Sammlung Borntraeger Bd. 1
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H. Morstatt
Einführung
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Pflanzenpathotogie
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öNToG^l^^üder Borntraeger Berlin
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Sammlung Borntraeger Band I
Einführung in die Pflanzenpatliologie
Ein Lehrbuch
für
Land- und Forstwirte, Gärtner und Biologen
Dr. H. MORSTATT
Begierungsrat an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft
in Berlin - Dahlem
Mit 4 Abbildungen
Berlin
Verlag von Gebrüder Borntraeger
W35 Schöneberger Ufer 12 a
1923
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright 1923 by Gebrüder Borntraeger in Berlin
SB
73/
Druck von E. Buchbinder (H. Duske), Nenruppin
Vorwort
Nach Entstehung und herrschendem Gebrauch zerfällt die
Pflanzenpathologie in zwei getrennte Arbeitsfelder, in dasjenige der
angewandten Botanik und das der angewandten Entomologie. Hier
soll nun der Versuch gemacht werden, sie einheitlich als ein eigenes
Gebiet angewandter Biologie zusammenzufassen.
Die bestehende Zweiteilung hat ihren natürlichen Grund darin,
daß die ätiologische Seite der Forschung bisher noch bei weitem
überwiegt und daß diese sich nach der Vorbildung der Arbeitenden
gewöhnlich eng auf eine der beiden Hilfswissenschaften, die Myko-
logie oder die Entomologie, zu beschränken pflegt.
Man beginnt aber jetzt allgemein einzusehen, daß eine solche
Trennung auf die Dauer nicht aufrecht erhalten werden kann. Das
Auftreten von Krankheiten wird nicht lediglich von einer Einzel-
ursache oder einem Organismus hervorgerufen, sondern es ist gleich-
zeitig vom Zusammenwirken vieler anderer Bedingungen abhängig,
deren Kenntnis oft wichtiger ist als diejenige der Hauptursache.
Nichtparasitäre Krankheiten interessieren beide Disziplinen in gleichem
Grade und die Fragen der Krankheitsüberträger und der kombinierten
Bekämpfungsmethoden nötigen unmittelbar zur Zusammenarbeit und
verlangen eine Beherrschung des Nachbargebietes. Schließlich ver-
steht es sich auch von selbst und ist oft genug erörtert worden,
daß eine angewandte Wissenschaft von so großer wirtschaftlicher
Bedeutung nicht dauernd nur in der Form von Teilgebieten ihrer
ganz verschiedenartigen Hilfsdisziplinen bestehen kann.
Die bisherigen Handbücher auf pflanzenpathologischem Gebiet
sind sämtlich Spezialwerke, die nur dem einen oder anderen, mehr
IV Vorwort
theoretisch oder mehr praktisch gerichteten Bedürfnisse entsprechen.
Der Pflanzenschutz hat aber an Umfang und Bedeutung so zu-
genommen, daß es für den einzelnen schwer wird, alle Teilgebiete
zu übersehen.
Eine Übersicht über das Gesamtgebiet der Lehre von den
Pflanzenkrankheiten, so wie man diese bei uns in Deutschland und
in einigen anderen Ländern als Pflanzenpathologie bezeichnet, fehlt
bisher. Sie ist nicht nur für den an den Pflanzenschutzstationen
Tätigen ein Bedürfnis, der sich, von einer der Hilfsdisziplinen
herkommend, unbeschadet seiner Spezialisierung in das Ganze ein-
arbeiten muß, sondern auch als Grundlage für die endlich eingeleitete
Ausdehnung des Unterrichtes im Pflanzenschutz.
Der neuere Ausbau des Pflanzenschutzes in Deutschland hat
zu einer Unterscheidung von Pflanzenschutzforschung und Pflanzen-
schutzdienst geführt und dabei ist naturgemäß der letztere bevorzugt
worden. Dies hat auch eine erfreuliche Ausdehnung des Unterrichts-
wesens mit sich gebracht, das aber zunächst nach Art der Fachschul-
bildung rein praktische Ziele der Schädlingskunde und -bekämpfung
verfolgt. Einen allgemeinen Unterricht, der eine Ausbildung in
Pflanzenpathologie als zusammenfassende Ergänzung der Sonder-
gebiete zur Aufgabe hat, gibt es noch nicht. Auf die Dauer kann
ihn die Pflanzenpathologie nicht entbehren, die als ein selbständig
gewordener Zweig der angewandten Biologie diese Zusammenfassung
zu ihrem eigenen Ausbau, zur Ausgleichung ihrer Einzelrichtungen
und nicht zum wenigsten zur Aufdeckung der bisher vernachlässigten
Teile ihres Aufgabenbereiches braucht. Nicht die Empirie, sondern
die wissenschaftliche Forschung hat den modernen Pflanzenschutz
begründet und diese bedarf de? Unterrichts als Rückgrat, wenn sie
erhalten bleiben soll. Der Pflanzenpathologe darf nicht nur Spezialist,
sondern er muß auch allgemeiner Biologe sein, um dem heutigen
Stand seiner Aufgaben und der Richtung des praktischen Pflanzen-
schutzes entsprechend den Problemen in ihrem weiteren Zusammen-
hang gerecht zu werden.
Als ein Versuch solcher Zusammenfassung soll das vorliegende
Buch gewertet werden. Es verdankt seine Entstehung der Muße
Vorwcjrt V
der Kriegsgefangenschaft in Ägypten, welche — örtlich und zeitlich
zwischen einem tropischen und einem europäischen Arbeitsfeld ge-
legen — dazu Zeit und Anregung bot. Daß manche Einzelheiten
bei mehrfachen Anlässen Erwähnung finden, wird einem Unterrichts-
buch nicht als Nachteil angerechnet werden können. Schwerer
wiegt wohl die manchmal ungleiche Behandlung des Stoffes, die
aber abgesehen von persönlicher Bedingtheit ein Spiegelbild des
bisher Erreichten ist und der sonstigen Literatur entspricht. Die
zitierte Literatur ist so ausgewählt, daß sie zugleich die wichtigsten
Schriften, mit denen der Pflanzenpathologe vertraut sein soll, aufführt.
Ostern 1923
H. MORSTATT
Inhaltsübersicht
Kapitel I
Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
1. Die Krankheitserscheinungen Seite
Das Krankheitsbild als Symptomenkomplex. Die einzelnen Krank-
heitserscheinungen: Das Welken, die Verfärbung, das Absterben,
Formveränderungen, Wunden, Ausscheidungen, Krankheitserreger als
Symptome. Einteilung der Pflanzenkrankheiten 1 — 12
2. Untersuchung und Beschreibung
Das Krankheitsbild. Feldbesichtigung: Krankheitserscheinungen
und Umfang, Kulturverhältnisse, schädliche Organismen und an-
organische Ursachen. Nachweis und Bestimmung der Parasiten,
Züchten der Parasiten, Infektionsversuche. Bedingungen der Er-
krankung. Histologische Grundlagen. Gesamtbeurteilung. An-
ordnung der Beschreibung 12 — 18
Kapitel II
Krankheitslehre
1. Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten
Begriff, Vorgänge, Krankheitserscheinung. Krankheitsbild und Ver-
lauf, Grundlagen der Krankheiten, Ursachen und Bedingungen,
Formen des Auftretens, Neuauftreten, Vererbung und Übertragung,
Krankheitsüberträger 19 — 29
2. Pathologische Pflanzenanatomie
Aufgaben. Pathologische Strukturen. Regressive Veränderungen:
Degeneration, Nekrose, Zytolyse; Hemmungsbildungen: Hypoplasie.
Progressive Veränderungen: Hypertrophie, Hyperplasie, Metaplasie.
Spezielle pathologische Anatomie: Panaschierung, Etiolement, hyper-
hydrische Gewebe, Wundgewebe und Regeneration, Gallen : organoide
und histioide Gallen 30 — 37
3. Pathologische Pflanzenphysiologie
Abgrenzung und Aufgaben: physiologische Pathologie. Methodik
der pathologischen Physiologie. Bedeutung der physiologischen Er-
forschung der Krankheiten bei physiologischen, nichtparasitären,
parasitären Krankheiten. Allgemeine Probleme der pathologischen
Physiologie: Konstitution, Prädisposition, Disposition und Immunität,
Degeneration, Infektion, Intoxikationen 37 — 60
VIII Inhaltsübersicht
Seite
Kapitel III
Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
1. Schädliche Organismen
Der Parasitismus; Symbiose, Saprophyten, Pseudoparasiten, Speziali-
sation, Überträger 61 — 69
a) Pflanzen als Schädigungsursachen. 1. Algen.
2. Pilze: Lebensweise; Myxomyceten, Schizomyceten,
Myxobakterien; Hyphomyceten: Sporen- und Frucht-
körperformen; Phykomyceten : Oomyceten, Zygomyceten;
Eumyceteu: Ascomyceten, Basidiomyceten; Fungi imper-
fecti. 8. Flechten. 4. Gefäßkryptogamen. 5. Bluten-
pflanzen 69—87
b) Tiere als Krankheitserreger und Schädlinge.
1. Würmer. 2. Arthropoden: Milben; Insekten; Allge-
meines; Ordnungen. 3. Wirbeltiere 89 — 109
Anhang: Filtrierbare Vira als Krankheitsursachen . . 109 — 110
2. Unbelebte Krankheitsursachen
a) Witterungseinfliisse. 1. Feuchtigkeitsverhältnisse:
Trockenheit, übermäßige Feuchtigkeit, einzelne Nieder-
schlagsformen. 2. Temperaturverhältnisse: Kälte, Wärme.
3. Belichtung. 4. Wind. 5. Blitz 110—120
b) Boden einflüsse. 1. Nährstoff Verhältnisse: Einzelne
Nährstoffe; Bodenreaktion. 2. Physikalische Boden-
beschaffenheit: Leichte und schwere 'Böden; Boden-
erkrankungen; Beschränkter Bodenraum 120 — 123
c) Chemische Einflüsse. 1. Rauchgase und Abwässer.
2. Düngemittel. 3. Pflanzenschutzmittel 123 — 127
Kapitel IV
Pflanzenschutz
Hygiene und Therapie als Zweck der Pflanzenpathologie. Relative
Beteiligung der verschiedenen Ursachen an den Schäden. Statistik
im Pflanzenschutz. Privat- und volkswirtschaftliche Bedeutung.
Entwicklungsrichtungen des Pflanzenschutzes 128 — 132
Einteilung der Methoden. 1. Mechanische Verfahren. 2. Chemische
Mittel und ihre Anwendungsformen. 3. Biologische Bekämpfung;
Vogelschutz, räuberische Insekten, Schlupfwespen, T*ilze und
Bakterien. 4. Kulturmaßnahmen; verschiedene Bedeutung bei ein-
zelnen Kulturen und Krankheiten ; den Boden und die Pflanze be-
treffende Kulturmaßnahmen 132 — 149
Sachregister 150 ff.
Kapitel I
Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
i. Die Krankheitserscheinungen
Zur Kenntnis der Pflanzenkrankheiten gehört in erster Linie
die Kenntnis der Krankheitserscheinungen oder Symptome, die zu-
sammen das Krankheitsbild ausmachen. Dieses kann sowohl gleich-
zeitig als auch in seinem Verlauf ganz verschiedene Symptome um-
fassen. So zeigt sich z. B. die Reblauskrankheit in den sogen. Reb-
lausherden als eine Gruppe erkrankter Stöcke, die im Gelbwerden
des Laubes und schließlich Vertrocknen und Absterben das Bild
einer schweren, vom Mittelpunkt nach außen fortschreitenden
Chlorose bieten. Dabei findet man im Boden als die Ursache der
oberirdischen Erscheinungen ein Absterben der feineren Wurzeln
und eine Wurzelfäule, die sich bei genauerem Zusehen als auf der
Fäulnis der durch die Saugtätigkeit der Reblaus hervorgerufenen
Gallen, der Nodositäten, beruhend herausstellt; gleichzeitig können
an den Blättern noch die Blattgallen auftreten. Das Krankheits-
bild ist also ein Symptomenkomplex, an welchem wir Haupt- und
Nebensymptome, Anfangs- und Folgeerscheinungen unterscheiden
müssen. Dabei können von einer Krankheit gleichzeitig verschiedene
Organe einer Pflanze befallen sein, auch ohne daß die einzelnen
Symptome gegenseitig beeinflußt sind, wie außer dem angeführten
Beispiel auch die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel zeigt.
Den Wechsel der Erscheinungen im Verlauf einer Krankheit sehen
wir u. a. an den Welkekrankheiten, bei denen das Welken der
Blätter nur das erste Anzeichen einer sich meist in anderen Teilen
der Pflanze abspielenden Störung ist, welche erst später andere
Symptome am Stengel oder an der Wurzel zeitigt. Es kommt also
darauf an, die verschiedenen Krankheitssymptome in ihrem Zu-
sammenhang und Verlauf zu verfolgen, um daraus das Krankheits-
Sammlung Borntraeger I:Morstatt 1
2 I. Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
bild im Ganzen klarzustellen, aus dem sich die Ursachen und
weiterhin die Bekämpfungsmöglichkeiten ergeben.
In der folgenden Übersicht sind die einzelnen Erscheinungen
oder Symptome, in welchen sich die Krankheiten der Pflanzen äußern,
zusammengestellt. Wir teilen sie ein in Welkeerscheinungen, Ver-
färbungen, Absterbeerscheinungen, Formveränderungen,
Wunden und Ausscheidungen, wozu noch Krankheitserreger
als Hauptsymptom von Krankheiten hinzukommen. Diese
Krankheitserscheinungen beruhen teils im unzeitigen Eintritt physio-
logischer Vorgänge, die schon vom normalen Lebensgang der Pflanze
her bekannt sind, teils in eigenartigen Reaktionen der Pflanze auf
die Einwirkungen von parasitischen und anderen schädlichen Ein-
flüssen, und zum Teil sind es auch postmortale Veränderungen,
Vorgänge, die sich erst nach dem Tode der Zelle abspielen. Da
ferner bei den Pflanzenkrankheiten der Erreger oder Parasit in
vielen Fällen auffälliger als seine Einwirkung auf die Pflanze in
Erscheinung tritt, kann er zum Hauptsymptom im Krankheitsbilde
werden, das für die Erkennung der Krankheit zunächst charakte-
ristisch ist. Auch die Beschädigungen, die man sonst vielfach in
einem gewissen Gegensatz zu den Krankheiten stellt, sind hierbei
mit eingeschlossen. Man pflegt davon auszugehen, daß sich die
Pflanze bei Beschädigungen anscheinend rein passiv verhält, während
beim Begriffe der Krankheit die Reaktion des leidenden Organismus
im Vordergrund steht. Betrachten wir extreme Fälle, wie etwa
einerseits den Fraß von Insekten und höheren Tieren an Blättern
und anderseits die Wirkung einer im Innern der Pflanze wuchernden
Pilzkrankheit, so erscheint der Gegensatz sehr auffällig; aber eine
genauere Beobachtung der Wirkung auf die Pflanze kann auch hier
schon Übereinstimmung ergeben. So wirkt eine pilzliche Blattfall-
krankheit, deren Erreger nur in den Blättern haust, nicht anders
auf den Organismus als ein Kahlfraß durch Insekten. Wir sehen
also in dieser Frage, auf die wir an anderer Stelle noch zurück-
kommen, daß sich eine solche Trennung in der Gesamtbetrachtung
nicht durchführen läßt, so bequem sie oft für eine Einteilung zu
praktischeren Zwecken sein mag.
Wir legen unserer Einteilung den Anschluß an das normale
Verhalten der Pflanze und die in ihr selbst sich abspielenden
Vorgänge zugrunde. Dabei unterscheiden wir zunächst drei Vor-
Die Krankheitserscheinungen 3
gänge, das Welken, die Verfärbung und das Absterben, welche wir
auch schon beim normalen Absterben der Pflanze beobachten und
deren verschiedene Grade sich von normalen physiologischen Er-
scheinungen ausgehend abstufen. Weiterhin folgt die Form Ver-
änderung, bei welcher nicht eine Gefährdung des Lebens überhaupt
im Vordergrund steht, sondern ein anders gerichteter Verlauf der
Wachstumsvorgänge, demzufolge sich das Äußere der Pflanze ändert.
Aber auch hier schließen sich die pathologischen noch vielfach an
normale physiologische Vorgänge an und lassen sich nicht immer
scharfe Grenzen ziehen. Mit den Wunden gelangen wir zu patho-
logischen Veränderungen, bei denen die Pflanze überwiegend passiv
erscheint, aber auch hier kann die Reaktion der Pflanze auf die
von außen wirkende Schädigung nicht getrennt von dieser behandelt
werden. Daran schließen sich die Ausscheidungen, die teils als
Folgeerscheinung von Wunden, teils als innere Störung der Zellen-
tätigkeit Zustandekommen und ebenfalls noch manche Beziehungen
zu normalen Vorgängen aufweisen. Nur die letzte Gruppe richtet
sich nicht nach dem Verhalten der Pflanze, sondern nach den
Parasiten, die als wesentlicher Teil des Krankheitsbildes und wegen
ihrer diagnostischen Bedeutung hier berücksichtigt werden mußten.
Übersicht über die Kranl<heitserscheinungen der Pflanzen
1. Welkeerscheinungen beruhen auf unzureichendem Tur-
gordruck (gesteigerte Verdunstung, ungenügende Wasserzufuhr) und
treten häufig als sogen. Welkekrankheiten auf, denen Erkrankungen
der Gefäße zugrundeliegen (Welkekrankheit der Kartoffeln, Erbsen,
Kürbisgewächse). In anderen Fällen handelt es sich um Wurzel-
oder Stengelfäulen, welche die Wasserzufuhr zu den Blättern unter-
binden (Keimlingsfäulen und Fußkrankheiten der Kräuter, Rüben-
müdigkeit) oder um klimatische Störungen (Hitze, Trockenheit,
Frost).
2. Verfärbungen sind das häufigste Symptom bei Pflanzen-
krankheiten und eine Folge von Veränderungen des Zellinhalts oder
des Absterbens der Zellen. Vielfach sind auch postmortale Vor-
gänge daran beteiligt, z. B. bei Rotfärbungen absterbender Blätter.
a) Zu den Verfärbungen von grünen Pflanzenteilen gehört
das Gelbwerden in seinen verschiedenen Formen, das durch Ab-
nahme des Chlorophyllgehaltes entsteht. Die Ursachen können ver-
1*
4 I. Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
schiedener Art sein, so beim Etiolieren der Mangel an Licht, bei
der Chlorose oder Gelbsucht der Mangel an Eisen im Boden oder
Ernährungsstörungen in der Wurzel- oder Blattätigkeit. Stoff-
wechselstörungen, die zum Teil noch nicht näher bekannt sind,
liegen der übertragbaren Gelbsucht und den Verfärbungen bei
Mosaikkrankheiten zugrunde. Auch bei Rauchschäden und der
Saugtätigkeit von Insekten und Milben kommt es zu Gelbfärbungen.
Statt der Gelbfärbung tritt bei manchen Pflanzen Rotfärbung ein
(Getreidearten, Weinrebe, Hopfen). Bei stärkeren Störungen des
Chlorophyllapparates geht die gelbliche Färbung in Weiß über, so
bei der Taubährigkeit und Weißährigkeit. Eine Weißfärbung durch
Abhebung der Oberhaut ist der Milchglanz oder Bleiglanz der Obst-
bäume, der, wie sich herausgestellt hat, von einem im Holz lebenden
Pilz herrührt.
Das Absterben des Laubes durch Vertrocknen ist dagegen
von brauner Verfärbung begleitet. Zu diesen Verfärbungen sind
auch noch die als Buntfärbung, und Panaschierung bekannten Er-
scheinungen zu rechnen.
b) Als Flecke werden örtlich begrenzte Verfärbungen zu-
sammengefaßt, die an den verschiedensten Organen auftreten und
durch Lokalisation, Farbe und Form, häufig auch durch besondere
Abgrenzung charakterisiert sind. In der Hauptsache entstehen sie
durch begrenztes Wachstum von Pilzen; dazu gehören die zahl-
reichen Blattfleckenkrankheiten, auch Streifenkrankheit und Nerven-
fleckigkeit. Andere Flecke entstehen durch saugende Insekten,
durch Hagel und andere Verletzungen und durch Sonnenbrand.
Besondere Arten von Fleckenbildungen sind die tiefer ein-
dringenden Gewebezerstörungen, die man als Brenner bezeichnet
(Brennfleckenkrankheit der Bohnen, Anthraknose der Reben); der
Rindenbrand, eine Zerstörung innerer Rindenschichten und Ein-
sinken der Oberfläche (Pilze, Frostwirkungen, Sonnenbrand); die
als Schorf bezeichneten Wurzel- und Knollenflecken, die meist nait
Korkwucherungen verbunden sind; und innere Trockenflecken
in Früchten und Knollen (Stippflecken, Eisenfleckigkeit).
3. Absterbeerscheinungen schließen sich eng an das
Welken und die Verfärbungen an. Dabei treten letztere Erscheinungen
aber nur als kurzes Übergangsstadium auf und das Absterben be-
zieht sich immer auf ganze Organe oder schreitet unbegrenzt fort.
Die Krankheitserscheinungen 6
Neben dem Abwerfen von Organen gehören hierher die Dürren
und die Fäulen.
a) Vorzeitiges Abfallen von Blättern, Blüten und Früchten
kommt durch Ausbildung der Trennungschicht infolge von stärkeren
Stoffwechselstörungen zustande. Die Ursachen sind teils Witterungs-
einflüsse, besonders Hitze und Trockenheit des Bodens, teils starke
Schädigungen durch Pilze und Insekten (Blattfallkrankheiten).
b) Dürre ist das Absterben von Pflanzen oder Pflanzenteilen
durch Vertrocknung bei gleichzeitiger Braunfärbung und meist eine
Folge von Hitze und Trockenheit oder Parasiten. Die Grasarten
vertrocknen, ohne das Laub abzuwerfen ; andere Arten von Dürre
sind Blattdürre und Blattranddürre (Wind, Nährstoffmangel, Rauch-
schäden), Vertrocknen von Blütenständen, Spitzendürre und Zweig-
sterben. Das Absterben durch Dürre infolge von Pilzbefall ent-
spricht in seinem Vorgang den Fäulen und kann daher auch als
Trockenfäule aufgefaßt werden.
e) Die Fäulen sind gegenüber dem einfachen Verdorren Ge-
webszerstörungen durch parasitische und saprophytische Bakterien
und Pilze, welche sich von der Infektionsstelle aus unbegrenzt ver-
breiten. Nach dem hauptsächlich durch die äußeren Umstände be-
dingten Verlauf unterscheidet man Naß- und Trockenfäulen. Als
Fäule verläuft die Mehrzahl der Bakterienkrankheiten der Pflanzen,
Da die Fäulen meist auf bestimmte Organe beschränkt sind, lassen
sie sich nach diesen in die folgenden Gruppen einteilen.
Die Fäulen grüner Pflanzenteile umfassen Keimpflanzen-,
Stengelgrund-, allgemeine Sproßfäulen und Knospen- und Blüten-
fäulen, Wichtige Krankheiten dieser Art sind insbesondere die
Fußkrankheiten einjähriger Gewächse, darunter die Schwarzbeinigkeit
der Kartoffel, die Kartoffelkrautfäule, die Herzfäule der Rüben und
in ihrem ersten Stadium die Moniliakrankheit der Steinobstbäume,
Zu den Wurzelfäulen gehören u. a. der Wurzelbrand der
Rüben, die Reblauskrankheit und die Wurzelfäulen der Bäume, die
teils durch echte Parasiten, teils durch Schwächeparasiten (z. B,
Hallimasch) verursacht werden.
Die Holzfäulen treten meist als Trockenfäulen auf und sind
teilweise auf das Kernholz beschränkt. Sie können ungemein
langsam verlaufen und werden oft erst durch das Auftreten der
Fruchtkörper der betreffenden Pilze (Löcherschwämme) bemerklich.
6 I. Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
Zu dieser Gruppe sind auch noch die auf die Rinde beschränkten
Rindenfäulen zu rechnen.
Als Fäulen fleischiger Pflanzenteile werden die Knollen-,
Rhizom- und Zwiebelfäulen und die Samen und Fruchtfäulen zu-
sammengefaßt. Es sind meist Naßfäulen, die in einzelnen Fällen
auch aufwärts oder abwärts auf andere Teile der Pflanze übergreifen.
Aus dieser Gruppe sind die Knollenfäule der Kartoffeln, die Rüben-
schwanzfäule, der Rotz der Hyazinthen und die verschiedenartigen,
durch Monilia- und Botrytisarten verursachten Obstfäulen besonders
zu erwähnen.
4. Zu den Form Veränderungen rechnen wir alle diejenigen
pathologischen Erscheinungen, welche in einer Abweichung von der
normalen Gestalt oder Größe der Zellen, der Gewebe, einzelner Or-
gane oder der ganzen Pflanze bestehen. Es finden sich also hier
nicht nur sehr zahlreiche und verschiedenartige, sondern auch aus
ganz verschiedenen inneren und äußeren Ursachen entstandene Bil-
dungen zusammen. Nur die durch rein mechanische Wirkung ent-
stehenden Wunden und ihre Folgeerscheinungen sind als besondere
Gruppe abgetrennt.
Den Anfang bilden auch hier wieder Veränderungen, die sich
direkt an normale Wachstumsreaktionen der Pflanze auf äußere
Einflüsse anschließen und nur in extremen Fällen den Eindruck
von Krankheiten machen. Hierher gehört der Zwergwuchs oder
Nanismus, eine Folge allgemeinen Nährstoffmangels, die von manchen
Unkräutern auf ungünstigem Boden allgemein bekannt ist und bei
den japanischen Zwergbäumen künstlich hervorgerufen wird. Eine
ähnliche Wachstumsreaktion im Habitus der Pflanzen sind der
Windwuchs und die Schattenformen, die wir regelmäßig an Bäumen
beobachten.
Einfache Formveränderungen einzelner Organe sind auch
die Blattrollung, die als Blattrollkrankheit der Kartoffel eine bekannte
Stoffwechselkrankheit und meist mit rötlicher Verfärbung der Blätter
verbunden ist, und die Kräuselung und Verkrümmung der Blätter.
Die letzteren Erscheinungen hängen meist schon mit Verdickungen
der Gewebe zusammen und fallen dann bereits unter die gleich zu
besprechenden Gallen.
Abnorme Ausbildung einzelner Gewebe liegt der Verküm-
merung, der Wucherung und dem Etiolement zugrunde. Als Verküm-
Die Kraukheitserscheinungen 7
iiierung beruht sie auf mangelhafter Ausbildung von Geweben infolge
von Parasitenbefall, wie z. B. bei der von Aecidium euphorbicn be-
fallenen Euphorbia cyparissias oder bei der Rübenmüdigkeit infolge von
Wurzelälchenbefall. Auf einzelne Organe beschränkt bleibt sie bei der
Taubährigkeit des Getreides und ähnlichen, durch Pilze oder Tiere
verursachten Krankheiten, bei der Stockkrankheit des Getreides und
bei dem Kleinbleiben von Obstfrüchten. Von den auf vermehrter
Zellbildung beruhenden Wucherungen gehören hierher die sogenannten
hyperhydrischen Gewebe von Bäumen und Sträuchem, die als
Wassersucht oder Oedem bekannt sind, die Lentizellen- und
Korkwucherungen (z. B. der Kartoffel) und die Lohkrankheit der
Obstbäume. Ihnen ähnlich sind die bei den Wunden zu be-
sprechenden Wucherungen der Kallusbildung. Die übrigen Wuche-
rungen gehören als parasitische Erscheinungen zu den Gallen. Ein
treffendes Beispiel für das Zusammentreffen verschiedener Symptome
in einem Krankheitsbild ist das Etiolement durch Lichtmangel;
es besteht zugleich im Vergilben der Pflanze, in abnormem Längen-
wachstum der Internodien, im Kleinbleiben der Blätter und in ver-
kümmerter Gewebedifferenzierung. Letztere ist auch die Ursache
des Lagerns des Getreides.
Die Mißbildungen oder Bildungsabweichungen sind Gegen-
stand eines besonderen Zweiges der Botanik, der Teratologie. Es sind
meist aus inneren Ursachen und ohne Einwirkung von Parasiten
in veränderter Form angelegte Organe. Ihre wirtschaftliche Be-
deutung ist ganz gering. Wir erwähnen daher nur die verschiedenen
Arten der Mißbildung, die man als Verbänderung (Fadziation),
Zwangsdrehung (Torsion), Durchwachsung, Pelorien und Vergrünung
oder Verlaubung bezeichnet.
Unter Neubildungen versteht man das Entstehen von Ge-
weben und Organen, welche im normalen Wachstumsverlauf nicht
gebildet werden, während 'die Mißbildungen nur die Umänderung
normalerweiser vorhandener Organe umfassen. Zu den Neubildungen
gehören die vermehrte Knospen bildung und die Gallen. Abnorme
Knospenbildung, die im Gegensatz zu den zu den Gallen zu
rechnenden Fällen nicht durch Parasiten verursacht ist, tritt als
Knospensucht oder Zweigsucht, als Rosettentriebe und als Kropf-
maserbildung auf. Die Ursachen sind hier meist die Vernichtung
der normalen Knospen durch Hagel oder Tierfraß, teilweise aber
8 I. Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
auch innere Wachstumsstörungen. Die weitaus größte Zahl der
Neubildungen sind dagegen Gallen. Unter Gallen oder Zezidien^)
versteht man Neubildungen, die von fremden Organismen, meist
echten Parasiten verursacht sind und diesen zugleich zur Nahrung
dienen. Als Gallenerzeuger kommen Bakterien, Pilze und Tiere in
Betracht; unter den letzteren sind die Älchen, Milben und Insekten
wichtig. Ein Teil der Gallen besteht in der Veränderung oder Neu-
bildung von ganzen Organen der Pflanze, wie z. B. die Hexenbesen
und Wirrzöpfe durch übermäßige Knospenbildung zustande kommen.
Die Mehrzahl der Gallen entsteht dagegen durch Gewebewucherungen
an einzelnen Organen. Man unterscheidet dabei Abnormitäten der
Haarbildung, die Erineum- oder Haarfilzgallen; solche des Flächen-
wachstums, die Blattrollungs- und Blattfaltungsgallen, Beutelgallen,
wie die Kräuselkrankheit des Pfirsichs und sehr viele Blattlaus-
gallen; endlich solche des Dickenwachstums, wie die Krebsgallen,
Umwallungs- und Markgallen. Die letztere Gruppe enthält viele
wichtige Krankheiten, darunter die durch Bakterien verursachten
Krebsknoten und ähnliche Bildungen, die Kohlhernie, den Kartoffel-
krebs, den Apfelbaumkrebs, die Knospen- und Stengelgallen, den
Beulenbrand des Maises usw.
5. Die Wunden sind passive mechanische Verletzungen, die
mit Gewebetrennung oder Gewebsverlust verbunden sind. Dazu ge-
hören aber auch die Folgeerscheinungen der Verwundung, die
Verwachsung und Regeneration. Eine große praktische Bedeutung
kommt dieser Gruppe deshalb zu, weil sie den ganzen Tierfraß
umfaßt. Hierher gehören also neben einem Teil der Schäden durch
parasitische Tiere alle Beschädigungen durch pflanzenfressende Tiere,
die man sonst den eigentlichen Krankheiten der Pflanzen gegen-
überstellt. Da die Fraßformen meist für bestimmte Tiere (Wild,
Käfer, Raupen usw.) charakteristisch sind, ist ihre Kenntnis zur
Feststellung der Schädlinge notwendig. Wir unterscheiden 1. Fraß-
schäden kauender Tiere, wozu unter den Insekten Heuschrecken,
viele Käfer und ihre Larven, Blattwespenlarven und Schmetterlings-
raupen gehören, 2. Nagefraß und Schabefraß größerer oder kleiner
Tiere, der nur flache Wunden verursacht, 3. Schäden saugender
Insekten, deren Folgen meist in anderen, schon früher erwähnten
*) Vgl. E. Küster, Die Gallen der Pflanzen, Jena 1911.
Die Krankheitserscheinungen 9
Symptomen sich äußern und 4. Bohr- und Minierfraß im Innern
von Pflanzenteilen, an dem Käfer und ihre Larven, z. B. die Borken-
käfer, Sägewespen, Raupen von Groß- und Kleinschmetterlingen und
Fliegenraaden beteiligt sind.
Als nicht durch Tiere verursachte Wunden sind die Hagel-
schlagwunden, Frostspalten und Blitzschäden zu erwähnen. Um-
wallungsvorgänge liegen den Maserknollen und zum Teil auch den
Krebswunden der Bäume zugrunde.
6. Die Ausscheidungen hängen zum Teil mit Wunden zu-
sammen, wie das Tränen der Reben und der Schleimfluß der Bäume,
der durch die Ansiedlung von ihn vielfach färbenden Bakterien und
Pilzen charakterisiert ist. Andere Ausscheidungen sind der seltene
echte Honigtau, eine Stoffwechselstörung, die von dem gewöhnlichen
Honigtau, welcher eine Ausscheidung von Pflanzenläusen ist, unter-
schieden werden muß, und der Gummi- und Harzfluß, welche unter
Auflösung von Zellen Zustandekommen.
7. Als letzte Gruppe von Krankheitssymptomen müssen,
wie oben erwähnt, die Krankheitserreger selbst aufgeführt werden,
soweit sie das auffälligste oder einzige äußere Anzeichen der Er-
krankung sind. Hierher gehören hauptsächlich Pflanzen in allen
Abstufungen des Parasitismus und eine Anzahl von kleinen Insekten.
Nach der Lebensweise und Erscheinungsform der Erreger lassen
sich hier Epiphyten, epiphytische Parasiten und Frucht-
formen und Dauerzustände von Pilzen unterscheiden.
Nichtparasitische Epiphyten sind, neben den als Anzeichen
ungünstigen Standortes zu erwähnenden Moosen und Flechten die
Rußtaupilze und ein Teil der Schwärzepilze.
Parasitische Epiphyten, wozu auch Halbparasiten, wie Mistel
und Kleeseide gehören, sind die auf Wurzeln schmarotzenden
Orobanchen (Hanfwürger) und Monotropa (Fichtenspargel), und von
den Pilzen die echten Mehltaupilze (wichtigste Arten an Getreide,
Reben, Stachelbeeren, Eichen). Auch die dunkelvioletten Überzüge
des Wurzeltöters der Luzerne sind hier zu erwähnen. Von den
Insekten können Blattläuse, Schildläuse und Mottenschildläuse hierher
gerechnet werden.
Bei vielen im Innern der Pflanzen lebenden Pilzen kommt es
zur Bildung auffälliger Sporenträger oder Fruchtkörper auf der
Oberfläche. So erscheinen die Konidienträger der falschen Mehl-
10 I- Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
taupilze als weißer Rasen (Peronospora, Phytophthora, Plasmopara),
die Sporenlager des Fusikladiums als grünlichschwarze Flecken und
Pusteln, die Sporenmassen der Brandpilze als dunkelgefärbte, stäu-
bende Massen. Der feine Überzug des Schneeschimmels besteht
dagegen aus oberflächlichem Myzel und Konidien. Große Frucht-
körper bilden die im Holz der Stämme und Wurzeln lebenden Pilze,
wie Polyporus- und Agaricus- Arten (Hallimasch); von kleinen
Fruchtkörpern sind noch diejenigen der Rostpustelkrankheit (Nectria
cinndbarina) an Bäumen und Sträuchern zu erwähnen. Dauer-
zustände sind die Sklerotien des Mutterkorns und des Kleekrebses;
auch die von manchen Pilzen gebildeten Myzelstränge (Rhizomorphen).
Hiermit haben wir einen Überblick über die vielseitigen Er-
scheinungsformen gewonnen, unter denen uns die Krankheiten der
Pflanzen entgegentreten. Ihre Kenntnis ist die erste Vorbedingung
für die Feststellung und Abgrenzung des Krankheitsbildes im Einzel-
falle, aus dem sich dann weiterhin Ursachen und mögliche Methoden
der Bekämpfung erschließen lassen. Zugleich ist damit schon eine
gewisse Einteilung der Krankheiten selbst gegeben, die nicht von
den von außen wirkenden Einflüssen, sondern von den Veränderungen
des normalen Verhaltens ausgeht und so einer wissenschaftlichen
Einteilung am nächsten kommt. Ganz rein läßt sich eine solche
nicht durchführen, da sie an Stelle der äußeren Symptome von den
grundlegenden zellularpathologischen Vorgängen ausgehen müßte und
dadurch ein System ergeben würde, das die äußeren Erscheinungen
vernachlässigen müßte und eine so genaue Kenntnis der Krankheiten
voraussetzen würde, wie sie erst durch eingehendste Untersuchung
erworben werden kann und zurzeit überhaupt in vielen Fällen noch
nicht vorhanden ist. Daher bleibt die Zusammenstellung der augen-
fälligen Symptome die zweckmäßigste Einführung in die Gesamtheit
der Krankheiten.
Die Frage der Einteilung der Pflanzenkrankheiten hat bisher
keine einheitliche Lösung gefunden. Es kommt dabei auf den
Zweck an, den man verfolgt, und dementsprechend werden den
einzelnen Darstellungen der Pflanzenkrankheiten mit Recht ver-
schiedene Prinzipien zugrunde gelegt.
Die KrankheitserscheinuDgen 11
Am bekanntesten ist die Einteilung nach den Erregern und
Ursachen der Krankheiten, die z. B. in dem SORAüERschen Hand-
buch durchgeführt ist. Sie schließt sich an die ursprüngliche Unter-
scheidung von Krankheiten und Beschädigungen an und bringt auch
im wesentlichen gleiche Krankheitsbilder und gleiche Bekämpfungs-
methoden zusammen. Die Berechtigung dieser Einteilung in nicht-
parasitäre Krankheiten, pflanzliche Feinde und tierische Schädlinge,
die wir im 3. Kapitel kennen lernen werden, liegt darin, daß bei
den Pflanzenkrankheiten die Anwesenheit und Gestalt des Erregers,
wie erwähnt, sehr häufig für das Krankheitsbild charakteristisch ist
und daß zugleich die beste Bekämpfung vieler Krankheiten in einer
Bekämpfung des Erregers besteht. Damit hängt der Umstand zu-
sammen, daß die Erforschung der Krankheiten in den überwiegenden
Fällen, wo sie durch Parasiten verursacht sind, zunächst und vor-
wiegend die beiden Disziplinen der Botanik und Zoologie beschäftigt,
was bisher der zusammenfassenden Behandlung der Pflanzenkrank-
heiten im Wege stand. Der Nachteil dieser Einteilungsweise liegt
denn auch darin, daß sie die kranke Pflanze selbst nicht berück-
sichtigt und so die Erforschung der eigentlichen Krankheitsvorgänge
gehemmt hat. Dadurch treten auch die praktisch meist entscheiden-
den Nebenumstände und Vorbedingungen der Erkrankung völlig in
den Hintergrund und es wird eine einseitige Auffassung von aus-
schließlicher Bedeutung der Erreger begünstigt. Die neuere Er-
forschung des Zusammenwirkens verschiedener Umstände bei den
Krankheiten und einiger wichtiger, ätiologisch ungeklärter Krank-
heiten, sowie die Notwendigkeit gleichzeitiger Bekämpfung von Pilzen
und Insekten wirkt denn auch mehr und mehr dieser einseitig nach
Erregern trennenden Behandlung entgegen.
Der eigentlichen praktischen Feststellung und Bestimmung von
Krankheiten einzelner Kulturpflanzen wird die ätiologische Einteilung
ebenfalls nicht völlig gerecht. Daher wdrd zu diesem Zweck die
Einteilung nach den JDefallenen Pflanzenorganen, nach Wurzel, Stamm,
Blatt, Blüte und Frucht zugrunde gelegt, die z. B. in KIRCHNERS
bekanntem Handbuch „Die Krankheiten der landwirtschaftlichen
Kulturpflanzen"^) durchgeführt ist. Über die Krankheiten einer be-
stimmten Pflanze gibt diese Einteilung den besten Überblick und
*) 2. Aufl., Stuttgart, E. Ulmer, 1906.
12 I- Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
ist daher die einzig brauchbare für die Praxis des Pflanzenschutzes,
doch läßt sie sich für eine allgemeine Zusammenfassung der Krank-
heiten aller Pflanzen ebenfalls nicht verwenden, da die Pflanzen-
organe zu wenig spezialisiert sind, um jeweils besonderen Kjank-
heiten zu unterliegen. Denn Stengel und Blatt oder Leitungs- und
Assimilationsgewebe sind in zu wenigen Fällen der ausschließliche
Ausgangspunkt der Krankheiten, und viele Pilze durchziehen die
ganze Pflanze vom Samenkorn bis zur Blüte. Auch die Mannig-
faltigkeit der Symptome bei der einzelnen Krankheit spricht gegen
den allgemeinen Gebrauch dieser Einteilung, obgleich auch hier
wieder einzelne Gruppen, wie manche Blattkrankheiten oder Wurzel-
krankheiten, eine natürliche Zusammengehörigkeit zeigen und den
gleichen Gegenmaßnahmen zugänglich sind.
Andere Einteilungen, die man versucht hat, lassen überhaupt
nur einzelne Gruppen von Krankheiten zusammenfassen und ver-
sagen gegenüber dem Gesamtgebiet. So kann man z. B. Krankheiten
bestimmter Alters- oder Entwicklungsstadien, wie die Keimlings-
krankheiten oder die Jugendkrankheiten der Bäume für gewisse
Zwecke vergleichender Betrachtung zusammenfassen, aber ein der-
artiges Prinzip nicht durchweg auf alle Krankheiten anwenden.
2. Untersuchung und Beschreibung
Die Feststellung und Unterscheidung der Krankheiten geschieht
auf Grund des Krankheitsbildes, das sich aus verschiedenen äußeren
Erscheinungen zusammensetzt und auf Veränderungen in den Ge-
weben und deren Funktionen beruht, welche wiederum durch be-
stimmte Ursachen oder die Einwirkung fremder Organismen, der
Krankheitserreger, hervorgerufen sind.
Die Untersuchung hat also zunächst Krankheitsbild und Krank-
heitsverlauf festzustellen und dabei nötigenfalls auf die anatomischen
und physiologischen Veränderungen einzugehen. Sodann hat sie die
Ursachen der Erkrankung bezw. die Schadenserfeger oder Parasiten
in ihrer Bedeutung für die Krankheit zu ermitteln. Liegen schäd-
liche Organismen aus dem Pflanzen- oder Tierreiche, hauptsächlich
Bakterien, Pilze oder Insekten vor, so ist deren Entwicklungsgang
(Biologie) und Lebensweise (Ökologie) zu erforschen. Schließlich
müssen noch die Begleitumstände und Bedingungen, die beim Ein-
treten der Erkrankung mitwirken, klargelegt werden. Erst auf einer
Untersuchung und Beschreibung X3
dadurch gewonnenen genauen Kenntnis der Krankheit kann sich
die Auswahl geeigneter Bekam pfungsmethoden und die Vorbeugung
gegen die Erkrankung aufbauen.
Demgemäß zerfällt die Untersuchung der Krankheiten in die
Feldbesichtigung und die eigentliche Untersuchung im Laboratorium,
an welche sich je nach der Lage des Falles Kultur- und Zucht-
versuche mit der Pflanze oder den Krankheitserregern im Gewächs-
haus und im Freien anschließen.
Die Feldbesichtigung stellt zunächst das äußere Krankheits-
bild fest. Hierzu gehören die einzelnen Symptome einer Krankheit,
wobei alle Organe der Pflanze zu berücksichtigen sind und Anfangs-
stadien, weiterer Verlauf und Endstadium verfolgt werden müssen,
um die für die vorliegende Krankheit charakteristischen Erscheinungen
klarzulegen. Zur Feldbesichtigung gehört auch der genaue Vergleich
mit gesunden Pflanzen oder anderen Sorten, Ermittelung von Zeit-
dauer, Umfang und Stärke der Erkrankung und Größe des durch
sie hervorgerufenen Schadens. Außerdem sind zugleich die Stand-
ortsverhältnisse, wie Boden, Klima und Witterungsverlauf, und die
Kulturmethoden, wie Bodenbearbeitung, Düngung, Fruchtfolge,
Pflanzweite, Schnitt usw. zu berücksichtigen, da alle diese Be-
dingungen des Pflanzen Wachstums, wenn sie den Ansprüchen der
Pflanze nicht entsprechen, entweder direkt Krankheiten hervorrufen
oder deren Auftreten mittelbar begünstigen können.
Aus dem Krankheitsbild selbst oder aus der Beobachtung der
Gesamtumstände ergibt sich dann meist schon an Ort und Stelle
die Ursache der Krankheit. Am einfachsten ist sie erkennbar, wo
tierische oder pflanzliche Krankheitserreger und Schädlinge vorliegen,
wenn diese entweder selbst an der Pflanze und auf dem Felde vor-
gefunden werden oder aus charakteristischen Krankheitszeichen und
sonstigen Erscheinungen erschlossen werden können. Aus der
Kenntnis der Lebensweise der schädlichen Tiere ergibt sich, welche
Arten bei einer bestimmten Pflanze oder Beschädigung in Betracht
kommen und welche der vorgefundenen Tiere nicht die Erreger des
betreffenden Schadens sein können. Bei den Insekten sind ins-
besondere die Fraßformen und Gallenbildungen, vielfach auch (bei
Raupen) der Kot für die Arten oder wenigstens für Familien
charakteristisch. Bei Pilzen sind es neben den Krankheits-
erscheinungen, wie Flecken, Fäulen usw., besonders die ver-
14 I- Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
schiedenen Sporen- und Fruchtkörperbildungen, die oft schon mit
bloßem Auge die systematische Stellung unterscheiden lassen. Gehört
aber hier schon eine vielseitige Kenntnis und Erfahrung zur richtigen
Feststellung der Krankheiten, so ist dies noch mehr der Fall bei
den durch anorganische Ursachen hervorgerufenen Krankheiten. Zwar
gibt es auch hier charakteristische Fälle, wie Hagelschlag oder Frost-
wirkungen, aber vielfach liegen Erscheinungen vor, die durch ganz
verschiedene Ursachen hervorgerufen sein können. So können
z. B. die mannigfaltigen Formen der Blattdürre durch Wind, Trocken-
heit oder Mangel an gewissen Nährstoffen verursacht sein. Besonders
bei den Verfärbungen, die erst nach dem Tode der Zellen eintreten,
ist zu berücksichtigen, daß sie oft keinen Schluß auf die Krankheits-
ursache zulassen. Es gibt viele derartige Erscheinungen, die eher
für die betreffende Pflanze, als für eine bestimmte Erkrankung be-
zeichnend sind. Daher gehört eine genaue Kenntnis nicht nur der
Parasiten, sondern auch der Pflanzen und ihres Verhaltens gegen
schädliche Einflüsse zur richtigen Erkennung der Krankheiten und
oft kann nur die genaue Beachtung aller Nebenumstände der Er-
krankung bei der Feldbesichtigung Aufschluß über die Ursachen geben.
Zur genauen Erforschung der Krankheiten muß die Feld-
besichtigung durch weitere Untersuchung im Laboratorium er-
gänzt werden. An der Pflanze selbst können die grundliegenden
Krankheitsvorgänge, die in einem späteren Kapitel zu schildern sind,
nur durch das Mikroskop verfolgt werden und auch die Beobachtung
des Gesamt verlauf es einer Krankheit läßt sich oft im Laboratorium
oder Gewächshaus besser durchführen. Anderseits kann ein großer
Teil der parasitischen Krankheitserreger nur mikroskopisch fest-
gestellt werden. Hierzu gehören alle Bakterien und die meisten Pilze,
die Älchen (Nematoden), die Milben und ein Teil der Insekten oder
wenigstens einzelne Stadien derselben. Zuweilen gibt aber erst die
mikroskopische Untersuchung auch über die Ursachen nichtparasitärer
Krankheiten durch Feststellung der ihnen zugrundeliegenden ana-
tomischen Veränderungen Aufschluß oder sie ermöglicht es wenigstens,
die Abwesenheit von Parasiten mit Sicherheit festzustellen. Sie ist
ein Teil der pflanzenpathologischen Diagnostik, der noch sehr aus-
baufähig ist und einer zusammenfassenden Bearbeitung harrt ^).
') Vgl. Appel, Beispiele zur mikroskopischen Untersuchung von Pflanzen-
krankheiten. 3. Aufl. J. Springer, Berlin 1922.
Untersuchung und Beschreibung 15
Bei den parasitären Krankheiten hat die Untersuchung nicht
nur den Erreger zu ermitteln, sondern auch den Nachweis seiner
ursächlichen Beziehung zu der betreffenden Krankheit zu führen.
Für beide Zwecke bedarf es häufig außer der mikroskopischen
Untersuchung noch der Weiterbeobachtung und Züchtung der Para-
siten teils an oder in der Nährpflanze, teils durch seine Reinkultur.
Hierfür sind bei Bakterien und Pilzen die gebräuchlichen Methoden
der Isolierung und der künstlichen Kultur auf besonderen Nähr-
böden heranzuziehen, für die sich eine besondere umfangreiche
Technik herausgebildet hat ^). Handelt es sich um Pilzkrankheiten,
so genügt es häufig als einfachstes Verfahren für die Bestimmung
der Pilze, den betreffenden Pflanzenteil bei Zimmertemperatur
feucht zu legen, um die Bildung der zur Bestimmung notwendigen
Sporen, Konidienträger oder Fruchtkörper oder eines charakteristi-
schen Luftmyzels zu erzielen. Bei Insekten, die in einem unfertigen
Stadium, als Larven, Raupen oder Maden schädlich sind, gehört die
Züchtung des Vollkerfs zur Sicherung der Bestimmung^).
Vielfach finden sich bei Pflanzenkrankheiten in vorgeschrittenen
Stadien verschiedene Parasiten und Saprophyten zugleich vor. So
sind die Fäulnisprozesse stets von Bakterien und oft von Gärungs-
pilzen begleitet und an anderen kranken Pflanzenteilen siedeln sich
nachträglich verschiedene Insekten und Milben an. Anderseits sind
viele parasitische Pilze und Bakterien nur Wundparasiten oder
ursprünglich saprophytisch lebende Schwächeparasiten. Daher gehört
der Infektionsversuch zum Nachweis eines Krankheitserregers. Erst
wenn es gelungen ist, durch Impfung mit der Reinkultur eines
Pilzes oder Bakteriums unter Ausschluß fremder Infektionen die
Krankheit auf gesunde Pflanzen zu übertragen, kann dieser Nachweis
als gesichert gelten. Auch bei Insektenschäden ist es zuweilen not-
wendig, die eigentlichen Krankheitserreger durch isolierte Übertragung
auf gesunde Pflanzen von unbeteiligten Parasiten oder zufälligen Be-
wohnern der betreffenden Pflanzen zu unterscheiden oder ihren Zu-
sammenhang mit einer Krankheit gegenüber anderen möglichen
Ursachen klarzustellen.
*) Küster, Anleitnng zur Kultur der Mikroorganismen. B. G. Teubner,
Leipzig und Berhn, 1907.
') SCHOENICHEN, Praktikum der Insektenkunde. G. Fischer, Jena, 1918.
16 I- Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
Zu einer genauen Erforschung der Krankheiten und ins-
besondere für die Auswahl und richtige Gestaltung der Abwehr-
maßregeln gehört aber nicht nur die Feststellung der Krankheits-
erreger, sondern auch die Kenntnis ihres ganzen Entwicklungs-
ganges (Biologie) und ihrer Lebensweise (Ökologie). Daher fällt
dieser Teil der Pflanzenpathologie hauptsächlich unter die bak-
teriologischen, mykologischen und entomologischen Arbeitsmethoden
und sie ist bisher von diesen Disziplinen ganz wesentlich be-
herrscht worden, wie sie auch ihnen oft den Anstoß zur Weiter-
bildung der theoretischen Forschung gegeben hat. Es sind also die
Entwicklungsstadien und -Zeiten der Schädlinge, ihre Vermehrung,
Fortpflanzung und Verbreitungsweise, ihre Ernährungsweise und
Wachstumsbedingungen im Zusammenhang mit Klima, Witterung
und anderen Einflüssen der Umwelt, ihre Feinde und Parasiten usw.
zu ermitteln. Im Anschluß daran kann erst die Aufklärung der
Beziehungen zwischen Nährpflanze und Parasit erfolgen, der Art
und Weise der Infektion, der Anfälligkeit der Pflanze und ihrer
einzelnen Stadien oder Teile, woraus sich dann die außer der
eigentlichen Ursache mitwirkenden Bedingungen der Erkrankung
ergeben. Die letztere Tatsache, die Abhängigkeit der Erkrankung
von den Einflüssen der Umwelt und den gesamten Wachstums-
verhältnissen der Pflanze, macht sich naturgemäß bei den nicht-
parasitären Krankheiten auffälliger bemerklich und ist bei diesen
auch schon früher erforscht worden, ehe man die Bedeutung dieser
Einflüsse auch für die parasitären erkannte.
Häufig macht die nähere Erforschung einer Krankheit eine
genaue histologische Untersuchung der ihr zugrunde liegenden inneren
Veränderungen notwendig. Sie gehört eigentlich zum Studium einer
jeden Krankheit und ist bisher infolge der überwiegenden Parasiten-
forschung nur zu sehr vernachlässigt worden. Die anatomischen
Verhältnisse der Krankheiten ergeben auch die Möglichkeit ihrer
Zusammenfassung in bestimmte Gruppen, die zum Teil, wie die
Dürren und Fäulen, schon in der Übersicht der Krankheitsbilder
hervorgetreten sind und nicht nur in schwierigen Fällen einen
Schluß auf die Ursachen der Krankheiten zulassen, sondern sich
auch vielfach unter dem Gesichtspunkt der Bekämpfung und ins-
besondere der Vorbeugung der Krankheiten einheitlich verhalten.
