This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
ZEITSCHRIFT FÜR ELEKTROTECHNIK.
XII. JAHRGANG.
■tlfr'^
ZEITSCHRIFT
FÜR
ELEKTROTECHNIK.
Organ des
Elektrotechnischen Vereins in Wien.
^
REDIGIRT
VON
JOSEF KAREIS
E. E. OBER-BAÜRATH.
XII. JAHRGANG.
WIEN 1^4.
Selbstverlag des Elektrotechnischen Vereins, L, Nix
In Commission bei Lebmann ft Wentcel, Bucbhandlang für Tech
I., Kärntncrstrsuse 34. **^*''
THE NEW YORK
PCBLIC LIBRARY
I ASTÜ
45164
ASTÜR, LtN«X *-sa
Inhalts-Verzeiclmiss.
(Die beigesetzten Ziffern bedeuten die Seitensahl.)
"C = Mit lUastration im Texte.
I. Vereinsnachrichten.
I, 57, 8i, 105, 137, 177, 201, 233, 313,
393, 489, 545, 569, 593.
IL Magnetismus und Elektri-
citätslehre.
a) Allgemeine Theorien.
*Die Theorie nnd Berechnung der usjH'
chronen Wechselstrom-Motoren. 6, 33,
59, 84, 106, 151. 178.
*£in vereinfachtes Verfahren zur Berechnung
der Stromvertheilung in Leitungsnetzen.
265, 289, 318.
Polbestimmung. 270.
Graphische Methode der Darstellung von
Wechselströmen durch M. Janet. 363.
^Herstellung eines Drehfeldes durch Ein-
phasen-Wechselströme. 374.
Eine neue Erscheinung bei der elektrischen
Entladung. 389.
Apparat zur Verstärkung des elektrischen
Stromes. 389.
Erklärung des Ferranti'schen Phänomens. 427.
^Kraftübertragung mit mehrphasigem Wech-
selstrom. 441.
*Ueber magnetische Verzögerungen in Eisen-
kernen in Folge periodisch wechselnder
magnetisirender Kräfte. 465.
^Untersuchung der Stromcurve von Wechsel-
strömen mit Hilfe der Resonanz. 506«
Die Entstehung elektrischer Erdströme. 509,
522.
Methode der graphischen Darstellung der
Stromcurve veränderlicher Ströme. 521.
^Untersuchungen über den elektrischen Licht-
bogen. 547, 569.
Vortrag über Tesla'sche und Hertz'sche Ver-
suche, gehalten von F. Dähne in Prag.
562.
Der deutsche Verein zur Förderung des
Wohles und der Bildung der Frauen.
586.
*Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen
erzeugten elektrischen Condensatorschwin-
gungen in ihrer Anwendung auf die so-
genannten Tesla'schen Versuche. 595,
617.
Kleine Nachrichten:
— Neuere Ansichten Über Elektricität. 640.
6) Messinstrumente und Messungen.
Bericht über die Thätigkeit des Internationalen
Elektrotechniker-Congresses in Chicago
1893, betreffend die Feststellung der
Einheiten für elektrische Maasse. 14.
Die Pariser Central- Versuchsanstalt für Elek-
tricität. 27.
Zur Ermittlung des Erdschlusswiderstandes
durch Spannungsmessungen. 187.
* Verbesserungen an Elektricitätszählem. 337.
^Untersuchungen über den Wirkungsgrad
von Motoren und Dynamomaschinen ohne
Anwendung von Bremszaun und Dynamo-
meter. 352.
Verordnung des Handelsministeriums vom
3. Mai 1894. 401.
Kundmachung des Handelsministeriums vom
23. Juni 1894. 404.
^Messung der Capacität von Condensatoren
mit Wechselstrom. 444.
Kleine Nachrichten:
— Staatliches Laboratorium für elektro-
technische Zwecke. 229.
— Einführung des internationalen Ohm. 264.
— Aichung und Stempelung der Elektricitäts-
Verbrauchsmesser. 310.
— Ueber die Construction magnetischer
Apparate. 344.
c) Atmosphärische Elektricität.
^Beobachtungen eines Kugelblitzes. 73.
Elektrische Erscheinungen auf dem Matter-
hom. 130.
Yl
CJeber die Entstehnog des Htgels. 304.
Blitze auf Java. 307.
Grossartiges Elmsfeaer. 436.
Ucbcr Kugelblitze. 606.
Kleine Nachrichten:
— Blitzableiter-Anlagen bei Fabriksschom-
steinen. 80.
— Der Vatican in diesem Jahre das erste
vom Blitze getroffene Object. 231.
— Ein merkwürdiger Zufall. 264.
— Ueber eine seltene Naturerscheinang. 368.
— Ueber Schwingungen bei Blitzentladungen
und beim Nordlicht. 415.
— Ein merkwürdiger Unglücksfall durch
Blitzschlag. 464.
— Unfall durch atmosphärische Elektricität.
488.
d) Unterricht.
Eröffnung einer Werkmeisterschule für Elek-
trotechnik. 170.
Kleine Nachiichien:
— Eine dynamo - elektrische Maschine im
Hörsaale der Innsbrucker Oberrealschule.
132.
— Werkmeisterschule für Elektrotechnik.
310.
— Laboratoire central d'^lectricit^. 591.
III. Dynamos, Motoren und
Transformatoren.
^Tesla's mechanischer und elektrischer Os-
cillator. 90.
^Bogenlicht-Dynamos auf der Weltausstellung
in Chicago. 204, 245.
Ueber den Elnfluss der Erwärmung der Ma-
gnetwickelungen bei Dynamomaschinen
auf die Tourenzahl der letzteren. 324.
"^Ueber einen s3mchronen Wechselstrom-
Motor. 349.
^Untersuchungen über den Wirkungsgrad
von Motoren und Dynamomaschinen ohne
Anwendung von Bremszaun und Dynamo-
meter. 352.
Dynamomaschinen für den Schulgebrauch^
388.
IV. Accumulatoren, galva-
nische Elemente und Thermo-
säulen.
Accumulatoren in Amerika. 52.
^Neuartiges galvanisches Element. 10 1.
Waddell-Entz-Accumulatoren für Strassen-
bahnbetrieb. 377.
Leonische Elemente. 410.
* Verbesserungen an elektrolytischen Zellen.
484.
^Accumulatoren in der Central-Station «Sa-
witzky und Strauss** in Kijew. 551.
Fahrversuche mit den Waddel-Enlz-Accn-
mulatoren in Wien. 555.
'''Elektrodenplatten für Sammelbatterien. 583.
*Einbau der Zellen elektrischer Sammler
(Accumulatoren). 631.
Kleine Nachrichten:
— Faure's Accumulatoren-Patent im Deut-
schen Reiche. 55.
— Die ElektricitäU-Actien-Gesellschaft-Geln-
hausen. 55. 311.
— Neue Primärelemente. 264.
— Die patentrechtlicne Stellung der Blei-
staub-Accumulatoren zum Faure- Patente.
310.
— Probeversuche mit Accumulatorwagen.
541.
V. Leitungsmateriale.
Verwendung unzubereiteter Telegraphen-
stangen. 47.
Neuerungen an Ueberzügen für Leitungs-
drähte. 51.
Isolationsmaterialien und die Isolation höherer
elektromotorischer Kräfte. 51.
Kosten der Leitung für verschiedene Sy-
steme der Kraftübertragung. 100.
*Das Haus-Installations-System. 115.
Das Arld'sche Drahtbund verfahren. 407.
'^'Installations -Material für Schiffsanlagen. 453.
Ueber die specifische Leitungsfähigkeit des
Kupfers; ein Vorschlag zur Einführung
einer einheitlichen Bezeichnungsweise.
470.
Kleine Nachrichten :
— Kautschuk-Lösungen. 132.
— Um Holz, namentlich Telegraphenstangen
vor Wurmfrass zu schützen. 231.
— Eiserne Telegraphenstangen. 568.
VI. Elektrische Beleuchtung.
Elektricitätswerk in Capstadt 26.
Elektrische Beleuchtung in Iglö (Ungarn). 43,
337.
Das elektrische Licht im Allgemeinen Kranken-
hause in Wien. 43.
Bericht über den Betrieb der Stadt kölnischen
Elektricitätswerke pro i. April 1892 bis
31. März 1893. 44.
Central-Anlage in Budapest. 49.
Oesterreichische Industrie in Aegypten. 50.
Gasbeleuchtung gegenüber elektrischer Be-
leuchtung. 50.
Kraftübertragung mittelst Dreiphasenstromes in
Califomien. 52.
Elektrische Beleuchtung in Dalmatien. 67.
Elektrische Beleuchtung der Züge der Jura-
Simplon-Bahn. 71.
Siebenter Bericht des Stadtbauamtes über
die elektrische Anlage im Rathhause. 121.
Eine italienische Glühlampe. 128.
vn
Elektrische Beleachtuog von Forli. 129.
Elektrische AnUgen in Ungarn. 196.
Eine elektrische Centralstation in Finme. 222.
Elektrische Beleuchtung in Temesvar. 259,
474.
Bndapester Lusterf abriks- Actien-Getellschaf t .
259.
Budapester Allgemeine Elektricitäts - Actien-
Gesellschaft. 259.
Centralstation Feldkirchen in Kärnten. 281,
640.
Centralstation Mittewald bei Villach. 281.
Elektrische Beleuchtung am Schafberg. 281.
Erweiterung des Kabelnetzes in Budapest.
281.
Elektrische Beleuchtung in Warasdin. 282.
Elektrische Beleuchtung in GöUnitz 282.
Elektrische Beleuchtung der Granthaler Zucker-
fabrik Oroszka. 282.
Elektrische Beleuchtung in Gran und Erlau.
282.
Anxttnden von Gaslampen mittelst Elek-
tricität. 307.
Das städtische Elektricitätswerk in Znaim.
333.
Ausbreitung des elektrischen Lichtes in Paris.
Eine elektrische Anlage in Buccari bei Fiume.
385.
Elektrische Beleuchtung Novara. 388.
„ „ Vercelli. 388.
y, „ Messina. 388.
„ Centrale in Odessa. 435.
Die elektrische Anlage in Weix bei Graz.
457.
Elektrische Beleuchtungen in Italien. 485, 610.
'^Nachtrettungsapparat mit elektrischem Lichte
für See- und Flussschifife. 510.
Die elektrische Beleuchtung in S. A. Ujhely.
515.
Die Elektricität in Rom. 535.
Die elektrische Beleuchtung von Neapel.
535.
Zur Ausbreitung der elektrischen Beleuchtung
und Kraftübertragung in Oesterreich-
Ungam. 560.
Die elektrischen AnIngen in Spital a. d.
Drau. 585.
Elektrische Beleuchtung in Kesmark. 588.
« „ von Toscanella. 610.
Die Ausnutzung der Wasserkraft des Wurm-
baches in Mühlau bei Innsbruck. 634.
Kleine Nachrichten:
— Project einer elektrischen Centralstation
Prag. 30* 232.
— Centralstation in Zara. 54.
— Städtebeleuchtung durch Elektricität. 54.
— Die Gesellschaft des Secteurs-Clichy in
Paris. 54.
— Die Fabrik von Kohlenspitzen von F.
Hardtmuth & Comp, in Wien. 55.
— Lichtspendende Automaten. 55.
— Das elektrische Licht. 55.
— Elektrische Glühlampe ohne Platin. 55.
— Elektrisches Licht am Anfange unseres
Jahrhunderts. 55.
— Herstellung von Fäden für Glühlampen. 56.
— Elektrische Beleuchtung in Riva (Garda*
see). 79.
— Die elektrische Beleuchtung der Eisen-
bahnstationen. 79.
— Elektrische Centralanlage in Fiume. 79.
— Die neue Beleuchtungsanlage in Szegedin.
79.
— Für die elektrische Beleuchtung von
Uogvir. 79.
— Die Einführung der elektrischen Be-
leuchtung in Marosvärsärhely. 79.
— Elektrische Beleuchtung in Gyöngyös. 79.
— » n n Verbäsz. 79.
» I. » Igl<5 (Ungarn).
»03.
— Die Beleuchtung von Paris mittelst Elek-
tricität. 104.
— Elektrische Beleuchtung des linken Seine*
Ufers in Paris. 104.
— Elektrische Centralstation in Wolfsberg
(Kärnten). 132.
— Errichtung eines Elektricitätswerkes in
Wels. 132.
— Elektrische Beleuchtung in Friedrichs-
ruhe. 132.
— Elektrische Beleuchtung von Jesi. 133.
„ I» » Fenestrelle.
«33.
— Elektrische Beleuchtung in Turin. 133.
— j, „im Canton Tes-
sin. 133.
— Elektrische Beleuchtung von Nizza. 134.
— „ „in Warasdin
(Ungarn). 175.
— Benjamin Franklin's elektrische Lampe.
175.
— Eine Entdeckung durch Zufall. 175.
— Elektrische Beleuchtung von Giesshübel-
Pachstein. 199, 391.
— Die Compagnie Edison in Paris. 231.
— Elektrische Beleuchtung in Znaim. 287.
— « n n Wamsdorf.
287, 639.
— Elektrische Beleuchtung in Schwanen-
stadt. 287.
— Elektrische Beleuchtung in Sarajevo.
310, 415, 639.
— Elektrische Beleuchtung in Karolinenthal.
310.
— Elektrische Beleuchtung in Nachod. 310.
— Lemberger Landesausstellung. 343.
— Elektrische Centralstation in Trautenau.
343.
^^ Elektrische Beleuchtung in Jägerndorf.
343.
— Elektrische Beleuchtung in Graz. 343,
566.
— Elektrische Beleuchtung in Baden bei
Wien, 366.
— Elektrische Beleuchtung am Nordostsee-
Canal. 367.
^ — Aus dem Erzgebirge. 367.
— Elektrische Beleuchtung in Salzungen
(Sachsen Meiningen). 416.
— Amerikanisches. 416.
— Elektrische Anlage in Königsbrück
(Sachsen). 462.
— Elektrische Beleuchtung und Eisenbahn
in Belgrad. 463.
Yin
Eine Umwälsnng im Eisenbahnwesen.
463.
Eine elektrische Beleuchtnngsaolage in
Brack a. d. Mnr. 487.
Die elektrische Belenchtnng aaf der
Messe zu Nischni-Nowgorod. 487.
Zar praktischen Beleuchtung von Werk-
stätten. 488.
Die elektrische Beleuchtung in der k. k.
Hofburg. 516.
Die elektrische Beleuchtungsanlage im
Wiener Rathhause. 516.
Elektrische Beleuchtung des Josefstädter -
Theaters. 516.
Verein europäischer Glühlampen • Fabri-
kanten. 519.
Elektrische Beleuchtung der Wiener
Universität. 539.
Elektrische Centralstation in St. Wolf-
gang. 539.
Elektrische Beleuchtung in Prag. 539.
Die elektrische Bogenlampe. 541.
Elektrische Beleuchtung in Budapest.
567.
Die Berliner Elektricitätswerke. 567.
Elektrische Beleuchtung in Laibach. 590.
Elektrische Waggonbeleuchtung. 615.
Erleuchtung des Berliner Reichshauses.
616.
VII. Elektrische Kraftüber-
tragung.
a) Allgemeines.
Central-Anlage in Budapest. 49.
Kraftübenragung mittelst Dreiphasenstrom
in Californien. 52.
Die EntwickeluDg der städtischen Elek-
tricitätswerke. 96.
Neuere Uebertraguogen von Wasserkräften.
100.
Elektrische Centralanlage in Czemowits. 195.
Drehstrom- Anlage am Erzherzog • Albrecht-
schachte. 224.
Die Bedingungen für die Lieferung von
elektnschem Strom aus den Leipziger
Elektricitäts werken. 226.
Elektrische Traction. 261.
Elektrische Kraftübertragung in Canada. 261.
Elektrische Kraftübertragungen. 282, 515.
Energie-Uebertragung Lauffen-Frankfurt. 302.
Herstellung von Starkstromanlagen in Frank-
reich. 408.
Die elektrische Anlage in Weiz bei Graz.
457.
Das Eisenbahnprogramm der Stadt Wien.
512.
Zur Ausbreitung der elektrischen Beleuch-
tung und Kraftübertragung in Oesterreich-
Ungarn. 560.
Kleine Nachrichten:
— Centralstation in Zara. 54.
— Elektrische Centralanlage in Fiume. 79.
— Preisausschreiben, betreffend Ansamm-
lung von elektrischer Arbeitskraft durch
Windmühlen. 102.
— Elektrische Centralstation in Wolfsberg
(Kärnten). 132.
— Errichtung eines Elektrtcitätswerkes in
Weis. 132.
— Elektrische Bahn Kastei «Wiesbaden. 133.
— Elektrische Tramway in Slam. 134.
— Eröffnung der Niagarafall-Kraft- Anlagen.
134.
^ Elektrisches aus dem Trento. 174.
— Verein für Local- und Strassenbahnwesen,
175.
— Die Entwicklung der städtischen Elek-
tricitätswerke. 198.
— Aufstellung von Arbeitsmaschinen mit
elektrischem Betriebe in Budapest. 199.
— Kraftübertragung in Pordenone. 200.
— Eine elektrische Anlage in Linz a. d»
Donau. 230.
— Die elektrische Traction in Paris. 311.
— Elektrische Anlagen in Sarajevo. 415.
b) Elektrische Bahnen.
Regulativ betreffend die elektrischen Bahnen.
17.
Die Strassenbahn - Unternehmungen der All-
(lemeinen Elektridtäts - Gesellschaft in
Berlin nach dem Stande vom i. Oc-
tober 1893. ^4-
Die Umgestoltung der Budapester Pferde-
bahn in eine elektrische Trambahn. 42^
639.
Einführung des elektrischen Betriebes auf
der Arad-Csanäder Elsenbahn. 47.
Elektrische Bahnen in Wien. 69, 193, 279,
299, 335, 585.
Die elektrischen Eisenbahnen. 70, 271, 294»
Die elektrische Untergrundbahn in Buda-
pest. 92, 282. 337, 405, 458» 514, 587.
Stadtrathssitzung in Wien am 25. Jänner 1894.
95.
50.cx)0 Dollars Prämie auf ein gutes Strom -
Zuführungssystem für Strassenbahnen. 10 1 .
Die elektrische Trambahn für Pressburg.
172.
Projectirte elektrische Strasseneisenbahn von
Budapest über Angyalföld nach Uy Pest.
225.
Budapester Strassenbahn • Gesellschaft für
Strassenbahnen mit Pferdebetrieb. 225,
360, 535, 587.
Budapester Stadtbahn- Gesellschaft fürStrassen-
bahnen mit elektrischem Betriebe. 225^
361, 385, 405, 534.
Projectirter Bau einer neuen Betriebslinie.
225.
Betriebsergebnisse elektrischer Bahnen. 225.
Erweiterung des Kabelnetzes in Budapest.
281.
Die elektrische Bahn in Remscheid. 283.
Die elektrische Strassenbahn Aachen-Burt-
scheid. 284.
Zur Frage über die elektrischen Bahnen in
Wien. 355.
Eröffnung der elektrischen Bahnen in Lem-
bcrg. 359.
IX
.^Elektrische Bahnen mit oberirdischer
Stromznfilhrang. 370, 393.
IVojectirte Strassenbahn im Bereiche der
Stadt Ujvid^k (Neusatz). 385.
Die elektrischen Bahnen in Berlin. 386.
Projectirte Strasseneisenbahn mit elektrischem
Betriebe von Budapest über Uj - Pest
(Nen-Pest) nach Räkos-Palota. 404, 459,
514.
Ungarische Bank ffir Industrie und Handel.
404.
Strassenbahn mit elektrischem Betriebe in
Pressburg. 405.
Elektrische Bahn in Kiew. 406.
Zur Benrtheilung der Betriebskosten elek-
trischer Strassenbahnen mit oberirdischer
Stromznifihrung. 433.
Projectirte Strassenbahn mit elektrischem Be-
triebe von Budapest nach Budafok. 458.
Elektrische Bergbahn- Actien- Gesellschaft in
Budapest. 459.
Elektrische Bahnen. Livomo. 459.
Elektrische Tramway Mailand-Locate-Land-
riano*Villanterio. 459.
Elektrische Tramway Varese-Prima Cappella.
459.
Vorschläge fttr die Verbesserung der Ver-
kehrseinrichtnngen in Wien durch Ein-
filhrung des elektrischen Betriebes. 489.
Elektrische Tramway Benevento - Candina«
thal. 515.
Die elektrische Bahn von Baden nach Vös-
. 1»«. 533.
Projectirter Bau einer Strassenbahn mit
elektrischem Betriebe vom Ufer des
Balaton (Plattensee) aus über Keszthely
nach dem Badeorte H^visz. 534.
Strassenbahn mit elektrischem Betriebe in
Fiume. 535.
Fahrversuche mit den Waddel-Entz-Accumu*
latoren in Wien. 555.
Zur Frage der elektrischen Strassenbahnen.
573. 598.
Projectirter Bau einer Strasseneisenbahn mit
elektrischem Betriebe im Bereiche der
Stadt Pressburg. 587.
Projectirte Strasseneisent>ahn mit elektrischem
Betriebe von Budapest nach Promontor,
588.
Eisenbahn* Projecte. 588.
Elektrische Tramway in Italien. 611.
Guyer-Zeller'sches Jungfrau-Bahnproject. 611.
Kleine Nachrichten:
— Elektrische Bahn in Karlsbad. 30, 103.
— „ „ . Baden- Vöslau. 31,
263, 414.
— Vorconcessionen. 31.
— Project für eine schmalspurige, mit elek-
trischer Kraft zu betreibenden Local-
bahn von Bludenz nach Schruns. 31.
— Elektrische Tramway in Mailand. 31.
— Elektrische Bahn Döbling - Grinzing. 53.
— Ein neues System elektrischer Hoch-
bahnen. 55.
— Mit einer elektrischen Locomotive. 56.
— Localbahn Radkersburg-Fehring. 56.
— Elektrische Untergrundbahn. 78.
• Elektrische Bahn Praterstem-Kagran. 102,
6iS-
- Die elektrische Tramway in Prag. 103, 591.
> Das Project einer elektrischen ßahn-
aolage in Leipzig. 103.
- Die vereinigten Arad - Csanader Bahnen.
104.
- Elektrische Bahnen in Wien. 174, 262,
461, 539. 566.
- Elektrische Strassenbahn zwischen Dorn-
bim-Sudenau-Au. 199.
■ Elektrische Strassenbahn in Santiago. 200.
' Cultivirung der Installation und des Be-
triebes elektrischer Stadtbahnen. 200.
• Elektrische Strassenbahn in Zürich. 2cx:>.
• Hängende Bahnen für Wien. 229.
• BudapesterStrasseneisenbahn* Gesellschaft.
230.
- Elektrische Bahn in Hamburg. 230, 288,
367.
Eine Mnsterbahn elektrischen Betriebes.
231.
Elektrische Strassenbahnen von Clermont-
Ferrand. 231.
Elektrische Untergrundbahn in Paris. 231,
368.
Wiener Tramway. 263, 539.
Elektrische Locomotiven auf den franzö-
sischen Eisenbahnen. 263.
Zum Projecte der elektrischen Hochbahn
in Berlin. 263, 517, 540, 567.
Elektrische Bahn in Baden bei Wien.
287, 414.
Die elektrische Strassenbahn in Zwickau.
287.
Elektrische Strassenbahn in Ulm. 288.
Die elektrische Strassenbahn in Orbe-
Chavomay (Schweiz). 288.
Elektrische Stadtbahn in I^mberg. 343.
Elektrische Bahn Oswiedm - Biala. 344.
Verlängerung der elektiischen Bahn in
Prag. 344.
Projectirte elektrische Localbahn von
der Station Gmunden in die Stadt
Gmunden. 344, 438, 591.
■ Localbahn mit elektrischem Betriebe von
der Belvedere-Anhöhe in Prag bis zum
Lustschlosse in Buben5. 366.
Elektrische Bahnen in Berlin, 367, 462.
Elektrische Strassenbahnen in Christian ia
und in Stockholm. 368.
Elektrische Strassenbahnen in Afrika. 368.
Beim Gemeinderath von Tunis. 368.
Elektrische Strassenbahn in Breslau. 368.
Eisenbahn auf den Schneeberg. 391.
Projectirte normalspurige Strassenbahn
von Smichow nach Ko§ii^. 391.
Projectirte schmalspurige Zahnradbahn
von Urfahr auf den Pöstlingberg bei
Linz. 391.
Die Barmer elektrische Zahnradbahn. 438.
Projectirte Berliner elektrische Strassen-
bahn. 440, 518.
Elektrische Eisenbahn in Belgrad. 463.
Eine Umwälzung im Eisenbahnwesen. 463.
Elektrische Bahn von Bieliti nach Ober-
OhUsch. 486.
Elektrische Localbahn von Predazzo nach
Moena. 487.
X
— Elektrische Untergrandbahn in Wien.
5«7.
— Eine elektrische Bahn in Bielitz. 517.
— Elektrische Schwebebahn. 518.
— Elektrische Traction in Paris. 519.
— Elektrische Eisenbahn in Miniatnr-Ans-
gabe. 542.
— Elektrische Eisenbahn in Aassee. 567.
— Elektrische Bahnen in Budapest. 567.
— Elektrische Stadtbahn in OlmÜtz. 591.
— Vornahme technischer Vorarbeiten für
eine elektrische Bahn vom Bahnhofe
Königgrätz in die Stadt einerseits und
nach Freihöfen andererseits. 591.
— Das Localbahn-Gesetx. 614.
— Elektrische Localbahn Ober - Bozen -
Klobenstein-Rittnerhorn. 616.
— Elektrischer Strassenbahnbetrieb in Ma-
drid. 616.
— Umwandlung der Berliner Pferdebahnen
in elektrische Niveaubahnen. 616.
— Ein Tramway - Erlass der k. k. Statt-
halterei. 638.
— Elektrische Tramway in Pilsen. 639.
— Elektrische Strassenbahn in München.
639.
Vm. Elektrolyse.
Anwendung von Cuprocnprisnlfit ftlr galva-
nische Kupferbäder. 52.
Verbessertes Diaphragma für in der Elektro-
lyse verwendete Zellen. 77.
Verfahren zur Darstellung von Barium» und
Strontiumoxyd auf elektrischem Wege.
228.
♦Project der industriellen Wasserstoff- und
Sauerstofifgewinnung auf elektrolytischem
Wege. 338, 364. 382.
Elektrische Ausstellung in Petersburg. 389.
Elektrische Bleiche nach Gebauer -Knoefler.
485.
Kleine Nachrichten:
— Jodverbindungen der Phenole. 56.
— Gewinnung von Blattgold durch Elektro-
lyse. 487.
IX. Telegraphie, Telephonie,
Signalwesen und elektrische
Uhren.
a) Telegraph! e.
♦Der Doppelgegensprecher für Dynamobe-
trieb von F. W. Jones. 20, 40.
Actenstücke über den Telegraph von Gauss
& Weber von 1833. 74.
Das Morse-Relais als Telephon. 406.
'^Eine Taschen-Boussole für Telegraphen-
Aufsichtsorgane. 450.
Telegraphenwesen. 486.
♦Pupin's System der Multiplcx-Telegraphie
mit HÜfe der elektrischen Resonanz.
508.
Reformen im Post- und Telegraphenwes eo.
535.
Ueber Relaisbau. 623.
Kleine Nachrichten:
— Ungarisches Telegraphen- und Telephon-
wesen pro 1894. 79.
— Der Telegraph in Central- Afrika. 200.
— Der k. u. k. Cavallerie-Telegraphencnrs
zu Tulln. 288.
— Telegraphenlinien der Welt. 439.
— looj ähriges Jubiläum der Teiegraphie.
520.
— Der Staatsvoranschlag pro 1895 ^^^ d**
Telegraphen wesen. 566.
b) Telephon! e.
Neue, eigenartige Wirkungen des Lichtes.
77.
Internationale Telephon! e. 171.
^Telephon mit zwei schwingenden Platten.
221.
♦Selbstthätiger Femsprech-Umschalter. 325.
^Einige Versuche über Radiophonie, ausge-
führt von Eugenio Semmola. 380.
Telephon-Signalisimng für Eisenbahnzüge.
405.
Das Morse-Relais als Telephon. 406.
"'Umschalter für interurbane Linien in Bel-
gien. 417.
Die Telephonanlage im Arlbergtunnel. 481.
Telephon 486.
Telcphonie 515.
Telephonanlagea zwischen den grösseren
Städten Italiens. 515.
Ueber die Induction in Fernsprechleitungen.
529. 557.
Telephon Wien-Berlin. 636.
Kleine Nadir ichten :
— Telephon-Centrale Leoben, 31.
— Neue Staatstelephon-Linien. 53.
— Ungarisches Telegraphen- und Telephon -
wesen pro 1894. 79.
— Ein neues Telephon. 135.
— Telephon in Meran. 174.
— Telephon im Gewerbeverein. 174.
— Erweiterung der Staats-Telephonanlage
in Böhmen. 199.
— Telephonie in Russland. 231.
— Die Gefahren des Telephonbetriebes. 263.
— Telephonie in Canada. 264.
— Der Phonograph im praktischen Dienste.
264.
— Der k. n. k. Cavallerie-Telcgraphencun
zu Tulln. 288.
— Ein indisches Telephon. 311.
— Telephon Verbindung Wien -Berlin. 366,
567, 605.
— Für Benützung der öflfentlichen Fem-
sprechstellen in Deutschland. 392.
— Das Telephon im deutschen Heere, 440.
— Interurbanes Telephonnetz in Böhmen.
462, 539, 615.
— Das Telephon in Serbien. 462.
— Gerechte Strafe. 464.
XI
— Interorbane Telephonlinie Brünn-Olmütz.
517.
— Die Telephonie im Dienste der österr.«
Ungar. Armee. 540.
— Der Staatsvoranschlag pro 1895 ^^r ^^^
Telegraphen wesen. 566.
— Telephon Berlin-Kopenhagen. 567.
— Nene Telephonlinien. 591.
e) Signalwesen.
^Elektrische Weckeranlage. 74.
*Nene Signalcontrole. 159, 184.
Der „Erinnerer** von P. B. Delany. 170.
^Das Fenermeldewesen in Wien. 191, 217,
25s, 275.
*Selbstthätige Umstenemng für polarisirte
Vorrichtungen mit hin- und hergehender
AnkerbeweguDg. 259.
^Elektrischer Sicherheitsapparat mit Kugel-
contact. 306.
^AokerbewegUDg für elektrische Apparate,
bei welchen die bewegende Kraft während
des ganzen Weges dieselbe bleibt. 532.
^Elektrischer Alarmapparat für Tbüren,
Geldschränke, Fenster und dergleichen.
559.
^Elektrische Vorrichtung, mittelst welcher
jede Uhr in eine Signal- oder Weckuhr
umgestaltet werden kann. 560.
d) Elektrische Uhren.
*Neue elektrische Normaluhr. 48.
Elektrische Uhren in Budapest. 588.
X. Sonstige Anwendungen
der Elektricität.
Elektrischer Thöröffner. 50.
^Elektrisches Färbeverfahren. 129.
Elektrisch bethätigte Maschine zum mecha-
nischen Copiren von Bildhanerarbeiten.
260.
Elektrische KraftsUtion Baboina (ComiUt
Komom). 282.
^Elektrisch betriebene Boote. 299, 388.
Die elektrische Kttche. 460.
^Elektrisch betriebene Centrifngen. 632.
Kleine Nachrichten:
— Elektrische Schifffahrt in Venedig. 31.
— Aus Sjdney kommt die Nachricht über
eine neue epochemachende Erfindung. 32.
^- Die Versuche mit Einrichtungen zum
elektrischen Betrieb der Canalscbifffahrt.
56.
— Elektrisch angetriebene Ventilatoren, £x-
hanstoren und Centrifugal-Pnmpen. 132.
— Kttnstlicher Regen. 231.
— Oelreinigung durch Elektricität. 311.
— Ktinstliche Belenchtung, von Innenräumen.
3x2.
-r- Elektrisches Boot auf dem Wörthersee.
344.
— Aufsuchen von Wasserquellen mittelst
Elektricität. 367.
— Das Edison'sche Kinetoskop. 440.
— Indigodarstellung auf elektrischem Wege.
488.
— Steuerung von Schiffen durch Elektricität .
541.
— Wagenheizung mittelst Elektricität. 542.
— Sprengungen mit elektrischer Zündung.
592.
XL Verschiedenes.
Bericht über die Thätigkeit des Internationalen
Elektrotechniker Congresses in Chicago
1893 betreffend die Feststellung der Ein-
heiten für elektrische Maasse. 14.
Allgemeine Landesausstellung in Lemberg im
Jahre 1894. 23.
Bericht der Accumulatoren • Fabriks - Actien-
Gesellschaft Hagen i. W. 26.
Neueste deutsche Patentnachrichten. 28, 53,
131, 173, 229, 285, 308, 342, 366, 389,
411, 437, 461, 486, 516, 536, 563, 589,
612, 637.
Bericht über den Betrieb der Stadt kölnischen
Elektricitätswerke pro i. April 1892 bis
31. März 1893. 44.
Gasbeleuchtung gegenüber elektrischer Be-
leuchtung. 50.
Grundzüge einer einheitlichen Benennung
für Eisen und Stahl. 72.
Der Vm. internationale Congress für Hygiene
und Demographie. 74.
Neue eigenartige Wirkungen des Lichtes. 77.
50.<x>o Dollars Prämie auf ein gutes Strom-
znftthrungssystem für Strassenbahnen. loi.
Siebenter Bericht des Stadtbauamtes Über
die elektrische Anlage im Rathhause. X2i.
Der Schmelzpunkt von Kupferdrähten. 130.
Entwurf eines Patentgesetzes und eines Ge-
setzes zum Schutze von Gebrauchsmustern.
139.
Oesterreichischer Verein für den Schutz des
gewerblichen Eigenthums. 172.
Bericht über die Arbeiten der Prttfungs-
Commission der Internationalen elektro-
technischen Ausstellung in Frankfurt a. M.
1891. 194.
Preisverhältniss des Gaslichtes und des elek-
trischen Lichtes. 194.
Wettbewerb. 196.
Original-Mittbeilungen aus Paris. 227.
Die Elektricität im Dienste der Öffentlichen
Gesundheitspflege. 227.
Sitzung der Soci^t^ internationale des ^ec-
triciens. 261, 363, 410.
Internationale Ausstellung Wien (Rotunde).
278.
Italienischer Gesetzentwurf für die Ueber-
tragung der elektrischen Energie auf
grössere Entfernung. 284
Ueber die Unzulässigkeit des Vernickeins
elektrischer und magnetischer Apparate.
305.
Zweite Jahresversammlung des Verbandes
der Elektrotechniker Deutschlands zu
Leipzig am 7., 8. und 9. Juni xS^»
309, 345.
xn
Das GrabenuDglück in Karwin nnd die Elek-
tricität. 357.
Tod durch Elektridtät. 359, 410.
Die EröfifoTiDg der Ansstelluag fUr elektrische
Kleingewerbe-Arbeitsmascbinen in Buda-
pest. 360.
Segelrad fflr Flngmaschinen. 361.
Allgemeine Ausstellong des Jahres 1900.
363.
Die Abtheiinng fttr den Telegraphendienst
in der Ausstellang zu Mailand. 387.
Canäle ftir elektrische Leitungen in Paris.
41X.
Zur Lösung der Aluminiumlöthfrage. 432.
Die KnpferprodnctioQ der Welt. 434.
66. Versammlung deutscher Naturforscher
und Aerzte in Wien. 452.
Bericht Über die Industrie, den Handel und
die Verkehrsverhältnisse in Nieder-Oester-
reich während des Jahres 1893. 478.
Ausstellung von Kleinmotoren in Prag. 513.
Ungarische Elektricitäts-Actien-Gesellschaft.
588.
Wirkung eines magnetischen Feldes auf den
menschlichen Organismus. 609.
Kleine Nachrichten:
— Der Neubau des physikalischen und elek-
trotechnischen Instituts der Grossherzog-
lichen technischen Hochschule zu Darm-
stadt. 32.
— Eine elektrische Stadl. 32.
— Carborundum. 53, 54.
— Die Annoncen-Expedition Rudolf Mosse,
Wien. 56.
— Die sprechenden Puppen. 56.
— Damen, die sich der Technik und noch
dazu der Elektrotechnik widmen. 80.
— Preisausschreiben, betreffend Ansammlung
von elektrischer Arbeitskraft durch Wind-
mühlen. 102.
— Ausstellung in Orleans. 104.
— Die Oesterr, Commission für die Inter-
nationale Weltausstellung Antwerpen 1894.
132.
— Der Oesterr. Ingenieur- und Architekten-
Verein. 132.
— Das Executiv-Comitö des VIII. Inter-
nationalen Congresses fttr Hygiene und De-
mographie in Budapest. 132, 199, 413.
— Die Berücksichtigung des unredlichen
Wettbewerbes im neuen Markenschutz-Ge-
setze. 134.
— Soci^tö internationale des ^ectriciens. 55,
'34. 3".
— Vortrag im Conservatoire national des arts
et m^tiers zu Paris. 134.
— Holland und die Erfinder. 135.
— Schalldämpfer. 135.
— Ein kritischer Tag für die deutschen
Patente. 135.
— Internationale Ausstellung in Venedig. 175.
— Elektrischer Tuchschneider. 175.
— Angenbeleuchtung. 175.
— Neue merkwürdige Wirkungen des elek-
trischen Stromes. 176.
— Preisausschreibung. 176.
— Vereinigte Ausstellungen von Mailand.
200.
— Ein nautischer Versuch im Golfe von
Spezia. 200.
— Ein elektrischer Luftballon. 200, 415.
— Elektrotechnische Ausstellung in Leipzig.
229.
— Die Allgemeine österreichische Elektrid-
täts-Gesellschaft. 230» 566.
— Tod durch Elektricität. 232, 288, 439,
463.
— Instandhaltung von Treibriemen. 232.
— Die „allemenesten** Erfindungen. 232.
— Verband der Elektrotechniker Deutsch-
lands. 263, 287, 309.
— Die „Soci^i^ pour Physique*. 264, 311.
— Der Achtstnnden-Tag in der elektrischen
Industrie. 264.
— Die 66. Versammlung deutscher Natur-
forscher und Aerzte. 310.
— Die Elektridtät in der internationalen
Ausstellung für Medicin und Hygiene in
Rom. 311,
— Elektricität der Haut. 311.
— Verein europäischer Glühlampen-Fabri-
kanten. 312.
— Bukarester Ausstellung 1894. 3^^'
— Internationale Elektricitäts - Gesellschaft.
390, 519.
— Entzündungsfähigkeit der Glühlampen.
391.
— Ausstellung von Motoren, Hilfsmaschinen
und Werkzeugen für das Kleingewerbe,
September 1894 in Graz. 413.
— Wiener Elektricitäts-Gesellschaft. 4x4.
— Actien der Elektricitäts-Gesellschaft vor-
mals Schuckert & Comp, in Nürnberg.
439.
— ElektricitäU werke in Steyr. 462.
— Die epochemachenden amerikanischen
Erfindungen. 463.
— Grossherzogliche technische Hochschule
zu Darmstadt. 464.
— Zur Geschichte des Begriffes der „Pferde-
stärke". 488.
— Einnahmen der „Compagnie Edison*'.
5>9.
— Eine neue Elektricitäts-Gesellschaft in
Berlin. 519.
— ^Oekonometer" (Gaswage). 520.
— Bühnentechnik und Elektridtät. 520.
— Durch Erkenntniss des ersten Civilsenats.
541.
— Der schweizerische Elektrotechniker-
Verdn. 542.
— Die Berliner Elektricitätswerke. 567.
— II. Congress der „Societä economiche**
in Mailand. 567.
— Eine Betriebs-Gesellschaft für elektrische
Kraft. 568.
— Die elektrische Fabrik C. & E. Fein.
568.
— Gesellschaft zum Baue von Untergrund-
bahnen in Berlin. 492.
— Die „Grundzttge einer einheitlichen Be-
nennung für Eisen und Stahl". 592.
XII. Literatur.
Vom rollenden Flügelrad. Von A. v. Schwei-
ger-Lcrchenfeld. 28, 78, 309, 437.
xm
Aufgtbeo über Elektricität uod Magnetismas.
Von Dr. Eduard Maiss. 28.
Die^ektricität, ihre Erzeugung, praktische
Verwendung und Messung. Von Bernhard
Wiesengrund. 53.
Fortschritte der Elektrotechnik. Von Dr. Carl
Strecker. 77.
Vademecum fttr Elektrotechniker. Von Arthur
Wilke. 102.
Adressbuch der Elektricitäts-Branche von
Earopa. Von Eisentchmidt & Schulze.
104.
Der Telephonbetrieb mit Klappenschränken
mit Vielfach-Umschalter. Von J. Sack.
Die Elektridtät im Dienste der Menschheit.
Von Dr. A. Ritter v. Urbanitzky. 136,
308, 461, 613.
Industrie-Statistik Niederösterreichs. Von der
Handels- und Gewerbekammer. 136.
Die Vertheilung der elektrischen Energie in
Beleuchtungsanlagen. Von Ferdinand
Nenreiter. 173.
Elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung.
Von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesell-
Schaft, Berlin. 176.
Der elektrische Strom als Licht- und Kraft-
quelle. Von Baumeister Hartwig. 196.
Grundriss der Elektrotechnik. Von Heinrich
KraUert. 285. 537.
ElektricitStswerk für die Stadt Nürnberg.
Von Oscar v. Miller. 286.
Ueber einen synchronen Wechselstrom- Elek-
tromotor. Von Galileo Ferraris. 308.
Constmctionen für den praktischen Elektro*
tecbniker. Von Prof. Wilhelm Bi§(5an.
308.
Ueber strömende Elektridtät. Von Dr. S.
Stricker. 369.
Ebffihrung in die MazwelPsche Theorie der
Elektricität. Von Dr. A. FöppL 390.
Wirkungsweise, Prüfung und Berechnung der
Wechselstrom-Transformatoren. Von Cla-
rence Paul Feldmann. 390.
Leitfaden zur Construction von Dynamo-
maschinen und zur Berechnung von elek-
trischen Leitungen. Von Dr. Max Corse-
pius. 390.
Material- und Maassbezeichnungen. Von A.
Hasselblatt. 390.
,1 Motori elettrici a campo magnetico rota-
torio.** (Elektromotoren mit magnetischem
Drehfelde.) Von Dr. Angelo Banti. 411.
Universal-Index der internationalen Fach-
literatur. 412.
Lexikon der gesammten Technik. Von Otto
Lueger. 412.
Grundzüge der Elektrotechnik. Von Prof.Rühl-
mann. 412.
Die Bogenlichtschaltungen. Von Dr. M. Lu-
xenberg. 412.
Adressbuch der elektrischen Lichtanlagen.
437.
Elektrische Messaparate. 437.
Die Hausinstallation. Von W. Averdieck. 438.
Bergmann'scher Installations-System. 461.
Elektrische Wechselströme. Von Gisbert
Kapp. 536. 565.
Elektrische Kraftübertragung und Kraftver-
theilung. Nach Ausführungen durch die
Allgemeine Elektricitäts - Gesellschaft,
Berlin. 537.
Anleitung zum Baue elektrischer Haustele-
graphen-, Telephon- und Blitzableiter- An-
lagen. Von der Actien- Gesellschaft Mix
& Genest. 538.
Die Herstellung der elektrischen Glühlampe.
Von E. A. Krüger. 538.
Seydel's Führer. 539.
R. Boulvin. 565.
Annuaire de l' Association Suisse des ^lec«
triciens. 565.
Einrichtung und Betrieb der für landwirth-
schaftliche und der als Motoren der
Klein- und Grossindustrie, sowie elek-
trischer Lichtmaschinen dienenden Loco-
mobilen. Von Georg Kosak. 565.
Polytechnische Bibliothek III. Severin Weiler-
Dynamomaschine. Von Clem. Severin.
590.
Der praktUche Elektriker. Von Prof. W.
Weiler. 590.
Zur Frage der elektrischen Strassenbahnen.
Von Cari Krüger. 614.
Prospect Nr. 58. Von C. & E. Fein. 614.
XIII. Correspondenz.
193. 312, 416, 542.
XIV. Personalnachrichten.
29, 30» 78, 80, 104, 174, 198, 262, 264,
286, 366, 502.
Namen-Register.
Ave
Accumnlatoren - Fabriks - Actien - Gesellschaft
Hagen i. W. Bericht über das Geschäfts-
jahr 1892/93, 26.
— Fahrversache mit Waddel-Entz-Accu-
mnlatoren in Wien. 555.
Allgemeine Elektridtäts- Gesellschaft in Berlin.
Die Strassenbahn-Untemehmungen der-
selben nach dem Stande vom l. Oc-
tober 1893. 24.
— Elektrisch betriebene Boote. 299.
— Installations-Material für Schiffsanlagen.
453.
— Nachtret tUDgsapparat mit elektrischem
Lichte für See- nnd Flnssschiffe. 510.
— Elektrische Kraftübertragnng nnd Kraft-
vertheilnng. 537,
— ^Elektrisch betriebene Centrifagen. 632.
Allgem. Landesansstellnng in Lemberg 1894.
Bericht. 23.
old E., Oerlikon. Die Theorie nnd Be-
rechnung der asynchronen Wechselstrom-
Motoren. 6, 33, 59, 84, 106, 151, 178.
Averdieck, W. Die Hausinstallation. 438.
Bachmetjew, P. Die Entstehung elektrischer
Erdströme. 509, 522.
Banti, Dr. Angelo. „I Motori elettrici a campo
magnetico rotatorio." 411.
Bergmann S. & Comp. Das Hansinstallations-
system von. 115, 461.
Billing, H. v. Das städtische Elektricitäts-
werk Temesvär, 474.
Bissau, Prof. Wilhelm. Constructionen für
den praktischen Elektrotechniker. 308.
Boese, W. A. Einbau der Zellen elektrischer
Sammler (Accumnlatoren). 631.
Böttcher, Richard. Neuartiges galvanisches
Element. loi.
Bohmeyer, C. Selbstthätige Umsteuerung für
polarisirte Vorrichtungen mit hin- und
hergehender Ankerbeweguog. 259.
Boulvin, R. Traitd ^l^mentaire d'ölectricitö
practique, 2. Edition. 565.
Budapester elektrische Stadtbahn-Gesellschaft.
Die elektrische Untergrundbahn in Buda-
pest. 92.
Cimpiche, Henri. Neue elektrische Normal-
Uhr. 48.
Canter, Postrath. Frankfurt (Oder). Verwen-
dung unzubereiteter Telegraphenstangen.
47.
Corsepius, Dr. Max. Leitfaden zur Con-
struction von Dynamomaschinen and
zur Berechnung von elektrischen Lei-
tungen. 390.
Craney, Thomas. Verbesserungen an elektro-
lytischen Zellen. 484.
Cresciniy E. Einige Versuche Über Radio-
phonie, ausgeführt von Eugenio Sonk*
mola. 380.
Czike, Franz, und Andreas Paller. Elektrische
Vorrichtung, mittelst welcher jede Uhr
in eine Signal- oder Weckuhr umge-
staltet werden kann. 560.
Dähne, F. Vortrag über Tesla'sche und
Hertz'sche Versuche. 562.
Dechant, Prof. J. Ueber magnetische Ver-
zögerungen in Eisenkernen in Folge
periodisch wechselnder magnetisirender
Kräfte. 465.
Dentzler, Dr. A. Annuaire de TAssociation
Suisse des ^ectriciens. 565.
D^ri, Max. Herstellung eines Drehfeldes
durch Einphasen- Wechselströme. 374.
Eberling, Dr. A. Ueber die Unzulässigkeit
des Vernickeins elektrischer und ma-
gnetischer Apparate. 305.
Egger & Comp., B. Centralstationen in
Oesterreich. 281, 294.
— Zur Ausbreitung der elektrischen Be-
leuchtung und Kraftübertragung in
Oesterreich-Ungam. 560,
Egger, Ernst. Ueber elektrische Eisenbahnen.
271.
Elektricitäts - Actien - Gesellschaft vormals
Schuckert & Comp. Die Central-Anlage
in Budapest. 49.
Elektrotechnischer Verein in Wien, Der. Vor-
schläge für die Verbesserung der Ver-
kehrseinrichtungen in Wien durch Ein-
führung des elektrischen Betriebes. 489.
Exler, Carl, Hauptmann. Militärische Würdi-
gung der elektrischen Eisenbahnen. 70.
Fein, C. & E. Stuttgart. Prospect Nr. 58
614.
XV
Feldmaon, Clareace Paal. Wirkungsweise,
Prdfoog and Berechnnng der Wechsel-
strom-Trmnsformatoren. 390.
Ferrmris, Galileo. Ueber einen fyochronen
Wechselstrom- Elektromotor. 308, 349.
Föppl, Dr. A. Einftthmng in die Maxweil-
•che Theorie der Elektridtät. 390.
Frennd, S. Elektrische Centrale in Odessa.
435.
Frick, Otto. Ein vereinfachtes Verfahren snr
Berechnnng der Stromvertheilang in
Leitungsnetzen. 265, 290, 318.
Ganz & Comp. Ausnutzung der Kerka* Fälle
in Dalmatien. 67.
General Electric Company of America. Die
Kraftübertragung mittelst Dreiphasen-
stromes in Californien. 52.
Gorini, Dr. Const. Die Elektridtät im Dienste
der öffentlichen Gesundheitspflege. 227.
Goyer^Zeller, Ad. Ein Jnngfraubahnproject.
611.
Haberlandt, Prof. Blitze auf Java. 307.
Handels- nnd Gewerbekammer in Wien, Die.
Bericht über die Industrie, den Handel
und die Verkehrsverhältnisae in Nieder-
Oesterreich wählend des Jahres 1893.
478.
Hartmann & Brann. Elektrische Messapparate.
437.
Hartwig, Baumeister. Dresden. Der elektrische
Strom als Licht und Kraftquelle. 196.
Hasselblatt A. Ueber die im St. Petersburger
Technologiseken Institut eingeführten
Material- und Maassbezeichnungen. 390.
Hellrigl, Hans v. Die elektrische Anlage
in Weiz bei Graz. 457.
— Die Ausnutzung der Wasserkraft des
Wnnobaches in Mtthlau bei Innsbruck.
634.
Hiecke, Dr. Richard. Zur Ermittlung des
Elrdschlusswiderstandes durch Spannuogs-
messnngen. 187.
Hicks-Troy Electric Door Co. Elektrischer
Thüröffner. 50.
Hoor, Dr. Moriz. Isolations-Materialien und
die Isolation höherer elektromotorischer
Kräfte. 51.
Internationaler Congress für Hygiene und
Demographie, VIII. 74.
Internationale ElektricitäU - Gesellschaft in
Wien. Eine elektrische Centralstation in
Fiume. 222.
— Internationale Ausstellung Wien (Ro-
tunde). 278.
— Eine elektrische Anlage in Buccari bei
Fiume. 385.
Internationaler Elektrotechniker-Congress in
Chicago 1893. Bericht über die Fest-
stellung der Einheiten für elektrische
Maasse. 14.
— Regulativ betreffend die elektrischen
Bahnen. 17.
Jahr, Rudolf H., und Carl F. Schöller. An-
kerbewegung für elektrische Apparate,
bei welchen die bewegende Kraft wäh-
rend des ganzen Weges dieselbe bleibt.
532.
Jelen, Franz. Elektrisches Färbeverfahren.
129.
Jona, E. Eine iulienische Glühlampe. 128.
Jura-Simplon-Bahn. Elektrische Beleuchtung
der Züge. 71.
Kapp, Gisbert. Die Kosten der Leitung für
verschiedene Systeme der Kraftüber-
tragung. 100.
— Elektrische Wechselströme. 565.
Kareis, Josef. Stadtrathssitzuog in Wien am
25. Jänner 1894. 95.
— Umschalter für interurbane Linien in
Belgien. 417.
— f Hermann Helmholtz. 502.
— Ausstellung von Kleinmotoren in Prag.
513.
— Telephon Wien-Berlin. 636.
Kaufmann, Her man. Elektrische Wechsel-
ströme von Gisbert Kapp. 536.
Keller, Victor Otto. Die elektrischen An-
lagen in Spital a. d. Drau. 585.
Klose, Gustav. Das städtische Elektricitäts-
werk Znaim. 333.
Kosak, Georg. Einrichtung und Betrieb der
für landwirthschaftliche und der als
Motoren der Klein- und Grossindustrie,
sowie elektrischer Lichtmaschinen die-
nenden Locomobilen. 565.
Kratzert, Heinrich. Polbestimmung. 270.
— Grundriss der Elektrotechnik. 285, 537.
Kremenezky, Mayer & Comp. Wien. Die
elektrische Beleuchtung im Palais des
Khedive, Cairo. 50.
Krüger, E. A. Die Herstellung der elektri-
schen Glühlampe. 538.
— Zur Frage der elektrischen Strassen-
bahnen. 614.
Langbein, Dr. G. Die Anwendung von Cu-
procuprisnlfit für galvanische Kupfer-
bäder. 52.
Larden, Walter. Elektrische Erscheinungen
auf dem Matterhorn. 130.
Latschinow, Prof. D. A. Project der indu-
striellen Wasserstoff- und Sauerstoffge-
winnung auf elektrolytischem Wege. 338,
3^4, 382.
Lenz, Carl. Untersuchungen über den Wir-
kungsgrad von Motoren und Djmamo«
maschinen ohne Anwendung von Brems-
zann und Dynamometer. 352.
Lincoln, J. C. Der Schmelzpunkt von Kupfer-
drähten. 130.
Lindenberg, M. Das Arld'sche Drahtbund*
verfahren. 407.
Lloyd, Henry Herbert. Elektrodenplatten für
Sammelbatterien. 583.
Lueger, Otto. Lexikon der gesammten Tech-
nik xmd ihre Hilfswissenschaften. 412.
Luxenberg, Dr. M. Die Bogenlichtschaltungen.
412.
Maiss, Dr. Eduard. Aufgaben über Elek-
tridtät und Magnetismus. 28.
XVI
Metropolitan Traction Company, New- York.
PreisansschreibnDg aufsein gotes Strom-
zuftthrungssystem für Stras&enbahnen.
lOI.
Miller, Oscar y. Das Elektridtätswerk für
die Stadt Nürnberg. 286.
Mixa, W. Eine Taschen-Boussole^ftir Tele-
graphen-Anfsichtsorgane. 450.
Mix & Genest. Anleitnog zum Bane elek-
trischer Hanstelegraphen-, Telephon-
und Blitzableiter-Anlagen. 538.
Müller, Arthur. Ueber den Einflass der Er-
wärmung der MagnetwickeloDgen bei
Dynamomaschinen auf die Tonrensahl
der letzteren. 324.
Münch, Oberpostrath. Ueber die Indaction
in Fem.'prechleitnngen. 529, 557.
Neureiter, Ferdinand. Die Vertheilnng der
elektrischen Energie in Beleuchtungs-
anlagen. 173.
Nicolai, Otto. Zur Lösung der Aluminium-
löthfrage. 432.
Niederländische Gesellschaft zur Förderung
der Industrie. Preisausschreiben betreffend
Ansammlung von elektrischer Arbeits-
kraft durch Windmühlen. 103.
Nissl, Franz. Selbstthätiger Fernsprech-Um-
schaller. 325.
Oesterr. Ingenieur- und Architekten - Verein.
Grundzüge einer einheitlichen Benennung
für Eisen und Stahl. 72.
Fohl, Franz. Elektrischer Sicherheitsapparat
mit Kugelcontact. 306.
Prasch, A. Neue Signalcontrole. 159, 184,
393.
Puluj, Dr. Johann. Ueber die elektrische
Induction. 586.
Puptn, J. Untersuchung der Stromcurve von
Wechselströmen mit Hilfe der Resonanz.
506.
Hasch, Dr. G. Elektrische Bahnen mit ober-
irdischer Stromzuführung. 370.
Rosas, Dr. R. v. Entwurf eines Patentge-
setzes und Gesetzes zum Schutze von
Gebrauchsmustern. 139.
Rühlmann, Dr. Richard. Grundzüge der
Elektrotechnik. 412.
Back, J. Der Telephonbetrieb mit Klappen-
schränken und Vielfachumschalter. 131.
Sahulka, Dr. Joh. Bogenlicht-Dynamos auf
der Weltausstellung in Chicago. 204,
245-
— Erklärung des Ferranti'schen Phänomens.
427.
— Messung der Capacität von Conden-
satoren mit Wechselstrom. 444.
— Pupin's System der Multiplex-Telegraphie
mit Hilfe der elektrischen Resonanz.
508.
— Methode der graphischen Darstellung
der Stromcurve veränderlicher Ströme.
Von Albert Crehore. 521.
— Untersuchungen über den elektrischen
Lichtbogen. 547, 569.
Sauer, Fried., und Carl Hentzschel. Elektri-
scher Alarmapparat für Thüren, Geld-
schränke, Fenster u. dergl. 559.
Sauter, Prof. F. Ueber Kugelblitze. 606.
Schebesta, F. Ueber Relaisbau. 623.
Schöller, Carl Ferdinand, nnd Rudolf H. Jahr.
Ankerbewegung für elektrische Apparate,
bei welchen die bewegende Kraft
während des ganzen Weges dieselbe
bleibt 532.
Schwdger-Lerchenfeld, A. v. Vom rollenden
Flügelrad. 28, 78, 309, 437-
Scott, Charles F. Kraftübertragung mit mehr-
phasigem Wechselstrom. 441.
Severin, Clem. Polytechnische Bibliothek IIL
Se verin - Weiler • Dynamomaschine. 5 90.
Seydel, A. Führer durch die technische Lite-
ratur. 539.
Siemens & Halske. Das Elektricitätswerk in
Capstadt. 26.
— Die Drehstromanlage am Erzherzog
Albrechtschachte. 224.
— Die Bedingungen für die Lieferung von
elektrischem Strom aus den Leipziger
Elektricitätswerken. 226.
Skucek, Stanislav. Elektrisches Färbever-
fahren. 129.
Snell, Albion T. Neuere Uebertragnng von
Wasserkräften. 100.
Stadtbauamt Wien. VIL Bericht über die
Beleuchtung nnd Ventilation der Räum-
lichkeiten im Rathhanse während des
8. Betriebsjahres. 121.
Stadt kölnische ElektricitäUwerke. Bericht
über den Betrieb. 44.
Stern, Julius. Das Fenermeldewesen in Wien.
191, 217, 255, 275.
Strauss, O. £. Accumulatoren'in der Central-
station ,,Sawitzky & Strauss^ in Kijew.
5SL
Strecker, Dr. Cari. Fortschritte der Elektro-
technik. 77.
Stricker, Dr. S. Ueber strömende ElektridUt.
369.
Taquet, Henry. Verfahren zur Darstellung
von Barium- nnd Strontiumoxyd anf
elektrischem Wege. 228.
Teichmüller, J. Ueber die specifische Lei-
tungsfähigkeit des Kupfers; ein Vor-
schlag zur Einführung einer einheitlichen
Bezeichnungsweise. 470.
Tesla, Nie. Mechanischer und elektrischer
Osdllator. 90.
Toepler, Dr. M. Ueber die mit vlelplattigen
Influenzmaschinen erzeugten elektrischen
Condensatorschwingungen in ihrer An-
wendung auf die sogenannten Tesla-
schen Versuche. 595, 617.
Tolomei, G. Ueber die Entstehung des Ha-
gels. 304.
Union Elektricitäts- Gesellschaft Berlin. Die
elektrische Bahn in Remscheid. 283.
Urbanitzky, Dr. A. Ritter von. Die Elek-
tricität im Dienste der Menschheit. 308,
461, 613.
XVII
Vianneo, Gerhard Wilhelm ▼. Elektrische
Weckenuilage. 74.
Waddel - Entz Comp. Accumulatoren in
Amcrik«. 52, 377.
Waite, Charles Nelson. Verbessertes Dia-
phragma für in der Elektrolyse verwen-
dete Zellen. 77.
Weber, Prof. Dr. H. F. Energie - Ueber-
tragnng LaufFen>Frankfurt. 302.
Wehr, Oscar. Das Morse - Relais als Tele-
phon. 406.
~ Die Telephonanlage im Arlbergtunnel.
481.
Weiler, Prof. W. Der praktische Elektriker.
590.
Wellner, Prof. Georg. Segelrad für Flugma-
schinen. 361.
Wiesengrond, Bernhard. Die Elpktricitäf,
ihre Erzengang, praktische Vervreodang
und Messung. 53.
Wilke, Arthur. Vademecum für Elektro-
techniker. 102.
Zetzsche, E. Der Doppel gegensprecher für
Dynamobetrieb von F. W. Jones. 20,
40.
— Actenstücke über den Telegraph von
Gauss & Weber vor 1833. 74.
— Der „Erinnerer* von P, B. Delany. 170.
— Telephon mit zwei schwingenden Platten,
von S. D. Field. 221.
Ziani de Ferrante, Sebastian. Verbesserungen
an Elektricitätszählern. 337.
Zinner, Maximilian. Zur Frage der elek-
trischen Strassenbahnen. 563, 598.
Druck von R. Spies & Co. in Wien.
Zeltschrift für Elektrotechnik.
XII. Jahrg.
1. Jänner 1894.
Heft I.
VEREINS-NACHRICHTEN.
ObronHi des Yerelnes.
29. November. — Vcreins-
V er Sammlung. Vorsitzeoder Hof-
ratb Volkmer.
Der Redacteur dieser Zeitschrift,
Baurath Kareis, ergreift das Wort,
am dem am ii. November 1893 zu
London verstorbenen Vereinsmitgliede
and hervorragenden Elektrotechniker
Anthony Reckenzaun dnen Nach-
ruf zu halten.
Reckenzaun ist im Jahre 1850
io Graz geboren.*) Im Jahre 1872
ging er nach England, wo er sich
bald einen hervorragenden Ruf unter
den englischen Ingenieuren zu er-
werben wusste. Er führte sich gleich
mit einer l^esonderen technischen
Leistung ein, die einen Beweis seiner
Tächtigkeit lieferte.
Eine in grossen Dimensionen
coostruirte Maschine versagte, und
selbst die erfahrensten englischen
Ingenieure konnten sie nicht in Gang
bringen. Reckenzaun, vor diese
Aufgabe gestellt, löste sie in über-
raschender Weise. Ende der Siebziger-
jahre hörte er Vorlesungen über
Elektrotechnik bei Prof. Ayrton.
Bei der Pariser Weltausstellung ver-
trat er die Faure Accumülator
Company. Nach London zurück-
gekehrt, baute er seine eigenen
Accumulatorcn, Viele Untersuchungen
über elektrisches Transportwesen hat
er der elektrotechnischen Welt sowohl
in Vorträgen, als auch in Abhand-
lungen mitgetheilt. Recken zäun hat
uns auch Lehrbücher hinterlassen,
so ^Electric traction* und andere.
Der Vortragende hebt noch die
warme Anhänglichkeit hervor, die
*) Vergl. Heft XXIV, 1893, S. 596.
der Verstorbene für sein Vaterland
bis an sein Ende hegte und bei
vielen Gelegenheiten zu erkennen gab.
Die Versammlung erhebt sich
zum Zeichen der Trauer.
Hierauf ertheilt der Vorsitzende
das Wort Herrn Docenten Dr. J.
Sahulka zur Abhaltung seines Vor-
trages: „Ueber die Aufstellung
der Westinghouse Electric and
Manufacturing Co. in Chicago.*'
Der Vortragende gab zunächst
einen kurzen Ueberblick über die
Ausstellung der Westinghouse
ElectricandManufacturingCo.
in Chicago und besprach hierauf
eingehend die grosse Central-Station,
welche diese Firma in der Maschinen-
balle der Weltausstellung errichtet
hatte. Dieselbe verdient dadurch be-
sonderes Interesse, dass an dieselbe
189.600 Lampen i 16 K. ange*
schlössen werden konnten, so dass
sie die grösste in der Welt war.
In dieser Station waren aufgestellt:
1 2 grosse Doppelmaschinen ä 1 000 PiS,
welche zweiphasigen Wechselstrom
lieferten (2200 V., 2 mal 200 A.,
60 Per.), 2 kleinere Maschinen, welche
einfachen Wechselstrom lieferten
(2000 V., 100 A., 133 Per.), I grosser
Gleichstrom-Generator von 750 PS
(500 V.). Der Erregerstrom für die
kleineren Wechselstrom-Generatoren
wurde von 2 kleinen Dynamos ge-
liefert, der für die 12 grossen Doppel -
maschinen von 3 Compouod-Dynamos
zu je 100 PS, die eine Klemmen-
spannung von 250 V. hatten und
parallel geschaltet wurden. Die
12 grossen Wechselstrom-Maschinen
waren ausser durch Gleichstrom
noch durch commutirten Wechsel-
strom erregt, so dass sie bei Voll-
belastung dieselbe Klemmenspannung
1
hatten, wie bei offenem Scbliessongs«
kreise. Der Strom wurde an 40 Fee-
ders abgegeben, die in beliebiger
Weise mit den Maschinen verbunden
werden konnten. Jeder Feeder ver-
sorgte einen getrennten Bereich mit
Licht. Im Centrum des Rereiches
wurde der Strom auf 1 10 V. trans-
formirt. Die Spannungsverluste in
jedem Feeder wurden durch einen
in denselben eingeschalteten Stil-
well Regulator ersetzt. Ein Volt-
meter mit Compensator, das an
jeden Feeder angeschlossen war, ge-
stattete die Spannungsdtfferenz zu
beobachten, welche an dem entfernten
Vertheilungs-Centnim herrschte. Mit
Hilfe des Stilwell-Regulators wurde
diese Spannungsdifferenz constant
erhalten. Der Vortragende besprach
eingehend das Schaltbrett, die von
der Westinghouse Co. gegen-
wärtig angewendete Form des
Compensators und Stilwell-Regulators,
den Bühnen*Regulator, das System
der Schaltung von Glühlampen in
Serie, sowie die von der Westing-
house Co. ausschliesslich verwen-
deten Stöpsellampen von Sawyer-
M an.
Herr Director Ross bemerkte
nach Schluss des Vortrages, dass
einige der von der Westinghouse
Co. angewendeten Apparate von dem
anwesenden Vereinsmitgliede, Herrn
Director D6ri erfunden seien.
Der Vorsitzende sprach dem
Vortragenden den Dank für den mit
grossem Beifall aufgenommenen Vor-
trag aus und schloss die Versamm-
lung.
5. December. — Sitzung
des Vortrags- und Excursions-
Comit^.
6. December. — Vereins-
versammlung.
Der Vorsitzende, Präsident V o 1 k-
m e r, macht Mittheilung von der
dem eifrigen Vereinsmitgliede Oberst
P e y e r 1 e durch Verleihung der
eisernen Krone zu Theil gewordenen
Auszeichnung und knüpft daran die
besten Glückwünsche, die von den
Anwesenden mit lebhaftem Beifalle
begleitet werden. Der Vorsitzende
fordert weiters zu recht zahlreicher
Theilnahme an der Excursion zur
Besichtigung der Einrichtungen des
k. u. k. Eisenbahn- und Telegraphen-
Regimentes in Korneuburg auf.
Oberst Peyerle spricht seine»
Dank für die ihm bereitete Ovation
aas, die er aber nicht für seine
Person allein in Anspruch nehmen
will, sondern auch als eine An-
erkennung für das unter seiner Leitung
stehende Telegraphen - Bureau des
Generalstabes auffasst.
Ingenieur Böhm-Raffay er-
hält das Wort zur Abhaltung des
angekündigten Vortrages : „U e b e r
Bli t zschutz- Vorr ichtungen'^.
Der Vortragende bemerkt zunächst»
dass er dieses Thema gewählt habe
in der Erwägung, dass die darauf
bezüglichen Arbeiten nicht allgemein
zugänglich und öfters auch nicht voll-
kommen klar gehalten seien« Auf den
Gegenstand übergehend, hebt er her-
vor, dass die Apparate zum Schutze
gegen atmosphärische Entladungen
derart angeordnet sein sollen, das»
sie dem oscillatorischen Charakter
der ßliuentladungen (Wechselstrom
von hoher Frequenz) Rechnung tragen.
Es sollen also in dem vom Blitz zu
nehmenden Wege nicht Leiter vo»
grosser Selbstinduction eingeschaltet
sein; andererseits schützen sich Be-
triebs-Apparate mit grossem induc-
tivem Widerstände von selbst und
kann der Schutz durch Vorschalteo
einer Selbstinduction noch erhöht
werden. Die Bahn, die dem Blitze
angewiesen wird, enthält bei fast
allen Vorrichtungen eine Funken-
strecke, welche schon vor der eigent^
liehen disruptiven Entladung des
Blitzes in Folge des hohen Fotential-
unterschiedes der Elektroden (deren
eine mit der Linie, die andere mit
der Erde verbunden ist) mit los»
gerissenen, leitenden Theilchen er-
füllt ist, demnach dem Blitze einen
verhältnissmässig geringen Widerstand
darbietet.
Von den Apparaten der Schwach-
stromtechnik sind die ältesten die
Blitzplatten, die zuerst in Form von
Metallelektroden angewendet wurden..
Um die durch Zusammeoscbmelzea
der Platten eotsteheoden Betriebs-
störuogen zu vermeiden» wird zwischen
dieselben eine isolirende Schichte ge-
schoben. Denselben Zweck soll auch
die Einschiebung einer Patrone mit
einem Explosivstoffe erfüllen (Voigt
& Haeffner). Ein anderes der-
artiges Mittel ist das Ueberziehen
der Platten mit einer schlecht schmelz-
baren Mischung von Eisen und Graphit.
Sehr gut bewährt haben sich die
zuerst in England benützten Platten
aus gepresster Kohle, die den eben
erwähnten Uebelstand nicht besitzen
und in Folge ihrer rauhen Oberfläche
eine Saugwirkung ausüben, demnach
dem Auftreten höherer elektrischer
Spannungen für gewöhnlich vor-
beugen. Unter den hierher gehörigen
Apparaten, wie solche von Siemens^
Cseh, Kohlfürst u. A. herrühren
und die sich hauptsächlich durch die
Form der Elektroden von einander
unterscheiden, ist besonders derjenige
von Kohlfürst zu nennen, welcher
zwei zugespitzte Kohlenstäbe als Elek-
troden in einer mit einem Gemisch
von Holzkohle und Magnesia gefüllten
Glasröhre enthält; dieses Gemisch
ist für gewöhnlich nicht leitend, so
dass der Betriebsstrom dasselbe nicht
passirt, wird aber bei Durchgang
des Blitzes glühend und leitend, um
sofort darauf wieder zu erkalten.
Den Betriebsapparaten sind Spulen
aus dünnem Neusilberdraht vorge-
schaltet. Eine Anzahl von Apparaten
(Lodge etc.) sind ohne Funken-
strecke und so eingerichtet, dass
die Blitzentladung das Abschmelzen
eines Drahtes bewirkt, wobei dafür
gesorgt ist, dass nach Abschmelzen
eines Drahtes sofort wieder ein
andererselbstthätig eingeschaltet wird.
Die Blitzableiter für Stark-
strom-Anlagen sind meistens
amerikanischen Ursprungs. Das in
Amerika stark verbreitete System
elektrischer Bahnen mit Rückleitung
durch die Schienen macht die An-
wendung solcher Apparate unab-
weislich. Diese Vorrichtungen be-
nützen auch fast alle eine Funken-
strecke für den Durchgang der Blitz-
entladung ; zum Unterschiede von^
den Schwachstrom-Apparaten muss
Vorsorge getroffen werden, dass der
Maschinenstrom der Blitzentladung
nicht nachfolgen kann, dass also
nicht dauernd ein Lichtbogen stehen
bleibt. Das wird entweder erzielt
durch selbstthätige Ausschaltung des
vom Blitz passirten und Einschaltung
eines anderen gleichen Apparates
oder durch selbstthätige Unter-
brechung des Lichtbogens nach
stattgehabter Blitzentladung. Der
Vortragende bespricht eine grosse
Anzahl solcher Blitzschutz -Vorrich-
tungen sehr eingehend, doch dürfte
ohne Wiedergabe von Zeichnungen
eine detail lirte Beschreibung der-
selben nicht gut möglich sein.
Hervorzuheben wäre das für die
Elektroden angewendete non*arcing
metal der Westinghouse Co.,
das in Folge seiner Beschaffenheit
das Stehenbleiben des Lichtbogens
nicht gestattet. Bei den App>araten
der Fort Wayne Co., der Union
El. Co. und der Standard El. Co.
wird die Unterbrechung des Licht-
bogens bewirkt durch die Anziehung
eines mit der einen Elektrode ver-
bundenen und bei auftretender Blitz-
entladung magnetisirten Eisenkernes
oder -ankers; im Gegensatze dazu
geschieht dies bei einer Vorrichtung
der Westinghouse Co. durch
Loslassen eines im gewöhnlichen Be-
triebe vom Maschinenstrom magneti-
sirten und in Folge der Blitzentladung
entmagnetisirten Kernes. Das Ablenken
und schliessliche Ausblasen des Licht-
bogens durch ein magnetisches Feld
wird von Thomson-Houston
und von der Western El. Co.
benützt (bei der Anordnung der
letzteren Compagnie ist das wirk-
same Feld das Streuungsfeld der
Maschine selbst). Im Keyston e-
Arrcster der Westinghouse Co.
sind die Elektroden in einem luftdicht
geschlossenen Gehäuse angebracht,
die mit der Erde verbundene fix,
die beiden mit den Leitungen ver-
bundenen beweglich. Durch die bei
der Bliuentladung auftretende starke
Erwärmung wird die Luft in dem
1*
Gehäuse ausgedehot uod dadurch
eine solche Bewegung der Elektroden
bewirkt, dass Unterbrechung des
Funkens ehitritt. Eine isolirte Stellung
in der Reihe der Blitzschuuvor-
richtungen nimmt der Tank-Arre-
st er derselben Compagnie ein,
welcher keine Funkenstrecke enthält,
sondern directe Ableitung des Blitzes
tu einem Wasserreservoir gestattet;
die Maschine ist durch eine Reihe
von Inductionsspulen geschützt. Der
Apparat wird nur während eines
Gewitters eingeschaltet.
Vice -Präsident Grünebauro
dankt dem Vortragenden fär seine
interessanten mit lebhaften Beifall
aufgenommenen Mittheilungen im
Namen des Vereines und insbesondere
im Namen des Vortrags-Comites.
ll.December. — Sitzung \
des Juri sten-Comi tes „Wegen
Aufstellung gesetzlicher Be-
stimmungen zu r Ermögiichung
des Baues und Betriebes von
Starkstrom -Fernlei tun gen**.
13. December. — 34. E x-
cursion: „Besichtigung der
elektrischen Einrichtungen
des k. u. k. Eisenbahn- und
Telegrap h en -Regi mentes in
Kor neubu r g".
Von der gütigen Erlaubniss des
Herrn Oberst Carl T r a p p e 1, Comman-
danten des k. u. k. Eisenbahn- und
Telegraphen -Regimentes in Kor-
neuburg Gebrauch machend, be-
sichtigten die zahlreich erschienenen
Vereinsmitglieder am 18. December
V. J. daselbst die elektrotechnischen
Einrichtungen dieses Regimentes.
Die Theilnehmer dieser Ex-
cursion wurden schon am Bahnhofe
in Komeuburg seitens mehrerer
Herren Officiere mit ihrem Herrn
Oberst an der Spiue begrüsst und
in die Kaserne geleitet. In dem
elektrisch beleuchteten Hofe der-
selben harrte ihrer der herzliche
Empfang seitens aller übrigen Herren
Olficiere des Regimentes.
Nach diesem Empfange wurde
zur Besichtigung der in das Programm
zunächst einbezogenen mobilen elektri-
schen Beleuchtungsanlage geschritten.
Dieselbe wurde seinerzeit von
dem elektrotechnischen Etablissement
F. Kfiiik in Prag - Karolincntbal
bezogen und umfasst sechs Bogen-
lampen in Serienschaltung ; diese
Lampen entnehmen den Strom einer
Andring- Serienmaschine, welche von
einer^ gleich dem Dampfkessel vertical
stehenden schnell laufenden Zwillings-
Dampfmaschine von 6 HP mittelst
Riemens angetrieben wird.
Von den sechs Bogenlampien
waren fünf in Function; die sechste
befand sich im vollkommen zerlegten
Zustande verpackt in einem Bei-
wagen ; diesem entnommen, wurde
an derselben vom Herrn Ober-
lieutenant Rudolf Die m gezeigt, wie
rasch eine solche montirt werden
kann; gleichzeitig erfolgte unter
Anleitung des genannten Herrn
Officiers seitens einer Corapagnie-
Abtheilung die Aufstellung des
zugehörigen, ebenfalls in seine Be-
sundtheile zerlegt gewesenen Lampeo-
mastes. Das alles vollzog sich in der
kürzesten Zeit und mit bewondcrungs-
würdiger Ruhe.
Hierauf erfolgte die Besichtigung
von Stations- und Materialwagen,
welche in mustergiltigen Formen und
sehr schön zusammengestellt, bezw.
geordnet, alles das enthalten, was
zum Baue von Feldtelegraphen-Linien,
sowie zur Activirung und zum Be-
triebe von Telegraphen- und Telephon-
stationen nothwendig ist. Herr Haupt-
mann Kalliwoda gab daselbst in
klarster Weise die nothwendigen Er-
läuterungen.
Eine Fortsetzung derselben fand
im , Apparatsaale* statt, woselbst die
einzelnen Telegraphen- und Telephon-
apparate in übersichtlicher Weise
und zum Theil im Betriebe zu sehen
waren und vom Herrn Hauptmann
Kalliwoda eingehend besprochen
wurden.
Die Telegraphenstationen, sowohl
ältere als auch neuere Constructionen,
sind durchwegs in einer gefälligen
und compendiösen Form ausgeführt;
die crsteren lassen in einfacher Weise
die Schaltung auf amerikanischen
Ruhestrom imd auf Arbeitsstrom,
letztere überdies noch auf grewöhn-
liehen Ruhestrom zu.
Sehr interessant sind die Ein-
richtungen der Feldtelephonie, ins-
besondere die phonischen Apparat-
systeme und Mikrophoncassetten der
Ca vallerie -Abtheilungen,
Im ^Schulzimmer der Tele-
graphen-Schule" und im ^Schul-
zimmer der Einjährig-Freiwilligen",
sowie im Saale für den „Telephon-
curs*, welche die weiteren Programm-
punkte in der Besichtigung dieser
äusserst lehrreichen Einrichtungen
des Regimentes bildeten, sahen die
Tbcilnehmer der Excursion Ein-
richtungen und Hilfsmittel zur
Förderung ' des theoretischen und
praktischen Telegraphen- und Tele-
phon-Unterrichtes, bei welchem in
äusserst kurzer Zeit thatsächlich
Ueberraschendes erlernt wird.
Einen ausserordentlich hohen
Grad von Interesse nahm das „Be-
triebszimmer" in Anspruch. Dasselbe
iät nach einem Muster der Kaiser
Ferdinands - Nordbahn eingerichtet :
Im Hintergrunde sind zwei in Be-
wegung gedachte EisenbahnzOge
durch die Zugsspitze auf einem und
durch den Signalwagen auf einem
zweiten Geleise bildlich in ^/^q der
natarlichen Grösse dargestellt und
für den praktischen Anschauungs-
unterricht durch wirklic*he Zugssignal-
mittel ergänzt.
Zwei complete Telegraphen-
und Sis^alatationen, die eine am
Anfange, die andere am Ende des
geräumigen Saales postirt, durch
stromführende Leitungen mit einander
verbunden , veranschaulichen zwei
Nachbarstationen. Was zwischen zwei
Stationen an Signalmitteln für den
Zugverkehr erforderlich, ist hier ge-
treulich und in natürlicher Grösse
zur Anschauung gebracht. Weichen-
signale, Distanzsignale mit akustischer
Controle, Wächterhaus-Läutewerke
u. a. m.
Herr Oberlieutenant Bartosch
erklärte an der Hand aller dieser
Einrichtungen in klarer und überaus
leicht fasslicher Weise den Gang
des praktischen Unterrichtes und
fand lebhaften Beifall seitens der
Vereinsmitglieder»
Den letzten Programmpuok^
bildete die Besichtigung des Officiers-
casino. Auf dem Wege dahin
wurden den Mitgliedern noch einzelne
Ubicationen der Mannschaft und unter
anderem auch der Turnsaal gezeigt
und alle hatten über das Gesehene
nur eine Stimme des Lobes und der
Anerkennung.
Aber geradezu mit Bewunderung
wurde das Tusculum der 'Herren
Officicrc, nämlich ihr Casino in Augen^-
schein genommen. Die einzelnen Ein-
rTchtungsstücke dieses mehrere Räume
umfassenden Locals, wahre Pracht-
stücke der Malerei und der Kunst«
tischlerei, sind sowohl hinsichtlich
der Entwürfe als auch der Ausführung
durchwegs eigene Erzeugnisse des
Regimentes.
Die Vereinsmitglieder waren von
dieser Excursion hoch befriedigt und
der Vicepräsident des Vereines, Herr
Hauptmann Grünebaum, entsprach
nur den Empfindungen jedes einzelnen
Theilnehmers, als er dies dem Comman-
danten des k. u. k. Eisenbahn- und
Telegraphen- Regimentes HerrnOberst
Trappel und seinem Officierscorps
im Namen des Vereins zum Ausdruck
brachte und ihm für die Erlaubniss
zur- Besichtigung der interessanten
und mustergiltigen Einrichtungen
wärmstens dankte.
So wie der Empfang, war auch
der Abschied von dieser Stätte
emsigen Zusammenwirkens ein sehr
liebenswürdiger und fand eigentlich
erst am Bahnhofe von Korneuburg^
bis wohin die Herren OfOciere dea
Vereinsmitgliedern das Geleite gaben,
seinen Abschluss.
14. December. — Sitzung
des Redacti ons-Comit6.
18. December. — A u s-
schusss i tz ung.
ProgramiD
für die Vereinsversammlungen
im Monate Jänner 1894.
3. Jänner. —Vortrag des
Herrn Director Josef Kolbe:
„Ucber die Wiener Centralen
der Allgemeinen österreichi-
schen Elektricitäts - G e 8 e 1 1-
schaft".
lO. Jänner. — Vortrag des
Herrn Docenten Dr. Hugo
Strache: ^lieber Wassergas-
und elektrische Beleuchtung^
(mit Demonstrationen).
17. Jänner. — Vortragdes
Herrn Professor Johann De-
chant: „Ueber magnetische
Verrögerungen in Folge von
Wechselströmen und deren
experimentellen Nachweis**.
(Dieser Vortrag findet im Physiksaale
der Staats-Oberrealschuie, IL, Vereint-
gasse ax, statt.)
24. Jänner. — Vortrag
des Herrn K. Pichelmayer, In-
genieur der Firma Siemens und Halske
in WMen: ^Ueber elektrische
Strasse 9b ahnmotoren.**
31. Jänner. — Vortrag
des Herrn G. Metz, Ingenieur
der Firma Deckert & Homolka in
Budapest: „lieber neue Tele-
phon-Schaltungen** (mit De-
monstrationen).
Neoe aitgUeder.
Auf Grund Statuten massiger Auf-
nahme traten dem Vereine die nach-
stehend genannten Herren als o r d ent-
lich e Mitglieder bei :
S p a i i I Frans, technischer Beamter
der Actien-Gesellschaft fär Gas
und Wasser, Wien.
Hahn, Dr. Carl von, Wien.
M a s a 1 Cornel, Ingenieur, k. k. Bau-
adjunct in der technischen Ab-
thcilung der k. k. Post- und
Telegraphen-Direction Graz.
D a n d o r August, k. k. Bau-Eleve
bei der k. k. Staats-Telephon-
Centrale, Prag.
K r i m m e 1 Carl, k. k. Bauadjunct
bei der k. k. Staats-Telephon-
Centrale, Prag.
Schleifer Dietrich, k. k. Baa-
Eleve bei der k. k. Post- und
Telegraphen-Direction Prag.
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, Oerlikon.
Die Theorie dieser Motoren hat mit derjenigen der Transformatoren
viel Verwandtes. Ich l>enütze bei der Entwicklung der Theorie eine
graphische Darstellung, die ich in „The Electrical World" vom 13. Mai 1893
in Anwendung auf Mehrphasen-Motoren veröflfentlicht habe. Diese Dar-
stellung ermöglicht die Theorie der Ein- und Mehrphasen-Motoren in
elementarer Weise abzuleiten und die Berechnung der Wechselstrom-
Motoren so einfach zu gestalten, dass dieselben mit derselben Sicherheit
wie Gleichstrom-Motoren entworfen werden können.
I. Die Mehrphasen-Motoren.
Die Mehrphasen-Motoren haben das Vermögen aus der Ruhelage
mit Zugkraft anzugehen, es ist das einer der wesentlichsten Vorzüge der
Mehrphasen-Motoren gegenüber den einphasigen Motoren. Bei dem Ent-
würfe von Mehrphasen-Motoren liegt nun eine besondere Schwierigkeit
darin, dieselben so zu dimensioniren, dass beim Anlaufe eine im Ver-
hältniss zum Wattverbrauche grosse Zugkraft erzeugt wird, und zwar
deswegen, weil sich die Bedingungen für den Anlauf mit grosser Zugkraft
und für den Arbeitsgang mit grossem Wirkungsgrade zum Theil wider-
sprechen. Ich werde daher zunächst untersuchen, von welchen Bedingungen
<lie Anzugskraft oder das Anzugsmoment des Motors abhängt und setze
dabei voraus, dass sowohl das inducirende oder primäre als das indudrte
oder secundäre System in der Ruhelage festgehalten werde.
Als Beispiel soll ein Dreiphasen- oder Drehstrom-Motor angenommen
werden« In Fig. i ist ein solcher Motor schematisch dargestellt, derselbe
ist zweipolig imd die Winkel der drei Phasen I, II und III sind o^, 1 20^
und 240®. Die Feldwicklung; besteht aus 6 Spulen, zwei gegenüber liegende
Spulen gehören zu derselben Phase, so dass die Phasendifferenz der
Ströme von zwei benachbarten Spulen 60^ beträgt. Der Anker oder
Inductor (A) enthält eine Anzahl in sich kijrz geschlossener Spulen. In
der Figur sind vier solche Spulen angenommen.
* offlT
Fig. I.
Der Winkel, den zwei benachbarte Spulen des Inductors miteinander
einschHessen, ist = — , \md die in denselben durch das Drehfeld inducirten
4
IC
Ströme haben daher eine Phasendifferenz, die = - und die Zahl der Phasen
4
ist = 4.
Es bezeichne allgemein:
E^ die Amplitude der primären E. M. K. zwischen den Enden einer
Phase (in Fig. i z. B. zwischen i und o und bei Dreieckschaltung
zwischen I imd II oder I und III);
^ =^ £1 : Y^ die mittlere E. M. K. ;
Jj die Amplitude des primären Stromes pro Phase;
J^ = Jj : |/^2 den mittleren Werth dieser Stromstärke;
Pj^ = 2 IC f4, worin Hj die Periodenzahl des Primärstromes pro Secunde;
Ij den Coöffidenten der Selbstinduction des primären Stromkreises
pro Phase;
Bj den Widerstand des primären Stromkreises pro Phase;
9i den Winkel der Phasenverschiebung zwischen J^ und E^\
JS\ die Anzahl Drähte pro Phase, auf dem dem Anker zugekehrten
Umfenge;
Wi der im primären Kupfer verbrauchte Effect in Watt;
m^ die Zähl der primären Phasen;
/ E2 die Amplitude der in einer secundären Phase inducirten E. M. K. ;
E^ = E^: 1/2 die mittlere E. M. K. ;
J2 ^i® Amplitude der zugehörigen Stromstarke;
J2 = J2: }/ 2 die mittlere Stromstärke;
P2 = — '■ — - die Winkelgeschwindigkeit der Ankerwindungen, wenn n^
die Tourenzahl des Ankers pro Minute (für zwei Pole);
X2 den Coöfficienten der Selbstinduction einer secundären Phase;
i?2 den Widerstand pro Phase ;
^2 den Winkel der Phasenverschiebung zwischen -Cg ^^^ *^2>
iVg die Anzahl Drähte pro Phase auf dem dem Felde zugekehrten
Umfange;
W2 der im secundären Kupfer inducirte Effect in Watt;
mg die Zahl der secundären Pliasen;
Äj die maximale Intensität pro cm^ desjenigen Magnetfeldes, welche
eine primäre Phase allein erzeugen würde;
h2 dasselbe für eine secundäre Phase;
H^ die Intensität des als homogen vorausgesetzten, resultirenden
primären Drehfeldes pro cm^;
H2 die Intensität des als homogen vorausgesetzten, resultirenden
secundären Drehfeldes pro crn^\
/2 die Fläche einer Ankerwindung in cm^]
M den Maximalwerth des CocfHcienten der gegenseitigen Induction
zwischen einer Phase der primären und einer Phase der secimdären
Wickelung ;
D das auf den Anker ausgeübte Drehmoment in Watt;
Wdie Leistung des Motors in Watt.
Wir machen die Voraussetzung, die Sättigung der Eisenkerne sei
so gering, dass die Coöfficienten jL^, X2 und M als constant angesehen
werden können. Unter h^ und H^ sind nur diejenigen Kraftlinien zu ver-
stehen, welche in den Anker eintreten. Die Stromstärken und die elektro-
motorischen ICräfte sollen eine einfache Sinusfunction der Zeit sein.
Die Feldintensitäten ^i dürfen den momentanen Stromstärken 4 = J^
sin pt proportional gesetzt werden. Unter der annähernd zutreffenden
Voraussetzung, dass sich die magnetischen Kräfte nach dem Gesetze des
Parallelogrammes zusammensetzen lassen, zerlegen wir die Conlponenten h^
in die Richtung von -zwei zu einander senkrechten Axen. In Anwendung
auf Fig. I erhdten wir für drei Phasen in der Richtung der X Axe
h^ sin p^t — h^ cos 60^ . sin (jp^t — 120^) — h^ cos 60^ . sin (p^t — 240^)
In der Richtung der Y Axe
Äi cos 30^ . sin (p^i — I20<^) — h^ cos 30^^ . sin (p^t — 240^)
=
3
2
h
. sin p^L
ce
120«)
— h^ cos 30^^
sin
(i>i«
=
3
2'
Äj . cos p^t
«.=ni»'
Die Resultirende wird in jedem Momente
sinpM -hßh^cospM =^'h • •• • 0
Das resultirende Magnetfeld ist somit von constanter
Stärke und rotirt mit der Winkelgeschwindigkeit p^.
In Fig. I sind die momentanen Stromrichtungen durch Pfeile markirt ;
nimmt der Strom der Phase I zu und in II ab, so rotirt das Drehfeld im
Sinne des Uhrzeigers.
Ist nun die Zahl der Phasen allgemein = m^ und der Phasenunter-
schied der Ströme benachbarter Spulen = ic : Wj so wird
^.=? •^ 2)
Es ist auch
f^.h^ = M.J^ . . . . . . . . . 3)
daher
/2H, = ^.Jilf 4)
Um ein Drehfeld von derselben Intensität H^ zu erhalten, können
wir demnach die periodischen Stromstärken der m^ Phasen, deren Ampli-
tude := Jx, durch eine constante Stromstärke einer einzigen Phase ersetzt
denken, der Werth
-?.'. 5)
und deren Windungen mit der Winkelgeschwindigkeit p^ rotiren.
Das Drehfeld Hj indudrt in den Windungen des feststehend ge-
dachten Ankers Wechselströme, deren Amplitude = J2. Jede Phase des
Ankers erzeugt daher ein periodisches Magnetfeld, dessen maximale Inten-
sität = ^. Diese periodischen Magnetfelder mit dem Phasenunterschiede
7c:ni2, liefern als Resultante ein zweites Drehfeld,*) das nach Gleichung 5
die constante Stärke
H. = '^'-h 6)
hat. Dasselbe beschreibt mit der Winkelgeschwindigkeit p^ während der
IC
Dauer einer Periode eine volle Umdrehung und bleibt um — |- ^2 hinter
dem Drehfelde H^ zurück und inducirt im primären Stromkreise die
Gegen-E. M. K.
^g = i>i.^2-/2 sin ^p<— (l+cfajj . . . • • 7)
Nun ist
/g /12 = MJ2
daher
f,.H, = '^^.M.J, 8)
Wir können uns somit das Drehfeld ifg durch eine constante Strom-
stärke, deren Werth
m
~~ 2
' J2 9)
♦) Vcrgl. hierüber J. Sahulka, »Elcktrotech. Zeitschr." 1892.
10
erzeugt denken, welche in einer einzigen gedachten Ankerspule oder
Phase, die mit der Richtung des Feldes stets den Winkel 92 einschliesst,
fliesst
Aus den Gleichungen 7 und 9 ergibt sich die Amplitude der
Gegen-E. M. K.
m
E.
, p^MJ^
10)
Die primäre E. M. K. muss nun drei elektromotorischen Kräften
das Gleichgewicht halten, und zwar
1. der E. M. K., welche der Strom Jj im Widerstände S^ verbraucht;
deren Amplitude
2. der durch das primäre Drehfeld H^ indudrten E. M. K., deren
Amplitude
dieselbe hat in Bezug auf Ä, Ji eine Phasenverschiebung von 90^ \
Fig. 2.
3. der durch das secundäre Drehfeld B^ inducirten Gegen-E. M. K,
deren Amplitude
dieselbe hat in Bezug auf die unter 2 angeführte E. M. K. die Phasenver-
schiebung — |- ^2«
z
Wir tragen nun in Fig. 2
und senkrecht dazu
Ii^J^z=^A.B
'^p,L,J,=BC auf.
An die Verlängerung von B C legen wir den Winkel — f- 92 21^ ^^
machen
TTIq
CD^lf.p^MJ^;
11
dann bestunmt uns die SchiussUnie CD die Amplitude der primären
E. M. K, nach Richtung und Grösse und der Winkel BAD den Winkel 9^
der Phasenverschiebung zwischen E^ und J^.
Die von dem primären Drehfelde im Anker inducirte E. M. K. ist
E^ = ^.p,MJ,
")
Dieser E. M. K. halten zwei E. M. Kräfte das Gleichgewicht:
1. die E. M. K., welche der Strom J2 ini Widerstände i?2 verbraucht
und welche
= ^2^2
2. die E. M. K. welche das secimdäre Drehfeld H2 in jeder Phase
des Ankers inducirt und welche
dieselbe hat mit i?2 J2 den Phasenunterschied von 90^.
Die drei E. M. Kräfte bilden, wie Fig. 3 darstellt, ein rechtwinkeliges
Dreieck, der Winkel ABC gibt die Phasenverschiebung zwischen E^
und «/«.
9p.^A
Aus Fig. 3 folgt
cos ?p2 =
sm ^2 =
J2--
Fig. 3.
ty>2 . p^ I^ .
„ ^»'^'^^ .4)
Der im Anker inducirte Effect ist
^2 — "TT "^Ä*"^ — g
15)
Dieser Betrag muss gleich demjenigen Effecte sein, welcher auf-
gewendet werden müsste, um den Anker mit der Winkelgeschwindigkeit p^
in dem feststehend gedachten Felde von der constanten Stärke Hi zu
12
k)tiren. Wir finden daher das auf den Anker ausgeübte Drehmoment,
wenn Mrir obigen Ausdruck für W^ mit pj dividiren:
4
Zu demselben Resultate gelangen wir durch eine andere Rechnung.
Die vom Anker consumirte Energie ist auch gleich dem primären Strome
— i Jj multiplidrt mit der Projection der Gegen-E. M. K. auf die Richtung
dieses Stromes. Somit nach Fig. 2
Werden die Werthe von J2 und cos ^2 eingesetzt, so erhalten wir
wieder Gleichung 15.
Um mm die Abhängigkeit des Anzugsmomentes von der primären
E. M. K. zu bestimmen, gehen wir von Fig. 2 aus. Es ist
oder
E,2= (i?i Ji + ^ Px MJ^ cos ?,) + ('-J >p, L, J, - "^p, MJ^ sin ^gj'i/)
Unter Benützung .der Gleichung 12, 13 imd 14 wird
18)
setzt man zur Abkürzung
4
und führt den Werth von J^ aus Gleichung 18 in die Gleichung 16 ein,
so wird
D=j^-i L. ^ z: ^ • • 20)
'■^^ (n,^,B,]'+p,^[I!^L,-!^.,L,J
In praktischen Fällen kann R.^^ als klein gegen p^^ L^ vernachlässigt
werden, wir erhalten dann
Es bedeutet aber M : L2 das Uebersetzungs-Verhältniss
zwischen einer primären und einer secundären Phase, vorausgesetzt dass
sämmtliche Kraftlinien des primären Systems das secundäre System schneidea
In diesem Falle wäre
M _ N^
L
'2
13
Da jedoch die primäre und secundäre Wickelung auf besonderen,
durch einen Luftzwischenraum getrennten Eisenkernen aufgewickelt sind,
so wird eine beträchtliche Streuung von Kraftlinien stattfinden. Bei
stillstehender Armatur, bezüglich beim Angehen des Motors, erreicht die
Streuung ihr Maximum, weil die Erregung des Feldes ebenfalls ein
Maximum ist.
Der Betrag der Streuung wird auch wesentlich davon abhängen, ob
Trommel oder Ringwickelung gewählt wird; dieselbe wächst mit der
Grbsse des Luftraumes zwischen Feld und Anker, mit der Zunahme der
Induction im Feld- und Ankereisen und in der Luft. Ist keine Streuung
vorhanden, so wird
um die Streuung zu berücksichtigen, sei
m = h^L^I^ 21)
h heisst der Coefficient der Streuung, erst ist h <l i.
Es wird
g = 62._i_.:^=52.^^ 22)
ITIq
Xa ^2-^2^
Für diesen Werth von q und 6 = i, d. h. wenn keine Streuung
stattfindet, wird in Gleichung 20 das zweite Glied im Nenner = 0. Da
dieses Glied dem Quadrate von p^ proportional ist und im Zähler zu dem
6^ steht, so zeigt Gleichimg 20, dass das Drehmoment durch die
Streuung sehr stark verkleinert wird.
Die Gleichung 18 lässt sich auch wie folgt setzen:
~ .p,2x^2\
Jl2 = ^^2(2?^2 + ü^.p^2X^
<iividirt durch
'i/2Äl
«2) +
+ -\^ 'Px' (ii I^-M^^ + Rx' ÄJ«
23)
Setzen wir diesen Werth von J^^ in Gleichung! 6 ein, so wird,
wenn wir Äj^iJj* als klein vernachlässigen
D = -i • 6" . f^i« . /^ dividirt durch
Pi(lii
WJ,
"H A
"»2 ^
2.11^2^^ +iJ^2.p_^ + 2 62ÄifiJ
+
»»1 W«2
Pl3 11X3(1— 62)2
24)
Für 6=1, d. h. wenn keine Streuimg vorhanden, wird das zweite
Glied im Neimer =o.
Das Glied
^ mi Xi ^ 2 m^ 2.2 ^ ^2
wird für ein bestimmtes Verhältniss von L^ : Xg ein Minimum, und
zwar för
^1 h
»w«X«
25)
14
oder für
.... 26)
Machen wir daher die Voraussetzung, dass b nahezu «= i so dass
das zweite GKed im Nenner vernachlässigt werden kann, so wird das
Drehmoment beim Angehen des Motors für das obige Uebersetzungs-
Verhältniss oder für einen Widerstand -Bg laut Gleichung 26 ein Maximum.
Die Abhängigkeit des Drehmomentes von R^ und dem Ueber-
setzungs- Verhältnisse N^ : N^ lässt sich am besten graphisch darstellen.
Betrachten wir in Gleichung 24 die Grössen 12^ und L^:!^ als die
einzigen Variablen \md setzen 6=1, so wird
Z) =
a . JZg
' mj X^ ' »1/12X2^ ^ ^
Fig. 4-
worin a eine Constante bedeutet.
IG
erhält man tür verschiedene Werthe von l?2 die Curve A, Fig. 4.
100
^2 '^
Für R, = o-i ^ =
die Curve B.
m^ L^
(Fortsetzung folgt.)
Bericht über die Thätigkeit des Internationalen Elektro»
techniker-Congresses in Chicago 1893 betreffend die Pest-
stellung der Einheiten für elektrische Maasse«
Washington D. C. 6. Nov. 1893.
Die Delegirten der Vereinigten Staaten für den Internationalen Elektro-
techniker-Congress, der im August 1893 in Chicago abgehalten wurde,
unterbreiten hiemit einen kurzen Bericht über die Beschlüsse dieses Con-
gresses in Betreff der Feststellung und Benennung der Einheiten für elek-
trische Maasse. Die Verhandlungen über diesen wichtigen Gegenstand ob-
lagen der „Delegirten-Kammer" des Congresses, die nur aus Mitgliedem
bestand, die ofiiciell von ihren Regierungen ernannt wurden. Nach einer
Berathung mit den ersten Elektrotechnikern Europas, war man überein-
gekommen, dass ein einzelner Staat höchstens fünf Delegirte entsenden
15
könoe und diese Zahl wurde den Vereinigten Staaten, Grossbritannien,
Deutschland und Frankreich zuerkannt. Die anderen Nationen durften zwei
oder drei, in einzelnen Fällen nur einen Delegirten entsenden. Die Dele-
girten waren:
Vereinigte Staaten: H.A. Rowland, T. C. Mendenhall, H. S. Car-
hart, Elihu Thomson, E. L. Nichols.
Grossbritannien: W. H. Preece, W. E. Ayrton, Silvanus
P. Tompson, Alex. Siemens.
Frankreich: E. Mascart, T. Violle, De la Touanne, Edouard
Hospitalier, S. Leduc.
Italien: Galileo Ferraris.
Deutschland: H. E. Hermann v. Helm holt z, EmilBudde, A. Schräder,
Ernst Voit, Otto Lummer.
Mexico: Augustin W. Chavez.
Gestenreich: J. Sah ulk a.
Schweiz: A. Palaz, Ren6 Thury.
Schweden: M. Wenn man.
Britisch Nordamerika: Ormond Higman.
Seine Excellenz Dr. H. v. Helmholtz wurde zum Ehrenpräsidenten
des Congresses erwählt; Dr. Elisha Gray war Vorsitzender des allge-
meinen Congresses und Professor H. A. Rowland war Vorsitzender
der Delegirten-Kammer.
Die Sitzungen der Kammer dauerten sechs Tage. Die Mitglieder
haben einstimmig folgende Beschlüsse gefasst
Beschlüsse.
Den einzeben Regierungen, welche durch Delegirte am Inter-
nationalen Elektrotechniker -Congresse in Chicago vertreten sind, möge
empfohlen • werden, in formeller Weise als gesetzliche Einheiten für die
elektrischen Maasse die folgenden Elinheiten anzunehmen.
Als Einheit des Widerstandes das internationaleOhm, welches
basirt ist auf dem Ohm, welches gleich ist iO'9 elektromagnetischen
Widerstandseinheiten des C. G. S. Systemes, und welches dargestellt ist
durch den Widerstand, den ein imveränderlicher Strom in einer Queck-
silbersäule erfährt, welche 14*4521 Gramm Masse, eine constante Quer-
schnittsfläche, die Länge von 106*3 cm und die Temperatur des schmel-
zenden Eises hat.
Als Einheit des Stromes das internationale Ampere, welches
gleich ist dem 10. Theile der elektromagnetischen Stromeinheit des
C. G. S. Systemes, und welches für praktische Zwecke hinreichend genau
dargestellt ist durch einen unveränderlichen Strom, welcher beim Durch-
gange durch eine Lösung von Silbernitrat in Wasser bei Einhaltung der
unten*) angegebenen Bedingungen in jeder Secunde 0'00iii8<7 Silber
ausfällt.
*) la der folgeDden ErUnternog ist unter Silber- Voltameter ein Apparat verstanden,
welcher es ermöglicbt, einen elektrischen Strom dnrch eine Lötnng von SQbernitrat in
Wasser zu senden. Das Silber- Voltameter mtsst die gesammte Elektricitäts-Menge, welche
wihrend der Daner des £zperimentes durch die Lösung floss; wenn man diese Zeit kennt,
so ksnn man den Mittelwerth des Stromes während dieser Zeit, oder wenn der Strom con-
sttnt erhalten wttrde, den Strom selbst ermitteln.
Wenn man das Silber- Voltameter snr Messung von Strömen von ungefähr i A. ver-
wendet, soll man die folgenden Anordnungen treffen:
Die Kathode, auf welcher sich das Silber niederschlägt, soll die Form eines Platin-
tiegels haben von nicht weniger als 10 om Durchmesser und 4 bis 5 ein Tiefe.
Die Anode soll eine Platte von reinem Silber sein, die ungefähr 30 cmS Fläche und
2 oder 3 mm Dicke hat.
16
Als Einheit der elektromotorischen Kraft das internationale
Volt, welches gleich ist einer elektromotorischen Kraft, die in unver-
änderlicher Stärke auf einen Leiter vom Widerstände i intern. Ohm
wirkend, in diesem Leiter einen Strom von i intern. Ampere erzeugt,
und welche für praktische Zwecke hinreichend genau dargestellt ist durch
den tenTheilder elektromotorischen Kraft, welche zwischen den Polen
1434
des als Clark-Elementes bekannten hydroelektrischen Elementes bei
15^ Celsius besteht, wenn dieses Element nach der unten angegebenen
Anweisung*) verfertigt ist.
Als Einheit der Elektricitäts-Menge das internationale Cou-
lomb, welches gleich ist der Elektricitäts-Menge, welche dem Strome
von I intern. Ampere in einer Secunde entspricht.
Als Einheit der Capacität das internationale Farad, weldies
gleich ist der Capacität eines Condensators, welcher durch die Eldrtri-
citäts-Menge von i intern. Coulomb zum Potentiale von i intern. Volt
geladen wird.
Als Einheit der Arbeit das Joule, welches gleich ist 10*7 Arbeits-
einheiten des C. G. S. Systemes, und welches fiir praktische Zwecke
hinreichend genau dargestellt ist durch die Arbeit, welche i intern. Am-
pere in I internat, Ohm in der Seomde verbraucht.
Als Einheit der Arbeitsstärke (des Arbeitseffectes) das Watt,
welches gleich ist 107 Arbeitseinheiten des C. G. S. Systemes und welches
für praktische Zwecke hinreichend genau dargestellt ist durch die Arbeits-
stärke von I Joule in jeder Secunde.
Als Einheit der Induction das Henry, welches gleich ist der In-
duction eines Stromkreises, in welchem die E. M. K. von i intern. Volt
indudrt wird, wenn der inducirende Strom sich um i Ampere in der
Secunde ändert.
Die Kammer kam auch zu dem Elntschlusse, dass man gegenwärtig
eine Einheit des Lichtes weder empfehlen noch annehmen könne.
Ein ausführlicherer Bericht der Thätigkeit der Kammer wird bald
veröffentlicht werden.
H. A. Rowland, T. C. Mendenhall, H. S. Carhart,
Elihu Thomson, E. L. Nichols.
Diese Platte ist horizontal in der Flüssigkeit nahe dem Nivean der Lösang von einem
Platindrahte gehalten, welcher durch zwei in gegenüberliegenden Ecken der Platte ange-
brachten Löchern durchgeht. Um zn verhüten, dass Silbertheilchen, die von der Anode
abbröckeln, auf die Kathode fallen, soll man die Anode mit reinem Filterpapier nmhüllenf
weichet an der Rückseite mit Siegellack zu befestigen i&t.
Die Lösung soll eine neutrale Lösung von reinem Silbemitrat sein; anf 15 Ge-
wichtstheile des Nitrates sollen 85 Gewichtstheile Wasser entfallen.
Der Widerstand des Voltameters ändert sich ein wenig in*Folge des durchgehenden
Stromes. Um zu verhindern, dass diese Aendeiung einen grossen Einfluss auf die Strom«
stärke hat, soll man ausser dem Voltameter noch einen Widerstand in den Stromkreis ein-
schalten. Der gesammte metallische Widerstand des Stromkreises soll nicht kleiner sein als
10 Ohm.
*) Ein aus den Herren Helmholtz, Ayrton und Carhart bestehendes
Ccmit^ wurde ermächtigt, die speclelle Beschaffenheit des Clatk-Elementes festzustellen. Der
Bericht dieses Comit^s ist noch nicht erschienen.
_ 17
Regulativ betreffend die elektrischen Bahnen.
(Entwarf über ein vom Board of Trade vorgeschlagenes, der Tramway-Acte
anzufügendes Gesetz.)
I. Jede als Generator za Tractiposzwecken construirte ^Dynamo"
soll von solcher Type und Bauart sein, dass sie einen constanten, gleich-
gerichteten Strom liefert.*)
2. Eine der beiden zur Transmission vom Generator angewendeten
Leitungen muss durchgängig und in jedem Falle i s o 1 i r t sein und heisst
in diesem Schriftstück die „Zuleitung^ ; die andere kann entweder ebenfalls
isolirt sein oder sie kann in solchen Theilen und in jenem Ausmaasse, wie
es nachfolgend erörtert und bezeichnet wird, nichtisolirt sein und heisst
in diesem Schriftstücke die „Rückleitung".
3. Wo immer Schienen, auf denen Wagen laufen oder wo immer Leiter,
welche zwischen den Schienen zu liegen kommen, Theile der Rückleitung
bilden, brauchen dieselben nicht isolirt zu sein ; alle anderen Rück-
leitungen oder Theile derselben müssen isolirt sein.
4. Wo ein nichtisolir ter, einen Theil der Rückleitung
bildender Leiter zwischen den Schienen liegt, muss derselbe elektrisch mit den
Schienen in Abständen, die lOO Fuss engl, nicht übersteigen, verbunden
sein, u. zw. mittelst Kupferstreifen, deren Schnittfläche (sectional area)
mindestens ^j^ Quadratzoll betragen muss oder durch andere Mittel gleicher
Leitungsfähigkeit.
5. Wenn ein Theil der Rückleitung nicht isolirt ist, so muss dieselbe
mit dem negativen Pol des Generators verbunden sein ; in einem solchen
Falle muss dieser negative Pol ebenfalls, u. zw. direct über einen später
erwähnten Stromanzeiger, zu zwei separaten Erdverbindungen geführt sein,
welche nicht weiter als 20 Yards abstehen.**)
Es kann auch statt zweier solcher Erdverbindungen die Tramway-Unter-
nehmung mit Genehmigung der betreffenden Gesellschaft eine Verbindung
zu einem Wasserrohr machen, dessen innerer Durchmesser nicht weniger als
4 Zoll misst.
Solche Erdverbindungen müssen so construirt, geführt und in Stand
gehalten werden, dass eine sichere Berührung mit der ganzen Erd-
masse (general mass of earth) hergestellt ist, und zwar so, dass eine
4 Volts nicht übersteigende elektromotorische Kraft hinreichen soll, einen
von einer Erdverbindung zur anderen fliessenden Strom von mindestens
2 Amperes zu erzeugen. Eine solche, auf Verificirung dieses Zustandes
abzielende Messung hat mindestens einmal im Monat vorgenommen zu
werden.
Wo irgend ein Theil einer Erdverbindung weniger als 6 Fuss von
einem Gas- oder Wasserrohr entfernt ist und die Unternehmung nicht
im Stande ist, die Erlaubniss zum Anschluss dieser Erde an das Rohr zu
erlangen, muss dieselbe für einen Schirm oder Schutz derart Vorsorgen,
dass kein Strom zwischen der Erdverbindung und dem Rohre fliessen darf,
der nicht mindestens 6 Fuss Erde zu passiren hat.
6. Wenn die Rückleitung zum Theile oder ganz aus isolirtem
Materiale besteht, so hat die Unternehmung folgenden Anordnungen zu
entsprechen :
a) Es muss die nicht isolirte Rückleitung von der allgemeinen Erd-
masse und von jedem Gas- oder Wasserrohr der Nachbarschaft
separirt sein.
*) Das Board of Trade fasst die Herausgabe eines Regulativs in's Auge,
welches die Anwendung von Wechselstrom für Tractionszwecke behandelt.
♦*) Aus der Fassung im Englischen ist nicht ersichtlich, ob dieses Maass sich auf
den Abstand der Erdverbindungen voneinander oder vom Pol bezieht.
2
18
b) Die verschiedenen Tbeile der Schienen müssen miteinander verbunden
werden (connect together).
cj Es müssen Mittel getroffen werden, die durch den Strom erzeugten
Potentialdifferenzen zwischen verschiedenen Theilen der nicht isolirten
Rückleitung zu reduciren.
dj Die Wirksamkeit der Erdverbindungen, wie sie in vorgenannten An-
ordnungen gesichert ist, muss aufrecht erhalten bleiben und folgende
Bedingungen erfüllen :
I. Der von der Erde zum Generator gehende Strom darf die
Intensität von IG Amp. nicht überschreiten.
IL Wann und wo immer zwischen der nicht isolirten Rückleitung
und zwischen irgend einem Gas- oder Wasserrohr der Nachbarschaft
ein Galvanometer oder ein Stromanzeiger eingeschaltet wird, so soll
ein Strom, wenn er überhaupt eintritt, von der Rückleitung zum
Rohre — aber nicht in entgegengesetzter Richtung fliessen.
III. Unter den in II. specificitten Bedingungen soll die Umkehrung
des irgend vorhandenen Stromes durch Einschaltung von blos drei
Leclanche-Elementen in Serie möglich sein.
Behufs Verificirnng der in I. aufgestellten Bedingung muss die
Unternehmung in gut sichtbarer Position ein geeignetes, gut brauch-
bares und gut bemerkliches Strom-Anzeige-Instrument einschalten und
dasselbe eingeschaltet erhalten, so lange die Linie geladen ist.
Jeder Besitzer eines Gas- oder Wasserrohres soll berechtigt sein,
von der Unternehmung die Erlaubniss zu erhalten, die Erfüllung der
in II. und III. formulirten Bedingungen zu prüfen.
7. Wenn ein Theil der Rückleitung oder die ganze Rückleitung aus
nicht isolirtem Materiale besteht, so muss deren elektrischer Widerstand
mindestens einmal vierteljährig gemessen werden. Wenn bei einer solchen
Messung eine i5Vo^'ge Widerstandserhöhung über die bei Concessionirung
der Bahn bewilligte Zahl der Ohms stattgw.anaen, dann muss die Unter-
nehmung sofort alle Mittel zur Wiederherstellung des bewilligten Wider-
stands-Ausmaasses der Rückleitung ergreifen und dieselben durchführen.
8. Jede elektrische Verbindung mit einem Gas- oder Wasserrohr soll
leicht zugänglich und leicht zu besichtigen sein ; dieselbe muss ebenfalls
mindestens einmal in drei Monaten geprüft werden.
9. Jede Z u 1 e i t u n g und jede Rückleitung hat in Sectionen her-
gestellt zu sein, deren Länge eine halbe engl. Meile nicht überschreiten
darf; es müssen Vorkehrungen getroffen sein, jeden dieser Abschnitte
isoliren zu können.
10. Die Isolation der Zuleitung, der Rückleitung, (wenn letztere isolirt
ist) der Speiseleitung und jeder Zuführung soll so gehalten sein, dass pro
engl. Meile der Tramway kein grösserer Stromverlust als ^/iqq Ampere
eintreten darf. Dieser Stromverlust soll täglich festgestellt sein vor oder
nach der Betriebseröffnung, wenn die Leitung voll belastet ist. Wenn
irgendwann gefunden wird, dass der Stromverlust ^/^q Ampere pro engl.
Meile übersteigt, dann muss der Betrieb der Wagen eingestellt, der Fehler
localisirt und beseitigt werden.
11. Die Isolation der Zuleitung, Rückleitung, dann die der Speiselcitung
und der Zuführungslcitung, wenn dieselben unterirdisch liegen, darf pro
engl. Meile nicht unter 10 Meg-Ohms sinken. Dieser Isolationsstand muss
mindestens einmal in einem Monate sichergestellt sein.
12. Wenn in irgend einem Falle und irgend einem Theile der Tram-
way die Zuleitung oberirdisch und die Rückleitung auf oder unter Erde
geführt ist und wo irgend welche Leitungen für andere Zwecke
vor Herstellung jener der Tramway gehörenden Linien bestanden haben,
19
welche mit der Tramwayleitung g^anz oder nahezu parallel verlaufen, dann
mass die Tramway-UnternehmuDgr, wenn es von einem, mehreren oder allen
Besitzern dieser früher bestandenen Linien verlangt wird, gestatten, dass
in die Tramwayleitungen Inductions-Apparate oder andere Apparate ein-
geschaltet werden dürfen, welche die Induction, die von den Tramwaylinien
aasgeht, verhüten sollen.
13. Jede isolirte Tramway-Rückleitung soll möglichst parallel zu und
nicht weiter als drei Fuss von der Zuleitung geführt werden, wenn Z u- und
ROckleitung oberirdisch hergestellt sind ; wenn sie aber beide unter-
irdisch geführt sind, dann genügt ein Abstand von 18 Zoll.
14. Bei Entwurf, Verbindung und beim Betrieb der ^ Speiseleitungen
soll jede schädigende Beeinflussung schon existirender Drähte vermieden
werden.
15. Die Tramway-Unternehmung soll ihre Anlage so herstellen und
in Stand halten, dass ein guter Contact zwischen den Motoren einer-
und den Leitungen (Zu- und Rückleitung) andererseits gesichert und das
Punkensprühen verhütet sei, welches zwischen den aneinander schleifenden
oder rollenden Theilen vorkommen könnte.
16. Beim Wagenbetrieb soll der Strom regulirt werden können
und soll der hiezu verwendete Rheostat mindestens 20 Abtheilungen ent-
halten ; wird eine andere Regulirungsmethode angewendet, so soll dieselbe
eine gleich allmälige Variation des Stromes, wie die genannte, sichern.
17. Bei den Generatoren und Motoren hat die Unternehmung alle
raisonnablen Vorsichten gegen das Funkensprühen zu treffen.
18. Wenn die Zu- oder Rückleitung in einen Canal, eine Rinne
oder einen Graben eingebettet wird, dann sind folgende Bedingungen
2u erfüllen:
a) Der Graben muss leicht inspicirbar und leicht zugänglich sein, so
dass die Leitungen, die Isolatoren und Stützen leicht in Augenschein
genommen werden können.
b) Er soll so construirt sein, dass Schmutrabfälle, Wasser etc. leicht zu
beseitigen, ja dass die Ansammlung solcher Dinge nicht gut möglich sei.
c) Der Canal ist mit solchem Gefälle anzulegen, dass eindringende
Schmutzwässer, Jauchen etc. sich selbsttliätig oder unter Anwendung von
Wasser derart entfernen lassen, dass die Flüssigkeiten niemals das
Niveau der Leitungsdrähte erreichen können.
d) Wenn die unterirdischen Leitungen in Metall (Röhren oder Kästen)
geführt sind, so sollen alle getrennten l'heile so verbunden werden,
dass ein guter Durchgang des elektrischen Stromes durch die
metallische Continuität gesichert sei; wo die Schienen als Rückleitung
dienen, dort müssen dieselben metallisch gut mit jenen Röhren ver-
bunden werden , und 'zwar mittelst Metallstreifen von mindestens
V16 Quadratzoll Querschnittsfläche, oder durch gleich gut leitende
Mittel, und zwar in Abständen, welche lOO Fuss nicht überschreiten.
Wo die Rückleitung in j;ut isolirtem Zustande innerhalb jener Metall-
röhren-Gehäuse (conduit) geführt ist, da muss mit diesen letzteren
eine Verbindung mit Erde in der Krafterzeugungs - Station über
ein Galvanometer von hohem Widerstände hergestellt sein, welches
geeignet ist, einen Contact dieser Röhren oder Kästen mit der Zu-
oder mit der Rückleitung zur Anzeige zu bringen.
e) Wenn die Zu- oder Rückleitung oder beide in einer nichtmetallischen
Umhüllung unterirdisch geführt sind, welche auch für Feuchtigkeit,
nicht undurchdringlich ist, und diese Umhüllung (conduit) ist in einer
weniger als 6 Fuss betragenden Entfernung von einer Gas- oder
Wasserröhre geführt oder gelegt, so muss eine nichtleitende Schutz-
2*
20
oder Scbirmvorricbtung zwischen die Umhüllung und die Gas- oder
Wasserrohre aus solchem Materiale und in solchen Dimensionen
angebracht werden, dass der Strom (die Ableitung) eine Erdschichte
von mindestens 6 Fuss passiren muss.
19. Die Tramway - Unternehmung hat nachfolgende Aufzeichnungen,
welche ihr System und den Betrieb betreffen, zu machen ; diese Aufzeich-
nungen sind — über Verlangen — dem Board of Trade vorzuweisen.
Tä g 1 i c he A u f ze ic h n u ng e n:
Zahl der laufenden Wagen.
Maximum ^g^es Betriebsstromes.
Maximum der Betriebsspannung.
Maximum der Ableitung (Punkt 10).
Maximum des sub 6, Bedingung I charakterisirten Stromes.
Monatliche Aufzeichnungen:
Beschaffenheit der £rd Verbindungen (Punkt 5).
Isolationszustand der Leitungen (Punkt 1 1).
Vierteljährige Aufzeichnungen:
Widerstand der Rückleitungen (Punkt 7).
Leitungsfähigkeit der Verbindungen zu den Gas- und Wasser-
röhren (Punkt 8).
Gelegentliche Aufzeichnungen:
Jede unter Beobachtung des Punktes 6 (II und III) vorgenommene
Wahrnehmung.
Beseitigung von Ableitungen ; Dauer der Fehler.
Jede die Anlage, sowie den elektrischen Betrieb derselben betreffende
Wahrnehmung. D. R.
Der Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb von
F. W. Jones.
In der Anmerkung auf S. 345 dieses Jahrganges habe ich einen
Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb erwähnt, welchen der Elektriker
F. W. Jones der Postal Telegraph- Gable Co. in New- York 1885 für
diese Gesellschaft entworfen hat und welcher mit Erfolg auf Leitungen aller
Art und von verschiedenster Länge benützt wird. Derselhe gehört zu den
Doppelgegensprechern mit Polwechseln. Bei diesen Doppelgegensprechern
liegt, wie a. a. O. angegeben worden ist, die „innere Schwäche* in der
Fälschung und Verstümmelung der von dem neutralen oder unpolarisirten
Relais, das nur auf die stärkeren Ströme von beiderlei Richtung anzusprechen
hat, aufzunehmenden Zeichen. Jones hat dieselbe in eigenartiger Weise
zu beseitigen gewusst, wie aus der nachfolgenden Beschreibung seines
Doppelgegensprechers, bei welcher wiederum (wie auf S. 346 ff.) der gebende
Theil des Amtes von dem empfangenden getrennt dargestellt und besprochen
werden mag, hervorgehen wird.
In Fig. I ist die Anordnung der Geber skizzirt. Die beiden Geber
Tj und T^ werden (ebenso wie S. 346 Fig. i) nicht unmittelbar mit der
Hand in Tbätigkeit versetzt, vielmehr werden durch die Handtaster nur
locale Ströme durch die Elektromagnete m^ und tTig gesendet und erst die
Ankerhebel dieser Elektromagnete entsenden die Telegraphirströme von q
aus in die Telegraphenleitung L. Während der Geber T^ die Richtung des
Telegraphirstromes zu verändern hat, soll Tg dessen Stärke beeinflussen.
21
Die beim Telegraphiren lur Verwendung kommenden Ströme haben
die Stärke i^ = — i während der Ruhelage beider Taster, iS^ = -j- i
beim Arbeiten des Gebers T^^ S^ = — 3 beim Niederdrücken des zweiten
Tasters und S^ = -(- 3, während die Ankerhebel beider Geber von m^
und m^ angeaogen sind. Weil nun die als Stromquellen benutzten Dynamo
gleichzeitig für mehrere Doppelgegensprecher mit Leitungen von ungleicher
Länge und verschiedenem Widerstände dieTelegraphirströme liefern sollen, wird
für jede der vier Stromstärken eine besondere Dynamo aufgestellt. Die eine
Bürste der 4 Dynamo JOq, D^, 2>2 und D^ ist an Erde E gelegt, von der
zweiten Bürste einer jeden Dynamo dagegen führt ein Draht durch einen
entsprechenden Widerstand Wq, w?j, w^ und w^ nach einem der vier Contacte
eines Umschalters ü mit vier Kurbeln, von denen die vier Drähte d^, d^y rfg
und d^ weiter gehen und zwar nach den vier Contacten des als Polwechsel
dienenden Gebers Tj. Der um x^ drehbare Ankerhebel von 7\ besteht aus
zwei bei 1 gegen einander isolirten Theilen, von denen der eine p zwischen
Fig. I.
den Stellschrauben v^ und v^ spielt, während der andere h auf die beiden
federnden Hebel fo und fj wirkt und dieselben bei seiner Bewegung von
ihren Anscblagschrauben entfernt ; bei dieser Bewegung tritt jedoch eine
Unterbrechung des Strom weges nach dem Drahte j hin niemals ein, vielmehr ver-
bindet dieser Theil h des Hebels stets j entweder mit f^, oder mit f^ leitend
verbindet. Anders ist es bezüglich der Stromableitung in dem Drahte u;
hier tritt stets für eine gewisse Zeit eine Unterbrechung des Stromes ein^
während sich der Ankerhebel von einer der beiden Stellschrauben Vg und ^3
^ die andere bewegt. Dies macht sich deshalb nöthig, weil die Spannung
an ^2 und 1^3 eine so hohe ist, däss sonst eine sehr störende Funkenbildung
auftreten würde. Bei der Einstellung der beiden Schrauben v^ und 1^3 ist
aber darauf zu achten, dass ihre Entfernung nicht zu gross wird ; denn
wenn die Zeit, welche der Hebel braucht, um von einer zur anderen zu
gehen, grösser wäre^ als diejenige, welche der Strom in dem Stromkreise
braucht, um auf Null herabzusinken, so würde dadurch die Zeit, während
welcher bei jedem Wechsel in der Richtung des starken Stromes die zu-
verlässige Wirkung des auf diesen Strom ansprechenden neutralen Relais
gefährdet wird, natürlich noch vergrösser t.
22
Nach Fig. i führt der Draht (Iq den Strom Sq der ersten Dynamo D^
dem Hebel /q ^"» ^^^ Draht d^ den Strom S^ der zweiten Dynamo D^ dem
Hebel f^; diese Dynamo liefern beide die Spannung loo, die erste jedoch
einen negativen, die andere einen positiven Strom. Auch die dritte und
vierte Dynamo führen durch die Drähte d^ und d^ den Contact-
schrauben t?2 und 173 einen Strom von gleicher und zwar dreifacher Stärke
zu, aber wiederum die dritte Dg einen negativen Sg» ^*^ vierte D3 dagegen
einen positiven Sg.
Während nun die Stellung des Gebers T^ darüber entscheidet, ob ein
positiver oder ein negativer Strom Ober q der Telcgraphenleitung L zu-
geführt wird, hängt die Stärke des Stromes von der jeweiligen Stellung
des Gebers Ig ^^' Denn so lange der Ankerhebel von Tg, wie in Fig. i,
in seiner Ruhelange den Contacthebel y von der Contactschraube i ent-
fernt hält, kann nur der Strom 8q oder S^ über d^ oder d^ durch j über
Tg und y nach q gelangen. Wenn dagegen der Elektromagnet rwg den
Ankerhebel anzieht^ so entfernt sich derselbe von y und gestattet dem
Hebel y, sich an t zu legen, weshalb jetzt nur der Strom Sg oder S^ von
Vg oder Vq aus in dem Drahte u über t, y und q der Leitung L zugeführt
werden kann.
i''5öööK-^
9,
'SA
=]«
^^'i —
^
.^ P. &
©■
ffz
Au^
^^JL'^^
Fig. 2.
Der Draht q (Fig. l und 2) endet zunächst an dem einen Contacte
eines Kurbelumschalters Ar, an dessen Kurbel der Draht l geführt ist und
für gewöhnlich die an der Linie L liegenden Geber mit den zum Doppelgcgcn-
sprechen angeordneten Empfängern verbindet. Will man dagegen blos vom
Doppelsprechen Gebrauch machen, so stellt man die Kurbel auf einen zweiten
Coiuact, welcher durch einen veränderlichen Widerstand w hindurch un-
mUtdbar mit der Erde E in Verbindung gesetzt ist. Im Drahte l folgt
hinter h zunächst noch ein regulirbarer Widerstand Wq, mit dessen Hilfe
die Spannung der Dynamoströme vermindert wird, wenn man in einer Linie
von geringerer Länge zu arbeiten hat, als bei Bestimmung der normalen
Spannung der vier Dynamomaschinen in's Auge gefasst worden ist. Durch
die Einschaltung dieses Widerstandes Wq gerade wird es möglich, mehrere
Leitungen von verschiedener Länge von denselben vier Dynamomaschinen
aus mit Telegraphirströmen zu speisen. Dieser Widerstand Wq vermindert
2war auch die Stärke der aus L ankommenden Ströme, dies wird jedoch
dadurch ausgeglichen, dass er auch dazu beiträgt, dass ein grösserer Theil
des ankommenden Stromes auf dem Wege ^g zur Erde E geht und somit
nochmals in den beiden Relais P und N wirkt, welche die aus L ankora-
meriden Zeichen auf zwei Klopfern K^ und jßTg vernehmbar zu machen haben.
(Schluss folgt.)
23
Allgemeine Landesausstellung in Lemberg im Jahre 1894.
Das Kronland Galizien rastet sich zu
einer grouartigen Feier der Arbeit, des
Fortschritts. Im Sommer 1894 fin<)et in Lem-
berg eine allgemeine Landetaosstellang statt.
Da Ton den sieben Millionen Bewohnern
Galixiens 75^0 ^^^ clem Ackerbau ergeben,
so nimmt natflrlich einen bedeutenden Theil
der Aosstellnng die Landwirthschaft in An-
spruch.
Von den 34 Gruppen, in welche die
Ausstellung zerfällt, erwähnen wir hier blos
Diejenigen, welche ganz besondere Henror-
hebung verdienen : Gruppe IV. Bienenzucht,
Honig und Obstgetränke. Gruppe V. Forst-
wirthschaft. Gruppe VI. Jagdwesen. Grup-
pe VII. Fischerei. Gruppe VIII. DC. Mineral-
producte, Bergwesen. Gruppe XII. XUI. Haus-
industrie, Fachschulen, Keramische Industrie.
In Anbetracht des Umstandes, dass sich
im Kronlande der Mangel an hinreichender
Anzahl von Maschinenfabriken fühlbar macht,
hat sich die Direction der Ausstellung ent-
schlossen, diese Gruppe in einer abweichenden
Weise zu organisiren. Während nämlich die
Ausstellung im Ganzen als Landesausstellung
erscheint, wird die Ausstellung des
Maschinenwesens, ebenso der
Optikerwaaren, chirurgischer
Instrumente, wie dem Schul-
unterrichte dienlicher Appa-
rate fflr international erklärt
und damit den Maschineofabriken in allen
Kronläodem sowie im Auslände Gelegenheit
geboten, durch Ausstellung ihrer Fabrikate
Anerkennung zu erwerben und ein neues
Absatzgebiet sich zu erschliessen. Für diese
internationale Abtheilung besteht ein be-
sonderes Reglement. Die Ausstellungs-Di-
rection nimmt Anmeldungen bis i. Jänner
1894 entgegen. Besonders erwünscht sind :
Kleinmotoren, Maschinen für Brennereien
und Bierbrauereien, Ackerbaugeräthschaften
und überhaupt landwirthschaftliche Ma-
schinen, elektrische Anlagen, Maschinen für
Holzbearbeitung, für Leder- und Cartonnage-
arbeiten und überhaupt Hilfsmaschinen für
Kleinindustrie, Feuerlöschapparate, Utensilien
für Feuerwehren.
Ausdrücklich sei erwähnt, dass in dieser
internationalen Abtheilung eine beson-
dere Concurrenz und Preisver-
theilung einerseits für die Lan-
des-, andererseits für die frem-
den Erzeugnisse stattfindet.
Gruppe XXXn. Land- und Wasserver-
kehrsmittel. Bemerkenswerth die Ausstellung
der k. k. österreichischen Staatsbahnen, über-
haupt die erste in dieser Ausdehnung. Post-
und l^legraphenausstellung , retrospectiv
(eigene Pavillons).
Die Eröffnung der Ausstel-
Inngistaufden i.Juni, derSchluss
auf den 1., bezw. 15. October 1894
festgesetzt. Die zu ertheilenden Preise
bestehen aus Ehrendiplomen, Gold-, Silber-
und Bronzemedaillen (des Comit^s, des
Staates, des Landes, der landwirthschaft-
lichen Gesellschaften u. s. w.), ehrenden An-
erkennungen und Geldpreisen. Für hervor-
ragende Leistung bei Erzeugung der aus*
gestellten Objecte werden auch Gehilfen
und Mitarbeitern besondere Preise zuerkannt.
Die Landeshauptstadt Lemberg, in
welcher die Ausstellung stattfindet, zählt
130.000 Einwohner , besitzt eine Reihe
monumentaler Bauten, viele schöne Strassen«
modernste Communicationsmittel (Onmibus,
Pferdebahn, elektrische Stadtbahn). Eine
grosse Anzahl vortrefflicher Gasthöfe bietet
Reisenden den erwünschten Comfort. Eine
Universität, eine polytechnische Hochschule,
fünf Gymnasien, eine Real-, eine höhere
Staats-Gewerbeschule, sahireiche Volks- und
Bürgerschulen u. s. w., werthvoUe Museen
(darunter das in seiner Art einzige natur-
historische Museum des Herrenhausmitgliedes
Grafen Wladimir Dzieduszycki) und be-
deutende Bibliotheken, viele wissenschaft-
liche und schriftstellerische Vereine geben
löbliches Zeugniss von Bilduugseifer und
Bildungsstufe der Bevölkerung. Die Lage
der Stadt ist eine gesunde, gutes Trink-
wasser ist überall hinreichend vorhanden.
Die Stadt erfreut sich einer sehr schönen
Umgebung und trefflich erhaltener Prome-
naden und Anlagen.
Eine der jüngsten, aber in jeder Be-
ziehung gelungenen Anlagen, der sogenannte
Stryjer-Park, steigt allmählich zu einem
Plateau an. Dieses Plateau, ohne weitere
Erhebungen oder Senkungen sich eben fort-
ziehend, ist zum Ausstellungsterrain aus-
ersehen worden. Eine glückliche Wahl!
Kaum vermag man sich ein günstiger ge-
legenes Terrain für die Ausstellung vor-
zustellen. Vom Centrum der Stadt 20 Minuten
entfernt, durch die elektrischeStadt-
b a h n mit dem Central-Bahnhofe verbunden.
Überall eine gleichmässige Ebene.
Eine Zierde besonderer Art gewährt der
Ausstellung die Fontaine lumineuse,
ausgeführt von K f i i 1 k, welcher auf der
Prager Landesausstellung eine solche zu all-
gemeinem Beifalle ausführte. Das ganze Aus-
stellungsterrain erhält elektrische Beleuchtung.
Zum glänzenden Erfolge der Ausstellung
wird auch der Umstand beitragen, dass eine
grössere Anzahl von Congressen gerade um
jene Zeit in Lemberg tagen wird. Es findet
statt ein polnischer Schriftsteller- und Jour-
nalistentag; ein Juristen- und National-
ökonomen-; ein Aerzte- und Naturforscher-;
ein Techniker-; ein Pädagogen-; ein Pomo-
logentag ; ein Turnvereine- und Feuerwehren-
tag; endlich ein internationaler Bergwerk-
besitzertag.
Se. Majestät der Kaiser,
welcher das Protectorat der
Ausstellung allergnädigst anzunehmen
geruhte, hat Allerhöchst Seine Ankunft in
sichere Aussicht gestellt. Die Redaction.
24
c
=2
CO
o
00
*-^
0)
CO
Ü
Zi 00
G B
a O
H
a
50 o
S >
< V
So ij
ö ja
a ä
a
u
2
c
P
f
a
cd
a>
00
00
CO
CO
5
?IOA «!
H^B
S
?
8
8
8
annnnids -touiuiöi^
to •
m
VO
io
to
asaiqatvpi-Jl^aiuj
^
O
tl
>o
^
»p m»2nv
oid J£r
S.
§
1
jap iqwav
w
fO
w
CO
w
ojd gttt
^
vO
. g
•8
»o
Ol »qoBgiTöH
fcS
" 1
"
jap iqwnv
ro
CO
•«f
M
•low--3BA\-piqwav
O
o
n
-s.
C4
O
00
'SoMaSiiTiqav
ro
>o
1
»o
^
aa8vMJ0)0}^
o
00
o
%
eo
SanjqDjnz
i^
d
d
d
2
d
-raoj;s J^P ^V
°?
»o
•o
»o
•o
•ö
9an8i9)s 9)ssqjo
s
o
s
«o
%
vg
•*
*^
**
**
**
<
r^
a
gOQ
1
1'
a
s
a
1
aj Q^wMjnds
S
S
8
§
§
to
«o
CO
§
9)
*•
•^
**
**
**
t^
^
t^
to
üj dSosiSidiao
1
ÖS
o
"♦
00
*H ***
ni ©anuisq^iiiaa
1
00
bs
CO
1
CO
Ä
9.^:
*i e
% §
1^
1
Q
1^
II
^1
So
«1
11
M
N
M
N
CO
t-4 CO
annajgojg.sqdLnaa
^ 00
^ OS
K 00
Ö 00
>^
?^
jr 00
►*
•^
> «
^
N
3aiuq|ijsav»p ^H«!
00
00
1
1
1
1
.s
'Ja
1«
..«g-g
^ i
S g
©
•11
«J fe-3
♦
1
P
©
Essen Linien
Altenessen-Essen
H. Bhf. n. B. M
Altendorf-Borbe
»rauin^ dpadjUBq
►«
w
CO
•^
fcO
sO
25
c^^
• 1
8
8
8
8
8
8
8
tn
»/>
trt
»n
N
tri
m
1
^
■»J-
N
"f
-
vO
N
1
8
8
O
trt
s
8
"
e«
^
**
1
ei
ro
«
ro
-
CO
M
nO
§1
2
s
tn
8
-
ro
CO
N
CO
-
CO
w
^
«^
tri
M
N
00
CO
?
o
1
o
o
t^
O
1
1
1
1
N
w
«
1
1
1
«^
^
Z
?
CO
00
1 M
|ll
. JS
•§•2
o
o
•5
O
•5
o
o
•«f
IT»
o
o
w^
o
B
•^
N
ro
ro
^
••
«
•s
71
**
**
*^
**
•"
^
**
a
c
M
«)
H
H
X
H
9
f
o ^
fl »
Ol
o ^
1
g«
(0
•**
Q
Q
to
U-)
O
to
M
Q
PO
CO
O
CO
§
a
Q
ON
^
•^
^
tn
*•
**
•"
*•
^
M
u^
00
8
«r>
fO
1
o
00
oi
CS
^
«>.
