-Jeugebauer, Paul Victor
Sin astronomischer Beobach-
tungstext aus dem 37. Jahre
iVebukadnezars II
oo
Berichte über die Verhandlungen
der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
zu Leipzig
Philologisch-historisclie Klasse
67. Band 1915 2. Heft
Paul V. Neugebaner und Ernst F. Weidner
Ein astronomischer Beobachtungstext
aus dem 37. Jahre Nebukadnezars IL
(- 567/66)
Sitzung vom i. Mai 19 15
II
Leipzig
Bei B. G.Teiibner
Einzelpreis i Mark 80 Pf.
Inhaltsverzeichnis der Bände 42—65
der Berichte der philologisch -historischen Klasse.
Die vorderen Ziffern geben das Unft an. i u dem die Artikel enthalten sind,
die hinteren den Freit dea Heftet.
42. Band. 1890. lieft 1-3. Pt
I M. Heinz e, über den A^oü.- det Aiiaxagorat
W. F. l'Uck ort, Über dietogenannto Notitia
(Conetitutio Hludovici Pii) de scrvitio
monustcriomm
B. Kohl er, Ooethe and der italieninche
Dichter Domcnico Bataccbi
O. Böhtlingk, VerBach, eine jüngst an-
gefochtene Lehre Pftninit in Schatz zu
nehmen
E. W i n d i B c h , Über das altirische Gedicht
im Codex rJoemeriiiuuB und über die nlt-
iriBcheii /auberformeln
F. Zariicko, liciträgo xur KcbaiiiB captivi loo
2/3 O. Bölitliiigk, Drei kritisch gesiclitetc
und übersetzte Upaniahad mit erklärenden
Anmerkungen
O. Böhtlingk, Über eine bisher arg mlB- |
vorstandene Stelle in der Kaushltaki-
Brähmana-Upanishad
K. B r n g m a n n , ümbrischcs und Oskiaches
M.Voigt, Über dio lex Cornelia Bumtuaria 200
43. Hand. 1891. Heft i-y
1 B. Meister, Zur griechischen Epigraphik
und Ornmmatik
H. Lipsiii.s, Über das neugcfundeuc Buch
des Aristotolca vom Staat der Atlioiicr
O.Böbtliu gk. Zu den von mir bearbeiteten
Upanishaden 100
2/3 O. Böhtlingk. Über die Verwechselang
von pra-sthä und prati-sthÄ in den Upani-
shaden
W. Koscher (jun.), Über die Reiterstatne
lul. Caesars auf dem Forum lulium und
den 'i'nnog pootonoo; einer Münze des
Gordianus Pius von Nikaia (Bithyuicn)
E Windisch, Über den Sitz der denkenden
Seele, besonders bei den Indern und Grie-
chen, und eine Etymologie von gr. noaniöf;
A. Schneider, Goldtypen des Ostens in
Griechischer Kunst
O. Böhtlingk, Bedeutet sasti jcmuls
„sechs"?
O. Böhtlingk, Was bedeutet naiväsäklia?
E.A. Gutjahr, Der Codex Victoriauus des
Terenz 200
44. Band. 1892. Heft 1-3.
I 2 A. Ovorbeck, Kunstgeschichtliche Mi-
Bzellou 1. Reihe: Zur archaischen Kunst
K. H. Buresch, Vorläufiger Reisebericht
F. Ratzel, AUgoraoino Eigenschaften der
geograpliischen Grenzen und die ])olitische
Grenze
T. Schreiber, Die Fandberichte des Pier
Ijeono Ohezzi
E. W indisch. Über vassus und vassallui
O. Böhtlingk, Einige Bemerkungen zu
den Aufanasädbliittäni 200
3 O. Böhtlingk, Indische Miiiutieu
O. Bölitlingk, Probe einer rationellen
Bearbeitung des 'l'aittirlja- Brihmana loo
45. Band. 1893. Heft 1-3.
I H. Lipsius, Zur Textgeschichte des Demo-
sthoues
A. Ovorbeck, KnustRoschichtlicho Mi-
szollon. L'. Reihe: Zur Kunst der Blütezeit
A. Sohn cid er, Beitriigo zur Kntwicklungs-
goschichte der frühesten attischen Keramik
O. Böhtlingk, Zwei vodisclio Riitsol
J. Bannack, Zwei archaische Inschriften I
au* Mantinea loo
2 O. Böhtlingk, „Ueber esha lokab" ■'•
K. Bragmann,Zur umbriBcli-samn.tisclicn
Grammatik und Wortforschung
K. Ratzel, Beiträge zur Kenntnis der Vcr-
brcitnng des Bogen« und des Speeres ir.
Indo-afrikaniachen Völkerkreis
y Delitzsch, Assyriologische MiizcUen
a-iii)
P. WUlkcr, Die Entstehung der christ-
lichen Dichtung bei den Angelsachse!.
M. Voi gt , Dag sogenannte syrisch-römisclu;
Rcchtabuch
E. W i n d 1 8 c h , Über die Sandhikonsonanten
des Pfili 'oo
3 0. Böhtlingk, „Whitneys letzte Angriffe
auf Päininj"
O Böhtlingk, Einiges aus dem Taittirlja-
I Brähmana
Th, liüttiier-Wobst, Der codex Peires-
1 ciauus. Ein Beitrag zur Kenntnis der
E^cerpte des Koastaatinog Porphyro-
gennetot >oo
46. Band. 1894. Heft i u. 2.
1 O. Böhtlingk, „Verschiedene Mißver-
Eitäudnisse"
H. Berger, Untersuchungen über das kos-
mische System des Xenophanes
A Hauck, „Über den liber decrctorum
Brucliards von Worms"
K. U. B u resch, Reisebericht loo
2 E. Sievcrs, Über germanische Nomiual-
bildungen auf -aja-, -(ja-
B. Meister, Epigraphische und gramma-
tische Mitteilungen
O. Böhtlingk, „Kritische Bemerkungen
zu A^vaghoshas Buddhakarita"
O. Böhtlingk, „Nachträge" zu seinem
Artikel „Kritische Bemerkungen zu Aijva-
ghoshas Buddhakarita" in diesen Berich-
ten, S. liiO ff.
R. M eister. Über die Namen: „Jiwrr, Xi\y,
A. V. M i a s k o w s k i , Nekrolog auf das ver-
storbene Mitglied Wilhelm Röscher
Th. Distel, Mitteilung: „War Christian
Reuters ,Graf Elirenfried' (von Lütticham
wirklich Graf?" loo
47 Band. 1895. Heft 1-4.
12 0. Böhtlingk, Neuere und ältere Ver-
suche, die Fabel vom Bock und dem Messer
zu deuten, nebst einem Exkurse
E. Förstemann, Mitteilungen aus Ur-
kunden und Handschriften der Universi-
tätsbibliothek zu Leipzig
K. Brugmann, Zur Geschichte der labio-
velaren Verschlußlaute im Griechischen
H. B e r g 0 r. Die Zonenlehre des Parmonides
H. Geiz er. Die Anfänge der armen. Kirche
PJ. Sievors, B^owulf und Saxo
O. Böhtlingk, Bemerkungen zum bud-
dhistischen Sviyambhilpuräna
A. Soein, t.'ber die von ihm beabsichtigte
Herausg:ibe einer Sammlung neuerer Ge-
dichte aus Zentralarabien üoo
3/4 B. Sauer, Die Metopen dos ApoUontompels
von Phigalia
O. Bühtlingk, Bemerkungen ;;u Parft-
garas Smrti
R. -Meister, Das Kolonialrecht von Nau-
paktos
O. Böhtlingk, Militttrisches Sanskrit der
Neuzeit
O. Böhtlingk, Versuch Kaushltaki-Brih-
mana-Upauishad I, 1 tu deuten
T.Schreiber, Zum Gedächtnis von Jo-
hannes Ovorbeck
//
U I
AUSSERORDENTLICHE GESAMTSITZUNG
BEIDER KLASSEN AM 22. FEBRUAR 1915.
Die Herren Jon. Kromater und Bruno Keil werden zu ordent-
lichen Mitgliedern der philoL-histor. Klasse gewählt.
AUSSERORDENTLICHE GESAMTSITZUNG
BEIDER KLASSEN AM i. APRIL 1915.
Die Gesellschaft der Wissenschaften stimmt dem Antrag der
Kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften vom 10, März auf
Abhaltung eines Kartelltags der deutschen Akademien zu. Der Vor-
sitzende Sekretär wird beauftragt, den Kartelltag für den 2 i . Mai
einzuladen.
AUSSERORDENTLICHE GESAMTSITZUNG
BEIDER KLASSEN AM i.MAI 1915.
Die Gesellschaft der Wissenschaften eignet sich den Antrag
der Herrn Hall wachs und Wiener vom 29. Apiil an, bei dem
Kartelltag zu beantragen, daß die deutschen Akademien einen noch-
maligen Beitrag zur Unterstützung der Teneriffaexpedition gewähren.
SITZUNG AM I.MAI 1915.
HeiT Keil hält einen Vortrag „Der Hypomnematismos des Areopag",
für die Berichte.
Herr Zimmern legt eine Arbeit der Herrn Neugebauer und Weidner
„Ein astronomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebu-
kadnezars II." vor, für die Berichte.
Herrn Stieda wird für die Herausgabe mittelalterlicher Handels-
bücher und Briefe aus den Mitteln der Mendestiftung eine Unter-
stützung von 7000 M. bewilligt.
Phil.-lüat. Klasse 1915. Bd. LXVn.
29
SITZUNG. VOM I.MAI 1915.
Ein astioiioinisclier Beobachtungstext aus dem
37. Jahre ^^ebukaduezars IL (— 567/66).
Von
Paul V. Neugebauer und Ernst F, Weidner.
Unter den in der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner
Museen befindlichen astronomischen Keilschrifttexten nimmt die
Tafel VAT 4956 an Bedeutung weitaus die erste Stelle ein. Stellt
sie doch den ältesten heute bekannten astronomischen Be-
obachtungstext dar, der in der ausführlichen Form der ba-
bylonischen Spätzeit abgefaßt ist. Bisher mußte man diesen
Ruhm dem im British Museum befindlichen Texte 78, 1 1—7, 4
zuerkennen, der aus dem 7. Jahre des Karabyses, also aus dem
Jahre —522/21, stammt.^) Er ist also bereits in der Zeit der
Perserkönige abgefaßt. Unser neuer Text ist nun aus dem
37. Jahre Nebukadnezars IL, also aus dem Jahre — 567/66,
datiert, ist mithin die erste größere rein astronomische
Urkunde aus der Zeit vor dem Untergange des neu-
babylonischen Reiches. Was seinen Inhalt betrifft, so ent-
hält er, wie aUe späteren gleichartigen Dokumente, ausführlich
gehaltene Mond-, Sonnen- und Planetenbeobachtungen, Angaben
über meteorologische und geologische Erscheinungen, Notizen
über Wasserstand und Lebensmittelpreise sowie am Schlüsse
einiger Abschnitte Mitteilungen über einzelne interessante Ku-
riosa. Für alle Einzelheiten, die zum gi'oßen Teile neu und von
i) Veröifentlicht von Strassmaier, Inschriften von Cambyses., Nr. 400
und bearbeitet von Epping, Zeitschrift f. Assyriol. V, S. 281 ff. und von
KüGLEB, ib. XVII, S. 203 ff. und SternJcunde I, S. 61 ff.
30 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
höchstem Interesse sind, sei auf die unten folgende ausführliche
Besprechung des Textes verwiesen. Hier möchten wir nur noch
Herrn Geheimrat Delitzsch für die gütige Erlaubnis zur Pu-
blikation des Textes unseren ergebensten Dank aussprechen.-^)
I. Philologische Bearbeitung des Textes.
Umschrift.
Vorderseite.
1 . saftu J7 *" ^^Nahü-Jcudurri-ussur sar Babili^^ Nisannu jo Sin
dr G TJ-AN ittanmar i4(?) [NÄ j
2. ^^SÄG-ÜS ina mihrit SIM 2 ina se-rim TIR-AN ina SU
iparrik miisu j Sin 2 U ina pän [ ]
3. SUR müsu 8(Vj^) res müsi i U Sin ina pän ^^^^^^sepi är
sa UR-A izzaz p ina SU Samas tarba[sa ilammi
]
4. lu 12 ^^ SAG-3IE-GAR ana ME-]-sil illaJc 14 ilu itti ili
ittanmar 4 NA /j irrup 16 BIL-BAT [ ]
5 . 20 ina se-rim Samas tarhasa ilammi AN-BIL eli ME zunnu
MAL TIR-AN ina NUM iparrik . . [ ]
6. ultii S sa Adari arhi adi 28 j U 8 Sl milu illaJc 2/j U
a-na mili-su [ ]
7. ina a-mat sarri nikeP^ arhi sudti selibu ana ali irrub suälu
(SU-ÜRÜ) u ri-sü-tü i-za-.. [ ]
8. Airu I Sin ina Samas nazäzi 4 U sap kakkab^jj^ ^^.^.^ ^^
MAS-TAB-GAL ittanmar ka-har agd a-pir [ ]
i) Der Originaltext soll in den Vorderasiatisclien Schriftdenkmälern
veröflfentlicht werden.
2) Text: 9.
Astron. Beohachtuxgstext a. d. 37. Jahre Nebukadxezars n. 3 1
9. *^Kaimdnu ina mihrit SIM-MAH GV-IJD sa irahhi lä in-
namar mnsu i nie-hi KUJR u UIW 11 1 i hd ihnn
[ ~ ~ ]
10. DIL-BAT ana SV illak 2 SI HI illak j AX ana Nangari
irriib j ussi 10 GÜ-UD ina SU ür MAS-TAB-
[ iüanmar }
11. ij si'yir 18 DIL-BAT e Sarri i JJ 4 U LAL 26 23 Sin
h'i ikassnd 27 ... [ ]
12. Sinidnu jo Sin är Nangari ittamnar Jca-bar 20 NA SI illaJc
i-nu-su AN u GU- ÜD 4 U ina pän S[arri ]
13. GÜ-UD sap AN sir-tam ittih SAG-3IE-GAR e Hivrri DIL-
BAT ina SU ana tar-sa ^^zihhati UR-A [ ]
14. I U musu j res miisi Sin i U ^'^^^'^^SI sa Mt sepi UB-A
ana NUM ittih müsu 6 res mn[si ]
15. SIG müsu 8 simetan 2^/^ U Sin sap Zihaniti sa SI izzas
nmsü p simetan i U Sin ina pän [ ]
16. ami NUM it[ti]c] p(J)^) Samas izzas miisu 10 simetan jYj
U Sin e Hurri LAL 12 AN .2/j Ü e [ J
1 7. [ ] /j ilu itti ili iüanmar 7 jo NA atalü Sin sa LU^)
[ ]
1 8. [ .... s]aiJ ^^c^kabxÜR sa l;U s[epi ]
Rückseite
1 . [ ] . . . sime[tan ]
2. kakkabji^jjji jjß ^^ j.^j^-^ mahn?' sa PA-BIL i Ü....[ ]
I) Zeichen ZI. 2) Text: 8.
3) In Spuren erhalten.
32 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
3. 5 US umi NUM . . . Sanias tarbasa ilammi jp BIL-BAT
sap-lat ^""^'^""^MÜBUB sa harni MAS ^Vg Ü müsu
[ ]
4. arhi suäti mahir se-im i G UR 12 KA suluppi i G ÜB 60 KA
ka-si I G ÜB . . . [ ]
5. Sdbätu jo Sin ina SIM-MAH ittanmar 14. jo NA SliUal:
i-nu-su ^^SAG-ME-GAB är U-sir mdhrü^'' sa BA-
BlIL.... ]
6. 4 milu illaJi 4 DIL-BAT Vg ü e(})^) SügüB-MÄS LÄL
müsu 6 simetan Sin tarbasa ilammi ''"'^^'^"Zappu
GU-AN NarJcaUu .. [ ]
7. Sin tarbasa ilammi ^^kkab jjji_j^ ^^ ^^^^^^ Nangaru ina libbi
ina libhi tarbasi Sarra sap Sin i U LAL ina namdri
3 US müsi EN{?) ..[ ]
8. 77 (!)^) NA Id ihassad Samas tarbasa ilammi ultu 4 adi ij
1^2 U milu illah 16 imatti müsu 18 iS zunnu MAL
LUV ' ]
9. sa '^^Bel ina (TA) irsiti rdbi Jci-i UB-IBIM illak 2 ina {TA)
dippeP sa hani mah-ri SUB 22 iriW^ miisu 2j[]
10. sap^) kaJchabi sihri sa jYj U är SUHUB sa MAS izzazu
LAL miASU 2p a-kü-Jcü-(kü-)tiim ina SU inappah 2
be[ru ]
1 1. sei ana i GUB tä'iri suluppi i GUB 60 KA ka-si i GUB
j6 KA samassammi 24 KA MAL (?)...[ ]
12. Adaru i Sin ina Satnas nazdzi arkat ^'"^^"^KU-3IAL ittan-
mar 2^ NA MUS agd a-pir Slillak i-nu-su '^SAG-
ME-GAB [ ]
i) Text: sap. 2) Text: 7. 3) Text: e.
Astkon. Beobachtungstext a. d. 37. Jahke Xehlkadnezars ii. 33
13. la innaniaru^^ i jyiUu illah mi'isu 2 simiian 7 V Sin sa})
^"^'^"^Zappi LAL miisu j res musi 2^^ U [ ]
14. idtu j adi j S SI m'du dla/c 6 mUu. imaUi miUu y Sin tar-
basa üämmi ^"^'^"^Nangaru ii Sarru ina [ j
15. tarhasu Nangara UR-Ä üammi ana UHU ipatti ina libbi
tarhasi i U Sin ina pän -*"^' izzaz i U Sin NÜ3I
tyimu 10 si[7)u'tan ]
16. nuUu II irrup 11 ina DAH-FA müsu 12 zunnu I eli ME
12 Uli itti ili ittanmar i jo NA eli DAR- PA [ ]
17. im pdn ril-si m SIM-3IAH \ Ü sap DIL-BAT 8 U
GÜ-UD ana NUM ittik KI SI SI u NUM A
1 U[S{?) NA ]
iS. ö SI e GÜ-UD 213 ü sap DIL-BAT LAL ü AN 2/j Ü
sap ^ctkkah;g^ijji 1^ hi-hi j^J^j^ ^.,^^ [- j
1 9. eli D AR-PA 21 irrup müu illaJc in 20 DIL-BAT u G{ Ü- TJ)D
riksa sa SIM-MAH irrubiiP^ TA [ ]
20. SA ana DIN MAS LU NIN MUT ina Tclt arhi ana SU
LAL in 26 GU-UD u DIL-BAT ultu rilcsi sa A-
nu-n\i-tum kssü^ ]
21.su milu utarris^^ arhi suäti 26 harharu ana Bar-sip^^ irrub
2 lialbeP^ idäk la u,ssi idählffi -sii ]
22. sattu jS^^""' '" '^ Nabü-kudurri-ussur Nisannu jo DIR kal
MA [ ]
23. sattu J7^«** [»^ ^^Nabü-kudurri-ussiir]
Linker Seitenrand.
[sattu jy^^^ *"■ '^^Ndbü-ku'\durri-ussur
34 Paul V. Neugebaler und Ernst F. Weidner:
Übersetzung.
Vorderseite.
1. 37. Jahr Nebukadnezars, des Königs von Babylon. Nisan
am I. rder Schaltadar hatte 29*^) wurde der Mond
hinter den Hyaden sichtbar; 64™ Sichtbarkeits-
dauer [ ]
2. Saturn gegenüber dem südlichen Fische des Tierkreises.
Am Morgen des 2. wölbte sich ein Regenbogen im
Westen. In der Nacht des 3. der Mond 2 Ellen
vor [ ]-
S. ... Bei Beginn der Nacht des 8. i Elle der Mond vor dem
Sterne am hinteren Fuße des Löwen. Am 9. war die
Sonne im Westen von einem Halo umgeben [ j
4. oder 12. ging Jupiter scheinbar akronychisch auf. Am 14.
war der Gott mit dem Gotte sichtbar; 16°^ ver-
gingen zwischen Sonnenaufgang und Mondunter-
gang am nächsten Morgen. Am 15. war es bewölkt.
Am 16. Venus [ ].
5. Am Morgen des 20. war die Sonne von einem Halo um-
geben. Vom Mittag bis Abend Regengüsse (?). Ein
Regenbogen wölbte sich im Osten [ ].
6. Vom 8. Schaltadar bis zum 29. stieg die Flut 3 Ellen 8 Finger;
2/3 EUen zu(?) seiner Flut(?) [ ].
7. Auf Befehl des Königs Opfer. In diesem Monat drang ein
Fuchs in die Stadt ein. Husten und [].
8. Am I. Airu (der Nisan hatte 30^) wurde der Mond, während
noch die Sonne dastand, 4 Ellen unter dem west-
lichen hinteren Sterne der großen Zwillinge sicht-
bar; er war breit, trug die Tiara [ ].
9. Saturn gegenüber dem südlichen Fische des Tierkreises.
Merkur, der heliakisch untergegangen war, war nicht
sichtbar. In der Xacht des i. heftiger (?) Südost-
sturm. Am I. den ganzen Tag [ ]-
AsTKON. IJEUHACIITI NliSTEXT A. 1). 37. JaiiIM; Nf.IIUKADNEZAKS II. 35
10. Venus ging auf die größte Digressiou im Westen zu. Am
2. webte ein heftiger (V) Nordwind. Am 3. trat Mars
in die Präsepe ein, am 5. kam er wieder heraus. Am
10. ging Merkur am Abend hinter den [. .,] Zwillin-
gen [... heliakisch auf ... J.
11. Am 15. Schlangengewölk (Vj. Am 18. Venus über Regulus
1 Elle 4 Finger. Am 26. (war der Mond noch) 1^32°^
(sichtbar). Am 27. [ ].
12. Am I. Sivan (der Airu hatte 29") wurde der Mond hinter
dem Krebse sichtbar; er war breit, i 20™ war seine
Sichtbarkeitsdauer. Ein Nordwind wehte. Damals
Mars und Merkur 4 Ellen vor Regulus [ ],
13. Merkur ging unter Mars nach Osten weiter. Jupiter über
Antares, Venus im Westen gegenüber dem Schwänze
des Löwen [ ]
14. I Elle. Bei Beginn der Nacht des 5. überholte der Mond
I Elle den nördlichen Stern vom Fußende des Löwen
nach Osten hin. Bei Beginn der Nacht des 6. [ ].