Hieraus wird sich im Laufe der Zeit eine vergleichende Darstellung
Untersuchung und Beschreibung 17
der Pflanzenkrankheiten entwickeln können, die bisher noch fehlt
und durch die erst das wissenschaftliche Verständnis derselben
grundlegend gefördert werden wird.
Der Zweck der Krankheitsforschung ist in letzter Linie immer
die Abwehr der Krankheiten. Bei vielen und zum Teil sehr wichtigen
Krankheiten fehlen uns noch die Mittel zu einer rationellen Be-
kämpfung; aber auch in solchen Fällen kann nur die gründliche
Erforschung die V^orauseage über den Verlauf, den Umfang und die
Bedeutung der Krankheiten ermöglichen, und damit rascher als
bloßes Abwarten praktischer Erfahrung über den Wert einer Kultur
und ihre Beibehaltung entscheiden.
Die hier im Gange der Untersuchung erwähnten Einzelheiten
der Krankheiten, ihrer Ursachen und Bedingungen werden in den
folgenden Abschnitten eine eingehende Darstellung erfahren. Zu-
sammenfassend sei hier noch gesagt, daß eine genaue Untersuchung
eine Krankheitsbeschreibung zu ergeben hat, welche die nachfolgen-
den Gesichtspunkte berücksichtigt:
1. Die Krankheit.
a) Name, Geschichte, geographische Verbreitung und wirt-
schaftliche Bedeutung; Wirtspflanzen und anfällige Varie-
täten.
b) Krankheitsbild und -verlauf; pathologische Histologie.
2. Die Ursachen bezw. Erreger.
a) Name und systematische Stellung; Eigenschaften, Ent-
wicklungsgang und Lebensweise; Vermehrung, Fort-
pflanzung und Verbreitungsweise ; Verhalten in der
Kultur.
b) Beziehungen zwischen Wirtspflanze und Parasit. In-
fektionsweise, Wachstum und Ausbreitung in der Pflanze,
Ausbreitung der Krankheit; künstliche Übertragung,
Virulenz des Parasiten und Anfälligkeit der Pflanze
nach Alter, Teilen und Sorten. Verhalten verwandter
Parasiten.
c) Bedingungen der Erkrankung. Klima, Witterung, Boden.
Kulturmethoden.
3. Bekämpfung und Vorbeugung.
a) Bekämpfung. Chemische Mittel: Spritzen, Bestäuben,
Räuchern, Beizen; Bodenbehandlung. Mechanische
Sammlang Borntraeger I:Mor8tatt 2
18 I. Die Erkennung der Pflanzenkrankheiten
Mittel: Ausschneiden, Beseitigung der Rückstände. —
Natürliche Feinde des Parasiten.
b) Vorbeugung. Auslese: Saatauslese, Pflanzenauslese und
Sortenwahl; Sortenzüchtung. Kulturmaßnahmen: Pflanz-
weite und Pflanzzeit, Schnitt, Bodenbearbeitung, Drainage,
Düngung, Fruchtwechsel.
c) Organisation der Bekämpfung. Gesetzliche und Ver-
waltungsmaßnahmen.
Kapitel II
Krankheitslehre
I. Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten
Man spricht vielfach von Krankheiten der Pflanzen als in
einem gewissen Gegensatz stehend zu den Beschädigungen. Es
wäre auch leicht, extreme Fälle aufzuzählen, wo sich Krankheits-
vorgänge als Reaktion des Pflanzenorganismus, wie z. B. bei In-
fektionskrankheiten durch Bakterien oder Pilze, von einfachen Ver-
letzungen, bei denen die Pflanze eine anscheinend rein passive Rolle
wie bei vielen Formen des Tierfraßes spielt, unterscheiden lassen.
Eine scharfe und durchgreifende Trennung läßt sich aber, wie wir
gleich sehen werden, nicht durchführen und würde dem Begriff der
Krankheit widersprechen.
Diese bisherige Unterscheidung ist überhaupt nur deshalb auf-
recht erhalten geblieben, weil sich die Pflanzenpathologie viel zu
wenig mit dem Organismus der kranken Pflanze und fast aus-
schließlich mit dem schädigenden Parasiten beschäftigte. Neuerdings
drängen aber die Fortschritte der Forschung wie auch das praktische
Bedürfnis nach genauerer Kenntnis der Pflanzenkrankheiten dazu,
den kranken Organismus in den Mittelpunkt der Betrachtung
zu stellen.
Dabei ergibt sich die Vorfrage: Was verstehen wir unter dem
Begriff der Krankheit? In der Pathologie des Menschen lautet die
Antwort: Krankheit heißt die Summe der in einem Körper ab-
laufenden abnormen Lebensprozesse. Sie ist also streng genommen
nicht ein bestimmter Zustand, sondern eine Summe von Vorgängen.
Dementsprechend ist auch die Pflanzenkrankheit von Klebahn in
folgender Weise umschrieben worden: Pflanzenkrankheit im allge-
meinen ist jede Abweichung von dem normalen Verlauf der Lebens-
20 II- Krankheitslehre
Vorgänge, die in einem solchen Sinne vor sich geht, daß das Leben
der Pflanze oder ihrer Teile bedroht wird.
Der gewöhnliche Sprachgebrauch unterscheidet zwischen Krank-
heiten und Schäden nur insofern, als bei der Krankheit das Symptom
an der Pflanze, bei dem Schaden der Erreger oder die Ursache mehr
betont wird. Man spricht ebenso von Frost- und Rauchschaden, wie
von Mäuse- oder Wildschaden, dagegen von Welke-, Blattfall- oder
Stockkrankheit, selbst von Reblauskrankheit. Will man Krankheiten
und Beschädigungen begrifflich unterscheiden, so muß man zu den
letzteren hauptsächlich den passiven Substanzverlust rechnen, während
die Krankheit eine Reaktion der Pflanze als Hauptsymptom vor-
aussetzt.
Als technische Schäden gegenüber den sogen, physiologischen
bezeichnet man noch solche, durch die der Nutzungswert eines
pflanzlichen Rohstoffes beeinträchtigt wird. Hierzu gehören z. B.
diejenigen an lebendem oder totem Holz, wie Borkenkäferfraß und
Zerstörungen durch Pilze; ein anschauliches Beispiel sind auch die
Vernarbungen der Stiche der Weidenzikade, wodurch die Ruten
brüchig werden.
In Hinsicht auf den praktischen Pflanzenschutz fallen unter
die Aufgaben der Pflanzenpathologie auch noch solche Erscheinungen,
die, ohne eigentlich Krankheiten zu sein, die Erträge des Pflanzen-
baues vermindern (z. B. Rückschläge von künstlich gezüchteten
Kulturformen zu normalen).
Die Abweichungen vom normalen Verlauf der Lebens Vorgänge
sind nun in erster Linie physiologischer Art. Es sind Störungen
im Stoffwechsel, in der Nahrungsaufnahme und in der Bildung,
Leitung und Speicherung der Inhaltsstoffe, die auf die Ernährung,
das Wachstum und die Fortpflanzung einwirken. Die Verfolgung
ihres Verlaufs ist Sache der pathologischen Physiologie.
Ihr gegenüber hat die pathologische Anatomie die krankhaften
Veränderungen in der Gestalt der Pflanze und ihrer Gewebe zu
untersuchen. Sie beschreibt die Abweichungen im Bau einzelner
Organe und Gewebe, die mit der Krankheit einhergehen, die Ver-
kümmerung und den Schwund derselben wie ihre Vergrößerung,
z. B. Geschwülste, Krebsbildungen und die krankhaften Neubildungen
von Organen oder Teilen und Anhängen derselben, die man in der
Mehrzahl unter dem Namen Gallen zusammenfaßt.
Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten 21
Die pathologische Anatomie und Physiologie bilden die theo-
retische Grundlage der Pflanzenpathologie und werden daher in den
nachfolgenden Abschnitten noch besonders behandelt werden.
Die Krankheiten äußern sich in den Symptomen oder den
Krankheitserscheinungen, die wir im 1. Kapitel bereits kennen
gelernt haben. Eine Krankheit kann aber sowohl gleichzeitig wie
in ihrem Gesamtverlauf von ganz verschiedenen Symptomen be-
gleitet sein, wie z. B. beim Schorf des Kernobstes Blatt- und Frucht-
flecken zugleich mit dem Kleinbleiben und Rissigwerden der Früchte
und mit Schorfbildungen an Früchten und Zweigen auftreten. Wir
haben also Hauptsymptome und Nebensymptome in ihrer ver-
schiedenen Bedeutung für die Erkennung der Krankheiten und ihrer
Ursachen zu unterscheiden und die Symptome ergeben erst in ihrer
Gesamtheit das Krankheitsbild. Dieses ist also ein Symptomen-
komplex und nicht identisch mit einer einzelnen Krankheits-
erscheinung. Im Verlauf der Krankheit können die Symptome
wechseln und insbesondere das entscheidende Merkmal, das Haupt-
symptom, kann dabei ganz verschieden sein. Häufig ist es auch
bei Pflanzenkrankheiten der Fall, daß der Erreger der Krankheit
selbst das Hauptsymptom darstellt, wie bei Rost- und Brandpilzen,
der Kleeseide, bei ßlattlauskrankheiten usw.
Nach der Ausdehnung einer Krankheit innerhalb des Einzel-
wesens unterscheidet man häufig zwischen Lokalerkrankungen
und Allgemeinerkrankungen. Doch läßt sich diese Unter-
scheidung nicht durchführen, da schon der eigentliche Begriff der
Krankheit eine Störung, die den Gesamtorganismus beeinträchtigt,
bedeutet. Man könnte also höchstens diejenigen Fälle als Lokal-
erkrankungen bezeichnen, in denen der Einfluß auf die übrigen
Organe ganz unbedeutend bleibt, wie z. B. bei Verletzungen ver-
schiedener Art und einem Teil der pilzlichen Blattfleckenkrankheiten.
Aber gerade bei diesen kommt es vor, daß die ganze Pflanze trotz
scharfer Begrenzung der Flecke schwer geschädigt wird (Blattfall-
krankheit der Johannisbeere). Allgemeinerkrankungen wären dann
die den ganzen Organismus umfassenden Stoffwechselstörungen, die
aus ungünstigen Vegetationsbedingungen (Nährstoffmangel, Licht- und
Wärmemangel, Standortsverhältnisse u. dergl.) entstehen. Aber diese
ergeben häufig dasselbe Krankheitsbild wie örtliche Krankheiten
22 II- Krankheitslehre
wichtiger Organe, besonders wie die Wurzel- und Gefäßkrankheiten.
Eine Unterscheidung läßt sich also hier nicht durchführen.
Der Krankheitsverlauf setzt sich in der Regel, ganz be-
sonders bei den Allgemeinerkrankungen, aus verschiedenen Stadien
zusammen, deren Kenntnis zu einem vollständigen Krankheitsbild
gehört und oft für den Nachweis der Ursachen oder die Auswahl
von Bekämpfungsmethoden und insbesondere für den Zeitpunkt
ihrer Anwendung von Bedeutung ist.
Von den einzelnen Stadien, die man etwa in Anfangsstadium,
Hauptstadium und Endstadium gliedern kann, ist das erste das am
wenigsten auffällige. Es tritt sogar, wie bei den innerparasitischen
Pilzen, sehr oft als latentes Stadium auf. Bei diesen gehen die In-
fektion und die erste Ausbreitung des Myzels in den Geweben der
Pflanze ganz unbemerkt vor sich und die Krankheit tritt erst im
weiteren Verlauf in Erscheinung, indem Gewebezerstörungen oder
die Vermehrungsorgane der Pilze äußerlich sichtbar werden. Man
bezeichnet dies dann als den Ausbruch der Krankheit. Dieses
Hauptstadium ist daneben durch die Auffälligkeit und den Umfang
der Krankheitserscheinungen und das Eintreten der Schädigungen
der Pflanze gekennzeichnet, indem die Erscheinungen einzelne Organe
oder die ganze Pflanze mehr oder weniger vollständig umfassen.
Auch sekundäre Erscheinungen an anderen Organen treten hier ein,
wie z, B. das Vergilben und Welken der Blätter bei Wurzelkrank-
heiten, während im Endstadium Stillstand und Abgrenzung der
Symptome gegen das gesunde Gewebe (Blattfleckenkrankheiten) oder
aber das Absterben einzelner Organe oder der ganzen Pflanze durch
Fäulnis oder Vertrocknung eintreten. In diesem Stadium sind dem-
nach auch schon postmortale Vorgänge mehr oder weniger am
Krankheits bilde beteiligt. An dem Beispiel einer Peronospora-
Krankheit (Krautfäule der Kartoffel, Blattfallkrankheit der Rebe)
lassen sich diese Krankheitsstadien leicht veranschaulichen.
Den Krankheitsvorgängen und den sie begleitenden Er-
scheinungen liegen stets körperliche Veränderungen in den Zellen
zugrunde. Wir haben also außer dem Vorgang und den Er-
scheinungsformen der Krankheit noch ihre eigentlichen Grund-
lagen zu unterscheiden. Wie der Gesamtkörper der Pflanze sich
aus einzelnen Zellen zusammensetzt und seine Lebensvorgänge in
Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten 23
der Tätigkeit dieser Zellen bestehen, so beruhen auch die Krank-
heiten in letzter Linie auf abnormen Veränderungen in den Zellen.
Als solche kommen hauptsächlich in Betracht: die Degeneration,
die Nekrose, die Hypoplasie und die Hypertrophie. Sie werden
in anderem Zusammenhang bei der pathologischen Anatomie und
Physiologie nochmals Erwähnung finden.
Die Degeneration oder Entartung von Zellen besteht in
einer Veränderung der funktionellen Strukturen und äußert sich in
Abnormitäten des Stoffwechsels, wie z. B. im Welken grüner
Pflanzenteile infolge von vermindertem osmotischem Druck des Zell-
saftes; in Verfärbungen, wie der Blaß- und Gelbfärbung (z. B.
Chlorose) infolge von ungenügender oder unterdrückter Ausbildung
des Chlorophylls und Bildung von normalerweise nicht auftretenden,
häufig roten Farbstoffen; in mangelhafter Assimilation (Rauchgase)
oder Reservestoff bildung, in Ausscheidung von Fett und anderen
unlöslichen Stoffen in der Zelle und anderen Veränderungen des
Zellinhalts oder der Zellwände.
Die Nekrose oder der Zelltod, das Absterben von Zellen,
ist eine der häufigsten Grundlagen von Krankheiten und insbesondere
auch bei örtlich begrenzten Krankheitsvorgängen das Endstadium.
Ein Absterben von Zellen liegt, wie wir oben gesehen haben, vor
bei allen Fäulnisvorgängen, beim Vertrocknen von Pflanzenteilen,
beim Abwerfen von Blättern und Früchten durch vorzeitige Aus-
bildung der Trennungsschichten, auch bei vielen Fleckenbildungen.
Bei der Hypoplasie handelt es sich um Hemmungsbildungen,
um eine mangelhafte Entwicklung der Zellen und um unvollkommene
Gewebedifferenzierung, welche eine verminderte Funktion der Organe
zur Folge hat. Ein Beispiel dafür ist der Nanismus oder die Ver-
zwergung, die bei ungenügender Ernährung der Pflanze eintritt.
Außer diesen Vorgängen, welche alle das Gemeinsame einer
Herabsetzung der Funktion haben — in dieser Herabsetzung liegt
eigentlich das Wesen der Krankheit — gibt es auch Krankheits-
vorgänge, bei denen eine Steigerung der Funktion im Vorder-
grunde steht.
Ein solcher Vorgang ist die Regeneration, die wir bei der
Wundheilung finden und die in vermehrtem Wachstum und ver-
mehrter Teilung von Zellen besteht.
24 II- Krankheitslehre
Ferner gehört hierher die Hypertrophie: das abnorm ge-
steigerte Wachstum von Zellen, das meist von Teilungen begleitet
ist und häufig zu Gewebsneubildungen führt. Solche liegen ins-
besondere vor bei der Geschwulstbildung. Geschwülste oder Tumore
sind in sich abgeschlossene Neubildungen, die aus allen Geweben
hervorgehen können und wozu vor allem die meisten Gallen gehören.
Auch die Vorgänge einer gesteigerten Zelltätigkeit wirken, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Weise, daß sie irgendwelche
Organe in ihrer normalen Funktion stören, indem sie z. B. die
Bildungsstoffe — Assimilationsprodukte und Reservestoffe — ihrer
eigentlichen Bestimmung entziehen oder indem sie den schädigenden
Einflüssen der Umgebung oder von Parasiten mehr ausgesetzt sind
und deren Wirkungen dann auf die normal gebliebenen Teile über-
greifen (Krebse, Reblausgallen usw.). Also liegt letzten Endes auch
hier das Wesen der Krankheit in einer Herabsetzung der Funktion.
Als Ursachen der Pflanzenkrankheiten treten einerseits
Einflüsse der unbelebten Natur auf, die wir in Wirkungen des
Bodens, des Klimas oder der Atmosphärilien (Luftfeuchtigkeit, Luft-
bewegungen, Temperatur, Licht), chemische Einflüsse und Wunden
einteilen.
Andernteils sind diese Ursachen fremde Organismen. Von den
Krankheitserregern aus dem Pflanzenreiche spielen die zahlreichen
Pilze und daneben die Bakterien die wichtigste Rolle; unter den
tierischen Krankheitserregern sind die Alchen, die Milben und die
große Klasse der Insekten die wichtigsten. Die meisten Krankheiten
kommen durch parasitische Lebensweise der Erreger zustande und
wir können dabei die außen auf der Pflanze lebenden Ektoparasiten
von den im Innern in den Geweben der Wirtspflanzen lebenden
Endoparasiten unterscheiden.
Dieses Kapitel der Ätiologie spielt in der praktischen Pflanzen-
pathologie die Hauptrolle und wird deshalb ausführlich im nach-
folgenden Abschnitt behandelt.
Wir haben hier aber noch auf die Ursachen im allgemeinen
einzugehen.
Nicht in allen Fällen sind die Ursachen einer Pflanzenkrankheit
aus den Erscheinungen klar und eindeutig zu erkennen, wie dies
z. B. der Fall ist bei den meisten Schäden durch Witterungseinflüsse
Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten 25
oder wenn der Parasit selbst zum Krankheitsbild gehört oder wenn
er charakteristische Schädigungen verursacht oder Spuren hinterläßt.
Es kommt häufig vor, daß dieselbe Erscheinung als Folge ganz
verschiedener Ursachen auftritt. So können die Allgemeinerkran-
kungen der grünen Organe teils durch ungenügende Nährstoffzufuhr,
teils durch Krankheiten der Wurzeln oder des Stengels, teils auch
durch Krankheiten der Leitungsbahnen Zustandekommen.
Wichtiger ist aber der Umstand, daß auch dort, wo bestimmte
und eindeutige Ursachen vorliegen, immer noch gewisse Bedingungen
und Nebenumstände zum Eintreten der Krankheit notwendig sind.
Man war in der Zeit, als die parasitäre Natur der meisten Pflanzen-
krankheiten erkannt und dabei vorwiegend die Parasiten erforscht
wurden, geneigt, diesen eine ausschließliche Bedeutung für die
Krankheiten zuzuschreiben. Erst allmählich stellte es sich heraus,
daß sie nicht die einzige Ursache sind. Wie das Krankheits-
bild sich aus einem Symptomenkomplex zusammen-
setzt, so sehen wir auch das Zustandekommen der
Krankheiten von einem Komplex von Ursachen und
Bedingungen abhängig. Diese liegen in den allgemeinen
Einflüssen der Umwelt (in Klima und Witterung, Standort
und Bodenbeschaffenheit) oder auch einzelner Kulturmaßnahmen,
welche sich entweder direkt auf die Pflanze oder indirekt auf die
Parasiten geltend machen. Bei den direkten durch Witterungs-
einflüsse verursachten Schäden, bei denen natürlich auch Einflüsse
aus dem jeweiligen Zusammentreffen verschiedener Faktoren dieselbe
Rolle spielen (z. B. hohe Luftfeuchtigkeit bei großer Wärme, plötzlich
einsetzende Wärme und Lufttrockenheit usw.) hat man die Ab-
hängigkeit ihres Eintretens von mehreren Bedingungen schon immer
erkannt. Auch bei den parasitären Krankheiten lernt man jetzt
immer zahlreichere Fälle kennen, wo sich das jeweilige Auftreten
von parasitischen Pilzen und Bakterien an bestimmte Witterungs-
verhältnisse und Bodenarten (z. B. sandige oder lehmige Böden) und
insbesondere auch an den Säuregrad des Bodens gebunden zeigt.
Dieselbe Bedeutung kommt den Kulturmaßnahmen, wie Düngung,
Bewässerung, Pflanzweite usw. zu. Mehr und mehr zeigt sich die-
selbe Abhängigkeit neuerdings auch beim Auftreten schädlicher Li-
sekten. So ist z. B. ein Fall beschrieben worden, wo der Befall
durch Blattläuse an bestimmten Apfelsorten in trockenem Klima
26 II- Krankheitslehre
durch entsprechende Regelung der Bewässerung verhütet werden
konnte.
Anfälligkeit oder Immunität der Pflanzen sind also nicht
bloß Eigenschaften der Arten und Varietäten, sondern sie stehen auch
in engster Beziehung zu den Einflüssen der Umwelt, denen die
Pflanze ausgesetzt ist. Die Erkrankung ist vielfach auch an be-
stimmte Alters- und Entwicklungsstadien gebunden. Nach den
Altersstadien der Pflanze unterscheidet man daher die Keimlings-
krankheiten, die nur an den zarten und raschwachsenden Keim-
pflanzen auftreten und ältere Individuen nicht mehr angreifen. Auch
bei den Laubbäumen kennt man tierische oder pilzliche Parasiten,
die in den ersten Jahren sehr heftig auftreten und das ganze
Wachstum hemmen können, später aber nur noch vereinzelt vor-
kommen und ohne merklichen Einfluß auf das Wachstum des
Baumes sind. Verschiedenheiten im Befall der Entwicklungsstadien
sind bei Blättern und Früchten ganz allgemein bekannt. Eine große
Menge von Pilzen und Insekten befällt Blätter entweder nur während
der Wachstumsperiode oder im ausgewachsenen Zustande, teilweise
auch erst gegen das Ende ihrer Lebenszeit. Insbesondere spielt
die jeweilige Witterung dann eine ganz wichtige Rolle, wenn ein
kurzfristiges Stadium, wie die Keimung von Saaten oder das Blühen
der Obstbäume, von Parasiten bedroht ist, und sie entscheidet dann
in wenigen Tagen über den ganzen Ertrag einer Vegetationsperiode.
Am bekanntesten sind solche Bedingungen der Erkrankung
seit langem bei den sogenannten Schwächeparasiten, haupt-
sächlich denjenigen Pilzen, welche im allgemeinen saprophytisch
auf abgestorbenen Pflanzenteilen leben, aber auf geschwächte lebende
Pflanzen übergehen und dann von der Befallstelle aus weiter in die
Gewebe eindringen und sie zerstören.
Hier sind auch die Wundparasiten aufzuführen, die in ge-
sunde und unverletzte Pflanzengewebe nicht eindringen, sondern auf
Verletzungen als Eingangspforten für die Infektion angewiesen sind,
obwohl sie dann im gesunden Innengewebe weiter wachsen. Zu
diesen gehören sehr viele Pilze; als Beispiel seien die bekannten
Pilzkrankheiten der Holzgewächse {Nectria, Polyporaceen) genannt.
Man kann derartige Regelmäßigkeiten, wie die Erkrankung
einzelner Sorten oder Altersstadien als normale Prädisposition
der Pflanze bezeichnen, welcher dann alle Fälle des durch ungünstige
Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiten 27
Nebenurastände bedingten oder verstärkten Befalls (besondere Witte-
rungsverhältnisse usw., Befall durch Schwächeparasiten) als temporäre
oder abnorme Prädisposition gegenüberstehen.
Während sich die eben erwähnten Beispiele alle auf die Be-
einflussung der Pflanze selbst beziehen, so wirken dieselben Faktoren
natürlich auch auf die Parasiten ein. Viele solche Zusammenhänge
sind in ihren praktischen Wirkungen allgemein bekannt, wie die
Zunahme der Pilze oder parasitischer und sonst schädlicher Tiere
unter bestimmten klimatischen und Witterungseinflüssen. Man weiß,
wie die Trockenheit die Vermehrung von Feldmäusen, Milben und
kleinen Insekten, wie z. B. besonders Blattläusen begünstigt, in
welcher Weise gewisse Pilzkrankheiten {Peronospora der Reben,
Krautfäule der Kartoffeln, Rebenmehltau) nur bei entsprechender
Temperatur und Luftfeuchtigkeit gefährlich werden. Hier hat die
Wetterkunde auch in bezug auf die Phänologie der Parasiten noch
ein großes Arbeitsfeld vor sich, das neuerdings besonders in Nord-
amerika gepflegt wird, aber auch bei uns in Angriff genommen
worden ist.
Bei den parasitischen oder Infektionskrankheiten ist das
Zustandekommen außerdem von der Übertragung der Infektions-
keime abhängig, die meist durch Wind, Wasser oder Boden geschieht.
Zuweilen erfolgt sie auch durch besondere Krankheitsüberträger,
wozu vor allem die auf den Pflanzen lebenden Insekten gehören.
Im übrigen werden die auf das Verhalten der Parasiten wirkenden
Einflüsse noch im Kapitel der Ätiologie zu erwähnen sein.
Alle diese auf die Pflanze oder ihre Parasiten wirkenden
Nebenumstände der Erkrankung bestimmen die Intensität und den
Umfang des Auftretens der Krankheiten, wonach man von seuchen-
haft auftretenden Krankheiten gegenüber den Einzelfällen und bei
den ersteren von endemischen Krankheiten in einem gewissen
Gegensatz zu Epidemien reden kann.
Endemien sind die an bestimmte, örtlich begrenzte Verhält-
nisse gebundenen Lokalseuchen, während die Epidemien weiter aus-
gebreitete Landesseuchen darstellen. Im gewöhnlichen Sprach-
gebrauch pflegt man allerdings unter epidemischem Auftreten einer
Krankheit meist nur die gleichzeitig und heftig auftretenden Massen-
erkrankungen, also eigentlich das seuchenhafte Auftreten einer
28 II- Krankheitslehre
Krankheit ohne Berücksichtigung der Größe ihres Verbreitungs-
bezirkes zu verstehen. Es kommt in den meisten Fällen durch
eine von besonderen Klima- oder den Witterungsverhältnissen be-
günstigte Vermehrung der Parasiten zustande.
Im allgemeinen ist das jährliche Neuauftreten der Er-
krankungen von Pflanzen an nichtparasitären und parasitären Krank-
heiten eine Folge neuen Befalles durch ihre Ursachen und Erreger.
Die Parasiten überwintern in irgend einem Entwicklungsstadium
auf der Pflanze oder getrennt von ihr und befallen sie aufs neue
durch ihr infektiöses Stadium, Pilze durch eine Sporenform, In-
sekten durch Eiablage, durch die Larve oder den Vollkerf. Am
meisten ist die Kontinuität des Befalles bei den im Boden aus-
dauernden Parasiten (Nematoden, Kohlhernie, Kartoffelkrebs usw.)
gegeben. Unter den Befallsbedingungen, soweit sie in der Pflanze
liegen, ist hier wieder die Erblichkeit der Disposition oder Immunität
und die Nichterblichkeit der Prädisposition zu berücksichtigen.
Echte Vererbung kommt bei manchen Fällen von nicht in-
fektiöser Chlorose und Mosaikkrankheit vor, ebenso bei Bildungs-
abweichungen, z. B. der Zwangsdrehung, während bei der Mosaik-
krankheit der Tomate und anderen (auch Brandkrankheiten) eine
Übertragung durch Keiminfektion vorliegt. Die Vererbung ist
an bestimmte Erbfaktoren gebunden und folgt den MENDELschen
Regeln; ebenso die Vererbung der Immunität, z. B. gegen Lagern
des Getreides, Frostschäden, Pilzinfektionen. Teilweise ist die
Immunität an zwei Erbfaktoren gebunden (Kartoffelkrebs) und läßt
sich also durch Kombinationszüchtung unter Umständen steigern.
Auch die Übertragung von Krankheiten durch Übergang auf
die Samen ist nicht häufig. Eine wichtige Rolle spielt sie jedoch
bei der Blüteninfektion der Brandpilze. Während die Mehrzahl
dieser Pilze sich dadurch verbreitet, daß die Brandsporen zugleich
mit den Samen auf das Feld gelangen, mit ihnen auskeimen und
die Keimlinge infizieren, liegt beim Gersten- und Weizenflugbrand
Blüteninfektion vor. Die Sporen keimen noch im Sommer auf den
Narben der Getreideblüten aus und die Pilzfäden durchwuchern
den Samen, ohne seine Reifung und Keimfähigkeit zu schädigen.
Im nächsten Jahre wachsen die Pilzfäden mit dem auskeimenden
Getreide, dringen in den Vegetationspunkt und zerstören die Blüten-
anlagen (sog. erbliche Mykose). Daher sind die Brandpilze mit
Begriff und Wesen der Pflanzenkrankheiteu 29
Blüteninfektion nur durch Warmwasserbehandlung des Saatgutes
zu bekämpfen, während diejenigen mit Keimlingsinfektion durch
äußerliche Beizung der Saat bekämpft werden.
Ein besonderer Fall von erblicher Übertragung ist in der
unter dem Namen der EREKSSONschen Mykoplasmatheorie bekannten
Sameninfektion zu sehen. Nach ERIKSSONS Theorie ist bei den
Rostkrankheiten in der Pflanze und demzufolge auch im Samen
eine Mischung des Pilzplasmas mit dem Plasma der Wirtszellen
vorhanden. Bei der Keimung sollen sich erst sogenannte Endo-
haustorien ausbilden, aus denen Pilzhyphen hervorgehen, welche dann
in der Pflanze weiterwachsen. Die Theorie wird jedoch bestritten
und hat sich bisher nicht durchsetzen können.
Eine häufigere Übertragung vollzieht sich durch nachträglichen
Befall von reifenden Früchten und Samen. Sie entspricht der
Krankheitsverbreitung bei der vegetativen Vermehrung durch be-
fallene Sprosse (Ableger, Edelreiser, Knollen usw.). Hierher gehört
die Brennfleckenkrankheit der Bohnen; bei dieser werden die Samen
von der Fruchtschale aus infiziert und der Pilz ruft bei der Keimung
eine gefährliche Keimlingskrankheit hervor.
Bei der erwähnten Verbreitung von Krankheiten durch vege-
tative Vermehrung von Pflanzen liegt natürlich keine Übertragung
mehr vor. Sie ist aber praktisch von großer Bedeutung; es sei
hier nur an die Verschleppung des Kartoffelkrebses durch Pflanz-
kartoffeln und der Reblaus durch Setzreben erinnert.
Neuere Forschungen^) zeigen mehr und mehr, daß die In-
sekten in vielen Fällen eine entscheidende Rolle als Krankheits-
überträger und bei der Überwinterung von Krankheiten und der
Neuinfektion im Frühjahr spielen. Man unterscheidet dabei ver-
schiedene Abstufungen im Übertragungsmodus: einfache und mehr
zufällige, äußerliche Verschleppung der Keime mit oder ohne direkte
Einimpfung; von Insekten gemachte Wunden, welche als Infektions-
stellen dienen; vorwiegende oder ausschließliche Übertragung von
Krankheiten durch Insekten, in denen der Krankheitskeim sich
entwickelt oder vermehrt (infektiöse Chlorosen und Mosaikkrankheiten).
In einem Fall, bei einer Flagellose von Euphorbien, ist das Insekt
sogar echter Zwischenwirt, in welchem sich ein Teil des Ent-
wicklungsganges des Parasiten abspielt.
^) Insects as disseminatora of plant diseases. Phytopathology 12.
1922, 225 ff.
30 II- Krankheitslehre
2. Pathologische Pflanzenanatomie ^)
Die pathologische Pflanzenanatomie behandelt die abnormen
Strukturen der Pflanzenorgane. Unter abnorm versteht man dabei
solche Formen, die über die als normal angesehene Variationsbreite
hinausgehen. Dabei können diese Formen unter drei verschiedenen
Gesichtspunkten als abnorm erscheinen : 1. dem vergleichend morpho-
logischen, unter den zunächst die Größenunterschiede der Organe
fallen, 2. dem physiologischen, der hauptsächlich die Wachstums- und
Entwicklungsvorgänge, wie z. B. Alters- und Absterbeerscheinungen,
umfaßt, 3. dem kausalen, als Erscheinungen, die durch abnorme
Ursachen hervorgerufen sind. Unter diesen fallen z. B. die infolge
von Witterungseinflüssen, wie Frost, Hitze usw. und die infolge von
parasitischen Einflüssen entstehenden abnormen Strukturen.
Die pathologisch-anatomischen Bildungen des Pflanzenkörpers
sind außerordentlich zahlreich und vielgestaltig. Sie bestehen in
der Form und Differenzierung der Gewebe und der Größe und
Gestalt der Zellen und in besonderen Struktureigentümlichkeiten
derselben. Dabei lassen sich zwei hauptsächliche Arten von Vor-
gängen unterscheiden, je nachdem eine verminderte oder vermehrte
Zellentätigkeit vorliegt: Regressive Veränderungen oder Wachstums-
hemmungen und progressive Veränderungen oder Wachstums-
steigerungen.
Regressive Veränderungen beeinflussen bei den Pflanzen im
allgemeinen mehr die physiologische als die anatomische Seite des
Krankheitsbildes und sind daher ausführlicher dort zu behandeln.
Demgegenüber enthalten die progressiven Veränderungen alle so
häufigen Wucherungen und Neubildungen, die man z. B. als Ge-
schwülste, Krebs oder Gallen bezeichnet, und die auch bei ge-
ringerer Einwirkung auf das Gedeihen des Gesamtorganismus das
äußere Bild wesentlich verändern.
Wir werden im folgenden die feineren histologischen Verände-
rungen nur insoweit erwähnen, als sie zu bekannteren Krankheits-
bildern gehören, zumal sie im Kapitel der Physiologie wieder zu
behandeln sind, und mehr die morphologisch auffälligeren Gewebs-
veränderungen und Neubildungen berücksichtigen.
*) Nach Küster, Pathologische Pflanzenanatomie, 2. Aufl., Jena 1916.
Pathologische Pflanzenanatomie 31
Solche regressiven Veränderungen, in deren Auswirkung der
physiologisch-funktionelle Charakter vorwiegt, sind z. B die Degene-
ration, die Nekrose und die Zytolyse. Ina physiologischen Teil wird
auf diese noch zurückzugreifen sein.
Die Degeneration besteht in strukturellen und chemischen
Veränderungen der Zellen, welche deren normale Funktion beein-
trächtigen. Sie geht häufig dem Absterben voraus, auch wenn dies,
wie das Absterben der Blätter beim Abschluß der Vegetationsperiode,
normal ist (physiologische Degeneration); sie ist aber in ebenso-
vielen Fällen eine langdauernde, oft auch heilbare Krankheits-
erscheinung. Im einzelnen lassen sich Degeneration des Zellkerns,
des Zytoplasmas, der Chromatophoren und der Membran unter-
scheiden, doch sind solche Vorgänge selbst bei den wichtigsten
Pflanzenkrankheiten nur in den seltensten Fällen untersucht worden.
Die Nekrose ist das Absterben der Zellen und Aufhören
ihrer Funktion, das durch Verlust des Turgors und Zersetzung des
Zellinhalts und der Membran charakterisiert ist. Ein wichtiges
Beispiel ist die der Blattrollkrankheit zugrundeliegende Phloem-
nekrose der Kartoffel. Eine Form der Nekrose ist auch die Zyto-
lyse oder Auflösung ganzer Zellpartien, die besonders bei der Gummöse
(Gummifluß des Steinobstes usw., s. u.) vorkommt.
An die Nekrose schließen sich noch die postmortalen Vor-
gänge, wie Vertrocknung, Fäulnis und Verwesung an, die häufig
im Krankheitsbilde eine besondere Rolle spielen und von den eigent-
lichen Krankheitsvorgängen unterschieden werden müssen.
Zu den regressiven Veränderungen können auch noch die
eigentlichen Hemmungsbildungen oder Hypoplasien gerechnet
werden. Sie bestehen in unvollkommener Entwicklung von Zellen
und Organen. Bei den quantitativen Hypoplasien ist nur die
Größenentwicklung der Zellen oder ihre Vermehrung gehemmt; sie
kommen meist durch ^rnährungshemmungen zustande (Nährstoff-
mangel, Einwirkung von Parasiten, z. B. saugende Insekten), während
wir bei qualitativen Hypoplasien die unvollkommene Ent-
wicklung der Zellen, die unvollkommene Differenzierung der Gewebe
und die Hemmung der Zellteilung bei fortgesetztem Wachstum
unterscheiden können. Zu den Hemmungen der Zelltätigkeit gehört
die Blaßfärbung von Pflanzen, die unter Mangel an Eisen oder
Licht wachsen (Chlorose, Etiolement), Erscheinungen, die denen der
32 II- Krankheitslehre
Degeneration gleichen können. Unvollkommene Gewebedifferenzierung
ist der eigentlich wichtigste Vorgang des Etiolements und liegt auch
dem Lagern des Getreides bei zu dichter Saat zugrunde.
Zu den progressiven Veränderungen gehören zunächst die
qualitativen Wachstumsanomalien (Formanomalien, Bildung abnorm
geformter und verzweigter Zellen, z. B. Steinzellen); ferner die quanti-
tativen Wachstumsanomalien oder Hypertrophien. Hypertrophie ist
jedes abnorm gesteigerte Wachstum, also eine Zellenvergrößerung,
die jedoch meist von Zellteilungen gefolgt ist. Sie kann an Zellen
aller Gewebesysteme und aus den verschiedensten Ursachen, wie
Verletzungen, verstärkte Nährstoffzufuhr, Reize durch Parasiten,
eintreten. Beispiele einfacher Hypertrophien sind die Epidermis-
zellen der Perldrüsen, die von Gallmilben erzeugten Haarfilz-
bildungen (Erineumgallen), die Riesenzellen in den von Nematoden
befallenen Rübenwurzeln.
In Verbindung mit Zellteilung führt die Hypertrophie zur
Hyperplasie oder gesteigerten Gewebebildung und Gewebsneu-
bildung. Gesteigerte Gewebebildung entsteht außer durch die er-
wähnten Ursachen (Verwundung, Nährstoffzufuhr, Parasiten) sehr
häufig durch Wasserüberschuß in den Geweben und bildet dann
die hyperhydrischen Gewebe, die als Perldrüsen, Inturaeszenzen
und Rinden Wucherungen bekannt sind. Bei der Gewebsneubildung
liegen wieder zwei Möglichkeiten vor: Die Neubildung gleichartigen
Gewebes, dessen Zellen den normalen gleichen: homöoplasmatische
Neubildung (abnormes Dickenwachstum usw.), und die Neubildung
andersartiger oder verschiedener Gewebe: heteroplasmatische Neu-
bildung. Die letztere Art der Neubildung tritt außerordentlich
mannigfaltig und häufig auf und liegt den Kallus- und Wundholz-
bildungen und den meisten Gallen zugrunde. Hierher gehört auch
u. a. noch die Umdifferenzierung der Gewebe oder Metaplasie, eine
Veränderung des Gewebecharakters bereits ausgebildeter Zellen,
die nicht degenerativ ist und bei den Pflanzen fast nur in der
Veränderung des Zellinhaltes besteht. Sie liegt z. B. vor in der
Speicherung von Stärke in den Blättern bei gehemmtem Abtransport
(Blattrollkrankheiten usw.) oder in der Speicherung von Nähr-
stoffen durch übermäßige Zufuhr nach Infektion durch Parasiten oder
nach Verwundungen.
Pathologische Pflanzenanatömie 33
In den speziellen Formen des Auftretens pathologisch -
anatonaischer Erscheinungen mischen sich die beschriebenen Arten
der Zellveränderung auf die verschiedenste Weise. Sie werden von
KÜSTEli als Panaschierung, Etiolement, hyperhydrische Gewebe,
Wundgewebe und Regeneration, und als Gallen zusammengefaßt.
Hiervon sind das Etiolement und die hyperhydrischen Ge-
webe schon erwähnt. Sie haben praktisch als Krankheiten eine
geringe Bedeutung.
Die von vielen Zierpflanzen her bekannte Erscheinung der
Panaschierung beruht im wesentlichen auf einer unvollkommenen
Ausbildung oder auch einer Rückbildung der Chlorophyllkörner.
Sie tritt in ganz verschiedener Weise als Streifen- oder Flecken-
panaschierung usw. auf. Bei den Mosaikkrankheiten der Kartoffel,
der Tomaten, des Tabaks usw. ist die Panaschierung das Haupt-
symptom; es handelt sich dabei um infektiöse Krankheiten, die
durch Impfung (Insektenstiche) übertragbar sind, deren Erreger man
aber noch nicht kennt.
Wundgewebe und Regeneration. Die Wunden bieten wie
als Krankheitsbilder so auch in ihrem anatomischen Verhalten eine
große Mannigfaltigkeit. Für die Pflanzenpathologie hat nur ein Teil
der Wundgewebe eine größere praktische Bedeutung, die zuweilen
auch nur eine diagnostische ist, indem sie für die Unterscheidung
gewisser Krankheitsbilder und die Erkennung ihrer Ursachen Auf-
schlüsse geben.
Die einfachste Art des Reagierens der Pflanzengewebe auf
Verwundung ist die Kallusbildung, die in der Bildung lockeren
parenchymatischen Gewebes besteht. Sie tritt häufig in Form von
auffälligen Wucherungen auf und wird durch hohe Luftfeuchtigkeit
besonders begünstigt. Sehr starke Wucherungen beobachtet man
an den Ringelungswunden und bei der Verwachsung von Ver-
edlungen. Die häufigsten Anlässe zur Kallusbildung sind Insekten-
fraß und Frostschäden.
Wund holz und Wundrinde sind im Gegensatz zum
parenchymatischen Kallus die an den W^undstellen gebildeten und
aus dem Kallus hervorgehenden Holz- und Rindengewebe. Uns
interessiert hier nur das Wundholz und die ihm entsprechenden,
wenn auch nicht von Wundreizen verursachten Gewebe. Das Wund-
holz ist insbesondere durch abnormen Faserverlauf und Knäuel-
Sammlnng Borntraeger IiMorstatt 3
34 II- Krankheitslehre
bildung charakterisiert, die sich als Maserung des Holzes zu er-
kennen geben. Im Mark und in der Rinde treten solche Bildungen
als Knollenmaser oder Rindenknollen auf. Auch die sogen. Frost-
leisten, die durch Verheilung der längsgerichteten Frostspalten der
Bäume entstehen, sind eine Wundholzbildung.
Eine Avichtige Rolle spielt hierbei noch der Krebs der Bäume.
Man bezeichnet damit die sich jährlich vergrößernden Überwallungs-
wülste, die nach Abtötung von Kambiumstellen entstehen, die Wunde
unvollkommen schließen und nach Abtötung des unausgereiften
Wundholzes durch Frost immer wieder neugebildet werden. Schließt
sich die ursprüngliche Wunde bis auf einen schmalen Spalt, so
spricht man von geschlossenem Krebs; beim offenen Krebs bleiben
mehr oder weniger große Stellen der Wunde frei. Im besondern
unterscheidet man noch den Frostkrebs, bei dem der Frost als
alleinige Ursache angesehen wird, und den Nectriakrebs, bei welchem
die Gewebe und die immer wieder gebildeten Überwallungswülste
durch den Pilz Nectria galligena, einen Wundparasiten, abgetötet
werden. Als Blutlauskrebs werden die gallenartigen Wucherungen,
die infolge des Saugens dieser Insekten entstehen, bezeichnet. (Eine
einfache Gallenbildung sind dagegen die blumenkohlartigen Wuche-
rungen des Kartoffelkrebses.)
Wundkork besteht in- der Bildung von Korkgeweben statt
der Kallusbildungen an den Wundstellen. Am bekanntesten ist
er von der Kartoffelknolle und von Früchten. Eine ähnliche Er-
scheinung ist die Lithiasis der Birnen, die in einer von ursprünglichen
zerstreuten Vertiefungen der Schale ausgehenden wuchernden Stein-
zellenbildung besteht.
Zur Wundreaktion der Gummi- und Harzbildung gehört
das Schutzholz der Laubhölzer, eine Imprägnierung der Zellwände
und Füllung der Gefäße mit Gummi. Eine Gummibildung durch
Ausscheidung, wodurch die Gefäße verstopft "werden, liegt auch bei
der wichtigen Serehkrankheit des Zuckerrohres vor.
Im Gegensatz dazu beruht der Gummi- und Harzfluß auf
Verflüssigung von Zellen, hauptsächlich von deren Membranen, und
ist also eine Zerstörung von Geweben. Sie betrifft ausschließlich
verholzte Zellen und ist im Pflanzenreiche sehr verbreitet; es sei
hier nur an den Harzfluß der Nadelhölzer erinnert. Eine große
Bedeutung als Krankheit hat sie beim Steinobst, besonders bei
Pathologische Pflanzenanatomie 35
Kirsche und Pfirsich, wo sie unter den verschiedensten Ursachen
und Bedingungen zustandekommt und oft mit anderen Krankheiten
kombiniert ist.
Der Regeneration und Restitution, der Wiederherstellung
von Zellen und Geweben, die in letzterem Fall zum Teil an die
Kallus- und Wundholzbildung anschließt, kommt für die Pflanzen-
krankheiten abgesehen von dem schon dort Erwähnten keine be-
sondere Bedeutung zu. Das bekannteste Beispiel für normale Re-
generation von Wundflächen aus ist die Neubildung von Wurzeln
und Sprossen bei Stecklingen, die auch durch Vermittelung eines
Kallus vor sich geht.
Die Gallen oder Zeziclien bilden ein abgeschlossenes Gebiet
der pathologischen Anatomie, das lediglich unter einem gemein-
samen biologischen Gesichtspunkt abgegrenzt ist. Sie sind Unregel-
mäßigkeiten der Formbildung, die durch fremde Organismen ver-
anlaßt werden und außerdem in bestimmten physiologischen Be-
ziehungen zu ihren Erregern stehen, wie z. B. die Haarfilz- oder
Erineumbildungen, eine der einfachsten Gallen, den sie erzeugenden
Milben Wohnung und Nahrung bieten. Es liegt also eine der Wir-
kungen des Parasitismus vor und man kann die Gallen daher kurz
als abnorme Wachstumsreaktionen auf parasitische Reize bezeichnen.
Morphologisch und in ihrer Entstehung und Entwicklung weisen
sie die verschiedenartigsten pathologischen Veränderungen auf.
Nach der Zugehörigkeit ihrer Erreger zum Tier- oder Pflanzenreiche
unterscheidet man von Tieren hervorgerufene Zoozezidien gegen-
über Phytozezidieyi, die von Pflanzen erzeugt sind, und man kann
weiterhin nach den einzelnen Tierklassen Älchengallen (Nematoden-
gallen), Milbengallen (Phytoptozezidien) und Insektengallen (Entomo-
zezidien), oder nach den Pflanzen z. B. Bakteriengallen und Pilz-
gallen (Mykozezidien) hoch besonders bezeichnen. Von den gallen-
erzeugenden Pflanzen wären noch die Myxomyceten (Kohlheruie)
und, als einzige Phanerogamen, die Loranthaceen (Mistel) zu er-
wähnen.
In allen Abteilungen des Pflanzenreiches kommen Gallen-
bildungen vor. Von den gallentragenden Pflanzen oder Gallen-
wirten interessieren uns hier nur die Blütenpflanzen, an denen die
praktisch wichtigsten Erreger die Schleimpilze, Bakterien, Pilze
3*
36 II- Krankheitslehre
aller Klassen, wie Mehltau-, Rost- und Brandpilze, anderseits die
Älchen, Milben, Blatt- und Rindenläuse, Gallmücken und Gall-
wespen und Rüsselkäfer sind.
Die Gallengebilde selbst teilt man, wie schon (S. 8) erwähnt,
in organoide, die aus deutlich erkennbaren Organen bestehen,
und die wichtigeren histioiden Gallen, ungegliederte Gewebe-
wucherungen, ein.
Organoide Gallen sind in der Hauptsache die als Hexenbesen
oder Zweigsucht bekannten Gebilde, die an sehr vielen Holz-
gewächsen auftreten und durch verschiedene Pilze {Exoascus cerasi
an Kirsche, Melampsorella an Weißtanne) oder auch durch Milben
{Eriophyes) erzeugt werden. Ähnliche Gebilde sind auch die Wirr-
zöpfe der W^eiden. Sie kommen durch vermehrte Knospenbildung
infolge der Reizwirkung der Parasiten zustande. Andere organoide
Gallen bestehen in abnormer Formbildung oder Blattstellung oder
Verzweigung; alle haben im wesentlichen dieselbe Gewebestruktur
wie die normalen Organe.
Die zahlreichen und mannigfaltigen histioiden Gallen sind
Gewebewucherungen an einzelnen Organen. Hierher gehören zu-
nächst die als Erineum oder Haarfilz bekannten Abnormitäten der
Haarbildung, die durch Phytoptusmilben erzeugt werden, z. B. an
Reben blättern, ferner die BlattroUungs- und Blattfaltungsgallen und
die Beutelgallen an Blättern, welche Abnormitäten des Flächen-
wachstums darstellen. Sie entstehen teils durch Pilzinfektion, wie
die von Taphrina deformans erzeugte Kräuselkrankheit des Pfirsichs,
meist aber durch Milben und Insekten, insbesondere Blattläuse.
Andere Gallen sind Abnormitäten des Dickenwachstums, welche
sich als Krebsgallen, Umwallungsgallen und Markgallen unter-
scheiden lassen. Aus der großen Menge dieser Gallen seien als
Beispiele erwähnt: der Blutlauskrebs des Apfelbaumes, der Kar-
toffelkrebs, die durch Bakterien hauptsächlich an Holzgewächsen
erzeugten krebs- oder kröpf artigen Wucherungen, die Knospengallen
der Eriophyesmilben, die Gallen der Gallenrüsselkäfer, Gallmücken,
Gallwespen und Älchen an den verschiedensten Organen, ebenso
wie zahlreiche Pilzgallen der Rost- und Brandpilze und vieler
anderer Pilze.
In ihrer Gewebestruktur bieten die histioiden Gallen dieselbe
Mannigfaltigkeit wie in der äußeren Form Je nach ihrem Ausgangs-
Pathologische Pflanzemauatomie 37
punkt von Blatt-, Stamm- oder Wurzelgeweben und ihrer weiteren
Entwicklung. Auf alle diese Einzelheiten soll hier nicht weiter ein-
gegangen werden.
3. Pathologische Pflanzenphysiologie
Behandelt die pathologische Pflanzenanatomie die abnormen
Strukturen, so befaßt sich die pathologische Pflanzenphysiologie mit
den abnormen Funktionsänderungen der Organe. Da die Beschreibung
von Organ und Funktion sich niemals befriedigend trennen läßt,
woraus die immer wiederholten Versuche in der Botanik hervor-
gehen, beide in einer Organologie oder Organographie zusammen-
zufassen, so läßt sich auch bei den pathologischen Veränderungen
keine scharfe Trennung von anatomischer und physiologischer Be-
handlung durchführen. Immerhin können aber in der pathologischen
Physiologie diejenigen Krankheitserscheinungen, in deren Verlauf
die physiologische Störung im Vordergrund des Krankheitsbildes
steht, zusammengefaßt werden, ebenso wie die pathologische Anatomie
diejenigen Fälle behandelt, welche hauptsächlich das Bild einer
Formveränderung aufweisen. Eine solche Zusammenfassung der
physiologischen Störungen erweist sich schon aus dem Grunde als
notwendig, weil die Erforschung vieler wichtiger Krankheiten erst
durch die vergleichende Untersuchung wirklich vorwärtskommen wird.
Wir sahen, daß die Grundlagen der Krankheiten in den Vor-
gängen, die sich in der einzelnen Zelle abspielen, gegeben sein
müssen. So ist die Krankheitslehre wesentlich pathologische Phy-
siologie der Zelle, welche die Störungen im Stoff- und Kraftwechsel
des Elementarorgans klarlegt. Wie dabei in letzter Linie die Kor-
relation der Vorgänge das Entscheidende ist, hat Grape in der
Einleitung seiner „Chemie der Pflanzenzelle" (Berlin, Borntraeger,
1922, S. 5) treffend geschildert: „So ist Stoff und Kraft in der Zelle
unlösbar verknüpft, die Konstellation der einzelnen Zellstoffe bedingt
nicht nur das Zustandekommen bestimmter Reaktionen , sondern
auch das Zurwirkunggelangen bestimmter Kräfte, welche ihrerseits
im Zusammenhang mit den eingetretenen Reaktionen wieder das'
Stoff- und Kräftegleichgewicht nach der Richtung anderer Reaktionen
verschieben. Welche Reaktionen und welche Kräfte ausgelöst werden,
darüber wacht in der normal funktionierenden Zelle die Lebenskraft
und wir können das Moment des Pathologischen geradezu als ein
38 II- Krankheitslehre
Außerwirksamkeittreten dieser harmonisierenden Kraft im Gebiete
größerer Zellpartien definieren, bis endlich im extremen Fall das
Aufhören jeder Zustands- und Vorgangskorrelation den Tod zur
Folge hat."
Augenscheinlich ist die pathologische Physiologie gegenwärtig
die wichtigste Forschungsrichtung der Pflanzenpathologie und wir
sehen bereits, daß man sich in einigen fremden Ländern eingehend
mit ihren Fragen beschäftigt. Wir besitzen aber bisher keine zu-
sammenfassende Darstellung des Gebietes, da die Pathologie über-
haupt, soweit sie nicht experimentelle Pathologie ist, zu den ver-
nachlässigten Gebieten der Botanik gehört und die Pflanzenpathologen
bisher durch die Erforschung der Parasiten abgelenkt waren.
