen sind keine Er-
scheinungen, welche Laub- und Nadelhölzer in Gegensatz ^bringen ; sie
sind vielmehr — cum grano salis — nur Bestätigungen ein- und der-
selben Kegel.
Zahlreich sind die Beweise für das Gesagte im nordamerikanischen
Walde, wo die Kultur die Erkennung des Gesetzes noch nicht erschwert
hat ; bei den einzelnen Holzarten habe ich womöglich das Optimum
angegeben, bei vielen sind auch die physikalischen Qualitäten für das
Optimum, für das kühlere und wärmere Klima ausserhalb desselben
beigefügt.
Daraus lässt sich entnehmen, welche Yeränderungen in Güte-
production und in der Zuwachsleistung vor sich gehen werden., Avenn in
Amerika, wie diess in Deutschland so oft geschieht, Holzarten ausserhalb
ihres Optimums kultivirt und bewirthschaftet werden. Durch die Ver-
kürzung der Lebensdauer, die Zusammendrängung des Zuwachses auf
die erste Zeit der Entwicklung ändert sich nicht das Gesetz, das somit
in Verbindung mit der Forstwirt hschaft folgendermassen for-
mulirt werden mag:
1. Innerhalb und 2. ausserhalb des Optimums einer Holzart ist
der Urwald die typische Wir thschaft zur Bereicherung des Bodens
und zur Erhaltung der Nachhaltigkeit, sowie zur Erziehung der voll-
kommensten Formen, der höchsten technischen Güte; dagegen liefert
diese Methode in gegebener Zeit (Umtrieb) die kleinste Holzmasse am
einzelnen Stamme, sowie die geringste physikalische Güte des Productes.
3. Lm erhalb des Optimums einer Holzart ist der Kultur Wald
(im extremen Sinne als Kaubwirthschaft) die typische Wirthschaft zur
— 76 -
Ki-v.höpfunp des HtKlens. zur Erziehung der scliloclitosten Form, der
- -.'U ttfhnischoii Qualität: dairc\i:on liefert er die höeliste pliysi-
kan>. ne Qualität und gh»ssto H(»l/jnenge in gegebener Zeit (Umtrieb)
ani einzelnen Stamme.
4. Ausserhalb des Optimums einer Holzart ist der Kulturwald die
typis<-he Wirtlis<-haft zur Erselh»pfung des l^odens. zur Erziehung der
M-hlei-htesten Ft»rm, der geringsten teehnischeii und physikalisehen Güte
de« Holzes bei gri>sster Maiisenentwieklung am einzelnen Stamme, wenn
a) die Wirthsehaft in einem Gebiete betrieben wird, das wärmer ist als
das Optimum der betreffenden Holzart; bei kleinster Massenentwieklung
aber am einzelnen Stamme, wenn b) die Wirthsehaft in einem (Jebiete
betrieben winl, das kühler als das Optimum ist.
Es ordnen sieh demnach diese beiden extremen AVirtlisehafts-
metbuden in absteigender Keihenfulge:
Naeh der Holzmenge, die sie in gegebener Zeit produziren:
4a. 3. 1. 4 b. 2.
Nach der physikalisrlHii llolzgüte des in dieser Zeit gebildeten
Hulz«»s: 3. 1. 4a. Ah. 2.
Naeh der techniselien Holzgüte ((Jefüge) in derselben Zeit:
1. 2. 4 b. 3. 4 a.
Alle Meth<Kien der Forstwii-thschaft liegen zwischen diesen beiden
F»»rr»men: die Kahlschlagwirthscliaft kommt der ty])ischen Kaubwirth-
...ii\ am nächsten: ob die Aufschlit'ssung neuer Nidn-stoffe im Boden
und die Entnahme von Nähi*stofVen in Fctrm von ][oiz gleichen Schritt
halten, ist mindestens sehr fraglich: der geregelte Plenterbetrieb und
der Fehmelbetrieb kommen der Urwaldwirthschaft am nät*hsten : bei
di^-wn Methoden verringern sich etwas die \()i'- und Xachtheile der
l'rwaldwirthM-haft. aber <liese beiden .Metlindcn dürften w(»lil die goldene
Mit» <• anzeigen, die eine gesunde, auf (iegenwait und Zukuft
b^-^lai Jiii- Korst wirthsehaft betreten nu»g.
Maserbi Id u ngen haben stets die iHiehste für llolzwiiai-e gezahlten
IV'JMe «T/ielt; die Thutsache, dass der Kulturwidd arm an .Maserbildiingen,
der rn%ald n'ich daran ist, dürfte ein Streiflicht auf die Krschoj)fung
der noniamerikanischen Wahlungen an «liesem höchst werthvollen Pro-
dukt« werfen: auf jeden Fall vermiigen die Waldungen dem gegen-
i»iirtijc«'n verw-hwenderiwhen Verbrauch von Masern aller Art für die
I>au«r nii-ht ^»recht zu werden.
Endlich ein ganz unben-chenbarer Faktor bei (I< i Werthschätzung
'' ' - int der (iüttchmnck . di(^ (iewo h nli (m t, die Mod«».
*V I. •;!it>»- hoidond diene oft nind, 'davon liefert Amerika so viele Howeis(»
— 77 —
wie Europa; die feinsten Möbel sind aus Mahagoni- oder Nussbaum-
holz , auch Kirschholz ist noch ziemlich „stylish'' ; zu Flintenschäften
liebt man ebenfalls Nussbaumholz und so Aveiter; hierin kann kein
Land Japan übertrefien, wo das Haus eines Yornehmen eine Sammlung
von ein paar Dutzend Holzarten darstellt und das Haus ist dabei um
so werthvoller und schöner, je feinere Hölzer es enthält, die man nicht
wie bei uns mit Oel anstrichen oder Tapeten verkleidet. Was die Gewohn-
heit und das Yoriirtheil für oder gegen ein Holz betrifft, so werden
die Exoten im deutschen Walde noch manchen harten Kampf, auch
wenn sie mit unserem Klima glücklich fertig geworden sind , zu be-
stehen haben.
Es Avürde den Eanm dieser Schrift überschreiten, alle Yerwend-
ungsweisen der Hölzer, die sich auf viele von der Technik gewünschte
Eigenschaften des Holzes gründen, hier zu erwähnen; die Praxis ist
hierin der Wissenschaft weit vorangeeilt, einige Beispiele mögen genügen.
An feineren Luxusbooten sind gefertigt die Planken aus Thuja occiden-
talis-Holz (es wirft sich nicht, selbst Avenn es in grünem Zustande
verwendet wird, es schwindet nicht beim Trocknen), Schiffsböden und
Schiffsrippen sind aus Quercus alba -Holz, Schiffskiel aus schAvarzer
Wallniiss; zu Rudern aus einem Stücke ist am besten das Holz der
Picea alba und der Fraxinus americana; an Luxuswagen werden die
Naben aus Eschenholz, die zierlichen Radspeichen aus Hickoryholz
gefertigt; Regenschirmstiele sind aus Zuckerahorn, Zündhölzer aus
Pinus Strobus und dergleichen.
Die Schnellwüchsigkeit der Avestlichen Holzarten Amerika's
ven-äth, dass diese iu i]n*en Wachsthumsleistungen überhaupt nicht
blos die europäischen, sondern auch die ostamerikanischen Holzarten
übertreffen AA^erden; dagegen kann man nicht behaupten, dass die öst-
lichen Holzarten — ceteris paribus — in gegebener Zeit eine grössere
Holzmenge produziren Averden als die europäischen Arten; bei einer
Reihe von AverthvoUen Holzarten wurden die StärkezuAvachsberechnungen
beigefügt. Xach diesen Avürde sich sogar ein sehr viel geringerer Zu-
wachs als der der europäischen Holzarten ergeben; allein beide sind
miteinander gar nicht zu vergleichen, denn die amerikanischen Holz-
arten sind im Urwalde bei massigem Lichte erwachsen, die europäischen
Holzarten dagegen sind im Kultur Avalde bei freiem Oberlichte empor-
gekommen.
GegeuAvärtig dürften Avohl auch die ostamerikanischen Holzarten
auf nordamerikanischem Boden in gegebener Zeit grössere Mengen
erzeugen als die europäischen Arten in Europa. Die seit Jahrtausenden
— 78 -
.. ' ' iiiften XährstofTvorrätho, doron Auflnaudi mit dorn K'iUixvlü'o dos
M- i.>. .i.-n in iK'ii Wald lK\irann, wird landw irtlisi-haftlirlior Haul)bau
nicht ülH»mll so wfit erschöpfen krmnen, (hiss niclit (huaiif foliceiule Haiini-
p'ni'nititinon eine p.'stei«rerte l*n)duktionskraft werden i'utfalten können.
Ab<T wo der Boden dnrch die I^andwirthsehaft bereits anf jenes Mass
von Annntii henib^ebraelit wnrde. wie er nnseix? f:;erini!;en Waldböden
keiinzeiehnet, da ist this üebergewielit der ostanierikanisehen Holzarten
iilxT die cunjpiiisehen. was Znwaehsgeseliwindi^^keit betritt't, schon jetzt
kuuni mehr bemerkbar; doch fehlt es nielit an Jk'ispielen, dass aneh
einzehie iistamerikaniselie Arten, auf (h^iselben I^oden mit ihren ouro-
päisehen Verwandten ^ebraelit, diesen letzteren voraneilten.
Man kann die zukünfti^^e Waeiisthumsleistnn«; der Holzarten in
Nonhunerika nicht naeli (h'ii frt^j^'enwärti^a'n dortigen Vorräthen beur-
tiieih*n und noch weni«rer mit jenen der europäischen Nutzwaldungen
in Vergleich stellen: denn die jet^ci^en Holzvorriithe sind alle Urwald-
pnMiukte. Die Znwaehsuntersuchunf^en imd die sich darauf gründenden
MiUvM'nberechnunfren werden nur ein historisches Interesse haben, da,
wie envälint, unter den geänderten Bedingani^en (Bodengiite, vermindert
dun-h Kntnahme des Holzes, waldbauliehe Verhältnisse) die Holzarten
anders zuwachsen und andere Vorräthe aufspeichern werden.
Die gegenwärtig in Nordamerika berechneten ^lassenerträge pro
Kla«-heneinheit sind mit den Angaben aus den Kulturwäldern schon
deshiüb nicht vergleicid)ar, weil sich solche Berechnungen nur auf eine
Holzart iH'ziehen, oinie dass dabei erwähnt wiid, ob di<' betreibende
Holzart in reinen Beständen oder in Mischung mit anden'ii vorkommt,
und letzüTes int in Amerika die Re^el. So z. B. gilt in IVnnsylvanien
eine Ernte von 50 cbm zersä^^ter Nutzwaare der Tsuga pio ha schon
BÜn eine ^ut<', da eben die Mehrzahl der übiigm Stämme liaiti» Laub-
lndzer sind, die nicht genützt werden.
J*inus austndis bietet «lurchschnittlich nur IBcbm Z(M'sä_gte Waare
pn> ha, nicIit bloss weil sie sehr weiträumig steht, sondeiii auch weil
andere BaunuirtiMi «hizwisi-hen treten, die nicht gnMiützt und nicht in
BiNlinun^ p.'bnu'ht werden. Die Dougdasia, welche reine {^'stände
bildH, iH'fert auf gutem Boden nur 700 cbm zei-sägte Waare; berechnet
nuin akT die kleineri'U Baume, wehdie nicht genützt weiden uiid das
z'TM hnietti-rte und Abfaihnaterial der genützt«'!! Stämme auf nur di«^
'■ ' ^oiinenen Produktes, ho erpbt sich rund ein \'<»irafli \oii
'"' * ' von 100 cbm zei-sä^rfcr Wajire, also 1500 cbm
" H /.- ,,<„| durchaus nicht selten ; für Seipioia sempervirens,
!" n-inc Bchläude bildet, siiid 180 cbm Brettwaaren pro
— 79 —
Baum und volle 12 500 cbm pro ha keine Seltenheit; meine eigenen
Berechnungen ergaben 13 300 cbm pro ha für dieselbe Holzart ; endlich
die Sequoia gigantea baut Stämme auf, die volle 800 cbm Holzmasse
führen: den Durchschnitt auf 500 cbm berechnet, gibt pro ha bei
10 Stämmen 5000 cbm Sequoia-Holz und 1000 cbm Tannen- und lüefern-
holz, das wären nur 6000 cbm pro ha; da es aber Haine gibt mit
25 Stämmen und darüber pro ha, so dürften 12 000 — 13 000 cbm pro
ha auch in der Sierra Nevada häufig zu finden sein.
Diess fülirt mich zu Yorrathsberechnungen , die ich aus den
erwälmten Gründen vermeiden wollte. Eher liesse sich die Grösse
des gegenwärtigen Holzverbrauches feststellen ; doch sind auch diese
Zahlen nicht zuverlässig.
Nach dem Directory of the North- western Limiberman pro 1887
sind alle Sägmühlen der atlantischen Region auf eine höchste tägliche
Leistungsfähigkeit von 200 ]\Iilliünen feet, das ist 500 000 cbm zersägte
Waare eingerichtet; alle arbeiten wenigstens mit der halben Menge,
gibt bei 300 Arbeitstagen mindestens 75 Millionen cbm zerschnittenes
Holz, liiezu ^3 für Verlust bei der Gewinnung, sind 100 Millionen cbm
stehendes Holz.
Nach dem früher gesagten beträgt der jährliche Bedarf
für Eisenbahnen .... 8 Millionen cbm stehendes Holz,
Holz zu Zäunen .... 14 „ „ „ „
kleines Nutzholz .... 5 „ „ „ „
Brennholz 495 „ „ „ „
Holzkohle 7
zusammen 529 Millionen cbm stehendes Holz.
Der atlantische Wald umfasst etwa 150 Millionen ha; es müssen
demnach, um das Quantum ohne weitere Steigerung desselben naclilialtig O-CLoc^
zu nützen, alljährlich 3,5 cbm Holz zuwachsen, eine Grösse, die der c^u- A
Wald gewiss zu leisten im Stande ist. Doch dazu kommt einmal eine ^ o e^ ,
stetige Steigerung des Bedarfes , dann eine rapide Yerminderimg der ^^tAi^
Waldfläche durch Rodung, die Yerheerung des Waldes durch Feuer,
die weniger auf einmal verzehren als dui'ch ihr wiederholtes Auftreten
langsam ungeheuere Yorräthe von Holz verschlingen; die Schätzung
ist, was den Yerbrauch betrifft, gewiss noch viel zu niedrig; denn für
eine Menge Holz ist statistisch der Yerbrauch gar nicht nachzuweisen;
so z. B. existiren allein im Osten 5 500 Möbelfabriken, alljährlich werden
8 Millionen Regenschirmgriffe (aus Zuckerahornholz) gefertigt, die 3 Zahn-
stocherfabriken des Osten verarbeiten alljährlich 600 000 cbm zersägtes
— 80 —
Rohmati-rial: alles Holz, das beim (JrubcMihau, Ix'i dvv Anlo«,nin.ir von
Wi'^iMi. Holzricst'n p'ur»hiiliih die iranzon Uliu-hcr — bei dvm
Si-hiffsbau Verwendung' findet, ist nicht beriieksiehti^H; die Anferti«»:uno:
eines pn»sseron Se^elMhitVes, z. B. auf den »rrosson »See'n, erfordert volle
2000 Kiehenstiimnie erster Klasse; vor einip'U Jahren habe ich die
Vennutluinp ausf^^i'spnK'hen, dass die Holzvoirätiie des Ostens schon
in etwa 50 Jahren ei-scliöpft sein werden; dies hat in Nordamerika
(flaulHMi p'funden, lutfl'entlich halx- i<h mich irründlich i^etäuscht.
V Veränderungen in dßr Wald Vegetation durch
die Eingriffe des Menschen.
Wer von Amerika aus drii Stillen ()(<'an dnichkreuzt und Japan
b<*tritt, winl vor Allem überrascht durch die peinliche Ausniitzuni;- des
kb'insten Fleckchens Krd.- in dem dicht l)cvr»lkerten Theile des Insel-
melies; wo kein Fehl IMatz hat, steht eine Haum,i;ruppe; Bernde sind
abp'tnip'n. um sumjjfiire Thiiler auszufüllen und beide in fruchtbare
(ielande umzuwandeln; eine mehrtausendjährii^n' Thiitii^^keit des "Mensciien
hat stündi^' an der rmwandlun^^ <ler Hodenoberfhicdie ^a'arbiMtet. So
^in^' «'S auch mit den Ptlanzen, die als Nutz- oder Zwerii:i::ewächso
«inade fanden. Seit Jahrhunderten haut man unbrauchbare Hiiunu'
ni«*<ler, baut Nutz- und Zierbiiunie und liejliLn' jiiiume mit _ii:rr>sstem
EifiT an. (ianze |*rovinzen sind mit Wald bedeckt von werthvollen
Nuly.belzarten , dir* nie iu der beti-elVenden l'nixiu/ früher heimisch
war<*n; ja für ein<* Reihe von Zier- und Nutzlndzarten ist «lie ei^n'ut-
lirlic Hciniatli mK-h pir nicht auf^'efunden — ein «.diinzendes F]rp'bniss
von Anbau versuchen mit fremden Holzarten!
Wie panz anders ist iKK-h alles in dem dünn bevrilkerten Nord-
amerika; un;:eheure Flüchen unbenutzt, die Hev(tlkerun,i;- unstiit, immer
neuen, jun^frauliilii'U Hoden aufsuchen<l, wenn der alte in seiner Kraft
crlalinit; wo die Hevölkerunp sieh mit dem Walde beschäftiget, weicht
er zurüek. I'rärie entsteht; dafür jiflauzt man Wald, wo seit Menschen-
fC<Hlenken baundoHc> Steppe, Prärie war.
Von den Alten^dand-Staaten abp'sehen. ist jedci ei \vM(hs(>ne Haum,
(U wo or Mieh tin«h't, auch von der Natur «(dbst au;;eptlanzt wordm,
i^t «Mf. ' ' ..h-r Zi'Up' der cdnsti^'en (irÖKs«» des riwaldes. Khe no<h
«•in J.. I«'rt verp'ht, p»hört der Hep-ifT Urwald dej- (leschichte an;
tl. ^c Wuldbild wird verändert wein mi«h den (Jesetzeu, die
— 81 —
für alle Länder, alle Völker Geltung haben und deren Wirkungen schon
jetzt auffallend sind für den, der die Waldungen der nördlichen Halb-
kugel so oft durchforschen kann, wie es mir vergönnt war.
Im UrAvalde ist die Produktionskraft eine steigende, im Wirth-
schaftsAvalde , dem Walde, mit dem der Mensch sich beschäftigt, im
allerbesten Falle eine gleichbleibende Grösse ; in der Regel verringert r^ • /?
sich dieselbe, mag der Boden noch so vorzüglich sein. Im Urwalde j
siegen beim Kampf uni's Dasein, wenn eine Mischung von schatten- . ^
ertragenden und schattenfliehenden Holzarten entsteht, in der Regel '^^^
die schattenertragenden Holzarten. Die wintergrünen Eichen Japans
zum Beispiel, dringen vermöge dieses Naturgesetzes so weit nördlich X ^^
vor, als es das Klima erlaubt. Zwischen jenen kommen keine winter- /tn-«*^
kahlen, schattenfliehenden Eichen empor. /uvu^
Der Mensch ändert die Bedingungen; die winterkahlen Bäume,
nicht melu" erdrückt durch die dicht belaubten Konkurrenten, fassen
Fuss unter dem Einflüsse des günstigen Klima's, welches sie selbst für
einen geringerwerthigen Boden entschädigt.
Der Mensch entnimmt selbstverständlich dem Walde die besten ^^^
Holzarten, die aber in der Regel auch die schwersten Samen tragen ^^^^^
und am sclnvierigsten sich verbreiten. Ueberall, in Europa, Japan,/ /
Amerika ist desshalb ein Vordringen der geringerwerthigen, leichtsamigen
Holzarten, ein Zurückweichen der werthvollen, schwersamigen zu consta-
tiren ; ja es sind geradezu dieselben Genera, Avie Pinus, Populus, Salix,
Betula, die durch die menschliche Thätigkeit begünstigt, ständig an
Ten-ain gewimien. Auf der ganzen Linie ist ferner ein Vorrücken der /.jy^A
Bäume der külileren Regionen nach Süden hin bemerkbar; die Nadel-
hölzer der külileren Region treten in das Gebiet des Laubholzes, die
Avinterkahlen Laubhölzer in die Zone der wintergrünen über und drängen
diese wieder weiter nach Süden; das Ende, so ferne es noch liegen
mag, ist in der Ebene kümmerlicher, durchlöcherter Baumwuchs auf
heruntergebrachtem Boden, im Gebirge kalile Berge. —
Nach diesem allgemeinen Gesetze wird sich wohl auch die Wald-
flora Nordamerika's verändern müssen, freilich viel schneller und gründ-
licher, als irgendwo in der Welt; denn so gewaltige Waldmassen von
so mannigfaltigster Art hat noch keine Nation besessen und noch keine
Nation hat auf solche Weise gegen ihre Waldungen gewüthet.
Was Europa darin geleistet hat, ist freilich mir kleinlich, für
Europa aber gross genug und wohl bekannt; für die amerikanischen
Leser dieser Zeilen erwähne ich zum Beispiel das Land, in dem einst
^lilch und Honig floss; was ist aus demselben geworden, nachdem die
Dr. Mayr. 6
— 82 —
Kr- 1. f.ihiLT das Land glücklich erobert und die Berpvaldunfron lionintor-
1, hatten? Seine Flüsse sind im Summer olme Wasser, die
KiüMii ^.iid vertriH-knet, die Bewohner V»i< auf den seelisten Theil dahin-
gcüchwiindeD.
Spanien war ein fi:n>sser (Jarten zur Zeit der Heri-schaft der
maurisehen Kalifen, mit (Jetreide und l^'rüehten aller Art gesegnet, die
Bevölkerung war thätig, kräftig, miiehtig und hoeh gebildet, so lange
die versehiedenen Sierras mit wa^ssei-spendendem Walde bedeekt waren.
Die nachfolgenden Könige haben die Waldungen verniehtet, aus dem-
)U>lben Motive wie die Daimies in Japan thaten, nämlich um Geld zum
Kriegführen zu erhalten. Jetzt ziehen Heerden von Ziegen und Schafen
über die trm'kene. durnenreiche Umdscliaft; das einst köstliche Klima
i.«<t unerträglich gew(»rden, wenn der glühende Salano oder der eisige
(Jalem» mit ungebrochener (Jewalt über das Land fegen.
I)eut,s<-hland, Oesterreich, Italien und FranknMch haben kahle
B«'rgzüge, «lie gros.*;e Summen vei"schlingen und luii- sein- langsam wieder
in den wohlthätigeii . waldti'agenden Zustand zurückveisetzt werden
können.
Gehen wir weiter nach Osten, nach Ceylon, W(> die Bestrebungen,
die Berghänge, den absoluten Waldboclen landwirthschattlich zu l)enütz(»n
eb<»n in vollem (hinge und dabei so lehneich sind, dass ihre (i(>sclii('lite
eine nähere Betrachtung hi«'r rechtfertigen dürfte.
Wie ich aus «h-m Berichte verdienter (lewährsmÜMiier, besonders
d«T H»*rr<Mi Ferguson entnehme, begann man in Ccylctn scinm \or
GO Juiiren Waldungen in den Iieigen zu entf<M luii. um Kaflee zu kulti-
virf*n: allein da in Kngland zu (Minsten West-Indiens auf KatVee anderei*
Provenienz hohe Zidle gcdegt waifu. konnte Cevlon nidit (•(»nciii rifen.
Kntt mit d(T Aufhebung des Zolles 1835 b(>gaini die Imasion in don
Wahl den oft steilen (iebirgeH im grossen Stile. 1836 wurden 4000 acres
von derColonialregierung verkauft, im Jahre 1841 IxrcMts übei- 78000 acres
'i"d zwar damals den A<-re mit Wald brdeckt um 8 IMennige! Joder
i' ht«' hich M'in«' Flä<-he da aus. wo es ihm am Besten passto. Die
Ijindverkäiifer erlieh^en nur Klauseln wegen .Mineraliengewinnung und
Slrai«iw*n. Im Jahre 1845 war di«- Kall'eeptlanzmanie auf ihrem Ibthe-
|Minkt«*; die Krtriige, die dr-m eben entwaldeten, jungfräulichen linden
«*ntnomni(*n wenlen konnten, Hchwankten v(»n 10 bis zu lUZeiitnei \)\n at i-e.
Iht mitten im Taumel d(*H (tlückes und (iewinnes kam dei
Krach in Kngland 1845, dem die Schutzzelle zu (iunsten
'■ ' 'nien zum Opfer tielen und Java und Brasilien in
' '•: i ' ; Ion bnichten. Der KafVeepreis sank und damit «1er
— 83 —
Werth der Anlagen, welche vielfach theils um ein Spottgeld yerkauft
wurden, theils sich wieder niit Wald bedecken durften. Die Krisis
hatte ihre gute Wirkung; früher rodete man den Boden, pflanzte die
Kaffeestauden und glaubte, von da an brauche es nur immer zu ernten
und Hess Grras und Kräuter wachsen; nach der Krisis begann eine
gartenmässige Eeinhaltung und Pflege der Plantagen, was die Erträge
zwar steigerte, aber auch die Erschöpfung des Bodens beschleunigte.
Die nächsten 10 Jahre 1845 — 55 wurden etwas über 47 000 acres,
von 1861—65 fast 157 000 acres, von 1866—72 227000 acres verkauft.
Dabei reichten die Entwaldungen an den Bergen bis 6000' hinauf.
Viele Quadratmeilen von Berghängen sind ihres Waldes beraubt mid
mit dem dichten, 1 — 2 Meter hohen Bestände ein und derselben Pflanze
bedeckt worden; da kam die Reaction gegen diese imnatürliche Ver-
breitung einer einzigen Pflanze, eine Reaction, die um so schlimmer
werden musste, als Mllionen von Pflanzen derselben Art und desselben
Alters den gleichen Bedingungen des Gedeihens oder Erkrankens aus-
gesetzt waren. 1869 erschien eine schwarze Schildlaus, in welchem
Jahre auch zum erstemnale die Blatt-Krankheit, verursacht durch Hemileia
vastatrix, beobachtet wurde. Viele behaupteten, den Pilz schon vielfach
früher gesehen zu haben, derselbe habe nie irgend einen Schaden der
Pflanzimg zugefügt. Noch in demselben Jahre begann die Krankheit
ihren vernichtenden Zug durch fast alle Pflanzungen, ein Schauspiel,
das sich bei andern Kulturgewächsen in ähnlichen ungünstigen An-
häufungen, wie bei Weinreben, Kartoffelpflanzen, Kiefern und Buchen-
keimlingen, ebenfalls wiederholt.
Es ist kein Zweifel, dass junge Pflanzen, insbesonders Keimlinge,
in der Regel von solchen epidemischen Krankheiten hinweggerafft werden ;
ältere Pflanzen tödtot oder schädigt der Pilz aber oft erst dann, wenn
ihre Lebensenergie, das ist ihre Kraft durch Wundkork, Ueberwallmig
oder Reproduktion den Schmarotzer abzustossen oder ihm vorauszueilen,
geschwächt wurde, sei diess durch das Alter der Pflanze selbst oder
durch ungenügende Ernährimg in Folge impassender oder abgemagerter
Standorte bedingt. Dieser letztere Factor spielt bei der Pflanzenkrank-
heit in Ceylon entscliieden eine mächtige Rolle.
Die Pflanzen auf kräftigen Böden verloren durch die Krankheit
im August zwar ihre Blätter, entwickelten aber neue Blätter imd Früchte;
die Pflanzen auf herabgekommenen Böden entwickelten zwar Avieder
Blätter aber keine Früchte und waren dadurch werthlos geworden.
Ceylons granitischer Boden ist locker und im Durchschnitte nicht tief-
gründig ; die Plantagen haben auf den Bergen, selbst auf steilen Hängen
6*
— 84 —
deu Wald vertrieben und um die grosse Wassermonge (durclisclininlich
3000 mm Niedersi-Iiläge pro Jahr!) abzuleiten, hat man durch die IMantagen
vertikal herablaufende Griiben anfrele«rt, in ^vek•hen das braun(\ dick
mit Enle aus dem (Jaiten beladene Ke^^enwasser in die Tiefe scliiesst;
aus den anfänglichen (Jräben sind in älteren IMantagen bereits tit^fe
S<-hluehten gewurden, über die freigelegten Steinbl(»cke stürzen bei
Regen mächtige Oiessbäche!
Wie schnell die Natur in den Ik'rgen auf die Missliandlungen der
Meiis<hen reagirt, dav«»n ein kleines Beispiel.
Als ich eines Nachmittags im Oktober 188G von Colombo nach
Kandy fuhr, brach ein Gewitter aus. wie das bereits alltäglich geworden
war unter dem Kinflusse des eben einsetzenden Nord -Ost-Monsuns.
Wo die Hahn eine kleine Schlucht überschritt, schäumte braunes Wasser
in der Tiefe. Als wiral)erdeii Ilalagala (Berg) passiiten. kamen einzelne
kleinere Hä<*he »juer über die Schienen: ich stand in der Mitte des
Wagens allein, genule unter der Lampeiiottnung: da mit einem Male
kam ein dicker, brauner, mit Steinen l)ela(lener Wassei*strahl durch die
Oeffnung un<l übergoss midi um! walir^cheinücii alle aiuleiii Passagiere
im Zuge ebenfalls. Als ich ein paai- W'ncheii nachher die Stelle abermals
pas.*<irte, lag die Ui'saehe dieser für eine Hisenbahn doch recht bedenk-
lichen Krs<-heinung klar vnr Augen. In etwa 100 .Meter senkrecht übei-
(lein Hahiikrti])ei' wai- eine m i t
grossen Steinen und l'cis-
stücken bedeckte, staik ge-
neigte Fläche wenige Wochen zuvor
kahl abgeholzt worden, um Thee
<i(lcr Katle<' anzupflanzen. Da diese
sinnlose Wald\ ciiiiclitung an einei-
so eminent schutzbedürftigen Stelle
noch ganz neu wai'. so kamen glück-
lichci- Weise mit dem liegen nur
Humus und kleineic Steine lieiab;
mit der Zeit werden wohl schweici"
wiegende H<'weise Voll dem began-
genen Kehler auf die Eisenbahnzüge
herabrolh'u.
Wo die Auswaschung des fiiiclit-
harcii. linmo>cii Hnilciis schon län-
gi-re Zeit V(»r sich geht, da koinnif
bereits der helle Gianitsand zu
n-rr
1^ 2. I In t«yU,n.
m ItalMMnn, » k*... ...tf. .....,u< KlBrhc. r Wiil<l.
— 85 —
Tage. Man sieht genug Plantagen, besonders ältere Anlagen, in denen
die oberen Wurzeln der Kaffeepflanzen in der Sonne bleichen; oft bis
zu 1 Fnss Höhe ragen die Wurzeln aus dem Erdreich empor ; so viel des
besten, unersetzlichen Bodens hat das Wasser bereits in die Tiefe
gewaschen; solchen Boden heisst man worn out, als hätte die Pflanze
den Boden erschöpft und nicht der 3Iensch, mit seinem nur auf den
raschen Gelder^yerb eingerichteten Eaubsysteme. Dem entsprechend
liefern die Plantagen, die im Jahre 1856 noch 20 Zentner Kaffee
abAvarfen, im Jahre 1882 nur mehr 1 Zentner pro acre! Selbstver-
ständlich fällt auch ein Theil der Schuld dem Pilze zu, der besonders
schädlich da war, wo er schwächliche Pflanzen fand; in Java, auf dem
tiefen, vulkanischen Boden ist die Kaffeepflanze viel kräftiger und darum
widei-standsfähiger gegen den Pilz. Sie Avurde geschädigt aber nur für
kurze Zeit und das Erträgniss hat sich kaum oder gar nicht vermindert.
Zahlreiche Plantagen in Ceylon wurden verlassen. Gras und
Sträucher occupirten den Boden, der somit für einige Jahrzehnte lang
vor neuen ^ilisshandlungen bewahrt blieb ; insbesonders ist es eine
Lantana, welche derartiges, so reichlich vorhandenes Terrain in den
Tropen in Besitz nimmt, den Boden allmählig wieder verbessert, so
dass später wieder Wald i\iss fassen kann. Die Lantana gilt als der
Fluch der Pflanzer, mag sein, aber sie ist der Segen der Insel.
Da fand sich mit einem Male eine Pflanze, die, Aveil kleiner, auch
genügsamer in ihren Ansprüchen an den Boden ist — der Thee. Mt
Thee wurden nun die Plantagen oft zwischen den todten Stöcken hinein
bepflanzt; Thee ist das neue goldene Kalb, um dessentwillen auf der
Insel der Wald der Berge geopfert, die Kultur der Eingeborenen im
Tieflande bedroht und wenn nicht ein neuer Pilz gebieterisch die Rechte
der Xatur rehabilitirt, die Berge der Insel der Yernichtung, die Insel
selbst dem wirthschaf fliehen Ruin entgegengebracht Avird.
Die Kultur der Strauchgewächse Kaffee und Thee, überhaupt
jeglicher Pflanze, welche eine Blosslegung und Lockerung des Bodens
verlangt, ist, wenn man auf Erhaltung des Bodens rechnet und mit
einer etwas geringeren aber dauernden Einnahme sich begnügt, in den
Bergen der Tropen und Subtropen, der grossen Regenmenge wegen
nur in steingesicherten Terassen möglich, wie die Weingelände an den
Bergen Italiens oder die Orangengärten Japans.
Im südlichen Indien und östlichen Himalaya wächst der Thee
ebenfalls auf den Bergen; ersteres Gebiet habe ich nicht genügend
gesehen, im letzteren sind die Folgen der Kahllegung des Gebirgsbodens
kaum geringer, wenn auch langsamer sich vollziehend als in Ceylon.
— 86 —
Für einen re§:elni»>-i'7r'n forstlichen Botrieb des Uui})waldes im östlichen
HimÄlaya winl .. wirtig nadi Trincipieu gesuclit, Einrichtungen
wenlen vorgenommen. Vielfach fehlt jedocli Absatzgelegenheit und
Unterstützung von Seite der massgebenden Vi>rgesetzten, wodurch die
Kraft der Wirthschafter theils lahm gelegt, theils in unmässigen Bureau-
arbeiten vergeudet wird.
Li der dortigen Tannenregion nimmt der Bambus überhand, weil
w nicht mr»glich ist, ein Weideverbot gegen die alle jungen Tannen-
pflanzen abiisenden Schafe zu erlangen.
Im n(»rdwt»stlichen Himalaya, im (Jebirge /.wischen 1500 und
2500 Meter ist CJnislandschaft. I^rärie: da aber dort geptlanzte Bäume
gedeihen, so muss man annehmen, dass der einstige Wald in sehr früher
Zeit au.*iger(>ttet wonlen war: der X(»rd -Westen war ja seit alter Zeit
der Schauplatz blutiger Kampfe um die Hegemonie Indiens.
Besonders lelirreich sind die offenbar erst seit dei- Entwaldung
entstandenen Flüs.se. Sie wechsehi alljährlich in der Hegenzeit ihr
Gebiet, so diuss auf eiiu-m grossen Streifen von den Bergen herab aller
Baumwuchs vernichtet ist: während der Kegenzeit mit Ilochwassertluth
beladen, ist ihr Bett zur trockenen Zeit nur Steingeröll. Dank der
energischen und von Ki-folg gekrönten Jiestrebungen der englischen
Forstbcamten weicht überall die Prärie sichtlich zurück; wo die Natur
den Dienst versagt, wird künstlich gesät und geptlantzt; aus dem schonend
behandi'lten Walde fliesst reichliche Einnahme dem Staatsschatze zu und
das Feuer, das frülier, wie jetzt in Amerika, so oft (hiicli die Waldungen
raitte. iüt (iun-h einfache Schutzsti'eifen. auf denen alljährlicli der (ii-as-
wuchs nilMjergebrannt wiid und durch die Wachsamkeit des Foi-st-
personals ein überwun<lener Standpunkt.
Java ist im Vergleich«- mit Ceylon v<iii der Xatui- günstiger
Ufiacht wonlen. Die Berghänge sind vielfach saiiftei- vorwiegend
ruIkaiiiM'he Kegel — <l«'r Brilon tief«rründiger. Aber genug Berge, be-
iMinders an der Küste, haben ihre einstigen, werthvolleii .N'utzholzschätze
▼crion'n und «imi mit (inis (Alang-Alang) und Stauden (Lantana) =
l'riirie lH»<le<*kt. Einen grossen L'ntei*schied mit Ceylon zeigt Java in
iMMm*r Cinrhonakultur, die im ersteren Lande meist in im regelmässigen
IM1anzung«*n zwischen den Thec- und KatVeestauden als secundär und
zu' ^' 'lUHs von anderweitig nicht benutzbaren Stellen in den
l'l.i . ', IM tiieln-n wird. In Java lU'hmen die musterhaft gehaltenen
I't^ "" •'<r hollHinliM-hen Kegierinig den Cliaiakter einei- dem
^" "h«* indi«' stehenden Kulturart an ; man experimentiit
ü'' von Alter. Krziehujigsweise. Kreuzung auf die (lüte
— 87 —
des Produktes und den Gehalt an Cliinin; man beschattet möglichst den
Boden und verhindert fast ganz die Abschwemmung desselben. Die
englische Cinchonakultur und Gewinn ungsAveise der Kinde in Ceylon
li;it keine Zukunft, da sie nur auf den momentanen Geldgewinn ein-
eingerichtet ist.
Japan hat schwer gebüsst für die Entwaldungen, die alle erst
jüngeren Datums nach unseren Begriffen sind; was vor 30 Jahren
geschah, klingt in Japan jetzt wie • mittelalterlich. Die vielen fast unab-
hängigen Fürsten, Hans, Kokoke und Futai-Daimios waren sehr kriegs-
lustige Herren und brauchten viel Geld; das lieferte stets der Wald.
Andere dagegen geboten ihren llnterthanen die Erhaltung des Waldes,
weil sie ihre Jagdvergnügung darin hatten oder erlaubten bloss die
Fällung von geringwerthigen Bäumen : zuweilen hatten die Unterthanen
den Tribut in Holz, besonders Dachschindeln zu bezahlen, wodurch sie
zur Erhaltung des Waldes gezAvungen waren. Diese Waldungen der
kleineren Fürsten sind das Gros der schönen Staatswaldungen, die
Japan heute besitzt.
Yiele Berge (ungefähr die Hälfte aller Berge des Landes) sind
entAvaldet und mit Bambus oder anderem Gestrüppe überzogen, das
alljährlich zur Düngung der Reisfelder abgesichelt wird. Yor 30 Jahren
kannte man kaum Ueberschwemmungen, die jetzt bereits zur Kalamität
gCAvorden sind. Als ich im Jahre 1885 Japan in seiner ganzen Länge
durchreiste, hatte ich wohl ein dutzendmal mich über Bäche und Flüsse
tragen oder in Kähnen überfahren zu lassen, da das Hochwasser die
Brücken luid leider oft auch das angrenzende Kulturland ins Meer
gewaschen hatte. Ich eriimere mich eines solchen, ganz respectablen
Gebirgsflusses , der sein Bett zu einem, von den Bergen quer durch
die Landschaft laufenden, 30 Fuss hohen, pfeilgeraden Sand- und Geröll-
damm aufgefüllt hatte.
Zur Schliessimg des circulus vitiosus der Waldvernichtung rings
um den Pol herimi Avird Nordamerika Avohl das grösste Glied ein-
fügen, trotz der Erfahrungen in den seit tausend Jahren beAvohnten
Ländern; dass es schon bald, vielleicht schon im nächsten Jahrzehnte
zu einer systematischen Bewirthschaftung seiner herrlichen Waldschätze
schreiten Avird, ist leider nicht AA^ahrscheinlich.
Es lolmt sich hier die langsamen aber stetigen Yeränderungen,
die jeder Eingriff des Menschen in das Schaffen des ürAvaldes in Nord-
amerika mit sich bringt, etAvas näher zu betrachten.
Für jede Pflanze kann man innerhalb ihres Yerbreitungsgebietes
eine mittlere Zone unterscheiden, in welcher dieselbe in optimo gedeiht.
— 88 —
Es hat sich nun ^'ozeiprt. dass innorhall) dieses Oi)tiinalir('biotes
die meisten Hulziirten auf allen Standorten ihr Fortkommen finden,
das ht'isst biKienvufT sind: selbstvei-ständlieli wrchsclt iliiv AVachstluims-
■ .^uin^ nai-h der (iüte des Standortes: ausserliall) i li re s Opti mal-
gcbietes aber ist jede Holzart an oinon Standort von be-
stimmter Besehaffenheit gebunden. Dies ist für den AValdban,
für Anbauversuehe mit nicht heimischen Arten, wie mir seheint, sehr
wichtig und lasst sicli überall beweisen.
Die Wevmnuthskiefer hat ihr Optimalgebict zwischen dem 43 und
44<* N.H.: dnd Breitengrade n<»rdlich und südlicl' von dieser Zone
i.st sie ausserlmlb des üptimunis. Im Optimum findet sie sich auf
tHK-kenem Kies, (Jendl. selbst groy)em, felsigen Gebirgsboden wie auf
feuchten ja nassen Hodenarten zusammen mit Esche, Tsuga und (Mia-
maiH-yparis: narli iliren Verl)reitungsrändern dagegen zieht sie sich auf
die sandigen, feueiiton, niederen Standorte zurück.
Die amerikanische östliche Lärche, auf doii frischen Oebirgs-
:.ii C'anada's ein Baum Cluster (i rosse, beschränkt sich auf ihrer süd-
iiiiM'n (iren/e, das sind die Nurdstaaten der Union, auf die kalten.
nassiMi Sphagnumsümpfc. die sie zusammen mit der Picea nigra, alba und
Abies bal.^^imea. die ganz das gleiche Verhalten zeigen, sowie mit Thuja
m-cidentalis als eine niedere Baum Vegetation überzieht.
Der japanische Bigtree, Cryptomeria japnnica. gedeiht im mitt-
IcHMi Ja|)an auf allen Bodenai-ten und Standorten : auf seiiiei' n<u-dlichen
und südliehen (irenze dagegen zieht er sich auf vulkanische (iebirgs-
b<Ml«'n zurück.
Die eurnpiiis4'he K<»thhuche gedeiht in ( 'entialeui-opa auf huinus-
n'ichen Sandböden. Kalkb<Mlen, granitischen und \ulkanischen liodeii.
wähnMid sie auf der n<>rdlichen und südlichen (irenze (Küsten- und
(;..i.i.,r„|„„.|„.) ^\^.\^ ^^^^^ ^\\^, Kjilkreichcn B<n|en (Ki-eidc. Kalkstein und
' ». inerat) bes<'hränkt.
Daraus ergeben sich schwerwiegende Consequenzen : Wird eine
H'ilxart innerhalb ihres Ojitinnims kahl niedergeschlagen «»dei niedei-
•r-annt, MOOfKcheint auf <lei- kahlen Kliiche. wenn dei- Natur
'ie- WiiilcrlM'MtiM'kiing übcrliussen \Nird. «lieselhe Ilolzait in dei
Hi'gel wiederum: Iwgegnet ihr aber dieses Schicksal ausserhalh ihics
Optimums, m» kehrt die frühere Holzart nicht mehr zuilick, sondern
Jone Holzart, in deren Optimum das betreffende (ieluet
eben li<*gt.
WinI «li«' Pinus Strnbus innerhalb dires 0|itinnims nach gegen-
wirtik'»*m . kald heran tei^e»chlugen ..d. i v.rhrmnt. so überzieiit
— 89 —
sie allmälig wieder die kahle Fläche; wird dieselbe Holzart ausserhalb /p y^
ihres Optimums, zum Beispiel in Wisconsin, entfernt, wo sie die feuchten /^
Sandinseln im Laubholzgebiete einnimmt, so kommt sie nicht wieder, 'VT^ *
sondern die Laubhölzer oder andere Kiefern , wie die anspruchlose
P. Banksiana, nehmen ihre Stelle ein.
Gleiche Yeränderungen erleiden die Waldungen der südlichen
Kiefer, Pinus australis; ihr Optimum, in dem sie fast ausschliesslich
herrscht, ist das schwach wellige, lehmig- sandige Hügelland der süd-
lichen Küsten region ; dort erscheint sie, nachdem Mensch und Feuer
darüber hinweg gegangen sind, in der Regel in schönen Jungwüchsen ^J'^^^
wiederum, die freilich über kurz oder lang dem Feuer abermals zum A"-^
Opfer fallen; dagegen verschwindet sie in der Nähe der Küste, im
flachen Tief lande, wo sie der Pinus cubensis einzeln beigemischt ist,
weü die letztere Holzart, da in Optimo befindlich, die Stelle der Pinus
australis einnimmt.
Einen harten Kampf haben natürlich die Holzarten auch in ihrem ^/
Optimum mit den leichtsamigen , anspruchsloseren Arten zu bestehen,
die durch die Eingriffe des Menschen im Yortheile sind; überall ist'^^
ein Ueberhandnehmen der werthloseren, anspruchloseren, leichtsamigen ? j^
Arten constatirbar; im Gebiete der Laubholzregion gewinnen in Folge /
der regellosen Behandlung des Waldes die Birken, Pappeln, Weiden
und insbesonders Kiefern immer mehr an Terrain; im Westen, im
Gebirge breitet sich die geringerAverthige Libocedrus decurrens auf
Kosten der AverthvoUen Pinus Lambertiana, P. Jeffreyi und Pseudotsuga
Douglasii aus. Wäre es möglich, den Wald vor weiteren Anfällen zu
schützen, so würden zweifelsohne die früher vernichteten Holzarten
wieder allmälig sich einstellen. Ein schönes Beispiel hievon gibt der
japanische Wald.
In Japan reicht die Zone des immergrünen, das ist des subtropischen
Laubwaldes im Binnenlande bis 35 ^, an der Ostküste, dem Kuro Schiuo
entlang, bis zum 36*^ N.B. In der nördlichen Hälfte dieser Zone ist
der immergrüne Wald fast vollständig durch die Kultur des Menschen
verdrängt worden; wo nicht Landwirthschaft , insbesonders Reisbau
möglich war, hat der Mensch Quercus serrata und glandulifera und
Castanea japonica, Bäume des kühleren winterkahlen Laubwaldes, zur
Brennholz- und Kohlgewimiung , Pinus densiflora und Thunbergii zu
Brennholz- und Cryptomeria japonica und Bambus zu Bau- und ]N^utz-
holzzwecken angepflanzt.
Wird der noch vorhandene immergrüne Laubwald dieser Region
kahl heruntergeschlagen oder niedergebrannt (was in Japan auch
— 90 —
!iiti uinl der Natur dii« Wi«Ml(»rhosaniun^ überlassen, so eiscluMiien
,n.^. mmm iinnier«:rnnon Holzarten nur mehr venMnzelt. zahlreieh aber
«lio rnkriiuter unter den Waldbäumen der kühleren Kegion, wie
Khus semialatrt, Kottlera japonioa, Alnus-, Aralia-Arten. Unter diesen
wau-hsen «lie sehattenertrairiMuien immergrünen Bäume, die zuei-st ver-
niehtet wurden, wieder langsiuii empor zum früheren Walde. Nördlieh
von dieser subtropisehen Zone bis zum südliclK'u Hokkaido (Insel Eso)
herrs<-ht der artenreiche, winterkahle Laubwald. Wird dieser h(M'unter-
_'. - li'.iL" M iKler vernichtet, so ei-seheinen die eben genannten foi^stliehen
Inkrautcr mit zahlreichen Sträuchern, (Jras und Bambus; zwischen
di»*s^'r kh'inen Veg<»tation siedeln sich Birken, Pappeln, geringwerthige
Kirlicn und Kiefern an: unter deren Schutz endlich arbeiten sich
wiiiler die urs|)rünglich vernichteten guten Eichen, Ahorn, Eschen,
Keaki u. s. w. empor, wodurch der frühere Zustand des Waldes von
der Natur wieder hergestellt ist.
Werden aber inzwischen l^äume und Sträucher niedergeschlagen,
Ko kehrt der Wald nicht mehr in scinei- ursprünglichen ZusammcMi-
sc'tzung zurück, sondern es erscheinen Kilcii und Kiefciii, vor Allem
aber enlrück«*nd<'s (Jnis und Bam))us.
Mit Bezug auf Noidanieiika liabc ich sclion fiiihci- einige BiidcM-
zu entrollen versurht, denen das Land l»ei dei- gegenwärtigen Behand-
lung seiner \Valds<-hätze entgegeneilt: ob bis dahin gerade 50 Jahre
nothwendig sind (wler ein j)aar Dezennien mehr, ändert nichts an der
tffündlichkeit des Resultates, dessen Abwendung ich dringend wünschte,
zum Hj-sten d<»s Wahles und damit /iiiii Heile der grossen amerikanischen
Nation: ein Trost, ein bitterer freilich, bleibt den Anieiikaneiii angesichts
der WaldgcM-hiehte Kuropa's: Forest presei\ati<in begins witli devastation.
VI Forötliche Bestrebungen in den Vereinigten
Staaten.
An^^j-siehts der beklagenswerthen Waldbehaiidlung im ganzen Lande
ffwalirt I« eine ^mw Befriedigung, zu sehen, wie bereits allerorts —
leider nieht im Walde H<dbst das Verständniss für <lcii Wald, als
• '«»n Faiior in (»|ei«-ligewichto der Natur, sich empoi kämpft, da
nun rst p-nidezu iiberraseht über die Fülle von wissenschaftlichem
MatiTial »Jht den Wald, das vnu Wenigen in nie rastender Thäfigkeit
tnifehaiiff (brii l'ublikum zugUnglieh gemacht ist.
— 91 —
Wo die Noth am grössten, beginnt man langsam mit grosser Mühe
und grossem Geldauhvande Wald aufzubauen; die ersten Ansiedler in
den Präriestaaten, Avelche den Wald von Anfang an entbehrten, ahnten
den Segen, den derselbe für ein Land mit sich bringt, besser als die,
welche im Yollgenusse des Segens alles daran setzen, desselben möglichst
schnell los zu av erden. In den Präriestaaten pflanzt man allerorts AYald,
um durch ihn das neue Heim, den Garten, die Fluren zu schützen,
mit einem Worte, die Prärie für menschliche Existenz fähig und nutz-
bringend zu gestalten; diese Thatsache allein spricht für den Werth
des Waldes und seinen Einfluss auf Klima und Bevölkerung deutlicher
als alle Keden und Bücher und wissenschaftlichen Experimente, und
sollte den östlichen Waldverderbern ein lehrreiches Beispiel sein; sie
sind im besten Zuge, iln- heiTÜches, vom Walde geschaffenes, vom
Walde geschütztes Kulturland in Prärie umzuwandeln.
Um die Anpflanzung von Bäumen in den Präriestaaten zu fördern,
hat der Congress eine Bill genehmigt, die Timber-ciüture act, nach
welcher öffentliche Ländereien (l Section = 64 acres) an Farmer gratis
abgegeben werden unter der Bedingung, dass 1/4 der Section mit
Bäumen bepflanzt werde, so dass vom achten Jahre der Pflanzung an,
dem Jahre der Nachweisung, 675 lebende Bäume pro acre sich fänden.
Gelingt der Xachweis, so ist die ganze Section ohne Aveitere Auslage
Eigenthum des Farmers. Der Effect scheint jedoch sehr zweifelhaft
zu sein, da FernoAv berichtet, dass, als der Kaclnveis geliefert Averden
sollte, 90 ^/o sich als unvollständig erAviesen. Dazu kommt noch etAvas:
man pflanzt schlechte Holzarten, insbesonders die europäische Pappel,
Sorbus, Kiefer und andere, von denen, Larix ausgenommen, kaum eine
einzige im Stande ist, dort einen lialbAvegs brauchbaren Xutzstamm zu
produciren. Aber der Same ist billig, die Anzucht einfach, das Wachs-
thum rasch, der Schutz ist schnell hergestellt und dem Gesetze Genüge
geleistet. Wie Private haben auch mehrere Eisenbahngesellschaften,
zum Beispiel in Kansas, Anpflanzungen im grossen Stile unternommen,
sie sachverständigen Männern anvertraut und schöne Kesiütate zu ver-
zeichnen auf Gebieten, die noch vor Kurzem für völlig Averthlos galten.
Ein mächtiger Factor, die Pflanzungen zu fördern, sind Pflanz-
gärten, Baumschulen (nurseries), deren eine ziemliche Zahl entstanden
ist; an ihrer Spitze dürften die grossen Gärten von Robert Douglas
and Son in Waukegan Jll. imd von Thomas Meehan in GormantoAvn
bei Philadelplüa stehen. Letztere Anstalt kultivirt die grösste Ver-
schiedenheit, erstere den grössten Yorrath an forstlichen GcAvächsen.
R. Douglas hat selbst sehr lehrreiche Anbauversuche mit einheimischen
— 92 —
und fn'mclrn Hi»lzartrn auf dvu Sandiifcrn drs Lake Micliipm untcr-
n.mun«'!!. auf die ich später zuriUkkoinnicn muss; unter seiner saeh-
kundip'U IxMtun^ sind viele Pflanzungen im Westen entstanden.
Im Jahre 1871 wurde im Staate Nebraska ein Tai: im Monate
April als Feiertag proklamirt. der aussehliesslieii der Pflanzung von
lUunien gewidmet wenlon sollte (Arbor day): an diesem Tage unter-
nehmen die Sehulen Ausflüge nach Art unserer Mai-Spaziergiinge, auf
d«'nen sie ^)8se Mengen von Päunien pflanzen, in Hainen, Avelehe
' ' '. -mnr'nen I^'lm'rn. dem Andenken theunM- Angeh(»rig(M' oder auch
ii.-i-Mi-rhcn Kreignissen gewidmet werden. An diesem Tage sollen in
V'-bniska allein eine Million Päume geptlan/t werden.
Auf den ersten Augenblick mochte man diese Art der Wald-
lM»griin<lung für kindliche Spielerei halten: ich l)in geneigt, diesen
Pflanzungen einen Indien wissenschaftlichen Wertii beizulegen ; sie
Wfnien den besten Beweis liefern, wo die natürliche (rrenze von AVald
und Prärie liegt: da wo jety.t wieder Bäume erwaclisen kiumen, war
auch früher Wald; wo die Bäum«' Sträucher bleiben, war die uisprüng-
liehe (in*nze <b»s Waldes, die durch Feuer fünf vielleicht zehn (ii-ade
weiter na<*h Osten verlegt wurde. Ks ist durchaus niclits Wundei'bares
an dem (Je<leihen eines Waldes auf <ler Piiiiie (»stlicli \ nm Missisi|)i,
diu» Wunderbare ist vielmehr, «lass dei- Wald auf diesem (lebiete so
{rnindlich vernichtet werden konnte.
In diesen l'tlanzungen liegt jedoch ein iii»cli \ iel wichtigeres
Mom(*nt: die kommende (Jeneratinn jcint im llaume etwas anderes
kennen als ein lä.stiges Hinderniss der Kultur: in N<irdam(M"ika muss
Mi*hon in die Jugend ein neuer (teist zu dunsten des Waldes eingeimpft
wenlen: da» erwach.sene (Jesehleclit ist nnch zu sein- in seinen l'ner-
wh«»pfliehkeitswahn verrannt, um an eine rnd<elii- \ on dem gegenwärtigen
Kaultsysteme ernsthaft zu denken. I>eni Beis|)iele Nebraskas sind
fa-t alle übrigen Stiuiten mit oder nlnn' l'iiirie gefolgt.
Wenn in den östli<'hen Staaten nach dir Frschopfung des Bndens
dun-li LindwirtliM-haft dieser wieder sich selbst überlassen bleibt, erscheint
M'hr laiiptam wieder Baumwu<-hs, freilich anfänglich spärlicli und v..ii
• iifwerthigen Arti-n. so diisH Jahrzehnt«' vergehen, ehe der Bitdcn
1er für lM»iiH'n' H«dzarten geeignet ei-seheint. I'm die Wirdcrnuf-
' und VerbcHserung solcher vmi der Landwiithschaft bis zur
'' ' keil h< ' 'ia<*hten Flächen möglichst zu budern, hat die
•• SiM i. i% j.ir pronioting agricultun* Preise ausg(»setzl für
"'^'iiig von nicht weniger als 5 acres Fläche lOOO $,
000 $ und für die drittbeste 400 $.
~ 93 —
Zur Preisgewiniiuiig*) ist es nothweudig, dass die Pflanzungen mit
europäischen Lärchen ausgeführt werden; nur auf den sandigen Küsten-
gebieten soll europäische oder korsische Kiefer oder beide zusammen
verwendet werden. Bei dem Nachweis nach sieben Jahren dürfen auf
dem acre nicht weniger als 2700 Bäume stehen; der Boden muss arm,
erschöpft und unbrauchbar für landwirthschaftliche Producte sein; ebenso
wui-den Preise für die besten Pflanzungen von Fraxinus americana aus-
gesetzt, Avobei 5000 Bäume pro acre als Minimum angesetzt wurden.
Das Unternehmen ist ein höchst lobenswerthes ; aber wäre es nicht
ebenso gut, neben Gesellschaften zur Wiederaufforstung auch solche
kapitalfeste zu begründen, welche die Erhaltung der noch bestehen-
den Forste im Auge haben? Wenn man den Staat für ungeeignet
hält, seinen Pflichttheil zur Erhaltung der Fruchtbarkeit und Wohlfahrt
des Landes beizusteuern, wäre es nicht vielleicht besser auch die Er-
haltimg und Bewirthschaftung der Gebirgsf erste , der armen sandigen
Gebiete und so Aveiter, durch Gesellschaften, Vereine, Actienunter-
nehmungen bethätigt zu sehen? Solche Gesellschaften könnten Prämien
aussetzen für alle, welche Feueranstifter, ohne Rücksicht auf den Stand
des Urhebers, zur Anzeige gebracht, bei der Erstickung von Feuer
thätige Hilfe geleistet oder Avelche in irgend einer Weise um die Erhaltung
und successive Ausnützung der Forste sich verdient gemacht haben.
Für Erhaltimg der Waldungen, für eine regelmässige Bewirthschaftung
derselben ist bis jetzt noch nichts geschehen und von der einfachen,
schablonenmässigen Baumpflanzung bis zur wirklichen Forstwirthschaft
ist noch ein weiter Schritt.
Nach Fernow's geschichtlichem Ueberblick des Forstwesens in
Nordamerika (1886) bestand schon im Jahre 1873 eine Forestry asso-
ciation in Minnesota von Männern, die dem Walde oder besser der
Waldpflanzung geneigt waren; denn die ersten Vereinigungen hatten
mit ihrer Zeitschrift: Forest-Tree Planters Manual den Zweck, die Baum-
pflanzungen in den Präriestaaten zu fördern.
Lii Jahre 1882 trat an die Stelle obigen Vereines der American
Forestry Congress der alljährlich zusammenkommt. Hoftentlich sind die
*) Xach „Garden and Forest" Nr. 45, in dem die Resultate der Preisver-
theilung bekannt gegeben werden, erhielt nur eine Lärchenpflanzung den fest-
gesetzten Preis; die Lärchen hatten in 10 Jahren 7—9 Meter Höhe erlangt; die
Eschenpflanzungen waren theilweise gelungen, aber nicht genügend in Ausdehnung
oder Pflanzenzahl; die Saaten hatten, wie auf der freien, unbeschützten Fläche
zu erwarten war, durchaus negative Resultate ergeben; bezeichnend ist, dass der
Weymoutskiefernsame , da billiger, aus Europa bezogen wurde, was theilweise
an dem Misslingen der Saaten Schuld sein soll.
— 94 —
folfrention Conpressc etwas muthiprer und auf positivere Auf^rnbon bedacht,
als der von 1887: dieser empfahl die Uisunp: der Waldfra^^e den Frauen
aufzubünleii, die so viel Gutes durcli die Temperenz-Ycreine izescliaften
hätti'ii. Die Fniuen kr.nnen ja in Amerika «rewiss sehr viel helfen dureli
Kr/iehunp ihrer Kinder, in deren Iliinde dereinst das Schicksal des
Waldes «nTathen wird: (hi bleibt allerdings noch ein p-osses Feld der
Thati^'keit offen, denn überall, besonders in Nordamerika, wohnt der
Jupriul ein Zerstr»runfrstrieb inne, den man nicht aufkommen lassen
sollte. Auch in den einzelnen Staaten werden Vereini^nin«,^en ab^^ehalten,
welche alle dem Zwecke sich widmen, dem Schicksale des Waldes (»ine
püMstip^' Wendung zu fj:eben.
Mitunter tauchten Zeitschriften theils für \Val(li)tlaiiz-Zwecke, theils
für Forstwirthschaft im Allp'meinen auf, aber ans .Mani;-el an Unter-
stützung M-hliefcn die rnternelununp'n wieder ein.
Krst das Jahr 1888 hat einer neuen Zeitschrift „(iaivlcn and Forc^st.
a Jouniai of Hoiiiculture. I^ndscape, Art and Koi-estiv, das Dasein
p«»peben. die, in festei-, umsichtip'r Hand inhend. in d(M- niückliclien
VeriMnipiinp von Foi-stwirths<'haft mit (iartenban. Parkanlage und ver-
wandten (Jebieten, die (iewähr einer nntzreichen und dauernden Kxistenz
tni;rt. Von Professor (J. S. Sar^nMit in Hiookline geleitet, erscheint
di<*s4'llM> WiM-lientlich : der warme Fmpfan^^ den ihr Fachschriften und
Zeituntren des In- und Auslaiwles bereiteten, uuiix ein<' Kiinuthi,i;uni;'
für den llerausp'her sein, auf dei" beschi'ittenen Hahn vorwärts zu eilen;
ich s4-hliesse niieji p-rne dem ;:ünsti«;en ritheilc der vielen Vorpin^'-er
Uli: klein be^'^innend wiid die AbtheihinL'': „The l''oiest" mit iU'W Zielen
auch an Kaum ^'winiHMi.
Kin niiiehti^er S<'hritt, um die Iirirhfliüin( r dt's nordainerikanischen
\VaId<*s allpMuein zu veranschauli<-li<'n und damit ^^anz wesentlich seine
WiTthsi'liiitzun^ zu f«»rdeiii. wai- die he^n-ündunu einer Sannnlun^- der
iiordanierikanisejien Forstprodiikte. Die Idee hiezu L;al) M. rlesu|». dei
Din-ktur des aineiikanis<hen Museums für Natui'^^escliichte in New-^drk.
I)i«' Saintnlun^' wurde mit krafti;,^ster rnterstützun^r i\vs Staates durch
{*, S S.irfr,.||t aiip'le^'^t, der von der Ke^ri,.i,||,^r ym peaiheitun;^ des
0. < Hi-riehtes (1880) über die Forste N(trdameiika's beauftia^4
wunle. Di< Kehultate seiner Reisen imd rntei*su<'hunp'n sowohl, wie
diu )MMm*r ziildrejrlieu Mitarbeiter, sind dem ohii^en Deriejiie eiii\«'iieil)t,
Ob«T «l««n ieh niN-h ausfülirlieh zu spreclMH habe.
DU? .J<'Mii|>-ro||ection unifjisst mehr als 400 Stannnstücke; da es
>'''»»' I^* und zum Studium einer haumait von /^n-össtem Werthe
üa, ritrh« 11 i>iaii. n», Samen und Früchten auch die Struktur der Kindo
— 95 —
und des Holzes zu kennen, so kann eine forstlich-botanische Sammlung
nur gewinnen, je grösser die Exemplare sind, welche zur Schau gestellt
werden. Nach dieser Richtimg hin wui'de gewiss nichts versäumt;
solche kolossale Stücke hat keine Sammlimg in der Welt aufzuweisen;
die in Glaskästen mit grossen Fenstern untergebrachten Exemplare
haben eine Höhe von nahezu 1,5 Meter, die Stücke sind so ausge-
schnitten, dass Quer-, Eadial- und schiefer Sclmitt zur Anschauung
gelangen; die eine Hälfte ist poliit, die andere roh. Jedem Objekt ist
eine Etiquette angefügt, Avelche Nunnner, Namen, specifisches Gewicht,
Aschengehalt etc. enthält, sowie eine kleine Karte der Vereinigten
Staaten, auf welcher durch Farbentöne die Verbreitung der Holzart
gekennzeichnet ist. Bei Anlage dieser Holzsammlung wurde neben dem
wissenschaftlichen Zwecke der praktische nicht aus dem Auge gelassen ;
von den wichtigsten Nutzholzarten sind Bretter und Maserstücke beige-
geben von gewaltigen Dimensionen; die Sequoia, die Riesin miter den
Nadelhölzern, ist zum Beispiel mit einem Brette von 2,3 Meter Breite,
die Dougiasia mit einem solchen von über 1 Meter Breite repräsentirt.
Eine Zierde und eine sehr werthvolle Zugabe zugleich soll die Sammlung
später erhalten, durch grosse Aquarelle, Avelche die blühenden und
früchtetragenden Stadien der einzehien Holzarten illustriren werden.
Diese Gemälde, von Frau CS. Sargent angefertigt, lassen an künstlerischer
Darstelliuig wie wissenschaftlicher Exactheit nichts zu wünschen übrig.
Die nöthige botanische Ergänzung findet diese Sammlung in dem
Herbarium der Universität Cambridge, Mass., dessen dendro logischer
Theil wieder nach Brookline Mass. verlegt und unter die Leitung von
C. S. Sargent gestellt ist. Mit dem dortigen Herbarium der Bäume
und Sträucher steht ein Arboretum (Arnold Arboretum) in Verbindung;
das wellige Terrain in der Umgebung von Boston ist zu diesem Zwecke
ausgewählt worden; das Terrain bietet für Laub- und Nadelhölzer geeignete
Standorte; alle Holzarten, Bäume und Sträucher, welche ihre Wider-
standsfähigkeit gegen das trocken-heisse Klima des Sommers und die
starken Fröste des Winters erprobt haben, sollen Aufnahme finden und
in Gruppen systematisch luid mit möglichster Berücksichtigiuig ihrer
specifischen Standorte ausgepflanzt werden. Trotz der Jugend zeigt die
Anlage neben landschaftlicher Schönheit schon jetzt einen viel ver-
sprechenden Ei-folg und eine reichliche Ausbeute für forstliche und
forst-botanische Zwecke; ich werde mir die Gelegenheit, die Resultate
dieser Anbauvei*suche mit eigenen und fremdländischen Holzarten
eingehender zu betrachten, in einem späteren Abschnitte nicht ent-
gehen lassen.
— 96 —
Zahlroii'h sind ferner über das j^^nze Land zei-strout die butaiiisihen
Sainnilun^en an den vielen Univei-sitiiten und Instituten, von denen
irh U»SMn<lfrs das dendn»l«>,irisehe Herbarium der Sniithsonian Institution
in \ViLsliin;:t«»n unter Leituiiir des bewälirten Botanikei*s Dr. 0. Vasev,
die botajüsche Sammlung' der Akademie in Piiiladel|)liia, die im Wesent-
lichen dun-h Beiträge von Professor Meelian entstanden ist, hervorheben
will, da i«'h (Jelep^t'idieit liatte. sie eingehender zu studiren. Last not
leaist sei rntllieh d«'r Krrielitun«^ einer foi-stlichen Abtheihnifj: gedaeht,
welche dem landwirthsehaftlielien Ministerium zu Washington unter-
stellt ist. Ilire Thätigkeit liat bis jetzt noch geringen Kinfhiss auf
den Zustand, die Erhaltung und Benützung (k^s grossen Wahles gezeigt,
wie das auch nidit an<h'i"s zu erwaiten ist.
Ih'V Wald «Icr Tnitinsregierung unterliegt dem \'(Mtiiguiigsreehte
von Sfite drs I^mdoftice's, welches das Inionseigenthum (anveitrautes
VolkseigiMithnm!) an i*rivate verkauft um einen Preis, ganz gleich-
^Iti^, ob das nahezu vci*scjienkte Land mit dem scliwcrstcn, bcshMi
Xutzholze bedockt ist «»dtT in dn- Priirie li(»gt ! Bei solchci- Wcrtli-
M*hützung des Waldes darf es einen nicht wundernehmen, wenn das
hinkommen aus den fast 30 Milli(»nen lia Staatswaldung gegenwärtig
Null ist.
I^'i der Begründung des Foi-stinstitutes im Jahre 1876 war dem-
selben als Anfgal)e wesentlich statistische Krhebungen über die nord-
ani('rikanis4-lien Hnlzarten un<l Waldungen zugewiesen, auf (Jrund deren
dann die (Jewtzgebung eine Korstpolitik fornniliren k<»nnte. Diese Auf-
pkht» fand, soweit <lie oft sejir sj)ärli<*hen Angaben in fernen (Jegenden
ili««*« zulie«s«*n, ihren Ab.schluss in dem grossen Weike dvs X.Census-
re|H»n«*s pro 1880, das, ein Hesultat vieler tieissiger Hände, im Jaliiv
1884 veniffentlicht wurde unter <ieni Titel: On tlie foiests of Ncu-th-
Amerira (exciusiv of Mexico) by S. ('. Sargent. Washington 1884; mit
39 dem Bi'richte eingebundenen und 16 Portfoli(»karten G12 pp. An
pMMjniHen Orten wenle ich auf dieses Werk zurückkommen müssen,
h.r ..l.i.M. Verfasser ist gep-nwärtig mit einem gewaltigen Werke
^'t, das eine eingehende for.stlidie und forstlich-botanische Schil-
d<*ninfc der nordanierikaniwhen Waldbäume unter dem Tit«l „Svlva <.f
North- Ameriru-* enthalten soll; djis Werk lässt nach den ei-steu I)ru<k-
\}ttf^'U und Tafeln ein Prachtwerk allerersten Hanges erwarten: nach dm
unü»HTtn'fflirh«»n Orij^nnalzeiehnungen von Ka\<.n hat kein (nriii-erer
•Im Iti. Picirt. der Verfertiger der wunder]»aren Tafeln vm» Tulane's
Fni M r'ariH.lo^rJH die Herstellung der 700 800 Tafeln über-
noi,,,,,.,,, um von der (irüHHC de« Unternehmens eine Voi>»tellung zu
- 97 —
geben, erwähne ich, dass die Herstellungskosten auf etwa 360000 Mark
veranschlagt sind.
Voran gehen diesem Werke zahlreiche Florenwerke und kritische
Abhandlungen über nordamerikanische Baumarten von Männern, deren
Namen auch in Europa einen guten Klang besitzen wie Nuttall, die
beiden Michaux, A. Gray, G. Engelmann, Parry, Torrey, S.
Watson, G. Yasey, Emerson und andere.
Unter dem energischen, gegenwärtigen Chef der Forstabtheilung,
B. E. Fernow, wurde die füi' eine geregelte Forstwiithschaft nicht
minder wichtige Arbeit begonnen, biologische Fakta in Bezug auf die
wichtigsten forstlichen Bäume zu sammeln, zu welchem Ende die ein-
zelnen Holzarten bewährten, in der Heimath der betreffenden Holzart
lebenden Männern zugetheilt wurden; vielleicht ist es mir vergönnt,
wenn auch unberufen, zu dem grossen Werke durch meine sieben-
monatlichen Keisen in den Waldungen von 26 Staaten der Union einen
kleinen Beitrag zu liefern.
Ehe die Arbeit über die Entwickelungsbedingimgen der nord-
amerikanischen Holzarten beendet ist, müssen alle Systeme einer Forst-
wirthschaft, auf gut Glück unternommen, Experimente bleiben. Denn
die eiu'opäischen Systeme, die für ein paar Holzarten zugeschnitten sind,
können nur als Modelle dienen. Je mehr in Nordamerika von dem bunten
Gemisch der Holzarten erhalten werden soll, um so mehr müssen die
zu wählenden Systeme dem Fehmelbetiiebe des Urwaldes sich nähern.
Umgekehrt wird ein System um so mehr Holzarten aus dem Walde
verdrängen, je mehr es Kahlschlag, Saat und Pflanzungen in den Yorder-
grund drängt.
Es darf nicht wundernehmen, wenn die grosse Majorität der
Waldbesitzer vom Waldeigenthum eine geringe Meinung hat; es steht
ihnen kein Beispiel vor Augen, dass eine geordnete Forstwirthschaft
auch ein rentables Unternehmen sein kann; heute noch wäre das Ein-
kommen aus einem, dem geregelten Betriebe unterstellten Walde sehr
gering und w^ürde vielleicht nicht einmal die Yerwaltungskosten decken.
Gerade weil der Anfang ein Opfer verlangt, erscheint der Staat als in
erster Linie geeignet den Anfang zu machen; die Zeit wird rasch
kommen, in der das mit Wald bedeckte Land eine ähnliche Preis-
steigerung erfährt wie die ehemals für werthlos gehaltene Prärie.
Li der Conservirung des Waldes, nicht in der Yerschleuderung
desselben, sollte der Staat vorangehen; jedes Gesetz, das der Congress
zur Erhaltung des Waldes (nicht zur Anpflanzung — dazu
zwingt die Noth besser als ein Gesetz — ) passirt, trifft zuerst den Staat
7
Dr. Mayr. *
^ <K^ —
selbst. Würde er freiwillig: den riehti^en AVeg betreten, sein Beispiel
könnte vielloicbt nützlicher und dauernder wirken als Gesetze, die doch
wieder durch irgend eine juristische lnterventi(»n uniiraniren oder lahm
gelegt würden.
VII. Spezielle Betrachtung der nordamerikanischen
Waldflora nach Gebieten und Holzarten.
A. Die Waldflora der atlantischen Region.
Das ^nns.M» Waldland vom (Jolfe von Mexico bis zur Küste von
I^hradnr und von dir atlantischen Küste bis zum 95°AV.L. ist seinen
klimatisclien und Bodenvei-schiedenheiten ents})rechend selbstverständlich
sehr reich an den vei*schiedensten Ikumartcn und Waldfoniicii. In
gnissen Zügen lassen sich die Waldlandschaften etwa folgendermasscn
skizziren.
Die Waldflnra der Südsj)itze Florida's und doi- vorliegenden Inseln
eret'heint durch ihre Zusammensetzung und die f^eop-aphische ljan:o
dieser Kegion als die Nordgrenze der tropischen Kegion.
Diis übrige Florida, sowie ein sehr schmaler Streifen parallel dem
wamien Golfstrom bis etwa zum 36° X.B., bedeckt der Wald der sub-
tropischen Kegion, ein wintergrüner Laubwald, an dessen
»Stelle auf sandigen, geringen Böden Kiefern (insbesondei*s Pinus
cubensis) treten können.
Nönilii-h v(m diesem schmalen Bande duivli die «^anze (jstliche
Union herrw'ht der Wald der gemässigt warmen Kegion, der
w in ter kahle Laubwald, dessen Nordgrenze ausserhalb dci- Vci-
einigten Staaten in Canmla liegt.
Wo dunh das Zurückweichen des Meeres in den jüiigei'cn geolo-
gi*^^ •' l*erio<len Boden von sandiger 1^'schaflenheit zuriickgidassen
wii. . . wie in einem breiten (Üirtel dem Meere entlang, in der llm-
^*bung der gr«iKs<'n Seeen und auf deren einstmaligen Verbindungen
mit dem Meen?, fenuT auf den sandig-kiesigen I^^d^'Ilparti('ll kicincrci-
AuMb'hnung in den Bergen, da treten regelmässig K i < f ci n wald ungen
«n Stelle deit I^iubwaiden.
Von NonloKt na<!h Südw(»st ziehen «liirch diesen liaubholzgürlel
*i' wejrhe mit den hiiehsten S|)itzen (ülx-r r)()()0') in dir
g«'iiiii«».Hi^t kuhle Kegion. in dir Tunnrn übergreifen.
— 99 -^
a) Der tropische Wald.
In einem Walde reich an Arten, aber klein an individueller Ent-
faltung, forstwirthscliaftlich fast werthlos, greift der tropische Wald
West-Indiens an der Südspitze von Florida und den vorliegenden Liseln
auf das Gebiet der Union über. Die Florenwerke der Union bezeichnen
diesen Wald als subtropisch; ich kann dieser Auffassung nicht bei-
stimmen. Mir scheint es richtiger anzimehmen, dass die Grenze der
tropischen Flora West-Indiens durch den hier gerade am wärmsten und
mächtigsten Golfstrom etwas weiter nach Norden vorgedrängt wurde,
als es der geographischen Lage dieser Gegend (24 — 26° N.B.) entsprechen
würde. Es liegen hier dieselben Yerhältnisse vor, welche auch die
Existenz einer tropischen Flora, der sundanesisch-malai sehen, auf den
Bonin- und Riukiu-Inseln, miter gleichen Breitengraden südlich von
Japans Hauptinseln, sodami auf den Hawai'schen Inseln ermöglichen.
In diesem Gebiete sind Frost und Schnee ganz unbekannt, die
Luft ist ausserordentlich feucht und warm (26° C.) das ganze Jahr 7^
hindurch; während der Hauptvegetationszeit (Mai, Juni, Juli, August)
enthält sie im Durchschnitte 74f'/o, während der Monate November,
Dezember, Januar mid Februar 79 o/o relative Feuchtigkeit; die Tem-
peratur der Sommermonate ist nur um 6° C. höher (28° C.) als die
des sogenannten Winters ; die Regenmenge ist sehr* beträchtlich ; während
des Sommers allein fallen 433 mm, das ist so viel als in der Eaefern-
Region der norddeutschen Ebene während des ganzen Jahres ; die jähr-
liche Regemnenge summirt sich auf 1000 mm.
Dieses Gebiet ist reich an Arten, denn die Bäume der subtropischen
Region erreichen hier ihre Süd- und jene der tropischen ihre Nordgrenze.
Der tropische Wald prävaürt in Key-West, der grösseren der
Inseln vor der Südspitze Florida's; auf dem Festlande occupirt er einen
schmalen Küstensaum nördlich bis zum Cap Malabar und zur Bay von
Tanipa, die Niedermigen am Rande der zahlreichen, schmalen, tief ein-
schneidenden Meerbuchten bewohnend.
Der Wald beherbergt viele Arten, die in West-Indien wichtige
Nutzhölzer liefern, wie Guaiacum sanctum, ein Baum, der hier nur
nieder und gekrümmt bleibt, Swietenia Mahagoni, der wichtigste Nutz-
baimi von West-Indien, wird liier kaum 15 Meter hoch; zahlreich sind
Gattungen und Arten, die durch Central-Amerika bis Brasilien sich
erstrecken, dort ihr Optimum erreichend, wie Simaruba, Ximenia, Anona,
Clusia, Capparis, Rhizophora, Combretaceae, Myrtaceae, insbesonders der
Gattung Eugenia angehörige Bäume, Rubiaceae, Myrsineae, Sapotaceae,
7*
- 100 —
Verbi'nac-eae, Eupliorbiaceae, mehrere Ficus-Artcn und unter den Palmen
' PS Thrina\-Arten und Oreodoxa re^ia, Familien, (Jattun^en
UHU .iif M, welelie allgemein als Repräsentanten der tropiseheu und
nicht der subtn»pisehen Flora gelten.
b) Der subtropische Wald.
Nördlich von der tropischen Kegion streicht der wintergrüne
Laubwald der subtropischen Region durch Florida nach links
d«T Küste des mexicanischen Golfes entlang, nach rechts dem atlantischen
Orran entlang bis zum 36^ X.B. Das Band ist ein schmales, kaum
5 gi-Mgraphische Meilen breit; nirgends ist dieses AValdgebict in seiner
typis<^-hen Fonn, dem wintergrünen Laubwalde, sehr mächtig entwickelt
in Folge der ungünstigen Bodenbeschaftenheit: magerer Sandboden über-
wi<'i,^, auf dem der Laubwald durch Kiefernwaldungen vertreten Avird.
Nur in den feuchten Mulden (hummocks) oder den Flüssen entlang
kommt der artenreiche Liubwald zu seiner Entfaltung.
Forstwirthschaftlich liegt der Sehwerpunkt in den Kiefern-
waldungen, welche auch die sandigen, unmittelbar im Norden an-
p^renzenden Gebiete einnehmen, so dass im Süden der Vereinigten
Staaten, der Küste entlang ein etwa 250 Kilometer breiter Gürtel
von Kiefern liegt^ der in seinem südlichsten Theile der subtropischen,
in »einen übrigen Theilen der gemässigt warmen Region angehört.
Das Gebiet der subtropischen Zone dürfte sich mit dem Ver-
bn-itungsgebiete der beiden Palmen, Sabal Palmetto und Sabal serru-
latii decken.
Wie au<'h in Kuropa, ist diese Region in Nord -Amerika der
ZufluchtiMjrt für die wohlhabenden oder leidenden Bewohner der kühleren
K«-gionen; infibesonders am Meere, an der floridanischen Küste ist das
Klima mild; hier liegen die Winterhotels der reichen Bewohner (hr
Nunl-Staaten — Villen nach unserem Sinne gibt es nicht — wahre
I'aliUt«, dio 8^'hönheit und Fracht im Stile mit den laiVinirtesten Ver-
f« iri< ninpn und Heijuendiehkeiten der Neuzeit in sich vereinigen; in
ihr«fi Hnfi'M und (Järten, geschmückt mit den sch(">nsten Kin(h'rn dieses
li«'bliihen Klima's. lustwandeln die wintertlüchtigen Nordländer.
Die mittlen; Temperatur während der Vegetationsruhe (W^inter)*)
»H-lrigt für die ^nze Zofic etwa \2° C; die Boden-Koiichtigkeit ist
•) Ab VflfBtAtioniiruho o<1it Wint«r Hind HtctH dio Moniito Novemhcr,
i*r und Februar, alu Mnnptvi'Kt'UitifuiHzrit oder SoiiiiruT die Mcumte
--IUI, .Miii und AugUNt gemeint.
— 101 —
ziemlich beträchtlich, während des Winters allein fallen 589 mm Regen ;
die Luft enthält 75 o/o rel. Feuchtigkeit, letztere schwankt während des
ganzen Jahres nur unbedeutend. Wo diese dimstreiche Atmosphäre
noch Zuschuss erhält aus stagnirenden Gewässern, Flüssen, in Boden-
einsenkungen und dergleichen, da flattert von den Bäumen herab die
mehrere Meter lange hellgraue, flechtenartige Tillandsia usneoides; oft
sammelt sie sich so mächtig an, dass die Aeste unter ihrer Last herab-
brechen; die ganze Landschaft erhält durch sie ein eigenartiges Gepräge.
Betrachtet man den Laubwald während des Winters, in dem Frost und
Schnee nicht alljährliche Ercheinungen sind, so erfreut sich das Auge
an dem dunklen, prächtig glänzenden Grün der Magnolia grandiflora,
an dem hellen Grün der Eichen, des floridanischen Lorbeer (Persea);
der Ramn zwischen Baumkrone und Boden ist dicht erfüllt mit immer-
grünen Sti'äuchern und Halbbäimien wie Hex, Aralia, Illicium, Symplocos,
Clif tonia- Arten , zahlreiche Sniilax und winterkahle Yitis klettern von
Baum zu Baum mid vervollständigen ein Gesammtbild, das durch baum-
hohe Palmen, bambusartiges Scliilf und fleischige Scitamineen einen
fast tropischen* Eindruck hervorruft. Hier gedeiht die Dattelpalme, die
Cactus-Feige , wenn sie auch nicht reife Früchte zeigen; der Pfirsich-
Baum blüht im Xovember, die Orange reift im Dezember. Yucca und
eine zu Boden liegende kleine Opuntie wachsen ^vild und die Mangrove,
die typische Pflanze der tropischen Küsten, erreicht hier als niederer
Strauch ihre nördlichste Grenze. Im Winter 1886 fiel das Thermometer
bis auf — 8^ C. Diese ausnehmend kalte Luftwelle kam von l^orden,
tödtete zahllose Orangenbäume, das Hauptprodukt dieser Region und
reichte nach Süden bis zur tropischen Baumgrenze, alle Mangrove-
Büsche tödtend.
Yon den beiden Pabnen lebt die Sabal Palmetto als prächtiger,
kleiner Baum in den feuchten Laubwald -liummocks, geschützt gegen
Uebermass von Frost und Hitze und die alljährlichen Bodeufeuer; die
kleinere Sabal serrulata dagegen wächst am Boden dahingestreckt
(DAvarf-palmetto) ein Unkraut zwar, das aber zum Segen der Landschaft
immer an Ausdehnung gewinnt. Wo der Wald der Pinus australis ^^■n^^uA
und cubensis niedergebrannt oder niedergeschlagen wird, und das
spärliche Gras mit der Glut der Sommersonne allmählig verschwindet,
da nimmt den mageren Sandboden, ehe er anfängt flüchtig zu werden,
vielfach diese Palme ein, schon jetzt unter den spärlichen Kiefernresten
auf viele Quadratmeilen die einzige Bodenbedeckung bildend. Jagt .
Feuer über die Fläche, so werden zwar ihre fächerförmigen Blätter A"*'^''^
yersengt, aber der im Boden eingesenkte Stamm schlägt wieder vonV uX^
JL^
-1 »*i»-»
— 102 —
Neuem aus: mit ihrer Hilfe wäre es, wenn man einmal energiscli daran
gt'hen wollte, dem Feuerunfuir zu steuern, ein TA'iehtes, di(>se mageren
B.Kionflächt'n witnler der natürlielien und einzig möglichen Kultur, dem
Kitfernwidde zurückzugeben. Das Bild, das solche Kiefernwaldungen
mit Zwergpalmen als Bodenschutz bieten, ist selbstverständlich für
einen Forstmann äusserst auffallend; unter den Kiefern ist die werth-
vollste die Pinus australis in Minorität, Pinus cubensis prävalirt. Ver-
einzelt sieht man junge Pinus australis, hart am Boden, einem (rras-
busche mit langen, zierlich überhängenden Halmen vergleichbar, später
2 — 4 Meter hoch oft noch völlig astlos erscheint sie wie eine schmal-
blätterige Yucca von New-Mexico; zahlreich sind junge Pflanzen der
l'inus cubensis mit kürzeren Nadeln; wo der Boden trocken ist, treten
besonders an der nördlichen Grenze Pinus Taeda, mehr in der Mitte
der Kegion Pinus clausa auf, letztere eine ästige nicht hohe aber sehr
nis4-h wüchsige Kiefer; wo der Boden grössere Feuchtigkeit besitzt, da
überziehen ihn mehrere Straucheichen und Pinus serotina, eine lang-
nadeligt-' Kiefer, über und über mit den hellen Zapfen von allen Jahr-
. . .:»'n behangen; sie umgürtet die hummocks der wintelfi^rünen Laub-
luiizer. insbesonders der Qucrcus virens, der fast wintergrünen Quercus
laurifrdia und aquatica; endlich die tiefer liegenden, mehrmals im Jahre
unter Wasser gesetzten Partien (Swamps), bedeckt die prächtige Kiesen-
cf<l«'r des Ostens, Taxodium distichum. Zur Zeit als ich diese „Cedern-
Swamj)s" besuchte (Anfang November 1887), waren trotz der vorher-
gehenden langwöchentlichen Trockenperiode grössere Swamps wegen
Satisfi nur am Hand«' zugänglirh: die flache, schirmförmige Krone an
40 Meter über dem Boden erhoben, braunroth durch die herbstliche
Färbung, so dass man von Ferne den Eindruck bekam, einen von Feuer
verwngten Nadelwald vor sich z»i sehen; von den Aesten ilatterte
I ' " Meter lang die hellgraue Tillandsia, wie Bartflechten vom
\'' IHM'- hin- und herbewegt. Da erhoben sich die Kiesen aus d(Mn
-iiini.fi.M.n (jebiete, je nach der Ausformung desselben bald in wenigen
I iiien zuKammenstehr'ud, bald in gröss(*ren (jrupj)en. in ausg(Ml(>hn(en
Waldungen, bald in zusanmienhängenden, langen, schmalen Streifen an
Hühw-n entlang; typisch ist die fhuschenförmige Basis dieser Bäume,
umtreb^'n von einer Anzahl von 8|)itzen Knieen, die aus den Wurzeln
.1 I' rurtJt empon^a^-h.sen. Wo d(T St^indort dieser Sumpf-Cypresse zusagt,
t sie auHw-hliirsslich ; einzeln eingemengt sieht man sie selten.
Mtis; der liaubh'dzer, die ihren Standort mehr oder minder theilen,
teif^n die gleiche pjgenthündiehkeit einer flaschenförmig angeschwollenen
TUüii. r H. Licjuidambar styraciflua, Kraxinus platycarpa, Nyssa
- 103 —
aquatica u. A.; ja selbst einzelne der zufällig am Rande eines solchen p^^^i^
Swamps angeflogenen südlichen Kiefern zeigen in geringem Masse diese ^^ ^
Erscheinung; bekannt ist, dass auch die Mangrove in dem tropischen i.««.*«^
Theile Florida's, wo sie Jahr aus Jahr ein an überschwemmten Ufern
am Meere wächst, eine solche keulenförmige Basis entwickelt; dabei
ist die Anschwellung um so mächtiger je nasser der Standort. Umsäumt
sind solche sumpfige Niederungen von Laubhölzern, unter welche sich
Juniperus virginiana, Chamaecyparis sphaeroidea drängen; erstere erreicht
hier und jenseits des Mississippi ihre Yollendung.
Die zahlreichen winterkahlen Laubhölzer, welche aus der nörd-
lichen Kegion übergreifen und, unter die wintergrünen Laubhölzer sich
eindrängend, hier ihre südliche Grenze finden, behalten die Blätter
ungewöhnlich lange, verlieren ihre schöne bunte Färbung, mit der sie
in ihrer nördlichen Heimath dem herbstlichen Bilde eines nordameri-
kanischen Laubwaldes ein besonders auffallendes Gepräge verleihen.
Die ganze Entwicklung der Pflanzen ist durch die länger wirkende ^a«-^/
Wärme und Luftfeuchtigkeit in die Länge gezogen; die Früchte reifen /uy^
hier am spätesten und hier konnte ich noch reife Früchte pflücken von Sa^t^tl
Bäumen, die weiter nördlich längst blätterlos waren und ihre Früchte
längst als Avillkommene Speise für Eichhörnchen, Mäuse und ScliAveine
zu Boden geworfen hatten. Das feuchtwarme Klima belebt die Sümpfe
mit zahllosen Musquitos; das gelbe Fieber das von Cuba aus zuweilen
als unheimlicher Gast die nordamerikanische Küste besucht, erhält sich
hier bis spät in den Winter, hatten wir doch Mitte November uns auf
unsern Touren in Florida noch auszuweisen, dass wir nicht aus dem
nahen Tampa kamen, wo die Seuche besonders hartnäckig Stand hielt.
Die Klapperschlange, diese unheimliche Bestie in dem raschelnden
Palmgestrüppe, erreicht hier mit 8' Länge ihr Maximum; in den Bächen
und Sümpfen kriechen die faulen Alligatoren, deren hoff'nungs volle Jugend
in den Pfützen herumwühlt, wie Salamander in den Teichen.
Das der Land wir thschaft dauernd nutzbare Terrain ist in diesem ^
Gebiete von verhältnissmässig geringer Ausdehnung ; die einen 0 ertlich-
keiten sind zu trocken und in der Eegel auch ohne energische Düngung ^*^ ^
viel zu mager ; die andern sind wieder zu feucht und ihre Entwässerung,
wenn sie möglich Aväre, würde nur die völlige Verödung der höheren
Standorte zur Folge haben.
Im grossen Haushalte der Union sollte dem Staate Florida als
Hauptprodukt des Landes die Erzeugung von Nutzholz und Harz zufallen;
der landwii-thschaftliche Aufschwung, den Florida in den letzten Jahr-
zehnten genommen, ist, wie in vielen andern Staaten, in allererster
— 104 —
linie dem jun^rfräulichen Boden, dem Jalirhuiulorte an,u:eliäiiften Kapitale
zuzuschreibi-n, von dem jetzt noch fast überall in der Union gezehrt
winl; überdies glaubeich nicht, dass die Orangen und Trauben Florida's
einstmals mit denen aus der Fruchtkamnier der Union, aus Californien,
wenien concurriren können; Orangen und Trauben und alle Früchte
üU'rliaupt sind um so schmackhafter, um so reicher an Aroma, je
titKkener und wärmer — bis zu einem gewissen Grade natürlich —
das Klima ist; in Japan, Ceylon, Honolulu undJava wachsen Orangen
und Trauben ebenso gut wie in Florida; sie sind auch süss, aber ihr
specifisches Aruma bleibt gegenüber dem, welches das trocken-warme
continentale Klima der Mittelmeer-Länder, von Afghanistan, China und
Californien in den Früchten zeitigt, an Feinheit, für meine Zunge
wenigstens, weit zurück.
Von den wintergrünen Bäumen dieser Region will ich nur einzelne
hen'orheben.
Unter den Eichen ist Quercus virens Ait., Live Oak, Florida-
Loben seiche, der Hauptvertreter der subtropischen Zone, auch im
Winter grün ; ihre Früchte sind kleiner als jene der europäischen
Stieleiche, ebenfalls gestielt, von ähnlicher Gestalt, aussen dunkelviolett,
das Eiweiss gelblich gefiirbt; die Blätter sind ganzrandig, klein, hart,
untcrseits weisslich behaart, mit gewölbter Fläche, Blattränder (^twas
eingorollt. Das Holz dieser südlichsten Eiche mit einem specifischen
Oewirhte vun 10 1 *) steht in Schwere an der Spitze aller ostamerikanischen
Eichen ; sie zeigt auf dem Querschnitte die radiale Anordnung der
üefäKs<* (Poren), eine Eigenthümlichkeit, die ich auch bei den winter-
grünen Eichen Japans und der grossen indisch-malaischen Eichen-Flora
constatiren konnte, während bekanntlich das Holz der im AV^inter kahlen
Eii-hen durch einen Kreis von weiträumigen, peripherisch gestellten
(dem Frühjalir entsprechenden) (JefiLssen oder Poren ausgezeichnet ist.
Früher wurde das Holz zum Schiflhau benützt und bildctf^ eine Reserve
fiir d«" H'-irierung.
1 i.liich Kehr bemerkensw(M-th ist ferner die Sabal Palmetto
H. et 8., Cabbago Palmetto, von der kriechenden Art durch die zahn-
loten Blattjitieie und die etwas zurückgekrümmte Mitti'lrippe des Blatte^
untenM'hiedon. 8io wird ein Baum bis zu 15 Meter Höhe, der in
WMni»m geraden, aHtlosen Stamme ein ausserordentlich dauerhaftes,
unuJnTtn'fnirheK Baumaterial für Schiffswerften, kleinere Brückenpfeiler,
*' ^ *' . U'ftHHor =- 1(H); wo nicht« anderes bemerkt,
■ ii»«l <!l«- 'i.v, •• / ....iljMlen CenHUHreportc entnonunen.
s
— 105 —
Badeanstalten, Dammbauten und so weiter abgibt, da das Holz von der
Bohrmuschel nicht angegriffen wird.
Die darnieder liegende Art Sabal serrulata (Serenaea serrulata
Hook.), Dwarf Palmetto, wird als Wegeinlage in sumpiSgem Terrain
verwendet.
Die übrigen wintergrünen Laubbäume haben, bis jetzt wenigstens,
noch geringen forstlichen Werth; sie werden nur gelegentlich benützt,
wie Persea Carolinensis Nees, Red Bay, ein lorbeerartiger Baum; ein
sehr werthvolles Brennholz mit heller, ruhiger Flamme liefert die
Cliftonia ligustrina Banks, Titi oder Ironwood, ein Halbbaum, nach
dem eifrigst in den Waldungen gesucht wird.
Magnolia grandiflora, stets grün, ist ein Zierbaum allerersten
Ranges, der es in der That verdient wegen seiner dunkelgrünen,
glänzenden Blätter, die im Lichte auf der Unterseite dunkelbraunroth
sich färben, wegen seiner herrlichen Blüthen überall in den Gärten
der wärmeren Region eine Ehrenstelle einzunehmen; überall in Süd-
europa, selbst in Japan, ist er gepflegt und durch seine eigenartige,
kräftige Belaub ung unter allen Bäumen ausgezeichnet ; wer schöne
Bäume von Ficus elastica in den Tropen gesehen, kann nur mit diesen
die Belaubung vergleichen. Im Heimathgebiete erwächst der Baum zu
einer Höhe von 30 Meter; seine Rinde ist hellgrau und glatt wie die
der Buche.
Die Nadelhölzer dieser Region lassen sich besser als ein ganzes ^cuZi
Waldgebiet, „der südliche Kiefern gürtel", beschreiben, der in Folge ^f ^
der sandigen Ausbildung des Bodens die Grenzgebiete der subtropischen ^.■..
und gemässigt -warmen Region umschliesst. Dieser Kieferngürtel stellt
ein etwa 250 Kilometer breites, der Küste des mexicanischen Golfes und
des atlantischen Oceans bis zum 36° N.B. parallel laufendes Land dar.
In der Halbinsel Florida reichen die Kiefern selbst bis hart an die
Nordgrenze der tropischen Region heran. Dabei nehmen die Kiefern,
wie schon erwähnt, die schwachen Erhebungen dieses Gebietes ein,
wälirend tiefer gelegene, frischere Bodenpartien die Laubhölzer der
betreffenden Zone und endlich die nassen, oftmals überschwemmten
Gebiete den Bigtree des Ostens, Taxodium distichum, tragen. Dimension
und Holzgüte sind es, welche diesem Gebiete wirthschaftlich einen so
hohen Werth verleihen ; von Natur aus — wegen des mageren, sandigen
Bodens — zum Walde bestimmt, kann eine landwirthschaftliche Kultur /n>rf ^
mit wenig Ausnahmen nur in der Yernichtung des Waldes und des ß^>A^^
Bodens zugleich enden, wie ich schon früher des Oefteren darauf hin-
gewiesen habe.
— lOG —
hs iikist sifli Iciriir erwarten, dass dio Kioforn dieser Ke^non —
>ivi)vi\ an der Zahl — nieht pell-mell auf allen Standorten «rt-'deihen.
Naeh ihrem Vorrücken nach Süden hin, in Florida, lassen sie sich
folpcndemiasson onlnen: Pinus cubensis geht am weitesten nach Süden
bis zur tropischen Region; Pinus australis, Pinus clausa, Pinus Taeda
überschreiten nicht die Höhe der Tampa-lky. Pinus serotina reicht nur
bis an die Mündung des St Johnflusses, Pinus mitis berührt den Nord-
nmd der Kiefern am Golfe von ^ilexiko entlang.
In dieser Reihenfolge ist offenbar das Wiirme bedürf niss der
einzelnen Arten ausgedrückt: in ein und derselben klimatischen Lage
kommt ihr Wärmebedai-f durch die Knttaltung der Blüthen deutlich
zum Vorschein; am St. Johntlusse im ostlichen Florida blüht Pinus
cubensis bereits im Januar; sie beginnt ihre Vegetation am frühesten
von allen Kiefern, weil sie zur vollen Entwicklung offenbar am meisten
Wärme bedarf: Pinus australis blüht im Februar, Pinus Taeda im März
und Pinu8 serotina im April.
Nimmt man alle Kiefern der atlantischen Region zusammen, so
ist die Thatsache auffallend, dass dieser südliclie Kieferngürtel zugleich
das Optimalgebiet für die (Jute des produzirten Holzes —
Schwcn*, Dauer, Elasticität — ist, ein (Jesetz. das auch innerhalb der
einzelnen Sectiönen der Kiefern gilt: hier im Süden erwächst das
M-hwiTste und harzreichste Kiefernholz, mit der Entfernung von diesem
Optimum der Hnlzgüte, so weit sie durch die Schwere bedingt wird,
nimmt dies«« ab und die nördlichste aller Kiefeiii. die Pinus Strobus
(White Pine), bildet das leichteste, wenn auch nicht das harzärmste Holz.
(ianz auffallend ist fenier die Abnahme der Nadellänge der
Ki'fcrnurten überhaupt nach Norden liin, parallel der Abnahme der
Warme und Feuchtigkeit. Pinus australis und cubensis stehen hierin
1" n an und eine zierli<*here junge Kii'fer als Pinus australis kann
man hich kaum vorstellen; einige Jahre bleibt sie ganz niedrig, um
HJi li "li-ji-hHoni wie eine Palme zu stärken, ehe sie das Längenwachsthum
1" Sie ist dabei mit ihren hängenden Nadeln einem hellgrünen.
Uppip'n (iniMKttM'ke täuschend ähidich; später bis zu 2 Meter Höhe und
dnrülK*r entwickelt sie oft keine Seitenäste und dann gleicht sie einer
• -n Vueea, ihr an Schönheit nicht /uriicksteliend : Piiuis
• wachMt whneljer in der Jugend und die Nadeln sind etwas kürzer.
1 dann Pinus semtina, Pinus Taeda; die Nadeln v(.n Pinus glabra,
' mitis ' !i siiul kür/er als von mancher nördlichen Art.
t man «n«- m- ben Holzarten muh dem technischen Wert he
ihr /..f ^,, uf..i,» ....• .,n.... .,,, ,j,,,. S|>itze die Pinus australis.
— 107 —
Piüus ciibensis kommt der vorigen an Holzgüte und Harzgehalt
sehr nahe , wird oft sogar wie australis genützt ; Pinus Taeda liefert
grobes Xutz- und Brennholz; die übrigen Averden nur gelegentlich
verwendet.
Bei allen Kiefern ist auffallend die nicächtig entwickelte, dunkle
Sommerholzregion, die oft zwei Drittheile des Jahrringes umfasst und
das hohe specifische Gewicht dieser Kiefernhölzer bedingt; alle sieben
Arten zeigen ferner eine Gleichheit in der anatomischen Struktur ihrer
Hölzer, insbesonders im Bau der Markstrahlzellen und der Tüpfelbildung
der anliegenden Längstracheiden (Tafel YI).
Für die dreinadeligen Holzarten war die Gleichlieit hierin zu er-
warten, aber dass auch die zweinadelige Pinus glabra und clausa und
die vorwiegend zweinadelige Pinus mitis diesem Typus folgen, ist auf-
fallend. Es beweist diess für mich, dass Pinus mitis, glabra, clausa
wie die nördlicher wachsende Pinus inops trotzdem, dass sie fast durch-
Aveg zwei Nadeln im kurztriebigen Quirl besitzen, nicht zur Gruppe 2^_ ^
„Pinaster" gerechnet werden können, zumal da auch der Aufbau der v^
ganzen Pflanze, Seitenäste und Zapfen von den zweinadeligen völlig
abweicht; es dürfte sich empfehlen, diese Kiefern als eine fünfte
Section, vielleicht unter dem Namen „Banksia" anzufügen. Sollte
einmal die Zeit kommen, dass auf Grund der anatomisch-morphologischen
Yerschiedenheiten der lüefern diese Sectionen selbst zu Gattungen
erhoben würden, so mag ein passenderer Name für diese Uebergangs-
kiefern gewählt werden.
Dass alle diese südlichen Kiefern ein grosses Maass von Luft-s^A
feuchtigkeit verlangen, bcAveist ihr Vorkommen an der Küste; hinsicht-
lich ihrer Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit zeigen sie aber beträcht-
liche UnterscMede und man kann sie nach folgender Keihe gruppiren.
Pinus serotina nimmt die Einsenkungen , Sumpfränder an der Küste '^*^^*^
entlang ein, avo in einem breiten Gürtel über dem Fluthwasserspiegel
Pinus cubensis vorherrscht; auf den trocken-sandigen, schwachen Erheb-
ungen in diesem Gebiete prävalirt die ästige Pinus clausa, vereinzeint
sieht man dort Pinus Taeda; an dieses unmittelbare Küstengebiet schliesst
sich eine wellig-hügelige Landschaft mit vorwiegend kiesig-sandigem '^'^*^™*'
Boden, das ist die Heimath der Pinus australis und Taeda; eine Avald-
baulich sehr merkwürdige Art ist Pinus glabra, welche besonders den
frischen, wenn auch sandigen Waldboden mitten im winterkahlen Laub- rJci^^
walde liebt; Pinus mitis rückt von ihrem lieimathlichen, kiesigen, berg- .^k^**^
igen Standorte mit grosser Schnelligkeit in den Gürtel der südlichen
Kiefern, zuerst die Pinus australis verdrängend, vor.
— 108 —
Nach dieser kurzen Lebensskizze lasst sich vernuithen , welche
Holzarten der Eintritt" des Menschen in th\s Walten des Urwaldes
begünstigt, welche Hidzarten der Ausrottung oder doch einer an
Bedeutungslosigkeit grenzenden Verminderung entgegengeführt werden.
Die werthvollste Kiefer. Pinus australis wird am meisten gesucht, mehr
Holz wird durch Harznutzung und durch Feuer zei-stört. als zu Nutz-
waare verarbeitet wird. Sie tritt vom völlig hügeligen Lande in zahl-
reichen aber isolirt stehenden Individuen auf das (rebiet der cubensis
über. Dort gefallt, wenlen die anfliegenden jungen Pflanzen, wenn sie
überliaupt dem Feuer entgehen, von der jungen, schnell -wüchsigen
Pinus cubensis überwachsen; die Taxodium-Sümpfe betritt sie nie,
r.j,,. daher ihr frühen-r Xame „palustris", als auf einem Irrthume beruhend,
von den Botanikern einer weniger pedantischen Richtung mit Recht
fallen gelassen winl. Dass sie zufällig einmal dort anfliegen und
laiigsjim und kümmerlich aufwachsen kann, ist nicht auftallend, bei
allen Holzarten gibt es bei der reichlichen Samenproduktion solche
Findlinge.
Auf ihrem heimatlichen Standorte hat die Pinus australis einen
iiurten Kampf mit der schnell-wüchsigen Pinus Taeda; auf der nördlichen
(»renze im Hügellande wechselt die Pinus australis bei besserer Bodenart
mit (irup|M»n von Eichen, oft einzeln unter diese gemengt. Wird sie
d.irt i-ntfemt, so füllen die liiiubholzer, insbesondei^s Quercus falcata,
^^^^ ' i'' >baei, cinerea, nigra, den geriiumten Platz; so war es wohl auch
im unberührten Urwalde und die angeflogenen Kiefern arbeiteten sich
langsam zwiwrhen den I^iubhölzern empor, da insbcsonders auf warmen,
»onnigen Standorten wohl jede Kiefer die Beschattung durch die blätter-
abwerfenden I-4iubhölzer längere Zeit ertragen kann; jetzt aber jagt
r« -ig Feuer durch den Wald am Buden dahin, das dürre Laub
r* unu (JHJ kleinen Zweige und (irashahnc^ verzehrend; die jungen Kiefern
wenlen dun-h das schnelle Feuer versengt, während dieses die hart-
rin<'« "•'> Eichen gar nicht oder kaum verletzt. Ich zweifle kein(»n
•^ ^ dass die Kiefer allmählig wieder ihr früheres Terrain
in würde, wenn es möglich wäre das Feuer aus dem Walde
fern zu halten, daH seinen Ursprung vorzugsweise den verannten Neger-
bauern dif»wT Oogi^nd verdankt. Aber bahl wäre Ilili(3 iK^thig, ehe
ncK4i die alten Kamentnigr>nden Mutti'rbäume vei-schw uiuleii sind; iil)erdiess
rüekt ron Nonb'n her. durch die Misshandlung der L;ml»\\aldung(Mi
bo^iMti^ eine Kiefer vor, «lie Pifius mitis, deren ferneres Ueberhand-
"'' * ' ' ' in ziemlich werthvidles Holz liefert, doch als ein
?' i»«i- »jx tjiiU in volkh- uiul forstwirthschuftliclieni Sinne zu
— 109 —
bezeichnen wäre. Ch. Mohr*) sagt von ihr wörtlich: „Unter den T. y^
am meisten zu fürchtenden Feinden (der südlichen Kiefer) steht oben -
an die Pinus mitis; zahllose Keimlinge dieses Baumes entsprossen
jedes Frühjahr dem Boden, durch ihr rasches Wachsthuni unterdrücken
sie leicht die jungen Pflanzen der südlichen Kiefer, dringen in den
Laubholzwaldungen auf dem besseren Boden dieses Hügellandes vor
und nehmen sofort die ihres Holzes beraubten Partieen im Walde
sowohl als die von der Landwirthschaft wieder verlassenen Oedungen "^ ^
in Besitz. Ausgedehnte Gebiete, vor einem halben Jahrzehnte noch
mit prächtigen Bäumen der w^eissen, spanischen, schwarzen Eiche
bestockt, Avurden zur Nutzung gezogen, constant niedergehauen und
endlich erschöpft; dort hat man jetzt herrliche Gelegenheit, die Natur
in der Arbeit der Wiederbewaldung zu beobachten. Die jungen Pflanzen
der mitis bilden zuerst ein völlig undurchdringliches Dickicht . . . ."
Pinus clausa und glabra warten nur auf günstige Gelegenheit,
um in dem Gebiete, in dem sie sich finden, zu Alleinherrschern zu
werden, da sie darin nicht blos von der Natur durch Schnellwüchsigkeit
und leichten Samen, sondern auch vom Menschen begünstigt werden,
der sie ihres werthlosen Holzes wegen nicht fällen mag.
Ich gebe in Folgendem noch eine specielle Betrachtung der ein-
zelnen Holzarten; der botanische Theil ist nach den Objekten meiner
Sammlung sowie nach meinen Aufzeichnungen im Walde selbst gefer-
tigt ; die etwas eingehendere Schilderung hat den Zweck, die Bestimmung
der jungen Pflanzen und der Zapfen zu ermöglichen. Insbesonders mit
Bezug auf die Samen verweise ich auf die beigegebenen Tafeln YII
und YIII, auf deren genaue Herstellung der Yerleger und ich besonders
bedacht waren. Die Samen mit den Flügeln sind fast ausschliesslich
zum Zwecke der Zeichnung erst den Zapfen entnommen worden, welche
ich selbst wiederum in der Heimath der betreffenden Holzart sam-
melte ; ich glaube dadurch für die Richtigkeit derselben einstehen
zu können.
Pinus australis Mich., synonym „Pinus palustris", welch'
letztere Bezeichniuig, da auf einem Irrthume beruhend, keinen Anspruch
auf Pietät oder Priorität erheben kann; longleaved Pine, Southern
Pine, südliche Kiefer, Gelbkiefer. Knospe mit weissen, grossen
am Rande ausgefransten Schuppen bedeckt, am Grunde etwas zurück-
gerollt; drei Nadeln bilden einen Quirl am Kurztriebe mit durchschnittlich
*) The future of the forests of the lower South States and their probable
timber-supply, by Ch. Mohr of Mobile, Ala 1885.
— 110 —
34 cm Länge aii Zapfen tragenden Zweigen: einjähriger Zapfen 3 cm
lang, l cm breit, mit geraiiabstehenden Dornen an den Apophysen;
ausgewachsen glanzlos, 18 cm lang, 10 cm, wenn offen, grösste Breite;
Ap«»physe mit erhaben sitzenden, kaum abwärts gekrümmten Dorn-
spitzen: die Zapfen l^sen sich leicht vom Zweige ab: in Bezug auf
den Samen, den die Kiefer alle 5—7 Jahre nach Moln- in grösserer
Menge trägt, verweise ich auf die beigegebene Figur (Tafel A'II) sowie
die Besclireibung derselben. Der Same keimt mit neun grossen Coty-
ledonen. Im ersten Jahre entwickeln sich Büschel langer, einfacher
Nadeln, wähR'nd zahlreiche Achselknospen zu dreinadeligen Kurztriebon
austR'iben, ohne dass die Stammachse eine messbare Verlängerung
erfährt. Ciieiches findet im zwi'iten und dritten Jahre, an geringen
Standorten vielleicht bis zum fünften Jahre und länger statt; erst wenn
sie den Boden auf einen Umkreis um sich herum beschattet, erhebt
gio ihren Gipfeltrieb, eine Eigenthümlichkeit, die bekanntlich mehr oder
minder alle Holzarten auf unpassenden oder sehr mageren, heissen,
sandig oder kiesigen Böden zeigen; auf einige schöne Beispiele ähn-
lichen VrThaltens von Pinus Strobus, der europäischen Lärche, der
Catalpa will ich später zurückkommen.
Holz und Harz sind von diesem Baume sehr gesucht; sein Holz
i«t wohl das beste Kiefernholz, das es überhaupt gibt: wenigstens die
bisherigen Ki-fahrungen und die Höhe des specitisehen Gewichtes des-
selben berechtigen zu diesem Schlüsse.
Nach den Untersuchungen des Censusreportes beträgt das specifische
(iowicht 70. Ch. Mohr liefert dazu vier Stamm-Abschnitte von Kiefern,
die längere Zeit auf Harz genutzt waren : diese zeigen zusammen dius
auweronlentlich hohe specifische Gewicht von 81: ich selbst besitze
ein Stück einer g<*harzten Kiefer mit 88: ein anderes Stück, offenbar
der wunden Stelle selbst entnommen, ist fast durchsichtig in Folge der
Harzdurchtränkung und zeigt ein Gewicht von 92. Das durclischnitt-
!i ' tische (iewicht der von mir untersuchten Stücke Ix'trägt für
• 1 i.i der Kiefer (30 für das Kernholz 75: (bis hohe specifische
' •. wie whon erwähnt, ist vor Allem der ^2 "^/:< <b's Jahrringes
'. iiden harten Sommerholz-Uegion zuzuschreiben, die ohne Ver-
mittlung an dan hellen* Frühjahi-sholz sich anschliesst. Von den geharzten
fMjer anderweitig pathoIugis<'h veränderten Hidzern abges<'hen, ist dei
Antheil, den «lan Harz an der H«»he des specitisehen (lewichtes hat.
' gering; dio White IMni* (JMnus Stro))us) hat ein«'n sein- hohen
' wie ich Hpäter zeigen werde, alw-r das iiie(h'rste specifische
'»• wi-iit >on allen Kiefern.
— 111 —
Ich erhielt eleu Gehalt an festem Harze (Colophonium) durch
mehrmaliges Auskocheu sehr fein gehobelter uud zerkleinerter Späne
in absolutem Alkohol uud Destillation desselben. Der terpentinöh^eiche
Splint der Kiefer enthält nach dem Durchschnitte von vier, ver-
schiedenen Bäumen entnommenen Stücken : 2,65 gr feste Harzmasse in
100 gr absolut trockenem Holze; der terpentinölarme Kern zeigte
11,09 gr feste Harzmasse in 100 gr absolut trockenem Holze.
P. H. Du die y in dem früher erwähnten Bulletin I der Forst-
abtheilung (1882) sagt, dass gewöhnliche Proben der Yellow Pine
18— 200/o Harzbestandtheile enthalten (wahrscheinlich festes und flüssiges
Harz zusammen). Dass der Harzgehalt das Holz so dauerhaft mache,
erscheint auch mir zweifelhaft.
Trametes Pini ist an Damnen und verwendeten Hölzern nicht
selten; besonders aber wird das Schwellenholz dieser Kiefer nach Dudley
durch das weisse Mycel des Lentinus lepideus zerstört ; warme Feuchtig-
keit begünstigt das Wachsthum des Pilzes; Schwellenhölzer dieser
Kiefer, welche an der Panama-Eisenbahn verwendet waren, verfaulten
in zwei Jahren, während in den Südstaaten die Dauer der Schwellen
im 3Iittel 5 — 8 Jahre beträgt. Da fi'üher die Schwellen auf den New-
York- Eisenbahnen 10 — 14jährige Dauer besassen, so schreibt Dudley
diese auffallende Abnahme vor Allem dem Umstände zu, dass die
neuen Schwellen in Boden gelegt werden, der von dem Pilzmycel der
alten Schwellen durchdrungen ist. In Schlacken soll die Zerstörung
schneller als in Kieseinbettung vor sich gehen, was bekanntlich Professor
Hartig in München auch für den Hausschwamm nachgewiesen hat.
Dem entgegen wird von allen übrigen Autoren das Holz dieser
Kiefer als das dauerhafteste unter den Kiefernhölzern bezeichnet.
In jüngster Zeit hat man begonnen, die zu Eisenbahnschwellen,
zu Werften, Brücken, Badeanstalten, Strassenpflasterung , also in sehr
ungünstigen Verhältnissen verAvendeten Hölzer zu imprägniren; unter
anderen Stoffen liiezu hat sich das aus dem Holze der südlichen Kiefer
dargestellte Creosotöl besonders bewährt; nebenbei ist es billiger als
andere Imprägnirungsstoffe. Nach W. H. Bixby (in dem früher erwähnten
Bulletin I) wird diese Industrie gegenwärtig in New-Carolina betrieben.
32 Ster Holz geben 16 1/4 hl Oel. Bixby prophezeit der Kiefer durch
Lieferung dieses Produktes eine noch „brillantere Carriere" als sie schon
bisher durch ilire Terpentin-, Harz- und Holzprodukte zurückgelegt
hat — arme Kiefer ! Um den Einfluss der Harznutzung auf den Baum
selbst zu verstehen, muss man neben der Menge auch die Yertheilung
und die physiologische Kolle des Harzes im Baume kennen. Alle diese
— 112 —
Verhältnisso sind inx-h sehr wenig bekannt: im Allgemeinen nimmt
man an, dass das Harz ein Seeret, ein Ausscheidiinirspindukt sei und
als s*»Iehes für den Baum keine physiologische, sondern nur nuH-hanisehe
Wirkung (Wuiulvoivc-hluss) besitzt. Hinsichtlic-h der beiden anderen
(j^^^i,.i.r..>MMkte glaube ieh einigen Beitrag auf Grund meiner eigenen
mehi - ~ 11 ^'»^^rsuchungen liefern zu können; von letzteren habe
irh bis jetzt nur jene über Fiehte und Liirciie verötfentlicht.*)
Im Baume findet sieh das Harz sowohl innerhalb der Zellen
(PanMu-bynizcllen der Markstndden im Holz- und Basttheile) als zwischen
den Zellen, in Harzgängen, welche, wie die sie umkleidenden
I»an'nrhymzellen, Hiuv. enthalten. Diese Haizgänge durchziehen Nadeln
und Kinde als ein äusseres Harzgang-System: jedes System ent-
Rpri<-ht der Bildung eines Jahres (Xadcl uiul Trieb): unter sich, das
heisst die Systeme mehrerer Jahre, stehen sie in keiner Verbindung;
üb<'n.s«) eumnumiciren sie mit den Harzgängen d(^s Holzes nicht. Schon
bei dem ersten Auftreten von Bnrkenschuppen in der Kinde wird dieses
SvsU'in vielfach durchbrochen und schon nach etwa 15 — 20 Jahren
völlig mit den trockenen Borkenschuppen abgewoi-fen. Das innere
Oangsystem im Holze aus veilikalen und von diesen entspringenden
horizontalen Gängen aufgebaut, tritt durch letztere etwas in die Rinde
üb«T, welche also von etwa 20 Jahren an nur diese horizontalen Gänge
enthält, die mit den Holzgängen communiciren.
Das Harz in den rarenchymzellen kommt bei der Harznutzung
nicht in Betnu-ht; es verbleibt stets in der Zelle, in der es ausgeschieden
wurde, wenigsti'ns so lange als die Wandung noch 12 o/o W'asser ent-
hält da« ist die Menge, die im normalen Zustande das frische Kernholz
einer Konifere zeigt. Das Harz in (h^n (iiingen findet sich in dem
saftreiehen Splinte durch di«- Turgescenz der Zellen in einem Zustande
der Spannung, weh-he dasselbe bei Verwundung (Ilarznutzung) theil-
e aiui den Kanälen henuisdriickt. Wo aber Splintholz in Kernholz
' ♦. da verwachsen alle Harzkanäle durch dieselben Zellen, welclu^
fruier •la>* Harz ausgeschieden haben : es kann daher bei der Ilarz-
nutzung der Kiefern, so tief die Verwundung gehen mag,
nie Harz aus dr'm Kernholze ausfliessen und nlles ge-
wonnene Harz Htammt aus d<'Fn Splintliolze des Baumes,
hoy.ieliunjfH weine aUH der Kindi-, aus der es wähi'cnd der
•) II. Majrr: KntutrhtiiiK un<l Vorthoiliing der SecrctioiiH Or^?ano der Fichte
Qnd liUrh«. BoUn. Ontralblutt IUI. 1HH4. — Derselbe: l)iinil>ility r>f reHlnotiH
«ootk, Th« popubu* ■dtmce Monthly V, New- York 1886.
— 113 —
Yegetationszeit in das Holz zm-ückfliessen kann. Daraus erklärt sich
vollständig, warum der Harzgehalt des Kernes durch die Harz-
nutzung keine Abnahme, das specifische Grewicht und die Güte des
Holzes keine Verminderung erleiden kann, von der Verwundung und
ihren Folgen wie Zerstörung von Aussen und von Insekten selbstver-
ständlich abgesehen. An der ^vunden Stelle trocknet das Holz bis in
gi'össere Tiefen aus, die Zell wand verliert ihr Wasser, an dessen Stelle
Harz tritt, das nun die Kanäle und Parenchymzellen verlässt, die Zell-
wandungen durchtränkt, die Zelllumina erfüllt und so das Holz „ver-
kient." Vielfach wii-d die südliche Kiefer einfach angehauen, damit
sie das Holz verharze und somit zu Spähnen zum Feueranzünden tauglich
mache. Solches Holz zeigt in der That eine beträchtliche Zunahme
des specifischen Gewichtes, eine Verharzimg des ganzen Holzes, welche
demselben eine ausserordentliche Schwere und Brennkraft verleiht. Wie
aber das längere Zeit auf Harz genutzte Splintholz sich verhält,
darüber bestehen keine Untersuchimgen ; bekannt ist nur, dass es auf-
fallend schnell schwarz (durch ein Pilzmycel) und zersetzt wird.
Um zu erklären, warum gerade diese Kiefer sich so vorzüglich
zur Harznutzimg eignet, gibt die Menge an festem Harze, das sich im
Holze nach der Trocknung findet, keinen genügenden Anhalt, denn der
Harzgehalt des Splintes mit 2,65 gr fester Harzsubstanz in 100 gr
absolut trockenem Holze ist kaum grösser als der des Splintes der
Douglasia (Pseudotsuga Douglasii) nämlich 2,45 gr und vollends als
der Splint der White-Pine (Pinus Strobus) zeigt: nämlich 5,20 gr.
Ich vermuthe, dass das Harz der südlichen Kiefer etwas mehr
Terpentinöl beigemischt enthält, wodurch es schon an sich dünnflüssiger
ist als die Harze in den nördlichen Kiefern ; dazu kommt jedenfalls,
dass das Harz in Folge der grösseren Wärme des südlichen Standortes
mit höherer Spannung im Baume zusammengedrückt und heraus-
gepresst wird.
Von dieser Kiefer sagt Ch. Mohr, dass sie 150 — 200 Jahre
bedarf, um zu einem nutzbaren Baume heranzuwachsen. Bei dem
reichlich gebotenen Wärme-, Licht- und Feuchtigkeitsgenusse eine auf-
fallende Erscheinung, aber glaubwürdig, wenigstens nach der Eng-
ringigkeit des gebildeten Holzes, woran der fast durchweg magere
Standort neben individueller Anlage zur Langsamwüchsigkeit mit
Schuld sein mag.
Ihr langsames Wachsthum in der ersten Jugend habe ich schon
beschrieben, auch später in der Vollkraft ihrer Entfaltung erreichen
ihre Längstriebe nicht über 50 cm Länge.
Dr. Mayr. ö
— 114 —
Im Urwalde erwachsen die jungen Kiefern in kleineren, zienilieii
dicht «x»^lränpten Gruppen oder auch einzeln im lichten Halbschatten
der MutUThäume: hm^^o Zeit kämpfen sie um ihr Leben, dabei ein
pleichmässi^es, schmalrin.i^nges. hartes Holz anlegend. Es dürfte kaum
einem Zweifel unterließen, dass das Holz der freistehenden Exemplare
(des sogenannten H. gi\»wth) zwar das Produkt einer viel kürzeren Zeit
darstellt, aber auch an Güte, insbesonders an Feinheit und GltMch-
missigkeit des Gefüges dem des Urwaldes wesentlich nachsteht.
Anatomisch repräsentirt das Holz den Typus der dreinadeli«ren
Section Taeda, nämlich es trägt zahlreiche Tüpfel an der Läugstraclieiden-
wandung. W(» diese an parenchymatisdie Markstrahlzellen anliegt; dadurch
kann das Holz mit ziemlicher Sicherheit von dem einer andern Section
unterschieden werden: ein mikroskopischer Unterschied aber innerhalb
der dn'inadeligen Kiefern selbst scheint nicht zu bestehen; der Splint
umschliesst in einer Breite von etwa 3 cm das dunkel -röthliche
Kernholz.
Der ausgewachsene Baum zeigt nicht die Dimensionen, die man
dem günstigen Klima entsprechend erwarten sollte ; der Sümdort ist
freilich ein geringwerthiger , denn eine magere Humusschichte, die der
lange, heisse Sommer austrocknet, lagert auf dem geringen, sandigen
B"d<'n, der oft rein weiss, oft stark eisenschüssig erscheint. Dieses
bedingt, dass die Waldungen dieser Kiefer von den Kiefernwaldungen
der kühleren Zcme wesentlich verschieden sind ; selbst in gutem
Urwalde, au» dem nur 17 cbm Brettwaare pi<» ha gciiomincn w^erden,
stehen die Bäume vielfach isolirt, mageres Gras und Kräuter, oder
Zwerg|ialmen oder Sträucher, selbst Halbbäume von Kichen stehen
zwinchen ihnen, je nach der Güte des Standortes
Na<'h dem Censusberiehte erreicht nie eine Höhe von 18 — 29 Meter;
leii wdbst mas8 mit (>h. Mohr zusammen ein ExcMuplar. das bei 80 cm
l)urchm<tsw»r volle 33 .Meter Höhe aufwies.
Das Holz di(»ser Kiefer geht von Aineiika aus in grosser Menge
na< fi Ktir.na und auch nach Deutschland, leider unter einem neuen,
11 gewordenen Namen. Während Niemand in Amerika
dit-. Holz „Hiti-h Pine*' heis^t, kommt es in Deut.schland untci- diesem
N.iiuen in den Handel; der Amerikaner bezeichnet alx'i- mit ,,l*itch
I «'ine ganz andere, zur Brennholzgewinnung ganz hiauciibare
hi«.*l«^r, nämlich die l'inuH rigida. Es wird wuld noch läng(»re Zeit
bin man nich in Deutschland an den Gedanken gewidint hat^
• I.1-- .1 ' ichnete aiiH Amerika imp(»rtirte l'iteli I*ineli(d/, ganz
aUf-' »' ^'••' '!<•• PinuH australis abstannnt uml duss die
— 115 —
eigentliche Pitch Piae (Pinus rigicla) eine für unser deutsches Binnen-
land wenigstens ganz werthlose Holzart ist.
Pinus cubensis Grieseb. (Pinus Elliottü vor der Feststellung
ihrer Identität mit der Kiefer von Cuba), Slash-Pine, Cuba Pine,
Cubakiefer, eine westindische Kiefer, die durch Florida und der
Küste entlang bis New-Carolina, dem Golf entlang in einem schmalen
Bande bis Louisiana nach Westen streicht.
Ihre junge Pflanze steht an Schönheit der vorigen weit nach;
die Nadeln sind durchschnittlich 23 cm an frachttragenden Zweigen;
der Quirl eines Kurztriebes besteht aus 3 Nadeln, seltener 2 ; der Zapfen
auf einem 2 cm langen, gekrümmten Stiele, braun glänzend; Apophyse
flach mit ganz kurzen, etwas erhaben sitzenden, geraden Spitzchen,
7 — 8 cm lang; grösste Breite, Avenn offen, 6 cm. Bezüglich des Samens
gilt Tafel YII. Knospenschuppen braun, anliegend, stark mit Harz
verklebt. Der Keimling trägt 6 — 7 Cotyledonen. Die Easchwüchsig-
keit dieser Kiefer ist in der That auffallend im Vergleiche zu der süd-
lichen Ej.efer. Ch. Mohr fülirte mich zu Gruppen von 28jährigen
Bäumen, die bereits 30 cm Durchmesser und 16 Meter Höhe besassen.
Der Splint umfasste volle 8 cm in Breite; das Holz, anatomisch der
Section Taeda angehörig, ist dem der vorigen Eaefer gleich und eben-
falls durch das lieber wiegen des harten Sommerholzes im Jahrringe
ausgezeichnet; dem entsprechend ist das specifische Gewicht = 75*).
Wo die Cuba-Kief er mit der südlichen gemengt vorkommt , wie im nörd-
lichen Florida, da werden beide von der Sägemühle promiscue verarbeitet,
ja oft verwechselt. Diese und die vorige können in Europa wohl nur
im Süden ihr Fortkommen finden. Junge Pflanzen, besonders bei dem
friilien Erwachen ihrer Vegetation, werden leicht vom Froste getödtet,
erwachsene Exemplare können ziemlich kräftigen Frost ertragen.
Pinus serotina Mich., Pond Pine steht bezüglich der Nadel-
länge mit 1 8 cm an erwachsenen Exemplaren an dritter Stehe ; Knospen-
schuppen hellbraun , fest anliegend und mit Harz verklebt. Zapfen
durchschnittlich 5,5 cm lang und geschlossen 4 cm breit. Der erwachsene
Baum ist dicht beladen mit Zapfen der vorhergehenden Jahre, von
denen die frischen durch ihre fahl-gelbe Färbung hervorti'eten. Die an
Bändern feuchter Partien, aber nirgends häufig auftretende Art erwächst
*) Wo nicht ausdrücklich anders bemerkt ist, sind alle Zahlen über speci-
fisches Gewicht, Höhe, Durchmesser etc. dem erwähnten Reporte von Ch. Sargent
entnommen.
8*
— 116 —
bis zu 24 Meter Höhe: ihr Holz, das den Typus aller Kiefern der süd-
lichen Rojrion besitzt, hat bei sehr breiten Sorameiholzsohiohten das
spci-ifische Gewicht von 79. Es findet Av<.hl nur eine gelegentliche
Verwendung.
IMnus Taeda L., Loblolly -Pin e, Ol d-field-Pine, Taeda.
Das Optimalgebiet dieser Kiefer liegt in dem südliclien Theile des
winterkahhMi I^aubwaldes ; in die Region der Wintergrünen greift sie
ebenfalls über; sie zeigt, grosses Anpassungsvermög«Mi an heterogene
Standorte; sie liebt dius tnK'kene, sandige Gebiet, Hoch -Plateau, die
Hügelregion, welche gegenwärtig noch vielfach die südliche Kiefer in
Besitz hält; dort, wie schon erwähnt, breitet sich die Taeda immer
mächtiger aus; sie envächst zu den stärksten Exemplaren auf feuchtem,
sandigen Lehmboden.
Sie bildet Bestände und da die Zerstörung der südlichen Kiefer
wohl ohne Aufenthalt fortgehen wird, bis sie zum Nutzbaume unter-
geordneten Hanges herab gesunken sein wird, so dürften diese Kiefer
und die Pinus mitis neben der Pinus cubensis zu den wichtigsten
Nutzbäumen der südlichen Kiefernzone heranwachsen. Einstweilen ist
ihr Nutzholz, da besseres zu haben ist, als „geringe Qualität'^ bezeichnet.
Iliren Namen Old-tield-Pine verdient sie mit Recht; sie überzieht
rasch verunkrautete, verlassene Felder mit einer dicht aufsprossenden,
raschwüchsigen Jugend. Die Knospen der Taeda mit anliegenden Schuppen
sind mit Harz verklebt; der junge Trieb glatt, hellbraun, Nadeln au
alten Exemplaren durchschuittlieh 20 cm lang, drei in einem Kurztrieb-
quirl. Die Zapfen sitzen in der Mitte des Triebes 2 — 5 zusammen,
Htiellos, so dass sie fast senkrecht vom Triebe abstehen. Der reife
Zapfen ist hell ockerfarbig, 9 cm lang und, wenn ollen, bis 51/2 em
breit. Apophyse mit scharfer Spitze, welche mit dicker Basis aufsitzt
und etwa- i- " 1, (,ben gerichtet ist. Samen siehe Tafel VII. Die Rinde,
anfangs » '»'»PP^Ki f?^^^* ^^*^ ^^"^ Gipfeltrieb, später in breiten,
dünnen Borkenplatten; das breitringigo Holz zeigt einen 4 cm breiten
Splint und ein HjKHÜtisches (iewicht von 54.
Di«' f^^<'t'}\l\^^n drei Kiefern bilden nach ihrem ;m;itnniisc!hcn und
moq)l. ^ !i Aiin»au eine (iruppe.
PinuH clausa Vasey, welche <ien Tvpus «liesej- (Jiup[>e am
d« ;»'n au t zeigt, die S(;rub- oder Spr uce- Ti n e, ist
fiinitlich mjch taAir untergeordnet; sie erscheint jecloeh berufen, wenn
man KpitfT einmal darauf zurüekkonnnt . die entwahh'ten Sandwüsten
wieder aufzufuraten , eine grosso Kolle zu spielen; (hnn sie liebt die
— 117 —
trockenen, sandigen Lagen, die Dünenzüge, wo sie sich durch Kasch-
wüchsigkeit besonders auszeichnet. Aufbau der einjährigen Triebe und
Stellung der Seitenäste und Zapfen sind wie bei den dreinadeUgen Kiefern ;
ebenso folgt das Holz dem Typus dieser Kiefern, dagegen stehen im
Kurztriebe nur zwei zarte, 7 cm lange Nadeln. Die junge Kinde ist
glatt wie von der Pinus Strobus, später mit kleinen quadratischen
Schuppen bedeckt. Der sparrig gewachsene astreiche Stamm erhebt
sich zuweilen bis zu 24 Meter Höhe. Der Zapfen ist 6 cm lang, fast
3 cm dick, wenn geschlossen. Sie verdient den ihr von Gr. Yasey
in Washington gegebenen Namen clausa mit Recht, denn der Zapfen
bleibt am Stamme mehrere Jahre vöUig geschlossen, stiellos; Apophj^se
endigt in ein kurzes, auf einem Kissen sitzendes, gerades Spitzchen.
Same Tafel Till. Der Keimling trägt 7 Cotyledonen, die jüngsten
Triebe sind zart, weissHch bereift wie bei P. inops und mitis. Männ-
liche Blüthenknospe hellbraun glänzend, den Winter über auf einer
nadellosen Stelle des Triebes sitzend, so dass sie „gestielt" erscheint.
Das Holz mit einem specifischen Gewichte von 56 findet bis jetzt noch
keine Yenvendung.
Pinus glabra Walt., Sprue e Pine. Zur Ergänzung der
über diese Holzart schon fiäiher gemachten Angaben bemerke ich,
dass ihr Optimum am Nordrande der subtropischen Zone, in den aus
Avinterkahlen und wintergrünen Bäimien gemischten Waldungen des
Mississippi-Beckens auf feuchten, sandigen Standorten liegt, da wo das
Terrain sich etwas über dem Taxodium-Sumpf erhebt. Sie büdet nie
reine Wälder; stets erscheint sie einzeln in den Laub Waldungen, bereit,
sobald jene gefällt werden, ihren Platz einzunehmen. Erwachsen ist
ihre Rinde eine kleinschuppige Borke, etwas der Eiche ähnlich, der
Stamm wü'd gerade, mit zahlreichen, rechtwinkelig abstehenden Aesten.