CO
1
«o
00
t^
o
00
ÖS
1
t^
CO
11
U
O «1
1^
11
5
1
1
Jl
1
U a
1
o*
1
I
J 8
1
1»
i|
"1
1
1
1
PO
1
ro
1
fO
1
CO
1
«•o
1
CO
1
Ov
o
O
o>
O
ON
o
1
00
00
00
00
00
.A/
00
1
•*
•^
"•
■■
**
a
.. ä>>
3|ä
.0
'S
S
V}
C
ll
§
CS
feg«
ü
o
Q
'S
3
m
Mg
^
t^
00
o^
o
^
«
CO
"«t
^^
"
"
"
"
^
ß
n
ä
a
^
U3
es
«f
•
i
1
-fl
0«
«
Si
s
0
2
na
w
ti
M
2
tl0
g
a
-«^
u
2
s
C/3
•s
fl
•5?
^
0)
ta)
euB
H
«A
.^
d
1
0
■s
N
§
fl
lij
€
V
73
2
ao
M
O
S
4>
A
JS
fl
ü
^
M
CS
^
bA
a
1
,o
V
PQ
«s
M
a
«I
t6
> I
fl
:z I
26
Elektricitätswerk in Capstadt.
Nachdem gegen Ende des vergangenen
Jahres die Verwaltung von Capstadt mit der
Firma Siemens &'Halske, Berlin,
einen Vertrag über die Errichtung einer
elektrischen Centralanlage für Rechnung der
Stadt abgeschlossen und der genannten Firma
die Lieferung und Ausführung des gesammten
elektrischen Theiles übertragen hatte, ist
neuerdings dieselbe Firma auch mit der Aus-
führung des motorischen Theiles der Anlage
betraut worden, to dass nunmehr alle Liefe-
rungen und Leistungen für diese umfang-
reiche Anlage, mit alleiniger Ausnahme der
Gebäude und der ca. 2000 m langen Drack-
rohrleitung, Seitens dieser Firma tur Aus-
führung gelangen.
In kurzer Wiederholung unserer früheren
Mittheilung auf S. 416 bemerken wir, dass
die in Frage stehende Anlage in der Art
zur Ausführung gelangt, dass von einer
ausserhalb der Stadt gelegenen Primltr-
station eine im Centrnm des Consnmgebietes
gelegene Accumnlatoren - Unterstation mit
Strom versorgt wird, von welch' letzterer die
Stromvertheilung nach dem Fünfleitersystem
über die ganze Stadt erfolgt.
Die Anordnung der Primärstation ist
in der Art vorgesehen, dass jede der beiden
zur Aufstellung gelangenden Innenpol-Ma-
schinen-Type J der Firma Siemens &
H a 1 s k e sowohl mit einer Turbine, als
auch mit einer Dampfmaschine direct ge-
kuppelt werden können, so dass nach Be-
lieben entweder die Turbinen oder die
Dampfmaschinen den Betrieb Übernehmen
können. Die von der Firma J. M. V o i t b
in Heidenheim a. d. Brenz zu liefernden
Turbinen sind verticale Partial-Turbinen für
je 200 FS eff. bei 250 Umdrehungen in der
Minute. Das durch eine Druckrohrleitung von
ca. 2000 m Länge zugeffihrte Wasser hat ein
nutzbares Gefälle von 194 m. Die beiden in
der Primärstation aufzustellenden Dampf*
maschinen liefert die Firma G. Kuhn,
Stuttgart-Berg. Zur Verwendung gelangen
zwei stehende Compound-Receiver-Dampf*
maschinen mit Condensation, von denen
jede bei 7Vt Atmosphären Anfangsspannung
und bei 250 Umdrehungen in der Minute
normal 200 FS eff. leistet Der für die
Dampfmaschinen erforderliche Dampf wird in
zwei Circulations - Röhrenkesseln von je
150 ms wasserberührter Heizfläche der Firma
Simonis & Lanz in Sachsenhausen bei
Frankfurt a. M. erzeugt.
Die Vorarbeiten für die ganze Anlage
sind Seitens der Firma Siemens & Halske
soweit gefördert, dass ihrerseits voraussicht-
lich Mitte Februar n. J. mit den umfsing-
reichen Montagearbeiten, von denen nament-
lich auch die Verlegung des ausgedehnten
Leitungsnetzes längere Zeit in Ansprach
nehmen wird, begonnen werden wird. Die
sämmtlichen Arbeiten werden derartig be-
schleunigt werden, dass die Anlage noch
vor Ablauf des nächsten Jahres in ihrem
vollen Umfange in Betrieb genommen werden
kann.
Bericht der Accumulatoren-Fabriks-Actiengesellschaft Hagen l.Vr.
Mit dem in den Hagener, Wiener und z. Bilanx.
Oerlikoner Werken in dem Geschäftsjahre q 1 1
1892/93 erzielten Gesammtumsatre von bo US eile.
Mk. 3,250.000.— haben sich die Er-
wartungen nicht ganz erfüllt, mit welchen
dieses Jahr angetreten wurde.
Man hoftte auf Erhöhung des Umsatzes,
wogegen derselbe gegen denjenigen des '
Jahres 1891/92 um Mk. 45o.(K)0.— zurück-
geblieben ist.
Die Ursache für diesen Rückgang ist
in dem allgemeinen sehr schlechten Ge-
schäftsgange fast aller Übrigen Industrie-
zweige während des Jahres 1892 zu suchen.
Der bereits in der ersten Hälfte des
Jahres 1893 beginnende lebhaftere Geschäfts-
gang lässt hoffen, dass einer aufsteigenden
Geschäftsperiode entgegen gegangen wird.
Es haben die bis Ende September er. fac-
turirten und noch aufzuführenden Aufträge
eine Höhe von Mk. 2,250.000. — , gegen die
gleiche Periode ^ des Vorjahres von Mk.
1,500.000. — erreicht.
Das am i. Juli 1892 noch auf dem
Conto der Actionäre stehende Capital in
Höhe von Mk. 975.000.— wurde in diesem
Geschäftsjahre eingezahlt, so dass seitdem mit
dem vollen Actiencapital vonMk. 4,500.000. —
gearbeitet wird.
G r u n d s t ü c k s c o n t o. Der Grundstttck^-
werth des Hagener Werkes wurde im Wesent-
lichen durch die Ausführung eines Bahn-
anschlusses um Mk. 122,721.16 erhöht.
Gebäudeconto. Die Gebäude des
Hagener Werkes haben durch Errichtung ver-
schiedener kleiner Bauten einen Zugang im
Werthe von Mk. 5285.22 erfahren. Beim Wiener
Werke beträgt diese Erhöhung Mk. 493-S2.
B a u c o n t o. Der in der Bilanz per 1892
aufgeführte Betrag dieses Contos ist, nach-
dem die Bauthätigkeit beendet, theils tou
dem Grundstücks-, theils von dem Gebäude-
conto übernommen, so dass das Baucoüto
ausgeglichen ist und in dieser Bilanz nicht
erscheint.
Maschinen- und Apparate n-
conto. Unter den Neuanschaffungen auf
diesem Conto ist besonders eine Central-
Condensationsanlage im Hagener Werke her-
vorzuheben, welche nicht unwesentliche Vor-
theile und Ersparnisse in dem Betriebe
gebracht hat.
Modellconto. Dieses Conto wurde,
wie in den Vorjahren, bis auf eine Mark
abgeschrieben.
27
Elektricitätswerk Gammer s-
bach undCentrale Hageo. Der Betrieb
beider Werke zeigt gegen das Vorjahr Anf*
bessernngen.
Waarenconto. Die Bewerthnng der
auf Lager befindlichen Materialien worde za Ein*
kanf spreiten, bezw. niedrigeren Tagespreisen,
nnd diejenige der halbfertigen nnd fertigen
Fabrikate zn Selbstkostenpreisen vorge-
nommen.
Cautionsconto and Effecte n-
conto. Dnrch Conrsrückgang erlitt das erste
einen Verlast Ton Mk. 82.55, das zweite
einen solchen von Mk. 1648.15.
Auf die Anlage in Wien nnd die dor-
tigen Aossenttände ist durch den Rückgaog
der Österreichischen Währung ein Verlust
▼on Mk. 36.543.15 entstanden, welcher den
Gewinn entsprechend verringerte.
2. Gewinn- und Verlustconto.
Sollseite.
■ Die Gesammtsumme der Abschreibungen
beträgt für dieses Jahr Mk. 168.366.05 gegen
Mk. 146.4 II. 92 im Vorjahre.
Habenseite.
Licenzconto. Durch weitere Licenz-
ertheilnng erzielte man anf demselben einen
Gewinn, welcher zn höherer Abschreibung
als im Vorjahre auf Patentconto benutzt
wurde.
Der sich ergebende Ge- Mark
winn von 39^.084.73
zuzäglich Vortrag v. i. Juli 1892 2.167.82
wird wie folgt, vertheilt :
An statutenmässig festgesetzten
Reservefond 50/^ von Mk.
391.084.73 = Mk. 19.553 981
6O/0 Dividende auf das vollein-
gezahlte Actiencapital von Mk.
4,500.000 = Mk. 270.000,
Tantiemen für den Vorstand,
loO/o von der Dividende
Mk. 27.000, Tantiemen für
den Aufsichtsrath, 6O/0 von
der Dividende Mk. 16.200,
Gratification für die Beamten
Mk. 15.000 347.753-98
Von dem Reste 45.498.57
wird für den Reservefond II
bewilligt 40.000. —
sodann bleibt Vortrag für 1893/4 5.498.57
Der Vorstand.
Adolf Müller. J.Einbeck. L. Gebhardt.
Dr. G. Stricker.
Gegen den vorstehenden Bericht nebst
Bilanz und Gewinn- und Verlust-Rechnung
haben wir nichts zu erinnern und sind damit
einverstanden.
Der Aufsichtsrath.
Carl Fürstenberg,
stellvertretender Vorsitzender.
Die Pariser Central -Versuchsanstalt für Elektricität.
Das Comit^ der elektrischen Ausstellung
von 1881 zn Paris hatte den nicht nnbe-
trichtlichen Reinertrag des Unternehmens zur
Errichtung eines Laboratoriums für Elektri-
cität gewidmet. Provisorisch in Räumen
untergebracht, welche von einem Grossindu-
striellen znr Verfügung gestellt waren, und
von anderen Fabrikanten reichlich unter-
stützt, entwickelte sich die neue Anstalt sehr
bald zu einem Centralpunkte, in welchem
mannigfache wissenschaftliche und industrielle
Interessen zusammenliefen.
Insbesondere für eine ganze Reihe von
Industrien, welche sich den technischen
Fortschritten anpassen, machte sich das In-
stitut in erspriessl icher Weise dienstbar, denn
es liefert alle erforderlich scheinenden Auf-
schlüsse und Bestimmungen über in der
Elektricität vorkommende Materialien ; es
besorgt die Controle der Messinstrumente,
die Erprobung neuer Erfindungen, sowie von
Apparaten nnd Einrichtungen jeder Art, und
es zeigte sich, dass manche Schwierigkeiten
und Streitfragen, welche zwischen Lieferanten
und Abnehmern auftauchten, dank dem Gut-
achten des Laboratoriums und den von
diesem ausgeführten Expertisen sich in ein-
facher nnd alle Theile befriedigender Weise
schlichten Hessen, ohne den gerichtlichen
Weg zu betreten.
Nachdem auch ein von der Stadt Paris
zur Verfügung gestelltes Local für die Ver- I
suchsanstalt zu klein geworden war, schritt
man zur Errichtung eines definitiven, den
Zwecken des Institutes durchaus angepassten
Baues in der Rue de Stael. Der Gemeinde-
rath der Hauptstadt überliess den Grund zu
diesem Baue als Geschenk, und viele grosse
industrielle Firmen spendeten dem Institute
die nöthigen Maschinen und Installations-
Gegenstände verschiedenster Art in munifi-
Center Weise. So eine Firma nicht nur eine
ausgezeichnete Dampfmaschine von 25 Pferden,
sondern auch den 24 m hohen Schlot aus
Eisenblech ; eine zweite eine zwölfpferdige
Gaskraftmaschine u. s. w.
Dynamos der verschiedenen Systeme:
Edison, Sautter-Lemonnier, Gramme,
Siemens, Transformatoren und Motoren
sind im Neubaue installirt. Fünf Säle mit
allen nöthigen Einrichtungen sind für die
Erprobungen der Metalldrähte, der Kabel,
für das Studium der Normalmaasse elek-
trischer Kräfte, der Elektrochemie nnd der
Experimentirung der Batterien bestimmt.
Weitere fünf Säle sind dem Studium von
Accumulatoren, den Intensitäten, der Photo-
metrie, der Capacitäten und der Normal-
Aicbung der Widerstände zugewiesen.
Das neue Gebäude wurde während des
letzten Sommers durch den Handelsminister
und im Beisein vieler wissenschaftlicher und
industrieller Notabilitäten feierlich geöffnet.
Bis jetzt hat das Institut keinen Beitrag aus
28
Staatsmitteln erhalten, indes« ist ein solcher
neneatens in Aassicht gestellt worden, nach-
dem jeder Zweifel an der weittragenden Er-
sprietslichkeit dieses Laboratoire central
d'^ectricit^ geschwunden ist. Die zn ge-
währende jährliche Staats-Snbvention wird
den weiteren Aufschwang dieses Institutes
sichern, welches nicht nur den industriellen
Bedürfnissen entspricht, sondern auch rein
wissenschaftlichen Zwecken in ausgedehntem
Maasse dient, denn hier sollen die Hörer
der grossen technischen Hochschulen von
Paris gleichsam in unentgeltlichen Fortbil-
dungscursen über die heute schon so Überaus
sahireichen Anwendungen elektrischer Kräfte
praktische Unterweisung finden.
(„Wochenschr. d. n.-ö. Gewerbe- Ver.* Nr. 42.
1893)
Neueste deutsche Patentnachrichten.
Authentisch zusammengestellt von dem Patentbureau des Civil-Ingenienr Dr. phil. B. Z«r«&«r,
Berlin V., Bioh«ndorAitraM« 80, welcher sich zugleich bereit erklärt, den Abonnenten der
„Zeitschrift für Elektrotechnik" allgemeine Anfragen in Patentsachen kostenfrei zn beantworten.
Patent-Anmeldungen.
Classe
20. C. 4553. Elektrisch beeinflusste Brems-
vorrichtung. — Milien E, Comp, in
Hamilton.
**• A. 3356. Elektricitätszähler mit Uhrwerk,
dessen Unruhe durch ineinander
schwindende Spulen beeinflusst wird. —
Dr. H. Aron^ Professor in Berlin.
20. G.iyöiS. Elektrische Zngdeckungsignal-
Einrichtung mit elektrisch bewegtem
Achsenzähler. — Carl Grimsehl in
Weserlingen a. Aller.
21. V. 1935. Schalt Vorrichtung für Glüh-
lampenfassungen. — Alexander Frank
Vttter in New- York.
Classe Gebrauchs-Muster.
21. Nr. 18708. Tragbare elektrische Glüh-
lampen, gekennzeichnet durch einen auf
einem Untersatz angebrachten Blech-
mantel, welcher die Stromquelle enthält.
Classe
einen unten konisch ausgedrehten Auf-
satz, eine in dem Aufsatz der Länge
nach befindliche Bohrung, in der ein
Einsatz mit zwei Me^allfedem die Ver-
bindung mit der aufzusteckenden Glüh-
lampe herstellt, sowie einen Drahtbügel
zum Tragen der Lampe. — AlbreefU
Heil in FtänkischKrumbach.
21. Nr. 18941. Absatzweise elektrische
Treppenbeleuchtung mit einem Haupt-
werk und der Anzahl der Lampen ent-
sprechenden Neben werken, welch letztere
durch Druckknöpfe ausgelöst werden
und ihrerseits das Hauptwerk auslösen.
— Franz Müller in Berlin.
„ Nr. 18876. Canäle für elektrische Lei-
tungen aus in- oder aufeinander gepassten,
beliebig geformten Streifen mir oder
ohne isolirendem Ueberzug. — Norbert
Lachmann und F, H, Aschner in Berlin.
LITERATUR.
Vom rollenden Flügelrad. Dar-
stellung der Technik des heutigen Eisenbahn-
wesens. Von A. V. Schweiger-Lerchen-
feld. Mit ca. 300 Abbildungen. In 25 Lie-
ferungen ä 30 kr. (60 h.) = 50 Pf. =
70 Cts. = 30 Kop. — A. Hartleben's Verlag
in Wien, Pest und Leipzig.
Keine der vielen aus dem modernen
Culturleben hervorgegangenen Institutionen
ist so ionig mit unseren Bedürfnissen ver-
wachsen, als das Verkehrswesen. Den poten-
zirtesten Ausdruck in Bezug auf Raschheit
und Vielgestaltigkeit der das Culturleben
durchpulsenden Bewegung findet das Ver-
kehrswesen in den Eisenbahnen. In ihnen
verkörpert sich zugleich ein aussergewöhn-
licher Aufwand von theoretischem Wissen
und praktischem Können, eine grossartige
Ausnützung der Naturkräfte.
Wenn die Eisenbahnen als Verkehrs-
mittel gewissermaassen der Lebensnerv unserer
bastigen, die ränmlichen Verhältnisse nivel-
lirenden Zeit sind, treten sie andererseits als
Object der Ingenieur Wissenschaften so eigen-
artig vor Augen, dass sie nothwendigerweise
die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Kein
Wunder also, dass sowohl die Entwickeluug
dieses wichtigen technischen Zweiges, sowie
alle dai^it verbundenen Fortschritte, welche
mit den Interessen des öffentlichen Lebens
inniger in Wechselwirkung stehen, als irgend
ein anderer Zweig der praktischen Wissen*
Schäften, jeden Einzelnen nachhaltig beschäf-
tigen.
Demgemäss darf ein Werk, welches sich
die Aufgabe gestellt hat, dem gebildeten
Leser Über die vielerlei Elemente des Eisen,
bahn Wesens — vom Bau der Schienenwege
angefangen bis zu der äusserst complicirten
Maschinerie eines grossen Betriebes — an-
schaulich geschrieben und durch zahlreiche
Abbildungen unterstützt, vor Augen zu führen,
auf Theilnahroe und Interesse rechnen.
Aufgaben über Elektricität und
Magnetismus. Für Studirende an Mittel-
und Gewerbeschulen, zum Selbststudium für
angehende Elektrotechniker, Physiker u. A.
Von Dr. Eduard M a i s s, k. k. Professor
an der Staats-Oberrealschule im II. Bezirke
Wiens. Mit 58 Figuren im Text. Wien, 1893.
29
Verlag von A. Pichler's Witwe & Sohn.
V. Margaretbeoplatz 2.
yC'est anx applications, qn'il convient
snrtottt de donner son temps et sa peine**
— mit diesem Motto ans L a g r a o g e's
Schriften ist die Absicht des Verfassers bei
Herausgabe dirset Werkebens gekennzeichnet ;
dieselbe richtet sich anf das Ziel, beim Unter-
richt nicht blos mechanische« Gedächtnisswerk
in den Köpfen der Stndirenden anzahftufen,
sondern letztere in den Stand zn setzen, mit
dem geistigen Inhalte abstracter Ansdrttcke
wie mit einem hochschätzbaren Besitze an
Wissen und Können zu gebahren. Nur so
wird der Leinende des Erlernten froh und
gleichzeitig setzt ihn das durch Bewältigung
solcher Aufgaben erlangte Vermögen in den
Stand, rationell zu experimentiren,
was ja von jeher die beste Vorschule für
den kfloftigen Techniker und Forscher war.
Dem bereits in der Praxis stehenden
Elektrotechniker bietet das Werkchen ein
Mittel, sich von der naturwissenschaftlichen
Gesetzmässigkeit, welche seinen Verrichtungen
und Anordnungen zu Grunde liegt, jeden
Augenblick überzeugen zu können, daher
seine mechanische Arbeit in die Sphäre des
Verstehens zu erheben.
Den grössten Nutzen aber werden die
Schulen dem Büchlein zu danken haben, ob-
wohl wir nicht anstehen auszusprechen, dass
es auch einem, der Schule längst Entwachsenen
geistigen Genuss bietet. Wir empfehlen das
Auch äusserlich vortrefflich ausge «tat tele Werk
auf's Beste. J. K.
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal- Nachrichten.
t A. ReckeozauD. In allen Gesell-
schaften, denen unser braver Landsmann an-
gehörte, wurden demselben ehrende Gedenk-
reden gehalten ; besonders war dies der Fall
in der „Society of telegraph engineers and
electricians* zu London, wo Mr. P r e e c e,
der Präsident dieser berufenen Körperschaft,
m wärmster Weise des zu früh Hinge-
schiedenen gedachte; zugleich wurde eine
ofiicielle Beileidskundgebung an die Witwe
Reckenzaun's gerichtet.
Frau Reckenzaun drückt in einem
Schreiben an uns die Bitte aus, dem Vereine
und dessen Mitgliedern, welche an ihrem Ver-
loste Theilnahme und für ihren Schmerz
Mitleid bezeugten, den wärmsten Dank aus-
xnsprechen. Wir thun dies hiemit mit dem
Wunsche, dass sich die Leidtragende durch
die Ueberzeugung getröstet fühlen möge,
dass Reckenzaun's Andenken in den
Herzen seiner Landsleute den lautesten Nach-
hall findet.
t John Tyndall. Den älteren Tech-
nikern wird es unvergessen sein, welche
Belehrung und welchen Genuss die Bücher:
»Die Wärme als Bewegung", „Der Scha 1",
,Das Licht" und die „Vorlesungen über
Elektricität** von dem berühmten „Leclurer*
Tyndall ihnen gewählten. Als Veiall-
gemeinerer subtiler Forschungsresultate, als
Vei mittler zwischen lernbegierigem, meist
jungem Volke und abstracter Wissenschaft,
als Verbreiter des Bewusstseins von den
ewigen unwandelbaren Gesetzen, unter denen
alles Geschehene steht, dttcfte Tyndall
seines Gleichen nicht haben. Zur Abhaltung
von populären Vorlesungen war kaum ein
Zweiter so geeignet, wie dieser Jünger
Farad ay's, dem er eine von dankbarer
Begeisterung durchglühte Biographie ge-
widmet. Besass doch Tyndall ausser
einer selten vorkommenden manuellen Be-
gabung für Vorführung der schwierigsten
Hxperimente, die noch seltenere Fähigkeit,
die Schärfe der scientifischen Formel mit
dem Gewände schönkliugender Worte zu
bekleiden, ohne dass die Evidenz des auf-
zudrückenden Gesetzes im Mindesten dar-
unter gelitten hätte. Aber nicht nur in
seiner Diction war schöner Styl zu finden —
auch in der architektonischen Anordnung der
Materialien befleissigte sich der berühmte
Experimentator jener wohlthuenden Methode^
welche alles unter seiner Anleitung Erlernte
als ein schönes Ganze erscheinen Hess, wo
jeder Theil an der richtigen Stelle stand und
in befriedigender harmonischer Wechsel-
beziehung mit den anderen Theilen wirkte —
und im Gedächtnisse blieb. Tyndall war
e-n Lehrkünstler, der auch auf seine Kun^t
reisen konnte und dies auch mit dem besten
moralischen und materiellen Erfolge that.
Um ihn voll zu begreifen, rouss man
seinen Lebenslauf kennen. Tyndall wurde
in Irland 1820 geboren und erhielt eine
ge:ade nicht sehr sorgfältige Ausbildung, in
welcher blos die Erlernung der Geometrie
nach E i c k 1 i d's Methode fdr ihn später
eioe freudige Erinnerung abgab. Er trat 1839
als „Feldmesser** in den öffentlichen Dieuft
und blieb in demselben bis 1843. Dann
tracirle er Bahnen und machte Aufnahmen
für die betreffenden Gesellschaften. Seine
Neigung zur Physik liess ihn eine Lehret -
stelle nm Qaeenwood-College in Hampshire
annehmen, wo er sich dem nachmal« be-
rühmten Chemiker F r a nk 1 a n d on$chlos<.
Beide junge Männer gingen nun nach Deutsch -
land, wo Tyndall unter B u n s e n in
Heidelberg, sowie unter M a g n n s-Berlin,
Chemie uad Physik studirte. Im Verkehre
mit Dubois-Reymond machte er sich
mit den Theorien von Clausius-Heln;-
h o 1 1 z u. A. bekannt und übersetzte die
besten iu's Englische. In Deutschland lieferte
er seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten,
nämlich die über Diamagnetismu« und über
die Beziehungen von Magnetismus zur
Krystallographie. Zu Anfang der Fünziger-
jähre hielt er Vorträge an der R o y a
30
Institation, woFaraday zwanzig Jahre
vor ihm gewirkt, nnd hier worde er 1853
Professor der Naturwissenschaften. Sowohl
die Kenntniss mehrerer neueren nnd wohl
auch älterer Sprachen, ^Is die Nothwendig-
keit, sich klar auszudiücken, liess in ihm
sich das Talent zum Reiselehrer entwickeln,
das ihn später so beliebt gemacht.
So glatt und ausgeglichen seine Dar-
stellungsweise erscheint, so kampflustig trat
er im wissenschaftlichen Streite auf, und er
suchte sich wahrlich keine geringfflgigen
Gegner. Mit J. D. F o r b e s, mit Professor
T a i t nnd mit — William Thomson ge-
rieth T y u d a 1 1 in Conflicte, sowie er auch
mit den kirchlichen Behörden in aufsehen-
erregender Weise kämpfte. Seine Abstammung
von Irland verwickelte ihn sogar in politische
Parteinahme fUr Homerule.
Von belletristischen und moralisch-philo-
sophischen Einflössen liess er sich ebenfalls
bestimmen : Carlyle, Emerson und
Goethe waren seine Lieblings- Schriftsteller,
mit Ersterem verkehrte T y n d a 1 1 in freund-
schaftlicher Weise.
Es ist bekannt, dass T y n d a 1 1 durch
einen Irrthum seiner Frau, die ihm Chloral
statt eines anderen Arzneimittels reichte,
starb.
Seine Vorlesungen über Elektricität sind
in naturwissenschaftlichen Zeitschriften vom
Jahre 1872 erschienen ; er war einer der
ersten, der sich des elektrischen Lichtbogens
zu Demonstrationen physikalischer Vorgänge
in virtuoser Weise bediente.
Mr. Blond el wurde zum Professor an
der l^cole nationale des ponts et chanss^es
ernannt und trägt daselbst Elektricitätslehre
vor. Da ans dieser Schule Staats-Ingenieure
hervorgehen, die sich auch mit Beleuchtungs-
anlagen zu befassen haben, so kann man
dieser Anstalt zur Acquisition B 1 o n d e l's
nur Glfick wünschen.
Project einer elektrischen Central-
Station in Prag. Die Firmen Franz Kr iif k
und Schuckert & Co. haben dem Prager
Stadtrathe das Project einer elektrischen
Centralstation mit Benutzung von Accumn-
latoren vorgelegt. Nach demselben würden
von den Maschinen direct 9000 nnd von der
Accumulatoren-Batterie 2000 Glühlichtlampen
gespeist werden können. Die Kosten dieses
Projectes würden sich auf etwa eine Million
Gnlden belaufen. Bezüglich der Ausführung
schlagen die erwähnten Firmen dem Stadt-
rathe folgende drei Alternativen vor : I. Sie
erklären sich bereit, die elektrische Central-
station für die Prager Stadtgemeinde und
auf deren Rechnung in der zu vereinbarenden
Frist nach den Detailplänen nnd Berech-
nungen gegen vertragsmässige Bedingungen
zu errichten. II. Erklären sie sich bereit, die
elektrische Centralstation auf Rechnung der
Prager Stadtgemeinde zu erbauen und ein-
zurichten, deren Betrieb aber auf eine ver-
abredete Reihe von Jahren als Pächter zu
übernehmen, wobei sie der Gemeinde nicht
blos die volle Verzinsung nnd Amortisimng
des Anlagecapitals, sondern auch einen ange-
messenen Antheil am Betriebsgewinne garan-
tiren. III. Die Prager Stadtgemeinde möge
den genannten Firmen die ausschliessliche
Concetsion für die Errichtung und den Be-
trieb der elektrischen Centralstation in Prag
unter eventueller finanzieller Betheiligung
der Gemeinde ertheilen, wogegen die Con-
cessionäre vertragsmässige Bedingungen ein-
zugehen bereit sind. Die erste Alternative
ist in verschiedenen Städten Deutschlands
eingeführt. Der zweite Modns empfehle sich
aber für Prag am besten, weil die Pächter
die Verzinsung und Amortisation des An-
lagecapitals selbst zahlen, nnd überdies der
Gemeinde einen Gewinnantheil gewähren
wollen. Die Projectanten weisen dann auf
die Zweckmässigkeit und Nothwendigkeit
einer elektrischen Centralstation in Prag hin
und widerlegen die Einwendung, als ob sich
durch die Einführung der elektrischen Be-
leuchtung der Gasconsum verringern würde.
Nach den statistischen Daten gab es s. B.
in München im Jahre 1885—86 119.888 Gas-
flammen und 4885 elektrische Lampen, im
Jahre 1889—90 149.748 Gasflammen nnd
32.065 elektrische Lampen und im Jahre
1891—92 167.607 Gasflammen nnd 41.887
elektrische Lampen. Daraus ersehe man, da<s
mit der Zunahme der elektrischen Lampen
auch die Gasflammen sich vermehrt haben.
Ferner sei daraus ersichtlich, dass im letzt-
genannten Jahre die Zahl der elektrischen
Lampen fast den vierten Theil der Gas-
flammen betrug. Eine solche Erscheinung
trete fast Überall zu Tage. Die Erfahrung
lehre, dass diejenigen Geschäftsleute, Ge-
werbetreibenden, ja auch Privaten, welche
das elektrische Licht nicht besitzen, den-
selben Lichteflect durch erhöhten Gasconsum
zu erreichen trachten. Ueberdtes steige der
Gasconsum durch Verwendung als Trieb-
kraft von Motoren bei der elektrischen Be-
leuchtung selbst. In München stieg z. B. die
Zahl der Motoren von 136 im Jahre 1887
auf 296 im Jahre 1892. Die Befürchtung
also, dass durch Einführung der elektrischen
Beleuchtung die Ertragfähigkeit der städti-
schen Gasanstalten fallen werde, sei dadurch
widerlegt Die Projectanten haben bereits
die Voranschlagspläne und Vertragsentwürfe
verfasst und sind bereit, dieselben behufs
Beschleunigung der Angelegenheit dem
Stadtrathe vorzulegen.
Elektrische Bahn in Karlsbad.
Die Stadtgemeinde Karlsbad bewirbt sich,
wie uns von dort geschrieben wird, um die
Concession einer elektrischen Strassenbahn
und ist mit einem finanzkräftigen Consortium
wegen Ueberlassung der Concession in Ver-
bindung getreten. Die Nationalbank für
Deutschland in Berlin steht an der Spitze dieses
Consortiums, welches eine elektrische Stadt-
bahn vom Bahnhofe Karlsbad durch das
Weichbild der Stadt bis zum neuen Bade-
hause in der Marienbaderstrasse errichten
und eine Zahnradbahn nächst dem Goethe-
31
Denkniftl hinter dem Etablissement Papp zar
«FremidschAftshöhe'' führen will. Die Stadt
Karlsbad hat bereits am mehr als eine halbe
Mülion Häuser eingelöst and mnss zur £r-
breitertiog der Strassen noch sechs Hänser
am 7 — 800.000 fl. einlösen. Die Gesellschaft
stellt der Stadtgemeinde biefttr einen Betrag
TOD 500.000 fl. sofort haar zar Verfügung
and abergibt der Stadt eine Million Prioritäts-
actien in ihr Eigenthum, beanspracht jedoch
als Gegenleistung den freien Betrieb der
Bahnen auf einen grösseren Zeitraum, sowie
eine durch volle 2oJahre währende
jährliche Zahlung der Stadt an die
Bahngesellschaft von 76.400. Schon in
der nictisten Zeit wird die Stadtgemeinde Karls-
bad aber diese Vorbedingungen schltlssig wer-
den. Eine weitere Folge soll die Fortsetzung der
Zahnradbahn nach dem Plateaa bei „St. Leon-
hart* in einigen Jahren bilden, woselbst die
Gesellschaft von der Stadt acht Hektare
Waldgrflnde für den Bau eines grossen,
Inxoriösen Casinos, und anderer Vergnttgungs«
einrichtnngen beanspruchen will. Das Actien-
capital wird ungefähr drei Millioqen Gulden
betragen, wobei jedoch die Fortsetzung der
Bahn bis „St. Leonhart** n. s. w. nicht mit
inbegriffen sind, weil einem späteren Zeit-
räume vorbehalten.
Siektrische Bahn Baden — Vöslau.
Die Erdarbeiten dieses, so manches Jahr in
Vorbereitung stehenden Unternehmens haben
begonnen. Im Mai d. J. soll die Strecke
Bahnhof-Helenenthal und im Juni die von
Baden nach Vöslau in Betrieb gestellt werden.
Telephon-Centrale Leoben. Die
Post- und Telegraphen-Direction für Steier-
mark and Kürnteu hat an die Stadtgemeinde
dte Anfrage gerichtet, ob nicht fUr das kom-
mende Jahr die Errichtung eines Stadt-
Telephonnetzes in Leoben und Umgebung
in Ansticht genommen werden sollte, bezw.
ob seitens der Bevölkerung Leobens und
der nächstgelegenen Ortschaften eine die
Rentabilität des Unternehmens sichernde
Betheilignng za gewärtigen stünde, and auf
Gnmd welcher annähernden Theilnehmer-
sahl die Kosten in das Präliminare einge-
setzt werden könnten. Aus diesem Anlasse
hat die Stadtgemeinde alle jene Parteien,
welche sich fär die Errichtung eines Stadt-
Telephonnetzes interessiren, zu einer Be-
sprechang eingeladen, bei welcher von einem
delegirten Sachverständigen das Wesen, die
Bedentnng and die Vortheile eines solchen
Telephonnetzes dargelegt, sowie die Bedin-
dungen des Beitrittes erörtert und aufgeklärt
werden. Bei den grossen Vortheilen, welche
eine Telephonanlage in und um Leoben ge-
währen würde, wäre im Interesse des Ge-
schäftes und des öffentlichen Verkehres eine
recht lebhafte Betheiligung an dieser Be-
sprechung sehr wünschenswerth. Um der
Post- und Telegraphen- Direction mittheilen
zu können, aof welche Theilnehmeranzahl in
Leoben und Umgebung zu rechnen ist,
werden bei dieser Versammlung auch An-
meldungen von Sprechstellen entgegenge-
nommen. Solche Anmeldungen können auch
im Stadtgemeindeamte angebracht werden,
nach welcher Zeit das Ergebniss der An-
meldungen der Post- und Telegraphen-
Direction bekannt gegeben werden müsste.
Vorconcessionen. Das k. k. Handels-
Ministerium bat die Bewilligang zur Vor-
nahme technischer Vorarbeiten für die nach-
stehend bezeichneten Strassen- bezw. Local-
bahnen ertheilt, u. zw.:
Dem Ing. Fritz T r e n in Melk a. d. Donau
für eine schmalspurige, mit elektrischer
Kraft und Dampf zu betreibenden Local-
b a h n von der Haltestelle Markersdorf
a. d. P i e 1 a c h d. k. k. Staatsbahnen über
Ober-Grafendorf und Kirchberg a. d.
P i e 1 a c h durch das Nattersbach- und
Treflingbachthal in das Erlauf-
thal und Über Mittersbach nach
Maria-Zeil, femer :
dem Bezirksobmann und Bürgermeister
Carl von Pohnert in Brüx, als Obmann
des ActionsComit^ der betheiligten Gemeinden,
für eine normalsparige, eventuell schmal-
spurige, mit Dampf oder elektrischer
Zugkraft zu betreibenden Strasse n-
bahnvon Brüx über Kopitz, Ros en-
thal, Lindau, Nieder- und O b e r*
leutensdorf, Bettelgrttn und
Hammer nach Johnsdorf und von da
über Malteuern, sowie direct zurück
nach Brüx mit einer Abzweigung von
Johnsdorf über Obergeorgenthal
und Vierzehnhöfen zum Anschlüsse
an die Hauptlinie bei Niedergeorgen-
thal, und
der Firma Stern & Hafferl in
Wien, für eine schmalspurige, eventuell mit
el ektris eher Betriebskraft herzustel-
lenden Localbahn von der Station Gmun-
d e n der k. k. Staatsbahnen in die Stadt
G m u n d e n.
Project für eine schmalspurige,
mit elektrischer Kraft zu betreibenden
Localbahn von Bludenz nach Schruns.
(Trassenrevision und Stationscommission.)
Die k. k. Statthalterei in Innsbruck hat die
Trassenrevision und Stationscommission hin-
sichtlich des Projectes der Firma Siemens
& H a 1 s k e in Wien, für eine schmalspurige,
mit elektrischer Kraft zu betreibenden Loc al-
bahn von Bludenz nach Schruns
angeordnet. Mit der Leitung der Commission
ist der Statthaltereirath Arthur Neusburger
betraut worden.
Elektrische Tramway in Malland.
Anfangs November 1893 wurde die elek-
trische Tramway in Mailand, welche von
der Piazza del Duomo nach Porta Sempione
führt, dem öffentlichen Verkehre übergeben.
Die Tramway functionirt vorzüglich und war
bisher keine Unregelmässigkeit zu verzeichnen.
Elektrische Schlfifahrt in Venedig
Die Lagunen Venedigs sollen durch P'*«»-
32
mit elektrischem Betriebe befahren werdeo.
Nebeo den schmalen, langgestreckten Gon-
deln mit den eigenthümlich gebogenen
Schnäbeln, welche der typisch gewordene
Gondoliere mit einem langen Rnder tagleich
bewegt nnd steuert, sollen Boote in Ge-
brauch kommen, welche durch eine unsicht-
bare Kraft getrieben, mit einer Geschwindig«
keit von lökm in der Stunde die trSgen
Wasser durchschneiden werden; mit dem
monotonen, laoggesogenen „Stai'*, dem Jahr-
hunderte alten Warnungssignale der Gondo-
liere, wird in Zukunft das Klingeln elek-
trischer Glocken ertönen. Dem Municipium
von Venedig wurde von einer amerikanischen
Gesellschaft, welche während der Chicagoer
Ausstellung elektrisch betriebene Boote auf
dem Michigansee inttallirt hatte, ein solches
Fahrzeug probeweise zur Benutzung ange-
boten. Die Probefahrt fand statt, welche,
wie die ,N. F. P.*' erfährt, zur allgemeinen
Zufriedenheit ausfiel. Das elegante Boot,
kaum länger als eine Gondel, fasst 28 Per-
sonen und wird durch Accumulatoren, welche
unterhalb der Sitze angebracht sind, in Be-
wegung gesetzt. Ein einfacher Hebel regulirt
die Geschwindigkeit und bringt nöthigeafalls
das Boot augenblicklich zum Stehen. Die
Accumulatoren liefern die Kraft fttr eine
Weglänge von 100 km. Wenn die Regierung
und das Municipium einwilligen, wird Veuedig
die erste Stadt Europas mit elektrischem
Schiflfsbetriebe sein.
Der Neubau des physikalischen
und elektrotechnischen Instituts der
Grossherzoglichen Technischen Hoch-
schule zu Darmstadt befindet sich nun-
mehr zum grössten Theil unter Dach. Am
Mittwoch den 29. November, Nachmittags
3 Uhr fand für die am Neubau beschäftigten
Arbeiter eine einfache Richtfeier statt, über
welche wir folgende Mittheilungen erhalten:
Auf Einladung des Vorstandes der Baube-
hörde Abtheilung II, fUr den Nenbau, Herrn
Professor Marx, hatten sich die Vertreter
des Diiectoriums und der Baucommission der
Hochschule, der Auischuss der Studenten-
schaft, sowie die Meister der betheiligten
Baagewerke zur Feier eingefunden.
Wenn der Ausbau und die innere Ein-
richtung der beiden genannten Institute in
demselben Maasse gefördert werden kann,
wie die« bei dem Rohbau geschehen ist, so
dürfte die Benutzung des Gebäudes voraus-
sichtlich im Herbste nächsten Jahres mög-
lich sein.
Eine elektrische Stadt. Laut ameri-
kanischen Berichten verdient der Ort Great
Falls in Montana U. S. die Auszeichnimg,
die „elektrische Stadt*' genannt zu werden.
Drei Meilen oberhalb des Ortes, bei Black
Eagles Falls, hat man quer ttber den Misaouri
einen starken Damm aufgeworfen, um das
Wasser des Fltisses zur Kraftstation zu leiten,
welche sich mit ihren Turbinen und Djnamos
neben dem Flussbett befindet. In Great Falls
werden nicht nur die Strassenbahn wagen mit
Elektricität gefahren und beleuchtet, sondern
audi zugleich geheizt; in jedem Waggon
befindet sich ein «Radiator^, der die beste
Dampfheizung fibertriflt. Elevatoren, Dnicker-
pressen, Krahne und alle sonstigen in Great
Falls vorhandenen Arten von Maschinerie
werden durch das allgegenwärtige Fluidum
in Gang gehalten, sogar elektrische Wasser-
schöpfer und Steinklopfer kann man sehen;
ein ganz gewöhnlicher Anblick auf der Strasse
vor Neubauten ist ein elektrischer Mörtel-
mischer, mit einem Leitungsdraht verbunden,
der von der nächsten besten Leitungsstange
herabgefährt ist. Die Restaurants kochen
natürlich mit Elektricität, die Fleischer hacken
ihre Würste und Hamburger damit, die Colo-
nialwaareohändler benutzen sie zum Kaffee-
mahlen, die Schneider zum Bügeleisen heiss
machen, und die Hausfrauen treiben ihre
Nähmaschinen mit Elektricität Die Oefen
und Herde stehen verlassen; kein Rauch-
wölkchen entströmt der Esse; »tatt der rassigen
Feuer hat man elegante elektrische Brat-
und Backnäpfe, die man im Wohnzimmer wie
Hutschachteln nebeneinander aufstellen kann,
ebenso die elektrischen Kessel, Töpfe und
Theekannen ; nur ein Druck auf einen Knopf
und in 10 Minuten siedet das Wasser im
Innern dieser Gefässe, ohne dass auch nor ihre
Anssenwand sich fühlbar erwärmte. O glück-
liches Great Falls, elektrisches Schlaraffia !
Aus Sydney kommt die Naclirlcht
über eine neue epochemachende Er-
findung, über deren praktische Verwend-
barkeit allerdings wohl erst die Zukunft ein
endgiltiges Urtheil abgeben dürfte. Der Er-
finder ist ein Angestellter des Sydneyer
„Moming Herald'*, Namens Donald Mur ray ;
der Apparat, den er «Printing Telegraph"
nennt, soll im Staude sein, Telegraphen-
apparate, Setzer- und Schreibmaschinen,
Claviere, überhaupt jedes Instrument, bei
welchem Claviaturen in Verwendung sind,
in Bewegung zu setzen, so dass beispiels-
weise eine in irgend einem Orte mit dem
Druckertelegraphen manipulirende Person
im Stande sein soll, gleichzeitig in einem
Dutzend anderer Städte denselben Schriftsatz
Wort für Wort zu reproduciren.
Separat- Abdrücke
werden über Verlangen der Herren Autoren zum Selbstkostenpreise ab-
jregeben. Die Zahl der verlangten Exemplare wolle auf dem Manuscripte
verzeichnet werden. Das Redactions-Comite.
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF KAREIS. — Selbatverlair des Klektroteohnischen Vereins.
In CAmmission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, Y., Strauasengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnilc.
XII. Jahrg. 15. Jänner 1894. Heft IL
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, OcrlikoD.
(Fortsetzung.)
Das Drehmoment wächst mit R^ und erreicht einen bestimmten,
durch Gleichung 26 gegebenen Werth von i?2 ein Maximum. Der Wider-
stand ^2, welchem das maximale Drehmoment entspricht, ist um so
kleiner, je grösser das Uebersetzungs-Verhältniss N^ : iVg ist.
Hieraus erklärt sich die Thatsache, dass bei einem Motor die
Aenderung des Uebersetzungs-Verhältnisses auch eine Aenderung des
Ankerwiderstandes erfordern kann.
Die Kraftlinienstreuung macht sich dadurch bemerkbar, dass das Dreh-
moment vermindert und der Widerstand R^t dem das maximale Dreh-
moment entspricht, vergrössert wird. Mit Berücksichtigung der Streuung
würde man anstatt die Curven A und B die Curven ^0 ^^^ ^o» oder bei
starker Streuung A^ erhalten. Die genaue Form dieser Curven ist durch
Rechnung schwer zu bestimmen, weil der Werth des Streuimgscocficienten b
stark veränderlich ist. Je kleiner der Ankerwiderstand i?^, resp. mit je mehr
Kupfer der Ankenimfang bedeckt ist, umso weniger Kraftlinien vermögen
in das Ankereisen einzudringen, umso kleiner ist daher 6. Die Curven A^Af^
und B Bq kommen daher einander umso näher, je grösser i?2 wird.
Aus den Gleichungen 14 und 16 folgt
D=-^^^l^
2 /?!
und aus Gleichungen 11 und 16
2
D=-^ ^^''fi 28)
^l(i?2^ + -^-^l^V)
Die letzten beiden Gleichungen sagen, dass das Drehmoment gleich
ist der vom Anker aufgenommenen Energie, dividirt durch die Winkel-
geschwindigkeit Pi des Drehfeldes. Ist die Zahl der Polpaare des
Motors := /f, so ist das Drehmoment h mal so gross, vorausgesetzt dass
der im Anker inducirte Effect derselbe ist.
Soll z. B. ein 20 ÄP Motor beim Anlaufe ein Drehmoment äussern,
wekhes dem Drehmomente bei voller Tourenzahl, also einer Winkel-
geschwindigkeit, die nahezu =zp^\k und der vollen Leistung entspricht,
so wird, weil
der vom Anker aufgenommene Effect mit Berücksichtigung der im Motor
auftretenden Verluste bedeutend grösser als 20 -HP sein müsser
Wollte man ein Anzugsmoment erreichen, das ein Vielfaches des normal
34
Drehmomentes ist, so müsste dem Motor auch ein Vielfaches des nor-
malen Wattconsums zugeführt werden.
Bei grosser Energieaufnahme des Motors ist es aber nur möglich,
die primäre Spannung constant zu erhalten, wenn die Capacität der Energie-
quelle (Transformator oder Generator) im Vergleiche zu derjenigen des
Motors sehr gross ist. Uebersteigt die Capacität der Stromquelle die
Leistung des Motors nur um Weniges, so föllt bei einem für grosse An-
zugskraft construirten Motor die primäre Spannimg rasch ab. Dieser
Spannungsabfall ist zunächst eine Folge der grossen Streuimg von Kraft-
linien bezüglich des grossen Erregerstromes beim Angehen des Motors.
Bei der dadurch hervorgerufenen Phasenverschiebung (bekanntlich hat der
Erregerstrom gegen den Nutzstrom eine Phasenverschiebung von 90^)
zwischen J^ imd E^ kann dem Motor die zum Angehen erforderliche
Energie nur durch sehr grosse Stromstärken, welche ein Vielfaches der
normalen sind, zugeführt werden. Die grosse Stromstärke vermehrt
wiederum den Spannungsabfall direct imd durch die vermehrte Streuung.
Die Spannung kann soweit fallen, dass bei unrichtiger Construction des
Ankers, oder ohne Anwendung von besonderen Anlassvorrichtungen, der
Motor gar keine Anzugskraft ausübt.
Bei der Construction von Motoren wird man daher sehr darauf
bedacht sein müssen, dass die verlangte Anzugskraft mit einem möglichst
geringen Wattverbrauche und möglichst kleinen Stromstärken geleistet
wird. Letztere Bedingung ist namentlich für Motoren, welche an Licht-
leitungen angeschlossen sind, von Wichtigkeit.
Für die Abhängigkeit der Stromstärke J^ von den übrigen Grössen,
folgt aus Gleichimg 16
29)
Wir wollen zwei Fälle unterscheiden, und zwar :
I. Der Widerstand J?2 sei im Vergleich zu p, Xg klein, dann wird
annähernd
'.=ri
^2 ^ 'Pi ^
2
30)
2. Es sei umgekehrt 11^ gross im Verhältniss zu p^ L^, dimn ist
annähernd
-r
8 D,It,
Aus den Gleichungen 30 und 31 ist ersichtlich, dass die zur
Erzeugung eines bestimmten Drehmomentes erforderiiche Stromstärke um
so kleiner wird, je grösser die Coefficienten der Selbstinduction, d. h. je
kleiner der Widerstand des magnetischen Stromkreises im Feld und
Ankereisen und im Luftzwischenraume und je kleiner die Kraftlinien-
streuung. Der Einfluss von ;?, und J?2 hängt von dem Verhältniss von i»*.,
zu Xg ab. Besteht die secundäre Wickelung aus vielen Windungen von
grossem Querschnitte, so kann durch Einschaltung von Widerständen in
diese Windungen und durch Verkleinern der Periodenzahl der zur
Erzeugung eines bestimmten Drehmomentes erforderliche Strom herab-
gemindert werden.
Besteht dagegen die secundäre Wickelung aus wenigen dünnen
Drähten von grossem Widerstände, so tritt das Umgekehrte ein, die
35
Stroqastärke, welche nothwendig ist, um das verlangte Drehmoment zu
äussern, wächst jetzt mit zunehmendem Widerstände und abnehmender
Periodenzahl. Die primäre E. M. K. ist hierbei veränderlich gedacht.
Es muss somit ein Widerstand Äg existiren, welcher für einen
gegebenen Werth von L2 imd eine gegebene Periodenzahl einen
günstigsten Werth besitzt. Das ist offenbar derjenige Werth, der so
beschaifen ist, dass sowohl eine Erhöhung als eine Verkleinerung desselben
die Stromstärke Jj vergrössert. Wir finden den Werth, wenn wir die
Gleichung 30 und 31 einander gleichsetzen.
Es wird
R2 = ^PiL2 32)
Dieser Widerstand entspricht zugleich dem relativ geringsten Watt-
verbrauche.
Bezeichnen wir nämlich das Verhältniss der zur Erzeugung des secun-
dären Drehfeldes verwertheten Energie zu der vom Motor consumirten
Energie als den Wirkungsgrad des Anlaufes (f/), so wird ohne
Berücksichtigimg der Verluste durch Hysteresis und Wirbelströme
q = = oder
Betrachten wir B^ als Variable, so ergibt die Differenzation, dass g
ein Maximum wird für
^2 = ^Vii2 34)
Der Wirkungsgrad des Anlaufes nimmt mit zunehmendem Wider-
Stande l?i und mit zunehmender Streuung ab und wächst mit L^^ und i\.
Der Einfluss von B^ und X2 hängt von dem Verhältnisse JR2 • -^ 'Pi^i ^b.
ist ^2 <— • ^2Pi '^» so nimmt g mit B2 zu, ist dagegen B2 ^— rn^p^, L^,
so nimmt g mit Äg ab.
Praktisch ist es nur in seltenen Fällen zulässig, den Widerstand Bo
ohne Anwendung von Schaltvorrichtungen beim Anlassen des Motors
^ — ^Pi -^2 2^ machen; denn erstens wird der Drahtquerschnitt so klein,
<lass eine übermässige Erwärmung desselben eintritt und zweitens würde
<las Drehmoment für die meisten Zwecke zu klein ausfallen, denn der
grösste Werth von g fällt nicht mit dem maximalen Drehmomente laut
Fig. 4 zusammen; dieses wäre nur der Fall, wenn
' „ 7 ,,, _p ^'2^V
2 ^ ^ ^ ^ m^r^^^
Ausgeführte Motoren, die ich prüfte, zeigten stets
— Pl Ioni2> Bi ,,:,•
36
Werden dagegen Motor und Generator gleichzeitig in Betrieb ge-
setzt, so ist beim Angehen Pi klein und der Wirkungsgrad des Anlaufers
wird gross werden.
Zur Erläutenmg des eben Gesagten will ich noch einige Experimente
erwähnen, welche in der Maschinenfabrik Oerlikon ausgeführt
wurden.
Die Anzugskraft am Hebelarm von ii'$ cm betrug bei einem vier-
poligen lo HP Motor:
1 . Wenn die -Ankerwicklung aus drei Phasen besteht, pro Phase
8 Windungen aus Draht von 5 mm Durchmesser
bei 32 Volt 230 Amp. 62 kg-^
2. Wenn die Ankerwicklung aus drei Phasen ä 32 Windungen von
I mm Draht besteht
bei 39 Volt 150 Amp. 64kg.
Ein vierpoliger Motor von 3 HP ergab folgende Anzugskraft am
Hebel von 6 cm:
1. Mit einer Ankerwicklung, bestehend aus 36 kurzgeschlossenen
Stäben von 6 mm Durchmesser,
bei 73 Volt 120 Amp. SOkg,
2. Mit 36 kurzgeschlossenen Stäben von i mm Durchmesser
bei 75 Volt 15 Amp. 20%.
Der Cocfficient der Streuung b kann durch Experimente
leicht ermittelt werden.
Aus Gleichung 16 folgt für k Polpaare, wenn Ä^'.^i als klein ver-
nachlässigt werden kann,
Das Drehmoment ist in Watt ausgedrückt. Beträgt der Hebelarm
des Momentes h Meter und die Zugkraft K Kilogramm, so ist
D = g'SiK.h 36)
Wird die Zugkraft für eine bestimmte Stromstärke J^ gemessen, so
lässt sich aus diesen Gleichungen b bestimmen. Der Werth von b variirt
mit Jj.
Ich habe gefunden, dass b sehr kleine Werthe annehmen kann.
Wenn die primäre und die secundäre Wickelung feststehen, gehen bis
60 Procent und noch mehr Linien, durch Streuung verloren.
Die Phasenverschiebung 'fi im primären Stromkreise lässt
sich aus Fig. 2 ermitteln.
cos
?i = TT U^i «^1 H "PiM J2 cos 'f2 ) oder
coscpi=— i?i + -^--- '-^, — \ . . 37)
"^^i ' i?.^+fvv
oder annähernd
cos
Aus dieser Gleichung lassen sich einige wichtige Schlüsse ziehen.
Wie ich oben angeführt habe, muss z. H. ein 20 HP Motor, damit der-
37
selbe ein Drehmoment ausübt, welches dem Drehmomente des Motors
bei voller Leistung entspricht, abgesehen von Verlusten, einen Effect
von 20 HP aufnehmen. Da nun dieser Effect
= — •^i'^icos.?!,
so soll, um grosse Stromstärken zu vermeiden cos cp^ möglichst gross sein.
Wie aus Gleichung 38 ersichtlich, wächst der cos <pi mit J^, R^, i?2 und
dem üebersetzimgs- Verhältnisse N^ : iVg und nimmt ab mit zunehmender
Streuimg und mit E^.
Es lassen sich hieraus verschiedene Methoden zum Inbetriebsetzen
von Mehrphasen-Motoren ableiten, welche sich zum Theile schon in der
Praxis eingebürgert haben.
1 . Es wird beim Anlassen in den primären Stromkreis ein inductions-
freier Widerstand eingeschaltet, also R^ vergrössert.
2. Es wird der Widerstand E2 der Phasen des inducirten Systems
durch Einschalten von inductionsfreien Widerständen ver^össert.
3. Es sind beim Anlassen nur ein Theil der secundären Phasen m^
kurzgeschlossen, die übrigen werden erst eingeschaltet, wenn der Motor
die volle Tourenzahl erreicht hat.
4. Das Uebersetzungs-Verhältniss N^ : iVg wird veränderlich gemacht,
indem man entweder iV^ vergrössert oder Ag verkleinert, oder auch Beides
zugleich ausfuhrt
5. Es wird das Verhältniss J^ : E^ geändert, indem in den primären
Stromkreis ein Transformator mit variablem Uebersetzungs-Verhältnisse
eingeschaltet wird. Beim Anlassen des Motors wird so transformirt, dass
JiiE^ gross wird.
6. Durch Combination der Methoden i bis 5 ergeben sich noch
andere Regulirmethoden.
Der indudrte Theil kann z. B. mit zwei Wicklungen versehen
werden. Zum Anlassen wird die Wicklung mit grossem Widerstände und
grossem Uebersetzungs-Verhältnisse benützt, und alsdann eine solche von
kleinem Widerstände hinzugeschaltet.
Auf den praktischen Werth dieser Anlassmethoden werde ich zurück-
kommen.
Bezeichnet Rq den Ankerwiderstand pro Stab incl. der Verbindung
mit anderen Stäben und Z die totale Stabzahl des Ankers, so ist
i?2 = J?o . iVg und m2 N2 = Z, daher auch
-.=^(''.+"*-7-i 39)
Diese Gleichung gilt sowohl für den eigentlichen Kurzschluss-
anker nach der Anordnung von Dobrowolski, als für die Construction
mit mehreren von einander getrennten und kurzgeschlossenen Wicklungen,
welche Construction kurz mit Phasenanker bezeichnet werden soll.
Der Kurzschlussanker ist dann ein specieller Fall des Phasenankers.
Bestimmung des vom Motor verbrauchten Effectes.
Derselbe ist
W, = "-^.E,J, cos <pi
filr cos 9i den Werth aus Gleichung 37 eingesetzt, gibt
cos
^2-^ + [^Ih' ^^)
38
Das erstere Glied gibt die im primären, das zweite Glied die im
secundären Systeme verbrauchte Energie. Da der Motor keine Arbeit ver-
richtet, so geht der ganze Betrag Wt in Wärme über.
Das Verhalten eines Mehrphasen-Motors wenn der
Inductor rotirt. Der Inductor soll mit der Winkelgeschwindigkeit ;>2
rotiren, die Differenz der Winkelgeschwindigkeiten zwischen dem primären
Drehfelde und dem Anker, oder der Betrag der Schlüpfung ist dann
= Pl—P2'
Wir beziehen uns wieder auf Fig. 2 imd die allgemeine für ein
Drehfeld giltige Gleichung 17, welche lautet
E,^ = (äi ^1 + ^^ Pt MJ, cos ^.y +
-\-\^'P\^\J\—^'Pi ^^^2 sin 92)
Die in einer Phase des Ankers inducirte E. M. K. ist nun
Dieser E. M. K. wirken zwei E. M. Kräfte entgegen, und zwar:
1. Die E. M. K., welche im Widerstände R^ verbraucht wird, deren
Amplitude ist = Äg Jg ;
2. die E. M. K., welche durch das secundäre Drehfeld inducirt wird,
die relative Winkelgeschwindigkeit dieses Drehfeldes zum Anker ist
=^ P\ — P2 <ä^her
41)
Ee=-^{Pi—p^^2J2'
Stellt man diese drei E. M. Kräfte zu einem Dreiecke zusammen und
beachtet, dass E^ senkrecht zu -Bg '^2 steht und der E^ gegenüberiiegende
Winkel = 93 i^t, so folgt, wenn zur Abkürzung
aus der Figur
=1^
»+
m,
i-(p.
PiT-'W 42)
cos !p2 =
r;.
sin -f 2
^2 (P\ — I'i) -^2
2r
"»1 O'i — P2) ^I'^l
2r
43)
Setzen wir diese Werthe in Gleichung 41 ein und bezeichnen dabei
zur Abkürzung mit
A' = -}- . P, i?22 Xi2 + -?- (p, - p2)2 . i?i2 X.^2 +
4 4
+
so wird
1 "»1^ • "»2^
^ 16
Priih-p^yi^ih-^r-
44)
45)
_ 39_
Das Drehmoment ist gleich der auf dem Anker übertragenen Arbeit,
dividirt durch die Schlüpfung Pi — P2
^^rn, R^ oder
2 (P1—P2)
^^m^{p,-r,)mR, j^^ ^^
8 r*
lassen wir pg von Null an unbegrenzt wachsen, so erhalten wir
aus Gleichung 46 die entsprechenden Werthe des ürehniomentes für
constante Stromstärke, und aus Gleichung 47 für c o n s t a n t e
Spannung. Für P2 = Pi wird D = 0 und für p^ > p^ negativ, das
heisst die Bewegung des Inductors wird gehemmt und ein entsprechender
Effect auf dem primären Stromkreis übertragen. Für gewisse Zwecke
dürfte diese Bremswirkung werthvoll sein.
Den Werth von N eingesetzt, gibt unter Beachtung, dass
3/2 := 62 l^ Xg
D = -^ . 62 Qy^ — p^ E^ i?2, dividirt durch
+ M2.62X^X2/>lMi>l-P2)Hl-'^^)^ _ _ 48)
4
Für j?2 = o geht diese Gleichung über in Gleichuag 24, Setzen wir
die Streuung = o oder 6=1 und dividiren Zähler und Nenner mit
(Pi — ^^2) ^2» so erhält der Nenner in Gleichung 48 folgenden Werth :
• ^2 1^ + (Pi - i>2) -^ . 7^ + 2 ;>, Äi
i^ Vi '^ ^2^2 -^^2 ^1 ^"1
Dieser Ausdruck wird ein Minimum oder das Drehmoment ein
Maximum für ein bestimmtes Verhältniss von L^ : L^ oder für ein Ueber-
setzungsverhältniss
Die in einer Phase des Inductors inducirte E. M. K. ist
Setzen wir diesen Werth in Gleichung 46 ein, so wird, wenn /.- die
halbe Polzahl bezeichnet, für einen Motor von beliebiger Polzahl.
I>=-^. f -2- 1 • ■ • 50)
(Pi
-;'2)k*+^0>i-i'2)^v]
Das Glied — - (p^ — P2Y L^ kann in praktischen Frdlen, weil dii
Selbstinduction L^ des Ankers und die Schlüpfung p^ — %\ Idein •
vernachlässigt werden. .M^^
(Fortsetzung folgt.)
40
Der Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb von
F. W, Jones.
(Schloss.)
Das Relais P ist ein polarisirtes und liegt mit seinen Rollen von je
400 Ohm Widerstand in den beiden Stromwegen g^ und ^g» *" welche sich
l hinter Wq verzweigt ; von diesen Stromwegen führt in der bei Differential-
Gegensprechem üblichen Weise der erste g^ nach der Leitung X, der
andere g^ aber zur Erde E, Bevor aber L und E auf diesen beiden Wegen
g^ und ^2 von den Zweigströmen erreicht werden, müssen die Ströme auf
jedem Wege noch die Rolle r^, bezw. rg eines Inductors J durchlaufen;
die fortgehenden Ströme vermögen jedoch ebenso wenig in der dritten
Rolle r dieses Inductors Ströme zu induciren, wie sie beim Durchlaufen
der Differentialwickelungen der Relais P und N deren Anker beeinflussen
können. Jede der drei Rollen des Inductors J hat einen Widerstand von
y i^^rtWMww^^
150 Ohm
V
Fig. 3.
100 Ohm. In den Stromweg g^ erscheint in Fig. 2 noch ein Ausgleichungs-
widerstand W und ein Condensator C eingeschaltet, denen die nämliche
Aufgabe gestellt ist, wie bei anderen Gegensprechern.
Ganz eigenartig aber ist das nicht polarisirte Relais iV, das in Fig. 3
noch besonders abgebildet ist. Seine Verbindung mit dem empfangenden
Klopfer K2 ist zwar nicht neu und ist in Amerika mit dem Namen als
„Edison's Wanzen-Falle** (bug trap) belegt worden, weil man dort
die „innere Schwäche** der Doppelgegensprecher als „Wanze** (bug) zu be-
zeichnen pflegt. Dabei schliesst bekanntlich der Ankerhebel H des Relais N,
während er von der Abreissfeder jP in seiner in Fig. 2 und 3 gezeichneten
Ruhelage an der Contactschraube s erhalten wird, zunächst den Strom
einer Localbatterie durch den Elektromagnet eines Hilfsklopfers Äg, dessen
Ankerhebel also während der Ruhelage von H angezogen ist, dagegen ab-
gerissen wird und nun erst den Strom einer zweiten Localbatterie durch
den Elektromagnet des empfangenden Klopfers jKg zu schliessen vermag,
wenn in N der Ankerhebel angezogen wird. Das Relais N hat nun aber
drei Elektromagnete itf, M^ und i/g. Zwei derselben, M^ und M2y haben
eine doppelte Bewickelung und diese vier Windungen sind paarweise hinter
41
einander in die beiden Stromwege g^ und ^g eingeschaltet; die beiden
Paare wirken einander entgegen, wenn von q herkommende, also in l und g^
nach L zu entsendende Ströme sie durchlaufen, dagegen summiren sieb
ihre Wirkungen, wenn ein aus L ankommender Strom alle vier Wickelungen
hinter einander durchläuft, um in g^ und ^2 oach der Erde E zu gelangen.
Die beiden in demselben Stromwege liegenden Wickelungen haben etwa
300 Ohm Widerstand. Der dritte Elektromagnet M besitzt nur eine einzige
Rolle, welche durch die beiden Drähte n mit der dritten Rolle r des
Inductors «/ zusammengeschaltet ist.
Der Ankerhebel H dieses Relais N ist aus Aluminium hergestellt
ond sorgfältig abgeglichen, zu welchem Zwecke er auch die Form eines
dreiarmigen Hebels erhalten hat. Weil die beim Geben von dem Amte
entsendeten Ströme in entgegengesetzter Richtung in g^ und ^g durch die
Rollen r^ und rg des Inductors J laufen, so können sie nicht inducirend
auf die dritte Rolle r wirken und deshalb auch nicht den Elektromagnet M
in Thätigkeit versetzen. Wenn dagegen aus L Ströme ankommen, so er-
regen sie bei ihrem Auftreten und bei ihrem Verschwinden Ströme in der
Rolle r und diese bewirken, dass M eine kurze Zeit lang eine Anziehung
auf seinen Anker ausübt. Die Abreissfeder F an dem Hebel H ist nun so
stark gespannt, dass die durch Ströme von der Stärke i in r inducirten
Ströme keine so starke Anziehung in M veranlassen, dass die Federkraft
durch sie überwunden werden könnte; wenn dagegen Ströme von der
Stärke 3 aus der Leitung L ankommen, so vermögen die durch sie in r
inducirten Ströme den zur Zeit angezogenen Ankerhebel // — trotz des
Strebens der Abreissfeder, ihn abzureissen — eine kurze Zeit lang in seiner
Lage festzuhalten und dadurch ist M im Stande, eine Verstümmelung der
Zeichen und ein Auftreten falscher Zeichen in dem Klopfer K2 zu verhüten.
Der Vortheil der Verwendung zweier Elektromagnete M^ und itfg in
Hintereinanderschaltung ist darin zu suchen, dass man dadurch eine gewisse
magnetische Wirkung erreichen kann mit einer weit geringeren Selbst-
induction ; denn letztere würde ja, wenn man alle W^indungen auf eine und
dieselbe Spule wickeln wollte, proportional mit dem Quadrate der Zahl der
in einer Spule enthaltenen Windungen wachsen.
Auch die Rolle r^ bringt einen Widerstand von lOO Ohm und eine
Selbstinduction von 0*46 Henry in die Leitung; allein dies kann gegenüber
dem durch sie herbeigeführten Festhalten des Hebels H in seiner Arbeits-
lage während der Zeiten, wo in M^ und M2 kein Magnetismus mehr da ist,
gar nicht in Betracht kommen. Und so hat denn auch die Anordnung mit
der bereits erwähnten Klopferschaltung auf der Linie zwischen New-York
und Chicago ohne Uebertragung lange Zeit gut gearbeitet.
Die Vorgänge beim Doppelgegensprechen werden sich hiernach in
folgender Weise abspielen. Alle fortgehenden Ströme gleichen sich im
eigenen Amte in M^ und i/g» ^° ^ ""^ ^° ^ ^"®» vermögen daher auch
in M keine Wirkung hervorzubringen.
So lange im gebenden Amte mit T^ alleingearbeitet wird, kommen
im empfangenden Amte abwechselnd und ohne jede Leitungsunter-
brechung Sq = — I und Sj = -[- I aus L und versetzen den Ankerhebel
von P und durch ihn den Klopfer K^ in regelmässige Thätigkeit; N bleibt
unempfindlich, da weder die Telegraphirströme M2 und M^ noch die loduc-
tionsströme in M von ausreichender Stärke sind.
Während im gebenden Amte der Geber T2 allein thätig ist, lässt
er wieder ohne jede Unterbrechung der Leitung L in Uebercinstimmung
mit der Bewegung seines Ankerhcbels die Stromstärke Sq= — 1 zu S2 = — 3
anschwellen und wieder auf S^y herabgehen, wofür im empfangende**
Amte das polarisirte Relais P unempfänglich ist, dagegen wird das neuf
42
Relais N unter Mitwirkung von A'2 die ankommenden Zeichen auf dem
Klopfer Jig wiedergeben.
Dasselbe geschieht, wenn während der Bewegungen des Hebels von
Tg der Ankerhebel von T^ angezogen ist; nur wechseln dann iS^ = -j- i
und S3 = -|~ 3 °ii^ einander ab und halten im empfangenden Amte zugleich
den.Ankerhcbel von P unverändert an der Arbeitscontacischraube fest.
Bleibt dagegen der Anker von Tg beständig angezogen, während T^
arbeitet, so entsendet T^ bald /Sg = — 3 und <Sg =: -|- 3» vor jedem
Richtungswechsel wird aber die Leitung eine entsprechende Zeit lang von
Z>2» t)C2« -^3 abgeschaltet; das Relais P und der Klopfer K^ des eoi-
ptangenden Amtes arbeiten daher regelmässig, das unberechtigte Absetzen
und Wiederansprechen des Klopfers Ä'g aber wird jetzt durch die Wirkung
der Inductionsströme in der Spule M des Relais N verhütet.
Werden endlich Tj und Tg in ganz gleichem Tacte bewegt, so springt
Sq = — 1 in S3 = -f- 3 ober und umgekehrt, P und N arbeiten daher
zugleich und in gleichem Tacte.
Ed. Zetzsche.
Die Umgestaltung der Budapester Pferdebahn in eine elektrische
Trambahn.
Die Direction der Budapester
Strassenbahn-Gesellschaft hat
unter dem 23. December 1893 <1 « >» Magi-
strate der Haupt- undResidenz-
Stadt Budapest eine auf den
Uebergang dieser Pferdebahn
zum elektrischen Betriebe be-
zügliche Eingabeäberreicht. Zar
Vorgeschichte dieser Eingabe ist zn be-
merken, dass der Magistrat von Budapest
an die Strassenbahn-Gesellschaft vor einiger
Zeit die Aufforderung gerichtet hat, auf den
Linien der Pferdebahn „Auwinkl" und „Neu-
pest" die Einführung des Motorenbetriebes
anstatt des Pferdebetriebes zu studiren und
hierüber geeignete Vorschläge zu erstatten.
Der Magistrat ging hiebet von der An-
schauung aus, dass diese Umwandlung in
einen Motorenbetrieb ans Rücksicht auf die
Verkehrsansprüche der Hauptstadt geboten
ist. Die Strassenbahn-Gesellschaft hatte sich
auf diese Aufforderung hin zunächst mit
der Frage beschäftigt, ob der Pferdebetrieb
nicht durch eine andere Zugkraft ersetzt
werden soll. ' Von dem Betriebe mittelst
Dampflocomotiven hat sie jedoch wegen der
Schwierigkeiten .abgesehen, welche einem
solchen Betriebe in den inneren Bezirken
der Honptstadt entgegenstehen. Die Strassen-
bahn-Gesellschaft erklärt nunmehr in ihrer
Eingabe, dass sie statt des Pferdebetriebes
den elektrischen Betrieb in Vorschlag bringt
und betont, dass die Anforderungen der
Hauptstadt, welche dahin zum Ausdrucke
gebracht wurden, dass im städtischen Ver-
kehre möglichst die Elektric ität als Zugkraft
benützt werde, nur dann.^vo 11 erfüllt werden
können, wenn -das ges ammte Netz
der Strassenbahn-Gesellschaft
u'n d der gesammte Verkehr ein-
h'e i 1 1 i c h u;n dungethe iltaufelek-
t'ri sehen Betrieb basi rt. Die Strassen-
bahn-Gesellschaft verlangt nun, dass ihr
durch eine Verlängeiung der Concessioos-
dauer, welche bis 30. April 19 17 reicht, die
Möglichkeit geboten werde, die durch die Ein-
richtung der elektrischen Bahn erforderlichen
gro^sartigen Neu-Investitionen zn amortisiren,
damit durch die geplante Au$(weitung des Unter-
nehmens die wohlerworbenen Rechte der
Actionäre der Strassenbahn Gesellschaft in
keiner Beziehung beeinträchtigt werden. Bei
der Umgestaltung des elektrischen Betriebes
will die Strassenbahn-Gesellschaft zum Tbeile
unterirdische, zum Theile oberirdische Strom-
zuführung anwenden uod erklärt endlich,
dass die Einrichtung des Netzes auf elek-
trischen Betrieb bis zur Eröffnung der
Millenniums-Ausstellung bewerk-
stelligt werden soll. Die Zeitdauer bis zur
Abhaltung der Millenniums-Ausstellung be-
trägt rund 2V4 Jahre; die Linienlänge der
Bahn, welche für elektrischen Betrieb recon-
struirt werden muss, beträgt gegenwärtig
90 km ; es muss also der Plan, in einer ver-
hältnlssmässig so kurzen Zeit eine so um-
fassende Umgestaltung durchzuführen, als
ein kühnes Wagniss bezeichnet werden. Er-
schwert würde die so rasche Verwirklichnng
des Projectes auch durch die voraussichtliche
Fordcruog, welche im Interesse des haupt-
städtischen Communicationswesens dahin
gestellt werden dürfte, dass während der
Dauer der Umgestaltungsarbeiten der bis-
herige Pferdebahnbetrieb nicht sistirt oder
eingeschränkt werden soll.
Die elektrotechnischen Fachkreise haben
allen Gmnd, dass von der Strassenbahn-
Gesellschaft bereits in officieller Weise an-
gekündigte Project mit besonderer Befriedi-
gung zu begrüssen, und wird durch die
Verwirklichung desselben dem elektrischen
Tran«iportwesen ein hervorragender Ansporn
gegeben werdeu. Diese Umgestaltimg des
Budapester Strassenbahnnetzes für elektri-
schen Betrieb besitzt eine wichtige Bedeutung
43
aach nach der BesiehoDg, dass anf diese
Art die Möglichkeit geboten sein wird, die
bisherige Pferdebahn mit der in Budapest
bereits eingerichteten Stadtbahn zncombioiren
und so die hauptstädtischen Verkehrsver-
hältnisse einheitlich zu gestalten.
Wir Wiener blicken aber neidvoll auf diese
Bestrebungen in der ungarischen Hauptstadt
und müssen vorwurfsvoll betonen, doss bei
uns in Wien über elektrische Bahnen zwar
sehr viel gesprochen, aber diesbezüglich
Nichts gethan wird. Sehr.
Elektrische Beleuchtung in Iglö (Ungarn).
Auf Initiative des Bürgermeisters von
TgI6, Herrn Dr. Noss, fand in Iglö eine
Cooferenz in Angelegenheit der Einführung
der elektrischen Beleuchtung statt. Diese
Conferenz exmittirte einen Delegirten nach
Hndapest behuf» Studium der einschlägigen
Fragen, weicher in den letzten Tagen den
Bericht über das Resultat seiner Mission
ertattcte.
Das Referat verweist darauf, dass die
von einer Actiengesellschafc mit einem
Actiencapital von fl. 60.000 in's Leben zu
rufende Unternehmung bei gesichertem Consum
Vbn 2000 Flammen rentabel zu werden ver-
heisst. Zur Durchführung der erforderlichen
Vorarbeiten wurde eine 25gliederige Com-
mission gewShIt, diese trat am 12. De-
cember v. J. zusammen und genehmigte den
ihr vorgelegten Entwurf der Bedingungen
für die Lieferung des elektrischen Lichtes
für private Zwecke. Die Conferenz-Mitglieder
traten gleichzeitig als Gründer einer localen
Actiengesellschaft zusammen und zeichneten
sofort ein Capital von fl. 20.OOO.
Die Constituirung der Gesellschaft soll
erst dann erfolgen, wenn auch in weiteren
Kreisen Gründer - Unterschriften gesammelt
sein werden. Die Aussichten für das locale
Unternehmen sind, wenn es gelingt, die in
Iglö bestehenden zwei Creditmstitute zum
Anschlüsse an diese Gesellschaft zu be-
stimmen, die allergünstigsten. Sehr.
Das elektrische Licht im Allgemeinen Krankenhause in Wien.
Der Vorstand des Institutes für experi-
mentelle Pathologie, Professor Dr. Stricker,
leitete seine erste Vorlesung nach den Weih-
nachtftfetien mit folgender Mittheilung ein:
,, Während der Weihnachtsferien ist für uns
ein bedeutendes Werk vollendet worden, zu
welchem die ersten Grundsteine schon vor
zwanzig Jahren gelegt worden sind. Ich
meine die elektrischen Anlagen des Hör-
saales, die in erster Reihe dem Unterrichte,
der Beleuchtung und Durchleuchtung der
Unterrichtsobjecte dienen. Die Effecte dieser
Anlagen, die Ihnen nachträglich als Weih-
nachtsbescheerung vorgeführt werden, haben,
wie mir scheint, jetzt erst eine Bedeutung
erlangt, die weit über die Grenzen des me-
dtdnischen Unterrichtes hinansreichen. Ur-
sprünglich waren unsere Versuche nur darauf
gerichtet, die Projectionen mit Hilfe des
elektrischen Lichtes für mikroskopische
Zwecke nutzbar zu machen; allmälig sind
neue Gebiete dazugekommen. Heute ist kein
Zweig mehr des Anschauungsunterrichtes
von den Wohlthaten der Projectionsmethode
ausgeschlossen, insofern die Objecte zu klein
sind, um von Vielen gleichzeitig genau genug
gesehen zu werden. Als einen wesentlichen
Fortschritt der neuen Installationen betrachte
ich die jetzt vorhandene Möglichkeit, die
einfacheren Projectionen auszuführen, ohne
den Saal verfinstern zu müssen. Andererseits
steht uns für die compHcirteren Methoden
eine solche Fülle von Licht zur Verfügung, dass
wir uns jetzt an die schwierigsten Probleme der
Projectionen wagen können. Als werthvolle
Neben prodncte betrachte ich unsere neue Be-
leuchtung der Schultafeln und die Beleuchtung
der Leichen in den Hörsälen für pathologi-
sche Anatomie und gerichtliche Medizin.
Diese Beleuchtung ist jetzt derart, wie sie
in unserem Klima und im Wintersemester
auch durch Oberlicht nicht erreicht werden
kann.*' Der Gelehrte warf hierauf einen
Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des
pathologisch - anatomischen Institutes und
dessen elektrischer Anlagen. Rokitansky
habe bis 1862 noch in einer Hütte secirt,
die von einem — Oellämpchen erhellt
worden war. Erst 1862 sei das erste Stück
dieses Hauses, das er (Stricker) am liebsten
„Rokitansky -Hof" nennen möchte, erbaut
worden. Von 1873 ab sei für die Einrichtung
der elektrischen Projectionen gearbeitet
worden. Die elektrische Ausstellung des
Jahres 1883, der von dem Kronprinzen ge-
sprochene Wunsch, dass sich ein Meer von
Licht Über diese Stadt ergiesse, hätten die
Bestrebungen nach Einführung des elektri-
schen Lichtes im Hause nachhaltig gefördert.
Es sei alsbald ein Motor mit einer elektri-
* sehen Anlage bewilligt worden. Die Anlagen
haben sich aber angeitichts der stetigen
Fortschritte als nicht genügend erwiesen.
Und so sei denn endlich, den wissenschaft-
lichen Wünschen und Bedürfnissen ent-
sprechend, ein Kabel eingelegt worden,
welche« aus dem Gleichstrom das Licht in
solcher Mächtigkeit zuführe, dass damit wohl
für Decennien hinaus allen Anforderungen
entsprochen werden könne. Professor
Stricker schloss mit dem Wunsche, dass
sich der mächtige Lichtstrom aus diesem
Hause dem — „Rokitan«ky-Hofe" — auch als-
bald in die Übrigen Höfe des Allgemeinen
Krankenhauses ergie«se — zur Förderung
des Unterrichtes und zum Heile der Kranken
44
Bericht über den Betrieb der Stadt Kölnischen Elektricitäts-
werke pro 1. April 1892 bis 3L. März 1893.
L Allgemeines.
Wenn man die Entwickelang des Elek«
tricitätsweikes mit Rücksicht aaf die Ver-
mehrung der angeschlossenen Lampen be-
trachtet, so zeigt der Bericht einen recht
erfreulichen Fortschritt, da die Lampenzahl
von 10.707 am i. April 1892 auf 15.329
am 31. März 1893, ^^ ^ni 4622 = 4371%
gestiegen ist. Dem gegenüber hat die Strom-
abgabe nicht in gleichem Maasse zugenommen.
Während in der sechsmonatlichen Betriebs-
zeit des vorhergegangenen Jahres 1,549.086
Hekto Wattstunden abge(;pben wurden, beträgt
die Abgabe für die 12 Monate 3,070.749
Hekto Wattstunden, ist also bei weitem nicht
so günstig, wie sich nach der Abgabe des
ersten Halbjahres und der vermehrten Lampen-
zahl erwarteu Hess.
Der in einer Stadt geltende Leuchtgas-
preis bildet allein den Maassstab für die Beor-
theilang des Preises für das elektrische Licht.
Das Preisverhältniss zwischen diesen beiden
Belenchtnngsarten stellte sich im verflossenen
Betriebsjahre in den unten angeführten Städten
unter der Annahme eines Jahresverbrauches
von über 3000 «18 Lenchteas wie folgt:
Städte
Gasbeleuchtung
Elektrische
Beleuchtung
Verhältnisszahl
im Preise zwischen deu
Beleuchtungsarten
Preis für den
m» Leuchtgas
Ibei einem Ver-
brauche über
3C00m»
Es kostet
der lekerzige
Schnittbrenner
bei lÖO Liter
Verbrauch
Preis
leiner 16kerzigen
Lampe
Ä 55 Watt Ver-
brauch p. Stunde
' ohne Rabatt in
Gas-
beleuchtung
Elektrische
Beleuchtung
1 Pf.
Pf.
1 P^
Berlin
1600
1750
17.Ö4
ib'oo
15*50
1500
1300
2-88
315
3-18
2-88
279
270
234
3-60
4-00
420
400
4-07
475
1 440
1
125
1-27
1-32
1*39
r4ö
176
1-88
Barmen
Breslau
Elberfeld
Hannover
Düsseldorf
Köln
In Köln war demnach der Preisunter-
schied derselben Lichtstärke zwischen Gas
und elektrischem Lichte am ungünstigsten
und ist dieser Umstand der allgemeineren
Benutzung des letzteren auch recht hinderlich
gewesen.
Diese Erwägungen bildeten die Grund-
lage zu dem Beschlüsse^ der Stadtverordneten-
Versammlung, unter Beibehaltung der alten
Rabattscala den Preis des elektrischen Stromes
von 8 auf 7 Pf. pro Hektowattstunde vom
I. April 1893 ^^ 2° ermässigen.
Gleichzeitig fand aber auch eine Vorlage
die Genehmigung der Stadtverordneten-Ver-
sammlung, die bestehende Rabattscala für ^
den Gasverbrauch dahin ^u ändern, dass
nicht wie bisher bei einem Verbrauch von
Über 3000 mS ein Rabatt von 2 Pf. gewährt
wird, sondern dass bei der Rabattberechnung
stets erst die ersten Preisstufen voll zur Be-
rechnung gelangen.
Bei einem Grundpreise von 15 Pf. wurde
früher der Jahresverbrauch Über 3000 m9 mit
13 Pf. pro m9 berechnet , nach dem nen«n
Tarife kosten 3000 m» Leuchtgas im Jahre:
Die ersten 2500 wi3 375 Mk.
jeder folgende m3 14 Pf., also
5ooXo'*4= . 70 «
demnach 3000 m8 . . . 445 Mk.
oder der m» 14*83 Pf.
Der Vergleich beider Beleuchtungsarten
stellt sich somit für Köln vom l. April 1893
an ohne Rabattberücksichtigung wie folgt:
Gasbeleuchtung
Elektrische
Beleuchtung
Verhältnisszahl imTPreise
- zwischen den
Beleuchtun gsarten
Preis für den m3
Leuchtgas bei
einem Verbrauch
von
über 3000 wiS
Es kostet der
ibkerzige
Schnittbrenner
bei 180 Liter
Verbrauch
Preis einer
lökersigen Lampe
per Stunde
ohne Rabatt in
Gas-
beleuchtung
Elektrische
Beleuchtung
Pf.
Pf.
i Pf.
14-83
2-67
j
' bei 55 Watt 3-85
1
I
I
1*44
1-3»
45
Die elektrische Beleuchtung stellt sich
demnach in Köln vom i. April 1893 an
cm. Vs thenerer als die gewöhnliche Gasbe-
leuchtung.
Der im Berichtsiahre bestehende grosse
Preisunterschied der beiden Beleuchtungsarten
erleichterte sehr die im Sommer 1892 in ge-
schickter Weise in Scene gesetzte Einführung
der Aner'schen Gasgltihlicht-Beleuchtang. Die
meisten Reflectanten für elektrische Beleuch-
tnng schafften sich die Auei 'sehen Gasglüh-
lampen an und viele andere, welche bereits
elektrische Beleuchtung hatten, verringerten
den Besag von elektrischem Strom oder
srellten die Entnahme ganz ein. Erst im
Frühjahr haben einige der bedeutendsten
Abnehmer für elektrischen Strom, welche
znr Auer-Beleuchtung übergegangen waren,
wieder elektrische Belenchtung eingeführt,
ein Zeichen, dass trotz der bedeutenden Er*
sparniss an Geld bei dem Auerlicht die Ab-
nehmer dennoch nicht znfrieden gestellt
waren. Zweifellos ist die elektrische Glühlicht-
Beleuchtung die schönste, beste und be-
quemste Beleuchtungsart, und es ist wohl
gerechtfertigt, wenn die mit derselben ver-
bundenen grossen Annehmliclikeiten durch
einen höheren Preis aufgewogen werden.*)
Der Betrieb vollzog sich ohne Stöiung,
und haben sich die Einrichtungen des Werkes
auch im letzten Betriebsjahre in jeder Hin-
sicht bewährt. Vom i. Juni 1892 an fand
ein ständiger 24stündig^r Tagesbetrieb statt.
Im Maschinenhause des Elektricitätr-
werkes wurde eine dritte öoopferdige Licht-
maschine aufgestellt, so dass nunmehr das
Werk mit drei Stück doopferdigen und einer
I50pferdigen Lichtmaschme ausgerüstet ist,
also im Ganzen 1950 EP zur Verfügung
hat. Bei 33VaVo Reserve können demnach
rot. 13. CHX) Normallampen gleichzeitig ge-
speist werden. Im letztvergangenen Winter
betrug die Maximalleistuog nur 6058 Lampen.
Das Leitungsnetz des Werkes wurde
um rot. 2590 Meter Lichtkabel mit zwei
unterirdischen Schaltsrellen erweitert, ausser-
dem kamen 43 Transformatoren und 59 Elek-
tricitlitszähler zur Aufstellung.
Die Zahl der angeschlossenen Lampen
stieg von 10.707 auf 15.329.
Für den Bau des Elektricitnt'^werkes
waren im Ganzen bewilligt 1,896.000 Mk.
Nach der am i. April 1893 abgeschlossenen
Baurechnung wurden verausgabt 1,948.456*64
Mark und zwar vertheilen sich dieselben
wie folgt:
1. Gebäude 424.054*30 Mk.
2. Dampfmaschinen . . 233.210*01 „
3. Djnamomaschinen . . 472.953*14 „
4. Dampfkessel .... 124.601*31 „
5. Kabel 471.640*70 „
6. Transformatoren . . 157.903*62 „
7. ElektricitÄtszähler . . 34.389*00 „
Transport. .1,918.75808 Mk.
•) Diese Betrachtung ist umso bedeutsamer,
als die berichterstattende Behörde sowohl die
EiRenthfiraerin der Gas- aU auch der Elektricitäts-
werke ist.
Transport. .1,918.758*08 Mk.
8. Werkzeuge und Ge-
räthe ........ 6.342-57 „
9. Messapparate .... 3045*93 „
10. Mobilar 2.603*01 „
11. Vorrat h an Kabel und
Transformatoren etc. . 17.707*05 „
Summa . . . 1,948.456*04 Mk.
Von den mehr verausgabten 52.456*64
Mnrk entfallen 21.906*44 Mk. auf Kabel-
legungen und sonstige im Laufe des Berichts-
jahres besonders bewilligte Anlagen, so dass
das Bauconio nur um 30.550*20 Mk. über-
schritten wurde, welche Summe ebenso wie
die 31.906*44 Mk. aus dem Erneuerungsfonds
gedeckt wurde, der in den 1 1/2 Betriebsjahren
die Höhe von 100.821*53 Mk. erreicht hatte.
Nach Abzug der erwähnten 52.456*64 Mk.
verblieb am i. April 1893 im Erneuerungs-
fonds ein Betrag von 48.364*89 Mk.
Das Gewinn- und Verlustconto weist
einen Betriebs- Ueberschuss von 141.354*21
Mark auf, gegen 86.203 50 Mk. in der halb-
jährigen Betriebszeit des Vorjahres.
Entsprechend der gegen den Etat wesent-
lich geringeren Abgabe an elektrischem
Strom sind auch die Betriebsausgaben niedriger
gewesen als im Etat angesetzt war. Während
die Einnahme an Strom abzüglich Rabatt um
86.030*17 Mk. geringer war, ermässigten sich
auch die Betriebskosten um 28.140*44 Mk.
gegen den Etat.
Nach Abführung von 64.750 Mk. für
Zinsen und 37.000 Mk. für Tilgung, welch
letzterer Betrag gleichzeitig zu Abschreibungen
der Anlagewcrtbe benutzt wurde, verblieb
ein Betrag von 39.604.21 Mk. für den Er-
neuerungsfonds, anstatt der im Etat vorge-
sehenen 92.500 Mk.
In den bis jetzt vergangenen Monaten
des am i. April 1893 begonnenen neuen
Betriebsjahres hat sich die Zahl der ange-
schlossenen Lampen, zum Theil wohl in
Folge der Preiserroässigung, stark vermehrt;
so ist unter Anderem das neue Gebäude der
Kaiserlichen Ober-Fostdirection mit rot. 900
Glühlampen und 16 Bogenlampen hinzuge-
kommen. Es darf somit von dem laufenden
Jahre, trotz des durch die Einführung der
mitteleuropäischen Zeit bedingten Rückganges
im Lichtverbrauch, ein zutriedensteltendes
Resultat erwartet werden.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, da<s
vom 1. Juli 1893 an der Strompreis für
motorische Zwccice 2V2 P^« ^^^ ^'e Hekto-
wattstunde beträgt. Ausserdem wird ent-
sprechender Rabalt gewährt.
II. Betriebs-Ergebnisse.
Nutzbare Stromabgabe.
Durch das Leitungsnetz wurden nutzbar
abgegeben im Jahre 1892/93 3 070.749 Hekto-
wattstunden.
Im Jahre vorher betrug die Abgabe
während der 6 Monate vom i. October 1891
bis 31. März 1892 1,549.086 Hektowatt-
stunden.
46
Die Zunahme belief sich daher auf
1,521.663 Hektowattstunden oder 98*230/9.
Die nutzbare Stromabgabe vertheilt
sich auf.*
Im Jahre 1892/93
Im Jahre 1891/92
Zunahme |
im Ganzen
in
Hektowatt-
stunden
in
im Ganzen
in
Hektowatt-
stunden
in
0/0
in
Hektowatt-
standen
in
a) Privat verbrauch . .
b) Selb st verbrauch zu
Beleuchtuogs-,
Mess- u. Versuchs-
zwecken
! 1
2,789.942 ! 90-86,
280.807 1 9-141
1.454.827
94.259
93*92
6*o8
»,335."5
185.548
91.77
196*85
3,070.749
100*00
1 1.549.08Ö
100-00
1 1,520-663
98*23
Mittlere Jahresbrennstunden ergaben
sich für die Berichtsperiode — bezogen auf
die mittlere Lampenzahl (13.221) im Jahre —
422*3 pro Lampe.
Vom I. Juni 1892 an fand unimter-
brochen Tag- und Nachtbetrieb statt.
Die grösste Beanspruchung der Anlage
fand am 20. December 1892, Abends
zwischen 6 und 7 Uhr statt und betrug die
Nutzleistung 333.200 Walt entsprechend
'l?'%.200
^^ =:x 6058 Glühlampen k it NK bei
13.970 angeschlossenen Lampen; dies ergibt,
dass 43*4^/0 der angeschlossenen Lampen
gleichzeitig brannten.
Im vergangenen Jahre betrug die maxi-
male Nutzleistung 354.150 Watt, es brannten
also im Maximum = 6.440 Normal-
55
lampen gleichzeitig bei einer Gesammtzahl
von 9.028 Lampen, also 71*30/0.
Leitungsnetz.
Die Länge der Lichtkabel betrug am
31. März
1893 1892
Meter Meter
Lichtkabel (Speise- und
Netzleitungen) 21 .900*53 1 9.3 1 1 '08
Anschlusskabel 1.463-05 1.075-50
Stück Stock
Schaltstellen 11 9
Zugang 2.589-45 m
Lichtkabel und 2 Schalt-
stellen.
Die Kabel-Telephon-
anläge bestand ans:
Meter Meter
Telephonkabel 7- «64*93 ^'^97'93
Stuck Stuck
Anzahl der Stationen.. 11 ii
Zugapg 467 m Telegraphenkabel.
Die Kabel - Telephonanlage enthält
7.164*93*» Kabelleitungen und 11 Sprech-
stellen.
Transformatoren.
Es waren aufgestellt
Anzahl der Transforma-
toren 185 142
i.403'750 1,010.000
am 31. März
1^'Ji 1892
Capacität in Hektowatt.
Von den am 31. März 1893 ^tifge-
stellten Transformatoren entfallen
3 Stück mit je 1.250 Watt Capacität.
26 „ „ „ 2.500 „
45 n n n 5-000 „ „
111 , „ „ lü.OOO „
Elektricitätszähler.
Es waren aufgestellt am •'• März
^ 1893 1892
Anzahl der Zähler 224 165
Davon hatten
18 St. 200 Amp. Maximall. \
203 , 100 „ „ I
2 „ 25 „ y, ( Systeml homson-
I « 15 « r, t Houston.
System Bl&thj.
III. Finanzielle Elrgebnisse.
Strompreis.
Vom I. April 1892 an sind die am
28. Jänner 1892 festgesetzten neuen Bedin-
gungen für die Stromabgabe in Krafc ge-
wesen, wonach bei entsprechendem Strom-
verbrauch und Brenndauer der Lampen auf
den Normalpreis von 8 Pf. ein Rabatt ge-
währt wird.
Am 3. März 1893 beschloss die Stadt-
verordneten-Versammlung unter Beibehaltung
der alten Rabattscala die Herabsetzung des
Strompreises von 8 auf 7 Pf. für die Hekto-
wattstunde und trat dieser neue Tarif am
1. April 1893 in Kraft.
Am 1. Juli 1893 ist ein ermässigter
Preis des Stromes für Kraftzwecke in Giltig -
keit getreten.
Einnahme für elektrischen Strom.
Hektowattstunden
Es wurden nutzbar abgegeben 3,070.749
davon Selbstverbrauch 280.807
sodass zum Verkauf blieben. 2,789.942
wofür nach Abzug des Rabattes vereinnahmt
wurden 212.732-33 Mk., also pro Hekto-
wattstunde 7*60 Pf.
Für die Hektowattstunde nutzbar ab-
gegebenen Strom wurden 6*33 Pf. verein-
nahmt, gegen 7*51 Pf. im Vorjahre.
Der Rabatt entspricht 4*700 Preis-
ermässigung.
47
1892/93 ll
im Ganzen
Auf 1000
Hektowatt-
Stunden
nutzbare
Abgabe
Mk
Pf
Mk.
Die Gesammt- Einnahmen für Strom betragen .
Hievon ab die Erzeugungs kosten
212.732
71.378
33
12
69.277
23.225
Bleibt Betriebsüberschuits
141.354
101.750
21
__
46.052
33.135
Davon ab für Zinsen und Tilgung
sodass ein Ueberschuss verbleibt von ....
39.604
21
12.917
der dem Emeuerungsfonds zugeführt wurde.
Köln, im October 1893.
J o 1 y , Director der Gaf-, Elektricitäts- und Wasserwerke.
Einführung des elektrischen Betriebes auf der Arad-Csanäder
Eisenbahn.
Die Verwaltung der Arad-Csanä-
der Eisenbahn hat beschlossen, auf
einem Theile ihrer Linien den elektrischen
B e t r i e b einzuführen. Der ganze Bahn-
körper bleibt intact, die Eisen bahn waggons
werden mit Elektromotoren versehen, welche
den elektrischen Strom mittelst oberirdisch ge-
f&hrter Leitung erhalten. Unter dieser Leitung
können dann auch ungestört die Züge, welche
mit Dampflocomotiven verkehren, sich fort-
bewegen. Wenn sich dieser Versuch be-
währen sollte, und sich namentlich be-
züglich der Betriebskosten kein ungünstiges
Resultat zeigen wird, soll nach den Inten-
tionen der erwähnten Bahnverwaltung der
gesammte Betrieb auf der Arad-Csanäder
Eisenbahn mit Benützung der elektrischen
Kraft umgestaltet werden. Sehr.
Verwendung unzubereiteter Telegraphenstangen.
Von Herrn Postrath CANTER in Frankfurt (Oder).
In neuester Zeit finden bei der Reichs-
Postverwaltung für Nebenlinien Tclegraphcn-
stangen aus rohen (unzubereiteten) Hölzern
versuchsweise Verwendung. Um den beab-
sichtigten Erfolg zu erzielen, wird man in
der Auswahl aes Holzes selbstverständlich
sehr vorsichtig sein und vor Allem auf recht-
zeitiges Fällen der Stangen achten müssen.
Bezüglich des letzteren Punktes herrschen
verschiedene, oft sehr von einander ab-
weichende Ansichten. Während die Theo-
retiker das Frühjahr und allgem<;iner noch
die Zeit des Triebes für das Holzfällen als
besonders günstig hinstellen, hahen die
Praktiker an der sogenannten Wadelzeit —
November bis März — beharrlich fest. Die
Vorsichtigeren beschränken diese Zeit noch
mehr, indem sie denjenigen Hölzern die
grosste Dauerhaftigkeit zusprechen, welche
zwischen dem 15. December und 15. Jänner
gefällt sind. Die Richtigkeit dieser Behauptung
bestätigt ein Versuch, welcher nach der
nR^form^ agricolc" — allerdings schon vor
mehr als dreissig Jahren — in Frankreich
Semacht worden ist, der aber wegen seiner
Ausführlichkeit verdient, in Erinnerung ge-
bracht zu werden. Die ,, Leipziger illustrirte
Zeitung** (Jahrgang 1863, S. 70) berichtet
in einer Uebersetzung hierüber Folgendes:
„Man wählte vier Kiefern von gleichem
Alter, gleichmässig gesund und unter den-
selben Bedingungen auf demselben Boden
gewachsen. Die eine wurde Ende December,
die zweite Ende Jänner, die dritte Ende
Februar und die vierte Ende März gefällt.
Die vier Stämme wurden auf gleiche Weise
zerschnitten und daraus Balken von gleicher
Länge und Dicke hergestellt, die man unter
vollkommen gleichen Verhältnissen trocknete.
Bei Bestimmung des Widerstandes, den diese
Balken — an beiden Enden gestützt und in
der Mitte belastet — der Beugung entgegen-
zusetzen vermochten, stellte er sich für den
Ende December gefällten Baum = 100,
n Jänner „ ^ = 88,
„ Februar „ „ = SOy
„ März „ „ = 62.
Ganz entsprechende Resultat' ^•'t'It
man in Bezug un' Dauerhaft! i
Härte der Holzt- r cmVtliu^.
48
ans den gefällten Stämmen Pfähle ge-
schnitten, die nnter gleichen Verhältnissen in
denselben Boden gegraben ein sehr ent-
scheidendes Resultat ergaben ; denn während
die Ende December geschlagenen Hölzer
sich noch nach i6 Jahren vollkommen ge-
sund erwiesen, waren die übrigen schon nach
drei oder vier Jahren mit geringer Mühe
nmznbrechen. Ebenso ergaben mit Eichen
angestellte Versnobe, dass das Ende December
geschlagene Holz eine Festigkeit, Dauer-
haftigkeit nnd Dichtigkeit besitzt, welche nm
vieles grösser ist, als die des ganz ähnlichen,
aber nach dem Winter, im März, geschlagenen
Holzes.«
Da erfahrnngs massig die klimatischen
Verhältnisse anf die Entwickelang des Holzes
grossen Einflnss haben, werden gleichartige
Versuche mit Hölzern, die in Deutschland,
namentlich in Norddeutschland, gewachsen
sind, wahrscheinlich nicht ganz dieselben
Verhältnisszahlen für die Widerstandsfähig-
keit in den oben aufgeführten Fällzeiten
ergeben, aber zweifellos wird sich auch hier
ein fortschreitender Verlust der guten Eigen-
schaften des Holzes vom December bis zum
März geltend machen, und es würden hier-
nach die im letzteren Monat geschlagenen
Hölzer für unsere Zwecke nicht mehr ge-
eignet sein.
Im Anschluss hieran möge auf einige
Kennzeichen guten und festen Holzes, deren
Beachtung bei der Abnahme von Telegraphen-
stangen zu empfehlen ist, noch hingewiesen
werden: Die Verschiedenheiten des ana-
tomischen Baues des Holzes lassen sich am
besten in der Beschaffenheit der Jahrringe
erkennen. Jeder von ihnen besteht aus zwei
Theilen, dem porigen, lockeren und grob-
faserigen Frühjahrsholz und dem dichten,
festen Herbst- oder besser Sommerholz. Die
Schichten aus letzterem sind dunkel gefärbt.
Je weniger die ersteren im Verhältniss zu den
letzteren entwickelt sind, desto fester und
schwerer ist das Holz.
Wenn die gefällten Stämme einige Zeit
znm Trocknen gelegen haben, kann die
Güte des Holzes auch nach dem Klang
beurthcilt werden. Wird zu diesem Zwecke
mit einem Hammer leicht gegen das Stamm-
ende geschlagen, so lässt sich mit dem
gegen das Zopf ende gelegten Ohr an hellem
Klang hartes und gesundes, an dumpfem
Klang schwammiges und morsches Holz
leicht erkennen.
Die unter Beachtung der angedeuteten
Vorsieh tsmaassregeln ausgewählten Hölzer
müssen behufs Verwendung zu Telegraphen-
stangen nach dem Fällen sogleich entrindet,
dann al>er znm Austrocknen einige Monate
lang aufgestapelt werden.
Vor dem Einstellen in die Erde erhalten
sie an dem eingegrabenen Ende und noch
etwas darüber hinaus bestimmungsmässig
einen Anstrich von Carbolinenm. Ob letzterer
unter allen Bodenverhältnissen einen aus-
reichenden Schutz gegen zu schnelle Fäolniss
bieten wird, muss erst die Erfahrung lehren.
Vielleicht dürfte es sich empfehlen, in leichtem
Sandboden den Tbeil der Stange, welcher
dem Wechsel der Bodenfeuchtigkeit am meisten
ausgesetzt ist — d. i. etwa 25 cm nnter und
5 cm Über der Erde — , noch mit einem ring-
förmigen Anstrich von Steinkohlentheer zu
versehen. Will man letzteren besonders fest
und krustig haben, so ist dem Theer Kalk-
mehl beizumischen.
Ein anderes bekanntes Mittel, dorch
Abbrennen nnd Verkohlen die Holzober-
fläche des in die Erde zu yergrabenden
Stangentheils mit einer Schicht Fänlniss
widerstehender Kohle zu umgeben, erfordert
in seiner Anwendung sehr grosse Vorsicht,
da sonst durch diese Maassnahme das Reissen
des Holzes gefördert und so der Feuchtig-
keit der Weg nach dem Kern geöffnet wird.
(Arch. f. P. u. T. Nr. 21, 1893.)
Neue elektrische Normaluhr.
Von HENRI CAMPICHE.
Der Eisenbahn-, Post- und Telegraphen-
Uhrmacher der egyptischen Regierung, Herr
Henri Campiche in Genf, hat eine
äusserst einfache Anordnung einer elektrischen
Normaluhr erdacht, welche den Antrieb in
regelrechter Art gibt nnd ohne Zersetzung der
Kraft wirkt. Die nachstehende Fig. i zeigt eine
schematische Darstellung dieses neuen Systems.
Ein Secundenpendel A trägt am oberen Theile
eine Feder F^ die bei jeder zweiten Schwin-
gung das Hemmungsrad önm einen Zahn vor-
wärtsbewegt; das Hemmungsrad hat 30 Zähne
und macht also per Minute eine Umdrehung.
Die mit dem einen Ende der Stromleitung
verbundene Feder K schleift auf dem Hem-
roungsrade und bewirkt die Stromleitung zur
Radwelle, zugleich verhindert sie aber auch
ein Aufsteigen des Rades auf der Hxen Weile.
Auf der Welle des Hemmungsrades sitzt
der Contactarm 2/, welcher bei jeder Rad-
Umdrehung, also in jeder Minute einmal über
die Contactstelle J schleift und damit einen
kurz andauernden Schluss des Stromkreises
herstellt. Auf der anderen Seite des Pendels
ist unten ein Arm S, welcher gegen das
Ende jeder Doppelschwingung den um eine
Welle drehbaren und mittelst eines verstell-
baren Gewichtes ins Gleichgewicht gebrachten
Anker D des Elektromagnetes C ein wenig
anhebt. In dem Augenblicke, wo der Arm H
den Contact mit dem Stück J herstellt und
der Stromkreis dadurch geschlossen wird,
ist auch der Anker D durch den Arm £
angehoben; der Anker D wird dann durch
die magnetisirende Wirkung des drculirenden
Stromes auf den Elektromagnet angezogen
und ertheilt dem Pendel den Impuls mittelst
des Armes B, In derselben Art erfolgt der
49
Antrieb jede Mioute einmal. Damit der Stoss
beim Impoligebeo auf das Pendel nicht hart
ood erscbätternd einwirkt, ist eine balbmnde
Feder am Pendel angebracht, an welcher der
Arm B anliegt. Den elektrischen Strom
liefert die Batterie M, in deren Stromkreis
ausser dem Elektromagnete C der Normal*
nhr auch die mit Minuten- und Stundenseiger
versehenen Nebenuhren LL eingeschaltet
sind. Auf der Welle des Hemmungsrades Ö
ist ein Secundenzeiger angebracht, der in
Intenrallen von zwei zu zwei Secunden
springt. Soll dieser Secundenzeiger der
Normaluhr jede Secunde springen, so ist ein
Halbsecundenpendel und ein Gangrad mit
60 Zähnen anzuwenden. Vortheilhafter ist es
noch, wenn man zweimal per Minute Impuls
geben lässt, zu welchem Zwecke der Gegen-
trm des Hebels H gleichfalls zum Contact-
geben einzurichten ist, oder noch öfters per
Minute, indem man einen zweiten Contact-
hebel mit dem Hemmungsrade verbindet.
Der Mechanismus FO EJK ist nicht allein
überaus einfach, sondern functionirt auch
ohne wesentliche Beeinflussung des Pendels.
Der Erfinder hat auf dieses interessante Sy-
stem ein Patent in der Schweiz erworben.
Central-Anlage in Budapest.
Diese Central- Anlage wird von der
Elektricitäts-Actien-Gesell-
scbaft vormals Schuckert Sl Co.,
Nürnberg, nach dem Mehrphasen- Wechsel-
stromsystem für Budapest ausgeführt. Seit
zwei Monaten hat nun das oben genannte
Elektricititswerk, welches von der dortigen
Gtt-Gesellschaft betrieben wird, mit der
Stromlieferung begonnen. Die gegenwärtige,
Id ihrem jetzigen Umfange für den Sommer-
betrieb bestimmte Anlage besteht aus zwei
Mttchinensätzen von je 150 HP, die ge-
meinsam mit einer Accumulatorenbatterie
(Ctpacität: 2mal 1500 Amp^restunden bei
500 Ampere) den Verbrauchsstrom erzeugen
Qod reicht für 6000 Lampen aus. Bereits
ist durch zahlreiche Anschlüsse dieiie Zahl
aach erreicht. Die Haupt- Anlage für 15.000
Ltj^n wird noch im Laufe des Februar
1894 in Betrieb kommen. Die vielen An-
meldungen habeo die Direction der Gas-
Gesellschaft veranlasst, schon für das Jahr
1894 <iie Einrichtung zweier ferneren Unter-
stationen, und die abermalige Erweiterung
der Maschinen- Anlage in's Auge zu fassen.
Bekanntlich ist diese Anlage, welche die
Elektricitäts - Actien - Gesellschaft vormals
Schuckert & Co., Nürnberg, ausgeführt hat,
die einzige Anlage in der Welt, bei welcher
das Mehrphasen - Wechselstromsystem für
Lieferung elektrischer Energie für Licht-
und Kraftbedarf in grösserem Maassstabe zur
Anwendung kommt.
Die Wechselstrom-Maschinen sind für
25 Perioden in der Secunde bei einer Spa
von 2000 Volt eingerichtet» J^ Folge
mittelbaren Erzeugung der ^»chspattlin
der Maschine konnten :"
i
50
matoren erspart werden, so dass nur die
Umwandlung des hochgespannten Wechsel-
stroms in niedergespannten Gleichstrom aus-
zuführen war. Gut bewährt hat sich ein
Apparat besonderer Construction, welcher
dazu dient, die durch die Capacität der
Kabel verursachten Spannungserscheinungen
(Deptford effect) zu neutralisiren. Die Parallel-
schaltung der Maschinen erfolgt ohne Be-
lastungswiderstände, was keinerlei Anstände
zur Folge hat. Ueberhaupt functionirt die
Anlage seit den ersten Tagen des Betriebes
ohne jegliche Unterbrechung.
Oesterreichische Industrie in Aegypten.
Man meldet uns aus Cmro:
Das Ministerium für öffentliche Arbeiten
hat vor längerer Zeit eine Concurrenz für
Einrichtung der elektrischen Beleuchtung im
Palais des Khedive ausgeschrieben, welche
eine wirklich internationale genannt werden
kann, denn neben den bedeutendsten Firmen
Englands, Amerikas und Frankreichs sind
auch Deutsche, Schweizer nnd Oesterreicher
hier erschienen, um durch ihre eigens abge-
sandten Vertreter ihre Offerte zu unter-
stützen. — Aus diesem Wettstreite ist er-
freulicher Weise eine österreichische Firma,
Kremenezky, Mayer &. Co. in Wien,
siegreich hervorgegangen, deren Project als
das günstigste angenommen wurde. Die
österreichische Industrie ist zu diesem Er-
folge zu beglückwünschen. Y.
Elektrischer Thüröffner.
Man hat seit einiger Zeit Thürver-
schluss-Vorrichtungen einzuführen versucht,
mit deren Hilfe Thüren von entfernten
Orten aus geöffnet werden können, welche
sich mehr oder weniger bewährt haben. Für
diese Zwecke wurden auch theilweise schon
elektromagnetische Einrichtungen verwendet.
Wie der New- Yorker „Techniker" mittheilt,
war in der Südgalle rie des Elektricitäts-Ge-
bäudes auf der Ausstellung in Chicago von
der Hicks-Troy Electric Door Co. eine Vor-
richtung ausgestellt, welche ein Oeffnen nnd
Schliessen der Thür vollständig selbstthätig
bewirkt. Die Thür hängt hierbei an federnden
Angeln, welche das Bestreben haben, diese
offen zu halten. An der oberen Tbürkante
ist eine Schnur befestigt, die Über mehrere
Rollen nach einem kleinen Elektromotor
führt, dessen Aufgabe es ist, durch Auf-
wickeln der Schnur die Thür zu schliessen,
bezw. geschlossen zu halten, wodurch gleich-
zeitig die Oeffnungsfedern wieder gespannt
werden. Nähert sich nun Jemand der Thür,
so muss er erst einen Contact passiren,
welcher einen Stromkreis schliesst. Dieser
löst die aufgewickelte Schnur aus, worauf
die Federn die Thür öffnen. Innerhalb des
Gehäuses, in welchem sich die erwähnten
Schnurrollen befinden, sind zwei Schalt-
apparate angebracht. Ein Stift an der Thür
schaltet bei gewisser Stellung den Motor aus.
falls die letztere geschlossen worden ist. Der
in der Nähe unterzubringende Motor ist in
einem Eisengehäuse eingeschlossen und auf
seiner Achse befindet sich ein Schnecken-
antrieb, dessen Rad einen Satz Magnete
trägt, deren Armatur eine Eisenscheibe ist
und eine magnetische Kuppelung zwischen
Armaturachse und Schnnrscheibe darstellt.
Dieselbe trägt am Umfange eine Nath,
innerhalb welcher die Schnur liegt. Diese
Scheibe wickelt die letztere nun auf, and
zwar mit wachsender Kraft, während die
Thür sich schliesst.
Sobald eine Person den Contact durch
Betreten einer Matte in Thätigkeit setzt,
wird der Stromkreis für den Motor geöffnet,
die magnetische Kuppelung wird ausgelöst,
die Schnur kann sich abwickeln und die
Federn öffnen die Thür. Darauf wird der
Conctact nach einiger Zeit, bezw. bei ent-
sprechender Thürstellung für den Motor
wieder geschlossen, die Armatur bewegt dar-
auf die magnetische Kuppelung und mit
Hilfe dieser die Schnurscheibe, so dass die
Thür so weit geschlossen wird, bis der
Motor ausgeschaltet und die Schnur in ent-
sprechender Spannung gehalten wird. Der
Eintretende löst für das Oeffnen also die
elektromagnetische Kuppelung nur aus, wor-
auf die Federn iu Thätigkeit treten.
Gasbeleuchtung gegenüber elektrischer Beleuchtung.
In einer englischen Stadt wurden dem
Magistrat wegen der öffentlichen Beleuchtung
zweierlei Offerte gemacht. Die Elektricitäts-
Gesellschaft bot 34 Glühlampen an, jede
zu 25 Kerzenstärke, dann 26 weitere Glüh-
lampen ebenfalls zu 25 Kerzenstärke. Für
die Errichtung der Säulen 314 £ 10 Sb.,
von welchem Betrag 5% Verzinsung während
der Zeit der Benützung zu zahlen wären.
Für Erhaltung der Beleuchtungskörper,
Stromzufuhr, Auswechslung der Lampen pro
Jahr, bei 2000 Brennstunden 4 ^ 8 Sh.
pro Lampe, was bei 60 Lampen 264 £
ausmacht.
51
Die Gas-Geselltchaft offerirte Folgendes :
100 Strastealampen za 400 £^ wovon ebeo-
Ms S^h Verzinsung während der Benüttungs-
seit zu zahlen sind. Die Lampen sollen je-
doch nicht wie die elektrischen jeden Tag
bis Miiternacht brennen, sondern zu Zeiten
des Vollmondes gar nicht. Dabei zahlt man
2 £ 1% Sh. pro Lampenjahr. Der Contract
mflsste auf 3 Jahre geschlossen werden und
auf Basis sechsmonatlicher Kündigung.
Es müssen jedoch die Anfangsanslagen
der Gesellschaft von der Gemeinde rück-
gezahlt werden, abzüglich 21/1^/0 jährlicher
Abnützung. Es würde somit die Gasbeleuch-
tung 310 jf einschliesslich 20 £ für Inter-
essen jährlich kosten. Die Anlagekosten bei
Gas betragen 400 £ und bei Elektridtät
314 ^ 10 Sh., während bei letzterer die
jährlichen Ausgaben 295 £ 14 Sh. ein-
schliesslich \^ £ 15 Sh. Interessen. Die
Gaslampen stehen 75 Yards, .die elektrischen
jedoch 200 Yards von einander ab.
Es wurde das Anerbieten der Elek-
tricitäts-Gesellschaft angenommen.
Neuerungen an Ueberzügen für Leitungsdrähte.
Von CHARLES THELISMAR SNEDEKOR in Worcestcr.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich
auf die Ueberzüge von Drähten für elektrische
Leitungen, durch welche Ueberzüge dieselben
wirksam isolirt and feuerdicht gemacht werden,
so dass bei Verwendung derselben die haupt-
sächlichsten Gefahren bei Anwendung von
elektrischen Beleuchtungs-Systemen beseitigt
werden.
Die neuen Ueberzüge werden nach vor-
liegender Erfindung wie folgt hergestellt.
Der aus Kupfer oder Phosphorbronze
bestehende Draht oder Kern wird in ge-
wöhnlicher Weise verzinnt und mit vulkani-
drtem Kautschuk überzogen.
Ueber letzteren wird dann ein eigen-
tbfimlicher schmiegsamer Kitt oder Cement,
bestehend aus
ungefähr 40 Gewich tsth. Magnesia,
n 28 . Talg,
„ 15 n feinzerriebenem As-
best,
., 30 „ flüssigem Leim,
f, 15 n Glycerin und
9 V4 n doppelchromsanrem
Natron
oder Kali und falls man einen dunkelfarbigen
Ueberzug wünscht, ungefähr 1/4 Gewichtsth.
Lampenruss aufgetragen.
Dieser Kitt oder Cement wird in einem
Behälter durch inniges Mischen der Bestand-
theile angemacht und damit der Draht
überzogen.
Der überzogene Draht wird dann in
einer der gebräuchlichsten Weisen in die Form
einer Schnur oder in Kabelform gebracht
und entweder durch ein Bad gezogen, das aus
ca. 27 Kilogramm kieselsaurem Natron,
• 13.5 » Alaun,
gelöst in 180 Liter Wasser, besteht, oder
in sonstiger Weise äusserlich mit dieser
Lösung gesättigt, hierauf getrocknet und
schliesslich mit einem Ueberzug versehen,
der aus
40 Gewichtsth. Schwefelkohlenstoff
8 „ Asphalt besteht.
Die in solcher Weise behandelten
Leitungsdrähte sind durch ihren Ueberzug
nicht blos vollkommen isolirt, sondern wider-
stehen auch jeder inneren und äusseren Hitze.
Isolationsmaterialien und die Isolation höherer elektro-
motorischer Kräfte.
Ueber „Isolationsmaterialien mit
besonderer Rücksicht auf d ie Iso-
lation höherer elektromotorischer
Kräfte* hielt am x. December 1. J.
Dr. Moriz Hoor im Budapester Poly-
technikum seinen Antrittsvortrag. Dem freien,
sowohl inhaltlich, wie formell hochinteres-
santen Vortrage, welchem der Rector, zahl-
reiche Professoren und eine grosse Anzahl
fachlicher Zuhörer anwohnten, entnehmen
wir die folgenden Daten:
Der Vortragende behandelte die Theorie
der Dielectrica und deren praktische An-
wendung zur Erklärung und Untersuchung
▼ieler, in der Praxis sehr wichtiger Erschei-
Bvngen. Solange man den Dielectricis an
Isolatoren, die den Raum zwischen den elek-
trischen Leitern erfüllen, nur eine passive
RoDe zuschrieb und den Sitz der elektrischen
Erscheinungen lediglich in die Leiter allein
verlegte, konnte man auf diesem Gebiete,
da die obige Auffassung eine künstliche war,
keine wesentlichen Fortschritte verzeichnen.
Die Versuche von Cavendish, später
(und unabhäogig von Cavendish) die
genialen Versuche von F a r a d a y zeigten,
dass den Dielectricis der elektrischen Sy-
steme beim Zustandekommen eine wesent-
liche active Rolle zukomme. F a r a d a y*s
geniale Kraft linienmethode, Max W e 1 1's
theoretische Arbeiten haben es möglich ge-
macht, dass wir auf Grund von Cavendish'
und F a r a d a y's Versuchen heute wissen,
dass die Dielectrica eigentlich der Sitz der
elektrischen Erscheinungen sind. Und alle
Vorgänge in den Isolatoren, sowie Polari-
sationsleitung, Hysteresis-Erseheinungen, die
in ihrem Verlaufe durch Molecularstmctnr
bedingt sind, üben wiederum einen grossen
Einfluss auf den Molecularzustand de~
lators aus. Diese Einflüsse lassen
experimenieU verfolgen, und müsse
52
Isolatoren in der Praxis auf die diesbezüg-
lichen Eigenschaften untersucht werden.
Vortragender entwickelt hierauf die Schluss*
folgeruDgen und schildert jene Unter-
suchungen, denen Isolationsmaterialien unter-
zogen werden sollen, wenn man sich von
der Brauchbarkeit derselben Überzeugen will.
Dieses Thema ist in der Praxis selbstredend
von eminenter Wichtigkeit. Der Elektriker
hat bei Lösung manchen Problemes sich in
erster Linie mit den obenerwähnten Fragen
zu beschäftigen. Sehr.
EjraftübertragUDg mittelst Dreipbasenstrom in Califomien.
Bei Redlands, Califomien, hat die
General Electric Company of
America eine solche Uebertragung von
800 ^P auf die Entfernung von 7 1/2 dgl*
Meilen (= 1I/2 deutsche Meile) hergestellt. Die
Wasserkraft wird durch den Fall von
2400 Cubikfuss Wasser pro Minute von
einer Höhe = 353 Fuss gewonnen, was
einem Druck von 160 Pfund pro Qnadrat-
zoU gleichkommt. Zwei Pelton-Wasscrräder
sind direct mit Generatoren gekuppelt,
welche bei 600 Umdrehungen pro Minute
einen Strom von 2500 Volts Spannung und
der Intensität von 180 Amperes bei 100 Pol-
wechseln pro Minute ergeben.
Eine Transformations - Station ist in
R e d 1 a n d s , die zweite — blos 41/s engl.
Meilen vom Wasserfall entfernt — in
Mentone, wo eine Eisbereitungs-Anlage
sich befindet, für welche die Betriebskraft
durch einen Dreiphasen-Motor von 750 Um-
drehangen pro Minute erstellt wird. Sowohl
in Redlands als auch in Mentone
werden von dem Dreileiter - System des
secundären Stromkreises sowohl Bogen- als
auch Glühlichter gespeist, welche trotz der
Motoren anstandslos fnnctioniren. Das Drei-
phasen- und das einfache Wechselstrom-
System scheint, nach „Electrical-Review*, über
das Zweiphasen-System denSieg davonzutragen.
Accumulatoren in Amerika.
Dem Amerikaner, welcher sofortige Er-
folge in seinen Unternehmungen haben will
und benutzten Apparaten wenig Aufmerk-
samkeit zuwenden mag, waren die Accumu-
latoren seit jeher wenig sympathisch. Besonders
Edison war es, der sein Anathema über
die ^Kraftsammler" aussprach und dieselben
für längere Zeit auf dem Boden der United
States „unmöglich'' machte. Weder zu statio-
nären noch zu Tractionsz wecken mochten
die Elektrotechniker mit den Secundärbatterien
sich befassen. Ersteres nicht, weil das Be-
lastungs-Diagramm der elektrischen Anlagen
in Amerika eine über alle 24 Stunden
des Tages gleichmässig vertheilte Energie
entnähme darbietet, während wir hier in Europa
steil aufsteigende und abfallende Consum-
curven in unseren Centralen verzeichnen.
Letzteres — die Benützung der Secundär-
Elemente für Traction — konnte nicht Raum
gewinnen, weil — nun wir wissen Alle, warum
sie nicht sehr reichlich verwendet worden sind.
Nun, in letzterer Zeit, scheint sich denn
doch das Blatt gewendet zu haben ; der „Electr.
Engineer" in Newyork bringt über den
Accumulator der Waddell-Entz Comp,
ausserordentlich günstige Berichte, so günstig,
dass die Londoner ,.E1. Review" dieselben nicht
in Uebereinstimmung mit dem findet, was
dieser Accumulator in England geleistet.
Da nun der „EI. Engineer^ der „Elect.
Review" an Ernst uod Gediegenheit durchaas
nicht nachsteht, so fühlen wir uns veranlasst,
das mitzutheilen, was ersteres Blatt über
die Accumulatoren von Waddell-Entz
schreibt. Hiernach betragen die Tractions-
kosten unter Anwendung dieses Accumulators
pro Wagenmeile 9*32 Cents, u. zw. 3*54 Cents
für Erzeugung, 2*24 Cents für Kohle und
1'54 Cents für Abnützung des Elements,
während 2 Cents auf andere Posten ent-
fallen. Wir können wohl bald in Oesterreich
über diesen Gegenstand volle Klarheit haben,
da die Accumulatore nfabrik Hagen,
wie man hört, diesen Accumulator erworben
und daher über seine Leistungsfähigkeit für
sie selbst kaum ein Zweifel obwalten dürfte.
Anwendung von CuprocuprisulfLt für galvanische Kupferbäder.
Von Dr. G. LANGBEIN, Leipzig-Sellerhausen.
Privilegium vom 14. September 1893.
Zur Herstellung galvanischer Cyan-
kupferbüder werden den hierzu benützten
Kupfersalzen (Grünspan oder Kupfervitriol)
bislang beim Lösen mit Cyankalium
schwefeligsaure Salze und Ammoniak, bezw.
Potasche oder Soda zugegeben, um das
Entweichen von Cyan zu verhindern und
letzteres in Cyanammoniura, bezw. Cyan-
kalium oder Cyannatrium überzuführen.
Wie ich gefunden habe, entweicht, wenn
man das in Wasser unlösliche Cuprocupri-
sulBt in Cyankalium löst, keine Spur Cyan.
Es eignet sich somit dieses Kupfersaü in
hervorragender Weise zur Herstellung gal-
vanischer Kupferbäder.
Die mit Cuprocuprisulfit hergestellten
Bäder liefern sehr dichte, kräftige und fest
haftende Kupfemiederschläge.
53
Neueste deutsche Patentnachrichten.
Antbentiicb zofiammengestellt yon dem Patentbureaa des CivU-Ingenienr Dr. phil. H. Z«r«B«r,
BtrilB V^ Blobsiidorflbtrasa« ao, welcher sich zugleich bereit erklärt, den Abonnenten der
»Zeitachrift f&r Elektrotechnik" allgemeine Anfragen in Patentsaohen kostenfrei zu beantworten.
Patent-Anmeldungen.
dtsse
30. B. 13.580. Elektrische BeförderuDgsanlage
mit seitlich angebrachten verstellbaren
Ffihrongskörpern. — Andrew Bryson in
New-York.
Classe Gebrauchs-Master.
12. Nr. 20.003. Rührvorrichtung mit elektri-
schem Antriebe für ansudampfende Flüssig-
keiten, die an den Kessel oder an die
Schale geschraubt wird. — G. Opper'
mann in Otsdorf, Schwerin M.
LITERATUR.
Die Klektiicitäf, ihre Erzeugung,
praktische Verivendung undMessung.
Ffir Jedermann verständlich, kurz dargestellt
von Bernhard Wiesengrund. 44 Ab-
bllduogeo. Preis Mk. i. — . Verlag von
H. Bechhold, Frankfurt a. M. —Die
Vorzüge dieses Werkchens sind seine Klar-
heit und leichte Verständlichkeit, verbunden
mit strengster Kürze und interessanter Dar-
stellungsweise. Anschauliche Zeichnungen und
vorzügliche Ausstattung vermehren den
Werth.
KLEINE NACHRICHTEN.
Neue Staaistelephon-Linien. Am
29. December 1893 wurde der Verkehr auf
der intcTurbanen Staatstelephon -Linie Kladno-
Asch mit den Stadtnetzen Kladno, Saaz,
Karlsbad, Eger und Asch im Anschlüsse an
die interurbanen Staatstelephon - Linien
Kladno-Prag und Prag- Wien und gleichzeitig
anch der Verkehr zwischen den neu errich-
teten Staatstelephon-Netzen in Kratzau und
Grottau und den interurban verbundenen
Staatstelephon-Netzen in Reichenberg, Zittau,
GabloDz, Morchenstern, Tannwald, Jung-
buDzlau, Prag und mit dem Staatstelephon-
Netze in Wien eröffnet. Der interurbane
Verkehr zwischen den neu errichteten Staats-
telephon-Netzen in Asch, Eger, Grottau,
Karlsbad, Kratzau und Saaz einerseits und
der Telephon-Centrale Wien andererseits be-
schränkt sich hinsichtlich der letzteren auf
die an dieselbe angeschlossenen Telephon-
stellen, sowie auf die zur Tbeilnahme an
dem interurbanen Verkehre mit dem nord-
böhmischen Telephonnetzen angemeldeten
Wiener Staatstelephon - Theilnehmer. Die
Sprecbgebühr für ein gewöhnliches Gespräch
in der Dauer von drei Minuten beträgt
zwischen Wien und jeder der neu eröffneten
Telcphon-Centralen und den an diese ange-
schlossenen Theilnehmern fl. 1.50.
Elektrische Bahn Döbling-Grin-
zlng. Die Kahlenberg-Eisenbahn-Gesellschaft
plant den Bau einer neuen Linie, welche
bestimmt ist, die noch immer unzulängliche
Verbindung des Kahlenberges mit der Stadt
tu verbessern und die Betriebsmittel der
Gesellschaft einer stärkeren Ausnutzung zu-
suführen. Die Linie soll eine Verbindung
bilden zwischen den bei Ober-Döbling mün-
denden Linien der beiden Tramway-Gesell-
scbaften und der Station Grinzing der Zahn-
radbahn, welch' letztere Station entsprechend
verlegt und erweitert werden soll. Die Mittel
zum Baue und Betriebe dieser Bahn sollen
bereits sichergestellt sein, und soll die Linie
fdr elektrischen Betrieb eingerichtet werden.
Die Kahlenberg - Eisenbahn - Gesellschaft ist
um die Vorconcession zum Baue und Be-
triebe, dieier Bahn bereits eingeschritten und
besteht die Absicht, die Bahnlinie womöglich
noch im Sommer 1894 zu activiren.
Hin küDStlicher Edelstein. In Er-
gänzung unserer Mittheilung auf S. 183 des
Jahrg. 1893 können wir heute Über das
Carborundum, eine Verbindung von Kiesel
(Silicium) und Kohlenstoff, Nachstehendes
berichten. Entdeckt wurde der Stoff durch
Edward G. Acheson in Monongaheta-
City in Pennsylvanien, der in der Absicht,
ein Verfahren aufzufinden, mittelst dessen
Kohlenstoff in Diamant ^verwandelt werden
könnte, den Wechselstrom einer Dyn?\mo-
mascbine, die das elektrische Licht für die
Stadt lieferte, auf eine Mischung von Thon
und Kohlenstoff wirken Hess. Nach dem
Erkalten fand er an den Elektroden glitzernde
Krystalle von blauer Farbe. Durch ver-
schiedene Verbesserungen in der Herstellungs-
weise gelang es ihm, grössere Mengen des
Stoffes zu gewinnen, und da er ihn für eine
Verbindung von krystallisirtem Kohlenstoff
mit krystallisirter Thonerde (Korund) hielt,
so nannte er ihn Carborundum. Die chemische
Untersuchung des Körper?, mit der Herr
Otto Mühlhäuser beauftragt wurde,
lehrte bald, dass Carborundum im Wesent-
lichen aus einer Kicselkohlenstoff-Verb*"**'***
(Siliciumcarbid) besteht und durch
weise vorgenommene Abänderauj
Herstellungsverfahrens e«)«"« -• *
Ausbeute so zu ste'
54
eingereicht ond erhalten werden konnte.
Der Stoff kam auf den Markt, erst nur in
Form von feinem Pulver, das wegen der
ausserordentlichen Härte des Körpers zum
Ersatz des Schmirgels und Korunds diente,
dann in Form von Schleif rädchen, Wetz-
steinen u. s. w. Zur Darstellung im Grossen
verwendet man jetzt anstatt des Tbones
reinen Qnarzsand (ca. 361/2 Gewichsprocente)
und anstatt des reinen Kohlenstoffs fein-
gepulverte Coakskohle (ca. 45 V2^/o) ^^^ Chlor-
nairium (ca. 18%). Man erhält eme Krystall-
masse von strahiigem GefQge, deren Farbe im
auffallenden Lichte zwischen gelb- und blaugrän
wechselt. Zerbricht man die strahligen
Kryftallbrocken, so bekommt man die ein-
zelnen Krystalle, die oft mehrere Millimeter
lang, oft aber auch so klein sind, dass ihre
Form nur unter dem Mikroskop erkannt
werden kann. Manche erscheinen rein farblos
und diamantenähnlich, andere besitzen die
dem Sudafrika-Diamanten öfter eigene gelb-
liche Tinte. Wieder andere sind blass bern-
steingelb, gran, gelbgrdn, blaugrün, olivgrün,
smaragdgrün. Seltener begegnet man Stücken,
die die Farbe des Saphirs haben. Die Kry-
stalle sind durchsichtig und bilden rhombische
Tafeln oder Plättchen mit scharfen Winkeln
und ausserordentlich glatten, glas- oder
diamaotglänzenden Flächen, die das Licht
wie Spiegel zurückwerfen; sie haben 3*22
specifisches Gewicht und werden von keiner
Säure angegriffen. Sie sind ausserordent-
lich hart, so hart, dass man mit ihnen
(in Form eines sich schnell drehenden Schleif-
rädchens) Löcher in härtestem Stahl und
auch in Korund schneiden kann. Vorzüglich
eignet sich der Körper auch zum Schleifen
von Glas, hartem Porzellan etc. Der Härte-
grad des Carboruodums liegt zwischen denen
des Saphir und des Diamanten ; er ritzt
ersteren, wird aber selbst von letzterem ge-
ritzt. Als Schleifmittel hat das Corborundum
einen drei- bis viermal höheren Werth als
der Korund, da es in der Zeiteinheit drei«
bis viermal mehr Schleifarbeit zu verrichten
vermag als dieser. Der französische Aka-
demiker M o i s s e a u hat auch zur Her-
stellung des Siliciumcarbids neuerdings mehrere
Methoden angegeben. Wie alle früheren be-
ruhen auch diese Darstellnngsweisen auf der
Benützung des elektrischen Bogeos als
Wärmequelle; bekanntlich hat gerade
M o i s s e a u durch die Erfindung seines
elektrischen Ofens Temperaturgrade von
einer Höhe zu erzeugen gelehrt, dass da-
durch die in ihrem Aggregatzn<;tand be-
ständigsten Körper, wie z. B. Kieselsäure,
zum Verdampfen gebracht werden.
Erzeugung des Carborundum in
Oesterreich. Wie wir vernehmen, hat die
Länderbank die Erzeugung und Ver-
werthung des Carborun dum, über
welches wir noch an anderer Stelle berichten,
in die Hand genommen. Das in grossem
Maassstabe anzulegende Etablissement wird
von der Länderbank, welche das Patent von
dem Erfinder des Carborundum für Oester-
reich-Ungarn erworben ha», auf der Herr-
schaft B e n a t e k errichtet werden. Bei
dieser Anlage, für welche u. A. eine Dy-
namomaschine von 1000 Amperes und 35 Volts
aufgestellt werden soll, dürfte auch die dort
zur Verfügung stehende überschüssige elek-
trische Kraft Verwerthung finden. Z.
Centralstatlon in Zara. Die Stmdt-
gemeinde Zara hat mit Gemeinderaths-Be-
schluss vom 30. November beschlossen, eine
Centralstatlon für elektrische Beleuchtung
und Kraftübertragung für eigene Rechniiog
zu erbauen und hat mit der Ausführung die
Firma Kremenezky, Mayer & Co. in
Wien betraut.
Es werden vorerst zwei Dampfmaschinen
h IOC EP und eine Accumulatorenbatterie
für 500 Glühlampen aufgestellt, so dass die
Centralstatlon nach dem ersten Ausbau für
2500 lökerzige Glühlampen ausreichen wird.
Die vier Gleichstrom-Dynamos arbeiten
mit 150 Volt Klemmenspannung, je zwei
nach dem Dreileitersystem geschaltet. Bdy.
Städtebeleuchtung durch Elek.-
tricltät. Die Bukareiter Gas-Compagn ie
(eine französische Gesellschaft) hat mit der
Elektricitäts - Actien - Gesellschaft vormals
Schnckert & Co. in Nürnberg einen Vertraf
betreffs Ausführung der Bukarester Centralen
abgeschlossen, nachdem ihr anch die Con-
cession für die elektrische Beleuchtung er-
theilt worden ist. Wie umfassend die Thttig-
keit der Elektricitäts- Actien-Getellschaft vur-
mals Schuckert&Co. auf dem Gebiete der
Städtebeleucbtnng ist, erhellt daraus, dass
sie gegenwärtig die Centralen Pest, Sceyr,
Sigmaringen und München fast gleichzeitig
in Betrieb gesetzt hat nnd dass im Laufe
dieses Monats auch die Beleuchtung der
Hamburger Vorstadt St. Pauli in Betrieb
kommt, ebenso, dass die Beleuchtung von
der grossen Hamburger städtischen Centrale
ihre Ausdehnung auf das gesammte innere
Stadtgebiet findet. Mit der Centrale in
Zwickau, welche gleichfalls noch in diesem
Monat in Betrieb genommen wird, ist auch
eine elektrische Strasseubahn verbunden,
welche im Laufe dieses Winters fertig ge-
stellt wird. Des Weiteren baut die Elektri-
citäts • Actien-Gesellschaft vormals Schnckert
& Co. zur [Zeit eine Strasseubahn in Baden-
Vöslau, von deren Centralstation aus die
Orte Baden und Weikersdorf mit elektrischer
Beleuchtung versorgt werden.
(Ztg. f. G. u. W., Trier, 20. Decb. 1893.)
Die Gesellschaft des Secteurs
Clichy in Paris. Die Installationen elek-
trischer Beleuchtung vermehren sich in Paris
von Tag zu Tage. Von obiger Gesellschaft
wurden folgende Daten mitgetheilt: Die ganz-
jährigen Einnahmen von 1892 bis 1893 ^''
trugen 909.945 Frcs. 60 Cts., von 1891
bis 1892 beifügen selbe 651.972 Frcs.
95 Cts., was somit einer Vermehrung der
Einnahmen von 39*5*>/o gleichkommt. Der
Reingewinn des letzten Jahres beziffert sich
55
Bit 307.276 Frcs. 15 Cts. und kamen
160.000 Frcs. auf DivideDdenvertheilung,
was eipem Elrträgniss von 4O/0 gleichkommt.
Die Fabrik von Kohlenspitzen zar elek-
trischen Bogenlicht-Beleachtang, F. Hardt-
moth&Comp. in Wien, hat mit ihrem
ErsengDiss auf der Ansstellnng in Chicago
den höchsten Preis (Chrendiplom und goldene
Medaille) erhalten.
In der Soci^t6 internationale des
Electric iens wurde in der letzten Sitzung
vom 6. December 1893 von M. G. Claude
ein Mittel erläutert, welches die Sicherheit
der Energievertheilung mittelst hochge-
spannter Wechselströme zu vermehren ver-
mag. Leider wurden die Ausführungen
C 1 a u d e*8 nicht durch Versuche gestützt
Qod wurden dieselben auch mehrfach be-
kämpft.