Im einzelnen sind Störungen der physiologischen Funktionen
wie Reizbarkeit, Stoffwechsel, Wachstum usw., die dem speziellen
Teil der pathologischen Anatomie entsprechen würden, allerdings
vielfach bearbeitet worden. Ihre Aufzählung an dieser Stelle würde
nur das wiederholen, was in anderem Zusammenhange erwähnt
werden muß, ohne die Behandlung der einzelnen Fragen zu vertiefen,
wozu vielfach die Grundlagen noch fehlen. Auch darf nicht ver-
kannt werde», daß die geringe Spezialisierung und Abgrenzung der
Organe des Pflanzenkörpers eine Trennung der Pathologie einzelner
physiologischer Funktionen erschwert. Dagegen sollen im nach-
folgenden die allgemeinen Probleme der pathologischen Physiologie,
denen eine größere theoretische und praktische Bedeutung zukommt,
erörtert werden. Sie betreffen die physiologischen Beziehungen
zwischen der Pflanze und dem Auftreten von Krankheiten bezw.
dem Befall durch Parasiten.
Fassen wir das Gebiet aus praktischen Gründen weiter, wie
es etwa dem Begriff einer physiologischen Pflanzenpathologie ent-
sprechen würde, so kommt noch eine Anzahl von Gegenständen
hinzu, die an sich zur Physiologie der Parasiten gehören und dort
auch bei der Biologie der Parasiten noch erwähnt werden sollen.
Sie stehen aber in so enger Beziehung zu entsprechenden Fragen
der Physiologie der Wirtspflanzen, daß sie nicht aus deren Be-
sprechung ausgelassen werden können. So müssen z. B. die Probleme
der Wirtswahl der Parasiten, ihrer Spezialisierung und Virulenz stets
bei der Untersuchung der Disposition und Immunität der von ihnen
befallenen Pflanzen berücksichtigt werden. Auch die Einflüsse der
Pathologische Pflanzenphysiologie 39
Umgebung, von denen die Anfälligkeit und Erkrankung der Pflanzen
80 vielfach abhängt, wirken zugleich auf die Parasiten fördernd oder
hemmend ein und erst von der Summe dieser die Pflanze und die
Parasiten ganz verschieden treffenden Einflüsse hängt die Ausbreitung
und Stärke des Auftretens von Krankheiten ab.
Methodik der pathologischen Pflanzenphysiologie
Zur Methodik der pathologischen Physiologie gehört zunächst
wie bei der Untersuchung der Pflanzenkrankheiten überhaupt die
Klarstellung des äußeren Krankheitsbildes und -Verlaufes durch
Trennung der Haupt- und Nebenerscheinungen bezw. der primären
und sekundären Symptome und eine scharfe Unterscheidung von
ähnlichen Krankheitsbildern, die oft, z. B. bei den Mosaik- und
Blattrollkrankheiten, recht schwierig ist. Zugleich ist die eigentliche
histologische Grundlage der Krankheit durch mikroskopische Unter-
suchung aller in Frage kommenden Gewebe zu ermitteln. Eine
sehr wichtige Rolle innerhalb der pathologischen Physiologie spielt
die Biochemie. Wie sich die Biochemie der normalen Pflanzen mit
den Bestandteilen der lebenden Gewebe und ihren Inhaltsstoffen
befaßt und die chemischen Veränderungen, mit denen die Lebens-
prozesse verbunden sind, verfolgt, so muß die pathologische Physio-
logie durch biochemische Methoden die unter der Einwirkung von
Parasiten und anderen Krankheitsursachen abnorm verlaufenden
Lebensprozesse und veränderten Inhaltsstoffe erforschen. Die normale
Physiologie der Pflanzen berührt sich hier sehr nahe mit der patho-
logischen, wenn es sich darum handelt, festzustellen, an welche
Inhaltsstoffe oder Konzentrationsgrade derselben der Eintritt von
Schädigungen durch äußere Einflüsse, wie z. B. das Erfrieren der
Pflanzen, oder die Ernährung von Parasiten und ihr Wachstum in
der Wirtspflanze gebunden sind. Ein großer Teil dieser Immunitäts-
forschung bewegt sich auf biochemischem Gebiete, dem auch die
Untersuchung der Abwehrstoffe der Pflanzen und anderer Reaktionen
auf schädliche Einflüsse (z. B. Wundhormone ^)) angehört.
Die angeführten Beispiele zeigen jedoch, daß alle solche Unter-
suchungen der Ergänzung und Bestätigung ihrer Ergebnisse durch
das biologische Experiment bedürfen. Vegetations- und Infektions-
*) HaBERL.\ndt in Beiträge zur allsrem. Botanik, Bd. 2, 1921, Heft 1.
40 II- Krankheitslehre
versuche müssen die übrigen Forschungsmethoden ständig begleiten
und kontrollieren und je schwieriger und komplexer geartet die
Aufgaben sind, um so zahlreichere Versuche sind nötig, um zu
beweisenden Ergebnissen zu gelangen.
Bedeutung der physiologischen Erforschung bei den
verschiedenen Krankheiten
Wie schon die bisherigen Abschnitte dieses Kapitels und die
Unterscheidung von pathologischer Anatomie und Physiologie er-
kennen lassen, macht sich das Bedürfnis einer speziell physiologisch
gerichteten Erforschung bei den verschiedenen Krankheiten ganz
verschieden geltend. Es steht ganz an erster Stelle bei den so-
genannten physiologischen Krankheiten^). Als solche be-
zeichnet man eine Gruppe von wohlcharakterisierten Krankheiten
mit vorwiegend physiologischem Charakter der Symptome, besonders
die Blattroll-, Kräusel- und Mosaikkrankheiten und die Panaschierung,
die von einer inneren Stoff Wechselstörung bedingt zu sein scheinen
und keine ursächliche Beziehung zu äußeren Einflüssen oder zu
einem pathogenen Organismus erkennen lassen. Der Name physio-
logische Krankheiten ist ein Verlegenheitsausdruck, denn die physio-
logische Abweichung vom normalen Zustand gehört zum Wesen der
Krankheit überhaupt. Da aus dem an und für sich unklaren Be-
griff außer den parasitischen Infektionskrankheiten auch diejenigen
Stoff Wechselstörungen , die von bekannten äußeren Ursachen, wie
Boden und Witterung usw. erzeugt sind, ausscheiden, bleibt eigentlich
nur das negative Merkmal der unbekannten Ursache übrig. So sind
denn auch einige früher hierzu gerechneten Erscheinungen aus-
geschieden, nachdem sie als parasitisch verursacht bekannt waren,
wie z. B. der Milchglanz der Obstbäume, der eine Folge des Befalls
durch den Pilz Stereum yurpureum ist.
In manchen Fällen sind die chemischen Vorgänge der Stoff-
wechselstörung näher bekannt und auch die Übertragbarkeit durch
den Saft kranker Pflanzen und im Freien durch saugende Insekten
ist beobachtet worden. Da ihnen hauptsächlich Enzyme (Oxydasen)
zugrunde zu liegen scheinen, hat man diese Krankheiten auch als
Störungen der enzymatischen Funktionen oder kurzweg als enzy-
Vergl. Ralph E. Smith, Phytopathology 5. 1915, S. 8;-i.
Patholüfi^iscbe Pflanzenphysiologie 41
matische Krankheiten bezeichnet. Neuerdings ist mehrfach die
Übertragbarkeit durch ein filtrierbaree Virus, anscheinend auch
sogar durch aus erkrankten Pflanzen isolierte Zymasen, nachgewiesen,
während man andererseits Protozoen (Chlamydozoen, Trypanosomen)
als Erreger gefunden zu haben glaubt. Es handelt sich also um
Stoffwechselkrankheiten aus unbekannten Ursachen, die teils nicht
infektiös und mehr oder weniger erblich sind, teils wie Infektions-
krankheiten sich verhalten. Letztere können aber nicht zu den
parasitären gerechnet werden, solange ein Parasit nicht nachgewiesen
ist. Die Möglichkeit des Vorkommens „enzymatischer" Infektions-
krankheiten, d. h. von Krankheiten, die verursacht sind durch be-
sondere Enzyme, welche ihrerseits „autokatalytisch" die weitere
Bildung gleicher Stoffe in der Pflanze auslösen, sich also „vermehren",
bleibt offen. Bei der Untersuchung solcher ungeklärter Krankheiten
wäre zu beachten, daß ein eventueller Parasit wie beim Milchglanz
oder den Gefäßkrankheiten in anderen Teilen der Pflanze seinen
Sitz haben oder auch zur Zeit des Auftretens der äußeren Er-
scheinungen wieder verschwunden sein kann. Jedenfalls spielt aber
bei der Untersuchung dieser Krankheiten die Physiologie gegenwärtig
neben cytologischer Technik die Hauptrolle und sie haben denn
auch neben der Immunitätsforschung am meisten den Anstoß zur
Erforschung der Physiologie der Krankheitsvorgänge gegeben.
Bei den nichtparasitären Krankheiten steht naturgemäß
die physiologische Seite des Krankheitsbildes ebenfalls in den
meisten Fällen im Vordergrund. Es besteht hier einerseits im
unzeitigen Eintritt normaler Erscheinungen, teils in deren
Beschleunigung, wie zu frühem Laubfall, Notreife der Früchte und
Abwerfen unreifer Früchte, teils in deren Verzögerung, wie verzögerte
Keimung von Samen, Verzögerung des Gesamtwachstums oder der
Fruchtreife, andererseits in direkten Schädigungen der physio-
logischen Tätigkeit des Organismus, besonders des Stoffwechsels.
Solche liegen vor, um nur einige zu erwähnen, z. B. bei Witterungs-
einflüssen in Welkeerscheinungen oder Dürre, bei Bodeneinflüssen
in Schädigungen durch Mangel oder Überschuß an wichtigen Nähr-
stoffen, wie den Erscheinungen des Kali- oder Kalk- oder Eisen-
mangels usw. Aber auch hier schon ist mit dem Zusammen-
wirken verschiedener Einflüsse zu rechnen, das eine Prä-
disposition für nichtparasitäre Krankheiten schaffen kann. Sie liegt
42 II- Krankheitslehre
beispielsweise vor bei ungenügend ausgereiften Holzgewächsen, die
im Winter durch Frost mehr als die normal ausgereiften geschädigt
werden, oder wenn der Transpirationsapparat von Laubblättern durch
längere Zeit andauernde feuchtwarme Witterung in seiner Anpassungs-
fähigkeit an Trockenheit und Hitze gelitten hat.
Bei den parasitären Krankheiten ist die Bedeutung physio-
logischer Probleme nur scheinbar geringer, weil sie bei der alles
beherrschenden Parasitenforschung erst spät bearbeitet worden sind.
Wenn die Parasiten auch die Ursache dieser Krankheiten sind, so
ist doch das Zustandekommen der Infektion und der Erkrankung
an Vorbedingungen gebunden, die zu beseitigen oft wichtiger sein
kann als die Bekämpfung der Parasiten. Die Erforschung dieser
Vorbedingungen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Physiologie.
Daneben hat sie den direkt mit dem Parasitismus zusammen-
hängenden Fragen nachzugehen und hier hängen, wie schon erwähnt,
die pathologische Physiologie der Pflanzen und die Physiologie der
Parasiten aufs engste zusammen. Doch ist davon die erstere noch
am wenigsten erforscht und gerade die Art der Einwirkung para-
sitischer Reize auf die Wirtspflanze ist noch vielfach ganz unbekannt
geblieben.
Allgemeine Probleme der pathologischen Physiologie
Konstitution
Unter Konstitution der Pflanze versteht man die Summe aller
Einzelheiten des physiologischen Verhaltens oder den physiologischen
Habitus, der sich in der Wüchsigkeit und Gesundheit äußert. Sie
ist sowohl von den inneren, erblichen Eigenschaften der Pflanze wie
von den äußeren Einflüssen, denen sie während ihres Wachstums
unterworfen ist, bedingt.
Zu der Konstitution gehört auch das Verhalten der Pflanze
gegen die krankmachenden Einflüsse. Die Pflanzen sind bestimmten
Krankheiten, seien es nun solche aus anorganischen Ursachen oder
parasitische Krankheiten, in ganz verschiedenem Grade unterworfen.
Gewisse Krankheiten kommen nur bei einzelnen, andere bei sehr
vielen Arten vor; d. h. die Pflanzen sind in verschiedenem Grade
anfällig oder widerstandsfähig (resistent) gegen die einzelnen Krank-
heiten. Hierin zeigt sich in erster Linie die Konstitution den
Krankheiten gegenüber.
Pathologische Pflanzenphysiologie 43
Zugleich sehen wir aber, daß diese Konstitution unter dem
Wechsel äußerer Einflüsse auch in bestimmten Grenzen veränderlich
ist. Am deutlichsten zeigt sich das gerade in dem Verhalten gegen
infektiöse Parasiten. Es ist allgemein bekannt, daß der Befall durch
diese und der Grad der Erkrankung nach dem Alter der Pflanzen,
ihrem Standort, den herrschenden Witterungsverhältnissen usw. in
den weitesten Extremen vom Ausbleiben der Infektion bis zu
schwerer Schädigung und Abtötung der ganzen Pflanzen schwanken
können. Wenn nun auch die ebenso wechselnde Vermehrung der
Parasiten hierbei mitwirkt, so geht doch schon aus dem fluktuierenden
Auftreten der Krankheiten, aus der Tatsache, daß es z. B. besondere
Rost- oder Brandjahre gibt, die wechselnde Widerstandsfähigkeit der
Pflanzen gegen die Krankheit hervor.
Wir sehen also zwei verschiedene Arten des Verhaltens der
Pflanze gegenüber den Krankheiten. Die erstere ist der normale
Zustand einer Pflanze, demzufolge sie von den einzelnen Krankheiten
im Durchschnitt in einem bestimmten Grade befallen wird. Diese
natürliche Empfänglichkeit der Pflanzen für Krankheiten nennt man
ihre Disposition oder, negativ ausgedrückt, ihre Immunität.
Die zweite Art des Verhaltens zeigt sich in der wechselnden Stärke
des individuellen Befalles durch die einzelnen Krankheiten infolge
des Einflusses äußerer Umstände. Es liegt also hier eine ver-
schiedene indinduelle Empfänglichkeit der Pflanze gegenüber den
Krankheiten vor, die man als Prädisposition bezeichnet.
Prädisposition
Die augenfälligere Wirkung hat die veränderliche Prädisposition
im Gefolge. Sie bedingt die jährlichen Schwankungen, die sich
nicht voraus berechnen lassen, im Auftreten der Krankheiten und
damit im Ertrage der Kulturen. SORAüER, der den Begriff der
Prädisposition einführte, bezeichnete damit diejenigen Zustände der
Pflanze, „welche gewisse Individuen leichter und schneller einer
Krankheitsursache zugänglich machen als andere Individuen der-
selben Art". Er ging dabei von der Erkenntnis aus, daß auch bei
den parasitären Krankheiten der Parasit nicht die alleinige Ursache
der Erkrankung ist. „Zum Zustandekommen einer parasitären
Krankheit und ihrem Auswachsen zu einer Epidemie gehört nicht
44 II- Krankheitslehre
nur die Gegenwart des Parasiten, sondern stets auch eine bestimmte
ihn begünstigende Beschaffenheit seines Nährbodens, d. h. seiner
Nährpflanze." Dabei unterschied SORAUER noch eine normale Prä-
disposition, die an bestimmte regelmäßige Entwicklungsphasen ge-
knüpft ist und die eigentlich eine temporäre Disposition bezw.
Immunität bedeutet, von einer abnormen Prädisposition, der irgend
eine vorhergehende Schädigung oder Schwächung der Pflanze zu-
grunde liegt.
Wir verstehen hier unter Prädisposition nur den letzteren Fall.
Sie ist den verschiedensten Einflüssen unterworfen, da alle äußeren
Bedingungen die Konstitution der Pflanze und damit auch ihre
Disposition gegen Krankheiten modifizieren.
Die größte Bedeutung hat dabei wohl die Zusammensetzung
des Zellsaftes für das Eindringen und Wachstum von Parasiten. In
lebhaft wachsenden Organen ist der Säuregrad im allgemeinen am
höchsten; anderseits zeigen reifende Organe ein Minimum von
Oxydation und Säuregrad. Je nach den Nahrungsansprüchen der
Parasiten entspricht dann die Anfälligkeit der Pflanzen der jeweiligen
Reaktion des Zellsaftes.
Wohl am meisten berühren sich hier bei den Fragen der
Prädisposition die Physiologie der Wirtspflanzen und die Physiologie
der Parasiten, wie das folgende Beispiel erläutern mag. Durch
zahlreiche neuere Arbeiten ist es festgestellt, daß der Säuregrad des
Bodens die Entwicklung und Vermehrung der im Boden lebenden
Parasiten beeinflußt. Es handelt sich also hierbei um die Physiologie
der Parasiten. Verändert sich nun dadurch auch die Reaktion in
der Pflanze, so ist damit ebenfalls nur der „Nährboden" der Para-
siten geändert, die Wirkung erscheint aber als Beeinflussung der
Prädisposition und gehört in diesem Falle zur Physiologie der
Pflanze. Im ersteren Fall ist die Pflanze mehr oder weniger der
Infektion ausgesetzt, im letzteren wird sie mehr oder weniger leicht
infiziert, was zu demselben Ergebnis führt.
Die wichtigste Rolle bei der Prädisposition spielt die Witterung
mit den Hauptfaktoren der Temperatur und Feuchtigkeit. Ganz
allgemein kann man beobachten, daß die Ausbreitung der Pilz-
krankheiten durch Nässe begünstigt und durch Trockenheit gehemmt
wird, wobei dann noch die Temperatur in den einzelnen Fällen
ausschlaggebend ist, wie z. B. beim Weinstock der echte Mehltau
Pathologische Pflanzenphysiologie 45
eine höhere Wärme zu seiner Entwicklung beansprucht als die
Peronospora (Plasmopara). Denagegenüber begünstigt Trockenheit
die Vermehrung der Insekten, z. B. der Blattläuse, und bei höherer
Temperatur ganz besonders der Milben (rote Spinne usw.). Die
bakteriellen Krankheiten scheinen durch Extreme der Temperatur
und Feuchtigkeit und insbesondere durch extreme Wechsel dieser
Faktoren begünstigt zu werden. In der Witterung sind die Ein-
wirkungen von Temperatur und Feuchtigkeit noch mit solchen der
Belichtung kombiniert. Weiteren Schwankungen ist der Lichtgenuß
bezw. die Beschattung der Pflanzen unter den verschiedenen Ver-
hältnissen des Anbaues unterworfen. Auch diese Einflüsse äußern
sich in der Prädisposition gegen Krankheiten, insbesondere scheint
die Beschattung die Anhäufung von ätherischen Ölen, Zucker und
Eiweißstoffen in den Pflanzengeweben gegenüber dem vollen Licht
zu hemmen, während sie den Stärkegehalt vermehrt. Doch ist es
oft, wenn so komplexe Ursachen zusammenwirken, sehr schwierig,
die Bedeutung eines einzelnen Faktors dabei genau zu ermitteln.
Am meisten trifft dies bei parasitären Krankheiten zu, wo auch,
wie gesagt, die Prädisposition der Wirtspflanze und die Begünstigung
der Parasiten noch auseinanderzuhalten sind.
Von wesentlichem Einfluß auf die Prädisposition ist auch die
Ernährung der Pflanzen aus dem Boden oder durch Düngung.
Hierüber liegen zahlreiche Einzelbeobachtungen vor, aus denen
sich ergibt, daß ein Mangel an mineralischen Nährstoffen die Wider-
standsfähigkeit gegen äußere Einflüsse, wie z. B. Frost, und gegen
Parasiten herabsetzt. Zum Teil spielt dabei die Schwächung der
ganzen Pflanze bezw. ihrer Gewebe eine Rolle, zum Teil liegen auch
chemische Veränderungen des Zellinhaltes und insbesondere des
Säuregrades vor, die bei der Besprechung der Immunität noch zu
erwähnen sind. Mit den letzteren hängt es zusammen, daß nicht
immer ein kräftiges Wachstum zugleich auch Widerstandsfähigkeit
gegen eine bestimmte Krankheit bedeutet. So weiß man von den
Rostpilzen, daß eine verringerte Wuchskräftigkeit die Infektion durch
sie nicht begünstigt, sondern daß hier kräftiges Wachstum des
Wirtes und des Parasiten eng zusammenhängen.
Die wichtigsten Mineralbestandteile des Bodens sind Kalk,
Kali, Phosphor und Stickstoff. Daß ein Mangel an Kalk nicht nur
die Vermehrung mancher Bodenparasiten, wie des Kohlherniepilzes
46 II- Krankheitslehre
(Plasmodiophora hrassicae) begünstigt, sondern auch die Pflanzen
für viele andere Pilze anfälliger macht, ist bekannt. Ähnlich verhält
es sich mit den anderen Nährstoffen. So leiden z. B. kaliarme
Pflanzen mehr unter Frost; aber auch hier ist zu beachten, daß
Schwächung der Pflanze und Prädisposition nicht immer zusammen-
fallen. Es kommt auf die Ernährungsansprüche des einzelnen Para-
siten bezw. das nach seiner Zusammensetzung verschiedene Verhalten
des Plasmas gegenüber schädigenden Einflüssen an und daher kann
auch ein Überschuß an einzelnen Nährstoffen die Anfälligkeit
steigern. Ein Mangel an löslichem Stickstoff im Boden soll u. a.
auch gewisse „physiologische" Krankheiten, wie Blattverzwergung
uftd Zweigspitzensterben begünstigen, während der Stickstoffüber-
schuß den Befall durch Pilze fördert, wie in bezug auf Rostpilze
und Phytophthora schon lange bekannt ist.
Eine Rolle als prädisponierendes Moment spielen auch Ver-
letzungen der Pflanze. Zahlreiche pathogene Pilze und Bakterien
vermögen durch die gesunden Haut- und Rindengewebe der Pflanze
nicht durchzudringen, sondern können sie nur an Wundstellen be-
fallen. Man nennt solche Krankheitserreger Wundparasiten; zu
ihnen gehört z. B. der Erreger des Obstbaumkrebses, Nectria galli-
gena. Vielfach spielen dabei saugende Insekten die Rolle von
Krankheitsüberträgern. Aber auch die Schwächung benachbarter
Gewebe durch Wunden, die solche Gewebe für Pilze anfällig macht,
ist beobachtet worden. So werden gewisse natürlich resistente
Varietäten von Gräsern mehltauanfällig durch Verletzung des Blattes
in einiger Entfernung von der Angriffsstelle.
Eine andere Gruppe von Parasiten wird als Schwächeparasiten
bezeichnet. Auch sie setzen eine besondere Prädisposition voraus.
Zu ihnen gehören die Pilze, welche die Wurzelfäule erregen; von
Insekten ist hier ein Teil der Borkenkäfer, z. B. der ungleiche
Borkenkäfer, Anisandrus (Xylehorus) dispar, zu nennen.
Alle diese prädisponierenden Einflüsse sind für das Zustande-
kommen der Pflanzenkrankheiten von fast derselben Bedeutung, wie
die Ursachen und Erreger selbst. Daher sind denn die Bestrebungen
der Pflanzenhygiene, welche die direkte Abwehr der Ursachen und
Bekämpfung des Parasiten durch Kulturmaßnahmen ergänzen will,
gerade von der Erkenntnis der Prädisposition ausgegangen.
Pathologische Pflanzenphysiologie 47
Disposition und Immunität
Die genauere Beobachtung läßt neben der individuellen und
veränderlichen Prädisposition der Pflanzen noch ein natürliches und
erbliches Verhalten den Krankheiten gegenüber, die Disposition oder
Immunität, erkennen. Die Disposition bezeichnet den normalen
Zustand einer Pflanze, der sie geeignet macht, von einer parasitären
oder sonstigen Krankheit befallen zu werden; umgekehrt bezeichnet
der häutiger gebrauchte Ausdruck Immunität ihre normale Wider-
standsfähigkeit.
Die Immunität ist neuerdings im Zusammenhang mit ihrer
Ausnutzung durch die Pflanzenzüchtung viel mehr bearbeitet
worden^) als die Prädisposition und zwar am ausführlichsten in
Beziehung auf parasitische Pilze, insbesondere die Rostpilze. Über
die Immunität gegen Insektenbefall ist im ganzen noch wenig
bekannt, doch gehört eines der wichtigsten Probleme, die Resistenz
von Reben gegen Reblaus, hierher. Die Immunität verhält sich
jedoch in gleicher Weise auch gegenüber den nichtparasitären Krank-
heiten, wie z. B. den Frostschäden. Nach ERIKSSON unterscheidet
man fünf Grade der Anfälligkeit, die sich bei dem Beispiel der
Rostpilze folgendermaßen abstufen: 0. absolute Immunität (gar keine
Pilzpusteln), 1. sehr widerstandsfähig (sehr vereinzelte kleine Pusteln),
2. widerstandsfähig (zerstreute kleine Pusteln), 3. schwach wider-
standsfähig (zahlreiche Pusteln nur an den mittleren Blättern), 4. sehr
anfällig (dicht gedrängte große Pusteln). Ihrem Wesen nach kann
man eine mechanische und eine physiologische Immunität unter-
scheiden. Die erstere oder passive Immunität ist keine eigentliche
Immunität, sondern sie beruht auf Infektionshindernissen wie z. B.
die Brandimmunität kleistogam bestäubender Gerstensorten, bei denen
die weiblichen Blütenorgane dem Brandstaub nicht zugänglich sind.
Die physiologische oder aktive Immunität beruht dagegen auf dem
chemischen Verhalten der Pflanzenzelle gegenüber den Parasiten und
anderen Schädigungsursachen. Sie zeigt sich am deutlichsten in den
Fällen, wo parasitische Pilze in immune Pflanzen eindringen, aber
dann abgetötet werden. In anderen Fällen bildet die Pflanze unter
dem Einfluß der Parasiten neue Gewebe, welche sein w^eiteres Ein-
dringen abschließen. Das Wesen dieser Immunität wird am besten
*) N. Vavilov, Immunity of plants to infectious diseases. Moskau 1919.
48 II- Krankheitslehre
verständlich, wenn man die Pflanzen wie bei der künstlichen Kultur
der Mikroorganismen als deren Nährboden betrachtet, an den sie
ganz bestimmte Ansprüche stellen. Dabei kommt es nicht nur auf
das Vorhandensein einzelner Nährstoffe an, sondern auch auf deren
Konzentration. So ist besonders der Säuregrad des Zellsaftes für
das Wachstum der Pilze und Bakterien von Bedeutung. Ver-
änderungen in der Zusammensetzung des Zellinhaltes erklären auch
die zeitweilige (temporäre) Immunität, die Tatsache, daß die Pflanze
und ihre Organe vielfach nur in gewissen Entwicklungsstadien für
Krankheiten anfällig sind. Hierher gehören die Keimlingskrank-
heiten; ferner befallen tnanche Parasiten nur junge oder nur alte,
absterbende Blätter und ebenso werden Früchte oft nur in be-
stimmten Reifegraden von einzelnen Parasiten befallen. Doch
können hierbei auch mechanische Verhältnisse, wie die Ausbildung
der Epidermis, in Frage kommen.
Wo die Disposition einer Pflanze nur zeitweilig eintritt und
auf ein bestimmtes Entwicklungsstadium beschränkt ist, ist die
Dauer der Anfälligkeit und "damit auch die Stärke des Befalles wie
bei der Prädisposition von Witterungseinflüssen abhängig und sie
kann ebenso auch durch Düngung und andere Kulturmaßnahmen
beeinflußt werden.
Die Immunität der Arten und Varietäten hängt naturgemäß
von denselben Faktoren ab, deren Veränderungen sich bei der
Einzelpflanze in Unterschieden ihrer Prädisposition ausdrücken.
Diese Faktoren sind der in der Pflanze gelegene Teil aller der
Bedingungen, aus denen eine Krankheit zustandekommt. Außerdem
gehört zu diesen Bedingungen bei den nichtparasitären Krankheiten
noch die Intensität der äußeren Ursache, bei den parasitären die
mit dem Parasiten zusammenhängenden Infektionsbedingungen, seine
Übertragung, Wirkungsweise, Virulenz usw., welche noch in einem
besonderen Abschnitt (s. Infektion) erörtert werden.
Die praktische Bedeutung der Immunität liegt nun darin, daß
sie sich bei den Arten und besonders den Varietäten und selbst
den Sorten oder Rassen der Kulturpflanzen verschieden verhalten
kann. Daher besteht die Möglichkeit, eine anfällige Varietät durch
eine gleichwertige immune zu ersetzen. Das typische Beispiel dafür
ist der Kartoffelkrebs, gegen dessen Erreger (Synchytriurn endo-
bioticum), einen im Boden lebenden Schleimpilz, es noch gar keine
Pathologische Pflanzenphysiologie 49
andere Bekämpfungsmöglichkeit gibt als den Anbau krebsfester
Kartoffelsorten. Über das Vorkommen gegen parasitische Pilze
immuner Varietäten hat man einige Erfahrungssätze ermittelt, die
sich in den gegebenen Grenzen auch auf nichtparasitäre Krankheiten
anwenden lassen und aus denen sich im einzelnen Falle die Wahr-
scheinlichkeit, solche zu finden, erschließen läßt. Sie ist abhängig
von dem Grade der Spezialisierung des Parasiten, d. h. bei eng
spezialisierten Parasiten besteht viel mehr Aussicht, immune Va-
rietäten zu finden, als bei solchen, die gleichzeitig verschiedene Arten
oder Gattungen befallen. Außerdem spielt der Verwandtschaftsgrad
der Varietäten eine Rolle; entfernter verwandte unterscheiden sich
eher in ihrer Immunität als engverwandte. Je enger also der
Parasit spezialisiert ist und je größer die Verschiedenheit unter den
gegebenen Pflanzen Varietäten ist, um so wahrscheinlicher ist das
Vorkommen immuner Varietäten unter ihnen. Außerdem verhalten
sich gleiche Varietäten gegenüber gleich spezialisierten Parasiten
sehr oft ähnlich, nicht aber gegen verschieden eng spezialisierte
Pilze. In diesem Teile muß das Ziel der Immunitätsforschung sein,
die entscheidenden Eigenschaften der Pflanze, wie z. B. Säuregrad
oder andere Inhaltsstoffe, und anderseits die Ansprüche des Parasiten
genau zu ermitteln, so daß der Immunitätsgrad durch eine Unter-
suchung beider auch ohne den Infektionsversuch exakt festgestellt
werden kann. Die Immunität würde sich dann ebenso wie Ertrags-
eigenschaften, z. B. der Zuckergehalt der Rüben, jederzeit nach-
weisen lassen.
Ermöglicht wird die praktische Ausnutzung der Immunität
durch die Tatsache ihrer Vererbbarkeit und in dieser liegt auch
der wesentliche Unterschied von der Prädisposition. Während wir
es bei dieser mit nicht erblichen Modifikationen des Phänotypus)
zu tun haben, liegt bei der Immunität erbliche Variation vor. Es
hat sich gezeigt, daß es besondere Erbfaktoren auch für die einzelnen
Immunitätsfälle gibt — wenn auch eine bestimmte Eigenschaft oft
von verschiedenen Erbfaktoren beeinflußt wird — und daß es <iaher
möglich ist, nicht nur durch Auslese, sondern auch durch Kom-
binationszüchtung die Immunität gegen bestimmte Krankheiten mit
anderen erwünschten Sorteneigenschaften zu vereinigen. Hierauf
beruhen die berühmten Svalöfer Weizenzüchtungen von NlLSSON-
Ehle, der besonders auch die Resistenz gegen Krankheiten (Rost,
Sammlung Bonitraeg«! I: Motstatt 4
50 II. Krankheitslehre
Lagerung, Frostschäden, Nenaatoden) in seine Zuchtrichtung auf-
nahm. Natürlich muß die Vererbbarkeit der Immunität im Einzel-
falle erst festgestellt werden. Sie ist bei der Aufspaltung sehr
häufig von anderen morphologischen und physiologischen Eigen-
schaften unabhängig, kann aber auch mit solchen zusammenhängen.
Degeneration
Als eine abnorme Konstitution im Sinne der Schwächung des
Gesamtzustandes der Pflanze ist die Degeneration („Abbau") an-
zusehen. Der Begriff bedeutet auf die Kultursorten angewandt zum
Unterschied von der klar umschriebenen physiologischen und histo-
logischen Degeneration der Zelle einen zunehmenden Rückgang in
der Wüchsigkeit und damit in Quantität und Qualität des Ertrages
und zunehmende Anfälligkeit gegen Krankheiten. Er gehört zu den
viel gebrauchten, aber wenig geklärten Ausdrücken, wie früher der
Begriff der Bodenmüdigkeit u. a., Begriffe, unter denen sehr ver-
schiedenartige Erscheinungen zusammengefaßt werden. So haben
sich z. B. im Laufe der pflanzenpathologischen Forschung die Fälle
von Degeneration häufig als bestimmte Krankheiten herausgestellt;
auch eine negative Auslese, z. B. die Benutzung minderwertiger
Kartoffelknollen zur Saat, kann Degeneration vortäuschen. Der
Begriff wird sowohl bei mehrjährigen Gewächsen, wie Obstsorten,
als auch bei einjährigen, z. B. bei gewissen Erscheinungen der Kar-
toffelsorten, die man dort insbesondere als Abbau bezeichnet, noch
vielfach angewendet. Meist fehlt es aber an einer Definition des
Begriffes, die, wie erwähnt, nicht nur die Abnahme der Ertrags-
fähigkeit, sondern auch äußere Erscheinungen, also im wesentlichen
verringerten Wuchs und Krankheitszeichen umfassen muß. Es wird
auch behauptet, daß die Degeneration schließlich zum Absterben
der Sorten führt. Dies trifft keineswegs immer zu und man kann
bei näherer Betrachtung der Einzelfälle eine vorübergehende von
einer dauernden oder endgültigen Degeneration unterscheiden.
Eine verbreitete Annahme sieht nun die Ursache der Degene-
ration in einer Senilität oder Altersschwäche der nur vegetativ,
durch Ableger, Knollen oder Pfropfung vermehrten Kultursorten.
Man vergleicht diese angeblich ein Individuum bildenden Kultur-
sorten den Individuen der höheren Tiere und schreibt ihnen nur
Pathologische Pflanzenphysiologie 51
eine begrenzte Lebensdauer zu, da die „Verjüngung" durch ge-
schlechtliche Fortpflanzung ausgeschaltet ist.
Abgesehen davon, daß Degeneration auch bei Sorten vorkommt,
die nur geschlechtlich durch Samen vermehrt werden (Getreidearten),
ist es unzulässig, alle Einzelwesen einer Sorte zusammen als Indi-
viduum zu bezeichnen. Es liegt gar kein Grund vor, von dem
Sprachgebrauch abzugehen, der die höhere Pflanze und also auch
den Baum mit seinen zahlreichen Wachstumsspitzen noch als Indi-
viduum bezeichnet, wenn auch der Begriff hier schon nicht mehr
ganz zutrifft. Individuum bedeutet ursprünglich die Unteilbarkeit
und dann auch die Selbständigkeit des Einzelwesens. Unteilbarkeit
liegt schon bei den in Frage stehenden höheren Pflanzen nicht mehr
vor, dagegen bleibt die selbständige Einheit (Kontinuität) gewahrt.
Sobald aber Teile dieser Pflanzen, wie Zweige oder gar Knollen,
von der Wirtspflanze losgelöst und bewurzelt sind, haben sie eine
selbständige Existenz und eigenes Wachstum erlangt und sind somit
auch jeder für sich den Einflüssen der Umgebung unterworfen. Sie
sind also Individuen geworden und es geht nicht an, sie alle zu-
sammen ebenfalls als ein Individuum zu bezeichnen. Wohl aber
besitzen sie gemeinsame Erbmasse und können in Beziehung auf
ihre Erbeigenschaften mit einem Individuum verglichen werden.
Ist schon dadurch die Ableitung der Degeneration der Sorten aus
dem Altern von Individuen ausgeschlossen, so ergibt sie sich noch
aus folgender Erwägung noch mehr als unterhaltbar. Das Altern
der Pflanzen geht von den Dauergeweben aus, deren Funktionen
nachlassen, die „degenerieren", während die embryonalen Gewebe
oder Meristeme theoretisch „unsterblich" sind, d. h. an sich dauernd
in Funktion bleiben. Bei der Sorte liegt nun der Fall vor, daß die
Meristeme auch in Wirklichkeit dauernd in Tätigkeit bleiben, weil
sie von stets neugebildeten, jungen Dauergeweben ernährt werden.
Während also das Mutterindividuum altert und abstirbt, ist das
Tochterindividuum zunächst diesen Vorgängen entzogen, bezw. es
entstehen immer neue, selbständige Individuen aus ihm, ehe sie
vom Altern der Dauergewebe beeinflußt werden. Die vegetativen
Vermehrungsformen sind ja gerade eines der Mittel zur Erhaltung
der Arten, mit anderen Worten zur Vermeidung von Alter und Tod
der Arten ^). Wenn es sich auch herausgestellt hat, daß gewisse
^) Vergl. Küster, Botanische Betrachtungen über Alter und Tod. Ab-
handl. z. theoret. Biologie, Heft 10, 1921, S. IH.
4*
52 II- Krankheitslehre
Altersveränderungen, z. B. der Bäume, auch an den Blättern junger
Zweige auftreten und weiterhin an den davon gemachten Stecklingen
oder Pfropfreisern in gleicher Weise gebildet werden^), so liegt hier
doch eine vom Mutterindividuum mitgebrachte Senilität vor und
nicht die von den Tochterindividuen erworbene, als welche eine
senile Degeneration der Sorten aufzufassen wäre. Bei einjährigen
Gewächsen kommt eine solche übertragene Senilität nicht in Frage.
Auch mannigfache andere Gründe sprechen noch gegen das
Eintreten einer Senilität bei vegetativ vermehrten Sorten. Zunächst
zeigt eine große Zahl alter Kulturpflanzen gar keine derartigen
Degenerationserscheinungen, wie z. B. die Weinreben, viele Obst-
sorten und auch einzelne Kartoffel Sorten, im warmen Klima die
Bananen, bei denen eine geschlechtliche Fortpflanzung wegen
fehlender Samenbildung überhaupt ausgeschlossen ist. Sie be-
stätigen, daß auch die vegetativ vermehrte Art oder Sorte nicht
nur eine bestimmte Anzahl von Generationen hindurch lebensfähig,
sondern theoretisch unsterblich ist.
Dann hat man mit Recht geltend gemacht, daß die Degene-
ration der Sorten, wenn sie auf Senilität beruhte, überall gleich-
zeitig eintreten und die Sorten nicht nur in gewissen Gegenden
befallen müßte, während dieselben Sorten in anderen Gegenden
gesund bleiben. Die Degeneration ist eine lokale Erscheinung^).
Eine Altersdegeneration von Sorten müßte auch in gleicher Weise
wie die vegetativen Teile schließlich die Eizellen und Pollenkömer
ergreifen und wäre somit durch geschlechtliche Vermehrung nicht
auszuschalten. Anderseits leidet bekanntlich bei den degenerierenden
Sorten auch ein Teil der Sämlinge in mehr oder minder kurzer
Zeit an denselben Erscheinungen und ist die Sämlingszucht not-
gedrungen auch eine Auslesezucht und nicht einfache Vermehrung
oder Nachzucht.
Schließen wir also die angebliche Senilität als Degenerations-
ursache aus, so ergibt sich einerseits die Aufgabe, die Degenerations-
erscheinungen als Krankheitsbilder zu betrachten und zu erforschen.
Dies ist der Weg, auf welchem bisher solche Erscheinungen geklärt
^) Molisch, Pflanzenphysiologie als Theorie der Gärtnerei. 2. Aufl.,
1920, S. 255.
*) Oder wie Remy es ausdrückt: „Der Abbau tritt aber nur lokal auf,
einen Sortenabbau gibt es nicht". (Die Kartoffel, 2, 1922, S. 162.)
Pathologische Pflanzenphysiologie 53
und damit aus dem Sammelnamen der Degeneration herausgelöst
worden sind. So kommt denn auch SaLAMON in einer neueren
Abhandlung über die Degeneration bei Kartoffeln^) zu dem Ergebnis,
daß Degeneration gleichlautend mit Krankheit ist und zwar in diesem
Falle wahrscheinlich mit Mosaikkrankheit, die sich lange unter der
Blattrollkrankheit verborgen hat.
Aber auch in den Fällen, wo sich die Degeneration vorwiegend
in zunehmender Anfälligkeit gegen Krankheiten, also in einem
Nachlassen der Immunität gegenüber einer oder verschiedenen Krank-
heiten äußert, ist doch damit schon eine Veränderung in der Kon-
stitution der Pflanze gegeben. Die Degeneration kann also nicht
mit Krankheit gleichgesetzt, sondern nur als Vorbedingung der
Erkrankung aufgefaßt werden, wie sie sich auch in anderen Er-
scheinungen, die nicht direkt als Krankheiten anzusprechen sind,
wie Verminderung der Wachstumsenergie und der Erträge, äußert.
Diese Konstitutionsänderung ist nun in erster JLinie in der
Veränderung der das Wachstum regulierenden chemischen Inhalts-
stoffe der Zellen (Enzyme) zu suchen. Sie ist also in diesem Falle
einer echten Degeneration der Zellen vergleichbar, deren Ursache in
äußeren Einflüssen liegt. Auf die Veränderlichkeit der Sorten hat
besonders SORAUER hingewiesen und er betont auch das lokale und
vorübergehende Auftreten solcher Erscheinungen. Die Ursachen
können in Witterungseinflüssen liegen, besonders wenn abnorme
Witterungsverhältnisse lange andauern oder sich wiederholen. Bei
Veredlungen kommt die Beeinflussung des Edelreises durch die
Unterlage in Frage. Am häufigsten sind die Ursachen aber in den
Anbauverhältnissen zu suchen (Boden, Klima-), Düngung usw.), die
entweder der Sorte keine zusagenden Lebensbedingungen bieten oder
eine einseitige Steigerung einer bestimmten Entwicklungsrichtung
begünstigen und dadurch eine Störung in der Korrelation des
Wachstumsfaktoren herbeiführen können. Nach den Erfahrungen
von E. Junge ^) an Obstsorten ist das „Zurückgehen", worunter
*) R. N. SaLaMON, Degeneration in potatoes. Report Internat, potato
Conference London 1921, S. 73.
^) Vergl. die Erwähnung der Degeneration von Gemüsepflanzen in den
Tropen, Kap. III.
•) Festschrift Geisenhelm, 1922, S. 370 ff.
54 II. Krankheitslehre
Krankheiten der Obstbäume, geringe Tragbarkeit, Befall durch
Krankheiten und mangelhafte Ausbildung der Früchte zusammen-
gefaßt werden, meist auf Kulturfehler zurückzuführen. Eine Vor-
stellung von der Vielseitigkeit der Einwirkungen geben die von JüNGE
angeführten Ursachen: ungeeigneter Boden oder Lage, Verwendung
ungeeigneten Pflanzmaterials, falscher Schnitt, falsche Unterlage,
zu tiefes Pflanzen, ungenügende Düngung, Bewässerung und Be-
lichtung (zu dichte Pflanzung), mangelhafte Bodenbearbeitung und
Baumpflege, versäumte Schädlingsbekämpfung. Bei einjährigen
Kulturen werden solche Erscheinungen in der Hauptsache schon
durch Wechsel des Saatgutes, also Ortswechsel, welcher die Häufung
von Wirkungen des Bodens und Klimas ausschaltet, vermieden.
Anderseits muß sich die Degeneration, wenn sie durch äußere Ur-
eachen veranlaßt ist, ebenso wie die einfache Prädisposition durch
Änderung der Außeneinflüsse auch wieder aufheben lassen. Es
handelt sich dann nicht um eine dauernde, sondern um eine heil-
bare Degeneration.
Mittelbar kann eine anscheinende Degeneration einer Sorte mit
der vegetativen Vermehrung zusammenhängen, weil durch diese mehr
Krankheiten übertragen werden als bei Vermehrung durch Samen.
In solchen Fällen liegt aber eine umgekehrt wirkende Selektion vor
und die richtige Auslese gesunder Nachzucht beseitigt dann die an-
scheinende Degeneration.
Der Degeneration oder dem Abbau von Kartoffelsorten kann
ebenfalls eine mangelnde Auslese in der Weise zugrunde liegen, daß
einzelne Sproßsysteme (Ausläufer, Knollen) auftreten, welche ge-
schwächte Wüchsigkeit haben und durch die vegetative Vermehrung
erhalten bleiben und ausgebreitet werden. Hier handelt es sich dann
in Wirklichkeit um einzelne Variationen und nicht um fort-
schreitende Degeneration einer ganzen Sorte. In diesem Falle würde
allerdings eine geschlechtliche Fortpflanzung die ursprüngliche Form
sofort wieder herstellen.
Gerade bei geschlechtlicher Fortpflanzung kommt dagegen eine
Degeneration vor, die sich in geringer Wüchsigkeit und geringer
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten äußert. Sie tritt bei Inzucht
durch Selbstbefruchtung und zu enger Verwandtschaftszucht auf
(z. B. bei Grünkohl und Mais), kann aber durch Kreuzung ver-
schiedener Stämme sofort wieder behoben werden.
Pathologische Pflanzenphysiologie 56
Ebenso gibt es auch Sorten, die von Anfang an schwach oder
nicht lebensfähig sind und in kurzer Zeit aussterben. Hierin ver-
halten sich geschlechtlich und ungeschlechtlich vermehrte Sorten
gleich, da eine Vererbungserscheinung vorliegt. Wir können daher
eine genotypische Degeneration und eine phänotypische unterscheiden.
Zu letzterer gehörte die besprochene Degeneration der ungeschlechtlich
vermehrten Kultursorten aus mangelnder Anpassung an die Um-
gebung, da die Individuen „unter dem Einfluß der Außenfaktoren
der fluktuierenden Variabilität und funktionellen Anpassung, kurz
allen Modifikationen unterworfen sind, die ihnen ihre ererbte Organi-
sation gestattet" ^).
Dieser Anpassung an die Umgebung, ob man sie nun als
positive oder als mangelhafte Anpassung auffaßt, sind alte und neu-
entstandene Sorten in gleicher Weise unterworfen. Sie wird sich
aber bei neuen Sorten am Orte ihrer Entstehung und insbesondere
an dem des Nachbaues am raschesten äußern und kann auch
in einer physiologisch normalen, nur wirtschaftlich nachteiligen
Änderung der Eigenschaften, die den Ertragswert bestimmen, be-
stehen.
Genotypische Degeneration ist dagegen eine erbliche Ver-
änderung der inneren Konstitution. Sie kann eine Folge von Inzucht
sein oder auf einer unausgeglichenen Kombination der Erbfaktoren
beruhen in ähnlicher Weise, wie dies bei den sogenannten letalen
Erbfaktoren der Fall ist.
Nichts mit der Degeneration zu tun hat die bei Gärtnern so
bezeichnete Erscheinung, daß stark heterozygotische Sorten bei der
Vermehrung durch Samen aufspalten, wobei Eigenschaften der
Elterngenerationen auftreten.
Die bekannteren Beispiele von Degeneration betreffen die ver-
schiedensten Gewächse, wie Rosen, Apfel- und Birnsorten, den
Abbau von Kartoffelsorten und das Absterben der Pyramiden-
pappeln. Sie gehören alle zu den ungeschlechtlich vermehrten
Pflanzen und haben im einzelnen verschiedene Erklärungen ge-
funden, ohne daß bisher eine einheitliche. Auffassung von der
Degeneration erzielt wurde. Gerade die geschichtliche Betrachtung
lehrt aber die Degeneration in erster Linie als eine zeitliche und
^) GoLDSCHMLDT, Einführung in die Vererbungswissenschaft, 3. Aufl.,
1920, S. 69.
56 II- Krankheitslehre
örtliche Erscheinung zu betrachten. Wir sehen jedenfalls, daß ihr
sehr verschiedene Vorgänge und Ursachen zugrunde liegen können
und daß es im Einzelfall genauer Untersuchung und vergleichender
Beobachtung an anderen Orten und anderen Pflanzen bedarf, um
solche Erscheinungen aufzuklären. Hierbei kommt es vor allem auf
eine gründliche histologische Erforschung und die Untersuchung der
allgemeinen Wachstumsbedingungen der betreffenden Pflanze an.
Infektion
Einer besonderen Erwähnung bedürfen hier noch die Umstände
der Infektion wegen ihres Zusammenhanges mit der Immunität. Sie
sind bei den Pilzen, auf die sich die nachfolgende Darstellung
bezieht, und hauptsächlich bei den Rostpilzen, am besten erforscht^);
die Ergebnisse lassen sich jedoch im wesentlichen auch auf die
Bakterien anwenden, während bei tierischen Infektionen wenigstens
die Reaktionen der Pflanzen vielfach dieselben sind.
Eingeleitet wird die Infektion durch die Keimung der Pilz-
sporen und Bildung eines Keimschlauches, welche naturgemäß an
bestimmte Temperaturen und an das Vorhandensein genügender
Feuchtigkeit in Form von Nebel oder Tau gebunden ist, während
Regen die Sporen im allgemeinen wegspült. Zahlreiche Sporen
lassen sich in reinem Wasser zur Keimung bringen, andere keimen
jedoch nur auf den besonderen Nährpflanzen, d. h. sie bedürfen des
von diesen ausgehenden Reizes, auf den sie eingestellt sind, zur
Keimung. Das Eindringen des Keimschlauches geschieht entweder
durch die Spaltöffnungen, z. B. bei den Peronosporeen, wobei dann
auch die Keimung fast nur auf der Unterseite erfolgt. Bei Phijto-
phthora infestans durchdringen die Sporen außerdem noch die
Epidermis, was bei den meisten Pilzen der alleinige Infektionsweg
ist. Die Wundparasiten können dagegen nicht durch die unverletzte
Epidermis eindringen, wogegen die noch wenig erforschten Schwäche-
parasiten nur geschwächte Pflanzen anzugreifen vermögen (Schwärze-
pilze, Blattfleckenkrankheit der Syringen). Während also die
Epidermis von sehr vielen Pilzen durchbohrt wird und einen In-
fektionsweg abgibt, schützt das Korkgewebe die damit versehenen
*) De Bary, Morphologie und Physiologie der Pilze usw. 1866.
Klebahn, Grandzüge der allgemeinen Phytopathologie. 1912.
Pathologische Pflanzenphysiologie 57
Pflanzenteile vor dor Infektion durch Pilze; nur Lücken in ihm,
wie die Lenticellen, z. B. bei Schorf und Bakterienfäule der Kar-
toffeln, oder Verletzungen können zu Eingangspforten der Infektion
werden. Doch bildet in besonderen Fällen schon die Ausbildung
der Cuticula durch Verdickung, Haare, Wachsauflagerung usw. einen
Schutz gegen Infektion.
Die Durchbohrung der Epidermis geschieht unter Auflösung
der Zellulosemembran durch Enzyme, die vom Keimschlauch aus-
geschieden werden. Sie erfolgt nur auf geeignetem Substrat und
meist nur an bestimmten Stellen, z. B. an Keimlingen, an jungen
und stark wachsenden Geweben, an Narben (Mutterkorn). Hierin ver-
halten sich die Haustorien der epiphytischen Parasiten (Erysiphaceen)
wie die Keimschläuche der Endoparasiten. In einzelnen Fällen
dringen Keimschläuche zwar in die Zellen auch anderer Pflanzen
als ihrer Wirte ein, sterben aber dann ab, ohne sich weiter zu
entwickeln (echte Immunität); ebenso sterben die durch Spalt-
öffnungen eingedrungenen Keimschläuche auf ungeeigneten Wirts-
pflanzen ab, ehe sie em Myzel entwickeln können. In den Nähr-
pflanzen wächst das Myzel in der Regel interzellular durch Auflösen
der Mittellamellen oder auch intrazellular weiter und senkt im
ersteren Falle seine Haustorien in die Wirtszelle.
In den meisten Fällen tötet der Pilz die befallenen Zellen
nicht ab, sondern entzieht ihnen nur Nährstoffe durch die Haustorien.
Während des vegetativen Wachstums von Myzelien zugleich mit der
Wirtspflanze kann die Bildung von Haustorien auch unterbleiben,
z. B. beim Wachsen der Brandpilze in den Getreidepflanzen; hier
verhält sich der Parasitismus also ganz ähnlich wie die Symbiose
und man hat diese Phase im Leben des Parasiten als Raum-
parasitismus bezeichnet. In anderen Fällen werden die Zellen zu
lebhafter Tätigkeit angeregt und es kommt zur Vergrößerung der
Zellen, zur Entstehung von Riesenzellen und zur Gallenbildung,
womit die Pflanze ebenso und oft in ganz ähnlicher Weise auch
auf den tierischen Parasitismus reagiert (Älchengallen und alle
anderen Gallen). Vielfach werden jedoch die ergriffenen Zellen
durch Verbrauch ihres Inhalts, oder, wo die Haustorien fehlen,
durch stärkere Reizung, die als Zellvergiftung wirkt, abgetötet. In
diesem Falle handelt es sich um einfache Schädigung der Wirts-
pflanze zugunsten des Pilzes, wie bei Erysipheen, Brandpilzen usw. ;
58 II- Krankheitslehre
es kommt aber auch vor, daß die Keimschläuche mit den befallenen
Epidermiszellen absterben oder daß sich erst ein Myzel entwickelt
und dann die kranken Gewebepartien mit ihm absterben, ehe es
zur Sporenbildung fähig ist.
Bei den fakultativen Parasiten wächst das Myzel interzellular
und zerstört die umgebenden Zellen. Läßt man jedoch die Sporen
in reinem Wasser keimen, so ist das Myzel nicht fähig, die Pflanze
anzugreifen, sondern dies geschieht erst nach saprophytischem
Wachstum auf toten Geweben oder deren Inhaltsstoffen (Sclerotinia).
Der Pilz vergiftet die Zellen und löst die Mittellamellen und Zell-
wände auf, vermag aber seine Toxine erst nach saprophytischem
Wachstum zu bilden ; er lebt also auch in der Pflanze von totem
Material. Diese Infektion, nicht durch keimende Sporen, sondern
durch das Myzel findet auch bei Wurzelpilzen, wie Arniillaria
usw. statt.