Ihre Nadeln, zwei in einem Kurztriebe, sind zart, durchschnittlich 7 cm
laug und ebenfalls in einem rechten Winkel vom Triebe abstehend.
Knospen schmal (1,5 mm), aber lang, Knospenschuppen anliegend, mit
braun glänzender Spitze; junge Triebe an ihrem zartesten Theile weisslich.
Zapfen 4 cm lang und 3 cm breit, wenn offen; Apophyse mit sehr kleinen,
geraden Spitzchen. Same Tafel YIII. Der Baum erreicht in seinem
Optimum nach meinen Messungen 35 Meter Höhe bei einem Meter
Durchmesser; die junge Pflanze hat lange Zeit im Halbschatten der
Laubhölzer zu kämpfen, bis sie deren Krone durchwächst. Das bis
jetzt noch werthlose Holz hat einen sehr breiten Splint von einem
specifischen Gewichte von 39, das Kernholz wurde noch nicht untersucht.
— 118 —
Die letzte, dem südlichen Kiefenigürtel beizuzählende Kiefer ist
Piniis mitis Michx.. Short-leaved Pine, Spruce Pine. Sie
geht am weitesten nach Nonlen. Unter den Laubholzwaldungen in
der Nähe von Washington, die alljährlich immer weiter von der Stadt
zurückgedrängt werden, fand ich sie nocli in grösseren Exemplaren
mit Pinus rigida und inops zusammen auf trockener, kiesiger, hoher
Lage, mitten unter den Eichen und Hickorys, während sie auf dem
mageren, fast reinen Sandboden von New -Jersey mit Pinus rigida
zusammen lichte Bestände bildet, wobei Pinus rigida vorheri-scht.
Ueberall wo sandiger oder kiesiger Boden im Gebirge wie in der Ebene
auftritt, stellt sich dieser Baum ein von New-York südlich und westlich
durch (ias Gebiet des grossen Laubwaldes ; sie ist in erster Linie der
Baum, der den Boden der Laubhölzer nach ihrer Misshandlung an sich
reisst. Man kann nicht sagen, dass diese Kiefer ein schlechter Baum
sei; ihr H<dz ist immer noch besser als das der Pitch Pine (Pinus
rigida). mit der sie* übrigens grosse Aehnliciikeit in Habitus und Biologie
besitzt. Im Süden nimmt sie den Platz der misshandelten südlichen
Kiefer in Besitz. C. Mohr bezeichnet sie als die wichtigste Kiefer
in den Waldungen, welche für die kommenden Geschlechter aufwachsen
wenlen - ein nuigenT Bissen im Vergleiche zu dem leckeren Mahle,
von dem die Voreltern ein Fünftel verzehrten und vier Fünftel ver-
geudeten.
Das Optimum dieser Kiefer liegt in den westlichen Staaten
Arkansas. Kan.sas und ^lissouri, wo sie in grossen Waldungen bis zu
einer Höhe von 30 Meter sich erhebt. Ihr Standort ist der kiesig-
san<lige B<xien des Hügellandes, den auch die Halbbäume unter den
Ei(!hen, wie Quercus nigra, Catesbaei lieben.
Die Pinus mitis vermittelt den Uebergang von den zwei- zu den
«!r«'o?M'!"i'L'en Kiefern, ihr Aufbau und Habitus ist der einer drcinadeligen,
' ji : iiehing besteht vorzugsweise! aus zwei Nadeln in einem Kurz-
tri»'JM'. Ihn.« nahe Verwandtschaft mit den drcinadeligen, z. B. Pinus
'.-ida, zoigt sie auch dann, dass sie abgeschnitten, aus schlafenden
Augf»n in der Nähe der Schnittstelle Ausschläge zu entwickeln vernuig;
in df?n ersten Jahn-n haben alh; Kiefern diese Fähigkeit; bei den
• innti'n Arten erhält sich dieselbe alier bis sie eine Dimension von
iu cm Dun-hm<-sw«r erreicht haben. An brauehbare Ausschläge, wie
sie die Ijiuhh<dzer liefern, darf man aber dabei nicht denkcFi und die
in d.T Liti-nitur so aufgebauschte Wiederausschlagefähigkeit der Finus
M/id;i -..-.M,. M. r PimiH mitis hat forstlich wohl keinen W(!rth , denn
unliT d«'n z.. i.«n Au-^^. lila.M.n — irji zählt«, hin 50 an einem
— 119 —
Stocke der mitis — übernehmen schon im nächsten Jahre ein oder
zwei die Führung, welche zu Gipfeln heranwachsen, während die übrigen
rasch zu Grunde gehen. Den erwachsenen Baum charakterisirt eine
breitborkige Rinde, die zahlreiche Harzbeulen in sich schliesst, ein
Merkmal, an dem dieser Baum von der Pinus rigida jeder Zeit leicht
unterschieden werden kann; der Stamm erwächst gerade, astrein; bei
späterer Freistellung oder auf schlechterem Boden mit geringem Wachs-
thume sieht man zahlreiche Kurztriebe (Klebäste) an den Ansatzstellen
der Aeste.
Die junge mitis -Pflanze ist von der ihr ähnlichen rigida leicht
zu unterscheiden durch den weisslichen Reif an den neuen Trieben,
durch die etwas am Triebe anliegenden, kürzeren Nadeln (durchweg
8 cm lang), sie stehen zu zwei am unteren, zu drei am oberen Theile
des Triebes ; Zweige älterer Bäume tragen immer zwei Nadeln zusammen.
Das Holz zeigt den Typus der dreinadeligen Kiefern. Der Baum gehört
zur Section „Banksia." Der Zapfen der Pinus mitis hat dieselbe Grösse
wie jener der Pinus glabra, 4 cm lang, 3 cm breit, wenn offen mit
etwas längerem auf einem Kissen sitzenden Spitzchen an der Apophvse.
Bezüglich des Samens gilt Tafel YlII. Das Holz dieser Kiefer ist mit
einem durchschnittlichen specifischen Gewichte von 61 in den oben
genannten Staaten sehr werthvoll, vorzugsweise, weil wohl keine anderen
Kiefernhölzer dort vorhanden sind.
An den Zweigen von Pinus mitis fand ich besonders bei Marion
bis faustgrosse Beulen, die lebhaft an die sehr häufigen Beulen an
japanischen Eaefern erinnerten. Eine Untersuchung ergab, dass diese
Beulen durch die Wucherung eines Mycels verursacht werden; dieses
Püzmycel erwies sich einem Aecidium angehörig, welches, bis der Zu-
sammenhang mit der zugehörigen Winterform gefunden, den Namen
Aecidium deformans n. n. tragen mag. Die Aehnlichkeit der Anschwell-
ungen mit jenen an den japanischen Kiefern ist bemerkenswerth ; aber
während der Pilz an der Pinus mitis selten zu sein scheint, sind
Anschwellungen an den japanischen Kiefern überaus häufig, fast kein
Baum ist frei davon.
Im April 1885 fand ich auf meinen Reisen im Innern des Reiches
den Pilz in vollster Blüthe an zahlreichen jungen Rothkiefern (Pinus
densiflora), die Beulen von der Grösse einer Haselnuss bis zu der eines
Kopfes; ja bis 1/2 Meter im Durchmesser messende Kröpfe an den
Stämmen der Rothkiefer und der Schwarzkiefer (Pinus Thunbergii)
waren übersäet mit den goldgelben Blasen des fructificirenden Pilzes.
Die biologischen Unterschiede berechtigen, da die Sporen von denen
— 120 —
aaderer Aecidium- Arten mikroskopi>;ch kaum verschieden sind, aucli
diesen einstweilen zu benennen, zu welchem Zwecke der Name Aecitüum
giganteum n. n. gelten miig.
Taxodium distichum Kich. Bald Cypress, Sumpf-
Cypresse. Je rascher die Vorräthe von werthvollen Kiefernhölzern
im Süden und Norden dahinschwinden, desto mehr greift der Nutzholz-
konsum zu jenen gewaltigen Reserven, die ein Uebermaass von Feuch-
tigkeit bisher vor Feuer und Axt bewahrt hat: allerdings stürzt man
). .. ^(/
r
^>nI
i
h-
-t.
iL
i
Humpf TyproMtn fTiix<i«Hum (llHUclium).
uK'h auf dio Wnhlung«*n der Sumpf-C'ypressc?; ja an Niclcij Orten ist
der rrwftld hfrcitü hinweggefegt; ieh habe soh-he ()ertliehk(»iten leider
' ' ' aber bei der IJnmrigliehkoit, sio (hirch landwirthschaft-
ji' 11- i.\^M nriient'* 7A\ rulfiiron, wie diesH mit den mageren Sandlxxlen
— 121 —
geschieht, scheint es mir wahrscheinlich, dass auf solchen kahlen Sümpfen
rasch wieder die Sumpf-Cypresse nachwachsen wird.
Ein unberührter Hain von uralten Sumpf-Cypressen überAvältigt
durch seine Eigenartigkeit und Grösse; die Bäume passen nicht zu der
Umgebung, zu den gegen Avärtigen Holzarten, am wenigsten zu den
Laubhölzern über die sie hoch emporragen; man empfängt denselben
Eindruck, den man empfindet, wenn man plötzlich den 60 — 70 Meter
hohen Tannen und Kiefern, den 100 Meter hohen Kolossen der Sequoia
gigantea in der Sierra Nevada gegenüber steht. Ihr ganzer Habitus
harmonirt nicht mit der gegenwärtigen Flora, in Vergleich zu der sie
in der That als Ueberrest einer in früheren Erdperioden allein herr-
schenden Xadelholzflora erscheint. Sie verräth wie Sequoia, Cryptomeria,
Glvptostrobus, Gingkvo, Cunninghamia ihren vorweltlichen Charakter
auch dadurch, dass sie als Baum abgeschnitten, zahlreiche Stockaus-
schläge entwickelt; Gingkyo treibt sogar echte Wurzelausschläge und
Cryptomeria wird in Japan zuAveilen als Niederwald mit 25 jährigem
Turnus behandelt.
Viele dieser Taxodium-Sümpfe sind nur mit Kähnen zugänglich,
andere können nach längerer Trockenzeit mit Gefahr mehrmaligen Ein-
sinkens in den morastigen Boden betreten werden. Die Eigenartigkeit
des Urwaldbildes erhält ihr besonderes Gepräge durch die dicke flaschen-
förmig angeschwollene Basis der jüngeren Stämme, umgeben von zahl-
losen, den Wurzeln entspringenden spitzen Auswüchsen (Wurzelknieen)
durch die Geradschaf tigkeit und Astreinheit der Stämme, ihre lange
seicht-rissige, etwas röthlich-braune Borke, ilire flache, schirmförmige, im
Herbste braunrothe Krone, von der in vielen Gegenden die graue
Tillandsia herabhängt. Die Cypresse ist im Winter kahl durch den
Abfall der Seitentriebe (Kurztriebe) mit kammförmig gestellten Nadeln,
während die Längstriebe mit wechselständigen Nadeln nur die letzteren
abstossen.
Auf den erwähnten Standorten herrscht die Cypresse nicht nur
innerhalb des Kieferngürtels, so wie südlich bis zur tropischen Zone,
sondern sie umfasst auch die ganze südliche Hälfte des winterkahlen
Laubholzes; westlich vom Mississippi, wo bereits Präriepartien zwischen
die Kiefern und Laubholzwaldungen sich drängen, da taucht oft mitten
in der Prärie eine prächtige Gruppe oder ein ganzer Wald von Sumpf-
Cypressen auf, je nach der Ausdehnung der Sümpfe oder Flussränder.
Erst bei Ueberschreitung des 95^ W.L. begegnet man ihr nicht mehr.
Blüthe, Zapfen und Same sind genügend bekannt; in der Schale
des flügellosen Samen fand ich eine kleine Cynips-Art (?), welche hirse-
— 122 —
koni Gallon erzeuirte, wodurch die Samonbildun^ unterbliob: von
äuiis«- 1 ii' II pinz unbiTührt ei-srhoinendon Zapfen waren alh^ Samen auf
dit^so Weise zu Schaden ^'ek(»nimen. Der Same keimt mit 6 dreikantigen
Cotyledonen, wi»rauf sieh ein Trieb mit weehselständigen Xadeln erhebt;
in den Winkeln der oberen Nadeln entspriessen Seitenäste (Kurztriebe)
mit den Nadeln in zwei Zeilen, welche kurzen Triebe im Herbste
abfalli'n. Das Wachsthum ist schon im ei*sten Jahre sehr rasch.
Die Pflanze ist in der ersten Jugend empfindlich gegen Frost,
später aber ist sie härter als man ihrem südlichen Standorte nach
envarten sollte. Auf ihrer nördlichen Grenze in A^irginia hatte sie im
Jahre 1884 volle — 19° C. zu bestehen, ein Umstand, der es erklärt,
warum sie allerorts in warmen Lagen in Deutschland z. ß. noch in
Hamburg sehr gut im Freien aushält und zu einem stattlichen Baume
heranwächst.
Die weiche Borke bedeckt einen 4 cm breiten Splint und ein
schmutzig -braunes Kernholz v(»n grosser Güte; mit einem specifischen
Gewichte von 45 ist das Holz ausserordentlich dauerhaft, selbst unter
den ungünstigsten Verhältnissen verwendet. Dieser Umstand sowie die
gewaltige Dimensi<m die der Baum erreicht, bis 46 Meter Höhe, erheben
die 8umpf-Cy presse zu einem Nutzbau me ersten Ranges.
c) Der winterkahle Laubwald der gemässigt • warmen
Region.
Wohl an Artenreichthum iiieht aber an Ausdehnung und Voll-
kommenheit hat dieser Laubwald seines (bleichen in der gemässigten
H' .'Ion der nördlichen Hemisphäre. Wo die Bo(lenbeschatt'enheit einiger-
/iia-nen günstig ist, treten (Jruppeii oder auch zusammenhängende
Walde«.' ■ der Blätt<T abwerfenden Laublmlzer bereits in dem süd-
li<-hen Kl« !• ingürtel auf; von da an ei*streckt sieh der Laul)\vald durch
die ganze «»stliche I'nion, ungefähr das viei-fache des Deutschen Heiches
an Flai'he iMKleckend ; erst in (.'anadu ei*fnlgt der allmählige llebergang
in die gernÜKHigt kühle Kegion, die durch Fichten und Tannen gekenn-
imet int; von den (iebirg(»n, die dunli die atlantisch^ Laubwald-
n-L'K.M /.i«lien, reichen die Alleghanies mit ihren höchsten Spitzen (etwa
20lHj MetJT) ebenfalls in die kühle Keginn der Tannen : die Adirondacks
an der N^t «• der Union tragen den Laul)wald bis zu einer Kr-
' ' '. 1000 .Meter; endlich fällt der nördlich«' TImH von Main
•1 > ' ' ''ict der gemässigt wurmen und kidilen
' ""it'u. Aiiih IM «i.M ii>"iig«?n Nonlstjuiten drr I'ninii tindcn \ eitretei-
— 123 —
der Tannen-Kegion bereits Standorte, die für das Wachsthum der nörd-
lichen Xadelhölzer geeignet erscheinen ; so z. B. vermögen die nordischen
Fichten, die Lärche, die Balsamtanne, die in Canada zu Bäumen
erster Grösse werden, in den nördlichen Staaten im Laubholzgebiete
noch auf den nasskalten Sümpfen zu leidlichen Nutzhölzern heran-
zuwachsen.
Bemerkenswerth ist, dass im Norden, auf der Grenze des Laub-
und Tannenwaldes, wie im Süden zwischen der gemässigt warmen \iRd^f'}rit{
subtropischen Zone sich ebenfalls ein breiter Gürtel von Kiefern ^^ ^
einschiebt, der auf sandreichen Böden wurzelt. Mit seiner süd-
lichen Hälfte zum Laubwalde, mit seiner nördlichen zum Tannenwalde
gehörend, fusst er besonders in der Umgebung der grossen See'n
sowie auf deren ehemalige Yerbindung mit dem Meere, dem Laurentius-
Plusse entlang.
An der Küste des atlantischen Oceans herrscht ebenfalls vielfach
sandiger Boden vor, dort finden sich wiederum Kiefern wie in den
Bergen auf den trockenen, kiesig-sandigen Bodenausformungen. Dort
sind sie einzeln oder gruppenweise dem Laubwalde beigemischt, stets
bereit bei Misshandlung desselben seinen Platz einzunehmen.
Yon dieser einst lückenlosen Waldmasse ist heute schon das
Meiste und bald auch das Beste dahingeschw^unden ; einige Staaten
haben niu* mehr 1/5 ihres Gebietes mit Wald bedeckt, in anderen ist
das Procentverhältniss in Folge der Parcellirung des Waldes kaum
möglich oder die Angaben sind so bedenklichen Ursprunges, dass man
ihnen keinen Werth beilegen darf; und das, was in früh besiedelten
Staaten noch vom Walde übrig geblieben ist, macht wohl von Ferne
den Eindruck eines Waldes, aber bei der Annäherung erkennt man
eine durchlöcherte Ansammlung von theils gering werthigen , weichen,
theils übrig gebliebenen, ästigen, verstümmelten, harten Laubhölzern;
Hunderte von Quadratmeilen, einstmals mit Wald bedeckt, sind zu ver-
unkrauteten Viehweiden herabgemagert. Die Ebene, das Hügelland,
ja selbst der hohe und steile Berg stehen der Ansiedelung, der Aus-
rodung offen. Die meisten Emigranten sind arm; für Yiele, Avelche
Farmer werden wollen, reicht ihr Schärflein gerade hin zum Ankaufe
des billigsten Landes, nämlich einer „unverbesserten'\ das ist bewaldeten
Section in den Bergen; dort beginnen sie ihre Arbeit, sengen und
brennen ohne Verständniss des Landes, des Klima's; alles Avird kahl
abgerodet, der Boden mit Getreide besät; ein paar Ernten gelingen,
ein paar misslingen, da verliert man den Muth, verlässt Alles, Haus und
Farm und sucht eine neue „neue Heimat.^' So hat man es glücklich
~ 124 -
fn-ti- -^bracht, dass in den Adirondacks ganze Züge von Bergen und
, iteau's verbessert, das heisst verödet wurden; Kohlensäiilen
imrcU j V.., , ,.
tu (Icu A'liroiitluckii«
— 125 —
erinnern an den einstigen Laubwald, mageres Gras zwischen den
nackten Steinen an die einstige Bodenkrume.
In den Alleghanies ist der Boden besser und die Xatur energischer;
über missglückten landwirthschaftlichen Experimenten wächst recht bald
das Gras oder Staudenwerk, der Yorläuf er des Waldes, wenn keine Feuer
dazwischentreten. Leider hat auch hier die Regierung nicht Aon Anfang
n!. y
f
.iSf'Jfe, , «sei
Mh^y-
i.^-
Durch Feuer verwüstete Waldungen in den Adirondacks.
(Nach Sargent.)
an die Berghänge von einer gewissen Neigung an von der landwirth- ^tX^
schaftlichen Benutzung und der Besiedelimg überhaupt ausgesclilossen;^^^,^
zahlreiche Landabrutschungen und recente Auswaschungen wären ver- (U^
hindert, manche von den fürchterlichen Ueberschwemmungen des
Ohio, Mississippi, des Savannha, Chattahoochee wenigstens gemildert
— 126 —
und die fruchtbaren Thäler finiher und dauernd in Kultur nrononimon
worden.
Wo der Menseh und mit ihm Axt und Feuer nueh pir nicht
oder nur weni^ hin«r*'kommen sind, entfaltet sieli der bunt^^emischte
biubwald in aller Ueppif^keit Scluuiheit und Urwüchsigkeit.
Entsprecliend den grossen klimatischen Vei-scliiedenheiten ei*seheint
für die Betrachtung eine abermalige Trennung des ganzen Laubwaldes
nach kleinen Gebieten wünschenswerth. Diese Vei*sehiedenlieiten beruhen
vor Allem darin, dass von Süden, von dem Golfe von Mexico, ein
warmer, feucliter Luftstrom in das Land tritt, der ein Klima bedingt,
dem p'genüber jenes der atlantischen Küste wegen dos kalten Gegen-
stromes kühler erscheint; überdiess grenzt der Westen an die baumlose,
trockene Steppe, die Prärie, während der Norden wiederum feucht und
kalt ist: je<les dieser (Jebiete ist das Optimum für gew^isse Holzarten.
Theilt man den atlantischen Laubwald dem entsprechend in eine süd-
liche Hälfte (S.), weh'he bis zum 39^ N.B. reicht, und in eine
nördliche (N.), sowie jeden Quergürtel wiederum in drei Meridional-
Zonen. nämlich eine atlantische im engeren Sinne (a.), eine con-
tineutale (c.) und eine präriale Zone (}).), so erhält
die conti nentale Zone der südlichen Hälfte (S. c.),
das Maximum an Wärme und Feuchtigkeit, welche der Avarme, feuchte
Südwind in einem breiten Strome ungehindert durch das Thal des
Mi— l--ii»pi in die Gebiete der Tributärtlüsse desselben bringt. Ins-
\)i ;^ sü<llich und westlich der Alleghanies, bei seinem Aufstiege
an den Bergen lagert er grosse Mengen von Feuchtigkeit ai): während
der Vegetation.szeit beträgt die relative Feuchtigkeit 69 o/o, die Hegen-
menge 400 mm, die mittlere Temperatur 24° C. ; während dei- \'egetations-
nihe ist die Tem|)eratur 7^ C; sie fällt bis — L5° C. fast jeden Winter;
die ersten Fröste erscheinen im November, die letzten im März.
Hier erreicht der mehrhun<l(n1jährige Laubholzurwald seine höchste
Vollkommenheit; für die meisten und besten H(jlzarten liegt hier das
Optimum. Die Hikory sind hier in voller Zahl, ihr siiuleiifiirmiger
Schaft mit einem Durchmesser von über 1 Meter, ihre Ibihe ;:J0 bis
40 Met'T; die zahlreichen Eichen, die Wallnüss(3, die Kastanien, die
<' lie, Liriodendrnn, die IMatanerj erreichen in geschützten Thälein
DimcnHionon, die man, wie jene d(»r Mammuthbäume der Sierra Nevada,
für Uebertreibungen od(?r Unmöglichk<'it<'n hält, bis num selbst unter
ihnen Mteht
Abi ich im >paiherh.sie 1887 in den südlichen Alleghanies ein
warroei, feucht«;« Thal mit Holchen KoloHsen betrat, wollte ich einige
- 127 -
Aufnahmen über Holzvorratli und dergleichen anstellen ; allein ich
musste davon abstehen ; in solchem TJrwalde ist ohne vielköpfige Arbeiter-
mannscliaft nichts zu erreichen. Der Boden, uneben durch die gefallenen
Bäume, durcli Baumstümpfe und Wurzeln, mit Stauden und Halbbäumen
aller Art bedeckt, hemmt jeden Versuch, mit dem Messbande vorwärts
zu kommen ; man kann nur staunen und allenfalls noch schätzen,
welcher Yorrath auf einem ha wohl beisammen stehen könnte; aber
messen oder gar Probestämme fällen, sind fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Yege tationszeit beginnt hier zuerst und schliesst am spätesten
ab; Avenn im Norden die Früchte und Blätter längst zu Boden gefallen
sind, kann man hier beide noch von den Bäumen pflücken; an Lirio-
dendron, den wir auf unseren Touren durch die Alleghanies nach Süden
hin in Yirginia mit leeren Kapseln fanden, konnten wir in Nord-Carolina
noch einige Samen den Kapseln entnehmen, welche in Süd-Carolina /
endlich noch ganz geschlossen und eben reif waren; dazu kommen/- 7^
noch einige Wochen Zeitdifferenz in der Beobachtung.
Stirbt in diesem Urwalde so ein Riese ab, nachdem Jahrzehnte
lang die Pilze sein Inneres durchbohrt und endlich in eine mürbe
Masse umgewandelt haben, so bröckeln zuerst die dürren Aeste ab,
dem auf Licht wartenden Nachwüchse allmählig Gelegenheit zur Er-
starkung gebend; endlich brechen auch die starken Aeste, der Gipfel
und nachdem der Baum Jahre lang dem Wetter getrotzt, bedeckt mit
den Pilz-Früchten verschiedener Polyporeen, stürzt er zu Boden, mit
seiner vermoderten Substanz das Nähr-Kapital des Bodens bereichernd;
bald ist die Lücke von der aufwachsenden Jugend wieder geschlossen.
Unter die guten Holzarten, die sich so langsam eraporkämpfen, mischen
sich zahlreiche Sträucher und Halb bäume der Gattungen Crataegus,
Prunus, Rhus, Evonymus, Corylus, Hamamelis und viele andere; auch
stets grüne, wie Andromeda, Kalmia, Yaccinium, Rhododendron bedecken
schützend den Boden ; sie nehmen nach Norden hin an Zahl und Grösse
allmählig ab. Yitis rankt sich guirlandenförmig an den Aesten und
Sträuchern empor; an den Baumrinden festgeklammert steigt der giftige
Sumach, der im Herbste so prächtige wilde Wein (Ampelopsis) oder
der Epheu in die Höhe, dem Lichte entgegen.
Dieser Wald, die Perle aller blätterabwerfenden Waldungen, ver-
schwindet natüi'lich zuerst entlang den grossen schiffbaren Flüssen;
die Ufer des Mississippi sind auf Meilen in das Land hinein baumlos;
was von der Ferne wie Wald erscheint ist ziemlich werthloses Gestrüppe
von Pappeln und Weiden; nur vereinzeint haben sich ein paar Ulmen,
Hickory, Platanen oder Gleditschien erhalten; mächtig aber haben sich
— 128 —
hohe Cfräsor und Sc-liilfe ausgebreitet. Zur Z«Mt dov Schneeschnu'lze
oder nach heftitrem Regen im Binnenhuuk* ist der iStrom für 8ehiffe
geradezu gefährlieh, eine solche Menge von Baumstämin(Mi treiben in
dem dicken gelbbraunen Wasser. Wo der Fluss sieh staut oder rasch
zur Seite biegt, häufen sich die Stämme und tliürinen sicli übereinander,
ein unentwirrbares, geradezu werthloses Chaos, an dem die Pilze ihre
Freude haben. Unter iimen fand idi einen alten Bekannten wieder,
den Coprinus Mayri Allescli.*), dessen Myccl aus drm zersetzten Holze
durch die Rinde hervorwächst und diesell)e mit einem rost-gelben, dick-
wolligen Polster überzieht. In diesem Gebiete unter dem 33 — 36 ^ N. B.
findet man von den 23 baumartigen Eichen des Laubwaldes fast die
volle Zahl, vertheilt nach ihren specifischen Standorten und in bestimmten
i jElevationen; 13 von diesen haben hier zugleich ihr Optimum; alle
8 Hickory, die beiden Wallnüsse, die Kastanien, mit einem Worte, die
"7 schwersaraigen Laubhölzer erreichen in der südlichen
Hälfte ihre Vollendung. Hier wächst das schwerste Holz, das
blätterabwerfende Laubbäume produciren, im allgemeinen sowie für die
einzelnen Gattungen, ja selbst Arten; von hier nach Nord hin nimmt
für die schwerfrüehtigen Holzarten Form und Güte, insbesonders Schwere
des Holzes ständig ab. Zur Beurtheilung d<'r klimatischen Ansprüche
der üstliclwn I^uibhölzer ist d<T Aufstieg auf einen hoben Berg, z. B.
den Hoan M-.nnt.iin. einen (]('r b(»clisten Berge der Alleghanies, sehr
lehrreich.
,4;^^ Bis etwa 1000 Meter steigt in den warmen, feuchten Thälern die
bf'reitH erwähnte I^iubholzfloni empor: nur di<' Bewohner der Niederungen,
wie einige Carj'as, nielirere Kiehen bleiben zurück: von da an nimmt
die Zahl und Dimension der Holzarten merklich al). bis zu einei- Hohi*
von etwa 1500 Meter: man kann dieses (Jebiet klimatisch mit den
wänn>»t<*n I.ngeri in Deutschland vergleichen, mit seinen Flussniederungen
und Tfialeni. welchen das (iros der europäischen Laubhiilzer, insbesonders
di«' Kiehen angehören. Von 1500 Meter an vermind<Mt sicIi die Zahl
ab^'nnaJK. die nordamerikanische Edelkastanie verschwindet, der Wald
l^e -i-^tninl einförmig und erinnert dabei lebhaft an die Laubwaldungen dei
deutjwhen Mittelgebirge; in «liesem Striche bis 1800 Meter herrschen
die noniamerikaniKche Buche (Kagus huTuginea), <lie Uoth< i( hc ((^ueivus
rubra), der Zuckerahorn (Acer sa<'charinum), die (ielbbirk«' (Hetuia lenta),
eine R^istkasUnie (A«»s<'u1uh rubra) als die Wichtigsten. Von 1800 Meter
•> ViT/oirlmiwi (Ut in HOdbayonj bcobmliteten VW/.r vom A AIIrHcher
fltp. AM. IX. Hwrirht d«?H boUnischen VereinH in Lunclnhut.
— 129 —
an dominiren die Buchen, ganz entsprechend den hohen Partien des
deutschen Laubwaldes, insbesonders im Mittelgebirge und am Fusse
der Alpen, Betiüa folgt mit ; auf der oberen Grenze mischen sich einzelne
Tannen und Fichten (Picea nigra, Abies Fraseri) bei; endlich von
2000 Meter an deckt die Berge der dunkle Wald der beiden Nadel- ^^<^>*^
hölzer, umsäumt von dem über mannshohen, dunkelblätterigen Khodo- ^***^
dendron maximum und der Zwergerle (Alnus viridis).
Die östlich gelegene Zone, der südlich-atlantische Laubwald .-.
im engeren Sinne (S. a.) umfasst die Küstengebiete und die östliche
Abdachung der Alleghanies. Dieser Wald ist klimatisch und insbesonders
in seinem Standorte yerhältnissmässig Aveniger begünstigt. Die Temperatur-
unterschiede sind unbedeutend, durchschnittlich 2° kälter; die Eegenmenge c^rayd
ist mit 290 mm im Sommer und 364 nmi im Winter geringer gegen-
über dem vorigen Gebiete; die relative Feuchtigkeit beträgt 64 und
70 o/o beziehungsweise. Vor Allem dürfte in der Bodenausformung die
Erklärung für den sehr bemerkbaren Unterschied in der Entwickelung
des Laubwaldes dieser Zone zu der vorhin genannten zu suchen sein.
Die granitisch-sandigen Abdachungen der Alleghany-Berge tragen noch
dichten Laubwald, der aber artenärmer ist; nur 8 — 10 Eichen begegnet p •
man in ihm; auf den sandig-kiesigen Erhebungen mischen sich Kiefern ,s^:ji^
dazwischen oder sie ersetzen ihn vollständig wie an der Küste ; dort
in den feuchten, sumpfigen Niederungen vertritt den Laubwald eine
Cypresse, Chamaecyparis sphaeroidea. Zu den schon früher erwähnten
Pinus mitis und Pinus Taeda geseilt sich Pinus inops, eine Berg-
bewohnerin und Pinus rigida, einzeln in den Bergen, vorherrschend
aber an der Küste, meist zusammen mit mitis.
Das Waldbild der westlichen Meridianzone der südlichen Hälfte,
die präriale Zone im Süden (S. p.) vom 92^ W. L. bis etwa
102*^ W. L. entspricht nicht den Erwartungen, die man nach den
meteorologischen Beobachtimgen hegen möchte ; die Temperaturdifferenzen
zwischen Yegetationszeit und -Euhe sind wohl beträchtlicher, die relative
Feuchtigkeit ist aber kaum geringer als jene der mittleren Zone; diess /*
und die Regenmenge mit 456 mm im Sommer und 1080 mm im ganzen '^- —
Jahre ist für Baumwuchs durchweg günstig. Dass dennoch nicht 7
ununterbrochen dichter Laubwald durch die ganze Zone streift, dass
Graslandschaft, Prärie, so viele Meilen weit in den Wald vordrängt,
vom 90° an oft schon beträchtlich überwiegt, muss anderen als
klimatischen Einflüssen zugeschrieben werden. Schuld daran dürfte
die Nähe der Prärie sein, über die alljährlich grosse Feuer dahinrasen,
wo sie zuerst auf den Wald stiessen, jedenfalls war es verkümmerter,
Dr. Mayr. 9
— 130 —
staudouförmig-er Wald, vorsengten sie anfangs nur den Rand ; das nächste
Ft'uor fand bereits reiehliche Nahrung an dem todten Waldsaum; aus
dem Bodenfeuer wurde ein Waldbrand, der mit seiner Gluth wieder
grössere Massen von Bäumen tödtete luid verkohlte. Jeder folgende
Waldbrand fand reichlichere Nahrung, bis der Wald vei-schwunden und
Gras an seine Stelle getreten war. Prärie, deren Ursprung auf solche
Ui-sachen zurückgefühii; werden muss, kann wiederum in AVnld umge-
wandelt werden, und in der That entspriesst und gedeiht auch dort
überall Wald, wie die grossen Anpflanzungen in den Weststaaten überall
beweisen. Dass der Mensch, der wohl jedes Feuer im Wald und auf
der Prärie am Gewissen hat, diese Prärie künstlich geschaffen, beweisen
auch die einzelnen vom Feuer verschonten alten Bäume und Baum-
gruppen (uak openings); dieses beweist auch das Vorhandensein von
Wald auf den östlichen Ufern der Flüsse, während die Avestlichen,
gegen die Prärie gelegenen, ilires Waldes durch Feuer beraubt wurden ;
endlich sieht man überall auch heute noch die Bildung von Prärien
durch Sorglosigkeit und Unverstand vor sich gehen.
So entstanden und entstehen der grösste Theil der Prärien, der
Harn der japanischen Inseln ; dort fanden sich Prärieflächen vielfach von
Uranfang an, am Fusse der Vulkane, da der äussei-st poröse, sandige
Bodon nicht genügend Feuchtigkeit in der Tiefe für Bäume besitzt;
von dort aus haben sich die Prärien über grosse Flächen bergauf und
-abwärts verbreitet und wachsen dieselben noch heute; überall aber
«ind Inseln, Zeugen der uiNprünglichen Waldvegetation, erhalten geblieben.
(ianz ebenso entstanden und entstehen die Alang-Alang- Wildnisse auf
den Bergen der feuchten, regenreiciien Insel Java; auch die kahlen
mit Gnu* bedeckten Vorberge des nordwestlichen lliinalaya's zwischen
1500—2500 Meter Erliebung dürften zum grössten Theilo dem Feuer,
wenn nicht ihren Ursprung, so doch ihre Ausdehnung verdanken.
Kndlich sind die grossen, recenten Grasfliichen innerhalb des Laub-
gebieti.*« wibst in Pennsylvanien, Ohio und anderen Staaten allein
durch die Thätigkr-it des Mr-nschen möglich geworden — ein vielver-
«pr»H*h<tnder Anfajig einer Prärie.
Im der IVärialzone haben von den Laubhölzern wohl nur wenige
ihr Optimum; der rasche Wif^hsel von trockener, heissor iiiid kalter
Luft itit nur wenigen Holzarten wiJlk(»n)mon; innnerhin aber linden
eine fpinz«* Reihe dort nicht nur ihr F«»rtkommen, sondern produciren
auch ruKpectable Nutzh«»lzer; westlich vom 95® sind nur ein paar
I. . 1 .. .. y |,,.jj. i'iiM« Wallnuss vorzugsweise auf Partien mit ständiger
i> :...^:.c, „.c FluhHränder, Quellgebieto beschränkt, während der nur
— 131 —
wenige Meter darüber erhobene Boden schon den typischen Pflanzen der
südlichen, grasarmen Steppe, den Pflanzen des trocken -heissen mexi-
canischen Klima's, den Yuccas und Opuntien, dem Mesquit zusagt.
Wie weit dieser Laubwald nach Westen vordringt oder einstens vor-
gedrungen ist, ist schwer zu bestimmen. Es scheint, als ob die eben
erwähnte Grasvegetation, Laubwald mit Steppenpflanzen wechselnd, bis
zum 102 ° sich ausdehnte, von wo der östliche Laubwald verschwindet
und an den Flussrändern Pflanzen von ganz verschiedenem Typus auf-
treten; der Norden der Prärie verhält sich, wie wir sehen werden,
ganz anders.
Die kühlere, nördliche Hälfte der Laubwaldregion (N.) o^^inJ^
vom 39° an nördlich, die ich im Herbste 1885 der Länge und Quere ;. //
nach durchreiste, beherbergt eine Reihe von ihr typischen Laubbäumen, ^ '
insbesonders erscheint sie als die Heimat der leichtsamigen «s^-^^^
Laubhölzer, die hier nicht blos in grösster Zahl, sondern auch in
grösster Yollkommenheit aufwachsen. Unter dem 42^ N.B. begegnet
man sechs Ahornarten, unter dem 35° nur vier, fünf Birken endlich
im Norden und nur eine im Süden. An geeigneten, sandigen Oertlich- :,p^^
keiten substituiren dem Laubwald Kiefern, die von den Arten im Süden
grundverschieden sind ; in ständig feuchten Niederungen stehen Chamae-
cyparis, auch Tsuga, virginischer Wachholder und ausnahmsweise auch
die Weymouthskiefer; selbst die Yertreter der Tannen region, die Weiss-
und Schwarzfichte, die Balsamtanne finden im nördlichen Theile dieses
Laubwaldes bereits günstige Yerhältnisse in den kalten, sumpfigen
Niederungen.
Die ganze nördliche Hälfte ist im Yerhältnisse zu ihrer geo-
graphischen Lage durch auffallend kalte Winter ausgezeichnet; von
Anfangs November bis Anfangs März beträgt die durchschnittliche
Temperatur — 5 ° C. ; dem stehen wiederum auffallend heisse Sommer
gegenüber; der Einfluss des grossen Continentes, des kalten Wasser-
stromes an der Küste, die Entfernung vom wärmespendenden Golf ströme, ': mT
sowie die Nähe des eisigen Nordens, von dem ungehindert durch Gebirge ^ /
die kalten Winde in das Laubholzgebiet herabsteigen können, machen sich /
bereits geltend in den beträchtüchen Extremen und dem schnellen
Wechsel derselben. Gefährliche Frühfröste erscheinen schon Ende
September, und Mitte Mai sind, wenn auch selten, noch Spätfröste zu
gewärtigen.
Der östüche Theil dieser Laubholzregion, die nordatlantische
Zone im engeren Sinne (N. a.) ist am wenigsten noch dem schroffen
Wechsel der Witterung unterworfen; 20° C. durchschnittliche Wärme
— 132 —
während der Vegrotatioiiszeit stehen -f 1° C. durchschnittliche Temperatur
während der Winterruhe ^eg:enüber; die tiefste, bis jetzt beobachtete
Teraj>eratur betraf — 27^ C. Die Bodenfeuchtigkeit ist in Folge der
ber^i^Mi Erhellungen in der Nähe der Küste eine ziemlich beträcht-
liche: Im S<»mmcr fallen 367 mm, im Winter 297 mm Niederschläge;
die relative Feuchtigkeit ist während der Hauptvegetiition 670/o.
Wer von Europa konmit, betritt zuei*st diese Zone, welche die
Adirondack- und Catskill-Gebirge und die White -Mountains und ihre
Abdachungen umfasst. Der Urwald ist fast ganz verdrängt, denn dieser
Theil, die Altengland -Staaten, wurde zuei*st besiedelt; an Stelle des
vielartigen, nutzholzreichen Waldes ist grösstenthcils ein artenarmer,
vielfach niedriger, geringwei-thiger Laubbestand von vorwiegend weichen
Hölzeni oder der des Samens wegen begünstigten Kastanie getreten.
Unregelmiüisig durchlöchert wird dieser Wald in kui-zem Umtriebe
abgeschlagen, für den Nachwuchs sorgt die Natur mit einer Fülle von
forstlichen Unkräutern, mit Pappeln, Birken und Weiden; doch ist
überall noch so viel vom alten Walde vorhanden, so viel Produktions-
kraft im Boden, dass es nur geringer Nachhilfe bedürfen würde, um die
geringwerthigen Brennholz -Waldungen wieder in Nutzholz producirende
Hochwälder umzuwandeln.
Hier Ix'ginnt auch bereits die Morgenröthe für eine neue, dem
Walde und dem Volke gleich nutzbringende Aera aufzudämmern.
Wendet man sich westlich zur con tin entalen Zone des
nördlichen Laubwaldes (N. c), welche die grossen Seen mit ihren
angrenzenden Ciebieten umfasst, so ist der Einfluss derselben durch
eine Erluihung der Niederschlagsmenge ein unverkennbarer; im Sommer
fallen 465 mm; die relative Feuchtigkeit ist trotz der Entfernung die-
selbe wie am Meeni selbst; die durchschnittliche Sommertemperatur
wird auf 18,9® C. herabgemilssigt, der Winter ist iiui- uui 2^ kälter
ab* ira Osten. Aber einzelne Luftwelhui von Nordwesten bringen im
Winter empfindlichen Frost, selbst ausnahmsweise bis zu — 41.7° C.
(Centnil -Wisconsin 1873.)
Mit Bezug auf »las Klima speciell von Wisconsin sagt ]{. Ludloff*)
welir richtig:
„Kein Land von allen Stiuiteii der grossen Union besitzt ein Klima,
welchoH dorn Deut>ichlandH so ähnlich ist, wie der Staat Wisconsin;
w&hrond d<T Winter dem norddr-utschen älinlidi ist, docli sonniger,
*) AmorikanJAcha Ratoeblldcr; Hkizzen auH dun Stautun WisconHin, Mil
waukM 1079.
— 133 —
trockener imd weniger von Thauwettern unterbrochen, bringt der
Sommer eine an Steiermark und Ungarn erinnernde Wärme. Der
Uebergang vom Winter zum Sommer ist ziemlich unvermittelt, oftmals
schroff und die vom Norden kommenden kalten Winde bringen in
dieser Jahreszeit häufig regnerisches, trübes, kaltes Wetter. Die durch
diese Ursachen zurückgehaltene Vegetation kommt dann auf einmal
und in imglaublich kurzer Zeit zu neuem Leben. Desto schöner ist
der Herbst, der bei sonnigem, klarem, warmem Wetter oft bis in den
Monat Dezember währt und das Laub in allen Farben prangen lässt."
Zur Ergänzung füge ich noch meine Erfahrungen aus den ersten
Tagen des Oktobers 1885 im mittleren Wisconsin an; die Laubbäume
hatten ihren Blätterschmuck bereits abgeworfen, auf dem Boden lag
stellenweise noch Schnee von dem kiu'zen Schneegestöber der voraus-
gegangenen Tage, den die kräftige Mttagssone des klaren, warmen
Wetters (Indian summer) rasch hinwegschmolz.
Die klaren Nächte, in denen allerorts die Feuer von den zusammen-
geschleppten Baumstämmen auf den „Clearings" aufloderten, waren kalt
und morgens überzog kräftiger Reif die Häuser und Gefilde. Je weiter
nach Norden aber, dem Lake Superior entgegen, um so milder wurde
wiederum das Klima; die Eichen, Wallnüsse, Ulmen, Bii'ken, die im
Central- Wisconsin schon völlig kalü dastanden, fand ich am Seeufer
noch in Herbstfärbung. Yorwiegend graugrüne Farbentöne säumten
die Höhenzüge — die unendliche Schaar der Weymouths-Kief ern undHem-
locks-Tannen ; gegen den Abhang herab gelbe Streifen von Pappeln und
Birken oder orange- und blutrothe Flächen von Zuckerahorn und Rotheiche.
Ich gebe Ludloff noch weiter das Wort und lasse ihn vom Urwalde
erzählen, den er mir freundlichst selbst gezeigt und besser beschrieben
hat, als ich es vermag: „Nun beginnt der eigentliche Urwald, den der
Mensch erst vor Kurzem in Beschlag genommen und — dem Unter-
gange geweiht hat. Man hat über den Begriff „Urwald" in der alten
Welt keine richtige Yorstellung, wenigstens bezeichnet diese Yorstellung,
fabelhaften Reiseberichten entnommen, nicht Das, was man im Norden
der Yereinigten Staaten sieht.- Der Wald besteht hier aus wenigstens
zwanzigerlei Arten verschiedener Bäume, die in jedem Yegetationsalter
stehend, ein buntes Gemisch bilden. Zwischen Sträuchern von Tisch-
bis Manneshöhe aufwachsende junge Bäumchen, abgestorbene Stämme
von höchstem Alter und kraftstrotzende, in den besten Jahren stehende
Exemplare — das Alles wächst im wirren Durcheinander im herrlichsten
Grün , und der Halbschatten , den diese dichte Yegetation auf den
morschen Stämmen, auf den in die Höhe gerichteten Wurzelstöcken,
— 134 —
die der fallende Riese beim Sturz aus dem Boden gerissen, verbreitet,
macht einen tiefen, langanhaltenden, niederdrückenden Eindruck auf
den M»»nschen, der das erste Mal diese eigenthümliche und imberührte
Werkstatte der Mutter Natur betritt.
Xielit«^ rührt sich, eine tiefe Stille lagert über dem fast ängstlichen
Halbdunkel, in dem Mücken und Fliegen, sowie ein paar Schmetterlinge
ihr Wesen treiben, nur dann und wann hüi*st du den heiseren Ruf
eines Spechtes, dessen Klopfen du ein paar Sekunden frülier vernahmst,
oder das Knacken der Büsche, welches ein davoneilendes Wild ver-
ursachte, dringt an dein Ohr. Dort liegt ein umgebrochener Stamm,
dessen Aeste schon längst den Humus vermehrt haben, dessen Wurzel-
stock in sich selbst verfaulte und der nun aussieht wie ein vernach-
lässigter Grabhügel; indem du dich anschicktest, den Stamm zu über-
schreiten, sinkst du bis ans Knie durch Moos und Rinde in das faule
Holz. Nur der Mantel von Rinde und Flechten hält die Form des
Stanimes zusammen, er selbst ist längst vermodert. Man kann mit
dem üehstocke den dreifüssigen Riesen durchstechen! Und w^o du auch
gehst und stehst, überall liegen solche Bäume in allen Stadien der
Fäulniss und die jüngere Generation fusst nun auf der humusbildenden
Masse. Und ist eben dieser Humus das fruchttreibende Element,
welches dem Ansiedler so schnell und treft'lich zu Statten kommt, so
bilden die den Humus durchkreuzenden starken Wurzeln kein besonderes
Hindemiss, denn sie lassen sich leicht aus der schwammartigen Masse
entfernen. Im dichten Urwald, auf kräftigem, frischen Boden, wo viel
Unterhobs steht sieht man kaum 30 — 40 Schritte weit. Auf magerem
Boden ist das anders und in solchen Gegenden existirt kein wesent-
licher Unti'rschied zwischen den amerikanischen und den deutschen
Wäldern. Wir finden in diesen Wäldern, wie bemerkt, ein Gemisch
der verschiedensten Holzarten und das Erscheinen der einzelnen
Gattun^^en gibt werthvolle Fingerzeige für die (^lalität des Bodens.
Wo Ahorn, Linde, Esche, llemlocktanne und Butternuss wachsen, kann
man mit Bestimmtheit auf guten Boden rechnen. Wo die Nadelhülzer
vorherTKchend auftn-ten, ist der Boden ärmer und der in Hinsicht auf
Hülzverwortining wichtigste Baum, die Pino (Pinus strobus), zeigt
gewohnlich Sandboden an. I)i(! Ahornurten, in Verbindung mit ameri-
kmniijcher Birke, Butteniuss, Eiche, Ulmo, wilder Kirsche, I^inde, Hem-
'W und Esche bilden fast aus.schliesslich den Bestand wo wir
und die V(}^'<tation ist oft so mäehtig, da.ss man nicht zehn
. ^ ....,1*' weit in den Wald blicken kann. Und sonderbar ist der Umstand,
dÄ/.h ni. ht ..in.- I.ire Stelle auf huiiderten von Meilen KutfeniuiiL^ zu
— 135 —
finden ist, — sie müsste denn anders von Menschenhand geschaffen
sein: es ist Alles und Jedes Wald und nichts als Wald."
Dieses fast unermessliche Waldgebiet ist zum allergrössten Theil
bereits in Händen von Privaten und Gesellschaften, um zu Ansiedelungs-
zwecken parcellirt und gerodet zu werden. So weit die Ebene und
Boden in Betracht kommt, der nach der Entwaldung nicht versumpft,
ist die Rodung ganz am Platze; aber die steilen Seeufer, die mageren
Sandpartien sollte man verschonen.
Die kahle, heisse Felswand, die zum Beispiel hinter Duluth sich
aufthürmt, bleibt ewig eine Gefahr für die Stadt, wie sie auch ein
ewiger Yorwurf für dieselbe ist. Der Staat hat nur mehr wenig Wald
und man kann ihn von demselben durch Entrichtung der Ein-
schreibegebühren, wie Ludloff berichtet, erhalten.
In diesem und den benachbarten Staaten liegt das Eldorado der
White Pine (Pinus Strobus). Man berechnet die Yorräthe an diesem
wichtigen, leichten Nutzholze noch auf Millionen von cbm und prophezeit _^
trotzdem von allen Seiten eine baldige Erschöpfung desselben. Der ^ -
Boden, wo sie wächst, rings um die Seen bis weit nach Canada hinein,
enthält sandige Beimischungen und je nach der Feuchtigkeit besiedeln
ihn verschiedene Kiefernarten, von denen Strobus den feuchtesten,
Pinus Banksiana den trockensten Platz liebt ; Pinus resinosa, als Nutzbaum
ebenfalls sehr hervoiTagend , steht in der ]\Iitte. Diese Kiefern bilden
die Zone der nördlichen Kiefern, welche den Laubwald im
Norden der Yereinigten Staaten und im Süden von Canada theilweise
vertreten.
Im prärialen Theile des nördlichen Laubwaldes
(N. p.) erlahmt die Ueppigkeit und Kraft des Urwaldes immer mehr.
Durch grössere Boden- und Luftfeuchtigkeit begünstigt, entfaltet sich
im Thale des oberen Mssissippi nochmals die alte Schönheit und das
bunte Gemisch der Baumarten; aber schon ehe man diese Oase betritt
hat man von Osten her mehrere trockene Hügelreihen mit niederen,
strauchförmigen Eichen — scrub-oaks — zu durchwandern; hier liegt
thatsächüch für diese trockene Höhenlage bereits die natür-
liche Grenze des Hochwaldes; überschreitet man den Mississippi,
so wechseln solche Straucheichen mit Kiefern, wo sandiger Boden
auftiitt; immer grösser werden die Flächen, die Gras überzieht, sie
fliessen allraälilig zusammen und endlich ist aUes Graslandschaft so weit
das Auge reicht; hier im Norden ist die Präriegrenze durch Feuer
kaum merklich verschoben worden; dagegen gehört die südlich gelegene
gegenwärtige Grenzzone der Oak-openings entschieden noch zum Laub-
— 136 —
walde. Bas natürliche l\-berpin^p:lie(i vom Hochwalde zur Prärie
die Strauchve^ctation, fehlt dort; und gerade diess scheint mir zu be-
weisen, dass die gegenwärtige Grenze dersi'lben nicht die ursprüngliche,
die natürliche sein kann.
Die meteorologischen Beobachtungen lassen uns leider im Stiche
diesies Grenzgebiet zu fixiren: die Stationen sind zum grössten Theile
in Städten, die wieder in Flussthälern mit Baumwuchs liegen; kein
Wunder, dass wir in Bezug auf Regenmenge und insbesonders relative
Feuchtigkeit selbst z. B. unter dem 100° Kesultate erhalten, welche
wohl die Existenz des Baumwuchses, aber nicht der anstossenden Prärie
erklären. Alles, wa.s sich aus den Beobachtungen erkennen lässt, ist
na.'h Westen hin eine bedentende Abnahme der Temperatur im Winter
(Durchschnitt —7° C), eine Zunahme dei-selben im Sommer; im Hoch-
sonnner zittert die Luft über den versengten Prärietläclien auf 40,6° C.
erhitzt; im Winter stürzen Nordwestwinde mit der grimmigen Kälte
von 34® C. und mehr, den Schnee wie Staubwolken vor sich hertreibend
(Blizzard), über das Land. Weht ein paar Wochen Südwind, dann
herrscht tropische Hitze, weht ein paar Wochen Nordwind, arktische
Kälte.
Wie weit nach Westen hin die ui-sprüngliche Grenz Vegetation
zwis<-lien Prärie und Wald zu verlegen ist, lässt sich nur durch passend
situirt** meti'urologische Stationen oder durch Anptlanziingsversuche in
zusamm<*nhäng<Miden Waldgrupjx'U ermitteln. Diis Vorkommen der
St ruurh Vegetation verräth die Nähe der Prärie; doch scheint es mir
wahrsi'heinlich, dass die ebenen und tieferen Lagen im Norden noch
bis zum 90° Waid zu ernähren vermögen. Die natürliche Grenze
zwischen Wald und iVärie kann nie eine plötzliche sein und der Weg
aus dem reinen Waldgebiete in die reine Prärie kann sich recht wohl
über fünf und mehr liingengrade erstrecken.
Ich will hier einige Feinde des Laub wul des anfügen, soweit
icii diewfiben selbst kennen lernte; der Schaden, (Um sie verursachen ist
freili<:h, im Vergleiche zu dem, den der Mensch dem Walde zufügt,
ein ganz geringer.
Als ich im August 1885 zum erstenmale (liinh das Laubholzgi^biet
fuhr, fiel schon von weitem die eigenthümliche, gelbbraune Färbung
dcH Laubwaldes auf; bei weit<.'rer Annähenmg liess sich erkennen, dass
die Mehrzahl der dünnen Zweige abgeknickt mit den verwelkten HlättcMii
h*'nibhi' mir wenige Zweige waren veixchoiit und giiin. Kino
ixuchung unter Führung der Botaniker vom Smithtonian
in. '.'..li li iJi. Vaney und F. L. Scribner ergab eine kurze aber tiefe
— 137 —
Längsspalte an den Zweigen, die an dieser Stelle vom Winde gebrochen
waren. Diese Bescliädigimg rührte von einer Cicade her, welche nur
alle 17 Jahre ihre Flugzeit hat; während der langen Zeit ruht sie als
Larve in der Erde, so dass dieselbe Brut an gleicher Stelle erst wieder
im Jahre 1902 beobachtet werden kann. Dagegen wird es möglich sein,
schon 1894 einer anderen Brut zu begegnen, welche bereits 1877 ihre
Schwarmzeit hatte. Bei der Eierlage sägt dieses Insekt, die Cicada
septendecim eine Längsspalte in die Zweige der Eichen, Hickory und
zahlreicher anderer Laubbäume, besonders auch Obstarten, an av elcher
Stelle der Zweig in der Kegel abbricht und vertrocknet.
Eine gleich eigenthümliche Biologie hat eine weitere Art, die
Cicada ti'edecim, wie sie von ihrem Beobachter Ch. Kiley*) benannt
wurde; sie rulit 13 Jahre unter der Erde, worauf sie schwärmt und
gleiche Beschädigimgen , wie ihre 17jährige SchAvester, veriu'sacht; am
empfindlichsten aber ist der Schaden, wenn diese Leiden für eine gewisse
Oertlichkeit zu gleicher Zeit auftreten, wie dies für Washington und
Umgebung im Jahre 1868 der Fall war; so Aveit die betheiligten Brüten
in Betracht kommen, treffen ihre SchAvärmzeiten erst wieder im Jahre
2089 zusammen.
Die Patricier der Neu- Englandstaaten sind mit Kecht stolz auf
ihre prächtigen Ulmen, mit denen sie öffentliche Parke und Gärten
schmückten; im Frühherbste 1885 konnte man sie aber doch nicht
einen Schmuck der Landschaft nennen, denn ihi'e Blätter Avaren an
fast allen Exemplaren völlig skeletirt; Aeste imd Stämme der Bäume,
Zäune und Wege in der Nähe waren bedeckt mit den lebhaft kriechenden
Larven eines Käfers, der aus Europa nach Amerika eingewandert ist,
der Galleruca xanthomelaena ; man hat vielfach Mttel dagegen versucht,
von denen offenbar das beste die „Theerringe" sind wie sie bei uns in
KJiefernbeständen gegen die Schmetterlingsraupen angebracht werden;
die sämmtlichen Exemplare der City of Elms (Ncav Haven), die mit
Theerringen versehen waren, hatten völlig intakte Belaubung. Damals
entging auf eine Länge von 4 Breitegraden keine unbeschützte Ulme
den Millionen dieser gef rassigen Insekten, und alljährlich kehren sie in
verstärkter Zahl wieder.
Im Staate Jllinois scheint der Weissahorn, Acer dasycarpum, durch
eine Wolllaus dem Untergange geweiht ; diese bedeckt mit ihren weissen
*) The periodical Cicada. U. S. Dep. of Agric. Div. of Entomology
BuU. 8. 1885.
— 138 —
Ausschwitz iinpren in wahren Klumpen die Unterseite der Zweige und
^i ritzt stiinditr die zuckerhaltigen Excremente auf alle tiefer liegenden
l>.c»tter und Zweige, auf Wege und Ziiune, an denen Strassen- und
Kuhlcnstaub, an dem m Amerika kein Mangel ist, sich dick an-
kli'ben, so dass der Baum mit seiner Umgebung einen widerlichen
Eindruck macht; überall sieht man die Zweige abgestorben und die
Zald der getödteten Bäume wachst täglich. Ei-st seit dem Jahre 1882
hat man das Insekt wahrgenommen; sein Verbreitungsgebiet umfasst
den ganzen Staat Illinois.
Die Samenkonsumenten kann man zu Feinden oder Freunden
dc^ Waldes rechnen; was die Eichhörnchen, P]ichelhäher und Andere
vertilgen, wird reichlich aufgewogen durch ihr yei-schlo|)})en der Früchte,
insbcsiinders der schwei*samigen , wichtigsten Holzarten, wie Eichen,
Walluus.s, Hickory, die ohne menschliches Zuthun nui' durch ihre Mit-
hilfe auf verlassenem, landwirthschaftlichem Gelände, auf Rodungen, im
Walde wieder eingebracht werden können; in dieser Hinsicht spielen
diese Thiere eine ganz hervorragend nützliche Rolle im Haushalte der
Natur. Wer aber von seinen Bäumen Nüsse ernten will, hat viel Yer-
druss, denn des Knackens und Herabfallens leerer Schaalen ist zur
Zeit der Keife kein Ende.
Der Schaden, den Pilze anstiften, ist überall bemerklicli; besonders
sind es eine Reihe von Polyporus-Arten, viele davon auch in Europa
heimisch, die das Holz äusseilich intakt erscheinender Bäume langsam
zerstören; gerade die schönsten, ältesten, stärksten Exemplare sind es,
in denen sie, da am längsten darin vegetirend, am meisten schädlich
wenicn; dass ein prächtiger Nutzst^imm so oft bei der Durchsägung
sich als hohl oder mürbe odfT missfarbig und fleckig und unbrauchbar
erweist, ist meist die Wirkung eines i'olyporus; unter diesen sind
hervorragend : l'olyporus applanatus, besondei-s an Zucker- und Weiss-
Ahorn; l'olyporus sulphurcus entwickelt in den Höhlungen der Eichen
und Wallnu.ssarten monströse Früchte, Bolyporus nuirginatus an Buchen-
Ht.immen, Polyporus igniarius zei-stört und t<idtet in Nordameiika ebenso
■ <tig die Obstbäume wie bei uns und in .lapan; ein anderer l^ilz
der Birke, dessen Mycel in dicken, braunen, an der Obc.'rfläche schwarz
werdenden, aufberstenden, kopfgrossen Khimj)eii aus den Astwuiiden
her\'orwä<-hHt, lebt überall in Deutschland an der Hirke; Fluchtträger
und SjHirenbihhing habe ich leider bis jetzt nicht auffinden können;
ich vi'rmuthe, dass diese Kn«»lleii sterile Mycelwucherungr'u eines den
* " I' ' 1^ ,Kier Telephoni angehörigeu Basidiomyceten sind;
•..- -.' ■• ' i^. iiiiiiiiiiii' lien Pilz fand ich auch in grosser Menge an den
— 139 —
Birken Nordamerika's und, seltsam genug, auch an den japanischen
Birken ist er so gemein wie Polyporus betulinus.
Ein anderer Polyporus (Sp.?) von schmutzig- weisser Farbe tödtet
die halberwachsenen Eichen; das Holz der Quercus falcata und wahr-
scheinlich noch vieler anderer Eichenarten zerstört Telephora Perdix
mit denselben charakteristischen weissen Höhlungen in der braunen Holz-
masse, die der Pilz auch in den europäischen Eichen bewirkt.*)
Roestelia lacerata und aurantiaca verursachen Anschwellungen und
Krümmungen der Triebe und Blattstiele an Crataegus- und Pyrusarten ;
ihre Winterformen leben als Gymnosporangien an Juniperus virginiana5
Melampsora an Weiden sind zahlreich; an verschiedenen Eschenarten
verursacht ein Aecidium (Sp.?) Krümmungen der Triebe und Blattstiele.
Mehlthaukrankheiten , veranlasst durch Erysiphe, Hexenbesen, durch
Exoascus- Arten hervorgerufen, fehlen ebenfalls nicht, aber merklich
schädlich unter den Ascomyceten hat sich nur Sphäria morbosa an
Prunus-Arten , sowohl wild wachsenden als kultivirten Arten, gezeigt.
Der Pilz krümmt die Aeste und tödtet die darüberstehenden Pflanz en-
theile; solche Krümmungen überzieht die Fruchtschichte des Pilzes als
eine grossblasige, schwarze Kruste, in deren Oberfläche die Perithecien
versenkt liegen; Rhytisma acerinum bildet schAvarze Flecken auf den
Blättern der nordamerikanischen Ahornarten, wie auch auf den Blättern
aller Ahome Japans und Indiens.
Reich ist der Laubholzurwald an Mssbildungen, Kröpfen, Masern,
welch' letztere an Zuckerahorn , Birken , Eschen , Wallnussbäumen
besonders werthvoll sind. Die Ursache der Maserung ist noch nicht
genügend bekannt; an einigen japanischen Bäumen konnte ich in den
Kurztrieben einer Ki'opfmaser einen Exoascus finden, der wohl im
Holz- und Rindengewebe perennirend alljährlich in den Kurztrieben
fruktifizirte und die Knospenstämme derselben, „die Maserfasern'', zu
abermaliger Yerzweigung reizte. Wie weit und ob bei Masern ohne
Kurztriebe Pilze im Spiele sind, ist noch eine offene Frage.
Nicht unerwähnt soll endlich eine Art Mimicri unter den Bäumen
bleiben, welche diese gegen Angriffe durch Thiere in gewissem Sinne
sicherstellt; so siedelt sich bekanntlich auf den Schlägen unserer ein-
heimischen Fichte massenhaft eine kleine Wolfsmilchart an, welche
täuschend einer jungen Fichtenpflanze ähnlich ist. Auch im ameri-
kanischen Walde lässt sich Derartiges beobachten; Desmodium nudi-
*) R. Hart ig, Die Zersetzungserscheinung des Holzes der Nadelholzbäuroe
und Eiche. BerUn 1878.
— 140 —
flonira, tauschend im Hiattbau einer jungen Hickory ähnlich, ist ein
häutiges Unkraut im Laubwalde: nur ein p:eiibtes Au^e vermag die
jun^n HicknryptlaJizcn unter den Desmodien herauszutinden, wodurch
sie gegen Thiere einigen Schutz liiideu.
Die Kicheii, Quercus, sind in Amerika eine der a\ ichtii::sten
Gattun^'ü des buibwahles, weil sie überall und in den nötliigen
Dimensionen zur Hand sind und (hibei ein werthvolles, dauerhaftes
Nutzholz erzeugen. Durch diu; Prävaliren der Eichen erhält der Laub-
wald sein specielles (iepräge; schöner stellt sich dem Auge die Ver-
schiedenheit und der Keichthum an Eichen in dem amerikanischen
Walde nicht dar, als wenn dei-selbe in herbstlicher Färbung erglüht.
Gilt die brennrothe Farbe als die schönste, so streiten sich Weisseiche,
Rotlieiche und Scharlacheiche um den Preis. Nach Norden hin steigert
sich die Farbenpracht, nach Süden hin verblasst sie mehr und mehr.
Die 80 oft und so poetisch beschriebene Farbenwandluug wird
verschie<lenen Einflüssen zugeschrieben; die Einen sagen, die grossen
See'n sind daran Schuld; wir wissen aber, dass alle Pflanzen, Avelche
in Amerika die röthliche Färbung der Blätter anlegen, diese auch bei
uns beibehalten, wie z. 13. die Eichen, Ahorn, der wilde Wein, der
Hirwhkolbensumach: auch Frost kann nicht die Ursache sein; dc^in
Zweige, di«« während der Vegetationszeit z. J3. durch Insekten früh-
zeitig und langsam zum Absterben gebracht werden, erhalten ebenfalls
die nithc Farbe der DIätter. Ich muss Anderen die Entscheidung über-
latwen; auffallend ist jedenfalls die Abnahme der Pracht in der Herbst-
färbung narh Süd«*n hin, sowie die Eigenthümlichkeit, dass jeder Daum
seinen Kp<'ciellen Farbenton besitzt, der alljäliilich wiederkehrt.
Dw Kiehen der atlantischen Küste werden nach dem Vorgange
des älteren Michaux in zwei Sectionen zerlegt, von denen die ei*ste
jene neun jEiehenarten umfasst, welchf? nur gekerbte oder gelappte
lilatter «dine Zähne bi'sitzen, deren Kind«; in der Kegel (>ine Indlo
1- II billig zeigt und deren Same in demscjlben Jahre, in dem die
li ufli«' erfolgt, reift; mit Ausnahme von Quercus alba ist ihre herbst-
lnhe Färbung gelb bis braun; sie werden als White oaks, weisse
Kichon, diT zweiten Section, den Kiehen mit Hlättein, deren Lapj)(Mi
in eine feine Spitze auslaufen, mit zweijähriger Samenreife und im
II dunkeln Schaft, tlen^Dhu'k oaks nder Seh w arze i e li e n
■ llf; dl«' WeiHseiehen sind mattgrün. <lie ScIiwarz^Mchen
1 (luiiki'l^^run belaubt. In der llMlz))rMduktion sind diese beiden
hruintijn ebenfallh sehr verHchieden ; eintj nrdmin^r ,|,.r im Onsus-
— 141 —
reporte veröffentlichten specifischen Gewichte von zahkeichen auf ver-
schiedenen Standorten gewachsenen Eichen, wobei die Stücke ca. 2 Meter
über Boden entnommen wurden, lässt erkennen, dass die Aveissen Eichen
durch das ganze Laubgebiet ein schwereres und besseres Holz pro-
duciren als die Schwarzeichen. Dies hat die Praxis längst herausge-
funden und gegenüber der Gebrauchsvielseitigkeit der ersteren ist der
Werth der letzteren geradezu verschwindend.
Die Weisseichen, welche nur in Süden sich finden, haben
zusammen ein durchschnittliches specifisches Gewicht von 89; diesen
stehen die Schwarzeichen, die nur im Süden sich finden, mit einem
specifischen Gewicht von 73 gegenüber; jene Weisseichen, die durch
Süden und Norden vorkommen, zeigen ein specifisches Gewicht von 77,
jene auf gleichem Gebiete vorkommenden Schwarzeichen von 70. Diese
Zahlen zeigen ausserdem eine deutliche Abnahme der Holzgüte von
Süden nach Norden hin, hinweg von dem heimatlichen Boden der Eichen.
Zu den Weis seichen gehören:
Quercus alba L.
„ bicolor Willd.
„ obtusiloba Michx.
„ macrocarpa Michx.
„ Prinos L.
„ prinoides Willd.
Quercus lyrata "Walt.
„ Michauxii Nutt.
„ Durandii Buckley.
„ alba X macrocarpa Bebb.
„ „ X obtusiloba Bebb.
„ „ X Prinos Vasey.
Die Section der Schwarz eichen imifasst folgende Arten:
Quercus rubra L.
„ coccinea Wang.
„ tinctoria Bartram.
„ palustris Du Koi.
„ nigra L.
„ Phellos L.
„ imbricaria Michx.
„ heterophylla Michx. f.
falcata Michx.
Quercus Catesbaei Michx.
„ aquatica Walt.
„ laurifolia Michx.
„ cinerea Michx.
„ imbricaria x coccinea
„ „ X rubra
„ „X palustris
„ X nigra.
Quercus alba L., White oak, weisse Eiche, durch das
ganze Gebiet verbreitet; ihr Optimum liegt in S. c. auf frischem Boden
des Hügellandes und der Flussränder ; sie theilt mit den nahverwandten
mitteleuropäischen Eichen viele Eigenthümlichkeiten ; so ihre Ansprüche
an den Boden (lehmreiche Böden am besten), ihre grosse Neigung zur
Astbildimg im freien Stande. Ihre Rinde ist eine gross- aber dünn-
schuppige Borke von weisslicher Farbe, die Schuppen an den Rändern
etwas abstehend ; ihre Aeste bekleiden sich mit zahlreichen Kurzti^ieben ;
— 142 —
ihre Blätter sind Unterseite weisslich; Blattform auf Tafel I. Wie bei
allen übrigen Eichen sind die im Schatten erwachsenen Blatter, auch
innerhalb der Krone eines Baumes weit wenip:er tief i^elappt und p-össer
als die im vollen Liclite erwachsenen, ein Umstand, der bei den Schwarz-
eichen die Diagnosis nacli den Blättern erschwert. Die alba-Bliitter
fiirben sich purpurroth im Herbste. Wie die Tiefe der Buchten der
Blätter sind auch ihre PXichte sehr variabel; die beigegebene Figur
(Tafel 11) ist die natürliche Grösse für kleine Früchte und die halbe
Grösse (Flächenbild) für durchschnittliche Fruchtgrösse.
Die jetzt noch vorhandenen alten Exemplare, die so vortreffliches
Nutzholz liefern, sind im unberührten Urwalde sehr langsam aufge-
wachsen und haben ein äussei-st gleichmassiges, engringiges Holz
gebildet.
Der Zuwachsgang des New-Vorker Sammlungsstückes, das in
2 — 3 Meter Höhe aus einem Baume auf gutem Boden entnommen
wurde, betrug:
Alter
Durchmesser
cm
KreisÜächensumme
Dem
Zuwachs pro Jalir
der Periode
Dem
10
A^
3,8
0,38
2()
3^2
8,0
0,42
4o
6,4
30,r)
1,1
60
10,«
88,1
2,3
m
22.4
3133,9
10,3
KX)
34,4
929,1
31,7
120
4:),4
1017,9
34,4
140
.'.G
2402.9
42
160
ftS.H
:J715,7
«2,7
IHO
7M,4
4H40
50,2
200
Hf,,H
.'■)94?)
55,2
»20
♦.♦3,8
(;940
49,2
288
DM,0
7543
33,5
Im 60. Jahre hatte der Baum erst einen Durchmesser v(»n 10,6 cm;
dor StürkezuWHchw kulminirte im IGO. .Inlnc; die Splinthicite betrug
2 cm und umfaHHtij 15 Jahresringe. Stellen wir clin' andere C^uereus
Alba, Hogi'nannte Kemnd growth, also fast frei erwachsen, in Vergleich,
'Ol ^iletscherboden bei Bdston, alsd in N. a. stand, so
< iKim nii II
— 143 —
Alter
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs pro Jahr
Dem
10
5
20
2
20
10
79
5,9
40
17
227
7,4
50
19
284
5,7
70
23
415
5,2
80
26,5
552
13,7
Trotz der ungünstigeren klimatischen und Bodenverhältnisse besass
der frei erwachsene Baum in 20 Jahren schon den Diu'chmesser , den
der Baum des Urwaldes erst in 60 Jahren erreichte.
Ordnet man die Yersuchsstücke des Censusberichtes nach gleichen
Ringbreiten, so ergibt sich eine Abnahme des specifischen Gewichtes
von Süden nach Norden hin von 79 auf 74 ; diese Abnahme kann aber
durch einen besseren Standort ausgeglichen werden, indem Eichenliolz,
auf lehmreichem Alluvialboden im Norden gewachsen, schwerer ist als
solches anf sandigem oder kiesigem Boden im Süden.
Die Weisseiche nimmt in Amerika dieselbe Stufe in der Werth-
schätzimg ein, wie die beiden Eichen bei uns; sie übertrifft an Nutz-
werth und Vielseitigkeit der Verwendung ihres Holzes alle übrigen
amerikanischen Eichen beträchtlich; da sie für fast alle Bedürfnisse,
für welche Eichenliolz erwünscht ist, zuerst gesucht wird, so beginnt
bereits der Mangel an entsprechenden Sortimenten sich fühlbar zu
machen. Das Holz dieser Eiche ist anatomisch dem der winterkahlen
Eichen mit peripherischem Gefässringe zu Beginn des Fi'ühjahrs gleich,
zeigt ein dui'chschnittliches specifisches Gewicht von 75, eine Splint-
breite von 2 cm; in ihrem Optimalgebiete (S. c.) sind Exemplare mit
45 Meter Höhe keine Seltenheit. Irgend welche Vorzüge vor unseren
Eichen hat sie bis jetzt nicht gezeigt; sie hält bei uns überall aus,
wächst aber langsamer als die einheimischen Eichen. An der raschen
Zerstörung des Schwellenholzes betheiligen sich besonders Daedalia
quercina, Polyporus versicolor imd P. applanatus.
Quercus macrocarpa Michx., Overcup-oak, Bur oak,
Grossfruchteiche. Bei grosser Verbreitung im Laubwalde meidet
sie S. a.; sie ist leicht zu erkennen an den grossen Früchten, av eiche
in einer borstigen Cupula stecken (Tafel II), an den unterseits behaarten
Blättern, welche auch in der nordwestlichen Form (Tafel I) ihre typischen
Einbuchtungen beibehalten; die Rinde ist der unserer Eichen am ahn-
— 144 —
lichston; dio jiinfren Triebe zei^ren regelmässi«:: starke Kctrkleisten. Auf
alluvialem. reieluMU, frisehem Buden stockend, sehaift sie eiii sehr festes
aber auch grobringiges Holz (Missouri); auf den höheren Lagen am
Prärierande in N. p. wächst sie in feuchteren Mulden in Gruppen (Oak
opening>) und lan^ini, gibt aber ein feinringiges Holz (Jllinois); in
Minnesuta endlich verkümmert sie in der Nähe der Präri(^ zur Strauch-
form, welche die hügelige Landschaft mit einem gleichmässigen Ge-
strüpiKJ überzieht (Sirub oak).
Das Holz mit einem specifischen Gewichte von 74 steht in Güte
dorn alba-Holze kaum nach; es gilt als sehr dauerhaft bei Verwendung
im H«m1cu; nur 1,5 cm beträgt der Splint. Der Baum übertrifft unsere
einheimischen Eichen wohl nur in der Höhe ; denn in geschützten,
wannen Lagen erhebt er sich bis zu 50 Meter und zählt dann zu den
höi*bsten Laubbäumen des Ostens.
Quercus bicolor "Willd., Swamp white oak, Sumpf-
weis s e i c h e. Sie liebt die frischeren , muldenförmigen , kühleren
Einsenkungen und geht deshalb nicht so weit nach Süden als alba.
Die Blätter sind unterseits kurz behaart, weisslich; die Fi"üchte lang
gestielt (Tafel I und II); sie stellt dadurch der Quercus pcdunculata
am nächsten ; ilire Rinde löst sich frühzeitig in breiten Fetzen ab, wie
die der weissen Hickory (Shell-bark hickory), später hat sie eine länglich
risHige, weiK.sliche Borke; die Verwendung des Holzes, sein specifisches
Gewicht wie bei alba; der Splint umfasst 2,5 cm. Bei lokalem Vor-
kommen bildet sie je nach BeschafPenheit des Standortes kleinere
Gnipp4*n, alleinherrscrhend, ein Bild, das der nord amerikanische Wald
nicht oft darbietet.
Quercus obtusiloba Michx. (syn.: stellata Wangh.), Post
oak. Hartland-Eiche, ist so allgemein verbreitet wie alba, findet
sicli alMT meist auf einem ganz specifischen Standorte, niimlich trocken,
kie«ig-iiandig(Kler auf einem harten Ijehmboden (Post oak land); dort wächst
110 mit der S<'hwar/eiche zusammen; auf solchem undiiichlässigen Boden,
auf dem tnx«kene und nasse Partien rasch uccliscjn, d(M- arm an (iras
und Kriiuti'ni JHt fehh«n die Hickory vollständig. Mit den gcnügsamc^n
S^-hwarx- und Sichelfichen bildet sie eine Art Unterbestand iiiitci d.M
inofi»- und mitiK-Kiefern in den südlichen Alieghanies. Das rauli-
hn-- »" 'f mu'U dem Typus anf Tafel I; die Früchte fjust sitzend,
dl p|H-n (Us HiH-hers anliegend mit dunkler S|)itze; die Eichel
**'• "lit whwaraen Län(p>htreifen und mit kurzwolliger SpityA)
— 145 —
(Tafel II) ; das Innere des frischen Samens safr-angelb. Der Baum
erreicht kaum 20 Meter Höhe; sein Holz mit 3 cm Splint wird nur
gelegentlich benützt.
Quercus PrinosL., Chesnut oak, Gerbereiche; der Name
„Kastanieneiche" gebührt nur der Q. sen*ata in Japan. Der Bergregion
angehörend, erreicht diese Eiche in den südlichen Alleghanies ihr
Maximum; als der wichtigste Grerbstofflieferant unter den Eichen im
Osten, wird der Baimi allseitig angefallen; „Mllionen Puss (b.m) dieses
Baumes verfaulen im Walde, nachdem man ihnen die Rinde abgezogen,
weil der Werth dieses Baumes (für Schwellenholz) in vielen Gegenden
unbekannt ist oder unterschätzt wird", sagt ein Circular der forstlichen
Abtheilung des landwirthschaftlichen Ministeriums. Das specifische
Gewicht des dunkelbraunen Kernholzes ist gleich dem der Weisseiche;
dagegen soll es elastischer sein als diese; Splint 1,5 cm breit, Rinde
dunkel rothbraun; die Blätter sind nicht kastanienartig, wie der ein-
heimische Namen sagt, sondern wie die Figur auf Tafel I zeigt,
unterseits kurz behaart und hell; die grossen Früchte in einer dünnen,
rauhen, am Rande schneidigen Cupula. (Tafel II.)
Quercus prinoides Willd, Chinquapin oak, Chin-
quapin-Eiche; eine Straucheiche in Massachusetts sowie in den west-
lichen Staaten, wird sie im Mississippidelta (die Identität beider Formen
vorausgesetzt) ein Baum erster Grösse; ich gebe die Abbildung der
bei der Baumform auftretenden Blätter (Tafel I) nach einem von Dr. Mohr
in Mobile mir gütigst geschenkten Exemplare; die Blätter unterseits
durch kurze Behaarung heller als die Oberseite; junge Blätter und Triebe
sind gelb behaart ; die Früchte (Tafel II) sind nach der Zwergform abgebildet.
Diese Eiche hat auffallende Aehnüchkeit mit der japanesischen Q. glan-
duHfera, während Prinos sehr an die japanischen Q. crispula oder
grossiserrata erinnert.
Quercus Michauxii Nutt., Basket oak, Cow-oak, Korb-
eiche. Sie erreicht in S.c. auf alluvialem Boden ihre YoUendung; ihre
Blätter halten die Mitte zwischen Prinos prinoides, doch sind die
Blätter (Tafel I) unterseits durch eine filzige Behaarung gekennzeichnet ;
die Früchte sind sehr gross (Tafel H) ; das Holz ist durch seine Spaltbarkeit
sehr bemerkenswerth, die es ermöglicht, dasselbe zu Körben zu benützen.
Quercus Durandii Buckley, Durand's Eiche, die „weisse
Eiche" des südlichen und westüchen Texas; auf ti'ockenen Hügeln
Dr. Mayr. lÖ
— 146 —
sirauiliionni-. im Alluvium der Flüsse ein hoher Baum, in Alabama
Suiten (Mohr).
Qiiorcus lyrata Walt., Leiereiche; in S. c. zahlreich; die
Bhittform an jungen Räumen leierfr>rmip: gebuchtet (Tafel 1), später mehr
der alba sicli nähernd (Tafeil), Früchte gross (Tafel II); Holz von Q.
alba kaum verschieden. Diese und die Kt)rbeiche nehmen von den
sü<lländischen Ei'hen die feuchtesten Standorte ein, die zuerst bei
Regen unter Was.ser gerathen.
Botanisch mehr als forstlich interessant sind die Bastarde der
Weisseichen, von denen ich nur (^ alba und obtusiloba abgebildet
habe. Herr G. Lotterman in AUenton (Mo) zeigte mir einen solchen
Baum, den einzigen, der dem eifrigen P\)rscher bekannt geworden war;
derselbe hatte eine Kindenbildung, Avie sie der alba angehört, während
dio Ciipula der Eicheln für die obtusiloba bezeichnend war; die Eichel
selbst war der alba gleich. Abbildung des Blattes vide Tafel I. Bei
Spartanburg in Süd-Carolina war ich so glücklich ein zweites E.xemplar
zu entdecken, einen liohen Baum, den man vielleicht seiner unge-
wöhnlichen Ei-schcinung wegen gepflanzt hatte; die Rinde war der alba
gleich, die Blätter, untei-seits behaart, hielten die Mitte zwischen alba
und obtusiloba; die Früchte waren völlig mit den obtusiloba-Früchten
mit den dunkeln Ijängsstreifen identisch; von den übrigen Bastarden
sah ich nur gepflanzte, kleinere Exemplare.
Die Seh wa rze i clien sind von jelici- die Lieblinge der euro-
päischen Baum^süchter und Parkbesitzei- und zum Theil auch der Foi-st-
leuto gewesen; das beweisen die zahlreichen über ganz Deutschland
vertJieilten Bäume jeglichen Altei-s; sie verdanken diese Auszeichnung
ihrer Frosthärte, Schnellwüchsigkeit und sclK'inen Färbung im Herbste;
fürstlich haben sie kaum einen Yurtheil gegenüber unseren Eichen,
trotz des ras<'hr'n Wuchses; es scheint, dass diesen* Vorzug duich die
g» ' Güte des Eichenholzes wieder aufgewogen wiid: in Amerika
w«-m;;-«t«iis wird, wenn Weisseicjjenhojz zu haben ist. jenes dei- Schwarz-
<.;. 1...,, nicht benutzt.
QuorcUH rubra L. |{<d (»ak. Rot he i che ist diiivli das ganze
Liubhol/gebiet verbreit<?t^ ganz hervorragend an der Zusammensetzung
de« Wald«*s betheiligt und l»edingt damit zum grossen Theile die
nithliehe, her!»stliehe Färbung desselben. Benierkenswerth ist, dass sie?
wi'it'T iifti'h Norden g«'ht als j<'<h' arnh're Kich<', sowie sie auch in den
Aik'glianieM bis hart an dio Tanneuregion heranreiciit ; dabei kann man
— 147 —
sie als stattlichen Baum auf allen guten Bodenarten und Expositionen
sehen. Ihr Holz nimmt an Schwere nach Süden, also mit der Yfege-
tationsdauer und -Intensität dem Optimum entgegen zu ; gleiches findet
von sandigen Böden nach reichen, feuchten und lehmigen Böden hin
statt. Das specifische Grewicht des Holzes beträgt 65 nach den Census-
angaben, 64 nach meinen weniger umfangreichen Bestimmungen. Die
Wachsthumsgeschwindigkeit ist, wenigstens in den ersten 50 Jahren,
bedeutend rascher als von unserer Eiche. Das im New-Yorker Museum
befindliche, auf fi*eier Eläche erwachsene Stück (second growth) hatte
mit 20 Jahren einen Durchmesser von 15,8 cm, mit 40 von 28,8 cm
und mit 57 von 46,6 cm erreicht. Es scheint, dass die rubra ihre /
Schnellwüchsigkeit auch bei uns beibehält. Eine in Kleinflottbeck / i
bei Hamburg erwachsene Eiche, die ich von Herrn J. Booth gütigst
erhielt, zeigte mit 40 Jahren selbst 30,6 cm Durchmesser, mit 52 Jahren
aber nui- 37,8 cm. So schlecht wie Emerson das Holz darstellt, scheint
es doch nicht zu sein; wenigstens wird es zu Eassdauben gerne
genommen. Unbestritten bleibt ihr dekorativer Yorzug, eine Eigen-
schaft die sie mit anderen Eichen ihrer Heimat den unserigen gegen-
über theilt. Das Holz deckt eine Borke, die in schmalen, dünnen
Platten sich ablöst; ihr Kern ist röthlichbraun , der Splint weisslich
2 cm breit.
Das Blatt ist nur etwa zur Hälfte eingeschnitten, Schattenblätter
oft nur bis V4 der Blattspreite (Tafel I); die Früchte (Tafel II) gross
mit flacher Endfläche, entsprechend der seichten Cupula; die Früchte
deckt leicht abwischbarer, ockerfarbiger Flaum; die Eichelschale ist
braunroth glänzend.
Quercus coccinea Wangh., Scarlet oak. Scharlacheiche.
Die botanischen Merkmale sind denen der folgenden Kotheiche gegen-
über gestellt (Tafel I und II) ; durch Süden und Norden verbreitet, erreicht
diese Eiche 30 Meter, ausnahmsweise selbst 54 Meter (Sargent); im
specifi sehen Gewichte übertrifi't sie mit 74 die Kotheichen, ohne dass
aber desshalb der Gebrauchswerth des Holzes bis jetzt ein grösserer
wäre als jener der übrigen Kotheichen. Dekorativ ist sie ausser-
ordentlich wirkungsvoll dui'ch die rothe Färbung, die etwas hellere
Töne als alba und rubra zeigt.
Die technisch wichtigste unter den Kotheichen ist
Quercus tinctoria Bartr., Black oak, Färbereiche, deren
Rinde einen gelben Farbstoff für die Färberei gibt. Durch das ganze
10*
— 148 —
Gebiet verbreitet, ist sie auf trookenon, oft steinigen, kiesifren^Höhoii-
Ij^reh zahlreich. Die Blätter (Tafel I) stehen zwischen rubra und
coooinea in der Tiefe der Ausbuchtung!:, von beiden durch die lange
Zeit sich erhaltende Bedeckung der Unterseite mit Sternhaaren unter-
schieden; die Blüthen entfalten sich später als bei coccinca und die
jungen Blätter und Triebe sind weiss behaart; die Schuppen der Cupula
sind bei tinctoria am oberen Rande abstehend, bei coccinea fest anliegend
(Tafel 11); beide Eichen wechseln in Gestalt und Grösse der Flüchte,
die mit abwist^ibarem Flaum bedeckt sind. Die junge Rinde der tinctoria
sowie das Sameneiweiss sind gelb, bei coccinea weiss; die Borke der
Färbereiche längs- und tiefrissig mit spärlichen Querrissen, bei der
Scharlacheiche mit zahlreichen Querrisson; vom dekorativen Standpunkte
verdient sie wcniircr Beachtung, da die herbstliche Färbung am wenigsten
unter den Rotheichen hervorsticht.
Quercus palustris Du Roi, Pin oak, Nadeleiche,
Spiesseiche. Von allen Verwandten ist der ersvachsene Baum durch
den ausgesprochen geraden Schaft unterschieden , der sich wie bei
einem Nadelholz bis in die Spitze verfolgen lässt. Da die Belaubung
wofren der tief eingeschnittenen Blätter, etwa zwei Drittel der Bhitt-
fläi-h»*. eine lockere ist, fällt die Durchsichtigkeit der Krone auf; die
A<-stc sind sehr dünn, etwas hcrabhäng(Mi(l und erhalten sich, abgestorben,
lange Zeit spicssförmig vom Baume abstehend, wesshalb sie den Namen
1*111 oak, Nadeleiche, erhalten hat; die Blätter sind die kleinsten von
M Hothoiehen, und öfter als bei coccinea stehen bei ihnen die gegen-
i Lippen auf ungleicher Höhe; die Früchte klein mit seichtem
B<Nher. (Tafel II.)
Auf kräftigem Boden am Flussrande und den anliegenden Nicder-
•iV/en in S. r. anwächst sie, die Nadeleiche, mit einem walzenförmigen
"^ fi.ifti» von groHser Vollkommenheit, bis zu 30 Meter Höhe und dar-
uU-r. Ihr Holz hat dem anderer Rotheichen gegenüber keine Vorzüge.
Auf Hncm Stn-ifen I^jind v(»n Ma.ssachusetts bis Tenessee beschränkt,
w&chHt hie nirgend im Sumpfhinde, wie ihr Name sagt, sondern nur
am Hände von feuchten»m Terrain und in Niederungen, in (h>uen nach
kräftigem Regen für ein paar Tage stagnirendes Wasser sich erhält ;
wiweit wenigHtenK n'ichen meine Beobachtungen. Diese Eiche wächst
wohl in der Jugend am Hchnellsten von allen Eichen.
QuereuH fulcutu Michx., Spanish nak, Si cii(>l ei che. in
B. a. und e. hetmiach, bildet uie im Hügelland der Golfstaateii mit
— 149 —
Q. Catesbaei und nigra ein zweites Wachsthnm nach Ausnutzung des
Unvaldes, das reichlich mit Kiefern durchsetzt die südlichen, sandig-
kiesigen Ausläufern der Alleghanies bedeckt ; mit Catesbaei nimmt sie
von den mageren Böden der südlichen Kiefer Besitz, bleibt aber ein
niedriger Baum. Auf gutem Boden ist die Sicheleiche ein stattlicher
Baimi mit eigenartiger Belaubung, welche den Namen „Sicheleiche"
rechtfertigen mag (Tafel II) ; an jungen Bäumen oder an im Schatten
erwachsenen Blättern sieht man oft blos dreilappe Formen, oft sind die
Lappen so reducirt, dass das Blatt dem der Schwarzeiche nahe konunt;
die Blätter sind unterseits kurz behaart und dadurch hell ; die Eichel an
der Schale mit feinen Vertiefungen (Tafel II). Das Holz der Sicheleiche
scheint sich zu dem der übrigen nordamerikanischen Eichen so un-
günstig zu verhalten, wie das der ungarischen Zerreiche zu dem der
mitteleuropäischen Eichen, es ist nämlich fast ausschliesslich Brennholz.
Quercus Catesbaei Mi chx., Tu rkey oak, Gabeleiche, ein
Halbbaum, der besonders mit Q. nigra zusammen den sandig-kiesigen,
ausgewaschenen Boden im südlichen Laubholzgebiete, besonders inner-
halb der Kiefern einnimmt. Durch das rasche Bodenfeuer wenig ver-
letzt, gelangt sie mit nigra in derartigen Standorten allmählig zur Vor-
herrschaft; sie liefert auf solchen Plätzen ein gutes Brennholz und
Kleinnutzholz. Leider ist sie wie nigra bei uns , die wir so viele
herabgemagerte Kiefernböden besitzen, wegen der Fi'ostgefahr kaum
brauchbar. Ihre Blattform mag den deutschen Namen rechtfertigen, den
sie auch in Amerika führt; das Blatt (Tafel I) ist unterseits kahl und
verfärbt unter den Eichen des Südens am besten roth; die Früchte
kommen denen der Scharlacheiche am nächsten, sind aber deutlich
dadurch unterschieden, dass die Hüllschuppen am oberen Kande der
Cupula umgebogen sind und die Innenseite derselben bis zur halben
Tiefe auskleiden (Tafel II).
Quercus nigra L., Black Jack, Schwarzeiche. Von New-
York an durch den ganzen Süden, ein Baum bis 18 Meter Höhe; mit
falcata und Catesbaei auf trockenem, kiesig-sandigen oder mit obtusiloba
auf lehmigem Boden lichte Bestände von geringer Höhe bildend ; Blätter
vorwiegend dreilappig (Tafel I), Früchte (Tafel II) der Scharlacheichel
sehr ähnlich, aber durch die blauschwarzen Längsstreifen unterschieden ;
im Norden (Jersey) bildet sie mit Vaccinieen den Bodenschutz in den
Kieferwaldungen. Die Rinde des Baimies ist eine dunkelgraue, klein-
aber tiefschuppige, harte Borke.
— 150 —
Quercue imbrioaria Michx., Laurel oak, Glanzeiche,
ein sehr ästiger Baum, clor besseren Boden als die beiden vorigen ver-
'i' jt; die dunkel^rnmen , gliinzend(»n Blätter rechtfertigen den Namen;
ii.i.de klein, dickscliuppig, Bliitter ganzrandig (Tafel I), unterseits
Inr/ und woi.hhaarig: die kleinen Früchte (Tafel II) der Nadeleichel
.i:.ii
Quercus laiirifolia Michx., Laurel oak, Lorbeereiche,
ufter iüs Varietät von Phellos genommen, ist ganz auf den Süden der
Ijaubholzzune beschränkt, besonders mächtig im Gebiete des Inuuer-
grünen am St. Johnflusse in Florida und dort fast immergrün. Blätter
von sclir kräftig wachsenden Exemplaren an Gestalt und Grösse der
vorigen sehr älmlich (Tafel I), aber unterseits völlig kahl ; gew()hnlich
jedoch .sind die Blätter kleiner; Früchte ganz glatt, glänzend mit dunkeln
Längsstreifen (Tafel II) ; Sameneiweiss von gelber Farbe.
Quercus aquatica Walt., Walter oak, Sumpf ei che, Wasser-
eiche; Blätt<'r der Kurztriebe kleinen Blättern der Schwarzeiche ähnlich
(Tafcd I), an lüngstrieben und jungen Pflanzen aber wie die Abbildung
auf Tafel I; die Früchte (Tafol II) steh(Mi zwischen Phellos- und Lauri-
foliafrücliten , von PlieHos (hirch (h'U scliwachi'n Glanz der Oberfläche,
duR'h spärliche Haaro und durch die seichte, an Rotheiche erinnernde
Cupula verschieden. Kinde des erwachsenen Baumes glatt. Diese Eiche
wä^-hKt unter den verwandten Südländern in der Union am schnellsten ;
mit 40 50 cm Brusthöhendurchmesser, in 30 Jahren übertriff't sie
selbst vircns.
Quercus heterophylla Midix. f.. Hiiitinnrs oak, I^ar-
tram8-Ei(rh e. Diese Kiche habe ich im wilden Zustande nicht
gesehen, wesshalb ich keine Abbildung V(m Blättern iiml Früchten
gehi'n kann. Sie ist in Nonhunerika selt<'ii in den (Jolfstaatcii und
winl von Vieh*n als Bastard betrachtet.
(^Uf^rcus Phellos L., Willnw o ak , W ei d e u e i ch c. Kiiichte
und Blätter kleiner als von der Lorbeereiche; Eicheloberflächc matt
mit feinen grubi^'cn Vertiefungen, in welchen kurze, helUnaune Haare
Hitoen., die daJier nicht abwischbar sind: die Wei(h'neichc imt wohl die
kleiniiti'n Früchte von allen Kichen (Tafel 11): in den KiistenstaatcMi
)i von New-Y<»rk bis Texas heimisch, liebt sie frisclien kräftigen
'* '• der Ktiirksten Weideneichen, die ich sah, stellt in den
»\'-.-»)^aiiin turi I»ndon
- 151 —
Mehrere Schwarzeichen, wie Q. cinerea Mchx., sind kaum Halb-
bäiime, immerliin jedoch später von Werth, da sie auf schechten Böden
noch eine ganz beachtenswerthe Holzproduktion bieten.
Die Gattung Juglans liefert überall, wo sie wächst, werthvoUes,
besonders für Möbelstücke, Büchsenschäfte sehr gesuchtes Holz; das
der europäischen Wallnuss war vor Auffindung des Mahagoniholzes
in Westindien fast ausschliesslich zu obigen Zwecken in Europa in
Grebrauch und wurde in ziemlicher Menge, trotz der schwarzen Wall-
nuss, nach Amerika exportirt; heut zu Tage, da die alten, starken
Wallnussbäume der Ausrottung nahe stehen, steigt wieder die Einfuhr
von in Europa gewachsenem, oft mit werthyollen Masern versehenem
Nutzholze. Dass es aber immer noch herrliche Exemplare der beiden
nordamerikanischen Nussarten gibt, dafür konnten die schönen, polirten
Kiesenbretter imd Maserfournire der Staatsausstellung von Mssouri in
St. Louis 1885 als Belege dienen. Die Menge der Nussbäume, die dem
Eisenbahnbau zum Opfer fallen und auf deren Schäften die Schienen
ruhen, ist enorm; man versicherte mir, dass zu Stossschwellen von
4,25 Meter Länge neben Weisseiche und Gleditschie das Holz des
Nussbaimies vorzüglich sei; in manchen Staaten ist die Yernichtung
der Nutzbäume geradezu schon vollendet, sie helfen anderen Staaten
ihre Yorräthe aufzehren.
Juglans nigra L., Black Wallnut, Schwarze Wallnuss.
Durch das ganze Gebiet verbreitet, erreicht sie ihre grösste Entfaltung
in S. c. ; dort erhebt sie sich auf dem angeschwemmten, kräftigen Boden
bis zu 45 Meter Höhe. Die Frucht hat die Form eines Apfels, ist
mit dicker, unbehaarter, anfangs grüner, abgefallen schwarz werdender
Schale umgeben ; die Steinschale schwarz, tief grubig-warzig (Tafel lY) ;
am grössten sind die Früchte im Optimum, in S. c; nach Nord und
West nimmt die Grösse beträchtlich ab. Die Nüsse von Texas sind
kaum halb so gross als jene von Mssouri und seicht runzelig an der
Oberfläche. Den Namen „Schwarze Wallnuss" verdankt sie der anfänglich
kleinschuppigen, dunkelgrauen Borke, welche später tief rissig wird.
Wo der Baum isolirt aufwächst, zertheilt sich der Stamm schon früh-
zeitig in sehr kräftige Seitenäste und nähert sich dadurch im Habitus
unserer Wallnuss ; im Waldesschlusse dagegen, auf dem fruchtbaren Boden
der Flussniederungen, an tiefgründigen Berghängen entwickelt er einen
vollendeten, astreinen Schaft. Kostbarer aber als so tadellose Nutzstücke
sind die Maserbildungen. Das Holz nimmt eine vorzügliche Politui*
— 152 —
an, färbt sich mit der Zeit dunkler, bis fast schwarz und ist in allen
seinen guten Eigenschaften dem lli>lze der grauen Wallnuss überlegen ;
fast der ganze Holzköri)er eines Stammes besteht aus dunkelbraun-
violettem Kemholze, denn der Splint ist nur 1 cm breit. Der Zuwachs-
gang der Wallnuss im Urwalde ist sehr langsam; ein 192 jähriger
Baum hatte 1,5 Meter über Boden in 20 Jahren erst einen Durch-
messer voD 4,4 cm, im 60. von 13,0 cm, im 100. von 32,8 cm, im
192. Jahre von 67 cm erreicht, wobei die bezüglichen Jahrringsbreiten
sich auf 1,1 mm, 1,2 mm, 1,6 mm und 1,7 mm berechnen; man kann
sich denken, welch' hohen Werth solches feines, gleichmiissig gewachsenes
Nutzholz besitzen muss; solches Holz erwächst heutzutiige in Amerika
nirgends mehr, wo der Urwald vernichtet wui'de; solches Holz wird
auch schwerlich in Europa erwachsen, wenigstens nicht in Deutsch-
land, weil bei uns die Wallnuss sich auch in der Jugend als sehr
empiindlich gegen Beschattung erweisen düi-fte. In Hohenheim erreichte
ein astreiches, freierwachsenes Exemj)lar in 100 Jahren 1 Meter Stamm-
durchmesser, ein anderes, in der Beengung durch andere Bäume auf-
gewachsen, entwickelte einen vollendeten Schaft.
Juglans cinerea L., Butter nut, Butternuss, Graue
Wallnuss. Ihr Verbreitungsgebiet ist beschränkter, die Farbe des
Kernholzes kaum blasser und unschöner als jene der schwarzen Nuss;
aber im specifischen Gewichte steht die Butternuss mit 41 weit hinter
der K<'h Warzen Nuss (61) zurück, obgleich dieser Faktor bei dem
spocifischen Nutzwerthe der Nussartcn von geringer Bedeutung ist ;
auch sie verlangt tiefgründigen Boden, warme geschützte Lage, wenn
sie zu einem Nut/baume erwachsen soll, steht aber dann an AVachsthums-
schnelligkeit sicher hintfir der schwarzen Wallnuss nicht zurück. Die
Frucht«; mit der S(jhale haben IMlaumcnform, mit rothbraunen limiren
dicht besetzt; die steinige Innenschale mit deutli(;h erkennbaren Längs-
ripjH?n, dazwischen erhabene schwarze Warzen und Spitzen (Tafel IV).
Dax un|)aarig gefiederte Blatt ist dem der vorigen Art sehr ähnlich, aber
beiderKeits weich behmirt.
Die zur Familie der Juglandineen gehörige Gattung Cai va ist
eine ganz HjKH-ifiwh nordamerikanisclie (iattuiig und dort durch acht
Arten vortn-ten. Neben Unterschieden in dr^r Hlüthen- und Krucht-
bildung - die Hiek<»rynühHe öffnen sich nie narii dm Längskanten,
hindern Z'Tfallen bei der Keimung zw i seilen denselben in zwei
Theiie iHt bosonderH ihr Holz anatomisch von dem der Juglaiisarten
deutlich verMhi.deii- «s /«irrf .tw,,^ Aehnlichkeit mit dem der Esche, von
— 153 —
dem es leicht zu unterscheiden ist durch die zarten, dem Jahresringe
parallelen Parenchymstreif en , die an feinen Querschnitten dunkel, bei
beliebigem Hirnschnitte aber wie helle Linien in der dunkeln Kemholz-
masse erscheinen (Fig. 4). Das Holz der Carya's ist unter dem Namen
Hickory-wood bekannt und gehört zu den werthvollsten Hölzern, welche
die nördliche, gemässigte Erdhälfte producirt. Der Preis für bestes
Nutzholz betrug in Boston 1876 400 Mark pro 2,5 cbm zugeschnittene
Waare; dem hohen specifischen Gewichte entsprechend ist auch der
Brennwerth des Holzes ein sehr hoher; er wird gewöhnlich gleich 100
genommen und die übrigen Hölzer dazu in Proportion gesetzt. Der
Preis für 3,5 Ster Hickorybrennholz betrug in der Stadt Boston 1885
64 Mark, in dem Lande (Massachusetts) 32 — 40 Mark.
Anatomische Yerschiedenheiten im Bau des Holzes der einzelnen
Arten scheinen nicht zu bestehen ; ihre Trennung in der Praxis ist
desshalb eine mangelhafte und der Name Hickory ist ein Sammelname
für Holz von mehreren Arten; bei Handelswaare ist immer das Holz
einer der am weitesten nach Norden reichenden Carya gemeint; diese,
Carya alba, porcina, sulcata, tomentosa und amara umfassend, stehen
sich nämlich in ihrem Gebrauchswerthe sehr nahe; in erster Linie
dienen sie zu Handgriffen von Geräthen aller Art, beim Wagenbau
insbesonders zu zierlichen Speichen (dünnster Querschnitt an Luxus-
wagen 3,75 Dem, dickster 4,5 D cm , Kadspeichenlänge 54 cm), zu
Keifen, Körben und zwar wird liiezu jene Art verwendet, die am
nächsten zur Hand ist. Die südlichen Arten dagegen, C. olivaeformis,
myristicaef ormis , aquatica stehen in ihrem Holzwerthe weit zurück
und werden fast aasschliesslich als Feuerungsmaterial benützt.
Diess scheint mit dem früher erwähnten Satze, dass vom Optimum
hinweg die Holzgüte (Schwere) abnimmt innerhalb der Gattung sowohl,
als für die einzelne Art, in Widerspruch zu stehen. Ordnet man die
für den Censusbericht untersuchten Splintstücke der weissen Hickory
nach ihrer Herkunft aus Nord und Süd, so zeigen die Splintstücke
mit gleicher Kingbreite in N. a. und c. ein specifisches Gewicht von
83, in S. a. c. dagegen von 96 ; die Kernstücke sind in geringerer Zahl
vorhanden und verhalten sich N. : S. wie 80 : 85. Auch bei den Eichen
kann man die Eigenthümlichkeit beobachten^ dass die Arten mit weiterem
Spielräume ein schwereres Holz bilden als die allein auf das Optimum
der Gattung beschränkten Arten; die Gewichte der Hickory's, nach
diesem Gesichtspunkte geordnet, verhalten sich wie 81 zu 75.
Die Hickory's erreichen alle 30 Meter, einige in ihrem Optimum
selbst 40 Meter und darüber. Lange im Halbschatten um ilir Dasein
— 154
kämpfond, konnon sie im Urwalde keine Spät- und Frühfröste, wachsen
'-^abor am-h in Ftdpre dessen sehr lancrsam. Der AVaihsthumgang des
New- Yorker Sammlunp^stückes war, dem im Urwalde geübten \ang-
samen Verjüngungs verfahren entsprechend ein äusserst verzögerter.
Die Carva alba hatte etwa 2 Meter über Boden:
Alter
(Jahre)
Dur(.-hiue88er
cm
KreislUiche
Gern
Zuwachs iiro Jahr
der Periode
n cm
10
1,0
2,0
0,2
20
'A6
5,3
0,3
40
f>,4
22,9
0,9
60
-^.4
.V,,4
1,6
80
11,^
109,0
2,6
lOU
15,0
17«,«
8,4
1L*0
iy,6
222,9
2,»
IGO
:u.i
907,:")
1,7
2W
42,0
i:)OG,i
1,5
233
49,0
1884,8
1,1
Die» Splintbreite des Stückes bctiug 4.0 cm und umfasste
'ahri'sringe.
Eine alte Car}'a porcina zeigte folgenden Zuwachsgang:
Alter
Diirtlaiicüöer
KreiHlhlclie
Zuwachs ])r() Jalir
MAhr.-.
«■!I1
n<-ni
n cm
10
1,H
2,5
0,2
20
2,6
5,3
0,3
40
4,«
IC),«;
(),<;
60
8,0
50.2
1,7
80
10,3
83,3
1.7
100
13.4
141,0
3,4
\2C)
20
311,0
8,6
MO
2*»,«
»;97.i
19,2
m)
as.H
11H1,4
24 2
IHO
4r,,4
1617,9
21,8
3100
r,i,i
2073,9
22,8
230
:m;,m
2r>02,l
21,4
210
G0,(i
2HH2,:)
19,0
366
62,0
3019,0
8,5
155 —
Auffallend ist der langsame Wachsthunigang in den ersten hundert
Jahren, dann die plötzliche Steigerung und lange Dauer des ki'äftigen
Zuwachses; der Splint betrug 4,1 cm und umfasste 44 Jahresbildungen.
Carva tomentosa hatte:
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs pro Jahr
der Periode
Gern
10
1,4
1,5
0,2
20
2,4
4,5
0,3
40
4,4
15,2
0,5
60
8,4
55,4
2,0
80
10,8
91,5
1,8
100
14,1
156,2
3,2
120
17,4
237,8
4,1
140
21,0
346,2
5,4
160
28,6
642,1
14,8
180
35,0
962,0
16,0
200
40,0
1257,0
14,7
210
42,2
1389,4
13,2
Der Splint betrug 7,1 cm und umfasste 51 Jahre.
Eine ausgewachsene Carva sulcata hatte:
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
(Jahre)
cm
Dem
Dem
10
1,8
2,54
0,3
20
3,2
8,0
0,5
40
5,4
22,9
0,7
60
9,0
63,6
2,0
80
13,2
136,6
3,5
100
18,6
271,6
6,7
120
26,2
538,5
13,3
140
35,4
984,6
22,3
160
42,8
1438,1
22,7
180
48,4
1839,4
19,7
200
54,2
2306,3
23,7
220
60,0
2827,0
26,0
240
65,0
3318,0
24,5
260
70,0
3848,0
26,5
280
74,0
4301,0
22,7
300
77,6
4726,0
21,3
340
84,8
5644,0
22,4
— 156 —
Dieser Baum, der zur Zeit Kaiser Karl V. aus dem Samen
keimte, stand zur Zeit der Fällung 1879 noch in vollster Wachsthums-
energie: die Splintbreite betrug 4,1 cm und umfasste 46 Jahre.
Endlich Carya olivaefomiis zeigte in:
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
Jahre
cm
n cm
G cm
10
4
12,8
1,3
20
8.2
52,8
4,0
40
15,2
173,5
6,0
60
25,6
514,9
17,1
80
37,0
1075,0
28,0
100
45,8
1646,0
28,6
lao
5«,0
2463,0
40,8
129
60,0
2827,0
40,4
Die Splintbreite betnig 5,4 cm und unifasste 20 Jahre.
Car>a aquatica im Unvalde erwachsen :
Alter
Diircliinesser
Kreisfläche
Zuwachs
rJahro^
cm
Gcm
D cm
10
2,8
6,2
0,6
20
5,0
19,6
1.3
40
11,6
10.'),7
4,3
60
20,4
326,6
11,0
80
26,8
544,2
10,9
100
32,8
H44,7
15,0
122
89,6
1228,9
17,4
Splintbreite 5,2 cm und 33 Jahre umfassend.
.Can'a aquatica, II. Waehstlium (second growtli):
Alter
(Jfthre) I
lJur( liiiii.'Hher
rm
Krcihihuiic
dem
/u\v;icl»s
Dem
10
20
81
4,6
16,0
30,0
16,6
201,0
707,0
1,7
9,2
46,0
ur
Splintbrcitü 9,1 cm 16 Jahn- uiniassend.
'iiva |)orcina (II. Wachsthum). auf geringem, steinigem aber
' licrwinittboden b«M H(»ston erwachsen, hatte 1,5 Meter
' n loigenden Zuwm'liHgang:
157 —
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
in einem Jahre
(Jahre)
cm
Dem
Gcm
10
4,0
12,6
1,3
20
9,0
63,6
5,1
30
14,0
163,9
9,0
40
17,0
226,9
7,3
50
19,4
293,4
6,7
60
20,0
314
2,6
80
21,0
346,2
1,61
95
22,4
393,8
3,8
Auf diesem geringwerthigen Boden war der Stärkezuwachs anfangs
verhältnissmässig rasch, erreichte schon mit 30 Jahren sein Maximum,
nahm aber dann fast bis zur Unmöglichkeit die Jahresringe zu zählen
ab; erst während der letzten 10 Jahre hatte durch die starke Lichtung
des Bestandes zu Anbauversuchen eine Steigerung des Zuwachses statt-
gefunden. — Eine in Deutschland auf sandigem Lehmboden in
Kleinflottbeck bei Hamburg gewachsene Carya alba, die wie die fol-
genden Herr J. Booth die Güte hatte, mir zu überlassen, hatte mit
40 Jahren einen Durchmesser von 17,G cm, also dieselbe Stärke wie
die amerikanische aus zweitem Wachsthvmi; vom 40. — 56. Jahre der
Stärkezuwachs 8,05 D cm pro Jahr. Eine Carya porcina erreichte mit
40 Jahren 22,3 cm Durchmesser und hatte zwischen 40 und 50 Jahren
einen Zuwachs von 6fi D cm pro Jahr ; eine Carya amara zeigte bei
40 Jahren 14,5 cm Durchmesser und von da bis zimi 56. Jahre einen
Zuwachs von 6,9 D cm.
Bei allen Stücken umfasste der Kern erst wenige Jahreslagen.
Hickory 's in der wärmsten Lage Deutschlands, wo die Wallnuss kaum
von Frost leidet, die Eiche für Deutschland am besten gedeiht, dort
auf lockerem und besten Boden gepflanzt, den noch der Wald besitzt
— und die Hickory's verdienen den besten Boden — wird ihr Zuwachs
gewiss den einheimischen edlen Laubhölzern nicht zurückstehen.
Die Hickoryarten nehmen an dem Aufbau des östlichen Laubwaldes
gleichwie die Eichen einen grossen Antheil, wenn sie auch nie bestand-
bildend auftreten und meist nur isolirt, insbesonders von Eichhörnchen
ausgesät und verbreitet, vorkommen. Gelangt die verschleppte Nuss
in ein günstiges Keimbett, so entwickelt sie eine lange Pfahlwurzel
mit spärlichen, dünnen Seitenwurzeln, so dass die Hickory's zur Erziehung
in Pflanzgärten sich wenig eignen. Alle Arten lieben tiefgründigen,
^ 158 —
hx'koron Bodon und auf dem kräftigen Sehwemniboden der Flussnieder-
unfTcn. über dem Hoclnvasserniveau erliaben, erwachsen sie zu den
stattlichsten Dimensionen. Alien Hickory's ist ferner n:enieinsani die
späte Verkemun? ihres Holzes — etwa mit dem 50. Jahre beginnt
die Verfärbung; diess seheint jed(>eh für den Gebraui-hswerth der Hölzer
belanglos zu sein; wenigstens wird bei der Verwendung darauf keine
Rürksieht genonunen; jaSplinthulz schätzt man vielfach luUier als Kernholz.
a?
^y
Carya alba Nutt., Shell-bark Hi ckory, blätterborkigt
oder w e i SS e H i e k o r y ; der amerikanische Name rührt von der Eigen-
thiimlichkeit der Borke her schon im mittleren Alter in langen, etwa
5 cm breiten, dünnen Fetzen sich abzu-
-Tfg^^^ggm^ l«">scn und lose am Baume hängen zu
'iH^HIi^V bleiben ; die fest sitzende Borke ist in
f der Regel 1/2 cm dick und aus drei
liarten Schichten bestehend, die sich dann
später in rechteckigen Figuren abtrennen.
(Fig. 4). Das Splintholz ist 4 cm breit,
umfasst 40 bis 50 Jahresbildungen und
geht in ein hellröthlich bis braunes
Kci-nholz übci".
Di«' junge Pflanze ist leicht an fol-
genden Figenthinnlichkeiten zu erkennen:
(bis unj)aang gefiederte Blatt besteht aus
fünf Blättchen; unter tausend Bäumen
sind fünf mit sieben Hlüttehen (nniglich,
da.ss diess J^astarde von allta und porein;»
sinri). Die drei obersten Blättchen sind
die grössten, nlx-i-- und untei'seits glatt,
nur an den starken Kipj)en finden sich unteiseits Ilaare; J^lattrand
Ktiinipf g^-Hügt. die Zähne sind stets behaart (Tjitrl III); die gnissfe Hi-eite
von allen fünf Hlättrhen liegt in der Mittr. Di«. Fnielite (Tafel JV)
mit grüner, glatter Schale, wr-lehe fast 1 ein dick ist und eine blassgelbe
NiiHM von 1 — 1.5 cm liinge umschliesst. Die reife Nuss zeigt von (dxMi
^»•wlH'n 4 — 6 Kanten lunl «•nthält einen sehr schmackhaften Kern;
auj^rewwhwnc* Früchte mit der grünen Schale haben eine ausgespioclicne
Apfel form mit 4 Ijingsvertiefungen , nadi denen bei der Keife die
Schale in 4 Tlieijc zerfällt.
Di«? wci . Hickory ist wohl am weitesten verbreitet und am
gviiH.iijhti'n unior den Verwandten; vom Laurentiusflusse bis Florida,
Flg. 4 a UoU, b iUtule von C. alba.
— 159 —
vom atlantischen Ocean bis an die Prärie findet sie ihr Optimum in S. c.
An frischen sanften Berghängen mit lockerem, fruchtbaren Boden ist
sie häufig ; auf sandigem oder kiesigem, mit Lehmbestandtheilen durch-
mengtem Boden ist sie nicht selten; auf geringen, sandreichen Böden
vertritt sie C. porcina, die selbst in die wenig frischeren Partien im
südlichen Kieferngürtel sich eindrängt.
Die weisse Hickory ist in der Jugend frostempfindlich bei uns
Avie in der Heimat, wo sie im Halbschatten anderer Bäume aufwächst
und auf fr-eier Fläche in ungünstigen Jahren oder Oertlichkeiten ebenso
erfriert wie bei uns. Erwachsen nimmt sie früher als die meisten
übrigen Laubbäume eine gelbe Färbung der Blätter an. Sie Avächst
in den ersten Jahren langsam, damit Hand in Hand geht die Mög-
lichkeit etwas Beschattung in dieser Zeit erfragen zu können — das
beste Schutzmittel gegen Fi'ost. Yiele Bäume geben gerade durch ihre
Langsamwüchsigkeit in der Jugend einen Fingerzeig für ihre Schutz-
bedürftigkeit. Der Schutz des Laubholzurwaldes ist zuerst eine massige
Ueberschirmung, dann eine über hundert Jahre lange seitliche Be-
drängung, aus der allmählig die Pflanzen sich zur Herrschaft durch-
kämpfen.
Auf freier Fläche gesät oder als einjährige Pflanze versetzt, hebt
im 4. bis 6. Jahre ein sehr kräftiger Längs wuchs an.
Carya porcina Nutt., Pignut Hickory, Schweinsnuss-
Hickory. Sie geht am weitesten nach Süden und sie allein von allen
Hickory 's sieht man in Nordamerika auch mit einem weniger guten,
steinigen, selbst sandreichen Boden vorlieb nehmen; da ihr Holz in
seinen Eigenschaften jedenfalls dem der weissen Hickory nicht nachsteht,
erscheint sie für uns werthvoller als jene. Die erwachsenen porcina-
und alba-Stämme sind durch ihre Borke deutlich unterschieden, die
bei der porcina nicht in losen Stücken am Baume liängen bleibt, sondern
eine feste, harte, kurzrissige, bis 3 cm dicke Borke ist. Junge Pflanzen
tragen unpaarige Fiederblätter mit 5 — 7 Blättchen; die drei obersten
haben ihre grösste Breite im oberen Drittel der Blattlänge, die vier
beziehungsweise zwei untersten dagegen in der Mtte. Die Zähne der
Blätter sind nach vorwärts gekrünmit, Blatt und Zähne sind kahl
(Tafel III), behaarte Foniien sind sehr selten und nach Engel mann
Bastarde zwischen tomentosa und porcina.
Die typische Gestalt der Früchte mit Schale ist die Birnform
mit vier von der Spitze bis zur halben Länge herablaufenden Leisten
(Tafel IV). Die äussere, grüne Schale ist nur 1 — 2 mm dick; die ent-
— 160 —
hülsto Nu.>s ist der alba-Nuss sehr ähnlich, meist etwas kleiner und
die erhabenen Rippen scliwaeher, meist das untere Ende der Nuss
nicht erreichend. Knospen kurz, eiförmig, kahl, Knospenschuppen mit
kalilem Rand.
Djus Holz der porcina berechnet sich nach Sargent auf ein speci-
fisi'hes Gewicht von 84; meine bei Hamburg gewachsenen Stücke
hatten 87 im Kern und 79 im Splinte: das Holz der alba ist nach
Sargent gleich schwer, nämlicii 84; meine mit porcina zusammen auf-
gewachsene alba zeigte 75 für den Splint und 82 für den Kern, stand
also der porcina in Schwere ziemlich nach.
Die S<-hweinsnuss -Hickory, deren Fruchtverwendung der Name
verräth, verhält sich in der Jugend der weissen Hickorv parallel.
Carya amara Nutt.. Bitter nut, Bittern uss; zwar von
gleicher Verbn^tung wie alba, ist die Bitternuss weniger häufig als
jeno im Walde zu treffen; die Früchte bedeckt eine 1/2 — 1 mm dicke
grüne Schale, an der von der Spitze 4 — G dünne, flügelartige Wülste
bis zur Hälfte der Nuss herablaufen (Tafel IV). Exemplare mit Früchten
ohne diese Hautfalte sind sehr selten; Mr. G. Setterman in Allenton
(Mo) zeigte mir ein solches bei einer Exkursion in das Eldorada der
Hirkor}-, am Mcramec, einem kleinen Scitcnflussc des Mississippi. Die
ausgeliistc Fruclit ist glatt, ohne Kippen und in eine verläng(M-te S])itze
au.sgezogen; die harte Sciiale ist ebenfalls sehr dünn, dei- bittere Kern
ungeniessbar; meist stehen zwei Früchte zusammen auf einem 1,5 cm
langen Stiel; vorherrschend ist die Apfelform.
Die Blätter mit 7 11 Fiedi^-blättchen , auf den Blattrippen und
Stielen unterseits Haare; cliarakteristiseli sind die gell)grünen, vier-
kantigen, vom Triebe weggekrümmten Knospen.
Da« Holz Ktr'ht mit einem specifischen Gewichte von 76 ziemlicli
\^'it hinter den beiden vorigen Art<'n zurück; auch die Praxis kennt
«ii- ■.<• VerM'hiedcnh<'it zu Ungunsten der Bitternuss, obwohl si(» oft
dien4.' Art mit anderen verwechselt. Mein«» Stücke geben 73 für den
Splint, 80 für den Kern. Dir» Ansprüche dieser Art an den Boden
»^ind ziomlich gross; auf trockenen H()henlagen ist sie selten, lieht
11 ganz bi'Honders tiefgründige Flussthäler.
Carya tomentosa Nutt., Moek < rnu f -II i c k o ry, Sp(»tt-
nuM»-H irkory; auf gleichem Gebiete? wiedi(i vorigen, mit dem Optiimiiu
in S. . '■ M Früchten nach venlient diese Hickory den Namen;
Apfel-, iJiin-, und l'Haumengestalt sind häutig, so dass iiin- leuchte
-^ 161 —
denen der alba, porcina, selbst der sulcata ähnlich sind; die grüne
Aussenschale ist nicht so dick wie Yon alba. Bei Allenton in Missouri
ist überdiess eine auffallend langfrüchtige Form häufig.
Das Blatt ist aus 7 lanzettlichen Blättchen zusammengesetzt;
Blätter, Blattstiele und Eippen unterseits weichwollig behaart, ebenso
wie die jungen Triebe und die Eänder der Knospenschuppen.
Die Borke gleicht der unserer Eiche und erreicht eine Dicke von
1 cm; das braune Kernholz ist von den übrigen kaum besseren Arten
im Querschnitt durch weisse Punkte, die Ausfüllungen der Gefässe zu
unterscheiden; specifisches Grewicht des Holzes gleich 82. Das beim
Stärkewachsthum erwähnte tomentosa - Stück war auf kräftigem Boden
des Hügellandes am Meramec erwachsen.
Carya sulcata Nutt., Big Shellbark Hickory, Gross-
früchtige Hickory. Ihr amerikanischer Name sagt: grosse, blätter-
borkige Hickory , weil ihre Kindenbildung der der weissen Hickory sehr
ähnlich ist; die am Stamme lose hängenden Borkenstücke sind lang,
rechteckig 4 cm breit. Die junge und etwas auch die ausgewachsene
Frucht sammtartig , die reife Frucht mit Schale 5 cm lang (Tafel lY) ;
die Schale ist dick, der helle Kern etwas flach gedrückt mit 4 Längs-
rippen; das zusammengesetzte Blatt bilden 7 — 9 Fiederblättchen; die
3 obersten sind die grössten (Tafel YI) ; das ganze Blatt ist bis zu
einem halben Meter lang.
Die Spottnusshickory erwächst zu dem stattlichsten Baum unter
den bis jetzt erwähnten Carya's, ist aber in ihrer Yerbreitung auf
einen Streifen von Pennsylvanien nach dem Indian Territory und dort
auf den besten, kräftigsten Boden der Flussniederungen beschränkt.
Das Holz dieser Art soll zu Axtgriffen, Wagenutensilien von allen
Hickory 's das beste sein (Letterman). Das specifische Gewicht beträgt 81.
An diese schliesst sich eine Art, deren Holz nur Brenn werth
besitzt, deren Früchte aber als die schmackhaftesten unter den Jug-
landineen gelten und in den Yereinigten Staaten neben den importirten
europäischen Nüssen in grosser Menge consumirt werden. Es ist dies
Carya olivaeformis Nutt., Pecan, Pekannuss; im Thale
des Mississippi südlich von St. Louis, insbesonders auf alluvialem Boden ^,^^//t
sehr raschwüchsig und bis zu 50 Meter sich erhebend. Mtte September '
reifen bereits in der Umgebung der rauchverhüllten Capitale von
St. Louis die Früchte ; diese zeigen eine längliche, olivenförmige Gestalt,
die Aussenschale mit vier Längsfalten, die harte Schale mit schwarzen
Dr. Mayr. **•
— 162 —
Strichen und Tupfen besetzt, die sich mit der Zeit verwischen (Tafel IV) ;
Rinde wechselnd, oft der porcina, uft mehr dei* alba ähnlit-h, di»ch sind
die abgelösten Borkenschuppen stets viel kleiner und nur 1—2 cm bi'eit.
Das Blatt setzen 15 Fiederbliittchen zusammen, jedes etwas sichel-
förmig gekrümmt, was auch C. amara etwas zeigt; die seichte Bezahn-
ung fehlt in der Regel auf der Innenseite (Schneide) der Sichel ganz
(Tafel UI).
Ihre Raschwüchsigkeit verräth die Pekannuss schon im ersten
Jalire; fast alle Samen keimen im Jahre der Aussaat, während jene
der vorenvälinten Arten ei-st im folgenden Jahre hervorkonmien ; noch
im ersten Jahre erwächst die Pflanze bis zu einem halben Meter Höhe.
Die beiden letzten Hickory's, in demselben südlichen Theile
beheimathet, sind weder durch ihr Holz noch durfh ihre Früchte be-
raerkenswerth. Der Vollständigkeit halber seien sie kurz erw^älint.
Carya aquatica Nutt., Swamp Hickory, Sumpfhickory,
in den Alluvionen der Flüsse, besondere des unteren Mississippi. Die
grüne Frucht (Tafel IV) hat vier kräftige Längsfalten an der Aussen-
scrhale, die ausgL-.schälte ist seitlich glattgedrückt auf ein Drittel des
Durchmessers der rundgedachten Frucht, rauh durch Spitzen und Warzen.
Die Blätter zuweilen mit piiariger Fiederung und 1 2 Blättchen ; das
Holz hat ein specifisches Gewicht von 74. Borke in scluuäleren und
kleineren Stücken abstehend als die von alba.
Carya my risticaef orrais Nutt.,Nutmeg Hickory, Muskat-
nusshirkory auf luft- und bodenfeuchte Standorte wie vorige Art
be.sfhränkt. Die Früchte dieser Art (Tafel IV) mit dünner, grüner,
Bchwach berippter Aussenschale; die harte Schale glatt und dunkel-
marmorirt von der Gestalt und Grösse einer Muskatnuss. Ihr Maximum
liegt in Arcansa«, wo sie Fluss- und Sumj)fnfer bewohnt; Holz mit
Bpecifischem Gewicht 80, wohl besser als die beiden v(>rangehenden
Artfm; bis jetzt noch wenig bonüty.t.
Nicht der geringHto Antheil an dem Wertlie und dem Kcize des
Afitlichen I.<aubwaldeH fällt den Acerineeii zu; das Gros der Ahorn-
Ärt/*n liegt, da KJe leichte geflügelt«' Früchten tragen, in der nördlichen
H ilfte doH I^uibholzgebietes; es gibt keine ihm- dem Süden, Wdlil aber
zvfisi nur dem Nonlen angehörige Arten; dort liegt iuieli ihr ()])tiiiiiiiii der
Entwicklung; in den höheren BergcMi der Alleghany der 8Ü<llichen
HtAAti^n finden Hie ähnliche klimatiw^he Verhältnisse» wie im Norden
und doMhalb eine zweite Heimat.
— 163 —
Die Aiiornarten nützen nach vielen Richtungen hin, nicht blos
durch ihr zum Theil sehr werthvolles Holz, sondern theils auch dadurch,
dass sie in ihrem Safte Zucker liefern, theils dass sie als die schönsten
Baumzierden bezeichnet werden müssen, welche aus dem Walde in
die Nähe der menschlichen Wohnungen, an die Strassenränder, in die
Parke gewandert sind; sie sind die ersten, welche das purpurrothe
Herbstkleid anlegen. Die wichtigste Art dieser Gattung ist
Acer saccharinum Wangh., Sugar maple, Zuckerahorn;
ein Baum, um den wir allen Grund haben, die Amerikaner zu beneiden,
so vielseitig nutzbringend, so freudig grün und Schatten spendend im ^rjLJ^t
Sonomer, so heniich bunt im Herbste, so hart und widerstandsfähig gegen l^^^ <
Frost, Strassen staub und Kohlendampf ist dieser Baum. Das Blatt dieses ,t.vv^^-^
Ahorns habe ich auf Tafel lY abgebildet ; stets ist die Hundung in den
Buchten auch bei unterdrückten, auf drei Lappen reducirten Blättern ein
gutes Kennzeichen ; dem Spitzahorn steht das Blatt sehr nahe, eine Yer-
wechslung ist aber unmöglich, da beim Abbrechen der Blattstiele und
Triebe des Spitzahorns ]\Iilchsaf t ausfliesst, der dem Zuckerahorn fehlt ; der
Blattrand ist wollig, die Unterseite behaart, besonders bei Exemplaren im
Süden; die Blätter färben sich schon vor Eintritt des Frostes orange-
purpurroth; jeder Baum hat seine typische Färbung, die er alljährlich
wieder annimmt , mag die Witterung noch so verschieden sein , wie
Emerson beobachtet hat.
Die Fi'üchte reifen im Herbste; die auf Tafel lY abgebildete
Figur a wurde nach Früchten gezeichnet, die ich von alten Bäumen ^^^ t1
in Canada pflückte; die kleinere Fi'ucht (b) stammte aus dem Staate O
Missouri, war also ferne vom Optimum erwachsen; es scheint, als ob
in der Fruchtgrösse ein guter Fingerzeig für die Herkunft des Samens
liege, indem der Same um so grösser ist, je näher dem Optimum er
gebildet wurde. Der Same, den ich in 1500 Meter Höhe in den südlichen
Alleghanies sammelte, war von gleicher Grösse wie der canadische.
Die Rinde ist eine sclmialrissige Borke, die im hohen Alter sich
in lose hängenden Fetzen vom Baume löst (shell-bark). Das sehr werth-
volle Holz hat ein specifisches Gewicht von 65, auf ki*äftigem Boden
im Hügellande bis 75. Wegen seines schönen Seidenglanzes wird es
zu Möbeln und im Drechslergewerbe sehr begehrt; zu Schuhleisten,
Sattelbäumen, Hausfluren benützt man es oft, der Schiffbau liebt es
zu Kielen, und vollends die ziemlich häufigen Maserbildungen, der
berühmte „Birds eye maple'', mit dem in so verschwenderischer Dicke
die Palastwagen (Pullman cars) ausgelegt sind, erzielen die höchsten
Preise, die für Holzwaaren überhaupt gezahlt werden.
11 *
— 164
Obwohl bis zur Küste von Florida sich ci*streckend , liegt die
Heimat dieses Ahorn im Norden: in einer Region, die klimatisch
unseren Buchenrevieren nahe ki»mint, am südlichen Ufer des Lake
Superior bildet sie grosse Waldungen, in denen die übrigen Holzarten
(vorzugsweise Birken und Ulmen) nur 25 o/o ausmachen. Dort auf
lehmreichem, eisenschüssigem, rothem Sandstein mit starker Humus-
decke ist ihre mittlere Entfaltung 0,67 Meter Durchmesser, 27 Meter
Hohe mit einem astlosen Schafte von 14 Meter; im dortigen Urwalde
bedarf er zu solchen Grössendimensionen 150 — 200 Jahre; das durch
die gefallenen Stämme unebene Terrain bedeckte ein dickes Polster
Laubstreu und niederes Balsamtannengestrüpp. Das ebenfalls im Norden
gewachsene N^'wvnrkcr Samnilungsstück hatte folgenden Stärkezuwachs:
Alter
(Jahre)
Durchmesser
nn
Kreisfläche
D cm
Zuwachs pro Jahr
der Periode
Dem
lU
1
0,78
0,08
20
2,4
4,5
0,4
40
4,2
13,8
0,4
60
6.6
34,1
1,0
80
8,2
52,7
0,9
100
14,2
185,6
6.6
120
:w.8
896,6
85,5
140 j
45.0
1586,7
34,5
160
50,6
2224,7
31,9
GeKamm talter 162 Jahre; im lOO.Jjdire erfolgte oflenbar plötzliche
FroiKtellung de« schwächlichen, unterdriicktcn Iv\ciii])hu-es.
Ein anderer, augenscheinlich unter günstigeren Verhältnissen
erwachsener Zuck(*rahorn /.eigte
mit 10 Jahren 3,6 cm Durchmesser,
r. 40 „ 12,4 „
„ 80 „ 32,0
„ 100
„ 137
44.4
03.4
Der Zuckeruhnrn ist ein Zicrhaum eisten Kang(»s iiiul wird in
Nordamerika in (lUrten und |»arken des Liind.s iind (|(>r Städte,
b<.%4inderM aber zur Kinfa.Ksung der Landstrassen heniitzt. Die ganz
iff T.-.. ;..,, |.r\^-,4,.hHeneri Kxemplare entwickeln eine doppelt juramiden-
i' r- . M.-hr »chatligo Krone; in den Städten gehr.rt der Zuckerahoni
— 165 —
noch zu jenen Bäumen, die am ehesten dem oft grässlichen Steinkohlen- /j^.,
rauch widerstehen können; wegen seiner tiefgehenden Wurzeln ist er
widerstandskräftig gegen Wind imd liefert in seinem Safte einen Sjrup
Yon eigenartig angenehmem Greschmack.
Dieser Ahorn ist mit Eecht zum Anbau in den deutschen
Waldungen im Grossen empfohlen worden imd scheint auf sonnigen
Lagen im Laubholzgebiete den Erwartungen zu entsprechen.
Acer rubrum L., Eed maple, Eother Ahorn. Ist an dem
vorwiegend dreilappigen Blatte zu erkennen, dessen Lappen in scharfen
Winkeln wie V zusammenstossen (Tafel III) ; die Früchte sind etwas
kleiner als jene des Zuckerahorns und platt gedrückt (Tafel lY). Der
rothe Ahorn steht in Grössenentwicklung, Güte des Holzes (specifisches
Gewicht 62) und dessen Yerwendung weit hinter dem Zuckerahorn
zurück, übertrifft ihn an Grelligkeit der herbstlichen Yerfärbung ; man
sieht oft mitten im Sonmier die Blätter eines Zweiges in brennendes
Roth übergehen, während die übrigen Zweige noch völlig grün sind;
solche Zweige erweisen sich als krank, von einem Insekte oder Pilze
beAvohnt, oder vom Winde geknickt.
Dieser Ahorn liebt feuchteren Boden als die vorige Art und .^n^^rt^
beschränkt sich vorzugsweise auf die Flussränder und Alluvionen vom
Laurentius- bis St. Johns-Flusse in Florida. Sein hartes Holz findet
geringen Absatz für Drechslerarbeiten und zu billigen Hauseinrichtungs- yertrtL»^
gegenständen.
