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Full text of "Ein astronomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebukadnezars II. (-567/66); Sitzung vom 1. Mai 1915. [Von] Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner"

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-Jeugebauer,   Paul  Victor 

Sin  astronomischer  Beobach- 
tungstext aus  dem  37.   Jahre 
iVebukadnezars   II 


oo 


Berichte  über  die  Verhandlungen 
der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 

zu  Leipzig 

Philologisch-historisclie  Klasse 

67.  Band      1915      2.  Heft 


Paul  V.  Neugebaner  und  Ernst  F.  Weidner 

Ein  astronomischer  Beobachtungstext 

aus  dem  37.  Jahre  Nebukadnezars  IL 

(-  567/66) 

Sitzung  vom  i.  Mai  19 15 


II 


Leipzig 
Bei  B.  G.Teiibner 

Einzelpreis  i  Mark  80  Pf. 


Inhaltsverzeichnis  der  Bände  42—65 

der  Berichte  der  philologisch -historischen  Klasse. 

Die  vorderen  Ziffern  geben  das   Unft  an.   i  u   dem  die  Artikel  enthalten  sind, 
die  hinteren  den  Freit  dea  Heftet. 


42.  Band.      1890.     lieft  1-3.        Pt 

I  M.  Heinz  e,  über  den  A^oü.- det  Aiiaxagorat 

W.  F.  l'Uck  ort,  Über  dietogenannto  Notitia 

(Conetitutio    Hludovici    Pii)    de    scrvitio 

monustcriomm 

B.  Kohl  er,    Ooethe    and   der   italieninche 

Dichter  Domcnico  Bataccbi 
O.  Böhtlingk,   VerBach,   eine  jüngst  an- 
gefochtene  Lehre    Pftninit   in  Schatz   zu 
nehmen 

E.  W  i  n  d  i  B  c  h  ,  Über  das  altirische  Gedicht 
im  Codex  rJoemeriiiuuB  und  über  die  nlt- 
iriBcheii  /auberformeln 

F.  Zariicko,  liciträgo  xur  KcbaiiiB  captivi  loo 
2/3  O.   Bölitliiigk,    Drei    kritisch    gesiclitetc 

und  übersetzte  Upaniahad  mit  erklärenden 

Anmerkungen 
O.  Böhtlingk,  Über  eine  bisher  arg  mlB-  | 

vorstandene     Stelle    in    der    Kaushltaki- 

Brähmana-Upanishad 
K.  B  r  n  g  m  a  n  n ,  ümbrischcs  und  Oskiaches 
M.Voigt,  Über  dio  lex  Cornelia  Bumtuaria  200 

43.  Hand.     1891.     Heft  i-y 

1    B.  Meister,  Zur  griechischen  Epigraphik 
und  Ornmmatik 

H.  Lipsiii.s,  Über  das  neugcfundeuc  Buch 
des  Aristotolca  vom  Staat  der  Atlioiicr 

O.Böbtliu  gk.  Zu  den  von  mir  bearbeiteten 
Upanishaden  100 

2/3  O.  Böhtlingk.  Über  die  Verwechselang 
von  pra-sthä  und  prati-sthÄ  in  den  Upani- 
shaden 

W.  Koscher  (jun.),  Über  die  Reiterstatne 
lul.  Caesars  auf  dem  Forum  lulium  und 
den  'i'nnog  pootonoo;  einer  Münze  des 
Gordianus   Pius  von  Nikaia    (Bithyuicn) 

E  Windisch,  Über  den  Sitz  der  denkenden 
Seele,  besonders  bei  den  Indern  und  Grie- 
chen, und  eine  Etymologie  von  gr.  noaniöf; 

A.  Schneider,  Goldtypen  des  Ostens  in 
Griechischer  Kunst 

O.  Böhtlingk,  Bedeutet  sasti  jcmuls 
„sechs"? 

O.  Böhtlingk,  Was  bedeutet  naiväsäklia? 

E.A.  Gutjahr,  Der  Codex  Victoriauus  des 
Terenz  200 

44.  Band.     1892.     Heft  1-3. 

I  2   A.    Ovorbeck,       Kunstgeschichtliche    Mi- 

Bzellou  1.  Reihe:  Zur  archaischen  Kunst 
K.  H.  Buresch,  Vorläufiger  Reisebericht 
F.  Ratzel,  AUgoraoino  Eigenschaften  der 

geograpliischen  Grenzen  und  die  ])olitische 

Grenze 
T.  Schreiber,  Die  Fandberichte  des  Pier 

Ijeono  Ohezzi 
E.  W indisch.  Über  vassus  und  vassallui 
O.  Böhtlingk,    Einige   Bemerkungen   zu 

den  Aufanasädbliittäni  200 

3  O.  Böhtlingk,  Indische  Miiiutieu 

O.  Bölitlingk,     Probe    einer    rationellen 

Bearbeitung  des  'l'aittirlja- Brihmana         loo 

45.  Band.     1893.     Heft  1-3. 

I  H.  Lipsius,  Zur  Textgeschichte  des  Demo- 

sthoues 
A.    Ovorbeck,      KnustRoschichtlicho     Mi- 

szollon.  L'.  Reihe:  Zur  Kunst  der  Blütezeit 
A.  Sohn  cid  er,  Beitriigo  zur  Kntwicklungs- 

goschichte  der  frühesten  attischen  Keramik 
O.  Böhtlingk,  Zwei  vodisclio  Riitsol 
J.  Bannack,   Zwei  archaische  Inschriften  I 

au*  Mantinea  loo 


2  O.  Böhtlingk,  „Ueber  esha  lokab"  ■'• 
K.  Bragmann,Zur  umbriBcli-samn.tisclicn 

Grammatik  und  Wortforschung 
K.  Ratzel,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Vcr- 

brcitnng  des  Bogen«  und  des  Speeres  ir. 

Indo-afrikaniachen  Völkerkreis 
y    Delitzsch,    Assyriologische   MiizcUen 

a-iii) 

P.  WUlkcr,  Die  Entstehung  der  christ- 
lichen   Dichtung    bei    den    Angelsachse!. 

M.  Voi  gt ,  Dag  sogenannte  syrisch-römisclu; 
Rcchtabuch 

E.  W  i  n  d  1 8  c  h ,  Über  die Sandhikonsonanten 
des  Pfili  'oo 

3  0.  Böhtlingk,  „Whitneys  letzte  Angriffe 
auf  Päininj" 

O  Böhtlingk,  Einiges  aus  dem  Taittirlja- 
I  Brähmana 

Th,   liüttiier-Wobst,   Der  codex  Peires- 
1  ciauus.     Ein    Beitrag    zur   Kenntnis    der 

E^cerpte     des     Koastaatinog     Porphyro- 
gennetot  >oo 

46.  Band.     1894.    Heft  i  u.  2. 

1  O.  Böhtlingk,     „Verschiedene     Mißver- 
Eitäudnisse" 

H.  Berger,  Untersuchungen  über  das  kos- 
mische System  des  Xenophanes 

A  Hauck,  „Über  den  liber  decrctorum 
Brucliards  von  Worms" 

K.  U.  B  u  resch,  Reisebericht  loo 

2  E.  Sievcrs,    Über   germanische   Nomiual- 
bildungen  auf  -aja-,  -(ja- 

B.  Meister,  Epigraphische  und  gramma- 
tische Mitteilungen 

O.  Böhtlingk,  „Kritische  Bemerkungen 
zu  A^vaghoshas  Buddhakarita" 

O.  Böhtlingk,  „Nachträge"  zu  seinem 
Artikel  „Kritische  Bemerkungen  zu  Aijva- 
ghoshas  Buddhakarita"  in  diesen  Berich- 
ten, S.  liiO  ff. 

R.  M  eister.  Über  die  Namen:  „Jiwrr,  Xi\y, 

A.  V.  M  i  a  s  k  o  w  s  k  i ,  Nekrolog  auf  das  ver- 
storbene Mitglied  Wilhelm  Röscher 

Th.  Distel,  Mitteilung:  „War  Christian 
Reuters  ,Graf  Elirenfried'  (von  Lütticham 
wirklich  Graf?"  loo 

47   Band.     1895.     Heft  1-4. 

12  0.  Böhtlingk,  Neuere  und  ältere  Ver- 
suche, die  Fabel  vom  Bock  und  dem  Messer 
zu  deuten,  nebst  einem  Exkurse 

E.  Förstemann,  Mitteilungen  aus  Ur- 
kunden und  Handschriften  der  Universi- 
tätsbibliothek zu  Leipzig 

K.  Brugmann,  Zur  Geschichte  der  labio- 
velaren  Verschlußlaute    im    Griechischen 

H.  B  e  r  g  0 r.  Die  Zonenlehre  des  Parmonides 

H.  Geiz  er.  Die  Anfänge  der  armen.  Kirche 

PJ.  Sievors,  B^owulf  und  Saxo 

O.  Böhtlingk,  Bemerkungen  zum  bud- 
dhistischen  Sviyambhilpuräna 

A.  Soein,  t.'ber  die  von  ihm  beabsichtigte 
Herausg:ibe  einer  Sammlung  neuerer  Ge- 
dichte aus  Zentralarabien  üoo 
3/4  B.  Sauer,  Die  Metopen  dos  ApoUontompels 
von  Phigalia 

O.  Bühtlingk,  Bemerkungen  ;;u  Parft- 
garas  Smrti 

R.  -Meister,  Das  Kolonialrecht  von  Nau- 
paktos 

O.  Böhtlingk,  Militttrisches  Sanskrit  der 
Neuzeit 

O.  Böhtlingk,  Versuch  Kaushltaki-Brih- 
mana-Upauishad  I,  1  tu  deuten 

T.Schreiber,  Zum  Gedächtnis  von  Jo- 
hannes Ovorbeck 


// 


U  I 


AUSSERORDENTLICHE  GESAMTSITZUNG 
BEIDER  KLASSEN  AM  22.  FEBRUAR  1915. 

Die  Herren  Jon.  Kromater  und  Bruno  Keil  werden  zu  ordent- 
lichen Mitgliedern  der  philoL-histor.  Klasse  gewählt. 

AUSSERORDENTLICHE  GESAMTSITZUNG 
BEIDER   KLASSEN   AM    i.  APRIL    1915. 

Die  Gesellschaft  der  Wissenschaften  stimmt  dem  Antrag  der 
Kgl.  preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  vom  10,  März  auf 
Abhaltung  eines  Kartelltags  der  deutschen  Akademien  zu.  Der  Vor- 
sitzende Sekretär  wird  beauftragt,  den  Kartelltag  für  den  2  i .  Mai 
einzuladen. 

AUSSERORDENTLICHE  GESAMTSITZUNG 
BEIDER  KLASSEN  AM  i.MAI  1915. 

Die  Gesellschaft  der  Wissenschaften  eignet  sich  den  Antrag 
der  Herrn  Hall  wachs  und  Wiener  vom  29.  Apiil  an,  bei  dem 
Kartelltag  zu  beantragen,  daß  die  deutschen  Akademien  einen  noch- 
maligen Beitrag  zur  Unterstützung  der  Teneriffaexpedition  gewähren. 

SITZUNG  AM  I.MAI  1915. 

HeiT  Keil  hält  einen  Vortrag  „Der  Hypomnematismos  des  Areopag", 
für  die  Berichte. 

Herr  Zimmern  legt  eine  Arbeit  der  Herrn  Neugebauer  und  Weidner 
„Ein  astronomischer  Beobachtungstext  aus  dem  37.  Jahre  Nebu- 
kadnezars  II."  vor,  für  die  Berichte. 

Herrn  Stieda  wird  für  die  Herausgabe  mittelalterlicher  Handels- 
bücher und  Briefe  aus  den  Mitteln  der  Mendestiftung  eine  Unter- 
stützung von  7000  M.  bewilligt. 


Phil.-lüat.  Klasse  1915.  Bd.  LXVn. 


29 


SITZUNG. VOM  I.MAI  1915. 

Ein  astioiioinisclier  Beobachtungstext  aus  dem 
37.  Jahre  ^^ebukaduezars  IL  (—  567/66). 

Von 
Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F,  Weidner. 

Unter  den  in  der  Vorderasiatischen  Abteilung  der  Berliner 
Museen  befindlichen  astronomischen  Keilschrifttexten  nimmt  die 
Tafel  VAT  4956  an  Bedeutung  weitaus  die  erste  Stelle  ein.  Stellt 
sie  doch  den  ältesten  heute  bekannten  astronomischen  Be- 
obachtungstext dar,  der  in  der  ausführlichen  Form  der  ba- 
bylonischen Spätzeit  abgefaßt  ist.  Bisher  mußte  man  diesen 
Ruhm  dem  im  British  Museum  befindlichen  Texte  78,  1 1—7,  4 
zuerkennen,  der  aus  dem  7.  Jahre  des  Karabyses,  also  aus  dem 
Jahre  —522/21,  stammt.^)  Er  ist  also  bereits  in  der  Zeit  der 
Perserkönige  abgefaßt.  Unser  neuer  Text  ist  nun  aus  dem 
37.  Jahre  Nebukadnezars  IL,  also  aus  dem  Jahre  — 567/66, 
datiert,  ist  mithin  die  erste  größere  rein  astronomische 
Urkunde  aus  der  Zeit  vor  dem  Untergange  des  neu- 
babylonischen Reiches.  Was  seinen  Inhalt  betrifft,  so  ent- 
hält er,  wie  aUe  späteren  gleichartigen  Dokumente,  ausführlich 
gehaltene  Mond-,  Sonnen-  und  Planetenbeobachtungen,  Angaben 
über  meteorologische  und  geologische  Erscheinungen,  Notizen 
über  Wasserstand  und  Lebensmittelpreise  sowie  am  Schlüsse 
einiger  Abschnitte  Mitteilungen  über  einzelne  interessante  Ku- 
riosa.  Für  alle  Einzelheiten,  die  zum  gi'oßen  Teile  neu  und  von 


i)  Veröifentlicht  von  Strassmaier,  Inschriften  von  Cambyses.,  Nr.  400 
und  bearbeitet  von  Epping,  Zeitschrift  f.  Assyriol.  V,  S.  281  ff.  und  von 
KüGLEB,  ib.  XVII,  S.  203  ff.  und  SternJcunde  I,  S.  61  ff. 


30  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

höchstem  Interesse  sind,  sei  auf  die  unten  folgende  ausführliche 
Besprechung  des  Textes  verwiesen.  Hier  möchten  wir  nur  noch 
Herrn  Geheimrat  Delitzsch  für  die  gütige  Erlaubnis  zur  Pu- 
blikation des  Textes  unseren  ergebensten  Dank  aussprechen.-^) 


I.  Philologische  Bearbeitung  des  Textes. 

Umschrift. 
Vorderseite. 

1 .  saftu  J7  *"  ^^Nahü-Jcudurri-ussur  sar  Babili^^  Nisannu  jo  Sin 

dr  G TJ-AN  ittanmar  i4(?)  [NÄ j 

2.  ^^SÄG-ÜS  ina  mihrit  SIM  2  ina  se-rim  TIR-AN  ina  SU 

iparrik  miisu  j  Sin  2  U  ina  pän  [  ] 

3.  SUR  müsu  8(Vj^)  res  müsi  i  U  Sin  ina  pän  ^^^^^^sepi  är 

sa  UR-A  izzaz  p  ina  SU  Samas  tarba[sa  ilammi 

] 

4.  lu  12  ^^ SAG-3IE-GAR  ana  ME-]-sil  illaJc  14  ilu  itti  ili 

ittanmar  4  NA  /j  irrup  16  BIL-BAT  [  ] 

5 .  20  ina  se-rim  Samas  tarhasa  ilammi  AN-BIL  eli  ME  zunnu 

MAL  TIR-AN  ina  NUM  iparrik  . .  [  ] 

6.  ultii  S  sa  Adari  arhi  adi  28  j  U  8  Sl  milu  illaJc  2/j  U 

a-na  mili-su  [  ] 

7.  ina  a-mat  sarri  nikeP^  arhi  sudti  selibu  ana  ali  irrub  suälu 

(SU-ÜRÜ)  u  ri-sü-tü  i-za-..  [  ] 

8.  Airu  I  Sin  ina  Samas  nazäzi  4  U  sap  kakkab^jj^  ^^.^.^  ^^ 

MAS-TAB-GAL  ittanmar  ka-har  agd  a-pir  [        ] 


i)  Der  Originaltext  soll  in  den  Vorderasiatisclien  Schriftdenkmälern 
veröflfentlicht  werden. 
2)  Text:  9. 


Astron.  Beohachtuxgstext  a.  d.  37.  Jahre  Nebukadxezars  n.       3 1 

9.  *^Kaimdnu  ina  mihrit  SIM-MAH  GV-IJD  sa  irahhi  lä  in- 
namar  mnsu  i  nie-hi  KUJR  u  UIW  11 1  i  hd  ihnn 

[  ~  ~  ] 

10.  DIL-BAT  ana  SV  illak  2  SI  HI  illak  j  AX  ana  Nangari 

irriib  j  ussi  10  GÜ-UD  ina  SU  ür  MAS-TAB- 
[ iüanmar } 

11.  ij  si'yir  18  DIL-BAT  e  Sarri  i  JJ  4  U  LAL  26  23  Sin 

h'i  ikassnd  27  ...  [  ] 

12.  Sinidnu  jo  Sin  är  Nangari  ittamnar  Jca-bar  20  NA  SI  illaJc 

i-nu-su  AN u  GU- ÜD  4  U ina pän  S[arri ] 

13.  GÜ-UD  sap  AN  sir-tam  ittih  SAG-3IE-GAR  e  Hivrri DIL- 

BAT  ina  SU  ana  tar-sa  ^^zihhati  UR-A  [  ] 

14.  I  U  musu  j  res  miisi  Sin  i  U  ^'^^^'^^SI  sa  Mt  sepi  UB-A 

ana  NUM  ittih  müsu  6  res  mn[si ] 

15.  SIG  müsu  8  simetan  2^/^  U  Sin  sap  Zihaniti  sa  SI  izzas 

nmsü  p  simetan  i  U  Sin  ina  pän  [  ] 

16.  ami  NUM  it[ti]c]  p(J)^)  Samas  izzas  miisu  10  simetan  jYj 

U  Sin  e  Hurri  LAL  12  AN  .2/j  Ü  e  [  J 

1 7.  [  ]  /j  ilu  itti  ili  iüanmar  7  jo  NA  atalü  Sin  sa  LU^) 

[  ] 

1 8.  [  ....  s]aiJ  ^^c^kabxÜR  sa  l;U  s[epi ] 


Rückseite 

1 .  [  ]  . . .  sime[tan ] 

2.  kakkabji^jjji jjß  ^^  j.^j^-^  mahn?'  sa  PA-BIL  i  Ü....[     ] 


I)  Zeichen  ZI.  2)  Text:  8. 

3)  In  Spuren  erhalten. 


32  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

3.  5  US  umi  NUM  . . .  Sanias  tarbasa  ilammi  jp  BIL-BAT 

sap-lat  ^""^'^""^MÜBUB  sa  harni  MAS  ^Vg  Ü  müsu 

[  ] 

4.  arhi  suäti  mahir  se-im  i  G  UR  12  KA  suluppi  i  G  ÜB  60  KA 

ka-si  I  G  ÜB  . . .  [  ] 

5.  Sdbätu  jo  Sin  ina  SIM-MAH ittanmar  14.  jo  NA  SliUal: 

i-nu-su  ^^SAG-ME-GAB  är  U-sir  mdhrü^''  sa  BA- 
BlIL....  ] 

6.  4  milu  illaJi  4  DIL-BAT  Vg  ü  e(})^)  SügüB-MÄS  LÄL 

müsu  6  simetan  Sin  tarbasa  ilammi  ''"'^^'^"Zappu 
GU-AN  NarJcaUu  ..  [  ] 

7.  Sin  tarbasa  ilammi  ^^kkab  jjji_j^  ^^  ^^^^^^ Nangaru  ina  libbi 

ina  libhi  tarbasi  Sarra  sap  Sin  i  U  LAL  ina  namdri 
3  US  müsi  EN{?)  ..[  ] 

8.  77  (!)^)  NA  Id  ihassad  Samas  tarbasa  ilammi  ultu  4  adi  ij 

1^2  U  milu  illah  16  imatti  müsu  18  iS  zunnu  MAL 
LUV  '  ] 

9.  sa  '^^Bel  ina  (TA)  irsiti  rdbi  Jci-i  UB-IBIM  illak  2  ina  {TA) 

dippeP  sa  hani  mah-ri  SUB  22  iriW^  miisu  2j[] 

10.  sap^)  kaJchabi  sihri  sa  jYj  U  är  SUHUB  sa  MAS  izzazu 

LAL  miASU  2p  a-kü-Jcü-(kü-)tiim  ina  SU  inappah  2 
be[ru ] 

1 1.  sei  ana  i  GUB  tä'iri  suluppi  i  GUB  60  KA  ka-si  i  GUB 

j6  KA  samassammi  24  KA  MAL  (?)...[  ] 

12.  Adaru  i  Sin  ina  Satnas  nazdzi  arkat  ^'"^^"^KU-3IAL  ittan- 

mar 2^ NA  MUS  agd  a-pir  Slillak  i-nu-su  '^SAG- 
ME-GAB  [  ] 


i)  Text:  sap.        2)  Text:  7.         3)  Text:  e. 


Astkon.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  Jahke  Xehlkadnezars  ii.       33 

13.  la  innaniaru^^  i  jyiUu  illah  mi'isu  2  simiian  7  V  Sin  sa}) 

^"^'^"^Zappi  LAL  miisu  j  res  musi  2^^  U  [  ] 

14.  idtu  j  adi  j  S  SI  m'du  dla/c  6  mUu.  imaUi  miUu  y  Sin  tar- 

basa  üämmi  ^"^'^"^Nangaru  ii  Sarru  ina  [  j 

15.  tarhasu  Nangara  UR-Ä  üammi  ana  UHU  ipatti  ina  libbi 

tarhasi  i  U  Sin  ina  pän  -*"^'  izzaz  i  U  Sin  NÜ3I 
tyimu  10  si[7)u'tan ] 

16.  nuUu  II  irrup  11  ina  DAH-FA  müsu  12  zunnu  I  eli  ME 

12  Uli  itti  ili  ittanmar  i  jo  NA  eli  DAR- PA  [     ] 

17.  im  pdn  ril-si  m  SIM-3IAH  \   Ü  sap  DIL-BAT  8  U 

GÜ-UD  ana  NUM  ittik  KI  SI  SI  u  NUM  A 

1  U[S{?)  NA ] 

iS.  ö  SI  e  GÜ-UD  213  ü  sap  DIL-BAT  LAL  ü  AN  2/j  Ü 
sap  ^ctkkah;g^ijji  1^  hi-hi  j^J^j^  ^.,^^  [-  j 

1 9.  eli  D AR-PA  21  irrup  müu  illaJc in  20  DIL-BAT u  G{ Ü- TJ)D 

riksa  sa  SIM-MAH  irrubiiP^  TA  [  ] 

20.  SA  ana  DIN  MAS  LU  NIN  MUT  ina  Tclt  arhi  ana  SU 

LAL  in  26  GU-UD  u  DIL-BAT  ultu  rilcsi  sa  A- 

nu-n\i-tum  kssü^  ] 

21.su  milu  utarris^^  arhi  suäti  26  harharu  ana  Bar-sip^^  irrub 

2  lialbeP^  idäk  la  u,ssi  idählffi  -sii ] 

22.  sattu  jS^^""'  '"  '^ Nabü-kudurri-ussur  Nisannu  jo  DIR  kal 

MA  [  ] 

23.  sattu  J7^«**  [»^  ^^Nabü-kudurri-ussiir] 

Linker  Seitenrand. 
[sattu  jy^^^  *"■  '^^Ndbü-ku'\durri-ussur 


34  Paul  V.  Neugebaler  und  Ernst  F.  Weidner: 

Übersetzung. 
Vorderseite. 

1.  37.  Jahr  Nebukadnezars,  des  Königs  von  Babylon.  Nisan 

am  I.  rder  Schaltadar  hatte  29*^)  wurde  der  Mond 
hinter  den  Hyaden  sichtbar;  64™  Sichtbarkeits- 
dauer [  ] 

2.  Saturn  gegenüber  dem   südlichen  Fische  des  Tierkreises. 

Am  Morgen  des  2.  wölbte  sich  ein  Regenbogen  im 
Westen.  In  der  Nacht  des  3.  der  Mond  2  Ellen 
vor  [  ]- 

S.  ...  Bei  Beginn  der  Nacht  des  8.  i  Elle  der  Mond  vor  dem 
Sterne  am  hinteren  Fuße  des  Löwen.  Am  9.  war  die 
Sonne  im  Westen  von  einem  Halo  umgeben  [       j 

4.  oder  12.  ging  Jupiter  scheinbar  akronychisch  auf.  Am  14. 

war  der  Gott  mit  dem  Gotte  sichtbar;  16°^  ver- 
gingen zwischen  Sonnenaufgang  und  Mondunter- 
gang am  nächsten  Morgen.  Am  15.  war  es  bewölkt. 
Am  16.  Venus  [  ]. 

5.  Am  Morgen  des  20.  war  die  Sonne  von  einem  Halo  um- 

geben. Vom  Mittag  bis  Abend  Regengüsse  (?).  Ein 
Regenbogen  wölbte  sich  im  Osten  [  ]. 

6.  Vom  8.  Schaltadar  bis  zum  29.  stieg  die  Flut  3  Ellen  8  Finger; 

2/3  EUen  zu(?)  seiner  Flut(?)  [  ]. 

7.  Auf  Befehl  des  Königs  Opfer.  In  diesem  Monat  drang  ein 

Fuchs  in  die  Stadt  ein.  Husten  und []. 


8.  Am  I.  Airu  (der  Nisan  hatte  30^)  wurde  der  Mond,  während 

noch  die  Sonne  dastand,  4  Ellen  unter  dem  west- 
lichen hinteren  Sterne  der  großen  Zwillinge  sicht- 
bar; er  war  breit,  trug  die  Tiara  [  ]. 

9.  Saturn  gegenüber  dem  südlichen  Fische  des  Tierkreises. 

Merkur,  der  heliakisch  untergegangen  war,  war  nicht 
sichtbar.  In  der  Xacht  des  i.  heftiger  (?)  Südost- 
sturm. Am  I.  den  ganzen  Tag  [  ]- 


AsTKON.  IJEUHACIITI  NliSTEXT  A.  1).  37.  JaiiIM;  Nf.IIUKADNEZAKS  II.  35 

10.  Venus  ging  auf  die  größte  Digressiou  im  Westen  zu.   Am 

2.  webte  ein  heftiger  (V)  Nordwind.  Am  3.  trat  Mars 
in  die  Präsepe  ein,  am  5.  kam  er  wieder  heraus.  Am 
10.  ging  Merkur  am  Abend  hinter  den  [. .,]  Zwillin- 
gen [...  heliakisch  auf  ...  J. 

11.  Am   15.  Schlangengewölk (Vj.  Am  18.  Venus  über  Regulus 

1  Elle  4  Finger.  Am  26.  (war  der  Mond  noch)  1^32°^ 
(sichtbar).   Am  27.  [  ]. 

12.  Am  I.  Sivan  (der  Airu  hatte  29")  wurde  der  Mond  hinter 

dem  Krebse  sichtbar;  er  war  breit,  i  20™  war  seine 
Sichtbarkeitsdauer.  Ein  Nordwind  wehte.  Damals 
Mars  und  Merkur  4  Ellen  vor  Regulus  [  ], 

13.  Merkur  ging  unter  Mars  nach  Osten  weiter.   Jupiter  über 

Antares,  Venus  im  Westen  gegenüber  dem  Schwänze 
des  Löwen  [  ] 

14.  I  Elle.   Bei  Beginn  der  Nacht  des  5.  überholte  der  Mond 

I  Elle  den  nördlichen  Stern  vom  Fußende  des  Löwen 
nach  Osten  hin.  Bei  Beginn  der  Nacht  des  6.  [     ]. 