Außer der bekannten Gallenbildung sehen wir auch bei der
Abtötung eingedrungener Keimschläuche eine Reaktion der Pflanze
gegen den Befall durch einen fremden Organismus. Eine andere
Reaktion der Pflanze sind die um eingedrungene Hyphen der
Haustorien häufig gebildeten Zellulosescheiden; ihre Bildung hängt
wohl auch damit zusammen, daß die Hyphen nicht in das Plasma
eindringen, sondern es nur einstülpen.
Da die Pilze vielfach Toxine abscheiden, entsteht die Frage,
ob die Pflanzen zur Bildung von Antikörpern befähigt sind. In
der Tat sind in gesunden und kranken Pflanzen bakterizide Stoffe
gefunden und es ist auch gelungen, experimentell die Bildung von
Antikörpern (Lysinen und Agglutininen) in der Pflanze hervor-
zurufen^). Doch ist über solche Schutzstoffe noch wenig bekannt
und man erschließt ihr Vorkommen im übrigen aus sonst unerklärten
Unterschieden in der Heftigkeit von Krankheiten. So erklärt man
das verderbliche Auftreten neueingeführter Krankheiten, wie z. B.
des amerikanischen Eichenmehltaus, damit, daß die europäischen
Eichen noch keine Gelegenheit hatten, sich nach wiederholter In-
fektion zu immunisieren. Hier wären auch noch andere Epidemien,
wie Stachelbeermehltau, Rebenkrankeiten, Kaffeerost und schließlich
tierische Infektion (Reblaus) zu vergleichen. Im übrigen ist aber
^) C. PiCADO, Annales Institut Pasteur 35, 1921, S. 893.
Pathologische Pflanzenphysiologie 69
die Abhängigkeit der Immunität von den den Parasiten gebotenen
Nährstoffen aussichtsreicher zu erforschen.
Zu den Reaktionsvorgängen der Pflanzen gehören auch die von
Haberlandt entdeckten Wundhormone oder Nekrohormone, Stoffe
enzymartigen Charakters, die in den Abbauprodukten des getöteten
Protoplasmas entstehen und für die Einleitung der Zellteilung bei
der Bildung der Wundgewebe notwendig zu sein scheinen.
Intoxikationen
Eine direkte Giftwirkung sahen wir in der Abtötung von
Pflanzenzellen durch Ausscheidungen parasitischer Pilze, und auch
die Wachstumsreize, die z. B. die Gallenbildung veranlassen, können
als Reize durch schwach wirkende Giftstoffe angesehen werden. In
gleicher Weise sind Wachstumsreize durch geringe Mengen an-
organischer Gifte, z. B. Kupfer, Quecksilber, Blei beobachtet; so wird
die Kupferbespritzung der Kartoffeln in einigen Gegenden von
Amerika ohne Rücksicht auf das Auftreten von Pilzkrankheiten
regelmäßig als ertragssteigerndes Mittel durchgeführt (vergl. auch
über Beizung, Kap. IV).
Die Giftwirkung auf die Pflanzenzellen vollzieht sich in ver-
schiedener Weise. In einfachen Fällen tritt eine Diffusion bestimmter
Inhaltsstoffe oder eine Kontraktion des Protoplasmas (Plasmolyse)
ein; bei stärkerer Einwirkung reagiert der Zellkern und die Chro-
matophoren durch Vergrößerung oder es treten, wie auch im Plasma,
Zersetzungen (Degeneration) ein, die einerseits in der Auflösung
von Strukturen, anderseits in der Bildung unlöslicher Niederschläge
bestehen.
In ähnlicher Weise wie die Ausscheidungen von Pilzen und
Bakterien wirken auch tierische Sekrete auf die Pflanze ein. Ab-
gesehen von der Gallenbildung kommen hier hauptsächlich die
Sekrete von saugenden Insekten in Betracht (Wanzen, Zikaden,
Blattläuse^). Sie wirken teils einfach stärkelösend, teils bedingen
oder übertragen sie Erkrankungen der ganzen Pflanze. Jedenfalls
entstehen durch solche Dekrete viel schwerere Schädigungen der
Pflanze als durch die Nährstoffentziehung oder durch mechanische
Verletzungen bei der Saugtätigkeit von Insekten.
^) F. Zweigelt, Centralbl. Bakt. usw., II. Abt., Bd. 42, 1915.
60 II- Krankheitslehre
Zu den Giftwirkungen anorganischer Stoffe gehören außer
den Wirkungen von Metallen, wie Zink, Blei und Arsen, auch die-
jenigen von salzhaltigen Abwässern und konzentrierten Dünge-
mitteln. Eine besondere Bedeutung haben die Spritzschäden, von
denen die durch Kupfermittel hervorgerufenen nekrotischen Flecke
vielfach untersucht worden sind. Die umfangreichsten Beschädi-
gungen der Vegetation entstehen durch Rauchgase, deren wich-
tigster Bestandteil neben Teerprodukten oder Metalloxyden die
schweflige Säure ist. Schweflige Säure ist insbesondere fast stets
in den Verbrennungsgasen enthalten und wirkt in der Luft bei
längerer Einwirkung schon in einer Verdünnung von 1 : 1000000
schädlich.
Äußerlich macht sich das Absterben von Zellen durch Ver-
giftung in Verfärbungen bemerkbar. Die Erscheinungen sind aber
vielfach, z. B. bei den Rauchgasschäden, dieselben wie beim Ab-
sterben der Zellen aus anderen Ursachen (Frost, Hitze, Trockenheit).
Daß hieran auch postmortale Vorgänge beteiligt sein können, zeigt
die Rotfärbung von Kiefernnadeln, die durch Rauchgase oder
andere Einflüsse getötet sind; sie tritt nachträglich durch Licht-
wirkung ein.
Als eine Giftwirkung ist auch die Narkose durch anäs-
thetische Mittel (Alkohol, Äther, Chloroform usw.) anzusehen, welche
die Sensibilität der Pflanze herabsetzen. Als Nachwirkung wird
dabei eine Förderung der Keimung und des Wachstums beobachtet,
die man in der Frühtreiberei zur Abkürzung der winterlichen Ruhe-
zeit von Gewächsen praktisch ausnützt.
Kapitel III
Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Die Ursachen der Krankheiten zerfallen in die beiden Haupt-
gruppen der Organismen als Krankheitserreger und der unbelebten
(anorganischen) Krankheitsursachen. Die Organismen wirken in der
Hauptsache in der Weise des Parasitismus auf die Pflanzen ein,
wobei als die zahlreichsten und wichtigsten Parasiten im Pflanzen-
reiche die Pilze und Bakterien, im Tierreiche die Insekten auf-
treten. Man kann dabei die durch Pilze verursachten Krankheiten
als Mykosen, die durch Bakterien verursachten als Bakteriosen, die
tierischen als Zoonosen zusammenfassen.
Weiterhin sind alle diejenigen Krankheiten, welche durch
kleine, in das Pflanzengewebe eindringende und sich dort aus-
breitende Lebewesen übertragen werden, als Infektionskrankheiten
zu bezeichnen, die auch hinsichtlich der Disposition der Pflanze,
der Übertragung der Erreger und der Bekämpfungsmethoden \'iele8
Gemeinsame aufweisen. Sie gehen ohne scharfe Grenze in ein-
fache Beschädigungen, wie z. B. den Tierfraß, über, und pflegen
eben wegen des auffälligen Anteiles des Erregers am Krankheits-
bilde in ätiologischer Anordnung beschrieben zu werden.
Die nichtparasitären Krankheitsursachen beruhen in physi-
kalischen und chemischen Einflüssen der Umwelt, die man in solche
des Standortes und Klimas und chemische Einflüsse einteilen kann.
Zwischen diesen beiden großen Gruppen bleiben dann einige
Krankheiten, denen sich die Forschung neuerdings mehr zugewandt hat.
Dies sind die bisher als physiologische, dann auch als enzymatische
Krankheiten beschriebenen, die durch einen filtrierbaren Virus
übertragen werden, also eigentlich als nichtparasitäre Infektions-
krankheiten zu bezeichnen sind.
62 li^l- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Für unseren hier vorliegenden Zweck tritt die im pathologischen
Teil behandelte Beschreibung der Krankheiten selbst gegenüber der
Klassifizierung und Beschreibung der Ursachen zurück. Dies trifft
besonders für die parasitären Krankheiten zu. Hier liegt der Zu-
sammenhang mit dem Erreger meist klar zutage und nur bei ge-
wissen Allgemeinerkrankungen und bei Mischinfektionen kommen
differential-diagnostische Unterscheidungen in Frage, während sich
bei den nichtparasitären Krankheiten die Ursache oft erst aus ge-
nauer Kenntnis des Krankheitsbildes erschließen läßt und die Aus-
einanderhaltung verschiedener zusammenwirkender Faktoren größere
Schwierigkeiten bereitet.
I. Schädliche Organismen
Die Mehrzahl der Schädigrmgen von Pflanzen durch lebende
Organismen fällt unter den Begriff des Parasitismus. Sowohl im
Pflanzen- wie im Tierreiche ist die parasitische Lebensweise mannig-
faltig ausgebildet. Sie beruht darin, daß sich Pflanzen oder Tiere
von lebenden Organismen nähren und gleichzeitig als Ekto- oder
Endoparasiten auf oder in ihren Wirten wohnen, die dadurch ge-
schädigt werden. Dieser Lebensweise entsprechen bei ausgeprägtem
Parasitismus mehr oder minder weitgehende Veränderungen einzelner
Organe oder der ganzen Körperform des Parasiten als sekundäre
Anpassungen.
Bei der Anpassung an den Parasitismus bedingt, wo es sich
um das Pflanzenreich handelt, das Aufgeben der ursprünglichen Art
der Ernährung durch eigene assimilatorische Nährstoffbildung und
vermittels einer ausgedehnten Oberfläche eine weitgehende Ver-
änderung der Form. Doch erfahren auch die Tiere vielfach, und
besonders die endoparasitischen, sehr tiefgreifende morphologische
Veränderungen, während anderseits die tierische Art der Nahrungs-
aufnahme und die Ortsbewegung eine parasitische Lebensweise bei
sehr geringer morphologischer Abänderung ermöglichen. Die An-
passungen der Form treten sowohl als Rückbildungen, wie z. B.
der Bewegungsorgane (Beine und Flügel) und der Gliederung
des Körpers auf, wie auch als Umänderung oder Neuerwerbung
von Organen ^).
*) Vergl. H. Francs, Der Parasitismus als schöpferisches Prinzip.
Centralbl. Bakt. usw., II. Abt. 50. 1920, S. 54.
Schädliche Organismen 63
Eine weitere mit dem Parasitismus zusammenhängende An-
passung liegt in dem Zurücktreten und sogar Unterbleiben der
sexuellen Fortpflanzung zugunsten der Ausbildung ungeschlechtlicher
Vermehrungsvorgänge, wodurch die rasche und starke Vermehrung
und die Ausbreitung kleiner, in individuenreichen Kolonien auf-
tretender Organismen begünstigt wird und zugleich auch Dauerformen,
welche ungünstige klimatische oder Nahrungeverhältnisse überstehen
können, eingeschaltet werden. Man kann hierin besonders einen
Teil der Schnabelkerfe (Aphiden und Cocciden) direkt zu den Pilzen,
wo die Pleomorphie der Vermehrungsvorgänge die Regel und in
einzelnen Fällen bis auf 5 Sporenformen gesteigert ist, in Parallele
stellen. So tritt bei den Aphiden und den Cynipiden schon im
Larvenstadium eine ungeschlechtliche Vermehrung ein, bei den
Cocciden wird zum Teil die weibliche Larve geschlechtsreif, ohne
sich erst zur Imago umzuwandeln. Man unterscheidet hierbei die
parthenogenetische Fortpflanzung von Individuen, die nicht das nor-
male fortpflanzungsfähige Stadium erreichen, als Pädogenese, von
der Neotenie, der Beibehaltung larvaler Eigenschaften in geschlechts-
reifem Zustand. In allen diesen Fällen sehen wir ein beschleunigtes
Eintreten eines Vermehrungsstadiums und zugleich äußerst gesteigerte
Produktion von Nachkommen im Zusammenhang mit parasitischer
Lebensweise ausgebildet. Von den Dauerformen sei hier die Cysten-
bildung der Nematoden erwähnt, die mit derjenigen niederer Pilze,
wie von Chrysophlyctis, Ähnlichkeit bietet.
Durch eine allmähliche Ausbildung der Anpassungen an den
Parasitismus kommen Übergangsformen zwischen normaler Lebens-
weise und Parasitismus zustande, und man versteht dabei unter
hemiparasitischen Tieren solche, die sich vom Blute ihrer
Wirtstiere ernähren, aber nicht fest auf ihnen wohnen, während
hemiparasitische Pflanzen auf ihrem Wirte festsitzen und ihm
zwar Nährstoffe entziehen, aber daneben noch einen Teil ihres Be-
darfes an Nährstoffen durch eigene Assimilation decken und auch
Assimilate an den Wirt abgeben.
Ebenso steht auch die Symbiose in sehr enger Beziehung zum
Parasitismus, sodaß vielfach keine scharfe Grenze zwischen beiden
besteht. Unter Symbiose versteht man eine gegenseitige Anpassung
von Organismen, bei welcher keine Schädigung eines der beiden
Symbionten eintritt. Als ein Beispiel einer dem Parasitismus sehr
64 III" Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
nahestehenden Symbiose können die Knöllchenbakterien der Legu-
minosen gelten, welche auf die besiedelten Wurzeln einen Reiz
ausüben, der diese zur Gallenbildung veranlaßt. Ein zeitweiliges,
der Symbiose ähnliches Verhältnis besteht bei einigen Rost- und
Brandpilzen, die vom Samen aus oder nach Blattinfektion lange
Zeit mit der befallenen Pflanze weiterwachsen können, ohne diese
sichtbar zu schädigen, und erst, wenn sie fruktifizieren, Gewebe-
zerstörungen hervorrufen. Man hat dieses latente Verhalten auch
als Raumparasitismus bezeichnet.
Auch unter den Fäulnisorganismen oder Saprophyten sind
diejenigen, die ihre Nahrung abgestorbenem Pflanzenmaterial ent-
nehmen, pflanzenpathologisch von Bedeutung; entweder als sekundäre
Begleiter von Krankheitsprozessen oder als fakultative Parasiten,
welche unter besonderen Umständen auch lebende Gewebe angreifen
und zerstören. Bei dem Vorkommen saprophytischer Pilze an
kranken Pflanzenteilen ist es daher zuweilen schwierig zu unter-
scheiden, ob sie nur sekundär auftreten oder ob sie als fakultative
Parasiten die eigentlichen Krankheitserreger sind. Dies ist vor allem
bei den Fäulniskrankheiten der Fall.
Als Pseudoparasiten, oder ebenfalls als Raumparasiten
(vergl. jedoch oben) bezeichnet man im Pflanzenreiche die Epiphyten,
die auf ihrem Wirte festsitzen, ihm aber keine Nährstoffe entnehmen
(hauptsächlich Flechten, Moose, Farne). Sie können ihm gleichwohl
im gewissen Grade schädlich werden.
Eine Komplikation des Parasitismus ist der Wirts Wechsel,
der sich bei manchen höheren Pilzen (Rostpilze) und auch bei
Insekten (z. B. Aphiden und Chermesiden) findet. In beiden
Fällen sind es einzelne Stadien eines mehrstufigen Entwicklungs-
ganges, die sich auf verschiedenen Wirtspflanzen abspielen ^). Dabei
liegt dann, wie es beim Parasitismus auch sonst die Regel ist,
eine ausgesprochene Spezialisierung auf bestimmte Nährpflanzen
vor, in der wir allgemein eine höhere Stufe der Anpassung an
parasitische Lebensweise erblicken können. Doch gibt es daneben
ebenso zahlreiche Parasiten, die sich nicht auf eine einzige Pflanzenart
als Wirt beschränken, sondern Wirte verschiedener Arten oder
Gattungen und selbst Familien befallen (polydome Pilze, polyphage
Insekten).
*) Vergl. hierzu die Figuren auf S. 66 und 67.
Schädliche Organismen 65
Die Spezialisation der Parasiten hat für die Bekämpfung
der Krankheiten ihre Bedeutung, da es wichtig ist, zu wissen, ob
einem Parasiten noch andere Wirtspflanzen außer der gefährdeten
Kultur|)flanze zu Gebote stehen. Mit der Frage der Spezialisation
hängt auch diejenige der Rassenbildung bei der Anpassung an be-
stimmte Wirte d. h. an das Substrat zusammen, die besonders bei
der Erforschung der Immunität und bei der Immunitätszüchtung
berücksichtigt werden muß. Auch hierin verhalten sich parasitische
Tiere und Pflanzen gleich. So ist es in vielen Fällen möglich, aus
der Spezialisation Schlüsse auf den Verwandtschaftsgrad der Wirts-
pflanzen eineröeits und der Parasiten anderseits zu ziehen, was in
gleicher Weise für Insekten, z. B. Blattläuse, wie unter den Pilzen
besonders für die Rostpilze zutrifft.
Eine Begrenzung der parasitischen Lebensweise auf bestimmte
Entwicklungsstadien liegt bei den meisten holometabolen Insekten
vor, wobei nur die Larvenstadien parasitisch leben. Dies trifft vor
allem auf die Endoparasiten zu. In denjenigen Fällen, wo die Voll-
kerfe ebenfalls Pflanzenfresser sind, unterscheidet man deren Schäden,
die andere Organe betreffen oder besondere Formen annehmen, als
Imaginalfraß vom Larvenfraß. Ähnliches kommt bei Pilzen vor,
z. B. wenn die höhere Fruchtform erst von dem saprophytisch auf
abgestorbenen Organen weiterlebenden Myzel gebildet wird.
Zufolge der mit ihm verbundenen Schädigung des Wirtes,
die das Hauptkennzeichen des Parasitismus ist, fallen alle Parasiten
der Pflanzen unter den Bereich der Pflanzenpathologie. Dagegen
können Beschädigungen der Pflanzen durch die normale Nahrungs-
aufnahme freilebender pflanzenfressender Tiere nicht mehr als
Parasitismus bezeichnet werden, sie gehören aber als solche in das
pflanzenpathologische Gebiet. Eine Einteilung der Fraßformen ist
schon im Abschnitt der Krankheitsbilder (Seite 8) aufgeführt.
Neben den direkt mit der Nahrungsaufnahme der Parasiten
zusammenhängenden Schädigungen der Wirtspflanze ist hier wieder
die Gallenbildung als eine der verbreitetsten und wichtigsten Wir-
kungen des Parasitismus zu erwähnen, die als Reaktion auf Ver-
letzungen und mechanische Reize, wie auch auf von den Parasiten
ausgeschiedene chemische Stoffe zustandekommt.
Natürlich sind die Parasiten den Einflüssen der Umwelt in
gleicher Weise unterworfen, wie ihre Nährpflanzen. Daher hat die
Sammlang Bonitraeger I:Morstatt 5
66
Perithecium
Fruchthörpeiy^^'^ ^,
Ascospore
j\onicfieJi ^phdce/id
5derotiunr%^ Y segetum
ddvus
Fruchthnotenkranhheit
(Honigtdu)
Fig. 1. Mutterkornpilz
Uredol^ger
Uredo5pore K ^ Teleutospore
[5ommer5pore}j \. ( Dduerspore)
rr ■ \ Promyzd [ ödsidie)
lebend
Sporidie
Aecidiospore
fionidie
idienbecher
Pyknide
Fig. 2. Getreideschwarzrost (wirtswechselnd)
Entwicklungsgang von Pilzen
(Orig.)
67
(^ MännchcD;
O Weibchen ;
Virgo fundairix,
Stammutter,
Erstform ;
Virgo, jungfräu-
liche Mutter;
Virgo sexupara,
Gattenmutter.
?
Fig. 3. Nicht wandernde Blattlaus
Zeichen wie oben;
außerdem :
?
Virgo fundatri-
gena, Zweitform ;
Virgo virgino-
gena, Drittform ;
Virgo virginogena
sexupara.
(Orig. Börner)
Fig. 4. AVandernde (heteroecische) Blattlaus
Entwicklangsgang von Blattläosen
63 III- Die Ursachen der Pflanzeakrankheitea
Erforschung der Parasiten sich nicht nur mit ihrer Systematik
(Taxonomie) und ihrem Entwicklungsgang zu befassen, sondern
auch mit ihrer Physiologie. Ihre Lebensintensität, Entwicklungs-
dauer und Fortpflanzung, kurz die Stärke ihres Auftretens ist von
klimatischen Einflüssen, wie Temperatur, Feuchtigkeit, Licht und
von der Beschaffenheit des Nährsubstrates abhängig. Außerdem
entspricht der verschiedenen Anfälligkeit der Pflanzen nicht nur
eine verschiedene Spezialisation der Parasiten, sondern auch innerhalb
der Arten eine verschiedene Virulenz derselben Pflanze gegenüber.
Daher gehen für die Erforschung der Krankheiten pathologische
Physiologie und Physiologie der Parasiten ineinander über.
Der Einfluß der Witterung auf Pflanzenkrankheiten, direkt
wie wir sehen werden, die umfangreichste aller Schaden Wirkungen,
ist auch indirekt einer der wichtigsten Faktoren und äußert sich
ebenso den Parasiten wie der Pflanze gegenüber. Es braucht hier
nur an die allgemeinsten Beispiele erinnert zu werden, daß in
trockenem Klima und in trockenen Jahren die Insekten, in feuchten
die Pilze eine größere Rolle spielen, daß sich bei Trockenheit ins-
besondere Milben und Blattläuse vermehren, oder daß Hochsommer-
temperaturen die Gefährlichkeit mancher Pilze, wie der Phytophihora
einschränken.
Außer ihrer Lebensweise als Parasiten und Pflanzenfresser
treten Tiere und unter ihnen besonders einige Insekten indirekt schäd-
lich auf, indem sie Krankheiten übertragen^). Neben der mehr zu-
fälligen Übertragung von Pilzsporen und Bakterien, die vielfach als
Wundinfektion vor sich geht, ist hier die Übertragung der Virus-
krankheiten durch saugende Insekten hervorzuheben. In solchen
Fällen liegt oft in der Bekämpfung der Krankheitsüberträger das
wirksamste Mittel zur Einschränkung der Krankheiten.
Wie sich bei wirtswechselnden Rostpilzen oder manchen durch
blutsaugende Insekten übertragenen tierischen und menschlichen
Krankheiten (z. B. Malaria) ein Teil des Entwicklungsganges der
Parasiten in dem übertragenden Zwischenwirt abspielt, so ist auch
neuerdings eine Pflanzenkrankheit bekannt geworden, bei welcher
das Insekt nicht nur Überträger, sondern auch Zwischenwirt ist.
*) Insects as disseminators of plant diseases. Phytopathology 12.
1922, 225.
Schädliche Organismen Q9
Es ist die Flagellatenkrankheit der Euphorbien^), deren Parasit im
Milchsaft <ler Euphorbien lebt und als Zwischenwirt eine Wanze hat.
a) Pflanzen als Schädigungsursachen
Hierzu gehören Pflanzen der verschiedensten Organisations-
stufen. Die wichtigste ist diejenige der Pilze, die, wo nicht
Saprophyten, so durchweg Parasiten sind. Daneben sind Algen,
Flechten, Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen nur in geringer
Anzahl beteiligt, als Formenkreise, bei denen parasitische Lebens-
weise nur in besonderen Ausnahmefällen vorkommt oder überhaupt
fehlt, die aber dann als Epiphyten oder schlechthin als Unkräuter
(Nahrungskonkurrenten) gelegentlich zu Pflanzenschädlingen werden.
Schizomjceten, Spaltpilze, Bakterien
Einzelne oder in Fäden oder Gruppen vereinigte Zellen von
primitivem Bau, die sich durch Teilung vermehren und Sporen
direkt aus ihrem vegetativen Zellkörper oder im Innern desselben
bilden. Hauptsächlich Saprophyten, außerdem Tier- und Pflanzen-
parasiten.
Die Bakteriosen sind eine erst spät und vorwiegend durch
amerikanische Forschungen bekannt gewordene Gruppe von Pflanzen-
krankheiten. Sie treten hauptsächlich als Fäulen (Naßfäulen und
Dürren = Trockenfäulen) auf, und da solche, auch wenn sie von
Pilzen herrühren oder erst nach dem Tode der Gewebe eintreten,
stets von saprophytischen Bakterien begleitet sind, ist es oft schwierig,
den Nachweis der Bakterien als eigentliche Ursache zu führen. In
der Anfangszeit der Bakteriologie neigte man daher der Anschauung
zu, daß Krankheiten des tierischen Organismus von Bakterien, die-
jenigen der Pflanzen dagegen nur von Pilzen verursacht seien.
Seitdem hat sich jedoch herausgestellt, daß Pflanzenbakteriosen
sehr zahlreich sind und daß zwischen ihnen und den Mykosen kein
prinzipieller Unterschied besteht. Die Bakterienkrankheiten sind
klimatisch im allgemeinen durch schroffe Gegensätze der Tempe-
ratur- und Feuchtigkeitsgrade begünstigt und wohl deshalb im kon-
tinentalen Klima von Nordamerika besonders wichtig.
*) Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten 1922, Heft 2/3.
70 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Von den ungemein formenreichen Bakterien kommen pflanzen-
pathologisch hauptsächlich die Gattungen Bacterium, Bacillus und
Pseudomonas in Betracht.
Außer den Fäulen verursachen die Bakterien sehr oft auch
Gallenbildungen der Pflanzen. Der wichtigste Gallenerreger ist das
Bacterium tufnefacieus, der an vielen verschiedenartigen Pflanzen
den sog. Bakterienkrebs (Crown-gall) erzeugt.
Bacillus amylovorus ist der Erreger der „fire blight" genannten
Krankheit, einer der wichtigsten Obstbaum krankheiten in Nord-
amerika; ihr Auftreten verursachte 1913 in Missouri einen Schaden
von 25*^ 0 des Ertrages. B. phytophthorus erzeugt die Schwarz-
beinigkeit und neben anderen Arten eine Knollenfäule der Kar-
toffeln, Pseudomonas campestris die Braunfäule des Kohls. Von
Interesse ist, daß der weitverbreitete Saprophyt B. coli communis
auch als Pflanzenparasit auftreten kann.
Actinomyceten, Strahlenpilze
Die Actinomyceten werden vielfach zu den Bakterien gerechnet,
nehmen aber im System eine selbstständige Stellung ein.
Von pflanzenpathologischer Bedeutung sind einige dieser Pilze
als Erreger des gewöhnlichen Schorfes der Kartoffeln.
Myxoinyceten, Schleimpilze
Der vegetative Körper besteht aus hautlosen Prdtoplasma-
massen (Plasmodien) und die Sporen entstehen durch einfache Um-
bildmig aus Teilen dieses Körpers.
Plasmodiophora brassicae, die überall verbreitete Kohlhernie
oder Kropfkrankheit, ist der einzige wichtige Vertreter dieser Gruppe.
Al^eu
Von den Algen, die an und für sich keine Parasiten sind,
können einzelne Arten in Pflanzengewebe eindringen und schädlich
werden. Hierzu gehört als wichtigste Cephaleuros virescens am
Teestrauch.
Fnng'i, Pilze
Chlorophyllfreie Saprophyten und Parasiten ohne echte Gewebe.
Der Einteilung der Pilze liegen die Unterschiede im morphologischen
Aufbau und in der Vermehrungsweise zugrunde.
Schädliche Organismen 71
Die Pilze haben die Fähigkeit der Assimilation verloren und
sind chlorophyllos. Sie beziehen ihre organischen Nährstoffe un-
mittelbar aus ihrem Substrat und ernähren sich als Parasiten von
lebenden Organismen oder als Saprophyten von abgestorbener
organischer Substanz.
Als Parasiten befallen sie im wesentlichen Pflanzen und zwar
solche jeder Organisationsstufe, einschließlich anderer Pilze, seltener
Tiere. Die ektoparasitischen Pilze verbreiten ihr Myzel auf der
Epidermis der Ptlanzenorgane und entnehmen ihr die Nährstoffe
durch Saugwarzen, Haustorien, welche in die Zellen hineinwachsen.
Das Myzel der Endoparasiten durchzieht die Innengewebe der be-
fallenen Pflanzenteile meist interzellular, wobei ebenfalls Haustorien
die Zellen aussaugen oder in selteneren Fällen intrazellular, die
Zellen durchbohrend.
Mit den Insekten zusammen bilden die Pilze die überwiegende
Masse der Pflanzenschädlinge und verursachen die wirtschaftlich
wichtigsten Krankheiten (insbesondere die Rostpilze, Brandpilze und
Mehltaupilze). Die meisten durchziehen das Assimilationsgewebe
und schädigen das Wachstum der Pflanzen durch Nährstoffent-
ziehung. Andere wirken gewebezerstörend (z. B. Blattflecken) oder sie
haben morphologische Veränderungen, Pilzgallen oder Mykozezidien
zur Folge.
Normalerweise werden gesunde Pflanzenteile von den Pilzen
befallen, doch findet sich eine große Anzahl von ihnen nur an ab-
sterbenden Organen, insbesondere Blättern; andere setzen sich als
Schwächeparasiten hauptsächlich an kranken Pflanzen fest. Viele
wichtige Pilze sind Wundparasiten, d. h. sie vermögen nur durch
Verletzungen in die Pflanze einzudringen.
Die Vermehrung der Pilze ist durch die weitgehende Reduktion
der geschlechtlichen Fortpflanzung und die Ausbildung ungeschlecht-
licher Vermehrungsvorgänge charakterisiert.
Die ungeschlechtliche Vermehrung geschieht durch Sporen,
die in sehr verschiedener Weise, meist an besonderen Hyphen und
häufig in Fruchtkörpern, gebildet werden. Dabei ist Pleomorphie
der Fruktifikation die Norm, da wenigstens zwei Sporenformen vor-
kommen und deren Anzahl bei den wirtswechselnden Rostpilzen bis
auf fünf steigt.
72 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Der vegetative Körper ist ein Myzel aus Zellfäden, den Hyphen,
von normalem Zellenbau. Die Hyphen sind einzellige oder meist
mehrzellige, verzweigte Fäden mit Spitzenwachstum.
Da die Fruktifikationsorgane der Einteilung und somit der
Bestimmung der Fadenpilze zugrunde liegen, geben wir im nach-
folgenden eine übersichtliche Zusammenfassung davon.
Sporen- und Fruchtkörperformen der Pilze
A. Geschlechtlich erzeugte Sporen (Fortpflanzungssporen)
1. Zygosporen, durch Kopulation zweier Zellen entstanden.
2. Oosporen, durch Befruchtung einer Eizelle durch ein Sper-
matozoid entstanden.
B. Ungeschlechtlich erzeugte Sporen (Vermehrungssporen)
1. Schwärmsporen, in Sporangien entstanden, nur noch bei
Phykomyceten.
2. Chlamydosporen (und Endosporen), ruhend, aus einzelnen
Hyphengliedern entstanden.
3. Konidien, exogene Sporen, an den Enden bestimmter
fruktitizierender Hyphen, der Konidienträger, abgeschnürt.
a) Unverzweigte Konidienträger. Die Sporen werden in
Ketten (Oidium) oder einzeln endständig abgeschnürt.
Hierher gehören auch die Uredo- oder Sommersporen,
Teleuto- oder Wintersporen und die Konidien aus den
Pykniden der Rostpilze.
b) Verzweigte Konidienträger. Die Sporen werden in aus-
strahlenden Ketten {Aspergillus) oder in büschelig ver-
einigten Ketten (Piptocephalis) abgeschnürt, oder einzeln
an den Enden mehrfach gegabelter {Penicilliuin) und
unregelmäßig verzweigter (Peronospora) Konidienträger
•gebildet.
c) Basidien. Konidienträger mit 4 endständigen, auf Ste-
rigmen stehenden Sporen, den Basidiosporen.
4. Endogene Sporen, durch freie Zellbildung entstehend.
a) In Sporangien, köpfchenförmigen Behältern in großer
Anzahl entstanden {Mucor).
b) Ascosporen oder Schlauchsporen, in schlauchförmigen
Zellen (Asci) meist in begrenzter Anzahl gebildet.
Schädliche Organismen 73
Die Fruchtträger (Konidienträger , Sporangien, Asci) können
in Fruchtkörpern verschiedenster Art vereinigt sein.
1. Im einfachsten Falle stehen sie in Bündeln beisammen.
2. Sie gehen aus einer zusammenhängenden Schicht, einem
Sporenlager oder einem Hymenium (ßasidio- und Asco-
hymenium) hervor.
3. Sie entstehen in komplizierteren Früchten, in denen das
Hymenium meist auf einer besonderen Schicht, dem Stroma,
liegt. Sterile, zwischen den fruktifizierenden vorkommende
Hyphen heißen Paraphysen.
Solche Fruchtkörper sind:
a) Pykniden; Das Hymenium ist in krugförmige Behälter
eingesenkt; sie produzieren Konidien (Pyknokonidien).
b) Perithecien; rundliche oder krugförmige (irehäuse, mit
enger Mündung; die Schlauchfrüchte der Pyrenomyceten.
c) Apothecien; offene, becherförmige Schlauchfrüchte der
Disco myceten.
d) Äcidien; offene Sporenbecher der Rostpilze, in denen
Chlamydosporen entstehen.
e) Hutpilze und Schwämme; Fruchtkörper mit frei-
liegendem, Basidiohymenium, das auf besonderen Er-
hebungen oder Lamellen und in Röhren lokalisiert ist.
Die Sporen selbst sind in Größe und Form sehr verschieden
ausgestaltet; ihre Membran ist bei einigen noch besonders verdickt
und mit warzen- oder netzartigen Erhebungen versehen; mehrzellige
Sporen werden als septiert (ein- bis mehrfach septiert) bezeichnet.
Für die Überwinterung der Pilze sind verschiedene Ein-
richtungen ausgebildet. Zur Überwinterung ist hier auch das Aus-
dauern der Art über andere ungünstige Zeitperioden, wie Hitze und
Trockenheit, die in warmem Klima eine Vegetationsruhe bedingen,
zu rechnen, sowie auch Nahrungsmangel, der durch Absterben oder
Austrocknen des Substrates eintritt. Sie geschieht im einfachsten
Falle als Ausdauern des vegetativen Myzels (Uromyces, Nectria,
Polijporus) in überwinternden Pflanzenorganen. Auch einzelne
Myzelteile können frei oder in abgestorbenen Pflanzenteilen über-
wintern. Anderseits können Myzelteile auch als Dauermyzel zu
besonders geformten Körpern aus dichtem pseudoparenchymatischem
Gewebe, den Sklerotien, umgebildet und erhärtet sein. Außerdem
74 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
ist die Sporenbildung vielfach eine Einrichtung für Ausdauer und
Überwinterung der Art. So werden im Herbst oder bei Eintritt
sonstiger ungünstiger Verhältnisse von vielen Pilzen Dauersporen
oder höhere Fruchtformen mit ausdauernden Fruchtkörpern gebildet.
Dagegen sind die Konidien meist nicht haltbar und nur für die
Ausbreitung der Art und sofortige Keimung bestimmt.
Der Ausbreitung der Pilze dienen fast ausschließlich die Sporen,
die durch Wind und Insekten, aber auch mit Pflanzenteilen, wie
Früchte, Samen oder Ableger der Wirtspflanze verschleppt werden
können. Eine besondere Anpassung für die Verschleppung von
Konidien durch Insekten ist z. B. bei der Sphaceliaform des Mutter-
kornpilzes vorhanden.
Die Benennung der Pilze richtet sich bei den wirtswechselnden
und sonst pleomorphen Arten nach der Dauerfruchtform.
Eingeteilt werden die Fadenpilze in 4 Hauptgruppen: Die
Phykomyceten, die noch den Algen nahestehenden niedrigsten echten
Pilze; dann die Ascomyceten und Basidiomyceten, die beiden Zweige
der höheren Pilze, und als Anhang die Fungi imperfecti, die be-
sonders zahlreich und pflanzenpathologisch wichtig sind. Die letzteren
sind Pilze, von denen keine höhere Fruchtform bekannt ist und die
daher nicht in das System eingereiht werden können.
1. Klasse. Phykomyceten, Algen pilze
Das oft reichverzweigte Myzel besteht aus einer einzelligen
Hyphe. Vermehrung durch Endosporen; zuweilen durch Schwärm-
sporen und Konidien. Fortpflanzung durch Kopulation von Myzel-
zweigen, Zygosporenbildung und durch Befruchtung in Oogonien
gebildeter Oosporen.
1. Ordnung. Oomyceten
Fortpflanzung durch dickwandige, braune Oosporen; Ver-
mehrung durch Konidien, Endosporen oder Schwärmsporen.
Fam. Chytridiaceen. Mikroskopisch kleine Parasiten. Syn-
chytrium in der Oberhaut von Samenpflanzen. Hierher gehört
Chrysophlyctis endohiotica, der Kartoffelkrebs, der hauptsächlich in
England, Deutschland und Nordamerika in der Ausbreitung begriffen
und zurzeit eine der gefährlichsten Pflanzenkrankheiten ist.
Schädliche Organismen 75
Fam. Saprolegniaceen. Im allgemeinen saprophytisch, aber
fakultativ parasitisch. Pythhim deharyamim, sehr schädlich auf
Keimpflanzen, verursacht das Umfallen (Wurzelbrand).
Fam. Peronosporaceen, falsche Mehltaupilze. Die verzweigten
bäumchenförmigen Konidienträger treten aus Spaltöffnungen hervor
und bilden einen Rasen, der flaumig aussieht und nicht abwischbar
ist. Viele wichtige Krankheiten, unter ihnen Phyiophthora in-
festans, die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel, Plasmopara
viticola, die Blattfallkrankheit und Lederbeerenkrankheit der Wein-
rebe, Peronoipora parasitica auf Kohlarten und Bremia lactueae
auf Salat.
Fam. Cystopodiaceen. Parasitisch auf Landpflanzen. Alhugo
Candida, weißer Schimmel oder weißer Rost auf Capsella bursa
pastoris und anderen meist wilden Kruziferen; gallenbildend.
2. Ordnung. Zygomyceten
Fortpflanzung durch Kopulation (Zygosporen); Vermehrung
durch Konidieu und in Sporangien gebildete Sporen.
Fam. Entomophthoraceen. Parasitisch in Insekten. Die Gattung
Empusa und Entomophthora in Raupen, Zikaden, Fliegen usw.
Fam. Mucoraceen. Saprophytisch; Mucor mucedo, Köpfchen-
schimmel, besonders auf Mist; M. mucedo und andere Arten treten
auch bei Fruchtfäulen auf.
2. Klasse. Ascomyceten, Schlauchpilze
Die Hauptfruchtform sind die Asci oder Schläuche, eine Sonder-
form des Sporangiums. Als Nebenfruchtformen kommen Konidien
und Chlamydosporen vor.
1. Unterordnung. Hemiasceae.
Zahl der Sporen in den Schläuchen unbestimmt. Parasitisch
in krautigen Pflanzen; .ohne praktische Bedeutung.
2. Unterordnung. Euasceae.
Nur 2 bis 8 Sporen in einem Schlauch.
1. Protoascineae. Ohne Hymenium.
Fam. Saccharomyceten, Hefepilze (Sproßpilze). Saprophytische
Gärungserreger.
2. Euascineae. Mit Hymenium.
1. Gruppe. Protodiscineae. Nur Hymenium, ohne besondere
Fruchtkörper. Endophytische Pflanzenparasiten; z. T. mit Sklerotien.
76 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Außerdem Vermehrung durch Konidien ; z. T. in besonderen Frucht-
körpern, Pykniden.
Fam. Exoascaceen. Hymenium unter der Cuticula. Exoascus
(Taphrina) pruni, an Zwetschen (Taschenbildung); E. deformans,
Kräuselkrankheit des Pfirsichs; E. cerasi und insititiae, Hexenbesen.
2. Gruppe. Carpoasceae. Das Hymenium kleidet die Hülle
(Peridie) der Schlauchfrüchte (Perithecien) aus und trägt neben den
Asci Paraphysen, die an sterilen Stellen Periphysen genannt werden.
An die Stelle der Paraphysen können Konidienträger treten {Pezi-
zaceae). Schläuche direkt auf dem Myzel oder auf^dem Stroma.
Konidienfrüchte zum Teil auf demselben Stroma, wie die Schlauch-
früchte.
1. U.-Gr. Plectascineae. Fruchtkörper meist rundlich und
geschlossen, mit steriler Oberflächenschicht. Schläuche regellos im
Fruchtkörper.
Fam. Aspergillaceen. Aspergillus, Kolbenschimmel, und Peni-
cülium, Pinselschimmel, häutige Schimmelpilze; P. glaucum, grüne
Fruchtfäule. Thielavia basicola, Wurzelparasit.
2. U.-Gr. Pyrenomyceten, Kernpilze. Schläuche am Grunde
des Fruchtkörpers, Hülle geschlossen oder sich nur mit einem Loch
öffnend.
Fam. Erysiphaceen. Echte Mehltaupilze. Die senkrechten un-
verzweigten Konidienträger schnüren in Ketten eiförmige Konidien
ab (Oidium) und bilden mit dem oberflächlich wachsenden Myzel
einen flachen mehlähnlichen Belag, der sich abwischen läßt. Er-
nährung des Myzels parasitisch durch Haustorien; Schläuche kurz
in kugeligen Perithezien; diese mit Anhängseln. Viele wichtige
Arten, darunter Podosphaera leucotricha, Apfelmehltau, Sphaerotheca
humili, Hopfenmehltau, S. pannosa, Rosenmehltau, 8. mors uvae,
amerikanischer Stachelbeermehltau (Stachelbeerpest), Uncinula necator
(Oidium TucJceri) echter Rebenmehltau {Oidium, Samenbruch), Micro-
sphaera grossulariae, europäischer Stachelbeermehltau, M. quercina,
Eichenmehltau.
Fam. Perisporiaceen, Rußtaupilze. Saprophy tisch, ohne Hau-
atorien. Verschiedene Arten (als Apiosporium, Fumago, Capnodium
usw. bezeichnet) bilden die Rußtau Überzüge, die oberflächlich auf
den Pflanzen wachsen und meist infolge des Honigtaus der Blatt-
läuse erscheinen.
Schädliche Organismen 77
Fam. Hypocreaceen. Weiche lebhaft gefärbte Gehäuse. Hier-
her gehört ein Teil der als Fusarium bezeichneten sichelartigen
Konidienformen auf Getreidearten {Fusarium roseum) ; ferner Nectria
cinnabarina, nach deren Konidienlagern die Rotpustelkrankheit der
Laubhölzer benannt ist, und Nectria galligena (N. ditissima), der
Erreger des Apfelbaumkrebses; Polystigma rubrum, Rotfiecken-
krankheit auf P?'Wwms- Arten. Cordiceps (Isaria) ist parasitisch in
Insekten.
Claviceps purpurea ist das bekannte Mutterkorn des Getreides,
dessen verschiedene Stadien ursprünglich unter besonderen Namen
bekannt geworden sind. Die Konidien befallen den Fruchtknoten
der Blüte und erregen den Honigtau (Sphacelia); später verdickt
sich das Myzel in dem Fruchtknoten und verhärtet, wodurch das
überwinternde Sklerotium, das Mutterkorn {Sclerotium clavus, Seeale
cornutiwi), entsteht. Aus diesem wachsen im nächsten Jahre die
gestielten Köpfchen, das Stroma, hervor, in welche die mit einer
Mündung versehenen Perithezien eingesenkt sind. Die fadenförmigen,
einzelligen Ascosporen befallen wieder die Getreideblüten (vergl. Fig. 1).
Fam. Dothideaceen. Phyllachora graminis, Blattschorf der
Gräser, P. trifolii, schwarze Flecken auf Klee. Plowrightia morbosa,
schwarzer Krebs an Steinobst in Nordamerika.
Fam. Sphaeriaceen. Rosellinia quercina, Eichenwurzeltöter;
R. (Deniatophora) necatrix, der Wurzelschimmel der Weinrebe, bildet
im Kambium und im Holz Myzelstränge (Rhizomorphen). An diesen
entstehen auf Sklerotien die Konidien und später auch Pykniden
und Perithezien.
Fam. Mycosphaerellaceen. Hierher gehören viele Pilze, deren
Pyknidenformen als Blattfleckenkrankheiten auftreten und zum Teil
unter besonderem Namen als Phyllosticta, Septoria usw. (s. S. 84)
bekannt sind.
^dycosphaerella sentina, Fleckenkrankheit der Birnblätter,
M. fraganae, Fleckenkrankheit der Erdbeerblätter. Guignardia
(Laestadia) Bidivelli, black-rot oder Schwarzfäule der Trauben.
Fam. Pleosporaceen. Verschiedene wichtige Gattungen. Ven-
iuria inaequalis und V. pirina sind die Perithezienformen zu Fusi-
cladium dendriticum und F. pirinum, der Fusikladium- oder Schorf-
krankheit (Grind) des Kernobstes, denen an Kirschen die weniger
gefährliche Venturia (Fusicladium) cerasi entspricht; die schwarz-
78 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
grünen samtartigen Flecken werden durch die Konidienträger ge-
bildet. Pleospora trichostonia ist in seiner Konidienform Helmintho-
sporium grammeum als Erreger der Streifenkrankheit der Gerste
bekannt. Leptosphaeria herpotrichoides ist der Roggenhalmbrecher,
Hyphen als graugrüne Fäden an den unteren Blattscheiden und im
Halm; Ophiobolus herpotrichus , der Weizenhalm töter, beide als
„Fußkrankheit" bezeichnet. Leptosphaeria circinans, der Wurzel-
töter der Luzerne, auch an Klee und Rüben, ist unter dem Namen
Rhizoctonia violacea (Rh. medicaginis) bekannt. Die Konidienform
von L. Napi bildet die Schwärze des Rapses an Blättern, Stengeln
und Schoten. Dilophia graminis (Konidienform Dilophospora gra-
minis) ist die Federbuschsporenkrankheit des Getreides.
Farn. Gnomoniaceen. Onomonia erythro Stoma, Erreger der
Kirschbaumkrankheit, in Blättern und jungen Kirschen, die klein
bleiben ; O. veneta gehört zu der Konidienform Gloeosporium nervi-
sequum, der Nervenfleckigkeit der Platane.
Fam. Valsaceen. Valsa leucostoma, Erreger des Kirschbaum-
sterbens, bei dem die Zweige absterben und Gummi bildung auftritt.
3. U.-Gr. Discomyceten, Scheibenpilze. Schläuche am Grunde
des Fruchtkörpers, Hülle zuletzt halbkugelig, Hymenium bloßliegend.
Fam. Hypodermataceen. Lophodermium pinastri, Kiefern-
schütte, befällt die Nadeln, besonders in Saatkämpen.
Fam. Phacidiaceen. Rhytisma acerinum, der Ahornrunzel-
schorf, verursacht die schwarzen Flecken der Ahornblätter; sie be-
stehen aus Sklerotien, in denen zuerst Konidien gebildet werden;
die Apothezien entstehen erst im Frühjahr auf den toten Blättern.
Fam. Mollisiaceen. Pseudopeziza trifoUi, Blattäeckenkrankheit
des Klees. P. tracheiphila, roter Brenner der Rebenblätter; Myzel
in den Gefäßen der Blattnerven. P. ribis ist die Ascusform von
Gloeosporium rihis, der Blattfallkrankheit der Johannisbeere, die in
Form zahlreicher, kleiner brauner Blattflecken auftritt.
Fam. Helotiaceen. Dasyscypha calycina, der Lärchenkrebs,
ist ein Wundparasit und wuchert in der Rinde. Zahlreiche Krank-
heiten gehören zu der Gattung Sclerotinia, darunter zu den
wichtigsten die Obstbaurasklerotinien, deren Konidienform als Monilia-
krankheit bekannt ist. An Äpfeln und Birnen findet sich Sei. fructi-
gena (Monilia fnictigena) \ an Aprikosen Sei. laxa (M. laxa); an
anderem Steinobst, besonders an Kirschen Sei. cinerea (M. cinerea).
Schädliche Urganismen 79
Die Pilze befallen teils die Zweige, die eie zum Absterben bringen,
teils Blüten und Früchte; an letzteren entstehen Fruchtfäule oder
Fruchtmumien. Sei. fucJceliana ist die Ascusform der bekannten,
ursprünglich saprophytischen Botrytis cinerea, die an der Rebe als
grauer Traubenschimmel, Graufäule, Sauerfäule, Edelfäule auftritt;
auch an vielen anderen Pflanzen, z.B. an Rosen, kommt diese
Botrytisfäule vor. Sei. lihertiana ist als Rapskrebs, Hanfkrebs und
von vielen anderen Pflanzen bekannt. Sei. trifoliorum ist der
Erreger des Kleekrebses; er bildet auf der Oberfläche der Pflanze
Sklerotien aus.
3. Klasse. Basidiomyceten
Die Hauptfruchtform ist die Basidie, die in verschiedener
Ausbildung auftritt, wobei noch die sehr mannigfaltige Ausgestaltung
des Basidiohymeniums und der dieses tragenden Fruchtkörper hinzu-
kommt. Zu den Basidiomyceten gehören die zahlreichen Hutpilze
oder Schwämme; pflanzenpathologisch sind hauptsächlich die Brand-
und Rostpilze von Bedeutung. Nebenfruchtformen sind nur bei den
letzteren reich ausgebildet.
1. U.-Ordn. Hemihasidii . Basidienähnliche Konidienträger.
Farn. Ustilagineen , Brandpilze. Der Entwicklungsgang der
Brandpilze, die auch als selbständige Gruppe zwischen den Asco-
myceten und Basidiomyceten aufgefaßt werden können, verläuft in
der Weise, daß aus der Brandspore (Chlamydospore) ein wenigzelliges
Promyzel (das Hemibasidium) hervorgeht, an weichem die Konidien
(Sporidien) gebildet werden ; das von diesen ausgehende Myzel in-
fiziert die Pflanze. Schädlich sind die Brandpilze fast ausschließlich
an Getreidearten, wo sie eine volkswirtschaftlich höchst bedeutende
Rolle spielen.
Man unterscheidet Brandpilze mit Keimlingsinfektion, bei denen
die Sporen dem Korn nur äußerlich anhaften und erst in die keimende
Pflanze eindringen, und solche mit Blüteninfektion, die schon in
die Blüte eindringen und als Myzel im Korn vorhanden sind. Der
Pilz wächst interzellular in der Pflanze, die dabei kaum geschädigt
wird; erst bei der Bildung der Brandsporen, die meist in den Ähren,
aber auch an den Halmen der Gramineen erfolgt, wird er sichtbar
und zerstört die Gewebe.
80 . III- Die Ursachen der Pflanzenkrankbeiten
Brandpilze mit Keimlingsinfektion (Bekämpfung durch Beizen
mit Chemikalien) sind: Der Stinkbrand oder Steinbrand des Weizens,
Tilletia tritici; der seltenere Stinkbrand T. laevis, mit glattwandigen
Sporen; der Haferflugbrand, Ustilago avenae; der Gerstenhartbrand,
Usfüago hordei; der Roggenstengel brand, Urocystis occulta, und der
Hirsebrand, U. panici miUacei, der die jungen Rispen völlig zerstört.
Brandpilze mit Blüteninfektion (Bekämpfung durch Heißwasser-
beizung) sind: Der Gerstenflugbrand, Ustilago nudo,, und der Weizen-
flugbrand, U. tritici.
Anders als die genannten verhält sich der Maisbrand oder
Beulenbrand des Mais, Ustilago maj/dis, der große, mit einer silber-
grauen Haut überzogene Brandbeulen (Gallen) an den Stengeln und
kleinere an Blättern, Blütenrispen und Kolben erzeugt. Er befällt
die noch jungen Teile der Pflanze durch Triebinfektion während
der ganzen Wachstumszeit.
Von anderen Brandpilzen verdierien noch der besonders in
Nordamerika schädliche Zwiebelbrand, Urocystis cepidae, der auf
den Zwiebelschalen und auch auf anderen Organen schwarze Brand-
beulen bildet, und der Brand der Dattelpalmenblätter, Graphiola
phoenicis, der kleine harte Schwielen erzeugt, Erwähnung.
2. U.-Ordn. Euhasidii. Echte Basidien mit Sterigmen.
I.Gruppe. Protobasidiomyceten. Geteilte Basidien aus vier
übereinanderstehenden Zellen.
Uredineen, Rostpilze. Noch schädlicher als die Brandpilze,
und zwar in der Hauptsache ebenfalls an Getreidearten, sind
die sehr zahlreichen Rostpilze. Charakteristisch für sie ist die
besonders weitgehende parasitische Anpassung, die in der Bildung
von bis zu fünf verschiedenen Sporenformen, im Vorkommen des
Wirtswechsels und der meist sehr engen Spezialisierung ihren Aus-
druck findet. Die Schädlichkeit der Rostpilze beruht darauf, daß
das interzellulare Myzel die Zellen der Wirtspflanze aussaugt und
die zahlreichen Sporenlager die assimilierende Fläche zerstören. Die
befallenen Pflanzen wachsen schwächlich und geben nur geringen
Ertrag. Vielfach treten auch Gallenbildungen auf.
Der Entwicklungsgang der Rostpilze geht im Frühjahr von
den Teleutosporen (Teliosporen) , die den Brandsporen der Usti-
lagineen entsprechen, aus. Sie keimen zu den Basidien, einem vier-
Schädliche Organismen gl
zelligen Promyzel aus, an dem die Sporidien (Basidiosporen) ent-
stehen, welche die Nährpflanze infizieren. Aus dem Myzel gehen
dann verschiedene Fruchtkörper hervor, die Becherfrüchte (Aecidien)
und die Uredolager mit den reihenweise gebildeten Aecidio- (Aecio-)
Sporen und den einzeln auf Stielen entstehenden Uredosporen,
und die kleinen Pykniden (Spermogonien) mit den Konidien (Sper-
matien). Diese letzteren keimen nicht; ihre Funktion ist unbekannt.