15 Am Abend der Nacht des 8. stand der Mond 2^^ Ellen
unter dem nördlichen Sterne der Wage. Am Abend
der Nacht des 9. der Mond i Elle vor [ ]
16. nach Osten bewegte er sich. Am 9. Sommersolstitium. Am
Abend der Nacht des 10. hielt der Mond :^y^ Ellen
über Antares diesem die Wage. Am 1 2 , Mars % Ellen
über [ ].
17. [ ]. Am 15. wurde der Gott mit dem Gotte gesehen.
30™ Zeit zwischen Sonnenaufgang und Mondunter-
gang am nächsten Morgen. Mondfinsternis, welche
ausfiel [ ].
18. [ ] unter dem westlichen Sterne vom Fußende [ J.
36 Paul V. Nbugebauer und Ernst F. Weidnee:
Rückseite.
1. Am Abend der Nacht [ ]
2. mittleren Sterne des vorderen Sternhaufens des Schützen
iEUe....[ ]
3. 20^ des Tages am Morgen (?) war die Sonne von einem
Halo umgeben. Am 1 9. Venus unter dem mittleren
Sterne des Hornes des Steinbocks 2^^ Ellen. In der
Nacht [ ].
4. In diesem Monat war der Preis für i GUR 12 KA Gerste,
für I GUR 60 KA Dattehi, für i GUR . . . Kassia
....[.... I Sekei Silber .... ].
.5. Am I. Sebat (der Tebet hatte 29*^) wurde der Mond im süd-
lichen Fische des Tierkreises sichtbar. 58™ Sicht-
barkeitsdauer. Ein Nordwind wehte. Damals: Ju-
piter hinter dem vorderen Sternhaufen des Schützen
[ ]•
6. Am 4. stieg die Flut. Am 4. hielt Venus V2 Elle über dem
Ziegenfisch diesem die Wage. Am Abend der Nacht
des 6. war der Mond von einem Halo umgeben. Ple-
jaden, Hyaden, ß-\-^ Tauri [ standen darin ]
7. war der Mond von einem Halo umgeben, Löwe und Krebs
(standen) darin. Im Halo hielt Regulas i Elle unter
dem Monde diesem die Wage. In der Morgendäm-
merung 1 2™ der Nacht . . . [ ]
8. i*^ 8^ Zeit zwischen Sonnenaufgang und Monduntergang
am nächsten Morgen. (Der Mond) erreichte (die
Sonne) nicht (mehr). Die Sonne war von einem
Halo umgeben. Vom 4. bis zum 15. stieg die Flut
um 1Y2 Ellen, am 16. fiel sie wieder. In der Nacht
des 18. und am 18. Regengüsse (?) [ ]
9. des Bei ging beim Erdbeben gleich einem Wolfe dahin,
zwei von den Schiffen aus erstklassigem Rohre riß
er fort. Am 22. Erdbeben. In der Nacht des 23. [ ]
Astron. Beob.vchtl'ngstext a. d. 37. Jahre Xebukadxezau^ ii. 37
10. hielt unter dem kleinen Sterne, der 3^._, Ellen hinter dem
Fisch.schwiiiize des Steinbockes steht, diesem die
Wage. In der Nacht des 2g. leuchtete rotglänzen-
des Gewölk im Westen auf, 60° [hoch
In diesem Monat war der Preis]
XI. für nur noch i GUR Gerste, für i GUR 60 KA Datteln,
für I GUR 36 KA Kassia, für 24 KA Sesam
[ I Sekel Silber .... ].
12. Am I. Adar (der Sebat hatte 30^) wurde der Mond, wäh-
rend die Sonne noch dastand, hinter dem Widder
sichtbar, i 40™ war seine Sichtbarkeitsdauer.
Schlangeugewölk('f'). Er trug die Tiara. Ein Nord-
wind wehte. Damals: Jupiter [ ]
«3. waren nicht sichtbar. Am i. stieg die Flut. Am Abend der
Nacht des 2. hielt der Mond 4 Ellen unter den Ple-
jaden diesen die Wage. Am Anfang der Nacht des
3. 2V^ Ellen [ ].
14. Vom I. bis 5. stieg die Flut um 8 Finger, am 6. sank die
Flut wieder. In der Nacht des 7. war der Mond von
einem Halo umgeben, der Krebs und Regulus [stan-
den] darin [ ].
15. Der Halo umgab Krebs und Löwe, nach Süden war er offen.
Im Halo stand der Mond i EUe vor abgebrochen^
I Elle der Mond nach Osten. Am Abend der Nacht
des 10. [ . ].
i6. In der Nacht des 1 1. war es bewölkt. Am 1 1. gegen Sonnen-
untergang und in der Nacht des 12 Regen.
Gegen Abend des 12. wurde der Gott mit dem Gotte
gesehen; 6™ Zeit zwischen Sonnenaufgang und
Monduiitergang am nächsten Morgen. Gegen Son-
nenuntergang [ ].
1 7. vor dem Bande des südlichen Fisches des Tierkreises, Yg Elle
unter Venus; 8 Finger stand Merkur weiter nach
Osten [ ]
38 Paul V. Neugebaler l'xd Ernst F. Weidner:
1 8. 6 Finger über Merkur, ^3 Ellen unter Venus hielt er die
Wage, und Mars hielt % Ellen unter dem westlichen
Sterne des abgebrochen ^-^ ^g^^^^ ^^^-^ j- j
19. Gegen Sonnenuntergang am 22. war es bewölkt. Die Flut
stieg. Etwa am 20. traten Venus und Merkur in das
Band des südlichen Fisches des Tierkreises ein . . [ ].
20 nach Westen wandte er sich. Etwa am 26. [traten]
Merkur und Venus aus dem Bande des nördlichen
Fisches [heraus ]
21. um 8 Finger nahm die Flut zu. Am 26. dieses Monats drang
ein Leopard (?) in Borsippa ein und tötete zwei
Hunde. Er ließ sich nicht wieder hinaustreiben, da
tötete man ihn [ ].
22. 38. Jahr Nebukadnezars. Am i.Nisan (der Adar hatte 29^)
trübe den ganzen . . [ ]
-3- 37. Jahr [Nebukadnezars].
Linker Seitenrand.
[ij. Jahr Nebu]kadnezars.
Das vorliegende Exemplar unseres Beobachtungstextes ent-
stammt nicht dem Jahre — 567/66 selbst. Wir haben es viel-
mehr mit einer viel späteren Kopie zu tun. Das beweist in erster
Linie der sich zweimal findende Vermerk M-hi „abgebrochen,
verlöscht" (Rs. 1 5, 1 8), wodurch der Schreiber anzeigen wollte,
daß er ein Wort der Vorlage nicht mehr entziffern konnte. Fer-
ner ist auf die Unterschrift (Rs. 2) hinzuweisen, welche die erste
Zeile der folgenden Tafel, die das 38. Jahr Nebukadnezars be-
handelte, anführt. Unsere Tafel gehörte also einer Sammlung
an, welche astronomische Beobachtungstexte, wahrscheinlich für
einen großen Zeitraum umfaßte und wohl als Material für theo-
retisch-astronomische Arbeiten dienen sollte. Für die Annahme
einer späten Kopie spricht endlich die Terminologie. Es ist be-
kanntlich das Bestreben der babylonischen Astronomen gewesen,
AsruoN. Beob.vciitl'xc.stext a. n. 37. Jahre Xkiiukadnbzars ii. 39
diese immer kürzer und büudiofer zu gestalten. So finden wir
z.B. in den späten astronomischen Texten durchgängig: e für
cZa^ „über'', siq) für saplaf „unter", <ir für (irkdf „hinter", na für
namurtn „Sichtbarkeit", zU> für zihbäti „Schwänze'' (= Tierkreis-
bild der Fische), A für Uli-A „Löwe" usw. (vgl. Kugleu, Stern-
htnde I, Tafel I). In unserem Texte herrscht nun ein merkwür-
diger Wirrwar in der Terminologie. Neben är (Vs. 1.3. 10. 12.
Rs, 5. 10) steht arlat (Rs. 12), neben sap (Vs. 8. 13. 15. 18. Rs.
3. 6. 7. 13. 17) sap-lat (Rs. 3), neben SIM (Vs. 2) SIM-3IAH
(Vs. 9. Rs. 5. 17) usw. Während in den späten Texten nirgends
ein Determinativ sich findet, lesen wir hier neben S AG-ME-
GAR (Vs. 13) '^SAG-ME-GAE (Vs.4. Rs. 5- 12), neben Nan-
garu (Vs. 10. 12) ^"'^^"'^Nangnru (Rs. 7, 14). Der Planet Saturn
führt einmal den älteren Namen ^ SAG-üS (Vs. 13), einmal den
späteren Namen GIN (Vs. g).^) Alles das weist darauf hin,
daß es sich hier nicht um ein Original, sondern um eine späte
Kopie handelt. Der Schreiber ist ersichtlich bemüht gewesen,
diese mit der später üblichen abgeküi*zten Terminologie zu ver-
sehen; die dabei verwandte Sorgfalt ist allerdings nicht sehr
groß gewesen, auch ist es, wie unten gezeigt werden wird, nicht
ohne Fehler abgegangen. Inhaltlich bietet unser Exemplar aber
natürlich ein getreues Abbild der Urschrift.
Es seien nun zunächst eine Reihe philologischer Einzel-
bemerkungen angeschlossen.
Vs. I. Wir lesen hier: Nisanmi jo. Es ist damit der i.Nisan
gemeint, wobei zugleich der Vermerk eingeschlossen ist, daß
der vorhergehende Monat, der Schaltadar, ig"- hatte. Der i.Nisan
schließt als 30. Tag die Periode ab.^) In Z. 8 finden wir: Airu i.
Das besagt, daß der Nisan 30" hatte und daß mit dem i.Airu
eine neue Periode einsetzte. Dieses äußerst sinnreiche Verfahren,
die Länge der Monate implizite anzugeben, wurde zuerst von
Epping (Astronomisches aus Babylon, S. 15) aus astronomischen
i) S. Meissner, Seltene assyrische Ideogramme, Nr. 2739.
2) Der Monat wurde von den Babyloniern in der Theorie stets zu
30 gerechnet; vgl. A. Jeremias, Handbuch der altorient. Geisteskultur ,
S. 76.
40 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
Texten der Spätzeit festgestellt. In der Zeitschrift f. Assyriol.
XXVII, S. 385 ff. wies Wp:idner nach, daß es bereits in der neu-
assyrißchen Periode im Gebrauche war.
Am Schlüsse des erhaltenen Teiles der Zeile ist die Dauer
der Sichtbarkeit der Neumondsichel nach Sonnenuntergang an-
gegeben. NA ist Abkürzung für namurtu „Sichtbarkeit'^ (für
die Ergänzung vgl. Vs. 12. Rs. 5. 12). Die Sichtbarkeitsdauer
beläuft sich hier am i. Nisan auf 14, d. h. 14 US = 56"^. Zu
der Gleichung i US = 4™ (=1 Bogengrad) s. Kügler, Zeit-
schrift f. Assyriol. XV, S. ßSsf. und Zimmern, Das Princip un-
serer Zeit- und Baumteilung, S. 56; zum Ganzen vgl. Epping,
Astronomisches aus Babylon, S. 43 ff.
2. ina mihrit „gegenüber" bedeutet soviel wie „an der Längs-
seite des Sternbildes stehend^' (vgl. Muss-Arnolt, Assi/r. Hand-
wörterbuch, S. 532). Saturn stand am i. Nisan etwa bei 326°
(s. S. 72), das Sternbild SI3I (südl. Fisch des Tierkreises) er-
streckte sich damals etwa von 305° bis 348° (s. S. 85).
TIB-AN, in der älteren Zeit TIB-AN-NA, ist im Semi-
tisch-Babylonischen marratu zu lesen (s. Weidxer, Beitr. z.
Assyriol.Wll, 4, S. 82). Daß es sich um den Regenbogen han-
deln muß, hat bereits Thompson, Beports of fhe Magicians 11^
p. LXXIX erkannt. Diese Erklärung wird auch durch unseren
Text bestätigt^); nach Vs. 2 wird der TIB-AN am Morgen im
Westen, nach Vs. 8 am Abend im Osten sichtbar. Da nun der
Regenbogen bekanntlich immer der Sonne gegenüber steht,
dürfte eine andere Deutung von TIB-AN so gut wie ausge-
schlossen sein.
SU ist wahrscheinlich erebu „Untergang, Westen" zu lesen.
Sonst steht dafür vollständiger ^ ÜB-SU-A = ercb '^Samsi
„Sonnenuntergang".
Den Messungen am Himmel ist die EUe {U= ammatu) zu-
grunde gelegt. Sie zerfällt in 24 Finger {ü oder {Sü-)SI =
ubänu). Über die Größe der Elle wird unten S. 7 8 f. noch aus-
führlich gesprochen werden.
i) Vgl. auch Zeitschrift f. Assyriol VI, S. 237, Z. 10 und S. 238, Z. 35.
Astron. Beobachtungstext a. i>. 37. Jahre Nebukadnezars ii. 4 1
3. Der Text bietet hier naUu g. Es ist sicher dafür mumSi^)
zu lesen. Der hier genannte ^"^'^"^scpu är sa Uli-Ä ist nämlich
schon von Eppikg, Astronomisches aus L'ahi/lon, S. 128, als ß
Virginis bestimmt worden. Wie die Rechnung lehrt (s. S. 67),
stand der Älond am 8. Nisan, und nicht am i)., 1 Elle vor die-
sem Sterne. Wir dürfen also unbedenklich die erwähnte Ände-
rung im Texte vornehmen. Der Fehler ist leicht erklärlich; der
Schreiber hatte die '^ der Vorlage in ^ verlesen und diese
in die in der Spätzeit allein übliche "S^ verwandelt. Vielleicht
ist auch in der zweiten Hälfte der Zeile S (\) ina SU statt p
ina SU zu lesen.
Mit res müsi „Anfang der Nacht" wird die Zeit des Ein-
bruchs der völligen Dunkelheit bezeichnet. Die Dämmerunff
nach Sonnenuntergang heißt simitan „Abend" (s. Vs. 15. 16.
Rs, I usw.); vgl. auch unten S. 63 f.
Als Ideogramm für JcaJiJiahi ist hier das Zeichen ^t: ge-
braucht. Diese Gleichung war bisher noch gänzlich unbekannt.
Das Zeichen tindet sich, wie hier noch bemerkt sei, als Deter-
minativ vor Sternnamen auch in zahlreichen unveröffentlichten
astronomischen und astrologischen Texten der Spätzeit, und
zwar speziell solchen, die den Ruinenhügeln von Warka ent-
stammen.
Der Schluß der Zeile ist gemäß Vs. 5. Rs. 6 usw. ergänzt.
Mit tarhasu ist der um Sonne und Mond sich ziehende Halo
(Ring) mit einem Radius von 22" gemeint (s. Weidneu, Beitr.
z. Assyriol. VIII, 4, S. 8if.; Kügler, Sternliunde II, S. 99 ff.).
Halobeobachtungen werden recht oft in unserem Text erwähnt.
Über Halos um die Sonne berichtet Vs. 3. 5. Rs. 3. 8, über Halos
um den Mond Rs. 6. 7. 14. 15. Besonders die letzteren sind wich-
tig: da nämlich regelmäßig gesagt wird, welche Sterne und Stern-
bilder im Halo gesehen wurden, so ist für deren Identifizierung
dui-ch die ungefähre Festlegung der Grenzen ein wichtiger An-
halt gegeben.
4. Am Ende von Z. 3 ist 1 1 zu ergänzen. Der babylonische
Astronom hat nicht ganz sicher entscheiden können, ob Jupiter
42 Paul V. Neugebauer lnd Ernst F. Weidner:
am II. oder i2.Nisan scheinbar akronycliisch aufging. Daß mit
ME-J der scheinbar akronychische Aufgang gemeint ist, ergibt
die Rechnung mit Sicherheit (s. unten S. 72). Wir haben hier
einen Parallelausdruck zu ME-E-Ä „Opposition" (s. KüGLER,
Sternkunde l, S. 274b). Daß es sich um zwei ähnliche Erschei-
nungen handeln muß, zeigt schon der Umstand, daß beide Ideo-
gramme mit ME beginnen, dessen Bedeutung übrigens nicht
sicher festzustellen ist. Wie ME-J im Semitisch-Babylonischen
zu lesen ist, kann ebenfalls nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Uli itti ili ittanmar „der Gott (Mond) wurde mit dem Gotte
(Sonne) gesehen". Die beiden Gestirne stehen am Abend, der
Mond am Osthorizonte, die Sonne am Westhorizonte, in Oppo-
sition, d. h. es ist Vollmond. Diese Ausdrucksweise ist längst
aus den astrologischen Texten der Bibliothek Asurbauipals be-
kannt (s. Thompson, Reports II, p. 139; Virolleaud, U Astro-
logie Chaldcenne, SinlW, 24. 39. 52. 57. 62. 65 usw.). AlsParaUel-
ausdruck findet sich auch: Sin itti Samas ittanmar „der Mond
wurde mit der Sonne gesehen" (Thompson a.a.O.; Virolleaud
pass.).
4. NÄ. Diese Angabe bezieht sich auf den Morgen des
14. Nisan.^) NÄ ist Abkürzung für namurtu „Sichtbarkeit" (s.
oben S. 39). Der Text gibt hier als Zeit der Sichtbarkeit des
Mondes nach Sonnenaufgang 4 (US) = 16°^ an. Vgl. Eppes'G,
Astronomisches aus Babylon, S. 6 1 ff.; KüGler, Sternkunde I, S. 65.
ij irrup. Daß SU als irrup „ist bewölkt" (von erCpu) zu
fassen ist, hat Ungnäd, Oriental. Literaturztg. 191 2, Sp. 449
gezeigt.
5. Sern „Morgen" bezeichnet den Beginn des Lichttages,
nachdem die Sonne völlig aufgegangen ist. Die Morgendämme-
rung (Zeit des Hellwerdens vor Sonnenaufgang) heißt namdru
(„Hellwerden"), s. S. 53.
AN-BIL ist Jcararü zu lesen und, wie Weidner in Bahij-
loniaca VI, p. 65 ff. nachgewiesen hat, als Mittagszeit aufzu-
i) Der Volltag begann bei den Babyloniem bekanntlich abends;
8. A. Jeremial, Handbuch der altorientnl. Geisteskultur, S. 166.
AsTRoN'. Beobachtuxgstext a. d. 3/. ,1 \iii:i; Nkiukahnkz AUS II. 43
fassen. JIE muß die Bedeutung ^,Spätn;iohniittaj^'' oder „Abend"
haben (vgl. auch Kl'»;li:k, Sfrrnkioule 1, TatV-1 1, Nr. Vll). Das
legt die ganze Zeitangabe nicht nur ohne weiteres nahe, son-
dern das folgt auch mit großer Wahrscheinlichkeit aus der un-
mittelbar sich anschließenden Notiz, daß ein Kegeubogen im
Osten sichtbar geworden sei. Das kann sich natürlich nur am
Abend ereignet haben. Wie 3IE im Semitisch-Babylonischen
zu fassen ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden; viel-
leicht ist aber besser dafür LAL zu leseu. Vgl. auch unten S. 63 f.
Zu zunnu MAL vgl. 131-MAL = asamsutu „Sturm" (Brün-
NOW, List, Nr. 8433). Da IM-MAL wohl als „heftiger Wind
{IM = sämY aufzufassen ist, würde dann zunnu MAL dem-
entsprechend „heftiger liegen, Regenguß" bedeuten.
Die Gleichung .A''^''il/= „Morgen, Osten" ist längst bekannt
(s. EpriNG, Astronomisches aus BahifJon, S. iöql Vs. 13 unseres
Textes liefert uns endlich die semitische Lesung des Ideogramms;
sie lautet srrtu. Dieses Wort findet sich recht häufig in den
astrologischen Inschriften aus Asurbanipals Bibliothek (z. B.
Thompson, lleports 185, i; 186, i; 196, ii; 271, Rd. i; Virol-
LEAUD, V Astrologie Chaldeemie, Istar II, 6 usw.). Man hat es
bisher meistens unrichtig mit „Glanz" übersetzt (vgl. Wi<:idner,
BalniloniacaNl, p. 85, Anm.; Jastrow, Religion Babi/loniens II,
S. 639, Anm. 2 ; s. auch Ungnad-Kohler, Hammurahis Gesetz II,
S. 174); die richtige Übersetzung „Morgen, Osten" gab bereits
KuGLER, SternJcunde II, S. 20, Anm. 3.^)
6. Hier wird die erste Notiz über den Stand des Wassers
gegeben. Es handelt sich natürlich um das Wasser des Eufrat.
Dasselbe soll vom 8. Schaltadar bis zum 28. Nisan um j U 8 SI
„3 Ellen und 8 Finger" gestiegen sein. U ist bekanntlich Ideo-
gramm für ammatu „Elle" und SI Abkürzung von SUSI =
uhunu „Finger" (s. Kugler, Sternkunde I, S. 276 b). Die baby-
lonische Elle hat in der neubabylonischen Zeit eine Länge von
0,495 m gehabt (s, Thureau-D angin, Journal asiatique 1 909,
i) Vgl. auch Kohleb-Ungnad, Assyrische Bechtsurkunden, 133, 4;
Bezold, Zeitschrift f. Assyriol. XXVIII, S. 412.
Phil.-hi8t. Klasse 1915. Bd. LXVII. 4
44 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
p. 98). Eine Elle umfaßt in den astronomischen Texten 24 libäne
(s. KuGLER, Zeitschr. f. Assyriol. XV, S. 387 ; Sternkunde I, S. 25).