15 Am  Abend  der  Nacht  des  8.  stand  der  Mond  2^^  Ellen 

unter  dem  nördlichen  Sterne  der  Wage.  Am  Abend 
der  Nacht  des  9.  der  Mond  i  Elle  vor  [  ] 

16.  nach  Osten  bewegte  er  sich.  Am  9.  Sommersolstitium.  Am 

Abend  der  Nacht  des  10.  hielt  der  Mond  :^y^  Ellen 
über  Antares  diesem  die  Wage.  Am  1 2 ,  Mars  %  Ellen 
über  [  ]. 

17.  [  ].  Am  15.  wurde  der  Gott  mit  dem  Gotte  gesehen. 

30™  Zeit  zwischen  Sonnenaufgang  und  Mondunter- 
gang am  nächsten  Morgen.  Mondfinsternis,  welche 
ausfiel  [  ]. 

18.  [  ]  unter  dem  westlichen  Sterne  vom  Fußende  [     J. 


36  Paul  V.  Nbugebauer  und  Ernst  F.  Weidnee: 

Rückseite. 

1.  Am  Abend  der  Nacht [  ] 

2.  mittleren  Sterne  des  vorderen  Sternhaufens  des  Schützen 

iEUe....[  ] 

3.  20^  des  Tages  am  Morgen  (?) war  die  Sonne  von  einem 

Halo  umgeben.  Am  1 9.  Venus  unter  dem  mittleren 
Sterne  des  Hornes  des  Steinbocks  2^^  Ellen.  In  der 
Nacht  [  ]. 

4.  In  diesem  Monat  war  der  Preis  für  i  GUR  12  KA  Gerste, 

für  I  GUR  60  KA  Dattehi,  für  i  GUR  . . .  Kassia 
....[....  I  Sekei  Silber  ....  ]. 

.5.  Am  I.  Sebat  (der  Tebet  hatte  29*^)  wurde  der  Mond  im  süd- 
lichen Fische  des  Tierkreises  sichtbar.  58™  Sicht- 
barkeitsdauer. Ein  Nordwind  wehte.  Damals:  Ju- 
piter hinter  dem  vorderen  Sternhaufen  des  Schützen 

[  ]• 

6.  Am  4.  stieg  die  Flut.  Am  4.  hielt  Venus  V2  Elle  über  dem 

Ziegenfisch  diesem  die  Wage.  Am  Abend  der  Nacht 
des  6.  war  der  Mond  von  einem  Halo  umgeben.  Ple- 
jaden,  Hyaden,  ß-\-^  Tauri  [ standen  darin ] 

7.  war  der  Mond  von  einem  Halo  umgeben,  Löwe  und  Krebs 

(standen)  darin.  Im  Halo  hielt  Regulas  i  Elle  unter 
dem  Monde  diesem  die  Wage.  In  der  Morgendäm- 
merung  1 2™  der  Nacht  .   . .  [  ] 

8.  i*^  8^  Zeit  zwischen  Sonnenaufgang  und  Monduntergang 

am  nächsten  Morgen.  (Der  Mond)  erreichte  (die 
Sonne)  nicht  (mehr).  Die  Sonne  war  von  einem 
Halo  umgeben.  Vom  4.  bis  zum  15.  stieg  die  Flut 
um  1Y2  Ellen,  am  16.  fiel  sie  wieder.  In  der  Nacht 
des  18.  und  am  18.  Regengüsse  (?)  [  ] 

9.  des  Bei  ging  beim  Erdbeben  gleich  einem  Wolfe  dahin, 

zwei  von  den  Schiffen  aus  erstklassigem  Rohre  riß 
er  fort.  Am  22.  Erdbeben.  In  der  Nacht  des  23.  [  ] 


Astron.  Beob.vchtl'ngstext  a.  d.  37.  Jahre  Xebukadxezau^  ii.      37 

10.  hielt  unter  dem  kleinen  Sterne,  der  3^._,  Ellen  hinter  dem 
Fisch.schwiiiize  des  Steinbockes  steht,  diesem  die 
Wage.  In  der  Nacht  des  2g.  leuchtete  rotglänzen- 
des Gewölk  im  Westen  auf,  60°  [hoch  

In  diesem  Monat  war  der  Preis] 

XI.  für  nur  noch   i  GUR  Gerste,  für   i  GUR  60  KA  Datteln, 

für  I  GUR  36  KA  Kassia,  für  24  KA  Sesam  

[ I  Sekel  Silber  ....  ]. 

12.  Am  I.  Adar  (der  Sebat  hatte  30^)  wurde  der  Mond,  wäh- 
rend die  Sonne  noch  dastand,  hinter  dem  Widder 
sichtbar,  i  40™  war  seine  Sichtbarkeitsdauer. 
Schlangeugewölk('f').  Er  trug  die  Tiara.  Ein  Nord- 
wind wehte.  Damals:  Jupiter  [  ] 

«3.  waren  nicht  sichtbar.  Am  i.  stieg  die  Flut.  Am  Abend  der 
Nacht  des  2.  hielt  der  Mond  4  Ellen  unter  den  Ple- 
jaden  diesen  die  Wage.  Am  Anfang  der  Nacht  des 
3.  2V^  Ellen  [  ]. 

14.  Vom  I.  bis  5.  stieg  die  Flut  um  8  Finger,  am  6.  sank  die 

Flut  wieder.  In  der  Nacht  des  7.  war  der  Mond  von 
einem  Halo  umgeben,  der  Krebs  und  Regulus  [stan- 
den] darin  [  ]. 

15.  Der  Halo  umgab  Krebs  und  Löwe,  nach  Süden  war  er  offen. 

Im  Halo  stand  der  Mond  i  EUe  vor  abgebrochen^ 
I  Elle  der  Mond  nach  Osten.  Am  Abend  der  Nacht 
des  10.  [  .  ]. 

i6.  In  der  Nacht  des  1 1.  war  es  bewölkt.  Am  1 1.  gegen  Sonnen- 
untergang und  in  der  Nacht  des   12 Regen. 

Gegen  Abend  des  12.  wurde  der  Gott  mit  dem  Gotte 
gesehen;  6™  Zeit  zwischen  Sonnenaufgang  und 
Monduiitergang  am  nächsten  Morgen.  Gegen  Son- 
nenuntergang [  ]. 

1 7.  vor  dem  Bande  des  südlichen  Fisches  des  Tierkreises,  Yg  Elle 
unter  Venus;  8  Finger  stand  Merkur  weiter  nach 
Osten [  ] 


38  Paul  V.  Neugebaler  l'xd  Ernst  F.  Weidner: 

1 8.  6  Finger  über  Merkur,  ^3  Ellen  unter  Venus  hielt  er  die 

Wage,  und  Mars  hielt  %  Ellen  unter  dem  westlichen 
Sterne  des  abgebrochen  ^-^  ^g^^^^  ^^^-^  j-  j 

19.  Gegen  Sonnenuntergang  am  22.  war  es  bewölkt.   Die  Flut 

stieg.  Etwa  am  20.  traten  Venus  und  Merkur  in  das 
Band  des  südlichen  Fisches  des  Tierkreises  ein  . .  [  ]. 

20 nach  Westen  wandte  er  sich.  Etwa  am  26.  [traten] 

Merkur  und  Venus  aus  dem  Bande  des  nördlichen 
Fisches  [heraus ] 

21.  um  8  Finger  nahm  die  Flut  zu.  Am  26.  dieses  Monats  drang 

ein  Leopard  (?)  in  Borsippa  ein  und  tötete  zwei 
Hunde.  Er  ließ  sich  nicht  wieder  hinaustreiben,  da 
tötete  man  ihn  [  ]. 

22.  38.  Jahr  Nebukadnezars.  Am  i.Nisan  (der  Adar  hatte  29^) 

trübe  den  ganzen  . .  [  ] 

-3-  37.  Jahr  [Nebukadnezars]. 

Linker  Seitenrand. 
[ij.  Jahr  Nebu]kadnezars. 

Das  vorliegende  Exemplar  unseres  Beobachtungstextes  ent- 
stammt nicht  dem  Jahre  —  567/66  selbst.  Wir  haben  es  viel- 
mehr mit  einer  viel  späteren  Kopie  zu  tun.  Das  beweist  in  erster 
Linie  der  sich  zweimal  findende  Vermerk  M-hi  „abgebrochen, 
verlöscht"  (Rs.  1 5,  1 8),  wodurch  der  Schreiber  anzeigen  wollte, 
daß  er  ein  Wort  der  Vorlage  nicht  mehr  entziffern  konnte.  Fer- 
ner ist  auf  die  Unterschrift  (Rs.  2)  hinzuweisen,  welche  die  erste 
Zeile  der  folgenden  Tafel,  die  das  38.  Jahr  Nebukadnezars  be- 
handelte, anführt.  Unsere  Tafel  gehörte  also  einer  Sammlung 
an,  welche  astronomische  Beobachtungstexte,  wahrscheinlich  für 
einen  großen  Zeitraum  umfaßte  und  wohl  als  Material  für  theo- 
retisch-astronomische Arbeiten  dienen  sollte.  Für  die  Annahme 
einer  späten  Kopie  spricht  endlich  die  Terminologie.  Es  ist  be- 
kanntlich das  Bestreben  der  babylonischen  Astronomen  gewesen, 


AsruoN.  Beob.vciitl'xc.stext  a.  n.  37.  Jahre  Xkiiukadnbzars  ii.       39 

diese  immer  kürzer  und  büudiofer  zu  gestalten.  So  finden  wir 
z.B.  in  den  späten  astronomischen  Texten  durchgängig:  e  für 
cZa^  „über'',  siq)  für  saplaf  „unter",  <ir  für  (irkdf  „hinter",  na  für 
namurtn  „Sichtbarkeit",  zU>  für  zihbäti  „Schwänze''  (=  Tierkreis- 
bild der  Fische),  A  für  Uli-A  „Löwe"  usw.  (vgl.  Kugleu,  Stern- 
htnde  I,  Tafel  I).  In  unserem  Texte  herrscht  nun  ein  merkwür- 
diger Wirrwar  in  der  Terminologie.  Neben  är  (Vs.  1.3.  10.  12. 
Rs,  5.  10)  steht  arlat  (Rs.  12),  neben  sap  (Vs.  8.  13.  15.  18.  Rs. 
3.  6.  7.  13.  17)  sap-lat  (Rs.  3),  neben  SIM  (Vs.  2)  SIM-3IAH 
(Vs.  9.  Rs.  5.  17)  usw.  Während  in  den  späten  Texten  nirgends 
ein  Determinativ  sich  findet,  lesen  wir  hier  neben  S AG-ME- 
GAR  (Vs.  13)  '^SAG-ME-GAE  (Vs.4.  Rs.  5-  12),  neben  Nan- 
garu  (Vs.  10.  12)  ^"'^^"'^Nangnru  (Rs.  7,  14).  Der  Planet  Saturn 
führt  einmal  den  älteren  Namen  ^  SAG-üS  (Vs.  13),  einmal  den 
späteren  Namen  GIN  (Vs.  g).^)  Alles  das  weist  darauf  hin, 
daß  es  sich  hier  nicht  um  ein  Original,  sondern  um  eine  späte 
Kopie  handelt.  Der  Schreiber  ist  ersichtlich  bemüht  gewesen, 
diese  mit  der  später  üblichen  abgeküi*zten  Terminologie  zu  ver- 
sehen; die  dabei  verwandte  Sorgfalt  ist  allerdings  nicht  sehr 
groß  gewesen,  auch  ist  es,  wie  unten  gezeigt  werden  wird,  nicht 
ohne  Fehler  abgegangen.  Inhaltlich  bietet  unser  Exemplar  aber 
natürlich  ein  getreues  Abbild  der  Urschrift. 

Es  seien  nun  zunächst  eine  Reihe  philologischer  Einzel- 
bemerkungen angeschlossen. 

Vs.  I.  Wir  lesen  hier:  Nisanmi  jo.  Es  ist  damit  der  i.Nisan 
gemeint,  wobei  zugleich  der  Vermerk  eingeschlossen  ist,  daß 
der  vorhergehende  Monat,  der  Schaltadar,  ig"-  hatte.  Der  i.Nisan 
schließt  als  30.  Tag  die  Periode  ab.^)  In  Z.  8  finden  wir:  Airu  i. 
Das  besagt,  daß  der  Nisan  30"  hatte  und  daß  mit  dem  i.Airu 
eine  neue  Periode  einsetzte.  Dieses  äußerst  sinnreiche  Verfahren, 
die  Länge  der  Monate  implizite  anzugeben,  wurde  zuerst  von 
Epping  (Astronomisches  aus  Babylon,  S.  15)  aus  astronomischen 

i)  S.  Meissner,  Seltene  assyrische  Ideogramme,  Nr.  2739. 

2)  Der  Monat  wurde  von  den  Babyloniern  in  der  Theorie  stets  zu 
30  gerechnet;  vgl.  A.  Jeremias,  Handbuch  der  altorient.  Geisteskultur , 
S.  76. 


40  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

Texten  der  Spätzeit  festgestellt.  In  der  Zeitschrift  f.  Assyriol. 
XXVII,  S.  385  ff.  wies  Wp:idner  nach,  daß  es  bereits  in  der  neu- 
assyrißchen  Periode  im  Gebrauche  war. 

Am  Schlüsse  des  erhaltenen  Teiles  der  Zeile  ist  die  Dauer 
der  Sichtbarkeit  der  Neumondsichel  nach  Sonnenuntergang  an- 
gegeben. NA  ist  Abkürzung  für  namurtu  „Sichtbarkeit'^  (für 
die  Ergänzung  vgl.  Vs.  12.  Rs.  5.  12).  Die  Sichtbarkeitsdauer 
beläuft  sich  hier  am  i.  Nisan  auf  14,  d.  h.  14  US  =  56"^.  Zu 
der  Gleichung  i  US  =  4™  (=1  Bogengrad)  s.  Kügler,  Zeit- 
schrift f.  Assyriol.  XV,  S.  ßSsf.  und  Zimmern,  Das  Princip  un- 
serer Zeit-  und  Baumteilung,  S.  56;  zum  Ganzen  vgl.  Epping, 
Astronomisches  aus  Babylon,  S.  43  ff. 

2.  ina  mihrit  „gegenüber"  bedeutet  soviel  wie  „an  der  Längs- 
seite des  Sternbildes  stehend^'  (vgl.  Muss-Arnolt,  Assi/r.  Hand- 
wörterbuch, S.  532).  Saturn  stand  am  i.  Nisan  etwa  bei  326° 
(s.  S.  72),  das  Sternbild  SI3I  (südl.  Fisch  des  Tierkreises)  er- 
streckte sich  damals  etwa  von  305°  bis  348°  (s.  S.  85). 

TIB-AN,  in  der  älteren  Zeit  TIB-AN-NA,  ist  im  Semi- 
tisch-Babylonischen marratu  zu  lesen  (s.  Weidxer,  Beitr.  z. 
Assyriol.Wll,  4,  S.  82).  Daß  es  sich  um  den  Regenbogen  han- 
deln muß,  hat  bereits  Thompson,  Beports  of  fhe  Magicians  11^ 
p.  LXXIX  erkannt.  Diese  Erklärung  wird  auch  durch  unseren 
Text  bestätigt^);  nach  Vs.  2  wird  der  TIB-AN  am  Morgen  im 
Westen,  nach  Vs.  8  am  Abend  im  Osten  sichtbar.  Da  nun  der 
Regenbogen  bekanntlich  immer  der  Sonne  gegenüber  steht, 
dürfte  eine  andere  Deutung  von  TIB-AN  so  gut  wie  ausge- 
schlossen sein. 

SU  ist  wahrscheinlich  erebu  „Untergang,  Westen"  zu  lesen. 
Sonst  steht  dafür  vollständiger  ^  ÜB-SU-A  =  ercb  '^Samsi 
„Sonnenuntergang". 

Den  Messungen  am  Himmel  ist  die  EUe  {U=  ammatu)  zu- 
grunde gelegt.  Sie  zerfällt  in  24  Finger  {ü  oder  {Sü-)SI  = 
ubänu).  Über  die  Größe  der  Elle  wird  unten  S.  7  8  f.  noch  aus- 
führlich gesprochen  werden. 


i)  Vgl.  auch  Zeitschrift  f.  Assyriol  VI,  S.  237,  Z.  10  und  S.  238,  Z.  35. 


Astron.  Beobachtungstext  a.  i>.  37.  Jahre  Nebukadnezars  ii.       4 1 

3.  Der  Text  bietet  hier  naUu  g.  Es  ist  sicher  dafür  mumSi^) 
zu  lesen.  Der  hier  genannte  ^"^'^"^scpu  är  sa  Uli-Ä  ist  nämlich 
schon  von  Eppikg,  Astronomisches  aus  L'ahi/lon,  S.  128,  als  ß 
Virginis  bestimmt  worden.  Wie  die  Rechnung  lehrt  (s.  S.  67), 
stand  der  Älond  am  8.  Nisan,  und  nicht  am  i).,  1  Elle  vor  die- 
sem Sterne.  Wir  dürfen  also  unbedenklich  die  erwähnte  Ände- 
rung im  Texte  vornehmen.  Der  Fehler  ist  leicht  erklärlich;  der 
Schreiber  hatte  die  '^  der  Vorlage  in  ^  verlesen  und  diese 
in  die  in  der  Spätzeit  allein  übliche  "S^  verwandelt.  Vielleicht 
ist  auch  in  der  zweiten  Hälfte  der  Zeile  S  (\)  ina  SU  statt  p 
ina  SU  zu  lesen. 

Mit  res  müsi  „Anfang  der  Nacht"  wird  die  Zeit  des  Ein- 
bruchs der  völligen  Dunkelheit  bezeichnet.  Die  Dämmerunff 
nach  Sonnenuntergang  heißt  simitan  „Abend"  (s.  Vs.  15.  16. 
Rs,  I  usw.);  vgl.  auch  unten  S.  63 f. 

Als  Ideogramm  für  JcaJiJiahi  ist  hier  das  Zeichen  ^t:  ge- 
braucht. Diese  Gleichung  war  bisher  noch  gänzlich  unbekannt. 
Das  Zeichen  tindet  sich,  wie  hier  noch  bemerkt  sei,  als  Deter- 
minativ vor  Sternnamen  auch  in  zahlreichen  unveröffentlichten 
astronomischen  und  astrologischen  Texten  der  Spätzeit,  und 
zwar  speziell  solchen,  die  den  Ruinenhügeln  von  Warka  ent- 
stammen. 

Der  Schluß  der  Zeile  ist  gemäß  Vs.  5.  Rs.  6  usw.  ergänzt. 
Mit  tarhasu  ist  der  um  Sonne  und  Mond  sich  ziehende  Halo 
(Ring)  mit  einem  Radius  von  22"  gemeint  (s.  Weidneu,  Beitr. 
z.  Assyriol.  VIII,  4,  S.  8if.;  Kügler,  Sternliunde  II,  S.  99  ff.). 
Halobeobachtungen  werden  recht  oft  in  unserem  Text  erwähnt. 
Über  Halos  um  die  Sonne  berichtet  Vs.  3.  5.  Rs.  3.  8,  über  Halos 
um  den  Mond  Rs.  6.  7.  14.  15.  Besonders  die  letzteren  sind  wich- 
tig: da  nämlich  regelmäßig  gesagt  wird,  welche  Sterne  und  Stern- 
bilder  im  Halo  gesehen  wurden,  so  ist  für  deren  Identifizierung 
dui-ch  die  ungefähre  Festlegung  der  Grenzen  ein  wichtiger  An- 
halt gegeben. 

4.  Am  Ende  von  Z.  3  ist  1 1  zu  ergänzen.  Der  babylonische 
Astronom  hat  nicht  ganz  sicher  entscheiden  können,  ob  Jupiter 


42  Paul  V.  Neugebauer  lnd  Ernst  F.  Weidner: 

am  II.  oder  i2.Nisan  scheinbar  akronycliisch  aufging.  Daß  mit 
ME-J  der  scheinbar  akronychische  Aufgang  gemeint  ist,  ergibt 
die  Rechnung  mit  Sicherheit  (s.  unten  S.  72).  Wir  haben  hier 
einen  Parallelausdruck  zu  ME-E-Ä  „Opposition"  (s.  KüGLER, 
Sternkunde  l,  S.  274b).  Daß  es  sich  um  zwei  ähnliche  Erschei- 
nungen handeln  muß,  zeigt  schon  der  Umstand,  daß  beide  Ideo- 
gramme mit  ME  beginnen,  dessen  Bedeutung  übrigens  nicht 
sicher  festzustellen  ist.  Wie  ME-J  im  Semitisch-Babylonischen 
zu  lesen  ist,  kann  ebenfalls  nicht  mit  Sicherheit  gesagt  werden. 
Uli  itti  ili  ittanmar  „der  Gott  (Mond)  wurde  mit  dem  Gotte 
(Sonne)  gesehen".  Die  beiden  Gestirne  stehen  am  Abend,  der 
Mond  am  Osthorizonte,  die  Sonne  am  Westhorizonte,  in  Oppo- 
sition, d.  h.  es  ist  Vollmond.  Diese  Ausdrucksweise  ist  längst 
aus  den  astrologischen  Texten  der  Bibliothek  Asurbauipals  be- 
kannt (s.  Thompson,  Reports  II,  p.  139;  Virolleaud,  U Astro- 
logie Chaldcenne,  SinlW,  24.  39.  52.  57.  62.  65  usw.).  AlsParaUel- 
ausdruck  findet  sich  auch:  Sin  itti  Samas  ittanmar  „der  Mond 
wurde  mit  der  Sonne  gesehen"  (Thompson  a.a.O.;  Virolleaud 
pass.). 

4.  NÄ.  Diese  Angabe  bezieht  sich  auf  den  Morgen  des 
14.  Nisan.^)  NÄ  ist  Abkürzung  für  namurtu  „Sichtbarkeit"  (s. 
oben  S.  39).  Der  Text  gibt  hier  als  Zeit  der  Sichtbarkeit  des 
Mondes  nach  Sonnenaufgang  4  (US)  =  16°^  an.  Vgl.  Eppes'G, 
Astronomisches  aus  Babylon,  S.  6 1  ff.;  KüGler,  Sternkunde  I,  S.  65. 

ij  irrup.  Daß  SU  als  irrup  „ist  bewölkt"  (von  erCpu)  zu 
fassen  ist,  hat  Ungnäd,  Oriental.  Literaturztg.  191 2,  Sp.  449 
gezeigt. 

5.  Sern  „Morgen"  bezeichnet  den  Beginn  des  Lichttages, 
nachdem  die  Sonne  völlig  aufgegangen  ist.  Die  Morgendämme- 
rung (Zeit  des  Hellwerdens  vor  Sonnenaufgang)  heißt  namdru 
(„Hellwerden"),  s.  S.  53. 

AN-BIL  ist  Jcararü  zu  lesen  und,  wie  Weidner  in  Bahij- 
loniaca  VI,  p.  65  ff.   nachgewiesen  hat,   als  Mittagszeit  aufzu- 

i)  Der  Volltag  begann  bei  den  Babyloniem  bekanntlich  abends; 
8.  A.  Jeremial,  Handbuch  der  altorientnl.  Geisteskultur,  S.  166. 


AsTRoN'.  Beobachtuxgstext  a.  d.  3/.  ,1  \iii:i;  Nkiukahnkz  AUS  II.       43 

fassen.  JIE  muß  die  Bedeutung ^,Spätn;iohniittaj^''  oder  „Abend" 
haben  (vgl.  auch  Kl'»;li:k,  Sfrrnkioule  1,  TatV-1  1,  Nr.  Vll).  Das 
legt  die  ganze  Zeitangabe  nicht  nur  ohne  weiteres  nahe,  son- 
dern das  folgt  auch  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  aus  der  un- 
mittelbar sich  anschließenden  Notiz,  daß  ein  Kegeubogen  im 
Osten  sichtbar  geworden  sei.  Das  kann  sich  natürlich  nur  am 
Abend  ereignet  haben.  Wie  3IE  im  Semitisch-Babylonischen 
zu  fassen  ist,  kann  nicht  mit  Sicherheit  gesagt  werden;  viel- 
leicht ist  aber  besser  dafür  LAL  zu  leseu.  Vgl.  auch  unten  S.  63  f. 

Zu  zunnu  MAL  vgl.  131-MAL  =  asamsutu  „Sturm"  (Brün- 
NOW,  List,  Nr.  8433).  Da  IM-MAL  wohl  als  „heftiger  Wind 
{IM  =  sämY  aufzufassen  ist,  würde  dann  zunnu  MAL  dem- 
entsprechend „heftiger  liegen,  Regenguß"  bedeuten. 

Die  Gleichung  .A''^''il/=  „Morgen,  Osten"  ist  längst  bekannt 
(s.  EpriNG,  Astronomisches  aus  BahifJon,  S.  iöql  Vs.  13  unseres 
Textes  liefert  uns  endlich  die  semitische  Lesung  des  Ideogramms; 
sie  lautet  srrtu.  Dieses  Wort  findet  sich  recht  häufig  in  den 
astrologischen  Inschriften  aus  Asurbanipals  Bibliothek  (z.  B. 
Thompson,  lleports  185,  i;  186,  i;  196,  ii;  271,  Rd.  i;  Virol- 
LEAUD,  V Astrologie  Chaldeemie,  Istar  II,  6  usw.).  Man  hat  es 
bisher  meistens  unrichtig  mit  „Glanz"  übersetzt  (vgl.  Wi<:idner, 
BalniloniacaNl,  p.  85,  Anm.;  Jastrow,  Religion  Babi/loniens  II, 
S.  639,  Anm.  2 ;  s.  auch  Ungnad-Kohler,  Hammurahis  Gesetz  II, 
S.  174);  die  richtige  Übersetzung  „Morgen,  Osten"  gab  bereits 
KuGLER,  SternJcunde  II,  S.  20,  Anm.  3.^) 

6.  Hier  wird  die  erste  Notiz  über  den  Stand  des  Wassers 
gegeben.  Es  handelt  sich  natürlich  um  das  Wasser  des  Eufrat. 
Dasselbe  soll  vom  8.  Schaltadar  bis  zum  28.  Nisan  um  j  U 8  SI 
„3  Ellen  und  8  Finger"  gestiegen  sein.  U  ist  bekanntlich  Ideo- 
gramm für  ammatu  „Elle"  und  SI  Abkürzung  von  SUSI  = 
uhunu  „Finger"  (s.  Kugler,  Sternkunde  I,  S.  276  b).  Die  baby- 
lonische Elle  hat  in  der  neubabylonischen  Zeit  eine  Länge  von 
0,495  m  gehabt  (s,  Thureau-D angin,  Journal  asiatique  1 909, 

i)  Vgl.  auch  Kohleb-Ungnad,  Assyrische  Bechtsurkunden,  133,  4; 
Bezold,  Zeitschrift  f.  Assyriol.  XXVIII,  S.  412. 

Phil.-hi8t.  Klasse  1915.  Bd.  LXVII.  4 


44  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

p.  98).  Eine  Elle  umfaßt  in  den  astronomischen  Texten  24  libäne 
(s.  KuGLER,  Zeitschr.  f.  Assyriol.  XV,  S.  387 ;  Sternkunde I,  S.  25). 