Während die Uredosporen die Sommersporen darstellen, sind die
meist auf denselben Lagern später entstehenden Teleutosporen
(Teliosporen) die Herbst- oder Wintersporen. Sie sind zweizeilig,
sehr dickwandig und keimen erst nach Überwinterung im Früh-
jahr aus.
Der Wirtswechsel (Heteroecie) besteht nun darin, daß zur
Vollendung des vollständigen Entwicklungsganges zwei verschieden-
artige Nährpflanzen notwendig sind. So können beim Getreide-
schwarzrost, Pucc'mia graminis, die Keimschläuche der Sporidien
nur die Blätter der Berberitze infizieren. Dort entstehen oberseits
Pykniden, unterseits Aecidien. Die Aecidiosporen infizieren aber
nicht die Berberitze, sondern nur das Getreide, auf welchem erst
die Uredo- und die Teleutosporen entstehen können. Aus den
Teleutosporen, bezw. der Basidie gehen wieder Sporidien hervor,
welche nicht das Getreide, sondern nur die Berberitze befallen
können. Die Berberitze ist also in diesem Falle der Z wischen wirt
für den Getreiderost. Es muß jedoch erwähnt werden , daß auch
Uredolager überwintern können und daher z. B. in unserem Klima
die Erhaltung des Schwarzrostes nicht ausschließlich auf den voll-
ständigen Entwicklungsgang über den Zwischenwirt angewiesen ist,
wogegen andere Arten auch noch durch perennierendes Myzel über-
wintern (vergl. Fig. 2).
Die Spezialisierung der Rostpilze erstreckt sich nicht nur
darauf, daß wie bei anderen Pilzen eine Art auf eine bestimmte
Nährpflanze beschränkt ist, sondern sie geht hier noch weiter, indem
zu einer an einen Aecidienwirt gebundenen Art Spezialformen ge-
hören, die ihre Teleutosporen auf verschiedenen Wirtspflanzen ent-
wickeln. Diese morphologisch nicht unterscheidbaren Formen be-
zeichnet man als biologische Arten erder auch als Gewohnheitsrassen.
So gibt es beim Schwarzrost für die gemeinsame Aecidienform auf
der Berberitze eine besondere Teleutosporenform auf Roggen und
Sammlung Borntraeger I;Mor8tatt 6
82 III- Die Ursachen der Pflanzenkraukheiten
Gerste und einigen anderen Gramineen, eine andere Telentosporen-
form auf Hafer, Raygras usw.
Zu den wirtswechselnden Rostpilzen gehören vor allem die
Getreideroste: der Schwarzrost, Puccinia graminis, auf Roggen,
Gerste, Weizen und Hafer, Aecidien auf Berheris vulgaris; der
Braunrost des Roggens, P. dispersa, Aecidien auf Änchusa arvensis
und A. officinalis ; der Braunrost des Weizens, P. triticina, Aecidien
unbekannt; der Gelbrost, P. glumarum, auf Weizen, Roggen und
Gerste, Aecidien unbekannt; der Zwergrost der Gerste, P. simplex,
Aecidien auf Ornithogalum umbeUatum ; der Kronenrost des Hafers,
P. coronifera, Aecidien auf Rhamniis cathartica.
Die wichtigeren Rostpilze verteilen sich auf die zwei folgenden
Familien :
Farn. Melampsoraceen. Teleutosporen ungestielt. Zu Cronar-
tium ribicola gehört als Aecidienform Peridermium strohi, der
Weymouthskiefernblasenrost; beide Formen sind in Nordamerika
sehr schädlich. Melampsora caryophyllacearum hat als Aecidien-
form das Aecidium elatinum, den Hexenbesen und Krebs der Weiß-
tanne ; M. pinitorqua auf der Zitterpappel das Caeoma pinitorquum,
den Kieferndreher oder Drehrost. Ohne Wirtswechsel (autoecisch)
ist der Leinrost, M. Uni.
Fam. Pucciniaceen. Teleutosporen gestielt. Bei Oymnosporan-
gium sabinae fehlen die Uredosporen, das Aecidium ist als Roestelia
cancellata, Birnengitterrost, bekannt. Die Aecidien sind dagegen
bei Hemileia vastatrix, dem Kaffeerost, unbekannt. Aus der Gattung
Uromyces sind schädliche Arten: U. appendiculatus auf Bohnen,
U. fabae auf Pferdebohnen, U. trifolii auf Klee, U. betae auf Rüben
und U. pisi auf Erbsen ; zu letzterem gehört Aecidium euphorbiae
auf E. cyparissias. Zur Gattung Puccinia gehören außer den
Getreiderosten : P. asparagi, der Spargelrost, und P. apii, der Sellerie-
rost, beide autoecisch. P. Pringsheimiana auf Carea;- Arten hat als
Aecidienform den Stachelbeerrost. Andere wichtigere Arten sind auch
der Chrysanthemum -Rost, der Malvenrost und aus der Gattung
Phragmidium der Rosenrost, Ph. subcorticium.
2. Gruppe. Autobasidiomyceten. Einzellige keulenförmige
Basidien mit vier endständigen Sterigmen.
1. U.-Gr. Exobasidiinae. Basidien keulenförmig, auf frei-
liegendem Hymenium.
Schädliche Organismen 33
Farn. Exobasidiaceen. Entsprechen durch die freihegenden
Basidien den Exoascaceae bei den Ascomyceten und sind wie diese
Gallenerreger. Exobasidium vaccinii auf der Preißelbeere.
2. U.-Gr. Hymenomyceten. Basidiohymenium auf einem
Fruchtkörper, der aus vielfach verzweigten und verflochtenen Hyphen
besteht. Konidien selten.
Farn. Corticiaceen, Rindenpilze. Fruchtkörper schimmelartig.
Hijpochnus solani, der Grind der Kartoffeln, mit Corticium vagum
var. solani und Rhizoctonia solani identisch.
Fam. Thelephoraceen, Rindenpilze. Fruchtkörper lederig oder
holzig. Stereum purpureutn im Holz, Ursache des Milch- oder
ßleiglanzes der Obstbäume; St. hirsutum, Holzzerstörer. Thelephora
laciniata ; die Fruchtkörper überziehen oft große Strecken und können
dabei Saatbeete ersticken.
Fam. Clavariaceen, Keulenpilze. Fruchtkörper fleischig, keulig
oder baumförmig. Typhula graminum, Typhulafäule des Getreides;
Sklerotien an den abgestorbenen jungen Blättern.
Fam. Polyporaceen, Löcherschwämme. Hymenium auf Falten
oder in Röhren. Die artenreiche und vielgestaltige Familie der
Löcherschwämme enthält viele Holzzerstörer, von denen ein Teil
auch parasitisch auftritt. Merulius lacrymans, Hausschwamm;
Fomes annosus {Trametes radieiperda). Wurzelschwamm, Stockfäule,
Rotfäule, an Nadeln und Laubhölzern schädlich. Polyporus cau-
dicinus (P. sulfureus), besonders an Obstbäumen ; P. squamosus an
Obstbäumen. Trametes pini, der Kiefernbaumschwamm, erzeugt
die Rot- oder Kernfäule.
Fam. Agaricaceen, Hutpilze, Blätterschwämme. Hymenium
auf Lamellen. Von den Hutpilzen hat nur Armillaria mellea, der
Hallimasch, größere Bedeutung; er befällt Laub- und Nadelholz
und bildet sträng- oder bandartige, braune bis schwarze Rhizo-
morphen.
3. U.-Gr. Gasteromyceten. Fruchtkörper vor der Reife ge-
schlossen. Hierzu nur eine Art, die gelegentlich parasitisch auf-
treten kann, Ithyphallus impudictis, die Gichtmorchel, an Reben
aus der Fam. Phallaceen, zu der im übrigen holzzerstörende Pilze
gehören.
6*
84 IIJ^- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Anhang. Fungi imperfecti
Hierher gehören neben einer Anzahl steriler Myzelien die un-
gemein zahlreichen Pilze, von denen nur Konidienfruktifikationen
bekannt sind. Sie sind ursprünglich teils von Ascomyceten, teils
von Basidiomyceten abzuleiten, können aber, da die höhere Frucht-
form fehlt, nicht in das System eingereiht werden.
Pflanzenpathologisch spielen sie durch einige umfangreiche
Gattungen, die bis über 1000 Arten zählen, eine wichtige Rolle.
Die meisten Blattfieckenkrankheiten gehören hierher; besonders auch
in Nordamerika treten viele Arten sehr schädlich auf.
Die Einteilung erfolgt nach der Bildungsweise, weiterhin nach
Form und Farbe der Sporen, und die Namen der Familien sind
teilweise von denjenigen der Familien von Asco- und auch Basidio-
myceten, zu welchen sie nach der Fruktifikationsform in näherer
Beziehung stehen, abgeleitet.
Sphaeropsidales. Konidien in Pykniden oder kammer-
artigen Höhlungen.
Farn. Sphaerioidaceen. Mit kugeligen schwarzen Pykniden.
Phyllosticta und Phoma, die in zahllosen Arten auftreten, bilden be-
grenzte Flecken, erstere auf Blättern, letztere auf anderen Organen.
Sphaeropsis malorum ist ein Krebserreger des Apfelbaumes in Nord-
amerika; Äscochyta pisi verursacht die Brennfleckenkrankheit der
Erbsen auf Blättern und Hülsen; hauptsächlich auf der Oberfläche
der Blätter lebt Adinonema rosae. Aus der großen Gattung Sep-
toria mit linsenförmigen Pykniden in Blattflecken sind wichtigere
Arten 8. graminum und S. tritici, Schwarzfleckigkeit der Weizen-
blätter; .S. petroselini ist an Petersilie und mehr noch die var. apii
an Sellerie schädlich; andere Arten sind schon bei den Ascomyceten
aufgeführt, da sie sich als zu diesen gehörig herausgestellt haben.
Melanconiales. Konidien auf zuletzt freiliegenden Konidien-
lagem.
Fam. Melanconiaceen. Oloeosporium, eine sehr große Gattung
mit flach scheibenförmigen oder etwas polsterförmigen Lagern und
oft durch ihren Schleim zu Klumpen zusammengeklebten Sporen,
verursacht meist Anthraknosen oder Schwärzen, die teilweise schon
unter verschiedenen Ascomycetenfamilien aufgeführt sind. Wich-
tiger sind außerdem: Ol. fructigenum, die Bitterfäule der Äpfel;
Schädliche Organismen 85
Ol. cmdivorum, der Stengelbrenner des Klees; Gl. lindemuthiantun,
die ßrennfleckenkrankheit der Bohnen; Gl. ampelophagnm, der
schwarze Brenner der Reben; G. tiliae, eine Blattkrankheit der
Linde, bei der die befallenen Blattstiele abbrechen.
Hyphomyceten. Konidien an einzeln stehenden oder zu
Strängen (Koremien) verbundenen Trägern.
Farn. Mucedinaceen. Hierher gehören die schon bei den
Ascomyceten erwähnten Gattungen Oidium, Monilia (Polsterschimmel)
und Botrytis (Traubenschimmel). Als Saprophyten sind die Asper-
gillusarten wichtig. VerticiUium alboatrum lebt in den Gefäßen
der KartoffelpManzen und verursacht die Welkekrankheit.
Fam. Dematiaceen. Fusidadium und Fumayo sind schon ge-
nannt (s. Ventiiria, S. 77). Cladosporiwm herhariim, ein häufiger
Schimmelpilz, tritt als Schwächeparasit auch schädlich auf und ver-
ursacht die Schwärze der Getreidearten; Cl. fulvum erzeugt eine
Welkekrankheit der Tomaten. Clasterosporium carpophilutn ist die
Ursache der Schußlöcherkrankheit und eines Gummiflusses beim
Steinobst. Helminthospormni gramineum, die Streifenkrankheit der
Gerste, ist schon als Konidienform von Pleospora trichostoma er-
wähnt; H. teres ist die Blattfleckenkrankheit der Gerste, während
auf Hafer H. avenae vorkommt. Die Silberflecken der Kartoffeln
rühren von Spondylocladium atrovirens her. Eine Fleckenkrankheit
des Sellerie verursacht Cercospora apii, C. beticola diejenige der
Rüben. Alternaria {Macrosporium) solani erzeugt die Dürrflecken-
krankheit der Kartoffeln, die besonders in Nordamerika schädlich
auftritt {early hlight oder potato hliyht).
Fam. Stilbaceen. Außer Saprophyten und einigen Pflanzen-
parasiten gehört hierher die zum Teil auf Insekten parasitische
Gattung Isaria. I. {Metarhizium) anisopliae ist ein weitverbreiteter
Parasit, der zur Vertilgung von Nashornkäferlarven praktische Ver-
wendung gefunden hat.
Fam. Tuberculariaceen. Hiervon sind Tuhercularia bei dem
Ascomyceten Nectria, Sphacelia bei Claviceps schon erwähnt. Eine
sehr wichtige, hierher gehörige Gattung ist Fusarium, von der
ebenfalls bei einigen Arten die betreffenden Ascomyceten bekannt
sind. Die Gattung ist durch ihre sichelförmigen, septierten, ver-
schiedenartig hellen Konidien und das häufig auffällig gefärbte
Stroma charakterisiert. Eine neuere Übersicht nach dem Krank-
86 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
heitsbild^) unterscheidet KartoffelknoUenfäule erregende Fusarien,
Fusarium-Welken oder Tracheomykosen, zu welchen der Schnee-
schimmei {Calonectria graminicola = Fusarium nivale) gehört, und
Spitzendürre und Rindenfäule der Gehölze erregende Fusarien.
Sterile Myzelien. Von der hierher gehörigen Gattung
Rhizoctonia sind Rh. violacea bei den Pleosporaceen, Rh. solani bei
den Corticiaceen schon erwähnt. Moniolopsis aderholdi, der Ver-
mehrungspilz, ist einer der Erreger der Keimlingskrankheiten.
Nebenklasse. Lichenes, Flechten
Die Flechten sind Pilze, die in enger Symbiose mit Algen
leben. Zu ihnen gehören, ihrer Organisation gemäß, keine Parasiten,
doch leben viele ihrer Arten epiphytisch und kommen davon einige
pflanzenpathologisch in Betracht. Aber auch diese sind mehr als
Anzeichen ungünstiger Bedingungen (Luftfeuchtigkeit des Klimas
und Standortes), denn als direkte Schädlinge zu betrachten.
Außerdem begünstigen sie die Vermehrung schädlicher Insekten,
denen sie Unterkunft oder Plätze für Eiablage und Larvenent-
wicklung bieten.
Der Thallus der Flechten ist krusten- laub- oder strauch-
förmig. Die Vermehrung findet durch Soredien statt, runde Körper,
die von Hyphen umsponnen und durchzogen sind und nach Spren-
gung der Rindenschicht hervortreten und vom Winde verweht
werden. Auch Fruchtkörper der an den Flechten beteiligten Pilze
kommen vor; sie entsprechen den Früchten der betreffenden Pilze
und sind frei auf der Oberfläche entstehende Apothecien oder ge-
schlossene Perithecien. Außerdem finden sich noch Konidienfrüchte
in Pykniden.
Gefäßkryptogainou
Diese Abteilung enthält keine Parasiten, doch können Moose
als Epiphyten ähnlich wie die Flechten und als Unkräuter schäd-
lich auftreten.
Auch die Farne kommen als Unkräuter in Frage; besonders
ist hier der überall verbreitete Adlerfarn, Pteridium aquilinum, zu
erwähnen. Von den Schachtelhalmen ist Equisetum arvense
ein bekanntes Unkraut.
^) Wollenweber, in Sorauers Handbuch, 4. Aufl.
Schädliche Organismen 87
Blutenpflanzen
Während die Gymnospermen keine Parasiten enthalten, ge-
hören zu den Angiospermen Parasiten und Hemiparasiten ver-
schiedener Grade. Reine Epiphyten spielen dagegen bei Kultur-
pflanzen kaum eine Rolle. Außerdem sind die zahlreichen Unkräuter
im praktischen Pflanzenschutz wichtig.
Halbschmarotzer sind die Santalaceen, Loranthaeeen (Mistel)
und Scrophulariaceen. Chlorophyllfreie echte Schmarotzer sind die
Cuscutaceen, besonders Cuscuta trifolii, die Kleeseide, und die
Orobanchaceen, zu denen Orohanche minor, der Kleeteufel gehört.
b) Tiere als Krankheitserreger und Schädlinge
Alle Tiere, die sich von lebenden Pflanzen ernähren, müssen
als Schädlinge der Gewächse angesehen werden. Davon verdienen
aber nur diejenigen Beachtung, welche Nutzpflanzen angreifen und
dadurch wirtschaftlich schädigend wirken. Hierzu gehören allerdings
schon viele Tiere von sehr großer pflanzenpathologischer Bedeutung.
Zu den eigentlichen Pflanzenkrankheiten sind dagegen nur solche
tierische Schädigungen, welche die Folge besonderer Anpassung,
also im wesentlichen des Parasitismus sind, zu rechnen.
Von den landbewohnenden Tierklassen, die hier nur in Frage
kommen, sind vorwiegend Wirbeltiere und Insekten unter den schäd-
lichen Arten vertreten. Erstere werden teils durch ihren Fraß, oft
aber auch durch ihre sonstigen Lebensgewohnheiten, wie z. B. unter-
irdische Lebensweise (oder Nestbau) schädlich, während die Insekten,
die für uns bei weitem wichtigste Tierklasse, sich in außerordentlich
vielen Arten als freilebende Tiere von Pflanzenteilen nähren und
anderseits fast ebenso zahlreich durch mehr oder minder ausgeprägte
parasitische Lebensweise zu wichtigen Pflanzenfeinden und Krank-
heitserregern werden. In ihrem Parasitismus ergeben sich dabei, wie
schon erwähnt, manche Parallelen zu den ähnlich artenreichen und
schädlichen Pilzen.
Urtiere
Obwohl zu den Protozoen viele wichtige Krankheitserreger des
Menschen und der Tiere gehören, sind bisher keine Pflanzen-
parasiten unter ihnen bekannt gewesen. Erst neuerdings ist ein
Flagellat, der in den Milchsaftröhren von Euphorbien lebt, als
88 lil- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Krankheitserreger einer Pflanze beschrieben worden. In einzelnen
Fällen glaubt man auch bei Blattroll- und Mosaikkrankheit Protozoen
entdeckt zu haben, über deren Bedeutung jedoch noch nichts Näheres
feststeht.
Weichtiere
Aus der Ordnung der Lungenschnecken, Klasse der Gastropoden
oder Schnecken, können einige Arten gelegentlich schädlich auftreten.
Die wichtigsten sind unter den nackten Limaeiden Agriolimax
agrestis, die graue Ackerschnecke, und unter den gehäusetragenden
Heliciden Helix pomatia, die Weinbergschnecke.
Wärmer
Nematoden, Rundwürmer
Farn. Anguilluliden. Die Alchen sind mikroskopisch kleine,
farblose Würmer, meist an beiden Seiten zugespitzt. Der Mund ist
endständig, die Mundhöhle enthält bei einigen Gattungen einen
Mundstachel; die Kloake liegt nahe dem Hinterende. Die Alchen —
meist bezeichnet man sie mit dem Namen der Ordnung als Nema-
toden — leben teils frei in der Erde, teils ektoparasitisch an
Pfllanzen oder endoparasitisch in den Pflanzen. Sie erzeugen an den
befallenen Pflanzen Fäulen und vielfach auch Gallen; meist sind
sie polyphag, als weitgehend angepaßte Parasiten aber auch vielfach
in biologische Rassen gespalten. Beim Rübenälchen wird das
Weibchen zur Cyste, in der die Eier lange Zeit ausdauern können.
Verschiedene Arten erzeugen an Kartoffelknollen die sogen.
Älchenkrätze. Die wichtigsten Alchen sind Tylenchus dipsaci
(T. devastatrixj, das Stock- oder Stengelälchen (Stockkrankheit an
Getreide und Klee); T. tritici, das Weizenälchen (Radekrankheit
oder Gicht des Weizens); Heterodera radicicola, das sehr polyphage
Wurzelälchen ; H. schachtii, das Rübenälchen (Rübennematode),
Ursache der Rübenmüdigkeit, ebenfalls polyphag und rassenbildend ;
Aphelenchus olesistus, Erreger von Flecken und Fäulen an vielen
Zierpflanzen.
Anneliden, Gliederw*urmer
Die Regenwürmer, Lumhricus terrestris und andere Arten,
werden besonders in Gartenbeeten und Rübenäckern dadurch
schädlich, daß sie Keimpflanzen in ihre Gänge ziehen.
Schädliche Ur>i;anismen 89
(»liederfüßler
Zu diesem Tierstamm gehören als gelegentliche Schädlinge die
Asseln, Krebse, Tausendfüße und Spinnen; zahlreiche und wichtige
Schädlinge enthält dagegen die Ordnung der Milben und die Klasse
der Insekten.
Acariden, Milben
Die Milben sind durchweg sehr kleine Tiere; Kopf brüst und
Hinterleib sind meist zu einem einheitlichen Körper verschmolzen,
die Mundteile sind stechend und saugend oder beißend; meist sind
vier, — bei den Gallmilben nur zwei — , in den Jugendstadien nur
drei Beinpaare vorhanden.
Die Milben, die teils frei von lebenden und toten Stoffen, teils
parasitisch an und in Pflanzen (auch Tieren) leben, verhalten sich
in pflanzenpathologischer Hinsicht ähnlich wie manche kleinere In-
sekten. Sie sind als Saprozoen Begleiter von Zoonosen und Phytonosen,
besonders von Trockenfäulen, aber auch wichtige Parasiten. Ein
sehr großer Teil der Gallen rührt von Milben her.
Farn. Tetranychiden, Spinnmilben. Ovale, oberflächlich den
Spinnen ähnliche, freilebende Pflanzenfresser mit Spinnvermögen.
Bryohia praetiosa (B. ribis), die Stachelbeermilbe; Tetranychus
telarius, die Lindenspinnmilbe, an Linden, Roßkastanien und an-
deren Bäumen; Epitetranychus althaeae, die Eibischspinnmilbe, an
vielen Kulturpflanzen und besonders an Hopfen (Kupferbrand) und
an Bohnen schädlich ; Paratetranychus pilosus, die Rosenspinnmilbe,
an Rosen und Obstbäumen und -sträuchern.
Fam. Tarsonemiden. Längliche Milben; Kopf brüst und Hinter-
leib geschieden, deutliche Verschiedenheit der Geschlechter. Tarso-
nemus spirifex und Fediculoides graminuyn aus einer nahestehenden
Familie als Hafermilben bekannt und schädlich; letztere Art auch
an anderem Getreide.
Fam. Tyroglyphiden. Blaß gefärbt, von kugeligem Körperbau.
Aleurohius farinae, die Mehlmilbe; Rhizoglyphus echinopus, Er-
reger der Milbenkrätze der Kartoffeln, auch an anderen Pflanzen
Echädlich.
Fam. Eriophyiden, Gallmilben. Zwei Beinpaare, Hinterleib
wurmartig, feingeringelt. Sehr zahlreiche Arten, die außerordentlich
mannigfaltige Gallen, hauptsächlich Knospenschwellungen, Haarfilze
90 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
und Pocken, verursachen. Eriophyes (Phytoptus) avellanae an
Haselnuß, E. vitis, die Weinblattgallmilbe (Milben- oder Pocken-
krankheit), E. ribis, Johannisbeergallmilbe, E. piri, ßirnblattgall-
milbe, E. löun, Syringengallmilbe; Phyllocoptes vitis und Epitn-
merus vitis, Ursache der Kurzknotigkeit oder Kräuselkrankheit des
Weinstockes.
Hexapoden, Insekten (Kerfe)
In ihrem Körperbau sind die Insekten charakterisiert durch
die Gliederung in Kopf, Brust und Hinterleib, das aus Chitin be-
stehende Hautskelett und drei aus verschiedenartigen Abschnitten
zusammengesetzte Beinpaare. Bei den meisten Insekten sind außer-
dem noch zwei Flügelpaare vorhanden.
Körperbau. Der Kopf trägt seitlich die beiden, je aus vielen
Fazetten zusammengesetzten Augen, über oder zwischen diesen häufig
noch kleine Punktaugen, und die paarigen Fühler (Antennen). Die
letzteren sind sehr verschieden gestaltet, z. ß. borsten-, keulen-,
knopfförmig oder durchblättert, und aus einer verschiedenen Anzahl
von Einzelgliedern zusammengesetzt. Bei den sogenannten geknieten
Fühlern unterscheidet man Schaft und Geißel. Form, Gliederzahl
und Länge der Fühler sind wichtige Unterscheidungsmerkmale.
An der Unterseite des Kopfes befindet sich der Mund mit
den Mundgliedmaßen. Diese bestehen aus der Oberlippe (labrum)
und drei Kieferpaaren, von denen das erste die Oberkiefer (Man-
dibeln), das zweite die Unterkiefer (Maxillen) und das dritte die
Unterlippe (labium) bildet. Die Unterkiefer und die Unterlippe
tragen Taster (Palpen).
Je nach ihrer Verwendung sind die Mundwerkzeuge verschieden
ausgebildet, als kauende oder beißende hauptsächlich bei den Käfern,
als leckende bei den Bienen, als saugende bei den Schmetterlingen
und Fliegen, als stechende bei den Schnabelkerfen (Wanzen usw.).
Bei der Feststellung von Schädlingen spielt die Berücksichtigung
des Baues der Mundwerkzeuge eine besondere Rolle.
Die Brust (Thorax) besteht aus drei Teilen, der Vorder-, Mittel-
und Hinterbrust (Pro-, Meso- und Metathorax). An jedem Brust-
ringe unterscheidet man wieder den Rückenschild (notum), die beiden
Seiten (pleurae) und den Brustschild (sternum). So ist z. B. bei den
Käfern der als Rücken oder Rückenschild bezeichnete Teil der
Schädliche Organismen 91
Oberseite zwischen Kopf und Flügeldecken in Wirklichkeit der
Rückenschild des ersten Brustringes, das Pronotum.
Den drei Brustringen entspringt an der Unterseite je ein
Beinpaar. Die Beine bestehen aus fünf Teilen, sie gliedern sich in
das kurze Hüftglied (coxa), den kleinen Schenkelring (trochanter),
den großen Oberschenkel (Schenkel, femur), den dünneren Unter-
schenkel (Schiene, tibia), und den meist aus fünf kurzen Einzel-
gliedern bestehenden Fuß (tarsus), dessen letztes Glied in zwei
Krallen endigt.
An der Oberseite der Brust sind die Flügel angeheftet und
zwar sitzen die Vorderflügel am zweiten, die Hinterflügel am dritten
Brustring. In vielen Gruppen der Insekten sind die Adern der
Flügel ein Einteilungsmerkmal, während die Ordnungen der Klasse
sich an der verschiedenen Beschaffenheit von Vorder- und Hinter-
flügeln erkennen lassen. So finden wir bei den Geradflüglern und
Schnabelkerfen die Vorderflügel pergamentartig verstärkt, bei den
Käfern werden sie zu harten, hornigen Flügeldecken (Elytren). Bei
den Schmetterlingen sind die häutigen Flügel mit farbigen Schuppen
besetzt, bei den Hautflüglern, wozu die Bienen, Wespen und Ameisen
gehören, bleiben sie nackt, ebenso b.ei derl Netzflüglern (Libellen),
bei denen eine dichte Aderung der Flügel sehr deutlich sichtbar
ist. Bei den Fliegen ist nur das vordere Flügelpaar häutig aus-
gebildet, das hintere ist zu ganz kleinen Schwingkölbchen (Halteren)
verkümmert. Gänzlich flügellos sind die Urinsekten; bei manchen
anderen fehlen die Flügel infolge weitgehender Anpassung an die
Lebensweise ebenfalls.
Der Hinterleib (abdomen) enthält den Darm und die Ge-
schlechtsorgane und besteht aus einer Anzahl von bis zu elf Ringen.
Er trägt bei den erwachsenen Insekten niemals Beine. Am Ende
des Hinterleibes sind . vielfach Anhänge, die Raife oder Schwanz-
borsten (cerci), vorhanden.
Fortpflanzung und Entwicklung. Die Fortpflanzung der
Insekten ist geschlechtlich, vielfach kommt jedoch Parthenogenese
vor, die mit der ersteren vereinigt zu regelmäßigem Generations-
wechsel führen kann. Die Insekten legen entweder Eier oder sie
sind lebendig gebärend (vivipar). Fast alle Insekten machen während
ihrer Entwicklung eine Verwandlung durch. Nach dem Ausschlüpfen
aus dem Ei durchläuft das Insekt zwischen verschiedenen Häutungen
92 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
die Jugendstadien und wird dann erst zum vollkommenen Insekt,
dem Vollkerf oder der Imago. Dieser geht häufig ein Ruhestadium
voraus, die Puppe, welche keine Nahrung zu sich nimmt und in
der große Veränderungen des Körperbaues und der inneren Organe
vor sich gehen. Wegen ihres Hautskelettes vermögen die Insekten
auch nur vermittels der Häutungen zu wachsen, deshalb wächst
das fertig ausgebildete, geflügelte und geschlechtsreife Insekt
nicht mehr.
Unvollkommen oder halbvollkommen (hemimetabol) nennt man
die allmähliche Verwandlung, bei welcher die Jugendstadien im
Verlaufe der Häutungen allmählich und stufenweise in das aus-
gewachsene Stadium übergehen. Die Körperform bleibt im wesent-
lichen dieselbe, wie sie schon beim Verlassen des Eies ist, nur die
Flügel kommen hinzu und die Geschlechtsorgane Averden ausgebildet.
Das Puppenstadium fehlt. Hierher gehören z. B. die Heuschrecken
und die Wanzen. Man nennt in diesem Fall die jungen Insekten
auch nicht Larven, sondern bezeichnet sie einfach als Jugendstadien
oder des näheren als 1., 2., 3. (postembryonales) Stadium usw.
Bei der vollkommenen Verwandlung (holometabol) sind die
jungen Insekten, die Larven, in Körperform und Lebensweise vom
Vollkerf wesentlich verschieden. Die Larven verwandeln sich in die
Puppen, aus denen nach einer Ruhezeit, d. h. nach Vollendung der
im Innern vor sich gehenden Verwandlung, die fertigen Insekten
hervorkommen. Die wurmförmigen, mit Beinen versehenen Larven
der Schmetterlinge heißen Raupen, diejenigen der Blattwespen After-
raupen, diejenigen der Käfer, sofern sie drei normale Beinpaare und
sackförmig verdickten Hinterleib besitzen, Engerlinge. Die fußlosen,
einen zum Teil eingestülpten Kopf tragenden Larven der Fliegen
und Hautflügler nennt man Maden.
Bei den Puppen der Schmetterlinge sind die äußeren Körper-
teile nur wenig angedeutet; solche Puppen heißen gedeckte oder
Mumienpvippen. Bei den gemeißelten oder freien Puppen der Käfer
liegen die Extremitäten frei. Bei den kurzen ovalen Tönnchen-
puppen der Fliegen ist die eigentliche Puppe noch von der er-
härteten Larvenhaut umschlossen.
Ernährung und Lebensweise. Die Insekten ernähren sich
von den verschiedenartigsten toten und lebenden Stoffen. Für die
Pflanzenpathologie kommen sie als Pflanzenfresser und äußere oder
Schädliche Organismen 93
innere Parasiten, als Begleiter von Krankheits- und Fäulnisvorgängen
und als Vorratsschädlinge sowie als Überträger von Krankheiten in
Betracht. Außerdem sind sie vielfach als räuberische Insekten oder
als Parasiten anderer Insekten wichtige Nützlinge. Die verschiedenen,
dem Bau der Mundwerkzeuge entsprechenden Fraßformen sind schon
im ersten Kapitel erwähnt. Der Parasitismus ist in allen Graden
von gelegentlichem bis zu ausschließlichem Parasitismus, von freier
bis zu festsitzender und zu endoparasitischer Lebensweise, von
Polyphagie bis zu enger Bpezialisation und kompliziertem Gene-
rationswechsel, der mit Wirtswechsel verbunden sein kann, ver-
treten. Bei vollkommener Verwandlung unterscheiden sich die
einzelnen Stadien oft erheblich in ihrer Lebensweise und daher in
ihrer Schädlichkeit (z. B. Raupen und Schmetterlinge, Engerlinge
und Maikäfer, Fliegenmaden und Fliegen) und somit ist die genaue
Kenntnis der Lebensweise und Entwicklung oft die Voraussetzung
einer wirksamen Bekämpfung. Ebenso wie die Lebensweise ist
auch die Lebensdauer des Einzelstadiums wie der ganzen Generation
sehr verschieden ; man unterscheidet mehrjährige und einfache sowie
mehrfache jährliche Generationen. Die Überwinterung ist nicht an
ein bestimmtes Stadium gebunden; einzelne Insekten überwintern
im Eizustand, andere als Larve, Puppe oder Vollkerf. Dabei werden
die Insekten von trockener Kälte weniger beeinflußt als von feuchter
Witterung und schroffem Temperaturwechsel. Dagegen ist die
Intensität der Nahrungsaufnahme und der Vermehrung sehr von
der Temperatur abhängig. Im allgemeinen begünstigen Trockenheit
und Wärme das Auftreten der Insekten, w^obei jedoch im ein-
zelnen die Familien und Arten weitgehende Sonderanpassungen
aufweisen.
Einteilung der Insekten. Man teilt die Insekten in eine
Anzahl von Ordnungen ein, wobei die Beschaffenheit der Flügel
und der Mundwerkzeuge sowie die Art der Verwandlung die
wichtigsten und in der Regel sehr leicht erkennbaren Merkmale
bilden. Die Namen der Ordnungen sind meist von der Beschaffenheit
der Flügel genommen.
Die alten neun Ordnungen sind neuerdings in eine verschieden
große Anzahl von Ordnungen aufgeteilt, wovon aber die wichtigsten
als Ordnungsgruppen erhalten geblieben sind. Für unsere Zwecke
genügt die Aufzählung der folgenden Ordnungen:
94 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
I. Apterygota, Flügellose.
II. Orthoptera, Geradflügler.
III. Corrodentia, Nagekerfe.
IV. Thysanoptera, Fransenflügler.
V. Bhynchota, Schnabelkerfe.
VI. Coleoptera, Käfer.
VII. Hymenoptera, Hautflügler.
VIII. Lepidoptera, Schmetterlinge.
IX. Diptera, Zweiflügler.
I. Apterygota, Flügellose
Flügellose Urinsekten, die auch im ausgewachsenen Stadium
niemals Flügel tragen. Die niedrigsten Formen unter allen In-
sekten; die Mundwerkzeuge sind unvollständig ausgebildet, eine Ver-
wandlung fehlt.
Zwei Unterordnungen:
1. Thysanura, Borstenschwänze, mit großen Borsten am
Hinterleibsende. Fam. Lepismatidae. Lepisma saccharina, Silber-
fischchen, Zuckergast.
2. CoUembola, Springschwänze, mit einem nach vorne ge-
richteten gegabelten Springapparat am vorletzten Hinterleibsring.
Einzelne Arten von Aphorura und Sminthurus werden zuweilen
an Wurzeln schädlich.
II. Orthoptera, Geradflügler
Gerade Flügel, Vorderflügel als schmale, verdickte und gefärbte
Flügeldecken ausgebildet, Hinterflügel groß und häutig, fächerförmig
zusammengefaltet; kauende Mundteile ; unvollkommene Verwandlung.
Fam. Dermatopteren, Ohrwürmer. Körper flach, lang; Flügel-
decken schuppenförmig ; am Hinterleibsende zwei Zangen; alle
Beine gleich groß; leben von pflanzlichen oder tierischen Abfällen.
Forficiila auricularia, Ohrwurm.
Fam. Blattiden, Kakerlaken. Körper flach, oval; Flügeldecken
groß oder fehlend; Hinterleib mit Ralfen; alle Beine gleich groß.
Leben von pflanzlichen Abfällen; gelegentlich in Gewächshäusern
schädlich.
Fam. Acrididen, Feldheuschrecken. Hinterbeine lang (Spring-
beine); Fühler kurz und dick; Weibchen ohne Legeröhre; die Eier
Schädliche Organismen 95
werden in Paketen in den Boden abgelegt; Füi3e dreigliederig.
Pflanzenfresser bezw. Allesfresser. Zu den wichtigsten aller Insekten
gehören die besonders in trockenen Gebieten auftretenden Wander-
heuschrecken, von denen hier nur Stauronotus maroccanus, die
marokkanische, und Pachytüus migratorius, die europäische Wander-
heuschrecke, erwähnt werden.
Farn. Locustiden, Laubheuschrecken. Hinterbeine lang; Fühler
sehr lang und dünn; Weibchen mit Legeröhre; die Eier werden in
der Regel einzeln an Pflanzen abgelegt; Füße viergliederig. Pflanzen-
fresser. Locusta viridissima, großes grünes Heupferd.
Farn. Grylliden, Grillen. Hinterbeine lang (Springbeine) ; Fühler
lang; Weibchen mit langer Legeröhre (mit Ausnahme der Maulwurfs-
grillen); Flügeldecken auf die Seite des Körpers umgebogen; Füße
meist dreigliederig. Oryllus campestris, Feldgrille; Gryllotdlpa
vulgaris, Maulwurfsgrille oder Werre.
III. Corrodentia, Nagekerfe
Fam. Termitiden, Termiten. Soziale Insekten mit mehreren
Ständen, von denen nur die Geschlechtstiere Flügel besitzen, die
aber sehr bald abfallen. Die beiden Flügelpaare sind lang, häutig,
ungefähr gleich groß; Mundteile kauend; unvollkommene Ver-
wandlung. In warmen Klimaten als Holzzerstörer und Pflanzen-
schädlinge wichtig.
(Eine besondere Ordnung bilden die Hemer ohiidae, Flor-
fliegen. Flügel groß, gleichförmig, vieladerig; Fühler faden- oder
perlschnurförmig; vollkommene Verwandlung; Körper grün. Die
Eier auf Stielen an Blättern angeheftet; die Larven leben haupt-
sächlich von Blattläusen (Blattlauslöwen). Chrysopa vulgaris,
Florfliege.)
IV. Thysanoptera (Physapoda), Fransenflügler
(Blasenfüße)
Sehr kleine Insekten mit vier schmalen Flügeln, die mit einem
aus langen Wimpern bestehenden Fransensaum besetzt sind; Fühler
fadenförmig; Mundteile zum Kauen und Saugen an der Oberhaut
von Pflanzen eingerichtet; Füße zweigliederig, mit einer Haftblase.
Allmähliche Verwandlung; leben zugleich mit ihren Jugendstadien
an Blättern und Blüten.
96 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Verschiedene Arten verursachen die Weißährigkeit des Ge-
treides, andere sind an Flachs, Tabak und anderen Nutzpflanzen
schädlich; in Gewächshäusern Heliothrips haemorrhoidalis, schwarze
Fliege genannt.
V. Rhynchota, Schnabelkerfe
Die stechenden und saugenden Mundteile bilden einen ge-
gliederten Schnabel, den Stechrüssel. In der Regel sind vier Flügel
vorhanden, von denen die vorderen bei einem Teil am Grunde ver-
dickt {Hemiptera, Halbflügler), bei den übrigen gleichmäßig häutig
(Ho'tnoptera, Gleichflügler) sind. Allmähliche Verwandlung. Para-
sitisch an Tieren und Pflanzen, an letzteren freilebend oder fest-
sitzend und vielfach Gallen erzeugend. Wir führen ohne Rücksicht
auf weitergehende Aufteilungen drei Unterordnungen auf, die Wanzen,
Zikaden und Pflanzenläuse.
Unterordnung Heteroptera, Hemiptera, Halbflügler, Wanzen.
Vier, nur selten fehlende, Flügel; die vorderen als Halbdecken
am Grunde verdickt, an der Spitze in der Regel häutig, auf dem
Rücken flach zusammengelegt. Schnabel vorn am Kopfe, entfernt
von den Vorderhüften entspringend. Sehr zahlreich und besonders
in wärmeren Gegenden schädlich.
Fam. Pentatomiden, Schildwanzen, Baumwanzen. Die gewöhn-
lichen Pflanzenwanzen, meist schildförmig. Dolicoris haccariim,
Beerenwanze; Eurydema oleracea und andere Arten, Kohlwanzen.
Fam. Lygaeiden, Langwanzen. Blissus leucopterus, die nord-
amerikanische Getreidewanze (chinch hug), ist einer der wichtigsten
Getreideschädlinge.
Fam. Tingitiden, Buckelwanzen. Kleine, zierliche Wanzen,
leben in Gesellschaften auf Pflanzen. Zosmenus (Piesma) capitatus,
die Rübenblattwanze; Tingis piri, Birnblattwanze.
Fam. Capsiden, Blindwanzen. Ebenfalls meist kleine, zahlreich
auftretende Arten. Lygus canipestris, grüne Wiesenwanze, sehr
polyphag, durchlöchert die Blätter.
Unterordnung Cicadoidae, Zirpen.
Vier gleichmäßig ausgebildete Flügel, in der Ruhe dem Körper
schräg dachförmig anliegend, Vorderflügel jedoch öfter härter als
die Hinterflügel; Schnabel an der Kehle dicht bei den Vorderhüften
entspringend; Füße in der Regel dreigliederig.
Schädliche Organismen 97
Fam. Cercopiden, Schaumzirpen. Aphrop/iora Salicis auf
Weiden und Pappeln ; A. spumaria auf zahlreichen anderen Pflanzen
(Kuckuckspeichel).
Fam. Jassiden, Kleinzirpen. Neuerdings mehrfach als Krank-
heitsüberträger erkannt. Cicadula sexnotata, an krautigen Pflanzen
gelegentlich stark schädlich; Chlorita solani und andere Arten an
Kartoffeln; Typhlocjjba rosae, Rosenzikade.
Unterordnung Phytophthires, Pflanzenläuse.
Mit vier oder zwei Flügeln oder ungeflügelt; Flügel, wenn
vorhanden, gleichmäßig häutig, dem Körper schräg dachförmig an-
liegend ; Schnabel an der Kehle entspringend und mit der Vorder-
brust verwachsen; Füße zwei- oder eingliederig. Die Pflanzenläuse
scheiden Honigtau ab und sind vielfach Gallenerzeuger.
Fam. Psylliden, Blattflöhe. Springbeine; Larven plattgedrückt,
wanzenartig. Psylla 7nali, Apfelblattsauger, in seiner Schädlichkeit
erst neuerdings mehr beachtet ; Fs. piri (pirisuga), großer Birnsauger,
an jungen Trieben, Knospen und Blättern; Ps. buxi, an Buchs
häufig kugelige Blattkrümmungen verursachend; Trioza viridula
an Kräutern.
Fam. Aleurodiden, Mottenschildläuse. Sehr kleine Insekten;
Flügel bei beiden Geschlechtern gleich groß, weiß bepudert; Jugend-
stadien schildlausähnlich. Aleurodes vaporiarorum, Gewächshaus-
Mottenschildlaus, „weiße Fliege"; A. brassicae an Kohl.
Aphididen, Blattläuse. Flügel, wenn vorhanden, lang und
durchsichtig, Vorderflügel größer; Fühler drei- bis siebengliederig ;
meist mit zwei Rückenröhren. Regelmäßiger Wechsel zwischen ein-
und zweigeschlechtlichen Generationen (Heterogonie); große Frucht-
barkeit der parthenogenetischen Individuen (Paedogenese), die zahl-
reiche Generationen hervorbringen und in Kolonien leben. Teils
nur eierlegend, teils auxjh lebendgebärend. Wandernde (Wirtswechsel)
und nicht wandernde Arten (vergl. Fig. 3 und 4 S. 67). Vielfach
und sehr verschiedenartige Gallen erzeugend und dann teils auf,
teils in diesen lebend. Überwinterung durch Wintereier oder par-
thenogenetische Formen. Natürliche Feinde der Blattläuse sind
außer insektenfressenden Vögeln (Meisen) Marienkäfer und ihre
Larven, die Larven von Schwebfliegen und Florfliegen und als innere
Parasiten viele Schlupfwespen.
Sammlang Borntraeger I:Mor8tatt 7
98 IIl- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Bei den nicht wandernden Blattläusen kommen bis zu fünf
verschiedene Typen vor. Aus dem befruchteten Winterei geht die
bei den meisten Arten flügellose fundatrix (Stammutter) hervor,
aus ihr die parthenogenetisch entstandenen und selbst partheno-
genetischen geflügelten und ungeflügelten virgines und aus diesen
schließlich die sexuparae, die geflügelten Erzeugerinnen der sexuales
(Männchen und Weibchen), die in beiden Geschlechtern oder nur
im weiblichen ungeflügelt sind.
Bei den wirts wechselnden Blattläusen, die auf Holzgewächsen
überwintern und im Sommer auf krautige Pflanzen überwandern,
leben die ersten Generationen auf der Nährpflanze der fundatrix^
dem Hauptwirt, die späteren auf dem Zwischenwirt. Auf diesem
werden dann die sexuparae (Wanderfliegen) erzeugt, die ihre weib-
lichen Eier auf dem Hauptwirt ablegen ; wo die Männchen geflügelt
sind, entstehen sie schon auf dem Zwischenwirt.
Die Blattläuse werden in die folgenden vier Familien eingeteilt,
Fam. Aphididen. Äphis (Brevicoryne) hrassicae, Kohlblattlaus;
A. pomi (mall), Apfelblattlaus ; Myzoides cerasi, schwarze Kirschen-
laus (Verkrümmung der Blätter); Myzus ribis, Johannisbeerblattlaus
(gerötete Beulen der Blätter); Siphonophora rosoe, Rosenblattlaus.
Aphis papaveris (neuerdings A. fahae), die schädliche „schwarze
Blattlaus", auf Saubohnen, Rüben, Bohnen usw., überwintert auf
Evonyymis; A. pruni, Blattrollungen an Pflaumen und Zwetschen;
Rhopalosiphum dianthi (persicae), Blattrollungen an Pfirsich, zugleich
in Gewächshäusern schädlich; Phorodon humuli, Hopfenblattlaus.
Fam. Pemphigiden. Tetraneura ulmi und andere Arten er-
zeugen an Ulmen verschiedenartige Blattgallen. Schizoneura (Erio-
soma) lanigera, die bekannte Blutlaus, aus Nordamerika in alle
obstbautreibenden Länder verschleppt (Blutlauskrebs); Überwinterung
bei uns als Junglarve an der Rinde oder im Boden, in Nordamerika
sexuparae und sexuales an Ulmus americana. Pemphigus hur-
sarius erzeugt die Blattstielgallen an Pappeln; Prociphüus-Arten
die Triebspitzendeformationen an Esche.
Fam. Chermesiden. Mit kompliziertem Generationswechsel;
hauptsächlich an Nadelhölzern. Pineus strobi an Kiefern; Drey-
fiisia- Arten an Weißtannen; Chermes abietis und Cnaphälodes
strobüobius auf Fichten, Triebe deformierend; beide wandern auf
die Lärche über.
Schädliche Organismen 99
Farn. Phylloxeriden. Außer verschiedenen Eichenläusen gehört
hierher die Reblaus, Phylloxera vastatrix (Perittj'mhia vitifoliij,
der gefährlichste Schädling des Weinbaus und danait eines der
volkswirtschaftlich wichtigsten Insekten. Neuerdings^) werden zwei
biologische Rassen, Ph. vastatrix und pervastatrix, unterschieden,
von denen nur die letztere in Deutschland vorkommt. Sie stirbt
an den immunen Rebsorten ab, kann also durch den Anbau solcher
VVurzelreben (Unterlagen) ausgerottet werden.
Aus dem Winterei schlüpft die fundatrix, welche Blattgallen
bildet und in diesen eine zweite Gallengeneration erzeugt. Aus den
späteren Eiern der fundatrix gehen Jungläuse hervor, die an die
.Rebwurzeln abwandern. Auch die Gallenläuse vermehren sich weiter
(bis zu zwölf Generationen), von denen ein Teil ebenfalls an die
Rebwurzeln wandert. Aus den Generationen der Wurzelläuse, die
unbegrenzt weitergehen, entstehen daneben im Sommer geflügelte
sexuparen, welche die Erde verlassen und an den oberirdischen
Teilen der Rebe die sexualis-'EÄex ablegen. In dem befruchteten
Weibchen entwickelt sich ein Winterei, das den Zyklus abschließt.
In Deutsehland pflanzt sich die Reblaus, von Ausnahmen abgesehen,
nur durch die Wurzelläuse fort.
Farn. Cocciden, Schildläuse. Ebenfalls kleine, meist nur einige
Millimeter große Insekten. Weibchen ungeflügelt, meist schildförmig;
Männchen mit einem Flügelpaar. Bei den Schildläusen verläuft die
Steigerung parasitischer Anpassung in anderer Weise als bei den
Blattläusen, indem festsitzende Formen mit weitgehender Rück-
bildung der Bewegungsorgane entstehen. Die dem Ei entschlüpfenden
Junglarven sind freibeweglich und saugen sich an der Nährpflanze
fest. Aus ihnen gehen einesteils fortpflanzungsfähige Larven hervor,
die Weibchen, ohne Augen, Fühler und Beine, die nach Befruchtung
oder vielfach ohne solche Eier legen (Neotenie). Die Männchen
durchlaufen eine vollständige Verwandlung, ebenfalls mit unbeweg-
lichem larvalem Zwischenstadium und folgendem Puppenstadium;
sie sind normal ausgebildete, meist geflügelte Insekten, aber ohne
Saugrüssel. Die Larven und Weibchen scheiden Honigtau aus,
vielfach auch wachsartige Massen (bei der indischen Lacklaus den
Schellack). Die meisten Arten schützen sich durch einen Schild,
*) BöRNER, Nachrichtenblatt f. d. deutsch. Pflanzenschutzdienst 1, 1921,
Nr. 4-5.
7*
100 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
nach dessen Entstehungsweise man die Familien einteilt. Er ist
im einfachsten Falle nur eine lose Wachshülle oder eine dicke
Wachsschieht (bei den beweglichen Arten); bei den Diaspinen besteht
er aus Wachsabsonderungen und der Rückenhaut der Larven, bei
den Lecaniinen wird er von der verdickten Rückenhaut des
Weibchens gebildet. Die Schildläuse leben nur auf Rinde, zuweilen
auch an Wurzeln; nur die beweglichen Arten oder die Larven auch
auf grünen Pflanzenteilen. Hauptsächlich in wärmerem Klima.
Phenacoccus aceris (Dactylopius), Schmierlaus, an Rebstöcken
und vielen anderen Pflanzen; Aspidioius ostreiformis, gelbe austern-
förmige Schildlaus, an Obstbäumen; sehr ähnlich die San-Joselaus,
A. perniciosus, einer der gefährlichsten Obstbaumschädlinge, nach
Nordamerika und vielen anderen Ländern verschleppt; Epidiaspis
betulae, rote Obstbaumschildlaus, in wärmeren Lagen und dort sehr
schädlich; Lepidosaphes ulmi (Mytilaspis pomorum), Komma-
schildlaus; Lecanium corni, fast kugelig, an der Robinie und sehr
vielen anderen Holzgewächsen; Pulvinaria hetulae, Wollaus, auf
Weinreben und vielen Bäumen und Sträuchern; Eier in einer sack-
förmigen Masse von Wachsausscheidungen.
VI. Coleoptera, Käfer
Die Vorderflügel bilden verdickte Decken für die häutigen,
zusammengefalteten Hinterflügel, welche allein beim Flug benutzt
werden. Vollkommene Verwandlung (gemeißelte Puppe; häufig in
einem Kokon); der Prothorax bildet das große, freibewegliche Hals-
schild, der Mesothorax das Schildchen. Larven verschieden ge-
staltet, meist mit drei Beinpaaren; kauende Mundteile.
Eine sehr große Ordnung mit etwa 60 Familien, die in eine
Anzahl von nicht sehr scharf getrennten Reihen zusammengefaßt
werden. Doch sind die größeren und wichtigen Familien, gerade
auch der Pflanzenschädlinge, leichter abzugrenzen und zu erkennen.
Schadensweise höchst verschieden: als Laubfresser, Holz- und
Rindenbewohner, teilweise gallenerzeugend; vielfach auch im Larven-
stadium schädlich, seltener nur in diesem. Hier können nur die
wichtigsten einheimischen Arten angeführt werden.
Fam. Carabiden, Laufkäfer. Zabrus tenebrioides, Getreidelauf-
käfer, benagt die milchreifen Körner, die Larven zerkauen die
jungen Pflanzen.
Schädliche Organismen 101
Fam. Silphiden, Aaskäfer. Phosphiiga (Süpha) atraia, der
schwarze Aaskäfer, Rübenschädling (Larvenfraß).
Fam. Byturiden. Byturus tomentosus und B. fumatiis, Him-
beerkäfer, fressen die Blüten aus.
Fam. Nitiduliden, Glanzkäfer. Meligethes aeneus, Rape-
glanzkäfer.
Fam. Coccinelliden, Marienkäfer, Blattlauskäfer. In Deutschland
nur ausnahmsweise Pflanzenfresser, sonst zoophag; Käfer und Larven
fressen Blattläuse.
Fam. Elateriden, Schnellkäfer. Die zylindrischen, dünnen und
harten Larven von Agriotes lineatus und A. obscurus und anderen
Arten sind als Drahtwürmer bekannt und an Getreide, Kartoffeln,
Rüben usw. schädlich.
Fam. Buprestiden, Prachtkäfer; Larven im Holz. Agrilus
sinuatus, gebuchteter Birnbaum-Prachtkäfer, Ringelwurm.
Fam. Meloiden (Canthariden), Ölkäfer. Lytta vesicatoria, die
spanische Fliege, hauptsächlich in Südeuropa; die Käfer sind Laub-
schädlinge.