Acer dasycarpum Ehr., Soft maple, White maple.
Weisser Ahorn; erkeimtlich an der lappigen Blattform; die Lappen
berühren sich wie zwei sich schneidende Kreisbogen (Tafel lY). Unter-
seite des Blattes weisslich, die kahlen, faltenreichen Früchte sind die
grössten unter denen des Ostens (Tafel III) ; sie reifen schon Ende
des Früli Jahrs — im Mai; sogleich ausgesät entwickehi ßie sich noch
in demselben Jahre zu Pflanzen von 50 — 70 cm Durcnhiesser. Der
Baum ist überdiess sehr raschwüchsig, sein Holz aber gilt als schlecht
(specifisches Gewicht von 52); ist nicht elastisch und gibt dem Baume A^jr«^ ^
keine Widerstandskraft gegen Wind, der die Aeste leicht vom Baimie
bricht. Das Holz zersetzt sich rasch bei Yerwendimg im Boden.
Acer Negundo L. (syn. Negundo aceroides Moench), Box
Eider, östlicher Eschenahorn; ist ein in Europa wohlbekannter
Baum mit gefiederten, der Esche ähnlichen Blättern, der seine Heimat
vom Laurentiusflusse bis zum Mississippidelta und westlich bis in die
— 166 —
Rocky Mountains hat; er wächst sehr rasch; besonders die blau-
weiss bereifte Varietät (violaceum) schiesst, aus Absenkern in der Regel
erzogen, ausserordentlich rasch empor. In der Heimat aber entwickelt
dieser Ahorn nur in tiefem, kräftigem Boden in Flussniederungen
einen nutzbaren Schaft, dessen Gebrauchswerth jedoch gering ist;
zuweilen werden billige Hausgerätlie oder Papiermasse dai*aus her-
gestellt; Früchte Tafel IV.
Acer californicum Diet. ist eine in Californien heimische
eigene Art, ein Halbbaum von durchschnittlich 9 Meter Höhe; Acer
Negundo californicum ist eine ungenaue und unnöthige Bezeichnung.
Zwei dem Norden angehörige Arten mögen noch hier erwähnt werden :
Acer striatum Du Roi (syn. pennsylvanicum L.), Striped
shaple, Gestreifter Ahorn. Blätter vorwiegend dreilappig, fein
doppelt gesägt, wenn jung, schwach filzig behaart. Knospen violett,
mit Wimpern versehen; das zweite Blattpaar, das an dem Triebe sich
entwickelt, ist nicht gelappt; Früchte in Grösse und Gestalt dem
Zuckerahom äluilich; zwei- und mehrjährige Triebe mit weissen längs-
streifen, die Zwischenstücke dunkelgrün; ein Halbbaum bis zu 10 Meter
Höhe; meistens Zierstrauch.
Acer spicatum Lam. (syn. pennsylvanicum Du Roi), Mountain
maple, Aehrenblüthiger Ahorn. Blätter dieilappig, grob einfach
gee>, unterseits behaart; Früchte kleiner als von voriger Art; Rinde
ohne weisse Streifen; bis 10 Meter hoch ist dieser Ahorn als Zier-
strauch öfters gepflanzt.
Di<" Kscheiiarten sind ebenfalls leichtsamige Bäume, deren
gröeste Entfaltung in die Nordhälfte des Laubholzgebictes fällt. Sie
herrschen zwar durch Nord und Süd in gleicher Artenzalil ; allein die
beiden nur im Süden heimischen, mexicanis(*hen Arten sind Sträucher
bis Halbbäume, ebenso wie die Sum|)fb(nv(>hnerin, die breitfrüchtige
Esche Florida's. deren Holz durchschnittlich ein specifisches Gewicht
Ton CO besitzt gegenüber 68 der nordischen Arten.
Von der Weissescho wurden nicht weniger als 20 Bäume aus
allen Tlieilen der östlichen Hälfte der Vereinigten Staaten untersucht;
ordnet man dieses reichliche Untersuchungsmaterial nach gleichen
Ringbreiten, so ergibt sich eine Al>nalnne der Härte, des specifischen
/ Oewichtes von Nord nach Süd, nämlich vmi 00 auf 62; tn»tz der
gHifwcren Feuchtigkeit und Wanne verschlechtert sich dius Holz dieser
""" leichtüamigen Huume. Die Verlängerung der VegeUitionszeit kann so wen ig
die Otito einer im Norden heimischen Hnlzurt steigern, als es die
167
Verkürzung der Yegetationszeit bei einer im Süden heimischen Holzart
vermag; wie Nord und Süd verhalten sich in dieser Frage auch
Ebene und Gebirg. Dass vielfach in der forstlichen Finanzrechnung
dem Gelderlöse nach durch die Masse ausgeglichen werden kann, was
an Güte verloren geht, bedarf kaum der Erwähnung; ist doch die
Massenproduktion die Tendenz der gegenwärtigen Forstwirthschaf t ; im
extremsten Falle führt sie zu der bereits empfohlenen Anpflanzung
von Pappeln zur Papierfabrikation.
Als Holzproducenten spielen die nordischen Eschen eine EoUe Ä4jl ^
ähnlich der europäischen Art, mit der sie überdiess in ihrer Biologie o^
grösstentheils übereinstimmen.
Fraxinus americana L., White ash. Weisse Esche.
Sie ist von der europäischen Esche zu unterscheiden durch die rost-
farbigen Knospen, die hell ockerfarbigen Triebe; der Band der sieben
Fiederbiättchen ist schwach gekerbt; Blättchen unterseits heller, das
unpaarige Endblättchen ist das grösste unter den sieben; Früchte
Tafel lY. Die Borke des erwachsenen Baumes ist der unserer Esche
sehr ähnlich. Besonders in N. a. und S. a. verbreitet wird sie in N. c.
vielfach durch die Grünesche (Fr. viridis) vertreten.
Die Weissesche erwächst zu einem stattlichen Baume von 30 (^^£^^ t
selbst 40 Meter Höhe und entsprechendem Durchmesser; sie erreicht
diese Dimensionen im geschlossenen Walde, in den Niederungen des
Ohioflusses und zwar auf kräftigem, feuchtem Boden. i>Cri^
Ihr Holz steht in Güte jedenfalls dem unserer Esche nicht nach;
das specifische Gewicht des Splintes ist 72, jenes des Kernes 65 ; man
benützt das Holz vielfach, besonders zu landwirthschaftlichen Geräthen
(insbesonders wo Hickory spärlich geworden), beim Wagenbau, zu Werk-
zeugstielen, Rudern, Hauseinrichtungsgegenständen u. dgl. Holz aus
dem kälteren Maine (engringig) wird wegen grösserer Zähigkeit beson- A^ta^^^
ders geschätzt.
Der Zuwachs an Stärke ist ein sehr bedeutender, wenn der Baum
der Bedrückung im Urwalde entwachsen ist, wie das Newyorker
Sammlungsstück zeigt. — Dieser Baum erreichte
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs pro Jahr
Dem
10
20
40
2,4
7,6
22,0
4,5
45,4
380
0,4
4,1
16,7
— 168 —
Aher
Durch:
(Jahre)
cm
öO
35,5
80
bOp
100
67,8
120
79,0
140
87,8
160
96,0
180
103,5
Zuwachs pro Jahr
Gern
1U4G
2003
3G09
4iH)2
6052
73U
8413
32,8
47,8
80,3
G4,7
57,5
63,1
54,9
Die Einführung dieser Esche in Deutschland ist ein grosser
Gewinn; denn sie erträgt unser Klima besser als die einheimische Art,
welche auf freier Fhiche empfindlich von Spätfrösten leidet; da die
amerikanische Art später ilire i^lätter entfaltet, entgeht sie den Frösten.
Pflanzungen, die ich im Thale der Salzach mit meinem Bruder auf
ganz recenten, durch die Flusskorrektion gewonnenen Alluvionen an-
legte, erwachsen prächtig, trotzdem sie vcUlig ungeschützt liegen und
alljährlich ein pa<irmal vom Hochwasser überfluthet werden.
Fraxinus sambucifolia, Black ash, SchAvarzesche, Korb-
CKche kann von der Weissesche dadurch unterschieden werden, dass
sämmtliche Blättchen gleich gross sind und am gemeinsamen Blatt-
stiele direkt sitzen, während sie bei der Weissescho mit einem deut-
lichen Stiele befestigt sind; die Blättchen sind scharf gesägt. Früchte
auf Tafel IV. Knospen dunkelgrau ; Rinde frühzeitig eine kleinschuppige,
weiche Borke. Die Schwarzesche liebt noch feuchtere Standorte als die
vorige Art, die wir bereits als Erlenbruchboden bezeichnen müssen.
In N. a. und c. erreicht die Schwarzesche etwa dieselben Dimensionen
wie die Weissesc^he. Das Holz mit einem specifischen Gewicht von 63
hat groKwn Ocbrauchswcrth und ist besonders durch seine vorzügliche
tJingi-ntialc Spaltburkoit und Zähigkeit ausgezcicliiict, welche Kigen-
M-haften Hfitw Verwendung zu Fa.ssreifen, Körl)eii und anderen I'^ledit-
waan«n zulÜKSt. Die Korbes(!he scheint dieselben für den AiiImu in
Deut>M!liland wünschonsworthen Eigenschaften zu l)esitzen, wie die
Woimeurhe.
Die übrigen Eschenarten stehen diesen beiden an Werth bedeu-
tend na/'h.
Fraxiii.i.>> >iijdjh, <.ii«'en ash, Oünesche. Durch N. und
R. hr^nnderH in r und p., also im Westen verbreitet, bleibt sie meist
— 169 —
ein kleiner Baum von höchstens 18 Meter Höhe; Blättchen beiderseits
gleich grün, in den beiden oberen Dritteln der Blattfläche gesägt;
Knospen braun filzig. Da die Grünesche stets ein kleiner Baum bleibt,
so kann schon a priori gefolgert werden, dass sie nicht so hohe An-
sprüche an den Boden, wie die vorausgegangenen Arten, erhebt. Die
Gi-rünesche findet man sehr oft in trockenen, sandigen Lagen, ja selbst
unter die Kiefern (P. resinosa) drängt sie sich als niedriger, astreicher
Baum; Früchte Tafel lY.
Fraxinus pubescens Lam., Red ash, Eothesche. Durch
das ganze Laubgebiet verbreitet, von der vorigen Art durch die Be-
haarung der jungen Triebe, der Blattstiele und Blattunterseite unter-
schieden; Fiederblättchen gestielt, junge Blätter wollig, Knospen braun,
etwas behaart; Früchte Tafel lY. Die Rothesche bleibt auch auf dem
guten Boden der Flussniederungen, auf den Erlenbruchböden ein kleiner
Baum von 12 — 15 Meter Höhe. Das Holz Avird, da es mit dem der
Weissesche verwechselt wird, zuweilen benützt.
Fraxinus quadrangulata Michx., Blue ash, Blauesche.
Blättchen in eine lange Spitze ausgezogen und unterseits wollig ; junge,
kräftige Triebe mit korkigen Längskanten ähnlich wie Evonymus euro-
paeus; Knospen hell weisslich, filzig; Früchte auf Tafel lY. Auf die
Hänge im Hügellande der centralen Staaten beschränkt, wächst sie zu
einem stattlichen Baume heran, dessen Holz im Wagenbau, zu Brett-
waaren sehr geschätzt wird.
Fraxinus platycarpa Michx., Water ash, Wasser es che,
ein niederer Baum, der den Namen vollauf verdient, betritt er doch
sogar die nassen Taxodiumsümpfe ; das Holz ist aber werthlos und ist
mit einem specifischen Gewicht von 35 leichter als Pappelholz ; Früchte
Tafel lY.
Die Birken sind ebenfalls eine nordische Gattung; ihre Arten
leben in der kühleren Hälfte des Laubwaldes, einige reichen in die
warme Hälfte, andere in die kühleren Regionen der Tannen, oder
bilden sogar, nach den Polen zu, die Baimigrenze. Der leichte Same
wird vom Winde überall hingeführt ; das Resultat dieser mehrtausend- uaMA
jährigen Anbauversuche der ]!^atur ist, dass wir heute die Birken und
andere leichtsamige Holzarten wie Erlen und Pappeln auf den hetero- ^ A*^
gensten Standorten, in trockenen, kiesigen Höhenlagen sowohl wie in
feuchten, selbst sumpfigen Partien oder an Flussrändern wieder finden.
Im nördlichen Theile des Laubwaldes, wo ihr Optimum liegt, sind die
— 170 —
Birken wahre Unkräutor unter den forstlichen Gewässen, die sich auf
jeder friMg^eleoften Fhiclie zuerst einstellen ; selbst wo es für Fichten
und Tannen zu kalt wird, da viM-ma^ noch die weissschafti^e Birke
auf Quadratnu'ilen hin alleinherrschend aufzutreten und beachtenswerthe
Hrdzbestände zu bilden; hierin verhalten sich die Birken Europa's,
Asiens und Nordamerika 's ganz gleich.
Betula lenta L., Red Birch, Blackbirch, Hainbirke,
mag ein passender Name sein, da die Blätter denen der Hainbuche
älmlich sind. Diese Art wurde und wird noch vielfach mit der folgenden
verwechselt; sie wurde von Aiton als B. excelsa, von Du Roi als
B. nigra beschrieben, während die folgende Art (B. lutea Michx. f.) von
Pursh als B. excelsa und von Regel als B. lenta aufgefasst wurde.
Die Hainbirke hat. wie gesagt, ein Blatt, das in Gestalt an die
Hainbuche erinnert und ist fein gesägt, während das Blatt der Gelb-
birke mehr dem einer Ulme nahe kommt und grobe, ungleiche Säge-
zahne besitzt (Tafel HI); die jungen Triebe sind kahl; Willkomms*)
grosse ,,Furstliche Flora" führt diess Seite 301 auf; allein auf Seite 325
heisst es von derselben Holzart: junge Triebe dicht beharrt; diess passt
für lutea, nicht für lenta; auch den Emerson'schen Abbildungen scheint
eine Verwechselung der beiden Arten zu Grunde zu liegen ; der auf-
rechte, zapf enfönn ige Fruchtstand sitzt auf 1 cm langem Stiele, Stiel
kahl, Samenschuppe und Same wie Tafel IV. Flügel des Samens
ganzrandig.
Die Hainbirke erreicht ihre Vollendung auf dem kräftigen Boden
der Flussniedemngen und Rcrghänge, mit durchschnittlich 25 Meter
Höhe; ihr Holz mit dem hohen specifischen Gewichte von 76 mit
deutlichem braunen Kern ; dasselbe ist gutes Nutzholz für Möbel und
(iiTäthwhaften, sowie ein ausgezeichnetes BrcMinholz, das mit ruhiger
Flamme und kräftiger Gluth, wie bestes Buchenholz verbrennt.
•
Betula lutea Michx. f., Tel low b i ich. Gel bbi rke. Frucht-
zapfen sitzi'ud, Basis behaart; der Same geflügelt mit einem oder zwei
Spitz<hr»n am oberen Itjinde (Tafel IV); diese Birke ist ebenfalls im
nönlliehen I^aubwalde sowie; auf den holu'U Kämmen der AlleghanicN
heimi*»'h nn«! thejlt die Standorte der vorigen Art. Am Südufer des
Lake ^ t, auf kräftigem Hoden zusammen mit Zuckerahorn aus-
f^ohnte Waldungen bildend, erreicht sie eine mittlere Höhe von
•» Kfimlllrhf Flora v<in DcutMchlnn«! und OeHtern'ich Leipzig' XHHl.
c. r Winter.
— 171 —
27 Meter, einen mittleren Durchmesser von T.O cm und eine astreine
Schaftlänge von 13 Meter. Auf diesem frischen, kräftigen Waldboden
bleibt sie in ihren Stärkedimensionen hinter dem Zuckerahorn zurück;
vom Wind ist sie vielfach auf felsige Höhenlagen und kiesige Standorte
gebracht; auch da gedeiht sie noch, selbstverständlich bleibt sie in
ihren Dimensionen entsprechend zurück.
Die Rinde des Baumes ist nie weiss; anfangs röthlich wird sie
im höheren Alter rötlilich grau und löst sich in dünnen horizontalen
Fetzen ab, welche den Stamm dicht bekleiden; der Jugend und den
Jägern soll es ein besonderes Vergnügen sein, die Rinde anzuzünden
und fast momentan in eine leuchtende Feuersäule zu verwandeln.
Das Holz mit deutlich röthlich gefärbtem Kern und 3 cm Splint
ist als Bauholz gesucht; wegen seines Oelgehaltes gibt es die besten
Bretter für Skating Rinks ; und da wegen der Abnahme des Wallnuss-
holzes die hellen Möbel mehr in Mode kommen, wächst der Werth
des Birkenholzes zu solchen Zwecken ständig. Die grösste Holzmenge
ist bis jetzt Brennholz, das die guten Eigenschaften des besten Buchen-
holzes besitzt.
Als Schatten fliehende Holzart strebt sie, rasch wachsend, nach /^-^«^
Kronenfreiheit, die sie im Urwalde mit 13 Meter Höhe nach 40 Jahren '^
erreicht.
Der Zuwachs nach Stärke des in NcAv-York befindlichen Stückes
ist folgender:
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
(Jahre)
cm
D cm
D cm
10
3,2
8,0
0,8
20
7,8
47,8
4,0
40
21,0
346,0
14,9
60
36,0
1018,0
33,6
80
45,0
1590,0
28,6
100
48,8
1859,1
13,45
120
50,0
1963,0
5,2
140
52,2
2129,1
8,3
160
54,0
2290,0
8,0
Splint 4 cm breit, 76 Jahre umfassend.
Die Yerwechselung dieser und der vorigen Art hat praktisch
glücklicher Weise keine Consequenzen ; beide Holzarten haben gleich
gutes Holz und theilen dieselbe Biologie.
©
— 172 —
Betula nigra L., (syn. rubra Michx.),Red Birch, SchAvarz-
birke. Das Blatt dieser Birke ist nach Tafel 111 doppelt gesägt;
unterseits mit weissen Seeretpunkten: die Brakteen des Fruehtstandes
sind behaart; ebenso junge Triebe und Bhittstiele. Die Rinde, anfangs
schwarzroth, blättert sieh schon frühzeitig in losen, dünnen, horizontalen
Stücken ab, die dem Stamme eine hellroth-graue Färbung geben.
Die Si-hwar/birkc liebt vor Allem die Flussufer, also frischen,
kräftigen Boden, wo sie mit Platane und Catalpa zusammentrifft. Sie
ist die am meisten Wärme liebende Art unter den Birken und erreicht
ilire gTössten Dimensionen in den südlichen Staaten. Ihr Holz mit einem
spei'itischen Gewicht von 58 steht dem der übrigen Birken Aveit nach.
Zwei nordische Birken wären noch hervorzuheben die in der
Rindenbildimg unserer europäischen sehr nahe kommen.
Betula papyrifera Marsh., Canoe-Birch, Nachenbirke;
dun-h die Form der behaarten Brakteen des Fruchtstandes (Tafel IV)
WalduuK <lvr Nnchonblrko In Cunoda.
Ton unwror vcrKehieden, gleicht sie letzterer im Habitus, in der scIiikm»-
wfMHÄcn Kinde und in ihrer Biologie. Am w(4te8ten von allen Laub-
— 173 -
bämneii des Ostens nach Norden vordiingend überschreitet sie nördlich ^ ^
vom 52 ^^ N. B. den Continent und erscheint in der Avestlichen Flora
wiederum. Sie liebt Flussufer, fiische, selbst nasse Bodenarten, z. B.
im nördlichen Wisconsin die kalten Lärchensümpfe, wächst aber auch .•'^'
sehr rasch auf magerem Sandboden.
Das Holz der Nachenbirke Av^ird zu Spinnspuhlen , Schuhnägeln,
Papiermasse und Brennholz benützt. Die weisse Rinde dient in Canada
zu so mannigfachen Zwecken wie die Birkenrinde in Russland; man
fertigt Schachteln, Körbe, deckt damit die Hausdächer oder näht die
Rindenstücke mit Wurzeln der Weissfichte zu Kähnen zusammen, welche
die Indianer und fi*anzösichen Canadier auf ihren Wanderschaften mit
sich fühi-en, um über die zahllosen Flüsse und-^See'n überzusetzen;
davon hat die Birke ihren Namen bekommen.
Betula populifolia Ait., White Birch, Pappelbirke;
ein im hohen Norden lebender Halbbaum, der im besten Falle 9 Meter
hoch wird; er wird vielfach als Abart unserer verrucosa aufgefasst;
im sumpfig-kalten Boden und auf trockenen kiesigen Standorten heimisch.
Die Ulmen sind insoferne eine nordische Gfattung, als sie allein
im Norden zu werthvollen Nutzhölzern heranwachsen ; die nur im Süden
heimischen Arten sind Halbbäume. Vermöge ihrer Leichtsamigkeit
sind sie wohl in jedem Walde des Ostens keine seltene Erscheinung.
Der nordamerikanische Wald ist zu reich an Eichen und vielen anderen
Nutzhölzern als dass die Ulme den Werth haben könnte wie die unsere;
immerhin hat Ulmenholz den Yorzug bei Anfertigung von Radnaben, beim
Schäffiergewerbe, auch beim Boot- und Schifi'sbau spielt es eine Rolle.
Die Avichtigste von allen ist Ulmus americana L, White or
American Elm, Amerikanische Ulme, weisse Ulme. Im
Ulmenparadies, im Thale des Connecticut erreicht dieser stattliche
Baum eine Höhe bis zu 35 Meter und 1 Meter Durchmesser. Die
Ulmen wurden von jeher von der Axt verschont, da sie ein Lieb-
lingsbaum der Leute von Neuengland sind. In den weiträimiigen
Niederlassungen vor hundert und mehr Jahren angebaut, erwuchsen
die majestätischen Ulmen von New-Haven (City of Elms); ob aber die
Ulme, mit der Yerdichtung der Bevölkerung und der Zunahme der
Schornsteine, auch noch zu einer so hervorragenden Zierde der Städte
aufwachsen kann, darf man nach Analogien anzweifeln.
Botanisch ist die Art von der europäischen nicht gut unterschieden;
junge Pflanzen sind unseren Ulmen sehr ähnlich. Ein gutes Kenn-
— 174 —
z»'i«-hen, wie ich glaube, habe ich auf Tafol Illb abgebildet; jed^
Ki]»|M' iribt vor dem Eintritt in die Zahnspitze einen hervorragenden,
ivihtwinkelig abstehenden Ast nach der Zahnbasis ab; ausserdem ist
die Spitze des Blattes lang ausgezogen (Tafel lila). Die auf l cm
langen, dünnen Stielen sitzenden Früchte (Tafel IV) sind den effusa-
Früchten sehr ähnlich, iun Rande bewimpert. Rindenbildung der moutaua
Ulm lieh.
Durch das ganze Laubgebiet wurzelt die amerikanische Ulme auf
kräftigem, frischem Boden der Flussufer und Tiefländer; auf trockenen
Boden bleibt sie niedrig; ihr Holz zeigt ein specifisches Gewicht von
65, ist schwerspaltig und von hellbrauner Farbe.
Die junge Ulme wächst sehr rasch: auf guten Biulen erreichen
einjährige Pflimzen eine Höhe von 30 cm und zeigen die Eigenthüm-
lichkeit, dass die Blätter opponirt stehen; erst im folgenden Jahre nehmen
sie zweizeilige Stellung an: ob alle Ulmenkeimpflanzen sich so ver-
lialten, vermag ich nicht zu entscheiden.
ülraus fulva Michx., Red Elm, Slippery Elm, Roth-
ulme ist seltener als die vorige Art, mit der sie die Heimat gemein
liat ; sie bleibt in Höhen- und Stärkewuchs gegen die americana zurück ;
ihr Optimum liegt in den westlich gelegenen Staaten. Die Blätter sind
dick, in eine lange Spitze ausgezogen, mit unsymmetrischer Basis, fast
sitzend; junge Triebe und Knospen braunfilzig behaart; die F\üchte
sind der U. montana an Grösse gleich, der den Samen umschliessende
Theil des Flüg<'ls behaart (Tafel IV). Das Holz wird zu Eisenbahn-
und Tliürschwellen, zu Radnaben etc. benützt.
Die nur im Norden heimische Ulmus racemosa Thomas,
Rock Elm, FeJBenulme, kommt nicht, wie ihr Name sagt, mit
VorlielK» auf feiigem Terrain vor, sondern nur gelegentlich, erreicht
1 ihre liiM-hste F]ntwicklung in N. a. auf tViiclitem, kiäftigem,
rjdem Boden. Die Felsenulme wird ein stattlicher Baum von
2u iü Meter Höhe, mit tief- und breitrissiger Borke, die in dünnen,
weiKhIichen Hlättchen sich abschält. Splint schmal, sj)eciiisches (i(»-
wicht 73. Da,s Holz dient zu ähnli<hen Zw<'cken wie das der erwähnten
.\rt'n Die ganze Flügelfläche «ler Frucht ist behaart (Tafel IV). Die
Hind unHymmetrisch und kurz gestielt; die l\nos|)en kahl,
rmig, mit dunkel m feinde.
TVm BÜdliclH'n i^iuhhnjzgebiete gclinn IMmus alata M ich .\.,
^^ '' '''" Flügelulme, an, ein Halbbaum von höchstens 12 Meter
— 175 —
Höhe ; sie bildet, wie zumeist die Korkulme, Korkflügel an den jungen
Zweigen; ihre Früchte sind die kleinsten von allen Ulmen, länglich,
am Rande bewimpert (Tafel lY).
Ulmus crassifolia Nutt., Cedar Elm, Dickblätterige
Ulme. Yertritt in Texas die Stelle der amerikanischen Ulme, ihr
Blatt ist klein, derb, unsymmetrisch, die Früchte am Eande kurz
bewimpert (Tafel lY); Rinde tief schmalrissig. Der Baum erreicht auf
dem besten Boden der Flussauen nur 20 Meter Höhe, ist aber westlich
vom Trinity-Flusse viel kleiner und dort wegen des Mangels besserer
Holzarten die beste.
Die Leguminosen-Bäume fehlen in Europa so gut wie ganz.
Die Robinie, von Amerika eingeführt, hat selbst in den wärmeren
Partien Deutschlands diese Lücke ausgefüllt; sie ist dort, wie ins-
besonders im südlichen Europa, verwildert. Auch in Nordamerika
gehören die Legmninosen als schwersamige Bäume dem Süden an ;
keine Art erreicht als Baum die nördlichen Staaten.
Im Urwalde sind diese Bäume stets lokal und vereinzelt dem-
selben beigemischt.
Robinia Pseudacacia L., Locust, Akazie, Robinie,
Schotendorn. Dieser Baum ist auch in Amerika erst durch den
Menschen aus seiner engen Heimat in den südlichen Alleghany-Bergen
durch die ganze östliche Union verbreitet worden; von Ostamerika
aus verpflanzte man denselben nach Europa, nach der pacifischen
Küste; in Japan ist er als Zierbaimi der Gärten und Strassen so
häufig wie in Italien.
In Nordamerika fällt das Optimum in S. c, an sonnigen Berg-
hängen, wo er eine Höhe von 27 Meter erreicht. Sein Holz ist wohl-
bekannt und in Nordamerika zu ähnlichen Zwecken verwendet wie in
Europa. Die Anpflanzung des Baumes an Rändern von Weidegründen
ist, nach Sargent, grösstentheils aufgegeben worden, da die meisten
Bäume den Angriffen des Akazienbohrers, Cyllene picta, erlagen.
Robinia viscosa Yent, Clanimy Locust, Drüsige Robinie.
Ist nur botanisch und pflanzengeographisch bemerkenswerth. Der
Standort, auf dem sie zuerst gefunden wurde (südliche Alleghanies),
ist zwar bekannt, aber der niedere Baum selbst konnte nicht wieder
gefunden werden. Die Kultur- hat jedoch reichlich für seine Aus-
breitung gesorgt.
— 176 —
Glcditschia triacanthos L. Honey-Locust, Gleditschie,
Christusdorn. Die Gleditschie ist durch den lan^^jähri^en Anbau
bei uns in Deutschland so bekannt tifeworden, dass ich eine botanische
Skizze weglassen kann ; in der Heimat in S. c. erreicht sie auf kräftigem
Boden der Flussniederungen 30, selbst 40 Meter Höhe; seltener und
viel niedri^r ist sie auf trockenen , herabgemagerten Hügeln ; das
n»sanjthe Kernholz ist im Baue dem grüngelben Kernholze der Robinie
ähnlich ; im specifischen Gewichte verhalten sie sich wie 67 : 73.
Eine durch die Kultur entstandene dornenlose Varietät ist inso-
ferne bemerkenswert}!, als Gleiches auch bei der japanischen Gleditschie
beobachtet wird.
Gvmnocladus canadensis Lam., Kentucky Coffeetree,
Schusserbaum nach Willkomm. Im mittleren Theile der Union
mit dem Optimum in S. c, nicht in Canada; auf gutem Boden der
Fiussniederungen erreicht der Baum eine Höhe von 33 Meter und
liefert ein hellbraunes Kernholz, das ein sehr schmaler Splint bedeckt;
die Rinde ist eine 2 — 3 cm breite rissige Borke, die wieder 1 cm dick
ist. Der Baum ist in Amerika nicht häutig genug, um seinem Holze
eine ausgedehnte Verwendung zu geben.
Die Samen sind platt, von der Grösse eines Zweimarkstückes
und wurden früher als ein Surrogat für Kaffee benützt ; was die
Grösse der Samen dieser drei bei uns ziemlich häufigen Bäume betrifft,
so hat Gymncx'ladus den grössten, Robinie den kleinsten Samen, Gle-
ditÄ<'hie steht in der Mitte.
Ciadrastis tinctoria Raf., Yellow Asli, ist auf die süd-
lichen Staat^'U bes<-hränkt; die Rinde dieses Halbbaumes gleicht äusser-
lich völlig der Buchenrinde; das Holz liefert einen gelben Farbstoff.
Kagus ferruginea Ait.. American Beech, die amcri-
Äiiiiischo Buche ist durch (his ganze (Jebiet verbreitet, nördlich
vom liiike Superior bis zum (ii)lf V(jn Mexico; ihi- ()|)timum liegt im
nördlichen I^nibwalde, wo sie ein stattliclier Haiiin, z. B. am Lake
8upf»rior, zusjunmen mit Zuckerah(»rn und Birken auf kniftig(»m,
friwhem WahUxKlen wird; sie überwiegt wie hei uns an dei- (iheini
Oroiuse de« l^nibwaldes in ('anada innl Ikm cntspiechendei- Kihebung
Ober dem M<»ero, z. B. bei 1800 Met«'r in den Alleghanies, soll aber
ihn» h'N'hHte individuelle Kntfaltnng auf den HügelköpfcFi des unteren
M ^ dem kräftigen Boden der Flussniedcrungeii ciieichon.
D"»ii K.iiJii lur Optimum nicht liegen, da im Süden überhaupt da,s
— 177 ~-
Holz der Buche nm- ein specifisches G-ewicht von 66 zeigt, während
Holz von Buchen der nördlichen Hälfte des Laubwaldes ein specifisches
Gewicht von 74 erreicht. Die Blätter der nordamerikanischen Buche
sind länger zugespitzt und gezähnt; schon mit 50 Jahren geht die
glatte Rinde in eine seicht längsrissige Borke über.
Die amerikanische Buche steht in forstlicher Bedeutung hinter der
europäischen noch weit zurück; reine Waldungen fehlen in den Ver-
einigten Staaten ganz ; ihr Holz ist in Qualität von dem europäischen
kaum verschieden.
Die amerikanische Edelkastanie, Castanea americana
Kafin. auch Koch und Nuttal, Chestnut. Die Früchte sind klein
und in eine lange Spitze ausgezogen. Sie erreicht ihr Optimum auf den
kräftigen Gebirgsböden im Süden; nach Norden hin geht sie so weit
als Eichen wachsen und zeigt sich dadurch als merklich härter unserer
Edelkastanie gegenüber. Ihr Holz ist gut spaltbar, zu Schwellen und
in der Kunsttischlerei brauchbar; die Früchte, alljährlich sehr reich-
lich, geben dem Baume seinen gegenwärtigen "Werth und veranlassen
seine stetig wachsende Yerbreitung. Ein nahe verwandter Halbbaum,
Castanea pumila Mill, Chinquapin, Zwergedelkastanie,
überzieht im Süden die trockenen, steinigen Berghänge und wird der
essbaren Früchte wegen wie der grosse Kastanienbaum alljährlich zer-
fetzt und verstümmelt. Früchte von der Grösse und Gestalt einer spitzen
Eichel ; Blätter unterseits hell, etwas behaart.
Carpinus americana La m. (syn. Caroline an a), Hornbeam,
Am. Hornbaum; ein kleiner Baum in Nord und Süd. Die junge
Pflanze hat grosse Aehnlichkeit mit Betula lenta, ist aber unterschieden
dadurch, dass die Kurztriebe drei bis vier Blätter tragen. Standort,
Habitus, Bau der Rinde und des Holzes, sowie Yerwendung des letz-
teren, hat die amerikanische Hainbuche mit der europäischen gemein.
Ostrya virginica Willd., Hop Hornbeam, Yirginische
Hopfenbuche. Halbbaum in Nord und Süd mit dem Optimum im
Süden; gewöhnlich an trocken-steinigen Berghängen.
Platanus occidentalis L., Sjcamore, Plane-tree, Button-
wood, Westliche Platane. Seit länger als 250 Jaln-en wird dieser
schöne Baum als Schattenspender in Europa gepflegt, selbst da, wo ihn
frühe Winter beschädigen. In der Union findet sich die Platane in
grössten Exemplaren auf den frischen, tiefgründigen Flussufern in
Dr. Mayr. 12
— 178 —
Süden ; durch Nord und Süd erwächst sie ferner auch auf recenten
Kies- und Sandabiagerun^en der noch nicht stabilen Flussliiiife in den
Bergen, ebenso wie die beiden Verwandten im AVesten; dadurcli trägt
sie zur Festigung der Flussufer bei; überdiess liefert sie ein gut
brauchbares Nutzholz.
Die Dimensionen, welche die Platane erreicht, 40 Meter Höhe
und 4,2 Meter Durchmesser, erheben dieselbe zu einem der grössten
und stärksten Laubbäume des Ostens; an Exemplaren von 2 Meter
Durchmesser, die ich unweit des Mississippi mass, war die Rinde eine
kleine und dickschuppige Borke, die sich nicht aus dem Stamme
horausschälte.
Unter den Prunus -Arten sind fünf Halbbäume; eine Art ist
ein werthvoller Nutzbaum; auch die Gattung Prunus gehört dem Süden
an; eine Art ist nur im Norden zu finden, drei sind nur im Süden
zwei erstrecken sich durch Nord und Süd. Die nördlichen Arten liefern
ein Holz von dem durchschnittlichen specitischen Gewichte von 52,
jene im Süden dagegen von 87. Sie nehmen an Verbreitung täglich
zu, da sie auf den misshandelten "Waldböden, durch Vögel eingebracht,
vor den werthvoUeren Holzarten erscheinen.
Die wichtigste Art ist Prunus serotina, Wild black chcrry,
Späte Trau benk irs eil o; sie gehört zu den in Trauben blühenden
Padufikirschen ; von der europäischen Art durch die nierenförmige
Gestalt der Früchte (Tafel IV) verschieden. Den erwachsenen Baum
umgibt eine klcinschuppigc Borke; im hohen Alter entwickelt sich eine
Borke mit breiten Platten, ähnlieh wie bei der Kiefei-. Durch das ganze
Ijaubholzgobiet verbreitet, l)leibt die Traubenkirsche auf der nördlichen
und südlichen Grenze ein kleiner l^aum, erwächst aber in den süd-
lichen Alleghanies auf kräftigem Boden, einzeln dem Laubwalde ein-
gf^Hprengt, zu einem st-sittliehen l^aume von 20 bis 30 Meter HiJlie und
liefert dann einen sehr werthvnllen Schaft.
DuH Kchr»ne rotho Nutzholz wird zu Möbeln aller Art, besonders
zu Si'hreibtiwhcn und kleineren Hauseinrichtungsgegenstiinden benützt,
starke Exemplare sind bereit« eine Seltenheit.
Der Baum gehört zu den am schnellsten wachsenden, werthvolhMi
Harthol/^rten de« Nordens; er wächst leicht auf trockenein Hoden, aiicli
wenn derselbe für lan<iwirthschaftliche Zwecke bereits zu arm ist, junge
Pflanz^-n ertragen gut dtw Umpflanzen,
And»Te l'runu^^arteii, wie Pr. ainerieana, peinisylvaniea, die innnor-
grttne (der Hubtropisehen Kegion angohörige) Pr. Caroliniana, spielen
— 179 —
im Laubwalde eine untergeordnete Eolle; sie betheiligen sich, ebenso
wie die Angehörigen der Gfattungen Patus und Crataegus reichlich als
strauchförmiges Unterholz am Aufbau des nordamerikanischen "Waldes;
viele sind in Europa als Ziersträucher geschätzt.
Die Magnolien fehlen den Westküsten der alten und neuen
Welt ganz; der atlantische Laubwald Nordamerika's beherbergt sieben
Arten, von denen keine hervorragenden, forstlichen Werth besitzt;
Japan hat neun Arten, inclusive einer forstlich sehr beachtenswerthen
Art, Indien besitzt sechs auf den Himalaja beschränkte Magnolien,
von denen vier baumartig und forstlich benutzbar sind.
Die schwerfrüchtigen Magnolien sind südliche Pflanzen mit grossen
Blättern und Blüthen; nur zwei Arten von den sieben der atlantischen
Flora erstrecken sich auch nordwärts bis etwa Massachusetts; diese
beiden sind:
Magno lia glauca, Sweet Bay, mit unterseits weisslichen
Blättern und kleinschuppiger , aschfarbiger Borke ; sie erreicht ihre
grössten Dimensionen im nördlichen Florida, an der Südgrenze des Laub-
waldes, ist aber an der nördlichen Grenze ihrer Verbreitung nur Strauch.
Magnolia acuminata, Cucumber tree, mit einer lang-
rissigen, sich abblätternden Borke erreicht im Süden ebenfalls eine
Höhe von 30 Meter.
Magnolia macrophylla mit einem Blatte von 1 Meter Länge
eine südländische Pflanze, welche die Parkkultur bis in die Breiten
von New-Tork verpflanzt hat.
Forstlich beachtens werth ist der den Magnolien verwandte Lirio-
dendron tulipifera, Tulip tree, Tulpenbaum, mit leichtem,
geflügeltem Samen in aufrechten Kapseln ; der Baum geht am weitesten
nach Norden, ist in Europa lange in Parken kultivirt, wo er sogar auf
der kalten bayerischen Hochebene noch baumartige Dimensionen erlangt.
In seinem Optimalgebiet, in den geschützten Thälern der südlichen
AUeghanies erwächst der Tulpenbaum nicht selten zu CO Meter Höhe
und 4 Meter Durchmesser; rasch erwachsend ist der pfeilgerade Schaft
bis in die Spitze zu erkennen. Das leichte und weiche Holz wird
sehr geschätzt als Construktionsholz , zu Thür- und Fensterstöcken,
Schindeln, beim Scliiffbau und besonders zu Pumpröhren, für welch
letzteren Zweck es unübertrefflich sein soll (Douglas in Waukegan Jll.);
zu letzterem Zwecke dient allein das grünlich gelbe bis grünbraune
Kernholz.
12*
— 180 —
Der nordanierikanische Laubwald ist verlüiltnissmiissig arm an
Linden: man unterscheidet nur zwei einander sehr nahe stehende
Arten, sowie eine Viuietiit.
Tilia americana, Linie tree, Lindentree, Ameri-
kanische Linde, ist die wichtigste; von der europäischen Art durch
die tiefer gesäten Blätter, deren hellere Unterseite, sowie das längere
Vorblatt des Blüthenstandes luiterschieden. Durch das ganze Gebiet
verbreitet, ist sie reichlich den Laubwaldungen an den grossen See'n
und in den Alleghany-Bergen beigemengt und erwächst auf ki'äftigem
Boden bis zu 30 Meter Höhe.
Das leichte Holz zu kleineren Waaren und zu billigen Möbeln
gesucht; aus dem Baste wird Bindmaterial gewonnen.
Die im Süden heimische Linde gilt als Varietät — pubescens —
der vorigen Art
Tilia heterophylla ist eine auf die Central- und Südstaaten
beschränkte Art, die in der Praxis von der Vorigen nicht getrennt wird.
Ein Baum, auf den man in Amerika als besonders werthvoll zu
Anpflanzungen im Westen, am Prärierande, hingewiesen hat, ist die
Catalpa speciosa Warder, AVestliche Catalpa; nach ihrem
Benenner ist die Western Catalpa v(>n Catalpa bignonioides ver-
schieden durch die gn'jssere Blütlie, grösseren Samen und breiteren
Samenhülsen; die Blätter sind gross, herzförmig und, wenn zerrieben, ohne
den unangenehmen Geruch, der die Blätter der bignonioides auszeicluu^t.
Dem (»renzgebiete von N. und S. in c. angehörend, ist diese
Catiilpa Ix'sonders nach S.W. liiu verbreitet, wo sie auf kräftigem
Hoden der Flussniedc^nuigen ausnahmsweise bis zu 45 Meter Höhe sich
erhebt. Obwohl sehr ra,sch wachsend, liefert sie ein gutes, besonders
dau<Thaftes Nutzholz; in Amerika hält ninn 20-35 Jahre zur Nutz-
h(>lzer/iehung für genügend, wobei aber ein ziemlich enger Stand (Wv
Pflanzung, wegen der Nc-igung des Baumes zur Astbildung, erforderlich
int. R. Douglas in Waukegan hat auf armen Sandboden des L;ike
Miehigan die Catalpa in grosser Menge und mit Vortheil angebaut;
sie leidet abi-r durch Krühfniste und dürfte sich hei uns nur in sehr
geschützten Lagen in d(T ersten Jugend erhalten.
Dan dunkel violett«? Kernholz ist leicht (42 specitisches Gewicht),
aber wegen K<dnr3K gnmsen Gehaltes an Kernfarb(^ sein* dauerhaft bei
Verwendung im Bmlen : dabei »imfasst der Splint nur den letzten
Jshresring.
— 181 —
War der berichtet, dass in New -Madrid (Kj) ein Stück "Waldes
durch ein Erdbeben im Jahre 1811 so tief gesenkt wurde, dass über
dem Boden 3 — 10' Wasser standen und alle Bäume zu Grunde gingen;
im Laufe der Zeit sind die Stämme alle verfault mit Ausnahme jener
der Catalpa, welche noch fest im Grrunde hafteten; Eisenbahnschwellen
wurden nach 12 jährigem Gebrauch umgedreht, da die Schienen in das
leichte Holz sich eingedrückt hatten, das Holz aber zeigte noch keine
Spur von Zersetzung.
Die Catalpa bignonioides Walt. Catalpa steht wenigstens
in der Schaftbildung der Vorigen beträchtlich nach ; auf den Flussuf em,
zusammen mit Schwarzbirke und Platane bildet sie in S.a. einen
sparrigen Baimi, der gegen die alljährlich steigenden Fluthen ankämpft,
vielfach zur Seite gebogen und unterwaschen. Ihr Holz ist der vorigen
Art gleich; sie erreicht aber nur 15 Meter Höhe.
Bemerkenswerth für die östliche Baumflora ist weiters eine bis
zur Nordgrenze des Laubwaldes vordringende, winterkahle Laurinee,
die überall sich findet und durch ihre zahlreiche Jugend, ihre variablen
Blattformen (ganzrandig, zwei- und dreilappig) auffällt, es ist diess
Sassafras officinale Nees, Sassafras, mit schwarzen,
auf dicker, rother Basis sitzenden, gestielten Früchten. Das leichte
Holz gilt als sehr dauerhaft bei Verwendung im Boden, die Binde ist
medizinisch.
Die Weiden und Pappeln sind sehr leichtsamige Bäume und
Sträucher von grösster Verbreitung; die nordamerikanischen Weiden
hat Bebb in Kockford (Jll.) geordnet und mit vielen Varietätennamen
versehen, sie scheinen ein so schwieriges Studium zu sein, wie die
europäischen Arten und Varietäten. Bemerkenswerth ist, dass keine
der nordamerikanischen Weidenarten zu technischen Zwecken verwend-
bar erscheint.
Salix nigra, amygdaloides und longifolia sind Weiden, welche
die Prärie umgehen und in der pacifischen Flora sich wieder finden;
ausser diesen besitzt die atlantische Region noch zwei Arten, S. cordata
und discolor, während die pacifische Flora ausser obigen Arten noch
sieben beherbergt. Von den Pappeln überschreiten zwei Arten
Populus tremuloides Michx., Aspen, amerikanische
Zitterpappel und
Populus balsamifera L., Balsam, Balsampappel den
Continent im Norden der Prärie.
— 182 —
Die Zitterpappel kennzeichnet sich nach jeder Richtung als eine
nahe Verwandte der europiü sehen; sie ist ein forstliches Unkraut, das
auf den zalilreichen von Holz ontblössten Partien ihres nördlichen
Standortes in grosser Menge sich einfindet und bessere Holzarton ver-
drängt; doch ist sie, wie die übrigen Pappeln, keineswegs werthlos;
sie bedeckt den Boden und conservirt ihn und liefert überdiess
in ihrem sehr leichten, weissen, weichen Holze ein vortreffliches
Material zur Papiemiiisse und Packspiinen.
Die Balsampappel betritt das Gebiet der Vereinigten Staaten nur
in einer schmalen nördlichen Zone, sowohl im Osten wie im Westen;
südlich von ihr tritt im Osten
Populus monilifera Ait, Cottonwood, Wollbaum, im
Westen P. trichocarpa an seine Stelle. Der Wollbauni erreicht zuweilen
50 Meter Höhe und ist östlich von den Rocky Mountains, wie am
Yollowstoneflusse vielfach der einzige Baum in der Prärie, wo er
unmittelbar an den Flüssen die nötliige Feuchtigkeit in Luft und Boden
findet ; er wird wegen seiner Schnellwüchsigkeit in grösster Menge der
Billigkeit wegen bei den Pfianzungen im Westen als Füllmaterial
zwischen besseren Holzarten und zugleich zur Erfüllung der Gesetzes-
vorschriften der Timber-culture-act benützt; in neuerer Zeit dringt
man darauf, bessere Holzarten zu obigem Zwecke zu verwenden.
Zwei andere Pappohi, P. grandidentata Michx. und P. hetero-
phylla, haben nur ganz untergeordneten Werth.
Die merkwürdigen Hamimielideen, die Hexenbiiume und -Strilucher
besitzen im Laubwaldo zwei Vertreter, die Hexcnnuss, Hama-
melis virginira L., Witch-hazel, die in Blättern und Früchten
täuschend die Haselnuss nachahmt; sie ist ein Straucli zu Füssen des
üiubholze«, bos<jnders in den Bergen so häufig wie die Haselnuss-
sträucher selbst; wie bei diesen h)ckt ein warmer Herbst die gelben
Hlüthon hervor.
Andere Hexenbäumo, wie z. H. in Indien, geben im Aussehen
einen Kirschbaum oder eine Pappel wieder; ein anderer, nordameri-
luuiiAchor Hexenbaum, der Li (pi idam bor oder Sweet G um (Li (| u i -
dambar styrac^iflua L.) erinnert wenigstens in den Hlättern an
einen Ahorn. Die fünf Ijjij)j)en des Jilattes sind sj)itz und fein gesägt;
jnnc^'n. ein- und mehrjährigen Triel)on entspringen bis 1,5 cm breite
K
Der Baum erreicht seine grössten Dimensionen im Süden , un-
I r IUI die Sumpf-Cypresso in seinen Ansprüchen an die Boden-
— 183 —
feuchtigkeit sich anschliessend; dort entwickelt der Baum eine dicke,
flaschenförmige Basis , wie Taxodimn selbst und einen pfeilgeraden
Schaft, der dem der Cypressen nicht nachsteht ; selbst auf freier Fläche
erwachsene Bäume behalten diese letztere Eigenschaft bei.
Das Holz des raschwüchsigen Baumes ist dem des Apfelbaumes
in Farbe ähnlich und als Ersatz für schwarzes Wallnussholz von
grossem Werthe.
Drei Urticaceen mögen hier angeschlossen werden: Der west-
liche Zürgelbaum, Celtis occidentalis L., Sugar Berry,
ein hoher Baum mit ziemlich geringwerthigem Holze, wie der süd-
europäische Zürgelbaum, der im Nordwesthimalaya als Futterbaum dient,
von dem alljährlich die Seitenzweige herabgeschnitten werden. Die
nordamerikanische Art wird ein hoher Baum in dem feuchten Fluss-
gebiete des Mississippi und erstreckt sich, auf die Flussufer und
Quellgebiete beschränkt, weit nach Westen hin, nach Texas, wo er
von der Mstel besonders gerne bewohnt wird.
Der amerikanische oder rothe Maulbeerbaum, Morus
rubra L., Red Mulberry, mit schön rothen, essbaren Früchten ; das
dunkelbraune Kernholz dem der M. alba nahestehend und viel benützt;
als „Füllholz" ist der rothe Maulbeer zu den Pflanzungen am Prärie-
rande neuerdings vielfach empfohlen.
Maclura aurantiaca Nutt., Osage Orange, ist ein ausserordentlich
raschwüchsiger Baum mit grossen, orangefarbigen Früchten; in den
westlichen Staaten wird er zur Anlage von Hecken verwendet; sein
Holz ist dem des Maulbeer ähnlich und dient zur Strassenpflasterung,
zu Eisenbahnschwellen und Radnaben.
Aesculus glabra Willd., Ohio Buckeye (syn. Pavia
glabra Spach), Ohio-Rosskastanie, ein Baum bis zu 20 Meter
in den Thälern der südlichen Alleghany-Berge ; Fruchtschale grob-
höckerig, Rinde eine 6 cm breite und lang-rissige Borke von hellgrauer
Farbe; das Holz zu Holzwaaren, Papiermasse, künstlichen Gliedern,
Hüten etc. wie das der folgenden Art verwendet.
Aesculus flava Ait. (syn. Pavia flava Moench), Sweet
Buckey, Gelbe Rosskastanie, wird in ähnlichen Oertlichkeiten
wie die glabra ein hoher Baum, dessen Borkenschuppen in breiten
Stücken, ähnlich wie bei der Palme, sich ablösen. Fruchtschale ganz
glatt. Zusammen mit einer rothblühenden Yarietät als Schattenbaum
vielfach kultivirt.
— 184 —
Die zu den Cornaceen gehörige Grattiing Nyssa gehört mit ihren
schwerfrüchtiffen Arten dem Süden an: Xvssa svlvatica Marsh,
Tupelo reicht am weitesten nach Xorden nnd übertrifft im specifischen
Gewichte ihres Holzes die Arten mit beschi'änkter räumlicher Ver-
breitung beträchtlich (64 : 48) ; der Baum bewohnt im Süden die
Taxodiumsümpfe, und die bisher als N. aquatica L. aufgeführte Art
ist mit X. sylvatica identisch.
Blätter ganzi-andig, kahl (Tafel III), Früchte 1 cm lang, A/2 cm
breit, glänzend schwarz, auf 4 — 6 cm langem Stiele. Im HügeUande
der südlichen Kiefer nimmt der Tupelo mit der Carya tomentosa den
besseren und feuchteren Boden in schwachen Einsenkungen und Mulden
ein. Die Rinde gleicht der unserer Eiche; das gedrehtfaserige Holz
ist zu Pfeilern an "Werften, zu Wasserleitungsröhren brauchbar.
Nyssa capitata TTalt., Sour Tupelo, Sauertupelo.
Früchte 2,5 cm lang, 1 cm breit; Blätter, Blattstiele und Triebe behaart;
ist wie Nyssa uniflora TTangh. auf den Süden beschränkt; letzterer
Baum erreicht eine Höhe von 30 Meter ; sein Holz ist sehr leicht, aber
zäh und nicht spaltbar und empfiehlt sich zu Drechslerwaaren aller Art.
Die Erlen im östlichen Laubwalde der Union spielen nicht
die RoUe wie die Erlen im kühleren Theile Europa's; es fehlt dazu
dui-chaus nicht an Standorten ; ich glaube, der Grund liegt darin, dass
die atlantische Flora eine ganze Reihe von Nadelholz|)üanzen besitzt,
welche den gleichen Standort wie die Erlen aufsuchen und dabei
durch ihr Schattenerträgniss den lichtliebenden Erlen mit Erfolg das
Terrain sti-eitig machen.
Die Erlen der atlantischen Region sind theils nur Sti'äucher,
dami aber massenhaft zusaimnenstehend und die nassen Vertiefungen
im Laubwalde mit einem kurzen, gleichmässigen Gestrüppe überziehend,
wie z. B. in Wisconsin, theils Halbbäume, die kaum noch forstliche
Beachtung verdienen.
Alnus serrulata, Black Alder, Amerikanische Schwarz-
erle. Von Massachusetts bis Florida, aber nirgends über 12 Meter
hoch , regelmässig ein Dickicht bildender Strauch ; das helle Holz
wird, der Luft ausgesetzt, schnell roth; der Blätter grösste Breite im
oberen Drittel.
Alnus glauca Michx. f. (syn. A. incana AVilld.), Speckled
Alder, Amerikanische Weisserle. Wird nur 6 bis 7 Meter
— 185 —
hoch ; an gleichen 0 ertlichkeiten wie die vorige ; ihr Holz wie das
der vorigen Art zu Schiesspnlverkohle verwendet. Diese Art zeigt
Yerschiedenheitcn von der europäischen und japanischen Art, freilich
nur solche, die nur bei einer vergleichenden Betrachtung aller drei
Formen nach lebenden Exemplaren deutlich werden, die aber im
Zusammenlialt mit der geographischen Verbreitung zur Annahme
getrennter Arten solange zwingen, bis nicht durch Uebergänge und
für die japanisch-chinesischen nnd europäischen Formen auch räumlich
der Zusammenhang und die Identität festgestellt ist. Gleiches gilt für
die Birke und Zitterpappel.
Alnus maritima Muhl, Seaside Alder, See-Erle. Kommt
von Delaware an südlich, im westlichen Amerika aber gar nicht vor;
auch diese Art soll mit der japanischen Art identisch sein; diese letztere
Art verdient den Namen maritima gewiss nicht, da sie eine Berg-
bewohnerin ist. Die amerikanische Art erreicht nur 6 — 7 Meter Höhe.
Es erübrigt noch, eine Reihe von Sträuchern und Halbbäumen
zu erwähnen, die, mit der Jugend der Nutzhölzer kämpfend, als
Füllmaterial im Walde dienen, die aber technisch nur untergeordneten
Werth repräsentiren ; eine regelrechte Forstwirthschaf t wird sie sowenig
verdrängen, wie diess in Deutschland der Fall ist ; immerhin aber dürfte
sich ihi'e Menge, zu der sie bei der herrschenden Raubmethode im
Walde unverdienter Weise herangewachsen sind, wieder alhnählig
beträchtlich vermindern.
Dass die einzelnen Gattungen in Amerika viel reicher an Arten
sind als die eui'opäischen, lässt sich a priori erwarten; volle 12 Cra-
taegusarten erwähnt der Censusbericht , darunter die allbekannten
C. Grus galli, coccinea, tomentosa; viele Gattungen, die bei uns nur
niedere Strauchformen erreichen, besitzen neben diesen auch Halb-
baumarten wie Yaccinium arboreum, eine Heidelbeer, die m den
Pinus rigida- und australis -Waldungen bis 9 Meter Höhe erreicht;
Andromeda feiTuginea in feuchten Oertlichkeiten, Oxydendron arboreum
DG.; ein Baum bis 18 Meter Höhe fehlt wohl nirgends den trocken-
kiesigen Höhenzügen der südlichen Landschaften; Kalniia latifolia L.,
eine immergrüne Ericacea, bildet undurchdringliche Dickichte in somngen
Lagen der südlichen Alleghanies; Rhododendron maximum L.
wird am Fusse der Alleghany-Berge im Süden ein Baum bis zu 1 2 Meter
Höhe, steigt als astreicher Strauch an den Bergen in die Höhe bis in
die kühle Tannenregion; auch dort noch erreicht er an 3 Meter Höhe
und 10 cm Dui'chmesser, bedarf aber zur Erreichung solcher Dimensionen
— 186 —
volle 100 Jahre; solches langsam erwachsenes, hartes Holz ist als
Ersatz für Buxbaumholz verwendet.
Diospyros virginianaL., Persimmon, Yirginische Dattel-
feige, gehört zu jenen wohlthätigen Pflanzen, die im südlichen Hügel-
iind Tieflande das durch die Landwirthschaft verödete Terrain occupiren
und seine Wiederbewaldung einleiten. Die orangefarbigen Früchte sind,
nachdem einige Fröste darüber gegangen, geniessbar; das Holz mit
dunkeln Streifen ist selten ganz schwarz wie das verwandte Ebenholz.
Die mexicanische Persimmon, im westlichen Texas und
anstossenden Mexico heimisch, Diospyros texana Scheele, hat
schwarze Früchte; das Holz dieses Baumes gilt als das beste, um das
in Amerika felilende Buxholz zu ersetzen.
Halesia diptera L. und tetraptera L. bewohnen guten Fluss-
uferboden im Süden; Plane ra aquatica Gmel. ist im westlichen
Süden des Laubholzes in kalten, tiefen, von Flüssen genährten Sümpfen
häufig; die Genannten bilden Halbbäume bis zu 12 Meter Höhe.
Chionanthus, Osmanthus, Forestiera sind durch Arten vertreten,
welche, wie die übrigen Oleaceen, feuchten bis nassen, Boden lieben.
Yiburnum Lentago L. und prunifolium L. vertreten die spärlich
bedachte Familie der Caprifoliaceae.
Cornus florida L. fehlt nirgends; er ist durch die klein- und
weisslich-schuppige Borke leicht zu erkennen und durch seine zusammen-
gesetzten BJüthen besonders auffallend im Norden und Süden. C. alter-
nifolia L. f., wird im Nordwesten auf gutem Boden bis 8 Meter hoch.
Pyrus sambucifolia Cham, et Schlecht, ist ein kleiner nordischer
Baum (Sorbus) der kühlen Fichtenregion, der mit Birken, Pappeln und
Anderen den Continent überschreitet, ja selbst wie es scheint bis auf
das asiatische Festland übergreift ; von den übrigen Pyrus- Arten erreicht
keine 12 Meter Höhe, die Dimension der vorgenannten Yogelbeere.
Keinem atlantischen Walde fehlen die Rhus- Arten, von denen
besonders Rhus Toxicodendron , Poison iry, kletternder Giftsiunach
auffällt, da er an allen Bäumen, oft tief in der Borke derselben liegend,
hinaufwächst; Zäune und Strassenhecken sind seine Lieblingsplätze;
er ist sehr giftig und vielen Menschen gefährlich, während Andere seine
Blätter berühren oder zerreiben können ohne beschädigt zu werden.
Rhus typhina L., Staghorn Sumach, Hirschhorn-Sumach, fehlt bei
uns wohl keinem Garten und verräth sich schon durch seine prächtige,
rothe Färbung der Blätter im Herbste als ein Amerikaner, ebenso wie
der bei uns längst zum Bürger gewordene „wilde Wein", Ampel opsis
— 187 —
quinquefolia, der in seiner Heimat an den Bäumen emporklettert oder
morsche Baumstümpfe mit dichtem Laubwerk überzieht, so dass sie
bei herbstlicher Färbung wie glühende Säulen erscheinen Die meisten
Sumacharten, auch Eh. cotinoides, yenenata, copallina, liefern in Blättern
und Einden theils Färb-, theils Gerbstoffe.
Der amerikanische Ki'euzdorn mit essbaren Früchten, Ehamnus
caroliniana Walt., bewohnt den besten Boden im Flusstieflande zusammen
mit Evonymus atropiirpureus und mehreren Jlex- Arten, von denen nur
Jlex opaca Holly, auch die nördliche Hälfte der atlantischen Laubholz-
flora betritt.
Asimina triloba Dunal, Papaw oder Custard-apple, mit grossen,
essbaren Früchten, verdient Erwähnung, ebenso einige als grosse Zier-
sträucher bekannte Eutaceen wie Xanthoxylum americanum Mill. und
Clava Herculis L., Prickly Ash; ersterer Strauch ist dem Norden,
letzterer dem Süden angehörig; beide sind an ihren Stämmen durch
kegelförmige lokale Korkbildung ausgezeichnet, die ihnen den ameri-
kanischen Namen Stachelesche eingetragen haben; Ptelea trifoliata,
Hop tree ist desshalb bemerkenswerth, weil er im Süden der Prärie
den atlantischen Laubwald mit jenem von Mexico verbindet.
Dass es zalilreiche Standorte in dem Laubwaldgebiete gibt, auf
denen die Laubhölzer im Kampfe um die Existenz dui'ch andere Holz-
arten verdrängt wurden und werden, ist bei dem grossen Wechsel der
Configiu'ation, der geologischen Abstammung, der physikalischen und
chemischen Verschiedenheiten des Bodens selbstverständlich. Wo der
Boden zu mager wird, in Folge übergrosser Beimengung von Kieselsäure,
z. B. also auf kiesigem Boden im Gebirge, auf sandigem Boden an der
Küste, da treten die Laubhölzer, unter denen es keine ausgesprochenen
Sandpflanzen — vielleicht einige kleine Eichen ausgenommen — gibt,
zurück und überlassen Kiefern den Sandort; wo der Boden zwar
kräftig genug, dagegen die Feuchtigkeit zu gross ist, da betheiligen
sich am Kampfe um den Eaum mit grösserem Yortheil cypressen-
artige Bäume oder bei genügender Kühle, also in nördlichen Lagen,
auch Vertreter der Tannenregion, Fichten, Lärchen und Tannen.
Die Kiefern, so vertheilt, dass sie bei einer allenfallsigen Miss-
handlung des Laubwaldes und einer Vemiagerung des Bodens sofort
und überall mit der neu aufstrebenden Vegetation in Konkurrenz
treten können, finden natürlich, da bescheidener, bei der gegenwärtigen
Forst- und Landwirthschaft eine herrliche Gelegenheit, auf Kosten der
besseren Arten sich auszubreiten.
— 188 —
Unter den drei Kiefern mit grösster Verbreitung durch N. a. c,
und S. a. c. nenne ich Pinus rigida, mitis und inops. Am erwachsenen
Baume hat rigida die längsten Nadeln, fast rechtwinkelig abstehend,
die grössten Zapfen, die Kinde ohne Harzbeulen; mitis folgt dann in
Länge der Nadeln, die etwas am Zweige anliegen, Harzbeulen in der
Rinde ; Inops hat die kürzesten Nadeln, steht in Zapf engrösse zwischen
mitis und rigida; mitis liefert werthvolles Nutzholz in den westlichen
Staaten; inops herrscht im centralen Theile und wird dort zu Wasser-
leitungsröhren, zu Brenn- und Kohlholz gesucht; rigida ist auf die
atlantische Längszone beschränkt und besonders auf dem Sandboden
der nördlichen Küste entwickelt; sie gibt Brenn- und Kohlholz,
zu Nutzholz war sie früher benützt; mitis bildet den besten Schaft und
erreicht 30 Meter Höhe; der Schaft von rigida ist astreicher und der
Baum wird selten über 24 Meter hoch; inops ist in den östlichen
Staaten sehr astreich und steht an Grösse den beiden anderen nach;
in ihrem Optimum in den Centralstaaten aber erwächst sie mit glattem
Schaft und bis zu 36 Meter Höhe; demnach möchte es fast scheinen,
als wäre rigida die geringste von den genannten Arten ; doch hat sie auch
Vorzüge, die eine nähere Betrachtung des Baumes rechtfertigen mögen ;
sie geht überdiess am weitesten nach Norden bis Neubraunschweig.
Pinus rigida Mill., Pitch-Pine, Pechkiefer. Die junge
Pflanze wächst ziemlich schnell und ist gekennzeichnet durch di'ei
Nadeln von 9 cm I änge in einer Scheide und die hellbraune glänzende
Rinde der jungen Triebe. Bei kräftigen Pflanzen lässt sich folgender
Aufbau beobachten:
Unter der ersten nadellosen Stelle, von der Basis an gerechnet,
sitzen Kurztriebe mit vier Nadeln in einem Quirle; unter der zweiten
sind die Zapfen, mehrere in der Zahl, befestigt; unter der dritten
stehen Seitenäste, unter der vierten bilden sich Knospen aus; an weniger
kräftigen Exemplaren sind weniger Abschnitte entwickelt. Ende August
ist der Stiel des neuen Zapfens 2 cm lang nach abwärts gekrümmt ;
die jungen Zapfen sind grün bis violett mit hellbraunen Stacheln; die
im zweiten Jahre stehenden Zapfen sind 5 cm lang, grün, nach abwärts
gewendet mit vertrockneter Apophysenspitze ; wenn reif ist der Zapfen
hell-ockerfarbig, bleibt längere Zeit am Zweige hängen und wird von
dem wachsenden Holze so umschlossen, dass der Zapfen später in die
Höhe gedrückt wird, rechtwinkelig, vom Stamme abgekehrt, stiellos
demselben aufsitzt; Zapfenlänge 5 cm. Breite 5 cm. Die Pechkiefer
macht gern Johannitriebe und behält eine Benadelung von 3 Jahren
— 189 —
bei; ihre Rinde ist eine grauschuppige Borke, die wie bei der öster-
reichischen Eaefer bis in die Baumspitze reicht.
Der Nutzholzwerth dieser Kiefer ist heutzutage in Nordamerika
geradezu Null; ihr Holz mit dem durchschnittlichen specifischen
Gewichte von 51 ist grobfaserig und durch keine hervorragend vortheil-
hafte Eigenschaft ausgezeichnet; als Brenn- und Kohlholzproducent
ist der Baum dagegen bemerkenswerth.
Eine auf kiesigem Geschiebe bei Boston erwachsene Pechkiefer
hatte 1,5 Meter über Boden
Alter
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs pro Jahr
Dem
10
20
40
60
7,2
16,2
30,2
3(>,6
40,7
205,7
718,9
1051,9
4,07
15,49
25,7
16,6
Sargent*) berichtet von einem reinen Kiefernbestande , der in
New-Tersey auf verlassenem, landwirthschaftlich ausgeraubtem Boden
aufgewachsen war; der dicht geschlossene Wald, dessen Bodendecke
aus Moos besteht, liegt 20 Kilometer vom Meere und zeigt mit 50
Jahren eine mittlere Höhe von 15 Meter und einen mittleren Dui'ch-
messer von 25 cm.
In New-Jei-sey sind die Kiefernbestände in der Nähe der Küste
mit P. mitis gemengt, aber rigida prälarirt; Yaccinium- Arten, Clethra
alnifolia, Smilax, Quercus nigra und ilicifolia, Pteris aquilina bilden
den staudenförmigen Bodenschutz.
Anfangs von der Wichtigkeit der Pechkiefer für den deutschen ^^^^^^
Wald nach den Anpreisungen in der forstlichen Literatur überzeugt, /
habe ich viel Zeit mit ihr vergeudet. So besuchte ich einen ausgedehnten '^ '
Kiefernkomplex in New- Jersey, lauter Bestände vom jüngsten bis zum
30. Jahre; mitten unter ihnen war eine Klenganstalt etablirt, die alle
europäischen Baumzüchter mit dem Pitch-Pine-Samen versorgte.
In diesen nur wenige Meilen von der See entfernten Waldungen
brütet während der Sommermonate eine erdrückend feuchte, heisse und
schwüle Luft; die Musquito in ungewohnter Zahl und Grösse sind so
lästig, dass man die Hände nicht aus den Taschen ziehen darf, das
Gesicht mit einem Tuche schützen muss; ja selbst Thüren und Fenster
•) Garden and Forest Vol. I. Nr. 14. 1888.
— 190 —
der Wohnhäuser erhalten einen eigenartigen Gazevorhangverschluss,
um die zahllosen Musquito's abzuhalten; das ist das Klima, in dem
die rigida in Optimo gedeiht. Dort waren einst starke, hohe Exemplare
vorhanden, jetzt sind nur wenige, ästige, verkrümmte Ueberreste aus
der Urwaldzeit auf unzugänglichen Sumpfinseln erhalten geblieben.
Auf solchem mageren Sandboden erreicht die Pechkiefer in
30 Jahren 1,5 Meter über Boden, 12,5 cm Durchmesser ohne Kinde
und eine Höhe von 7,5 Meter; nach den Yersicherungen verlässiger
Gewährsmänner hatte der Urwald im Durchschnitt 22 Meter Höhe ;
das Holz diente zur Kohlenbereitung.
Mehrere erfolgreiche Anpflanzungen mit der Pechkiefer sind nach
Berichten Anderer in Amerika unmittelbar an der Küste ausgeführt
worden ; die oben erwähnten grossen Kiefernwüchse sind aus Natur-
besamung durch Mutterbäume, zum kleineren Theile aus Pflanzung
entstanden.
Weitere Pflanzungen sah ich bei Professor Meehan in Germantown
bei Philadelphia; dort steht die rigida weit hinter der europäischen
sylvestris zurück.
Rob. Douglas in Waukegan hat sehr lehrreiche Anbauversuche
mit amerikanischen und europäischen Holzarten auf dem armen Dünen-
sandboden des Lake Michigan ausgeführt; dort sind 12 Jahre alte
Pechkiefern erst 1 Meter hoch, die Mehrzahl ist längst abgestorben;
nur Pinus pungens kann ihr in Kümmerlichkeit gleichkommen; die
Pechkiefer hat nicht die Fähigkeit den Boden mit nadelreichen, tief-
stehenden Seitenästen zu schützen, eine für den Anbau auf kahlen,
heissen Sandflächen unbedingt nothwendige Eigenschaft; unsere euro-
päische sylvestris ist hiezu viel besser; selbst die Weymouthskiefer
hat bei dem erwähnten Versuche noch die doppelte Höhe der P. rigida
in 12 Jahren erreicht.
Eine weitere Pflanzung ist mir auf besserem Sandboden, auf dem
Yersuchsfelde der ehemaligen Forstakademic zu Odschi bei Tokio in
Japan, also in der Nähe der Meeresküste, bekannt; die anfangs sehr
rasch erwachsenen Pechkiefern kümmern und sterben jetzt ab, ohne
äusserlich erkennbare Ursache, während die benachbarten P. Thunbergii,
die japanischen Küstenkiefern, kräftig weiter gedeihen ; die japanischen
Binnenlandskiefern, P. densiflora und P. sylvestris, übertreffen zwar die
rigida beträchtlich, stehen aber der japanischen Küstenkiefer nach.
Hinsichtlich der Fähigkeit der Pechkiefer, wenn abgeschnitten,
Ausschläge aus dem Stocke entwickeln zu können, verweise ich auf
die P. mitis, welche die gleiche Eigenschaft zeigt.
— 191 -
Es war mir nicht möglich, eine alte Pechkiefer zu erlangen, um
sie auf ihren Hai'zgehalt hin zu prüfen; bei der geringen Bedeutung,
die diese Kiefer für Deutschland und Nordamerika liat, scheint mir
die Unterlassung der zeiti^aubenden Untersuchung ein nicht gar zu
schwerer Fehler; der Name „Pechkiefer" rührt offenbar von dem empi-
rischen Vergleiche des rigida-Holzes mit dem der Weymouthskiefer her ;
über solche populäre Bezeichnungen entscheiden oft ganz geringfügige
Umstände, z. B. der Ausfluss von Harz aus dem fiisch abgeschnittenen
Stocke ; ich zweifle nicht im Geringsten , dass eine genaue Harz-
prüfung keinen Grund wird entdecken können, warum gerade diese
Kiefer unter allen amerikanischen Yerwandten die „Pechkiefer" par
excellence heissen soll ; die Praxis nennt in der That noch eine Keihe
von Kiefernhölzern „Pitch-Pine", so das Holz der mitis, der resinosa;
auch im Westen gibt es diese Bezeichnung; nie aber heisst das
vortreffliche Holz der Pinus australis, das einzige
Kiefernholz, das auf den europäischen Markt kommt, in
Nordamerika Pitch-Pine.
Ich muss hier meinen verehi'ten Freund C. Mohr in Mobile
(Alabama) in Schutz nehmen gegen Yerdächtigungen mehrerer forst-
licher Zeitschriften, als wäre er an der unheilvollen Verwechslung des
in Deutschland importirten Kiefernholzes mit dem der Pitch-Pine
(Pinus rigida) schuld.
Niemand in Nordamerika kennt das Holz der Pinus australis und
die Pflanze selbst besser, als der seit Jahrzehnten unter ihrem Schatten
lebende Mohr; und Keiner weiss besser als er, dass das Holz der
Pinus rigida (Pitch-Pine) nur Brennholz, kein Nutzholz ist. Ob es nur
Unwissenheit • oder Oberflächlichkeit ist , welche das nach Deutschland
gebrachte sogenannte Pitch - Pine - Holz von der Pitch-Pine -Pflanze
(Pinus rigida) abstammen lässt (man vergleiche z. B. M. Sering, die
landwirthschaftliche Goncurrenz Nordamerika's in Gegenwart und Zu-
kunft 1887 in Danckelmann's Zeitschrift für Forst- und Jagdwissen-
schaft. 1888. 2. Heft), will ich hier nicht entscheiden. Es genügt mir,
den waliren Sachverhalt hier und an vielen Orten deutlich genug klar
gelegt zu haben.
Pinus inops Ait. , Jersey Pine, Jerseykiefer, die etwa
nur die geographische Breite von New- York en^eicht; zwei Nadeln
mit 5 cm Länge stehen in einer Scheide; Zapfen in der Mitte des
Längstriebes, im ersten Jahre aufrecht auf 1,5 cm langem Stiele, wenn
reif etwas hängend und 2 bis 4 zusammen in einem Quii'l; Zapfen
— 192 —
durchschnittlich 5 cm lang, wenn reif rothblau, wenn offen 2,5 cm breit ;
Nabeldorn fein, etwas nach vorne gekehrt und sehr leicht wie bei
Taeda abbrechend. Der Same (Tafel YIII) ist auffallend durch den
Uebergang zum Typus des Fichtensamens; derselbe liegt nämlich in
der löffeiförmigen Basis des Flügels ; eine schmale Spalte in dem Löffel
erinnert an die Zangenform der übrigen Kiefern; junge Triebe weiss-
blau bereift wie bei mitis ; Rinde Meinschuppig , etwas unserer
Fichte ähnlich.
Die anatomische Structur zeigt den Typus der dreinadeligen
Section Taeda, so dass die zweinadelige inops zur Section Banksia
gezählt werden muss.
Auf den geringwerthigen, trockenen Höhenlagen, wo die Axt die
Laubhölzer immer mehr und mehr lichtet, gewinnt die Jerseykiefer
zusehends an Ausdehnung.
Pinus pungens Michx. f., Table-mountain Pine, Stech-
kiefer; eine interessante Kiefer, für welche die westliche Pinus
Coulteri ein Analogen bietet. Sie nimmt die trockenen, kiesigen Höhen-
lagen in den Alleghanies, die Hügelköpfe und Plateau's ein, während
inops und mitis nach der Tiefe zu sich anschliessen.
Zapfen stets 3 bis 5 in einem Quirle sitzend, Apophyse erhaben,
Nabeldorn dick, am geschlossenen Zapfen nach oben gekrünmit. Unter
den östlichen Kiefern trägt die Stechkiefer, von jenen der P. australis
abgesehen, die grössten Zapfen; die Länge schwankt zwischen 8 — 10cm,
die Breite des offenen Zapfen zeigt die gleichen Dimensionen ; wie bei
P. tuberculata stehen oft zwei Zapfenquirle übereinander an einem
Jahrestriebe.
Nadeln steif, dick, stechend, an kräftigen Exemplaren 9 cm lang,
dunkelgrün; an zapfentragenden Zweigen sind die Nadeln oft bloss
5 cm lang; junge Triebe braun glänzend, die Rinde eine klein schuppige
graue Borke.
Die Stechkiefer auf Sandboden anzubauen hat man mehrfach ver-
sucht; aber jedesmal war der Erfolg zweifelhaft; auf kräftigem Boden
im Hügellande wächst sie sehr rasch, doch ist dort der Boden für die
Stechkiefer verschwendet; auf Sandboden ist sie schlechter als rigida,
weil sie ebenfalls den Boden nicht mit Zweigen zu beschatten vermag ;
am Lake Michigan sijid zwölfjährige Pflanzen nur 1 Meter lioch und
dicht mit Zapfen beladen.
In ihrer Heimat, in den Bergen, ist die Stechkiefer ein sehr
astreicher Baum, die Aeste weit ausgreifend, gabelig getheilt, voll von
— 193 —
Zapfen von allen Jahrgängen am Hauptstamme und an den Seitenästen,
so dass man nicht ungestraft die Zapfen herabholen kann und der Name
„Stechkiefer" sehi- am Platze ist. Sie ist ein niederer Baimi, der kaum
18 ]\Ieter Höhe eiTeicht und liefert nur Kolilholz. Nach der anato-
mischen Structur des Holzes, nach dem Aufbau der Tiiebe, Zapfen
und Nadeln gehört die P. pungens zur Section Banksia.
Eine andere Yertreterin des Laubwaldes ist die
Chamaecyparis sphaeroidea Spach, White Cedar,
Kugele ypresse. Ihr Optimiun liegt in S. a. ; ihr Standort muss
als Erlenbruchboden bezeichnet werden ; dort mischt sie sich im
Norden den Eschen, Erlen und anderen Sumpf be wohnern, sowie ein-
zelnen Hemlockstannen , We^miouthskiefern und virginischen Wach-
holdern bei ; bei grösserer Feuchtigkeit oder bei ärmerem Boden
treten ilu-e Begleiter zui'ück, die Kugelcvpresse wird alleinhen-schend
und bildet in dichtem Stande, anfänglich langsam wachsend, ein
leichtes Holz (specifisches Gewicht 33), das jedoch grosse Dauer
besitzt und zu Dachschindeln, Thürschwellen, Zaunpfosten Yerwendung
findet; die stärkeren Exemplare dienen zu Wassereimern.
Ln Optimum, im Süden, diu'chziehen den morastigen Boden die
Wurzeln von immergrünen Sträuchern und Rubus - Arten ; Farne,
Sphagnum, zahlreiche annuelle Blattpflanzen leben in der dicken
Humusschichte, die z. B. in Alabama oft auf weissem Sandboden
direct auflagert. Dort erreicht die Kugelcvpresse, von kletternden
Smilax- und Yitis- Arten bewachsen, nach meinen Messungen eine
durchschnittliche Höhe von 26 Meter und einen Durchmesser von
60 cm; wird solches Terrain der Landwirthschaft zugewendet, so ist
schon nach wenigen Ernten der Humus verschwunden und weisser
Sand bleibt zurück, der während der Trockenzeit zerfällt imd beweglich
wird, während der Regenzeit aber unter Wasser steht.
Der Splint des Kugelcypressen-Holzes ist circa 2,0 cm breit und
bedeckt ein schmutzig graubraunes Kernholz. Das Längsparenchym
des Holzes in peripherischen Linien im Querschnitt; Borke weich,
lang-schmalrissig; die peripherisch gestellten Harzlücken mit weissem
Harz erfüllt; der weiss-boreifte Zapfen klein (Tafel YII, Same Tafel YIII) ;
junge Pflanzen von kräftigem Wüchse zeigen grosse Aehnlichkeit mit
virginischem Wachholder.
Der Stärkezuwachs des New -Yorker Sammlungsstückes, ferne vom
Optimum, in N. a. erwachsen und etwa in zwei Meter Höhe dem Baume
entnonmien, war folgender:
Dr. Mayr. 13
— 194
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
Alter
cm
Dem
Dem
20
2,4
4,5
0,2
40
6,0
28,3
1,1
60
13,6
145,2
6,4
80
30,0
707,0
28,0
100
42,0
1385,0
33,9
128
48,0
1810,0
15,00
Splintbreite 1,4 cm.
Wie jede Holzart, die von Natur aus in der ersten Jugend
langsamwüchsig ist, auch während dieser Schatten zu ertragen vermag,
kommt diese Eigenschaft besonders der Kugelcypresse zu, die Jahr-
zehnte lang, wie die meisten ihrer Verwandten, unter dem Halbdunkel
des Laubwaldes sich erhält, bis sie endlich das Licht erreicht und in
kurzer Zeit das Yersäumte wieder nachholt.
Juniperus virginiana L., Eed Cedar, Yirginischer
Wachholder, ist dem japanischen Wachholder J. chinensis, botanisch
nahe verwandt. Es dürfte wenige Holzarten geben, die so klimavag
sind wie dieser Wachholder. Yon den kalten Küsten Neu-Braunschweigs
bis in das heisse, winterlose Florida, bis zur tropischen Waldzone, von
der feuchten atlantischen Küste bis zur Prärie unter dem 100^ W.L.,
so extrem in Temperatur und Feuchtigkeit, ist er heimisch ; ein ständiger
Begleiter des Nadelwaldes überschreitet er nördlich vom 54^N.B. den
Continent nach Westen hin, erscheint in den hohen, schneereichen
Rocky Mountains und erreicht im britischen Columbien wiederum die
feuchte Seeküste.
Seiner Anpassung an das Klima geht jene an die Bodenverhält-
nisse parallel; auf felsigem, trockenem und kiesigem Gebirgsboden,
auf heissem, magerem Sandboden, auf verangerten Yiehweiden, auf
feuchtem, sumpfigem Boden, zusammen mit Eschen, auf frischem Aue-
Boden in den Flussthälern, gemeinschaftlich mit Eichen, Hickory und
Magnolien trifft man diesen Baum, allerdings mit je nach der Bodengüte
wechselndem Gedeihen. Bemerkenswerth ist aber, das s^in Optimum
im Süden liegt; nach Norden hin nimmt er nicht an Zahl der
Individuen, wohl aber in der Grössenentwicklung ab, und innerhalb
der Tannenregion, auf die warmen, sonnigen Parthien beschränkt, ist
er in seinen Dimensionen unserem einheimischen Wachholder kaum
mehr überlegen.
- 195 —
Sein Holz ist trotz des geringen specifischen Gewichtes von 33
ausserordentlich dauerhaft, ein Zeichen, welch' grosse Rolle bei der
Dauer neben dem Harzgehalte und dem specifischen Gewichte die
Yerkernung spielt. Fiisch gefällt ist das Holz des virginischen Wach-
holders prächtig roth, bekommt aber später einen gelbbraunen Ton;
Geruch und Verwendung zu Bleistiftfassung sind bekannt.
Im nördlichen Theile der Yereinigten Staaten werden die geringeren
Individuen nicht zu Bleistiftholz zerschnitten, da es sich nicht lohnt;
sie dienen zu Schindeln, Telegraphen- imd Zaunpfosten, zu Thür- und
Eisenbahnschwellen u. dgl.; im Süden dagegen, im östlichen Texas
und nördlichen Florida insbesonders, wo der Baum bis zu 30 Meter
emporwächst, liegen die Sägmühlen, die den europäischen Bedarf
zerschneiden.
Er ist in der Jugend auch im Norden raschwüchsig, lässt aber
dort bald im "VYachsthume nach ; ein auf lockerem, tiefgründigem, gering-
werthigem Boden zusammen mit Hickory 's und Eichen jedoch frei bei
Boston erwachsener Baimi erreichte mit 62 Jahren erst 11,2 Meter Höhe
und hatte 1 Meter über Boden nur 22 cm Durchmesser, 6,2 Meter über
Boden nur 9,5 cm Durclmiesser ; dabei betrug die Breite des zu Blei-
stiftholz untauglichen Splintes 4 cm.
Ausser Gymnosporangium macrosporum, das einen Hexenbesen
verursacht, scheint der Baum keine Feinde zu haben, dagegen lieben seine
Beeren viele Yögel, die damit zu seiner Yerbreitung wesentlich beitragen.
Tsuga canadensis Carr., Hemlock, Schierlingstanne,
Tsuga. Die Heimat der Tsuga ist das Grenzgebiet der Laub- und
Tannenwald-Region, wo sie die kühlen Lagen des Laubwaldes und die
warmen des Nadelwaldes bevorzugt, mehr darauf bedacht als auf die
Beschaffenheit des Bodens; dem entsprechend sucht sie die Nordseiten
der Berge, wo sie trotz des mageren, felsigen Bodens oft allein hen-scht ;
sie liebt feuchte, enge Thalschluchten und betritt selbst die nassen,
kalten Sümpfe, wo sie mit Erlen, Eschen, selbst der Kugelcypresse
zusammenlebt; in solchen Oertlichkeiten , in der Nähe der grossen
See'n erreicht sie noch 25 Meter Höhe bei 75 cm Durchmesser, so
weit meine Messungen reichen; in den Alleghany - Bergen dringt sie
weit nach Süden vor, erreicht in den engen Flussthälern 31 Meter
Höhe, steigt aber nicht bis zum Tannenwalde auf, dem sie im Norden
der Union, in Canada bis Neuschottland beigemengt ist.
Die kleinen, hängenden Zäpfchen der Schierlingstanne enthalten
einen dem Lärchensamen sehi' ähnlichen Samen; der Flügel fest mit
13*
— 196 —
dem Korn yerwachsen ; die Kinde ist anfangs glatt, gran mit zahlreichen
Harzbeulen, später kleinschuppig ; Zapfenschuppen und Nadeln gibt
Tafel Yn wieder. Wie bei allen Tsuga- Arten hängt der Leittrieb über ;
sie neigt zur Astbildung und Zertheilung des Hauptstanmies, den eine
breite, parabolische Krone umschliesst ; in dichtem Schlüsse aber erwächst
ihr Schaft tadellos.
Das Holz zeigt den Typus des Fichtenholzes, doch fehlen ihm
die Harzgänge, wie dem Tamienholze, dem es an Gewicht und Güte
nahekommt.
Früher allgemein verschmäht oder zimi Zwecke der Gerbstoffge-
winnung auf barbarische Weise verstümmelt, steigt jetzt das Holz der
Tsuga in der Gunst der Sägmüller, wo diese den Yorrath an Weymouths-
kiefern bereits aufgebraucht.
Das Holz wird in grosser Menge zu Schwellen verarbeitet und
hält sich stark imprägnirt so gut wie jedes andere so behandelte Holz ;
ohne Antiseptika zerstören die Schwellen der Tsuga schon in wenigen
Jahren verschiedene Pilze, unter denen Agaricus melleus, Polyporus
pinicola, abietinus und borealis bemerkenswerth sind.
Tsuga Caroliniana Engelm., Hemlock. Diese zweite
Tsuga des Ostens ist eine ziemlich seltene auf die südlichen Ausläufer
der AUeghanies zwischen 1200 und 1500 Meter Erhebung beschränkt;
dort an trockenen Felsrücken erwächst sie bis zu 15 Meter Höhe; ihre
botanischen Unterschiede gegenüber der canadischen Hemlock in Zapfen
und Nadel ergeben sich aus der Tafel YII; forstlich ist sie bedeutungslos.
Thuja occidentalis L., White cedar, Arbor vitae,
Lebensbaum. Dieser Baum hat bei uns als Zierpflanze seit langer
Zeit sich eingebürgert; in Parken und auf Gottesäckern, in der Stadt
und am Lande ist er beliebt wegen seiner völligen TJnempfindlichkeit
gegen Frost und seines dekorativen Werthes; unter den Cupressineen
hält er noch am besten in den raucherfüllten Städten während des
Winters aus.
Die Thuja liebt in ihrer Heimat Kühle und grosse Bodenfeuch-
tigkeit; so bildet sie z. B. die kleinen Waldbestände auf den Felsen-
inscln des Magani-Falles ; in den AUeghanies finden wir sie in höheren
Lagen hart an den Gebirgsbächen wieder. Dort erreicht sie offenbar
ihre maximale Entfaltung.
Berühmt sind die grossen Lebensbäume bei Natural Bridge, die
leider der Yandalismus der Touristen angebrannt und dem Untergange
geweiht hat ; einer der Riesenbäume liegt bereits zu Boden, ein anderer.
— 197 —
der nach meinen Messungen 1,40 Meter Diu-chmesser und volle 31,5 Meter
Höhe besitzt, trägt einen dürren Gipfel, der bald herunterbrechen wird ;
der virginische Wachholder nimmt dort das beschränkte Terrain der
Thuja ein.
In den nördlichen Staaten der Union und in Canada bis Neu-
braunschweig okkupirt die Thuja, oft in reinen Beständen, oft zusammen
mit der Lärche die kalten, sumpfigen Standorte, eingefasst von der
Weissfichte und der Balsamtanne oder den Laubhölzern der Erlenbrüche.
Ein Thujasumpf ist kaum zu passiren; durch die wasserdui'ch-
tränkten Polster der Sphagnum- und Minium- Arten sinkt man fusstief
ein; ein dichtes Geflecht abgestorbener aber nicht abgestossener Aeste
der Thuja versperrt den Weg; selbst die zu Boden gefallenen Aeste
und Stämme, mit nassem Moos bedeckt, verwesen nur äusserst langsam,
so ausserordentlich widerstandsfähig ist dieses Holz gegen Fäulniss ;
dabei ist das Holz weich und leicht, der Kern dunkelgelb gefärbt;
seine grosse Dauer bestimmt das Holz der Thuja zu Zaunpfosten, Eisen-
bahnschwellen und Dachscliindeln.
Die Thuja ist langsamwüchsig durch ihr ganzes Leben und erträgt
kräftige Beschattung.
Forstlich unbedeutend, aber pflanzengeographisch beachtenswerth,
sind zwei Halbbäume in den südlichen Ausläufern der Alleghanies,
eine Eibe — Taxus floridana Nutt. — und eine Nusseibe —
Torreya taxifoliaArn.; beide seltene Bäume sind auf die Flussufer
des Apalachicola in Westflorida beschränkt.
Der nördliclie Kieferngürtel. Ein Blick auf die Landkarte Nord-
amerika's lässt schon vermuthen, dass im ^Norden der Yereinigten Staaten
ein breiter Sti^eifen sandiger Bodenausformung liegen muss, der die
Süsswassermeere Nordamerika's, die grossen und zahllosen kleinen See'n
umsäumt; als ein nur wenig von altvulkanischen Erhebungen dui'ch-
brochenes Sediment der einstens noch gewaltigeren Wasserflächen
erstreckt sich dieser Streifen dem Laurentiusflusse entlang bis zum
Meere, in seiner ganzen Ausdehnung dui'ch das Prävaliren von Kiefern
gekennzeichnet.
Es mögen an dieser Stelle einige Notizen über die geogra-
phische Yertheilung der Kiefern überhaupt gestattet sein.
Auifallend ist, dass alle Kiefern auf die nördliche Halbkugel
beschränkt sind, eine einzige Art, Pinus Merkusii, überschreitet in den '
Bergen Sumatra's den Aequator. Die Kiefern lieben oder ertragen den
sandigen Boden, ja die Mehrzahl derselben ist geradezu an die Gegen-
— 198 —
wart von Sand gebunden; nur die Kultur hat die Kiefer vielfach auf
Standorte gebracht, wo sie theils ihrer leichten Erziehungsweise, theils
ihrer bescheidenen Ansprüche oder anderer Yorzüge wegen wünschens-
werth erschien.
Yiele der Kiefern sind in ihrer natürlichen Verbreitung auf den
Sandboden der Meeresküsten angewiesen — die Strandkiefern. In
der schwachsalzigen Seebrise niuss neben der constanten Feuchtigkeit
ein unbekanntes Etwas liegen, das diesen Kiefern behagt und dessen Fehlen
ihre Aufzucht im Binnenlande auf gleichbeschaffenen Böden vereitelt.
Hieher gehören in Europa Pinus maritima, halepensis, weniger
Pinea, in China P. sinensis, in Japan P. Thunbergii, in Westamerika
P. insignis, contorta, Parryana, weniger ausgesprochen P. muricata,
Sabiniana, in Ostamerika P. cubensis, serotina, clausa, weniger aus-
■•■^^ gesprochen P. rigida (obwohl sie am Sandufer des grossen Lake Mchigan
nicht gedeiht!), P. australis, glabra, Taeda, mitis und inops. Andere
Kiefern leben auf dem sandigen oder kiesigen Boden des Binnenlandes,
sei dieser in der Ebene oder in den Bergen — Binnenland-Kiefern.
Hieher zählen in Europa P. silvestris, Laricio, pyrenaica, in Indien
P. longifolia, Khasia, Gerardiana, auf Malakka und Sumatra P. Merkusii,
in China P. Bungeana, in Japan P. densiflora, in Westamerika P. pon-
derosa, Jeffreyi, Coulteri, tuberculata, Murrayana, edulis, osteosperma,
monophylla, Chihuahuana und zahlreiche mexicanische Arten, in Ost-
amerika P. resinosa, Banksiana, pungens.
Den weitesten Spielraum hinsichtlich ihrer Ansprüche an den
Boden scheinen die fünf nadeligen Kiefern zu besitzen, in soferne sie
wenigstens im Gebirge mit Standorten verschiedenster geologischer
Abstammung verlieb nehmen, in der Ebene dagegen zimieist sandige
Böden okkupiren; darum findet man die fünf nadeligen Kiefern in
grössten Exemplaren anderen Holzarten, Laub- oder Nadelhölzern, ein-
zeln beigemengt. So gedeiht in Europa P. Cembra in den Alpen auf
Kalk-, Granit- und altvulkanischem Boden zusammen mit Fichten oder
selbst als Grenzbaum der Waldzone ; in der Ebene (Kussland) liebt sie
vorwiegend feuchten Sandboden; Pinus Peuce in Griechenland verhält
sich in kleinerem Massstabe ähnlich; Pinus excelsa in Nordwestindien
lebt in 2000 bis 3000 Meter Höhe zusaimnen mit Fichte (P. Smithiana)
und Tanne (Abies Pindran, nicht Webbiana), in der Ebene in Belut-
schistan und Afghanistan ist sie auf den Sandboden angewiesen ; gleiches
gilt für P. parviflora und Koraiensis in Japan und Corea, für P. Lam-
bertiana, monticola und verwandte mexicanische Arten und für P. Strobus
in Ostamerjka.
— 199 —
P. arizonica, flexilis und reflexa in Westamerika sind nur Gebirgs-
pflanzen, P. Torreyana nur Strandkiefer.
Endlich gibt es noch einzelne Kiefern, die die obere, kalte Grenz-
zone des Waldes bewohnen — alpine Kiefern. Hieher zählt in
Europa P. montana (zweinadelig), in Westamerika P. Balfouriana ari-
stata und albicaulis (fünf nadelig), in Japan Pinus ? (fünf nadelig).
Der nördliche Kieferngürtel in Ostamerika fällt zum grössten
Theil jenseits der Yereinigten Staaten auf canadisches Terrain; seine
Yertreter erscheinen aber im Laubwalde der Union, der sandigen Boden-
ausformung entsprechend, inselweise und streichen in den Alleghany-
bergen in kleineren Gruppen selbst weit nach Süden vor (P. Strobus).
Nach Westen hin wechseln Gruppen von Kiefern mit Prärie
oder Laubholzbuschwerk als Uebergang zur eigentlichen Prärie ; nördlich
von dieser überschreitet eine Angehörige dieses Gürtels (Banks' Kiefer)
den Continent und nähert sich den Abhängen der Rocky Mountains
und dem Mackenzieflusse unter dem 67°N.B.; an der vom kalten
Strome abgekühlten Ostküste bildet der 50. Breitegrad, entfernt von
der Küste etwa der 54^, die nördliche Grenze der Kiefern.
Li diesem Streifen finden sich drei heterogene Kiefern zusammen,
die Weymouthskiefer als Yertreterin der Section „Strobus", die Roth-
kiefer als Yertreterin der Section „Pinaster" und Banks' Kiefer der
Section „Banksia" angehörig. Hinsichtlich ihres Werthes wird in Amerika
die Weymouthskiefer weitaus am höchsten geschätzt, dann kommt die
Rothkiefer, weit zurück steht Banks' Kiefer. Bei uns, die wir andere
Ansprüche an ein Kiefernholz stellen, würde die Rothkiefer die erste, /fci.^'%^
die Weymouthskiefer die zweite Stelle einnehmen. Das Haupterforderniss / ^^ '
für amerikanisches Bauholz ist Leichtigkeit, Elasticität, leichte Bear- ^"^^ S
beitungsf ähigkeit und grosse Dimension ; diese Forderung befriedigt am i^u^^i^
besten von allen östlichen Holzarten die Weymouthskiefer ; Dauer ist nicht
verlangt und wo Dauer in Frage kommt, nimmt man andere Holzarten.
Hinsichtlich des Standortes sei bemerkt, dass im Allgemeinen die
Weymouthskiefer den feuchsten Boden erträgt, während Banks' Kiefer
den trockensten besiedelt; die Rothkiefer steht in der Mitte; dagegen
verlangt letztere Art den besseren Sandboden, Banks Kiefer begnügt
sich mit dem geringeren, und die Weymouthskiefer steht in dieser
Hinsicht zwischen Beiden.
Pinus Strobus L., White Pine, Weymouthskiefer, Strobe.
Wenn man nach der Holzquantität, welche genützt wird, urtheilt, so
ist dieser Baum der werthvollste und wichtigste der ganzen Union;
— 200 —
denn kein Baiun Avird in solcher Menge zersägt als dieser. Bei der
rapid fortschreitenden Erschöpfung der Kiefernzone an diesem werth-
vollen Baume kann sich dieses Yerhältniss nicht mehr lange aufrecht
erhalten; die Douglasia wird in kürzester Zeit die Weymouthskiefer
hinsichtlich der genutzten Holzmenge übertreffen.
Keine Kiefer ist in Europa so lange bekannt, so lange angebaut,
wie diese und was besonders bemerkenswerth ist, sie ist der einzige
fremdländische Nadelbaum, der auch im grossen Forstkulturbetriebe
Gnade gefunden hat und mit einem Eifer gepflanzt wird, den eine
bessere Holzart verdienen würde.
Die in Bezug auf Anbauversuche mit fremden Kulturgewächsen
der Landwirthschaft gegenüber viel schwerfälligere Forstwirthschaft hat
an die Strebe von jeher grosse Hoffnungen geknüpft, hat aber bis jetzt
nur Enttäuschungen erlebt und mag die "Weymouthskiefer noch so alt
werden und noch so vorzüglich sich entwickeln, die Enttäuschungen
werden fortbestehen so lange, bis man aufgehört hat von ihr etwas zu
verlangen, was sie auch in ihrer eigenen Heimat nicht leistet; die
Weymouthskiefer ist eben eine fünfnadelige Holzart und schon darum
wird ihr Holz unter allen Yerhältnissen leichter, weicher sein müssen
als das von zwei- oder dreinadeligen Verwandten; wir dürfen uns
desshalb nicht wundern, wenn sich die Hoffnungen bezüglich der Brenn-
kraft, Festigkeit und Schwere des Holzes nicht erfüllen. Diesen Eigen-
schaften verdankt das Weymouthskieferholz seinen hohen Kuf in Nord-
amerika auch nicht und die Bezeichnung „vorzügliches Holz" bezieht
sich nur auf seine Leichtigkeit und leichte Bearbeitungsfähigkeit, die
seinen Gebrauchswerth für zersägtes Holz, Bauholz, Bretter, Latten und
ganz besonders Kisten bedingen. Dass zu letzterem Zwecke möglichst
leichtes Holz das beste ist, liegt auf der Hand; dazu kommt, dass
dieser Baum in Ostamerika die stattlichsten Dimensionen erreicht und
in grösster Menge einstens vorhanden war; möglich, dass auch etwas
von Yorurtheil bei der Werthschätzung unterläuft; wenigstens spielt
bei uns Yorurtheil eine grosse Kolle. Wo Kiefern herrschen, gelten
die Kiefern, wo Tanne prävalirt, die Tannen, wo Fichte herrscht, diese
als die besten Nutzbäume hinsichtlich der Güte ihres Holzes ; wo zwei
oder drei der Genannten zusammen vorkommen, benutzt^ man sie oft
ohne Unterschied.
Wir beklagen uns mit Kecht, dass das Holz der Weymouthskiefer,
insbesonders das junge Splintholz, keine Dauer und Schwere besitzt,
dass es nicht harzreich sei, und hoffen, dass das höhere Alter die
gewünschten Eigenschaften bringen werde.
— 201 —
Diu'ch die Güte des kgl. bayer. Forstamtes Ansbach erhielt ich
im Jahi-e 1884 eine im dortigen Bezirke gewachsene 87jährige Wey-
mouthskiefer zur Untersuchung nach München geschickt; Forstmeister
Sauer begleitete die Stücke mit folgender Bestands- imd Standorts-
besclu'eibung : „440 Meter über dem Meere, rings von 80 — 90 jährigen
gutwüchsigen Fichten und Föhren lungeben, geschützt, fast eben in
einer von Ost nach West ziehenden Mulde ; sandiger Lehmboden, mittel-
tief, mild, frisch mit Moos und Nadeln bedeckt. Die reinen Weymouths-
kiefernbestände, welche auf einer Fläche von 8,74 ha im Keviere Ansbach
vorkommen, sind zwar wüchsig und geschlossen, zeigen jedoch einen
geringeren Zuwachs und Massenertrag als die vereinzeint luiter anderen
Holzarten eingesprengten Weymouthskiefern ; bis zimi 40. Jahl-e ist
der Zuwachs und Massenertrag sehr gut, dann konmien aber alljährlich
einzelne Dürrhölzer vor .... Als Brenn- und Baunutzholz ist das
Weymouthskiefernholz nicht beliebt."
Zum Yergleiche mit dieser liess ich im September 1885 in
Wisconsin auf sandigem Lehmboden, auf einem Standorte, wie er
später ausführlicher beschrieben werden soll, eine Weymouthskiefer
fällen und zerlegte sie in Sectionen, wie diess mit der Ansbacher
Kiefer geschehen war; aus jedem Baume wurden et^^a 50 Stücke
einer genauen Bestimmung des specifischen Gewichtes und des Gehaltes
an fester Harzmasse unterworfen. Die Untersuchungsergebnisse habe
ich bis jetzt nur zum Theile veröffentlicht.*)
Die bayerische Weymouthskiefer hatte ein diu'chschnittliches spe-
cifisches Gewicht von 38,3, der amerikanische Baum von 38,9; der
Censusbericht gibt 38,5 als specifisches Gewicht aus einer grösseren
Zahl von Stämmen. In beiden Stämmen zeigte sich eine geringe
Zunahme des specifischen Gewichtes von der Basis nach der Spitze hin.
Auffallend war die Yerschiedenheit in der Splintbreite der beiden
Stänune; der bayerische Stamm hatte an der Basis eine Splintbreite
von 2,7 cm, in der Mtte von 2,4 cm, in der Krone von 2,3 cm; der
amerikanische Baimi hatte entsprechend 9 cm, 6 cm und 4 cm. Ich
bin geneigt zu glauben, dass der heissere, trockenere Sommer in
Amerika eine grössere Menge wasserleitenden Splintes bedarf, imi
das Gleichgewicht zwischen Wasserabdimstung durch die Nadeln und
Wasseraufnahme durch die Wurzeln zu erhalten; bemerkt sei, dass
die Wisconsin-Kiefer 138 Jahre alt war.
*) H. Mayr, The White Pine in Europe. Garden & Forest Vol 1 No. 1
and 10. New York 1888.
— 202 —
„Im höheren Alter bekommt die "Weymouthskiefer (
harzi'eiches Kernholz", hört man bei uns Viele sich vertrö
"Was die Farbe anbelangt, so ist in dem frisch gefä
Splint imd Kern kaiun zu unterscheiden: das Austi-etei
markirt die Grenze zwischen beiden besser als die Fai
erscheint im Lichte, unter Einwirkimg der Luft, eine Ke
von der imserer Kiefer im Tone kaimi verschieden ist ; die j
gelagerten Stücke der bayerischen imd amerikanischen K
keinen Unterschied in der Farbe.
Hinsichtlich des Gehaltes an fester Harzmasse beider
den ich nach der schon kiu'z gescliilderten ^Methode für (
und die wichtigsten europäischen Nadelhölzer eimittelte,
folgendes Eesultat:
Der diu'chschnittliche Gehalt an festem Harz in
absolut trockener Holzmasse betrug
bei der bayerischen Weymouthskiefer für a
stücke
auf der Xordseite des Baumes 3,752 gr, durchschn. spec
„ „Südseite ,, ,, 4.089 „ „ „
Gesammtdiu'chschnitt f. d. Splint 3.920 ., „ „
Der Harzgehalt steigerte sich nach der ^Mitte zu und
den Gipfel zu ab.
Die Weymouthskiefer yon Wisconsin zeigte
für den Splint auf der Xordseite 4,978 gr festes Harz u. 37.
„ ,, Südseite 5,445 „ „ ,, „ 39,
Gesanuntdiu'chschnitt 5,211 ,, ,, ,, ,, 38.
Das specifische Gewicht blieb sich bis auf die lichten
gleich ; der Harzgehalt zeigte eine Steigenmg yon der Basis b
Die Kernstücke aller Sectionen der bayerisch
hatten
auf der Xordseite des Baumes 6.224 o-r Harz und 38.4 i
— 203 —
Specüisches Gewicht und Harzgehalt waren nur gering
ungen unterworfen.
Dabei bemerke ich, dass die Kernstücke der einzeln(
noch weiter in zwei bis drei Theile, von innen nach aus
der Untersuchung zerlegt wurden, so dass die Durchschi
ganzen Bäume aus 18 bezw. 24 Stücken genommen wi
unterste Theil des Baumes bis 2 Meter über dem Bod'
am harzreichsten und die Harzmenge geht bis auf das I
Durchschnittsgehaltes .
Diess fand ich auch an einer Weymouthskiefer, die
auf lelimigem Boden in Kleinflottbeck bei J. Booth erw;
sie hatte am Fusse 5 mm Ringbreite im Kernholze, 33
Gewicht und einen Harzgehalt von 13,6 gr.
Gleiches zeigte eine von Dr. Wilhelm aus Oesterreid
Weymouthskiefer; der innerste Kern (10 Jahresringe von (
Hch 6,4 mm Breite imifassend) hatte 5,65 gr feste Har
äussere Kern mit 1,4 mm Ringbreite zeigte 14,46 gr Harz
mit 1 mm Ringbreite 3,32 gr Harz.
Die Weymouthskiefer steht unter den in Deutschland
Nadelhölzern hinsichtlich ihres Harzgehaltes an erster Stell
die Dui'chschnitte aus den Kernstücken der wichtigste
Nadelhölzer berechne — eine Berechnung, die sich auf i
Analysen gründet, die ich vor Jahren in München ausfü
sie mit den Durchschnitten einiger amerikanischer Nad(
gleiche, so hat in 100 gr absolut trockenem Holze:
die südliche Kiefer (P. austi*alis) . 11,1 gr festes Harz, 7
„ Weymouthskiefer von Wisconsin
„ „ „ Ansbach .
Amerik. Rothkiefer (P. resinosa)
Gemeine Kiefer (P. silvestris) 113jähr.
11 11 11 11 LiKJKJ ..
7,4 „
3
6,5 „
3
6,0 „
4
5,2 „
4
4,9 „
4
— 204 -
irgend etwas gewonnen ist, möchte ich bezweifeln; dass die Schwere
und die Dauer des Nadelholzes durch den Harzgehalt wesentlich bedingt
wird, kann man nach obiger Zusammenstellung nicht gut behaupten,
denn das sehr dauerhafte imd schwere Lärchenholz des Hochgebirges
enthält nicht halb so viel Harz als das leichte und schnell im Boden
zersetzte Holz der Weymouthskiefer.
Bei der Extraction des Harzes aus der Weymouthskiefer geht
mit dem Harze ein Bitterstoff von äusserst scharfem, unangenehmen
Geschmack in die Yorlage über, der durch Auswaschen in warmem
Wasser entfernt werden kann.
Das frische Splint- und Eindenharz enthält in 100 gr
61,702 gr feste Harzsubstanz; in dem frischen Splintharz der ein-
heimischen Kiefer (P. sylvestris) fand ich 69,478 gr festes Harz; in
der Fichte 74,868 gr, in der Tanne 62,845 gr.
Das frische Harz des Kernholzes ist viel reicher an festem
Colophonium; die Gewinnung ist jedoch sehr schwierig und nur möglich
bei lokaler Ansammlung in pathologischen Gewebspartien des Holz-
körpers oder in Spalten wie bei den Lärchen und Douglasias, die
radiale Risse des Kernholzes nahe dem Boden zeigen. Das Lärchen-
kernholz enthält im frischen Harze 79,327 gr feste Substanz, die Fichte
80,900 gr; dass das Kernholz im Baume ständig seinen Gehalt an
festem Harz durch Oxydirung der flüchtigen Substanzen vergrössert,
ist gewiss; die schnellste Bereicherung an festem Harze erfolgt aber
erst nach der Fällung, wemi das Wasser aus den Zellen und
Zellwänden schwindet, die flüchtigen Harze in diese eindringen und
dort festes Harz deponiren. Während im stehenden Baume bei der
Fichte die Bereicherung an festem Harz beim Uebergange von Splint
in Kernholz etwa 6 o/o beträgt, steigt die Harzmenge nach der Fällung
und Trocknung von 80,900 gr allmählig bis zu 92,857 gr in 100 gr des
dem trockenen Holze entnommenen Harzes ; diese Bereicherung ist nur
zum geringsten Theile eine relative durch Yerflüchtigung von Terpentinöl.
Da allein das feste Harz, das Colophonium, im Stande
ist, die Dauer eines Nadelholzes zu erhöhen, so ergibt sich
hieraus, dass sowohl uraltes Kernholz im Baume wie auch lange Zeit
luftig aufgespeichertes Nutzholz eine grössere Dauer besitzen müssen
als verhältnissmässig junges Holz oder bald nach der Fällung unter
Yerhältnissen verbautes Holz, welche den Luftzutritt mehr oder minder
hemmen. Bekanntlich zeigt sich viele Jahi-e nach der "Verwendung
des Nadelholzes immer noch weicher Harzfluss, ein Beweis, wie langsam
die Verhärtung vor sich geht.
— 205 —
Das Harz wird in der Weymouthskiefer ganz ebenso gebildet
und ist auf gleiche Weise vertheilt wie bei der südliehen Kiefer; die
Harzgänge schliessen sich ebenfalls bei Uebergang des nassen Splintes
in trockeneres Kernholz.
Im Winter sind wie bei anderen Kiefern die horizontalen, Holz
und Einde durchsetzenden Harzgänge innerhalb des Cambiums
geschlossen, so dass, wenn man die Kinde im Winter abtrennt, kein
Harz oder nur spärliches (wenn das Cambium mit der Rinde abgelöst
wird) aus dem Holze fliessen kann. Die Harzlücken der Einde sind
die angeschwollenen und isolirten Endigungen der Horizontalgänge des
Bastes; ihre Auskleidungszellen (Epithel) sind kräftig und schliessen
so fest aneinander, dass man solche Lücken als Kugeln herauspräpariren
und auf der Glasplatte mit merklichem Widerstände zerdrücken kann.
Bei der Borkebildung wachsen die Harzgangzellen zu einem Füllgewebe
aus, das Harz entweicht zimi Theil in die benachbarten Gewebe und
verhärtet. Die Borkebildung wird durch Schichten von Sklerenchym-
und Korkzellen eingeleitet; liegt die Harzlücke in der ersten Schicht,
so sklerosiren sämmtliche Epithelzellen ; wenn in der letzten, werden
sie alle zu Korkzellen; liegt die Harzlücke im Phelloderm, werden
ihre Zellen zu Phellodermzellen.
Gegenüber der gemeinen Kiefer ist die Grösse der Harzgänge
im Holze der Wejanouthskiefer auffallend; die Grösse der Yertikal-
gänge nimmt vom Gipfel des Baumes nach der Basis hin zu :
bei der gemeinen Kiefer v. 0,0043 Dmm (incl. Epithel) auf 0,0064 Dnun,
„ „ Weymouthskiefer „ 0,0900 D „ „ „ „ 0,1 100 D „
Die Horizontalgänge sind oben wie unten gleichweit:
bei der gemeinen Kiefer 0,0031 Dmm und 45 auf 1 D cm Fläche,
„ „ Weymouthskiefer 0,0400 D „ „ 40 „ 1 D „ „
Schon aus der Grösse der Harzgänge erklärt sich der grössere
Harzgehalt der Weymouthskiefer der einheimischen gegenüber. Dass
erstere stets nur geringe Dauer besitzt, dürfte neben den dünnen
Wänden des Zellgefüges und der schmalen Entwicklmig dickwandigen
Sommerholzes der schwachen Kernfarbe und der Verwendung von
Splintholz zuzuschreiben sein.
Insoferne bei der Werthscliätzung des Holzes das gleichmässige
Gefüge und dadurch die Bearbeitungsfähigkcit in Frage kommt (bedingt
durch gleichmässig weite und feine Jalu-esringe) , so dürfte es keinem
Zweifel unterliegen, dass in Amerika, nach Yernichtung der Urwald-
^♦n♦v»^
— 206 —
vorräthe, schlechteres Holz aufwachsen wird. Die unter geänderten
Bedingungen im freien Stande wachsenden Weymouthskiefern (second
growth), dem Wechsel von Licht, Feuchtigkeit und Wärme weit mehr
unterworfen als im nivellirenden Urwalde, werden auch ein Holz von
wechselnder Kingbreite und grobfaseriger Struktur produciren, ein Holz,
das in Grüte dem bei uns unter ähnlichen Bedingungen heranwachsenden
kaum mehr überlegen sein dürfte.
Das Yerbreitungsgebiet der Weymouthskiefer in Nordamerika
erstreckt sich vom nördlichen Ufer des Laurentius- bis zum südlichen
Ufer des Michigan-See's und entlang den AUeghanies bis Northern
Greorgia ; Pennsylvania besass im oberen Laufe der zum Ohio gehörigen
Flüsse einstens grosse Yorräthe an starken Strobusstänunen , die alle
bereits genützt sind; überhaupt dürfte es kaum mehr in der Union
einen grösseren Complex von Strobus geben, der nicht schon in Angriff
genonmien wäre. Die Angabe vieler Bücher, dass die Weymouths-
kiefer auch im Westen der Prärie sich wiederfindet, dürfte auf einer
Yerwechselung derselben mit der ihr nahestehenden P. monticola
beruhen.
Die Nordstaaten der Union umfassen die südlichen Grenzbezirke
der Strebe; gerade diese Standorte ausserhalb ihres Optimums sind
für uns besonders lehrreich, denn dort ist die Kiefer das Resultat der
von der Natur selbst gemachten Anbauversuche ; solche Standorte lehren
die Yerhältnisse , unter denen sie mit Erfolg mit anderen Holzarten
in Concurrenz treten kann ; sie zeigen mit einem Worte den specifischen
Standort. Demnach wäre der specifische Standort der Wey-
mouthskiefer hinsichtlich des Bodens: der schwach sandige
Lehmboden mit geringer Erhebung über dem Grrundwasserspiegel. Sich
selbst überlassen okkupirt sie, mit Erfolg die eindringenden Laubhölzer
bekämpfend, denselben Standort immer wieder; es bedarf jedoch nur
eines einmaligen Eingriffes durch das Feuer oder die rücksichtslos
geschwungene Axt, um sie zu verdrängen und den Standort den
Laubhölzern auszuliefern.
Der Staat Maine liegt im Optimum der Weymouthskiefer; dort
ist sie in grosser Menge vorhanden und erscheint, misshandelt, immer
wieder auf demselben Standorte und nähert sich solbst der Küsten,
um die ärmeren, sandigen Böden zu überziehen. Klimatisch dürfte
der Strebe am besten das Grenzgebiet zwischen Eichen- und Tannen-
wald entsprechen; das wäre bei uns in Deutschland jene Zone, welche
Eichen- und Buchenmischwald, reinen Buchen- und Buchen- und
Tannenmischwald umfasst.
— 207 —
Zur besseren Orientirung hinsichtlich der Ansprüche der Stroh e
an Feuchtigkeit und Boden gebe ich beifolgendes Profil durch eine
Kieferninsel im Laubwalde des nördlichen Wisconsin:
Lauh-
Jwlx
Firma
Strobus
Pinus
resinosa
Pirms Banksiana
Pinus
resüwsa
Rnus
Stro-
bus.
Laub-
wald.
Fichte
und
Tanne
Lärche
Ficht'
Laub
holz
Tan£
Strebe
hah
Thuja
^ Sand ""--^
)
k
"■ — ^
^
"
^^^
y V
lehm
Sand
^^
sand . Lehnt
-,, ,^
"~~--^^
Lehm
_ firnnrfuT/iaa/ifcfnnrf
Abstand der HöhenUnm -30 dm
•
Fig. 5. Profil aus dem Waldgebiete von Nord -Wisconsin.
Auf dem undurchlässigen lehmreichen Boden lagern 1 — 2' Humus
— das Produkt einer Jahrtausende ungestörten Thätigkeit des Waldes ;
in diesem Humus liegt das ganze Wurzelwerk der Laubhölzer. Sobald
das TeiTain um mehr als 1 — 2' sich über das Grundwasserniveau
erhöht, erscheint die Weymouthskiefer; wo dasselbe um 1' sich ver-
tieft, sammelt sich stagnirendes Wasser mit Typha und Carex ; Depres-
sionen von grösserer Ausdehnung stellen die schon erwähnten Lärchen-,
Tannen- und Thujensümpfe dar; erheben sich schwache Hügel, so
bildet die Krone der magerste Sandboden, nach unten nimmt die Bei-
mengung an Lehm zu; dementsprechend ist auch die Yertheilung der
Kiefern ; den feuchteren Boden beansprucht die Weymouthskiefer, den
trockensten erträgt noch Bank's Kiefer; der Boden der Weymouths-
kiefer gibt die besten Wiesen, jener der Rothkiefer geringen Getreide-
boden, jener der Bank's Kiefer lohnt nicht die Rodung.
Je nach dem gebotenen Raimie steht die Strebe einzeln oder in
Gruppen von mehreren Stänunen; reine Waldungen dieser Holzart
gibt es hier nicht; ihre sehr flach über die lehmreiche Schichte hin-
streichenden Wurzeln berühren das Niveau des Grundwassers.
Auf diesen Standorten ist ihre mittlere Entwickelung nach meinen
Messungen etwa 38 Meter Höhe und 1 Meter Durchmesser mit einem
astlosen Schafte von 20 Meter; solche Exemplare besitzen ein Alter
von 200 — 250 Jahren und erheben sich mit ihrer spärlichen, durch
— 208 —
fehlende Aeste oft unterbrochene Krone 8 — 10 Meter über dem Dache
des Laubwaldes; die Borke solcher Bäunie ist Meinschuppig, aschgrau.
Von den beiden früher hinsichtlich ilu-es Harzgehaltes betrachteten
Weymouthskiefern gebe ich im Folgenden eine vergleichende Uebersicht
ihres Zuwachsganges.
a)
Bayerische W
eymouths
kief er.
Meter
Durch-
Periodischer
Periodischer
Section
über
Boden
messer
cm
Jahre
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
Längen-
zuwachs
cm
I
1
55,2
76
2391,9
31,47
12
II
7,2
47,0
66
1735,0
26,29
62
III
13,4
42
53
1404,4
26,57
48
IV
20
30
36
707,0
19,64
39
V
27
12
14
113,0
8,07
32
Gesannntfläche 31 Meter, Alter 84 Jahre, Inhalt des ganzen
Schaftes 3,310 cbm, Formzahl des Schaftes 44, Jahrringsbreite der
untersten (I.) Section 3,6 mm.
b) Weymou
thskief
er von Wisconsin.
Section
Meter
über
Boden
Durch-
messer
cm
Jahre
Kreisfläche
Dem
Periodischer
Zuwachs
Dem
Periodischer
Längen-
zuwachs
cm
I
1
58,8
130
2678,6
20,60
12
II
7,2
45
90
1590
17,67
15
III
13,4
37
47
1075
22,90
15
IV
20,0
20
30
314
10,47
20
V
27,0
5
4
19,6
4,9
27
Gesammthöhe 28 Meter, Alter 138 Jahre, Inhalt des ganzen
Schaftes 2,679 cbm, Formzahl 35, durchschnittliche Jahrringbreite der
T. Section 2,3 mm.
Eine andere 240 Jahre alte Kiefer hatte (ebenfalls in '^Visconsin)
eine Höhe von 37,7 Meter und 1 Meter über Boden 1,1 Meter Durch-
mosscr. Diess gibt nach Abzug von 4 cm für die Rinde eine Ring-
b leite von 2,2 mm und bei Annahme einer Formzahl von 30 einen
Cübikinhalt des Holzes im Schafte von 4,748 cbm.
— 209 —
Hieraus erhellt das anfängliche langsame Wachsthmn der Wey-
mouthskiefer im Urwalde gegenüber der ständig mit freiem Gipfel
aufgewachsenen bayerischen Kiefer; die Freistellung im Urwalde erfolgt
allmälilig, der Zuwachs steigt langsam an ; die einzelnen Bäimie stellen
sich lichter, eine Abnahme der Formzahl ist die Folge, welche bei der
im dauernden Schlüsse erwachsenen bayerischen Kiefer günstiger sich
stellt. Trotz der Langsamwüchsigkeit ist das nordamerikanische Holz,
soweit specifisches Gewicht in Frage konmit, nicht besser als das rasch
gewachsene europäische; dagegen steht die europäische Kiefer der
amerikanischen an Feinheit ihres Holzgefüges weit nach.
Solches gröberes Holz bilden sicher alle White Pine in Nord-
amerika, die von Jugend an mit freier Krone auhvachsen können;
nach meinen Messungen erreichen völlig frei und fast ohne seitliche
Beengung erwachsene Strobus (so wachsen mehr oder minder alle
second growth auf!) in einem Alter von 80 Jahi'en auf gutem Boden
eine durchschnittliche Höhe von 25 Meter und 60 cm Durchmesser;
zieht man vom Durchmesser 3 cm doppelte Eindendicke ab, so bleiben
57 cm Durchmesser mit 3,7 mm durchschnittlicher Jahrringsbreite
1,3 Meter über Boden, also nahezu die gleichen Dimensionen in Stärke
und Jahrringsbreite wie die bayerische Strobe. Emerson erwähnt,
dass die Weymouthskiefer bei Boston im 30. Lebensjahre alljährlich
um 60 cm in die Höhe und lun 2 cm in die Dicke wachse.
Die Kieferninseln im nördlichen Michigan sind bedeutend grösser
als jene von Wisconsin ; in der Nähe der Seen fliessen sie zu grösseren
Flächen von einigen 1 00 Aren zusammen ; am unteren Laufe des
Laurentiusflusses , also ebenfalls in ziemlich feuchtem Gebiete, bildet
die Strobus nach Süden hin ausgedehnte, zusanunenhängende Waldungen
auf kiesig-sandigem, angesschwemmten Boden.
Am sandig-hügeligen Ufer des Lake Superior lebt die Strobe auf
den Nord- und Osthängen mit der Balsamtanne, auf den Süd- und
Westhängen mit der Kothkiefer (resinosa) zusammen; sie erreicht dort
ebenfalls etwa 37 Meter Höhe, ist aber weit herab mit Aesten besetzt.
Die Kämme der Berge bestockt sie mit Tsuga canadensis. Bei Spooner
breitet sich sehr schwach welliger, magerer Sandboden aus; dort liebt
sie die feuchteren Einsenkungen, der resinosa zwar an Höhe und Stärke
überlegen, aber an Reinheit des Schaftes weit zui-ückstehend. Wo
dagegen die Strobus in die Erlenbrüche selbst geräth, da erwächst
sie sehr rasch , bleibt aber kurz , astreich und gibt ein sehr
schlechtes Holz.
Dr. Mayr. 14
— 210 —
Nach den Angaben des Censusberichtes kann die Strobus eine
Höhe von 52 Meter und einen Durchmesser von 3,5 Meter in seltenen
Fällen erreichen.
Aus dem Yorausgehenden ergibt sich, dass die Weymouthskiefer
frischen bis feuchten, mit Sand gemengten Boden liebt, wie ihn
Niederungen und Bänder sumpfiger Yertiefungen bieten; reichlicher
Humusgehalt ist zu ihrem Gedeihen erforderlich. Dass auch der felsig-
kiesige Boden ihr in Deutschland wie auch in Amerika noch genügt,
lässt sich mit ziemlicher Sicherheit erwarten; der ti'ocken - heisse
nordamerikanische Sommer schadet ihr an solchen 0 ertlichkeiten diu^ch-
aus nicht.
Schöne Erfahrungen über den Anbau der WejTnouthskiefer auf
humusreichem, besserem Sandboden hat K. Douglas in Waukegan
wähi-end einer 30 jährigen Thätigkeit gesammelt. Bringt man P. sylvestris
und P. Strobus auf solchen Böden zusanmien, so ist im vierten Jahi-e
nach der Pflanzung die gemeine Kiefer noch eimnal so gross als die
Strobus, im achten Jahi-e sind beide gleich, im 10. Jalire kommt die
Strobus voraus und im 15. Jahre wird die gemeine Kiefer überschattet
und erdrückt.
Bei den Anpflanzungen auf reinerem Sandboden an den Ufern
des Lake ]\Iichigan hat sich die Strobus besser bewälu't als die gemeine
Kiefer und P. austriaca, welch' letztere Holzart auf diesem Boden wieder
der sylvestris nachsteht ; durch zwei aufeinander folgende nasse Sommer
leidet die Weymouthskiefer mehr als die P. sylvestris; hart am See
aber, auf ganz kahlen Sandboden gebaut, braucht die WejTiiouthskiefer
viele Jahre, bis sie den Boden durch Seitentriebe überschattet; erst
dann erhebt sich ein Gipfeltricb. Dasselbe geschieht mit der gemeinen
Kiefer, mit der Lärche, ja selbst mit Laubhölzern wie Catalpa; auf
solchen exponirten, für Waldbäimie völlig unnatürlichen Standorts-
verhältnissen beschreibt der Wind mit der Pflanzenspitze einen Kreis
im Sande.
P. Strobus wird am leichtesten durch Feuer getödtet wegen der
glatten, dünnen Rinde — ein Feiüd, der bei uns glücklicher Weise
wogfällt; das Altholz zerstört in ziemlichem Masse Trametes Pini. Bei
uns leidet die junge Pflanze sehr wenig durch Schüttepilze wie Lopho-
dermium und Pestalozzia *), dagegen werden ihre Pflanzungen durch
*) Diesen Pilz fand ich im Jahre 1884 in J. Booth's Garten in Kleinflott-
beck auf den Nadeln der Weymouthnkiefer und der japanischen Sciadopitys,
welche schon im August ihre Nadeln fast ganz verloren. Meine damals gefer-
^ 211 -^
Wurzelparasiten wie Agaricus melleus, Trametes radiciperda dezimirt.
Schnellwüchsigkeit, Schattenertragniss und völlige Frostharte (eine bei
dem herrschenden Kahlschlagbetriebe hochwillkommene Eigenschaft!)
sichern der Weymouthskiefer für lange Zeit hinaus das Bürgerrecht
im Walde, das sie als Füllpflanze auch vollauf verdien^.
Für die Weymouthskiefer gilt Winterfällung bei weitem Trans-
porte zur Säge als Regel, damit die Rinde am Stamme erhalten bleibt ;
wird diese entfernt, wie diess bei der Sommerfällung zu leicht geschieht,
so befällt das saftige Splintholz sehr bald ein Pilz (Ceratostoma), der
es blauschwarz färbt und dadurch in seiner Qualität schädigt.
Pinus resinosa Ait., Red Pine, Amerikanische Roth-
kiefer. Diese z weinadelige Kiefer gehört nach dem anatomischen
Baue ihres Holzes zur Section Pinaster, von der sie zugleich die einzige
Yertreterin in Nordamerika ist; der Laricio ähnlich ist jedoch die
Rinde des alten Baumes eine dünne, breitschuppige Borke von hellgrau-
gelber Färbung ; ebenso sind die Nadeln feiner, durchschnittlich 15 cm
lang; die reifen Zapfen braun bis hellgelb und wenn offen 4,5 cm
lang und 3,5 breit, ohne Spitze an der Apophyse; Knospen braun mit
zurückgerollten Schuppen; junge Tiiebe hellroth; Same Tafel YIII.
Das Yerbreitungsgebiet der Rothkiefer deckt sich zwar mit jenem
der Weymouthskiefer, doch tritt sie im Osten nur ganz vereinzelt auf,
ihr Optimum liegt auf der canadischen Seite. Hinsichtlich der Ansprüche
dieser Art an Boden und Klima bot sich vielfach Gelegenheit bei der
Weymouthskiefer derselben zu gedenken; auf ärmstem Boden kann
sie wie jede andere Kiefer oder Holzart überhaupt ein paar Jahre
recht gut wachsen , ein werthvoller Nutzbaimi kann sie aber in derlei
Verhältnissen so wenig werden als irgend ein anderer Baum.
Hinsichtlich der Geradheit und Reinheit des Schaftes ist sie der
Weymouthskiefer und vollends der Peclikiefer und der folgenden Art
überlegen; in der Höhenentwicklung dagegen bleibt die Rothkiefer
hinter der Weymouthskiefer zurück ; ich habe in den reinen Beständen
Minnesota's keine über 30 Meter Höhe imd 0,60 Meter Dui'chmesser
gemessen; der Censusbericht gibt als Maximalgrössen 46 Meter Höhe
und über 1 Meter Durchmesser.
tigten Abbildungen stimmen ganz mit der von v. Tubeuf (Beiträge zur Kenntniss
der Baumkrankheiten, Berlin 1888) publizirten Pestalozzia Hartigii überein; ob
somit der Pilz eine nadel- und eine stammbewohnende Form besitzt (letztere
an europilischen Abietineen und japanischen Cupressineen), müssen weitere
Beobachtungen entscheiden.
14»
— 212
Um hinsichtlich ihres Wachsthums und der Güte ihres Holzes
einige Andeutungen geben zu können, liess ich Ende September 1885
in Brainerd (Dakota) auf geringem, lehmigem Sandboden eine resinosa
fällen; ihr Alter betrug 141 Jahre, ihre Höhe 25 Meter, ihr Durch-
messer 1,5 Meter über Boden, 37 cm ohne Rinde; der Kubikinhalt
des Schaftes 0,93 cm, die Formzahl desselben 34. Zum Yergleiche
des Zuwachses und der Qualität des Holzes einer auf lehmigem Sand-
boden des Revier Geisenfeld (Hopfenbaubezirk) in Bayern gewachsenen
gemeinen Kiefer führe ich an:
Alter 113 Jahre, Gesammthöhe 23,6 Meter.
I. 1,5 Meter über Boden hatte die gemeine Kiefer:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
30
40
105
19,4
24,0
31,4
295,2
471
774
9,8
17,6
5,0
Splint spec. Gewicht 48,7, Harzgehalt 4,317 gr feste Masse.
Kern „ „ 53,2, „ 6,856 „ „ „
IL 5,5 Meter über Boden:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
20
10,4
84,9
4,2
40
14,4
162,9
3,9
90
22,5
398
4,3
92
23
415
8,5
Splint spec. Gew. 47,9, Harzgehalt 3,573 gr feste Masse.
Kern „ „ 49,8, „ 4,500 „ „ „
III. 11,7 Meter über Boden:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
20
40
75
14
16
20
154
201
314
7,7
2,3
3,2
Splint speo. Oow. 4'^fi, Harzgchalt 3,771 gr feste Masse.
Kern „ „ 47,2, „ 4,226 „ „
— 213
lY. 22,1 Meter über Boden:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
10
20
30
3,4
6,5
9,2
9,08
33,18
66,48
0,9
2,4
3,3
Splint spec. Gew. 45,4, Harzgehalt 3,876 gr feste Masse,
Inhalt des ganzen Stammes: 0,74 cbm, Formzahl 43.
Pinus resinosa.
T. 1,5 Meter über Boden:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs
Dem
30
40
100
130
13,2
16,6
32,8
37,0
136,6
216,7
844,7
1075
4,6
8,0
10,5
7,7
Splint spec. Gew. 44,4, Harzgehalt 2,573 gr feste Masse.
Kern „ „ 45,2, „ 5,654 „ „ „
n. 5,5
Meter über Boden.
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
20
10
79
3,9
40
16
201
6,1
100
32
804
10,1
125
35
962
6,3
Splint spec. Gew. 37,1, Harzgehalt 2,421 gr feste Masse.
Kern „ „ 38,9, „ 5,746 „ „ „
III. 11,7 Meter über Boden.
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs
Dem
20
40
90
99
8
14
26
28
50
154
531
616
2,5
5.2
7,5
9,4
Splint spec. Gew. 35,4, Harzgehalt 3,093 gr feste Masse.
Kern „ „ 36,4, „ 6,575 „ „ „
— 214 —
lY. 22,1 Meter über Boden
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs
Dem
10
2,9
6,6
0,7
20
6,1
29,2
2,3
24
7,6
45,4
4,0
Splint spec. Gew. 34,9, Harzgehalt 3,932 gr feste Masse.
Inhalt des Stammes 1,54 cbm, Formzahl 50.
Berechnet man den Durchschnitt aller Sectionen (auch ISTord- und
Südseite wurden getrennt gerechnet) so zeigen:
durchschnittl. Harz^ehalt
spec. Gew.
Alle Splintstücke der Geisenf eider Kothkiefer . 46
„ Kernstücke „ „ „
„ Splintstücke der Minnesota Kothkiefer
Kernstücke
48
38
41
gr
3,916
5,239
3,005
5,992
Es ergibt sich daraus, dass einmal die bayerische Kiefer (in
Bayern gewachsen) der amerikanischen (in Amerika gewachsen) an
Wachsgeschwindigkeit anfangs voraneilte, dagegen früher ihr Maximum
erreichte ; dass ferner die bayerische Kiefer ein beträchtlich schwereres,
aber (im ganzen Durchschnitte) harzärmeres Holz lieferte als die ameri-
kanische; beide lassen eine Abnahme des specifischen Gewichtes nach
der Spitze des Baumes hin erkennen.
Die Splintbreite des amerikanischen Baumes beträgt 6,5 cm, jene
des bayerischen 4 cm, so dass bei gleichen Yolumina die gemeine
Kiefer mehr Kernholz enthält als die amerikanische.
Da diese Kiefer kaum mit geringerem Sandboden vorlieb nimmt
als die gemeine Kiefer, so hat sie wohl keine Aussicht bei uns im
Walde im Grossen angebaut zu werden ; sie verdient geprüft zu werden ;
jedenfalls übertrifft sie die europäische Kiefer vom dekorativen Standpunkte.