Kin neues System elektrischer
Hochbahnen. In Köln hat sich ein Con-
sortium gebildet unter Betheilignog von Eugen
Langen in Köln, Schnckert in Nürn-
berg, van der Zuypen und Charlier
in Deutz, um elektrische Hochbahnen nach
einem neuen System zu bauen, wobei die
^^i^gons an den Schienen, durch welche die
Stromfühmng geschieht, hängen. Als erster
Bau ist die Bahn barmen-Elberfeld über die
Wnpper in Aussicht genommen. Bei diesem
System sollen die kostspieligen Fundamente
ganz entfallen.
Wir glauben annehmen zu dürfen, dass
es sich hier um ein neues Telpherage-Systero,
an dessen Ausbildung die Engländer Fl^-
fning-Jenkin, Perry und Ayrton,
ferner der Franzose Lartig'ue u. A. m,
bereits vor Jahren gearbeitet haben, handelt.
Lichtspendende Automaten. Auf
der Untergrundbahn in London will man
lichtspendende Automaten einführen. Die
Beleuchtung in den Wagen dieser Bahn ge-
stattet es zur Zeit nicht, während der Fahrt
Zeitungen zu lesen. Von diesem Jahre an
soll hierin Wandel geschaffen werden. Man
will 2500 Automaten in den Wagen auf-
stellen, deren jeder nach Einwurf eines
Penny eine über dem Platze des Einwerfenden
befiodUche elektrische Glühlampe in Thätig-
keit setzt, die eine halbe Stunde lang
brennend bleibt. Die Lampe soll so ange-
bracht sein, dass sie eben nur den Platz des
Zahlenden beleuchtet, jedoch nach den
gegenüber und den daneben befindlichen
Sitzen keinen Strahl fallen lässt.
Das elektrische Licht. Im Gegen-
satz zu der vielfach anzutreffenden Anschau-
Qog, dass das elektrische Licht den Augen
schadet, ist jetzt, wie das Berliner Patent-
Bnreau Gerson & Sachse berichtet,
durch eine Anzahl englischer Augen-Aerzte
das Nachfolgende festgestellt worden. Es ist
bis jetzt noch kein authentischer Fall von
Beschädigung der Augen durch elektrisches
Glühlicht nachgewiesen worden. Im Gegen-
theil hat sich bei leichter Schwäche der
Augen ein Uebergang von Gaslicht zum
elektrischen stets als vortheilhaft erwiesen.
In seiner Zusammensetzung steht das elek-
trische Licht dem Sonnenlichte sehr nahe
und enthält weit weniger schädliche Strahlen,
als die concurrirenden Beleuchtungsmethoden.
Ein ganz bedeutender Vorzug liegt noch
darin, dass die Zimmerluft nicht ihres Sauer-
stoffes beraubt und mit für die Athmung
schädlichen Verbrennungsproducten beladen
wird.
Faure's Accumulatoren-Patentim
Deutschen Reich. Der kaiserlich deutsche
Appel- Gerichtshof in Leipzig hat in der
von der Accumulatoren-Fabrik Hagen be-
triebenen Rechtsfrage betreffs der Giltigkeit
gewisser Patente von anderen Accumulatoren-
Fabriken entschieden, dass die Anwendung
von Blei als Superoxyd, als Oxyd oder von
unlöslichen balzen als Füllungsmaterial für
Accumulator - Platten unter das Patent
F a u r e fällt.
elektrische Glühlampe ohne Pla-
tin. Die vorliegende Erfindung bezweckt,
das so kostspielige Platin bei der Fabri-
kation von elektrischen Glühlampen ent-
behrlich zu machen. Zu diesem Zweck
werden in den Hals der Glühlampe ge-
schlossene Glaskapseln eingeschmolzen, in
welchen an den Enden kurze Drähte aus
Eisen (oder einem anderen geeigneten Ma-
terial bezw. Composition) so eingeschmolzen
sind, dass sie je zwei getrennte Stücke dar
stellen. Der Contact zwischen diesen einge-
schmolzenen Drahtstücken wird durch Queck-
silber hergestellt, welches in die Glaskapseln
eingeschlossen ist. Ausserhalb der Glas*
kapseln sind an die Drähte einerseits der
Glühfaden, andererseits die Zuleitungskabel
in irgend einer Weise stromleitend befestigt.
Das Auspumpen der Lampen geschieht in
gewöhnlicher Weise.
Die Elektricltäts-Actien-Gesell-
schalt Gelnhausen versendete eine hübsch
ausgestattete „Preisliste über Bleistaub-Accu-
mnlatoren. November 1893**. — ^^' haben
über diese Accumulatoren ausführlich auf
S. 488, 1893, referirt.
Elektrisches Licht am Anfange
unseres Jahrhunderts. Interessant ist
eine Mittheiluog aus dem „Bamberger In-
telligenzblatt" vom 3. Jänner 1803. Dieselbe
lautet: „Nachricht: Der SchiossergeseU in
Langheim, Johann Probst aus Döringstaat,
wurde ohne sein Wissen dem Publikum der
elektrischen Nachtlampen wegen empfohlen,
die er . seit einigen Jahren in nächtlichen
Freistunden ohne Drehbank verfertigt. Der
grossen Erwartungen und vielen Miss-
verstandnisse wegen, die diese (ifiM||iche
Bekanntmachung ü^Mterer Stadl ^^V^<^h
schon in entferntfl^Hfadern erregt«
wir uns bewogen, l^^r^'^en, dass '
56
schon gemachten Bestellungen in mehreren
Jahren nicht wird Genüge geschehen können.
Im Ankaufe mag Tielleicht eine solche
lAmpe mehrere Karolin kosten — die jähr-
liche Unterhaltung aber nicht über lo bis
20 kr. — Blossen Manipulatoren, AofäDgem
und ganz Unkundigen der Physik dient femer
zur Belehrung, dass diese Maschinen vor-
züglich zum Dienste der Nacht bestimmt
sind : auf einem sehr guten £lektrophor kann
man in finstern Nächten eine dünne Feuer-
wolke wahrnehmen, beym Anfall der Trommel
an dasGlöckchen und deren Rückschlag auf den
Elektrophorgibt es mehrere das gauze Zimmer
hell erleuchtende Funken, und aus einer dem
Auge kaum sichtbaren Mündung bricht ein
Strom hellglühender oder per lenOlr biger brenn-
barer Luf«. hervor. Deswegen werden diese
Maschinen — elektrische — Nacht — Lampen
genennt, die Form der Letzteren sie haben,
und deren Stelle sie vertreten. Sieh Exleben,
Gehler, Lichtenberg, Weber, Green, Fitcher
n. a. m. Inteliigenzcomptoir.** («Frdblt.")
Mit einer elektrischen Locomo-
tlve, welche eine Geschwindigkeit von
200 — 250 km in der Stunde erreicht hat,
stellte die grösste Constructionsfirma Englands,
The Thames Iron Works, in Gemeinschaft
mit dem Ingenieur F. B. B e h r auf eigene
Kosten Versuche an, um Resultate ttber
elektrische Locomotiven auf einschienigen
Strecken (System Lartigue) zu erlangen ; sie
erzielten bei dieser Gelegenheit die angege-
bene riesige Fahrgeschwindigkeit.
Die Versuche mit Einrichtungen
zum elektrischen Betrieb der Canal-
schiflTahrt, welche kürzlich auf dem Erie-
Canal angestellt wurden, haben, wie zu er-
warten stand, ein sehr günstiges Resultat
ergeben. Das Canalboot „Frank W. Hawley"
war zu diesem Zweck mit zwei (mit dem
Westinghouse'schen Controlapparat verse-
henen) elektrischen Motoren von je 25 Pferde-
kräften ausgerüstet worden, welchen der elek-
trische Strom mittelst TroUey zugeführt
wurde. Der Strom wurde von der elek-
trischen Bahn in Rochester geliefert. Das
Boot bewegte sich mit einer Geschwindigkeit
von 3V2 Meilen per Stunde.
Jodverbindungen der Phenole
lassen sich nach den Angaben der grossen
Farbenfabriken vormals Friedr. Bayer & Comp,
in Elbcrfeld durch Elektrolyse erzeugen.
Die alkalische Phenollösung wird mit Jod-
kalium versetzt und elektrolysirt. Auf diese
Weise kann beispieUweise das in der Me-
dicin vielfach verwendete „Aristol" (jodoxy-
lirtes Thymol) hergestellt werden, welche
Verbindung sich an der positiven Elektrode
abscheidet. Damit ist eine allgemeine werth-
volle Reaction bekannt geworden, deren
weitere Ausnutzung nicht ausbleiben wird.
Die Annoncen-Expedition Rudolf
Mosse, Wien, versendete beim Jahres-
wechsel ihren schön ausgestatteten 1894er
Insertionskalender. Dieser Zeitungskatalog
erweist sich als zuverlässiger Führer durch
das grosse Gebiet des Zeitungs-, insbeson-
dere des Annoncenwesens. Neben den Titel
einer jeden Zeitung findet man den Preis
der Annoncen- und Redamezeile, die Spalten-
breite und die Auflage der Blätter, die Ein-
wohnerzahlen der Erscheinungsorte ver-
zeichnet. Durch einen besonderen, im Katalog
befindlichen Normal-Zeilenmesser wird dem
Inserenten eine Handhabe zur sicheren Be-
rechnung der Insertionskosten geboten.
Herstellung von Fäden für Glüh-
lampen. Von M. Böhm in Berlin. Zu
dieser neuen Art der Herstellung der Fäden
für Glahlampen werden nicht Kohlenfasern,
sondern ein weiches aber zähes Metall oder
eine Legirung benutzt (z. B, eine Legirung
aus 2 Th. feinem Gusseisen und i Th. Alu-
minium, die sehr reich an Kohle, dehnbar
und porös, aber kein besonders guter Elek-
tricitäts- Leiter ist). Der dünne Draht wird
in einer schweren Kohlen wasserstofif- Flässig-
keit gekocht, damit diese in die Poren ein-
dringt, dann werden von diesem Draht Stacke
in der gewünschten Länge abgeschnitten, in
die richtige Form gebogen und durch Er-
hitzen in einer Kohlenwasserstofif- Atmosphäre
mit einer KohlenhUHe umgeben. Zum Zwecke
des Anhaftens der Kohle wird der Draht
zuvor noch mit einem Firniss überstrichen,
der aus einem Gemisch von Kohlentheer,
Graphit oder Russ bestehen kann.
Localbahn Radkersburg-Fehring.
Das k. k. Handelsministerium hat dem
Bürgermeister und Realitäten-Besitzer Johann
R e i t t e r in Radkersburg die Bewilligung
zur Vornahme technischer Vorarbeiten fär
eine normalspnrige Localbahn von der Süd-
bahn Station Radkersburg zur Station Fehring
der Ungarischen Westbahn mit einer m i t
elektrischer Kraft zu betreibenden
Abzweigelinie von der Projectstation Ka p f e n*
stein nach Gleichenberg im Sinne
der bestehenden Normen auf die Dauer eines
Jahres ertheilt.
Die sprechenden Puppen, welche
vor einigen Jahren Edison auf den Markt
gebracht hat, sind jetzt dnrch einen Pariser
Fabrikanten Namens J u m e a u wesentlich
verbessert worden, so dass sie sehr deutlich
kurze Sätze, Lachen n. dergl. wiedergeben.
Der Antrieb erfolgt, wie das Berliner Patent-
Bureau Gerson&Sachse schreibt, durch
ein einfaches Uhrwerk, welches in der Brust
der Pappe untergebracht ist. Die Walzen
werden mit dem zum Sprechen erforderlichen
Eindruck gleich geliefert. Zur Herstellung
dieser Walzen verwendet man kleine Mädchen,
die besonders klare und helle Stimmen be-
sitzen.
Verantwortlicher Redacteur: JÜSEF KAREIS. — Selbstverlag des Klektrotechnisohen Vereins.
In Commiasiou bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wion, V , Strauisensasse 16.
Zeitschrift für Elel<trotechnik.
XII. Jahrg.
1. Februar 1894.
Heft HL
VEREINS-NACHRICHTEN.
Ohronlk des Yerelnes.
20. December. — Vcreins-
Tcrsammluog.
Zu dem angekflodigteo Vortrage
des Herrn Dr. J. Tuma: „Demon-
stration und TheorieTesla'scher
Versuch e**, hatten sich die Mit-
glieder im Hörsaale des physikalischen
Cabioets der Universität überaus zahl-
reich eingefunden. Vice-Präsident
Grünebaum spricht dem Vor-
stande des physikalischen Cabinet?,
Herrn Hofrath v. Lang den besten
Dank für Ueberlassung des Hör-
saales aus.
Dr. T u m a bespricht vorerst die
von W. Thomson gegebene Theorie
der oscillatorischen Entladungen, wie
sie sich bei einem Condensator, der
oach seiner Ladung durch eine Selbst-
induction entladen wird, vollziehen.
Wäre kein Ohm'scher Widerstand im
Kreise vorhanden, so würde die La-
dung des Condensators fortwährend
von der einen Belegung zu anderen
hin- und hergehen und demnach
ein Wechselstrom von constanter
Amplitude und einer durch Capacität
und SelbstinductionsCoefficient des
Kreises bestimmten Periode auftreten.
Da jedoch in Wirklichkeit immer
Ohm'scher Widerstand vorhanden ist,
somit Arbeit geleistet wird, wird mit
der Zeit die Ladung und die Ampli-
tude der Schwingungen abnehmen,
u. zw. geschieht dies umso rascher,
je grösser der Widerstand ist; über
einen bestimmten Werth des Wider-
standes hinaus hört überhaupt die
oscillatorische Entladung auf und
dieselbe vollzieht sich aperiodisch.
Alle diese Folgerungen ergeben sich
aus dem von Thomson für den
Momt ntanwerih des Stromes in
einem solchen Kreise gefundenen
Gesetze. Die experimentelle Bestäti-
gung desselben erfolgte später durch
Feddersen mit Hilfe des rotirenden
Spiegels ; auch M i e s 1 e r hat hiezu
einen experimentellen Beitrag durch
photographische Aufnahme oscilla-
torischer Entladungen geliefert. Die
Wechselströme, die man auf diese
Weise erhält, können bei ange-
messener Wahl der Capacität und
der Selbstinduction eine sehr hohe
Frequenz erreichen, haben jedoch
nur sehr kurze Dauer und eignen
sich nicht für solche Fälle, in denen
eine bedeutendere Arbeitsleistung ver-
langt wird. Auch die Hertz'sche
Anordnung, welche zwar eine raschere
Aufeinanderfolge von Entladungen
liefert, gestattet keine beträchtliche
Arbeit.
T e s 1 a construirt, um Wechsel-
ströme hoher Frequenz auch zur
Hervorbringung grösserer Effecte zu
erzeugen, eigene Wechselstrom-Ma-
schinen oder verwendet oscillatorische
Condensator-Entladungen, zu deren
Herstellung circa IG ooo- voltiger
Gleichstrom oder Wechselstrom er-
forderlich ist. Bei der Schaltung, die
der Vortragende verwendet, wird der
Wechselstrom von circa loo Volt
Spannung aus dem Kabelnetze der
I. E. G. mit Hilfe eines von
Ducretet und Lejeune in Paris
bezogenen Transformators auf circa
1 2 .ooo Volt gebracht. Dieser Potential-
unterschied herrscht im secundären
Kreise, in welchen eine Funken-
strecke und ein Condensator (eine
Batterie Leydner Flaschen) parallel
zu einander geschaltet sind; der in
der Funkenstrecke entstehendcLicht-
bogen wird durch ein maf^r'Vps
Feld sofort wieder ausget *
sich dann wiedMi^vCMl
%.
58
bilden u. s. f„ wodurch für eine
hinreichcDd oft erfolgende Erneuerung
der Condensatorladung gesorgt ist.
Schickt man den so erhaltenen
Wechselstrom von hoher Frequenz
und vorläufig circa 12.000 Volt
Spannung durch einen passenden
Schliessungskreis, so kann man mit
seiner Hilfe verschiedene Effecte er-
zielen. Der Vortragende zeigt, dass
die Selbstinduction in einem fl-för-
migen dicken Kupferdrahte so gross
ist, dass bei Ueberbrflckung des-
selben durch Glühlampen die letzteren
zum Leuchten gebracht werden. Der
Vortragende demonstrirt eine sechs-
voltige Lampe, die an eine einzige
Kupferdrahtwindung angeschlossen
ist, und bringt sie zum Leuchten,
indem er diese Windung über ein
vom Strome von hoher Frequenz
durchflossenes Solenoid von etwa
zwölf Windungen schiebt. Bei dieser
Gelegenheit bemerkt der Vortragende,
dass alle diese Lampen bei Anwen-
dung von Strömen von hoher Fre-
quenz mit weit (vielleicht lOOmal)
höheren Spannungen und demgemäss
niedrigeren Stromstärken leuchten,
als bei den sonst gebräuchlichen
Strömen, da die Elektricität im ersten
Falle wesentlich an der Oberfläche
des Leiters, also des Kohlenfadens,
fliesst, und daher nur ein geringer
Iheil des Querschnittes für die Lei-
tung in Betracht kommt, was einen
so viel höheren Widerstand der
Lampe bedingt.
Eine Reihe glänzender und über-
raschender Lichterscheinungen lassen
sich mit diesen Strömen erzielen,
wenn man die Spannung derselben
noch höher hinauf transformirt. Die
zu diesem Zwecke ebenfalls von
Ducretet bezogenen Transfor-
matoren haben bei den Vorversuchen
Dr. Tum a's verschiedene Uebel-
stände gezeigt, so dass er selbst
einen stehenden Transformator, bei
welchem die secundäre Spule über
ein cylindrisches Glasgefäss gewickelt
und in Oel getaucht wurde, mit einem
Windungsverhältnisse 10:300 an-
fertigte. Die Enden der secundären
Spule dieses Transformators wurden
zu den Klemmen einer Funkenstrecke
geführt, die noch bei beträchtlicher
Entfernung der Elektroden (25 cm)
einen schönen constanten Lichtbogen
zeigte. Wurde zwischen die Elek-
troden eine Gypsplatte gebracht,
und mittelst eines mit einer der
Elektroden verbundenen Drahtstiftes
von der anderen aus eine Curve über
die Platte gezogen, so behielt der
Funkenstrom dauernd die ihm ge-
gebene Gestalt und erschien auf der
Platte als prächtig leuchtende Linie.
Der Vortragende demonstrirte
weiters die Ungefährlichkeit
dieser hohen Spannungen, indem er
auf ein in der Hand gehaltenes
Metallstück den Funkenstrom über-
gehen liess, ohne irgend etwas zu
fühlen. Ersetzte er das Nfetallstück
durch eine Glühlampe (150 Volt),
deren einen Pol er in der Hand hielt,
während er auf den anderen den
Funkenstrom überschlagen liess oder
eine der Elektroden direct mit ihm
in Berührung brachte, so gericth die
Lampe in seiner Hand in's Leuchten.
Weiters wurde das Leuchten c i n-
p o I i g e r Glühlampen demonstrirt,
welche entweder einen Kohlenfaden
oder ein an einen Platindraht an-
geschmolzenes Kügelchen aus Bims-
stein enthielten. Die Theorie dieser
Lampen entwickelt Dr. T u m a ab-
weichend von Tesla, indem er das
Leuchten nicht auf das Bombarde-
ment der Aethermoleküle zurückführt,
sondern als Joule'sche Wärme, her-
vorgerufen durch das Zu- und Ab-
strömen der Elektricität behufs La-
dung der Glaswände der Lampe, er-
klärt. Schliesslich demonstrirt der Vor-
tragende die Büschelerscheinungen,
welche man erhält, wenn man die
Länge der Funkenstrecke über die
Schlagweite hinaus vergrössert. Das
scheinbare Durchdringen des Büschel-
lichtes durch Dielektrica erklärt der
Vortragende gleichfalls als Ladungs-
erscheinung und demonstrirt zwei
evacuirte Glasröhren, welche noch
in beträchtlicher Entfernung von
einem mit der Spule verbundenen
Schirme leuchten, und zeigt, wie sich
beide Röhren, parallel und nahe
59
aneinander gehalten, wechselseitig
stören. (Rauschender Beifall lohnte
den Vortragenden für die brillant
durchgeführten Demonstrationen.)
Nene Mitglieder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
oahme traten dem Vereine die nach-
stehend genannten Herren als o r d e n t-
licbe Mitglieder bei:
Adler Wilhelm, Elektrotechniker,
Wien.
Breuer Josef, Vertretung für Elektro-
technik, Wien.
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren. *)
Von E. ARNOLD, Oerlikon.
(FortsettuDg.)
Es wird dann sehr annähernd
D= ^■■"'2-^V 5,)
(i>l-i'2)^2
Die Leistung des Motors in Watt, welche wir mit IV be-
zeichnen, ist
h
oder
TV = ^2--^.-i^^ 52)
Bezeichnet man mit s die Schlüpfung, so dass z. B. für 27ü Schlüpfiing
« = o*02, so ist
P2=Pi(^—^) 53)
und
^="-T-(7-^J 54)
Die secundiire Spannung E2 lässt sich aus den Dimensionen und
der Wicklung des Motors, wenn die primäre E. M. K. gegeben ist, leicht
ermitteln.
In Fig. 5 bezeichne F den Eisenkörper des Feldes und A den-
jenigen des Inductors.
Ferner sei:
B die Intensität des homogen vorausgesetzten Drehfeldes pro cm^
im Luftzwischenraume S;
*) Auf Seite 14, Zeile 17 von nnten soll es heissen:
Für Ä, = o-i und -^ = 10.
r
Zeile IS von unten: Für i?i=o-i und - ^ ^ — roo.
Gleichung 26 soll lauten i?2 ^^
60
l die Eisenbreite in cm von Inductor und Feld;
d den Diameter des Inductors in cm]
k die Zahl der Poipaare;
V die Umfangsgeschwindigkeit des Drehfeides in cm pro Secunde
für den Durchmesser des Inductors, so ist
V =
p d
Vk'
t: /?i d
k
Flg. 5.
aus 56 folgt __
^^ 6,.fe.I\ . 108
2*22 . /Ij . (i . / . iV'i
diesen Werth in 57 eingesetzt, folgt
r2 = ^1 . 62 • 3^ • -^1
i.^' "^ — ^' ^^. '^ —
S5)
56>
S7>
58>
59)
r\ r\
kJ
\y
r\
\J
Die Cocfficienten b^ und ba berücksichtigen die Streuung. Sämmt'
lieh Kraftlinien, welche die Windungen des Inductors Ä nicht schneiden,,
gehen für die Erzeugung eines Drehmomentes verloren.
Es findet sowohl am äusseren Umfange als an den Seitenflächen des
Feldes F Streuung statt, ferner geht ein Theil der Linien in den Eisen-
stegen, welche die Drähte einschliessen, für die Induction im Inductor
verloren.
Gl
In Fig. 6 ist diese Streuung durch punktirte Linien angedeutet. Ein
Theil der Linien durchdringt den Luftraum S, ohne die Windungen des
Anicers zu schneiden. Die Streuung ist um so grösser, je grösser die
laduction B, je grösser 8, je grösser die Sättigung der Eisenkerne und
streuenden Flächen sind. Wir setzen fcj . 63 = 6 und erhalten aus den
Oleichungen 51, 54 und 59 für die Berechnung eines Motors die
wichtigen Gleichungen.
^1
'^'-R,-N,
^'^E,.,
60)
61)
62)
63)
64)
S.0
F.g. 7.
60 . «j
«2= — jt ^'~*^
65)
Diese Formeln sind einfach und verständlich.
Für 8=1 ist laut Gleichung 60, ebenso wie bei einem Trans-
formator, das Verhältniss der secundären zur primären Spannung, gleich
dem üebersetzungsverhältnisse multiplicirt mit dem Cocfiicient des
Spaanungsabfalles 6.
Für eine bestimmte, von vornherein anzunehmende Schlüpfung s
lässt sich aus den Gleichungen 61 und 62 die Stromstärke im Inductor
und die Wattleistung des Motors berechnen. Da die Wattleistung aber
gewöhnlich gegeben ist, so findet man aus Gleichung 63 den, der
angenommenen Schlüpfung s entsprechenden Widerstand i?2 einer Phase
des Ankers.
Wie aus den Gleichungen hervorgeht, wird die Wattleistung ein
Maximum für « = 0*5 und das Drehmoment für «= i, vorausgesetzt, dass
sich b nicht ändert.
Tragen wir, unter der Voraussetzung, dass b und E^ constant seien,
die Werthe der Schlüpfung als Abscisse und die Wa^ak Ordinatei^Ä|t
so ändern sich die Werthe des Drehmomentes ur^ljfc Leistung^^
Motors wie die Ordinaten der Curven D und W, J^ Für grö'
/^att8als<
V
62
Wert he von s oder der Differenz (p^ — P2) darf aber in Gleichung 50
das Glied {p^ — j>2)^ • (^2 • ~f ^^^^^^ mehr vernachlässigt werden und
der Werth von b nimmt ab mit zunehmender Schlüpfung, femer bleibt
in praktischen Fällen auch E^ nicht constant. Die Curven W und D werde»
daher einen Verlauf nehmen, der etwa mit den punktirten Linien über-
einstimmen mag, das Maximum der Wattleistung liegt nicht mehr
bei « = o*s, sondern erscheint gegen « = o zu verschoben.
Wie aus Gleichung 62 ersichtlich, kann die Schlüpfung für eine
bestimmte Leistung des Motors durch Aenderung des Widerstandes R^
oder der primären Spannung E^ veränderlich gemacht werden. Es ist
also möglich, durch Aenderung dieser Grössen die Tourenzahl des
Motors zu reguliren. Diese Regulirung kann sich von «=o an nur
soweit erstrecken, als das Drehmoment zunimmt. Hätten wir ein voll-
kommenes Drehfeld und wäre b constant und L.^ klein, so wäre eine
Tourenänderung nahezu von « = o bis « = i möglich. Durch den Einfluss
der Aenderung von b und durch die Einwirkung der Selbstinduction des
Ankers liegt das Maximum des Drehmomentes nicht bei «= i, sondern
erscheint gegen 8 = 0 zu verschoben. Je mehr die Streuung mit der
Schlüpfung zunimmt, je grösser die Selbstinduction des Ankers und je
mehr die Spannung E^ abfallt, um so kleiner wird der Betrag der SchlQpfung,
welcher dem Maximum des Drehmomentes entspricht.
Eine Aenderung der Tourenzahl des Motors lässt sich auch durch
eine Aenderung der Polzahl erreichen. Hierzu ist ei forderlich, dass die
Erregerwickelung als Ring- oder Trommelwickelung ausgeführt sei, dass
deren Spulen in entsprechender Weise umgeschaltet werden können und
dass die inducirte Wickelung keine ausgesprochene Phasenwickelung sei.
In Abhängigkeit von der primären Stromstärke wird mit derselben
Annäherung wie oben.
^^V^, ;>,.H2J,2^ ^
4 ^2
m,2 . rwo p,^ M^ JJ^ . ^ ^.
W=— ! ■' p -sii'-s) , ... 67)
4 ^2
Der Wattverlust im Anker ist
der Wattverlust in den primären Windungen
Bezeichnen wir noch die Verluste durch Hysteresis, Foucaultströme,
Lagerreibung und Luftwiderstand mit Wg, so wird der Wirkungsgrad
des Motors
W
^= W+ W1+TF2+ w, ^^^
Die Berechnung des Erregerstromes und des Be-
lastungsstromes. Für einen asynchronen Motor ist das Verhältniss
des Erregerstromes zum Strome bei Vollbelastung derjenige Factor, welcher
die Güte des Motors wesentlich charakterisirt.
Bezeichnen wir mit Jn den Nutzstrom oder denjenigen Strom,
welcher ohne Phasenverschiebung die vom Motor consumirten Watts
liefern würde und mit Jq den Erregerstrom, so ist
Jn= TT 69)
63
Der Belastungsstrom
jj = Vj,^+j„^
70)
cos 9i =
Vj.^+j^'
70
Wird die primäre E. M. K. constant gehalten, so reguliit sich die
Leistung des Motors nicht wie bei Gleichstrom-Motoren durch die Aenderung
von Jj allein, sondern weil Jq constant bleibt, zugleich durch eine Aenderung
der Phasenverschiebung z^, wie Fig. 8 für zwei Stromstärken J^ und J^'
das bildlich darstellt.
Für die Leistung des Motors ist Jn> filr die Beanspruchung des
primären Kupfers, des Kupfers der Leitung und des Generators ist aber J^
bestimmend. Soll daher eine Motorenanlage mit Wechselstrom-Motoren
das Leitungsnetz und die Generatoren nicht mit energielosem Strome
übermässig belasten, so müssen die Motoren für eine geringe Erreger-
stromstärke construirt sein, sonst würde die Brauchbarkeit der ganzen
Anlage in Frage gestellt. Bei dem Entwürfe des Leitungsnetzes und der
Genenitoren ist der Phasenverschiebung Rechnung zu tragen.
Um die Erregerstromstärke klein zu erhalten, sind ein geringer
Luftzwischenraum S und geringe magnetische Sättigungen zu wählen. Die
Intensität des Drehfeldes darf jedoch, wenn der Motor gut angehen soll,
nicht unter gewisse Grenzen sinken. Da die Amperewindungszahl pro i cm
Umfang des Feldes wegen zunehmender Streuung eine begrenzte ist, so
können geringe Sättigungen nur durch Vergrösserung der Eisendimensionen
des Motors erreicht werden. Die Erreichung geringer Erregerströme ist
daher auch eine Preisfrage.
Werden die kurzgeschlossenen Windungen des Inductors geöffnet,
so wird der Motor nur den Erregerstrom aufnehmen. Der Leerlauf^trom
ist aber, da J^ in diesem Falle sehr klein, nur sehr wenig vom Erreger-
strome verschieden, für P2 = Pt würde die Induction in den Anker-
windungen = 0 und der Leerlaufstrom gleich dem Erregerstrom. Wir
finden daher den Ausdruck für den Erregerstrom, sowie den sehr an-
nähernd richtigen Werth des Leerlaufstromes aus Gleichung 45 für P2 '-= Pi*
Es wird
7_ 2^1
^1 Pl i-1
Für Dreiphaserimotoren ist wi^ = 3 und
7_ ^\
•^«-Iin^ • • •
Bezeichnet laut Fig. 5:
ü den Umfang des Ankers in cm;
F^ = 0*85 h^ l den efT. Eisenquerschnitt des F'ek'
72)
73)
n-:
64
1^2 = 0-85^2^ ^^^ ^ff- Eisenquerschnitt des Inductor in cm-;
S den Luftzwischenraum in cm\
Fq = — '— den Querschnitt des Luftraumes pro magn. Stromkreis;
5 • ^'
/^ annähernd = -^ den Kraftlinienweg im Feideisen;
/g rt ^= ""l ^^^ Kraftiinienweg im Ankereisen;
2 K
k die Zuhl der Polpaare,
so ist r 2«.ft'jg
■<=-(^+.-:v.+.-^j
Die Werthe von ji^ imd u^ können aus einer Magnetisirungscur/e
berechnet werden da
Induction pro cm^ B
^ magnetisirende Kraft H,
Die Gleichung 73 gibt mit Versuchsresultaten fast genau überein-
stimmende Werthe.
Der Leerlaufstrom oder Erregerstrom lässt sich noch auf andere
Weise annähernd bestimmen, indem wir der Berechnung die Intensität
des Drehfeldes laut Gleichung 58 zu Grunde legen. Bezeichnen H^ und H2
die einer Magnetisirungscurve zu entnehmenden magnetisirenden Kräfte
für das Feld- und Ankereisen, so wird, da die Amperewindungszahl
= ^ • m^Jo^\
und die Zahl der erforderlichen Amperewindungen
4 ^
so wird
j .^H2^B + H,l, + H,I,) ^^^
Da die Zahl der Pole 2 k bei gleichbleibender Tourenzahl des Motors
mit der Cyclezahl n^ wächst, so ist hieraus ersichtlich, dass der Leer-
laufstrom für hohe Cyclezahlen, respective geringe Tourenzahlen des Motors
zunimmt. Durch Einhaltung geringer Feldstärken, welche schon wegen
der Verluste durch Hysteresis und Foucaultströme nicht gross gewählt
werden dürfen, kann diesem Einflüsse der Polzahl am wirksamsten
begegnet werden.
Wenn Jq berechnet und Jn aus Gleichung 6g bestimmt ist, so ergibt
sich der Belastungsstrom J^ aus
Der so berechnete Belastungsstrom wird etwas kleiner sein, als der
wirkliche. Es ist das eine Folge der mit der Stromstärke wachsenden
Streuung, wodurch die primäre Phasenverschiebung vergrössert wird
(siehe Gleichung 79). Bezeichnet J^ den wirklichen Belastungsstrom, so
ist sehr annähernd
r/ - -0 . -n g^
cos
65
Werden Jq und J^' beobachtet und »/„ berechnet, so lässt sich
hieraus der entsprechende Werth des Coefficienten der Streuung b
berechnen.
Wird die Phasenverschiebung ^^ durch Apparate, die nicht zum Motor
gehören, verändert, so hat Gleichung y6 keine Giltigkeit.
Bestimmung der Phasenverschiebung ^^ und des
Wirkungsgrades. Aus der Fig. 2 folgt:
^^^^^=£^P+"V^ r2 ] * ^ ' 77)
Unter Benützung von Gleichung 45 wird
^ — ^ (i> I !ül_!^2 P\iP\—P2)^^^J^2\ -OA
Für kleine Werthe von -ßj, Xg ^^d pj — 2>2 darf als annähernd
gesetzt werden
cos ?i = ^ • ^^ • ^2 • i>i • « • ^^ 79)
Aus den Gleichungen 71 und 76 folgt:
cos ^t = 77= r- 80)
Die letzte Gleichung zeigt, dass die Phasenverschiebung von drei
Grössen, dem Erregerstrome, dem Nutzstrome und der Streuung
abhängt. Der cos (pj wächst mit dem Belastimgsstrome, als mit zu-
nehmender Schlüpfung «, mit wachsendem « sinkt aber der Wirkungsgrad
des Motors (siehe Gleichung 85). Da somit der Betrag der Schlüpfung an
kleine Werthe gebunden ist, so muss, um eine möglichst kleine Phasen-
verschiebung zu erreichen, der Erregestrom klein gehaken und auf die
Verminderung der Streuung der grösste Werth gelegt werden.
Die vom Motor verbrauchten Watts sind
Wt = — . J?! . Jj . cos cpi oder
Wt = ^ . B, J,^ + "•'g "•' ♦ P^ ^^' -^'^f • '^'' • ^' . . 8.)
Die Wattverluste durch Hysteresis und Foucaultströme seien durch
entsprechende Vergrösserung der Widerstände R^ und R^ berücksichtigt.
Das zweite Glied der Gleichung 81 stellt die Summe der Watt-
leistung des Motors und der vom Anker verbrauchten Watts dar. Der
erste Theil ist
^y^m.^m^ P2{Vx-vd^^J\^^2 =n,p,, ... 82)
8 r^
der zweite Theil ist
Der Wirkungsgrad des Motors ist nun
_ W _ D,po ^ .
■ i 4
66
oder annähernd
r, = ^ = I — 5 85)
Pi
Der letztere Werth wird bei grösseren Motoren, von etwa 10 HF
an, bis auf eine Annäherung von 5 bis 2% erreicht. Die Wahl der
Schlüpfung s ist daher für den Wirkungsgrad der Motoren wesentlich
bestimmend.
Die Construction des Feldes und des Ankers.
Die Wicklung des Feldes kann als Ringwicklung, Trommelwicklung
oder Polwickelung ausgeführt werden. Die Ringwickelung und Polwickelung
haben für Motoren mit hoher Primärspannung den Vortheil, dass keine
Kreuzung der Drähte stattfindet, dagegen hat die Ringwickelung den Nach-
theil grösserer Streuung. Für grössere Stromstärken lässt sich die Trommel-
wicklung aus Stäben so herstellen, dass die Querverbindungen in zwei
Ebenen untergebracht werden, wodurch eine gute Isolation ermöglicht
und eine geringe Streuung erreicht wird.
Die magnetische Beanspruchung des Feldes wird ebenso wie bei
Transformatoren berechnet. Die Induction desselben ist
B,^—^' 86)
4*44 • -Fl . iVi . »'i
Die Induotion im Ankereisen ist
n,= ^-g-f S7)
4-44 . 1^2 • -^1 • '*1
Unter der Voraussetzung, dass sich sämmtliche Kraftlinien zu einem
Drehfelde vereinigen, ist die Periodenzahl für den Inductor nur = pj — po^
die magnetische Beanspruchung desselben kann daher grösser gewählt
werden als für das Eisen des Magnetfeldes.
Die Kurzschlusswickelung des Inductors kann ebenfalls als Trommel-,
Ring- oder Polwickelung angeführt werden, und zwar auf je drei ver-
schiedene Arten.
1. Es werden sämmtliche Kupferstäbe auf jeder Seite des Ankers
unter sich kurz geschlossen (nach Dobrowolski).
2. Es werden je alle diejenigen Stäbe auf jeder Seite des Ankers
unter sich kurz geschlossen, welche gleich oder nahezu gleich inducirt sind.
3. Es werden alle diejenigen Stäbe, welche gleich oder nahezu gleich
inducirt sind, in Serie verbunden und kurzgeschlossen.
Die erste Constructionsart hat den Vortheil grosser Einfachheit, mit
derselben sind aber einige Nachtheile verbunden. Für grössere Leistungen
ist es schwierig, mit einem Kurz^chlussringe eine genügende Abkühlungs-
fläche zu erhalten, auch dann, wenn derselbe bandförmig gestaltet ist, und
ferner nehmen die inducirten Ströme zum Theil einen solchen Verlauf,
dass das secundäre Drehfekl geschwächt und die Anzugskraft des Motors
vermindert wird.
(Fortsetzung folgt.)
67
Elektrische Beleuchtung in Dalmatien.
In Dalmatien ist gegenwärtig eine elektrische Beleuchtungsanlage im
Bau, welche nach ihrer Ausgestaltung zu den grossartigsten Anlagen dieser
Art gezählt werden darf. Es handelt sich dort um die Ausnützung der
berühmten Kerka-Fälle, welche zu den bedeutendsten Fällen der Erde zählen
und eine Hauptanziehungskraft Dalmatiens bilden. Die Lage der Fälle ist
eine äusserst romantische; mitten zwischen dem öden und kahlen Karst-
gcbirgc stürzen die Fälle cascadenartig aus einer Höhe von circa 40 m
direct in den Meerbusen hinab und bilden mit den grünen Anpflanzungen^
den Oliven- und Orangenbäumen eine Oase in der Karstwüste.
Als Wasserkraft kann die Kerka wohl mindestens auf 8000 HP ge-
schätzt werden ; dabei ist diese Wasserkraft eine wahrhaft ideale, indem sie
niemals einfriert, kein Eis, Sand oder Unreinlichkeit mit sich führt, ausser-
ordentlich constant ist und sich fast ohne alle Bauten ausnützen lässt, indem
man blos nöthig hat, aus einem der qatürlichen Bassins Rohre in das tiefere
Niveau hinabzuleiten und den Turbinen zuzuführen.
Im vorigen Jahre begann über Initiative des Reichsraths-Abgeordncten
Herrn Ritter von S u p u k der Ingenieur und Bauunternehmer Herr L. von
Meichsner in Scbenico mit den Vorarbeiten für Ausnützung der Wasser-
kräfte, wobei ihm die bekannte Firma Ganz & Co. an die Hand ging.
Da in der Nähe der Fälle selbst weder ein Industrie-Unternehmen noch
eine Stadt liegt, so war man von vornherein auf elektrische Ueber-
traguug angewiesen. Zunächst war das Augenmerk auf die Stadt Sebenico
gerichtet, die sich in einer Distanz von circa 12 km von den Kcrka-Fällen
befindet.
Diese Stadt von circa 8000 Einwohnern benöthigt ungefähr 2 bis
3000 Lampen für Beleuchtung, ausserdem am Tage einen Theil davon
für Kraftabgabe an Gewerbetreibende, für Maschinen zur Eiserzeuguog,
Ociprcssen etc.
Die Wasserbau- und Turbinenanlage wird jedoch von vornherein für
circa 1600 HP gebaut und rechnet man dabei auf Kraft- und Lichtabgabe
an umliegende Städte, von denen mit einzelnen schon Abmachungen
getroffen wurden.
Zur Fernleitung des elektrischen Stromes wird das bekannte System
von Ganz & Co, mit Wechselstrom-Transformatoren verwendet.
Dabei wird es möglich, für die Fernleitung nach Sebenico auf 12 km (also
fast 2 deutsche Meilen) Distanz für die Uebertragung von 300 Pferden blos
2 Drähte von 7 mm Durchmesser zu verwenden, so dass die Leitung
sich äusserlich nicht wesentlich von einer gewöhnlichen Tele^raphenleitung
unterscheiden wird. Zur Sicherung gegen Bora sind umfassende Maass-
regeln getroffen; z. B. werden die Säulen sehr stark gewählt, in kurzen
Abständen von 25 — 30 m versetzt und stark eingerahmt, ausserdem mit
Blitzschutzvorrichtungen versehen, so dass die Leitung als absolut sicher
gegen Wetterunbilden gelten kann.
Die Strassenbeleuchtung von Sebenico wird ohne Zweifel eine der
besten Oesterreichs genannt werden können; die Stadt — die bisher mit
circa 180 mittelstarken Petroleumlampen beleuchtet war — erhält 14 Bogen-
lampen und circa 230 kräftige Glühlampen. Dabei erlaubt es der billige
Betrieb mittelst Wasserkraft, die SlrasscnUcIcuchlunif jtttm hclbcn Preis,
wie die Petroleumbeleucbtung abzugcbtiUL aa^^Üj^H|^^^ekuchtu[i}^
wird mittelst der Elektricität nicht mt-br W rrju^B^^^^^^Lt^ctr oleum
und soll für jede Lampe per Jabr em M^Bl^F ■ > ^^^^Bltt^i ohne
Rucksicht darauf, wie lan^t^-i^^ *-Aj
r\
68
Sebenico wird die erste Stadt Dalmaticns seio, welche elektrisches
Licht erhält und man verspricht sich besonders von der Beleuchtung des
l-Jafens und der Riva einen prächtigen Anblick ; ebenso wartet man sebo-
sächtig auf die Elektromotoren, welche hier, wo Dampfmaschinen noch
wenig in Gebrauch, endlich billige Arbeitskraft für das Kleingewerbe
scha£fen sollen.
Ein grosser Thcil der enormen Wasserkraft ist für die eventuelle
Abgabe von Licht und Kraft an andere Städte Dalmatiens, Zara, Spalato,
Trau etc. reservirt.
Die Kerka-Fälle liegen ungefähr in der Mitte zwischen Zara und
Spalato, von jeder circa 70 — 80 km entfernt. Diese grosse Distanz bietet
für die Uebertragung heute gar keine Schwierigkeiten mehr; hat man
doch bei der Frankfurter Ausstellung 300 HP mit geringem Verluste auf
l So km übertragen und functionirt in Rom die von der Firma Ganz & Co.
vor 2 Jahren gebaute Anlage ohne jeden Anstand, eine Anlage, mittelst
welcher von den Tivoli- Wasserfällen circa 2000 HP auf 30 hn Distanz
nach Rom übertragen und dort circa 20.000 Lampen gespeist werden.
Immer häufiger treten solche Projccte auf, welche bezwecken, von
an mächtigen Wasserkräften gelegenen Centralstellen aus, auf grosse
Distanzen im Umkreis Licht und Kraft tu vertheilen.
In Amerika sind in den letzten 2 Jahren mehrere solcher Anlagen
gebaut worden und dort geht man eben daran, vom Niagara aus vorläufig
20.000 HP ringsum an Städte und Fabriken zu vertheilen.
Es ist klar, dass der Betrieb einer solchen — mit Wasserkraft
arbeitenden — Centralanlage ungemein billig sein muss und dass Einzel-
anlagen welche mit Dampf arbeiten, mit derartigen Central werken absolut
nicht concurriren können. Ausserdem kann ein solch' grosses Werk viel
mehr für die Anstellung geschulter Ingenieure und Maschinisten thun,
kann überhaupt einen viel sicheren, rationelleren Betrieb einführen, als es
kleinen Einzelwerken — welche in den Mitteln beschränkt sind — in den
verschiedenen Städten möglich wäre.
Für die projectirte Fernleitung auf 70 hm ist bei der in Rede
stehenden dalmatinischen Anlage — um völlige Betriebssicherheit zu ver-
bürgen — * geplant, zum Schutze der Leitung längs derselben einige
Wächterhäuser mit vollständiger Telephon Verbindung einzuschalten, so dass
die mit der Herstellung der Leitung vertrauten Wächter die Leitung fort-
während beaufsichtigen und in guten Stand halten können.
Vor einem Monate fand in Sebenico das von der k. k. Statthalterei
in Zara angeordnete Edictal verfahren statt, bei welchem ausser den Ver-
tretern der k. k. Regierung, der k. k. Post- und Telegraphen-Dircction
und der k. k. Staatsbahnen auch die Bürgermeister der an der Anlage
interessirten Städte und viele Privatbt:theiligte anwesend waren. Allgemein
wurde die hohe Bedeutung dieses Werkes für das bisher industriearme
Dalmatien betont und dem Unternehmungsgeist des Herrn vonMeichsner
und dem sorgfältig durchgearbeiteten Projecte der Firma Ganz & Co.
volles Lob gezollt.
Es möge nicht unerwähnt bleiben, dass das Unternehmen der kräftigen
Förderung seitens der hohen k. k. Statthalterei in 2^ra sehr viel verdankt,
welche in dem neuen Unternehmen sofort eine neue, werthvolle Industrie
für das an sich arme Dalmatien erblickte und dasselbe mit allen Mitteln
förderte.
Hoffen wir, dass dieses Beispiel bei uns in Oesterreich vielfach Nach-
ahmung finden möge, denn kaum ein anderes Land dürfte mit Wasserkräften
so gesegnet sein, wie gerade Oesterreich.
69
Elektrische Bahnen in Wien.
Nach den am 17. v. M. bekanntgege*
bcncn BescLIlbsen der Regierung nod der
VerkebrscommUtion bleibt die Ansfilbrung
der inneren Ringlinie der Wiener
Stadtbahn von der ElisabetbbiÜcke, eotlang
der Mofeums-, Landesgerichts- and Univer-
sitits- (oder Magistrats-)strasse oder aber
enilaog der Ringstrasse bis zum Schotten-
riog Yorlaufig der Vorsorge im Wege der
Coocessionsertheilurg an eine Privat-
Unternehmung vorbehalieo, wobei diese
Linie nach £1 messen der Regieinng mit
elektrischem Betriebe ausgeführt
werden kann. Nnn bat, wie man sich er-
innett, die Anglo-österr eichische
Bank in Verbindung mit der Allge-
meinen österreichischen Elek-
tricitäts-Gesellschaft Fchon vor
bald einem Jahre dem Präsidium des Wiener
Gemeinderaihes das Project einer elektrischen
Stadtbahn vorgelegt , deren Trace sich
streckenweise mit der in Aussicht genom-
menen Trace der inneren Ringlinie deckt.
ZuLäcbst war nämlich eine Linie geplant,
welche vom Praterstern ausgthend, Über die
FraLzensbrücke durch die Obere Weissgärber-
strasse zur Radetzkybi ücke und von dort
durch die Zolli»mtsstrasse und weiter bis zor
Elisabeth brücke, dann die Wien
übersetzend, dm ch die Mus eum-, Landes-
gerichtsstrasse bis zur Währinger-
strssse führt und eventuell bis zum Donau-
canal verlängert weiden katn. Von der
Landesgerichtsstrasse soll eine zweite Linie
abzweigen, welche durch die Griilparzer-
strasse, den Frauzensring übeiquerend, durch
die Helferstorferstrasse nach dem Börscplatz,
Concordiaplatz und bis zur Ferdinandsbrücke
gehtn soll. In titer Nachtragseingabe wurde
noch eine dritte Linie von der Walifi^^ch-
gasse znm Südbabnhofe und von dort nach
Favoriten und in die nächstgelegenen Vor-
orte in Vorschlag gebracht. Diese Linien
sollen genau nach dem Muster, welches sich
in Budapest so glänzend bewährt hat, aus-
geführt werden und sind die bezüglichen
Patente, insbesondere für die unterirdische
Stromzn!eitung, dem neuen Uuternebmtn be-
reits gesichert worden. Bisher hat die Anglo-
bank auf ihre wiederholten Eingaben noch
keine Antwort erhalten, was vielleicht auch
damit zusammenhängen mag, dass über die
Ausführung der anderen Stadibahnlinien noch
keine Entscheidung getroffen war und man
dieser nicht präjudiciren wollte. Jetzt aber,
wo dieses Hinderniss weggefaller, wäre es
sn der Zeit, sich mit allem Eifer auch den
elektrisch zu betreibenden Linien zuzuwenden,
nm endlich das Versäumte nachzuholen. Man
köre doch endlich auf, sich den Kopf der
Unternehmer zu zerbrechen und lasse diese
ihr Glück oder auch das Gegen theil ver-
SQchen. Wenn irgendwo, so gilt hier das
Sprichwort^ das* das Bessete der Feind d^s
Goten ist. Mit der Wltntl.aN und Do&au-
csnallinie, die zweifellos cu.e ia|bf wcrth-
volle Au^^ge^ialtung de* Iota!
Wesens bedeuten, ist noch lange nicht Alles
geschehen, was uns noththut. Die innere
Ringlinie mnss erst den 6., 7., 8. und
9. Bezirk mit diesen Linien verbinden. Geht
es nicht mit Dampf, so fahren wir in Gottes
Namen mit Elektricität, aber nur vorwärts,
um den einer Grossstadt unwürdigen Ver-
kehrs verhältnisseQ ein Ende zu machen, die
sich bei uns eingenistet haben. Seilst nach
Ausbau der localen Linien der Stadtbahn,
einschliesslich der Ringbahn, bleiben noch
die Radiallinien nach W ä h r i n g und
Pötzleinsdorf, sowie nach H e r n a 1 s
und Dornbach übiig, für welche be-
kannilicb, ebemo wie für die Durch-
messerlinien durch die innere
Stadt der B er li n e r AI 1 gem ei n en
Elektricitätsgesellschaft eine
Vo rconcession ertheilt wurde. Letztere
sollen einerseits von der Elisabethbrücke
unter den bestehenden Strassenzügen znm
Siefanfplatze und zur Ferditandsbrücke,
andererseits vom Schottenring unter der
Freiunp, dem Hof, Graben und Stefansplatz
zur Station Hauptzollamt führen. Doch bis
zur Herstellung dieser Wiener Untergrund-
bahn — wenn es überhaupt je dazu kommt —
wird noch viel Wasser die Donau hinab-
fliessen. Bescheiden, wie wir geworden,
werden wir schon froh sein, wenn einmal
der erste Zug über die localen Linien der
Wiener Stadtbahn rollen wird. Ob wir das
je erleben werden in unserem lieben Wien ?
Mit Bezug auf das von der Anglobank
eingereichte Project wurde tun am 18. Jänner
im Stadtraih verhandelt und verlautet über
das Ergebn-ss Folgendes:
Der Magistrat hat sich über dieses
Project dahin geäussert, dass dasselbe im
Allgemeinen mit Freude begrüsst werden
müsse. Von einem capitalskräftigen Institute
getragen, werde ein Verkehrsmittel geboten,
welches sich in Budopest rasch beliebt ge-
macht hat und der Stadt rur Zierde ge-
reicht. Geiäuschloser Gang, Entlastung des
Strassenverkehrs, Schonung des Pflasters,
Vermeidung von Strassenveiunreinigung,
gleichmässige Geschwindigkeit und An-
passungsfäh gkeit an die jeweiligen Veikehrs-
bedürfnisse seien die Vorzüge elektrischer
Bahnen, denen auch in Wien, das ohnehin
wenig Verkehramittel hat, Eingang verschafft
werden sollte.
Das Project bietet eine grosseRing-
1 i n i e mit Ausästungen in die südlichen und
nördlichen 1 heile der Stadt. Sehr beachtens-
werth sei das Anerbieter, die Stromleitung
unterirdisch herzustellen , also das
eleganteste und sicherste System in Anwen-
dung zu bringen.
Der Magistrat empfiehlt, die R i n g-
linie mit elektrischem Betrieb f*,
übereinstimmend mit dem Antrage des Staüt-
baöatflte', etwa in den Strasse 11 zag Strozzi-.
Nen^mu-, Pilgratn-, Zicgelofen-
E » 1^ 1 erbauen und von dieser die
^gehcn zu lasset*.
70
Zur Feststellung der Trace, der grund-
legenden Bestimmungen des Vertrages, der
Dauer der Strassenbenützung, des Correspon-
denzdienstes und des Ausbaues nach anderen
Richtungen sei eine Commission, bestehend
aus Mitgliedern des Gemeinderathes, unter
Zuziehung von Vertretern des Magistrats
und des Stadtbauamtes einzusetzen.
Nach Anhörung des Referenten Stadt-
rath Wurm wurde beschlps sen, mit der
Anglobank in Verhandlung zu
treten und in die Coromission sechs Ge-
meinde- und drei Stadträthe zu entsenden,
denen Organe des Magistrats und des Stadt-
bauarotes beigegeben werden.
Kerner wurde ein Zusatzantrag des Stadt-
rathes K r e i n d 1 angenommen, es »eien
insbesondere die mit Verkehrsmitteln wenig
bedachten Ortschaften Sievering und
G r i n £ i n g möglichst zu bertick»ichtigen.
Die elektrischen Eisenbahnen.
In den „M ittheilungen über
Gegenstände des Artillerie- nnd
G e n i e - W e s e n s*', herausgegeben vom
k. u. k. technischen und administrativen
Militär-Comi>^, bespricht der k. u. k. Haupt-
mann im Geniestabe, Herr Carl £ x I e r die
e!ektri.<cchen Eisenbahnen in so geistvoller
Zusammenstellung, dass wir es uns nicht
versagen können, wenigstens einen Theil
davon, und zwar jenen, welcher von der
„Militärischen Würdigung der
elektrischen Eisenbahnen*' handelt,
unseren Lesern bekanntzugeben.
Die Einwirkung der elektrischen Trac-
tion auf die Transportsverhältnisse heute
schon eingehend militärisch würdigen zu
wollen, sagt Hauptmann E x 1 e r , erscheint
wohl verfrüht, da man gegenwärtig über
<len Beginn der Einführung eines Fernver-
kehres mit elektrischem Antriebe noch gar
nicht hinau!t ist und auch hente sich nicht
bestimmen lässt, ob überhaupt ein System
mit elektrischer Traction und welches System
sich einen verallgemeinerten und dauernden
EInfluss auf die Eisenbahntechnik sichern wird.
Und selbst bei Voraussetzung des Vor-
handenseins wirklich praktisch erprobter und
brauchbarer Typen der elektrischen Traction,
i»t bei der Unmasse an vorhandenen rollen-
dem Materia'e der bestehenden Eisenbahn-
anlagen, dann bei den hohen Kosten für
den eventuellen Bahnumbau. Umformung der
Siationseinrichtungen etc. gegenwärtig noch
gar nicht abzusehen, bis zu welchem Zeit-
punkte eine Transformation des gegenwärtig
bestehenden Betriebes mit Dampflocomotiven,
in solchen mit elektrischem Antriebe statt-
finden könnte. Setzt man jedoch dennoch
die Möglichkeit ein*r solchen Umwandlung
voraus, so käme in Bezng auf den militä-
rischen Standpunkt von allen Verkehrsweisen
nur der Fernverkehr allein in Betracht zu
ziehen, da die elektrischen Strassen- und
Localb ahnen kaum je einen maassgebenden
Emfluss auf die militärischen Bedürfnisse
für den Kriegsfall auszuüben im Stande sein
werden.
Untersucht man die Factoren, welche
einen eventuellen Einfluss auf die militärischen
Anforderungen für einen elektrischen Trac-
tionsbetrieb ausüben können, so müssen
jene Umstände zuerst in's Auge gefasst
werden, welche für den Wetikampf der
elektrischen Traction mit den bestehenden
Eisenbahneinrichtungen maassgebend sind
und sonach die Vortheile des elektrischen
Förderungssystemes bilden. In dieser Hin-
sicht sind, wie schon früher angedeutet,
hauptsächlich zwei Factoren in Betracht
zu ziehen, u. zw. erstens die durch die
elektrische Traction erreichbare höhere Ge-
schwindigkeit und zweitens die höhere
Sicherheit des Betriebes. Von diesen zwei
Factoren übt nur der erstere einen mUi-
tärisch wichtigen Einfluss aus, indem eine
vermehrte Geschwindigkeit sowohl für den
Fall der Mobilisirun^ als auch für jenen des
Nachschubes von Kriegsmaterial nach be-
wirktem Aufmarsche von Bedeutung wäre.
Indess zeigt sich bei genauer Erwägung
dieser Geschwindigkeitsvet mehrungFoIgendes:
Da die in Zukunft zu construirenden
elektrischen Eisenbahnzüge behufs Er-
reichung vermehrter Geschwindigkeit kaum
jene heutige, für den militärischen Transport
grundlegende Zusammensetzung des Zug-
materiales haben dürften, wie solche beim
Dampfbetriebe üblich ist, sondern sich beim
elektrischen Betriebs wesentlich In kleinere,
in kürzeren Intervallen ablaufende Züge mit
Vorspannung einer elektrischen Locomotive
untertheilen werden, so würde bei diesem
letzteren Modus der Zugbildung eine Ver-
minderung der Last pro Zu^ eintreten und
es würde der gegenwärtig usuelle Massen-
transport beim elektrischen Antriebe ein
wesentlich verändertes Aussehen bekommen.
Der Massen verkehr ist aber namentlich
bei Kriegsbeginn oder im Mobilisirungsfall
von einschneidendster Bedeutung für die
Kriegführung, da es sich ja in erster Linie
darum handelt, im Mobilisirungsfalle taktisch
einheitlich gegliederte Truppen -» selbst
wenn es sein muss, auf Kosten der Ge-
schwindigkeit, — aber möglichst gleichzeitig
an Ort und Stelle zu bringen. Während man
heute beispielsweise das Bataillon als
Minimal-Transportseinheit für fahrplanmässige
Miliiär^üge 6xirt, dürfte es beim elektrischen
Betriebe schwer fallen, Züge von 50 bis
100 Achsen, u. zw. selbst bei Einschaltung
mehrerer Motoren in einem Zugsverbande
auf einmal fortzubringen. £ä müsste hier
eine Untertheilung der Last eintreten, welche
im Hinblicke auf etwa vorkommende Stö-
rungen im Be'.riebe von nachtheiligem Ein-
flüsse auf den Transport der Streitkräfte oder
Streitmittel sein könnte. Es erscheint daher
noch fraglich, ob ein solcher, durch die
elektrischen Eisenbahnsysteme bedingter und
71
vesentlich e:genartig gestalteter Massenver-
Icebr (d, i. mit einem Theilaogssysteme und
yerroehrter Zagsgeüchwiodigkeit) noch mili-
tärisch als Vortheil bezeichnet werden kann.
Filr den Nacbschnb des Kriegsmateriales
nach bewirktem Aufmarsche hat aber die
Frage der Geschwindigkeitsvermehmng keine
so einschneidende Bedeutung mehr wie im
Mobilisirungsfalle, ohschoa eine Geschwindig-
keitsTermehrung immer wünschenswerth er-
scheint.
Was nun die tweite Frage, d. i. jene
der erhöhten Betriebssicherheit betrifft, so
können UTiter normalen Verhältnissen aller-
dings die bei elektrischem Betriebe anwend-
baren besseren Signal- und Sicherheitsvor-
richtungen auch für Mililärzwecke ihren Vor-
theil äussern. Indess sind die gegenwärtig
bestehenden Systeme der elektrischen Trac-
lion, mit Ausnahme jenes des Accumnlatoren-
betriebes in Bezug auf ihre constructive Ein-
richtung, gegenüber dem vorhandenen Systeme
mit Dampfbetrieb viel complicirter und auch
nehr Fehlerquellen ausgesetzt, fo dass obiger
Vortheil einigermaassen wieder eingeschränkt
erscheint. Auch ist die Abhängigkeit der
Zagförderung von einer Centralstation ein
beträchtlicher Nachtheil, der durch die ver-
mehrten Fehlerquellen noch mehr vergrögsert
werden kann. Die Behebung von einge-
tretenen Störungen bei einem solchen Massen-
verkehre, wie er sich im Mobilisirungsfalle
abspielt, kann unter Umständen so zeit-
raubend werden, dass sie den ganzen Be-
trieb einer elektrischen Eisenbahn in Frage
stellen kann. Man braucht ja nur zu übei-
Jegen, welche Einwirkung eine oft gering-
tägige Störung im elektrischen Lichtbetriebe
schon herbeizufähren vermag, um zu er-
messen, welche Folgen solche Störungen in
dem Betriebe einer mit Transportmitteln
vollgepfropften Strecke nach sich ziehen
können.
Andererseits ist jedoch die Subtilität der
elektrischen Traction wieder geeignet, eine
p^anmässige Zerstörung elektrischer Eisen-
babnanlagen viel leichter und mit nach-
haltiger Wirkung durchzuführen als dies
beim Dampfbetrieb möglich ist. Es treten
Dämlich zu den gegenwärtigen normalen
Oberbaut heilen noch die elektrischen Lei-
tuDgseinrichtnngen, welche gestatten, die
Wirkung örtlich hervorgerufener Störungen
(die Zerstörung der Stationseinrichtung dürfte
beim Dampf- und elektrischem Betriebe sich
decken), oft sehr weit fortzupflanzen. Ein
kräftiger Kurzschluss , bei» piels weise an
mehreren Stellen der Leitung, in höchst
einfacher und schneller Weise hervorgerufen,
wirkt bei allen Systemen der elektrischen
Traction unter Umständen auf viele hundert
Meter, ja kann selbst die Generatorstation
unheilvoll beeinflussen und damit den Be-
trieb auf der ganzen Strecke zur Einstellung
bringen. Zudem kann auch durch einfaches
Durchschneiden der ober- oder unterirdisch
verlegten Stromzuführungsdrähte oder Kabel
an ein oder mehreren Stellen, durch Aus-
heben oder Unterbrechen von Schienenver-
bindungen bei Stromrückleitungen, durch die
Laufschienen, durch das 2^rstören von Lei-
tungs- und Isolationsträgern etc. eine nach-
haltige Störung hervorgebracht werden, die
selbst unter der Voraussetzung des oft frag-
lichen, sofortigen Entdeckens der Fehler-
quelle zu zeitraubenden, oft schwierig aus-
zufübrendenWiederherstellungsirbeiten führen
kann. Wird aber mit der Zerstörung der
elektrischen Bestandtheile einer Bahn noch
jene der Oberbautheile verbunden, so kann
die störende Wirkung noch wesentlich ver-
mehrt werden.
Was nun schliesslich die eventuelle An-
wrn'^ungsfähigkeit der elektrischen Traction
für Kriegszwecke betrifft, so könnte eine
solche höchstens für Feldeisenbahn-Anlagen
in Festungen und da mit sehr fraglichem
Erfolge in Betracht gezogen werden.
Für Feldeisenbahnen in Festungen, bei
denen der motorische Antrieb sehr erwünscht
und neuerer Zeit mehrseitig anch geplant
wird, hätte die Anwendung elektrischer
LocomoMven insoferne einen Vortheil, als
das geringe Gewicht derselben, dann die
Fähigkeit, grosse Steigungen und scharfe
Cuiven nehmen zu können, den Bau leichter
Bahnubjecte zulässt, was beim maschinellen
Betriebe (d. i. mit Dampf- oder Petroleum-
Motoren) schwer erreichbar ist und bisher
einen Hemmschuh für die Anwendung des-
selben bildete. Auch könnte der Vortheil
der Geschwindigkeitsvermehmng bei even-
tuellem Wechsel der Vertheidigungsfront,
Verschieben von Au<sfallstruppen etc. ausge-
nützt werden, Indess wird die Abhängigkeit
der Bahn von einer Centralstation die noth-
wendig erhöhte Sorgfalt beim Legen des
Oberbaues, u. zw, selbst bei Voraussetzung
des einfachsten elektrischen Systemes, der
vermehrte Arbeitsbedarf u. s. w. immer
einen wesentlichen Nachtheil bilden und den
bisherigen Modus der Fei ieisenbahn- Anlagen
als ausreichend bezeichnen lassen.
Elektrische Beleuchtung der Züge der Jura-Simplon-Bahn.
Seit dem Frühjahr 1890 sind bis heute
bei der Schweizer Jura-Simplon- Bahn ca. 160
dreiachsige Wagen in Betrieb, welche mit
elektrischer Beleuchtung versehen sind. Zu
diesen werden in nächster Zeit noch etwa
14 Personenwagen hinzugefügt. Die Batterien
(System Hu her) stammen aus der Accumu-
latorenfabrik von Marly, und werden in
der Freiburger Centrale für elektrische Be-
leuchtung der Stationsgebäulichkeiten geladen ;
demnächst wird eine gleiche Einrichtung in
Bienne getroffen, um den bedeutenden An-
forderungen, die das Anwachsen des Betriebes
mit sich bringt, gerecht zu werden. In den
Wagen, von denen 18 mit Doppelbatterien
ausgerüstet sind, functioniren im Durch-
72
schnitt 5 Lampen, welche eine Normallicht*
stfirke von 32 Kerzen haben, sämmtliche
S26 Lampen geben eine Lichtstärke von
6750 Kerzen. Die Stärke der Beleuchtung
wird nach den Classen eingetheilt; so be-
finden sich in den Conp^« der ersten Classe
Lampen mit 16 NK^ in denen der zweiten
und dritten Classe solche mit 10 NK^ auf
der Plattform und in den Toiletten solche
von 5 NK, Zu dieser Licbtgebnng bedarf
man 382 Batterien ; die Kosten biefür stellen
sich auf Frcs. 46.800 (Einricbtung pro Wagen
Frcs. 290); hierzu kommt die Ausgabe für
die Batterien, welche Frc 126.000 beträgt
(pro Stück Frcs. 330). Die Ladungs- und
Transportkosten in den Centralen belaufen
sich auf Frcs. 70.000. Mit Einschlus« ge-
ringerer Ausgaben für Nothbeleuchtung etc.
veranschlagt die Direction der Bahn die
Ge^ammtau^gaben auf Frcs, 250.000; bei
einer Mehibela^tung dieses Postens um
Frc?. 25.000 wäre e« möglich, pro Tag an-
statt wie bisher 42, 240 Batterien zu laden.
Nach dem „El. A." haben die Huber 'sehen
Batterien eine Fassungskraft von 120 Ampöre-
stnnden bei 18 Volt Spannung, so dass also
2160 Wattstunden zur Verfügung stehen;
rechnet man bei den Lampen nun 3 Watt
pro Kerze, so können mit den 2160 Watt-
stunden 720 Kerzenstunden erzielt werden,
demnach können 5 Lampen mit 42 NK
17 Stunden funclioniren. Da ca. 30% von
der elektrischen Energie verloren gehen, so
betrügt die gesammte Aufnahmefähigkeit
3100 Watt. Die Kosten der Betriebskraft
an der Achse des Stromerzeugers belaufen
sich auf Frcs. 0*05 pro eine Pferdestunde;
bei einer Annahme von 20O/0 Energieverlust
itit der Preis der elektrischen Pferdestnnde
Frcs. 0*0625 (das Kilowatt Fl CS. 0*085); d»«"
Ladung einer Batterie stellt sich nach diesen
Berechnungen auf Frcs. 0*37. Bei einer An-
nahme von 1070 Lampenbrennstnndcn pro
Jahr (3 Stunden pro Tag, statistische An-
gaben ergeben jedoch das Doppelte) and
einer 42 NK pro Wagen beträgt der Ver-
brauch 1348 Kilowatt; demnach belaufen
sich die Kosten für elektrische Energie auf
Frcs. 16*20 pio Wagen. Andere Ausgaben
für einen Wagen, als Unterhaltung, Amor-
tisation etc. beanspruchen Frcs. 151*60 für
Bedienungspersonal Frcs. 63 (Frcs, 14.000
bei 175 Wageii). Die Summe für den Ge-
sammtbetrieb eines Waget s beträgt alsa
Frcs. 230*80. Durch vermehrte Wagenzahl,
bessere Ausnützung der Ladestationen, Be-
leuchtung der Locomotiven etc. etc. werden
sich diese Kosten natürlich noch um ein Be-
deutendes verringern.
Es bedarf gar keiner Frage, dass in
nicht zu langer Zeit die Elektricität nicht nur
auf den Schweizer Bahnen, sondern auf
sämmtlichen Bahnen der Welt als Be-
leuchtungsmittel verwendet werden wird, und
die folgende Statistik über Betriebskosten
von Dumont und Baigni^res in Paris
ergibt die neben den sonstigen grpssen Vor»
Zügen der elektrischen Beleuchtung nicht zu
unterschätzende Billigkeit derselben.
Die Lampenbrennstnnde (8 NK) ergab
bei Verwendung von:
Fettöl Frcs. 0*047
Petroleum „ 0*03$
comprim. Gas „ 0*052
Elektricität : galvanische Elemente „ 0'07 1
„ Accumulatoren*) „ 0*029»
Grundzüge einer einheitlichen Benennung für Eisen und StahJU
Die grosse Entwicklung, welche die
FInsseisen- und Flussstahl - Erzeugung ge-
funden hat, lässt es wünschenswerth er-
scheinen, dass eine piäcise Bezeichnung
aller Eisen- und Stahlsorten in der Praxis
cingelührt werde.
In Deutschland wurde diesem Bedürf-
nisse wenigstens In Beiug auf den Eisen-
bahnbetrieb abgehoifen, während in Oe»ter-
reich officielle Bestimmungen hierüber noch
nicht bestehen.
Der Oesterr. Ingenieur- und
Architekten-Verein hat nun, einer
diesbezüglichen Anregung des k. u. k. tech-
nischen und adminibtrativenMilitär-
Comit^ nachkommen^, diese Frage neuer-
dings — er beschäftigte sich bereits im
Jahre 1876/77 mit dieser Angelegenheit —
einem Ausschusse überwiesen und wurde das
von demselben ausgearbeitete Elaborat in
seiner Geschäftsversammlung vom 29. April
1873 einstimmig genehmigt. In Folge dieses
Beschlusses hat der Oesterreichische In-
genieur- und Architekten- Verein ein Exem-
plar dieser „Grundzüge einer ein-
heitlichen Benennung fürEisen und
Stahl* den k. k. Ministerien mit der Bitte
übermittelt, sich dieser Ntuerungen an-
schliessen und dieselben im ämtlichen Ver-
kehre anordnen zu wollen.
Nach diesen Grundzügen sind zu unter-
scheiden :
I. Roheisen.
a) Weisses Roheisen. 6) Halbirtes Roheisen,
c) Graues Roheisen.
2. Schmiedeeisen.
a) Schweisseisen. b) Flusseisen.
3. Stahl.
a) Schweissstahl. h) Flussstahl.
4. Gusswaaren.
0} Röheisenguss-, b) Flusseiiengnss-, c) Stahl-
guss-Waaren.
Bezüglich der für die Anwendung dieser
Bezeichnung dienenden Erläuterungen uud
den Erläuterungen zu den obakizzirten „Gmnd-
zügen** verweisen wir auf die vollinhaltliche
Verlautbarung des mehrgenannten Vereines.
*) Wir verweisen hier auf die dieafUligeD
MittheiluDgen auf S. 09, 71, 168, ZS8, 285, 2tS^
ölO und 6'j9 dos Jahrganges 1893. D. B.
73
Beobachtung eines Kugelblitzes.
Die Kaiserliche Ober-Postdirection in
Oppeln hat (nach dem »Archiv f. P. u. T.")
dem Reichspostamte einen Fall dieser seltenen
Erscheinong, der sich am 15. Jnli 1892 in
Pr.-Oderberg ereignet hat, znr Kenntniss ge-
hrmcht.
An dem genannten Tag zwischen 5 1/2
and 6 Uhr Nachmittags war über Pr.-Oder-
berg, wie das Kaiserliche Postamt daselbst
berichtet, ein starkes Gewitter aafgezoj^en,
welches sich in heftigen Schlägen entlnd.
Der Postamtsvorsteher R. hatte sich eben
an das Annahmespind begeben, um mit dem
Postgehilfen S. einige Worte zn wechseln,
als plötzlich ein scharfer, kurzer nnd heftiger
Donnerschlag anzeigte, dass es in der Nähe
Leitungen 668 und 668 Sp d eingeführt und
die zugehörigen beiden Erdleitungen her-
gestellt sind. Letztere befinden sich in un-
mittelbarer Nähe des Postamtes. Ueber dem
Apparattisch hängt an einem metallenen
Träger, 20 an von den Bleirohrkabeln ent-
fernt, eine grosse Petroleumlampe. Zwischen
Lampe und Bleikabeln will S., der sein Ge-
sicht diesen Gegenständen zugewendet hatte,
starke Feuererscheinungen wahrgenommen
haben.
Der Blitz, welcher die geschilderten
Wirkungen verursacht hat, war etwa 500 m
vom Postamt entfernt in die Telegraphen -
Stangen Nr. 7 der Linie Oderberg-Ratibor
gefahren und hatte die Stange zum Theil
•l^ugelbliiz
Fig.
"Eisenbahn Oderberg -"Raub or
4—1—8-
-iüHL
<■ 9Ltqn. - •>f- IDLtjn"' ; Postamt
darunter SBahnlto darunter 4 t^äU
^ Bahnltgn. !2>>
n.Tlatibor
Fig. 2.
eingeschlagen haben müsse. Der Standpunkt
der beiden Beamten sowie des Postbilfs-
boten J., der sich ebenfalls im Zimmer auf-
hielt, ist durch die nachstehende Fig. i an-
gedeutet. In demselben Augenblick sahen
diese drei Personen, wie zwischen ihnen,
etwa 20 cm über dem Annahmetisch, eine
faustgrosse, blendend helle feurige Kugel
sofort mit heftigem Knall zersprang, ohne
jedoch irgend welchen Schaden anzurichten.
Posthilfsbote J. will bemerkt haben, wie sich
die Feuerkugel von oben bis auf den Tisch
herabliess, sich dann wieder erhob, um in
der angegebenen Höhe zn zerspringen. Ueber
dem Apparattisch an der Wand sind sechs
Bleirohrkabel angebracht, mittelst deren die
zertrümmert. Die 10 Leitungen dieser Linie
führen auf 30m Entfernung am Postamt
vorbei, sind in letzteres aber nicht einge-
führt (vergl. Fig. 2).
Von der Stange Nr. 7 muss sich der
Blitz nach beiden Seiten verzweigt haben,
was sich daraus ergibt, dass nicht nur die
Stangen Nr. 5 und 3, sondern auch die
Stangen 8 und 9 geringere Beschädigungen
davongetragen haben. An der Stange Nr. 3
war ausserdem ein Isolator beschädigt. An
den Apparaten des Postamtes, insbesondere
an den Platten- und Spindelblitzableitern ist
keine Spur wahrzunehmen gewesen, welche
mit dem fraglichen Vorgang in Beziehung
gebracht werden könnte.
74
Der VIII. internationale Gongress
wird bekanntlich im Laufe dieses Jahres in
Budapest abgehalten werden. Das Executiv-
Comitd hat in seiner letzten Sitzung den
ZeitpuDkt und die Eintheilung des Congresses
definitiv festgestzt, u. zw. in folgender Weise.
Der übliche Begrüssungsabend fällt auf den
I. September; Eröffnung des Cogresses am 2.,
Sectio ns-Sitzungen am 3., 4., 5., 7 und 8.,
Schlnss-SitzuDg am 9. September. Der 6. Sep-
tember ist also Ruhetag, für jene kleine Aus-
flüge reservirt, welche in das Programm des
Coogresses aufgenommen wurden.
Die im Anschlüsse an den Congress zu
veranstaltende hygienische Ausstellung wird
bereits vorbereitet; dieselbe wird sich von
den bisherigen ühnlichen Ausstellungen da-
durch unterscheiden, dass sie keine Industrie-
für Hygiene und Demographie
Ausstellung sein wird, sondern nur solche
Gegenstände umfassen wird, welche zur Er-
klärung und zum Studium der in das wissen-
schaftliche Programm aufgenommenen, nnd
auf dem Congress zum Vortrag gelangenden
Fragen dienen. Zu den wichtigsten und
interessantesten Berathungen wird die für
den 4. Sitzungstag anberaumte grosse D i p h-
theritis-Debatte zählen.
Der nach dem Congress zu veran-
staltende Ausflug nach Constantinopel wird
durch den Umstand an Interesse gewinnen,
dass die Mitglieder des Congresses im An-
schlüsse an diesen Ausflug auch die Stadt
Belgrad besuchen werden, von wo eine dies-
bezügliche Einladung ergangen ist.
Actenstücke über den Telegraph
Der erste elektrische Telegraph ist be-
kanntlich im Jährte 1833 ^^ Göttingen von
den Professoren Carl Friedrich Gauss und
Wilhelm Eduard Weber ausgeführt worden.
Unsere Kenntnisse über denselben sind 1883
durch einige Mittheilungen in der «Elektro-
technischen Zeitschrift* (S. 490 u. 525) etwas
erweitert worden, noch mehr aber erst vor
Kurzem durch die Veröffentlichung einiger
bisher unbekannter Actenstücke.
Zunächst hat Prof. H. Weber in
Braunschweig ein in Breslau bei E. T r e-
wendt, 1893, erschienenes Buch über
seinen berühmten Oheim veröffentlicht,
dessen Titel lautet : „Wilhelm Weber. Eine
Lebensskizze. Mit einem Bildnisse aus dem
Jahre 1884.** In diesem Buche wird über
einen Schriftwechsel berichtet, welcher sich
unmittelbar nach Ostern 1833 zwischen
W, Weber und dem Göttinger Magistrate
abspielte und dadurch veranlasst wurde, weil
Weber die Herstellung jenes Telegraphen
begonnen hatte, ohne die Erlaubniss des
Magistrates eingeholt zu haben ; es sind da
jedoch blos zwei vom 18. April und 6. Mai
1833 datirende Schreiben des Magistrates der
Stadt Göttingen an Weber abgedruckt,
und überdies nicht ganz fehlerlos.
Dieses Buch hat dann Prof. E. Rehnisch
in Göttingen in dem „Göttinger gelehrten
Anzeiger" (1893, S. 163 ff} besprochen und
ausser jenen beiden Schreiben auch die vor-
ausgegangenen Eingaben W. W e b e r's vom
15. April und 20. April 1833 ™^^ abgedruckt.
Ueberhaupt hat Rehnisch jene Lebens-
skizze sehr wesentlich ergänzt und berichtigt ;
in höchst anregender Weise hat er nach-
gewiesen, dass, nnd wie in jenen Jahren
durch W. Weber, eine in jeder Hinsicht
neue Zeit auf der „Georgia Augusta" einge-
zogen ist.
von Gauss & Weber von 1833.
Hier mögen nur folgende Stellen aus
W. W e b e r's Schreiben wörtlich mitgetheilt
werden :
,. . . Dass ich, zum Zwecke einer
wissenschaftlichen Unternehmung, einen dop-
pelten Bindfaden von dem mir untergebenen
physikalischen Cabinete auf den Johanni«-
thurm und von da weiter zur Sternwarte
habe aufspannen lassen . . . .*
„Der Zweck der Sache ist darauf ge-
richtet, die Kräfte des Galvanismus und
Magnetismus, so weit sie zu praktischen
Zwecken irgend einmal dienen könnten, im
Grossen näher zu untersuchen.
Nur UebelwoUen oder völlige Unkennt-
niss können Gerüchte verbreiten, als sei mit
dieser Vorrichtung Gefahr irgend einer Art,
z. B. bei Gewittern, verbunden."
Auf eine unterm 15. April 1833 g^
stellte Anfrage des Magistrates, antwortete
Weber: „Der aufgespannte Bindfaden soll
dazu dienen, einen feinen Metalldraht frei
schwebend zu erhalten. Die Dicke dieses
Drahtes Übersteigt nicht viel die eines Haares
nnd vermag nur ganz schwache galvanische
Ströme zu fassen und fortzuleiten. Dieser
Draht besteht aus Silber und Kupfer. Er ist,
verbunden mit dem Bindfaden, dem blossen
Auge für sich allein nicht sichtbar.*^
Daraufhin hat dann der Magistrat willig
die Erlaubniss zur ferneren Benützung des
Johannis-Thurmes ertheilt. Bekanntlich ward
die Leitung ein paar Mal gewechselt und
neu hergerichtet, nnd da nahm man stärkeren
Draht. Von dem Kupfer drahte, welcher
im Sommer 1834 die Leitung bildete, wog
(nach dem „Göttinger gelehrten Anzeiger",
1834, S, 1273) ein Meter acht Gramm.
Ed. Z.
Elektrische Weckeranlage.
Von GERHARD WILHELM v. VIANEN in Köln a.
Rh.
Diese Weckeranlage ist in erster Linie
für Gasthöfe bestimmt und gestattet, dass
der Gast sich den Wecker auf seinem Zimmer
beliebig einstellt, demnach nicht auf die
Verlässlichkeit des Hotelpersonals angewiesen
ist. Die Einstellung des Signals kann auf
75
frli^JlT-^^^Wl —
76
beliebig viele Zeitpunkte innerhalb zwölf
oder bei entsprechender Anordnung der An-
lage auch innerhalb 24 Standen erfolgen,
und der Apparat ist also nicht allein ali
Wecker, sondern auch als Erinnerungssignal
zu gebrauchen.
Zu der Anlage gehört eine mit einer
gewöhnlichen Uhr verbundene Contactvor-
richtung, welche in Fig. i und 2 im Auf-
und Gmndriss (Horizontalschnitt) dargestellt
ist, und für jedes in die Anlage einbezogene
Zimmer ein mit der elektrischen Glocke
combinirter Stöpselapparat, von der in Fig. 3
und 4 im Aufriss und Horizontalschniit zur
Darstellung gebrachten Anordnung. Die Ver-
bindung der Contactuhr mit der Batterie
und den Stöpselapparaten zeigt Fig. 5 in
scheroatischer Form.
In Fig. I ist das Gehwerk der gewöhn-
lichen, auf acht Tage Gangzeit berechneten
Uhr durch feine volle Linien angedeutet,
die Theilkreise der Zeigerwerksräder sind
dagegen durch gestrichelt punktirte linlen
kenntlich gemacht. Auf der vorderen Uhr-
platte ist concentrisch um das Zeigerwerk
der mit der Krempe gi versehene isolirende
Ring g mittelst der vier Winkelkloben ky^
k^^ k^ und ki befestigt. Auf diesem Ringe
sind correspondirend mit der Theilung des
Zifferblattes 24 Winkelkloben v^, vg, vg
u. s. w. angebracht, welche mit den Klemm-
schrauben r|, rg, rg u. s. w. zur Einschaltung
der 24 Liniendrähte und mit den durch die
Krempe gi nach innen hervortretenden
Contactschrauben nj, t)2 u. s. w. versehen
sind. Eine solche Anordnung gestattet die
Einstellung der Wecker auf ganze und halbe
Stunden ; soll die Einstellung auf kleinere
Intervalle möglich gemacht werden, so müssen
entsprechend mehr in sonst gleicher Weise
ausgerüstete Winkelkloben um das Ziffer-
blatt, also beispielweise beim Viertelstunden-
intervall 12 . 4 = 48 Winkelkloben und
ebenso viele Drahtleitungen angebracht
werden.
Mit dem Stundenrade des Zeigerwerkes
ist eine Metallscheibe i starr verbunden, die
demnach wie das genannte Rad in zwölf
Stunden eine Umdrehung macht. Auf der
Stirnfläche der Scheibe t schleifen zwei an
der Uhrplatte befestigte Federn a a|, 02 ^8»
deren Druck auf die Scheibe t mittelst der
Stellschrauben e «i regulirt werden kann.
Diese Federn sichern die leitende Verbindung
der Scheibe t mit der an die Uhrplatte ge-
schalteten Stromleitung der Batterie. Die
Scheibe t trägt einen mit ihr verschraubten
Winkelkloben c2g?|, an welchem eine huf-
eisenförmig gebogene Contactfeder cci be-
festigt ist, die mit einem an ihrem Ende
angebrachten Platinknöpfchen im Verlaufe von
zwölf Stunden nacheinander über die gleich-
falls mit Platin belegten Spitzen der Contact-
schrauben f7|, 722 °* B* ^* schleift. Man er-
sieht aus dieser Beschreibung, dass die
Contactuhr den Zweck hat, die mit dem
Uhrwerke verbundene Stromleitung der
Batterie im Verlaufe von zwölf Stunden
nacheinander in halbstündigen Intervallen
mit allen bei den Schrauben r^, r^, r^ u. i. w.
eingeschalteten 24 Zuleitungen zu verbinden.
In Fig. I ist auch die Anbringung des
in gewöhnlicher Weise angeordneten Ziffer-
blattes z dargestellt, welches nur den Hohl-
raum des Ringes g qi deckt und mittelst
Blechwinkel an die Uhrplatte befestigt wird.
Der StÖpselapparat (Fig. 3 und 4), der
in jedem einzelnen Zimmer angebracht ist,
besteht zimächst aus einem elektrischen Läute-
werke von bekannter Anordnung, welches
auf einer runden Platte p ans isolirendem
Material montirt ist und in dem Hohlräume
der Glocke m steht. Ausserhalb der Glocke
liegt ein auf der Platte p befestigter Metall-
ring to, und um diesen liegen wieder 24 von
einander und von dem Ringe w isolirte
Metallplättchen li^ tfy /g u. s. w., an welche
mittelst der Klemmschrauben mi, ti2, fg etc.
die zu den 24 Winkelkloben der Contactuhr
führenden Zuleitungsdrähte geschaltet werden.
Die Metallplättchen /j, I2, 1$ etc. sind auf
der dem Ringe ic zugekehrten Seite mit
halbkreisförmigen Aussparungen versehen,
welchen eben solche Aussparungen am Ringe
gegenüberstehen. In die durch die Aus-
sparungen gebildeten kreisrunden Löcher
werden die bekannten Metallstöpsel bei jenen
Stunden oder Halbstunden gesteckt, zu
welchen die Glocke ertönen soll, wodurch
dann die dem betreffenden Zeitpunkte ent-
sprechende Zuleitung mit dem Ringe w
leitend verbunden wird.
Die Rückleitung der Batterie geht direct
zu den Stöpselapparaten, nimmt hier das
Läutewerk in sich auf und endigt im Metall-
ringe w; sie wird nämlich mittelst der Klemm-
schraube y eingeschaltet und setzt sich über
die Bewicklung der Elektromagnetspulen, die
Hammerfeder h und den Unterbrechungs-
contact / bis zum Ringe to fort. Nachdem
durch jeden in die erwähnten Ausspamngen
gesteckten Stöpsel eine der 24 Zuleitungen
mit dem Ringe w leitend verbunden wird,
so ist durch jeden Stöpsel eine Zuleitung an
die gemeinsame Rückleituog geschaltet, und
die Glocke wird daher läuten, sobald an der
Contactuhr die Contactfeder CC| mit ihrem
Platinknöpfchen die Contactschranbe (n|, nj
etc.) der mit dem Stöpsel an die RÜckleitnng
geschalteten Zuleitung berührt.
Die Verbindung der Contactuhr mit der
Batterie und den Stöpselapparaten (Weckern)
ist in Fig. 5 an einer Anlage mit zwei
Weckern vorgeführt. Der eine Pol der Batterie
ist durch die Stromleitung mit der Contact-
uhr, beziehungsweise mit der Contactfeder cq,
der andere Pol durch die Rückleituog mit
den Stöpselapparaten verbunden. Von jedem
Stunden- und Halbstundencontact der Uhr
führt eine besondere Zuleitung zu den corre-
spondirenden Stunden- und Halbstunden-
plättchen der Stöpselapparate. Jeder der
24 Stromkreise hat also zwei Unterbrechungs-
stellen : die eine an der Contactuhr, die andere
an den^ Stöpselapparaten, und daher wird
bei der durch die Contactuhr mittelst der
Feder ccj bewirkten Einschaltnng der Zu-
leitungen der Strom nur dann kreisen, wenn
77
die eingeschaltete Znleitung gleichzeitig auch
txi einem oder mehreren Stöpselapparaten
mit der Rflckleitung verstöpselt ist Der Strom
geht dann Über den Stöpsel, besiehongs weise
über mehrere derselben (wenn mehrere
Wecker auf dieselbe Weckzeit gestöpselt sind)
in die Elektromagnetbewickluog und durch
die gemeinsame Rückleitung zum anderen
Pol der Batterie, wobei die auf die be-
treffende Zeit eingestellten Läutewerke er-
tönen.
Neue, eigenartige Wirkungen des Lichtes.
Ein sehr interessanter nener Versuch,
der über das Wexen der Lichtschwinguogen
▼iel zn denken Anlass gibt, ermöglicht, nach
einer Mittheilung vom Patent- und tech-
nischen Bureau von Richard Lüders in
Görlitz, durch Lichtschwingungen Töne zu
erzengen. Zn diesem Zwecke wird ein Licht-
strahl durch eine Glaslinse auf ein Glasgefäss
geleitet, welches Russ, schwarze Seide oder
eine andere schwarz gefärbte Materie ent-
hält. Bringt man nun in die Bahn des Licht-
strahles, zwischen Linse und Glas eine
Scheibe, welche mit radialen Schlitzen ver-
sehen Ltt, und versetzt die Scheibe in schnelle
Umdrehung, so dass das Licht abwechselnd
durch die Oeffnungen auf das Glas fällt und
durch die Zwiachenräume daran verhindert
wird, so ist in dem Glasgefässe ein Ton zu
vernehmen, wenn man das Ohr an dasselbe
anlegt. Zerlegt man ferner das Sonnenlicht
durch ein Prisma und lässt den farbigen
Lichtstreifen durch die rotirende Scheibe auf
das Glasgefäss fallen, so werden, je nachdem
man die eine oder die andere Farbe auf das
Glas fallen lässt, verschiedene Töne hörbar.
Die Thatsache wäre wohl geeignet, zur Con-
struction neuer, telephonartiger Instrumente
Veranlassung zu geben und zur Förderung
der Theorie des Lichtes beizutragen. Die
Grundlage dieser Einrichtung int das Radio-
phon von Bell, dem berühmten Erfinder
des Telephons. Bekanntlich hat Mercadier
diesen Apparat für eine Mehrfachtelegraphie
auszunützen versucht.
Verbessertes Diaphragma für in der Elektrolyse verwendete
Zellen.
Von CHARLES NELSON WAITE in Newton.
Meine Erfindung bezieht sich auf ein
verbessertes Diaphragma für Zellen, die in
der ElektrolysiruDg von Alkalisalzen ver-
wendet werden nnd besteht in der Her-
stellung desselben aus Asbest als Säure wider-
stehendem, faserigen Materiale, das in seinen
Poren (mit doppelchrom«auren Kali oder Natron
behandeltes) Gelatin enthält.
Die Zähigkeit des letzteren ist nicht
hinreichend, um es in den Stand zu setzen,
allein ala Diaphragma verwendet zu werden,
andererseits kann es nicht verwendet werden,
wenn es mit einer vegetabilischen oder
anderen, durch Säuren zerstörbare Fasern
combinirt ist, weil durch die Chlorwirkung
und des Broms etc. das Chromozyd in
Chromsäure übergeführt wird, welche die
Faser rasch zerstört.
Ich habe jedoch gefunden, dass wenn
eine solche Gelatine durch eine Faser (Asbest)
verstärkt wird, die säurewiderstandsfähig ist,
man ein sehr wirksames und zweckdienliches
Diaphragma daraus herstellen kann.
Ich löse Leim oder Hausenblase in
möghchst wenig Wasser auf und setze der
Lösung 15 — 20 (des Gewichtes des darin
enthaltenen Leimes oder Hausenblase) an
doppelchromsaurem Kali zu, wobei letzteres
vor seiner Hinzugabe in oberwähnte Lösung
in einer möglichst geringen Menge Wassers
aufgelöst wird.
Nach inniger Vermischung dieser In-
gredienzen rühre ich die Asbest faser in die
Masse ein und forme daraus Blätter oder
sehr dünne Platten, oder aber die vorerwähnte
Lösung wird auf gewöhnliches Asbestpapier
oder Asbestcarton mit Bürnten oder Pinseln
aufgetragen ; sobald die Blätter oder Schichten
in der einen oder der anderen Weise her-
gestellt sind, werden sie sorgfältig getrocknet
und dem Sonnenlichte stark ausgesetzt, bevor
sie in Verwendung kommen, oder das Blatt
oder die Lage (Schichte) muss durch ein
Bad von unterschwefligsaurem Natron ge-
zogen werden.
Hiedurch wird der Leim oder die Hausen-
blase unlöslich macht, die versteifende Faser
gleichsam festgebunden und ein dauerhaftes
Blatt oder Diaphragma erzeugt, welches hin-
reichend zähe ist, sehr kräftig ein Diffundiren
der Flüssigkeiten in der Zelle verhindert und
gleichzeitig dem Durchgänge des elektrischen
Stromes einen nur geringen Widerstand bietet.
LITERATUR.
Fortschritte der Elektrotechnik.
Herausgegeben von Dr. Carl Strecker.
Berlin, 1893. Verlag von Julius Springer.
Preis Mk. 5.—.
Diese vierteljährig erscheinende, sehr
werth volle Zusammenfassung der auf dem
Gebiete der Elektrotechnik erschienenen Ab-
handlungen und Berichte sind aus früherer
Besprechung vorthcilhaft bekannt, wir finden
nur, dass 4ta^k Publikation etwas später
erscheint, l^^^eren Verwendbarkeit es
ichen Ir: "
1 crsch
t
78
Vom rollenden Flügelrad. Dar-
stellaog der Technik des heatigen Eisen-
bahnwesens. Von A. V. Schweiger-
Lerchenfeld. Mit 300 Abbildungen.
In 25 Lieferungen zu 30 kr. = 50 Pf. =
70 Cts. = 30 Kop. (A. Hartlebe n*s Verlag
in Wien.) Bisher sind fünf Liefemogen er-
schienen.
Die gelungene Idee, welche in diesem
Werke verkörpert und im ersten Hefte in
anziehender Weise dem Leser auseinander-
gesetzt ist, tritt in den nunmehr erschienenen
weiteren Lieferungen (2—5) immer greif-
barer hervor. Die Eintheilung der Eisen-
bahnen nach Maassgabe der ihnen znfaU
lenden Aufgabe und nach dem Grade ihrer
Leistungsfähigkeit, femer der Unterbau mit
seinen drei Hauptmomenten, als Erdban,
Tunnel- und Brückenbau, bieten des Interes-
santen in reicher Abwechsluoe. Besonders
hervorzuheben ist die grosse Zahl von Ab-
bildungen, darunter die schönen Vollbilder,
welche das Verständniss des Textes wesent-
lich erleichtem.
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal- Nachricht
f Prof. Dr. Heinrich Hertz. In Bonn
ist am I . Jänner 1 894, Prof. Heinrich Hertz im
Alter von noch nicht 37 Jahren gestorben.
In ihm verliert die physikalische Wissen-
schaft und insbesondere die theoretische
Elektricitätslehre einen ihrer hervorragendsten
und befähigtsten Vertreter, die Menschheit
aber einen Priester des reinsten Strebens!
Heinrich Hertz wurde 1857 zu Ham-
burg als Sohn des Senators Dr. Hertz ge-
boren. Er siudirte zunächst von 1875 — ^^7^
Ingenieur- Wissenschaften, wandte sich aber
später unter dem Einflüsse von Helmholtz
und Kirchhoff der Physik zu. Im
Jahre 1880 promovirte er zu Berlin und
wurde darauf Assistent bei Helmholtz,
in welcher Stellung er bis zum Jahre 1883
blieb, um sich darauf als Privatdocent für
theoretische Physik an der Universität Kiel
zu habilitiren. Schon im Jahre 1885 wurde
er als ordentlicher Professor der Pliysik an
die technische Hochschule Karlsruhe berufen
und im Jahre 1889 folgte er dem verstor-
benen C 1 a u s i u s auf dem Lehrstuhle für
Physik an der Universität Bonn. Hertz'
Specialgebiet waren die elektrischen Er-
scheinungen und die Erforschung des Wesens
derEIektricität. Durch seine epochemachenden
Entdeckungen auf diesem Gebiete hat er
sich in kurzer Zeit einen Weltruf begiündet.
Insbesondere war er bemüht, den Zusammen-
hang zwischen Licht und Elektricität auf ex-
perimentalem und theoretischen Wege nach-
zuweisen. Es gelang ihm zu zeigen, dass
sich elektrodynamische und Inductions-
wirkungen als Wellenbewegungen oder
als Strahlen elektrischer Kraft durch
den Raum und durch nichtleitende Körper
fortpflanzen, u. zw. mit einer Geschwindig-
keit, welche der de« Lichtes gleichkommt.
Seine ungemein scharfsinnigen Versuche
haben überzeugend bewiesen, da^s die
Strahlen elektrischer Kraft dieselben Ge-
setze der Fortpflanzung, Reflexion und
Brechung befolgen wie die Lichtstrahlen.
Er bezeichnete daher die elektrischen Strahlen
als Lichtstrahlen von fchr grosser Wellen-
länge. Durch die H e r t z'schen Versuche
war die M a x w e 1 T&che elektromagnetische
Lichttheorie, wonach die Lichterscheinnngen
auf elektrischen Schwingungen beruhen, bei-
nahe zur Evidenz erwiesen. In seinem 1892
erschienenen Werke: „Untersuchungen über
die Ausbreitung der elektrischen Kraff hat
er die Resultate seiner bezüglichen Versuche,
den Inhalt seiner früheren Abhandlungen
resumirend, in übersichtlicher Weise zu-
sammengestellt. Einige seiner Arbeiten sind
in unserer Zeitschrift Bd. VIII, pp. 7, 36,
88, 132, 158, 409 und Bd. IX, p. 269 be-
handelt.
Elektrische Untergrundbahn. Die
Budapester Elektrische Stadtbahn hatte be-
kanntlich im Vereine mit der Budapester
Strassenbahn-Gesellschaft der Commune ein
Oflert bezüglich der Herstellung einer elek-
trischen Bahn auf der Andrässystrasse über-
reicht, doch konnte für diesen Plan, wiewohl
die Stadt ihn mit grosser Majorität accep-
tirte,die Zustimmung des Ministers des Innern,
welcher einer im Niveau der so stark frequen-
tirten Andidssystrasse zu führende Bahn ans
Sicherheitsrücksichten widerstrebte, nicht er-
langt werden.
Nun treten die Stadtbahn- und die
Strassenbahn-Gesellschaft mit einem neoen
Projecte an die Commune heran — einem
Projecte, das in weltstädtischer Manier die
Frage des Verkehrs durch die Andrässy-
strasse zu lösen unternimmt und schon
wegen der Grossartigkeit seiner Conception
das allgemeinste Interesse auf sich lenken
dürfte. Es handelt sich hiebei um die Her-
stellung einer Untergrundbahn, welche alle
Strassen für den gewöhnlichen Verkehr frei-
lässt und sich ihren eigenen Weg unter der
Strassenobei fläche bricht, so dass sie da-
selbst, vor jeder Störung absolut gesichert,
von jeder Gefahr, wie sie so vielfach auf der
Oberfläche der Strassen vorkommen, voll-
ständig befreit, mit der denkbar grössten Ge-
schwindigkeit zu verkehren und somit dem
Massenverkehr im grössten Maassstabe ge-
recht zu werden vermag.
Hochinteressant ist das in allen Einzel-
heiten festgestellte Bau- und Betriebs- Pro-
gramm, über welches wir in der nächsten
Nummer die Details bringen werden.
79
Elektrische Beleuchtung in Riva
(Gardasee). Die elektrische Belenchtoog in
RiT« wird bftld Thatsacbe sein. Wie der
,£l.AQz.''iiiittbeilt, hat die dortige Gemeinde-
Vertretung das Project des Ingen. Bauer mit
einem Präliminare von 6. loo.ooo und einer
Kraftentwickelnng von 1600—2000 PS appro-
birt. Die Vertretung fügte weitere fl. 20.000
ffir Privat-Installation hinzu. Die Leitung
wird längs der Tonalestrasse gelegt werden.
Eine Turbine und eine Dynamo- Maschine
werden eine Lichtstärke von 1800 Lampen
ä 16 und von 3000 Lampen k 10 Kerzen
entwickeln; eine zweite Turbine und ein
zweiter Dynamo bleiben vorbehalten. Die
Leitung soll bis zum „Hotel du Lac**,
auf I km von Riva reichen ; wenn man will,
kann mit geringem Kostenaufwande auch
Varone, S. Giacomo beleuchtet werden. Bis
Ende 1894 hofft man nicht nur die elektri-
sche Beleuchtung zu Ende zu führen, sondern
im Bedarfsfalle auch Über eine lOOO PS
übersteigende Kraft zu verfügen.
Ungarisches Telegraphen- und
Telephonwesen pro 1894. Ueber das
Telephon- nnd Telegraphen bau - Programm
des ungarischen Handelsministeriums (ür das
Jthr 1S94 werden folgende Details verlaut-
bart: Es wird geplant die Errichtung von
sieben neuen Stadttelephonnetzen in Kecs-
kem^t, Komorn, Erlau, Hermannstadt, Pan-
csova, Semlin und Essegg; die vollständige
Reconstruirnng der Stadttelephonnetze von
Szegedin und Agram; die Errichtung von
drei interurbanen Telephonnetzen, u. zw.
Oedenburg-Komom, Szabadka-Szegedin und
Stuhlweissenburg-Budapest ; eine bedeutende
Erweiterung der städtischen Telephonnetze
von Raab und Arad und sechs Telephon-
netze für Comitats-Munidpien. Ferner werden
projectirt der Bau neuer Telegraphenlinien
in der Länge von 404 hm ; Ergänzungen von
Telegraphendrähten (3030 km) ; Umgestal-
tangen (360 km) ; die Errichtung von 97 neuen
Telegrapbenämtern und schliesslich die Er-
weiterung von 43 bestehenden Telegraphen-
Smtern.
Die elektrische Beleuchtung der
Eisenbahnstationen. In verschiedenen
grossen Stationen der bayerischen Eisen-
bahnen ist elektrische Beleuchtung eingeführt
worden, welche nach dem Berichte der Ver-
waltung nicht nur eine viel grössere Hellig-
keit, sondern auch eine bedeutende Erspamiss
ergeben hat. Die Kosten der Beleuchtung in
Bamberg, Nürnberg. Regensburg und Würz-
burg wei<en eine Erspamiss von bezw. 44,
40, 54 und 260/q gegenüber der Gasbeleuch-
tabg auf.
Elektrische Centralanlage in Fiume.
Beim dortigen Stadtmagistrate sind zwei
Offerte, u. zw. von der Wiener Gas-
industrie-Geseli Schaft und der Unga-
rischen Elektricitäts-Actiengesel 1-
schaft eingereicht worden. Da es sich um
die Concessionirung der elektrischen Central-
anlage, d. h. um Aufbau, Leitungen und Be-
trieb der Anlagen handelte, so war kein Be-
trag als Grundlage der Verhandlung fest-
gesetzt, sondern ein „Schema'^ der Grund-
bedingungen, unter welchen die Concession
ertheilt wird. Zur Ueberprüfung und Auf-
stellung der Vergleiche wurde ein engeres
Comit^ entsendet. Auf Grundlage des Be-
richtes wird der Magistrat einen Vorschlag
der städtischen Generalversammlung unter-
breiten.
Die neue Beleuchtungsanlage in
Szegedin. Seit Wochen verhandelt eine
Commission über den Vertrag, welchen die
Stadt Szegedin mit dem Pnriser Unternehmer
Charles G eorgi hinsichtlich der öffentlichen
Beleuchtung abzuschliessen gedenkt. Die
neue Beleuchtungsanlage wird auf Gas und
elektrisches Licht eingerichtet, letztere vor-
läufig nur auf einem Umkreise von ^km^
so dass der Sz^chenyiplatz, der Klauzälplatz und
die Stefanie - Promenade mit Bogenlampen
werden beleuchtet werden können. Die Zahl
der öffentlichen Gaslampen wird auf 1200
festgesetzt, welche Zahl während der zehn-
jährigen Dauer des Vertrages auf 1600 erhöht
wird. Für je eine Lampe und 2500 Brenn-
stunden bezahlt die Stadt pro Jahr 32 fl.
50 kr. Die Gaspreise für den Privatcoosum
betragen 11V2 ^^*i somit die Hälfte der
jetzigen Gaspreise (22 kr.). Die Concession
lautet auf 40 Jahre. Nach 40 Jahren erhält
die Stadt die ganze Anlage und Einrichtung
unentgeltlich. Dies sind die Umrisse des
Vertrages, welcher in Vertretung der Pariser
Firma unterfertigt wurde.
Für die elektrische Beleuchtung
von Ungvdr liefen zwei Offerten ein, von
der ^E 1 e k t r a** Accumulatorenfabrik und
der Firma Ganz & Co. Mit der Erstattung
des diesbezüglichen Berichtes an die General-
versammlung wurde ein engeres Comit^ be-
traut.
Die Kinführung der elektrischen
Beleuchtung in Marosvärsärhely dürfte
schon in kurzer Zeit verwirklicht werden,
indem die Budapester „Elek tra" Accumu-
latorenfabrik demnächst eine Probebeleuchtung
vornehmen lässt, um den Vertragsabschlusi
zu fördern.
elektrische Beleuchtung in Gyön-
gyös. Die Gebrüder Buch 1er, Dampf-
mühlenbesitzer, haben an den dortigen
Magistrat eine Offerte eingereicht, wonach
dieselben die elektrische Beleuchtung der
Stadt auf sich nehmen wollen. Es wurde
eine Commission entsendet, welche sich mit
den Unternehmern in^s Einvernehmen zu
setzen und sodann binnen Kurzem dem Ma-
gistrat das diesbezügliche Gutachtfi^yorzu-
legen hat.
Elektrisch I
bäsz. IJi^dortip
80
der Firma J. L. H u b e r in Verbäsz deo
bezüglich der Einftthmog der elektrischen
Beleuchtnng nothwendigen Vertrag bereits
abgeschlossen, und bedarf es nnnmehr der
GenehmiguDg der gesetzlichen Behörde, um
mit den Arbeiten beginnen zu können.
Seit I. Jänner 1894 l^t Herr R. F ei 1 e n-
dorf die General - Vertretung der Firma
O. L. K u m m e r & C o. in Dresden am
hiesigen Platze übernommen.
Blitzableiter-Anlagen bei Fabriks*
Schornsteinen. Die Hütte „Carlswerk" in
Bunzlau (Schlesien) nahm in Folge eines Vor-
kommnisses, dessen Aasgang leicht hätte ver-
hängnissvoll werden können, Veranlassung, auf
dem Gebiete der Blitzableiter-Constructionen
eine Neuerung zu )>chaffen, die namentlich
den Besitzern von Fabriksschomstein-Anlagen
empfohlen zu werden verdient. In einem
schlesischen Etablissement war vor nicht
langer Zeit die schwere eiserne Auffangstange
des Blitzableiters eines der hohen Dampf-
schornsteine abgestürzt, und zwar deshalb,
weil die aus dem Kamin entströmenden Ver-
brennungsgase gerade den der Mündung zu-
nächst liegenden untersten Theil der Stange
derart angegriffen hatten, dass dieselbe ein-
fach abbrach. In einem anderen Falle war
die aas Kupfer hergestellte Auffangstange bis
auf Fadendünne durchoxydirt. Bei dem Um-
stand, dass die Steinkohle und namentlich
die Braunkohle nicht unbeträchtliche Mengen
von Schwefelkies enthält, welcher durch den
Verbrennungsprocess schwefelige Säure bildet,
ist die Gefahr des Absturzes immer und
überall eine permanente und muss der ge-
schilderte Vorfall die Frage in den Vorder-
grund stellen, wie diesem Uebelstande ab-
zuhelfen sei. Die Hütte „CarUwerk*^ hat nun
die Lö.«ung dieser Frage durch die folgende
Vorrichtung in vollkommener Weise erzielt.
Die etwa 1 m hohe und 3 cm starke Auf-
fangstange wM bis zum Beginn der Platin-
spitze mit einem Röhrensystem mit Muffen-
endigung umkleidet. Das Luftintervall zwischen
Stange und Umhüllung wird mit volumen-
beständigem Cemente ausgegossen und die
obere Endigung mit einer trichterförmigen
Verdachung versehen, durch welche dann
die Platinspitze ein wenig hindurchgreift.
Die Durchgangsstelle ist auf besondere
Weise gedichtet. — Die Vorzüge der Er-
findung liegen klar 'zu Tage. Sie bemfaen
hauptsächlich auf der völligen Unangreifbar-
keit des Glases darch chemische Binflüase.
Weiters wird aber auch zugleich durch die gänz-
liche Isolimng der Auffangstange von der
äusseren Atmosphäre einem anderen Uebel-
stande abgeholfen. Bekanntlich werden durch
Oxydation derOberfläcbe eines Metalles dessen
Leitungswiderstände bedeutend erhöht. Der
Zweck des Blitzableiters geht also unter Um-
ständen verloren, der Apparat wird nutzlos.
Das ist bei dieser Anordnung verhindert. —
J. B. Breuer, Ingenieur i. Royal Ministry
of Public Works, Ost-Indi^, Bangkok, x. Z.
Bunzlau in Schlesien.
(„Ztschr. d. ö. Ing. u. A, V. Nr. 46, 1893.)
Damen, die sich der Technik und
noch dazu der Elektrotechnik iwid-
inen, dürften doch wohl noch nicht da-
gewesen sein; Amerika gebührt das Ver-
dienst, zuerst einer Frau auf Grund einer
wissenschaftlichen Abhandlung aus dem Ge-
biete der Elektrotechnik den philosophischen
Doctortitel und die Befähigung als Elektro-
techniker zuerkannt zu haben. Die „Inge
nieuse** Fräulein Bertha Lamme aus Spring-
field, welche auf der Universität zu Cleve-
laud studirte, erhielt Engagement bei der
Westinghouse Company zu Pittsbnrg.
Vielleicht findet dies Beispiel bald Nach-
ahmung, da die Elektrotechnik dem weib-
lichen Geschlechte nicht so viel Vorurtheil
bieten wird wie andere Berufe, auf welche
der Mann von jeher das alleinige Recht der
Ausübung zu haben glaubt.
Die Gommandlt^Gesellschaft W.
Lahmeyer & Co. und die von derselben
seinerzeit gebildete Actien-Gesellschaft
fürB au und Betrieb elektrischer An-
lagen wurden zu einem Unternehmen
unter der Firma: Elektricitäts - Actien -
Gesellschaft vormals W. Lahmeyer
& Co. vereinigt.
Der Vorstand besteht aus den technischen
Directoren Prof. Bernhard Salomon und
Friedrich Jordan und den kaufmännischen
Directoren Albrecht Schmidt und Wilhelm
Vogelsang. Zum Vorsitzenden des Vor-
standes ist Herr Prof. Salomon ernannt,
zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr
Friedrich Jordan.
Berichtigung.
In dem Berichte über die Thätigkeit des Elektrotechniker- Congresses in Chicago
i,Z. f. E.", 1894, P>g* 15 ^^^ 1^1 soll anstatt io'9, 107 selbstverständlich stehen lo* und io7.
Verantwortlicher Redaoteor: JOSEF KAREIS. ~ Selbstverlag des Rlektroteohnischen Vereins.
In Kommission bei LRHMANN & WENTZEL. Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SP1E3 & Co. in Wien, V., StrauÄsengosse 16.
Zeitschrift für Eleictrotechnilc.
XII. Jahrg.
15. Februar 1894.
Heft lY.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Ohronlk des Vereines.
3. Jänner. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender: Präsident
Hofrath Volkmcr.
Nachdem geschäftliche Mitthei-
langen nicht vorliegen, erhält Herr
Director K o 1 b e das Wort zur Ab-
haltung seines Vortrages: ^Ueber
die Wiener Centrale der All-
gemeinen österr. Elektrici-
täts- Gesell sc haft**, über welchen
in einem späteren Hefte berichtet
werden wird.
lo. J ä n n e r. — Vereins-
versammlung. Vorsitzender: Vice-
präsident Grünebaum.
Herr Docent Dr. Hugo S t r a c h e
erhält das Wort zur Abhaltung des
angekündigten Vortrages: ^üeber
Wassergas und elektrische
Beleuchtung". Der Vortragende
erklärt, in seinen Auseinandersetzungen
hauptsächlich die ökonomischen und
sonstigen Vortheile beleuchten zu
wollen, die sich nach seiner Meinung
aus der Verbindung von Wassergas-
anstalten mit Elektricitätswerken er-
geben würden und geht hierauf zur
Beschreibung des Wassergasprocesses
über. Das Wassergas, ein Gemisch
von Kühlenoxyd und Wasserstoff,
wird durch Ueberleiten von Wasser-
danapf über hinreichend hoch (8oo
bis iocx>0 C.) erhitzte Kohle er-
halten. Da bei diesem Vorgange
Wärme gebunden wird (endothermer
Process), erniedrigt sich die Tempe-
ratur immer mehr, bis schliesslich
die Kohle durch den Sauerstoff des
Dampfes nicht mehr zu Kohlenoxyd,
sondern zu Kohlensäure verbrannt
wird. So weit lässt man es nun bei
der praktischen Erzeugung des Wasser-
gases nicht kommen, sondern stellt
nach angemessener Zeit die Zuführung
des Dampfes ein und leitet atmo-
sphärische Luft zu, so dass die Kohle
nun zu Kohlenoxyd verbrennt und
somit für Wärmeersatz und Wieder-
erhöhung der Temperatur gesorgt
ist. Ist die Temperatur auf diese
Weise hinreichend gestiegen, so kann
wieder Dampf zugelassen werden
u. s. f.
Bei diesem Processe wird also
abwechselnd Wassergas (G a s-
machen) und Generatorgas (W arm-
blasen) erzeugt. Der Vortragende
beschreibt nun an der Hand einer
Zeichnung den für diesen Process in
Anwendung stehenden Ofen, wie er
von der Dortmunder Wasscr-
gas-Actiengesellschaft gebaut
wird, mit allen Nebeneinrichtungen;
die gewöhnliche Grösse dieser Oefen
ist eine solche, dass sie für eine
stündliche Erzeugung von looom^
Wassergas berechnet sind. Als gün-
stigstes Verhältniss der beiden Perio-
den hat sich ergeben: 5 Minuten
Gasmachen und 10 Minuten Warm-
blasen. Will man continuirlich Wasser-
gas erzeugen, so müssen natürlich
wenigstens zwei Oefen gleichzeitig
im Betriebe stehen, von denen der
eine Wassergas, der andere Gene-
ratorgas liefert, und umgekehrt.
Der Vortragende zeigt nun an
den Analysen der beiden Gasarten,
wie ihre wirkliche Zusammensetzung
von der theoretischen abweicht und
bemerkt, dass aus l kg Kohlenstoff
I m^ Wassergas und 4 m^ Generator-
gas gewonnen werden können. Von
dem in Wirklichkeit verwendeten
Cokes (aus den Leuchtgasanstalten)
braucht man 1*2 kg für dieselbe Gas-
menge. Auf Grund dieser Zahl werde
nun die Erzeugungskosten (bei d
1000 m^- Apparate) für i ^^ ^Voqi
82
gas, ohne Berücksichtigung der Ver-
werthung des mitgenommenen Gene-
ratorgases, mit I '74 Kreuzer berech-
net. Soll die Anlage zur Abgabe des
Wassergases für Beleuchtung, Be-
heizung etc. an einzelne Consumenten
bestimmt sein, so stellen sich die
Gesammtkosten unter Binrechnung
der Verzinsung und Amortisation des
Anlagecapitals (sammt Rohrleitung)
und des Druckverlustes in den Rohren
auf 2*54 Kreuzer pro i nfi Wassergas.
Das als Nebenproduct gewonnene
Generatorgas repräsentirt einen an-
sehnlichen Energievorrath und wird
dort, wo das Wassergas zur in-
dustriellen Verwerthung erzeugt wird,
zur Heizung der Dampfkessel ver-
wendet. Für selbstständige Wasser-
gasanlagen jedoch, die als Centralen
zur Abgabe des Gases an einzelne
Consumstellen gebaut werden, ist
diese Möglichkeit, vorläufig wenig-
stens, nicht gegeben und hier würde
sich eben eine Vereinigung von
Wassergas- und Elektricitätswerken
als vortheilhaft erweisen. In dem
vorhin erwähnten Apparate werden
pro Stunde 4000 m^ Generatorgas
erzeugt; nimmt man die Temperatur
desselben zu looo^ C. an und
rechnet mit der Annahme, dass man
in den Dampfmaschinen für eine
Pferdekraftsiunde 15 ^^ Dampf
braucht, so ergeben sich 417 HP
als disponibel bei Verwendung des
Generatorgases zur Heizung von
Dampfkesseln ; noch günstiger kann
das Generatorgas ausgenützt werden,
wenn man es direct zum Betriebe
von Gasmotoren verwendet : die von
einem lOOO m^-Apparate gelieferte
Gasmenge repräsentirt in diesem
Falle nach einer beiläufigen Rechnung
620 HP. Fasst man die Verwerthung
des Generatorgases zur Heizung der
Dampfkessel von Elektricitätswerken
in's Auge, so muss vor Allem der
billige Preis von 0*48 Kreuzern
hervorgehoben werden, zu dem die
Wassergasanstalten die Pferdekraft-
stunde zu liefern im Stande wären.
Weitere Vortheile sind : die voll-
kommene Rauchlosigkeit (demnach
werthvoU für städtische Centralen)
und^ da das Gas unter beträchtlichem
Druck zugeleitet wird, das Aus-
langen mit bedeutend niedrigeren
Essen als den jetzt benöthigten.
Der Vortragende bespricht
ferner die besonderen Einrichtungen,
die bei Dampfkesselheizung mit
Generatorgas zu treffen wären,
wenn nur e i n Apparat zur Gas-
erzeugung vorhanden ist und die
Mittel zur Ausgleichung der Consum-
differenzen bei nebeneinander be-
stehenden Wassergas- und Elek-
tricitätscentralen.
Dr. St räche erörtert nun die
Vortheile und Annehmlichkeiten, die
das Wassergas bezüglich seiner
Verwendung zur Beheizung von
Wohnräumen besitzt und bemerkt,
dass dort, wo für Abzug der Ver-
brennungsgase gesorgt ist, die oft
geäusserte Ansicht, dass die Zimmer-
luft verdorben werde, nicht am
Platze sei. Das Wassergas ist für
diesen Zweck billiger als Steinkohlen-
gas, da bei dem letzteren 1000 Ca-
lorien auf 1*9 Kreuzer gegen i'2
bei Wassergas kommen. Gegenüber
der directen Kohlenheizung sind die
Reinlichkeit, die einfache Handhabung
und die kleinen Dimensionen der
Oefen hervorzuheben; im Preise
stellen sich beide Heizungsarten
ungefähr gleich. Kochherde, mit
Wassergas geheizt, weisen sowohl
gegen Steinkohlengas wie gegen
directe Kohlenheizung, eine be-
deutende Oekonomie auf. Handelt
.es sich um die Verwendung des
Wassergases zur Beleuchtung, so
muss in die Flamme, da dieselbe
nicht leuchtend ist, ein Glühkörper
(Au er- oder Fahnehjelm -Brenner)
gebracht werden. Die Kosten der
heutigen Gasbeleuchtung sind die
neunfachen gegenüber der Wassergas-
beleuchtung; auch Bogenlicht kommt
unter Zugrundelegung der Strom-
preise der A. E. G. theuerer tu
stehen. Eine Reihe von Lampen, die
der Vortragende demonstrirt, zeigt
ein schönes, weisses Licht; auch
die vielerlei, zur Ausstellung ge-
brachten Formen von Kaminen,
Kochherden etc. erregten allgemeine
83
Befriedigung durch ihre hübsche
Ausstattung und die einfache Be-
dienung.
Ingenieur Klose weist darauf
bio, dass bei den besten modernen
Dampfmaschinen die Zahl von 15 %
pro Pferdekraftstunde zu hoch an-
genommen und dass beim Vergleiche
des Bogenlichtes mit der Wassergas-
beleuchtung die Lichtstärke der
ersteren pro Watt zu gering be-
messen worden sei. Ferner hält er
die Einleitung von Wassergas in die
Wohnräume, da es giftiger als
Steinkohlengas ist und unter höherem
Drucke steht, für nicht räthlich.
Baurath Kar eis fragt, ob der
Vortragende angeben könne, wie
hoch sich die Strompreise bei der
projectirten Verwendung von Gene-
ratorgas stellen würden.
Dr. Strache bemerkt, dass die
Giftigkeit des Wassergases seiner
Einleitung in Wohnräume wohl nicht
entgegen stehe; überdies werde das
Gas bei dieser Verwendung mit
einem Riechstoff gemengt. Zur Ver-
minderung des Druckes kann ein
Druckregulator vorgeschaltet werden.
Ein Voriheil gegenüber dem Stein-
kohlengas sei seine geringere Ent-
zöndlichkeit. Die Anfrage des Herrn
Baurath K a r e i s kann der Vor-
tragende momentan nicht beantworten,
da er eine diesbezügliche Rechnung
nicht angestellt hat. Nachdem sich
Niemand mehr zum Worte meldet,
dankt der Vorsitzende dem Herrn
Dr. Strache — unter lebhafter Zu-
stimmung der Anwesenden — für
seinen interessanten Vortrag, und
scbliesst die Versammlung.
15. Jänner, — Ausschuss-
Sitzu ng.
17. Jänner. — Vereins Ver-
sammlung. Vorsitzender: Präsident
Hofrath V o 1 k m e r.
Der Vorsitzende macht der Ver-
sammlung nach Eröffnung des Abends
die Mittheilung, dass Prof. D e c ha n t
wegen Erkrankung seinen für diesen
Tag angesetzten Vortrag verschieben
musste. Da keine geschäftlichen An-
gelegenheiten vorlagen, ertheilt der
Vorsitzende Herrn Ingenieur Ross
das Wort, welcher der Versammlung
die Ergebnisse von Versuchen mit
der T h o m s o n'schen Schweiss*
methode vorlegen wolle,
Herr Ingenieur Ross theilt zu-
nächst mit, dass anlässlich des Kölner
Verbandtages Deutscher Elektrotech-
niker die T h o m s o n*sche Seh weissung
mit Wechselstrom durch einen Ver-
treter der Th omson-Hous ton-Co.
vorgeführt und der Messung unter-
zogen worden sei. Diese Art von
Schweissung beruht bekanntlich dar-
auf, dass durch einen Transformator
ungeheure Ströme — 20.000 bis
40.000 A. — von geringer Spannung
geliefert werden, die, durch die
Arbeitsstücke geschickt, dieselben
auf die Schweisstemperatur bringen.
Thomson hat diese Transformatoren,
die diesem Zwecke entsprechend ge-
baut waren, Schweissmaschinen
genannt.
Es wurden primär 300 Volt ge-
geben, der secundäre Kreis bestand
nur aus einer Windung, deren Enden
mit geeigneten beweglichen Backen
zur Aufnahme der Arbeitsstücke ver-
sehen waren. Diese Backen stehen
während der Schweissung unter
hydraulischem Drucke. Effect und
Arbeit wurden mit Wattmeter und
B I a t h y'schem Zähler gemessen.
Der Vortragende theilte die Ver-
suchsresultate mit, welche sich er-
gaben bei Schweissung verschiedener
Proben von Martinstahl, Flusseisen,
Schweisseisen u. a. bei einem Quer-
schnitte von 7 bis l3^/2cm^'
Vergleiche mit Gleichstrom-
Schweissungen nach dem Verfahren
von Lagrange und Julien,
welche in der Kölner Accumulatoren-
Fabrik vorgenommen wurden, ergaben
einen geringeren Energieverbrauch
nach der Thom so n'schen Methode.
Das Julien'sche Verfahren hat den
Vorzug, dass die Stücke vollkommen
metallisch rein werden.
Das Thomson'sche
wird verwendet in Drab ^
84
zur Herstellung von Rad-Bandagen,
zum Schweissen von Kühlschlangen,
Muffen, Tramwayschienen. Auch zur
Anschweissung ausgebrochener Zähne
bei Kreissägen findet es ausgedehnte
Anwendung,
Nach den Auseinandersetzungen
des Herrn Ingenieur Ross ergreift
Herr Baurath Kareis das Wort, um
eine kleine Skizze ^Goethe's A n-
sichtenüberdieElektricität**
vorzuführen. Der Vortragende wies
nach, welches rege Interesse Goethe
auch diesem Zweige der Naturwissen-
schaft entgegenbrachte. Mit seiner
Divinationsgabe ahnte sein genialer
Geist den Zusammenhang dieser
Energieform mit jener der Wärme
und der chemischen voraus, sowie
auch dass diese Naturkraft berufen
sein werde, eine hervorragende Rolle
in der Welt der Zukunft zu spielen.
Die Versammlung lohnte die
beiden interessanten Vorträge mit
reichem Beifalle.
22, Jänner. — Sitzung des
Redactions-Comites.
Pro^amm
für die Vereinsversammlungeo
im Monate Februar 1894.
(Im Vortragssaale des Wissenschaft-
uchen Club, I. Bschenbachgasse 9, 7 Uhr
Abends.)
7. Februar. — Wegen des
Aschermittwoch kein Vortrag.
14. Februar. — Vortrag des
Herrn Hugo Koestlcr, Ober-
Ingenieur der k. k. österr. Staats-
bahnen: ^Reiseeindrücke aus
Nordamerika".
21. Februar. — Vortrag des
Herrn Hofrathes Dr. Franz Edler
von Rosas: „lieber den neuen
Patent-, resp. Gebrauchs-
musterschutz-Gesetzent-
wurf«.*)
zB, Februar. — Vortrag des
Herrn Professor Jo hann Dechant:
„Ueber magnetische Verzöge-
rungen in Folge von Wechsel-
strömen und deren experi-
mentellen Nachweis".
(Dieser Vortrag findet im Physiksaale
der k. k. Staats-Oberrealschule, 11. Ver-
einsgasee az, statt.)
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, Oerlikon.
(Fortsetzung.)
In Fig. 9 ist die Frontansicht eines solchen Kurzschlussankers
abgebildet.
Denken wir uns den Anker in Ruhe und das Magnetfeld im Sinne
des oberen Pfeiles rotirend, so nehmen die inducirten Ströme in dem
vorderen Kurzschlussring den durch die inneren Pfeile und im hinteren
Kurzschlussring den durch die äusseren, punktirten Pfeile angegebenen
Verlauf, Die Stäbe c, <f, e und /, <7, h erfahren in dem betrachteten
Momente keine Induction, aber trotzdem wird ein Theil des Stromes
seinen Weg durch diese Stäbe nehmen und das secundäre Drehfeld
schwächen.
Aus diesen Gründen gebe ich den unter 2 und 3 vorgeschlagenen
und erprobten Constructionen den Vorzug. In den Fig. 10 und 11 ist für
einen vierpoligen Motor das Verbindungsschema für die zweite und dritte
*) Jene Mitgliederf welche sich für diesen Gegenstand besonders interessiren nnd
sich an einer eventnell an den Vortrag knüpfenden Discusion betheiligen wollen, können
ein Exemplar der Gesetz - Entwürfe im Vereins-Bureau, Wien, I. Nibelnngengasse 7
(S — 7 Abends) beheben.
85
Constructionsart des sogenannten Phasenankers dargestellt. Fig. 12 gibt
die Ansicht eines von der Maschinen fabrikOerlikon nach der
dritten Art ausgeführten Ankers.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. II.
Fijf. 12.
Bezeichnet Rq den Widerstand eines Ankerstabes lÄlusive des
Widerstandes der auf diesen Stab entfaller^^i Ouerverbi-. , so folgt
aus Gleichung 63
A
86
R,=:bK^-^,.E,^»il-s).
88)
nun ist mg Ag = Z die totale Stabzahl des Ankers. Daraus ergibt sich die
für alle drei Ankerconstructionen giltige Gleichung
und die Wattleistung
^0 = ^^-^2-0-^)
^=^^-|^'-('-^)
89)
90)
Der Einfluss von stehenden, periodischen Magnet-
feldern.
Bisher habe ich die übliche Annalime gemacht, dass sich die Kraft-
linien des Feldes zu einem Drehfelde von constanter Stärke zusammen-
setzen. Die entwickelten Gleichunj^^en können daher das Verhalten des
Motors nur dann bestimmen, wenn die gemachte Annahme zutrifft. Ich
will nun im Nachfolgenden zeigen, dass auch ohne die Annahme eines
solchen Drehfeldes das Entstehen eines Drehmomentes und das Angehen
des Motors erklärt werden kann.
In jedem Mehrphasen- Wechseltrom-Motor mit einem durch Wechsel-
strom erregen Magnetteide sind ausser dem Drehfelde noch stehende
periodische Magnetfelder vorhanden, und in gewissen Fällen überwiegt die
Wirkung derselben diejenige des Drehfeldes.
In Fig. 13' ist unter dieser Annahme der Kraftlinienverlaut der
momentanen Stromrichtung entsprechend eingezeichnet. Es sind sechs
periodische Felder vorhanden, deren Kraftlinien die primären und secun-
87
dären Spulen einzeln niiteinander verketten; nur ein geringer Theil der
Kraftlinien setzt sich zu einem Drehfelde zusammen.*)
Dass die periodischen Felder' stok ausgebildet sein können, geht
aus verschiedenen Erscheinungen hervor. Bei gewissen Anordnungen der
primären und secundären Windungen hängt z. B. die Zugkraft, mit welcher
der Motor angeht, von der gegenseitigen Lage dieser Windungen abj
es sind erfahrungsgemäss Lagen möglich, in denen der Motor nicht nur
kein Drehmoment äussert, sondern noch festgehalten wird. Für einen
Fig. 14.
Motor, bei dem die Zahl und Lage der Spulen mit dem Schema Fig. 13
(und Fig. 16) übereinstimmt, wird z. B. das Drehmoment nahezu gleich
Null; liegen dagegen die Spulen des Inductors A zwischen den Feld-
spulen, auf dem Durchmesser mg, so befinden sich dieselben in einer
Lage minimaler Wirkung und der Anker wird in dieser Stellung entweder
festgehalten oder äussert nur ein geringes Drehmonient.
Fig. 15.
Das Drehmoment beim Angehen des Motors, sowie die Schlüpfung,
welche ein Motor bei Ueberlastung zulässt, hängen wesentlich von der
magnetischen Anordnung des Motors, sowie von der Lage und Zahl der
Feld- und Ankerspulen und von dem Widerstände der letzteren ab.
Das Auftreten von Bremslagen und Lagen minimaler Anzugskraft
lässt sich nur durch die Existenz von stark ausgebildeten periodischen
Feldern erklären.
*) Zur Zeit der Ausstellung in FrtiiWurt hat J.
sog. Nebenfeldern hingewiesen.
auf das Bestehen von
88
Bei richtiger Disposition der Feld- und Ankerspulen tragen aber auch die
periodischen Felder in der Ruhelage des Ankers zur Hervorbringung
eines bestimmten Drehmomentes bei. Die Figuren 14 und 15 sollen zur
Erklärung dieser Behauptung dienen. Die Spulen I, II und III sollen je
einer Phase angehören. Wir nehmen an, dass gar kein Drehfeld entstehe,
sondern dass jeder Spule ein besonderes stehendes, periodisches Magnetfeld
entspreche. Der Raum, den die Linien eines solchen Feldes beanspruchen,
wächst mit der Intensität des Feldes und das in seiner Intensität
wachsende Feld wird das schwächere oder abnehmende Feld verdrängen.
Ein grosser Theil der Ankerwindungen wird somit abwechselnd von
benachbarten Magnetfeldern inducirt und aus dieser abwechselnden Induction
resultirt ein Drehmoment
In Fig, 14 ist angenommen, der Erregerstrom habe in der Spule II
seinen Maximalwerth J^ erreicht, in I nehme die Stärke desselben ab
und in III zu, in beiden ist die Stromstärke ij = J^ sin 30^. Das Feld II
nimmt daher den grössten Raum ein.
Zwischen den Strömen, welche in den Windungen a, a, a durch
das abnehmende Feld I inducirt wurden, und welche dem indudrenden
Felde xmi — |- 92 nacheilen, und dem Felde II findet Anziehung statt.
Nach V12 Periode geht die Stromstärke der Phase I durch Null \md in
II und III ist h == t/i sin 60^. Die von dem abnehmenden Felde II in den
Windungen b b inducirten Ströme werden mm vom Felde III angezogen,
zwischen dem Felde I, das seine Richtung wechselt imd dessen Intensität
zunimmt imd den vom Felde II inducirten Strömen findet Abstossung statt ;
es entsteht somit ein Drehmoment, das den Inductor in der Richtung des
Pfeiles zu bewegen strebt.
Auf eine Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen einem
stehenden, periodischen Felde und den von diesem selbst inducirten
Strömen brauchen wir nicht einzutreten; die anziehenden und abstossenden
Kräfte heben sich auf und das resultirende Drehmoment ist gleich Null.
Die erwähnten Vorgänge können wir kurz dahin zusammenfassen:
Ein in seiner Intensität abnehmendes Magnetfeld inducirt in den Windungen
des Ankers solche Ströme, dass dieselben von dem benachbarten, in
seiner Intensität wachsenden Magnetfelde entweder angezogen oder
abgestossen werden, je nachdem die betreff^enden Magnetfelder entgegen
gesetzt oder gleichgerichtet sind. Die anziehenden und abstossenden
Kräfte wirken in demselben Sinne und erzeugen ein Drehmoment.
Folgen die inducirenden Ströme der Sinusform, so können wir
bei geringen Sättigungen des Eisens die Intensität der Magnetfelder
ebenfalls durch Sinuscurven darstellen. In Fig. 15 sollen die Curven I, II
und III den drei Phasen des Erregerstromes entsprechen und den Verlauf
der Intensität des Magnetismus darstellen, indem wir die Zeiten als
Absdssen und die Intensitäten als Ordinaten auftragen. Die Fig. 14
entspricht dem Momente a der Fig. 15. Durch Vergleich dieser Figuren
findet man, dass, wenn der Magnetismus gewisse Werthe durchläuft,
entweder Anziehung oder Abstossung stattfindet, imd zwar haben wir
zwischen 5 — 7 imd 3 — 9 Anziehung,
„ 6 — 8„ 4 — IG Abstossung,
„ 9 — II „ 7 — 13 Anziehung,
,, IG — 12 „ 8 — 14 Abstossung,
„ 13 — 15 „ II — 17 Anziehung
u. s. f. Aus dem Uebereinandergreifen dieser Zeiten ist ersichtlich, dass
auf den Anker ein Drehmoment von nahezu constanter Stärke aus-
geübt wird.
89
Die räumlich ineinander greifenden Pulsationen
der magnetischen Felder mit einem in bestimmtem
Sinne wandernden Maximum genügen somit vollständig,
um das Angehen des Ankers mit Zugkraft zu erklären.
Hiebei ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich ein Theil der
Kraftlinien wirklich zu einem sogenannten Drehfelde zusammensetzt. Die
Intensität des Drehfeldes wird wesentlich von der Construction des Motors
und der Anordnung der Erregerwindungen abhängen. Die von D. v. D o b r o-
wolski angegebene Sechs- und Zwölf-Spulenwickelung wird die Ent-
stehung eines Drehfeldes begünstigen. Noch wesentlicher ist es jedoch,
den Motor so zu entwerfen, dass das räumliche Ineinandergreifen der
periodischen Felder begünstigt wird. Das Letztere kann namentlich bei
Anwendung von Zacken im Eisen des Ankers und des Magnetfeldes in
gewissen Stellungen und bei einem ungünstigen Zahlenverhältniss der
Zacken verhindert oder stark geschwächt werden.
Fig. i6.
In Fig. i6 sind z. B. Feld und Inductor mit 6 Zacken versehen.
In der gezeichneten Stellung der Zacken wird der Motor nahezu keine
Zugkraft entwickeln, er verhält sich wie ein einphasiger Motor. Drehen
wir den Inductor um den Betrag m^ mg, so dass die Zähne des Inductors
zwischen die Zacken des Feldes zu liegen kommen, so gelangen die
Ankerwindungen in die Lage minimaler Induction und haben das Be-
streben, in dieser Lage zu verharren, der Inductor scheint in dieser Lage
festgebremst zu sein. Diese Bremslage ist um so kräftiger ausgebildet,
je kleiner der Widerstand der Inductorwindungen ist, denn mit abnehmendem
Ankerwiderstande nehmen die inducirten Ströme zu imd die magnetische
Streuung wächst. Ertheiltman dem Anker eine kleine Anfangsgeschwindigkeit,
so erreicht derselbe sehr rasch die volle Umdrehungszahl xmd die
periodischen Felder erzeugen nun, ebenso wie bei einem einphasigen
Motor, ein Drehmoment.
Wird aber eine gute magnetische Anordnung imd die Zacken- und
Spulcozahl.von Anker und Feld passend gewählt, so wird in allen Lagen
ein Angehen des Motors mit gleicher Zugkraft stattfinden.
Unter der Voraussetzung,
periodische oder loc^^Felder voi
il^Ri
gar
[en seien
kein Drehfeld, sondern nur
lässt sich die Grösse des
90
im günstigsten Falle möglichen Drehmomentes (i>) aus der Fig. 17
ermitteln.
Die Sinuscurven Z^, Äg, ^3 mit einer Phasenverschiebung von 60^
sollen den Verlauf der periodischen Felder der primären Phasen I, II III
darstellen. Die in den secundären Windungen iiiducirte E. M. K. ist ein
Maximum, wenn die Intensität des betreffenden Feldes durch Null geht
und gleich Null, wenn das Feld die maximale Intensität erreicht hat. Der
Fig. 17.
durch das Feld k^ in den Windungen des Inductors inducirte Strom ^2
hat somit gegen h2 eine Phasenverschiebung von 90 + ?2' ^^^ Verlauf
des Stromes i^ ist in Fig. 17 eingezeichnet. Durch die Wechselwirkungen
zwischen den benachbarten Feldern h^, h^ und dem Strome ^ wird ein
Drehmoment erzeugt. Dieses Drehmoment ist proportional dem Producte
aus den Maximalwerthen von ä^, h^ und i^ und dem Cosinus der Phasen-
verschiebung zwischen h^ \md «2 bezüglich h^ und ig.
(Fortsetzung folgt.)
Tesla's mechanischer und elektrischer Oscillator.*)
In einem Vortrage, welchen Herr Tesla vor dem Elektrotechnikcr-
Congrcsse in Chicago hielt, führte derselbe aus, dass sein Bestreben dabin
gerichtet gewesen wäre, einen Mechanismus zu construiren, welcher Oscil-
lationen mit vollkommener Constanthaltung der Periodenzahl unabhängig
von Reibungswiderständen und von der Belastung hervorzubringen vermöge,
um hiermit pulsirende elektrische Ströme von constanter Periodenzahl zu
erzeugen und zwar mit Hilfe derartiger Mittel, welche die Einführung einer
Funkenstrecke entbehrlich machten.