1  uhänu  wäre  dann  0,020625  m  groß.  Der  Wasserstand  hat  sich 
in  der  genannten  Zeit  also  um  etwa  1,65  m  erhöht.  Die  in  Be- 
tracht kommende  Zeit  ist  April/ Mai  (8.  Schaltadar  =  i.  April, 

2  8.Nisan  =  18.  Mai),  Es  ist  das  die  Zeit  der  Spätregen,  „welche 
dem  Getreide  vollends  die  nötige  Feuchtigkeit  geben,  die  trockene 
Hitze  des  Frühsommers  zu  ertragen,  ohne  welche  deshalb  die 
Ernte  mißrät"  (Benzinger,  Hebräische  Archäologie^,  S.  2  2 ;  vgl. 
auch  H.  AuHAGEN,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Landesnatur  und 
der  Landtvir tschaft  Syriens,  S.  6  f.).  Für  die  Folgezeit  fehlen  dann 
die  Wasserstandnotizen;  mit  Ende  Mai  beginnt  nämlich  die  regen- 
lose Zeit,  welche  bis  in  den  Oktober  dauert.  Wichtig  ist  noch 
die  der  vorliegenden  Notiz  zu  entnehmende  Tatsache,  daß  das 
36.  Jahr  Nebukadnezars  ( —  568/67)  ein  Schaltjahr  mit  einem 
zweiten  Adar  war;  das  war  aber  bereits  aus  anderen  Urkunden 
bekannt  (s  Weissbach,  Hilpr echt  Anniversar y  Volume,  p.  284). 

7.  Der  Anfang  dieser  Zeile  teilt  mit,  daß  der  König  Xebu- 
kadnezar  in  diesem  Monate  Opfer  angeordnet  habe.  Aus  welchem 
Grunde  dies  geschah,  ist  nicht  ersichtlich.  Dann  wird  erzählt, 
daß  im  Nisan  ein  Fuchs  in  der  „Stadt"  (Babylon  ^)  gesehen  wor- 
den sei.  Diese  unbedeutende  Notiz  hat  hier  nur  Aufnahme  ge- 
funden, um  daran  irgendwelche  ominöse  Deutungen  knüpfen  zu 
können.  Wir  besitzen  bekanntlich  mehrere  chronikartige  um- 
fangreiche Texte,  welche  über  eine  große  Anzahl  von  solchen 
für  den  abergläubischen  Babylonier  bedeutsamen  Ereignissen 
(die  meist  Tiere  betreffen)  berichten  (s.  Boissier,  Ghoix  de  textes\ 
p.  253  ff.;  Cuneiform  Texts  XIX,  pl.  48  f.;  Jastrow,  Religion  Ba- 
hyloniens  II,  S.  965  ff.;  Frank,  Zeitschrift  d.  deutschen  31orgen- 
ländischen  Gesellschaft  19 14,  S.  157  ff.;  King,  Clironicles  concern- 
ing  early  hahyl.  längs  II,  p.  7 off.,  157  ff.).  Auch  in  den  neu-  und 
spätbabylonischen  astronomischen  Texten  finden  sich  öfter  solche 
Notizen;  vgl.  z.B.  VAT  4924,  Vs.  3:  arhi  sudti  stiihu  ina  SIL- 

i)  Die  einfache  Bezeichnung  diu  „Stadt"  (xar'  i^oxrjv)  für  Babylon 
(vgl.  urbs  für  Rom)  findet  sich  auch  sonst,  z.B.  Bahyl.  Chronik  III,  22 
{Keilinschr.  BibJ.  II,  S.  28of.)  usw. 


Astron.  Beob Achtung stext  a.  d.  37.  Jahre  Xebukadnezars  n.      45 

BAGÄL-LA  ali  innamir  „in  diesem  Monate  (Nisan)  wurde  ein 
Fuchs  auf  der  breiten  Straße^)  der  Stadt-)  gesehen";  Rs.  9 f.: 
6  lahru  i'did-ma  la-lju-ü  h't  irsi  7  hihu  ülid-ma  la-ku-u  lä  irsi 
„am  6.  (Schaltadar}  warf  ein  Lamm  und  es  (das  Neugeborene) 
hatte  keinen  Kinnbacken;  am  7.  warf  ein  Lamm  und  es  hatte 
keinen  Kiuubacken";  Ks.  12:  2^  issürii  ik-lu-iqi-iua  j  sciic^-su 
„am  24.  (Schaltadar)  kroch  ein  Vogel  mit  drei  Beinen  aus"  usw. 

Der  Schluß  der  Zeile  7  scheint  von  einer  Krankheitsepi- 
demie zu  sprechen,  die  im  Nisan  in  Babylon  auftrat.  Daß  mit 
suidu,  der  ersten  der  beiden  hier  genannten  Krankheiten,  der 
Husten  gemeint  ist,  ist  längst  bekannt  (s.  Küchler,  Beitr.  z. 
assyr.-habijl.  Medizin,  S.  65;  Meissner,  Göttinger  Gelehrte  An- 
zeigen 1 904,  S.  740  und  Seltene  assi/r.  Ideogramme,  Nr.  99 ;  Virol- 
LEAüD,  L' Astrologie  Chalde'enne,  Istar  XXX,  48  und  Adad  VII,  7). 
Dagegen  kann  nicht  mit  Sicherheit  entschieden  werden,  ob  unter 
den  heute  bekannten  Worten  risütii  (s.  Delitzsch,  Handwürter- 
hich,  S.  629;  Muss-Arxolt,  Handivörterbuch,  S.  990)  der  hier 
sich  findende  Krankheitsuame  bereits  vorliegt. 

8.  Airu  I.  Der  Nisan  hatte  also  30°  (s.  oben  S.  39).  Der 
Mond  ist  nun  am  i.  Airu  4  Ellen  unter  /3  Gemin,  sichtbar  ge- 
worden, und  zwar  ina  Samas  nazäzi  „während  die  Sonne  noch 
am  Himmel  stand".  Dieser  Zusatz  findet  sich  auch  sonst  in  den 
spätbab3lonischen  astronomischen  Texten,  z.  B.  Rm  IV,  397, 
Z.  63  (^Zeitschrift  f.  Assijriol.  VI,  S.  240),  häufiger  noch  in  den 
astrologischen  Texten  aus  Asurbanipals  Bibliothek  (s.  Weidner, 
Beitr.  z.  Assyriol.  VIII,  4,  S.  69).  Die  Tatsache,  daß  die  Neumond- 
sichel schon  sichtbar  wurde,  als  die  Sonne  noch  über  dem  Hori- 
zonte stand,  beweist,  daß  der  Zeitpunkt  des  astronomischen  Neu- 
mondes bereits  längere  Zeit  zurücklag,  was  auch  durch  die  Rech- 
nung bestätigt  wird  (s.  unten  S.  68).   Auch  der  weitere  Zusatz 


i)  SIL-DäGÄL-Lä  =  silJcu  rapsu  („breite  Straße")  ist  der  Name 
einer  der  Hauptstraßen  von  Babylon  (s.  Weissbach,  Der  Alte  Orient  V, 
4,  S.  28). 

2)  Die  einfache  Bezeichnung  ahi  „Stadt"  (-acct'  i^ox^v)  für  Babylon 
(vgl.  urbs  für  Rom)  findet  sich  auch  sonst,  z.  B.  Babyl.  Chronik  III,  22 
{Keilinschr.  Bibl.  II,  S.  28of.)  usw. 

4* 


46  Pail  V.  Xel GEBAUER  UND  Erxst  F.  Weidner: 

ka-har  „die  Sichel  war  breit"  weist  darauf  hin.^)  Mit  der  letzten 
Notiz  agä  a-pir  „er  trug  die  Tiara"  ist  das  Erdiicht  gemeint 
(s.  Weidner,  Beitr.  z.  Ässyriol.  VIII,  4,  S.  2  3  ff.). 

g.  In  der  zweiten  Hälfte  dieser  Zeile  finden  wir  wieder  eine 
meteorologische  Angabe.  Es  heißt  da,  daß  in  der  Nacht  des 
I.  Airu  ein  heftiger  Südostorkan  getobt  habe:  me-hi  ist  das  be- 
kannte Wort  meM  „Orkan"  KUR  Abkürzung  von  IM-KÜR- 
RA^^'^'^sadü  „Osten"  und  C/i^ZJ  Abkürzung  von  IM-URU- 
Lü  =  ^'^^^siltu  „Süden".  In  HI  dürfte  ein  Begriff  wie  „stark^' 
o.a.  stecken  (vgl.  HI  =  madu,  BrCnxow,  List,  Nr.  8226,  usw.). 
Ahnliche  Angaben  kommen  häufig  in  den  astronomischen  Tex- 
ten vor:  IM  HI  „heftiger  Wind"  {Zeitschrift  f.  Assyriol.  VI, 
S.  234,  Z.  5.7;  S.  235,  Z.28;  S.238,  Z.  20;  S.239,  Z.44.  46  usw.), 
MAB  HI  „heftiger  Westwind"  (ib.,  S.  234,  Z.  15),  TJBU  HI 
„heftiger  Südwind"  (ib.  S.  236,  Z.  2)  usw.  Die  Notiz  über  den 
Tag  des  i.Airu  ist  wahrscheinlich  dahin  zu  eroränzen,  daß  es 
den  ganzen  Tag  über  bewölkt,  finster  oder  dgl.  war  (vgl.  Rs.  22 
unseres  Textes  usw.). 

10.  Venus  geht  zu  Sü.  Man  möchte  zunächst  annehmen, 
daß  hier  von  einem  heliakischen  Untergang  die  Rede  ist  (s. 
KuGLER,  Sternhmde  1,  S.  278a).  Die  Rechnung  zeigt  aber,  daß 
der  Planet  Abendstern  war  und  sich  kurze  Zeit  vor  der  größ- 
ten östlichen  Elongation  von  der  Sonne  befand.  Sü  wäre  da- 
nach also  als  „größte  Elongation  im  Westen"-)  zu  fassen.  Diese 
Bedeutung  von  Sü  ist  neu. 

Am  2.  Airu  hat  ein  heftiger  Nordwind  geweht.  5/ ist  Ab- 
kürzung von  I3I-SI DI  =  ^"^'iltdnu  „Norden";  im  übrigen  s. 
oben  die  Bemerkungen  zu  Z.  g. 


i)  Auch  in  den  astrologischen  Texten  aus  Asuxbanipals  Bibliothek 
kommt  ka-bar  in  dieser  Bedeutung  vor,  z.  B.  Virolleaud,  L' Astrologie 
Chaldeenne,  2.  Suppl.  YIII,  4lf. :  summa  Sw  ina  tamarti-sii  kci-bar  KI- 
MIN ku-ri  „wenn  der  Moud  bei  seinem  Erscheinen  breit  oder  schmal  ist." 

2)  D.  h.  Venus  ist  Abendstern.  Diese  Spezialisierung  ist  in  SU,  das 
ja  auch  Abend  bedeutet  (s.  oben  S.  40),  zugleich  mit  enthalten.  Dem- 
entsprechend würde  „größte  Elongation  im  Osten  (als  Morgenstern)" 
NUM  heißea. 


AsTKox.  Beohaciitungstext  a.  u.  37.  Jahre  Neiukadnkzaus  ii.       47 

Merkur  gebt  am  Abend  des  10.  Ahn  binter  den  „Zwillingen" 
heliakiscb  auf.  Die  Babylonier  kannten  drei  Zwillingsgostirne: 
'''''''"^MASTAli-BA-GÄL-GAL  „die  großen  Zwillinge"  =  a  +  /3 
Gemin./■"^^"''J^J^'-7'.4i)'-i?.•l-r^i^-Tt7l^,diekleinenZwiUinge" 
=  d  +  S  Gemin.,  ^"'"^'"''MAS-JAB-BA  sa  ina  mihrit  ^"^•^«^^T.B- 
ZI-AN-NA  i-^ae0^  „die  Zwillinge,  die  dem  Orion  gegenüber 
steben"  =  y  +  £  Geniin.  Wie  die  Recbnung  lebrt  (s.  unten  S.  73), 
babeu  wir  bier  wahrscheinlich  ^"^'^''^MAS-TAB-lTUBy) „kleine 
Zwillinge"  (d  +  ^  Gemin.)  zu  ergänzen. 

I  I.  Am  15.  si-ir.  Es  bandelt  sich  um  den  Vollnioudstermin. 
Was  ist  aber  mit  der  Angabe  si-ir  gemeint?  Was  das  Wort 
selbst  betrifft,  so  dürfte  wohl  die  Annahme  allgemeine  Billi- 
gung bnden,  daß  wir  es  bier  mit  der  phonetischen  Schreibung 
für  das  recht  häutig  in  den  astronomischen  Texten-)  auftre- 
tende und  auch  in  unserem  Texte  Rs.  12  sich  findende  MUS 
=  siru  zu  tun  haben.  Um  seine  Deutung  haben  sich  zuerst 
Eppino  und  Stkassmaier  bemüht.  !Sie  wiesen  darauf  hin,  daß 
es  nur  bei  Angaben  über  Neulicht,  Vollmond  und  Altlicht  vor- 
kommt, und  vermuteten  daher  in  ZeUsclirift  f.  Assyriol.  VI, 
S.  g6:  „Es  läßt  sich  daher  unter  zir  []\IUS]  kaum  etwas  anderes 
verstehen,  als  der  helle  (/u  Anfang  und  Ende  des  Monats)  oder 
der  dunkle  (zur  Zeit  des  Vollmonds)  Streifen  auf  dem  Mond." 
Diese  Ansicht  müssen  sie  aber  bald  wieder  aufgegeben  haben, 
da  sie  in  Zeitschrift  f.  Assyriol  \ll,  S.  227  zu  3IÜS  die  Be- 
merkung setzen:  „eine  meteorologische  Angabe?"  Um  nun  die 
genaue  Bedeutung  von  31  US  festzustellen,  muß  zweierlei  beach- 
tet werden:  i.  3IUS  ist  Ideogramm  für  smi  „Schlange";  2.  zur 
Zeit  von  Neulicht,  Vollmond  und  Altlicht  erscheint  der  Mond 
in  der  Nähe  des  Horizontes.  Dann  dürfte  es  am  wahrschein- 
lichsten sein,  in  MUS  =  smi  die  langgezogenen  Wolkenstreifen 
zu  suchen,  die  morgens  und  abends  in  der  Nähe  des  Horizon- 
tes  lagern  und  die  man  treffend  als  „Schlangen"  bezeichnen 


1)  Nicht  etwa:  MAS-TÄB[-BA-TUR-TUR]\  Ygl.inZ.  8:  MAS- 
TAB-GAL. 

2)  Vgl.  z.  B.  Zeitschrift  f.  Assyriol.  VI,  S.  233,  Z.  35  ff. 


48  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

konnte.^)  Auch  einige  besonders  wichtige  Stellen  in  dem  von 
Epping  und  Strassmaiek  in  Zeitschrift  f.  Ässyriol.  Yl,  S.  231  ff. 
veröffentlichten  Texte  Sf  1949  passen  durchaus  zu  dieser  Über- 
setzung. Sie  lauten:  i.  S  f  1949,  Rs.,  Sp.  3,  Z.  38  TS.  2;^^): 
ülülu  I  ly  IHM.  3IUS  ana  Samsi  isappal  „i.  Elul  (der  Ab 
hatte  30  ).  i'^  8™  (war  die  Neumondsichel  nach  Sonnenunter- 
gang sichtbar).  (Sie  trug)  den  Lichtring. ^J  Das  Horizontge- 
wölk reichte  bis  zur  Sonne  hinab";  2.  ib.,  Sp.  4,  Z.  4:  Sabäta  i 
ip  PilM  MUS  ana  Samsi  isappal  „i.  »Sebat  (der  Tebet  hatte 
30  ).  116™  (war  die  Neumondsichel  nach  Sonnenuntergang 
sichtbar).  (Sie  trug)  den  Lichtring.  Das  Horizontgewölk  reichte 
bis  zur  Sonne  hinab".  In  beiden  Fällen  scheint  eine  breite 
Bank  von  langgestreckten  Horizontwolken  gemeint  zu  sein, 
die  sich  zwischen  die  Sonne  und  die  Neuraondsichel  legte. 
3.  ib.,  Sp.  2,  Z.  40:  Nisannu  i  20  12  a-na  MUS  illah  ittanmar 
„i.Nisan  (der  Schaltadar  hatte  30^).  i^  20™  48^  (war  die  Neu- 
mondsichel nach  Sonnenuntergang  sichtbar).  Auf  das  Horizont- 
gewölk ging  sie  zu,  als  sie  erschien";  4.  ib.,  Sp.  2,  Z.  52:  Sinidnu 
j  26  HIM  a-na  MUS  illaJc  ittanmar  „i.  Sivan  (der  Airu  hatte 
30^).  i"  44™  (war  die  Neumondsichel  nach  Sonnenuntergang 
sichtbar).  (Sie  trug)  den  Lichtring.  Auf  das  Horizontgewölk  ging 
sie  zu,  als  sie  erschien".  In  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um 
eine  lange  Sichtbarkeitsdauer  der  Sichel.  Sie  stand  abends,  da 
der  astronomische  Neumond  schon  längere  Zeit  zurücklag,  be- 
reits recht  hoch  am  Westhimmel,  also  naturgemäß  auch  eine  nicht 
unbeträchtliche  Strecke  über  den  Streifen  des  Horizontgewölkes. 
Das  Gegenstück  dazu  bildet  die  folgende  Stelle:  5.  ib.,  Sp.  3, 
Z. 44:  Tesritu  jo  10  Sin  saplat  3IUS  „i.Tesrit  (der  Elul  hatte 
29").  40™  (war  die  Neumondsichel  nach  Sonnenuntergang  sicht- 
bar). Der  Mond  (stand)  unter  dem  Horizontgewölk''.  Die  kurze 
Sichtbarkeitsdauer  der  Neumondsichel  bedingte  ihren  niedrigen 
Stand  über  dem  Horizonte.  Die  Gleichung  MUS  {siru)  =  Hori- 


i)  Zum   Vergleiche   voa  Wolken  mit  Tieren   s.  auch  Virolleaud, 
L' Astrologie  Chaldeenne,  2.  Suppl.  CXI,  6  ff. 

2)  S.  Wr)iDNEK,  Beitr.  z.  Ässyriol.  VIII,  4,  S.  26f. 


Astron.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  Jahue  Nebukadnez.vrs  ii.       4g 

zontgewölk  dürfte  nach  allen  diesen^Stellen  große  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  in  Anspruch  nehmen. 

Venus  stand  über  Regulus  i  U  ^  U.  Über  Ü  \t^\]\t^) 
*=  amniatu  „Elle"  ist  bereits  oben  gesprochen  worden.  U  U) 
ist'=uhihm  „Finger",  aber  nicht  Abkürzung  davon,  wieKuGLER, 
Steruhuidel,  S. 279a  meint,  sondern  ganz  bekanntes  Ideogramm 
(s.  Bri'NNOW,  List,  Nr.  8771).  LAL  i.st  wahrscheinlich  istahal 
(0.  ä.)  „sie  (Venus)  hielt  ihm  (Regulus)  die  Wage"  ^)  zu  fassen. 
Über  die  Bedeutung  dieses  Ausdruckes  s.  unten  S.  78. 

26  2j  Sin  la  ikassad.  Das  bedeutet:  am  26.  betrug  die 
Sichtbarkeit  des  Altlichts  noch  23  ÜS  =  i^  32°";  der  Mond 
„langte  (noch)  nicht  (bei  der  Sonne)  an",  d.  h.  ging  noch  nicht 
heliakisch  unter.  KUR  =  kasddu  „(bei  der  Sonne)  anlangen", 
im  Sinne  von  heliakisch  untergehen,  ist  sehr  häufig  in  den 
«pätbabylonischen  astronomischen  Texten  (s.  Kugler,  Stern- 
Jiimdc  l,  S.  2^),  kommt  aber  auch  in  den  älteren  astrologischen 
Texten  vor  (z.  B.  Virolleaud,  L' Astrologie  Ckaldeenne,  Sin  III 
22).  Am  Schlüsse  der  Zeile  hat  wohl  gestanden,  daß  am  27.Airu 
der  Mond  heliakisch  untergegangen  sei;  dann  wäre  etwa  zu  er- 
gänzen: 2^  Si[n  iJcassad]. 

12.  Sinidnu  jo.  Der  Airu  hatte  also  29^.  Zu  Jca-har  s.  oben 
S.  46,  zu  NA  S.  39.  Die  Angabe,  daß  der  Mond  i^  20™  lang 
nach  Sonnenuntergang  sichtbar  gewesen  sei,  wird  durch  die 
Rechnung  bestätigt. 

13.  Über  sertu  ist  bereits  S.  43  gesprochen  worden.  Die 
Phrase:  (ana)  NUM LU  =  scrtam  (ana  sirti)  eteku  „nach  Osten 
weitergehen"  ist  aus  den  spätbabylonischen  astronomischen 
Texten  bereits  wohl  bekannt  (s.Kugler,  Sternkunde  I,  S.2  76a). 
Zu  ana  tar-sa  „gegenüber,  in  der  Richtung  von"  s.  Delitzsch, 
Handtcörterhuch,  S.  7 1 5.  Es  ist  gemeint,  daß  der  nahe  der  Eklip- 
tik stehende  Planet  Venus  und  der  ziemlich  weit  von  der  Eklip- 
tik abstehende  Fixstern  d-  Leonis  nahezu   die  gleiche  Breite 


1)  Vgl.THOMP.sox,  Reports,  die  Vol.  II,  p.X3ib  unter  sakälu  zitierten 
Stellen. 


50  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidn-er: 

hatten.  Zu  ^•hihhat  UR-Ä  =  -9-  Leonis  s.  Epping-Strassmaier^ 
Zeitschrift  f.  Assyriol.  \  11,  S.  225  und  Kugler,  Sternhmde  l, 
S.29. 

16.  Hier  ist  wieder  ein  Schreibfehler  zu  konstatieren.  Zwischen 
der  Nacht  des  9.  und  der  Nacht  des  1  o.  Sivan  liegt  natürlich 
der  Tag  des  g.,  nicht  des  8.,  wie  der  Text  bietet.  Es  ist  klar, 
daß  der  Schreiber  ein  JJJ  der  Vorlage  in  ^  verlesen  hat.  Hätte 
er  richtig  ttt  gelesen,  so  würde  er  dies  übrigens  auch  in  ■*\^ 
verändert  haben  (s.  oben  S.  41).  Daß  mit  Hamas  izzaz  „die  Sonne 
steht  (still)"  die  Solstitien  bezeichnet  werden,  ist  längst  bekannt 
(s.  Epping,  Astronomisclies  aus  Babijlon,  S.  151;  Kügler,  Stern- 
liunde  I,  S.  274a).  Das  lateinische  solstitium  ist  übrigens  eine 
genaue  Übersetzung  davon. 

17.  über  die  Bedeutung  von  ilu  itti  ili  ittanmar  und  von 
NA  ist  bereits  oben  S.  42  gesprochen  worden.  Die  Mondfinster- 
nis vom  15.  Sivan  (=  —  567  Juli  4)  war  in  Babylon  nicht  sicht- 
bar. Der  babylonische  Astronom  hatte  dieselbe  nur  auf  Grund 
einer  ihm  bekannten  Finsternisperiode  (wahrscheinlich  des  Saros) 
festgestellt  und  deshalb  geschrieben:  atalü  Sin  „berechnete 
Mondfinsternis".^)  Danach  ist  wahrscheinlich  zu  lesen:  sa  etetik 
{LTJ)  „welche  ausfällt"  (d.  h.  in  Babylon  unsichtbar  ist;  s. 
Kugler,  SternJcunde  I,  S.  268a).  Spuren  von  sa  Lü  sind  wohl 
noch  sicher  zu  erkennen. 

18.  Hier  liegt  die  Ergänzung  nahe:  ^'"^'^^^KUR  sa  kif  slqn 
UR-A]  „der  westliche  Stern  vom  Fußende  des  Löwen'*;  vgl. 
Z.  14! 

Damit  bricht  die  Vorderseite  des  Textes  ab.  Der  Rest  der 
Sivanbeobachtungen,  sämtliche  Beobachtungen  für  die  Monate 
Tammuz  bis  Kislev  und  der  Anfang  der  Tebetbeobachtimgen 
fehlen.  Wo  die  Rückseite  einsetzt,  befinden  wir  uns  bereits  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Monats  Tebet. 

Rs.  2.  Der  hier  genannte  Jcisir  mahrü  sa  PA-BIL  „vordere 
kisir  des  Schützen"  wird  in  Z.  5  noch  einmal  erwähnt.  Die  Rech- 

i)  atah't  Sin  „berechnete  Mondfinsternis",  Sin  atalu  „beob- 
achtete Mondfinsternis"  s.  Kugler,  Zeitschrift  f.  Assyriol .  XY ,  S.  iSiff. 


AsTROK.  Beobachtungstext  a.  n.  37.  Jahre  Nebi'kadnezars  ii.       5 1 

nung  lehrt,  daß  er  mit  dem  Sternliaufeu  bei  .t  h^agittarii,  der 
hauptsächlich  aus  den  Sternen  t\,  ;-g,  ^,  0,  7t,  28,  29,  30.  31, 
i^,  3Ö  Sagit.  bestellt,  identisch  ist.  Was  bedeutet  nun  Lisir? 
E8  gibt  im  Babylonischen  ein  Wort  Jcisru  „Schaar,  Haufe",  das 
auch  als  Ausdruck  für, .Sternhaufen"' verwandt  wird,  wie  Jensen 
{Ktiimschr.BihliotltekW,  1,0.431)  gezeigt  hat.  Da  die  betretien- 
den  Sterne  in  der  Tat  ganz  eng  beieinander  liegen,  so  dürfte 
dieses  Wort  sicher  hier  vorliegen.  Der  in  unserer  Zeile  ge- 
nannte „mittlere  Stern  des  vorderen  Sternhaufens"  wäre  dann 
wohl  t  Sagit.  Wo  ist  übrigens  der  „hintere  Sternhaufen  des 
Schützen"  zu  suchen? 

3.  Wir  finden  hier  die  volle  Form  sap-lat  „unter"  statt  der 
sonst  stets  gebrauchten  Abkürzung  sap  (s.  oben  S.  3g). 

4.  Hier  ist  zum  ersten  Male  in  dem  erhaltenen  Teile  des 
Textes  die  Höhe  der  Getreidepreise  in  dem  vergangenen  Monate 
angegeben.  Bereits  in  der  altbabylonischen  Zeit  hat  der  hohe 
oder  niedrige  Stand  der  Preise  als  Zeichen  für  glückliche  oder 
unglückliche  Zustände  im  Lande  gegolten  (vgl.  Smgäsid,  Ton- 
nagel, Z.  15  ff.;  Thureau-Dangin,  Vordcrasiaf.  Bibliothek  I, 
S.  222 f.  1).   Samsi-Mer-)  I.,  Steintafelinschrift,  Kol.  lU,   16  ff.; 


i)  In  Berue  d' Assyriologie  VIII,  p.  91,  n.  3  meint  Thukkal-Dangin 
allerdings,  daß  es  sich  hier  um  einen  von  Singäsid  gewünschten 
Idealzustand  handle.  Diese  Ansicht  scheint  aber  im  Hinblick  auf  die 
Angabe  bei  Samsi-Mer  hinfällig;  wir  lesen  dort:  i-nu-ma  bit  ''En-lü 
be-lt-Ja  e-pu-sti  mahir  a-li-Ja  A-usar''*  a-na  /  sikü  kaspi  2  GVIt  sei 
a-na  i  sikil  kasjn  ij  via-na  sipäti  a-na  i  sikil  kaspi  12  KA  sa))im 
i-na  ki-rib  a-Iija  A-tisar  '  lu-ü  is-sa-am  „Als  ich  den  Tempel  Enlils, 
meines  Herrn,  baute,  war  der  Tarif  in  meiner  Stadt  Assur:  für  i  Sekel 
Silber  kaufte  man  2  GUR  Gerste,  für  i  Sekel  Silber  15  Minen  Wolle, 
für  I  Sekel  Silber  12  KA  Öl  in  meiner  Stadt  Assur."  Es  handelt  sich 
hier  natürlich  um  eine  Beschreibung  wirklicher  Zustände,  und  das 
Gleiche  dürfte  dann  wohl  auch  bei  Singäsid  anzunehmen  sein. 