Pinus Banksiana Lamb., Check Pine, Gray Pine, Bank's
Kiefer nimmt, wie die früher erwähnte Skizze zeigt, den trockensten
und magersten Sandboden im Binnenlande ein, wo sie selbstverständ-
lich auch nur geringe Dimensionen erreicht, da überdiess regelmässige
Durchfeuchtung von Luft und Boden fehlt. Wo sie zusammen mit
rosinosa wächst (rcsinosa auf den besseren Mulden von oft nur einigen
Quadratmotcm Ausdehnung), da ist das Bild, das solche geschlossene
Waldungen bieten, täuschend einem mittel altcrigen Fichtcnbestande mit
— 215 -
Kiefernüberhältern ähnlich. Dabei repräsentiren die ausgewachsenen
Bank's Kiefern mit ihren spitzkegeligen Kronen die Fichten; die
Benadelung ist jedoch heller grün als Yon der Fichte.
Die duiikelgraue Borke ist aus kleinen prismatischen Schuppen
gebildet und reicht bis zum Gipfel mit gleicher Färbung empor. Da
sie mit dem magersten Boden vorlieb nimmt, ist ihr Wurzelsystem
Aveit verzweigt. Gegenwärtig geht diese Kiefer massenhaft in Amerika
zu Grunde ; da sie die Gipfel der schwachen, sandigen Erhebungen ein- / ^
nimmt, wird ihr durch die Kodung und die daraus folgende Drainirung [ C )
des tiefer liegenden Bodens immer mehr Sickerwasser entzogen und
die nicht mehr genügend während der sehr langen Trockenzeit befeuch-
teten, höher gelegenen Waldpartien trocknen ab.
Die Höhenentwicklung dieser Kiefer spricht für die Bescheiden-
heit in iluren Ansprüchen an den Boden; denn selbst auf gutem Boden
bleibt sie ein Baum zweiter Klasse von höchstens 22 Meter Höhe und
30 cm Durchmesser, während ilire durchschnittliche Höhe zwischen
10 und 15 Meter Höhe liegt.
Sie erwächst mit dem Habitus einer Fichte, reinigt sich schwer
von den Aesten; ihre Nadeln sind 4 — 6 cm lang; die Zapfen, aus
Quirlknospen hervorgegangen, 5 cm lang und 2 cm breit, sind etwas
gekilimmt, nach aufwärts gerichtet, dem Haupttriebe angedrückt; der
geflügelte Same (Tafel YIII) gleicht völlig dem der Fichte, in dem das
Samenkorn in einer löffelartigen Yertiefung des Flügels liegt.
Hinsichtlich ihrer Wuchsgeschwindigkeit in der Stärke mögen
folgende Angaben dienen:
1,5 Meter über Boden, auf demselben Boden wie die vorhin
erwähnte resinosa, hatte die Bank's Kiefer:
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs
Jahre
cm
D cm
Dem
10
7,0
38,48
3,85
20
10,6
88,25
4,98
30
13,4
141,03
5,28
40
15,0
176,71
3,57
50
17,2
232,36
5,56
60
20,4
326,56
9,42
65
21,2
352,46
5,18
Splintbreite 3 cm, durchschnittliches specifisches Gewicht 48;
das braun gefärbte Kernholz dürfte dem der geraeinen Kiefer an Güte
kaum nachstehen.
— 216 —
d) Der Nadelw^ald der gemässigt - kühlen Region.
Je weiter nach Norden man im amerikanisch-canadischen Walde
vordringt, um so ähnlicher werden Klima und Waldbilder denen von
Deutschland ; mit dem Eintritt in die Tannen- und Eichtenregion glaubt
man sich in den Nadelwald der Alpen, in den Schwarzwald oder nach
Thüringen versetzt ; die Einförmigkeit in der Entwickelung, die dunkel-
grüne Färbung der Baumkronen, die Bedeckung des Bodens mit Moos
oder beerenfrüchtigen, niederen Stauden, die ätherischen, harzigen Düfte,
das Kauschen des Windes in den Zweigen, die Yögel, die den Wald
beleben, alles erinnert an den kühlen Nadelwald der heimatlichen
Berge und des Nordens.
Auf den Berggipfeln der Alleghanies finden sich die Schwarzfichte
und Fraser's Tanne als Yertreterinen dieser Waldzone; erst einzeln
den Buchen beigemengt, herrschen sie über 1800 Meter allein; Moos-
polster der europäischen Hypnumarten bekleiden den Boden zu den
Füssen der dicht geschlossenen, ästigen Nadelhölzer; mnsäumt und
unterstellt sind letztere von dem immergrünen Khododendron maximum,
der noch in 1900 Metern über dem Meere trotz des strengen und
langen Winters bis zu über armesdicken Stämmen von 2 — 3 Meter
Höhe sich erhebt.
Die kühle Tannenregion Canada's, an der Küste von dem ant-
arktischen Meeresstrome mit einer Temperatur von 15^ C. im Sommer
und 0^ C. im Winter bespült, ist zugleich auch feuchter als die südlich
gelegenen Gebiete; von zahllosen See'n und Sümpfen durchsetzt, dehnt
sich nördlich vom 54^ N.B. der Nadelwald in einem breiten -Bande
quer von der Küste durch den Continent, erreicht die Fortsetzung der
Rocky Mountains und berührt, dem Flussthale des Makenzie entlang,
selbst den Polarkreis. Die Weissfichte imd an geeigneten Oertlichkeiten
Bank's Eaefer sowie einige Laubhölzer wie Birken, Erlen, Pappeln,
Weiden erstrecken sich selbst bis an die östliche Abdachung der
Coastrangeberge, wo sie mit nahe verwandten pacifischen Arten in
Berührung treten.
Die wichtigste Holzart der kühleren, nördlichen Lagen ist die
Weissfichte; sie dringt am weitesten von allen östlichen Nadelhölzern
nach Norden vor, sto(;kt dort in reinen Waldungen von ungeheurer
Ausdehnung selbst auf Boden, der schichtenförmig ewiges Eis enthält;
gelangen dort — nördlich vom 57^ Breite — die Wurzeln dieser Fichte
auf eine gefrorene Erdschichte, so weichen sie darüber hinkriechond
ihr aus wie einer Felsenplatte; wo Flussthäler mit etwas wärmeren
— 217 —
Yerhältnissen dieses hügelige Binnenland durchfurchen, tritt die Weiss-
fichte zurück; die Balsamtanne, Weiden, Erlen, Balsam- und Zitterpappel,
die blendend weissrindige Kahn- oder Nachenbirke erfüllen das Thal,
die Schwarzfichte bekleidet die Hänge.
Im fernen Nordwesten unter dem 160^ W.L. steigt der Wald
bis zu etwa 1000 Meter empor, wo darniederliegende Tannen (Ab. sub-
alpina) die Baumgrenze bezeichnen.
Nach Süden hin treten zu ihnen andere Nadelholzarten, die dort
ihre Nordgrenze finden, wie Thuja, Tsuga, Juniperus; in warmen,
geschützten Lagen gesellen sich, wie diess auch z. B. in der bayerischen
Hochebene der Fall ist, einzelne Kotheichen, Zuckerahorn, Ulmen und
Eschen zu einem Laubwalde zusammen, der nach Süden hin an Aus-
delmung zunimmt, und schon innerhalb der nördlichen Kiefernzone
die Yertreter der kühlen Kegion zu inselartigen Beständen auf kalten,
nassen Böden zusammendrängt.
In forsttechnischer Hinsicht stehen die nordischen Waldimgen
an Güte ihres Produktes, nicht aber an Masse gegen die Laubwaldungen
der wärmeren Zone zurück ; ilir Werth ist fortwährend noch eine steigende
Grösse, dank der fortschreitenden Erschöpfung der südlich gelegenen
Yorräthe.
Bis jetzt haben die Canadier vorzugsweise in den wärmeren
Strichen ihres Landes gewirthschaftet und zwar ganz nach amerikanischem
Muster; die enormen YoiTäthe und die billigen Arbeitskräfte gestatten
es, Holz in grosser Menge trotz des Eingangszolles über Land nach
den Yereinigten Staaten zu exportiren ; in neuester Zeit wurden wieder-
holt Yersuche gemacht, Riesenholzflösse der Küste entlang nach Süden
zu bugsiren. Im Norden und Westen liegen noch gewaltige Yorräthe
unerschlossen für spätere Generationen, die, solange Ueberfluss vor-
handen ist, geradeso unwirthschaftlich wie ihre Yorf ahren handeln werden.
Abies Fraseri Lindl., Balsam, Fräsers Balsamtanne,
ist ein auf die Berggipfel der Alleghanies beschränkter Baum zweiter
Grösse, der sich bis zu höchstens 25 Meter erhebt; der astreiche Schaft
wird nur gelegentlich zu Nutzholzzwecken verarbeitet.
Die Nadeln an Seitentrieben sind bis 2,5 cm lang, an Längstrieben
oft nur 1 cm; die Seitentriebe mit kurzen braunen Haaren,
Haupttrieb kahl; Zapfen 3 — 5 cm lang, 2 cm dick, Blüthen- (Deck-)
Schuppe weit hervorstehend und zurückgerollt, so dass wie bei einem
Abies nobilis-Zapf en überhaupt nur Deckschuppen sichtbar sind ; das Holz
vom Typus der Tannen, ohne Harzgänge, weich, leicht (spec. Gew. 36)-
— 218 —
Dass in der feuchten, külilen Lnft eine Anzahl von Pilzen auf
Kosten der Tanne leben, lässt sich erwarten; besonders interessant
war mir aber das Aufti-eten von Trichosphaeria parasitica Hrtg., dessen
Mycel die Nadeln der jungen Triebbasis bräunt und Nadeln und Triebe
mit einem weissen Gespinnste überzieht, ganz so wie der Pilz in
Dickichten der europäischen Tanne wuchert ; andere Pilze, Fusicladium-
Arten, tödten Nadeln und Triebe in auffallender, aber bei dem geringen
Werthe der Tanne überhaupt belangloser Weise.
Die Gesellschafterin von Fraser's Tanne ist
Picea nigra Link (syn. rubra), Black Spruce, Schwarz-
fichte. Yon den Hochkämmen der Alleghanies in Nordkarolina bis
zur Küste von Labrador unter dem 55 — 60^ N.B. und von dort in
einem breiten Bande durch Canada bis zur Mündung des Mackenzie-
flusses unter dem 70^ N.B. und dem 135*^ W.L. dehnt sich das Yer-
breitungsgebiet dieser Art; überall aber steht sie hinsichtlich ihrer
Entwickelung und ihres Nutzwerthes hinter der Weissfichte zurück;
dagegen erwächst sie auf der südlichen Grenze der letzteren, in den
Nordstaaten der Union, in isolirten Individuen durch die Laubholz-
waldungen vertheilt zu einem stattlichen Baume, dessen Holz zur
Papierfabrikation dient. Die Fäller der Schwarzfichten sind vielfach
noch heute die ersten Weissen, welche den Laubwald betreten; sie
sind es auch, welche den ersten Feuerbrand in den unberührten Wald
geworfen haben; die Weissfichte in den benachbarten, kalten Sümpfen
bleibt dagegen nieder und vereinigt sich mit der Balsamtanne, der
östlichen Lärche, der Nachenbirke und der Thuja zu einstweilen noch
geringwcrthigen ausgedehnten Beständen.
Der Zapfen der Schwarzfichte ist etwas kürzer als jener der
Weissfichte, dunkel violett wenn unreif, die Schuppen am Rande etwas
zackig; Deckschuppe kleiner als bei alba; die Zapfen gehen aus Seiten-
knospen der vorjährigen Triebe hervor und stehen aufrecht, bei der alba
gehen die Zapfen vorzugsweise aus Endknospen der vorjährigen Triebe
hervor, wesshalb sie sich durch ihre Schwere mehr oder weniger
abwärts drehen.
Das Holz der Schwarzfichte zeigt den Typus der Gattung Picea
in seinem anatomischen Bau; das Kernholz ist durch Wasserarmuth,
nicht durch dunklere P'arbe vom Splinte verschieden; specifisches
Gewicht 46; das Holz ist durch keine besonderen Yorzüge ausge-
zeichnet ; um ein Nutzbaum von hervorragendem Werthe zu sein, dazu
sind die durchschnittlichen Dimensionen des Baumes — 20 Meter —
— 219 —
nicht gross genug. Wo Ueberfluss an diesem Fichtenholze ist, wird
es zu Bauholz, Schwellen und dergleichen verwendet; im Allgemeinen
wird das Holz der nigra höher geschätzt als das der alba, wiewohl
beide Holzarten von der Praxis nicht immer auseinander gehalten werden.
Die Unterscheidung der jungen Schwarzfichte von den nahe ver-
wandten Weissfichten und den westlichen Fichten wie P. Engelmanni,
P. pungens, welche Pflanzen in europäischen Gärten nicht immer richtig
bestimmt werden, dürfte vielleicht mit Hilfe folgender Notizen möglich
werden.
P. nigra hinterlässt beim Zerreiben der zarteren Zweige in der
Hand keinen Geruch, der bei der alba stets sich deutlich zeigt; die
Nadeln der alba sind kürzer als jene der Engelmanns Fichte, welche
jedoch beim Zerquetschen der Zweige keinen Geruch zeigt; die Nadeln
der Stechfichte (P. pungens) sind länger als bei der Engelmanns Fichte,
stechender; die gelben Knospenschuppen zurückgerollt, welche
wieder bei der Engelmann's Fichte fest anliegen.
Picea alba Link, White Spruce, Weissfichte, ist Nutz-
baum erster Klasse im Norden der Yereinigten Staaten; südlich, auf /l^J^
den Gipfeln der Alleghany-Berge fehlt die Weissfichte, sie erreicht als ^^^
niedriger Baum schon in den kalten Sümpfen Wisconsins, Michigans
und Minnesotahs ihre Südgrenze ;
ihr Optimum liegt viel nörd-
licher von dem Optimum der
Schwarzfichte. In den kalten
Sümpfen der Südgrenze endigt
ihre Kronenentwicklung in eine
lang ausgezogene Spitze, womit
sie ihren Längenwuchs be-
schliesst; auch die Balsamtanne
auf gleichem Standorte und die
Schirmtanne in Japan zeigen ähn-
liches ; ja selbst die Douglas-
tanne im Westen endigt ihren
Höhenwuchs durch Aufsetzen
einer kleinen spitzkegeligen Krone, gleichsam eines Bäumchens, von
der Kronenform des jugendlichen Alters.
In solchen Sümpfen ist die Lärche meist nur veroinzelnt; wo
aber Sphagnum als dickschichtige Bodenbedeckung prävalirt und wie
ein Badeschwamm die Feuchtigkeit in sich hält, da treten Fichte und
Fig. 6. Nadelhölzer in^den Sümpfen des nördlichen
Laubwaldes : a Lärche, b Fichte, e Tanne.
— 220 —
Tanne zurück, Lärche oder Thuja, beide in oft ausgedehnten reinen
Beständen, überziehen die Fläche. Die spitzkronigen, niederen Fichten
in diesen Sümpfen werden vielfach als Picea nigra aufgefasst; Andere
betrachten sie als eine Yarietät von nigra ; ich halte sie für das , als
was ich sie beschrieben, für Weissfichten, die von anderen Weissfichten
nur wenig, von Höhe und Habitus abgesehen, verschieden sind.
Yon vielen dieser Fichten hängen die Zweige ausserordentlich
verlängert und dicht verflochten herab, Hypertrophien, die von einer
in den Zweigen perennirenden kleinen Mistel verursacht werden, die
wohl mit dem Arceuthobium pusillum Peck der Schwarzfichte identisch
sein dürfte; einen eigen thümlichen Gegensatz zu diesen, besonders in
den Nadelwaldungen der pacifischen Küste sehr auffallenden Hexen-
besen, bilden die aufrecht wachsenden Hypertropliien an den Balsam-
tannen, welche einem Accidium angehören ; da die Zeit der Sporenreife
vorüber war, kann ich die Identität mit Aec. elatinum nur vermuthen ;
das reichliche Yorkonmien von Yaccinium macrocarpum in diesen
Oertlichkeiten unterstützt die Yermuthung, dass die Winterform des Pilzes
auf den Blättern der Pflanze sich findet. Die Weissfichte soll nach den
Angaben des Censusberichtes an den östlichen Abdachungen der Kocky
Mountains bis zu 50 Meter Höhe erreichen und ist dort wie auch in Canada
der wichtigste Xutzbaum. Das Holz mit einem specifischen Gewichte von
kaum 41 steht hinter der Schwarzfichte an Dauerhaftigkeit zurück.
Abies balsamea MilL, Balsam Fir, Balsamtanne; Nadeln
unterseits weniger weiss als von Fräsers Tanne. Haupt- und Seiten-
triebe kahl; ein Baum zweiter Grösse, der 25 Meter nur in seltenen
Fällen übersteigt; sie ist eine ständige Begleiterin der Weissfichte in
den Bergen und in den sumpfigen Partien der Nordstaaten der Union ;
dort wird sie wie die hellweissliche Fichte ein Baum bis zu 15 Meter
Höhe und schliesst ebenfalls, wie die früher gegebene Skizze zeigt,
ihre Krone und ihr Längenwachsthum mit einer feinen Spitze ab; die
dunkelgrünen Kegel der Tanne geben zusammen mit den hellen der
Fichte und der im Herbste fast schwefelgelben Krone der Lärche ein
eigenartiges Bild en miniature zu den Lärchen, Tannen und Fichten
Europa's und vollends jenen der pacifischen Küste.
Der Zapfen der Balsamtanne ist durchschnittlich 10 cm lang,
2,5 cm breit; die Deckschuppe ist von der Zapfenschuppe völlig über-
deckt, also erstere nicht sichtbar; das Holz ist schlecht (spccifischcs
Gewicht 38), wenig dauerhaft, astroich und kaum benützt; werthvoll
aber ist der Balsam (flüssiges Harz), der in den Beulen der Kinde
— 221 —
(wie auch in geringerem Masse bei der Tsuga und Douglasia) sich
anhäuft; unbestreitbar ist ihr dekorativer Werth, zumal wenn sie die
elegante Kronenform auch bei uns beibehalten sollte ; in höheren Lagen
bleibt sie ein Strauch, eine Varietät, die als Abies Hudsonica bei den
Coniferenzüchtern bekannt ist.
Bemerkenswerth in biologischer Hinsicht insbesonders ist
Larix americana Michx., Larch, Tamarack, Oestliche
Lärche, indem sie auf ihrer südlichen Grenze auf kaltem simipfigen
Boden mit Balsamtanne und Fichte, oder Thuja und Nachenbirke (B.
papyracea) Mischbestände, oder selbst reine Waldungen mit Ausschluss
jeder anderen Holzart bildet ; zu ihren Füssen liegen mächtige Polster
von Sphagnum, so dass man beim Betreten eines solchen Lärchen-
bestandes bis zu den Knie'n im nassen Moose einsinkt; unter dem
gutgeschlossenen Kronendache vermögen nur Yaccinium macrocarpum
und Ledumarten aufzukonunen. In solchen Oertlichkeiten ist die Lärche
als Nutzbaum von geringem Werthe; sie bleibt niedrig (etwa 15 Meter "^
hoch), ästig, ihr Holz ist weich, leicht und wenig dauerhaft. Dagegen öjä'x
hat sie dort grossen Werth als Schutz bäum. Wird nämlich auf ^
solchen sumpfigen Standorten die Lärche kahl entfernt, dui'ch die Axt
oder durch Feuer während der trockenen Zeit, so geht die Oertlichkeit
in einen völligen Carex- und Typhasumpf über, in dem sich nur isolirte,
krüppelhafte Reste der ursprünglichen Vegetation erhalten können;
derartige Flächen nehmen an Zahl und Grösse in Wisconsin und
Michigan alljährlich beträchtlich zu.
Nördlich von den Vereinigten Staaten, in den kühlen und bergigen
Landschaften insbesonders, ist ihr Vorkommen, ihre Stamm- und Holz-
erzeugung von unserer Lärche nicht mehr wesentlich verschieden; ihr
Holz ist hart, specifisches Gewicht 62, Avährend Holz von sumpfigen,
südlichen Standorten 55 kaum erreichen dürfte.
Botanisch ist die Lärche durch sehr kleine Zapfen von 1,5 cm
Länge und 1 cm Breite ausgezeichnet; die Zapfen sind von denen der
Tsuga stets dadurch unterschieden, dass sie aufgerichtet sitzen und
dass der Uebergang aus den Nadeln in die breitere Deckschuppo an
der Basis des (Lärchen) Zapfens sehr deutlich ist. Die westliche Lärche
(L. occidentalis) und Griffiths Lärche im östlichen Himalaya tragen auf der
ganzen Länge des Zapfens nadeiförmige, weit aus den Zapfenschuppen
hervorstehende Deckschuppen. Häufig ist an der Lärche in ihrem süd-
lichen Standort ein aufrechter Hexcnbosen, ähnlich der an der Balsam-
tanne durch ein Aecidium hervorgerufenen, hypertrophischen Missbildung.
— 222 —
B. Prärie.
Den Westi-and des eben betrachteten grossen atlantischen Wald-
gebietes begrenzt eine Graslandschaft von der halben Ausdehnung wie
das östliche Waldgebiet und wenn man die gras- und vegetationslosen
Partien zwischen den Kocky Mountains und der Sierra Nevada liinzu-
rechnet, von etwa gleich grosser Erstreckung. Die Fi'age, wo die
natürliche Grenze zwischen Wald und Prärie, was die Ursache ist,
dass thatsächlich da sich Prärie findet, wo die Feuchtigkeitsmenge so
gross ist wie in dem benachbarten Waldgebiete, ist schon oft in
Amerika und Europa bearbeitet worden. Die Einen nehmen an, es war
alles Wald und durch die nomadisirende Lebensweise der Ureinwohner
Amerika's, der Indianer, sei der Wald vernichtet Avorden, indem diese
den Wald niederbrannten, um Gras für die Büffel zu gewinnen. Diese
Ansicht hat sehr viel für sich und ist zweifellos richtig für die Frage
der Ausbreitung der Prärie auf Kosten des Waldes.
Dass es thatsächlich auf der Erdoberfläche Oertlichkeiten gibt,
die von Uranfang an mit Gras bedeckt waren, habe ich schon bei der
allgemeinen Betrachtung über die Existenzbedingungen des Waldes
hervorgehoben; wo die relative Feuchtigkeit der Luft während der
Yegetationszeit unter ein gewisses Minimum — etwa 50 o/o — sinkt,
da ist kein AYald möglich, denn die Luft in den höheren Schichten
ist zu trocken, als dass eine zarte Pflanze — der junge, neue Längs-
trieb eines Baumes ist stets eine einjährige zarte Pflanze — in ihr
empor wachsen könnte ; die Yerdunstung des Wassers aus den Blättern
und Trieben ist rascher, als durch die Wurzeln Ersatz zugeführt werden
kann; nur eine unmittelbar über dem Boden, im Thaubereiche des-
selben liegende Vegetation — Gras, Kräuter oder niederes Strauch-
werk — sind existenzfähig. Auch der umgekehrte Fall kann eintreten;
die Luft mag genügend Feuchtigkeit enthalten, aber trotzdem nichts
oder zu wenig (etwa 40 mm) an den Boden abgeben, dessen Vegetation
alljährlich die lieisse Glut des Sonmiers versengt ; solchem Wechsel in
Temperatur und Keuclitigkeit ist ebenfalls nur das Gras mit seinem
unterirdischen Stocke gewachsen; wo beide Faktoren zusammenhelfen,
Luftfeuchtigkeit und Bod(Mifeuchtigkeit fehlen, da fehlt in der Kegel
auch jeder Pflanzenwuchs; das ist die Wüste, die wahre desert.
Man hat immer die absolute Niederscldagsmcnge während des
Jahres angezogr.'n und vorsucht, mit ihr allein das Fehk^n des Waldes
zu erklären; ich glaube, die relative Feuchtigkeit spielt dabei
— 223 —
eine ebenso grosse Rolle wie jene ; der östliche Theil der Prärie erhält
über 600 nini jährliche Mederscliläge, über 200 mm mehr als die mit
Kiefern bedeckte norddeutsche Tiefebene ; auch die californische Prärie
zwischen Coast Range und Sierra erhält im Jahre etwa 5 — 600 mm,
aber fast die ganze Regenmenge fällt in den Monaten November und
Dezember; je gleichmässiger Regemnenge und Luftfeuchtigkeit wähi'end
des ganzen Jahres vertheilt sind, um so günstiger sind die Bedingungen
für den Wald; je grösser dabei die relative Feuchtigkeit, um so höher
wächst der Wald, insbesonders der Coniferenwald empor; so gewaltig
beeinflusst die constante Luftfeuchtigkeit den Höhenwuchs, dass die
übrigen Faktoren eines Standortes, welche seine Gütequalität bedingen,
geradezu untergeordnet erscheinen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
in jenen Theilen der Prärie (östlicher Theil der Prärie, californische
Prärie), in denen relative oder absolute Feuchtigkeit gross genug sind,
nach der künstlichen Begründung des Waldes dieser diu'ch seine
conservirende Eigenschaft nach beiden Richtungen hin sich erhalten
und auf natürlichem Wege sich wieder verjüngen kann. Dass
durch die Begründung von Wald die relative Feuchtigkeit auf eine
gewisse Entfernimg hin eine Steigerung erleidet, ist anzunehmen ; dass
aber auch eine Steigerung der Niederschlagsmenge durch Anpflanzung
und Besiedelung der Prärie damit Hand in Hand gehe, wie man sie
sclion vielfach jetzt ausgerechnet hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Wo
beide Faktoren schon jetzt gross genug sind, ist es nicht zweifelhaft,
dass schon filiher Wald bestanden hat imd solcher auch heute Avieder
möglich ist.
Ich pflichte der Ansicht Jener bei, die an die Ursprünglichkeit
der Prärie auf einem kleineren Umfange glauben, die aber eine ganz
beträchtliche Ausdehnung derselben durch Feuer nach Osten hin
annehmen; diese Ausdehnung wird um so wahi'scheinlicher, als gerade
zur grössten Trockniss, zui* Zeit der grossen Präriebrände — September
und Oktober — die Westwinde vorherrschend sind.
Dem Auge erscheint die Prärie nicht als ungeheure Ebene, in
der die Seliweite wie am Meere erst duich die Krümnumg der Erde
abgeschnitten wird; sie ist stets schwach wellig, theilweise selbst
hügelig , im Norden nur mit hohem Gras bedeckt , dessen Wachsen
und Verwesen allmählig die Humusschichte bis zu 6' Tiefe angehäuft
hat, reiner Humus, der, wie Dr. Fleisch mann von Washington sagt
alle organischen und unorganischen Stoffe enthält, welche die Kiütur-
pflanzeu, Getreide, zur vollendeten Entfaltung bedürfen. Ln trockenen
Zustande hat der Prärieboden keinen Zusaiimienhang, sondern zerfällt zu
— 224 —
Staub; er absorbirt Wasser sehr rasch und verliert es ebenso schnell;
wenn nass, ist seine Farbe schwarz, Avenn trocken, grau; die oberen
halb verwesten Schichten verbrennen wie schlechter Torf, eine Menge
Asche zurücklassend. Wenn geschmolzen, frittert er zusammen wie
Schlacke wegen seines grossen Gehaltes an Kieselsäure; wie alle zer-
setzten vegetabilischen Stoffe enthält er eine grosse Menge Ammoniak.
Schon die Gleichmässigkeit des Bodens spricht, nach Fleisch mann,
dagegen, dass er je eine Waldvegetation getragen hat und selbst wenn
dieselbe auch vor 1000 Jahren schon durch Feuer vernichtet worden
wäre. Nach Fleischmann ist es viel wahrscheinlicher, dass ein grosser
Theil der Prärie einstmals ein Binnensee war; mit der fortschreitenden
Yertiefung der Flüsse trocknete das gewaltige Wasserbecken aus; in
der Mitte desselben konnten zuerst Wasserpflanzen sich ansiedeln, grosse
Mengen vegetabilischer Stoffe \vurden angehäuft; später dann änderte sich
die Vegetation, grasartige Pflanzen traten auf und jede der folgenden
Generationen lebte von den organischen Stoffen der vorausgehenden, da
sie den Urboden nicht mehr erreichen konnten. Fleischmann schätzt die
Grösse der landwirthschaftlich benutzbaren Präriefläche auf 100 Millionen
acres und sagt, dass die Yereinigten .Staaten an der Prärie einen der
grössten der existirenden Schätze besitzen, einen Schatz, der nicht
übertroffen wird an Werth und Wichtigkeit von allen werthvollen
Metallen im Innern der Erde. Nur da wo die Alkalien in solcher
Menge sich finden, wie z. B. im Südwesten, wo sie als weisse Salz-
kruste aus dem Boden herausblühen, ist kein Pflanzenwuchs möglich.
Wer im Herbste die nördliche Prärie durchreist, dem erscheint die
gewaltige Fläche schmutzig gelbbraun ; aber stundenlang fährt der Zug
über schwarzen Boden hinweg, denn die Präriefeuer, meist aus Muth-
willen oder durch die Lokomotiven angefacht, rasen alljährlich auf
Hunderten von Quadratmeilcn dahin, empfindlich schadend, wo sie auf
in Kultur genommenes Terrain übergreifen. Nicht selten fährt der Zug
durch den erstic'konden Rauch, zu beiden Seiten prasselt das Feuer in
seinem raschen Laufe hoch empor.
Bricht in der Prärie die Nacht an, so fällt das Thermometer
sehr rasch und bis zu Tiefen, die jenen in Sibirien gleichkommen;
Temperaturen von — 25^ C. hat jeder Winter, solche von — 40 ^ C.
sind nicht selten. Griesebach hat ausser dem Regenmangel (der
östlich (U'A- Rocky Mountains gar nicht besteht) auch der niederen
Temperatur das Fehlen von Baunivegetation zugeschrieben; es ist diess
ein liysteron proteron; während der Vegetation szeit ist die Wärme-
menge gross genug für Baumwuchs, und die Kälte während der
— 225 —
Yegetatioiisnilie, so tief sie auch sein mag, kann das Aufwachsen von
Laub- und Xadelwald nicht verhindern; überdiess findet sich that-
sächlich im Xorden der Prärie bis hinauf zum Polarkreise
wieder Baumwuchs.
Die nördliche Prärie ist zum Aveitaus grössten Theile eine Gras-
steppe, dessen Flora insbesonders das Buffalo-Gras, Buchloe dactyloides,
Munroa squarrosa, Yaseya coniata luid viele andere Gattungen und
Arten zusammensetzen.
Die Prärie westlich von den Kocky Mountains ist viel trockener
und die breiten, steppenartigen ErAveiterungen innerhalb der Berge
erhalten oft kaum 4ö mm während des Sommers und 100 mm Meder-
schläge während des ganzen Jahres, und die relative Feuchtigkeit
während der Vegetationsmonate sinkt auf 50 selbst 400/o.
Die Prärie steigt von Osten nach Westen alhnählig zu einem
Hochplateau an, das in Minnesota mit etwa 400 Metern beginnt, bis
zu 600 Meter in Dakota ansteigt und mit etwa 900 Meter in Montana
sich an die Rocky Mountains anlehnt.
Die Prärie scheidet die atlantische Flora von der pacifischen,
besser, durchgreifender, als wenn an Stelle der Prärie ein Meer von
gleicher Breite sich dazwischenschöbe.
Kaum hat man die Ausläufer der Rocky Mountains betreten, so
beginnt am Rande der Flüsse wieder Baumwuchs; in den Felsspalten
nesteln sparrige Stauden, krüppelige Kiefern, die alhnählig an Grösse
und 3Ienge zunehmen; in engen Schluchten, avo die Verdunstung ver-
mindert und Bodenfeuchtigkeit genügend ist, drängt sich eine dunkel-
grüne Tannemvaldflora zusammen; dringt man weiter in das Gebirge
vor, so bedecken sich die Nordhänge der Berge mit Wald, die Süd-
hänge sind noch Prärie; immer höher werden die Berge, denen mau
entgegeneilt, die höchsten bedeckt bereits Wald wie eine Kappe, auch
nach Süden übergreifend; je tiefer man in das Innere des Gebirges
eintritt, um so weiter zieht sich das Waldkleid auch auf der Südseite
der Berge herab, bis zu einer gewissen Grenze, wo stets die Baum-
vegetation rasch an Höhe abnimmt und in Prärie übergeht. Wo ein
Thal sich erweitert, tritt der Wald zurück, Prärie an seine Stelle;
aber dieser Wald hat nichts an sich, was die WaUlbihler des Ostens
in das Gedächtniss zurückrufen Avürde; er gehört eben der westlichen
pacifischen Flora an.
Die südliche Prärie ist von der nördlichen grundverscliieden,
wenigstens der an das mexicanische Gebiet sich aiilclmencU* Tlicil ;
das östliclie Texas und Louisiana zum Tlicilc /eigen (Jraspi-ärie, aber
JJr. Mai/r. 1«^
— 226 -
Gruppen vuii Bäumen haben sieh erhalten, isolirte alte Bäume stehen
scheinbar mitten auf der Prärie; ihre astlos gewachsenen Schäfte ver-
rathen, dass sie nicht isolirt, sondern in Gesellschaft mit anderen aiif-
gCAvachsen sein müssen. Diese Prärie ist wohl zum grössten Theile
künstlich geschaffen, wobei der Laubwald allmählig bis zu den Besten
auf feuchteren Partien reducirt wurde, wo er allein Möglichkeit fand,
dem Feuer zu entgehen. Wie feucht auf dieser Prärie die Luft noch
ist, beweist das Yorkommen der Tillandsia „des Florida-Mooses", selbst
auf den isolirten Bäumen. Aber längst bevor man St. Antonio unter
dem 98^ W. L. erreicht, trifft man Laubwald nur in Flussniederungen
und in quelligenGebieten ; die überwiegenden sclnvachwelligen Partien
aber, die dazwischen liegen, tragen eine Buschvegetation, welche einer
ganz anderen Flora, der mexicanischen, angehört, die hier ihre Nord-
grenze findet.
Diese Strauchprärie beherbergt niedriges, dornreiches Gestrüpp,
besonders von schmetterlingsblüthigen Holzpflanzen, von denen viele
nach Westen und Süden zu Halbbäumen aufwachsen; kleine Opuntien
liegen am Boden, die prächtige Yucca canaliculata breitet ihr dunkles
Haupt hoch über die Umgebung; andere Yuccas mit graziösen, schmalen
Blättern geben der Landschaft einen eigen tliümlichen Keiz. Da bei
Sabinal, also fast unter dem 100^ W.L, erhebt sich aus dem Sumpfe
noch einmal eine majestätische Gruppe von Taxodien, aber an Stelle
der lang von den Aesten flatternden Tillandsia ist eine andere Tillandsia
mit kurzem, dicken Yegetationsstock , geeigneter für ein trockeneres
Klima, getreten. Li den kleineren Flussbetten, wasserlos zur trockenen
Zeit, sickert in der Tiefe noch so viel Feuchtigkeit — einem unter-
irdischen Strome vergleichbar — dass niederer Laub Avald Wurzel fassen
kiinn; übciall tritt der nackte, mineralische Boden in der hügeligen
jjandscliaft zu Tage.
Die nördliche Prärie war einst beriilmit durch ungeheure Heerden
v(jn Büffeln, die man noch vor 20 Jahren nach Quadratmeilen Büffel-
Ktandraum sc*hätzte und auf die die lieisenden von den Bahnzügen
aus eine harmlose Füsiladc eröffneten; jetzt kann man zu jeder Jahres-
zeit die Prärie durchqueren, ohne nur ein einziges Stück gesehen zu
liJihon. Von den raschen (iazcllcn kann man mit grösserer Wahr-
sclicinlichkcit noch einen kui'zen Blick erhaschen. Nicht so monoton
und leblos scheint mir die südliche i^rärie zu sein. AVer ein Auge
für IMlanzen und Thiere und weniger füi' die erschöpfte mitreisende
<i<'sellschaft hat, findet die mehrtägige Tour wedei- ermüdend noch
langweilig. Dei- Tiärie-dog unter welchem Namen man im Norden
— 227 —
einen Hamster, im Süden ein Eichhörnchen bezeichnet, baut allerorts
in der lockeren Erde seine Hügel, richtet sich beim Herannahen des
Zuges auf und verschwindet dann plötzlich in der Tiefe; einige Gazellen
rasen vorüber und langohrige Hasen eilen in ein paar Winkelsprüngen
zur Seite. Langweilig sind nur die ausgehungerten Einder, die in
dem Gestrüppe nach Futter und Wasser lechzend herumirren.
Die Phantasie eilt voran und malt sich die Ufer des Eio grande
in den reizendsten Farben; endlich ist El Paso erreicht, die Ent-
täuschung ist vollständig — ein schmutziger, gelber, kleiner Fluss,
unwürdig des volltönenden Xamens, kaum einzelne verkrüppelte Bäume
an den Ufern ; die Landschaft ist bergig geworden , aber so wie die
Prärie nicht zu Ende ist, Avenn man im Norden die Rocky Mountains
erreicht hat, so wenig ist sie im Süden mit dem Eintritt in die
bergige Landschaft abgeschlossen.
Auch die südliche Prärie steigt plateauartig an, aber nie zwängt
sich die Bahn durch enge Tliäler, die mit fiischem Tannengrün den
ersten Gruss vom neuen Walde brächten; die Gebirgsstöcke, welche
eine Fortsetzung der Rocky Mountains darstellen, stehen isolirt, breite
Plateau's treten dazwischen, immer seltsamer wird das Bild, um so
fremdländischer für den, der zum erstenmale die Heimat der Baum-
cacteen , jener merkAvürdigen Vertreter des trocken-heissen Klimans
betritt. Li einer hellen lautlosen Nacht, die dem Untergange der
glühenden Sonne rasch folgt und Abkühlung bringt, fern von jeder
menschlichen Wohnung dieses Gebiet zu durcliAvandern, hat seinen
eigenen Reiz, auch seine eigenen Besclnverden , Aveniger von Seite
der gefürchteten Lulianer und Avilden Thiere, als von den Vertretern
der Flora selbst. Einzelne sclnvarze Saiden , oft armleuchterartig ver-
tlieilt, ragen gespensterhaft aus dem lockeren Busclnvalde empor —
die Schäfte des Cereus giganteus, des mexicanischen Riesencactus,
d(M' im südlichen Arizona bis zu 18 Meter Höhe sich erhebt und die
niederen Berge bedeckt, so dass diese von Ferne Avie mit Nadeln
gespickt erscheinen. Andere Cacteen bilden kurze, reich verästelte
Stämme mit Aveisslichen Stacheln übersät oder liegen zu einem Dickicht
verflochten am Boden. Viele von diesen gelten bei den EinAvohnern
als giftig; das weiss ich nicht, aber so viel weiss ich, dass bei der
geringsten Berührung die Stacheln mit den zahllosen, unsichtbaren
Widerhaken in den Kleidei'ii und in der Haut festsitzen, und, dass
ihre Lostrennung schwierig und äusserst emptindlich ist; Opuntien
mit rothen oder gelben Stacheln erh(»ben sich den Weg entlang, stets
zei-fetzt, aber wo ein Stück an dci- Krde lie^^t, schlägt es Wurzeln uiul
15*
- 228 —
erwächst zu einem neuen Stocke ; grosse Büsche von peitschenförmigen
Eophorbiaceen , ebenfalls dicht bewehrt, sind typische Gestalten der
Landschaft. Nicht fehlen die hohen, vertrockneten Blüthenstände der
Agaven und Yuccas; spärliches, tief wurzelndes Gras vermag die
monatelange, regenlose Zeit zu überdauern, mit den Früchten des
Mesquit eine Nahrung für die zahlreichen, auffallend langohrigen Hasen,
für die Gazellen, deren Fiieden weniger der Mensch als der Prärie-
wolf und der Silberlöwe stören.
Man muss an den Bergen noch ein paar tausend Fuss hinan-
steigen, wie wir diess auf der Ost- und Südseite der Santa Rita-Berge,
hart an der mexicanischen Grenze thaten, ehe die letzten Yertreter
dieser trocken-heissen Region zurückbleiben und in den kühleren Höhen
jene Grasprärie auftritt, die dem ganzen Norden charakteristisch ist.
Diese Grasprärie wird auf den Hochplateau's und den sanften
Abdachungen der Berge durch niederes Gras gebildet, das weniger der
Berieselung durch Flüsse von den Bergen herab als den Regen und
Thauniederschlägen dieser Höhenregion seine Existenz verdankt.
Doi't bietet sich mehrmals ein hübsches Bild, wie allmählig die
Erde sicli durch die Einwirkung des Menschen verändert und wie
schnell sie darauf reagirt.
Der Boden ist ein humusreiches Zersetzungsprodukt des Porphyr,
aus dem die Santa Rita-Berge bestehen, oft mehrere Meter in den
sanften Mulden tief. Unter der Decke des Wurzelgeflechtes gegen
Regen geschützt, hat sich diese werthvolle Erde bilden und erhalten
können. Die Strassen sind natürlich in diesem Winkel der Erde Meilen
weit entfernt von jeder Ansiedelung, sehr primitiv; durch Fahren in
einem Geleise bilden sich die Strassen, die dann etwas geebnet werden.
Diese Entblössung vom Graswuchse genügt, um die humose Erde in
Bewegung zu bi-ingen. Das Wasser, das bei den häufigen Regengüssen
von der Strass(3 zur Seite fliesst, frisst nach der tiefen Stelle hin
anfangs ganz kleine Rinnen; in der Thalsohle begegnen und verstärken
sicli die Wasserläufe; der nächste Regenguss setzt das begonnene Werk
fort; in ein paar Jahren muss die Strasse vorlegt werden, da die nach
rückwärts auswascliendon Wasserrinnen allmählig die Strasse mit tiefen
(^uorgräben dui'clifu rohen; die Tlialsohle liat inzwischen ein viele Meter
breites und tiefes Flussbeet oj-halten, in das die steilen Ufer bei Regen
und Sonnenschein abbi'öckeln wie lösliche Salze. Immer leichter wird
die Aibcit derFluthen, denn das festigende Gras zu beiden Seiten
an den Ufern stirbt ab, da das Wass(;i' sicli nicht mehr anstauen und
allmählig in den Boden vci-sickern kann; manche Strasse hat man dort
— 229 —
verlegt auf die andere Seite der Thalsohle und jeder Sehritt zeigt, dass
sie binnen weniger Jahre abermals nach den Bergen hin verlegt werden
muss; 100 Jahre dürften genügen, um den Anblick dieser sanften,
wiesenreichen Thäler gründlich zu verändern; steile caiions dürften
sich dort bilden, die durch ilire Grösse den Gedanken an ganz recente
Auswaschungen kaimi aufkommen lassen.
Die Bergflüsse berühren mit einem spärlichen AYasserfaden den
Rand dieser Graslandschaft; in der Vegetation markirt diese Punkte
das Auftreten von isolirten, immergrünen Eichen oder Cypressen je
nach der Süd- oder Nordseite eines Hanges, die Eichen scharen sich
weiter hinauf zu Gruppen, in den Thälern zu continuirlichem , wenn
auch lockerem Walde zusammen ; winterkahler LaubAvald tritt dazwischen,
Kiefern gesellen sich bei; über 2000 Meter, wo auch die Douglasia
hinzukommt, dürfte das Klima der kühlen Lanbwaldregion nahe kommen.
In Yuma überschreitet man den Colorado-Fluss, nur 15 geogra-
phische Meilen oberhalb seiner Mündung in den Meerbusen von Cali-
fornien; 30 Meilen westlich liegt der ungeheure Ocean, der Feuchtig-
keitsspender; aber nichts in der Pflanzenwelt verräth die Meeresnähe;
die feuchte Luft vom Meere schneiden vorliegende Berge ab, die trocken-
heisse Luft vom N.W., vom Colorado-desert streicht über thier- und
pflanzenlose Wüsteneien, über Sümpfe, deren Ufer schneeweisse Alkalien
ausblühen, über niedere Strauchgruppen der erwähnten Prärieflora.
Bei dem Flecken Cabazon auf californischem Gebiete treten die
hohen Berge im Süden zurück, im Yerlaufe einer Eisenbahnstunde ist
auch die Strauch-Prärie verschwunden, alles ringsum ist Graslandschaft,
die, anfangs Dezember, im fi-eudigsten Grün, im Frühlingskleide prangt;
die feuchte, nebelreiche Atmosphäre, die der grosse Ocean bis hieher
sendet, hat mit ihren Niederschlägen die ganze Landschaft umgezaubert;
aber nur Gras, kein Baum bedeckt, von den Flussläufen abgesehen,
die Ebene. Erst bei grösserer Elevation beginnt der Wald.
Diese Prärie, die sich zwischen dem Coast Range-Gebirge und
der Sierra Nevada durch ganz Californien zieht, scheint bestimmt zu
sein, die Fruchtkammer der Union zu werden; nur wenig Hilfe ist
nöthig zur Unterstützung der Bewässerung, zur zweckmässigen Yer-
theilung der von den Bergen herabkommenden Wasserläufe; je nach
dem Grade der Bewässerung, den man gibt, kann man in diesem herr-
lichen Klima alles ziehen; die an die feuchte, salzige Brise des Meeres
gewohnte, grossfrüchtige Cypresse (C. macrocarpa) wächst so rasch
empor wie die im dürren, heissen Mexico heimische Schinus; die
australische Eucalyptus treibt das ganze Jahr liindiirch, in (Muem Jahre
— 230 —
bis zu 5 Meter Höhe emporschiessend, die australischen gerbstofFreichen
Akazien, die Palmen, Yucca, Pandanen gedeihen mit einer Kraft nnd
AVachsgeschwindigkeit, die in der Heimat dieser Pflanzen nicht grösser
sein kann; Kern- nnd Steinobst mit feinem Aroma, Trauben nnd
Orangen beladen die Gärten der rasch heranblühenden Farmen; die
Atmosphäre ist genügend mit Feuchtigkeit gesättigt für Baumwuchs
jeder Art, aber die Niederschlagsmenge ist besonders zur Zeit des
höchsten Sonnenstandes so spärlich, die Sonnenstrahlen selbst so heiss,
dass selbst die Präriegräser bis auf den Wurzelstock absterben.
Kaum aber hat der Kegen einige Tage herabzuströmen begonnen
(November), so bricht der Frühling an; die Berge und Thäler über-
kleiden sich mit prächtigem Grün; die Gärten füllen sich mit Blimien
und AVoblgerüclien, selbst Bäume mit Ruheknospen beginnen sich
zu regcu.
Das saftige Grün erinnert an den Frühling, der Blüthenflor an
den Sommer, die kühle Abendluft an den Herbst und 'das Pelzwerk
der Binnen an den Winter.
Wer frisch von Europa kommt, erkennt nur Sommer und Früh-
ling im Wechsel der Jahreszeiten, während der länger Ansässige auch
von einem Winter spricht, in welchem alles grünt und blüht. Die
kälteste Zeit in San Francisco (nur 8^ C. kälter als die hoisseste Zeit)
fällt sogar in den Juli, wenn durch das Golden Gate dichte Nebel-
masscn eindringen und sich tagelang in die Thäler legen, so dass in
den Wohnungen Kaminfeuer in Stand gesetzt wird.
In den Thälern von Californien vertritt die Prärie den subtro-
pischen Laubwald; an der Küste treten Kiefern, Cypressen und Sequoien
an seine Stelle.
Blickt man zurück auf die Ungeheuern, baumlosen Flächen der
Union und fragt man sich nach den Ursachen derselben und der
kliniatisrhcn und floristischen Verschiedenheiten, so kann man vielleicht
alle j)iäii}d('n Flächen in drei Längszonen theilen, und zwar
1. (Wc Prärie östlj eh von den Eocky-Mo u n tai n s, entstanden
duivli Mangel an relativer Feuchtigkeit während der Vegetationszeit,
wählend die Niederschlagsmenge für Baumwuchs genügen würde; sehr
b(,'träclitlich nach Osten hin v(>rgrössert durch Feuer; für Landwirth-
sehaft wohl dni-ehaiis oline ]k3wäss(»rnng, f ü i- Fo rst av i rthschaf t
nur so weit benüt/bni-, als es sich um künstlich geschaf-
fene Prärie fläche n hau d e 1 1.
2. Die Triiiie zwischen Ito c k y-Mo u n t a i n s und Si(M'ra
Nevada, beziehungsweise Cascade Bange, entstanden duich
— 231 —
Mang'cl an relativer Feuclitigkeit und Niederschlagsmenge; landwirtli-
schaftlich nur bei künstlicher Bewässerung, forstlich kaum
benutzbar.
.3. Die Prärie zwischen Coast Kange und Cascade Kange,
beziehungsweise Sierra Nevada, entstanden durch ungenügende
Niederschlagsmenge während der Hauptvegetationszeit bei genügender
relativer Feuchtigkeit; land- und f orstwir thsc haf tlich bei
künstlicher Bewässerung benutzbar.
Ich gebe diese, wie mir scheint, natürliche Eintheilung der Prärie
sowie die beigefügte Erklärung über die Entstehung, bei dem Mangel
an geeignet sitiiirten meteorologischen Beobachtungsstationen mit
aller Keserve.
C. Die nordmexicanische Waldflora,
soweit sie auf Unionsgebiet übergreift, gehört insoferne zur
pacifischen Flora als sie in Mexico die pacifische Küste erreicht; sie
ist aber von der pacifischen Flora der Union grundverschieden. Auf
die höchsten Berge Neu-Mexico's und Arizona's beschränkt, ist dieser
Wald, verglichen mit den beiden anderen Gebieten, versclnvindend
klein und nur für die unmittelbarsten Nachbarn von Wichtigkeit; diese
haben auch bereits das Beste davon herausgeholt.
Schon hier, besonders aber bei der pacifischen Flora, fällt die
Erscheinung auf, dass der winterkahle Laubwald ausserordentlich spär-
lich zur Entwicklung kommt und grösstentheils durch Kiefernarten
vertreten ist, während die subtropische Zone mit immergrünen Holz-
arten an den heissen Südhängen der Berge höher emporsteigt als man
erwarten sollte. Im südlichen Arizona liegt die Grenze der innner-
grünen Laubwälder und der Kiefeiii , die auch in die subtropische
Zone herabsteigen, etAva bei 1800 Meter.
Die gemässigt -Avarnie Region ninunt den Rest der Ei-hebung bis
2500 Meter ein, vielleicht dass die obersten 300 Meter in die Tannen-
region fallen und die dort noch wachsende Douglasiatanne als Ver-
treterin dieser Zone erschcMUt.
a) Die subtropische Zone.
Die trocken-heisscn Ebenen, cliarakterisirt durch die erwähnte
präriale Vegetation von Cacteen und Yucca, trägt einen liauni, den
schon erwähnten Mes(| u i t, Prosopis julifldra DO., den typischen
— 232 —
mit Yiscimi reich bedeckten Strauch der Prärie in Texas und Neu-
Mexico; der Mesquit erreicht im südlichen Arizona, seinem Optimum,
Baumdimensionen, indem er bis zu 15 Meter Höhe und einem Meter
Durchmesser heranwächst; er ist dort in der baumlosen Ebene als
Brennholzlieferant von allergrösstem Werthe. In der angrenzenden
mexicanischen Provinz Sonora bleibt er niedriger und wird dort stets
seiner ZAveige zu Brennmaterial beraubt. Dadurch entwickelt sich
allmählig ein dicker, unterirdischer Stock mit starken Wurzeln, Avelche
als „unterirdischer Wald" bezeichnet werden, in welchem man nach
Holz gräbt.
Das Kernholz des Baumes ist dunkelroth, der Splint sehr sclimal ;
Rinde kleinschuppig mit locker hängenden Schuppen, später tief- und
grobschuppig. Selbst auf Boden, der sich mit weissen alkalischen
Ausblühungen bedeckt und der Landschaft das Ansehen gibt, als hätte
ein leichter Schneefall stattgefunden, selbst auf solchem Boden vermag
der Mesquit noch zu wachsen. Die Früchte, eine lange Schote mit
zahlreichen Bohnen, sind eine Hauptnahrung der Pflanzenfresser der
Prärie.
Einen anderen „Baum" dieser Landschaft, den Cereus gigan-
teus Engelm., den Riesen -C actus, habe ich schon erwähnt;
18 Meter Höhe und 60 cm Durchmesser sind wohl die stärksten Dimen-
sionen, die diese merkwürdige Pflanze erreicht; zahlreiche Löcher
führen von aussen in das Aveiche Innere des Stammes, von Yögeln,
besonders Spechten, verfertigt, deren Jugend durch ihr ununterbrochenes
Geschrei schon von weitem sich verräth; die junge Pflanze bleibt lange
Zeit niedrig und wächst nur in die Dicke, wie eine Palme und schiebt
dann erst in die Höhe; aber schon junge, noch kugelige Pflanzen sind
mit Blüthon und Früchten reich besetzt.
Die Vertreter dieser Zone in den Bergen sind im-mergrünc Eichen
lind Cyprcssen; letztere bilden oft reine Bestände auf der Nordseite,
orstore vereinigen sicli in den feuchten Thälern, an Bachläufen entlang
zu (Inii)|)f'n und licliten Waldungen mit weitkronigen und kurzschaf-
tigen Individuen. Das Klima ist doi-t milde, Schnee erreicht selten
diesen Ijandstricli, Iciclite Fröste während der klaren Nächte des Winters
sind häiifig; an trockenen, sonnigen Lagen erscheinen Avieder Agaven,
Yucca und Cactoen ; weiter westlich, am Coloradoflusso und den benach-
barten Bergen le})t mich eine typische Yertretei-in der subtropischen
Zone, eine Palme, die jiber ju Mexico nicht voi-kommt und besser zur
paeifischen Flora gezählt wiid. I)i(> WMss(M-fä(len , die von den hohen
Hergen herabi-ieseln verlieicn sich untei- (l(>n Eichen im Kiese.
t ^
-.-■vsV-jF
^^■
y
tx
p
>'^*T
\ ^
at^*-<
%
— 234 —
Unter den Holzarten sind besonders bemerken swertli die Eichen,
die mit einer Ausnahme den Weisseichen mit einjähriger Samenreife
zugezählt werden können ; sie sind wohl alle völlig immergrün, wenig-
stens zeigte sich noch keine Spur von Herbstfärbung als wir Ende
November die Südhänge der Santa Rita-Berge bestiegen; die Früchte,
zum Theile schon gefallen, näherten sich bei den meisten Eichen erst
ihrer Reife. Die Zahl der Eichen ist nicht ganz sicher, etwa acht
mögen dort und in den benachbarten Sant Catalina-Bergen ihr Fort-
kommen finden. Dass sie immergrün und Angehörige der subtropischen
Zone sind, beweist ihr Holzgefüge und ihr ausserordentlich hohes
specihsches GeAvicht; die drei wichtigsten Arten haben zusammen ein
specifisches Gewicht von 96, Quercus hypoleuca, die sich erst an der
oberen Grenze dieses Eichenwaldes findet, hat 80 ; alle sind in sehr
lichtem Stande erwachsen, mit dicker Basis, kurzen Schäften und breiter
Krone. Technisch ist ihr Werth gering. Die Häufigste von allen ist
Quercus Emoryi Torr., Black oak, Mexicanische
Schwarzeiche, wie sie wegen der dunkeln Früchte und der dunkel-
breitrissigen Borke genannt werden mag. In Mexico ebenso häufig
in höheren Elevationeu wie in Arizona und im südlichen Neu-Mexico.
Das Holz hat ein specifisches Gewicht von 93; die Früchte werden
von den eingeborenen Indianern sowie von den Mexicanern roh gegessen.
Das Bhitt, Avenn jung mit groben Stachelzähnen, später weniger scharf
gezähnt (Tafel HI). Eicheln mit dunkel-violetter Schale (Tafel TI).
Quercus grisea Liebm. , White oak, Mex icanisc iic
Weisseiche. Immoj-grün, Blätter und Früclite sind auf Tafel III
und Tafel II abgebildet. Weder hier nocli südlicher in Mexico liat
diese Eiclie eine luTvorragende Bedeutung. Ihre Früchte werden von
den Tndianei-n gegessen, nachdem sie dieselben zerstossen und mit
Sand '/All- Vertreibung des Bitterstottes vermengt haben. Sie variirt
in P>latt- nnd Fruciitfoi-m beträchtlich; die Figur auf Tafel II ist auf-
fallend (liiicli (his scliniale und gezähnte Blatt.
(gieren s hypoleuca Engelm. Ilire Blattform erinnert an
die östliche Phellos (Tafel III). P>lätter hart, stechend, unterseits schnee-
woiss, wollig. Hippen kahl, gelhlieh. Hat zweijährige Samenreife (Tafel II)
und steigt in den Pergen am iiöchsten von allen Eichen, einige Strauch-
oicheii ausgennnnnen.
A il) II t n s X a I a p(Mi s i s, 11. P. K., M a d i'oTi a, die Mex i ca n i sehe
Mudrona (spr. Madronja) eilieht sich his 15 Meter Höhe, liebt die
— 235 —
tnjckenen, sonnigen Hänge und entfaltet sich dort zu einem sehr schönen,
immergrünen, sparrig gewachsenen Baume mit rother, glatter, im hohen
Alter kleinschuppiger Rinde ; das Blatt lancettlich, gestielt (Tafel III) ;
die Früchte rothe, warzige Beeren (Tafel IV).
Arctostaphylos pungens, die Manzanita, ein Strauch mit schönen,
glatten, rothen Zweigen überzieht die trockenen, kiesigen, der Sonne
exponirten Berghänge, erreicht aber seine stärkste Entwicklung in der
Sierra, in der pacifischen Flora, wo er abermals erwähnt werden soll
(Blatt auf Tafel YI).
Die felsigen, steilen Ufer der Flüsse, die Canons, sowie die kühlere
Xordseite der Berge liebt eine Cypresse
Cupressus Guadahipensis Wats., die bis nach Mexico sich
erstreckt. Sie tritt, Avenn man von der Prärie an aufsteigt, zu gleicher
Zeit mit den Eichen auf, erst als kleiner Busch, später baumartig;
erhebt sich bis zu 20 Meter Höhe ; Zapfen klein, Xadeln kurz scluippen-
förmig mit einer Längsvertiefung an der Oberseite. Das Holz mit
sehr breitem Splint ist noch von geringem Werthe. Höher im Gebii-ge
aber noch im Gebiete der Immergrünen vertritt diesen Baum ein
baimiartiger Wachholder.
Juniperus pachyphloea Torr., dessen schön rothes Kernholz
man nicht genügend schätzt. Dieser grossfrüchtige Wachholder Avird
ein Baum von 15 Meter Höhe und über ein Meter Durchmesser; die
junge Pflanze schön weisslich; an älteren Stämmen ist nur der letzt-
jährige Trieb weisslich, eine Erscheinung, die auch bei der weisslichen
Varietät der Douglasia sich zeigt. Die Binde des Wachholders ist
eine kleinschuppige Borke, mit quadratisch weissen Stücken an alten
Bäumen. Die Früchte von der Grösse grosser Erbsen mit weissblauem
Reif überzogen und zahlreichen Samen, die zuweilen aus der Frucht-
hülle hervorsehen; Nadelscliuppen der vorigen Cypresse sehr ähnlich,
aber A^ertiefung i-und init weissem Secret.
Mit den Kiefern, die bei weiterer Erhebung folgen, betritt man
wohl das Gebiet der
b) gemässigt warmen Region,
zu der blattabwei-fende Bäume dieser eigenthümliclien Flora gehören.
Die warmen Hänge der in iU'v Prärie gelegenen Gebirgsstöckc
ermöglichen oflenbai' das Aufsteigen der harten und kleinblätterigen,
inmKM'grünen Bäume bis zu (h'n H()hen, in denen untci- anderen klima-
tischen Bedingungen die gemässigt warme Flora alleinherrschcnd ist;
— 236 —
die an liift- und bodenfe achtes Klima gebundenen blattabwerfenden
Laubhölzer, die Vertreter der gemässigt Avarmen Kegion, konnten sich
nur an den Flussufern entlang erhalten, an welchen Standorten sie
auch bergab bis fast in die Prärie wandern. Es entsteht dadurch
eine Mischung A^on zwei verschiedenen Floren, deren Trennung wohl
nach Individuen, kaum aber räumlich möglich ist; Gleiches sehen wir
auch an der pacifischen Küste ; die hoch emporsteigenden immergrünen
und die Aveit herabreichenden, stellvertretenden Kiefern engen die
AA'interkalile Flora auf einen kleinen Raum ein oder zertheilen sie zu
isolirten IndiAiduen.
Yon forstlich untergeordneten Bäumen mag erwähnt sein
die Avestliche Wallnuss, Juglans rupestris Engelm.,
die jedoch der mexicanischen Flora nicht angehört, Avohl aber die
californische Küste erreicht. Sie ist der scliAvarzen Wallnuss nahe
verwandt, doch deutlich durch die kleineren Früchte mit gefurchter
Steinschaale, ohne spitzig-Avarzige Erhebungen, unterschieden. Triebe
behaart. Sie ist ein Baum hart an den Wasserläufen der Thalschluchten,
unter günstigen Yerhältnissen wächst sie ausserordentlich rasch; das
NcAv-Yorker Sammlungsstück zeigt 4 cm breite Jahresringe und einen
Durclmiesser des Baumes von 40 cm in neun Jahren! Sie lebt zusammen
mit der mexicanischen Esche, Platane und Pappel; erstere
d i e Frax i n us pista ci aef olia ist ein zierlich beblätterter Baum
11. Grösse, der in Mexico bis zu 20 Meter Höhe sich erhebt; seine
Früchte sind klein (Tafel lY); das Holz wird nur gelegentlich ver-
Avendet; die Qualität des Holzes dieser südlichen Art ist viel geringer
als joiK! der nordischen Eschen.
IMatanus Wrightii Wats. , Sycomore, mcxicanische
IMatane. Die jungen Triebe filzig behaart, später lange Zeit grau-
grün; liorke klein aber tief schuppig; Avie die Platane des Ostens und
jene Califoi-niens lebt der Baum vorzugsweise in den kiesigen Fluss-
läiitcii II 11(1 siedelt sich dort auf den recenten Anschüttungen an, wie
bei uns Pappeln und Kilcn; in (1(mi (>ngen Thälern, Canims, erreicht
er bedeutende Dimensionen und steht dann an Scliönheit der Blätter
(Tafel HI) den in Europa kultivirten Arten sicher nicht nacli ; als
Schattenbauin mag er vielleicht wegen dei' ti(^fer eingc^schnittenen Blätter
Avoniger vortheilliaft s(;in.
Gleichen Standort tlieilt eine Balsam-Pai)pel , Populus Frc-
montii vnr. Wisliceni Wats. (Tafel Jll), Avie auch zwei Weiden,
— 237 —
von denen eine Salix nigra ist, die auch in einer Varietät die paci-
iische Küste erreichen soll und eine andere Art, die aber ohne Fi'üchte
bei der grossen Variabilität der Blätter der nordanierikanischen Weiden
mir nicht bestimmbar war.
Chilopsis saligna D. Don, eine Bignoniaceae mit weidenartigen Blät-
tern (Desert willow) ist ein gemeiner Strauch bis Halbbaum dieser Berge.
An Stelle der winterkahlen Laubhölzer und der inunergrünen
zimi Tlieile treten vielfach Kiefern, welche von 1800 Bieter an dem
AValde reichlich sich beimischen und nach oben hin an Zahl und
theilweise an Grösse zunehmen. Einige dieser Kiefern sind reine
Mexicaner, die hier ihre Nordgrenze, andere sind Angehörige der Union,
die hier ihre Südgrenze finden.
Pinus Chihuahuana Engelm., Kiefer von Chihuahua.
Auf dem Unionsgebiete ziemlich selten, ist diese Kiefer die wichtigste
Xutzholzlieferantin der anstossenden mexicanischen Provinzen; sie
findet sich dort erst in höheren Kegionen, bildet lichte mit Gras und
Buschwerk durchstellte Bestände, oder mischt sich, wie auf den Santa
Rita-Bergen zwischen 1500 und 2000 Meter den eben betrachteten
Laubhölzern in den feuchteren Partieen der Thalsohlen bei. Diese
Kiefer hat drei dünne, gelb-grüne Xadeln von 10 — 12 cm Länge in
einem Kurztriebe ; junge Triebe sind glatt, gelblich bis ockerfarbig
glänzend; Knospen-Schuppen braun mit hellen Wimpern, anliegend
ohne Harz. Junge Zapfen am oberen Drittel des Triebes und an der
Spitze; einjährige Zapfen eiförmig von der Grösse einer grossen Erbse.
Spitzchen scharf, gerade abstehend. Stiel aufrecht, 1,5 cm lang, wenn
reif haben die Zapfen eine Länge von 5 cm und eine Breite von 4 cm
wenn off'en (ausnahmsweise kräftige Zapfen sind 6,5 cm lang), blau-
violett mit hellockerfarbiger Apophyse. Wenn trocken, ist der Zapfen
meist gelblich mit weisslicher Apophyse, wobei die Spitzchen grössten-
theils abgebrochen sind. Zweige, oft knieförmig gebogen, Schaft ästig,
Rinde eine grobe, dunkelgraue Borke, deren Schuppen in liöherem
Alter bis handgross werden, aber stets dunkelgrau bleiben. Bei einem
Meter Durchmesser hatte der höchste Baum, den ich sah, 25 Meter
Höhe. Das Holz, mit einem specifischen Gewichte von 55, zeigt den
Typus der dreinadeligen Kiefern, wobei die parenchymatischen Tüpfel
der Markstrahlen zahlreiche schmale, mandelförmige Wandverdünnungen
darstellen. Die Kiefer gehört nach dem Bau ihres Holzes der Section
der westlichen Taeda an. Same nach dem Ficlitensamentypus gebaut,
Tafel VIII.
— 238 —
Piiius Engelmanni Carr. (syn. macropliylla Engelm.),
Santa Rita Kiefer. Auf unserem Ausfluge in die Südliänge der
Santa Rita-Berge, an der Südgrenze Arizona's fanden wir in 2000 Meter
Erhebung auf sonnigen, kiesigen Freilagen eine grossnadelige Kiefer,
reichlieh mit Zapfen behangen, die mir in der completen Sammlung
nordamerikanischer Kiefern zu Brookiine nicht begegnet waren. Der
Baum war Avenigstens für die Vereinigte Staaten-Flora neu ; ich zweifle
jedoch, ob es sich überhaupt um eine neue Species handelt. Nach
den Exemplaren in Kew bei London ist eine Bestimmung nicht mög-
lich; ein Zapfen, der als P. macropliylla bezeichnet ist, stimmt in der
Grösse, aber keine Nadeln sind beigegeben; ein anderes Exemplar
als macrophylla bezeichnet, hat zu grosse Zapfen und zu kleine Nadeln.
Im botanischen Garten zu Buitenzorg auf Java stehen als
P. macrophylla zwei Exemplare, die von den meinigen grundverschieden
sind; die Nadeln sind nicht bloss länger (40 cm), sondern überdiess
fünf in einem Kurztrieb; der Zapfen ist gekrümmt, Apophyse nur
wenig verdickt, 26 cm lang und an der Basis 6 cm dick; nach der
Kew' Sammlung sind die Buitenzorger Kiefern wahrscheinlich .Pinus
Grewillea aus Mexico.
Dass die Santa Rita-Kiefer die ächte P. macrophylla ist, deren
Vorkommen, so weit nördlich, bis jetzt nicht beobachtet Avurde, ist
wnhi'scheinlich, da die Engelmaniii in Nordmexico*) häufig ist.
Um die Identität meiner Kiefer mit der mexicanischen feststellen
zu können, schrieb ich an C. G. Pringle und erhielt freundlichst
Zapfenscluippen und Nadeln zugesandt. Die Sendung war begleitet
von folgenden Zeilen; „Pinus Engelmanni Carr. extends along the
eastcrn baso of th(.' Cordilleras of North Mexico, on their foothills and
Oven on tlic phiins at their basc, for sevei-al hundreds of miles. It
yiolds iumber of good (juality not so soft and free from knots, pro-
l)ably, as tlic white j)ine, because the forests of our Southwest are
always more o])on tiian tiiose of the North and the trecs brauch lower
and niore fi-eely. J will encloso hei-ewith a Cluster of needles of this
spf'cics and scalos of the cone."
Die beigeg(?benen Na(h'ln liatt(Mi eine jjänge von 30,5 cm, die
ZapfrMiscIiuppcn waren tlicils den auf Tafel VI abgebildeten selir ähn-
lich, tlicils ciliol) sich der mittlei'e Thoil der Apopliysc» mit (hMii Nalx^l
aus cincf lliichcn Umgebung uiphitzlich , welche Form an meinen
*) C. (i. l*iin^'l(>, The forest Vegetation of North Mexico. Garden und
Forest Vol. 1, Nr. 20.
— 239 —
Exemplaren ganz fehlt ; der Same Avar dem auf Tafel YIII abgebildeten
ähnlich; die von C. G. Pringle beigeschlossene Skizze eines offenen
Zapfens mass 11 cm Länge und nur 5,5 cm Breite.
Auf Grund dieser Angaben kann ich die Identität nicht mit
Sicherheit feststellen; die Entscheidimg mag umsomehr den amerika-
nischen Botanikern überlassen sein, als es sich mn einen ihrer Ange-
hörigen handelt.
Die Kiefer, die ich auf den Südhängen der Santa Eita-Berge
fand, kennzeichnet folgende Diagnose : Die durchschnittliche Länge der
Nadeln, von denen drei in einer Scheide sich finden, beträgt an erwach-
senen Bäumen 27 cm; Nadeln kräftig, fast 2 mm breit, sehr dekorativ;
Zapfen an alten Bäumen 8 cm lang, 6 cm grösste Breite, wenn offen;
Apophyse nach den Figuren auf Tafel VI ; am trockenen Zapfen dunkle
Längsrisse an den Apophysen; an jüngeren (etwa 20 bis 30 Jahre
alten) Bämnen sind die Zapfen beträchtlich grösser, 11 cm lang, 8 cm
breit, wenn offen. Same nach Tafel YIII. Zweige dick, knieförmig
gebogen, kurz; Knospenschuppen breit, ausgefi-anst und zurückgerollt.
Rinde tief rissig, Furche der Risse hell-rothbraim , Rücken der Risse
dunkelgrau.
Das Holz zeigt den Typus der Section Taeda. In Mexico ein
werthvoller Xutzbaum, ist diese Kiefer im Gebiete der Yereinigten
Staaten von untergeordneter Bedeutung; in lockeren Gruppen, spärlich
dem Laubwalde beigemengt, erwächst sie in dem fast freien Stande
zu einem kurzschaftigen (25 Meter Höhe), astreichen Bamne.
Pinus arizonica Engelm., Arizona-Kiefer, eine nach
vielen Gesichtspunkten hin sehr auffallende Kiefer, die sich auf die
Berge des südlichen Arizona's und des nördlichen Mexico beschränkt
Diese schöne Kiefer hat fünf zierliche Nadeln von 10^17 cm
Länge und fast 1 mm Breite in einem Kurztriebe; der einjährige und
etwa auch noch der zweijährige Trieb sind hell blauweiss bereift wie
bei Pinus Jeffreyi; Knospenschuppen schmal, hellbraun, anliegend, nicht
durch Haiz verklebt; der erwachsene Baum mit diinkelgrauen Boi-ken-
schuppen und Iiellen Inneni-ändern derselben ; der Zapfen ist dem der
vorigen Art ähnlicii, aber viel kleiner und rundlicher, durciisciuiittlich
6 cm lang und 5 cm breit, w^enn offen, dunkclvioiett wenn reif, später
braun, Apophyse wie bei der vorigen Art; ebenfalls mit Lanirrisschiui;
Zapfen sitzend.
Das Holz mit schrmcin. rr»thlichcn Kerne und einem specifischen
Gewichte von 50 zeigt den Typus der Taeda-Section ; es kann daher
— 240 —
diese fünf nadelige Kiefer in keine der bestehenden Sectionen einge-
reiht werden.
Diese Kiefer ist augenscheinlich die nördlichste Vertreterin einer
in Mexico von zahlreichen Arten gebildeten Section; einstweilen, bis
die mexicani sehen Kiefern besser studirt sind, wird auch Pinus Tor-
reyana in diese Section aufzunehmen sein, wiewohl sie in Habitus
und Anatomie des Holzes der P. Sabiniana näher steht als der arizonica.
Da auch P. Pseudostrobus in diese Section gehört, erscheint
,,P s e u d 0 s t r 0 b u s" als geeigneter Name der neuen Section , die
folgendermassen charakterisirt ist: fünfnadelig, Zapfen Pinaster-artig,
Holz nach dem Typus der Section Taeda gebaut; hieher gehören,
ausser P. arizonica, Pseudostrobus und Torreyana (provisorisch) noch
P. Montezumae, tenuifolia, leiophylla, oocarpa, occidentalis auf Cuba
und wahrscheinlich noch einige andere Mexicaner.
In Arizona erreicht diese Kiefer eine Höhe bis zu 30 Meter und
steigt im Gebirge nicht unter 1800 Meter Erhebung herab.
Pinus edulis Engelm., Pinon, die, wie ich glaube, für
Arizona noch nicht beobachtet wurde, und daher wahrscheinlich auch
in das benachbarte Mexico übergreift; ihre Heimat liegt südlich von
Pike's Peak in Colorado an trockenen, kiesigen Bodenpartien, in Colorado
bis 2500 Meter emporsteigend.
Die drei (zuweilen zwei) Nadeln, die in einer Scheide sich finden,
sind 2,5 cm lang, an den Berührungsflächen der Nadeln weisslich, wie
l)('i fünfnadeligen Kiefern. Zapfen, wenn offen, 2 cm lang und P> cm
breit, auf 1/2 cm langen Stielen. Same im Yerhältniss zum' Zapfen
sehr gross, ohne Plügel, in einer Vertiefung der Zapfen schuppe
Hegend; ein Avulstiger Rand der Zapfenschuppe umfasst den Samen;
in der Kegel kommt nur ein Same zur Ausbildung. Die Samen
(Tafel VII) w{M(len unter dem Namen Pinon von Indianern und Weissen
gegessen.
Die in C()k)rad() gesannnelten Exemplare tragen Zapfen mit 4 cm
Länge, 3 cm Breite; Same (Tafel VII) ebenfalls gross, gleichmässig hell-
braun oder etwas gefleckt.
Kinde anfangs glatt, später kleinschuppig, dunkelgrau, das Holz
ist gegenüber alh.'n anderen Kiefeiii bc^sonders ausgezeichnet durch
die stark verdi(;kten Parenchymzellen der Markstrahlen, welche einen
sclinialcn, spaltförmigcn Tüpfel ti'agen ; die Wand (\vr Markstrahl-
Traclieidcn glatt; sie bildet zusammen mitd(Mi folgenden Kiefern, welche
ebenfalls flügellose Samen, kleinem Zapfen tragen und gleiche anatomische
— 241 —
Struchir des Holzes zeigen eine neue Section, welcher der Xame
„Parrya" nach der zu dieser Section gehörigen Pinus Parryana gegeben
werden mag ; es ist bezeichnend, dass unter dem Volke alle zu dieser
Gruppe gehörigen Kiefern (4 an der Zahl) als Pinon bekannt sind;
ihre Samen, nicht aber die von anderen nordamerikanischen Kiefern,
sind wohlschmeckend.
Die edulis lebt an trockenen, heissen Berghängen, auf geringem,
kiesig-sandigem Boden, eiTeicht dem entsprechend auch nur 9 Meter
Höhe; wie bei allen Kiefern der höheren Region erhält sich auch bei
ihr eine drei- bis fünfjährige Benadelung.
Noch drei andere Kiefern theilen die eigenthümliche Biologie
der edulis, nämlich
Pinus osteosperma Engelm. (syn. cembroides Gordon not
Zucc.) Pinon, ein von der japanischen Pflanze, Avelche hier in Japan
den Namen P. cembroides Zucc. führt, grundverschiedener Baum ; auch
der Name Llaveana ist nicht brauchbar, da auch Pinus Purryana früher
als Llaveana bezeichnet wurde, Avesshalb ich glaube, alle Missverständ-
nisse sind durch Engelmanns Namen osteosperma ausgeschlossen ; und
das ist doch wohl der Zweck der botanischen Systematik, der trotz
Priorität und Autor obenan steht.
Diese Kiefer „Steinkiefer" hat zwei Nadeln in einer Scheide (die
japanische hat fünf) ; an der Berührungsfläche sind dieselben weisslich ;
Zapfen 4 cm lang und fast eben so breit, Apophyse vorstehend; Same
der Zirbelkiefer ähnlich. Er fehlt der Samentafel.
An den trocken-heissen, kiesigen Hängen der Santa Catalina in
Arizona und in Nordmexico bei 1000 Meter Erhebung erwächst die
Kiefer zu einem Halbbaume (die japanische, am Boden liegende Kiefer
bezeichnet das obere Ende der Baumvegetation bei etwa 3000 Meter).
Das Holz gehört zum Typus der Section „Parrya" ; die japanische Kiefer
gehört zur Section „Cembra."
Pinus manophylla Torr, und Frem. (syn. Fremontiana),
Pinon, einnadelige Kiefer. Eine gefurchte Nadel in einer Scheide,
aus A^erwachsung von zwei hervorgegangen ; Nadelsclieide in drei
Theilen zurückgerollt, Nadeln nach dem Typus der fünfnadeligen Kiefern
gebaut, wie bei allen Angehcirigen der Section Parrya, Färbung der
ein- und mehrjährigen Pflanzen sclion blauweiss; Nadellänge an jungen
Exemplaren 5 cm; Zapfen 7 cm lang, aufrecht sitzend; Apophyse sehr
kräftig nach abwärts gebogen; Samen nach Tafel VII, mit beigegebener
Beschreibung.
Dr. Maijr.
16
— 242 —
Yon Utha an den östlichen Yorbergen der Sierra Nevada bis in
das östliche Arizona, bis jetzt nicht in Mexico beobachtet. Sie occupirt
cähnliche Standorte wie die vorige Art; Holz nach dem Typus der
Section Parrya, Kinde Anfangs glatt, grau, später kleinschuppig.
Die vierte Pinon, Pinus Parryana Engelm. im südlichen Californien,
hat als Yertreterin des pacifischen Laubwaldes der subtropischen Zone
dort Erwähnung zu finden.
Pinus reflexa Engelm., White Pine, Hackenzürbel. Im
südlichen Neu-Mexico, in Arizona und Avahrscheinlich auch im benach-
barten Mexico bewohnt dieser Baum die kühlen, feuchten, fast unzu-
gänglichen Schluchten zwischen 2000 und 2700 Meter Erhebung; dort
erreicht er 30 Meter Höhe.
Im Bau seines Holzes und den übrigen botanischen Merkmalen
(5 Nadeln in einer Scheide) erweist sich diese lüefer als Angehörige
der Section „Cenibra.''
Der Zapfen 11 bis 20 cm lang, 4,5—8 cm dick wenn offen, etw^as
gekrümmt; Apophyse hellockerfarbig mit Längsrunzeln, breit, dünn,
hakenförmig nach rückwärts geborgen; Zapfen auf 1 cm langen Stiele;
Same flü":ellos nach Tafel YII.
D. Der pacifische Wald.
Schon früher habe ich versucht, eine Erklärung für die über-
raschend eigenartige Yertheilung von Wald und Prärie zu geben; ich
zeigte damals, dass nach meiner Ansicht ein Berg von Natur ans dort
Grasland Schaft tragen muss, wenn seine Spitze nicht über die Passhöhe
des vorliegenden, den feuchten Mecreswind abhaltenden Gebirges reiclit
und andere Feuchtigkeitsqucllen nicht geboten sind; dass aber die
Spitze eines Berges Wald trägt, Avenn diese über die Passhöhe der in
der herrschenden Windrichtung vorliegenden Berge hinausreicht; dass
Nordhänge, enge Thäler, Fhissufer, mit einem AYort Yerhältnisse, welche
entweder die Luftbewegung hemmen und die Entführung der stagni-
renden, feuchteren Luft verhindern oder w'clche Ersatz für die gesteigerte
Yerdunstung durch reichliche Bewässerung von unten bieten können,
die Existenz von Wald ermöglichen, während hart nebenbei Prärie
sich anschliesst.
Nachdem man die erste Kette der Rocky Mountains durchquert
hat, die nur in den höchsten, gegen übergrosse Sonnenhitze gescliützten
Lagen Wald zeigt, begegnet man Wald auch auf der Südseite der
— 243 —
Berge und zwar in Montana zuerst bei etwa 1200 Meter, während auf
der kühleren und feuchteren Nordseite der Wald bis etwa 900 Meter
herabsteigt; und 1200 Meter dürfte die Passhöhe des vorliegenden
Cascaden-Gebirges sein.
Dass in Idaho und Montana, in diesen zum pacifischen Wald-
gebiete gehörenden Landschaften, der kühle Nadelwald allein herrscht,
ist bei der geographischen Lage 42 — 48^ N.B. und der Elevation nicht
auffallend.
In Oregon und Washington ist aber der Nadelwald auch im
Thale, in der Ebene, so mächtig entwickelt, dass der Laubwald fast
ganz verschwindet; trotzdem müssen in diesen Staaten alle Gebiete
bis zu 1000 Meter Erhebung der warm-gemässigten Kegion
zugezählt werden, deren Laubhölzer durch anpassungsfähigere Nadel-
hölzer (besonders Douglasia und Kiefern) unterdrückt wurden. Dort
beginnt in den Bergen erst bei 1000 Meter der Nadelwald der kühleren
Region, Tannen, Fichten und Lärchen. In Idaho und Montana dagegen,
im Bereiche des Felsengebirges, ist unter 1000 Meter Erhebung die
relative Feuchtigkeit und Regenmenge so gering, dass an Stelle des
Laubwaldes Prärie tritt.
Besser prägt sich das Uebergewicht der Nadelhölzer im Westen
nicht aus als in der beachtenswerthen Erscheinung, dass dort ein- und
derselben Art entweder ein grosser Spielraum in ihren Ansprüchen
an Klima und Boden zukommt, so dass sie im Gebiete des Laubwaldes
diesen vertritt und innerhalb der Tannenregion noch herrscht, oder
indem eine Gattung mehrere Arten besitzt, von denen eine ausschliess-
lich im wärmeren Klima eine Vertreterin des Laubwaldes, eine andere
eine typische Pflanze der Tannenregion ist, eine dritte selbst auf der
Grenzzone beider sich hält.
Die Douglastanne vertritt den winterkahlen Laubwald und reicht
bis in die Tannenregion; eine zweite Spezies, die grossfrüchtige ist
dem warmen Grenzgebiete der subtropischen und gemässigten Region
heimisch; Abies grandis ist in der Ebene und in niederen Bergen der
gemässigt-warmen Region, Abies nobilis, amabilis und magnifica sind
typische Vertreter der kühlen Region, A. subalpina gehört der kalten
Region an, in der aller Baumwald seine Grenze findet; A. concolor
und bracteata sind im Grenzgebiete der warmen und kühlen Region.
Picea sitkaensis ist die getreue Begleiterin der Ab. grandis, P. Engel-
manni und pungens sind ausschliessliche Bew(»hner der lu^ieren Berge;
P. Breweriana ist an der Baumgrenze, Tsuga Mertensiana findet iln-
Optimimi in der Ebene, im Laubwaldgebiete, Tsuga Pattoniana nur
IG*
— 244 —
über der Tanoregion der höheren Berge; Sequoia sempervirens vertritt
den subtropischen Wald, Sequoia gigantea liebt den kühleren Theil der
gemässigt-warmen Gebiete zusammen mit Ab. concolor und Pinus Lam-
bertiana; auch Chamaecyparis Lawsoniana, nutkaensis und Thuja mit
dem Optiinimi in der Ebene gegenüber Libocedrus decurrens in den
Bergen, Juniperus californica einerseits und Juniperus occidentalis
andererseits mögen sich hier anreihen.
Auch in dem nadelholzreichen Japan zeigen sich ähnliche Yer-
hältnisse; Abies Momi z. B. muss dem Laubholzgebiete zugezählt Averden,
während Ab. Yeitchii die typische Vertreterin der Tannenregion ist.
Dass die Kiefern keine Ausnahme machen, habe ich schon theilweise
erwähnt; als Nachtrag gebe ich hier die Gruppirung der Kiefern nach
Waldzonen, nach iliren Ansprüchen an die Wärme geordnet ; zu bemerken
ist, dass alle Ejefern als Stellvertreter anderer Baimiarten bezeichnet
werben können, da sie vorzugsweise auf Boden stocken, der für
die anspruchsvolleren Holzarten zu geringwerthig , zu porös und
trocken ist.
Demnach kann man die nordamerikanischen Kiefern bezeichnen
als Vertreter der Laubholzflora in der subtropischen Kegion; hieher
gehören: Pinus, cubensis clausa, serotina, insignis, muricata, Sabiniana,
Torreyana, Parryana, auch Chihuahuana, tuberculata und macrophylla
(kühlere Theile) ; in der gemässigt-warmen Kegion und zwar deren
südlichen Hälfte : P. glabra, australis, Taeda, arizonica, edulis, niono-
phylla, osteosperma, reflexa, mitis, inops; nördliche (oder höher
gelegene) Hälfte P. rigida, contorta, pungens, resinosa, ponderosa,
Jeffreyi, Coulteri, Strobus, monticola und Lambcrtiana; in der gem-ässigt-
kühlen Kegion: Pinus Murrayana und Banksiana und in der alpinen
Kegion: P. Balfouriana, albicaulis, aristata und flexilis. Von den
Cupresslnecn ejreicht nur Libocedrus und Thuja zum Theil die Tannen-
region; ihrem Optimum nach gehört erstere dem Grenzgebiete zwischen
Laub- und Nadelholz, letztere entschieden dem Laubholzgebiete an.
Tritt man von Osten her, nach langer Fahrt durch die von der
Sonne versengte und vom Feuer verkohlte Prärie, in das Gebirge ein,
so erscheint Anfangs der Wald auf die Nordhänge allein beschränkt,
ein Wald , der in seinem allgemeinen Bilde die Erinnerung an den
Wald der Vorberge unserer Alpen wachruft. Die Lärclien einzeln und
ihre Umgebung überragend, leuchten in goldgelber herbstlicher Färbung
aus dem dunklen (Ivün der Douglasia hervor; die wärmeren und exti'O-
meren Südhänge überzieht die graugrüne, mächtige Gelbkiefer (Pinus
ponderosa).
^ 245 —
Man nähert sich dem Meere um eine halbe Tagereise, da tritt
von der Xordseite herüber der Tannenwald über die Gripfel der Berge
nach der Südseite über; die Kiefer ist auf den schmalen Streifen
zwischen Tannenwald und Prärie zusammengedrängt; wird das Thal
enger, dami ist alles überfüllt von Douglasias und Lärchen, zu denen
sich die westliche Weymouthskiefer (Pinus monticola) gesellt; an den
felsigen Ufern der Gebirgsbäche erscheinen zwei neue Holzarten, eine
Thuja und Tsuga, niedere Bäume hoch oben im Gebirge, aber rasch
mit dem Abstieg an Grösse wachsend; erweitert sich das Thal, dann
ziehen die genannten Luftfeuchtigkeit verlangenden Arten sich wieder
zurück, die Gelbkiefer oder selbst die Prärie tritt wieder an ihre
Stelle.
Da mit einem Male öffnet sich eines der lieblichsten landschaft-
lichen Bilder, die mein ziemlich verwöhntes Auge je erblickte; die
Bahn betritt die Ufer des himmelblauen See's Pend d'Oreille, von
dicht bewaldeten Bergen eingefasst, reich an grünen Inseln, nicht breit
und ständig die landschaftlichen Bilder wechselnd, ist diese 100 Kilo-
meter lange blaue "Wasserfläche vielleicht der entzückendste See, den
die Union besitzt; diese Perle wurde leider den Indianern als Keser-
vation zugeAviesen, die, in ihre rothen Tücher gehüllt, ihr Leben mit
Fischfang und Nichtsthun verbringen.
Der Eiufluss dieser gewaltigen Wassermenge auf eine Verzögerung
des Herbstes und jedenfalls auch des Frühjahrs ist unverkennbar. Hier
an den Uferhängen w^aren die Lärchen noch grün, die unmittelbar nach
dem Verlassen des Seebeckens wieder in goldgelber Farbe glänzten;
die Thuja ist dort in der feuchten Atmosphäre und dem feuchten
Grunde besonders mächtig; sie liefert vortreffliches Nutzholz, das man
zur Erbauung einer langen Brücke über einen Seitenarm des See's
benutzt hat.
Eilt man weiter nach Westen, so ändert sich mit einem Male die
ganze Landschaft, Berge tauchen auf mit sanften Wölbungen, die Thäler
weniger eingeengt, der Boden von vorwiegend sandiger Beschaffenlieit
— Douglasia, Lärche, Thuja und Tsuga sind verschwunden, die Gelb-
k i c f e r tritt auf und eine zweite kurznadelige Kiefer (Pinus Murrayana),
die mit der östlichen Banksiana nahe verwandt ist und dieser in allen
Stücken so parallel geht, wie in diesen Oertlichkeitcn die Gelbkiefcr
(ponderosa) der Rothkiefer (resinosa).
Das Terrain senkt sich, die Kiefcrnwaldungen öffnen sich mehr
und mehr, lösen sich in Gruppen und endlich in einzelne auf der
angrenzenden Prärie zersti'eute Individuen auf; die Grenzlinie 1200 Bieter
— 246 —
ist überschritten, der herrliche Wald ist zurückgeblieben und alles ist
wieder gelbbraune Prärie soweit das Auge reicht.
In dieser trostlosen, welligen Graslandschaft erhebt sich ein vulka-
nisches Mittelgebirge, die Blue Mountains; reichliche Wasserläufe aus
der Nebelregion der Berge durchrieseln die Thäler und erfüllen sie
mit üppigem Bauniwuchse ; mit 1200 Meter betritt man augenscheinlich
die eigentliche Waldzone, einen Wald, der dem in Montana entscliieden
an Höhenentwickling überlegen ist, die Avestliche Lärche auf den nörd-
lichen, tiefgründigen Berghängen erscheint als der höchste Baum mit
45 Meter Höhe; die gelbe Kiefer auf den sandigen und sonnigen
Plateau's erhebt sich bis zu 40 Meter Höhe; die Douglasia reiht sich
mit 35 Meter durchschnittlicher Höhe an; zu ihr gesellen sicli noch
eine Fichte (Picea Engelmannii) und eine Tanne (Abies grandis), die
ich in unmittelbarer Nähe nicht in erwachsenen Exemplaren finden
konnte. Eigenthünilich ist das Yerhalten der Pinus Murrayana, die
Identität mit der früher erwähnten vorausgesetzt. Diese Kiefer über-
zieht in vielen reinen Beständen die feuchten, kalten Einsenkungen
mit nördlicher Exposition ; mit den zahlreichen Aesten ineinandergreifend
erheben sich diese Kiefern zu einer durchschnittlichen Höhe von
28 Metern.
An die Stämme der Bäume in den Kocky Mountains besonders
der rauhborkigen Douglasia heftet sich eine hellgelbgrüne, auffallende
Strauchflechte, von etwa 5 cm Länge ; liier in den blauen Bergen nälier
der Fe uchtigkeits quelle, dem Stillen Ocean, flattert eine lange, braune
Bartflechte von den Aesten der Bäume; leider ist die Kegenmenge
und Feuchtigkeit der Luft nicht konstatirbar, aber die Leute, die mitten
im Walde auf der Höhe der Berge wohnen, versichern, dass in den
Monaten April, Mai und Juni heftige Kegen herabstürzen.
Zur Zeit, als ich diese Berge bestieg (Mitte Oktober), war Wochen
lang wolkenloses Wetter vorausgegangen; der heftige Nachtfrost ver-
schwand da, wo die Sonne auftraf; im Schatten aber blieb die Boden-
fläche fest gefroren.
Bei Dalles ist das Cascaden-Gcbirge überschritten, die feuchte
Luft des Meeres streicht ungehindert im Thale des hellblauen Columbia-
flusses aufrecht, einen Wald aus dem Boden hei'vorlockend , der über-
rascht durch seine Frische, seinen Artenreichthum und vor allem seine
Höhenentwicklung. Laubhölzer mischen sich dem Walde bei, Ahorn,
Eschen, Erlen, an denen eben die ersten Spuren einer hei'bstlichen
Färbung erkenntlich sind; Tsuga und Thuja erscheinen wieder untei*
ihnen, grünes Gras, ein seit Wochen ungcwolinter Anblick, überzieht
- 24? —
die baumlosen Stellen und baimilos ist es nur da, wo das Feuer, diese
Landplage, gewüthet hat.
Eegierungsberichte und Versicherungen der Reisenden stinmien
darin überein und eigene Anschauung kann es bestätigen, dass viele
Quadratmeilen dieser herrlichen Bergwälder verkohlt sind und man
darf sich glücklich schätzen , während der trockenen Zeit (Herbst) von
der ganzen Landschaft überhaupt etwas zu sehen, denn es gehört zu
den alljährlichen Erscheinungen, dass über die Staaten Montana,
Washington und Oregon Wochen lang dichter Rauch sich legt, der
wie Nebel jeden Ausblick verschliesst ; so wird in den dortigen Wald-
ungen gewirthschaftet !
Hand in Hand mit dem eben geschilderten Wechsel in der Wald-
vegetation, ging, als ich im Oktober diese Fahrt unternahm, auch eine
Yeränderimg des Witterungscharakters ; östlich von den Bergen und
in den Bergen war wolkenloser, klarer Hinmiel mit kräftigen Nacht-
frösten; kaum bog man in die Thäler des Cascaden-Grebirges ein, so
zeigten sich kleine Wölkchen, die weiter nach Westen hin zusammen-
flössen und endKch den ganzen Himmel mit bleigrauen Wolkenmassen
überzogen; unter Tags löste sich das Gewölke wieder auf, hatte somit
nur während der Nacht die Abkühlung, die Nachtfröste verhindert,
das Klima gemildert.
Nun beginnt auch die menschliche Thätigkeit in anderen Zeichen,
als in Kohlensäulen sich zu äussern; einzelne Farmer haben bereits
im Thale den Wald hinweggefegt, mit Holzzäunen ihr Eigenthum
umgeben wie im Osten.
Ln Unterlauf des Columbia, wo das Thal sich verbreitert, sowie
an den Tributärfliissen desselben auf dem reichen, aus vulkanischem
Gestein hervorgegangenen Boden gesellen sich zu den liesenhaften
Douglasia's Eichen, Thujen, Tsuga und Tannen, endlich Pappeln, Laub-
bäume, die mit 60 Meter Höhe den berühmten Rasamala's (Liqui-
dambar Altingiana) von Java an Grösse gleichkommen.
Nur ein paar Breitengrade nördlich, am Fuget Sound, wo das
Meer in vielen Armen tiefer in das schwach hügelige Land eingreift,
da liegt in dem feuchten, gemässigt-warmen Klima das Optimum der
Douglasia und der Thuja.
Diesen Wald übertrifft kein Nadelwald der nördlichen und süd-
lichen Halbkugel an Flächenausdehnung und nur die Waldungen der
Sequoia's kommen ihm in der Höhenentwicklung gleich.
Icli habe nicht nach Riesen -Doughisia's gesucht, konnte aber
gelegentlich mehrmals 80 Meter, selbst 90 Meter konstatiren; die Tsuga,
— 248 —
die Grosstaiine, die Sitka-Ficlite reihen sich mit 60 Meter und darüber
an, und die kleinste Baumriesin, die Thuja erreicht noch 55 Meter Höhe.
Hier liegt das Gros der westlichen Nutzholzproduktion und Yer-
arbeitung; das Material liefert in erster Linie die Douglasia. Bei uns
ist es ein Segen für den Wald, wenn eine Bahn ihn erschliesst; in
Amerika ist es in der Kegel sein Untergang. Yiel schlimmer als die
gründliche Abschlachtung alles Brauchbaren und vor allem der Samen
liefernden Mutterbämiie ist selbstverständlich das Feuer, das nie fehlt,
wo der Mensch auftritt und nur zur Kühe kommt, wenn es an Er-
schöpfung der brennbaren Yorräthe von selbst stirbt oder durch langen
Regen niedergeschlagen wird. Die beigegebenen Abbildungen : „Fällung
der Douglasia, ihre Yerbringung durch Zugthiere und
Eisenbahn" mögen ein Bild geben von der Energie und Schonungs-
losigkeit, mit der alle derartigen Unternehmungen in Amerika in Scene
gesetzt werden. Auf den möglichst schnellen und grossen Profit von
einigen Wenigen zugeschnitten, rentiren solche Unternehmungen nur
wegen der seit Jahrhunderten angehäuften kolossalen Holzvorräthe ; sie
rücken dem Holzvorräthe nach, wenn ein Platz erschöpft ist; solche
epliemere Unternehmungen gehen von selbst zu Grunde wie das Feuer,
nachdem alles Brauchbare aufgezehrt und der Kest verwüstet ist; ein
(ilück, wenn nicht auch das Nährkapital des Bodens dabei ruinirt
wird, wie das so oft in den White -Pine -Waldungen des Ostens der
Fall ist. Möglich, dass in den entfernten, bergigen Gebieten sich
noch eine tüchtige, unberührte Keserve erhalten kann; die Yertreibung
der Chinesen im Westen, der billigen Arbeitskräfte, die damit Hand
in Hand gehende Erhöhung der Arbeitslöhne dürfte vielleicht manches
dorai-tigc Unternehmen, das auf diese Honigtöpfe in den Bergen gemünzt
ist, vereiteln, bis zu einer Zeit, in der man, beschämt über die Yer-
gangenheit, gewissenhafter und klüger mit dem Geschenke Gottes
nnizugehon verstehen wird.
^Iitt(.'n in dem mächtigen Forste erglänzt das schneebedeckte
Haupt des 4400 Meter hohen Yulkanes Tacoma, ein Gebirgsstock für
sich in der Cascaden-Keihe, stark zerklüftet, reich an unzugänglichen
Thalschluchten, in denen Bäche von den gewaltigen Gletscherfeldern
des Berges znr Tiefe eilen. Nichts sonst unterbricht die Stille des
Xadel Waldes; dicke Klumpen von wasserdurchtränkten Moospolstern
lagcin auf den Aesten, ein Zeichen von ständiger und grosser Feuch-
tigkeit der Luft; in den Schluchten, hart über den Gebirgsbächen hängt
die Thuja, festgewurzelt in den Felsspalten; wo die Ufer sich ver-
breitern und reichli(;h unterirdisch vom Bache durchtränkt werden,
Fällung der Douglasia in Washiuglon Territory.
bß
P
O
Ö
a>
-O
bc
C
bO
a
3
O
::5
- 252 —
entsprosst ein Dickicht von grasgrünen Halbbäumen, dem Acer circi-
natiim, kaum Eaum für saftige, grossblätterige Liliaceen oder manns-
hohes Schilf, oder für ein Brombeer- und Sambucus-Gestrüppe lassend ;
und mitten unter diesen erhebt sich mit mächtigem Stamme die Sitka-
Fichte, ihre Krone weissscliimmernd wie die der Silbertanne des Hima-
laja; mit ihr wetteifert die Thuja, die mit ausserordentlich breiter
Basis beginnend (ich mass oft in 1,5 Meter Höhe noch über 3 Meter
Durchmesser) rasch in eine feine Spitze ausläuft. Wo weniger Befeuchtung
des Bodens gegeben ist, überziehen mannshohe Farnkräuter oder Moose
den Boden, der uneben ist durch die zahllosen Dänmie aus humoser
Erde — den UebeiTesten der vergangenen Baumgeschlechter. Dass
da Douglasia's stocken konnten, die bis zu 100 Meter Höhe empor-
wuchsen und nach den Yersicherungen von Sägmühlenbesitzern mit
4 Meter Durchmesser eine Bretterwaarenausbeute von 28 cbm lieferten
(da überdiess ein Drittel des Schaftes dabei verloren geht, so berechnet
sich der ganze Inhalt solcher Holzriesen auf volle 42 cbm!), darf man
füglich nicht in Frage stellen. Jeder Schritt in diesen Bergen verräth
die Kraft des vulkanischen Bodens, die Güte des Klima's, das alle
Vorzüge für Nadelholzvegetation — schneereiche, lange Winter, warme
Sommer, gleiclmiässige Yertheilmig der Niederschläge und grosse relative
Feuclitigkeit der Luft während des ganzen Jahres — in sich schliesst.
Blickt man über eine steile Wand in die Tiefe, Wald stockt auf
allen Bergen und Thälern, Wald überzieht die ferne Ebene bis zur
Küste, und nach Osten hin ist wiederum alles Wald, so weit die Seh-
kraft reicht.
Einstweilen sind Farmen, ja ganze Dörfer und Städte mit- dem
für Hunderttausende von Einwohnern ausgelegten Strassennetze immer
noch unscheinbare Löcher in dem dunkelgrünen Teppiche. Dort ist
zweifellos noch viel zu viel Wald, dessen Produkte die ganze Küste
entlang verfrachtet werden. Viel Boden ist vortrefflich für Landwirth-
schaft geeignet, der Wald wird dort weichen müssen und mit Recht ;
so blüht zum Beispiel im Puyallup-Tliale der Hopf enbau ; aber mancher
Hügel ist bereits kahl oder es überzieht ihn nur noch ein niederes,
krüppelhaftes Wachsthum der Douglasia; man rasirt eben den Wald
des Holzes oder auch der Vielizucht wegen überall kahl hinweg und
wenn man dann daran gellt zu untersuchen, ob auch landwirthschaftlich
aus dem Boden etwas zu machen wäre, so ergibt sich nur zu oft ein
negatives Kesultat.
AVer aus dem Osten kommt, der beginnt im Westen wiederum,
als hätte er in dem jahrelangen Ringen im Osten nichts gelernt. Der
— 253 —
Westen steht den im Osten lebenden Amerikanern so fern, wie uns
Europäern Amerika; dort heisst es wiederum, ist alles anders als in
der Heimat, eines ausgenommen — die geträumte Unerschöpflichkeit
der Holzvorrätlie. Am schlimmsten freilich für den Wald und für
vieles andere sind die Neu-Eingewanderten ; wer frisch aus Europa
konmit, den Grimm auf die sklavische und dumm-ideale alte Welt im
Herzen und auf der Zunge, oft zur Entschuldigung des eigenen miss-
lungenen Ich's, findet hier im Westen, avo Gresetze und Sitten noch
ziemlich locker sind, ein freies Feld für die Entfaltung seiner unter-
drückten Geistesgaben. Nur Wenige finden Ruhe und Zufriedenheit
und werden zu brauchbaren ]\Iitgliedern des grossen Staatswesens; die
Meisten aber irren, trotzdem sie Bürger geworden, heimatlos umlier
und verderben mehr als sie erwerben und dem gesammten Wohle
nützen.
Im Optimimi der Douglasia gesellen sich zu den schon früher
genaimten Laubhölzern noch eine Weisseiche, Cornus, Pyrus, Prunus-
Arten, mehr Halbbäume imd Sträucher als werthvolle Nutzstämme.
Das Klima dort gleicht den wärmeren Länderstrichen Deutsch-
lands, dem Klima der Flussniederungen mit vorwiegend Eichen, Ulmen,
Eschen als Baimivegetation, avo Weizen und Hopfen, selbst Mais und
Wein gedeihen. Als ich die Gegend besuchte — Ende Oktober —
fiel eben das Laub von den Bäumen; in den Blumenbeeten blühten
noch Dahlien unberührt von fi'ostigen Nächten. Der Winter ist schnee-
reich und mild (durchsclmittlich 4^ C); die tiefste in diesem Land-
striche bis jetzt (Winter 1884) beobachtete Temperatur Avar — 17^ C,
während der Hauptvegetationszeit fällt ca. 130 nmi Regen, Avährend des
ganzeu Jahres 1375 mm; auffallend gross und gleichmässig durch das
gauze Jahr ist die relative Feuchtigkeit mit 75 — SO^jo-
An der Küste entlang nordAvärts dürfte diese gemässigt -warme
Region auf der Höhe von Sitka allmählig in die gemässigt - kühle
Region übergehen; nach Süden hin fällt die Grenze der gemässigt-
Avarmen und der subtropischen Zone mit der Staatsgrenze zAvischen
Oregon und Californien zusammen, genau genommen sind es die Siskyou-
Berge und der vulkanische Gebirgsstock Mt. Shasta, Avelche die Grenze
markiren.
Die Lisel Yancouver muss noch der Avarmon Region zugezählt
Averden, denn ihre Eichen, Eschen, Pappeln und übrigen Laubliölzer
stehen in ihren Dimensionen kaum hinter denen von Oregon zurück.
Wo das Meer an seichte, flache Küsten schlägt, spielt es mit den
grossen Baiunstämmen, die von den Flüssen der Insel und des benach-
— 254 —
barten Continentes in's Meer getragen werden; es fällt auf, dass die
Mehrzahl dieser Stännne, besonders astlose Schäfte, nachdem sie Jahre
lang von den Wellen an's Ufer geworfen wurden und wieder in's
Meer zurückrollten, schliesslich eine Gestalt annehmen, die miverkennbar
der eines Seehundes, also einem in gleichen Oertlichkeiten lebenden
Tliiere, ähnlich ist.
Wendet man sich vom Puget Sound wieder nach Süden, rasch
bleibt der schöne Wald zurück, die wellige Landschaft ändert ihren
ganzen Charakter; wo der Boden sandig wird, treten wieder Pinus
auf, Prärie drängt sich dazwischen; der Grund liegt klar vor Augen.
Im Westen gegen die Feuchtigkeits quelle , das Meer, zu hat sich ein
Gebirge, das Coast Range vorgeschoben. Da mit einem Male erscheint
wieder der nördliche Wald in voller Ueppigkeit, Eichen, Pappeln,
Eschen und Ahorn sind ihm reichlich beigemengt, soweit eben durch
das breite Thal des Columbia-Flusses die feuchte Seeluft in das Land
treten kann. Wenige Meilen südlich ist der Wald der Douglasia
wieder auf die höheren Berge oder die Ufer kleinerer Flüsse beschränkt,
eingefasst von dem kaum 50' hohen Wachsthum von Eichen mit flachen
Kronen, von Ferne einem aufgespannten Schirme vergleichbar; an den
Aesten derselben , an den ungepflegten Obstbäumen der primitiven
Farmen, ja selbst an den Telegraphenstangen und Zäunen haftet eine lang
herabhängende, weisse Bartflechte. Sie überzieht die West- und Südwest-
seite lind verräth eine grosse Menge von Feuchtigkeit, freilich zu einer
Zeit (Oktober bis Febi'uar), in der nur sie den Nutzen davon hat.
Wie es dem flüchtigen Blicke ohne genaue Messung scheint,
steigt die Waldzone im südlichen Oregon zwischen Coast Range und
Cascaden-Gebirge an den Bergen herab genau in demselben Yerhält-
nisse, als das vorliegende Coast Range-Gebirge seine Passhöhe senkt.
Eine Tour über dieses Gebirge, die letzte Barriere, die von dem
grossen Feuchtigkeitsspender, dem stillen Ocean, trennt, dürfte manches
Bemerkcnswerthe bieten, zumal im südlichen Oregon, wo an der
Küste bereits einzelne Vertreter der subtropischen Region auftreten.
Beim Aufstiege an den Bergen beginnt der Wald mit buschigen
Eichen und Strauchwerk von Cornus, Crataegus etc. und einzelnen
Kiefern; die Eichen drängen sich in den Thälern, an den Flussläufen
zu Gruppen zusaiiiincii mit sparrigen, isolirt aufgewachsenen Stämmen ;
in dem niederen Gesträuch erscheinen zuerst an den Nordhängen ein-
zelne Libocedrus und Douglasias; sie nehmen immer mehr an Zahl
zu und kiiiz bevor man die Passhöhe erreicht hat, gesellen sich zu
ihnen an den P>acliutciii die Thuja, dann die Tsuga und mehrere
— 255 —
Tannen. Hat man die Passhöhe überschritten, so erscheint ein neuer
Baum, eine immergrüne Castanopsis mit goldgelben Blättern; rasch
ansteigend wachsen die Grössenverhältnisse der genannten Nadelhölzer;
Douglas-Tannen mit 90 Meter Höhe ragen aus den Schluchten empor;
man erblickt zuerst in Augenhöhe den Gipfel und beachtet ihn kaum;
einige lange Strassenserpentinen führen dann zur Basis des Kolosses.
Ein neuer Strauch mit lorbeerartigen Blättern und gewürzigem Aroma
tritt auf, je tiefer man steigt; dazwischen einzelne kleine, weisse
Pflänzlinge der Chamaecyparis Lawsoniana; nach langem Abstiege sind
sie ein erfreuliches Zeichen, dass das Ziel der beschwerlichen Reise
auf bodenlos primitiven und menschenleeren Bergwegen endlich
näher rückt.
Als ich Ende Oktober 1885 die Tour unternahm, hatte leider
bereits der Winterregen eingesetzt; Dora, eine einsame Ansiedelung
in einem fruchtbaren Thale auf der Westseite der Berge war endlich
in tiefer Nacht erreicht; wie überraschte da das Bild, das sich dem
neugierigen Auge am andern Morgen bot; alles war verändert, nur
der bleigraue Himmel nicht; die immergrünen Umbellularia's waren
inzwischen zu mächtigen Bäumen geworden, die sich an den Fluss-
ufern zu dicht geschlossenen, aromatisch duftenden Wäldern vereinigten,
die lorbeerartigen Früchte fielen eben zu Boden, ein Leckerbissen für
die Schweine; auf den Aesten und Stämmen lagerten dichte Moos-
polster, in denen auch noch eine reichliche Farnkrautflora genügend
Nahrung fand; aber nahebei, auf sonnigen Hängen, standen bereits
einzelne Lawsonia's mit 50 Meter Höhe.
Noch waren mehrere kleinere Bergrücken zu übersteigen ; die
immergrüne Castanopsis mengte sich zwischen die Nadelhölzer mit
pfeilgeradem, massig hohem Schafte, langsam erwachsen unter dem
ziemlich dichten Dache der Kronen; Rhododendron (maximum?) so
mächtig wie im Osten, Berberis Aquifolia und andere Immergrüne
gesellen sich zu den Sträuchern; steigt man an den Bergen abwärts,
so verschwindet die Thuya an den Bachufern, die Lawsonia tritt an
ihre Stelle; endlich liegt vor den Augen eine schwaclnvellige Land-
schaft, reichlich durchzogen von seeförmigen Erweiterungen der Flüsse,
von Brakwasserpfützen, die die Fluth anstaut, und tief in das Land
schneidenden Meeresarmen, und in weiter Ferne schimmert in unver-
gleichlichem Blau der grosse, nie stille Ocean : das ganze Küstengebiet,
über das das Auge hinschweift, ist die Heimat der Lawsonia.
Näher dem Meere gewinnt (li(^ sandige Beimengung im Boden
allmälilig das Uebergewicht, die Zalü der Douglasia's und Fichten
— 256 —
nehmen allmählig ab, jene der Lawsonia zu; an die Nähe des Meeres
gebunden , ist das Yerbreitungsgebiet der Lawsonia ein beschränktes ;
die Küste des südlichen Oregon, avo sie in Optimo gedeiht, kennzeichnet
ein sehr gemässigt-warmes Klima ; Dahlien standen noch Ende Oktober
in voller Blüthe in den Gärten, die Feige (Ficus Carica) gedeiht im
Freien und reift Früchte, ja selbst der Eucalyptus bleibt unberührt
von den geringen Frösten des milden Winters. Dort und im Norden
Californiens wird die Lawsonia höher geschätzt als jeder andere Nutz-
baum; doch auch hier musste der Besitzer einer grossen Sägmühle,
die fast ausschliesslich Lawsoniaholz verarbeitet, zugestehen: „Millions
of acres are burnt."
Der Gebirgsstock des Mount Shasta ist ein mächtiger Grenzpfahl
zwischen der bisher kurz geschilderten Waldflora der gemässigt-Avarmen
Region und der subtropischen, die sich von da an südlich bis tief in
das Lower California ausdehnt.
Die Eigenartigkeit des californischen Klima's habe ich in allge-
meinen Zügen bereits geschildert; der Küstenstrich ist feucht und
warm; der klimatisch auffallendste Ort ist, wie schon erwähnt, San
Francisco, dessen mittlere Temperatur der Monate Juni, Juli und August,
niedriger ist als die irgend einer anderen Stadt in den Yereinigten
Staaten, selbst die nordAvestlichen Präriestaaten nicht ansgenommen.
Die täglichen Temperaturschwankungen, Avie jene ZAvischen Sommer und
Winter, übersteigen nicht 8^ C; nördlich und südlich von San Francisco
ist der Sommer Avärmer. Hoch oben in den forstlich so merkAvürdigen
Bergen bestehen keine meteorologischen Stationen; jene in der Ebene
südAvärts zwischen Coast Range und Cascade Range beweisen nur das
Fehlen von Wald in Folge allzugeringer Niederschläge Avährend der
Vegetationsmonate; leichter Frost ist dort nicht selten, Avestlich vom
Coast Range-Gebirge dagegen unbekannt.
Vom mittleren Californien aus in die hohen Berge der Sierra
Nevada vorzudringen, Avar mir im Jahre 1885 nicht mehr möglich;
die Zeit und die Wanderlust drängten mich Aveiter nach Westen, avo
(las Wunderland Japan mit all' seinen unbekannten und darum doppelt
anreizenden forstlich-botanischen Schätzen vor mir auftauchte; erst auf
meiner ZAVciten Reise nach Japan im Jahre 1887 bot sich mir Gelegen-
heit, (las mit grossem Unrecht Versäumte nachzuholen.
Vom Süden kommend und (luicli manche liai-te Tour in mensclien-
leeren Bergen olnie ReisegelegenlicMt und ünterkunftsstätte gestählt,
Avähltcn wir den durch seine Wahlbestände im Hochgebirge berühmten
Fresno County, dessen Berge fast nie von Ton listen besucht werden,
— 257 —
die näher bei San Francisco in das scenerienreichere aber baumärmere
Yosemite-Thal eilen.
Schon ehe wir die Prärie verliessen, deren Oberfläche zahllose,
kleine Hügel von kaimi ein paar Fuss Höhe und spärliches Gras
bedeckten, betraten wir grosse Haine von ziemlich locker stehenden
Eichen, der grossfrüchtigen Quercus lobata, die der von den Bergen
herabsickernden Bewässerung ihren Ursprung verdanken. In den Berg-
thälern reichen diese Eichen mit Qu. oblongifolia und Douglasii bis
zu 1800 Bieter empor; unterwegs gesellen sich zu ihnen an den Fluss-
läufen einzelne Eschen, Platanen (Platanus racemosa), weissrindige,
strauchartige Rosskastanien, Cercis, Straucheichen ; die Sabinkiefer, die
sonst unter den isolirten, breitkronigen Eichen in zahlreichen Indi-
viduen mit laubholzartigem Aufbau sich einmengt, fehlt hier ganz.
Bei ca. 1800 Meter begegnet man wieder Gelbkiefern, die vorerst
nocli die Nordseite der sandig-kiesigen Hügel bedecken und dort eine
blätterabwerfende Flora vertreten. Mit der Gelbkiefer erscheint eine
weitere Eiche, Quercus Kelloggii, deren Standgebiet zweifellos ziu-
gemässigt-warmen Region zählt. Yon 2000 Meter aufwärts lag zur
Zeit als wir aufstiegen (Anfangs Dezember) bereits Schnee. In den
trockenen, warmen, sonnigen Lagen erreichten noch die Eichen respectable
Dimensionen, vorwiegend sind aber Gelbkiefern; an den Flussläufen
lebt, wie die Thuja im Norden so hier die libocedrus, die Stellver-
treterin jener Holzart; auf feuchten, sandig - kiesigen Abdachungen
erwächst die Pinus Jeffreyi, bis zu 70 Meter Höhe emporsteigend, ein-
zelne Tannen (Abies concolar) von gleicher Höhe stellen sich dazwischen ;
wo aber das Klima nur wenig kühler wird, sei es durch nördliche
Exposition oder durch klammartige Einengung, da vereinigen sich
Tannen und Libocedrus mit der Zuckerkiefer, Pinus Lambertiana, zu
einem massig geschlossenen Hochwalde, dem auch jüngere Geschlechter
nicht fehlen; die Durchschnittshöhe der Althölzer ist sicher mit 70 Meter
Höhe nicht zu hoch gegriffen. Ein paar hundert Fuss höher hinauf
verschwindet die Gelbkiefer ganz, Jeffrey's Kiefer wird seltener, Tanne
und Zuckerkiefer dagegen liäufiger, da betritt man mit einemmale eine
Mulde — ohne zu wollen hält man sein Pferd zurück. Bevor man
Darjeeling im östlichen Himalaya erreicht, biegt man plötzlich um
eine Felsmauer, die während des Aufstieges jeden Fernblick abschnitt;
da mit einennnalc taucht der schneeweisse Riese unter den Bergen,
der Kintchinchunga auf; solch' unerwartete Grösse und Schönheit
unterdrückt jedes Wort und hemmt die Bewegung; das war auch der
Eindruck, den das Waldbild in der Sien-a Nevada in mir hervonief.
Dr. Mayr. 17
^ 258 —
Dass man da den Massstab für Baumhohe und Massenschätzung
verliert, ist verzeihlich; der 70 Meter hohe Hochwald ist dort wieder
zum Nebenbestand geworden, über den ein Hochwald von ca. 100 Meter
hohen Sequoia's sich aufthürmt; in über tausendjähriger Ungestörtheit
an einem enormen Schafte und einer demselben proportionalen Höhe
bauend, hatten sie mehrere Generationen des etwa dreihundertjährigen
Bodenschutzbestandes zu Boden stürzen sehen.
Tiefer Schnee bedeckte damals den Boden, ein klarer Himmel
wölbte sich über den dunklen Baumkronen, während in der Tiefe
kalte Nebel wogten; frische, erquickende Luft durchwehte den majestä-
tischen, von rothen Säulen getragenen Dom; kaum dass man das leise
Gezwitscher der geschäftigen Meisen in den Baumkronen hören konnte.
Mt freiem Blicke nach dem fernen, regenspendenden Meere, mit
dem Kücken durch hohe Berge gegen allzu kalte und trockene Winde
gedeckt, erfreuen sich solche Sequoiahaine eines langen, aber nicht
kalten Winters, eines warmen und feuchten Sommers; dass in dieser
Region ganz kräftige Stürme hausen, das bestätigen die abgebrochenen
Baimikronen; dass aber ein Baum mit über 30 Meter Basisumfang
auch manchen Stoss ertragen kann, ist jedenfalls nicht zu bezweifeln;
freilich sind die stärksten Exemplare, die man bis jetzt gemessen, mit
vollen 50 Meter Umfang und 120 Meter Höhe in unzugänglichen
Klammen erwachsen; hoffentlich werden sie dort, gegen Menschen und
Feuer gesichert, den nachkommenden Geschlechtern erhalten bleiben.
Mit traurigem Blicke trennt man sich von der Stelle und schnell
bleiben zurück Landschaft, Vegetation und Klima, all' der Zauber der
entzückenden, durchaus nicht „wilden" Natur, wie die vielen - Eeise-
erzählungon aus dem „fernen Westen" ihren leichtgläubigen Lesern
auftischen; von wilder Natur kann man allenfalls dann reden, wenn
man bei Nacht und heftigem Sturme einen Wald von über 100' hohen,
morschen Kolilensäulen zu passiren hat — aber diese Wildniss hat
erst der Mensch, nicht die Natur geschaffen.
Dieser Gedanke führt uatiirgemäss zur Forstbenutzung in Cali-
fornien.
Wälireiu] im Norden wie Oregon, Washington, Montana vorwiegend
harte Nadelhölzer zur Vei'fügung stehen, wie die westliche Lärche, die
Doiiglasia, die Gelbkiefcr, versorgt Californien den Markt mit Hölzern,
welche wiedei* (li(; im Osten so beliebten Eigenschaften, nämlich Lcich-
tigk(!it und lei(;hte Bearbeitungsfähifj:keit besitzen.
Hierher gehört das Jledwood, das Holz d(^r Sequoia sempervirens,
welch(! }iuf die feuchten Westhänge der Coast Kange-Berge bescbränkt
— 26Ö —
ist und Seenähe und Wärme zu ihrem Gedeihen verlangt. Dass die
Yorräthe rasch der Erschöpfung- entgegeneilen, kann nicht mehr
bestritten werden.
Das Holz der Sequoia gigantea in der Sierra Nevada ist noch
viel leichter als das Kedwood; wie dieses Holz gewonnen wird, davon
habe ich schon früher gesprochen; ein paar Haine, wie der Mariposa-
grove und das Yosemite-Thal hat man als „National-Eigenthum" erklärt ;
in solchem National Property kann keine Ansiedelung, welche den
Wald rodet, Fiiss fassen und hoffentlich sind auch Vorkehrungen
getroffen, dass Feuer, dem doch so leicht vorzubeugen wäre (durch
sti'enge Ueberwachung der Touristen !), umnöglich ist.
Am Yellow Stone-Flusse hat man ein geologisch äusserst merk-
würdiges Gebiet vor den Zerstörungen diu'ch Eeisende, Ansiedler und
Minenarbeiter gerettet durch Erklärung zum „National Property", wie
es aber mit den Bäumen, der pflanzlichen Zierde der Merkwürdigkeiten
bestellt ist, erwähnte ich schon fi-üher.
Nachdem man allmählig erkannt hat, dass die Freigabe der Berge
unabänderlich mit der Yerwüstung dei-selben und des darimter liegenden
Tieflandes endet, sollte man allen Wald in den Cascade Kange und
Rocky Mts. als „National Property" erklären, den für die Nation zu
erhalten imd geeignet zu nützen allein der Staat die beste Büi'g-
schaft bietet.
Yortreffliches , leichtes Nutzholz liefert ferner die Zuckerkiefer;
auch über diese möge das Wichtigste dem früher Gesagten entnommen
werden; weniger ergiebig und geschätzt sind die Hölzer der Jeffreyi-
Kiefer, der Gelb-Kiefer und der Libocedrus , am wenigsten von allen
das Holz der Tanne; der schwierige Transport in die Ebene verzehrt
den grössten Theil des Gewinnes, obwohl das Material selbst entweder
fast nichts gekostet hatte oder überhaupt gestohlen wurde.
Das südliche Californien zwischen den Gebirgszügen ist vor-
wiegend eben und tief liegend; das Coast Range-Gebirge steigt in
vielen parallelen Ketten nach Süden hin inuner höher an, bis es endlich
in dem Gebirgsstocke der San Bernardino und San Jacinto sich mit
dem Cascaden-Gebirge zu einer Kette vereinigt.
Ein Aufstieg auf den San Bernardino im südlichen Californien
mtig ein Bild der Yegetationsvertheilung geben.
Von der Prärie am Fasse der Berge bis zur Passhöhe bei etwa
2200 Meter hat man mehrere Hügelreihen mit successiver Erhebung
zu passiren; die erste Bergkette fanden wir bei unserem Aufstiege
Anfangs Dezember 1887 mit etwa 1 — 3 Meter hohen grünen Sti'äuchern
17
— 260 —
bewachsen, werthvoll nur durch die Bindung und Erhaltung des Bodens ;
die nächste Hügelreihe bedeckte abermals Gesträuch, darunter besonders
Manzanita, während die kiesigen Hänge eine Kiefer (Pinus tuberculata),
einen Baum, von etwa 15 Meter Höhe, trugen; meist nur zu Gruppen,
seltener zu kleineren, reinen Beständen schliesst sich dieser Halbbaum
zusammen. Die dritte Hügelreihe erhob sich steil von 700 Meter zu
1700 Meter. Yorherrschend sind zahlreiche immergrüne Eichen, die
ein undui-chdringiiches Dickicht auf den Südhängen dieser Bergkette
bilden. In diese Zone, welche den Schluss der subtropischen Zone
bezeichnet, fällt das erste Auftreten von winterkahlen Laubhölzern
(Platanen) und der grossfrüchtigen Douglasia; diese, welche mir eine
gute Species zu sein scheint, erhebt sich an den heissen Südhängen
bis hart zur Passhöhe, überschreitet diese aber nicht. Der vierte Berg
trägt in der Nähe der Passhöhe winterkahle Eichen und einzelne
Kiefern, liinter derselben senkt sich das Gebiet sehr sanft und von
vielen Hügeln durchzogen.
Kaum hatten wir die Passhöhe erreicht nach einer Tour in glühend-
heisser Sonne, so überraschte uns ein eisiger Wind, der von Nordost
wehte, tiefer Schnee bedeckte den Boden; die Mittagssonne thaute
zwar die Oberfläche des Schnee's auf, allein in der Nacht fror diese
wieder so stark, dass man auf ihr wie auf einer Eisschichte gehen
konnte ohne einzubrechen; und nur 300 Meter tiefer auf der Südseite
vegetirt die letzte Vertreterin der subtropischen Flora, die im tiefsten
Winter nur leichter Frost berührt.
Oben, bei 2000 Meter Höhe ist offenbar die Grenze des Laubwaldes
erreicht, der sich mit Eichen, Erlen und Weiden auf die warmen
Tliälor und Südhänge zurückzieht; Platanen steigen nicht empor zu
dem Waldgebiete, das klimatisch unserem Mittelgebirge mit Eichen-
und Buchen- Vegetation sehr nahe kommen dürfte.
Dort erwachsen die grössten Jeffrey -Kiefern, die man bis jetzt
beoba(;htot hat, wenigstens übertreffen meine Messungen — volle 65 Meter
— jene des Census-Kepoiies nocli um 30 Meter; sie ist dort nicht weit
von den Fhissläufon in den besser bewässerten, sandig-lclmiigen Böden,
über ilii- in dem trockeneren Tiieile fusst die Ponderosa mit 75 Meter
Höiio; wie auch nördlicli in der Sierra Nevada theilen das kühlere
Terrain in engen Thähirn und Sc^hluchten und an Nordseiton die Tanne
mit vollen 70 Meter Höhe, die Zuckerkiefer mit etwa gleicher Erhebung;
imniittolbar an den Bergbächen die Libocedrus mit nicht weniger als
50 Meter; die seimigen Plateau's der Hügel mit kiesigem, trockenem
liodeu Vr'nnt eine nuü-k würdige Art, die Pinus Coulteri mit dicken.
- 261 —
geschwungenen Aesten, an deren Enden die enorm grossen und schweren
Zapfen befestigt sind. Der ästige Baum bleibt in Höhenentwickelung
gegenüber den vorigen zimick, erreicht aber zuweilen 45 Meter.
Eine kaum minder grosse Merkwürdigkeit als diese prächtige
Baumvegetation Avar, dass an einer Menge von Stämmen ein brenn-
rothes Plakat befestigt war mit der Aufschiift, Feuer anzulegen ist
verboten; schon der Wille ist lobenswerth, geholfen hat es freilich nichts.
Die dort etablirten Sägemühlen schätzen die Zuckerkiefer aus den
schon erwälmten Gründen und wegen ihres tadellosen Schaftes am
höchsten ; ihr zunächst steht JefPrey's Ejefer mit schönem etwas röthlich
gefärbtem Nutzholze ; daran reihen sich die Gelb-Kiefer, die Libocedrus,
zuletzt kommen Tanne und Pinus Coulteri.
Der Feinde des Waldes, insbesonders der Schmarotzerpflanzen zu
gedenken, wird sich bei den einzelnen Holzarten Gelegenheit bieten;
der Urwald ist ja in dieser Hinsicht viel besser gestellt, als der Kultur-
wald — die Altholz-bewohnenden Pilze ausgenommen.
a) Der subtropische Wald.
Yon immergrünem Laubwalde kann man kaum reden ; ausgedehnte
Waldungen aus immergrünen Eichen, aus dem californischen Lorbeer
und anderen subtropischen Pflanzen gibt es nicht. Einzelne Eichen
bilden zwar grössere, sehr licht stehende Waldungen; sie werfen die
Blätter ab während der heissen Zeit im Sommer und mit der Kegenzeit
(November bis Dezember) beginnt allmählig wieder neues Leben; die
Kiefernknospen fangen langsam an sich zu strecken; Schnee ist unbe-
kannt, Frost nur sehr gering oder ebenfalls unbekannt; solches Klima
kennzeichnet die Subtropen, auch wo ihre typischen pflanzlichen Produkte
fehlen. Vorherrschend ist die Prärie zwischen den beiden Parallel-
Gebirgen, welche im südlichen Californien in den Yegetationsmonaten
nur 10 mm Niederschläge empfängt, während auf der Westküste der
Coast Kange-Berge 12 mm Kegen während der Yegetationszeit herab-
fallen. Dagegen ist die relative Feuchtigkeit während dieser Zeit auf
der Prärie 420/o, an der Westküste 750/o. Da gedeihen Palmen aller
Art, wenn sie auch nicht Früchte zeitigen ; einige australische Bäume
wie Eucalyptus, Acacien, der mexicanischc Schinus haben hier ihre
zweite Heimat gefunden; Orangen, Citroncn, Opuntien, Südfrüchte allei-
Art hat man durcli künstliche Bewässerung dem Boden entlockt.
Die einheimische Flora ist besonders durch zahlreiche Eichen
vertreten, insbesonders Straucheichen, die oft Quadratmeilen von heissen
Südhängen am Meere und höher im Gebirge überziehen.
— 262 —
Das nördliche Californien, die nördliche Hälfte der subtropischen
Zone ist ebenfalls prärie artig zwischen den beiden Gebirgsketten;
vom Sacramento durchflössen, der zur Trockenzeit wasserarm, zur
Kegenzeit, November, mit stürmischer Fluth und braunem, erdebeladenem
Wasser in's Meer stürzt, hat dieses Gebiet im Sonnner (Mai bis August
incl.) nur 450/o relative Feuchtigkeit mit 65 mm Regen, bei
einer durchschnittlichen Temperatur von 22^0.; jährliche Temperatur
16*^ C, tiefste Temperatur, bis jetzt beobachtet — 7^ C; höchste 43^C.;
die Westhänge und Thäler des Küstengebirges, das Optimalgebiet der
Küstensequoia, erhalten im Sommer Aveniger Regen, nämlich 45 mm;
dagegen enthält die Luft volle 8OO/0 relative Feuchtigkeit, bei
15° C; jährliche Temperatur 12°; höchste Temperatur 32° C, tiefste
— 2°C.
Quercus agrifolia Nee, Coast live oak, calif ornische
Lebenseiche. Eine inmiergrüne Eiche, die im mittleren und süd-
lichen Californien und dem spanischen Theile an trockenen, kiesigen
nach Süden gerichteten Berghängen heimisch ist; in hohen Lagen ein
Strauch, Avird sie unmittelbar am Meere vom Winde zur Seite geblasen
und erhebt sich, mit Flechten dicht behangen, nicht über die vor-
liegenden, niederen Dünen; es gibt nur wenig Eichen, die in so aus-
gesprochen schlechtem Sandboden immerhin vegetiren, und respectable
Durchmesser erlangen können; die Quercus dentata in Hockaido oder
Eso, der nördlichsten Insel Japans, zeigt die gleiche Eigenthümlichkeit.
Das Blatt ist dick, dunkelgrün, die Zähne in scharfe Spitzen ausge-
zogen (Tafel III), die Früchte sind auffallend lang zugespitzt (Tafel II),
die Innenseite der Schale ist mit langen, gelbbraunen Haaren besetzt.
Der Fruchtbecher mit etwas glänzenden, hellen Schuppen besetzt. In
isolirtem Stande aufgewachsen, ist der forstliche Werth des malerisch
schönen, tief schattigen Baumes ein geringer; die Aeste weit aus-
greifend imd herabhängend mit dunkelgrünem Laube bedeckt ; der
Schaft mit stets glatter, hellgrauer Rinde bekleidet ; das Holz, das leicht
von Pilzen zersetzt wird, ist nach dem Typus der immergrünen Eichen
gebaut und zeigt, wenn gesund, ein specifisches Gewicht von 83; es
wird als Brennholz benützt.
Quercus Wisliceni A. DC. wird ebenfalls in liolien Lagen
zu einem Strauclio reduzirt, auf den trocken sonnigen Hügeln am
Wc«ta})liange der Sierra Nevada erwächst die Eiche zu einem Baume
zweiter Gnisse. Eichel sehr spitz mit grossschuppiger Cupula. Blätter
und Fruchte nach Tafel II und III. Die Rinde dieses Baumes ist
— 263 —
eine sehr tief rissige Borke. Das Holz zeigt ein speciiisclies GeAvicht
von 79. Der Baum ist nicht sehr häufig.
Quercus chrysolepis Liebm., Live oak, grossfrüchtige
Lebenseiche. Die grösste der immergrünen Eichen, bis 50 Meter
sich erhebend; besonders in geschützten, sonnigen Oertlichkeiten auf
nahrungsreichen Böden der Flüsse und Wildbäche, oft dort zusammen
mit Umbellularia ; in höheren und trockeneren Lagen dagegen zu einem
Strauche reduzirt; die Unterseite der Blätter selten goldgelb, meistens
nur hell weisslich; Blätter hart, ganzrandig oder mit einzelnen Zähnen.
(Tafel III). Keimlinge und junge Pflanzen tragen dicht mit scharfen
Zähnen besetzte Blätter. In dieser bewehrten Jugendform erwachsen
eine Menge von immergrünen Bergeichen, insbesonders auch in Asien;
es scheint, als ob damit die Natur ein Schutzmittel gegen abäsende
Thiere hätte schaffen wollen. Früchte, die ich mit nach Japan nahm,
entwickelten in dem heissen und feuchten Sommer dieses Landes junge
Pflanzen mit drei, selbst vier Trieben ; der Keimtrieb erschien im Mai,
der zweite (Johannitrieb) sprosste Anfangs Juli, endlich der dritte
Anfangs August, und Ende September lockte das warme Wetter bei
vielen Pflanzen die Endknospe zu weiterer Entfaltung. Auch andere
Eichen, z. B. die nordmexicanischen, zeigten das gleiche Yerhalten.
Die Früchte sehr gross, es sind die ausserordentlich dicken Becher
auffallend (Tafel II). C. R. Orcutt gibt eine zweijährige Samenreife
an; meine Exemplare, Ende November gesammelt, hatten alle reife
Früchte an den Trieben der letzten Yegetationszeit.
Rinde glatt, grau, Holz mit einem specifischen Gewichte von 35
nach den Angaben des Censusberichtes wohl zu leicht, da die unter-
suchten Stücke durch Pilzmycel zerstört waren.
Quercus densiflora Hook, und Arn., Tan - bark - oak,
Chesnut oak, Californische Gerbereiche. Dieser Baum, mehr
Kastanie als Eiche, eiTcicht in den Sequoia -AValdungen der califor-
nischen Küste seine Maximalentfaltung mit 24 Meter Höhe; dort in
den Thälern, an den Flussläufen ist ihm guter Boden, reiclilichc
Bewässenmg und grosse Wärme geboten. Werth hat diese Eiche durch
ihren Tanningehalt der Rinde, worin sie von keiner einheimischen
Holzart an der pacifisclien Küste übertroffen wird. Da sie bisher ohne
Rücksiclit auf Nacliwuchs zur Nutzung gezogen wurde, so ei*scheint es
nur natürlicli, dass von allen Seiten eine baldige Erschöpfung vorher-
gesehen wird; von einer rationellen Aufzucht im Niederwaldbetriebe
habe ich bis jetzt uiclits vcrnnmmeii.