Fam. Cerambyciden, Bockkäfer; Larven im Innern von Holz-
gewächsen. Cerambyx cerdo, großer Eichenbock; Monochammus
sartor und M. sutor in Fichten ; Saperda carcharias, großer Pappel-
bock, S. populnea, kleiner Pappel- oder Aspenbock; Oherea linearis,
Haselbock.
Fam. Chrysomeliden , Blattkäfer. Löcherfraß in Blättern,
Schabefraß der Larven. Lema cyanella und L. melanopus, Getreide-
hähnchen; Crioceris asparagi und Cr. 1'2 -punctata, Spargelkäfer;
Bromius (Adoxus) vitis, Rebstock-Fallkäfer; Phaedon cochleariae,
Meerrettich -Blattkäfer; Leptinotarsa decemlineata , der Kartoffel-
oder Koloradokäfer; Phyllodecta-Arten, Weidenblattkäfer; Psylliodes
chrysocephala, Raps-Erdfloh; Phyllotreta undulata und Ph. nemo nun,
Kohl-Erdflöhe.
Fam. Cassidinen, Schildkäfer. Cassida nebidosa, nebeliger
Schildkäfer, an Rüben; Käfer und Larven schädlich.
Fam. Bruchiden, Samenkäfer. Br. atomarius, Bohnenkäfer;
Br. pisorum. Erbsenkäfer; Br. lentis, Linsenkäfer.
Fam. Curculioniden, Rüsselkäfer. Zahlreiche Arten der großen
Familie sind als Laub- und Blütenzerstörer, die Larven in Samen,
Hölzern und Wurzeln schädlich. Sitotia Jineata, Blattrandkäfer an
102 lil- Die Ursachen der Pflanzenkrankheften
Erbsen und Bohnen; Otio7-rhynchus- Arten an Knospen und Blättern
vieler Pflanzen; ähnlich die Phyllobius- Arten, besonders an Holz-
gewächsen ; Hylohius abietis, der große braune Rüsselkäfer an Nadel-
hölzern ; H. pini an Kiefern ; Pissodes- Arten an Nadelhölzern ; Apion-
Arten, Spitzmäuschen, vielfach als Larven schädlich, auch gallen-
erzeugend; Rhynchites- Arten, schädlich durch Einrollen der Blätter
zur Eiablage {Rh. hetuleti, Rebstichler, Cigarrenwickler) ; Balaninus
nucum, Haselnußbohrer; Anthonomus pomorxim, Apfelblütenstecher,
Larven in den Blütenknospen; A. cinctus, Birnknospenstecher; A. rubi,
Himbeer- oder Erdbeerstecher; Orchestes fagi. Buchenspringrüßler ;
Cryptorrhynchus lapathi, Larve in Erlen und Weiden; Ceutor-
rhynchus sulcicollis, Kohlgallenrüßler; C. assimüis und Baris
chlorizans. ebenfalls an Kohl, Raps usw.; Calandra granaria,
schwarzer Kornwurm, flugunfähig, nur in Speichern; in wärmeren
Ländern die flugfähige C. oryzac auch auf dem Felde.
Fam. Ipiden (Scolytiden), Borkenkäfer. Hauptsächlich in Rinde
und Holz; wichtige Forstschädlinge mit charakteristischen Fraß-
figuren der Brut- und Larvengänge; teilweise Schwächeparasiten;
physiologisch und technisch schädlich. Blastophagus (Myelophilus)
piniperda, Waldgärtner; Eccoptogaster mali und E. rugulosus,
Obstbaum-Splintkäfer; Anisandrus (Xyleborus) dispar, ungleicher
Holzbohrer, in Obstbäumen; X. saxeseni, in Laub- und Nadel-
hölzern; fys iypographiis, der Buchdrucker.
Fam. Platypodiden ; ähnlich der vorigen. Piatypus cylindrus,
Kernkäfer in Eichen.
Fam. Melolonthinen, Laubkäfer. Rhizotrogus solstitialis, Juni-
käfer; Polyphylla /V<7^, Walker, Rebenschädling; Melolontha vulgaris
und M. hippocastani, Feld- und Waldmaikäfer, durch ihre Menge
gleich schädlich als Käfer wie als Engerling, 3 — 5jährige Ent-
wicklungsdauer, Flugjahre; Phijllopertha horticola, Gartenlaubkäfer.
VII. Hymenoptera, Hautflügler
Häutige Flügel, klein, mit wenigen Adern; beißende oder
leckende Mundteile. Vollkommene Verwandlung; Larven maden-
förmig, seltener raupenähnlich. Große und vielgestaltige Ordnung
mit verhältnismäßig wenigen Pflanzenschädlingen und zahlreichen
Insektenfeinden ^).
*) Vergl. Die Insekten Mitteleuropas, insbesondere Deutschlands, herausg.
von Prof. Dr. CHR. SCHRÖDER. Bd. I-III. Stuttgart 1914.
Schädliche Organismen 103
1. Symphyta. Mit sitzendem Hinterleib
(Phytophaga, Pflanzenwespen)
Breite Verbindung zwischen Brust und Hinterleib; Schenkel-
ring aus zwei Gliedern bestehend. Weibchen mit Sägebohrer; Larven
raupenartig (Afterraupen), durch ihren Fraß schädlich, mit meist
acht Paaren von Bauchfüßen.
Fam. Tenthrediniden, Blattwespen. Empkytus cinctus, Rosen-
blattwespe; Äthalia colibri (spinanonj, Rübenblattwespe, meist an
Kreuzblütlern, besonders Raps; Hoplocampa minuta (fidvicornisj,
Pflaumensägewespe, Larve im Kern der jungen Früchte; Ccdiroa
cerasi (Eriocampoides limacina), Kirschblattwespe ; Pteronus rihesii
(Nematics ventricosus), gelbe Stachelbeerblattwespe; Lophyrus pini
Kiefernblattwespe ; Arge (Hylotoma) rosae, Rosen-Bürstenhornwespe;
Neurotoma flaviventris, gesellige Birnblattwespe; Cephaleia (Lyda)
abietis und andere Arten, Gespinstblattwespen, an Nadelhözern.
Fam. Cephiden, Halmwespen, Ceplius pygmaeus, Getreide-
halmwespe; Janus (Cephus) compressus, Birntriebwespe.
Fam. Siriciden, Sägewespen. Larven im .Holz. Sirex gigas
und S. (Paururus) juvencus, Holzwespen, in Nadelhölzern.
2. Apocrita. Mit gestieltem Hinterleib
Der erste Hinterleibsring ist an der Bildung der Brust beteiligt;
Schenkelring aus zwei Gliedern bestehend.
a) Terebrantia, mit Legebohrer
Fam. Cynipiden, Gallwespen. Die Larven der phytophagen
Cynipiden leben in Gallen und ernähren sich von der Gallensubstanz
entweder als echte Gallenerzeuger oder als Einmieter in Pflanzen -
gallen; die Larven der zoophagen Cynipiden leben als Entoparasiten
in anderen Insekten. Zahlreiche Arten, aber von geringer praktischer
Bedeutung. Rhodites rosae, in den Rosenbedeguaren.
Entomophagen, Schlupfwespen. Die außerordentlich zahlreichen
Schlupfwespen zerfallen in einige Familien, von denen die Chalci-
diden (Zehrwespen), Evaniiden (Hungerwespen), Ichneumoniden
(echte Schlupfwespen) und Braconiden (Schlupfwespenverwandte, mit
der Unterfamilie der Aphidiinen, Blattlausparasiten) zu erwähnen
sind. Zu den Chalcididen gehört auch eine Anzahl von Pflanzen-
parasiten.
104 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
b) Äculeata, mit Stachel
Hinterleib gestielt, Schenkelring aus einem Glied bestehend;
Weibchen mit zurückziehbarem Giftstachel.
Fossores, Grabwespen. Hierzu gehören die als Insekten-, be-
sonders als Raupenfeinde bekannten Dolchwespen und Sandwespen.
Diploptera, echte Wespen. Von den Feldwespen, Lehmwespen
und Papierwespen sind nur die letzteren an Früchten schädlich.
Vespa germanica, deutsche Wespe; V. crahro, Hornisse.
Fam. Apiden, Bienen. Keine wesentlich schädlichen Arten.
Megachüe, Blattschneidebiene.
Fam. Formiciden, Ameisen; Unterfam. Ponerinen (Stachel-
ameisen), Dolichoderinen und Camponotinen mit eingliederigem
Stielchen, Myrmicinen (Knotenameisen) mit zweigliederigem Stielchen.
In Europa nicht direkt pflanzenschädlich, aber an Vorräten und
auch in Gewächshäusern lästig; indirekt durch die Pflege von
Pflanzenläusen schädlich,
VIII. Lepidoptera, Schmetterlinge
Schuppenflügler; die Flügel und der Körper sind mit feinen
Schuppen bekleidet; beide Flügelpaare sind groß. Vollkommene
Verwandlung. Mundteile saugend, bei den Larven (Raupen) beißend.
Die Raupen haben drei Paar Brustbeine und zwei oder fünf Paar
ungegliederter Bauchfüße; letztes Paar = Nachschieber. Die Raupen
nähren sich von den verschiedensten Pflanzenorganen, am meisten
als Laubfresser, viele jedoch im Innern von Pflanzenteilen. Sehr
wichtige Schädlinge.
Man teilt die Schmetterlinge in zwei große Gruppen, Groß-
schmetterlinge und Kleinschmetterlinge, ein. Von den ersteren
werden zwei Untergruppen unterschieden, die Tagfalter und die
Dämmerungs- und Nachtschmetterlinge,
1. Mat-rolepidoptera, Großschmetterlinge
a) Rhopalocera, Tagfalter. Fühler an der Spitze keulenförmig.
Flügel breit, in der Ruhe aufrecht. Leib schlank. Meist bei Tage
fliegend.
Fam. Pieriden, Weißlinge. Fieris brassicae, großer Kohl-
weißling; Aporia crataegi, Baumweißling.
Schädliche Organismen 105
b) Heterocera, Dämmerungs- und Nachtschmetterlinge. Fühler
verschiedenartig, spindel-, borsten-, fadenförmig, oft gekämmt, Flügel
in der Ruhe flach oder dachig um den Leib gelegt. Die Warzen
der Bauchbeine bei den Raupen in zwei Reihen.
Fam. Sphingiden, Schwärmer. Chaeroeampa celerio, großer
Weinschwärmer.
Fam. Notodontiden, Zahnspinner. Cnethocampa (Thaumatopoea)
proeessionea, Eichen-Prozessionsspinner; C. pinivora, Kiefern-Pro-
zessionsspinner; C. pityocampa, Fichten-Prozessionsspinner.
Fam. Lymantriiden (Lipariden). Lijmantria (Psilura) monacha,
Nonne; polyphag, von Zeit zu Zeit in ungeheuren Mengen (Fraß-
perioden) auftretend und besonders an Fichten verderblich ; L. dispar,
Schwammspinner, polyphag; in Nordamerika eingeschleppt und dort
einer der gefährlichsten Schädlinge (gipsy moth); Euproctis chrij-
sorrhoea, Goldafter (große Raupennester), ebenfalls in Nordamerika
eingeschleppt und ähnlich schädlich (brown-tail moth),
Fam. Psychiden, Sackträger. Weibchen ohne Flügel, in dem
Raupensack, in den Pflanzenteile eingesponnen sind. Psyche (Pachy-
telia) unicolor, in Weinbergen schädlich.
Fam. Lasiocampiden. Dendrolimus pini, Kiefernspinner; Mala-
cosoma neust ria, Ringelspinner, an Obstbäumen.
Fam. Geometriden, Spanner. Raupen nackt, dürren Zweigen
ähnlich; Bauchfüße in der Regel am neunten und zwölften Ring.
Bwpalus piniarhis, Kiefernspanner; Hibernia defoliaria, großer
Frostspanner, Weibchen ungeflügelt; Cheimatohia hrumata und
boreata, kleine Frostspanner, Weibchen mit ganz kurzen Flügeln,
Falter im Winter, Raupen im Frühjahr; Abraxas grossidariata,
Stachelbeerspanner.
Fam. Noctuiden, Eulen; Raupen glatt, düster gefärbt; Puppen
in der Erde. Viele stark schädliche, besonders auch ausländische
Arten (army worms, cut worms). Plusia gamma, Gammaeule,
polyphag. Panolis griseovariegata, Kiefern- oder Forleule; Hadena
secalis, Getreideeule ; H. hasüinea, Queckeneule ; Mamestra hrassicae,
Kohleule; Ägrotis, Erdeulen, als „Erdraupen" wichtige polyphage
Schädlinge, besonders A. segetum, die Wintersaateule, an Getreide,
Rüben, Kartoffeln,
Fam, Cossiden, Holzbohrer. Zeuzera pirina, Blausieb; Cossus
cossus (ligniperda), Weidenbohrer.
106 in. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Fam. Sesiiden, Glasflügler; Raupen ebenfalls im Holz. Bem-
becia hißaeiformis, Himbeerglasflügler; Sesia myopaeformis, Apfel-
baumglasflügler.
Fam. Hepialiden, Wurzelbohrer. Hepialus humuli, Hopfen-
spinner.
2. Microlepidoptera, Kleinschmetterlinge
Meist kleine Arten; Flügel in der Ruhe flach oder dachig um
den Leib gelegt; Fühler lang, borstenförmig; Hinterschienen mit
doppeltem Sporenpaar. Bei den Raupen sind die Warzen der
Bauchbeine kreisförmig angeordnet. Sehr zahlreiche an den ver-
schiedensten Pflanzenteilen und -produkten schädliche Arten, vielfach
auch im Innern oder unter der Oberhaut minierend. Die folgenden
vier Familien sind jetzt in viele kleinere Familien aufgelöst.
Fam. Pterophoriden , Federmotten, Geistchen; Flügel in je
sechs Federn gespalten.
Fam. Tineiden, Motten, Schaben. An Obstbäumen: Cemiostoma
scitella und Lyonetia derJcella, Apfelminiermotte ; Blastodacna
putripennella, Apfelmarkschabe, Apfeltriebmotte; Anarsia lirieateUa,
Pfirsichmotte; Argyresthia conjugella, Apfelmotte, ursprünglich in
der Eberesche, feine Gänge im Fruchtfleisch; Hyponomeuta mali-
nellus, Apfelbaum-Gespinstmotte; Simaethis pariana, Apfelblatt-
wickler (Skelettierfraß).
An anderen Pflanzen: Oracilaria syringella, Syringenmotte ;
Coleophora lariceUa, Lärchenminiermotte (Sackmotte); Phthorimaea
operculella, Kartoffelmotte, in wärmeren Gegenden verbreitet, Fraß-
gänge unter der Schale; Plutella cruciferarmn (maculipennis),
Kohlschabe.
An Saatgut: Tinea graneUa, Kornmotte, weißer Kornwurm;
Siiotroga cerealella, französische Kornmotte.
Fam, Tortriciden, Wickler. An Obstbäumen: Carpocapsa
(Cydia) pomonella, Apfelwickler, die bekannte „Obstmade"; Tmeto-
cera ocellona, roter Knospenwickler und Oleihreutes variegana,
grauer Knospen wickler; Grapholita rvoeheriana, verursacht Krebs-
wucherungen.
An Weinreben: Cochylis amhiguella und Polychrosis (Eudemis)
botrana, einbindiger und bekreuzter Traubenwickler; zwei (bezw.
drei) Generationen; als Heuwurm in den Gescheinen, als Sauerwurm
Schädliche Organismen 107
in den Beeren; überwintern als Puppen; Oenophthira pilleriana
(Pyralis vitana), Springwurm wickler.
An Laubhölzern: Tortrix viridana, grüner Eichenwickler.
An Nadelhölzern: Grapholitha zebeana, Lärchengallenwickler;
Evetria resinella, Kiefernharzgallenwickler; E. huoliana, Kiefern-
triebwickler ; E. turionana, Kief ernknospenwickler ; Cacoecia muri-
nana, Weißtannentriebwickler und C. histrionana, Fiehtentrieb-
wickler.
An Erbsen : Grapholitha dorsana, Gr. nehritana und Gr. nigii-
cana, Erbsenwickler.
Farn. Pyraliden, Zünsler. Pyrausta nuhilalis. Hirsezünsler,
Gliedwurm, in Mais, Hopfen, Hanf; neuerdings nach Nordamerika
verschleppt und dort ein sehr gefährlicher Maisschädling; Pionea
forficalis. Kohlzünsler; Phlyctaenodes (Lo.rostege) sticticalis, Wiesen-
zünsler, neuerdings gefährlicher Rübenschädling; Evergestis exthnalis,
Rüben saatpfeif er; Zophodia convolutella, Stachelbeerzünsler.
An Saatgut und Vorräten: Ephestia kühniella, Mehlmotte;
Asopia farinalis, Mehlzünsler; Plodia interpuncteUa, Dörrobstschabe.
IX. Diptera, Zweiflügler
Die Zweiflügler oder Fliegen haben, von einigen Ausnahmen,
die flügellos sind, abgesehen, stets nur zwei entwickelte Flügel, die
Vorderflügel; das zweite Paar ist zu gestielten Knöpf chen, den
Schwingkölbchen oder Halteren, verkümmert. Die Mundteile sind
beim Vollkerf saugend; die Verwandlung ist vollkommen; die
Larven sind meist Maden, fußlos und ohne deutlichen Kopf; die
Puppe ist häufig oval, ungegliedert, eine sogen. Tönnchenpuppe.
Nur ein Teil der großen Ordnung ist pflanzenschädlich durch
die Tätigkeit der Maden, die meist minierend in allen nicht ver-
holzten Pflanzenteilen, vorkommen und vielfach Fäulen oder Gallen
erzeugen, seltener frei leben; sonst an totem Material, aber auch
in Insekten und höheren Tieren parasitisch. Unter den Vollkerfen
wichtige Blutsauger und Krankheitsüberträger des Menschen und
der Tiere.
Einteilung nach der Form der Puppe, der Ausbildung der
Fühler und der Art des Ausschlüpfens aus der Puppenhaut.
Fam. Osciniden. Oscinis frit und 0. pusilla, Fritfliegen, im
Sproßgipfel, besonders am Wintergetreide schädlich ; Chlorops taeni-
108 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
opus, Halmfliege, meist an Weizen (Gicht oder Podagra des
Getreides).
Fam. Psiliden. Psila rosae, Möhrenfliege (Eisenmadigkeit).
Farn. Trypetiden, Fruchtfliegen. Hauptsächlich in wärmeren
Ländern; z. B. Daeus oleae, Olivenfliege, und Ceratitis capitata an
Citrusfrüchten. Rhagoletis (Spüographa) cerasi, Kirschenfliege,
Kirschenmade; Flatyparaea poecüoptera, Spargelfliege.
Fam. Anthomyiden. Anthomyia radicum, Wurzelfliege, in
Raphanus- und Brassica- Kxiew; Chortophila brassicae, Kohlfliege;
Pegomyia hyoscyami, Runkeifliege (Blattminen); Hylemyia antiqua,
Zwiebelfliege ; IT. coarctata, Getreideblumenfliege, Schädlichkeit wie
bei der Fritfliege.
Fam. Syrphiden, Schwebfliegen; Larven zum Teil Blattlaus-
feinde. Eumerus strigatiis, Zwiebelmondfliege.
Fam. Tipuliden, Schnaken. Langbeinige Fliegen, deren
Larven im Boden leben und an Wurzeln fressen; besonders an
Keimpflanzen schädlich, polyphag. Tipula- und Pachyrhina- Arten.
Fam. Cecidomyiden, Gallmücken. Clinodiplosis oculiperda,
Rosenokulatengallmücke, Okuliermade, in Wundstellen von Rosen
und auch von Obstbäumen; Cl. rosiperda, Rosengallmücke in den
Blütenknospen; Contarinia {Diplosis) tritici, Weizengallmücke, zer-
stört einzelne Körner; C. pyrivora, Birngallmücke, in den jungen
Früchten; C. viticola, Rebenblüten-Gallmücke, in Blütenknospen;
Mayetiola destructor, Hessenfliege, im unteren Teile des Halmes
von Getreide; Dasyneura brassicae, Kohlgallmücke, in den Schoten;
D. j?2/n, Birnblatt-Gallmücke, in Blattrollungen ; Rhabdophaga
saliciperda und Rh. Salicis, an Weiden in Rinde und Mark.
Fam, Bibioniden, Haarmücken. Bibio hortidanus, Garten-
haarmücke, und verwandte Arten; die raupenähnlichen, borstigen
Larven im Boden an Wurzeln aller Art.
Wirbeltiere
Aves, Vögel
Die Vögel, von denen viele als Insektenfresser nützlich sind,
(s. Vogelschutz), werden an Kulturpflanzen selbst selten schädlich;
so gelegentlich durch Abfressen von Knospen und jungen Trieben.
Wichtiger ist ihr Schaden an Früchten (Amsel, Staar) und am
meisten derjenige durch das Fressen von Sämereien, besonders
Schädliche Organismen 109
Getreidekörnern und keimenden Saaten (Tauben, Sperlinge und die
sonst nützliche Saatkrähe).
Mammalia, Säugetiere
Insectivoren, Insektenfresser. Daß der umstrittene Maulwurf
gelegentlieh durch Bloßlegen von Wurzeln schädlich und .sonst
durch das Aufwerfen seiner Haufen sehr lästig wird, ist bekannt.
jRodentia, Nagetiere. Ein gefährlicher Schädling, weniger an
Pflanzen, als durch ihre Wühlarbeit, ist die aus Nordamerika
stammende und in ihrer Ausbreitung begriffene Bisamratte, Fiber
zibethicHS. Hasen, Eichhörnchen und Bilche (Siebenschläfer) brauchen
hier nur erwähnt zu werden; ebenso der am meisten durch Ein-
sammeln von Körnerfrüchten schädliche Hamster.
Von den Mäusen (Muriden) gehört die Feldmaus {Arvicola
arvalis) durch ihre periodische, von der Witterung abhängige
Massenvermehrung zu den allerschädlichsten Tieren. Besonders an
Obst- und Forstbäumen durch Entrinden und Zernagen der Wurzeln
schädlich ist die Wühl- oder Mollmaus {Arvicola terrestris und
A. amphihius). Durch Abbeißen von Getreidehalmen schadet die
Zwergmaus {Mus tniniäus).
CJngulaten, Huftiere. Von den Cerviden sind Hirsche und
Rehe am meisten durch Schälen der Rinde forstschädlich. Der
Schaden von Weidevieh, besonders Ziegen, ist bekannt; zu er-
wähnen sind dabei noch die besonderen Wuchsformen, die durch
Wildverbiß zustande kommen.
Anhang
Filtrierbare Vira als Krankheitsursachen
(Viruskrankheiten ; sog. physiologische oder enzymatische Krankheiten)
Bei manchen Pflanzenkrankheiten, die man früher als aus un-
bekannten Ursachen entstandene Störungen der physiologischen
Funktionen ansah, hat sich herausgestellt, daß sie sich hinsichtlich
ihrer Übertragbarkeit genau wie Infektionskrankheiten verhalten,
nur mit dem Unterschied, daß es nicht gelungen ist, Organismen
als Erreger dieser Krankheiten einwandfrei nachzuweisen. Da das
übertragende Agens, soweit bekannt, die Eigenschaft hat, Bakterien-
filter zu passieren, bezeichnet man es als filtrierbares Virus. Zum
Teil wird die Ursache solcher Krankheiten lediglich in Enzymen
110 III- Die Ursachen der Pflauzenkrankheiten
gesehen, die infolge von Stoffwechselstörungen gebildet und durch
katalytische Wirkung in der Pflanze vermehrt werden, doch sprechen
andere, auch die bei der Erforschung entsprechender Tierseuchen
gewonnenen Erfahrungen dagegen; so konnte z. B, das Virus der
Maul- und Klauenseuche durch Weiterimpfung in künstlichen
Medien bis zur 5. Generation virulent weitergezüchtet werden.
Auch die Übertragung dieser Krankheiten durch saugende Insekten
und die teilweise Überwinterung in ihnen entspricht ganz der Über-
tragung von Mikroorganismen, ebenso die Ausbreitung in den
Pflanzen und ihre Vererbung durch Samen (z. B. einige Mosaik-
krankheiten) oder Ableger. Mit den Enzymen (zugleich auch mit
den Organismen) teilt das Virus die Eigenschaft, durch bestimmte
Wärmegrade zerstört zu werden.
Krankheiten dieser Art, die man auch als nichtparasitäre
Infektionskrankheiten bezeichnen kann, sind Mosaikkrankheiten, in-
fektiöse Chlorose, Blattroll- und Kräuselkrankheiten. Für die Be-
kämpfung kommt neben Sortenwahl und Saaatgutwechsel die Im-
munitätszüchtung und die Vertilgung gleichzeitiger anderer Wirte,
neuerdings die Bekämpfung der übertragenden Insekten (Zikaden,
Blattläuse, seltener fressende Insekten) in Frage.
2. Unbelebte Krankheitsursachen
(Nichtparasitäre Krankheiten)
Wirtschaftlich kommt den nichtparasitären Krankheiten eine
viel größere Bedeutung zu, als den durch Organismen hervor-
gerufenen. Wir können unter ihren Ursachen die in der Natur ge-
gebenen Einflüsse des Bodens und der Witterung von chemischen
durch menschliche Tätigkeit entstehenden Einflüssen unterscheiden,
wozu einesteils die mit der Industrie zusammenhängenden der Rauch-
gase und Abwässer, andemteils die mit dem Pflanzenbau selbst ver-
bundenen von ungeeigneter Düngung und der Nebenwirkung von
Schädlingsbekämpfungsmitteln gehören.
Zu den nichtparasitären Krankheiten pflegt man auch noch
die Wunden zu rechnen. Als Krankheitsformen haben wir sie
schon in den Abschnitten über Krankheitsbild und über patho-
logische Anatomie kennen gelernt. Ihre Ursachen sind dagegen in
dem vorliegenden Kapitel jeweils an der gehörigen Stelle aufzuführen ;
Unbelebte Krankbeitsursachen Hl
es kommen als solche hauptsächlich in Betracht: Hagel, Frost. Wind,
Blitzschlag, das Beschneiden der kultivierten Bäume und schließlich
die zahlreichen Formen des Tierfraßes.
Unter den oben genannten Ursachen sind es die Witterungs-
einflüsse, welche die größten Schädigungen bedingen und sie sind
zugleich diejenigen, denen man am wenigsten entgegenwirken kann,
die auch unter sonst günstigen Kulturbedingungen einen unberechen-
baren und unbeeinflußbaren Faktor bilden. Nichtsdestoweniger ist
die Erkennung und Unterscheidung der unbelebten Krankheits-
ursachen eine wichtige Aufgabe. Sie ist in vielen Fällen, besonders
dann, wenn es sich um langdauernde Einwirkungen oder Nach-
wirkungen handelt, auf das Krankheitsbild allein angewiesen und
wird noch dadurch erschwert, daß viele der hierher gehörigen Er-
scheinungen, wie z. B. die Dürren, durchaus nicht eindeutige Symp-
tome sind, sondern infolge der verschiedenartigsten Schädigungen
auftreten können. Weiterhin muß hier auch stets mit dem Zu-
sammentreffen verschiedener Krankheitsursachen, wie Nässe und
Kälte, Trockenheit und Wärme, deren Wirkung oft noch durch
Bodeneinflüsse verstärkt wird, gerechnet werden, unter denen das
entscheidende Moment aufzudecken ist.
Vielleicht mehr noch als bei den von Organismen herrührenden
Krankheiten und Beschädigungen berühren wir hier das Grenzgebiet
zwischen Krankheit oder krankhaftem Zustand und physiologischer
Anpassungsreaktion auf äußere Einflüsse. Wenn sich die Wuchs-
form eines Baumes der Lichtverteilung entsprechend seiner Um-
gebung anpaßt oder wenn Kulturpflanzen auf Struktur und Nähr-
stoffgehalt des Bodens und das Gesamtklima unverkennbar durch
mehr oder weniger freudiges Wachstum reagieren, so kann man
nicht ohne weiteres alle Abweichungen von der Norm, auch nicht
alle Abweichungen nach der Minusseite hin, als krankhaft bezeichnen.
Sehr wohl können aber schon allerkleinste Veränderungen ein-
schneidende Bedeutung in wirtschaftlicher Hinsicht haben und für
die Rentabilität einer Kultur entscheidend sein. Daher muß hier
die praktische Aufgabe der Pflanzenpathologie bei der Ent-
scheidung über den Umfang des zu behandelnden Stoffes mit
berücksichtigt werden.
Wenn wir auch in diesem Kapitel nur die direkte Einwirkung
der genannten unbelebten Krankheitsursachen zu erörtern haben, so
112 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
kann dabei doch die indirekte Einwirkung, nämlich die Begünstigung
parasitärer Krankheiten, nicht außer Betracht gelassen werden.
Denn auch ihr kommt eine fast ebenso große Bedeutung zu, auf
die in unserer Darstellung immer wieder hingewiesen wird. Sie
äußert sich in einer doppelten Weise, einmal als Schwächung der
Pflanzen und Steigerung ihrer Anfälligkeit, z. B. durch Verlang-
samung des Wachstums und damit Verlängerung der kritischen,
anfälligen Altersstufe, zum anderen in der Begünstigung der Para-
siten. So bedürfen Pilze stets einer gewissen Feuchtigkeit zur Ent-
wicklung, insbesondere der Luftfeuchtigkeit zur Sporenkeimung, die
der Infektion vorangeht; oder es vermehren sich Tiere am stärksten
bei Trockenheit, wie gerade von den gefährlichsten Massenschädlingen,
den Feldmäusen und Heuschrecken bekannt ist.
Da in dem vorliegenden Kapitel von den Ursachen die Rede
sein soll, die Krankheitserscheinungen aber in anderem Zusammen-
hang Erwähnung fanden, und da es sich im Gegensatz zu den
Organismen nicht um ein Eingehen auf die Beschreibung der Ur-
sachen selbst handeln kann, wird hier im wesentlichen ein kurzer
Überblick über die Zusammenhänge an Hand der angedeuteten
Einteilung zu geben sein.
a) WitterungseinflUsse
1. Feuchtigkeitsverhältnisse (Hydrometeore)
Trockenheit. Die folgenschwersten aller Kulturschädigungen
ruft Trockenheit hervor. Sie äußert sich zunächst in gesteigerter
Transpiration und verminderter Zufuhr des Wassers, sei es des
durch die Wurzeln aus dem Boden oder des durch die Blätter aus
der Luft entnommenen, und in verminderter Ernährung. In leichten
Fällen und bei unvermitteltem Eintritt der Trockenheit tritt das
Welken ein, der Turgor sinkt und die Gewebe werden schlaff.
Hat das Welken noch nicht zum Absterben der Gewebe geführt,
so richten sich die Organe nach Wasserzufuhr wieder auf. Weiterhin
wird das Wachstum verlangsamt und die Pflanzen bleiben klein
und die Erträge an Reservestoffen oder Früchten gering. Bei in-
tensiver Trockenheit und längerer Dauer geht dieser Mißwachs in
Dürre über, es kommt zum Absterben (Nekrose) erst der Blätter
und übrigen Assimilationsflächen, dann der ganzen Pflanze. Extreme
Unbelebte Krankheitsursachen 113
Trockenjahre bedingen daher Hungersnöte; solche Jahre sind in
unserem Klima selten, häufiger in kontinentalem Klima und in
Monsunklima.
Klimatisch fällt die Trockenheit meist mit höherer Temperatur
zusammen, da bei letzterer der relative Feuchtigkeitsgehalt der
Luft rasch abnimmt (mittägliches Welken des Laubes); anderseits
treten ihre Wirkungen rascher ein auf leichten Sandböden.
Indirekte Wirkungen sind die schon wiederholt erwähnte
Begünstigung der Vermehrung tierischer Schädlinge, besonders auch
kleiner Tiere, wie der Blattläuse, Blasenfüße und Milben, und von
Trockenfäulen, zu denen ja auch schon die Dürre selbst zu rechnen
ist, wie z. B. der Herz- und Trockenfäule der Rüben.
Einzelerscheinungen der Trockenheit sind, außer dem all-
gemeinen Zuwachsverlust und dem Verdorren, das meist an den
Blattspitzen beginnt, die Hemmung der Entfaltung der Knospen
und das Absterben der jüngsten, aus den Knospen hervorbrechenden
Triebe, der Hitzelaubfall, bei manchen Pflanzen das Abwerfen von
Blütenknospen oder jungen Früchten, und in seltenen Fällen der
eigentliche Honigtau, eine tropfenförmige Ausscheidung zuckerhaltiger
Flüssigkeit aus Spaltöffnungen von Blüten- oder Laubblättern.
Andere bekannte Folgen der Trockenheit an Kulturgewächsen sind
das Verscheinen des Getreides, wenn die Dürre während der Blüte
einsetzt und die Befruchtung verhindert, die Fadenkeimbildung und
das Durchwachsen der Kartoffeln (Kindelbildung), an Früchten aller
Art die Notreife und an Wurzeln das Verholzen von Parenchym-
geweben. Auch das, Steinigwerden oder die Steinzellenkrankheit
der Birnen (Lithiasis) und die Stippflecken der Äpfel, unter Bräu-
nung abgestorbene, bitter schmeckende Gewebspartien, werden auf
Trockenheit zurückgeführt.
Übermäßige Feuchtigkeit. Wirkungen übermäßiger Luft-
feuchtigkeit treten erst bei längerer Dauer der Einwirkung in Er-
scheinung und werden meist nur an Gewächshauskulturen zu be-
obachten sein. Eine Folge, die auch im Freien öfter auftritt, ist
die Perldrüsenbildung der Weinreben. Überhaupt handelt es sich
in diesen Fällen, soweit nicht ähnlich wie beim Etiolement infolge
der unzureichenden Transpiration eine mangelhafte Gewebediffe-
renzierung (Ausbleiben der Verholzung der Membranen usw.) ein-
tritt, um Bildung von Intumeszenzen, wie Korkwucherung, Lenti-
Sammlung Borntraeger I:Morstatt 8
114 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Zellenwucherung oder Korksucht, die besonders auch Blätter und
Früchte betrifft und an ersteren zur Durchlöcherung führen kann.
Wirkungen des Wasserüberschusses im Boden hängen wohl
meist mit Bodenverhältnissen zusammen und treten am häufigsten
auf schweren Böden ein, wo das Wasser stagniert. Die Wurzel-
tätigkeit wird dabei durch Sauerstoffmangel gehemmt und die un-
genügende Nährstoffzufuhr führt erst zu einem Gelbwerden des
Laubes, weiterhin treten Wurzelfäulen ein, bei denen meist nicht
zu unterscheiden ist, ob sie von Schwächeparasiten oder nach dem
Absterben der Gewebe von Saprophyten hervorgerufen sind. Es
können aber auch an oberirdischen Organen Folgekrankheiten über-
mäßiger Wasserzufuhr auftreten, die dann mit ungenügender
Transpiration zusammenhängen. So kommt es bei fleischigen
Pflanzenteilen zum Aufplatzen, das nicht nur von Obstfrüchten,
sondern auch von krautigen Stengeln, wie z. B. der Bohnenpflanzen,
bekannt ist. Eine andere Erscheinung, die mit unzureichender
Verdunstung bei starker Wasserzufuhr zusammenhängt, ist die an
Obststräuchern und -bäumen auftretende Wassersucht, die in dem
streifen- oder flächenförmigen Aufplatzen von Rindenschichten und
nachfolgenden Korkwucherungen besteht.
Einzelne Niederschlagsformen. Der Tau, der den
Pflanzen vielfach das Gedeihen noch ermöglicht, wo andere Nieder-
schläge und Bodenfeuchtigkeit nicht ausreichen, dürfte als direkt
schädlich nicht in Betracht kommen.* Mittelbar ist er aber einer
der wichtigsten Faktoren beim Zustandekommen von Pilzkrankheiten,
da er das zur Keimung der angewehten und sonst verschleppten
Pilzsporen auf den Pflanzenorganen nötige tropfbare Wasser liefert.
Der Nebel entspricht in seiner Wirkung der übermäßigen
gelösten Luftfeuchtigkeit, wobei noch Lichtmangel hinzukommen
kann. In unserem Klima kommt ihm keine besondere pflanzen-
pathologische Bedeutung zu.
Regengüsse schaden mehr indirekt durch Verschlemmung
des Bodens als durch ihre mechanische Wirkung auf die Pflanzen,
da diese auch an starke Regen im allgemeinen hinreichend ange-
paßt sind.
Die normale Wirkung des Schnees ist eine frostschützende.
Wenn jedoch größere Schneemengen auf Bäumen liegen bleiben,
kommt durch ihr Gewicht der Schneebruch, das Abbrechen von
Unbelebte Krankheitsursachen 115
Ästen und selbst von Stämmen zustande, das als Waldbeschädigung
großen Umfang annehmen kann, während bei weichem Boden und
besonders an Abhängen die Stämme geworfen werden können.
Ähnliche mechanische Wirkungen können auch infolge von Duft-
anhang und Rauhreif eintreten.
Eine mit der Luftfeuchtigkeit unter der Schneedecke zusammen-
hängende indirekte Schädigung ist die Begünstigung des Schnee-
schimmels bei den Wintersaaten, wogegen die Schneedecke aber
auch direkt schaden kann, wenn sie zu lange liegen bleibt und
überwinternde krautartige Pflanzen dadurch zum Ersticken bringt.
Hagel. Die Hagelschäden gehören zu den schwersten Schädi-
gungen des Pflanzenlebens und damit der Landwirtschaft. Die re-
lative Häufigkeit ihres Eintretens hängt mit der Oberflächen-
gestaltung der Erde zusammen; es gibt „Hagelstriche", die ganz
eng begrenzt sein können und häufiger als ihre Umgebung vom
Hagel heimgesucht werden. Die Schadenwirkung des Hagels ist
eine rein mechanische und von der Größe und Anzahl der Körner
abhängig, indem durch den Aufschlag Pflanzengewebe entweder ge-
quetscht oder zerrissen werden. Charakteristisch sind die ent-
stehenden Hagelflecken und -wunden; für den Nachweis ist dabei
auch die einseitige Schlagrichtung von Bedeutung. Getreide und
krautartige Pflanzen werden am meisten geschädigt; an den Blättern
und Halmen sind die Hagelflecken weiß, weil die Gewebe unter
der Epidermis gequetscht und von ihr abgelöst sind. Auch an
holzigen Stengeln treten, wenn sie nicht zerrissen werden, Schlag-
wunden ein, die besonders in späteren Stadien leicht daran zu er-
kennen sind, daß die weichen Rindenschichten zerstört, aber die
Faserbündel erhalten geblieben sind. Die letzteren heben sich dann
als helle Streifen in dem grünen oder gebräunten Gewebe ab. Bei
größeren Bäumen bilden sich nach starken Hagelwettern, die das
Laub und die jungen Zweige zerschlagen haben, durch das Aus-
treiben von Adventivknospen charakteristische Wuchsformen aus,
die sich zuweilen erst nach mehreren Jahren wieder ausgleichen.
Die Quetschungen, die an grünen Pflanzenteilen oder an Früchten,
aber auch an stärkerer Rinde auftreten, bieten häufig zu Anfang
wenig Charakteristisches außer ihrer einseitigen Lokalisation. Erst
späterhin werden sie durch ihre Begrenzung und die Beschränkung
auf weiche Gewebe unterhalb der härteren Haut- oder Rinden-
116 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
schichten eindeutig. Selbstverständlich bilden die Hagelwunden bei
nachfolgendem feuchtem Wetter eine besondere Gefahr wegen der
Ansiedlung von Wundparasiten, insbesondere von Fäulniserregern.
2. Temperaturverhältnisse
Ebenso, wie an bestimmte Feuchtigkeitsgrade, sind die Pflanzen
auch an bestimmte Temperaturgrade angepaßt und die Abweichung
von der normalen Variationsbreite führt zu entsprechenden Schädi-
gungen. Wir bezeichnen dem Sprachgebrauch folgend die über
der jeweiligen Norm oder dem Optimum liegenden Temperaturen
als Wärme, die unterhalb liegenden als Kälte. Die wichtigsten
Temperaturschäden sind die Frostwirkungen, die in einer ungemeinen
Mannigfaltigkeit auftreten.
Kälte. Wir gehen hier nicht auf die überwiegend in das
Gebiet der Physiologie gehörenden Erscheinungen beim Gefrieren
und Erfrieren an sich ein, sondern befassen uns nur mit den Kultur-
schädigungen, die durch niedere Temperaturen hervorgerufen werden.
Wir unterscheiden dabei Wirkungen der Kälte im allgemeinen,
hauptsächlich der Winterkälte, und die besonderen Schädigungen
durch Spätfröste im Frühjahr und Frühfröste im Herbst.
Temperaturen, die unterhalb des Optimums liegen, wirken
wachstumshemmend; sie verlangsamen den Zuwachs und verzögern
die Reife. Das Absterben von Pflanzen und ihren Teilen (Erfrieren)
rufen aber erst Temperaturen hervor, die unterhalb des spezifischen
Minimums liegen; dieses fällt jedoch nicht mit dem Gefrierpunkt
des Wassers zusammen, sondern kann höher oder auch viel nie-
driger sein.
Eine der einfachsten Kältewirkungen ist das Süßwerden
der Kartoffeln bei schwachen Kältegraden oberhalb des Gefrier-
punktes, das darauf beruht, daß der den Zucker verbrauchende
Atmungsprozeß gehemmt ist, während die Umbildung von Stärke
in Zucker noch weitergeht. Ebenfalls als Wirkung andauernder
zu niederer Temperaturen tritt das Gelbbleiben junger Blätter auf,
wenn ihnen nach dem Austreiben nicht die zu ihrer Ernährung
nötige Wärme geboten wird. Unter den direkten Frostschäden ist
das Erfrieren einjähriger Triebe bei mangelnder Holzreife wichtig,
die eine Folge ungenügender Sommerwärme oder der zu späten
Neubildung von Trieben, aber auch von Schwächung durch Laub-
Unbelebte Krankheitsorsachen 117
krankheiten sein kann. Beim Fehlen der Schneedecke und starker
Kälte kann es in nassen Lagen zum Erfrieren der Wurzeln von
Gehölzen kommen, ohne dai3 die oberirdischen Teile erfrieren, da
jene weicher gebaut sind als das Stammholz. An den Stämmen
und Ästen sonst winterharter Bäume treten Schädigungen haupt-
sächlich durch schroffe und große Temperaturwechsel ein. Auf diese
Weise kommen besonders die bekannten senkrechten Frostrisse
zustande, da die Rinde und das äußere Holz sich unter der Tem-
peraturerniedrigung stark zusammenziehen, während der Kern noch
unter höherer Temperatur ausgedehnt ist; solche Frostrisse verheilen
dann durch Überwallung unter Bildung von sogen. Frostleisten.
Die auch als Brand bezeichneten Frostplatten sind dagegen tote
Rindenstellen von mehr oder weniger rundlicher Form; an ihrem
Zustandekommen ist vielfach die Erwärmung durch Sonnenstrahlen
im Wechsel mit starker Kälte beteiligt. Erwähnung verdient hier
auch noch der an vielen Bäumen in jeweils verschiedener Form
auftretende Frost krebs, der durch alljährlich wiederholtes Er-
frieren des parenchymatischen unausgereiften Wundholzes entsteht;
die ursprüngliche Veranlassung können dabei außer Frostschäden
auch durch Insekten verursachte Wunden oder Pilzinfektion sein.
Ein ganz andersartiger direkter Frostschaden liegt dem eigent-
lichen Auswintern der Wintersaaten zugrunde. Auf schweren
Böden werden durch das Gefrieren des Wassers die oberen Schichten
und mit ihnen die junge Saat in die Höhe gehoben, wodurch ein
Teil der Wurzeln abreißt. Wiederholt sich dieser Vorgang mehr-
mals, so wird die Saat dadurch oft in solchem Umfang geschädigt,
daß sie untergepflügt werden muß.
Eine besonders große wirtschaftliche Bedeutung haben die bei
Kälterückfällen im Frühjahr auftretenden Spätfröste. Sie sind
am schädlichsten, wenn sie in die Blütezeit fallen; hauptsächlich
die Obsternte wird dadurch in vielen Jahren geschädigt oder zer-
stört, aber auch die Getreideernte kann in gleicher Weise durch
Erfrieren der Blüten vernichtet werden. Ebenfalls eine häufige Er-
scheinung ist das Erfrieren von Frühjahrssaaten, jungen Trieben
an Kartoffeln und an Gehölzen, wenn warme Witterung die Vege-
tation vorher sehr gefördert hat. Als eigenartige Form des Er-
frierens ist die Zerschlitzung von Laubblättern, die während des
Austreibens der Knospen von Frost befallen werden, bekannt; am
118 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
häufigsten wird sie bei der Roßkastanie beobachtet. Der Nach-
wirkung von Spätfrösten wird auch das Auftreten von Schoßrüben
zugeschrieben, die schon im ersten Jahre an Stelle der Reservestoff-
speicherung zur Samenbildung schreiten; man führt die Erscheinung
auf eine Unterbrechung der Vegetation durch die Kälte zurück.
Die Frühfröste oder Herbstfröste werden am schädlichsten
durch das schon erwähnte Erfrieren unausgereiften Jungholzes, das
am meisten den Weinbau betrifft. Eine bekannte und häufige
Erscheinung ist das Hängenbleiben des Laubes infolge von Früh-
frösten, welche die Blätter abtöten, ehe sie normalerweise abge-
storben sind und die Trennungsschicht ausgebildet haben. Solches
Laub bleibt oft bis zum neuen Austrieb im Frühjahr an den
Bäumen. Dieselbe Erscheinung tritt aber auch aus anderen Ur-
sachen ein; z. B. wenn der normale Abschluß der Vegetationszeit
durch dauernd kühle Witterung bis zum Eintritt der Kälte ver-
zögert worden ist.
Wärme. Praktisch sind die Schädigungen durch Wärme
weniger häufig und umfangreich, als diejenigen durch Kälte, sofern
die Wärme nicht in Verbindung mit Trockenheit auftritt, worüber
das Nötige oben schon gesagt ist. Beachtenswert ist dieses Zu-
sammenwirken der Faktoren, wenn auf längere feuchtkalte Perioden
plötzlich warmes Wetter folgt. Die eintretenden Schäden sind dann
dadurch verursacht, daß die Pflanze sich nicht rasch genug der ge-
steigerten Transpiration anzupassen vermag, und die scheinbare
Wärmewirkung ist nur eine Schädigung durch die rasch vermin-
derte Luftfeuchtigkeit. Auch die Boden beschaff enheit ist oft an den
Schädigungen mitbeteiligt, und während wir Kälteschäden mehr auf
schweren Böden finden, treten die Wärmeschäden häufiger auf
leichten Böden auf.
Hitzelaubfall und Notreife sind solche Erscheinungen, bei
denen die Wärmewirkung nur mitbeteiligt ist. Eine fast reine
Wärmeschädigung liegt dagegen vor beim Sonnenbrand, den man
zuweilen an saftigen Früchten (Äpfel, Tomaten) beobachtet; schon
die Lokalisierung der Brandflächen erweist hier den Zusammenhang
mit der Sonnenbestrahlung. Bei Kulturen unter Glas treten
ähnliche Brennflecken an Blättern auf, wenn durch Unregelmäßig-
keiten in den Glasscheiben oder durch Wassertropfen eine Linsen-
wirkung zustande kommt. Als Wärmewirkung sei auch noch das
Unbelebte Krankheitsursachen 119
Giftigwerden von Kartoffeln erwähnt, wenn sie bei nicht genügend
niedriger Temperatur aufbewahrt werden. Die Giftigkeit entsteht
durch Anhäufung von Solanin, das für die Keimung gebildet, aber
bei der Lagerung der Kartoffeln nicht rasch genug verbraucht wird.
Die physiologische Wirkung andauernder höherer Wärme auf
Kulturpflanzen wird am besten an der Entwicklung unserer Ge-
müsepflanzen in den Tropen beobachtet; es kommt zu vermehrter
Blüten- und Fruchtbildung, wogegen die Ausbildung von Blättern
und Knollen gehemmt wird. In dieser unerwünschten Anpassung
liegt ein anschauliches extremes Beispiel für einen Teil der als
Degeneration oder Abbau bekannten Erscheinungen.
Die Lebensfähigkeit des pflanzlichen Plasmas hat ihre spe-
zifisch verschiedenen Grenzen ; oberhalb der maximalen Temperatur
stirbt das Plasma ab. Bei der Warmwasserheizung des Getreides
wird ein solcher Unterschied benützt, indem das Brandmyzel in
den Getreidekörnern bei einer Temperatur von 52^ getötet wird,
während diese selbst bei kurzer Einwirkung noch keine Schädi-
gung erleiden,
3. Belichtung
In den Wuchsformen der Pflanzen, besonders auffällig bei am
Waldrande stehenden Bäumen, drückt sich ihr Lichtbedürfnis und
ihre Anpassungsfähigkeit an den gebotenen Lichtgenuß aus.
Der Lichtmangel hat das Etiolieren (Vergeilen, Verspillern)
zur Folge, dessen extremes Auftreten von dem Wachstum im Dunkeln
erzogener Keimlinge bekannt ist. Ein leichter Fall von Etiolement
liegt beim Lagern des Getreides infolge zu dichter Saat oder zu
starker Laubausbildung vor, bei welcher die Ausbildung der
Sklerenchymfasern unterbleibt, die den Halm festigen; durch
Kalidüngung kann eine Vermehrung der Faserelemente erreicht
werden.
Daß der Lichtmangel eine gesteigerte Disposition der Pflanzen
für den Befall durch Schädlinge zur Folge haben kann, ergibt sich
aus der mangelhaften Gewebedifferenzierung und der veränderten
Zusammensetzung des Zellinhaltes. Einer Schattenwirkung schreibt
man auch die Verlängerung der Vegetationsdauer infolge von Be-
spritzungen mit Kupfermitteln zu; unter Umständen, z. B. bei
Kartoffeln, kann diese Nebenwirkung des Bespritzens erwünscht sein.
120 III- I^i^ Ursachen der Pflanzenkrankheiten
Übermäßige Belichtung, an welche die Pflanzen sich nicht
rasch genug anpassen können, äußert sich in Gelblaubigkeit durch
gesteigerte Zersetzung des Chlorophylls. Im übrigen ist ihre Wir-
kung stets mit Trockenheit und anderen Faktoren kombiniert, deren
Einfluß dabei überwiegt.
4. Wind
Windbruch und Windwurf, die auffälligste Wirkung starker
Stürme, sind rein mechanische Wirkungen.
Am Laube bewirken andauernde Winde dagegen durch über-
mäßige Verdunstung ein Vertrocknen, das sich durch die charakte-
ristische Blattranddürre von anderen Dürren unterscheidet. Dagegen
ist Zerschlitzung der Blätter eine weniger häufige Erscheinung.
Gegenüber dieser direkten Schädigung tritt als Folge dauernder und
in einseitiger Richtung herrschender Winde (Winddruck) die schiefe
Richtung der Stämme und die einseitige fahnenartige Ausbildung
der Krone mit exzentrischem Wachstum des Holzkörpers auf.
Ähnlich kommen auch die Krüppelformen der Bäume an Küsten
und an den Höhegrenzen des Baumwuchses zustande, doch wirken
hier andere Faktoren, wie Kälte und Trockenheit, mit dem Winde
zusammen.
5. Blitz
Die Wirkung der Blitzschläge ist teils eine mechanische, teils
eine chemische. Sie folgt den wasserreicheren Geweben, wodurch
bei Bäumen die streifenförmige Absprengung der Rinde zustande
kommt; daß diese Absprengung durch plötzliche Dampfbildung zu-
stande kommt, wird vermutet, ist aber nicht sicher bewiesen. Im
übrigen handelt es sich um Hitzewirkung. Zu beachten ist, daß
häufig auch Streublitze vorkommen, die in Weinbergen und auf
Feldern umfangreiche Zerstörungen anrichten können.
b) Bodenverhältnisse
Unter den schädlichen Einflüssen des Bodens können wir
Wirkungen seiner chemischen und solche seiner physikalischen Be-
schaffenheit unterscheiden. Direkte Schädigungen werden haupt-
sächlich durch Nachteile der ersteren hervorgerufen, denn die Pflanze
ist von der Zusammensetzung des Bodens abhängig, da sie aus ihm
die mineralischen Nährstoffe und den größten Teil ihres Wasser-
Unbelebte Erankheitsarsacben 121
bedarfes bezieht. Ungünstige physikalische Beschaffenheit des Bodens
verursacht dagegen Schädigungen meist nur, wenn sie mit anderen
Faktoren, wie besonders Trockenheit und Nässe zusammentrifft,
worauf bei deren Besprechung schon wiederholt hingewiesen wurde.
1. Nährstoffverhältnisse
Mit der Wirkung der einzelnen Nährstoffe auf das Pflanzen-
wachstum und dem Bedarf der Pflanzen an ihnen befaßt sich die
Düngungslehre. Wir haben hier nur die Schädigungen, die infolge
eines Mangels oder Übermaßes an einzelnen Stoffen in den natür-
lichen Böden eintreten können, zu erwähnen.
Da der Wassergehalt des Bodens meist unmittelbar atmo-
sphärischen Ursprungs ist und die hierzugehörigen Schädigungen
von der Witterung abhängen, sind die Folgen von Nässe und Wasser-
mangel schon bei der Besprechung der atmosphärischen Einflüsse
erörtert worden.
Ein allgemeiner Nährstoffmangel bewirkt das Kleinbleiben
der Pflanzen (Verkümmerung, Xanismus).
Die wesentlichen mineralischen Nährstoffe kommen in
natürlichen kulturfähigen Böden nicht in einem Übermaß vor, es
kann sich bei ihnen also nur um Mangelerscheinungen handeln, die
aber im einzelnen nicht scharf charakterisiert sind. Doch zeigt sich
Kalimangel an Blättern durch braun- oder weißwerdende zerstreute
Flecken, während vom Kalkhunger verschiedenartige Einzelsymptome
aufgeführt werden, die im ganzen eben das Bild des Nährstoffmangels
ergeben. Auch Phosphormangel führt zu Fleckenbildung; seine
allgemeine Wirkung ist mangelhafte Blüten- und Samenbildung,
während ein Stickstoffmangel mehr die Ausbildung der vegetativen
Organe hemmt. Eisenmangel ruft das als Chlorose bekannte Gelb-
werden des Laubes, das Fehlen des Chlorophyllfarbstoffes, hervor,
ist aber physiologisch in mangelhafter Aufnahme von Eisen bedingt,
da jeder Boden die nötigen äußerst geringen Mengen enthält.