2)  So  ist  in  den  altassyrischen  Texten  der  Name  des  'Wettergottes 
zu  lesen,  nicht  Adad.  In  einer  unveröffentlichten  Inschrift  schreibt  näm- 
lich ein  bisher  noch  unbekannter  assyrischer  Herrscher  (etwa  1500  v.Chr.) 
seinen  Namen:  "^TuknUi''-'Me-ir.  Die  Lesung  Adad  für  das  Ideogramm 
^IM  hat  sich  wohl  erst  bei  der  Überflutung  durch  aramäische  Stämme 
in  Assyrien   eingebürgert.    Mer   ist  bekanntlich   der  sumerische  Name 


52  Paul  V.  Xeugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

Messerschmidt,  Keilschrifttexte  aus  Ässur  I,  S.  3  usw.).  Es  ist 
daher  kein  Wunder,  wenn  in  den  spätbabylonischen  astronomi- 
schen Texten  fast  regelmäßig  die  Lebensmittelpreise  notiert  sind. 
Natürlich  ist  es  volkswirtschaftlich  in  hohem  Grade  interessant, 
das  Verhältnis  derselben  in  den  verschiedenen  Jahrhunderten 
näher  zu  untersuchen.  Es  wird  daher  weiter  unten  noch  aus- 
führlich darüber  gesprochen  werden.  Hier  sei  nur  noch  hervor- 
gehoben, daß  die  Lebensmittel  zur  Zeit  Xebukadnezars  IL  im 
Vergleiche  mit  späteren  Jahrhunderten  als  außerordentlich  wohl- 
feil gelten  konnten.  Die  in  unserem  Texte  genannten  Lebens- 
mittel sind  folgende :  seil,  suluppu, ka-si  und  samassammu  ( s. Z.  1 1 ). 
Daß  mit  seu  „Gerste",  mit  suluppu  „Datteln"  und  mit  samas- 
sammu „Sesam"  gemeint  ist,  ist  bekannt;  Jca-si  aber  wird  nichts 
anderes  sein  als  das  wohlbekannte  Jcasü  =  griech.  y.ccaCa,  lat.  casia 
„Zimmet"  (s.  Langdox,  Proceed.  of  tlie  Soc.  of  Bihl.  Archaeol. 
1 9 1 4,  p.  192  f.).  Die  angegebenen  Quantitäten  von  Lebensmitteln 
waren  für  i  Öekel  Silber  erhältlich;  am  Schlüsse  ist  zu  ergänzen: 
ana  i  siJcil  Jcaspi  ibsü  (s.  Zeitschrift  f.  Assyriol.  VI,  S.  234,  Z.  lo; 
S.  235,  Z.  29;  S.  237,  Z.  12;  S.  239,  Z.49;  S.  240,  Z.62). 

5.  Sdbätu  jo.  Der  Tebet  hatte  also  29^.  Zu  NA  bei  Neu- 
mondbeobachtungen s.  oben  S.  40,  zu  SI  =  iltänu  s.  S.  46  und 
zum  hisir  mahrü  sa  PA-BIL  endlich  das  zu  Rs.  2  Bemerkte. 

6.  Hier  finden  wir  wieder  eine  neue  Notiz  über  den  Wasser- 
stand des  Eufrat.  Von  jetzt  ab  steigt  das  Wasser  fast  ununter- 
brochen (vgl.  Z.  8,  13,  14,  19,  21);  es  ist  .,die  Zeit  der  großen 
Winterregen,  welche  das  Erdreich  sättigen,  die  Zisternen  füUen 
und  die  Quellen  speisen,  Mitte  Dezember  bis  Mitte  oder  Ende 
März"  (s.  Benzixger,  Hehr.  Archäologie'^,  S.  22). 

Im  Folgenden  ist  wieder  ein  Fehler  des  babylonischen 
Schreibers  zu  verzeichnen.  Venus  stand  nicht  unter,  sondern 
über  7  4-  d  Capricorni.  Statt  sap  ist  also  sicher  e  zu  lesen.  Die 
beiden  Zeichen  sind  übrigens  auf  schlecht  erhaltenen  spätbaby- 
lonischen Tafeln  nicht  allzu  schwer  zu  verwechseln. 


des  Wettergottes  (s.  Thureau- Dangin,   Vorderasiat.  Bibliothek  I,  S.  255; 
Ebkling,  Oriental.  Literatur  Ztg.  19 13,  Sp.  254;  Delitzsch,  Siimer.  Glossar, 

S.  186  usw.). 


Astron.  Beobachtungstext  a.  r».  37.  Jahre  Nebükadnezaks  ii.       53 

7.  Mit  namdru  wird,  wie  bereits  oben  S.  42  bemerkt,  die 
Zeit  desHellwerdeus  vorSounenauffrang  bezeichnet.  Die„Naclit", 
d.  h.  die  Zeit  zwischen  Sonnenuntergang  und  Sonnenaufgang, 
hat  dann  noch  nicht  ihr  Ende  gefunden,  eine  Beobachtung,  die 
in  dieser  Zeit  vorgenommen  wird,  fallt  daher  noch  in  die  .,Nacht- 
zeit".  Daher  hier  die  Angabe:  ?  US  müsi  =  12™  während  der 
Nachtzeit.  Divs  Gegenstück  dazu  liegt  in  Z.  3  vor  f  US  ilmi  = 
20™  während  der  Tageszeit  (Zeit  zwischen  Sonnenaufgang  und 
Sonnenuntergang). 

8.  Der  Anfang  der  Zeile  bezieht  sich  auf  die  Beobachtung 
des  Vollmondes.  Als  der  Vollmond  aufging,  war  die  Sonne  schon 
untergegangen,  daher  die  Bemerkung:  hl  ikassad  „(der  Mond) 
eiTeichte  (die  Sonne)  nicht  mehr*".  Die  Phrase:  „der  Vollmond 
erreichte  die  Sonne"  ist  aus  den  astrologischen  Texten  der  Bi- 
bliothek Asurbanipals  wohl  bekannt  (s.  Thompson,  Reports  II, 
p.  140;  Weidxer,  Beitr.  z.  AssiirioL  VIII,  4,  S.  75);  sie  bedeutet, 
daß  beide  Gestirne  am  Horizonte  in  Opposition  stehen,  der  Mond 
im  Osten  aufgehend,  die  Sonne  im  Westen  verschwindend.  Im 
Sebat  ist  es  nach  Angabe  unseres  Textes  zu  dieser  Oppositions- 
steUung  nicht  mehr  gekommen,  da  die  Sonne  beim  Empor- 
tauchen des  Mondes  bereits  untergegangen  war. 

Unter  dem  4.  Seba^  war  notiert,  daß  das  Wasser  des  Eafrat 
wegen  der  reichhaltigen  Regengüsse  zu  steigen  beginne.  Hier 
wird  nun  angegeben,  daß  die  Steigung  des  Wasserspiegels  vom 
4.  bis  15.  Sebat  i^/^  Ellen,  d.  h.  etwa  0,7425  m  (s.  oben  S.  44 f.) 
betragen  habe.  Vom  16.  ab  sei  ein  erneutes  Fallen  des  Wassers 
beobachtet  worden.  Zu  inaül  „fallen,  vom  Wasser  gesagt",  s. 
Delitzsch,  Handivörterhuch,  S.  406  a. 

Die  Angabe  müsu  18  18  „in  der  Nacht  des  18.  und  am  18," 
bezeugt  von  neuem,  daß  bei  den  Babyloniern  die  Nacht  dem 
Tage  voranging,  der  Volltag  also  abends  anfing  (s.  oben  S  42). 
Zu  simnu  MAL  s.  S.  43. 

9.  Hier  finden  wir  einen  außerordentlich  interessanten  Be- 
richt über  ein  Erdbeben.  Das  Erdbeben  wird  auf  das  Schreiten('?) 
Bels  zurückgeführt,  der  wie  ein  Wolf  über  die  Erde  dahingeht. 
Da  Bel-Enlil  der  Gott  der  Erde  ist  (s.  Jeremias,  Handbuch  der 


54  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidxer: 

altorient.  Geisieskultur,  S.  237  f.),  so  ist  damit  die  Erklärung  für 
die  Tatsache,  daß  er  hier  als  Erreger  des  Erdbebens  gilt,  voll- 
auf gegeben.  Im  einzelnen  sei  noch  folgendes  bemerkt:  am  Ende 
von  Z.  8  ist  wahrscheinlich  sCpu  „Fuß"  zu  ergänzen.  Zu  Sü= 
räbu  s.  Meissner,  Seltene  assyr.  Ideogramme,  Nr.  8382,  zu  rälni  = 
beben  (von  der  Erde  gesagt)  s.  Thompson,  Reports  II,  p.  LXXXIf. 
und  Streck,  JBahyloniaca  II,  p.  20g  ff.  UR-IDI3I  ist  nach  Cu- 
neiform  Texts^lY,  pl.  i,  Kol.  I,  27  auch  im  Semitisch-Babylo- 
nischen uridimmii  zu  lesen. ^)  Ebendort  wird  in  Z.  28  als  zweite 
Erklärung  des  Ideogramms  Icalhu  segii  „wütender,  wilder  Hund" 
gegeben.  Daß  damit  der  Wolf  gemeint  ist,  lehrt  die  Tatsache, 
daß  unser  Sternbild  Lupus  bei  den  Babyloniern  ^'«'''^"«^  UR-IDIM 
hieß  (VR  46,  3 3 ab;  Cuneiform  Texts  XXXIII,  pl.  3,  Z.  28  usw.). 
Weiter  heißt  es  dann,  daß  bei  dem  Erdbeben  zwei  Schiffe  „aus 
erstklassigem  Rohre"  fortgetrieben  wurden.  Die  aus  Bündeln 
von  Schilfrohr  zusammengefügten  babvlonischen  Schiffe  sind 
uns  von  den  Reliefs  wohlbekannt  (vgl,  z.  B.  Layard,  Nineveh 
und  JBalnßon,  Tafel  XIII C).  Daß  diesen  leichten  Fahrzeugen  bei 
Erdbeben  leicht  ein  Malheur  passieren  konnte,  liegt  auf  der 
Hand.  SJJD  ist  ==  relu  „sich  entfernen"  (s.  Meissner,  Seltene 
assyr.  Ideogramme,  Nr.  5588);  hier  dürfte  das  sonst  anscheinend 
noch  nicht  belegte  Safel  am  Platze  sein  mit  der  Bedeutung  „sich 
entfernen  machen"  =  „fortreißen,  forttreiben".  Das  eben  be- 
sprochene Erdbeben  dürfte  in  der  Nacht  des  22.  Sebat  aufge- 
treten sein.  Nach  dem  weiteren  Wortlaute  unseres  Testes  hat 
es  sich  auch  noch  am  Tage  des  22.  Sebat  fortgesetzt. 

Erdbeben  müssen  in  Babylonien  und  Assyrien  nicht  selten 
gewesen  sein.  Jedenfalls  ist  in  den  astrologischen  Rapporten 
aus  Asurbanipals  Bibliothek  recht  oft  die  Rede  davon.  Für  aUe 
Einzelheiten  sei  auf  Thompson,  Beportsll,  p.  134b;  Kugler, 
Sternkunde  II,  S.  1 1 6  f.  und  Bezold,  Astronomie,  Himmelsschau 
und  Astrallelire  hei  den  Babyloniern,  S.  56  verwiesen.  Nur  auf 
Thompson,  Beporfs  26J,  10— 11,  sei  noch  besonders  aufmerk- 


i)  Vgl.  Delitzsch^  Handwörterbuch,  S.  644b;   Jensen,  Kosmologie^ 
S.  277,  Anm.  3  lind  Kcilinsclir.  Bibliothek '^l,  i,  S.  6,  Z.  18  und  Anm.  4. 


Astron.  Beobachtingstext  a.  d.  37.  Jahre  Xehukadnezaks  ii.       55 

sani  gemacht,  wo  das  Erdbeben  als  Gebrüll  der  Uuterwelts- 
göttiu  Ereskigal  erklärt  wird  (s.  Bahifloniaca  VI,  p.  96,  Anm.  2). 
Es  ist  das  ein  Gegenstück  zu  der  oben  besprochenen  mytho- 
logischen Darstellung  unseres  Textes. 

10.  In  der  Nacht  des  29.  8ebat  ist  ein  Phänomen  .1-^.1- 
HA-HA-TUM  beobachtet  worden.  Hier  dürfte  sicher  ein 
Schreibfehler  vorliegen.  Es  gibt  ein  Phänomen  Aa-Avt  ^)-AM'-<i*w, 
das  auch  a-kn-kn-Unn  geschrieben  wird.  Unser  Schreiber  wollte 
anscheinend  beide  Schreibungen  zu  a-lii-ku-tum  kombinieren. 
Dabei  ist  ihm,  im  Angedenken  an  ha-hi-Jcii-tum  mit  seinen 
drei  HA,  das  Unglück  passiert,  statt  zwei  kü  deren  drei  zu 
schreiben.  Es  dürfte  somit  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  wir 
a-kä-kii-(JiU-)fu»i  zu  lesen  haben.  Welches  Phänomen  ist  nun 
damit  gemeint?  Weidner  hat  in  Bahifloniaca  VI,  p.  i  tf.  auf 
Grund  eines  äußerst  trerincrfüofigen  Materiale.s  wahrscheinlich 
zu  machen  versucht,  daß  hakukutum  der  gemeinsame  Name  für 
Morgen-  und  Abendröte  sei.  Inzwischen  ist  nun  ein  nahezu  voll- 
ständig erhaltener,  noch  unveröffentlichter  Text  aufgetaucht, 
der  die  bisher  bekannten  spärlichen  Angaben  über  hakukutum 
zum  großen  Teile  vereinigt,  ergänzt  und  wesentlich  erweitert. 
Er  sei  deshalb  hier  in  extenso  mitgeteilt: 


i)  Geschrieben  HA. 


56  Paul  V.  Neügebaler  und  Ernst  F.  Weidner: 

Vorderseite. 
i.sutnma'^)  ina  "''''^•' Nisanni  ha-M-Tcü-tum  ippuha-'^  viiktim**'"^  sar  mäti' 
2.  summa  ina  '^''"-Airi  samt  mätu  ittahalkat-su 
^.  summa  ina  "'^^•Simäni      nuJcräti^^  ina  mäti  ibaskV^^) 

4.  summa  ina  '^^"^Du'üzi  mätu  sunl;a  {U-GTJG)*)  immer 

5.  summa  ina  "'''°'-Ahi  sarru  sarra  ikassadf"^ 

6.  summa  ina  "'^'^-ZJlüli  sarru  mät-su  ittahalkat-su 

7.  summa  ina  °''''^- Tesrtti  mikti'^  ummäni"*   ibassi  (NI-GAL) 

8.  summa  ina  '^^°'-  Arahsamna  sarru  mät-su  ittahalkat-su 

9.  summa  ina  "'-Kislimi  mikti*^  ummänt"^  ihassi'^ 

10.  summa  ina  "'^"•Tebeti  sarru  mät-su  ittabalkat-su 

11.  summa  ina  "''''^^Sabäti  mikti'*  ummäni"^ 

12.  summa  ina  "''"'' Adari  mikti*^  ummänt"' 


[3.  T  ha-kü-kü-tum  sa  kima  ti-pa-ri  ana  sahlukti'') 


i)  Die  Frage,  ob  der  senkrechte  Keil  zu  Anfang  der  einzelnen 
Omina  mitzulesen  sei  oder  nicht,  war  bisher  noch  immer  unentschieden. 
Die  große  Mehrzahl  der  Assyriologen  hatte  sich  für  das  Letztere  ent- 
schieden, wogegen  Bezold  noch  in  der  Schrift  jReßexe  astrol.  Keil- 
inschriften bei  griecJi.  Schriftstellern,  S.  46  für  die  Gleichung  T  =  enuma 
plädierte.  Die  Frage  wird  jetzt  entschieden  durch  ein  unveröffentlichtes 
Vokabular  zu  den  Ominatexten,  wo  wir  lesen:  ''^""|  =sum-ma.  Es  bleibt 
also  bei  der  Entscheidung^  die  Weidnee,  Beitr.  z.  Assyriol.'Slll,  ^,  S.  68f., 
in  dieser  Frage  getroffen  hatte:  „T  ist  summa  zu  lesen,  wenn  der  da- 
durch eingeleitete  Satz  eine  Deutung  enthält;  sonst  dient  T  nur  zur 
Einleitung  eines  Abschnittes." 

2)  Nach  Z.  I  — 12  ist  81,  2 — 4,  317,  Z.6ff.  (Bezold,  CatalognelY, 
p.  X781)  und  ViROLLEAUD,  L' Astrologic  Clialdeenne,  2.  Sui^pl.  CIX,  i  ff.  zu 
ergänzen. 

3)  Hiernach  ist  Thompson,  Heports  275,  i  f .  zu  ergänzen  (vgl. 
Babyloniaca  VI,  p.  7).  Als  Variante  finden  wir  dort  ^'^'mikurtu  für 
'''^nukräti^K 

4)  tl-GUG  =  sunku  „Not"  nach  Brünnow,  List.,  Nr.  6099.  Möglich 
wären  auch  die  Lesungen  ubhutu  (ib.  6102)  oder  husahhu  (ib.  6069). 

5)  Nach  Z.  13  ff.  sind  Virolleaüd,  L' Astrologie  CJialde'enne  2.Suppl. 
CVII,  Vs.3ff.  und  CVIII,  4  ff.  zu  ergänzen. 


AsTUON.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  Jahre  Nebckadnezars  ii.       57 
i^.  summa  'T  '"'^lUa  rak-hat   ihmi  irrupatn""' '^) 

15.  summa  TT  ""'iUdtia  rah-bat  tibiit  me-hi-e 

16.  mmma  TJ  ""^sadd  rak-bat  tibiit^  säri 

17.  summa  TT  ""'(imurrd  rak-bat  huidh  bu-Iim:  hubahhii  issakanl""] 

iS.  summa  TT  ina  ddt  ktme  it-ta-na-an-pah  mdtu  in-nis-si^:  t.saÄÄar['"^] 
if).  summa  jT  »"«  '*ifZ  samc  it-ta-na-an-pah  molnru  ikdn:  ...  [  ]') 

20.  summa  '  J  in-na-pi-ih-ma  Samas:  Sin  ina  libbi-sa  ippuh-ma 

21.  izziz"  husahMi  i-mad^")  samme^^  nssii''^^) 

22.  summa  ]  \   in-na-pi-ih-ma  Sin  ina  libbi-sa  innamir  thür  mdti  Id  is[s?VJ') 

23.  SMwwia  TT  sarur  ^'Samsi  uh-lat:  ra-\^ 

24.  atald  issakan]^^^ 

2^.  summa  TT  ina  harr  du  Sin  irbü'*  it-tan-pah  husah[hu  .   } 

26.  summa  1]  ina  karari^)  |T  ''Samas  i[m{?)-  ....  ] 


1)  Vgl.  ÜNGNAD,  Oriental.  Literaturztg.  1912,  Sp.  449.  Die  Z.  14 
dient  zur  Ergänzung  von  Thompson,  Beports  275,  3  f.  Dort  die  Variante 
2twm'""  für  ümu. 

2)  ViROLLEAUD,  2.Suppl.  CVIT,  5  die  Variante:   tibiU"' . 

3)  Ist  hiemach  Thompson^  Beports  275,  5  f.  zu  ergänzen? 

4)  Zwischen  Z.  19   und  20  schiebt  Virolleaud,   2.  Suppl.  CVII,  8, 

noch  die  Zeile  ein :  summa  ha-kü-kti-tum  ina  sam^  in-na-[pi-ih } 

„wenn  ein  h.  am  Himmel  aufglänzt  [ ]. 

5)  Daß  so  zu  lesen  ist,  beweist  die  astrologische  Tafel  VAT  4958, 
wo  wir  Vs.  II  Jesen:  hiisahhu  i-ma-a-[a\d.  Man  würde  zwar  statt  imdd 
eigentlich  imaid  erwarten,  doch  findet  sich  im  Piel  neben  umaHd 
ebenfalls  umdä. 

6)  Vgl.  Babyloniaca  VI,  p.  73. 

7)  Ist  hiemach  Virolleaud,  2.  Suppl.  CVI,  18  zu  ergänzen? 

8)  Zu  AN-BIL  =  kararü  ,, Mittag,  Meridian"  s.  Wfidner,  Baby- 
loniaca VI,  p.  65  S. 


58  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidxer: 

Rückseite. 
I.  summa  ha-kü-Tcü-tum  in-na-pi-ih-ma  är-hat  [ 

TT  I*  hirhu  im-dah-ru  *^Ad[ad 

TT  ippuh-ma  ittaplas-ma  nah-li  na-sat  ...  [ 

TT  ina  same"  ippuhä^^  mätu  .  . .  [ 

j  T  7')  ina  samt  ippuhd^^  ha-di-hu')  . .  .  .  [ 

TT  7  ina  same"  it-tan-ma-ra  ildni^^  mäta  [ 

TT  ina  lihhi  samt  ittan-mar  husahhu  ina  [mäti  ibassi?] 


2.  summa 

3.  summa 

4.  summa 

5.  summa 

6.  summa 

7.  summa 


8.*)  summa  ina  arah  mas^^arti-ka  ^'GÜ-UD  innamir-ma 
9.  atalü  lä  e\tetiJi^-] 

10.  summa  ina  arah  mass^arti-ka  Sin  umii  XIV^'^^  itti  Samsi  Id  innamir 

11.  atalü  ümi  XF*""  Id  etetik'^ 

12.  summa  ina  arah  masmrti-ka  Siyi  u{l)  Samas  iksud-ma*)  Sin  imkut^'  ^) 
IS- 1(1  innamir-ma  ilUk-ma  tiltu  Samas  irbü'^  mimma  illiku  (DU-Ä) 
14.  müsi  suiiti  ataJu  Ja  etetik*- 

i^.  summa  ina  arah  massarti-ka  ümu  XIII  *"  ü-lu  ümu  X.V  "" 
16.  ^'^''sütu  iUik^^  ümi  suäti  atalü  lä  etetik^- 


i)  Daß  gerade  7  hakukdti  hier  genannt  sind,  geht  auf  die  große 
Bedeutung  der  Siebenzahl  bei  den  Babyloniern  zurück;  Tgl.  A.  Jehesüas, 
Handbuch  der  altorient.  Geisteskultur,  S.  149! 

2)  Die  Bedeutung  von  hadihu  ist  unbekannt. 

3)  Die  Z.  8  fF.  gehören  eigentlich  nicht  hierher.  Da  sie  aber  in 
anderer  Hinsicht  wichtig  sind,  wollten  wir  sie  nicht  unterdrücken. 
Näheres  darüber  bald  an  anderer  Stelle. 

4)  Das  u  zwischen  Sin  und  Samas  ist  natürlich  sinnlos.  Es  findet 
eich  übrigens  merkwürdigerweise  in  der  gleichen  Verbindung  auch  sonst, 
z.B.  Thompson,  Reports  127,  i.  Die  vielen  Winkelhaken  wirkten  auf  den 
Schreiber  wohl  verwirrend. 

5)  Der  Mond  ,, fällt"  muß  heißen:  er  wird  plötzlich  unsichtbar. 
Nach  unserer  Stelle  ist  nämlich  die  Opposition  von  Mond  und  Sonne 
zunächst  beobachtet  worden,  dann  verschwindet  der  Mond  auf  einmal 
(in  einer  Wolkenbank?)  und  wird  erst  geraume  Zeit  nach  Sonnenunter- 
gang wieder  sichtbar. 


Astron.  Beobalhtingstext  a.  i>.  37.  Jahu«  Nebukadnezars  ii.   5g 

17.  summa  ina  arah  maAsarti-kn  iniiu  XJIl'^""  ihnu  X/T*""/«  ut-ta-ua-at^) 

18.  li-lu  kakkabiini^''  i<»i-}ut(-ln-    tnusi  sudti 
iq.  atalü  hi  etedk'-' 

20.  an-nu-tum  sumäti^'  *-^-ili-tuin') 

21.  ü-il-ti*)  '"  ''Nabti-ah-iddit, 

Rand. 

i.  summa   ha-bi-kH-tum    BI-EA-[MUN^} ]-»i«(?)   IM-TAB 

+  TAB-BA  itabbu''' 

Übersetzung. 
Vorderseite. 

1.  Wenn  im  Nisan  ein  hakukutum  aufglänzt,  Fall  des  Königs  des  Landes. 

2.  Wenn  im  Airu,  so  wird  das  Land  Tom  Könige  abfallen. 

3.  Wenn  im  Sivan,  so  werden  Feindseligkeiten  im  Lande  sein. 

4.  Wenn  im  Tammuz,  so  wird  das  Land  Not  erleben. 

5.  Wenn  im  Ab,  so  wird  ein  König  den  anderen  gefangen  nehmen. 

6.  Wenn  im  Elul,  so  wird  das  Land  Tom  Könige  abfallen. 

7.  Wenn  im  Tesrit,  so  wird  Fall  meines  Heeres  einti'eten. 

8.  Wenn  im  Arahsamna,  so  wird  das  Land  vom  Könige  abfallen. 

i)  nt-ta-na-at,  II,  2  von  enetu  „dunkel  sein",  kommt  auch  sonst 
häufig  vor,  z.B.  Thompson,  Beports  232,  Rs.  3;  Vikolleaid,  V Astrologie 
CJtaJdeenne,  Istar,  VII,  35  usw. 

2)  Zu  emelu  „trübe,  lichtschwach  sein"  s.  Jensen,  Keilinschr.  Bibl. 
VI,  I,  S.  569;  Streck,  Babyloniaca  II,  S.  179,  Anm.  i;  Weidner,  Orientah 
Literaturztg.  1913,  Sp.  207;  Thlbeau-D angin,  Bevtte  d'Assi/riologieX,  1913, 
p.  225. 

3)  Genaue  Lesung  und  Bedeutung  unbekannt. 

4)  uiltu  als  Ausdruck  für  astrologischer  Bericht  oder  Tafel  einer 
astrologischen  ^erie  kommt  häufig  vor.  Vgl.  Thü.mpson,  Beports  160B, 
R.  4;  188,  R.  4;  Harpei!,  Letters  XI,  1096,  Vs.  12  f.  (wo  gegen  die  Über- 
setzung Klaubers  im  American  Journal  of  Semit.  Lang.  XXVIII,  19 12, 
p.  125  natürlich  zu  fassen  ist:  u-il-a-ti  sa  '^"^'^'A-BA  Enuma  Anu  ^'Eh- 
lil  „die  Tafeln,  die  der  Schreiber  der  Serie  ^Als  Anu,  Enlil'")  usw. 

5)  Bl-HA-MUN  ^  asomsutu  „Sturm"  (Bkünnow,  List,  Nr.  26 11). 
Interessant  ist,  daß  akukutwm  und  asamsutum  II  R  39,  5 — 6  gh  eben- 
falls nebeneinander  genannt  sind. 