— 264 —
Der männliche Blüthenstand ist aufrecht, ährenförmig und dicht
mit Blüthen besetzt ; der Same reift im zweiten Jahre ; der Baum
gehört somit zu den Schwarzeichen; Fruchtbecher mit langen Stacheln
besetzt (Tafel II), Blätter gesägt nicht gelappt (Tafel Y) unterseits, und
wenn jung, auch oberseits, ebenso Blattstiele und Triebe wollig behaart ;
Samenschale sehr dick und hart, innen filzig; Rinde eine sehr tiefe
und breite, längsrissige Borke.
Eine nah verwandte Eiche, die bloss Strauchform erreicht, findet
sich im nördlichen Californien, im Gebiete der concolor grosse Flächen
überziehend; ihre Flüchte und Blätter sind auf Tafel II abgebildet
als varietas montana mihi; ich habe jedoch die Ueberzeugung,
dass die meisten sogenannten Strauchformen von Baumeichen sich als
eigene Arten entpuppen werden.
Quercus oblongifolia Torrey. Eine immergrüne Eiche,
welche die trockenen Hänge am Fusse der Berge bewohnt und östlich
bis nach Arizona und Mexico vordringt; Blätter und Früchte von
dieser Art sind auf Tafel II wiedergegeben.
Quercus lob ata Nee verliert während der trockenen Herbstzeit
ihre Blätter; aber nach dem Regen (November) kommen zahlreiche
neue Triebe, besonders an den Wasserreisern zum Yorschein; diese
Blätter aber sind kaum halb so gross als die zu Boden gefallenen der
Hauptvegetationszeit; diese Eiche bildet ausgedehnte, licht gestellte
Waldungen mit breitkronigen Bäimien am Fusse der Sierra Nevada
und in deren unteren Thälcrn; die Bestände dieser Eiche sind ein
vorzügliches Terrain für Yiehweide ; alle Nager und Wiederkäuer,
Schweine und zahlreiche Yögel stellen den sehr grossen und ergiebigen
Früchten nach. Die Cupula ist warzig (Tafel II), grau. Die Blätter
sind gelappt wie Tafel Y zeigt. Rinde hellgrau mit Schuppen von
10 — 20 cm Länge und 5 cm Breite. Sie wird eine der höchsten Eichen
dos Westens (30 Meter), ihr Holz kommt an Schwere und Güte dem
der östlichen Woissei(;hcn gleich. An dieser Eiche beobachtet man
liäufig einen Hexenbesen (E x o a s c u s ?) mit abnorm verlängerten,
hängenden Ruthen, wie auch von den Acsten bis zwei Meter lange
Büsche einer Mistel (Yis(;um sp.?) herabhängen.
Auch Qu crem s Douglasii Hook, und Arn., Bluc Oak,
Blauei('he, dürfte als eine Yertreterin der subtropischen Zone auf-
gofasst werden; in den Voj-bergen der Sierra Nevada heimisch, erscheint
ihre Krone von Ferne mit einem blauen Farbentone ; Blätter ganzrandig
— 265 —
oder gezähnt, wahrscheinlich fast immergrün (Tafel Y). Yon den
Früchten kann ich nur- eine Skizze nach dem Herbariimunateriale in
Cambridge geben (Tafel II). Das Holz von tief brauner Färbung mit
6 cm Splintbreite.
Typisch dieser Zone ist
TJmbelhilaria californica Nutt., Myrtle tree, Cali-
fornia Laurel, Cajiput, Californischer Lorbeer, ein Baum,
der auf Standorten mit grosser Luft- und Bodenfeuchtigkeit in den
warmen Thälern der Bergflüsse sein Optimum erreicht; diese Yerhält-
nisse findet der Baum nur in den engen Flussthälern der Sierra-Gebirge
und am Westabhange des Küstengebirges; dort erwächst er bis zu
30 Meter; je trockener das Klima und der Boden, desto mehr sinkt
der schöne Baum zu einem Strauche herab.
Das Blatt ist breit, lorbeerartig, würzig, die grünen Früchte oHven-
förmig mit braunem Kerne und dicken Samenlappen wie eine Eichel
— eine vorzügliche Mast für die Schweine. Die Borke ist klein-
schuppig, weit hinauf an den Stämmen kriecht dichtes Moos, in dessen
Polster wieder die Rhizome zahlreicher Farne wurzeln. Das vorzüg-
liche Holz mit einem specifischen Gewichte von 65 ersetzt an der
pacifischen Küste das Walhiuss- und vielfach auch das Eichenholz;
das liellbräunliche Kernliolz deckt ein 4 cm breiter Splint.
Castanopsis chrysophylla A. DC, Chinquapin. Dieser
schöne immergrüne Baum erreicht seine Maximalentfaltung in den
feuchten Hängen des Küstengebirges von Californien, steigt aber auf
den Westhängen des genannten Gebirges unter dem Schutze von anderen
Holzarten, besonders Kiefern und Douglasia's gegen allzu grosse Tem-
peratur-Exti-eme gedeckt im südlichen Oregon als Baum noch bis zur
Passhöhe; als Straucli erreicht diese Art im südlichen Californien
selbst die kühlere Kegion.
Den Baum zeichnet ein auffallend gerader Stamm niit dünnen
Seitenästen aus; Blätter oberseits dunkelgrün, unterseits goldgelb,
haarig (Tafel Y); Knospen kahl, mit bewimperten Schuppenrändern;
Früchte in Mehrzahl an einem gemeinsamen Stiele ; Fruchtschale stachelig
wie bei der östlichen Zwergkastanie. Das harte Holz ist zu Werkzeug-
griffen verwendbar.
Alle diese Baumarten nehmen von dn- Bodenflächc dn- subtro-
pischen Zone nur einen kleinen Raum ein; den gnissten Thcil uinfasst
die Prärie; den zweitgrössteii. (li<> niederen Hügel und V(»rberge, occupirt
— 266 —
iinmergrüiies Strauchwerk, das in iinpassirbaren Dickichten weit herab
bis nach Meder-Californien sich fortsetzt.
Diese immergrüne Strauchflora ist sehr reich an Compositen,
Rosaceen, Zygophyllaceen, Leguminosen, Hydrophyllaceen, Labiaten und
anderen. Einige sollen hier specielle Erwähnung finden.
Arctostaphylos pungens H. B. K., Manzanita, ein immer-
grüner, typischer Strauch der trocken-sonnigen Lagen der Yorberge,
oft ausschliesslich herrschend ; von Oregon durch Californien und
östlich bis Arizona verbreitet, entspringen an dem Wurzelstocke der
Pflanze zahlreiche, knieförmig gebogene Sprosse mit völlig glatter,
schön rother, glänzender Rinde; die sehr selten geraden Sprosse sind
besonders zu Spazier- und Peitschenstöcken sehr gesucht; junge Triebe
mit Borstenhaaren besetzt; Früchte rothe Beeren; an günstigen Oert-
lichkeiten erreicht der Wurzelstock vor der Verzweigung einen Durch-
messer von über 1 Fuss. (Tafel Y.)
Quercus dumosa Nutt. An der südcalifornischen Küste ein
niederer Strauch mit dicht verflochtenem Gezweige, wird diese Eiche
in höheren Lagen ein kleiner Baum; Blatt- und Fruchtgrösse sind
sehr variabel (Tafel II). Nicht wenig trägt zu der IJndurchdringlichkeit
solcher Dickichte bei ein immergrüner Prunus mit ilexartigen Blättern,
Prunus ilicifolia Walp. (Tafel III), sowie immergrüne Rhus-
Arten, theilweise giftig. Zahlreiche Pflanzen sind eingeschleppt
worden; so mit den aus Australien gebrachten Sämereien gelangte
der äusserst kleine Same von Nicotiana glauca, des Tabakbaumes
nach Californien, wo er keimte und mit grösster Schnelligkeit sich
über ganz Californien, so weit es der subtropischen Zone angehört,
sich verbreitete. Das gelb blühende Unkraut ist ganz werthlos. Die
Audibertia mit weissfilzigen Blättern, die schön rothfrüchtige He te-
romeles arbutifolia Roem., dazwischen an sonnigen trockenen
Lagen mehrere Opuntien, Cereus oder im Grase versteckte für
den Sammler äusserst unangenehme Echinoc actus, zahlreiche dick-
stämmigo Yuccas und an den Flussläufen der Wildbächc aus der
höheren Region herabgewanderte, Avährend der kühleren Monate blatt-
lose Platancm geben dieser ganzen Flora ein cigenthümliches Gepräge;
so rascli ist im südliclien Californien der Wechsel von Feuchtigkeit,
dass ;in einem Berge an der Grenze von westlicher und östlicher Expo-
sition leucht(5 Küstcnfloi-a und Yertreter der trockenen Prärie inein-
andergreifen.
— 267 —
Die Küste beherbergt aus der Klasse der Coniferen einige Arten,
welche den subtropischen, immergrünen Laubwald in gewissen Oert-
lichkeiten ersetzen oder sich wenigstens dem Laubwalde in reichlicher
Menge beigesellen ; für die meisten Arten ist die Nordgrenze Califor-
niens auch die Grenze ihrer Yerbrcitung.
Zu den wichtigsten gehört:
Die Küsten- Sequoia, Sequoia sempervirens Endl.,
K e d w 0 0 d , ausschliesslich auf das Coast Kange-Gebirge, also die Region
mit der grössten Luft- imd Bodenfeuchtigkeit beschränkt, erfüllt dieser
prächtige Baum die Thäler und Schluchten in geringen Erhebungen
über dem Meere, begrenzt die Ufer der Bergflüsse und steigt in manchen
Canons, die nach Südwest gegen das Meer hin geöffnet sind, vielleicht
bis in die Region der gemässigt- warmen Region empor ; sein Optimmn
liegt aber durchaus in der subtropischen Yegetationszone. Feuchtigkeit
der Luft, warme Tage, kühle j^ächte ohne Frost, das ist das Klima
Jahr aus Jahr ein der Gegend, wo dieser Baum lebt. So durchtränkt
mit Feuchtigkeit ist das kräftige, sandig-lehmige Erdreich, in dem der
Baum seine Vollendung an Stärke und Standdichtigkeit erreicht, dass
die Ausbringung der schweren K^utzstämme auf Schlitten geschehen
muss, die mit breiten Kufen auf dem schlammigen Boden dahingleiten.
Der Zufall führte mich in ein solches Thal mit noch unberührtem
Sequoia-Bestande , der zugleich in seiner gesammten Entfaltung einen
guten Durchschnitt repräsentiren dürfte; eben war man daran, die
stärksten Stämme herauszuschaffen; der Boden war sandig-lehmig mit
starker Humusschichte von der beschriebenen Frische. Der Bestand
selbst war fast rein aus Sequoia zusanunengesetzt , nur einzelne Dou-
glasia's fanden sich vor; als Unterholz fristete der califo mische Lorbeer,
einzelne Acer circinatum ein mehr strauchartiges Dasein in dem
tiefen Schlüsse.
Aus der Messung einer grösseren Anzahl von Stämmen ergab sich
ein mittlerer Umfang von 6,9 Meter; ein Modellbaum von 6,7 Meter
war aufzufinden und mass 84 Meter Höhe mit seinem schön walzen-
förmigen Schafte; ein anderer Baimi mit 9,3 ^Meter Umfang hatte
88 Meter Höhe.
Unter Zugrundelegung von 84 Meter Höhe und der gewiss zu
niedrig gegriffenen Formzahl von 30 berechnet sich der Cubikinhalt
des Modellstammes auf rund 95 cbm. Der durchschnittliche
Abstand der Stämme des Bestandes betrug 9,6 Meter, es standen somit
auf einem Hektar etwa 140 Stämme, woraus sich ein Yorratli an
— 268 —
Schaftholzmasse von vollen ISBOOcbm pro ha ergibt. Diese
ungeheure Zahl verliert aber das Unwahrscheinliche, das ihr auf den
ersten Blick anhaftet, wenn man die Zeit berücksichtigt, die erforder-
licli war, um solche Holzmassen aufzuspeichern ; ein benachbarter Stock
von etwa gleicher Dimension zeigte 680 Jahrringe; der centrale Theil
von etwa 28 cm Durchmesser war zerstört; für diesen noch 20 Jahre
gerechnet, geben volle 700 Jahre als Alter des Bestandes. Die bei-
gemischte Douglasia bleibt hinter der Sequoia hier ziemlich zurück,
eiTeicht aber inmierhin 75 Meter Höhe und 2 Meter im Durchmesser.
Bestände mit 1200 cbm Holzmasse sind in Deutschland schon
selten; die japanische Cryptomeria gibt nach Aufnahme durch Probe-
flächen im Norden Japans in guten Lagen 3000 cbm Holzmasse*) bei
einer durchschnittlichen Höhe von 45 Meter und einem durchschnitt-
lichen Umfange von 2 Meter. Solche Yorräthe wie die der Küsten-
Sequoia dürften nur noch einige Bestände der Douglasia am Fuget
Sound angesammelt haben; die Kiesen-Sequoia in der Sierra bildet
keine geschlossenen Bestände; freilich sind ihre Dimensionen noch
weit enormer als jene der Küsten-Sequoia und wie sich erwarten lässt,
auch ihr Alter viel höher.
Einzelne Bäume der Küsten-Sequoia erreichen ganz respectable
Dimensionen. Bei Santa Cruz füllt die Sequoia ein herrliches Thal
zusammen mit der Douglasia; mit grosser Energie sprossen immer
wieder von Neuem junge Bäume trotz der Misshandlung empor.
In (3inem geschützten Thalo steht ein Baum, der grösste der
Sequoia's, der erhalten wurde. Nach drei Messungen, die ich von
verschiedenen Seiten vornahm, ergaben sich 94, 96 und 92 Meter Höhe,
so dass wohl 94 Meter der Wirklichkeit am nächsten kommt; bei
70 Meter Höhe begannen die ersten grossen, grünen Aeste, dürre Aeste
waren nicht vorlianden; der Umfang in Brusthöhe betrug 15 Meter,
über der Ans(*hwellung in 2 Meter Höhe noch 14,2 Meter. Die als
Titelbild beigegebono Skizze des Baumes zeigt, wie die Kinde eine
tief rissige, gedi-ehte Borke darstellt, wahrscheinlich entspricht im Innern
dieser Boi-ke auch eine gedrehte Anordnung der Holzfasern, doch sind
Bäume mit völlig vertikalen Rissen überwiegend. In die dicke, weiche
röthliclie Borke spiesst jeder Besucher seine Yisitcnkarte ; Reclamen
fehlen natürlich auch nicht und das Feuer hat wohl schon mehrmals
an dem Stamme hinaufgc^leckt, l)is jetzt aber mir die äussere Borken-
schichte verkohlt.
*) Nach MittlK'ilung de» llcrni J)r. Nakiiinura zu Tokio.
— 269 -
Die Gattung Sequoia tlieilt mit der sehr nahe verwandten Gattung
Cryptomeria die Eigenthümlichkeit, dass Bäume, auch in hohem Alter
abgeschnitten, zahlreiche Stockausschläge entAvickeln können; aus den
Stöcken des oben erwähnten Sequoia-Bestandes , die doch 700 Jahre
alt waren, erfolgten noch zahlreiche Ausschläge, eine Eigenschaft, die
auch der lebende Stamm an seinem Wurzelstocke zeigt.
In der Nähe des oben erwähnten Eiesen stehen mehrere Gruppen
von Sequoien, A^on denen ich die als Captain Ingersolls Cathedral
bekannte abgebildet habe. Der Hauptstanmi in der Mitte der Gruppe
entsandte im Laufe der Jahrhunderte aus seiner enorm vergrösserten
^■rt ^ Fig. 7. Sequoia scmpervirei.s mit Ausschlägen am lebenden Wurzelstocke.
Stammbasis zaldreiche Ausschläge, von denen der stärkste bereits einen
Umfang von etwa 6 Meter in 10 Meter Hölie besass, während 7 von
seiner erwachsenen Jugend mit 3 Meter Umfang unmittelbar um den
alten Stamm sich gruppirten.
Fast von jedem Alter waren Stockausschläge vorhanden, nur eine
geringe Zahl haben auf der beigegebenen Skizze Platz gefunden ; selbst
solche von nur ein paar Jahren entsprossten dem Stamme und zwar
nahm ihre Grösse und ihr Alter mit der Entfernung vom Hauptstamme
ab; die Jüngsten sassen da, wo der Wurzc^lhals oben aus der Erde
— 270 —
hervortrat; bei der bezeichneten Linie, etwa 2,5 Meter* Höhe, mass der
Wurzelhals 21,8 Meter Unifang. Die in einem Kreise stehenden ca.
80 Meter hohen Eiesen, Three sisters and General Fremont sind mit
grosser Wahrscheinlichkeit die Stockausschläge eines längst gefallenen,
and vermoderten Hauptstannnes ; von den jetzt ausgebrannten und
wohl bald zu Boden stürzenden Kolossen erheben sich keine Stock-
ausschläge mehr.
So gross ist die Wiederausschlagsfähigkeit dieser Holzart, dass
selbst uralte, dicke Aeste sich bei Yerstümmelung oder plötzlicher
Freistellung noch mit neuen Trieben bedecken.
Die Früchte reifen, nach den amerikanischen Floren werken , im
zweiten Jahre; die Gattung Sequoia dürfte sich hierin genau wie die
nahverwandte Gruppe Cryptomeria verhalten; die jungen Zäpfchen wie
auch die männlichen Blüthen sind schon im Herbste vorgebildet, die
Bestäubung und Befruchtung findet aber erst im Frühjahre statt, worauf
in demselben Jahre die Keife des Zapfens und Samens eintritt;
ebenso verhalten sich auch Cupressineen und im Grunde genommen
die Mehrzahl aller Bäimie, da in dem der Befruchtung und Samenreife
vorhergehenden Jahre die Organe hiezu in der Kegel bereits vorgebildet
sind, ohne dass man deshalb sagt, dass die Früchte der betreffenden
Pflanzen im zweiten Jahre reifen; bei Samen mit wirklich zweijähriger
Samenreife, wie Schwarzeichen, Kiefern und anderen sind bekanntlich
Befruchtung und Keife auf zwei Jahre vertheilt.
Die junge Pflanze beginnt mit zwei Cotyledonen, die ersten Nadeln
tragen weisse Streifen auf der Unterseite ; im ersten Jahre erreicht
die Pflanze im Walde nur etwa 2 cm Höhe ; im folgenden Jahre wächst
sie rasch; die flachen Nadeln an den Seitentrieben mit zwei breiten
weissen Streifen unterseits und zwei schmalen oberseits ; am Längstriebe
sind die Nadeln auf halbe Länge am Triebe angewachsen und ohne
Streifen; an den blühenden Zweigen werden die Nadeln auffallend
jenen der Sequoia gigantea in Gestalt ähnlich, behalten aber zwei
weisse Streifen bei. Sclion frühzeitig entAvickelt sich wie bei allen
Kiesenbäumen eine sehr breite Basis, welche genügende Standfestigkeit
gibt; der Stamm spitzt sich dann sehr rasch kegelförmig zu.
Der Splint umfasst 3 — 5 cm, das kirschrothe Kernholz hat dem
Baume den eiulieimischen Namen „rothes Holz" gegeben.
Das Holz mit engen und gleichmässigcn Jahrringen ist Nutzholz
allerersten Kanges; es vereinigt in sich alle in Amerika beliebten
Vorzüge ein(;s grossen Nutzholzes, nämlich Leichtigkeit (spocifisches
Oewicht 42), Iciclitc Bciirbcitungsfäliigkeit und Tragfestigkeit, Vorzüge,
— 271 —
welche auch die Weymouths-Kiefer im Osten bietet; dazu kommt für
die Sequoia auch noch grosse Dauer des im Boden verwendeten Holzes.
Anatomisch ist das Holz Sequoia von dem der Cryptomeria nicht
zu unterscheiden, ein weiterer Grund, der vielleicht die Cassirung der
Gattung Cryptomeria rechtfertigen würde. Das Holz besteht vorzugs-
weise aus Tracheiden, vereinzeint ist Längsparenchym mit kirschrothen
harten Kugeln der Kernsubstanz erfüllt, die Markstrahlen bestehen
durchaus aus Parenchymzellen , die dickwandigen Sommerholzorgane
sind reichlich mit gehöf ten Tüpfeln an den Tangentalwänden versehen ;
Harzkanäle fehlen im Holze ganz.
Die Küstensequoia liefert fast ausschliesslich alles Bauholz für
Californien, ausserdem dient es zu Schindeln, Telegraphenpfosten, Eisen-
bahnschwellen, zu Wassereimern und Särgen ; besonders werthvoll sind
Maserbildungen. Von Californien aus geht das Holz zersägt per Bahn
weit in das Innere des Landes nach den holzarmen Staaten, selbst
bis nach Texas; ebenso wird eine grosse Menge auf Schiffe verladen
und kam einst sogar bis Japan.
Dass bei dem grossen Bedarfe an diesem werthvollen Material die
Yorräthe rasch zusammenschmelzen, lässt sich denken ; schon heute ist der
Mangel allerorts fülilbar und die Douglasia- und Gelbkiefernhölzer von
Oregon dringen mit Erfolg in das bisherige Monopolgebiet der Sequoia ein.
Cupressus macrocarpa Hort., Monte rey Cypress,
Monterey Cy presse. Diese merkwürdige, werthvolle Art steht
an den gefestigten, granitisch-felsigen Ufern des Stillen Oceans, so
dass jahraus jahrein die salzige Brise durch ihre Zweige streicht.
Der heftige Wind, ständig von einer Seite wirkend, drückt sie zur
Seite und verhindert die Ausbreitung von Aesten nach dem Meere hin;
viele altiB Bäume liegen ganz darnieder und nur die Krone mit einem
Gipfel erhebt sich. Der feine Meeresgischt tropft ständig von den
spaiTigen, mit flatternden Bartflechten behaugenen Aesten, deren Unter-
seite eine rothe Alge überzieht (Lecanora subfusca?).
Diese Cypresse ist ein ziemlich seltener Baum und auf wenige
Punkte südwestlich von San Francisco beschränkt; aber an der ganzen
pacifischen Küste gibt es wohl jetzt keiiu'n Garten, der nicht dies(Mi
Baum als Schutz- und Schattenspender enthält; seine Raselnviiehsigkeit
und dichte Verzweigung eignen ihn hiezu vortrefflich. Ja man hat
diesen Baum, der aus einer Oertlichkeit stammt, in der Frost eine
völlig unbekannte Erscheinung ist, sogar in trostreiche Gegenden
gebracht, bis hinauf nach Oregon; er wächst doit nur langsamer,
— 272 —
gedeiht aber eben so sicher; selbst bei Tokio in Japan, wo während
vier Monaten des Jahres fast alltäglich Frost auftritt und das Thermo-
meter bis zu — 10^ C. sinkt, bleibt der Baum unverletzt und rasch-
wüchsig — eine für Anbauversuche sehr beachtenswerthe Erscheinung.
Die junge Pflanze zeichnet ein eigenthümlicher Aufbau ihrer
Aeste aus, welche auffallend lang in einem spitzen Winkel pfeilgerade
vom Hauptstamme abstehen; die beigegebene Figur einer erwachsenen
Cypresse lässt diess ebenfalls erkennen. Die Kinde des erwachsenen
Baumes ist eine sehr schmale mitteltiefrissige Borke ; der Splint (2,5 cm
breit) ist hell, der Kern röthlich.
An der Küste Monterey, einem der schönsten und klimatisch
bevorzugtesten Seebäder, die ich kenne, hat man die Monterey-Cypresse
zur Festigung des Sandes am Strande benützt; man hat sie mit der
Monterey-Kiefer zusammen bis hart an die Brandung hingepflanzt, so
dass starke Wellen oder Hochfluth das salzige Wasser bis in die
Pflanzung werfen; dennoch steht sie vortrefflich, da während der
trockenen Zeit, obwohl unmittelbar am Meere gelegen, die Pflanzung
durch ein Eöhrensystem künstlich bewässert werden kann.
Der Same keimt sehr leicht und schnell und erhält sich mehrere
Jalu'e keimfähig; die junge Pflanze wächst sehr rasch, die Sclmppen-
blätter des Haupttriebes abwechselnd gegenständig und herablaufend;
Soitentriobe vierkantig, alle Schuppen gleich geformt mit zwei Rinnen
auf dem Rücken; Zapfen rundlich mit 2,5 cm Durchmesser, auf einem
dicken Stiele sitzend und nach abwärts gekrümmt.
Cupressus Goveniana Grord. ist eine ebenfalls sehr beschränkt
vorkommende Cypresse der südlichen californischen Küste, wo sie an
den Flussufern bis zu 15 Metern Höhe sich erhebt; sie überzieht als
niederer Strauch die heissen felsigen Berghänge. Im Bau der Nadel-
sclmppe ist sie der vorigen Art sehr ähnlich, diese tragen aber an
ihrer Rückenseitc keine oder nur eine rinnenförmige Yertiefiing.
Zapfen 2,5 cm, rundlich etwas aufwärts gerichtet; Same klein, schwarz
mit heller Ansatzstelle.
Cupressus Macnabiana Murr, ist im südlichen Californion
heimisch, wo der Baum nur gelinge Dimensionen erreicht, meist sogar
Sti'auch bleibt, Zapfen 2 cm lang, rundlich, auf einem dünnen, kurzen
Stiele, Schilder nicht runzelig, sondern glatt, grau glänzend, Haupt-
uiid Seitentriebe der vorigen Art ähnlich, aber Rücken der Blätter-
schuppen stark gekielt und am Ende des Kieles eine Oeldrüse.
Fig. 8. Monterey - Cypresse. Cupressus macrocarpa Hort.
— 273 -
Hier mag sich der Calif ornische "Wachholder Juniperus
californica Carr. anschliessen, der in den trockenen, sonnig-felsigen
Hügeln bis zu 9 Meter Höhe erreicht; das Holz dient zu Zäunen und
als Brennholz; Keimling mit 5 Cotyledonen.
Auch T 0 r r e y a californica Torr., die an den West- Abhängen
der Sierra Nevada bis zu 1500 Meter emporsteigt, muss dieser Kegion
zugezählt Averden; die Nusseibe ist auf die feuchten Standorte in
der Nähe von Flüssen beschränkt imd ziemlich selten. Ihr Holz gilt
für sehr dauerhaft.
Pinus insignis Dougl., Monterey Pine, Monterey-
Kiefer, auf die sandigen Böden der calif ornischen Küste beschränkt,
lehnt sich bei San Francisco an die Monterey-Cypresse nach dem
Binnenlande zu an. Diese Kiefer wird jetzt in ganz Calif ornien so
häufig angebaut, wie die Cypresse, mit der sie die Raschwüchsigkeit
theilt; die lange Yegetationszeit, die ihr dort geboten ist, lässt ihr
Wachsthum kaum zum Stillstande kommen; schon nach dem Eegen,
im November, streckt sie wieder ihre langen Knospen; insbesonders
hat sie sich auch zur Festigung des Dünensandes an genannter Küste
als sehr werthvoll erwiesen; wie weit sie, von der Heimat entfernt,
mit kaltem "Winter und Frost sich verträgt, darüber fehlen Erfahrungen;
einjähi'ige ca. 20 cm hohe Pflanzen haben in Japan völKg unbedeckt
Fröste bis zu 10° C. unter Null ohne Schaden überstanden, fi*eilich
bei grosser Luftfeuchtigkeit.
An zapfentragenden Exemplaren beträgt die Nadellänge 10 cm,
an jungen Exemplaren bis zu 15; drei Nadeln zusammen in einem
Kurztriebe; Knospenschuppen braun, nicht ausgefranst, anliegend, in
der Regel mit weisslichem Harze überzogen. Junger Trieb braun und
glatt; freistehende Exemplare sehr stark in die Aeste wachsend und
wie bei der Cypresse sind dieselben auffallend lang und gerade aus-
gestreckt; an sehr kräftigen Trieben kann man vier nadellose Stellen
erkennen, nämlich unmittelbar an der Basis: hier fehlen stets Zapfen
und Triebe; etwas unter der Mitte: hier sitzen in der Regel Zapfen,
oft bis zu sechs in einem Quirl beisammen, etwas oberhalb der Mitte
mit Knospen und Seitentrieben und zuweilen Zapfen ; endlich in etwa
Zweidrittcl der Trieblänge: hier ebenfalls Zapfen, zu mehreren im
Quirl. Junge Zapfen schwach nach unten gekrümmt, reife Zapfen
durchschnittlich 12 cm lang und 8 cm breit und dürr, wenn offen.
Grösste Länge selbst 16 cm. Apophyso auf der Oberseite dos Zapfens
Dr. Mayr. 1^
— 274 —
mit dicken, nach oben gekrümmten Fortsätzen und feinen Spitzchen.
Dadurch erhält der Zapfen eine nach abwärts gerichtete Krümmung.
Der reife Zapfen hellbraun, glänzend, Same nach Tafel YII. Borke
schmal, tiefrissig, Stamm astreich. Im engen Schlüsse erwachsen diese
Kiefern zu schlanken Stangen, die aber in ihrer Heimat voll von
Beulen sind durch ein Yiscum, das auf ihnen lebt.
Nach der Anatomie des Holzes und dem Aufbau der Triebe und
Nadeln, gehört diese Kiefer zur Section Taeda. Das Holz ist sehr
rasch erwachsen, breitringig, hat einen Splint von 18 cm Breite, einen
röthlichen Kern; es ist nur Brennholz.
Noch einige andere Kiefern gehören, wenigstens dem Optimal-
gebiete ihrer Verbreitung nach, zu den Vertretern des subtropischen
Laubwaldes; es ist dies vor allem
Pinus tuberculata Gord., Knob Pine, Warzenkiefer.
An trockenen, kiesig - sandigen Südhängen von 300 — 1500 Meter
Erhebung in der Sierra Nevada und dem Küstengebirge erwächst diese
Kiefer in sehr günstigen Oertlichkeiten selbst bis zu 22 Meter Höhe,
in der Regel bleibt sie jedoch viel niederer und oft sogar stellt sie
einen aufrechten Strauch dar; die vielfach ungleich schnell sich ent-
wickelnden Nadeln haben eine Länge von 7 — 15 cm, durchschnittlich
11 cm; drei stehen zusammen in einem Kurztriebe. Knospen lang
zugespitzt, braun glänzend, etwas mit Harz zusammengehalten. Zapfen
oftmals nach derselben Anordnung wie jene der Monterey-Kiefer, in
einem oder zwei Quirl an einem Jahrestriebe, zwei bis sechs in einem
Quirl vereinigt an 1,5 cm Stielen im ersten Jahre. Im zweiten Jahre
stark nach abwärts gekrümmt und dnrch das kräftige Dickenwachs-
thum des Haupttriebes, an dem die Zapfen vorzugsweise sitzen, erscheinen
die Zapfen im zweiten Jahre oft stiellos. Zapfen selbst gekrümmt,
auf der Oberseite mit dicken, etwas gebogenen Apophysen; Apophyse
selbst nach zwei Seiten hin mit schneidigen Kanten ; Nabeldorn eben-
falls breit, festsitzend, ähnlich wie bei der Coulteri (Tafel VI). Die
Zapfen wechseln an Grösse von 9 — 12 cm Länge und etwa 5 cm Dicke,
wenn geschhjsson.
Diese Beschreibung passt für (iie Tuberculata, welche ich im
San Bernardino-Gebirge sammelte; sie weicht ziemlich bedeutend ab
von der aus nördli(;hen Gegenden kommenden, insbesondcrs zum Bei-
spiel im Universitätsgai-ten bei San Francisco kultivirten Kiefer. Die
Zapfen dieser sind auch ausgewachsen an 1 cm langen Stielen gefestigt,
abwärts dem Stamme angedrückt, auffallend gross, bis 16 cm lang; die
— ä75 —
Apophyse nicht zweischneidig, sondern kegelförmig mit rundlichem
Querschnitte; der Dornfortsatz stets fein und leicht abbrechbar (Tafel YI);
auf der Unterseite sind die Apophvsen glatt; auch die Rinde harmonirt
nicht zwischen den beiden Formen; da die Berkley'sche Kiefer von
Professor Sargent als die wahre tuberculata bestimmt wurde, so erscheint
die San Beruardino-Form als Yarietät mit aufiallend stechenden Zapfen
und mag dieselbe deshalb als Pinus tuberculata v. acuta ange-
sehen werden (Tafel YI).
Ihrem ganzen anatomisclien Bau nach gehört die werthlose Kiefer
zur Section Taeda.
Pinus muricata D. Don, Obispo Pine, Obispo-Kiefer,
eine zweinadelige Kiefer, die bis zu 36 Meter sich erhebt; diese
Dimension erreicht sie aber nur ausnahmsweise, gewöhnlich ist sie
nicht höher als 15 Meter; sie lebt in nassen, dem feuchten Südwinde
ausgesetzten Oertlichkeiten oder auch auf armen kiesig-sandigen Böden,
an in das Meer abfallenden Hängen des Küstengebirges im südlichen
Californien. Die Xadeln haben eine diu'chschnittliche Länge von 17 cm,
sind steif und hart; die Knospen kurz, braunschuppig, Schuppen
anliegend und mit Harz zusammengeklebt; junge Triebe rothbraun;
der Zapfen sitzt im ersten Jahre auf 1 cm langem Stiele, aufrecht mit
senkrecht abstehenden, kräftigen, stacheligen Spitzen ; die reifen Zapfen
oft in zwei, selbst drei Quirlen übereinander an einem Triebe sitzend
wie bei den vorhin genannten Kiefern. Der Zapfen steht in Form
und Grösse dem der Pinus serotina im Osten sehr nahe, 6 cm lang
und 4 cm breit, wenn geschlossen. Apophyse nicht hervortretend;
Spitzchen gerade abstehend, scharf stechend. Same nacli Tafel YIII.
Die Rinde des erwachsenen Baimies ist eine sehr tief -vertikal und
mittelbreit-rissige Borke; der raschwüchsige Baum biliU't 7 cm Splint
und einen nur schwach schmutzig, röthlich gefärbten Kern. Nach der
Anatomie des Holzes gehört diese zweinadelige Kiefer zur Section
Banksia.
Die pflanzengeographisch merkwürdigste, wenn auch forstlich
unwiclitigste von allen westlichen Kiefern ist entschieden
Pinus Torreyana Parry, Torr(\v's Kiefer; diese Kiefer ist
eine sehr seltene Art, deren Existenz auf etwa 200 Individuen beschränkt
ist*): an der lehmig- sandigen, hügeligen Küste des südlichen Cali-
*) Soeben lese ich, dass diese Kiefer auch auf einigen kleinen Inseln vor
der califoniischen Küste entdeckt wurde.
18*
^276 -
forniens, wenige Stunden von San Diego, bewohnt diese Kiefer die
o-egen das Meer sich öffnenden Schluchten, die Hügelköpfe und etwa
noch das landeinwärts liegende, mit niederem Buschwerk bewachsene
Gelände. So lange die Kiefer existirt, hat sie in ihrer Heimat
unmittelbar am Meere kein Frosthauch berührt; die Samen, die ich
von dort mit nach Japan brachte, keimten rasch und entwickelten
eine sehr kräftige Pflanze mit drei Nadeln in einem Kurztriebe als
Abschluss für das erste Jahr; am 1. Dezember zeigte auf dem kahlen
Boden, auf dem die Sämlinge völlig schutzlos standen, das Thermometer
— 8^0.; es war dies der erste Frost, der die benachbarten hohen,
ebenfalls im Freien verbliebenen Bananen völlig versengte; von da
an wiederholten sich die Fröste fast täglich, mehrmals sank das Thermo-
meter bis zu — 12^ C, die Pflanzen blieben völlig unberührt.
Diese Kiefer ist ein kurzlebiger, ästiger Baum, oft ganz am
Boden liegend und bis jetzt noch von geringem forstlichem Werthe;
die am Boden liegenden Aeste schlagen Wurzeln, ein Umstand, der
vielleicht zur Nutzbarmachung des dortigen, völlig holzleeren Küsten-
striches benutzt werden könnte.
Die Torrey'sche Kiefer hat fünf ausserordentlich starke, steife
Nadeln in einem Kurztriebe, von durchschnittlich 26 cm Länge und
2 mm Dicke; Knospen lang, Schuppen lang zugespitzt, anliegend, am
Rande ausgefranst, ohne Harz; junge Triebe weissbereif t ; die junge
Rinde glatt, hellgrau, bleibt lange Zeit glatt, später wird sie klein-
schuppig, bleibt aber hellgrau. Borkenschuppe 3 cm breit, 5 — 10 cm
lang; der Zapfen sitzt am kurzen Stiele, ein wenig nach abwärts gekehrt
mit durchschnittlich 13 cm Länge und 10 cm Breite, wenn geschlossen
und 13 cm Breite, wenn offen; Apophyse vorstehend mit sehr breit
aufsitzender Spitze.
Der reife frische Zapfen dunkel violettrotli; wenn trocken, braun
glänzend; Same sehr gross, Tafel YII.
Durch den Aufbau und die Anatomie des Holzes steht der Baum
der Pinus arizonica am nächsten, weshalb ich diese beide in die neue
Section „Pseudostrobus" vereinigt habe. Der merkwürdige Baum ist
durch Gesetze zwar vor der Ausrottung geschützt, zahlreiche junge
J^äume kommen zwar jetzt überall empor, allein ein einziges Feuer
in dem etwa einen Meter hohen Gestrüppe kann alle Sämlinge zer-
stören, die erwachsenen Exemplai'o versengen und mithin die Species
vernichten*); wie leicht wäre es dui-ch Ausstufen der Samen, durch
•) Soeben erfahre ich, (Iiihh die Torrey'sche Kiefer auch auf einer der
kleinen Inseln an der californischen Küste gefunden wurde.
— 277 —
Kinder zirni Beispiel, um ein paar Dollars die Yerbreitiing des Baumes
an der hügeligen, schluchtenreichen Küste zu begünstigen und damit
die seltenste aller Kiefern zu erhalten. Das Holz mit zweierlei Paren-
chvmzellen, dick- und dünnwandigen, in den Markstrahlen.
Eine, wenigstens auf Uniongebiete, ebenfalls seltene Art ist
Pinus Parryana Engelm., Pinon, Parry's Kiefer. Sie
ist im südlichen Californien nur vereinzelnt anzutreffen, ist aber in
Meder-Californien , auf mexicanischem Gebiete an trockenen Höhen-
rücken und Hängen unweit von der Küste ziemlich zahlreich; wie
alle Angehörigen der Section ,,Parrya" ist sie stets isolirt, nie Bestände
bildend, ein nur bis 9 Meter hoher Baum oder besser Strauch, der
mehi'ere Jahi-e seine Benadelung beibehält. Zwei Nadeln finden sich
zusammen in einer Scheide, an ihrer Berührungsfläche sind sie weiss-
lich. Nadeln 2,7 cm lang ; der reife Zapfen erscheint , wenn offen,
breiter als lang, nämlich 6 : 5 cm. Apophyse gelb, glänzend, schnabel-
förmig erhaben und nach rückwärts gebogen mit sehr kurzem Spitzchen ;
der Same liegt, wie bei allen Kiefern dieser Section, ohne Flügel, tief
in der Fruchtschuppe von einem häutigen Fortsatze derselben fest-
gehalten; meist ist nur ein kräftiger Same im Winkel der Schuppen
entwickelt. Same nach Tafel Yll. Holz nach dem Typus dieser
Section gebaut; sie erhebt sich nie zu solchen Elevationen, wie die
nah verwandten, schon früher erwähnten mexicanischen Arten.
Pinus Sabiniana DougL, Digger Pine, Sabins Kiefer.
Im Gebiete der immergrünen Eichen heimisch, auf den Hängen der
dem Meere exponirten Küstengebiete, sowie an den Yorbergen der
Sierra Nevada bis zu einer Erhebung von 1000 Meter im südlichen
Californien; der Baum ist sehr zahlreich den Eichen beigemengt, bildet
nie zusammenhängende Wälder und fehlt strichweise in der Sierra
ganz. Der Zapfen dieses Baumes ist in seiner Grösse sehr variabel ;
kugelig, wenn offen, so dick als lang von 10 — 20 cm Apophyso wie
bei der Coulter'schen Art stark schnabelförmig verlängert und in eine
dicke, stachelige Spitze auslaufend, Zapfen auf 4cm langem Stiele
abwärts hängend, Benadc^lung hellgrün, so dünn und durclisichtig, dass
alle Zapfen eines Baumes von einem Standpunkte aus sichtbar sind.
Von ferne glaubt man eher einen Oelbaum oder eine Weide,
nicht aber einen Nadelholzbaum vor sich zu haben, so auffallend erinnert
der Aufbau des Baumes an ein Laubholz; sclinn wenige Meter über
dem Boden theilt sich der Stamm in zahlreiche, mit zicMulich gleicher
278 —
Stärke aufstrebende Aeste, die sich wieder vertheilen imd verästeln;
trotzdem erhebt er sich in günstiger Lage bis zu 30 Meter, aber gerade
Xutzstücke sind aus dena Schafte nicht zu gewinnen, dagegen ist sein
Holz als Brennmaterial sehr gesucht.
Alte Bäume bedeckt eine sehr breite,
rothbraune, tiefrissige Borke. Der
Aufbau und die Anatomie des Holzes
stellen den Baum zur Section Taeda.
Im San Bernardino-Gebirge triö't
man oberhalb der Warzenkiefer (1000
Meter), ehe man noch die Gelbkiefer
erreicht, in engen, heissen, nach Süden
offenen Thalschluchten eine Douglasia,
die von Engelmann als Pseudotsuga
Douglasii var. macrocarpa beschrieben
wurde; es gehört diese Douglasia in
die Kegion der immergrünen Zwerg-
eichen, dem Grenzgebiete der sub-
tropischen imd gemässigt - warmen
Kegion an. Das Klima dort ist warm
und ziemlich trocken, erst wenn man
die Nordseite der Berge erreicht, er-
scheint mit der grösseren Feuchtigkeit
und gemässigten Wärme der spär-
liche winterkahlo Laubwald mit der
ga«nzen Fülle des Nadelwaldes. Dass das Klima zur Erzeugung dieser
grossen Früchtevarietät beigetragen hat, kann man nicht gut behaupten,
denn die Dimension des Baumes bleibt beträchtlich hinter den nördlicher
Avachsenden Douglasien zurück. Ueberdiess bieten die Berge Arizona's
dieselben klimatischen Bedingungen, dort aber ist nur eine ganz klein-
früchtige Art der Douglasia zu finden, die mit Koclit als Varietät der
Küstenform gilt.
Was mich besonders veranlasst, die grossfrüclitige Form als eigene
Art mit dem Namen
Fig. 9. Sabin's Kiefer, rinus Sabiniana.
Pseudotsuga macrocarpa mihi einzuführen, sind nicht nur
biologische Yerschiedenheiten. L'h gebe deshalb eine ausführliche
Beschreibung der Verschiedenheiten der grossfrüchtigen Douglasia, der
genu'ineii Douglasia (Pseudotsuga Douglasii) von Oregon, Wasliington
lind M<jntana, sowie der A^irietät ulanca aus Colorado und Arizona.
— 279 —
Die Nadeln der grossfr ächtigen Art sind an Zapfen tragenden
Exemplaren spitzer als die der gemeinen Douglasia und länger und
zarter als die der glauca. Die Knospe doppelt kegelförmig, mittelgross,
Knospenschuppen glänzend braun, ohne Fransen am Kande ; die Zapfen-
schuppen am Eande kahl, sehr gross, Blüthenschuppen dreitheilig, der
mittlere Theil ist nur wenig länger als die Zapfenschuppe ; die Unter-
schiede lassen sich auf der Tafel YI besser erkennen als beschreiben.
Die Zapfen sitzen auf 2 cm langen und 8 mm dicken Stielen,
durchschnittliche Länge 13 cm, durchschnittliche Breite , wenn offen,
6 cm; die grössten Zapfen der gemeinen Douglasia aus dem Optimum-
gebiete im Füget Sound und Oregon erreichen nur 8 cm Länge und
3 cm Dicke ; die Zapfen der glauca-Yarietät, sowie der Uebergangsform
von letzterer zur gemeinen in Montana sind 5 cm lang und 2,5 cm
dick. Die Grössenverhältnisse ergeben sich aus der beigegebenen
Tafel \I. Es besteht keine Uebergangsform von der grossfrüchtigen
zu der gemeinen Douglasia. Farallel den Verschiedenheiten in der
Zapfengrösse verhalten sich die Samen, die auf Tafel YIII abge-
bildet sind.
Dazu kommen noch folgende entscheidende Merkmale : die jungen
Triebe der grossfrüchtigen Art sind kurz behaart, jene der beiden
anderen Formen sind völlig kahl; das Holz der grossfrüchtigen Art
hat zahlreiche Spiralfasern in den Tracheiden des Frühjahrs- und des
harten, dickwandigen Sommerholzes. Bei breitem Sommerholze führen
die drei oder fünf ersten und letzten Tracheidenzellen die Spiralbänder,
die zwischenliegenden Partien sind frei davon. Das Holz der gemeinen
Douglasia enthält bekanntlich selten Spiralbänder in den Sommerholz-
tracheiden.
Die Markstrahlen der grossfrüchtigen Art sind von Tracheiden
begränzt, welche ebenfalls Spiralfasern enthalten, die dem Holze
der Küsten- und der Binnenlands-Douglasia fehlen (Tafel IX).
Die Aeste stehen am erwachsenen Baume liorizontal vom Stamm
ab, wodurch der ganze Habitus einen, von der Form der früher zusanunen
mit der Sequoia gegebenen Douglasia, abweichenden Habitus erhält.
Die anfangs glatte Rinde geht später in eine sehr tief rissige
Borke über, die keine A^erschiedenlieit von der gemeinen Douglasia
zeigt. Das Kernholz ist tief braunroth und jedenfalls sehr dauerhaft ;
der Baum wird jedoch wegen seines seltenen A^orkonmiens (er findet
sich nur auf den San Beriiardino- und Cuyamaca-Bergen im südlichen
Californien) nur gelegentlich genützt.
— 280 —
b) Die gemässigt - warme Region, die Zone der blatt-
ab^verfenden Laubbäume
umfasst die Ebenen und Thäler von Oregon und Washington-Territory,
die Berghänge bis zu etwa 1000 Meter Erhebung, die Küste von
British-Columbia und die Insel Yancouver, sowie die Küste bis etwa
zur Höhe von Sitka.
Dieses wichtige Gebiet klimatisch erschöpfend zu fixiren, ist
leider nicht möglich wegen Mangels geeignet situirter meteorologischer
Stationen im Gebirge ; immerhin aber können die Optimalgebiete mehrerer
wichtiger Holzarten klimatisch genügend beschrieben werden. So ist
z. B. das Gebiet der Lawsonia, der Westhang des Cascaden-Gebirges
und die Küste des südlichen Oregon , also des südlichen Theiles , also
der gemässigt-warmen Kegion ausgezeichnet durch ein ausserordentlich
gleiclmiässiges und feuchtes Klima : Temperatur der Yegetationsmonate
15^ C. und des ganzen Jahres 10° C. Die höchste beobachtete Tem-
peratur war 28^0., die tiefste — 6^0.; während der Yegetationszeit
fallen durchschnittlich 91 mm Kegen bei vollen 850/o relativer Feuch-
tigkeit. Die Wintermonate kennzeichnet eine geringere relative Feuch-
tigkeit als die Sommermonate, gerade umgekehrt als bei unserem conti-
nentalen Klima. Nördlicher liegt am Füget Sound das Optimalgebiet
von vier Holzarten : der Küstenfichte , der Dougiasia , der pacifischen
Thuja und der pacifischen Tsuga; lun ihre höchste Yollendung, was
Dimension betrifft , zu erreichen , verlangen diese Holzarten grosse
Feuchtigkeit während der Yegetationsmonate, nämlich zwischen 70 und
80^/o; über 80^/o Feuchtigkeit unmittelbar an der Küste sagen besonders
der Fichte und der Kiesenpappel zu. Dieses Gebiet ist verhältniss-
mässig ebenfalls kühl. Nur 15° durchschnittlich im Sommer (4 Monate
gerechnet) und 10° im Jahr. Die höchste beobachtete Temperatur war
33° C, die tiefste — 16° C; während der Yegetationszeit fallen
137 mm Kegen.
Bei 66<7o relativer Feuchtigkeit während der Yegetationszeit
erlangen die genannten Holzarten noch sehr stattliche Dimensionen;
bei 63^^/o können Tsuga und Thuja, wie es scheint, nicht mehr fort-
kommen, die Dougiasia wird ein Baum von massigen Dimensionen ;
bei 6OO/0 ist Mucli die; Grenze für die Dcmglasia erreicht, bei 54 ^/o
relativer Feuchtigkeit und 100 mm K{?gen und 18° C. während der
Yegetationszeit kann sie nicht mein- wachsen; es tritt die Gelbkiefer
an ihre Stelle; aus diesem G(!biete, in Montana, wo die Gelbkiefer bei
diesen klimatischen l^edingungen die Grenzvegetation zwischen Nadel-
— 281 —
wald und Prärie darstellt, führt ein "Weg von niu* wenig geographischen
Meilen in die bamnlose Prärie, deren Xähe sich in den grossen Extremen
der Temperatur bereits ankündigt. Die Gelbkiefer widersteht dort
einer Temperatiu' von zuweilen 39^ C. im Sommer imd — 35^ C. im
Winter.
Auf wenige Baumarten beschränkt, erreicht der Laubwald nur in
Oregon eine bemerkenswerthe Ausdehnung in lockeren Hainen von
niederen Eichen, die als Bindeglied zwischen Prärie und Nadelwald
erscheinen, oder in compacten Waldungen an den Ufern des Cohmibia-
Flusses und seiner Tributärflüsse, also dem wärmsten Theile des Landes ;
dort allerdings erreicht der Laubwald unvermuthete Dimensionen. Zu
hohen Eschen und Eichen gesellen sich Pappeln, über die einzelne
beigemengte Tannen imd Douglasia's kaum emporragen. Zumeist aber
ist der Laubwald vertreten durch Nadelhölzer, unter denen besonders
Kiefern, Douglasia, Küsten-Tsuga , die Küstentanne, die Küstenfichte,
Thuja und Chamaecyparis- Arten die bemerken swertliesten sind; von
dem Laubwalde sind dann nur einzelne Individuen an geeigneten
Lagen in diesem Nadelholzcomplexe wahrzunehmen.
Die Berglandschaft über 1000 Meter, sowie nördlich von Sitka
muss wohl zur gemässigt-kühlen Kegion mit Gebirgstanne , Gebirgs-
fichte und Lärche gerechnet werden; in diesen gedeiht die Douglasia
ebenfalls noch überall; eine feste Grenze lässt sich auf Grund der
mangelhaften Höhenbestimmungen wohl noch kaimi angeben.
Hervorragend wirthschaftlich werthvoll sind unter den Laubhölzern
etwa drei Arten, eine Weisseiche, eine Esche und ein Ahorn; sie sind
die wichtigsten Hartnutzholzproduzenten der nördlich-pacitischen Küste.
Quercus Garryana Dougl., Wliite Oak, Westliche
Weiss eiche, wird in Oregon und Yancouver ein Baum bis zu
30 Meter Höhe in den wannen Niederungen, bleibt dagegcMi um so
mehr in seiner Höhenentwickelung zurück — aucli bei gebotener
grösster Wärme — je trockener das Klima wird. Auf der (irenze
zwischen Nadelwald und Prärie ist die Weisseiche oft strauchförmig
oder ein niederer Baum dicht mit weissen Flechten behangen, die bei
Kegen hellgrün sich färben. Oft kann sie auf der Nordseit(^ kleiner
Hügel Fuss ffussen, der grösseren Feuclitigkeit wegen, während die
Südseite eine sonnenverbrannte Grasfläche überzieiit. Solche Eiciien
stehen dann isolirt, die breite Krone einem ge(»flneten Sciiirme oder
einem Pilze vergleichbar. Zu ihnen gesellt sich noch Quercus Kelloggii;
einzelne Gelbkiefern überragen sie um ein Vielfach«>s.
— 282 —
Die Weisseicho kennzeichnet ein eigenartig gelapptes Blatt, von
dem eine naturgetreue Skizze auf Tafel Y sich findet; Blätter oben
stets niit Sternhaaren besetzt, unterseits kurz beharrt, ebenso Blattstiele
und Triebe behaart. Die Schuppen der Cupula sind sehr zahlreich
und dabei schmal, fast pfriemartig, anliegend (Tafel II). Die Früchte,
ohne Stiele sitzend, reifen in einem Jahre und noch in demselben
Jahre keimt die Mehrzahl derselben, da der Abfall in die Zeit der
reichlichen Regengüsse fällt; bei schneearmem Winter geht dann wohl
die Mehrzahl der Keimlinge wieder zu Grunde; Triebknospen gross,
zugespitzt, braun glänzend, Knospensclmppen am Rande mit Woll-
liaaren, Endknospe stets mit langen Zotten. Die Borke des Baumes
ist auffallend Aveisslich , sie wird hierin nur noch von der japanischen
Quercns crispula übertroffen, mit einer Rinde, die von Ferne wie die
eiuer "Weissbirke glänzt. Das Holz mit einem specifischen Gewichte
von 75 und einem Splinte von 4 cm Breite wird zu allen den Zwecken
benützt, zu denen auch bei uns Eichenholz Yerwendung findet.
Quercns Kelloggii Newby., Blackoak, Kellogg's Eiche
vertritt die Stelle der Garryana in Californien, wo sie in der Sierra
Nevada nicht unter 1300 Meter herab geht, Avohl aber bis zu 2700 Meter
emporsteigt; sie fällt auf durch ihre an die Färbereiche des Ostens
(Quercus tinctoria) erinnernden Blätter mit Lappen, die in Spitzen
auslaufen. Unterseits ist sie, den Hauptlappen parallel, wollhaarig.
Bezüglich der Elevation an den Bergen folgt sie genau der Gelbkiefer,
innerhalb der lockeren Bestände dieser Holzart fusst sie auf den
besseren Bodenpartieen , einzeln sowohl als in grösseren Hainen, eben
je nach der Grösse der besseren, lehmreicheren Nester im Boden.
Die Rinde ist eine dunkelgraue, klein- aber tiefschuppige Borke.
Eichel gross nach Tafel II; entsprechend ihrem Vorkommen in den
kühleren Regionen ist auch die Höhe des Baumes (25 Meter), sowie
das spocifische Gewicht (64) beträchtlich geringer als diess bei den
tiefer wa(;hsenden Eichen der Fall ist. Sie ist die Gebirgseiche der
pacifischen Küste, liebt die kühleren Standorte, während sie die wärmeren
Flussniederungen ausserhalb der Gebirge der Q. Garryana überlässt ;
sie geht desshalb auch am weitesten nach Norden und wird noch im
südlirlicii Alasca ein stattlicher Baum.
Fraxinus oregana Nutt., Oregon Ash, Oregon Esche.
Die jungen Trieb(5, Blattstiele und Blättclien, beiderseits wollig, weisslich
beliuart; Blättclien schwach gekerbt oder ganzraiulig, wenn ausgewachsen
— 283 —
oberseits kahl und n:rün ; Knospe gelbroth, filzig; Früchte nach
Tafel lY.
Dieser Baum vertritt mit Fr. dipetala, einem kleinen Baimie,
die Gattung Fr^xinus im Westen und bevorzugt dieselben Oertlich-
keiten (AuAvaldungen), welche unsere einheimische Esche liebt. AVie
fast alle westlichen Bäume hat sie eine ausgesprochene Tendenz zum
schnellen Wachsthum; ihr Same keimt schon im ersten Jahre und
die jungen Pflanzen erreichen in dem selben Jahre selbst in dem
kälteren Klima Deutschlands (Grafrath bei München) eine Länge bis
zu 65 cm; auch in Japan ist die Oregonesche von allen ausgesäten
Eschenarten die längste geworden; Frost belästigt sie wohl nicht mehr
als unsere europäische Esche.
Populus trichocarpa Torr, und Gray, Black Cotton
wo od, die pacifische Balsampappel, ist ein ausserordentlich
rasch Avachsender Baum , der in seinem Optimalgebiete , im unteren
Columbia, am Fuget Sound und in Yancouver nach dem Censusberichte
60 Meter Höhe erreicht; nach Angaben von Holzarbeitern, die meist
zuverlässig sind, gehören Exemplare mit 80 Meter Höhe durchaus
nicht zu den Seltenheiten, so dass diese Pappel mit den ihr oftmals
beigemengten Douglasia's, Küstentannen und -Fichten in erfolgreiche
Concurrenz treten kann. Der Schaft dieses Baumes ist vollendet gerade,
astrein bis zu 40 Meter Höhe ; solche Stämme erwachsen aber nur auf
sehr kräftigem Boden mit reichlichen Durchfeuchtungsverhältnissen,
wie sie Flussufer oder die Nähe der Küste bieten.
Oestlich vom Cascaden-Gebirge tritt an Stelle dieser Pappel eine
atlantische Balsampappel, Populus balsamifera, welche, da in die kühle
Region übergreifend, mit den östlichen Fichten die Prärie im Norden
überschreitet und theilweise selbst innerhalb der pacifischen Flora
erscheint.
Die Früchte sind dicht behaart; Blätter sehr schwach gekerbt
(Tafel Y) unterseits weisslich; die Knospe balsamisch; die Kinde alter
Stämme ist eine sehr breit- und tiefrissige Borke; das sehr leichte
Holz (specifisches Gewicht 38) Avird besonders zu Zuckerfässern
verarbeitet.
Acer m a(*ro])h \ II u m Tursh, Broad l(>aved inaplr.
Grossblätteriger Ahorn. Er theilt vielfach die feuchten St^mdortt»
der Pappeln, der Esche, im südlichen Theile von Oregon iuich d.-s
californischen Lorbeers, wo er mit 30 Meter Höhe seine Ma.ximal-
— 284 —
entfaltung erreicht. In den Bergen liebt er in warmen Thälern die
Ufer der Bergbäclie.
Die Blattform ergibt sich ans Tafel Y, Blatt zuweilen sehr gross.
Fi'üchte mit goldgelben langen Borstenhaaren bedeckt nach Tafel lY;
Knospen und Triebe grün; Blüthe wohlriechend, gelb, nach dem Laub-
ausbruch; Binde des ausgewachsenen Baumes eine langrissige Borke
mit ca. 2 cm breiten Stücken. Das Holz ist mit einem specifischen
Gewichte von 49 für ein Ahornholz auffallend leicht, es scheint aber
immerhin zu Möbeln, Handgriffen an Werkzeugen und dergleichen gut
verwendbar zu sein; werthvolle Maserbildungen sind häufig. Dieser
Ahorn ist ein sehr beliebter Strassenzierbaum in den Städten der
pacifischen Küste.
Dort wie auch im Walde leidet der Baum durch eine Flecken-
krankheit, ein Khytisma, das aber nicht grössere, compakte schwarze
Lager bildet, wie das Eh. acerinum der östlichen und vieler japanischen
und indischen Ahornarten, sondern in einzelne Punkte ohne Rücksicht
auf die Nervatur des Blattes aufgelöst ist; dadurch ist dasselbe von
den bekannten Formen mehr oder weniger verschieden, so dass neben
Rh. punctatum an Acer opulifolium auch Rhytisma punctiforme
n. sp. an Acer macrophyllum und Acer crataegifolium in Japan
berechtigt sein mag. An den gesammelten Exemplaren waren die
Sporen noch nicht reif (Tafel X).
An diesen Nutzbazum mögen sich die ürigen Laubholzarten,
deren forstlicher Werth war gering ist, anreihen.
Negundo californicum Torrey und Gray (syn. "Acer
californicum Dietr.), Box Eider, Cal if ornischer Eschen-
ahorn, ist ausgezeichnet durch stark wollige Behaarung der Blatt-
unterseite, Blattstiele und jungen Triebe ; der Baum erreicht nur massige
Dimensionen, selten 12 Meter Höhe und ist forstlich von geringem
AVcrtlie, sein Holz wird nur gelegentlich zu Möbelstücken verwendet;
sein Holz ist wie das des atlantischen Negundo auffallend Aveich mit
einem specifischen Gewichte von nur 48. Dabei ist sein Yorkommen
auf waiine Gegenden beschränkt, vielfach auf Ocrtlichkeiten, welche
ich der siibtropisclicn Gewächszonc zuzähle, wie das untere Thal des
Sacramento, die Westhäng(; der Coast Range-Berge Californiens.
Acer cii-cinatum Pursh, Yinemaple, Weinahorn; der
Name ist durcii das 7 — 91appige Blatt gerechtfertigt (Tafel Y) ; junge
niiitffT untorseits späiiicli mit langen IFaarcMi besetzt; Früchte horizontal
— 285 -
abstehend nach Tafel IT. Meist strauchartig bildet diese Art in feuchten
Standorten der warmen Küste entlang Dickichte wie die Strauclierlen
des Ostens; dabei erreicht die grasgrüne glatte Stange nicht über
10 Meter Höhe.
Acer glabrum Torr., Dwarf maple, Zwergahorn, bleibt
so niedrig wie der vorige Ahorn ; Blätter nach Tafel Y, vorwiegend
dreilappig, grob gezähnt ; der Baum ist seltener an der Küste Florida's,
zahlreicher im Inneren der Kocky Mountains bis Colorado und New-
Mexico, während ein anderer Zwergahorn, Acer grandidentatum Nutt.,
die Bergstöcke zwischen dem Felsen- und Cascaden-Gebirge in engen
feuchten Schluchten bewohnt. Blätter nach Tafel Y.
Platanus racemosa Nutt., Sycamore, Califo mische
Platane. Die Blätter (nach Tafel III) sind unterseits behaart, besondei-s
sind die Blattstiele dicht wollig, flaumbedeckt. Sammelfrucht an einem
gemeinsamen langen Stiele, einzelne Frucht lang-stachelig, den gemein-
samen Stiel etwas umfassend. Nebenblätter halbkreisförmig mit ein oder
zwei Zähnen. Dieser Baum erreicht in den Tliälern der Sierra und
der Cascadeii, am oberen Theile des Sacramento unmittelbar an den
Flussläufen, besonders mit kiesig-steinigem Bette, einen Standort, wie
ihn alle Platanen in ihrem wilden Zustande lieben, Dimensionen bis
zu 30 Meter.
Der Baum verdient den Namen „ästig" in der That; nicht blos
zertheilt sich der kurze Schaft rasch in Aeste, sondern auch diese
Aeste sind wieder mannigfach getheilt und kniefiu-mig gebogen. An Schiui-
heit steht die californische Platane der atlantischen und der Arizona-
Platane wesentlich nach. Das rothbraune Kernholz wird kaum benützt.
Die Erlen der feuchten pacifischen Küste sind Bäume mit statt-
lichen Dimensionen und dadurch von den niederen, strauchförmigen
Erlen der atlantischen Küste auffallend unterschieden : im Norden
bewohnen sie Flussufer und feuchte Niederungen, im Süden, in Cali-
fornien, ziehen sie sich auf die höheren Berge zurück.
Alnus rul)ra i^ong., Alder, Amerikanische Jxotlierle,
mit glattem, hellgrauem Stamme, reicht vom Sitka die Küste entlang
bis in das mittlere Californien ostwärts bis Montana; sie ist die gemeine
Baumerle von Washington und Oregon, wo sie 80 Meter Höhe envidit
und als Möbelholz geschätzt wii<l. Blätter iiacii Tafel Y grob gezäiuit,
Fruchtzapfen 2,5 cm lang und 1 cm breit; das Holz liat ein specitisches
Gewicht von 48.
^ 286 —
Alnus rhombifolia Nutt. ist die Strauch- oder lialbbaum-
förmige Erle iii gleichem Yerbreitimgsgebiete ; das schwach gesägte
Blatt gross, imterseits etwas haarig nach Tafel Y. Fruchtzapfeii 1,5 cm
lang, 0,7 cm breit; Kinde eine breit- und tief rissige Borke.
In der Region der Kiefern und Quercus Kelloggii wächst in den
San Bernardino-Bergen, dann im mittleren Californien und in Mexico die
Alnus oblongifolia Torr., Aid er, ein höherer Baum mit
doppelt gesägten Blättern (Tafel Y) ; Fruchtzapfen wie von der vorigen
Art. Diese Erle Avird ein hoher Baum, der unserer einheimischen
Rotherle nicht nachsteht: die Rinde ist glatt, dunkelgrau; das gelb-
braime Kernholz, in dieser Höhenlage gewachsen, ist mit einem speci-
fi sehen Gewichte von 40 auffallend leicht.
Betula occidentalis Hook., Black birch, die westliche
Schwarzbirke. Ein- und zweijährige Triebe, sehr stark mit röth-
licliem Drüsenbeleg ; mittlerer Tlieil der Fruchtzapfenschuppen ver-
kleinert und meist zurückgebogen Tafel lY, Blätter nach Tafel HI.
Rinde des erwachsenen Baumes dunkel grauroth mit sehr breiten hellen
etwas röthlichen Lenticellen. Diese Birke bewohnt die hohe Bergregion
der Küste, Avährend sie in der Ebene mit geeignet kühlem Klima, das
Tst in Britisch-Columbien, durch die von der atlantischen Küste über-
greifende Betula papyrifera ersetzt wird.
Einer der auffallendsten Bäume unter allen Laubhölzern ist
Arbutus Menziesii Pursh, Madroiia. Dem forstlichen
Werthe nach reiht sich der Baum den Eichen an; sein schweres, hartes
Holz wird ganz besonders zur Bereitung von Schiesspulver verkohlt;
die Rinde enthält etwas Tannin. Dieser schöne Baum, ästig mit grossen,
breiten Blättern, die sich bis spät in den AYinter am Baume grün
erhalten , ist aucii als Zierbaum an der Küste sehr beliebt ; in der
freien Natur liebt er feuchte, geschützte Lagen, von den Inseln von
Britisch-Columbien an der Küste entlang bis nach dem mittleren Cali-
fornien; im südliclien Oregon düiite das Optimum des Baumes liegen.
In feuchten Thälern ein lioher Baum bis zu 25 Meter, bleibt er auf
sonnigen Berghängen in der Höhe zurück, wird breitkronig, dagegen
nimmt dei- kmze Schaft an Dicke beträchtlich zu.
Die ietztjälu'igen Triebe des raschwüchsigen Baumes sind grün,
die vorletzten rotlibraun ; später geht die Rinde in eine kleinschuppige,
in Rlättclien sich ablösende, röthlich-graue Borke über.
Von Osten her iiberschnntet mit den Nadelhölzern den Continent
— 287 —
Pop u Ins tremuloides Michx., die amerikanische Aspe, welche
als kleiner Baum den oberen Eand der Laubholzzone und den wärmeren
Theil der kühlen Fichten- und Tannenregion einnimmt; an der paci-
tischen Küste kann sie in Folge der hohen Gebirge weit nach 8üd-
californien, bei entsprechender Erhebung bis zu 3000 Meter, vordringen ;
sie ist das am weitesten verbreitete forstliche Unkraut, zu dessen
Gunsten die besseren Holzarten zurückweiclien , wenn sie systemlos
heruntergeschlagen werden.
Populus Fremontii AYatson, Cottonwood, Califor-
nische Pappel vom oberen Laufe des Sacramento bis zu den San
Bernardino-Bergen, ostwärts nach Nevada und Utah. Durch das eigen-
thümlich geformte Blatt (Tafel Y) von den übrigen Pappeln gut
gescliieden; der südöstlichen Form Yar. Wislizeni, Tafel III, wurde
bei Betrachtung der nordmexicanischen Flora gedacht. Sie ist wie
alle Pappeln vorzugsweise auf die Flussauen beschränkt und erreicht
dort 30 Meter Höhe.
Mr. M. S. Bebb, der beste Kenner der nordamerikanischen
Weiden beschreibt in der Flora of California 19 californische AYeiden,
während er die Zahl der nordamerikanischen Weiden überhaupt auf
60 schätzt; fast jede Art ist von ihm mit ein oder zwei Yarietäten
versehen ; daraus ergibt sich , dass die nordamerikanischen Arten in
Yariation, Bastardirung und Schwierigkeit ihrer Bestimmung hinter
den europäischen gewiss nicht zurückstehen. Mehrere derselben kommen
von Osten her mit dem Nadelwalde nördlich von der Prärie in die
pacifische Region wie Salix amygdaloides und Salix longif(>lia, wälu'cnd
Salix nigra wohl auf dem südlichen Wege, nämlich dem Golfe von
Mexico entlang über Texas und Arizona die pacifische Küste erreichte.
Diese Art ist allein in sechs Yarietäten beschrieben worden.
Bezeichnend ist, dass unter allen Weiden der pacifischen Küste
noch keine gefunden wurde, die ihre Kultur zu Flechtarbeiten h)hnen
würde, sie sind daher einstweilen noch, bis iiir Werth geprüft ist,
foi-stlich belanglos. Alle sind an die unmittelbare Nähe der Flüsse
und Bergbäche gebunden.
Salix laevigata Bebb mit lanzettliclicn Blättern \on 7 — 15fm
Länge, drüsenlosen Blattstielen und 3—5 Staubfäden auf Californieu
beschränkt, wird zuweilen baumartig; das Yerbreitungsgebiet dieser
Weide liegt ganz in der subtropisciien Zone. Diese und Sali.x hisiolepis
Benth., mit zwei Stamina und glatten Fruchtkapseln, sind häutige
Weiden des californischen Thaies zwischen «Icii hohen Bergen.
— 288 —
Salix lasiandra Bentb. vom Sacramentoflusse an nordwärts
und in den Bergen östlich bis Neu-Mexico. Ein kleiner Baum mit
Drüsen an den Blattstielen und 3 — 5 Stamina.
Salix sessilifolia Nutt. mit zwei Stamina, mit Drüsen an
den Blattstielen; vom Fuget Sound bis Californien.
Unter den Sträucliern erwähne ich die bekannte Salix cordata,
die von Nordosten her nach Colorado und Utah, selbst bis Californien,
aber dann nicht unter 2500 Meter Erhebung, eindringt; durch zAvei
Stamina und glatte Früchte und die grossen halbmondförmigen Blätter
ausgezeichnet.
Salix Sitkaensis Sans, durch schöne, dunkelgrün glänzende
Blätter mit weisssammtiger Unterseite ausgezeichnet. Salix Breweri
Bebb ist die einzige Weide aus der Gruppe der Yiminales, die bis
jetzt in Nordamerik;a gefunden wurde.
Mehrere alpine Weiden der pacifischen Küste endlich bescheiden
sich mit dem kühlen Klima im hohen Norden und auf der Baumgrenze
der Hochgebirge bis nach Mexico.
Als typischer Vertreter der Strauchvegetation sei Cornus Nut-
tal lii Audub. erwähnt, dessen „Blüthe" eigentlich einen Blüthenstand
mit hellfarbigen Involucralblättern darstellt. Wie im Osten Cornus
florida , so fehlt der starke Strauch im Norden keiner der spärlichen
Laubholzgruppen, Avährend er im Süden, auf den höheren Bergen, im
Schatten der Nadelhölzer bis zum Baume IL Grösse heranwächst ;
Khamnus FurshianaDC. theilt das Gebiet und die Eigenthümlich-
keit der vorigen Art hinsichtlich seines Gedeihens.
Die Rosskastanien sind durcli eine Art: Aesculus californica
Nutt., California Buckeye, die californische Rosskastanie
vertreten; diese Art ist aber mehr Strauch als Baum. Zahlreiche
Triebe zweigen von dem Hauptstamme unmittelbar über dem Boden
ab, und erheben sich mehrere Meter; dabei ist die Rinde derselben
auffallend weiss gefärbt. Die einsamigen Früchte sind von einer dünnen,
lederartigen, höckerlosen S(;hale bedeckt, die Samen von doppelter
Grösse als die der östlichen Rosskastanien.
Prunus cm aig i nata Wal]), und demissa Wal p. ans der
Section (Jei-asus, l'yius rivuhu-is Dougl. mit einer Borke, die in
sehr breiten und dünnen S(*huppen sich ablöst. Fyrus (Sorbus)
samb n <'i f 0 I ia Cham, und Schlec-ht. gelKU't Avie die verwandte.
- 289 —
europäische Vogelbeere mehr der kühleren Region als jener der Laub-
hölzer an; vom polaren Nordamerika dringt sie hoch in den Bergen
bis zur Grenze von Mexico vor.
Mit der Yogelbeere kommt auch Amelanchier canadensis
Torr, und Gray (nach amerikanischen Florenwerken, nach deutschen
C. Koch) in die pacifische Region über; vielleicht lässt sich die Yer-
breitung der canadischen Felsenbirne durch Alaska nach Kamtschatka
nachweisen, wodurch sich das Auftreten dieser Ai't in Japan erklären
liesse. Crataegus- Arten, Sambucus glauca Nutt. mit schönen
weissbereiften Beeren und andere stellen mit den vorgenannten ein
Buschwerk dar, zu dem die früher genannten Bäume an der Grenze
ihres Yerbreitungsbezirkes ebenfalls als Sträucher oder Halbbäume
sich gesellen. .
Es erübrigt noch einiger Laubhölzer zu gedenken, welche aus-
schliesslich auf das Gebiet zwischen der Prärie und der SieiTa Nevada,
beziehungsweise dem Cascade Range - Gebirge beschränkt sind; die
meisten derselben reichen in das nordmexicanische Gebiet über und
sind dort bereits näher beschrieben worden; einige aber stehen isolirt
da, wie zum Beispiel Acer grandidentatum Nutt. Blätter nach
Tafel Y, ein Zwergahorn, der vielleicht auch Mexico erreicht, an
Flussrändern.
Ein eigenthümlicher Baum ist Fraxinus anomalaTorr. mit
ungefiederten Blättern ; Triebe vierkantig mit Korkleisten ; ein kleiner
Baum, der auf Sandboden häufig sein soll.
Populus angustifolia James, Black Cottonwood erscheint
schon in den Black Hills von Dakota ; diese Pappel reicht weit in das
kühle Gebiet der Tannen über; sie bleibt stets ein kleiner Baum.
Ich wende mich nun zu den Nadelhölzern, die ich insofern als
die Yertreter des Laubwaldes auffasse, als ihr Optimum entschieden
dem Laubholzgebiete angehört. An der Westküste Nordamerika^ die
von der Natur selbst so reich mit Nadelhölzern bedacht wurde, hat
sich im Kampfe Avährend der Jahrtausende jener Prozcss vollzogen,
der sich gegenwärtig im Osten Amerika's, in Europa, in Jjipan, an
der Küste China's durch das Eingreifen des Menschen vollzielit; die
werthvolleren Laubhölzer werden genützt, die anspruchsloseren Nadel-
hölzer gepflanzt oder iluien das Terrain geebnet; in Westamoiika ist
die Laubliolzfiora von der Natur selbst auf ein Mininuim zurück-
gedrängt Avorden.
Dr. Mayr.
— 290 —
Unter den Nadelhölzern, welche nördlich von Californien an der
pacifischen Küste wachsen, spielt zweifelsohne
die Douglas - Tanne, Douglasia, Pseudotsuga Dou-
glasii Carr., Eed fir, Douglas fir, die grösste Eolle ; bei uns
ist sie auch als Douglas-Fichte bekannt ; daher will ich zuerst Einiges
über den Namen hier anfügen. Die Douglasia, wie ich die Holzart,
um allen Unrichtigkeiten auszuweichen, nennen möchte, ist keine Picea
oder Fichte; die Anatomie des Holzes, der Kinde, der Nadeln und
der Zapfen spricht dagegen ; sie ist keine Abies oder Tanne ; die Ana-
tomie des Holzes, der Rinde, des Zapfens und der Borkenbildung
spricht dagegen; sie ist auch keine Tsuga, Habitus, Anatomie des
Holzes, der Rinde, der Blüthen und Nadeln sprechen dagegen; sie ist
auch keine Pinus, Anatomie der Rinde, Nadeln und Zapfen sprechen
dagegen; die Douglasia ist eben, wie Carriere sie richtig aufgefasst,
von den genannten Gattungen, deren lateinische Namen sie alle über
sich ergehen lassen musste, verscliieden.
Nach bisherigem Sprachgebrauch werden zuweilen zwei einander
nahe stehende Gattungen oder Arten mit dem Namen „pseudo" belegt ;
so sagt man Pseudolarix, weil diese Holzart der Lärche ähnlich sieht ;
man spricht von Acer Pseudoplatanus , weil dieser Baum der Platane
ähnlich sieht ; man sollte nun erwarten, dass die Pseudotsuga der Tsuga
unter den Nadelhölzern am ähnlichsten sehen würde, allein sie gleicht
gerade dieser unter allen oben genannten Gattungen am wenigsten ;
Pseudopicea oder Pseudoabies hätten mehr Berechtigung gehabt; allein
der Name wurde, trotz seiner mangelhaften Basis, von den amerika-
nischen Botanikern, die zumeist interessirt sind, adoptirt ; und so
wird er wohl beibehalten werden.
Von der Nadelform abgesehen, ist die Douglasia schon vom ersten
Tage ihres Lebens an völlig Fichte. Sie wird schon im ersten Jahre
bis zu 10 cm hoch, im zweiten Jahre bis zu 20 cm und darüber. Ihr
Leittrieb zeigt zahlreiche, unregelmässig vertheilte, kräftige Seiten-
knospen, welche, wenn die Haiiptknospe zu Grunde gegangen ist durch
Erfiieren oder Abäsen durch Thiere, wie bei der Fichte, sofort zu
neuen Gipfeltrieben emporwachsen können. Yon da an entwickelt sich
die Douglasia rasch weiter, wohl schneller als irgend eine nordamerika-
nische Nad(3lholzart; sie behält aber den Habitus der Fichte, eine
spitze Keg(3lfonn dej- Kronf; bei , bis im höheren Alter ihre Krone
sparrig wird. Die Rinde, die in der Jugend und natürlich auch im
Gipfel des Baumes tannenartig ghitt ist, erscheint in den Rocky Mountains
— 291 —
weisslich, im Cascaden-Gebirge etwas röthlich; sie geht später in eine
kleinschuppige Borke mit cliinkelgrauer Färbung über; endlich treten
sehr breite, bis zu 20 cm dicke Borkenplatten mit hell bräunlichen
Thälern dazwischen auf. Untersucht man diese Borke, die etwa mit
dem hundertsten Jahre des Baumes am Fusse des Stammes zuerst auf-
tritt, unter dem ]\Iikroscope, so ergibt sich, dass sie aus kleinen, sclieiben-
förmigen Stücken des Kindengewebes mit reichlichen sklerosirten Ele-
menten und Krystallscliläuchen besteht, dass aber neun Zehntel der
gesanamten Borkenmasse aus reinen Lagen eines ockerfarbigen Korkes
bestehen, die wieder durch dünn- und dickwandige Zelllagen eine
Schichtung erhalten.
Im Schlüsse bildet die Douglasia eine sehr spitze, kegelige Krone
und schliesst im höchsten Alter, wie noch andere Nadelhölzer des
Urwaldes ihr Wachsthimi mit einer Krone ab, die wieder völlig der
jungen Pflanze ähnlich ist, und auf der Krone des alten Stammes wie
eine neue Pflanze aufsitzt; man vergleiche das Titelbild. In dichtem
Schlüsse erwächst sie zu einer ausserordentlich dünnen und schlanken
Stange ; an Berghängen beginnt der Stamm zuweilen mit einer kurzen,
säbelförmigen Krümmung oder einer kräftigen Anschwellung, wesshalb
er dort erst ein bis zwei Meter über dem Boden gefällt wird. Meist
ist der Stamm überhaupt an seiner Basis so stark, dass es bei den
theueren Arbeitslöhnen in Amerika einen Zeitgewinn darstellt, ein
Gerüste zu bauen und den Stamm erst in grösserer Höhe etwa
3 — 4 Meter über dem Boden abzukappen.
Nur das allerbeste Material, das im Walde steht, hat bis jetzt
einen Werth und nur dann, wenn es in grossen Massen beisanmien
steht; das wird dann ohne Rü(;ksicht auf irgend etwas anderes — les
deluges apres — herausgeschiuiden ; nur in grossen Yorrathsgebieten
lohnt sich die Nutzung, welche mit Dampfmaschinen, Eisenbahnen und
dergleichen in allergrösstem Massstabe betrieben werden. Ich kann
mich zur Bewunderung der Kraft und Energie, die in so inscenirtcn
Unternehmungen liegt, nicht aufschwingen; etwas Honig bekommt
man ja, wenn man (h-m Honigtasse den J^kUmi ausscldägt. Tcli galt
früher schon einige Bihh'r, die für sich selbst reden mögen ; wie sch(">n
Hesse sich da Unternehmungsgeist und Kapital mit einem einfaclien,
khiren, auf Xachlialtigkeit des Gewinnes gerichteten Systeme cumbiniren
zum Segen des Landes und zum Nutz<'n der Untern(»hmer.
Die Douglasia passt sich mit Leichtigkeit deiu gegebenen l^iKJen
an; sie entwickelt auf seiciiten Hoden ein flach streichemies Wurzel-
system, (hingt in die Felsspalten, in lockere BiWien mit kräftiger Pfahl-
- 292 —
wui'zel ein, meidet aber stets harte Thonböclen und fehlt in ihrer Heimat
auch auf mageren Sandböden; sie wird dort durch die Gelbkiefer ver-
treten; auf lehmigen Sandböden oder sandigem Lehm entwickelt sie
eine centrale Partie von zwei bis drei kräftigen "Wurzeln , welche in
die Tiefe gehen, während die übrigen Wurzeln seicht verlaufen; wo
lehmige Bestandtheile vorwiegen, tritt zur Douglasia die Küstenfichte
oder in den Bergen die concolor-Tanne, wo die sandigen Bestandtheile
überwiegen, gesellt sich zu ihr in den Bergen die Gelbkiefer, die
Libocedrus, an der Küste die Lawsonia.
Nicht minder leicht accomodirt sich die Douglasia an Standorten
mit verschiedenen Befeuchtungsgraden, sowohl des Bodens als der Luft
an. Ln mittleren Oregon und in Montana drängen sich einzelne
Exemplare bis hart an die Prärie heran, mit unterständigen, niederen
Eichen, fi-eilich auch keine Biesen ; im südlichen Oregon stehen starke
Stämme unmittelbar an den „Slough" an, durch brakisches Wasser
gebildeten Meereseinbuchtungen, so dass die geringste Stauung das
Wurzelwerk unter Wasser setzt; mit Thuja und Tsuga erfüllt sie im
nördlichen Oregon und Washington und Britisch-Columbia die engen
Schluchten immittelbar an den Ufern der Bergwasser ; im lufttrockenen
Binnenlandklima Montana's gedeiht sie und wird ein werthvoller Nutz-
baum, um endlich in der Nähe des Meeres, in der wasserdampfreichen
Luft der Küste zu riesenhaften Dimensionen emporzuschiessen.
Wo die Douglasia aus natürlicher Besamung und gleichalterig
aufwächst, ein Yerhältniss, das in Amerika sich auf uralten Brand-
stellen findet, da fällt ihr dichter Schluss, ihr gleichmässiges Wachs-
thum auf; dabei bleibt die durchschnittliche Länge der Jahrestriebe
sehr beträchtlich hinter jenen der freistehenden und gleich alten
Exemplare zurück.
Es wird vielfach behauptet, dass der gedrängte Schluss das Höhcn-
wachsthum nicht begünstige und dass diese Eigenthümlichkeit das
ganze Leben des Baumes im Bestände sich erhalte. In der Jugend
mag diess richtig sein; allein unter allen ausgewachsenen Bäumen
waren stets die in dichtestem Schlüsse stehenden, also die am Avenigsten
von Acsten umkleideten Exemplare die höchsten ; je mehr der Baum
auf Ausbildung der Blätter und Zweige, also der Krone verwendet,
um so mehr zeigt sich der Effekt dieser Lebonsthätigkeit in einer
Durchmesserzunahnu; und einer Höhenwuchsverzögerung.
Schöne Beispiele hievon kann man im westlichen Himalaya beob-
achten, dem Optiinumgebiotc der Cedrus Deodara; dort sieht man oft
in geschützten Oeiilichkeiten dichte Gru})pen von etwa 20 Cedern
— 293 --
zusammen stehen; imtersucht man eine solche, wahrscheinlich gleich-
alterige Gruppe, so erhält man zum Beispiel für die Eandbäume mit
den stärksten Ki-onen eine mittlere ,Höhe von 45 Meter mit einem
Durchmesser von 0,77 Meter; Aeste beginnen bei 25 Meter Höhe, für
die im engsten Schlüsse — 2 Meter Abstand von den Nachbarbäumen
— 50 Meter Höhe und 1,06 Meter Durchmesser, Aeste beginnen bei
30 Meter; endlich bei fast ganz freistehenden Bäumen reichen die
Aeste bis zu 3 Meter über dem Boden herab, die Höhe bleibt auf
36 Meter stehen, dagegen eiTeicht der Durclunesser 1,53 Meter.
Es ist gewiss auch kein Zufall, dass die grössten Riesen der
Douglasia, Sequoia, Cryptomeria so oft in engen Gruppen bei-
sammen stehen.
Wenn die Vegetation rechtzeitig, vor Eintritt der Frühfröste zum
Abschluss kommt, ist die Douglasia absolut frosthart; sie wächst auf
völlig freier Fläche in Nordamerika auf, in Montana in Oertlichkeiten,
wo Temperaturgrade von — 35^ C. im Winter durchaus keine Selten-
heiten sind, Temperaturen von — 25^ aber alljährlich auftreten. Im
Gebiete der Rocky Mountains, in Montana, Idaho und Colorado ent-
wickelt eben die Douglasia keinen zweiten Trieb im Nachsommer, keinen
Johannitrieb , der dagegen an der warmen und feuchten Küste oft
schon im ersten Jahre und nicht blos an der Douglasia, auch an Abies
grandis und Pinus ponderosa sich zeigt.
Es dürfte diese Eigenthümlichkeit der Joliannitriebe vielleicht
ein Licht auf die Verbreitung der genannten Holzarten von den Rocky
Mountains nach der Küste hin werfen, wobei die Pflanzen an das wärmere,
feuchtere Klima mit längerer Vegetationszeit sich durch ein zweites
Austreiben der Knospe noch in demselben Jahre durch den Johanni-
trieb angepasst haben. Ueberdiess fällt an der Küste der Abschluss
der Knospe, bevor diese zum neuen Triebe (Johannitrieb) sich streckt,
der Zeit nach mit dem Abschlüsse der Knospe und der Vegetation im
Felsengebirge zusammen. Dabei entwickelt sich der Johannitrieb in
der Regel aus einer Seitenknospe am Gipfel des Haupttriolx^s ; dw
Endknospe dieses neuen Triebes bleibt kloin und ist von zusanunen-
gedrehten Nadeln vCdlig umhüllt; unterbleibt der Johannitrieb, dann
schliesst die Pflanze ihr Wachsthum mit einer grossen, von grünen
Nadeln nicht eingehüllten, glänzend braunen, kegelf()rniigen Knospe ab.
Dass frostharte Pflanzen oiuie Johannitrieb auch huigsamerwüchsig
sind, ist eine Erscheinung, die man in Ostamerika und Europa an
kultivirten E.xemplaren und auch im Westen, in der Heimat der l)(»u-
glasia, beobachten kann: in Montana, wo keine Johannitrichc auftictcn.
— 294 —
Tuid der Längstrieb im günstigsten Alter 50 cm nicht überschreitet,
braucht die Douglasia auf gutem Boden volle 190 Jahre, imi 45 Meter
Höhe und 80 cm Durchmesser zu erreichen ; an der feuchten Küste
ist sie schon mit 80 Jahren 40 Meter hoch und hat einen Durchmesser
von 80 cm; die Montana Douglasia hat den Höhenpunkt ihres Zuwachses
längst überschritten , die Küsten-Douglasia steht mit dieser Dimension
in der Yollkraft ihres "Wuchses.
Dass die Standfaktoren, wenn sie Jahrtausende lang durch viele
Generationen auf eine Pflanze einwirken , dieser endlich eine erblich
gCAvordene Tendenz zu schnellerem oder langsamerem Wüchse anerziehen
können, dürfte die Erscheinung bestätigen, dass Pflanzen aus Samen
von Colorado-Bäumen und solche aus Samen von Küstenbäumen, auf
ganz das gleiche Beet gebracht und gleich behandelt, durch viele Jahre
hindurch sofort an der Wachsthumsgeschwindigkeit und ihrer ererbten
Johannitriebbildung zu erkennen sind; erstere sind in Deutschland und
in Ostamerika völlig frosthart ; letztere sind in Deutschland schwierig
und in Ostamerika gar nicht aufzuziehen.
Erst von der Zeit an, in der der Holzbildungsprozess in der
Pflanze grössere Dimensionen annimmt, etwa vom zehnten Lebensjahre,
unterbleibt auch an der Küsten-Douglasia der Johannitrieb ; an frei
erwachsenden Exemplaren beginnt mit dieser Zeit oft schon die
Samenproduktion, ohne dass eine Abnahme des Längenwachsthumes
bemerkbar wäre.
Uebrigens übt auf das Auftreten des Johannitriebes auch an der
Küste die Güte des Bodens einen wesentlichen Einfluss aus, insofern
als schlecht ernährte Pflanzen nicht genügend Material zum Aufbaue
eines Johannitriebes besitzen, während imigekehrt Pflanzen, die keine
ererbte Anlage zum Jdiannitriebe überhaupt besitzen , auch durch den
besten Boden nicht zur Bildung desselben angeregt werden können.
Auf geringem, seichtem, steinigem Boden am Puget Sound zeigten
einjährige Pflanzen eine Höhe von 1,6 cm über den Cotyledonen und
waren alle ohne Johannitrieb , zweijährige Pflanzen 4 cm über den
Cotyledonen und hatten 60 O/q mit Johannitrieb. Auf besserem
Boden , in muldenförmigen Einsenkungen unmittelbar neben dem
ersten Orte liatten einjährige Pflanzen eine Höhe von 3,5 cm über
den Cotyledonen ; alle Pflanzen mit Johanni tri eben, zweijährige Pflanzen
eine Höhe von 11 cm über den Cotyledonen und alle Pflanzen mit
Johannitrieben.
Die Wuchsgeschwindigkeit hängt somit neben ererbter Wuchs-
enorgie auch von der Güte dos Bodens ab; wo z. B. an Eisenbahn-
— 295 -
böschimgen jeglicher Hiimus entfernt wird und nur der nackte, fast
nahrungslose Kies zu Tage liegt, da fliegt die Douglasia ebenso reichlich
an wie bei uns an gleichen Oertlichieiten die Fichte. Sie wächst
ausserordentlich langsam, zuerst zu einem breiten, den Boden be-
schützenden Busch aus, ohne erkennbaren Leittrieb; solche Pflanzen
von kugeliger Gestalt sind oft 15 Jahre alt und noch nicht V hoch.
Erst wenn die Beschattung des Bodens erzielt ist und überdiess die
Verwitterung durch die abgefallenen, vegetabilischen Stoffe besclüeunigt
wird, beginnt allmählig von den zahllosen Endknospen eine voran zu
eilen und soweit es eben möglich ist, erwächst ein, wenn auch sehr
niedrig bleibender Baum ; ebenso verhalten sich bekanntlich die Kiefern-
arten, wenn sie auf nacktem Sandboden angebaut werden. Bedeckung
des Bodens und Schutz der Wurzeln ist die erste Thätigkeit ihi-es
Lebens, ei-st dann beginnt das Längenwachsthum der Pflanze. Ganz
ebenso verhält sich auch die Douglasia, wenn sie auf den allerschlech-
testen Boden konmit; dass sie ein niederer, technisch werthloser Baum
dort bleiben muss, braucht kaiun erwähnt zu werden ; denn die Douglasia
ist nie und nimmer eine Holzart, imi damit auf heruntergebrachten,
vermagerten Böden Yersuche anzustellen.
Am vollkommensten gedeiht sie offenbar in den geringen Erheb-
ungen der Flussniederungen, mit humusreichem, tiefgründigem Boden;
im Gebirge liebt sie den Boden, auf dem Rubus, Spiraea, Sambucus
wachsen, also einen guten frischen Boden; auf Sandboden kommt sie
nur in der Nähe des Meeres vor in untergeordneter Zahl, aber immerhin
in sehr stattlichen Exemplaren, vorausgesetzt, dass dieser sandige Boden
sehr frisch und luimos ist ; nur zirfällig gelangt sie auf schweren Lehm-
boden, bleibt aber dort auffallend kurz.
Schon mehrmals erwähnte ich, dass nach meiner Ansicht die
relative Feuchtigkeit der Luft während der Yegetationszeit des Baumes
von grösstem Einflüsse auf dessen Höhenwachsthum ist; Douglasia's,
die in der trockenen Luft mit rasch wechselndem Feuchtigkeitsgelialte
in Montana aufwachsen, erreiclien auf dem allerbesten Boden nicht
45 Meter Höhe, während dieselbe Holzart diese Dimension im luft-
feuchten und regenreiclicn Puget Sound auf dem schlechtesten Kies-
boden zeigt, auf gutem J^oden aber bis zur doppelten Holie heran-
wächst, und dass auch nicht das mildere Küstenklima mit der längeren
Vegetationszeit dabei allein den Ausschhig gibt, das beweist^ dass im
südlichen Oregon, im wiirmoron Klima, wo aber wieder Prärie
sich zwischen die Berge scliiebt, die Douglasia auch auf dem besten
Flussaueboden iiiclit über 30 Meter Holic (»rlangt.
— 296 —
Grisebach*) sagt, dass das Auftreten der Riesenbäume im
Westen sich nicht durch grössere Feuchtigkeitsmenge erklären lasse ; denn
dieselben Bäume finden sich in den trockenen Rocky Mountains ebenfalls ;
er erwähnt fi"eilich nicht, dass sie dort nur halb so hoch sind wie im
Westen. Es ist gewiss auch kein Zufall, dass gerade im Westen, in der
Strichlinie des warmen feuchten Windes vom japanischen Golf ströme her
auch die grössten Früchte der Gattungen Pinus und Abies überhaupt
und soweit Nordamerika in Frage kommt, auch der Gattungen Picea
und Larix reifen. Selbst bei ein und derselben Holzart ist ein Unter-
schied hierin bemerkbar; z. B. die Zapfen der Douglasia sind in den
Rocky Mountains durchschnittlich 5,5 cm, an der Küste durchschnittlich
8 cm lang ; parallel damit geht auch die durchschnittliche Entwickelung
des Längstriebes an jungen Pflanzen von etwa zehnjährigem Alter : in
Montana 30 cm ; im Cascaden-Gebirge 60 cm , im Coast-Range volle
85 cm, wobei allerdings auch die Steigerung durch die gebotene längere
Yegetationszeit in's Gewicht fällt; im Felsengebirge fehlt der Johanni-
trieb ganz, der im Cascaden-Gebirge klein bleibt, an der Küste aber
volle 30 cm Länge erreicht.
Im Felsengebirge überkleidet die Douglasia in Yereinigung mit
der Gelbkiefer und der westlichen Lärche die feuchteren Nordhänge,
bei grösserer Erhebung derselben ist sie auch den Gelbkiefern auf der
Südseite beigemengt ; auf der kühleren und feuchteren Nordseite bildet
sie ziemlich gut geschlossene Wälder, sehr reichlich durchstellt mit
Lärchen, die in einzelnen Hainen selbst reine Bestände bilden. Wer
unsere Fichten- und Lärchenwaldungen am Nordhange der Alpen, z. B.
bei Tegernsee, gesehen hat, hat ein völlig naturgetreues Bild von den
Mischwaldungen der Douglasia und Lärchen im Felsengebirgo.
Abermals tritt sodann die Douglasia waldbildend auf an den
zwischen dem Felsengebirge und dem Cascaden - Gebirge gelegenen
Blue Mountains oder Blauen Berge; dort herrscht sie ebenfalls mit
der Lärclie, dazu kommt noch eine Fichte — Engelmann's Fichte, eine
Tanne — die grosse Küstentanne — und an entsprechenden Oertlich-
keiten Kiefern, eine grosse, die Golbkicfer, und eine kleinere, auf
kältere, sumpfige Lagen beschränkte Kiefer — Murray's Kiefer. Zieht
man hier eine Parallele mit dem Gebirgswalde der bayerisch-süddeutschen
Grenze, so sind vertreten: Lärche, Fichte, Tanne, gemeine Kiefer und
sparrige oder Sumpf kief er; aber eine der Douglasia parallele
Holzart besitzen wir nicht.
*) 1. c.
— 297 —
Endlich im Cascaden- und Coast Kange-Gebirge, an der feuchten,
nebelreichen Küste von Puget Sound, auf der Insel Yancouver und
südlich in den Küsten- und Cascaden-Bergen beziehungs-weise der Sierra
Nevada wahrscheinlich bis in das mittlere Californien entsprossen in
Gesellschaft von Cupressineen , Küsten tannen und -Fichten und Laub-
hölzern Bäume und Waldungen von durchschnittlich 60, im Puget Sound
und im Küstengebirge von vollen 70 — 80 Meter Höhe; Maximal-Ent-
faltungen mit 100 Meter sind ebenfalls keine Seltenheiten.
Im Coast Kange-Gebirge des südlichen Oregon, in den feuchten,
engen, von Bergwassern durchnässten Westhängen fand ich die höchsten
Douglasia's, die mir zufällig zu Gesicht kamen ; die eine mass 1 ,8 Meter
Durchmesser imd 90 Meter Höhe, hart daneben stand eine zrveite mit
2,3 Meter Durchmesser und 80 Meter Höhe.
Selbstverständlich ist das Alter solcher Baumriesen entsprechend;
eine Douglasia mit einem Meter Durchmesser aus dem Urwalde ist
sicher 200 — 300 Jahre alt; solche mit zwei Meter jedenfalls 000 und
darüber; eine Douglasia bei Takoma zählte ein Meter über dem Boden
237 Jahre und hatte dabei einen Durchmesser des Holzes von 82 cm;
eine andere bei Limekill in den Verbergen des Yulcanes Takoma unweit
des Puget Sound mass einen Meter Durchmesser und zählte 241 Jahre,
ebenfalls zwei Meter über dem Boden.
Grösseres Interesse hat für uns, was die Douglasia in kleineren
Zeiträimien und auf freier Fläche aufgewachsen zu leisten vermag.
Einen Beitrag zu dieser Frage gibt ein Bestand 80 Jalire alt auf dem
besten, sandigen Lehmboden mit kräftiger Humusschichte erwachsen,
im südlichen Oregon, im Optimum der Lawsoniana, nur ein paar Stunden
vom Meere entfernt, völlig gleichmässig, dicht geschlossen, sogenanntes
zweites Wachsthum, das seinen Ursprung und seine Gleichmässigk(Mt
offenbar einem vorhergehenden Waldbrande zu verdanken hatte, der
das erste Wachsthum fast völlig vernichtete. Es ergab eine Messung
mehrerer Stämme einen mittleren Modellstamm von einem Durchmesser
von 90 cm mit Rinde in Brusthöhe und einer HUie. von 40 Meter;
es betrug also der jährliche Stärkezuwachs (nach Abzug von etwa 10 cm
Kinde) genau 5 mm, der jährliche Längenzuwachs 57,5 cm; ein bereits
gefällter Stanun (h^sselben Bestandes stand leider in seinen Dimen-
sionen hinter dem Modellstamme zurück und mass nur 75 cm o]mo
llindr, hatte bei 10 Meter über dem Boden noch 45, hei 15 Meter
noch 32 cm, bei 24 Meter noch 20 cm Durchmesser. Höhe 30 Meter,
woraus 3,82 cbm Iidialt des Schaftes und eine Formzahl von 29 ergeben.
Nimmt man die graphische Baumform des gemessenen Stammes als
— 298 —
Basis und konstriürt die Baumform des mittleren Modellstammes nach
jener des gemessenen Stammes, so erhält man ungefähr C,49 cbm
Inhalt; nimmt man das Mittel aus beiden, um gewiss keine Ueber-
schätzung zu begehen, so ergeben sich 5,15 cbm.
Dichtere Bestände, als aus einer Yollsaat hervorgehen, und aus
denen nie ein Baum durch die Axt entnommen wurde, dürfte es wohl
nicht geben ; solche Bestände sind gewiss normal und in seinem Schlüsse
seiner Bodenbedeckung — Moos und Nadeln — in seiner Dunkelheit
der Beschattung kam der erwähnte Bestand einem völlig geschlossenen
schlagbaren Tannenbestande in Süddeutschland gleich. Es erscheint
deshalb gerechtfertigt , eine Stammzahl von 920 pro ha anzunehmen,
eine Zahl wie nach Lorey auf Böden erster Bonität bei achtzigjährigen
Tannen sich findet. Die Kreisfläche der Tannen beträgt 58,2 Q Meter,
die mittlere Höhe 27,3 Meter, der Inhalt 816 cbm Derbholz.
Um abermals keiner TJebertreibung geziehen werden zu können,
nehme ich nur 800 Stämme pro ha an; ihre Kreisfläche war somit
50,89 Dm, der Cubikinhalt dieses Douglasiabestandes betrug somit
mindestens rund 4100 cbm Derbholz!
Stellt man eine Betrachtung über das Stärkenwachsthum uralter
Bäume an, so ergibt sich das auffallende Resultat, dass die westlichen
Holzarten alle viel rascher in der ersten Jugend erwachsen sind als
die in langem Kampfe um Licht und Nahrung stehenden östlichen
Holzarten. Daraus zu schliessen, dass die westlichen Holzarten Schatten
nicht ertragen können oder einen grösseren Lichtzufluss überhaupt
geniessen, wäre nicht richtig; eher dürfte hier eine allgemein zu beob-
achtende, grössere "Wachsthumsenergie überhaupt, unabhängig vom Boden
und Klima, in's Gewicht fallen, eine Energie, die, die Pflanzen auch
in gleiches Klima und in gleichen Boden mit ihren östlichen Ver-
wandten gebracht, den Letzteren vorantreibt.
Die Folge davon ist, dass junge Pflanzen von westlichen Arten
rasciier der Beschattung entwachsen können, die im Urwalde überdiess
nie jene Tiefe wie im Culturwalde erreicht.
Wie dunkle Schatten fehlen im Urwalde auch ausgedehnte kahle
Flächen, die allen Extremen von Hitze, Kälte und wechselnder Feuch-
tigkeit der Luft und des Bodens ausgesetzt sind; die grösste kahle
Fläche im Urwalde überschreitet nicht die Grösse der fliegenden Pflanz-
gärten in unseren Forsten, Verhältnisse, die allgemein als die gün-
stigsten zur Aufzucht jungen Materials betrachtet werden.
Seitens c h u t z , n i c h t B e s (; h i i- m u ii g ist die natürliche Pflege,
die allen jungen Holzarten wohl bekommt; mit freiem Gipfel aber
— 299
seitlich gedeckt, erwächst auch die Douglasia am sichersten. Dass solche
Exemplare auch schnell aufwachsen, zeigen folgende Beobachtungen:
Ein Stamm, im Fuget Sound, also im Optimum auf kräftigem,
tiefgründigem, lehmigem Boden erwachsen, zeigte 2 Meter über dem
Boden mit
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs
D cm
10
12
113,1 .
11,3
20
22
380,1
26,7
30
30
706,5
32,6
40
40
1257
55,1
50
48
1810
55,3
60
61
2922
111,2
70
76
4536
161,4
80
92
6648
211,2
90
100
7854
120,6
100
108
9161
130,7
120
126
12469
165,4
150
148
17195
157,5
200
180
25344
162,9
241
200
314U0
148,0
Der Hauptstärkezuwachs fällt zwischen 70 und 80 Jahre und
erhält sich bis in Iiohes Alter auf ausserordentlicher Höhe. Die durcli-
schnittliche Jahrringbreite beträgt 4,1 mm, die durchschnittliche, jälu-
liche Höhenzunahme (70 Meter gesammte Länge) 32 cm.
In demselben Gebiete erreichte auf geringem, kiesigem Boden,
mit kaum 20 cm Humusschichte eine Douglasia 2,4 Meter über dem
Boden mit:
Jahre
Durchmesser
cm
Kreisfläche
G cm
Zuwachs
n cm
10
8
50,2
5,0
20
12
113
6,3
30
16
201
8,8
40
20
314
11,3
50
24
452
13,8
60
30
707
25,5
70
35
962
25,5
80
39
1195
23,3
100
46
1662
2:;,3
150
62
3019
26,9
200
78
4185
23,3
237
82
5281
29,6
— 300 —
Ton der offenbar durch Lichtung in den letzten Jalii*en hervor-
gerufenen Zuwachssteigerung abgesehen, fällt das Maximum des Stärke-
zuwachses etwa in das 150. Jahr; die durchschnittliche Jahrringbreite
beträgt 1,7 mm; die durchschnittliche jährliche Höhenzunahme beträgt
bei einer gesammten Höhe von 43 Meter nur 18,1 cm.
Auf demselben Boden erreichte eine völlig frei (auf einer Brand-
fläche) aufwachsende Jugend in 17 Jahren 40 cm über dem Boden
9 cm Durchmesser und 7 Meter Höhe.
In Montana erreicht die Douglasia auf dem besten Boden (humoser,
sandiger Lehm der Flussniederungen) mit 190 Jahren einen Durch-
messer von 80 cm und eine Höhe von 85 Meter; die durchschnittliche
Jahrringbreite beträgt somit 2,1 mm, die durchschnittliche Höhen-
zunahme 18,4 cm; das heisst auf dem besten Boden im lufttrockenen
Montana mit kürzerer Yegetationszeit leistet die Douglasia nicht mehr
als auf dem magersten Boden ihres Optimums.
Nur wo der Douglasia ein grosses Mass von Boden und Luft-
feuchtigkeit gegeben ist (wechselnde Bodenfeuchtigkeit, nicht stagnirende),
da erscheint sie auch auf dem Sandboden im südlichen Oregon zu-
sammen mit der Lawsonia ; selbstverständlich sind ihre Wachsthums-
leistungen beträchtlich geringer; sie erreicht völlig ausgewachsen nur
38 Meter Höhe bei 1 Meter Durchmesser, während sie auf den lehm-
reichen Partien in unmittelbarer Nachbarschaft wieder bis zu 76 Meter
emporsteigt.
Der werthvollste Theil des Baumes, der nutzbare Schaft lässt an
VoUholzigkeit vmd Astreinheit nichts zu wünschen übrig.
Einige Angaben aus dem Optimalgebiete mögen über die Yoll-
holzigkeit der Douglasia erwünscht sein.
Ein Baum, der l Meter über Boden 72 cm Durchmesser zeigte,
besass bei 11 Meter 54 cm, Inhalt des Stückes somit 3,12 cbm, Inhalt
der Walze 4,07 cbm, Formzahl des Stückes 76,G, Abnahme des Durch-
messers auf 1 Meter Länge 1,8 cm;
bei 21 Meter war der Durchmesser 47 cm, Inhalt des Stückes
2,01 cbm, Inhalt der Walze 2,29 cbm, Formzahl des Stückes 87,8,
Abnahme des Durchmessers auf 1 Meter 0,7 cm;
b(;i 31 Meter beitrug der Durchmesser 35 cm, Inhalt des Stückes
L32 cbm, Inhalt dcT Walze 1,73 cbm, Formzahl des Stückes 76,3 und
Abnahme des Durchmessers auf 1 Meter Länge 1,2 cm; der Rest des
Baumes war abgebrannt.
Ein anderer Stamm lag zu Boden, die untersten 6 Meter waren
wcggfjb rannt; dor Durchniossci- 0 Meter über d(;m Boden betrug 60 cm;
— 301 —
bei 11 Meter war der Durchmesser 57 cm, Inhalt des Stückes 1,34 cbm,
Inhalt der Walze 1,41 cbm, Formzahl des Stückes 92, Abnalmie des
Durchmessers auf 1 Meter Länge 0,6 cm;
bei 21 Meter Durchmesser 50 cm, Inhalt des Stückes 2,26 cbm, der
Walze 2,55 cbm, Formzahl des Stückes 88,7, Abnalmie des Durclnnessers
auf 1 Meter Länge 0,7 cm;
bei 31 Meter Höhe, Durchmesser 40 cm, Inhalt des Stückes
1,59 cbm, der Walze 1,92 cbm, Formzahl des Stückes 82,8, Abnahme
auf 1 Meter Länge um 1 cm;
bei 37 Meter, Durchmesser 29 cm, Inhalt des Stückes 0,57 cbm,
der Walze 0,75 cbm, Formzahl des Stückes 76, Abnalune auf 1 Meter
Länge 1,8 cm.
Die Schaftform dürfte von den besten Tannen kaum übertreffen
werden; junge Stämme sind, wie alle Riesenbäume in der Jugend,
sehr abfällig gebaut; für einen 80jährigen Baum mit 75 cm Basis-
durchmesser ist eine Formzahl von 29 sehr niedrig; wenn anders die
Douglasia bei uns ein hoher Baum wird, sind hohe Umtriebszeiten
zur Erzeugung von volJholzigen Schäften nothwendig.
Hinsichtlich der Fähigkeit, sich von Aesten zu reinigen, habe
ich schon früher hervorgehoben, dass die Douglasia dichten Schluss
verlangt, um feine, schlanke, astreine Stangen zu bilden, die dann auch
in dieser Eigenschaft unsere einheimischen Holzarten entschieden über-
treffen; von diesem dichten Schlüsse bis zu völlig freiem Stande ninmit
die Beastung zu, so dass im ganz freien Stande die Krone so tief
herabreicht wie bei den einheimischen Coniferen.
Yergleicht man die gesammte Höhe des Baumes mit der Kronen-
länge, .so erhält man einige Anhaltspunkte über diese Frage, während
das unter der Krone liegende Schaftstück eigentlich die Höhe der
Umgebung wiedergibt; aus vielen Messungen, die ich anstellte, kann
ich sagen, dass etwa die Hälfte der Baumlänge in die KnmQ fällt,
eine bei dem lockeren Schlüsse des vor der Besitznahme durch den
Menschen herrschenden Natui-plenterbetriebes durchaus nicht auftallcnde
und ungünstige Erscheinung.
Vom Radius des Douglasholzos gehen 3 cm auf den weissen Splint;
der Rest ist Kernholz, dius unmittelbar bei der Fällung des Baumes
nur wenig durch einen hellbraunen Farbenton vom Splint sich abhebt;
aber rasch dunkelt diese Farbe der Luft und dem Lichte ausgcsety.t
nach, bis sie die Färbung des Gebirgslärchcnholzes erreicht; bei am
Boden verwendeten Brettern färbt sich insl)es(Miders die harte Sommer-
holzschiclite tief blauscliwarz.
— 302 —
Was den anatomischen Bau des Holzes anlangt, so besteht
es, wie das Holz aller Nadelhölzer, vorwiegend aus spindelförmigen,
verholzten Zellhüllen mit geholten Tüpfeln auf den Eadialwänden und
den Tangentialwänden der letzten Herbstholzzellen. Diese Tracheiden
sind bei der jungen Douglasia durchschnittlich 2,38 nun lang ; mit
dem Alter nimmt, wie bei allen Bäumen, die Länge der einzelnen
Zellen (Fasern) zu, und die Fasern der 300jährigen Douglasia haben
eine Länge von 3,50 mm.
Die Markstrahlen sind denen der Lärche oder Fichte ähnlich
gebaut; die Grenzzellreihen eines Markstrahles bestehen aus Tracheiden
mit Hof tupf ein, die dazwischenliegenden sind Parenchymzellen mit ein-
fachen Tüpfeln ; einzelne dieser zeigen eine eigenthümliche Yerdickung
in Grestalt eines zarten Spiralbandes. In den Markstrahlen verlaufen
Harzgänge, oft je zwei in einem, die mit den zahlreichen, vertikalen
des Holzes in offener Verbindung stehen. Die horizontalen Harzgänge
treten mit den sie umschliessenden Markstrahlen bis in die secundäre
Rinde über; die primäre Rinde trägt, wie schon erwähnt, Harzgänge,
die vertikal verlaufen und diese können gelegentlich, wie bei der Tanne,
zu liarzerfüllten Beulen anschwellen ; die Innenrinde (secundäre Rhide)
ist sehr hart, da sie von einer sehr grossen Zahl spindelförmiger, steinharter
(sclerosirter) Zellen, ähnlich wie bei der Lärche, durchsetzt wird.
Die Tracheiden des Frühjahrsholzes, welche, wie im Holze
der Eibe, durch eine zarte, spiralige Yerdickung ausgezeichnet sind,
sind bezüglich iln-er Wandungsdicke und der Weite der Zellen (von
Mittellamelle zu Mittellamelle gerechnet) im jungen wie im alten, im
eng- wie im weitringigen Holze ganz gleich ; es beträgt die Wandungs-
dicke zweier benachbarter Zellen 3,3 f.i = micra, (1 Micron =: i/iooonini),
die Zellweite = 24,2 f.i.
Die Tracheiden des Herbstholzes dagegen haben viermal so
dicke Wandungen als die des Frühjahrsholzes, nämlich 13,2 i^i (Gesammt-
wandung zweier Zellen); die Zellweite im Herbstliolze aber variirt mit
(loi* Ringbi'oito, indem die Zellweite (von Mittel- zu Mittellamelle) im
jungen, weitringigen Holze 26,4 // beträgt, wogegen die Zcllweite des
engringigen alten Holzes nui- 10,5 f,i misst, das lieisst, das Zelllumen
ist nur eine schmale Linie. Dabei ist auffallend, dass die Tracheiden
des Herbstliolzes meistens k(>ine spiralige Verdickung ihrer Innen-
wandung zeigen ; d'io letzten englumigen Zellen des Sommerholzos
(;nthalten zuweilen Spiral verdick ung (Tafel X).
Durch die Freundlichkeit des Heri-n J. Bootli war ich in die
Lage versetzt, das älteste in Deutschland existirende Fxeni])lar (U^v
— 303 —
Douglasia auf specifisches Gewicht und Harzgehalt untersuchen zu
können; Herr J. Booth begleitete die schönen Yersuchsstücke mit
folgender Etiquette: „Erzogen aus dem ersten von Douglas 1827 bis
1829 aus dem nordwestlichen Amerika nach England gesandten Samen,
1830 gepflanzt auf milden Lehmboden in Kleinflottbeck bei Hamburg,
ältestes Exemplar in Deutschland, gefällt Januar 1882, Alter 52 Jahre,
Höhe IG, 19 Meter, Durchmesser 53 cm, 30 cm über dem Boden." Diese
auffallend niedrig gebliebene Douglasia stand völlig frei und
hatte nur einen durchschnittlichen Längenzuwachs von 31 cm, einen
Stärkezuwachs dagegen von 5 mm Jahrringbreite.
Ich untersuchte diese Querscheibe auf ihr specifisches Gewicht
und ihren Harzgehalt gleichzeitig mit einem aus Oregon stammenden
Stücke einer dreihundertj ährigen Douglasia ; beide lassen sich wegen
der Altersverschiedenheit nicht direkt vergleichen, aber doch dürfte
sich daraus entnehmen lassen, was die Douglasia bei uns zu leisten
vermag :
Das junge, kräftig in die Dicke gewaclisene, deutsche Exemplar
zeigte volle 8 cm Splintbreite mit Jahrringen von 10 — 12 mm Breite;
aber mit dieser ausserordentlichen Jahrringbreite ging nicht auch eine
ausserordentliche Verschlechterung (Weichheit, Schwammigkeit) des
Holzes Hand in Hand, sondern, da die harte Sommerholzregion die
Hälfte bis Zweidrittel der Jahrringbreite einnahm, fand sogar eine
Steigerung des specifischen Gewichtes statt ; auch der alte Baum
bestätigte diese Erscheinung.
100 Yolumtheile des abs. trockenen Holzes der amerik. Douglasia hatte
bei 0,8 mm Jahrriugbreite 46,64 gr feste Substanz (spec. Gew.)
1,0
ll
«
47,29 „
1,7
f)
w
48,95 „
2,0
11
«
56,00 „
3,0
?1
1^
59,00 „
Bis 4
nun
Ji
du'rini;-
l)rei
te ninnn
ninnnt die Substanzmenge in rincni
gegebenen Volumen Holz zu, von (hi an zeigen die amerikanischen
Exemplare eine Abnalnne.
100 Volumtheile des absolut trockenen Holzrs (h'r in Deutschhuid
gewachsenen Douglasia hatten
bei 6 nun Jahrringl)r(Mte 50,99 gr feste Substanz (sptc (im.)
„ o „ „ o4,JU „ „ ,,
Zum Vergleiche mögen <'inige Angaben über die deutschen Nadel-
hölzer hier folgen.
— 304 —
Es enthält in 100 Yolnmtheilen des absolut trockenen Holzes
die Tanne bei 1,0 nnn Ringbreite 48 gr feste Subst. (sp. G.) bayer. Hochebene
')') v
11
1,4
11
11
41
11
11
11
11
11 11
")•) tl
11
2,7
11
11
39
11
11
11
11
11 11
11 11
11
6,0
11
11
39
11
11
11
11
Toscana
11 11
11
7,0
11
11
38
11
11
11
11
Hamburg
„ Fichte
11
1,0
11
11
48
11
11
11
11
bayer. Hochebene
11 11
11
1,0
11
11
47
11
11
11
11
Norwegen
11 11
11
2,9
11
11
42
n
11
11
11
Hamburg
11 11
11
6,0
11
11
36
11
11
11
11
bayer. Hochebene
„ Lärche
11
1,0
11
11
66
11
11
11
11
Hochgebirg
11 11
11
2,0
11
11
55
11
11
11
11
bayer. Hochebene
11 11
11
2,2
11
11
51
11
11
11
11
Hamburg
11 11
11
6,0
11
11
41
11
11
11
11
bayer. Hochebene
11 11
11
6,0
11
11
41
11
11
11
11
Hamburg.
Daraus ergibt sich eine zweifellose Ueberlegenheit der Douglasia,
die in ihrem substaiizreichsten, schwersten Holze der Lärche nahe
kommt, in ihrem leichtesten Holze aber mit unseren besten (schwersten)
Fichten- und Tannen- (auch Kiefern-) Hölzern auf einer Stufe steht;
da mit dem specifischen Gewichte Brennwerth und zum Theil Trag-
kraft des Holzes parallel gehen, so dürfte das Douglasiaholz auch in
diesen Eigenschaften den einheimischen Nadelhölzern (Lärche ausge-
nommen) überlegen sein ; für die Dauer ist weniger das specifische
Gewicht als die intensive Imprägnirung mit Kernstoff entscheidend;
auch in dieser Hinsicht steht die Douglasia mit dem Lärchenholze
auf gleicher Höhe.
Der Gehalt an Harz, dem wenigstens im völlig ausgetrockneten
Holze eine conservirende Rolle zugeschrieben werden muss, stellt sich
bei der amerikanischen Douglasia folgendermassen :
Es sind in 100 Gewichtstlieilen fester Substanz
bei 1,0 mm Ringbreite 2,204 gr festes Harz (Kernliolz),
11 h' 11 -ii z,4yo „ „ „ „
11 0,8 „ „ 1,101 „ „ „ (Splint).
Die d(Mits('he Douglasia hatte
bei 8,6 mm Riugbieito 4,073 gi- festes Harz (Kernholz),
. ^,0 „ „ 2,426 „ „
Ich glaube, dass der gi'osse Hai'zgehalt in der deutschen Douglasia
weniger auf Zunahme (U)\- Jahrringbreite als auf das jugendliche Alter
-^ 305 —
des Baumes zurückgeführt werden muss, überdiess zeigen alle Nadel-
hölzer unmittelbar (30 cm) über Boden einen erhöhten Harzgehalt.
Es zeigt die europäische
Tanne bei 1.4 mm Ringbreite 1,927 gr festes Harz (Kern) bayer. Hochebene
,,
2.7
T>
7,0
Fichte
1,0
V
1,0
r
2,0
^1
Lärche
i
3,3
1,0
V
1,0
V
1,5
«^
2,0
^1
11
2,2
CO
1,299 ,,
Tl
11
11
11 11
2,283 „
V
11
11
Hamburg
0,652 ,,
11
11
11
Norwegen
1,260 „
11
11
11
Bayern
0,857 ,,
11
11
11
Tyrol
1,419 „
11
11
11
Hamburg
2,010 „
11
11
11
Hochgebirge
6,629 „
11
11
11
Hochebene
7,275 „
,,
•>1
11
Hamb arg
4,586 .,
11
11
11
Hochebene
4,106 „
11
11
11
Hamburg
3,702 „
11
11
11
Hamburg.
Daraus ergibt sich, dass der Harzgehalt nicht nur nach Baum-
arten verschieden ist, sondern auch innerhalb einer Art wechselt und
zwar von der Baumhöhe und von individuellen geringen Schwankungen
abgesehen, insbesonders mit dem Klima, indem das wärmere Klima
harzreicheres Holz producirt, ausserdem, dass mit der
abnehmenden Jahrringbreite, mit dem specifischen Ge-
wichte auch die Menge an Harz abnimmt.
Eine weitere Aehnlichkeit des Holzes der Douglasia mit dem
der Lärche vom specifischen Gewichte, Harzgehalt und der Kernfarbe
abgesehen, besteht endlich noch darin, dass der innei-e Kern am Fusse
erwachsener, stehender Bäume in Kadialspalten aufrcisst, in welchen
das Harz aus den benachbarten Harzkanälen sich ansammelt ; da ufi'enbar
in dieser Region nicht alle Harzgänge bei dem Uebergang vom Splint
in Kernholz sich durch die Füllzellen verschliessen ; bekanntlich werden
diese Spalten bei der Lärche angebohrt und das Harz ausgeschöpft,
gleiches könnte bei der Douglasia stattfinden.
Entscheidend für die Schwere des Holzes und di(^ damit parallel
gehenden übrigen Eigenschaften ist das Verhältniss des harten, kern-
stuffVeichen Sommerholzes zum leicliteren, helleren, weicheren Früh-
jahrsholze; an einer Querscheibe durch den frei erwachsc^nen Stamm
liegen die weitesten Jahrringe nahe dem Centruni, die engsten an der
Peripherie; parallel mit der Abnalune der Jahrringbreite geht auch
eine Verminderung des Verhältnisses vom Summer- zum Frühjahi-s-
Dr. Mayr. 20
— 300 —
holze vor sich; es umfasst nämlich das Sonimerholz im Innern des
Stammes 0,5 der Ringbreite, im mittleren Theile 0,4, im äusseren
Theile 0,3.
Der rothbraune Farbstoff des Kernholzes, der nicht nur die Wand-
ungen der Zellen durchtränkt, sondern auch in den Parenchym-Mark-
strahlzellen und in den Harzganggeleitzellen in dickflüssigen Tropfen
sich anhäuft, hat sich als ein Oxydationsprodukt des im Splinte in
reichlichem Masse nachweisbaren Gerbstoffes erwiesen ; dass diese
intensive Imprägnirung mit Kernfarbe, insbesonders, wenn die Umwand-
lung durch die Aufbewahrung an warmen, luftigen Orten beschleunigt
wird, die Dauer des Holzes wesentlich bedingt, wurde schon früher
in der allgemeinen Betrachtung der Qualität der Hölzer hervorgehoben.
Die Feinde der Dougiasia in der Heimat sind ziemlich zahlreich;
am auffälligsten ist ein phanerogamer Schmarotzer, Arceuthobium
Douglasii*), eine mit Yiscum verwandte Pflanze, welche im kühleren,
trockenen Montana sehr häuflg, dagegen westlich von dem Felsengebirge
nur selten auftritt; im südlichen Oregon und Californien sah ich sie
gar nicht. Während bei den Yiscum-Arten die Schmarotzerpflanzen
selbst sich hexenbesenartig aufbauen, veranlasst Aceuthobium die Wirtlis-
pflanze zu einer eigenthümlichen , besenartigen Hypertrophie, welche
in einer abnormen Yerlängerung der befallenen Zweige besteht; wie
im Osten sind diese Schmarotzer auch im Westen auf Nadelhölzer
beschränkt.
Befällt eine solche Zwergmistel einen Seitenzweig der Dougiasia,
so wächst dieser wieder in eine abnorme Zahl von Seitenzweigen aus,
welche sicli verlängern und peitschenförmig gesc^hwungen zu Boden
liängen ; der Leittrieb des Seitenzweiges stirbt ab und die Missbildung
allein vegetirt weiter; solche Aeste brechen dann oft durch ilu- eigenes
Gewicht zu Boden. Ist die Missbildung an einem Aste hart am Haupt-
stamme, dann entwickelt sich die Wucherung zu ganz enormen Dimen-
sionen; wird aber, was ebenfalls ziemlicli häufig ist, der Gipfel selbst
befallen, so verliert er den Leittrieb, und wird allmählig durch einen
dichten Busch ersetzt, der alle in den Nadeln gebildete Nahrung selbst
verbraucht, so dass der darunter liegende Stamm allmälilig zu Grunde
geht; beigegebene Figur, nach der Natur gezeichnet, zeigt eine durch
Arceuthobium getödtete alte Dougiasia.
*) Diese und die folfe'enden Arceutliobien hat v. Tubcuf nach den von
mir gesammelten Exemi)laren ausfülirhdi nntersudit; diese Arbeit (1. c.) sowie
deren sehr genaue Habitusbilder überheben mich einer ausführlichen Beschreibung.
307 -
Ton Xadelkrankheitcn durch Cryptogamen (Parasiten) konnte ich
trotz eifrigster Spähe weder an jungen noch alten Pflanzen etwas auf-
finden; ich fand auf Brandstellen junge Douglasia's, gleich alt in grösster
Menge, aber alle waren fi-isch und ki'Uftig, unberührt von Insekten und
Pilzen; so war es freilich fi'üher auch
bei uns, bevor Pilze und Insekten an
der durch Kahlschlag gedeckten Tafel
sich füttern und vermehren konnten.
Dass die Douglasia so wie andere ameri-
kanische Nadelhölzer von Natur aus mit
grösserer Widerstandskraft gegen Jugend-
krankheiten aller Art als unsere ein-
heimischen Nadelhölzer ausgerüstet ist,
lässt sich nach ihrem bisherigen Ver-
halten in ihrer zweiten Heimat, dem deut-
schen Walde, nicht gut behaupten.
An erwachsenen, starken Exem-
plaren findet man alte grosse Frucht-
träger von Trametes Pini, der durch
die Zerstörung des Kernholzes im werth-
vollsten Schaftstücke als sehr schädlich
erscheint; dabei verwandelt dasMycel des
Pilzes das rothbraune Kernholz in eine
weissgefleckte , durchlöcherte , brüchige
Masse, wie diess die typische Zerstörungs-
weise des Pilzes ist. (Tafel X.) Fig. lo.
Häufig ist ferner am Fusse der
Stämme ein Polyporus, den ich von
Polyporus hispidus an Rothbut'hen nicht zu unterscheiden
vermag; dieser verwandelt das Holz in eine gleichmässig dunkelbraune,
brüchige Masse; das gleiclie Verhalten zeigt der Pilz im Holze lebender,
europäischer Rothbuchen.
Douglasia, von Arceuthobiuin
befallen und getödtet.
Pseudotsuga Douglasii vai*. glauca, Colorado Dou-
glasia ist ausgezeiclinet durch eine autt'allende, hellweissliche Färbung
der Nadeln; docli zeigen nur die (»injährigcn Nadeln diese schöne
Bereiftheit; an den zwei- und mehrjährigen Triel)en vei-schwindet
wiederum die weisslicho Farbe, weslialb eigentlich nur jungen Exem-
plaren besondere SclKuiheit verliehen ist; auch andere solche glauca-
Varietäten und -Arten, wie Pinus pungens, zeigen dieses Verlialten.
20*
— 308 --
Die glauca-Douglasia ist in Colorado, New-Mexico und Arizona
(Santa Eita) heimisch. Auch der Zapfen zeigt einige Yerschiedenheiten ;
er ist nämlich kleiner und ärmer an Schuppen als die westliche Form
(Tafel YI) ; die kl ein früchtige Douglasia von Montana bildet hierin
die Verbindung zwischen der glauca und der typischen Douglasia. In
trockenem und im Winter kälterem Klima erwachsen hat sich diese
Varietät im Osten der Union als frosthart, das heisst wohl in den
allermeisten Fällen als trockenhart, wenn man so sagen kann, erwiesen.
Sie ist in ihrer Heimat wie überall, wo sie kultivirt wird (auch im
deutschen AValde) langsamwächsig (verglichen mit der typischen Form),
eine unangenehme Eigenschaft, die ihre sonstigen Vorzüge wieder auf-
hebt; auch als Nutzholz soll sie weit hinter der Küstenf orni zurückstehen.
Pinus ponderosa Dougl., Yellow Pine, Gelbkiefer. Ihr
Verbreitungsgebiet ist kaum kleiner als das der Douglasia, von Van-
couver bis Si\/l-Californien und durch die Rocky Mountains bis Colorado
und Montana tritt sie schon im westlichen Texas und Dacota auf ; ihr
Optimalgebiet, wenigstens was die Dimensionen betrifft, liegt entschieden
in den Westhängen der Sierra Nevada in Californien; allein durch
den beschränkten Standort ist sie dort nicht in sehr grosser Zahl ;
die Rocky Mountains, die östlichen Gebiete umfassen Standorte, welche
diese Holzart in ausgedehnten Waldungen sowohl allein als in Mischung
mit der Douglasia erfüllt und dort liegt auch das Gros der Industrie,
die das Gelbkiefernholz verarbeitet.
Diese Kiefer ist botanisch von den übrigen westlichen Kiefern
gut unterschieden, obwohl sie, wie bei ihrer enormen Verbreitung zu
erwarten steht, in mehreren Varietäten auftritt, ihre Neigung zur Variation
tritt sogar in ein- und derselben Oertlichkeit, ohne sichtbaren Grund
hiezu auf.
Auf dem San Bernardino-Bcrge in Süd-Californien gesammelte
Exemplare zeigen die Zapfen in Quirl bis zu sechs zusammenstehend,
mit kurzen Stielen, 10 cm lang und 5 cm Durchmesser, wenn offen;
die Nadeln mit 22 cm Länge, 1,5 mm Dicke; die Zapfenquirle schli essen
durch ilir Wachsthum im zweiten Jahre, im Jahre der Reife, so fest
zusammen, dass der gleichzeitig sich entwickelnde, darüber stehende
Trieb tiieilweise verkümmert; er bleibt kurz und die Nadeln erreichen
nur die halbe Dicke und die halbe Länge; die Apophyse ist vorstehend
mit scharfem, gerade abstehendem Spitzclien; am offenen Zapfen stechen
die Stachelspitzen an den Apophysen über die Obcrffäche des Zapfens
hinaus, ein guter Unterschied gegenüber dem Zapfen der Pinus Jeffreyi,
— 309
welche Kiefer man so lange als Varietät von Pinus ponderosa ange-
sehen hat.
Unmittelbar neben diesen Exemplaren fanden sich andere mit
13 cm langen und 8 cm dicken Zapfen; die Apophyse derselben an
der Basis kugelförmig mit nach der Spitze zugedrehter Stachelspitze,
mit Xadeln von 24 cm Länge und 2 mm Dicke.
Dieselbe Kiefer im nördlichen Montana, also etwa 240 geographische
Meilen nördlicher, besass Zapfen mit 7,5 cm Länge und 6 cm Dicke,
während die Xadeln kaum eine Verschiedenheit (19 cm) aufweisen;
die Apophyse mit sehr feinen, scharfen Spitzchen.
Wie bei der Douglasia erfährt auch bei
dieser Kiefer das Höhenwachsthum mit Zu-
nahme der Luftfeuchtigkeit eine beträchtliche
Steigerung; Exemplare, die in 3Iontana aus
Samen erwachsen waren, die der Wind aus
den benachbarten Waldungenin die Prärie
hinausgetragen hatte, die also an der Grenze
von Wald und Prärie standen, erreichten be-
90 cm Durchmesser nicht mehr als 25 Meter
Höhe; die im feuchteren Waldgebiete, eben-
falls in Montana stehenden, erwachsenen
Exemplare erheben sich auf bestem Kiefern-
boden bis zu einer Höhe von 35 Meter mit
70 cm Stammdurchmesser; dieselbe Holzart
zeigt in den Blue Mountains, also nälier der
Feuchtigkeitsquelle, eine Maximalhöhenent-
faltung von 45 Meter bei 1 Meter Stamm-
durchmesser; endlich am Westabhange der
San Bernard ino-Berge sind Exemplare mit
75 Meter Höhe und 1,9 Meter Durchmesser
ein guter Durchschnitt; nach dem Census-
berichte sind auf den noch feuchteren Hängen
der Sierra Nevada des mittleren Californien
sogar Bäume mit 90 Meter und vollen
4,5 Meter Durchmesser gefällt worden. Völlig
frei erwachsene Exemplare sind tief herab
beastet; die Aeste selbst vielfach knieförmig gebogen wie von einer
malerischen Eiciie; die ganze Krone scheint bei den an der Prärie
stehenden Bäumen compacter und mit einer zweijährigen, graugriienn
Henadelung verdichtet, als w(»lltr der Baum sich auf diese Art gegen
Fig. U. Erwachsene Gelbkiefer
(Pinus ponderosa);
San Bcruardino, 70 Meter hoch.
310
allzu grosse Yerdunstuiig schützen; dagegen fällt bei der frei erwach-
senen Gelbkiefer im feuchteren Oregon ihre lockere, mit Bartflechten
behangene Beki-onung auf, bei der nur eine einjährige Benadelung an
den Enden der mehr geschwungenen Aeste sich anhäuft.
Die Knospen des Baum&s sind cylindrisch, plötzlich in eine kurze
Spitze endigend; Schuppen anliegend, bräunlich mit weisslichen Spitzen ;
Ende des Triebes glänzend braun mit weisslichen Harzkörnchen ; später
wird die Rinde hellgrau, kleinschuppig, mit braunen Stellen zwischen
den Schuppen; mit dem Alter wird sie dunkler; endlich treten grosse
Borkenplatten auf, röthlich, durch tiefe Risse geschieden. Löst man
aus der Borkenplatte kleine Schuppen ab, so ist die frische Stelle hell
ockerfarbig; in der Borke kleine Höhlungen mit Harz erfüllt, die
isolirten Endigungen der horizontalen Harzgänge im Basttheile ; die
Nadeln an der Basis kräftiger Triebe gedreht. Die jungen Pflanzen
wachsen sehr rasch nach den ersten 5 Jahren, bilden oftmals Jahrtriebe
ohne Seitenäste; an Pflanzen im besten Wachsthume sind einjährige
Triebe mit 3,2 cm Durchmesser und mit einer Markröhre von 1,7 cm
Dicke nicht selten; die den Trieb abschliessende Knospe hat gleiche
Dimensionen; grössere Ruheknospen dürfte es, von Monocotyledonen
abgesehen, unter den phanaerogamen Pflanzen wohl nicht geben.
Die Pflanze beginnt in der Jugend mit einer dicken Stammbasis,
um für die spätere Dimension die nöthige Standfestigkeit zu erhalten.