Im Nachfolgenden soll an der Hand von Abbildungen über diesen
neuesten Fortschritt des unermüdlichen Forschers auf dem Gebiete der
Ströme mit hoher Frequenz kurz berichtet werden.
Der Oscillator besteht im Wesentlichen aus einem hin- und her-
gehenden Kolben, der direct eine Spule oder einen Magneten bewegt und so
elektrische Ströme hervorzurufen vermag. Als bewegende Kraft dient entweder
comprimirte Luft oder Dampf. Fig. l stellt die innere Anordnung des
Tesla'schen Apparates dar. Der Kolben P ist in der Bohrung eines
Cylinders C eingepasst, welcher mit Canälen 0 O und 1 versehen ist, die
sich über die innere Fläche ausbreiten. Die beiden Canäle 0 0 sind für
*) Electrical Engineer New-York vom 8, November 1893.
91
den Austritt der verbrauchten Pressluft bestimmt, während 7 för den Eintritt
derselben dient. Der Kolben P ist ebenfalls mit zwei Canälen SS' aus-^
gerüstet, deren Entfernung von einander auf das Sorgfältigste ausprobirt
werden muss. Die Rohre TT, welche in den Kolben eingeschraubt sitid,
stellen die Communication zwischen den Canälen SS' und den zn beiden"
Seiten des Kolbens befindlichen Kammern her, jede dieser Kammern ist mit
demjenigen Canal verbunden, welcher von ihr am weitesten entfernt liegt. Der
Kolben P ist fest auf eine Achse A geschraubt, die durch passende Lrager
an den Enden des Cylinders C geführt wird. Die in genau bestimmten
Abstand von einander angeordneten Lager begrenzen die Bewegung des
Kolbens. Das Ganze wird von einem Mantel J umgeben, welcher vor-
nehmlich dazu dient, das Tönen abzuschwächen. Der vorliegende spediell
zum Betriebe mit comprimirtcr Luft construirte Apparat erfährt einige
Abänderungen, wenn derselbe mittelst Dampf betrieben werden soll.
Die magnetische Anordnung ist. so getroffen, dass die beiden, au»
dünnen Eisenblechscheiben hergestellten Elektromagnete MM den Oscillator
eng umschliessen und ein äusserst kräftiges Feld zwischen zwei gegenüber-
liegenden Polen erzielt wird. In den beiden magnetischen Feldern bewegen-sich zwer
Paar Spulen mit metallischem Gehäuse HH, welche auf die Achse A des
Kolbens aufgeschraubt sind. Der ganze Apparat ist auf eine metallische
Grundplatte montirt, welche wiederum auf zwei Holzblöcken ruht.
Fig. I.
Die Wirkungsweise ist folgende: Die comprimirte Luft .wird nach
dem Einführungsrohr 1 geleitet und ertheilt man am besten dem Kolben
zum Angehen einen kleinen Anstoss. Nehmen wir an, dieser Impuls sei so erfolgt,
dass sich der Kolben nach links bewegt, dann schiesst die Luft durch den
Canal S' und Rohr T in die zur Linken befindliche Kammer. Der Luftdruck
treibt nun den Kolben nach rechts und in Folge der Trägheit fliegt er
weiter, als das Gleichgewicht bedingt, und erlaubt dadurch der Luft, durch
den Canal S und Rohr T in die Kammer zur Rechten zu gehen, während
die Verbindung mit der linken Kammer unterbrochen ist. Aus der letzteren
entweicht nun die Luft durch das Auspuffrohr O zur Linken. Bei dem
Rückgang des Kolbens findet ein ähnlicher Vorgang auf der rechten Seite
statt. Diese Schwingungen werden continuirlich unterhalten und der Kolben
legt dabei Wegstrecken zurück von 0*4 mm bis zu 10 mm, je nach dem
herrschenden Luftdruck und der Belastung.
Zur Erzielung einer vollkommen constanten Schwingungsdauer ^ibt
Tcsla drei verschiedene Wege an, entweder werdHL wie in dem ge-
zeichneten Falle die Dimensionen der.«l&uomern ini^"^cillator auf das
Sorgfältigste ausprobirt oder derartir ^fcftfedern ^\ ausserhalb des
derartif ^kf
V
92
Apparates mit dem Kolben in Verbindung gebracht oder endlich drittens
wird die Reaction des elektromagnetischen Theiles der Combination hierzu
herangezogen. Dieses geschieht in der Weise, dass die Spulen für hohe
Spannung gewickelt und damit ein Condensator so verbanden wird, dass
die natürliche Schwingungsdauer des Kolbens, das ist diejenige, welche
der Kolben allein annehmen würde, erreicht wird, so dass beide zusammen
leicht in Tritt fallen und elektrische und mechanische Resonanz erzielt
wird, wodurch eine völlige Unabhängigkeit der Perioden vom Druck und der
Belastung erhalten wird. Da der Kolben mit den Spulen vollkommen frei beweglich
ist, so ist er äusserst empfänglich für den Einfluss der Schwingungen, die
in den Stromkreisen der Spulen HH auftreten. Den Vorgang kann man
sich leicht auf folgende Weise vorstellen. Angenommen, wir hätten ein
Pendel von grossem Gewicht, welches durch eine periodisch wirkende Kraft
in Schwingung erhalten wird, dann wird diese Kraft, trotzdem sie die
Schwingungen aufrecht erhält, doch nicht im Stande sein, die Schwingungs-
dauer des Pendels zu beeinflussen.
Mit Hilfe seines Oscillators vermochte T e s 1 a einen Wechselstrom zu
erzeugen, bei dem die £. M. K. des nach einer Richtung erfolgenden
Impulses die des anderen überwog, so dass eine dem Gleichstrom gleich-
kommende Wirkung erzielt wurde, was er durch Erregung starker Elektro-
magnete demonstrirte. Diesen Vorgang erklärt Tesla folgend ermaassen :
Angenommen, ein Leiter wird in ein magnetisches Feld geführt und dann
plötzlich daraus entfernt. Wird der Inductionsstrom nicht verzögert, so
wirkt derselbe wie ein Reibungswiderstand. Verzögert sich dagegen der
Strom, so wirkt das magnetische Feld wie eine Feder. Man denke sich,
dass die Bewegung des Conductors durch den erzeugten Strom gehemmt
wird und dass im Augenblick des Aufhörens der Bewegung im Felde das
Maximum des erzeugten Stromes herrscht, dann wird dieser Strom entsprechend
dem Lenz'schen Gesetze den Conductor aus dem Felde treiben, und findet
dieser keinen Widerstand, so verlässt er das Feld mit derselben Ge-
schwindigkeit, wie die zu Anfang seines Eintrittes war. Es ist nun klar,
dass, wenn jetzt die periodisch wirkende Ktaft sich zu der ersteren
hinzuaddirt, der Conductor das Feld mit grösserer Geschwindigkeit ver-
lassen wird^ als er beim Eintritt besass, und dadurch die aus dieser Be-
wegung resultirende E. M. K. der ersteren an Grösse überlegen sein wird.
Der Wirkungsgrad des Apparates ist ein äusserst hoher, da Reibungs-
verluste auf ein Minimum reducirt und die bewegten Massen nur sehr
gering sind.
Die elektrische Untergrundbahn In Budapest,
Wir haben im vorigen Hefte auf Seite 78
kurz berichtet, dass die Bndapester
elektrische Stadtbahn- Gesellschaft
im Vereine mit der Bndapester Strassen-
bahn-Ges ellschaft der Commune
ein Project über eine Untergrundbahn
vorgelegt hat und bringen nnn im Nach-
steheoden die versprochenen Details.
Die Untergrundbahn ist als eine Sehens-
würdigkeit der Millenniums - Ausstellung
gedacht und soll also bis zum Jahre 1896
fertig werden.
Die Trace dieser Untergrandbahn ist
vorläufig vom Giselaplatze aus durch die
Dreissigütgasse Über den Waitzner-Boulevard,
die Andrässystrasse in das Stadtwäldchen
nächst dem Thiergarten, bezw. dem Aus*
stellnngsplatxe projectirt.
Die elektrische Untergrandbahn soll
nicht als Tunnelbahn wie die Stadtbahnen
in London ausgeführt werden, sondern als
sogenannte Unterpflasterbahn mit
flacher, unmittelbar unter dem Strassenpflaster
liegender Decke. Die Bahn soll demgemäss
dem Zuge der Strassen folgen und die an
den Strassen errichteten Gebäude nicht be-
rühren. Diese Untergrundbahn wird aach nicht
ti4"fer zu liegen kommen, als die Keller-
fnndamente der Häuser, so dass weder von
der Bauausführung, noch von dem Betriebe
der Bahn irgend ein schädlicher Einfluss auf
die Häuser zu befürchten steht.
Diese Bahn soll durchgehends z w e i-
geleisig hergestellt werden, weil anders ein
flotter Betrieb nicht durchführbar ist. Sie
soll nur an bestimmten Punkten Haltestellen
93
erhjüteD, an welchen die Fahrgäste auf-
genommen nnd abgesetzt werden.
Diese Stadtbahn soll vorläufig auf dem
Giselaplafze beginnen nnd zunächst dnrch
die Dreissigstgasse längs der Elisabeth-
Promenade nach dem Franz -Deäk- Platze
fähren. Von hier soll sie sich unter dem
Waitzner-Bonlevard bis zur Andrässystrasse
hiasieben nnd dann unter der ganzen
Andritsjstrasse entlang bis zum Stadt-
wäldchen führen, woselbst sie beim Thier-
guten nächst dem artesischen Brunnen
endigen wird.
Die Bahn wird bei 3*3 km Betriebs-
linge zehn Haltestellen haben, von welchen
die ersten nenn im Tunnel, die letzte in
der Höhe der Strasse liegen, welche mit
einer nur 113 m langen Rampe von
13*88 pro Mille erstiegen wird. An dem
Endpunkte der Bahn im Stadtwäldchen,
nahe dem Eingänge zum Thiergarten, soll
die Untergrundbahn eine Geleiseverbindung
mit ihrem Betriebsbahn hofe erhalten, welcher
im Anschlüsse an den Betriebsbahnhof der
bestehenden elektrischen Bahn in der Arena-
strasse gedacht ist. Dieses Anschlussgeleise
soll dem grossen Teiche des Stadtwäldchens
entlang nnd dann längs der Thiergarten-
grenze nach der Arenastrasse führen. Die
Wegeverbiodungen im Stadtwäldchen werden
in keiner Weise unterbrochen.
Die Untergrundbahn soll normalspurig
aasgeführt werden, so dass ihre Wagen
er/orderlichen Falles später auch auf be-
stehende oder noch zu erbauende Strassen-
bahnen im Anschlüsse an die Untergrund-
bahn übergeführt werden können.
Die grösste vorkommende Steigung
der Bahn beträgt 15*28 pro Mille nnd be-
findet sich am Elisabethplatze. Die schärfsten
vorkommenden Bogen haben 40 m Halb-
messer. Sie befinden sich an beiden Enden
der Dreissigstgasse, ferner beim Einbiegen
vom Deäkplatze nach dem Waitzner-Bonle-
vard, endlich am artesischen Brunnen.
Der Betrieb der elektrischen Unter-
grnndbahn soll von einer Maschinenao-
lage aus erfolgen, welche im Anschlüsse
an jene der bestehenden elektrischen
Bahnen in der Gärtoergasse auszuführen
wire. Von dieser Maschinenanlage aus sollen
durch die Akaziengasse und durch die
Grosse Feldgasse besondere 900 m lange
Zoleitungskabel bis an die Untergrundbahn
heran verlegt werden. Die Stromzuleitung
längs der Bahn soll in der Weise bewirkt
werden, dass an den Seiten wänden des
Tanneis für jedes Geleise ein Leitungs-
winkeleisen mittelst Isolatoren befestigt
wird, von welchem die Wagenmaschinen
den erforderlichen Strom mittelst Strom-
abnehmer, welche unten seitlich am Wagen
befestigt sind, zugeführt erhalten. Die
Rflckleitnng des Stromes soll durch die
Schienen der Bahn erfolgen.
Die Haltestellen sollen, wie die
meisten Haltestellen der Stadtbahnen In
London, derart angeordnet werden, dais im
Tannel beiderseits ausserhalb der Gi^l-i^e
je eine Plattform von 3 m Breite angelegt
wird. Jede Plattform dient also ebenso wie
das Geleise, an welchem sie liegt, nur für
eine Fahrrichtung. Die Plattformen liegen
0*25 m über Schienenoberkante, so dass man
in den Wagen hinein nur einen Schritt von
15 cm Steigung zu machen hat. Demzufolge
ermässigt sich die lichte Höhe der Halte-
stellen auf 2*4 m und die Lage der Platt-
formen unter Strassenoberkante auf 2*90 bis
3 m. Es sind also nur 19 Stufen erforderlich,
um von der Strasse auf die Plattform der
Haltestelle hinunter zu gelangen. Die Stiegen
sollen mindestens 1*5 m breit gemacht
werden, damit die Fahrgäste, welche die
Haltestelle betreten, und diejenigen, welche
sie verlassen, ungehindert neben einander
vorbeigehen können. Die Stiegenlöcher
werden 3 m lang und sollen in der Strasse
gegen Regen und Schnee durch geschmack-
volle, in Eisen und Glas ausgeführte
Schatzhütten, ähnlich wie bei den Halte-
stellen der bestehenden elektrischen Bahn,
überdacht werden. Diese Treppenhäuser der
Haltestellen der Untergrundbahn werden im
Allgemeinen auf dem Trottoir an der
Fahrdammkante, oder je nach der sich auf
der Strasse ergebenden Gelegenheit derart
aufgestellt, dass sie den Strassenverkehr
nicht hindern. Erforderlichenfalls müssen
die nicht unmittelbar auf die Plattform
mündenden Stiegen mit der Plattform
durch kurzen Stichtunnel verbunden werden.
Jede Haltestelle soll die Länge von
zwei gekuppelten Wagen zuzQglich eines
beim Anhalten erforderlichen Spielraumes
von 5 m erhalten. Hieraus ergibt sich die
Länge der Plattformen zu 20 m.
Jede Haltestelle soll mit zwölf Glüh-
lampen beleuchtet werden.
Die Anordnung der Wagen
steht in engster Wechselbeziehung zum
Tunnel. Der lichte Raum des letzteren muss
besonders nach der Höhe durch den Wagen,
u. zw. durch den zum Aufenthalt für die
Fahrgäste bestimmten Wagenkasten möglichst
vollständig ausgefüllt werden, so dass rings
um den Wagenkasten nur der unumgänglich
nothwendige Spielraum (10 — 20 cm) gegen
Fussboden, Wände und Decke des Tunnels
frei bleibt. Demgemäss ist die Anordnung
des Wagens derart getroffen, dass der
Wagenkasten zur Aufnahme der Fahrgäste
zwischen zwei an den Enden des Wagens
laufende Drehgestelle hineingehängt ist. Auf
diesen befinden sich die Maschinen mit
dem Antrieb, die Schaltapparate und über-
haupt der Stand für den Wagenführer.
Der Wagenkasten ist durch zwei
Zwischenwände in drei Räume abgetheilt,
einen grösseren Mittelraum, welcher von den
Plattformen der Haltestellen unmittelbar
zugänglich ist, und zwei kleinere Räume an
den Eadctif welche nur miUejbaj voa dem
vo re r wähntesi M i i r e I ra n m e l|ri^C^ß '-i n gl k h
iedcr lömlj^^^^^i haben
Der
^Cher
94
Haltestelle aos mitteilt zweier Schiebethüren
sngäoglich, von denen die eine nur als
^ Eingang*^ f die andere nur als „Ausgang**
genützt werden toll. Letztere Einrichtung
bat wiederum die tbunlicbst schnelle Ab-
fertigung des Wagens in den Haltestellen
und den thonlichst kürzesten Aufenthalt
daselbst zum Zweck. Zwischen beiden
Thttren befindet sich im Mittelraume eine
Längsbank für fünf Sitzplätze. Da der
Fahrtrichtung entsprechend immer nur die
ThUren einer Seite, nämlich die den
Plattformen der Haltestellen zugekehrten
ThÜren in Benützung stehen, die gegenüber-
liegenden, dem zweiten Geleise der Bahn
zugekehrten Thüren aber geschlossen bleiben
müssen, so bietet sich vor diesen ge-
schlossenen Thüren noch Raum für je zwei
abnehmbare Sitze, welche verhindern, dass
ein Fahrgast irrthümlicherwdse versuchen
kann, nach der falschen Seite, nämlich nach
dem zweiten Geleise hin auszusteigen. Ent-
sprechend der Breite dieser zwei abnehm-
baren Sitze ergibt sich die Breite der Thür
zu 0'95 m, d. h. so breit, dass bei sehr
lebhaftem Verkehr zwei Personen zugleich
hindurchgehen können. Der Mittelraum
enthält hienach zusammen 14 Sitzplätze nnd
der ganze Wagen 28 Sitzplätze. Im Mittel-
raume ergibt sich zwischen den Längsbänken
eine freie Breite von 1*15 m, welche sowohl
einen bequemen Verkehr von und nach den
Ein- und Ausgang»thüren gestattet, ab auch
Raum für circa zwölf Stehplätze bietet. Der
Wagen gewährt somit Raum für 40 Fahr-
gäste. Erforderlichenfalls kann durch geringe
Verlängerung der Endabtheilungen des
Wagenkastens in jeder derselben noch
weiterer Raum für vier bis fünf Stehplätze
geschaffen werden und der ganze Wagen
wird dann 50 Fahrgäste fassen.
Die Beleuchtung der Räume für
die Fahrgäste soll mit Glühlampen in aus-
kömmlicher Weise erfolgen, und zwar erhält
jede Endabtheilung des Wagens zwei, der
Mittelraum aber vier Glühlampen.
Die Lüftung ist in der Weise gedacht,
dast in jeder Wagenabtheilung an jeder
Seite ein elektrisch angetriebener Ventilator
eingesetzt ist^ welcher während der Fahrt
steht, dagegen bei der Einfahrt in die
Haltestellen, welche unmittelbar mit der
freien Luft in Verbindung sind, selbstthätig
eingeschaltet und bei der Ausfahrt aus
den Haltestellen ebenso wieder ausgeschaltet
wird.
Die Bekanntgabe der Haltestellen erfolgt
durch Tafeln, welche über den Schiebe-
thüren der Zwischenwände angebracht sind,
so dass sie von allen Wagenabtheilungen
aus sichtbar sind. Auf diesen Tafeln soll
bei der Ausfahrt« des Wagens aus einer
Haltestelle selbstthätig der Name der
folgenden Haltestelle erscheinen, so dass die
Fahrgäste nicht nur jederzeit wissen, wo sie
sich befinden, sondern auch veranlasst
werden, sich rechtzeitig vor Einfahrt in die
Haltestelle, wo sie aussteigen wollen, an
die Ansgangsthür des Wagens zu begeben.
Die Herstellung der Bahn muss selbst-
verständlich in einer solchen Art nnd Weise
bewerkstelligt werden, dass der Verkehr auf
der Strasse so wenig als möglich dadurch
beeinträchtigt und die Zngänglichkeit der
Hänser unter gar keinen Umständen unter-
brochen wird. Es dürfen femer dnrch die
Bauausführung den Anwohnern so wenig sds
möglich Störungen durch Geräusch n. s. w.
bereitet werden. Die Baugrube wird 8' 5 bis
9*0 m breit, so dass also bei der Bau-
ausführung in gar keinem Falle die Trottoirs
in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern
immer nur der Fahrdamm aufgerissen wird.
Der Betrieb der elektrischen Untergrund-
bahn soll der denkbar flotteste und pünkt-
lichste sein. Es ist dies durchführbar, nach-
dem die Bahn durchwegs zweigeleisig ohne
Abzweigungen und Krenzungen, vollkommen
unabhängig vom Strassenverkehr, mit be-
sonderem Bahnkörper ausgeführt wird. Es
sollen nur einzelne Wagen in Zwischen-
räumen von zwei Minuten fahren. Erst wenn
der Verkehr einen derartigen Umfang an-
nehmen sollte, dass ein Wagen zu 28 Sitz-
und 12 Stehplätzen, also für 40 Fahrgäste
bemessen, nicht mehr ausreichen sollte,
werden je zwei Wagen zu einem Zuge ge-
koppelt in Betrieb gesetzt.
Die Fahrgeschwindigkeit der
Wagen soll die denkbar grösste sein. Sie
wird nur begrenzt durch das häufige An-
halten und Anfahren in den nur wenige
hundert Meter von einander entfernten
Haltestellen. Nichtsdestoweniger wird min-
destens die Fahrgeschwindigkeit der Londoner
und Berliner Stadtbahnen erreicht werden,
da der elektrische Betrieb noch besondere
Hilfsmittel an die Hand gibt, um die
Verzögerung beim Anhalten und Anfahren
in den Haltestellen noch weiter zu ver-
mindern, als es beim Dampfbetrieb möglich
ist. Es kann deshalb mit Sicherheit auf eine
die Aufenthalte in den Haltestellen ein-
schliessende Durchschnittsgeschwindigkeit von
20 km in der Stunde gerechnet werden. Die
Fahrzeit für die ganze Strecke vom Redouten-
platz bis zum Stadtwäldchen wird hienach
nur 10 Minuten betragen.
Der Verkehr der Wagen erfolgt un-
unterbrochen in einem Geleise hin und im
anderen Geleise zurück.
Der Aufenthalt in den Haltestellen wird
sich angesichts der vorbeschriebenen Ein-
richtungen der Wagen und der Haltestellen
auf einen Bruchtheil einer Minute be-
schränken. Nur in den Endpunkten der Bahn
soll ein längerer Aufenthalt von einigen
Minuten gegeben werden, welcher erforderlich
ist, um den Wagen aus einem Geleise in
das andere umzusetzen, um ihn femer für
die veränderte Fahrtrichtung herzurichten
und um endlich etwaige geringfügige Ver-
spätungen, welche sich bei der Hinfahrt
ergeben haben könnten, nicht auf die
Rückfahrt zu übertragen.
Die Bedienung des Wagens während
der Fahrt soll eine möglichst selbstthätige
sein, so dass die denkbarste Pünktlichkeit
95
im Verkehr gewährleistet ist. Sobald der
Wftgen sich seiner Haltestelle nähert,
Verden dnrch einen im Geleise angebrachten
Mitnehmer die Wagenmascbinen selbstthätig
tnsgeschaltet nnd die elektrischen Bremsen
10 Wirksamkeit gesetzt. Der Wagenführer
htt mit seiner Handbremse nur oachzohelfenf
disi der Wagen an der Plattform der Halte-
stelle anf den Meter genau an der be-
stimmten Stelle hält. Sobald der Wagen
steht, offnen sich selbstthätig die Wagen-
tiiflren an der Seite der Plattform. Gleich-
seitig werden selbstthätig die Bremsen aus-
löst. So lange eine Wagenthür geöffnet
ist, kann der Wagen nicht in Bewegung
gesetzt werden. Sobald beide Wagenthüren
geschlossen sind, werden die Wagen-
maschinen selbstthätig eingeschaltet. Das
Einschalten und demzufolge das Anfahren
erfolgt also ganz gleichmässig und jedenfalls
unabhängig von dem Ermessen oder der
Laune des Wagenführers.
Die ganze Bahnstrecke ist zwischen den
Haltestellen in Blocks von circa loo m
Länge eingetheilt. Die Biockirung soll derart
eingerichtet werden, dass der nachfolgende
Wagen selbstthätig ausgeschaltet und ge-
bremst wird, bevor er in einen Block
einfährt, in welchem sich noch ein vorher-
gehender Wagen befindet.
Mit all' diesen Einrichtungen ist die
anbedingte Sicherheit gegen Unfälle jeder
Art gewährleistet.
Der ganze Betrieb wird wie ein Uhr-
werk ablaufen und des Eingreifens der
Beamten gar nicht bedürfen. Der Wagen-
fBbrer, welcher in dem vorderen Maschinen-
raum des Wagens seinen Sitz hat, braucht
nur darauf zu achten, dass kein Apparat
versagt
Zum Ueberfiuss wird in dem für die
Fahrgäste bestimmten Räume des Wagens
ein Nothausschalter angebracht, wie er
schon bei den Wagen der elektrischen
Strassenbahn vorhanden ist. Mit Hilfe
dieses Nothansschalters kann im Falle der
Gefahr jeder Fahrgast die Zuführung des
elektrischen Stromes zu den Wagenmaschinen
unterbrechen und gleichzeitig die Bremsen
in Wirksamkeit setzen. In diesem Falle
wird dann naturgemäss die vorerwähnte
Blockeinrichtung der Bahn verhindern, dass
etwa der nachfolgende Wagen anf den stehen
gebliebenen Wagen auffährt.
Ein Conducteur wird dem Wagen nicht
beigegeben.
Von allergrösster Wichtigkeit für die
Erreichung der beabsichtigten flotten und
pünktlichen Verkehrsabwicklung, sowie femer
für die Erzielung der thun liebsten Be-
schränkung in den Betriebsausgaben ist die
möglichst einfache Gebahrung bei allen
Handhabungen mit den Fahrkarten. Von
den Betriebsausgaben bei Strassenbahnen
entfällt ein ganz unverhältnissmässig grosser
Theil auf Gehälter der Bediensteten,
welche die Fahrkarten ausgeben und den
ordnungsmässigen Gebrauch der letzteren
überwachen. Bei Strassenbahnen, deren
Wagen an jedem Punkte der Strasse ohne-
weiters bestiegen und verlassen werden
können, kann man angesichts der bekannten
Gewohnheiten der dortigen Bevölkerung
dieser umständlichen und theueren Ein-
richtung bei Handhabung des Fahrkarten-
dienstes auch gar nicht entrathen. An
anderen Orten, z. B. in den amerikanischen
Städten und in Halle a. d. S. gibt es selbst
bei den Strassenbahnen keinen Conducteur
auf dem Wagen. Vielfach beruht die
Lebensfähigkeit einer Bahnuntemehmung
mit massigem Verkehr lediglich auf der
Möglichkeit, die Wagen ohne Schaffner
verkehren zu lassen.
Diese Möglichkeit ist im vorliegenden
Falle gegeben, sobald entsprechende Ein-
richtungen für die Gebahrung mit den
Fahrkarten getroffen werden.
Stadtrathssitzung in Wien am 25. Jänner d. J.
An diesem Tage wurde über die probe-
weise Einführung der elektrischen Traction
unter Anwendung oberirdischer Stromzu-
ffihmng auf jener Linie berathen, welche
durch die Kronprinz Rudolfs-Strasse, Prater-
stem, Nordbahn, Nordwestbahn, Rauscher-,
Wallensteinstrasse über die BrigittabrÜcke,
Aisbachstrasse, Währingerstrasse, Spitalgasse,
Skodagasse, Kaiserstrasse, Wallgasse bis zur
-ehemaligen Gumpendorferlinie geht.
Referent über diese von der Wiener
Tramway-Gesellschaft gemachte Eingabe war
<ier Stadtrath Dr. Hackenberg. Als Ex-
perte wohnte Baurath K ar eis der Berathung
sn. Der Referent erging sich in eingehender
und sachkundiger Weise über das Wesen
und die Vorzüge der elektrischen Bahnen,
issbesondere der Strassenbahnen; es wurde
betont, dass in vorliegendem Falle ein Ver-
such angestellt werden solle und dass somit
keine Hindemisse diesem Unternehmen in
den Weg gelegt werden mögen. Hierauf
stellte der Referent dem Experten folgende
Fragen: „Kann der Betrieb in einem Strassen-
bahnnetze derart eingerichtet werden, dass
der Wagen von einer Strecke mit unterirdi-
scher Zuleitung auf eine solche mit ober-
irdischer Zuleitung unmittelbar übergehen
könnte ?** Da im Wesentlichen hiezu eine
Einrichtung am Wagen vorgenommen werden
müsste, die eine facultative Stromentnahme
aus der unterirdischen, beziehungsweise aus
der oberirdischen Linie ermöglicht und eine
solche Construction gewiss nicht schwer
durchzuführen sein wird, ja — wie ein In-
genieur der in diesen Dingen so competenten
Firma Siemens & Halske, Wien, berichtete —
bereits in Arbeit ist, so konnte der Experte
diese Frage bejahen. Die früher von ihm ab-
verlangte Ansicht über die Vortheile und
Nachtheile der oberirdischen und unterirdi-
schen Stromzuführung präcisirte der Experte
96
dadurch f dass er aussprach : Es bat ein jedes
der Systeme seine Vorsüge und auch seine
Schattenseiten. Die Zahlen sprechen zu
Gunsten des Systems der oberirdischen Zu-
leitung, denn von den 1 2.000 km elektrischer
Bahnen, die in der Welt existiren, dürften
1 1 .960 km mit oberirdischer und wohl nur
40 km mit unterirdischer Stromsuftlhrung be-
trieben werden.
Auch die Möglichkeit des Accumulatoren-
betriebes sei nicht ausgeschlossen, sondern
es ist derselbe ein hoflfentlich in nicht zu
fem er Zukunft erfüllter Herzenswunsch der
Elektrotechniker. Die Einrichtung der Buda-
pester elektrischen Strassenbabnen ist eine
mustergiltige, man. könne nur freudig die
InitiatiTe der Anglobank begrüssen, dieses
System für Wien zu adoptiren. Die vielver-
schrieenen Mängel dieses Systems erweisen
sich bei näherer Prüfung als irrelevant gegen-
über dem colossalen Aufschwung, den die
nach diesem System bewirkte Anlage in
Budapest dem Verkehre gegeben hat. Die
Zahl der mit diesem wunderbaren und schönen
Vehikel beförderten Personen steigt in der
Hauptstadt Ungarns von Tag zu Tage; die
Ausdehnung der Bahnlänge schreitet fort und
es ist heute gar nicht abzusehen, wo die
Grenze der Leistungsfähigkeit liegt; jeden-
falls weit höher als diejenige, die man
unter Aufwand von gleich viel Wägen bei
Pferdebetrieb erreichen würde. Der oberir-
dische Betrieb stellt sich wegen der sehr
herabgeminderten Anlagekosten weit billiger
und hat den Vorzug, dass Störungen der
Leitung weitaus rascher behoben werden
können. Dagegen sei er, wenn die Schienen
ohne weitere Vorkehrung zum RUckleiten
des Stromes benützt werden, störend für
Telegraphen und besonders für Telephone.
Nichtsdestoweniger könne man ihn darum
nicht verwerfen. In Deutschland, wo etwa
acht Städte: Dresden, Bremen, Hannover,
Breslau, Essen, Chemnitz, Remscheid und
Barmen bereits Strassenbabnen mit ober-
irdischer Stromznfnhr haben und andere, wie
Lübeck, Gotha, Erfurt, Danzig, Wiesbaden
solche Bahnen in Bälde bekommen werden,
ist man seitens der den Telegraphen und
Telephonen vorstehenden Staatsbehörden sehr
strenge in den Forderungen an die Bafan>
Unternehmungen. Bisher aber konnten immer
doitselbst auftretende Differenzen solcdier
Art beglichen und die wahrgenommenen
Störungen auf einen Grad herabgemindert
werden, der die Benützung der elektrischen
Correspondenzmittel nicht behinderte. Der
Reichspostmeister hat in einer Sitznng des
deutschen Reichstages den ihm gemachten
Vorwurf, dass seine drakonischen Maass*
regeln die Entwicklung der elektrischen
Bahnen hintanhalten, energisch zurückge-
wiesen und durch Anführung bestimmter
Thatsachen entkräftet. Die constmctiven
Schwierigkeiten oberirdischer Stromznfühmn-
gen für elektrische Bahnen sind nicht
schwierig zu überwinden ; sie dürften anch
in Wien besiegt werden. Redner meint, es
sei für Wien ein Glück, wenn in seinem
Weichbilde beiderlei Bahnsysteme kennen
und prüfen zu lernen Gelegenheit geboten
werde.
Nach Beantwortung einiger Fragen,
welche noch der Referent und die Stadt-
räthe: Wurm. Math! es s, Dr. Vogler
und Dr. Lueger an den Experten stellten ,
hob Letzterer noch den Vortheil hervor,
dem die Einführung des elektrischen Lichtes
durch die Etablirung der Bahnen in den
heute ziemlich leblosen Strassenzügen be-
gegnen würde, denn die Pfähle, welche zur
Befestigung der Tragdrähte dienen, könnten
ja auch zum Anbringen der Bogenlichtlac&pen
benützt werden und so könnte unsere schöne
Stadt endlich einmal doch eine ihrer würdige
Nachtbeleuchtung erhalten. In beiden Rich-
tungen — Verkehr und Beleuchtung — mass
der Fortschritt unentwegt von Seite der Ge-
meinde im Auge behalten werden.
Die EntWickelung der städtischen Elektricitätswerke.
Nachdem in den letzten Tagen die Be-
triebsberichte einiger der grösseren , in
städtischer Verwaltung befindlichen Elektrici-
tätswerke in Deutschland pro 1892/93 er-
schienen sind, ist es gewiss von Interesse,
die Entwickelung derselben an sich und im
Verhältniss zu einander an Hand dieser Be-
richte zu vergleichen. Auch die System-
frage erfährt durch diese Ergebnisse eine
interessante Beleuchtung und es erhellt ins-
besondere, dass die praktischen Resultate
sich durchaus nicht mit den theoretischen
Erwägungen und Berechnungen decken.
Den nachfolgenden Vergleichen liegen
die Betriebsberichte der städtischen Elektri-
citätswerke Barmen, Elberfeld, Hannover,
Hamburg, Köln und Düsseldorf zu Grunde,
welche ausführliche Berichte herausgegeben
haben. Sie genügen, um ein zutrefiendes
Bild der Verhältnisse zu geben, da . diese
Städte in Bezug auf GeschäfU verkehr nnd
Lichtbedürfniss sehr verschiedene Verhält-
nisse darbieten und diese Werke nach ver»
schiedenen Systemen gebaut würden.
Zunächst kann gegenüber den von
Gegnern der Elektrotechnik und der Elek-
tricitätswerke aufgestellten Behauptungen
constatirt werden, dass im Allgemeinen die
finanziellen Ergebnisse der Werke selbst in
den ersten Jahren nach der Eröffnung zu-
friedenstellend waren. Es konnte natürlich
nicht erwartet werden, dass bei der Con-
currenz gegen die bestehenden Gaswerke^
deren Preise auch maassgebend für das elek-
trische Licht waren und sich in letzter Zeit
durch die Einführung des Gasglühlichtes noch
niedriger stellten, da Elektricitätswerke schon
in dem ersten oder zweiten Betriebsjahre
zur vollen Rentabilität gelangten. Trotzdem
haben selbst die in ihrer Anlage in Folge
97
der fflr ihre AusffihruDg maassgebeaden Be-
dingungen verbältnissmässig theaenten Werke
Köln und Dätteldorf schon im ersten Jahre
«stiprecheiide Ueberschüsse erzielt, wie aoa
der Tabelle I hervorgeht.
Mao kann im Allgemeinen annehmen,
da« für solche Werke im städtischen Be*
triebe eine Veninsung von 3*50/0 nnd eine
AmortisifetioD von 40/0 auf das gesammte
Anlagecapital ausreicht, da eine Abschreibung
TOD
I'5— Ä*>/o auf Gebäude^
^ — 5*^/0 ^^^ Dampfkesadf Match ipen
und Apparate,
6^/q idF Accumut^tomi,
3(^/0 auf Kabel und
S^io'Vü nur Eiaiichlaogs-GegeDStÜnde
der wirk! ich en Gebrauch&dauer dieser An-
kgetheile entspricbN £s ist dabei ^a berück-
sichtigen, da» z. B, für die Acctimnlatoreri
\oü den aoftführenden Unlvroehmer firmen
gemebiglicb eine zehnjährige Garantie ge-
mistet wird, dergestalti da£i nach Abiauf
dieser Frist die AccamiiUtoren In der
gleichen Leistung sfähigkeiT^ wie &ie bei der
Uebemahme den Bedingungen entsprechend
befanden wurden, übergeben werden mÜMep.
Bei 60/^ AbschreibiHig würde also nach
IG Jahren ein Betriig von circa 70O/0 des
Anschafifungswerthes zu Emeaerungen und
Reparaturen in dea folgenden 5 Jahren zur
Verfügung stehen, während nach 15 Jahren
die Kosten dieser Position ganz abge-
schrieben sind.
Eine CUssificirung der Ergebnisse nach
dem System, ob Gleichstrom oder Wechsel-
stroni, kann hier füglich nur mit Reserve
geschehen, du dem einzigen grösseren, nach
dem WechseUtrom^ System gebauten Elek-
tricLtäts werke in Deutschland} Köln, welches
verh^tniäsmässig die ungüasUgstcn ReBultate
geliefert hat, fUnf Gleichstrom werke gegen-
übersteheo.
Jeden falk werden die Ergeh Dt&ae de«
Kölner Werkes dadurch beeiuflusstj dass die
Anlagckosten demselben im Verhälutisse £U
seiner Lcistungd^ühigkeit b^^her sind^ all die
der anderen Werke.
Die Tabelle 11 gibt hier über die Zahlen.
TABELLE 1.
;5-
, sl
2^ ^
J3
d
u
'H
u
PO
Anlag e-
capilfll 2)
Betriebs'
einuahmen
ÖT3
Betriebs^
ausgaben
1 S s
-0 5 fei
.g £ SP
3.s<
üeber-
»chtt£s
Mark
Mark
Mark
Ma^Ic
1
Barmen . , .
5
841*996"—
98.94a'99
n'74
J4-497'S3
4-09
64,451-46
iM
Elberfeid .
S
i.iaSiOyi'gö
330.853-20
3E>^5 1
72,160*92
641
158.692*34
14*09
Hamburg .
4
1,954.379*20
4ÖZ.86S-27,
2J-68
109,972*59
S'62
35239S'68
iS-05
Hannover .
2
3)1,700.000 —
^j) 368.050" 531
iS'8
75*79S'09
4*46
192.252*24
11 34
Köln . , , . .
I
^)j,o7o.ooo" —
221444-57
1069
84.37^^c^6'
4*07
'37^072:51
6*6i
OfLsseiaorf
I
1,379.01 rij
«j3io.s64'S6
tj'ba
63. 208*92 j T7^
*47.35S^94
10*85
1 f) Eft sind nur Jit» v ü 11 e n BBtiiebijahn
ilidtibg4aiti^ di« Dab«tpci«tAa iJer Ril<ui£ »uucliJ
loaiLicli d*r lotatnn Abichrelbuagea »QgBOümm&n. —
3) AbBÜglich der tich ulbflt T*T«iiiBiiinleü Kü
itfln d« Y orderen Wohnhautes. — *) Für Ömod-
srtlolc ist ei IS Butn^ ron 50.000 Mk. Uio*fle«r
*clm»l, — &( Dar Gruadpnie far dii> Str^mftbgtkbe
bi vam StMct*olu3D EioktrlvJÜ«iwerk Hkddov
BT von 8 »of 7-4 Pf. psa HcktüWmttituiide h6r»b-
e4«#t3t und ATii»rdem der lUbAti für grüijcior«!
t Conflam nrbüht wordfta. — «} EinscbUwsIicb «inei
Uftboracbiui
IH
aut den «rtb^u B
etrit^bsiDgabten
TOn 81H-7
i M.
1
TABELLE U.
Elektricitütawerk
Bannen p ^ .
Eiberfeld . .
Hamburg, ,
HauBover .
Köln
Dikseldorf-
'Umfang der
mascli in eilen
Anlage in
glcich2Cttig
brenuendea
GlühUmpeu
4 50 Watt
lo.ooo
11,600
17.000
13.000
13.000
Umfang des
Kabeln ctzcA m
gleicbjteilig
brennenden
GJilhlamp^u
i 50 Watt
6^500
I2iOoO
19,000
32,000
23.000
Anlage '
capit^l I)
Mark
842.906 —
2^17,
Anlagekapital
pro gleich*.
bretineDde
Glühlampe
k 50 Walt
Mark
ca. tjo
a. 100
50
1) druQdatUt^k und OebAadu lind diLrchf&agig
nlofavDd.
98
Es ist hierbei nur die thatsfichliche
Leistungsfähigkeit der maschinellen Anlage
inclusive Accumulatoren berücksichtigt und
vorausgesetzt, dass ein Betriebsaggregat voll-
ständig in Reserve ist.
Aus dieser Vergleichung geht nun her-
vor, dass die ausserhalb der Stadt errichteten
Werke (Düsseldorf, Köln) in den Anlage-
kosten trotz niedrigeren Preises des Bodens
und der Gebäude vor den anderen, inmitten
oder an der Peripherie des Consumgebietes
errichteten Werken durchaus nicht bevor-
zugt sindy und gleichzeitig wird aus Han-
nover und Hamburg gleichlautend bestätigt,
dass diese Werke in keiner Weise ihrer
Nachbarschaft durch Geräusch oder Raach
lästig fallen.
Mehr schon tritt die Systemfrage in den
Vordergrund bei Vergleichung des wirth-
schaftlichen Wirkungsgrades der verschie-
denen Werke, d. h. bei Vergleichung der
Productionskosten der gesammten Strom-
liefemng und der Stromeinheitsmenge, sowie
des Verhältnisses der im Werke erzengten
zu der bei den Consumenten nutzbar abge-
gebenen Energie.
Die zu vergleichenden Ergebnisse sind
aus Tabelle III zu ersehen.
Dos Hamburger Werk arbeitet mit ver-
hältnissmässig kleinen Maschinensätzen, deren
TABELLE Ul
Elektrici-
tätswerk
1
il
Verhältniss der ab-
gegebenen zu den er-
zeugten Kilowatt-
stunden
S B
Es.
Feuerungsma-
terial pro erzeugte
Kilowattstunde
Feuerungsmaterial
pro abgegebene
KilowatUtnnde
Pr, Kilogramm Kohle
durchschnittlich er-
zeugte Wftttstuodcn
Mark
Pf.
Barmen ..
X44.996
122.026
8?.6
6.68775
4-612
5-48
229
Elberfeld .
313.438
305.794
97-5
20.86790
665
6-82
—
Hamburg .
542.900
513.183
94*5
49.825-59
9-17
9.70
325
Hannover.
452.520
365.114
80-69
13.956-11
3-o8
3-8o
482
Köln ....
—
307.074
—
19.816-19
6-45
Düsseldorf
484.1 II
337.285
6968
io.829'34
2237
3-2 II
406
Elektrici-
tätswerk
Pr. Kilogramm Kohle
durchschnittlich ab-
gegebene Wattstund.
n3
d
Gebälter und
Löhne pro er-
zeugte Kilowatt-
stunde
Gehälter und
Löhne pro ab-
gegebene Kilo-
wattstunde
d
^^
fi
Jl
Betriebsausgabe
pro erzeugte
Kilowattstunde
Betriebsausgabe
pro abgegebene
KilowAttstnnde
Mark
Pf.
Pf.
Mark
Pf.
Pf.
Barmen ..
198
19.643*39
I3S4
1609
34.497-53
23-79
28*27
Elberfeld .
—
31.802-89
1014
10*40
72.160*92
23-02
23-59
Hamburg .
307
40.74773
750
7-94
109.972*59
20-25
ai-42
Hannover .
398
32.557-53
7-19
8-91
75.798-09
1675
2076
Köln
156
37.212-58
12-11
84.372-06
—
27-47
Düsseldorf
283
32.61617
675
9-67
63.208-93
13057
18-741
Wirkungsgrade den neuerdings angewendeten
grossen Mehrfachexpansions-Dampfmaschinen
gegenüber geringer sind. Es erfolgt deshalb,
nachdem das Werk durch den Vertrag mit
dem Staate Hamburg in den Besitz der Elek-
tridtäts- Actien-GeseUschaf t vorm.S c h u c k e r t
& Co. übergegangen bt, ein Umbau des-
selben durch Aufstellung von 5 — 600 PS-
Dampf dynamos mit dreifacher Expansion,
welche eine wesentlich günstigere Aus-
nutzung des zur Verfügung stehenden, recht
knapp bemessenen Raumes und eine be-
trächtliche Kohlenerspamiss ermöglichen.
Ausserdem arbeitet das Hamburger Werk
ebenso wie das Hannoveraner Werk, weil
mitten in der Stadt liegend, mit absolut
rauchfreiem Brennmater iaie (Hamburg Coks,
Hannover Anthracit), das natürlich ent-
sprechend theuerer ist. Das Elberfelder Werk
hat bekanntlich directen Maschinenbetrieb
ohne Accumulatoren. Bei diesem Vergleiche
erscheint der Betrieb des Kölner Werkes
sehr unvortbeilhaft, da es trotz billigen
Preises der Kohlen doch einen doppelt so
hohen Betrag für die Kohlen aufweist, wie
das Düsseldorfer Werk. Leider ist, wohl
unbeabsichtigt, die Zahl der erzeugten Watt-
stunden in dem Kölner Berichte nicht er-
wähnt. Auch die Gehälter und Löhne des
Kölner Werkes, dessen Betrieb mit dem-
jenigen des auf dem angrenzenden Grund-
stücke errichteten Gaswerkes vereinigt ist,
sind höher als die des Düsseldorfer Werkes,
welches mit drei Accumulatoren-Unterstationen
inmitten der Stadt arbeitet.
99
In den Berichten der mit Accamulatoren
arbeitenden Gleichstromwerke ist bemerkens-
werth, dass der durch Einschaltung der Ac*
cnmolatoren veranlasste Energieverlnst wesent-
lich geringer ist, als bei der Projectirung ge-
wöhnlich angenommen. Dieser Verlust stellt
sich nämlich bei den betreffenden Werken
wie aus Tabelle IV ersichtlich.
Noch grössere Abweichungen von den
Projecten zeigen aber die Ziffern über die
Inanspruchnahme der Werke seitens der Ab-
nehmer. Man hatte bisher allgemein ange-
Dommen, dass von den an ein Elektricitäts-
werk angeschlossenen Lampen circa 65 bis
70O/Q maximal gleichzeitig brennen, und
hiernach die Grösse der zunächst zur Auf-
stellung gelangenden Betriebsmittel berechnet.
Noch in jüngster Zeit schrieb z. B. die
Stadt Leipzig für die Ausarbeitung eines
Projectes für Errichtung eines Elektricitäts-
werkes in Leipzig die Annahme vor, dass
70O/Q aller installirten Lampen gleichzeitig
brennen. Man hatte femer den Projecten
die Annahme zu Grunde gelegt, dass in
mittelgrossen Städten jede installirte Lampe
während 500 — 550 Stunden, in grösseren
Städten während 600 — 650 Stunden benutzt
würde. Die aus den vorliegenden Betriebs-
berichten hervorgehenden Verhältnisse sind
aus Tabelle V zu ersehen.
TABELLE IV.
Slektricit&ts-
werk
.30
« 0
3
Wo
lii
9) ja
lir
Barmen . .
Hannover .
Düsseldorf
144.996
452.520
484.1 II
59.573
194.733
42.584
154-836
279.506*2 216.561*4
16.989
39.897
62.944*8
71-481)
79*5
77-48
122.026
365.114
337.285
0/0
349
42-4
6i*9
13-9
10*9
13
t) Die Batterie wurde Ende 1892 umgebaut bexw. durch eine grössere ersetzt.
TABELLE V.
Elektrici-
tälswerk
Umfang d. maschinell .
Anlage, Glühlampen
k 50 Watt
h
Z 0
.i: ^
'S xs
iximal abgegebene
Stromstärke bei
07/8 V. Ampere
axim. Stromstärke
Procenten der in-
tallirten Lampen
Durchschnittliche
Brenndauer der
Durchschnittliche
Brenndauer der
gleichzeitig bren-
nenden Lampen
pro Tag
pro Jahr
pro Tag
pro Jahr
•^
S "
So "" 1
Stunden
Stunden
Stunden
Stunden
Barmen ..
4.500
7.325
1292
35-89
0*891
325-2
2-482
905-93
Elberfeld .
10.000
11. 100
3715
68 '
156
569-40
2-294
837-31
Hamburg .
11.600
14.000
4300
6i*4
1*90
693-5
3-09
1127-85
Hannover .
17.000
13.642
3860
566
1*45
529-25
2-56
934-40
Köln ....
13.000
15.329
3029
434
I-I57
422-3
2*665
972-725
Düsseldorf
11.000
16.623
2880
37
i'iS
419-12
3-IO
1131*5
Darcäch erreicht dJe Benulfungsdauer
<ier installirten Lampen nur bei einem Werke
<Ue den Projecten zu Grunde gelegte An*
othme, während m den Anderen Städten
durchweg & ffe«eutlJch geringere ZJJfem sich
ergeben. Dieser Umstand ist für die Reti-
tabilitäti-BerechnuDg der Werke und für die
l'estietziujg des Sttomyerk&ufsprei^eB von
grosser Wichtigkeit^ denii d« bei der ange-
führten Benuttungsdauer der Lompcn schon
eine annreichende Rcntabilitül des Werkca
erzielt, d. b, s^ns^t^r der Decknng der ]ic*
triebsansg£LbcD auch für Amarti^atioa und
Vertintnag de« Anlagecapitiile« gesorg^t ist^
so^kann der jene Ziffer übenteigcnde G>a-
sam wesentlich billiger, elfra AU ein Drittel
bis ein Halb de« Cmtidpreiij ""
sieht auf die volIkomiEeoer« i
Betriebs mi r t el ^ sog sr n oda
I Nutzen geliefert werden« Und hier tst auch
ein Mittel tut Heran ei eh ung eines weiteren
Absatzgebietes, nämlich von Strom für Mo-
toren zn gewerblichen Zwecken^ Strassen-
bahnbetrieb etc. gegeben. Die Ausnutzung der
Kiekt ridtät^ werke t\i gewerblichen Zwecken
hat zwar in den letzten Jahren, wie das
Beispiel von Berlin und Hütinovcr besonders
teigt, schon ifiaen erfreulichen Aufschwung
genotTimen, doch dürfte eine nnfmcrksame
AusgestiUmig des Tarifes für Stromlicfumng
zu solchen Zwecken erst dem Kleingewerbe
die allgemeinere Einführung von Moturen
ermöglichen und insbesondere auch der An-
neueiogericliteter udcr bestebender
S£r&$senbahnen den Werken zu
imeneren A^nuUupg ihrer Be-
weileren V'er-
100
Kosten der Leitung für verschiedene Systeme der Kraft-
übertragung.
CVHntüg Toti 0I8BERT KAPP in der Qto^im G der British AMooUtkm.)
(AlUE«lg.)
KraftUbertngoDg kann bewirkt werden :
1. Mit einphasigem Wechsel-
strom onter Verwendung von 2 Drähten.
2. Mit doppeltphasigemWech-
selstrom anter Verwendnog von 4 Drähten.
3. Mit doppeltphasigem Wech-
selstrom nnterVerwenduBg von 3 Drähten.
4. Mit dreiphasigem Wechsel-
strom imter Verwendung von 3 Drähten.
5. Mit Gleichstrom hoher
Spannung unter Verwend. von 2 Drähten.
Obw«ofal hochgespannter deiohstron
selten angewendet werden kann, wurde er
hier in der Darstellung beibehalten, weil er
eitlen B^elf fUr die aufzustellende Scala der
Leitungen für die andern Transmissions-
Systeme bildet. Als Betriebsspannung für den
Gleichstrom wird eine solche von 10.000 Volts
angenommen.
Rechnung und Ueberlegung ergibt, dass
wenn fflr Gleichstrom für eine gewisse Lei-
tungslänge 100! Kupfer erforderlich sind,
so ist für einphasigen Wechselstrom ein Ge-
wicht von 200 1 fttr die Leitung nöthig ; eben-
soviel für den zweiphasigen Wechselstrom
mit vier Drähten. Der mit drei Drähten tu
transportirende Dreiphasenstrom erfordert
onter sonst gleichen Umständen 390 l Kupfer
und der mit drei Drähten zu transmittirende
Dreiphasenstrom 150 t. Dies wäre somit die
billigste Methode nach dem Gleichstrom-
Transport.
Neuere Uebertragungen von Wasserkräften.
(AuMttg einei Vortrag«« you ALBION T. SKELL in der British Association.)
Der Vortragende meint, dass in England
die Ausnützung der Wasserkräfte fUr elek-
trische Uebertragung selten vorkommt, weil
da die Kohle billig sei, aber es sei doch
gut, die Sache für die Zukunft in's Auge zu
fassen. Auf dem Continent ist die Kohle
theuer und die Ausnutzung von Wasser-
kräften findet immer mehr und mehr Aus-
breitung ; einige Beispiele führt der Redner an :
I. Die yom Ingenieur v. Miller be-
wirkte Uebertragung zwischen
Fürstenfeld und Brück.
Diese Uebertragung geschieht mittelst
einphasigen Wechselstroms. Zwei Alternat
tdren von je 38 Kilowatts von Turbinen ge-
trieben. Die EWei Leitungsdrähte haben je
ehien Durchmesser von öftui». Die Betriebs-
spannung beträgt s6oo Volts, welche in den
zehn Transformatoren auf 100 Volts redu-
cirt wird.
Die Secundärleitung ist oberirdisch.
Elektromotoren befanden sich zur Zeit des
Vortrages, Ende September 1893, *^ ^i^
18 von beiläufig je einer Pferdekraft.
Jede der Turbinen, es sind deren eben-
falls zwei, hat eine Leistungsfähigkeit von
180 EPf was für Speisung von 4000 Lampen
ä 8 NK ausreicht. Die Installationskosten
auf die achtkerzige Lampe bezogen, betragen
ca. fl. 10. Die Betriebskosten pro Jahr
machen für die Lampe fl. 6, wenn man
2400 Lampen als gleichzeitig brennend an-
sieht.
2. Die Anlage in Tivoli.
Die Capadtät der Anlage beträgt
2000 EP, Es werden 13 mö pro Sccunde
von einer Höhe von 100 m fallend ausge-
nülzt. Drei Girard-Turbincn, Wovon zwei
je 330 EP und eine 50 EP leistet. Die Dy-
namos machen 150 bis 175 Umdrehungen
pro Secunde. Die Altematoren geben bei
5000 Volts 45 Amperes und sind parallel
geschaltet. Mehrere Turbinen betreiben die
Erregermaschinen. Die Länge der Ueber-
tragungsleitung beträgt ca. 21 km. Die Trans-
formatoren-Station befindet sich Porta pis.
Hieselbst werden die 5000 Volts anf 2000
Volts im secundären Netze reducirt. Die Her-
abminderung der 2000 Volts auf die Con-
sumspannung von 100 Volts geschieht im
Tertiämetze. Die gegenwärtige Strftssenbe-
leuchtung braucht 250 Bogenlampen. Es
können jedoch 600 Bogenlampen ans den
Transformatoren gespeist werden.
3. Lauffen-Heilbronn.
Diese Anlage ist eigentlich aus den
Uebertragungsversuchen LauflPien-Frankfnrt be-
kannt. Es sind vier Turbinen ä 330 HP in-
stallirt, jede macht 35 Umdrehungen pro
Minute. Die Brown'schen Wechselstrom-
maschinen geben 4000 Amperes zu 50 Volts.
In den seinerzeit beschriebenen Transforma-
toren, die in Oelgefässen stehen, werden die
50 Volts auf 5000 hinaufgebracht.
In Heilbronn wird die Spannung auf
1500 Volts im Secundämetze und im Tertiär-
netze auf 100 Volts redudrt.
Grosse und kleine Motoren laufen ohoe
Anstand in dem dreidrähtigen Dreiphasen-
netze.
Der Lichtpreis beträgt 9 Pfg. pro eng-
lische Einheit = 1000 Voltampere pro
Stunde. Für Motoren und andere Zwecke ist
der Preis noch billiger: 4 Pfg. pro Einheit.
Die Kosten der Anlage belaufen sich
auf beiläufig fl. 150.000; gegenwärtig stehen
4000 Glühlampen ä 8 NK in Betrieb, ausser-
dem sind noch 20 Bogenlampen und 20 Mo-
toren in der Anlage vertheilt. Die volle
Cnpacität der Anlage umfasst 19.OGO acht-
kerzige Lampen oder ihr Aequivalent.
101
NPeuartiges galvanisches Element.
Yoo BIOHABD BOBTTCHER in Pn^.
Privilegium vom 7. Marx 1893.
Gegenstand vorliegender EHindnog ist
ein galvanisches Element, dos in erster Reihe
fnr Rahestrom, aber auch für Arbeitsstrom
verwendbar ist, speciell für Telegraphen-
iwecke gebaat wnrde and im Wesen eine
Aböndernng des Meidinger-, resp. Caleao-
Elementes ist.
Das Element besteht aas einem äasseren
Standglase a and einem inneren Einsatz-
glase 6y das nach nnten darch eine (anima-
lische oder vegetabilische, vorsugsweise Per-
gamentpapier) Membrane c verschlossen ist.
Das Snssere Standglas wird zu nahezu
Vs mit Kapfersulfatlösong gefallt ; dos ionene
Gefäss erhält eine Fttllang von Wasser-,
resp. Zinksulfatlösung.
Fig. I.
In das innere Gefäss b taucht ein durch
Guss hergestelltes Zinkstück z, das die Form
zweier mit den Basisflächen sich berühren-
der Kegel (oder Pyramiden) hat und nach
dem Guss einer starken Pressung unterzogen
wird, um das Zink möglichst homogen zu
gestalten. An seinem unteren Ende ist in
dieses Zinkstttck ein nicht metallischer
Pfropfen p (aas isolireadem Material, wie
Holc^ Hartgummi etc.) eingesteckt 4ind dieses
21inkstück sammt Pfropfen sind an einer das
Gefäss bedeckenden Platte d aufgehängt.
Die Verlängerung dieser metallischen
Aufhängung bildet zugleich den einen Pol
des Elementes.
Im äasseren Standglase steht eine
Kupferspirale X;, die in ihrer Verlängerung
einen gut isollr|en Züleitnngsdraht hat, der
den zweiten Pol darstellt.
Das Element wirkt in der bekannten
Weise des Meidinger-, resp. Caleaa - Ele-
mentes, bietet aber ffieseki gegteüliet* dien
Vorthell, d«is sich die Flüssigkeiten weder
im Ruhezustande, noch auch im Betriebe
mischen können, was durch die am Einsatz-
glase aufgespannte Membrane verhindert
wird.'
Von Wichtigkeit bei diesem Elemente
ist der Umstand, däss die Membrane nach
unten zu durch den Pfropfen p convex aus-
gebogen wird und der Widerstand des Ele-
mentes durch diese Anordnung nahezu con-
stant bleibt, dann durch das Weglassen des
die Membrane nach unten hin convex auf-
biegenden Pfropfens würden sich unterhalb
der Membrane Gasbläschen ansetzen und
die Leitungsfähigkeit des Elementes ver-
mindern, eventuell die Wirkung ganz scuf-
heben, während die convexe Oberfläche der
Membrane das Abgleiten der Gasbläschen
längs derselben in hohem Maasse begün-
stigt. Die Gasbläschen gleiten längs der
schiefen Fläche ab und steigen nadi auf-
wärts.
Aber auch die eigenthttmliche, doppel-
kegelförmige Form des Zinkstttckes z hat
ihren guten Grund. Die Doppelkegelform
wurde gewählt, weil durch den Verbi^aach
an Zink während der Thätigkeit d\s% Ele-
mentes die Oberfläche des Zinkstückes fn
nur geringerem Grade verändert wird, als
wenn die Form cylindrisch wäre itnd ein
Ansetzen von Gasbläschen auch hier nicht
stattfinden kann, da diese Gasbläschen längs
der schiefen Flächen aufsteigen.
Auch wird durdi das eintretende Ver-
dunsten des Wassers die wirksame Ober-
fläche des Zinkes nur in geringem Maasse
verändert, da bei geringerem Wasserstand
nur eine kleine Oberfläche des Zinkkegels
blossgelegt wird.
50.000 Dollars Prämie auf ein gutes Stromzuführungssystem
für Strassenbahnen.
Die Metropolitan Traction Company
io New- York setat einen Preis von 50.000 Doli.
auf ein gntes Stromzuführnngssystem für
Strassenbahnen aus, d^s in ökonomischer Be-
ziebvng dem oberirdischen Rollcontacte
(tml^y) gleichkommen, in anderer ihm ftber-
lflg«ii fein soll. Als Preisgericht soll das
New- Yorker StaatscoUegiam der ElMnbahn-
Commissäre (New- York State Board of Räil-
road Commissioners) fcmgiren und ihm >*<'^
die genannte Gesellschaft die gansp
legenheit in die Hand gelagt.
Nach dem „Slektr. Bcfao* Ii
betreffende Schreiben :
102
1. Wir stellen die Summe von 50.000
Dollars znr Verfügung, um sie als Preis Dem-
jenigen zuzuerkennen, welcher vor März 1894
Ihrem geehrten CoUeginm ein wirklich brauch-
bares Kraftzufahrangssystem für Strassenbahn-
wagen vorlegt, das dem oberirdischen Roll-
contacte überlegen oder doch gewachsen ist.
2. Die zur Erfüllung dieser Anforde-
rung nöthigen Bedingungen sollen Ihrer Ent-
scheidung überlassen sein, das preisgekrönte
System muss jedoch, dem gegenwärtigen
Stande der Technik entsprechend, dem Roll-
contacte als Muster von Oekonomie in prak-
tischer Verwendung nothwendigerweise sich
nähern, ohne eine Belästigung für das Pabli-
kum in sich zu begreifen.
3. Wir wollen als Entgelt für die
50.000 Dollars keinerlei Rechte anf die £r-
findimg beanspruchen und an der Ansferti»
gung des Urtheilsspruches in keiner Weise
betheiligt sein, tragen dagegen alle Unkosten,
welche Ihr geehrtes CoUeginm, sei es durch
die Hinzuziehung von Sadiverständigen, sei
es durch Gewährung von Aufschlüssen oder
Anstellen von Versuchen für nothwendig
oder geboten erachtet, damit keine Anstren-
gung gescheut wird, das gewünschte Ziel zu
erreichen.
Preisausschreiben, betreffend Ansammlung von elektrischer
Arbeitskraft durch Windmühlen.
Die niederländische Gesellschaft zur
Förderung der Industrie (Generalsecretär
F. W. V. Eeden in Harlem, Holland) er-
lässt folgendes Preisausschreiben:
. I. Wie viel Arbeitskraft kann eine ge-
wöhnliche Windmühle in Verbindung mit
einem elektrischen Accumnlator durchschnitt-
lich in 24 Standen liefern; welche motori-
sche Anstalt ist dazu erforderlich und wie
viel kostet in diesem Falle eine Pferdekraft-
Stnnde?
2, Können die neuen Windmotoren in
ökonomischer Hinsicht in ausgedehntem
Maassstabe zum Sammeln und zum Benützen
der }>ewegnngsenergie des Windes ange-
wendet werden ? Welche mechanischen Mittel
sind dazu am meisten zu empfehlen?
Als Beispiel muss der Entwurf einer
Fabrik, welche auf diesem Wege mit Be-
leuchtung und Euergie auszustatten ist, ein-
gereicht werden.
Die zur Abhandlung gehörigen Abbil-
dungen müssen in 1/4 (!) der wahren Grösse
auf weissem Papier gezeichnet sein. (Helio-
graphien verbeten.) Termin: i. Juli 1894.
Ehrenpreis: Goldene Medaille und 350 fl.
(725 Francs). Näheres bei obengenannter
Stelle.
LITERATUR.
Vademecum für Elektrotechniker
(begründet von E. Rohrbeck), IV. Auflage,
bearbeitet von Arthur W i 1 k e , Halle an der
Saale, Verlag Wilhelm Knapp, 1894, Preis
Mk. 4. — . Dieses sehr inhaltreiche praktische
Hilfs- und Notizbuch für Ingenieure, Elektro-
techniker, Werkmeistei, Mechaniker u. s. w.
hat unter der kundigen Hand seines gegen-
wärtigen Bearbeiters mannigfache Verbesse-
rangen imd Bereicherungen erfahren.
Dankenswerth erscheint uns die ein-
gehende Darstellung der Accumnlatoren ver-
schiedener Systeme, die sich bei Gleichstrom-
Anlagen einen erweiterten Verwendungs-
bereich erobert haben. Gekürzt ist der Ab-
schnitt über Blitzableiter; das Büchlein
kann auf weitest gehenden Gebrauch auch
wegen seines massigen Preises Anspruch
erheben.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Bahn Praterstern-
Kagran. Das Handelsministerium hat unter
dem 10. December v. J. an die Bauunter«
nehmung Ritschl&Co. eine Note gerichtet,
mit welcher die technisch-polizeiliche Prüfung
der Linie Praterstem-Kronprinz Rudolfsstrasse-
Kagran genehmigt und die Unternehmung ein-
geladen wird, sich betreffs der Anschluss-
linien, welche die dem zweiten Bezirke be-
nachbarten Bezirke durchziehen sollen, mit der
Gemeinde in's Einvernehmen zu setzen.
Die definitive Concessionsertheilung wird
von der finanziellen Bedeckung abhängig
gemacht; die Finanzirung ist durch elektro-
technische Firmen ersten Ranges, falls die
Anschlusslinien mitgebaut werden, worüber
der Stadt rath die Entscheidung zu füllen hat,
gesichert Die eine Anschlnssiinie durchzieht
die Engerthstrasse, unterfahrt die Nordbahn
bei dem Viaduct der Innstrasse, führt bei
der Nordwestbahn vorbei, durch die Pfarr-
gasse zur Stefaniebrücke, dann nach Ueber-
setzung des Donaucanales über den Salzgnes
zur Börse, respective zum Schottenring.
Nächst der Nordwestbahn, an erst zu be-
stimmender Stelle, soll die zweite Linie ab-
zweigen und bei der Nordbahn vorbei« den
Donaucanal bei der neuen Franzensbrücke
Übersetzen; von da geht die Linie über
die Landstrasse und durch die Heugasse
103
lafli Sfid-, respective Staatsbahnhofe. Die
Rflckfahrt wilrde durch die LouiseDgasse,
deo Rirdienplatz, die Allee- and Schwiod-
guit erfolgen. Die Banontemehmung bat
sich der Gemeinde vertragsmttssig yerpflichtet,
im Anschloss an die Stammlinie auch die
Linien Kagrao-Leopoldan nnd Kagran-Lang-
Enxersdorf aosznbanen nnd die Gemeinde
ptrticipirt an dem sechs Percent über-
steigenden Reingewinn des Unternehmens.
Ntdi Erledigung des Gesuches durch die
Gemeinde nnd nach erlangter Zustimmung
der Regierung wird die Stammlinie Prater-
$tem-Kagran, riicksichtlich derer die Ver-
handlungen mit der Tramway etc. und das
Btaproject beendet sind, gleich in Angriff
genommen und die Betriebseröffnnng dieser
ersten elektrischen Bahn in Wien ist, falls
in der an gesuchten Tracenbestimmimg keine
Versdgerung eintritt, fiir die Sommermonate
dieses Jahres zu erwarten. Für den Betrieb
ist das Oberleitungssystem in Aussicht ge-
nommen.
Die elektrische Tramway In Prag.
Es wird uns gemeldet, dass auf sämmtlichen
Linien der dortigen Tramway der elektrische
Betrieb eingeführt werden soll. Der Director
der Pferdebahn-Gesellschaft weilt in dieser
Angelegenheit in Brüssel. Die Commune
macht die Concessionsertheilung von einigen
Zagesttndnissen an die Stadtgemeinde ab-
hängig, erhebt jedoch Bedenken gegen den
Ban einer Theilstrecke als Untergrundbahn.
SammtUche Waggons sollen Früh aus einem
Centralbahnhof auslaufen und Nachts wieder
in denselben rückkehren.
Die Karlsbader elektrische Stadt-
bahn. Die Stadtgemeinde von Karlsbad
beabsichtigt, wie aus mehrfachen Mitthei-
longen unseres^ Blattes bekannt ist, eine
elektrisch betriebene Stadtbahn auszuführen,
welche einem seit vielen Jahren schon
empfnndenen localen Verkehrsbedürfnisse
abhelfen soll. Die Bahn soll vom Karlsbader
Bahnhofe durch den Vorort Fischern und
durch die Stadt Karlsbad bis zum Caf^
Kaiserpark führen. Wer die localen Ver-
hältnisse in Karlsbad kennt, wird nicht
leugnen können, dass^ die projectirte Bahn
bei der langgestreckten Lage der Stadt und
bei der Entfernung des Bahnhofes auch für
die Curgäste die Abhilfe eines wirklichen
Bedfirfnittes bedeuten würde. Nachdem ein
Privatunternehmer, j welcher früher um die
Concessionimug für die Karlsbader Stadt-
bahn beim Handelsministerium eingeschritten
war,fsich zurückgezogen hat, sind nunmehr
Verhandlungen im Zuge, wonach die Stadt-
gemeinde Karlsbad selbst die Bahn aus-
führen soll. Es ist nun eine dgenthömliche
Erschdonng^ dasn während dort, wo die
PriTatinterTtehinnngen sich uro die Ausf*t<V,
rang von VeTkehr^anlagen 'tWWeTbeD,
ößentljcb -recht liehe Zm]£ -Tl 'MirrhaTiiJ i.
winnt und in der Ke^," "' ''
derartige, ab öffenilJ ^
mittel anzusehende Verkehrsanstalten nicht
auch von den ö£fentlichen Verkehrsanstalten
gebaut werden, in Karlsbad wenigstens bei
einem Theile der dortigen Stadtbevölkerung
der gerade Gegensatz zu herrschen scheint
und eine Strömung sich geltend macht,
welche die Concessionserwerbmg seitens der
Stadt hintertreiben möchte. Ein kleiner Theil
der Karlsbader Stadtverordneten möchte es
nämlich um jeden Preis vereiteln, dass die
Stadt Vertretung selbst das gedachte Project
ausführe. Es hat kürzlich hierüber eine
Sitzung der Karlsbader Stadtverordneten
stattgefunden, in welcher die Urheber der
Agitation gegen das Zustandekommen des
Projectes als Feinde des Fortschrittes in
Karlsbad hingestellt wurden und nach einer
langen, sehr erregten Debatte der Stadtrath
mit 24 von 30 Stimmen die Ermftchtigung
zur weiteren Führung der Verhandlangen
mit dem finanzirenden Institute erhielt. Es
wurde in dieser Sitzung geltend gemacht,
dass das Uebereinkommen, welches die
Stadtgemeinde mit der Nationalbank für
Deutschland, betreffend die Finanzirung, ge-
troffen habe, als sehr günstig aufzufassen
sei. Es ist im Interesse der Stadt Karlsbad
selbst nur zu wünschen, dass die derzeit
noch bestehenden Differenzen nicht erheb-
lich genug sein werden, um die Stcher-
stellnng und das* Zustandekommen der pro-
jectirten Bahn zu erschweren oder gar zu
verhindern. Es handelt sich nicht um die
elektrische Bahn allein, sondern atich um
die Schaffung eines grossen Casinos und
vieler anderer Bauten, deren Errichtung
sicherlich der Stadt Karlsbad nur zum Vor-
theile gereichen würde.
Blektrische Beleuchtung in Igl6
(Ungarn). Das Project, betreffend die Ein-
führung der elektrischen Beleuchtung in Ig lö,
über welches wir bereits berichtet haben, geht
nunmehr rasch der Verwirklichung entgegen.
Grubendirector Koloman M ü n n i c h hat
die Conscription der Anschlüsse bereits
durchgeführt und wurden bisher angemeldet
900 Lampen für Beleuchtung und 15 EP
für motorische Zwecke mit einem Jahresbe-
trage von zusammen fl. 7^<^- — ^^^
Gründer des Local-Unternehmens, 22 an der
Zahl, deren jeder einen AntheU von fl. 1000
zeichnete, hielten am 13. Jänner 1. J. ihre
constituirende Versammlung, und wurden
Herr Grubendirector Koloman M ü n n i ch
zum Präsidenten und Herr Advocat Otto
Klug zum Schriftführer gewählt. Die
constituirende Versammlung betraate unter
Einem den Präsidenten damit, die Detail-
Kosten Voranschläge für das Elektricitätswerk
anfertigen zu lassen, zu welchem Behufe
derselbe mit einer Budapester Firma in Ver-
bindung Ireten wird. Sehr.
Das Project einer eleklrlachen
Ige m Leipzig, welches der
11 Dg lur üjpibfuignng vorliegt,
der 4Sr^^^ ^^^ Allge-
104
meiBcn £lektttcHitft-GtseUschart den Ausbau
folgendor am^rei&ander ?«rbiindeBtr Strassen-
lioien: V«iii Voroit Mockaa nach dem
BerliBer Bahnhof, BerUnenllraa««, Gerber-
straale, HmlleacKe Stmae, Reiohsatrasse,
Neomarkt nach der Centiml - KraftttatioB,
fttc velche dnr Creie PlaU in der Brllder-
Itnnse gegenttbfer der Markthalle bettittunat
worden ist; die Bahn wirde also ihren
Aasgangcpnnkt in Altichönefeld nnd ihren
Endpunkt in Grosszschocher haben. Finanziell
ist das Unternehmen bereits gesichert, nnd
hofft man anch die dnrch Concessions-
Ueknnd^ der Pferdebahn-Gesellschaft hervor-
garufenen Schwierigkeiten baldigst in be-
seitigen.
Die vereinigen Arad - Csafiader
Bahnen haben in ihrer Generalversammlang
vom 31. ▼. M. beschlossen, ftir twci Mil-
lionen Stammactien zn emittiren, nm mit
diesem Gelde den elektrischen Betrieb nnd
den Bau einer nenen Linie durchzuführen.
Die Beleuchtung von Paris
mittelst Blektrlcität nimmt von Tag zn
Tage zn. In keinem halbwegs auf Beachtung
Anspruch erhebenden Magazi» oder Laden
fehlt das elektrische Licht und A u e r*6
Gasgltthlicht tknt dieser Ausbreitung erfreu-
licherweiae keinen Eintrag. Die elektrische
Beleuchtung der grossen Boulevards, des
Parc MoDoeon^ des Square de BatignoUes
und anderer grosser Gärten wird fortwährend
ergänzt vmd vermehrt.
Die elektrische Beleuchtung der Schlacht-
häuser in Paris wird in diesem Jahre (1S94)
vollendet. Die elektrische Anlage der Markt-
hallen (eine städtische Centrale) hat im
Jahre 1893 keine guten finanziellen Ergeb-
nisse geliefert; die Gebahrung wird gegen-
wärtig von einer städtischen Commission
geprüft.
JSleKtrische Beleuchtung des
linken Seine-Ufers in Paris. Ein Herr
Naze hiAte die Concession zur Brrichtnog
einer elektiischen Centiale in irgend einem
Tbeile der Stadt, Uaksufrig dicr Seine
gelegen^ sn errichten. Der Concessionär hat
nun tkkt Gesellschaft gegründet, auf w«lelie
er die Concession su (ibertragen wttnscUt.
Der Gemeindecath der Stadt Paris bewilligt
diese Ueber tragung der Concession unter der
Bedingung, dass die Gesellschaft ein Capiul
von 8 Millionen Francs ausweise, und dass
die Qnaia am linken Seine-Ufers der gansen
Lüpge nach von der Gesellschaft beienobtei
werdeii.
Ausstellung In Orleans. Die Sudi
Orleans veranstoltet eine Aufstellung, zm.
welcher sie insbesondere die Elektriker ein-
ladet ; besonders scheint ce auf Beleuchtimga-
und Arbeitsleistnngs - Apparate (Motoren)
abgesdien au sein, deren Prüfung wflhreo4
der Ausstellung durch eine wissenschaftliche
Commission stattfinden wird.
Kleine Notizen über Amerika.
Herr Ingenieur B i r k n e r, ein Oesterreicher,
ehemals hier bei der bestandenen Commandit
Gesellschaft Brückner, Boss & Cons.
angestellt, ist nach einem mehr als m^>«h
jährigen Aufenthalte in den Stantee, und
zwar im Westen Amerika's, nach Wien
zurückgekehrt und hat nun Mehreres über
die öffentliche Beleuchtung der Strassen and
Plätae mitgetheilt. Diese geschieht isMÜt
durch hintereinander, ohne jeden Vorechah-
widerstand verbundene L»ampeo, dermi oft
tausend nnd datttber in ein und demselben
Stromkreise liegen. Gleichstrom • Maschinen
mit sehr hohen Spannungen werden theib
einzeln, theils auch hintereinander gereiht
benutzt. Das meist interessante Factum der
Darstellungen ist folgendes: Gegenwärtig
werden die elektrischen Bahnen nnd die
Bogenltunpen der Strassenbeleuchtung ans
ein und derselben Elektricitätsquelle "gleich-
seitig gespeist. Wie das geschieht, wird Herr
Birkner in einer späteren Mitthnilnng
darlegen.
Bei der Redaction eingegangene Bücher.
Adressbnoh derElektrlcltäts-Branche von Cliiropa, Band H „Ausland**, 1894. Leipzig.
Eisenschmidt & Schulze. Der 332 Seiten starke, stattliche Band, welcher
allen Abnehmern des vorhergegangenen Band i „Deutschland'* gratis nachgeliefert
wird, enthalt die Adressen sämmtlicher elektrotechnischen Fabriken und Anstalten,
der Installateure und aller mit der Branche in Berührung kommenden Geschäfte von
ganz Europa mit Ausnahme Deutschlands. Im ersten Theil des Buches finden wir
die Firmen alphabetisch geordnet ; jedes Land abgeschlossen für sich ein Ganzes
bildend. Der zweite Thcil dagegen bringt die Adressen nach den eintelnen Fächern
gruppirt in der Reihenfolge der Länder und Städte, während der dritte Theil endlich
eine Liste vortheilhafter Bezugsquellen aufweist. Sehr vielen Firmen sind näbere
Angaben, als Namen des Besitzers, Gründnngsjabr, Arbeiterzahl, Telegrammadresse,
Telephonnummer etc. etc. hinzugefügt, die den Werth des vorliegenden Bandes nodti
wesentlich erhöhen. — Wir können das mit besonderem Fleiss und grösster* Sach-
kenntniss zusammengestellte Buch allseitig bestens empfehlen.
Verantwortliaher Redacteur: JOSSIF KABEIS. — SelbstverifM^ des Elektrotecbnisohsn Tereina.
In Commission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung (ttr Technik und Kunst.
Druck von R. SPIBS & Co. in Wien, T. Straussengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnilc.
XII. Jahrg.
I. März 1894,
Heft V.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Obronlk des Terolnes.
24. Jänner. — Vcreinsvcr-
sammlung^.
Der Vorsitzende^ Vicepräsident
Grünebaomr gibt bekannt, dass
für die Vereinsversammlung am
21. Februar eine Discnssion über
den neuen Patentgesetz-Ent-
wurf in Aussicht genommen sei und
ertbeilt hierauf Plerrn Ingenieur
K. Pichelmayer das Wort zu
dem angekündigten Vortrage: „Ueber
elektrische Strassenbahn-
Motoren**.
Der Vortragende gibt nach
einigen einleitenden Bemerkungen
über die Erklärung der Motorwirkung
eine kurze historische Uebersicht der
mit dem Jahre 1879 beginnenden
Entwicklung des Strassenbahn-Mo-
tors: die anfangs ausschliesslich
angewendeten rasch laufenden Elektro-
motoren mit doppelter Räderüber-
setzubg auf die Wagenachse haben
nun vollständig den Platz geräumt
vor langsamer laufenden Motoren
(400 — 600 Touren) mit einfacher
Räderübersetzung. Der Vortragende
zeigt Abbildungen von einer Reihe
der meist angewendeten Motoren,
wie die von Sprague, Siemens
&HaIske, Thomsan- Houston,
Oerlikon etc. Ausser der einfachen
Stirnräderübersetzung wird von
Siemens & Halske auch ' noch
Gelenkkettentransmission zur An-
wendung gebracht ; die Uebersetzung
mit Schnecke und Rad ist über das
Versuchsstadium noch nicht hinaus.
Der Vortragende bespricht ferner
die Gründe, welche den directen
Antrieb bei Strassenbahn-Motoren
unthunlich machen ; derselbe erscheint
erst bei Fahrgeschwindigkeiten über
36 — 40 hm zulässig. Was die spe-
cielle Coöstruction der Motoren an-
bclaogt, wird aus tiaheliegenden
Gründen für die Feldmagnetc aus-
schliesslich Stahlg^usB oder schmied-
barer Guss verwendet; der Aoker-
durchmesser (Rioganker mit Nuten)
wird möglichst gross gewählt*
Auf die Betriebs Verhältnisse
übergebend, erwähnt der Vortragende
die bisher nicht behobenen Schwierig-
keiten, welche der Anwendung des
Nebenschluss-MoEors für Tractions-
zwecke entgegenstehen, weswegen
gegenwärtig nur der Serleamotor in
Betracht kommt. Vorgezeigte Dia-
gramme brachten die Beziehungen
zwischen Tourenzahl und Stromstärke
und zwischen Zugkraft und Strom-
stärke bei einem Serienmotor scur
Anschauung. Aus diesen Curven geht
hervor, dass der Serienmotor inso-
ferne sclbstregulirend Jst^ als sich
seine Leistungsfähigkeit den Neigungs-
verhähntssen der Bahn anpasst. Den
Verhältnissen, wie sie beim Anfahren
obwaltcD, bat der Vortragende ein
besonderes Studium gewidmet; er
zeigt, wie für einen gegebenen Fall
die günstigste Anfahrstromstärke er-
mittelt werden kano* Nachdem In*
genleur Pichelmayer noch auf
die bedeutenden ßetriebsschwan^
klingen an d^m Amperemeter-Dia-
gramm einer Strassenbahn-Centralc
aufmerksam gemacht hatte, sc bloss
er seinen mit grossem Beifall auf-
genommenen Vortrag»
Nach Beantwortung einer von
Herrn ßaurath v. Stach gestellten,
die Schaltung aa^^agcn mit «rd
Motoren betre|Fj*^ -^ ^üfragc rla?f!l^
den Vortragen -
sitzi
II
:%
106
PrograBBi
für die Vereinsversammlungen
im Monate März 1894.
(Im Vortragssaale des Wlsaenschaft-
liehen Club, L EschenbachgMse g, 7 Uhr
Abends.)
7. März. — Vortrag des Herrn
Baurathes Josef Kar eis über: ,£ine
Umwälzung in der Telephonie.^
14. März. — Vortrag des Herrn
Dr. Franz Str eint z, Professor an der
k. k. technischen Hochschule in
Graz: ,Die Energie des Accu-
mulators in chemischer und
elektrischer Beziehung.*
21. März. — Vortrag des Herrn
Ing. Ernst Egger: „Ueber elek-
trische Bahnen.*
28. März. — Generalver-
sammlung.
Neoe Mitglieder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme traten dem Vereine die nach-
stehend genannten Herren als o r d e n t-
liche Mitglieder bei:
Ullrich Adolf, Privatbeamter, Wien.
Fröhlich Max, Elektrotechniker in
Firma Kremenezky, Mayer
& Co. Wien.
Stibitz Conrad, Gymnas.«Supplent,
Wien.
Schmigmator Carl, Ingen., BrÜnn.
Morawetz Augustiui k. k. Ingenieur,
Bodenbach.
Schimmelbusch Hans, Ingenieur,
Wien,
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, Ocrlikon,
(Fortsetzang.)
Bezeichnet
daher:
^2
den Maximalwerth
von
»2.
so
erhalten
wir
die Drehmomente
11
''1.
''3>
I
2
. J2.i/i./2-cos[y
—
92
I
2
.J2.^^3-/2-COS (y
+
fa)
und da H^-
= 1/3, so ist
die Summe beider
=
7. I73./2.^1-*^2
cos
?2-
Nun ist
daher wird, wenn r/ig ^^^ ^^1 ^®^ secundären Phasen
IT = ^. E2.J2. cos f^ 91)
Das im Maximum zu erreichende Drehmoment beim Angehen des
Motors wäre somit, ebenso wie früher, gleich dem im Inductor inducirten
Effecte dividirt durch die Winkelgeschwindigkeit p^.
Sind bei einem Mehrphasen-Motor stark hervortretende Pole ver-
mieden \md wird sonst die Entstehung eines Drehfeldes in jeder Weise
begünstigt, so werden bei rotirendem Inductor oder während dem Arbeits-
107
gange des Motors die stehenden, periodischen Felder nur wenig aus-
gebildet sein. Hierfür spriclit die Thatsache, dass der Leerlaufstrom nahezu
gleich ist dem Erregerstrome, während bei Einphasen-Motoren, also für
ein stehendes, periodisches Feld, das nicht zutrifft. Beim Angehen des
Motors, das mit grossen Stromstärken imd einer starken Sättigung des
Feldes verbunden ist, werden jedoch die periodischen Felder von Einfluss
sein, es war daher gerechtfertigt die Wirkung derselben zu untersuchen.
II. Die asynchronen Einphasenmotoren. >
Unter der Voraussetzung, dass sich die magnetische Induction zu
einem Drehfelde zusammensetzt, hat sich die Theorie der Mehrphasen-
Motoren einfach gestaltet und zu Resultaten geführt, welche mit den
praktischen Ergebnissen Übereinstimmen. In der „Elektrotechnischen Zeit-
schrift", Berlin, 1893, Heft 18, habe ich daraiif hingewiesen, dass bei
Einphasen-Motoren ebenfalls ein secundäres Drehfeld besteht. Gehen wir
von diesem Drehfelde aus, dessen Existenz nachgewiesen werden sott,
so gestaltet sich die Theorie der Einphasen-Motoren ebenso einfach wie
diejenige der Mehrphasenmotoren.
Fig. 18.
Man denke sich ein zweipoliges, durch Wechselstrom erregtes Magnet-
feld, welches etwa dadurch erhalten werden kann, dass man die Windungen
eines Gramme'schen Ringes an zwei gegenüberliegenden Enden mit der
Wechselstromquelle leitend verbindet. In diesem feststehend gedachten
Ringe, Fig. 18, sollen mehrere in sich kurzgeschlossene Windungen oder
Spulen, die auf dem Anker befestigt sind, rotiren. Wir wollen nun
untersuchen, wie sich die inducirte E. M. K. in irgend einer Spule ändert,
wenn dieselbe im inducirenden Magnetfelde rotirt. Wenn der Strom J^
durch Null geht, oder zur Zeit t = o, soll die Windung A B mit der
OF-Richtung den Winkel a einschliessen.
Es sollen die bei der Theorie der Mehrphasen-Motoren gewäb^*
Bezeichnungen hier ebenfalls gelten, insbesondere sei:
H die maximale Intensität des homogen gedachter ^^" '^
y die Fläche der Windung AB m cm^\
108
K die Zahl der Kraftlinien, welche die Fläche der Windung A B zur
Zeit t durchdringen;
M der Maximalwerth des Coöffidetiten der gegenseitigen Induction
zwischen der primären Wicklung und einer Phase des Ankers;
ij der Coefficient der Selbstinduction der primären Wicklung;
X2 der Coefficient der Selbstinduction einer Phase des Ankers;
j9j = 2«f4, wenn n^ die Periodenzahl des primären Stromes pro See.
|)2 = 1^2:30, wenn n^ die Tourenzahl des Ankers pro Minute (für
eine zweipolige Anordnung);
€2 die zur Zeit t m AB inducirte E. M. K., so wird
Ä* = fi ./ . sin Pi t . sin (p2 1 + a)
ä1 TT
«2 = — ^= — Ä/[pi cospi« .sin(p2< + a)+i>2-sini>i«. cos (P2'+»)l
da 2 sin « . cos ß = sin (a + ß) + sin (a — ß)
so wird
«2= — -^^f^ {(Pi+P2)sin[(i?i+P2)«+«] —
— {Pi— P2) sin [(pi — P2) < — a]}
Wir wollen zunächst voraussetzen es sei
92)
Pl=P2
d. h. der Anker soll sich synchron mit den Pulsationen des Feldes bewegen.
Diese Bedingung stimmt nahezu mit dem Leerlaufe eines Wechsel-
strom-Motors überein.
Es wird
^2 = — Pi^-/- sin(2pi< + a) 93)
Es sei mm die Zahl der kurzgeschlossenen Ankerrspulen oder die
Zahl der secimdären Phasen = Wg, und der Winkel zwischen benachbarten
Spulen IT : twg.
Befindet sich zur Zeit f = o die Spule AB in der 0 F-Richtung, so
IC
ist für diese Spule a = o, für die nächstfolgende a = — , für die dritte
//•2
Spule a = — u. s. f.
rw2
In der Spule AB wird
^2 = 0 für Ptt=o, ^, IT, |ic
^2 = ±Pi^/ fürpi< = jff, ^Ä, fir, ^Ä.
4 4 4 4
In der benachbarten Spule treten die Richtungswechsel und die
Maximalwerthe der indudrten E. M. K. mit derselben Periodenzahl, aber
mit einer Phasenverschiebimg, die =a= — , — u.s.f.auf.DasErgebniss
ist folgendes: Bewegt sich der Anker synchron mit demindu-
cirenden Magnetfelde, so werden in den Ankerwindungen
Ströme inducirt, deren Periodenzahl gleich der doppelten
Periodenzahl des Er re g e r s tr o m e s, deren maximale
E.M.Kräfte einander gleich, aber deren Phasen um den
Winkel, den die betrachteten Windungen miteinander ein-
schliessen, gegeneinander verschoben sind.
109
Dass bei synchroner Bewegung einer Windung in einem periodischen
Magnetfelde ein Strom von doppelter Periodenzahl inducirt wird,- lässt sich
sehr anschaulich graphisch darstellen. Durch die Induction des
periodischen Feldes selbst wird zunächst eine E. M. K. inducirt welche
in Fig. 19 durch die Sinuslinie ei dargestellt ist. Weil bei dem Richtungs-
wechsel des Feldes sich die Spule um i8o<> gedreht hat, so behält die
indudrte E. M. K. stets dieselbe Richtung^ sie entspricht einem
intermittirendem Gleichstrome. Durch die Bewegung der Windung wird
eine zweite E. M. K. inducirt, welche in Fig. 18 durch die Sinuslinie e^
dargestellt ist. Aus demselben Grunde wie oben behält diese E. M. K.
stets dieselbe Richtung, sie ist aber ei entgegengesetzt gerichtet und in
der Phase um — gegen Ci verschoben. Als Resultante erhalten wir die
E. M. K. «2 von doppelter Periodenzahl aber gleicher Amplitude. Würdeman
z. B. zwei Wechselstrom-Maschinen von gleicher Polzahl
mit einander kuppeln und das Magnetfeld der zweiten mit
dem Strome der ersten erregen, so erzeugt die zweite
Maschine einen Wechselstrom, dessen Periodenzahl gleich
der doppelten der ersten Maschine.*) Durch eine derartige Serie-
schaltung mehrerer Maschinen ist es möglich, eine sehr hohe Wechselzahl
zu erzeugen.
Fig. 19.
Sind auf dem Anker, wie vorausgesetzt worden, mehrere kurz-
geschlossene Spulen verschiedener Phase vorhanden, so werden die in
den Windungen inducirten Ströme, ebenso wie beiden Mehrphasen-Motoren,
ein Drehfeld erzeugen. Geht man von einer bestimmten Drehrichtung
des Ankers und einer bestimmten Richtung des Feldes aus, so wird man
man sich überzeugen, dass das Drehfeld sich mit der Winkelgeschwindigkeit Pi
in entgegengesetzter Richtung zur Rotation des Ankers dreht. In
Kg. 20 ist das bildlich für eine halbe Periodenzahl und fünf verschiedene
Stellungen des Ankers, ohne Berücksichtigung der secundären Phasenver-
schiebung, dargesteUt. Es sind zwei Ankerspulen AB und CD angenommen,
die momentanen Intensitäten H^ des primären Feldes sind für jede Figur
angegeben ; die Richtung desselben soll mit O Y zusammenfallen.
Der Anker dreht sich nach rechts, das secundäre Drehleld nach
links. Von der Drehrichtung des secupdarea Feldes ausgehend und unter
Berücksichtigung der secundären Phasenverschiebung ^gi hat das Drehfeld li^
gegenüber dem primären Felde H^ eine Phusenverscliii
d. h. die von H^ in den primären Windun^
♦) Vergl. hierüber „Elektrot. Zeitachrifi*', Bcrlla
110
Gegen-E. M. K. bleibt um — |- f g hinter der Selbstinductioa
dieser Windungen zurück.
Bezeichnet h die maximale Intensität des Magnetfeldes einer
secundären Spule, deren Zahl = m^, so hat das Drehfeld die constante
Stärke
2 '
ferner ist
somit die totale Induction des Drehfelde^
Ex = o
. El = E: sin 45O
94)
E,^E
Fig. 20.
Da sich das Drehfeld relativ zu den primären Windungen mit der
Geschwindigkeit p^ bewegt, so ist die Amplitude der indudrten Gegen-E. M. K.
-^g=^'.Pi^^2 95)
Im primären Stromkreise wirken nun drei E. M. Kräfte:
1. die E. M. K., welche im primären Stromkreise verbraucht wird,
deren Amplitude ist
2. die E. M. K. der Selbstinduction, deren Amplitude
= Pi . Xi . Jj ;
3. die durch das Drehfeld H^ inducirte Gegen-E. M. K. deren Am-
plitude
2 ^
111
Der in den secundären Windungen inducirten E. M. K, welche = Eg»
wirken zwei E. M. Kräfte entgegen.
I* die E. M. K., deren Amplitude
= R^'^z'y
2. die durch das secundäre Drehfeld im Auker inducirte E. M. K.
Die relative Geschwindigkeit von H^ in Bezug auf die Ankerwindungen
ist = pj -f- />2» die Amplitude der E. M* K. daher
= y •(Pl+P2)'^2- h>
dieselbe steht senkrecht zu 2^2*^2*
In den Fig. 2i und 22 sind die E. M. Kräfte ihrer Richtung nach
au%etragen.
Aus Fig. 21 folgt:
E,^ = (äi Ji+'^' MJ^p, cos 92) +
p^ MJ^ sin ?2
.... 96)
■'{Pi'^Pz)^2^2
JtgJz
Fig. 21.
Bezeichnet man zur Abkürzung mit
Fig. 22.
so folgt aus Fig. 21
;=|^«2'» + ^(Pi+P2)^V 97)
COS<p2
-h.
femers ist
98)
99)
2 ^2
£'2 = .3/Jipi 100)
^Jx V\
lOl)
Setzen wir diese Werthe in Gleichung 96 ein, so folgt aus einer
längeren Entwicklung für
J^a = ^jZ (ff^a _[_ ;„^2p^2 jr^s) div! " • durch
^\ ^^ + Pi* ii'' «2^ + wa' Pi' V «1' -•- '^^ ^ ^' j
H
1^
112
Um die magnetische Streuung zu berücksichtigen, setzen wir ebenso
wie früher
itf2 = &2.XiI^ 103)
Wir können nun den Leerlaufstrom des Motors, der mit Jq bezeichnet
werden soll, berechnen.
Berechnung des Leerlaufstromes und des Erregerstroraes.
Mit Vernachlässigung des Gliedes R^ B^ erhalten wir aus
Gleichung 102
'0
>i2 2,^8 u^a + 7n8gp,aW + w,3 62y^2 i^ x, J?, J2, +
4
104)
In praktischen Fällen, besonders für eioe grosse Periodenzahl, darf
im Zähler B^ als klein gegen rwgPiXa vernachlässigt werden. Wir er-
halten dann
E 2
Für kleine Werthe von R^ und R^ sind die drei ersten Glieder im
Nenner gegen das vierte ebenfalls zu vernachlässigen, und wir erhalten
für praktische Fälle mit genügender Genauigkeit
'^=PM2-^^ ^°^
Die Ergebnisse dieser Formel stimmen mit den Versuchsresultaten
sehr gut überein. Wird Jq beobachtet, so kann aus dieser Formel der
Streuungs-Co6fficient h für den Leerlauf bestimmt werden.
Der Erregerstrom oder Magnetisirimgsstrom ist derjenige Strom,
welchen der Motor bei geöffneten Windungen des Ankers aufnehmen
würde. Da die Selbstinduction des Feldes = I^, so wird der Erregerstrom
•/•==-^ 107)
für 6=1 wird daher
Jq = 2 Je 108)
d. h. wenn keine Streuung stattfindet ist der Leerlaufstrom
gleich dem doppelten Magnetisirungsstrome. Auch das stimmt
mit den Versuchen gut überein.
Bei den Mehrphasen-Motoren haben wir gefunden, dass der Leer-
laufstrom nahezu gleich is dem Magnetisirungsstrome. Die Einphasen-
Motoren sind daher wesentlich im Nachtheile.
Die Phasenverschiebung bei Synchronismus.
Aus Fig. 21 ergibt sich
oder
cos ?o = ;g- (^1 «^ + y -i^i ^^2 • cos cpg)
cos?o = f^[i?i + f /-^^J 109)
113
Der Wattverbrauch des Motors oder die vom primären
Stromkreise zu leistenden Watts sind ohne Berücksichtigung der Verluste
durch Hysteresis und Wirbelströme
Wq = j .E^.Jq. cos «Po
w. = L^j,^ + ^.pJJ!L^ „.,
^ 4 ^2"
Das erste Glied stellt den Verlust durch Erwärmung des primären
Kupfers dar, der zweite Theil wird für die Bewegung des Ankers ver-
braucht.
Der Wattverbrauch, welcher erforderlich ist, um den Anker im
synchronen Gange zu erhalten, ist offenbar gleich demjenigen Watt ver-
brauche, welcher nöthig ist, um in den Ankerwindungen einen Wechsel-
strom von doppelter Periodenzahl, dessen Amplitude ^ J^* ^^ induciren.
Dieser Wattverbrauch entspricht einer Bewegung der Ankerwindungen
mit der Winkelgeschwindigkeit (p^ -{- p^) in einem Felde von constanter
Stärke —f.H, Somit
oder
2 ^ r«a
^2-T V^^ '^^^
Ist P2 nicht =i>i, so wird, wie später gezeigt wird, allgemein
^^-~s- v~~ '
Aus Gleichung HO geht hervor, dass in dem Anker auf Kosten
des primären Stromkreises nur
4 ■ »-a^
Watts inducirt werden, während nach Gleichung 1 1 r die doppelte Watt-
zahl verbraucht wird.
Der Motor kann daher nur durch Aufwendung eines äusseren Dreh-
momentes an der Welle des Ankers im synchronen Gange erhalten
werden. Dieses Drehmoment, dem wir das negative Vorzeichen geben, ist
n, = -^=-^.^-i^a .... „3)
2Pl 4 V
Die Form des Drehfeldes bei asynchroner Rotation des
Ankers.
Wir können jedes Drehfeld erzeugen:
1. durch zwei unter einem gewissen Winkel zu einander schwingende,
nach dem Sinusgesetze variirende Magnetfelder verschiedener Phase;
2. durch eine magnetisirende Spule, welche sich in demselben Sinne
und mit derselben Winkelgeschwindigkeit wie das Drehfeld bewegt.
Um das Drehfeld des Wechselstrom-Motors nach dei ersten Ai
erzeugen, denken wir uns die rotirenden Windungen des AnV
jedem Momente durch zwei senkrecht zu einander stehende Sj)ij
und CD ersetzt. Nach Gleichung 92 ist die in .1 f' ^ ' *0^*^
ij
114
V' — = jÄ./{ (Pi +1'2) sin [(Pi + i'a) « + «] —
— (Pi — ^2) sin [(pj — F2) < — «] }
114)
IIS)
die in CD inducirte E. M. K. wird erhalten, wenn wir a durch 90 + *
ersetzen, es wird
• 6^2= ^L.Hf.{(p^+p^)cos[(p^+P2)t + a] +
+ (Pi — I'q) cos [(pi + P2) « — a]}
die durch die E. M. Kräfte e^^ und «'2 in den kurzgeschlossenen Spulen AÄ
und CD hervorgerufenen Ströme erzeugen das secundäre Drehfeld.
Denken wir uns nun die Spulen AB und CD durch eine einzige
Spule, welche in demselben Sinne und mit der Winkelgeschwindigkeit
des Drehfeldes rotirt, ersetzt, so muss die in dieser Spule indudrt
gedachte E. M. K. die Resultante der E. M. Kräfte «2'' ^^^ ^2 s®^°'
Dieselbe ist somit
e = Yh"^ + «'2^ 116)
der Richtungswinkel der Spule zur Richtung des primären Feldes ist in
jedem Momente bestimmt durch
Wir erhalten
«2
^^-^i^fPi^A-^'^A^i^-^^^^Px')
117)
118)
Diese Gleichung lässt sich auf folgende einlache Form bringen
e = ±f . hYpi^ cos2 pi t + pgS sin2 p^ t .... 119)
die resultirende E. M. K. ist daher die Resultante von zwei senkrecht
zu einander wirkenden E. M. Kräften, deren Phasendifferenz = ~,
' 2
d. h. es ist
c"2 = it/./^.i>2sini>i t
und
f .H.pc^smp^t\
f .H.p^ cos p^tj
rr.—P2
tg'^=;-.tg.pi<
Pi
120)
121)
Da fH=MJ^
erhalten wir aus Gleichung 120 die Stromstärken der Windungen AB
und CD des Ankers, unter Berücksichtigung der Phasenverschiebung cp2
_MJ,P2
* 2— - '
.sin (Pit — ^2)
: i^ . cos (Pi t — ^2)
122)
Nach den Gleichungen 94 und 119 wird nun die resultirende Feld-
stärke des secundären Drehfeldes
zr_"'2 ^2
■f
f.
2 cos2 (i>i « — Ta) + ^2^ sin2 (pj « — (pa) • 123)
115
Der Richtungswinkel von H^ ist bestimmt durch
t- ;i = 7," ^g (Pi ^ — ¥3 ^ 90) * '
. 124)
Durch diese Gleichungen Ist nun das seetindäre Drehfeld voUstiindig
bestimmt.
Für synchronen Gang, oder P2=^Pi, wird übereinstimmend mit
Gleichung 94 und loi
i/q= -^ , L^-± := constant
Wir erhalten ein Drehfeld von constrinter Starke, das dem primären Felde
mit der Phasenverschiebung 90 -^'^g nacheilt.
(Forttettuag folgt.)
Das Haus-Installations-Systetn
von S, BERGMANN & CO., Actien-GMeUschRft la Berlin,
Das Installationssystem dieser Firma^ bekannt UQlcr dem Namen
„Bergmann-System'*^ wurde bereits im ersiea Heft des X. Jahrganges dieser
Zeitschrift in einem längeren Artikel beschrieben.
Damals war diese Installationsmethode den meisten Elektrotechnikern
noch neu und dürfte es deshalb von Interesse sein, nach Ablauf von twei
Jahren wieder darauf zurückzukommen und die inzwischen gemachten Ver-
besserungen näher in Betrachtung zu ziehen
Fig. 1. Fjg, 2, tig.. 3,
Der grondlegcode Gedanke dit-ser InstallattonsmctbrtÄT ihi
und Wände der Gebäude mit isolirenden Rohr wegen
welche die Elektricitatsleiter jeder sq^|^B|lbst ei
Fertigstellung des Baues, eingebogen ^^^^Wid^^
werden können. Es ist nicht zu y^rk^^^^^^f^'^^
116
Theilen Europas in der kurzen Zeit seines Bestehens sich sehr viele An-
hänger erworben hat und dass es sich selbst in sehr schwierigen Instal-
lationen sehr gut bewährt hat.
Die Bergmännischen Rohre haben nicht nur io den gewöhnlichen
Hausinstallationen, sondern auch in chemischen Fabriken, Brauereianlagen,
Kellereien, Papierfabriken, PuIvermQhlen und Bergwerken sich Eingang ver-
schafft und allen an sie geknüpften Erwartungen entsprochen.
Die Eigenschaft, dass die Bergmannrohre der Einwirkung starker und
schwacher Säuren, Salzen und der Feuchtigkeit widerstehen, macht sie bei
industriellen Anlagen besonders werthvoll.
Fig. 4.
Flg. 6.
Fig. 5. Fig. 7.
In einigen Versuchen, welche in dem herzoglichen Salzbergwerk in
Leopoldshall angestellt wurden, hat sich gezeigt, dass die in Bergmannrohr
verlegten Leitungen nach neunmonatlicher Probe noch unversehrt waren
an Stellen, wo die bestisolirten Drähte schon nach 3 Monaten völlig zer-
stört wurden.
Obschon seit der früheren Besprechung dieses Installati onssystems
prioctpielie Aenderungen nicht stattgefunden haben, bringen wir nachstehend
die Hauptbestandtbeile in ihrer neuen Form.
Fig. I zeigt eine Verbindungsstelle zwischen zwei Rohrlängen. Fig. 2
stellt einen mit Verbindungsmuffen ausgestatteten Ellbogen dar. Fig. 3 zeigt
eine Abzweigdose in ihrer jetztigen Ausführung.
117
Diese Dosen werden in i6 verschiedenen Variationen und in zwei
verschiedenen Grössen herg^estellt, und zwar mit einem Durchmesser von
55 und 78 mm.
Fig. 4 veranschaulicht eine Abzweigscheibe zur Verwendung in den
Dosen. Durch diese aus Prorzellan gefertigten Scheiben wird die AusfOhning
von Löthstellen in den Doseti entbehrlich gemacht.
Fig. 5 stellt eine mit MauerdurchfOhrung versehene Abzweigdose dar,
während Fig. 6 eine für dieselbe passende, mit ccntrischer Oeffnung ver-
sehene Abzweigscheibe illustrirt, welche bei Ausfflhrnng von Mauerdurchgängen
Verwendung findet.
Zum Verschluss der Abzweigdosen dient der durch Fig. 7 illustrirte
Deckel.
Ein nicht unerheblicher Fortschritt wurde in der Art der Befestigung
der Rohre erzielt. Bei Verlegung unter den Putz bedient man sich der in
F'ig. S gezeigten Befestigung aus tortirtem Eisendraht. Dieselbe wird ohne
Dübel einfach vermittelst eines Nagels an das Mauerwerk befestigt, worauf
die beiden freien Enden des Eisendrahts um das Rohr herumgeschlungen
werden.
K
,r»
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. II.
Für offene Verlegung sind die aus Messing oder verzinktem Eisen
hergestellten und in Fig. 9 und 10 veranschaulichten Rohrschellen vorzu-
ziehen.
Auch in dem Leitungsmaterial ist gegen früher eine merkliche Aenderung
eingetreten. An die Stelle des concentrischen Zwillingsleiters trat ein Doppel-
leiter, welcher aus zwei parallel laufenden, mit Gummi isolirten, biegsamen
Kupferlitzen besteht, welche dann noch durch eine gemeinsame Umklöppe-
lung vereinigt sind, wie aus Fig. ll ersichtlich.
Wir bemerken hier, dass nunmehr in fast allen Elektricitätswerken die
Verwendung des Doppelleiters zugelassen wird, wodurch die Kosten der
Installation erheblich vermindert wurde. Diese Verlegung der beiden Leiter
in ein und dasselbe Rohr beschränkt sich jedoch auf die Abzweigungen zu
den einzelnen Lampengruppen, während die Hauptleitungen und überhaupt
Drähte, welche grössere Stromstärken führen, getrennt in je einem Rohr
verlegt werden.
Seit einigen Jahren hat sich im Installationswe
lobeaswerthe Methode eingeführt, die Bleisicherungc«
Gruppen zu centralisiren. In voller Würdigung
die Firma S. Bergmann & Co. ungcgÜ>r 24
ber, in welchen fast allen in der Praxii* vorkoro^
sehr und
jeder E
Thatsache
ne Schall
die
«.
118
getragen wird. Diese Schalttafeln sind aus schwarzpolirtem, eisenfreien
Schiefer gefertigt und haben ein äusserst gefälliges Aussehen, Die Tafeln
werden in Kasten aus Gusseisen mit Isolirauskleidung eingesetzt, wodurch
denselben ausser der erforderlichen Isolation, auch genügender Schutz gegen
mechanische Beschädigung gegeben wird.
Die Rohrleitungen schliessen sich vermittelst der an dem Kasten an-
gebrachten AnschlussdQllen in einfacher und sicherer Weise an die Schalt-
tafel an.
Fig. 12 gibt eine schematische Darstellung eines solchen Vertheilungs-
kastens mit eingesetzter Schalttafel.
Du bei der offenen Verlegung der Rohre es zuweilen erwünscht ist,
mit scharfen, rechtwinkligen Biegungen um Ecken zu gehen, wozu sich die
gewöhnlichen Ellbogen nicht eignen, sind flQr diesen Zweck Winkelkasten
Fig. 14.
mit Einzel- und Doppelrohr- Anschlüssen (Fig. 13 und Fig. 14) vorgesehen.
Diese Winkelkasten sind aus Gusseisen hergestellt und mit Isoliraus-
kleidung versehen. Ein entsprechender eiserner Deckel wird durch Schrauben
auf dem Kasten festgehalten.
Das stete Bestreben, den elektrischen Leitungen eine grössere Stabilität
zu geben als bisher, ist in dem Bergmann'schen System in vollem Maasse
zum Ausdruck gebracht, so dass durch dasselbe fast dieselbe Festigkeit
als wie bei den Gasleitungen erreicht wird« Besonders ist dies der Fall bei
den mit Messing oder Stahlblech überzogenen Röhren, welche seit einiger
Zeit durch die Firma S. Bergmann & Co. auf den Markt gebracht werden.
Diese Neuerung ist eine der interessantesten Erscheinungen auf dem
Gebiete der Instaliati onstechnik und dürfte dieselbe dazu berufen sein, das
Hausinstallationswesen auf den höchsten Grad der Vollkommenheit zu bringen.
Es werden nämlich die gewöhnlichen Isolirrohre mittelst c'^^r
sinnreichen Maschine mit einem Ueberzug von dünnem Messing oder S I*
119
blech versehen, welcher Ueberzug der Länge nach derart gefalzt wird, dass
Feuchtigkeit ao das Rohr selbst nie herantreten kann. Da nun das gewöhnliche
Isolirrohr gegen die Einwirkung scharfer Alkalien, besonders Cementlaugen,
sieht bestand ig ist, wird durch den Metallüberzug, welcher diesen Alkalien wider-
steht, ein Rohr geschaffen, welches direct in Cementmauerwerk gebettet
werden darf, ohne dass eine Zerstörung des Rohres zu befürchten wäre.
Ein dahingehender praktischer Versuch wurde folgend ermaassen ausgeführt :
Es wurden Rohre in der Länge von 3 m mit Stahl- und mit Messing-
äberzug ihrer Länge nach in ein im Freien aufgeführtes Stück Cement-
mauerwerk eingelegt und das Ganze blieb während des vorletzten Herbstes
und Winters, etwa 7 Monate lang, der Einwirkung der Witterung aus-
gesetzt; als schliesslich das Mauerwerk abgebrochen wurde, zeigten die
Rohre keinerlei Veränderung, Die Enden der Rohre waren während dieser
Zeit durch Gummi-End verschlusse gegen den Eintritt der Nässe geschützt.
Die Verlegung dieser Rohre geht in ähnlicher Weise vor sich als
die der gewöhnlichen Isolirrohre, nur mit dem Unterschied, dass die Her-
Fig. 17.
Stellung der Verbindungen zwischen den einzelnen Rohrlängen in anderer
Weise ausgeführt wird. Die zum Verbinden der einfachen Isolirrohre er-
forderliche Verbindungszange ist hier überflüssig und werden die Rohrenden
nachdem durch ein besonderes Schneidwerkzeug, Fig. 15, ungefähr 10 mm
des Metallmantels abgetrennt ist, in die Verbindungsmuffe eingeführt, dass
die Stossfuge in die Mitte der Muffe zu liegen kommt. Die Muffe ist an
beiden Enden mit zwei Rillen versehen, welche mit schmelzbarem Kitt ge-
füllt sind. Wird nun die ganze Verbindungsstelle etwas erwärmt, dann bildet
der in den Rillen sitzende Cement einen hermetischen Abschluss nach Aussen
hin. Die Muffe selbst ist im Innern noch mit einer Papierbüchse ausgefüllt
in welch' letztere sich die beiden Rohrenden einschieben um die Stossfuge
gegen den Metallmantel zu schützen.
Fig. 16 stellt eine solche Verbindungsstelle in der Ansicht, Fig. 17
eine solche im Läi|g^chnitt daf»
die eir^ zur Verwendung kommenden Bestand-
> ij '^ rühre ähnlich. Fig. 18 z. B. zeigt
geschlossenen .ffen.
Im Uebrig(
theile denen für
einen £111
Lä^mcl
redi^W
llb^gp
uV
1
iU^ii
120
Fig. 19,
121
Die Dosen sind mit Messiagüberzug^ oder in Gusseisenform vorhanden«
Die letzteren werden auch mit Gummidichtung geliefert und bilden so ein
zweckdienliches Gehäuse für Ausschalter in Räumen, in welchen explosive
Gase vorhanden sind; auch als Schutzgehäuse der Ausschalter bei Schiffs-
installationen finden dieselben Verwendung.
Verschiedene Kriegsfahrzeuge sind bereits zum Theil mit Röhren mit
MessingQberzug installirt worden und verspricht der bisherige Erfolg, dass
binnen Kurzem auch hier die unschöne und gefährliche Holzleiste ausser
Dienst gesetzt werden wird.
Zum Schlüsse möge noch eine recht hübsche Verwendungs weise der
Isolirrohre mit und ohne Metaliüberzug Erwähnung finden.
Unter dem Druck der Concurrenz sind die Installateure immer mehr
dazu gezwungen worden, bei ihren Anlagen auf die primitivsten Formen
der Beleuchtungskörper zurückzugehen und nur zu oft musste dabei die
Sicherheit der Sparsamkeit zum Opfer fallen. In Fig. 19 und Fig. 20 werden
zwei Ausführungen von Rohrpendel gezeigt, welche bei hübscher Ausführung
auch allen Ansprüchen auf Billigkeit gerecht werden.
Das in Fig. 19 gezeigte Pendel istauspolirtem Isolirrohr mit Messingüberzug
gefertigt undmiteiner polirten Baldachinschale und einem Mittelknauf geschmückt,
während das in Fig. 20 vorgeführte Pendel aus einfachem Isolirrohr gefertigt ist
und von dem Monteur selbst auf den Bau je nach Bedarf hergestellt werden
kann. Die oberen und unteren Metalltheile werden bei der Herstellung der
Pendel nur auf einer Spiritusflamme erwärmt und auf das Isolirrohr auf-
geschoben. Der vorher beschriebene Zwillingsleiter eignet sich vorzüglich
zum Anschluss der Fassung.
Nicht ohne Interesse dürfte die Thatsache sein, dass das Bergmännische
Isolirrohr in der kurzen Zeit von 2^3 Jahren ausser in einer grossen Menge
von industriellen und Privatanlagen, auch in einer Anzahl von fürstlichen
Schlössern, Theatern und Verwaltungsgebäuden zur Anwendung gekommen ist.
Siebenter Bericht des Stadtbauamtes
über die BelenchtiiDg und Ventilation der Ränmlichkeiten im Rathhaose wShrend des
VIII. Betriebsjahres der elektrischen Anlage yom i. Juli 1892 bis 30. Juni 1893.
Elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung.
Das verflossene Betriebsjahr ist das erste, in welchem vom Beginne
an der Betrieb der elektrischen Anlage in Eigenregie geführt wurde, aus
welchem Grunde auch die Ergebnisse dieses Betriebsjahres für die Beur-
theilung der künftigen Betriebsverhältnisse von nicht geringem Interesse sind.
An Erweiterungs-Arbeiten wurde während . des VIII. Betriebsjahres
folgendes, und ^war zum grössten Theile in eigener Regie geleistet :
Juli 1892. Vervollständigung der Werkstätten-Einrichtung.
August 1892. Versuch mit der Beleuchtung der Thurmuhr mittelst
Bogenlampen.
September 1892. Kleinere Installationsarbeiten in einzelnen Zimmern.
December 1892. Probeweise Einrichtung der Beleuchtung der Arkaden
und Durchfahrten mit Bandlampen der Firma Siemens & Halske.
Jänner 1893. Probeweise Einrichtung der Beleuchtung des Corridors
des Präsidium« mit Bandlampen der Firma Siemens & Halske.
Februar- bis Mai 1893. Kleinere Installationfiibaiten in verschiedenen
Acmtcrn.
Juni 1893. Beginn der Installationsarbeit« Accur 1-
Batterie D.
^
V
122
Bei diesen Erweiterungsarbeiteo wurden von dem ständigen Personal
der Aalage geleistet: 1209 Monteurstunden^ 1585 Monteurgeh ilfeostundea.
Ausserdem haben der Leiter, der Elektriker und der Maschinist (Ober-
monteur) circa ebensoviel Zeit mit den Erweiterungsarbeiten zugebracht,
wie mit dem Betriebsdienste«
Die betreffenden Gehalts- und Lohntheilbeträge wurden auf das £r-
weiterungs-Conto gebucht, wodurch das Betriebs-Conto eine entsprechende
Entlastung erfuhr, wie aus der folgenden l'abelle zu ersehen ist.
Ausweis über die laufenden Auslagen für die elektrische Anlage
im neuen Rathhause
während des VIII. Betriebsjahres vom i. Juli 1892 bis 30. Juni 1893.
A) Gehalte, Löhne, Zulagen und allgemeine Verwaltangs-
aus lagen.
Zulage für den Leiter fl. 500* —
Gehalt des Elektrikers . • „ 1.040- —
Gehalt des Maschinisten (Obermonteurs) ^ 1.300* —
Lohn des I. Gehilfen „ 840* —
V ". r r 720- —
n ni. r r 1 20' —
Zulagen för das Kesselpersonal „ 280-50
Zulagen für das Personal der elektrischen Anlage . . . . „ 956-45
Nachtdienstgebühren ^ 365' —
Unfallversicherung ^ 75'7i
Krankencasse ^ 58*14
Summa A) . fl. 6.855*80
B) Materialien.
Steinkohle 201.560% pro lOO leg fl. i'ii8 fl. 2.253*44
Brennholz 16*7 m^ k fl. 5*29 ^ 88*34
Putz-, Schmier- und Dichtungsmaterialien etc „ 641*62
Schwefelsäure und destillirtes Wasser „ 124-91
Glühlampen „ 505*36
Kohlenstifte ^ 24*02
bumma BJ . fl. 3.637*69
CJ Instandhaltung.
Instandhaltung der Kessel, Taxen, Proben, Fegung, Aschen-
abfuhr etc fl. 120*16
Instandhaltung für die Accumulatoren „ 1.500- —
Currente Anschaffungen ^ 478*20
bumma CJ . fl. 2.098*36
DJ Kleinere Erweiterungsarbeiten im currenten Wege.
fl. 1.464*2 1
Summen AJ . fl. 6.855*80
^ BJ . ^ 3.637-69
„ C) . ,, 2.098*36
„ DJ . ^ 1.464-21
fl. i4.056'o6
123
Baa- und Installationskosten. Die Bau- und Installationskosten
der elektrischen Anlage sind, insoweit die Rechnungen bis Ende des Be-
triebsjahres abgeschlossen werden konnten, aus folgender Tabelle zu ersehen.
Aalage, bcxiehimgsweisc Gruppe
Anlagekosten 1
des Werkes
der Hans-
installation
der
Belenchtnogs«
körper
ß.
a.
fl.
Im VL Berichte ausgewiesene Kosten. • . .
Volkihalle
172.874-30
698-92
164--
1.165-67
96.616*94
2.843-32
2454-69
69.417-31
988-50
550-27
Werkstitte L Theil
Liefemng von Schmiervasen
Verschiedene InstalUtionen im currenten
Wege laut vorstehender Tabelle
Gesammtkosten . •
174.902-89
101.914-95
70.956-08
Abschreibungen wurden bisher nicht vorgenommen.
Nachdem die Installationsarbeiten fflr die neue Accumulatoren-
Batterie (Z>) zu Ende des VIII. Betriebsjahres noch nicht vollendet waren,
so ist hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des Werkes seit dem Ende des
VII. Betriebsjahres keine Veränderung zu verzeichnen.
Die Leistungsfähigkeit beträgt rund 3250 Hektowatt. Hiebei ist die
derzeit nur mehr als Reserve dienende Nord-Anlage eingerechnet, die
Anlagekosten des Werkes stellen sich somit pro Hektowatt auf fl. 53*8.
Der Anschlnss
Glühlampen
verschiedener
Leuchtkraft
Bogenlampen
Elektro-
motoren
Verbrauchs-
apparate
zusammen
Stück
Hekto-
watt
Stück
Hekto-
watt
Stück
Hekto-
watt
Stück
Hekto.
watt
Zu Ende des VU. Betriebsj.
waren angeschlossen . . .
Zu Ende des VIIL Betriebsj.
waren angeschlossen . . .
2939
2972
1626
1648
17
41
153
222
ö
6
383
383
2962
3019
2162
2253
Zuwachs betrügt für das
VIL Betriebsjahr
33
22
24
69
—
57
91
Die Gesammtleistung der Elektromotoren beträgt zusammen circa
41 P. s.
Der Gesammtanschluss nahm zu Ende des VIII. Betriebsjahres 69*3^/^
der Gesammtleistungsfähigkeit des Werkes in Anspruch. Im Vorjahre betrug
dieses Verhältniss 66-5%.
Nachdem nunmehr im Rathhause Glühlampen von verschiedener
Stromökonomie in Verwendung stehen, so lässt sich der Gesammtanschluss
nur mehr annähernd in Rechnungs-GlGhlampen ausdrücken. Als Einheit
könnte bis auf Weiteres die 3V4^^ttige GlOblampe (16 Kficipi = 52 Watt)
beibehalten werden. Bisher war die Redunugs-Glühlampe* mit 55 Watt
normirt, was aber den heutigen Verhältnissen
Der oben ausgewiesene GesanniMBchk
Jahres entspricht demnach 43
16 Kerzen.
Verhältnissen -'^ht mehr er >ht.
la^AtaaBchk Ende de« "Betriebs-
124
}
A) Stromerzeugung.
I. Kesselbetrieb.
Keaselbetriebitage •
Kesselbetriebsstunden
Auf einen Kesselbetriebstag entfallende
Kesselbetriebsstnnden
Steinkohlenverbrauch kg
Hievon für das Anheizen 0/q
Für den Maschinenbetrieb. o/q
Holz zum Anheizen m
Pro Stande und m9 Kesselheizfläche werden
verdampft kg
Aus I kg Kohle erzeugter Dampf von
5 Atmosphären Ueberdrnck kg
2. Maschinenbetrieb.
Maschinenbetriebutnnden
Maschinenleistung, Hektowattstnnden
Durchschnittlicher Belastuogsgrad der
Dampflichtmaschinen 0 o
Zur Erzeugung einer Hektowattstunde er-
forderliche Steinkohlenmenge, u. zw.:
Mit Einschlnss der Anheizk9hle kg
Mit Ausschluss der Anheizkohle „
Schmier- und Putzmaterialverbrauch:
Maschinenöl kg
Cylinderöl „
Olivenpasta „
Unichlitt „
3. Accumulatorenbetrieb.
Ladearbeit, Hektowattstunden
Entladearbeit, Hektowattstunden
Wirkungsgrad der Accumulatoren 0/^
Von der erzeugten Stromarbeit wurden den
Accumulatoren als Ladung zugeführt. o/q
Verbrauch an destillirtem Wasser kg
Verbrauch an Schwefelsäure „
B) Stroxnabgabe.
An das Hausuetz wurden abgegeben Hekto-
wattstunden
Verhältniss der Stromabgabe zur Ma-
schinenleistung 0/^
Somit Verlust 0^
Grösste gleichzeitige Stromabgabe, Hekto-
watt
Geringste gleichzeitige Stromabgabe, l^Iekto-
watt
Grösste Tagesabgabe (in 24 Stunden)
Hektowattstunden •
Geringste Tagesabgabe (in 24 Standen)
Hektowattstunden
Mittlere Tagesabgabe (in 24 Stunden)
Hektowattstunden
VHL
Betriebs-
jahr
1892/93
231
1.309
5*7
261.560
20
80
i6-7
9-5
8-0
950
379. 706
72-6
0-53
0424
1.127
177
12
10
208.068
169.15s
8i-3
54-8
3.020
467
340.853
89-75
10*25
1.400
5
16.403
158
934
VIL
Betriebs-
jahr
1891/92
Zunahme
201
1.238
6-2
197.541
16
84
18-3
8-93
7-62
868
3»o.955
653
063
0-53
1.200
150
177.957
136.048
77
57-2
269.046
86-5
13*5
1.040
15.030
14*7
737
149
5*7
9-4
22*1
7*3
18
16-9
24-3
5-6
26*7
34*6
91
974-8
26-7
Abnahme
125
vnL
Betriebs-
jahr
1892/93
VII.
Betriebs-
jahr
1891/92
Zunahme
Abnahme
0/0
C) Verbrauch.
Fär Belenchtung, HektowatUtunden
Fflr Kraftübertragung, Hektowattstunden .
337.176
3.677
262.048
6.998
43-9
267
21-5
29*4
47*5
ZusamineQ • •
geschlossenen Verbrauchs - Apparate,
(Lampen, Elektromotoren etc.), .Standen
Verbranch an Glühhimpen Stück
In Procenten der installirten Lampen.. o/^
Kohlenstiftenverbranch , . , • Stück
340.853
150-2
423
14-2
274
269.04b
124*4
327
11*2
Der Betrieb« Wie schofl eingangs erwähnt, war das verflossene
VIII. Betriebsjahr eigentlich das erste Eigenregie-Betriebsjahr, da die Be-
triebsföhrung bis lo. Februar 1892 der Firma B. Egg er & Comp, über-
tragen war und daher nur wenige Monate des Eigenregie-Betriebes in das
VIL Betriebsjahr fielen.
Die durch die Eigenregie geänderten Verhältnisse, die Möglichkeit^
das ständige Personal zu den ebenfalls in Eigenregie durchgeführten
Erweiterungsarbeiten zu verwenden, sowie auch der stets zunehmende
Verbrauch an Elektricität, endlich auch die Fortschritte in der Lampen-
fabrikation haben zusammengewirkt, dass die Betriebsergebnisse des
verflossenen Jahres im Vergleiche mit den früheren sehr günstige genannt
werden können. ^
Die wichtigsten Betriebszahlen sind den vorstehenden zwei Tabellen zo
entnehmen, welche auch einen Vergleich mit dem VII. Betriebsjahre
gestattet«
Im VHI. Betriebsjahrc wurde von den Maschinen^ um 22*i^/q mehr
Elektricität erzeugt als im VII. Betriebsjahre, hingegen nur um 2^/q mehr
Kohlen verbraucht, was auf eine abermalige Besserung der Betriebsver-
bältnisse hinweist. •
Die Accumulatoren-Anlage wurde gegen das Vorjahr um 24*30/^ mehr
zur Stromabgabe herangezogen.
Der Wirkungsgrad der Batterien im Jahresmittel stieg auf 8i*30/q.
Die Gesammt-Stromabgabe hob sich gegen das Vorjahr um 26*7^/q.
Die grösste gleichzeitige Stromabgabe dagegen um 34'6%.
Proben und Messungen. Im Laufe des VIIL Betriebsjahr^s wurden
nachstehende Proben und Messungen an der elektrischen Anlage vor«
genommen, und zwar: 97 Isolationsproben an verschiedenen Gruppen,
2 Widerstandsmessungen an Leitungen, 7 Nachaichungen von Messinstrumenten,
und zwar von I Strommesser, 3 Spannungsmessern, 3 Elektricitätszählem.
Vor Anweisung der im April v. J. fällig gewordenen Erhaltungsgebühr
für die Accumulatoren-Batterien A und B (System der Ele ^' "^f power
storage Company, Type L, 31) wurde mit di^^n Batterieii <■ '' itäts-
probe vorgenommen, lieber diese Probe 1- ^ ^^ste^'^ ■ ko^'
aufgenommen :
V.
126
Zeit
Daoer
Spannung
StromstSrke
Ampere-
Stondeo
Minaten
Stunden
Mionten
Volt
Ampere
Standen
9
lO
- —
—
103-9
118
—
9
40
—
30
103-9
118
59
lO
10
—
30
103-9
118
59
lO
40
—
30
103-9
118
59
II
10
—
30
1039
118
59
II
40
—
30
103-7
115
57-5
12
10
—
30
103-5
"5
57*5
12
40
—
' 30
»03-5
"5
57-5
I
10
—
30
103-5
"5
.57-5
I
25
—
15
103-5
"5
57*5
15
— 49475
Es waren eingeschaltet 213 Lampen zu 16 Kerzen.
Der Spannungsabfall betrug somit bei 1 1 8 — 1 15 Ampere Stromstärke nach
einer Stromentnahme von 494*75 Amp^restunden 103'9 — 103"5 =0*4 Volt
= 0*38^/0 der Anfangsspannung,
Zulässig war ein Spannungsabfall von 5^/0 bei 120 Ampere Stromstärke
nach einer Stromentnahme von 480 Amp^restunden.
Der Zustand der Batterie, welche durch drei Jahre im Betrieb
stand, kann mit Rücksicht auf dieses Ergebniss als ein vorzüglicher be-
zeichnet werden.
Die Probe mit der Batterie C (System Tudor, Type 20) wurde im
Vin. Betriebsjahre nicht vorgenommen.
Messungen an Glühlampen. Es wurden an 65 Glühlampen
verschiedenen Ursprungs Messungen der Leuchtkraft und des Stromver-
brauches vorgenommen.
Davon wurden 27 Lampen Dauerversuchen unterworfen. In der
folgenden Tabelle wurden die Messungsergebnisse von fünf verschiedenen
Glühlampensorten zusammengestellt, und zwar sowohl von höherwattigen,
wie auch von niederwattigen Lampen.
In den letzten drei Colonnen der Tabelle sind die Kosten per Kerzen-
stunde mit Zugrundelegung des für das VIII. Betriebsjahr ermittelten Strom-
preises für das Rathhaus (2*42 kr. per Hektowattstunde) und der
betreffenden Glühlampenpreise ermittelt worden.
Das bisher gewonnene Material ist aber noch zu gering, um sichere
Schlüsse ^auf die Zweckmässigkeit der einen oder anderen Lampensorte
ziehen zu können; deshalb werden diese Versuche fortgesetzt und wird
voraussichtlich bis Ende des laufenden Betriebsjahres ein genügendes
Materiale vorliegen, um Qualitätsscalen anlegen zu können.
1
a
<
§
Angaben des Lieferanten
Durch Messung
a
CO*
n
11
Daner des
Versuches
Arbeitsverbrauch zu
Anfang | Ende
Versoehet
des Versuches
der
Glflblampen
Volt
Kerzen
Watt
Brenn-
stunden
Watt
w»u-
•tnnd«n
10
3
3
3
3
R
E
P
C
K
105
los
105
103
103
16
16
16
16
16
2V2
3V2
3Vs
3V2
3V2
242
1.867
840
607
1.161
41-58
6216
37-37
41-21
57-68
39-59
56-21
56-59
40-17
51-50
9.777
110.906
49.206
24.760
62.190
127
Die in der vorsteheodea Tabelle ausgemittelten Kosten einer Kerzen«
stunde sind reine Rechnungsgrössen zur Vergleichung der verschiedenen
Lampensorten untereinander und dürfen mit den im Nachfolgenden aus-
gewiesenen Betriebskosten nicht verwechselt werden.
Auf Grund vorstehender Tabelle setzen sich nun die Gesammt-Betriebs-
kosteo des Werkes zusammen aus den Kosten des Kesselbetriebes mit
ü, 2965*30, des Maschinenbetriebes mit fl. 3771*72 und des Accumulatoren-
bctricbes mit fl. 1501*48, Summa fl. 8238*50.
Hieraus berechnen sich die Selbstkosten des an's Hausnetz abgegebenen
Stromes per Hektowattstunde mit 2*42 kr.
Dementsprechend stellt sich der Strompreis für eine 3V2^^^^^i^^
GlOhlampenbrenostunde zu 16 Kerzen auf 1*35 kr., für eine S^/^waittigG
Glühlampenbrennstunde zu 16 Kerzen auf 1*26 kr., fQr eine 3 wattige GlQh-
lampenb rennstunde zu 16 Kerzen auf I'i6 kr., für eine 2l/2wattige Glüh-
lampenbrennstunde zu 16 Kerzen auf 0*79 kr.
Im Vorjahre konnten die Kosten des Stromes im Jahresdurchschnitte
noch nicht ermittelt werden.
Für die fünfmonatliche Eigenregie-Betriebsperiode stellte sich der
Strom per Hektowattstunde auf 3*38 kr. und für eine 55 wattige (circa 3^3)
Glühlampenbrennstunde zu 16 Kerzen auf i*86 kr.
Werden zu den obigen Gesammtkosten der Stromabgabe die Kosten
des Betriebes der Hausinstallation zugeschlagen, so ergeben sich die
Gesammt-Betriebskosten der elektrischen Beleuchtung und Kraftübertragung.
Dieselben setzen sich also zusammen aus den Kosten der Stromabgabe
mit fl. 8238*50 und aus den Kosten des Betriebes der Hausinstallation
mit fl. 1646*93, Summa fl. 9885*43.
Es stellen sich demnach die Gesammtkosten der elektrischen Be-
leuchtung und Kraftübertragung pro Hektowattstunde auf 2*90 kr.
Dieser Preis ergibt für eine 3Y2wattige Glühlampenbrennstunde zu
16 Kerzen circa 1*62 kr., für eine 3V4 wattige Glühlampenbrennstunde zu
16 Kerzen circa 1*51 kr., für eine 3 wattige Glühlampenbrennstunde zu
16 Kerzen circa 1*39 kr., für eine 2^2^^^^'^^ Glühlampenbrennstunde zu
16 Kerzen circa i'i6 kr.
Da die höherwattigen Glühlampen einer langsameren, die niederwattigen
einer rascheren Abnützung unterworfen sind, so können die letzteren
Kostenangaben nur auf annähernde Richtigkeit Anspruch machen.
Für das Vorjahr (VII. Betriebsjahr) wurde der Gesammtkostenpreis
für die 5 5 wattige Glühlampenbrennstunde mit 2*09 kr. erhoben.
An Rückersätzen für die fremden Corporationen beigestellte elektrische
Beleuchtung und Ventilation wurde im Ganzen fl. 80073 bezahlt.
geftiudeae Mittelwerthc
lichUtärke ta
GesKinmt-
Licbt-
mcDge
Ärbdts
verbr, per Ker^e
ftiner
Änfss^ 1 Ende
AnfaDg
Eade
im Durch-
des VfiTittchcA
fcboitt
;
itusda
e4
Karten '
stunden
Watt
kr. ',
kr.
kr.
i&"04
11*96
3-39'-^
^'59 , ^^ 3'^a
1
tyojo )
(rOl8
OoSä
17*60
u 91
27^945
rsaMHik 3*97
0*096
0*002
0-098
20-51
1199
U.083
;44^^Hkj^7(>
0091
ü'004
009s
14*01
10 so
.>?7j
^^i^^^Ksis
^'^SSjJ
1^017
M'IOJ
aa^oj
"""1
m
J
■
■L
:H
k:
0092
128
Demnach entfällt für den Eigenverbrauch der Gemeinde der Betrag
von fl. 9o84'70.
Wenn hier daran erinnert werden darf, dass sich der Selbstkostenpreis
einer lökerzigen Gluhlämpenbrennstunde in den ersten 3 Betriebsjahren
zwischen 6*3 kr. und 67 kr. hielt, und diesem hohen Preise der heutige
Preis von 1*51 kr. für dasselbe Lichtquantum entgegengehalten wird, so
ist aus diesem bedeutenden Preisniedergange deutlich zu ersehen, welch'
günstigen Einfluss die allgemeine Vergrösserung der Anlage einerseits und
die Eigenregie andererseits auf die wirthschaftlichen Ergebnisse des Betriebes
genommen haben.
Eine italienische Glühlampe.*)
Von B. JONA.
lo diesen Tagen sind in England die
ersten Patente auf Glühlampen zu Ende ge-
gangen nnd „The Electrician** bringt ein ge-
lungenes Bild von Josef Wilson-Swan,
einem der wirklichen Erfinder der jetzigen
Glühlampe. Es dürften daher einige Winke
über dieselbe nicht ungelegen kommen,
welche in Italien in jenen ersten Tagen der
Beleuchtung mit Glühlicht patentirt wurde.
Hiezu einige Worte aus der Geschichte.
Schon das Patent Laue Fox (October 1878)
sprach davon, unschmelzbare Materialien von
hohem specifischen Widerstand anzuwenden,
an deren äussersten Enden man Leitungs-
drähte anlöthete, welche aus Platin herge-
stellt, in eine luftleere und hermetisch ver-
schlossene Kugel eingeffihrt wurden.
Einige Zeit hierauf erschienen die Pa-
tente von Edison, der einen automatischen
Kurzschlussconstruirte, um die Lampe im Falle
des Schmelzens der Spirale auszuschalten,
da die Lampen in Serien geschaltet waren.
Swan demonstrirte im Jahre 1879 öffent-
lich eine Glühlampe mit auf Platin aufge-
setztem Kohlendrahte, der in eine möglichst
luftleere Glaskugel eingeschlossen wurde.
Auch patentirte Swan allein im Jahre 1880
seine Lampe mit einem pergamentirten und
verkohlten Baumwollfaden.
Dann wurde dem Sig. Brusotti
Ferdinando di Rosasco (Pavia) ein
Zeugniss über den ausschliesslichen Betrieb
einer Glühlampe zur Vertheilung des Lichtes
ausgestellt. (Siehe vol. XIX delle Privative
industriali, n. 282, 30. November 1877.)
Brusotti ging von dem Gedanken
aus, einen vom elektrischen Strome durch-
flossenen Faden wejssglühend zu machen,
welcher Faden seine Weissgluth einem
anderen schwer schmelzbaren Körper mit-
theilte, mit dem er in Contact war. „Alle
Körper, die einen grossen Widerstand dar-
bieten , in Faden von prismatischer
oder Lamellenform mit kleinem Qaerschnitte
und grosser Länge gebracht , können
♦) „L»EUttricl8ta« 1. I. 1894.
als elektrisch weissglühende Cooductoren an-
gewendet werden, wie z. B. das Platin, das
Eisen, die Kohle etc., als gute Elektricitäts-
leiter**, wie das Patent besagt. Alf Körper,
welche durch „Leitungsfähigkeit und durch
Contact** weissglühend werden , nannte
Brusotti das Calcium, Magnesium, Tdr-
contumoxyd etc.
Brusotti gab auch an, dass die
Lampe vor Luft und Feuchtigkeit geschützt
werden müsse; und dass es auch ^mit Be-
zug auf das Leucht vermögen vorthellhaft
sei, das Beleuchtungssystem in einem her-
metisch verschlossenen und durchsichtigen Be-
hälter unterzubringen, den man möglichst
luftleer mache.**
Brusotti gab auch der Lampe einen
Stromregalator bei, der entweder auf der
Ausdehnung eines bimetallischen Blättchens
oder auf elektromagnetischen Wirkungen be^
gründet war, und schloss folgendermaassen:
„Aus dem Principe, auf welchem diese Glüh-
lampe beruht, kann man ersehen, wie eine
grössere oder kleinere Ancahl dieser Glüh-
lampen in denselben Stromkreis einge-
schaltet werden kann, oder besser beliebige
Stromkreise parallel von diesem abgezweigt
werden können, welche jedoch denselben
Widerstand für den Durchgang des Stromes
besitzen.**
Brusotti gab auch die Construction
einer Lampe an, die aus einem unschmelz-
baren, mit einem Gewinde versehenen Cylindcr
bestand; in die Höhlungen des Gewindes
wickelte er den Platinfaden, und die Lampe
war darauf berechnet, dass der obere Theil
der Windung weissglühend wurde.