1 uhänu wäre dann 0,020625 m groß. Der Wasserstand hat sich
in der genannten Zeit also um etwa 1,65 m erhöht. Die in Be-
tracht kommende Zeit ist April/ Mai (8. Schaltadar = i. April,
2 8.Nisan = 18. Mai), Es ist das die Zeit der Spätregen, „welche
dem Getreide vollends die nötige Feuchtigkeit geben, die trockene
Hitze des Frühsommers zu ertragen, ohne welche deshalb die
Ernte mißrät" (Benzinger, Hebräische Archäologie^, S. 2 2 ; vgl.
auch H. AuHAGEN, Beiträge zur Kenntnis der Landesnatur und
der Landtvir tschaft Syriens, S. 6 f.). Für die Folgezeit fehlen dann
die Wasserstandnotizen; mit Ende Mai beginnt nämlich die regen-
lose Zeit, welche bis in den Oktober dauert. Wichtig ist noch
die der vorliegenden Notiz zu entnehmende Tatsache, daß das
36. Jahr Nebukadnezars ( — 568/67) ein Schaltjahr mit einem
zweiten Adar war; das war aber bereits aus anderen Urkunden
bekannt (s Weissbach, Hilpr echt Anniversar y Volume, p. 284).
7. Der Anfang dieser Zeile teilt mit, daß der König Xebu-
kadnezar in diesem Monate Opfer angeordnet habe. Aus welchem
Grunde dies geschah, ist nicht ersichtlich. Dann wird erzählt,
daß im Nisan ein Fuchs in der „Stadt" (Babylon ^) gesehen wor-
den sei. Diese unbedeutende Notiz hat hier nur Aufnahme ge-
funden, um daran irgendwelche ominöse Deutungen knüpfen zu
können. Wir besitzen bekanntlich mehrere chronikartige um-
fangreiche Texte, welche über eine große Anzahl von solchen
für den abergläubischen Babylonier bedeutsamen Ereignissen
(die meist Tiere betreffen) berichten (s. Boissier, Ghoix de textes\
p. 253 ff.; Cuneiform Texts XIX, pl. 48 f.; Jastrow, Religion Ba-
hyloniens II, S. 965 ff.; Frank, Zeitschrift d. deutschen 31orgen-
ländischen Gesellschaft 19 14, S. 157 ff.; King, Clironicles concern-
ing early hahyl. längs II, p. 7 off., 157 ff.). Auch in den neu- und
spätbabylonischen astronomischen Texten finden sich öfter solche
Notizen; vgl. z.B. VAT 4924, Vs. 3: arhi sudti stiihu ina SIL-
i) Die einfache Bezeichnung diu „Stadt" (xar' i^oxrjv) für Babylon
(vgl. urbs für Rom) findet sich auch sonst, z.B. Bahyl. Chronik III, 22
{Keilinschr. BibJ. II, S. 28of.) usw.
Astron. Beob Achtung stext a. d. 37. Jahre Xebukadnezars n. 45
BAGÄL-LA ali innamir „in diesem Monate (Nisan) wurde ein
Fuchs auf der breiten Straße^) der Stadt-) gesehen"; Rs. 9 f.:
6 lahru i'did-ma la-lju-ü h't irsi 7 hihu ülid-ma la-ku-u lä irsi
„am 6. (Schaltadar} warf ein Lamm und es (das Neugeborene)
hatte keinen Kinnbacken; am 7. warf ein Lamm und es hatte
keinen Kiuubacken"; Ks. 12: 2^ issürii ik-lu-iqi-iua j sciic^-su
„am 24. (Schaltadar) kroch ein Vogel mit drei Beinen aus" usw.
Der Schluß der Zeile 7 scheint von einer Krankheitsepi-
demie zu sprechen, die im Nisan in Babylon auftrat. Daß mit
suidu, der ersten der beiden hier genannten Krankheiten, der
Husten gemeint ist, ist längst bekannt (s. Küchler, Beitr. z.
assyr.-habijl. Medizin, S. 65; Meissner, Göttinger Gelehrte An-
zeigen 1 904, S. 740 und Seltene assi/r. Ideogramme, Nr. 99 ; Virol-
LEAüD, L' Astrologie Chalde'enne, Istar XXX, 48 und Adad VII, 7).
Dagegen kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob unter
den heute bekannten Worten risütii (s. Delitzsch, Handwürter-
hich, S. 629; Muss-Arxolt, Handivörterbuch, S. 990) der hier
sich findende Krankheitsuame bereits vorliegt.
8. Airu I. Der Nisan hatte also 30° (s. oben S. 39). Der
Mond ist nun am i. Airu 4 Ellen unter /3 Gemin, sichtbar ge-
worden, und zwar ina Samas nazäzi „während die Sonne noch
am Himmel stand". Dieser Zusatz findet sich auch sonst in den
spätbab3lonischen astronomischen Texten, z. B. Rm IV, 397,
Z. 63 (^Zeitschrift f. Assijriol. VI, S. 240), häufiger noch in den
astrologischen Texten aus Asurbanipals Bibliothek (s. Weidner,
Beitr. z. Assyriol. VIII, 4, S. 69). Die Tatsache, daß die Neumond-
sichel schon sichtbar wurde, als die Sonne noch über dem Hori-
zonte stand, beweist, daß der Zeitpunkt des astronomischen Neu-
mondes bereits längere Zeit zurücklag, was auch durch die Rech-
nung bestätigt wird (s. unten S. 68). Auch der weitere Zusatz
i) SIL-DäGÄL-Lä = silJcu rapsu („breite Straße") ist der Name
einer der Hauptstraßen von Babylon (s. Weissbach, Der Alte Orient V,
4, S. 28).
2) Die einfache Bezeichnung ahi „Stadt" (-acct' i^ox^v) für Babylon
(vgl. urbs für Rom) findet sich auch sonst, z. B. Babyl. Chronik III, 22
{Keilinschr. Bibl. II, S. 28of.) usw.
4*
46 Pail V. Xel GEBAUER UND Erxst F. Weidner:
ka-har „die Sichel war breit" weist darauf hin.^) Mit der letzten
Notiz agä a-pir „er trug die Tiara" ist das Erdiicht gemeint
(s. Weidner, Beitr. z. Ässyriol. VIII, 4, S. 2 3 ff.).
g. In der zweiten Hälfte dieser Zeile finden wir wieder eine
meteorologische Angabe. Es heißt da, daß in der Nacht des
I. Airu ein heftiger Südostorkan getobt habe: me-hi ist das be-
kannte Wort meM „Orkan" KUR Abkürzung von IM-KÜR-
RA^^'^'^sadü „Osten" und C/i^ZJ Abkürzung von IM-URU-
Lü = ^'^^^siltu „Süden". In HI dürfte ein Begriff wie „stark^'
o.a. stecken (vgl. HI = madu, BrCnxow, List, Nr. 8226, usw.).
Ahnliche Angaben kommen häufig in den astronomischen Tex-
ten vor: IM HI „heftiger Wind" {Zeitschrift f. Assyriol. VI,
S. 234, Z. 5.7; S. 235, Z.28; S.238, Z. 20; S.239, Z.44. 46 usw.),
MAB HI „heftiger Westwind" (ib., S. 234, Z. 15), TJBU HI
„heftiger Südwind" (ib. S. 236, Z. 2) usw. Die Notiz über den
Tag des i.Airu ist wahrscheinlich dahin zu eroränzen, daß es
den ganzen Tag über bewölkt, finster oder dgl. war (vgl. Rs. 22
unseres Textes usw.).
10. Venus geht zu Sü. Man möchte zunächst annehmen,
daß hier von einem heliakischen Untergang die Rede ist (s.
KuGLER, Sternhmde 1, S. 278a). Die Rechnung zeigt aber, daß
der Planet Abendstern war und sich kurze Zeit vor der größ-
ten östlichen Elongation von der Sonne befand. Sü wäre da-
nach also als „größte Elongation im Westen"-) zu fassen. Diese
Bedeutung von Sü ist neu.
Am 2. Airu hat ein heftiger Nordwind geweht. 5/ ist Ab-
kürzung von I3I-SI DI = ^"^'iltdnu „Norden"; im übrigen s.
oben die Bemerkungen zu Z. g.
i) Auch in den astrologischen Texten aus Asuxbanipals Bibliothek
kommt ka-bar in dieser Bedeutung vor, z. B. Virolleaud, L' Astrologie
Chaldeenne, 2. Suppl. YIII, 4lf. : summa Sw ina tamarti-sii kci-bar KI-
MIN ku-ri „wenn der Moud bei seinem Erscheinen breit oder schmal ist."
2) D. h. Venus ist Abendstern. Diese Spezialisierung ist in SU, das
ja auch Abend bedeutet (s. oben S. 40), zugleich mit enthalten. Dem-
entsprechend würde „größte Elongation im Osten (als Morgenstern)"
NUM heißea.
AsTKox. Beohaciitungstext a. u. 37. Jahre Neiukadnkzaus ii. 47
Merkur gebt am Abend des 10. Ahn binter den „Zwillingen"
heliakiscb auf. Die Babylonier kannten drei Zwillingsgostirne:
'''''''"^MASTAli-BA-GÄL-GAL „die großen Zwillinge" = a + /3
Gemin./■"^^"''J^J^'-7'.4i)'-i?.•l-r^i^-Tt7l^,diekleinenZwiUinge"
= d + S Gemin., ^"'"^'"''MAS-JAB-BA sa ina mihrit ^"^•^«^^T.B-
ZI-AN-NA i-^ae0^ „die Zwillinge, die dem Orion gegenüber
steben" = y + £ Geniin. Wie die Recbnung lebrt (s. unten S. 73),
babeu wir bier wahrscheinlich ^"^'^''^MAS-TAB-lTUBy) „kleine
Zwillinge" (d + ^ Gemin.) zu ergänzen.
I I. Am 15. si-ir. Es bandelt sich um den Vollnioudstermin.
Was ist aber mit der Angabe si-ir gemeint? Was das Wort
selbst betrifft, so dürfte wohl die Annahme allgemeine Billi-
gung bnden, daß wir es bier mit der phonetischen Schreibung
für das recht häutig in den astronomischen Texten-) auftre-
tende und auch in unserem Texte Rs. 12 sich findende MUS
= siru zu tun haben. Um seine Deutung haben sich zuerst
Eppino und Stkassmaier bemüht. !Sie wiesen darauf hin, daß
es nur bei Angaben über Neulicht, Vollmond und Altlicht vor-
kommt, und vermuteten daher in ZeUsclirift f. Assyriol. VI,
S. g6: „Es läßt sich daher unter zir []\IUS] kaum etwas anderes
verstehen, als der helle (/u Anfang und Ende des Monats) oder
der dunkle (zur Zeit des Vollmonds) Streifen auf dem Mond."
Diese Ansicht müssen sie aber bald wieder aufgegeben haben,
da sie in Zeitschrift f. Assyriol \ll, S. 227 zu 3IÜS die Be-
merkung setzen: „eine meteorologische Angabe?" Um nun die
genaue Bedeutung von 31 US festzustellen, muß zweierlei beach-
tet werden: i. 3IUS ist Ideogramm für smi „Schlange"; 2. zur
Zeit von Neulicht, Vollmond und Altlicht erscheint der Mond
in der Nähe des Horizontes. Dann dürfte es am wahrschein-
lichsten sein, in MUS = smi die langgezogenen Wolkenstreifen
zu suchen, die morgens und abends in der Nähe des Horizon-
tes lagern und die man treffend als „Schlangen" bezeichnen
1) Nicht etwa: MAS-TÄB[-BA-TUR-TUR]\ Ygl.inZ. 8: MAS-
TAB-GAL.
2) Vgl. z. B. Zeitschrift f. Assyriol. VI, S. 233, Z. 35 ff.
48 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
konnte.^) Auch einige besonders wichtige Stellen in dem von
Epping und Strassmaiek in Zeitschrift f. Ässyriol. Yl, S. 231 ff.
veröffentlichten Texte Sf 1949 passen durchaus zu dieser Über-
setzung. Sie lauten: i. S f 1949, Rs., Sp. 3, Z. 38 TS. 2;^^):
ülülu I ly IHM. 3IUS ana Samsi isappal „i. Elul (der Ab
hatte 30 ). i'^ 8™ (war die Neumondsichel nach Sonnenunter-
gang sichtbar). (Sie trug) den Lichtring. ^J Das Horizontge-
wölk reichte bis zur Sonne hinab"; 2. ib., Sp. 4, Z. 4: Sabäta i
ip PilM MUS ana Samsi isappal „i. »Sebat (der Tebet hatte
30 ). 116™ (war die Neumondsichel nach Sonnenuntergang
sichtbar). (Sie trug) den Lichtring. Das Horizontgewölk reichte
bis zur Sonne hinab". In beiden Fällen scheint eine breite
Bank von langgestreckten Horizontwolken gemeint zu sein,
die sich zwischen die Sonne und die Neuraondsichel legte.
3. ib., Sp. 2, Z. 40: Nisannu i 20 12 a-na MUS illah ittanmar
„i.Nisan (der Schaltadar hatte 30^). i^ 20™ 48^ (war die Neu-
mondsichel nach Sonnenuntergang sichtbar). Auf das Horizont-
gewölk ging sie zu, als sie erschien"; 4. ib., Sp. 2, Z. 52: Sinidnu
j 26 HIM a-na MUS illaJc ittanmar „i. Sivan (der Airu hatte
30^). i" 44™ (war die Neumondsichel nach Sonnenuntergang
sichtbar). (Sie trug) den Lichtring. Auf das Horizontgewölk ging
sie zu, als sie erschien". In beiden Fällen handelt es sich um
eine lange Sichtbarkeitsdauer der Sichel. Sie stand abends, da
der astronomische Neumond schon längere Zeit zurücklag, be-
reits recht hoch am Westhimmel, also naturgemäß auch eine nicht
unbeträchtliche Strecke über den Streifen des Horizontgewölkes.
Das Gegenstück dazu bildet die folgende Stelle: 5. ib., Sp. 3,
Z. 44: Tesritu jo 10 Sin saplat 3IUS „i.Tesrit (der Elul hatte
29"). 40™ (war die Neumondsichel nach Sonnenuntergang sicht-
bar). Der Mond (stand) unter dem Horizontgewölk''. Die kurze
Sichtbarkeitsdauer der Neumondsichel bedingte ihren niedrigen
Stand über dem Horizonte. Die Gleichung MUS {siru) = Hori-
i) Zum Vergleiche voa Wolken mit Tieren s. auch Virolleaud,
L' Astrologie Chaldeenne, 2. Suppl. CXI, 6 ff.
2) S. Wr)iDNEK, Beitr. z. Ässyriol. VIII, 4, S. 26f.
Astron. Beobachtungstext a. d. 37. Jahue Nebukadnez.vrs ii. 4g
zontgewölk dürfte nach allen diesen^Stellen große Wahrschein-
lichkeit für sich in Anspruch nehmen.
Venus stand über Regulus i U ^ U. Über Ü \t^\]\t^)
*= amniatu „Elle" ist bereits oben gesprochen worden. U U)
ist'=uhihm „Finger", aber nicht Abkürzung davon, wieKuGLER,
Steruhuidel, S. 279a meint, sondern ganz bekanntes Ideogramm
(s. Bri'NNOW, List, Nr. 8771). LAL i.st wahrscheinlich istahal
(0. ä.) „sie (Venus) hielt ihm (Regulus) die Wage" ^) zu fassen.
Über die Bedeutung dieses Ausdruckes s. unten S. 78.
26 2j Sin la ikassad. Das bedeutet: am 26. betrug die
Sichtbarkeit des Altlichts noch 23 ÜS = i^ 32°"; der Mond
„langte (noch) nicht (bei der Sonne) an", d. h. ging noch nicht
heliakisch unter. KUR = kasddu „(bei der Sonne) anlangen",
im Sinne von heliakisch untergehen, ist sehr häufig in den
«pätbabylonischen astronomischen Texten (s. Kugler, Stern-
Jiimdc l, S. 2^), kommt aber auch in den älteren astrologischen
Texten vor (z. B. Virolleaud, L' Astrologie Ckaldeenne, Sin III
22). Am Schlüsse der Zeile hat wohl gestanden, daß am 27.Airu
der Mond heliakisch untergegangen sei; dann wäre etwa zu er-
gänzen: 2^ Si[n iJcassad].
12. Sinidnu jo. Der Airu hatte also 29^. Zu Jca-har s. oben
S. 46, zu NA S. 39. Die Angabe, daß der Mond i^ 20™ lang
nach Sonnenuntergang sichtbar gewesen sei, wird durch die
Rechnung bestätigt.
13. Über sertu ist bereits S. 43 gesprochen worden. Die
Phrase: (ana) NUM LU = scrtam (ana sirti) eteku „nach Osten
weitergehen" ist aus den spätbabylonischen astronomischen
Texten bereits wohl bekannt (s.Kugler, Sternkunde I, S.2 76a).
Zu ana tar-sa „gegenüber, in der Richtung von" s. Delitzsch,
Handtcörterhuch, S. 7 1 5. Es ist gemeint, daß der nahe der Eklip-
tik stehende Planet Venus und der ziemlich weit von der Eklip-
tik abstehende Fixstern d- Leonis nahezu die gleiche Breite
1) Vgl.THOMP.sox, Reports, die Vol. II, p.X3ib unter sakälu zitierten
Stellen.
50 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidn-er:
hatten. Zu ^•hihhat UR-Ä = -9- Leonis s. Epping-Strassmaier^
Zeitschrift f. Assyriol. \ 11, S. 225 und Kugler, Sternhmde l,
S.29.
16. Hier ist wieder ein Schreibfehler zu konstatieren. Zwischen
der Nacht des 9. und der Nacht des 1 o. Sivan liegt natürlich
der Tag des g., nicht des 8., wie der Text bietet. Es ist klar,
daß der Schreiber ein JJJ der Vorlage in ^ verlesen hat. Hätte
er richtig ttt gelesen, so würde er dies übrigens auch in ■*\^
verändert haben (s. oben S. 41). Daß mit Hamas izzaz „die Sonne
steht (still)" die Solstitien bezeichnet werden, ist längst bekannt
(s. Epping, Astronomisclies aus Babijlon, S. 151; Kügler, Stern-
liunde I, S. 274a). Das lateinische solstitium ist übrigens eine
genaue Übersetzung davon.
17. über die Bedeutung von ilu itti ili ittanmar und von
NA ist bereits oben S. 42 gesprochen worden. Die Mondfinster-
nis vom 15. Sivan (= — 567 Juli 4) war in Babylon nicht sicht-
bar. Der babylonische Astronom hatte dieselbe nur auf Grund
einer ihm bekannten Finsternisperiode (wahrscheinlich des Saros)
festgestellt und deshalb geschrieben: atalü Sin „berechnete
Mondfinsternis".^) Danach ist wahrscheinlich zu lesen: sa etetik
{LTJ) „welche ausfällt" (d. h. in Babylon unsichtbar ist; s.
Kugler, SternJcunde I, S. 268a). Spuren von sa Lü sind wohl
noch sicher zu erkennen.
18. Hier liegt die Ergänzung nahe: ^'"^'^^^KUR sa kif slqn
UR-A] „der westliche Stern vom Fußende des Löwen'*; vgl.
Z. 14!
Damit bricht die Vorderseite des Textes ab. Der Rest der
Sivanbeobachtungen, sämtliche Beobachtungen für die Monate
Tammuz bis Kislev und der Anfang der Tebetbeobachtimgen
fehlen. Wo die Rückseite einsetzt, befinden wir uns bereits in
der zweiten Hälfte des Monats Tebet.
Rs. 2. Der hier genannte Jcisir mahrü sa PA-BIL „vordere
kisir des Schützen" wird in Z. 5 noch einmal erwähnt. Die Rech-
i) atah't Sin „berechnete Mondfinsternis", Sin atalu „beob-
achtete Mondfinsternis" s. Kugler, Zeitschrift f. Assyriol . XY , S. iSiff.
AsTROK. Beobachtungstext a. n. 37. Jahre Nebi'kadnezars ii. 5 1
nung lehrt, daß er mit dem Sternliaufeu bei .t h^agittarii, der
hauptsächlich aus den Sternen t\, ;-g, ^, 0, 7t, 28, 29, 30. 31,
i^, 3Ö Sagit. bestellt, identisch ist. Was bedeutet nun Lisir?
E8 gibt im Babylonischen ein Wort Jcisru „Schaar, Haufe", das
auch als Ausdruck für, .Sternhaufen"' verwandt wird, wie Jensen
{Ktiimschr.BihliotltekW, 1,0.431) gezeigt hat. Da die betretien-
den Sterne in der Tat ganz eng beieinander liegen, so dürfte
dieses Wort sicher hier vorliegen. Der in unserer Zeile ge-
nannte „mittlere Stern des vorderen Sternhaufens" wäre dann
wohl t Sagit. Wo ist übrigens der „hintere Sternhaufen des
Schützen" zu suchen?
3. Wir finden hier die volle Form sap-lat „unter" statt der
sonst stets gebrauchten Abkürzung sap (s. oben S. 3g).
4. Hier ist zum ersten Male in dem erhaltenen Teile des
Textes die Höhe der Getreidepreise in dem vergangenen Monate
angegeben. Bereits in der altbabylonischen Zeit hat der hohe
oder niedrige Stand der Preise als Zeichen für glückliche oder
unglückliche Zustände im Lande gegolten (vgl. Smgäsid, Ton-
nagel, Z. 15 ff.; Thureau-Dangin, Vordcrasiaf. Bibliothek I,
S. 222 f. 1). Samsi-Mer-) I., Steintafelinschrift, Kol. lU, 16 ff.;
i) In Berue d' Assyriologie VIII, p. 91, n. 3 meint Thukkal-Dangin
allerdings, daß es sich hier um einen von Singäsid gewünschten
Idealzustand handle. Diese Ansicht scheint aber im Hinblick auf die
Angabe bei Samsi-Mer hinfällig; wir lesen dort: i-nu-ma bit ''En-lü
be-lt-Ja e-pu-sti mahir a-li-Ja A-usar''* a-na / sikü kaspi 2 GVIt sei
a-na i sikil kasjn ij via-na sipäti a-na i sikil kaspi 12 KA sa))im
i-na ki-rib a-Iija A-tisar ' lu-ü is-sa-am „Als ich den Tempel Enlils,
meines Herrn, baute, war der Tarif in meiner Stadt Assur: für i Sekel
Silber kaufte man 2 GUR Gerste, für i Sekel Silber 15 Minen Wolle,
für I Sekel Silber 12 KA Öl in meiner Stadt Assur." Es handelt sich
hier natürlich um eine Beschreibung wirklicher Zustände, und das
Gleiche dürfte dann wohl auch bei Singäsid anzunehmen sein.