Einige Angaben über die Wachsthumsleistungen im Urwalde mögen
hier am Platze sein. Auf sehr gutem Boden in Montana, wo die Bestände
mit überwiegend Douglasia und Lärchen gemengt waren, hatte eine
Durchschnittskiefer in 230 Jahren 1 Meter über Boden 70 cm Durch-
messer ohne Rinde erreicht; bei 6 Meter über Boden war der Durchmesser
50 cm; bei 17,3 Meter 37 cm, bei 25 Meter 30 cm und 34,6 Meter
betrug die gesammte Höhe des Baumes; der Cubikinhalt beziffert sich
als Durchsclmitt aus mehreren Berechnungsweisen auf 4,92 cbm, wodurch
sich eine Formzahl von 37 ergibt, eine für das Alter des Stammes sehr
hohe Zalil.
Der Stärkezuwachs bei 6 Meter iihvr dem Boden war folgender:
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs pro Jahr
Dem
10
20
30
40
5
10
14
16,5
19,0
78,5
154,0
214,0
2,0
5.9
7,8
6,0
— 311
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs
D cm
50
21,4
359,0
14,5
60
23,6
429,0
7,0
70
26,4
547,0
11,8
80
28,0
616,0
6,9
90
30,0
707,0
9,1
100
31,6
784,0
7,7
130
36,2
1018,0
7,8
IGO
40,2
1170,0
7,6
20)
44,8
1575,0
6,1
21ö
45,9.
1654,0
5,2
Der Hauptstärkezuwachö fällt ZAvischeii 50 und 70 Jaliren, ist
durchaus ein sehr geringer gewesen; während der letzten 65 Jalire
betrug die JaluTingbreite nur 0,4 mm ; volle 7 cm ist die Breite der
Splintschichte, der Uebergang in das Kernholz ist ein sehr unregel-
mässiger; Dicke der Rinde an der Basis 3, in der Mitte des Stammes 2 cm.
In den Blauen Bergen zeigte eine Gelbkiefer mit 320 Jaliren bei
1 Meter über Boden einen Durchmesser von 3,8 Meter; bei 22 Meter
über Boden 63 cm Durchmesser.
Gesammte Höhe 44 Meter, sohin Cubikinhalt des Baumes 15,55 cbm
mit einer Formzahl von 31.
Der StärkezuAvaclis 1 Meter über Boden Avar folgender:
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs pro Jahr
(Jahre)
cm
D cm
Dem
10
3,8
11,3
1,13
20
8,8
60,8
4,9
30
15,6
190,7
13,0
40
24,0
452,0
25,13
80
59,0
2734,0
57,0
100
68,0
3632,0
44,9
150
94,0
6940,0
66,2
200
112
9852,0
58,2
320
122
11690,0
15,3
Auch der Zuwachsgang dieses Baumes beweist, dass er bei der
langsamen Kulturmethodc des Urwaldes lange Zeit unter dem seitlichen
Drucke zu kämpfen hatte; die Jalu-ringc des letzten Jahrhunderts waren
so ausserordentlich fein, dass sie sich kaum mit der Lupe erkennen
Hessen.
— 312 —
Eine andere Kiefer war auffallend durch ihre Yollholzigkeit des
werthvollsten Schaftstückes :
0,6 Meter über Boden betrug der Durchmesser des Holzes 100 cm
5,6
88
inß , « 88 „ (reine Walze)
15,6
21,0
81
78
Gesammthöhe 43 Meter, Inhalt des Stammes somit 18,91 cbm,
Formzahl des Schaftes 56.
Unsere einheimische Tanne, wohl der vollholzigste Baum, hat
nach den bayerischen Massentafeln bei 100 cm Baumstärke eine Form-
zahl von 40.
Der Splint betrug an diesem Exemplare durchaus 16cm; das
New-Yorker Sammlungsstück weist 21 cm Splint auf; dieser Wechsel
der Splintbreite ist für den Werth, besonders die Dauer des Holzes
von grösster Bedeutung. Im nördlichen Californien auf vorzüglichem,
vulkanisch-sandig-humosem Boden, Yerhältnissen, in welchen die Pinus
ponderosa ihr Maximum an Wuchskraft entfaltet, geht damit Hand in
Hand auch eine auffallende Yerbreiterung des Splintes; auf solchen
feuchten, kräftigen Standorten bleibt auch die Borke auffallend klein,
dünn, grauschuppig; der Baum heisst dort Pitch-Pine, da aus den
Baumstümpfen nach der Fällung sehr reichlich Harz ausfliesst, denn
fast der ganze Hoizkörper eines Baumes von 1 Meter
Durchmesser besteht aus Splint.
Eng geschlossene Gruppen von gleichalterigen Stämmen, etwa
20 — 30 an der Zahl, findet man öfter; sie rühren wohl von AYind-
brüchen her; in solchen Gruppen ist die Bodenbedeckung auch in
hohem Alter nur von kräftigen Nadeln hergestellt; sie geben einen
Anhalt, wie gewaltig sich die Holzmassenproduktion pro Fläche durch
eine dichtere Yorjüngungsweise bei geregelter Bewirthschaftung wird
steigern lassen, ob nachhaltig, ist freilich eine andere Frage.
Dass die Golbkiefer in den Bergen die sandig-kiesigen Oertlich-
koiton occupirt, braucht kaum erwähnt zu werden; je nach der Güte
dei^selben wechselt die Wachsthunisleistung und die Schwere des Holzes.
Soviel scheint aus meinen Messungen und den Zahlen des Census-
berichtes hervorzugehen, dass das kühlere Gebirgsklima der Kocky
Mountains keinen günstigen Einfluss auf die Güte des Holzes übt,
soweit liir diese das specifischc Gewicht ein Coefficient ist; denn
Splintholz von 1 mm Kingbreite hat in Montana und Colorado ein
spfcitisrhc's Gewicht von 49, während solches von Californien ein
— 313 —
specifisches Gewicht von 54 aufweist; mit der Zunahme der Jahrringbreite
sinkt das specifische Gewicht; bei 7 mm Eingbreite hat californisches
Holz nur ein specifisches Gewicht von 44 ; bei 1 mm Ringbreite scheint bei
dieser Kiefer, wie wohl bei den meisten Nadelhölzern, das schwerste
Holz gebildet zu Averden. Soviel kann man Avohl behaupten, dass das
Gelbkiefernholz in Schwere das unserer einheimischen Kiefer nicht
übertrifft und dass erstere den Xamen ponderosa nicht verdient.
Die Gelbkiefer entwickelt im lockeren Boden eine in die Tiefe
gehende Pfahlwurzel mit zahlreichen seicht streichenden Ast\Mirzeln ;
in der Heimat bleiben junge Pflanzen im ersten Jahre sehr niedrig;
kaum 1,5 cm über den Cotyledonen eiTcicht der Trieb. Im zweiten
Jahre beträgt die Länge 6,5 cm, wobei die einfachen Nadeln durch
die mit dem weiter unten beschriebenen Lophodermium besetzt sind ;
im dritten Jahre ist sie erst 12 cm hoch; vom fünften Jahre an hebt
sich ihr Höhenwachsthum rasch und ein Jahres-Trieb mit dem oben
erwähnten Durchmesser hat auch eine Länge von 1/2 — 1 Meter.
Der Baum gehört der Section Taeda an, sowohl als dreinadelige
Holzart als auch nach dem Bau seines Holzes ; als von einer westlichen,
dreinadeligen Kiefer stammend, kann das Holz an den Parenchym-
wandungen der Markstrahlen erkannt werden, welche schwach verdickt
sind und wie die darunter liegenden Tracheiden einfache Tüpfel tragen,
während bei den östlichen Arten der Section die Wandungen zart und
nur die darunter liegenden Tracheiden mit Tüpfel versehen sind.
In ihrer Heimat leiden die ein- und zweijährigen Kiefern von
der Schüttekrankheit, soAveit diese durch einen Pilz, ein Lopho-
dermium, veranlasst werden.
In der Sporenbildung ist der Pilz von Lophodermium Pinastri
kaum verschieden; die acht glatten Sporen von der Länge des Ascus
liegen in spiraliger Anordnung; auffallend ist jedoch die Gestalt der
Paraphysen, die eine wunderliche Copie verschiedener Spazierstock-
formen sind (Tafel X); so schlecht lateinisch das Wort baculiferus sein
mag, so gut wie ein Eigenname ist es zur Charakterisirung des Pilzes
immer noch ; es mag desshalb der Pilz L 0 p h 0 d e r m i u m b a c u 1 i -
ferum n. sp. heissen. Die Spermogonien erscheinen an einfachen
und Kurztriebnadeln schon im ersten Jahre der Infektion ; im zweiten
reifen die Sporen in den Asken der langgestreckten schwarzen Peri-
thecien. Der Pilz war vor der Aufzucht der Gelbkiefer im Osten der Union
unbekannt, ist aber mit dem Samen, wohl an Nadelbruchstücken, dorthin
eingeschleppt worden, wo er die der Zierde wegen gepflanzte Pinus austriaca
sowie die Pinus resinosa durch Missfärbung der Nadeln verunstaltet.
— 314 —
Unter den phanerogamen Schmarotzern sei Arceuthobiiim
robustnm und das zierlich gebaute Arceuthobium occidentale
erwähnt, welche, in der Rinde von Seitenzweigen lebend, diese zu
abnormen Verlängerungen, zur Entwickelung eines hängenden Hexen-
besens anreizen.
Chamaecyparis Lawsoniana Pari. (syn. Cupressus
Lawsoniana Murr.), Port Orford Cedar, White Cedar, Law-
son's Cypresse, Lawsonia. Diesen schönen Baum bezeichnet der
Berichterstatter der amerikanischen Regierung als einen Baum, der dem
ökonomischen Werthe nach unter den ersten stehe ; der Baum ist weiters
insofern interessant, als er, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen,
auch in Deutschland vortrefflich gedeiht ; es ist diess um so auf-
fallender, da sein Optimum im wärmsten Theile von Oregon, im Süden
und unmittelbar an der vom warmen Meere begrenzten Küste liegt,
in dem Gebiete, in dem der Feigenbaum (Ficus Carica) und Eucalyptus
völlig ungeschützt gedeihen, in dem Ende Xovember die frostempfind-
lichen Dahlien noch in voller Blüthe stehen; dort gesellen sich zur
Lawsonia, wie der Baum w^ohl kurz genannt werden mag, noch die
Douglasia, die Küstenfichte und immergrüne Sträucher wie Rhododendron,
Arctostaphylos und andere, welche die Nähe der Zone der immergrünen
Holzarten veiTathen.
Das Verbreitungsgebiet der Holzart ist sehr beschränkt ; in Oregon
geht sie nicht nördlicher als Coos Bay, in Californien findet sie sich
am oberen Flusslaufe des Sakramento; dabei entfernt sie sich nirgends
mehr als 7 geographische Meilen von der Küste. In dem Küstengebirge
(Coast Range) steigt die Lawsonia etwa bis 500 Meter empor, liebt die
Ufer der Bäche, die engen, feuchten, der Sonne zugekehrten, also
warmen Schluchten; dort stockt sie auf mineralisch kräftigem Boden
und ci-wächst zu reinschaftigen geraden Stämmen; Höhen von 50 Meter
und Durchmesser von 1,78 Meter sind wohl gute Durchschnitte.
Auf sandigem Boden wechselt die Wachsthumsleistung selbst-
vcrständJicli nach der Beimengung von Thon und Humus.
Auf frischen, sandig-lehmigen Böden, da, wo das früher angegebene
zweite Wachsthum der Douglasia stand, erwächst in 80 Jahren die
Law.sonia bis zu cinci- Höhe von 35 Meter mit einem Durchmesser
von 78 cm (mit Rinde); sie bleibt auf diesem Boden hinter der Douglasia,
deren Optimum etwas nördlicher liegt, in ihren Wachsthumsleistungen
zurück. 50 Meter Hr.hc bei 90 cm Durchmessci- in ausgewachsenem
Zustande ist auch dort ciii<" gute Durchschnittsleistung; 61 Meter Höhe
— 315 —
und 4 Meter Durchmesser sind Maximalleistungen. Auf Boden, der
als lehmiger Sandboden angesprochen werden muss, zeigte ein Exemplar
mit 1 Meter Durchmesser 48 Meter Höhe; auch auf solchem Boden
kommt bei genügender Bodenfeuchtigkeit die Douglasia und die Küsten-
tanne fort, welche beide die Lawsonia in iln-er Höhenentwickelung
übeiTagen.
Endlich auf Boden, den wir etwa als mittleren Sandboden oder
Sandboden III. Bonität bezeichnen würden, erheben sich uralte Exemplare
in dem luft- und bodenfeuchten Klima bis zu 38 Meter Höhe und
1,28 Meter Durchmesser; die Aeste beginnen bei einer Schafthöhe von
17 Meter; eine andere ganz nahe stehende Lawsonia hatte 39 Meter
Höhe und volle 1,90 Meter Durchmesser, also keine Höhenzunahme
im Vergleiche zum Stärkewachsthum.
Ueberall in der Heimat, wo immer durch die Axt oder durch
Feuer Platz geschaffen wurde, ja selbst in Gärten und auf wenig
benützten Wegen siedelt sich die Lawsonia durch natürliche Besamung
an, da der leichte Same überall hin vom Winde getragen wird und
junge wie alte Exemplare reichlich alljährlich Samen hervorbringen.
Im Gebirge über 500 Meter, sowie auf der ganzen Ostseite der
Berge tritt der Riesen-Lebensbaum (Thuja gigantaea) an die Stelle der
Lawsonia.
Der Zuwachsgang an Stärke Avar für das Xew- Yorker Sammlungs-
stück folgender bei etwa 3 Meter über Boden:
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs pro Jahr
(Jahre)
cm
Dem
Dem
10
3,4
9,2
0,9
20
0,4
32,2
2,3
40
11,8
109,4
3,8
60
16,4
211,2
5,1
80
20,8
339,9
6,4
100
23,0
415,3
3,7
120
26,4
547,0
6,6
140
30,0
707,0
8,0
160
36,0
1018,0
15,5
180
41,6
1359,0
17,0
193
44,2
1534,0
13,0
Splintbreite beträgt 3,2 cm.
Aus dieser Tabelle geht hervor, dass dieser Baum lange Zeit im
Urwalde beengt war und langsam erwachsen ist, während Exemplare,
— 316 —
die jetzt auf demselben Gebiete, auf kahler Fläche frei aufwachsen,
mit 10 Jahren bereits 10 cm Durchmesser und 5,5 Meter Höhe erreichen,
also einen Zuwachs von 7,8 Dem pro Jahr bei 0,5 cm Jahrringbreite
und 55 cm Jahrestrieblänge zeigen.
Die Lawsonia fällt in ihrer Heimat durch eine besonders starke,
wTissliche Färbung der Blattschuppen-Grenzen auf der Unterseite der
Zweige auf, während das kräftige Längenwachsthum in dem bogen-
förmig überhängenden zarten, weichen Längstriebe sich verräth. Das
Ueberhängen des Leittriebes ist durchaus keine zufällige Erscheinung
und hat einen ganz anderen Grund als die bei den Trauer -Yarietäten
verschiedener Holzarten beobachtete Erscheinung; der überhängende
Leittrieb richtet sich bekanntlich im folgenden Jahre völlig gerade auf.
Das Ueberhängen des Triebes ist sogar ein guter Gattungscharakter. Zum
Beispiel sämmtliche Tsuga-Arten, die indische, japanische und die drei
amerikanischen Arten zeigen alle in der Jugend den abwärts gebogenen
Leittrieb ; auch unter den Laubhölzern kann man Aehnliches beobachten ;
so ist es auffallend, dass alle Ulmacaeen schief gestellte Endtriebe tragen,
die sich erst später gerade richten. Unter den Holzarten, die man unter
der Gattung Chamaecyparis zusammenfasst, sind zwei nordamerikanische
Arten, deren Triebe in der Jugend gerade in die Höhe ragen, näm-
lich Chamaecyparis nutkaensis und sphaeroidea, während die beiden
japanischen Arten sich wieder Avie die Lawsonia verhalten. Es ist
sehr wahrscheinlicli, dass die beiden genannten Ausnalnnen keine Aus-
nahmen, sondern entweder eine Regel für sich, das heisst eine eigene
Gattung oder dass man sie mit Unrecht von der Gattung Cupressus
selbst abgetrennt hat, die auch steife Jahrestriebe besitzt.
Die Rinde des jungen Baumes im Bestände ist braunroth, glatt,
im Lichte heller; später wird sie kleinschuppig und geht im höheren
Alter in eine Borke über mit sehr langen, tiefen, verticalen Rissen;
die Dicke der Borke beträgt bis 5 cm, die Breite der Platten 5 cm,
dabei verlaufen die Risse eine Strecke abwärts, enden plötzlich, während
unweit davon andere einsetzen und weiter abwärts verlaufen. Das
bcigcgebeno Habitusbild gibt eine uralte Lawsoniana, auf geringem,
lehmigem Boden erwachsen, wieder.
Im Stangenholzalter sind die Zweige etwas aufrecht gerichtet,
während die S))itzen stets abwärts hängen; an alten Bäumen kehren
sie sich etwas nach abwärts, in der Regel mit gabeliger Theilung; die
Krone, in der Jugend kegelförmig, greift im Alter w(Mt aus und nimmt
Zu(*kerhutform an; (Wo gesammte Färbung ist blaugrün. Die Früchte
sind kugelig, 8 mm im Duichmesser, Zapfenschilder dünn mit einer
-- 317 —
rinnenartigen Vertiefung an der Aussenseite (Tafel VI). Der Same
(Tafel YIII) soll ziemlich rasch seine Keimfähigkeit verlieren; meine
Erfahrungen stimmen hiemit nicht ganz überein; Same, den ich im
November 1885 in der Heimat der Lawsonia in Coos Bay gesammelt,
erwies sich, im Frühjahr 1888
in Japan ausgesät, noch gut
keimfähig ; dabei hatte derselbe
eine Keise über den Stillen
Ocean und zwei Keisen durch
die Tropen über Singapore nach
Deutschland und wieder zurück
nach Japan zurückgelegt. Auch
durch Stecklinge kann der
Baum fortgepflanzt werden, ein
Verfahren, das bekanntlich auch
bei den japanischen Verwand-
ten Ch. obtusa und pisifera
sowie bei der Cryptomeria ge-
handhabt wird. Solche Steck-
linge eilen den Sämlingen
im Wachsthume beträchtlich
voraus.
Von den aus Stecklingen
erwachsenen Bäumen soll ein
grösserer Procentsatz „roth-
faul'' oder pilzkrank sein als
bei den aus Samen erwach-
senen Bäumen der Fall ist,
eine Erscheinung, die sich
durch eine Infection der Schnitt-
fläche des Stecklings zur Zeit
der Pflanzung erklären lässt.
So lange die Pflanzen im kräf-
tigen Dickenwachsthum stehen,
bleibt (l(>r Pilz im Holzk()rper zurück; erlahmt die AVuchskraft der
Pflanze, so eilt der Pilz voran und zerstört das Innere in grösserer
Proportion als die neue Holzmasse hinzuwächst. Aehnliches kann
man wenigstens bei den Stecklingspflanziingen in Japan beobachten.
Die Lawsonia kann in der Jugnul lange Zeit Schatten ertragen,
gedeiht aber im Waldgcbieto aucli völlig frei, wenn die Feuchtig-
Fig. 12. chamaecyparis Lawsonia, Lawsonia;
altes Kxcmplar, ;^S Meter hoch, 1,2.S Meter Durch-
messer, Beginn der Aeste bei 17 Meter.
— 318 —
keit der Luft stets gross ist; wo diese rasch wechselt, besonders im
Winter, wie im östlichen Nordamerika, leidet ihr zarter Gipfel ; es gibt
diess einen Fingerzeig, durch seitlichen Schutz, durch Füllung der
Pflanzung für Erhaltung der Feuchtigkeit der Luft und des Bodens
zu sorgen.
Wenn man sich einer Sägemühle nähert, die Lawsonia-Holz ver-
arbeitet, so fällt der durchdringende, angenehme Geruch auf, den
das fi-ische Holz von sich gibt. Es ist eine Eigenthümlichkeit aller
Cupressineen, dass sie intensiv riechende Hölzer produciren und über-
diess jede Art wieder ihren speciellen Geruch besitzt; die japanischen
Cupressineen stehen den amerikanischen hierin nicht nach, Thujopsis
dolabrata aber übertrifft alle Angehörigen der grossen Familie sowohl
durch Stärke des Geruches als auch durch dessen Unannehmlichkeit,
blanche Holzstücke der Lawsonia sind so mit dem ätherischen Oele
durchtränkt, dass man sie analog der Verharzung bei den Nadelhölzern
als „verölt" bezeichnen könnte; solche Stücke sind ausserordentlich
schwer, röthlich und emittiren einen Geruch, der Kopfweh verursacht.
Diesem Oele verdankt das Holz offenbar seine grosse Dauer.
Das Holz ist ausgezeichnet durch starke Zellwände des Frülijahrs-
wie des sehr schmalen Sonmierholzes ; darin liegt das hohe specifische
Gewicht (46), die Härte des Holzes, verglichen mit der östlichen
Verwandten, begründet; das Sommerholz erhält seine dunkle Färbung
durch die zahlreichen, mit rothbraunem Kernstoffe erfüllten Längs-
paronchymzellen, die auf Tangentalschnitten auch mit freiem Auge
sichtbar sind; die Markstralilen enthalten nur Querparenchym ; Harz-
gänge fehlen.
Der 4 cm breite Splint ist in Farbe nur unmerklich von dem
heneren, gelblichen Kerne verschieden; schwach seidenartig glänzend
mit feinen Jahrringgrenzen nimmt das Holz eine vorzügliche Politur
an; das specifische Gewicht mit 4G ist für eine Cypressen-Art aiif-
fallond hoch; es ist leicht zu bearbeiten und dient besonders zu
Brottwaaren für die innere Fertigstellung der Häuser, zur Dielung,
EisonbahnschweihMi, Zaunpfosten etc. Li sumpfigem Terrain an der
M(.'oresküstc werden die Bäume zu Rostbauten benützt, bei welcher
Verwendung sie 4 — 5ma! längere Dauer besitzen als das Holz der
Douglasia, das unter diesen ungünstigen Verhältnissen schon nach
4 — 5 Jahren zerstört ist. J^ei solchen Bauten muss man aber erwähnen,
dass die ganzen Stämnif; eingerammt werden, ohne Rinde oder Splint
zuvor zu entfernen, oder missfarbige, pilzkranke Stücke auszuschneiden,
wie (Hess ülx'rliinipt in Amerika bei keiner Vervvendungsweise des Bau-
— 319 —
holzes geschieht. Desshalb sind auch alle Angaben über die
Dauer des verwendeten Holzes nicht absolut zuverlässig. In dem
erwähnten Falle scheint eher der Beweis geliefert, dass unter den
Douglasia - Stämmen ein grösserer Procentsatz pilzkranken Materials
sich findet.
Thuja gigantea Kutt., Ked Cedar, pacifische Thuja,
Riesen-Thuja, Riesen-Lebensbaum (syn. Thuja Menziesii Dougl.,
Thuja Lobii Hort., Thuja plicata Don. (zum Theil) ; zu dieser heillosen
Menge von synonymen Namen hat wohl die Yerwechsking dieser Art
mit der folgenden viel beigetragen, von der sie jedoch so grundverschieden
ist; unter Thuja plicata beschreibt Willkomm in seiner forstlichen
Flora eine eigene Art aus dem Nordwesten Amerika's, welche ameri-
kanische Botaniker mit Recht als identisch mit der Thuja gigantea Nutt.
auffassen; in der Flora Willkomm's ist unter „Thuja gigantea (syn.
Lobii)'' jener Baum beschrieben, der allgemein als Libocedrus decurrens
Torr, gilt, während wieder unter dem Namen „Thuja Menziesii" die
wahre Thuja gigantea Nutt. beschrieben wird ; freilich ist sie nicht ein
Baum zweiter bis dritter Grösse mit einer Länge von 55 Meter.
Mit Hilfe der Abbildungen von Seitenzweigspitzen , Samen und
Früchten der Cham. Lawsoniana, Cham, nutkaensis, Cham, sphaeroidea,
Thuja occidentalis , Thuja gigantea und Libocedrus decurrens auf
Tafel YI und YIH dürfte eine Bestimmung der Pflanzen in jedem
Stadium ihrer Entwickelung möglich sein. Um auch die bei uns
inuner häufiger werdenden japanischen Yerwandten davon trennen zu
können, habe ich auch von Chamaecyparis obtusa, Cham, pisifera,
Biota Orientalis und Thujopsis dolabrata Seitenzweige und Früchte auf
Tafel YI gezeichnet.
Die pacifische Thuja geht in vielen Stücken parallel mit der
atlantischen Thuja, die im Gebirge auf unmittelbare Nähe der Bäche
beschränkt ist, in der sumpfigen Ebene aber auf grosse Strecken hin
selbst reine Bestände bildet. Auch die pacifische Thuja ist im Felsen-
gebirge auf die unmittelbare Nähe der Gebirgsbäche angewiesen und
erwächst, insbesonders am Puget Sound in dem boden- und luftfeuchten
Gebiete, nur wenig über dem Niveau des Meeres erhoben, zu gewaltigen
Dimensionen. Der Censusbericht gibt 45 Meter Maximalhöhe an ; nach
meinen Messungen ist die DurchschnittsliiUic der dortigen i-einen Be-
stände oft 50 Meter und Exemplare von 54 Meter Höhe bei 1,75 Meter
Durchmesser sind sehr häufig: CO Meter diirfte wohl die Maximal-
entwic'kiung sein.
— 320 —
Der Stamm baut sich auffallend spitz, kegelförmig auf, ja vielfach
ist seine Form näher einem Neileid als einem Kegel; die Basis ist
enorm breit ; in 2 Meter Höhe sind Durchmesser von 3 und mehr Meter
häufig genug ; dabei ist die Krone so schwach beastet und locker belaubt,
dass der Stamm bis in die oberste Spitze erkennbar ist. Die Anfangs
aufrecht stehenden Aeste senken sich bei alten Exemplaren ; von ihnen
hängen dann die feineren, dünnen Zweige mit der Benadelung senk-
recht herab; das äusserste Ende des Triebes hebt sich in der Kegel
wieder etwas empor.
Der Baum erträgt lange Zeit von Jugend auf Beschattung, wächst
dabei stetig, aber sehr langsam; bei eintretender Freiheit des Gipfels
hebt sich das Wachsthum sehr rasch
und freistehende Exemplare erwachsen
in der Jugend so schnell wie solche
der Lawsoniana; wenn der Baum
einen astreinen Nutzschaft bilden
soll, muss er in engen Druck ge-
bracht werden, denn er reinigt sich
so schwierig von den langlebigen,
harten Seitenästen, wie sein östlicher
Verwandter; der Hauptstamm gabelt
sich im hohen Alter gerne oder wird
gebrochen, Avorauf neue Gipfeltriebe
sich erheben; die beigegebene Scliaft-
form, nach einem vom Feuer getöd-
teten Stamme gefertigt, möge das
dem Texte Fehlende ergänzen.
Den Baum deckt eine schmale,
weiche und seicht-rissige Borke; die
Risse zerlegen die Borke in lange
2 — 3 cm breite Stücke ; die ge-
sammte Farbe ist grau bei freistehenden, rötlilich bei im Sclilusse
aufgewachsenen Exemplaren ; junge Pflanzen wachsen aucli in der
Heimat, wenn sie freistehen, kräftig; am Fuget Sound erreichen ein-
jährige J'flanzen 5,5 cm Länge, zweijährige 13 cm Höhe, südlicher in
Oregon erwaclisen einjährige Pflanzen zu einer Höhe von 9 cm, zwei-
jährige bis zu 20 cm; dabei ist der Leittrieb stets gerade aufgerichtet;
an den Scitentrieben füllt die hellere Unterseite auf.
Der Stärkezuwachs des New -Yorker Stückes, das offenbar etwas
freistellend eiwuclisen \\<\\\ win- fol"-ender:
Fig. i:i. Schaftformen der Thuja gigantea.
— 321 —
Alter
Durchmesser
Kreisfläche
Zuwachs pro Jahr
(Jahre)
cm
Dem
D cm
10
7,2
40,7
4,1
20
11,4
102,1
6,1
40
23,8
444,3
17,1
60
38,2
1145,3
35,0
80
48,0
1810,0
33,2
100
66,0
3421,0
80,5
104
69,0
3739,0
79,5
Das graubraune Kernholz bedeckt ein 3 cm breiter Splint; das
Holz, unschön von Farbe, von der Schwere des Weymouthskiefern-Holzes,
ist sehr dauerhaft bei Yerwendung- im Boden imd wird zu Brücken-
bauten, Eisenbahnschwellen, Dachschindeln, Zaunpfosten, zu Fässern
aller Art benützt.
Anatomisch fallen die weiten Lumina und die dünnen Wandungen
der Frühjahrszellen auf, welche die Leichtigkeit des Holzes erklären;
die Sommerholzscliichte ist kräftig und dunkel, führt Längsparenchym
wie die Lawsonia; auch im übrigen Baue folgt das Holz dem Typus
der Cupressineen.
Libocedrus decurrens Torr., White Cedar, Bas'tard
C e d a r, H e y d e r i a . Auch dieser Baum hat verschiedene Benennungen
erhalten, die man wenigstens im Deutschen vermeiden könnte, wenn
man den Koch 'sehen Kamen Heyderia acceptiren wollte; Carriere
hat unglücklicher Weise diesen Baum als Thuja gigantea beschrieben,
Koch nennt ihn Heyderia decurrens.
Wer diese und die vorigen Arten in ihren natürlichen Verbreitungs-
gebieten in jungen und alten Exemplaren sieht, der kann diese drei
Arten unmöglich verwechseln; räumlich scharf geschieden sind sie
auch botanisch in ihrem ganzen Aufbau von Rinde und Habitus. Die
Tiuija erreicht im südlichen Oregon ihre Südgrenze; diess ist der
Anfangspunkt der Lawsonia, an welche sich dann nacli Süden die
Heyderia anschliesst, die in den Bergen zwischen 1500 und 2700 Meter
an der Westseite der Sierra Nevada und des Küstengebirges mit Tannen
und Kiefern in grosser Menge auftritt. Dabei reicht sie in ihrer
vertikalen Verbreitung hart an die Grenze der gemässigt-kühlen Region
heran: ob sie in dieselbe übertritt, ist eine Frage, denn die Tanne,
mit der sie stets in CJesellschaft h'bt, dio Abies concolor, ist keine
typisclie Vertreterin der Fichten- und Tannenregion.
Dr. Mayv. 21
— 322
Die Pflanze ist cliaraktevisirt durch den Aufbau der schuppen-
förmigen Blätter, von denen stets vier zusammen auf gleicher Höhe
des Triebes sitzen (Tafel Yl) ; Schuppen scharf zugespitzt; Triebe auf-
reclit. An frei erAvachsenen Exemplaren erscheint der Leittrieb in der
Heimat der Pflanze oft überhängend, da solche isolirte Exemplare die
Lieblings-Ruheplätze für die Yögel sind, welche durch ihr fleissiges
Besitzen die elastischen Zweige während
der Yegetationszeit herabkrümmen.
Die ersten 10 Jahre wächst der
Baum langsam, dann aber rasch in die
Höhe; dabei geht die Rinde sehr bald
in eine Borke mit kleinen Schuppen
über, die sich leiclit ablösen; später
erscheinen dann Längsrisse. Den völlig-
erwachsenen Baum charakterisirt eine
sehr breite , tief rissige , rothbraune,
Aveiche Borke; Borkenplatten 8 — 10cm
breit, 4 — 6 cm dick; dabei unterscheidet
sich die Boi'ke a^ou der der LaAvsonia
dadurch, dass viele der Risse diagonal
zwischen zAvei Längsrissen verlaufen.
AYo ein Borkenthal verläuft, ist der
innen liegende Holzkörper ausgebaucht,
so dass der Querschnitt eines Stammes
einen grobAvelligen Yerlaiif der Jahres-
ringe freilegt; der helle Splint Avechselt
zwischen 7 uiul IG cm in der Breite.
Der ausgeAvachsene Baum trägt eine
Krone, die im Aufbau ganz Avesentlich
von einer Thuja verschieden ist; die
Krone ist ein langgestreckter Zuckerhut,
die Aeste sind kurz, ki-äftig, sparrig und
vielfach knieförmig gebogen und otAvas
aufgei-ichtet. Beigegebenf» Figur, nach der Natur gezeichnet, stellt
('iiK'ii crwaclisfiicn Baum dar.
Ereisteheiidc Ex('ni])lare siiul auffallend gelbgriin, Aväln-end im
ilalbschatten bcfiiidliclic orjci" junge Exemplare eine dunkelgi-üne,
t^länzcndf I'';irl)ung tiagen.
Voll d(;ii verwandten Arten dilngt, Avie schon fi'üher orAvähnt,
Libocedius am weitesten naeli def i*i-iirie voi- und ist eiiu' Holzart,
-.—- -*^^^^.
'2:>«^-^
Flg 14. Lil)oc(Mlru.s «lecurrens.
.")•; M<!Ut hodi, 1,3'! Meter Durehracsser
— 323 —
die auch Boden mit vorwiegend sandiger Beimengung nicht verschmälit.
Docli liegt ihr Optimum auf mineralisch -kräftigem Boden mit reich-
licher Luftfeuchtigkeit; im Cascaden-Gebirge in den feuchten Thälern,
in der Sierra Xevada, in den San Bernardino-Bergen, hoch oben in
den engen Schluchten, hart an den Ufern der Bergwasser gedeiht sie
am besten.
Aus meinen Messungen ergibt sich als ]\Iaximalentwicklung
5(3 Meter Höhe und 1,50 Meter Durchmesser, während Höhen von
50 Meter einen guten Durchschnitt darstellen. Trotz dieser grossen
Dimensionen ist sie in den genannten Bergen die Kleinste in ihrer
Gesellschaft; die Tanne und die Zuckerkiefer, mit denen sie besonders
gerne zusammen lebt, überragen sie noch ganz beträclitlich.
Bei der gegenwärtigen Misshandlung der AYälder lässt sich auf
dem ganzen Verbreitungsgebiete der leichtsamigen Heyderia eine Ueber-
handnahme dieser Holzart auf Kosten der werthvolleren Arten con-
statiren; der mit grossen Flügelrändern (Tafel YIII) versehene Same
wird überall hin vom "Winde getragen und in dichten Horsten wachsen
die jungen Pflanzen empor, die langsamwüchsige Zuckerkiefer und
Jeftrey's Kiefer, soAvie die lichtbedürftige Gelbkiefer erdrückend. Der
verhältnissmässig grosse Zapfen ist aufrecht gerichtet (Tafel VI); Same
der grösste unter den Verwandten.
Das schmutzig gelbbraune Kernholz des Baumes hat ein specifisclies
Gewicht von 40 und einen eigenthümlichen Geruch und Geschmack;
beim Kauen des Holzes wird ein an Pfefter erinnernder Stoff extrahirt,
(hn- schliesslich zum Ausspucken des Holzes zwingt. Im anatomischen
Bau stimmt das Holz mit dem der übrigen Verwandten ganz überein;
das Längsparencliym ist auf die Sommerholzregion beschränkt und sehr
spärlich; für all' diese Hölzer sind Farbe und besonders der specifischc
Geruch, den man leider nicht beschreiben kann, die einzigen Unter-
scheidungsmerkmale.
Die dunkle Farbe des Kernholzes verräth eine grosse Dauer; in
der Tliat ist das Holz zu Wasserleitungen, Schindeln und dergleichen
sehr viel benützt.
Die Heyderia hat mehrere Feinde in ihrer Heimat. Ein Gymno-
sporangium sp.? veranlasst Beulen an den Aesten, oft hocli oben in
der Krone des Baumes; ein Arceuthobium lebt ebenfalls an der Hey-
deria und veranlasst hexenbesonartige Missbildungen der Wirthpflanze,
oft von einer Grösse, div^s die befallenen Zweige herabbrechen. Da
ich jedesmal nur im Winter die Avcstlichen Waldungen besuchen konnte,
feliN'n mir lilüthcn ti-agende E\-em])lare; es sclieint, (hiss Arceutliobieii
21 •
— 324 -
an Cupressineen im engeren Sinne in Amerika ziemlich selten sind;
einstweilen mag die Zwergmistel der Heyderia als Arceuthobium
Libocedri n. sp. gelten. Sehr schädlich scheint ein Pilz zu sein,
Daedalea vorax, der das Kernholz der stehenden Stämme zerstört;
dasselbe erscheint durch denselben dunkel rothbraun gefärbt, mit grossen
linsenförmigen Höhlungen ; dabei wird das Holz sehr brüchig. Endlich
sei noch eines Pilzes gedacht, der an den Schuppennadeln der Heyderia
orangerothe Flecken verursacht: Chrysomyxa Libocedri mihi,
der zur Zeit der Beobachtung (Ende November) in der Sporenbildung
begriffen war (Tafel X).
Pinus Lambert! ana Dougl., Sugar Pine, Zuckerkiefer,
Zuckerstrobe ist wohl die stattlichste von allen Kiefern, die sie
überdiess alle an Yollholzigkeit, Geradheit und Astreinheit des Schaftes
übertrifft.
Die Zuckerkiefer erreicht volle 92 Meter Länge, ist aber langsam-
wüchsig durcli ihr ganzes Leben hindurch; schon die einjährige Pflanze
entwickelt nur einen 1,5 cm Längstrieb oberhalb der 12 Cotyledonen ;
im besten Falle erreicht sie in ihrer Heimat bis zu 3 cm im ersten
Jaln-e. Die einfachen Nadeln sind 3 cm lang, steif; im zweiten Jahre
erreicht sie 51/2 cm; an in voller Wuchskraft stehenden Pflanzen lassen
sich keine Triebe von über 40 cm Länge auffinden.
Die Kinde der jungen Triebe ist spärlich mit braunen, kurzen
Ilaaren besetzt, bräunlich grau; 5 Nadeln von 7 cm Länge stehen
zusammen in einem Kurztriebe ; bei Regenwetter sind sie, wie bei der
Strobus, zusammengeklebt. Das erste Drittel des Triebes ist nadellos;
den Trieb schliesst eine Endknospe ab, die zwar kräftiger aber kürzer
ist als (iio aufrechten Seitenknospen; dabei sind die Knospen ver-
hältnissmässig dünn, völlig cylindrisch mit hngerhutförmigem Ende;
die Knospenschuppen stehen nur an dem obersten Rande etwas ab.
Die Rinde bleibt lange Zeit dunkel graugrün, dann erscheinen
kleine, schmale, dunkolgraue Borkenstücke, später durch tiefe Risse
getrennte Platten, die mit dem Alter an Breite zunehmen; aber jede
solche Borken])latte lässt sich Avieder in zahllose kleine unregclmässig
gefoi-nite Stücke — ähnlich den Epidermiszellen eines Blattes —
zertheilen; die frisch abgelösten Stellen sind dabei röthlich violett;
suniiiielt ni.ui ein Piobestück der Borke, so sieht man dasselbe, sobald
CS trocken geworden, zu seinem Leidwesen in zahllose Stücke zerfallen;
der (iesanunteindruck der Boikeiihuhe ist grau mit einem Stiche in's
Violette.
— 325 —
Ausgezeichnet ist die Krone des Baumes, die in dem massigen
Sclüusse des Urwaldes aus wenigen aber weit ausgreifenden Aesten
aufgebaut ist; die Seitenäste selbst sind ziemlich dicht mit Nadeln
besetzt, an ihren Enden hängen die grossen Zapfen. Wo dagegen die
Krone frei über die Umgebung liinausragt, z. B. an den Bergkämmen,
dann entwickelt sie eine Krone, welche offenbar den kleinsten Wider-
stand gegen Wind bietet, eine Krone, welche noch andere exponirt
aufwachsende Nadelhölzer wie Pinus Pinea, die Cedrus- Arten im hohen
Alter aufbauen; Fig. 16c.
Die grossen, senkrecht herabhängenden Zapfen sind hell gelbroth
und schon von grosser Entfernung sichtbar ; in den San Bernardino-
Bergen, dem südlichsten Punkte des Yorkonunens der Kiefer (soweit
die gegenwärtigen Kenntnisse reichen; ihr Yorkommen auf einzelnen
hohen Bergstöcken von Meder-Californien ist sehr Avahrscheinlich), ist
der Stiel des Zapfens 11 cm lang, 2 cm dick. Der Zapfen selbst ist
im guten Durchschnitt 42 cm lang; die kleinsten sind 35 cm auf
9 cm langen Stielen; Zapfen, wenn offen, 15 cm breit; Nadellänge
am erwachsenen Baume 8 cm. Die Zapfenschuppen sind an der Basis
nach dem Stiele zurückgerollt; die Zapfenschuppe selbst verläuft in
eine breite Schneide mit unscheinbarer Apophyse ; Innenseite der
Zapfenschuppe chocoladefarbig.
Im südlichen Oregon, im nördlichsten Yorkommen der Kiefer,
bleibt der Zapfen merklich in den Dimensionen zurück; die grössten
Zapfen messen nur 34 cm, die kleinsten 26 cm ohne Stiel ; der Samen-
flügel ist, wie der aller Kiefern der Section Strobus, am oberen Samen-
rande aufgewachsen, so dass der feine, braunrothe Flügel bei dem
Reinigen des Samens stets abbricht.
Diese Kiefer verlangt ein kühleres, luftfeuchteres Klima als die
übrigen Kiefern; ihr Optimum liegt in den Bergen oberhalb der Gelb-
kiefer; ihre Ansprüche an die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens
decken sich mit denen, welche die Abies concolor stellt. Die Zucker-
kiefer ist auf allen Bodenarten zu finden, verlangt aber für ihre
tiefgehenden Wurzeln einen lockeren Boden, sandig -lehmig, selbst
humoser Sand, kiesiger oder steiniger Boden mit reichlichen Ycr-
witterungsprodukten dazwischen und genügender Frische; selbst An-
schwemmungsböden der Gebirgsbäche an deren Oberlauf tragen mächtige
Exemplare dci- Zuckerkiefer. In den San Bernard ino-Bergen uinunt
sie die feuchten Muldon oberhalb der (ielbkicfer mit der Al)ies concolor
uud dci" llcyderia ein, steigt selbst höher als die JettVey's Kiefer. Tu
der Sierra Nevada des mittlenMi Californien bildet sie mit der Tanne
— 326 —
ausgedehnte Mischwald iingen und auf den nach Westen geneigten
Thälern und fluiden zusanmien mit der Scquoia gigantea die schon
beschiiebenen merkwürdigen Haine.
Die junge Pflanze kann entschieden Ueberschirmung einige Zeit
ertragen, gedeiht vortrefflich bei Jahrzehnte langer, massiger seitlicher
Beschattung und scheint wie die übrigen fünfnadeligen Kiefern, zum
Beispiel die östliche Schwester, die Strobus und die indische Schwester,
die excelsa, auf sandreichen, der Sonne sehr exponirten 0 ertlichkeiten
einen seitlichen Schutz geradezu zu verlangen.
In allen Lagen und Bodenarten wächst die Zuckerkiefer ziemlich
langsam und bleibt hinter den übrigen Kiefern (in gleicher klimatischer
Lage) zurück; dafüi^ aber wächst sie gleichmässig und andauernd.
Eines der höchsten Exemplare, die ich zufällig fand, stand auf
dem San Bernardino und mass bei 2,59 Meter Durchmesser mit Kinde
64 Meter Höhe ; die Aeste^ reichten ziemlich weit herab ; unweit davon
war eine Zuckerkiefer gefällt mit einem Holzdurchmesser von 1,61 Meter
in 2 Meter Höhe; dieselbe zeigte folgenden Stärkezuwachs:
Alter
(Jahre)
Durchmesser
c-iu
Kreisfläche,
D cm
Zuwachs pro Jahr
D cm
10
3
7;1
0,7
20
8
50,3
4,3
30
14,4
162,9
11,3
40
21,0
364,0
20,1
50
28,0
616,0
25,2
60
35,4
982,0
36,5
70
43,0
1432,0
47,1
80
50,0
1963,0
51,1
90
57,0
2597,0
63,4
100
63,0
3117,0
52,0
120
76,0
4536,0
70,9
150
95,0
7088,0
85,0
200
119,0
11122,0
80,7
2r>0
136,0
14527,0
68,1
300
154,0
18714,0
81,9
;ji7
161,0
20331,0
95,1
Die Rindendicke beträgt 10 cm, die Splintbreite 12 cm.
Trotz des hohen Alters von 317 Jahren fand iu)ch keine Abnahme
des Stärkozuwac-hses statt, dci- ül)erdiess im Yergleiclic zum Höhen-
wachsthum ein sdir kräftiger ist. Benachbarte^ Stämme von ähnlichen
Durclimes.scrn imkI wohl aiiniilici-nd -Icichem Alter hatten niclit über
— 327 —
70 Meter; ja selbst Stämme mit 2,58 Meter Durchmesser mit Kinde
liatten nicht über 64 Meter Höhe. Die Ziickerklefer erreicht in diesen
südliclien Gebirgsstöcken kaum die Dimensionen der grössere Wärme
liebenden Gelbkiefer, sie übertrifft kaum die Jeffi-ey's Kiefer; das
Optinnim liegt offenbar in den feuchten Thälern und hohen Bergen
des mittleren Californiens ; dort trifft man schon Exemplare mit nur
1,7 Meter Durchmesser, aber 68 Meter Höhe; dort erreicht auch ihre
Gesellschafterin, die Abies concolor, Dimensionen, gegen Avelche die
Angaben der nordamerikanischen Florenwerke um volle 30 Meter
zurückbleiben.
Das Holz spaltet in gewissen Standorten vorzüglich und war
früher allein zu Schindeln benützt; an manchen Standorten spaltet es
gar nicht ; was von der damals überall barbarischen Benutzungsmethode
übrig gelassen wurde, ist jetzt in Sägemühlen ein hochwillkommenes
Material, das zersägt beim Häuserbau zu Thüren, Blenden, zu Kisten,
Fässern und Holzwaaren aller Art verwendet wird.
Anatomisch gehört das Holz, wie die ganze Kiefer, zur Section
Strobus; als von einer westlichen Art stammend ist das Holz durch
schwach verdickte, Tüpfel führende Markstrahl -Parenchymzellen aus-
gezeichnet; die darunter liegenden Tracheidentüpfel correspondiren mit
ersteren; bei weitlumigen Organen des Frühjahrholzes finden sich zwei
bis drei Schlitzauge nförmige Tüpfel auf einer Tracheidenwand, wodurch
das Holz von anderen Angehörigen der Section und damit von anderen
Kiefern überhaupt unterscheidbar ist. Auffallend sind ferner am Holze
die grossen Harzgänge. Obwohl im specifischen Gewichte etwas leichter
als die Weymouths- Kiefer (nämlich 37), ist es doch nicht leichter zu
bearbeiten; die Zellwandungen der Zuckerkiefer sind zäher, nicht so
spröde als jene des Holzes der Weymouths-Kiefer.
An frischen Splintwunden tritt ein Saft aus, der eingetrocknet
ein gelbweisses, bröseliges Mehl hinterlässt, das sich im Munde völlig
auflöst und süss schmeckt, und als Mittel gegen Husten gepriesen wird.
Im August kommen zahlreiche Leute in den Wald . um diesen Zucker
zu sammeln, daher rührt der Name Zuckerkiefer.
Pin US Jeffreyi Murr., Bull Pine. Jeffrey 's Kiefer. Mit
Unrecht wird diese prächtige Kiefer von einigen Floristen als Varietät
der (Jelbkiefer aufgefasst; wo beide unmittell)ar nebeneinander stehen,
und docli eigentlich kein Grund zu einer A''ariation vorhanden sein
kann, ist eine Verwechslung unm(>glicli, selbst wenn man zweihundert-
füssige Stämme vor sich hat, an denen man wedei- Zapfen noch Xadeln
— 328 —
und Triebe erkennen kcann, gibt der Bau und die Farbe der Borken-
rinde untrüglichen Aufscliluss.
Schon im zweiten Lebensjahre der Pflanze tritt ein typisches
Merkmal auf, das sie für ihr ganzes Leben auch beibehält, nämlich
ein hell weissblauer Keif an den jungen Trieben; junge ponderosa-
Triebe sind stets glänzend braun. Die Nadeln sind etwas dem Triebe
zugekehrt, bei der Gelbkiefer rechtwinkelig abstehend; sie sind nicht
gebogen, von weisslich grüner Färbung, wogegen die Nadeln der Gelb-
kiefer dunkelgrün sind. Knospen ohne Harz, Knospenschnppen eng
anliegend, hellrothbraun mit dunkler Spitze. Nadellänge im südlichen
Oregon an der Nordgrenze der Yerbreitung der Kiefer 23 cm lang,
Zapfen 14 cm lang und 9 cm breit, wenn offen; Nabelspitzen der Apo-
physe am offenen Zapfen so weit zurückgebogen, dass keine über die
Fläche des Zapfens hervorsieht; fasst man den Zapfen mit der Hand
an, so fühlt man keine Dornen, welche dagegen an dem offenen Zapfen
der ponderosa empfindlich stechen. Auf dem südlichsten Standorte der
Jeffrey! in der Union, der zugleich ihr Optimum zu sein scheint, in
den San Bernardino-Bergen — nach neuen Beobachtungen sollen die
höheren Berge von Nieder-Californien auch noch mit den Kiefern der
San Bernardino-Berge bewachsen sein — erreichen die Zapfen, die in
Quirlen bis zu sechs zusammen an kurzen Stielen sitzen, eine Länge
von 18 cm und 10 cm Durchmesser an der Basis; der zweijährige Trieb,
welcher sechs solcher grosser Zapfen tragen muss, hat einen Durch-
messer von 2,5 cm; über einem solchen enggeschlossenen Quirle ver-
kümmert im Jahre der Reife der Zapfen der entsprechende Jahrestrieb ;
die Nadeln erreichen nur 14 cm Länge und 1 mm Dicke, während die
normale Länge derselben im Süden 23 cm wie im Norden und 2 mm
Dicke beträgt.
Die schöne weisse Färbung des Triebes verliert sich schon mit
dreijährigem Alter desselben ganz; die äusseren Schichten springen auf
und eine graue, dünne Borke tritt an ihre Stelle; Grösse und Dicke
der Schuppen nehmen mit dem Alter zu, aber auch an uralten Stämmen
sind die Borkenschuppen stets viel kleiner als von der ponderosa; jede
Borkenschuppe zerfällt, älinlich wie bei der Zuckerkiefer, wieder in
kleinere Figuren mit hell weisslichem Rande; auf der Sonnenseite ist
der Gesammtein(h-uck der Borke eine röthliclie Farbe, auf der Nord-
se.ito dagegen weiss-violctt; die* frisch ausgelösten Borkenschuppen sind
rosaroth gefäi-bt.
Das Verbreitungsgebiet der Kiefer hisst sich deutlich abgrenzen;
sie beginnt hinsichtlich (\ov Klevation da, wo die Gelbkiefer an Zalil
— 329 —
und Massenentwicklung bereits abnimmt und endet nach oben hin da,
wo die Zuckerkiefer und concolor-Tanne ihr Optimum erreichen; dass
natürlich einzelne Exemplare diese Grenzen überschreiten, ändert die
Thatsache nicht, die sich überall im südlichen Oregon wie an der
mexicanischen Grenze bestätigen lässt; sie liebt lockeren, kiesig-sandigen
Boden mit reichlicher, Avechselnder , nicht stagnirender Bodenfeuclitig-
keit; wenn ein Thal sich sanft gegen einen Fluss abdacht, da steht
auf der Krone des Thaies die Gelbkiefer, etwas tiefer, näher dem Flusse
Jeffrey 's und unmittelbar am Wasser selbst Erlen und Weiden; wo
das Terrain eine Mulde ohne stagnirende Feuchtigkeit im Centrum
bildet, nimmt die Jeffrevi stets die tiefsten Punkte ein ; wo dem lockeren
Boden reichlich Quellen entspringen oder langsam im geneigten Boden
abwärts suchen, da siedelt sich die Jeffrey's Iviefer in reinen Bestand-
gruppen an, während sie sonst überall nur zerstreut steht und anderen
Holzarten beigemengt ist; an den Ufern des oberen Sacramento findet
man auf dem lockeren, kiesigen Grunde, hart am Flusse prächtige
Exemplare der Jeftreyi, während die anstossenden , trockneren Hänge
nur von der Gelbkiefer besiedelt werden; offenbar ist der Same der
Jeffrevi dorthin vom Flusse aus den grösseren Hainen des Quellgebietes
herabgeschwemmt worden.
Die Kiefern des erwähnten Standortes am Flussufer hatten, Avenn
ich das ]^Iittel aus mehreren meiner Messungen nehme, eine Höhe von
44 Meter und einen Diu'chmesser von 1 Meter; in der SieiTa Nevada
des mittleren Californien, in jener Höhe, in der die Eiesen-Sequoien
beginnen, wo bereits keine Gelbkicfer mehr wächst, trift't man wieder
die Jeffrevi in den ffachen Mulden, während sie die luftfeuchten Thäler,
das Eldorado der Kiesen kaum betritt. Endlich im Süden erreicht sie
nach meinen Messungen eine Durchschnittshöhe von vollen 61 Metern
bei 1,4 Meter Durclunesser ; dort ist ihr Holz höher geschätzt als jenes
der Gelbkiefer.
Ordnet man die Nutzholzarten , die sich in diesem Gebiete nahe
bei einander finden, nach ihren Ansprüchen an die Bodenfeuch-
tigkeit, so erhält man folgende Keihc : Libocedrus, Pinus Jeffrevi,
Abies concolor, Pinus Lambertiana, Pinus ponderosa, Pinus Coulteri.
Ordnet man dagegen dieselben Holzarten nach ihren Ansprüclien
an die Feuchtigkeit der Luft, so erhält man die Reihe: Abies
concolor, Pinus Lambertiana, Pinus Jeffrevi, Pinus Coulteri, Libocedrus,
Pinus ponderosa.
In (jicsen allen Misshandlungen ausgesetzten AValdungen nimmt,
wie schon erwähnt, die Heydcria am meisten von dem entblössten
— 330
.--Vt-Ti
Boden in Besitz. Auch die Tanne erscheint ziemlicli zahlreich; die
Gelbkiefer findet in den warmen, steinigen, felsigen Lagen eine Zufluchts-
stätte; dagegen sieht man selten junge Pinus Jeflreyi, am wenigsten
die Zuckerkiefer und Coulter's Kiefer.
Die zukiinftige Waldgeneration, Avenn anders das Feuer später
abgehalten werden sollte, wird somit zusammengesetzt sein nach dem
Verhältnisse der Schwere der Sämereien der einzelnen Holz-
arten, ein Gesetz, das sich, wie erwähnt, auch bei dem Laubwalde
des Ostens vollzieht. Dabei wächst die
.J^, Jugend der genamiten Holzarten stets
in isolirten Gruppen auf, aus denen
später, w^enn sie das Feuer nicht ver-
nichtet, ein schlecht geschlossener Wald-
bestand mit allen seinen Nachtheilen
hervorgehen muss.
Die junge Jeff'reyi bleibt im ersten
Jahre nieder; einige der jungen Pflanzen
schliessen — w^as eine Seltenheit bei
einer Kiefer ist — noch in demselben
Jahre mit einer durch häutige Schuppen
geschützten Winterknospe ab; auch im
zweiten und dritten Jahre wächst sie
langsam, erst dann streckt sich der
schon weissliche Längstrieb beträchtlich.
In der Jugend steht sie hinsichtlich
ihrer Ansprüche an das Licht ZAvischen
der Zuck-erkiefer und der Gelbkiefer;
während letztere stets volles Licht ver-
langt, gedeiht die Jeffreyi auch bei
einiger Ueberschattung augenscheinlich
gut; doch ist es sehr wahrscheinlich,
dass sie im deutschen AValde, wo Wärme
und auch Licht beträchtlich geringer
sind als in der llcimat, besser im vollen Oberlichte, nur seitlich etwas
^'oscliiitzt. aufwachsen wird.
Den jius^-ewaelisenen Bjiiini kennzeiclnu't im südlichen Oregon
eine compacte Kinne mit knielTn-inig gebogenen Aestcn, während im
Siidcii iliic KidiKiilniiii wal/cntVtrmig, lockei' und jener der Gell)ki(^fer
äluilidi wird. Die beigf^gebcue Kigur, nach einer Kieler im südlielien
Oregon gezeichnet, dürfte den Tvpus wiedei-gehen. nach dem die JelTrey's
rig. I'»- Jcllnys Kitlor
(l'iiiu.s Jcllrcvi).
331
Kiefer sich bei uns, wenn anders sie ein grosser Baum Avird, auf-
bauen Avird.
Nach dem Xew- Yorker Sammlungsstücko war der Stärk ezuAvachs
2—3 Meter über Boden
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
Dem
Zuwachs pro Jahr
der Periode
D cm
10
6
28,3
2,8
'20
11
ÜJ,0
G,7
40
20
314,0
10,0
60
29
G()1,0
17,3
80
37
1078,0
20,7
100
45
1500,0
25,7
107
47
1735,0
20,1
Mit 100 Jahren scheint das Maximum an Zuwachs noch nicht
überschritten zu sein, denn die letzten Jahrringe ergeben immer diu-ch
die grössere Sclnvindung bei der Austrocknung ZuAvachsmessungen, die
mit denen tiefer liegender Partien nicht genau verglichen w^erden
kömien; die SpJintbreite berrägt volle 15 cm; nach meinen Messungen
umfasst der Splint zwei- bis dreihundertjähriger Exemplare 12,5 cm
vom Radius des Holzes; immerhin Avird durch diesen breiten Splint
der AVerth des Schaftholzes Avesentlich beeinträchtigt; das Kernholz
hat eine schöne, rosarothe Färbung, auffallend durch die Feinheit und
Zartheit der Sommerholzregion und die grossen Harzgänge ; anatomisch
gehört das Holz zum Typus der Section Taeda, mit scliAvach verdickten
Parench ymzellen .
Das Holz mit einem specifischen GoAvichte von 52 dürfte dem
unserer einheimischen Kiefer an Werth kaum nachstehen, Avenn es
auch in Amerika, avo es zu Nutzholz in grosser Menge zersägt AA^rd,
als coarse lumber bezeichnet Avird, — eine grobe AVaare im Ver-
gleiche zur Zucker- und Weymouthskiefer.
Pinus monticola DougL, Bergstrobe, vertritt die Section
Strobus in dem Cascaden-Gebirge von Washington uiul Oregon, avo
die Zuckerkiefer an iinor nördlichen und die Berg-Strobe an ihrer süd-
lichen Grenze ineinandergreifen; sie beAvohnt ferners die inneren Beig-
züge von Biitisch Columbieii . Idalio und Montana; A\i(^ die übrig(>n
Streben steigt auch diese an den Bergen aus ihrer gemässigt -Avarmcn
Roffioii in di»' kühl(M'(> Keti-ion d<M- 'rjinncn und Kiclit»'n üIxt und ihr
— 332 —
isolirtes Yorkoninien zwischen Tannen, Fichten und Lärchen beweist,
dass auch sie eine Pflanze ist, der längere Zeit in der Jugend der
Halbschatten zum Yortheile gereicht, und die durchaus nicht an
bestimmte Standorte gebunden ist; in Einzelmischung mit Douglasia
und Lärche erreicht sie eine Maximalhöhenentwicklung von 46 Meter
bei einem Durchmesser von 1,5 Meter; die Pflanze ist botanisch in
jeder Hinsicht ein Mittelding zwischen Weymouths-Strobe und Zucker-
Strobe; die Nadeln sind 10 cm lang; junger Trieb mit braunen Haaren;
der Zapfen sitzt auf 2 cm langem Stiele, ist 23 cm lang und wenn offen,
6 cm breit ; Borke grau, kleinschuppig, der Weymouthskiefer seLr ähnlich.
Das Holz folgt im anatomischen Baue völlig dem der Section Strobus.
Pinus Coulteri D. Don, Coulter's Kiefer. Schon aus
dem früher erwälmtcn Standorte, trocken, warm, kiesig -lehmig, im
Kieferngebiete der hohen San Bernardino- und Cuyamaca-Berge des
Südlichen Californicns kann man schliessen, dass dieser Baum in seiner
Höhenentwicklung hinter seiner Umgebung zurückbleiben wird ; in der
Tliat erreicht er im günstigsten Falle nur 46 Meter, 35 dürfte bereits
einen guten Durchschnitt darstellen. Der Baum ist dabei astreich und
die starken Aeste, bestimmt, die grossen Zapfen an ihren Enden zu
tragen, schwingen sich zuerst nach abwärts, um dann ihr Ende wieder
empor zu heben; die schweren Zapfen in Quirlen erhalten sich in
reichlicher Zahl am Baume von mehreren Jahrgängen und zerfallen
dann in der Kegel schon am Baume in Schuppen.
Die Zapfen sitzen auf 3 cm langen, 6 mm dicken Stielen; Zapfen
des ersten Jahres kugelig, 4,5 cm lang und breit, Schuppen mit hackcn-
f(")riniger Apophyse aufwärts gekrünmit; der reife Zapfen zeigt eine
Durchschnittslänge von 25 cm (30 cm dürfte wohl das Maximum sein)
und wenn geschlossen eine Dicke von 15 cm; Zapfen etwas abwärts
hängend. Apophyse des Zapfens in ein-o dicke, breite, stachelige Spitze
auslaufend, die an der Spitze des Zapfens dieser, an der Basis des-
scUx'u zugckrüninit ist. Frischer Zapfen, hell ockerfarbig, matt, meist
mit zahlreichen hellgelben Harztropfen; 1 Kilo und darüber schwer;
Knospen cvliiulrisch mit dicht anliegenden Schuppen; junge Triebe
gelbgrün; Nadeln 27 cju lang, zu drei in einem Kurztriebe; Kinde des
erwachsenen Baumes eine raulie, schmalrissige, dunkelgraue Borke.
Aus der Aehnliclikeit der Zapfen der Sabin'schen und Coulter'schcn
Kiefern (wegen dei- Samen wolle Tafel VII v(M'glichen werden) hat
nuiii au<'li ;nif eine Aelinl ichkeit dei- liänuK^ überhaupt geschlossen —
mit grossem Unrecht; denn die Sal)in'sche Kiefer verhält sich zur
— 333 —
Coulter'sclien etwa wie eine AYeide zu einer Pyramidenpappel; die
Coiüter'sche Kiefer hat stets einen ungetheilten geraden Schaft, reich
an abwärts geschwungenen Seitenästen, so dass ihr Habitus eher mit
dem einer freistehend erwachsenen Fichte zu vergleichen ist; den
Habitus der Sabin 'sehen Kiefer gibt Figur 9 wieder.
Das weiche, leichte Holz zeigt einen 13 cm breiten Splint; der
Kern ist röthlich.
Diese Art bildet auf den Hügelköpfen Haine von sehr lichter
Stellung, so dass die Jugend fast völlig fi'ei aufwachsen kann; Be-
schattung scheint sie gar niclit ertragen zu können.
In der ersten Jugend ist sie ziemlich raschwüchsig; ein 111 Jahre
altes Exemplar hatte
Alter
(Jahre)
Durchmesser
cm
Kreisfläche
D cm
Zuwachs pro Jahr
der Periode
Dem
10
10,0
78,5
7,8
20
14,4
162,9
8,4
40
25,0
491,0
10,4
GO
34,0
908,0
20,8
80
41,4
1345,0
21,8
100
48,0
1810,0
23,2
111
52,0
2124,0
29,0
Anatomiscli und nach seinem Aufbau gehört der Baum zur Section
Tacda mit den Eigenthümlichkeiten einer
Parenehvmzellen der Markstralilen.
westlichen Holzart in den
Pinus contorta Dougl., Scrub Pine, Drehkiefer. Von
Alaska an südlich bis in das mittlere Californien heimisch, bleibt diese
Kiefer ganz auf die Küste beschränkt, wo sie nicht über 9 Meter Hölio
erreicht; auf Yancouver, wo der Baum auf sandigem Boden ebenfalls
häufig ist, ist die Drehkiefer astreich mehr ein Strauch als ein Baum.
Die Xadellänge (zwei Nadeln zusammen in einem Kurztriebe)
beti'ägt 5 cm bei 1 nun Dicke; Knospenschuppen fest anliegend mit
Harz verklebt; Zapfen 4 cm lang, 3,5 cm breit wenn offen, glänzend
liellbraun; Apopliyse wenig erliaben, Nabel schwarz. Nabeldorn nach
vorn der Spitze zugewendet, oft anliegend, ebenfalls schwarz, leiclit
abbrechend. Diese Farbenuntersclüede und die Stellung des Dornes
scheinen typiscli zu sein; Binde kleinschuppig grau, nur wenige Milli-
meter dick.
— 334 —
Von ihr wurde mit Recht die nach Habitus, Yerbreitunf,^ und
gut botanischen Merkmalen unterschiedene Murray 'sehe Kiefer getrennt,
die, da sie ihr Optimum in der gemässigt-kühlen Region findet, dort
nälier betrachtet werden soll. —
Unter den westlichen Tannen findet sich eine Art, die entschieden
dem Laubholzgebiete angehört, wo sie ihr Optinuim erreicht; sie greift
jedoch auch in die gemiissigt-kiihle Region über. Es ist diess
Abies grandis Lindl., AYhite fire, grosse Küstentanne,
Tanne von Vancouver. Von der Insel Yancouver, w^o sie die
einzige Tanne ist, an der Iviiste entlang bis zum nördlichen Californien
herrsclit sie in der killden Region der Blauen Berge und an den West-
hängen des Felsengebirges. Ihr Optimum liegt an der Küste in Oi-egon
und Washington, wo sie oft mit der Riesenpappel zusammen eine Hölie bis
zu 02 Meter ei-reicht; auf ihrem östlichen trockenen Grenzgebiete dagegen
ei-hebt sie sich in engen, feuchten Schluchten kaum bis zu 30 Meter.
Sic ist die erste Tanne, die den von der Prärie kommenden
Reisenden der Northern Pacific R. R. begrüsst.
Die junge Pflanze ist an ihrer violetten Knospe zu erkennen;
die Nadeln auf der Oberseite des Triebes sind kürzer als jene auf
der Unterseite, sind aber in demselben Winkel wde diese vom Triebe
abstehend. Die Rinde, anfangs glatt, weniger w^eisslich als von unserer
Tanne, geht in höherem Alter in eine kleinschuppige, graue Borke
über. Die Zapfen, aufrecht an der Oberseite des Triebes, durch-
schnittli<li 10 cm lang. Zapfenschuppen breit, Aussenseite kurz, filzig
beiiaai-t, Blüthcnschuppen am geschlossenen Zapfen niclit sichtbar-.
Diese Tanne bedarf eine ziemliche Menge von Bodenfeuchtigkeit
und stellt liierin zwischen der Douglasia und der Küstenfichte, welcii'
letztere Ei-lenbiucliboden liebt; auf Vancouver durchstellt sie mit der
Fichte Erlen- und Pappel Waldungen ; freistehende Exemplare mit
4'» Meter ILWie oft 1,4 Meter Durchmesser; das leichte Holz Avird zu
lirettwaarcn beim Hausbau, insbesondere aber zu Kisten zersägt.
Abies concolor Lindl. und (mumI., AVhite fir, Amerika-
nisrhc S i 1 bci'tan n e. B(;vor die Identität der an der Küste und
der im ('olorado wachsenden festgestellt war, haben beide verschiedene
Namen eilialten: iibeidiess \vui-(le si(? mit grandis oft verwechselt, von
der sie aber, wii- mii- seheint, s(;hi- gut unterschieden ist, weniger,
^vnn in;ni \\\w tioekcne lMiielit(; und Nadeln vor sieh hat.
Diese Tanne wächst südlicher als die voi'ige Ai't, auf den hohen
Bergen, wo si«; bis zu .'iOOO Metei- mii der südlichsten (ncn/e in den
— 335 —
San Bernardino-Bergcn emporsteigt. Von der Sierra Nevada geht sie
östlich an hohen Bergen entlang bis Colorado. Ihre wiclitigste biolo-
gische Eigenschaft wurde schon erwähnt; icli ^viederhole, dass ihr
Optimum an der Grenze der gemässigt-warmen und (hjr kühlen Region '
zu liegen scheint: ein Habitusbild ' erwachsener Pflanzen gibt die Ab-
bildung eines Haines von Riesensequoien (Figur 1G</), wo diese Tanne
mit der Zuckerldefer den Nebenbestand bildet. Sie verhingt ein ziem-
liches Mass von Luft- und Bodenfeuchtigkeit Avie die Sequoia, schwache,
seitliche Beschirmung, erreicht aber dort Dimensionen, die alle bis-
herigen Beobachtungen weit übertreffen; die höchste Tanne, die ich
fand, mass nur 1,28 Meter Durchmesser, aber volle 75 Meter Höhe;
bei 32 Meter begannen die ersten Aeste. Auf den San Bernardino-
Bergen bleibt sie kaum in der Höhenentfaltung zurück; ein schlechtes,
sehr beastetes und deshalb von den Sägmühlen verschontes Exemplar
hatte bei 1,48 Meter Durchmesser 68 Meter Höhe; dort zeigt sich
eine Eigenthümlichkeit, die ich nicht unerwähnt lassen will; hoch
oben im Gipfel zertheilt sich oft der Hauptstamm in 2 — 20 kleinere,
aufrechte Gipfel ; vielleicht Avurde der Hauptgipfel durch ein Aecidium
getödtet, wenigstens sah ich Exemplare mit einem typischen Aecidium-
Hexenbesen am Gipfel.
Auch an der Grenze von Californien und Oregon , an der Basis
von Mt. Shasta erreicht sie nach meinen Messungen Dimensionen von
62 Meter Höhe und 1,6 Meter Durchmesser. Knospen der jungen
Pflanze rosa-violett; an den Gipfeltrieben von gedrehten Nadeln ein-
gehüllt; Seitenknospen mit einer dicken Basis aufsitzend; junger Trieb
violett, gelbgrün, Nadeln der Längstriebe gerade, etwas abstehend, an
den Seitentrieben nach der Oberseite des Triebes gekrümmt; obere
Nadeln etwas kürzer und gleich gerichtet wie die unteren; an der
Küste wie insbesonders in Colorado ti*agen die Nadeln im Lichte auf
beiden Seiten weisse Streifen in gleichem Masse; im Schatten dagegen
sind die Nadeln einmal flachei' angeordnet, auf der Oberseite ohne
weisse Streifen oder nur an der Spitze der Nadeln; solche Exem-
plare getrocknet sind in der That der grandis ähnlich; die Kinde
anfänglich glatt, hellgrau, die Krone spitzig-kegelig; später wird di»»
Rinde dunkler und schuj)pig; im IioIkmi Alter bleibcMi die Schup|)en
zwar klein, werden abci- sehr dick. Die Farbe der Kione ist weisslich
grün, viel heller als jene der Douglasia.
Der Zai)fen steht jenem d(M- Küstentainie sehr nahe, dui-eh-
schnittlich 7 cm lang und 4 cm dick, Schu})p(.Mi bi-eit, helHuMun, kui/
behaai't. I>lüth(>nscliu|)pen nicht sichtbnr.
— 336 —
Da in der Umgebimg dieser Tanne sich stets besseres N'utzliolz
findet, so wird sie meistens verschmäht; ihr Holz ist aber mit einem
specifisclien Gewichte von 36 gewiss nicht sclilechter als das leichtere
Holz der Küstentanne. Auch diese Tanne greift auf dem höchsten
Punkte ihres Vorkommens in die kühle Eegion über.
Die amerikanische Silbertanne ernährt mehrere Parasiten, die in
dem kühlen, luftfeuchten Klima sich kräftig entwickeln; es dürfte
wenige Nadelhölzer geben, die an einer Nadel zwei, yerschiedenen
Gattungen angehörige, Pilze zu gleicher Zeit tragen, von denen eine
nocli überdiess mit ihren drei Generationen vertreten ist.
Auf der Nordgrenze dieser Tanne, am Fusse des Shasta-Berges
fällt an der Tanne ein Pilz auf, ein Lophodermium, besonders an unter-
drückten oder in Dickichten stehenden Exemplaren; dieser Pilz ent-
wickelt auf der Unterseite der Nadel auf der Kippe entlang ein ununter-
broclienes, nach den weissen Streifen hin bläulich verlaufendes Polster
(Tafel Xa) gegenüber, auf der Rippe an der Oberseite der Nadel stehen
die Spermogonien , eine oftmals unterbrochene Linie darstellend (b).
Die Sporen waren zur Zeit der Einsammlung (Anfang November 1885)
noch nicht reif, so dass es nicht möglich war, die Identität mit dem
Lophodermium nervisequium aiif der europäisclien Tanne festzustellen.
Der Pilz befällt die einjährigen Nadeln und reift an den zweijährigen,
worauf Nadeln und Pilz zu Grunde gehen; bis zur Feststellung der
Identität mag der Pilz, der viel kräftigere Fruchtlager als die europäische
Art entwickelt Lophodermium a b i e t i s c o n c o 1 o r i s n . s p. heissen.
Yerscliieden von dem genannten nach jeder Eichtung ist ein
Lopliodermium, welches ebenso häufig wie das erstere die Nadeln der
Concolor-Tanne auf ilirer Südgrenze, in den San Bernardino bewohnt.
Nie so ki-äftig wie die der vorigen Art sind die Fruchtpolster dieses
Pilzes nur eine kurze Linie; selten verläuft ein Polster ununterbrochen
von der Basis bis zur Spitze (Tafel Xa); ausserdem ist dasselbe nur
halb so breit als Lophodermium abietis concoloris; die Polster erscheinen
auch nehon der Kippe und ebenso häufig auf der Oberseite der Nadeln :
dazu konunt noch, dass dieses Lophodermium unter günstigen Umständen
nicht nur die neuen, sondern auch alle älteren Nadeln — bis zu sechs-
jährigen Nadeln — gleichzeitig zu inficircn vermag, so dass die Nadeln
einer Pflanze alle auf einmal zu Boden fallen. Dieser Parasitismus
charakterisii-t (h'U Pilz als merklich schädlich und als verschieden von
«len l)isher bekannt gewordeiuMi Alten, so dass der Name Lophodcr-
niiuni infectans n. sp. angezeigt sein mag. Leider waren an meinen
Ende November 1887 gesanunolten Exemplaren die Perithccien und
— 337 —
Sporen noch nicht reif und die Fruchtlager der zweijährigen wie sechs-
jährigen !N'adeln fanden sich im gleichen Stadium der Entwicklung.
Anffallend ist ferner, dass die Spermogonien als schwarze Flecken
unregelmässig auf beiden Seiten der Nadeln zerstreut stehen (Tafel Xb).
Im Norden, wo Lophodermium abietis concoloris heimisch ist,
lobt mit diesem zusammen oftmals auf ein- und derselben Nadel ein
Aecidium, das kleine Becher von 1/4 mm Durchmesser besitzt, erfüllt
mit farblosen Sporen, erscheinen die Becher weisslich; die Sporen,
durchschnittlich 10 f,i im Durchmesser, mit warzigen Episporium; der
Pilz inficirt die jungen Nadeln, fi'uctificirt aber mit Aecidien und
Spermogonien erst an der zweijährigen Nadel. Im Grunde der Becher
oder auch seitlich von diesen setzt dann eine kräftige, dimkle Mycel-
wucherung ein, die über den Becherrand hinaus wachsend ein Polster
bildet, von dem Uredosporen von 7 ili Grösse mit warzigem Episporium,
dunkelbraun gefärbt, abgeschnürt werden. Später endlich treten zwischen
den dünnwandigen Organen des Stroma's dickwandige, kurzzellige, fast
schwarzgefärbte Organe, welche durch das Stroma hindurch wachsen,
und an seiner Oberfläche die Teleutosporen abschnüren. Diese wechseln
sehr, in Gestalt imd Grösse , sind ein- , zwei- oder dreimal der Länge
nach getheilt; häufig sind zweizeilige und vierzellige Formen, weniger
häufig die drei- und einzelligen. Diese Eigenthümlichkeit mag die
Aufstellung einer neuen Gattung unter dem Namen Puccinidia n. g.
i'echtfertigen ; die Diagnose wäre: Dauersporen ein-, zwei-, drei- und
vierzellig, schwarzbraun, auf isolirt stehenden Fäden eines schwarzen
Stroma's gebildet ; Uredosporen schwarz, Aecidiumsporen weiss ; ob
diese letzteren auch Gattungs- oder nur Artcharaktere sind, kann ich
noch nicht entscheiden. Yon dieser Gattung habe ich bis jetzt nur
eine Art, nämlich die oben beschriebene, beobachtet; sie mag als
Puccinidia abietis n. sp. gelten; sie entwickelt Aecidium-, Urcdo-,
Teleutosporon mit Spermogonien und Mesosporen (Teleutosporenartig
mit warzigem Episporiiun) auf den Nadeln von Abies concolor (Tafel X).
Abies bracteata Nutt., Santa Lucia-Tanne, auf den Santa
Lucia-Bcrgen in den külilen und feuchten Thälern zwischen 1000 und
2000 Meter Erhebung, auf nördlichen Expositionen. Sic wird ein
Baum bis zu 60 Motor ILilio; ausgezeichnet vor allen andern Tannen
(hircli den Zapfen, an (h,Mn die Bracteen die ursprüngliche Nadelform
beibehalten haben. Der Zapfen ist 9 cm lang, 4,5 cm dick und diclit
besetzt mit den pfri(Mnenf()rniigon 4 cm langen Bracteen. Dabei ist
die Bi'actco etwas nach der Zapfenbasis zu geki-ümnit, steif, 1, 5cni
JJr. Mayr. 22
— 338 —
breit, unterseits mit zwei weissen Streifen versehen. Nadeln dnrchschnitt-
lich 5 cm lang, 31/2 mm breit, unterseits mit zwei breiten, w^eissen
Streifen, oberseits glänzend grün, in eine scharf stehende Spitze aus-
laufend: junge Triebe nackt, rothbraun. Diese Tanne ist w^eiters auf-
fallend durch das ausserordentlich schwere Holz mit einem specifischen
Gewichte von 68. Dass daran die Krystalle schuld sind, die in den
letzten Tracheiden eines Jahrringes sich reichlich finden (Tafel IX),
ist wahrscheinlich.
Tsuga Mertensiana Carr., Hemlock, westliche Schier-
lingstanne, westliche Tsuga. An der feuchten, nebelreicheii,
gleichmässig kühlen Küste Süd-Alaska's, besonders auf den zahlreichen
Inseln nördlich von Yancouver, von da an südlich bis in's nördliche
Californien, dort auf die Berge beschränkt, erreicht diese Tsuga ihr
Optimum an gleichen Oertlichkeiten mit der Thuja und Douglasia,
geht dann nach Osten bis in die feuchten, hoch gelegenen Thäler des
Felsengebirges, an die Nähe der Quellbäche gebunden, bleibt jedocli
dort ein Baum von nur kaum über 30 Meter Höhe, während sie
in iln-em Optimum die doppelte Höhe erlangt. Sie bildet stellenweise
reine Waldungen, in der Kegel aber kommt sie mit der Douglasia
zusammen vor, ein Grund, w^esshalb die Tsuga jetzt noch als ziemlich
werthlos gilt, obAvohl das Holz gut und die Dimensionen stattlich sind;
oinstw^eilen liegt ihr Werth noch in dem Tanningohalte ihrer Rinde.
Die junge Tsuga Avächst sehr rasch. Nadeln ohne Zähne, an der Ober-
seite feine, kurze Vertief ungcn; Zapfen in Bracteen und Schuppen von
der östlichen Art verschieden; Näheres auf Tafel Tl.
Diese Tsuga überti'ifft als Nutzhol zproducentin die östliche be-
trächtlicli : ihr Schaft ist reiner, vollkommener; doppelte und mehr-
t';»<-h(' (lipfel sieht man bei ilir viel seltener als bei der ()stlichen Art.
Picea Sitkaensis Carr. (syn. P. Monziesii), Tideland
s|)iiMM', Sitka-Fichte. Das Adjeixtiv „Sitchensis" dürfte besser
vciMiicdcn weifh'M, da auch die Nutka-Cypressc nicht „nutchensis^',
sondciij allgcniciii „nutkaensis" heisst. Die Nutka-Sitka-Fichte ist von
f\<'\- Küste Ahiska's bis nach Californien hcMinisch, erreicht ihr Optimum
im Westen von Washington und Oi-egon, avo sie in luft- und boden-
tciichtcn Starulorten Bestände von gi'osser Ausdehnung bildet. Dort
sind Kxeniphire mit GO Meter Ilr.he k(MQe Seltenheit. Am IkM'ge Takomn
in einem vom mMiuishoheni Schiito und Acei- ciicinatuni bewachsenen
morastigen Stan(h,ite fand sieh eine Fichte mit 2,3 Meter Durchmesser,
— 339 —
60 Meter Höhe und einem astreinen Stamme bis zu 30 Meter. Dabei
schimmerte die Krone eigenthümlich weiss , während den Stamm eine
kleinschuppige, unserer Fichte selir ähnliche Borke bedeckte ; der Stamm
ist sehr massig und cylindrisch gebaut, auf den Aesten ruhen schwere
wasserdurchtränkte Moospolster.
Die junge Pflanze ist gekennzeichnet durch ockerfarbige, glänzende
Knospen, durch lange, dunkelgrüne Nadeln, welche an der Oberseite
des Triebes an ihrer Unterseite und an der Unterseite des Triebes an
ihrer Oberseite zwei weisse Streifen tragen; der gesammte Farben-
eindruck von oben gesehen ist dunkelgrün glänzend; die letztjährigen
Seitentriebe oftmals, wie auch bei der Douglasia, etwas sichelförmig
gebogen, die convexe Seite nach oben gekehrt. An zapfentragenden
Exemplaren sind die Nadeln kürzer, breiter und weniger scharf stechend.
In der Jugend stark in die Seitenäste Avachsend, verliert sie
diese auch im hohen Alter schwer, daher reinschaftige Exemplare nur
in dichtem Schlüsse zu finden sind.
Junge Triebe imd Blattkissen gelbgrün glänzend, Knospe an der
Basis etwas eingeengt. Sie ist gegen Kälte viel weniger empfind lieh
als gegen Trockniss; in Alaska erhebt sie sich in dem feuchten Küsten-
klima bis in die Nähe der Gletscher; dass sie aber frostempfindlicher
wird, je trockener zugleicli die Luft ist, ist bei dieser Avie bei anderen
Holzarten sehr wahrscheinlich.
Wie mehr oder weniger alle pacifischen Holzarten ist auch diese
Art auffallend raschwüchsig. Das Holz ist dunkler gefärbt als das
der übrigen Fichten; specitisches Gewicht 43; sie wird in sehr grosser
Menge für Gegenstände aller Art, zum Bootbau, zu Fässern und der-
gleichen verwendet; der Splint, kaum erkennbar, ist 4,5 cm breit.
Anatomisch ist das Holz dieser und aller lachten Nordamerika's dem
Holze der eui-opäischen Fichte gleich, sie folgt somit genau dem Typus
der Gattung Picea*).
♦) Die Sitka-Fiohtc bildet mit den beiden anderen Ficliten des Westens
(P. i)nngens nnd Engelinannii), sowie mit der Fiebte von Yezo, der nördHcbsten
Insel Japans, eine Gruppe von Fiebten mit weissen Streifen an der Oberseite
der Nadeln nnd mit' kleinen Zapfen, deren Scbuppen dünn , weicb nnd längs-
gefaltet sind.
Willkomm (1. c Reite 101) sobeint geneigt, in diese Gruppe ancb Picea
Omorika bereinzieben zu wollen nnd sagt: „Dieser merkwürdige Raum (Picea
Omorika), welcber dadurcb ein bobes wissensebaftlicbes, beziebungsweise i)flanzen-
geograjibiscbes Interesse gewinnt, dass er der närbste Verwandte der im fernsten
Osten Asiens (auf <ler Insel Yesso) beimiscben Ajan Fiebte (^Pieea ajanensis Fiscb)
ist, wurde ....; babituell zwiscben Fiebte und Tanne stcben«), untersrbeidet sicli
22*
— 340 —
Viele der alten Fichtenstämme brechen zusammen, da ihr Inneres
durch Tram et es Pini in eine mürbe, durchlöcherte Masse umge-
wandelt wurde; an dem liegenden Stamm überkleiden dann die Frucht-
träger in breiten Massen die Baumoberfläche, vom Innern durch Yer-
mittlung der Aeste ernährt.
Oefters sieht man weiters die Nadeln der Fichte erkranken, wie
unter dem Einflüsse eines Lophodermiums (Hysterium) macrosporum;
die Färbung der kranken Nadeln ist jedoch nicht röthlich, sondern
gelblich; das Lophodermiumlager offenbart sich bei genauer Unter-
suchung als eine Pvcnide mit Spermatien-artigen Sporen; der Pilz
gehört zu den unvollständig benannten Dichaenacei Fr. Perithecien
einfächerig, mit einer Längsspalte sich öffnend, wie bei den Discomy-
ceten. Die Gattung weicht von den bestehenden europäischen, die
alle Triebbewohner sind, ab. Der Pilz lebt an den Nadeln, erzeugt
schwarze Polster unterhalb der Epidermis, welche bei der Keife in
einem Längsspalt aufreissen = Hysteriopsis n. g. als einzige bis
die Omorika von beiden dadurch, dass ihre Nadehi, wie die der P. Menziesii
(Sitka-Fichte) und P. ajanensis die Spaltöffnungen nur auf der oberen Fläche in
den beiden mit einem Wachsüberzug bedeckten Streifen tragen, die beiden
Harzgänge derselben, wie bei P. ajanensis der unteren, nicht (wie bei den Tannen)
der oberen Breitfläche zunächst liegen, dass, wie Purkyne nachgewiesen, die
Markstrahlzellen des Holzes wie bei den Cedern nur behöfte Tüpfel besitzen
und die Rinde äusserlich Aehnlichkeit mit der Kiefernrinde, bezüglich ihres
mikroskopischen Baues mit der Cedernrinde hat. Von P. Menziesii unterscheidet
sich die Omorika nicht allein durch ihre stumpfen Nadeln, sondern auch durch
die Gestalt und die verschiedenartige Richtung ihrer Zapfen. Sie bildet mit
P. ajanensis und P. Menziesii und vielleicht einigen japanischen, noch niclit
näher bekannten Fichten (Picea Alockiana Lindl, Picea jezoensis Carr.) eine
eigcnthümHchc Abietineen-Gruppe, die vielleicht richtiger eine besondere Gattung
<ler Abietineen als nur eine Untera})theilung der Fichtengattung zu bilden hat."
Wenn die Omorika, sowie die Sitka-Fichte und (He Ajan-Fichte mit anderen
japanischen Fichten den von Purkyne entdeckten merkwürdigen Bau der Mark-
strahlen wirklich bcsässen, so wäre gegen die Aufstellung einer neuen Gattung
kaum ein triftiger (irund vorzul)ringen; allein unglücklicher Weise zeigt das Holz
der Omorika, wenigstens an meinen zapfentragenden Exemplaren, eben so wie
der Sitka lachte , der Ajans-Fichte, sowie anderer japanischer und nordamerika-
nisclier Fichten g:inz denscilben Bau, der für die Gattung Picea typisch ist,
nämlich: Markstralihni ans Paren(;hym mit einfachen Tüpfeln, Grenzzellen der-
.Kcll..n Tracheiden mit gc^höftm Tüpfcjln (Tafel IX); nicht viel besser scheint
CH mit der Angabe Purkyne's wegen des (Jedernholzes bestellt zu sein; die von
mir selbst in Nordwest-Indien gesaininclte Cedrus Deodar hat sehr deutliche
Markstrahh'ii, die aus J'ar(inchy mzel len mit einf achen Tüi)f ein aufgebaut
sind; nur die Grcnzzellen sind Tracheiden mit gehüften Tüpfeln.
- 341 —
jetzt bekannte Art Hysteriopsis acicola n. sp. auf den Nadeln
der Picea Sitkaensis, welclie gelb schüttig werden und im zweiten Jahre
nach der Infection durch den Pilz abfallen; besonders in feuchten Oert-
lichkeiten häufig (Tafel X).
Sequoia gigantea Decsn. (syn. Wellingtonia), Big tree,
die Kiesen-Sequoia. Von sehr lokaler Yerbreitung steigt diese
Sequoia in der Sierra Nevada des mittleren Californiens von 1200 bis
fast zu 2000 Meter empor. lieber die Biologie dieses Wunderbaumes
wurde schon früher das Wichtigste angegeben; das Auffallendste bleibt
die Massentwicklung, daher zuerst einiges hierüber.
Das höchste Exemplar, das ich im Fresno Cy gemessen, ohne
gerade nach den grössten Riesen gesucht zu haben, hatte 102 Meter,
die grünen Aeste begannen bei 60 Meter Höhe, der Durchmesser 2 Meter
über dem Boden war 7 Meter; das Exemplar stand so günstig an
einem Bergahhange, dass es möglich war, bei dem klaren Sonnenschein
den Durchmesser des Schatten in 34 Meter Baumhohe zu messen; er
betrug 3,7 Meter. Es berechnet somit nach der Hossfeld'schen Formel
(J = 3/4 gVs . h) auf volle 822,4 cbm Schaftmasse ; davon muss man
etwa 22 cbm Rindenmasse abziehen (!), bleiben immer noch 800 cbm
Holzmasse, eine Menge, die unsere einheimische Fichte auf 1 ha des
besten Bodens in 80 — 90 Jahren zu erzeugen vermag. Die Formzahl
des Riesen betrug nur 21.
Ein zu Boden liegender und zersägter Stanmi hatte ohne Rinde
über Boden bei
2 Meter 2,60 Meter Durchmesser
, , 13,84 cbm Inhalt, Formz. d. Stückes 87
r» » 21,03 „ n T» T> fl "«^
n n «j4,b4 r, i> jj » » «^^
Gesammtinhalt 69,51
Der Rest war so zersplittert, dass es sich nicht mehr lohnte,
Nutzstücke auszuschneiden; er blieb unbenutzt liegen.
Eine andere Sequoia mit
10,2 Meter Durchmesser (4 Meter über Boden) hatte 99 Meter Höhe,
7,0 „ . (2 , „ „ ) „ 96 „
3>^ » n (2 » » n ) » 80 „ „
^»'^ » n (2 „ B » ) » 52 „ „
Der vorhin erwähnte liegende Stamm dürfte eine Höhe von etAva
66 Meter besessen ha})en, wonach sich der Inlialt auf 155,43 cbm
berechnet mit einer Formzalil von 44. Der Durchschnitt aller Höhen-
5 .
2,40
10,2 ,
2,10
20,6 „
2,00
— 342 —
messungen betrug 98 oder rund 100 Meter. Schon früher erwähnte
ich, dass man in engen, geschützten Thälern Stämme mit 120 Meter
Höhe und 16,1 Meter Durchmesser gemessen hat, Angaben, die mir
nicht im geringsten zweifelhaft erscheinen.
Dürre Aeste an ausgewachsenen Exemplaren sind nicht vorhanden ;
die Kronenform ergibt sich aus der beigegebenen Figur IG.
Cr^
i
I
1 V ,
% A!^
<:i
Fig. 10. a Erwachsene ScciUüia gigantea, 100 Meter Höhe; b junge Sc(iuoia; c Zuckerliiefer;
d Abies concolor, 70 Meter.
Die lidl-rothbraune Kinde J/ist sich in ganz feinen Blättchen ab,
ist aber ganz ausserordentlich stark; von unserer Tour schleppten wir
f'in Dorkcnstück von 46 cm Durchmesser nach Hause. Die Borke ist
sehr woicli und in huigc, dünne Fäden zerlegbar; mein Stück trägt
auch Splint und etwas Keiidiolz. Der Splint beträgt 10 cm und unifasst
100 .Jahninge, (hibei so ausserordentlich gl(>ichinässig, dass fast genau
auf ein 1 nun ein Jahi-ring ti'iü't, was in dein hohen Alter noch eine
fortwährende Steigerung des Zuwachses verräth. Es fällt überhaupt
— 343 —
die grosse Gleichmässigkeit im Wachsthiime des Baumes auf; bei der
schAvachen, seitlichen Beschirmung in der Jugend wird das "Wachsthum
verzögert, so dass kein Jahrring mit über 3,5 cm Breite an Querschnitten
sich findet, während im höchsten Alter die Ringbreite bis auf 0,6 mm
sinkt. Aus einem Dutzend Messungen der Jahrringe aus den unteren
Schafttheilen mehrerer Bäume ergab sich eine mittlere Jahrringbreite
von 1,2 mm pro Jahr. Mit dieser Zahl in die Stadien der erwähnten
obigen Stämme dividirt, ergibt für den Stamm mit 8,5 Meter Radius
ein Alter von 6500 Jahren, eine Zahl, die viel zu hoch ist, da dieser
Radius jedenfalls unmittelbar über dem Boden genommen ist, wo der
Stamm mit ungeheueren Wurzelanläufen beginnt. Für den stärksten
Stamm, den ich selbst mass mit 5,1 Meter Radius in 4 Meter Höhe
berechnet sich ein Alter von 4250 Jahren, eine Zahl, die ich für Avahr-
scheinlich halte; der Stamm mit 3,5 3Ieter Radius wäre demnacli fast
3000 Jahre alt, jener mit 1,5 Meter 12G0 Jahre, endlich jener mit
0,6 Meter etwa 500 Jahre.
Das Kornholz ist frisch kirschroth und mit einem specifischen
Gewichte von 29 ausserordentlich leicht; ejitsprechend seiner starken
Yerkernung ist das Holz sehr dauerhaft, dient zu Schindeln, Eisenbahn-
scliwellen. Zäunen.
Die botanischen Merkmale sind bekannt. Die Zapfen sitzen an
den Zweigenden und reifen in einem Jahre; durchschnittliche Länge
5 cm und Durchmesser 4 cm; der hellgelbe Same mit dünnen, flügel-
artigen Rändern (Tafel Till); er hält sicli mehrere Jahre keimfähig;
die junge Pflanze mit zwei Cotyledonen verästelt sich schon im ersten
Jahre zu einem kleinen Buscli ; im vollen Längswachsthum und frei
stehende Exemplare entwickeln eine anffallcnd breite Basis, gleichsam
um die nötliige Standfestigkeit für spätere Zeit zu gewinnen ; die Rinde,
klein längsschuppig, an dem in das Halbdunkel des Bestandschlusses
untergetauchten Stanuntheile hellröthlich, am oberen, von der Sonne
getroftenen Schafttheile lu^ll glänzend mit schwach' röthlichem Anfluge.
Yon Krankheiten ist mir nichts bekannt geworden; in Deutsch-
land, wo die Sequoia in stattlichon Exemplaren bereits vorhanden ist,
z. B. in Kleinflottbeck bei Hamburg, leidet die junge Pflanze durch
eine Botrytis, welche die Spitzen der jungen Triebe tödtet; ausserdem
werden sie, wie schon erwähnt, von einer Pestalozzia befallen, die
dicke, schwarze Polster, äussJMlich wie Sclerotien an den Nadeln
erzeugt.
Dem (irenzgebictr der «remässigt- warmen und der folgenden
Region gehört ferner
— 344 —
Chamaecyparis ISTiitkaensis Spach., Sitka- Cypresse,
Nutka-Cypresse an. Dieser Baum ist auf das denkbar luftfeuchteste
Klima, die Inseln und das Küstengebirge von Britiscli-Columbien ange-
wiesen; in den Yereinigten Staaten bieten nur die engen Thal er der
holien Bergregion die wünschenswerthe Luftfeuchtigkeit; überdiess ist
der Baum im Cascaden-Gebirge der Union ein ganz seltener Baum,
der die Xordgrenze Californiens nicht erreicht. Gegen Trockniss scheint
der Baum deshalb sehr enpfindlich zu sein ; in Ostamerika und bei uns
geht der Baum ohne seitlichen Schutz der Besonnung bei Frostwetter
ausgesetzt, regelmässig zu Grunde ; nach dem Yorkommen des Baumes
in der Heimat (Alaska) sind derartige Yerhältnisse eben für den Baum
ganz unnatürlich. Ich zweifle nicht, dass der Baum an der norwegischen
Küste wachsen kann, ohne vom Fi'oste getödtet zu werden, während
er im lufttrockenen Winter des Binnenlandes ausserhalb des "Waldes
wohl stets zu Grunde gehen wird. Dass der Baum empfindlicher gegen
Trockniss und Kälte ist, als die weit südlicher wachsende LaAvsoiiia
bleibt aber immer noch auftauend.
Der Baum wird an 40 Meter hoch und gilt wegen seines sehr
dauerhaften, leichten Holzes von angenehmem Gerüche als der werth-
vollste Nutzbaum des südlichen Alaska; langsam von Jugend auf in
einem seitlichen Drucke erwachsen, sind Averthvolle Exemplare auch
sehr alt. Das New- Yorker Sammlungsstück hatte
mit 10 Jahren nur 1,6 cm Durchmesser,
1) ^ö 55 55 ^5^ 55 55
55 ^^ 55 55 '5^ 55 55
„ 100 „ „ 23,6 „
„ 200 „ „ 43,4 „
Der Splint ])etriig 2,4 cm, die Jahrringe des Splintes hatten nur
mclir eine Breite von 0,7 mm.
Die junge Pflanze ist von anderen Yerwandten gut durcli die
spitzen, schuj)penartigen Blätter ausgezeichnet (Tafel YI), die auf der
Unterseite der Zweige ein wenig heller grün sind als auf der Ober-
seite; an Längstrieben drei Schuppen auf gleicher Ilölie; Früchte und
die Samen mit einem dünnen, hellen, flügelartigen Kande sind von
den übj-igen Arten gut unterschieden.
Na(;h dorn Optimalgebietc^ — westliches Oregon und Washington
— gehört nocli liierlier die
Pacifiscb(» Ei})e, Taxus })revif ol i ;i Nutt.; sie geht an der
Küste n(»rdlich bis Alaska und in der Sierra Nevada und dem Küsten-
— 845 —
gebirge südlich bis in das mittlere Californien. Benadelung, Rinde,
Bau und Färbung des Holzes sind ganz luiserer einheimischen Eibe
ähnlich, von der sie vielleicht, Avie die japanische Taxus cuspidata
specifisch nicht genügend unterschieden ist. Sie erwächst sehr langsam,
erträgt tiefen Schatten, erzeugt einen schlecht geformten Schaft, ist
astreich wie die europäische Eibe.
Der Stamm mit nur 1cm breitem gelblichem Splinte; Holz hart,
sehr dauerhaft mit tiefrothem Kerne ; es wird von den Indianern besonders
zu Speergriffen, Bögen, Fischangeln und dergleichen benützt; die Ameri-
kaner verwenden es zu Zaunpfosten, bis die Zeit den Werth des Holzes
für feinere Schmuckarbeiten, Avie Kästchen und dergleichen gelehrt
haben wird.
c) Der Nadelwald der gemässigt -kühlen Region.
Das nebelreiche, luftfeuchte, kühle Klima, die Heimat der Fichten-,
Tannen- und Lärchenwaldungen liegt im Unionsgebiete, im Cascaden-
und Sierra-Gebirge, erst oberhalb 1000 3Ieter im Norden und 2500 Meter
im Süden, streicht von da an durch britisches Gebiet nördlich bei
konstanter Abnahme der Elevation, bis es etwa auf der Höhe des süd-
liclien Alaska das Meeresniveau erreicht. Yon dort an erstreckt sich das
kühle Gebiet, unter dem Einflüsse des japanischen Meeresstromes an
der Küste entlang bis zur Behringsti'asse , und im Innern des Landes
in geschützten Thälern und Berghängen nordwärts bis zur Mündung
des Mackenzieflusses ; überall auf dem Wege nordwärts und östlich
berühren sich die Yertreter der pacifischen Waldregion mit solchen
des atlantischen Waldes mit gleichen klimatischen Ansprüchen.
Von allen Waldzonen der Union nimmt die gemässigt -kühle
den kleinsten, von jenen Nordamerika 's überhaupt wohl den
grössten Flächenraum ein; für die Vereinigten Staaten kann man
etwa folgende Proportion aufstellen : Yon dem Wa 1 d g e b i e t e
occupirt: der tropische AVald 1/2^/0, der subtropische 150/o, der winter-
kahle Laubwald 750/o, der Fichten- und Tannenwald den Rest, etwa
9,5^^0; in Britisch-Xordamerika dürften vom AValdgebiete lO^/o
der gemässigt-warmen und volle 900/o der gemässigt-külilen und alpinen
Waldregion zuzuzählen sein. Dass floristisch es keine scharfen Grenzen
geben kann, lirnf am Klima, das ebenfalls nur alhuählige Uebergänge
zeigt; so konnnt es, dass die untere und wärmere Hälfte der gemässigt-
kühlen Region noch vielfach Standorte in sich schliesst, die für Laub-
Ixilzer, die leichtsamigen Kilen, I)irl<eii, l*appeln und Weiden, geeignet
— 346 —
sind. Meteorologische Angaben stehen mir nur liinsichtlich des Terri-
toriums Alaska zur Verfügung ; aus diesen geht hervor, dass das Klima
des südlichen Alaska etwa unter dem 56^ JST.B. dem der höheren
deutschen Mittelgebirge, des bayerischen Waldes, Schwarzwaldes , der
Verberge der Alpen, dem Schwedens und Norwegens nahe kommt.
Sitka, auf der Insel Sitka, hat folgende meteorologische Auf-
zeichnungen :
Mittlere Jahrestemperatur 6^ C; höchste beobachtete Temperatur
27^ C, tiefste — 15^0.; Kegenmenge im Sommer 500 mm, relative
Feuchtigkeit 780/o; Niederschläge im Winter 1130 mm, relative Feuch-
tigkeit 750/0; jährliche Eegemnenge 2625 mm.
Unter dem 64^ N.B. auf dem Continente, aber nahe der Küste,
ist die mittlere Jahrestemperatur — 4^; die höchste Temperatur 25^ C,
die tiefste — 45^ C; die Regenmenge im Sommer 152 mm, die relative
Feuchtigkeit 86O/0 ; die Regenmenge im Winter nur 55 mm bei vollen
960/o relativer Feuchtigkeit; Niederschlagsmenge pro Jahr 335 mm.
Anders ist das Klima der Inseln des Beringmeeres, die allein
heutzutage bei einer Pflanzemvanderung von Amerika nach Asien als
Uebergangsbrücke dienen könnten. Sie haben eine mittlere Jahres-
temperatur von + 2 bis zu O^C; im Sommer fallen 160 mm Regen,
im Winter 181 mm; die Feuchtigkeit der Luft ist 90, bezw. 85%;
die höchste Temperatur ist 18^ C, die tiefste nur — 18^0.; während
des ganzen Jahres sind 550 mm Niederschläge verzeichnet.
Innerhalb der Vereinigten Staaten, in Montana, heri-scht von Mitte
September an Frost Avährend der klaren Nächte; anfangs November
fällt Schnee, dvv die zarte Jugend der forstlichen Nutzbäume -- Dou-
glasia, Lärchen- imd Kiefern gegen die intensiv heftigen Fröste in
Klai'en Winternächten und die darauif'olgende Besonnung schützt; spät
erwacht die V^egetation und entwickelt sich rasch.
Mit dieser Zone betritt man ein Gebiet, das unserer einheimischen
Nadelliolzregion ani Näclisten steht; dass die Holzarten dort — Douglasia
ansgenonunen - unseren eiidieimischen botanisch nahe verwandt und
biologisch fast gieichgeartet sind, ist so wenig auffallend,, als dass diese
Wahhingen mit jenen unserer (Jebirge und Hochebenen die Monotonie
(If'v aus;4e(|chiiten gestände einer einzigen Holzart, den tiefen Schatten,
den hiirzigen Duft, die ieiei-licii(5 Stille theil(>n. Während jedoch das
(iros (h'i- l);iunutzlir.l/ci' hei inis, im Süd(Mi Deutschhnids insbesonders
aus der Itci-ioii (h-r Niuh'lhölzer stannnt, tiitt in Xoi'chimerika d(H- forst-
wirthscliaftliche Werth di<'ser gewaltigen W(^ichnutzholz-\'()i-i'äthe einst-
weilen noch l)et]iichtlicli zuiiick. Mit dei- Zunahme der Bevölkerung,
— 347 —
der Ausstockimg der von werthvollercn Holzarten noch oociipirten,
wärmeren, landwirthschaftlich benutzbaren Gelände, mit der Ausnützung
und Yerwüstung der zugänglicheren Waldungen, werden die nun zu
betrachtenden Holzarten an Nutzwerth gewinnen. Es steht aber mit
Sicherheit zu erwarten, dass durch rücksichtslose Entnahme des Holzes
und eine regellos betriebene Alpenweide wirthschaft auch hier das Beste
an Holz und Boden riünirt werden wird, ehe eine pflegliche Behand-
lung sich von selbst aufdrängt.
In dieser kühlen Region haben nur solche Holzarten Aufnahme
gefunden, die in derselben ilir Optimum erreichen; manche steigen
bis in die gemässigt-warme Zone herab, manche sind in ihrem obersten
Yerbreitungsbezirke ästig, forstlich nach ihrem Holzwerthe belanglos
und nur als Schutzholz wichtig; dort finden sie sich an der Baumgrenze,
welche in Nordamerika einige dieser Höhenlage typische Nadelhölzer
enthält, welche im folgenden Abschnitte zusammengefasst wurden.
Larix occidentalis Nutt. , Tamarack, westliche Lärche.
Yon den kühlen Nordhängen des Felsengebirges in Montana nördlich
bis etwa zum 53*^ N.B. steigt dieser Baum; dabei bildet er oft aus-
gedehnte reine Bestände; sein Optimum liegt da^ wo die Douglasia
zwar noch zu einem werthvollen Nutzbaum erwächst, gegen ihr Optimum
aber imi die halbe Baumlange zurückbleibt; so fand ich in Montana,
am Eusse eines Berges in kräftigem, aus verwittertem, vulkanischem
Gesteine hervorgegangenem Boden am Big Blackfoot River eine Lärche
mit 43 Meter Höhe, 86cm Durchmesser und einem Alter von 270 Jahren;
Rinde, Benadeluug, Habitus sind von unserer Lärche in den Alpen
kaum verschieden; auch der rothbraune Kern, der 2 cm breite Splint,
die rotlie Borke, das harte, schwere, dauerhafte Holz mit einem speci-
tischen Gewichte von 74 beweisen ihre nahe Verwandtschaft mit der
europäischen. Yerschieden ist dagegen der Zapfen, dessen Scluippen
am offenen Zapfen horizontal abstehen; die Bracteen über den Zapfen
hinaus pfriemenförmig verlängert; Zapfen, 3,5 cm lang, 2,5 breit; Zapfen-
spindel dicht hellgelb filzig behaart; junge Triebe kahl, glänzend,
gelbbraun.
Li Montana verjüngt sich die Lärche reichlich durch natür-
liche Besamung; die aufwachsenden Foi^ste oft so dicht geschlossen,
dass dazwischen stehende Douglasia's verkümmeiii ; die jungen Pflanzen
wachsen sehr rasch; Jahrestriebe von 1 Meter Länge sieht man häutig
genug auf mit Rosensträuchern , wilden J(>hannisl)c(M<'n b(»wachscncn,
also guten und fi'ischcn Standorten.
— 348 —
In den Blancn Bergen stehen schöne Exemplare dieser werth-
Yollen Holzart, theils mit Tannen und Fichten, theils mit der grösseren
Bodenfeuchtigkeit liebenden Pinns Murrayana, nie mit der Gelbldefer
zusammen; auch dort kann man Stämme mit 44 Meter Höhe uiid
90 cm Durchmesser finden.
Das Holz, zuAveilen so hart, dass es schwierig ist, einen Nagel
einzutreiben, wird zu Bauholz, Zaunpfosten, Eisenbahnschwellen etc.
benützt.
Wo die Douglasia durch Arceuthobium Douglasii befallen und
verunstaltet wird, da geht dieser Schmarotzer auch auf die Lärche über;
ganze Seitenäste sind durch den Reiz der schmarotzenden ZAvergmistel
mit langen, herabhängenden, dünnen Zweigen an der Missbildung
betheiligt; am Hauptstamme lebt die kleine Pflanze ebenfalls und ver-
ursacht grosse Beulen. In den Blauen Bergen ist als Zerstörer des
harten, massiven Kernholzes ein Pilz, Trametes Pini, häufig, der das
Holz in eine durchlöchcrt-Aveissfleckige Masse verwandelt, ganz so wie
derselbe Pilz an der europäischen Lärche. Solche zerstörten Stücke
— meist der werthvollste Theil dos Schaftes ~ bleiben dann im Walde
liegen und überziehen sich in dem feuchten Moose mit prächtigen
1^'jiichtträgern.
Pinus flexilis James, White Pine, Nevada-Cembra,
Nevadazürbel. Sie bewohnt die sandig-kiesigen, besonnten Standorte,
wo sie sehr weiträumig gestellte Waldungen bildet, oft nur in Gruppen
oder zerstreut steht; in Central Nevada ist diese Zirbelkiefer der werth-
vollste Nutzbaum zu Schächten beim Bergbau. Fünf Nadeln stehen
zusammen in einem Kurztriebe, Nadellänge durchschnittlich 5,5 cm lang,
1 mm dick; Zapfen 10 cm lang, der Koreazürbel (P. Koraiensis) ähnMch,
die Schuppen jedoch glänzend hellbraun; ziemlich dicke Apophysen;
Nabel am schneidigen Schuppenrande sitzend; die untersten Schuppen
dick und nach liickwärts gekrümmt, Zapfen sitzend; der Same beider-
seits marmorirt, ohne Flügel (Tafel YIl). Die Kiefer überschreitet niclit
18 Meter Htijio; ijir Holz mit einem specifischen Gewichte von 44 ist
scliwerer als das der euj-opäischen Zür))el ; der Baum gehört zur
Scction Cembia.
i'inus Murraynn;! Half., Black Pine, Murray's Kiefer.
Friihci- wuidcn diese Art und Pinus (H)ntorta als identisch betrachtet
sie stehen sicfi entschieden sehr nahe, alxM* mit Hilfe ihrer Biologie,
geographischen Verbreitung, Habitus und auch der Zapfen ist es nicht
— 349 —
schwierig, sie von einander zu trennen; Herbariumsmaterial , an dem
die Färbung der Zapfentlieile verblasst ist, die IS'abeldorne in der Eegel
abgestossen sind, erschwert die Bestimmung. So dürfte es nach getrock-
neten Exemplaren sehr schwierig sein, Pinus resinosa, densiflora, sinensis,
Tlumbergii und austriaca zu ti-ennen, welche in lebenden, erwachsenen
Exemplaren nicht zu verwechseln sind. AYährend P, contorta (nach
meiner Auffassung) allein auf die Küste von Alaska bis in's mittlere
Californien beschränkt ist, somit der gemässigt-warmen Kegion angehört,
occupirt die ]\Iurrav'sche Kiefer die inneren Berge von Alaska,
Washington, Oregon, die Sierra Xevada, die Blauen Berge, das Felsen-
gebirge von Montana und BritivSch-Columbien nordwärts bis zum64^X.B.
Die in Colorado und von dort bis in's nördliche Arizona heimische
Form zeigt nach den zapfentragenden Exemplaren solche Yerschieden-
heiten, dass ich sie, bis sie dui-ch eingehenderes Studium vielleicht als
eigene Art erkannt wird, einstweilen als Yarietät der Mui-ray 'sehen
Kiefer liier vortrage unter dem Namen Pinus Murrayana var. Sar-
gen tii mihi.
Die Murray'sche Kiefer ist in ihrem Optimimi eine sandliebende
Pflanze, die biologisch wie auch botanisch der östlichen Bank's Kiefer
nahe steht; sie übertriö't aber letztere in ihrem Optimum auf den
sandig-feuchten, külilen Einsenkungen der Blue Mountains durch ihre
Höllen- und Massentwicklung; mittlere Stämme der an solchen Oert-
liclikeiten in reinen Beständen aufwachsenden Bieter erreichen nach
meinen Messungen 28 Meter Höhe; die Schäfte weit herab, trotz des
dichten Schlusses, mit Aesten bekleidet; Durchmesser solcher Stämme
42 cm ; selbst auf den kühlen, sehr feuchten, unseren Hochmooren am
Fusse der Alpen ähnlichen Standorten gedeiht sie kräftig.
Murray 's Kiefer in den Blauen Bergen besitzt Nadeln (zu zwei
zusammen) von 5 cm Länge; Zapfen 3,5 cm Länge und 3 cm Breite
wenn offen; frische Zapfen matt hellbraun oder schwach glänzend,
Apophyse auf der Oberseite des Zapfens kegelförmig erhaben und mit
dem Nabel und dem Nabeldorn von gleicher Farbe wie die Zapfen-
schuppen; Dorn gerade oder nach dem Stiele zugekehrt. Knospen-
schuppen fest anliegend, durch Harz verklebt.
Nach dieser Diagnose sind die meisten , als contorta bei uns
bezeichneten Exemplare zu P. ^[uiiayana zu ziehen; an kultivirten
Exemplaren steigt die Zapfenlänge bis zu 4,5 cm, Zapfen gleiclnnässig
dick, 2 cm wenn geschlossen.
Wie Bank's Kiefer ähnelt auch diese im Habitus unsertM- Fichte;
die Rinde wird schon frühzeitig eine kleinschuppiirc dunkelgraue Borke,
— 350 —
wesshalb sie in den Blauen Bergen „Schwarzkiefer" heisst; im höheren
Alter verbreitern sich die Schuppen jiicht, sondern verdicken sich nur.
Das Holz mit einem specifischen Gewichte von 41, hat 4 cm Splint
und wird gelegentlich zu Nutzholz verarbeitet.
Unter den Feinden sei Arceuthobium americanum, eine
Zwergmistel erwähnt, die eine peitschenförmige Mssbildung der Aeste
verui-sacht; ausser diesem Hexenbesen ist auch jener aufrechte,
dicht verflochtene Hexenbesen an dieser und anderen amerika-
nischen Kiefern bekannt, den* man auch reichlich an der europäischen
Kiefer und ebenso an den beiden zweinadeligen, japanischen Kiefern
wieder findet; die Ursache dieser Mssbildung ist bis jetzt noch nicht
aufgeklärt.
Das Holz erwachsener Stämme Avird oft von Trametes Pini zerstört.
Professor Sargent und der als Autor schon öfters genannte
E n g e 1 m a n n sammelten auf felsigen , trockenen Gebirgsböden in
Colorado zapfentragende Zweige einer Kiefer, die sie als P. contorta
V. Murrayana bestinmiten ; da Murray's Kiefer und die Drehkiefer der
Küste als zwei gute Species anerkannt wurden, so muss auch die
Coloradokiefer entweder einer der beiden Arten zugetheilt werden, oder
als Varietät von einer von beiden oder als neue Art beschrieben werden;
da icli diese Kiefer selbst nicht gesehen habe, getraue ich mir weder
die Identität mit den erwähnten Kiefern zu behaupten, noch auch eine
eigene Art aufzustellen; ich habe desshalb den Ausweg gewählt, die
Bezeiclnumg Pinus Murrayana var. Sargen tii mihi für die
Colorado-Drehkief er zu wählen.
Nadeln 6 cm lang, oft 8 cm, 2,5 mm dick ; Zapfen 5 cm lang, 4 cm
l)r('it, wenn offen; Nabel und Nabeldorn glänzend hellbraun; Nabeldorn
sehr kräftig, gerade abstehend; Apophyse nicht glänzend, kegelig erhaben ;
<!!<• als (-(jütoita knltivirten Exemplare mit sehr dicken, kräftigen Nadeln
diiiftf'ii liiclici- zu zielKMi sein (Samen Tafel YUI).
Die Tannen dieser Kegion kann man in Parallele mit unserer
Tanne stelle, was J^iologie nnd kliniatologische Ansprüche betrifft; die
l>«'stän(h', die sie ])il(len, sind denen unserer Tannenwaldungen im
Mittclgchiiuc sehr ähnlich, Fichten mischen dazwischen; da das Gros
dci-scihcn im Caskadcii- und Coast Kange-Ciebii'ge lebt, werden sie von
raulien, trockenen FiMisten nicht belästigt; ihr AVinter ist schncereich,
aber mild.
^^'»'•'^ iiobi 1 is Lind 1., Red fii-, j)acifische I^]d(Htanne.
im (.ascadengebi rgc bildet diese Tanne mit dci* amabilis ausiredehnte
— 351 —
Waldungen; einzelne Individuen in günstigen Lagen des feuchteren
Coast Bange erreichen 92 Meter Höhe. Ohne sich Zapfen von den
Bäumen zu schiessen, ist es kaum möglich, ervrachsene Tannen von
einander zu unterscheiden; bei allen ist die Einde dunkelgrau, glatt,
nur im höchsten Alter schuppig ; erst dann sind einige Unterschiede
erkennbar; so ist die Borke der pacifischen Edeltanne schmal aber
tiefi'issig, fast der Schwarzkiefer ähnlich. Um so besser dagegen sind
die jungen Pflanzen und die Früchte charakterisirt ; der Zapfen der
Edeltamie ist ein Schmuck für jede Sammlung; die Tanne trägt bereits
an vielen Orten Europa's, besonders in Frankreich und England Früchte,
die sich, wie bei allen in Kultur gepflegten Holzarten, durch besondere
Frühzeitigkeit, Häufigkeit und Grösse auf Kosten der Schaft- und
Nutzholzprodüktion auszeichnen. Der Zapfen in der Heimat ist durch-
schnittlich 12,5 cm lang, 5,5 cm breit; an jungen, unreifen Früchten
ist die Bractee nur wenig zwischen den Zapfenschuppen hervorstehend ;
an ausgewachsenen Zapfen dagegen ist die Bractee fast dreitheilig und
nach rückwärts umgebogen, so dass vom ganzen Zapfen überhaupt nur
Bracteen sichtbar sind. An kultivirten Exemplaren erreicht der Zapfen
eine Länge von 22,5 cm und der grösste Durchmesser an der Basis
beträgt 7,5 cm. Das Holz, das dem Typus der Gattung folgt, wird
kaum benützt.
Junge Pflanzen mit rothbraunem Triebe; Nadeln an der oberen
Seite der Triebe halb so lang als an der Unterseite und parallel
dem Triebe g-estellt, untere Nadeln vielfach nach Oben zu gekrümmt.
Abies magnifica Murr., Red fir, Schasta-Tanne, bildet
auf den Bei-gon, welche die Basis des grossen Yulkanes Schasta um-
gürten, zwischen 1500 und 2500 Meter ausgedehnte Bestände; alte
Bäume mit 5 cm dicken und 7 cm breiten Borkenschuppen ; an dem
Zapfen sind die Blüthenschuppen (Bracteen) kürzer als die Zapfen-
schuppen und dann v(m aussen nicht sichtbar, oder sie stellen nur
wenig über dem Zapfen hervor; die grössten Zapfen erreichen 18 cm
Länge und 8cm Dicke; durchschnittliclie Grössen sind 13 cm und
G,5 cm; Zaj)fenschuppen sehr breit, etwas kuiz, filzig Ix'iiaart.
An jungen Pflanzen sind die Nadeln der Seitenzweige aUe gleich-
gross und etwas nacli aufwärts gcwciulet.
Abies ;nnal)ilis i^'oil)., Purpurtannc: im Cascaden-Gebirge
fällt dieser J^aum vor Ahcm durch die dunkcigiiiiu^ Henadclung auf;
doi-t wächst er oft mit der Kdejtanne zusammen : dei* (l(Mitsclie Name
— 352 —
wurde wegen der dunkeln, purpurnen Farbe des reifen Zapfens gewählt
wodurch der Baum mit Sicherheit von anderen Yerwandten unter-
schieden werden kann. Die grössten Zapfen bis zu 14 cm Länge,
7 cm Durchmesser, meist nur 8 : 5 cm. Bractee nicht vorstehend.
An jungen Pflanzen sind die oberen Nadeln kürzer als die unteren
und etwas dem Triebe parallel angedrückt ; an Zapfen tragenden Zweigen
sind die Nadeln so gedreht, dass die Unterseite aufwärts kommt. Die
Kinde des erwachsenen Baumes der unserer Tanne ähnlich. —
Die Fichten Nordwestamerika's in dieser Region theilen die
Biologie unserer einheimischen Fichte vollständig. Yom 56^ N.B. an
im Cascaden- und Felsengebirge südlich bildet
Picea Engelmanni Engelm., White Spruce, Engelmann's
Fichte, im mittleren Theile der Felsengebirge ausgedehnte Bestände;
sie erfüllt dort die tiefen, feuchten Canons; von 3400 Meter an auf-
wärts bleibt sie aber nieder, strauchf örmig , erreicht aber in ihrem
Optimum 46 Meter und ist dort der werthvollste Nutzbaum. Der
abwärts hängende Zapfen 4cm lang, 3cm dick, wenn offen; Zapfen-
schuppen dünn, weich, längs gefaltet, am Rande ausgebissen.
Die junge Pflanze, heller als unsere einheimische Fichte gefärbt,
mit stechenden Nadeln, doch weniger scharf als die der eigentlichen
Steclifi eilte und kürzer wie diese. Die Nadeln, denen der Weissfichte
(alba) sehr nahe stehend, doch von diesen durch das Fehlen des unan-
genehmen Geruches beim Drücken der Zweige untersch eidbar ; junge
Triebe schwach rosa bereift; Knospenschuppen hell ockerfarbig, inatt,
fest anliegend. Die Borkenschuppen des crwaclisenen Baumes sind
kleiner und seichter als von unserer Fichte, weisslich ; frisch ausgelöste
Scliuj)pen röthlich ; Holz nach dem Typus unserer Fichte gebaut,
gelblich, sehr leicht (specifisches Gewicht 34).
Picea pungens Engelm., White or ]31ue Spruce, Blau-
oder Stech fi cht c. Diese Ficlitc ist ein hoher Baum des Felsen-
g(?birges von Cohjj-ado, wo er in den feuchten Tliälern eingesprengt
vorkommt; dei- Zaj)fen ist kaum von dem der Engelmann's Fichte zu
unterscheiden, G cm lang, 2 cm dick; Zapfenschuppon dünn, weicli,
längsfaltig, am llande ausgebissen; di(.' Hoi-ke di(;k-kleinschuppig; das
sehr leiclit(! Holz (specifisches Gewicht 37) folgt dem Typus der (Gattung.
.liiii-:e Ivxcmplare mit prächtigf^r, })iau-weisser Färbung der Nadeln;
von iU'v b^ngelmnnn'schen Kichte uiiferscheidbai- diiivh die schärfer
stechciMhii \;i(|chi lind helh.cker-farhigen Knospen mit zurück-
— 353 —
gerollten Knospenselmppen. Beide Fichten werden bis jetzt noch
kaum genützt.
Juniperus occidentalis Hook., Juniper, Westlicher
TTachholder; selten erreicht die Art Baum form, meistens ist sie nur
ein Strauch, besonders am Kande der Prärie, an trockenen heissen
Hängen; ausgezeichnet und hervorragend dekorativ durch die weisslich-
blaue Färbung. Von den blauen Bergen südlich durch die Sierra
erstreckt sich dieser Wachholder in einer variirten Form bis nach
Colorado und in's westliche Texas.
Die schuppenfürmigen Blätter haben oberseits eine schmale Einne
mit einer Drüse, aus der hellgelbes Harz austritt; Früchte von der
Grösse unseres Wachholders, weiss bereift, länglich; alle Nadeln stellen
kurze, anliegende Schuppen dar; nur am Leittrieb verlaufen sie in eine
vom Triebe abstehende Spitze.
Die Kinde des erwachsenen Baumes ist eine seichte, breite,
vertikalrissige Borke ; das Kernholz roth, von einem 1 5 cm breiten
Splinte bedeckt; entsprechend der intensiven Färbung ist das Kernholz
sehr dauerhaft, wesshalb dieser Wachholder zu Eisenbahnschwellen
und Telegraphenstangen selir gesucht ist.
d) Die kühle Region der alpinen Nadelhölzer.
Die alpine Region bezeichnet die obere Grenze des Baumwaldes ;
wo typische Yertreter dieser Region nicht vorhanden sind, bilden Nutz-
bäume von tieferen Lagen mit niederen Individuen die Grenze ; nirgends
aber dürfte diese Region so sehr eine eigene Betrachtung verdienen
als in Nordwestamerika, wo fast jedes Genus der Abietineen auch so
hoch oben noch Yerti'ctimg findet; freilich sind alle meist nur Halb-
bäume und Sträucher; 30 Meter Höhe erreichen nur wenige in den
wärmsten und besten Lagen ihres Gebietes; auf die höchsten, unzu-
gänglichsten Gebirgsparthien beschränkt sind die alpinen Coniferen,
nur durch ihren Schutz auch Nutzpflanzen; sie werden sehr werthvoU
werden, wenn es sich um Festigung des TciTains im Quellgebiete der
Flüsse handelt.
Pinus aristata Engelm., Foxtail Pine, Fuchsschwanz-
kiefer. Diese Art wird noch vielfacli als Varietät der Balfour'sclien
Kiefer aufgefülirt; ihr Yorbreitungsgebiot ist vom Süden Californiens
an östlich bis nach Colorado zwis(;hen 2500 Meter und 3600 Meter
häufig, liebt somit wanne Gebiete, die vielfach in die gemässigte Region
Dr. Mayr, 23
— 354 —
gehören; sie stellt für die Bergwerksdistrikte Nevada's einen wertli-
vüllen Baum dar, ein Grund, der Schuld ist, dass sie dort nahezu
ausgerottet wurde; nur in günstigen Lagen erreicht sie 30 Meter;
ihren ^"amen hat sie erhalten wegen der dünnen Zweige, die viele
Jahre hindurch die buschige Benadelung beibehalten.
Nadeln durchschnittlich 3,5 cm lang, dünn, fünf zusammen in
einem Kurztrieb; junge Triebe rothbraun behaart; der Zapfen ist 7 cm
lang, 3 cm breit, 5 cm wenn geöffnet, blauroth; Apophyse mit einem
Dornfortsatz von 0,5 cm Länge; Dorn nach der Spitze des Zapfens zu,
diesem angedrückt.
Das Holz dieser Kiefer ist sehr schwer (specifisches Gewicht 57)
und völlig nacli dem Typus der Gattung Picea gebaut (Tafel XI) ; diese
Eigentliümlichkeit zusammen mit jenen des Zapfens und Samens (Tafel
VJII) veranlassen mich, für diese und die folgende Art eine neue
Section der Gattung Pinus aufzustellen mit dem Namen Balfouria.
Pinus Balfouriana Murr., Foxtailpine, Balfours Kiefer
ist in den höheren Regionen der Scotts Berge in Nordcalif ornien , im
Qucllgebiete der King- und Kernflüsse heimisch, wo sie einen breiten
Kieferngürtel als oberste Waldgrenze darstellt; sie bleibt ein niederer
(bis 19 Meter erreichender) aufrechter Baum ; fünf Nadeln von 2,5 —
3 cm Länge, zusammen in einem Kurztriebe ; Nadeln mehrere Jahre
am Triebe festsitzend; Zapfen 10 cm lang, 6 cm breit wenn offen,
liellpurpiirn, schAvach gekrümmt; Apophyse etwas erhaben mit kurzem,
nach der Basis dos Zapfens zugekehrtem Nabeldorn. Der Splint ist
nur 1 cm breit, der Kern schön roth ; die Rinde wie die einer Eiche.
Das Holz zeigt den Typus der Fichte, ist ebenfalls verhältnissmässig
scliwer (specifisches Gewicht 54); der Baum bildet mit dem voraus-
gehenden die Section Balfouria. Same nach Tafel VIL
Pinus all)icaulis Engelm., Weissstämmige Zürbel.
Zapfen dieser f ünfnadeligen Kiefer Cembra-artig, 4 cm lang, Apophyse
stjii-k vorstellend, gekrümmt; Same ohne Flügel (Tafel VH); Borke der
Ficlite ähnlich aber hell weisslich; der Splint beträgt 5 — 6 cm, die
Kernfarbe schwach röthlich. Nadeln fünf von 4 cm Länge zusammen;
Seitentriebe l)elialten lange Zeit die Nadeln bei, ohne äusserlich erkenn-
bares Dickenwachsthum.
In den hriheren Regionen des Cascaden-Gebirges von Britisch-
Colnnibicn bis in's südliche Oalifornien niul Utah wohnend, ist diese
Ziirix'l meist nK^hr Strauch als Baum; sie gehört zur Section Cembra.
Die Fichte dieser kühlen Region ist die seltene
— 355 —
Picea Breweriana Wats., Siskiyou Fichte, die erst vor
wenigen Jahren 1884 von Th. Ho well an den alpinen Hängen der
Siskiyou-Berge aufgefunden wurde; ein Baum mit lang herabhängenden,
dünnen Zweigen; Xadeln 2,6cm lang, 2,5 mm breit, oberseits mit
ZAvei weissen breiten Streifen; Zapfen 10cm lang, 4cm breit Avcnn
offen, geschlossen Cigarren-förmig ; Schuppen des Zapfens hart, abge-
rundet, nur wenig ausgebissen ; grösste Breite der Zapfen schuppen
1,5 cm; wie der Zapfen ist auch der Same der grösste von allen nord-
amerikanischen Fichten.
Weitere Angaben über diese Fichte wurden in der Fussnote bei
Besprechung der Sitka-Fichte gegeben.
Als alpine Tanne dieser Region ist
Abies subalpina Engelm., Balsam, westliche Balsam-
tanne, aufzufassen; in den tieferen, wärmeren Lagen wird sie ein
hoher Nutzbaum; sie ist dagegen niedrig, oft strauchartig an der oberen
Grenze der AYaldvegetation Britisch-Columbiens, im Cascaden-Gebirge,
in den Blauen Bergen und von da südlich bis Colorado.
In den botanischen Merkmalen der Fi'üchte, niclit aber in seiner
Biologie steht die Balsamtanne der grossen Küstentanne und der amerika-
nischen Silbertanne sehr nahe ; die Zapfen sind 6 cm lang, 3 cm dick ;
Blüthenschuppen nicht sichtbar; Nadeln an Früchte tragenden Zweigen
1,5 — 2 cm lang, an der Basis eben so breit wie in der Mitte; junge
Triebe hellbraun behaart ; die Rinde alter Bäume mit 3 cm breiten
Schuppen bekleidet, hell. —
Die europäische und japanische Lärche erheben sich bis hart an
die Baumgrenze, wo sie selbstverständlich niedrig bleiben; sie sind
aber in wärmeren Oertlichkeiten Nutzbäume erster Klasse, insbesonders
was die europäische Lärche betrifft; eine alpine Lärche im wahren
Sinne ist dagegen
Larix Lyallii Pari., Lyall's (spr. Leiall's) Lärche. Auf
den hohen Bergen Britisch-Columbiens und an der Nordgronzo der
Vereinigten Staaten zwischen dem 49. und 51^N.B. (nördlicii davon
tritt wieder die östliche Lärche auf) bildet Lyall's Lärche mit der weiss-
stiimmigon Zürbelkicfer und der alpinen Tsuga (1(mi ()bei*sten Yegeta-
tionsgi'irtel ; selten erlangt sie 15 Meter Höhe, meist stellt sie einen
ästig(Mi, sparrigen, niederen Banm dar, der in diesem rauhen Klima
aucli noch die Nordseiten bevorzugt.
23*
— 356 —
Diese merkwürdige Lärche ist gekennzeichnet durch weisswollig
behaarte Triebe, dimkelviolette Bracteen des Zapfens mit nadeiförmig
verlängerter Rippe ; Zapfenschuppen breit, weich, am Rande bewimpert ;
Zapfenlänge 4 cm, Dicke 2 cm.
Endlich ist die Gattung Tsuga repräsentirt durch
Tsnga Pattoniana Engelm. (syn. Hookeriana), Alpine Tsuga
oder Hemlock. Sie ist im Cascaden-Gebirge und in der Sierra ein
astreicher, oft vielgipfeliger Baum, der selten 30 Meter erreicht ; östlich
geht er bis Montana; junge Zapfen blau-purpurn, reife Zapfen 6 — 8 cm
und 3— 4 cm breit wenn offen, somit die grössten Zapfen von allen
Tsuga's, Bractee sich leicht von der Zapfenschuppe ablösend (Tafel YI).
Nadeln dick, fichtenartig an zapfentragenden Zweigen, oft dreikantig,
gekrümmt, Oberseite ohne Längsrinne; junge Triebe dicht hellbraun,
filzig behaart; Rinde des erwachsenen Baumes eine tiefrissige, dunkel-
graue Borke.
VIII. Verhalten der exotischen Holzarten in
Nordamerika.
Will man eine Untersuchung des Verhaltens der für Nordamerika
exotischen Holzarten anstellen, so muss man vor Allem die Anbau-
versuche nach den im Vorausgehenden angenommenen Waldvegetations-
zonen trennen.
Im Osten, in der atlantischen Region, in N. a. und N. c. sind die Ver-
suche am ältesten, zahlreichsten und für uns auch am lehrreichsten,
dii (lies(? Region klimatisch unserem Laubwalde am nächsten steht.
Frcilicli (hn-f man dabei nicht vergessen, dass die Versuche in Nord-
amerika nur zum geringsten Theile im Walde selbst ausgeführt wurden,
wie umgekehrt die meisten nordamerikanischen Holzarten auch bei
uns bis voi- Kurzem nur zur Ziei'de gepflanzt wurden, wobei sie allen
Unbilden dci- Wittei'ung auf ihren unnatürlichen Standorten preis-
fi^egebon waren.
Abgesehen von Witterungseinflüsson hat man in Nordamerika
mit noch ganz anderen Feinden zu kämpfen. R. Douglas hat äusserst
h'hrreiche Versuche am Lake Michigan angelegt; das Terrain dort ist
parallel der Strandlinie wellig; auf den hölieren sandigen Partieen
liegen die Anbauvcirsuche mit Kiefern; die niederen parallelen Streifen
sind sumpiig. im Wintei- mit Eis bedeckt. Die besseren Stände aus
— 357 —
der Umgebung belustigen sich dort mit Schlittschuhlaufen; unter dem
Schutze einiger abgehauener Exemplare von Douglas' Pfleglingen wird
kampirt und geluncht; ehe man hinwegzieht wird alles in Brand gesteckt;
die Zäune zum Schutze gegen Weidevieh werden gestohlen oder ver-
brannt, und die Pflanzen sind dem Vieh, das zum Schutze gegen
Mosquito an die Pflanzen schlägt, preisgegeben. Die Yersuchsflächen
sind völlig kahl, die urspriingKche Vegetation war, nach den noch vor-
handenen Weymouths-Kieferstöcken zu schliessen, ein ganz leidlicher
Wald. In den sumpfigen Partieen wurden Thuja occidentalis und die
europäische Eichte versucht, jedoch ohne Erfolg. Auf den höher liegenden
Partieen sind die schon mehrfach erwähnten Versuche mit den Nadel-
hölzern, die Douglas nach ihrem Verhalten in der ersten Jugendzeit
folgendermassen gruppirt: Am besten ist die Weymouthskiefer, dann
kommen europäische Lärche, europäische Kiefer, österreichische Kiefer;
am schlechtesten sind Pinus ponderosa, rigida und pungens; die Anlagen
mit resinosa sind verbrannt und Banksiana sind leider nicht versucht
worden.