Einmal wurde ein Versuch hiemit im
„Tecnomasio italiano** gemacht ; aber diese
Versuche, zu denen man weder das geeignete
Material, noch die Mittel besass, wurden bald
aufgegeben — ein nur zu gewöhnliches Schick-
sal für viele andere italienische Erfindungen.
Eine Lampe B r u s o 1 1 Ts ist noch immer
in der „Socieiä d'incoraggiamento** zu Mai-
land aufbewahrt. St.
129
Elektrische Beleuchtung von Forli.
Vor einiger Zeit ist in der Stadt Fori!
die elektrische Belenchtnng eingefährt
worden. Wie „L'Elcttricista" schreibt, wnrde
diese Anlage ansschliesslich aas italienischen
Masdiinen nnd Material hergestellt.
E« wird hiefür ein Wasserfall benutzt von
4 m Höhe nnd 2000 l Wasser pro Secunde,
welcher eine Girard-Turbine mit Verticalachse
betreibt, die von der Firma Alberto
Riva in Mailand gebaut Avnrde.
Da diese hydraulische Kraft allein nicht
hinreichend wäre, ist eine Dampfmaschine
von der Firma T o s i aus Legnano von
40—50 effectiven Pferdekräften mit doppelter
Expansion nnd Condensation, sowie mit
Cornwallkesseln aufgestellt worden.
Zwei Nebenschlussdynamo von 100 A.
uod 160 Volt, von denen eine als Reserve-
maschioe dient, haben die Bestimmung, so-
wohl den Strom direct den Abnehmern zu
liefern, als auch eine Batterie von Accumn-
latoren sn laden. Die Transmissionsriemen
zwischen dem Motor und den Dynamos
lieferte das Haus Massoni & Moroni
in Schio.
Die Accumulatoren-Batterie besteht ans
S8 Elementen mit der Capacität von 358 bis
482 Amp^restunden zu 119 Ampöre als
grössten Entladungsstrom.
Diese Accumulatoren sind von der Type
Tudor und in der Fabbrica Nazion ale
di Accumulatori Elettrici in
Genua hergestellt. Eine derartige Batterie
kann allein 250 Lampen zu 16 Kerzen be-
leuchten^ Sie hat einen automatischen Ein-
schalter und versieht allein die Beleuchtung
während der Morgenstunden. Wenn die
Stunden der grössten Belastung vorüber
sind, werden die Maschinen abgestellt und
das Liefern des Stromes lediglich den
Accumulatoren überlassen.
In Folge dieses Anlagesystemes ist auch
der Zweck erreicht worden, die Betriebskraft
so viel als möglich zu sparen. Die Ma-
schinen lässt man immer mit voller Be-
lastung und dem grössten Wirkungsgrade
functioniren. Mit dem über Bedarf erzeugten
Strom werden die Accumulatoren geladen,
die entweder als Aushilfe während der
Stunden des grössten Verbrauches oder als
Stromerzeuger, wenn die Maschinen nicht
im Betriebe sind, dienen; die elektrische
Vertheiiung besteht aus zwei Leitungen, aber
sie wird in drei umgestaltet werden, um den
äussersten Anforderungen Genüge zu leisten.
St.
Elektrisches Färbeverfahren.
Yon STANISLAY SKUGSK in Lieben bei Prag und FRANZ JELEK in Prag.
Privilegium vom 4. September 1893.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist
«n Verfahren, um mit Hilfe des elektrischen
Stromes Waaren verschiedener Art, u. zw.
insbesondere Waaren animalischen und vege-
tsbilischen Ursprunges, wie Leder, Gewebe
und Geflechte ans Schafwolle, Baumwolle»
Leinen, Bast, Stroh etc. zu färben.
Wir wollen im Nachfolgenden als Bei-
spiel das Färben von Leder nach unserem
VerfihTeu beschreiben, bemerken jedoch,
dass ganz analog auch die nrulrrcn, oben
angeführten Stoffe gefärbt werden.
Das an färbende Leder C wU' «nI
einem Tische T mk vollkommrü
taler Oberßäche^ welche elektrcÄ^h
sein musÄ, ausgebreitet. Die Thch
(siehe Fig. I Draufsicht und Fig. 2 Ansicht in
vorstehender Zeichnung) ist zu diesem Zwecke
entweder ganz aus Metall (vorzugsweise Zink)
oder mit Metallblech beschlagen. Zuerst
wird das auf den Tisch ausgebreitete Leder
in der bisher üblich bekannten Art mit einer
Handbürste grundirt und sodann wird die
Farbflüssigkeit auf die ganse Fläche aufge-
^s^--
Fig. 2.
gössen, soviel als sich auf der Oberfläche
des Leders erhält, ohne abzufliessen. Nun
wird der eine Pol einer elektrischen Leitung
mii dei ineinüischen TischpiaEte verburidcPt
w.^lir-i 1 f sTif^^re Pol mit dem Lcder in
Conr.i. ' ■ %rird j der elektrische
Strf'ii,; ^c^hl outen und hieb ei
'"-i, ' .^. Waaser, in welchem
rne Ete-
iche in
^T
130
Gasbläschen entweichen, während der Farb-
stoff selbst sich in das Leder einzieht.
Man lässt so den elektrischen Strom
einige Minaten einwirken, bis das Leder
eine satte Färbung seigt, dann wird der
Strom unterbrochen und das Leder in be-
kannter Art gebeist (tournirt), ausmassirt und
in die Trockeostube gebracht.
Bei Anwendung dieies Verfahreos kann
man leicht auch die Oberfläche gemustert
herstellen, indem man auf das zu färbende
Object nach dem Aufgiessen der Farbe eine
aus Metallblech hergestellte Patrone oder
Schablone auflegt, welche ein gewflnschtes
Muster ausgeschnitten enthält und verbindet
in diesem Falle den einen Pol der elek-
trischen Leitung mit der metallischen Patrone
(und nicht mit dem zu färbenden Stoffe). In
diesem Falle wird an jenen Stelleo, welche
von dem Metalle der Patrone gedeckt sind,
das Muster heller (lichter) erscheinen, wäh-
rend an den ausgeschnittenen Theileo, wo
die Farbe unmittelbar auf den zu färbenden
Gegenstand aufgegossen wurde, die Färbung
dunkler erscheint.
Der Schmelzpunkt von Kupferdrähten.
J. C. Lincoln gibt in „Electr. World*
nach einer Reihe von Versuchen, die er über
den Schmelzpunkt von Kupferdrähten ange-
stellt hat, die Gleichung von ac=o*i4
y ^-7 -j- 2'3 für die Linie, welche die Schmelz-
ströme in ihrer Abhängigkeit von dem Durch-
messer der Drähte darstellt. Diese Linie, in
welcher y den Durchmesser der Drähte in
Tausendsteln eines Zolls und x die Stärke
des Schmelzstromes in Ampere darstellt,
schliesst sich der durch Verzeichnung der
Beobachtungsresultate gewonnenen Curve,
namentlich für geringe Werthe des Durch-
messers bis etwa 25 Tausendstel eines Zolles,
ausserordentlich gut an. Die Ablesungen
wurden unter folgenden Bedingungen vor-
genommen: Die Messingklemmen, zwischen
denen der Schmelzdraht befestigt war, waren
etwa 125 mm in ihren nächsten Punkten
von einander entfernt und wogen je 56*7^.
Ihre Form war derartig, dass der Draht etwa
20 — 25 mm von der schiefemen Grundplatte
entfernt war. Der Raum, in welchem die Ver-
suche stattfanden, war vor Zug wohl ge-
schützt und hatte eine Temperatur von circa
27O C. Zur Ablesung wurde ein Weston-
scbes Amp^remeter mit directer Ablesong in
Hintereinanderschaltung mit einem Rheo-
staten und dem Schmelzdrahte verwandt.
Elektrische Erscheinungen auf dem Matterhorn.
Herr Walter Larden hat jüngst
in der Zeitschrift „Nature** einen interes-
santen Bericht über Gewittererscheinungen
gelegentlich einer Matterhorn-Besteigung ver-
öffentlicht, worüber die »Meteorol. Ztscbt**.
Nachstehendes schreibt:
Am 10. Juli war ich auf dem Matter-
horn bei ziemlich zweifelhaftem Wetter.
Wolken und Nebel stiegen von Italien her
empor und bedeckten allmälig die Berge
rings um das Matterhorn. Wir hatten mit-
unter etwas Schnee noch vor Mittag und
während des Abstieges schneite es ganz ge-
müthlicb. Es mochte wohl halb 4 oder
vielleicht auch 4 Uhr Nachmittag gewesen
sein, da begann das Singen der Eispickel,
der Felsen u. s. w. und zuweilen blitzte es
auch.
Plötzlich schlug ein Blitz, augenschein-
lich nicht weit von uns, ein, denn der
Donner folgte fast momentan mit einem
lauten Krach. Vor dem Donner und gleich-
zeitig mit dem Blitz vernahm man ein
Krachen, einen Ton, als ob etwas gespalten
oder gebrochen würde und dabei hörte man
einen „Patsch** auf dem Felsen. Das Ge-
räusch ist schwer zu beschreiben und ein
richtiges Wort dafür kaum zu finden. Dieses
Geräusch ging dem Donner voraus, es war
scharf und doch auch wieder schwach. Ich
denke, dass ich allein es hörte, weil ich an
der betreffenden Stelle stand.
Später kam ein anderer Blitz. Hiebei
hörte ich keinen „Patsch* an dem Felsen;
aber augenscheinlich mit dem Blitz und vor
dem Donnerschlag kam ein leises, knisterndes
und krachendes Geräusch, man möchte fast
sagen der „Geist*^ eines Donners. Es er-
innerte mich an das Geräusch, das man bei
Neuschnee hört, wenn eine leichte Kmste
darüber ist und der Fuss einbricht. Diesmal
verspürte ich eine leichte Erschütterung im
Kopfe. Ein dritter Blitz gab denselben Ton
wie der zweite; aber keiner der andern er-
schien so deutlich und das Geräusch hörte
ich nicht wieder. *)
*) VielUioht ist as gMtatt^, hi«r eine Beob-
aohtung sa erwAhnen, die aUerdings mehr in die
Kategorie der gSingenden Bergstöcke* eto. gehört.
Als ich Anfange Angnst 1884 mit meiner £\sailie
auf dem Schlotee Alt • Pemttein bei Kirdidorf in
OberOeterreioh mich befand, brach circa S ühr
Abends ein heftiges Gewitter ans. FOnf bis sechs
BlitBSchlige fahren in gana konen Intenrallea auf
das, mit Blitsableitern versehene massige alle Sohloss
herab, das isolirt anf einem Felsvorspmng 400 m
über dem Thale liegt. Wfthreud ich das heran-
nahende Gewitter beobachtend snm Fenst«: hinaas-
sah, hörte ich tief unterhalb desselben in einer
Art Zwinger, der mit halbverfallenen Mauern um-
geben und mit Buschwerk bewachsen war, ein
siechendes, raschelndee Geriusch und unmitielbsr
darauf fuhr der erste Blitc auf das Sohloss herab,
dem dann, wie bemerkt, weitere rMoh folgten.
Meine Schwägerin, ' die gleichfalls am Fenster ge-
wesen war, bemerkte, gans unabhängig von mir,
davB sie dasselbe seltsame Geräusch vor dem Blits-
schlag gebOit habe. , „
J. Hann.
131
Es war schon dankel, als wir die untere
Hfltte erreichten und das Elmsfeuer, das
von unseren Fingern, wenn wir dieselben
emporhielten, von den Pickeln, Hüten,
Haaren u. s. w. ausströmte, war ganz
prachtvoll. Zahlreiche Flämmchen sassen
auch auf den Felsspitzen auf, die von dem
schmelzenden Schnee ganz noss waren.
Andere Leute, die denselben Tag auf
dem Gomer Grat waren, ersählten mir, ehe
ich ihnen noch meine Erfahrungen mitge-
theilt hatte, dass das Blitzen mit einem
«patschenden" Geräusch an den Felsen ver«
bnnden war. Sie sagten auch, dass jene,
welche FUzhttle trugen, Erschütterungen ver-
tpfirten, dagegen jene, welche Strohhüte
hatten, nicht. Alle Hüte waren aber nass.
Da der Donner deutlich nach dem Blitz-
schlag eintrat, scheint es, dass die Erschei-
nung, welche das Geräusch hervorbrachte,
vor dem Funken eintrat. Es möchte mir
scheinen, dass bei einer Gewitterwolke,
welche wir ja sicher nicht wie einen
metallenen Conductur auffassen dürfen, der
solange geladen wird, bis ein Funke über-
springt, das Potential auch in der Substanz
der Wolke selbst allmälig steigt oder even-
tuell fällt.
Wenn die Spannung dann zu gross
wird, dann tritt offenbar eine Entladung
längs vieler Wege ein und diese vorläufige
Entladung bringt plötzlich eine viel grössere
Potentialdifferenz zwischen den Reihen der
Wolke hervor, zwischen denen die Biitzent-
ladung stattfindet.
Nach dieser Auffassung würde eine
leichtere Entladung im Wolkenkörper selbst
der nothwendige Vorläufer für den regel-
mässigen Blitzschlag sein. Dieses relativ
schwache Geräusch würde deshalb dem
Donner, welcher dem eigentlichen Blitz-
schlag entspricht, vorausgehen. Es lassen
sich gegen diese Auffassung allerdings auch
Einwände erheben und auch andere Theorien
liessen sich vielleicht unschwer aufstellen.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmoldang«!! bleiben acht Wochen snr Binsiohtnahme Öffentlich ausgelegt. Nach | 24 des
Patent-Geeeteee kann innerhalb dieser Zeit Biniprach gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechilicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau beeorgt Abschriften der Anmeldungen
oad abemimmt die Vertretung in allen Einspruohs-Angelegenheiten.
ClasM
21. H. 11.384. Regelungseinrichtung für
Wechselstrom - Gleichstrom- Um wandler.
— Friedrieh August Ea$$elwander,
Oflenburg.
P. 5661. Dynamomaschine ohne Eisen-
kerne. — Friedr, PreteX:«, Nordhausen.
L. 7067. Druck« und Papierschub • Ein-
Claase
richtung für elektrische Typendrucker.
— L, F, Heftmaruperger, Philadelphia.
21. M. 10.014. Galvanisches Element mit in
Umlauf erhaltener Erregerfltissigkeic. —
Siegfried Marcus^ Wien.
„ S. 7183. Vorrichtung, oberirdische Strom-
leitungen beim Zerreissen stromlos zu
machen, — Siemens & Ealtke^ Berlin.
LITERATUR.
Der Telephonbetrieb mit Klappen-
9Chränken mit Vlelfach-Umschalter.
Von J. Sack, Telegraphen -Director a. D.
Mit einem Titelbild und 19 Abbildungen.
Berlin 1893. Verkg von A. Seidel. Preis
I Mark.
Der kürzlich verstorbene Verfasser stellt
in der von ihm nachgelassenen kleinenBroschttre
den bekannten und in der Deutschen Reichs-
postverwaltung seitdem Jahre 1887 allgemein
eingeführten Vielfach-Umschalter von S c r i b-
ner und den ihm verwandten Vielfach-
Umschalter von Kellogg mit dem Vielfach-
Umschalter von Mix & Genest in Ver-
gleich, Das letztere System Ist seit dem vtr-
gangcDen Jahre bei einer Reihe von F«fB*
ipTechämtem mit gutem Eifolge emgrf
worden und mag hierin der äussere Anlass
zu einer vergleichenden Darstellung der
beiden Systeme gegeben worden sein. Be«
kanntlich unterscheiden sich die beiden Sy»
Sterne hauptsi&chlich darin, dass das Scribner«
sehe System Einschnurrystem ist, und die
Prüfung durch das Telephon geschieht, in
dem Schranke von Mix und Genest, Patent
Nr. 45.943) aber die getrennten Leitungs-
schnüre beibehalten sind und die Prüfung
durch das Galvanoskop erfolgt, welches in-
zwischen auch in dem neu patentirten
Klappenschrank von Siemens & Halske
angewendet wird.
Das Wcrkchen wird allen Telephon-
beatnten and Technikern von Interesse sein.
132
KLEINE NACHRICHTEN.
Die Oesterr. Gomxnisslon für die
Internationale Weltausstellung Ant-
iverpeo 1894 (Buresa: Wien, I. Graben 29)
hat UDserem Vereins-Präsidinm eioe Ein-
ladung zur Theilnahme an der genannten
Weltausstellnng zugesendet, und dasselbe
ersucht, die Anfmerksamkeit unserer F. T.
Vereins-Mitglieder anf diese für die heimische
Industrie hochwichtige Ausstellung zu lenken,
bezwr. sie aufzufordern, dieselbe mit ihren
Erzeugnissen zu beschicken.
^ir kommen dieser Bitte mit VergnSgen
nach und Fprechen den Wnnsch und die
Hoffnung aus, dass unsere heimische elektro-
technische Industrie auch bei dieser Welt-
au-istellnng recht reich vertreten sein möge.
Der Oesterr, Ingenieur- und Ar-
chitek.ten- Verein hat eine ^Ordnung
für Preisbewerbungen*' ausgearbeitet.
Dieselbe enthält Vorschriften für die ordent-
lichen und ausserordentlichenPreisbe-
wer bangen. Die ersteren werden vom Vereine
Über Vorschlag der Fachgruppen ausge-
schrieben und können akademischer oder
praktischer Natar sein. Insolange eine grössere
Zahl von Preisbe Werbungen in einem Vereins-
jahre nicht durchführbar ist, wird bei den
au !t zuschreiben den Preisaafgaben in fachlicher
Beziehung die nachstehende Reihenfolge ein-
gehalten werden, n. zw.: i. Architektur und
Hochbau; 2. Bau- und Eisenbahn Ingenieur-
wesen; 3. Maschinenwesen; 4. Berg- und
Hüttenwesen; 5. Gesundheitstechnik.
Hinsichtlich der ausserordentlichen Preis-
bewerbungen bemerken wir, däss der Qestetr.
Ingenieur- und Architekten-Verein auf Antrag
von Behörden, Gemeinden, Körperschaften
oder Privaten die Ausarbeitung von Preis-
aufgaben durch Ausschreibung von Preis-
te werbntigen unter seinen Mitglfedern über-
nimmt. — Die näheren Miitheilungen über
diesen Gegenstand sind vom genannten
Vereine einzuholen.
DasExecutlv-Comit6 des VIII. In-
ternatlonal^n Congresses für Hygiene
und Demographie in Budapest ladet
die Mitglieder unseres Vereines ein, an diesem
Congresse theilzunehmen. Es werden daher
alle jene Mitglieder, welche dieser Einladung
ifachzukommen die Absicht haben, gebeten,
dies dem Vereinsbureau (Wien, I. Nibe-
lungengasse 7) ehestens bekannt geben
zu wollen.
Elektrische Gentralstation in
Wolfsberg (Kärnten). Wie wir erfahren,
wird die, bereits im v. J. anf S. 367 er-
wähnte Gentralstation für elektrische Be-
leuchtung und Kraftübertragung in Wolf«-
berg bestimmt gebaut, welche sowohl
die öffentliche Strassenbeleuchtung, als auch
die Lieferung von Licht und Kraft an
Private besorgen wird.
Errichtung eines Elektrlcitäts-
"Werkes in Wels. Der Gemeinderath hat
beschlossen, nunmehr von jenen Parteien,
welche elektrisches Licht oder elektrische
Kraft wünschen, Erklärungen entgegenza-
nehmen, um zu erfahren, ob für die Er-
richtung eines solchen Werkes in Wels das
nötbige Interesse vorlianden ist« Vorläufig
ist die Expropriirung der zur Anlage nöthigea
Grundstücke anzustreben. Bei Betrieb des
projectirten Elektricitätswerkes mit Wasser-
kraft belaufen sich die Anlagekoften auf
fl. 370.000 und ergibt die Keotabilitütg-
Berechnuog einen Ueberschuss von fi. 21.900 ;
bei Schaffung von Dampfkraft ist ein An-
lagecapital von fl. 302.000 erforderlich,
würde aber ein Betriebsdeficit von fl. Sooo
ergeben.
Elektrische Beleuchtung in Fried-
richsruhe. Fürst B i s m a r c k lässt sein
Schloss in Friedrichsruhe elektrisch beleuchten
und hat mit der Ausführung der Anlage die
Hamburger Zweigniederlassung der Firma
Schuckert & Co., Nürnberg, beauftragt.
Zum Betriebe der Beleuchtung soll ein dem
Fürsten gehöriges Sägewerk im Sachsenwalde,
welches nur einige Minuten von den zu be-
leuchtenden Gebäuden entfernt liegt, Ver-
wendung finden.
Elektrisch angetriebene Venti-
latoren, Exhaustoren und Centrifugal-
pumpen bringt jetzt die Buffalo Forge
Company zu Bufialo auf den amerikanischen
Maschinenmarkt; die Maschinen haben auf
der verlängerten Flügelrad-Achfee, ausserhalb
des Gehäuses einfach die Armatur und darum
die Anker, sodass ein zugeleiteter Strom
diese Dfnamomaschine und damit das
Flügelrad in Umdrehung setzt. Da diese
Maschinen also ohne weitere Uebersetzung
der Transmissionen die nöthige hohe Um-
drehungszahl machen, können dieselben in
Schachten, Gruben und für vorübergehenden
Betrieb sehr einfach in Thätigkeit gesetzt
werden.
Eine dynamo - elektrische Ma-
schine im Hörsaale der Innsbrucker
Oberrealschule. Auf Anregung des Pro-
fessors Dr. H. Hammerl wurden seitens
des Unterrichts-Ministeriums und der Stadt-
gemeinde Innsbruck die Mittel zur Anlage
dieser elektrischen Installation bewilligt.
Keine Mittelschule Oesterreichs besitzt derzeit
eine solche Anlage, die nicht nur der Anstalt
zur Zierde gereicht, sondern auch von dem
richtigen Verständniss Zeugniss gibt, das
man den Intentionen des genannten Pro-
fessors entgegenbrachte.
Kautschuk-Lösungen. Im prakti-
schen Gewerbe, namentlich in der Bijouterie-
und Instrumenten-Fabrikation, ist die Herstel-
lung von reinen Kaut?chuk-Lösungen von
133
frosser Wichtigkeit. Die Verwendung von Kaut*
scbok nnd Hartgummi für viele dieser Zwecke ist
nur dann möglich, wenn man eine vollstSndig
reine, entsprechend flüssige Lösung bereiten
kann. Die Herstellung solcher Lösung, zu
welcher man Benzin oder Schwefel-Kohlen-
stoff verwendet, wird durch Zusatz einiger
ätherischer Ode, vorzugsweise des Eucalyptus-,
Thymian- oder Citronen-Oels, sehr erleich*
t^t nnd beschleunigt. Das Eucalyptusöl wird
meist für sich angewendet, die anderen Oele
dagegen in Mischung, beispielsweise 2 Theile
Thymianöl und 3 Theile Citronenöl.
Zur Herstellung einer Lösung von Kaut-
schuk guter Qualität nimmt man nach dem
New- Yorker „Techniker": 92—96 Theile
Benzol, 4—8 Theile Eucalyptusöl. Für ge-
ringere, besonders afrikanische Sorten, ver-
wendet man : 85 Theile Schwefel-Kohlenstoff,
15 Theile Eucalyptusöl. In loo Theilen dieser
Mischungen lösen sich gut 16 — 20 Theile
Kautschuk.
Einen weiteren Vortheil bietet die
Methode der Cohobation, wobei der Kaut*
schnk nicht in directe Berührung mit dem
flüssigen Lösungsmittel kommt, sondern den
Dämpfen desselben ausgesetzt wird. In einem
gut verschliessbaren Apparat von Weissblech
beispielsweise wird in den unteren Raum
das Lösungsmittel gegossen, in den oberen
Kaum auf einen fein durchlöcherten falschen
Boden wird in feine Streifen zerschnittener
Kautschuk gelegt, dann der Apparat ge-
schlossen nnd massig erwärmt. EHe Dämpfe
des Lösungsmittels durchdringen den Kaut-
scank und der gelöste Kautschuk tröpfelt in
das Lösungsmittel. Die den Kautschuk ver-
unreinigenden Substanzen bleiben ungelöst
auf dem falschen Boden. Auch hierbei er-
weist sich ein Zusatz besonders von Eu-
calyptusöl sehr vortheilhaft.
Elektrische Beleuchtung von Jesl.
Demnächst wird in Jesi die elektrische Be-
leuchtung eingeführt werden. Concessionäre
sind die Herren Icilio Pascoli & Comp.,
die Arbeiten werden von der Firma Mole-
schott in Rom für das Berliner Haus
Siemens & Halske ausgeführt. Die
elektrische Einrichtung wird zwei Dynamo-
maschinen mit Innenpolen, jede von
66.000 Watt und eine dritte Reservemaschine
umfassen, die von ebensovielen Turbinen
mit 100 EP^ welche mittelst einer elastischen
Kuppelung in Verbindung stehen, in Be-
wegung gesetzt werden. Das Vertheilung»;-
system besteht aus drei Leitungsdrähten. Die
öffentliche Einrichtung wird aus 330 Lampen
von 16 Kerzen und 18 Bogenlampen von
9 Ampere bestehen ; die übrigbleibende
Energie wird an Private yertheilt werden.
Die Werkstätten werden in kurzer Ent-
fernung von der Stadt, am Canal Pallavicini
gebaut, wo man ein Gefälle von 5 m benützt,
mittelst einer Parallelabzweigung zu einer
alten Mühle, welche die Kraft während
der Tagesstunden gebraucht. Nähere Einzelo-
heiten werden seinerzeit über diese Anlage
gegeben werden. St.
Elektrische Beleuchtung voxl
Fenestrelle. Diese elektrische Anlage wird
vom Ingenieur Z e n o aus Turin, aufgeführt
werden und benützt einen Wasserfall,
welcher eine Mühle betreibt. Sowohl für die
öffentliche, als private Beleuchtung sind nur
Glühlampen von acht bis zehn Xerzen, in
Aussicht genommen. In Folge der geringen
Kosten, und da man noch sehr viel Wasser-
kraft zur Verfügung hat, denkt man schon
jetzt daran die Anlage zu vergrössern.
St.
Elektrische Beleuchtung In Turin.
In diesen Tagen ist die Anlage der elektri-
schen Station im köoigl. Parke vollendet
worden, welche ungefähr 650 HP braucht,
die von dem durch den Park- gehenden
Canal entnommen werden. Diese Anlage
wurde vom Ingenieur R. Pinna errichtet
und umfasst verschiedene Turbinen und zwei
Dynamos, welche die Fähigkeit besitzen,
11.000 Lampen zu speisen. Sr.
Die elektrische Beleuchtung Im
Canton Tessin hat, wie man dem „Elekt.
Anz.** von dort schreibt, grosse Fortschritte
gemacht; alle Flecken und Städte, welche
in ihrem Gebiete oder in der Nachbarschaft
die nothwendige Wasserkraft haben, wett-
eifern um die Einführung des eiektriiichen
Lichtes. Es sind kaum fünf Jahre seit dem
Tage verflossen, wo im Flecken F a i d o
zuerst die elektrische Beleuchtung herge-
stellt wurde, und schon sind zwölf grössere
Gemeinden dem Beispiele gefolgt, eine drei-
zehnte Gemeinde hat bereits einen Vertrag
mit einer ennetbirgischen Firma abgeschlossen;
inLocarno un4 B i a s c a sind die bezüg-
lichen Studien im Gange. Innerhalb weniger
Monate wird es also sechzehn tessinische
Gemeinden geben, welche mit Elektricität be-
leuchtet sein werden, u. zw. ausser den be-
reits genannten, jene von Lugano, Melide,
Bissone, Maroggia, Arogno, Me-
lano, Capolago, RivaSan Vitale,
Mendrisio, Muralto und A s c o n a.
Unsere Thalschaften sind so reich an
noch unbenutzten Wasserkräften, dass nach
und nach die elektrische Beleuchtung im
Tessin so volksthümlich werden wird, wie
kaum in einem anderen Canton. Mit der
Zeit wird hoffentlich auch eine zunehmende
Entwickelung unserer Gewerbe folgen ; nach
und nach werden sich unsere Mitbürger
veranlasst sehen, die billige Wasserkraft
nicht nur während der Nacht, sondern auch
während des Tages auszunützen. Die gleichen
Anstalten, welche für die elektrische Beleuch-
tung sorgen, werden in vielen Fällen gleich-
zeitig für Kraftübertragung dienen. Die
kleinen Gewerbetreibenden werden also ohne
grosse Herstellungskosten di^ '•^" '^^digen
Betriebski äfie haben.
Elektri»*»**» Bahn
baden. P' Ai-ir ■ ^ioir
plant die i *^
Verbindung *
^
134
Ein iDgenienr der gen. Gesellschaft ist be-
reits mit der städtischen Verwaltung von
Kastei in Verbin dang getreten.
Elektrische Traxn^vay In Siaxn.
Bis Februar vergangenen Jahres wurde an
einer Tramway gebaut, welche dazu be-
stimmt ist, den Mittelpunkt der Hauptstadt
des Königreiches, Bangkok, mit den Vor-
städten zu verbinden. Es ist dies eine ein-
geleisige Linie von 6200 m Länge.
Die Erzeugungsstatiou des Stromes ist
am äussersten Ende der Linie in der Stadt
gelegen, wo sie sich mit einer Pferdeeisen-
bahn vereinigt; zwei Motoren von grosser
Geschwindigkeit, von 80 HP setzen zwei
Dynamomaschinen von 40.000 Watt in
Thätigkeit. Die Luftleitung aus Hartkupfer
wird von Pfählen aus Teakholz getragen,
dem einzigen Holze welches den Angriffen
der weissen Ameisen widersteht. Auf der
Linie laufen jetzt sechs Wägen, deren jeder
einen Motor von 20 EP trägt, doch wird
deren Zahl baldmöglichst auf 10 Wägen
erhöht werden. St.
Die Berücksichtigung des unred-
lichen Wettbe^verbes im neuen
Markenschutz-Gesetze. (Mittheilung des
Berliner Patent-Bureau Gerson und Sachse.)
Der Entwurf des neuen Markenschutz-Ge-
setzes enthält zwei wichtige Strafbestim-
mungen, welche sich nicht eigentlich auf
Fabrikmarken beziehen, wohl aber den un-
redlichen Wettbewerb treffen, welcher sich
in der Benutzung gewisser, den Marken ver-
wandter Kennzeichen geltend macht.
Es wird erstens unter Strafe gestellt,
den Namen oder die Firma eines Anderen
auf Waaren oder deren Verpackung oder
auf Drucksachen geschäftlicher Art anzu*
bringen, ferner die genannten Stücke mit
einer Ausstattung oder Verzierung zu ver-
sehen, welche in den bei heiligten Verkehrs-
kreisen als Kennzeichen gleichartiger Waaren
eines Anderen gilt und schlieislicb, Wappen
oder Namen anzuwenden, aus denen der
Consument auf eine nicht zutreffende Her-
kunft der Waare schliessen muss.
In allen diesen Fällen bedarf es einer
besonderen Schutzerlangung im Anmeldungs-
wege für den Geschädigten nicht ; vielmehr tritt
die Strafbarkeit ohne Weiteres ein. Was den
Schote der Aufmachungen, welche fQr das Publi-
kum sehr häufig als Kennzeichen fUr den Ur-
sprung gelten, betrifft, so soll durchhaus nicht
verhindert werden, dass zwei oder mehr Fa-
brikanten zu gleicher oder verschiedener Zeit
die nämliche Ausstattung für ihre Waaren
wählen. Ein strafbares Verhalten soll vielmehr
erst dann erblickt werden, wenn eine Auf-
machung sich bereits beim Pablikum derartig
eingebürgert hat, dass sie allgemein als
Erkennnngsmittel für eine bestimmte Waaren-
gattung Geltung erlangt hat und wenn in
der späteren Benutzung der gleichen Aus-
stattung durch einen Anderen auf die beab>
sichtigte Täuschung des Publikums unzweifel-
haft geschlossen werden muss.
Soci^t6 internationale des Kleo-
triciens. Die leUte Sitzung dieser Gesell*
Schaft fand am 7. Februar d. J. statt. D'Ar-
sonval führte hiebe! eine Reibungselek-
trisir -Maschine, System Bouetti vor, welche
ohne Zinnsectoren construirt ist. Hierauf
verbreitete sich der Vortragende über die
Herstellung von Ozon aus flttssigem
Sauerstoff bei einer Temperatur von
lOoOC., wobei Wechselströme in Anwendung
kommen. Mr. B a u d 6 t, der bekannte Er-
finder des nach ihm t>enannten Mehrfach-
telegraphen, sprach des Langem über die
Multiplex-Telegraphie nach seinem Systeme.
Vortrag im Gonservatolre national
des arts et m6tiers zu Paris. In diesem,
ähnlich dem Technologischen Gewerbe-
museum in Wien eingerichteten Institute
trug Mr. E. Hospitalier am ii. Fe-
bruar d. J. über den Stand der amerikaniichen
elektrotedinischen Industrie vor. Ohne auf
den näheren Inhalt dieses Vortraget eingeben
zu können und zu wollen, dürfen wir
darauf hinweisen, dass derselbe nicht mehr
enthalten haben dürfte, als wir aus den
Mittheilungen der Herren Dr. S a h u 1 k a,
Ingenieur E g g e r, Ober-Inspector P r a s c h
und Ober - Ingenieur Köstler im Ver-
eine erfuhren und worüber unsere ge-
ehrten Leser in der Zeitschrift unterrichtet
wurden und noch werden.
Klektrische Beleuchtung von Nizza.
Die Stadt Nizza bekonunt demnächst elektri-
sches Licht!
Die Belforter Soci^t^ alsacienne des
construction hat die Anli^e hergestellt. Die-
selbe enthält zwei .für Cokesfeuening einge-
richtete Kessel de Nayer, drei horizontal
liegende Armington-Maschinen (Compound)
zu 175 fPbei 200 Touren pro Minute, drei
Dynamos, sowie eine Tudor-Accumulatoren-
Batterie von 1200 Amp^restunden Leistung.
Die Leitung besteht aus Bleikabeln, welche
direct in die Erde gebettet wurden. Die
Gasanstalt zu Nizza übernimmt den Betrieb
der Anlage.
SröfXhung der NiagarafaU-Kraft-i
Anlagen. Das amerikanische Kiesenwerk,
die Ausnutzung der im Ganzen 15 MiU. Pferde«
stärken betragenden Wasserkraft, von welcher
durch die Anlage 50.000 EP durch Turbinen
ausgenutzt werden, ist nunmehr vollendet und
am 25. Januar zum ersten Male probeweise
in Thätigkeit gewesen. Bei der Anlage,
welche 16 Millionen Mark kostete, wird die
Kraft der Turbinen durch Dynamomaschinen,
die direct oben auf den Wellen der Motoren
sitzen, in Elektridtät umgewandelt, die dann
durch Kabel zur Beleuchtung und zum
mechanischen Betrieb industrieller Werke
weit in's Land geleitet werden soll. Einen
Hauptabnehmer von Kraft hat die Gesell-
schaft bereits in einer nahegelegenen Papier-
fabrik, welche contraclich 6600 HP bean-
sprucht, vorläufig aber nur die Hälfte der
Kraft aosnutzen wird; als Miethe zahlt das
135
Werk pro Pferdekraft aod Jahr 33 Mark,
gewiss ein UDgemein billiger Preis gegenüber
den sonst fOr Dampf- nnd elektrischen Be-
trieb erwachsenden Kosten. Die offidelle
feierliche Eröffnung der Anlage ist auf den
ersten Jnni festgesettt, welcher, wie das
Patent- nnd technische Bnrean von Richard
Laders in Görlitz meldet, Präsident Cieve-
land und alle amerikanischen Grössen der
lodnstrie nnd Wissenschaften beiwohnen
werden.
Holland und die Erfinder. Erfinder,
die Patente im Auslande anmelden, wählen
häufig auch die Niederlande zu diesem
Zwecke, wohl hauptsächlich wegen der Lage
und der gdnstigen Consumverhältnisse dieses
Landes.
Wenden sie sich nun mit diesem
Wunsche an einen wahren Patentanwalt, so
erbalten sie den schlichten Bescheid, dass
Holland snr Zeit leider Erfindungspatente
noch nicht ertheile und dass deshalb der
Wunsch des Erfinders nicht su erfflUen sei.
Es gibt nun aber auch eine ganze An-
zahl Soldier, die mit dieser Mittheilung den
Zusatz verbinden, dass ^In Holland Marken
geschützt werden*^ oder dass „in Holland
häufig statt der Patente Marken angemeldet
würden*. Mi^ die objective Richtigkeit dieser
Sätze auch feststehen, so wird doch der
Fragesteller durch einen derartigen Bescheid
stets den Eindruck gewinnen, als ob die
Marke irgend ein Ersatz, wenn auch nur
ein schwacher, des Patentes sei. Dies ist
aber grundfalsch. Mit demselben Rechte
könnte die Antwort gegeben werden: „Hol-
land ertheilt keine Patente, fabricirt aber
sehr gute Cigarren, von denen das Mille so
nnd so viel kostet I**
Die holländische Schutzmarke gewährt
keioe anderen Rechte als diejenige der
übrigen Länder, das heisst, sie gibt nur ein
Erkennungszeichen für den Ursprung der
Waare, welches kürzer und übersichtlicher
bt, als das Firmenschild des Fabrikanten.
Bildet sich letzterer aber im Besitze einer
holländischen Schutzmarke ein, dass nunmehr
ein Dritter irgendwie gehindert werde, den
gleichen Gegenstand seiner Erfindung in
Holland herzustellen und zu vertreiben, so
besteht eine ganz arge Täuschung.
(Mittheflnng des Berliner Patent - Bnrean
Gerson & Sachse.)
Ein neues Telephon. Zwischen
Odessa nnd Nikolafew wurde ein neues von
Gwozdeff erfundenes Telephonsystem
sngelegt.
Dieses Telephon unterscheidet steh
theoretisch and praktisch von den bis jettt
bestehenden Systemen darin, dass es ge-
stattet, die Worte in eine sehr grosse Ent-
fernung durch einen Telegraphendraht f<irt-
tupflanzen, ohne in irgend einer Weise den
Telegraphendienst selbst zu stören.
Aber auch ausserdem gibt es noch eil
überraschende Eigen thümlichkeit : Man kani
du Wort durch dieselbe Leitung zu glekl^
Zeit nach mehreren Orten fortpflanzen. Mit
jedem Apparate kann man gleichzeitig nach
vier verschiedenen Richtungen sprechen.
Wenn wir auch an wunderbare Er-
findungen gewohnt sind, die jeden Tag auf
dem Gebiete der Elektricität gemacht werden,
bedarf die von Gwozdeff, nach unserer
Ansicht, doch noch näherer Erklärungen,
um in ernsthafte Erwägung gezogen zu
werden.*) St.
Durch den „Schalldämpfer** (Patent
Nr. 66.949) von Ernst Münz in Braun-
schweig wird nach dem Berliner Patent-
bureau Gerson&Sachse ein schalldichter
Ohrverschluss bewirkt. Er gewährt den vielen
Tausenden, die an nervöser Empfindlichkeit
gegen jedes Geräusch leiden, die langersehnte
Ruhe für ungestörtes Arbeiten, ausreichenden
gesunden Nacht- (und Nachmittags-) Schlaf,
sowie Schutz bei Industrien mit überlauten
Betrieben. — Der Schalldämpfer (Preis 2 Mk,
80 Pfg.) ist nach einer ärztlichen Idee con-
struirt und in seiner jetzt in den Handel
gebrachten Gestalt das Ergebniss langer prak-
tischer Versuche. Er stellt sich als eine Art
kurze Röhre dar, die in einer Kugelform
ausläuft, damit die Einschiebung in's Ohr
nur bis zu einem bestimmten Grade ge-
schehen kann. Eine besonders wichtige Ein-
richtung ist die Verwendung eines in den
Kngelkopf einzuschiebenden Trichterchens,
das die Luft aus dem Ohr beliebig austreten
lässt, damit sie nicht zusammengepresst wird
nnd einen schädlichen Druck auf das Trommel-
fell ausübt. An einer kleinen Seidenschnur
wird der Schalldämpfer leicht wieder aus
dem Obre herausgezogen.
Ein krltischerTag für die deutschen
Patente. (Mittheilung des Berliner Patent-
bureau Gerson & Sachse.) Zur Nichtigkeits-
erklärung der meisten Patente pflegten nnd
pflegen die in den §§ i und 2 des deutschen
Patentgesetzes vorgesehenen Gründe zu führen :
frohere Veröffentlichung in Druckschriften,
offenkundige Vorbenutzung, Mangel der ge-
werblichen Verwerthbarkeit,
Am I. October dieses Jahres werden nun
diese Gründe nicht mehr in das Feld* zu
führen sein allen denjenigen Patenten gegen-
über, deren Ertheilnng vor dem i. October
1889 bekanntgemacht wurde. Auch fernerhin
werden alle Patente gegen die Nichtigkeits-
erklärung durch die erwähnte Begründung
gesichert sein, bei denen zwischen dem Tage
der Bekanntmachung der Ertheilnng und
dem Tage des Antrages mehr als fünf Jahre
liegen. Ein solche« Patent kann nur noch
mit dem Beweise, dass die ErfiEidung G^gcD*
136
stand des Patentes eines früheren Anmelders
ist, angegrififen werden oder von denjenigen
Personen , deren Beschreibungen , Zeich-
nungen n. s. w. der Gegenstand ohne ihre
Einwilligung entnommen ist.
Nun liegen in der Industrie die Dinge
häufig so, dass die Fachgenossen iwar wissen,
dass ein Patent auf Grund der mehrerwähnten
hauptsächlichen Gründe für nichtig zu er-
klären ist, die Nichtigkeitsklage aber aus
Bequemlichkeitsgründen nicht anstrengen, die-
selbe vielmehr in petto behalten für den
Fall, dass jenes anfechtbare Patent ihnen ein-
mal lästig fallen sollte. Mit dieser Praxis
muss natürlich allen denjenigen Patenten
gegenüber, bei denen die Bekanntmachung
der Ertheilung schon vor dem i. October
1889 erfolgte, nunmehr unweigerlich ge»
brodien werden, damit nicht dem erst nach
dem I. October dieses Jahres auf den Plan
tretenden Nichtigkeitsktäger ein nieder-
schmetterndes „Zu spät* entgegengemfen
werde.
Bei der Redaction neu eingegangene Bücher.
Die Elektrlcität im Dienste der Menschheit. Eine populäre Darstellung der mag-
netischen und elektrischen Naturkräfte und ihrer praktischen Anwendungen. Nach
dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft bearbeitet von Or. A. Ritter
V. Urbanitzky. Mit ca. 1000 Abbildungen. Zweite, vollständig neu bearbeitete Auf-
lage. In 25 Lieferungen zu 30 kr, — A. Hartleben's Verlag, Wien. — In den vor-
liegenden Lieferungen (7 bis lo) gelangt zunächst die Besprechung der Indnctions«
Erscheinungen zum Abschlüsse. Das hierauf folgende Capitel, betreffend die elek«
trischen Erscheinungen im Thier- und Pflanzenreiche, enthält ebenso interessante aU
praktisch wichtige Angaben über die thierische Elektricität, über die Wirkungen der
Gleich- und Wechselströme, über den elektrischen Sonnenstich, die Telephon-
krankheit u. s. w. Hiemit ist zugleich auch die erste Hauptabtheilung des geaammten
Werkes, nämlich der theoretische Theil, vollendet. Der hierauf folgende Abschnitt
enthält die Erzeugung, Umwandlung und Leitung elektrischer Ströme und be^nnt
mit der Geschichte der elektrischen Maschinen. Im nächsten Capitel „Das magne-
tische Feld und der Anker** werden die physikalischen Bedingungen jfür den Bau
und die Wirkungsweise der Dynamomaschinen erklärt und dann mit der Beschreibung
der einzelnen Maschinen selbst begonnen.
Industrie- Statistik Niederösterreichs. Soeben erschien der erste Halbband des „Stati-
stischen Berichtes der Wiener Handels- und Gewerbekammer über die volksvrirth-
schaftlichen Zustände ihres Bezirkes im Jahre 1890**, 92 Bogen 40, welcher nebst
einer umfassenden Einleitung über die Grundlagen des Berichtes die Statistik der
ersten fünf Industriegruppen (Metallindustrie; Maschinenindustrie; Industrie in Steinen,
Erden, Thon und Glas ; in Holz- und Schnitzwaaren und Kautschuk ; Lederindustrie)
umfasst.
In 45, in jeder Gruppe sich wiederholenden Tabellen werden eine Reihe von
Nachweisungen über Zahl, Erwerbsteuer und Arbeitspersonale der Untemehmuiigen,
Verwendung von Motoren und zahlreiche Verhältnisse von socialstatistischem Interesse
gegeben, und zwar einerseits nach Industriesweigen, andererseits nach dem Standorte
und Betriebsumiange der Unternehmungen angeordnet.
Wir entnehmen aus der Fülle der interessanten Daten beispielsweise eine
Zusammenstellung Über die Zahl der verwendeten Arbeiter. Dieselbe betrug bei den
Betrieben mit einer Erwerbsteuer von 21 fl. aufwärts: in der Metallindustrie 22.093
männliche, 4861 weibliche; in der Maschinenindustrie 21.578 männliche, 310 -weib-
liche; in der Industrie in Steinen, Erden etc. 7522 männliche, 3469 weibliche; in
• der Industrie in Holz- und Schnitzwaaren etc. 8819 männliche, i^bfo weibliche; in
der Lederindustrie 4031 männliche, 453 weibliche; zusammen: 64.043 männliche,
10.453 weibliche Personen.
Zu diesen durchwegs in den Arbeitsränmen der Unternehmung beschäftigten
74.496 Arbeitskräften kommen noch 2162 Personen, die in der Hausindustrie
iseschäftigt sind, femer 326 Strafhausarbeiter. Arbeiter unter 14 Jahren wurden nur
mehr ganz vereinzelt nachgewiesen. Im Alter von 14 bis 16 Jahren wurden im
Ganzen 4201 Arbeiter gezählt.
In Rücksicht auf das besondere Interesse, das diese Statistik auch in indu-
striellen Kreken zu erwecken geeignet ist, wird ein Theil der Auflage in Heften
ausgegeben, welche die Statistik je einer Industriegruppe enthalten und auch einxeln
abgegeben werden.
Den commissionsweisen Vertrieb des Werkes hat die k. k. Hof- und Uni-
versitäts-Bucbhandlung Wilhelm Braumüller & Sohn übernommen.
Der Ladenpreis beträgt für den Halbband 6 fl. = lo Mark, für ein einseines
Heft I fl. 20 kr. = 2 Mark,
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF KA.RB1S. — Selbstverlas: des Blektroteohnisehen Vereins.
In Commisaion bei LEHMANN & WENT2SEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIBS & Co. in Wien, V., Straussengasse 16.
Zeitschrift % Eleictrotechnik.
XJI. Jahrg.
15. März 1894.
Heft VI.
VEREINS-NACHRICHTEN.
G. Z. 219 ex 1894.
Generalversammlung.
Die XII. ordentliche General versammluDg des Elektrotechnischen Vereines
in Wien findet Mittwoch, den 28. März d. J./ um 7 Uhr Abends im Vortrags-
saale des Wissenschaftlichen Clubs, Wien, I. Eschenbachgasse 9, statt.
Tagesordnung:
1. Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr.
2. Bericht über die Cassagebahrung und Vorlage des Rechnungs-
abschlusses pro 1893.
3. Bericht des Revisions-Comit^s.
4. Beschlussfassung über den Rechnungsabschluss.
5. Wahl eines Vice-Präsidenten.
6. Wahl von Ausschussmitgliedern. *)
7. Wahl der Mitglieder des Revisions-Comit^ pro 1894.
Die P. T. Mitglieder werden ersacht, beim Eiotritte in den Sitzuogssail ihre Mit-
gliedskarte Yormweisen. Gäste haben zur Generalversammlung keinen Zntritt.
Ohronlk des Yereines.
31. Jänner. — Verein s-
versammlung.
Da keine geschäftlichen Mit-
tbeilungen vorliegen, ertheilt der
Vorsitzende, Hofrath V o 1 k m e r^
Herrn Ing. Metz von der Firma
Deckert&Homolka aus Buda-
pest das Wort zur Abhaltung seines
Vortrages : ^üeber neueTele-
phonschal tunge n^.
Der Vortragende besprach zu-
nächst die von der Firma Deckert
& Homolka verfertigten Mikrophone,
deren eine Elektrode gegeneinander
versetzte Reihen vierkantiger Pyra-
miden trägt, gegen die sich die
Membrane stützt (Spitzen-Mikrophone).
Zwischen die Pyramiden ist Graphit-
patver gefüllt; die mittlerea Spitzen
tragen SamtntpinseL Die Schwin-
gangen am Rande der Membrane
werden durch Filzringe abgedlinpft.
1 La^t I 7
Der Vortragende erläuterte die
Leistungsfähigkeit der beschriebenen
Mikrophone, indem er die Linie be-
spricht, welche längs der Theiss-
und Maros-Flussregulirung errichtet
worden sei. Er gibt an, dass die
42 Stationen dieser 236 hm langen
Schleife alle in Serie geschaltet
wären, trotzdem erhalte man eine
vorzügliche Verständigung.
Hierauf wird der Versammlung
die transportable Telephonstation von
Ober-Inspector Gattinger gezeigt.
Eine sehr gute Verwendung haben
die Spitzenmikrophone auch bei der
„Budapester Telephon-Zei-
tung'' gefunden.
Der Vortragende bespricht dann
noch die vielen verschiedenen Aus-
führungen von TelephonstationcGi
weiche von der Firma Deckert &
Hnr^'*^**'* Tür dic verschiedenen
S» '■ rt wurdcUp voa welchen
I m* th Qssm LtgÜcdn^ w i-sd er
138
auch Mustertypeo im Vereioslocal
ausgestellt waren.
Indem er sich noch vorbehält,
der Versammlung eine kleine Musik-
übertragung vorzuführen, schliesst er
seinen Vortrag.
An den Vortrag schloss sich
eine lebhafte Debatte.
Baurath K a r e i s spricht seine
Verwunderung darüber aus, dass es
möglich sein sollte, durch 42 hinter-
einander geschaltete ' Stationen sich
zu verständigen. Er verweist auf die
diesbezüglichen Abhandlungen von
Dr. S a h u 1 k a und Dr. Reithoffer
in der Vereinszeitschrift.
Ober - Inspector Gattinger
verweist auf die Linie im Arlberg-
Tunnel, bei der durch 13 hinter-
einander geschaltete Stationen gute
Verständigung erzielt wurde.
Oberst P e y e r I e theilt mit,
dass er .bei den fliegenden Tele-
phonverbindungen und -Stationen
zwischen den einzelnen Theilen
manövrirender Truppen in der Regel
eine bessere Verständigung erzielte,
wenn die Zwischenstationen im Neben-
schluss lagen. Allerdings wird dabei
nicht Sprache übertragen, sondern
durch einen Vibrateur trompetenstoss-
ähnliche Töne. Nur einmal hatte
Oberst P e y e r 1 e bei besonders
trockenem Wetter, also bei kleiner
Capacität der Leitungen, die ent-
gegengesetzte Beobachtung gemacht«
Dr. Reithoffer erklärt aus
theoretischen Betrachtungen die Neben-
schlussschaltung der Stationen, also
von Selbstinduction, als in der Regel
vortheilhafter. Denn die Ströme, die
durch die Selbstinductionszweige
fliessen, sind den Ladungsströmen
entgegengesetzt, so dass sie diese
compensiren können. In seiner Ab-
handlung hat er die Berechnung der
günstigsten Selbstinduction für gege-
bene Capacität entwickelt. Ist aber
die Selbstinduction zu klein, so kann
es eintreten, dass zwar die Ladungs-
ströme aufgehoben, der restirende
Theil der Selbstinductions - Zweig-
ströme aber noch beträchtlich gross
ist, so dass die Parallelschaltung
sich als ungünstiger erweist. Je kleiner
die Capacität ist, desto grösser soll
die Selbstinduction gewählt werden.
Dr. Reithoffer macht noch auf-
merksam auf den Vorschlag Elibu
Thomson's, für lange Telepbon-
leitungen (ocean. Teleph.) direct bei
der Fabrikation der Kabel, Selbst-
induction zwischen die beiden Lei-
tungen zu schalten.
Baurath Kareis betont die
günstigen Ergebnisse der Parallel-
schaltung der Zwiscbenstationen auf
der Strecke Wien - Reichenau« Er
hält diesen Gegenstand für sehr
wichtig und interessant und ersucht
Herrn D e c k e r t , dem Vereine
diesen Versuch mit 42 hintereinander-
geschalteten Telephonen vorzuführen.
Auf eine Anfrage des Ingenieurs
Drexler, warum man nicht ge-
schlossene Eisenkerne für did Trans-
mitterspule verwende, theilte Herr
Deckert mit, dass dies bei Ver-
suchen in Paris vor lO Jahren keinen
Vortheil gezeigt habe.
Nachdem noch der Versammlung
eine kleine telepfaonische Musiküber-
tragung vorgeführt worden war,
schloss der Vorsitzende die Sitzung.
Er sprach sowohl dem Vortragenden,
sowie den Mitgliedern, die sich an
der Discussion betheiligt haben, den
Dank der Versammlung aus.
Nene Bltglleder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme traten dem Vereine die nach-
stehend genannten Herren als ord ent-
liche Mitglieder bei:
Singer Felix, Ingenieur, Vertreter
der Union-Elektricitäts-Gesell-
schaft, „Syrern Thomson-
Houston^, Berlin.
Z a c s k 6 Stefan, Kreisnotär, Nagy-
Mäcsed.
All die P. T. Yerelnsmltglleder.
Die Vereinsbibliothek hat in
letzter Zeit K i 1 1 1 e r's Handbuch der
Elektrotechnik 2. Aufl., 1890, als
Spende von einem Vereinsmitgliede
bekommen ; weiters wurden die unten
angeführten Werke käuflich erworben.
139
Das complete I. Ver zeich niss
derBficherund Zeitschriften des
Vereines, in welches die vorerwähnten
Werke bereits aufgenommen er-
scheinen, gelangt unter einem mit
der Einladung zur Theilnahme an
der XII. ordentlichen Generalver-
sammlung an die Vereinsmitglieder
zum Versandt.
Neu angekauft wurden:
Bohmeyer C, Elektrische Uhren.
1892.
Borchers W., Elektrometallurgie.
1891.
E w i n g J. A., Magnetische Induction.
1892.
F a r a d a y M., Experimental-Unter-
suchungen. I. 1891.
Hertz H., Untersuchungen Aber die
Ausbreitung der elektrischen Kraft.
1892.
Kapp G., Elektrische Kraftfiber-
tragung. 1891.
Reckenzaun A., Electric Trac-
tion. 1893.
Taucher K., Galvanoplastik. 1893.
Telegraphen - Messordnung.
1893.
Thompson}. P., Dynamoelektrische
Maschinen. I./II. 1894.
Zetzsche K. E., Handbuch der
elektrischen Telegraphie. I. — IV.
1891.
Entwurf eines Patentgesetzes und eines Gesetzes zum
Schutze von Gebrauchsmustern.^)
Vortrag gebalten im Elektrotechnischen Verein am 21. Februar 1894 ^^^ Hofrath
Dr. V. ROSAS.
Hochgeehrte Herren ! Sie wünschen von mir einen Vortrag über den
im Handelsministerium ausgearbeiteten Entwurf eines Patentgesetzes mit
dem Appendix eines Gebrauchsmusterschutz-Gesetzes. Ich fühle mich durch
Ihr Vertrauen sehr geehrt und werde trachten, demselben nach meinen
schwachen Kräften zu entsprechen.
Ich sage : Appendix von Gebrauchsmusterschutz-Gesetze, weil ja
zwischen den beiden hier behandelten Rechtsinstituten eigentlich ein
wesentlicher Unterschied nicht besteht, weil der Schutz der Gebrauchs-
muster gewissermaassen als eine Unterart des Patentschutzes sich darstellt,
und ebensogut auch in einem besonderen Abschnitte des Patentgesetzes
hätte imtergebracht werden können. Dieses hätte noch den Vortheil, dass
wir in dem Schlusscapitel des Patentgesetzes „Uebergangsbestimmungen*
auch Einiges über das Uebergangsstadium des Gebrauchsmusterschutzes
hätten erwarten können. — So wie die Sache jetzt steht, wo ein Gebrauchs-
musterschutz-Gesetz ohne alle Uebergangsbestimmungen in Vorschlag
gebracht wird, kann Niemand wissen, was mit den hunderten, sagen wir
tausenden von Gebrauchsmustern rechtens sein soll, die jetzt bei den
Handelskammern registrirt sind, bis zum Inslebentreten des neuen Gesetzes
fortwährend noch registrirt werden?
Es ist möglich, dass der Herr Verfasser des Entwurfes es weiss,
schön wäre es aber doch, wenn er es uns gesagt hätte!
Es ist vielleicht am besten, wenn ich gleich das Gebrauchsmuster-
schutz-Gesetz mit einigen Worten abthue. Unser Abgeordnetenhaus hat
bekanntlich in seiner Sitzung vom 23. November vorigen Jahres nebst,
anderen das Patentwesen betreffenden Resolutionen auch die Forderung
eines Gebrauchsmusterschutz-Gesetzes ausgesprochen. Die Resolution 26
lautete :
^Auch wäre ein dem deutschen Gesetze, betreffend den Schutz für
Gebrauchsmuster vom i, Juni 1891 ähnliches Gesetz anzustreben."
irde die Fortsetzung der Dis-
♦) Für die Vereiniversammlimie «*•» 4. April 1.
cussion Über obiges Thema aaf die ^«^rdnung gesc
140
Der Gebrauchsmusterschutz in Deutschland ist vorderhand noch ein
Experiment. Veranlasst wurde das betreffende Gesetz durch die nahezu
einstimmige Erklärung der bei der Reichs- Enquete im Jahre 1886 ein-
vernommenen Sachverständigen, dass sie als Correlat zur Beibehaltung
des Vorprüfungsverfahrens bei der Patentertheilung die Schaffung besonderer
Einrichtungen zum Schutze der „kleinen technischen Formverbesserungen",
Gebrauchsmuster genannt, für unerlässlich halten.
Seither haben sich, wie es scheint, in Deutschland die Sympathien
für dieses Gesetz bedeutend abgekühlt. Auch für uns in Gestenreich wird
die Einführung des Gebrauchsmusterschutzes nach deutschem Muster nicht
viel mehr als ein Experiment bedeuten; wenn wir aber das Experiment
machen, dann wäre es wohl am rathsamsten, das deutsche Gesetz taliter
qualiter zu nehmen.
Unser Entwurf hat scheinbar an das deutsche Gesetz sich gehalten,
hat Vieles daraus abgeschrieben; aber in einem Cardinalpunkte ist er davon
abgewichen, was der Sache ein ganz anderes Gesicht gibt.
In Deutschland ist das Patentamt weiter nichts, als die centralisirte
Anmeldestelle für Gebrauchsmuster, sowie derzeit bei uns decentralisirt
die Handelskammern.
Die Frage, ob die Eintragung eine gerechtfertigte sei, ob sie einen
giltigen und rechts wirksamen Schutz gewähre, ist dort ausschliesslich den
Gerichten anheimgegeben.
Unser Entwurf dagegen statuirt — ganz so wie im Patentwesen —
die ausschliessliche Competenz des Patentamtes zur Entscheidung über
die Giltigkeit und Rechtswirksamkeit des Schutzrechtes, sowohl über
Löschungsklagen als auch über die Vorfragen, wenn sie im Eingriffsstreit
aufgeworfen werden. Diese Abweichung vom deutschen Gesetze scheint
mir eine sehr wenig überlegte.
Ich komme zum Patentgesetze zurück: Vom Gesichtspunkte der
systematischen Gliederung besehen, zerfällt der Entwurf in drei Haupt-
theile :
1. Materielles Patentrecht.
2. Patentbehörden und Verfahren.
3. Patentrechts Verfolgung.
Dazu kommt ein Abschnitt über die Patenttaxen und Uebergangs-
bestimmungen.
In diesen 122 Paragraphen ist eine solche Fülle von Discussions-
stoff vorhanden, dass es gar nicht möglich ist in Tagen, geschweige denn
in Stunden erschöpfend darüber zu sprechen.
Ich will daher nur Süchtig das berühren, was Sie, meine sehr
geehrten Herren, ohnedies bereits wissen, ich will nur flüchtig darüber
reden, worüber Sie, meine geehrten Herren, auch ohne mein Zuthun sich
leicht selbst orientiren und informiren können.
Von diesem Gedanken ausgehend, theile ich mir das vorliegende
Elaborat nach einem anderen Gesichtspunkte, nach dem seiner Entwicklung,
auch in drei Hauptpartien.
Die eine erscheint mir als Berücksichtigung der öffentlichen Meinung,
die andere als Copiatur des deutschen Patentgesetzes, in der dritten
begrüssen wir die Früchte der eigenen geistigen Arbeit des Herrn Ver-
fassers.
Was ist öffentliche Meinung? Als Ausdruck der öffentlichen Meinung
habe ich vornehmlich im Auge : die Kundgebungen des Oesterreichischen
Ingenieur- und Architekten- Vereines, des Niederösterreichischen Gewerbe-
vereines, der Wiener Handelskammer, des Österreichischen Advokaten-
tages; die Beschlüsse der internationalen Patentcongresse zu Wien und
141
zu Paris ; die Arbeiten der von diesen Congressen eingesetzten permanenten
internationalen Commissionen, insbesondere der Arbeiten der österreichischen
Landessection dieser Commission, dann den vom Vorsitzenden der öster-
reichischen Landescommissipn, Reichsrath - Abgeordneten E x n e r im
Jjihre 1883 vorgelegten Entwurf eines Patentgesetzes, endlich die im
November 1892 abgehaltene Expertise im Abgeordnetenhause.
Einstimmige Forderungen der öffentlichen Meinung waren folgende
drei : Anerkennung des Erfinderrechts — Pflege dieses Rechtschutzes durch
eine selbstständige wohlorganisirte Behörde, notabene mit Berufungsinstanz
— Verweisung der Patentrechtsverfolgung vor die Gerichte.
Diesen drei Forderungen ist in dem vorliegenden Gesetzentwurfe,
wenn auch nicht entschieden und rückhaltlos, aber doch immerhin im
Grossen und Ganzen Rechnung getragen worden.
Weitere Forderungen der öffentlichen Meinung waren aufgestellt
worden von einer mitunter sehr überwiegenden Majorität, allerdings gegen
den Widerspruch einer mitunter sehr beachtenswerthen Minorität.
Ich erwähne als solche: die Einführung des ämtlichen Vorprüfungs-
verfahrens — die Einfühnmg des Licenzzwanges, das Fallenlassen des
Ausübimgszwanges — die Zulassung vorläufiger Beschreibungen, sogenannte
Caveats.
Der vorliegende Gesetzentwurf acceptirt im Sinne der Majorität die
amtliche Vorprüfung auf Neuheit, verbunden mit Aufgebot. Den An-
schauungen der Minorität wird Rechnung getragen durch die Einschaltung
an maassgebender Stelle des unscheinbaren Wörtchens „offenbar* in den
sonst unveränderten Text des deutschen Gesetzes.
Im deutschen Gesetze wird in §22 die Zurückweisung des Patent-
werbers für den Fall verordnet, als nach der Ansicht des Patentamtes
eine patentfähige, das ist neue Erfindung nicht vorliegt.
Unser Gesetzentwuri erklärt die Zurückweisung dann am Platze,
wenn nach Ansicht des Patentamtes eine patentfähige, das ist neue Er-
findung offenbar nicht vorliegt.
Eine zweite Concession an die Minorität ist das Gebrauchsmuster-
schutz-Gesetz, welches nach dem reinen Anmeldeverfahren vorgeht, ohne
Vorprüfung, ohne Aufgebot.
Der Licenzzwang, das ist eine zuerst auf dem Wiener Congresse 1873
in die öffentliche Discussion gezogene, seither im lebhaftesten Wider-
streite der Meinungen verfangene Frage.
Der vorliegende Gesetzentwurf verfügt den Licenzzwang in der
schärfsten Weise, in weit schärferer Weise als das deutsche Gesetz, imd
als es die Stimmführer der Majorität der öffentlichen Meinung überhaupt
jemals verlangt haben.
Ich werde später Gelegenheit haben, ausführlicher darauf zurück-
zukommen ; vorderhand sei nur constatirt, dass das Gebrauchsmusterschutz-
Gesetz auch die Fesseln des Licenzzwanges nicht kennt.
Was den Ausübungszwang anbelangt, so hat unser Gesetzentwurf
dem Votum der Minorität sich angeschlossen und nur insofeme der
Majorität eine Concession gemacht, dass die bisher einjährige Respects-
dauer auf drei Jahre ausgedehnt, und dass auch der Ausübungszwang im
Gebrauchsmusterschutz- Gesetze fallen gelassen wurde.
Die Forderung des Caveat hat bei dem Jij^rm Verfasser des Gesetz-
entwurfes offenbar kein Verständniss, oder doch vtcht die richtige Würdigung
gefunden. Es wird wohl im § 4 des Entwurf ' vas gegeben, was bei
oberflächlicher Betrachtung ahn' ^ieht: da- r Prioritätsvorbehalt
der Anmeldung des Erfinders le weite. ildung der bereits
142
angemeldeten Erfindung durch eine Jahresfrist. Das ist aber in Wirklichkeit
etwas ganz anderes, als was man unter Caveat versteht.
Unter vorläufiger Beschreibung versteht man — wie Exner's Gesetz-
entwurf sich ausdrückt — die Beschreibung einer Erfindung, welche der
Erfinder wohl schon ersonnen, aber noch nicht in solcher Weise vollendet
hat, dass deren technischer Erfolg und gewerbliche Verwerthbarkeit
gesichert wäre.
Sie muss allerdings mehr enthalten als den blossen Titel der Erfindung;
sie muss eine vollständige Erläuterung der Erfindung in allen ihren wesent-
lichen Bestandtheilen liefern. Aber dispensirt ist der Erfinder von der
Angabe der Mittel der Ausführung.
Unser § 4 dagegen will dem Erfinder das zugedachte Beneficium
nur gewähren unter der Bedingung und Voraussetzung einer bereits vor-
liegenden vollständigen Beschreibung im Sinne des § 40, das ist einer
solchen, in welcher strenge verboten ist, irgend etwas zu verheimlichen
hinsichtlich der Mittel oder der Ausführungsweise oder der zum Gelingen
nöthigen Handgriffe.
Eine zweite Partie des vorliegenden Gesetzentwurfes ist Copiatur des
deutschen Patentgesetzes.
Wie Sie wissen, meine hochgeehrten Herren, sind nach der im
Jahre 1877 stattgefundenen Einführung des deutschen Patentgesetzes die
eingehendsten fachmännischen Erörterungen über dessen Bestimmungen
und deren Tragweite jahrelang gepflogen worden, und hat der betreffende
in der sogenannten Reichs-Enquete 1886 seinen Höhepunkt erreichende
Läuterungsprocess mit der im Jahre 1891 in's Leben getretenen Neu-
redigirung des Gesetzes, der Patentgesetz-Novelle seinen Abschluss gefunden.
Alle diese Vorgänge im benachbarten Reiche sind gewiss von vielen
von Ihnen, meine sehr geehrten Herren, mit Aufmerksamkeit verfolgt
worden, eventuell sind Ihnen die Verhandlungsergebnisse zugänglich.
Ich halte es daher nicht für nöthig, in eine Kritik des Rechtsinstituts,
wie es jetzt in Deutschland geordnet ist, mich zu vertiefen. Nur ganz
kurz gestatten Sie mir meine Meinung zu äussern. Ganz sympathisch wäre
mir schlechtweg die Uebemahme des deutschen Patentgesetzes in das
österreichische Rechtsleben, sowie dies mit der deutschen Wechselordnung
im Jahre 1850, mit dem deutschen Handelsgesetzbuch im Jahre 1862 der
Fall gewesen ist.
Ebenso wie dort hätte es auch hier mit einigen wenigen Aenderungen
abgethan sein können, so die bereits erwähnte Einschaltung des Wörtchens
„offenbar", Aufstellung präciser Normen über das Sicherstellungsverfahren,
Herabsetzung der Taxen auf die Hälfte.
Im Uebrigen hätte man es ganz gut damit versuchen können, und
wäre dabei der Gefahr entgangen, im Eifer vermeintlicher Verbesserung
das Kind mit dem Bade zu verschütten.
Ein jungfräuliches Feld eröffnet sich für die Kritik in der von mir
erwähnten dritten Partie des Gesetzentwurfes. Hier gibt es allerdings so
Manches, was geeignet ist, den Techniker und den Juristen zu beun-
ruhigen.
Meine hochgeehrten Herren! Hier im Patentwesen, wie in so
manchem anderen Rechtsgebiete bewahrheitet sich der Grundsatz: Was
dem einen wohl thut, thut dem andern weh ! Die schwierige Aufgabe fiir
die Gesetzgebung liegt eben darin, zwischen den Ansprüchen und Be-
dürfnissen der verschiedenen interessirten Kreise die richtige Mitte zu
finden.
143
Bei dem Patentschutze heisst es vermitteln zwischen den Erfindern
untereinander, zwischen dem Erfinder einerseits und den Producenten des
gleichen Berufszweiges andererseits, zwischen dem Erfinder einerseits und
den Bedürfnissen der allgemeinen Volkswirthschaft, den Zwischenhändlern
und dem consumirenden Publikum andererseits, zwischen dem Erfinder
und den höheren Interessen des Staates.
Das deutsche Gesetz hat sich redlich bemüht, in der richtigen Mitte
zu steuern. Abweichend vom deutschen Gesetze statuirt unser Gesetz-
entwurf eine höchst eigenthümliche Regelung des Verhältnisses zwischen
dem Erfinder und dem Nacherfinder, sogenannten Verbesserer.
Der § 4 des Entwurfes im Zusammenhange mit § 21 lässt dieses
V^erhältniss folgendermaassen erscheinen: Unter dem Begriffe Verbesserungs-
patent sollen wir verstehen das Patent auf eine Erfindung, welche die
Verbesserung oder sonstige weitere Ausbildung einer patentirten Erfindung
bezweckt. Dem Inhaber eines solchen Verbesserungspatentes und dessen
Licenzträgem wird das Recht eingeräumt, jederzeit — das heisst offenbar
sofort nach erhaltenem Patente — vom Inhaber des Stammpatentes gegen
angemessene Vergütung und genügende Sicherstellung die Erlaubniss zur
Benützung der Erfindung zu beanspruchen.
Hat der Herr Verfasser des Entwurfes sich wohl klar gemacht, was
das bedeutet? Weiss er, was das heisst, den Erfinder gleich in den ersten
Anfängen der Patentirung, kurz nach dem Hinaustreten in das Tageslicht
zur Preisgebung der Erfindung an beliebige Handwerkspfuscher und
Industrieritter zu zwingen?
In lebhafter Erinnerung steht mir noch die Debatte beim Wiener
Patentcongresse 1873, wo die eifrigsten Verfechter des Licenzzwanges es
doch als selbstverständlich erklärten, dass dem Erfinder ein Zwang zur
Licenzertheilung jedenfalls nur zu Gunsten von ernstlichen Bewerbern
auferlegt werden könne; responsible applicants, sagten die Engländer.
Eine Mitbenützung der Erfindung von Seite untüchtiger Kräfte sei ja im
Stande, die Erfindung von vorneherein bei dem grossen Publikum zu
diskreditiren. Allgemeinen Beifall fand der Vergleich der Erfmdung mit
einem Sämüng, einem zarten Bäumchen, welches sorgsam vom Gärtner
gehegt und gepflegt werden muss, geschützt werden muss gegen jede
rauhe Berührung durch Thiere mittelst Zaun, durch Windanfall mittelst
Pfahl und Wand. Welche rauhe Hand aber hätte in unserem Falle der
Erfinder zu gewärtigen von dem sogenannten Verbesserer und dessen
Consorten, den Licenzträgern !
Ich weiss wohl, was man von einzelnen Stimmen zur besonderen
Empfehlung des Verbesserers vorgebracht hört. In vielen Fällen sei er
der eigentliche Förderer des Gemeinwohls; die Erfindung, wie sie aus
den Händen des Erfinders hervorgeht, sei häufig noch ganz uneben;
lebensfähig werde sie erst durch eine mitunter ganz unwesentliche Ver-
besserung, wo man sich nur wundern muss, dass der Erfinder nicht selbst
darauf gekommen ist. Auch sei es ganz natürlich — hat einer der Herren
Experten in der Expertise des Abgeordnetenhauses gesagt — dass die
Licenz vom Inhaber des Hauptpatentes ertheilt werden muss, um das
Nachtragspatent auszuführen, denn sonst wäre ja dieses ganz werthlos.
Aber betrachten wir uns die Sache denn doch gründlicher, und da muss
ich allerdings ziemlich weit ausholen.
Was ist denn das, eine Verbesserung oder sonstige weitere Aus-
bildung einer Erfindung? Um diese Frage zu beantworten, müssten wir
erst wissen, was ist denn das, eine Erfindüpf;?
Der § I des deutschen Gesetzes sa^'* '*atente werden ertheilt für
neue Erfindungen, welche ei- '^verblicli- crthung gestatten. Und
144
der § I unseres Entwurfes lautet: „Für neue Erfindungen, welche eine
gewerbliche Verwerthung gestatten, werden Patente ertheilt." Hier wie dort
haben wir zwei fragwürdige Begriffe: Was ist neu, was ist Erfindung?
Die erste Frage, was ist neu?, wird im deutschen Gesetze sowohl, als
auch in unserem Entwürfe beantwortet, u. zw. in negativer Form. Das
deutsche Gesetz nennt zwei Umstände, unser Gesetzentwurf nennt deren
vier, bei deren Constatirung die Erfindung nicht als neu gilt. Bleibt noch
der zweite fragwürdige Begriff: „Was ist Erfindung?** und hier bleibt uns
sowohl das deutsche Gesetz, als auch unser Gesetzentwurf die Antwort
schuldig.
Definition sei nicht Sache des Gesetzes, heisst es, das wird der
Wissenschaft und der Praxis überlassen — oder mit anderen Worten:
Man setzt voraus, dass die zur praktischen Anwendung des Gesetzes be-
rufenen Männer — Techniker wie Juristen — gleichsam von einer ge-
heimnissvollen Empfindung, was Erfindung sei, durchdrungen sein müssen ;
oder, um mit weiland Nestroy zu reden: ich sage nicht Ja und nicht
Nein, damit man nicht einmal sagen kann, ich habe Ja oder Nein gesagt
Nun, es mag richtig sein, es ist schwierig, sehr schwierig, eine ganz
zutreffende, positive Definition der Erfindung zu formuliren, aber so gut,
wie bei der Aufzählung der Nichtneuheitsumstände (sogenannter neuheits-
schädlichen Umstände) es der Fall war, warum sollte man nicht auch den
Versuch machen, auf negativem Wege dem Ziele näher zu kommen,
d. i. gewisse Umstände aufzählen, welche das Patentamt zu dem Aus-
spruche berechtigen würden: „Das ist keine Erfindung."
Der hochverdienstvolle Gesetzentwurf des Herrn Reichsraths-Abge-
ordneten Exner bietet hiefür ganz beachtenswerthe Anhaltspunkte.
Exner sagt: „Es gilt nicht als Erfindung, wenn von einer registrirten
Beschreibung oder Zeichnung, zwar in den Formen und in der Construction
oder Mischung oder im Material abweichend vorgegangen Mrird, diese
Abweichung jedoch nur durch die Verschiedenheit der Grösse oder Kraft-
leistung veranlasst erscheint, auch nicht als Erfindung, wenn lediglich an
die Stelle des beschriebenen oder gezeichneten Theiles oder Stoffes ein
in der Mechanik oder Chemie bekannt gleichwerthiger oder bekannter-
maassen dasselbe leistender Theil oder Stoff substituirt wird ; auch nicht
als Erfindung, wenn mittelst der patentirten Vorrichtung oder des
patentirten Verfahrens andere Artikel erzeugt werden*. Und an späterer
Stelle, wo von der Prüfung der Anmeldung die Rede ist, sagt Exner:
„Das Patentamt hat zu prüfen, ob die angemeldete Erfindung etwa auf
eine neue Idee ohne neue Körper- oder Stoffverbindung (wissenschaftliches
Princip), oder auf eine neue Körper- oder Stoffverbindung ohne neue
Idee (Construction, Mischungsvariante) sich beschränke."
Bringt man das Patentamt in die Lage, an derartige Vorschriften
des Gesetzes sich zu halten, so ist das schon mehr als blosses geheimniss-
volles Empfinden.
So aber, wie die Sache jetzt gedacht wird, im vorliegenden Entwürfe,
kann jeder vermeintliche Bessermacher eine derlei weitere Ausbildung der
patentirten Erfindung für sich zum Verbesserungspatent anmelden und kann
bei einiger Coulanz, oder sagen wir einigem Indifferentismus des Patent-
amtes, das Patent auch erhalten.
Zweite Frage: Muss denn jede weitere Ausbildung einer Erfindung
auch immer eine Verbesserung sein? Könnte es nicht auch eine Ver-
schlechterung sein, oder eine ganz indifferente Umgestaltung oder eine
jener Ausgeburten confuser Köpfe, von denen das Dichterwort gilt : War'
die Idee nicht so verflucht gescheidt, man war' versucht, sie herzlich
dumm zu nennen.
145
Zur Prüfung auf wirkliches Bessersein, auf Nützlichkeit, ist ja das
Patentamt nicht berufen.
Dritte Frage: Aber selbst wenn wirklich originell, wenn wirklich
eine Verbesserung, muss denn jede geringfügige Zuthat oder Abweichung,
jede Lappalie als hinreichender Grund angesehen werden, um den Besitzer
der secundären Idee gleich zum Mitbesitzer der primären Idee, der ganzen
Erfindung zu machen?
Hofrath Pf äff hat in der Expertise — wie mir scheint, sehr
richtig — bemerkt: „Sobald man einmal anerkennt, dass das Patent wirk-
lich ein Recht verleiht, da sollte man auch in der Beschränkung dieses
Rechtes durch den Licenzzwang nicht weiter gehen, als es das öffentliche
Interesse verlangt." Im öffentlichen Interesse liegt alleftfalls die baldige
Einführung einer epochemachenden oder doch volkswirthschaftlich be-
deutenden Verbesserung; die Patentirung von Lappalien hat aber mit dem
öffentlichen Interesse nichts zu schaffen. Also auch die Wichtigkeit der
Verbesserung ist ein mit in die Waagschale zu legendes Moment.
Einen vierten Umstand wollen wir nicht übersehen. Ist wirklich eine
bedeutsame Verbesserung ersonnen worden, so ist es doch noch keines-
wegs eine ausgemachte Sache, dass das Verbesserungspatent ohne Be-
nützung des Hauptpatentes gar nicht benützt werden kaim.
Fachmänner behaupten das Gegentheil.
Auch Exner's Entwurf fasst den Licenzzwang zu Gunsten des
Verbesserers ausdrücklich nur insofeme in's Auge, als eine solche Nach-
erfindiMig mit einer bereits patentirten Erfindung in einem derartigen Zu-
sammenhange steht, dass der beabsichtigte technische Erfolg nur durch
gleichzeitige Benützung der älteren Erfindung erreicht werden kann; hier
wird also die Möglichkeit anderer Fälle gewiss vorausgesetzt. — Ich bin noch
nicht fertig. Eines der beliebtesten Argumente der Gegner des Licenz-
zwanges besteht darin: Eine gerechte Bestimmung der Licenzgebühren
sei überhaupt gar nicht möglich. Der Erfinder selbst sei in den seltensten
Fällen in der Lage, die eigene Erfindung zu schätzen, umso weniger
könne dies ein Dritter. Diesem Argumente sind die Fürsprecher des
Licenzzwanges damit entgegengetreten, dass sie mit der Hinausschiebung
des Licenzzwanges auf eine angemessene Zahl von Jahren, etwa bis zur
halben Patentzeit, sich einverstanden erklärten. Bis dahin müssten doch
sehen so viele Erfahrungen vorliegen, dass die Werthschätzung der Er-
findung leichter gelingt. Der Oesterreichische Ingenieur- und Architekten-
Verein hat im Jahre 1878 dafür sich ausgesprochen: Es solle dem Er-
finder bei zwanzigjähriger Patentdauer für zehn Jahre ein ausschliessendes
Patent, für weitere zehn Jahre ein Besteuerungspatent gegeben werden.
Hofrath Exner in seinem Entwürfe proponirt die Hinausschiebung
des Licenzzwanges im Allgemeinen auf zehn Jahre, gegenüber dem Ver-
besserer auf drei Jahre, notabene letzteres mit dem bedeutsamen Bei-
satze: „Insofern hiedurch die Rechte und Interessen des Hauptpatent-
inhabers einer Gelährdung nicht ausgesetzt werden."
Alle diese Momente:
1. Mangelnde Begriffsbestimmung für Erfindung, resp. Verbesserung,
2. Voraussetzung des wirklichen Bessermachens,
3. Wichtigkeit der Verbesserung,
4. MöglicMceit der unabhängigen Benützung des Verbessenines-
patentes,
5. Unmöglichkeit einer sofortigen Werthschätzung der 1 l^
alle diese Erwägungen sind dem Herrn Verfasser de» Batv ?
ständig fremd geblieben.
146
Jetzt kommt aber die Monstrosität, die ganz ausserordentliche, dem
Verbesserer gewährte Prärogative soll auch allen seinen Licenzträgern zu
statten kommen! Bedenken Sie, was das heisst, meine sehr geehrten
Herren! Kaum ist eine lebensfähige Erfindung auf den Markt getreten
und wittern geschäftskundige SpQrnasen den in Aussicht stehenden Profit,
so engagirt ein Einzelner oder auch ein Consortium einen Techniker zum
Ausklügeln irgend einer noch so simplen Ausbildung der Erfindung,
z. B. denken Sie sich beim Auer'schen Gasglühlicht eine andere Form
des Drahtstrumpfes. Man nimmt darauf mit dem Risico der Anmelde-
gebühr und der ersten Jahresgebühr ein Verbesserungspatent Der
nominelle Patentinhaber vergibt nach Bedarf Licenzen und die Licenz-
träger setzen, sich berufend auf § 21, Punkt i des Gesetzes, dem Erfinder
den Revolver auf die Brust.
Wohl stimmt dieser Absatz i schlecht zur reservirten Ausdrucks-
weise des Absatzes 2 desselben Paragraphen, wo vom allgemeinen» nach
drei Jahren eintretenden Licenzzwange die Rede ist.
„Wenn im Öffentlichen Interesse" — heisst es dort — „die Erlaubniss
zur Benützung der Erfindung an Andere geboten erscheint, der Patent-
inhaber aber gleichwohl sich weigert, diese Erlaubniss ernstlichen Be-
werbern gegen angemessene Vergütung und genügende Sichersteilung zu
ertheilen u. s. f."
Bei einer solchen Praktik, wie ich sie vorhin angedeutet, kann die
Ernstlichkeit der Licenzträger schon gar nicht in Betracht kommen. Auf
diesen wunden Punkt des Entwurfes, meine sehr geehrten Herren, wollen
Sie gefälligst Ihre besondere Aufmerksamkeit richten.
Das deutsche Patentgesetz weiss nichts von einer solchen Prärogative
des Verbesserers.
Auch in dem zweiten wunden Punkte, welchen ich nun zu berühren
mir erlauben werde, hat der Herr Verfasser unseres Entwurfes vom
deutschen Gesetze sich emancipirt.
Einer der Grundpfeiler der menschlichen Gesellschafbordnung ist
bekanntlich die Sicherheit des Eigenthums und begreiflicher Weise ist
für solche Vermögenswerthe, wie sie in so manchen Erfindungspatenten
repräsentirt sind, für den Eigenthümer — sei es nun der Erfinder selbst
oder der Patentkäufer — die Stabilität von höchstem Werthe.
Die falschen, aber fest eingewurzelten Begriffe über den vermeintlich
gnadenweisen Charakter der Erfindungsprivilegien, sie klingen noch immer
nach in der schrankenlosen Anfechtbarkeit der Patente.
Den vielfachen Klagen der deutschen Interessenten hat die Patent-
gesetz-Novelle vom 'J^h^^^ ^^9^ Berücksichtigung angedeihen lassen,
wenigstens theilweise dadurch, dass sie verfügt: „Nach fünfjährigem Be-
stände des Patentes sei eine Anfechtung desselben wegen Nichtneuheit
ausgeschlossen."
Unserem Gesetzentwurfe beliebt es, diese Bestimmung des deutschen
Gesetzes zu ignoriren. Auch ist nicht im mindesten der geehrte Herr
Verfasser angeregt worden durch die diesfälligen wohldurchdachten Vor-
schläge des Exner'schen Gesetzentwurfes.
Diese gehen allerdings viel weiter noch, als die Concession des
deutschen Gesetzes, ob zu weit, das müssen wohl die Herren Techniker
beurtheilen. Unbedingt möchte ich in dem Punkte mich mit Exner ein-
verstanden erklären, dass dem Einsprucherheber, welcher im Ertheilungs-
vei fahren wegen angeblicher Entwendung der Erfindung oder aus Privat-
rechtstitel eingeschritten ist und mit seinen Ansprüchen rechtskräftig
abgewiesen wurde, eine Anfechtung des ertheilten Patentes aus denselben
Gründen nicht mehr gestattet sei.
147
Erwägenswerth, wenn auch discutabel, ist der weitere Vorschlag
Exner's, dass die Nichtigkeitsklage gegen den gutgläubigen Rechts-
nachfolger des Patentinhabers nicht statthaft sein solle ; und erwägenswerth
ist auch die wohl sehr weittragende Bestimmung, die Bestreitung der
Giltigkeit eines Patentes wegen Mangels der Neuheit könne nur insofern,
als die betreffenden Umstände nicht schon vor der Ausfertigung des
Patentes in Erwägung gezogen worden sind, stattfinden; und sie könne
selbst unter dieser Voraussetzung nur im öffentlichen Interesse über Ver-
langen eines grösseren Kreises von Producenten oder Consumenten durch
die Staatsregierung veranlasst werden.
Wohl mag dabei das im Ex n er' sehen Entwürfe rückhaltlos acceptirte
Princip einer intensiven Vorprüfung bestimmend mitgewirkt haben, welches
ja in unserem Entwurf durch das Wörtchen „offenbar" bedeutend abge-
schwächt erscheint.
Aber wenn schon dem Exner' sehen Entwürfe das Schicksal wieder-
fahren ist, vom Herrn Verfasser unseres Entwurfes als schätzbares Material
ad acta gelegt zu werden, so hätte doch die Autorität des deutschen
Patentgesetzes ihn veranlassen können, dem Patentinhaber wenigstens den
begrenzten Schutz einer fünfjährigen Ersitzung der Unanfechtbarkeit des
Patentes zu gönnen.
Nach unserem allgemeinen bürgerlichen Rechte wird das Eigenthum
einer beweglichen Sache vom redlichen und rechtmässigen Besitzer durch
den ruhigen Besitz von drei Jahren ersessen, ebenso das Eigenthum einer
unbeweglichen Sache binnen drei Jahren von Demjenigen, welcher im
Grundbuche als Eigenthümer eingetragen ist; warum also dieses sowohl
begründete Rechtsinstitut der Ersitzung nicht auch für das geistige Eigen-
thum des Erfinders in Geltung treten lassen?
Auch diesen wunden Punkt des Entwurfes, meine sehr geehrten
Herren, empfehle ich Ihrer spedellen Aufmerksamkeit.
Jetzt aber, meine sehr geehrten Herren, habe ich Sie — und mich —
genug ermüdet mit ausführlichen Erörterungen; Sie gestatten wohl, dass
ich weiterhin auf Schlagworte mich beschränke, auf die Andeutung jener
Paragraphe, welche theils als Abweichung vom deutschen Gesetze, theils
als Zusatz zu demselben oder aus sonstigen Gründen vielleicht Ihre Auf-
merksamkeit verdienen und bei den Berathungen Ihres verehrlichen
Vereines zur Sprache kommen könnten. Es sind deren etwa sechzehn.
Im § 3 des Entwurfes finden wir als neuheitsschädlichen Umstand
die offenkundige Benützung, gleichgiltig ob im Inlande oder im Auslande.
Im deutschen Gesetze ist die Neuheitsschädlichkeit auf die Benützung im
Inlande beschränkt. Gegen die weitere Fassung unseres Entwurfes spricht
hauptsächlich das Bedenken, dass im praktischen Falle, im Einspruchs-
processe, im Nichtigkeitsprocesse, im Eingriffsprocesse durch die Even-
tualität von Zeugenvernehmungen, von Sachverständigen- Befunden im
fernen Auslande, Europa, Asien, Amerika ganz ausserordentliche unüber-
windliche Schwierigkeiten sich ergeben dürften.
In demselben § 3 ist von der Neuheitsschädlichkeit der im Auslande
amtlich herausgej^ebenen Patentschriften die Rede.
Der betreffende Passus im deutschen Gesetze ist vernünftig und
verständlich gehalten. Die Umredigirung des Textes in unserem Elntwurfe
scheint mir, gelinde gesagt, zwecklos.
Bei Berathung des § 4 des Entwurfes werden Sie vielleicht auf das
Bedürfniss einer negativen Umschreibung des Begriffes der Ei findung und
Verbesserung zurückkommen.
Auch möchte ich hier wiederholt Ihre Aufinerksamkeit auf die Ein-
richtung des Caveat, ^V^ " »rläufigen Beschreibung, lenken.
148
Im Exner'schen Entwürfe finden Sie diesfalls einen ganz schätz-
baren Anhaltspunkt.
Im deutschen Gesetze nicht vorkommend, findet sich in unserem
Entwürfe, § 5, die Einschränkung der Patentwerbungs-Befugniss eines
Staatsbediensteten, wenn er die Erfindung in Ausübung seines Dienstes
gemacht hat. Warum dies nur für Staatsbedienstete gelten soll, nicht auch
für Privatbedienstete, ist mir unverständlich, und wäre doch auch hiefür
im Exner'schen Entwurf der Anhaltspunkt zu finden gewesen.
Der § 8 des Entwurfes spricht vom Rechte des sogenannten Vor-
besitzers, das ist von der relativen Wirkungslosigkeit eines Patentes gegen-
über Demjenigen, welcher bereits in früherer Zeit die Erfindung in Be-
nützung genommen hat. Nicht offenkundig, sondern als Fabriksgeheimniss.
Nach dem Schlusssatze dieses Paragraphen kann die rechtskräftig
anerkannte Befugniss über Ansuchen des Berechtigten in das Patentregister
eingetragen werden.
Nun suche ich im ganzen Gesetze vergeblich nach der Art und Weise,
wie diese Befugniss zur Anerkennung gebracht werden soll; wie auch ver-
geblich, ob und welche Berufungsinstanz hier angerufen werden kann.
Nach § 25 und 28 wird die Competenz zur Entscheidung in erster
Instanz der Nichtigkeitsabtheilung des Patentamtes zugedacht. Im folgenden
Abschnitte, Regelung des Verfahrens, hat man aber darauf vergessen, so-
wohl bei dem das Verfahren erster Instanz behandelnden § 60, als auch
bei den das Berufungsverfahren regelnden §§ 84 u. ff., wie auch bei dem
§ 89 über die sogenannte Feststellungsentscheidung.
Erst bei § 100 im Eingriffsprocesse kömmt der § 8 wieder an die
Oberfläche als Citat, welches Citat aber bei der mangelnden meritorischen
Grundlage gewissermaassen in der Luft hängt.
Der § 9 des Entwurfes hat das Rechtsverhältniss der Mitbesitzer eines
Patentes im Auge und verfügt, dass zu der Ertheilung von Licenzen
die Einstimmigkeit sämmtlicher Theilhaber erfordert wird.
Das ist eine Abweichung von den allgemeinen Rechtsgrundsätzen
über die Gemeinschaft des Bgenthums und steht im directen Widerspruche
mit der beliebten schärferen Durchführung des Licenzzwanges.
Soll etwa, weil einer der Patenttheilhaber hartnäckig sein Veto ein-
legt, nach § 21 des Entwurfes gegen alle die Calamität der Rücknahme
des Patentes eintreff"en?
Weim Sie, meine geehrten Herren, den § 18 des Entwurfes mit der
Randschrift ^Unübertragbarkeit der Licenzen" verstehen, so mache ich
Ihnen mein Compliment
Der einfache, von E x n e r aufgestellte, aus dem Wesen der Licenz
„Verzicht auf das Untersagungsrecht" hervorleuchtende Grundsatz: Die
Licenzen lauten auf die Person des Erwerbers ausschliesslich; sie sind
weder unter Lebenden noch von Todeswegen übertragbar, ist hier durch
Hineinziehung des Patentinhabers und durch eine spitzfindige Unterscheidung
zwischen unmittelbaren Rechtsnachfolgern und anderen Rechtsnachfolgern
des Patentinhabers und des Licenzträgers derart verwickelt, dass der Jurist
nichts anderes thun kann als — schweigen.
Beim zweiten Punkte des § 21, welcher von den allgemeinen Zwangs-
licenzen handelt, wäre wohl zu erwägen, ob dem kurzen Hinausschiebungs-
Termine des deutschen Gesetzes von 3 Jahren nicht besser der zehn-
jährige des Elxner*schen Entwurfes vorzuziehen wäre? Vielleicht auch die
Frage, ob die deutscherseits beliebte indirecte Form des Licenzzwanges,
mittelst Androhimg der Rücknahme des Patentes, in das österreichische
Gesetz recipirt werden solle und ob es nicht dem Zwecke vollkommen
149
genügend wäre, dem Licenzweiber im einzelnen Falle das Klagerecht zu-
zusprechen, — also der einfache directe Licenzzwang.
Ich komme nun zum II. Abschnitte des Entwurfes: „Von den Patent-
behörden". Gewiss ist die richtige Zusammensetzung der entscheidenden
Behörde eine Cardinalbedinj^img für das Gedeihen des ganzen Rechts-
institutes und da stossen wir auf eine eigenthümliche Abweichung vom
deutschen Gesetze.
Dort erfolgen die Entscheidungen der Beschwerde-Abtheilungen und der
Nichtigkeits-Abtheilung in der Besetzung von zwei rechtskundigen und drei
technischen Mitgliedern.
Nach unserem Entwurf in der Besetzung von drei rechtskundigen
und zwei technischen Mitgliedern für Endentscheidungen, von zwei rechts-
kundigen und einem technischen Mitgliede für Zwischenentscheidungen,
also die Techniker-Mitglieder immer in der Minorität. Und eigenthümlich
muthet es den Praktiker an, dass bei den rechtskundigen Mitgliedern dem
Hinweise auf die Befähigung zum Richteramte aus dem Wege ge-
gangen wird.
Der Exner'sche Entwurf verlangt bei den rechtskundigen Mitgliedern
ausdrücklich die Qualification zum Richteramte; wir haben auch in der
österreichischen Gesetzgebung ein Pendant hiezu in dem Gesetze über
die Organisation des Verwaltungsgerichtshofes, wo für eine verhältniss-
mässige Zahl der Mitglieder die Qualification zum Richteramte ausdrück-
lich gefordert wird.
Und auch das deutsche Gesetz enthält, wenn auch nicht ausdrücklich
obligatorisch, doch den Hinweis auf die Befähigung zum Richteramte.
Das Alles ist nicht ohne Grund! Denn reden wir offen, eigentliche
praktische Fachjuristen, wie sie bei Ausübung der ämtlichen Functionen
des Patentamtes im Vereine mit den Technikern arbeiten sollen, sind ja
doch hauptsächlich Diejenigen, die im Richterstande oder im Advokaten-
stande ihre Schulung genossen haben, und als solche nach den bestehenden
Gesetzen die Qualification zum Richteramte besitzen.
Verlassen wir dieses epinöse Thema! Der zweite Absatz des § 25
spricht von den Gutachten des Patentamtes, er adoptirt den Wortlaut des
ursprünglichen deutschen Patentgesetzes vom Jahre 1877 und hat, offenbar
bewusster Weise, das im Jahre 1891 nothwendig befundene Amendement
zu diesem Texte bei Seite gelassen.
Nach dem älteren deutschen Gesetze war das Patentamt berufen,
über Ersuchen der Gerichte über Fragen, welche Patente betreffen, Gut-
achten abzugeben. Daraus hat sich eine ungemeine Ueberlastung des
Patentamtes ergeben.
Die Verbesserung der Patentgesetz- Novelle vom Jahre 1891 besteht
in dem beigelögten beschränkenden Zusätze:
„Soferne in dem gerichtlichen Verfahren von einander abweichende
Gutachten mehrerer Sachverständiger vorliegen."
Die verehrten Herren werden vielleicht Gelegenheit nehmen, sich
för das eine, oder für das andere auszusprechen.
Noch vier Schlagworte aus dem Capitel der Patentrechtsverfolgung.
Die Schlussbestimmung des § 91 über die Vermuthung der Wissent-
lichkeit des Eingriffes ist sehr hart; kann namentlich für Zwischenhändler,
Importeure verhängnissvoll werden. Ich würde die mildere Fassung des
Exner'schen Entwurfes vorziehen.
Unpraktisch in ihren Consequenzen scheint mir auch die Bestimmung
des § 95 über die obli^torische FeHhi der für verfallen erklärten
Eingnffsgegenstände. At? *--r Art ^' v\, möglicherweise zum
150
grössten Verdrusse des Patentinhabers, die nachgepfuschten Erzeugnisse
in den allgemeinen Verkehr.
Exner's Vorschläge in dieser Beziehung scheinen mir besser über-
legt, praktischer.
„Was dem Einen wohl thut, thut dem Andern weh." Dieser bereits
von mir dtirte Satz kommt uns wieder bei dem § 98 des Entwurfes in
Erinnerung.
Der Patentinhaber ist berechtigt, sofort mit der Eingriffsklage die
Beschlagnahme der vermeintlichen Eingriffsgegenstände und Hilfsmittel zu
begehren, ohne irgend eine Bescheinigung, ohne irgend eine vorgängige
Mahnung; das heisst soviel als : jeder Industrielle, jeder Importeur kann
dessen gewärtig sein, dass über die noch so muthMrtllige Eingriflfeklage
eines Patentinhabers die Polizei bei ihm erscheint, im Auftrage des Straf-
gerichtes die Maschinen versiegelt, Sperre an die M^azine anlegt u. s. f.
Und merkwürdiger Weise sind fÖr imbegründete, muthwillige Eingriffs-
klagen im Entwürfe gar keine Muthwillensstrafen vorgesehen; es gibt
Muthwillensstrafen für mibegründeten Einspruch, § 50; für muthwillige
Patentanfechtung, § 79. Im Eingriffsverfahren hat man darauf vergessen,
oder vielleicht absichtUch sich begnügt mit der zahmen Hinweisung des
§ 105 auf die allgemeine civiirechtliche Schadenersatzpflicht. Und gewiss
kann es nicht in der Absicht des Gesetzgebers sein, ohne genügende
Gründe Jemanden der Untersuchung seines Hauses, seiner Werkstätten,
seiner Erzeugnisse preiszugeben!
Durch solche Beschlagnahme und Sperrung des Geschäftes wird der
Betreffende unter Umständen weit empfindlicher geschädigt, als der Patent-
werber oder der Patentinhaber durch muthwilligen Einspruch, durch muth-
willige Anfechtung.
Exner hat die offenbar muthwillige Erhebung der Eingriffsklage als
Vergehen nach dem allgemeinen Strafgesetze gebrandmarkt.
Der § 100 des Entwurfes im Zusammenhange mit § 104 verkörpert
den an sich richtigen Grundsatz, dass auch im Eingriffsstreite die vor-
kommenden Fragen über die Giltigkeit und Wirksamkeit des Patentes der
Entscheidung des Patentamtes vorbehalten bleiben. Leider ist durch die
zahlreichen Citate von Paragraphen und auch durch die Aufnahme des
zweiten Alinea der Geist der Verwirrung auch über diesen Paragraphen
hereingebrochen.
Noch erübrigt mir als Letztes: mein Erstaunen auszusprechen über
die riesige Höhe der Gebühren; endlich mein Bedauern auszusprechen
den Inhabern der Privilegien nach dem bisherigen Gesetze.
Der Schlusssatz des § 116 stellt ihnen in Aussicht, dass alle Die-
jenigen, welche unter der Herrschaft des bisherigen Gesetzes sich Eingriffe
in ihre Privilegienrechte angemaasst haben, auch deswegen schon verfolgt
und bestraft worden sind, nach dem Inslebentreten des neuen Gesetzes
einen Freibrief zur Benützung der privilegirten Erfindung in eigenen oder
fremden Werkstätten gemessen werden. Und dagegen gibt es nicht einmal
eine Abhilfe durch Bewerbung irni ein geprüftes Umwandlungspatent.
Höchstens jene Erfinder, welche von nun an Privilegien werben,
können das Prävenire spielen dadurch, dass sie die Geheimhaltung der
Beschreibung beanspruchen.
Und mm, meine sehr geehrten Herren, danke ich Ihnen bestens lör
die mir geschenkte freundliche Aufmerksamkeit.
151
ABHANDLUNGEN.
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, OerUkon.
(Fortsetzung.)
Tragen wir die Werthe von //g für die entsprechenden Winkel [i
als Vectoren auf, so erhält mm einen Kreis, ich nenne daher ein solches
Drehfeld ein kreisförmiges Drehfeld.
F*ür P2 ^Pi lässt sich die Form des Drehfeldes leicht construiren.
Wir zerlegen Jfg in die beiden Componenten
Wo if 2 j: » .
V ^Tf -^'^ (Pi' — ?2^ und
2 ' ^2./
. cos (pi t — 92)
^J.JC^
Fig. 23. Fig. 24.
In Fig. 23 soll O F die Richtung des primären Feldes sein, dasselbe
ist durch schraffirte Pole angedeutet. Wir beschreiben um den Mittel-
punkt O zwei Kreise mit den Radien p^ und pg- Für einen beliebigen
Winkel YOA = p^t — ^g ziehen wir den Strahl OA, dann ist
B D =P2 . sin 0^1 < — 9i)
AC = p^ . cos (pi < — 92)
der Strahl O F = |/^ BD^ + Tc^ gibt uns daher ein Maass für den Werth
von H2. Nach dieser Construction sind bald mehrere Punkte des Dreh-
feldes bestimmt.
In Fig. 24 ist die Construction für pg > Pt durchgeführt, in beiden
Fällen ergibt sich ein elliptisches DrehfelcC
Für P2<Pi fällt die grosa^AKe der Ellip?* Jf der Richtung des pri-
mären Feldes zusammen ; für •f ;>, ist diese K-recht dazu gerichtet.
i
152
Die Winkelgeschwindigkeit des Drehfeldes ist nicht mehr constant, sondern
variirt zwischen den Grenzen p^ und i>2.
Für p2 = o geht das Drehfeld in die Gerade O Y und für pg = ^
in die Gerade OX über, wir erhalten ein geradliniges Drehfeld oder
ein einfaches oscillirendes Feld.
Hervorheben will ich noch, dass zur Zeit t = o, oder wenn J^
durch Null geht, die inducirte E. M. K. der in der OX-Richtung liegenden
Windung, ganz unabhängig von p^, den Constanten Werth MJ^^pi behält
Da jedoch rg laut Gleichung 97 mit P2 wächst, so nimmt die Stromstärke
dieser Windung und daher auch die erzeugte Feldstärke in der O F-Richtung
mit wachsendem pg ab.
Das elliptische Drehfeld können wir noch auf andere Weise entstanden
denken und zwar durch die Superposition eines kreisförmigen und eines
geradlinigen Drehfeldes.
Die Gleichung 120 lässt sich wie folgt schreiben:
«"2 = ±/ . H.p^. sin p^t —fH(p^ — P2) sin p^t . . 125)
c'2 = ±/. ^/.Pi . cos .pi « 126)
Die E. M. Kräfte der ersten Glieder der Gleichungen 125 imd 126
entsprechen einem kreisförmigen Drehfelde, dessen Winkelgeschwindigkeit
= Pi und dessen constante Stärke
^n?2 M^ J^ p^
Das Glied /. /f. (pi — pg) sin p^t stellt eine E. M. K. dar, deren
Periodenzahl = — — . , dieselbe ist proportional der Schlüpfimg. Das
entsprechende Magnetfeld oscillirt in der OF- Richtung. Die Resultante
beider Magnetfelder ergibt das elliptische Drehfeld.
Die Bestimmung des Drehmomentes.
In welcher Weise mit Hilfe der Integralrechnung das Drehmoment
berechnet werden kann, ist bekannt.*) Dasselbe lässt sich durch folgende
Ueberlegung auf elementare Weise ableiten.
Ein positives Drehmoment entsteht ebenso wie bei den Mehr-
phasen-Motoren durch die Schlüpfung (p^ — pg) ^^^ Ankers gegen den
synchronen Gang. Die Amplitude der in einer Phase des Ankers inducirten
E. M. K. in Folge der Schlüpfung ist
E2=(Pi'-P2)^^i 127)
Der durch die Schlüpfung im Anker inducirte Effect dividirt durch
(Pi — P2) ergibt das gesuchte Drehmoment. Dabei ist zu beachten, dass
die Wirkung der Schlüpfung sich nur für die halbe Windungszahl des
Ankers geltend macht. Wir können somit das positive Dreh-
moment durch ein Drehfeld von der constanten Stärke
= — ifjj erzeugt denken, welches relativ zu den Windungen
des Ankers mit der Winkelgeschwindigkeit p^ — p^ rotirt
Die inducirte E. M. K. wird
-£'3 = 7^'^ (Pi— P2)
♦) Vergl. hierüber E. Arnold, ^Elektrotechn. Zeitschr.**, Berlin, 1893, P*g» 3M
J. S a h u 1 k a, ebda. 1893, ?H' ^9^ » ^^' Behn-Eschenburg, ebda. 1893, P*K* 5^^«
153
bezeichnen wir zur Abkürzung mit
^8 = |^V+^Vl-P2)'*V 128)
SO wird die E^ entsprechende Stromstärke
Das positive Drehmoment wird somit
129)
^ 2 p,—p^ 8 rga • • • i ;
Aus den Betrachtungen über den synchronen Gang ist bekannt, dass
Ar die Rotation der Ankerwindungen Arbeit verbraucht wird. Denken
wir uns wiederum sämmtliche Ankerwindungen von Moment zu Moment
durch zwei Spulen ersetzt, von denen die eine in die ÖF- Richtung und
die andere in die OX-Richtung fäUt (Fig. 23), so werden in diesen
Spulen E. M. Kräfte inducirt, deren Amplituden nach Gleichung 120
E\=p^MJ^
Der Mittelwerth der Amplitude för sämmtliche Windungen ist
"^^^""'^ ] 131)
daher
Eu.=^(Pt+Pd^^i
Wir würden dieselbe Amplitude erhalten, wenn wir den Anker
mit der Winkelgeschwindigkeit p^ + P2 ^^ einem Felde von der constanten
Starke = — MJ4 rotiren würden.
2 ^
Die zugehörige Stromstärke ist
r _ I ^Ji(Pi+P2)
2 rg
und die für die Bewegung der Inductorwindungen verbrauchten Watts
sind übereinstimmend mit Gleichiuig 112
^9 « ^ o ^9 ^ ^i'^ Ep (p^ 4- PqY
W^ = -^ B^J^^ = -^ • 1 — 2\ii-rF2f ^ ^ J22)
2 o r^
Das negative oder hinderliche Drehmoment wird
P1+P2 ^ ^2
und das resultirende Drehmoment
D = Dp — Dr, oder
Z> = ^^M^J,3^(^-2l+iij. . . . 134)
Aus der Ableitung dieses Ausdruckes geht hervor, dass wir uns
vorstellen können, das resultirende Drehmoment werde durch
zwei Drehfelder von der constanten Stärke - MJ. erzeugt,
2
von denen, relativ zu Windungen des Ankers, das eine
12
154
mit der Winkelgeschwindigkeit p^ — pg ^^ der Richtung der
Rotation des Ankers und das andere mit der Winkel-
geschwindigkeit Pi+i>2 entgegengesetzt zu dieser Richtung
rotirt.
Nehmen wir nun an, es seien in der Gleichung 134 alle Grössen
ausser pg constant und dass pg ^^^ ^^^ <^ unbegrenzt wachse und tragen
wir die Werthe von p^ als Abscissen und die Werthe von D als Ordinaten
auf, so erhalten wir eine Cur\'e, welche uns die Abhängigkeit des Dreh-
momentes von der Schlüpfung für cpnstanteStromstärke darstellt»
Es ist jedoch lehrreicher, die positiven und negativen Drehmomente
gesondert au^utragen, um den £influss der beiden Glieder der Gleichung 1 34
zu veranschaulichen. In Fig. 25 steUt für p, = 300 und P2 = o bis 500
die Curve Dp den Verlauf der Werthe des positiven und D^ dasselbe für
das negative Drehmoment dar. Die Werthe der Constanten sind einem
praktischen Beispiele entnommen worden.
^^^^
Fig. 25.
Das Drehmoment Dp nimmt mit wachsendem P2 erst langsam und
dann sehr rasch zu und erreicht für einen Werth von |?2> ^^r nur um
Weniges kleiner als p^, sein positives Maximum, föUt mm rasch gegen die
Abscissenachse ab, wird für P2 = Pi 2m Null, ändert sein Vorzeichen und
erreicht für einen Werth von pg» ^^^ ^^ Weniges grösser als p^, sein
negatives Mjiximum, fällt dann rasch mit zimehmendem j>2 und verläuft
asymptotisch zur Abscissenachse.
Der Werth des negativen Drehmomentes D^ ist für pj = o gleich Dp
imd nimmt dann, stets negativ bleibend, mit zunehmendem P2 beständig
ab. Der Werth von Dn beträgt nur wenige Procente des maximalen Werthes
von Dp und kann daher bei der Vorausberechnung eines Motors, ohne
einen grossen Fehler zu begehen, vernachlässigt werden.
Das resultirende Drehmoment D wird für p^ = o ebenfalls = o,.
weil das positive und negative Drehmoment einander gleich sind. Den
zweiten Werth von pg» für welchen D = o wird, ergibt sich aus Gleichimg 134^
155
wenn wir den Ausdruck in der Klammer gleich Null setzen. Dieser
Werth ist
P2
=Y'''-4h • ■")
und nur wenig kleiner als p^.
Mehr praktisches Interesse als die Curve des Drehmomentes für
constante Stromstärke hat die Abhängigkeit des Drehmomentes
von der primären E. M. K., denn die Motoren werden filr constante
Spannung gebaut. Mit Hilfe der graphischen Methode iQsst sieb diese Be-
ziehung ermitteln.
Der primären E. M. K. wirken vier E, M» Kräfte entgegen!
1. Die E. M. K., welche der Strom J^ im Widerstände B^ ver-
braucht, deren Amplitude
= Ry J^,
2. Die E. M. K. der Selbslinduction, deren Amplitude
3. Die E. M. Gegenkrak des secundären Drehfeldes, deren
Amplitude
WIq
4
Fig. 36.
welche nach den firüheren Erläuterungen der unter 2- angeführten E, M. K,
um den Winkel 90 + ^2 nacheilt.
4. Die E. M. Gegenkraft, welches das durch die Schlüpfung erzeugte
secundäre Feld inducirt, deren Amplitude
und welche, ebenso wie bei Mehrphasen-Mo torea der E. M» K. der Selbst*
induction lun den Winkel 90 -f- ^f 3 nacheih.
In Fig. 26 sind diese E. M. Kräfte ihrer Richtung nach aufgetragen.
Es ist
AB = R^J
BC=p,L,J^
l4
156
Es ist nun
oder
Ei^=(AB-j- BH-\- HG)^+{BC—CO— OP)^
=[■«.
iJi'\-^PiMW + J-i)cos^
+ -^PiMJ^ cos
.]'+
+ L £i Ji — ^ Pi ^(«^2" + «'^'2) sin f 2 — Y i»! ^ «^3 sin ü
136)
Nach den Gleichungen 122 und 129 sind die Amplituden der Strom-
stärken
^ '•2
Jz =
I MJi (^Pi — pg)
ferner ist
sin (p2 =
S"» ?3 = Y
cos »2 = — ? und
»-2
»"2 (Pl+;'2)J^2
"•2 (Pl — ^2)^2
cos % =
i?.
Setzen wir diese Werthe in Gleichung 136 ein und bezeichnen zur Ab-
kürzung mit
SO wird
^2 ^^^2P±(Pl + P2) , !^2 ^^^^2Px(Pl—P2)V
3/2X2P,0>,+P2)'
4
«M 2
/W2
M
1 JS-2
«»2 3PE,^R^
-" — T • Jv^'^
Pl — P2
3PL^Pt(p,-Pin'
J
P1+P2
wi«
«2' + ^Ö'l-P2)'V
4
THa
Ä2-+^(Pl-i>)^V
137)
138)
139)
Einige aus dieser Gleichung fürconstanteSpannung ermittelte
Werthe sind in Fig. 26 aufgetrjigen und durch die Curve D verbunden.
Diese Curve gibt uns somit die Abhängigkeit des Drehmomentes von
der Schlüphmg für constante Spannung. Bemerkenswerth ist, dass das
Maximum des Drehmomentes bei grösserer Schlupfung eintritt, als bei
constanter Stromstärke. E^ ist so gewählt, dass die maximalen Dreh-
momente einander gleich sind. Die magnetische Streuung, welche den
Verlauf der Curven erheblich ändern wird, ist nicht berücksichtigt.
Ist der Einphasen-Motor durch irgend eine Anlassvorrichtung in Be-
trieb gesetzt, so darf der Werth von P2 nicht unter OC (Fig. 25) sinken, oder
das Drehmoment darf sich nur innerhalb der Grenzen des Curvenastes
A B bewegen. Wird das maximale Drehmoment A C durch Ueberiastung
des Motors überschritten, so bleibt derselbe stehen. Aus Gleichung 139
ueht hervor, dass die Ueberiastung, welche der Motor ver-
157
trägt, umso grösser ist, je kleinerder Widerstand 1?2 und
die Selbstinduction Xg ^^^ Windungen des Ankers,
je kleiner die magnetische Streuung und je grösser der
Cocfficient M der gegenseitigen Inducti.on, bezw. je
grösser die Intensität des Magnet fei d es ist. Für grössere
Werthe von p^ — P2 sind es namentlich die Selbstinduction und die
Streuung, welche die Leistung des Motors bei^renzen-
Aus der Gleichung 138 lassen sich für constante Spannung die
Werthe von Ji für verschiedene Werthe von ??o berechnen oder wenn ./,
als constant vorausgesetzt wird, die zugehörigen Werthe von E^.
Für p2=Pi erhalten wir, übereinstimmend mit Gleichung 102, den
sehr annilhernd richtigen Werth des Leerlaufstromes J^y.
Für den stillstehenden Anker oder j?^ = o wird, wenn E^ constant
ist, J^ ein Maximum. In diesem Falle wird
3-2= 2?, +
m«
Px^M^R^
^2^ +
Wenn wir diesen Ausdruck entwickeln und in Gleichung 13S
einsetzen, folgt
Ji« max. = E^^ (r^^ + ^p^^ lA dividirt durch
p,^ j^ . J?,2 £a2 + i?22 Xi2 + m, M^' Ä. K3 ) +
4
Ist 1?2 klein gegen p^ Ig» ^^ wird annähernd
J^ max =
140)
141)
Ä,2 1^2 + ^ fi^2 £^2 + ^ Jf 2 ^^ Jt^J^p^2 (i^ J^ _ .1/2)2
''»2 ^2
Ersetzt man in der für Mehrphasen-Motoren giltigen Gleichung 23
m
m
Li — durch Xj und I/2 — ^ durch J/2, so erhalten wir Gleichung 140, denn
für Einphasen-Motoren ist m^ = i und der Coöfficient - ist bedingt durch
die gleichmässige Vertheilung der primären Windungen am Umfange des
Feldes.
Die Bestimmung der Phasenverschiebung ^^ und des
Wirkungsgrad es<
Aus der Fig. 26 folgt:
cos ?i = ;|;^ [^ *^i + ^ -^1 ^ W+ ^'2) cos 'fa -h ^ , pi Jf J3 cos 'pgj
oder
cos^i
Ex
ÄJ +
4
W»2 -W^.R2Pi(fi + j^g)
'^i?2^ + -^0'
4
^2^ +
(/»l - -"1
168
Aus dieser Gleichung ist die Abhängigkeit der Phasenverschiebung 9^
von den Dimensionen und der Belastung des Motors ersichtlich. Unter
Beachtung, dass 3P = b^ L^ L^ können wir sagen :
Der Winkel der Phasenverschiebung 9^ wird um so
grösser, je grösser j)jj oder je kleiner die Schlüpfung, je
grösser der Widerstand Äg und die Selbstin duction Xj der
Ankerwindungen, je grösser die magnetische Streuung,
und sie nimmt ab mit wachsender Feldstärke H, — Ist JBi
constant, so nimmt die Phasenverschiebung ferner mit J, oder
mit wachsender Belastung ab. — Für die Anlassvorrichtungen
der Einphasen-Motoren lassen sich aus Gleichung 142 dieselben Schlüsse
ziehen, wie das für Mehrphasen-Motoren nach Gleichung 38 geschehen ist
Der totale vom Motor verbrauchte Effect in Watt ist
Wt = — -E, J^ cos 9i
oder
oder
W, = R,J,^+p^(D^ + Drd 144)
Die Wattleistung des Motors ist
W=D.p2=?2(^p-^n) 14s)
der Wirkungsgrad somit
Die Verluste durch Hysteresis und Wirbelströme im Feld- und
Ankereisen sind hierin nicht berücksichtigt, ebensowenig Luftwiderstand
und Lagerreibung; die ersteren können durch Rechnung ermittelt, die
letzteren müssen nach Erfahrung bestimmt werden. Der Einfluss der
Hysteresis und der Wirbelströme auf die Phasenverschiebung kann durch
entsprechende Vergrösserung der Widerstände R^ und R2 in Gleichung 142
berücksichtigt werden.
Der im Kupfer des Ankers durch Erwärmung verloren gehende
Effect ist
die Werthe aus den Gleichungen 129 und 132 eingesetzt, gibt
W2 = (Pi+P2)^n + {Pi—p)Dp 147)
Ist der Verlust R^ ~j^ klein, so wird annähernd
r. = ? 148)
Pi
Setzt man in den obigen Gleichungen das negative Drehmoment
Dn = o, so gelten dieselben für Mehrphosen-Motoren.
Der Wirkungsgrad der Mehrphasen-Motoren ist daher unter gleichen
Bedingungen grösser als derjenige der Einphasen-Motoren.
Wird ^2^^^!» so wird in Gleichung 142 das zweite Glied in der
Klammer negativ.
159
Ist
»^2 ^R2PtiPl'-Pi)
>R,
^I^2Pi(Pt+P2)
4 ^2^ ^2"
so wird cjie Phasenverschiebung
<fi>9o0.
Fflrj>2>j?x föUt in Fig. 26 der Punkt F links von D nach F'. Wird
HK>HA, so ist 9i>90^ d. h. die dem primären Stromkreise zuge-
filhrte Energie grösser als die von demselben verbrauchte. Der Motor
wird zum Generator und an der Welle des Ankers muss ein Dreh-
moment aufgewendet werden.
(Schluss folgt.)
Neue Signalcontrole.
Von A. PRASCH.
Um die jeweilige Stellung eines optischen Signales von einem be-
stimmten Punkte aus, welcher einen Ausblick auf das Signal selbst, oder
em richtiges Erkennen des Signalbildes nicht gestattet, überwachen zu
können, bedient man sich gewisser Hilfssignale, die unter dem Namen
Signalcontrolen oder Signalwiederholer allgemein gekannt sind.
Diese Signalcontrolen finden insbesondere im Eisenbahndienste,
zumeist für die Ueberwachung der stets weit vor die Stationen hinaus-
geschobenen Stationdeckungs- oder Distanzsignale Verwendung.
^
Fig. I.
Entsprechend der grossen räumlichen Entfernung zwischen Auf-
stellungsort des zu überwachenden Signales und Beobachtungsort, werden
diese Signale zumeist auf rein elektrischem Wege bethätigt.
Da es hier zumeist die Ueberwachung wichtiger Signale gilt, von
deren richtiger Stellung die Sicherhri|upa Leben und Gut mit abhängig
ist, muss von den Controlsignalen v^'iut werden, dass deren Anzeigen
stets absolut richtig und
Betrachtet man j-
Signalcontrolen, so ergil
slich
im Gebrauf
eigen nic^^
stehenden
"^hliessen.
160
Wird, wie die Fig. i in schematischer Darstellung einer solchea
Controie zeigt, der Stromkreis der Batterie B durch xlen Contact C am
Distanzsignale D geschlossen, so erscheint hinter dem Fensterchen F der
optischen Controie K eine rothe Scheibe und der Wecker W beginnt
gleichzeitig zu ertönen. Die Haltstellung des Signales wird hiedurch
angezeigt.
t^
Fig. 2.
Geht bei Freistellung Fig. 2 der Daumen a des Distanzsignales vod
dem Contacte C weg, so wird der Stromkreis unterbrochen, das rothe
Scheibchen verschwindet, der Wecker verstummt.
\p—^
~\ r
Fig. 3.
Wie nun Fig. 3 und 4 zeigen, kann durch Leitungsgebrechen die
Wirkung des Distanzsignales auf den Contact C imidrt werden.
In Fig. 3 steht das Distanzsignal auf „Halt", die Controie zeigt
aber die Freistellimg an, weil die Leitung unterbrochen ist. Fig. 4 zeigt
den Einfluss einer Berührung, das Signal steht auf „Frei", die Anzeige
der Controie lässt aber dessen Haltstellung annehmen.
161
Beide Fälle dieser durch Leitungsgebrechen möglichen falschen An-
zeigen der Controlsignale bedeuten aber im Eisenbahndienste eine grosse
Gefahr.
Der den Verkehr leitende Beamte muss sich, sollen die' Control-
signale nicht illusorisch sein, auf deren Angaben verlassen, und trifft
hiemach seine Dispositionen.
Zeigt die Controle „Halt", das Distanzsigncd steht aber auf „Frei**
oder „gestattete Einfahrt"*, so ist die Gefahr einleuchtend. Der Beamte
vermuthet die Station gedeckt und manipulirt dementsprechend, während
doch für einen einfahrenden Zug die Bahn freigegeben ist»
Der zweite Fall, das Signal steht auf „Halt**, die Controle zeigt
„Frei**, bietet anscheinend weniger Gefahr, da der einfahrende Zug
höchstens vor dem Signale stehen bleiben wird. Und doch ist sie auch
hier vorhanden. Die Station ist gedeckt, der Beamte, durch die Controle
irregeführt, nimmt jedoch das Gegentheil an, sucht das Signal auf „Halt**
zu stellen. Statt dessen wird es aber in die Freistellung gebracht, hiedurch
einem zu erwartenden Zuge die Bahn freigegeben und gerade das
Entgegengesetzte von dem Beabsichtigten erreicht.
Fig. 4.
Die Hauptbedingung für Signale im Eisenbahndienste einer stets
zuverlässigen Anzeige ist demnach bei diesen Signalcontrolen nicht erfüllt.
Die Beachtung dieser Signale bei Eintritt solcher Ausnahmsfälle kann
möglicherweise von den traurigsten Folgen begleitet sein. Nun gibt sich
aber der Eintritt solcher Störungen nicht sofort kund, sondern wird
zumeist erst späterhin endeckt.
Es fehlt an einem charakteristischen Erkennungszeichen für den
Eintritt des Defectes und begründet dies allein die Gefahr, da Störungen
an den Signalen überhaupt nie ganz zu vermeiden sein werden. Den aus
solchen Störungen entspringenden Gefahren kann aber nur dann durch
geeignete Maassnahmen begegnet werden, wenn der Fehler rechtzeitig
erkannt wird.
Ein weiterer, jedoch weit weniger in Betracht kommender Nachtheil
dieser Controlen liegt darin, dass die Signalkundgebung in zu wenig auf-
fälliger Form erfolgt und hiedurch die Beobachtung erschwert wird. Das
Erscheinen imd Verschwinden des kleinen rothen Signalscheibchens ist
nur auf sehr geringe Entfernung erkennbar und das schwache Läuten des
162
Weckers wird nur allzuleicht durch andere Geräusche, wie sie der Eisen-
bahndienst mit sich bringt, übertönt.
Der auf dem äusseren Stationsplatze manipulirende Beamte muss
sich daher, um Sicherheit über die Stellung seines wichtigsten Signales
zu erlangen, stets in die nächste Nähe des Aufstellungsortes der Control-
signale begeben, was für ihn viele Unbequemlichkeiten bringt und ihn
4eicht verleiten kann, diesen Signalen weniger Aufmerksamkeit zu widmen,
als dies sonst bei günstigerer Construction derselben der Fall wäre.
Bei der nun zu beschreibenden elektrischen Controlvorrichtung (ür
ferngelegene zweier maassgebender Endstellung fähige Signale sind diese
Nachtheile gänzlich beseitigt, indem dieselbe folgenden als Programm
aufgestellten Bedingungen vollkommen entspricht:
1. Die Angaben derselben sind absolut zuverlässig und beziehen
sich entweder auf eine der beiden Normalstellungen des Signales oder
auf den Eintritt einer Störung.
2. Eine Verwechslung der Angaben in ihrer Bedeutung ist dadurch
ausgeschlossen, dass die sich auf die zwei ordnungsgemässen Stellungen
des Signales beziehenden Angaben entgegengesetzter Art sind, imd eine
eingetretene Störung sich auffällig und alarmirend von den normalen
Anzeigen unterscheidet
3. Die Kundgebungen der Controlvorrichtung kommen auf optischem
und optisch-akustischem Wege, bei Tag und bei Nacht in gleicher Weise
zum Ausdruck.
4. Das optische Signal ist ein Formsignal, welches jede Verwechslung
mit einem anderen Signale ausschliesst.
5. Die durch Projection des Signalkörpers auf einem weissen Hinter-
grund entstehenden Signalbilder sind auf eine Entfernung von mindestens
25 nt sichtbar.
6. Der Antrieb der Controlvorrichtung erfolgt auf rein elektrischem
Wege unter Ausschluss jeder anderen Triebkraft in zuverlässiger Weise,
und s^enügt ein geringes Maass elektromotorischer Kraft zur Bethätigung
derselben.
7. Eine Vermehrung der Verbindungsleitungen zwischen dem Signale
und den Controlapparaten ist vermieden.
Die zur Erreichung dieser Aufgabe erforderlichen Apparate und
sonstigen Vorrichtungen, welche theils an dem zu überwachenden Signale,
theils an den Controlstellen, in einer den localen Bedürfnissen Rectmung
tragenden Weise angebracht werden und durch eine oder zwei Fern-
leitungen und eine Reihe localer Leitungen in Verbindung stehen, sind :
1, Die Contactvorrichtung am Signale, dessen Controle in Aussicht
«[enommen wird ;
2, der optische Controlapparat ;
3, die Alarmglocke;
4, die Linienbatterie;
5, Die Ortsbatterie.
Die Contactvorrichtung.
Dieselbe ist, da die Bethätigung des Controlsignales durch Umkehren
der Stromrichtung erfolgt, eigentlich als Stromwender aufzufassen. Die
Einrichtung derselben ist, soweit hiebei Quetschcontacte in Betracht kommen,
iius der schematischen Darstellung Fig. 12 leicht zu erkennen.
Es können aber eben so gut Schleifcontacte verwendet werden, wie
p überhaupt die Contactconstruction den im Gebrauche befindlichen Signalen
163
der verschiedenartigsten Bauart von Fall zu Fall bestens anzupassen
sein wird.
Für Signale, die wie die meisten Signalscheiben nur eine Wendung
um 90® gestatten, oder für Mastsignale, deren Flügel oder Arme entweder
nur die um 45** nach aufwärts gerichtete oder die horizontale Lage ein-
nehmen, dürfte sich die Anwendung der dargestellten (Fig. S — 7) Queck-
silber - Contacte, welche bereits als verlässlich erprobt vortbeilhaft
erweisen.
Fig. 5.
Fig. 5 a.
Fig. 6. (Seitenanticht.) Fig. 6. (Ansicht von der Rückseite.)
In zwei getrennten Glasröhrchen (G G Fig. 5 und S^) sind, ein
Stück über die äussere Glaswand hervorragend, je drei Eisendrähte (i, 2, 3)
eingeschmolzen, deren einer längs der unteren Längswand parallel läuft,
wogegen die beiden anderen Drähte am rechten und linken Ende senk-
recht zu derselben und dem ersten Drahte gegenüberliegend, nur ein
kleines Stück in den inneren Hohlraum des Röhrchens hineingreifen. Die
Röhrchen werden bis etwa zur Hälfte mit chemisch reinem Quecksilber
gefüllt, möglichst luftleer gepumpt und sodann verschmolzen.
Die V^cUndung dMi||pBendrähte unter einander, mit den Leitungen
und der BMflie iffc^ dieselben angelöth«!^ Kupferdrähte zeigen
164
Fig. 5 und S a und gleichzeitig die Art und Weise, in welcher die Strom-
wendung erfolgt, sowie dass, wenn der Contact nicht vollständig umgelegt
wird, was einer unvollkommenen Stellung des Signals entsprechen würde,
Stromunterbrechung eintreten muss.
Die beiden Glasröhrchen sind von einem, dieselben nach aussen hin
vollständig abschliessenden, doppeltheiligen Holzgehäuse, Fig. 6, umgeben,
und in dasselbe durch Vergypsen so fest eingebettet, dass eine Bewegung
derselben nur mit dem Gehäuse möglich, innerhalb desselben aber voll-
ständig ausgeschlossen ist.
Die Verbindungsdrähte zu den Leitungen und der Batterie führen
durch zwei genau in der Mitte der senkrechten Längswände einander
gegenüberliegende Oeffnungen nach aussen. An diese Längswände sind
zwei Metallplatten m mit senkrecht darauf verlötheter Metallröhre -B, deren
Hohlraum mit den Drahtausmündungen correspondirt, festgeschraubt und
bilden diese zwei Röhren die Drehungsachse des Contactes. Die aus dem
Gehäuse auslaufenden Verbindungsdrähte treten durch die Rohre aus und
Fig. 7.
wird dadurch erreicht, dass dieselben bei der Bewegung des Contactes
nur auf Torsion in Anspruch genommen werden und daher sehr lange
halten. Die Lagerung und Art und Weise der Uebertragung der Signal-
bewegung auf den Contact ist aus der Fig. 7 ohne weiteres ersichtlich.
Der optische Controlapparat.
Auf der Grundplatte M (Fig. 8) sind zwei Doppel-Elektromagnete E E^
horizontal und mit den Magnetpolen einander gegenüberliegend so be-
festigt, dass sie durch die Regulirschrauben R R einander genähert, oder
von einander entfernt werden können. Die Drahtwindungen der Elektro-
magnete sind so angeordnet, dass die bei Durchgang eines elektrischen
Stromes erzeugten, einander gegenüberliegenden Magnetpole entgegen-
gesetzter Natur sind. Zwischen diesen Polen bewegt sich um die Achse W
drehbar ein permanenter Stahlmagnet von Hufeisenform N. An dieser
zwischen die beiden Gestellwände oder Ständer G, G^ gelagerten Achse TT
ist ferner, nahe gegen den vorderen Ständer gerückt, der langarmige,
nach oben in ein Kreissegment endigende Hebel H befestigt. ^" ^^
165
Kreissegment sind feine Zähne eingeschnitten, die in das mit der Achse w
drehbare Triebrad T eingreifen.
Die Achse w geht in ihrer Fortsetzung durch den vorderen Ständer S
hindurch und wird auf selbe der aus einem Stück Aluminiumblech
bestehende, an der Vorder-(Signal-)Seite schwarz lackirte Signalkörper K
aufgesteckt und mit derselben starr verbunden. In der Mitte zwischen
den beiden Gestellständern ist an diese Achse 45^ gegen die Horizontale
geneigt der Hebel L befestigt. In diesen Hebel L ist ein Schrauben-
gewinde eingeschnitten, längs welchem das aus zwei Theilen bestehende,
mit Muttergewinde versehene Regulirgewicht P verschoben werden kann.
Das an der vorderen Gestellwand biefestigte Winkelstück Q trägt in seinen
nach innen abgebogenen Theilen zwei Schrauben xx, durch welche sich
die Bewegung des Hebels H begrenzen lässt.
Das Uebersetzungsverhältniss der einzelnen hiefür in Betracht
kommenden Theile dieses Apparates ist so gewählt, dass der Signalkörper Ä'
bei der jedesmaligen Bewegung des Ankers von den Polen des einen
Elektromagnetes zu den Polen des gegenüberliegenden Elektromagnetes,
s m
Fig. 8. (Schnitt A-^B,) Fig. 8. (Vorderansicht.) Fig. 8. (Seitenansicht.)
was jedesmal erfolgt, wenn die Stromrichtung gewechselt wird, eine
Drehung um 90^ nach rechts oder links ausführen muss. Die Lage
desselben, ist hiebei, und zwar so lange, ids der Anker von den Elektro-
magnetpolen festgehalten wird, entweder die Horizontale oder die Verticale.
Im stromlosen Zustande dagegen, in welchem der anziehende
Einfluss der Eisenmassen der Elektromagnete auf den Anker sich gegen-
seitig fast vollständig aufhebt, wird der Signalkörper durch geeignete
Einstellung des Regulirgewichtes P die um 45^ geneigte Lage einnehmen.
Es sind somit drei verschiedene und charakteristische Lagen des Signal-
körpers möglich.
Der Apparat wird in ein Blechgehäuse (Fig. 9), welches denselben
nach aussen hin vollständig abschliesst und gegen Witterungseinflüsse
schützt, eingesetzt und mit demselben durch Schrauben verbunden. An
der Vorderseite des ^^ses befindet sich ein rechteckiger Ausschnitt ah cd,
welcher durch eine^Rich einschiebbare weisse und durchsichtige Spiegel-
glassdjeibe G gedet ' ^ Der Apparat Gehäuse so eingesetzt,
166
dass der Signalkörper Ä' in der Mitte des Gehäuses unmittelbar hinter
dieser Glasscheibe zu liegen kommt \md daher in der verticalen und
geneigten Lage sichtbar, in der horizontalen Lage dagegen, durch die
Blechwand gedeckt, den Blicken entzogen wird. In die zweite Einschubrille
des Gehäuses ist eine Scheibe aus weissem Beinglase eingeschoben, so
Fig. 9. (Seiteoaosicht.)
FJg» 9. (Vorderansicht.) Fig. 9. (Schnitt Ä-B,)
Fig. 10. Fig. II.
dass sich der schwarze Signalkörper auf weissem Hintergrund projidrt.
Durch den scharfen Contrast zwischen Signalkörper und Hintergrund,
welcher zur Nachtzeit, indem eine im rückwärtigen Theile des Gehäuses
unterzubringende Lampe L das Beinglas durchleuchtet, gleichfalls besteht,
wird die Sichtbarkeit des Signales auf grössere Entfernungen hin gewähr-
leistet.
167
Der auf das Gehäuse über der Lampe aufgesetzte entsprechend
constniirte Schornstein sichert den Abzug der Verbrennungsgase. Die
Thürchen T^ T2 Tq des Gehäuses gestatten getrennten Zugang zu dem
Apparate A, den beiden Glasscheiben G Gj und der Lampe L.
Durch den so vollständig zusammengestellten Apparat lassen sich,
wie aus Nachfolgendem leicht zu ersehen, drei SignalbegrifTe ausdrücken,
die den verschiedenen Stellungen des Signalkörpers entsprechen imd
welche als Controlsignale für die Lage der Distanzsignale wie folgt an-
genommen wurden:
1. Eine reine weisse Fläche (Fig. 10) „Frei";
2. in der weissen Fläche ein senkrechter schwarzer Strich (Fig. 9)
„Halt-;
3. in einer weissen Fläche (Fig. 1 1) ein um 45^ geneigter schwarzer
Strich „Störung".
Die einzelnen Signalbilder unterscheiden sich also nur durch die
verschiedenen Stellungen des Signalkörpers und sind demnach als reine
Formsignale zu betrachten, welche bei Tag und bei Nacht in gleicher
Weise zum Ausdrucke kommen.
Die Alarmglocke.
Die Alarmglocke, welche nur bei Eintritt einer Linienstörung zur
Wirkung gelangt, ist von der Construction eines gewöhnlichen Zimmer-
weckers, jedoch von sehr kräftiger Lautwirkung, um die Aufmerksamkeit
L^
^'
1 Optische Controle.
2 Alarm -Wec^K er.
3 Distanz-Signal.
4-5 Contacte für Contrcle.
6 Zinienhattene.
7 Localbattene.
8 Contaci für Alarrr.
9 Urde.
m"-]
i
(§>-
Fi|». 12.
auffällig zu erregen. Dieselbe ist mit der Localbatterie in einem Stromkreise
geschaltet imd ertönt nur dann, wenn der Signalkörper die um 45"
geneigte Lage einnimmt, in welchem Falle derselbe einen aus der
schematischen Darstellung Fig. 12 ersichtlichen Contact und somit auch
den Localstromkreis schliesst.
Die Localbatterie wird aus zwei bis vier gewöhnlichen Leclanchc-
Elementen zusammengesetzt und womöglich in einem geschlossenen Räume
untergebracht.
168
Die Linienbatterie.
Als Linienbatterie dient eine aus zehn bis zwölf Zink-Kupfer-Eie-
menten zusammengesetzte constante Batterie, welche in unmittelbarer
Nähe des zu überwachenden Signales aufgestellt wird und dementsprechend
durch geeignete Vo.kehrungen gegen Witterungs-Einflüsse, insbesondere
aber das Einfrieren geschützt werden niuss.
Das Zusammenwirken der einzelnen Theile dieser Controlvorrichtung
erklärt sich aus der schematischen Darstellung der Stromläufe (Fig. 12 — 14).
Als Signalmittel wurde eine um eine verticale Achse drehbare
Scheibe vide auch (Fig. i) angenommen. Als Stromwepder sind in allen
Fällen zur Erleichterung der Uebersicht gewöhnliche Doppelcontacte ge-
zeichnet. Die Stromwendung erfolgt dadurch, dass die Scheibe sich aus
der in Fig. 12 dargestellten Lage um 90^ wendet und so die in Fig. 13
^bezeichnete Stellung einnimmt. Der Contactstift t hebt sich von der
ß*
-«>Ki— I
3
L-CH
/ Optische Conirole
2 Alarm-Wecker.
3 Distanz -Signal.
^ S Contacte für Controle.