2) So ist in den altassyrischen Texten der Name des 'Wettergottes
zu lesen, nicht Adad. In einer unveröffentlichten Inschrift schreibt näm-
lich ein bisher noch unbekannter assyrischer Herrscher (etwa 1500 v.Chr.)
seinen Namen: "^TuknUi''-'Me-ir. Die Lesung Adad für das Ideogramm
^IM hat sich wohl erst bei der Überflutung durch aramäische Stämme
in Assyrien eingebürgert. Mer ist bekanntlich der sumerische Name
52 Paul V. Xeugebauer und Ernst F. Weidner:
Messerschmidt, Keilschrifttexte aus Ässur I, S. 3 usw.). Es ist
daher kein Wunder, wenn in den spätbabylonischen astronomi-
schen Texten fast regelmäßig die Lebensmittelpreise notiert sind.
Natürlich ist es volkswirtschaftlich in hohem Grade interessant,
das Verhältnis derselben in den verschiedenen Jahrhunderten
näher zu untersuchen. Es wird daher weiter unten noch aus-
führlich darüber gesprochen werden. Hier sei nur noch hervor-
gehoben, daß die Lebensmittel zur Zeit Xebukadnezars IL im
Vergleiche mit späteren Jahrhunderten als außerordentlich wohl-
feil gelten konnten. Die in unserem Texte genannten Lebens-
mittel sind folgende : seil, suluppu, ka-si und samassammu ( s. Z. 1 1 ).
Daß mit seu „Gerste", mit suluppu „Datteln" und mit samas-
sammu „Sesam" gemeint ist, ist bekannt; Jca-si aber wird nichts
anderes sein als das wohlbekannte Jcasü = griech. y.ccaCa, lat. casia
„Zimmet" (s. Langdox, Proceed. of tlie Soc. of Bihl. Archaeol.
1 9 1 4, p. 192 f.). Die angegebenen Quantitäten von Lebensmitteln
waren für i Öekel Silber erhältlich; am Schlüsse ist zu ergänzen:
ana i siJcil Jcaspi ibsü (s. Zeitschrift f. Assyriol. VI, S. 234, Z. lo;
S. 235, Z. 29; S. 237, Z. 12; S. 239, Z.49; S. 240, Z.62).
5. Sdbätu jo. Der Tebet hatte also 29^. Zu NA bei Neu-
mondbeobachtungen s. oben S. 40, zu SI = iltänu s. S. 46 und
zum hisir mahrü sa PA-BIL endlich das zu Rs. 2 Bemerkte.
6. Hier finden wir wieder eine neue Notiz über den Wasser-
stand des Eufrat. Von jetzt ab steigt das Wasser fast ununter-
brochen (vgl. Z. 8, 13, 14, 19, 21); es ist .,die Zeit der großen
Winterregen, welche das Erdreich sättigen, die Zisternen füUen
und die Quellen speisen, Mitte Dezember bis Mitte oder Ende
März" (s. Benzixger, Hehr. Archäologie'^, S. 22).
Im Folgenden ist wieder ein Fehler des babylonischen
Schreibers zu verzeichnen. Venus stand nicht unter, sondern
über 7 4- d Capricorni. Statt sap ist also sicher e zu lesen. Die
beiden Zeichen sind übrigens auf schlecht erhaltenen spätbaby-
lonischen Tafeln nicht allzu schwer zu verwechseln.
des Wettergottes (s. Thureau- Dangin, Vorderasiat. Bibliothek I, S. 255;
Ebkling, Oriental. Literatur Ztg. 19 13, Sp. 254; Delitzsch, Siimer. Glossar,
S. 186 usw.).
Astron. Beobachtungstext a. r». 37. Jahre Nebükadnezaks ii. 53
7. Mit namdru wird, wie bereits oben S. 42 bemerkt, die
Zeit desHellwerdeus vorSounenauffrang bezeichnet. Die„Naclit",
d. h. die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang,
hat dann noch nicht ihr Ende gefunden, eine Beobachtung, die
in dieser Zeit vorgenommen wird, fallt daher noch in die .,Nacht-
zeit". Daher hier die Angabe: ? US müsi = 12™ während der
Nachtzeit. Divs Gegenstück dazu liegt in Z. 3 vor f US ilmi =
20™ während der Tageszeit (Zeit zwischen Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang).
8. Der Anfang der Zeile bezieht sich auf die Beobachtung
des Vollmondes. Als der Vollmond aufging, war die Sonne schon
untergegangen, daher die Bemerkung: hl ikassad „(der Mond)
eiTeichte (die Sonne) nicht mehr*". Die Phrase: „der Vollmond
erreichte die Sonne" ist aus den astrologischen Texten der Bi-
bliothek Asurbanipals wohl bekannt (s. Thompson, Reports II,
p. 140; Weidxer, Beitr. z. AssiirioL VIII, 4, S. 75); sie bedeutet,
daß beide Gestirne am Horizonte in Opposition stehen, der Mond
im Osten aufgehend, die Sonne im Westen verschwindend. Im
Sebat ist es nach Angabe unseres Textes zu dieser Oppositions-
steUung nicht mehr gekommen, da die Sonne beim Empor-
tauchen des Mondes bereits untergegangen war.
Unter dem 4. Seba^ war notiert, daß das Wasser des Eafrat
wegen der reichhaltigen Regengüsse zu steigen beginne. Hier
wird nun angegeben, daß die Steigung des Wasserspiegels vom
4. bis 15. Sebat i^/^ Ellen, d. h. etwa 0,7425 m (s. oben S. 44 f.)
betragen habe. Vom 16. ab sei ein erneutes Fallen des Wassers
beobachtet worden. Zu inaül „fallen, vom Wasser gesagt", s.
Delitzsch, Handivörterhuch, S. 406 a.
Die Angabe müsu 18 18 „in der Nacht des 18. und am 18,"
bezeugt von neuem, daß bei den Babyloniern die Nacht dem
Tage voranging, der Volltag also abends anfing (s. oben S 42).
Zu simnu MAL s. S. 43.
9. Hier finden wir einen außerordentlich interessanten Be-
richt über ein Erdbeben. Das Erdbeben wird auf das Schreiten('?)
Bels zurückgeführt, der wie ein Wolf über die Erde dahingeht.
Da Bel-Enlil der Gott der Erde ist (s. Jeremias, Handbuch der
54 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidxer:
altorient. Geisieskultur, S. 237 f.), so ist damit die Erklärung für
die Tatsache, daß er hier als Erreger des Erdbebens gilt, voll-
auf gegeben. Im einzelnen sei noch folgendes bemerkt: am Ende
von Z. 8 ist wahrscheinlich sCpu „Fuß" zu ergänzen. Zu Sü=
räbu s. Meissner, Seltene assyr. Ideogramme, Nr. 8382, zu rälni =
beben (von der Erde gesagt) s. Thompson, Reports II, p. LXXXIf.
und Streck, JBahyloniaca II, p. 20g ff. UR-IDI3I ist nach Cu-
neiform Texts^lY, pl. i, Kol. I, 27 auch im Semitisch-Babylo-
nischen uridimmii zu lesen. ^) Ebendort wird in Z. 28 als zweite
Erklärung des Ideogramms Icalhu segii „wütender, wilder Hund"
gegeben. Daß damit der Wolf gemeint ist, lehrt die Tatsache,
daß unser Sternbild Lupus bei den Babyloniern ^'«'''^"«^ UR-IDIM
hieß (VR 46, 3 3 ab; Cuneiform Texts XXXIII, pl. 3, Z. 28 usw.).
Weiter heißt es dann, daß bei dem Erdbeben zwei Schiffe „aus
erstklassigem Rohre" fortgetrieben wurden. Die aus Bündeln
von Schilfrohr zusammengefügten babvlonischen Schiffe sind
uns von den Reliefs wohlbekannt (vgl, z. B. Layard, Nineveh
und JBalnßon, Tafel XIII C). Daß diesen leichten Fahrzeugen bei
Erdbeben leicht ein Malheur passieren konnte, liegt auf der
Hand. SJJD ist == relu „sich entfernen" (s. Meissner, Seltene
assyr. Ideogramme, Nr. 5588); hier dürfte das sonst anscheinend
noch nicht belegte Safel am Platze sein mit der Bedeutung „sich
entfernen machen" = „fortreißen, forttreiben". Das eben be-
sprochene Erdbeben dürfte in der Nacht des 22. Sebat aufge-
treten sein. Nach dem weiteren Wortlaute unseres Testes hat
es sich auch noch am Tage des 22. Sebat fortgesetzt.
Erdbeben müssen in Babylonien und Assyrien nicht selten
gewesen sein. Jedenfalls ist in den astrologischen Rapporten
aus Asurbanipals Bibliothek recht oft die Rede davon. Für aUe
Einzelheiten sei auf Thompson, Beportsll, p. 134b; Kugler,
Sternkunde II, S. 1 1 6 f. und Bezold, Astronomie, Himmelsschau
und Astrallelire hei den Babyloniern, S. 56 verwiesen. Nur auf
Thompson, Beporfs 26J, 10— 11, sei noch besonders aufmerk-
i) Vgl. Delitzsch^ Handwörterbuch, S. 644b; Jensen, Kosmologie^
S. 277, Anm. 3 lind Kcilinsclir. Bibliothek '^l, i, S. 6, Z. 18 und Anm. 4.
Astron. Beobachtingstext a. d. 37. Jahre Xehukadnezaks ii. 55
sani gemacht, wo das Erdbeben als Gebrüll der Uuterwelts-
göttiu Ereskigal erklärt wird (s. Bahifloniaca VI, p. 96, Anm. 2).
Es ist das ein Gegenstück zu der oben besprochenen mytho-
logischen Darstellung unseres Textes.
10. In der Nacht des 29. 8ebat ist ein Phänomen .1-^.1-
HA-HA-TUM beobachtet worden. Hier dürfte sicher ein
Schreibfehler vorliegen. Es gibt ein Phänomen Aa-Avt ^)-AM'-<i*w,
das auch a-kn-kn-Unn geschrieben wird. Unser Schreiber wollte
anscheinend beide Schreibungen zu a-lii-ku-tum kombinieren.
Dabei ist ihm, im Angedenken an ha-hi-Jcii-tum mit seinen
drei HA, das Unglück passiert, statt zwei kü deren drei zu
schreiben. Es dürfte somit keinem Zweifel unterliegen, daß wir
a-kä-kii-(JiU-)fu»i zu lesen haben. Welches Phänomen ist nun
damit gemeint? Weidner hat in Bahifloniaca VI, p. i tf. auf
Grund eines äußerst trerincrfüofigen Materiale.s wahrscheinlich
zu machen versucht, daß hakukutum der gemeinsame Name für
Morgen- und Abendröte sei. Inzwischen ist nun ein nahezu voll-
ständig erhaltener, noch unveröffentlichter Text aufgetaucht,
der die bisher bekannten spärlichen Angaben über hakukutum
zum großen Teile vereinigt, ergänzt und wesentlich erweitert.
Er sei deshalb hier in extenso mitgeteilt:
i) Geschrieben HA.
56 Paul V. Neügebaler und Ernst F. Weidner:
Vorderseite.
i.sutnma'^) ina "''''^•' Nisanni ha-M-Tcü-tum ippuha-'^ viiktim**'"^ sar mäti'
2. summa ina '^''"-Airi samt mätu ittahalkat-su
^. summa ina "'^^•Simäni nuJcräti^^ ina mäti ibaskV^^)
4. summa ina '^^"^Du'üzi mätu sunl;a {U-GTJG)*) immer
5. summa ina "'''°'-Ahi sarru sarra ikassadf"^
6. summa ina "'^'^-ZJlüli sarru mät-su ittahalkat-su
7. summa ina °''''^- Tesrtti mikti'^ ummäni"* ibassi (NI-GAL)
8. summa ina '^^°'- Arahsamna sarru mät-su ittahalkat-su
9. summa ina "'-Kislimi mikti*^ ummänt"^ ihassi'^
10. summa ina "'^"•Tebeti sarru mät-su ittabalkat-su
11. summa ina "''''^^Sabäti mikti'* ummäni"^
12. summa ina "''"'' Adari mikti*^ ummänt"'
[3. T ha-kü-kü-tum sa kima ti-pa-ri ana sahlukti'')
i) Die Frage, ob der senkrechte Keil zu Anfang der einzelnen
Omina mitzulesen sei oder nicht, war bisher noch immer unentschieden.
Die große Mehrzahl der Assyriologen hatte sich für das Letztere ent-
schieden, wogegen Bezold noch in der Schrift jReßexe astrol. Keil-
inschriften bei griecJi. Schriftstellern, S. 46 für die Gleichung T = enuma
plädierte. Die Frage wird jetzt entschieden durch ein unveröffentlichtes
Vokabular zu den Ominatexten, wo wir lesen: ''^""| =sum-ma. Es bleibt
also bei der Entscheidung^ die Weidnee, Beitr. z. Assyriol.'Slll, ^, S. 68f.,
in dieser Frage getroffen hatte: „T ist summa zu lesen, wenn der da-
durch eingeleitete Satz eine Deutung enthält; sonst dient T nur zur
Einleitung eines Abschnittes."
2) Nach Z. I — 12 ist 81, 2 — 4, 317, Z.6ff. (Bezold, CatalognelY,
p. X781) und ViROLLEAUD, L' Astrologic Clialdeenne, 2. Sui^pl. CIX, i ff. zu
ergänzen.
3) Hiernach ist Thompson, Heports 275, i f . zu ergänzen (vgl.
Babyloniaca VI, p. 7). Als Variante finden wir dort ^'^'mikurtu für
'''^nukräti^K
4) tl-GUG = sunku „Not" nach Brünnow, List., Nr. 6099. Möglich
wären auch die Lesungen ubhutu (ib. 6102) oder husahhu (ib. 6069).
5) Nach Z. 13 ff. sind Virolleaüd, L' Astrologie CJialde'enne 2.Suppl.
CVII, Vs.3ff. und CVIII, 4 ff. zu ergänzen.
AsTUON. Beobachtungstext a. d. 37. Jahre Nebckadnezars ii. 57
i^. summa 'T '"'^lUa rak-hat ihmi irrupatn""' '^)
15. summa TT ""'iUdtia rah-bat tibiit me-hi-e
16. mmma TJ ""^sadd rak-bat tibiit^ säri
17. summa TT ""'(imurrd rak-bat huidh bu-Iim: hubahhii issakanl""]
iS. summa TT ina ddt ktme it-ta-na-an-pah mdtu in-nis-si^: t.saÄÄar['"^]
if). summa jT »"« '*ifZ samc it-ta-na-an-pah molnru ikdn: ... [ ]')
20. summa ' J in-na-pi-ih-ma Samas: Sin ina libbi-sa ippuh-ma
21. izziz" husahMi i-mad^") samme^^ nssii''^^)
22. summa ] \ in-na-pi-ih-ma Sin ina libbi-sa innamir thür mdti Id is[s?VJ')
23. SMwwia TT sarur ^'Samsi uh-lat: ra-\^
24. atald issakan]^^^
2^. summa TT ina harr du Sin irbü'* it-tan-pah husah[hu . }
26. summa 1] ina karari^) |T ''Samas i[m{?)- .... ]
1) Vgl. ÜNGNAD, Oriental. Literaturztg. 1912, Sp. 449. Die Z. 14
dient zur Ergänzung von Thompson, Beports 275, 3 f. Dort die Variante
2twm'"" für ümu.
2) ViROLLEAUD, 2.Suppl. CVIT, 5 die Variante: tibiU"' .
3) Ist hiemach Thompson^ Beports 275, 5 f. zu ergänzen?
4) Zwischen Z. 19 und 20 schiebt Virolleaud, 2. Suppl. CVII, 8,
noch die Zeile ein : summa ha-kü-kti-tum ina sam^ in-na-[pi-ih }
„wenn ein h. am Himmel aufglänzt [ ].
5) Daß so zu lesen ist, beweist die astrologische Tafel VAT 4958,
wo wir Vs. II Jesen: hiisahhu i-ma-a-[a\d. Man würde zwar statt imdd
eigentlich imaid erwarten, doch findet sich im Piel neben umaHd
ebenfalls umdä.
6) Vgl. Babyloniaca VI, p. 73.
7) Ist hiemach Virolleaud, 2. Suppl. CVI, 18 zu ergänzen?
8) Zu AN-BIL = kararü ,, Mittag, Meridian" s. Wfidner, Baby-
loniaca VI, p. 65 S.
58 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidxer:
Rückseite.
I. summa ha-kü-Tcü-tum in-na-pi-ih-ma är-hat [
TT I* hirhu im-dah-ru *^Ad[ad
TT ippuh-ma ittaplas-ma nah-li na-sat ... [
TT ina same" ippuhä^^ mätu . . . [
j T 7') ina samt ippuhd^^ ha-di-hu') . . . . [
TT 7 ina same" it-tan-ma-ra ildni^^ mäta [
TT ina lihhi samt ittan-mar husahhu ina [mäti ibassi?]
2. summa
3. summa
4. summa
5. summa
6. summa
7. summa
8.*) summa ina arah mas^^arti-ka ^'GÜ-UD innamir-ma
9. atalü lä e\tetiJi^-]
10. summa ina arah mass^arti-ka Sin umii XIV^'^^ itti Samsi Id innamir
11. atalü ümi XF*"" Id etetik'^
12. summa ina arah masmrti-ka Siyi u{l) Samas iksud-ma*) Sin imkut^' ^)
IS- 1(1 innamir-ma ilUk-ma tiltu Samas irbü'^ mimma illiku (DU-Ä)
14. müsi suiiti ataJu Ja etetik*-
i^. summa ina arah massarti-ka ümu XIII *" ü-lu ümu X.V ""
16. ^'^''sütu iUik^^ ümi suäti atalü lä etetik^-
i) Daß gerade 7 hakukdti hier genannt sind, geht auf die große
Bedeutung der Siebenzahl bei den Babyloniern zurück; Tgl. A. Jehesüas,
Handbuch der altorient. Geisteskultur, S. 149!
2) Die Bedeutung von hadihu ist unbekannt.
3) Die Z. 8 fF. gehören eigentlich nicht hierher. Da sie aber in
anderer Hinsicht wichtig sind, wollten wir sie nicht unterdrücken.
Näheres darüber bald an anderer Stelle.
4) Das u zwischen Sin und Samas ist natürlich sinnlos. Es findet
eich übrigens merkwürdigerweise in der gleichen Verbindung auch sonst,
z.B. Thompson, Reports 127, i. Die vielen Winkelhaken wirkten auf den
Schreiber wohl verwirrend.
5) Der Mond ,, fällt" muß heißen: er wird plötzlich unsichtbar.
Nach unserer Stelle ist nämlich die Opposition von Mond und Sonne
zunächst beobachtet worden, dann verschwindet der Mond auf einmal
(in einer Wolkenbank?) und wird erst geraume Zeit nach Sonnenunter-
gang wieder sichtbar.
Astron. Beobalhtingstext a. i>. 37. Jahu« Nebukadnezars ii. 5g
17. summa ina arah maAsarti-kn iniiu XJIl'^"" ihnu X/T*""/« ut-ta-ua-at^)
18. li-lu kakkabiini^'' i<»i-}ut(-ln- tnusi sudti
iq. atalü hi etedk'-'
20. an-nu-tum sumäti^' *-^-ili-tuin')
21. ü-il-ti*) '" ''Nabti-ah-iddit,
Rand.
i. summa ha-bi-kH-tum BI-EA-[MUN^} ]-»i«(?) IM-TAB
+ TAB-BA itabbu'''
Übersetzung.
Vorderseite.
1. Wenn im Nisan ein hakukutum aufglänzt, Fall des Königs des Landes.
2. Wenn im Airu, so wird das Land Tom Könige abfallen.
3. Wenn im Sivan, so werden Feindseligkeiten im Lande sein.
4. Wenn im Tammuz, so wird das Land Not erleben.
5. Wenn im Ab, so wird ein König den anderen gefangen nehmen.
6. Wenn im Elul, so wird das Land Tom Könige abfallen.
7. Wenn im Tesrit, so wird Fall meines Heeres einti'eten.
8. Wenn im Arahsamna, so wird das Land vom Könige abfallen.
i) nt-ta-na-at, II, 2 von enetu „dunkel sein", kommt auch sonst
häufig vor, z.B. Thompson, Beports 232, Rs. 3; Vikolleaid, V Astrologie
CJtaJdeenne, Istar, VII, 35 usw.
2) Zu emelu „trübe, lichtschwach sein" s. Jensen, Keilinschr. Bibl.
VI, I, S. 569; Streck, Babyloniaca II, S. 179, Anm. i; Weidner, Orientah
Literaturztg. 1913, Sp. 207; Thlbeau-D angin, Bevtte d'Assi/riologieX, 1913,
p. 225.
3) Genaue Lesung und Bedeutung unbekannt.
4) uiltu als Ausdruck für astrologischer Bericht oder Tafel einer
astrologischen ^erie kommt häufig vor. Vgl. Thü.mpson, Beports 160B,
R. 4; 188, R. 4; Harpei!, Letters XI, 1096, Vs. 12 f. (wo gegen die Über-
setzung Klaubers im American Journal of Semit. Lang. XXVIII, 19 12,
p. 125 natürlich zu fassen ist: u-il-a-ti sa '^"^'^'A-BA Enuma Anu ^'Eh-
lil „die Tafeln, die der Schreiber der Serie ^Als Anu, Enlil'") usw.
5) Bl-HA-MUN ^ asomsutu „Sturm" (Bkünnow, List, Nr. 26 11).
Interessant ist, daß akukutwm und asamsutum II R 39, 5 — 6 gh eben-
falls nebeneinander genannt sind.
Phil.-hist Klasse 1915. KJ. LXVII. 5
6o Paul V. Neugebauer und Eknst F. Weidxer:
9. Wenn im Kislev, so wird Fall meines Heeres eintreten.
10. Wenn im Tebet, so wird das Land vom Könige abfallen.
11. Wenn im Sebat, Fall meines Heeres.
12. Wenn im Adar, Fall meines Heeres.
13. Ein haJcuMtum, das einer Fackel gleicht, weist auf Vernichtung hin.
14. Wenn ein hakuJcutum auf dem Südhorizonte aufsitzt, so wird der
Tag sich umwölken.