Vieljährige Erfahrungen hat auch Professor Meehan in German-
town bei Philadelphia imd Professor Sargent in Broockline gesammelt.
Als das Resultat aller bisherigen Versuche ergibt sich folgendes:
a. Verhalten der Laubhölzer. Von den beiden mitteldeutschen
Eichen sagt Emerson, dass sie bei Boston, also in N. a. so gut gedeihen,
wie irgend eine einheimische Eiche, die rubra nicht ausgenommen und
dass sie so reichlich Früchte tragen und sie eben so sicher zeitigen,
wie in ihrer Heimat; die Ulmen haben sich ebenfalls zu stattlichen
Bäumen entwickelt; Acer platanoides und Pseudoplatanus, Sorbus aucu-
paria erwachsen so schnell und zu denselben Dimensionen wie bei uns ;
die Rosskastanie Avird ein hoher Baum; die Rotherle (Alnus glutinosa)
wird in den westlichen Präriestaaten, also in N. p. auf der Prärie
angebaut in Oertlichkeiten, die für andere Holzarten zu feucht sind;
dagegen erfriert die Edelkastanie in ihrer Jugend wie auch die Pyra-
miden- oder italienische Pappel, die leider wegen ihrer Raschwüchsigkeit
und aus heimatlichen Erinnerungen so massenhaft angebaut wird —
trotz zahlreicher, viel schönerer und dankbarerer einheimischen Zier-
bäume — schon frühzeitig ihren Gipfel verliert und dann so hässlich
ist wie gegenwärtig die vielen Pyramidenpappehi in Deutschland. Die
japanische Pawlownia imperialis, die Ix'i uns in Deutschland nui- in
den wärmsten Lagen bis zur Baumgrösse gebracht werd(Mi kann, gedeiht
gut in den mittleren Staaten, also in S. a. und c. Andei-s verhalten sich
b. die Nadelhölzer, deren Misslingcn sehr Beachtung vjM'dient.
— 358 —
Unsere Fichte, Kiefer und Lärche werden in der atlantischen
Zone N. a. und insbesonders in N. p., in den Präriestaaten in grösstem
Massstabe wegen ilu'er Billigkeit und Kaschwüchsigkeit erzogen und
gcpilanzt, in den Städten und Gärten zur Zierde, in den Präriestaaten
als AVindbrecher für Haus und Garten. Die jungen Fichten leiden oft
durch Schütte ohne Pilz, wenn die Pflanzen lange Zeit während des
Winters mit Schnee bedeckt Avaren ; nach dem Abschmelzen des Schnee 's
von der warmen Frühjahi'ssonne getrofien, vertrocknen sie durch über-
grosse Verdunstung von Seite der zart gebliebenen Nadeln, die in
kürzester Zeit braunroth werden. In den Städten und deren Umgebung
leidet die Fichte ebenso wie bei uns in gleichen 0 ertlichkeiten durch
Kauch und chemische Gase ; ihre Nadeln färben sich im Winter braun
und ist sie dann so hässlich, wie auch die dort gepflanzten einheimischen
Fichtenarten Avie Picea alba und nigra.
Wo man übrigens bisher Fichten und Kiefern angebaut hat,
begannen diese Holzarten mit dem 40.— 50. Lebensjahre plötzlich in
ihrem Hühenwachsthume nachzulassen; sie überladen sich dann mit
Zapfen — der Anfang vom Ende — verlieren den Gipfel und werden
unschön und werthlos, ehe sie Dimensionen erreicht haben, die zu
Nutzholzzwecken nöthig sind. Auffallend ist dabei das rasche Wachs-
thuni in den ersten Jahrzehnten; auf einer Pflanzung der Universität
von Jllinois eriiob sich unsere Fichte auf tiefem, lehmreichen Boden,
naclidem derselbe mehrere Jahre zu landAvirthschaftlichen Z^vecken
benützt worden war, von 32 cm Länge im Jahre 1872 bis zu 11,4m
Hr)he im Jahre 1888, also pro Jahr nahezu 70 cm Längenzuwachs ;
der Durchmesser, wahrscheinlich über dem Boden genommen, betrug
42,5 cm, also bei durchschnittlich zwanzigjährigem Alter pro Jahr ] cm
JahiTingbreite. Man kann ahnen, was für eine Qualität Holz diess
sein muss. Die europäische Lärche bleibt in ihren Wachsthumsleist-
ungen iiinter der Fichte keineswegs zurück und gilt allgemein als der
beste Nad(}lholzbauni, der von Europa eingeführt wurde. Sie wächst
nicht in tiefen Lagen, wohl aber im Hochlande, selbst auf Boden, der
für andere Holzarten zu arm ist, ausgenommen die Weymouthskiefer
und die gemeine, eui()])äische Kiefer.
Die Lär(;he soll zu einem Nutzbaume emporwachsen, während
der Scliaft als „unschön'^ bezeichnet wiid. Auflallond ist das Verhalten
der I.än'h(! auf Dünensandboden, zu wcicliem Zwecke sie wohl bei
uns nocli nicht verwendet woi-den sein dürfte; die Lärche bleibt dort
(am Michigan-See) lange Zeit niedrig, wird buschig und bedeckt den
Hoden mit Aesten auf einem Umkreis, der etwa das Verbreitungsgebiet
— 359 —
der Wurzeln markirt; dabei wird die Rinde der Pflanze auffallend
dickborkig, ein Schutzorgan gegen Kälte und Hitze. Erst wenn so
der Boden beschattet und in einem frischeren Zustande gehalten wird,
beginnt die Lärche einen kräftigen Längstrieb ; im Jahre 1 885 erreichten
die Längstriebe einen vollen Meter Länge; dass die Lärche dort ein
Nutzbaum werden wird, erwartet Niemand. Die gemeine lüefer steht
in ihren Leistungen im Allgemeinen hinter der Lärche zurück, über-
triff't aber die Fichte wenigstens in der Schnelligkeit des Wuchses,
worauf es bei Anlage eines Schutzmantels gegen Wind in den Prärie-
staaten hauptsächlich ankommt. Auf denselben sandigen Boden am
See ]\Iichigan gebracht, ist sie nicht besser als die Lärche, übertriö't
aber die Leistungen der einheimischen Kiefern, wie Stechkiefer, Pech-
kiefer (Pinus rigida) ganz beträchtlich.
Die Pinus austriaca bleibt hinter der sylvestris überall entschieden
zurück, ist dagegen als Zierpflanze in den Gärten und Parkanlagen
sehr beliebt und hat mit der Weymouths-Kiefer im New- Yorker Stadt-
parke am besten noch der rauchigen Atmosphäre widerstanden; in
Jllinois leidet sie dagegen von einem Pilze, Lophodermium baculiferum,
der von der Gelbkiefer auf die österreichische Kiefer übergewandert ist.
Pinus Pinea hat man vor 20 Jahren in Alabama, also in S. a.
auf sandigem Boden anzubauen versucht, sie ist ganz niedrig geblieben.
Cryptomeria japonica wurde mit anderen japanischen Nadelhölzern
zusammen wie Chamaecyparis obtusa und pisifera vor ein paar Jalu'en
im Central-Parke in New- York ausgepflanzt; dass die beiden letzteren
Holzarten sich gut halten Averden, ist zu erwarten, ebenso dass die
Cryptomeria zu Grunde gehen wird, denn sie ist in dem milderen
Philadelpliia, in Germantown schon bei — 17^ erfroren, resp. vertrocknet.
Abies Nordmaniana wird bei Philadelpliia also in N. a. nicht
über 2 Meter hoch, weil sich jeden Winter ihr Gipfel bräunt. Abies
cilicica verliert dort jedes Jahr einen Tlieil seiner Endtriebe, wie auch
Abies Pindrau und Webbiana.
Von Holzarten, welche zwar in Nordamerika heimisch sind, aber
der Zone N. a. fehlen , mögen erwähnt werden : die Magnolia macro-
phylla aus den Südstaaten, die bei gutem seitlichem Schutze durch
Nachbarbäume in der Breite von New- York im Freien aushält; Taxodium
distichum Avird dort ein stattlicher Baum, während Pinus australis als
Topfpflanze den Winter im Ivaltliause zubringt; Catalpa speciosa ist in
N. a. als werthvoUer Nutzbaum nicht mehr aufzuziehen.
Sehr bemerkcnswerth sind ferner die Anbauversuche mit wirt-
lichen Nadelhölzern, die in N. a. und N. c. fast sämmtlicli zu (rrunde
— 360 —
gehen; bald Avird die Ursache auf die Trockniss im Sommer zurück-
geführt, bald heisst es, die Hitze im Sommer verzögert die Entwicklung
und die Fröste im Winter tödten dann die Pflanzen, so bald die
Sämereien aus Gegenden westlich vom C a s c a d e n - G e b i r g e
gesammelt Avurden.
Eine Verminderung der relativen Feuchtigkeit der Luft, sei es
durch das Klima selbst oder durch die unnatürliche Stellung einer
waldbildenden Pflanze ausserhalb des Waldgebietes, oder eine gestei-
gerte Verdunstung von Seite der Pflanze selbst durch direkte Besonnung
im Winter und Sommer steigert die Empfindlichkeit derselben gegen
Frost und Hitze. Die Nadelhölzer von der Küste des Stillen Ocean's,
wenn sie nicht unmittelbar an der Küste in N. a. gepflanzt werden,
finden eine geringere relative Feuchtigkeit, grössere Extreme in der
Temperatur im Sommer und Winter und überdiess eine unnatürliche
Stellung auf freier Fläche, der direkten Besonnung und den austrock-
nenden Winden preisgegeben. Dass da diese Hölzer ohne Ausnahme
fehlschlagen, darf nicht wundern. So ist z. B. die Douglasia von
Washington Terr. und Oregon bezogen, in N. a. nicht aufzubringen;
R. Douglas brachte zuerst Samen der Colorado-D ouglasia (v. glauca)
nach dem Osten und diese, an grössere Extreme der Temperatur und
Feuchtigkeit gewöhnt, vermag dem östlichen Klima zu widerstehen.
Sie hat sich jedoch, wie auch bei uns in Deutschland, als langsam-
wiichsig erwiesen und ihr Holz gilt als mittlere Qualität, da der Baum
überdiess nicht lioch wird. Same aus Montana, wo er z. B. bei Missoula
mit grösster Leichtigkeit zu beschaffen wäre, wurde leider bis jetzt
noch nicht versucht; ganz das gleiche Verhalten zeigt die Küsten- und
Colorado- Abies concolor; Thuja gigantea und Chamaecyparis nutkaensis
von der Küste gehen stets zu Grunde; Pinus ponderosa am Michigan-See
auf Sandboden gebracht, wird im Sommer durch Trockniss getödtet,
während die kräftigen Pflanzen im Saatkampe von dem Schüttepilz
(L()pliod(.'nnium baculiferum) vernichtet werden.
Weniger intcjressant sind die Versuche im Westen, da diese sich
auf die J{üste Califoniiens, also die subtropische Zone, beschränken.
Unsere einheimische Eiche (Quercus pedunculata) wächst in der Jugend
wenigstens besser als alle ostamerikanischen Eichen. Unerwartet günstig
haben sich bishcjr die australischen Holzarten entAvickelt; Eucalyptus
(meistentlieils (ilobulus) wird seit 1865 im Grossen angebaut zum
Schutze gegen Wind und Sonne; bis zum Jahre 1882 rechnete man
bereits eine lüdhc Million Bäumein Californien; ihr Wachsthum gelangt
während dos ganzen Jahres wohl kaum zum Stillstande; Blüthen und
— 361 —
reife Früchte mit keimfähigen Samen finden sich zu jeder Jahreszeit;
im südlichen Californien wurde der Fall bekannt, dass ein achtjähriger
Baum 34' Höhe und 55 cm Durchmesser erreichte ; ausserdem werden
des Gerbstoffes wegen Acacien-Arten mit grossem Eiiolge gebaut; die
Lawsonia wächst in diesem winterlosen Klima vortrefflich mit Palmen
und Yucca in demselben Garten.
Aus dem Gesagten mag entnommen werden, dass das Klima des
nordöstlichen Amerika's N. a. und c. den europäischen Laubhölzern
konvenirt, während die Coniferen zwar Anfangs sehr rasch wachsen,
aber bald zu Grunde gehen, ehe ihr Holz Nutzwerth erlangt hat; dass
ferner die Bäume der pacifischen Küste westlich vom Cascaden-Gebirge
überhaupt nicht, östlich von diesem nur langsam im Freien aufzu-
ziehen sind.
Schliesst man umgekehrt auf das Verhalten der nordamerikanischen
Holzarten in Europa und in Deutschland insbesonders, so dürfte zu
erwarten sein, dass die nördlichen Laubhölzer sich bei uns ebenso
verhalten Avie unsere Laubhölzer in Nordamerika, was in der That die
bisherigen Erfahrungen bestätigen; auch die nordöstlichen Nadelhölzer
wie die Weymouthskiefer, die Weissfichte bilden keine Ausnahme.
Ebenso ist es sicher, dass die pacifischen Nadelhölzer bei uns sich in
besseren Yerhältnissen befinden als an der atlantischen Küste Nord-
amcrika's.
Dagegen Aväre es sehr traurig, wenn diese Holzarten sich bei
uns ebenso verhielten, wie die europäischen Nadelhölzer in Ostamerika,
das heisst nur in den ersten Jahrzehnten recht üppig wüchsen und
dann verkümmerten.
Unsere Fichten und Lärchen sind durch den Anbau in N. a. imd
p. c. in ein Klima gebracht worden, das wärmer ist als jenes in der
Heimat, nämlich aus der gemässigt-kühlen Region in die gemässigt-
Avarme Region der blattabwei-fenden Laubhölzer; das uiag nicht das
Fehlschlagen der Versuche, wohl aber das ausserordentlich rasche AVachs-
thum in der Jugendzeit erklären. Warum unsere Nadelhölzer so gering-
werthig bleiben, dürfte wohl in erster Linie der geringeren,
relativen Feuchtigkeit während der Vegetationsmonatc zuzu-
schreiben sein, die am Meere und an den grossen See'n zwischen 60
und 70 o/o, in den an die Prärie angrenzenden Staaten zwischen 55
und 65 o/o schwankt.
Geringere Feuchtigkeit der Luft bedingt, wie erwähnt, grössere
Empfindlichkeit (1(m* Pflanzen gegen Kälte nnd Hitze, welch' letztere
insbesonders in den Monaten Juli und Augnst in Nordamerika äusserst
— 362 —
intensiv ist und eine Höhe erreicht, wie sie wohl nie in der Heimat
der Nadelhölzer beobachtet wird.
In ähnlichen, freilich viel günstigeren Yerhältnissen finden sich
die Avestamerikani sehen Holzarten in Europa. Aus einem Klima stam-
mend, dessen relative Feuchtigkeit Avährend der Vegetation szcit zwischen
70— 80 o/o schwankt, erreichen die westamerikanischen Holzarten, Avie
Douglasia, Lawsonia, Thuja erst bei 80 o/o relativer Feuchtigkeit ihr
Optimum; dazu kommt, dass sie an eine längere Vegetationszeit gewöhnt
sind, somit von Frühfrösten überrascht werden müssen, ehe vollstän-
diger Stillstand in ihrer Wachsthumsthätigkeit eingetreten ist; es ver-
dient Beachtung, dass Pflanzen, erzogen aus Samen, der aus öst-
licher, n i c h t n ö r d 1 i c h e r gelegenen Gebieten stammt, die wünschens-
werthe Härte gegen Extreme von Frost und Hitze bieten.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass in vielen Oertlichkeiten in Europa,
welche sich durch eine Vergleichung der klimatischen Verhältnisse
mit jenen der amerikanischen Westküste ergeben (vide Karte) dürften,
die westlichen Holzarten sich so verhalten, Avie unsere Nadelhölzer in
Nordamerika, das heisst, dass sie 4 — 5 Jahrzehnte lang kräftig Avachsen,
daiui aber zum Stillstande kommen und langsam dahinsiechen; es ist
auch sehr Avahrscheinlich, dass es viele Oertlichkeiten in Europa gibt,
Avo die Douglasia und die übrigen Avcstamerikanischen Arten alles,
Avas sie zu ihrer Vollendung Avünschen, finden av erden; nach den neuesten
Angaben z. B. scheint Schottland mit seinem feuchten, insularen, gleich-
massigen Klima dem Optimum der pacifischen Holzarten sehr nahe zu
stehen ;*) aucli die deutsche Küste dürfte hierin kaum zurücksteheu ;
die früher erwähnte Kleinfiottbecker Douglasia in einem Klima mit
740/0 relativer Feuchtigkeit, Avährend der Vegetationsmonate erwachsen,
erhmgto niii- IG Meter Höhe in 52 Jahren; das spricht nicht für diese
Annalmie. Dass aber das Klima an dieser auftauend ungünstigen
Längenentwickelung nicht Schuld ist, beweisen die gesammelten Erfahr-
ungen über das Vorkommen gOAvisser fremdländischer Holzarten in
Deutschland**). Diesi^lben erwähnen einer dreissigjährigen Douglasia
bei Harburg mit 12 Met(T Höhe und einer vierzigjährigen in Jägerhof
mit 2li J\I(,'ter ILiiie, Avelche beide in gleicher klimatischer Zone wie
das Kleinfiottbecker Exemplar erwachsen sind. Leider ist bei dem
Jägerhotcj- l'aiimc nicht gesagt, ob er noch, wie das sein müsste, im
vollen LängenAvachsthume steht; denn wenn obige Befürchtungen dort
*) TIk; Don^liiH Fir in Scothind in „The In<]ian Forester". Koorke 1881).
♦♦) llerauKge^'cben von Forstratli Wei.se, Berlin 1882. Springer.
— 3G3 —
zur Wahrheit werden könnten, müssten sich jetzt bereits oder in Bälde
Symptome davon zeigen, da das kritische Alter bereits erreicht ist.
So viel verdient noch hervorgehoben zu werden, dass von den
nordamerikanischen Holzarten die meisten in Europa und sehr viele
auch in geeigneten Oertlichkeiten Deutschlands anbaufähig sind; ob
diese auch vom forstlichen Standpunkte sich als anbauAvürdig erweisen
werden, ist eine Frage, zu deren Lösung beizutragen die Absicht der
folgenden Abschnitte ist.
IX. Die nordamerikanischen Holzarten vom Stand-
punkte ihrer Anbaufähigkeit in Europa im All-
gemeinen und in Deutschland insbesonders.
Die Feststellung der Thatsache, dass eine Holzart anbaufähig ist,
genügt schon für eine Reihe von Zwecken, für Avelche die betreffenden
Holzarten dann auch anbauwürdig erscheinen, zum Beispiel für wissen-
schaftliche Gärten und dekorative Zwecke; es ist dabei nicht verlangt,
wohl erwünscht, dass die Holzarten auch zu Bäumen erwachsen und
Früchte mit keimfähigem Samen zeitigen; es genügt, dass sie über-
haupt „wachsen.'' Die Foi'stwirthschaft verlangt von einer anbaufähigen
Holzart fast durchweg deren Aufwachsen zum Baume ; bis zur Anbau-
würdigkeit ist freilich immer noch ein weiter Schritt !
Man sollte erwarten, dass die Frage der Anbaufähigkeit einer
Holzart gelöst wäre, so bald es gelänge, deren heimatlichen Standort
erschöpfend klimatisch und nach seiner Zusammensetzung zu fixiren,
so wie die Holzarten selbst nach ihren waldbaulichen Eigenschaften
zu erforschen. Freilich muss ich gestehen, da.s dicss mir wohl bei
keiner Holzart gelungen ist; auch selbst dann, wenn ich ein so natur-
getreues Bild des Lebens einer Holzart in ihrer Heimat geben könnte,
dass wir im Stande wären, ihr Boden, Klima und waldbaulichc Ver-
hältnisse so im deutschen AYalde anzubieten, wie sie sich derselben in
ihrer Heimat erfreut, selbst dann kann immer noch etwas hinzu konunen,
was einen Versuch unerwartet vereiteln oder auch gelingen lassen kann.
Nach der Beschreibung, die ich von der Lawsonia gegeben, möclite
wohl niemand erwarten, dass diese an ein mildes, kaum vom Froste
berührtes, konstant feuchtes Gebiet — etwa Südwestküste von Frank-
reich — gf^wöhnte, zierliche Baumart bei uns, im Herzen des trockeneren
Continentes Temperaturen von — 25° C. und darüber selbst Wochen
— 364 —
lang zu widerstehen vermag. Dagegen erliegt die volle sechs Breite-
grade nördlicher heimische Xutka-Cypresse, ebenfalls eine Küsten-
bewohnerin, die viel robuster gebaut ist, unserem AVinter, wohl weniger
durch Kälte als durch Trockniss beschädigt. Pinns rigida, die auf
Kosten einer anderen Kiefer berühmte und ungebührlich bevorzugte
Pitch-Pine oder Pechkiefer hat sich auf dem Sandboden der Küste im
Xordosten der Yereinigten Staaten als sehr branchbar zur Wieder-
bestockung erwiesen ; aber an dem gleichen Boden an der Küste des
Binnenmeeres ]ilichigan fristet sie nur eine kümmerliche Existenz,
obwohl ihr nichts fehlt als die salzige Brise, ohne welche diese Holzart
auf schlechtem Sandboden nicht zu gedeihen scheint. Auch das plötz-
liche Fehlschlagen der mit solcher Ueppigkeit in der Jugend auf-
wachsenden europäischen Nadelhölzer in Nordamerika hat Avohl niemand
geahnt; obwohl der Grund wohl leichter nachweisbar ist, als in den
oben erwähnten Fällen, die glücklicherweise doch mehr vereinzelt
dastehen.
Man nennt oft eine Holzart „acclimatisirt", wenn sie ein paar
Jahrzehnte kräftigst gewachsen ist; für's Erste muss man das End-
resultat abwarten, ehe man die Frage schon für entschieden hinstellen
kann und dann ist in vielen Fällen die Frage der Acclimatisation über-
haupt gar nicht gestellt. So sagt man zum Beispiel die Weymouths-
kiefer, die bei uns zu einem Nutzbaume erwächst, wie in ihrer Heimat,
sei bei uns völlig acclimatisirt; allein es Avar gar nicht nöthig, sich
an irgend etwas zu acclimatisiren, da die Weymouthskiefer aus ihrer
Heimat die Fähigkeit mitgebracht hat, am besten auf frischem bis
feuchtlehmigem Sandboden oder selbst geringerem Sandboden bei 14 bis
17^ C. und 72 <^'/o relativer Feuchtigkeit während der Yegetationsmonate
zu wachsen und im Winter sogar einer Temperatur von — 37^ C.
widerstehen zu können ; solchen Boden, solchen Sommer können wir
ihr iihcijill im deutschen Walde bieten, während sie so harte BVost-
proben wohl kaum bei uns zu bestehen hat; somit war eine Accli-
matisation der Weymouthskiefer bei uns gar nicht nöthig. Aus gleichen
(iründf.'n wachsen eine Reihe von anderen amerikanischen Holzarten
bei uns so gut wie in ihrer Heimat, woraus zugleich der grosse Werth
einer mögliclist genauen Schilderung dei- Standortverhältnisse in Klima
und Boden für eine anzubauende Pflanze erhellt.
Di(; japanische Cryptomeria japonica findet man bei Darjeeling
im östliclHii Himalaya bei 2000 Meter Erhebung, auf Java und Ceylon
bei 1500 Meter Erhebung in Exemplaren, die an Wuchskraft und
Schöniiejt den hesten japanisclien nicht nachstehen; sie hat sich dort
— 365 —
an das constant feuchte, warme Klima nicht erst adaptiren müssen;
denn das ist gerade das Eldorado der Cryptomeria.
Wo dagegen der neue Standort thatsächlich von dem in der
Heimat gebotenen variirt und zwar einmal in seinen Temperatur-
verhältnissen, da hat sich gezeigt," dass die meisten Holzarten,
wenn sie in ein wenig wärmeres Klima versetzt werden als die
Heimat bietet, sich dabei sehr wohl befinden; sie wachsen kräftig und
sicher, beginnen frühzeitig die Keproduktion durch Samen, wie es
aber dabei mit ihrem Holze, mit ihrer Lebensdauer, ihrer Anbau Wür-
digkeit bestellt ist, darüber verbreitet sich ausführlicher das lY. Kapitel.
Laubhölzer adaptiren sich leicht an ein wärmeres Klima durch
Yerlängerung ihres ganzen Entwicklungsganges ; unsere einheimische
Eiche (Quercus pedunculata) aus ihrer gemässigt- warmen Heimat in
das klimatisch unmittelbar sich anreihende Gebiet der subtropischen
Zone gebracht z. B. in Californien, ist in der ersten Zeit sehr rasch-
wüchsig, erreicht in gleicher klimatischer Zone Australiens in neun
Jahren 7 Meter Höhe. Die japanischen Kohlholzeichen (Quercus glan-
dulifera und seri'ata) bewirthschaftet man in grossem Massstabe in der
subtropischen Zone Japans als Niederwald, wo sie schon mit 8 Jahren
so stark sind wie mit 15 Jahren in ihrer eigentlichen Heimat; die
Paulownia imperialis im warmen blattabwerfenden Laubwalde der
Gebirge Japans in seltenen Exemplaren wild wachsend, wird des Holzes
wegen in der subtropischen Zone kultivirt, wo sie bei ganz ausser-
ordentlich raschem Wachsthum ein sehr leichtes Holz producirt, das
sich nicht wirft und das nicht schwindet. Der Baum rcntirt dort seine
Kultur besser als in der Heimat, aber mit 20 Jahren ist er bereits
erschöpft, wird hohl und stirbt ab, während in der Heimat bis vor
kurzer Zeit noch Bäume mit G — 7' Umfang und 48' bis zu den Aesten
niclit selten waren.
Eben desshalb zeigen auch Pflanzen aus den Subtropen in die
Tropen versetzt, eine gesteigerte Wachsthumsenergie in den ersten Jahr-
zehnten. Der japanische Kampherbaum z. B. gehört der subtropisclien
Zone der Immergrünen an; in den Tropen Indiens und Java's wächst
er ausserordentlich rasch, seine Wuchskraft zertlieilt den Schaft in
zahllose kräftige Aeste, wodurch der Baum kaum melir seinen Ahnen
gleicht. Dass durch dieses beschleunigte Wachsthum in der Jugend
ein fiühcrer Verbrauch der Vitalität, ein früherer natürlicher Tod ein-
treten wird, ist sehr wahrscheinlich; denn alle in derartige Verhält-
nisse gebrachten Holzarten kennzeichnet ein aufVallend frühzeitiges und
überreiches Snmenerträgniss. Wird bei dem Anbaue einer Holzart
— 366 —
eine Yegctationszone ganz übersprungen, so waclisen die blattabwerfenden
Laubliülzer, in die Tropen gebracht, nach den in Indien und Java
gemachten Erfahrungen, so kümmerlich, dass man sie nicht anbaufähig
nennen kann.
Nadelhölzer scheinen sich schwieriger einem geänderten Klima
überhaupt anzupassen; solche die ihr Leben mit später Entfaltung der
Knospe beginnen, behalten diese Eigenschaft auch im Avärmeren Klima
bei, z. B. die Nordmannstanne, die Dougiasia von Colorado; in wär-
meres Klima versetzt, entfalten sich diese spät und schliessen zeitig
ihr Wachsthum ab. In wärmeres, aber nur unbedeutend geringer luft-
feuchtes Klima verbracht, gedeihen Fichten und Lärchen rascher als
in ihrer kühleren Bergheimat, freilich ist auch ihr Holz physikalisch
und technisch geringerwerthig ; diese Erfahrungen hat man nicht nur
in Europa gesammelt, sondern auch die betreftenden Vertreter dieser
Bäume in Nordamerika Avie in Japan verhalten sich ganz ebenso; was
dagegen resultirt, wenn die genannten Nadelhölzer in wärmeres und
beträchtlich lufttrockeneres Klima verbracht werden, das bezeugen diese
Holzarten durch iln- Verhalten in Nordamerika.
Die japanischen Chamaecyparis-Arten, deren Heimat die obere,
kühlei-e Hälfte des Laubwaldes ist, als Vertreterinnen der Laubhölzer,
nicht als eigene Gewächszone, wachsen ausserordentlich rasch, sobald
sie in die südliche Hälfte oder selbst in die subtropische Küstenzone
Japans verbracht werden; die japanische Tanne, Abies Momi, eine
Angehörige des tieferen, also wärmeren Theiles des blattabwerfenden
Liubwahles — die typischen Tannen der kühlen Eegion sind Abies
V^'itcliii mid Mariesii — gedeiht mit grosser Wuchsenergie- in der
subti-opisclien Zone (Iqy innnergrünen Laubhölzer, wo sie mit der aus
gh^iclici' Jlöheidage stammenden Cryptomeria japonica an Höhenent-
wicklung wetteifei't. Dagegen sind die Nadelhölzer der kühlen Kegion,
die Tannen, Eichten und Lärchen, europäische wie japanische, in der
sui)tr()pisclien Kegion so kümmerlich, vielgipfelig und in die Aeste
falirend, dass sie dort kaum als anbaufähig gelten können.
Sein- viel schwieriger ist es offenbar für eine Pflanze, sich mit
eiiif'iii Klima, das k ii li I c i- ist als jenes der Heimat, abzufinden. Weniger
tief ei lisch neidend in das Leben der Pflanze ist dabei die überliaupt
g(^h()tene geringere Wärmemenge als vielmehr der Umstand, dass eine
lianniart diiivli Verj)fhinznng in külderes Gebiet dem kritischen Kälte-
piinkt. bei dem sie zu (ii-unde geht, näher g(;bracht wird.
Alle Jlolzarten verliei-en, wenn sie aus ihrer Heimat (Verbreitungs-
gebiet) in eine kühlere Kegion versetzt werden, ihre AVichtigkeit als
— 3G7 —
Kulturgewächse, wenigstens vom forstlichen Standpunkte aus wegen
Beschädigungen aller Art, ^Mangel oder Seltenheit an reifen Früchten,
geringwerthige Holzproduktion und dergleichen.
An der warmen subtropischen Küste Südcaliforniens können alle
Arten von Palmen und Bäumen aus der tropischen Region kultivirt
werden, aber nur zu dekorativen Zwecken, denn sie zeitigen dort keine
Früchte; viele von den immergrünen Laubbäumen aus der nördlichen
Hälfte des subtropischen Waldes halten in der südlichen Hälfte des
blattabwerfenden Laubwaldes dem Klima stand; Bäume des letzteren
endlich, z. B. Eichen, hat man vielfach in die kühlere Grenzzone von
Laub- und Nadelwald verpflanzt; hervorragenden Nutzwerth erlangen
sie dort nicht mehr.
Bei dieser Uebertragung in kühleres Klima begegnet man oft
merkwürdigen Erscheinungen; Holzarten werden frostempfindlich, von
denen man es nach ihrer einheimischen Lage nicht erwarten sollte;
andere erweisen sich als frosthart, die in ihrer Heimat, so lange sie
existiren, keine Gelegenheit gehabt, sich gegen Frost zu feien. Des
aufFallenden Yerlialtens der Lawsonia, der Nutka-Cypresse habe ich
schon früher gedacht; andere Holzarten wie die südlicher in der sub-
tropischen Zone erwachsende Pinus insignis, Pinus Torreyana, Cup.
macrocarpa, die in ilirer Heimat keinen Frost kennen, halten im zar-
testen Alter als einjährige Pflanzen mit unbedeckten, offenen Knospen
monatelang Temperaturen von — 5^ selbst — 10^ C. bei durchschnitt-
licher Luftfeuchtigkeit von über 60 ^jo stand, wälirend Pinus canariensis,
für die Frost auch unbekannt ist, schon bei ein paar Mal — i>^ C.
erfriert. Alle diese Holzarten haben im Frühjahre 1888 aus frischem
Samen hier in Japan gekeimt; alle trieben kräftig in die Höhe; da
kam Anfangs November der erste Frost mit — 6°C. über dem Boden.
Die danobenstehenden Bananenstämme erfroren bis auf die innersten
Blattlagen, die genannten Holzarten aber widerstanden, bis auf die
canarische Kiefer, die nach drei Nächten schon ihre Gipfel hängen
Hess; freilich war sie aucli von etwa 30 ausgesäten Kiefernarten die
längste geworden. Aus der Reihe der insignis und der Cypressen
Iiatten etwa ein Viertel am Schlüsse des AVinters gebräunte (lipfel ;
die übrigen waren völlig unversehrt; von einer Acciimatisation der
gesund gebliebenen Pflanzen kann wohl niclit die Rode sein; ich bin
nicht im Stande, einen Grund für das verschiedene Verhalten völlig
gleich situirter Pflanz(Mi anzugeben; dabei muss ich hinzufügen, dass
alle Pflanzen einer Art aus dem Samen ein und desselben Zapfens
erzoffen waren.
— 368 —
Bekanntlich sind alle Pflanzen gegen Frost während der AVinter-
ruhe viel weniger empfindlich, als während der Yegetationszeit im
Frühjahre und Herbste; wie schwierig es für eine Pflanze ist, sich an
kühleres Klima anzupassen, geht aus dem Verhalten gegen Spät- und
Frülifrost hervor ; den Beginn der Ent Wickelung hinauszuschieben oder
die Beendigung derselben zu beschleunigen, mit anderen Worten frost-
liai-t zu werden, scheint für viele Arten geradezu unmöglich. Die
Gleditschie und Robinie sind in den südlichen, atlantischen Staaten
zu Hause, einem Gebiete, das hinsichtlich der Wärme in Sommer und
Winter, der Dauer der Yegetationszeit unsere wärmsten Weinlande
übertrifft; beide Bäume werden weit über ihren Yerbreitungsbezirk
hinaus in Amerika, Europa und Asien kultivirt; aber während der
langen Kultur hat sich keine „Rasse" gebildet, die durch eine Ver-
kürzung der Yegetationszeit gegen Frühfröste gesichert werde; dabei
stammt bekanntlich der Same der Robinie stets von Exemplaren, die
bereits im kühleren Klima erwachsen sind ; die Sämlinge behalten die
Eigenschaften der Mutter unverändert bei. Junge Exemplare der von der
Küste stammenden Douglasia entwickeln ihren Johannitrieb, auch wenn
der selbe jedes Jalir abfriert; erst von dem Alter an, in welchem auch in
der Heimat die Bildung dieses zweiten Triebes unterbleibt (also etwa vom
zehnten Lebensjahre an), fehlt er auch in der Fremde; das Unterbleiben
des zweiten Triebes ist somit keine Adaptirung an das Klima, sondern
hat einen inneren, nicht äusserlichen Grund. Die nun frosthart gewor-
denen Exemplare stehen den von der Natur selbst erzogenen frostharten
„Rassen", die in Montana Temperaturen von — 34^ bestehen, kaum nach.
Man staunt, welch' tiefe Temperaturen eine in Ruhe befindliche
Holzart zu ertragen vermag; bei genügender Feuchtigkeit der Luft
oder venninderter Eigenverdunstung, wie es Waldesschluss, insulares
Klima, enge Gebirgs- und Flussthäler mit sich bringen; dagegen werden
(Wc mcistoii l'fhiuzori gegen Winterfrost um so empfindlicher, je trockener
• li'-' Luft ist; neun Zelmtol von allen Fällen, die als Frostbeschädig-
un^'on wälirend des Winters bezeichnet werden, gehören in die Kategorie
'Ir r Vcrfiocknungserscheinungen bei durch Frost gehinderter oder ge-
niinch'i'tcr Wasserbewegung. So lassen sich vielleicht die Widersprüche
('i-klärcn, dass iumiicIic Holzarten in notorisch kältcrem Klima als „hart"
bczciclmct weivlcn, die in notoriscli milderem Klima für „empfindlich"
gelten; \vahrs(;iieinli(li waivn die I'tlanzen an ersteren Oertlichkeitcn
in fcuclitcnT Luft odci- ^V4i;(m Verdunstung geschützt, während die
enipfindlicJicM IMlanzcn des wünncivii Kliina's gegen Tiockniss und
I'^iosf zu kämpff'ii liatt(,'n.
— 369 —
Es ist zu erwarten, dass insbesonders alle Holzarten, welche von
der warmen Kiistenzone stammen, simipfige Standorte lieben, zu grösseren
Waldmassen vergesellschaftet leben, gegen die Yereinigung von Trockniss
und Frost empfindlich sein werden ; voran unter den nordamerikanischen
Holzarten, die in Frage kommen, stehen die Nadelhölzer der pacifischen
Küste, westlich vom Cascaden-Gebirge ; um diese bei uns ohne Verlust
durch Frost anbauen zu können, scheinen nur die Küste, das Innere
grösserer Waldmassen, feuchte Fluss- und Gebirgsthäler oder selbst
feuchtere Unterlagen, als in ihrer Heimat nötliig sind, geeignet; die
Lawsonia, Douglasia, die Kiesen-Thuja, die Sitka-Fichte und Nutka-
Cypresse sind unter solchen Yerhältnissen völlig fi'osthart; fehlen aber
diese Bedingungen, dann erfriert sogar die Sitka-Fichte, die in ihrer
Heimat an der Küste Alaska's bis hart an die Gletscher herantritt.
Einiges Vermögen , au ch mit geänderten F e u c h t i g k e i t s -
Verhältnissen vorlieb zu nehmen, besitzt jede Pflanze, dabei kann
die Feuchtigkeit der Luft oder des Bodens, jede für sich oder beide
zusammen zu- oder abnehmen; die Pflanze reagirt entsprechend diesen
Combinationen auf verschiedene Weise. Untersuchungen über diese
Frage sind mir nicht bekannt. Freilich fehlt mir auch jede Literatur,
um danach umschauen zu können; so beruhen die Angaben, die ich
zur Untei^tützung der aufgestellten Sätze vorbringen kann, auf den
wenigen eigenen Beobachtungen. Wenn eine Literatur hierüber bestehen
sollte, sehr gross wird sie wohl nicht sein, da die Feuchtigkeit der
Luft als ein wichtiger Faktor im Leben der Pflanze bis jetzt nicht
genügend berücksichtigt Avurde.
Ist die Feuchtigkeit der Luft am neuen Standorte
geringer als jene in ihrer Heimat, so kann die Differenz bis zu
einem gewissen Grade durch grössere Wasserzufuhr von unten, vom
Boden her ausgeglichen werden. Diess beweisen die mit Bäumen
eingefassten Flussränder innerhalb der nordamerikanischen Prärieen;
es dürfte hierin ein Fingerzeig liegen, dass wir eine Pflanze, die aus
luftfeuchtem Klima stammt, bei uns kultiviren können, wenn wir ihr
eine etwas grössere Bodenfeuchtigkeit zur Verfügung stellen, damit
sie der Gefahr einer Ueberverdunstung im Sommer oder Winter trotzen
kann; ein anderes Mittel ist, dass wir die Eigenverdunstung der Pflanze
selbst vennindern entweder durch Anbau derselben an nördlichen Expo-
sitionen oder durcli andere, waldbauliche Massregeln. Die Lawsonia
erwächst in ihrer luftfeuchten Heimat unter dem SO'^N.B. im vollen
Lichte am besten; bei uns im trockeneren Klima unter «lern 48—58" N.B.
gedeiht sie am sichersten unter seitlichem Schutze; so ist es reciit
Dr. Mayr. ^^^
— 370 —
gut möglich, dasa auch andere Holzarten in ähnlichen Yerhältnissen
wenigstens in der ersten Jugendzeit aus schattenertragenden für gewisse
Oertlichkeiten geradezu schattenfordernde Holzarten werden, um über
die Klippe allzu grosser Yerdunstung im Sommer und Winter hinweg-
zukommen.
Hinsichtlich der Empfindlichkeit gegen geringere Luftfeuchtigkeit
verhalten sich die Holzarten in ungleicher Weise; an der Spitze der
Empfindlichen stehen ihres anatomischen Aufbaues und ihrer Yer-
breitung nach die Angehörigen der Familie der Cy pressen. Die Gattungen
Cupressus, Tluija, Chamaecyparis, Libocedrus, Thujopsis, Biota haben
bekanntlich dünne, weiche Längstriebe und Endknospen, die während
der Yegetationsruhe unbedeckt durch trockene, häutige Schuppen, dem
Wechsel von Temperatur und Yerdunstung widerstehen müssen; alle
Bäimie mit solchen offenen Knospen sind an ein grosses Mass von
Feuclitigkeit der Luft und des Bodens gebunden; je geringer die
Scliwankungen, desto günstiger verhalten sie sich. Dieser Greneralregel
folgen, um Beispiele anzuführen, die Thuja-Arten in West- und Ost-
amei'ika, wie auch die japanische Thuja, die Lawsonia und Nutkacypresse
im Westen, wie die Kugelcypresse im Osten, wie die Chamaecyparis-
Arten in Japan, die Libocedrus Avie die Thujopsis: die grössten, schönsten
Exemplare dieser Holzarten stehen entweder im Gebirge, in den gleich-
mässig-feuchten Thälern innerhalb der Laubwaldregion oder unmittelbar
am Meere, an der Küste; auch die Cupressus macrocarpa und Gove-
niana, die Juniperus wie z. B. der virginische Wachholder, die so
grossen Spielraum in Luft- und Bodenfeuchtigkeit besitzen, erlangen
ihr Oj)timum in feuchten Elussthälern oder hart am Meere.
Allen diesen Holzarten ist bis zu einem gewissen Grade die
Fälligkeit iimewohnend, sich von ihrem feuchten Gebiete in ungünstigere
zu entfernen, ficilicli auf Kosten ihrer Wachsthumsleistungen ; so kann
•/.. 1>. die Cupressus macrocarpa, die in ihrer Heimat gewiss keine
gf.'gen trockenere Luft widerstandskräftige Form bilden konnte, doch
in iV^v trockeneren und lieisseren Prärie Californiens nach einigen
'liiliien künstlicher Bewässerung bestehen, so bald sie einmal den Boden
l)eschuttet und ihn so \::^('<^i)w übergrosse Yerdunstung schützt. Auch
die Lawsoniii Iml nach dieser Kichtung hin ziemlichen Spielraum; wo
im trock-eiieren Klima z. B. bei uns die Grenze ihrer Anbaufähigkeit
.liegt, ist ohne Experimente wohl kaum zu bestimmen; nach dem natür-
li'-li''ii V(.i-koniineii sollte ni;in tiii- Libocedrus die gi'össte Fähigkeit,
gegen ungünstige [.uff- „nd P,odcnfeuchtigkeit sich hart zu erweisen,
erwarten.
— 371 —
An die Ciipressineen scliliessen sich die übrigen Nadelhölzer, die
robuster gebaut sind und ihre Yegetationsspitze mit einer von Schuppen
eingehüllten Knospe abschliessen ; man darf daraus scliliessen, dass sie
weniger empfindlich gegen geringere Feuchtigkeit der Luft sein werden.
Fichten, Tannen und Lärchen aus ihrer Yegetationszone in die tiefer
liegende Laubholzzone verpflanzt, gelangen, von der Küste abgesehen,
stets in lufttrockeneres Klima; dennoch gedeihen sie dort kräftig; die
Lärche, die schon in ihrer Heimat Kronenfreiheit und Luftbewegimg
liebt, nähert sich in diesem Punkte am meisten den Laubhölzern ; dass
diese letzteren weniger empfindlich als die Nadelhölzer sein werden
so weit Luftfeuchtigkeit in Frage konmit, geht schon daraus hervor,
dass sie einen grossen Theil des Jahres nur einer ganz geringen Yer-
dunstung durch Zweige und Knospen ausgesetzt sind. Auch die Ver-
breitung der Laabhölzer, da wo die Extreme von Luftfeuchtigkeit gross
sind, wie in Westamerika, gibt schon Anhaltspunkte hiefür. So erklärt
sich, dass Laubhölzer, Strauchwerk, niedere Eichen, die Grenz Vegetation
zwischen Wald und Prärie bilden; erst wenn die Feuchtigkeit der
Luft gross genug wird, dass die Laubhölzer zu Bäumen aufwachsen
können, beginnen auch einzelne Nadelhölzer mit verhüllten Knospen
dazwischen zu treten, und erst wo diese sich zur Erhaltung der Luft-
feuchtigkeit, zur Yemiinderung der eigenen Yerdunstung zu dichten
Waldmassen zusammen gruppiren, erst da in den feuchten Thälern im
Gebirge, an der Meeresküste erscheinen auch Cupressineen mit offenen
Knospen.
Den meisten Waldbäumen ist eine gleichmässige Luftfeuchtigkeit
willkommen; das Zusammenschliessen vieler Individuen zu einem Walde
spricht schon dafür und bei geeigneten Bodenverhältnissen ist nirgends
der Wald dichter und höher entwickelt als an der Küste, oder in hohen
Elevationen, in kühlen, feuchten Gebirgsthälern, wo die relative Feuch-
tigkeit während des ganzen Jahres so geringen Schwankungen wie an
der Küste unterliegt. Selbst für die meisten Kiefern, die als Gewächse
trockenerer Klimate bekannt sind, liegt das Optimum an der Küste oder
im hölioren Gebirge.
Klima, das luftfeuchter ist als jenes in der Heimat, liat
denselben Einfluss wie jenes, das wärmer ist als die Heimat; es ver-
anlasst die Pflanzen in den ersten Jahrzehnten zu ausserordentlicli
raschem Wachsthum, vorausgesetzt, dass der neue Standort nicht kühler
ist als jener der Heimat. Die nordamerikanischen Laubl)äume der
atlantischen Kegiou finden sich in Europa vielfach in luftfeuchtereni
Klima, sie wachsen überall gut ; da wo die Wärme genügend ist, sogar
24*
— 372 —
vortrefflich; die feuchte aber winterlose Küste Californiens behagt ihnen
nicht. Die kühlere Küste Oregons und Washingtons scheint, nach den
wenigen vorhandenen Exemplaren zu schliessen, ihnen ebenfalls vor-
trefflich zu bekommen; schon früher erwähnte ich, dass die aroma-
reichsten Obstsorten nach meinem Dafürhalten in continentalem
Klima mit geringer relativer Feuchtigkeit während des Hochsommers
o-edeihen ; der Baum selbst aber erreicht seinen Lebenszweck am besten
in luftfeuchtem Klima, dort wächst er am schnellsten, die Blätter ent-
falten sich zu bei uns ungewöhnlicher Grösse, die Triebe zu ungewöhn-
licher Länge, die Bäume blühen alljährlich und tragen reichliche Samen,
freilich in einer Fi achthülle, die den Kulturzwecken nicht entspricht.
Ob das feuchtere Klima nicht etwa wie das wärmere die Zahl
und Energie der Feinde einer Holzart steigert, ist eine Frage für sich.
Welche Yortheile eine grössere und welche Nachtheile eine
geringere Luftfeuchtigkeit für die Pflanzen im Kampfe gegen Temperatur-
extreme mit sich bringen, wurde bereits angeführt.
Was die Bodenfeuchtigkeit betrifft, so wäre hervorzuheben,
dass das Optimum weitaus der grössten Zahl der nordamerikanischen
Holzarten in den Flussniederungen, auf den alten, von Flüssen nur
noch durch unterirdisches Sickerwasser berieselten Geländen liegt ; dort
ist nicht nur der beste, nahrungsreichste, sondern auch der frischeste
Boden, dessen Feuchtigkeit sich rasch erneuert; für die Holzarten
höherer Regionen sind die besten Standorte wieder die von den Gebirgs-
bächen berieselten Gelände. Daran schliessen sich die Berghänge mit
minoral isf'h kräftigen Böden und rasch wechselnder Befeuchtung; schon
inn(Mhalb ihrer Verbreitimgsgebiete entfernen sich die meisten Holz-
arton vom Optimum hinweg nach trockeneren Gebieten ; einige Holz-
arton, wie Eschen z. B. haben nach dieser Richtung hin einen sehr
engen Spielraum, andere wie Birken, Pappeln, Erlen wiederum einen
sehr weiten.
Welche Wirkungen geringere Bodenfeuchtigkeit bei steigender
Luftfouchtigkoit (Mooi'osküsto) oder geringere Bodenfeuchtigkeit bei
al)FH'liniondor Luftfeuclitigkoit (Flachland) oder grössere Bodenfeuch-
tigkeit l)oi grösserer Luftfeuchtigkeit (Gebirge) auf die einzelnen Holz-
arton ausüben worden, dafür mögen aus den bisherigen Betrachtungen
einige Anhaltspunkte gewonnen werden.
Nach dieser Richtung hin hat man mit den Exoten die kühnsten
Exporinionto gemaclit, z. B. die Lawsonia, Douglasia, die Thuja, die
NonhnannstJiiiiic auf trockoiu^ii liorabgomagerten Kiefernboden gebracht,
wu sie doch wolil nie zu Nutzbäumen aufwachsen werden.
— 373 -
Werden dagegen Holzarten auf Böden gebracht, deren Feuchtigkeit
gross und nicht oder nur langsam wechselt, z. B. Erlenbruchboden,
Eschenboden, so kümmern alle Holzarten, ausgenommen die dort hei-
mischen; es ist die Thatsache auffallend, dass die baumartigen Holz-
arten in solchen Standorten im östlichen ^Nordamerika nicht dem
Greschlechte der Erlen angehören ; ausser einigen wenigen Laubbäumen
wie die hollunderblätterige Esche, die Papier- oder Xachenbirke im
Norden, Planera aquatica, Nyssa capitata, Bhizophora, Liquidambar,
Jlex Dahun und andere im Süden, sind es vorzugsweise Nadelhölzer,
Thuja, Chamaecyparis, Taxodium, die in solchen Oertlicbkeiten Bestände
bildend erscheinen, Holzarten, die der europäischen Waldflora ganz fehlen.
Die Zunahme der erschöpften Standorte bei uns im Walde spricht
dafür, dass wenigstens auf nahrungsarmen Böden die Stoßentnahme
und Stoffzufuhr sich nicht das Gleichgewicht halten; Angesichts der
wachsenden Schwierigkeiten, solche Standorte wieder zu bewalden und
ihnen abermals Erträge abzuringen, hat man an die Exoten gedacht
und von ihnen eine Wiederverjüngung der erlahmten Bodenkraft oder
eine Aussaugung des letzten Blutstropfens, wenn man so sagen kann,
erhoö't. Die Frage der Bescheidenheit einer Holzart in ihren Ansprüchen
an die Bodengüte spielt eine grosse Rolle bei der Erwägung der Anbau-
würdigkeit einer Holzart vom forstlichen Gesichtspunkte; doch weil
dabei implicite von der betreffenden Holzart auch grosse Anforderungen
hinsichtlich ihrer Widerstandskraft gegen Hitze, Frost und Ueberver-
dunstung gestellt werden, so ist wenig Aussicht vorhanden, dass sich
unter den Exoten eine finden wird, die bei schlechter Ernährung auch
noch allen Misshandlungen der Menschen und des Klima's Ti'otz
bieten kann.
Im Urwalde lassen sich manche Gesichtspunkte zur Beurtheilung
der Ansprüche einer Holzart an die Bodengüte gewinnen;
in ihm stehen die Holzarten nach einem mehrhundertjährigen Kampfe
um's Dasein auf ihren speciellen Standorten; der Kampf unter den
erwachsenen Individuen wenigstens ist nahezu zum Stillstande gekommen ;
es ist bemerkenswerth , dass auf geringen Bodenarten, mit unverwit-
terten kiesigen oder reichlich sandigen (kieselsäurehaltigen) Bestand-
theilen von der subtropischen bis zur kühlen Waldvegetation die
Kiefer fast alle übrigen Holzarten verdrängt hat; eine Erscheinung,
die mich veranlasst hat, die Kiefer überhaupt als Vertreterin anderer
Holzarten aufzufassen, da wo den letzteren der Boden zu goringwerthig ist.
Mir sind nur wenige Fälle bekannt, in denen ausgeprägt gering-
werthige Sandböden auch einem Laubhulzbaume noch genügten ; so
— 374 —
betreten Fraxinus viridis und Caiya porcina die nur wenig feuchteren
Einsenkungen in Kiefernbeständen; Quercus nigra Catesbaei und falcata
nehmen als Sträucher oder Halbbäume noch mit den trockeneren kiesig-
sandigen Hügelzügen vorlieb, die ein Oberholz von Kiefern wie die
australis, auch inops, mitis und rigida bedeckt. Bemerkenswerth ist
in dieser Richtung mich die Quercus dentata, jene japanische Eiche,
welche die grössten Blätter und den knorrigsten Stamm besitzt ; die
Eiche überkleidet nicht nur die Sandkegel der niederen Vulkane der
Inseln Eso oder Hokkaido, sondern bewohnt selbst den Dünensand der
Küste; wo sie vom Winde zur Seite geblasen, ganz nieder bleibt und
mit ihren Aesten an der Erde liegt; doch sobald vorliegende Hügel
oder Felsenblöcke gegen den Wind Schutz bieten, erhebt sie sich zu
ganz respektablen Dimensionen. Sandböden, wenn auch arm an Nähr-
stoffen, aber reich an Sickerwasser und mit grosser Luftfeuchtigkeit
bedachte Lagen Averden in Nordamerika von Chamaecyparis-Arten, von
Thuja, in Japan von Thujopsis bevorzugt, welche Holzarten, da Schatten
ertragend, keine Licht liebenden, für solche Standorte passenden Laub-
hölzer (Erlen) aufkommen lassen.
Selbst unter den Kiefern bestehen wieder Yerschiedenheiten hin-
sichtlich ihrer Ansprüche an die Bodengüte; ich erinnere an die Ab-
bildung eines Profiles durch eine Kieferninsel in Wisconsin, wo die
Weymoutliskiefer, welche die stärksten und höchsten Dimensionen
erreicht, den besten, die amerikanische Rothkiefer den mittelguten und
die kleinste von den drei Kiefern, die Banksiana, die trockeneren,
ärmeren, hochgelegenen Sandböden einnimmt. Analoge Verhältnisse
bestellen zum Beispiel auch an der Küste von Florida; die stattliche
Cubakicfer behauptet den besseren, tiefer liegenden, frischeren Sand-
boden, die kleiner bleibende clausa den trockeneren, ärmeren, oft noch
bow('gli(;lion Sandboden; in den AUeghanies occupirt die Pechkiefer
(rigida) die mitis und inops den besseren sandig-kiesigen Boden, auf
dem noch die Laubhcilzer gut fortkommen, überlässt dagegen trockenere,
laubholzarme Hügelköpfe der niedrigen, astreichen Stechkiefer (pungens).
Audi der Westen bietet Beispiele der Art, die niederen Kiefern
der Soction Parrya sind alle auf tro(;kcnen, heisscn, kiesig-sandigen
Oertliclikeiten heimisch, wählend die frischeren Thäler mit dem besseren
Boden ein Kiefernwald mit stattlichen nutzbaren Schäften erfüllt; die
Coulters-Kiefer geht der Stechkiefer des Ostens genau parallel; auch
auf den trockenen, kiesigen Hügel k()pfen heimisch, ist sie ästig und
niedrig im Vergleiche mit den den besseren und friscli(M-en Boden
bewohnenden Zuckerkiefern und* Jeffrey 'sehen Kiefern.
— 375 —
Es erhellt daraus, dass die Bäiinie, welche die geringsten Ansprüche
an die Bodengüte stellen, auch die geringsten Dimensionen überhaupt
erreichen; man kann nicht sagen, die geringen Dimensionen sind
Folgen des geringen Standortes, denn eine Banksia, eine pungens-Kiefer
bleibt niedrig, auch wenn sie auf den vorzüglichsten Boden gebracht
wird, so gut wie ein Strauch auch auf dem besten Boden Strauch
bleibt und nicht Baum wird. Unter den Bäumen zweiter und dritter
Grösse haben Avir uns daher umzusehen, wenn wir Pflanzen mit geringen
Ansprüchen an die Bodengüte suchen ; es ist sehr wahrscheinlich, dass
diese bescheideneren Holzarten auf geringeren Böden mehr leisten
werden, als z. B. unsere einheimische Kiefer, da sie dort wohl länger
lebensfähig sind und somit auch längere Zeit einen beachtenswerthen
Holzzuwachs beibehalten werden.
Dass auch Bäume erster Grösse in den ersten Jahrzehnten ihres
Lebens bescheiden sein können, eben so lange sie noch ihrer Dimension
nach Sträucher oder Bäume dritter Grösse sind, ist nicht wunderbar;
ob sie aber II. und I. Grössendimensionen erreichen, hängt, vom Klima
abgesehen, von der Güte des Bodens ab. Dass die riesenhaften Pinus
ponderosa, Jeffreyi, die Thuja imd andere in der Jugend bescheiden
sind, berechtigt nicht zum Schlüsse, dass sie auf den mageren Böden
eine grössere Rente abwerfen als unsere einheimische Kiefer. Es dürfte
hier das Gesetz sich geltend machen, dass ein Standort eine bestimmte
Gewichtsmenge Holzsubstanz zu erzeugen vermag ; von einer Holzart
mit schwerem Holze erhalten wir daher nur sehr geringes Volumen,
von einer solchen mit sehr leichtem Holze dürfen wir ein grösseres
Volumen erwarten ; die Gelbkiefer, Jeffrey's Kiefer, Pinus rigida haben
ein Holz, das im specifischen Gewichte dem unserer Kiefer sehr nahe
steht; dass sie in gleicher Zeit zu höheren Bäumen aufwachsen werden
als unsere Kiefer, dass sie in gleicher Zeit mehr Holz produciron
werden als unsere Kiefer, erscheint mir unwahrscheinlich. Viel wahr-
scheinlicher ist es, dass die Weymouthskiefer mit ihrem leichten Holze
auf demselben Boden in gegebener Zeit grössere Volumina Holz produ-
ciren wird als die genannten und die europäische Kiefer.
Dass das Optimum der weitaus grössten Zahl der Holzarten auf
dem besten, mineralisch kräftigsten, frischen, lockeren Boden liegt, den
allmählig die Landwirthschaftan sich ziehen wird, geht aus der speciellen
Betrachtung der Holzarten heiTor ; aber schon innerhalb des Verbreitungs-
bezirkes entfernen sich die verschiedenen Holzarten nach geringeren
Standorten hin verschieden weit; am weitesten streichen in Nordamerika
unter den Laubhölzern Birken und Pappeln, Holzarten, mit denen die
— 376 —
Natur seit Urzeiten vom Optimiiui im tiefgründigen, nahrnngsreichen
Boden liinweg Anbauversnche vermittels des Windes vorgenommen hat.
Es ist somit nicht überraschend, wenn im Allgemeinen leicht-
samige Holzarten eine grössere Anpassungsfähigkeit an heterogene
Standorte zeigen als schwersamige, da sich bei letzteren diese Fähigkeit
durch das Fallen des Samens auf den Boden der Mutterpflanze nicht
oder nur schwierig durch Yermittelung von Thieren entwickeln konnte.
Dagegen sehen wir, besonders im Westen, eine Keihe von Holz-
arten mit leichtem Samen wie Sequoia, Chamaecyparis , die nur ganz
lokale Yerbreitung gefunden haben; es dürfte daran aber wesentlich
die Schwierigkeit schuld tragen, die zahlreichen, breiten Präriestreifen,
welche das dortige Waldgebiet zerstückeln, zu überschreiten.
Theilweise Hand in Hand mit der Schwersamigkeit geht die Yer-
theilung der Holzarten; auch diese gibt Anhaltspunkte für die Beur-
theilung der Ansprüche einer Holzart. Holzarten, die nur in einzelnen
Individuen dem Walde eingesprengt sind, werden wohl anspruchsvoller
sein als solche, welche waldbildend über grosse Flächen hinweg, ohne
Unterschied der Yerschiedenheiten des Bodens in Feuchtigkeits- und
geognostischen Yerhältnissen sich verbreiten.
So gibt es keine reinen Waldbestände vom Wallnussbaume , von
der Hickory, Gleditschie, oder einer Art von Eichen in Nordamerika;
letztere bilden Gruppen von geringer Ausdehnung oder sind wie stets
die erst Genannten nur einzeln dem Urwalde eingemengt; dagegen
sind reine Bestände in grösster Ausdehnung von Birken und Pappeln
in Canada bekannt. Auch die schwer- und leichtsamigen Kiefern kann
man hier anziehen, indem die in isolirten Individuen aufwachsenden
Angehörigen der schwersamigen Sectionen Cembra und Parrya am
wenigsten, die leichtsamigen und waldbildenden Kiefern aus den
Secti(men Pinaster und Banksia am ehesten mit nahrungsarmem Sand-
boden vorlieb nelmien.
In einem früheren Kapitel habe ich hervorgehoben, dass eine Holzart
innerlialb ihres Optimums mehr oder weniger bodenvag, ausserhalb
desselben dagegen an Boden von specifischer Beschaffenheit gebunden
ist; es ist gut nifiglicli, dass Holzarten, die wir bei uns anbauen, gerade
\s('\\ si(! in ein Gebiet gebracht werden, das sich klimatisch nicht mit
iln-cni Optimum de(;kt, specifis(;he Standortsansprüche erheben werden,
<li<' für viele Holzarten noch nicht genügend erforscht sind.
Aus der folgenden Gegenüberstellung des nordamerikanischen
und europäischen Klima's möge entnommen werden, ob eine Holzart
da, wo wir sie anbauen wollen, innerhalb oder ausserhalb ihres Optimums
— 377 —
oder selbst ihres Yerbreitiingsbezirkes zu stehen kommt; ich glaube
nicht, dass es einen Werth hat, eine Holzart auf geringerem Boden
zu versuchen, wo dieser noch überdiess ausserhalb des Optimums
der betreffenden Holzart liegt. Wo immer wir in Deutschland die
Wallnüsse, die Hickory, die Eichen (von bicolor abgesehen), anbauen
werden, gelangen diese Holzarten in ein Gebiet, das ausserhalb ihres
klimatischen Optimums liegt ; es dürften kaum finanziell günstige
Resultate zu erwarten sein, wenn wir die Versuche auf anderen Stand-
orten als den wärmsten, tiefgründigsten imd nahrungsreichsten, die
wir überhaupt noch besitzen, anstellen. Dass Hickory- und Wallnuss-
bäume auch in der nördlichen Hälfte des atlantischen Laubwaldes, der
klimatisch mit dem Yerbreitungsgebiete unserer Eiche sich deckt, zu
Nutzbäumen aufwachsen, lehrt ein Blick in diese Waldungen ; dass sie
aber dort insbesonders auf geringeren Böden ein poröses, weiches Holz
bilden, zu dessen Erzeugung überdiess eine Zeit nötliig ist, während
welcher eine andere Holzart rentabler forstlich arbeiten würde, zeigt
jeder Quersclmitt durch den Schaft dieser Bäume. Bei dem grossen
Holzwerthe dieser Laubhölzer ist in unserem wärmsten Waldgebiete
kein Boden für sie zu gut ; dagegen vermeide man es, die ausländischen
Eaefern auf den besten Boden des Waldes zu bringen, denn wohl
keine der ausländischen Kiefern, die bei uns aufwachsen,
erzeugt ein besseres Holz als die einheimische. Wenn wir
ihnen guten Boden geben, werden sie wohl sehr kräftig wachsen, aber
wie früher erwähnt auf Kosten der technischen Qualität ihres Holzes ;
ihre vegetative Kraft äussert sich in der Zertheilung des Schaftes, in
einer Verbreiterung der Ast- und Kronenbildung, welche vom foi*st-
lichen Standpunkte wohl nie willkommen sein werden.
Auf alle einzelnen Faktoren , welche die Güte des Standortes
bedingen, hier einzugehen, ist nicht möglich. Es soll hier noch kurz der
geologischen Abstammung, der chemischen Zusammensetzung
der Böden gedacht werden; diese gewinnt an Gewicht, für den Wald
wenigstens, wo es sich um heruntergebraclite oder einseitig constituirte
Böden handelt. Auf mineralisch kräftigen Böden gedeihen cot. par.
alle Holzarten, auf Böden von einseitig chemischer Beschaffenheit nur
wenige; so ertragen die Kiefern kieselsäure-reichen Boden am besten;
kalki'eiche Böden bevorzugen die Fraxinus quadranguhita, Magnolia
macrophylla, die nordamerikanische Buche; auf Alkali überreichen
Böden fehlt jede Holzart; dass einer Holzart innerhalb des Optimums
die chemische Zusammensetzung mehr oder weniger gk^ichgiiltig ist,
dass sie dagegen ausserhalb desselben an bestimmte, mineralische
— 378 —
Ziisammensetziin^-en gebunden sein kann, ich erinnere nn unsere
Buchen, an die Cryptomeria, Avurde früher erwähnt.
Im lieimatlichen Urwalde erwächst eine Holzart, geschützt und
gepflegt gogon äussere Unbilden, aber auch zugleich bedrängt durch
den ]ilitbewcrb von seit urdenklichen Zeiten geAvöhnten Nachbarbäumen ;
in die Fremde, unter fremde Holzarten und in Mitbewerb mit diesen
gebracht, ändert sich der der Pflanze gebotene Schutz wie auch der
Kampf um die Existenz; dass dieses neue Avaldbauliche Yer-
hältniss das Gedeihen des neuen Ankömmlings sehr wesentlich be-
einflussen Avird, ist voraussichtlich. Wie weit dadurch die Sicherheit
des Aufwuchses, der Zuwachs, das Samenerträgniss einer Holzart
berührt wird, kann man heute nur vermuthen. Es lässt sich z. ß.
heute noch nicht bestimmen, Avie die Lawsonia sich A^erhalten Avird,
Avenn sie in Minorität einem Fichten-, Tannen- oder Kiefernbestande
beigemischt Avird; denn einmal findet sich, was bemerkenswerth ist,
die LaAvsonia in ihrer Heimat nie zusammen mit Kiefern, ihre An-
sprüche sind also gar nicht die gleichen, anderseits ist die Lawsonia,
wo sie auftritt, entAveder in Majorität, Douglasia und Tannen sind in
Minorität, oder sie erscheint einzeln in Douglasia-ßeständen, einer
Holzart, die AA-eder mit der Fichte noch mit der Tanne in Parallele
gestellt Averden kann.
Dazu kommt ferner, dass alle nordamerikanischen Holzarten aus
10 — 15^^ südlicherer Breite stammen, somit einer intensiveren Licht-
II II (1 War m e w i r k u n g ausgesetzt sind, als den Bäumen des deutschen
Waldos wenigstens geboten ist; diese erfreuen sich zAvar einer länger
dauernden Beleuchtung, allein diese Ycrlängerung gleicht die Differenz
in der Intensität nicht aus, da der deutsche Sommer zu oft durch
BcAvölkung getrübt und somit ärmer an Wärme und Licht ist; so
Avei'den wohl Laiibhölzer, die in Nordamerika eine ziemliche Bescliattung
ertragen können - die jungen Eichen und Hickory fallen in diesem
Punkte auf — bei uns volles Licht verlangen. Was die Avestlichen
Nadelhölzer betiifft, werden Avir in Deutschland wohl auf einigen
Zuwachs in der eisten Jugendzeit verzicliten müssen, um sie durch
seit liehe Bcscliiinmiig über die Frost- und Trocknissgefahr hinweg-
ziihiiiigen; dagegen sollen die nordamerikanischen Laubliölzer völlig
irei aufwachsen, um von Wärme und Licht unserer Sonne möglichst
viel zu gewinnen.
Kill letzter Punkt, d(;r zu erwägen bleibt, ist das voraussicht-
liche Veihalten der nordanuM-ikanischen Holzarten in unserem Walde
gegenüber den thierischen und pflanzlichen Feinden.
— 379 —
Im Samen kann keine der Krankheiten in der Heimat, die auf
äussere Ursachen zurückzuführen sind, in die neue Heimat mitgebracht
werden, wolil aber Avandern im Samen die Dispositionen für gewisse
Krankheiten, wie sie in der Langsamwüchsigkeit einer Holzart, in der
geringen Ueberwallungsfähigkeit, in der Zeit, in der eine Pflanze sich
belaubt und dergleichen liegen können; dagegen ist es wohl möglich,
dass äusserlich am Samen als Yerunreinigung anhaftende Theile des
Krankheitsträgers mit in die neue Heimat verschleppt werden ; so
sind z. B. auch Peronospora viticola oder die Keblaus zu uns gelangt;
auf solche Weise kam auch Lophodermium baculiferuni nach Ost-
Amerika. Lebende Exemplare, die alle Feinde des Jugendstadiunis
beherbergen können, kommen selten zu uns.
Dass den nordamerikanischen Holzarten eine grössere AYiderstands-
kraft als den inländischen Holzarten gegen Feinde überhaupt inne-
wohnt, ist möglich, aber durchaus nicht nöthig und auch nicht wahr-
scheinlich. Im Urwalde, der aus verschiedenen Holzarten von
verschiedenen Altersstufen gemischt ist, fehlen die verheerenden
Epidemien, wie sie Pilze hervorrufen können; dass dagegen die
Insekten sehr empfindlich schaden können, beweisen die Cicaden, die
Galleruca im atlantischen Walde.
Es fehlt nicht an Anzeichen, dass die Exoten bei uns sogar mehr
Feinde, haben als in ihrer Heimat; vom Menschen abgesehen, der ohne
Ueberlegung, nur durch die Neuheit der Pflanze gereizt, von den
exotischen Pflanzen gerne Zweige oder Gipfel bricht oder abschneidet,
sind Exoten wahre Leckerbissen für die Thiere des Waldes, vom Reh
angefangen bis herab zu den Mäusen; Reh und Hasen lieben so sehr
die seltenen, aromatischen Delicatessen, dass es eine Verschwendung
von Geld und Zeit ist, Exoten erziehen zu wollen, wo man diese nicht
gegen diese Thiere schützen kann oder will ; dass auch Käfer sowie
andere Insekten Geschmack an den Exoten finden dürften, ist mit
Recht zu befürchten.
Was die Pilze betrifft, so sind sie sclion in Nordamerika in
grosser Zahl an den Exoten schmarotzend; dass ich selbst nur so
wenige fand, hat seinen Grund darin, dass ich jedesmal nur wäln-end
einer kurzen Zeit des Jahres (August bis Dezember) die AVaklungcn
durchmusterte. Dass mehrere unserer einheimischen Parasiten die
Exoten bei uns befallen, ist bereits melirfacli nachgewiesen.
So sind Agaricus melleus, Tranu^tos radiciperda, die beiden
AVurzelparasiten an den Weymouth-Kiefern im Yeriiältnisse zu der
Individuenzahl dieser häufiger als an irgend einer anderen Conifere;
— 380 —
auch für die Douglasia und Lawsonia sind sie als Feinde befunden
worden. Nach meinen Beobaclitungen in Nordamerika steht zu be-
fürchten, dass auch Trametes Pini an nordamerikanischen Fichten,
Lärchen, an Douglasia und Strobus sich einfinden Averden, so bald
diese gross genug sind; in der That war der innerste Kern der mir
von Ansbach zugesandten Weymouths-Kiefer von Trametes Pini zerstört ;
ebenso werden die nordamerikanischen Eichen von Polyporus sulphureus,
Telephora Perdix und Pol. igniarius, die Ahornarten von Pol. applanatus
und Rhytisma acerinum, die Birken von Pol. betulinus, die Wallnuss-
bäume von Pol. sulphureus befallen werden, wie diese und andere
Beispiele aus dem ,,Anhange 5'^ entnommen werden mögen.
Den Reigen der Beobachtungen und Studien über Krankheiten
der Exoten bei uns in Europa hat von Tube uf (I.e.) eröffnet mit einer
Botrytis Douglasii.
Die Krankheit Avurde an meines Yaters und meinen Pfleglingen
in Grafrath, die wir ungezählte Male besuchten, beobachtet. Ich darf
wohl sagen, dass auch uns die Krankheit, die sich schon Anfangs
Angust zeigte, nicht entgangen war. Allein wir hielten die Botrytis
ohne sie weiter zu untersuchen, für die gemeine cinerea (Peziza
sclerotiorum), die zwei Jahre früher im April 1885 in dem benach-
barten Pflanzgarten hunderte von nordamerikanischen und japanischen
Exoten tödtcte, die aus Mangel genügender Erfahrung zum Schutze
gegen Winterfröste allzu stark mit Tannenreisig eingedeckt worden
waren. Ganze Reihen der zum Theile sehr seltenen Pflanzen waren
damals dicht übersponnen von dem grauen Mycel einer Botrytis, ganz
so wie es v. Tubeuf für die unter Glasglocken gehaltenen Douglasia
und andere Pflanzen erwähnt; ich hielt damals die Botrytis, freilich
ohne Beweise zu besitzen, für identisch mit einer Botrytis, die mir
in Kloinflottbeck als gefährliche Feindin der jungen Sequoien gezeigt
wurde, (h-ren Gipfel und Seitentriebe sich krümmten und braun wurden.
Da die Beschreibung der Krankheit an den Douglasia in Grafrath einen
für mich wichtigen Punkt nicht berührt, muss ich etwas bei der
Genesis der Pflanzen und der Pflanzung hier verweilen.
Der Same aus (l(.'m die Pflanzen aufgezogen wurden, war von
•'• l^'oth im Frülijahre 1883 als „frosthart" geliefert worden; das
Will- vollständig richtig, keine einzige der Pflanzen entwickelte einen
.iohannitricb. Sie wurden im ersten Jahre darauf (1884) leider etwas
Jeu spät — im Mai — versciuilt; die bereits gestreckten Knospen
vertrockneten und die ganze Vegetation bestand in der Anlage neuer
Knospen für das kommende Jahr. Sie blieben aber auch in diesem
- 381 —
Jahre (1885) niedrig, mehrere gingen ein und wurden mit einjährigen
Douglasiapflanzen ersetzt ; im folgenden Jahre 1 886 starb wiederum
eine Anzahl ab — ob durch die später beobachtete Botrytis hat mein
Yater (ich selbst war im Herbste 1885 und 1886 im Auslande) nicht
constatirt. Die leeren Stellen Avurden mit jüngeren Douglasia's aus-
gefüllt. Der Stand der Pflanzung im Sommer 1887 war nun der, dass
die übriggebliebenen Frostharten yom Jahre 1883, die durch etwas
Bereiftheit (v. Glauca) auffielen, etwa 20 — 30 cm Höhe erreicht hatten,
während die ein selbst zwei Jahre jüngeren Pflanzen, die alljährlich
Johannitriebe schoben (Küsten-Douglasia), das Zwei- und Dreifache in
Höhe zeigten. Das Auffallende w^ar nun, dass die Krankheit im
Spätsommer 1887 zumeist die niedrig gebliebenen glauca's befiel, deren
Gipfel und Seitentriebe getödtet wurden; die Gipfel und höheren Aeste
der grossen Pflanzen aber blieben völlig verschont. Es war offenbar
nur unmittelbar über dem Boden die Luft feucht genug zur Infection
und Entwicklung des Pilzes; der Yortheil den die glauca-
Yarietät gegen Frost gewährte, Avar reichlich wieder
verloren durch den Entgang an Zuwachs und die Yer-
stümmelung durch den Pilz.
Für unsere Kenntnisse der Anbaufälligkeit der nordamerikanischen
Holzarten in Deutschland bilden die von Forstrath Weise veröffent-
lichten amtlichen Erhebungen*) das Alpha und Omega; um den Werth
derselben zu erhöhen, wäre vielleicht eine abermalige Enquete mit
Einschluss der inzwischen im Walde reichlich gesammelten Erfahrungen
geeignet; insbesonders aber wären solche Oertlichkeiten, in denen
Empfindlichkeit der Exoten gegen Frost oder Hitze konstatirbar sind,
eingehend nach ihren klimatischen Yerhältnissen zu beschreiben, ins-
besonders aucli das Yerhalten der einheimischen Holzarten an
solchen Oertlicbkeiten zu berücksichtigen. Schon J. Booth**) hat
darauf hingewiesen, dass die Resultate der Erhebungen ,,für den Wald
direkt nur bedingt anwendbar" sind. In der That haben die exotischen
Holzarten die gehegten Erwartungen ausserhalb des Waldes ent-
täuscht, dagegen unerwartete Eigenschaften im Walde selbst gezeigt.
Die meisten Berichte stammen aus botanischen Gärten oder Park-
anlagen, die in oder in der Nähe von Städten gelegen sind, die be-
kanntlich wieder alle ein breiter Streifen von entblösstem Gebiete
*) Das Vorkommen gewisser, fremdliiiulischer Ilolzartoii in Deiitscliland,
nach amtliclien Erliel)ungen, Berlin 1882. Springer.
**) Die Natnralisation ansliindischer Waldbäume in Deutschland, Berlin lS8iV
Springer.
— 382 —
umgibt. Dem Rauch, Staub und verschiedenen Gasen ausgesetzt,
sind diess kaum die richtigen Oertlichkeiten um zuverlässige Angaben
zu liefern. AVollte man z. B. im botanischen Garten in München Er-
hebungen pflegen über das Verhalten der Fichte (Picea excelsa) und
Tanne (Abies pectinata) auf der bayerischen Hochebene, so würde man
die merkwürdigen Beobachtungen referiren können, dass beide Holz-
arten alljäln'lich im Winter die Nadeln bräunen und verlieren,
kümmern, kaum 20' hoch werden und somit in der bayerischen
Hochebene weder vom forstlichen noch vom dekorativen Standpunkte,
weder anbaufähig noch anbauwürdig sind ! Auch Gärten und botanische
Anlagen, die mehr als 1 Kilometer vom Walde entfernt sind, geben
keine zuverlässigen Resultate für den Wald selbst; wenn es sich um
Aufforstung von öden Gründen, Wiesen, kahlen Hängen und der-
gleichen handelt, sind Beobachtungen von solchen Oertlichkeiten
brauchbar. Selbst Pflanzschulen im AValde, wenn ihre Grösse etwa
^/o ha übersteigt, sind nicht ganz zuverlässig. Yersuche in solchen
Kämpen verhalten sich wie Anbauversuche auf übergrossen Kahl-
schhigen, in Frostlöchern; die Resultate sind daher verwendbar, wenn
es sicli um Fragen handelt, die in einem richtigen forstwirthschaft-
lichen Betriebe übei'haupt nicht gestellt sein sollten.
Nichts beweist besser die Unnatürlichkeit der meisten Standorte,
in (h'non bislior die Exoten kämpfen mussten, als wenn man solche
Mai-odeure aus den Städten und öffentlichen Gärten wiederum in den
Wald verbringt. Der Wald, ihre Heimat, wirkt wie ein heilkräftiges
Sanatoi'ium; die Benadolung der Conifercn — und diese sind am
('mj)fin(llichsten von allen Waldbäumen — werden nochmal so gross,
dunkelgi-iin, schon im nächsten Jahre erhebt sich ein kräftiger Längs-
trieb. Meine Patienten aus München habe ich nur eine Balmstunde
weit mitten in den Wald nach Grafrath geschleppt und alle haben sich
wieder eiliolt mit Ausnahme derer, die zur Zeit der Pflanzung im
Frühjahre bereits den grössten Tlieil der Benadelung ei ngebüsst hatten;
fieilich wurde })(n ihrer Auspflanzung im Walde auch auf den passenden
Standort gel)ühi'end Rücksiclit genommen, ein weiterer Umstand, dessen
lieachtung in botanischen (jlärten und meist auch in Parkanlagen ganz
wegfällt.
In den kleinen IMlanzgärten meines Vaters in Grafrath, 530 Meter
ühfr dem Moere, ;in der Grenze v(m Laub- und Nadelwald gelegen,
ist von den zum Anbau lMn[)fohlenen noch k(*in(* erfroren. Durch
den lI(K'hwald seitlieh gesehiitzt, liaben sieh alle Künsteleien zui'
Aufzucht der Exoten wie Deckung und eigene Behandlungsw.eise
— 383 —
als überflüssig erwiesen. Haben doch unter solchen Verhältnissen
japanische Laub- und Nadelhölzer, darunter die empfindliche Crypto-
meria japonica, Temperaturen von — 25^ im Winter Widerstand ge-
leistet*); auch die als empfindUch bekannten indischen Nadelhölzer,
wie Abies Webbiana, Abi es Pindrau, Cedrus Deodar und andere, die
ich vom Himalaya herab als zwei- und dreijährige Exemplare mit nach
Hause brachte, sind bis jetzt völlig unverletzt geblieben.
Also erst Versuche in kleinen, sogenannten fliegenden Pflanz-
gärten mitten im Forste an geeigneten Oertlichkeiten angelegt, in Ver-
hältnissen die der Wiederaufzucht der Exoten in ihrer Heimat, dem
Urwalde, am nächsten hommen und anerkauntermassen unseren ein-
heimischen Holzarten am meisten zusagen, werden die Möglichkeit der
Aufzucht einer fremden Baumart endgültig zur Entscheidung bringen;
alle übrigen Experimente stellen nur die immerhin auch wissenswerthe
Tliatsache fest, was eine fremde Holzart überhaupt aushalten kann.
Angesichts der grossen Schwierigkeit, mit der sich eine Holzart
an ein Klima, das von dem der Heimat verschieden ist, anpasst, sowie
Angesichts der immer komplizirter sich gestaltenden Keactionen von
Seite der Pflanze, der sich steigernden Unwahrscheinlichkeit eines cr-
spriesslichen Gedeihens derselben, je grösser diese Differenzen in Küma
werden, erhöht sich die Wichtigkeit, einmal mciglichst genau den
heimatlichen Standort klimatisch zu iixiren, andererseits nur solche
Holzarten in Zukunft anzubauen, denen man annähernd gleiche Vege-
tationsbedingungen wie in ihrer Heimat bieten kann. Aus diesen
Gründen scheint eine möglichst präcise Gegenüberstellung der klima-
tischen Zonen der nordamerikanischen Waldlandschaften, mit denen
von Europa und insbesonders Deutschland wünschenswerth. Die
meteorologischen Angaben stützen sich auf die vei'öftentl ichton offi-
ciellen Berichte dei- meteorologischen Stationen. Nach diesen habe ich
für fast ganz Europa die klimatisch verschiedenen Gebiete zusammen-
gestellt.**) Ich gestehe gerne zu, dass für meine Zwecke die Ueber-
sichtlichkeit und Keichhaltigkeit der nordamerikanischen Berichte (Report
of the Chief Signal ofhcer) von keiner der von den ouropäisciien Stnaten
ausgehenden Publicationen erreicht wurden; so musste icii z. B., um
annähernd gute Durchsciuiitte zu bekommen, für die europäischen
*) Diess ist durchaus uatürlich , denn da wo die scluinsten Boständo der
Cryptonioria Heften, sind — 2.'")'^ im WintcM- koino allzni^rosst' Selti'iiheit!
**) Icli uHiss dal>ei die ZuvorkominenlK'it erwähiu'n, mit der mir von
Herrn Direktor Arai in Tokio die Benützung der grossen meteorologischen
Bibliothek zur Verfügung gestellt wurde.
384
Landschaften die Monatsberichte von 5 — 10 Jahrgängen zusammen-
stellen; der amerikanische Bericht eines Jahres enthält alle Ab-
weichungen von der normalen Witterung vollständig verzeichnet; ein
Jahrgang genügt zum völligen Studium des nordamerikanischen Klimas.
Dass die meisten Stationen in Städten, somit ausserhalb des Waldes
situirt sind, ergibt etwas zu hohe Temperaturen und etwas zu geringe
relative Feuchtigkeitsmengen gegenüber dem Walde ; wo aber, wie viel-
fach in Nordamerika, die Stationen ganz ausserhalb der Waldzone in
Präriegegenden liegen, da musste es unterlassen werden, auf das Klima
des benachbarten Waldes irgend welche Schlüsse zu ziehen.
Zur Abkürzung öfters sich wiederholender Bezeichnungen dient
A für die atlantische Waldregion,
C „ „ nordmexicanische Waldregion,
D „ „ pacifische WaklT-egion.
Die i\ngaben über Temperatur in Celsius, relative Feuchtigkeit
und Rogenmenge vor der fett gedruckten Zahl der mittleren Jahres-
temperatur beziehen sich auf das durchschnittliche Klima der Haupt-
vegetationsmonate Mai, Juni, JuU und August. Die Monate, z. B.
Mai, September, bedeuten letzter und erster Frost; die letzte Zahl gibt
die tiefste bis jetzt beobachtete Temperatur, für Europa meistens nur
füi- die letzten 5 — 10 Jahre.
a) Die tropische Waldzone.
Europa:
In Europa ohne Parallele.
Nordaiiiftrika:
Nui- in A auf dem Gebiete der
Vereinigten Staaten entwickelt :
28^0. 740/0. 440 mm. 25 «^C. Ohne
Frost, + 700.
Der westindisch -tropisclic Wald
berülnf in einer nördlichen Aus-
bu(rlitnng die Südküste Florida's
und die vorliegenden Tnsehi ; der
Wald ist niedrig, die Holzarten
sind olnie lieivori'agend wirthschaft-
li(;ho Bedeutung.
b) Die subtropische Waldzone der immergrünen Laubhölzer.
A: 28^ 730/0. GOOnnn. SF. Italic n. Süditalien, Sicilien und
.Januar oder Dezember, — 7". Sardinien, Küstengebiet : 23". 60 0/0.
II nl zarten: Quercus virens, 140 mm. 18,5^ Kein Frost.
- 385
Magnolia grandiflura , Sabal Pal-
metto, Sabal serrulata, Persea caro-
linensis, Cliftonia ligustrina, Pinus
cubensis, Taxodium disticlium,Piniis
aiistralis (Optimum: Grenzgebiet von
b luid ca), Juniperus virginiaiia,
(Opt. c «), Cliamaecyparis sphae-
roidea (Opt. c a), Pinus serotina,
Pinus clausa.
C. Klima der Prärie. 24^40o/o.
13— 270 mm. 17^. Höchste beob-
achtete Temperatur: 48^. Tiefste
Temperatur: — 5^ bis — 22 ^ (höchste
Lagen).
Holzarten: (Tiefste Lagen) Ce-
reus giganteus, Prosopis juliflora.
Klima der Bergwaldregion: — ?
Holzarten: Q uercus Eniory i ,
grisea, liypoleuca, Arbutus jala-
pensis, Cupressus Guadaiupensis,
Juniperus pachypliloca.
D. IG". 760/0. 29 mm. U^.
Januar — 2^.
Holzarten: Quercus acrif olia,
chiysolepis, Umbell ularia califor-
nica, Sequoia sempervirens, Cupres-
sus macrocarpa, Goveniana und
Macnabiana, Pinus insignis, muii-
cata, ToiTcyana und Panyana.
Das Klima der inneren Bergkette
(Sien-a Nevada) ist wegen Mangels
von meteorologischen Stationen
nicht bestinnnbar.
Dr. Mayr.
Spanien. Teneriffa: 22«. 790/o.
26 mm. 21 ^ Kein Frost.
Küste von Südspanien : 22<^. 640/o.
116mm. 18^ März ~l\
Küste von Griechenland.
(Alexandria 25 o. 71o/o. Kein
Regen. 20 ^ Kein Frost.)
Binnenland von Unter Italien
und Sicilien mit einer Temperatur
wie oben und einer relativen Feuch-
tigkeit von 500/0 und darunter.
Binnenland von Südspanien
bis 600 Meter: 22^ 51o/o. 115mm.
17 ^ März— Dezember — 50. Von
600 bis 1000 Meter: 21 ». 470/0.
120 mm. 15^ März. Dezember.
— 1\
Spanien. Nordküste: 18^ 780/©.
217 mm. 13<^. März. Dezember — 4°.
Bei 250 Meter Erhebung: 15,5 <>.
720/0. 309mm. 13r März.December.
— 1\
S p a n i e n und P o r t u g a 1 . AVest-
küste: 18<^. 720/o. 132 mm. \h,h\
März. Dezember. — P.
Bergregion Po r t u g a 1 s und
S ü d s p a n i e n s.
25
— 386 —
Holzarten: Quercus Wisliceui^
obloDgifolia auch lobata und densi-
flora, Arctostaplivlos puugens, Pinus
tuberciüata, Sabiniaua, Pseudotsuga
macrocarpa, Juniperus californica,
Washington ia filifera.
c) Der winterkahle Laubwald der gemässigt- warmen Region.
A. a) Südliche Hälfte bis
zum SO.^'X.B.: 24« C. 400 mm.
69*^/0. 15*^. März bis November.
— 14^
Holzarten: Quercus lyrata, f al-
cata, Catesbaei, laurifolia, aquatica,
heterophylla und Durandii, Carya
sulcata olivaef onnis , aquatica und
myristicaefomiis, Fraxinus quadran-
giüata und platycarpa, ülnius alata
und crassifolia, RobiniaPseudacacia,
GleditschiaTriacanthos, Cercis cana-
densis, Castanea pumila, Magnolia
macrophylhi, Tilia lieterophylla, Ma-
chira aurantiaca, Nyssa uniflora und
capitata, Catalpa bignonioides und
speciosa, Piiuis glabra, mitis, Taeda,
inops, australis, Chamaecyparis
sphaeroidea, Juniperus virginiana,
Taxodium disticluim (Opt. b), Taxus
flnridana. Toiicyn taxifolia, Tsuga
(•arnliiiiaiia.
0 es ter reich. Südtirol, tiefste
gegen die adriatische Ebene ge-
öffnete Tliäler : 2P. 350mni. G8O/0.
12,0^ März bis November. — 7^
Nordadriatisches Küstenland :
20,50. 640/0. 306 mm. 13,70. März.
November. — S^. ,
Südadriatisches Küstenland :
22,50. 6O0/0. 112 mm. 16,40. Febr.
— 20.
Italien. Norditalien bis 400
Mtr. Erhebung: 20,50. ÖIO/q. 360mm.
12,80. März. November. - ll^.
Mittelitalien bis 500 Meter Er-
hebung: 210. 570/^,, 200 mm, l-ifi"".
März. November. — 1 1 0.
A^on 500-
700 Meter Erhebung
18,40. 530/0. 267mm. 12,3«. Frost (?)
Sardinien 17,50.
I ta 1 i e n i s c h - f r a n z ö s i s c h e
Riviera: 2lo. 640/o. 150mm. I50.
März. November. — 50.
Frankreich. Südküste bis 300
Meter Erhebung: 20o. 6O0/0. 207mm.
13,50. April. November. — lio.
ü r i e c li e u I a 11 d , nöi-dliclier
Theil.
Spanien. i\reuäen bis 300
Meter: 20o. 390/o(!) 23mm. 13o.
Api-il. Oktober. — lOO. (Wald
— 387
ß) Nördliche oder kühlere
A: 19^ G70/o. 406 mm. 9^
April. Oktober (sehr selten Mai —
September) — 27^, an den grossen
Seen —41« C.
Holzarten: Qnercus bicolor,
Acerstriatum u. spicatiim, Fraxinns
sambucifolia, ßetula papyrifera und
populifolia, Alnus glauca, Ulmus
racemosa, Tilia americana, Prunus
pennsylvanica, Populus tremuloides,
grandidentata und balsamifera,Tsuga
canadensis (aucli d) Pinus Strobus,
resinosa und Banksiana (auch d,
Optimum im Grenzgebiete von c
und d), Thuja occidentalis (auch d),
Larix americana (Optimum d), Picea
nigra (Optimum d), Picea alba (Opti-
mum d), Abiesbalsamea(Optimum d).
c A. a und ß gemeinsame
Holzart e n :
N = Optimum im Norden,
S = „ „ Süden,
NS = „ „ Grenzgebiete.
Juglans nigra (S), cinerea (S),
Quercus alba (S), macrocarpa (NS),
Prinos (S), prinoides (S), rubra
(NS), coccinea (NS), tinctoria (S),
palustris (S), cinerea (SN), Carya
alba (S), porcina (S), amara (S),
unmöglich wegen Feuchtigkeits-
mangel.)
Nordöstliclies Binnenland bis zu
200 Meter: 21,5«. 570/o. 16mm.(!)
U\ März. November. —1\
Mittleres Binnenland bei GOO
Meter: 2V. 490/o.(!) 23 mm. 15^
April. November. — 9^
Hälfte des Lau b w a l d e s :
Deutschland. Rhein, ünter-
main, Moselthal : 1 7 «. 700/o. 250 mm.
10«. April. Oktober (selten Mai-
September). — IG";
Bayerisches Gebiet am Rhein und
Untermain: 18,5«. G50/o. 235mm.
9«. Mai. Oktober. —22«;
Württemberg Neckarthiil und
Baden Rheinebene: 17,5«. 70'Vo.
277 mm. 9,G«. April. September.
— 25«;
Elsass bis 200 Meter Erhebung:
17«. 320 mm. GOO/q. 8,8«. Mai.
Oktober. —26«;
Oberlauf der Oder: IG«. 720/o.
274 nun. 8,5. Mai. Oktober. — 30«
(1880);
Mittellauf der Elbe und Odei':
16«C. 690/o. 20Gmm. 8,5«. Mai.
September. — 19«;
Sachsen bis zu 200 Meter: 15,6«.
71o/o. 227 mm. 8,1«. Mai. Septem-
ber.' — 28«;
Thüringerwald bis zu 200 Meter:
14«. 750[o. 276 mm. 14«. Mai.
September. — 21«;
Thal der Weser und Nebenflüsse :
15«. 750/0. 264 mm. 8«. Mai.
September. —27«;
Tlial des mittk'ren Mains, der
25*
388 —
tomentosa (S), Acer saccharinum {'N,)
rubrum (SX), dasycarpum (XS), Ke-
gundo aceroides (NS), Fraxinus ame-
ricana (NS), viridis (X), pubescens
(N), Ulmus americaua (N), f ulva (SN),
Betula lutea (X), lenta (N), nigra
(S), Gymnocladus canadensis (SX),
Castanea americana (S), Carpinus
americana (S), Ostrya virginica (S),
Platanus occidentalis (S), Magnolia
glauca (S), acmiiinata (S), Lirio-
dendron tulipifera (S), Aesculus
glabra (SX), flava (S), Prunus
serotina (S), americana (S), Sassa-
fras officinale (S), Liquidambar
styraciflua (S), Celtis occidentalis
(S), Morus i*ubra (SX), Salix nigra
(XS), I\)pulus heterophylla (XS),
monilifera (XS), Pinus rigida (X'S),
puiigens(SX), Chamaecyparis spbae-
roidea (SX), Juniperiis virginiana
(S).
Pegnitz, unteren Donau (Kelbeim
bis Passau), des Bodensee, tiefere
Thäler der pfälzer Berge, des
Spessart, Steigerwald, Jura und
Ehön: 17,30. 300mm. G90/o. 8^
Mai. September. — 25^.
Oesterreicb. S üdtyrol, innere
Thäler bis 300 Meter: 20^. 580/o.
3G9 mm. 11,4^. März. Xovember.
- 10^
Untersteyermark bis 400 Meter
Erhebung: 18«. 380 mm. 720/o.
10°. April. Oktober. — 18«:
Krain bis 400 Meter: 17,5«.
760/o. 500 mm. 9,4«. April. Okto-
ber! — 22°;
Xiederösterreich bis 500 Meter :
17^ 700/o. 340 mm. 9,1«. April.
Oktober. — 19«:
Böhmen bis 250 Meter: 16«.
680/0. 291mm. 9«. April. Oktober.
— 21<>.
Südtyrol 300—000 Meter Erheb-
ung: 17«. 620/0. 346 nun. 8,9«.
April. Oktober. —14«; *
Mähren bis 300 Meter:
720/o. 280 mm. 8,5«. April,
ber. — 18«;
Yorarlberg bis 400 Meter
740/0. 721mm. 8,4«. April,
ber. —140;
Salzburg bis 500 Meter:
760/0. 527 mm. 8,3«. April.
16«.
Okto-
15«.
Okto-
16«.
Okto-
ber. - 25«;
Kärnten bis 500 Meter: 17«.
670/0. 459 mm. 8,1«. April. Okto-
ber. — 20«;
Oberüsterreich bis 500 Meter:
16«. 740/0. 600 mm. 8,1«. April.
Oktober. —20«;
— 389
Galizien bis 300 Meter: 16^.
750/0. 360 mm. 8^. April. Septem-
ber. — 26^^;
Bukowina bis 300 Meter: 17^
710/0. 318 mm. 8^ April. Oktober.
— 20^
Südliches Ungarn bis zu 200Meter :
20«C. 697o. 289 mm. 11,3^ März.
Oktober. — 21";
Mittleres Ungarn bis 500 Meter :
19«. 730/0. 298 mm. 9,7^ April.
Oktober. — 2A";
Nördliches Ungarn bis 400 Meter :
19". 300 mm. 670/o. 9.4^ April.
Oktober. —23^;
Südliches Ungarn 200—600 Mtr. :
18^ 740/0. 448 mm. 8,6^ April.
Oktober. — 23**.
Norditalien von 400-600 M.
Erhebung: 18^ 6OO/0. 266 mm.
111 März. November. — 13V
A"on 600—1000 Mtr. : 17^ 6OO/0.
440 mm. 10^ März. Oktober.
— 12°(?).
S chAv eiz. Südschweiz bis 300M. :
19,5^ 730/0. 707 mm. 11,8^
Februar. November. — 5" (?) ;
Von 300—700 Meter: 17,8".
710/0. 558 mm. 10,3°. April. Okto-
ber. — 11"(?);
Nordschweiz bis 500 Mtr. : 16,6°.
730/0. 494 mm. 9°. März. Oktober(?).
Frankreich. Südliches Frank-
reich (Binnenland): 18°. 720/o.
266 mm. 12". Mai. Oktober.
— 16";
Mittleres Frankreich (Binnen-
land): 18". 266 mm. 750/o. 11".
Mai. Oktober. — 18";
— 390
C. «) Südliches Gebiet:
Klima nicht bekannt.
Holzarten : Platanus Wrightii,
Ju;,Haiisnipestris.Fraxiniispistaciae-
tolia. Chilopsis saligna, Pinus
Cliiliiialiiiaiia,Engelmanni,arizonica,
osteosperma, monophylla, edulis.
ii) XT) rd 1 ichcs oder Ih^Iumm^s
Trebiet:
l'iiHis retlexa, Pseudotsuga Dou-
;:l;(>ii vai-. ^iaiica.
I). c(} S iid I ich OS Geb i et:
15". 91 iiiiu. 85'>/o 10". Decem-
IxT. .Miiiz(?). — 6".
11 ol za iton : (^iiorciis donsifloi'a,
1 Matal) US racennjsa, Arbutus Men-
zir-sii. Pnpuliis Ficiiioiitii, Aesculus
Nördliches Frankreich (Binnen-
land): 16«. 740/0. 190 mm. 10«.
Mai. September. — 13«;
Französische Pyrenäen bis 500M. :
16«. 700/0. 240 mm. 10«. Mai. Sep-
tember. — 18«.
Nordöstliches Frankreich : 15«.
200 m. 750/0. Mai. September.
— 12«;
Französische Yogesen bis 400 M. :
16«. 305 mm. 700/o. 9,5. Mai.
September. — 18«.
S p a nie n. NordAvestl. Binnen-
land bei 800 Meter: 10,7«. 58o/o.
110 mm. 11«. Mai. Oktober. —13«;
Pyrenäen bei 800 Meter: 17«.
470/0. 23 mm. 10,5«. April. Okto-
ber. — 10«.
Mittleres Binnenland bei 1 000 M. :
15«. 460/o(!). 20 mm. Jahrestemp. (?).
Mai. Oktober. - 12«.
F r a u k r 0 i c h. Südwestküste:
17". 760/o. 270 mm. 11,3«. Okto-
ber. — 110.
391
californica, Negundo californicum,
Chamaecyparis Lawsoniaiia ;
Im Süden, aber hochgelegen:
Qiiercus Kelloggii, Alnus oblon-
gifolia, Abies bracteata, Abies con-
color syn. lasiocarpa, Libocedrus
deciirrens, Piniis Lambertiana, Jef-
frey!, Coulteri, Sequoia gigantea.
ß) Nördliches Gebiet:
15". 750/0. 137 mm. 10^ März.
November. — 16^
Holzarten: Quercus Garryana,
Fraxinus Oregana, Popiilus tricho-
carpa, Acer grandidentata , glab-
rum (?), Popiilus augustif olium (?),
Fraxinus anomala (?), Alnus rubra,
rhombif olia , Betula occidentalis
(auch d), Sorbus sambucifolia (auch
d), Thuja gigantea, Pinus monticola
(auch d), Chamaecyparis nutkaensis.
a) und ß) gemeinsame Holz-
arten:
Acer macrophyllum (Optimum in
S), Acer circinatum (N), Cornus
Nuttallii (S), Rhamnus Purshiana
(S), Pseudotsuga Douglasii (N, auch
d), Picea sitkaensis (N, auch d),
Pinus ponderosa (NS, auch d), con-
torta (N), Abies grandis (N), Tsuga
Mertensiana (N), Taxus brevifolia.
England.
Südengland: 14,4°.
. 10". Mai. Oktober.
81 0/0. 210 mm
— 16".
Nordengland: 13,8". 790/o. 230mm.
9". April. Oktober. — 12".
Irland: 14". 790/o. 270 mm. 9".
April. Oktober. — 12^.
Holland. Küste: IGJo. 750/y.
120 mm. 9,5". April. Oktober.
— 9". (?)
Binnenland: 17,6".720/o 163 mm.
10,5". April. Oktober. — 15".
Frankreich. Nordwestküste:
15". 86O/0. 242 mm. 10". Mcärz.
November. — 18".
Belgien.
Deutschland. Nordseeküste
und westlicher Theil der Ostsee:
14,5". 750/0. 280 mm. 8". April.
Oktober (selten Mai, September).
— 19".
Dänemark. Südküste: H.S'*.
750/0. 188 mm. 8". April. Oktober.
— 18".
Schweden. Südküste: Klima?
d) Der Nadelwald der gemässigt - kühlen Region.
A.: 15". 77'J/o. 370 mm. 6".
Mai (selten Juni). September. — 42".
D euts ch 1 an d.
400 - 700 M(^ter :
Schwarzwald
750/0.
15"
— 392 —
Holzarten: Betu 1 a papyrif era
(c. X.), Sorbus amcricana (c. N.),
Populus trcmuloides (c. N.), Larix
americana. Picea nigra, alba, Abies
balsamea, Fraseri, Juniperus virgi-
iiiana (c. S.), Thuja occidentalis
(c. X.), Tsiiga canadensis (c. N.),
Piniis Strobus, rcsinosa, Banksiana
(c. d.).
7,6^
Mai. September.
400 mm.
— 17^
Oestlicher Theil der Ostseeküste:
14,5^ 740/0. 224 mm. 7^ Mai.
September. — 25° ;
Höhere Theile des Hart- und
Fichtelgebirges, der Rhön, des
Spessart und bayerischen Waldes
bis 500 Meter, der bayerischen
Alpen bis 600 Meter: 15^ 70 0/0.
470 mm. 7 \ Mai (selten Juni).
— 28°;
Sachsen, Erzgebirge von 200 bis
1000 Meter: 13,8^ 720/o. 307mm.
6,4«. Mai. (Juni.) September. — 25%
Bayerische Alpen von 700 bis
1000 Meter: 14^ 720/o. 590 mm.
6°. Juni. September. —28%
0 e s t e r r e i c h. Yorarlberg von
400 bis 600 Meter: 15^ 740/o.
537 mm. 7,4^ April. Oktober.
— 20'';
Südtyrol 500 bis 1000 Meter:
15". 720/0. 415 mm. 7,r. März.
Oktober. —12%
Obersteyermark 400 bis 800 Mtr. :
14,5". 700/0. 336 mm. 7,1«. April.
Oktober. —21«;
Kärnten bei 1000 Meter: 14«.
8IO/0. 545mm. 7,1«. April. Oktober.
— 19«;
Böhmen von 250 bis 500 Meter
Erhebung: 14«. 720/o. 294 mm. 7^
Mai. September. — 23« ;
Ungarn, nördliclics von 400 bis
1000 Meter: 14«. 770/o. 385mm.
6,4«. Mai. S(>pt(Mnbcr. - 29«;
mittleres über 500 Meter: 15«.
700/0. 432 mm. 7«. April. Oktober.
— 17%
393 —
C. Klima (?).
Holzarten: Pseudotsuga Dou-
glasii V. glauca (?), Pinus flexilis.
D. Küstengebiet: 10^ 780/o.
500 mm. 6^ Monat (?) — 15^
Holzarten: Chamaeeyparis
nutkaensis, Picea sitkaensis (Opti-
mum c. /?), Abies nobilis, magnitica,
amabilis.
Binnenland und Küste:
Preudotsuga Douglasii (Montana)
Optimum c, Abies grandis (c),
Pinus ponderosa (c), Abies con-
color (c d), Thuja gigantea (c),
Tsuga Mcrtensiana (c), Juniperus
occidentalis.
Salzburg von 500 bis 900 Meter:
14°. 70 o/o. 480 mm. 6,4«. April.
September. — 21°;
Nordtyrol bis 800 Meter: 14°.
740/0. 378 mm. 6,4°. Mai. Septbr.
- 19\
Schweiz. Südschweiz von 700
bis 1000 Meter: 14,9°. G70/o. 537mni.
Mai. September. — 18°;
Nordschweiz von 500 bis 700
Meter: 15,1°. 760/o. 649mm. 7,7°.
Mai. September. — 17°(?);
Yon 700—1000 Meter: 13,5\
770/0. 592 mm. 6,3°. Mai. Sep-
tember. - 17°(?).
Italien. Mittelitalien 950 Mtr. :
15°. Kegen? 66O/0. 7,8°. Frost?
Norditalien 1000—1500 Meter:
13,7°. 650/0. 460 mm. 6,3°. Frost?
E n g 1 a n d. Nordengland bei
300 Meter Erhebung: 12°. 187 mm.
630/0. 7,5°. Mai. September. — 20°;
Schottland bis 300 Meter: 13,5°.
820/o. 745 mm. 7,5". Mai. Septem-
ber. — 13°;
Bei 330 Meter: 11,5°. 8OO/0.
910 mm. 6°. Mai. September. — 24°.
Dänemark. Xordwestl. Theil
(Jütland): 13,5". 70o/o. 195 mm.
7,4°. Mai. September. —16°.
N o r w e g e n. Südnorwegen
(Küste): 12,7°. 750/o. 280 mm. 6,6".
Mai. September. — 17";
394 —
Klima des Binnenlandes
( Montana):
Wärmerer , tiefer liegender
Tlieil, das Grenzgebiet von Wald
(Pinus ponderosa und Murrayana)
und Prärie: 18". 550/o. 100mm.
7,8^ Frost? —35^
Das liölier und nahe liegende
Waldgebiet der Douglasia, Gelb-
kiefer, Lärche, an Fliissrändern
auch Thuja gigantea und Tsnga
Mertensiana liat wohl grössere rela-
tive Feuchtigkeit , geringere
Sommerwärmc und wohl auch
etwas mildere Winter.
E i n n c n 1 a n d allein:
Pseudotsuga Douglasii var. glauca
(Colorado), Picea Engelmanni, Picea
pungens, Larix occidentalis, Pinus
monticola*), Pinus MiuTayana var.
Sargentii, Juniperus virginiana
(c. A. S.), Sorbus sambucifolia,
Betula occidentalis (c. D. ß).
Kl i ma v on Col or ado.
*; I'iiiUK iiioiiticohi wurde im Texte
zur klimatiHdu'ii Zone dcH nördlichen
Lauhw.'iMcH (,'(!zogen, dürfte aber Keinem
Oi»tiinnui uadi (;lier zu d t'ehoren.
Mittleres Norwegen (Küste) :
12,6^ 740/0. 288 mm. 6,r. Mai.
September. — 17^
Kühle Sommer im Verhältniss
zur mittleren Jahrestemperatur.
D e u t s c h 1 a n d. Thüringer wald
bei 600 Meter: 12^ 790/o. 345 mm.
6°. Mai. Oktober. — 17*^;
Riesengebirg bei 600 Meter: 13^.
760/0. 430 mm. 0^ Mai. September.
— 32^
Harz bei 600 Meter: 12^ 780/o.
600 mm. 5,5^ Mai. September.
— 18^
Schwarzwald 700— 1000 Meter :
13^ 770/0. 546 mm. G". Mai.
September. — 17".
üesterreich. Mähren 300 bis
700 Meter: 13*^. 750/o. 386 mm.
5,5". Mai. September. —18";
Galizien 300—800 Meter
00
— 0/0. 600 mm. 5". Mai. September.
— 24";
Oberösterreich über 500 Meter:
Klima?
395
e) Region der alpinen Nadelhölzer.
Durchschiüttl. Jahrestemperatur :
2 bis 5^
A. Abies balsamea v. Hudsonica,
Picea alba (d), Populus tremnloides
(c II. d), balsamifera (c u. d), Betiüa
papyrifera (c u. d), Amelanchier
canadensis (c u, d).
C.
1). Piiiiis cristata, ßalfouriana,
albiraulis. Picea ßreweriaiia, Abies
subalpina, Larix Lyellii, Tsuga
Pattoniana, Sorbus sambucifolia,
Populus balsamifera, Betula papyri-
fera, Amelanchier canadensis.
(Beringinsel 55«?^.B.: 1\ 900/o.
160 mm. 2^ 1 ]iIonat ohne Frost.
— 1&^)
D e u t s c h 1 a n d. Kiesengebirge
von 1000 bis 1300 Meter;
Harz bei 1000 Meter ;
Bayerische Alpen von 1300 bis
1800 Meter.
0 e s t e r r e i c h. Xordtyrol von
1000-1800 Meter: 10". 770/o.
776 mm. 4:^ Mai. September.
— 19'';
Steyermark bei 1260 Meter: 10^
740/0.'^ 3,8^ 383 mm. Mai. Septem-
ber. — 20^
S c h w e i z . Xordsch weiz : 1 000 b i s
1700 Meter: 11,3^ 720/o. ? mm.
3,4^ 2 Monate ohne Frost. — 21":
Südschweiz 100—1800 Meter:
10,4^ 700/0. ? mm. 3,7". 2 Monate
ohne Frost. — 18".
F r a n k r e i c h. Pyrenäen bei
1460 Meter: 9". 820/o. 436 mm.
3,6". 2 Monate ohne Frost. — 16".
Italien. Norditalien bei 1500 M.:
11,5^ ? 0/0. 224 mm. 2,4". 2 Monate
ohne Frost. — ?
Norwegen, mittleres, Binnen-
land bei 100 Meter: 13". 280 mm.
700/0. 4,9". 2 Monate ohne Frost.
— 25";
nördliche Küste: 11,1°. 720/o.
164 mm. 3.4". 2 :\[onate olme Frost.
— 27";
mittleres bei 200 Meter: 9,r,
760/o. 258 mm. 0,6". 2 Monate olme
Frost. — 43".
Dänemark. Ishind: 5,6". 820/o.
300 mm. 2,2". 2 Monate ohne Frost.
— 16".
— 396 —
f) Baum- und Strauchgrenzen.
(Bei 0 bis V Jahrestemperatur.)
Hudsonsbav 58°.
XB. : 6°.
tiefster
Jalirestemperatur — 9'^ ;
— 45^
B e h r i n g s t r a s s e (Polarkreis) :
8°. 86O/0. 150 mm. — 3^ 2 ]^Ionate
ohne Erost. — 46°.
In Folge der hohen Sommer-
temperatiu-en (Südwind), findet sich
an der Küste, trotz der Jahres-
temperatur unter 0° noch niedere,
strauchartige Vegetation.
S c h n e e k 0 p p e im Eiesenge-
birge, 1600 Mtr.: 6". 830/o. 680mm.
0°. Jeden Monat Frost. —24'^;
Wendelstein, bayer. Alpen,
1730 Meter: 7,7°. 740/o. über
700 mm. V. 1 Monat ohne Frost.
Schmittenhöhe (Salzburg) bei
1935 Meter: 7". 736 mm. - 0/0.
0.3°. Jeden Monat Frost. — 20'' ;
0 b i r g i p f e 1 (Kärnten) bei
2044 Meter: 6°. 690 mm. — 0/0.
0,2°. Jeden Monat Frost. —21°;
S ä n t i s (Nordschweiz) bei
2467 Meter: 4°. 590 mm. 820/o.
— 1,2^ Jeden Monat Frost. —21°;
St. Bernhard (Südschweiz)
2478 Meter: 4,4°. 280mm. — o/q.
— 1,7°. Jeden Monat Frost. — 21°;
Pic du Midi (Pyrenäen)
2859 Meter: 4°. 840/o. 434 mm.
T. Jeden Monat Frost. —29^
Grönland, 61° NB. Westküste
(Birken- und AVeidengestrüpp : 7,6°.
460 mm. — o/q. 0,8. 1 Monat ohne
Frost. —30°.
Es erhellt aus obiger Gegenüberstellung, dass die Jahrestemperatur
allein mii- innerhalb kleiner Gebiete als Anhaltspunkt zur Beurtheilung
der Wärme des Klima's eines Ortes benützt werden kann. Insulares
und kontinentales Klima können gleiche Jahrestemperaturen besitzen
und doch klimatisch selir Avesontlich verschieden sein; England z. B.
liat eine höhere Jahrestemperatur als das mittlere Ungarn, das eine
mittlere Temperatui- der Hauptvegetationszeit von 19° charakterisirt,
während England nur 14° besitzt, welche Temperatur im Continente
einer Jahrestemperatui- von G° entspricht. Ebenso wenig gibt die
Sommertemperatur allein einen genügenden Anhalt; das kontinentale
— 397 —
Caiiada unter dem 55" X.B. hat z. B. dieselbe Sommertemperatur wie
die Küste des mittleren Californien unter SS^N.B. Die Jahresiso-
therme 0*^ kommt zu Stande durch tiefe Sommer- und hohe Winter-
temperaturen, wie auch durch hohe Sommer- und tiefe Wintertempera-
turen; ersteres ist der Fall an der BaumgTcnze im insularen Klima,
letzteres im kontinentalen Klima; interessant ist das Zustandekommen
der Jahrestemperatur von — 3" an der Beringstrasse, wo sich noch
niederer Baumwuchs findet, eine Erscheinung, die mit der Annahme,
dass die Jahresisotherme 0 die Baumgrenze fixirt, in Widersprach
steht; die Sommertemperatur gibt Aufschluss; sie beträgt 8°, für die
Monate Juli und August selbst 12"; Avährend dieser beiden Monate
aber weht Südwind, wogegen während des ganzen übrigen Jahres Nord-
wind weht.
Jahres- und Sommertemperatur zusammen geben zum Yergleiche
zweier Orte hinsichtlicli ihrer Wärme genügende Anhaltspunkte ; die
Wintertemperaturen zweier, getrennt liegender Oertliclikeiten können
ziemliche Differenzen zeigen; dennoch ist das Gedeihen der Holzarten
der einen Oertlichkeit in der anderen sehr gut möglich; denn die
tiefen Wintertemperaturen sind für die meisten Holzarten, solange sie
sich im Walde, und dort auf den richtigen Standorten sich finden,
nicht gefährlich.
Aus obiger Gegenüberstellung ergeben sich die Differenzen in
relativer Feuchtigkeit, in den Wärme- und Regenverhältnissen, woraus
die Beliandlung der anbaufäliigen Holzarten, ihre gegen Spät- oder
Frühfrost und Trockniss gesicherte Erziehung sich ableiten lässt; soweit
dieses sich auf die im deutschen AValde anbauwürdigen Holzarten
bezieht, wird im fc^lGfonden Kapitel die Rede sein.
X. Die nordamerikanischen Holzarten vom Stand-
punkte ihrer Anbauwürdigkeit in den deutschen
AAT^aldungen.
Angesichts der glänzenden Erfolge, welche die Landwirthschaft
und Gärtnerei durch den Anbau fremdländischer Gewächse aufzuweisen
hatte, regte sich sehr frühe schon das Bestroben, auch für den deutschen
Wald Holzarten zu finden, welche die einheimischen entweder in (Jute
oder in Wachsthumsleistungen oder in anderen wünschenswerthen
Eigenschaften, insbesondere auf den mehr und mehr vermagernden
— 398 —
Böden, übertreffen würden. Das Augenmerk richtete sich zuerst aiif
Xordamerika, wo nicht blos eine Fülle von Holzarten zur Auswahl
vorhanden war, sondern wo noch überdiess die klimatischen Bedingungen
nicht allzuverschieden von den einheimischen erschienen, um von Yer-
suclien im Voraus abzuschrecken. In Frage kamen zumeist solche
Arten, für Avelclie Park- und Ziergärtnerei bereits die Anbaufähigkeit
festgestellt hatten.
„Als im vorigen Jahrhundert", sagt Grisebach, „die Bäume
Nordamerika's zuerst nach Europa kamen, erwartete man von der
Acclimatisirung besondere Yortheile für die Forstwirthschaf t ; diese
Erwartungen sind nicht erfüllt worden, indem sich alsbald herausstellte,
dass dieselben an Holzwerth den Einheimischen Europa's nachstehen,
während sie sie häufig an Schnelligkeit des Wachsthums übertreffen,
wie es bei weicheren Holzarten gewöhnlich ist; bei Paris sah man
einen Baum in 30 Jahren 80 Fuss hoch und 3 Fuss dick werden;
jene Schilderung von den häufigen Windfällen in den Oregonforsten,
wo der Boden des "Waldes von den niederstürzenden Kiesenbäumen
bedeckt wird, ist ebenfalls ein BoAveis von der kurzen Wachsthums-
periode (300 — 400 Jahre ! Ref.) verbunden mit geringer Widerstands-
kraft gegen Störungen von Aussen."
Nach diesem mit einem Scheine von Beweiskraft hingeworfenen
Ausspruche wäre es thöricht, noch weiters Yersuche mit amerikanischen
Holzarten vorzunehmen. Hierauf haben die forstlichen Yersuchsstationen
gebührend geantwortet mit A n])auversuclien nord amerikanischer Wald-
))äume in grösserem Massstabe als früher.
Uebrigens steht Griesebach mit seiner absprechenden Meinung
nicht allein da und die wohlgereiften Urthoile eines Nor dlinger und
Burckhardt, die auf eigene Beobachtung ihre Ueberzeugung auf-
l>auten, malinen zur Yorsicht bei dem neuen Unternehmen.
Nach den Ausführungen des vorhergehenden Kapitels ist es
freilicli eine sehr grosse Zahl von nordamerikanichen Bäumen, welche
in den deutschen Waldungen anbaufähig zu sein scheinen; ihr Werth,
ihre Anhauwürdigkeit lässt sich von verschiedenen Gesichtspunkten
aus betra(;hten.
Derjenige Standpunkt, dci- die meisten Anbaufähigen auch anbau-
würdig erscheinen lässt, ist der ästlictischc, der die Holzarten von
ihier dc^korativcn Seite erwägt, sie also hinsiclitlich ihres Werthes für
di(} Landschafts- und J^ukgärtnei-ei prüft. Dass auch dem Walde ein
lioher ästh(!tischer Werth innewohnt, bestreitet wohl niemand, wenn
dieser auch zumeist nur denen zum Bewusstsein kommt, die im
— 399 —
schattigen Walde Erholung und Kühe suchen und nur selten das Glück
haben, in seiner frischen würzigen Luft geistig und körperlich sich zu
stärken. Wen der Beruf in den Wald führt, der achtet dergleichen
kaum; aber sein verwöhntes Auge wird sich an forstlichen Pflanzen
anderer Art als die Einheimischen sind, erfreuen, für welche überdies
so viele Punkte im Walde gegeben sind, die einer Verkleidung, einer
Verschönerung fähig sind, ohne dass dabei ein fülilbarer Verlust an
Bodenfläche entstände. Die Monotonie unserer Kultui-waldungen, z. B.
der am wenigsten ästhetischen Werth besitzenden Kiefern Waldungen,
fordert heraus zur Durchbrechung durch einzelne verschieden gefärbte,
verschieden geformte Individuen; Kreuzungen von Waldschneusen,
die Bänder der Strassen und AValdwege, die Pflanzgärteu, die Umgebung
forstlicher Behausungen sind herrliche Plätze, wo etwas Seltenes Platz
finden mag. Wer überhaupt Simi und Interesse an den forstlichen
Kulturgewächsen anderer Länder und Völker hat, wird solche Pflanzen
mit Aufmerksamkeit in ihrer Entwickelung verfolgen; das ist schon
Zweck genug, um an solchen verlorenen Posten eine beliebige Zahl von
„Anbaufähigen'' unterzubringen.
Jedoch haben solche Fremdländer auch einen messbaren Werth;
nicht blos erweitert sich unsere Kenntni^s über die Holzart, ihr Ver-
halten gegen unser Klima, sondern, im Falle sie erwächst, werden auch
ihre Früchte und Samen Werth haben für wissenschaftliche Sammlungen
sowohl als direkt für den Verkauf; ich erinnere z. B. daran, dass die
Nordamerikaner den Samen ihrer ureigenen AVeymouthskief er , die sie
auf verlassenen Feldgründen anbauen, ausschliesslich aus Europa be-
ziehen. Auch das Holz solcher Exemplare, auch wenn es nicht verkauft
werden kann, ist doch werthvoll für Sammlungen, zu wissenschaftlichen
Studien, Experimenten u. s. w. ; weiters können solche Exoten zu
phänologischen Beobachtungen herangezogen werden, lauter Gesichts-
punkte, die den vereinzelten Anbau einer grossen Zahl nord-
amerikanischer Baumarten sehr wohl rechtfertigen mögen.
Die Zahl der Auserwählten unter den Anbaufähigen vermindert
sich sehr beträchtlich vom strenge forst 1 i cli-fi na n z i ollen (Jo-
sichtspunkte.
Holzarten, die auf gutem oder schlechtem Boden zu astreineren,
vollholzigeren Schäften, mit grösseren Dimensionen aufwachsen und somit
bessere werth vollere Sortimente für den Markt liefern würden als
es die einheimischen Holzarten vermögen, müssten anbauwürdig sein.
Hierin lassen sich die nordamerikanischen Holzarten nicht mit
unseren Kulturbäumen in direkten A^n-gleich bringen; in Nordamerika
— 400 —
fiissen die höchsten, massigsten Exemplare auf dem vorzüglichsten
Boden, den sie sich in mehreren Generationen, selbst in Jahrtausenden
orebildei und stetic: mit Nährstoffen bereichert haben, auf Boden, der
bei uns zum allergiössten Theile von der Landwirthschaft in Besitz
genommen wurde; davon abgesehen , sind vollständig ausgewachsene
300 bis GOO Jahre und darüber alte Eepräsentanten unserer AYaldflora
zum Vergleich mit der nordamerikanischen nur mehr vereinzelt und
dann freistehend vorlianden, wo die Astbildung auf Kosten der Schaft-
masse und der Höhe vor sich ging. Wo wir dann noch Urwald-
bestände besitzen, liegen sie nicht im Optimum der betreffenden Holzart,
sondern in den entlegeneren kühleren Bergen ; doch fehlen nicht Beweise,
dass der ursprüngliche europäische Urwald in Höhen- und Massenent-
Avickelung der einzelnen Individuen dem ostamerikanischen Walde gar
niclit, dem Avestamerikani sehen aber ziemlich bedeutend nachstand.
Wenn wir die heutigen Waldungen vergleichen, darf es niclit
wandern , dass die nordamerikanischen Urwaldbestände unsere ein-
lieimischen in Dimensionen ganz beträchtlich überragen, zu uns in iu\-
günstigeres Kliana, in den geringeren, schon öfters auf Holz genützten Boden
gebracht und in der verhältnissmässig kurzen Umtriebszeit bewirthschaftet,
düi-ften die meisten Nordamerikaner unseren einheimischen Holzarten
in Holzmasseproduktion kaum mehr überlegen sein; nur den west-
amerikanisclien Holzarten scheint eine grössere Lebensenergie überhaupt
innezuwohnen, eine grössere Fähigkeit die nöthige Quantität Stoffe zu
massiven Volumina tlem Boden und der Luft zu entziehen und damit
ersteren rasclier zu erschöpfen, wo die gebildeten Holzmassen, wie im
Kulturwalde, nicht wieder an den Boden zurückgegeben werden; es
ist fraglich, ob solche energische Holzarten auf minder guten Böden
bei einer auf Nachhaltigkeit der Nutzung eingerichteten Wirthschaft
ein grosser Gewinn sind.
Dass die Kiesendimensionen der nordamerikanischen Bäume, wie
dci- Pin US ponderosa, Lambertiana, Jeffreyi, derSequoia,
Thuja und Pseudotsuga Douglasii, Chamaecyparis, Law-
son iana, ausserordentlich zum Anbau reizen, ist verzeihlich ; vom ästhe-
tis(;hon Standj)unkte mögen sie alle angebaut werden; auf dem allerbesten
tiefgründigsten Pxxlcn. gegen Sturmwind gesichert, mögen sie vielleicht
zu Dimensionen (^-wachsen, di(! uns in Staunen versetzen; aber im
grossen forstliclien Betriebe davon Nutzen ziehen zu wollen, ist eine
Chimäre.
Wichtiger ist die Frage nach bescheideneren Holzarten; im
vorausgehenden Kapitel habe ich die Ansiclit ausgesprochen, dass die
— 401 —
anspruchslosesten Holzarten der nordamerikanischen Waldtlora unter den
ausgewachsenen Bäumen mit geringen Dimensionen zu
suchen sind. Es könnten also hier Bäume in Frage kommen, die etwa
20 bis 25 Meter Höhe in ihren besten Leistungen nicht überschreiten
und die schon in der Heimat mit mineralisch geringen, wie sandigen
Böden zufrieden sind. Unter den Laubhölzern fallen Fraxinus
viridis und Carya porcina auf, dass sie von ihrem Optimum —
dem frischen , kräftigen Boden der Flussniedernngen — liinAveg jene
im Norden, diese im Süden in die sanften Mulden der Kiefern Avaldimgen
sich eindrängen und dort zu leidlichen Dimensionen — freilich nach
langer Zeit erst — heranwachsen; insbesondere wäre die genannte
Hickory, die noch den Yortheil eines werthvollen Holzes — wenn
auch viel geringer als auf besserem Boden — bietet, nach dieser
Richtung hin zu prüfen.
Auf mineralisch geringwerthigen , sandigen Böden, auf denen
unsere Kiefer immer grössere Schwierigkeiten der Wiederbestockung
entgegensetzt und endlich nach langem Kampfe gegen Trockniss In-
sekten und Pilze zu geringwerthigen Dimensionen emporwächst, auf
solchen Böden kann, nach meinem Dafürhalten, keine Lawsonia oder
Douglasia, keine Gelb- oder Je&ey's oder Pechkiefer besseres leisten
als die einheimische Kiefer; erst wo unsere Kiefer ein werthvoUer
Nutzbaum wii-d, dürften auch die genannten exotischen Kiefern zu
werthvollen Bäumen 'aufwachsen. Eher empfehlen sich in solchen
Oertlichkeiten Holzarten mit sehr viel leichterem Holzprodukte, wie
Pinus Strobus oder die bescheidene Pinus Banksiana, die gegen
Frost ebenfalls völlig unempfindlich ist; für warme, steinige Hänge
wäre vielleicht neben oder an Stelle der Schwarzkiefer die Stechkiefer,
Pin US pungens eine gute Füllholzart, auch wenn sie keine grösseren
Dimensionen als die österreichische Kiefer erreicht und nur Bronnholz
liefert.
Nach dem Vorkommen und den Erfahrungen in der Heimat ist
die Pechkiefer, Pinus rigida sehr wohl zum Anbau auf den Sand-
böden der Meeresküste, soweit sie nicht mehr beweglich sind, geeignet;
Pinus contorta dürfte hierin nicht nachstehen; im Binnenkinde
hat sich erstere auf geringen Sandböden in Europa und in Nord-
amerika als werthlos erwiesen.
Boden, der geringwerthig nicht aus Mangel an mineralischen
Nährstoffen , sondern wegen Ueberschuss an Feuchtigkeit ist,
Erlenbruch bis Sumpfboden, beherbergt, wie erwähnt, in Nordamerika
noch mehrere, wirthschaftlich sehr wichtige Nutzhölzer, die Thujn
Dr. Mayr. 2C
— 402 —
occi dent alis, Ciiamaeeyparis sphaeroidea,Fraxinussam-
bucifolia, Tax od i um disticlium, die östlichen Lärchen, Fichten
und Tannen: auch Pinus Strobus,. Tsuga canadensis yeriTren sich in
solche Standorte, ohne aber brauchbare Stämme zu entwickeln. Yon
diesen beiden letzteren abgesehen, erscheinen die übi'igen Holzarten
schon zur Erhöhung der Yielseitigkeit der Erträge in solchen bei uns
nur einseitig ausgenutzten Standorten prüfungswerth ; der Werth dieser
Holzarten wird noch erhöht dadurch, dass auch ihr Holz, Avas Qualität
betrifft, dem der Erlen weit überlegen ist; sollte sich bei einer oder
der anderen dieser fremden Holzarten die Hoffnung erfüllen, dass
sie bei Feuchtigkeitsmengen oder einem Yersumpfungs- und Yer-
säuerungsgrade des Bodens, der die einheimischen Erlen bereits aus-
schliesst, gedeihen kann, so Avürde die betreffende Holzart, bei der
Häufigkeit und gegenwärtigen Geringw^erthigkeit solcher Standorte,
geradezu Xutzpflanze ersten Ranges werden.
Auf den nassen Böden im kühlen Nadelwaldgebiete, auf
den Hochmooren (Filzen), in denen sich nur eine kümmerliche Yegetation
der Spirke (Pinus montana) erhält, dürften sich Yersuche mit der
Pinus Murrayana empfehlen, die vielleicht in solchen Oertlichkeiten
bessere Dimensionen erreicht als unsere einheimischen, die gemeine
Kaefer und die Filzkoppe.
Ebenfals einseitig und mit fast werthlosem Holze sind bei uns
recente Flussauen besetzt, wie sie durch Yerlandung der Flüsse
in Folge von Correctionsarbeiten gewonnen w^erden; in Nordamerika
verti'itt die Stelle der Pappeln, Weiden und Erlen, die bei uns zuerst im
neugewonnen Lande erscheinen, die Platane, Platanus occidentalis,
die in dieser Hinsicht in den Avärmsten Gegenden Deutschlands, ihres
guten, brennkräftigen Holzes wegen, geprüft zu w^erden sich lohnen
dürfte.
Die Anbauwürdigkeit einer exotischen Holzart kann weiters be-
gi-ündet werden, wx'nn sie Frost und Hitze, besonders Spätfrösten
besser widerstehen kann als die einheimischen Arten. In 9 unter
10 Fällen ist das Falliion der (Miiheimischen Holzarten durch Spätfrost
einem Fehlgriff in der Wiitlischaft zuzuschreiben; entweder hat man
eine cmpfindliciie Holzait auf den unrichtigen Standort gebracht, oder
man Ijat durch eine falselie Hiebsführung den Standort ungünstig ver-
ändert, ein Frostloch geschaffen. Es scheint, als wenn es zu bedauern
wäre, wenn unter den Exoten eine Holzart sich fände, die ohne Rücksicht
auf die Behandlung oder besser Misshandlung dennoch gedielie; im
extremen Sinne niüsste der Anbau einer solchen Holzart zu einer
— 403 —
Verflachimg des forstlichen Gewerbes führen, die ein vorheriges wald-
bauliches Studium für eine spätere Praxis im Walde unnüthig macht.
Zur Wiederbestoclvung bereits vorhandener frostgefährlicher Standorte,
zur Xeuaufforstung tiefliegender Oedgründe, werden mehrere Exoten
sich eignen, so hat die Pinus Strobus, die Weymouthskiefer, eine
Frosthärte beAviesen, die von keiner einheimischen Holzart übertroffen
wird ; dass diese Thatsache niclits Ueberraschendes an sich trägt, wurde
schon früher erörtert; Pinus monticola dürfte ihr hierin niclit
nachstehen und die bis in den hohen Xorden Amerika's streichenden
Pinus B a n k s i a n a und Pinus M u r r a y a n a sind sicher so unem-
pfindlich gegen Frost als man nur wünschen kann.
Holzarten sind anbauwürdig, wenn sie den Forderungen unseres
Klimas und der Wirthschaft genügen und ein besseres, dauer-
hafteres, elastischeres, schöneres, schwereres oder auch leichteres, dann
aber von besonderer Qualität produziren als unsere einheimischen
Holzgewächse. Mustern wir die in den deutschen Waldungen anbau-
fähigen Baumarten nach dieser Eichtung hin, so ist aus der atlantischen
Waldflora unter den zahlreichen Quercus (Eichen) keine, welche unsere
deutschen Eichen an Holzgüte, technischer wie physikalischer übertrifft;
Juglans nigra dagegen liefert ein bekanntermassen werthvolles
Holzproduckt; Carya alba, porcina, amara undtomentosa er-
zeugen ein Holz, das an Güte und Vielseitigkeit der Verwendung von
keiner deutschen Holzart erreicht wird; Acer dasycarpum bildet ein
Holz, das leichter, weicher und xlarum geringer w^erthig, Acer saccharinum
ein Holz, das nicht besser zu sein scheint, als das unserer einheimischen
Ahornarten; das Holz von Negundo aceroides (Acer Negundo), sowie
dessen Varietät (violaceum), die bei uns neuerdings viel cnltivirt wird,
ist das geringste in Werth und Gewicht unter allen nordamerikanischen
Ahornarten.
Fraxinus americana, pubescens, viridis übertreffen in ihrem Holze
unsere einheimische Esche nicht; dagegen fällt das Holz der F ra x i n u s
sambucifolia auf, das sich in dünne, lange, tangentale Bänder
zerreissen lässt, wodurch es zur Korbflechterei tauglicli wird. Bc^tula
lenta und lutea zeichnet der Besitz eines gefärbten Kernlioizes aus,
das in Schwere und Brennkraft und auch als Nutzholz die Hölzer
sowohl der europäisclien als auch der übrigen nordamerikanisciicn
Birken überragt. Ulmus americana, fulva und racemosa kommen in
Holzgüte unseren Ulmen nahe ; Gymnocladus canadensis besitzt
ein sehr dauerhaftes, dunkles Kernholz, von schnuilem Splinte bedeckt;
da diese Gattung bei uns fehlt, so kann sio mit einer deutschen
2()*
— 404 —
Holzart nicht direkt verglichen werden; Castanea americana verhält
sich im Holze wie die bei uns kultivirte Art, ebenso Carpiniis americana;
die Hölzer der Magnoliaarten , der Ostrya virginica, Tilia americana,
der Aesculusarten kennzeichnen keine besonderen Vorzüge. Lirio-
dendron tiilipifera soll ein Holz haben, das für gewisse Zwecke,
wie z. B. Wasserleitnngsröhren , Pumpbrunnen von keiner anderen
Laubholzart übertroffen wird; das Holz von Prun u s ser otin a über-
trifft in Schönheit der Farbe wohl das der einheimischen Arten ;
Platanus occidentalis hat ein Holz, das sich im Werth unserer
Buche nähert; Sassafras officinale liefert ein sehr dauerhaftes
Holz ; Celtis occidentalis und Morus rubra bereiten Hölzer wie die
bei uns zuweilen gepflanzten Yerwandten. Unter den vielen nord-
amerikanischen Weiden ist bis jetzt keine gefunden worden, die nur
entferut an den Nutzwerth unserer Kulturweiden heranreichte ; freilich
sind erstere in dieser Beziehung noch nicht genügend geprüft ; die
Populus-Arten , wie heterophylla, monilifera, tremuloides, balsamifera,
gi'andidentata produciren ein ebenso leichtes und weiches, nur einseitig
verwendbares Holz wie die einheimischen Arten.