6 Linienhatteric .
1 ^
1
1
7 Localbatterie.
8 Coniact für Alarm.
1
j
^-
'"'ß. «3.
Feder Fj ab, welche sich durch ihre Federkraft von dem Contacte 4 an
den Contact 3 anlegt, und drückt die Feder F von dem Contacte 2 an
den Contact i. Die Stromrichtung ist für die Leitung, bezw. Leitungen
und den optischen Controlapparat gewechselt.
Die schematische Darstellung Fig. 14 zeigt, dass auch für ein
elektrisch auszulösendes Signal eine Vermehrung der Leitung nicht noth-
wendig ist, indem die dermalen fast allgemein gebräuchliche Rückleitung
leicht durch zwei Erdleitungen ersetzt gedacht werden kann.
Liegt nun bei der Haltstellung der Magnet des optischen Control-
apparates beispielsweise an den Polen des rechtsseitigen Elektromagnetes
an, was nach dem Vorhergehenden nur dann stattfinden kaim, wenn die
gcinze Leitung stromdurchflossen und die Polarität der gegenüberliegenden
Pole des Magnetes und Elektromagnetes die entgegengesetzte ist, wobei
der gegenüberliegende Elektromagnet aus bereits angegebenen Gründen
auf den permanenten Magnet abstossend wirkt, so wird sich derselbe bei
Wechsel der Stromrichtung und somit auch der Polarität der Elektro-
magnete ;m den gegenüberliegenden Elektromagnet anlegen müssen. Der
16§
Signalkörper wird vermöge der mechanischen Uebersetzung die horizontale
statt der verticalen Lage einnehmen. Da hiebei sowohl die anziehende als
auch abstossende Wirkung der Elektromagnete auf einen permanenten
Magnet zur Ausnützung gelangt, ist auch die Kraftwirkung eine so be-
deutende, dass sie die in dem grossen Uebersetzungsverhältnisse gelegenen
mechanischen Widerstände leicht zu überwinden vermag. Es wird dem-
nach auch mit einer relativ geringen Elementzahl das Auslangen gefunden.
Bei stromlosen Elektromagneten muss der Signalkörper durch das
Gegengewicht die um 45^ geneigte oder Störungslage einnehmen.
Diese Stromlosigkeit tritt aber bei allen störenden Gebrechen in dem
elektrischen Theile der Einrichtung auf, da jede Unterbrechung der Leitung,
Schadhaftwerden der Batterie, schlecht schliessende Contacte (auch be-
dingt durch unvollkommene Signalstellung) dieselbe für die ganze Leitung,
uT
O
— oloi
o^-"
/ Optische Controle.
2 lajicfsam-Wecker.
3 Alarm-Wecker.
4 JndvLctoT
5 JnductovtasteT.
6 Ortshatterie.
7 Contacte für Controle.
8 1^2 stanz -Signale Spulen .
9 Linienhatterie .
Fig. 14.
Berührungen oder störende Ableitungen, dagegen dadurch, dass die Batterie
bei dem zu überwachenden Signale aufgestellt ist, nur für den zwischen
Ableitungs-, bezw. Berührungs- und Signalstelle liegenden Bruchtheil
herbeiführt.
Bei dieser Lage wird aber auch der Contact (8 Fig. 12) für den
Localstromkreis geschlossen und es ertönt ausserdem, dass diese Störung
auf optischem Wege in charakteristischer Weise angezeigt wird, noch das
alarmirende akustische Signal. In diesem Signal ist auch die Aufforderung
inbegriffen, den Fehler aufeusuchen imd so rasch als möglich zu be-
seitigen.
In manchen Fällen ist es wünschenswerth, dass die optisch ange-
zeigte Haltstellung des Signales auch von einem dauernden akustischen
Signale begleitet werde, welches jedoch von dem akustischen Alarmsignale
deutlich zu unterscheiden sein muss.
(Schluss folgt.)
13
170
Der „Erinnerer'' von P. B. Delany.
Auf Seite 74 dieses Jahrganges ist eine gar nicht uninteressante,
wenn auch eine grosse Anzahl von Leitungsdrähten erfordernde elektrische
Weckanlage von G, W. v. Vianen beschrieben worden. Dieser Weck-
anlage lässt sich ein mit dem Namen „Erinnerer^ belegter Apparat an die
Seite stellen, mit welchem unlängst der bekannte amerikanische Elektriker
Patrik B. Delany hervorgetreten ist. Das Ziel, welches Delany seinem
„ Erinnerer ^ gesteckt hat, ist zwar etwas engerer, dafür fällt aber auch die
ganze Anlage wesentlich einfacher aus.
Delany's „Erinnerer" ist nämlich für Aemter, Läden, Fabriken, Gast-
höfe u. s. w. bestimmt und soll Jedermann dagegen schützen, dass er
etwa eine Sache vergesse, welche zu einer bestimmten Zeit erledigt werden
soll. Nach dem New-Yorkcr „Electrical Engineer" (1892, Bd. 13, S. 141)
besitzt der „Erinnerer** ein Zifferblatt^ auf welchem die 12 Stunden ver-
zeichnet sind, jeder Stundenraum aber durch 12 Stöpsellöcher in FQnf-
minutenräume abgetbeilt ist. lieber diesem Zifferblatte läuft ein Zeiger so,
dass er immer nach 5 .Minuten einen solchen Raum überspringt. Die sprung-
weise Bewegung dieses Zeigers vermittelt ein anderer, durch ein Laufwerk
stetig über einem Zifferblatte in Umdrehung versetzter Zeiger, welcher
bei seinem Umlaufe zugleich als Contactarm wirkt, da er alle 5 Minuten
über einen der in sein Zifferblatt eingesetzten Contacte hin wegstreicht und
dadurch den Strom einer kleinen galvanischen Batterie durch einen Elektro-
magnet sendet, so dass dessen Ankerhebel mittelst eines Sperrzahnes das
auf der Achse des erstgenannten Zeigers sitzende Steigrad so weit dreht,
dass dieser Zeiger um 5 Minuten fortrückt.
Will man nun zu einer bestimmten Zeit durch das Lärmen einer Rassel-
klinge an Etwas erinnert werden, so hat man weiter nichts zu thun, als
einen Contactstöpsel in dasjenige der 60, nahe am Rade des Zifferblattes jenes
zuerst erwähnten Zeigers vorhandenen Löcher, welches gerade dieser Zeit
entspricht, einzustecken. Dann wird nämlich die Contactfeder am Ende eines
auf die Stundenzeigerachse aufgesteckten Contactarmes mit dem Stöpsel gerade
zu der gewünschten Zeit in Berührung kommen und dadurch den Strom
einer zweiten Batterie durch die Rasselklingel schliessen.
Letztere aber braucht sich keineswegs neben dem ^ Erinnerer* selbst
zu befinden, sondern sie kann auch an einem anderen Orte angebracht
werden, ja man kann weiter bequem auch mehrere Klingeln zugleich in den
Stromweg der zweiten Batterie einschalten und man kann endlich unter Be-
nutzung mehrerer Contactstöpsel und eines geeigneten Stöpselumschalters
auch mehrere Klingelstromkreise in beliebiger Weise unter sich und mit
den verschiedenen Stöpseln verbinden. Z.
Eröffnung einer Werkmeisterschule für Elektrotechnik
an der k. k. Staatsgewerbeschnle im X. Wiener Gemeindebesirke, Eagengasae Si,
Der bestehenden Werkmeisterschale
obiger Anstalt, einer FachschnJe für Metall-
industrie, wird mit Beginn des nächsten
Schuljahres eine Werkmeisterschule für
Elektrotechnik mit ganz selbstständigem
Unterrichte angegliedert, und der i. Semester-
Curs am 16. September 1894 eröiTnet.
Die Werkmeisterschule hat den Z^
Jünglinge durch einen systematischen t
rieht in theoretischer und praktischer Rk
171
fär iliren kflnftigen Beraf als Werkmeister,
Monteure, Zeichoer etc., oder als selbst-
standige Gewerbetreibende vorzubereiten.
Die Werkmeisterscbnle für Elektro-
technik amfasst vier halbjährige Curse, so
dsss dieselbe in zwei Schuljahren absolvirt
werden kann.
Fttr die Aufnahme ist der Nachweis
öoer zweijährigen praktischen Thätigkeit in
der Meisterlehre oder in einer Fabrik er-
forderlich.
Das Programm des Unterrichtes enthält
die folgende Znsammenstellung:
I. Semester-Cnrs. standen
wöohaotlioh
Deutsche Sprache 4
Geographie i
Rechnen 6
Geometrie 5
Projectionslehre 8
Freihandzeichnen 6
Ntturlehre 4
Mechanische Technologie 2
Facbseichnen 4
Werkstättenunterricht 9
Zusammen . 49
II. Semester-Curs. stand«n
wöchentlich
Deutsche Sprache 2
Algebra 5
Geometrie 4
Projectionslehie 8
Freihandzeichnen 4
Naturlehre (ElektricitäUlehre) 4
Maschinenkunde 3
Maschinenzeichnen 4
Mechanische Technologie 2
Mechanik 4
Werkstättenunterricht 9
Zusammen . 49
III. Semester-Curs. stunden
wöchentlich
Deutsche Sprache 2
Geschäftsaufsätze 2
Mathematik 6
Mechanik 3
Maschinenkunde 3
Fachzeichnen 10
Mechanische Technologie 4
Elektrotechnik 9
Werkstättenunterricht 10
Zusammen . 49
IV. Semester-Curs. standen
wöchentlich
Buchf fihrung 4
Mechanik 3
Maschinenkunde 3
Fachzeichnen 12
Elektrotechnik 10
Bau elektrischer Maschinen und Mo-
toren 2
Praktische elektrotechn. Uebungen . 5
Werkstättenunterricht 10
Zusammen . 49
Die praktischen elektrotechoischenUebun-
gen finden in einem elektrotechnischen Labo-
ratorium statt. Für den Werkstättenunter-
richt wurden die mechanische Werkstätte,
die Schlosserei und die Schmiede der An-
stalt durch eine besondere Werkstätte fär
Elektrotechnik, eine Formerei und eine
Werkstätte für Modelltischlerei erweitert.
Ihrogramme können durch die Direction
der k. k. Staatsgewerbeschule im X. Wiener
Gemeindebezirke, Eugengasse 81, bezogen
werden.
Internationale Telephonie.
Wetrum e£ bisher nicht geluogenf iwi-
ichen verschiedenen Staaten mehr t«]e-
p^nische Verbindung aU bisher bestanden ^
la errJcbteTi, ist schwer 2U bcgrüniiea ;
Buncntlich wundert ans diese Selbatbe-
ichiänkang bei der Verwaltung dei Deutschen
Reiches, wa die tnterD« Telephonie einen
11^ namcrisch nnveri^] eich lieh hohen Atif-
^hwung genommen^ wo sie technisch eine
t^dcutende Vollen dang aufweist und wo die
«Dtrale Lage de» Verwaltütigsgebietes eine
internationale Erweiteraog geradezn dring-
lichst fordert.
Es waren wahrscheinlich politische Ver-
Httnisse, welche da hinderlich walteten;
dietelbcTi sind ja gegenüber dem westlichen
Kschbarn des Deutschen Reichet» ooch immer
befriedigeBcy^Mj^^waren — bis
— gegeft^^^^^Hkfricbt sehr
^ " i.abcr
EU sollen. Vor einigen Tagen wurden Sprech -
versuche zwischen Triest und Berlin, dann
wieder zwischen Wien and Uerljii vorge-
nommen, welche keinen Zweifel daran auf-
kommen lassen, dnss — technisch ge-
nommen — derartige Verblfidungen gut
functioniren. I*t ja der Heweis, dass so etwas
gut bctrieb^fühig gemacht werden kann,
durch amerikanische Linien längst erbracht !
Dort sind bekaatitlich Ltnien von lOOO,
1600 und 21 00 km in besfetn Gebrauch. Die
Linie Paris Lotidon erbringt für die Ver-
wendung der Kabel eben falls den Nachweis,
dciss sie keto aSlzugrosse« Hindern Iss ftir die
Telephonie bilden und nan eoJI cSne Telephon-
Verbindung i witschen Kopenbagen-Odensee-
Koid in ^'Hamburg- Berlin hergestellt werden.
Mit dieser Uolc wäre in der angedeuteten
i<Tchtung fnte|^llicher Weise eine viel-
ver?precb|i^^^^diing herbeigef[ihrt, welche
auch be^^^^^^Bpterreich seit längerer
Zeit hckij^^^^^^Bicht wird.
13*
172
Oesterreichlscher Verein für den Schutz des gewerblichen
Eigenthums.
Die Bedeutung eines kraftvollen Schutzes
der gewerblichen Urheberrechte, welcher die
industrielle BlUthe der westlichen Cnltur-
staaten so mächtig gefördert hat, ist nun«
mehr auch in Oesterreich zu allgemeiner
Anerkennung gelangt. Die betheiligten
Kreise fühlen das lebhafte Bedilrfniss nach
Verbesserung der heimischen, auf diesem
Felde Ittcken- und mangelhaften Gesetz-
gebung.
Eine Organisation, welche die Inte-
ressenten und Fachmänner auf dem Gebiete
der industriellen Autorrechte zu gemeinsamer
Arbeit vereinigt, die bisher zerfahrenen Re-
formbestrebungen zusammenfasst und ihnen
eine bestimmte Richtung gibt, ist in Deutsch-
land bereits in's Leben gerufen worden und
würde auch in Oesterreich eine erfolgreiche
Thätigkeit entfalten können.
Von diesen Erwägungen ausgehend, hat
sich eine Reihe hervorragender Männer, wie
Freiherr v. Czedik, Hofrath W. Exner,
der Präsident der Handelskammer in Leoben
Friedr. Vogel, Commercialrath Oscar
Hoefft, Director Carl Pf äff, der Secretär
der niederösterreichischen Handels- und
Gewerbekammer Dr. Rnd. Maresch, der
Buchdruckereibesitzer E. M. Engel, die
Advocaten Dr. Theod. Schulhof und
Dr. Adolf Gallia, Octav Paget, Moriz
R. v. Pich 1er und Victor Karmin zu-
sammengefunden, um einen Verein unter der
obigen Spitzmarke zu gründen, dem die Auf-
gabe obliegen soll, die Unantastbarkeit der
gewerblichen Urheberrechte in jenen Kreisen
zum Be wustsein zu bringen, in welchen das
Verstau dniss dafür heute im vollen Mansse
noch nicht vorhanden ist. Er soll die Ueber-
zeugung zu verbreiten suchen, dass der Schutz
des Einzelrechtes eine Wohlthat fttr Alle
bedeutet, er soll die vielgestaltigen Mittel
des unlauteren Wettbewerbes bekämpfen und
auch nach dem Ziele streben, dass Oesterreich
durch den Beitritt zu der Staaten -Union
für den Schutz des gewerblichen
Eigenthums sich jenen Ländern anschliesse,
welche das Geltungsgebiet des individuellen
Urheberrechtes auf dem gesammten Umkreis
der civilisirten Staaten auszudehnen bereit
sind.
Wir halten den gegenwärtigen Zeitpunkt
für die Erreichung der Vereinszwecke als
einen günstigen, da Regierung und Parlament
den Bestrebungen auf Reform und Fortent-
wickelung der industriellen Urheberrechte
volle Sjrmpathien entgegen bringt, nnd
wünschen dem jungen Vereine ein herzliches
„Glück auf*.
Bei der am 4. d. M. stattgefundenen
constituirenden Versammlung wurden die
Statuten genehmigt und in den Vereins-
Ausschuss gewählt die Herren: Geheimrath
Alois Freiherr v. Czedik, Hofrath Franz
Edler v. Rosas, Reichsraths- Abgeordneter
Hofrath Professor Wilhelm E z n e r, Handels-
kammerpräsident in Leoben Friedrich Vogel,
Kammersecretär Dr. Rudolf Mar e s c h,
Commercialrath Oscar Hoefft, Viceconsnl
Friedrich B ö h 1 c r , Franz Edler v. Wer t-
heim, Friedrich S t r o h m e r , Regierungs-
rath Dr. Hugo Ritter v. P e r g e r , Louis
Friedmann, Paul S e y b e 1 , Dr. Theo-
dor S c h u 1 o f f , Dr. J. Brunstein, Dr.
Adolf Gallia, Dr. Heinrich Benies,
Dr. Jakob Wechsler, Ingenieur John
Georg H a r d y, Moriz Ritter v. P i c h 1 e r,
Emil M. Engel und Victor Karmin.
Die elektrische Trambahn für Pressburg.
Die seit mehr als Jahresfrist auf der
Tagesordnung der Stadtverwaltung Press-
burgs stehende Frage der Errichtung
einer Tramway mit elektrischem
Kraftbetriebe ist bisher noch immer
nicht endgiltig gelöst. Wie von uns bereits
seinerzeit befichtet, bewerben sich zwei
Consortien um die Concession: eine aus
Pressburger ladustriellen bestehende Com-
manditgesellschaft, hinter welcher die Mann-
heimer El ektricitäts- Gesellschaft
als Finanzkraft steht, und die Firma Ganz
& Co. in Budapest im Verein mit Herrn
Ingenieur Werner. Die Hoffnung, dass
der so entstandene Wettbeweib die Erledi-
gung der Sache beschleunigen werde, hat
sich vorläufig noch nicht erfüllt. Bereits im
verflossenen Herbste hat die technische
Tracenrevision nach beiden Projecten statt-
gefunden; sodann verlangte der ungarische
Handelsminister von beiden Concessions-
Werbern die Vorlage der Detaiipläne, und
nun ist dieser Tage ein Erlass des Handels-
ministeriums an die Stadtgemeinde gelangt,
laut dessen die vorgelegten Pläne beider
Concessionsweiber als Basis für die definitive
Concessionsverbandlung genehmigt werden.
Unter Einem bemerkt der Minister, dass die
definitive Concession jener Unternehmung
ertheilt werden wird, die sich hinsichtlich
der Benützung des städtischen Strassen-
grundes mit der Gemeinde Pressburg ver-
tragsmässig abfindet. Diese ministerielle Ent-
schliessuDg dürfte die beiden Consortien zu
einer Fusionirung animiren, was die Aufgabe
der Stadt und die Verwirklichung des Bahn-
projectes wesentlich vereinfachen und er-
leichtern würde. Sehr.
173
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetbeilt vom Techoischea und Patentboreaa, logenieore MONATH & EHRBNFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldongen bleibeo acht Wochea ear EinBiohtnahma öffeatlioh aasgelei^t. Nach § 24 des
PateDt-OesetBos kano innerhalb dieser Zeit Binspruch gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerreohtlioher Entnahme erhoben werden. Da« obige Bnreaa besorgt Abschriften der Anmeldangen
aod übernimmt die Vertretung in allen Einspruchs-Angelegeoheiten.
Claase
21. J. 3231. Elektricitätsiählcr.
WiUiam Jones in Balham.
John
Seh. 8685. Elektrische Beleachtangs-
anla^e mit mehrfädigen Glühlampen. —
Paul Scharf, Wien.
B. 15.108. Abänderung an dem durch
Patent 72.059 geschützten Pendeltchalt-
werk (Znsatz zum Patent Nr. 72.059).
— Ed. Bürger^ Frankfurt a. M.
Glasse
21. L,
7928. Verfahren zur Regelung von
Wecbselstromanlagen. — Elektr, Aclien-
Oeaellschaft vorm, W. Lahmeyer & Co.,
Frankfurt a. M.
St. 3742. Zeitstromschliesser mit Selbst-
unterbrecher zur Verlegung des Oeff-
nungsfunkens (Zus. z. Patent Nr. 71.432).
— SteUiner Elektrie.- Werke, Stettin.
W. 9316. Angenblicksstromschalter. —
Willing & Violelj Berlin.
LITERATUR.
Die Vertheilung der elektrischen
Energie in Beleuclitungsanlagen. Von
Ferdinand Neureiter, Ingenieur. Verlag
von Oscar Lein er, Leipzig, 1894. 257 Seiten,
94 Figuren, brosch. Mark 6. — , elegant
geb. Mark 7.50.
Das soeben erscliienene Werk füllt eine
Lacke in unserer reichhaltigen Literatur, welche
sich bisher insbesondere dem jungen, eben
ans der Schule in die Praxis übertretenden
Techniker fühlbar machte. Nur derjenige,
welcher dieses Stadium seiner Laufbahn
anter der Leitung nicht immer wohlwollender
Vorgesetzten und CoUegen überwunden hat,
weiss, wie angenehm es ist, aus einem aus
der Praxis für die Praxis geschriebenen
Bache Angaben schöpfen zu können, welche
trotz ihrer relativen Einfachheit in der
Schule nicht in jener Form gelehrt und ge*
lernt werden können, wie sie die Lösung
oft schon der ersten Probleme der Praxis
erfordert. Solchen Berufs genossen also, sowie
allen jenen, welche sich eine gründliche
Kenntnis» dieses wichtigen, im Titel ge-
nannten Gebietes erwerben wollen, wird das
Buch von hervorragendem Nutzen sein. Es
behandelt in sieben wohlgegliederten Ab-
schnitten folgenden Stoff:
Nach einer kurzen Einleitung, in welcher
die wichtigsten Grundbegriffe, auf deren
praktischer Anwendung die Vertheilung der
elektrischen Energie beruht, erläutert werden,
folgt eine kurzgehaltene Erörterung der
Eigenschaften und der Wirkungsweise der
elektrischen Lampen, als derjenigen Vor-
richtungen, in welchen die zur Vertheilung
gelangende elektrische Energie die verlangte
Nntzarbeit zu liefern hat.
Hieran schliesst sich eine eingehende
Behandlung des Problemes der Stromver-
theilnng in elektrischen Lei'
welche der Leaer in d
theilong
wird, die verschiedenen Vorgänge in Leitungs-
netzen jeder Art klar durchblicken und ver-
folgen zu können. Durch die Kenntniss des
allgemeinen Problemes ist die Grundlage für
die Untersuchung der besonderen Verhältnisse
der in der Praxis angewendeten Vertheilnngs-
systeme gegeben. Da aber die Grundzüge
der letzteren zum grossen Theile durch die
hiebei angewendeten Vorrichtungen zur Auf-
speicherung und Umformung der elektrischen
Energie bestimmt werden, so werden in den
beiden nächstfolgenden Abschnitten noch die
Eigenschaften der Accumulatoren und der
Wechselstrom-Transformatoren in knapper,
dabei aber äusserst klarer und exacter Weise
erörtert.
Der grösste Abschnitt des Werkes ist
der Erläuterung der Vertheilungssysteme ge-
widmet. Derselbe zerfällt in zwei Haupt-
abtheilungen, in welchen die Systeme mit
directer, bezw. mit indirecter Vertheilung der
elektrischen Energie behandelt und die
Grundzüge der in der Praxis gebräuchlichen
Vertheilungssysteme in Bezug auf die Lei-
tungsanordnnng, die Regulirung und das
Anwendungsgebiet jedes derselben dargelegt
werden. Hiebei werden sämmtliche Systeme
in streng methodischer und dabei leicht-
fasslicher und anregender Weise aus der
einfachsten Anordnung der Serien- und der
Parallelschaltung entwickelt, so dass der Leser
auf der Grundlage einiger weniger Begriffe
gleichsam von selbst zu einem klaren Ein-
blicke in die Eigenschaften jeder Verthei*
lungsart gelangt.
Den Schluss des Buches bildet ein
grösserer Abschnitt über die Vorausbe-
rechnung der Leitungen, der allen, welche
sich auf das praktische Gebiet der Beleuch-
tungstechnik begeben, ein willkommener
Wegweiser sein wird, da er einerseits den
allgemeinen Gaiiff der Leitungsberechnung
anschaul' 'arlegt und anderer-
174
seits durch dne Reihe der PraxU enUtam*
menden Beispiele eine unmittelbare Anleitung
fär die richtige Anwendung der behandelten
Lehren liefert.
Der gesammte, im Vorhergehenden kurs
angedeutete Stoff ist darchans klar und
bandig und streng sachlich behandelt, so
dass das Werk alten Fachgenossen und denen,
die es werden wollen, sowie auch allen
denjenigen tlberhaupt, die dem in Rede
stehenden Gebiete ein Interesse entgegen«
bringen, wärmstens empfohlen werden
kann.
Es sei nur noch bemerkt, dass der Text
durch eine grosse Ansahl nett ausgeführter
Originalfiguren verdeutlicht wird, und das»
die gesammte Ausstattung des Werkes sehr
gediegen ist, so dass der Preis als ein
äusserst geringer bezeichnet werden man.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Bahnen in Wien. Wie
wir von bestlnformirter Seite erfahren, be-
fasst sich die Länderbank sehr angelegent-
lich mit den Wiener Verkehrtfragen. Sie
will um die Concession einkommen für die
bekanntlich aus dem Stadtbahnproject zu-
rückgestellte innere Ringlinie, die elektrisch
betrieben werden soll, nebst einem Netze
von Radiallinien, die Durchquerung der
Inneren Stadt als Untergrundbahn inbegriffen.
Zur einheitlichen Durchführung des Planes
ist eine Cooperation noit der Wiener
Tramwaygesellschaft in Aussiebt genommen.
Insgesammt würde es sich dabei um Neu-
herstellungen im Kostenbetrage von 15 Mil-
lionen handeln, wovon selbstverständlich der
Löwenantheil auf die Untergrundbahn durch
die Innere Stadt entfiele. Auf dieses Project
bezog sich wahrscheinlich die Aeusseruog
des Handelsministers gelegentlich der Be-
rathuog über die Wiener Verkehrsanlagen
im Budgetausschuss, die dahin ging, es sei
Aussicht vorhanden, dass die „Innere Ring-
linie** nicht allzu lange zurückgestellt bleibe.
Ingenieur Friedrich Ross hat in
Wien ein behördl. concest. Elektrotechnisches
Bureau eröffnet, dessen Aufgabe die Projec-
tirung von elektrotechnischen Anlagen jeder
Art für Beleuchtung, Kraftübertragung,
Transportzwecke oder chemische Arbeit^ die
Ausarbeitung von Kostenvoranschlitgen, Be-
triebskosten- und Rentabilitäts-Berechnungen,
Einholung und Begutachtung von Offerten,
Ueberwacbang und Prüfung ausgeführter An-
lagen, sein wird, ohne jedoch Bauausführungen
für eigene Rechnung zu übernehmen.
Telephon in Meran. Aus Meran wird
uns berichtet: Die Genehmigung zur Ein-
führung des Telephons ist nun endlich auch
für unseren Curort eingelangt, und wird
Meran, Ober- und Unter-Mais, sowie Bozen-
Gries verbunden.
Telephon im Geiverbevereln. Der
Verwaltungsrath bat sich auf Anregung der
Abiheilung fflr Handel und Volkswirthschaft
mit einer für das Wiener Geschäftsleben sehr
wichtigen Angelegenheit befasst. Die Wiener
Privattelegr aphen-Gesellscbaft be-
ansprucht nämlich von ihren Telephon-
Abonnenten für jeden innerhalb der Häuser
und Wohnungen errichteten Anschluss eine
Jahresgebühr von fl. 40 und das ausschliess-
liche Recht zur Beistellung von Nebea-
stationen und Privatanschlüssen. Der Referent
der AbtheiluDg, Dr. Graf, beantragte eine
Eingabe an das Handelsministerium, io der
ebenso gegen die exorbitante Belastung
protestirt wird, die dem geschäftlichen Ver->
kehr durch diesen Anspruch aufgebürdet
werden soll, wie insbesondere gegen die
Schädigung der Privatindnstrie, deren Ver-
dienst um die Förderung des Telephonver-
kehrs nun dadurch belohnt werden soll, dass
ihr unmöglich gemacht wird, die für die
fabriksmässige Erzeugung der Nebenstationen
gemachten Investitionen auch auszunützen.
Der Verwaltungsrath hat die Eingabe, in der
auch die Frage des Telephonmonopols
behandelt wird, genehmigt und wird die-
selbe nach der Ueberreichung an den
Handelsminister zur Kenntniss der Mitglieder
gebracht werden.
Wir, die Redaction, sagen : , Audiatur et
altera pars*.
Elektrisches aus dem Trento.
Folgendes ist ein Bericht der „Deutschen
Zeitung" aber die wirthschaftliche Lage Süd-
tirols, woraus man die Wichtigkeit der Rolle
der Elektrotechnik in solchen Dingen er^
messen kann: „Die Sttdtiroler schirfen ein
Programm für die Erbauung von Localbahnen
und Hessen durch Ingenieure die Pläne und
Vorarbeiten besorgen. Der Plan ist gross
und kühn gedacht. Alle wichtigen Seiten-
thäler sollen mit Bahnen versehen werden, die
alle in die Hauptstadt dieses Landestheiles,
T r i e n t, einmünden. Der wirthschaftliche Auf-
schwung dieser Stadt muss mit Rücksicht
auf ihre trostlose Vergangenheit und die
Kürze der Zeit, in der sich der Aufschwung
vollzog, bewunderungswerth genannt werden.
Wer vor einem Jahrzehnt dieses städtische
Gemeinwesen gekannt hat und jetzt den
Fortschritt betrachtet, diese grossartigen
communalen Bauten mit der elektri-
schen Kraftentwicklung, der
kann sich des Staunens nicht
erwehren über den Muth und
diepatriotische Hingebung, die
so Grosses geschaffen hat.
Die Leute ernten aber auch ihren Lohn.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht
175
ii den BlSitern xo lesen Ut, dass fremde
logenieore und Geldkräfte an der Aniftthmng
Qirer Bahnprojecte sich betbeiligen. Es ist das
loch oatnrgemlss. Wenn man siebt, wie die
BeTöIkemng selber an der Aosftthrang
dieser Projecte den lebhaftesten Aotbeil
mmmt, kommt anch das Geld in das Land,
ood wenn anch Manches noch eine geraume
Zeit blos anf dem Papier steht, es wird doch
Vieles durchgeführt werden, was den wirth-
schaftllchen Aufschwung des italienischen
Landestheiles mSchtig fördert, während im
deotschen Tirol von aussen herein verschiedene
Locdbahnprojecte in Anregung gebracht,
wegen T4ieilnabmsIosigkeit maossgebender
Bevölkemngakretse wieder fallen gelassen
wurden.
Bekanntlich sollen einige dieser Trentiner
Bahnen mittelst billiger Wasserkraft, bezw.
mitlelst Elektridtät betrieben ¥rerden.
Verein für Local- und Strassen-
bahnwesen. In diesem Verein wurde ein
Comit^ zn dem Zwecke niedergesetzt, eine
Petition an den. Reichsrath auszuarbeiten,
dtmit einige auf Bahnen Bezug habenden
Bestimmungen des neuen Strafgesetz - Ent-
wurfes anch auf die Pferdebahnen Anwen-
dung finden. In der an diesen Antrag sich
sosdiliesaenden Discnssion machte Banrath
Kareis geltend, dass die Pferdebahnen
amsomehr unter Schutz gewisser Gesetzes-
Bestimmnngen gestellt zu werden verdienen,
sls dieselben mehr gefährdet im Betriebe als
die elektrischen Bahnen erscheinen; ge-
fährdeter, weil die Wagen bei letzteren
maniabler, leichter zu bremsen und in Gang
zo setzen sind, als Pfecdewagen. Aufgerissene
Schienen können von der Plattform der
letsteten nicht so leicht gesehen werden, als
Ton jener der elektrischen Wagen.
Zum Lohne fttr diese, hier nicht ganz
erMhöpfend wiedergegebenen Darlegungen
wShlte man den ohnehin überbürdeten
Redner in das eingangs erwähnte Comit^.
Elektrische Beleuchtung hi Wa-
raadln (Ungarn). Am 15. Februar d. J.
hielt der Gemeinderath von Warasdin eine
Sitzung, in weicher mit allen gegen zwei
Stimmen beschlossen wurde, die Einfühlung
der elektrischen Beleuchtung einem Conces-
lionär zn fibertragen. Ferner wurde principiell
beschloesen, dass die Stadtgemeinde für die
öientUche Belenchtnng einen Maximalbetrag
Ton fl. 8oeo beitrage. Sohin wurde der
Gegenstand wieder dem Ausschüsse über-
wieaen, damit dieser mit den Unternehmern
m Verhandlung trete und die günstigsten
Offerte dem Gemeinderathe vorlege.
In Venedig findet vom 30. April bis
24« Mai 1894 eine Internationale
Ausstellung und Wemtreit für industrielle
md gewerbliche Erfindungen, Neuheiten^
Hausbedarf und Nahniugtmittel lUlt.
Aufgabe zu, für eine ganze Reihe von Ge-
werben und Industrien praktische, kleine
Motoren zu ersinnen, elektrische Arbeits-
maschineben, die wenig Raum einnehmen,
mit Leichtigkeit zu handhaben und unmittel-
bar an dem Platze auftustellen sind, wo man
ihrer bedarf.
Ein solches ist auch der neuestens in
die Praxis eingeführte Tuchschneider. Grosse
Confectionshäuser arbeiteten schon bisher
mit einer durch Dampfkraft dirigirten Tuch-
schneide-Vorrichtung, mittelst welcher ganze
Lagen von Tuch für die billigeren
gleichartigen Confectionsstücke zugeschnitten
wurden.
Der elektrische Tuchschneider, welcher
ebenso geschickt und kräftig, aber noch
lenksamer ist, besteht aus einer kleinen,
einem Rasirmesser gleich zugeschliffenen
Rollscheibe, die durch einen kleinen elek-
trischen Motor mit der ungeheuren Ge-
schwindigkeit von mindestens 2000 Um-
drehungen in der Minute bewegt whrd.
Der grosse Vortheil dieses Apparates
ist, dass demselben die einfache Verbindung
mit der elektrischen Beleuchtungsanlage des
grossen Etablissements vollkommen aus-
reichende Energie zuführt. VervoUkommt
wird das Werkzeug durch ein an demselben
angebrachtes winziges Gltthlämpchen, welches,
dessen Bahn beleuchtend, jede Abirrung von
der vorgezeichneten Linie verhütet.
Benjamin Franklln's elektrische
Lampe. Ein Gegenstand von hohem histori-
schen Interesse fttr alle Elektriker wurde
kürzlich in London aufgefunden, nämlich
der Apparat, mittelst dessen Benjamin
Franklin zuerst ein das Lesen ermög-
lichendes elektrisches Licht erzeugte. Der
Strom wurde mittelst eines grossen Glas-
cjlinders erzeugt, den man mit einer, einen
Seidenüberzug tragenden Bürste rieb. Der
Lichtbogen entstand zwischen einer Kugel
und einer Metallspitze.
Augenbeleuchtung. Nach „Electricity**
soll es bei Augenuntersuchnngen möglich
sein, die Augen durch eine in den Mund
gesteckte Glühlampe von hinten zu erleuchten.
Die Pupillen sollen als blutigrothe Oeffnungen
erscheinen und sich nicht zusammenziehen,
wie dies bei der Lichtwirkung von aussen
her der Fall ist, so dass durch diese neue
Art der Augenbeleuchtung gewisse Opera-
tionen erleichtert werden.
Elektrischer Tuch schneide r .
Erfolg wenden sich manche Elekciil:-
Bine Entdeckung durch Zufall
hat ein Hamburger Privatmann dort gemacht,
der zu seinem Vergnügen physikalische
Studien betreibt. Derselbe bezieht von dem
Besitzer einer Fabrik elektrischen Strom zur
Beleuchtung seines Arbeitszimmers. Während
nun bU vor einigvo Woc^hen der Strorover«
brüQcb <.1' ch den Betrag von
13 — 15 ' »r, wur plüuUch der
■'i: iTten, da£s tkh
iagtn aitf acht
\
176
gezogene Elektrotechniker konnte nichts
Verdächtiges an der Uhr finden, doch ent-
deckte man endlich nach längerer Unter-
suchung, dass der Lichtentnehmer einen
starken Magneten, den er gebraucht, mit
dem Südpol nach dem Elektricitätsmesser
gerichtet, in dessen Nähe hatte liegen lassen.
Der Magnetismus hat nun derartig be-
schleunigend auf den Gang des Pendels ge-
wirkt, dass der Mehrverbrauch an Strom,
den die Uhr zeigte, sich erklärte. Weitere
Versuche ergaben das überraschende Resultat,
dass, wenn der Nordpol dem Pendel näher
gebracht wurde, dessen Gang verlangsamte.
Die Wirkung war nach jeder Richtung so
gewaltig, dass sie auch vom anderen Zimmer
durch die Wand erzielt werden konnte."')
Preisausschreibung. Die deutsche
Spediteur- und R hederei-Z eitung
in Hamburg hat drei Preise von Mk. 5000,
2000 und 1000 ausgesetzt zur Erlangung
eines chemischen Mittels oder einer ma-
schinellen Einrichtung, wodurch die Selbst-
entzündung von Kotiienladnngen in See-
schiflFen durchaus sicher und ohne Weiteres
vermieden werden kann.
Neue, merkwürdige W^irkungen
des elektrischen Stromes. Der französi-
sche Phisiker Garnier hat endeckt, dass
die Verstählnng schmiedeeiserner Platten auf
elektrischem Wege erreicht werden kann,
wenn je zwei solcher Platten, die durch eine
Lage Holzkohlenpulver von einander ge-
trennt, auf einander gelegt und die Platten
mit den Leitungsdrähten einer Dynamo-
maschine verbunden und durch den einge-
leiteten elektrischen Strom stark erhitzt werden.
Dabei zeigt sich nun, nach einer Mittheilnng
vom Patent- und technischen Bureau von
RichardXüders in Görlitz, die merkwürdige
Erscheinung, dass nur die Innenseite der
einen Platte sich in Stahl verwandelt, während
die andere Platte unverändert bleibt
Bei der Redaction eingegangene Bücher.
Kloktrische Beleuchtung und Kraftübertragung. Hilfsbuch zur Anfertigung von
Projecten, Kostenanschlägen mit Tabellen und Karten für Nichtelektrotechniker.
Herausgegeben von der Allgemeinen Elektridtäts'Gesellschaft, Berlin. Circa 500 Ab-
bildungen. Preis Mk. 10. — excl. Porto.
Das vorliegende prächtig ausgestattete Hilfsbuch behandelt systematisch alle
Theile elektrischer Anlagen. Die Einleitung gibt allgemeine Informationen fiber
Beleuchtnngs- und Kraftübertragungsprojecte. Es wird ausführlich erläutert, wie im
gegebenen Falle der Bedarf an elektrischen Lampen zu ermitteln ist. Es folgt dann
eine Anleitung zum Entwerfen der Primärstation mit ihren Betriebsmaschinen nnd
Accumulatorenanlagen unter Beigabe von Dispositionszeichnungen mit den zugehörigen
Dimensionstabellen .
Der zweite Theil der Einleitung handelt von der Aufstellung approximativer
Kostenanschläge. Die Kosten von Dampfkesseln, Dampfmaschinen, Locomobilen,
Gasmotoren, Dynamomaschinen, Elektromotoren, Accumulatoren und endlich completen
Beleuchtuogs-Installationen können aus entsprechenden Tabellen entnommen werden.
Beispiele für Projecte und Kostenanschläge dienen zur Erläuterung der Tabellen.
Auch Musterblätter für Baupläne und Fragebogen für die Vorarbeiten zu Projecten
sind vorgesehen.
Der Haupttheil des Werkes behandelt die nach Abtheilungen geordneten
Fabrikate der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. Die Abtheilungen sind syste-
matisch angeordnet, so zwar, dass sie mit der Stromerzeugung beginnen und mit dem
Stromconsum endigen.
Die vorliegende Publikation ist wesentlich anders als die sonst üblichen Pro-
specte und Kataloge elektrotechnischer Finnen. Denn sie enthält eine grosse Menge
von Erfahrungszahlen, die nur durch jahrelange statistische Arbeiten gewonnen
werden konnten; ferner ausführliche Anleitungen zum Projectiren von Anlagen, zur
Berechnung der Grösse und Leistungsfähigkeit der einzelnen Theile derselben, sowie
zur Ermittelung der Kosten. Das Buch enthält mithin eine Menge von Hilfsmitteln
allgemeiner Natur, welche für alle elektrischen Installateure und Exporteure von
hervorragendem Nutzen sind. Ausserdem aber wendet sich das Buch an die weiten
Kreise der Industriellen und Interessenten, um sie über die Besonderheiten des
elektrischen Betriebes zu informiren, damit sie in der Lage sind, sich bezüglich nen
zu schafiender Einrichtungen selbst ein klares Bild zu machen und eine ungefähre
Berechnung der Anschaffungs- nnd Betriebskosten vorzunehmen.
Wir können das vorliegende Werk nur auf das Wärmste empfehlen.
•) Vergleiche S. 668, Heft XXUI. ex 1893.
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF EARETS. — Selbstverlag des Elektro technischen Vereins.
In Gommiasion bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, V., Stroussengaase 16.
Zeitschrift für Eleictrotechnilc.
XJI. Jahrg.
1. April 1894.
Heft VII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Obronlk des Tereines.
14. Februar 1894. — Vcrcins-
yersammlungr. Vorsitzender
Hofrath Volkmer.
Das Wort erhalt Ober-Inge-
nieur Ko est 1er zur Abhaltung
seines angekündigten Vortrages :
„Reiseeindracke aus Nordamerika''.
Der Vortragende stellt sich die Auf-
gabe, insbesondere das amerikanische
Strassenbahnwesen vorzuführen, mit
Rücksicht auf die brennenden Fragen,
die gegenwärtig neue Strassenbahnen
für Wien bilden. Die Ursachen der
grossartigen Entwicklung der Strassen-
bahnen in Amerika sind zu suchen
in der freien, raschen Entwicklung der
Städte mit ihren geometrischen
Strassensügen, in der Theilung der
Städte in Geschäftsvierteln und weit
ausgedehnten entfernten Wohnvierteln,
in der Regsamkeit des Geschäftsver-
kehres, die keinen Zeitverlust duldet,
und — last not least — im Unter-
nehmungsgeist der Amerikaner und der
Förderung, die derselbe durch den
Staat und die Behörden erfährt. Zur
Erwerbung der Concession für eine
Strassenbahn genügt die zustimmende
Unterschrift von ^/^ der Anrainer.
Chicago, das im Jahre 1853
als Verkehrsmittel nur 18 Omnibusse
besass, die täglich 1300 km zurück-
legten und im Jahre 500.000 Menschen
beförderten, wies im Jahre 1893
800 hm Strassenbahnen (120 km
Kabel-, 150 km elektrische und
530 km Pferdebahnen) mit einer jähr-
lichen Frequenz von 300 Millionen
Fahrgästen auf. Eine der elektrischen
Bahnen zahlte ihren ActionäreEi trotz
grosser Anlagekosccn und tr(»u des
niederen Einheitspreises von 5 Otiti
für jede beliebige durchfabi
Strecke eine 9%ige Dividende
S^/q Zinsen, also zusammen 14% Ver-
zinsung. Der Vortragende bespricht
nun die einzelnen Systeme von Strassen-
bahnen.
Kabelbahnen. Dieselben
sind von San Francisco ausgegangen,
wo die erste im Jahre 1873 in Be-
trieb gesetzt wurde. Ein in der Mitte
der Geleise unter Strassenniveau
über Rollen laufendes endloses Seil
wird von dem Motorwagen mit
einem Greifer gepackt und nimmt
so den Zug mit. Die Geschwindig-
keit beträgt 15 — 20 km. Ein Zug
besteht aus drei Wagen, welche in
Intervallen von einer Minute einander
folgen. Jeder Zug führt rund lOO
Personen. Die Anlagekosten pro i km
stellen sich auf 2 — 300.000 Gulden,
die Betriebskosten für einen Wagen-
kilometer 16 Kreuzer. Doch scheint
es, dass hier nicht die bedeutenden
Kosten der Auswechslung des
Drahtseiles mit eingerechnet sind,
dessen Dauer je nach den
Streckenverhältnissen eine sehr ver-
schiedene ist. In einer Centrale in
Chicago muss diese Auswechslung
alle drei Wochen vorgenommen
werden und kostet jedesmal 7500
Gulden. Die Schwierigkeit, rasch
zu bremsen (erst muss der Greifer
ausgelöst werden), sowie die Unmög-
lichkeit, nach rückwärts zu fahren,
bringen es mit sich, dass eines von
den zwei Menschenleben, die in Chi-
cago täglich dem Verkehr zum Opfer
fallen, den Kabelbahnen zukommt.
Elektrische Bahnen. Der
Aufschwung der elektrischen Bahnen
und der Rückgaog anderer Systeme,
den d^r VOfl^^^gcnde an der Hand
st;AÜsti^' ^ ' I llen nachweist, hat
'n geringeren Be-
\
178
trischeft Bahnen, sowie in der grösseren
Sicherheit und Gefahrlosigkeit der-
selben. Zur Verwendung kommt aus-
schliesslich oberirdische Lei-
tung. Die Geschwindigkeit beträgt
15 — 18 km. Eine Bahn von St. Louis
nach Chicago auf eigenem Planum
soll eine Geschwindigkeit von 160 km
erhalten.
Dampfbahnen. Die Strassen-
bahnen mit Dampfbetrieb, einschliess-
lich der Hochbahnen, besitzen keine
grosse Geschwindigkeit (18 km). Die
Stationen sind höchst einfach : eine
Stiege, die Casse und der Perron in
Waggonhöhe. Die Waggons sind
lauge, vierachsig, mit einem Fassungs-
raume von 100 Personen. Die klein-
sten Curven-Radien sind 27^/2 wi.
Pferdebahnen. Dieselben
sind in schlechtem Zustande, sowohl
was Wagen und Pferde, als auch
was das Geleise anbetrifft. Fahr-
karten und Controle gibt es nicht,
eine ausserordentliche Annehmlichkeit
für die Fahrgäste. Der Conducteur
zieht an einem Zählapparat, sobald
er den Fahrpreis erhalten.
Der Vortragende flocht in seine
Darstellung zahlreiche Vergleiche
mit Wiener Verhältnissen, und be-
daiit^rtf dass man sich in unserer
Vaterstadt jedem Fortschritte wider-
seUt, wozu besonders der Wiener
Gemcinderath beiträgt, welcher so
hartnäckig der Einführung des elek-
trischen Betriebes bei Strassenbahnen
sem Entgegenkommen verweigert;
zum Schlüsse richtete der Vortragende
fmen Appell an den Verein, diesen
Widerstand zu bekämpfen.
ßaurath K a r e i s zeigt an einem
Beispiel, welche Schwierigkeiten und
welche Verschleppung sogar die
Durchführung eines blossen Versuches
der Einführung des elektrischen Be-
triebes bei der Wiener Traaway
erfährt.
Ingenieur R o s s theilt mit, dass
auch Städte mit engen und krummen
Strassen, wie Boston, Bremen, mit
grossem Vortheile den elektrischen
Strassenbahnbetricb verwenden. Herr
Ing. R o s s erwähnt auch, dass Gis-
bert Kapp die Stelle eines Secretärs
und Redacteurs beim Verbände deut-
scher Elektrotechniker übernommen
habe.
Ingenieur Klose spricht den Dank
jenen Behörden aus, die Ingenieare
zum Studium des amerikanischen
Fortschrittes im vaterländischen In-
teresse nach Chicago gesendet hatten';
dazu gehöre auch die Vertretung
der ungarischen Hauptstadt.
Ing. Klose erinnert auch an die
Versuche H e i 1 m a n n's in Havre,
auf einer Vollbahn elektrischen Be-
trieb einzuführen. Die Locomotive
ist selbst eine kleine Centrale, welche
sowohl Dynamo wie Motor trägt« Es
soll dadurch weit höhere Geschwin-
digkeit erreicht werden.
Baurath K a r e i s erwähnt, dass
ein Vortheil dieses Systemes in der
geringen Abnützung des Bahnkörpers
und Geleises besteht.
Der Vorsitzende dankt Herrn
Ober-Ing. Koestler im Namen des
Vereines für seine interessanten Dar-
legungen; die Versammlung spendet
reichen Beifall.
16. Februar. — Ausschuss-
Sitzung.
I
ABHANDLUNGEN-
Die Theorie und Berechnung der asynchronen
Wechselstrom-Motoren.
Von E. ARNOLD, Oerlikon.
(Schlnss.)
Die Dimensionirung der Einphasen-Motoren.
Aus der entwickelten Theorie lassen sich die Forrfieln für die Dimen-
sionirung eines Motors von gegebener Leistung ableiten. Um diese Formela
möglichst einfach zu gestalten, sei in der Berechnung von vomherem
179
eine kleine Ungenauigkeit gestattet. Diese Ungenauigkeit besteht darin,
dass wir das negative Drehmoment jD^ bei der Berechnung der Leistung
des Motors vernachlässigen. Da aber jeder Motor eine gewisse Ueber-
lastung ertragen und die zulässige Schlüpfung einen genügenden Spielraum
hiezu gestatten muss, so ist es nicht von grosser Bedeutung, die Leistung
des Motors für einen angenommenen Betrag der Schlüpfung genau zu
kennen, eine Abweichung von der berechneten • normalen Leistung um
wenige Procente gibt für die Praxis noch genügend genaue Resultate.
Ist der Motor entworfen, so kann an der Hand der gegebenen
Formeto, wenn das wünschenswerth ist, eine genauere NaÄrechnung
stattfinden.
Die Gleichung 134 für das Drehmoment lautete:
Beschränken wir nun die Giltigkeit dieser Gleichung
auf den Arbeitsgang des belasteten Motors resp. auf kleine
Werthe von p^ — j>2» ^^^ ^^t Xg klein gegen Äg, so darf als an-
nähernd gesetzt werden
^^^ if»j,^fa-p,) ^^^^
6
und die Wattleistung des Motors
W— — 2
8 •
Aus Gleichung 127 folgt
^ = Y' — ^^'P2(Pi-P2) ISO)
mj,^(p,-p^)= J^\ ISO
Pi — P2
Bezeichnen wir wie früher mit s den Betrag der Schlüpfung, so wird
nach Gleichung 131
E^ = s.E''^ 152)
£^'2 = Pi^*^t bezeichnet diejenige E. M. IC, welche in der Spule
des Ankers, die senkrecht zur Richtung des primären Magnetfeldes steht,
inducirt wird. Diese E. M. K. ist constant und unabhängig von der Ge-
schwindigkeit des Ankers, wir können daher JPg aus dem Uebersetzungs-
verhältnisse der primären zur secundären Wicklung berechnen.
Dieses Uebersetzungsverhältniss, sowie die Cocfficienten L^
und M müssen entsprechend der magnetischen Anordnung des Motors
und der I^ge der Erregerwindungen berechnet werden. In den Fig. 27
und 28 sind zwei verschiedene Anordnungen aufgezeichnet und der
Verlauf der Kraftlinien angedeutet. In Fig. 27 sind die primären Windungen
nach Art der Ring- oder Trommelwicklung am ganzen Umfange des
Eisenkernes gleichmässig vertheilt. Diejenigen Drähte, welche der Strom
in gleicher Richtun;^ durchfliesst binrl gleidi in irlart, und wir können uns
die einander gegenüberliegenden Drrili U> aa, bb zu einer Windung
verbunden denken. ^
Nehmen wir im, < ^^^n T^r^n homogeiujbtensität
erzeugt, so ändert hv Aher die^^ "^ einer
Windung durctatrömt, [-► ^* die tj "^tzahl
180
am Umfang des Feldes, so lässt sich dieselbe durch eine andere
Drahtzahl Nq ersetzen, die alle auf dem Durchmesser CD liegen.
Die totale Induction einer beliebigen Windung ist = / . fl" . cos x,
\md die Summe der Producte aus Windungszahl X totale Induction
daher
2 ^ 2 ^ ^J^ IC ^-^
IC
153)
Das Magnetfeld wird aber nicht ganz homogen sein, sondern die
Intensität desselben nimmt mit dem Winkel a zu. Um diesem Umstände
Rechnung zu tragen, setzen wir
1/2
154)
Fig. 28.
Fig. 27.
Für die Anordnung nach Fig. 28, bei welcher jede Windung der
Erregerspulen S von sämmilichen Kraftlinien des Feldes geschnitten
wird, ist
^o = i^l
Wir setzen allgemein
^o = «-i-'^i 155)
Machen wir nun die mit praktischen Ausführungen übereinstimmende
Voraussetzung, dass die Windungen Ag der Phase A B des Ankers
nur einen kleinen Bogen am Umfang des Ankers bedecken, so dass
nahezu sämmtliche Linien des Feldes jede Windung durchdringen, so
wird das Uebersetzungsverhältniss
K
Jfo
"Ao Ci iVji
und mit Berücksichtigung der magnetischen Streuung
E".2 = b.E^.
c, h\
156)
157)
\
^1— i^ösr ^^
181
-, 4 IC c, iV, iV„ ,
^= io3£p • • ^59)
Mit Benützung der Gleichung 157, 152, 151, 150 und 149 ergeben
sich nun für die Berechnung eines Einphasen-Motorsdie
Gleichungen
1^ = — .^.!Fi.« 160)
^'=^t-^' -^'i
4 ^2 2 « f4 22^ A\2 1 "^^ ^
^2 = — ^ (I — «) 166)
Diese Formeln stimmen mit den för Mehrphasen-Motoren abgeleiteten
Gleichungen 60 bis 65 bis auf die Constante 4 q^ vollkommen überein.
Für eine bestimmte anzunehmende Schlüpfung s und die gegebene
WatÜeistung W des Motors lässt sich aus Gleichung 163 der Widerstand J?2
einer Phase des Ankers und aus Gleichung 164 der Widerstand Rq einer
einzelnen Windung oder eines einzelnen Stabes inclusive der zuge-
hörigen Querverbindung berechnen.
Die obigen Gleichungen sind an vielen ausgeführten Motoren verificirt
worden, imd geben mit den gemachten Messungen gut übereinstimmende
Resultate.
Die Berechnung des Erregerstromes, des Leerlauf-
stromes und des Belastungsstromes.
Nach Gleichung 107 ist der Erregerstrom
j.=^ ........ m
Der Werth von L^ ist aus Gleichung 156 zu berechnen.
Der Erregerstrom lässt sich ebenso wie bei den Mehrphasen-Motoren,
auch au3 den magnetisirenden Kräften, welche aus den Inductionsdichten
im Feld- und Ankereisen und im Lufträume einzeln bestimmt werden
können, berechnen.
Wir wählen wieder die in Fig, 5 eioKetragenen und auf Seite 63
Und 64 angenommenen Br^ ^ '^nungen T ' ' iction B im Lufträume S
lässt sich am besten ' intiLi ;orausset^en, dass die
*) Ixt GlekbttDf 64 if^il
i V
182
Windungszahl Cj A\ mit der Winkelgeschwindigkeit Pi : k oder der
Umfangsgeschwindigkeit
^ — Pl^ — HhA
2k~ k
in einem stehenden Magnetfelde von der Intensität H rotire, so dass die
Amplitude der inducirten E. M. K. = E^ wird, die Inductionsvorgänge
sind dann dieselben wie bej einem pulsirenden Magnetfelde von der
maximalen Intensität H \md feststehender, senkrecht zur Richtung des
Feldes liegender Windungszahl q JV\. Wir wollen die mittleren Inductions-
dichten ermitteln ; Es wif d die mittlere Induction im Lufträume
5=AlA^ ,68)
oder ^
B = ^ -f— — 169)
Die mittlere Induction im Feldeisen (Fig. 27 in den Quer-
sclmitten A C und BD) wird
- _ E^ . IG» ^
^~2.Ä./4.f\ .Cj.iN'i
und die maximale Induction ^
B^max=Y2 .B^ 172)
Die mittlere Induction im Anker ist
i/o = V. 5^ 172)
und
^ainaxrr: j/2 .5a
Sind nun H^ und H2 die den Indüctionen B^ und ^2 entsprechenden
magnetisirenden Kräfte, welche einer Magnetisiruogscurve entnommen
werden können, li und ^2 die mittlere Länge des magnetischen Strom-
kreises im Feld- bezw. Ankereisen, so wird die erforderliche Ampere-
Windungszahl
= ^.2kaB + H,I^+H2f^
4 ^
und da die Windungszahl = c^ . — ,
der Erregerstrom
•^• = r-r7r-(^^ + ^i'i+^2'2) • . ■ • 173)
Der Leerlaufstrom wird nun aus Gleichung 106 und 107
-^0-^, '74)
Bezeichnet wieder Jn denjenigen Strom, welcher die vom Motor
consumirten Watts ohne Phasenverschiebung liefern würde, oder dessen
Phase mit E^ zusammenfällt, so ist
183
Der B el a s t u n g SS t r o m
^=1/77+17/ . ^7^
In Fig. 29 ist das Diagramm der Stromstürkeo gegeben, es ist
AC= Jn
Mit Berücksichtigung der Streuung wird übereinstimmend mit
den Gleichungen y6 und 80
und
T Vj:'+Jn
T 2
J,=
62. J„
cos Ti = -7^_-^^=E=:
K7/+ J„^
. . 177)
. . 178)
Fig. 29.
Bezüglich der Construction des Feldes und des Ankers
kann ebenfalls auf das bei den Mehrphasen-Motoren Gesagte verwiesen
werden.
Schlussbemerkungen. Aus den hier gegebenen Gleichungen
geht hervor, dass mit einigen für die Praxis zulässigen Annäherungen und
indem wir die GUtigkeit der Gleichungen auf den Arbeitsgang des Motors
beschränken, die Vorausberechnung der Ein- und Mehrphasen-Motoren
fast identisch ist, der Einfluss der Selbstinduction und des Widerstandes
der Ankerwindungen, der Schlüpfung, der Streuung u. s. f. ist in beiden
Fällen derselbe.
Auf eine Eigenschaft der asynchronen Wechselstrom-Motoren will
ich noch aufmerksam machen. In den Gleichungen 62 und 162 erscheint
die Wattleistung als unabhängig von der Tourenzahl
des Motors, d. h. wir können bei gegebener Periodenzahl und gege-
bener Windungszahl von Feld und Anker einen Motor zwei-, vier-, sechs-
oder achtpolig wickeln, wobei sich die Tourenzahlen umgekehrt wie die
Polzahlen ändern, die Leistung des Motors bleibt bei derselben Schlüpfung s
stets dieselbe. Der Motor verhält sich wie ein Transformator, dessen
Capacität nur von dem Aufwände an Eisen imd Kupfer und von der
Periodenzahl abhängt
Machen wir z. B. ei<ien zweipoligen Mehrphasen-Motor vierpolig, so
erhalten wir ein Drehfeld von dop|i!ter Stärke, das mit halber Ge-
schwindigkeit rotirt, die Beanspruch! nfc ^-s Feld- und Ankereisens bleibt
dieselbe, weil der ftB?netische "^ i^ anstatt zweifach i'^tzt vierfach
verzweigt ist. Ttetsäc^ n^ ] * Vergrösserur • Polzahl,
A
184
bei derselben Beanspruchung von Kupier und Eisen die Leistung des
Motors in Folge der vermehrten Streuung und des vergrösserten Erreger-
stromes abnehmen. Eine Aenderung der Polzahl bedingt daher im
Allgemeinen auch eine Aenderung der Windungszahl des Feldes.
Es wäre aber unrichtig, anzunehmen, dass bei asynchronen Motoren
durch Vergrösserung der Tourenzahl resp. Verminderung der Polzahl die
Leistung derselben dementsprechend gesteigert oder bei Vermehrung der
Polzahl dementsprechend vermindert würde.
Die Aenderung der Periodenzahl beeinflusst dagegen die Leistung
der Motoren in demselben Sinne, wie die Leistung von Transformatoren.
a;%
Fig. 30.
Die Maschinenfabrik Oerlikon hat bis jetzt Mehrphasen-
Motoren in 18 verschiedenen Grössen von ^/jg bis 100 HP imd Einphasen-
Motoren von V20 ^^^ ^5 ^P in 13 verschiedenen Grössen ausgeführt.
Fig. 30 gibt das Bild eines achtpoligen 60 HP Drehstrom-Motors für
HO Volt unverkettete Spannung, 725 Touren pro Minute. Der Leer-
laufstrom beträgt 40 Ampere, der Wattconsum bei Leerlauf 17 10 Watt,
die Stromstärke bei normaler Belastung 170 Ampere. Der Wirkimgsgrad
des Motors ist 94 Procent, das Gewicht desselben 1620 kg.
Neue Signalcontrole.
Von A. PRASCH.
(Schluss.)
Dies zu erzielen, wird in der Hauptleitung unmittelbar bei dem
Controlsignale oder sonst an einem beliebigen Punkte ein zweiter Wecker
als sogenannter Schleppwecker, dessen Ankerbewegung keine Stromunter-
brechung herbeiführt, eingeschaltet. Die für das Läuten dieses Weckers
unentbehrlichen periodischen Stromunterbrechungen besorgt eine an dem
zu überwachenden Signale angebrachte Vorrichtung, der sogenannte Pendel-
Contact von F. Gattinger. Das Wirken dieses Contactes, welcher bis
zu einer gewissen Grenze auch eine Regulirung der zwischen zwei
185
folgenden Unterbrechungspausen verlaufenden Zeitdauer zulässt, ist aus
Fig. 15 leicht zu ersehen. Vor dem Elektromagnete EE ist das Pendel P
an der Blattfeder p aufgehängt. Der gabelförmige Theil dieses Pendels
greift über den Schwingungspunkt des Pendels hinaus und trägt an einer
Schraube verschiebbar das die Schwingungsdauer des Pendels regulirende
Gewicht G, An dem Anker A ist eine zweifach rechtwinkelig abgebogene
Fortsetzung befestigt, welche in der Ruhe oder stromlosen Lage an den
Contact C des Pendels anliegt und die leitende Verbindung zwischen
Pendel und Anker herstellt. Der Anker ist in dieser Lage von den Elektro-
magneten abgelöst und wird durch das Gewicht des Pendels nach rechts
gedrückt.
Werden nun die Elektromagnete durch einen elektrischen Strom erregt,
so wird der Anker rasch angezogen und versetzt dem Pendel einen
Fig. 15. (Seitenansicht links.)
P»g. 'S- (Vorderansicht.)
Stoss, welches nun ausschwingt und hiedurch den Contact bei c, somit
auch den ganzen Stromkreis unterbricht.
Der Anker hebt sich somit von den hiedurch entmagnetisirten
Elektromagneten ab. Beim Rückschwünge des Pendels schliesst sich deren
Contact imd auch hiedurch der Stromkreis neuerdings, wodurch das Pendel
einen neuerlichen Anstoss erhält. Das Pendel wird daher so lange
schwingen \md den Stromkreis selbstthätig abwechselnd öffnen und
schliessen, als die Verbindimg der Batterie mit dem Pendelcontacte und
der Leitung hergestellt bleibt Diese periodischen Stromunterbrechungen
und Schlüsse wirken auf den ganzen Stromkreis zurück, und muss deshalb
auch der Schleppwecker ertönen. Die eiozelnen Schläge desselben folgen
sich in längeren, durch die Schwinj]futjfesdauer des Pendels gegebenen
Pausen.
Da aber durch die I"^ wäh^ ^r 1 'interbrechimgen auch der
Signalkörper der optiscl
•irr
Schwingunge* ersetzt
186
werden würde, musste, dies zu verhindern, eine Ergänzung an dem Pendel-
contacte angebacht werden. Diese besteht aus dem zweiarmigen, um die
Achse X drehbaren Hebel h, welchen eine schwache Spiralfeder an den
zu diesem Zwecke an dem Pendel befestigten Contact q anzudrüdcen
sucht hieran aber bei der Ruhelage durch einen Hemmstift gehindert
wird. Der Abstand zwischen h und e^ ist jedoch ein so geringer, dass
sich q bei jedem Impuls, welchen das Pendel zum Ausschwingen eiiiält,
sofort an h anlegt imd den Stromkreis unter Ausschaltung der EUektro-
magnete neuerdings schliesst Da der Hebel h dem Pendel folgen muss,
bleibt der Stromkreis filr die ganze Dauer der Schwingung des Pendeis
bis auf jene kurzen Intervalle geschlossen, welche vom Abheben des
Pendels von dem Anker bis zum Anlegen desselben an den Hebel h \md
umgekehrt vergehen. Diese kurzen Unterbrechungspausen reichen zwar
hin, den Wecker zum Ertönen zu bringen, sind aber nicht genügend lang,
um ein merkliches Ausschwingen des Signalkörpers zu verursachen.
Bei der Freistellung des Signales wird diese selbstthädge Unter-
biechungsvorrichtung aus dem Stromkreise ausgeschaltet. Hiedurch wird
das Läuten des Weckers verhindert, weil der Anker desselben stets von
den Elektromagneten angezogen bleibt
Wenn ein solcher Hilfswecker verlangt wird, kann von der An-
bringung eines Contactes an der optischen Controle zur Schliessung des
Localstromkreises Umgang und hiefiir dieser Wecker mit in Anspruch
genommen werden.
Der Contact für diesen Stromkreis schliesst sich an diesem Wecker
nur bei länger währender Unterbrechimg des Hauptstromkreises. Eine
solche tritt sowohl bei der Halt- als auch Freistellung nicht ein, denn
die durch den Pendelcontact hervorgerufenen Unterbrechimgen bei der
ersten Signallage sind zu kurz, um den Anker des Weckers nach rück-
wärts voll zum Ausschwingen kommen zu lassen.
Dass sich die Verwendung dieser Controlvorrichtung nicht blos auf
die Controle der Distanzsignale beschränkt, sondern für gleiche Zwecke
auch auf alle zweier massgebenden Endstellungen, fähigen Signale ausgedehnt
werden kann, ist ebenso einleuchtend wie die Benützung derselben für
manche Fälle als Rücksignal, welches alle Zweifel ausschliessen soll.
Fig. i6 zeigt die Anordnung der Apparate imd der Leitungsver-
bindungen bei Anwendung des Pendel-Contactes.
Doch sei hier noch einer weiteren Verwendung dieses Signales im
Eisenbahndienste gedacht, die sich als nützlich erweisen dürfte, und zwar
als Controle der irchtigen Lage der Weichen auf kleineren uikI mittleren
Stationen ohne centraüsirte Weichenstellung.
Wiewohl die persönliche Controle der richtigen Weichenstellung mit
einen wichtigen Theil der Verpflichtungen des verkehrsleitenden Be-
amten bildet, so wird doch Jeder, der den Verkehrsdienst aus eigener
Anschauung kennt, zugestehen müssen, dass diese Controle trotz ihres
unleugbaren moralischen Werthes, für keinen Fall ausreichend ist.
Die Zeit, welche zwischen Controle und Eünfahrt des Zuges ver-
streicht, ist in dem günstigsten Falle nicht unter lo Minuten anzunehmen.
Würde auch die Weiche bei der Controle in der richtigen Lage befunden,
so kann doch irmerhalb dieses Zeitraumes eine Umstellung der Weidie,
aus Ursachen, die hier nicht näher erörtert werden sollen, erfolgen. Ejne
Controle der Weichenstellung aus der Lage der Weichensignalkörper gibt
aber noch keinen Aufschluss, ob die Weiche auch sicher gestellt sei,
d. h. dass der Zug über die Weiche auch einen ununterbrochenen Schienen-
weg vorfindet.
187
Die Weiche lässt überhaupt nur zwei normale Stellungen, u. zw. in
die Gerade und in die Abzweigung, zu, und entspricht also in dieser
Richtung dem Distanzsignale. Somit sind auch die Vorbedingungen zur
Anwendung dieses Controlsignales für die Weichencontrole gegeben.
Die den Stromwechsel herbeiführenden Contacte an der Weiche lassen
sich so genau einreguliren, dass sie erst dann zur Wirkung gelangen,
wenn die Spitzschiene an die Stockschiene fest anliegt, somit die Weiche
auch verlässUch gestellt wird. Jede nicht normale Lage der Weiche muss somit
durch das Alarmsignal angezeigt werden. Eine Aenderung in der Einrichtung
des Controlapparates wird durch diesen Verwendungszweck nicht bedingt,
doch dürfte es sich schon zum Unterschiede von der Controle für die
Distanzsignale empfehlen, den Signalkörper um 45^ nach links zu drehen,
Optische Controle.
Langsam - Wecker.
Alarm- Wecker.
Jnducior.
Jnductoriaster.
Ortsbatterie.
Coniact für Controle.
8 Pendelwecker,
9 Distanz -Signsd- Spulen.
10 Linienhatterie .
I
KW
m
\(b
(r\ ^-'
1,
^j
Fig. 16.
wodurch derselbe für alle drei Fälle der Signal-Kundgebung sichtbar bleibt.
Es würde dann beispielsweise der um 45^ nach links oder rechts geneigte
Signalkörper die Stellung der Weiche in die Gerade oder Abzweigung,
der senkrecht stehende Signalkörper dagegen einen abnormalen Zustand
anzeigen.
Der aus einer solchen Weichencontrole entspringende Vortheil
wäfe der, dass der verkehrsleitende Beamte, wenn die Controle unmittelbar
vor Ankunft eines Zuges einen Anstand in der Weichenstellung anzeigt,
in den meisten Fällen in der Lage sein wird, den Zug vor der Weiche
zum Halten zu bringen imd die Correctur in der Weichenstellung zu ver-
anlassen.
Zur Ermittlung des Erdschlusswiderstandes durch
Spannungsmessungen.
Von Dr. RICHARD HIEC
Die Messung des Fehlei
des Torsionsgalvanometers oder
über die Deutung der Resultate
£0^
väÄnr
andes wäÄnd des Betriebes mittelst
eters ist fr ' »ekannt, \md herrscht
iner D\ r chine, einer Arm-
188
mulatorenbatterie oder einem Zweileitersystem und bei dem Vorhandensein
nur einer einzigen Fehlerstelle wohl kein Zweifel.
Bei der Ausführung wird das Torsionsgalvanometer mit einem
entsprechenden Vorschaltwiderstande w^ zwischen den einen Pol der zu
untersuchenden Leitung und Erde geschaltet. Ist der angezeigte Strom /j,
das Spannimgsniveau des Poles E^, das der vorhandenen Fehlerstelle Ve,
der Fehlerwiderstand W, so ist:
wenn A = ==. und X^ = — genommen wird.
Dieselbe Messung am zweiten Pol durchgeführt ergibt eine zweite
Gleichung für Ve imd A, welche hieraus berechnet werden können.
Weniger einfach liegen die Verhältnisse bei einem Mehrieitersystem,
in welchem an jedem Pole eine gewisse Ableitung stattfindet, oder auch
in den obenerwähnten Fällen, wenn statt eines oder selbst zweier Fehler
deren mehrere vorhanden sind.
Die nachstehenden Ausführungen über diesen Gegenstand werden
sich auf ein Fünfleitersystem beschränken, wo auf jedem Pole eine be-
stimmte Ableitung stattfindet, doch sind die Resultate immittelbar auf
complicirtere Fälle anwendbar.
Eine Reihe von vier Batterien, jede von der Spannung E, wie in
Fig. I, von deren Polklemmen i, 2, ... 5 Ableitungen vom Wider-
stände Wif W2f W^, W^ und JF5 zu einem gemeinsamen Punkte e
führen, versinnlicht die Ableitungsverhältnisse in dem oben erwähnten
Fünfleiter, wenn die Widerstände der Batterien gegen W^ bis W^ ver-
schwinden.
Zur Berechnung der Ströme J^ bis J^ dienen die KirchhofFschen
Gesetze, aus denen unter anderen die nachstehenden fünf Gleichungen
hervorgehen :
Ji + J2 + J% + Ji + J^ = o
TFi Ji — E= W^ J2 WqJq — E= W^ J^
Die Stromstärken Jj bis J5 ergeben sich zu:
E= W,J,
3
W,
W„
+ .^
Wi ' w
W
189
3
^w
Setzt man J . 11^= F und -^y = A, so ist:
W
'^2 = £^ (- Ai + A3 + 2 A, + 3 Aj)
■^8 = v^ (- 2 Ai - Aa + A, + 2 Aj) etc.
Bezeichnet man nun das Spannungsniveau des negativen, fünften
Poles als das niedrigste mit o, so kommt der Erde die Spannimg Ve:
Fe= - F, = ^ (4 A, + 3 A2 + 2 A3 + AJ zu
Es ist dann:
T>.SA = 4JS;.Ai +zE.S^ +2£.A3 + JS;.A^
Stellt man sich unter A^, A2 bis A5 Kräfte vor, die an den Hebel-
armen /^Ey iE, 2 E, E und o senkrecht angreifen, so wäre Ve der Hebel-
ann, an dem die Summe aller Parallelkräfte, SA angreifen müsste, um
die gleiche Wirkung wie die Einzelkräfte hervorzubringen; Fe ist der
Angriffspunkt der Resultante SA.
Da nun:
F7=^(A3 + 2A, + 3A, + 4A5)
= ^:?.[4SA-(4Ai + 3A2+2A3 + A,)]
SO ist:
Fj = 4 -E — Fe und ebenso :
1^=3£- Fe"
F3 = 2 -£? — Fe etc., was eigentlich selbstverständlich ist.
Die Spannimgsmessimg mit dem Torsionsgalvanometer von je einem
Pole zur Erde gibt etwas andere Werthe für V = j ,w als die obigen V,
da man ja durch das Anlegen der Galvanometerleitung die Ableitung ver-
mehrt. Dies kommt jedoch nur in SA zum Ausdrucke, indem hiezu
noch das jeweilige X zu a<Ujtta ist. Es wird :
E ^^
^i=v-Ä-. 2 A3 + 3 A4-'
= (4 i? - Ve)
190
SA
SA + Xj
SA
SA + Xa
F3 = (2^-Fe)^|A_etc.
Diese Formeln sind dieselben, wie bei einem Zweileiter mit einer
einzigen Fehlerstelle bei Ve von der Leistungsfähigkeit SA, sobald man
statt El die Spannungen ^ E, 3 E, 2 E etc. einsetzt.
Die Grössen Ve \md SA repräsentiren auch für die Messung mit
dem Torsionsgalvanometer die Resultante der einzelnen Erdableitungen.
Diese selbst können durch Variationen der Messung nicht von einander
getrennt werden, da sie nur in den beiden Verbindungen Ve und S A in
den Bestimmimgsgleichimgen vorkommen.
Die einfachste Formel zur Berechnung von SA erhält man, wenn
man zur Messung zwei Pole, i und 2, verwendet, zwischen denen Fe
liegt imd in der Galvanometerleitung beidemale den gleichen Widerstand
verwendet; es ist dann z. B. Fj positiv und V2 negativ; bezeichnen (KJ
und (F^) die absoluten Beträge, so ist:
Diese Formeln behalten auch noch Giltigkeit, wenn die Fehler sich
nicht direct auf den einzelnen Leitern des Netzes, sondern an Punkten
mit beliebiger Spannung vorfinden. Auch ist es einleuchtend, dass dieselben
nicht auf ein Fünfleitersystem beschränkt sind.
Bei Zweileiteranlagen für Glühlicht, bei denen man sich von der
guten Isolation der Dynamo oder Batterie überzeugt hat, kann man an-
nehmen, dass ausserdem nur Fehler auf dem positiven oder negativen
Leiter selbst vorkommen, da der Faden einer Glühlampe wohl nicht gut
Schluss mit Erde haben kann. In diesem Falle kann man die Ableitung
des positiven und negativen Poles einzeln bestimmen. Ist die Spannung
des negativen Poles = o, so ist :
y.- E^A^ . , TeSA
I e = "YX' ^^^^^ ^^2 = — ^
ferners :
I A = Ai + A2 , somit A^ = ^- (£•! - Ve).
Die Messung mit dem Torsionsgalvanometer oder Voltmeter kann
jeder^eeit während des Betriebes vorgenommen werden, imd liefert auch,
weil hiebei die Leitungen unter Betriebsspannung sich befinden, ein maass-
gebenderes Resultat, als die Untersuchung mit einer eigenen Messbatterie,
oder dem Isolationsprüfer mit Inductor, dessen vibrirender Strom bei
einiger Capacität der Anlage das Resultat fehlerhaft macht. Aus diesen
beiden Gründen sollten Regulativbestimmungen über ein Isolationsminimum
sich stets ausdrücklich auf die unter Betrieb gemessene Isolation beziehen.
191
Das Feuermeldewcsen in Wien.
(Ans einem Vortrage des Herrn Ingeniears JULIUS STERN im Allgemeinen technischen
Vereine.)
Blättern wir in den Annalen der Feuerlöscbgeschichte Wiens, so
gelangen wir bis in das Jahr 1534 zurück, in welchem Jahre sich die ersten
Spuren einer diesbezüglichen organisatorischen Entwicklung vorßnden. In
diesem Jahre wurde nämlich die erste Feuerlöschordnung vom Bürgermeister
und Ratb der Stadt Wien herausgegeben.
Die auf das Meldewesen bezüglichen Funkte lauten :
„Zum dritten : wo solches Feuer überband nehmen würde, so dass
der l'hürmer auf dem St. Stefansthurme oder sein Gesinde oder der zweien
. Wächter einer, so dass daselbst bei Tag und Nacht insonderheit dazu
bestellt und besoldet werden, den Glockenstreich thun würde, so sollen
alle und jede Zimmerleute, Maurer, Ziegeidecker, Schmiede und Schlosser
sammt ihrem Gesinde mit Haken, Krampen, Hauen und anderem Zeuge
an den Ort, wohin der Thürmer, wenn es untertags mit der rotben Fahne,
oder wenn es bei Nacht mit dem Liebte in einer Laterne zeigen wird,
un verzogen lieb zu laufen und daran nicht verhindern lassen, sondern allda
treulich retten und das Feuer zu dämpfen und zu löschen helfen.
Zum sechsten: soll in angezeigter Feuersnoth weder bei Klöstern
noch anderen Kirchen der Glockenstreicb geschehen, als allein zu
St. Stephan und zu St. Michael, damit das Volk dadurch nicht verirrt
werde, noch andern Enden zulaufe, sondern straks dem Feuer, wie
obensteht, zuzueilen wisse.
Zum siebenten: wenn bei den Schotten angeschlagen würde, so
soll jedermann wissen und verstehen, dass das Feuer irgend im tiefen
Graben oder am Salzgries angebe, dann der Tbürmer auf St. Stephans-
thurm an denselben Orten nicht leicht ersehen kann.
Zum 21. Ob mehr als ein Feuer anginge, so soll die Anzahl der-
selben auf gemeldeten St. Stephanstburm mit Zahl der rotben Fahnen,
oder wenn es bei Nacht, mit Anzahl der Laternen bedeutet und angezeigt
werden, damit sich männiglicb darnach zu richten habe.
Fublicirt und eröffnet durch den Bürgermeister, Richter und Ratb
der Stadt Wien den 28. Tag des Monats April im Jahre 1534."
Hieraus ist zu ersehen, dass zu jener Zeit das gesammte Meldewesen
nur in der Hand der Thurm Wächter ruhte und dass diese es waren, welche
bei Feuersgefahr durch das Läuten der Sturmglocken die Stadt alarmirten.
Die erste Feuerlöscbordnung stand bis zum Jahre 1688 in Wirksam-
keit, wurde sodann neu ausgearbeitet unter Kaiser Leopold I. und als die
Leopoldinische Feuerlöscbordnung bezeichnet.
Im Jahre 1759 erschien die Theresia nisc he Feuerlöscbordnung. Diese
bestimmte, dass bei Feuersgefabr in den damaligen Vororten die Grund-
Wächter mittelst Trommelschlages die Feueransage zu geben haben. Die-
selbe war jedoch keine Meldung in unserem Sinne, sondern nur eine Alar-
mirung der Mannschaften.
Endlich wurde 181 7 das sehnlichst erwartet^ „Feuerlöscb-Patent"
herausgegeben, das schon eine bessere Organisation in's Auge fasste.
Bei erfolgter Meldung, entweder durch den Tbürmer oder mündlich
an das Unterkammeramt, wurde dieses verpflichtet, Alarm bis zur Haupt-
wache schlagen zu lassen. Von der Hauptwache musste die Meldung in die
k. k. Burg abgeben und gleichzeitig Alarm d«tfaii die Strassen der Stadt
mittelst Trommelschlages besoi;gtr«iwrden.
Schon damals suchte man **'*" Meldung« Tbürmers, der bei
beobachtetem Feuer erst einen zur Haui ^t^nden musste, zu
192
beschleunigen, indem ein Sprachrohr vom ThQrmer zum Messner herab-
gefuhrt wurde, um sofort nähere mündliche Angaben über Lage und Aus-
dehnung des Brandes geben zu können. Späterhin wurde dieses durch ein
Bleirohr ersetzt, in welchem schriftliche Meldungen in Metallbüchsen ver-
packt herabbefördert wurden.
Nichtsdestoweniger waren diese Meldungen sehr unverlässlich. Das
Bedürfniss, zur genauen Bestimmung des Brandortes einen Apparat auf-
zustellen, machte sich immer mehr fühlbar, und es versuchten Mehrere, einen
solchen zu construiren, doch ohne praktischen Erfolg. Erst dem Director
der kaiserlichen Sternwarte, Carl Ludwig Edlen von Littrow, war es
vorbehalten, nachdem er von Kaiser Franz 1, den Auftrag hiezu erhielt^ ein
Instrument zu bauen, das er Toposkop (Ortsschauer) nannte und das allen
gestellten Anforderungen in überaus praktischer Weise Rechnung trug.
Fig. I.
Dieses l'oposkop besteht zunächst aus einem, um eine horizontale
Achse T und eine verticale Säule LM drehbaren Fernrohre AB (Fig. l),
welches mit einem Fadenkreuze versehen ist. Mit der verticalen Achse in
starrer Verbindung ist ein auf einem horizontalen Halbkreis JS H spielender
Zeiger F 8 und mit der horizontalen Achse durch die Zahnradübersetzung^P
in Verbindung ein auf dem verticalen Halbkreis CD spielender Zeiger 2> 0.
Wird nun das Fernrohr in der verticalen Ebene, also um die horizontale
Achse T gedreht, so muss auch der Zeiger D O der Bewegung Folge
leisten und wird sich auf einem der Fernrohrstellung entsprechenden Punkte
des Verticalhalbkreises C D einstellen. Ebenso wird bei Bewegung des Fem-
rohres in horizontaler Ebene, also um die verticale Achse Xif der Zeiger FS
seinen Platz verändern und auch einen der Fernrohrstellung entsprechenden
Punkt bezeichnen. Man kann also jede Stellung des Fernrohres durch zwei
Punkte des Theilkreises genau bestimmen, und umgekehrt gibt jede Richtung
des Fernrohres zwei Punkte an. Dass bei ein und derselben Stellung die
zwei durch die Zeiger gegebenen Punkte stets dieselben sind, ist aus Vorher-
193
gesagtem leicht ersichtlich. Es wurden duo för besondere Punkte und
Gegenden im Umkreise des Stephansthurmes empirisch ermittelte Zahlen-
systeme aufgestellt und diese tabellarisch geordnet, so zwar, dass der Thörmer
bei, auf ein brennendes Object eingestelltem Fernrohre die Ablesungen der
beiden Zeiger auf der Tabelle nachsuchte und nebenan sogleich die Orts-
bezeichnung fand. Dieses för das Instrument benöthigte, sogenannte Register
wurde von dem Sohne des Directors Littrow gemeinsam mit dem Assi-
stenten der Sternwarte Dr. J. G. Böhm ausgeführt und in den Jahren 1865 bis
1867 von den Ingenieuren des Stadtbauamtes revidirt.
War der Ort mit Hilfe dieses Instrumentes ermittelt, so mussten die
einzelnen Meldungen an die Behörden abgehen, u. zw. an das Unterkammeramt
und an die Hauptwache Am Hof. Diese letztere hatte die Verpflichtung, in
der Stadt Alarm schlagen zu lassen und Ordonanzen an die Militärbehörden
zu entsenden, sowie auch durch ihren Officier mündliche Meldung an den
Hofkriegsraths-Präsidenten zu erstatten.
Da das Militär allmälig mehr und mehr zu Peuerlöschzwecken heran-
gezogen wurde und unausgesetzt neue Verordnungen herausgegeben wurden,
stieg im Laufe der Jahre die Zahl dieser Meldungen so enorm, dass im Jahre
1838 bei jedem noch so geringfügigen Brande 13 Meldungen zu ergehen
hatten.
(Fortsetzung folgt.)
Elektrisches Färbeverfahren.
Mit Besag auf den unter dieser Be-
2eichnung auf S. 129 d. Jahrg. etschienenen
Artikel unserer Zeitschrift erhalten wir von
Prof. Dr. Friedrich Goppelsroeder ans
Mühlhausen i. Elsass die Mittheilung, dass
er seine Priorität in dieser Erfindung ge-
wahrt sehen will.
Wir können constatiren, dass Professor
Gop pelsroeder uns jeweilen »eine
Publikationen, betreffend seine Studien über
die Anwendung der Elektrolyse tur Dar-
stellung, zur Veränderung und zur Zerstörung
der Farbstoffe, ohne oder in Gegenwart von
vegetabilischen oder animalischen Fasern,
seine Arbeiten ttber die Darstellung der
Farbstoffe, sowie Über deren gleichzeitige
Bildung und Fixation auf den Fasern mit
Hilfe der Elektrolyse, zu dediciren die Freund-
lichkeit hatte. Er hat auch seinerzeit einer
Anzahl von Mitgliedern des Elektrotechnischen
Vereines in Wien dieselben Arbeiten zu-
gesandt und dedicirt. Dieselben befinden
sich auch in der Vereinsbibliothek. In Folge
der eingangs erwähnten Mittheilung macht
Prof. Dr. Goppelsroeder auf seine
Publikationen von 1885, 1889 und 1891
(seine elektrochemischen Publikationen datiren
seit 1873) aufmerksam.
Er sendet dem Vereine Duplicate seiner
Schriften für die Bibliothek, wofür demselben
der Dank votirt werden wird.
Prof. Dr. Goppelsroeder führt ans,
dass, so sehr es ihn freue, wenn für das
von ihm angeregte Gebiet sich allseits immer
mehr und mehr Interesse zeigt, er doch
nicht seine Priorität preisgeben könne. Er
erinnert daran, dass seinerzeit Herr k. k. Bau-
rath J. Kar eis ein, seine praktischen Resul-
tate enthaltendes Album dem Vereine vor-
gelegt, und dass auf Wunsch dasselbe auch
dem Wissenschaftlichen Club in Wien
vorgelegen hatte. Abgesehen davon haben
seine Resultate an verschiedenartigen Aus-
stellungen figurirt.
Wir geben diesem Wunsche des Herrn
Professors mit dem Bemerken Raum, dass
an seinem Verdienste in diesem wichtigen
und hoflfentlich zukunftsreichen Zweige der
Elektrotechnik kein Kenner seiner Arbeiten
zweifeln wird.
Dennoch eine elektrische Stadtbahn in Wien?
Eine schwere Geburt ! Darum aber hoffent-
lich nicht eine Missgeburt! Gut Ding will
Weile haben; aber nach dieser Weile muss
dis Werdende schon sehr gut werden. Wir
haben schon vor längerer Zeit Über das, was
Dtchfolgt, einzelne Mittheilungen erhalten,
die wir jedoch für die Veröffentlichung nicht
geeignet hielten; jetzt aber heisst es, dass
die Oeiterreichische Länderbank, die sich
bekanntlich mit d«r Wiener ^ta ^ehr
eingehend beschäftigt und bereits dem Ab-
schlüsse nahe Verhandlungen wegen Finan-
zirung derselben mit der Regierung 'geführt
hatte, nun ein umfassendes Project für die
Ausgestaltung der Wiener Verkehrsanlagen
ausgearbeitet und sich wegen Durchführung
desselben mit der Wiener Tramway-Gesell-
schaft in Verbindung gesetzt hat. Wie wir
nun erfahren, haben die diesbezüglichen Ver-
handlungen in der letzten Zeit eine princi-
15
194
pielle Uebereinstimmung in der Hauptiache
ergeben und steht auch die Regierang der
Angelegenheit wohlwollend gegenüber.
Es soll eine neue grosse Verkehrs-
Gesellschaft fär Wien in's Leben gerufen
werden mit einem Capital von ao — 30 Mil-
lionen Gulden. Diese Gesellschaft soll eine
einheitliche Gestaltung des gesammten Local-
verkehrs, der neben den Stadtbahnlinien be-
stehen und sich noch weiter entwickeln muss,
ermöglichen, indem sie einerseits die innere
Ringlinie von der Elisabeth- bis zur Au-
gartenbrücke, ferner eine die innere Stadt
durchquerende Linie, von der Elisabeth-
brücke unter dem Stefansplats zur Station
Ferdinandsbrücke, herstellt und andererseits
das gesammte Netz der Wiener Tramway-
Gesellschaft erwirbt. Der Betrieb soll so
organisirt werden, dass ein Correspondenz-
dienst auf sämmtlichen Linien der neuen
Unternehmung und damit zugleich ein Ein-
heitspreis eingeführt werden soll, der jede
Belästigung des Publikums ausschliesst. Die
Ring-, sowie die Radiallinie durch die innere
Stadt sollen als Untergrandbahnen mit elek-
trischem Betriebe hergestellt werden, und
zwar sollen bei der Ringlinie unr wenige
Stufen zu den Geleisen herabführen, da die
obere Decke der Tunnels mittels eiseraer
Traversen und einer Betonschichte möglichst
nahe unter dem Strassenpflaster liegen wird.
Die durch die innere Stadt führende Radial-
linie wird natürlich tiefer geführt werden
müssen, um den in den Strassen liegenden
Canälen und Leitungen auszuweichen.
Die im ursprünglichen Programm der
Regierung vorgesehene innere Ringlinie be-
ginnt bei der Station „Elisabethbrücke* nad
übersetzt den regulirten Wienfloss mittelst
einer Brücke, um theils als gedeckte Unter-
grundbahn, theils dort, wo es die Vorgärten
und öffentlichen Anlagen gestatten, als offene
Einschnittbahn zwischen Stützmauern den
Getreidemarkt, die Museum-, Anersperg- und
Landesgerichtsstrasse zu durchziehen nnd in
die Universitätsstrasse einzuschwenken. Sie
erhält unmittelbar nach Unterfahrang der
Babenbergerstrasse in den Gartenanlagen
beim Hofstallgebäude die Station „Museum*',
in den Anlagen nächst dem Volkstheater die
Station „ Volkstheater **, dann die Station
„Rathhaus* und unter den Gartenanlagen
vor der Votivkirche die Station „Schotten-
ring^. Von der Station Schottenring sieht
sich die Trace unter der Ringstrasse hin nnd
mündet am Franz Josefs-Quai.
Vorläufig hat man sich, wie gesagt, erst
im Principe verständigt. Es steht noch nicht
fest, ob die bestehenden Linien der Tram-
way- Gesellschaft sämmtlich für den elek-
trischen Betrieb umgestaltet oder ob
dieser nur auf einzelnen Radiallinien ein-
geführt, auf den Ringlinien aber der Pferde-
betrieb beibehalten werden soll.
Bericht über die Arbeiten der Prüfungs-Commission der Inter-
nationalen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891.
Im Laufe der nächsten Tage wird end-
lich der von allen Seiten mit Spannung er-
wartete Bericht Über die Arbeiten der
Prüfungscommission der Frankfurter elektro-
technischen Ausstellung erscheinen. Wir be-
grüssen damit nicht nur ein Werk von tech-
nisch hervorragender Bedeutung, sondern
auch ein bemerkenswerthes Zeichen gemein-
samer internationaler wissenschaftlicher Arbeit.
Das Werk, ein Ergebniss exacter Forschung,
langwieriger und eingehender Berechnungen,
umfasst den derzeitigen Stand der gesammten
Elektrotechnik und der Hilfsgebiete des Ma-
schinenbaues. Die in dem Prüfungsberichte
niedergelegten, von den hervorragendsten
Vertretern der internationalen elektrotech-
nischen Wissenschaft an den Ausstellungs-
objecten gewonnenen Messungsergebnisse ge-
statten einerseits den Vergleich der Leistungs-
fähigkeit der verschiedenen Constructionen,
sie werden aber auch andererseits auf Jahre
hinaus die Grundlage bilden fär die von den
Fabrikanten einzuschlagende Richtung, indem
sie zeigen, was von den hervorragendsten
Constructeuren auf verschiedenen Wegen er-
reicht worden ist.
Der Bericht umfasst über 60 Druck-
bogen mit 155 Text- Illustrationen (die cum
Theil die gewonnenen Ergebnisse in Cnrven
darstellen), sowie eine graphische Tafel in
Farbendruck, und behandelt in einer Reihe
von Unterabtheilungen : Djmamomaschinen
und Elektromotoren, Transformatoren, Accn-
mulatoren, Instrumente, Leitungsmaterialien,
das Gebiet der Beleuchtungstechnik, Kessel
und Betriebsmaschinen, Elektromedicin, Te-
lephonie. Elektrische Eisenbahnen und Schi6Fe
und schliesslich die Lauffeuer Arbeitsüber-
tragung,
Preifiverhältniss des Gaslichtes und des elektrischen Lichtes.
Noch vor wenigen Jahren verhielt sich
der Preis des elektrischen zu jenem des
Gaslichtes wie 5:2; nach den letzten Be-
richten ist das Verhältniss
in Berlin 1*25 : i
„ Barmen 1*27 : i
„ Breslau 1*32: i
in Elberfeld 1*39 : i
„ Hannover 1*46 : i
, Düsseldorf 176 : i
„ Köln 1-88: i
Der Preis des elektrischen Lichtea
noch lange nicht an seiner
angelangt. Die Erzeugungskostt"
rischen Lichtea M J
it untersten <«Mi^^J
gskostt" BH
^ 1
196
Stellen sich fortdaaernd niedriger und die
ökonomische AasDÜtsang der Kraftanlagen
gehen Hand in Hand mit einer Verbtlligang
des Lichtes. In Berlin versorgt die Allge-
meine Eldctridtäts-Gesellschaft hente schon
383 Elektromotoren von sosammen 937 EF
mit Strom ; ausserdem hat diese Gesellschaft
14 Strassenbahnen mit 150 Ann Länge und
228 Motorwagen im Betriebe nnd andere
Gesellschaften, die von Schuckert & Comp.,
sowie die nUnlon** und die Hänser Siemens
& Halske können auf ähnliche Erfolge hin-
weisen. Dass die Elektricitfit in neu ent-
stehenden Gemeinwesen, wie sie in Amerika
auftauchen, dem Gase den Rang abläuft,
wird Niemand in Abrede stellen. Diese Be-
leuehtungsweise mnss daher — nach Allem —
mehr Annehmlichkeit^ mehr sanitäre, sicher-
heitliche nnd sonstige Vortheile bieten, als die
Gssbelenchtnng.
Wir würden diese, bis zum Range von
Gemeinplätien herabgesunkenen, längst be-
kannten Versicherungen hier nicht wieder*
holen, wenn nicht die mehr oder minder
verehrlichen Gemeindevertreter einer ge-
wissen Conlenr in Wien die Frage der Er-
richtung eigener Gaswerke auf Stadtkosten
som bekannten rothen Lappen heraussu-
bilden sich bestreben möchten. Da wir doch
dem Gemeinwesen, dem wir angehören,
gerne nützen wollen, so glauben wir in der
Darstellung, die wir eben gegeben, einen
Beitrag zur Benrtheilnng geboten zu haben,
der auch von gegnerischer Seite auf Be-
achtung Anspruch erheben darf.
In Chicago z. B. war im Jahre 1884
keine Centralstation und keine elektrische
Beleuchtung vorhanden. Gegenwärtig, d. h.
eigentlich schon vor einem halben Jahre
waren daselbst 2,233.000 DolL in Licht-
centralen investirt, welche 320.000 Doli,
jährlich Nutzen abwarfen, allerdings Brutto-
ertrag. Es sind daselbst die Kleinigkeit von
136.000 (16 kerzige) Glühlampen inttalÜrt
gewesen, 4376 Bogenlampen strahlten in den
Strassen und 3612 EP wurden von den
Centralen aus in Form elektrischer Motoren
in Thätigkeit gesetzt. Der Preis des Stromes
beträgt 7 1/2 englische Pfennige pro Kilowatt,
hiebei sind die Emeuerungskosten der Lampen
mitberechnet. Die Erstellnngskosten des Kilo-
watt betragen 3Vs englische Pfennige; es ist
das schon wenig, allein mit Wachsthum der
Verwendnngssphäre des elektrischen Stromes
sinkt der Lichtpreis und — wie weit er
sinken wird — ist heute schwer anzugeben.
Gegenwärtig sind drei Centralstationen in
Chicago nnd eine vierte ist im Baue be-
griffen. Dieselbe wird eine Leistungsfähigkeit
von 20.000 EP aufzuweisen haben.
Wen diese Thatsachen nicht belehren,
der will eben nicht belehrt sein, allein es
ist so: das Alte fällt auch auf diesem Ge-
biete nnd neues Leben blüht aus den Ruinen.
EUektriscbe Centralanlage in Czernowitz.
Im vorjährigen Hefte XXI, Seite 515,
haben wir bereits über das Project einer
elektrischen Strassenbahn und einer Anlage
für elektrische Beleuchtung in der Hanptstadt
der Bukowina berichtet Nach Mittheilungen,
die uns nun zugehen, beabsichtigt die Stadt
Czernowitz eine grosse Centralanlage durch-
zuführen, welche sowohl den Strom für die
Beleuchtung der Stadt als auch für eine
herzustellende Trambahn von ca. 6 km
Länge liefern soll. Die letztere soll vom
Bahnhofe Czernowitz zum Bahnhofe Volks-
garten führen. Gleichzeitig wird von dieser
Centralanlage der elektrische Strom geliefert
werden für die Inbetriebsetzung des Pump-
werkes der in Ausführung begriffenen Wasser-
leitung und Canalisimng der Stadt Czerno-
witz zum Pmthflttsse, woselbst eine neue
Badeanstalt errichtet werden soll. Die Ein-
leitung der bezüglichen Concessiousverhand-
longen mit dem Handelsministerium steht
unmittelbar bevor. Während bezüglich der
Csnalisirung und Wasserleitung bereits
bindende Abmachungen getroffen wurden,
sind bezüglich der oben angegebenen, in
Verbindung mit der elektrischen Central-
anlage auszuführenden Arbeiten drei Offerte
eingelaufen, und zwar von <^ea Firmen
Siemens & Halske, K • etzky.
Mayer & Comp, und von der Union-
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
Während aber die beiden erstgenannten
Firmen schon die detaillirten Projecte und
die Kostenvoranschläge überreicht haben, be-
schränkte sich die „Union*' auf die Ein-
bringung eines Programmes, nach dessen
Genehmigung durch die Stadtgemeinde
Czernowitz erst die Aufstellung des Kosten -
Voranschlages erfolgen soll. Die Gesammt-
kosten der elektrischen Centralanlage dürften
sich auf 600.000 fl. belaufen. Die Stadt-
gemeinde, welche erst kürzlich mit der
N ie d er ö s ter r. Escompte* Gesell-
schaft ein Anlehen im Betrage von ein-
einhalb Millionen Gulden abgeschlossen hat,
welches zu den angegebenen Zwecken ver-
wendet werden soll, beabsichtigt, sich mit
einem Drittel, das ist mit 200.000 f1., an der
Gründung einer Actiengesellschaft für die
elektrische Anlage zu betheiligen. Die Stadt-
gemeinde Czernowitz hat sich übrigens, wie
wir vernehmen, an den Präsidenten der
Lemberg - Czemowitzer Eisenbahn - Gesell-
schaft, Herrn E. A. Ziffer, mit der Bitte
gewendet, er möge die Gemeinde bei der
Durchführung dieses Projectes mit seinem
technischen Rathe unterstützen, was Herr
Ziffer anch zusagte.
15*
196
filektrische Anlagen in Ungarn.
Fanfkjrchen bat im Juni 1893
Gftns& Comp, gegen 5000 fl. Cantion
die Concessiou zum Bau aod Betriebe einer
Centrale, die nach 70 Jahren nnentgeltlich
an die Stadt fallen soll, ertheilt Die Kosten
der öffentlichen Beleuchtung betragen 3*2 kr.
pro Hekto Wattstunde, welcher Preis im Laufe
der Jahre auf 2*4 kr. sinken soll, wobei
jedoch die Beleuchtungskörper nicht inbe-
grifien sind. FUr private Beleuchtung stellen
sich die Kosten pro Hektowattstunde, bei
einem Minimalconsnm von 400 Jahresbrenn-
stunden pro Lampe mit 15^/0 Rabatt, auf
5*5 kr. nnd fttr motorische Zwecke auf
4 kr., so dass die Pferdekraft bei 2000
Stunden jährlichen Gebrauches mit 15^/0
Rabatt 680 fl. kosten würde.
Unter ähnlichen Bedingungen hat die
Stadt E r 1 a n mit Ganz & Comp, einen
Vertrag abgeschlossen. Die Stadt leistet
keine Garantie und flberlässt der Unter-
nehmerin mit 50J ähriger Concession kosten-
los den Baugrund für die Centrale. Nach
70 Jahren geht die ganze Anlage nnentgelt-
lich an die Stadt über. Die öffentliche Be-
leuchtung erfolgt mit 100 Stttck lökerzigen
und 150 Stttck I2kerzigen Glühlampen mit
einem Preis von 2*8 kr. pro Hektowattstunde
bei 1500 Jahresbiennstunden einer Lampe.
Die Kosten der Privatbeleuchtnng bextffern
sich auf 6 kr. pro Hektowattstnnde and
I fl. Grundtaxe jährlich pro loo Watt bei
120/0 Rabatt.
Ueber die Beleuchtungsanlage der Stadt
Te mesvdr berichteten wir seinerzeit im
Heft XII 1892, Seite 571. Dieses von der
Brnsh Electrical-Company er-
richtete Werke wurde im Jahre 1892 von
der Stadt angekauft.
Die Städte Hermannstadt und
H e 1 1 a u haben statistische Daten gesam-
melt, nm mit Hilfe derselben eine Belench-
tungsanlage in's Leben zu rufen. Die 50jäh-
rige Concession soll einem localen Actien-
UDternehmen gegen eine Caution von
10.000 fl. übertragen werden. Die Centrale
muss einen Strombedarf für 455 i6kerzige,
ganznächtige Glühlampen zur öffentlichen
Beleuchtung liefern. Die Kosten derselben
bdlaufen sich anf i'i bis 1*5 kr., je nach-
dem die Stromliefemng hydraulisch oder
mittelst Dampf geschieht. Für Privatbeleuch-
tung stellt sich der Preis auf 3*6 bis 4 kr.,
für motorische Zwecke 0*9 bis 1*5 kr. pro
Hckto Wattstunde.
Wettbewerb.
Die ,,Elektr otechnisch e Gesell-
schaft zu Leipzig", in Verbindung mit
dem Verleger der „Elektricitäf*, Hans Paul
in Leipzig, schreiben einen Wettbewerb für die
beste Bearbeitung folgender Themata aus:
1. Kritik der bestehenden Isolations-
und LeitUDgs-Systeme für elektrische Be-
leuchtungs - Einrichtungen in Einzelanlagen
oder Hausinstallationen im Anschluss an
Centralen mit besonderer Berücksichtigung
von gas- und wasserhaltigen oder danernd
feuchten Räumen.
2. Herstellung einer für die Schwach-
stromtechnik brauchbaren Erdleitung in
wasserarmem Boden unter Berücksichtigung
der Kosten
und haben dafür je zwei Preise zu 200 Mk.
und 100 Mk. ausgesetzt.
Die Bedingungen zur Theilnahme an dem
Wettbewerb sind folgende : Die eingesandten
Arbeiten dürfen noch nirgends veröffentlicht
sein. — Die Einsendung hat bis spätestens
20. Mai 1894 anonym an die Verlagsbuch-
handlung von Hans Paul in Leipzig zu er-
folgen. — Dem Manuscript ist ein ver-
schlossenes Couvert beizulegen, das aussen
das Kennwort trägt und den Namen, die
vollständige Adresse, sowie die Abonnements-
Quittung über ein Jahres -Abonnement der
„Elektricität'' des Verfassers enthält. Die
Arbeiten sind in deutscher Sprache eiozn-
senden. Der Verlagsbuchhandlnog bleibt es
vorbehalten, ausser den prämiirten Arbeiten
noch weitere eingesandte Manuscripte znr
Veröffentlichung in der „Elektricität** zn er-
werben. Durch die Preisertheilung werden
die prämiirten Arbeiten ausschliessliches
Eigenthum der Verlagsbuchhandlung von
Hans Paul in Leipzig.
Die Ergebnisse der Concurrenz werden
öffentlich bekannt gemacht. — Die preis-
gekrönten Arbeiten sollen in der „Elektricität*
veröffentlicht werden.
Das Preisrichteramt üben aus die Herren :
Ingenieur Max Lindner, Mitinhaber der
Firma Oskar Schöppe in Leipzig. (Ver-
treter von Siemens & Halske, Berlin.) In-
genieur A. DrÜhl in Leipzig. (Vertreter
der Allgemeinen ElektricitäU-Gesellschaft in
Berlin.) Professor Dr. Eduard Z et z sc he,
Dresden. Kaiserl. Telegraphen - Director
Kirchner, Leipzig. Ingenieur Dr. Maxim.
Luxenberg, Chef-Redacteur der „Elek-
tricität", Leipzig,
LITERATUR.
k
Der elektrische Strom^als Licht-«
und Kraftquelle. Von Baumeister Hart-
wig, Stadtverordneter zu Dresden. Separat-
abdruck des 1. Buches vom Bericht des
Verwaltnngsausschnsses der*Stadtverordneten
zu Dresden.
Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt
auch Verstand, dürfte Herr Baumelst
197
Hartwig gedacht haben, als er das Referat
ober die RathsTorlage betreffend den Bau
eines Elcktricitätswerkes in Desden über*
Dabm, er konnte nmso wohlgemnther dieser
Aofgabe sich widmen, als sein Urtheil, wie
er in der Einleitung so treffend bemerkt,
durch Sachkenntniss nicht getrübt wnrde.
Wenn bisher die wohl irrige Anffassang
bestand, dass es Aufgabe des Bericht-
eritatters in solchem Falle sei, das Ver-
ttäodniss der vorliegenden Vorarbeiten den
Stadtverordneten durch einen Bericht in mög-
lichst gedrängter, präciser Form tu ermög-
lichen, so theilt der „Sachverständige**
Hartwig offenbar diese Ansicht nicht, denn
sein Referat ist zu drei stattlichen Bänden
aogewachsen, deren erster mit 480 Seiten
gr. Format jettt dem erstaunten Publicum
darch den Buchhandel um nur Mk. 6 zu«
ginglich gemacht wird.
Offenbar ist dem Verfasser schliesslich
selbst vor dem Umfang seiner Arbeit bange
geworden und hat er deshalb sein Werk so
eingetbeilt, wie in Reisehandbüchern über
die Zeit der Reisenden bei Besichtigungen
verf> wird.
Haben Sie sehr wenig Zeit, so meint
der „Sachverständige", so lesen Sie nur das
ausführliche Inhaltsverzeichniss, selbes ist in
der Form eines Frage- und Antwortspieles
abgefasst und gibt auf acht eng bedruckten
Seiten das Alpha und Omega der ganzen
Elektricitätswerks- Frage.
Wer aber ein paar Stunden Zeit Übrig
hat, der lese wenigstens das Schlusswort,
bei mehr Zeit ist auch auf eine entspre-
chende Auswahl nnter den einzelnen Capiteln
hingewiesen, wobei, um das Verständniss zu
fördern, die Hauptpunkte bei jedem Capitel
wiederholt sind.
Im ersten Theile des Werkes findet
sich ein Lehrbuch der Elektrotechnik, in
150 Seiten ist von der Reibungs-Elektricität
angefangen bis zum Drehstrom Alles für das
Verständniss dieses Faches Erforderliche
wieder gegeben.
Wohl ist schon viel Herrliches auf dem
Gebiete der elektrotechnischen Schrift-
stellerei geleistet, aber die Palme gebührt
unbedingt dem „Sachverständigen" Hartwig
aod können wir es nicht unterlassen, dies
durch einige Beispiele zu belegen.
Auf Seite 33 ist erklärt, wie sich der
Strom im Lichtbogen in Wärme umsetzt
and heisst es dann wörtlich S. 34 weiter:
„Sobald nun der Strom durch die Kohle
hindurch ist, d. b. sobald er in den fort-
gehenden, kurz fernen Leiter eingetreten ist,
wird ans der Wärme wieder Elektridtät und
diese ffiesst als Strom wie vorher weiter
und macht ihren unentbehrlichen Rnndlauf.
Mit dieser Leistung des Stromes, mit
der einstweiligen Verwandlung in Wärme,
ist aber auch der theil weise Verlust seiner
Spannung verbunden. Mit der Rückverwati l
long in Elektricitüt kehrt wh^^- r h
Spaaaung ^urUck U' 1 1
Strom welter wre vorhr.
ist sich ebenfaiJa ^^if - f-^
.^ :
Dann weiter auf S. 36 :
„Niemand aber wird die Behauptung
wagen, dass es dabei wirklich und absolut
genau so zuginge, wie hier geschildert
worden ist, dass beim Beleuchten sich ein
Theil des Stromes in Wärme
umwandele und gleich hinter der Lampe
wieder in reine Elektricität zu-
rück b i 1 d e, beim Elektromotoren-Betrieb
ein Aehnlichcs bezüglich der Umwandlung
in anziehende und abstossende Kräfte statt-
finde und bei der Elektrolyse die Ausschei-
dung und nachherige Rückbildung zer-
setzender Kräfte einträte.
Denn wie die Dinge in Wahrheit zu-
gehen, weiss ja Niemand, ob im Strom
Wärme und mechanische und
zersetzende Kräfte friedlich
nebeneinander liegen und im
gegebenen Falle jedesmal nur
die betreffende dieser Kräfte
an die Arbeit geht, die anderen
aber ruhen, oder ob der Strom
kein Nebeneinander, sondern ein
untheilbares Ganzes ist, welches
eine Virtuosität besitzt, wie die
geschickteroenschlicheHand, die
nach Bedarf und Belieben einmal
Ciavier spielt, dann einmal niiht
und dann wieder einmal zeichnet
und er daher ebenso einmal
Glnth, einmal mechanische und
einmal zersetzende Kraft aus-
üben kann nach Bedarf und Belieben,
wer will das wissen und ergründen.
Ganz besonders klar drückt sich der
„Sachverständige** über die Verluste in den
Leitungen aus, es heisst diesbezüglich auf
s. 37:
„Da beim Laufe des Stromes der längere
Weg mehr Widerstand verursacht, als der
kürzere, so muss auch am entfernteren
Punkte die Wärmeabgabe an die
Leitung- grösser als beim nahe-
gelegenen sein. Hiernach müsste eigent-
lich, da der Endpunkt, die Rückpforte der
Maschine doch durch den längsten Weg vom
Ausgangspunkt getrennt ist, an diesem
Punkt die grösste Wärme vorhanden
sein und neben ihr nur noch ein
kleiner Theil von eigentlichem
Strom sich finden. Dies ist jedoch nicht
der Fall.
Als derjenige Punkt der Leitung,
welcher die stärkste Wärme abgebe, oder
was dasselbe besagt, bei Messungen mit dem
Voltmesser die geringste Spannung aufweist,
ergeben sich die Punkte der Leitung,
welche der Dynamomaschine am entfern-
testen liegen, das ist die Ilolbirungsstelle
der ganzen Leitungslänge. Von da an
nimmt, was allerdings unerklär-
lich erscheint, auf dem Rück-
wrjre die WärmeentwickloDg,
I l WAS damit gtcichbedeutead
'■• * SpaüoungsivermiD derun g
' b^ u n cl z \4 r^ ' ' >, dass beim
iikie der - liie gleiche
Jl wie am qspunkte»**
198
Diese kleinen Stylblttthen genügeii wohl,
um die ansserordeotliche Eignang des „Sach-
verständigen* für die nächst freiwerdende
Docentenstelle zu bekunden, vielleicht ent-
schliesst sich derselbe auch znr Heransgabe
einer billigen Volksansgabe für den Schal-
unterricht in Dresden, er würde damit ja
einem dringenden Bedürfnisse abhelfen.
In dem nächsten Capitel des Werkes
wird dem Grossbetriebe in einer Centrale
vorgeworfen, dass selber dem Wettbewerb
der Einzelanlagen und Blockstationen nicht
Stand halten kann ; an der Hand eines gün-
stigen Beispieles aus der Praxis und einer
Unzahl theoretischer Erwägungen soll be-
wiesen werden, dass bei Einzelanlagen die
Stromerzeugungskosten sich nur halb so hoch
stellen, wie beim Betriebe der Centralen.
Man sollte nun denken, dass diese Be-
hauptung durch Publikation einer grossen
Anzahl neuerer Betriebsansweise von Cen-
tralen unterstützt würde, dem isc aber keines-
wegs so, derartigen Betriebsans weisen geht
der „Sachverständige" vollständig ans dem
Wege, die Berliner Elektricitätswerke kommen
für ihn Überhaupt nicht in Betracht, da es
sich dort nicht um „Centralen", sondern um
„Blockstationen" handelt; während sonst in
dem Buche vielfach auf Oesterreich Bezug
genommen ist, werden in dieser Frage die
grossen Wiener Centralen ganz ignorirt.
Bei den deutschen Elektricitätswerken
wird aber folgendes reizendes Exempel ge-
macht, um nachzuweisen, dass von einer an-
gemessenen Ausdehnung dieser Werke, und
damit wachsender Rentabilität keine Rede
sein könne, wird eine lange Zusammen-
stellung publicirt, worin nachgewiesen wird,
dass bei Erhöhung der Lampenzahl die
Brenndauer per inst all irte Lampe ab-
nimmt. Es zeigt dies, meint der „Sach-
verständige*^, dass bei Ausdehnung des
Werkes nicht mehr gute Kunden, sondern
nur solche zuwachsen, welche einen geringen
CoDsum haben. Dass die Rentabilität eines
Elektricitätswerkes nicht von der Brenndauer
per installirte Lampe, sondern von dem Ver-
hältnisse der gesammten Jahresabgabe zur
gross ten stündlichen Stromabgabe abhängig
ist, davon hat natürlich der „Sachverstän-
dige*^ keine Ahnung.
In einem Anhang wird dann das hohe
Lied des Gasglühlichtes gesangen, snr wei-
teren Unterstützung der Ansidit, dass die
Stadtverwaltungen Elektricitätswerke nicht
mehr bauen dürfen.
Ist es nun aber nothwendig, sich mit
einem derartigen «Sachverständigen*' -Elaborat
überhaupt zu befassen? Leider ja. Würden
sich Männer wie Weinhold, Rittershaas, Le-
wicki, Hene, welche sich der mühevollen Arbeit
unterzogen haben, die Prüfung der für Dresden
eingelaufenen Projecte zu übernehmen, es
sich gefallen lassen, dass der „Sachverstän-
dige** Hartwig ihre Arbeit überprüft, der-
selbe Sachverständige, der auf S. 329 den
Fachleuten Folgendes vorwirft:
„In dritter Linie sind es (Veranlassnng
zum Bau städtischer Elektricitätswerke) die
Loblieder, die der Centrale, unter Ver-
schweigung ihrer wesentlichen Mängel, von
Fachleuten gesungen wurden.
Es trifft die Fachleute, die als Apostel
der Elektricität, die Verkündigung der neuen
Heilslehre sich nicht nur ans ethischen, son-
dern auch aus sehr realen Gründen ange-
legen sein Hessen, in der That der Vor-
wurf, dass sie die Eriichtnng von Centralen
immer als einen praktisch und finanziell aus-
sichtsreichen Fortschritt darzustellen beliebten.
Ob vielleicht gegen besseres Wissen —
wer weiss es, vermuthet soll es nicht
werden,**
Müssen es sich weiter die elektrotech-
nischen Firmen gefallen lassen, dass als An-
kennung für die in ihren Projecten nieder-
gelegte geistige Arbeit, das Product jahre-
langer Erfahrung, ein Sachverständiger k la
Hartwig berufen wird, das endgiltige Referat
zu erstatten? Wenn Städte, wie Dresden,
Geld übrig haben, um Arbeiten eines
„Hartwig** in Druck legen zu lassen, so
sollte man denken, müsste diese, sich dem
Vorgehen in anderen Städten würdig an-
schliessende Behandlung, doch endlich die
Elektrotechniker veranlassen, der Stadtver-
tretung Projecte überhaupt nur mehr aus-
schliesslich gegen angemessene Bezahlung
zu liefern, dann mögen ja in Gottes Namen
Sachverständige ä In Hartwig ihre viele
freie Zeit womöglich mit zehnbändigen Refe-
raten ausfüllen. R.
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal- Nachricht.
Herr Director Gebhard, von der
Baumgartner Accnmulatoren-Fabrik, hat sich
vor einigen Tagen nach New* York begeben,
um die Ergebnisse des in der zweiten Avenue
der amerikanischen Metropole seit längerer
Zeit bestehenden Strassenbahn-Betriebes mit-
telst Accumulatoren an Ort und Stelle zu
Studiren. Die Budapester Stadtverwaltung
schickt in einiger Zeit einen Ingenieur nach
New- York, der ebenfalls von den gewonnenen
Resultaten an Ort und Stelle Kenntniss zu
nehmen berufen ist. Die Ungarn fangen an,
uns in allen öffentlichen Dingen den Vor-
rang abzulaufen. Herr Director Gebhard
wird hoffentlich über seine Wahrnehmungen
Bericht anher gelangen lassen.
Die Entinricklung der städtischen
Elektricitätswerke. Wir brachten an'
199
S. 96 d. Jahrg. unter obigem Titel eine,
der Berliner „E. Z.** entnommene Darstellung
dei beieichneten Gegenstandes. In einem
Briefe Tom 6. März 1. J. macht nns die
Direction derGas- und Elektricitäts-
werke der Stadt Köln auf eine Polemik
anlnerksam, welche sich in der Berliner
Zeitschrift durch mehrere Nummern hinzog.
Alle jene Terehrltchen Leser, welche sich
ffir diese Angelegenheit interessiren, finden
diese Artikel in den Heften Nr. 5 und 6,
bezw. auf S. 75, 76 und 88.
VIII. Internationaler Congress für
Hygiene und Demographie in Buda-
pest.*) Das Interesse, welches das Aus-
land dem Congress entgegenbringt, wird am
besten durch jene 362 hygienischen und
78 demographischen, insgesaknmt also 440
Vortrige documentirt, welche schon bisher,
also sechs Monate vor der Eröffnung des
CoDgresses, ausschliesslich durch ausländische
Gelehrte angemeldet wurden.
Das Interesse des Congresses wird er-
höht und der Erfolg wesentlich gefördert
werden durch den Umstand, dass die
deatschen Eisenbahnärzte und die Gesell-
Khaft fiir Leichenverbrennung ihre heurige
Zasammenkunft im Anschlüsse an den Con-
gress in Budapest abhalten werden.
Schon bisher haben zahlreiche hervor-
ragende Vereine, Stadtbehörden und Univer-
sitäten ihre Vertreter für den Congress be-
xeichnet.
Der Congress wird durch Se. Hoheit
den Erzherzog Carl Ludwig persön-
lich eröffnet werden. Der Begrttssungsabend
wird im Garten und Gebäude des Museums
abgehalten werden. An einem Congresstage
wird die Haupt- und Residenzstadt in sämmt-
lichen Sälen der hauptstädtischen Redoute
einen Empfangsabend in grossem Styl ver-
anstalten.
Der Plan der nach dem Congress zu ver-
anstaltenden Ausflüge ist erweitert worden,
iodem ausser der Reise nach Constantinopel
und Belgrad Ausflfige nach Schmecks, nach
Agram-Finme und nach Bosnien und der
Herzegowina in^s Programm aufgenommen
worden.
Erweiterung derStaats-Teleption-
anlage in Böhmen. Fflr das Jahr 1894
ist die Errichtung folgender Staats*Telephone
lad interurbaner Telephonlinien In Aussicht
genoomen, u. zw.: a) Netze in Beraun,
Brandeis a. d. E., Fransensbad, Friedland,
Komotan, Kralnp, Kreibitz, Lobositz, Marien-
btd,Melnik, Nixdorf, Raudnitz, Roztok,SchIan,
Trantenan und Weipert ; b) interurbane Li-
nien von Prag über Roztok, Kralup, Melnik,
Raodnitz, Leitmentz, Lobositz und Aussig
oach Tetschen, von Biüx nach Komotau und
▼00 Reichenberg nach Friedland.
Elektrische BeleuchLunsr
Gi6£ShübeJ-Pucb5teii3. In diesem 1
von
wird die elektrische Beleuchtung mit Glüh-
nnd Bogenlampen noch im Laufe d. J. ein-
geführt. Als Central Station zur Erzeugung
des elektrischen Stromes wird die EgermÜhle,
welche Eigenthum des Herrn v. Mattoni
ist, dienen, wo beiläufig 80 Pferdekräfte zu
dem Zwecke durch eine Turbinenanlage
nutzbar gemacht werden. Die Gesammtanlage
wurde dem elektrotechnischen Etablissement
Wal deck & Wagner in Prag Übertragen.
Elektrische Strassenbahn zwi-i
sehen Dombim - Sudenau - Au. Am
12. Februar 1. J. hat in Dornbirn
(Vorarlberg), einem der hervorragendsten
Industrieorte der Alpen gegenden, eine Ver-
sammlung stattgefunden, welche den Zweck
hatte, das Project der elektrischen Strassen-
bahn zwischen Dornbirn, Sudenau
und A u (Schweiz) zur Verwirklichung zu
bringen. Wie die „E. Z." hierüber berichtet,
wurde unter reger Antheilnahme der Inte-
ressentenkreise ein Actionscomit^ gewählt und
demselben die Vornahme der Vorarbeiten über-
tragen. Diese Strassenbahn soll schmalspurig
angelegt werden und fast durchwegs den
Strassen unterbau berühren. Die Tracenlänge
beträgt 1 1 km. Diese Bahnlinie ist dazu be-
rufen und bei den gegebenen Verhältnissen
auch vollkommen geeignet, den bisher be-
reits lebhaften Verkehr zwischen den vor-
bezeichneten österreichischen und den
schweizerischen Grenzorten wesentlich zu
steigern. Von den ca. 350.000 Kronen, welche
nach den vorliegenden Projecten zum Bahnbau
benöthigt werden, sind bereits mehr als
200.000 Kronen in Dornbirn allein gezeichnet
worden, und haben auch die Vertreter von
Sudenau, sowie jene ans der Schweiz ihre
kräftigste Betheiligung zugesichert. Es ist
demnach zu erwarten, dass die Arbeiten
unverzüglich in Angriff genommen werden,
so dass, wie es die Unternehmer beabsichtigen,
der Bahnbau im Frühjahre 1895 wirklich
vollendet sein kann. Die Deckung der Bau-
kosten wird durch eine Actienemission in
Titres ä 100 Kronen beschafft werden.
Ausstellung von Arbeitsmaschinen
mit elektrischem Betrieb in Budapest.
Vom 27. Mai bis 30. September d. J. findet
in Budapest eine Ausstellung von Arbeits -
maschinen mit elektrischern Betriebe statt.
Zweck der Ausstellung ist die Vorfdhrung
jener im Kleingewerbe verwendbaren Ma-
schinen, bei denen der elektrische Betrieb
möglich ist; ferner die Darstellung, inwiefern
die Elektricität fUr gewerbliche Zwecke auch
in anderer Hinsicht verwerthet werden kann.
Aus dem Programm und Reglement dieser
vom Ungar. Handelsmuseum in Budapest
veranstalteten Ausstellung entnehmen wir
noch, dass die zum Betriebe der Arbeits-
maschinen nöthige elektrische Kraft, resp.
die DDthigen Motoren von der Actiea« Gesell-
schaft Ganz & Comp. uneotgeUUch zur
'"■üfügung gestellt w ' '.
») ViTfL BuH F'
H. 1%H,
200
Elektrische Strassenbahn. Der Ge-
meioderath bat die Conceision für die elek-
trische Strassenbahn ertheilt. Die Zagfördemng
soll, wie die „Zeitung des Vereines deutscher
Eisenbahnen** berichtet, durch Accnmolatoren
erfolgen ; der Concessionsinhaber hat in-
dessen beantragt, die Zuleitung des elek-
trischen Stromes nach den Wagen durch
oberirdische Leitung bewirken zu dürfen. —
Wir bitten unsere Leser nicht zu glauben
dass dies in Wien stattfand, sondern es
handelt sich hier um die Einführung einer
elektrischen Strassenbahn von der Hauptstadt
von Chile, Santiago, nach San Bernardo.
Cultivirung der Installation und
des Betriebes elektrischer Stadt-
bahnen. Die Ungarische Elektri-
citäts-Actiengesellschaft hat
das Gau z'sche Fernleitungssystem starker
Ströme, welches in Verbindung mit dem
„asynchronen Motor^ sich besonders zum
Betriebe langer Eisenbahnstrecken eignet,
acquirirt und wird fernerhin sich nicht nur
auf die Anlage und den Betrieb von Licht-
leitungen beschränken, sondern auch die
Installation und den Betrieb von Eisenbahnen
mit elektrischem Motor cultiviren.
Vereinigte Ausstellungen von Mai-
land. „L'Elettricitä** schreibt: Wie wir aus
sicherer Quelle erfahren, sind die Anfragen
der Aussteller von elektrischen Maschinen
und Apparaten derartige, dass im Schosse
des Comit^s eine Strömung existirt, welche
darauf hinwirkt, der Elektricität eine
specielle Abtheilung zuzuweisen.
Es ist nur zu wünschen, dass dieser
Gedanke auch festgehalten wird, da eine
solche Abtheilung gewiss einen der grössten
Anziehungspunkte unserer nächsten Aus-
stellung bilden würde. St.
£in nautischer Versuch im Golfe
von Spezia. Am 8. d. M. schifften sich
die Admiräle R a c c h i a und L a b r a m o
auf dem submarinen Boote „Pullino* ein,
welches von Capitän S c o 1 1 i befehligt
wurde. Plötzlich verschwand das Boot von
der Oberfläche, ohne mehr zum Vorschein
zu kommen, durchkreuzte den ganzen Golf und
kam erst wieder in nächster Nähe der Fregatte
„Maria Adelaide** an die Wasseroberfläche.
Gegen dieses Kriegsschiff wurde das
Lanciren eines Fischtorpedos fingirt.
Der Versuch gelang vollkommen.
R a c c h i a und L a b r a m o sprachen hier-
über ihre vollste Zufriedenheit aus.
(„L'Elettricitä«, VU., i8. Feb. 1894.) St.
Kraftübertragung in Pordenone.
Wie „L'Eleltricista" mittheilt, »J wurde im
Jänner d. J. ein« dckimche KfiftabertragtiDi;
von 450 HP in Betrieb gcjieur, und «war
von dier Burrjda za dm liaumwoll-
spioncrei^n von Ammüu & Comp-^ von
denen eine m Pordenooc (in einer Ent-
fernnag von 4 ^i) und die andere in
T«rt&t«artU<!her R^^tanr : JOSEF KABEIS. — Selbst verl»
In Commlsiloii ht\ LKHHAlf N U WENTZEL. BucblLand
Druck von B. SPtES U C0. in Wien, \.» St
Fiume (in einer Entfernung von 10 km)
gelegen ist.
Die elektrische AnUge wurde von dei
Firma Brown, Boveri &;Comp. aus
Baden (Schweiz) hergestellt ; die Anzahl der
Maschinen beträgt sechs: drei Eraengnngs-
maschinen zu 150 EP und drei Motoren
von derselben Grösse. Selbe sind von
der Type Brown mit zwei Polen, besitten
eine Anfangsgeschwindigkeit von 550 Um-
drehungen in der Minute und gestatten bei
voller Belastung die beträchtliche Spannung
von beinahe 3000 Volt. Sie functionieren
tadellos. Die hydraulische Anlage stammt
von der Firma Alberto Riva in Mai-
land. St.
Der Telegraph in Gentral-Afrika.
Die Congo - Gesellschaft lässt eine Tele-
l^raphenlinie zwischen B o m a und dem
Tanganyka-See errichten, welche aber
Leopoldville und die Stanleyfälle geht Die-
selbe wird eine Länge von ungefähr
7000 km erhalten. St.
Elektrische Strassenbahn Zürich.
Diese nunmehr zur Thatsache gewordene
Verkehrsanlage, in ihrem elektrischen Theile
eine Schöpfung der Maschinen-Fabrik Oerli-
koa, werden wir in nächster Zeit eingehend
beschreiben; sie weist manche interessante
Neuerung auf.
Kin elektrischer Luftballon. Anf
der in diesem Jahre zu Antwerpen abzu-
haltenden Industrie-Ausstellung soll ein elek-
trisch betriebener Luftballon zu regelmässigen
Fahrten vom Stadtcentrum aus nach dem
Ausstellungsplatze benutzt werden. Wie das
„Elektr. E.** meldet, soll der länglich ge-
formte Ballon gegen 90 m Länge und 18 m
Durchmesser erhalten und seine Tragkraft
soll für 20 bis 25 Personen berechnet sein,
wobei eine Betriebskraft von 125 PS zur
Anwendung kommen wird. Diese Kraft wird
in einer Station mittelst einer Dynamo-
maschine durch einen Gasmotor erzeugt und
dem Ballon in der Form elektrischer Energie
durch ein biegsames Kabel zugefUlirt, welches
durch einen rollenden Contact mit den ober-
halb des Ballons angebrachten Leitungs-
drähten in Verbindung steht. Anf diese
Weise soll die Betriebskraft für die Gewichts-
einheit des Ballons siebenmal grösser sein,
als wenn der Betriebsapparat sich direct am
Ballon angebracht befände, das heiait, im
letzteren Falle mttsste der Ballon ein sieben*
mal grösseres Gewicht erhalten, und es
würden wenigstens 50 A;^ Ballongewicht fdr
die wirksame Pferdekraft zu rechnen sein,
und es würde der Ballon alsdann eine solche
Grösse erhalten, dass er einem starken
Winde nicht genug Widerstand entgegen«
serjten könnte. Der Gedanke, einem Luft-
b&lJon auf diese Weise Betriobskraft
führen, ist übrigens nicht tien, denn
vh^t einigen Jnlirca hat Dr. B o
PhitnddpbiiL fV^*" "" -^mm J
itittne voig ^'M
Zeitschrift für Eleictrotechnilc.
XJI. Jahrg.
15. April 1894.
Heft VIII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Chronik des Vereines.
21. Februar. — Vereins-
versammlung^. Vorsitzender Vice-
präsident Grünebau m.
Der an diesem Abende von
Herrn Hofratb Dr. A. von Rosas
gehaltene Vortrag : „Ueber den
neuen Patent-, resp. Gebrauchs-
musterschutz-Gesetzentwurfs
ist in der Vereinszeitschrift vom
15. März d. J. vollinhaltlich abge-
druckt, so dass von einem Berichte
über diese glänzende, an Anregungen
reiche Kritik an dieser Stelle Um-
g^Q^T genommen werden kann. Die
Versammlung lohnte die Ausführungen
des Vortragenden mit reichem Bei-
fall. In der darauffolgenden kurzen
Debatte verweist Ing. Lenz auf den
Umstand, dass die im Gesetzentwurfe
normirte Frist von 10 Jahren für
die freie Ausübung des Patentes zu
kurz bemessen sei, da gewöhnlich —
wie naheliegende Beispiele zeigen —
erst im 8, bis lo. Jahre des Patentbe-
scandes eine Erfmdung sich zurentiren
beginne, demnach eine nach Ablauf des
10. Jahres, zum Behufe einer Licenz-
ertheilung vorgenommene Schätzung,
welche das mittlere Erträgniss der
ersten lO Jahre zur Basis nehmen
würde, dem Erfinder offenbaren
Nachtheil bringen würde. Baurath
Granfeld schlägt vor, der Dis-
cussion über diesen Gegenstand,
nachdem durch den eben gehörten
Vortrag das Substrat für eine solche
gegeben sei, einen ganzen Abend zu
widmen. Ober-Ingen. Hochenegg
bemerkt, dass auch für den öster-
reichischen Ingenieur bisher vornehm-
lich duA deutsche Pateatgesetz in
^ßetni^^ ^ fimmCf und wurde es daher
•?^ die Discussio -□
\ *he, ob ni^:;'
deutsche Patentgesetz in möglichst
unveränderter Gestalt nach Oester-
reich herübergenommen werden solle.
Ingenieur Karmin vermisst in dem
Gesetzentwurfe eine Bestimmung be-
treffend die von Amts wegen zu erfol-
gende Veröffentlichung der vollstän-
digen Patentbeschreibungen, welche
dem modernen Ingenieur ein unent-
behrliches Mittel seien, sich in seinem
Specialfache auf dem Laufenden zu
erhalten ; ferner rügt er die Fassung
des § 105, welcher im Vergleiche
zu den übrigen, sehr milden Strafen
eine ganz ungerechte Strenge gegen
Untersagungshandlungen aus einem
vermeintlichen Patentansprüche vor-
schreibt.
Nachdem der Vorsitzende er-
klärt hatte, dass er den Antrag,
einen eigenen Discussionsabend für
diesen Gegenstand anzusetzen, im
Ausschusse befürworten werde, schloss
er die Versammlung unter dem Aus-
druck des wärmsten Dankes an den
Vortragenden.
zS, Februar. — Vortrag des
Herrn Prof. J. Dechant: ^Ueber
magnetische Verzögerungen
in Folge von Wec hs el s t römen
und deren experimentellen
Na ch weis."
Der Vortragende machte zum
Gegenstande seiner Erörterungen und
Experimente die Wirkung, welche
ein Eisenkern von zwei gegen einander
phasenverschobenen magnetisirenden
Kräften (repräsentirt durch zwei an
verschiedenen Stellen des Stabes an-
gebrachte Stromspulen) erfährt;
diese Wirkung besteht darin, dass
die Maxima und Minima der Ma-
gnetisirung nicht gleichzeitig auf der
ganzen Länge des (untertheilten)
Kernes auftreten, sondern dass die
16
202
resultirenden magoetischeo Momente
vom Sitze der einen magnetisirenden
Kraft bis zu dem der anderen eine
allmälig wachsende Pbasenverzöge*
rung erleiden. Eine zweite wesent-
liche Bedingung, solche magnetische
Verzögerungen zu erzielen, ist die
Abnahme der Magnetisirung vom
Sitze der Kraft aus längs des Stabes.
Unter der gewöhnlich gemachten
Voraussetzung, dass diese Abnahme
nach einer geometrischen Progression
erfolge, zeigt der Vortragende für
den Fall einer Phasenverschiebung
von 150O zwischen den beiden ma-
gnetisirenden Wechselstrom en^ wie
die Grösse des resultirenden Mo-
mentes Punkt für Punkt auf der
ganzen Länge des Stabes graphisch
ermittelt werden kann, und wie die
Verzögerung der Magnetisirung von
einem Ende des Stabes zum anderen
zunimmt. Ein zweites Diagramm zeigt
den Wechsel der Magnetisirung
während einer Periode für mehrere
Punkte des Stabes und macht an-
schaulich, dass man es bei dieser
Erscheinung mit ähnlichen Verhält-
nissen zu thun hat, wie sie bei fort-
schreitenden Longitudinalwellen ob-
walten. Die Fortpflanzungsgeschwin-
digkeit der so hervorgebrachten ma-
gnetischen Wellen rechnet sich aus
der Entfernung der beiden Magneti-
sirungsspulen dividirt durch die
Phasendifferenz (in Secunden) ; bei-
spielsweise beträgt dieselbe 12 m bei
Anwendung eines Wechselstromes
von 40 Perioden pro Secunde für eine
Phasenverschiebung von ^g Periode
und einer Distanz von 10 cm zwischen
den Spulen.
Herr Prof. D e c h a n t demonstrirt
hierauf die Versuchsanordnung, welche
er bei seinen Experimenten über
diesen Gegenstand benützt hat: Auf
einen der Länge nach untertheilten
EiseDstab sind in einer passenden
Entfernung zwei Drahtspiralen von
gleicher Windungszahl geschoben.
Die beiden Spulen sind — die eine
unter Vorschaltung eines Kupfer-
vitriolwiderstandes, die andere unter
Vorschaltung einer Inductionsspule —
parallel zu einander an eine Wechsel-
stromquelle angelegt, und die in
denselben circulirenden Ströme durch
entsprechende Wahl der Vorschal t-
widerstände auf gleiche Stärke ge-
bracht, so dass die beiden magneti-
sirenden Kräfte gleich gross sind
und die Kraft der Spule mit vor-
geschalteter Selbstinduction gegen-
über der der anderen Spule um fast
90O in der Phase verschoben ist;
die Phasenverzögerung wird überdies
in Folge der gegenseitigen Induction
der Spulen noch etwas vergrössert.
Ein in den Zweig der einen Spirale
eingeschalteter Stromwender ermög-
licht es den Phasenunterschied der
beiden Ströme um 180^ zu ändern
und so die Fortpflanzungsrichtung
der magnetischen Wellen umzukehren.
Um die Existenz dieser Wellen
experimentell ^lachzu weisen, bringt
der Vortragende zunächst eine auf
einer Spitze schwebende Magnetnadel
in die Nähe des Stabes ; die Nadel
geräth im Sinne der Fortpflanzung
der Wellen in immer raschere Rotation.
Dieser Versuch gelingt jedoch nur
bei günstiger Anlangsstellung der
Nadel gegenüber dem Stabe, sonst
wird sie nur stossweise hin- und
herbewegt. Eine Kupferscheibe, in
passender Lage gegenüber dem Stabe^
geräth in Folge der in ihr inducirten
Ströme ebenfalls in Rotation. Das
empflndlichste Mittel zum Nachweis
der magnetischen Wellen ist jedoch
eine dünne (o*i mm), kreisförmige
Eisenscheibe, welche um eine durch
ihren Mittelpunkt gehende, zu ihrer
Ebene senkrechte Achse drehbar
ist; bringt man die Scheibe in eine
solche Lage zum Stabe, dass dieser
tangential zu ihrem Rande liegt, so
erreicht sie nach kurzer Zeit eine
hohe Tourenzahl (bis zu 1200 Um-
drehungen pro Minute). Der Vor-
tragende verweist darauf, dass die
Rotation der Eisenscheibe, wie
W a r b u r g gezeigt hat, nur durch
Hysteresis zu erklären ist. Alle bis
jetzt demonstrirten Drehungserschei-
nungen wurden in dem Räume zwi-
schen den beiden Spulen hervor-
gebracht und stehen mit der Theorie
im Einklang. Nun wird aber gezeigt.
203
dass die Eiseoscheibe auch ausserhalb
der Spulen rotirt» was nur möglich
ist, wenn die Abnahme der Magneti-
siruog längs des Stabes nicht nach
einer geometrischen Progression
erfolgt.