15. Wenn es auf dem Nordhorizonte aufsitzt, Herannahen eines Orkans.
16. Wenn es auf dem Osthorizonte aufsitzt. Herannahen eines Windes.
17. Wenn es auf dem Westhorizonte aufsitzt, Hungersnot unter dem
Vieh: eine Hungersnot wird ausbrechen.
18. Wenn es in der Höhe des Himmels aufglänzt, so wird das Land
vernichtet werden: sich verkleinern.
19. Wenn es am Grunde des Himmels aufglänzt, so werden die Kurse
fest sein
20. Wenn es aufglänzt und die Sonne : der Mond darin aufgeht
21. und (darin) steht, so wird die Hungersnot groß sein, Pflanzen
werden aufsprießen.
22. Wenn es aufglänzt und der Mond darin erscheint, so wird die Ernte
des Landes nicht gedeihen.
23. Wenn es den Glanz der Sonne trägt: ..• [ ]
24. eine Verfinsterung wird eintreten.
25. Wenn es auf dem Wege, da der Mond untergegangen ist, aufglänzt,
Hungersnot [. . . ]
2G. Wenn es im Meridiane desgl., so wird Samas [ ].
Rückseite.
1 . Wenn ein hakuhutum aufglänzt und hinter [ ]
2. Wenn es und ein Blitz zusammentreflFen, so wird Adad [ ]
3. Wenn es aufglänzt, klar sichtbar wird und Feuersglut trägt ... ]
4. Wenn Imkukäti am Himmel aufglänzen, so wird das Land [. . . . ]
5. Wenn 7 am Himmel aufglänzen, so [ ]
6. Wenn 7 am Himmel sichtbar werden, so werden die Götter das
Land(?) [ ]
7. Wenn ein hakukidum im Innern des Himmels sichtbar wird, so wird
Hungersnot im [Lande herrschen (?)].
8. Wenn im ]\Ionat deiner Beobachtung Merkur sichtbar ist,
9. so wird die Finsternis nicht ausfallen.
10. Wenn im Monat deiner Beobachtung der Mond am 14. Tage mit der
Sonne nicht gesehen wird,
11. so wird die Finsternis am 15. Tage nicht ausfallen.
Astron. Beobachtungstkxt a. d. 37. J.\hre Nebukadnezars ii. 6 1
12. Wenn im Monat deiner Beobachtung der Mond die Sonne erreicht
und der Mond verschwändet,
13. er ^zunächsf) nicht t^ichtbar ist, dann aber kommt, seit Sonnenunter-
gang jedoch einige Zeit vergeht,
14. 80 wird in dieser Xacht die Finsternis nicht ausfallen
15. Wenn im Monat deiner Beobachtung am 13. oder 15. Tage
16. ein Südwind weht, so wird un diesem Tage die Finsternis nicht
ausfallen.
17. Wenn im Monat deiner Beobachtung der 13. Tag, der 15. Tag
dunkel ist
18. oder die Sterne trübe sind, so wird in dieser Nacht
19. die Finsternis nicht ausfallen.
20. Diese Omina
21. Tafel des Xabüahiddin.
Rand.
I. Wenn ein StuTm-hakukutum [ ] .. und Vierwinde werden
beranwehen.
Damit sei nun die Ano^abe in unserem Texte vercrliehen.
Hier ist ein hahüaitum in der Nacht des 2g. Sebat aufgeglänzt;
irgendeine Eigenschaft desselben ist mit zwei htru verknüpft.
Bern kann als Zeit- oder Maßangabe aufgefaßt werden. In erste-
rem Falle ist 1 h>'ru= 2", in letzterem Falle = 30". W^ie bereits
in Bahyloniaca VI, p. 144! angenommen wurde, dürfte es sich
hier um eine Maßangabe handeln. Dafür spricht jedenfalls die
jetzt mit Sicherheit festzulegende Bedeutung Ton haJuiJuihoH.
Unter Berücksichtigung der wenigen in anderen Texten
gemachten Angaben über hakiikutum (gesammelt in Bahyloniaca
VI, p. I ff.) ergeben sich dafür nun folgende charakteristische
Merkmale: i. haJinhifum wird in den Annalen Sargons und in
einem Hymnus in der Bedeutung „Feuerbrand" gebraucht.
ViROLLEAUD, U Astvologie Chaldeenne, Adad XXXHI, 42, wird
es als isätu „Feuer" erklärt.^) 2. Es ist in allen Monaten sicht-
i) Vgl. auch ViROLLEAUD, 2. Suppl. CVII, WO auf der Vs. von ha-
kukutum, auf der Rs. von isätu (= Morgen- und Abendröte, s. Zeitschrift
f. Ässyriol. XXVII, S. 388 tf.) die Rede ist.
5*
62 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidnek:
bar. 3. Es kann in allen Himmelsgegenden und hoch wie tief
am Himmel stehen. 4. Mond, Sonne und Saturn^) können darin
aufgehen. 5. Es „glänzt auf" (inappah) wie die Sonne. 6. Es
wird von der Sonne durchleuchtet. 7. Es glänzt nach dem Unter-
gange des Mondes auf 8. Es glänzt wie eine Fackel. 9. Es kann
mit einem Blitze zusammentreffen, i o. Es kann in der Mehrzahl
(z. B. in der Siebenzahl) auftreten. 1 1 . Es gibt ein Sturm-haku-
Tcutum. I 2. Der Himmel bewölkt sich und ein liakulMtum glänzt
auf (Virolle AUD, 2. Suppl. CXVI, 4).-) 13. Es glänzt abends^)
auf (ViROLLEAUD, Adad XXXIII, 42 (s. Bahyloniaca VI, p. 3)
und unser Text).
Es ergibt sich nun mit Sicherheit: haJuihutum bezeich-
net einen (von der Morgen- oder Abendröte) rötlich durch-
strahlten Wolkenhaufen.
Wenden wir nun diese Bedeutung auf unsere Stelle an.
Das hakukutum ist am Abend ^) sichtbar geworden. Es kann sich
dann natürlich nur um die Abendröte handeln, das rote Gewölk
muß also im Westen gestanden haben. So bietet auch wirklich
der Text. Da die Abendröte nicht stundenlang anhält, kann
dann weiter heru nur als Maßangabe aufgefaßt werden. Hal'tt-
Jcutum wird also in unserem Texte eine etwa 60'' hohe, am
Westhorizonte lagernde und von der Abendröte durchleuchtete
Wolkenbank sein.
1 1 . Hier finden wir wieder die Getreidepreise in dem ver-
flossenen Monate verzeichnet. Die Gerste ist inzwischen teurer
geworden, denn man erhält für i Sekel Silber nur noch i GUR.
i) ViROLLEAUD, Adad XXXIII, 44, wird das Erscheinen des Planeten
Saturn im hakukutum erwähnt; ^'^^^'^'LÜ-BAI) SAG- US ist dort natür-
lich nur erklärender Beisatz zu ''''''''"'^SIB-ZI-AN-NA (gegen Babylo-
niaca VI, p. 3 ff.), vgl. 2. Suppl. LXVI, Vs. 9.
2) Die vorhergehende Zeile besagt, daß der Himmel sich bewölkt
habe und das Gewölk rot war (sa-am). Es handelt sich also um Er-
scheinungen zur Morgen- und Abendzeit.
3) Mit müsu ist jedenfalls nicht die eigentliche Nacht, sondern
der Abend gemeint, wie sich aus Virolleaud, Adad XXXIII, 41 mit
ziemlicher Sicherheit schließen läßt. Die „Nacht'* begann ja bei den
Babyloniern Uiit Sonnenuntergang.
Astron. Beobachtukgstext a. d. 37. Jahre Nebukadnezars n. 63
Der Preis für üatteln ist der gleiche geblieben, der für Kassia
wohl auch. Die den Sesam betreuende Notiz war in Z. 4 ver-
loren gegangen.
12. Addru /..Der Sebat hatte folglich 30 . Die weiteren
astronomischen Termini dieser Zeile sind bereits oben erklärt
worden. Hervorgehoben sei nur, daß wir hier statt der sonsti-
gen Abkürzung dr „hinter" die volle Form arkat finden.
13. Unter dem 16. Sebat war notiert worden, daß das
Wasser des Eufrat zu sinken beginne. Nach Z. 13 hat am
I. Adar ein neues Steigen eingesetzt, das nach Z. 14 bis zum
5. Adar 8 Finger = 0,165 ^^ betrug. Am 6. Adar wurde ein
neues Sinken des Wasserspiegels beobachtet.
15. Der den Mond umgebende Halo war „im Süden ge-
öffnet", d. h. unten durchbrochen. Von durchbrochenen Halos
ist oft in den astronomischen Texten die Rede (vgl. Kuglkr,
Siernhunde I, S. 78), öfter noch in den astrologischen Texten
aus Asurbanipals Bibliothek (s. Virolleaud, L' Astrologie Chal-
(k'enne, Sin X. XXIV, 59 ff.; i. Suppl. XXI. XLV; 2. Suppl. XIV.
XV; Thompson, Bcpo^-ts 179, 2 usw.\ Die offene Stelle im Halo
heißt hähu „Tor" (s. die eben zitierten Stellen), von einem durch-
brochenen Halo wird gesagt: tarbasu ul kasru {kasir, iksur) „der
Halo ist nicht geschlossen" (vgl. Thompson, Reports 95, 3; 96,
5; 112,3 usw.).
Im Innern des Halo stand der Mond i Elle vor einem
Sterne, dessen Namen der Schreiber auf der Vorlage nicht mehr
entziffern konnte. Er setzte deshalb ein: hi-hi „abgebrochen".
Wie die Rechnung lehrt, kann es sich nur um Regulus handeln.
Dann wäre die Stelle zu ergänzen: Sin ina pdn Sarri izzas.
16. Zu SU= irrnp s. oben S. 42.
DäR-PA ist sicher als Zeitangabe aufzufassen. Es muß
sich um die Abendzeit handeln. Wir kennen dafür bereits fol-
gende Ausdrücke: Tiiztgu {KI-ZIG)^) = Spätnachmittag, ME
1) Vgl. Virolleaud, Babyloniaca I, p. 50. Das Wort findet sich
noch z. B. an folgenden Stellen: Babyloniaca VI, p. 76; Zeitschrift f.
Assyriol. VI, S. 235, 17; 237,7; 241,72; Virolleaud, L' Astrologie Chal-
deenne, 2. Suppl. LXIII, Kol. IV, 21. 23: VAT 5047, Rs. 3 nsw.
64 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
= Ende des Tages (Zeit unmittelbar vor Sonnenuntergang, s.
oben S. 43), simetan = Abend (Zeit unmittelbar nach Sonnen-
untergang), res müsi = Anfang der Nacht (Einbruch der völli-
gen Dunkelheit). Für DÄR-PA bleibt nur noch die Zeit des
Sonnenuntergangs selbst übrig. Dazu paßt zunächst, daß DAR
in erster Lime = hurnmm „bunt" ist (s. Beünnow,L/5^, Nr. 3485 ):
die prächtigen Farbenspiele am Himmel aber werden ja gerade
bei Sonnenuntergang beobachtet. Weiter bedeutet PA vor allem
„niederwerfen" (mahäsu); nun ist es wohlbekannt, daß der Son-
nenuntergang als Zeitpunkt, da „die Nacht den Glanz des Tages
niederwirft", bezeichnet wird (vgl. Virolleaud, L' Astrologie
Chaldeenne, ^(^ac? XXXIII, 42; 2. Suppl. CVI, 15 usw.). Aus der
zweiten Hälfte der Zeile ist endlich noch ersichtlich, daß die
mit ME bezeichnete Zeit der mit DAR-PA bezeichneten vor-
ausgeht. Die Gleichung DAR-PA = Zeit des Sonnenuntergangs
scheint danach ziemlich gesichert zu sein.
zunnu I. Was für eine Art von Regen gemeint ist, kann
solange nicht sicher festgestellt werden, als die genaue Bedeu-
tung von I hier unbekannt ist. Zum Vergleiche sei aber wenig-
stens VAT 4936 herangezogen, wo als verschiedene Bewölkungs-
arten DIR-AN-ZA, DIR-AH-AN-ZA und DIR-AH-I-AN-ZA
genannt sind. Es darf wohl auch auf VAT 4924 hingewiesen
werden, wo es in Z. 2 und 6 heißt: miisu g liobal Sin ina ])än
AN % SI I Sin ana ÜRÜ SIK und mnsu 7 Sin ina pän AN
% U I Sin ana SI NUM.
17. Der Schluß der Zeile ist uns noch nicht recht ver-
ständlich. Hier sei vorläufig nur auf zwei Parallelstellen hin-
gewiesen, die der Ergänzung und der Erklärung dienlich sein
können: i. Zeitschrift f. Assijriol. VI, S. 235, Z. 16: SI KUR
10 US NA in II SI; 2. ib., Z. 25: SI KUR NUM A 17 NA
in IQ SI (vgl. auch Epping-Strassmaiee, ib. VII, S. 230 f.).
18. In dieser Zeile hat der Schreiber wieder ein Zeichen
der Vorlage nicht lesen können: „westlicher Stern des Stern-
bildes x.'^ Die Rechnung ergibt, daß es sich um den Stern X
Aquarii handelt, der aber leider in den bisher veröffentlichten
ASTROX. BEOBACHTrNGSTEXT A. D. 37. JaHKE NeBL KA1>M;/,.VK;> II. 65
Texten sonst nirgends erwähnt winl. Die Frage, wie der feh-
lende Name des Öternbihles 7.u ergänzen sei, ist daher recht
schwierig zu beantworten. Nun soll X Aquarii der westlichste
(hellere) Stern des betrettenden Sternbildes sein. Östlich von
X Aquarii liegen nun nur noch einige wenige lichtschwache
Sterne des Aquarius, dagegen befindet sich die Westgrenze des
südlichen Fisches des Tierkreises in nächster Nähe. Wir werden
also als immerhin möglich annehmen dürfen, daß der südliche
Fisch des Tierkreises, der ^'"''^''''Sni-JIAg, bei den Babylo-
uiern weiter westwärts reichte, also hauptsächlich aus den Ster-
nen X, (p, X, rp Aquarii, /3, y, -ö-, t, X, a Piscium bestand. Ist das
richtig, dann wäre für hi-hi SIM-MAU einzusetzen.
20. Der Anfang der Zeile ist uns unverständlich. Zum Ver-
gleiche darf aber wohl Zeitschrift f. Ässi/riol. VI, S. 230, Z. 2 6f.
herangezogen werden: ^"-('" namriHiP^ sa PA sa ana ZA MAS
LU J V Ina SI NUM. Es handelt sich jedenfalls um eine Pla-
netenbeobachtung, wie auch die dann folgenden Worte lehren:
„gegen Ende des Monats brach er (der Planet) nach Westen
auf' (Beginn der Rückläufigkeit). ^)
21. Der Anfang der Zeile liefert wieder eine Wasserstand-
notiz. In Z. 14 war unter dem 6. Adar gemeldet worden, daß
der Wasserspiegel zu sinken beginne. Am 21. Adar war ein
Steigen beobachtet worden (Z. 19). Hier wird nun berichtet,
daß bis zum Ende des Monats der Spiegel des Eufrat sich um
8 Finger = 0,165 m gehoben habe.^) Daß LAV^ als utarris^^
zu fassen ist, dürfte zweifellos sein (s. Brinnow, List, Nr. 10115).
Am Schlüsse wird endlich wieder ein kurioses Begebnis
in Borsippa erzählt. Ein harharu ist eingebrochen, hat zwei
Hunde getötet und ist endlich selbst niedergeschlagen worden.
Daß der harharu ein gTÖßeres Raubtier sein muß, wird heute ^
nicht mehr bestritten. Die von Jensen^) in seiner Kosmologie,
i) S. KüGLEK, Sternkunde I, S. 273 b.
2) Daß am Ende von Z. 20 noch eine Angabe in Ellen gestanden
haben könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Dagegen spricht die kurze
Zeitspanne; vgl. Z. 14!
3) Vor ihm bereits Lenormant und Smith.
66 Paul V. Neugebauer und Erkst F. Weidner:
S. 444 f. vorgeschlagene Identifizierung mit dem Leoparden hat
sich am meisten eingebürgert (vgl. Meissner, Assijr. Jagden
[Der Alte Orient XIII, 2], 6; Hünger, Babylonische Tieromhia,
S. 2)1, Anm. 3 usw.j.
22. Diese Fangzeile gibt die erste Zeile der nächsten Tafel,
die das Jahr — 566/65 behandelte. Sie beweist, daß unsere Tafel
einer größeren fortlaufenden Serie angehörte, die ein Astronom
der Spätzeit sich wohl zu theoretischen Zwecken angelegt hatte
(s. bereits oben S. 38 f.). Wir können ihr die wichtige Tatsache
entnehmen, daß der Adar 29" hatte. Im übrigen war es am
I. Nisan bewölkt und daher jede Beobachtung unmöglich.
Am unteren und am linken Rande ist das Jahr, das unsere
Tafel behandelt, zur leichteren Orientierung des Benutzers der
Sammlung noch einmal beigefügt.
II. Astronomische Bearbeltuug des Textes.
Datengleichungen.
Nebukadnezar, Jahr 36, Schaltadar i = — 567. März 24/25
„ „ 37, Nisan i = — 567 April 22/23
„ „ il, Airu I = — 567 Mai 22/23
„ „ 37, Sivan i = — 567 Juni 20'2i
„ „ 37, Tebet i = — 566 .Januar 14/15
„ ,, 37, Sebat I = — 566 Februar 12 13
„ 37, Adar i = — 566 März 14/15
„ „ 38, Nisan i = — 566 April 12 '13
Die im folgenden dargelegte Untersuchung berücksichtigt
alle vollständig erhaltenen astronomischen Angaben. Lücken-
hafte Stellen zu ergänzen, wurde vermieden; nur wenn beson-
dere Gründe vorlagen, sind solche Stellen untersucht worden.
Die Angaben über Mondhalos sind, als astronomisch ohne be-
^ sonderes Interesse, nicht berücksichtigt und nur ausnahmsweise
als Beleg für die Richtigkeit der Datierung mitgenommen
worden.
Alle Zeiten sind M. Z. Babylon; bei den Auf- und Unter-
gängen ist die Polhöhe -\- 2>2'^.^ angenommen. Die Verwandlung
der Sternpositionen in Länge und Breite geschah mit einer ge-
A.STRON. Beobachtungstext a. d. 37. Jahke Nebikadnezaks II. 67
näherten Hilfstafel, so daß diese Positionen bis auf ;^o°. 2 un-
sicher sein können. Einige weitere nur ganz roh ermittelte Orter
von Sternen sind ausdrücklieh als solche bezeichnet.
Die AVahl der Tagesstunde, für welche die Rechnung aus-
geführt ist, ist durch die Siclitbarkeitsverhältuisse der betreffen-
den Himmelsgegend in vielen Fällen hinreichend genau vor-
geschrieben. Im übrigen wurde die Zeit genähert den rohen
Angaben des Textes nach festgesetzt (abends = Zeit der Dämme-
rung, Beginn der Nacht = Zeit nach Ende der Dämmerung usw.).
Eine merkliche Unsicherheit tritt nur bei dem schnell sich be-
wegenden Mond auf. Bei Planeten ist ein Fehler von mehreren
Stunden ohne jeden Eintluß.
A. Die Mondbeobachtungen.
1. Am I. Nisan wurde der Mond hinter den Hyaden sichtbar
(Ys. i).
Neumond —567 April 2 1 5*^ nachmittags. Der Mond
wird am folgenden Abend sichtbar.
April 22, 7^ abends: Mond A = 40°.2 ß = — ^°,8
Hyaden 1 = 32°. 2 /3 = — 6°. o
2. Bei Beginn der Nacht des 8. (Nisan) i Elle der Mond vor
dem Sterne am hinteren Fuße des Löwen (Vs. 3).
April 29, 8^ abends: Mond A == i39''.3 /3 = -f 4^0
/3 Virginis yl= i4i°.o ß = Jf-o°.s
Hier ist sicher 8(1). Nisan zu lesen (s. oben S. 41). Be-
hält man 9. Nisan bei, so paßt die Angabe auf y Vir-
ginis. Dieser Stern wird jedoch, wie Nr. 6 lehrt, anders
bezeichnet. Zu ^'"^^^^sepu är sa ÜB-Ä = ß Virginis s.
Epping, Astronomisches aus Babylon, S. 128.
3. Am 14: (Nisan) wurde der Gott mit dem Gotte gesehen
(_= Vollmond, s. S. 42); 16™ vergingen zwischen Sonnen-
aufgang und Monduntergang am nächsten Morgen (Vs. 4).
Der 14. Nisan beginnt Mai 5 abends; Vollmond Mai 6,
8^ früh.
Mai 6 früh: 0 A-(jU= 12™
68 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
4. Am I. Airu wurde der Mond, während die Sonne noch da-
stand, 4 Ellen unter dem westlichen hinteren Sterne der
großen Zwillinge sichtbar; er war breit (Vs. 8).
Neumond Mai 20/21 Mitternacht. Da der Nisan eine
Dauer von 30*^ hatte (s. oben S. 45), so beginnt der
I. Airu erst am Abend des 22. Mai. Die Neumondsichel
wurde also erst spät sichtbar, wozu die Angabe ,.der
Mond war breit" vortrefflich paßt.
Mai 22, 7^ abends: Mond A = 79°. i /3 = — o°.6
/3 Geminorum A =- 7 7°. 9 /3 = -}- 6''. 6
Zu ^-('^^c^bKÜR arU sa MAS-TÄB-GÄL = ß Gemi-
norum s. Eppixg, Astronomisches aus Babylon, S. 125.
5. Am I. Sivan wurde der Mond hinter dem Krebse sichtbar:
er war breit, i 20m betrug seine Sichtbarkeitsdauer nach
Sonnenuntergang (Vs. 12).
Neumond Juni 19, 6^ früh. Der Airu hatte eine Dauer
von 29 , der i. Sivan beginnt also Juni 20 abends. Die
Angabe „der Mond war breit" paßt zu diesem späten
Termin (s. soeben zu Nr. 4).