Ein Überfluß an Mineralbestandteilen kommt an dieser Stelle
nur in Frage, soweit es sich um Pflanzen handelt, die gegen einzelne
Stoffe, wie Kalk, Schwefel, Chlor usw. empfindlich sind, oder um
pflanzenschädliche Stoffe, wie Eisenverbindungen oder mineralische
Gifte (Arsen, Blei usw.). In der Chlorose der Weinreben liegt eine
indirekte Wirkung von Kalküberschuß vor, indem der Eisengehalt
122 l^II- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiteii
des Bodens durch den Kalk ausgefällt wird und die Pflanze infolge-
dessen kein Eisen aufnehmen kann.
Einen wichtigen Einfluß übt die Pflanzenernährung sodann
noch durch ihre Beziehung zum Auftreten von nichtparasitären und
parasitären Krankheiten, besonders von Pilzen und Bakterien, aus.
Dabei steigert der Mangel an den einzelnen Nährstoffen meist die
Disposition für die Erkrankung, während umgekehrt auch z. B. eine
reichliche Düngung mit Stickstoff manche Krankheiten begünstigen
kann. Einige Angaben hierüber werden bei der Besprechung der
Kulturmaßnahmen im Pflanzenschutz zu machen sein. Als eine
der wichtigsten indirekten Wirkungen des Nährstoffmangels muß
hier noch erwähnt werden, daß er durch Verlangsamung des Wachs-
tums die bei vielen Kulturen entscheidende kritische Befallsperiode
des Jugendstadiums verlängert.
Neben den Nährstoffen ist noch die Bodenreaktion von
großer Bedeutung, weniger dadurch, daß ihr direkte Schädigungen
zuzuschreiben wären, als vielmehr durch die Begünstigung der ver-
schiedenartigsten Krankheiten. Durch alkalische Reaktion bei reich-
lichem Kalkgehalt, die soeben schon erwähnt wurde, kommt auch
die Dörrfleckenkrankheit des Hafers zustande, ebenso sind die Schorf-
krankheiten der Kartoffeln und Rüben auf alkalischen oder neutralen
Böden häufig, wie auch die Herz- und Trockenfäule der Rüben.
Saure Reaktion des Bodens, die oft eine Folge der dauernden An-
wendung chemischer Düngemittel (Kalisalze, Superphosphat, Sulfate)
ist, bedingt Wachstumsstörungen und außerdem die Vermehrung
von Pilzkrankheiten, die in solchen Fällen schon durch einfache
Kalkung des Bodens eingeschränkt werden können.
2. Physikalische Bodenbeschaffenheit
Die physikalische Bodenbeschaffenheit kann durch
Hinzutreten anderer Faktoren zur Ursache wesentlicher Schädigungen
der Pflanzen werden. Auf leichten Böden kommt es wegen ihres
geringen Wassergehaltes häufiger zu Schäden durch Trockenheit und
zu Frostschäden. Auch die durch Trockenheit begünstigten Parasiten,
wie Milben, Blasenfüße und Blattläuse, treten hier häufiger und
zahlreicher auf. Auf schweren Böden wirkt sich dagegen der nach-
teilige Einfluß der Nässe am meisten aus und begünstigt besonders
Naßfäulen und Fußkrankheiten, auch die Stockkrankheit an Getreide
Unbelebte Krankheitsursachen 123
und Klee. Schwere tonige Böden nehmen leicht saure Reaktion an ;
trocken verhärten sie stark, so daß das Eindringen der Wurzeln
unmöglich wird.
Unter Bodenerkrankungen versteht man gewisse physi-
kalische und chemische Umsetzungen der Böden, die sie für die
Vegetation ungeeignet machen. Hierher gehört die Ortsteinbildung,
das Entstehen einer harten, undurchlässigen, eisenhaltigen Sandstein-
schicht. Bei der Bildung des Ortsteins, wie auch des Klebsandes,
sind Humussäuren beteiligt, die zugleich die Nährstoffe des Bodens
auslaugen. Derartige Schädigungen machen sich hauptsächlich an
Bäumen, in der Forstwirtschaft und im Obstbau, geltend.
Beschränkter Bodenraum, der zu Wurzelkrümmungen
führt, hat an sich keine nachteiligen Folgen, solange nicht Nähr-
stoffmangel hinzukommt. In letzterem Falle tritt Verzwergung ein,
an deren Zustandekommen auch Wassermangel beteiligt ist. Eine
ähnliche Erscheinung liegt in den künstlich gezogenen japanischen
Zwergbäumen vor, wobei jedoch kaum mehr von Krankheit, sondern
eher von extremer Anpassung die Rede sein kann.
c) Chemische Einflüsse^)
1. Rauchgase und Abwässer
Die Rauchschadenfrage bildet ein Sondergebiet der Pflanzen-
pathologie, an welchem neben der Botanik die Chemie in gleicher
Weise mitbeteiligt ist. Rauchschäden betreffen am meisten die
Forstwirtschaft und ihre Bedeutung erhellt aus der Angabe, daß der
Schaden durch industrielle Abgase an den Forstkulturen in Deutsch-
land im Jahre 1907 auf 90000 ha im Zuwachs stark gestörte
Waldungen und 9000 ha zerstörte Bestände mit einem laufenden
Gesamtverlust von etwa 3 Millionen Mark im Jahre geschätzt wurde.
Speziell in Sachsen unterlagen 1908 bereits 2,6 °/o der Gesamtwald-
fläche einer merklichen Schädigung durch Rauch.
Da die Feststellung und Abschätzung von Rauchschäden be-
sondere Schwierigkeiten bietet, existiert über sie eine ausführliche
Literatur'"^). Wir werden im folgenden wie bei den übrigen Ab-
*) Vergl. hierzu den Abschnitt „Intoxikationen" S. 59.
*) Vergl. besonders die „Sammlung von Abhandlungen über Abgase
und Rauchschäden". Berlin, P. Parey.
124 III- Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
schnitten dieses Kapitels nur einen Überblick über das prinzipiell
Wichtige geben.
Wie bei den meisten lange Zeit einwirkenden Schädigungen
lassen sich auch bei den Rauchschäden Wachstumshemmungen, d. h.
im Falle der Holzarten Zuwachsverluste, und Absterben der Pflanzen
unterscheiden und obwohl der erstere Teil des Schadens weit er-
heblicher ist, entgeht er doch leichter der Beobachtung.
In weitaus den meisten Fällen handelt es sich bei den Rauch-
schäden, wie insbesondere bei dem Steinkohlenrauch, um die Wirkung
der schwefligen Säure, neben welcher andere Rauchbestandteile
nicht oder wenig in Betracht kommen. Schon ein Gehalt von einem
Millionstel des Volumens der Luft an schwefliger Säure erweist sich
bei längerer Einwirkung als schädlich. Die Symptome der Rauch-
schäden treten hauptsächlich an den die Luft aufnehmenden grünen
Pflanzenteilen ein und bestehen in unregelmäßigen Blattflecken, an
denen das Gewebe abgestorben ist und bräunlich verfärbt ist. Die
Flecken sind von einem helleren Rande umgeben und liegen zwischen
den Blattnerven, welche ihre hellgrüne Farbe länger behalten. Bei
Nadelhölzern beobachtet man eine Rotfärbung der Nadeln; beide
Erscheinungen treten natürlich am schnellsten bei neugebildeten,
stark atmenden und zarten Blättern ein. Sie sind aber nicht aus-
schließlich für Rauchschäden charakteristisch, da Frost, Trockenheit
und andere Einwirkungen dasselbe Absterben der Blätter herbei-
führen und die Rötung der Nadeln ein allgemein nach dem Absterben
eintretender Vorgang ist. Als entscheidendes Merkmal hat dagegen
neuerdings NEGER ^) eine Schädigung der Lentizellen an der Rinde
junger Zweige beschrieben : Die Lentizellen umgeben sich mit einem
eingesunkenen Hof, unter dem das Gewebe abgestorben ist, und
das Rindengewebe unterhalb der Lentizellen ist gebräunt.
Bei der Beurteilung der Rauchschäden muß aber auch die
Einwirkung der schwefligen Säure auf den Boden beachtet werden,
da sie sich bei langer Dauer auch in solchen Fällen geltend macht,
wo die Konzentration der Säure zu gering ist, um die auffälligen
Symptome am Laub hervorzurufen. Gerade diesem Schaden wird
neuerdings eine große Bedeutung zugeschrieben; er besteht in der
Ansäuerung des Bodens und in der Auswaschung des durch die
Säure gelösten Kalkes.
^) In „Angewandte Botanik", Bd. 1. 1919, S. 129 ff.
Unbelebte ErankheitsarsacbeD 125
Andere schädliche Abgase von weniger allgemeiner Bedeutung
sind die Salzsäure, welche mehr ein scharf abgegrenztes Absterben
des Blattrandes herbeiführt, das Ammoniak, das eine Schwarz-
färbung der entstandenen Blattflecken zur Folge hat, Flußsäure,
Teerdämpfe usw.
Mehr örtliche begrenzte Schäden werden durch Abwässer
angerichtet, wenn durch sie der Boden überschwemmt oder berieselt
wird. Sie schaden teils durch Verschlammung des Bodens, teils
durch direkte Zerstörung der Faserwurzeln. Im einzelnen richtet
sich die Schädigung natürlich nach der Art und Konzentration der
gelösten Stoffe, von denen hauptsächlich Kochsalz, außerdem Ma-
gnesium, Zink, Blei und Arsen in Frage kommen.
2. Düngemittel
Unrichtige Düngung ist eine nicht seltene Ursache von Pflanzen-
krankheiten, wenn auch hierbei weniger direkte Schädigungen ein-
treten, sondern die Wirkung mehr in einer mittelbaren Begünstigung
von Krankheitsursachen und Schädlingen liegt. Am häufigsten
kommt es dabei zu einer Ansäuerung des Bodens durch sauer
reagierende Düngemittel, worauf oben schon hingewiesen wurde.
Andererseits machen zu starke Kalkgaben den Boden alkalisch und
wirken austrocknend.
Gegenüber den mineralischen Düngern machen sich bei ein-
seitiger Stallmistdüngung die Folgen des hohen Stickstoffgehaltes
geltend. Dieser begünstigt die Lagerung des Getreides, erhöht die
Brand- und Rostempfänglichkeit und fördert die Vermehrung der
im Boden lebenden Insekten.
3. Pflanzenschutzmittel
Die Pflanzenschutzmittel, um die es sich hier handelt, sollen
an der Pflanze angewendet werden, um schädliche Organismen ab-
zutöten, ohne dabei der Pflanze zu schaden. Man spricht hierbei
neuerdings von dem Unterschied zwischen dosis curativa, der Menge
bezw. Konzentration, die zum Erfolg nötig ist, und dosis toxica,
derjenigen, die Schädigungen der Pflanze hervorruft. Die Über-
nahme dieses Ausdrucks aus der Medizin ist nicht gerade empfehlens-
wert, weil es sich dort um innere Therapie handelt, die es bei der
Pflanze — noch? — nicht gibt, und weil dort die Gesamt Wirkung
126 III. Die Ursachen der Pflanzenkrankheiten
der Dosis, nicht ihre Konzentration und Einwirkungsdauer in Frage
kommt.
Die am meisten angewendeten Mittel, bei denen schädliche
Wirkungen auftreten können, sind Beizmittel und Spritzmittel. Die
Warmwasserheizung des Getreides beruht auf der geringen Differenz
zwischen der Temperatur, bei welcher das Brandmyzel in den
Getreidekörnern abgetötet wird, und derjenigen, bei welcher die
Getreidekörner selbst die Keimkraft verlieren, d. h. abgetötet werden.
Bei den chemischen Beizmitteln ist die Konzentration und Ein-
wirkungsdauer genau einzuhalten, die so gewählt sein müssen, daß
die Brandsporen getötet werden, ehe das Mittel so tief in die Körner
eingedrungen ist, daß es sie schädigt. Solche Schädigungen (Tot-
beizen) werden hauptsächlich beim Kupfervitriol beobachtet, kommen
aber auch z. ß. bei Formalin leicht vor, besonders wenn die Körner
sehr trocken geerntet und beim Dreschen verletzt worden sind.
Die Spritzschäden, auch fälschlich als Verbrennungen be-
zeichnet, sind Ätzwirkungen auf der Epidermis der Pflanzen und
kommen praktisch wohl meist durch lösliche saure Verbindungen,
seltener durch alkalische, zustande. Besonders empfindlich sind
natürlich junge Blätter und Früchte; bei den letzteren können auch
schon Flecken, die keine Wachstumsschädigung zur Folge haben,
eine Wertminderung bedeuten. Vielfach tritt jedoch an Früchten
infolge der Flecken einseitiges Wachstum und Verkümmerung ein;
seltener kommt es, wie bei manchen Steinobstarten, zur Durch-
löcherung der Blätter. Zur Vermeidung der Spritzschäden werden
die Spritzbrühen durch Kalk schwach alkalisch gemacht, was ihre
Wirkung gegen Pilze natürlich herabmindert. Junges Laub kann
nur mit verdünnten Brühen, z. B. höchstens mit einprozentiger
Kupferkalkbrühe behandelt werden. Eine gewisse wachstumsfördernde
Wirkung des Kupferbelages auf den Blättern ist schon oben erwähnt.
Besonders leicht rufen Arsenbehandlungen solche Schäden
hervor, wenn die Mittel lösliches Arsen (arsenige Säure usw.) ent-
halten. Man setzt auch hier einen Überschuß von Kalk zu und ver-
wendet neuerdings das unlösliche Kalziumarsenit, in anderen Ländern
auch Bleiarseniat. Bei der immer mehr in. Aufnahme kommenden
Verwendung von Arsenmitteln werden auf die Dauer auch Schädi-
gungen des Pflanzenwachstums durch das in den Boden gelangende
Arsen nicht ausbleiben.
Unbelebte Krankheitsursachen 127
Die bei Anwendung von Karbolineum beobachteten Schäden
beruhen ebenfalls auf einem Gehalt an sauren Verbindungen (Phe-
nolen), von denen nur bestimmte Handelssorten (wasserlösliches
Karbolineum) frei sind.
Ähnliche Schäden, wie durch Säuren, entstehen auch durch
stark alkalische Verbindungen, zu denen z. B. die Schwefelkalkbrühe
gehört. Zu den sonstigen Mitteln, die bei unrichtiger Anwendung
schädlich wirken, gehören u. a. noch Raupenleim und Holzteer.
Räucherungen in Gewächshäusern erfordern wegen der in
der feuchten Luft besonders zart ausgebildeten Epidermis der Pflanzen
besonders vorsichtige Anwendung. Aber auch für die Räucherung
im Freien mit dem sog. Blausäurezeltverfahren mußte erst eine eigene
Technik entwickelt werden, bei der es nur durch genaue Dosierung
und Arbeiten an bewölkten Tagen oder bei Nacht gelingt, Schädi-
gungen der Bäume zu vermeiden.
Kapitel IV
Pflanzenschutz
Ziel und Zweck der Pflanzenpathologie ist der Pflanzenschutz.
Er umfaßt die auf der Erforschung der Krankheiten, ihrer Ursachen
und Erreger aufgebaute Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten und
die Maßnahmen zur Verhütung derselben.
Weitaus die größte Ertragsminderung verursachen ungünstige
Witterungseinflüsse, worunter Trockenheit und Nässe an erster Stelle
stehen, während die Schäden durch Kälte und Hitze jenen gegen-
über weniger umfangreich sind. Der Rest sind tierische und pflanz-
liche, schließlich die durch andere Ursachen, wie z. B. Abgase der
Industrie, hervorgerufenen Schäden. Die verhältnismäßige Beteili-
gung aller dieser Ursachen an den Ernteverlusten ist je nach der
Art der Kulturen und insbesondere bei einjährigen Gewächsen und
Bäumen verschieden und auch wesentlich vom Klimacharakter ab-
hängig. Dabei lassen sich die Witterungseinflüsse am wenigsten
durch Abwehrmaßnahmen ausschalten^), während tierische und
pflanzliche Schädlinge meist mit Erfolg bekämpft werden können,
weshalb sich auch der Pflanzenschutz bisher hauptsächlich in dieser
Richtung entwickelt hat.
Der Pflanzenschutz ist eine Rentabilitätsfrage wie die Düngung.
Die Auswahl und Anwendung seiner Mittel hängt nicht nur von
ihrer Wirksamkeit an sich ab, sondern zugleich auch von dem Ver-
hältnis des Kostenaufwandes zu dem erreichbaren Mehrertrag unter
den Gesamtbedingungen einer Kultur. Hochwertige Kulturen
können daher kostspieligere Pflanzenschutzmaßnahmen tragen;
^) „Wenn man Temperatur und Wasser, die wichtigsten Kulturfaktoren,
regulieren könnte, so würde man den Ackerbau vor seinen größten Gefahren
schützen können." (Frank und Sorauer, Pflanzenschutz.)
Hygiene und Therapie 129
Massenkulturen und Einzelkulturen, extensive und intensive Wirt-
schaft bedingen jeweils eine besondere Anpassung des Pflanzen-
schutzes.
Als ein Zweig der praktischen Pflanzenbaulehre bedarf der
Pflanzenschutz nicht nur für die Maßnahmen im einzelnen, sondern
für seine Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit überhaupt ein^r sta-
tistischen Begründung. In Deutschland bestehen nur die Anfänge
einer derartigen Statistik. In den Vereinigten Staaten, wo sie schon
lange betrieben wird, werden die Ernteverluste durch Schäden und
Krankheiten im Gesamtdurchschnitt auf über SO^/o des möglichen
Ertrages geschätzt, wovon erheblich mehr als die Hälfte von
Witterungseinflüssen herrühren.
Von solcher Pflanzenschutzstatistik wird bei uns bisher eine
Abschätzung von Hagel- und Auswinterungsschäden aufgestellt.
Außerdem sucht die begonnene Schädlingsstatistik zunächst das
Auftreten einzelner Plagen wie z. B. der Mäuse oder Maikäfer in
den verschiedenen Jahren überhaupt und sodann ihren Umfang zu
erfassen.
Auch aus der Saatenanerkennung der Deutschen Landwirt-
schaftsgesellschaft ergeben sich statistische Zahlen über den Umfang
von Pflanzenkrankheiten, und es ist interessant, daß die Aberkennung
infolge von Pflanzenkrankheiten bei Getreide und Kartoffeln im
Gesamtdurchschnitt ll°/o der angemeldeten Fläche ausmacht. Auch
hier tritt also wieder die Zahl von etwa 10 "/o auf, die man im
großen ganzen als den Durchschnitt der Ertragsminderung ansehen
kann, welche durch Pflanzenkrankheiten abgesehen von Witterungs-
schäden verursacht ist.
Eine gewisse Ergänzung kann diese Statistik auch in der Fest-
stellung des Verbrauches an Pflanzenschutzmitteln finden, die zu-
gleich den jeweils erreichten Grad der praktischen Durchführung
einzelner Maßnahmen wiedergibt. Aber wie im Einzelfalle bei der
Schädlingsbekämpfung Umfang des Schadens, erzielter Mehrertrag
und Kosten der Bekämpfung für die Beurteilung eines Verfahrens
maßgeblich sind, so muß auch die ganze Pflanzenschutzstatistik in
der Richtung einer Ertrags- und Schadenstatistik ausgebaut werden.
Hierbei müssen festgestellt werden: Mögliche Höchsternten, Durch-
schnittserträge, Umfang der einzelnen Schäden und ihr Verhältnis
zur Herabminderung des Ertrages und die Aufwendungen für den
Sammlung Bonitraeger I:Morstatt 9
130 IV. Pflanzenschutz
Pflanzenschutz. Dabei ist zu berücksichtigen, daß erhebliche Schä-
digungen vorkommen können, ohne daß die Ernte dadurch unter
den Durchschnitt herabgedrückt wird; sinkt sie unter diesen Durch-
schnitt, der die Rentabilität einer Kultur bestimmt, so entstehen
direkte Verluste an Geld für den Produzenten^).
•■Erst eine ausreichende Statistik wird es ermöglichen, die
volkswirtschaftliche Bedeutung des Pflanzenschutzes hervortreten zu
lassen, welche allein das Eingreifen des Staates zu seiner Förderung
und Organisation im ganzen wie einzelnen Schädlingen und Krank-
keiten gegenüber rechtfertigt. An den einzelnen Schäden scheint
nur der Produzent beteiligt; die Gesamternte beeinflußt aber die
Volkswirtschaft im ganzen, in deren Interesse die Steigerung der
Durchschnittserträge und ihre möglichste Annäherung an den theo-
retischen Höchstertrag des Pflanzenbaues liegt. Im höchsten Grad ist
die Volkswirtschaft unter den gegenwärtigen deutschen Verhältnissen
von den Ernteerträgnissen abhängig und daher an wirksamem
Pflanzenschutz interessiert, weil die landwirtschaftliche Produktion
den Nahrungsbedarf des Volkes nicht deckt und die industrielle
Ausfuhr nicht ausreicht, um damit die Einfuhr an landwirtschaft-
lichen Produkten zu bezahlen. Dieser Verarmung gegenüber kann
nur Produktionssteigerung der Landwirtschaft die Abhängigkeit von
industrieller Ausfuhr und vom Auslande verringern. Eine derartige
Lage rechtfertigt sogar eine Ausdehnung des Pflanzenschutzes weit
über den gewöhnlichen Umfang hinaus. Denn, je näher die Auf-
wendungen für Pflanzensnhutzmaßnahmen dem Werte der durch sie
erzielten Ertragssteigerung kommen, um so mehr sinkt, privatwirt-
wirtschaftlich betrachtet, seine Rentabilität und damit seine Not-
wendigkeit. Unter volkswirtschaftlichem Gesichtspunkt muß der
Pflanzenschutz in der heutigen Lage aber auch dann noch betrieben
werden, wenn Aufwendungen und Ertragssteigerung sich decken,
weil der Aufwand an (reld und Arbeit der inneren Wirtschaft zu-
gute kommt, während die Zahlungen für Lebensmitteleinfuhr in das
Ausland abfließen. Denn der Pflanzenschutz vermag nicht nur in
der Landwirtschaft vermehrte Arbeitskräfte zu beschäftigen, sondern
auch eine beträchtliche Industrie zur Herstellung der nötigen Appa-
rate und chemischen Mittel zu unterhalten. So nimmt der Pflanzen-
*) Vergl. Etudes sur la diminution da rendement. Bull. mens, agricole,.
Rom, 1922, S. 472.
Hygiene und Therapie 181
schütz unter den ertrageteigernden Faktoren prinzipiell dieselbe
Stellung ein, wie die Pflanzenzüchtung und künstliche Düngung, und
verdient damit auch die gleiche Förderung von Seiten des Staates
und der landwirtschaftlichen Organisationen.
Wenn nun auch die nächste Aufgabe des Pflanzenschutzes in
einer direkten Bekämpfung der Krankheiten besteht, insbesondere
in der Fernhaltung, wo nicht Vertilgung schädlicher Organismen
— die eigentliche Behandlung der kranken Pflanze, die man als
Therapie bezeichnen könnte, ist nur ausnahmsweise möglich — so
ist doch eine auf die Gesunderhaltung gerichtete rationelle Hygiene,
welche dem Eintritt der Erkrankung überhaupt vorbeugt, sein letztes
Ziel. Vorbeugen ist besser als Heilen. Derartige Maßnahmen sind
oft viel älter, als man gemeinhin anzunehmen pflegt, und viele
Einzelheiten unserer Kulturmethoden sowie die Hauptsorten der
Kulturpflanzen sind zweifellos in Berücksichtigung von Krankheiten
durch Anpassung an die Bedürfnisse der Pflanzen und Auswahl
dauernd ertragreicher, d. h. widerstandsfähiger Sorten entstanden.
Im ganzen hat der Pflanzenschutz dieselbe Entwicklung wie
die Kenntnis der Krankheiten durchgemacht. Während er ursprüng-
lich auf Maßnahmen in einzelnen Fällen, wo die Schäden besonders
ernst und eine Möglichkeit der Abwehr gegeben war, beschränkt
blieb, herrschte später mit der zunehmenden Kenntnis der schäd-
lichen Insekten und Pilze deren Bekämpfung durch chemische Mittel
vor. Zeitweilig glaubte man auch in der Vernichtung schädlicher
Insekten durch ihre natürlichen Feinde — räuberische Insekten und
innere Parasiten — , einen allgemein gangbaren Weg gefunden zu
haben, und als neuestes solcher vorherrschenden Arbeitsziele kann
wohl die Züchtung immuner Sorten angesehen werden. Im prak-
tischen Pflanzenschutz steht gegenwärtig und im Zusammenhang
damit wieder die auf der Tatsache der Prädisposition beruhende
Hygiene im Vordergrund, die an Stelle des direkten Einschreitens
gegen Schädlinge eine Kräftigung der Pflanzen und die Ausschaltung
der in ihnen liegenden Bedingungen für den Eintritt der Erkrankung
anstrebt. Aber auch die Hygiene ist am wirksamsten nur bei ein-
jährigen Gewächsen mit der Möglichkeit raschen Sortenwechsels, des
Abräumens der Felder nach der Ernte, des Fruchtwechsels und
nicht in letzter Linie dem geringen Wert der Einzelpflanze durch-
führbar. Die ausdauernden Gewächse stellen vielfach ganz andere
9*
132 J^^' Pflanzenschutz
Anforderungen an die Methoden und daher erweist sich bei ihnen
die Schädlingsbekämpfung in der Regel als zweckmäßiger.
So muß man sich davor hüten, ein jeweils herrschendes
Prinzip zu überschätzen. Denn so verschiedenartig wie Ursachen
und Bedingungen der Erkrankung, sind auch die Maßnahmen gegen
Pfianzenkrankheiten, und nur die Sachlage des einzelnen Falles ent-
scheidet über das Vorgehen, nicht irgend ein technisches Prinzip.
Die richtige Auswahl der Verfahren setzt eine bis ins kleinste
gehende Kenntnis der Krankheitserreger und Krankheitsbedingungen
voraus. Oft kann dieselbe Krankheit auf ganz verschiedene Weise
bekämpft werden, oft erweist sich nur ein an eine ganz bestimmte
Eigenschaft angepaßtes Verfahren als erfolgreich, ebenso wie auch
die einzelnen Stadien von Parasiten in ganz verschiedener Weise der
Bekämpfung zugänglich sind. Daher hat die Bekämpfung eine
gründliche Erforschung sowohl der Krankheiten an der Pflanze wie
der Schädlinge zur Voraussetzung und so lösen sich in der Ge-
schichte der einzelnen Krankheiten wie des ganzen Pflanzenschutzes
die drei Stufen der Schädiingsforschung, der direkten Schädlings-
bekämpfung und der vorbeugenden Hygiene immer wieder ab.
Diese Verschiedenheit des Vorgehens wird am besten durch
eine Übersicht über die Pflanzenschutzmaßnahmen beleuchtet. Man
kann sie nach dem jeweiligen Zweck des Vorgehens oder nach der
Art der Maßnahmen und Mittel einteilen. Im ersten Falle können
wir als Hauptgesichtspunkte die Bekämpfung der Schädlinge und
den Schutz der Pflanzen vor Erkrankung unterscheiden, die man
früher wohl auch als direkte und indirekte Bekämpfung bezeichnet
hat; doch lassen sich bei allen solchen Versuchen keine scharfen
Grenzen zwischen Therapie und Hygiene ziehen, da im Pflanzen-
schutz Krankheitsbehandlung und Schädlingsbekämpfung fast stets
zusammenfallen und besonders die chemischen Mittel nicht eigent-
lich die Pflanze behandeln, sondern die Schädlinge abtöten sollen.
So wirken streng genommen die Spritzmittel und chemischen Beiz-
mittel prophylaktisch, wobei im allgemeinen die Pflanze selbst nur
soweit berücksichtigt wird, als Beschädigungen derselben durch die
Mittel (z. B. Spritzschäden) vermieden werden sollen. APPEL hat
dafür folgende Einteilung gegeben^):
*) Die wirtschaftliche Bedeutung der Pflanzenkrankheiten und die Mittel
zu ihrer Bekämpfung. Arh. D. L. G., Heft ;^14, 1921.
Hygiene und Therapie 133
A. Bekämpf ungßmittel :
1. Vernichtung des Schädlings vor der Erkrankung der
zu schützenden Pflanzen.
2. Vernichtung des Schädlings an oder in der erkrankten
Pflanze unter Erhaltung der Pflanze.
3. Vernichtung des Schädlings mit samt der erkrankten
Pflanze oder den erkrankten Teilen.
4. Vernichtung einzelner Teile des Parasiten zur Ver-
hinderung weiterer Ausbreitung.
5. Förderung der natürlichen Feinde des Parasiten.
ß. Schutzmittel:
1. Abhaltung von Schädlingen.
2. ßodenverbesserung und -düngung zur Gesunderhaltung
der Pflanzen.
3. Geeignete Saat- und Pflanzzeit.
4. Auswahl der richtigen Frucht und geeigneten Frucht-
folge für jede Bodenart.
5. Auswahl gesunder Pflanzen oder gesunder Bestände.
6. Auswahl und Züchtung widerstandsfähiger Sorten.
Die Einzelbesprechung folgt dagegen aus den oben erwähnten
Gründen besser in der gebräuchlichen Weise nicht dem Zweck,
sondern der Art des Vorgehens, wobei 1. mechanische Verfahren,
2. chemische Mittel, 3. biologische Bekämpfung und 4. Kulturmaß-
nahmen unterschieden werden. Hiervon dienen die drei ersten fast
ausschließlich der direkten und indirekten Schädlingsbekämpfung,
wogegen den Kulturmaßnahmen zum größten Teil vorbeugende
Wirkung zukommt.
1. Mechanische Verfahren
Hierzu gehört das Fangen und Absammeln der Schädlinge,
das meist nur bei beschränktem Umfang der Kulturen oder des
Auftretens von Schädlingen oder in dessen Anfängen lohnend ist,
das Entfernen kranker Pflanzen oder Abschneiden kranker Teile von
solchen, auch die Unkrautvertilgung. Die radikale Ausrottung von
Kulturpflanzen oder Zwischenwirten, wobei man gleichzeitig die
Schädlinge vertilgt und ihnen den Nährboden entzieht, ist bei uns
von der Bekämpfung der Reblaus (Extinktionsverfahren) und des
Koloradokäfers bekannt. Dieses kostspielige und tief in die Wirt-
134 IV. Pflanzenschutz
schaftsweise eingreifende Verfahren ist besonders gegen neu ein-
geschleppte Schädlinge anwendbar und setzt einen wohlorganisierten
Pflanzenschutz voraus. Es ist in anderen Ländern neuerdings in
verschiedenen Fällen mit Erfolg durchgeführt worden, z. ß. gegen
Citruskrebs, ßaumwoUkapselwurm und Berberitze in Nordamerika.
Außer der einfachen Handarbeit gibt es hier eine Menge von
Vorrichtungen, wie Tierfallen, Madenfallen, Fanggürtel, die Ver-
wendung von Raupenleim (Klebringe und Klebfächer), Lichtfallen
usw. Besondere Methoden für den Massenfang sind am eingehend-
sten bei der Heuschreckenvertilgung ausgebildet worden.
In vielen Fällen bedient man sich bei den Fangmethoden der
Hilfe von Ködern, um die Tiere durch Nahrungs- oder Riechstoffe
(auch Licht) anzulocken. Auch bei Giften wird die Wirkung oft
durch Köder verstärkt. Eine Kombination mechanischer und bio-
logischer Bekämpfung ist die am meisten durch die KÜHNsche Be-
kämpfung der Rübenmüdigkeit bekannte Fangpflanzenmethode, wo-
bei zur Anlockung des Schädlings, in diesem Falle der Nematoden,
eine besondere Aussaat der Kulturpflanze oder anderer bevorzugter
Nährpflanzen vorgenommen wird, die dann nach Besiedlung durch
den Schädling untergepflügt oder sonstwie unschädlich gemacht wird.
In diesen Zusammenhang gehören auch Verfahren, wie die
Fangbaummethode, die zur Bekämpfung der Borken- und Rüssel-
käfer in der Forstwirtschaft im großen und gelegentlich auch im
Obstbau angewandt wird. Sie beruht darauf, daß diese Käfer von
dem absterbenden, bezw. eintrocknenden Holz angezogen werden und
es mit Vorliebe befallen; mit den Fangbäumen wird dann ihre Brut
vernichtet. Ein ähnliches Verfahren ist die künstHche Anlage von
Brutplätzen, sog. Fanghaufen, in den tropischen Kokospflanzungen
zur Bekämpfung des Nashornkäfers durch Vernichtung seiner Larven.
2. Chemische Mittel
Wohl das umfangreichste Gebiet im praktischen Pflanzenschutz
ist das der chemischen Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen^).
Sie finden Anwendung als Gifte gegen größere Tiere und zur Ver-
tilgung von Unkräutern, als Insektizide und Fungizide und als Des-
infektionsmittel.
*) Vogt, Methoden der Schädlingsbekämpfung. Centralbl. Bakt. usw.,
II. Abt., Band 58, 1922.
Chemische Mittel 135
Bei den insektentötenden Mitteln unterscheidet man noch nach
der Wirkungsweise Kontaktgifte, die durch die Haut oder durch die
Atemöffnungen (Stigmen) wirken, wie Petroleum, Seifen und Nikotin-
brühen, und hauptsächlich gegen saugende Insekten Anwendung
finden, und Magengifte, die von den Insekten mit den Pflanzen oder
mit Ködern gefressen oder aufgesogen werden und vom Verdauungs-
kanal aus wirken. Ebenso vielseitig sind auch die Anwendungs-
formen, deren wichtigste Bespritzen und Bestäuben, Beizen, Räuche-
rungen und Bodendesinfektion sind. Zu erwähnen ist hier noch die
sogenannte innere Therapie der Pflanzen, wie z. B. das Einführen
von Eisensalzen in Bäume, die aber noch nicht über das Versuchs-
stadium hinausgekommen ist, da eben bei der Pflanze der Stoff-
transport durch einen Kreislauf fehlt.
Den Anwendungsformen entspricht auch eine umfangreiche
Technik der Apparate. Weitaus am meisten im Gebrauch sind
davon die Pflanzenspritzen, die von einfachen Hand- und tragbaren
Spritzen für Gärtnerei und Weinbau bis zu komplizierten fahrbaren
Kraftmaschinen für ausgedehnte Feldkulturen und hohe Bäume ge-
baut werden. Für die Verstäubung pulverförmiger Mittel, die wegen
der Ersparnis an Arbeits- und Transportkosten teilweise schon das
Bespritzungsverfahren verdrängt, sind an Stelle der ursprünglichen
Schwefelquaste und einfachen Blasebalge ebenfalls leistungsfähige
Maschinen für Obstbau und Feldkulturen entstanden. Hieran
schließen sich Apparate an, die geschmolzenen Schwefel und andere
Mittel mit überhitztem Wasserdampf verstäuben, um dadurch eine
besonders feine Verteilung, gleichmäßige Bedeckung der Pflanzen-
oberfläche und größere Reichweite zu erzielen. Für die Getreide-
beizung gegen Brandpilze, wozu neuerdings an Stelle des ursprüng-
lichen Kupfervitriols hauptsächlich Formalin und Quecksilbersalze
verwendet werden^), sind verschiedene Apparate zur Behandlung
großer Mengen konstruiert; bei der Beizung gegen die im Innern
der Körner lebenden Brandpilze wird nur heißes Wasser von 50 bis
52° C verwendet, das die Pilze abtötet, ohne die Keimfähigkeit zu
schädigen. Zu den Räucherungsverfahren leitet die Saatgutdesinfek-
tion mit heißer Luft gegen Insektenschädlinge über, während für
die eigentliche Räucherung hauptsächlich Blausäure, Schwefelkohlen-
*) Merkbl. 2 des Deutschen Pflanzenschutzdienstes.
136 IV. Pflanzenschutz
Stoff und Chlorverbindungen, im Kleinen in Gewächshäusern auch
Schwefel, in Frage kommen. Ausgegangen ist diese Technik von
dem sog. Blausäurezeltverfahren, das in Amerika zur Abtötung von
Obstbaumschildläusen ausgebildet wurde.
Eines der wichtigsten gegenwärtigen Probleme ist die Boden-
desinfektion, die ursprünglich zur Reblausvertilgung mit Schwefel-
kohlenstoff angewandt wurde und dort auch teilweise unter Scho-
nung der Reben auf geeigneten Böden als sog. Kulturalverfahren
betrieben wird. Sie wird neuerdings zur Abtötung im Boden leben-
der Pilze, wie des Erregers des Kartoffelkrebses, versucht, ist aber
bisher im Felde nicht ausführbar und kann nur in Gewächshäusern
durch Heizröhren oder Wasserdampf durchgeführt werden.
Bei allen in direkte Berührung mit der Pflanze kommenden
Mitteln liegt neben den Erfordernissen der feinen Verteilung, der
Benetzungsfähigkeit und Haftbarkeit eine Hauptschwierigkeit darin,
daß sie bei möglichster Wirksamkeit gegen die Schädlinge und
Krankheitserreger keinen schädigenden Einfluß auf die Pflanze aus-
üben sollen (Spritzschäden).
Bei der Beizung von Sämereien mit quecksilberhaltigen Mitteln
hat sich eine Nebenwirkung herausgestellt, die von höchster Be-
deutung für die allgemeine Einführung des Beizverfahrens ist. Es
ist die aus der Toxikologie bekannte Reizwirkung sehr kleiner
Mengen von Stoffen, die in größeren Mengen schädlich auf die
Organismen wirken. Die Saaten erfahren in diesem Falle eine
Wachstumsförderung und es ergibt sich eine Steigerung der Erträge,
die selbst einen gewissen Krankheitsbefall ausgleichen kann und
jedenfalls die Beizung rein unter diesem Gesichtspunkt der Ertrags-
steigerung als ein wertvolles Kulturhilfsmittel erscheinen läßt.
Ihrer Beschaffenheit nach fallen die chemischen Pflanzen-
schutzmittel^) unter anorganische und organische Stoffe und pflanz-
liche und tierische Rohstoffe.
Anorganische Stoffe. Von dem wichtigsten Fungizid, dem
Kupfer, dessen Wirkung gegen die Blattfallkrankheit der Weinreben
•) Vergl. H.OLLRUNG, Die Mittel zur Bekämpfung der Pflanzenkrauk-
heiten, 6. Aufl., 1928; Schw.\rtz. Erprobte Mittel gegen Schädlinge, Flugblatt
Nr. 46 der Biologischen Reichsanstalt; Scherpe, Die Kupferkalkbrühe, ihre
Bereitung und Verwendung und andere kupferhaltige Pflanzenschutzmittel,
Flugblatt Nr. 52 der Biologischen Reichßanstalt.
Chemische Mittel 137
zufällig entdeckt wurde, geht sozusagen die ganze Industrie der
chemischen Pflanzenschutzmittel aus, und seine ursprüngliche An-
wendung als Kupfervitriolkalkbrühe (Bordeauxbrühe) ist auch heute
noch trotz vieler ähnlicher Ersatzmittel die gebräuchlichste. Auch
als Beizraittel ist der Kupfervitriol lange Zeit gebraucht worden.
Das zweite wichtige Fungizid ist der Schwefel, der teils rein in
Pulverform, teils in Schwefelkalkbrühen hauptsächlich gegen die
echten Mehltaupilze angewandt wird und zugleich auch gegen
manche Insekten wirksam ist.
Von den Insektiziden spielen die Arsensalze die größte Rolle,
besonders das Schweinfurter- oder Parisergrün (üraniagrün), ein
Kupferazetatarsenit, während in Nordamerika das Kalziumarsenit und
das weit gefährlichere arsensaure Blei wegen ihrer Unlöslichkeit
bevorzugt werden; dort wird der Verbrauch an Arsenik im Pflanzen-
schutz neuerdings auf 15 Millionen Pfund jährlich eingeschätzt.
Arsenmittel werden im Wein- und Obstbau, in Amerika auch gegen
Kartoffelschädlinge uml insbesondere gegen den Baumwollkapsel-
käfer verwendet.
Die neueren Bestrebungen gehen dahin, alle Mittel zur Er-
sparnis an Arbeits- und Transportkosten pulverförmig anzuwenden
und zugleich Insektizide und Fungizide in einer Anwendung zu
vereinigen. Von kombinierten Spritzmitteln haben sich bisher
Arsen-Kupferkalkbrühen am besten bewährt.
Der Schwefelkohlenstoff ist schon oben erwähnt. Ähnlich,
aber wesentlich schwächer wirkt der nicht explosive Tetrachlor-
kohlenstoff; beide Mittel wirken als Gase und sind wichtig zur Ab-
tötung von Vorratsschädlingen in geschlossenen Räumen.
Von Metallgiften haben noch die Quecksilberverbindungen
große Bedeutung durch ihre Verwendung zur Getreidebeizung ge-
wonnen, während neuerdings die Fluorverbindungen als Pilz- und
Tiergifte versucht werden.
Organische Stoffe. Lange Zeit hat das Petroleum in Form
von Petroleumseifenemulsionen als Kontaktgift vielfache, wohl jetzt
€twas zurückgegangene Verwendung gefunden. Daneben sind als
wichtige Mittel der Formaldehyd zur Abtötung von Brandsporen
bei der Getreidebeizung und die Blausäure für Räucherungen in
Gebäuden und unter Zelten zu nennen. Früher hat auch das
Karbolineum viel von sich reden gemacht. Seiner allgemeinen
138 IV. Pflanzenschutz
Verwendung steht hauptsächlich die wechselnde Zusammensetzung
entgegen, doch haben sich einige Handelsmarken von sog. wasser-
löslichem Obstbaumkarbolineum gegen Obstschädlinge, besonders
zur Winterbehandlung bewährt.
Zu den wichtigsten Insektiziden gehören die Seifenlösungen,
die teils wegen ihrer direkten Wirkung, teils zur Emulgierung un-
löslicher Stoffe (Petroleum, Karbolineum) und wegen ihrer Be-
netzungsfähigkeit in sehr vielen Zusammensetzungen im Gebrauch sind
Von pflanzlichen Rohstoffen hat das altbekannte Insekten-
pulver auch im Pflanzenschutz Eingang gefunden. Einer allgemeinen
Verbreitung steht sein hoher Preis im Wege, doch sind neuerdings
vielfache Versuche der Kultur der Pflanze und der zweckmäßigsten
Anwendungsform im Gange. Ein wichtiges Kontaktgift sind sodann
die Tabakslaugen (Nikotinbrühen), jedoch ebenfalls wegen ihres
hohen Preises in der Verwendung beschränkt und jetzt meist durch
Arsenmittel ersetzt. Zu erwähnen ist noch das Bitterholz, dessen
Extrakt als Quassiaseifen brühe sich besonders gegen blattfressende
Insekten bewährt hat.
Als tierischer Rohstoff verdient hier nur der Walfischtran
wegen seiner umfangreichen Verwendung zu Seifenemulsionen in
Amerika genannt zu werden.
3. Biologische Bekämpfung
Mit dem Ausdruck „biologische Bekämpfung" können alle
Fälle der Bekämpfung schädlicher Organismen durch Benutzung und
Begünstigung ihrer natürlichen Feinde und durch Vertilgung ihrer
Wirte und Überträger zusammengefaßt werden. Häufig wird der
Begriff auch enger verstanden, so daß er nur den Spezialfall der
Bekämpfung schädlicher Insekten mittels ihrer Parasiten einschließt.
Da die biologische Bekämpfung einerseits direkte Schädlingsvertilgung,
andererseits eine Vorbeugung gegen weitere Vermehrung ist, steht
sie in der Mitte zwischen technischer direkter Bekämpfung und
Kulturmaßnahmen.
Im wesentlichen richtet sich die biologische Bekämpfung gegen
schädliche Insekten, außerdem noch gegen Nagetiere, hauptsächlich
Feldmäuse. Einzelne Versuche liegen auch vor zur Vertilgung von
Unkräutern mit Hilfe ihrer Parasiten, während gegen Pilze und
Bakterien noch keine praktische Anwendung dieser Methode erreicht
Biologische Bekämpfung 139
worden ist, obwohl z. ß. manche Pilze auch ihrerseits von Parasiten
zweiten Grades befallen werden. Sie bedient sich zunächst der
natürlichen Feinde im engeren Sinne, der insektenfressenden Wirbel-
tiere und räuberischen Insekten, und sodann der eigentlichen Para-
siten der Schädlinge unter den Insekten, Pilzen und Bakterien. Im
besonderen hat die Erfahrung über die biologische Insektenbekämpfung
ergeben, daß sie wesentliche Erfolge nur in den Fällen erwarten
läßt, wo Insekten ohne ihre natürlichen Feinde in neue Gebiete
verschleppt worden sind^). Können diese dann ebenfalls eingeführt
werden und finden sie dort sonst zusagende Lebensbedingungen, so
vermögen sie die abnorme Massenvermehrung der Schädlinge oft
erstaunlich rasch zu unterdrücken. Man pflegt die Massenvermehrung
eingeschleppter Insekten dem Fehlen ihrer Feinde oder Parasiten in
den neuen Ländern zuzuschreiben. Daß hieran aber andere Fak-
toren mindestens gleich stark beteiligt sind, beweist u. a. die Aus-
breitung von Pflanzen (Unkräutern) und auch von Pilzkrankheiten,
die in fremde Länder verschleppt worden sind.
Im ganzen kann gesagt werden, daß die biologische Be-
kämpfung wegen einzelner bedeutender Ergebnisse vielfach über-
schätzt wird. Es hat sich gezeigt, daß damit immer nur in Einzel-
fällen wesentliche Erfolge erreichbar sind und die Erforschung
anderer Bekämpfungsmaßnahmen deshalb nicht vernachlässigt werden
kann. Da sie sich die in der freien Natur vorliegende Regulierung
des biologischen Gleichgewichts dienstbar zu machen sucht, setzt
sie eine genaue Kenntnis aller Lebensbedingungen der Schädlinge
und ihrer Feinde oder Parasiten voraus. Daher haben denn gerade
solche Untersuchungen die allgemeine Biologie außerordentlich an-
geregt und gefördert.
Ein Gebiet für sich, das hierher gehört, ist der Vogelschutz^).
Seine Bedeutung ist noch vielfach umstritten, zumal er auch noch
aus anderen Gesichtspunkten als dem reinen Nützlichkeitsprinzip
betrieben wird. Doch hat auch hier der Widerstreit der Meinungen
^) Vgl. Escherich, Die angewandte Entomologie in den Vereinigten
Staaten. Berlin 1913; Knoche, Die biologische Bekämpfungsmethode als Kampf-
mittel gegen Forstinsekten. Zeitschr. f. Forst- und Jagdwesen, Bd. 52, 1920,
S. 168 ff.
*) Vergl. HlESEMANN, Die Lösung der Vogelschutzfrage nach Frlir.
VON Berlepsch, Leipzig 1915.
140 IV. Pflanzenschutz
viel zur Vertiefung der Forschungen beigetragen. Solche sind haupt-
sächlich dort notwendig und betrieben worden, wo es sich um
gleichzeitig nützliche und schädliche Vögel, wie z. B. Raubvögel und
Saatkrähen handelt.
Unter den Säugetieren ist in diesem Zusammenhang nur der
teils nützliche, teils lästige Maulwurf zu erwähnen.
Als räuberische Insekten sind in Einzelfällen die sonst wegen
ihrer Pflege von Blatt- und Schildläusen lästigen Ameisen nützlich,
auch Raubwanzen und Raubkäfer spielen eine gewisse Rolle als
Insektenfeinde. Bekannter sind die blattlausvertilgenden Larven der
Florfliegen, Schwebfliegen und Marienkäfer. An die letzteren knüpft
sich das berühmteste Beispiel biologischer Bekämpfung, das zugleich
am meisten zur Förderung dieser Richtung den Anstoß gegeben hat,
die Einführung des Coccinelliden Novius cardinalis durch KÖBELE
in Kalifornien. Dorthin war die Zitronenrindenlaus Tccrya purchasi
im Jahre 1896 aus Australien eingeschleppt worden und hatte sich
in wenigen Jahren so verbreitet, daß sie ungeheure Schäden an den
Citruskulturen anrichtete. KÖBELE erkannte, daß sie in ihrer
Heimat durch den Novius cardinalis im Schach gehalten wird, der
sich dann nach seiner Einführung in Amerika einbürgerte und die
Plage rascher beendete, als sie sich ausgebreitet hatte. Auch in
neuester Zeit noch hat sich dieser Käfer in Marokko in ganz ähn-
licher Weise bewährt.
Unter den Parasiten der Insekten spielen die zahllosen Arten
der Schlupfwespen die größte Rolle ^). Bekannte Vertreter derselben
sind die Schlupfwespen der Kohlweißlingsraupen, Apanteles glome-
ratus, und die Blattlausparasiten. Die Schlupfwespen sind Parasiten
aller Insektenstadien vom Ei bis zum Vollkerf. Kompliziert wird
ihre Wirksamkeit noch dadurch, daß sie vielfach selbst in Schlupf-
wespen als Hyperparasiten, Parasiten zweiten und dritten Grades,
auftreten. In der freien Natur werden die meisten Massenver-
mehrungen von Insekten schließlich durch Schlupfwespen wieder ein-
gedämmt, aber im allgemeinen verhindern sie das Massenauftreten
nicht, sondern beendigen es nur. Ein berühmtes Beispiel biologischer
Bekämpfung durch Schlupfwesen ist die Bekämpfung der Maulbeer-
schildlaus Diaspis pentagona durch die Schlupfwespe Prospaltella
^) Vergl. F. Stellwaag, Die Schmarotzerwespen (Schlupfwespen) als
Parasiten. Monogr. zur angew. Entomologie, Nr. 6, Berlin 1921.
Biologische Bekämpfung 141
herlesei. Die Schildlaus hatte in Norditalien durch ihre Vermehrung
und ihre Schädigung der Maulbeerbäume in kurzer Zeit die ganze
Existenz der Seidenzucht in Frage gestellt; ihr Parasit wurde durch
Berlese eingeführt und hat sich vollständig bewährt, so daß seine
Verwendung allgemein geworden und die Maulbeerkultur gesichert ist.
In größtem Maßstab wurde die Einführung und Zucht und
zugleich auch die biologische Erforschung der Schlupfwespen durch
die Gründung des amerikanischen Parasitenlaboratoriums gefördert^).
Diese war veranlaßt durch die ungeheure Ausbreitung des Schwamm-
spinners und (loldafters, zweier aus Europa eingeschleppter Schäd-
linge. Die Amerikaner versuchen nun mit teilweisem Erfolge die
I'arasiten der Raupen einzuführen, von der Erwägung ausgehend,
daß diese in Europa durch Parasiten in Schach gehalten werden
und ihre Massenvermehrung in Amerika eine Folge des Fehlens
der Parasiten ist. So werden auch neuerdings in verschiedenen
Ländern Versuche gemacht, den Parasiten Aphelinus mali der
Blutlaus aus Amerika einzuführen, woher die Blutlaus stammt, die
sich mit dem Obstbau überall verbreitet hat. Diese Beispiele zeigen,
daß die biologische Bekämpfung durch Schlupfwespen am ersten
dort Erfolge verspricht, wo Schädlinge in fremde Länder verschleppt
werden und ohne ihre ursprünglichen Parasiten sich ungehemmt
ausbreiten.
Eine andere Gruppe von Parasiten bildet eine Familie von
Fliegen, die Tachinen. Ähnlich wie bei den Schlupfwespen ent-
wickeln sich ihre Larven im Innern der befallenen Insekten; eine
praktische Bedeutung haben sie aber bisher nicht gewonnen. Das-
selbe gilt von den weniger zahlreichen Raubwespen, welche andere
Insekten, hauptsächlich Raupen, durch einen Stich lähmen und als
Nahrung für ihre Brut eintragen.
Insektentötende Pilze sind ebenfalls weit verbreitet und von
dem Beispiel des im Herbst an Stubenfliegen häufigen Pilzes Empiisa
muscae bekannt. Ihre Verwendung zur Bekämpfung von Pflanzen-
schädlingen ist wiederholt, so besonders gegen Wanderheuschrecken,
versucht worden; ein wirklicher Erfolg ist jedoch nur in einem
Falle infolge günstiger Nebenumstände erzielt worden. Friederichs
hat den Pilz Metarrhizum anisopliae künstlich vermehrt und zur
^) Vergl. die erwähnte Schrift von Escherich.
142 IV. Pflanzenschutz
Infizierung von Fanghaufen bei der Bekämpfung des nach Samoa
eingeschleppten und dort an Kokospalnaen ungeheuer schädlich ge-
wordenen Nashornkäfers verwendet.
ßakterienkrankheiten der Schädlinge. Eine Zeitlang hat der von
dem Franzosen D'Herelle gezüchtete CoccobaciUus acridiorum von
sich reden gemacht, der zur Bekämpfung von Heuschreckenplagen
wirksam sein soll. Die bisherigen Nachprüfungen haben jedoch die
gemachten Angaben nicht bestätigt und die bekannten Methoden
der Heuschreckenvertilgung nicht geändert.
Im Zusammenhang mit den Bakterienkrankheiten ist noch die
sogenannte Polyederkrankheit der Nonnenraupen zu erwähnen, eine
der infektiösen Krankheiten, deren Erreger noch nicht bekannt
ist. Eine Bedeutung für die praktische Bekämpfung der Nonne
kommt ihr nicht zu, sie ist jedoch von diagnostischem Wert, da
das Auftreten der Polyeder- oder Wipfelkrankheit ein Vorzeichen
für die Beendigung der Nonnenplagen ist.