Dieselben Rotationserscheinungen
hat £ 1 i h u Thomson bekanntlich
hervorgebracht durch eine primäre
und eine secundäre Spule, die er
auf einen Eisenkern aufbrachte; man
erhält in diesem Falle ebenfalls
magnetische Verzögerungen, da zwi-
schen primärer und secundärer Spule
ein Phasenunterschied von ^4 ^*^
^2 Periode vorhanden ist. Es kann
also diese Gruppe der Thomson'schen
Versuche in gleicher Weise erklärt
werden. Der Vortragende wiederholt
nun die früher gezeigten Experimente
mit der Thomson'schen Versuchs-
anordnung; statt der secundären
Spirale wird auch eine Messinghülse
oder ein auf den untertheilten auf-
gesetzter massiver Eisenkern ver-
wendet. Wird die primäre Spule auf
die Mitte des Eisenstabes geschoben,
und bringt man symmetrisch zu beiden
Seiten secundäre Stromkreise an, so
geräth die Eisenscheibe wohl zu
beiden Seiten in Rotation, nicht aber
gegenüber der primären Spule selbst,
da an dieser Stelle die Rückwirkung
der secundären Ströme beiderseits
gleich ist. Dasselbe ist der Fall für
einen in der Mitte magnetisirten
massiven Kern. Zum Schlüsse zeigt
Herr Prof. De c h an t noch an einem
geschlossenen magnetischen Kreise,
wo die Rotationserscheinungen nicht
oder nur sehr schwach auftreten,
dass die Abnahme des Magnetismus
längs des Stabes (Streuung) eine
wesentliche Bedingung zum Zustande-
kommen der magnetischen Verzö-
gerungen ist.
Herr Reg.-Rath von Walte n-
hofcn spricht unter lebhaftem Bei-
falle der Versammlung dem Vor-
tragenden den besten Dank für seine
meisterhaften Demonstrationen au 15.
• Prograomi
für die Vereinsversammlungen
im Monate April 1894.
(Im Vortragssaale des Wissenschaft-
lichen Club, I. Bschenbachgasse 9, 7 Uhr
Abends.)
4. April. — Discussion über
den neuen Patent-, resp. Gebrauchs-
musterschutz-Gesetzentwurf, im An-
schlüsse an den Vortrag vom 21. Fe-
bruar d. J.
II. April. — Vortrag des
Herrn Oscar Wehr, Adjunct der
k. k. General-Direction der österr.
Staatsbahnen : „Ueber Combi-
nirung elektrischer Distanz-
signalemitCentral-Sicherungs-
Anlagen.** (Mit Demonstrationen.)
18. April. — Vortrag des Herrn
Dr. Johann Sahulka: „lieber das
Strowger'sche automatische
Telep honsystem.*'
(Schluss der Vortrags-Saison.)
Aviso!
Wie in den Vorjahren wurden
auch während der Sommermonate
dieses Jahres für die Mittwoch-Abende
gesellige Zusammenkünfte
der Vereinsgenossen in H a 1 1 e r's
Restauration „Zum goldenen
Kegel", Volksprater 41, in Aussicht
genommen.
Wahlergebnisse der xn. ordent-
lichen Aeneralversanmlnng von
28. Hftrz 1894.
Zum Vicepräsidenten, an Stelle
des statutenmässig abtretenden Herrn
Hofrathes Prof. Dr. E. Ludwig,
Herr Carl Scblenk, Professor am
k. k. technolog. Gewerbe-Museum.
Zu Ausschuss - Mitgliedern die
Herren M. Deri, J. Kareis,
J. Kolbe, T. W. W. Melhuish,
Fr. Ritter v. Stach, Dr. A. Ritter
V. ürbanitzky.
In das Revisions - Comite die
Herren Ed. Koffler, Dr. J. Miesler,
AL Reich.
\WBkg fotgt
204
ABHANDLUNGEN.
Bogenlicht-Dynamos auf der Weltausstellung in Chicago.
Bericht von J. SAHULKA.
Während in Europa die Beleuchtung der Strassen mit elektrischem
Lichte geringe Fortschritte macht, wird in Amerika das Bogenlicht in sehr
ausgedehntem Maasse zur Strassenbeleuchtung verwendet. Die Lampen
werden in grösserer Zahl, 40 — 80, in Serie geschaltet, imd sind von einem
Strome von constanter Stärke durchflössen. In den Central-Stationen ist
eine Reihe von Bogenlicht-Dynamos aufgestellt, welche mit einer Regulir-
vorrichtung für constante Stromstärke versehen sind; jede Dynamo ver-
sieht nur einen Lampenkreis mit Strom. Die Regulirvorrichtungen sind
zumeist so vervollkommt, dass man in den Stromkreis einer Dynamo
innerhalb der Grenze ihrer maximalen Leistung beliebig viele Lampen
ein- oder ausschalten, oder eventuell die Dynamo kurz schliessen kann.
Die Schaltbretter sind so eingerichtet, dass man jeden Lampenkreis sehr
rasch mit jeder Dynamo verbinden kann; mehrere Lampenkreise, in
welchen wenig Lampen brennen, werden durch Hintereinanderschaltung zu
einem einzigen vereinigt, so dass die Dynamos vollbelastet laufen. Die
Schaltungen werden ohne Unterbrechung der Stromkreise gemacht. Die
Femleitung der Ströme geschieht durch blanke oder isolirte Luftleitungen,
oder durch unterirdisch verlegte Kabel. Die Luftleitungen werden ebenso
wie Telegraphendrähte an Glas-Isolatoren auf Gestängen befestigt. Die
Kabel enthalten je einen Kupferleiter, welcher mit einer 4 — 6 mm dicken
Isolirschichte (rubber Compound) und hierauf mit einer 2,5 mm dicken Blei-
hülle umgeben ist. Mehrere Kabel (5 bis 7) werden in 8 cm weite eiserne
Rohre eingezogen, welche gewöhnlich zu beiden Seiten der Strassen verlegt
sind. In Entfernungen von je gom befinden sich Einsteigschachte, in
welche die Rohre münden. Es werden auch Lampen innerhalb der Gebäude
in Bogenlampenkreise eingeschaltet; in diesem Falle sind die Steigleitungen
mit sehr gut isolirenden Rohren umgeben, während die Leitungen an den
Decken an Isolatoren befestigt sind. Die einzelnen Lampen lassen sich in
gefahrloser Weise in den Stromkreis einschalten, oder von demselben
trennen. Es ist auch die Einrichtung in Anwendung, dass die Lampen,
wenn sie unter eine gewisse Höhe herabgelassen werden, vom Stromkreise
abgeschaltet sind, während sie beim Heben automatisch eingeschaltet
werden.
In den meisten Städten sind oberirdische Leitungen gestattet; in
diesen sind die Strassen in Folge der Billigkeit der Leitungsanlagen mit
Bogenlicht beleuchtet. In geringerem Maasse wird statt des Bogenlichtes
das Glühlicht verwendet, wenn die Strassen mit Bäumen dicht bepflanzt
sind. In Städten in welchen die oberirdischen Leitungen nicht gestattet
sind, wie z. B. in New- York, sind nur die Hauptgeschäftsstrassen mit
Bogenlicht beleuchtet, weil in diesen die eisernen Rohre für mehrere Strom-
leitungen Verwendung finden und daher gut ausgenützt werden. In New-
York betragen die Kosten für ein unterirdisch verlegtes eisernes Rohr
sammt Einsteigschachten 3000 Dollars per englische Meile, wenn mehrere
Rohre verlegt werden. Der Preis für eine Bogenlampe (lO A. 50 V.) per
Nacht beträgt 40 Cents. In den Strassen, in welchen man für einen ein-
zigen Lampenkreis die Rohre verlegen musste, würde sich dieser Preis
auf 60 Cents erhöhen, da die Amortisationskosten für die Leitungen
beinahe die Hälfte der Gesammtkosten ausmachen.
Das in Amerika gebräuchliche System, die Strassenlampen in Serie
zu schalten, bietet gegenüber der Parallelschaltung mehrere Vorzüge:
205
I. Man erzielt eine grosse Erspamiss an Leitungsmateriale ; denn wenn
man 40 oder 60 Lampen in Serie schaltet, so braucht man zwanzig,
respective dreissig Mal weniger Kupfer für die Leitungen, als in dem Falle,
wenn je zwei Lampen zwischen zwei Leitungen von 100 V. Spannungs-
differenz in Serie geschaltet werden ; die isolirten Leitimgen werden dadurch
auch viel billiger. Dies ist bei der grossen Ausdehnung der amerikanischen
Städte sehr wichtig, denn man geht mit einzelnen Bogenlampenkreisen
bis in Entfernungen von 1 3 Am von der Centrale und manchmal noch
weiter. Daher betrachtet man in Amerika die Reihenschaltung der Lampen
als das für die Beleuchtung von Strassen und grossen Bahnhofsanlagen
bestgeeignete System. 2. Die Lampen erhalten, unabhängig davon, wie
weit sie von der Centrale sind, genau die richtige Stromstärke. 3. Die
Lampen brauchen keinen Vorschaltwiderstand, wodurch ebenfalls eine Er-
spamiss von i57o erzielt wird. 4. Ist es als ein Vortheil anzusehen, dass
die Strassenlampen in viele getrennte Kreise eingeschaltet sind, da bei
einem eintretenden Kurzschluss nicht alle Lampen gleichzeitig verlöschen
können.
Die Nachtheile der Serienschaltung der Lampen sind durch Ver-
besserungen in der Construction der Dynamos und durch die Verwendung
von gut isolirten Drähten fast vollkommen beseitigt. Die Bogenlicht-Dy-
namos arbeiten trotz der hohen E. M. K., welche sie zu liefern haben,
vollkommen sicher. Es kommt äusserst selten vor, dass ein Stromkreis in
Folge eines Drahtbruches oder Kurzschlusses versagt. Wenn man die
Strassenlampen abwechselnd in zwei getrennte Kreise schaltet, werden nie
alle Lampen in einer Strasse verlöschen können. Fehler an oberirdischen
Leitungen lassen sich leicht auffinden und beheben. Bei Verwendung von
unterirdischen Leitungen kommen Störungen noch seltener vor.*)
Die Bogenlicht-Dynamos liefern mit Ausnahme der Dynamo der
Westinghouse Electric and Mfg. Co. Gleichstrom. Sie haben ent-
weder offene oder geschlossene Wickelung. In die erste Gattung gehören
die bekannten Dynamos der Brush- und Thomson Houston
Electric Co.; in die zweite Gattung die Dynamos der Excelsior-,
Fort Wayne-, Standard- und Western Electric Co. Die ersten
vier von diesen Elektricitäts-Gesellschaften haben sich mit der Edison
General Electric Co. von New- York unter dem Namen General
Electric Co. vereinigt.
Alle Gleichstrom-Dynamos für Bogenlampenkreise haben Serien-
schaltung und eine automatische Regulirvorrichtung für constante Strom-
stärke; wegen der magnetischen Eigenschaften des Eisens ist es nicht
möglich, Compound-Dynamos zu bauen, welche von Kurzschluss an bis zur
VoUbelastung constante Stromstärke liefern. Es mögen nun die einzelnen
Bogenlicht-Dynamos besprochen werden. Zuvor sei noch bemerkt, dass
sich dieselben auch sehr gut fär Kraftübertragung eignen; man braucht
dann beim Motor keinen Vorschaltwiderstand anzuwenden, weil die Primär-
Dynanio ohnehin auf constante Stromstärke regulirt.
Bogenlicht-Dy namo der Brush Electric Co.
Diese Dynamo, deren Construction bekaimt ist,**) erfuhr in den
letzten Jahren nur dadurch eine Abänderung, dass der Armaturkern nicht
mehr gegossen, sondern aus untertheiltem Eisen verhiMat wird. Zu diesem
*) In New-York müssen die Robre, in wi^dien die Leitungv legt sind, ventilirt
werdeo, dft der Boden mit Leuchtgas gesätti^* welches in f -e nnd Schachte
eindringt; dadurch worden früher Eimlosionen
*'*') Kittler, Handbach der MMfoL i.
206
Zwecke wird auf einen Messingring A, welcher von einem Speichenrade
getragen wird, ein Eisenband J5 spiralförmig aufgewickelt (Fig. i). Zwischen die
Windungen des Eisenbandes werden H-förmig geformte Eisenbleche in
entsprechenden Abständen eingelegt, deren Verbindungsstück ebenso breit
ist als das Eisenband. Der ganze Kern wird durch einige radiale Bolzen r
zusammengeschraubt. Die hervorragenden Enden der H-Stücke bilden dann
die Polstücke, zwischen welche die Armaturspulen gewickelt werden. Durch
diese Construction werden die Foucault-Ströme imd dadurch auch die
Erhitzung im Armaturkerne bedeutend verringert; dadiurch wurde die
Leistimgsfähigkeit der Dynamo und der Nutzeffect derselben sehr erhöht.
Die Brush Electric Co. baut Dynamos für eine verschiedene Anzahl
von Lampen. Die Stromstärke ist stets g'6 A. Die Lichtstärke einer Lampe
ist angeblich 2000 K. ; pro Lampe und Zuleitung werden im Mittel 50 V.
gerechnet.**) Die Dynamos für i bis 30 Lampen haben 8 Armaturspulen
und ein zweipoliges Magnetfeld, das von zwei zu beiden Seiten der Armatur
angebrachten Hufeisenmagneten erzeugt wird ; auf der Achse sind 2 Collec-
toren angebracht, da je 4 um einen rechten Winkel abstehende Spulen
mit den 4 Segmenten eines Collectors verbunden sind. Die Dynamos für
50 und 65 Lampen haben ebenfalls ein zweipoliges Magnetfeld, aber
12 Spulen und daher 3 Collectoren. In der Maschinenhalle der Welt-
Fig. 1.
ausstellung in Chicago waren 16 Dynamos für je 65 Lampen in Betrieb:
dieselben versahen 16 Stromkreise mit Strom. Eine grosse Anzahl von
Dynamos war im Elektricitäts-Gebäude ausgestellt; die grösste Type war
für 125 Lampen bestimmt. Diese hatte 24 Armaturspulen \md zu beiden
Seiten des Ringes einen vierpoligen Feldmagnet. Da sich je 2 Armatur-
spulen in vollkommen gleichem Zustande befinden, waren nur 3 Collectoren
auf der Achse angebracht; jeder hatte 8 Segmente, die mit 8 Spulen in
Verbindung waren. Von jedem Collector wurde der Strom durch 2 Bürsten
abgenommen, welche einen Abstand von 90^ hatten ; der Luftzwischenraum
zwischen den CoUector-Segmenten war circa 6 mm.
Die Dynamijs der Brush IClectric Co. haben eine Regidirvor-
richtung für constante Stromstärke, welche von der Dynamo getrennt aui-
gestellt ist. Dieselbe ist in Fig. 2 abgebildet. Das Schema ist in Fig. J
liargestellt.*) In diesem Regulator wird eine besondere Eigenschaft der
Kohle benutzt ; es bieten nämlich mehrere übereinander liegende Kohbn-
platten bei schwachem Drucke dem Strom du roh gange einen grossen WitlcT'
*) Die Lkhuiärke von Bogenkmptn, welche lo
braachci}, wird in Atnerikft £ii looo K. aDf^egcbcii»
**) Da^ Schem»^ nod die BeschrdbaDg der Reguür
Geo, Mayer E, T. Z. BerÜB, 1S93, ptg, 630 ectuomn
A. bal g9 V. SfAHtiaRC -wr-
207
stand, dagegen bei grossem Druck einen kleinen Widerstand. Der Druck
auf die Kohlenplatten in dem Kästchen KK (Fig. 2) wird durch einen
Elektromagneten MM, welcher im Hauptstromkreis eingeschaltet ist, mittelst
Fig. 2.
des Hebels L ausgeübt. Dieser Kohlenwiderstand ist ein Nebenschluss zu
den mit der Armatur und den Lampen in Serie geschalteten Feldmagnet-
spulen. Bei steigender Stromstärke wird der Anker des Elektromagneten
i^r-^'-O^
jezogen; dadurch werden die Kohlenplatten stärker gepresst
id vermindert. Durch die Kohle fliesst nun mehr Strom,
etspulen weniger. Dadurch wird die E. M. K. der
Stromstärke sinkt auf den normalen Werth.
i
208
Eine Glycerinpumpe P verhindert ruckweise Bewegungen des Ankers .4.
Der Elektromagnet O ist ebenfalls im Hauptstromkreise eingeschaltet. Der
Anker A^ desselben bildet bei C Contact und schaltet dadurch einen Neu-
silberdrahtwiderstand W parallel mit 3/. Ein Schleifcontact S ermöglicht,
mehr oder weniger Windungen des Widerstandes W einzuschalten, und
erlaubt dadurch eine Regulirung der Stromstärke dieses Zweiges. Wenn
nun beim Ausschalten von Lampen die Stromstärke im Hauptstromkreise
steigt, so wird durch stärkeres Anziehen des Ankers A^ der Widerstand W
ausgeschaltet, wodurch M mehr Strom erhält. Der Anker A wird nun noch
stärker angezogen; die Kohlenplatten des Widerstandes K werden kräftiger
gepresst und dadurch der Strom in den Feldmagneten geschwächt. Durch
die Verwendung des Feldmagneten O wird eine empfindlichere Regulirung
erreicht; die Dynamo wird schneller auf normale Stromstärke gebracht,
als es ohne diesen Hilfselektromagnet und den Zweigwiderstand möglich
wäre. Die Stellschraube / am Hebel L imd die Schraube iV^, mittelst welcher
die Federspannung des Ankers A^ regulirt werden kann, gestatten die Ein-
stellung auf die gewünschte Stromstärke. Wenn die Dynamo vollbelastet
ist, hat der Hauptstrom eine Stärke von 96 A., der Erregerstrom ist 8 A.,
der durch die Kohlenplatten fliessende Strom ist v6 A. Bei abnehmender
(5X-
(SL
(SL.
(5L.
(SL-
(SI.
(Si-
(5L.
Uli
I I s v
-ÜX-
-ßL.
-45)-
JSl.
-igL.
-ÖU
-fi)u
JSX-
-4SU
J5L
-Ä-
J^
JSu
JSL.
-®-
-iä)-
J2L-
II
1®
-igi-
-ÖL.
-iSX-
-SL.
JSL.
-O-
-J©-
-Q-
-iSL.
J2U
IUI
-^gx-
_jSL.
-Ä-
jgL
-^d)-
JgU
JSL.
jSi_
.Jg^
III
® ® $)\
-e>
-®
-0)
^
-j(S)
-(i}
-fi)
-4)
-fi)
) ® ^ ^
Lampenzalil wird die Stromstärke nur ein wenig grösser. Ein Strommesser,
der ober dem Gehäuse der Regulirvorrichtung angebracht ist, zeigt die
Stärke des Hauptstromes an. An der Dynamo ist ein Ausschalter ange-
bracht, mit welchem die Feldmagnetwickelung kurz geschlossen werden
kann; dies wird ausgeführt, wenn die Dynamo abgestellt werden soll.
In Fig. 4 ist die Rückseite eines Schaltbrettes für 24 Stromkreise
und 24 Dynamos schematisch dargestellt. Das Schaltbrett wird aus Holz
oder Schiefer gemacht und ist freistehend; alle blanken Theile und Ver-
bindungen sind an der Rückseite angebracht. Man sieht in der Figur vier
Reihen von miteinander leitend verbundenen federnden Doppelcontacten.
Die unteren sind mit den Klemmen der Dynamos Z>, die oberen mit den
Stromkreisen S in Verbindung. In beide Leiter eines jeden Stromkreises
sind Blitzschutzvorrichtungen von Thomson-Houston eingeschaltet;
dieselben sind am oberen Theile des Schaltbrettes aufgestellt. Die Ver-
bindung zwischen den Contacten eines Stromkreises und den Contacten
einer Dynamo geschieht durch zwei isolirte, flexible Leitungen, welche an
den Enden mit Stöpseln versehen sind, die in die Contacte gesteckt
werden. Die flexiblen Verbindungsleitungen reichen aber ni'- "'^ ' i
Felder des Schaltbrettes. Um einen Stromkreis mit einer Dyr
209
binden, deren Contacte in einem entfernteren Felde angebracht sind,
benützt man die horizontalen Drähte, welche durch je drei Felder durch-
gehen und in einem Zwischenfelde durch je einen Stöpsel mit den hori-
zontalen Drähten der nächsten drei Felder verbunden werden können. Die
horizontalen Drähte sind ebenfalls mit Steck-Contacten versehen. Die
Stromkreise und die Dynamos sind an Doppel-Contacte angeschlossen,
damit man mehrere Stromkreise, in welchen wenig Lampen brermen, in
Serie schalten, oder eine Dynamo durch eine andere substituiren kaim etc.
Es sei z. B. der Stromkreis i, in welchem 25 Lampen brennen, an die
Dynamo I durch die Verbindungen i -|- 1- + und i — I — angeschlossen.
Der Stromkreis 4 enthalte 15 Lampen, welche eben einzuschalten sind.
Man verbindet i — mit 4+1 I — init 4 — und entfernt hierauf die
Leitung, welche i — mit I — verbindet. Soll ein Stromkreis durch einen
anderen substituirt werden, so schaltet man die beiden Kreise parallel und
öflbet hierauf den ersten Kreis, u. s. f. Auf der linken Seite des Schalt-
brettes sieht man noch eine Anordnung, welche dazu dient, den in einem
Stromkreise entstandenen Erdschluss aufzufinden. Zu diesem Zwecke wird
eine Lampenbatterie von 100 in Serie geschalteten Glühlampen zu dem
zu untersuchenden Lampenkreise parallel geschaltet. Mittelst eines auf einer
runden Hartgummischeibe montirten Umschalters kann man die Verbindungs-
stelle zwischen irgend zwei Glühlampen mit der Erde verbinden; in die
Erdleitung ist ein Galvanoskop eingeschaltet. Man hat die Scheibe so lange
zu drehen, bis das Galvanoskop keinen Ausschlag anzeigt. Die Schaltung
kann als Wheatstone'sche Brückenschaltung angesehen werden; man hat
daher nur die Lampen in den beiden Zweigen abzuzählen und kann aus
dem Verhältniss der Zahlen ermitteln, zwischen welchen zwei Bogenlampen
sich der Erdschluss im Bogenlampenkreise befindet. Um die Grösse des
Isolations-Widerstandes zu finden, wird ein anderes Galvanometer, dem
ein bekannter grosser Widerstand vorgeschaltet ist, nach einander an beide
Leitungen des Stromkreises angeschlossen, während die andere Klemme
des Galvanometers mit der Erde verbunden ist. Aus den beiden Aus-
schlägen kann man den Isolations- Widerstand berechnen.
Bogenlicht-Dynamo der Thomson-Houston Electric Co.
Die Construction dieser bekannten Dynamo wurde in der letzten
Zeit nur dadurch abgeändert, dass an Stelle der Kugelarmatur mit drei
übereinander gewickelten Spulen eine Ringarmatur mit einer grösseren
Zahl getrennter Spulen verwendet wird (Fig. 5). Der aus Eisenblechen
zusammengesetzte Armatuning hat an einer Stelle einen Schlitz, durch
welchen die fertigen Spulen eingeschoben werden. Wenn alle Spulen an
die entsprechende Stelle gebracht sind, wird der Schlitz durch einen unter-
theilten Kern von innen verschlossen. Die Spulen in jedem Sechstel der
Ringperipherie werden in Serie geschaltet, so dass man sechs Spulen-
gruppen erhält. Je zwei gegenüberliegende Spulengruppen werden durch
einen Draht so verbunden, dass sich die inducirten Elektromotorischen
Kräfte siunmiren. Von den freien sechs Drahtenden werden drei um je
120^ abstehende an einen gemeinschaftlichen Ring, die anderen Enden an
die drei Segmente des Collectors angelöthet. Diese Construction bietet
den Vortheil, dass schadhafte Spulen leicht ersetzt werden können. Die
Dynamo und die Regulirvorrichtung für constante Stromstärke sind in
Kittler*s Handbuch der Elektrot, I., pag. 978 genau beschrieben.
Die Dynamos werden für zwei verschiedene Stromstärken 6*8 A.
uad 10 A»4pBbaut Die Lampen hiihen dementsprechend 1200 oder 2000
I fc'^"*ilH** «n. Die grösste Type '*^rt Strom ßr 50 Lampen a 50 V.,
m
210
die kleinste ist för drei Lampen bestimmt. Die gewöhnliche Einrichtung
des Schaltbrettes ist aus der Fig. 6 zu ersehen, welche ein für vier Strom-
kreise und vier Dynamos eingerichtetes Schaltbrett vorstellt. Dasselbe
besteht aus zwei verticalen Platten aus Schieler oder Marmor, weiche in
entsprechendem Abstände von einander angebracht sind. Die linke Hälfte
der beiden Platten dient für die positiven, die rechte für die negati\^en
Enden der Leitungen. Die vordere Platte enthält auf ihrer Rückseite in
jeder Hälfte vier horizontale Schienen, welche mit den Klemmen der
Dynamos verbunden sind. An der Vorderseite der rückwärtigen Platte
f^f'^^
Fig. s.
- V
Fig. 6.
sind in jeder Hälfte vier verticale Schienen angebracht, an welche die
Stromkreise angeschlossen sind. In die Kreuzungsstellen der horizontalen
und verticalen Schienen kann man Stöpsel einstecken, welche durch federnde
Contacte gehalten werden. Dadurch kann man jede Dynamo mit jedem
Stromkreise verbinden. Die verticalen Schienen haben an ihrem unteren
Ende noch eine Reihe von Contacten, welche dazu dienen, zwei oder
mehrere Stromkreise in Serie zu schalten. Dies geschieht mit Hilfe zweier
Stöpsel, welche durch eine isolirte Leitung verbunden sind.
In der Figur ist der Stromkreis i mit Dynamo I, der Stromkreis 2
mit Dvnamo II verbunden. Von der Dvnimio III fliesst der Strom in die
j
211
positive Leitung des Stromkreises 3, durchfliesst diesen und den in Serie
geschalteten Stromkreis 4 und kehrt hierauf zur Dynamo zurück. Ein
Schaltbrett für n Dynamos und n Stromkreise hat im Ganzen : 2 fn^ -(- n)
Contacte. In Chicago waren verschiedene Typen der Bogenlicht-Dynamo
ausgestellt. In der Maschinenhalle waren 27 Dynamos für je 50 Lampen
a 50 V. und IG A. in Betrieb, welche mit den daselbst aufgestellten
Bogenlicht-Dynamos der Excelsior Electric Co., die ebenfalls für je
50 Lampen Strom lieferten, ein gemeinschafdiches Schaltbrett hatten. Das-
selbe war für 40 Stromkreise und 40 Dynamos eingerichtet und hatte
demnach 3280 Contacte. In jeden Stromkreis war ein Stromniesser und
zwei Blitzschutzvorrichtungen von Thomson-Houston eingeschaltet,
welche im oberen Theile des Schaltbrettes angebracht w.'u:en. Im Elektricitäts-
Gebäude waren ebenfalls mehrere Thomson- Houston-Dynamos aus-
gestellt, welche von einem grossen Gleichstrom-Motor der Edison-Type
angetrieben wurden.
Bogenlicht-Dynamo der Excelsior Electric Co,
Diese von William Hochhausen construirte Dynamo (Fig. 7 u. 8)
ist durch ihre Details sehr interessant. Der Feldmagnet besteht aus zwei
Fig. 7.
Kernen, welche an ein verticales gusseisernes Jochstück angeschraubt sind ;
auf die Kerne sind die Spulenhälter aufgeschoben. Die Kerne erweitem
sich zu Polstücken, welche die Ringarmatur auf drei Seiten umschliessen.
Die Polstücke bestehen aus zwei Theilen ; die vorderen Theile kann man
nach Entfernung von zwei Schrauben um Chamiere drehen. Das Joch
enthält eine Bohrung, durch welche die Achse der Armatur hindurchgeht ;
daselbst befindet sich auch das eine Armaturlager. Der obere Polschuh
ist an der Innenseite des Ringes mit dem unteren durch zwei nicht-
magnetische Stützen verbunden. Diese enthalten zwischen sich das zweite
Lager. Es ist daher sowohl die Riemenscheibe, welche an der Aussen-
seite des Joches sich befindet, als auch die Armatur überhängend. Der
212
untere Polschuh hat zwei Angüsse und ist ebenso wie das Joch an der
Bodenplatte festgeschraubt. Auf der Achse sind zwei Naben aufgekeilt,
welche durch je vier Speichen mit einem Kranze verbunden sind. Die
beiden Kränze sind zusammengeschraubt und tragen den Armaturkem.
An dem vorderen Speichenrade ist noch ein eiserner Ring und an diesem
eine ringförmige Schiefer- oder Marmorplatte angeschraubt. Dieselbe ist
von der Achse durch einen Luftzwischenraum von i cm Breite getrennt.
An der Schieferplatte sind die rechtwinkelig gebogenen Collector-Segmente
angeschraubt, welche eine Luftisolation von 2 bis 2^/2 mm Breite haben.
Wenn man die beweglichen Theile der Polstücke abhebt, wie dies in der
Fig. 8.
Fig. 8 dargestellt ist und die Riemenscheibe entfernt, so kann man die
Armatur vorschieben und etwa schadhaft gewordene Theile leicht ersetzen.
Der Armaturkern ist aus Eisendraht verfertigt, welcher auf einen
gusseisernen Rahmen von I-förmigem Querschnitt gewickelt ist. Die ein-
zelnen Lagen sind durch Papier isolirt. Die beiden Speichenräder, welche
den Armaturkern tragen, sind von diesem gut isolirt. Der ganze Armaturring
wird vor der Bewickelung mit einem sehr gut isolirenden Papier (Fiber-
papier) umwickelt. Die einzelnen Spulen haben quadratischen Windungs-
(luerschnitt von ungefähr 2^/2 cm Seitenlänge; sie sind von einander voll-
ständig getrennt. An der Aussenseite des Ringes befindet sich zwischen
213
je zwei Spulen ein Holzstück, welches mit Schrauben an den Kern be-
festigt ist. An der Innenseite des Ringes liegen die Spulen zwischen den
umgelegten Seiten der Papierstreifen, mit welchen der Ring umhüllt ist.
Die Spulen werden automatisch von einer von Hochhausen erfundenen
Maschine auf den Ring gewickelt. Ueber jede Spule wird noch an der
Aussenseite eine Fiberplatte gelegt, welche an die Holzstücke angeschraubt
wird; dadurch sind die Spulen sehr gut gehalten.
Auf dem Collector schleifen vier Bürsten, von welchen je zwei mit-
einander leitend verbunden sind und um die Breite eines Segmentes ab-
stehen. Bei der Dynamo für reo in Serie zu schaltende Lajnpen ist die
AusschaUer\i yfS~\~ \
IfnUrnJnnfi LHtunf
Fig. 9.
Zahl der Segmente 36. An den beiden vorderen Stücken der Polschuhe
sind zwei gusseiserne Arme befestigt, welche die Armatur eines kleinen
Motors umschliessen, der die Regulirung der Dynamo auf constante Strom-
stärke zu bewirken hat. Die beiden Arme sind nicht direct an die Polstücke
angeschraubt, sondern durch eine Platte aus Hartgummi von denselben
getrennt Zwischen den Enden der Arme ist das aus nichtmagnetischem
Metall bestehende Lager des kleinen Motors befestigt. Obwohl die Arme
einen magnetischen Nebenschluss zur Armatur bilden, gehen durch die-
selben doch nur wenig magnetische Kraftlinien hindurch, welche das Feld
für den kleinen Motor bilden. Dieser befindet sich innerhalb des kleinen
214
Gehäuses, welches in der Fig. 7 sichtbar ist. Die Achse des Motors liegt
unterhalb der Achse der Dynamo. Der obere gusseiseme Arm enthält
ein Lager für eine kleine Achse, auf welcher der Bürstenhalter befestigt
ist. Diese Achse befindet sich in der Verlängerung der Dynamo-Achse,
ist aber von derselben durch einen Luftzwischenraum getrennt. Der kleine
Motor rotirt bei normaler Stromstärke nicht. Wenn die Stromstärke zu
gross oder zu klein ist, rotirt er in dem einen oder anderen Sinne imd
verschiebt dadurch sowohl die Bürsten als auch einen Arm, welcher die
Anzahl der Ampere- Windungen des Feldmagneten verändert. Je kleiner
die Anzahl der in den Stromkreis eingeschalteten Lampen ist, desto mehr
nähert sich die Verbindungslinie der Bürsten der verticalen BUchtung, und
desto mehr Windungen des Feldmagneten werden ausgeschaltet.
Die Schaltungen, sowie der getrennt von der Dynamo aufgestellte
Wandregulator sind in Fig. 9 schematisch dargestellt.*) Von der Armatur
sind nur der CoUector und die Bürsten M B gezeichnet; die auf der linken
Seite gezeichneten zwei Spulen stellen die Feldmagnetwickelung vor. Der
Bürstenhalter ist mit einem gezahnten Sector in Verbindung, welcher in
ein auf der Motorachse angebrachtes Zahnrad eingreift. Der Strom fliesst
von der positiven Bürste ausgehend durch die Feldmagnetwickelimg zur
Klemme 4 des Wandregulators, hierauf durch die Wickelung des Elektro-
magneten if, dann durch den Anker A imd den Widerstand Ry^ in die
Linie. Nachdem er die Lampen durchflössen hat, gelangt er zur negativen
Fig. 10.
Klemme N der Dynamo. Der Anker A legt sich an zwei Contacte C C^
an, welche mit den Klemmen 2, 3 und dadurch mit den Bürsten des
kleinen Motors verbunden sind. Die Punkte Pg ^s ^"^^ durch Neusilber-
drähte 1?3 It^ mit der Klemme i verbunden. Wenn der Strom die normale
Stärke hat, so hat der Anker A eine horizontale I^ge und berührt beide Con-
tacte C C^, welche am Ende des Hebels B angebracht sind. Von den
Punkten P^ P^ fliessen Zweigströme durch die Widerstände B^ B^ in die
Linie. Da die Punkte P^ P^ in diesem Falle gleiches Potential haben,
fliesst durch die Leitungen 2 und 3 kein Strom zum Motor; derselbe
bleibt daher ruhig. Wenn aus irgend einer Ursache die Stromstärke wächst,
wird der Anker Ä nach abwärts gezogen. Dadurch wird der Contact bei C
unterbrochen, während der Contact bei C^ bestehen bleibt. Nun fliesst
von P2 ^^s ein Strom durch die Leitung 2 zum, Motor, dann zurück
zu Pg und von da aus durch B^ in die Linie. Der Motor wird daher
rotiren und die Bürsten so verdrehen, dass der Strom geschwächt wird.
Gleichzeitig wird durch den Arm F, welcher vom Bürstenhalter mitbewegt
wird, der Bügel S verschoben und dadurch ein Theil der Feldmagnet-
wicklung ausgeschaltet. Die Spulen der Feldmagnete sind continuiiüch
gewickelt, aber einzelne Punkte der Wickelung sind mit Contacten ver-
bunden, auf welchen der Bügel S schleift (Fig. 10). Wenn die normale
Stromstärke wieder erreicht ist, stellt der Anker .4 den Contact bei C
*) Die Beschreibang der Regolirvorrichtung, sowie die Figuren sind einer
im yElectrical Engineer**, April 1890, entnommen.
215
wieder her; dadurch kommt der Motor zum Stillstande. Wenn aus irgend
einer Ursache der Strom zu schwach ist, so wird der Contact C^ unter-
brochen. Dadurch wird bewirkt, dass ein Strom in entgegengesetzter
Richtung durch den Motor fliesst; die Bürsten und der Arm F werden
daher nach der entgegengesetzten Seite verschoben. Wie ersichtlich ist,
sind die Widerstände Äj, J?^, R^ immer in den Stromkreis eingeschaltet.
An den Contacten C C^ tritt keine Funkenbildung auf, weil der Stromkreis
nicht unterbrochen wird.
Durch die beschriebene Regulirvorrichtung wird bei jeder Aenderung
der Lampenzahl die E. M. K. der Dynamo sofort in der erforderlichen
Weise verändert. Man kann sogar sämmtliche Lampen auf einmal ein-
oder ausschalten.
Der Ausschalter S, hat den Zweck, den Motor auszuschalten, wenn
man an dem Magnete M und seiner Armatur eine Aenderung vornehmen
will, während der Ausschalter S^ dazu dient, die Feldmagnet Wickelung kurz
zu schliessen, wenn die Dynamo abgestellt werden soll, oder unbelastet lauft.
Da die grösste Type der Hoc h hause n-Dynamo eine E. M. K.
von 5000 V. hat, müssen die einzelnen Theile sehr gut isolirt sein. Dies
ist insbesondere nothwendig wegen der statischen Ladungen, die beim
Riemenantrieb entstehen. Dem überspringenden Funken folgt der Dynamo-
Strom leicht nach. Um dies zu vermeiden, ist die Armatur von den
Speichenrädem, welche sie halten, vollständig durch Glimmer isolirt. Die
Lager sind ebenfalls vom Körper der Dynamo isolirt, und die- letztere ist
wieder von der Unterlage, auf welche sie montirt ist, isolirt.
Es wurden verschiedene Typen dieser Dynamo construirt. Die grösste
liefert Strom für 125 Lampen ä 1200 Kerzen oder für 100 Lampen
ä 2000 Kerzen. Der Durchmesser der Armatur dieser Dynamo ist 80 cm ;
dieselbe ist mit 36 Spulen bewickelt, welche die Form eines Quadrates
von 21 cm Seite haben. Die Stromstärke ist 7 A. oder 10 A., je nach-
dem die Lampen 1200 oder 2000 Kerzen haben sollen. Die Tourenzahl
ist 700. Ein Theil der Feldmagnetwickelung ist immer eingeschaltet, von
dem anderen Theile ist nach je 20 Windungen eine Abzweigung zu den
Contactstücken gemacht, auf welchen der Bügel S schleift. Da die Armatur
mit wenig Spulen bewickelt ist, erhaken die einzelnen Spulen viele Win-
dungen ; daher ist der Abstand der Polschuhe vom Armaturkern beträchlich
gross (circa 4 cm). Die zweite Type ist für 50, die dritte für 30 Lampen
ä 2000 Kerzen bestimmt.
Die Hoch hause n-Dynamo ist in grösseren Centralen mit sehr
gutem Erfolge in Anwendung. In Chicago waren einige Dynamos für
SO Lampen in der Maschinenhalle, die anderen Typen im Elektricitäts-
Gebäude in Betrieb. Das Schaltbrett ist dasselbe wie das der Thomson-
Houston Co.
Bogenlicht-Dynamo der Fort Wayne Electric Co.
Diese von Wood construirte zweipolige Dynamo hat als Armatur
einen Gramme-Ring. Die Form des Magnetgestelles ist aus der Fig. 11
ersichtlich. Die verticalen Joche der beiden hufeisenförmigen Feldmagnete
haben Aushöhlungen, in welchen die Lager der Dynamo angebracht sind.
Die Polschuhe umfassen sehr weit die Armatur und sind so geformt, dass
in den Armaturspulen während der Rotation in einem weiten Bereiche
möglichst gleiche elektrom «he Kräfte erzeugt werden; dadurch wird
erzielt, dass die Spannung zwischen ber ■l)arten CoUector-Seg-
menten verltfftAnmässif '. Die Str ihme erfolgt durch
zwei Bür«^ - -^-a "Qie ^ '^rigen B, ^nd durch einen
216
flexiblen Leiter verbunden; die zwischen diesen Bürsten befindlichen
Armaturspulen sind kurzgeschlossen. Die Regulirung der Dynamo für
constante Stromstärke erfolgt automatisch durch Verstellung der Bürsten.
Je weniger Lampen eingeschaltet sind, desto mehr werden die Bürsten
gegen die Verbindungslinie der Magnetpole verdreht; dabei werden die
miteinander verbundenen Bürsten immer mehr zusammengeschoben. Die
Ursache, warum die zusammengehörigen Bürsten gegeneinander verstellt
werden, ist angeblich folgende. In jeder Armaturspule muss der Strom die
Richtung wechseln, wenn die Spule bei den Bürsten vorübergeht. Soll dies
funkenlos geschehen, so ist dazu eine gewisse Zeit nothwendig, welche
sowohl von der Zahl der Windungen der Spule, als auch von der Ge-
Fig. II.
sammtzahl der magnetischen Kraftlinien innerhalb der Spule abhängig ist.
Wenn viele Lampen eingeschaltet sind, ist die Verbindungslinie der Bürsten
beinahe horizontal; dann ist das Feld innerhalb der Spule während der
Commutation des Stromes sehr stark und daher muss man mehrere Collector-
Segmente kurzschliessen. Wenn jedoch wenig Lampen eingeschaltet sind,
so erfolgt die Commutation des Stromes an einer Stelle, wo noch wenig
Kraftlinien in den Kern eingetreten sind ; daher brauchen nur zwei Collector-
Segmente kurzgeschlossen werden. Bei Vollbelastung verringern die Hilfs-
bürsten nicht die E. M. K. der Dynamo, weil sie nur die unthätigen Spulen
kurz schliessen.
Die Armaturspulen sind für sich sehr gut isolirt; die Collector-Seg-
mente sind durch Glimmer isolirt.
(Schluss folgt.)
217
Das Feuermeldewesen in Wien.
(Aus einem Vortrage des Herrn Ingenieurs JULIUS STERN im Allgemeinen technischen
Vereine.)
(Fortsetsnng.)
Dieselben betrafen zunächst die Hofburg- Hauptwache, dann die
k, k. Bauubcrgeher wegen Anweisung der Hofspritze, weiters den comman-
direnden General, denGeneralcommando-Adjunctanten, das Salzgries-Cavallerie»
piquet, die Salzgrieskaserne-Feuerreserve, den Platzoberst, den Platzstabs-
officier von der Wache, den Platzofficier vom inneren Dienst, den General
vom Tage, den Stabsofficier von der Garnisonsinspection, endlich das Peters -
wache-Fcuerpiquet und die Feuerreserve der Rennweger Kaserne. Es ist
daher gewiss sehr erklärlich, dass diese überaus lästigen und langwierigen
Meldungen allmälig vergessen und zum grossen Theile auch aufgehoben
wurden. Durch die grossartigen Erfindungen auf dem Gebiete der
elektrischen Telegraphie aufmerksam . gemacht, machte die Regierung im
Jahre 1850 diesbezügliche Vorschläge behufs Einführung eines elektrischen
l'elegraphen für Feuermeldezwecke.
Während der grossen Organisation in den Jahren 1853 bis 1855
arbeitete das Stadtbauamt ein Project einer elektrischen Telegraphenanlage
aus und wurde mit der Herstellung derselben sofort nach Genehmigung des
Kaisers begonnen und am 15. September 1855 fertiggestellt.
Diese Telegraphenleitung verband das Wächterzipnmer am Thurme zu
St. Stephan mit dem Bauamt und dem bürgerlichen Zeughause Am Hof.
Weiters führten Signalleitungen noch in die Feuerreservestallungen und in
die Wohnung eines städtischen Ingenieurs.
Diese ersteren Telegraphenleitungen waren Correspondenzleitungen,
ausgestattet mit zwei Kramer'schen elektromagnetischen Zeigerapparaten ;
die letzteren einfache Signalleitungen, um Mannschaft und Wägen zu requi-
riren. Die Drahtleitung, theils sichtbar auf Isolatoren an den Häusern
geführt, theils als Kabel in gemauerten Erdcanälen, wurde vom Stephans-
tburme über den Stephansplatz in die Goldschmiedgasse geführt, von dort
über den Petersplatz in die Milchgasse, Steindlgasse, Schulhof, Am Hof in
das Stadtbauamt und in das bürgerliche Zeughaus, Vom Stadtbauamt führte
die Signalleitung in den Tiefen Graben, durch die alte Zeughausgasse auf
den Salzgries.
Die Meldung eines beobachteten Brandes wurde nach einer aufgestellten
Instruction durchgeführt :
Zuerst gab der Thürmer das Zeichen „TA", das heisst Thurm dem
Amte, womit nur der Anruf verstanden war. Meldete sich das Amt, so
kam als weiteres Signal die Bezeichnung der Art des Feuers, wie „RF"
für Rauchfangfeuer, „DF" für JDachfeuer und „LF" für Landfeuer. Dann
gab er die Richtung des Brandortes, bezeichnet zunächst durch die vier
Himmelsrichtungen „N** für Nord, „S" für Süd, ,,W" für West und „O** für
Ost, sowie endlich die abgekürzte Bezeichnung der Liniendurchgänge, durch
welche die Feuerspritze ihren Weg zu nehmen hatte, wie z. B. ^TABR"
für Taborlinie, „MAKS" für St. Marxer Linie, „MARI* für Mariahilfer
Linie u. s. w.
Angenommen, es würde in Hietzing ein Dachfeuer ausgebrochen sein,
so sieht eine solche telegraphische Feuermeldung, deren BuchslBbto durch
einen bewegenden Zeiger bezeichnet werden, folgendermau^^en
— TA — Hier folgt die Antwort des Amtes — DP ^— W -
Im Jahre 1863 wurde die Errichtung von acht FcuerlÖsfii
schlössen und daraus ergab sich die Nothwendijf k^^^^se dufi ■
trischen Telegraphen mit der Centrale .Am Hof zV^^/^ '^^.u*
218
Der Antragr des damaligen Ingenieurs Schul er und nachmalig
Feuerwehr-Commandanten bezüglich der Einführung von Morse-Apparat
fand den vollen Beifall der Gemeindevertretung und so finden wir i8<
bereits in den acht Filialen complete Morse-Stationen in Verbindung a
der Centrale.
Hervorzuheben wäre hier der Antrag des damaligen Gemeinderatb
Nicola, welcher in Erkenntniss der dringenden Nothwendigkeit einer Vc
grösserung der Telegraphenmeldungs-Anlage am 13. März 1878 im Gemeind
rathe folgenden Antrag stellte :
,Der Gemeinderath wolle seine Feuerlösch-Commission beauftrag«
im Vereine mit dem Magistrate und dem Stadtbauamte in Erwägung
ziehen und Bericht zu erstatten, ob es nicht möglich ist — sei es dur
Anwendung von telegraphischen, an verschiedenen, von den Feuerlösc
ämtem entfernt gelegenen Punkten der Bezirke anzubringen und nur d
Sicherheitswachposten allein zugänglichen Tastenapparaten oder in ander
Weise — dem unleugbaren Uebelstande des zu späten Anmeldens von Brände
besonders zur Nachtzeit, vorzubeugen.**
Noch im selben Jahre legte das Sudtbauamt das Project einer Feu(
meldeanlage vor, welches vom Gemeinderath genehmigt wurde. Bald dara
wurde eine Fachcommission eingesetzt, um die von den einzelnen Fabrik
eingesendeten Meldeapparate einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Es wurden der Commission Apparate von mehreren Wiener Firm
vorgelegt, und unter diesen jener der Firma B. Egger als der zuv(
lässigste und zweckmässigste anerkannt. Um eine praktische Erprobui
dieses Systems durchzuführen, wurde beschlossen, eine derartige Anlage
grösserem Maassstabe im zweiten Wiener Gemeindebezirke durchzuführc
Während des Sommers 1880 wurden 10 Stück Apparate, Syst«
^gS^^* aufgestellt und verblieben während des Winters 1 880/81
Function. Der Erfolg war ein so günstiger, dass sofort die Installation a
das ganze Gemeindegebiet ausgedehnt wurde und durch die nun erfolg
Vereinigung der Vororte mit Wien auch auf diese ausgedehnt werden wii
Es waren montirt:
Ende 1880 11 Stück Apparate
^ 1881 68 „
V 1882 107 „ „
n 1883 121 „
n 1884 140 ^ „
» 1885 157 n
^ 1886 . 168
»» 1887 192
n 1888 !206 ,
« 1889 212
« 1890 219
V I89I 324 r,
w 1892 • . 334 «
Unter diesen sind jedoch auch die von Privaten aufgestellten, mit de
städtischen Netz in Verbindung stehenden Apparate mit einbezogen.
Bei der Construction des Apparates berücksichtigte die genannte Firm
zunächst die Haupterfordernisse für Feuermelder, und zwar:
1. Soll das mit dem Apparat manipulirende Publikum rasch und leid
zu demselben gelangen können und wenige, äusserst einfache Handhabunge
zu verrichten haben;
2. soll der Apparat jederzeit, in jedem Momente functionsfähig sein
soll also nicht etwa durch Ablaufen einer Feder oder eines Gewichics
219
dessen Aufziehen alleofalls vergressen werden dürfte, in seiner Function auf-
gehalten werden;
3. soll die telegraphische Meldung durch jeden Laien bewerksteUigt
und raschy sicher und zuverlässig von dem Beamten aufgenommen werden
können; und endlich
4« sollen weitere telegraphische Correspondeozen von Telegraphen-
kundigen, wie Polizei Wachleuten, Feuerwehrleuten u. s. w. möglich sein.
Wie wir im Nachstehenden erseheo werden, sind alle diese Punkte in
befriedigender Weise gelöst worden.
Die äussere Ansicht des Apparates zeigt Fig. 2. Das Gusseisengehäuse,
in welchem der Apparat montirt ist, wird eingemauert, so dass nur die
Vordcrplatte mit der Thflre ersichtlich ist. Die Thüre ist versperrbar und
besitzt ausserdem noch ein Fangschloss, dessen Mechanismus einen in's
Hauptschloss eingesteckten Schlüssel solange Jesthält, bis er durch einen
zweiten, im Besitze der Feuerwehr befindlichen Schlüssel, der in*s Fang-
schloss gesteckt, wieder ausgelöst wird. Dadurch kann jedem Unfuge
i-aiiTifliMi''"^*'''^'™'^^^^
Fig. 2.
gesteuert werden, da die in den Händen des Publikums befindlichen Schlüssel
numerirt und der Besitzer eines solchen notirt ist.
Der Apparat selbst besteht in der Wesenheit' aus fünf mit Sectoren
versehenen Tastern d (Fig. 3), welche an der Vorderseite mit Druck-
knöpfen und Aufschriften „Rauchfang-Feuer*, ^Dach-Feuer**, „Zimmer-
Feuer*, „Keller- Feuer** und „Controle** versehen sind. Durch das Hinein-
drücken eines solchen Tasters d (Fig. 5) wird dessen rückwärts befind-
liches System, bestehend aus dem Kreissector h mit der Achse (/, dem
auf der Achse i befestigten Hebelsarm k fmit Schnapper i, in Bewegung
gesetzt, und zwar drückt der Taster d, drehbar um die Achse /, mit dem
charnierartig verbundenen Hebel e auf einen daumenartigen Ansatz des
Sectors h. Die fünf untereinander befindlichen Sectoren sitzen lose auf
einer gemeinsamen Achse g und ist die drehende Bewegung dieser Sectoren
durch in die Achse verbohrte Stifte begrenzt. In jede Nabe des Sectors
ist senkrecht zur Drehungsachse ein Schlitz eingefeilt, in welchem der
vorerwähnte Stift läuft. Dieser Schlitz ist genau so lange, als es die Be-
wegung des Segmentes in die punktirte Lage (Fig. 5) erfordert. Im Ruhe-
zustande liegen alle fünf Stifte an dem vorderen Ende des Schlitzes, so dass
17*
220
durch das Hineindrücken eines der fünf Segmente die Achse durch deo
Mitnehmer Stift gedreht wird, während bei den in Ruhe befindlichea
Segmenten die übrigen Stifte sich frei im Schlitze drehen können, ohne
die übrigen Segmente zu bewegen. An dem oberen Ende der Achse g ist
ein completes Räderlaufwerk (Fig. 6) mit Gewichtsantrieb und Wiudflflgcl
befestigt, und ist die Anordnung so, dass an der Achse g die Schnurrolle
für das Gewicht r und das Hauptrad o sitzen. Durch das Hineindrücken
des Segmentes mit dem Taster erfolgt eine Drehung der Achse und
demzufolge wird das Gewicht aufgezogen, um bei Loslassen des Tasters
in Wirksamkeit zu treten. Das Gewicht hat das Bestreben, das Segment
in seine ursprüngliche Lage zu drehen, jedoch geschieht diese Bewegung
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
langsam, da, wie früher erwähnt, das Laufwerk mit Windflügel hemmend
auf die Bewegung wirkt. Jeder dieser fünf Sectoren ist an seinem Umfange
mit verschieden langen Zähnen versehen, welche den telegraphischcn
Zeichen angepasst, die Nummer des betreffenden Automaten und den
Anfangsbuchstaben der Art des Feuers ergeben.
Beispielsweise würde für den Automaten Nr. 25 der Kreissector
^Rauchfang-Feuer" so aussehen, wie Fig. 8 zeigt.
Da sich der Sector im Sinne der Uhrzeiger zurückbewegt, so sind
die Zeichen von rechts nach links geschrieben und wiederholen sich dreimal.
Die Zeichengabe beginnt mit einem Strich (— ), der den Contact zum
Alarmiren und Auslösen des Schreibapparates bedeutet, hierauf folgt 2
(• • .Ml .» .Ml], dann 5 (•••••) und nun i^ (•^•), das heisst, der
221
Automat Nr. 25, dessen Aufstellungsplatz naturlich genau bekannt ist,
meldet Rauchfang-Feuer. In die Zähne greift der Schnapperhebel Ik, drehbar
um die verticale Achse i ein und wird nur durch die Retourbewegung des
Sectors in Bewegung versetzt. Er muss den Zahneinschnitten des Sectors
folgen und sendet daher durch die an derselben Achse t unten befindliche
Contactfcder o (Fig. 7), welche bei m n den Contact vermittelt, die diesem
Zeichen entsprechenden elektrischen Ströme in die Leitung zur Empfangs-
station.
Fig. 8.
Der untere Theil des Apparates ist abgeschlossen und nur den
Feuerwehr- und Wachleuten zugänglich. Es befinden sich darin ein
Correspondenztaster w (Fig. 3), eine Signalglocke u, die vorerwähnte
Coctactfeder o mit den Contactstiften m und n und die Blitzschutzvor-
richtung V,
(SchlusÄ folgt.)
Telephon mit zwei schwingenden Platten.
Von S. D. FIELD.
Stephen D. Field hat kürzlich ein in dem New-Yorker „Electrical
Engincer" (1893, Bd. 16, S. 404) beschriebenes Magnet-Telephon mit zwei
schwingenden Platten in Vorschla'g gebracht.
. Man hat ja schon zu wiederholten Malen versucht, die Wirkung von
Telephonen dadurch zu verstärken, dass man in ihnen mehr als eine schwingende
Platte zur Erzeugung der Ströme angewendet hat. Diese Versuche sind aber im
Allgemeinen missglückt; man hat zwar grössere Tonstärke erreicht, aber
auf Kosten der Deutlichkeit. Der Grund davon lag darin, dass man nicht
dafür sorgte, dass die Platten übereinstimmend schwingen, und dass dieselben
daher gegenseitig sich in ihrer Wirkung beeinträchtigten.
Wesentlich günstiger nun liegt die Sache bei Field's Telephon, denn
in diesem befinden sich die beiden schwingenden Platten in gleicher Ent-
fernung vom Mundstücke und erhalten demnach gleichzeitige Anregung,
wenn in das Mundstück gesprochen wird; sie stehen ferner in mechanischer
Verbindung mit einander und unter genau gleicher Spannung, weshalb sie
nicht ausser Uebereinstimmung gerathen können. Endlich wird ihre vereinte
Wirkung auf einen einzigen Stromerzeuger übertragen.
Die Achse des Mundstücks, das man sich in der beigegebenen Ab-
bildung hinzuzudenken bat, liegt wagrecht und die beiden schwingenden
Platten sind in gleicher Entfernung von der Mündung oben und unten an
dem Mundstückrohre angebracht, so dass die durch das Mundstück
eintretenden Schallwellen gleichzeitig auf ihre inneren Flächen treffen und
die Platten nach entgegengesetzter Richtung hin in gleiche Bewegung
versetzen. Durch kurze Stahldrähte 8^ und So sind die beiden Platten mit
den Enden eines Ankers a aus weichem Eisen verbunden, welcher in
wagrechter Lage unter dem Südpole iS eines permanenten Hufeisenmagnetes H
b<ifestigt ist, indem er sich gegen eine Schneide c stemmt. Die stromerzeugende
Rolle R umgibt einen auf dem Nordpole iV des Magnetes H angebrachten,
222
dem einen Arme des Ankers a gegrenub
gegenüber dem anderen Arme ein leerer
Anziehung des inducirenden Kernes mild
Beim Sprechen in das Mundstück
Platten sich in entgegengesetzter Richtur
den Anker a gleichsinnig, weil sie an •
mit ihm verbunden sind. Die beiden PI
einem mechanischen Zuge, allein diese
veranlasst die leichteste Wirkung von i
nur zu den schwächsten Schwingungen a
Bewegung des Ankers a.
g, 1
!is
'^t
Fiel d's Telephon hat sich bei (
auch auf einer Leitung zwischen New-'
Versuchen als sehr gut erwiesen; die
Deutlichkeit der Sprache vorzüglich.
Wird dieses Telephou als Emp
Kohlengeber benutzt, so ist der Ton so
an's Obr zu halten braucht und das üt
Personen zugleich gehört werden kann.
Eine elektrische Centra
Mit der unablässig fortschreitenden
gros^artigen Entwicklung des Handelsver-
kehr es von Fiume war es ein Gebot der
NütliwCDdigkeit, den Fiumaner Hafen nicht
bloi betrüchttich zu erweitern, sondern auch
in seiner Gesammtanlage und in seinen
ionereD Emrichtungen solche Aenderungen
eiB^nfUhreDH durch welche dieser Hafen den
»tfttig wachsenden Anforderungen des Ver-
kehres genügen könne und ihm auch der
gebübreüde Rang unter den anderen grossen
llafcn gebieten gewahrt bleibe, auf welchen
der Ilufct] von Fiume vermöge seiner Lage
und seiner AVassertiefe berechtigten Anspruch
erheben darf.
Als eine wesentliche Vorbedmgung zur
Hebutig des Hafenverkehres wardc erkaant,
die belenchtungsverhi] misse des HAfeQ&
dm cb greifend zu verbessern, und dies um-
Bomebr, nU andere ausländitche Hafen schon
seit mehreren Jahren mit eineni voll-
kommcneti Belenchtungsi<ysteme ausgestattet
sind, Gabriel von ilaross, d'^"
«cotbene iin garische tlnndelmUni»
die Jk-deutang dieser Ftü^t vollatfio
Qad lies* bereits im Jahre 1S91 r
füi
Hl
be
wi
tä
in«
im
di.
de
de
El
sei
di<
G
nn
In;
pr
de
füi
223
and i^Qsseisenieii Trägern montirt, welche
taf soliden Fandamenten lings des Molo
tofgestellt sind. Die Glühlampen sind
grösstentheits an der nördlichen Fagade der
Lagerhäuser anf dem Stefanieqnai instaltirt;
vier von diesen Glühlampen befinden sich
suf dem xwischen den Gebäuden führenden
Strassenwege. Gewöhnlich wird blos die
Hälfte dieser Glühlampen verwendet ; die
anderen 1 1 Glühlampen werden nur im Be-
darfsfälle benutzt. Zu dieser ursprünglichen
Anlage ist im Verlaufe der Zeit noch die
elektrische Beleuchtung des Zichymolo, des
Petroleumhafens und des Holz- oder Baross-
bafens hinzugekommen.
Die Internationale Elektricitäts-
Gesellschaft versorgt aus ihrer Central-
statioD auch die elektrische Beleuchtung der
im Hafen vor Anker liegenden Schiffe, und
lind zu diesem Behufe 12 Glühlampen ä 100
Normalkerzen derart eingerichtet, dass man
sie nach Belieben längs eines Mastes oder
im Innern des Schiffes in Verwendung
nehmen kann. Je vier solcher Lampen ge-
nagen zur Beleuchtung des Schiffskörpers,
so dass man also drei Schiffe zugleich an
verschiedenen Punkten des Hafens elektrisch
beleuchten kann.
Die Anlage der elektrischen Erzeugungs-
stätte liefert, wie bereits bemerkt, den elek-
trischen Strom sowohl für Beleuchtung, wie
für die Kraftübertragung. Ausser den bereits
genannten Objecten werden auch noch die
Lagerhäuser des Transitbahnhofes, des
Staatsbahnhofes, das Zollgebäude und eine
grössere Anzahl von Bureaux aus der
Centralstation mit elektrischer Beleuchtung
versorgt.
Der mit elektrischer Kraft betriebene
Elevator der Escomptebank liegt im
Freihafengebiete. Der Betrieb erfolgt mittelst
Wechselstrom-Motoren. Die Räumlichkeiten
des Elevators sind mit Glühlampen erhellt.
Die Ein- und Ausschaltung der Schiffs-
beleuchtung erfolgt mittelst besonderer Aus-
schalter, welche längs der Leitungen und an
den Bogenlampensäulen in eigenen Holz-
kästchen untergebracht sind.
Die Centralstation ist an der äussersten
Nordwestseite der Stadt in dem Vororte
Mlosa auf Grund und Boden errichtet,
welcher den ungarischen Staatsbahnen ge-
hört. Das Mascbinenhaus enthält drei Dampf-
lichtmaschinen von je 120 IIP (Hochdruck-
maschinen) mit 360 Touren in der Minute.
Diese Maschinen, welche von der Ersten
Brünner Maschine n-F a b r i k s-
Gesellschaft geliefert wurden, treiben
direct die Wechselstrom*Dynamos (System
Zipernowsky), welche von der Firma
G a n z & Co. in Budapest herge-
stellt sind. Diese Dynamos besitzen eine
Leistungsfähigkeit von 40 Ampere bei 2000
Volt. Im Ifcuirhinensaale ist für eine vierte
\ ^tx erforderliche Raum
der rechten Seite der
'chen Bureaux und
t eingerichtet, dass
"lies für die Auf-
stellung dreier weiterer Maschinengruppen
heranziehen kann. Das Kesselhaus, welches
unmittelbar an das Maschinenhaus anstösst,
enthält drei Röhrendampfkessel nach dem
Systeme von Babcok & Wilcox mit
einer Leistungsfähigkeit von 20 Atmosphären
und mit 150.56 Quadratmeter Heizfläche.
Auch im Kesselhause ist der erforderliche
Raum für die Erweiterung der Kesselanlage
vorgesehen. Gegenwärtig ist in dem hiefür
reservirten Räume des Kesselhauses eine
Reparaturwerkstätte etablirt. Die Wasserzu-
führung geschieht durch eine verticale Dampf-
pumpe, welche das Wasser einem Bache
entnimmt, der in einer Entfernung von 80 m
bei der Centralstation vorbeifliesst. Für den
Fall, als die Pumpe unbrauchbar werden
sollte, oder sich ein Mangel an Bachwasser
einstellen würde, ist die Wasserversorgung
durch Injectoren vorgesehen, welche die
erforderliche Wassermenge in einer grossen
eistet ne unterhalb des Maschinenhauses an-
sammelt. Sowohl die Wechselstrom-Maschinen,
als auch die Erreger sind von der Firma
G a n z & Co. beigestellt, und sind die -
selben, wie bereits bemerkt, direct mit den
Dampfmaschinen gekuppelt. Diese Wechsel-
strom-Maschinen bestehen im Wesentlichen
aus einem cylinderischen Indnctor, der auf
der Horizont öl fixe beweglich montirt ist, und
aus 14 radial angeordneten Spulen. Der
6xe Armatur, welche den Inductor umgibt,
besteht gleichfalls aus 14 Spulen, deren
Kerne parallel zu den Generatoren des
Cylinders angeordnet sind. Der Wechsel-
strom wird in dieser Armatur erzeugt, deren
äusserster Rand an dem oberen Theile der
Maschine endigt. Die Erregung erfolgt durch
eine Gleichstrom-Maschine, welche durch zwei
isolirte Metallringe, die auf der Axe des
Inductors befestigt sind, mit einer Wechsel-
strom-Maschine gekuppelt ist. Der Kern des
Inductors und die Kerne der Sputen be-
stehen aus dünnen Eisenblechen, die unter
einander isolirt sind, um die Entwicklung
von Foucault'schen Strömen zu vermeiden.
Die Intensität des Magnetfeldes wird dadurch
verändert, dass man den Widerstand in den
Windungen des Inductors vermindert oder
vermehrt. Die Regulimng lässt sich aber
auch noch verbessern, wenn in die Win-
dungen der Erreger Wiederstände zwischen-
geschaltet werden. Ausserdem steht ein
Rheostat nach dem Systeme B 1 ä t h y in
Verwendung, welcher die Spannung der
Maschinen constant erhält.
Das Schaltbrett ist derart installirt,
dass der von jeder Maschine erzeugte Strom
theils für die Kraftübertragung, theils für
die elektrische Beleuchtung verwendet werden
kann; sind aber zwei Maschinen gleichzeitig
in Betrieb, so lässt sich auch der Strom der
einen Maschine für die Kraftübertragung und
der der anderen für die Beleuchtung aus-
nützen. Drei Leitungsstränge, welche von
der Centralstation auslaufen, führen die
Elektricität an die einzelnen Abgabestellen.
Diese Speiseleitungen sind aus Kupfer und
ruhen auf Doppelglocken-Isolatoren. Einer
224
der Stränge führt die Elektricität zur Be-
leuchtung des Hafens und des Bahnhofes,
der andere speist die Motoren des Elevators
und der dritte die Bogenlampen des Transit-
bahnhofes. Dieser letztere Bahnhof wird von
8 Bogenlampen ä 12 Ampere beleuchtet,
die auf Freileitungen befestigt sind. Der
Hafen ist, wie bereits eingangs bemerkr,
mit 26 Bogenlampen zu je 12 Ampere er-
hellt, welche in drei Stromkreise geschaltet
sind, von denen zwei je 9 Lampen und der
dritte Stromkreis 8 Lampen umfasst. Aus
den Speiseleitungen gelangt der Strom zu-
nächst in Transformatoren nach dem Systeme
Zipernowsky, D^ry und B 1 ä t h y,
welche die Primärspannung auf 100 Volt
redudren. Für das Bahnhofsgebäude, in
welchem 4 Bogenlampen ä 8 Ampere,
2 Bogenlampen ä 12 Ampere, 40 Glüh-
lampen ä 10 Normalkerzen und 74 Glüh«
lampen ä 16 Normalkerzen installirt sind,
bestehen besondere Transformatoren, welche
auch den Strom in die Magazine des
Staatsbabnhoies, in die Lagerhäuser und
Bureaux des Hafens zuleiten, welch letztere
von 140 Glühlampen ä 16 Normalkerzen
und 200 Glühlampen k 10 Normalkerzen
beleuchtet sind. Diese Transformatoren führen
auch den Strom zu fUr die Seeleuchte, für
welche 2 Glühlampen ä 100 Normalkerzen
installirt sind. Die Kabelleitung, welche die
beiden Lampen der Seeleuchte mit Strom
versorgt, hat eine Länge von 200 m.
Die Elevatoranlage der Escomptebank
umfasst einen Ventilator und 6 Elevatoren der
Type „Paternoster", von denen 5 durch
Wechselstrom-Elektromotoren ä 10 J?P, der
sechste durch einen Wechselstrom-Eletromotor
von 20 HP betrieben werden. Der Ventilator
wird durch zwei Motoren ä 10 IIP und
zwei Motoren ä 20 HP in Bewegung gesetzt.
Die gesammte Instalation umfasst also
7 Wechselstrom-Elektromotoren von je 10,
und 3 von je 20 HP,, wovon die ersteren
von den Primärlleitungen, die letzteren von
den Secundärleitungen abgezweigt sind.
Jeder dieser Motoren macht 830 Touren in
der Minute. Die Motoren selbst zeichnen
sich durch die Emfachheit ihrer Bedienung,
sowie durch ihre sichere Functionirung aus.
Die von dem Elevator belegte Grundfläche
beträgt 68X^4 ^* ^^^ i*^ ^ ^^^^ erklärlich,
dass man den elektrischen Betrieb jeder
anderen Betriebsart vorgezogen bat Damit
wurde nämlich die Einrichtung compUcirter
Transmissionen, deren Erhaltung kostspielig
und deren Kraftverlust bedeutend ist, ver-
mieden. Von der Zweckmässigkeit dieser
EntSchliessung kann man sich einen richtigen
Begriff machen, wenn man bedenkt, dass das
Gebäude, welches 40 m hoch ist, zur Gänze
aus Holz gebaut ist, und dass infolge der
in Fiume so häufigen Borastürme dieser Bau
Erschütterungen ausgesetzt wird, welche das
sichere Functioniren der Transmission unge-
mein beeinträchtigt hätten. Die Motoren sind
in einer Höhe von 33 m, u. zw. im 5. Stock-
werke des Gebäudes untergebracht.
Die Int er nationale Elektrici tat s-
Gesellschaft, welche sämmtliche vor-
beschriebenen Anlagen eingerichtet hat, be-
gann ihre Arbeiten am i. August 1891, und
schon am i. November desselben Jahres
wurde der vollständige ßatrieb inaugnrirt.
Seit I. Jäoner 1894 i^^ ^^ ganze Fiumaner
Elektridtäts werk voader Internationalen
Elektricitäts-Gesellschaft
auf die Ungarische Elektri-
citäts-Actien-Gesellschaft,
einem von der ersteren Gesellschaft ins
Leben gerufenen Unternehmen, übergegangen.
Die elektrische Beleuchtung des Hafens, des
Bahnhofes, der Lagerhäuser und der Schiffe ,
sowie der elektrische Kraftbetrieb am Ele-
vator haben zur Entwicklung des Handels-
verkehres in Fiume ungemein viel beige-
tragen, und werden diese dem modernen
Gei»te entsprechenden Einrichtungen, gewiss
auf die Entwicklung des ungarischen Handels
auch im Allgemeinen von grossem Ein-
flüsse sein.
Drehstrom-Anlage am Erzherzog Albrechtschacht.
Wie uns mitgetheilt wird, wurde der
Firma Siemens & Halske in Wien
vor einiger Zeit von Seite der Erzherzog-
lichen Bergverwaltung am Albrechtschachte
in Peterswald bei Mähr.-Ostrau die Aus-
führung einer elektrischen Kraftübertragung
für Grubenzwecke mittelst Drehstrom Über-
tragen. Es sollen in der Grube vorläufig
betrieben werden eine Seilbahn auf streichender
Strecke von ca. 660 m Länge und eine
Fördermaschine zur Förderung aus einer ein-
fallenden Strecke.
Die Primär-Anlage umfasst eine Drei-
phasenstrom - Maschine für 33.000 Watt
Leistung bei Motorenbetrieb, nebst der dazu
gehörigen Erreger - Gleichstrom • Maschine,
welche gleichzeitig als Lichtmaschine dient
und den nöthigen Mess - Instrumenten und
Apparaten. Die Primär - Spannung beträgt
500 — 600 Volt. Die Leitungen im Maschinen-
hause und Schachte sind isolirte umsponnene
Kupferleitungen auf Oel-Isolatoien gespannt,
auf den Strecken jedoch eisenbandarmirte
dreifach concentrische Bleikabel.
Der in der Grube befindliche Dreh-
Strom-Motor von 40 PS max., welcher so-
wohl die Seilbahn als auch die Förder-
maschine treibt, ist ein Motor mit Kurz-
schlussanker ohne Schleifringe und Bürsten,
wegen den in der Grube vorhandenen
schlagenden Wettern ; die ganze Anlage,
alle Hilfsapparate, als Ausschalter, Anlass-
226
widerstände u. s. w., sind derart eigens ge-
baut, dass sie vollständige Sicherheit gegen
Entzündung schlagender Wetter bei Fanken-
bildong an denselben gewähren. Der Motor
repräsentirt eine nene Type der Knrzschlnss*
Motoren, indem er anter voller Belastung
angeht nnd in seiner Tourenzahl beliebig
regulirbar ist. Die Entfernung zwischen
Primär- und Secundär-Anlage, welche durch
eine Telephon - Verbindung verbunden sind,
beträgt 500 m. Die Anlage kommt dem-
nächst in Betrieb. W. W.
Nachrichten aus Ungarn.
Projectirte elektrische Strasseneisenbahn
von Budapest über Angyalföld nach
Uy-Pest.
(Vertragsabschluss und Anlage der
Centralstation.)
Der Projectant der vom V. Bezirke
Bodapests ttber Angyalföld (Engelsfeld) bis
Uj-Pest zu erbauenden Strasseneisenbahn mit
elektrischem Betriebe, Firma A. M. Boden-
dorf er, hat mit der Bndapester Comitats-
behörde einen Vertrag bezüglich der seiner-
zeitigen Ablösung der genannten Strassen-
bahn abgeschlossen. Diesem Vertrage zu
Folge wird die elektrische Centralstation
nicht im Bereiche der hauptstädtischen Ge-
markucg, sondern ausserhalb derselben auf
einem dem Projectanten eigenthttmltch ge-
hörenden Grundcomplexe im Bereiche des
Comitats-Territoriums erbaut werden. Es ist
bestimmt worden, dass die Leitung des
eiektrificheo Stromes ausserhalb des Stadt-
bereiches auf Ständern geführt wird, während
bezftglich des in den Bereich von Communal-
strassenziigen fallenden Abschnittes es noch
von der Entscheidung der Communal Ver-
waltung abhängt, ob die L«*itang gleichfalls
als Hochleitung oder als Untergrundleitung
anzulegen sein wird.
Budapester Strassenbahn - Gesellschaft
für Strassenbahnen mit Pferdebetrieb.
(Einführung des elekfrischen
Betriebes.)
Die Direction der Bndapester Strassen-
bahn • Gesellschaft für Strassenbahnen mit
Pferdebetrieb hat über Aufforderung der
Bndapester MunidpalbehÖrde sich nun end-
giltig zur Einführung des elektrischen Be-
triebes auf ihren Betriebslinien bereit er-
klärt nnd wurden aus diesem Anlasse die
Projects-EIaborat^ sowohl bezüglich der Um-
staltung des Oberbaues, als auch der Fahr-
betriebsmittet vorgelegt. Die Gesellschaft
verpflichtet sich, im Falle rascher Erledigung
der Angelegenheit, die Einführung des elek-
trischen Motors bis zur Millenniums - Aus-
stellung durchzuführen. Die Frage, ob Hoch-
leitnng oder Uotergrundleitung (wie bei den
Linien der Bndapester Stadtbahn-Gesellschaft
für Strassenbahnen mit elektrischem Be-
triebe) wird nun auch endgiltig entschieden
werden.
Budapester Stadtbahn-Gesellschaft für
Strassenbahnen mit elektrischem
Betriebe,
(Ginführung eines neuartigen
Schienensystems.)
Die Bndapester Minicipalverwaltang
hat der Direction der vorstehend genannten
Gesellschaft gestattet, auf ihrer ausserhalb
des Stadt bereiches durch Vermittlung der
Hochleitung betriebenen Linie Rochus-Spital-
Köbäiya (Steinbruch) - Centralf riedhof, bei
sonstiger Beibehaltung des gegenwärtigen
Oberbaues die derzeit liegenden Schienen
successive gegen solche nach Syjtem Haar-
mann auszuwechseln.
(Projectirter Bau einer neuen
Betriebslinie.)
Dieselbe Direction ist im Wege der
Bndapester Communalbehörde um die Be-
willigung zum Baue und Betriebe einer unter-
halb der Kettenbrücke vom Blocksbade
(IL Bezirk, Christinenstadi) ausgehenden,
mit Berührung der Wasserstadt (gleichfalls
IL Beiirk) vorläufig bis zum Vergnügungs-
Etablissement ..Stadt -Mayerhof " führenden
Linie mit elektrischem Betriebe eingeschritten
und hat sich verpflichtet, den Bau bis zur
Millenniums Auistellung dem Betriebe zu über-
geben. Es wird dies die erste Linie sein,
welche die Gesellschaft, deren gesammtes
Betriebsnetz bisher im Bereiche der links-
uferseitifren Stadtbezirke (Pest) gelegen ist,
im Bereiche der rechtsuferseitigen Stadt-
bezirke (Buda [Ofen]) betreiben wird. Nach
Ausbau der neuen Donaubrücken wird die
projectirte Linie mit der bereits con-
cessionirten Betriebslinie längs dem links-
uferseitigen Donauquai und durch deren
Vermittlung mit dem gesammten dermaligen
Betriebsnetze der Gesellschaft directe ver-
bunden werden.
Betriebsergebnisse elektrischer Bahnen.
Laut des von der Verwaltung der City
snd South London Bahn erstatteten Be-
richtes an die kürzlich abgehaltene halbjährige
Generalversammlung dieser Bahn hat sich
im Laufe des zweiten Semester* >^) eine
geringe Abnahme im Verkehre dieser Linie
gezeigt, indem um 24.250 Personen weniger
als in der gleichen Periode des Vorjahres
die Bahn benfitzten. Die Verwaltung be-
zeichnet als die Ursache des Verkehrsrück-
226
gaoges einestheils das in der zweiten Hälfte
1893 andauernde schöne Wetter am Morgen
and Abend, die eigentlichen Verkehtszeiten
dieser Bahn, andererseits aber auch die
gegenwärtig noch immer nicht beendete
neue Rasenlegnng im Oval von Kennington,
einem beliebten BaUspielplatze, dessen Be-
nützung innerhalb dieser Zeit unmöglich war,
während sonst die Bahn eine grosse Zahl
der Besucher des Ovals beförderte. In Folge
einiger hergestellter Stationsvergrösseningen,
in Stockwell und King William Street Station,
konnten in dieser Periode mehr Ztige be-
fördert werden als früher, und ist die Zahl
der geleisteten Zugmeilen gegen das Vorjahr
um circa 10.000 gestiegen. Im Ganzen
wurden 31O93.352 Personen im zweiten
Halbjahre 1893 ^^^ ^^ ^i^ a°<1 South
London Bahn befördert, gegen 3,117.602
Personen in der zweiten Hälfte 1892 und
2,749.055 Personen in der zweiten Hälfte 1891.
Die Einnahmen betrugen in der Berichts-
periode 22.821 J*, die Betriebskosten
14*7^1 ^1 daher eine Reineinnahme von
8060 £ verblieb. Der Betriebscoefficient
stellte sich auf 64*60/0 gegen 67*90/0 im Vor-
jahre, nachdem es trotz des vermehrten
Zugsverkehres möglich geworden war, Er-
sparnisse in den Betriebsausgaben zu er-
zielen. Werden von den gesammten Be-
triebskosten jene der Aufzüge in Abzug ge-
bracht, so stellt sich der Betriebscoöfficient
des eigentlichen Bahnbetriebes auf nur 550/0.
Die Einnahmen pro Zugmeile betrugen im
Berichtshalbjahre 2 sh 1/2 <1« ^^o ebensoviel
als in der Vorperiode, die Ausgaben pro
Zagmeile stellten sich auf i sh 4 d, gegen
I sh 574^ '"ö letzten Jahre. Die Zugförde-
rungsauslagen waren 6*22 d, gegen 7*1 d pro
Zugmeile m der Vorperiode. Die Einnahmen
pro Fahrgast betrugen 1*65 d, gegen 1*60 d
im Vorjahre. Die Verwaltung beantragte die
Zahlung der 50/oigen Zinsen pro anno für
die Obligationen und eine gleiche Vorzugs-
dividende; dagegen die Vertheilung einer
Vs^igen Jahresdividende für die Stanun-
actien der Btfhn.
Der an die Generalversammlung der
Actionäre der Li ver pooler Hochbahn ge-
richtete Bericht der Bahnverwaltnng f^ das
zweite Halbjahr 1893 theilt mit, dass die
Bruttoeinnahmen des Unternehmens inner-
halb dieser Zeit 18.518 £ betrugen. Es
wurden befördert: 260.221 Personen in
L Classe, 1,293.840 Personen in 11. Classe
und 921.578 Arbeiter, im Ganzen 2,475.639
Personen. Seit dem Eröffnungstage, 6. März
1893, sind 3,846.381 Personen auf dieser
Bahn befördert worden. Die elektrische Be-
tiiebseinrichtung der Linie hat sich bisher
vollkommen bewährt, so dass sich die Bahn-
verwaltung entschlossen hat, nunmehr die-
selbe aus den Händen der für sie haftenden
Bauuntemehmung, der Electric Constmction
Co., in die eigene Verwaltung zu übernehmen.
Man hofft hiedurch Ersparnisse an den Be-
triebskosten zu erzielen. Während des letzten
Halbjahres haben 46.429 Züge auf der
Liverpooler Hochbahn verkehrt, hievoa
95*4^0 >Q vollständig fahrplanmässiger
Ordnung. Die Einnahmen aus dem Verkehre
betrugen im II. Semester 1893 18.003 ^1
die Gesammteinnahmen 18.518 ^, die Be-
triebsausgaben stellten sich auf 13.722 £,
so dass ein Reinertrag von 4786 £ ver-
blieb. Für die Zinsen der Obligationen sind
2627 £ erforderlich; der Rest von 2159^
sammt dem Saldo der Vorperiode voo
3293 £f ergibt einen Betrag von 5452 £
als zur Dividendenzahlung verfügbar. Die
Verwaltung beantragte eine 50/oige Jahres-
dividende für die Vorzugsactien im Betrage
von 978 £ und eine lO/oige Dividende für
die Stammactien, auf welche 1875 <£ ^^^'
fallen. Der Restbetrag von 2599 £ wird
auf neue Rechnung gebucht. Im Ganzen
werden die Betriebsresultate der Liverpooler
Hochbahn als sehr zufriedenstellend be-
zeichnet. (Railway News**.)
Die Bedingungen für die Lieferung von elektrischem Strom aus
den Leipziger Elektricitätswerken.
Die Firma Siemens & Halske hat
in einer öffentlichen Bekanntmachung das
dortige Publikum zur baldigen Anmeldung
seines Bedarfes an elektrischer Energie ein-
geladen und die Bedingungen für die Strom-
lieferung bekannt gemacht.
Innerhalb des Gebietes der inneren
Stadt und des Promenadenringes steht den
Abnehmern überall elektrischer Strom zur
Beleuchtung und zum Betriebe von Elektro-
motoren, sowie zu sonstigen Zwecken zur
Verfügung.
In weiter nach aussen liegende Stadt-
bezirke liefern innerhalb des II. Ringes die
Elektricitätswerke nur in dem Falle Strom,
dass per laufendes Meter Leitungslänge eine
i6kerzige Glühlampe bezw. deren Aequiva-
lent auf die ganze Länge bis zum Anschlnss
an das bereits verlegte Netz angemeldet
oder gesichert ist.
Die Abnehmer verpflichten sich, den
elektrischen Strom mindestens während eines
Jahres aus den Elektricitätswerken zu be-
ziehen, welche ihrerseits zu jeder Tages-
und Nachtzeit den elektrischen Strom in
ausreichender Menge zur Verfügung stellen,
so lange der Abnehmer die übernommenen
Zahlungs- und sonstigen Verpflichtungen
einhält.
Die Verpflichtung zur Stromliefemng
hört auf, wenn die Elektricitätswerke durch
Ereignisse, deren Verhindern nicht in ihrer
Macht liegt, wie Krieg, Aufstand, Feuers-
227
bränste, Unglücksßüie ü. dergl. ausser Stand
geseUt sind, derselben nachzukommen.
Wenn durch Störungen im Betriebe
oder in den Leitungen, durch Erweiterungen
im Werke oder Leitungsnetz, durch Aus-
fahruDg von neuen Anschlüssen, sowie durch
Dothwendige Messungen Unterbrechungen in
der Stromlieferung eintreten, sind die Elek-
tridtätswerke auf die Dauer der Ursachen
oder deren Folgen gleichfalls von der Ver-
pflichtung zur Stromabgabe entbunden, ohne
ihrerseits zu einer Entschädigung für mangel*
hafte oder unterlassene Stromlieferung ver-
pflichtet zu sein.
Der Preis für den abzugebenden elek-
trischen Strom wird von den städtischen
Behörden festgesetzt und beträgt zur Zeit
ond bis auf Weiteres für je loo Volt-Am-
p^reStunden (Wattstunden) :
a) 7 Pfg. zu Beleuchtungszwecken,
b) 2 Pfg. für motorische und andere Ver-
wendung bei besonderer Messung.
Zum Laden von Accumulatoren oder
zum Antriebe von Dynamomaschinen für
Beleuchtungszwecke wird der Preis unter a)
gerechnet.
Hiernach kostet ungefähr die Brenn-
itunde einer
lokerzigen
Glühlampe
2'S
i6 „
n
3-8
25 »
n
6'o
35 n
n
7*8
SSO „
Bogenlampe
17-5
500 y,
n
23-0
900 „
n
35-0
1300 „
n
46.0
1800 „
n
580
2500 „
n
77-0
4500 „
n
136-0
Pf«.
Es wird bemerkt, dass Bogenlampen am
zweckmässigsten paarweise, eventuell in ge-
trennten Räumen zu verwenden sind, indem
eine ungerade Anzahl von Bogenlampen den-
selben Stromverbrauch wie die um Eins
höhere gerade Zahl hat.
Bei einer Jahresabnahme im Betrage
von über 1000 Mark wird i Perc. Rabatt ge-
währt, welcher mit je 1000 Mark Mehr*
betrag um je i Perc. bis zu S Perc steigt.
Zur Messung des Stromes sind auf
Kosten des Abnehmers von den Elektricitäts-
werken vorschriftsmässig geaichte Elek-
tricitätsmesser zu liefern und zu verwenden.
Diese Elektricitätsmesser sind entweder
käuflich zu erwerben, oder sie werden von
den Elektricitätswerken miethweise zur Ver-
fügung gestellt.
Original-Mittheilungen aus Paris.
Sitzung der Soci^t^ internatio-
nale des ^l^ct riciens. Dieselbe faud am
7. März statt. Mr. Raymond als Vorsitzender
las die Namen derCandidaten für die Ausschuss-
wahlen der heranrückenden Wahlperiode
vor. Hiemach wird zum Präsidenten Mr.
Potier, ein Schulkamerad und persönlicher
Freund Mr. Carnot's, zu Vice-Präsidenten
werden Mrs. Sciama, d*Arsonval und
Sartianx, zu Secretären Mri. Bach et und
Arnoux und zum Schatzmeister wird Mr.
Clerac vorgeschlagen.
Mr. Picou machte Mittheilungen über
die Verification der im Gebrauche stehenden
ElektricitUtszähler seitens der „Chambre
syndicale des industries öl^ctriques** ; dieselbe
besteht in der Vergleich ung der Angaben
der Zähler mit jenen von Wattmetern. Im
Zähler von Frager, der bis auf Vio Hekto-
watt genau angibt, wird die Nadel durch
eine bestimmte Zeit beobachtet und dann
die Consumshöhe berechnet. Beim Zähler
von Thomson genügt es, die Zahl der
Drehungen einer Scheibe auszurechnen; je
100 Touren entsprechen einer Hektowatt-
Stunde. Der Zähler Brilli^ gestattet, dass
man die Theilstriche einer Scheibe in der
Zeiteinheit (Minute) beobachtet, dann über
muss der Consum ebenfalls berechnet
werden. Beim Arpnzähler wird die Anzahl
der Pendelschlage beobachtet; 14*4 Schläge
entsprechen einer Hektowatt-Stunde.
Es können somit an Ort und Stelle die
Angaben der Zähler controlirt werden.
Demnächst steht der „Soci^td inter-
nationale^ eine Mittheilung des gegenwärtig
erkrankten d'Arsonval über organische
Induction bevor.
Die Elektricität im Dienste der öffentlichen Gesundheitspflege.
Am 18. März d. J. theilte Dr. Con-
Btantin G o r i n i, Assistent an der Lehr-
kanzel für Hygiene an der Universität zu
Pavia, der medecinisch-chirurgischen Gesell-
schaft daselbst die Resultate seiner Versuche
über das Desinfections- Vermögen einer auf
elektrolitischem Wege nach dem Hermite'schen
Processe erhaltenen Flüssigkeit mit, welcher
Process gegenwärtig in grossem Maassstftbe
in Hdvre, Nizza und Lorient durchgeführt
wird.
Dieser Process besteht nach „L'Elettri-
citä** darin, dass man durch Meerwasser
einen elektrischen Strom führt, wodurch das-
selbe in eine Flüssigkeit verwandelt wird,
die das Vermögen besitzt, die Cloakenwässer
zu reinigen. Dr. G o r i n i hat sich diese
Flüssigkeit mittelst einer dem Meerwasser
228
analogen Salzlösung bereitet, selbe an den
Cloaken wässern von Pavia yersacbt und bie-
bei, vom bakteriologiscben Standpunkte aas
betrachtet, sehr günstige Resultate erzielt.
Die Versuche werden weiter fortgesetzt
und erstrecken sich auch auf die chemische
Seite dieser Frage. Wenn dieser Vorgang
augenscheinlich bestimmt ist, in Zukunft
praktische sanitäre Verwendung zu erlangen,
so kann die Entstehung des Gedankens hie-
zu mit vollem Rechte in Italien, zu Pnvia,
gefeiert werden. St.
Verfahren zur Darstellung von Barium- und Strontiumoxyd auf
elektrischem Wege.
Von HENRY TAQUET in Paris.
Privilegium vom i. September 1893.
Vorliegende Erfmdung hat ein neues
Verfahren zur industriellen Gewinnung von
Barium- und Strontinmoxyd auf elektrischem
Wege zum Gegenstande, welches Verfahren
es ermöglicht, genannte Oxyde auf leichtem
und billigem Wege aus den Sulfaten,
Carbonaten des Bariums und Strontiums zu
gewinnen.
Nach vorliegender Erfindung wird das
Barium- oder Strontiumoxyd dadurch er-
halten, dass man deren Sulfate oder Carbo-
nate durch bekannte chemische Reactionen
in Chloride überführt und diese mittelst des
elektrischen Stromes zerlegt, um die er-
wähnten Oxyde zu erhalten, welche nunmehr
in gewissen Industrien verwendet werden
können, von denen hier nur die Fabrikation
von Aetzkali| die Entzuckerung von Melasse
und Syrup u. s. w. genannt sein mögen.
Gerade derartige Industrien konnten bis
jetzt diese beiden, an sich so wichtigen
Basen wegen ihrer so schwierigen und kost-
spieligen Regenerirung in vortheilhafter
Weise nicht verwerthen.
Ich überführe zuerst die Sulfate oder
Carbonate des Baryts oder Strontiums in
Chloride; da die Reactionen die gleichen
sind, so werde ich sie nur mit Bezug auf
Baryt beschreiben.
1. Das Bariuiiisulfat wird durch bekannte
Verfahren in Bariumsulfit umgesetzt, dessen
Lösung in Gegenwart der, wie später be-
schrieben, erhaltenen Eisenchloridlösung
durch doppelte Zersetzung lösliches Barium-
chlorid und unlösliches Eisensulfit gibt.
Ersteres geht zur Elektrolyse zurück,
während der zweite Körper geröstet und
oxydirt werden kann, um Schwefligsäure,
die in die Bleikammer übergeleitet wird,
oder Eisensulfat zu bilden, welches einem
weiteren geeigneten Zwecke dienen kann.
2. Bei Verwendung von Bariumcarbonat
ist die Herstellung des Bariumchlorids noch
viel leichter als vorher.
Es genügt, das Bariumcarbonat mit der
Ei«enchloridlösung zusammenzubringen, wobei
Bariumchlorid und Eisencarbonat oder Eisen-
oxyd entsteht.
In kalteip Zustande geht diese Reaction
sehr langsam vor sich. Erwärmt man das
Bariumcarbonat mit der Eisenchloridlösung,
•o entweicht Kohlensäure, die zur Ueber-
führung in die kohlensauren Salze dienen
kann und es bildet sich Eisenoxydol, das in
geeigneter Weise weiter verwendet wird und
Bariumchlorid, das von Neuem der Elektro-
lyse unterworfen wird.
Das Verfahren gelangt in folgender
Weise zur Ausführung:
Die mehr oder weniger conceotrirte
Lösung des Erdalkalichlorids, welche wie
vorbeschrieben genommen wird, wird in ein
geeignetes elektrolytisches Bad eingebracht,
welches durch poröse Scheidewände (ans
Pergament, Porzellan, Glimmer etc.) in zwei
oder mehrere Abtheilungen getrennt ist.
Der negative Pol (Kathode) wird darch
einen guten Elektricitätsleiter oder ein Metall
wie Kupfer gebildet, während die unter der
Einwirkung des Chlors lösliche Anode durch
eine Eisenschiene oder noch einfacher durch
einen m't Eisenspänen, Gnssei^en angeftlllten
Korb oder durch einen solchen aus Kisen
gebildet wird. Der aus einem beliebigen
Elektricitätserzeuger kommende Strom be-
wirkt eine sofortige Zersetzung der Chlor-
verbindung, indem das Erdalkali an die
Kathode geht und sich Wasserstoff ent-
wickelt, den man in geeigneter Weise weiter
verwerthen kann, während das Chlor sich
an das Eisen der Anode ansetzt und Eisen-
Chlorid sich bildet, das, wie vorbeschrieben,
zur Ueberführung der Sulfate oder Carbonate
des Bariums oder Strontiums in den Chloriden
verwendet wird; letztere kann man von
Neuem der elektrol3rtischen Behandlung
unterwerfen und dadurch wieder in den
Cyklus des Verfahrens einführen. Hat man
concentrirte Lösungen verwendet, so werden
sich Bariumhydroxyd und Strontiumhydroxyd
auskrystallisirt am Boden der einzelnen
Behälter abscheiden.
Die Vortheile des beschriebenen Ver-
fahrens : Die Anwendung einer unter der
Wirkung des Chlors löslichen Anode bei
der elektrolytischen Behandlung bietet den
grossen Von heil, dass nicht nur eine Ver-
bindung entsteht, welche die Regenerirung
der von Anfang an verwendeten Chlor-
verbindung ermöglicht, sondern dass auch
der Aufwand an Triebkraft zur Lieferung
des Stromes wesentlich vermindert wird, so
dass die Maschinen sozusagen nur laufen,
um die verschiedenen Widerstände in
den Bädern und den Leitern etc. zu über-
winden.
229
Das vorliegende Verfahren ermöglicht
zum wenigsten die Gewinnung von 1*5 kg bis
2 l(g wasserfreien Barinmoxyds {Br O) pro
Pferdestfirke und Stunde, welches Ergebniss
in der indastrieileo Ausführnng stark ttber-
xchritten werden wird.
Es ermöglicht femer die Darstellung fast
reinen Aetzalkalis und dies auf billigerem
Wege als mit den bisherigen Verfahrungs*
weisen und löst überdies die Aufgabe der
vollständigen Gewinnung des Zuckers ans
Melasserückständen .
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldongen bleiben acht Wochen sar Einsiohtnfthme Öffentlich aasgelegt. Nach 9 24 des
Patent-OeBetEee kann innerhalb dieser Zeit Einspruch gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bnresa besorgt Abschriften der Anmeldangen
and ftbcxnimmt die Vertretung in allen Einspruchs- Angslegenbeiten.
CIssse
21. B. 15033. Elektricitätszähler. — Ferd.
Beutler in Köln.
„ C. 4819. Elektrische Maschine mit Lüf-
tuogscanälen. — Henry Chitly in London.
, G. 8476. Automatische Kurzschlussvor-
richtung fUr elektrische Stromkreise. —
Alb, Aug. Ooldston in London.
n N. 3030. Voltameter mit drehbarer Gas-
auffangröhre. — E, A, Naber in Amster-
dam.
, R. 8081. Vielfachumschalter für Fem-
sprechanlangen. — O, Ritter in Stuttgart.
„ Seh. 9058. Verfahren zur Umsteuerung
elektrischer Treibmaschinen, — Elektri'
citäU'Aciien'OeielUchaß vorm, Schuckert
it Co, in Nürnberg.
„ C. 4200. Mehrpolige elektrische Maschine
mit gruppenweiser Ankerwicklung. —
H, Chitty in London.
Classe
ai. H. 13202. Verfahren zur Herstellung von
Accumulator-Platten. — O, E, Etyl m
Berlin.
„ R. 8484. Poröse Zelle für elektrische
Sammler u. dergl. — Henry Riquelle
in St. Josseten.
„ B. 14 013. Neuerungen an elektrischen
Motoren. (Zusatz zu Patent Nr. 67.479.)
S, Bergmann in Berlin.
y, G. 8346. Typendruck-Telegraphen-Em-
pfänger. — O. Orashoff Berlin.
„ R. 7684. Vorrichtung zur Erkennung
des Verhältnisses der Geschwindigkeit
einer zweiten beliebig entfernten der-
artigen Maschine oder Maschinengruppe.
— \V, Bitter in Firma Ganz & C'o,^
Pest.
„ R. 8481. Einrichtung zum Einstellen
der Schallplatte an Fernsprechern. —
Fr, Beiner in München.
KLEINE NACHRICHTEN.
Staatliches Laboratorium für
elektrotechnische Zwecke. Wie wir
erfahren, ist sichere Aussicht vorhanden,
dass im Neubau der k. k. Normal-Aichungs-
Commission ein elektrotechnisches Labo-
ratorium für Aichzwecke errichtet wird.
Dieses Gebäude wird in diesem Jahre im
II. Bezirke, am Tabor, vollendet und durch
Herstellung dieser Anstalt wird dem auch
von uns hervorgehobenen, sonst aber sehr
fählbar hervortretenden Mangel an einem
staatlichen Laboratorium für Aichzwecke abge-
holfen werden.
Hängende Bahnen für Wien.
Unter den Projecten, welche auf dos Aus-
schreiben der Concnrrenz für die Lagerpläne
der Stadt Wien eingelaufen sind, gelangte
such eines zur Primiiruog, welches von dem
Stadt bau-Inspector F e ! d m a n n in Köln a. Rh.
herrührt und das auch in der Gemeinderaths-
Sitzung vom 5. April d. J. im Sinne der
Aattäge des Referenten, Stadtrath, Architekt
V. Neumann ausgesddract wurde. Das-
selbe plant hinge' ' die
belebtesten Strassen von Wien. Dieselben
sollen theils ein-, theils aber zweigeleisig
hergestellt werden, den Strassenverkehr zu-
gleich heben und doch entlasten. Wir
kommen später einmal auf diese Angelegenheit
zarück.
Elektrotechnische Ausstellung in
Leipzig. Anlässlich der IL Jahres -Ver-
sammlung des Verbandes der Elektrotechniker
Deutschlands wird von demselben in der
Zeit vom 8. bis 17. Juni 1894 eine elek-
trotechnische Ausstellung im Krystall-Palaste
zu Leipzig veranstaltet.
In erster Linie sollen alle neueren Er-
scheinungen und Constructionen auf elektro"
technischem und elektrochemischem Gebiete
Berücksichtigung finden.
Es ist demnach den meisten Fabrikanten
von Installationsmaterialien, Beleuchtungs-
gegenständen und ähnlichen Artikeln günstigste
Gelegenheit geboten, die Vorzüge ihrer
Fabrikate dem Installateur und dem Interes-
senten vorzuführen, es ist aber auch ander-
230
seits möglich, die vielfachen Anwendongen
des Elektromotors dem grossen Publikum
SU zeigen.
Die Dauer der Ausstellung ist auf
lo Tage festgesetzt.
£ine elektrische Anlage in Linz
a. d. Donau. Bei Ausführung des dortigen
Wasserwerkes wird auch eine elektrische
Kraftabertragung hergestellt. In dieser Dreh-
stromanlage wird der Strom von i lo V. auf
2000 V. transformirt und zu der 4*5 km
entfernten PumpsUtion, theils mittelst
blanker Kupferdrahtleitung auf Oelisola-
toren, theils mit amirten Bleikabel geführt.
In der bezeichneten Pumpstation wird
der Strom wieder auf 1 10 V. transformirt.
Der Gemeinderath hat weiters das Nach-
stehende beschlossen: Zum Antriebe der
Pumpen von der Dynamomaschine aus
sind Hanfseile zu verwenden. Die zu
dieser Anlage erforderlichen Schieber sind
bei der I^Firma Popp und R e u t h e r
zu bestellen. Die Lieferung und Montinmg
der Objecte für die elektrische Rrafiflber-
tragung der elektrischen Beleuchtungsanlage
im Maschinenhause zu Scharlinz und im
Pumpenhäuschen beim Reservoir I nach
Scharlinz wird der Firma Siemens und
Halske in Wien übertragen. Im Ma-
schinenhause zu Scharlinz werden zwei
Bogenlampen k 6 Ampere Stromstärke in-
stallirt; im Pumpenraurae, im Central-
brunnen, im Dynamoraume und Kesselhause
sollen 25 Glühlampen ä 16 Normalkerzen
angebracht werden ; die Luftleitung vom
Reservoir 11 zum Reservoir I ist aus 1*5 mm
starken Silidum-Bronzedraht herzustellen,
den die Stadtgemeinde beistellt ; der Pumpen-
betrieb hat von der Dynamomaschine aus
mittels Hanfseilen zu erfolgen. Das städtische
Wasseramt wird ermächtigt, einen Wasser-
standsregistrir- Apparat bei der Firma S i e-
m e n s und Halske zu bestellen. Die
Lieferung und Aufstellung der Stangen für
die elektrische Kraftübertragung von Schar-
linz zum Reservoir I, sowie der vier Kabel-
häuschen werden dem Josef Kopp 1er über-
tragen. Die Beistellung der Telegraphen-
stangen für die Drahtleitung der elektrischen
Wasserstandftanzeiger vom Reservoir H zum
Reservoir I uod die Ausführung der erfor-
derUchen Erdarbeiten für die Legung und
Bettung der Kabelleitungen sind vom städti-
schen Wasseramte im Offertwege durch
hiesige Geschäftsleute zu veranlassen. Wir
werden über diese Anlage noch ausführlicher
berichten.
Budapester Strassenelseobahn-Ge-
seUBChaft. Vor einiger Zeit fand die
Generalversammlung der Strasseneisenbahn-
Gesellschaft statt. Die Versammlung be-
schloss, von dem Reingewinne per 238.367 ü,
eine Dividende von 22 fl. für jede Actie
und von 12 fl. für jeden Genussschein zu
bezahlen. Femer wurden in Bezug auf den
Bau einer elektrischen Untergrundbahn unter
der Andrassystrasse im Vereine mit der
elektrischen Strassenbahn-Gesellschaft ein
Beschlussantrag der Direction nach kurzer
Debatte angenommen, wonach die Verwal-
tung ermächtigt wird, bei den competenten
Behörden um die Concession anzusuchen
und alle jene Vorkehrungen au treffen,
welche das Znstandekommen der Bahn er-
heischen. Die Direction ist auch ermächtigt,
das Capital zu beschaffen, und soferne da-
dadurch die Emission neuer Actien erfor-
derlich sein sollte, soll dieselbe von einer
neuerlichen Generalversammlung besdilosseQ
werden. Für diese UntergrundlMdm wird von
beiden Unternehmungen ein besonderes
Actien - Unternehmen in's Leben gerufen.
Endlich wurde nach den Ausfühmngen des
Generaldirectors v. Jellinek ein Beschloss
gefasst, durch weichen die Verwaltung er-
mächtigt wird, die Frage der Umgestaltung
der gesellschaftlichen Linien für den elek-
trischen Betrieb zu studiren, aber auch dar-
aufhin Vorkehruugen zu treffen, dass die
Concession für die neue Betriebsweise er-
langt werde.
Die Allgemeine österreicliische
BlektricitäU - Gesellschaft hielt am
30. März 1. J. unter Vorsitz des Verwal-
tungsraths-Präsidenten Hofrath Leopold Ritt.
v. Hanffe ihre (3.) ordentliche General-
versammlung. Dem pro 1893 erstatteten
Geschäftsberichte ist im Wesentlichen Fol-
gendes zu entnehmen : Die maschinellen Ein-
richtungen in der gesellschaftlichen Centrale
Neubad sind als vollendet zu betrachten und
haben sich bewährt. Zu Beginn des Jahres
1893 wurde die (zweite) Centrale Leopold-
stadt in Betrieb gesetzt, durch welche die
erstere bedeutend entlastet und deren ma-
schinelle Instruirung so eingerichtet wurde,
dass die Stromliefemng für den Beirieb
elektrischer Bahnen von dieser Centrale ans
jederzeit ohne Schwierigkeit unternommen
werden kann. Der Betrieb des gesellschaft-
lichen Unternehmens ist im steten Fort-
schritte begriffen; mit Schluss des abgelau-
fenen Jahres betrug die Zahl der Abnehmer
789 gegen 614 im Vorjahre; die Gesammt-
zahl der Lampen 44.193 (-f* 13.000); die
Zahl der abgegebenen Lampenbrenn^tunden
(ä 57 Walt) 21 -606 Millionen (-f 6 Mil-
lionen) ; die Kabel tracenlänge 37*295 ^
(-}- 5000 m). Seit Jahresschluss hat sich die
Zahl der Lampen auf ca 47.000 erhöht. Die
Anzahl der Motoren betrug Ende des Jahres
57 gegen 24 Ende 1892. Das Gewinn- und
Verlustconto des Jahres 1893 schliesst mit
einem Saldo von 245.235 fl. Nach Antrag
des Verwaltungsrathes werden 240.000 fl.,
d. i. 12 fl. per Actie auf 20.000 Actien als
Dividende vertheilt«
elektrische 'Bahnen, Man meldet
aus Hamburg, 29. März: Unter zahlreicher
Betheiligung städtischer und staatlicher Be-
hörden des In- und Auslandes fand heute
die feierliche Einweihung der elektrischen
Bahn (System Thomson-Houston), erbaut
durch die Union-Elektricitäts-Gesellschaft in
231
Berlin, statt. Du Geleue ist 35 km lang,
42 Motorwagen sind im Betriebe. Das ganze,
noch zu vollendende Netz umfasst iSo km.
Die bestehende Hamburger Strassenbahn-
Gesellschaft wird ihr ganzes Nets, welches
mit Pferden und Dampf betrieben wird, far
elektrischen Betrieb umgestalten.
Um Holz, namentlich Telegra-
ph enstangon vor Wurmfrass zn schützen,
empfiehlt M. M e r in Nancy ein Verfahren,
weichet mit der Behandlung des Baumes
beginnt, während derselbe noch im Boden
wurzelt. Nach der Behauptung jenes Forst-
mannes ist es eben nur die im Stamme nnd
im Mark enthaltene Stärke, welche die
Wfirmer als Nahrung aufduchen; fehlt diese,
so bleibt das Holz vom Wurmfrass nnbe-
helligt. Um nun die Stärke zu entfernen,
wird, wie vom Patent- und techn. Bureau von
Richard Lüders in Görlitz mitgetheilt
wird, an den Bäumen, welche im Herbst
geschlagen werden sollen, im vorangehenden
Frühling schon oben am Stamme ein fnss-
breiter Streifen Rinde gänzlich entfernt, so
dass der Saft am Aufsteigen in die Krone
verhindert ist. In Folge dessen zehrt der
Baum zur Blätterbildung den ganzen Stärke-
gehalt des Stammes auf, und geht natürlich
während des Sommers ein, ist aber nun so
von nährenden Bestandtheilen befreit, dass
solches Holz in der That nicht von Insecten
angegangen wird.
Sine Musterbahn elektrischen
Betriebes. Zu Terre haute (Indiana, Nord-
amerika) ist Mr. Harrison, Sohn des £z-
präsidenten der Vereinigten Staaten, Director
d«r dortigen elektrischen Strassenbahn, der
er seine ganze Mühewaltung und Energie
zugewandt hat. £s wurde bei den dortigen
Wagen ein neuer Westinghouse-Motor ver-
wendet, dessen Leistungsfähigkeit vorerst
bei der Strassenreinigung mittelst Schnee-
pflOgen in Terre haute erprobt wurde. Der
Motor ist leicht und ist mittelst Federn an
dem Gestelle der Wagen aufgehängt Die
Schienen sind neuartig, T-förmig nnd liegen
auf Eichenschwellen, die in ein Schotter-
lager von 33 cm Tiefe eingebettet sind. Das
Pflastern der Strassen ist durch Ziegeln be-
wirkt. Obwohl hierüber nichts berichtet
wird, scheint es, dass die Stromzuftthmng
oberirdisch ist, denn diese Art des Betriebes
ist in Amerika selbstverständlich.
Der Vatican in diesem Jahre das
erste vom BUtz getrolTene Object.
Während des vor einiger Zeit über Rom
niedergegangenen Gewitters schlug der Blitz
in ein zum Vatican gehöriges Gebäude ein,
das durch ein altes und sicherlich schad-
haft gewordenes Netz von Blitzableitern
schlecht geschützt war. Dieser Vorfall hat,
wenn er auch kein Opfer an Menschen-
leben forderte, doch nicht unbedeutenden
Schaden an der Baulichkeit verursacht.
Es kann nicht oft genug wiederholt
werden, dass eine Anlage x^t JSliti
abieitern, — wenn sie ihren Zweck erfüllen
soll — rationell hergestellt sein muss. Es
ist daher dringendst anzurathen, die Blitz-
ableiter besonders zn Anfang des Früh-
jahres durch einen Sachverständigen einer
genaueren Prüfung unterziehen zn lassen.
St.
Die Compagpile Edison in Paris
hat im Monate Jänner 1894 eine Totalein-
nahme von 265.153 Francs erzielt ; während
des Monates Februar 321.812 Francs und
somit ein Plus von 27.615 Francs gegenüber
den Einnahmen im Februar 1893.
Künstlicher Regen. Die «Comptes
Rendus« (1893, Bd. CXVII, S. 566) ent-
halten eine Notiz von Herru A. Baudoüin
über Versuche Regen zu erhalten durch
Entziehung der Elektricität der Wolken mit
Hilfe eines Drachens. Am 15. October gegen
5 Uhr 15 Min. erhielt Baudoüin einen
Contact mit den Wolken, welche in einer
Entfernung von etwa 1200 m standen. In
diesem Momente enstand ein localer Nebel ;
dann fielen auch einige Regentropfen. Als
der Contact aufhöt'te, nachdem der Drachen
zurückgezogen war, stellte sich um 5 Uhr
30 Min. in Allem wieder der normale Zu-
stand her. Im Jahre 1876 hat Baudoüin
wiederholt auf dieite Weise Regen erzielt
auf dem Plateau von El Meridj an der
Grenze von Tunis. (Meteorl. Z.)
Telephonie in Russland. Seit Ins-
lebentreten der Handelsbeziehungen zwischen
Russland einer-, Oesterreich und Deutsch-
land andererseits, sind die russischen Grenz-
orte alle telephonisch mit den nächsten wich-
tigeren Telegraphenstationen verbunden.
Elektrische Strasse nhahnen von
Clermont Ferrand. Die Strassenbahn von
Montferrand nach Royat mit Abzweigung nacti
dem Bahnhofe der Eisenbahn in Clermont
steht seit December 1889 im Betriebe. Im
Jahre 1890. dem ersten Betrieb^jahre, wurde
ein Reineitrag von 69.359*50 Frcs., 1891 ein
solcher von 117.534*35 Frcs. und 1892 ein
solcher von 149.164*75 Frcs. erzielt. Durch
Verordnung vom 13. December 1893 "wurde
genehmigt, dass an die Stelle des Ursprung-
liehen Concessionsinhabers eine Actien-
Gesellschaft trete, welche sich „Compagnie
des tramways ^lectriqaes des Clermont Fer-
rand" nannte.
Elektrische Untergrundbahn in
Paris. Auf Vorschlag des Ministers der
öffentlichen Arbeiten hat der Ministerrath,
wie das „Journal des transports** mittheilt,
beschlossen, den Kammern einen Gesetz-
entwurf zu unterbreiten, auf Grund dessen
die Stadt Paris zur Anlage einer unter-
irdischen elektrischen Röhren-Strassenbahn
vom Boulogner- nach dem Vincenner-Gehölz
(Entwurf Berlier) ermächtigt wird, ohne
d^NLJtich indessen der Staat finanziell bei
^n betheiligt.
232
Tod durch Elektricltät. Aas Idds-
bnick, i6. März 1. J. wird berichtet: Heute
wurde hier der 26jährige Mediciner W ü r t e n-
b e r g e r durch einen elektrischen Strom
getödtet. Er wollte einen abgerissenen Tele-
phondraht, der oben mit den Leitungsdrähten
des Elektricitäts Werkes in Contact stand,
vom Wege, wo derselbe herabhing, entfernen,
stürzte jedoch, vom elektrischen Strome ge-
troffen, sofort todt nieder.
In der Zuckerfabrik K 1 e 1 1 e n d o 1 f
löste ein jugendlicher Arbeiter von einem
Le.tungsdrahte der elektrischen Beleuchtung
die Umhüllung und berührte, um sich
eiektiisiren zu lassen, den blanken Draht.
Ein elektrischer Schlag tödtete den Arbeiter
sofort.
Zur elektrischen Beleuchtung In
Prag. Herr Dr. Freund machte in einer der
letzten Stadtrathssltzuogen darauf aufmerksam,
dass es nothwendig sei, endlxh ernstlich an
die Errichtung einer elektrischen Station der
Gemeinde zu denken, und wies insbesondere
darauf hin, dass die elektrische Beleuchtung
in dem neuen Gebäude der Filiale der Credit-
ansta.t auf dem Graben eingeführt wird und
dass ausserdem auch andere grö.^sere Firmen
die elektrische Beleuchtung einzuführen beab-
sichtigen. Die Gemeinde möge nicht erst
dann eine elektrische Centralstation errichten,
bis schon alle selbstständigen Firmen eigene
Mascbinenhäufer haben werden. DerStadtrath
verwies die Angelegenheit an die Commission
für die Einführung der elektrischen Bahn.
Instandhaltung von Treibriemen.
Ein gutes Conservirungsmittel für Treib-
riemen wird nach dem N. Y. „Techniker"
in folgender Weise zubereitet : In einem gut
zugedeckten eisernen Tiegel erhitzt man auf
50O C. I kg in kleine Stücke zerschnittenen
Kautfchuk mit i kg rcctificiitem Terpentinöl.
Hnt sich der Kautschuk gelöst, so fügt man
800 gr Kolophonium hinzu, lührt solange,
bis dies ebenfalls geschmolzen, und gibt dar-
auf noch 800 gr gelbes Wachs zu der Mi-
schung. In tinem anderen entsprechend
grossen Topf bringt man 3 kf Fischthran
und i*kg Talg, erhitzt die Mi>chung, bis der
Ta!g geschmolzen und giesst die Masse des
ersten Topfes unter beständigem Rühren
hinzu. Das Umrühren wird bis zum Erkalten
und Festwerden der Masse fortgesetzt. Die
Riemen weiden, während sie sich im Ge-
brauche befinden, von Zeit zu Zeit auf der
Innenseite mit dieser Schmiere eingerieben
und erhalten dadurch eine grosse Dauer-
haftigkeit, wobei sie leicht auf den Riemen-
scheiben laufen, ohne zu gleiten. Selbst alte,
stark gebrauchte Riemen können mit der
Schmiere verbessert werden. Man schmiert
dieselben auf beiden Seiten ein, welche Ar-
beit an einem warmen Oite vorzunehmen
ist, lässt den ersten Ueberzug einziehen und
überzieht nochmals mit der Schmiere. Die
Riemen erhalten hiedurch eine viel grössere
Widerstandsfähigkeit, sodass sie noch auf lange
Zeit benützt werden können.
Die „allerneuesten^ Brfinduogen.
Wie unsere Leser sich erinnern dürften, sind
vor nicht langer Zeit in den „Fliegenden
Blättern" zwei „Er6ndungen* auf elektro-
technischem Gebiete veröffentlicht worden,
von denen die eine die Ab^hafinng der
stehenden Heere, Vernichtung des Feindes
auf die einfachste Weise und so we ter,
mit der bekannten absoluten Sicherheir,
durch Besetzung der Grenze mittelst
eiserner, durch Elektricität in Betrieb
gesetzter Soldaten ermöglicht, während die
andere „Erfindung" das Bleichen der ge-
wissen rothen Nasen mittelst Eintauchens
dieses Gesichtsvorsprunges in ein galvani-
sches Bad ebenso sicher zu Stande bringt.
Diese beiden Erfindungen sind nns
durch zwei einschlägige Notizen im
„Elektrotechn. Echo" in's Gedächtniss ge-
lufen worden. Das Londoner Fachblatt ^The
Elektrician" berichtet nämlich über elek-
trische Kriegsautomaten, wonach
ein Sennor Doric Cheater der spanischen
Regierung für die Kleinigkeit von 4 Millionen
Mark seine Erfindung eines elektrischen
automatischen Soldaten angeboten habe.
Dieser Kriegsautomat besteht aus Eisen and
kann 40 Schüsse in der Minute gegen den
Feind abgeben ; die Maschine wird elektrisch
betrieben. Der Platz, wo dieser Automat
steht, soll, wie der Erfinder vorschlägt, mit
Dynamit unterminirt werden, so dass der
Feind, der sich des eisernen Kriegeis
bemächtigen will, in die Luft gesprengt wird.
Die andere fchon ernster zu nehmende
Erfindung betrifft die Heilung er-
frorener Nasen durch Elektri-
cität. In den „Therapeutischen Monats-
heften" empfiehlt Dr. Hugo H e 1 b i n g in
Nürnberg ein neues Verfahren, das sich
ihm bereits in einigen zwanzig Fällen be-
währt haben soll, nämlich die Anwen-
dung des con&tanten Stromes, indem man
beide Pole an den Seitenflächen der Nase
anlegt und einen massig starken Strom
etwa 5 — 10 Minuten lang einwirken lässr.
Bewegt man dabei die Elektroden langsam
streichend hin und her, um sämmtliche
Theile der Haut gut zu berühren und nicht
an einer zu lange zu verweilen, so ist die
nächste Folge des Elektrisirens eine starke,
heftige Röthiing der betroffenen Hautpartien,
welche mehrere Stunden, ja tagelang
anhalten kann. Schon nach einigen Be-
handlungstagen lässt die Röthe merklich
nach, doch bedarf es bis zum völligen Ver-
schwinden der rothen Nasenspitze nicht
selten 10 — 15 und mehr Sittungeo. Ist
nun das Verfahren auch schmerzhaft? Je
nach der Empfindlichkeit ; aber erfahrungs-
gemäss ist das auch für jüngere Damen und
Herren kein Hindemiss, wenn Schönheit
auf dem Spiele steht.
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF KAREIS. — Selbstverlac; des Blektroteofanisohen Vereins.
In Commisflion bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, V., Sttauasengaase 16.
Zeitschrift für Eleictrotechnik.
XII. Jahrg.
1. Mai 1894.
Heft IX.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Protokoll
der XII. ordentlichen Generalversammlung vom 28. März 1894.
Der Vorsiuende, Präsident Hof-
rath V o 1 k me r, eröffnet die Sitzung
mit folgender Ansprache:
^Ich begrüsse die verehrten An-
wesenden auf das herzlichste.
Die XII. ordentliche General-
versammlung ist Statuten massig ein-
berufen und wurde auch den Be-
hörden die hierüber vorgeschriebene
Anzeige erstattet.
Wie die Präsenzliste nachweist,
ist die heutige XII. ordentliche
Generalversammlung beschlussfähig
und erkläre ich dieselbe für er-
öfibet.
Meine Herren ! Vor Allem er-
laube ich mir Sie um die Einwilligung
zu bitten, wie alljährlich die Reihen-
folge der Punkte der Tagesordnung
ein wenig ^u ändern, nämlich die
Wahl des Vice-Präsidenten jetzt schon
zu vollziehen, weil es von dieser
Wahl abhängt, ob 5 oder 6 Aus-
schussmitglieder zu wählen sind.
Diesbezüglich bitte ich das Wahl-
comite, seinen Bericht zu erstatten.^
Herr Ingenieur Klose ver-
weist im Namen desselben auf die
in den Händen der Anwesenden be-
findlichen Wahlvorschläge und glaubt,
dass es hinsichtlich des Candidaten
für den Vice-Präsidentenposten keiner
weiteren Empfehlung bedarf.
Bevor zur Wahl geschritten wird,
werden über Vorschlag des Präsi-
denten die Herren Oberst P a y e r 1 e
und Dr. Sahulka zu Verificatoren,
und die Herren Brunbauer,
Dittmar, Egger jr. und Hole-
czek zu Scrutatoren nominirt.
Während des Scrutiniums ver-
liest der Schriftführer, Herr Inspector
B e c h t o 1 d y den nachstehenden
Rechenschaftsbericht :
„Hochgeehrte Herren !
Der Ausschuss hat die Ehre,
Ihnen im Nachfolgenden seinen Be-
richt über das abgelaufene Vereins-
jahr zu erstatten.
Zu Beginn des Jahres 1893
zählte der Verein mit Einschluss der
Stifter und der Lebenslänglichen,
538 Mitglieder.
Durch den Tod hat unser Verein
in diesem Jahre zwei Mitglieder ver-
loren, u. zw. unseren ersten Vereins-
Präsidenten, den Herrn Hofrath
Stefan in Wien und den Herrn
Telegraphen-Director J. Sack in
Berlin.
(Zur Ehrung der Verblichenen
erhebt sich die Versammlung von
den Sitzen.)
Weitere Reductionen der Mit-
gliederzahl ergaben sich durch den
freiwilligen Austritt von 24, sowie
durch die im Sinne der Statuten er-
folgte Ausscheidung von 20 Mit-
gliedern, welche theils verschollen,
theils mit ihren Beiträgen durch mehr
als ein Jahr im Rückstande waren.
Diesem Abgange von 46 steht
ein Zuwachs von 50 ordentlichen
Mitgliedern gegenüber, so dass der
Stand mit Ende des Gegenstands-
jahres 542 Mitglieder betrug,
Hievon entfallen:
auf Wien 271
auf die österreichischen Kronländer,
u. zw. auf:
1
234
Böhmen 53
Mähren 15
Steiermark 15
Niederöstcrrcich 12
Galizien 10
Tirol und Vorarlberg. ... 9
Kastenland 6
Oberösterreich 5
Bukowina 4
Salzburg 2
Schlesien . . . 2
Dalmatien l
Kärnten i
Krain l
in Summa . 136
auf die Länder der ungarischen Krone,
u. zw. auf:
Ungarn 40
Croatien und Slavonien ... 9
Siebenbürgen 2
in Summa . 51
auf Bosnien und Herzegowina . 3
und somit in Oesterreich-Ungarn und
Bosnien - Herzegowina 271 Wiener
und 190 auswärtige, oder in Summa
461 Mitglieder;
ferner auf das Ausland, u. zw. auf:
Deutschland 42
Italien 7
Schweiz 7
Vereinigte Staaten von Nord-
amerika 6
Russland 5
Rumänien 3
Belgien 2
England 2
Frankreich 2
Portugal 2
Niederlande I
Schweden und Norwegen . . i
Spanien .' i
in Summa . 81
das sind Summa-Summarum die oben
ausgewiesenen 542 Mitglieder.
Nachdem es für die Beschluss-
fähigkeit der heutigen Generalver-
sammlung erforderlich ist, zu wissen,
wie viele Wiener Mitglieder jetzt dem
Vereine angehören, so erlauben wir
uns mitzutheilen, dass im laufenden
Jahre 6 Wiener und 4 auswärtige
Mitglieder dem Vereine beigetreten
sind, und somit der Stand der Wiener
Mitglieder zur Stunde 277 beträgt.
Die laufenden Geschäfte des
Vereines wurden in 22 Sitzungen des
Ausschusses und der [ständigen Co-
mites erledigt.
Anschliessend an die in der vor-
jährigen General -Versammlung er-
stattete Mittheilung von der über
Antrag des Ausschuss - Mitgliedes,
Herrn Ingenieur F i s c h e r, erfolgten
Bildung eines Juristen-Comites, wel-
chem die Aufgabe zufiel, den Entwurf
eines Enteignungsgeseues zum Zwecke
der Herstellung und des Betriebes von
elektrischen Leitungsanlagen auszu-
arbeiten, sind wir nunmehr in der
angenehmen Lage, Ihnen mittheilen zu
können, dass das genannte Comite
seine umfangreichen Arbeiten voll-
endet hat, und dass der Reichsraths-
Abgeordnete, Herr Hofrath Prof, Dr.
Exner die Güte hatte, diesen
Gesetzentwurf beim hohen Abge-
ordnetenhause einzubringen. Es ist
somit die begründete Hoffnung vor-
handen, dass diese, dem Schoosse
unseres Vereines entsprungene und
für die heimische elektrotechnische
Industrie hochwichtige Angelegenheit
in absehbarer Zeit Gesetzeskraft er-
langen wird. Des leider zu früh verstor-
benen und an der Ausarbeitung dieses
Gesetzentwurfes mit thätig gewesenen
Reichsraths- Abgeordneten, Herrn Dr.
Jaques haben wir bereits in einer
früheren Versammlung in Trauer ge-
dacht und es erübrigt nurmehr, den
beiden anderen Mitarbeitern, den
Herren Hof- und Gerichtsadvocaten
Dr. Ritter v. Feistmantel und
Dr. Teltscher für deren ausser-
ordentliche Thätigkeit im Vereins-
interesse, sowie dem Herrn Hofrathe
Dr. Exner für seine Unterstützung
der elektrotechnischen Interessen
hiemit nochmals den wärmsten und
verbindlichsten Dank auszusprechen.
(Bravo.)
Unsere „Sicherheits-Vorschriften
für elektrische Starkstrom-Anlagen",
welche, trotzdem sie keine autori-
tative Kraft besitzen, allgemeine An-
wendung finden, wurden im abge-
laufenen Jahre dem Central-Ge werbe-
235
lospector, Herrn Hofrath Dr. M i-*
gerka mit der Bitte überreicht, er
möge dieselben den ihm unterstehen-
den Herren Gewcrbe-Inspectoren als
Norm für einschlägige Fragen em-
pfehlen.
In Erledigung dieses Ersuchens
äusserte sich der Herr Central-Ge-
wcrbe-Inspector wie folgt:
An den geehrten
Elektrotechnischen Verein
in Wien.
Mit dem Schreiben vom 3 d.
Nr. 192 hatte der geehrte Verein die
Güte, mir die von demselben heraus-
gegebenen „Sicherheits- Vorschriften
für elektrische Starkstrom-Anlagen''
in 20 Exemplaren mit dem Wunsche
zu übersenden, diese an die k. k.
Gewerbe-Inspectoren mit der Weisung
hinauszugeben, die „Normen* als
Basis für die einschlägigen Verhand-
lungen zu benützen.
Die Beweggründe, welche den
geehrten Verein zur Vornahme dieser
ebenso schwierigen, als verdienst-
lichen Arbeit bestimmten, waren für
mich maassgebend gewesen, die Vor-
schrifteUy noch ehevor sie von
der Vereinsversammlung angenommen
waren, in den „Mittheilungen des ge-
wcrbehygien. Museums, Nr. XXXIV
und XXXV« vom Jahre 1892 den
Mitgliedern des Vereines zur Pflege
des gewerbe-hygienischen Museums
unter Bekanntgabe der mit dieser Auf-
gabe betrauten Herren zur Kenntnis
zu bringen.
Es freut mich, dem beifügen zu
können, dass mehrere Gewerbe-In^
spectoren der Arbeit als eines ihnen
sehr werthvollen Behelfes dankend
gedachten.
Mit Vergnügen werde ich die
eingangs erwähnten, inhaltlich gleichen
Exemplare mit der ihnen durch die
Vereinsversammlung vom 13. Jänner
ertheilten Sanction in der, wie be-
merkt, erwünschten Weise verwenden
und werde mir im Falle eines Mehr-
bedarfes die Freiheit nehmen, mich
an die geehrte V^ereinsleitung zu
wenden.
Ich beehre mich zu zeichnen
u. s. w.
Dr. Migerka.
Wien, am 11. Jänner 1894.
Vom Gemeinderathe der königl.
Hauptstad tO 1 m ü t z erhielt unser Verein
die Mittheilung, dass derselbe zufolge
eines Sitzungsbeschlusses unsere mehr-
erwähnten Sicherheitsvorschriften für
die dort zu errichtenden elektrischen
Anlagen als Norm angenommen hat.
Die Vorträge und Excursionen
im abgelaufenen Jahre dürften den ge-
ehrten Mitgliedern noch in so frischer
Erinnerung sein, dass eine Aufzählung
derselben hier wohl entfallen kann,
und beschränken wir uns daher darauf,
allen Jenen, die an dem Zustande-
kommen derselben mitgewirkt haben,
und hier müssen wir vor Allem die
grosse Rührigkeit des Obmannes des
Vortrags- und Excursions-Gomites, des
Herrn Ingenieur Fischer, besonders
hervorheben, hiemit den verbind-
lichsten Dank auszusprechen.
Die in der vorjährigen General-
versammlung in Aussicht gestellte
Vermehrung der Vereinsbibliothek ist
thatsächlich erfolgt, wie dies die ge-
ehrten Mitglieder dem Ihnen jüngst
zugekommenen Bücher- und Zeit-
schriften - Verzeichnisse entnommen
haben werden. Ebenso wurde vom
Ausschusse auch für das laufende
Jahr ein namhafter Betrag zum
weiteren Ankaufe von fachwissen-
schaftlichen Werken ausgeworfen,
und hofft derselbe somit, allen be-
rechtigten Anforderungen in dieser
Hinsicht gerecht geworden zu sein.
Zum Schlüsse haben wir noch mit-
zutheilen, dass die Direction der Inter-
nationalen Elektricitä ts - G e-
sellschaft die Liebenswürdigkeit
hatte, uns den Anschluss unserer Bu-
reaulocalitäten, sowie die Lieferung
des Strombedarfes für die Beleuchtung
derselben ohne Entgelt anzubieten.
Ihr Ausschuss hat dieses Aner-
bieten selbstverständlich dankbarst
acceptJrl uu4 glaubt, Indem er Ihnen
hierüber Bericht erstaitift » diesen
236
Dank hier nochmals zum Ausdrucke
bringen zu sollen, wie er es auch nicht
unterlassen kann, an dieser Stelle der
General-Repräsentanz der A c c u m u-
latorenfabriks-Actiengesell-
schaft in Baumgarten, welche
durch unentgeltliche Beistellung ge-
ladener Accumulatoren zur elek-
trischen Beleuchtung unserer Bureau-
localitäten durch mehr als ein Jahr,
für diese namhaften Opfer hiemit
nochmals den verbindlichsten Dank
zum Ausdrucke zu bringen.^ (Bravo.)
Anschliessend an diesen Bericht
gibt der Vorsitzende das Resultat
des inzwischen beendeten Scrutiniums
bekannt, indem er mittheilt, dass von
37 abgegebenen Stimmen 31 auf
Herrn Professor S c h 1 e n k entfallen,
der somit mit überwiegender Majori-
tät zum Vice-Präsidenten gewählt er-
scheint. Diese Mittheilung wird mit
lebhaftem Beifalle aufgenommen.
Präsident Hofrath V o l k m e r :
^Meine Herren! , Gestatten Sie mir,
dass ich dem Herrn Hofrathe Ludwig
von dieser Stelle aus, für seine Mit-
wirkung, welche in Folge seiner
früheren Stellung als Rector Magni-
ficus, sowie durch seine schwere Er-
krankung eingeschränkt war, unseren
herzlichsten Dank auszusprechen. Wir
könneu es uns zur Ehre anrechnen,
dass ein Mann von solcher Bedeutung
unser Vice-Präsident war, (Lebhafter
Beifall.)
Meine Herren! Ich bitte nun
den Wahlact fortzusetzen und sechs
Herren für denAusschuss zu wählen."
Referent: »Das Wahlcomite
hat sich dahin geeinigt, für die sechs
neu zu vergebenden Ausschussmandate
die Namen von zehn Mitgliedern in
Vorschlag zu bringen. Jene Herren,
welche im abgelaufenen Jahre dem
Ausschusse angehört haben, sind in
diesem Vorschlage mit enthalten, weil
selbe nach § 7 der Statuten wieder
wählbar. Selbstverständlich bleibt es
jedem Mitgliede unbenommen, belie-
bige Herren zu wählen.*
Nachdem hierauf die Stimmzettel
abgegeben wurden, und während die
Scrutatoren ihres Amtes walten, ge-
langt der Bericht des Cassaverwalters,
^errn Wüste, zur Verlesung ; er
sagt :
„Sehr geehrte Versammlung !
Ich erlaube mir hiemit Ihnen den
Rechnungsabschluss pro 1893 zur
Kenntniss zu bringen. (Siehe oäcfaste
Seite.)
Was die einzelnen Posten der
Einnahmen anbelangen, so bemerke
ich zu denselben Folgendes :
Die Einnahmen an Mitglieder-
Beiträgen sind, im Vergleich zum
Jahre 1892, sich ziemlich gleich ge-
blieben ; sie weisen zwar in der
Totalsumme einen Rückgang von
fl. 46.29 aus, ein Umstand jedoch,
der darin seine Erklärung findet,
dass die in diesem Jahr in vorhinein
bezahlten Mitglieder-Beiträge geringer
sind als jene vom Jahre 1892.
Herr Hauptmann Grünebaum
hat sein dem Vereine schon so oft
bewiesenes Wohlwollen im abge-
laufenen Jahre auch neuerdings finan-
ziell zum Ausdruck gebracht, indem
er durch den weiteren Erlag von
fl. 150 unserem Vereine als Stifter
beigetreten ist. An dieser Stelle sei
auch der verehrten WiencrPrivat-
Telegraphen-Gcscllschaft für
ihre jährliche Spende per fl. lOO der
wärmste Dank ausgesprochen.
Die Convertirung der 5^0*8^**
österr. Notenrente brachte es mit
sich, dass wir genöthigt waren, dieses
Anlagepapier gegen 4^0*^^^ steuer-
freie Staatsrente umzutauschen ; doch
erlitten wir, nachdem dieses Papier
in unseren Büchern zum Pari-Curs
eingestellt war, durch diese Trans-
action keinen Verlust.
Trotz unseres höheren Effecten-
standes im Vergleich zum Jahre 1892,
hat das Zinsen-Conto keinen höheren
Ertrag als im Vorjahre aufzuweisen,
nachdem in Folge der Conversion
das Zinsenerträgniss unserer Anlage-
papiere zurückgegangen ist.
Das Erträgniss aus der Zeit-
schrift hat sich gegen das Vorjahr
erfreulicherweise bedeutend gehoben.
In Folge des mit unserem Drucker
und Inseraten - Pächter, der Firma
R. Spies & Co., abgeschlossenen
237
Ucbereinkommens, laut welches die
Zeitschrift statt einmal, zweimal
!aonatlich erscheint, hat sich die
Einnahme aus der Inseraten-Pacht
um mehr als fl. 900 vergrössert
und ist diese Vermehrung unserer
Einnahmen« im Vergleich zu der bis-
herigen, auch für die Zukunft, d. h.
JAHBES-BECHNÜNG pro 1893.
Einnahmen :
Cassastand am i. Janaar 1893
Beiträge ordentlicher Mitglieder:
a) Bezahlte rückständige Mitgliederbeiträge pro 1892
b) „ Mitgliederbeiträge pro 1893
c) » p » «894
d) „ Eintrittsgebtthren
e) Agio der Beiträge von auswärtigen Mitgliedern .
Ergänznngsbeitrag des Herrn Hauptmannes Grünebanm
xum Stifter
Erlös für verkaufte N. fl. 2600 5 % ige österr. Notenrente
Zinsen der Effecten nnd der Postsparcassa
Einnahmen aus der Zeitschrift:
a) Privat-Abonnenten
b) Commissions- Verlag
c) Inseratenpacht und Beilagen
d) Erlös aus dem Verkaufe von Einzeln-Heften . • .
Diverse Einnahmen
Ausgaben :
Ankauf von N. Kr. 6500. — 4 ^ ige steuerfreie Staatsrente
Mobilar-Anschaffungen
Anschafifungen für die Bibliothek
Ausgaben fflr die Zeitschrift:
d) Druckkosten
b) Clicli^kosten
c) Autorenhonorare
(l) Redacteurhonorar
e) Porto für die Zeitschrift
Burean«Kosten :
a) Vereinslocalmiethe
b) Gehalte, Löhne etc
r.) Drucksorten #
d) Beleuchtung, Heizung, Reinigung
e) Portoauslagen
/} Diverse Bureauauslagen
Auslagen für die Vorträge:
a) Saalmiethe j.
b) Stenographenhonorar
c) Diverse Auslagen
Provision an die k. k. Postsparcassa
Diverse Ausgaben
Cassa-Saldo am 31. December 1893:
a) Guthaben bei der Postsparcassa
b) Baar
Wien, den i. Januar 1894.
F. Beehtold m. p.
SchriftlÜhrer.
Edaard KofTler
Das Revisions-Comit^ :
Oesterr.
Währung 1
fl.
kr.
fl.
kr.
377
86
203
3»
4199
50
117
Ol
100
41
89
31
4709
150
55
26b5
—
1
152
71
64
_
633
75
1520
—
12
«9
2229
125
94
48
1
10410
54
3108
25
1
49
17
1
(
126
12
■ 1855
77
325
45
636
10
800
—
236
93
3854
25
500
H97
—
, 93
75
i IIb
41
192
63
1 80
36
2180
15
75
__
13
—
II
60
99
8
60
89
248
33
277
32
458
46
735
78
10410
54
F. WB8
te m
1 1
P-
Cassa-V
erwal
ter.
Alois
238
so lange der Vertrag bezüglich des
Druckes unserer Zeitschrift mit der
Firma R, Spies & Co. zu Recht
besteht, deshalb gesichert, weil das
in dieser Angelegenheit im Jahre 1893
geschaffene Provisorium laut Ueber-
einkommens vom Decerober 1892 in
ein Definitivum umgewandelt wurde.
Gestatten Sie mir, dass ich von
dieser Stelle aus, Namens unseres
Vereines, nicht nur dem für die Durch-
führung dieser Action von Ihrem
Ausschuss eingesetzten Comite für
seine Mühewaltung, sondern auch der
Firma R. Spies & Co. für das un-
serem Vereine gezeigte Entgegen-
kommen bestens danke. (Bravo.)
Die Ausgaben bewegten sich
vollständig im Rahmen des festge-
setzten Präliminares und bieten keine
Veranlassung zur detaillirten Be-
sprechung.
Ich gehe nun zur Bilanz über;
dieselbe stellt sich aus folgenden
Posten zusammen :
BILANZ per 31. Deoember 1893.
4.
I
Activa :
Mitglieder-Conto:
Rückständige Mitgliederbeiträge nach Abschreibung der
uneinbringlichen
Davon ab : Mitgliederbeiträge pro 1894 bezahlt . . .
Ef f ecten-Conto:
N. Kr. 6500. — steuerfr. 4^ Staatsrente z.Cnrsev. fl. 96
N. fl. 500. — 4 % ung. Boden-Credit-Prämien-Obl. „ „ 100
Bibliothek-Conto:
Stand am i. Januar 1893
Neuanschaffungen
Stand am 31. Decemher 1893
Abschreibung
Mobiliar-Conto:
Stand am i. Januar 1S93
Neuanschafifungen
Stand am 31. December 1893
Abschreibung
Cassa-Conto: '
Saldo am 31. December 1893 |
Summe der Activa |
Passiva : ,
Passiva sind keine vorhanden. '
Somit Vermögensstand am 31. December 1893. . .
Dagegen Vermögensstand am 31. December 1892 . '
Mitbin Zuwachs |
Wien, den i. Januar 1894.
F. Beohtold m. p.
Schriftführer.
Das Effecten - Conto hat sich
gegen das Jahr 1892 um fl. 520
vergrössert und sind die pro 31. De-
cember eingesetzten Curse unserer
Effecten bedeutend niedriger als die
an diesem Tage an der Börse notirten.