Juni 20, 7^^ abends: Mond A= 102*^.0 |3=+ i°.5
fCancriA= 9i°.7 /3=-|-i^o
© U 7 .00, ([ U 8 .53; der Zeitunterschied zwischen
Untergang der Sonne und Untergang des Mondes
1^32^.
ö. Bei Beginn der Nacht des 5. (Sivan) überholte der Mond
I Elle den nördlichen Stern vom Fußende des Löwen nach
Osten hin (Vs. 14).
Juni 24, 8^^ abends: Mond A= 157^.1 /3 = -f 5°.o
y Virginia A = 1 54°. 8 ^ = -f 30,0
Die Gleichung ^akkabgi ^^ jß -^^^ UR-A = y Virginis
ist astronomisch in keiner Weise zu beanstanden. Nun
werfe man aber einmal einen Blick auf die Sternkarte.
ß Virginis gilt bei den Babyloniern als „Fuß des Löwen",
wie kann dann 7 Virginis, ein Stern, der fast 1 5" von
AssTRON. BeuUACHTUXGSTEXT A. L>. 37. JaHKE NeUIKADNEZARS II. 6q
ß entfernt liegt, am Ende des Fnßes liegen? Der Fuß
würde ja dann von ungeheurer Größe sein und die Ge-
stalt des Löwen geradezu grotesk aussehen.^) Es darf
also Wohl .angenommen werden, daß sich der Bahylo-
uier hier in der Bezeichnung des Sternes geirrt hat.
y Virginis führt sonst auch den Namen sur-si esseui
,,Wurzel der Ähre'*' (s. Epping, Astronomisches aus Ba-
bijlon, S. 128).
7. Am Abend der Nacht des 8. (Sivan) stand der Mond 2^j^ Ellen
unter dorn nördlichen Sterne der Wage (Vs. 15).
Juni 27, 8^ abends: Mond A= 194^.2 |3 = 4-5°.o
/i Librae ;. = 193°. 7 /3 = + 8°. 8
^^^^^^Zibanitu sa SI = ß Librae, s. Epping, Äi>fronomi-
sches aus Bahi/lon, S. 1 30.
8. Am Abend der Nacht des 10. (Sivan) hielt der Mond 31, Ellen
über Antares diesem die Wage 1 Vs. 16).
Juni 29, 8^ abends: Mond A = 2 1 7^.9 ^ = -j- 30. g
Antares A = 2 1 4°. i ^3 = _ 4°. 2
Zu ^^'^^^^Hurm = Autares s. Epping, Astronomisches
aus Babi/lou, S. 131; Kugler, Sternhinde 1, S. 2 60 f.
9. Am 15. (Sivan) wurde der Gott mit dem Gotte gesehen
(= Vollmond, s. oben S. 42). 30™ Zeit zwischen Sonnen-
aufgang und Monduntergang am nächsten Morgen (Vs. 17).
Vollmond Juli 4, i mittags. Der 15. Sivan beginnt
Juli 4 abends.
Juli 5, früh: © A - ([ U = 29"^.
10. Am 15. (Sivan) Mondfinsternis, in Babvlon unsichtbar
(Vs. 17). ' .
Finsternis Juli 4. Die Finsternis konnte, da Vollmond
bald nach Mittag eintrat, in Babylon nicht sichtbar
sein. Die Angabe deutet darauf hin, daß damals bereits
ein Finsterniszyklus bekannt war (s. oben S. 50).
i) Auch auf den babylonischen Darstellungen des Löwen ist der
Fuß nicht von besonderer Größe (s. Jeremias, Handhiich der altorient.
Geisteskultur, S. 42 u. 247).
70 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
1 1 . Am I . Sebat wurde der Mond im südlichen Fische des Tier-
kreises sichtbar. 58™ Sichtbarkeitsdauer nach Sonnenunter-
gang (Rs. 5).
Neumond — 566 Februar 1 1, 8^ früh. Der i. Sebat be-
ginnt Februar 1 2, abends.
— 566 Februar 12, 6^ abends:
MondA = 334°.o ^ = — 50.0
Südl. Fisch A = 318" /3 = +7''
Der westliche, an Aquarius angi-enzende Teil der Fische,
begrenzt von den Sternen co, d; ß, y, l Piscium, befindet
sich in « = 350°, d=-}-3° (iqoo). Der genäherte Ort
für -567 ist A=3i8°, /3 = -f 7°.
0 U 5^66, (J U 6^.86; Zeitunterschied zwischen
Untergang der Sonne und Untergang des Mondes
Zu ^""^^''^SIM-MAH = südl. Fisch des Tierkreises s.
Weidxee, Älter und Bedeutung der habylon. Astronotnie,
S. 43ff. und unten S. 85.
12. Am X. Sebat hielt Regulus i Elle unter dem Monde diesem
die Wage (Rs. 7).
II. Sebat = Februar 22, 8^ abends:
• Mond A= 114^1 /3 = 4-3°.2
Regulus A = 1 1 4°. 3 /3 = 4- 0°. 5
Zu '^"^^^^Sarru = Regulus s. Epping, Astronomisches
aus Babylon, S. 1 2 7 .
13. [Am 15. Sebat Vollmond.] 28™ Zeit zwischen Sonnenauf-
gang und Monduntergang am nächsten Morgen (Rs. 7 f.).
Vollmond Februar 25, 9^ früh. Der 15. Sebat beginnt
Februar 26 abends. Die Angabe über die Sichtbarkeits-
dauer muß fehlerhaft sein, wie folgende Rechnung lehrt:
Februar 27 früh: 0 A - ^ U = 84™.
Wahrscheinlich liegt hier wieder ein Schreibfehler vor.
Wenn man statt 7 {US) 17 {US), d. h. also 68"^ liest,
Astron. Beobachtinustext a. d. 37. Jahre Neijukadnezaus ii. 7 1
so erhält man einen Wert, der dem des Textes außer-
ordentlich nahe kommt. Die Korrektur dürfte also be-
rechtigt sein.
14. Am I. Adar wurde der Mond, während die Sonne noch da-
stand, hinter dem Widder sichtbar, i*^ 40™ war seine Sicht-
barkeitsdauer nach Sonnenuntergang (Rs. 12).
Neumond März 12, 10" nachts. Der i. Adar beginnt
März 14 abends. Der Mond war breit genug (Alter c.
44 ), um bei der um diese Zeit steilen Lage der Ekliptik
bei Sonnenschein erkannt zu werden.
März 14, 6^ abends: Mond A= io°.4 /3 = — 4°.4
a Arietis A — 2°. o |3 = -f 9°, 9
©U6^\o7, ([U 7*^.80; Zeit zwischen Sonnenunter-
gang und Monduntergang i 44™.
Zu ^'""^''"^KU-BIÄL = Widder s. Epping, Astrononii-
sches aus Babylon, S. 119; KuGijEii, Sternhimdel, S. 260.
15. Am Abend der Nacht des 2. (Adar) hielt dej: Mond 4 Ellen
unter den Plejaden diesen die Wage (Rs. 13).
März 15, 6^ abends : Mond A = 2 4°. 4 /J = — 3«. 7
Plejaden A= 24°. 4 /3 = -{-3°.9
Zu ^'^^'^'"'^ Zappu = Plejaden s. Epping, Astronomisches
aus Bahi/lon, S. 120.
1 6. In der Nacht des x. (Adar) war der Mond von einem Halo
umgeben. Der Halo umgab Krebs und Löwe, nach Süden
war er offen. Im Halo stand der Mond i Elle vor abgebrocheu
I Elle der Mond nach Osten (Rs. 1 4 f.).
8. Adar = März 21, 10^ nachts:
Mond A= III". 3 ß = + 3°-3
Regulus A = 1 1 4°. 3 /3 = + 0°. 5
Der Stern, dessen Name abgebrochen ist, ist sicher
Regulus. Das Datum ist zweifellos, da nur bei dieser
Stellung des Mondes Krebs und Löwe innerhalb des
Mondhalos (Radius 22°) stehen können.
;^2 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
Damit stimmt auch die Angabe des 7. Adar: ,,der Mond
war von einem Halo umgeben, der Krebs und Kegulus
standen darin" (Rs. 14J. 7. Adar = März 20. Um 10^
nachts stand der Mond in c. 97° Länge. Regulus be-
findet sich dann nahe am Rande des Halos, während
der östliche Teil des Löwen außerhalb liegt.
17. Gegen Abend des 12. wurde der Gott mit dem Gotte ge-
sehen (= Vollmond, s. S. 42): ö^ Zeit zwischen Sonnen-
aufgang und Monduntergang am nächsten Morgen (Rs. 16).
Vollmond März 26, g^ abends. Der 12. Adar beginnt
März 25 abends (um diesen Zeitpunkt handelt es sich
hier, wie aus Z. 16 klar hervorgeht). März 26 früh
Untergang des Mondes und Aufgang der Sonne zu
gleicher Zeit.
B. Planetenbeobachtungen.
18. Am I. Nisan Saturn gegenüber dem südlichen Fische des
Tierkreises (Vs. 2).
— 567 April 22 mittags:
Saturn A= 32 5". 9 ^ = —10.9
Südl.Fisch A=3i8° ß = -\-7° (vgl. Nr. 11)
19. Am II. oder 12. Nisan geht Jupiter ana ME-J-sii (Vs. 4).
Der Ausdruck: „Jupiter geht ana ME-^-ki" erlaubt
zwei Deutungen:
a) Jupiter in Opposition zur Sonne. Die Opposition
fällt in die Zeit 15.— 16. Nisan. Der Terminus für
Opposition ist aber sonst ME-E-A (s. S. 42).
b) Jupiter geht scheinbar akronychisch auf Nimmt
man wegen der um diese Zeit sehr bedeutenden
Helligkeit des Jupiter seinen Sehungsbogen zu 5°
au, so folgt für die Sonnenlänge zur Zeit des akro-
nychischen Aufganges 34°. Dies entspricht dem
1 1 . Nisan. Die Gleichung ME-^ = scheinbar akro-
nychischer Aufgang scheint danach gesichert zu
sein (s. auch oben S. 41 f.).
Astron. Beobachtungstext a. d. 37. J.\hre Nebuk.a.dnezars ii. 7 3
20. Am I. Airu Saturn gegenüber dem südlichen Fische des
Tierkreises i Vs. 9).
M.ii 22, mittags: Saturn A = 327°. g ß = — 2°.o
Südl. Fisch A = 3i8o ß = -\-jo
2\. Am 2. Airu ging Venus ana SU (Vs. 10).
^'enus ist seit c. 4 Monaten Abendstern und befindet
sich c. 45'^ vor der größten östlichen Elongation. Der
Ausdruck scheint also zu besagen, xlaß sich Venus auf
ihre größte Elongation als Abendstern zubewege (vgl.
auch oben S. 46).
22. Am 3. Airu trat Mars in den Nangaru ein, am 5, kam er
wieder heraus (Vs. 10).
Mai 24, I 2^ nachts: Mars A = 90°. 2 /j = -f- i o 3
26 91°. 4 + 1 °-3
Praesepe A = 9i°. 7 /3 = 4-i''.o
Als Ort der Praesepe ist der von e Cancri angegeben.
£ Cancri steht im östlichen Teil der Praesepe. Die Über-
einstimmung ist so glänzend, daß die neue wichtige
Gleichung Nangaru = Praesepe als zweifellos gelten
kann.
2^. Am 10, (Airu) ging Merkur am Abend hinter den . . . Zwil-
lingen ... heliakisch auf (Vs. 10).
Als frühester Termin des Erscheinens von Merkur (Län-
genabstand von der Sonne = 10° geozentrisch) ergibt
sich Airu 10 = Mai 3 1 .
Mai 3 1 , mittags : Merkur A = 7 1 ". 9 /3 = -j- 1 °. 8
t, Geminorum A = 69 °. 2 |3 = — 2 ''. 4
Ö „ A=72°.8 /3 = -o°.4
t, und d Geminorum galten bei den Babyloniern als die
kleinen Zwillinge (s. oben S. 47). Um diese dürfte es
sich hier handeln. Zwar steht Mars nur hinter t, Gemin.,
aber eine genaue Beobachtuno; war wohl in dem fahlen
Mcrgenlichte und bei dem geringen Längenabstande
des Merkur von der Sonne nicht möglich. Jedenfalls
74 Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
können weder die m'oßen Zwillinnje noch die „Zwillinge
des Orion" (s. oben S. 47) gemeint sein, da Merkur fast
5 ° vor a-\- ß Gremin. aufging, während s -{-y Gemin.
etwa 8° westwärts entfernt und zudem heliakisch
untergegangen waren.
24. Am 18. (Airu) Venus über Regulus i Elle 4 Finger (Ys. 1 1).
Juni 8, 7^ abends : Venus A = 1 1 3 ". 8 /3 = + i °. 8
Regulus A = 1 14*^.3 /3 = 4-o°.5
25. Am I. Sivan Mars und Merkur 4 Ellen vor : Merkur
geht unter Mars nach Osten weiter (Vs. 1 2 f.),
Juni 20, mittags: Merkur A= 160°. o ß = -\-o°.g
Mars A= 106°. 7 /3==+i<'.2
Juni 21, mittags: Merkur A = i07°.4 ^=4-o°.8
Mars A= 107 °.3 /j = 4-io.2
Die Angaben des Textes finden sich bestätigt. Der
Stern, vor dem die beiden Planeten am Abend des
20. Juni standen, ist jedenfalls Regulus, A=ii4°.3,
/3 = + o''. 5 (Abstand in Länge c. 7°. 7).
26. Am I. Sivan Jupiter über Antares (Vs. 13).
Juni 20, mittags: Jupiter A=2i4°.8 ß = -\-o°.q
Antares A = 2 1 4 °. i /3 = — 4 °. 2
27. Am I. Sivan Venus im Westen gegenüber dem Sehwanze
des Löwen (Vs. 13).
Juni 20, 8^ abends: Venus A= i26°.6 ß = -r i°.2
O- Leonis A = 1 2 7 °. 6 ß = -\-g°.()
Zu ^«^'^'"«^ '-^^ihbat UR-Ä = d- Leonis s. Epping-Strass-
MAIER, Zeitschrift f. Ässip-iol VII, S. 225.
28. Am 12. (Sivan) Mars % Ellen über (Vs. 16V
Juli I, 6^ abends : Mars A = 1 1 3 °. 8 ß = ^ i°.2
Regulus A = 1 1 4 °. 3 ß = -\-o°.^
29. Am 1 9. (Tebet) Venus unter dem mittleren Sterne des Hornes
des Steinbocks 27, EUen (Rs. 3).
ASTlt« IN. BeOBACHTI'NGSTEXT A. 1). 37. JaHUE NeBI-KADNEZAKS II. 7 5
— 566 Februar i, 0^ früh:
Venus A = 268°. 2 ^=^o°.8
/3 Capricorüi A=- 268°.4 /3 = -^40.8
ß Capricorui ist der mittlere Stern der Gruppe «1(^2 ~
ß — 07CQ. Daß die Bäbylonier diese als Hörn des Stein-
bocks bezeichneten, war bereits wohl bekannt (s. Epping,
Astronomisches aus Babylon, S. 132).
30. Am I. Sebat Jupiter hinter dem vorderen Sternhaufen des
Schützen (Rs. 5).
Februar 12. mittags: Jupiter >l = 252°. 3 ß = -\-o'^.^
I SagittariiA = 247''.8 /3 = -r2°.o
o .. A = 249°.3 /3 = +i°.-
:r .. ;. = 250°.6 /3=-fio.7
Der vordere Sternhaufen des Schützen ist also identisch
mit dem Sternhaufen am Kopfe des Schützen, dessen
hellste Sterne t, o, x Sagittarii sind ( s. auch oben S. 50 f.),
31. Am 4. (Sebat) hielt Venus y^ Elle über(!) dem Ziegenfisch
diesem die Wage (Rs. 6).
Februar 1 6, 6^ früh : Venus A = 2 86 °. 2 /3 =-- o °. o
}^ CapricorniX = 286°.o ß = — 2°.^
d „ A=287°.7 /3= -2°.2
Zu ^'"^^"^SUHUR-MÄS (Fischschwanz des Capricor-
nus) = y -^ d Capricorni s. Epping, Astronomisches aus
Babylon, S. 132 f.
^2. Etwa am 20. (Adar) traten Venus und Merkur in das Band
des südlichen Fisches des Tierki-eises ein — etwa am 2b.
(Adar) traten Merkur und Venus aus dem Bande des nörd-
lichen Fisches heraus (Rs. 19 f.).
— 566 April 2, b^ früh:
Merkur X = 338«. 7 /3 = -2°.6
Venus A = 340". 7 |3 = — i°.5
April 8, 6^ früh:
Merkur A = 345°. 7 ^ = — 20.8
Venus A=348°.o ß = —io.6
Phil.-hiit. Klasss loij. Bd. LXVIT. 6
76 Paul V. Neu gebauer irsn Ernst F. Weidxer:
Die rohen Örter für Anfang und Ende des die beiden
Fische verbindenden Bandes sind:
Anfang des Bandes :A = 328° ß = o
Ende des Bandes: A = 348° /3 = o
C. Untersuchung zweifelhafter Angaben des Textes.
;^^. Am (Sebat) hielt über dem kleinen Sterne, der
3^2 Ellen hinter dem Fischschwanze des Steinbocks steht,
diesem die Wage (Rs. 10).
Der Stern läßt sich mit ziemlich großer Sicherheit als
t Aquarii feststellen, 2 = 292". 6 ß = — o°.y (genähert I).
Der Himmelsgegend nach handelt es sich um Beob-
achtungen gegen Ende der Nacht, wobei der Mond und
Mars in Frage kommen.
— 566 Sebat 23, März 7, 6^ früh: Mond2 = 273°.4 ^ = - i°.8
24 8 285°.5 -2'>.8
25 9 297°.8 -3°.8
26 10 — —
/
1 1
28 12 — —
Sebat 2S, März 7, 6^ früh: Mars A = 288°.g ß = -i°.o
24 8 289°.7 — i°.o
25 9 290°.4 — I °.o
26 10 29I°.2 — 1°. I
27 1 1 292<'.0 — I °. I
28 12 292°.8 — I °. I
Wie im Anhang unter a) gezeigt werden wird, ist der
Ausdruck „hält die Wage" wahrscheinlich als „steht
in derselben Länge" zu deuten. Die Mondörter lassen
sich also mit dem Texte nicht in Einklang bringen.
Dagegen würde die Ergänzunii
Am 2S. Sebat Mars
eine genügende Erklärung bieten. Mars steht allerdings
südlich von dem kleinen Sterne i Aquarii. Aber wie
As 1 R. »N. Beobachtlngstext a. d. 37. Jahre NEBUKAUNEZ-uts ii. 7 7
wir bereits oben einen Fehler bei .,über" und „iiuter''
feststellen konnten is. Nr. 31 und oben S. 52 ), so dürfte
auch hier der Fall ähnlich liegen. Statt „über" dürfte
wohl sicher „unter" einzusetzen sein. Im übrigen vgl.
oben S. 52.
Andere Planeten kommen nicht in Frage:
März 7, 6° früh: Merkur ^ = 334", Venus /1 = 30qo
15 330" 319°
März 7, 6" früh: Jupiter A= 255°, Saturn ^ = 332''.
34. Am Adar ein Planet vor dem Bande des südlichen
Fisches des Tierkreises, Yg Elle unter Venus; 8 Finger stand
Merkur weiter nach Osten Am Adar ein Planet
6 Finger über Merkur, Yg Ellen unter Venus hielt er die
Wage, und Mars hielt -3 Ellen unter dem westlichen Sterne
des abgebrochen die Wage (Rs. 1 7 f.).
Die Orter der Planeten für die in Frage kommende ,
Zeit des Adar ^10.— 20.) sind:
Merkur Venus
A /3 X ß
— 566 Adar 9, März 23, 6^ früh: 331".! — i°.3 32 8°. 6 — i°.4
.0 — 1°.4
.4 -i°.4
.9 -i"'.4
.3 -i°.4
19, April 2 338°.6 — 2°.6 340°. 7 — i°.5
II 25 332''-2 — 1°.6 331°
13 27 333°-5 -i°.9 333"
15 29 335°-0 — 2°.2 335°
17 31 336".7 -2°.4 33'
Saturn Mars
A /3 Iß
Adar 9, März 23, 6^ früh: 334°- 5 — 2°.o 301".! — i°.3
II 25 302°.6
13 27 335''-o -2°.o 304°.i -i°.3
15 29 305°-7
17 31 335°-5 -2°.o 307°.2 -i«'.4
19, April 2 308°. 7
78
Paul V. Neugebauer ukd Ernst F. Weidner:
Jupiter kommt niclit in Frage (A = 256").
Die Stellen lassen sich nicht zweifelsfrei erklären. Es
scheint bei beiden Saturn gemeint zu sein.
14. Adar, März 28, 6^ früh:
Saturn A = 335°. I /3 = — 2'^.o
Venus A = 334°. 7 /3 = — 1=5
Band des südlichen Fisches: etwa 328° — etwa 348°.
i5.Adar, März 2g, 6^ früh:
Venus A = 335°.9 /3 = -i°.4
Saturn A = 335°. 2 ß^—2°.o
Merkur A= 335°. o /J = — 2°.2
Ferner: Mars 2 = 305°. 7 ^ = —10.3
A Aquarii A = 3050.9 ß = — o°.^
D. Jahrespunkte.
35. Am 9. (Sivan) Sommersolstitium (Vs. 16).
9. Sivan = — 567 Juni 28/29. Das Sommersolstitium
findet statt — 567 Juni 29 4*^ nachmittags.
E. Anhang.
a) Untersuchung des Ausdrucks „hält die Wage".
Der Ausdruck kommt vor in Nr. 8. 12. 15. 24. 31. (und
^i). Die unsichere Stelle 34 ist fortgelassen.
In fünf Fällen sind die Längen gleich, in einem ungleich.
Die Stellung in Breite läßt keine Regel erkennen, so daß vor-
läufig als wahrscheinlich anzunehmen ist:
„Hält die Wage" bedeutet „steht in gleicher Länge."