Große praktische Bedeutung hat dagegen die Bekämpfung von
Nagetieren, Feldmäusen und Ratten, mit Bakterienkulturen. Sie
datiert von der Entdeckung des Bacillus typhi munum durch
LÖFFLER und seiner erfolgreichen Anwendung bei einer Mäuseplage
in Thessalien. Wenn auch dem Verfahren manche Mängel anhaften,
so werden doch heutzutage Kulturen verschiedener Krankheitserreger
vielfach hergestellt und im großen verwendet.
Ganz neuerdings wird noch von der Entdeckung einer in
Bakterien parasitisch lebenden Organismenart, der Bakteriophagen,
berichtet, in denen man schon eine neue Möglichkeit der praktischen
Bekämpfung bakterieller Krankheiten gefunden zu haben behauptet.
Eine Bestätigung dieser Entdeckung bleibt abzuwarten.
4. Kulturmaßnahmen
Den bisher beschriebenen Bekämpfungsmaßnahmen, die sich
ausschließlich gegen tierische und pflanzliche Schädlinge richten,
stehen die Kulturmaßnahmen gegenüber, worunter alle prophylakti-
schen Aufgaben der Hygiene zur Gesunderhaltung der Pflanzen zu-
sammengefaßt werden können. Es sind teils Maßnahmen zur Nieder-
haltung der Parasiten, teils solche zur Kräftigung der Pflanzen, um
ihnen das Optimum von Lebensbedingungen zu gewähren, in welchem
zugleich die größtmögliche Resistenz gegen Krankheiten liegt.
Eulturmaßnahmen X43
Der moderne praktische Pflanzenschutz arbeitet hauptsächlich
in dieser Richtung, nicht so sehr die direkte Bekämpfung der
Schädlinge zu betreiben, als vielmehr die Bedingungen des Auf-
tretens von Krankheiten zu erkennen und zu beseitigen; sein Ziel
ißt die vorbeugende Behandlung, die Pflanzenhygiene. Naturgemäß
liegt das Schwergewicht dieser Bestrebungen bei den einjährigen
Gewächsen, wo Mussenanbau, Kurzlebigkeit und geringer Wert des
Individuums eine direkte Bekämpfung von Krankheiten oft un-
rentabel machen. Aber auch bei ausdauernden Kulturen, wie Wein-
reben und Obstbäumen, wendet man sich neuerdings der Vorbeugung
und Hygiene mehr und mehr zu, um der Verteuerung der Produktion
durch Bekämpfungsmaßnahmen zu entgehen. Überall aber ist der
Pflanzenschutz eine Frage der Rentabilität, daher kann nicht genug
betont werden, daß, wie es bei der Düngung schon lange der Fall
ist, langjährige Vergleichsversuche mit exakter zahlenmäßiger Fest-
stellung der Ergebnisse eingeleitet werden müssen.
Diese Maßnahmen wenden sich nicht nur gegen die nicht-
parasitären Krankheiten, von deren Abwehr sie ihren Ausgang ge-
nommen haben, wie schädliche Wirkungen von Boden und Klima
oder Infektionskrankheiten, deren Erreger man nicht kennt, sondern
in weitestem Umfang auch gegen schädliche Organismen, wie die
nachfolgenden Beispiele zeigen werden. Unter den schädlichen
Organismen sind es hauptsächlich Bakterien, Pilze und kleine, in
Massen auftretende Insekten, bei denen sowohl die Abhängigkeit
ihrer Vermehrung wie auch diejenige der Anfälligkeit der Pflanzen
von äußeren Bedingungen am klarsten in die Erscheinung tritt.
Doch muß erwähnt werden, daß sich neuerdings umgekehrt bei
manchen nichtparasitären Infektionskrankheiten in der direkten Be-
kämpfung der diese Krankheiten übertragenden Insekten eine neue
Abwehrmöglichkeit eröffnet. Nur in wenigen Ausnahmefällen lassen
sich die Witterungseinflüsse abwehren; daher kann überall, wo sie
direkt oder indirekt Schäden hervorrufen, nur die Kräftigung der
Pflanzen in ihrer Widerstandsfähigkeit angestrebt werden.
Bei den Kulturmaßnahmen lassen sich solche, die den Boden
und Standort der Pflanzen und solche, die die Pflanzen selbst, ihren
Anbau, ihre Pflege und Auswahl betreffen, unterscheiden. Der erste
Teil umfaßt die Bodenbearbeitung, Drainage, Düngung und die
schon erwähnte Bodendesinfektion; zum zweiten gehören Pflanzweite
144 iV. Pflanzenschutz
und Saattiefe, Pflanzzeit, Schnitt, Fruchtwechsel, Auslese, Saat- und
Sortenauswahl und schließlich die Immunitätszüchtung. Davon sollen
hier nur die wichtigsten in direkter Beziehung zu bestimmten Krank-
heiten stehenden Maßnahmen, bezw. die ebenso wichtige Vermeidung
entsprechender Kulturfehler, kurz besprochen werden.
Eine nochmalige Erwähnung unter den prophylaktischen Maß-
nahmen verdient hier die Bekämpfung oder Ausrottung von Zwischen-
wirten und Krankheitsüberträgern. In der Wahl der Mittel je nach
dem einzelnen Fall verschieden, bezweckt sie den Schutz der Pflanze
dadurch, daß sie den Parasiten außerhalb seines Zusammenhanges
mit der Pflanze angreift, indem sie ihm durch Vertilgung seiner
anderen Wirte die Möglichkeit der Weiterverbreitung, Überwinterung
oder Fortpflanzung entzieht. Im einfachsten Falle handelt es sich
dabei um Unkräuter, welche gleichzeitig von den Parasiten (z. B.
Mehltau u. a. Pilzen oder Blattläusen) einer Pflanze befallen werden
und dadurch diese Parasiten weiterverbreiten oder ihnen die Über-
winterung ermöglichen. Manche Pflanzen sind aber in der Weise
Zwischenwirte, daß sich auf ihnen ein Teil des Entwicklungsganges
des Parasiten, der zu seiner Fortpflanzung mehr oder weniger not-
wendig ist, vollzieht. So lebt die Aecidiengeneration des Getreide-
schwarzrostes auf der Berberitze und verschiedene Länder haben
daher die Ausrottung der Berberitzensträucher zur Rostbekämpfung
gesetzlich vorgeschrieben ; in Nordamerika wurden von 1918 — 1922
in 13 Staaten mehr als 5 Millionen Sträucher beseitigt. Der in
Amerika besonders gefährliche, dort um 1900 aus Europa ein-
geschleppte Blasenrost der Weymouthkiefer hat seine Teleutosporen-
form auf wilden und kultivierten Ribesarten; man rottet dort, wo
die Kiefern geschützt werden sollen, die Beerensträucher in einem
Umkreise von 300 m aus und hat den Versand von Sträuchern aus
den infizierten Landesteilen verboten. Von tierischen Zwischeuwirten
eines Pflanzenparasiten ist erst ein Fall von theoretischem Interesse
bekannt, die Flagellatenkrankheit der Euphorbien, bei welcher der
Parasit einen Teil seiner Entwicklung in einer Wanze durchmacht
und von dieser wieder auf die Euphorbien übertragen wird. Da-
gegen sind Insekten als Überträger von Pflanzenkrankheiten, ohne
eigentliche Zwischenwirte zu sein, neuerdings mehrfach bekannt
geworden. Es handelt sich dabei nicht um die rein äußerliche
Verschleppung von Infektionskeimen, sondern um eine Übertragung
Kulturmaßnahmen 145
des Virus beim JSaugakt, die Infektionskrankheiten, deren Erreger
unbekannt sind, wie die Mosaikkrankheit und Blattrollkrankheit,
betrifft und durch Blattläuse, Zikaden u. a. Schnabeikerfe geschieht
(vergl. oben, S. 110). In allen diesen Fällen kann die Pflanze durch
Vertilgung des Krankheitsüberträgers vor Befall geschützt werden.
Kulturmaßnahmen, die den Boden betreffen. Zunächst
gehört hierher die Auswahl der für bestimmte Kulturen oder Sorten
geeigneten Böden bezw. die Vermeidung nachteiliger Böden, die
durchaus nicht so einfach und selbstverständlich ist, wie es den
Anschein hat. Sodann ist für den häufigen Zusammenhang von
normalen Arbeitsmethoden mit dem Pflanzenschutz schon die Boden-
bearbeitung ein Beispiel. Durch das Pflügen oder Umgraben des
Bodens werden viele dort überwinternde Insekten an die Oberfläche
gebracht, wo sie von ihren Feinden vernichtet werden oder Witterungs-
einflüssen erliegen. Ebenso haben andere Begleiterscheinungen der
Bodenbearbeitung, wie die Lockerung und Durchlüftung neben der
das Pflanzenwachstum begünstigenden Wirkung auf die ßoden-
organismen (das Edaphon) ihre direkte oder indirekte Beziehung zur
Verhütung von Pflanzenkrankheiten. Da sich die Nährstoffaufnahme
der Pflanzen im Boden vollzieht, ist hier in ihrer Regulierung eine
der wichtigsten Möglichkeiten der Krankheitsvorbeugung gegeben.
Die Bedeutung der Drainage, welche durch Ableitung stauender
Nässe eine normale Wurzeltätigkeit wiederherstellt, braucht hier nur
erwähnt zu werden. Auch manche Unkräuter, wie Huflattich, und
Pilzkrankheiten werden dadurch beseitigt. Umgekehrt werden durch
Wasserzufuhr auf trockenen Böden verschiedene Pilzkrankheiten der
Bäume direkt verhindert.
Die umfangreichste Betätigung der Pflanzenhygiene in bezug
auf den Boden liegt aber auf dem Gebiete der Düngung. Durch
die verschiedenen hierher gehörenden Maßnahmen ist es vor allem
vielfach möglich, die Nachteile einzelner Bodenarten, wie der leichten
und der schweren Böden, für eine Kultur teilweise auszugleichen.
Erstere begünstigen alle Trockenheitsschäden und damit auch die
Vermehrung von Milben usw., während auf schweren Böden Fuß-
krankheiten und Fäulen häufig sind. Auch die Bodenreaktion,
deren Beziehungen neuerdings mehr erforscht werden, steht zu vielen
Krankheiten, vor allem Stoffwechselkrankheiten, manchen tierischen
Schädlingen und vielen Pilzen in enger Beziehung. Stark alkalische
Sammlung Borntraeger I:Mor8tatt 10
146 IV. Pflanzenschutz
Reaktion fördert z. ß. das Auftreten der Herz- und Trockenfäule
bei den Rüben und der Dörrfleckenkrankheit des Hafefs, auch der
Mehltaupilze und der Blattrollkrankheit der Kartoffeln. Dabei lassen
sich schon aus dem Auftreten mancher Unkräuter Schlüsse auf die
Bodenreaktion ziehen.
Hier ist schon eine Reihe wichtiger Erfahrungen gewonnen,
wenn auch diese Fragen noch wenig im besonderen Hinblick auf
Krankheiten zusammenfassend bearbeitet sind. Der Kalk vermindert
oft in auffälliger Weise das Auftreten von Pilzkrankheiten,' wie
Monilia und Mehltaupilze, andererseits auch die Resistenz gegen
ßakterienfäule. Kali macht, abgesehen von der Vermeidung der
typischen Kalimangelerscheinungen, widerstandsfähig gegen Frost-
gefahr, Lagerfrucht und auch gegen die Angriffe tierischer und
pflanzlicher Schädlinge. Phosphorsäure vermindert die Rostgefahr
und steigert auch die Widerstandsfähigkeit gegen Bakterienfäule,
besonders wenn zugleich die Stickstoffzufuhr vermindert wird. Ein-
seitige Stickstoffdüngung steigert überhaupt die Anfälligkeit gegen
Pilze und Bakterien.
Die Anwendung von Kalkstickstoff oder Ätzkalk gegen tierische
Schädlinge und Pilze greift schon in das Gebiet der Bodendesinfektion
über; ersterer und auch Kainit werden zugleich vielfach zur Unkraut-
vertilgung gebraucht. Die Bodendesinfektion, eine eigentlich pro-
phylaktische Maßnahme, ist aufs engste mit der direkten Schädlings-
bekämpfung verknüpft und daher schon oben erwähnt.
Die Kulturmaßnahmen, welche die Pflanzen direkt
betreffen, gruppieren sich um Aussaat oder Anbau, Pflege und
Auswahl der Pflanzen und stehen, wie Boden und Düngung, in mehr
oder weniger direkter Beziehung zu einzelnen Krankheiten. So soll
die Pflanzweite, wie bei Bäumen der Schnitt, eine gleichmäßige
Belichtung und Durchlüftung der Kulturen sichern, da sich viele
Pilze und Insekten, aber auch Moose und Flechten bei schwachem
Licht und andauernder Feuchtigkeit stärker entwickeln. Ebenso
kann ungeeignete Saattiefe eine Rolle spielen, indem sie die Keime
und jungen Pflanzen verschiedenen Schädigungen aussetzt. Die
Wahl der Saat- und Pflanzzeit steht in Beziehung zu direkten
klimatischen Einflüssen, wie Auswinterungsschäden, aber auch zum
Befall durch manche Schädlinge. Das bekannteste Beispiel ist hier
die Fritfliege. Sät man die Wintersaat erst nach der Hauptflugzeit
Knlturmattnahmen 147
der Fliege, also bei uns nach denn 20. September aus, so lassen
sich Schäden durch sie in der Hauptsache vermeiden. In Amerika
ist so für die Beobachtung der Hessenfliege ein besonderer Dienst
eingerichtet und die Landwirte sind durch genaue phänologische
Karten und Kalender instand gesetzt, nach den ihnen innerhalb
24 Stunden übermittelten Beobachtungen der Stationen die Flugzeit
für ihre besondere Gegend genau zu ermitteln und sich mit der
Aussaat danach einzurichten. In den Kalendern ist gleichzeitig das
späteste Datum für die Aussaat mitverzeichnet, um auch die Frost-
schäden zu vermeiden. Im Staate Ohio ist durch diese Organisation
im Jahre 1921 bei einem drohenden starken Auftreten der Fliege
durch richtige Auswahl der Saatzeit eine doppelt so große Weizen-
ernte erzielt worden, als sie sonst möglich gewesen wäre.
Die Bedeutung des Fruchtwechsels liegt nicht nur im Ver-
meiden einseitiger Bodenerschöpfung, sondern auch besonders in der
Bekämpfung uneingeschränkter Vermehrung mancher auf bestimmte
Kulturen angewiesener Parasiten und Schädlinge. Gewächse, die
von denselben Schädlingen befallen werden, dürfen daher nicht auf-
einander folgen. In gleicher Richtung wirken vielfach die Unkraut-
vertilgung und das Abräumen der Felder nach der Ernte, so daß
in diesen drei Maßnahmen zusammen die wichtigste Vorbeugung
gegen Insektenschäden überhaupt zu sehen ist.
Mit der Auswahl der Pflanzen kommen wir zu einem Gebiet,
auf dem der Pflanzenschutz schon allgemein eine bewußte Be-
rücksichtigung findet und das zu seinen aussichtsreichsten Arbeits-
gebieten gehört. Es umfaßt die Saatauswahl und -anerkennung, die
Saatgutbehandlung, die Sortenwahl und die Immunitätszüchtung.
Daß mit der Saat und entsprechend mit anderem Pflanzgut,
wie Setzlingen, Stecklingen, Ablegern usw. viele Krankheiten über-
tragen werden können, ist allgemein bekannt, aber nicht immer
genügend beachtet. So können die wichtigsten Kartoffelkrankheiten,
Krautfäule, Blattrollkrankheit, Schorf und Krebs dadurch übertragen
werden, und beim Getreide gehören die verschiedenen Brandkrank-
heiten hierher. Daher hat auch die Saatenanerkennung ihre große
Bedeutung für den Pflanzenschutz, wie die oben mitgeteilte Zahl
beweist, wonach im Durchschnitt 11 °/o der angemeldeten Flächen
wegen Krankheiten aberkannt werden. Die Maßnahmen gegen
Krankheitsübertragung durch die Saat beruhen in der Auslese, ent-
10*
148 I^- Pflanzenschutz
weder der Auswahl gesunder Saat oder der Entfernung der befallenen
oder minderwertigen, in der maschinellen Saatgutreinigung zur Ent-
fernung der befallenen Körner und der fremden Beimengungen, wie
der Unkrautsamen, und in der Desinfektion von Saatgut und Saat-
pflanzen zur Abtötung der äußerlich anhaftenden oder im Innern
lebenden Parasiten. Die gebräuchliche Desinfektion der Getreide-
arten ist als Beizung bekannt und schon oben erwähnt; die Des-
infektion zur Abtötung von Insekten geschieht bei Saaten sonst
vielfach durch trockene Wärme oder durch Gase, bei Pflanzenteilen
nur durch letztere (Blausäure, Schwefelkohlenstoff). In allen Fällen
kommt es dabei darauf an, Verfahren zu wählen, welche die Parasiten
abtöten, ohne die Lebensfähigkeit der Saaten oder Pflanzen zu
zerstören.
Der Saatfrage als individueller Auslese steht die Sortenfrage
als kollektive gegenüber, die sich die verschiedene Anfälligkeit der
Sorten gegen Krankheiten zunutze macht. Auch sie arbeitet zu-
nächst mit der Auslese, indem bei der Auswahl der Sorten, die
sonst nach Boden- oder Klimaansprüchen in bezug auf Wüchsigkeit
und Ertragshöhe gehandhabt wird, auch die Krankheiten berück-
sichtigt werden. Beispiele hierfür sind beim Getreide die Rost- und
Brandkrankheiten, bei der Kartoffel Krautfäule und besonders der
Krebs, gegen den es noch kein anderes Bekämpfungsmittel gibt.
Aber auch gegenüber dem Insekten befall bestehen oft starke Sorten-
unterschiede, wie man von der Anfälligkeit des Getreides für Getreide-
fliegen oder der Apfelbäume für die Blutlaus und der Reben für
die Reblaus weiß. Gegenüber Witterungseinflüssen wie Frost, Nässe
oder Trockenheit liegt oft die alleinige Abwehr in der Auswahl ge-
eigneter widerstandsfähiger Sorten.
In der Sortenfrage berührt sich der Pflanzenschutz mit der
modernen Pflanzenzüchtung ^). Da die Immunität gegen Krankheiten
in den meisten Fällen ein nach den MENDELschen Regeln vererbter
Faktor ist, so ist es möglich, sie durch Züchtung mit den anderen
wertvollen Eigenschaften anderer Varietäten zu verbinden. Die
Arbeit und die Erfolge der Immunitätszüchtung betreffen bisher
*) E. MoLZ, Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kultur-
pflanzen. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung 5. 1917, Heft 2, S. 31.
E. BaUR, Die wissenschaftlichen Grundlagen der Pflanzenzüchtung.
Berlin 1921.
Kultlirmaßnahmen 149
hauptsächlich einjährige Kulturen , am meisten Getreidearien , wo
in der Steigerung der Winterhärte und der Resistenz gegen Rost
und Lagerung große Fortschritte erzielt worden sind. Bei mehr-
jährigen Gewächsen sind solche Arbeiten durch die Zeitdauer und
den Aufwand an Versuchsflächen außerordentlich erschwert, doch
sind sie auch bei Weinreben zur Erzielung hochwertiger peronospora-
fester und reblausresistenter Sorten seit langem aufgenommen. Die
Immunität erstreckt sich nicht nur gegen Witterungseinflüsse und
Pilze, sondern auch gegen tierische Parasiten. So hat man in
Amerika, nachdem die hochwertige Sea-Island-Baum wolle infolge
der V^erwüstungen durch den Kapselkäfer dauernd im Anbau zurück-
gegangen war, eine langstapelige Upiandvarietät als Ersatzsorte ge-
züchtet, die weniger stark befallen wird und daher viel höhere
Erträge gibt. Eines der interessantesten Beispiele auf diesem Gebiete
ist die züchterische Bekämpfung der Hafernematoden, die in Schweden
den Ertrag bis um 40 °/o verringern, durch NilssON-Ehle. Es hatte
sich herausgestellt, daß keine resistente Hafersorte existierte, wohl
aber solche von Gerste, die in Schweden stets vor Hafer gebaut
wird und an welcher sich die Nematoden vermehren, ohne daß sie
darunter leidet. Durch Heranzüchtung einer resistenten Gerste wurde
nun die Nematodenvermehrung im Boden so stark eingedämmt, daß
Hafer fast gänzlich von Schädigungen verschont blieb.
Für das Vorkommen immuner Varietäten gegenüber einzelnen
Krankheiten gilt im allgemeinen der von WaWILOW formulierte
Satz: Je enger der Parasit spezialisiert ist und je größer die Ver-
schiedenheit unter den Pflanzenvarietäten ist, um so mehr besteht
Aussicht, immune Varietäten zu finden.
Die Bedeutung der Immunitätszüchtung für den Pflanzenschutz
liegt mehr noch als bei den anderen Kulturmaßnahmen darin, daß
sie uns instand setzt, den Krankheiten erfolgreich zu begegnen, ohne
die betriebstechnisch oft sehr schwer durchführbare und den Pflanzen-
bau mit großem Material- und Arbeitsaufwand belastende direkte
Schädlingsbekämpfung in Anspruch zu nehmen.
Sachregister
Aaskäfer 101
Abbau 50 ff.
Abnorme Strukturen iO
Abraxas 105
Absterbeerscheinungen 4,
124
Abwässer 125
Abwerfen von Organen 5
Acariden 89
Aokerschnecke 88
Acrididen 94
Actinomyceten 70
Actinonema 84
Aculeata 104
Adlerfarn 86
Adoxus 101
Aecidieu 78, 81
Aecidium 82
Agaricaceen 83
Agglutinine 58
Agrilus 101
Agriolimax 88
Agriotes 101
Agrotis 105
Ahornrunzelschorf 78
Albugo 75
liehen 88
Aleurobius 89
Aleurodes 97
Algen 70
Algenpilze 74
Allgemeinerkrankungen
21
t Alternaria 85
Altersschwäche 50
Altersstadien 26
Ameisen 104
Ammoniak 125
Anaesthesierung 60
Anarsia 106
Anfälligkeit 26, 42
Anguilluliden 88
Anisandrus 102
Annelliden 88
Anthomyia 108
Anthouomus 102
Anthraknose 4, 84
Antikörper 58
Apanteles 140
Apfelblütenstecher 102
Aphelenchus 88
Aphelinus 141
Aphididen 97
Aphidiinen 103
Aphis 98
Aphorura 94
Aphrophora 97
Apiden 104
Apion 101
Apiosporium 76
Apocrita 103
Aporia 104
Apothecien 73, 86
Apparate 135
Apterygota 94
Arge 103
Argyresthia 106
Armillaria 83
army worms 105
Arvicola 109
Arsen 126, 137
Ascochyta 84
Ascomyceteu 75
Ascus 72
Asopia 107
Aspergillus 72, 76, 85
Aspidiotus 100
, Athalia 103
Aufplatzen 114
Ausbruch 22
Auslese 54, 148
Ausrottung 133
Ausscheidungen 9
Auswintern 117
Autobasidiomyceten 82
Aves 108
B
Bacillus 70, 142
Bakterien 69, 142
Bakteriophagen 142
Bakteriosen 61, 69
Balaninus 102
Baris 102
Basidie 72
Basidiomyceten 79
Becherfrüchte 81
Bedingungen der Er-
krankung 25, 131
i Beizmittel 126
I Beizung 119, 135, 136
Sachregister
151
Rekämpf ungsmittel 183
Belichtung 119
Hembecia 106
Berberitze 81. 82, 144
Beschädigungeu 2, 19
Beschattung 45
Bestäubung 185
Beulenbrand 80
Bibio 108
Bienen 104
Bildungsabweichungen 7
Biochemie 89
Biologie 16, 81
biologische Bekämpfung
188
Bisamratte 109
Bitterfäule 84
black rot 77
Blasenfüße 95
Blastodacna 106
Blastophagus 102
Blattdürre 14
Blattfallkrankheit5, 75, 78
Blattfleckenkrankheit 4,
77, 78, 84, 85
Blattflöhe 97
Blattiden 94
Blattkäfer 101
Blattlauslöwen 95
Blattlausparasiten 108
Blattläuse 67, 97
Blattranddün-e 120
Blattrollkrankheit 110
Blattschorf 77
Blattwespen 103
Blätterschwämme 83
Blausieb 105
Bleiglanz 83
blight 85
Blissus 96
Blitz 120
Blutlaus 98, 141
Hlutlauskrebs 84
P.lüteninfektion 28
Blütenpflanzen 87
Bockkäfer 101
Bodenbearbeitung 145
Bodenbeschaffenheit 122
Bodendesinfektion 186,
146
Bodenerkrankung 123
Bodenreaktion 122, 145
Bodenverhältnisse 120
Borkenkäfer 102
Borstenschwänze 94
Botrytis 79, 85
Botrytisfäule 79
Braconiden 108
Brandpilze 79
Braunfäule 70
Braunrost 82
Bremia 75
Brenner 4, 78
Brennfleeken 118
Brennfleckenkrankheit 4,
84, 85
Brevicoryne 98
Bromius 101
browu tail moth 105
Bnichus 101
Bryobia 89
Bupalus 105
Buprestiden 101
Byturus 101
Cacoecia 107
Caeoma 82
Calandra 102
Caliroa 108
Calonectria 86
Canthariden 101
Capnodium 76
Capsella 75
Capsiden 96
Carabiden 100
Carpoasceae 76
Carpocapsa 106
Cassida 101
Cecidomyiden 108
Cemiostoma 106
Cephaleia 103
Cephaleuros 70
Cephus 108
Cerambyx 101
Ceratitis 108
Cercopiden 97
Cercospora 85
Cerviden 109
Ceutorrhynchus 102
Chaerocampa 105
Chalcididen 103
Cheimatobia 105
chemische Mittel 184
Chermesiden 98
chinch bug 96
Chlamydosporen 72
Chlorita 97
Chlorops 107
Chlorose 4, 110, 121
Chortophila 108
1 Chrysomeliden 101
[ Chrysopa 95
: Chrysophlyctis 74
j Chytridiaceen 74
' Cicadula 97
Cladosporium 85
I Clasterosporium 85
I Clavariaceen 83
Claviceps 6, 66, 77, 85
Clinodiplosis 108
Cnaphalodes 98
[ Cnethocampa 105
I Cocciden 99
; Coccinelliden 101, 140
Coccobacillus 142
Cochylis 106
Coleophora 106
! Coleopteren 100
i CoUembola 94
Contarinia 108
Cordiceps 77
Corrodentia 95
j Corticium 83
' Cossus 105
162
Sachregister
Crioceris 101
Cronartium 82
Cryptorrhynchus 102
Curculioniden 101
Cnscuta 87
cut Worms 105
Cycadoiden 96
Cydia 106
Cynipiden 10'6
Cystopodiaceen 75
D
Dactylopius 100
Dacus 108
Dasyneura 108
Dasyscypha 78
Dauermyzel 78
Dauersporen 74
Degeneration 23, 31, 50, 59
Dematiaceen 85
Dematophora 77
Dendrolimus 105
Dermatopteren 94
Desinfektion 136, 146, 148
Diagnostik 14
Diaspis 100, 140
Dilophia 78
Dilophospora 78
Diploptera 104
Diplosis 108
Dipteren 107
Discomyceten 78
Disposition 28, 43, 47
Dolicoris 96
Dothidaceen 77
Drahtwürmer 101
Drainage 145
Drehrost 82
Dreyfusia 98
Düngemittel 123
Düngung 145
Durchwachsung 7, 113
Dürre 5, 112
Dürrfleckenkrankheit 85
E
Eccoptogaster 102
Edelfäule 79
Einteilung der Krank-
heiten 10
Eisenfleckigkeit 4
Eisenmadigkeit 108
Eisenmangel 121
Ektoparasiten 24, 62
Elateriden 101
Empfänglichkeit 43
Emphytus 103
Empusa 75, 141
endemische Krankheiten
27
Endoparasiten 24, 62
Endosporen 77
Entartung 23
Entomophagen 103
Entomophthora 75
enzymatische Krankheiten
j 40, 61, 109
I Ephestia 107
j Epidemien 27
! Epidiaspis 100
t Epiphyten 9, 64, 86
Epitetranychus 89
Epitrimerus 90
j Equisetum 86
, Erdfloh 101
Erdraupen 105
Erfrieren 116
Erineum 35. 36
Erineumgallen 8, 32
Eriocampoides 103
Eriophyiden 89
Eriosoma 98
Erysiphaceen 76
Etiolement 7, 33, 119
Euasceae 75
Eubasidii 80
Eudemis 106
Eulen 105
Eumerus 108
Euproctis 105
Eurydema 96
Evaniiden 103
Evergestis 107
Evetria 107
Exoascus 76
Exobasidium 83
F
Fadenkeinibildung 113
Fadenpilze 72
fakultative Parasiten 64
Fangpflanzen 134
Farne 86
Fasziation 7
Fäulen 5, 23, 31
Federbuschsporenkrank-
heit 78
Federmotten 106
Feldbesichtigung 13
Feldgrille 95
Feldheuschrecken 94
Feldmaus 109
Feuchtigkeit 112
Fiber 109
fire blight 70
Flagellat 69, 87, 144
Flechten 86
Fleckenkrankheiten 4, 77
Fliegen 107
Florfliegen 95
Flugbrand 80
Flügellose 94
Fluor 137
Fomes 83
Forficula 94
Formaldehyd 137
Formiciden 104
Formveränderungen 6
Fossores 104
Fransenflügler 95
Fraßformen 8
Fritfiiege 107, 146
Frost 116
Frostkrebs 34, 117
Frostspalten 34, 117
Sachregister
153
Froütspanner 10")
Frurhtfäule 6, 75, 76
Frachtfliegen LOS
Fruchtkörper 72
Fruchtträger 72
Fruchtwechsel 147
Frühfröste 117
Fumago 76, 85
Fungi 70
Fungi imperfecti 84
Fungizide 134, 136
Funktionsänderung 37
Funktionsstörung 23
Fusarium 77, 85
Fusicladium 77, 85
Fußkrankheit 78
Gallen 8, 35
Gallmilhen 89
Gallmücken 108
Gallwespen 103
Gasteromyceten 83
Gefäßkryptogamen 86
Gelbfärbung 4
Gelbrost «2
Gelbsucht 4
Geometriden 105
Geradflügler 94
Geschwulstbildung 24
Getreidehähuchen 101
Getreideschwarzrost 66,
81
Gewohnheitsrassen 81
Gicht 88, 108
Gichtmorchel 83
Giftwirkung 59
gipsy moth 105
Gitterrost 82
Glasflügler 106
Gliedwurm 107
Gloeosporium 78, 84
Gnomonia 78
Goldafter 105, 141
Grabwespen 104
Gracilaria 106
Graphiola 80
Grapholita 106. 107
Graufäule 79
Grind 77, 83
Grundlagen der Krank-
heiten 22
Gryllotalpa 95
Gryllus 95
Guignardia 77
Gummibildung 34
Gummifluß 9, 31, 85
Gummöse 31
Gymnosporangium 82
H
Haarfilz 32, 35, 36
Haarfilzgallen 8
Haarmücken 108
Hadena 105
Hafernematoden 88, 149
Hagel 1 1 5
Halbschmarotzer 87
Hallimasch 83
Halmwespen 103
Hamster 109
Hanfkrebs 79
Hartbrand 80
Harzbildung 34
Harzfluß 9, 34
Hauptsymptome 21
Hausschwamm 83
Haustori en 71
Hautflügler 102
Hefepilze 75
Heliothrips 96
Helix yy
Helminthosporium 78, 85
Helotiaceen 78
Hemerobiiden 95
Hemiasceae 75
Hemibasidii 79
Hemileia 82
Hemiparasiten 63
Hemipteren 96
HemmungsbilduDgeu 23,
31
Hepialus 106
Hessenfliege 108, 147
Heterocera 105
Heterodera 88
Heteroecie 81
Heterogonie 97
Heuwurm 106
Hexapoden 90
Hexenbesen 8, 36, 76, 82
Hibernia 105
Himbeerkäfer 101
Hitzelaubfall 113, 118
Holzbohrer 102, 105
Holzfäule 5
Holzwespen 103
Homopteren 96
Honigtau 9, 97, 113
Hoplocampa 103
Hornisse 104
Hutpilze 73, 83
Hygiene 131, 143, 145
Hylemyia 108
Hylobios 101
Hylotoma 103
Hymenium 73
Hymenomyceten 83
Hymenoptera 102
Hydrometeore 112
hyperhydrische Gewebe 33
Hyperparasiten 140
Hyperplasie 32
Hypertrophie 23. 32
Hyphen 72
Hyphomyceten 85
j Hypochnus 83
Hypocreaceen 77
Hypodermataceen 78
Hyponomeuta 106
Hypoplasie 23, 31
I
Icerya 140
Ichneumonideu 103
154
Sachregister
Immunität 26, 48, 47
Immunitätszüchtung 148
Individualität 51
Infektion 56
Infektionskrankheiten 27,
61, HO
Infektionsversuch 14
Insekten 90
Insektenpulver 138
Insektentötende Pilze 141
Insektivoren 109
Insektizide 134, 137
Intoxikationen 59
Ipiden 102
Isaria 77, 85
Ityphallus 83
Janus 103
Jassiden 97
K
Käfer 100
Kaffeerost 82
Kali 121, 146
Kalk 121, 146
Kallus 32, 33
Kälte 116
Karholineum 127, 137
Kartoffelkäfer 101
Kartoffelkrehs 34. 74
Keiminfektion 28, 29
Keimlingskrankheiten 26,
75, 86
Keimung der Pilze 56
Kerfe 90
Kernfäule 83
Kernkäfer 103
Kernpilze 76
Keulenpilze 83
Kiefernhaumschwamm 83
Kieferndreher 82
Kiefernschütte 78
Kirsch bäum krankheit 78
Kirschbaumsterben 78
Kleekrebs 79
Kleeseide 87
Kleeteufel 87
Knollenfäule 6, 70
Knollenmaser 34
Knospensuf'ht 7
Kohlhernie 70
Koloradokäfer 101
Konidien 72
Konstitution 42
Kontaktgifte 135
Koremien 85
Korkwucherung 113
Kornmotte 106
Kornwurm 102, 106
Korrelationsstörungen 33
Krankheit:
u. Beschädigung 20
Beschreibung 17
Definition 19
Einteilung 3, 10
Grundlagen 22
Symptome 1
Krankheitsbild 1. 9, 21
Krankheitserreger, Fest-
stellung 14
— als Symptome 9
Krankheitserscheinungen ,
sekundäre 22
Krankheitsüberträger 27,
29, 144
Krankheitsverlauf 22
Kräuselkrankheit 8, 36,
76, 90, HO
Krautfäule 73
Krebs 34, 77, 82, 84, 106
Krebsgallen 8
Kronenrost 82
Kropfkrankheit 70
Kropfmaserbildung 7
Kuckucksspeichel 97
Kultur der Krankheits-
erreger 15
Kultural verfahren 136
j Kulturmaßnahmen 142
Kupfer 126
Kupferbrand 89
I Kurzknotigkeit 90
Lagern des Getreides 7,
32, 146
Lärchenkrebs 78
Lasiocampiden 105
Laestadia 77
latentes Stadium 22
Laubheuschrecken 95
Laubkäfer 102
Laufkäfer 100
Lecauiiueu 100
Lederbeerenkrankheit 75
Leinrost 82
Lema 101
Lepidosaphes 100
Lepidoptera 104
Lepisma 94
Leptinotarsa 101
Leptosphaeria 78
Lichenes 86
Lichtmangel 119
Liparideu 105
Lithiasis 34
Löcherschwämme 83
Locusta 95
Lohkrankheit 7
lokale Erkrankungen 21
Lophodermium 78
Lophyrus 103
Loranthaceen 87
Loxostege 107
Lumbricus 88
Lyda 103
Lygaeiden 96
Lygus 96
Lymantria 105
Lyonetia 106
Lysine 58
Lytta 101
Sachregister
155
M
Macrosporium 85
Magengifte 135
Maikäfer 102
Malacosoma 10")
Mamestra 105
Mammalia 109
Marienkäfer 101
Maserknollen 9
Maserung 34
Maulwurf 109
Maulwurfsgrille 95
Mayetiola 108
mechanische Verfahren
133
Megachile 104
Mehltaupilze, echte 76
— , falsche 75
Melampsora 82
Melanconiales 84
Meligethes 101
Meloiden 101
Melolontha 102
Merulius 83
Metamorphose 91
Metarrhizium 85, 141
Microsphaera 76
Milben 89
Milchglanz 4, 40, 83
Mißbildungen 7
Mistel 87
Mollisiaceen 78
Mollmaus 109
Monilia 78, 85
Moniliopsis 86
Monochammus 101
Moose 86
Motten 105
Mottenschildläuse 97
Mucedinaceen 85
Mucor 72, 75
Mundwerkzeuge 90
Mus 109
Mutterkorn 66, 77
Mycosphaerella 77
Myelophilus 102
Mykoplasmatheorie 29
Mykosen 61
Mytilaspis 100
Myxomyceten 70
Myzoides 98
Myzus 98
N
Nagekerfe 95
Nagetiere 109
Nährstoff Verhältnisse 121
Nanisraus 6
Narkose 60
Naßfäule 5
natürliche Feinde 139
Nebel 114
Nectria 73, 77, 85
Nectriakrebs 34
Nekrohormone 59
Nekrose 23, 31
Nematoden 88, 149
Nematus 103 .
Neotenie 63
Nervenfleckigkeit 78
Neuauftreten von Krank-
heiten 28
Neubildungen 7, 23, 32
Neuinfektion 29
Neurotoma 103
nichtparasitäre Krank-
heiten 110
Nikotin 138
Nitiduliden 101
Noctuiden 105
Nonne 105, 142
Notodontideu 105
Notreife 113, 118
Novius 140
0
Oberea 101
Ob8tmade 106
Ökologie der Parasiten 16
Ölkäfer 101
Oenophthira 107
Ohrwurm 94
Oidium 72, 76, 85
Olethreutes 106
Oomyceten 74
Oosporen 72
Ophiobolus 78
i Orchestes 102
I Orobanche 87
Orthoptera 94
{ Ortstein 123
I Oscinis 107
' Otiorrhynchus 101
Pachyrhina 108
Pachytelia 105
Pachytilus 95
Pädogenese 63, 97
Panaschierung 4, 33
Panolis 105
Paraphysen 73, 76
Parasitismus 62
Paratetranychus 89
Paururus 103
Pediculoides 89
Pegomyia 108
Pelorien 7
Pemphigus 98
Penicillium 72, 76
Pentatomiden 96
Peridermium 82
Periphysen 76
Perisporiaceen 76
Perithecien 73
Peritymbia 99
Perldrüsen 32, 113
Peronospora 10, 72, 75
Petroleum 137
Pezizaceen 76
Pflanzenläuse 97
Pflanzenschutz 128
Pflanzenschutzmittel 125
Pflanzenwespen 108
Pflanzenzüchtung 148
156
Sachregister
Phacidiaceen 78
Phaedon 101
Phaenologie der Parasiten
27
Phallaceen 83
Phenacoccus 100
Phlyctaenodes 107
Phoma 84
Phorodon W
Phosphor 121, 146
Phosphuga 102
Phragmidium 82
Phthorimaea 106
Phykomyceten 74
Phyllachora 77
Phyllobius 102
Phyllocoptes 90
Phyllodecta 101
Phyllopertha 102
Phyllosticta 77, 84
Phyllotreta 101
Phylloxera 99
Physapoden 95
physiologische Degene-
ration 31
— Krankheiten 40, 61,
109
— Pathologie 38, 44
Phytophaga 103
Phytophthires 97
Phytophthora 10, 75
Phytoptus 90
Phytozezidien 35
Pieris 105
Piesma 96
Pilze 70
Pineas 98
Pionea 107
Piptocephalis 72
Pissodes 101
Plasmodiophora 70
Plasmodium 70
Plasmopara 10, 75
Platyparaea 108
Piatypus 102
Plectascineae 76
Pleospora 77, 85
Plodia 107
Plowrightia 77
Plasia 105
Plutella 106
Pocken 90
Podosphaera 76
Polychrosis 106
polydome Pilze 64
Polyederkrankheit 142
polyphage Insekten 64
Polyphylla 102
Polyporus 73, 83
Polystigma 77
postmortale Vorgänge 2,
22, 31
Prachtkäfer 101
Prädisposition 26, 41, 43
Prociphilas 98
progressive Veränderun-
gen 32
Prospaltelia 140
Protoascineae 75
Protobasidiomyceten 80
Protodiscineae 75
Protozoen 87
Pseudomonas 70
Pseudoparasiten 64
Pseudopeziza 78
Psila 108
Psilura 105
Psyche 105
Psylla 97
Psylliodes 101
Pteridium 86
Pteronus 103
Pterophoriden 106
Puccinia 66, 81, 82
Pulvinaria 100
Pykniden 73
Pyralis 106
Pyrausta 107
Pyrenomyceten 76
Pythium 75
Quassia 138
Quecksilber 137
I ^
Radekrankheit 88
I Rapsglanzkäfer 101
I Rapskrebs 79
räuberische Insekten 140
Raubwespen 104, 141
Räucherung 127, 135
Rauchgase 60, 123
I Raumparasiten 64
' Reblaus 1, 99
, Rebstichler 101
Regen 114
Regeneration 8, 23, 33, 35
Regenwurm 88
regressive Veränderungen
i 30
Reinkultur 15
Reizwirkung 136
j Resistenz 42
j Restitution 35
Rhabdophaga 108
Rhagoletis 108
Rhizoctonia 78, 83, 86
Rhizoglyphus 89
Rhizomorphen 77, 83
Rhizotrogus 102
Rhodites 103
Rhopalocera 104
Rhopalosiphum 98
Rhynchites 102
Rhynchüten 96
Rhytisma 78
Riesenzellen 32
Rindenbrand 4
Rindenfäule 6
Rindenknollen 34
Rindenpilze 83
Rodentia 109
Roestelia 82
Roggenhalmbrecher 78
Rosellinia 77
Sachregister
157
Rostpilze 80
Rost, weißer 75
Rotfärbung 4
Rotfäule 88
Rotfleckenkraiikheit 77
Rotpustelkrankheit 10, 77
Rübenmüdigkeit 7, 88
Rübensaatpfeifer 107
Rückschläge 20
Rüsselkäfer 101
Rußtaupilze 76
S
Saatenanerkennung 129,
147
Saatenauswahl 147
Saccharomyceten 75
Sackträger 105
Sägewespen 103
Salzsäure 125
Samenbruch 76
Samenkäfer 101
San-Joselaus 100
Santalaceen 87
Saperda 101
Saprolegniaceen 75
Saprophyten 64
Sauerfäule 79
Sauerwurm 106
Säugetiere 109
Schaben 105
Schachtelhalme 86
Scheibenpilze 78
Schellack 99
Schildkäfer 101
Schildläuse 99
Schimmelpilze 75, 76
Schizomyceten 69
Schizoneura 98
Schlauchpilze 75, 85
Schleimfluß 9
Schleimpilze 70
Schlupfwespen 103, 140
Schmetterlinge 104
Schmierlaus 100
Schnabelkerfe 96
Schnaken 108
Schnecken 88
Schnee 114
Schneeschimmel 86
Schnellkäfer 101
Schorf 4, 77
Schußlöcherkrankheit 85
Schutzholz 34
Schutzmittel 113
Schutzstoffe 58
Schwächeparasiten 26
Schwammspinner 105, 141
Schwämme 73, 83
Schwärmer 105
Schwärmsporen 72
Schwarzbeinigkeit 70
schwarze Fliege 96
Schwärze 78, 84, 85
Schwarzfäule 77
Schwarzfleckigkeit 31
Schwarzrost 81
Schwebfliegen 108
Schwefel 137
Schwefelkohlenstoff 137
schweflige Säure 124
Sclerotinia 78
Sclerotium 77
Scolytiden 102
Scropbulariaceen 87
Seeale cornutum 77
Seife 138
Sekrete der Parasiten 59
sekundäre Krankheits-
erscheinungen 22
Senilität 50
Septoria 77, 84
Serehkrankheit 34
Sesia 106
Seuchen 27
Silberflecken 85
Silberfischchen 94
Silpha 101
Simaethis 106
Siphonophora 98
Sirex 103
Sitona 101
Sitotroga 106
Sklerotien 73
Sklerotinien 78
Sminthurus 94
Sommersporen 72
Sonnenbrand 118
Sortenauswahl 148
Spaltpilze 69
spanische Fliege 101
Spanner 105
Spätfröste 117
Spermogonien 81
Spezialisierung 49, 64, 81,
149
Sphacelia 77, 85
Sphaeriaceen 77
Sphaerioidaceen 84
Sphaeropsidales 84
Sphaerotheca 76
Sphingiden 105
Spilographa 108
Spinner 105
Spinnmilben 89
Spitzmäuseben 102
Splintkäfer 102
Springschwänze 94
Spritzmittel 135, 137
Spritzschäden 126, 136
Sproßpilze 75
Stachelbeerpest 76
Statistik 129
Stauronotus 85
Steinbrand 80
Steinigwerden 113
Stengelbrand 80
Stengelbrenner 85
Stereum 40, 83
sterile Myzelien 86
Stickstoff 121, 146
Stilbaceen 85
Stinkbrand 80
Stippflecken 4, 113
Stockfäule 83
158
Sachregister
Stockkrankheit 7, 88
Stoffwechsel krankheiten
41
Stoffwechselstörungen 40
Strahlenpilze 70
Streifenkrankheit 78
Stroma 73
Symbiose 63
Symphyta 103
Synchytrium 74
Syrphiden 108
T
Tachinen 141
Tagfalter 104
Taphrina 76
Tarsonemus 89
Taschenbildung 76
Tau 114
Taubährigkeit 4, 7
technische Schäden 20
Teleutosporen 72, 80
Temperatur 116
Tenthrediniden 103
Teratologie 7
Terebrantia 103
Termiten 95
Tetrachlorkohlenstoff 137
Tetraneura 98
Tetranychus 89
Thaumatopoea 105
Thelephora 83
Therapie 125, 131, 135
Thielavia 76
Thysanoptera 95
Thysanura 94
Tierfraß 8
Tilletia 80
Tinea 106
Tingitiden 96
Tipula 108
Tmetocera 106
Torsion 7
Tortrix 106
Toxine 58
Trametes 83
Tränen der Reben 9
Traubenschimmel 79
Trioza 97
Trockenfäule 5
Trockenflecke 4
Trockenheit 112
Trypetiden 108
Tubercularia 85
Tumore 23
Tylenchus 88
Typhlocyba 97
Typhula 83
Tyroglyphiden 89
U
Übertragung 28
Überwinterung 28, 29, 73
Umfallen 75
Umwallung 9
Uncinula 76
Unkräuter 69, 86, 144
Untersuchung 12, 16
Uredineen 80
Uredosporen 72, 81
Urinsekten 94
Urocystis 80
Uromyces 73, 82
Ursachen der Krankheiten
13, 15, 24, 61
Urtiere 87
Ustilagineen 79
Valsa 78
Venturia 77, 85
Veränderlichkeit von Sor-
ten 53
Verbänderung 7
Vererbung 28, 49
Verfärbungen 3
Vergiftung 59
Vergrünung 7
Verkümmerung 6
Verlaubung 7
Vermehrungspilz 86
Verscheinen 113
Verschleppung 139
Verticillium 85
Vertrocknung 31
Verwachsung 8
Verwandlung 90
Verwesung 31
Vespa 104
Vira 61, 109
Vogelschutz 139
Vögel 108
Vorbeugung 131, 147
W
Wachstumsreize 59
Waldgärtner 102
Wanderheuschrecken 95
Wanzen 96
Wärme 118
Wassersucht 7, 114
Wasserüberschuß 114
Weideubohrer 105
Weidenzikade 20
, Weinbergschnecke 88
Weißährigkeit 4, 96
weiße Fliege 97
weißer Rost 75
Weißlinge 104
Weizenhalmtöter 78
Werre 95
Wespen 104
Weymouthskiefernrost
82, 144
Welkeerscheinungen 3,
112
Welkekrankheit 1, 3, 85
Wickler 106
Widerstandsfähigkeit 42
Wind 120
Wintersporen 72
Wipfelkrankheit 142
Wirrzöpfe 8, 36
Wirtswechsel 64, 81
Sachregister
169
Witterungseinflüsse 68,
112, 128
Wollaus 100
Wühlmaus 109
Wunden 8, HO
Wundgewebe 33
Wundholz 32, 33
Wundhormone 39, 59
Wund kork 34
Wundparasiten 26, 71
Wundrinde 33
Würmer 88
Wurzelbohrer 106
Wurzelbrand 75
Wurzel faule 5
Wurzelschimmel 77
Wurzelschwamm 83
Warzeltöter 77, 78
X
Xyleborus 102
Zabrus 100
Zellsaft 44
Zelltod 23
Zellulosescheiden 58
Zeuzera 105
Zezidien 8, 35
Zirpen 97
Zoonosen 61
Zoozezidien 35
Zophodia 107
Zosmenus 96
Züchtung der Krankheits-
erreger 15
Znckergast 94
Zünsler 107
Zurückgehen von Sorten
53
Zwangsdrehung 7
Zweiflügler 107
Zweigsucht 36
Zwergbäume 6, 123
Zwergmaus 104
Zwergrost 82
Zwergwuchs 6
Zwiebelbrand 80
Zwiebelfäule 6
Zwischenwirte 29, 68, 144
Zygomyceten 75
Zygosporen 72
Zytolyse 31
Sammlung Borntraeger
liehe Fachbildung zu ergänzen und überhaupt erst abzurunden
berufen ist. Es liegt auf der Hand, daß sich auf diese Weise
gerade beim Naturwissenschaftler im Wissen leicht Lücken ein-
stellen werden, deren Beseitigung unbedingt anzustreben ist.
Diesem Zwecke suchen die geplanten Bücher der vorstehenden
Sammlung, die in einem Umfang von etwa 15 Druckbogen
erscheinen werden, mit in erster Linie zu dienen. Ferner sind
sie gewissermaßen als. Repetitorien geeignet, altes Wissen neu
zu befestigen, endlich wollen sie unter ausführlicher Nennung der
wichtigsten Literatur die Kenntnisse des Naturwissenschafters
vor allem erweitem und vertiefen, sowie neue Anregungen für
Forschung und Beruf geben. Jedes einzelne Gebiet, das in
einem Bande behandelt wird, ist in sich abgeschlossen, aber
dennoch stehen alle Bände in innigem Zusammenhang unter-
einander. Selbstverständlich sucht die Sammlung ihre Aufgabe
nicht in der Vorführung von unbewiesenen Hypothesen, sondern
ihre Bände sollen einen klaren Überblick über die gefestigten
Ergebnisse der Forschung nach ihrem neuesten Stande bieten.
Bei dem mäßigen Umfange der einzelnen Bände, in denen hervor-
ragende Fachmänner ihr Bestes bieten, wird auch besonderes
Gewicht darauf gelegt, daß der Preis der Bücher für jeden Akade-
miker erschwinglich ist.
* Satzprobe.
Zur Kenntnis der Pflanzenkrankheiten gehört in erster Linie
die Kenntnis der Krankheitserscheinungen oder Symptome, die zu-
sammen das Krankheitsbild ausmachen. Dieses kann sowohl gleich-
zeitig als auch in seinem Verlauf ganz verschiedene Symptome um-
fassen. So zeigt sich z. B. die Reblauskrankheit in den sogen. Reb-
lausherden als eine Gruppe erkrankter Stöcke, die im Gelbwerden
des Laubes und schließlich Vertrocknen und Absterben das Bild
einer schweren, vom Mittelpunkt nach außen fortschreitenden
Chlorose bieten. Dabei findet man im Boden als die Ursache der
oberirdischen Erscheinungen ein Absterben der feineren Wurzeln
und eine Wurzelfäule, die sich bei genauerem Zusehen als auf der
Fäulnis der durch die Saugtätigkeit der Reblaus hervorgerufenen
Gallen, der Nodositäten, beruhend herausstellt; gleichzeitig können
an den Blättern noch die Blattgallen auftreten. Das Krankheits-
bild ist also ein Symptomenkomplex, an welchem wir Haupt- und
Nebensymptome, Anfangs- und Folgeerscheinungen unterscheiden
müssen. Dabei können von einer Krankheit gleichzeitig verschiedene
Organe einer Pflanze befallen sein, auch ohne daß die einzelnen
Symptome gegenseitig beeinflußt sind, wie außer dem angeführten
Beispiel auch die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel zeigt.
Den Wechsel der Erscheinungen im Verlauf einer Krankheit sehen
wir u. a. an den Welkekrankheiten, bei denen das Welken der
Blätter nur das erste Anzeichen einer sich meist in anderen Teilen
der Pflanze abspielenden Störung ist, welche erst später andere
Symptome am Stengel oder an der Wurzel zeitigt. Es kommt also
darauf an, die verschiedenen Krankheitssymptome in ihrem Zu-
sammenhang und Verlauf zu verfolgen, um daraus das Krankheits-
bild im Ganzen klarzustellen, aus dem sich die Ursachen und
weiterhin die Bekämpfungsmöglichkeiten ergeben.
In der folgenden Übersicht sind die einzelnen Erscheinungen
oder Symptome, in welchen sich die Krankheiten der Pflanzen äußern,
zusammengestellt. Wir teilen sie ein in We Ikeerscheinungen, Ver-
färbungen, Absterbeerscheinungen, Formveränderungen,
Wunden und Ausscheidungen, wozu noch Krankheitserreger
als Hauptsymptom von Krankheiten hinzukommen. Diese
Krankheitserscheinungen beruhen teils im unzeitigen Eintritt physio-
logischer Vorgänge, die schon vom normalen Lebensgang der Pflanze
her bekannt sind, teils in eigenartigen Reaktionen der Pflanze auf
3B Mor statt, Hermann Albert
731 'üinführung in die
M6 Pflanzenpathologie
U^iMed
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