Phil.-hist  Klasse  1915.  KJ.  LXVII.  5 


6o  Paul  V.  Neugebauer  und  Eknst  F.  Weidxer: 

9.  Wenn  im  Kislev,  so  wird  Fall  meines  Heeres  eintreten. 

10.  Wenn  im  Tebet,  so  wird  das  Land  vom  Könige  abfallen. 

11.  Wenn  im  Sebat,  Fall  meines  Heeres. 

12.  Wenn  im  Adar,  Fall  meines  Heeres. 

13.  Ein  haJcuMtum,  das  einer  Fackel  gleicht,  weist  auf  Vernichtung  hin. 

14.  Wenn  ein  hakuJcutum  auf  dem  Südhorizonte  aufsitzt,  so  wird  der 

Tag  sich  umwölken. 

15.  Wenn  es  auf  dem  Nordhorizonte  aufsitzt,  Herannahen  eines  Orkans. 

16.  Wenn  es  auf  dem  Osthorizonte  aufsitzt.  Herannahen  eines  Windes. 

17.  Wenn   es   auf  dem  Westhorizonte   aufsitzt,   Hungersnot  unter   dem 

Vieh:  eine  Hungersnot  wird  ausbrechen. 

18.  Wenn  es  in  der  Höhe  des  Himmels  aufglänzt,   so  wird   das  Land 

vernichtet  werden:  sich  verkleinern. 

19.  Wenn  es  am  Grunde  des  Himmels  aufglänzt,   so  werden  die  Kurse 

fest  sein 

20.  Wenn  es  aufglänzt  und  die  Sonne :  der  Mond  darin  aufgeht 

21.  und  (darin)  steht,  so  wird  die  Hungersnot  groß  sein,  Pflanzen 

werden  aufsprießen. 

22.  Wenn  es  aufglänzt  und  der  Mond  darin  erscheint,  so  wird  die  Ernte 

des  Landes  nicht  gedeihen. 

23.  Wenn  es  den  Glanz  der  Sonne  trägt:  ..•  [  ] 

24.  eine  Verfinsterung  wird  eintreten. 

25.  Wenn  es  auf  dem  Wege,  da  der  Mond  untergegangen  ist,  aufglänzt, 

Hungersnot  [.  .  .  ] 

2G.  Wenn  es  im  Meridiane  desgl.,  so  wird  Samas  [ ]. 

Rückseite. 

1 .  Wenn  ein  hakuhutum  aufglänzt  und  hinter  [  ] 

2.  Wenn  es  und  ein  Blitz  zusammentreflFen,  so  wird  Adad  [ ] 

3.  Wenn  es  aufglänzt,  klar  sichtbar  wird  und  Feuersglut  trägt  ...  ] 

4.  Wenn  Imkukäti  am  Himmel  aufglänzen,  so  wird  das  Land  [. .  .  .  ] 

5.  Wenn  7  am  Himmel  aufglänzen,  so  [ ] 

6.  Wenn  7  am  Himmel   sichtbar   werden,   so   werden   die   Götter   das 

Land(?)  [  ] 

7.  Wenn  ein  hakukidum  im  Innern  des  Himmels  sichtbar  wird,  so  wird 

Hungersnot  im  [Lande  herrschen (?)]. 

8.  Wenn  im  ]\Ionat  deiner  Beobachtung  Merkur  sichtbar  ist, 

9.  so  wird  die  Finsternis  nicht  ausfallen. 

10.  Wenn  im  Monat  deiner  Beobachtung  der  Mond  am  14.  Tage  mit  der 

Sonne  nicht  gesehen  wird, 

11.  so  wird  die  Finsternis  am  15.  Tage  nicht  ausfallen. 


Astron.  Beobachtungstkxt  a.  d.  37.  J.\hre  Nebukadnezars  ii.      6 1 

12.  Wenn  im  Monat  deiner  Beobachtung  der  Mond  die  Sonne  erreicht 

und  der  Mond  verschwändet, 

13.  er  ^zunächsf)  nicht  t^ichtbar  ist,  dann  aber  kommt,  seit  Sonnenunter- 

gang jedoch  einige  Zeit  vergeht, 

14.  80  wird  in  dieser  Xacht  die  Finsternis  nicht  ausfallen 

15.  Wenn  im  Monat  deiner  Beobachtung  am  13.  oder  15.  Tage 

16.  ein  Südwind    weht,  so  wird   un   diesem   Tage   die   Finsternis   nicht 

ausfallen. 

17.  Wenn    im    Monat    deiner    Beobachtung    der    13.  Tag,    der    15.  Tag 

dunkel  ist 

18.  oder  die  Sterne  trübe  sind,  so  wird  in  dieser  Nacht 

19.  die  Finsternis  nicht  ausfallen. 

20.  Diese  Omina 


21.  Tafel  des  Xabüahiddin. 

Rand. 

I.  Wenn  ein  StuTm-hakukutum  [  ]  ..  und  Vierwinde  werden 

beranwehen. 

Damit  sei  nun  die  Ano^abe  in  unserem  Texte  vercrliehen. 
Hier  ist  ein  hahüaitum  in  der  Nacht  des  2g.  Sebat  aufgeglänzt; 
irgendeine  Eigenschaft  desselben  ist  mit  zwei  htru  verknüpft. 
Bern  kann  als  Zeit-  oder  Maßangabe  aufgefaßt  werden.  In  erste- 
rem  Falle  ist  1  h>'ru=  2",  in  letzterem  Falle  =  30".  W^ie  bereits 
in  Bahyloniaca  VI,  p.  144!  angenommen  wurde,  dürfte  es  sich 
hier  um  eine  Maßangabe  handeln.  Dafür  spricht  jedenfalls  die 
jetzt  mit  Sicherheit  festzulegende  Bedeutung  Ton  haJuiJuihoH. 

Unter  Berücksichtigung  der  wenigen  in  anderen  Texten 
gemachten  Angaben  über  hakiikutum  (gesammelt  in  Bahyloniaca 
VI,  p.  I  ff.)  ergeben  sich  dafür  nun  folgende  charakteristische 
Merkmale:  i.  haJinhifum  wird  in  den  Annalen  Sargons  und  in 
einem  Hymnus  in  der  Bedeutung  „Feuerbrand"  gebraucht. 
ViROLLEAUD,  U Astvologie  Chaldeenne,  Adad  XXXHI,  42,  wird 
es  als  isätu  „Feuer"  erklärt.^)  2.  Es  ist  in  allen  Monaten  sicht- 


i)  Vgl.  auch  ViROLLEAUD,  2.  Suppl.  CVII,  WO  auf  der  Vs.  von  ha- 
kukutum,  auf  der  Rs.  von  isätu  (=  Morgen-  und  Abendröte,  s.  Zeitschrift 
f.  Ässyriol.  XXVII,  S.  388  tf.)  die  Rede  ist. 

5* 


62  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidnek: 

bar.  3.  Es  kann  in  allen  Himmelsgegenden  und  hoch  wie  tief 
am  Himmel  stehen.  4.  Mond,  Sonne  und  Saturn^)  können  darin 
aufgehen.  5.  Es  „glänzt  auf"  (inappah)  wie  die  Sonne.  6.  Es 
wird  von  der  Sonne  durchleuchtet.  7.  Es  glänzt  nach  dem  Unter- 
gange des  Mondes  auf  8.  Es  glänzt  wie  eine  Fackel.  9.  Es  kann 
mit  einem  Blitze  zusammentreffen,  i  o.  Es  kann  in  der  Mehrzahl 
(z.  B.  in  der  Siebenzahl)  auftreten.  1 1 .  Es  gibt  ein  Sturm-haku- 
Tcutum.  I  2.  Der  Himmel  bewölkt  sich  und  ein  liakulMtum  glänzt 
auf  (Virolle AUD,  2.  Suppl.  CXVI,  4).-)  13.  Es  glänzt  abends^) 
auf  (ViROLLEAUD,  Adad  XXXIII,  42  (s.  Bahyloniaca  VI,  p.  3) 
und  unser  Text). 

Es  ergibt  sich  nun  mit  Sicherheit:  haJuihutum  bezeich- 
net einen  (von  der  Morgen-  oder  Abendröte)  rötlich  durch- 
strahlten Wolkenhaufen. 

Wenden  wir  nun  diese  Bedeutung  auf  unsere  Stelle  an. 
Das  hakukutum  ist  am  Abend  ^)  sichtbar  geworden.  Es  kann  sich 
dann  natürlich  nur  um  die  Abendröte  handeln,  das  rote  Gewölk 
muß  also  im  Westen  gestanden  haben.  So  bietet  auch  wirklich 
der  Text.  Da  die  Abendröte  nicht  stundenlang  anhält,  kann 
dann  weiter  heru  nur  als  Maßangabe  aufgefaßt  werden.  Hal'tt- 
Jcutum  wird  also  in  unserem  Texte  eine  etwa  60''  hohe,  am 
Westhorizonte  lagernde  und  von  der  Abendröte  durchleuchtete 
Wolkenbank  sein. 

1 1 .  Hier  finden  wir  wieder  die  Getreidepreise  in  dem  ver- 
flossenen Monate  verzeichnet.  Die  Gerste  ist  inzwischen  teurer 
geworden,  denn  man  erhält  für  i  Sekel  Silber  nur  noch  i  GUR. 


i)  ViROLLEAUD,  Adad  XXXIII,  44,  wird  das  Erscheinen  des  Planeten 
Saturn  im  hakukutum  erwähnt;  ^'^^^'^'LÜ-BAI)  SAG- US  ist  dort  natür- 
lich nur  erklärender  Beisatz  zu  ''''''''"'^SIB-ZI-AN-NA  (gegen  Babylo- 
niaca  VI,  p.  3  ff.),  vgl.  2.  Suppl.  LXVI,  Vs.  9. 

2)  Die  vorhergehende  Zeile  besagt,  daß  der  Himmel  sich  bewölkt 
habe  und  das  Gewölk  rot  war  (sa-am).  Es  handelt  sich  also  um  Er- 
scheinungen zur  Morgen-  und  Abendzeit. 

3)  Mit  müsu  ist  jedenfalls  nicht  die  eigentliche  Nacht,  sondern 
der  Abend  gemeint,  wie  sich  aus  Virolleaud,  Adad  XXXIII,  41  mit 
ziemlicher  Sicherheit  schließen  läßt.  Die  „Nacht'*  begann  ja  bei  den 
Babyloniern  Uiit  Sonnenuntergang. 


Astron.  Beobachtukgstext  a.  d.  37.  Jahre  Nebukadnezars  n.      63 

Der  Preis  für  üatteln  ist  der  gleiche  geblieben,  der  für  Kassia 
wohl  auch.  Die  den  Sesam  betreuende  Notiz  war  in  Z.  4  ver- 
loren gegangen. 

12.  Addru  /..Der  Sebat  hatte  folglich  30  .  Die  weiteren 
astronomischen  Termini  dieser  Zeile  sind  bereits  oben  erklärt 
worden.  Hervorgehoben  sei  nur,  daß  wir  hier  statt  der  sonsti- 
gen Abkürzung  dr  „hinter"  die  volle  Form  arkat  finden. 

13.  Unter  dem  16.  Sebat  war  notiert  worden,  daß  das 
Wasser  des  Eufrat  zu  sinken  beginne.  Nach  Z.  13  hat  am 
I.  Adar  ein  neues  Steigen  eingesetzt,  das  nach  Z.  14  bis  zum 
5.  Adar  8  Finger  =  0,165  ^^  betrug.  Am  6.  Adar  wurde  ein 
neues  Sinken  des  Wasserspiegels  beobachtet. 

15.  Der  den  Mond  umgebende  Halo  war  „im  Süden  ge- 
öffnet", d.  h.  unten  durchbrochen.  Von  durchbrochenen  Halos 
ist  oft  in  den  astronomischen  Texten  die  Rede  (vgl.  Kuglkr, 
Siernhunde  I,  S.  78),  öfter  noch  in  den  astrologischen  Texten 
aus  Asurbanipals  Bibliothek  (s.  Virolleaud,  L' Astrologie  Chal- 
(k'enne,  Sin  X.  XXIV,  59  ff.;  i.  Suppl.  XXI.  XLV;  2.  Suppl.  XIV. 
XV;  Thompson,  Bcpo^-ts  179,  2  usw.\  Die  offene  Stelle  im  Halo 
heißt  hähu  „Tor"  (s.  die  eben  zitierten  Stellen),  von  einem  durch- 
brochenen Halo  wird  gesagt:  tarbasu  ul  kasru  {kasir,  iksur)  „der 
Halo  ist  nicht  geschlossen"  (vgl.  Thompson,  Reports  95,  3;  96, 
5;  112,3  usw.). 

Im  Innern  des  Halo  stand  der  Mond  i  Elle  vor  einem 
Sterne,  dessen  Namen  der  Schreiber  auf  der  Vorlage  nicht  mehr 
entziffern  konnte.  Er  setzte  deshalb  ein:  hi-hi  „abgebrochen". 
Wie  die  Rechnung  lehrt,  kann  es  sich  nur  um  Regulus  handeln. 
Dann  wäre  die  Stelle  zu  ergänzen:  Sin  ina  pdn  Sarri  izzas. 

16.  Zu  SU=  irrnp  s.  oben  S.  42. 

DäR-PA  ist  sicher  als  Zeitangabe  aufzufassen.  Es  muß 
sich  um  die  Abendzeit  handeln.  Wir  kennen  dafür  bereits  fol- 
gende Ausdrücke:  Tiiztgu  {KI-ZIG)^)  =  Spätnachmittag,  ME 

1)  Vgl.  Virolleaud,  Babyloniaca  I,  p.  50.  Das  Wort  findet  sich 
noch  z.  B.  an  folgenden  Stellen:  Babyloniaca  VI,  p.  76;  Zeitschrift  f. 
Assyriol.  VI,  S.  235,  17;  237,7;  241,72;  Virolleaud,  L' Astrologie  Chal- 
deenne,  2.  Suppl.  LXIII,  Kol.  IV,  21.  23:  VAT  5047,  Rs.  3  nsw. 


64  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

=  Ende  des  Tages  (Zeit  unmittelbar  vor  Sonnenuntergang,  s. 
oben  S.  43),  simetan  =  Abend  (Zeit  unmittelbar  nach  Sonnen- 
untergang), res  müsi  =  Anfang  der  Nacht  (Einbruch  der  völli- 
gen Dunkelheit).  Für  DÄR-PA  bleibt  nur  noch  die  Zeit  des 
Sonnenuntergangs  selbst  übrig.  Dazu  paßt  zunächst,  daß  DAR 
in  erster  Lime  =  hurnmm  „bunt"  ist  (s.  Beünnow,L/5^,  Nr.  3485  ): 
die  prächtigen  Farbenspiele  am  Himmel  aber  werden  ja  gerade 
bei  Sonnenuntergang  beobachtet.  Weiter  bedeutet  PA  vor  allem 
„niederwerfen"  (mahäsu);  nun  ist  es  wohlbekannt,  daß  der  Son- 
nenuntergang als  Zeitpunkt,  da  „die  Nacht  den  Glanz  des  Tages 
niederwirft",  bezeichnet  wird  (vgl.  Virolleaud,  L' Astrologie 
Chaldeenne,  ^(^ac?  XXXIII,  42;  2.  Suppl.  CVI,  15  usw.).  Aus  der 
zweiten  Hälfte  der  Zeile  ist  endlich  noch  ersichtlich,  daß  die 
mit  ME  bezeichnete  Zeit  der  mit  DAR-PA  bezeichneten  vor- 
ausgeht. Die  Gleichung  DAR-PA  =  Zeit  des  Sonnenuntergangs 
scheint  danach  ziemlich  gesichert  zu  sein. 

zunnu  I.  Was  für  eine  Art  von  Regen  gemeint  ist,  kann 
solange  nicht  sicher  festgestellt  werden,  als  die  genaue  Bedeu- 
tung von  I  hier  unbekannt  ist.  Zum  Vergleiche  sei  aber  wenig- 
stens VAT  4936  herangezogen,  wo  als  verschiedene  Bewölkungs- 
arten DIR-AN-ZA,  DIR-AH-AN-ZA  und  DIR-AH-I-AN-ZA 
genannt  sind.  Es  darf  wohl  auch  auf  VAT  4924  hingewiesen 
werden,  wo  es  in  Z.  2  und  6  heißt:  miisu  g  liobal  Sin  ina  ])än 
AN  %  SI  I  Sin  ana  ÜRÜ  SIK  und  mnsu  7  Sin  ina  pän  AN 
%  U I  Sin  ana  SI  NUM. 

17.  Der  Schluß  der  Zeile  ist  uns  noch  nicht  recht  ver- 
ständlich. Hier  sei  vorläufig  nur  auf  zwei  Parallelstellen  hin- 
gewiesen, die  der  Ergänzung  und  der  Erklärung  dienlich  sein 
können:    i.  Zeitschrift  f.  Assijriol.  VI,  S.  235,  Z.  16:   SI  KUR 

10  US  NA  in  II  SI;  2.  ib.,  Z.  25:  SI  KUR  NUM  A  17  NA 
in  IQ  SI  (vgl.  auch  Epping-Strassmaiee,  ib.  VII,  S.  230 f.). 

18.  In  dieser  Zeile  hat  der  Schreiber  wieder  ein  Zeichen 
der  Vorlage  nicht  lesen  können:  „westlicher  Stern  des  Stern- 
bildes x.'^  Die  Rechnung  ergibt,  daß  es  sich  um  den  Stern  X 
Aquarii  handelt,  der  aber  leider  in  den  bisher  veröffentlichten 


ASTROX.  BEOBACHTrNGSTEXT  A.  D.  37.  JaHKE  NeBL  KA1>M;/,.VK;>  II.    65 

Texten  sonst  nirgends  erwähnt  winl.  Die  Frage,  wie  der  feh- 
lende Name  des  Öternbihles  7.u  ergänzen  sei,  ist  daher  recht 
schwierig  zu  beantworten.  Nun  soll  X  Aquarii  der  westlichste 
(hellere)  Stern  des  betrettenden  Sternbildes  sein.  Östlich  von 
X  Aquarii  liegen  nun  nur  noch  einige  wenige  lichtschwache 
Sterne  des  Aquarius,  dagegen  befindet  sich  die  Westgrenze  des 
südlichen  Fisches  des  Tierkreises  in  nächster  Nähe.  Wir  werden 
also  als  immerhin  möglich  annehmen  dürfen,  daß  der  südliche 
Fisch  des  Tierkreises,  der  ^'"''^''''Sni-JIAg,  bei  den  Babylo- 
uiern  weiter  westwärts  reichte,  also  hauptsächlich  aus  den  Ster- 
nen X,  (p,  X,  rp  Aquarii,  /3,  y,  -ö-,  t,  X,  a  Piscium  bestand.  Ist  das 
richtig,  dann  wäre  für  hi-hi  SIM-MAU  einzusetzen. 

20.  Der  Anfang  der  Zeile  ist  uns  unverständlich.  Zum  Ver- 
gleiche darf  aber  wohl  Zeitschrift  f.  Ässi/riol.  VI,  S.  230,  Z.  2  6f. 
herangezogen  werden:  ^"-('"  namriHiP^  sa  PA  sa  ana  ZA  MAS 
LU  J  V  Ina  SI  NUM.  Es  handelt  sich  jedenfalls  um  eine  Pla- 
netenbeobachtung, wie  auch  die  dann  folgenden  Worte  lehren: 
„gegen  Ende  des  Monats  brach  er  (der  Planet)  nach  Westen 
auf'  (Beginn  der  Rückläufigkeit). ^) 

21.  Der  Anfang  der  Zeile  liefert  wieder  eine  Wasserstand- 
notiz. In  Z.  14  war  unter  dem  6.  Adar  gemeldet  worden,  daß 
der  Wasserspiegel  zu  sinken  beginne.  Am  21.  Adar  war  ein 
Steigen  beobachtet  worden  (Z.  19).  Hier  wird  nun  berichtet, 
daß  bis  zum  Ende  des  Monats  der  Spiegel  des  Eufrat  sich  um 
8  Finger  =  0,165  m  gehoben  habe.^)  Daß  LAV^  als  utarris^^ 
zu  fassen  ist,  dürfte  zweifellos  sein  (s.  Brinnow,  List,  Nr.  10115). 

Am  Schlüsse  wird  endlich  wieder  ein  kurioses  Begebnis 
in  Borsippa  erzählt.   Ein  harharu  ist   eingebrochen,  hat  zwei 
Hunde  getötet  und  ist  endlich  selbst  niedergeschlagen  worden. 
Daß  der  harharu  ein  gTÖßeres  Raubtier  sein  muß,  wird  heute  ^ 
nicht  mehr  bestritten.  Die  von  Jensen^)  in  seiner  Kosmologie, 

i)  S.  KüGLEK,  Sternkunde  I,  S.  273  b. 

2)  Daß  am  Ende  von  Z.  20  noch  eine  Angabe  in  Ellen  gestanden 
haben  könnte,  ist  sehr  unwahrscheinlich.  Dagegen  spricht  die  kurze 
Zeitspanne;  vgl.  Z.  14! 

3)  Vor  ihm  bereits  Lenormant  und  Smith. 


66  Paul  V.  Neugebauer  und  Erkst  F.  Weidner: 

S.  444  f.  vorgeschlagene  Identifizierung  mit  dem  Leoparden  hat 
sich  am  meisten  eingebürgert  (vgl.  Meissner,  Assijr.  Jagden 
[Der  Alte  Orient  XIII,  2],  6;  Hünger,  Babylonische  Tieromhia, 
S.  2)1,  Anm.  3  usw.j. 

22.  Diese  Fangzeile  gibt  die  erste  Zeile  der  nächsten  Tafel, 
die  das  Jahr  —  566/65  behandelte.  Sie  beweist,  daß  unsere  Tafel 
einer  größeren  fortlaufenden  Serie  angehörte,  die  ein  Astronom 
der  Spätzeit  sich  wohl  zu  theoretischen  Zwecken  angelegt  hatte 
(s.  bereits  oben  S.  38  f.).  Wir  können  ihr  die  wichtige  Tatsache 
entnehmen,  daß  der  Adar  29"  hatte.  Im  übrigen  war  es  am 
I.  Nisan  bewölkt  und  daher  jede  Beobachtung  unmöglich. 

Am  unteren  und  am  linken  Rande  ist  das  Jahr,  das  unsere 
Tafel  behandelt,  zur  leichteren  Orientierung  des  Benutzers  der 
Sammlung  noch  einmal  beigefügt. 

II.  Astronomische  Bearbeltuug  des  Textes. 

Datengleichungen. 
Nebukadnezar,  Jahr  36,  Schaltadar  i  =  —  567. März  24/25 
„  „     37,  Nisan  i  =  —  567  April  22/23 

„  „     il,  Airu  I  =  —  567  Mai  22/23 

„  „     37,  Sivan  i  =  —  567  Juni  20'2i 

„  „     37,  Tebet  i  =  —  566  .Januar  14/15 

„  ,,     37,  Sebat  I  =  —  566  Februar  12  13 

„     37,  Adar  i  =  —  566  März  14/15 

„  „     38,  Nisan  i  =  —  566  April  12 '13 

Die  im  folgenden  dargelegte  Untersuchung  berücksichtigt 
alle  vollständig  erhaltenen  astronomischen  Angaben.  Lücken- 
hafte Stellen  zu  ergänzen,  wurde  vermieden;  nur  wenn  beson- 
dere Gründe  vorlagen,  sind  solche  Stellen  untersucht  worden. 
Die  Angaben  über  Mondhalos  sind,  als  astronomisch  ohne  be- 
^  sonderes  Interesse,  nicht  berücksichtigt  und  nur  ausnahmsweise 
als  Beleg  für  die  Richtigkeit  der  Datierung  mitgenommen 
worden. 

Alle  Zeiten  sind  M.  Z.  Babylon;  bei  den  Auf-  und  Unter- 
gängen ist  die  Polhöhe  -\-  2>2'^.^  angenommen.  Die  Verwandlung 
der  Sternpositionen  in  Länge  und  Breite  geschah  mit  einer  ge- 


A.STRON.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  Jahke  Nebikadnezaks  II.      67 

näherten  Hilfstafel,  so  daß  diese  Positionen  bis  auf  ;^o°.  2  un- 
sicher sein  können.  Einige  weitere  nur  ganz  roh  ermittelte  Orter 
von  Sternen  sind  ausdrücklieh  als  solche  bezeichnet. 

Die  AVahl  der  Tagesstunde,  für  welche  die  Rechnung  aus- 
geführt ist,  ist  durch  die  Siclitbarkeitsverhältuisse  der  betreffen- 
den Himmelsgegend  in  vielen  Fällen  hinreichend  genau  vor- 
geschrieben. Im  übrigen  wurde  die  Zeit  genähert  den  rohen 
Angaben  des  Textes  nach  festgesetzt  (abends  =  Zeit  der  Dämme- 
rung, Beginn  der  Nacht  =  Zeit  nach  Ende  der  Dämmerung  usw.). 
Eine  merkliche  Unsicherheit  tritt  nur  bei  dem  schnell  sich  be- 
wegenden Mond  auf.  Bei  Planeten  ist  ein  Fehler  von  mehreren 
Stunden  ohne  jeden  Eintluß. 

A.  Die  Mondbeobachtungen. 

1.  Am  I.  Nisan  wurde  der  Mond  hinter  den  Hyaden  sichtbar 
(Ys.  i). 

Neumond  —567  April  2 1  5*^  nachmittags.  Der  Mond 
wird  am  folgenden  Abend  sichtbar. 

April  22,  7^  abends:  Mond  A  =  40°.2       ß  =  —  ^°,8 
Hyaden  1  =  32°.  2       /3  =  —  6°.  o 

2.  Bei  Beginn  der  Nacht  des  8.  (Nisan)  i  Elle  der  Mond  vor 
dem  Sterne  am  hinteren  Fuße  des  Löwen  (Vs.  3). 

April  29,  8^  abends:  Mond  A  ==  i39''.3  /3  =  -f  4^0 
/3  Virginis  yl=  i4i°.o  ß  =  Jf-o°.s 
Hier  ist  sicher  8(1).  Nisan  zu  lesen  (s.  oben  S.  41).  Be- 
hält man  9.  Nisan  bei,  so  paßt  die  Angabe  auf  y  Vir- 
ginis.  Dieser  Stern  wird  jedoch,  wie  Nr.  6  lehrt,  anders 
bezeichnet.  Zu  ^'"^^^^sepu  är  sa  ÜB-Ä  =  ß  Virginis  s. 
Epping,  Astronomisches  aus  Babylon,  S.  128. 

3.  Am  14:  (Nisan)  wurde  der  Gott  mit  dem  Gotte  gesehen 
(_=  Vollmond,  s.  S.  42);  16™  vergingen  zwischen  Sonnen- 
aufgang und  Monduntergang  am  nächsten  Morgen  (Vs.  4). 

Der  14. Nisan  beginnt  Mai  5  abends;  Vollmond  Mai  6, 
8^  früh. 

Mai  6  früh:  0  A-(jU=  12™ 


68  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

4.  Am  I.  Airu  wurde  der  Mond,  während  die  Sonne  noch  da- 
stand, 4  Ellen  unter  dem  westlichen  hinteren  Sterne  der 
großen  Zwillinge  sichtbar;  er  war  breit  (Vs.  8). 

Neumond  Mai  20/21  Mitternacht.  Da  der  Nisan  eine 
Dauer  von  30*^  hatte  (s.  oben  S.  45),  so  beginnt  der 
I.  Airu  erst  am  Abend  des  22.  Mai.  Die  Neumondsichel 
wurde  also  erst  spät  sichtbar,  wozu  die  Angabe  ,.der 
Mond  war  breit"  vortrefflich  paßt. 

Mai  22,  7^  abends:  Mond  A  =  79°.  i  /3  =  — o°.6 

/3  Geminorum  A  =-  7 7°.  9  /3  =  -}-  6''.  6 
Zu  ^-('^^c^bKÜR  arU  sa  MAS-TÄB-GÄL  =  ß  Gemi- 
norum s.  Eppixg,  Astronomisches  aus  Babylon,  S.  125. 