Zu gleichem Resultate ist Kugler, Stenikimde, Ergänzwigs-
heft, S. 128 gelangt.
b) Ableitung der Länge der Elle.
Epping, Astronomisches aus Babylon, S. 1 1 8 bestimmte die
Länge der Elle aus den Angaben der ihm vorliegenden Texte
auf i"".^, Kugler in Zeitschrift f. ÄssyrioJ. XV, S. 383a'. mit
Astron. Beobachtungstext a. d. 37. Jahre Nebukadnezars h. 79
den gleichen Mitteln auf 2°. 5. Aus unserem Texte läßt sich
nun ein neuer Wert für die Elle ableiteu.
Wegen der Unsicherheit in den Stundenangaben sind für
die Bestimmung der Elle die glücklicherweise zahlreicheren
Breitendiö'erenzen von höherem Werte als die Längendiö'erenzen,
da letztere von fehlerhaften Annahmen der Zeit stark beeinflußt
werden.
Breitendifferenzen sind gegeben in Nr. 4. 7. 8. 12. 15. 24,
28. 2Q. 31. Schließt man den übertrieben großen Wert von
Nr. 31 (4°. 81) aus, so ergibt sich im Mittel:
I Elle= i°.8.
Von den Längendifferenzeu Nr. 2. 6. 16. 25 ist 16 unsicher
wegen der mangelnden Kenntnis der genauen Stunde. Schließt
man sie aus, so ergeben die drei übrigen:
I Elle = 20.0.
Das Mittel aus allen Bestimmungen, einschließlich Nr. 16
und 31, ist:
I Elle = 2°. I.
Es wäre von größter Wichtigkeit, dieses Resultat an ande-
ren Texten zu prüfen. Bemerkt sei noch, daß bei der Unter-
suchung der zweifelhaften Stellen in C als Wert der Elle 2°
angenommen wurde.
Wenn wir also, was wohl am wahrscheinlichsten ist, die
Elle auf 2°.o ansetzen, so erhalten wir folgende Tabelle^):
Ekliptik = 12 heru = 360°
I beru =15 ammatu = 30°
I ammatu =24 uhämi = 2'*.o
I uhdnu = 5'
Ist das richtig, so wäre das vielgebrauchte Längenmaß US
gerade das Doppelte der Elle, während bei EppiNGs und KuG-
LERS Ansetzung der Elle keine Verbindung zwischen beiden
möglich ist.
i~) Diese Ergebnisse beziehen sich nur auf den vorliegenden Text;
es -wäre zu untersuchen, ob die abweichenden Resultate Eppings und
KuGLERS nicht eine Änderung der Maßeinheit andeuten.
8o Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
III. Ergebnisse.
I. Mond, Sonne und Planeten.
Die Hauptaufmerksamkeit der babylonischen Astronomen
galt dem Monde (Sin); der Mondgott Sin hat ja auch stets die
Hauptrolle in der babylonischen Religion gespielt (yg]. Jere-
MIAS, Handhuch der altorient Geisteshdtur, S. 240 ff.). Da die
Babylonier ein Mondjahr hatten, so hing der Beginn des neuen
Monats von dem Aufleuchten des Neulichts ab (Vs. i. 8. 12.
Rs. 5. 12). Daß dieses daher besonders sorgfältig beobachtet
wurde, ist verständlich. Man notierte vor allem die Dauer der
Sichtbarkeit der Sichel nach Sonnenuntergang (Vs. i. 12. Rs. 5.
12), gab an, ob die Sichel schon ziemlich breit war, falls der
Termin des astronomischen Neumonds bereits längere Zeit zu-
rücklag (Vs. 8. 1 2) und merkte sorgsam auf das Erscheinen des
Erdlichts" (Vs. 8. Rs. 12). Im weiteren Verlaufe des Monats ist
dann der Stand des Mondes zu den helleren Sternen des Tier-
kreises notiert (Vs. 2. 3. 14. 15. 16. Rs. 7. 13. 15). Als besonders
wichtig galt wieder der Termin des Vollmonds (Vs. 4. 1 7. Rs. 16).
Mond und Sonne erscheinen hier beide unter dem einfachen
Namen üu „Gott'^ (s. oben S. 42). Auch hier ist wieder sorg-
fältig angegeben, wie lange nach Sonnenaufgang der Vollmond
am nächsten Morgen noch sichtbar war (Vs. 4. 17. Rs. 8. 16).
In diese Zeit mußte auch eine eventuelle Mondfinsternis fallen.
Die vom 4. Juli — 567 war aber in Babylon nicht sichtbar
(Vs. 17). Vom Altlicht ist Vs. 11 die Rede. Es heißt da, daß
der Mond am 26. Airu noch sichtbar war und dann am 27. (^so
ist wohl zu ergänzen) in den Sonnenstrahlen verschwand. Er-
wähnt sei noch, daß auch von Halos um den Mond des öfteren
die Rede ist (Rs. 6. 7, 14).
Die Sonne (Samas) wird verhältnismäßig selten erwähnt.
Ihr Stand zum Neulicht des Mondes (Vs. 4. Rs. 1 2) und zum
Vollmond (Vs. 4. 17. Rs. 16) wird notiert. In letzterem Falle
heißt sie wie der Mond einfach du. Auch die vier Jahrespunkte
der Sonne wurden sorgfältig beobachtet; erhalten ist in unse-
ASTROX. BEOBACHTrNi;.STEXT A. D. 37. JaHKE XeBUKAI>XEZAR.S II. 8 I
rem Texte nur die Angabe über das Sommersolstitium (Vs. r6\
Vou Halos um die Suune ist Vs. 3. 5. Us. 3. 8 die Rede.
Der Planet Merkur heißt GÜ-UD. Unter dem i. Airu
wird gemeldet, daß er nicht sichtbar gewesen sei, weil er in
oberer Konjunktion mit der Sonne stand (Vs. q), unter dem
10. Airu, daß er hinter den kleinen Zwillingen heliakisch auf-
gegangen sei (Vs. 10). In Konjunktion mit Mars stand er An-
fang Sivaii (Vs. 1 2 f.), in Konjunktion mit Venus und Saturn
Mitte des Adar (Rs. 1 7 S.). Über seine Stellung zu Fixsternen
wird Vs. 12 und Rs. 17 ff. berichtet.
Von Venus (DIL-BAT) ist des öfteren die Rede. In den
weitaus meisten Fällen handelt es sich um ihre Stellung zu den
Sternen des Tierkreises (Vs. ii. 13. Rs. 3. 6. 17 ff.) Nach Vs. 10
näherte sie sich Anfang Sivan ihrer größten Digression als
Abendstern, nach Rs. 17 f. stand sie Ende Adar in Konjunktion
mit den Planeten Merkur und Saturn.
Der Planet Mars führt den Namen ÄN{rgl. dazu Weidner,
Älter und Bedeutung der habißonischen Astrmiomie, S. 1 2). Über
seine Stellung zu Fixsternen wird Vs. 10. 12. Rs. 10. 18 be-
richtet. Anfang Sivan stand er in Konjunktion mit Saturn
(Vs. 13).
Jupiter heißt teils SAG-ME-GAB (Vs. 13), teils '^SAG-
ME-GAB (Vs. 4. Rs. 5. 12). Am i. Sivan stand er über An-
tares (Vs. 13), am I. Sebat im Schützen (Rs. 7). Sein schein-
bar akronychischer Aufgang Mitte Nisan ist Vs. 4 erwähnt.
Saturn wird einmal ^^S AG-US (Vs. i), einmal '^GIN
bezeichnet. In beiden Fällen ist sein Name Kaimdnu „der Be-
ständige" (wegen seiner langsamen Bewegung) zu lesen. Sein
Stand im südlichen Fische des Tierkreises ist am i. Nisan und
am I. Airu (Vs. 2. 9), seine Konjunktion mit Merkur und Venus
Ende des Monats Adar Rs. 17 ff. erwähnt.
2. Die Fixsterne.
Da Fixsterne in unserem Texte nur in Verbindung mit
dem Monde oder Planeten genannt sind, kann es sich natürlich
82 Pall V. Neugebauer und Ernst F. Weidnek:
nur um Tierkreisgestirne handeln.-') Im ganzen kommen die
Namen von neun Tierkreisbildern vor 2): i. ^^^^"^KU-MAL =
Widder; 2. ^"«^■^«^GCJ-^iV-Stier; 3. ^''^^''^MÄS-T AB = Zwil-
linge; 4. ^''^^"'^Nangaru = Krebs; 5. ^akkah jjp^, j^ _ "Löwe;
6. ^""^^"'^Zibanitu = Wage; 7. ^^^-^^"^ PA- SIL = Schütze;
8. ^""^^"^SUEÜR-MÄS = Steinbock; 9. ^''^^''^ SIM-MAH und
^ "'"Anunitum = südlicher und nördlicher Fisch. In dem er-
haltenen Teil des Textes sind also Jungfrau (sonst ES-SIN),
Skorpion (sonst GIE-TAB) und Wassermann (sonst Gu-la)
nicht genannt (vgl. die Tabelle bei Jeremias, Handhuch der
altorient Geisteskultur, S. 119).
Der Widder {^''^^''^KU-31AL „Gestirn des Lohnarbeiters")
wird nur Rs. 12 bei einer Neulichtbeobachtung genannt (vgl.
oben S. 71).
Der Stier zerfäUt bei den Babyloniern in drei Teile. Die
PIejaden heißen ^''^^''^ Zappu „Stern {xur i^oxrjv)" (Rs. 6. 13)8),
dieHyaden G?7-^iV^ „Himmelsstier" (Vs. i. Rs. 6)^) und /3 + ^
Tauri Narkahtu „Streitwagen" (Rs. 6).°)
Von den drei Zwillingsgestirnen, in welche die Babylonier
unsere Zwillinge teilten, sind in unserem Texte die großen
i) In dem dem Monate Tammuz gewidmeten Abschnitte war wahr-
scheinlich noch der heliakische Aufgang des Sirius erwähnt. Vgl. Epping,
Astronomisches aus Babylon, S. 150 f. und Bezold, Zenti- und Äqiiatorial-
gestime, S. 49.
2) Wenn man die am i. der einzelnen Monate angestellten Xeu-
lichtbeobachtungen aneinanderreiht, so erhält man übrigens die Reihe
der Tierkreisbilder: i. Nisan: Stier (Ys. i), i. Airu: Zwillinge (Vs. 8),
I. Sivan: Krebs (Vs. 12), i. Sebat: Fische (Rs. 5), i. Adar: Widder
(Rs. 12).
3) Vgl. Weidner, Älter und Bedeutung der babylonischen Astro-
nomie, S. 1 9, Anm. 2.
4) Semitisch wahrscheinlich alü zu lesen (vgl. Delitzsch, Hand-
wörterbuch, S. 60; Meissner, Seltene assyr. Ideogramme, Nr. 4040); vgl.
aber auch II R 49, 3, Z. 45.
5) Vgl. Weidner a.a.O. S. 5if.
Astron. Beobachtlngstext a. d. 37. Jahre Nebukaunezaks ii. 83
und die kleinen Zwillinge genannt. Am i. Airu ist das Neu-
licht des Mondes hinter dem '"^^'"^KUR arkü sa MAS-TAB-
GAL „dem westlichen hinteren Sterne der großen Zwillinge"
= ß Gemin. erschienen (Vs. 8), am 10. Airu ist Merkur hinter
den MASTAB-[TVR\ „den kleinen Zwillingen" (^6 + ^ Gemin.)
heliakisch aufgegangen (Vs. 10, s. oben S. 47).
Der Krebs heißt bei den Babyloniern ^'^^'^'^'^Nangaru „Ge-
stirn des Zimmermanns" (Vs. 12. Rs, 7. 14. 15). Sehr wichtig ist
die durch unseren Text neu festgestellte Tatsache, daß dieser
Name ursprünglich nur an der Praesepe (f Cancri) haftete (Vs. 10,
s. oben S. 73).^)
Vom Tierkreisbilde des Löwen ist oft in unserem Texte
die Rede; sein Name ist ^'^^'^"^UR-A „Gestirn des Löwen" (Rs.
7. 15). Von einzelnen Sternen des Löwen werden genannt:
1. Samt „Königsstern" ^) = Regulus (Vs. 11. Rs. 7. 14. 15);
2. '^zihhat UR-A „Schwanz des Löwen" = 'O- Leonis (Vs. 13)-,
3. ^'^^^'^^sepu är sa ÜR-A „Hinterfuß des Löwen" = /3 Virginis ^)
(Vs. 3); 4. ^'^^'^^^SI sa kit Si'pi UR-A „nördlicher Stern vom
Fußende des Löwen" = j'Virginis(Vs. i4;vgl. aberoben S. 68f !};
i) An der Lesung Nangaru und der tlbersetzung „Zimmermann"
ist kein Zweifel (vgl. auch Thükeau-Dangin, Revue d'Assyriol. X, p. 225;
unrichtig Hommel, Aufsätze und Abhandl, S. 251, Anm. i). Wir finden
aleo am Himmel an einer Stelle vereinigt eine „Krippe" {s Cancri),
einen „Zimmermann" (ebenfalls s Cancri) und zwei „Esel" (S -{-y Cancri,
vgl. Idelek, Untersuchungen über den Ursprung der Sternnamen, S. i58if.,
BoLL, Sphaera, S. 128 f. usw.). Das Zusammentreffen mit der christlichen
Weihnachtsgeschichte (Joseph als „Zimmermann", „Krippe" und Ochs
und „Esel" an der Krippe) ist der spätchrietlichen Legen denbildung
natürlich nicht entgangen (vgl. Nokk, Der Festkalender, S. 746. 777;
NiEMo.jEw.'^Ki, Gott Jesus II, S. 330 f.; Erbt, Jesus. Die EntsteJumg des
Cliristentums, S. loi usw.).
2) Regulus, der „Königsstern", wie der Stern heute noch heißt,
ist natürlich nur eine Übersetzung von Sarru. Vgl. die Schol. Arat.,
Y. 148, I, p. 43 (Buhle): 6 Aecov ^x^i im rfig Hagdiag aßriga, Baailicuov
XsyöuBvov, ov Ol XaXSaioi vo^ili^oveiv ccqxsiv tmv ovgavLwv (Boüche-
Leclercq, V Astrologie grecque, p. 139, n. 2).
3) Die Babylonier hatten also eine etwas andere Abteilung der
Tierkreisbilder, da ein Teil unserer Jungfrau noch zum Löwen gehörte.
84 Paul Y. Neugebauer und Ernst F. Weidner:
5. liakkah^jjji §^ m ^^j^ [UR-A^ „Östlicher Stern vom Fuß-
ende des Löwen" = ? (Vs. 1 8).
Der Name der Wage ist '^^^^^Zihanitu „Gestirn der Wage".
In unserem Texte ist nur der Stern Zihanitu sa Sl „nördliche
Wagschale" = ß Librae erwähnt (Vs. 15).
Der Skorpion selbst wird nicht genannt, wohl aber sein
hellster Stern Antares. Er heißt Hurru „Loch"^) (Vs. 13. 16).
Vom Tierkreisbilde des Schützen {FA-BIL'^) wird nur
die Sterngruppe bei |, o, n Sagittarii erwähnt: Tcisir mahrü sa
PA-BIL „vorderer Sternhaufen des Schützen" (Rs. 5, s. oben
S. 50 f.). Der ^''^'^'""^iMURUB sa Idsir mahrü sa PA-BIL „mitt-
lere Stern des vorderen Sternhaufens des Schützen" (Rs. 2) ist
wahrscheinlich ^ Sagittarii (s. oben S. 51).
Der Steinbock erscheint bei den Babyloniern als Ziege
mit Fischschwanz, wie er noch heute auf unseren Stern-
karten gezeichnet wird. Der vordere Teil heißt ^akkahj^jß ^
enzu „Ziege", der hintere SUHUR-MÄS = suhurmasu „Ziegen-
fisch".^) Daneben findet sich auch SUHUR sa il/J-S" „der Fisch-
(schwanz) der Ziege" (Rs. 10). Genannt sind nun in unserem
Texte der ^''^^''^MTJRTJB sa karni MAS „der mittlere Stern
vom Hörne der Ziege" = ß Caprieorni (Rs. 3) und der SUHUR-
3IÄS = y -{- d Caprieorni (Rs 6). Der kleine Stern t Aquarii
wird als IcaMahu sikru sa jYg U är SUHUR sa 31 AS izzasu
„der kleine Stern, der 37« Ellen hinter dem Fisch(schwanz) der
Ziege steht" bezeichnet.
Der Name des Wassermanns ist in unserem Texte nicht
i) Es ist das Erdloch, in dem der Köi'per des Skorpions steckt
(vgl. KüGLER, Sternkunde I, S. 26of.).
2) In den älteren Texten vollständiger PA-BIL-SAG, auch häufig
als Gottesname ^'PÄ-BIL-SAG (s. Deimel, Pantheon Bahtjlonicnm, S. 24o\
Seine Bedeutung ist nicht sicher feststellbar.
3) Vgl. Zimmern bei Frank, Bilder und Symbole, S. 11, Anm. Zum
SM^Mr-Fisch s. Jensen, Kosmologie, S. 73, Anm. i (= Delphin), Holm.\.
Kleine Beiträge, S. 30 if. (= Karpfen) und Jensen, Keilinschriftl . Bibliothek
VI, 2, S. 5*f. (= Seehund, sehr unwahrscheinlich!).
Astkon. Beobachtixgstext a. d. 37. Jahke XEBrKADXEZAR.s u. 85
genannt. Über i Aquarii, dessen Lage am Himmel vom Stein-
bock aus bestimmt wunle. i.st soeben gesprochen worden. Rs. 18
ist der Stern ?. Aquarii erwähnt. Der Name des Sternbildes ist
zwar nicht erhalten, doch scheint er zum südlichen Fische des
Tif-rkreises gerechnet worden zu sein (s. oben S. 64f.).
Was endlich die Fische anlangt, so ergibt hier der Text
die wichtigsten Resultate. Schon lauge besteht ein heftiger
Streit um die Ideutilizierung der Gestirne ^'"^'^"^SI3I-3fÄH
und ■'''"^'^'"^Änunituni {s. Weidnek, Bahi/loniaca VI, S. 147 ff.:
KuGLER, Sternkunde, Ergänzungsheft, S. 1 1 f., 1 62, 2 i6f.; Bezold,
Zenit- und ÄquatoriaJgestirne, S. 2 2 f.). Unser Text entscheidet
nun die Frage mit zweifelloser Sicherheit: ^""^'^'"^8131- 3IÄH
= südlicher Fisch des Tierkreises (Vs. 2. g. Rs. 5), riksu sc
SIM-MAH = Sternenbaud a — t, Piscium (Rs. 17. 19),
Annmtnm = nördlicher Fisch des Tierkreises (^Rs. 20),
rikati sa Anunitum = Sternenbaud ^ — q Piscium (Rs. 20); vgl.
bereits Weidner, Alter und Bedeutung der babylonischen Astro-
nomie, S. 43ff. Wie schon dort gezeigt worden ist, wird die
große Sternliste Br. M. 86378 {Cuneiform Texts XXXIII, pl. 1 ff.)
durch diese unantastbaren Feststellungen, die zu ihren Angaben
in keiner Weise passen, zu einem beträchtlichen Teile einfach
auseinander gesprengt. Daß daher sich nun sehr viele Identi-
fizierungen von KuGLER {Sternkunde, Ergämimgsheft^ und von
Bezold {Zenit- und Äquatorialgestirne) als höchst problema-
tisch oder direkt falsch erweisen, ist natürlich kein Wunder.
3. Meteorologische Angaben.
Von allen meteorologischen Erscheinungen finden wir
Halos am häufigsten erwähnt. Es handelt sich in aUen Fällen
um die am zahlreichsten auftretenden Halos von 22° Radius
(babyl. tarbasu, s. oben S. 41 ). Die Halos um die Sonne, die
unser Text erwähnt (V"s. 3. 5. Rs. 3, 8), bieten nichts besonders
Bemerkenswertes. Wichtiger sind die Halos um den Mond
(Rs. 6. 7. 14. 15), da die vom Halo umschlossenen Sternbilder
jedesmal sorgfaltig aufgezählt werden und so für deren Identi-
fizierung ein wichtiges Hilfsmittel gegeben ist. Im besonderen
86 Paul V. Neugebauek uxu Ernst F. Weidner:
sei noch auf den Mondhalo vom 8. Adar hingewiesen, der unten
durchbrochen war (Rs. 15),
Von einer Bewölkung des Himmels ist selten die Rede.
Nur am is.Nisan und am 11. und 21. Adar heißt es: irriq) „es
war bewölkt" (Vs. 4. Rs. 16. ig). Unter dem 15. Airu wird ge-
meldet, daß langgestrecktes Gewölk am Horizonte gelagert war
(Vs. 1 1), unter dem 2g. Sebat, daß am Abend eine von der Abend-
röte durchleuchtete c. 60° hohe Wolkenbank am Westhorizonte
zu erblicken war (Rs. 10).
Auch von Regenfällen hören wir selten. Starke Regen-
güsse werden zweimal erwähnt (Vs. 5. Rs. 8), einmal vielleicht
ein leichter Sprüh (?) regen (Rs. 16).
Die Beobachtung eines Regenbogens { TIFi-AN = mar-
raiu) wird unter dem 2. Nisan (am Morgen, Vs. 2) und dem
20. Nisan (am Abend, Vs. 5) gemeldet.
Die Richtung des Windes wird am i. des Monats, wenn
überhaupt ein Wind wehte, sorgfältig registriert. Am i . Sivan,
i. Sebat und i. Adar wehte jedesmal ein Nordwind (Vs. 12.
Rs. 5. 12). Sonst hören wir nur noch, daß in der Nacht des
I. Airu ein heftiger Südostorkan (Vs. g) und am 2. Airu ein
heftiger Nordsturm (Vs. 10) getobt habe.
4. Geologische Angaben.
Eine geologische Angabe liegt nur Rs. 2 vor. Es heißt
dort, daß am 22. Sebat in der Nacht und am Tage ein heftiges
Erdbeben verspürt wurde (Rs. g). Es scheint großen Schaden
angerichtet zu haben, im besonderen scheint der Verlust zweier
Schilfe aus „erstklassigem Rohre" schmerzlich empfunden wor-
den zu sein.