Die nordmexicanischen Laubhölzer, soweit bei uns ihr Gedeihen wahr-
scheinlich ist, belierbergen keine in diesem Betreffe hervorragende Art.
Die Eichen der pacifischen Flora, Quercus Garryana und Kelloggii
überragen unsere Eichen im Holzwerthe nicht, und die Eschen-, Ahorn-,
Birken- und Erlenarten haben den unserigen gegenüber im Holze
nichts voraus.
Aus der Reihe der Holzarten, Avelche der südlichen Hälfte des
atlantischen A\^aldes angehören und damit klimatisch ausserhalb Deutsch-
hmds liegen, hat sich Robinia Pseudacacia als werthvoll unter
anderen Eigenschaften auch durch sein Holz erwiesen; es verdient
Catalpa speciosa wegen des ausserordentlich dauerhaften , sehr
schmalsplintigen Holzes geprüft zu werden.
An der Spitze dci- XadellKilzer der atlantischen Region steht bei
uns in Deutschland Pinus Strobus, freilich nicht in Folge des
Ifolzos; denn dieses ist sehr leicht, weich, wenig dauerhaft, dagegen
für viele Verwendungszwe(;ke, für die wir schwereres Holz nehmen
müssen, li(>rvorragcnd brauchbar; Pinus rigida, Pit ch- Pin e-P flau ze,
die Pcclikiefer hat trotz ihres NanuMis kein Holz, das unsere Kiefer
in irgend einer Hinsicht übertrifft; ebenso verhalten sich Pinus resinosa,
pungens und Hanksiana; die übrigen, südlicher wohnenden Kiefern
wie 1'. australis und cubensis, die allein das unter dem Namen
Pitcli - I* i iK'lin 1 z bei Ulis iiiiportiite i'i-odukt liefern, kommen für
— 405 —
unser Klima niclit in Frage. Die Fichten , Picea alba und nigra , die
Tannen, Abies Fraseri und balsamea haben unseren Fichten und Tannen
gegenüber nichts voraus; ebenso ist die ostamerikanische Lärclie im
Holze nicht besser als die einheimische Lärche; die Tsuga canadensis
kommt in ihrem Holze der Tanne nahe, übertrifft sie aber nicht.
Dagegen sind die Hölzer der Thuja occidentalis, Chamaecyparis
sphaer oidea , Juniperus virginiana und Taxodium distichum
als hervorragend werthvoll und dauerhaft geschätzt, für welche Holz-
arten die deutsche Waldflora, von dem einheimischen Wachholder abge-
sehen, keine Analoga behufs des Yergleichs besitzt. Die reiche Nadel-
holzflora des Westens enthält vor allen Pseudotsuga Douglasii,
die in ihrem Holze (Schwere, Dauer, Elasticität) unsere Fichten und
Tannen übertrifft, das beste Kiefernholz erreicht und dem Holze der
Lärche sich nähert ; Pinus ponderosa zeigt trotz ihres Namens (der
Name bezieht sich auf den Vergleich mit dem leichten Holze von
Pinus Strobus, der gegenüber auch unsere Kiefer ponderosa ist, wie
auch unsere Kiefer im Vergleiche zu Strobus ebenso Pitsch-Pine ist
als Pinus rigida) keine Ueberlegenheit in Holzgüte, ebenso wenig wie
das Holz von Pinus Murrayana; dagegen scheint P. Jeffreyi etwas
schwereres und dauerhafteres Holz, wegen der intensiveren Verkernung,
zu erzeugen als die europäische; sehr schweres Holz hat Pinus
contorta; P. Lambertiana und monticola sind wegen ihrer
leichten Hölzer aus demselben Grunde beachtenswerth , wie die nah
verwandte P. Strobus ; bei allen erwähnten . westlichen Kiefern ist
aber Avohl zu bedenken , dass sie eine ausserordentlich breite Splint-
schichte besitzen, die rasch von Pilzen missgefärbt wird, ^vodurch der
Werth eines Stammes sich wesentlich verringert.
Unter den Angehörigen der Tannengattung (Abies) und der
Fichtengattung (Picea) ist keine, deren Holz einen liöheren AV>rth be-
sässe, als die einheimisclie Tanne oder Fichte; auch das Holz der
Tsuga-Gattung übertrifft kaum das der Tanne : L i b o c e d r u s d e c u r r e n s
besitzt ein Holz, das dauerhaft und von den bei uns producirten
Hölzern verschieden ist; gleiches gilt von Chamaecyparis Lawso-
niana, nutkaensis, Sequoia gigantea und Thuja gigantea:
auch die westamerikanische Eibe tlieilt mit unserer das vorzügliche
Holz, die Langsamwüchsigkeit und schlechte Form des Scliaftes ; so
vorzüglich endlich das Holz der westlichen Lärche, Larix occidentalis,
auch sein mag, es dürfte das unserer Lärche aus den besten (Jobirgs-
lagen nicht wohl übertreffen. Der westliche Wachholder, Juni})erus
occidentalis, steht dem unserigen nahe; dagegen treten die alpinen
— 406 —
Kiefern der Section Balfouria : P. Balfu iiria na und aristata durch
ihr schweres Holz hervor.
Im Urwakle hat man selten Gelegenheit, eine Holzart hinsichtlich
ihrer AViderstandskraft gegen Sturmwind zu prüfen, da man selten
reine Bestände einer einzigen Art trifft; die Standorte mit seichtem
Boden, fester Unterlage und flachwurzelnden Holzarten sind so allseitig
von grossen Waldmassen eingesclilossen, dass auch dort der Stumi
nur solche uralte Individuen zu Boden wirft, deren Standfestigkeit
durch krankhafte Veränderung des Holzkörpers in Folge von Pilzpara-'
siten gelitten hat. Griesebach hat wohl nnzuverlässige Reiseberichte
für seine Zwecke combinirt, wenn er sagt, dass die häufigen Windfälle
in den Oregonforsten, avo verschiedene Millionen ausgewachsener
3 — 400 jähriger Baumriesen zusammenstehen, ein Beweis sind für die
Kurzlebigkeit der dortigen Baumarten, verbunden mit geringer Wider-
standskraft gegen Störungen von Aussen.
Die Douglasia, diese ist zumeist in den Oregonforsten ver-
breitet, steht z. B. in ihrer BcAvurzelung zwischen Kiefer und Tanne;
von ihr ist zu erwarten, dass sie eine sturmfeste Holzart sein wird;
allein auf seichtgründigem Boden erwächst sie mit so flachem Wurzel-
werk wie eine Pichte; dort ist sie in dieser Beziehung nicht besser
als die Pichte. Im Allgemeinen kann man sagen, dass alle nordameri-
kanisclien Kiefern, alle Pichten, Tannen, Lärchen, Eichen u. s. w. eine
zicmlicli gleiche Bewurzelung Avie die europäischen Yerwandten auf-
weisen, so dass der Wertli dieser Exoten, was Widerstand gegen Wind
betrifft, nach den einheimischen Yerwandten beurtheilt Averden mag ;
die Cupressinecn gelten als tief wurzelnde Holzarten. Unter denLaub-
hrdzeni ist mir nui- eine Holzart bekannt geAA^orden, die in Polge
ihres leicliten, spniden Holzes auffallend leicht vom Winde zerfetzt
Avird, es ist diess Acer dasycarpum. Ueber die Widerstandskraft der
Exoten gegen Schnee- und Eisbruch bin ich nicht im Stande einige
Anhaltspunkte geben zu können; es fehlen ja die gleichartigen, jüngeren
Bestünde so gut Avie ganz. Dass die Exoten in unserem AYalde mehr
noch als die einheimischen Waldbäume den Beschädigungen durcli
Tliicre ausgesetzt sind, habe ich schon erwähnt, die Pähigkeit, eine
empfind iiclu^ Beschädigung, Avie tlicil weiser oder gänzlicher Yerlust
des (iipfels, rascli auszuheilen, hängt zum grössten Theile vom anato-
misclien Aufl)au eiiu^r Pflanze ab
Bei allen Tannen (A})ies) sind, wenn die Gipfelknospe im Winter
abgeäst wird, in d(.'r Jlegel ein selbst zwei Jahre im LängenzuAvachs
verloren ; denn das ganze folgende Jahr ist notliAvendig zur Neuanlage
— 407 —
einer Längstriebkiiospe , da der beschädigte Jaiirestrieb entweder bis
zur Basis abstirbt, oder keine Seitenknospe trägt, welche sogleicli zu
einem neuen Gipfeltriebe auswachsen könnte. Unter den nordamerika-
nischen Tannen ist keine, die in diesem Punkte einen Vorzug vor
unserer Tanne hätte. Auch unsern Kiefern fehlt, wenn die Gipfel-
niit den benachbarten Quirlknospen zu Grunde geht, eine Seitenknospe,
die sofort die Führung übernehmen könnte; die Regel ist, dass ein
Seitentrieb sich erhebt und als Gipfeltrieb voraneilt; so resultirt bei
der Tanne, weniger bei der Kiefer nur zu leicht ein doppelter oder
mehrfacher Gipfel. Die nordamerikanische Rothkiefer yerhält sich wie
unsere Kiefer; dagegen sind die Angehörigen der Section Taeda und
Banksia mit Knospen zwischen den Quirlen versehen; Pinus rigida
und mitis, auch inops Banksia na und Murrayana entfalten die
der Verwundung zunächst liegende Knospe sofort zu einem neuen
Gipfel; sie sind bekannt, insbesonders gilt diess von rigida und mitis,
dass sie bis etwa zum zehnten Lebensjahre neu abgeschnitten, zahl-
reiche Triebe entfalten, von denen einer den übrigen voraneilt; Pinus
rigida und mitis überkleiden selbst ältere Stämme und Aeste mit kurzen
Trieben aus schlafend gebliebenen Kleinknospen; es dürfte aber auch
wenig Kiefern geben, die so sehr einer ausnehmend grossen Heilkraft
gf'gen Verwundungen und Verstümmelungen bedürften, als gerade
die rigida.
Die fünfnadeligen Kiefern der Section Strobus verhalten sich wie
die Rothkiefern ; bis zum fünften Lebensjahre erhebt sich leicht ein
Seitentrieb zum Gipfeltrieb, von da an geht die negativ-geotropischc
Bewegung nur langsam vor sich.
Die Fichten und insbesonders die Lärchen haben in der Regel
so reichlich Knospen zwischen den Quirlen, dass sie schon im ersten
Jahre den Gipfel aus der, der Abbissstelle zunächst liegenden Knospe
ersetzen können ; bei den Fichten erhebt sich überdiess ein Seitentrieb
leicht zum Gipfeltrieb, wodurch zuweilen ein unangenehmes Surplus
einer Verheilung, nämlich zwei Gipfel, resultiren; die nordamerika-
nischen Fichten und Lärchen verhalten sich nicht anders.
Die Douglasia besitzt ebenfalls reichlich Knospen zwischen
den Quirlen, von denen jede die Anlage zu einem Gipfeltriebe in
sich trägt und sich auch sofort hiezu entfaltet, sobald sie durch Ent-
fernung des über ilir liegenden Triebtheiles dazu angeregt wird ; in
dieser Eigenschaft ist die Douglasia der Tanne weit überlegen und
gleicht in Leichtigkeit des P]rsatzes des v(M-l()ren gegangenen Gipfels
durch einen neuen der Lärche.
— 408 —
Bei den Tsuga arten ist der Ersatz des Leittriebes, der durch
ein Ueberliiingen und durch kräftige Seitensprosse überhaupt nicht
so ausgesprochen markirt ist, ^vie bei den vorigen Xadelliölzern, sehr
leicht. Chamaecvnaris Lawsonia, nutkaensis, sphaeroidea,
Tliuja, Sequoia, Juniperus, Taxo dium, Libocedrus ersetzen
den verlorenen Leittrieb stets sofort und sehr leicht.
Die Laubhölzer tragen reichlich Seitenknospen, die zu Hau|)t-
trieben, so bald es nöthig wird, auswachsen ; selbst solche Laubhölzer,
die ihre Seitentriebe in Scheinquirlen Avie Nadelhölzer aufbauen, tragen
zwischen den Quirlen zahlreiche Knospen, z. B. Cornus macrophylla
in Japan, Eriodendron anfractuosum auf Java, Bombax malabaricum
in Indien; solche auffallende Holzarten fehlen der nordamerikanischen
und europäischen Waldflora.
Die Yortheile, welche die nordamerikanischen Holzarten bieten,
indem sie weniger den Lifectionen durch Pilze ausgesetzt sind,
darf man im Allgemeinen nicht hoch anschlagen. "Wo alljährlich die
Kiefernkulturen durch Schütte durchlöchert oder gar unmöglich gemacht
werden und eine andere Wirthschaftsmethode nicht Platz greifen kann, da
hat sich die fiinfnadelige Pinus strobus als werthvoll erwiesen, da
sie von der Schütte der gemeinen Kiefer, soweit sie durch Lopho-
dermium (Hysterium) Pini verursacht wird, verschont bleibt; andere
bis jetzt beobachtete Schüttepilze der Weymouthskiefer, Avie Lopho-
dermium brachysporum Eostr. und Pestalozzia Hartigii Tubf. haben
noch keine merklich schädliche Ausdehnung gewonnen; P. monticola
dürfte sich ganz ebenso wie Strobus in dieser Hinsicht verhalten;
liierin haben die zwei- und dreinadeligen Kiefern der unserigen gegen-
über nichts voraus; Gelb- und Pechkiefer leiden augenscheinlich noch
mehr als unsere Kiefer. Gegen Wurzelparasiten bieten die nord-
amerikanischen Holzarten kaum Vorzüge; die den Nadelhölzern insbe-
sonders schädlichen Agaricus melleus und Trametes i-adiciperda ver-
schonen die Ex(jten durchaus nicht; die Weymouthskiefer erliegt
denselben häutiger als die einheimische Kiefer.
Ob gegen Krankheiten des Rindengewebes, hervorgerufen durch
Nectria Cronartium oder Peziza di(? Exoten sich imnuin erweisen werden,
ist nach den v(.ii legenden Beobachtungen zweifelhaft. Sicher ist, dass
eine Keihe von Holzverderbern die Exoten, sobald einmal genügend
alte Exemplare vorhanden sein Averden, ebenso wie die einheimischen
Bäume befallen weiden; denn zahlreiche europäische Polyporusarten,
J'nunetes und Thelephora finden sich auch im nordamerikanischen Walde ;
ebenso wird di<- iJlattkrankheit Bhvtisma die fremden Ahorne heim-
— 409 —
suchen, und dass vollends der Keimlingspilz Phytophthora die Saaten
der fremden Laub- und Nadelhölzer lichtet und vernichtet, zeigt ein
Blick in einen Exoten-Pflanzgarten; Alles in Allem darf in dieser
Kichtung von den Exoten nicht viel erwartet werden.
Die Weymouthskiefer hat ihre hervorragende Stell ung in
der Forstkiütur nicht zum geringsten Theile der Eigenschaft zu danken,
lückig gewordene Kulturen auszufüllen, indem sie rasch ihrer Umgeb-
ung nacheilt; besonders in feuchteren, kühleren Standorten macht sich
ihr Werth geltend; in wärmeren Lagen mit guten Boden wäre für
ähnliche Zwecke vielleicht die Douglasia brauchbar, eine wald-
bauliche Eigenschaft, die der AnbauAvürdigkeit dieser Holzart
ein neues Moment hinzufügt. Die Pechkiefer Avurde empfohlen zur
Erziehung von Waldmänteln , avozu sie durch ihre Wiederausschlag-
fähigkeit sich eignen soll ; ich glaube, dass derartige ErAvartungen sich
bei keiner Pinusart erfüllen Averden; jene Nadelhölzer, die nach dem*
Abhiebe Ausschläge wie ein Laubholz zeigen, z.B. Sequoia, Crypto-
meria, insbesonders aber Cunninghamia nnd Ginko gedeihen avoIü in
Avärmeren Lagen Deutschlands (Jahresisotherme über 8,5^) und Avären
eher als eine Pinus auf diese Eigenschaft behufs der Nutzbarmachung
derselben im forstlichen Betriebe zu prüfen. Ob noch andere Exoten,
insbesonders nordamerikanische, Avaldbaulich Avichtige Eigenschaften
besitzen, kann ohne geeignete Yersuche kaum festgestellt Averden.
Zur Wiederaufforstung entAvaldeter BergAvände , zur Festigung
des Geländes in der Hochgebirgsregion, avo zu solchen ZAvecken bisher
Lärche, Zürbelkiefer und Krummholzkiefer verwendet Avurden , dürfte
es nicht unberechtigt sein , von Pinus B a 1 f o u r i a n a , a r i s t a t a
auch albicaulis und flexilis Yortheile zu erAv arten.
Unter den nordamerikanischen Laubhölzern, die bei uns anbau-
fähigsind, ist nur die Edelkastanie, deren Früchten ein hervor-
ragender Werth zukommt. Da sie augenscheinlich liärter gegen Winter-
kälte als die europäische Edelkastanie ist, erscheint sie werthvollcr
als diese für den forstlichen Haushalt ; die scliAvarze Wallnuss, die anbau-
fähigen Hickoryarten haben zwar essbare Früchte, dagegen ist aber
die Schale so hart, dass sie zumeist nur von Thicren, besonders Eich-
hörnchen und Schweinen vertilgt werden. Unter den Nadelhölzern
zeichnen sich die Angehörigen der Section Parrya durch ossbare
Früchte aus; allein sie gehören der wärmeren Hälfte des Laubwaldes
an und müssen erst Versuche darlegen, ob sie bei uns überhaupt
Avachsen ; dagegen könnten die heissen, kiesigen Hänge der Südalpcn
und des Appennin zur zweiten Heimat für diese Nusskiefern werdcMi:
— 410 —
neben den Früchten wäre der Yortheil, den diese zähen, langsam-
wüclisigen Arten zur Befestigung und Nutzbarmachung des Terraines
leisten, nicht zu unterschätzen.
Der Zucke rahorn verdient ganz hervorragende Beachtung durch
die beträclitliclie Menge werthvollen Syrups, den sein Frühlingssaft
enthält. Quercus densiflora, Prinos, prinoides und tinctoria sind zwar
reich an Tannin, übertreffen aber hierin kaum unsere Eiche. Dagegen
ist die Rinde von Tsuga canadensis und Mertensiana bedeutend
gerbstoff-reicher als jene der europäischnn Nadelhölzer; da die Tsuga's
noch wachsen, wo Eiche nicht mehr mit Yortheil auf Gerbstoff genutzt
werden kann, erscheinen die genannten Arten werthvoll; die Rinde
der Quercus tinctoria enthält einen werthvollen gelben Farbstoff";
aus Splintwunden der Zuckerkiefer fliesst ein Saft, der nach der
Abdunstung eine zuckerreiche, weisse Masse zurücklässt, die als wirk-
sames Heilmittel gepriesen wird.
Unter den Sträuchern, die den Waldboden bekleiden und werthvolle
Nebenprodukte in ihren Fi'üchten liefern, verdient die nordamerikanische
Preiselbeere, Vaccinium macrocarpumh ervorgehoben zu werden, da
si(> in Standorten — Sphagnum-Sümpfen, Torfmooren — Avächst, wo die
Hnlziiutzung, weim übei-haupt eine solche möglich ist, zurücktritt.
Die in diesem Kapitel hervorgehobenen Holzarten kennzeichnet
irgend ein Yortheil, den sie vor unseren Waldbäumen voraus haben;
doch ist ihre Zahl immer noch zu gross für Yersuche im Walde; sie
alle anzubauen w^äre eine Zersplitterung der Zeit, Arbeit und Geld-
mittel, die wohl zur Folge hätte, dass schliesslich keine Art eine
nennenswertiie Wichtigkeit bei uns erlangen würde.
XI. Anbaupläne und Behandlung der nord-
amerikanischen Holzarten als Bäume des deut-
schen Waldes.
/lim Zwecke (h'i' Arbeitstheilung nach klimatisch vershiedenen
Landschaften und /um Zwecke dei' Concentrirung der Arbeit innerhalb
einer Landschaft habe ich Deutschland in fünf klimatische Zonen
zeHegt, und fiir jede einen Arbeitsplan skizzirt :
a. umfasst di(; wärmsten, tiefsten Lagen von Deutschland, die
Tliäler (h's Kheins, Untermains, Ne(;kars mit einer mittleren Jahres-
temperatur über 9" C. und (^ner mittlei-en Temperatur der Haupt-
vogotatioiiszeit von iibei- \T^ : Ix^stes (ji(>deihen dei- Eiclie; die P]d(^l-
— 411 —
kastanie reift regelmävssig ihre Früchte; laiidwirthschaftlich ist AVeiii-,
Tabak- und Maisbaii möglich;
b. umfasst die warmen Lagen mit einer Jahrestemperatur von
8 bis 9^C. und einer mittleren Temperatur der Hauptvegetationszeit von
16 bis 17^, bis zu etwa 300 Meter Erhebung über dem Meere; in den
Waldungen herrscht die Eiche vor; auf sandigem Boden wird die
Eiche durch Kiefern vertreten; Waizenbau überwiegt; auch Hopfenbau;
c. umfasst die Gebiete vom ersten (natürlichen) Auftreten der
Tanne oder Fichte innerhalb der Laubholzregion bis zum Yerschwinden
der Stieleiche, somit im Durchschnitt die Lagen zwischen 300 und
600 Meter in Nord- und 700 Meter in Süddeutschland. Nordostküste ;
mittlere Jahrestemperatur 6 — 8^ mittlere Temperatur der Yegetations-
juonate 14 — 16^. Winterroggen und Gerstenbau;
d. höhere Bergregionen mit Fichten, Tannen und Lärchen bis
zum Auftreten der Zürbel- und Krummholzkiefer, von 600 bezw.
700 Meter bis zu etwa 1300 Meter; mittlere Jahrestemperatur von
4 — 0^ mittlere Temperatur der Yegetationszeit von 10 — 14^; Sommer-
roggen, Alpenweiden ;
e. Waldgrenzgebiet bis 1600 Meter (Kiesengebirge) und etwa
1900 Meter in den Alpen; Jahrestemperatur von 0 — 4°C.; Temj^eratur
der Yegetationszeit 6 — 10° C.
Anbauplan
I. Anbauklasse:
Juglans nigra,
Carya porcina, alba, tomentosa,
Acer saccharinum.
IL Anbauklasse: -
Betula lutea und lenta,
Juniperus virginiana,
Cupressus Lawsoniana,
Pseudotsuga Douglasii.
fi'ir a.
III. Anbau kl asse:
Prunus serotina,
Catalpa speciosa,
Platanus occidentalis,
Ulmus americana,
Robinia Pseudacacia,
Populus balsaniifera, monilifera,
trichocarpa.
I. Anbauklasse:
Acer Saccharinum,
Juglans nigra,
Carya porcina, alba,
Pinus Strobus,
Yaccinium macrocarpum.
Anbauplan für b.
IL Anbauklasse:
Betula lutea und lenta,
Fraxinus americaiui,
Pseudotsuga Douglasii,
Chamaecyparis Lawsoniana.
Juniperus virginiana.
— 412 —
HI. Anbauk lasse:
Carya porcina,
Fiaxiniis viridis, sambucifolia,
Prunus serotiiia,
Rubinia Pseiulacacia,
Ulmus americana,
Populus moiülifera, trichocarpa,
Piniis Banksiana, rigida,
Tsuga canadensis, Mertensiaiia,
Thuja gigantea, occidentalis,
Picea sitkaensis.
Anbau plan für c.
1. Anbauklasse:
Pin US Strobus,
Yaccinium macrocarpuni .
IL Anbauklasse:
Acer saccharinum.
Betula lutea und lenta,
Fraxinus americana,
Pseudotsuga Uouglasii.
III. Anbauk lasse:
Fraxinus sambucifolia, viridis,
Chamaecyparis Lawsoniana, sphae-
roidea, nutkaensis,
Thuja gigantea, occidentalis,
Tsuga canadensis,
Pinus Murrayana, rigida, Bank-
siana.
Aiibauplan Tür d.
U. Anbauk lasse: Pinus strobus,
Yaccinium macrocarpuni.
Aubauplaii für e.
1 1 1 . A n l)a u k 1 asse : Pinus Murrayana, Balfouriana, aristata, flexilis.
1 11 die erste A n b a \i k 1 a s s e haben nur solche Holzarten
Aufnainne gefunden, deren Aufwachsen zu Nutzbäumen in Deutschland
bereits naciigewicsen ist und die zugleich einen hervorragenden forst-
iiclien Wertli besitzen; letzterer Gesichtspunkt allein entschied natürlich
bei Yaccinium; die Angehörigen dieser Klasse sollen Aufnahme in die
olnicdif's kleine Scliaar der forstlichen KulturgowUchse finden und im
(ii-(»ss('ii angebaut werden.
.Mit den Holzarten der zweiten Anbauk lasse sollen grössere
Vei-suche. etwa alljährli(di in geringerer Ausdehnung auf verschiedenen,
insbesondcrs den unten genauer angegebenen Standorten angelegt
werden, woduivh dci- Wcrtli dieser Holzarten als künftig einzu-
I) ii !•;:•(• r 11 der Waldhiiiime endgültig festgestellt werden soll; für
eine jfcilic dcisellx'u . insbesondere Nadelhölzer, werden noch einige
.lahrzelinte vergehen, bis wir Sicheiheit haben, dass si(^ im deutschen
Wahh; zu Nutzl)iiumen heranwachsen ; erst von da an können einige
derselben, wie in erster Linie die Douglasia. in die erste Anbauklasse
versetzt werden.
— 413 —
Die dritte Anbauklasse eiitliält minder wichtige Holzarten
oder solche, die noch nicht näher für die Verhältnisse, für welche sie
empfehlen swerth erscheinen, geprüft wurden.
Da die Yorschriften des Vereines der deutsclien forstlichen Ver-
suchsanstalten zur Behandlung der nordaraerikanischen Holzarten in
den ersten Lebensjahren auf die Erfahrungen sicli gründen, die man
in Deutschland an den Exoten gesammelt hat, so ist an diesen Normen
festzuhalten; als Ei'gänzung derselben möge das Folgende gelten.
Die Erziehung des Materials geschieht am sichersten in kleinen,
sachgemäss angelegten Pflanzgärten mitten im Walde, wodurch
künstlicher Schutz gegen Erost und Hitze überflüssig erscheinen; die
Pflanzgärten sind wie die in den VTald verpflanzten Exoten gut gegen
AVildfrass zu sichern. AVo Vorsichtsmassregeln wde Betheerung, Be-
kalkung u. a. sich als wirksam an den einheimischen Holzarten
erwiesen haben, möge diess auch an den Exoten vorgenommen werden;
wo aber die bisherigen Mittel nichts genützt haben, dürfte sich vielleicht
ein anderes Verfahren empfehlen, das ich bereits im Jahre 188G in meinen
Reisebriefen aus dem japanischen Walde angegeben habe. Ich glaube,
es hat wohl niemand in Deutschland die Wirksamkeit desselben geprüft;
die Meisten, die davon Notiz nahmen, haben es Avohl für etwas scherz-
haftes gehalten; ich kann niclit umhin, hier die Aufmerksamkeit vom
Neuen darauf zu lenken. Es werden nämlich in Japan die Pflanzungen
der Cryptomeria und Chamaeciparis-Arten gegen das Verbeissen durch
Hasen durch Menschenhaare geschützt, indem an alle Pflanzen im
Umfange einer Pflanzung in etwa 1/2 Meter Höhe von Kindern etwas
Menschenhaare, wie sie beim Kämmen der Frauen sich ergeben, ge-
wickelt werden. Diese Wirrharre haften leicht zwischen den Nadeln
der Pflanzen; ebenso könnte an einzeln stehenden Pflanzen leicht der
Gipfel wenigstens durch Herumlegen von etwas Haaren gesichert
werden. Diese in der Jägersprache wohl „Verwitterung'* genannte
Operation hält die Thiere für einen Winter von den Pflanzen fern,
eine 2 bis 3 malige Wiederholung bringt wohl die m<^isten l^tlnnziMi
übei- diese Gefahr hinweg.
h\ Bezug auf die Erziehung in Ptlanzgärten , sowie der Methode
der Auspflanzung uiul die Oertlichkeiten im AValde gilt als allgemeine
Regel: Wo die Gattung der exotischen Holzart in der einheimisclien
Waldflora vertreten ist, behandle man die fremde Art wie die ein-
heimische derselben Gattung; die ameiikanischen Eiclien , Ahoine,
Eschen, Ulmen, Birken, Kirschen, Fichten, Tannen und Lärclien lasscMi
sich am sichei'sten auf dieselbe Weise erziehen, wie sich diess für die
— 414 —
verwandten, einheimischen Arten bewährt hat; bei der Auspflanzung
im Walde gebe man ihnen, wo andere Yorschriften nicht bekannt sind,
jene Standorte, die man bei Fehlen der Exoten den betreffenden
einheimischen Verwandten zugetheilt hätte; auch für die weitere
Behandlung sind, im Falle nicht Besseres bekannt ist, die Erfahrungen
an den inländischen Verwandten zu Grunde zu legen. Die Ange-
h()rigen der Sektion Pinaster, Banksia und Taeda lassen sich bei uns
am besten wie die einheimische Kiefer erziehen; ebenso genügen die
Ei'fahrungen, die man mit der Weymouthskiefer gesammelt, zur Auf-
zuclit der Kiefern der Sektionen Strobus, Cembra und Balfouria.
Es genügt somit hier nur für einige in unserer Flora nicht
vertretene Gattungen oder für solche Arten, welche ein verschiedenes
N^erhalten zeigen, einige Bemerkungen über Verwendung und Be-
lla iidlung im AValde hier anzureihen.
J u g 1 a n s n i g r a. S c h w a r z e W a 1 1 n u s s. Klimatisch kommen
dem Optimum der Wallnuss in Amerika am nächsten Südfrankreich,
0 b e r i t a 1 i e n , S ü d t y r o 1.
I. Anbauklasse in a; auf dem besten Boden der Flussniederungen
in Einzelmischung gepflanzt oder in kleinen Gruppen gesät; verlangt
volles Licht; seitliche Bedrängung durch andere Laubbämne zur Be-
kämj)fung der Scitenäste nothwendig; den einheimischen Holzarten
gegenüber wohl vorwüchsig.
n. Anbauklasse in b; Frostgefahr im Frühjahr und Herbst
gesteigert; auf dem besten Boden der Flussthäler; in den Avärmsten
Lagen dci- sanften Berghänge, Einzelmischung, soweit vorwüchsig oder
Saat wie (jhcn ; wo langsamer wüchsig, als die einheimischen Laub-
luilzei-, ist es besser den Anbau zu unterlassen.
Carya alba. Weisse Hickory, porcina Schweins-
lii<'kory, tomentosa Weichhaarige oder Spotthickory.
()))timum wie bei dn- Wallnuss. Dagegen sind die Hickory in den
eisten 4 bis 5 Jahren langsam wüchsig, so dass sich ein mehrjähriger Vor-
l)au (Saat) in Lö(;lierhieben empli(jhlt; anfangs schwache Ueberschirmung
ortragend, sind die jungen Pflanzen in solchen Oertlichkeiten gegen
Si)ätfrost gesichert; frühzeitiger Unterbau der so entstehenden Gruppen;
Kinzelmischung hei dei übrigens schwierigen Auspflanzung in Heistern.
Die Schweinshickory soll auch auf Kiefernböden I bis III (incl.)
lionitiit in den feuchteren I^jiisenkungen und kleineren frischeren
•^'"'•'''" i" 'l*'i' in. Anbiiiiklasse in I) versucht werden.
— 415 —
Acer Saccharin um, Zuckerahorn. Das klimatische Op-
timum dieser Holzart umfasst von Deutschland die Region a.
I. Anbauklasse für a und b. Einzehnischung oder kleinere
Gruppen im Laubwalde; IL Anbauklasse in c, wo die wiirmsteen,
sonnigsten Lagen zu wählen sind; raschwüchsige, Lichtentzug ver-
meidende Holzart.
In a, b und c innerhalb und ausserhalb des AValdes, insbesondere
Landstrassen, ist der Zuckerahorn als Schatten- und Zierbaum anzu-
bauen; tief wurzelnd , daher widerstandsfähig gegen Wind. Füi- dise
Zwecke Erziehung von Heistern in Pflanzgäi'ten.
Betula luteaGelbbirke, lenta Hainbirke. Das 0 p t i m u m
dieser Birken fällt mit dem des Zuckerahorns zusammen.
IL Anbauklasse in a, b, c; in a und b einzeln oder gruppenweise
auf Löcherhieben dem Laubwalde beizumengen, auf trockenen, kiesigen
oder feucliten Standorten, in Avelchen unsere einheimischen Laubbaum-
arten geringen Zuwachs zeigen ; in c Avären die wärmeien Lagen und
ähnliche Standorte wie in a und b zu wählen ; beide Birken sind
wohl überall in a b und c vorwüchsig ; voller Lichtgenuss am besten.
(Tide Platane).
Fraxinus americana. Amerikanische Esche, Weiss-
esche. Das 0 p t i m u m fällt in's m i 1 1 1 e r e F r a n k r e i c h , die inneren
Thäler Südtyrols, und das mittlere Ungarn.
Diese Esche empfiehlt sich, wo Frostgefahr besteht, also b und c
an Oertlichkeiten, wie sie der einheimischen Art zugewiesen werden;
Behandlung wie bei der einheimischen Esche.
Fraxinus viridis, Grüne sehe. Ihr Optimum liegt im
deutschen Laubwalde.
Aufzucht wie bei unserer Esche; es dürften A^ersuche durch
Pflanzung anzustellen sein, wie weit sie auf geringerem Sandboden (11.
und IIL Bonität) zu einem wenn auch niederen, docli in seinem Holze
(Kleinnutzholze) werthvollen Baume erwachsen kann; wie bei der Carya
porcina wären in b und c die sanften Mulden in den Kiefernbeständen
zu wählen.
Fraxinus sam l)ucif olia, Korb- oder Seh warzcsc li r. Ihr
Optimum liegt im deutschen Laubwalde.
Aufzucht wie bei unserer Esche; Auspflanzung auf Eschenstand-
orte; ob auch Erlenbruchböden dieser raschwüchsigen Esclio umli
zusagen, muss durch Versucho festgestellt wr'rdeii.
— 416 —
Castanoa americana, Amerikanische Edelkastanie.
Optimum im Gebiete der amerikanischen Wallnuss.
Aufzucht wie bei der europäischen Edelkastanie; Anlage von
Niederwald oder im Hochwalde zur Holz- und Fruchtgewinnung wie
bei dei- europäischen Art, jedoch nicht in a sondern in b und vielleicht
sogar in den wärmsten Lagen von c; volles Licht am besten.
Prunus serotiua, S^pätkirsclie. Optimum im Gebiete der
AVa 1 1 uns s.
Aufzuclit in Pflanzgärten, leicht auszupflanzen, einzeln oder in
kleinen Gruppen auf steinigen, mageren Böden in a und den wärmeren
Lagen von b; raschwüchsig, volles Licht am besten.
C a t a 1 p a s p e c i o s a , AVestliche Catalpe. Optimum das der
Wallnuss, was Temperatur betriff't ; sie verbreitet sich natürlich nicht
in jenes nordamei'ikanische Laubholzgebiet, das klimatisch dem deutschen
Laubwalde am nächsten kommt; durch Anbauversuche ist aber die
Anbaufähigkeit im kühleren Gebiete, ähnlich wie für die südlichen
Gleditschie und Robinie, in Amerika wenigstens festgestellt worden.
Aufzucht in Pflanzgärten und Auspflanzung mit 1 oder 2 Jahren auf
Laubholz-Schirm- oder Löcherschlägen; auch Saat an solchen Oertlich-
keiten dürfte für diese raschwüchsige Holzart zu versuchen sein ;
Einzelmischung zulässig; seitliche Bedrängung nothwendig; empfindlich
gegen Frühfrost; erträgt anfangs etwas Ueberschattung ; dem Yer-
beissen durch Thiere sehr ausgesetzt; nur im Laubwalde von a auf
gutem und auch geringerem Boden.
P 1 a t a n u s o c c i d e n t a 1 i s . Westliche Platane . Das 0 p t i m u m
li<'gt ausserhalb Deutschlands im Gebiete der nordamerikanischen
Wal 1 nuss.
Auspflanzung auf recenten Auen, wie sie durch Flusscorrectionen
gewonnen werdcMi ; auch solche, die von kurzen Hochwassern alljährlich
noch mit etwas Sand überdeckt werden, wären heranzuziehen; diese
llatune bihJet reichliche Wurzelbrut, die zur Anlage neuer Pflanzungen,
zu Faschinen benutzt weiden könnten; wegen Frostgefahr nur für a
und die wärmsten StriclHj von b vielleicht brauchbar; für b und c
viclleiclit die l)cid(.|i liirken verwendbar.
I'obinia l'se iid acaci a , Hob i nie. Optimum im Gebiete
der amerikanischen W al I n uss.
Genügend b(;kannt; soll an gleiclien Oertlichkeiten, wie die
Platane, i^n-pi-iiff weivlen.
- 417 —
Ulmiis americana, Amerikanische Ulme. Das Optimum
liegt im wärmeren, deutschen Laubwald e.
Anzucht wie die europäischen Ulmen; bei dem geringen Werthe
dieser Holzart — sie ist nur schnellwüchsiger als die einheimischen
Arten — empfiehlt sich eine vereinzelte Einsprengung im Laubwalde
von a und den wärmeren Theilen von b.
P i n u s S t r 0 b u s , Weymouthskiefer. 0 p t i mum in
Deutschland in b und c. Aufzucht bekannt; neben der bisherigen
Verwendung: Gruppenweise Einmengung auf den sandigen Inseln des
Laubwaldes, an Kändern von Sümpfen, schwachen Erhebungen im
Erlenbruchboden ; Mischwald mit der gemeinen Kiefer, auch Fichte und
Tanne; grössere reine Bestände sind zu vermeiden.
I. Anbauklasse in b, c und IL in den wärmeren Lagen von d.
Pseudotsuga Douglasii, Douglasia. Das Optimal-
gebiet dieser werthvollen Holzart umfasst klimatisch die Nord-
westküste von Frankreich, dann Belgien, Holland imd
Südengland; die angrenzenden Gebiete wie Irland, Schottland und
die unter dem direkten Einflüsse der Nordsee und westlichen Ostsee
stehenden , deutschen Gebiete kommen dem Optimum nahe. Das
Verbreitungsgebiet umfasst klimatisch ganz Deutschland mit Aus-
nahme der höchsten Bergregionen. Es empfiehlt sich in continentalen
Gebieten, ferne vom Optimum, das Verhalten junger Pflanzen zu prüfen,
die aus Samen erzogen Avurden, der in Montana gesammelt wurde; sie
werden jedenfalls absolut frostunempfindlich (in der Heimat — So**
zuweilen), dafür aber auch langsamerwüchsig sein ; für das dem Optimum
zunächst liegende Gebiet, sowie für a und b, vielleicht auch c, ist
jedoch der Same aus Gegenden westlich vom Cascadengebirge
(Washington Terr. und Oregon | Portland |) zu verwenden; die Pflanzen
sind sehr raschwüchsig, aber in Frostlagen empfindlich gegen Spät-
und Frühfrost, wogegen geeignete Vorsichtsmassregeln für die ersten
10 Jaln-e zu treuen sind; Samen aus Colorado, wie er von den
amerikanischen Händlern als völlig frostiiart für Ostamerika empfohlen
wird, ist für uns nicht geeignet; die Pflanzen sind zwar hart, aber
auch sehr trägwüchsig.
Der Douglasiasame liegt in einigen Procenten über; die jungen
Pflanzen (unbedeckt, in kleinen Pflanzgärten im Hochwalde) gedeihen
am besten, wenn zweijälu-ig verscluilt und vierjährig im Walde ver-
pflanzt; diess liat sich in c bewährt; in b mr)gen andere Methoden
besser sein; junge Douglasia's ertragen den Lichtent/.ug durch IJchor-
Dr. Mayr. «^^
— 418 —
sclürmung, gedeihen aber am besten bei freiem Oberlicht; seitlicher
Schutz stets gut, bei Frostgefahr nothwendig; enge Pflanzverbände
nothwendig zur Erziehung schlanker Stangen und Schäfte ; Pflanzungen
auf grösseren, kahlen Flächen sind zu vermeiden. Anlage von Gruppen
und kleineren reinen Beständen in a an nördlichen und östlichen, in
b an allen Expositionen ; in c gruppenweise Mischung mit einheimischen
Nadelhölzern; auf stabilen Auen gut; auf Auen, die noch der, wenn
auch kurzen, Ueberschwemmung unterliegen, nicht brauchbar; auf
Ejefernböden I. und IL Bonität bei genügender Frische (besonders
an der Küste) und Humusmenge einzeln oder gruppenweise ; auf seichtem,
kiesigen Boden bei Humusreichthum , im Gebirge, an Bachrändern in
engen Thälern vortheilhaf t ; strenger Boden und solcher mit stagnirendem
Wasser ist zu vermeiden; Schutz gegen Wild wünschenswerth.
Es steht zu erwarten, dass die Douglasia, was Holzgüte betrifft,
die „Lärche der Ebene und des Tieflandes" wird.
Chamaecyparis Lawsoniana, Lawsonia. Mit dem
Klima dos Optimums und des Yerbreitungsgebietes dieser Holzart
in Nordamerika deckt sich in Europa das Klima der Küste von Süd-
westfrankreich; in Nordamerika betritt der Baum das klimatisch
und räumlich nahe liegende Optimalgebiet der Douglasia nicht, wohl
aber erwächst letzterer Baum im Gebiete der Lawsonia zu kolossalen
Dimensionen. Trotzdem scheint die Lawsonia im grössten Theile des
klimatisch so ganz anders gestalteten Deutschland gedeihen zu können;
aber nur für die wärmsten Lagen, für a kann ihre Aufzucht in Anbau-
klasse n riskirt werden; langanhaltende, tiefe Wintertemperaturen
bleiben stets eine grosse Gefahr, gegen die geeignetes Unterbringen
der Pflanzen im Walde, wie sich gezeigt hat, ein theilweise wirksames
Schutzmittel bildet; die Pflanze ist raschwüchsig, frühzeitig guten
Samen tragend. Gedeiht am besten bei freiem Oberlichte und Seiten-
sfliutz, erträgt al)er auch Ueberschirmung; seitliche Bedrängung er-
wünsclit zum Schutze gegen AVintersonno und zur Erziehung astreinen
Materials; bei trockenen Lagen sind nördliche, bei frischen auch süd-
liche Expositionen, nach Süden geöffnete Thäler zu wählen; in b (von
«lern Küstengebiete abgesehen) und c wegen gesteigerter Frostgefahr
nur gelegentlicher Aiil)au (IIL Anbauklassc) anzurathen; in der Küsten-
/'•ne von h und c, jiiil Kiefernböden I. und Jl. Bonität bei guter
iiiiniusschiidite zusammen mit Douglasia boachtenswerth ; auf Boden
III. Henitiit zweihdluift. In e, in (l(!i- lU^rgregion in kleinen Gruppen
in den wiirmsten Strielien dem Nudel- (uh^v Luibwalde beizumengen;
— 410 —
dabei sind enge Thäler und die Ufer der Bergbäclie zu wählen; Schutz
gegen Wildverbiss wünschenswerth.
Zur Erziehung des Pflanzmateriales lassen sich auch Stecklinge
verwenden, welche nur an schattigen, bodenfrischen Oertlichkeiten
zulässig sind ; am besten dienen liiezu nach den Erfahrungen in Japan
an der nahe verwandten Cham, obtusa, (die bei etwaigem Anbaue
genau wie dieLawsonia zu behandeln wäre) 25 — 30 cm lange
Endtriebe von Seitenzweigen, welche etwas in ihrer Benadelung be-
schnitten und so abgelängt werden, dass vom zwei Jahre alten Holze
noch etwa 3 cm verbleiben; die Stecklinge werden in ein durch einen
dünnen Stab vorgebildetes Loch 5 cm tief eingelassen und festgedrückt;
an der Jahresgrenze pflegen die neuen Wurzeln zu erscheinen. Be-
sonnung ist stets zu vermeiden; bei mehrtägiger Trockniss ist Bewäs-
serung nöthig. Solche Pflanzen können schon im folgenden Jahre
im Walde verwendet werden , wenn nicht die ganze Anlage schon am
definitiven Standorte vorgenommen wurde.
Juniperus virginiana, Yirginischer Wachholder. Nach
dem Klima der Heimat zu urtheilen, fällt zwar ganz Deutschland in
das Verbreitungsgebiet des Wachholders, das Optimum liegt aber
in Norditalien und Südfrankreich. Es dürften deshalb nur in
a und b noch geringe Nutzliolzdimensionen zu erwarten sein; in c
wird der virginische Wachholder die Dimensionen des einheimischen
kaum mehr übertreffen. Bei der grossen Fähigkeit der Holzart mit
den verschiedensten Standorten vorlieb zu nehmen, ist der Anbau
zulässig in Eschenstandorten, wie auf steinig-kiesigen Böden, selbst
Sandböden bis zu Kiefernböden III. Bonität; doch sollen steinige imd
sandige Partieen nur im luftfeuchten Küsten- oder Gebirgsklima gewählt
werden; quelliges Terrain, die Nähe der Bäche in der niederen Berg-
region sehr passend; die Auspflanzung im Walde hat wohl wegen der
raschen Abnahme der anfänglichen Wuchsgeschwindigkeit stets in
Gi'uppcn, selbst kleineren, reinen Beständen zu erfolgen ; enger Schluss,
aber volle Gipfelfreiheit; vor dem 50. Jahre, wegen breiten Splintes,
kaum nutzbar.
Chamaecyparis sphaoroidea, Kugele ypressc. Das Op-
timum dieser Holzart liegt im gleichen Gebiete mit der Pitch-Pinc
oder Pechkiefer (vide Pinus rigida); das Verbreitungsgebiet umfasst
klimatisch noch die deutsche Nordseeküste.
Aufzucht wie bei der Lawsonia; von dieser Holzart empfehlen
sich Versuche in kleineren reinen Beständen in feuchten Oertli(*hk(»iten
von b und c an der Küste, welche die gemeine Ki<'f«M- nicht mc^hr
27*
— 420 —
betritt; in Erlenbruclibodeii auch Eiiizelmischung zulässig, da die
Holzart starke Beschattung erträgt. Anfangs langsam, später rasch-
wüchsig.
Chamaecyparis nutkaensis, Nutkacypresse. ■ Das Opti-
mum fällt in das Küstengebiet der Ostsee.
Aufzucht wie bei LaAvsonia. Es wäre durch Versuche festzu-
stellen, ob vielleicht an der Küste, in c, diese Art nicht sicherer
und rascherwüchsig ist als die Lawsonia. Weitere Angaben zu machen,
bin ich nicht im Stande.
Thuja gigantea, Eiesenthuja. Das Optimum deckt sich
klimatisch mit dem der Douglasia.
Aufzucht wie bei LaAvsonia; Behandlung an der Küste von b und c
wie für die Kugelcypresse angegeben; im Binnenlande von b und c
in feuchten Oertlichkeiten , Erlen- und Eschenböden, Flussrändern von
Bergbächen in Gruppen zu versuchen; Schatten ertragend; raschwüchsig;
enge l^flanzung noth wendig.
Thuja occidentalis, Gemeiner Lebensbaum. Das
Optimum fällt ins Binnenland von Deutschland in b. Aufzucht
an scliattigen Oertlichkeiten ; Yerwendimg in feuchten Oertlichkeiten,
Erlenbö(U3n; bei Anpflanzung auf kahlen Flächen enger Yerband und
grössere Gruppen nothwondig; Versuche sind auf c und d des Binnen-
landes auszudehnen. Die Holzart erträgt kräftige Beschattung und
wächst langsam; frosthart.
Für ähnliche ungünstige Standorte, in denen wegen Ueb'ermass
von F(MU'htigkoit, wegen Kälte und Vertorfung des Bodens die ein-
heimischen Holzarten ganz fehlen oder kümmern, möchte ich
Pinus Murrayana, Murray's- Kiefer, empfehlen. Das
Optimum fällt in's Centrum von Deutschland in c. Auf-
zucht wie bei der gemeinen Kiefer ; Anlage von reinen Beständen
durch l'flanzung in Hochm ooren, wo die Pinus montana ihr Dasein
fristet; iu c und d; völlig frosthart.
J'iuus Banksiana, Banks' Kiefer. Das Optimum liegt
in }., (his Verbreitungsgebiet berührt dem Klima nach noch c und
tifjfcro Tjugen von d.
.\ufzucht wie di(! gemeine Kiefer; Auspflanzung auf die gering-
werthigsteii, trockenen Sandlxulen in b und c, die Küste ausge-
nommen; vrdli^r fiostlijii't.
— 421 —
Pin US pungens, Stechkiefer. Klimatisch liegt das Optimum
im Binnenlancle von Deutschland in b.
Aufzucht wie bei der gemeinen Kiefer; Versuche auf den gering-
Averthigsten , kiesig- steinigen, trockenen, heissen Hügelköpf cn und
Hängen von a, b und c.
Pin US rigida, Pechkiefer. Dem Klima des Optimums
dieser Kiefer dürfte in Europa die nordadriatische Küste, der
Küstenstrich von Venedig bis Pola, bezw. Ancona am
nächsten konmien; dem Yerbreitungsgebiete im Norden entspricht die
Nord- und Ostseeküste b und c. Dort sind Versuche mit der Pech-
kiefer auf geringem Sandboden rathsam, im Falle unsere einheimische
Kiefer nicht wachsen sollte; wo aber diese wächst, wird sie bei uns
stets besser sein als Pinus rigida; im Binnenlande nicht zu empfehlen.
Pinus Balfouriana, Balf our's Kiefer, aristata, Fuchs-
schwanzkiefer und albicaulis, weissstämmige Zürbel-
kiefer, flexilis, Hacke nzürbel. Diese aufrecht wachsenden
Verteter unserer Zürbel- und Krummholzkiefer dürften ihre zweite
Heimat in Deutschland in d (aristata in c) finden. Sie wachsen
langsam, sind frosthart und wären auf ihren Werth zu Wiederbewaldungs-
und Festigungszwecken im Hochgebirge zu prüfen.
Picea Sitkaensis, Sitkafichte. Ihr Optimum ist die
Kü ste von Nordwestfrankreich, Südengland, Belgien und
Holland; ihr A^erbreitungsgebiet streicht an der Ostsee entlang bis
tief ins Russische Reich.
Aufzucht in Pflanzgärten und Auspflanzung wie bei der ein-
heimischen Fichte; Versuch an der Küste auf Standorten, von denen
die einheimischen Holzarten, insbesonders im Gebiete der Fichte, wegen
allzugrosser Bodenfeuchtigkeit zurücktreten.
Tsuga canadensis, die canadische Tsuga und Tsuga
Mertensiana, Mortons Tsuga. Die canadische Tsuga bildet reine
Bestände von grösserer Ausdehnung in einem Gebiete, das dem Binnen-
lande von Deutschland b und c klimatisch am nächsten kommt;
die westliche Tsuga, Merten's Tsuga, findet ihr Optimum an denselben
Oertlichkeiten wie die Douglasia, geht mit dieser in dem Felsengebirge
bis in Klimate, die dem deutschen c und tieferem d entsprechen dürften.
Aufzucht wie bei unserer Tanne; beide schattenertragend; mit
freiem Gipfel sehr raschwüchsig; Versuche einzeln oder gruppenweise
im Fichten- und Tannengebiete zur Erziehung wcrthvolleren Gerbstoff-
— 422 —
materiales. Beide frosthart ; für Hertens Tsiiga dürften die Yorsichts-
raassregeln, die für die Douglasia empfohlen wurden, anzuwenden sein.
Grösserer Werth als manchen der vorgenannten Holzarten möchte
einem kleinen , darniederliegenden Strauche beizulegen sein , dem
Vaccinium macrocarpum, Amerikanische Preisel-
beere, Kronsbeere. Diese grossfrüchtige Preiselbeere erstreckt
sich in Nordamerika von der Grenze des Baimiwuchses im nördlichen
Canada bis ins mittlere Wisconsin, also klimatisch in Deutschland
von e durch d und c bis b. Sie wird in Wisconsin auf ebenen
Flächen mit Torfunterlage und sumpfiger Beschaffenheit kultivirt und
dabei werden die Pflanzungen auf den kalten Mosern so angelegt, dass
dieselben zur Nachtzeit, wenn heftiger Frost droht, unter Wasser
gesetzt werden können. Es ist mir nicht bekannt, ob in Deutschland
in kälteren Lagen Anbauversuche mit der grossfrüchtigen Preiselbeere
imternommen wurden, als diess mein Yater, kgl. b. Forstmeister in
Grafrath, auf einem ausgedehnten rauhen Moose zwischen Augsburg
und München, also etwa 550 Meter über dem Meere, unternahm.
Schon im Jalire 1882 wurde auf Anregung des grossherzoglich
sächsischen Hofgärtners Maurer in Jena eine Fläche von 200 D Meter
auf dem Haspelmoore, nachdem dieselbe auf Torf genützt war, mit der
J'reiselbeere bepflanzt. In dem Berichte, in dem mein Yater die
Anpflanzung in grösserer Ausdelmung empfiehlt, heisst es: „die gross-
früchtige Preisselbcere gedieh prächtig, überzog (1883) mit langge-
streckten (oft 1,5 Meter langen) Trieben dicht die ganze Fläche ; 1884
ergab sich ein geringer Ertrag; 1885 lieferte diese Fläche bereits
40 Liter, wonach sich der Ertrag pro Hektar auf 2000 Liter stellen
würde; ninmit man den Werth unserer gewöhnlichen Preiselbeere
auf dem Mai'kte in München zu 35 ^ pro Liter als Basis, so gäbe
dies einen Ertrag von 700 Jt pro Hektar. Bei dem Umstände, dass
dieser kleine Kriechstrauch auf Ländereien gebaut werden kann, welche
weder dem Einzelnen noch dem Staate selbst viel nützen — abgetorftc
Miiser — verdient die Kultur der nordamerikanischen Preiselbeere
mehr Beachtung, als ihr bisher zugewendet wurde.''
Wenn man die grossen Flächen von Torfmoorböden allenthalben
in Deutschland und insbesonders in meiner engsten Heimat, in Obcr-
bayern, sieht, die nach der Al)t()i-fung fast werthlos daliegen, dürfte
die Kultur dr-r Preiselbeere, auch wenn später Ernte und Erlös sich
boträclitlicli i.i.(|rig(>r steljon sollten , volkswirthschaftlich und finanziell
oin grosser (iewinn sein; dass die grosse Preiselbeere auch bei uns
einon Markt crnügcn wird, darf man annehmen; denn ein ziemlich
— 423 —
beträchtlicher Theil der alljährlichen Ernte in Wiskonsin wird nach
Europa exportirt.
Zur Kultiiranlage dürften Stecklinge der Pflanze am besten zu
verwenden sein; diese wären in seichte, über dem normalen Wasser-
stande etwas erhabene Furchen zu legen, wobei der Aushub auf die
Südseite zum Schutze gegen die Sonne zu bringen wäre; Standorte,
die mehrere Wochen ganz unter Wasser gesetzt werden, sind zu ver-
meiden.
Zum Schlüsse noch einige Worte, um die Abweichungen von
dem Arbeitsplane des Yereines der forstlichen Yersuchsanstalten zu
rechtfertigen :
Pin US rigida steht im Arbeitsplane an erster Stelle; da das
unter dem Namen Pitch-Pine zu uns gelangende nordamerikanische
Kieferuholz von anderen , südlicheren Kiefern stammt (von Pinus
australis imd cubensis; von letzterer in Folge Verwechselung durch
die Holzfäller mit ersterer), die bei uns nicht erzogen werden können,
das Holz der rigida vielmehr im Werthe unserer Kiefer kaum nahe
kommt (Spint 10 cm breit, astreich); da sie ferner im Binnenlande in
Europa wie in Nordamerika sich ungünstiger in Wuchskraft und
Wuchsform als unsere Kiefer verhält ; da ferner ihre Ausschlagfähigkeit
eine Eigenschaft ist, von der im forstlichen Beti-iebe kaum Gebrauch
gemacht werden kann, so habe ich geglaubt, diese Kiefer nur für den
Dünensand am Meere empfehlen zu dürfen.
Pinus ponderosa und Jeffreyi haben im forstlichen Betriebe
vor unserer Kiefer kaum einen Vorzug; ihre Schönheit und ihre Riesen-
dimensionen, falls letztere sich verAvirklichen, werden stets eine hervor-
ragende Zierde unserer Waldungen sein.
PseudotsugaDouglasii wurde, da ihr Aufwachsen im deutschen
Walde zum Nutzbaume noch nicht mit Sicherheit constastirt wurde,
der Vorsicht halber in die II. Anbauklasse versetzt.
Acer californicum Torrey und Gray ist nicht ganz
korrekt; der Baum lieisst Negundo californicum Torrey und Gray.
Die vom Arbeitsplane beabsichtigte Holzart ist eine Varietät von Negundo
aceroides (Acer Negundo); der wahre Negundo (Acer) californicum ist
wohl noch kaum nach Europa gekommen ; Professor Median in
Germantown theilte mir mit, so oft in Deutscliland der californisehe
Ahorn verlangt werde, schicke er immer die Varietät violaceum des
Acer Negundo — zur Zufriedenheit der Besteller; diese Varietät liat
ein so geringwertliiges Holz wie die ^lutterart selbst.
— 424 —
Acer saccharinnm habe ich wegen des hohen Werthes dieser
Holzart durch den Syrup, den der Saft enthält, in die erste Anbau-
klasse versetzt.
Acer dasycarpum Avurde wegen seines weichen, leichten Holzes,
das geriugerwerthiger als das Holz unserer Ahorne ist, nicht empfohlen.
F r a X i n u s p u b e s c e n s Avird in ihrer Heim at selten über
12 Meter hoch, ihr Holz ist nicht besser als das der einheimischen Esche.
Carya amara steht im Holzwerthe der alba, porcina und tomen-
tosa wesentlich nach; alle drei genannten Arten wurden wegen ihres
eminent werthvollen Holzes (Splint und Kern gleich gut!) in die erste
Anbauklasse versetzt.
Quercus rubra verdient wohl kaum eine grössere Beachtung
als irgend eine andere nordamerikanische Eiche, da der Yortheil der
Sclmellwüchsigkeit durch geringwerthiges Produkt wieder aufgehoben wird.
XII. Anhang.
I. Anatomische Merkmale der Hölzer der nordamerikanischen
Coniferen.
(Hiezu Tafel IX.)
Pseudotsuga: Markstrahlen aus Parenchy mzellen mit Tracheiden
«jhne voi-springende Verdickungen als Grenzzellen ; bei Pinus macrocarpa
letztere mit, bei Pinus Douglasii ohne Spiralverdickung; Längstraclieiden
mit Spiralen, bei Ps. macrocarpa stets, bei Ps. Douglasii seltener
Spiralen in den letzten Sommerholztrachciden ; letzte Tracheiden des
Sommorholzes mit Hoftüpfeln an den Tangentalwänden ; rothbraun
gefärbtes Kernhfjlz; Harzgänge vorhanden.
Tsuga: Markstrahlon aus Parenchymzellen i-it glattwandigen
Tracheiden als Grenzzellen; hetzte Tracheiden des Sommorholzes mit
Hoftüpfr'ln; Kernholz schwach graubraun gefärbt; Harzgänge fehlen.
J^roa: Markstrahlen und letzte Sommerholztracheiden wie Tsuga;
Kenih..lz von gleicher Farbe wie Splint; Harzgänge vorhanden.
Larix: Markstrahlen und Sommerholztracheiden wie Tsuga;
Kernholz n.tlihiann gefärbt; Harzgänge vorhanden.
Abjcs: Maikstrahlen durchaus aus Parenchymzellen zusammen-
gesetzt; Kern- und Splintholz gleichfarbig; Harzgänge fehlen.
Pinus: Vir|(! Anliaiiir 2.
— 425 —
Cupressus, Taxodium, Sequoia, Chamaecyparis,
Thuja, Libocedrus, Juniperus: Mark strahlen nur aus Parenchym-
zellen, Tüpfeln derselben mit dem grösseren Tüpfel der anstossenden
Tracheiden einen „Doppel tüpfel" bildend ; mit Längsparenchym, vorzugs-
weise im Sommerholz; zahlreiche Hoftüpfel auf den Tangentahvänden
des Sommcrholzes; Kernholz theils schAvach, theils intensiv gefärbt;
Holz mit spezifischem Gerüche; Harzgänge fehlen; Thuja gigantea zeigt
öfters kurze Tracheiden als Grenzzellen der Markstrahlen.
Taxus: Markstrahlen wie Cupressus etc. gebaut; alle Längs-
tracheiden mit zahlreichen Spiralen von gleichmässiger Yerthcilung
innerhalb der Zellen; Kernholz rothbraun gefärbt; Harzgänge fehlen.
Torreya: Markstrahlen wie Cupressus etc. gebaut; Spiralen der
Längstracheiden unregelmässig vertheilt, in Gruppen von 2 — 4 zusammen-
liegend; Kernholz schwach gefärbt; Harzgänge fehlen.
2. Eintheilung der Kiefern (incl. nicht-amerikanischer) nach
natürlichen Sectionen.
(Hiezu Tafel IX.)
Die ursprünglichen Linne'schen Bezeichnungen Pinus Larix, Pinus
Abies sind endlich, ähnlich wie Phalaena tortrix dorsana, aus der natur-
wissenschaftlichen und auch aus der forstlichen Literatur schon fast
ganz verschwunden; die Trennung der unnatürlichen Limie'schen
Gattung Pinus in die auch in dieser Schrift festgehaltenen natürlichen
Gattungen Picea, Abies, Larix, Tsuga etc. zwang sich mit der Er-
weiterung der Kenntnisse der botanisch so vernachlässigten aber forstlich
so eminent wichtigen Coniferen von selbst auf.
Je mehr aber Angehörige der jetzigen Gattung „Pinus*', der
„Kiefern" bekannt wurden, desto deutlicher zeigte sich, dass auch unter
der Gattung Pinus ganz heterogene Formen vereinigt sind; dabei
lassen sich nach Anatomie, Biologie und Verbreitung grosse Gruppen
erkennen, die wohl nicht als eigene Gattungen, wohl aber als Sectionen
aufgefasst werden können.
Endlicher und seine Nachfolger stellten die Sectionen : Strobus,
Cembra, Pinaster, Taeda, Pinea und Pseudostrobus auf; sie legten dabei
die Benadelung, Zai^fen- und Samenbildung, also wichtige Theile der
Anatomie der Pflanzen zu Grunde. G. Engel mann stiess die End-
licher'schen Sectionen um und bildete nur 2 Sectionen: Strobus und
Pinaster und zwar auf Grund der Stellung der Harzgänge in den
Nadeln, eines einzigen und dabei unwesentliclien Merkmales der
Anatomie. Die wichtigen Merkmale benützte Engelmann zur Bildung
— 42G —
von Unterabtheilungen innerhalb der Sectionen, Avodurch sein System
nicht vereinfacht, sondern noch complicirter erscheint.
Ich bin wieder zu den natürlichen Sectionen Endlichers' zurück-
gekehrt, habe sie, wie ich glaube, durch Beiziehung der Anatomie des
Holzes gefestigt und entsprechend den seit Endlicher (1847) gewonnenen
Bereicherungen unserer Kenntnisse auf einstweilen 10 erhöht. Es mag
sein, dass die „Sectionen" für botanische Zwecke nicht nothwendig
erscheinen ; für biologische und forstliche Betrachtungen sind sie jedenfalls
fruchtbar.
Piniis, Kernholz hellrothbraun gefärbt, Harzgänge vorhanden.
I. Section Pinaster: zweinadelig, Zapfen von mittlerer Grösse,
kegel- bis paraboloidförmig (P. Pinea ausgenommen) aus Quirlknospen;
Same von dem Flügel zangenförmig gefasst; Flügel gross im Yerhältniss
zum Samen, letzterer daher flugfähig (ausgenommen P. Pinea); Mark-
strahlen aus Parenchymzellen und Tracheiden; erstere dünnwandig;
Tüpfel der anstossenden Längstracheide gross, schlitzaugenförmig, von
der Breite des Lumens der Trachcide ; Tracheiden der Markstrahlen mit
zackigen Verdickungen; letzte Längstracheiden des Sommerholzes mit
spärlichen Hof tüpfeln an den Tangentalwänden ; meist auf die
nördlichere oder kühlere Hälfte des Yorkommens der Kiefern be-
schränkt; hiohor düi-ften folgende Arten zu zählen sein: Pinaster sil-
vestris, Laricio, haleppensis, pyrenaica, Brutia, Pinea,*) montana, resinosa,
densiflora, Tluinbergii, sinensis.
II. S e c t i 0 n K h a s i a : dreinadelig, Zapfen kegelförmig ; Same (?) ;
Holz v(»ii gleichem anatomischen Bau wie Pinaster; in der sitdlichen
Hälfte heimisch; hieher gehören: Khasia insularis*.
III. Section Banksia: zweinadelig; Zapfen kegelförmig, klein,
meist nicht aus Quirlknospen, sondern aus Knospen am Längstriebe
zwischen zwei Quirlen hervorgehend;**) Same vom Flügel zangenförmig
gefasst, aber eine Seite des Samens mehr als die andere vom Flügel
bedeckt, Same flugfähig; Markstrahlen des Holzes dünnwandig; Tüpfel
der korrespondirenden Tra(;heidenf lache zahlreicher und kleiner als
Pinastcr; (irenzzellen der Markstrahlen Tracheiden mit zackigen Yer-
•li'kiin^^cn: letzte Längstracheiden des Sommerholzes ohne Holztüpfel
ii" *lcn Tangentalwiindcii; nlM-dlielK; und südliche Hälfte heimisch.
*) Die Zntlieiltiii^,' der init Stcrnclien verKehencn Arten ist zweifelhaft;
ziimciBt Kind oh koIcIk- Kiefern , von deiKin Zupfen und liolzproben meiner
Saiiindiin^; f<'lil(;n.
•*) I)<r Triebtheil über dem Zapfen \nt wohl als Johannitrieb aufzufassen.
— 427 —
Hieher gehören : Banksiana, mitis, inops, clausa, glabra, contorta, pungens,
tuberculata, Murrayana, muricata, contorta var. Sargentii, Merkusii.
IV. Section Taeda: dreinadelig, Zapfen meist grösser als von
Banksia ; meist aus Qiiirlknospen hervorgehend ; Same vom Flügel
zangenförmig gefasst, flugfähig (ausgenommen Sabiniana) ; Markstrahlen-
parenchym bei ostamerikanischen Arten dünn-, bei westamerikanischen
dickwandiger ; Tüpfelbildung und übriger Bau wie die vorige Section ;
hieher wären zu zählen: Taeda, australis, cubensis, rigida, serotina,
ponderosa, Jeffrey!, Coulteri, insignis, chihuahuana, Engelmanni, Sabiniana,
canariensis, patula*, Lawsonii*, Teocote*.
Y. Section Psou dost rebus: fünfnadelig, Zapfen mittlere
Grösse, kegelig, Same vom Flügel zangenförmig gehalten, flugfähig
(ausgenommen Torreyana); Holz vom anatomischen Baue der Section
Banksia auf die südlichere, wärmere Hälfte beschränkt; hieher dürften
zu zählen sein : arizonica, Torreyana, Pseudostrobus, Montezumae, occi-
dentalis, oocarpa, Orizabae*, Wincesteriana*, macrophylla*, leiophylla*,
lophosperma*, Lindleyana*, Loudoniana*, apulcensis*, Buonapartea*,
Deconiana*, Hartwegii*, filifolia*.
VI. Section St rebus: fünfnadelig, Zapfen lang, hängend,
Schuppen dünn, Samenflügel den Samen nur auf einer Seite bedeckend
und mit dem Samen fest verwachsen; Same flugfähig; Parenchym der
Markstrahlen dünnwandig, bei westamerikanischen Arten etwas dick-
wandiger ; Tüpfel der anstossenden Längstracheiden gross, ein bis zwei
zusammen, schlitzaugenförmig ; Traclieiden der Markstrahlcn ohne Ver-
dickung, letzte Sommerholztracheiden mit zahlreichen Hoftüpfehi an
den Tangentalwänden ; nördliche oder kühlere Hälfte. Hieher gehören:
Strobus, Lambertiana, monticola, excelsa, Peuce.
VII. Section Cembra: fünfnadelig, Zapfen meist kurz, dick-
schuppig; Same ohne Flügel, gross; meist im zweiten Jahre keimend;
Holz wie Section VI ; nördliche oder kältere Hälfte : Cembra, flexilis,
reflexa, albicaulis, koraiensis, parviflora, Ayacahuite*.
VIIL Section Parrya: ein-, zwei- und dreinadelig, an der
Berührungsfläche weisslich; Zapfen kurz und dick; Same ohne Flügel,
Bäume III. Grösse der südlichen und wärmeren Hälfte; Holz nach
dem Typus von Picea gebaut, nämlich ^larkstrahlparenchym dickwandig
mit zahlreichen kleinen Tüpfeln, Traclieiden der ^larkstrahlen ohne
zackige Verdickungen; zahlreiche Hoftüpfel an den Tangentalwänden
der letzten Sommerholztracheiden : Parryana, monophylla, edulis, osteo-
sperma, Bungeana, Gerardiana, Pinccana*.
— 428 —
IX. S e c t i 0 11 B a 1 f 0 ii r i a : f iinfnadelig, Zapfen cylindrisch ; Same
auf einer Seite mit dem Flügel verwachsen; Same flugfähig; Holz
iiacli dem Typus der Section Panya; Bäume II. — III. Grösse der
alpinen Region : Balfouria, aristata.
X. Section Sula: dreinadelig, Zapfen wie Section Taeda, Same
mit dem Flügel auf einer Seite verwachsen ; Markstrahlen des Holzes
dickwandig mit zahlreichen, grossen Tüpfeln ; Tracheiden der Mark-
strahlen dickwandig, ohne zackig vorspringende Yerdickungen ; im
Sommerholze fehlen die Hof tupf el auf den Tangentalwänden der letzten
Längstracheiden ; auf die südliche Hälfte beschränkt: longifolia (nepa-
lensischer Name der Kiefer Sula).
3. Tabelle zur Bestimmung der wichtigeren Cupressineen
(im engeren Sinne) nach Seitenzweigen und Zapfen.*)
(Hiezu Tafel YL)
C li a m a e c y p a r i s L a w s o n i a n a : Zapfen (offen) 9 : 9 mm , Nadeln
(Nadelschuppe) spitz, weich ; auf der Unterseite der Seiten-
zweige, auf der Grenze von zwei Nadeln eine weisse Linie ;
an Längstrieben zwei Nadeln auf gleicher Höhe; Leittrieb
zart, überhängend.
,, s p h a e r 0 i d e a : Zapfen 6 : 6 mm ; Nadelschuppe spitz, am
kleinsten von allen Cham.; Unterseite und Oberseite der
Zweige gleich; Leittrieb aufrecht.
„ nutkaensis: Zapfen 8:8mm(?); Nadeln spitz, kräftig,
auf der Unterseite der Zweige heller als auf der Oberseite;
an Längstrieben drei Naden auf gleicher Höhe; Leittrieb
aufrecht.
„ obtusa: Zapfen 10 : 10 mm; Nadeln stumpf; auf der Unter-
seite der Zweige die I3erührungskanten von zwei Nadeln
reinweiss; Leittrieb überhängend.
„ pisifera: Zapfen 7:7mm; Nadeln spitz auf der Unter-
seite der Zweige jede mit einem weisslichon, ovalen Flecken ;
Leittrif'b überhängend .
Tluijopsis dolabrata: Zapfen 12 : 17 mm (Breite), Schilder des
Zapfens mit gekrümmter Apopliyse; Nadeln gross mit kurzer,
gr'k'rümmter Spitze; auf der Unt(3rseitc der Z^veigc weiss
mit grünem Kande. Leittrieb aufrecht.
) Du; Zai>lün haho icli mit Ausnahme der Cham, nutkaensis von wild-
erwac-liHondcn Exemplaren gepflückt ; an kultivirten lOxemplaren zeigt sich wie
bei allen Nadelhölzern ein ])etrilchtlich grösserer Zapfen.
— 429 —
Thuja occidentalis : Zapfen 10 : 10 mm; Nadeln stumpf, beidei*seits
am Triebe gleich gefärbt. Nadeln der Längstriebe am Zweige
mit einer glänzenden, erhabenen Oeldrüse; Leittrieb aufi*echt.
„ gigantea: Zapfen 9:12mm (Länge), einzelne Schuppen
des Zapfens kräftig, löffelartig ; Nadeln stumpf, auf der
Unterseite der Triebe etwas heller; Oeldrüse undeutlich,
Leittrieb aufrecht.
„ japonica: Zapfen 10:10 mm; einzelne Zapfen schuppen
sehr dünn, schmal, wenig gewölbt; Nadeln von gigantea
nicht zu unterscheiden; Leittrieb aufrecht.
Libocedriis decurrens: Zapfen 2,5 cm lang, an der Basis 1cm
dick, meist nur aus drei grossen Schuppen bestehend; Same
mit grossem Fiügel, oft durch Yerwachsung mit dem des
benachbarten, verkümmerten Samens vergrössert; Nadeln
spitz, stechend; vier Nadeln auf gleicher Höhe stehend;
Loittrieb aufrecht.
Biota Orientalis: Zapfen 1,5:1,5cm mit hakenförmig gekrümmtem
Mittelfortsatz an den Zapfenschuppen; Same ohne Flügel,
dem Fichtensamen ähnlich ; Nadeln stumpf, an der Rücken-
seite mit einer Längsrinne; an Leittrieben Nadeln spitzer,
izwei auf gleicher Höhe; Leittrieb aufrecht.
4. Tabelle zur Bestimmung der nordamerikanischen Kiefern
nach ihren Sämereien-).
(Hiezii Tafeln VII und VIII. Der Grösse nach geordnet.)
Pin US Torreyana; Flügel kurz, zangenförmig den Samen haltend;
Zangen dick und breit; Flügel braun glänzend, undurchsichtig;
Same auf einer Seite matt rothbi-aun, etwas ungleichfarbig, andere
Seite schwarze, glänzende Fleckchen auf mattem, hellem Grunde;
Ansatzstelle der Zange hell, fleckenlos.
„ Sabiniana*; Flügel kurz; zangenförmig den Samen haltend;
Zangen dick und breit; Same auf einer Seite schwarz, nach
dem Flügel hin braun und heller, schwach glänzend; die schwarze
Schichte sich dünn abblätternd; darunter liegende Schiclit hell
ockerfarbig; an den Seiten des Samens zwei erhabene Leisten.
„ monophylla*; ohne Flügel; eine Seite dunkle Tüpfel auf
hellerem Grunde, andere Seite ganz dunkel.
•) Sämmtliche Sämereien wurden, behufs Anfertigung der Zeichnung frisch
dem Zapfen entnommen; die mit • vorHchenen habe ich nicht selbst gesannuelt.
— 430 -
Pi n US Lambertiana; Flügel gross, sehr dünn, etwas glänzend,
undurchsichtig, gleichmässig chocoladebraun ohne Längsstreifen ;
Flügel an der Samenansatzstelle nicht verdickt, mit einer Seite
des Samens fest verwachsen, so dass am Samen Stücke des
dünnen Flügels hängen bleiben ; eine Seite des Samens (der
angewachsene Flügel) schwach glänzend braun mit dunkelm
Eande; andere Seite mattgrau mit schwarzen Zackenlinien.
„ Coulteri; Flügel gross, undurchsichtig; zangenförmig den
Samen haltend ; an der Ansatzstelle verdickt ; Same auf einer
Seite matt schwarzbraun mit hellerer Spitze, andere Seite
chocoladef arbig braun glänzend wie der Flügel; Ansatzstelle
des Flügels als heller breiter Saum erkemibar.
„ Parryana*; Same flügellos, gleichmässig dunkel rothbraun,
schwach glänzend, ohne Tüpfel.
„ Jeffreyi; Flügel gross, hell, an der Spitze etwas dunkler,
diu'chsichtig, den Samen zangenförmig haltend; eine Seite des
Samens braun, nach unten hin schwarzbraun, schwach glänzend ;
andere Seite hellockerfarbig mit schwarzen Flecken ; Same
schwach gekrümmt.
„ edulis; Same ohne Flügel, mattbraun oder schwach fleckig;
der grössere Same aus Colorado.
„ australis; Flügel gross, chocoladebraun, glänzend, undurch-
sichtig, quer wellig, sehr fest den Samen zangenförmig lialtend ;
eine Seite des Samens ockerfarbig, matt, mit einzelnen kurzen,
schwachen Strichen; andere Seite zurHälfte vom Flügel bedeckt
mit braunen Streifen auf hellem Grunde : Same mit Längsrippen.
„ rcflexa*; Same ohne Flügel, eine Seite matt chocoladebraun;
andere Seite schwach glänzend, mit sehr feinen schwarzen
Strichen; Same verschieden gestaltet, an der Spitze schneidig.
„ flexi lis*; Same ohne Flügel, Same beiderseits marmorirt.
„ a 1 b i c ji u 1 i s * ; Same ohne Flügel, mattbraun, hell, mit dunkelm
Rande.
„ ponderosa; Flügf^l dui'chsichtig hell, den Samen zangenförmig
lialtend; Same etwas gekrümmt; eine Seite dunkel mit schwarzen
lind hi-auncn Flecken, andere Seite dunkel, matt,
iiisi-rnis; Fltigcl braun, undurchsichtig, zangenförmig den
Samen haltend; Same matt dunkelgrau mit scliwarzcn Ycr-
t K-fii n;,MMi, dadincli von oubensis unterschieden.
iiK.n t icola; Fliig('l sehr dünn, glänzend, liell, durchsichtig
otwjis röllilicji, mit einer S(^it(; d(>s Samens fest verwachsen;
— 431 —
Same meist am Oberrande mit Resten des dünnen Flügels,
hellockerfarbig mit braunen Flecken, glänzend auf einer (Flügel-)
Seite, auf der anderen matt.
Pin US cubensis; Flügel undurchsichtig, zangenförmig den Samen
haltend; eine Seite des Samens mattgrau bis schwarz mit
erhabenen, schwarzen Fleckchen, andere Seite ebenso, aber
Fleckchen und Striche spärlicher.
„ Taeda; Flügel gross, fast undurchsichtig mit dunkler Spitze,
zangenförmig den Samen haltend; Samenkorn gekrümmt, eine
Seite schwarz mit Längsrippen; andere Seite dunkelgrau mit
schwarzen, grubigen Vertiefungen, unterer Rand des Samens
mit scharfer Kante.
„ tuberculata, Flügel durchsichtig mit braunen Längsstreifen
an der Basis, zangenförmig den Samen haltend ; eine Seite des
Samens mit Längsrippen, gleichmässig dunkel eisengrau, schwach
glänzend; andere Seite heller, ohne Rippen mit schwarzen
Tupfen; oberer Rand oft ein oder zwei Zähnchen.
„ Balfouriana; Flügel cremefarbig, hell, sehr dünn, durch-
sichtig, schwach querwellig; Same beiderseits cremefarbig,
schwach glänzend, mit braunen Flecken, Flügel auf einer Seite
mit dem Samen fest verwachsen wie monticola.
„ pu n gen s; Flügel durchsichtig, in eine Zange endigend ; Same
dunkelgrau, matt, mit tief schwarzen Punkten und Striclien;
am oberen Rande mit feinen scharfen, schwarzen Spitzchen.
„ Strobus; Flügel hell, an der Spitze dunkel, durchsichtig,
mit einer Seite des Samens verwachsen; diese Seite des
Samens glänzend braun mit kaum durchscheinenden dunklen
Flecken ; andere Seite hellbraiui, schwach glänzend mit kleinen,
schwarzen Flecken und Strichen.
„ muricata; Flügel an der Basis verdickt, zangenföiTnig ; Same
auf einer Seite bleigrau mit einzelnen erhabenen schwarzen
Tupfen, ohne Längsrippen, andere Seite mit Längsrippon grau
und grösseren schwarzen Tupfen.
„ arizonica; Flügel durchsichtig, in eine Zange endigend;
Same dunkel ockerfarbig grundirt mit schwarzen Tupfen ;
beiderseits gleich.
„ chihuahuana; Flügel durchsichtig, hell: Same wie bei der
Fichte in einer löfTelartigen Vertiefung des Flügels liegend,
nicht mit demselben verwachsen; eine Seite schwach gerippt
mit dunkeigrauen Flecken auf hellerem Grunde; gegen die
— 432 —
Basis hin dunkler; andere Seite hell rothgrau mit dunkeln
erhabenen Flecken.
Pin US mitis; Flügel durchsichtig, den Samen zangenförmig haltend;
Same mattgrau mit vielen, schwarzen, etwas glänzenden,
erhabenen Wärzchen; Samenrand warzig,
ar ist ata*; Flügel sehr dünn, hell, durchsichtig, mit dem
Samen verwachsen wie monticola; Same beiderseits matt; eine
Seite hell-ockerfarbig ohne Flecken, andere Seite mit etwas
dunklerem Grunde und braunen Fleckchen.
,, Engelmanni; Flügel fast undurchsichtig, den Samen zangen-
förmig haltend ; eine Seite des Samens hellbraun mit schwarzen
Punkten; andere Seite etwas heller, glatt ohne Punkte.
„ contorta var. Sargentii*; Flügel durchsichtig; Same in
einer löffelartigen Vertiefung des Flügels; nur an der Basis
die Yerticfung einen kleinen Ausschnitt; Same, eine Seite
liell-ockerfarbig mit Längsrippen und braunen Flecken; andere
Seite soweit vom Flügel bedeckt hell-ockerf arbig mit braunen
Tupfen, freie Partie an der Basis des Samens matt braun.
„ glabra; Flügel kaum durchsichtig, den Samen zangenförmig
lialtcnd ; Same hell-ockerf arbig grundirt mit zahlreichen braunen
Strichen, andere Seite etwas dunkler.
„ serotina; Flügel durchsichtig, zangenförmig endigend, etAvas
röthlich; Same sc^hwarz , f eingrubig; oberer Band mit einigen
Zähnen.
„ resinosa; Flügel hell, durchsichtig, den Samen zangenförmig
haltend; eine Seite sclnvach glänzend, gleichmässig olivenbraun,
andere Seite matt an der Basis; Ansatzstelle des Flügels durch
einen schwarzen Band am Samen markirt.
lianksiana; Same in einer löffelartigen Ausbuchtung des
Flügels wie bei Chihuahuana; Flügel durchsichtig; Same dunkel-
grau mit schwarzen erhabenen Flocken oder Längslcisten.
clausa; Flügel fast undurchsichtig, den Samen zangenförmig
halt(jii(i; Same dunkelgrau und matt; Oberfläche rauh; andere
Seite gleichmässig grau, etwas glänzend, mit Längsrippon;
oberer Band mit einem Spitzchen.
iiiops; Flügel durchsichtig, ohne bi'aune Längsstreifen ; Same
in cinci- Irdlelartigen Vertiefung des Flüg(^ls, welche eine
Längsspalto besitzt; die eine (vom Flügel bedeckte Seite)
schwarz mit ('in/chicn braunen Erhabenheiten; die freie Seite
blcigraii mit Ki])pcn und })rjHiM(Mi kurzen Spitzchen.
— 433 —
Pin US contorta; Flügel fein, durchsichtig, den Samen auf einer
Seite bis auf einen Spalt bedeckend; eine Seite des Samens
gerippt, gleichmässig gefärbt, matt chocoladebraun ; andere
Seite ohne Rippen, aber ebenso gefärbt; seltener sind hellere
Körner mit feinen braunen Tüpfeln.
„ rigida; Flügel durchsichtig, den Samen zangenförmig fest-
haltend; Same beiderseits bleigrau mit schwarzen erhabenen
Tupfen; einzelne Körner auch mit Längsrippen und dunkel-
ockerfarbig.
„ Murrayana; Flügel durchsichtig, den Samen wie ein Löffel
lialtend; der Löffel mit einer ausgezackten Längsspalle; Same
schwarz mit Längsrippen; oberer Rand mit einem feinen
Spitzchen.
(Pinus osteospcrma"^, die 38. Kiefer der Yereinigten Staaten mit
flügellosem Samen, habe ich weder selbst gesammelt, noch
auch von dem Arboretum in Brookline erlangen können.
5. Verzeichniss der an nordamerikanischen Waldbäumen im
Spätherbste 1885 und 1887 beobachteten pflanzlichen
Parasiten.
(Hiezu Tafel X.)
a) Pliaiierogaiiie Parasiten.
Cuscuta Gronovii auf jungen Liriodendron tiilipifera- Pflanzen;
Vi sc um sp. ? an Quercus lobata;
Ar ceuthobium Douglas ii Englni. auf Pseudotsuga, Doughisii und
Larix occidentalis ;
„ rebus tum Englm. an Pinus ponderosa;
„ occidentale Englm. an Pinus ponderosa;
„ americanum Nutt an Pinus Murrayana;
„ pusiUum Pock an Picea nigra und alba;
„ Libocedri n. sp. (?) an Libocedrus decurrens ;
b) Cryptogaiue Parasiten.
Puccinidia abietis n. g. et n. sp. nn Al)ies concohn-;
Gymnosporangium Libocedri n. sp. (?) an Lilxx-edrus decurrens;
Mola m p s o r a s a 1 i c i n a *) L6o an AVeiden ;
*) Die mit * verRohencn Pilze fjni<l icli muli in .Taiian im .Talire 1880 an
Holzgewilchsen wieder.
28
J)r. Mfii/r,
— 434 -
Chrysomyxa Libocedri n. sp. an Libocedrus decurrens;
Roe Stella lacerata Sow. an Crataegusarten in Znsammenhang mit
Gymnosporangimn macrocarpnm an Jnniperus virginiana.
Aecidium sp.? an Fraxinusblättern und Trieben;
elatinum* Alb. et Scliw. (?) an Abies balsamea und
Abics concolor.
Aecidium de form ans n. sp. an Pinus mitis;
Thelephora Perdix* R. Hrtg. an Qaercus falcata;
Trametes Pini* Fr. an Pinus Strobus, Pinus Murrayana, Picea
Sitkaensis, Larix occidentalis, Pseudotsuga Douglasii;
Polyporus igniarius* Fr. an Pyrus und Prunusarten;
sulphnreus* Fr. an Quercus und Juglans nigra;
betulinus* Fr. an Betulaarten;
applanatus an Acerarten;
„ hispidus an Pseudotsuga Douglasii;
„ marginatus an Quercusarten ;
Daedalia vorax an Libocedrus decurrens;
Agaricus melleus* an Laubholzstöcken;
Exoascus Quercus lobatae n. sp. (?) an Quercus lobata;
Sclerotium irritans n. sp. an Chamaecyparis sphaeroidea;
Rhytisma acerinum* Fr. an Ahornarten;
„ ]) u 11 cti forme* n. sp. an Acer macrophyllum ;
„ sali c i n u m * Fr. an Weidenarten ;
Lop liod ermi um (Hysterium) baculiferum n sp. an Pinus
pondoi'osa, resinosa und Laricio ;
„ (,,) abietis concoloris n. sp. an Abies concolor;
„ („ ) infectans n. sp. an Abies concolor;
Spliaeria (P I ow r i gh ti a) morbosa Schw. an Prunusarten;
Dotliidca bctiilina ii. sp. (?) an P irken arten ;
Gera tost onia pili forum* an Splintholz gefällter Nadelholzbäume;
M icros])liac ra (Krysij)he) Coriii n. sp. an Cornus florida ;
Tii r ji(»s])ha('ria parasitica R. Hrtg. an Abies Fraseri ;
X <• {• t r i ;i (• i 11 !i a I) a r i n a * an Ahornarten ;
Fusicladi u in sp.? an Abies Frasei-i ;
lly storiopsis acicoja n. g. et n. s]). an Picea sitkaensis;
(Nilliere IJoKchrcihunj; der Pilze und ihrer Einwirkung auf die Wirths-
plUuizen imige im T<!X't(; bei den letzteren nachgesehen werden.)
— 435 —
ß. Angabe einiger Firmen zum Bezüge von nordamerika-
nischen Waldsämereien.
Jede Art von gewünschten Sämereien, in jeder Menge und mit
Garantie der Güte und Provenienz dürften allein von
Robert Douglas & Sons, Waukegan, dllinois
zu erhalten sein. Zur Orientirung über die Preisverhältnisse gebe ich
einige Angaben aus der Preisliste pro Frühjahr 1887 wieder:
Pinus Strobus (aus Europa bezogen) per Küo 2o JC — ^
Juniperus virginiana ,, ,, 6 »^ 30 ^
Thuja occidentalis ,, ,, 32 ./Ä — ^
Pseudotsuga Douglasii var. glauca ,, ,, 84 ./Ä — ^|
(von Colorado)
Acer saccharinum ,, ,, 12 JC 60 ^tf
Betula lenta ,, ,, 2ö JC — -^
Fraxinus alba (americana) .... ,, ,, 12^^60-*!'
Fraxinus viridis ,, ,, 12 JC 60 ^
Prunus serotina ,, ,, 12 JC 60 ^
Catalpa speciosa ,, ,, 33 ./Ä 60 ^
Eine zweite sehr verlässige Firma ist
Thomas Meehan & Son, Germantown near Philadelphia, Penn.
Unter anderen kann insbesonders Same der Pinus rigida (aus dem
nahen Hammonton an der Küste von IN'ew Yersey) von dieser Pinna
bezofren werden.
'ö
Die folgenden Firmen können nur durch Yermittclung der
beiden ersten Firmen zur Samenlieferung benutzt worden.
A. E. Walker, Florist <& La-dscape-Gardener in Brainerd, Minn. hat
sich erboten zur Einsammlung von Pinus resinosa- (Red Pine-) und
Pinus Banksiana- (Bhick- oder Spruce-Pine-) Samen, von welchen beiden
Holzarten von den niedrigen Gruppen und isolirten Bäumen jegliches
(Quantum Samen erhalten werden kann.
d. R. Coburn, RR. Hotel proprietär, Meacham Oregon fßloue Mountains)
hat sich erboten, von P. Murrayana (Black-Pine) Samen liefern zu
kiinnen.
A. E. Pfund Florist, Washingtonsfrect Porttand. Oregon liefert Samen
(1(M- Pseudotsuga Douglasii (Ri^l lir) von der Kiistenregion.
28*
— 436 —
G. B. Harimann. Dealer in vegetables, fruits and coiintry products,
Missoula, Montana; zum Bezüge der harten Form der Pseudotsuga Dou-
glasii (Red fir) ; bei Missoula ist die Douglasia in zahlreichen niederen
Randbäumen und isolirt vorhanden; die Bäume tragen alljährlich reich-
lich Samen ; Firmeninhaber wahrscheinlich weggezogen und Same durch
andere Yermittelung von dorther zu beziehen.
P. Johnson Marshfield, Oregon, hat zugesagt, bei grösseren Bestell-
ungen Samen von Chamaecyparis Lawsoniana (White Cedar) zu liefern.
7. Corrigenda.
a. Die Eigenthümlichkeit der nordamerikanischen Floren werke,
alle Länder- und Städtenamen, auch wenn sie in lateinischer Adjektiv-
form gebraucht sind, gross zu schreiben z. B. : Americanus, Pennsyl-
vanicus, Sitkaensis hat mich mehrmals verführt, unbewusst von der
bei uns adoptirten Schreibweise americanus etc. abzuweichen; vielleicht
wäre es consequenter, da wir ohnediess schon Lambertiana, Banksiana
schreiben, der amerikanischen Methode zu folgen.
b. Pinus monticola wurde im Texte zur klimatischen Zone des
nördlichen Laubwaldes gezogen; ihrem Optimimi nach dürfte sie wohl
zu d, der kühlen Region der Fichten und Tannen zu zählen sein.
c. Pinus albicaulis wurde im Texte als zur Section „Balf curia"
gehörig bezeichnet ; albicaulis , die ich selbst nicht gesehen habe , ist
wohl eine Cembra.
d. Der Sectionsname für eine Kieferngruppe, Banksia, ist
insoferne nicht recht geeignet, als eine Gattung Banksia bereits unter
den Proteaceen existirt; vielleicht wäre „Murraya" besser.
e. Chamaecyparis nutkaensis, die ich selbst wegen ihrer
Seltenheit südlich von Yancouver nicht sah, gehört zur kühlen
Region d, nicht zum obersten Rande des Laubwaldes c.
f. Dnickfohlcr :
Seite 20 Bemerkung am Fasse Hes „lleport" statt „Ilaporf*.
Seite 40 Zeile 9 und 24 lies „Hickory" statt „Hikory".
Seite 109 Bemerkung lies „Lowes South States" statt ^Cowes".
Seite 150 Zeile 15 lies „Water oak" statt „Walter oak".
Seite 193 Zeile G von unten lies „Tafel VI" statt „Tafel VII".
Seite 235 Zeile 9 lies „Tafel V" statt „Tafel VI".
Taf. VI lies „Cliani. sphaeroidea" statt „Cham, sphaervidea".
Taf. VIII lies „Murrayana var. Sargentii" statt „contorta var. Sargentii"
Taf. X lies „Trametes IMni" statt „Tramentes Pini".
Ktwaige andere übersi'henc Diiickfohler wollen durch die weite
Kntn.'riMin^' des Verfassers vom Diiickoitc entschuldigt werden, welche
dcmseli.cii die Diiicjisiclii der (^orrektuicii nicht ü'ostattcte.
Register.
Seite
Abies amabilis Forb 351
— balsamea Mill. (Fig. 6) . . . 220
— bracteata Nutt. (Taf. IX) . . 337
— concolor Lindl. et Gord. 334—337
— Fraseri Lindl 217
— grandis Lindl 334
— magnifica Murr 351
— nobilis Lindl 350
— subalpina Engelm 355
Abweichungen vom Arbeitsplane d.
forstl. Versuchsanstalten . 423 — 424
Acer californicum Diet. . . 166 284
— circinatum Pursh (Taf. IV, V) 284
— dasycarpum Ehr. (Taf. III, IV) 165
— glabrum Torr 285
— grandidentatum Nutt. (Taf. V) . 289
— macrophyllum Pursh (Tf. IV, V) 283
— Negundo L. (Taf. IV unter Ne-
gundo aceroides) 165
— rubrum L. (Taf. III, IV) . . 165
— saccharinum. AVangh. (Taf. III,
IV) 163
— spicatum Lam 166
— striatum Du Roi 166
Acerineen 162
Aecldium deformansMayr anPinus
mltis (Taf. X) 119
— elatinum? an Picea all)a . . 220
— — an Abies balsamea und con-
color 434
— giganteum Mayr anPinus densi-
flora und Pinus Tliunbergii . 120
— spec. an Eschen 139
— spec. anLarixamericanaMichx. 221
Aesculus californica Nutt. . . . 288
— flava Ait 183
— glabra Willd 183
Seite
Agaricus melleus 211
Ahorn :
Aehrenblütiger Ahorn . . . 166
Eschenahorn, cahfornischer . 284
Eschenahorn, östlicher . . 165
Gestreifter Ahorn .... 166
Grossblätteriger Ahorn . . 283
Rother Ahorn 165
Weinahorn 284
Weisser Ahorn 165
Zuckerahorn 163
Zwergahorn 285
Akazie 175
Alder 285 286
Black Alder 184
Seaside Alder 185
Speckled Alder 184
Alnus glauca Michx. f 184
— maritima Mulil 185
— oblongifolia Torr. (Taf. V) . . 286
— rhombifolia Nutt. (Taf. V) . . 23G
— rubra Bong. (Taf. V) . . . . 285
— serrulata 184
Amelanchier canadensis Torr, et
Gray 289
Anatomische Merkmale der Hölzer
der amerikanischen Coniferen 424
Anbau von Acer saccharinum . .415
Betula lutea 415
Carya all)a 414
— — Castanea americana . . . 416
— — Catalpa speciosa .... 416
— — Chamaecyparis Lawsonianu 418
— — Chamaecyparis nutkaensis . 420
— — Chamaecyparis sphaeroidea 419
— — Fraxinus americana . . . 415
— — Fraxinus sambucifolia . .415
— 438
Seite
Anbau von Fraxinus viridis . .415
Juglans nigia 414
Juniperus virginiana . . . 419
— — Picea Sitkaensis .... 421
Pinus Balfouriana .... 421
Pinus Banksiana .... 420
— — Pinus Murrayana .... 420
Pinus pungens 421
Pinus rigida 421
Pinus Strobus 417
Platanus occidentalis . . 416
— — Prunus serotina .... 416
Pseudotsuga Douglasii . . 417
— — Robinia Pseudacacia . . . 116
— — Thuja gigantea 420
— — Thuja occidentalis . . . 420
Tsuga canadensis .... 421
— — Ulmus americana .... 417
— — Vaccinium macrocarpum . 422
Anbau f ä h i g k e i t nordamerikani-
scher Holzarten in Europa 363—3^7
Anbauklassen 411—412
Anbaupläne mit nordamcrikani-
ßchen Holzarten in deutschen
Waldungen 410—424
Anbauversuche mit Exoten in
Amerika 3.3G— 363
Anbau Würdigkeit der nordame-
rikanischen Holzarten . 397 410
Arbor vitae 196
ArbutUH Menziesii Pursh . . . 286
— xalapensi.s H. B. K. (Taf. III,
IV) 234
Arceutholjium americanum Nutt.
an Pinus Mnrrayana .... 350
— Dotiglasii Engelm. an Larix occi-
dentalis 348
— Douglasii Kngelm. an Pseudo-
t.'^uga Douglasii Carr. (Fig. 10)
306 307
— hibocedri n. np (?) an Libo-
cedruH decurrcns 324
— occidentale Engelm an riniis
j)onderosa 3 14
— pUHillum IN-ck an Picea alba . 220
— robuHtum Engelm. an l'inu.s
I)ondcrosa 3I4
Seite
Arctostaphylos pungens H. B. K.
(Taf. V) 235 266
Ash:
Black ash 168
Blue ash 169
Green ash 168
Oregon ash 282
Red ash 169
Water ash 169
White ash 167
Yellow ash 176
Aspe . 181
Atlantische Waldregion .... 13
Audibertia 266
iJalf ouria Mayr (Section von Pinus) 354
Balsam 181 217 355
Banksia (Section) 107
Baumriesen 36
Bay:
Sweet Bay 179
Beech :
American Beech . . . . 176
Beerensammeln 59
Berry :
Sugar Berry !83
Betula lenta L (Taf. III, IV) . . 170
— lutea Michx. f. (Taf. III, IV) . 170
— nigra L. (Taf. III) ...... 172
— occidentalis Hook. (Taf. HI, IV) 286
— papyriferaMarsh.(Fig.7,Taf.IV) 172
— populifolia Ait 173
— rubra Michx. (Taf. IV) . . . 172
Big tree 341
Biota Orientalis (Taf. VI)
Birch:
Black birch 170 286
Canoe-Birch 172
lled Birch 170 172
AVhite Birch 173
Yellow birch 170
Birken:
Gelbl)irke 170
Hainbirke 170
Nachenbirke 172
Pappelbirke ...... 173
- 439 —
Seite
Birken :
Schwarzbirke 172
Sclnvarzbirke, westliche . . 286
Bitternuss IGÜ
Bitter nut 160
Black Jack U9
Bodenbeschaffenheit 7
Bodenfeuchtigkeit und Accliinati-
sation 372-373
Bodengüte, Ansprüche der Holz-
arten hieran 373 — 377
Brenn- und Kohlholz 43
Brennwerth der Hölzer .... 65
Buche, amerikanische .... 176
Buckeye :
California Buckeye .... 288
Ohio Buckeye 183
Sweet Buckey 188
Butter nut ... - 152
Butternuss 152
Cajiput 265
Carpinus americana Lam. . . . 177
Carya 152
Carya alba Nutt. (Fig. 6, Taf. IJI, IV) 158
— amara Nutt. (Taf IV) . . . 160
— aciuatica Xutt. (Taf. IV) . . 162
— myristicaeformisNutt. (Taf. IV) 162
— olivaeformis Xutt. (Taf. III, IV) 161
— Porcina Nutt. (Taf. III, IV) . 159
— sulcataNutt. (Taf. III, IV) . 161
— tomentosa Nutt. (Taf. III) . . 160
Castanea americana Kafin. . . . 177
— pumila Mill 177
Castanopsis chrysophylla A. DC.
(Taf. V) 265
Catalpa 181
Catalpa, westliche 180
Catalpa bignonioides Walt. . . . 181
— speciosa Warder 180
Cedar :
Bastard Cedar 321
Port Orford Cedar .... 314
Red Cedar 194 319
AVhite Cedar . 193 106 314 321
Celtis occidentalis L. (Taf. IV) . 183
Cembra, Nevada- 348
Seite
Ceratostoma piliferura .... 434
Cereus 266
Cereus giganteus Engelm. . . . 232
Chamaecyparis Lawsoniana Pari.
(Fig. 12, Taf. VI, VIII) . 314-319
— Nutkaensis Spach (Taf. VI) . 344
— obtusa (Taf. VI)
— pisifera (Taf. VI)
— sphaeroidea Spach (Taf. VI,
VIII) 193
Cherry, wild black 178
Chestnut 177
Chilopsis saligna D. Don . . . 237
Chinquapin 177 265
Christusdorn 176
Chrysomyxa Libocedri Mayr an
Libocedrus decurrens (Taf. X) 324
Cicada tredecim 137
— septendecim 137
Cladastris tinctoria Raf 176
Coffeetree, Kentucky- 176
Configuration der Continente . . 2
Continentale Zone der südlichen
Hälfte des winterkahlen Laub-
waldes 126
Continentale Zone des nördlichen
Theilcs des winterkahlen Laub-
waldes 132
Cornus NuttaUii Andub 288
Cottonwood 182 287
Black Cottonwood . . 283 289
Crataegus 289
Cucumber tree 179
Cupressus Goveniana Gerd. . . 272
— Guadalupensis Wats 235
— Lawsoniana Murr 314
— macrocarpa Hort 271
Cuscuta Gronovii an Liriodendron
tiilipifera 433
Cypress :
Bald Cypress 120
Monterey Cypress .... 271
Cypresse :
Kugclcypre.sse 193
Lawson's Cypresse . . . . 314
Monterey Cypresse . . . 271
Nutka Cypresse 344
440
Cypresse :
Sitka-Cypresse
Sumpf-CyiDresse
Seite
344
120
LPaedalea vorax an Libocedrus
decurreus 324
Dattelfeige, virginische .... 18G
Dauerliaftigkeit der Hölzer ... 68
Diospyros virginiana L LSG
— texana Scheele 186
Dothidea betulina Mayr (Taf. X) 43 i
Doiiglasia 290—307
Douglasia als Xutzholz .... 248
Douglasia, Colorado- 307
Xichinocaetus 266
Edelkastanie :
Amerikanische Ivlelkastanie 177
Zwergedelkastanic .... 177
Eibe, paci fische . 344
Eichen des winterkahlen Laub-
waldes 140
Eichen 261
Cliinquapin-Eiche .... 145
IJartranis-Eiche 150
JJlaueiche 261
Durands Eiche 145
Farbereiche 147
(Jabeleiclie 49
Gerbereiche 145
— , califomischc 263
Glanzeiche 150
CJn)Ssfriicht(;iche .... 143
Ilartiand KicJjc 144
Korbciclie I45
Lebenseiche, californische . 2(12
— , Florida 104
— , grossfrüchtige .... 263
Kellogg's-Eiche 282
I><iiereiche [4(j
Lorbeereiclie 150
Nadeleiche 14y
Kotheiclie 14(;
Scharlacheiche I47
f>ch\varzei<h(! 14^)
Seite
Eichen :
Schwarzeiche, niexicanisclie 231
Schwarzeichen . . 140 lU 146
Sicheleiche 148
Sumpfeiche 150
Sumpfwei&eiche 144
Wassereiche 150
Weideneiche 151
Weisseichen .... 140 141
Weisseiche, mexicanische . 234
— , westliche 281
Weisse Eiche . . . . 141 145
Eintlieilungder Kiefern nach natür-
lichen Sectionen . . . 425—428
Eintheilnng der Praerie in drei
Längszonen 230
Eisenbahnhölzer 38
Eider :
Box Eider 165 284
Ehn:
American Elm 173
Cedar Elm 175
Red Elm 174
Rock Elm 174
Slippery Elm 174
AVhite Elm 173
Entstellung der Prärie .... 130
Entwaldung der Gel^irge . . 21—23
Erhaltung des Khma's .... 52
Erlen ' . 184
Rotherle, amerikanisciie . . 285
Schwarzerle, amerikanisciie. 184
See-Erle . - 185
AVeisserle, amerikanische . 184
Erysiphe 139
Eschen 166
Blauesche 169
Grünesche 168
Korbesche 168
On^gon-Esche 282
Schwarzesche 168
Wasseresche 169
Weisse Esche 167
Existenzbedingungen der AVälder 1
lOxoascus 139
ExoascuK ? an Quer(;us lobata
Nöe 264
441
Seite
JPällung der Doiiglasia . . 218—251
Fagus ferruginea Ait 17G
Feinde (tbierische und pflanzliche)
der Exoten 378—383
Feuchtigkeitsveränderung der Luft
und Accomodation der Pflanzen
daran 360 373
Fichte :
Blaufichte 352
Engelmanns Fichte . . . 352
Schwarzfichte 218
Siskiyon-Fichte 355
Sitka-Fichte 338
Steckfichte 352
AVeissfichte 219
Fir:
Balsam Fir 220
Douglas fir 290
Red fir 290 350 351
AVliite fir 334
Firmen zum Bezüge nordanierika-
nischcr AValdsämereien . 435 — 436
Flächengrösse d. Wälder Amerika's
28—31
Forstliche Bestrebungen in Amerika 90
Foxtailpine 354
Fraxinus alba (Taf. IV).
— americana L. (Taf, IV unter
Fr. alba) 167
— anomala Torr 289
— oregana Nutt. (Taf. IV) . . . 282
— pistaciaefolia (Taf. IV) ... 236
— platycarpa Michx. (Taf. IV) . 169
— pubescens Lam. (Taf. IV) . . 169
— ({uadrangulata Michx. (Taf. IV) 169
— sambucifolia (Taf. IV) . . . 168
— viridis (Taf. IV) 168
Frostempfindlichkeit der Holzarten
367-368
Früchte der Bäume 58
Fusicladium sp. ? an Tinus Fraseri 218
Gemässigt-warme Region des paci-
fischen Waldes .... 280-
GeographischeVertheilungder Kie-
fern überhaupt
Gerbstoffgewinnung
Gleditschia triacanthos L. . . .
Gleditschie
Gliederung des winterkahlen Laub-
waldes
Grossnutzholz
Gum, Sweet-
Gymnocladns car.adensis Lam. .
Gymnosporangium Li})ocedrin. sp.?
an Libocedrus decurrens . .
— macrosporum an Juniperus vir-
giniana
Jlalesia diptera L.
— tetraptera Gmel.
Hamamelis virginica L.
vialleruca xanthomelaena . .
„Garden and Forest" ....
Gemässigt-warme Region der nord-
mexicanischen Waldflora 235—342
137
91
Harzgewinnung
Hazel ;
Witch-hazel
Hemlock 195 196 338
Heteromeles arbutifolia Roem.
Heyderia
Hexenbesen an amerikan. Kiefern
Hexennuss
Hickory
Big Shellbark Hickory . .
Blätterborkige Hickory . .
Grossfrüchtige Hicl<ory . .
^Mockernut-Iiickory ....
Muskatnusshickory ....
Nutmeg-Hickory
Pignut-IIickory
Schweinsnuss-Ilickory , . .
Shell-bark-Hickory ....
Spottnuss-Hickory ....
Sumi)fliickory
Swami)-Hickory
Weisse Hickory
Holz der Hickorys .... 153-
Ilolzerträge pro Hektar ....
Hopfenbuche, virginisclie . . .
Hornbaum, amerikanischer . .
Seite
-345
197
55
176
176
126
33
182
176
323
195
186
186
182
53
182
356
266
321
350
182
152
161
158
161
160
162
162
159
159
158
160
162
162
158
158
37
177
177
442 —
Seite
Hornbeam :
Hop Horubeam 177
Hysteriopsis Mayr 340
Hysteriopsis acicola Mayr an Picea
Sitkaensis (Taf. X; .... 341
Jährlicher Holzbedarf .... 79
Jesup Collection 94
Juglans
— cinerea L. (Taf. IV) .... 152
— nigra L. (Taf. IV) 151
— rupestris Engelm 236
Juniper 353
Juniperus californica Carr. . . . 273
— occidentalis Hook 353
— pachyphloea Torr 235
— Sabiniana (Taf. VJH)
— virginiana L. (Taf. VIII) . . 194
li-alfeeplantagen 82
Kernholz (Farbe) G9
Kiefer:
Alpine Kiefern 199
Arizona-Kiefer 239
Balfours Kiefer 354
Banks Kiefer 214
Binnenlandkiefern .... 198
Kiefer von Chihuahua . . 237
Coulter's Kiefer 332
Cubakicfer 115
Urehkiefer 333
Kinnadelige Kiefer .... 211
Fuclis.-chwanzkiefer . . . 353
Gclbkiefer 109 308
Jellreys Kiefer 327
Monterey-Kiefer .... 273
Murray 's Kiefer 318
DbiHjKj-Kicfer 275
Barrys Kiefer 277
rechkief<!r 188
Bothkiefer, amerikanische . 211
Sabins Ki(!fcr . . . *. , . 277
Hanta Uita-Kieft;r .... 238
Stechkiefer 192
Steinkirfer 241
Strandkiefcni . . 198
Seite
Kiefer :
Südliche Kiefer 109
Torrey's Kiefer 275
Jersey-Kiefer 191
. Warzenkiefer 274
Weymouthskiefer .... 199
Zuckerkiefer 324
Kieferngürtel im wintcrkahlen
Laubwalde 123
Kieferngürtel, nördlicher . . . 197
— südlicher 105
Kleinnutzholz 41
Kohlholz 43
Kühle Region der Nadelwälder im
pacifischen Walde . . . 353 — 356
Larch 221
Larix americana Michx 221
— Lyallii Pari 355
— occidentalis Nutt 347
Lärche :
Lyall's Lerche 355
Oestliche Lärche .... 221
AVestliche Lärche . . . . 317
Laurel, California 265
Lawsonia 314
Lebensbaum 196
Riesenlebensbanm .... 319
Lecanora subfusca? an Cupressus
macrocarpa 271
Leguminosen 175
Libocedrus decnrrensTorr. (Fig 14,
Tai. VI, VIII) ... - 321—324
Lime tree 180
Linde, amerikanische 180
Lindentree 180
Li(iuidambar styraciflua L. . . . 182
Liquidamber 182
Liriodendron tulipifera .... 179
Locust 175
Clarmy Locust 175
Honey Locust 176
L(){)h()dermium 210
L<)])h<)derniium abi(;tis concoloris
Mayr an Abies concolor (Taf. X) 336
— — an Piims resinosa . . . 434
— 443 —
Seite
— baculiferum Mayr an Piiius
ponderosa Dougl. (Tat". X) . 313
— infectans Mayr an Abies con-
color (Taf. X) 33G
Lorbeer, californischer .... 265
Madrona 234 286
Mexican. Madroua .... 234
Magnolia acuminata IT'J
— glauca 179
— grandiflora lO.ö
— ncacropbylla 179
Magnolien 179
^lanzanita 235 266
Maple :
Dwarf maple 285
Mountain maple .... 166
Red mai)le 165
Soft maple 165
Striped maple 166
Sugar maple 163
Vine maple 284
White maple 165
Maserbildungen 76 139
Maulbeerbaum, amerikanischer . 183
— rother 183
Meeresströmungen 2
Melampsora an Weiden . . . . 139
Mesquit 231
Microsi)haera Corni Mayr an Cornus
llorida 434
^limicri 139
Mistel an Celtis occidentalis . . 183
Möbel- und Wagnerhölzer ... 40
Morus rubra L 183
Mulberry, Ked- 1S3
Myrtle tree 265
Mycelwucherungen, knolHge an
Birken 138
JMadelwald der gemässigt küldcn
Kegion 216—221
Nadelwald der gemässigt kühlen
Region im pacifischenWalde 345 — 353
Nebenprodukte der WäMer . . 53—59
S'.'ite
Nectria cinnabarina an Ahornarten 434
Negundo aceroides Mönch (Taf. IV) 1 65
— californicum Torr, et Gray . 284
Nicotiana glauca 266
Nordatlantische Zone (im engern
Sinne) des winterkahlen Laub-
waldes 131
Nordmexicanische Waldflora 231-242
Nördliche Hälfte des winterkahlen
Laubwaldes 131
Nyssa capitata Walt 184
— sylvatica IMar.sh. (Taf. lU, IV) 184
— uniflora Wan^h 184
Oak:
Bartrams oak 150
Basket oak 145
Black oak .... 1 17 234 282
Blue oak 264
Bur-oak 143
Chesnut oak .... 145 263
Chinquapin-oak 145
Coastlive-oak 262
Cow-oak 145
Laurel-oak 150
Live-oak 104 263
Overcup-oak 143
Pin-oak 148
Post-oak 144
Red oak 146
Scarlet oak 147
Spanish oak 148
Swamp white oak .... 144
Tan-bark-oak 26:;
Turkey-oak 149
Water oak 15<»
White oak ... 141 23i 281
Willow oak 151
Optimum des Gedeihens ... 73
()i)untien 2(;(;
Ostrya virginica Willd 177
Pacilischer Wald .... 242-356
Paciiische Waldregion ... 13
Parallele zwischen dem Klima der
— 444 -
Seite
nordamerik anisdien "Wälder-
zonen und den europäischen
Ländern 384—397
Palmetto 104 105
Cabbage Palmetto .... 104
Dwarf Palmetto 105
Sabal-Palmetto R. et S. . . 104
Pappeln 181
Balsampappel 181
Californ. Pappel 287
Balsampappel, pacifische . 283
Zitterpappel, amerikanisclie 181
Parasiten (pflanzliche) auf ameri-
kanischen Waldbäumen . . . 433
Parrya Mayr (Section von Pinus) 241
Passhöhe der Gebirge und Wald-
regionen 4
Pavia flava Mönch 183
— glabra Spach 183
l'ecan 161
Pecannuss Ig]^
Persimmon 186
Mexican. Persimmon ... 186
Pestalozzi a 210
Picea alba Link (Fig. 6) . . . . 219
Picea Breweriana AVats 355
— Kngelmannii pjigelm. . . . 352
— nigra Link 218
— pungens Engelm. - .... 352
— Sitkaensis Carr 338
Pilze als Feinde im winterkal.Ien
Laulnvalde 138
Pine:
Black Pine 348
Bull J'iiie 327
('li(;«k Piiifj 214
Cuba Pine 115
Digger Pine 277
Foxtail Pine 353
(jJray Pine 214
Jersey Pine 191
Knob Pine 274
Loblolly Piix; m^
Longleaved Pine .... 109
Monterey I'in(! 273
ObisjHj I'inc 1^7,-,
'>ld/icld J'ijM; IK;
Seite
Pine :
Pitch Pine 188
PondPine 115
Pved Pine 211
Scrub Pine .... 116 333
Short-leaved Pine . . . . 118
Slash Pine 115
Southern Pine 109
Spruce Pine . . . 116 117 118
Sugar Pine 324
Table-mountain Pine . . . 192
White Pine . 199—211 242 348
Yellow Pine 308
Pinus albicaulis Engelm. (Tal VII) 354
— arizonica Engelm. (Taf. VIII) . 239
— aristata Engelm. (Taf. VIII) . 353
— australis Michx. (Taf. VII) . 109
— Balfouriana Murr (Taf. VII) . 354
— Banksiana Lamb. (Taf. VIII) . 214
— cembroides Gordon, non Zucc. 241
— ChihuahuanaEngelm.(Taf.VIII) 237
— clausa Vasey (Taf. VIII) . . 116
— contorta Dodgl. (Taf. VIII) . 333
— Coulteri D. Don (Taf. VII) . 332
— cubensis Grieseb. (Taf. VII) . 115
— edulis Engelm. (Taf. VIIj . . 240
— EUiottii 115
— Engelmannii Carr. (Taf. VI, VIII,
auf letzt, unter P. macrophylla) 238
— flexiüs James (Taf. VII) .' . 348
— glabra Walt. (Taf. VIII) . . 117
— inops Ait. (Taf. VIII) .... 191
— insignis Dougl. (Taf. VII) . . 273
— Jeffreyi Murr. (Fig. 15 Taf . VII)
327—331
— Lambertiana Dougl. (Taf. V1I)324— 327
— macrophylla Engelm. (Taf. \' 111) 238
— mitis Michx. (Taf. VIII) . . 118
— monophylla Torr, et Frem.
(Taf. VII) 241
— monticola Dougl. (Taf. VII) . 331
— muricata D. Don. (Taf. VIII) . 275
— Murrayana Balf. (Taf. VIII) 348—350
— Murrayana Balf. var. Sargentii
Mayr (Taf. VIII) 349
- osteosperma Engelm 241
— ])alustris 109
- 445 -
Seite
Pinus :
— Parryana Engelm. (Taf. VII)
242 277
— ponderosa Dougl. (Fig. 1 1 , Tf . VII)
308—314
— pungens Michx. f. (Taf. VIIIj 192
— reflexa Engelm. (Taf. VII) . . 242
— resinosa Ait. (Taf. Vlllj . . 211
— rigida Mill. (Taf. VllI) ... 188
— Sabiuiana Doiigl. (Fig. 9, Taf.
VII) 277 278
— serotina Miclix. (Taf. VIII) . 115
— Strobus L. (Taf. VII l) ... 199
— Taeda L. (Taf. VII) .... 116
— Torreyana Parry (Taf. VJI) . 275
— tuberculata Gord. (Taf. VI, VII) 274
var. acuta 3Iayr (Taf. VI) . 275
Pifion 240 241 277
Plane-tree 177
Planera aqiiatica Gmel 18G
Platane :
Californische Platane . . . 285
Mexican. Platane .... 236
AVestliche Platane .... 177
Platanus occidentalis L 177
— racemosa Niitt. (Taf. II i) . . 285
— Wrightii Wats. (Taf. 111) . . 236
Plowrightia morbosa (Taf. X)
l'odospbaera Corni (Taf. X)
Polyporus ai)planatiis an Acerarten 138
— betulinus Fr. an Birken . . 139
— hispidus an Pseudotsuga Dou-
glasii Carr 307
— igniarius Fr. an Obstbäumen . 138
— marginatus an Buchen . . . 138
— spec. an Eichen 139
— sulphureus Fr. an der Eiche
und Wallnuss 138
Populus angustifoha James (Taf. V) 289
— balsamifera L 181
— Fremontii Wats (Taf. V) . . 287
— Fremontii var. AVisliceni Wats.
(Taf. III unter Pop. Fremontii) 236
— monilifera Ait 182
— trcnmloides Miclix. 181 287
— trichocarpa Torr, et Gray
(Taf. V) 283
Seite
Präriale Zone der nördlichen
Hälfte des winterkahlen Laub-
waldes 135
Präriale Zone des Südens im winter-
kahlen Laubwalde 129
Prärie 222—231
— südhche 225
Prosopis juliflora DC. (Taf. V) 231 233
Prunus 178
— demissa Walp 288
— emarginatus Walp 288
— ilicifolia Walp. (Taf. III) . . 26G
— serotina (Taf. IV) 178
Pseudostrobus Mayr (Section von
Pinus) 240
Pseudotsuga Douglasii Carr. (Taf.
VI, VIII, IX) .... 290—307
— Douglasii var. glauca (Taf. VI) 307
— Douglasii var. macrocarpa En-
gelm 278
— macrocarpa Mayr (Taf. VI, VIII,
IX) 278
Puccinidia Mayr 337
— abietis Mayr an Abies concolor
(Taf. X) 337
Pyrus rivularis Dougl 288
— sambucifolia Cham, et Schlecht. 288
(Qualität der Hölzer 62
Quercus agrifolia Nee (Taf. II, III) 262
— all)a L. (Taf. I, II) .... 141
— alba X obtusiloba (Taf. I)
— aquatica Walt. (Taf. I, II) . . 150
— bicolor Willd. (Taf. I, II) . . 144
— Catesbaei Michx. (Taf. I, II) . 149
— chrysolepis Liebm. (Taf. II, III) 263
— coccinea Wangh. (Taf, I, II) . 147
— densifiora Hook, et Arn. (Taf.
II, V) 263
— densifiora Hook, et Arn. var.
montana Mayr (Taf. 11) . . . 264
— Douglasii Hook, et .\rn.(Taf.lI,V) 264
— dumosa Nutt. (Taf. II) . . . 26r,
— Durandii lUukley (Taf. I, II) . 145
— Emoryi Torr. (Taf. II, III) . 234
— falcata Michx. (Taf. I. U) . . 148
— 44G —
Seite
Qiierciis :
— Gambelii Nutt. (Taf. II)
— Garryana Dongl. (Taf. 11, V) . 281
— Georgiana Curt. (Taf. II)
— grisea Liebm. (Taf. II, III) . 234
— heterophylla INIichx. f. ... 150
— hypoleuca Engelm. (Taf. 11, IIIj 234
— imbricaria Micbx. (Taf. I, II) . 150
— Kelloggii Newby (Taf. 11, V) . 282
— laurifolia Michx. (Taf. II) . . 150
— lobata Näe (Taf. II, Y) . . . 264
— lyrata Walt. (Taf. I, II) . . 146
— macrocarpa Michx. (Taf. I, II) 143
— Michauxii Nutt. (Taf. II) . . 145
— nigra L. (Taf. I, II) ... . 149
— obtusiloba Michx. (Taf. I, II) . 144
— oblongifoha Torr. (Taf. II) . . 264
— paUistris Du Roi (Taf. I, II) . 148
— Phellos L. (Taf. I, II) . . . 151
— i)rinoides Willd. (Taf. I, II) . 145
— Prinos L. (Taf. I, II) ... . 145
— rul)ra L. (Taf. I, 11) .... 146
— rubra v. Texana (Taf. II)
— tiuctoria P.artr. (Taf. I, II) . . 147
— virens Ait. (Taf. II) ... . 104
— Wishceni A. DC. (Taf. II, III) 2G2
Redwood 267
Ucgeuincngon u. Feuchtigkeit d. Luft 5
Rhododendron maxinium L. . 185
lihamnus Pursliiana I)C. . . . 288
Uhu.s Arten 266
UhytiHiiia acerinuin Fr. an Aliorn 139
— l)unctifornie Mayr an Acer ma-
crophylhim un<l Acer cratacgi-
folium (Taf. X) 284
— Halicinum an Weiden . . . 431
UieHcncactiiH , 232
Uobinia pHeuchicacia L 175
— viHCOHa Vent 175
Uobinic 175
DrüHige Robinie . . , . 175
Rodung 49
RoeHtelia aurantiaca an ('nitaegus
und l'vruH !;>,<)
- lac«'rata Sow. an (Valaegns uiui
i'yniH i:>'.)
Ilosskastanie :
Californ. Rosskastanie
Gelbe Rosskastanie
Chio-Rosskastanie . .
Seite
288
183
183
l^abal serrulata 105
Sägemühlenindustrie . . . * . 34
Sassafras 181
Sassafras officinale Nees , . . 181
SaHx Breweri Bebb 288
— laevigata Bebb 287
— lasiandra Benth 288
— sessihfolia Nutt 288
— Sitkaensis Sans 288
Sambucus glauca Nutt 289
Schottendorn 175
Schütte der Gelbkiefer . . . . 313
Schasserbaum 176
Sclerotium irritans Mayr an Cha-
maecyparis sphaeroidea
(Taf. X) 434
Sequoia :
Küsten-Sequoia 267
Riesen-Sequoia 311
Sequoia gigantea Decsne (Fig. 16,
Taf. VIII) 341—343
— sempervirens Endl. (Fig. 7,
Taf. VIII) 267—271
Spaltbarkeit 70
Sphaeria morbosaSchw. an Prunus
(Taf. X) 139
Spruce :
Black Spruce 218
Blue Spruce 352
Wlüte Spruce ... 219 352
Tideland spru(;c . . . . . 338
Strauclipräi'ie 226
Strobc 199
BcrgKtrobe 331
Zuckerstrobe 324
Subtro])ischcr Thcil des ])aci(i-
schen Waldes .... ^(1 1—279
Subtroi)iseher Wald d. atlantischen
Region 100—122
Sublrop. Zon(! der nordanierikan.
Wuldflora ...••. 231—235
447 —
Seite
Südlich atlantischer Laubwald im
engeren Sinne 129
Sycamore 177 23G 285
„Sylva of North Amerika" ... 9G
labelle zur Bestimmung der
Sämereien von Kiefern . 4:29 — 433
d. wicht. Cupressineen 428 — 429
Taeda 116
Tamarack 221 347
Tanne :
Balsamtanne 220
Balsamtanne, Fräsers . . 217
Balsamtanne, westliche . . 355
Douglas-Tanne 290
Edeltanne, pacifische . . . 350
Küstentanne, grosse . . . 334
Purpurtanne 351
Santa Lucia-Tannc . . . 337
Schasta Tanne 351
Schierlingstanne 195
Schierlingstanne, westliche . 838
Silbertanne 334
Tanne von Vancouver . . 334
Taxodium disticlium Rieh. (Fig. 3) 120
Taxus brevifolia Nutt 344
floridana Xutt 197
Telephora Perdix Hrtg an Quorcus
falcata 139
Theekultur 86
Thuja gigantea Nutt. (Fig. 13,
Taf. VI, Vlir, IX) . . 319-321
— japonica (Taf. VI)
— occidentalis L. (Taf. VI, VIII) 196
Thuja:
Pacifische Thuja .... 319
Riesen-Thuja 319
Thujopsis dolobrata (Taf. VI)
Tilia americana 180
— — heterophylla l-'^O
Torreya californica Torr. . . . 273
taxifolia Arn 197
Trametes Pini au Larix occidentalis 34H
— — an Picea sitkaensis . . . 340
an Pinus ^lurrayana . . . 350
an Pinus Strobus . . . . 210
Seite
Trametes Pini an Pseudotsuga Dou-
glasii (Taf. X) 3'.)7
Trametes radiciperda 211
Traubenkirsche, späte .... 178
Trichosphaeria parasitica Hrtg. an
Pinus Fraseri 218
Trockenheit der Luft und ihr Ein-
fluss auf Frostempfindlichkeit
der Pflanzen 360—361
Tropenwald d. atlant Region 99—100
Tsuga canadensis Carr. (Taf. VI) 195
— Caroliniana Engelm. (Taf. VI) 196
— dumosa (Taf. VI)
— Mertensiana Carr (Taf. VI) . 338
— Pattoniana Engelm. (Taf. VI) 356
— Sieboldii (Taf. VI)
Tsuga 195
Alpine Tsuga 356
WestHche Tsuga .... 338
Tulip tree . - 179
Tulpenbaum 179
Tupelo 184
Sauertupelo 184
Sour Tupelo 184
Umbellularia californica Nutt. . 265
Ulmen 173
Amerikanische Ulme . . . 173
Dickblättorige Ulme . . . 175
Felsenulme 174
Flügelulme ...... 174
Rothulme 174
Weisse Ulme 173
Lnums alata Michx (Taf. IV) . 174
americana L. (Taf. III, IV) 173
erassifolia Nutt. (Taf. IV) . 175
fulva Michx. (Taf. IVj . . 174
— — racemosa Thomas (Tai". IV) 174
Urbarmachung 49
Veränderung der Wahl Vegetation 80
Vertheilung und physiologische
Rolle d. Harzes im Uanme 111 — 11.)
Viehweide 44
Viscum sp. an Pinus insignis Dougl. 273
— — ? an (iuercua lobata Nee . 264
— 448 —
Seite
VVadiholder:
Californ. Wacliholder . . . 273
Virginischer Wachholder . 194
Westlicher Wachholder . . 353
Wärmemengen an den Grenzen
der Waldregionen 7
Wahoo . 174
Waldbrände in Amerika . 2G— 28
— — in den Adirondacks (Fig. 4
nnd 5) 124-125
Walderzengnisse im Allgcm. 31—33
Wuldflora der atlant. Region 98-221
Waldilora im Allgemeinen . 7—12
Waldnngen Xordamerikns ... 12
Waldvegetation und Prärie ... 3
AVallnuss :
Graue Wallnuss .... 152
Schwarze Wallnuss . . . 151
Westliche AVallnuss . . . 23G
Wallnutt, Black 151
Wasserstand der Flüsse und Ent-
waldungen 24—20
Seite
Weiden 181
Wellingtonia . 341
Winterkahler Laubwald des ge-
mässigt warmen Theiles der
atlantischen Region . . 122—215
Wollbaum 182
AVoUlaus auf Acer dasycarpum . 137
Yucca 266
i^one der blattahwerfcnden Laub-
baume i. pacifisch Walde 280— ."45
Zuckergewinnung vom Ahorn . . 57
Zürbel :
Hackenzürbel 242
Nevadazürbel 348
Weissstämmige Zürbel . . 354
Zürgelbaum, westlicher .... 183
Zustand des nordamerikanischen
Waldes 18
Zuwachsverhältnisse 77
-=T^^—
K. Millilüinlrr, Kgl. Mol l(iii'li(lriicker<:i, MliiirliiJU.
Tafel I,
^^
\>J.
\:i-7
;
dba.h. \
.r\
^ r-
l' L
^
W.'h
c
A
7
licdloT.^.
\
r
V
r
i/
f^-.
—7
»1/
w
Duraöd«>.
A
r "^ alhaKchtusil 1
i
/
/
/
(
/
nibraU. \/
— <_
.^'
7
J>
\ '■>
r:
c
PmcsU.
^>iV
)
lindüria.'r.
r^.. J-
1 coconra »
'f.
^
palujfri^A. I
yC^
«^Z
\
falcafair.
y
. , . ^j-'. , nellos.fi.
nigra. ^.^~~"j[^
r /•/r7..1
ro/esbcf i V.
\
H. Mayr ii. ü. N gci.
Eichenblattformen,
1
Tafel IL
H. Mayr gez.
Eichenfruchtformen.
Tafel III.
Xl
r' /■
/■
^.
y^,
/
- /
f.
A.
Cari^aalha.Z.C. porcJna.Z. i\ Clomenfcsa 2.j\ C.sulcataZ.C.oliDae-tbrm >
./'.
KT/
B.Mea.3.
,'fv\i4'4
Fop.rrcmoniii.i^
Pr. ilicMa l
Q.agrifol3
O.ffirysolcprsl. \ 0. U'jshrcnü.3 /
Q. chryso/rpfs I.
H Mayr gc/.
Blattformen atlantischer Laubhölzer.
Tafel lY.
A
B^icnfa 7. \ frpi^fac. y'{~~ ""^
racrmosal
^y ^
ß ■ ocad. 1. M. xo/gp
y ^^^ U.fuba.A
Ucrassifl \ru.alata.l.
Fruchtformen von Laubhölzern.
Tafel V.
JIc.circinnakm.3.
Tcp I; angvsfifolad. A'cr /jrjndidcn. ^ZS^^::
tafum 3 rroscp julifJjrs 3
J
L ü.
H. Mayr n. <1 \
Blattformen pacifischer Laubhölzer.
Tafel YI.
r^
Vi
^ i:^
stm
V t
ii
11
T-EngelmaDml.
Tsnga.canai. carolm. Merlens. FaUon.
Sieboldii.
Thujo^sis dolahrafa. p5.BQuglasii 3
dumosa.
Bn. Engehanni.
T faberculala
Dar acufa.l .
Cham, -pisifera
Ps. Doußlasd
var. glauca.
Biüfa orienhJis.
Tbuj. occidenlalis.
Liboc. dccurrens.
Cham.Nuikaens.
f
Chamaecypans Lamomana
Cham, s^haervidca.
^(^
Thuj.japonica. Cham Kufkaens.
n. Mayr n. d. N. gei
Frucht- und Nadelformen verschiedener Coniferen.
Tafel VII.
Torreijana.
Coulien.
<f
reflexa.
cubensis.
Sabiniana.
Patryana
^ ^ \M i
flexilis. dbicnulis. ponderosa.
Taeda.
H M,ivr n <}. N.
Jeffre^i
r
inyr^Tii5.
^
t
i i
\h.
lubcrcuMa.
Lamberfiami.
-«es*.
australis
moniicola
Balfounana.
Kiefernsamen I.
Tafel YITI,
pungens
mifis.
serofma
0 # ^
Ch. Lawsoniana.
r- \
arislafa.
i ^'
resmosa.
." (
^1
conlorfa.
TTi.ocÄnfali's Th.giganfed.
^ S.giganka.
Ssem^ervirens ■
r\ /\
miincafa.
^m.
iMcromglla.
f
Banbiana.
rigiäa. 1^.
l
anzonica.
9
5.
conforfauar.
Sargenlä.
clausa.
Murragana.
t
/^, /'^
DoüglasU .
ChihuahancL
mops
Lib.decürrens.
J.Sabmiana.
^^
J.Dirginiana.
Vseudofs. macrocarpa
Ch. sphaeroidea.
II Mayr n. <1. N.
Kiefernsamen II und Samen verschiedener Coniferen.
Tafol IX
t Mi 1 -
»1
Rbiesbrackala.
Pseudolsug^a Boarflasu.
Mbies ohne Hangänge.
i — w
vS>
t^ä-..^'
i:i>-i_i_j
7. " Cembra 5 « .
Cupressus, Chamaccijpans.
Thuja, Liboccdras,Seqüoia_
Taxodium, Juniperus.
Ps. macrocarpa.
Tsuga ohne Harxgänge.
Picea) t
TT. ^- d\ .t M ui!
m r
V)
■'"'7
'r
\ k ,' . \
13
1 Scd. Pinaster 2naäel.
2. " Hhasia i « .
S. » Pseudosholus 5 , .
iH
tScd Parrya I2a3 nadcl
9 " BaWouria 5 » •
lO.Sed. Suhsaadd.
Taxus.
Tcrrcyj . Thuja giganlea.
H Miivr ob», et del.
Anatomische Merkmale des Holzes der nordamerikanischen Nadelbäume, insbesondere der Kiefern
nach Sectionen; Vergr. 325.
Date
Due
1
y
l^OZ
1
'^ yj/y^^j • /y /^ V /> Z>~
1
- -1 i i
' 1 i i
1 1 1
1
i
W
\- 1968
.
i-\ -tracüi
'SEP i
ü 1909
1
■
l
n
__i
r**
]
_,
^
xa
^^^
~l
1
MBIA
1
•!.<>
1
7~
X 1
- 1-
ir
/
'/*=■•
~/
;:I ZU
/
/
^
FQRESTRY ^
AGRICULTURE
LIBRARY