5.  Am  I.  Sivan  wurde  der  Mond  hinter  dem  Krebse  sichtbar: 
er  war  breit,  i  20m  betrug  seine  Sichtbarkeitsdauer  nach 
Sonnenuntergang  (Vs.  12). 

Neumond  Juni  19,  6^  früh.  Der  Airu  hatte  eine  Dauer 
von  29  ,  der  i.  Sivan  beginnt  also  Juni  20  abends.  Die 
Angabe  „der  Mond  war  breit"  paßt  zu  diesem  späten 
Termin  (s.  soeben  zu  Nr.  4). 

Juni  20,  7^^  abends:  Mond  A=  102*^.0      |3=+  i°.5 

fCancriA=    9i°.7      /3=-|-i^o 

©  U  7  .00,  ([  U  8  .53;  der  Zeitunterschied  zwischen 

Untergang    der    Sonne    und   Untergang    des    Mondes 

1^32^. 

ö.  Bei  Beginn  der  Nacht  des  5.  (Sivan)  überholte  der  Mond 
I  Elle  den  nördlichen  Stern  vom  Fußende  des  Löwen  nach 
Osten  hin  (Vs.  14). 

Juni  24,  8^^  abends:  Mond  A=  157^.1  /3  =  -f  5°.o 
y  Virginia  A  =  1 54°.  8  ^  =  -f  30,0 
Die  Gleichung  ^akkabgi  ^^  jß  -^^^  UR-A  =  y  Virginis 
ist  astronomisch  in  keiner  Weise  zu  beanstanden.  Nun 
werfe  man  aber  einmal  einen  Blick  auf  die  Sternkarte. 
ß  Virginis  gilt  bei  den  Babyloniern  als  „Fuß  des  Löwen", 
wie  kann  dann  7  Virginis,  ein  Stern,  der  fast  1 5"  von 


AssTRON.  BeuUACHTUXGSTEXT  A.  L>.  37.  JaHKE  NeUIKADNEZARS  II.         6q 

ß  entfernt  liegt,  am  Ende  des  Fnßes  liegen?  Der  Fuß 
würde  ja  dann  von  ungeheurer  Größe  sein  und  die  Ge- 
stalt des  Löwen  geradezu  grotesk  aussehen.^)  Es  darf 
also  Wohl  .angenommen  werden,  daß  sich  der  Bahylo- 
uier  hier  in  der  Bezeichnung  des  Sternes  geirrt  hat. 
y  Virginis  führt  sonst  auch  den  Namen  sur-si  esseui 
,,Wurzel  der  Ähre'*'  (s.  Epping,  Astronomisches  aus  Ba- 
bijlon,  S.  128). 

7.  Am  Abend  der  Nacht  des  8.  (Sivan)  stand  der  Mond  2^j^  Ellen 
unter  dorn  nördlichen  Sterne  der  Wage  (Vs.  15). 

Juni  27,  8^  abends:  Mond  A=  194^.2      |3  =  4-5°.o 
/i  Librae  ;.  =  193°.  7      /3  =  +  8°.  8 
^^^^^^Zibanitu  sa  SI  =  ß  Librae,  s.  Epping,  Äi>fronomi- 
sches  aus  Bahi/lon,  S.  1 30. 

8.  Am  Abend  der  Nacht  des  10.  (Sivan)  hielt  der  Mond  31,  Ellen 
über  Antares  diesem  die  Wage  1  Vs.  16). 

Juni  29,  8^  abends:  Mond  A  =  2 1 7^.9      ^  =  -j-  30.  g 

Antares  A  =  2 1 4°.  i      ^3  =  _  4°.  2 

Zu  ^^'^^^^Hurm  =  Autares  s.  Epping,  Astronomisches 

aus  Babi/lou,  S.  131;  Kugler,  Sternhinde  1,  S.  2  60  f. 

9.  Am  15.  (Sivan)  wurde  der  Gott  mit  dem  Gotte  gesehen 
(=  Vollmond,  s.  oben  S.  42).  30™  Zeit  zwischen  Sonnen- 
aufgang und  Monduntergang  am  nächsten  Morgen  (Vs.  17). 

Vollmond  Juli  4,  i  mittags.  Der  15.  Sivan  beginnt 
Juli  4  abends. 

Juli  5,  früh:  ©  A  -  ([  U  =  29"^. 
10.  Am    15.  (Sivan)    Mondfinsternis,    in    Babvlon    unsichtbar 
(Vs.  17).  '  . 

Finsternis  Juli  4.  Die  Finsternis  konnte,  da  Vollmond 
bald  nach  Mittag  eintrat,  in  Babylon  nicht  sichtbar 
sein.  Die  Angabe  deutet  darauf  hin,  daß  damals  bereits 
ein  Finsterniszyklus  bekannt  war  (s.  oben  S.  50). 

i)  Auch  auf  den  babylonischen  Darstellungen  des  Löwen  ist  der 
Fuß  nicht  von  besonderer  Größe  (s.  Jeremias,  Handhiich  der  altorient. 
Geisteskultur,  S.  42  u.  247). 


70  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

1 1 .  Am  I .  Sebat  wurde  der  Mond  im  südlichen  Fische  des  Tier- 
kreises sichtbar.  58™  Sichtbarkeitsdauer  nach  Sonnenunter- 
gang (Rs.  5). 

Neumond  —  566  Februar  1 1,  8^  früh.  Der  i.  Sebat  be- 
ginnt Februar  1 2,  abends. 

—  566  Februar  12,  6^  abends: 

MondA  =  334°.o        ^  =  —  50.0 
Südl.  Fisch  A  =  318"  /3  =  +7'' 

Der  westliche,  an  Aquarius  angi-enzende  Teil  der  Fische, 
begrenzt  von  den  Sternen  co,  d;  ß,  y,  l  Piscium,  befindet 
sich  in  «  =  350°,  d=-}-3°  (iqoo).  Der  genäherte  Ort 
für -567  ist  A=3i8°,  /3  =  -f  7°. 

0  U  5^66,  (J  U  6^.86;   Zeitunterschied  zwischen 
Untergang  der  Sonne  und  Untergang  des  Mondes 

Zu  ^""^^''^SIM-MAH  =  südl.  Fisch  des  Tierkreises  s. 
Weidxee,  Älter  und  Bedeutung  der  habylon.  Astronotnie, 
S.  43ff.  und  unten  S.  85. 

12.  Am  X.  Sebat  hielt  Regulus  i  Elle  unter  dem  Monde  diesem 
die  Wage  (Rs.  7). 

II.  Sebat  =  Februar  22,  8^  abends: 

•  Mond  A=  114^1     /3  =  4-3°.2 
Regulus  A  =  1 1 4°.  3     /3  =  4-  0°.  5 

Zu  '^"^^^^Sarru  =  Regulus  s.  Epping,  Astronomisches 
aus  Babylon,  S.  1 2  7 . 

13.  [Am  15.  Sebat  Vollmond.]  28™  Zeit  zwischen  Sonnenauf- 
gang und  Monduntergang  am  nächsten  Morgen  (Rs.  7  f.). 

Vollmond  Februar  25,  9^  früh.  Der  15.  Sebat  beginnt 
Februar  26  abends.  Die  Angabe  über  die  Sichtbarkeits- 
dauer muß  fehlerhaft  sein,  wie  folgende  Rechnung  lehrt: 

Februar  27  früh:  0  A  -  ^  U  =  84™. 
Wahrscheinlich  liegt  hier  wieder  ein  Schreibfehler  vor. 
Wenn  man  statt  7  {US)  17  {US),  d.  h.  also  68"^  liest, 


Astron.  Beobachtinustext  a.  d.  37.  Jahre  Neijukadnezaus  ii.      7 1 

so  erhält  man  einen  Wert,  der  dem  des  Textes  außer- 
ordentlich nahe  kommt.  Die  Korrektur  dürfte  also  be- 
rechtigt sein. 

14.  Am  I.  Adar  wurde  der  Mond,  während  die  Sonne  noch  da- 
stand, hinter  dem  Widder  sichtbar,  i*^  40™  war  seine  Sicht- 
barkeitsdauer nach  Sonnenuntergang  (Rs.  12). 

Neumond  März  12,   10"  nachts.    Der  i.  Adar  beginnt 

März  14  abends.   Der  Mond  war  breit  genug  (Alter  c. 

44  ),  um  bei  der  um  diese  Zeit  steilen  Lage  der  Ekliptik 

bei  Sonnenschein  erkannt  zu  werden. 

März  14,  6^  abends:  Mond  A=  io°.4        /3  =  — 4°.4 
a  Arietis  A  —    2°.  o       |3  =  -f  9°,  9 
©U6^\o7,  ([U  7*^.80;  Zeit  zwischen  Sonnenunter- 
gang und  Monduntergang  i     44™. 

Zu  ^'""^''"^KU-BIÄL  =  Widder  s.  Epping,  Astrononii- 
sches  aus  Babylon,  S.  119;  KuGijEii,  Sternhimdel,  S.  260. 

15.  Am  Abend  der  Nacht  des  2.  (Adar)  hielt  dej:  Mond  4  Ellen 
unter  den  Plejaden  diesen  die  Wage  (Rs.  13). 

März  15,  6^  abends :  Mond  A  =  2  4°.  4       /J  =  —  3«.  7 
Plejaden  A=  24°. 4       /3  =  -{-3°.9 

Zu  ^'^^'^'"'^ Zappu  =  Plejaden  s.  Epping,  Astronomisches 
aus  Bahi/lon,  S.  120. 

1 6.  In  der  Nacht  des  x.  (Adar)  war  der  Mond  von  einem  Halo 
umgeben.  Der  Halo  umgab  Krebs  und  Löwe,  nach  Süden 
war  er  offen.  Im  Halo  stand  der  Mond  i  Elle  vor  abgebrocheu 
I  Elle  der  Mond  nach  Osten  (Rs.  1 4  f.). 

8.  Adar  =  März  21,  10^  nachts: 

Mond  A=  III". 3       ß  =  +  3°-3 
Regulus  A  =  1 1 4°.  3       /3  =  +  0°.  5 

Der  Stern,  dessen  Name  abgebrochen  ist,  ist  sicher 
Regulus.  Das  Datum  ist  zweifellos,  da  nur  bei  dieser 
Stellung  des  Mondes  Krebs  und  Löwe  innerhalb  des 
Mondhalos  (Radius  22°)  stehen  können. 


;^2  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

Damit  stimmt  auch  die  Angabe  des  7.  Adar:  ,,der  Mond 
war  von  einem  Halo  umgeben,  der  Krebs  und  Kegulus 
standen  darin"  (Rs.  14J.  7.  Adar  =  März  20.  Um  10^ 
nachts  stand  der  Mond  in  c.  97°  Länge.  Regulus  be- 
findet sich  dann  nahe  am  Rande  des  Halos,  während 
der  östliche  Teil  des  Löwen  außerhalb  liegt. 

17.  Gegen  Abend  des  12.  wurde  der  Gott  mit  dem  Gotte  ge- 
sehen (=  Vollmond,  s.  S.  42):  ö^  Zeit  zwischen  Sonnen- 
aufgang und  Monduntergang  am  nächsten  Morgen  (Rs.  16). 

Vollmond  März  26,  g^  abends.  Der  12.  Adar  beginnt 
März  25  abends  (um  diesen  Zeitpunkt  handelt  es  sich 
hier,  wie  aus  Z.  16  klar  hervorgeht).  März  26  früh 
Untergang  des  Mondes  und  Aufgang  der  Sonne  zu 
gleicher  Zeit. 

B.  Planetenbeobachtungen. 

18.  Am  I.  Nisan  Saturn  gegenüber  dem  südlichen  Fische  des 
Tierkreises  (Vs.  2). 

—  567  April  22  mittags: 

Saturn  A=  32 5". 9     ^  =  —10.9 
Südl.Fisch  A=3i8°        ß  =  -\-7°  (vgl.  Nr.  11) 

19.  Am  II.  oder  12.  Nisan  geht  Jupiter  ana  ME-J-sii  (Vs.  4). 

Der  Ausdruck:  „Jupiter  geht  ana  ME-^-ki"  erlaubt 
zwei  Deutungen: 

a)  Jupiter  in  Opposition  zur  Sonne.  Die  Opposition 
fällt  in  die  Zeit  15.— 16.  Nisan.  Der  Terminus  für 
Opposition  ist  aber  sonst  ME-E-A  (s.  S.  42). 

b)  Jupiter  geht  scheinbar  akronychisch  auf  Nimmt 
man  wegen  der  um  diese  Zeit  sehr  bedeutenden 
Helligkeit  des  Jupiter  seinen  Sehungsbogen  zu  5° 
au,  so  folgt  für  die  Sonnenlänge  zur  Zeit  des  akro- 
nychischen  Aufganges  34°.  Dies  entspricht  dem 
1 1 .  Nisan.  Die  Gleichung  ME-^  =  scheinbar  akro- 
nychischer  Aufgang  scheint  danach  gesichert  zu 
sein  (s.  auch  oben  S.  41  f.). 


Astron.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  J.\hre  Nebuk.a.dnezars  ii.      7 3 

20.  Am    I.  Airu  Saturn  gegenüber  dem  südlichen  Fische  des 
Tierkreises  i  Vs.  9). 

M.ii  22,  mittags:  Saturn  A  =  327°. g  ß  =  —  2°.o 

Südl.  Fisch  A  =  3i8o  ß  =  -\-jo 

2\.  Am  2.  Airu  ging  Venus  ana  SU  (Vs.  10). 

^'enus  ist  seit  c.  4  Monaten  Abendstern  und  befindet 
sich  c.  45'^  vor  der  größten  östlichen  Elongation.  Der 
Ausdruck  scheint  also  zu  besagen,  xlaß  sich  Venus  auf 
ihre  größte  Elongation  als  Abendstern  zubewege  (vgl. 
auch  oben  S.  46). 

22.  Am  3.  Airu  trat  Mars  in  den  Nangaru  ein,  am  5,  kam  er 
wieder  heraus  (Vs.  10). 

Mai  24,  I  2^  nachts:  Mars  A  =  90°.  2         /j  =  -f-  i  o  3 
26  91°.  4  +  1  °-3 

Praesepe  A  =  9i°.  7  /3  =  4-i''.o 
Als  Ort  der  Praesepe  ist  der  von  e  Cancri  angegeben. 
£  Cancri  steht  im  östlichen  Teil  der  Praesepe.  Die  Über- 
einstimmung ist  so  glänzend,  daß  die  neue  wichtige 
Gleichung  Nangaru  =  Praesepe  als  zweifellos  gelten 
kann. 

2^.  Am  10,  (Airu)  ging  Merkur  am  Abend  hinter  den  .  .  .  Zwil- 
lingen ...  heliakisch  auf  (Vs.  10). 

Als  frühester  Termin  des  Erscheinens  von  Merkur  (Län- 
genabstand von  der  Sonne  =  10°  geozentrisch)  ergibt 
sich  Airu  10  =  Mai  3 1 . 

Mai  3 1 ,  mittags :  Merkur  A  =  7 1 ".  9  /3  =  -j-  1  °.  8 

t,  Geminorum  A  =  69  °.  2  |3  =  —  2 ''.  4 

Ö  „  A=72°.8  /3  =  -o°.4 

t,  und  d  Geminorum  galten  bei  den  Babyloniern  als  die 
kleinen  Zwillinge  (s.  oben  S.  47).  Um  diese  dürfte  es 
sich  hier  handeln.  Zwar  steht  Mars  nur  hinter  t,  Gemin., 
aber  eine  genaue  Beobachtuno;  war  wohl  in  dem  fahlen 
Mcrgenlichte  und  bei  dem  geringen  Längenabstande 
des  Merkur  von  der  Sonne  nicht  möglich.  Jedenfalls 


74  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

können  weder  die  m'oßen  Zwillinnje  noch  die  „Zwillinge 
des  Orion"  (s.  oben  S.  47)  gemeint  sein,  da  Merkur  fast 
5  °  vor  a-\-  ß  Gremin.  aufging,  während  s  -{-y  Gemin. 
etwa  8°  westwärts  entfernt  und  zudem  heliakisch 
untergegangen  waren. 

24.  Am  18.  (Airu)  Venus  über  Regulus  i  Elle  4  Finger  (Ys.  1 1). 

Juni  8,  7^  abends :  Venus  A  =  1 1 3  ".  8      /3  =  +  i  °.  8 
Regulus  A  =  1 14*^.3      /3  =  4-o°.5 

25.  Am  I.  Sivan  Mars  und  Merkur  4  Ellen  vor :  Merkur 

geht  unter  Mars  nach  Osten  weiter  (Vs.  1 2  f.), 

Juni  20,  mittags:  Merkur  A=  160°. o       ß  =  -\-o°.g 
Mars  A=  106°. 7       /3==+i<'.2 

Juni  21,  mittags:  Merkur  A  =  i07°.4       ^=4-o°.8 
Mars  A=  107 °.3       /j  =  4-io.2 

Die  Angaben  des  Textes  finden  sich  bestätigt.  Der 
Stern,  vor  dem  die  beiden  Planeten  am  Abend  des 
20.  Juni  standen,  ist  jedenfalls  Regulus,  A=ii4°.3, 
/3  =  +  o''. 5  (Abstand  in  Länge  c.  7°. 7). 

26.  Am  I.  Sivan  Jupiter  über  Antares  (Vs.  13). 

Juni  20,  mittags:  Jupiter  A=2i4°.8       ß  =  -\-o°.q 
Antares  A  =  2 1 4  °.  i       /3  =  —  4  °.  2 

27.  Am  I.  Sivan  Venus  im  Westen  gegenüber  dem  Sehwanze 
des  Löwen  (Vs.  13). 

Juni  20,  8^  abends:  Venus  A=  i26°.6     ß  =  -r  i°.2 
O- Leonis  A  =  1 2  7  °.  6     ß  =  -\-g°.() 

Zu  ^«^'^'"«^  '-^^ihbat  UR-Ä  =  d-  Leonis  s.  Epping-Strass- 
MAIER,  Zeitschrift  f.  Ässip-iol  VII,  S.  225. 

28.  Am  12.  (Sivan)  Mars  %  Ellen  über (Vs.  16V 

Juli  I,  6^  abends :  Mars  A  =  1 1 3 °. 8         ß  =  ^  i°.2 
Regulus  A  =  1 1 4 °.  3         ß  =  -\-o°.^ 

29.  Am  1 9.  (Tebet)  Venus  unter  dem  mittleren  Sterne  des  Hornes 
des  Steinbocks  27,  EUen  (Rs.  3). 


ASTlt«  IN.  BeOBACHTI'NGSTEXT  A.  1).  37.  JaHUE  NeBI-KADNEZAKS  II.         7  5 

—  566  Februar  i,  0^  früh: 

Venus  A  =  268°. 2  ^=^o°.8 
/3  Capricorüi  A=- 268°.4  /3  =  -^40.8 
ß  Capricorui  ist  der  mittlere  Stern  der  Gruppe  «1(^2  ~ 
ß  —  07CQ.  Daß  die  Bäbylonier  diese  als  Hörn  des  Stein- 
bocks bezeichneten,  war  bereits  wohl  bekannt  (s.  Epping, 
Astronomisches  aus  Babylon,  S.  132). 

30.  Am  I.  Sebat  Jupiter  hinter  dem  vorderen  Sternhaufen  des 
Schützen  (Rs.  5). 

Februar  12.  mittags:  Jupiter  >l  =  252°. 3  ß  =  -\-o'^.^ 

I  SagittariiA  =  247''.8  /3  =  -r2°.o 

o         ..        A  =  249°.3  /3  =  +i°.- 

:r         ..        ;.  =  250°.6  /3=-fio.7 

Der  vordere  Sternhaufen  des  Schützen  ist  also  identisch 
mit  dem  Sternhaufen  am  Kopfe  des  Schützen,  dessen 
hellste  Sterne  t,  o,  x  Sagittarii  sind  ( s.  auch  oben  S.  50 f.), 

31.  Am  4.  (Sebat)  hielt  Venus  y^  Elle  über(!)  dem  Ziegenfisch 
diesem  die  Wage  (Rs.  6). 

Februar  1 6,  6^  früh :  Venus  A  =  2  86  °.  2     /3  =--      o  °.  o 

}^  CapricorniX  =  286°.o     ß  =  —  2°.^ 

d  „         A=287°.7     /3=  -2°.2 

Zu  ^'"^^"^SUHUR-MÄS  (Fischschwanz  des  Capricor- 

nus)  =  y  -^  d  Capricorni  s.  Epping,  Astronomisches  aus 

Babylon,  S.  132  f. 

^2.  Etwa  am  20.  (Adar)  traten  Venus  und  Merkur  in  das  Band 
des  südlichen  Fisches  des  Tierki-eises  ein  —  etwa  am  2b. 
(Adar)  traten  Merkur  und  Venus  aus  dem  Bande  des  nörd- 
lichen Fisches  heraus  (Rs.  19  f.). 
—  566  April  2,  b^  früh: 

Merkur  X  =  338«. 7  /3  =  -2°.6 

Venus  A  =  340".  7         |3  =  — i°.5 
April  8,  6^  früh: 

Merkur  A  =  345°.  7         ^  =  —  20.8 
Venus  A=348°.o         ß  =  —io.6 

Phil.-hiit.  Klasss  loij.  Bd.  LXVIT.  6 


76  Paul  V.  Neu  gebauer  irsn  Ernst  F.  Weidxer: 

Die  rohen  Örter  für  Anfang  und  Ende  des  die  beiden 

Fische  verbindenden  Bandes  sind: 

Anfang  des  Bandes :A  =  328°        ß  =  o 
Ende  des  Bandes:       A  =  348°        /3  =  o 

C.  Untersuchung   zweifelhafter  Angaben  des  Textes. 

;^^.  Am (Sebat) hielt  über  dem  kleinen  Sterne,  der 

3^2  Ellen  hinter  dem  Fischschwanze  des  Steinbocks  steht, 
diesem  die  Wage  (Rs.  10). 

Der  Stern  läßt  sich  mit  ziemlich  großer  Sicherheit  als 
t  Aquarii  feststellen,  2  =  292". 6  ß  =  —  o°.y  (genähert I). 
Der  Himmelsgegend  nach  handelt  es  sich  um  Beob- 
achtungen gegen  Ende  der  Nacht,  wobei  der  Mond  und 
Mars  in  Frage  kommen. 

—  566  Sebat  23,  März  7,  6^  früh:  Mond2  =  273°.4  ^  =  -  i°.8 

24  8  285°.5  -2'>.8 

25  9  297°.8  -3°.8 

26  10  —  — 


/ 


1 1 


28  12                                         —                 — 
Sebat  2S,  März  7,  6^  früh:   Mars  A  =  288°.g  ß  =  -i°.o 

24  8  289°.7  —  i°.o 

25  9  290°.4  —  I  °.o 

26  10  29I°.2  —  1°.  I 

27  1 1  292<'.0  —  I  °.  I 

28  12  292°.8  —  I  °.  I 

Wie  im  Anhang  unter  a)  gezeigt  werden  wird,  ist  der 
Ausdruck  „hält  die  Wage"  wahrscheinlich  als  „steht 
in  derselben  Länge"  zu  deuten.  Die  Mondörter  lassen 
sich  also  mit  dem  Texte  nicht  in  Einklang  bringen. 
Dagegen  würde  die  Ergänzunii 

Am  2S.  Sebat  Mars 
eine  genügende  Erklärung  bieten.  Mars  steht  allerdings 
südlich  von  dem  kleinen  Sterne  i  Aquarii.   Aber  wie 


As  1 R. »N.  Beobachtlngstext  a.  d.  37.  Jahre  NEBUKAUNEZ-uts  ii.      7 7 

wir  bereits  oben  einen  Fehler  bei  .,über"  und  „iiuter'' 
feststellen  konnten  is.  Nr.  31  und  oben  S.  52  ),  so  dürfte 
auch  hier  der  Fall  ähnlich  liegen.  Statt  „über"  dürfte 
wohl  sicher  „unter"  einzusetzen  sein.  Im  übrigen  vgl. 
oben  S.  52. 
Andere  Planeten  kommen  nicht  in  Frage: 

März  7,  6°  früh:     Merkur  ^  =  334",    Venus  /1  =  30qo 

15  330"  319° 

März  7,  6"  früh:     Jupiter  A=  255°,    Saturn  ^  =  332''. 

34.  Am Adar  ein  Planet  vor   dem  Bande  des   südlichen 

Fisches  des  Tierkreises,  Yg  Elle  unter  Venus;  8  Finger  stand 

Merkur  weiter  nach  Osten  Am  Adar  ein  Planet 

6  Finger  über  Merkur,  Yg  Ellen  unter  Venus  hielt  er  die 
Wage,  und  Mars  hielt  -3  Ellen  unter  dem  westlichen  Sterne 
des  abgebrochen  die  Wage  (Rs.  1 7  f.). 

Die  Orter  der  Planeten  für  die  in  Frage  kommende , 
Zeit  des  Adar  ^10.— 20.)  sind: 

Merkur  Venus 

A  /3  X  ß 

—  566  Adar  9,  März  23,  6^  früh:  331".!  —  i°.3     32 8°. 6  —  i°.4 

.0  — 1°.4 
.4  -i°.4 
.9  -i"'.4 
.3  -i°.4 
19,  April  2  338°.6  — 2°.6     340°. 7  — i°.5 


II  25  332''-2  — 1°.6  331° 

13  27  333°-5  -i°.9  333" 

15  29  335°-0  — 2°.2  335° 

17  31  336".7  -2°.4  33' 


Saturn  Mars 

A  /3  Iß 

Adar  9,  März  23,  6^  früh:  334°- 5  —  2°.o  301".!  —  i°.3 

II  25  302°.6 

13  27  335''-o  -2°.o  304°.i  -i°.3 

15  29  305°-7 

17  31  335°-5  -2°.o  307°.2  -i«'.4 

19,  April  2  308°.  7 


78 


Paul  V.  Neugebauer  ukd  Ernst  F.  Weidner: 


Jupiter  kommt  niclit  in  Frage  (A  =  256"). 
Die  Stellen  lassen  sich  nicht  zweifelsfrei  erklären.  Es 
scheint  bei  beiden  Saturn  gemeint  zu  sein. 
14.  Adar,  März  28,  6^  früh: 

Saturn  A  =  335°.  I  /3  =  — 2'^.o 

Venus  A  =  334°. 7  /3  =  — 1=5 

Band  des  südlichen  Fisches:  etwa  328°  —  etwa  348°. 
i5.Adar,  März  2g,  6^  früh: 

Venus  A  =  335°.9  /3  =  -i°.4 

Saturn  A  =  335°. 2  ß^—2°.o 

Merkur  A=  335°. o  /J  =  — 2°.2 

Ferner:                 Mars  2  =  305°.  7  ^  =  —10.3 

A  Aquarii  A  =  3050.9  ß  =  —  o°.^ 


D.  Jahrespunkte. 
35.  Am  9.  (Sivan)  Sommersolstitium  (Vs.  16). 

9.  Sivan  =  —  567  Juni  28/29.    Das  Sommersolstitium 
findet  statt  —  567  Juni  29  4*^  nachmittags. 

E.  Anhang. 
a)  Untersuchung  des  Ausdrucks  „hält  die  Wage". 

Der  Ausdruck  kommt  vor  in  Nr.  8.  12.  15.  24.  31.  (und 
^i).  Die  unsichere  Stelle  34  ist  fortgelassen. 