5. Angaben über den Wasserstand des Eufrat.
Der Wasserstand des Eufrat war und ist von der Jahres-
zeit und der Niederschlagsmenge abhängig. Man unterscheidet
in Vorderasien eine regenlose Zeit (Anfang Mai bis Ende Oktober)
und eine Regenzeit (Ende Oktober bis Anfang Mai). Die letztere
zerfällt in drei Abschnitte: i. Zeit der Frühregen lOktober/No-
Astron. Beobachtixgstext a. d. 37. Jaukk NEurKAONEZARs n. 87
vember), 2. Zeit der Winterregeu (Dezember März\ 3. Zeit der
Spätregen 1 April/MaiV^) Die Monate Airu und Sivau des 37.
Jahres Nebukadiiczars fallen nun in die Zeit Ende Mai bis Ende
Juli. Es ist daher kein Wunder, daß wir in den diesen Monaten
gewidmeten Abschnitten keine Wasserstandnotizen finden, da
ohne Niederschläge eben eine Änderung (Erhöhung) des Wasser-
spiegels nicht möglich ist. Anders ist es im Nisan (April/Mai),
Sebat (Februar März) und Adar (März/ April). Tm Nisan han-
delt es sich um die Zeit der Spätregen. Nach Z. 6 ist vom
8. Schaltadar (i. xApril) bis zum 28. Nisan (18. Mai) das Wasser
des Eufrat um 1.65 m gestiegen. Die Niederschlagsmenge ist
also sehr beträchtlich gewesen. Sebat und Adar fallen in die
Zeit der Winterregen uud der Spätregen, lis. 8 (vgl. auch Rs.6)
wird gemeldet, daß vom 4.— 15. Sebat der Spiegel des Eufrat
sich um 0.7425 m gehoben habe. Am 16. wurde ein erneutes
Fallen des Wassers bemerkt. Am i. Adar begann es wieder zu
steigen iRs. 13), und zwar bis zum 5. um 0.165 ni. W^ieder
trat ein Fallen ein, bis endlich in der Zeit vom 21. Adar bis
zum Schlüsse des Jahres wieder ein Steigen des Wassers um
0.165 m vom Pegel abgelesen werden konnte. Diese Notizen
sind natürlich für die Erforschung der klimatischen Verhält-
nisse im alten Babylonien von großem Werte.-) Sie zeigen
übrigens, soweit unser Text in Frage kommt, daß das Klima
des vorderen Orients im Altertume nahezu das gleiche war wie
in der modernen Zeit.
6. Die Lebensmittelpreise.
All letzter Stelle sei endlich noch kurz über die Lebens-
mittelpreise, die unser Text für die Monate Tebet und Sebat
(Rs. 4 und 11) notiert, gesprochen. Es liegt hier ein wichtiger
Faktor für die Beurteilung der Volkswirtschaft im alten Baby-
lonien vor. Wir haben deshalb alle diesbezüglichen Angaben
1) Nach Benzinger, Hebräische Archäologie-, S. 22.
2) Wasserstandnotizen finden sich auch noch Zeitschrift f. Assyriol.
VI, S. 234, Z. II; S. 238, Z. 21.22.25.33.34: S. 239, Z. 50; S. 240, Z.52.
88
Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidker:
der astronomischen Texte, soweit sie veröffentlicht oder uns
anderweitig zugänglich sind, gesammelt und in folgender Ta-
belle registriert^):
seu
suluppu
samas-
sammu
1
ka-si 1
KA
KA
KA
KA
I. —567
Tebet
192
240
—
180 -1-x?
Sebat
180
240
24
216
2. -418*)
Xisan
24
E.M. 23
16-7,
—
144
Airu
24
M.M. 18
—
—
120
Sivan
30
E.M. 36
—
—
—
Adar
21
E.M. 22
10
90
Schaltadar
25
48
—
114
3. -378'')
Tesrit
52%
—
15
—
Arahsamna
4. -273^)
Tesrit
36
72
21
—
5. -272*)
Adar
36
90
15
—
i) Die angegebeneu Quantitäten waren für i Sekel erhältlich.
Folgende Abkürzungen sind in der Tabelle verwandt : A. M. = Anfang
des Monats, M.M. = Mitte des Monats, E.M. = Ende des Monats.
2) Nach VAT 4924 (uuTeröffentlicht).
3) KuoLER, Sternkunde I, Tafel III, Nr. 5, Z. 2 und 12.
4) Zeitschrift f. Assyriol. VI, S. 234, Z. 9 f.
5) ib. S.235, Z.28f.
A.•^TKUN. BeüB.\CHTUN«STEXT A. l». 37. J.VUKK NeüIK AUNKZ.^US II. 89
i
, samas- i ,
seu suluppic .^„^^^^^ , la-si
KA i KA \ KA \ KA
6. - 232')
. Te^rit
Arah-samna
Kislev
7. -231')
Sebat
A.M. 4» —
MM. 39 :
E.M. 36-l-x
36
A. M. 30 1 36
M.M.38
E.M. 30 1
39 —
8
9
9
Adar
Die Tabelle zeigt, daß die Lebensmittel in der neubabylo-
uischen Periode viel wohlfeiler waren als in der hellenistischen
Zeit. Es würde interessant sein, dieses Ergebnis unter Heran-
ziehung der gleichzeitigen Geschäftsurkunden noch näher zu
untersuchen und zu prüfen. Die Resultate würden jedenfalls
kulturgeschichtlich von großem Interesse sein.
1) ib. S.237, Z. Iif.; S. 238, Z.23; S.239, Z.36f.
2) ib. S. 240, Z. 6if.; S. 241, Z. 75.
Druckfertig erklärt 28. VII. 1915.]
4^. Hand. iSpr.. H.-rt 1-3. Pf
O. liOh 1 1 1 II g k , KritiDclie lieniorkuiigeu zu
l'inii'karai (irlijasülra
O. Roll tli tiKk, l'robe einer Kritik des
GopatliKbr&limaua
R. Heiner, Kechtsvertrag zwischen Cb«-
luion und Üiunthea
A. Seil niarso w, Über den Wert der Dimoo-
siunen im mensctiliclion lUuniKcbildc
G. GOti, über Uunkul- und Geheinispra-
chen im spttten u. mittclulturliehen Latein
O Röhtlingk, Njiclitrag sum Artikel:
über esha lokali loo
I H. Geizer, Zur amcnischen GOtterlehre
«). nohtlingk, Miszellen
R. S o h m , Terra xaltca
K. Delitzsch, Über den Ursprung der
babylonischeu Kcilschriftzoiclion
V. Hantzech, Über Georg Margjiraf
H. Hirt, Die Betonung des Polubiichen
O Böhtlingk, Bemerkungen r.a Miinu's
Gesetzbuch
K. Meistor, Ein altthessalischcs Khren-
dekrot für den Korintliier Sotairos
R. Meistor, iJie Depositiousurknndo dos
Xuthias
R. Hirzol., Die Homonymie d. griech. GiJtter
nach der Lehre antiker Theologen 20a
40- Band. 1807. Heft i u. 2.
O. Röhtlingk, Uemerkungen zur Bha-
gavadgttft
K. Brugniann, Beitrüge zur Wortforscb-
ung im Gebiete der indogernian. Sprachen
O. Böhtlingk, Neue iliszellen
H. Berger, iJio Stellung des Posidonius
zur Krdmessnuggfrage
O. Biih tl i ngk, Bemerkungen zu einigen
Upanisliaden xoo
E.W indisch. Zur Theorie der Misch-
sprachen und Lehnwurter
O. Böhtlingk, Kritische Beitr&ge
K Brugmann, Oskisth alkdafcd und
Verwandtem
P. Wülker, Über Gedichte Lord Bryons
A. Socin, Zur .'\Ie8ainschrift
K. Krugmann, Attisch nfi^oy für /li^wv
und Verwandtes
F. Hultsch, Kin Flüssigkeitsmaß der Pro-
vinz Hijpanicn und die Fasaungaräumo
einiger antiken Dolien too
50. Band. 1898. Heft 1-5.
F. Ratzel, iJer Ursprung und das Wandern
der Völker geographisch betrachtet
O. Böhtlingk, Kritische Beiträge 200
H. Berger, Bio Grundlagen des Marinisch-
Ptulemäischen Krdbildes 100
J. Lipsius, Beitrage zur Geschichte grie-
chischer Bundcäverfasaungen 100
C. Wachsmut h, Worte zum Gedächtnis
an Otto Ribbeck 60
F. Blass, Zur ältesten Geschichte des pla-
tonischen Textes
R.Meister, Elisches Amnostiegosotz auf
einer Bronzetafel aus Olympia 100
51. Band. 1899. Heft i- 5.
A. Schmarsow, Der Meister K. S. ynd das
Blockbuch „Ars moriendi"
O.Böhtlingk, Kritische Beiträge. (Fort-
setzung zu Bd. 50, S. 86)
A. Schmarsow, Reformvorschlago zur Ge-
schichte der deutschen Renaissance 200
R. P. W ü 1 k e r , Briefwechsel zwischen Adolf
Ebert und Ferdinand Wolf 160
R. Meister, Beiträge zur griechischen Epi-
graphik und Dialektologie I
F. Blass, Zur ältesten Geschichte des pla-
tonischen Textes |
0. Böhtlingk, Verzeichnis der in diesen
Berichten von mir besprochenen i) Wör-
ter, 2) Sachen und 3) Stellen, bez. ganzer
Schriften
rh. Distel, Nachträge zu den „Berichten"
V. J. 1879, S. 106 und 141, sowie über
Müllner- Weißenfels als Astronom
). Böhtlingk, Über eine lateinische In-
schrift auf einem in Paris ausgegrabenen
kürbisförmigen GefäBe 80
4 K. Brugniann, Der ITrsprung der Bary- Pf
tona auf -tio.-. Ein Beitrag zur Entwick-
lungsgeschichte der sogenannten Kurz-
formen des (iriechischeu
O.Böhtlingk, Zum latcinibchen (icrun-
diuin u'id iieruudivum 100
5 A. Ermaii, Nekrolog auf Georg Ebers
E.W indisch, Nekrolog auf Albert Socin
K. W indisch, Nekrolog auf Wilh. Pirtsch
G. Goetz, Nekrolog auf Alfred Kli.ckeisen 60
52. Band, iqöo. Heft 1-9.
1 J. H. Lipsius, Hfitrago zur [liudarischen
Chronologie ßo
2 F. Ratz fl, Der Ursprung und die Wande-
rungen der Volker geographisch betrachtet.
II. Geographischü Prüfung der Tatsachen
über den Ursprung der Völker Europas 2K0
3 0. Böhtlingk, Die fünf Elemente dor
I Inder und (iritchen
K. I . a Ml p r e c h t , Die Königlich Sächsische
Kommission für Geschichte 40
4 F. Hultsch, Hipparchos über die Gröfie
und Entfernung der Sonne
0. r>Ohtlingk, Die Composita der Typen
Bindfaden und Bindewort 100
5 G. Steindorf f, Vorläutigor Bericht über
seine im Winter 1899/igoo nach dor Uase
Slwo und nach Nubien unternommenen
Reisen 100
6 F.Marx, Aristoteles' Rhetorik 200
7 F. Studniczka, Myron's Ladas 60
8 K. B ü c li o r , Nekrolog auf August von Mias-
kowski 10
9 K. Brugmann, Über das Wesen der so-
genannten Wortzusammensetzung. Eine
spraohpsychologische Studie
E. lirugmann, Ijateiniscli pröc'rus und
sincrrus
O. Böhtlingk, Grammatische Absonder-
lichkeiten im Aitarejabrähniana
O. Böhtlingk, PHegton die Inder Töchter
auszusetzen? 160
53. Band. 1901. Heft 1-4.
1 R. Schill, SiTnio retris
O.Böhtlingk, Kritische Beiträge (Fort-
setzung zu Hd. 51, S. 40) 40
2 R. Meistor, Beiträge zur griechischen Epi-
graphik und Dialektologie II
K. B rüg mann, S2?.exiiuior&VLaiJt/.troxijatuv
und Verwandtes
, O.Böhtlingk, Einige angebliche Volks-
etymologien
O. Böhtlingk, Serrao rcgis
H. Zimmern, Das Prinzip unserer Zcit-
und Raumteilung
A. Fischer, Nekrolog auf Ludolf Krelil 150
3 A. Schmarsow, Do !■ Freskenschmuck einer
Madonuenkapelle in Subiaco 40
4 K. Brugmann, Beiträge zur griechischen
und zur lateinischen Sprachgeschichte 80
54. Band. 1902. Heft 1-3.
1 R. Meister, Beiträge zur griechischen Epi-
graphik und Dialektologie III
O.Böhtlingk, Vedisches. i — 4
0. Böhtlingk, Über einen Imperativ
avatat in einem buddhistisclien Werke
E. Win diso h, Zusatz zu vorstellenden Be-
merkungen
Th. Distel -Blasewitz, Zum „Graf Khreii-
fried" Christian Keuters 60
2 J. Uertel, Über die Jaina- Rezensionen
des Pancatantra
400
3 J. Leipoldt, Epiphanios' von Salamis
^Ancoratus' in saidischer Übersetzung
O. Böhtlingk, Vedisches. 5 — 8 (Fort-
setzung von S. 18)
M. Voigt, Die römische Klassifikation von
ins divinum und humanum
R. Sohm, Gedächtnisrede auf König Albert 2.)0
55- Band. 1903. Heft 1-5.
1 O.Böhtlingk, Vedisches. 9. (Fortsetzung
von Bd 54, S. 184)
M. Voigt, Über die privatrechtlichen
Rechtsgeschäfte des älteren römischen ius
publicum iQo
2 II. Gel ZOT, Der wiederaufgefundene Kodex Pf.
des hl. Klemens und andere auf den
Patriarchat Achrida bezügliche Urkunden-
sammlungen i8o
3 0. Böhtlingk, Vedisches lou. ii. (Fort-
setzung von S. 6)
G.fioetz, Beiträge zur Gejchichte der la-
teinischen Studien im Mittelalter 120
4 C. Wachsrauth, Worte zum Gedächtnis
an Theodor Mommsen 60
5 M.Voigt, Die röraischon Baugesetze
F. Ratzel, Studien über den Küstensaum 360
56. Band. 1904. Heft 1-5.
1 R M e ist er, Beitrage zur griecliischen Epi-
graphik und Dialektologie IV 120
2 F\ Marx, Über die Trierer Handschrift des
Filastrius. ZurKrgäuzungd. Wiener Ausg. 200
3 M.Voigt, Die offiziellen Bruchrecknungs-
systeine der Römer
A. llauck. Über die Exkommunikation
Philipps von Schwaben 100
4 10. Sie vors, Alttcstamentliche Miszellen
JI. Lipsius, Über Antiplions Tetralogien
V. 1! 1 a s 3 , Über eiuige Leipziger literarische
Fragmente auf Papyrus oder Pergament
O. Immisch, Die antiken Angaben über
die Eutstchungszeit des piaton. Phadrus 240
5 P. Delbrück, Nekrolog auf O. Böhtlingk
K. Lamprecht, Nekrolog auf 1\ Ratzel
Th. Distel, Auszüge aus Briefen von Jo-
hann Gottfried Grubor an C. A. Böttiger
Albert S o ein- Stiftung 100
57. Bapcl. 1905. Heft i-6.
1 A.Köster,Über Sprech verse des i6. Jahrh.
A.Köstor, Die Niederschrift der israeliti-
schen Urgeschichte in Goethes „Dichtung
und Wahrheit" 100
2 E.Sievers, Alttestamentl. Miscellen 2 u. 3 200
3 A. Naegele, Über Arbeitslieder bei Joh.
Clirysostoraos — Patristisch-Llterarisches
zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus" 100
4 K. Siovers, Alttestamentl, Miscellen 4 u. 5 300
L. Borchard t, Der ägyptische Titel „Vater
dos Gottes" als Bezeichnung für „Vater
oder Schwiegervater des Königs" 100
6 R.Meister, iJeitriige zur griechischen Epi-
grapliik und Dialektologie V
.11. Li psius, Worte zum Gedächtnis anCurt
Wachsmuth
L. Mit t eis, Worte zum Gedächtnis an Mo-
ritz Voigt 100
58. Band. 1906. Heft i-y
1 II. Fell r, Fürst und Graf im Sachsenspiegel 280
2 F. JMarx, Aktaion und Prometheus 80
3 H. Zimmern, Zum babylonischen Neu-
jahrsfest 100
4 K. Brugmann, Vordunkelte Nominalkom-
poäita dos Lateinischen und des Griech. 80
5 A. Hauck, Worte zum Gedächtnis an
Oskar von Gebhardt
II. Lipsius, Worte zum Gedächtnis von
Friedrich Hultsch
U. Wilcken, Worte zum Gedächtnis an
Heinrich Golzer 80
?q. Band. 1907. Heft 1-4.
1 E. Sie ver 8, Alttestamentl. Miscellen 6— 10 300
2 K. Windisch, Zu Kausltakibrähmana
Upani^ad 1 2 60
3 F. Marx , Zwei Auslautsgcsetzo der katalek-
tisclicn jambisch- trochaeischen Verse der
altlateinischen Dichter 200
4 II. Zimmern, Sumorisch-babylonlsche Ta-
muzliedor 120
_6o. Band. 1908. Hoft 1-7.
1 R. Meister, Beiträge zur griechischen
Kpigrapliik und Dialektologie VI 50
2 K. Brugniauu, Pronominale Bildungen
der indogermanisclion Sprachen 240
3 A. Körte, Zu dem Menander- Papyrus in
Kairo 240
4 A. Körte, Zwei neue Blätter der Pori-
keiromeno 200
5 J. Partscli, Die Hohe Tatra zur Eiszeit 60
6 H.Zimmern, Worte zum Gedächtnis an
Eberliard Schrader öo
7 E. Bethe, Der Chor bei Menander 40
61. Band. 1909. Heft 1-3. ?'•
60
1 R. Meiäter, Beiträge zur griechischen
Epigraphik und Dialektologie VII
2 W.H Roschor, Die Tossarakontaden und
TessarakoDtadenlehren der Griechen und
anderer Völker. Ein Beitrag zur ver-
gleichenden Religionswissenschaft, Volks-
kunde und Zahlenmystik sowie zur Ge-
schichte der Medizin 600
3 G. Heinrici, Nekrolog auf Max Heinze 80
62. Band. 1910. Heft i — 11.
1 H. Weissbach, Über die Inschriften des
Darius Hystaspis von Naks-i-Rustam 40
2 R. Meister, Beiträge zur griechischen
Epigraphik und Dialektologie VHI 50
3 W. Stioda, Zur Sächsischen Gelehrtenge-
Bchichte 80
4 L. Mitteis, Zur Lehre von den LibellBn
und der Prozeßeinleitung nach den Papyri
der früheren Kaiserzeit 200
5 A.Le8kien, Über Dialektmischung in der
serbischen Volkspooäie 100
6 A. Fischer, Auflösung der Akkusativrek-
tion des transitiven Verbs durch die Prä-
position li im klassischen Arabisch 100
7 A. Menzel, Protagoras als Gesetzgeber
von Thurii 120
8 R. Meister, Beiträge zur griechischen
Epigraphik und Dialektologie IX 120
9 L. Mitteis,!. Über die privatrechtliche Be-
deutung der ägyptischen ^i^ilto^i]y.rj iy-
y.ti](Tfwv. II. Zu der Stolle des Ulpian
D. 27, 10, I pr. lil. Das Receptum nau-
tarum in den Papyrusurkunden
10 R. Heinze, TertulLians Apologeticum
11 A. Birch-Hirschf eld, Zum Gedächtnis
an Richard Wülker
6 ^ Band. 1911. Heft i — 10.
80
660
50
1 F. Studniczka, Polybios und Damophon 100
2R. Meister, Beiträge zur griechischen
Epigrapliik und Dialektologie X 120
3 F.Marx, Naeuius 150
4 H.Zimmern, Zur Herstellung der großen
babylonischen Götterliste An = (Uu) Anum 150
5 J. C. Naber, Zum Text der Berliner la-
teinisclien Papyri BGU 611 und 62S 20
6 K. S etile, Ägyptische Inschrift auf den
Kauf eines Hauses aus dem alten Reich 100
7 K. Brugmann, Zur umbrischon und pä-
lignischen Sprachgeschichte 80
8 A. lioskien, Zur Wanderung von Volks-
liedern 50
9 R. Meistor, Beiträge zur griechischen
Epigraphik id Dialektologie XI 80
10 K. Lamprocht, Worte zum Gedächtnis
an Kurt Damm Paul von Seydowitz 80
64. Band. 1912. Hi'ft 1—4.
1 J. Her toi. Ein altindisches Narrenbuch 280
2 H. Peter, Die Sclirift Origo gentis Romanae 300
3 G. Heinrici, Nachträgliches zu den „Grie-
chisch-byzantinischen Gesprächsbüchern" 40
4 F. St udui czka, Zur Erinnerung an Th.
Schreiber So
65. Band. 1913- Heft 1—4.
1 H. Peters, Die oströmischen Digesten-
kommentaro u. die Entstehung d. Digesten 300
2 W. Stie da, D. Kontinentalsperre i. Sachsen 60
3 K. Brugmann, Zur Geschichte der hia-
tischen (zweisilb.) Vokalverbindungen in
den indogi'rmanischen Sprachen 200
4 K. Brugmann, Zur Erinnerung an Rieh.
Meister
66. Band. 1014- Heft 1-3.
1 H. Uhle, Die Vetnlapancavimäatika des
äivadttsa nach einer Handschrift von 1487
(samv. 1S44)
2 H. Stumme, Eine Sammlung über den
berbcrisohen Dialekt der Oase Slwe
3 R. Heinze, Zur Erinnerung an H.Peter
67. Band.
60
280
10 I !
1 J.H. Lipsius, D. Historiker V. Oxyrhynohos 180
2 P. V. Neugobauor und E. F Woidner,
Ein astronomischer Ueobachtiingstext aus
dem 37. Jahre Ncbukadnezars Il.(— 567, 66) 180
Leipzig, August 191 5.
B. G.Teubner.
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
QB
Neugebauer, Paul Victor
Ein astronomischer Beobacn-
tungstext aus dem 37. Jahre
Nebukadnezars II
P^ASci
]