In  fünf  Fällen  sind  die  Längen  gleich,  in  einem  ungleich. 
Die  Stellung  in  Breite  läßt  keine  Regel  erkennen,  so  daß  vor- 
läufig als  wahrscheinlich  anzunehmen  ist: 

„Hält  die  Wage"  bedeutet  „steht  in  gleicher  Länge." 

Zu  gleichem  Resultate  ist  Kugler,  Stenikimde,  Ergänzwigs- 
heft,  S.  128  gelangt. 


b)  Ableitung  der  Länge  der  Elle. 
Epping,  Astronomisches  aus  Babylon,  S.  1 1 8  bestimmte  die 
Länge  der  Elle  aus  den  Angaben  der  ihm  vorliegenden  Texte 
auf  i"".^,  Kugler  in  Zeitschrift  f.  ÄssyrioJ.  XV,  S.  383a'.  mit 


Astron.  Beobachtungstext  a.  d.  37.  Jahre  Nebukadnezars  h.      79 

den  gleichen  Mitteln  auf  2°.  5.   Aus  unserem  Texte  läßt  sich 
nun  ein  neuer  Wert  für  die  Elle  ableiteu. 

Wegen  der  Unsicherheit  in  den  Stundenangaben  sind  für 
die  Bestimmung  der  Elle  die  glücklicherweise  zahlreicheren 
Breitendiö'erenzen  von  höherem  Werte  als  die  Längendiö'erenzen, 
da  letztere  von  fehlerhaften  Annahmen  der  Zeit  stark  beeinflußt 
werden. 

Breitendifferenzen  sind  gegeben  in  Nr.  4.  7.  8.  12.  15.  24, 
28.  2Q.  31.  Schließt  man  den  übertrieben  großen  Wert  von 
Nr.  31  (4°. 81)  aus,  so  ergibt  sich  im  Mittel: 

I  Elle=  i°.8. 

Von  den  Längendifferenzeu  Nr.  2.  6.  16.  25  ist  16  unsicher 
wegen  der  mangelnden  Kenntnis  der  genauen  Stunde.  Schließt 
man  sie  aus,  so  ergeben  die  drei  übrigen: 

I  Elle  =  20.0. 

Das  Mittel  aus  allen  Bestimmungen,  einschließlich  Nr.  16 

und  31,  ist: 

I  Elle  =  2°.  I. 

Es  wäre  von  größter  Wichtigkeit,  dieses  Resultat  an  ande- 
ren Texten  zu  prüfen.  Bemerkt  sei  noch,  daß  bei  der  Unter- 
suchung der  zweifelhaften  Stellen  in  C  als  Wert  der  Elle  2° 
angenommen  wurde. 

Wenn  wir  also,  was  wohl  am  wahrscheinlichsten  ist,  die 
Elle  auf  2°.o  ansetzen,  so  erhalten  wir  folgende  Tabelle^): 
Ekliptik  =  12  heru  =  360° 
I  beru  =15  ammatu  =  30° 
I  ammatu  =24  uhämi  =  2'*.o 
I  uhdnu  =  5' 
Ist  das  richtig,  so  wäre  das  vielgebrauchte  Längenmaß  US 
gerade  das  Doppelte  der  Elle,  während  bei  EppiNGs  und  KuG- 
LERS  Ansetzung  der  Elle  keine  Verbindung  zwischen  beiden 
möglich  ist. 

i~)  Diese  Ergebnisse  beziehen  sich  nur  auf  den  vorliegenden  Text; 
es  -wäre  zu  untersuchen,  ob  die  abweichenden  Resultate  Eppings  und 
KuGLERS  nicht  eine  Änderung  der  Maßeinheit  andeuten. 


8o  Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 


III.  Ergebnisse. 

I.  Mond,  Sonne  und  Planeten. 

Die  Hauptaufmerksamkeit  der  babylonischen  Astronomen 
galt  dem  Monde  (Sin);  der  Mondgott  Sin  hat  ja  auch  stets  die 
Hauptrolle  in  der  babylonischen  Religion  gespielt  (yg].  Jere- 
MIAS,  Handhuch  der  altorient  Geisteshdtur,  S.  240  ff.).  Da  die 
Babylonier  ein  Mondjahr  hatten,  so  hing  der  Beginn  des  neuen 
Monats  von  dem  Aufleuchten  des  Neulichts  ab  (Vs.  i.  8.  12. 
Rs.  5.  12).  Daß  dieses  daher  besonders  sorgfältig  beobachtet 
wurde,  ist  verständlich.  Man  notierte  vor  allem  die  Dauer  der 
Sichtbarkeit  der  Sichel  nach  Sonnenuntergang  (Vs.  i.  12.  Rs.  5. 
12),  gab  an,  ob  die  Sichel  schon  ziemlich  breit  war,  falls  der 
Termin  des  astronomischen  Neumonds  bereits  längere  Zeit  zu- 
rücklag (Vs.  8.  1 2)  und  merkte  sorgsam  auf  das  Erscheinen  des 
Erdlichts"  (Vs.  8.  Rs.  12).  Im  weiteren  Verlaufe  des  Monats  ist 
dann  der  Stand  des  Mondes  zu  den  helleren  Sternen  des  Tier- 
kreises notiert  (Vs.  2.  3.  14.  15.  16.  Rs.  7.  13.  15).  Als  besonders 
wichtig  galt  wieder  der  Termin  des  Vollmonds  (Vs.  4. 1 7.  Rs.  16). 
Mond  und  Sonne  erscheinen  hier  beide  unter  dem  einfachen 
Namen  üu  „Gott'^  (s.  oben  S.  42).  Auch  hier  ist  wieder  sorg- 
fältig angegeben,  wie  lange  nach  Sonnenaufgang  der  Vollmond 
am  nächsten  Morgen  noch  sichtbar  war  (Vs.  4.  17.  Rs.  8.  16). 
In  diese  Zeit  mußte  auch  eine  eventuelle  Mondfinsternis  fallen. 
Die  vom  4.  Juli  —  567  war  aber  in  Babylon  nicht  sichtbar 
(Vs.  17).  Vom  Altlicht  ist  Vs.  11  die  Rede.  Es  heißt  da,  daß 
der  Mond  am  26.  Airu  noch  sichtbar  war  und  dann  am  27.  (^so 
ist  wohl  zu  ergänzen)  in  den  Sonnenstrahlen  verschwand.  Er- 
wähnt sei  noch,  daß  auch  von  Halos  um  den  Mond  des  öfteren 
die  Rede  ist  (Rs.  6.  7,  14). 

Die  Sonne  (Samas)  wird  verhältnismäßig  selten  erwähnt. 
Ihr  Stand  zum  Neulicht  des  Mondes  (Vs.  4.  Rs.  1 2)  und  zum 
Vollmond  (Vs.  4.  17.  Rs.  16)  wird  notiert.  In  letzterem  Falle 
heißt  sie  wie  der  Mond  einfach  du.  Auch  die  vier  Jahrespunkte 
der  Sonne  wurden  sorgfältig  beobachtet;  erhalten  ist  in  unse- 


ASTROX.  BEOBACHTrNi;.STEXT  A.  D.  37.  JaHKE  XeBUKAI>XEZAR.S  II.         8  I 

rem  Texte  nur  die  Angabe  über  das  Sommersolstitium  (Vs.  r6\ 
Vou  Halos  um  die  Suune  ist  Vs.  3.  5.  Us.  3.  8  die  Rede. 

Der  Planet  Merkur  heißt  GÜ-UD.  Unter  dem  i.  Airu 
wird  gemeldet,  daß  er  nicht  sichtbar  gewesen  sei,  weil  er  in 
oberer  Konjunktion  mit  der  Sonne  stand  (Vs.  q),  unter  dem 
10.  Airu,  daß  er  hinter  den  kleinen  Zwillingen  heliakisch  auf- 
gegangen sei  (Vs.  10).  In  Konjunktion  mit  Mars  stand  er  An- 
fang Sivaii  (Vs.  1 2  f.),  in  Konjunktion  mit  Venus  und  Saturn 
Mitte  des  Adar  (Rs.  1 7  S.).  Über  seine  Stellung  zu  Fixsternen 
wird  Vs.  12  und  Rs.  17  ff.  berichtet. 

Von  Venus  (DIL-BAT)  ist  des  öfteren  die  Rede.  In  den 
weitaus  meisten  Fällen  handelt  es  sich  um  ihre  Stellung  zu  den 
Sternen  des  Tierkreises  (Vs.  ii.  13.  Rs.  3.  6.  17  ff.)  Nach  Vs.  10 
näherte  sie  sich  Anfang  Sivan  ihrer  größten  Digression  als 
Abendstern,  nach  Rs.  17  f.  stand  sie  Ende  Adar  in  Konjunktion 
mit  den  Planeten  Merkur  und  Saturn. 

Der  Planet  Mars  führt  den  Namen  ÄN{rgl.  dazu  Weidner, 
Älter  und  Bedeutung  der  habißonischen  Astrmiomie,  S.  1 2).  Über 
seine  Stellung  zu  Fixsternen  wird  Vs.  10.  12.  Rs.  10.  18  be- 
richtet. Anfang  Sivan  stand  er  in  Konjunktion  mit  Saturn 
(Vs.  13). 

Jupiter  heißt  teils  SAG-ME-GAB  (Vs.  13),  teils  '^SAG- 
ME-GAB  (Vs.  4.  Rs.  5.  12).  Am  i.  Sivan  stand  er  über  An- 
tares (Vs.  13),  am  I.  Sebat  im  Schützen  (Rs.  7).  Sein  schein- 
bar akronychischer  Aufgang  Mitte  Nisan  ist  Vs.  4  erwähnt. 

Saturn  wird  einmal  ^^S AG-US  (Vs.  i),  einmal  '^GIN 
bezeichnet.  In  beiden  Fällen  ist  sein  Name  Kaimdnu  „der  Be- 
ständige" (wegen  seiner  langsamen  Bewegung)  zu  lesen.  Sein 
Stand  im  südlichen  Fische  des  Tierkreises  ist  am  i.  Nisan  und 
am  I.  Airu  (Vs.  2.  9),  seine  Konjunktion  mit  Merkur  und  Venus 
Ende  des  Monats  Adar  Rs.  17  ff.  erwähnt. 

2.  Die  Fixsterne. 

Da  Fixsterne  in  unserem  Texte  nur  in  Verbindung  mit 
dem  Monde  oder  Planeten  genannt  sind,  kann  es  sich  natürlich 


82  Pall  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidnek: 

nur  um  Tierkreisgestirne  handeln.-')  Im  ganzen  kommen  die 
Namen  von  neun  Tierkreisbildern  vor  2):  i.  ^^^^"^KU-MAL  = 
Widder;  2.  ^"«^■^«^GCJ-^iV-Stier;  3.  ^''^^''^MÄS-T AB  =  Zwil- 
linge; 4.  ^''^^"'^Nangaru  =  Krebs;  5.  ^akkah jjp^, j^  _  "Löwe; 
6.  ^""^^"'^Zibanitu  =  Wage;  7.  ^^^-^^"^ PA- SIL  =  Schütze; 
8.  ^""^^"^SUEÜR-MÄS  =  Steinbock;  9.  ^''^^''^ SIM-MAH  und 
^  "'"Anunitum  =  südlicher  und  nördlicher  Fisch.  In  dem  er- 
haltenen Teil  des  Textes  sind  also  Jungfrau  (sonst  ES-SIN), 
Skorpion  (sonst  GIE-TAB)  und  Wassermann  (sonst  Gu-la) 
nicht  genannt  (vgl.  die  Tabelle  bei  Jeremias,  Handhuch  der 
altorient  Geisteskultur,  S.  119). 

Der  Widder  {^''^^''^KU-31AL  „Gestirn  des  Lohnarbeiters") 
wird  nur  Rs.  12  bei  einer  Neulichtbeobachtung  genannt  (vgl. 
oben  S.  71). 

Der  Stier  zerfäUt  bei  den  Babyloniern  in  drei  Teile.  Die 
PIejaden  heißen  ^''^^''^ Zappu  „Stern  {xur  i^oxrjv)"  (Rs.  6.  13)8), 
dieHyaden  G?7-^iV^  „Himmelsstier"  (Vs.  i.  Rs.  6)^)  und  /3  +  ^ 
Tauri  Narkahtu  „Streitwagen"  (Rs.  6).°) 

Von  den  drei  Zwillingsgestirnen,  in  welche  die  Babylonier 
unsere  Zwillinge  teilten,  sind  in  unserem  Texte  die  großen 


i)  In  dem  dem  Monate  Tammuz  gewidmeten  Abschnitte  war  wahr- 
scheinlich noch  der  heliakische  Aufgang  des  Sirius  erwähnt.  Vgl.  Epping, 
Astronomisches  aus  Babylon,  S.  150  f.  und  Bezold,  Zenti-  und  Äqiiatorial- 
gestime,  S.  49. 

2)  Wenn  man  die  am  i.  der  einzelnen  Monate  angestellten  Xeu- 
lichtbeobachtungen  aneinanderreiht,  so  erhält  man  übrigens  die  Reihe 
der  Tierkreisbilder:  i.  Nisan:  Stier  (Ys.  i),  i.  Airu:  Zwillinge  (Vs.  8), 
I.  Sivan:  Krebs  (Vs.  12),  i.  Sebat:  Fische  (Rs.  5),  i.  Adar:  Widder 
(Rs.  12). 

3)  Vgl.  Weidner,  Älter  und  Bedeutung  der  babylonischen  Astro- 
nomie, S.  1 9,  Anm.  2. 

4)  Semitisch  wahrscheinlich  alü  zu  lesen  (vgl.  Delitzsch,  Hand- 
wörterbuch, S.  60;  Meissner,  Seltene  assyr.  Ideogramme,  Nr.  4040);  vgl. 
aber  auch  II  R  49,  3,  Z.  45. 

5)  Vgl.  Weidner  a.a.O.  S.  5if. 


Astron.  Beobachtlngstext  a.  d.  37.  Jahre  Nebukaunezaks  ii.      83 

und  die  kleinen  Zwillinge  genannt.  Am  i.  Airu  ist  das  Neu- 
licht des  Mondes  hinter  dem  '"^^'"^KUR  arkü  sa  MAS-TAB- 
GAL  „dem  westlichen  hinteren  Sterne  der  großen  Zwillinge" 
=  ß  Gemin.  erschienen  (Vs.  8),  am  10.  Airu  ist  Merkur  hinter 
den  MASTAB-[TVR\  „den  kleinen  Zwillingen"  (^6  +  ^  Gemin.) 
heliakisch  aufgegangen  (Vs.  10,  s.  oben  S.  47). 

Der  Krebs  heißt  bei  den  Babyloniern  ^'^^'^'^'^Nangaru  „Ge- 
stirn des  Zimmermanns"  (Vs.  12.  Rs,  7.  14.  15).  Sehr  wichtig  ist 
die  durch  unseren  Text  neu  festgestellte  Tatsache,  daß  dieser 
Name  ursprünglich  nur  an  der  Praesepe  (f  Cancri)  haftete  (Vs.  10, 
s.  oben  S.  73).^) 

Vom  Tierkreisbilde  des  Löwen  ist  oft  in  unserem  Texte 
die  Rede;  sein  Name  ist  ^'^^'^"^UR-A  „Gestirn  des  Löwen"  (Rs. 
7.  15).    Von   einzelnen  Sternen   des  Löwen   werden   genannt: 

1.  Samt  „Königsstern"  ^)  =  Regulus  (Vs.  11.    Rs.  7.  14.  15); 

2.  '^zihhat  UR-A  „Schwanz  des  Löwen"  = 'O- Leonis  (Vs.  13)-, 

3.  ^'^^^'^^sepu  är  sa  ÜR-A  „Hinterfuß  des  Löwen"  =  /3  Virginis  ^) 
(Vs.  3);  4.  ^'^^'^^^SI  sa  kit  Si'pi  UR-A  „nördlicher  Stern  vom 
Fußende  des  Löwen"  =  j'Virginis(Vs.  i4;vgl.  aberoben  S.  68f !}; 


i)  An  der  Lesung  Nangaru  und  der  tlbersetzung  „Zimmermann" 
ist  kein  Zweifel  (vgl.  auch  Thükeau-Dangin,  Revue  d'Assyriol.  X,  p.  225; 
unrichtig  Hommel,  Aufsätze  und  Abhandl,  S.  251,  Anm.  i).  Wir  finden 
aleo  am  Himmel  an  einer  Stelle  vereinigt  eine  „Krippe"  {s  Cancri), 
einen  „Zimmermann"  (ebenfalls  s  Cancri)  und  zwei  „Esel"  (S  -{-y  Cancri, 
vgl.  Idelek,  Untersuchungen  über  den  Ursprung  der  Sternnamen,  S.  i58if., 
BoLL,  Sphaera,  S.  128 f.  usw.).  Das  Zusammentreffen  mit  der  christlichen 
Weihnachtsgeschichte  (Joseph  als  „Zimmermann",  „Krippe"  und  Ochs 
und  „Esel"  an  der  Krippe)  ist  der  spätchrietlichen  Legen denbildung 
natürlich  nicht  entgangen  (vgl.  Nokk,  Der  Festkalender,  S.  746.  777; 
NiEMo.jEw.'^Ki,  Gott  Jesus  II,  S.  330 f.;  Erbt,  Jesus.  Die  EntsteJumg  des 
Cliristentums,  S.  loi  usw.). 

2)  Regulus,  der  „Königsstern",  wie  der  Stern  heute  noch  heißt, 
ist  natürlich  nur  eine  Übersetzung  von  Sarru.  Vgl.  die  Schol.  Arat., 
Y.  148,  I,  p.  43  (Buhle):  6  Aecov  ^x^i  im  rfig  Hagdiag  aßriga,  Baailicuov 
XsyöuBvov,  ov  Ol  XaXSaioi  vo^ili^oveiv  ccqxsiv  tmv  ovgavLwv  (Boüche- 
Leclercq,  V Astrologie  grecque,  p.  139,  n.  2). 

3)  Die  Babylonier  hatten  also  eine  etwas  andere  Abteilung  der 
Tierkreisbilder,  da  ein  Teil  unserer  Jungfrau  noch  zum  Löwen  gehörte. 


84  Paul  Y.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidner: 

5.  liakkah^jjji  §^  m  ^^j^  [UR-A^  „Östlicher  Stern  vom  Fuß- 
ende des  Löwen"  =  ?  (Vs.  1 8). 

Der  Name  der  Wage  ist  '^^^^^Zihanitu  „Gestirn  der  Wage". 
In  unserem  Texte  ist  nur  der  Stern  Zihanitu  sa  Sl  „nördliche 
Wagschale"  =  ß  Librae  erwähnt  (Vs.  15). 

Der  Skorpion  selbst  wird  nicht  genannt,  wohl  aber  sein 
hellster  Stern  Antares.   Er  heißt  Hurru  „Loch"^)  (Vs.  13.  16). 

Vom  Tierkreisbilde  des  Schützen  {FA-BIL'^)  wird  nur 
die  Sterngruppe  bei  |,  o,  n  Sagittarii  erwähnt:  Tcisir  mahrü  sa 
PA-BIL  „vorderer  Sternhaufen  des  Schützen"  (Rs.  5,  s.  oben 
S.  50 f.).  Der  ^''^'^'""^iMURUB  sa  Idsir  mahrü  sa  PA-BIL  „mitt- 
lere Stern  des  vorderen  Sternhaufens  des  Schützen"  (Rs.  2)  ist 
wahrscheinlich  ^  Sagittarii  (s.  oben  S.  51). 

Der  Steinbock  erscheint  bei  den  Babyloniern  als  Ziege 
mit  Fischschwanz,  wie  er  noch  heute  auf  unseren  Stern- 
karten gezeichnet  wird.  Der  vordere  Teil  heißt  ^akkahj^jß  ^ 
enzu  „Ziege",  der  hintere  SUHUR-MÄS  =  suhurmasu  „Ziegen- 

fisch".^)  Daneben  findet  sich  auch  SUHUR  sa  il/J-S"  „der  Fisch- 
(schwanz)  der  Ziege"  (Rs.  10).  Genannt  sind  nun  in  unserem 
Texte  der  ^''^^''^MTJRTJB  sa  karni  MAS  „der  mittlere  Stern 
vom  Hörne  der  Ziege"  =  ß  Caprieorni  (Rs.  3)  und  der  SUHUR- 
3IÄS  =  y  -{-  d  Caprieorni  (Rs  6).  Der  kleine  Stern  t  Aquarii 
wird  als  IcaMahu  sikru  sa  jYg  U  är  SUHUR  sa  31  AS  izzasu 
„der  kleine  Stern,  der  37«  Ellen  hinter  dem  Fisch(schwanz)  der 
Ziege  steht"  bezeichnet. 

Der  Name  des  Wassermanns  ist  in  unserem  Texte  nicht 


i)  Es  ist  das  Erdloch,  in  dem  der  Köi'per  des  Skorpions  steckt 
(vgl.  KüGLER,  Sternkunde  I,  S.  26of.). 

2)  In  den  älteren  Texten  vollständiger  PA-BIL-SAG,  auch  häufig 
als  Gottesname  ^'PÄ-BIL-SAG  (s.  Deimel,  Pantheon  Bahtjlonicnm,  S.  24o\ 
Seine  Bedeutung  ist  nicht  sicher  feststellbar. 

3)  Vgl.  Zimmern  bei  Frank,  Bilder  und  Symbole,  S.  11,  Anm.  Zum 
SM^Mr-Fisch  s.  Jensen,  Kosmologie,  S.  73,  Anm.  i  (=  Delphin),  Holm.\. 
Kleine  Beiträge,  S.  30 if.  (=  Karpfen)  und  Jensen,  Keilinschriftl .  Bibliothek 
VI,  2,  S.  5*f.  (=  Seehund,  sehr  unwahrscheinlich!). 


Astkon.  Beobachtixgstext  a.  d.  37.  Jahke  XEBrKADXEZAR.s  u.      85 

genannt.  Über  i  Aquarii,  dessen  Lage  am  Himmel  vom  Stein- 
bock aus  bestimmt  wunle.  i.st  soeben  gesprochen  worden.  Rs.  18 
ist  der  Stern  ?.  Aquarii  erwähnt.  Der  Name  des  Sternbildes  ist 
zwar  nicht  erhalten,  doch  scheint  er  zum  südlichen  Fische  des 
Tif-rkreises  gerechnet  worden  zu  sein  (s.  oben  S.  64f.). 

Was  endlich  die  Fische  anlangt,  so  ergibt  hier  der  Text 
die  wichtigsten  Resultate.  Schon  lauge  besteht  ein  heftiger 
Streit  um  die  Ideutilizierung  der  Gestirne  ^'"^'^"^SI3I-3fÄH 
und  ■'''"^'^'"^Änunituni  {s.  Weidnek,  Bahi/loniaca  VI,  S.  147 ff.: 
KuGLER,  Sternkunde, Ergänzungsheft,  S.  1 1  f.,  1 62,  2  i6f.;  Bezold, 
Zenit-  und  ÄquatoriaJgestirne,  S.  2 2  f.).  Unser  Text  entscheidet 
nun  die  Frage  mit  zweifelloser  Sicherheit:  ^""^'^'"^8131- 3IÄH 
=  südlicher  Fisch  des  Tierkreises  (Vs.  2.  g.  Rs.  5),  riksu  sc 
SIM-MAH  =    Sternenbaud    a  —  t,   Piscium    (Rs.    17.    19), 

Annmtnm  =  nördlicher  Fisch  des  Tierkreises  (^Rs.  20), 
rikati  sa  Anunitum  =  Sternenbaud  ^  —  q  Piscium  (Rs.  20);  vgl. 
bereits  Weidner,  Alter  und  Bedeutung  der  babylonischen  Astro- 
nomie, S.  43ff.  Wie  schon  dort  gezeigt  worden  ist,  wird  die 
große  Sternliste  Br.  M.  86378  {Cuneiform  Texts  XXXIII,  pl.  1  ff.) 
durch  diese  unantastbaren  Feststellungen,  die  zu  ihren  Angaben 
in  keiner  Weise  passen,  zu  einem  beträchtlichen  Teile  einfach 
auseinander  gesprengt.  Daß  daher  sich  nun  sehr  viele  Identi- 
fizierungen von  KuGLER  {Sternkunde,  Ergämimgsheft^  und  von 
Bezold  {Zenit-  und  Äquatorialgestirne)  als  höchst  problema- 
tisch oder  direkt  falsch  erweisen,  ist  natürlich  kein  Wunder. 

3.  Meteorologische  Angaben. 
Von  allen  meteorologischen  Erscheinungen  finden  wir 
Halos  am  häufigsten  erwähnt.  Es  handelt  sich  in  aUen  Fällen 
um  die  am  zahlreichsten  auftretenden  Halos  von  22°  Radius 
(babyl.  tarbasu,  s.  oben  S.  41 ).  Die  Halos  um  die  Sonne,  die 
unser  Text  erwähnt  (V"s.  3.  5.  Rs.  3,  8),  bieten  nichts  besonders 
Bemerkenswertes.  Wichtiger  sind  die  Halos  um  den  Mond 
(Rs.  6.  7.  14.  15),  da  die  vom  Halo  umschlossenen  Sternbilder 
jedesmal  sorgfaltig  aufgezählt  werden  und  so  für  deren  Identi- 
fizierung ein  wichtiges  Hilfsmittel  gegeben  ist.  Im  besonderen 


86  Paul  V.  Neugebauek  uxu  Ernst  F.  Weidner: 

sei  noch  auf  den  Mondhalo  vom  8.  Adar  hingewiesen,  der  unten 
durchbrochen  war  (Rs.  15), 

Von  einer  Bewölkung  des  Himmels  ist  selten  die  Rede. 
Nur  am  is.Nisan  und  am  11.  und  21.  Adar  heißt  es:  irriq)  „es 
war  bewölkt"  (Vs.  4.  Rs.  16.  ig).  Unter  dem  15.  Airu  wird  ge- 
meldet, daß  langgestrecktes  Gewölk  am  Horizonte  gelagert  war 
(Vs.  1 1),  unter  dem  2g.  Sebat,  daß  am  Abend  eine  von  der  Abend- 
röte durchleuchtete  c.  60°  hohe  Wolkenbank  am  Westhorizonte 
zu  erblicken  war  (Rs.  10). 

Auch  von  Regenfällen  hören  wir  selten.  Starke  Regen- 
güsse werden  zweimal  erwähnt  (Vs.  5.  Rs.  8),  einmal  vielleicht 
ein  leichter  Sprüh  (?)  regen  (Rs.  16). 

Die  Beobachtung  eines  Regenbogens  { TIFi-AN  =  mar- 
raiu)  wird  unter  dem  2.  Nisan  (am  Morgen,  Vs.  2)  und  dem 
20.  Nisan  (am  Abend,  Vs.  5)  gemeldet. 

Die  Richtung  des  Windes  wird  am  i.  des  Monats,  wenn 
überhaupt  ein  Wind  wehte,  sorgfältig  registriert.  Am  i .  Sivan, 
i.  Sebat  und  i.  Adar  wehte  jedesmal  ein  Nordwind  (Vs.  12. 
Rs.  5.  12).  Sonst  hören  wir  nur  noch,  daß  in  der  Nacht  des 
I.  Airu  ein  heftiger  Südostorkan  (Vs.  g)  und  am  2.  Airu  ein 
heftiger  Nordsturm  (Vs.  10)  getobt  habe. 

4.  Geologische  Angaben. 
Eine  geologische  Angabe  liegt  nur  Rs.  2  vor.  Es  heißt 
dort,  daß  am  22.  Sebat  in  der  Nacht  und  am  Tage  ein  heftiges 
Erdbeben  verspürt  wurde  (Rs.  g).  Es  scheint  großen  Schaden 
angerichtet  zu  haben,  im  besonderen  scheint  der  Verlust  zweier 
Schilfe  aus  „erstklassigem  Rohre"  schmerzlich  empfunden  wor- 
den zu  sein. 

5.  Angaben  über  den  Wasserstand  des  Eufrat. 

Der  Wasserstand  des  Eufrat  war  und  ist  von  der  Jahres- 
zeit und  der  Niederschlagsmenge  abhängig.  Man  unterscheidet 
in  Vorderasien  eine  regenlose  Zeit  (Anfang  Mai  bis  Ende  Oktober) 
und  eine  Regenzeit  (Ende  Oktober  bis  Anfang  Mai).  Die  letztere 
zerfällt  in  drei  Abschnitte:  i.  Zeit  der  Frühregen  lOktober/No- 


Astron.  Beobachtixgstext  a.  d.  37.  Jaukk  NEurKAONEZARs  n.      87 

vember),  2.  Zeit  der  Winterregeu  (Dezember  März\  3.  Zeit  der 
Spätregen  1  April/MaiV^)  Die  Monate  Airu  und  Sivau  des  37. 
Jahres  Nebukadiiczars  fallen  nun  in  die  Zeit  Ende  Mai  bis  Ende 
Juli.  Es  ist  daher  kein  Wunder,  daß  wir  in  den  diesen  Monaten 
gewidmeten  Abschnitten  keine  Wasserstandnotizen  finden,  da 
ohne  Niederschläge  eben  eine  Änderung  (Erhöhung)  des  Wasser- 
spiegels nicht  möglich  ist.  Anders  ist  es  im  Nisan  (April/Mai), 
Sebat  (Februar  März)  und  Adar  (März/ April).  Tm  Nisan  han- 
delt es  sich  um  die  Zeit  der  Spätregen.  Nach  Z.  6  ist  vom 
8.  Schaltadar  (i.  xApril)  bis  zum  28.  Nisan  (18.  Mai)  das  Wasser 
des  Eufrat  um  1.65  m  gestiegen.  Die  Niederschlagsmenge  ist 
also  sehr  beträchtlich  gewesen.  Sebat  und  Adar  fallen  in  die 
Zeit  der  Winterregen  uud  der  Spätregen,  lis.  8  (vgl.  auch  Rs.6) 
wird  gemeldet,  daß  vom  4.— 15.  Sebat  der  Spiegel  des  Eufrat 
sich  um  0.7425  m  gehoben  habe.  Am  16.  wurde  ein  erneutes 
Fallen  des  Wassers  bemerkt.  Am  i.  Adar  begann  es  wieder  zu 
steigen  iRs.  13),  und  zwar  bis  zum  5.  um  0.165  ni.  W^ieder 
trat  ein  Fallen  ein,  bis  endlich  in  der  Zeit  vom  21.  Adar  bis 
zum  Schlüsse  des  Jahres  wieder  ein  Steigen  des  Wassers  um 
0.165  m  vom  Pegel  abgelesen  werden  konnte.  Diese  Notizen 
sind  natürlich  für  die  Erforschung  der  klimatischen  Verhält- 
nisse im  alten  Babylonien  von  großem  Werte.-)  Sie  zeigen 
übrigens,  soweit  unser  Text  in  Frage  kommt,  daß  das  Klima 
des  vorderen  Orients  im  Altertume  nahezu  das  gleiche  war  wie 
in  der  modernen  Zeit. 

6.  Die  Lebensmittelpreise. 

All  letzter  Stelle  sei  endlich  noch  kurz  über  die  Lebens- 
mittelpreise, die  unser  Text  für  die  Monate  Tebet  und  Sebat 
(Rs.  4  und  11)  notiert,  gesprochen.  Es  liegt  hier  ein  wichtiger 
Faktor  für  die  Beurteilung  der  Volkswirtschaft  im  alten  Baby- 
lonien vor.   Wir  haben  deshalb  alle  diesbezüglichen  Angaben 

1)  Nach  Benzinger,  Hebräische  Archäologie-,  S.  22. 

2)  Wasserstandnotizen  finden  sich  auch  noch  Zeitschrift  f.  Assyriol. 
VI,  S.  234,  Z.  II;  S.  238,  Z.  21.22.25.33.34:  S.  239,  Z.  50;  S.  240,  Z.52. 


88 


Paul  V.  Neugebauer  und  Ernst  F.  Weidker: 


der  astronomischen  Texte,  soweit  sie  veröffentlicht  oder  uns 
anderweitig  zugänglich  sind,  gesammelt  und  in  folgender  Ta- 
belle registriert^): 


seu 

suluppu 

samas- 
sammu 

1 
ka-si     1 

KA 

KA 

KA 

KA 

I.  —567 

Tebet 

192 

240 

— 

180 -1-x? 

Sebat 

180 

240 

24 

216 

2.  -418*) 

Xisan 

24 
E.M.  23 

16-7, 

— 

144 

Airu 

24 
M.M.  18 

— 

— 

120 

Sivan  

30 
E.M.  36 

— 

— 

— 

Adar 

21 
E.M.  22 

10 



90 

Schaltadar 

25 

48 

— 

114 

3.  -378'') 

Tesrit    

52% 

— 

15 

— 

Arahsamna 

4.  -273^) 

Tesrit 

36 

72 

21 

— 

5.  -272*) 

Adar 

36 

90 

15 

— 

i)  Die  angegebeneu  Quantitäten  waren  für  i  Sekel  erhältlich. 
Folgende  Abkürzungen  sind  in  der  Tabelle  verwandt :  A.  M.  =  Anfang 
des  Monats,  M.M.  =  Mitte  des  Monats,  E.M.  =  Ende  des  Monats. 

2)  Nach  VAT  4924  (uuTeröffentlicht). 

3)  KuoLER,  Sternkunde  I,  Tafel  III,  Nr.  5,  Z.  2  und  12. 

4)  Zeitschrift  f.  Assyriol.  VI,  S.  234,  Z.  9  f. 

5)  ib.  S.235,  Z.28f. 


A.•^TKUN.  BeüB.\CHTUN«STEXT  A.  l».  37.  J.VUKK  NeüIK AUNKZ.^US  II.  89 


i 

,               samas-    i      , 
seu             suluppic       .^„^^^^^    ,      la-si 

KA         i      KA      \      KA      \      KA 

6.  -   232') 

.  Te^rit 

Arah-samna 

Kislev 

7.  -231') 
Sebat  

A.M.  4»               — 

MM. 39   : 

E.M.  36-l-x 

36 
A.  M.  30       1        36 
M.M.38 
E.M.  30       1 

39               — 

8 
9 

9 

Adar 

Die  Tabelle  zeigt,  daß  die  Lebensmittel  in  der  neubabylo- 
uischen  Periode  viel  wohlfeiler  waren  als  in  der  hellenistischen 
Zeit.  Es  würde  interessant  sein,  dieses  Ergebnis  unter  Heran- 
ziehung der  gleichzeitigen  Geschäftsurkunden  noch  näher  zu 
untersuchen  und  zu  prüfen.  Die  Resultate  würden  jedenfalls 
kulturgeschichtlich  von  großem  Interesse  sein. 

1)  ib.  S.237,  Z.  Iif.;  S.  238,  Z.23;  S.239,  Z.36f. 

2)  ib.  S.  240,  Z.  6if.;  S.  241,  Z.  75. 


Druckfertig  erklärt  28.  VII.  1915.] 


4^.  Hand.      iSpr..     H.-rt  1-3.        Pf 

O.  liOh  1 1 1 II  g  k  ,  KritiDclie  lieniorkuiigeu  zu 

l'inii'karai  (irlijasülra 
O.  Roll  tli  tiKk,     l'robe    einer    Kritik    des 

GopatliKbr&limaua 
R.  Heiner,    Kechtsvertrag  zwischen  Cb«- 

luion  und  Üiunthea 
A.  Seil  niarso  w,  Über  den  Wert  der  Dimoo- 

siunen  im  mensctiliclion   lUuniKcbildc 
G.  GOti,    über    Uunkul-    und    Geheinispra- 

chen  im  spttten  u.  mittclulturliehen  Latein 
O    Röhtlingk,     Njiclitrag     sum    Artikel: 

über  esha  lokali  loo 

I  H.  Geizer,  Zur  amcnischen  GOtterlehre 
«).  nohtlingk,  Miszellen 
R.  S  o  h  m ,  Terra  xaltca 
K.  Delitzsch,     Über    den    Ursprung    der 

babylonischeu   Kcilschriftzoiclion 
V.  Hantzech,  Über  Georg  Margjiraf 
H.  Hirt,     Die    Betonung   des   Polubiichen 
O  Böhtlingk,    Bemerkungen   r.a  Miinu's 

Gesetzbuch 
K.  Meistor,    Ein    altthessalischcs    Khren- 

dekrot  für  den  Korintliier  Sotairos 
R.  Meistor,  iJie   Depositiousurknndo   dos 

Xuthias 
R.  Hirzol.,  Die  Homonymie d.  griech. GiJtter 

nach  der  Lehre  antiker  Theologen  20a 

40-  Band.     1807.     Heft  i  u.  2. 

O.  Röhtlingk,  Uemerkungen  zur  Bha- 
gavadgttft 

K.  Brugniann,  Beitrüge  zur  Wortforscb- 
ung  im  Gebiete  der  indogernian.  Sprachen 

O.  Böhtlingk,  Neue  iliszellen 

H.  Berger,  iJio  Stellung  des  Posidonius 
zur  Krdmessnuggfrage 

O.  Biih  tl  i  ngk,  Bemerkungen  zu  einigen 
Upanisliaden  xoo 

E.W  indisch.  Zur  Theorie  der  Misch- 
sprachen und  Lehnwurter 

O.  Böhtlingk,  Kritische  Beitr&ge 

K  Brugmann,  Oskisth  alkdafcd  und 
Verwandtem 

P.  Wülker,    Über   Gedichte   Lord   Bryons 

A.  Socin,  Zur  .'\Ie8ainschrift 

K.  Krugmann,  Attisch  nfi^oy  für  /li^wv 
und  Verwandtes 

F.  Hultsch,  Kin  Flüssigkeitsmaß  der  Pro- 
vinz Hijpanicn  und  die  Fasaungaräumo 
einiger  antiken  Dolien  too 

50.  Band.     1898.     Heft  1-5. 

F.  Ratzel,  iJer  Ursprung  und  das  Wandern 
der  Völker  geographisch  betrachtet 

O.  Böhtlingk,  Kritische  Beiträge  200 

H.  Berger, Bio  Grundlagen  des  Marinisch- 
Ptulemäischen  Krdbildes  100 

J.  Lipsius,  Beitrage  zur  Geschichte  grie- 
chischer Bundcäverfasaungen  100 

C.  Wachsmut  h,  Worte  zum  Gedächtnis 
an  Otto  Ribbeck  60 

F.  Blass,  Zur  ältesten  Geschichte  des  pla- 
tonischen Textes 

R.Meister,  Elisches  Amnostiegosotz  auf 
einer  Bronzetafel  aus  Olympia  100 

51.  Band.     1899.     Heft  i- 5. 

A.  Schmarsow,  Der  Meister  K.  S.  ynd  das 
Blockbuch  „Ars  moriendi" 

O.Böhtlingk,  Kritische  Beiträge.  (Fort- 
setzung  zu  Bd.  50,  S.  86) 

A.  Schmarsow,  Reformvorschlago  zur  Ge- 
schichte der  deutschen  Renaissance  200 

R.  P.  W  ü  1  k  e  r ,  Briefwechsel  zwischen  Adolf 
Ebert  und  Ferdinand  Wolf  160 

R.  Meister,  Beiträge  zur  griechischen  Epi- 
graphik  und  Dialektologie  I 

F.  Blass,  Zur  ältesten  Geschichte  des  pla- 
tonischen Textes  | 

0.  Böhtlingk,  Verzeichnis  der  in  diesen 
Berichten  von  mir  besprochenen  i)  Wör- 
ter, 2)  Sachen  und  3)  Stellen,  bez.  ganzer 
Schriften 

rh.  Distel,  Nachträge  zu  den  „Berichten" 
V.  J.  1879,  S.  106  und  141,  sowie  über 
Müllner- Weißenfels  als  Astronom 

).  Böhtlingk,  Über  eine  lateinische  In- 
schrift auf  einem  in  Paris  ausgegrabenen 
kürbisförmigen  GefäBe  80 


4  K.  Brugniann,    Der  ITrsprung   der  Bary-    Pf 

tona  auf  -tio.-.    Ein  Beitrag  zur  Entwick- 
lungsgeschichte   der    sogenannten   Kurz- 
formen des  (iriechischeu 
O.Böhtlingk,   Zum   latcinibchen  (icrun- 
diuin   u'id   iieruudivum  100 

5  A.  Ermaii,  Nekrolog  auf  Georg  Ebers 
E.W  indisch,  Nekrolog  auf  Albert  Socin 
K.  W  indisch,  Nekrolog  auf  Wilh.  Pirtsch 

G.  Goetz,  Nekrolog  auf  Alfred  Kli.ckeisen     60 

52.  Band,      iqöo.     Heft  1-9. 

1  J.  H.  Lipsius,    Hfitrago  zur  [liudarischen 

Chronologie  ßo 

2  F.  Ratz fl,  Der  Ursprung  und  die  Wande- 

rungen der  Volker  geographisch  betrachtet. 
II.  Geographischü  Prüfung  der  Tatsachen 
über    den  Ursprung    der  Völker    Europas  2K0 

3  0.  Böhtlingk,    Die    fünf   Elemente    dor 
I  Inder  und  (iritchen 

K.  I .  a  Ml  p  r  e  c  h  t ,  Die  Königlich  Sächsische 
Kommission  für  Geschichte  40 

4  F.  Hultsch,    Hipparchos   über   die  Gröfie 

und  Entfernung  der  Sonne 
0.  r>Ohtlingk,  Die  Composita  der  Typen 
Bindfaden  und  Bindewort  100 

5  G.  Steindorf f,  Vorläutigor  Bericht   über 

seine  im  Winter  1899/igoo  nach  dor  Uase 
Slwo  und  nach  Nubien  unternommenen 
Reisen  100 

6  F.Marx,  Aristoteles'  Rhetorik  200 

7  F.  Studniczka,  Myron's  Ladas  60 

8  K.  B  ü  c  li  o  r ,  Nekrolog  auf  August  von  Mias- 

kowski  10 

9  K.  Brugmann,   Über   das  Wesen    der  so- 

genannten Wortzusammensetzung.  Eine 
spraohpsychologische  Studie 

E.  lirugmann,  Ijateiniscli  pröc'rus  und 
sincrrus 

O.  Böhtlingk,  Grammatische  Absonder- 
lichkeiten im  Aitarejabrähniana 

O.  Böhtlingk,  PHegton  die  Inder  Töchter 
auszusetzen?  160 

53.  Band.     1901.     Heft  1-4. 

1  R.  Schill,   SiTnio  retris 
O.Böhtlingk,    Kritische  Beiträge   (Fort- 
setzung zu   Hd.  51,   S.  40)  40 

2  R.  Meistor,  Beiträge  zur  griechischen  Epi- 

graphik  und  Dialektologie  II 

K.  B  rüg  mann,  S2?.exiiuior&VLaiJt/.troxijatuv 
und  Verwandtes 
,      O.Böhtlingk,   Einige   angebliche  Volks- 
etymologien 

O.  Böhtlingk,  Serrao  rcgis 

H.  Zimmern,  Das  Prinzip  unserer  Zcit- 
und  Raumteilung 

A.  Fischer,   Nekrolog   auf  Ludolf   Krelil  150 

3  A.  Schmarsow,  Do  !■  Freskenschmuck  einer 

Madonuenkapelle  in  Subiaco  40 

4  K.  Brugmann,  Beiträge  zur  griechischen 

und  zur  lateinischen  Sprachgeschichte         80 

54.  Band.     1902.     Heft  1-3. 

1  R.  Meister,  Beiträge  zur  griechischen  Epi- 

graphik  und  Dialektologie  III 

O.Böhtlingk,  Vedisches.     i — 4 

0.  Böhtlingk,  Über  einen  Imperativ 
avatat    in    einem    buddhistisclien    Werke 

E.  Win  diso h,  Zusatz  zu  vorstellenden  Be- 
merkungen 

Th.  Distel -Blasewitz,  Zum  „Graf  Khreii- 
fried"  Christian  Keuters  60 

2  J.  Uertel,    Über    die   Jaina- Rezensionen 


des  Pancatantra 


400 


3  J.  Leipoldt,  Epiphanios'  von  Salamis 
^Ancoratus'  in  saidischer  Übersetzung 

O.  Böhtlingk,  Vedisches.  5  —  8  (Fort- 
setzung von  S.  18) 

M.  Voigt,  Die  römische  Klassifikation  von 
ins  divinum  und  humanum 

R.  Sohm,  Gedächtnisrede  auf  König  Albert  2.)0 

55-  Band.     1903.     Heft  1-5. 

1    O.Böhtlingk,  Vedisches.  9.  (Fortsetzung 
von  Bd   54,  S.  184) 
M.    Voigt,     Über     die     privatrechtlichen 
Rechtsgeschäfte  des  älteren  römischen  ius 
publicum  iQo 


2  II.  Gel  ZOT,  Der  wiederaufgefundene  Kodex    Pf. 

des  hl.  Klemens  und  andere  auf  den 
Patriarchat  Achrida  bezügliche  Urkunden- 
sammlungen i8o 

3  0.  Böhtlingk,  Vedisches  lou.  ii.    (Fort- 

setzung von  S.  6) 
G.fioetz,  Beiträge  zur  Gejchichte  der  la- 
teinischen Studien  im  Mittelalter  120 

4  C.  Wachsrauth,   Worte   zum   Gedächtnis 

an  Theodor  Mommsen  60 

5  M.Voigt,  Die  röraischon  Baugesetze 

F.  Ratzel,   Studien  über  den  Küstensaum  360 

56.  Band.     1904.     Heft  1-5. 

1  R  M  e  ist  er,  Beitrage  zur  griecliischen  Epi- 

graphik  und  Dialektologie  IV  120 

2  F\  Marx,  Über  die  Trierer  Handschrift  des 

Filastrius.  ZurKrgäuzungd.  Wiener  Ausg.  200 

3  M.Voigt,  Die  offiziellen  Bruchrecknungs- 

systeine  der  Römer 
A.  llauck.    Über    die    Exkommunikation 
Philipps  von  Schwaben  100 

4  10.  Sie  vors,  Alttcstamentliche  Miszellen 
JI.  Lipsius,  Über  Antiplions  Tetralogien 
V.  1!  1  a  s  3  ,  Über  eiuige  Leipziger  literarische 

Fragmente   auf  Papyrus   oder  Pergament 
O.  Immisch,    Die    antiken  Angaben    über 
die  Eutstchungszeit   des  piaton.  Phadrus  240 

5  P.  Delbrück,   Nekrolog  auf  O.  Böhtlingk 
K.  Lamprecht,    Nekrolog   auf  1\  Ratzel 
Th.  Distel,  Auszüge  aus  Briefen  von  Jo- 
hann  Gottfried  Grubor   an  C.  A.  Böttiger 

Albert  S o ein- Stiftung  100 

57.  Bapcl.     1905.     Heft  i-6. 

1  A.Köster,Über  Sprech  verse  des  i6.  Jahrh. 
A.Köstor,  Die  Niederschrift  der  israeliti- 
schen Urgeschichte  in  Goethes  „Dichtung 
und  Wahrheit"  100 

2  E.Sievers,  Alttestamentl.  Miscellen  2  u.  3  200 

3  A.  Naegele,   Über  Arbeitslieder   bei  Joh. 

Clirysostoraos  —  Patristisch-Llterarisches 
zu  K.  Büchers  „Arbeit  und  Rhythmus"       100 

4  K.  Siovers,  Alttestamentl,  Miscellen  4  u.  5  300 
L.  Borchard  t,  Der  ägyptische  Titel  „Vater 

dos  Gottes"  als  Bezeichnung  für  „Vater 
oder  Schwiegervater  des  Königs"  100 

6  R.Meister,  iJeitriige  zur  griechischen  Epi- 

grapliik  und  Dialektologie  V 
.11.  Li  psius,  Worte  zum  Gedächtnis  anCurt 
Wachsmuth 
L.  Mit  t  eis,  Worte  zum  Gedächtnis  an  Mo- 
ritz Voigt  100 

58.  Band.     1906.     Heft  i-y 

1  II.  Fell r,  Fürst  und  Graf  im  Sachsenspiegel  280 

2  F.  JMarx,  Aktaion  und  Prometheus  80 

3  H.  Zimmern,    Zum    babylonischen    Neu- 

jahrsfest 100 

4  K.  Brugmann,  Vordunkelte  Nominalkom- 

poäita  dos  Lateinischen   und  des  Griech.     80 

5  A.  Hauck,    Worte     zum     Gedächtnis    an 

Oskar  von  Gebhardt 
II.  Lipsius,   Worte   zum  Gedächtnis   von 

Friedrich  Hultsch 
U.  Wilcken,   Worte   zum   Gedächtnis   an 

Heinrich  Golzer  80 

?q.  Band.     1907.     Heft  1-4. 

1  E.  Sie  ver 8,  Alttestamentl.  Miscellen  6— 10  300 

2  K.    Windisch,      Zu     Kausltakibrähmana 

Upani^ad  1  2  60 

3  F.  Marx  ,  Zwei  Auslautsgcsetzo  der  katalek- 

tisclicn  jambisch- trochaeischen  Verse  der 
altlateinischen  Dichter  200 

4  II.  Zimmern,  Sumorisch-babylonlsche  Ta- 

muzliedor  120 

_6o.  Band.     1908.     Hoft  1-7. 

1  R.  Meister,     Beiträge     zur     griechischen 

Kpigrapliik  und  Dialektologie  VI  50 

2  K.  Brugniauu,    Pronominale    Bildungen 

der  indogermanisclion  Sprachen  240 

3  A.  Körte,   Zu  dem  Menander- Papyrus  in 

Kairo  240 

4  A.  Körte,    Zwei    neue   Blätter   der   Pori- 

keiromeno  200 

5  J.  Partscli,    Die   Hohe  Tatra   zur  Eiszeit    60 

6  H.Zimmern,   Worte  zum  Gedächtnis   an 

Eberliard  Schrader  öo 

7  E.  Bethe,  Der  Chor  bei  Menander  40 


61.  Band.     1909.     Heft  1-3.       ?'• 


60 


1  R.  Meiäter,     Beiträge     zur     griechischen 

Epigraphik  und  Dialektologie  VII 

2  W.H  Roschor,  Die  Tossarakontaden  und 

TessarakoDtadenlehren  der  Griechen  und 
anderer  Völker.  Ein  Beitrag  zur  ver- 
gleichenden Religionswissenschaft,  Volks- 
kunde und  Zahlenmystik  sowie  zur  Ge- 
schichte der  Medizin  600 

3  G.  Heinrici,    Nekrolog    auf  Max   Heinze     80 

62.  Band.     1910.     Heft  i  — 11. 

1  H.  Weissbach,    Über  die  Inschriften  des 

Darius  Hystaspis  von  Naks-i-Rustam  40 

2  R.  Meister,     Beiträge     zur     griechischen 

Epigraphik  und  Dialektologie  VHI  50 

3  W.  Stioda,   Zur  Sächsischen  Gelehrtenge- 

Bchichte  80 

4  L.  Mitteis,   Zur  Lehre   von   den  LibellBn 

und  der  Prozeßeinleitung  nach  den  Papyri 
der  früheren  Kaiserzeit  200 

5  A.Le8kien,  Über  Dialektmischung  in  der 

serbischen  Volkspooäie  100 

6  A.  Fischer,  Auflösung  der  Akkusativrek- 

tion des  transitiven  Verbs  durch  die  Prä- 
position li  im  klassischen  Arabisch  100 

7  A.  Menzel,    Protagoras    als    Gesetzgeber 

von  Thurii  120 

8  R.  Meister,     Beiträge     zur    griechischen 

Epigraphik  und  Dialektologie  IX  120 

9  L.  Mitteis,!.  Über  die  privatrechtliche  Be- 

deutung der  ägyptischen  ^i^ilto^i]y.rj  iy- 
y.ti](Tfwv.  II.  Zu  der  Stolle  des  Ulpian 
D.  27,  10,  I  pr.  lil.  Das  Receptum  nau- 
tarum  in  den  Papyrusurkunden 

10  R.  Heinze,  TertulLians  Apologeticum 

11  A.  Birch-Hirschf eld,  Zum  Gedächtnis 

an  Richard  Wülker 

6  ^  Band.     1911.     Heft  i  — 10. 


80 
660 


50 


1   F.  Studniczka,  Polybios  und  Damophon  100 
2R.   Meister,     Beiträge     zur    griechischen 

Epigrapliik  und  Dialektologie  X  120 

3  F.Marx,  Naeuius  150 

4  H.Zimmern,  Zur  Herstellung  der  großen 

babylonischen  Götterliste  An  =  (Uu)  Anum  150 

5  J.  C.  Naber,   Zum   Text   der   Berliner  la- 

teinisclien  Papyri  BGU  611  und  62S  20 

6  K.  S etile,  Ägyptische    Inschrift    auf   den 

Kauf  eines  Hauses  aus  dem  alten  Reich  100 

7  K.  Brugmann,   Zur  umbrischon  und  pä- 

lignischen  Sprachgeschichte  80 

8  A.  lioskien,    Zur  Wanderung   von  Volks- 

liedern 50 

9  R.  Meistor,     Beiträge     zur    griechischen 

Epigraphik      id  Dialektologie  XI  80 

10  K.  Lamprocht,   Worte   zum   Gedächtnis 

an  Kurt  Damm  Paul  von  Seydowitz  80 

64.  Band.     1912.     Hi'ft  1—4. 

1  J.  Her  toi.  Ein  altindisches  Narrenbuch      280 

2  H.  Peter,  Die  Sclirift  Origo  gentis  Romanae  300 

3  G.  Heinrici,  Nachträgliches  zu  den  „Grie- 

chisch-byzantinischen Gesprächsbüchern"     40 

4  F.  St  udui  czka,   Zur  Erinnerung   an  Th. 

Schreiber  So 

65.  Band.     1913-     Heft  1—4. 

1  H.   Peters,     Die    oströmischen    Digesten- 

kommentaro  u.  die  Entstehung  d.  Digesten  300 

2  W.  Stie  da,  D.  Kontinentalsperre  i.  Sachsen     60 

3  K.  Brugmann,     Zur  Geschichte  der  hia- 

tischen  (zweisilb.)  Vokalverbindungen  in 
den  indogi'rmanischen  Sprachen  200 

4  K.  Brugmann,  Zur  Erinnerung  an  Rieh. 

Meister 

66.  Band.     1014-     Heft  1-3. 

1  H.  Uhle,    Die    Vetnlapancavimäatika    des 

äivadttsa  nach  einer  Handschrift  von  1487 
(samv.  1S44) 

2  H.  Stumme,    Eine    Sammlung    über    den 

berbcrisohen  Dialekt  der  Oase  Slwe 

3  R.  Heinze,   Zur  Erinnerung   an  H.Peter 

67.  Band. 


60 


280 


10  I  ! 


1  J.H. Lipsius, D.  Historiker  V.  Oxyrhynohos  180 

2  P.  V.  Neugobauor  und  E.  F  Woidner, 

Ein  astronomischer  Ueobachtiingstext  aus 
dem  37.  Jahre  Ncbukadnezars  Il.(— 567, 66)  180 


Leipzig,  August  191 5. 


B.  G.Teubner. 


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QB 


Neugebauer,  Paul  Victor 

Ein  astronomischer  Beobacn- 
tungstext  aus  dem  37.  Jahre 
Nebukadnezars  II 


P^ASci 


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