In Folge des günstigen Jahres-
abschlusses war ihr Ausschuss in der
angenehmen Lage, sowohl beim
Bibliothek- als auch beim Mobiliar-
Oesterr.
Wfihnmg 1
fl.
kr.
fl.
kr.
189
117
Ol 1
71
3620
200
ICD
735
99
78
3120
500
__j
400
126
12
526
326
12
12
200
49
17
249
H9
«7
17
F. was
Cassa-V
1
te m
erwal
4727
77
4727
4069
77
46
! Ö58
, p.
tcr.
3t
Conto bedeutende Abschreibungen
vorzunehmen und stehen diese beiden
Contis nunmehr unter ihrem effectivcn
Werthe zu Buche.
Trotz dieser bedeutenden Ab-
schreibungen schliesst die Bilanz
mit einem Vermögenszuwachs von
fl. 658,31 und beende ich meinen
Bericht, indem ich den Wunsch aus-
spreche, dass auch unser neues
239
L
Vereinsjahr nicht nur durch Leistungen
auf wissenschaftlichem Gebiete, son-
dern auch durch Vermehrung unseres
Vercinsvcrmögens zur weiteren Er-
starkung unseres Vereines beitragen
möge. " (Allgemeiner lebhafter Beifall.)
Der Präsident ersucht hierauf
das Revisions-Comite, bezuglich der
Bilanz seinen Bericht zu erstatten.
Herr K off 1er erwidert im
Namen dieses Comit^s : „Wir haben die
Bücher und Rechnungen sammt allen
Belegen eingehend geprüft und uns
durch vielfache Stichproben von der
richtigen Buchführung Ueberzeugung
verschafft. Wir bestätigen den
Effectenstand und erlauben uns den
Antrag zu stellen, dem löblichen
Ausschusse das Absolutorium zu er-
theilen und dem Herrn Cassaver-
walter für die vielfachen Bemühungen
den wärmsten Dank auszusprechen.^
(Lebhafter Beifall.)
Präsident: „Meine Herren ! Sie
haben den Bericht des Revisions-
Comites gehört und bringe ich dessen
Antrag, für die Cassengebahrung
im Jahre 1893 das Absolutorium zu
crtheilen, zur Abstimmung.* Derselbe
wird einstimmig angenommen. (Laute
Bravorufe.)
Präsident: „Meine Herren!
Sie haben die Berichte des Schrift-
fuhrers und des Casseverwalters
gehört und werden gewiss mit mir
in das Lob einstimmen, dass in jeder
Beziehung die grösste Ordnung ge-
waltet hat. Wir sind daher ver-
pflichtet, diesen beiden Herren den
besten Dank auszusprechen ; dem
Herrn Inspector Bechtold, für die
viele Mühe^ für die opferwillige und
energische Thätigkeit bei der Füh-
rung der Vereinsgeschäfte, und dem
Herrn Wüste, dessen Thätigkeit
und kluger, streng correcter finan-
zieller Gebahrung wir es zu danken
haben, dass das Jahr rechnungs-
gemäss mit einem glänzenden Ueber-
schuss abgeschlossen hat.(Brävo.) Was
vorigen Jahres beantragt wurde,
man möge der Bibliothek höhere
Mittel spenden, damit mehrere Werke
äQgesohaift werden künneo, hatfactisch
stattgefunden und ich muss bemerken,
dass auch in Zukunft dieser Modus
eingehalten wird, damit die grösseren
wissenschaftlichen Werke, die der
Einzelne aus eigenen Mitteln nicht
anschaffen kann, in der Bibliothek
zu finden sind. Dem Herrn Dr.
V. Urbanitzky, unserem Biblio-
thekar, möchte ich für seine Mühe-
waltung, die keine leichte und an-
genehme ist, von dieser Stelle aus,
den Dank aussprechen. (Bravo.)
Meine Herren! Bezüglich der
Zeitschrift muss erwähnt werden,
dass sie sowohl durch Vermehrung
der Heftzahl wesentlich an Umfang,
als auch in ihrer Qualität gewonnen
hat, und glaube ich wohl in Ihrem
Sinne zu sprechen, wenn ich unserem
Redacteur, dem Herrn Baurath
Kar eis, und den Herren des Redac-
tions-Comites, die ja eine ziemlich
grosse Arbeit zu bewältigen haben,
unseren besten Dank ausspreche.
(Bravo.)
Nun, meine Herren, nachdem
das Scrutinium noch nicht beendet
ist, bitte ich die Wahl des Revisions-
Comit^s für das laufende Jahr vor-
zunehmen.
Ich schlage vor, die Herren des
bisherigen Revtsions-Comitd wieder
zu wählen ; nachdem aber verlautet,
dass ein bisheriges Mitglied (kaiserl.
Rath Dvoriak) krankheitshalber
eine Wahl ablehnt, so würde ich in
Uebereinstimmung mit den übrigen
Herren auf Herrn Dr. Miesler ver-
weisen." Hierauf werden die Herren
Fabriksbesitzer Alois Reich, Ober-
Ingenieur K off 1er und Dr. M iesler
per acclamationem gewählt.
Präsident: „Meine Herren ! Zum
Schlüsse möchte ich noch erwähnen,
dass ich es für nöthig erachte, ins-
besondere der Mitwirkung des Ge-
sammt - Ausschusses, ' welcher eine
grosse Arbeit zu bewältigen hat, so-
wie der Herren des Revisions-Comites,
nämlich der Herren Koffler und
Reich, für ihre Mühewaltung zu ge-
denken und will ich biemit als Präsi-
dent des Vereines im Namen des-
selben von dieser Stelle aus den Dank
de» Vereines aussprechen, ** (Bravo.)
240
Baurath v. Stach: „Nach-
dem nun unser verehrter Herr Präsi-
dent so vielen Stellen den Dank aus-
gesprochen hat, so glaube ich im
Sinne aller Anwesenden zu sprechen,
wenn ich unserem verehrten Herrn
Präsidenten auch Dank sage für
seine aufopfernde Thätigkeit, für all'
seine MQhe^ die er dem Vereine
widmet,** (Bravo.)
Präsident: „Diese Worte der
Anerkennung, ich muss es ganz offen
aussprechen, rühren mich sehr; Sie
können versichert sein, dass ich trotz
meines leidenden Zustandes immer
mit Interesse dem Vereine anhänge
und wo es möglich war und die Ge-
sundheit nicht leiden musste, habe ich
jeden Schritt gewiss immer unter-
nommen; ich will nur constatiren, dass
das Interesse des Vereines mir sehr
am Herzen liegt, und ich auch in
Zukunft für denselben eintreten werde.
Ich bin über ihre Anerkennung sehr
erfreut."
Das Scrutinium ist inzwischen be-
endet worden und ergibt folgendes Re-
sultat: Abgegeben wurden 38 Stimm-
zettel. Hievon entfielen auf die Herren
Kareis 35, Melhuish 32, D6ri 28,
V. Stach 28, Kolbe 23, Schmid 19,
Dr. V. Urbanitzky 16 Stimmen.
Nachdem die Generalversammlung
ihre Beschlüsse mit absoluter Majo-
rität fasst, so muss zwischen den Herren
Schmid und Dr. v, Urbanitzky
eine engere Wahl vorgenommen
werden, wobei Herr Dr. v. Urba-
nitzky 23 Stimmen erhält.
Diese Herren erscheinen daher
in den Ausschuss wieder gewählt.
Damit ist die Tagesordnung erledigt
und der Vorsitzende schliesst, indem
er noch den Scrutatoren für ihre
Mühewaltung dankt, die Vereinsver-
sammlung.
Der Präsident:
O. Volkmer m. p.
Die Verificatorcn :
Wilhelm Peyerle m. p. — Dr. Jobann Sahulka m. p.
Der Schriftführer:
F. Bechtold m. p.
7. März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender Präsident
Hofrath Volkmer.
Der Vorsitzende theilt der Ver-
sammlung mit, dass Baurath Kar eis
den für heute angekündigten Vor-
trag: ^Eine Umwälzung in der
Telephon! e** wegen plöulicher Ab-
reise absagen rausste. Herr N i s s 1,
Gesellschafter der Firma Czeja &
Nissl, hat es aber als Constructeur
jenes Systems, das Herr Baurath
Kareis zur Sprache bringen wollte,
übernommen, dasselbe selbst vorzu-
führen.
Der Zweck dieses neuen Appa-
rates soll sein, mehrere um einen
Knotenpunkt herum liegende Tele-
phonstationen (Abonnentenstationen)
mit einer Centrale so zu verbinden,
dass von der Centrale selbst bis zu
diesem Knotenpunkte nur eine Sprech-
leitung zu führen ist, ohne dass es
aber einer dieser Abonnentenstationen
möglich ist, das Gespräch einer
anderen abzuhören. Denn diesen
Uebelstand nachgesehen, wäre ja die
Aufgabe durch einfache Parallel- oder
Hintereinanderschaltung dieser Sta-
tionen gelöst.
Das Princip des Apparates ist
folgendes: In dem Knotenpunkte, zu
welchem die Leitung von der Cen-
trale führt, ist ein Uhrwerk aufge-
stellt, welches eine Walze dreht.
Die Umdrehungsgeschwindigkeit der-
selben wird entsprechend den abzu-
zweigenden Stationen gewählt, so
dass die Walze z. B. bei vier Abzweigs-
Stationen eine Umdrehung in der
Minute macht. Am Umfange der
der Walze sind Contacte angebracht,
auf denen Federn schleifen, u, zw.
derart, dass die einzelnen Stationen
der Reihe nach mit der Centrale in
Sprech Verbindung treten, die aller-
dings nur kurze Zeit dauert, so
lange die Walze ihre Drehung fort-
241
setzt. Sobald diese aber gehemmt
wird, bleibt eine Verbindung dauernd.
Es ist nun jeder Abonnent in der
Lage, von seiner Station aus dir-
Walze in dem Augenblicke still
stehen zu lassen, als er eben mit
der Centrale in Verbindung steht*
Desgleichen kann die Centrale in
einem beliebigen Momente die
Drehung der Walze aufhalten. Diese
Arretirung geschieht durch einen
Batteriestrom, der um einen Elektro-
magnet fliesst; durch diesen wird
ein Sperrhaken bewegt, der in das
Sperrrad der Walze einspringt.
Es sind aber noch zwei Vor*
richtungen nothwendig: eine, die da-
•zu dient, den einzelnen Stationen .so-
wohl, als auch der Centrale anzuzeigt^n,
welcher Contact eben unter den
Federn schleift, eine zweite, welche
jede hergestellte Verbindung nairh
einer gewissen normalen Zeit wieder
löst, damit nicht eine Abonnenteo-
stelle dauernden Gebrauch von cit^m
Apparate mache, wodurch dann die
anderen Abonnenten, die an den-
selben Knotenpunkt angeschlossen
sind, verkürzt werden.
Das erste wird auf folgende
Weise erreicht. Sobald ein neuer
Contact unter die Schleiffedern kommt,
wird gleichzeitig durch einen Suii
eine an der Membrane eines Mikrn*
phons befestigte Metallzunge zum
Tönen gebracht. Diese Zeichm
können nun in den Telephonen der
Abonnenten und der Centrale gehört
werden; natürlich entspricht Jedem
Abonnenten desselben Knotenpunktes
ein anderes Zeichen z. B. i Ton,
2 aufeinanderfolgende Töne, 3 etc.
Um eine Verbindung nicht über
Gebühr lange bestehen zu lassen ^
ist die Einrichtung so getroffen,
dass die Arretirung der Walze durrh
einen Excenter nach einer bestimm-
ten Zeit gelöst wird, die Walze sich
wieder weiter dreht und andere
Linien mit der Centrale in Sprech»
Verbindung treten. Als normale Sprf^ch-
zeit können fünf Minuten angenommen
werden. Damit aber die Unterbrechung
nicht unerwartet ein Gespräch aL-
schneidet, ertönt V4 Minute früher
ein phonisches Zeicben^ welches die
Sprechenden jur Eile ermahnt.
Jeder Abontxrot ist also in der
Läge, zu hören, welcher Contact in
der Wake des Knotenpunktes ^^erade
an der Reihe ist, und kann in dem
Momente, als es ihn trifft , die Be-
wegung der Walze für 5 Mitiuten
hemmen, Ist die Linie gerade durch
einen anderen Abonnenten besetzt,
so hfirt er in seinem Telephon d**!i
Gang des Uhrwerkes. Er muss dann
warten, bis diese Gesprachszeit vor-
über ist, und bis im Telephon sesn
Zeichen hörbar wird» Um aber nicht
am Teiefjhon stehen zw müssen^ kann
er einfach eine Kurbel am Apparat
auf ^Signal'' stellen und erhält dann
automatisch ein pbonisches deichen,
welches ihn aufmerksam macht, dass
tlie Linie wieder frei ist*
\'on jrdem Abonnenten ^ehen
3, bezw, 4 Leitungen zum Knoten-
punkte, je nachdem Hrde als Rück-
leitung benützt wird oder nicht.
Dieselbe Anzahl führt von der Cen-
trale zum Knüt("npunkt.
Die \'orEheile dieses Systenjes
erblickt der \ r^rrmgende zunächst
in der Verminderung der Anlag^eknsten,
indem nicht zu jedem der Abonnenic-ti
eigene Leitungen von der Centrale
auszugehen brauchen, sondern nur
zwei Stromkreise von der Centrale
zum Knotenpunkt hergestellt zu wer-
den lirauchen, von welchem dann
MUS dte Abzweigungen zu den einzelnen
Unierstationen führen.
Es wurde aber dadurch nicht
nur eine Verbilligung sondern auch
gerechtere Vcrtheilung der Telephon*
gebühren eintreten, indem ^llf-n
Abr>nnenten gew^ssermaassen gleiche
Ges[irächsz€it zu ^r wendet wird, und
ein Abiinnent, der sein Telephoii
den ganzrn Tag braiichti gezwungen
wird, mrthrere Contacte oder alle
eines Knotenpunktes zu abonniren,
um nicht durch Coabonncnten unter-
brochen zu werden. Dieses System
kann auch in der Weise zur An-
wendung kommen, dass zwei ent*
fernte Städte, z. B. Wien \ind Pest,
zwei solche Knotenpunkte vorsteltei«
an welche bCider»^*tsi benadp^
^«^
242
Orte, z, B. Vorstädte, als Abzweigs-
statiooen angescbiosseo sind, so dass
jede dieser Abzweigsstationen des
einen Knotenpunktes mit jeder des
anderen Knotenpunktes ohne mensch-
liche Hilfe in Verbindung treten
kann.
Zum Schlüsse seiner durch zahl-
reiche vorgelegte Zeichnungen unter-
stützten Auseinandersetzung erläuterte
der Vortragende noch durch das
Experiment die Anwendung des
Apparates. Er setzte einen Apparat
für 4 Theilnehmer in Thätigkeit,
deren Telephonstationen im Saale
vertheilt waren, während die Cen-
trale ausserhalb des Saales sich be-
fand, und zeigte das Wirken des
Apparates in den verschiedenen
Fällen.
Auf Befragen seitens einiger
Vereinsmitglieder theilt der Vor-
tragende mit, dass eine ganz be-
stimmte Reihenfolge besteht, nach
welcher die Abonnenten in Sprech-
verbindung treten. Wenn der Abon-
nent 4 sprechen will, die Linie aber
besetzt ist, z. B. durch Abonnenten i,
so stellt er seinen Apparat auf
^Signal". Nach 5 Minuten bekommt
er den Ruf »frei". Es treten aber
zunächst die Abonnenten 2 und 3
in Sprech Verbindung und es kann
jeder der beiden Abonnenten 2 und 3
davon Gebrauch machen, so dass der
Abonnent 4 abermals warten muss.
Das vertheilt sich aber gleichmässig
auf alle.
Der Vorsitzende spricht Herrn
N i s s 1 für seine mit Beifall aufge-
nommenen Auseinandersetzungen den
Dank des Vereines aus.
8, März. — Ausschuss-
sitzung.
14. März. — Vereinsver-
sammlung. Der Vorsitzende, Prä-
sident Volkmer, ladet zunächst
zur Wahl von vier Mitgliedern aus
dem Plenum in das zur Erstattung
von Wahlvorschlägen für die General-
versammlung einzusetzende Comite
ein; es werden gewählt die Herren
Ing. Brunbauer, Ing. Klose,
Dr. Mi es 1er und Baurath Scbmid.
Hierauf erhält Herr Prof. Dr. Franz
Streintz das Wort zu dem ange-
kündigten Vortrage :„Die Energie
des Accumulators in chemi«
scher und elektrischer Bc-
ziehun g.*
Bei der Ermittlung der elek-
trischen Energie eines Accumulators
— führt der Vortragende aus —
kommt die mit dem Elektrometer
oder Voltmeter gemessene elektro-
motorische Kraft in Betracht, die
der vollgeladene Accumulator, nach-
dem er beiläufig 12 Stunden sich
selbst überlassen war, besitzt. Die
Unterschiede zwischen den so ge-
fundenen Werthen der elektromo-
torischen Kraft bei den einzelnen
Typen wurden früher den Unter-
schieden in der Beschaffenheit der
Platten zugeschrieben. Der Vor-
tragende hat nun durch Versuche an
Accumulatoren verschiedener Typen
nachgewiesen, dass die elektro-
motorische Kraft blos von der Con-
centration der Säure abhängt. Um
das Gesetz dieser Abhängigkeit zu
finden, bestimmte er den Werth der
elektromotorischen Kraft jedes ein-
zelnen Elementes einer zwölfzelligea
Tudor'schen Batterie 48 Stunden
nach vollendeter Ladung. Die Ele-
mente waren jedes mit Säure anderer
Concentration beschickt, und aus der
genauen Messung der Säuredichte und
der elektromotorischen Kraft ergab
sich, dass die letztere genau pro-
portional mit zunehmender Säure-
concentration zunimmt. Die aufge-
stellte Gleichung zeigt, dass diese
Zunahme von dem Anfangswerthe
1*85 Volt der elektromotorischen
Kraft erfolgt, welcher bei der Con-
centration Null — also bei Abwesen-
heit von Schwefelsäure — vorhanden
wäre. Dieser Fall lässt sich verwirk-
lichen, wenn man beide Elektroden
mit ßleisulfat überzieht und in eine
schwache Lösung eines Alkalisulfats
taucht.
Bezüglich der chemischen Energie
von Elementen hat man früher an-
genommen, dass dieselbe gleich der
elektrischen Energie sei; hauptsäch-
lich Helmholtz hat durch Anwen-
dung des zweiten Hauptsatzes der
24d
mecbaoischeo Wärmetbeorie auf um-
kehrbare Proccsse gezeigt, dass dies
im ADgemeinen nicht der Fall Ist.
Aus dem von Helmholtz aufge-
stellten Gesetze geht hervor, das9,
je nachdem der Temperaturcoöfficteiit
eines Elementes positiv oder negativ
ist, die elektrische Energie grösser
oder kleiner ist als die chemische.
Die Differenz stellt die ther-
mische Energie des Elementes dar,
welche im ersten Falle von dem-
selben aus der Umgebung entnommen
und in elektrische umgewandelt wird ;
im andern Falle wird ein Theil der
chemischen Energie in Wärme um-
gewandelt und als solche nach auaiien
abgegeben, wie beispielsweise beim
C 1 a r k - Element. Der Accumulaior
hat einen positiven Temperatiir-
coefficienten, so dass seine elektriachc
Energie grösser ist als die chemische^
was natürlich bei der Entladung vor-
theilhaft ist. Die durch Wärmeauf-
nahme aus der Umgebung dem Accu-
mulator zugefOhrte und in elektrische
Energie überführte thermische Energie
ist, wie diesbezügliche Versuche voa
Prof. Streintz ergaben, ebenfalls
von der Säureconcentration abhängig :
sie erreicht ein Maximum bei jener
Concentration, der eine elektro-
motorische Kraft = 1*998 Volt ent-
spricht. Nur in Folge der von aussen
zugeführten Wärmeenergie besteht
das oben erwähnte lineare Gcset:^
für die Zunahme der elektromo-
torischen Kraft mit der Säurecon-
centration; würde der Accumulator
nur auf Kosten der chemischen
Energie elektrische liefern, so wurde
die entsprechende Curve, die In
Wirklichkeit eine gerade Linie ist^
eine parabolische Gestalt annehmen.
Vom Vortragenden mit Hilfe des Kis-
calorimeters ausgeführte Bestimmun-
gen der thermischen Energie halben
gute Uebereinstimmung mit den aus
dem TemperaturcoSfficienten bercLh-
neten Werthen aufgewiesen.
Der Vortragende geht nun über
zur Besprechung der von ihm be-
hufs Ermittlung der WärmeiÖnung^
des Accumulators angestellten \>r-
suche. Nach einer eingehenden Er-
ürterung der bei der Eoilatlung eines
Accumulators steh volfsiehenden che-
mischen Proccsse, gelegentlreh welcher
der bemerkenswcrtbc Umstand her-
gehoben wird, dass im Accumulator
im Gegens^itze zu anderen Elementen
beide Elektroden ^ur ehemischen
Energie beitragen» werden die
Schwierigkeiten besprochen, die sich
der Bestimmung der bei der Rc-
duction von ßleisuperoxyd frei
werdenden Wärmemenge entgegen-
sEellen» Na^h missglückten Versuchen
mit Schwefeldioxyd gelang es Herrn
Prof. Strctnts durch Anwendung
eines Gemisches von Salzsäure und
schwefliger Säure die Umwandlung
von Bkisuperoxyd in Bleisuifat zu
vollziehen (der Vortragende führt
dieses Experiment der Versammlung
vor) und die dabei auftretende
Wärmemenge sicher zu bestimmen.
Mit Hilfe von bekannten termochemi*
sehen Daten lässt sich dann die
VVärmetünung des Accumulators er-
mitteln, und der aus dieser Zahl ge-
rechnete Werth der elektromotorischen
Kraft stimmt in befriedigender Weise
mit dem beobachteten übereio.
Der Vorsitzende spricht Herrn
Prof. Streintz für die mit vielem
Beifall aufgenommenen Darlegungen
den besten Dank aus,
Ing, R OS s macht auf das jüngst
erschienene Buch von Hartwig:
^,Der elektrische Strom als
Licht- und Kraftquelle" auf-
merksam, das an vielen Stellen baren
Unsinn enthalte, und wünscht, dass
solchen Machwerken In der Oeffent-
lichkeit entgegengetreten werde.
Einige zur Verlesung gebrachte, er-
götzliche Stellen dieses Buches er-
wecken die lebhafte Heiterkeit der
Versammlung, *)
21. Märi, — Sitzung des
Wah 1-Com itd,
21, März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender Viceprä&i-
dent H^iuptmann Grünebaüm,
Baurath V, S tac h theütder Ver*
Sammlung mit, dass er einen Brief
244
aus Hamburg erhalten habe, worin
die Thomson-Houston Co. die
Vereinsmitglieder zur Theilnahme an
der Eröffnungsfahrt auf der Ham-
burger elektrischen Stadt-
bahn einladet.
Hierauf ergreift Ingenieur E g g e r
das Wort zur Abhaltung seines Vor-
trages : ^lieber elektrische
Bahnen.»*
Da die Vereinszeitschrift den Vor-
trag im nächsten Hefte vollinhaltlich
bringen wird, so genüge hier eine
kurze Andeutung seines Inhaltes.
Der Vortragende besprach zu-
erst die geschichtliche Entwicklung
der elektrischen Bahnen, dann die
wichtigsten Constructiöns-Details der
Motorwagen, insbesondere Uebcr-
setzung, Lagerung des Motors auf
dem Wagen und Wahl des Motors,
sowie seiner Regulirung. Zum Schlüsse
besprach er noch die Betriebskosten
und führte in einer Tabelle die Ver-
theilung derselben auf die einzelnen
Posten vor.
An den Vortrag knüpfte sich
eine lebhafte Discussion.
Ober - Ingenieur Hochenegg
wendet sich gegen die Behauptung
des Vortragenden, dass sich bei
Kabelbahnen die Betriebskosten ge-
ringer stellen,, denn es werde da
sehr häufig die Rentabilität von Kabel-
bahnen in stark bevölkerten Städten
mit der von elektrischen Bahnen ge-
ringer Frequenz verglichen. Auch
werden bei Kabelbahnen die be-
deutenden Seilersatz-Kosten nicht in
die Betriebskosten gerechnet, was
dann zu Irrthümern Anlass gibt.
Was den Hauptstrommotor be-
trifft, so ist es nicht richtig, dass
derselbe auch beim Bergabfahren
Strom nimmt; er wird einfach ab-
geschaltet und wirkt sogar, kurz ge-
schlossen, als elektrische Bremse.
Auch in unseren Verhältnissen er-
freuen sich die elektrischen Bahnen
besonderer Rentabilität. Hochenegg
stimmt dem Vorredner zu, dass der
Nebenschlussmotor bedeutende Vor-
theile gegenüber dem Serienmotor
aufweist, dass aber speciell für
Strassenbahnen der letztere wegen
des Anfahrens vorzuziehen sei.
Director D^ri theilt mit, dass
er glaubt, eine Anordnung gefunden
zu haben, die die Vortheile des Ncben-
scbluss- und Serienmotors verbindet.
Baurath Kar eis stellt die An-
frage, wie es sich mit dem Accumu-
Jatorenbetrieb verhält.
« Baumgardt meint, dass das
Punkensprühen beim Umschalten am
Nebenschlussmotor gewiss ebenso
gross sein werde wie beim Serien-
motor.
Ingenieur Drexler macht auf
ein Patent von Winkler von
Forazest aufmerksam, das Motoren
mit separater Erregung durch Accu-
mulatoren anwendet.
Ingenieur Ross hält es für
schwierig, die von Egg er vorge-
schlagene Uebertragung vom Motor
auf beide Wagenachsen herzustellen.
Egg er beruft sich auf die An-
gaben von Prof. Richter, dass bei
Städten von 50.0OO Einwohnern
Kabelbahnen billigeren Betrieb auf-
weisen.
Den Hauptstrommotor kann
man wohl bei Gefällen abschalten,
aber bei kleinen Gefällen geschieht
es nicht. Die Bremsung durch Kurz-
schluss des Serienmotors bat sich.
nicht bewährt und ist aufgegeben
worden. Die Kosten des Unterbaues
sind hoch, weil er sorgfältig gemacht
werden muss. Was den Accumu-
latorenbetrieb betrifft, so wäre auf
die Wadell-Entz Co. zu ver-
weisen, welche in Amerika eben mit
solchen, wie man hört, erfolgreichen
Versuchen beschäftigt ist. Die von
D r e X 1 e r angegebene Construction
ist schon durch Henry bekannt.
Hochenegg betont noch, dass
nach der Erfahrung der Firma
Siemens & Halske die Ketten-
übertragung sich am geeignetesten
von den drei Uebertragungsarten —
Schnecke, Zahnrad, Kette — er-
wiesen hat.
Zum Schlüsse sprach der Vor-
sitzende dem Vortragenden den Dank
der Versammlung aus.
245
ABHANDLUNGEN.
Bogenlicht-Dynamos auf der Weltausstellung in Chicago.
Bericht von J. SAHULKA.
(Schlass.)
Es werden mehrere Typen dieser Dynamo construirt In der Maschinen-
halle der Weltausstellung in Chicago waren i6 Dynamos für je 60 Lampen
ä 2000 Kerzen in Betrieb. Im Elektricitäts-Gebäude wurden einige Dynamos
durch Motoren angetrieben; die grösste, welche eine Klemmenspannung
von 6550 V. hatte, war für 120 Lampen bestimmt. Man kann bei den
Dynamos die Belastung um 20 Lampen ändern, ohne dass eine Funken-
bildung eintritt; auch kann man die Dynamo kurz geschlossen laufen lassen.
Die Regulirvorrichtung ist an der Dynamo selbst an der Aussenseite des
einen Jochstückes angebracht. Dieselbe ist in der Fig. 12 schematisch
dargestellt. Auf der Achse A der Dynamo ist ein gezahntes Rad befestigt.
Dieses greift in em zweites, und dieses in ein drittes ein. Die beiden
letzten Räder sind auf einem Metallstück B montirt, welches um eine
Fig. 12.
Achse drehbar ist, die zwischen den Zahnrädern liegt. Das Metallstück ist
durch einen beweglichen Arm C mit dem Winkelhebel H verbunden, der
um die Achse D drehbar ist. Der Hebel H ist mit dem Eisenkern eines
Solenoides verbunden ; zwei Anschläge begrenzen die Bewegung des Hebels,
welcher bei normaler Stromstärke eine Zwischenstellung einnimmt. Auf
der Achse der beiden Zahnräder, welche auf dem Metallstücke B montirt
sind, befinden sich zwei kleine Frictions-Rollen. Eine grössere Frictions-
RoUe i?, welche lun eine feste Achse drehbar ist, berührt bei normaler
Stromstärke keine der beiden kleinen Rollen. Ist die Stromstärke zu gross
oder zu klein, so berührt die Rolle R eine der beiden kleinen Rollen und
dreht sich daher. Die Bewegung der Rolle R wird durch zweifache Zahnrad-
übersetzung auf eine durch das Joch gehende horizontale Achse N über-
tragen. Auf der Innenseite des Joches sind auf dieser Achse zwei Zahn-
räder von ungefähr 4 und 5 cm Durchmesser befestigt. Das grössere
Zahnrad greift in einen kleineren, das kleinere Zahnrad in einen grösseren
gezahnten Sector ein; die Sectoren sind mit zwei Bürstenhaltern verbunden.
Der eine Bürstenhalter verschiebt die Hauptbürsten, der andere die Hilfs-
bürsten. Bei wechselnder Belastung werden die Bürsten um einen ver-
schiedenen Winkel verschoben. Wenn die Dynamo kurz geschlossen ist,
sind die Bürsten eine^ ] ^^ lares ganz zusammengeschoben. Die Ver-
246
bindungslinie der Bürsten ist diinn eine verticale Gerade. Soli eine Dynamo
abgestellt werden, so kann dies leicht durch Auslösung der Feder geschehen,
welche den Hebel 11 spannt; die Bürsten werden dadurch so verstellt,
dass die Dynamo keine E. M. K. liefert.
Die Schaltbretter für Bogenlichtkreise enthalten im oberen Theile
die Blitzschutzvorrichtungen, welche in jede Leitung eingeschaltet werden
und die Strommesser. Die Enden der Stromkreise und die Zuleitungen
zu den Dynamos sind mit Contactplatten in Verbindung, welche auf der
Rückseite von zwei Marmortafeln angebracht sind. Jede Contactplatte
enthält drei leitend verbundene Steckcontacte in welche von der Vorderseite
der Marmorplatten aus Stöpsel eingesteckt werden können. In Fig. 13
sind die Contacte der Stromkreise mit i, 2, . ., die der Dynamos
- ®
1
2
- ®
I
TI
Fig. 13.
mit I, 11, . . bezeichnet. Mit Hilfe von flexiblen isolirten Leitungen, deren
Ende mit Stöpseln versehen sind, kann man jeden Stromkreis mit jeder
Dynamo verbinden und alle anderen erforderlichen Schaltungen machen.
Die Contactplatten enthalten je drei Steckcontacte, damit man die Schaltungen
ohne Stromunterbrechung ausführen kann. Das Schaltbrett in der Maschinen-
halle in Chicago, welches für 16 Stromkreise imd 16 Dynamos bestimmt
war, enthielt auf jeder Marmorplatte 32 Contactplatten.
Die Wood-Dynamo ist in vielen Centralen in Anwendung; es
sind z. B. in einer Centrale in St. Louis 95 Dynamos aufgestellt und
ebenso viele in einer Centrale in New-Orleans.
Bogenlicht-Dynam o der Standard Electric Co.
Diese Dynamo von der Form der Manchester-Type hat ebenfalls
Serienschaltung; dieselbe ist in Fig. 14 abgebildet. Das Magnetgestell
besteht aus vier Theilen. Die schmiedeeisernen cylindrischen Kerne der
Feldmagnete sind an die beiden Jochstücke, welche aus weichem Gusseisen
bestehen, angeschraubt. Das untere Jochstück ist mit den beiden Lager-
böcken aus einem Stücke gegossen. Die Kugelgelenklager sind selbst-
ölend. Die Armatur ist ein Gramme-Ring. Der Kern hat die Form eines
glatten Cylinderringes imd besteht aus schmiedeeisernen Scheiben, welche
durch Papierzwischenlagen getrennt sind. Durch den Kern gehen zwölf
Löcher hindurch, in welche Bolzen gesteckt sind, welche die Scheiben
zusammenhalten. Auf der Achse der Dynamo ist eine Nabe aufgekeilt,
welche durch sechs Speichen mit einem Messingring in Verbindung ist.
An diesem sind die 12 Bolzen angeschraubt. Die Armatur ist daher nur
auf einer Seite befestigt. Der ganze Armaturkem ist mit schellackirter
Leinwand umhüllt; darüber sind die Spulen gewickelt. Die Dynamos
für 50 oder mehr Lampen haben 132, die für kleinere Lampenzahl haben
96 Spulen. Jede einzelne Spule liegt auf einem Streifen schellackirter
Leinwand, dessen Seiten über die fertige Spule gebogen werden. Die
247
Spulen werden durch sechs Drahtbünde zusammengehalten, welche von
der Armatur durch Glimmer isolirt sind. Die Stromzuführungen zum
Collector bestehen aus Kupferbändern ; dieselben sind zuerst horizontal bis
in eine Entfernun^^^ von einigen Centimetern vom Ringe geführt und dann
mit den CoUector-Sej^menten verbunden. Die Ebene der Händer ist dabei
schief gestellt, su dass eine sehr gute Ventilation der Armatur erfolgt.
Die Collector- Segmente sind entweder durch Luft oder durch vulcanisirte
Fiber von einander isolirt. Der Strom wiid durch zwei Kahlenplatten
abgenommen.
Die Dynamos werden gewöhnlich für 20 \m 60 in Serie ^u schaltende
Lampen und für dreierlei Stromstärken construirt, je nachdem die Lampen
2000, 1600 oder I30O Kerzen haben sollen. Gegenwärtig wird auch eine
Type für 100 Lam[)en j^ebaut. In der Maschinenhalle der Ausstellung in
Fig. 14.
Chicago waren 20 Dynamos filr je 50 Lampen a 20QO Kerzen in betrieb:
die Tourenzahl war 950. Ausserdem waren einige Dynamos im Elektri-
citäts-Gebäude in Betrieb.
Die Reguli rvorricblung für constante Stromstärke» welche i\n der
Dynamo selbst angebracht ist, wirkt so ;msgezeichnet, dass die E, M. K.
fast momentan der X^impenzuhl an^epasst wird. Die Regulirung erfolgt
in folgender Weise. Auf der einen Seite der Dynamo sind die Polschuhe
zwischen der Armatur und der Feldmugnctwickekuig durch einen nicht-
magnetischen Streifen verlmnden. In der Mitte desselben ist ein um eine
horizontale Achse drehbares gerades Eisenstück F angebracht (Flg. 15).
welches sich in die Richtung des verticalen Streifens zu stellen sucht, wenn
die Dynamo Strom abgibt. Gewöhnlich hat der Eisenstab «Mß Lage, welche
last um 90^ davon verschieden ist ,A^ ^it^m Eiseoa'-r ]^^gne Messing-
248
Stange Ä angeschraubt, welche an ihrem unteren Ende ein Messingstück B
trägt. Dieses wird durch eine Feder nach abwärts gezogen; die Feder-
spannung lässt sich durch eine Schraube verändern. Je grösser die
Stromstärke ist, desto mehr wird das Messingstück B nach aufw«Lrts
gezogen. Von der Dynamo-Achse aus wird ein Metallstück C (Fig. l6)
von ungefähr 4 und 5 cm Seitenlänge in eine hin- und hergehende
Bewegung versetzt. Zu diesem Zwecke ist an der Vorderseite der Dynamo-
Achse (Fig. 14) eine kleine Rolle angeschraubt, welche durch eine Schnur eine
grössere Rolle in Bewegung setzt. Auf der Achse derselben ist ein kleiner
Excenter angebracht; derselbe ist durch einen Arm mit dem Metallstück C in
Fig. 15.
Fig. 16.
Verbindung, welches eine Führung hat. In der Fig. 16 ist nur das Metallstück C
allein gezeichnet. An demselben sind zwei Klinken K befestigt, welche durch
einen Arm verbunden sind. Die untere Klinke trägt eine Rolle und wird
durch eine Feder nach abwärts gezogen. Die Rolle rollt auf dem
Messingstück B, Dadurch wird auf den Eisenstab F ein Drehmoment
ausgeübt, welches der Anziehung der Magnetpole entgegenwirkt. Zwischen
den Klinken befindet sich eine gezahnte Messingstange. Diese ist an eine
Stange D angeschraubt, welche eine Führung hat und durch einen
1,^€hO-0--CM>-0
3 C>-CM>-0-0-0
k G^r^>H>-CM>0
5 G^:^0--0--0--0-0_
6 QKM>-0-<>-0
^CMD-00-0-02
0-0-0-0-0-03
0^^0-0-0-0-0 ;
^0^^0-00-0-0 6/
I JT m n'' ¥ \T I n m w vvr
Fig. 17.
gelenkigen Arm E mit dem Bürstenhalter verbunden ist. Wenn der Strom
die normale Stärke hat, greifen die Klinken nicht in die Zahnstange ein;
es bleibt daher die Bürstenstellung unverändert. Wird die Stromstärke zu
gross, so wird das Messingstück B gehoben. Die untere Klinke greift in
die Zahnstange ein und schiebt dieselbe nach links. Dadurch werden die
Bürsten so verstellt, dass die E. M. K. der Dynamo kleiner wird. Ist
die Stromstärke zu klein, so bewegt sich das Messingstück B nach abwärts;
mm greift die obere Klinke in die Zahnstange ein, wodurch die Bürsten
in entgegengesetztem Sinne verschoben werden. Neben jeder Dynamo
befindet sich auf einem Ständer ein Strommesser. Die Feldmagnetwickelung
kann durch einen Ausschalter kurzgeschlossen werden.
249
Die Schaltbretter für Bogenlampenkreise sind aus Holz, Marmor oder
Schiefer gemacht. Jedes Schaltbrett besteht aus einer positiven und einer
negativen Hälfte (Fig. 17). Die I{^nden der Stromkreise sind mit horizontalen
Schienen verbunden, welche in tlen beiden Hälften <les Schaltbrettes anj^^e-
bracht sind. Jede Schiene hat so viele Contacte^ als Dynamos^ vorhanden
sind. Unterhalb der Schienen befinden sich in jeder Hälfte des Schalt-
brettes so viele Doj)peUContacte, ^ils Ihnanios vorhanden sind, TJie Ver-
bindungen am Sch:t!tbrett werden mit isolirten Leitungen gemacht, deren
Enden mit Stöpseln versehen sind. Alle blanken Tlieile beilnden sich an
der Rückseite. In der Fi^ur ist ein Schaltbrett für sechs Dynainus und
sechs Stromkreise gezeichnet. Der Stromkreis i ist mit der IJynamo \
verbunden; die Dynamo V speist die StromkTeise 6^ 5, 4 in Serie. Die
Schaltungen werden in der bei den früheren Systemen beschriebenen Weise
ausgeführt. In der Maschinenh.dle in Chicago v/ht das Schaltbrett für
20 Stromkreise und 20 Dynamos einj^erichtet.
Die Standard Electric Co. verwendet die neue Bogenlampe von
C. A. Pfluger, welche sehr gut regulirt. Dieselbe ist auch mit einer
automatischen Vorrichtung^ versehen, welche bewirkt, dass der Strom durch
eine Kupferspirale flies st, wenn der durch die Kohlen fliessende Strom
unterbrochen wird. In den L'mipen werden flache breite Kohlen verwendet.
Dieselben erhalten noch einen dünnen Kiipferüberzu|;^ und reichen lür
18 Stunden aus; der Lichtbogen wandert langsam durch die Breite der
Kohlen hin und her.
Als Beispiel dafür, dass Ikjgenlampen in Serien schaltun g auch im
Innern von Gebäuden vortheilhnft verwendet werden können, mag ange-
führt werden, d^iss in dem Ge^chaltshause ^^i^he F:\ir^ in Chicago^ in
welchem eine eigene < entrale errichtet ist^ seit zwei Jahren 600 Bogen-
lampen imd 3000 Glühlampen in Betrieb ^ind ; gegenwärtig wird die Anlage
auf locx) Bogenlampen und 5000 Glühlampen erweitert. Den Strom für
die Bogenlampen liefern Dynamos der Standard Electric Co,
Im Elektricitats-Gebäude in Chicago wurden auch einige Bogenlicht-
Dynamos der Standard Electric Co, als Motoren betrieben. Jeder
Motor erhielt den Strom von einer gleichen Dynamo in der Maschinen-
halle. Die Motoren hatten keinen Vor^^tchaltwiderstand, weil die Primrir-
DjTiamo ohnehin auf constante Stromstarke reguHrt,
Bogen lieh t-D yn vi mo dev Western Electric Co*
Bei der Dynamo dtfr W^estern Electric Co. ertblgt <lie Regulirun;;; des
Stromes ebenfalls durch Hürstenverstellung, Die D\namos werden für
zweierlei Stromstärken con*%truirt: für 18 A. und 10 A. Im ersten F:dle
werden in den Stromkreis Lampen eingeschaltet, welche auf kleine Licht-
bogenlänge reguliren, so dass jiro Lampe und Zuleitung nur aS— 30 V.
;,'erechnet werden. In den Stromkreis der D\namos für 10 A. werden
Lampen eingeschaltet, welche auf grosse Lichtbogenlan;,^' reguliren, so
dass pro Lampe und Zuleitimg 52—54 V. i;erechnet werden. Beide Arten
von Dynamos werden in verschiedenen l'ypen ausgeführt ; die grössten
liefern Strom für 60 in Serie gesch^tltete Linijien. Die Wahl von hoch-
oder niedervoltigen Lampen hängt von Umständen ab, da beide Systeme
ihre Vortheile haben. Dieselben mOgen nebeneinander gestellt werden.
Bei Verwendung hochvoltiger Lampen braucht man wiegen der kleineren
Stromstärke weni;j;er Kupfer für die Leitungen^ d||||bQlirung des Strom-
kreises muss besser sein, dris Licht enthält viele bl^^^BLviolette Stralden,
der Lichtbogen ist nihig. Eür tiM|kggetjene ^^^HL der Dynamn
entfallen weniger Lampen auf i^^HErimkreiS^^^^^^inan zur Be-
250
leuchtung eines Stadttheiles mehr Stromkreise und Dynamos braucht. Bei
Verwendung von niedervoltigen Lampen braucht man mehr Kupfer für
die Leitungen, der Isolations- Widerstand eines Stromkreises kann unter
Voraussetzung der gleichen Lampenzahl geringer sein als bei Verwendung
von hochvoltigen Lampen; die Farbe des Lichtes ist weiss, der Licht-
bogen zischt. Unter Voraussetzung gleicher E. M.. K. kommen auf einen
Stromkreis mehr Lampen.
Die Form der Dynamo ist aus Fig. i8 ersichtlich, welche eine Dy-
namo für hochvoltige Bogenlampen darstellt. Das Magnetgestell besteht
aus vier Theilen; an die beiden verticalen Joche sind die Magnetkerne
angeschraubt, welche durch zwei die Armatur sehr weit umschliessende
Polstücke verbunden sind. Das untere Polstück hat Angüsse, welche an
die Bodenplatte festgeschraubt werden, und seitliche Verbreiterungen, auf
Fig. i8.
welche die Lagerböcke aufgesetzt sind. Die aus Eisenblechen zusammen-
gesetzte Armatur hat glatte Oberfläche und Trommelwickeliuig. Die Collector-
Segmente sind bei den grössten Typen durch eine 3 mm breite Luft-
schichte voneinander isolirt. Der Strom wird durch zwei Paare von
Kohlenplatten abgenommen. Die zusammengehörigen Platten sind mit-
einander fest verbunden und stehen um die Breite eines Segmentes von-
einander ab. Die Regulirv^orrichtung ist in dem in der Figur sichtbaren
Kästchen untergebracht und beruht auf dem Principe der entweder gleich-
zeitig oder einzeln bewegten Schraube und Mutter. In dem Kästchen
befindet sich ein vom Strome erregter Elektromagnet, welcher einen Anker
anzieht, der mit einem viereckigen Rahmen verbunden ist. Der Rahmen
wird durch eine Feder nach der entgegengesetzten Seite gezogen. In dem
Räume innerhalb des Rahmens befindet sich eine Spindel und eine Mutter.
251
Von der Achse der Dynamo aus wird durch eine Uebersetzung mit Schnur
ein kleines Kegelrad und von dieijseiu ein yrnsseie-s in ümrlreliuni; ver-
setzt. Das grössere Kegelrad ist sowohl mit der Spindel, als auch mit der
Mutter durch Klinken ausrückbar gekuppelt. Hei normiiler Stromstärke
rotiren Spindel und Mutter gleich schnell und daher ändert die Spindel
nicht ihre Lage gegen die Mutter. Wird aber die Stromstärke zu ^oss
oder zu klein, so bewegt sich der viereckige Rahmen tiacli der einen oder
anderen Seite und löst die Kuppelunj^j der Mutter oder Spindel aus. Da-
durch bewegt sich die Spindel nach vorwärts oder rückwärts. Die Spindel
ist durch ein Kugelgelenk mit einem Arme in Verbindung', dessen Knde
an dem Bürstenhdter befestigt ist. Durch die Hewe^mng der Spindel wird
daher der Bürstenhalter verschoben. Die Dynamo reguürt vollkommen von
Kurzschluss bis zur Vollbelastung und hat dabei einen fimkenloaen Ciang.
Die Regulirvorrichtung ist adjustirbaij r^o dass die r>yn;Am<v eine kleinere
-<£>■
M M X
Kig. 19.
Stromstärke liefert. Man braucht mir die Si)annnn;; der Feder 7ai ändern,
welche auf den viereckigen Ral\men wirkt. Die l'eldmagnete haben zwei
Wickelungen. Man kann auf jeder Seite einen VheÜ der Wiukekirm
ausschalten. Durc^ Adjustinmi^ der Regulirvornehtimi^^ imd Ausschakuni;
eines Theiles der Feldma;^neiwickelun^ wird die Stromstärke derDsnimo
in den Nachtstunden auf 7^'j A. ^errinj^ert. Die Sclialtbretter für Hngen-
lampenkreise sind ähnlich wie die der FortWayne Electric ('<;. con-
struirt. Soll eine Dynamo durch eine andere substiUiirt werden, so wirri
diese zunächst kurz geschlossen hin^u^eschattet; dt^r Hürstonhalter ist so
gestellt, dass die Dynamo die kieinste K. M. K. liefert, llierauf wird der
Kurzschluss unterbrochen und der I^Qrstenhalter der zweiten Dyn-nno mit
der Hand allmälig verschoben. Dabei hLit der Regulator der ersten
Dynamo Zeit, den Bürstenhalter so zu^mtelleni da»|ÄfcC\'nami> ein ■
kleinere E. M. K. liefert. Man verstM^^^Clrsteiji^^^Bfcr zwetien
Dynamo mit der Hand so lan^e^ biainl^^ ^^^Bf>^j# ^^^^Mtd^)]^» he
252
E. M. K. liefert, hierauf wird die erste Dynamo kurz geschlossen und
abgeschaltet.
In der Maschinenhalle der Weltausstellung in Chicago waren 14 Dy-
namos für je 50 hochvoltige Lampen in Betrieb. Das Schaltbrett war für
36 Stromkreise eingerichtet. Die Enden der Stromkreise und die Zu-
leitungen zu den Dynamos waren mit Contactplatten verbunden, welche
je drei Steckcontacte enthielten, in welche Stöpsel eingesteckt wurden,
die durch isolirte Leitungen verbunden waren.
Interessant ist die Art, wie die Bogenlampenkreise auf Erdschluss
geprüft werden. Dies ist in der Fig. 19 schematisch dargestellt AA' und B B'
repräsentiren zwei doppelpolige Ausschalter, C G sind zwei Condensatoren.
An 3f ist das eine Ende der Wickelung eines Elektromagneten ange-
schlossen, das andere Ende ist an Erde gelegt. Durch Anziehung des
Ankers wird ein Localkreis geschlossen, in welchen eine Klingel einge-
schaltet ist. Zwischen G und H ist ein Stöpselwidersümd von 200.000 Q
eingeschaltet, der in gleiche Abtheilungen getheilt ist.
In dieLeitung JK ist ein Widerstand r5= 100.000 Q eingeschaltet.
Für r^ und r, kann man je nach der Stöpselung 10, 100 oder 1000 ß
wählen. Der Zweig rg ist eine Stöpselwiderstand von o bis 10.000 Q. An
die Pimkte AP ist eine Localbatterie angeschlossen, der Punkt P ist an
Erde gelegt. Man schliesst zunächst den Ausschalter A A* ; dabei sind die
Ausschalter BB' imd F offen. Ist im Bogenlampenkreise ein Erdschluss
vorhanden, so läutet die Klingel. Um denselben zu ermitteln, öffnet man
AA* imd schliesst BB*. Man verändert die Stellung des Stöpsels J so
,lange, bis das Galvanometer, welches in den Zweig KL geschaltet ist,
stromlos ist. Das Verhältniss der Widerstände G J imd J H ist dann gleich
dem Verhältniss der Lampenzahlen zu beiden Seiten des Erdschlusses.
Will man den Isolations-Widerstand messen, so wird F geschlossen.
Durch das Galvanometer fliesst nun ein Strom, der aber nicht von der
Dynamo geliefert wird, sondern von der Localbatterie im Zweige F N.
Man wählt für r^ r^ ein geeignetes Verhältniss imd varürt r^ so lange, bis
die Galvanometer-Nadel wieder ihre Ruhelage einnimmt. Dann ist der
durch Rechnimg für den vierten Zweig der Wheatstone'schen Brücke
gefundene Widerstand r^ = — - gleich r^ mehr dem Isolations- Widerstände
des Bogenlampenkreises. Durch diese Messung überzeugt man sich, wie
der Erdschluss im Bogenlampenkreise beschaffen ist. Jedes Schaltbrett
enthält nur eine solche Messvorrichtung, die mit jedem Lampenkreise
verbunden werden kann.
Bogenlicht-Dynamo der Westinghouse Electric Co.
Diese Dynamo, welche seit Jahren sich sehr gut bewährt hat, liefert
einen Wechselstrom von 133 Perioden. Die Stromstärke ist gewöhnlich
10 A., doch sind auch einige Typen für 6*8 A. construirt worden. Die
einzelnen Typen liefern Strom für eine verschiedene Anzahl von Lampen.
Im Maximum werden 60 Lampen direct in einen Kreis in Serie geschaltet.
Der Feldmagnet dieser Dynamos hat, wie aus der Fig. 20 ersichtlich ist,
die Gestalt eines Kranzes mit radial nach innen ragenden Kernen. Die
letzteren sind mit dem Kranze aus einem Stücke gegossen, besitzen
jedoch in Entfernungen von einigen Centimetem LuftscWitze, welche durch
den ganzen Kern hindurchgehen; diese Untertheilung wird durch den
Guss hergestellt. Der Armaturkem ist ebenso besshaffen wie bei den
Dynamos für constante Klemmenspannung. Derselbe besteht aus dünnen
Blechen, welche so viele Zähne haben, als der Feldmagnet Pole hat Die
253
Form ist aus Fig. 21 ersichtlich. Die Bleche werden durch zwei Deckplatten
zusammengepresst, welche von zwei Speichenrädem gehalten werden.
Ueber die Zähne werden die fertigen Spulen gestülpt und dann seitlich
zusammengedrückt, so dass sie sich an den Hals der Zähne anlegen. Vom
Armatureisen sind die Spulen durch Fiberpapier und Glimmer sehr gut
isolirt. Zwischen die Spulen werden Holzkeile eingesteckt, welche durch
die Zähne in ihrer Lage gehalten werden. An den Stirnflächen der
Armatur ragen die Spulenenden hervor; dieselben werden durch zwei
sie bedeckende Messingringe geschützt, welche an die Deckplatten
angeschraubt sind oder von besonderen Naben getragen werden. Diese
Fig. 20.
Construction bietet den grossen Vortheil, dass die Armaturwindungen
gegen mechanische Beschädigungen vollkommen geschützt sind. Auf jeden
Zahn ist eine dickdrahtige und eine dünndrahtige Spule aufgeschoben. Die
Die ersteren werden in Serie geschaltet und mit zwei Schleifringen
verbunden, von welchen der Strom für die Lampen abgenommen wird.
Die dünndrahtigen Spulen werden ebenfalls in Serie geschaltet und mit
einem auf der Achse angebrachten Commutator verbunden, von welchem
der Erregerstrom abgenommen wird.
Die dickdrahtigen Armaturspulen haben viele Windungen und daher
einen grossen inductiven Widerstand 2 z n Z. Der scheinbare Widerstand
254
des ganzen Stromkreises ist daher gross im V'ergleich mit dem Wider-
stände Ä der in Serie geschalteten Lampen. Man kann angenähert setzen:
Die Dynamo braucht aus diesem Grunde keinen Regulator. Man
kann die Lampenzahl beliebig bis zur Maximalzahl variiren, oder die
Dynamo kurz schliessen, wobei die Stromstärke nur wenig verändert wird.
Dies ist ein grosser Vortheil. Es muss jedoch eine besondere Vorsichtsmaassregel
Fig. 21.
angewendet werden. Da nämlich der äussere Widerstand R klein ist im
Vergleich mit dem scheinbaren Widerstände des Stromkreises, so ist
die E. M. K. der Dynamo mehrfach grösser als die Klemmenspannung.
Eine sehr grosse Componente der E. M. K. überwindet die Selbstinductioa
in der Armatur, verursacht aber nur wenig Arbeitsverlust. Wird der
äussere Stromkreis unterbrochen, so tritt die ganze E. M. K. als Klemmen-
spannung auf. Dieselbe wird noch dadurch erhöht, dass die Rückwirkung
des Armaturstromes auf das Magnetfeld aufhört, welche gerade bei dieser
Dynamo wegen der grossen Selbstinduction und der daraus folgenden
Phasenverschiebung des Stromes beträchtlich ist. Durch die hohe Klemmen-
spannung ist die Isolation der Leitungen gefährdet; ausserdem tritt die
hohe Spannung an der Unterbrechungsstelle des Stromkreises auf. Aus
diesem Grunde ist an der Dynamo eine Vorrichtung angebracht, welche
den Stromkreis kurzschliesst, wenn die Klemmenspannung zu hoch wird;
schematisch ist dieselbe in der Fig. 22 gezeiclmet. Ein Solenoid ist mit
Fig. 22.
einer Funkenstrecke in Serie geschaltet und an die beiden Stromleitungen
angeschlossen. Wird der Stromkreis unterbrochen, so wächst die Klemmen-
spjmnung; zwischen den Spitzen springt ein Funke über. Der durch das
Solenoid fliessende Strom zieht den Anker an und schliesst dadurch die
Dynamo D kurz. Zwischen den Schleifringen befindet sich ebenfalls eine
Funkenstrecke, welche aus zwei in geringem Abstände befindlichen Metül-
spitzen besteht. Die Spitzen sind mit den Schleifringen leitend verbunden.
Der etwa überspringende Funke wird sofort auslöschen, wenn die Dynamo
kurzgeschlossen wird.
Die Bogenlampen, welche zur Strassenbeleuchtung verwendet werden,
erhalten flache Kohlen von 1^/2 cm Dicke und 2V2— 5 cm Breite. Die
ersteren reichen für 1 8, die letzteren für 36 Stunden aus. Der Lichtbogen
wandert langsam durch die Breite der Kohle hin und her. Die Verwendung
von Wechselstrom für Bogenlampenkreise bietet den Vortheil, dass auch
innerhalb der Häuser Lampen beleuchtet werden können, ohne den directen
255
Stromkreis zur Lampe zu führen. Man befestigt an dem die Leitungen
tragenden Gestänge oder an der Aussenseite des Hauses einen kleinen
Transformator, der im Verhältniss i : i umformt. Die Lampe im Iimern
des Gebäudes ist in den secundären Kreis geschaltet Will man die Lampe
abschalten, so wird sie kurzgeschlossen. Der primäre Strom behält seine
Stärke, der secundäre Strom ist etwas schwächer. Der Transformator
verursacht in diesem Zustande nur einen kleinen Spannungs- \md Arbeits-
verlust.
Die Westinghouse Co. construirt auch Bogenlicht-Dynamos für
grössere Stromstärken, z. B. 30 A. Die einzelnen Lampen werden dann
nicht direct in den Stromkreis geschaltet, sondern in den secundären Kreis
von kleinen Transformatoren, welche im Verhältnisse i : 3 umformen. Da
dann auf jede eingeschaltete Lampe nur circa 1 5 V. Spannimgsdifferenz
im Hauptstromkreise entfällt, reicht eine Dynamo für eine viel grössere
Lampenzahl aus. Die grösste Type der Dynamo ist für 175 Lampen con-
struirt.
Das Feuermeldewesen in Wien.
(Ans einem Vortrage des Herrn Ingenieurs JULIUS STERN im Allgemeinen technischen
Vereine.)
(Fortsetzung.)
Der Taster dient zur telegraphischen Verständigung mit der Empfangs-
station, die Glocke ist das Controlzeichen für den Feuermeldenden, dass
der Apparat ordentlich functionirt, da dieselbe bei jedem Zeichen, das
durch den Automaten gegeben wird, mittönt, und zwar so, dass jedem
Punkt oder Strich des Morse- Alphabetes ein kürzer oder länger anhaltender
Glockenschlag entspricht.
In dem oberen Thcile des Apparates, in welchem sich auch das
Läutwerk befindet, ist der Taster t und ein Contact c untergebracht. Der
Taster t wird, nachdem die Zeichenabgabe durch den Automaten be-
endet, geschlossen, um von der Empfangsstation fünf Glockenschläge als
„Verstanden "-Zeichen zu empfangen. Das Nähere darüber wird bei Er-
örterung der Schaltungsweise erklärt werden. Der Contact c ist so eingerichtet,
dass, so lange das Laufwerk im Gange ist, die Leitung vom Taster t
unterbrochen wird. Dies musste an den neueren Apparaten durchgeführt
werden, da die praktischen Erprobungen ergaben, dass oft die meldende
Person nicht die Zeichenabgabe abwartete, um den Taster t sodann zu
drücken, sondern während derselben dies that, also einen kurzen Strom-
schluss bewirkte, wodurch die Empfangsstation keine Zeichen erhielt. Dies
ist jetzt durch diese Construction unmöglich gemacht.
Betrachten wir nun kurz, was eine feuermeldende Person zu thun und
zu beobachten hat: Sie drückt rasch auf einen der Art des Feuers ent-
sprechenden Knopf und lässt ihn ebenso rasch aus; allsogleich ertönen im
unteren Räume Glockenschläge, welche dem Feuermcldenden anzeigen sollen,
dass die Depesche richtig abgeht. Hören die Glockenschläge auf, so drückt
er auf den Taster t oben und hält denselben so lange nieder, bis er von
der Filiale fünf Glockenschläge erhalten hat, lässt ihn dann aus und wartet
nun beim Feuermelder die Ankunft des Löschtrains ab. Erhält er trotz
Niederdrückens des Tasters die fünf Glockenschläge nicht, so zeigt dies
an, dass seine Depesche nicht verstanden wurde und hat derselbe laut
Instruction die Zeichenabgabe zu wiederholen.
Aus all dem ersehen wir, dass nicht nur eine sehr rasche Feuer-
meldung ermöglicht wird, sondern dass Jedermann im Stande ist, rasch.
256
sicher uad zuverlässig eiae derartige Melduag abzugeben. Das ist eben eine
der geforderten und wichtigen Bedingungen, welche hier in vollem Maasse
erfüllt werden.
Fig. 9 zeigt uns die Schaltung des Feuermelders in Verbindung mit
der Empfangsstation. Die Schaltung ist für combinirten Ruhe- und Arbeits-
stroro eingerichtet.
Im Ruhezustand ist die Leitung stromlos. Durch Drehen des Sectors
wird bei o — n Contact gegeben. Bei einem solchen Contact ist der Strom-
lauf folgender: Von dem -f- Pol der in der Empfangsstation befindlichen
Linien battcrie geht ein Strom durch Taster T, Galvanometer G, Relais R
und Blitzschutzvorrichtung B in die Leitung zu dem Feuermelder in die
Blitzschutzvorrichtung i; nach n in die Feder o, durch die Glocke u zur
Erdplatte, durch die Erde als Rückleitung in die Erdplatte der Empfangs-
station zum — Pol der Battcrie zurück. Demzufolge schlägt die Nadel des
Galvanometers aus, zeigt dadurch an, dass Strom durch die Leitung fliesst
und das Relais R zieht den Anker an, der einerseits die runde, rothe Scheibe
auslöst und andererseits durch einen Localcontact Strom aus Batterie O B
in den Schreibapparat M sendet. Der Schreibapparat ist mit Selbstauslösung
versehen, d. h. der Papierstreifen fängt beim ersten Stromschluss durch
automatische Auslösung zu laufen an. Die rothe Scheibe schliesst einen
Empfanqstation.
fivirmildtr.
öl
^/>
3i
Schaltung
für combimrtin
Ruhi uArbiilsctron.
"5*
Fig. 9.
zweiten Localstromkreis der Batterie O B durch die Glocke W, welche so
lange fortläutet, bis die rothe Scheibe durch den Beamten gehoben, d. h.
in ihre frühere Lage gebracht wird. Den einzelnen Contacten bei on des
Feuermelders entsprechen Contacte des Relais R, und diesen Contacten
entsprechen wieder Anziehungen des Ankers beim Schreibapparat 3f, d. h.
es entstehen die Morse-Zeichen auf dem Papierstreifen. Ist die Contactgebung
beendet und wird der Taster t gedrückt, so fliesst ein constanter Strom
von + X2? — T— G — R--B — Linie — v — t — u — Erde retour — i ^.
Dies ist ein Ruhestrom. Derselbe bewirkt, dass alle eingeschalteten Elektro-
magnete ihre Anker anziehen und in dieser Stellung verharren, also auch
Glocke u, Relais R, Galvanometer G. Dieser Ruhestrom wird aber von dem
Beamten der Empfangsstation durch Niederdrücken des Tasters T unter-
brochen (die Anker fallen ab) und durch Auslassen des Tasters wieder in
Thätigkeit gesetzt. Dieses fünfmal wiederholt, gibt die vorbesprochenen fünf
Schläge der Glocke u als „Verstanden"-Zeichen.
Bei der telegraphischen Correspondenz ist der Stromlauf folgender:
^LB—T—G—R—B— Linie — v — 7v — Erde retour — LB.
Die Verbindung mehrerer Feuermelder mit der Empfangsstation zeigt
Fig. lo. Diese sind in Gruppen an eine Leitung geschlossen, d. b. die
Leitung führt bei jedem Feuermelder vorüber und ist an dieser Stelle ab-
gezweigt; als Rückleitung dient die Erde, zu welchem Zwecke bei jedem
257
Feuermelder eine Kupferplatte mit demselben leitend verbuDden, in die Erdc^
versenkt wird. Wird nun beispielsweise durch Melder 6 eine Feuermfildung
gegeben, so nimmt der Strom den Weg von 6 aus durch die Leituogea
m — n zur Empfangsstation, wo er die zu dieser Gruppe gehörigen Apparaie
passirt, durch die Erdleitung E zur Erde, durch diese zur Erdleitung y in
den Feuermelder 6 zurück.
Die ehemaligen Vororte, jetzt die neuen Bezirke U'iens» besitzen
weder die städtischen Feuermelder noch ist ein irgendwie einheitliciirs
System in den Vororten zur Durchführung gelangt. Erst seit der Vereinigung^
derselben mit Wien ist das Feuerwehrcommando bemüht, das ütüd tische
Netz so weit als thunlich auch auf die neuen Bezirke auszudehnen.
In Verwendung stehen zum Theile die automatischen Feuermelder von
W. Wolters, Inductorapparate, Tasterapparate, sowie Telephone in
grösserer Anzahl.
Der Woltcrs'sche Feuermelder ist äusserlich dem E g^j^er'sL'hen
ähnlich, unterscheidet sich jedoch in der Construction wesentlich von diesem.
An der Vorderseite befinden sich die fünf Tasterknöpfe mit den bekannten
Aufschriften und wird durch Hineindrücken eines derselben ein Rad er werk
mit Gewichtantrieb, das vorher schon aufgezogen war, ausj^elost, wrhhes
.iJ AUTOMAT N28 M^ "^ T
^ CRDLEITUN&
Räderwerk das Contactrad in Umdrehung versetzt und so *\\t^ Contacte 2ur
Empfangsstation vermittelt. Der Feuermelder besitzt noch i\i^ Elg^mhitm-
lichkeit, bei sich abspielender Depesche das Hineindrucken eines underm
Tasters zu verhindern.
Das Leitungsmaterial und die Art der Leitungsieg ung werden steis
den Fortschritten der Elektrotechnik angepasst und gü>t die 1 aljrlle I
darüber genauestens Aufschluss.
Unter Correspondenzleitnngen sind jene Linien verstanien, wekhe iiui?-
schliesslich zur telegraphischen Verständigung zwischen den einzelnen Punkten
des Netzes dienen. Automatenleitungen sind jene, welche das Netz der Feuer-
melder bilden. Telephonleitungen dienen zur mündlichen Corres[>ündi'n^» utii!
Alarmleitungen dienen in den alten Bezirken zur Alarmirunj^ der Mannschalt*
in den neuen Bezirken jedoch zur Feuermeldung.
Die so plötzlich hohen Zahlen in den Jahren 189:* und 181J3 smd
durch die Vereinigung der Vororte mit Wien, also Einbeziehung der vor-
ortlichen Telegraphen- und Telephonanlagen entstanden«
Ferner ist aus dieser Tabelle ersichtlich, dass die in früheren Zeiten
aus Eisendraht hergestellten Luftleitungen allmälig durch SiliciumLronac--
drähte ersetzt werden, da letztere bei kleinerem Querschnitt bedeu'^ ' ' --
standsfähiger gegen Witterungseinflüsse, sowie weitaus leitun^^s
258
TABELLE 1. Ueber die Leitungslängen nnd Art des Leitnngsnwteridet von 1855 — 1892.
0 »
V
Hievon waren 1
SA
'S s
Corre-
spondenz-
leitungen
in Meter
Auto-
maten-
leimngen
in Meter
Telephon-
leitungen
in Meter
Alarm-
leitungen
in Meter
11
Eisen-
drtthte
in Meter
Kabel
in Meter
Siüdum-
bronce-
drähte
in Meter
1855
573
—
—
—
573 j —
—
—
1864
22.682
—
—
—
22.682 ' —
—
—
1871
25.CX)2
—
—
1.670
26.672 1 —
—
—
1872 ,
26.712
—
—
1.670
28.382 j
—
—
—
«873 j
32.260
—
—
3.080
35.340 j
—
—
—
1874 1
34.268
—
—
5.580
39.848
—
—
—
«875 1
64.929
—
—
5.580
70.509 '
—
—
—
1876 1
65.679
—
—
5.580
71.259
—
—
—
1877 i
65.679
—
—
6.380
72.059
—
— -
—
1878
67.349
—
—
8.575
75.924
—
—
—
1879
67.813
—
—
8.575
76.388
—
—
—
1880
71.189
5.915
—
9.362
86.466
—
—
—
1881
71.189
40.620
—
9.677
121.476
—
— •
—
1882
71.189
55.690
350
8.672
135900
—
—
—
1883
71.189
60355
2.950
8.672
I43.i<'6
—
—
—
1884 ,
73.229
64070
2.950
8.672
148.921
—
—
—
i885
78.719
68.785
2.950
8.672
159.126
117.521
26.165
15.440
1880
91.589
72.030
3.700
7.187
174506
108.347
26.245
39.914
1887
97.153
84.9^7
8.378
905
191423
96.314
26.245
68.864
1888
119.433
94.334
19.408
905
234.080
92.393
26.185
115.502
1889
119.433
97.784
25.518
905
243.640
93.193
26.185
124.262
1890
119.916
102.325
32.003
—
254.844
93.193
32.229
129.422
1891
151.118
147.633
115.141
76.795
490.687
218.531
32.229
239.927 1
: 1892
159.668
155.623
119.141
76.836
511.268
215.006
32.229
264.033 :
TABELLE II. Ueber die Anzahl der Meldestationen von 1855—1892.
Stand zu Ende
des Jahres
1
Corre-
spondenz-
stationen
Automatische
Stationen
Telephon-
stationen
Alarm
Stationen
Summe
der
Stationen
1855
2
—
—
—
2
18Ö4
10
—
—
—
10
1871 !
II
—
—
2
13
1872 t
12
—
—
2
14
1873
14
—
—
4
18
'874 ,
15
—
—
6
21
.875 '
21
—
—
6
27
1876
23
—
—
6
29
1877
23
—
—
7
30
1878 '
24
—
—
9
33
1879
25
—
—
9
34
1880
25
II
—
10
46
1881 1
25
68
—
II
104
1882
1 25
107
i
10
143
1883
25
121
4
10
160
18S4
25
140
4
10
179
1885
! 25
157
4
10
196
1S86
25
iu8
5
8
206
1887
25
192
14
2
233
18S8
24
206
21
2
253
1889
24
212
28
2
266
1890
24
219
34
—
277
1891
45
324
147
431
516*)
1892
i 45
334
151
—
530 1
*) In diese Summe (516) sind die Alarmstationeo (431) nicht mit einbezogen. Ha
dies keine Melder sind.
259
Die Zunahme der Meldestatioaen vom Jahre 1855 aogefaagea ist in
Tabelle II ersichtlich. Im Jahre 1855 waren es zunächst die zwei Corre-
spondenzstationen : Stephansthurm und Feuerwache Am Hof, 1864 l^amcn
8 Stationen in den Filialen dazu, welche von Jahr zu Jahr vermehrt
wurden.
(Schlass folgt.)
Nachrichten aus Ungarn.
Elektrische Beleuchtung in Temesvar.
Die städtische elektrische Anlage, die
einzige in Ungarn, welche in commnnaler
Regie geführt wird, warf im Vorjahre
22.000 fl. Gewinn ab. In Folge dessen hat
die Stadt den Brennpreis um 1*8 kr. pro
Brennstunde ermässigt und iür grössere Coa*
samenten Rabatte bis 15 Percent bewilligt.
Budapester Lusterfabriks-Actien Gesell-
schaft.
Am 9. April L J. constltuirte sich in
Budapest eine Actiengesellschaft znr Fabri-
kation von Lastern, hauptsächlich für
elektri sehe Beleuchtung, dann aber
auch für Gas- und Kerzeobeleuclitung. Diese
Fabrik ist in Ungarn die erste, welche Laster
erzengt. Das Actiencapital beträgt vorläufig
125.000 fl. Die Direciion diener Gesellschaft
wird vornehmlich aus Repräsentanten der
Firma Ganz &Co. und der Ungarischen
Elektricitäts - Actien - Gesellschaft
gebildet. Das neue Unternehmen wird freund-
lich aufgenommen in Erwägung de« Um-
Standes, dass es als im Interesse der
ungarischen Industrie gelegen erachtet wird,
dasa Beleuchtungskörper, mit deren Fabri-
kation sich die neue Gesellschaft beschäftigen
wird und die bisher aas dem Aaslande be-
zogen wurden, nunmehr auch im Inlande
werden erzeugt werden. Sehr.
Budapester Allgemeine Elektricitäts-
Actien-Oesellschaft.
Das von der Budapester Allgemeinen
ElektricitäU - Actien - Gesellschaft errichtete
EUektricitätswerk, welches bekanntlich in Con-
currenz mit einem von Ganz & Co.,
Budapest, errichteten Werke — letzteres
hat ebenfalls die Concession zur Kabellegang
in allen Strassen — die Stadt mit elek-
trischer Energie versorgt, hat in der kurzen
Zeit seines Bestehens eine so überraschende
Entwicklung erfahren, dass das Werk bereits
jetzt stark überlastet ist.
Wie wir einem Bericht der Direction an
die letzte General- Versammlung entnehmen,
war das Werk nrsprflnglich für 12.000 Lampen
projectirt ; jetzt, nach kaum neun monatlichem
Betriebe, sind indess schon 16.760 Lampen
angeschlossen und weitere 36.860 angemeldet,
so dass die Gesellschaft eine Erweiterung
der Anlage für nothwendig erachtet und
ihren technischen Consulenten, Herrn Geh.
Hofrath Prof. Dr. Kittler, mit der Aus-
arbeitung der Pläne betraute.
Nachdem laut der vorliegenden Berech*
nungen die Erweiterungs-Arbeiten den Betrag
von einer Million Mark in Anspruch nehmen
und überdies der erweiterte Betrieb auch
grössere Kosten beansprucht, beantragte die
Direction, das Actiencapital von drei auf
rund fünf Millionen Kronen zu erhöhen, was
von der Versammlung auch einstimmig be-
schlossen wurde.
Das Werk, welches von der E l e k-
tricitäts -Actien- Gesellschaft,
vorm. Schuckert & Co., nach dem
Wechselstrom - Gleichstrom - Accumulatoren-
system gebaut wurde, . functionirte seit der
Eröffnung im October 1893 tadellos.
Selbstthätige Umsteuerung für polarisirte Vorrichtungen
hin- und hergehender Ankerbewegung.
Von C. BOHMEYER in Hanau a. M.
mit
In nachstehender Fig. t sinda Ui die Spulen
eines gcwäbatichcn Elektrom^gnetSf mit
welchem die beiden pcrmaaenten Stnh]*
magnete ß Ci derail verbunden 43nd| dnss
bei c C| die Nordpole derselben liej^en ; die
aus den Spaten hervorragenden Enden der
Eisenkerne äind bei dieser ÄDordnung per-
manent nordDiRgne lisch, so Ihnge kein Strom
durch die Spalen geht. Der um eine Äcbse
drehbare weiche Eisen an ker s wird dnrel^
die gemein^tnine Wirkung ^ler Pole « t^ qqJ
r Vi derart polari«irt, dams er im Z tut and?
der Ruhe stets von ctDemiHIMpiBe^^''' ''^
polarisirteu Ei^enkerae angeiogen bt. Mit
dem Anker i. Ut da^ Stromichluisstück t
verbunden^ vrelchei bewirkt, dtssi in den
Gren Ute Lungen dt^ Aaker» £ &bwechsdnd
immer eine der beiden Unistcnernogsfcdcrn m
und n von der Mitielschiene 0 abgehoben
wird. Aus dem eingezeichneten Verbm Jungs-
Schema ist zn erziehen, ilftsft die Bewicklung
der Spa!e d nn die Feder m^ die der
'i^B^U dj an die Feder n geschaltet und
^^*"efs Jer ^lokpol der Balteui an die
^4:lämnc o, der Kohiwiat^B des Anker,
t daa Strona«?"" -ßlhrt
260
ist. Wird nun bei der znr Darstellang ge-
brachten Stellung der Taster t niedergedrQckt,
so nimmt der Strom der Batterie b folgenden
Weg: Kohlenpol der Batterie 6, Taster t,
Stromschiussstück t, Feder n, Spnle a^,
Spule a, Feder m, Mittelschiene o, Zinkpol
der Batterie. Bei dieser Stromrichtung wird
Eisenkern a| ein verstärkter Nordpol, a ein
Südpol; a stösstdensttdmagnetischpolarisirten
Anker ab und a| zieht denselben kräftig
an, wodurch eine Ankerbewegung entsteht.
Das Stromschiussstück t verlässt bei dieser
Ankerbewegung die Feder n und hebt die
Feder m von der Mittelschiene o ab. Es
liegt dann die Feder n an der Mittelschiene
und die Feder m an dem Stromschlussstücke a,
wodurch der Strom sofort den umgekehrten
Weg Über die Spulenbewicklung in folgen-
der Weise nimmt : Kohlenpol der Batterie 6,
Taster t, Stromschiussstück », Feder m,
Spule a, Spule a^, Feder n, Mittelschiene o,
Zinkpol der Batterie. Das Spiel wiederholt
sich so lange, bis der Strom am Taster l
unterbrochen wird. Sobald der Strom auf-
hört, bleibt der Anker auf einer oder der
anderen Seite liegen, und da dann immer
eine der beiden Umsteuerungsfedem mit dem
Stromschiussstück t, die andere mit der
Mittelschiene in Verbindung steht, so ist
der Apparat ftets zur Stromauf nähme bereit.
Der am Anker befestigte Glockenklöppel k
bringt durch seine rasch aufeinander folgen-
den Schwingungen die Glocke G zum Tönen,
und da der Anker mit gleicher Kraft nach
beiden Seiten, arbeitet so können auch zwei
Glockenschalen verwendet werden. Die hin-
und hergehende Bewegung des Ankers ist
auch zum Fortrücken von Zahnrädern und
für kleinere elektrische Kraftmaschinen u. s. w.
geeignet. Nachdem bei dieser Anordnung
Abreissfedem nicht zur Anwendung kommen
und der polarisirte Anker die Anziehung
wesentlich unterstützt, so ist mit einer kleinen
Stromstärke eine verhältnissmässig grosse
Kraftäusserung zu erzielen.
Elektrisch bethätigte Maschine zum mechanischen Copiren von
Bildhauerarbeiten.
Auch der Bildhauer- und Stein metzkunst
sind die Fortschritte des Maschinenbaues in
hohem Grade zu Gute gekommen; wenn
wohl auch die wirkliche, schaffende Arbeit
des Künstlers durch keine Maschine über-
nommen werden kann, so wird doch ein
grosser Theil der rein mechanischen, sonst
oft lange anhaltenden Arbeiten nunmehr
durch sinnreiche Maschioen ausgeführt, mit
deren Hilfe grosse St^inblöcke zerschnitten,
roh profilirt, bossirt und ebene Flächen in
kurzer 2^it polirt werden können. Besonders
liefern mehrere bayerische Maschinenfabriken,
welche sich den Bau dieser Maschinen als
Specialität gewählt haben, in dieser Branche
ganz Vorzügliches. Wenn nun auch, wie
schon bemerkt, die eigentliche künstlerische
Thätigkeit stets der fühlenden Hand und
dem prüfenden Auge verbleiben muss, so
wird : doch immerhin eine neuerdings in
Frankreich erfundeoe Maschine von Interesse
sein, mit deren Hilfe vorhandene Schöpfungen
der Bildhauerkunst ohne grosses Geschick
des die Maschine bedienenden Arbeiters
copirt, dabei entweder vergrössert oder
verkleinert werden können und welcher
Apparat, obgleich nur halbfertige Arbeiten
liefernd, doch so geometrisch richtige und
getreue Copiea zulässt, dass diese Maschine
dem Kunstgewerbe, welches Heiligenbilder,
Büsten, Grabfiguren in grosser Zahl nach
demselben Modelle zu liefern hat, viel Zeit
und Arbeit ersparen wird. Nach dem ..Civil-
Techniker" besteht die elektrisch betriebene,
höchst sinnreich erdachte Masc'iine aus
einem Gestell, ans zwei verlicalen Säulen
gebildet, die oben durch einen eisernen
Quersteg verbunden sind, durch dessen Mitte
eine Gewindespmdel vertical nach unten geht
und in einer Spur der Fussplatte steht. Auf
dieser drehbaren Gewindespiodel gleitet ein
als Mutter gestalteter, nach beiden Seiten
der Spindel als horizontale Platten ausge-
bildeter Körper; die Originalsknlptur wird
zwischen der Spindel und der rechts be-
findlichen Säule auf einer am Boden befind- -
liehen, tellerartigen, drehbaren Platte ver-
tical aufgestellt, ebenso kommt links von
der Gewindespindel der zu bearbeitende
Materialblock zu stehen. Auf den der Mutter
angeschlossenen Platten kommt rechts, neben
der Originalarbeit ein eigenartig construirtes,
dem Pantographen ähnliches Instrument zu
stehen, an welchem ein Griffel befestigt und
den Coninrea der Skulptur entlang geführt
wird. Letztere dreht sich auf ihrer Grund-
platte um ihre verticale Achse, während
durch mechanische Drehung der Gewinde-
spindel der Support mit dem Pantographen
langsam gesenkt wird; auf diese Weise
kommt jeder Punkt der Oberfläche des Ori-
ginales mit dem Fühltaster des Pantographen
261
in Berahrung. 'Dieser Pantograph ist darch
eine elektrische Leitung mit einem Panto-
graphen verbanden, der sich anf dem linken
Support, neben dem Steinblock befindet und
dnrch elektrische Wirkung iflle Bewegungen
des anderen Pantographen wiedergibt, und
zwar je nach seiner Einstellung im verkleinerten
oder vergrösserten Maassstabe ; das Instrument
enth< eine kleine Dynamomaschine, welche
dem als Fraiser dienenden, den Steinblock
berührenden Stift des Pantographen eine
drehende Bewegung ertheilt, so dass auf
diese "Weise, entsprechend der Bewegung
des Fahltasters am Pantographen rechts, eine
der Originalarbdt geometrisch ähnliche Figur
ans dem Stein block ausgearbeitet wird, welcher
Fraiser sich mit der, der beabsichtigten Ver-
kleinerung der Copie «atiprechcDdeu Ge-
schwindigkeit ilreht^ WLibrcDd gleichzeitig der
Support mit dem FVai^er sich eDtsprechend
langsam seokt. Wie gesugt, i&t die so er-
haltene Copie noch oicht fertig, sondern
muss Doch durch HandarbeU in den Fein-
heiten aufgearbeitet werden ; jedenfalls hi aber
der Nutzen der eit^ct arbeitenden Maichiae ein
sehr betriichtlich Zeit crspiirender. Die Vüm
Bildhauer D e 1 1 u ia Paris crfundeoe, in
seinen Ateliers umi mehr seit mehre reo Moniten
mit Voftheif benutzte Ma&chme wird da-
selbst haiiptafichlich £ur VetvielfäUi^nug von
Statuen für religiöse Zwecke benutzt ; sclbit-
verständlich kann mit derselben jedes be-
liebige Material bearbeitet werdeti.
Elektrische Traction,
Wie schwer es ist, allgemein giltige
Regeln fflr Aufsichtsbehörden zu formuliren,
welche eine neue technische Anwendung für
lange Zeit hinaus zufriedenstellend ordnen,
das sieht man wieder an dem vom Board
of Trade in London entworfenen Regulatif,
betreffend die elektrische Tractlon in Bezug
anf Telegraphen-, Telephon* und Lichtbetrieb.
Gegen einzelne in unserem vorigen Jahrgang
bekannt gegebene Punkte des Board
of Trade hinsichtlich der Sicherheitsvor-
schriften bei Schwachstrom- und Lichtbe-
trieben gegen die Einwirkung der Ströme
von elekuischen Bahnen haben in den let£ten
Monaren t>owoh] EisenbiuhngeselUc haften nlü
aach die Leiter der TekphonanUgeQ und
sonstige Interes^eaten mannigfaltige Ein-
wendungen erhoben^ welche zn wt^it hin sich
erstreckenden DiscussiODen führen dürften^
Indess hält das die Entstehung der elek*
trischen Bahnen nkht auf. In Wien halt
man das Anders : da. specnliri man er£t die
ProhibitLV'Maas^regcln aus* ehe man sich
die Errichtung ebenso nathwendiger als
nützlicher Verkehrsmittel in der Metropole
des Reiche« geatsttet^
Elektrische Kraftübertragung in Canada,
Die Montmorency Electric Power Cie.
hat vor Kurzem bei den Montmorencyfällen
Wasserrechte um den Betrag von 260.000 Doli,
angekauft und hat in der Nähe dieser
Wasserfälle eine Kraftstations-Anlage er-
richtet, welche im Mai in Betrieb gesetzt
werden soll. Die Montmorencyfälle gehören
zu den Sehenswürdigkeiten von Quebec
und ihre verwerthbare Höhe beträgt 50 m.
Die Anlage umfasst vier Wasserräder ä öao HP
und vier andere zu 310 J7P, so dass circa
3700 EP ausgenfltst werden. Die kleineren
Betriebsmaschinen dienen der nach dem
System Thomson-Houston eingerichteten
Bogenlampen -Beleuchtung. Die grossen Räder
sind zum Antrieb von Wechselstrom-Ma-
schinen bestimmt, welche gegenwärtig von
der Montreal Royal Electric Cie.
fabricirt werden. Die Dynamos werden eiPC
Capacität von 2Iu.uoo Waii^ haben. Die
Pol-Wechsel werden 60 pro Minute betrafen,
die Spannung 2uu0 Volts» Die Armaturen »ind
— wie bei den G a n i'scben Alternalüren —
stillestehend und die Elektromagnete rotiren«
Je zwei Alternatoren kommen anF eine ge-
meinsame ürundpEatte und kann jei^es Paar
parallel geschattet öder aber kann jede
Dynamo als einfache X^ischenphaseo-Ma-
schine verwendet werden. Jede« Paar wird
mit dem grossen Rade gekuppelt« Die Ent-
fernung der Anlage^ welche Strom für Licht
und für Mütorenbetrieb liefern wird, bi*
zur Stadt beträgt fjb km.
Sitzung der Societe internationale des eleclriciens.
Dieselbe fand am 4. April d. J. statt.
Präsident wurde nach letztvorgenommener
Wahl Mr. Potier; Vicepräsidenten wurden:
d'Arsonval, Sartiaux, Sciama. Aus-
schussmitglieder wurden Baron, Bernheim,
Blonde 1, Boulanger, Clerc, Des-
roziers, Dnmont, Ebel, Gaiffe,
Guilleaume, Larnaude, Nansouty,
P 1 a i e, F o 1 1 a r d, K a d i g u e t , Richard
R o m i M >\ S a u 1 1 c f) V i 0 1 c t.
Wührend der Shjsung trug Mr. A. R c y~
n i e r über die Legung des Telegruphen-
kabels zwischen Neucalt-douien und Anstmliea
vor; diesem Kabel wurde FabriiirtünJ gelegt von
derSociett? generale desTdophones uod geschah
die Legung in den Monaten Mal biiOctob.
262
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal- Nachricht
t Dr. K. S. Zetzsche. Einer der
kenntnitsreichsten und verdienitvolUten Vor-
kämpfer der EUektrotechnik, unermüdlich im
Forschen, nnentchrocken im Verfechten des
Richtigen nnd Wahren, ist mit Zetzsche
am i8. d. M. nach schmerzlicher nnd lang-
wieriger Krankheit ans dem Leben ge-
schieden.
Will man dem in der letzten Zeit —
man kann sagen, nach erfüllter Aufgabe seines
fleissigen nnd arbeiterfflllten Daseins — etwas
abseits vom Tageslärm stehenden Forscher
und Schriftsteller gerecht werden, so mnss
anf den Znstand der Elektrotechnik bis znm
Ende der Siebziger-Jahre zurückgegriffen
werden. Dazumal gab es ausser der Tele-
graphie nur etwa noch die Galvano-
plastik als technische Anwendung der
Elektricitätftlehren ; die Dynamomaschine
existirte in wenigen und unentwickelten
Formen, die Bogenlampen laborirten an aller-
lei Kinderkrankheiten und die Glühlampe
war erst im Entstehen begriflfen. Von der
Kraftübertragung i^prach man wie
von einer Verheissung, deren Verwirklichung
«inen starken Glauben voraussetzte. Diesen
Glauben hegten jedoch nicht Viele nnd noch
Wenigere getrauten sich, ihm Ausdruck zu
geben. Zu diesen Wenigen, und somit zu den
Auserwählten, gehörte Zetzsche; er hatte
die Zuversicht zu seinem Fache und lieh ihm
seine Kräfte in ununterbrochener Anstrengung
nnd Hingabe.
Wir in Oesterreich sind ihm doppelt
und vielfaches Gedenken schuldig : er liebte
Oesterreich und diente ihm. An unserem
Streben hat er rieh bis zum letzten Augen-
blick betheiljgt und er gehörte zu unsem
treuesten Mitarbeitern.
Zetzsche war am 30. März 1830 zu
Altenburg geboren, stndirte am Polytech-
nikum zu Dresden und Wien ; er trat 1856
in den Österreichischen Telegraphendicnst
und arbeitete in Wien, Padna und Triest.
1858 ging er als Lehrer der Mechanik und
Mathematik an die höhere Gewerbeschule in
Chemnitz, 1876 aber als Professor der
Telegraphie an das Polytechnikum in
Dresden,
Bei Gründung des Berliner Elektro-
technischen Vereines und seiner Zeitschrift
wurde Zetzsche vom Reichspostmeister
nach Berlin berufen und vom Verein als
Chefredacteur des genannten elektrotech-
nischen Journals angestellt ; gleichzeitig wurde
«r Lehrer an der Post- und Telegraphen-
schule und Ober-Ingenieur des Reichspost-
amtes.
Mit der Herausgabe des grossen „Hand-
buches der elektrischen Telegraphie*' be-
schäftigt, musste Zetzsche von einem Theil
seiner sonstigen Thätigkeit sich entlasten, und
so trat er 1885 in den Ruhestand, indem er
Dresden zu seinem Aufenthaltsort wählte.
Unter Beihilfe von Mitarbeitern, wie K o h 1-
fürst, Frölich, Henneberg, voll-
endete er das grosse Werk, welches eine
Encyklopädie des Gegenstandes genannt
werden kann und seinesgleichen in keiner
anderssprachigen Literatur findet. Die Ge-
schichte der Telegraphie von Zetzsche
selbst, die Telegraphie nnd das Signalwesen
für die Zwecke der Eisenbahnen, von Kohl*
fürst bearbeitet, die actuelle Telegraphie.
ebenfalls von Zetzsche, bilden eine ge-
wissenhaft und gründlich verfasste Fund-
grube des Wissens über alle in das Fach
einschlägigen Gegenstände. Zetzsche
schrieb ausser diesem Werke noch : „Ele-
mente der ebenen Trigonometrie** (Alten-
burg 1861) ; „Leitfaden für den Unterricht
in der ebenen und räumlichen Geometrie''
(Chemnitz 1874) ; „Die Copirtelegraphen*
(Leipzig 1865) ; „Die elektrischen Tele-
graphen** (Zwickau 1869) ; «Katechismus
der elektrischen Telegraphie* (Leipzig 1883,
6. Aufl.); „Abriss der Geschichte der Tele-
graphie*" (Berlin 1874) '* pEntwicklang der
automatischen Telegraphie** (daselbst 1875).
Neben dieser bedeutenden, anfs Grosse ge-
richteten literarischen Thätigkeit entwickelte
Zetzsche einen grossen Fleiss in Ver-
fassung zahlreicher Artikel für „Dingler*«
polytechnisches Journal**, füt das Bemer
„Journal t^^graphique**, dessen früherer Re-
dacteur, Dr. R o t h e n, der Einzige sein
dürfte, der im Wissen über die Telegraphie
mit Zetzsche verglichen werden kann.
Unserer Zettschrift wendete sich der Ver-
storbene gewissermaassen aus Neigung ffir
alles Oesterreichische zu, und so blieb er
auch bis zum Lebensende mit vielen unserer
Landslente verbunden und befreundet ; be-
sonders mit Kohlfttrst unterhielt der
Verblichene einen innigen Frenndscbaibbund.
Z e t z s c h e^s Wirksamkeit erschöpfte
sich nicht im Schriftthum allein ; er con-
struirte auch ganz brauchbare Apparate ond
entwarf vortreiTiiche Schaltungen, denn er
beherrschte die Stromlauf-Vorstellungen io
eminentem Maasse.
Mit den voranstehenden Zeilen konnten
wir nur einen schwachen Ausdruck dafür
geben, was uns bei der jäh empfangenen
Nachricht von Zetzsche's Tod durch
Kopf und Gemüth ging ; trotz der Kttne
und Flüchtigkeit des Gesagten erscheint das
Wirken des Mannes als ein umfangreiches
und gehaltvolles. Mögen ihm die Mitlebenden
ein freundliches Gedenken weihen ; die Ge-
schichte der Elektrotechnik wird sich auf
manchem Blatte mit seinem Namen zn be-
schäftigen haben. Friede seiner Asche!
Elektrische Bahnen in Wien. Das
vom Stadtrathe eingesetzte Comit^ zur Vor-
berathung der der Gemeinde überreichten
Projecte für die Anlage von Strassenbahneo
mit elektrischem Betriebe hat am 17. v. M.
eine Sitzung abgehalten, in welcher Magistrats-
263
rath Linsbaner über die Rechtsverbältoisse
<ler elektritcben Babngesellscbaftcn in Prag
Qod Mödling einen Bericht erstattete. An
dieses Referat knüpfte sich eine Discn^sion,
in welcher insbesondere die Frage des Heim-
falUrechts erörtet und hervorgehoben wurde,
dass die jetzige österreichische Gesetzgebung
nnr ein Heimfallsrecht an den Staat kenne.
Zu einem Beschlüsse kam das Comit^ nicht.
Neue 'Wiener Tram^iray. Im Be-
ridite über die Rechnungsabschlttsse der
Neuen Wiener Tram way «Gesellschaft pro 1893
ist die Mittheilung enthalten, dass die Gesell-
schaft die Ein fahr ung des elektrischen
Betriebes unausgesetzt im Ange behalte
und durch das Centralbureau Studien an-
stellen laste. Die Verwaltung sei .bereite
wegen Einleitung von Verhandlungen in dieser
Angelegenheit be*m Wiener Gemeinderathe
eingeschritten,
Klektrische Bahn Baden-VÖslau.
Im Anfange des ▼. M. wurde der Ilau der
Linie Vöslau-Baden in Angriff ge-
nommen und erfolgte der erste Spatenstich
beim nSchafflerhof* in dem dort befindlichen
fünf Meter tiefen Strasseneinschnftte. Auch
auf der Strasse Baden-Helenenthal wurde
mit dem Uoterbau begonnen. Der elektrische
Bahnbetrieb soll auf dieser Strecke bis
15. 1. M. in Wirksamkeit treten.
Verband der Elektrotechniker
Deutschlands. Die erste Jahresversammlung
zu Köln 1893 ^^^ ^i°<^ Commission zur Ein-
führung von Normalien fflr Schraubenge-
winde gebildet. Dieselbe hat zum Vorsitzenden
den Director der zweiten Abtheilung der
Physikalisch-technischen Reichsanstalt Herrn
Professor Dr. Hagen, zum stellvertretenden
Vorsitzenden Herrn Fabriksbesitzer H. V o i g t,
Frankfurt a. M., und zum Schrififtthrer den
Fabriksbesitzer Herrn H a r t m a n n , Bocken-
heim-Frankfurt a. M., gewählt. Die Com-
mission hat am 7. April in Berlin eine
Sitzung abgehalten. In der, unmittelbar vor
der Jahresversammlung zu Leipzig (zweite
Juniwoche) abzuhaltenden Schlusssitzung
sollen die Resultate zusammengestellt und
demnächst der Jahresversammlung zur Be-
schlnssfassung vorgelegt werden.
Elektrische Locomotiven auf den
französischen Elsenbahnen. Wie der
^Figaro** mittheilt, soll die elektrische
Locomotive, mit welcher unlängst
zwischen Le Havre und Paris Versuche an-
gestellt wurden, von der französischen West-
bahn demnächst zwischen Nantes und Paris
regelmässig in Dienst gestellt werden. Sie
wird diese Strecke incl. Aufenthalt in
50 Minuten zurücklegen. Ueberdies sind
bereits fflr eine zweite elektrische Locomotive
derselben Gattung die Pläne ausgearbeitet.
Diese »oll 1200— -1500 Pferdekräfte ent-
wickeln.
Zum Project der elektrischen
Hochbahn in Berlin. Ueber den Stand
des Projectes der elektrischen Hochbahn
im Westen wurden in der letzten Sitzung
des Grundbesitzer - Vereines im Westen
einige Mittheilungeu gemacht. Wie der
„El. Ans.** hierüber mittheilt, hat die Hoch-
bahn, soweit sie auf Berliner Terrain er-
richtet werden soll, bereits die Genehmigung
des Kaisers erhalten, die Baumaterialien sind
von der Unternehmerfirma bereits in Be-
stellung gegeben und die Inangriffnahme des
Baues ist daher zu erwarten. Der Betrieb
wird zweigeleisig in Motorwagen zu 40 Per-
sonen einzeln oder zu vier Wagen ver-
koppelt in drei Minuten -Intervall erfolgen.
Fttr die Strecke vom NoUendorfplatz ab sind
die Vorarbeiten noch nicht beendet und
beztlglich dieser Strecke liegt zur Zeit der
Charlottenburger Stadtvertretung ein Project
vor, welches bezweckt, in der Gegend der
Nttrnbergerstrasse die Hochbahn durch eine
Rampe in den Flachbahnbetrieb tiberzuleiten.
In der Versammlung wurde von verschiedenen
Seiten dem Befremden über dieses neue
Project Ausdruck gegeben; man hob die
daraus drohenden Gefahren für den Verkehr
hervor und hielt es für das Zweckmässigste,
auf die Durchführung der ganzen Anlage
als Hochbahn hinzuwirken. Schliesslich war
die Versammlung aber doch der Meinung,
dass es fttr den Osten wie für den Westen
von gleicher Wichtigkeit sei, wenn die Bahn
sobald als möglich hergestellt würde, und
dass es nicht räthlich sei, durch eine erneute
Einmischung der Bürgerschaft vielleicht eine
Verzögerung herbeizuführen.
Die Gefahren des Telephonbe-
triebes. Dass auch der gewöhnliche Tele-
phonbetrieb fttr die Beamten seine Gefahren
hat, lehrt ein Fall, den Prof. Ewald
jttngst in der Berliner Hufeland-Gesellschaft
einem Kreise von Aerzten vorstellte. Es
handelte sich um eine 2ijä)irige Dame, die
schon von Weitem durch fortwährendes
eigenthttmliches Zittern des rechten Armes
auffiel. Die Kranke war frtther stets ge-
sund gewesen, bis sie eines Tages während
des Telephondienstes von einem elektrischen
Schlag getroffen wurde. Sie stürzte danach
bewusstlos und lautlos zusammen und war,
als sie erwachte, auf der rechten Seite ge-
lähmt. Der Schlag erfolgte in dem Augen-
blick, als die Beamtin für einen Theilnehmer
den Anschluss herstellen wollte, und Letzterer,
ungeduldig über eine kleine Verzögerung,
mit seinem neuen Apparate (der nicht durch
Drücken eines Knopfes, sondern durch
Drehen einer Kurbel die Anzeige an das
Amt vermittelt), sich noch einmal meldete.
In der Eile griff die Telephonistin beim Um-
schalten vorbei und fasste vielleicht den
verbindenden Draht an einer nicht isolirten
Stelle, wie es beim schnellen Hantiren leicht
vorkommen kann. Der Strom geht dann
durch den Körper des Beamten und kann,
wenn bei den neuen Apparaten die Kurbel
sehr schnell gedreht wird, eine Spannung;
264
von 40 Volt mit 0*5 Amp. erreichen, mlso
das Zehnfache von dem, was bei medi*
zinischen Reisyersnchen angewendet wird.
Von einem solchen Schlage wnrde die
Telephonistin getroffen. Von den Lähmnngt-
erscheinungen nnd sonstigen Beschwerden,
die sie anfangs davontrug, sind die xittemden
Bewegungen des rechten Armes am augen-
fälligsten geblieben. Tag nnd Nacht bewegt
sich der Arm in leichtem Zittern, nnd da
in der Secnnde fünf Zuckungen eintreten,
80 macht das in 24 Stunden 452.000 Zuckungen.
Man sollte annehmen, dass diese fortwähren-
den Muskelzusammenziehungen anf den Stoff-
wechsel von Einfluss seien; das ist hier
jedoch nicht der FalL Alle bisher ange-
wendeten Heilverfahren haben keinen Er-
folg gehabt. Aehnliche Störungen, wie man
sie auch nach Blitzschlägen beobachtet, haben
auch schon andere Aerzte bei Telephoni-
stinnen beobachtet Es sind das ganz eigen-
thOmliche Formen der sogenannten trauma-
tischen Neurose oder, wie Mendel will,
traumatischen Hysterie.
Telephonie In Ganada. Die Bell
Telephone Cie. ofCanada hat im
Jahre 1893 ^^39 ^^^^ Abonnenten erhalten,
so dass sie gegenwärtig im Ganzen 28.806
zählt. Die Gesellschaft verfägt fiber 275
Centralen nnd über 256 Agentien. Die
interurbane Telephonie ist besonders zwischen
Quebec und W i n d s o r in der Provinz
O n t a r i o entwickelt und verfügt in Canada
über eine Drahtlänge von 20.000 und fiber
eine Tracenlänge von etwa 6000 km. Die
Einnahmen betrugen im Jahre 1893
961.174 Doli., die Ausgaben 724.791 Doli.,
so dass diese Gesellschaft bei «dnem Capitals-
aufwand von 2,421.600 Doli, ein loO/Qiges
Zinsenerträgniss aufweist.
Der Phonograph loa praktischen
Dienste. Aus London schreibt man: Lord
Salisbury, der, wie bekannt, mit allen
Errungenschaften der Wissenschaft wohl
vertraut ist, dürfte der erste Staatsmann sein,
welcher den Phonograph praktisch vcr-
werthet. Es kommt nämlich öfters vor, dass
er seinem Secretär Instructionen zu geben
hat, wenn dieser gerade nicht zur Hand ist.
Statt nun in einem solchen Falle auf dessen
Rückkunft zu warten, oder die Instruction
niederzuichreiben, vertraut sie Lord Salis-
b u r y einfach dem einen seiner zwei Phono-
graphen an. Sie übermitteln sie dann dem
Secretär, wenn dieser sie bei seiner Rück-
kehr ^consnltirt".
Die „Sociötö pour Physique" in Paris
hält alljährlich eine Ausstellung von interes-
santen Apparaten und Maschinen ab; dies-
mal sind es eine Dampfturbine von 400 Touren
pro Secnnde, Messapparate von Carpentier.
Elektridtätszähler etc., welche die Aasstellung
ausseichnen.
Auszeichnung französischer Elek-
triker. Die französische Regierung hat Mr.
Carpentier zum Officier, die Herren
Mild^, Richard und Werlein zu Rittern
der Ehrenlegion anlässlich der Ansstellnng»-
erfolge in Chicago ernannt.
Neue Prinxärelemente. S. W. Msc-
qnay hat Elemente mit horizontal liegen-
den Elektrodenplatten zum Zwecke von Be-
leuchtung för Grubenlampen constmirt,
welche das Gute an sich haben, dass wenn
sie aufgestellt werden, die Flüssigkeit in
einen Behälter abläuft, so dass kein Consam
stattfindet. Es scheint uns, dass, diese Er-
findung schon vor mehreren Jahren durch
unser ehemaliges Ansschnss-Mitglied, Herrn
Ober^Inspector Kohn gemacht wurde.
Der Achtstunden-Tag tot der elek-
trischen Industrie. Die Firma Matter
& PI ath in England hat Vergleidie zwischen
ihrem früheren 9stündigen, durch 6 Jahre
beobachteten und dem von ihr nnnmehr
ein Jahr aufrecht erhaltenen achtstündigen
Betrieb angestellt. Dieselben lallen naidi
einem sehr instmctiven und klaren Berichte
sehr zu Gunsten des achtstündigen Arbeits-
tages ans, so dass man diesbezüglich anf
nähere Eröffnungen begierig sein darf.
Kin merkwürdiger ZutalL Ans
Loewen wird der „Elettricitä" geschrieben :
Als der Professor der Chirurgie D a n d o i s
von einem Besuche nach Loewen zurückkehrte,
wurde er unterwegs von einem heftigen Gewitter
Überrascht. Er spannte seinen Regenschirm
anf und seUte den Weg fort. Plötzlich sah
er sich von Flammen eingehüllt und einige
Secunden später lag er besinnungslos in
einem Felde neben der Strasse. Als er
wieder zu sich gekommen war, fühlte er
sich durch eine Stunde an der rechten Hand
und am linken Fusse gelähmt Ein Blitz-
strahl hatte den Stoff* des Regenschirmes
verbrannt und sämmtliche Eisenstangen ver-
bogen. Wenn der Griff von Metall gewesen
wäre, würde Prof. D a n d o i s ein Opfer
des Blitzes geworden sein. St.
Kinführung des internationale n
Ohm. Seitens der Firma Siemens &
H a 1 s k e wird mitgetheilt, dass dieselbe vom
1. März d. J. an, im Uebereinstimmung mit
den Beschlüssen des Elektrotechniker-Con-
gresses in Chicago bei der Justimng elek-
trischer Widerstände als Einheit nicht mehr
das legale Ohm (i leg. Ohm = 1*06 S. E.),
sondern das internationale Ohm (i int.
Ohm = 1*063 S. E) zu Grunde legt. Diese
Aenderung der Widerstandseinheit ist auch
bereits bei den von der Firma Siemens
Brothers & Co., Ltd. in London ge-
lieferten Apparaten eingeführt. Es wäre sehr
erwünscht, wenn sich die anderen Firmen,
welche Widerstände herstellen, ebenfalls des
neuen Ohm bedienen würden. Wir bemerken,
dass die Zahlen des Kalenders für Elektro-
techniker für 1894 bereits auf das neue Ohm
umgerechnet sind.
Verantwortlicher Redaoteur : JOS£F KARBIS. — Selbstverlag des Elektroteohnisoben Yersina.
In Commiaiion bei LSHMANN & WENTZEL, Buchhandlung Ittr Technik und Kunst.
Druck von B. SPIES & Co. in \^en, V., Straussengasse 16.
ELEKTROTECHNISCHER VEREIN IN WIEN.
Vereins-Functionäre Im Jahre 1894.
Priteident;
Volkmer Ottomar, k. k. Hofratb, Director der k. k. Hof- und Staatsdruckerei,
k. u. k. Oberst-Lieutenant i. d. R. etc. (bis Ende 1894).
Vice-Präsidenten :
Grflnebaum Franz, k. u. k. Genie-Hauptmann i. d. R., Vice-Pi*äsident des Ver-
waltungsrathes der k. k. priy. Eisenbahn Wien-Aspang (bis Ende 1895).
Schlenk Carl, Ingenieur, Professor und Sections- Vorstand am k. k. Technologischen
Gewerbemuseum (bis Ende 1896).
Schriftführer:
Becbtold Friedrich, Inspector und Telegraphen- Vorstand der k. k. priv. österr.
Nordwestbahn (bis Ende 1895).
Schriftführer-Stellvertreter :
Granfeld A. E., k. k. Baurath der Post- und Telegraphen-Direction in Wien
(bis Ende 1894).
Cassa- Verwalter :
WIste Floris, Fabriksbesitzer (bis Ende 1895).
Bibliothekar:
Urbanitzky, Dr. Alired Ritter von, k. k. Bauadjunct im Handelsministerium (bis Ende 1894).
Ansschass-Mitglieder :
Berger Franz, k. k. Ober-Baurath, Bau-Director der Stadt Wien (bis Ende 1895).
UM Max, Director derInternationalenElektricitäts-Gesellschaft in Wien (bis Ende 1896).
Drexler Friedrich, Ingenieur (bis Ende 1895).
Fischer Franz, Ingenieur (bis Ende 1895).
6attinger Franz, Ober-Inspector und Telegraphen- Vorstand der k. k. General-
Direction der österr. Staatsbahnen (bis Ende 1894).
Gebbard Ludwig, General-Repräsentant der Accumulatoren-Fabriks-Actien-Gesell-
schaft in Baumgarten (bis Ende 1894).
Goldscbmidt Theodor, Ritter von, k. k. Baurath, Gemeinderath und autorisirter Ci\Tl-
Ingenieur (bis Ende 1894).
Hocbonegg Carl, Ober ingenieur bei Siemens & Halske in Wien (bis Ende 1895).
Kareis Josef, k. k. Baurath im Handelsministerium und Gemeinderath (bis Ende 1896).
Redacteur des Vereins-Oi-ganes.
Kolbe Josef, Director der elektrischen Central- Station „Neubad" (bis Ende I8ö6).
Ludwig, Dr. Ernst, k. k. Hofrath, Ober-Sanitätsrath, o. ö. Professor, Mitglied des
HeiTenhauses etc. (bis Ende 1896).
Melhuieb T. W. W., Ober-Ingenieur der elektrischen Abtheilung der Imp. Cont.
Gas-AssOC. (bis Eude 1896).
Stach Friedrich, Ritter von, k. k. Baurath (bis Ende 1896).
Waltenhofen, Dr. A. von, k. k. Regierungsrath und Vorstand des elektrotechnischen
Institutes an der k. k. Technischen Hochschule in Wien (bis Ende 1894).
Revisions-Comiti :
Koffler Eduard, k. k. Ober-Ingenieur im Handelsministerium.
Miesler, Dr. Julius, Ingenieur bei Siemens & Halske in Wien.
Reich Alois, Glasfabriksbesitzer.
ZeitsGhrift m Elektrotechnik,
XII. Jalirg. 15- Mai 1894. Heft X.
ABHANDLUNGEN.
£in vereinfachtes Verfahren ziir Berechnung der Strom-
vertheilutig in Leitutigsnetzen.
Von OTTO FmCK, Ncw-York,
(AUo Bechto TorbehAlten.) ,
Die Berechnung von Kabelnetzen zur Vertheilung elektriscli\er Energie
war, seitdeiö die elektrische Beleuchtung durch die Errichtung grosser
Centralen zur Versorgung ganzer Städte oder umfassendere Gebiete der-
selben ihre jetzige Bedeutung bekommen hat, eine Aufgabe, welche von
den Ingenieuren imd Anfangs auch von den Theoretikern als äusserst
complicirt, mn nicht zu sagen immöglich, betrachtet wurde.
Dies lässt sich dadurch erklären, dass die bis jetzt bekannten Methoden
mehr oder weniger complicirt imd zeitraubend sind.
Die ersten Leitungsnetze wurden mittelst der bekannten Messmethode
bestimmt, indem die Leitungswiderstände des in kleinem Maassstabe her-
gestellten Netzes so lange modificirt wurden, bis sie dem angenommenen
Consimi entsprachen. '
Diese- Methode wird wohl heute nicht mehr verwendet, sie war
stets mit sehr viel Mühe und Arbeit verbunden, ohne eine entsprechende
Genauigkeit der gewonnenen Resultate aufzuweisen.
Wie man allmälig mit der Frage vertrauter wurde, wurde es klar,
dass dieselbe auch in anderer Weise zu lösen wäre.
Bei der Disposition und Berechnimg eines Netzes gilt es zuerst,
nachdem die Trace der einzelnen Leitungen • festgestellt ist, die Speise*-
punkte, welche den Strom direct von der Centrale bekommen, anzunehmen.
Als Richtschnur bei der Wahl der Speisepunkte hat sich folgende Regel
gut bewährt: „Für keinen Punkt im Netze soll die Summe der Abstände
zu den zwei nächsten Speisepunkten mehr wie 400 m (beim Dreileiter-
System) betragen", oder „der Abstand soll circa 400 m sein". Selbstredend
ist diese Zahl nur eine Annäherung; in Bezirken, wo ein dichterer Consum
vorkommt, kann der Abstand kürzer genommen werden, in Bezirken, wo
er geringer ist, kann die Ueberschreitung dieser Zahl oft von Vortheil sein.
Um nun die Dimensionen des Kabelnetzes zu bestimmen, genügt
nicht die blosse Annahme des zu erwartenden Consums und des zulässigen
Maximalverlustes, da eine unendliche Zahl von Kabelnetzen dem gege-
benen Consum ohne Ueberschreitung des zulässigen Verlustes entsprechen
kann. Hieraus ergibt sich die Nothwendigkeit einer weiteren Aimahme
zur Präcisirung des Problems.
Es sind zwei verschiedene Annahmen denkbar : Man kann entweder
die Stromvertheilung von vornherein annehmen und Querschnitte suchen,
Welche, ohne dass der zulässige Maximalverlust überschritten wird, dieser
Vertheilung entsprechen; oder es köimen die QuerschniH** angenommen,
Und die diesen entsprechende Stromve|j|heilung gesucli 'en. In beiden
Fällen trifft man selbstredend nicht Bpleich das Rici idern wird
stets gezwungen, mehr oder weniger i^ uir-n. un - ,V ihe zu
bekommen.
266
Wird die Stromvertheilung angenommen,, müssen Quers<^itte
gefunden werden, weldie nidit nur der Bedingung genügen, dass der
Verlust in den Punkten, wo Ströme von zwei Seiten zusammenfliessen,
von beiden Seiten gleich ist, sondern welche gleichzeitig praktischer
Grösse sind, um nicht Leitungen aller möglichen Querschnitte zu erhalten.
Dies ist aber mit so grossen Schwierigkeiten verbunden, dass es, wie die
Praxis bestätigt, vortheilhafter ist, von vornherein Querschnitte praktischer,
gangbarer Grösse anzunehmen, um nachher zur Controle derselben die
entsprechende Stromvertheilung und Leitungsverluste zu berechnen.
Durch Uebung ist es möglich, eine grosse Sicherheit bei der Wahl
der Querschnitte zu erwerben, so dass es nur in Ausnahmefällen nöthig
wird, sie nachträglich zu ändern.
Als ungefähre Richtschnur kann die nachstehende Tabelle I dienen,
welche den Zusammenhang zwischen Querschnitt, Stromdichte und
Abstand der Speispunkte für das Dreileiter-System zeigt, bei einem
Maximalverluste von 3 Volt.
Fig. I stelle eine von den zwei Speisepunkten Ä und B gespeiste,
gleichmässig belastete Leitung dar.
C
Fig. I,
Es sei:
X = Abstand in Meter zwischen A und B\
a = Stromverbrauch in Ampere per i m ;
a X -^ = Gesammtbelastung der Leitung in Ampere ;
^/g a X -^ = von einem Speisepunkte gelieferter Strom ;
V = grösster Verlust = 3 Volt;
ß = Querschnitt der Leitung.
Da die zwei Hälften A C und B C identisch sind, genügt zur Be-
rechnung eine Hälfte, z. B. A C,
Der grösste Verlust tritt im Punkt C ein und ist wie bei einer
gleichförmig belasteten Leitung so gross, als wenn die ganze Belastung
von 1/2 a X X Ampere in der Mitte von A C abgenommen würde.
Zwischen X, Q und a herrscht also folgende Relation:
^ 57X3 684
In der folgenden Tabelle sind die hieraus berechneten Werthe von L
für verschiedene Q und a berechnet.
Würde z. B. eine oberflächliche Berechnung ergeben, dass die zwei
Speisepunkte verbindende Leitung mit circa 90 Amp. belastet wird, unter
Berücksichtigung der Strommenge, welche voraussichtlich in abzweigende
Leitungen abgegeben wird, und die Länge des Kabels (Abstand zwischen
den Speisepunkten) 360 m ist, so ist die Dichtigkeit o = -^-=o-25.
Die Tabelle zeigt, dass bei einem Kabel von somm^ mit gleich-
massig vertheiker Belastung von 0*25 Amp. per Meter der Abstand
267
TARETJ-E I.
1
Stromdichte (Ampere per im) 1
QBersduiitt
0'05
0*1
0-I5
0-2
025
0-3
0-4
0-5
0-6
075
nun»
i6
468
331
270
234
209
191
-—
—
—
—
25
585
414
338
293
262
239
207
185
—
—
35
69a
490
399
346
310
282
245
219
200
179
50
585
478
4H
370
338
293
262
239
214
70
—
692
565
490
438
399
346
310
282
253
95
—
—
679
570
510
465
404
360
330
294
120
—
—
—
641
573
5*3
454
405
370
331
150
""■
""■
^^
"■"
641
585
507
453
414
370
zwischen den Speisepunkten 370 m betragen darf. Es würde also vor-
läufig somm^ ansninebmen sein.
Die Tabelle gibt allerdings nur eine sehr rohe Approximation, hat
sich aber gut bewährt.
Einmal die Querschnitte angenommen, ist das Problem vollständig
bestimmt; es gibt nur einen imbekannten Factor, die Stromvertheilung,
welche bei gegebenen Leitungswiderständen und für einen gewissen
Consum nur eine bestimmte sein kann.
Die Aufgabe der nun folgenden Berechnungen ist diese Strom-
vertheilung und die derselben entsprechenden Leitungsverluste zu be-
stimmen. Würden die Verluste die maximale Grenze überschreiten, so
müssen die angenommenen Querschnitte modifidrt werden, was nun in
den meisten Fällen ohne Schwierigkeit mit grosser Sicherheit geschehen
kami, so dass bei nochmaliger Controle weitere Querschnittsänderungen
nicht nötWg werden.
Um das Problem nicht zu compliciren, wird die in den Speise-
punkten herrschende Spannung überall gleich \md constant angenommen,
wodurch die Speiseleitungen ausser Betracht gelassen werden können.
Zur Lösung der Aufgabe gibt es mehrere Methoden, welche zur
aassifidrung wie folgt bezeichnet werden können:
1. Gleichungs-Methode.
2. Graphische Methode.
3. Verlegungs-Methode.
4. Mechanische Methode.
Die Gleichungs-Methode, welche sehr ausführlich von
den Herren Herzog und Stark bearbeitet worden ist, gründet sich
darauf, dass die noch unbekannten Ströme in den einzelnen Leitungen
mit Buchstaben bezeichnet werden, und man Gleichungen aufstellt, unter
Zugrundelegimg folgender Axiome : ,Der Verlust von einem Speisepunkte
bis zu einem bestimmten Punkte im Netze ist gleich dem von irgend
emem anderen Speisepunkte zu demselben Punkte stattfindenden Verlust" ;
oder: „Die Summe der Verluste, welche in einer geschlossenen Reihe von
aufeinander folgenden Leitungen entstehen, mit entsprechenden Vorzeichen
genommen, ist = o".
Um die Richtigkeit dessen einzusehen, braucht man sich nur zu
erinnern, dass der Leitungsverlust nichts anders als ein Spannungsunterschied
ist. Es ist leicht zu erkennen, dass der Spannungsunterschied zwischen
einem Punkte im Netze und einem jeden der Speisepunkte der gleiche
ist, oder dass, von einem Punkte ausgehend und zu demselben zurück-
kehrend, der 5^" -schied o ist.
20*
268
Die Lösung der Gleichungen geschieht in gewöhnlicher Weise;
einige Hilfsmethoden dafür sind von den oben genannten Verfassern
angegeben.
Die Gleichungs-Methode f&hrt in allen Fällen zum Ziel; sie ist aber
sehr mühsam, FeWer in der Rechnung entstehen leicht, sind schwer zu
ßnden und verursachen dadurch oft bedeutende Zeitverluste, wie wohl
Jeder, der sich mit derartigen Berechnungen beschäftigt hat, bestätigen
muss. Sie ist allerdings oft unvermeidlich in Fällen, wo andere Methoden
nicht ausreichen.
Die Graphische Methode stützt sich auf dieselben Gesetze,
welche der graphischen Berechnimg von belasteten Trägem zu Grunde
liegen und ist von Herrn Ober-Ingenieur C. Hochenegg sehr ein-
gehend behandelt worden.
In der von diesem Verfasser gegebenen Form kann sie aber kaum
als eine Methode zur Berechnung von Netzen betrachtet werden, da sie
nur für ganz einfache Fälle, mit einer einzigen von ein oder zwei Speise-
punkten gespeisten Leitung ausgearbeitet ist und demnach solche Fälle
ausschliesst, in welchen es sich um ein grösseres, von mehreren Speise-
punkten gespeistes Netz handelt.
In den genannten einfachen Fällen liefert die Methode eine elegante
Lösung und ein sehr klares und interessantes Bild der Verlustverhältnisse
in der Leitung; doch dürften diese Vortheile den im Verhältniss zu
anderen Methoden erforderlichen grossen Zeitaufwand nicht aufwiegen.
Als der Verfasser im Sommer 1891 die graphische Methode auch für
Complicirtere Fälle auszuarbeiten suchte, gelang dies wohl, gab aber schon
bei einem Beispiel, mit drei T-förmig verbundenen und von drei Speise-
punkten gespeisten Leitungen, zu einer solchen Zeitvergeudung Anlass,
dass es sich nicht lohnt, diese Lösimg hier weiter zu erörtern.
Diese Bemühungen führten aber zu der hier näher zu beschreibenden
Verlegungs-Methode.
Diese gründet sich auf folgende Betrachtung:
B E C F D
•-r — ' — 1 •
Flg. 2.
In Fig. 2 seien B C und CD zwei von den Speisepunkten B, und D
*;es| leiste Leitungen gleichen Querschnittes.
Im Punkt E werden 4 Amp. abgenommen,
Der von B nach E fliessende Strom sei x.
Aus der Bedingung, dass der Spannungsunterschied zwischen B
lind D gleich o sein muss, ergibt sich Gleichung:
X X BE+ (x-i,)EF+ (a_4 — g XFD=o
daraus ist
i, ED 4-L FD
'= BD ^^^
LFD — LBE
a- — t,=z -s — — i
'"•^- BD
Der Verlust bis Punkt C
= Const. [x XBE+ {x — 1\) X EC]
269
und durch Einsetzen der oben gefundenen Werthe
= Const.(^M><^^tiZ^><^
Durch Multiplication mit
BCXDO
BCXDC
erhält man den Verlust bis C
Setzen wir:
Const.^»,X^ + »2^JX^^^^^.
hBE_
so können Jj und J^ die nach Punkt C verlegten Werthe der Ströme t^
und ig genannt werden; sie sind dadurch charakterisirt, dass wenn die
Leitung in C auseinander geschnitten wäre, der Verlust, welcher von
Jx Amp. im Punkte C abgenommen» bis zu diesem Punkt hervorgerufen
wird, demjenigen gleich sein würde, welchen «\ Amp., im Punkt £ ab-
genommen, bis C verursacht.
B cy^Dc
Der Bruch stellt den Gesammt-Widerstand der zwei
parallel geschalteten Leitungen BC und CD dar. Wird dieser Wider-
stand = a gesetzt, so sind die zwei Leitungen B C und D C zu einem
Widerstand a reducirt, welcher im Punkt C mit Jj4-J2 = «^a Amp,
belastet ist. Durch Einsetzen dieser Werthe \n obige Formel erhält man
den Verlust bis C=Const. X <^X «^a« «^a vertheilt sich auf die zwei Lei-
tungen B C und CD so, dass der Verlust in beiden bis Punkt C den oben
gefundenen Werth erhält.
Sei A^ = der auf Leitung B C fallende Theil von J»
und -42„„„ „ DC „ „ n n
so muss, wenn Ii = Länge der Leitung BC
JaX«
h — n n n ^^
-^2 X '2 =^ •^Ä X ö ^2 — ""7 — •
'2
A^ ist also diejenige Stromstärke, welche von Punkt C abgenommen
denselben Verlust in der Leitung B C hervorrufen würde, wie er in Wirk-
lichkeit tatsteht.
Würden die in Wirklichkeit von der Leitung B C abgenommenen t\
Ampere vom Speisepunkt B allein geliefert, so würde der Verlust bis
C=t, BE=J^BC sein^ und für diesen Fall wäre J^=zA^.
Ist aber A^'^J^, so zeigt dies, dass von dem Speisepunkte B
ausser i, noch A^ -r J^ Amp. nach Punkt C geliefert werden müssen.
Umgekehrt würden, wenn A^ < J^, die 4 Amp. nicht, vom Speise-
inmkt B allein^ somf^^rn ein Theil = J^ — A^ von Punkt C geliefert. Der
durch Leitung ^'^ ' nde Strom ist demnach = -^i — «/i ; die Richtung
27Ö
des Stromes wird durch das Vorzeichen bestimmt; bei positivem Werth
fliesst er in Richtung nach, bei negativem Werthe in Richtung vom
Punkte C.
In ähnlicher Weise ist der durch FC fliessende Strom =-^2 — J^:
derselbe ist natürlich = — (A^ — J^).
Würde im Punkte C noch eine von einem dritten Speisepunkte ge-
speiste Leitung mit der Belastung % zustossen, so kann dieselbe mit a
zu einer combinirten Leitung b vereinigt werden, welche dann am Ende
eine Belastung Jb = Jn-{~'4 haben würde.
Die Stromvertheihmg wird in genau gleicher Weise wie oben ge-
funden.
Es dürfte jetzt klar sein, dass auch complidrtere Fälle nach dieser
Methode behandelt werden können, indem man sie zu der einfachen
oben erwähnten Form bringt.
(SchluM folgt.)
Palbestimmung.
Von HEINRICH KRATZERT, Wien.
Die Pole von Elektricitätsquelieo, Accumaiatoren, stromdurchflosseoen
Leitern, Lampen, Apparaten, Instrumenten u. s. w,, hestimmt laan bttkanatlkh
mittelst der Elektrolyse des Wassers oder . anderer FlasM^kditeD, einer
Magnetnadel, des Polreagenz- und Jodlcaliumpapieres, der Polsucher von
Woodhouse &Raw80&, Siemens & Halske, Berghausen ik s. w.
Im Folgenden sollen einige Versucbsresultate mit Lackmus-, Curcuma-
und anderen Papieren wiedergegeben werden, die ich im März d, J. im
elektrotechnischen Laboratorium der k. k. Staatsgewerbe^hule im X. Wiener
Gemeindebezirke ausgeführt habe.
1. Versuche mit i'n Wasser angenässten Papieren, .
Der 4* ^ol des Stromes färbt blaues und rotbes, in Wasser ange-
nässtes Lackmuspapier rotb, der — Pol dagegen blao^ Das durch den
Strom roth oder blau gefärbte blaue oder rothe Lackmuspapier behält
diese Farbe dauernd und wird durch Basen gänzlich blas, durch Säuren
gänzlich roth gefärbt.
Der — Pol des Stromes färbt in Wasser genäsates Curcumapapier
rothbraun. Mit dem Trocknen des durch den Strom rothbraun gefärbten, in
Wasser genässten Curcumapapieres verschwindet die rothbraune Färbung.
2. Versuche mit in Säuren angenässten Papieren.
Vorher in die Säure getauchtes blaues und rothes Lackmuspapier wird
am -j~ ^^^^ unter lebhafter Gasentwickelung schwarz, am — - Pole blau.
Vorher in die Säure getauchtes Curcumapapier wird am -}- Pole unter
lebhafter Gasentwickelung schwarz; ebenso verhält sich das Polreagenz-
papier.
3« Versuche mit in Basen angenässten Papieren.
Ein zuvor in einer Base eingetauchtes Lackmuspapier verhält sich
ge^gtn die Pole des Stromes so, wie gewöhnliches Papier.
Taucht man ein Curcumapapier in eine Base, so färbt sich dasselbe
bekanntlich rothbraun ; dieses nasse Papier färbt der Strom am -^ Pole gelb.
Ein in eine Base getauchtes Polreagenzpapier wird bekanntlich roth
gefärbt; dieses nasse Papier färbt der Strom am -^ Pole schwarz, am
— Pole roth.
Aus diesen Versuchen und den bekannten chemischen Reagenzien folgt
demnach insbesondere:
271
Gegen das Lackmus«, Carciima- nttd Polreagenzpapier
▼ erhalten sich der -f- elektrische Pol wie eine S&ure, der
negatire wie eine Base.' Dasse Ibe gilt voti anders gefärb ten
Papieren oder PlOssigkeiten«
Mit JodkaKom getränktes Papier erweist sich, da es nicht nnr darch
den ^ Pol des Stroües, sondern schon durch das Lrcht rotbbrana gefärbt
wird, tOr Fofbestrannangen als unzweckmässig. Das mit Phenoiphtalefa
getrdnkte Polreägeaspopier - zeigt eine sehr gute Verwvadbarkett, kommt
jedoch im H»ldel sdtener als die billigeren nHt Lackmus oder Cnrcuma
getr&nktett Papiere vor. « .
Das ähnliche Verhalten der elektrischen Pole im Vergleiche init Säureh
vnd Basen fOhi-t den Elektrotechniker einen Weg fruchtbarer Forschung
anf dem Gebiete der elektrolytischen Wirkungen des elektrischen Stromes,
lieber elektrische Bisenbahnen.
Vortrag, fduütca vsa lag. ERNST E6GBR am si. Mftn 1894 im ElcJktrotechnischea
Vereine, Wien.
Die rapide Entaricklnng, .welche das elektrische Eisenbahnwesen in
den letzten Jahren genommen hat, die zahlreichen theoretischen und
praktischen Grundlagen, auf welchen dasselbe nunmehr aufgebaut ist und
die schtec zahllösen Constructtonen, die im Gebiete desselben bekannt
geworden sind, bHden eines der interessantesten Capitel der gesammten
heutigen Elektrotechnik. Es ist daher gar nicht zu verwundem, dass dieses
Thema bereits die aiannigfochsten Bearbeitungen gefunden hat, die es
nach den verschiedensten Richtungen durchforschen» Das Interesse, welches
dem elektrischen Bahnen heutzutage entgegengebracht wird, ist ja nicht
ttor elektrischer Natur, sondern ist durch die Fragen des modernen Ver*
kehrswesens überhaupt beding« Es ist daher auch von diesem Standpunkte
ans nöthig, die Portschritte zu betrachten, welche gemacht worden sind,
■nd zu beurtheilen, was die Zukunft verlangt« Es darf hiebei nicht ver-
gessen werden, dass seit dem Tage der Erfindung der elektrischen Bahn
fast unflberwindlich erscheinende Hindemisse besiegt worden sind und
wahrhaft Grosses geleistet worden ist« Wenn es mir gestattet ist, einen kurzen
historischen Ueberblick zu geben, so wird dies insofeme von Nutzen sein,
als die leitenden Ideen, welche sich während der ganzen Entwickelung des
elektrischen Bahnwesens Durchbruch verschafft haben, dabei verfolgt .werden
können*
Wenn wir auch absehen von den uns heute geradezu kindlich erscheinenden
ältesten Versuchen mit Batteriestrom, so müssen wir doch eines Experimentes
von Professor Farmer in Boston gedenken, der im Jahre 185 1 eine
kleine Modelibahn baute, bei welcher dem Motor der Strom durch die
Schienen zugeführt .wurde« Bei allen früheren Versuchen mit Batterie*
Motoren wai^ die Batterie mitgeführt worden. Ein Patent auf eine Anordnung,
ähnlich wie die von Farmer, war auch schon im Jahre 1840 einem
Elektriker Pinkus in London ertheiit worden. Weitere Patente ähnlicher
Art waren auch einem Major Bessolo in Oesterreich im Jahre 1855
ausgestellt worden. Bei seinem Systeme dienten bereits zwei Schienen als
Zuleitung, eine dritte als Rückleitung ; in einer anderen Anordnung hatte
er sogar eine oberirdische Zuleitung und die Schienen als Rückleitung
projectirt.
Alle diese Ideen und Experimente, welche sich, wie ja ganz deutlich
ersichtlich ist, .noch heute benützt finden, führten aber nicht zum Ziele^
Erst die Erfindung der Ringarmatur, der Dynamomaschine und die Entdeckung
272
ärer Verwendbarkeit als Motor gaben neuen. Anspofo auch iüt die elektrische
Traction. Zwei Jahre^ nachdem auf der .Wiener • Weltausstellung der erste
elektrische Motor eine Pumpe getrieben- hatte^ i begann bereits George Gjr^en
in Kalamazoo in den Vereinigten Staaten mit Experimenten, und baute im
Jiahre< 1878 öder 1879 einen Motorwagen, welcher zwei Personen befördern
konnte« Dieser Wagen war noch von Batteriestrom betrieben^ da Greeö
keine Dynamo zur Verfügung hatte; es ist jedoch aus seinen Au&eichnungen
klar, dass er eine solche beabsichtigt hatte, ebenso eine oberirdische
Zuleitung. In Folge vielfacher Schwierigkeiten; wurden die Patente^ welche
er im August 1879 angesucht hatte, erst im Jahre 189 1 erthieilt« In der
Praxis : jedoch waren all diese Ideen immer nur experimentell versucht
llirorden. Im Jahre 1879 aber wurde die erste elektrisdhe . Eisenbahn ^ that<*
sächlich in Betrieb gesetzt, und zwar in der Berliner Industrie-AJüsstellang.
durch Siemens & Halske. Diese Bahn kann als der Ausgangspunkt des
heutigen elektrischen Eisenbahnwesens betrachtet werden. Die Zuleitung
erfolgte durch eine Mittelschiene^ die Rückleitung dprch die beiden äusseren
Schienen. Der Motof war die reguläre damalige "'S i'enlensdynamo, die
Achse ' parallel zum : Geleise,' 'die UebertHigking ^mitt^lst >^ Kejgelräder, und
zwar mit doppelter Uebersetzung, das ganze auf einer kleinen Locomotive
montirt, welche in eiüem Anh&ngewagen ca. 20 Passagiere befördern konnte.
Die Geschwindigkeit, war ca. 12 hm per Stunde.^ ,; i • »
Im Jahre 1880 war . auf der Wiener Gewerbe-Ausstellung eine kurzq
elektrisöhe Bahn zu sehen,) welche von meinem Vatfcr^ Herrn B; E g g c r,»
gebaut war,, und sich dadurch von der Siemensbahn unterschied, das»
die beiden Schienen allein den elektrischen Stromkreis bildeten. Diese
Bahn war unstreitig die erste elektrische Bahn in Oesterreich*Ungam,'
welche Thatsache auch in ausländischen Veröffentlichungen •constatirtistj
Um diese Zeit begann man auch in Amerika lebhaft sich mit diesen
Ideen : zu befassen, und Pield, Edison u. A. nahmen b^zfigliche Patente^
ohne jedoch bis zum Jahre 1^83 Nennenswerthes zu erreichen, während in^
zwischen Siemens die Bahn in Lichterfelde in Betrieb gesetzt hatte. Im.
genannten Jahre aber kam auch in Chicago durch die vereinigten Bemühungen
von Field und Edison eine Ausstellungsbahn von ca. i km Länge inr Thätig-*
ktlu Dieselbe bediente sich dreier Schienen ; interessant ist, dass mit den Schienen
behufs Erhöhung von deren Leitungsquerschnitt separate Drähte verbunden
waren. Von nun an ging es in Amerika mit Riesenschritten vorwärts;
wäbrend die Europäer, die bis jetzt voraus gewesen waren, ganz zurück
blieben. Der elektrischen Locomotive war zu dieser Zeit der unbestrittene
Vorzug gegeben worden ; nicht nur auf der Chidagoer Bahn, sondern auch in
alten jetzt folgenden Experimenten von Van Depoele und Daft.
Erste rer jedoch verwendete die oberirdische Zuleitung, deren Förderung,
wcseotlich ihm zu verdanken ist, letzterer noch das Dreischienensystem.'
Daft benutzte auch zur Geschwindigkeits-Regulirung bereits die Methode,
die Schaltung der Feldspulen entsprechend zu variiren.
Einen weiteren Schritt vorwärts bildete die Versuchsbahn von
Bentley 81 Knight in Cleveland. Dieselben benutzten eine unterirdische
Zuleitung, indem ein geschlitzter Holzcanal zwischen den Schienen ange-
bracht war, Henry, Daft und Van Depoele brachten nun wieder
weseDtliche Verbesserungen heraus, besonders hatte Letzterer sogar einea
Motor mit constanter Geschwindigkeit in Anwendung und Hess ihn auf
eine Differential-Räderfibersetzung treiben.
Inzwischen gesellte eine äusserst markante Persönlichkeit sich diesen
Erlmdern bei, nämlich Sprague. Ihm dankt das heutige elektrische Bahn-
wesen vor allem die Art und Weise der Motoraufhängung, u. zw. sowohl
mit doppelter, wie mit einfacher Zahnradübersetzung. Seiner uner*"«'''''^*^
27a
Energie \war es zuzu^cbreibbo, da^a im Jähre i388 in Ric^ond ieine>Babii
mit .20 Motorwägen, nicht .Locomotiven, . in dauernden. Betrieb kam; und
von da. an datii't der unglaubliche Aufschwung des elektrischen^ «Verkehres
in den Vereinigten Staaten, so zwar, dass, während im Jahre 1&88 dortselbst
13 elektrische Bahnen mit 95 Motorwägen resp. Locomotiven in Betrieb
aber ca. johm Länge waren, im Jahre 1892 ebenda Jß.SÖO* Motor-
wagen ca. 9000 X;m Geleise befuhren«
Wir haben nun gesehen, wie sich aus dem Einfachen Batterie-Motor
der heutige Eisenbahn-Motor entwickelt hat. Wir haben ^ des weiteren
gesehen, dass gewisse Momente, die seit den Kinderjahren des. efektriscäen
Verkehres maassgebend waren, 1 immer mehr in den Vordergrudd getreten
sind, ^o der Uebergang von elektrischer Locomotiv- auf die. Motorwagen-«
babn^ von Schienenzuleitung iauf oberirxiisphe Zuleitung. Die Leistungen
und Bestrebungen der allerletzten Jahre, ich nröchte diese als die> Aus^*
bildungsepoche bezeichnen, bestanden darin, Motoren von entsprechender
Stärke bei möglichst eingeschränkten Dimensionen zu bauen, dieselben
entsprechend 'auf den Wagen untergesteHen unterzubringen, ihre Regulirung
bequem und rasch bedienbar zu machen und die Uebertragung der Be^
wegung von Motorachse auf Wagenachse stossfrei zu gestalten. . . .)
Die äHerl^tzten Constructionen bestehen darin, jeden Wagen mit zwei
Motoren äusieurüsten, von denen jeder eine Achse mittelst einfacher. Zahnnad'«
Übersetzung antreibt. Man hat es nunmehr soweit gebracht, dass mit Motor^
wagen Steigungen bis 13% ^° regulärem Dienst befahren werden und dasä
Geschlvindigkeitem von 30 km pro Stunde mit Leichtigkeit erreichbar sind.
Die Beförderuhgsfähigkeit der Wagen wurde ganz ausserordentlich erhöhtj
und es laufen fast in allen amerikanischen Städten einige Wagen mit 80 und
mehr Sitzplätzen. *Die Vortheile^ welche somit der elektrische Verkehr dem
Publikum bietet, sind durch kein anderes Strassenbahnsystem . in - gleicher
WeisC' bis jetzt möglich, auch nicht durch die Kabelbahn, die weder did
Schmiegsamkeit eines elektrischen Systems, welches sich allen Localver-
hältnissen 'anjpasst, besitzt, noch eine regulirbare Gesell windigkeit ihr' Eigen
nennt. / -
ßs. wird nun am Platze sein, die Constructions*Principien zu analysiren^
auf welchen dae Leistungen, welche der elektrische Betrieb aufweist, basiren
und zu untersuchen, inwieweit dieselben den Gesetzen mechanisch und
elektrisch richtiger .Constructionen genflgen und den Anforderungen an
Sicherheit und Oekonomie des Betriebes entsprechen.
Man begeht häufig den Fehler, eine elektrische Eisenbahn als etwas
rein Elektrisches hinzustellen und zu kritisiren. Eine elektrische Bahn kann
aber ordnungsgemäss und mit Erfolg nur arbeiten, wenn alle elektrischen und
mechanischen Factoren richtig zusammenwirken. Es gehört also hieher nicht
nur der Motor und die Leitung (von der Kraftstation sei noch abgesehen),
sondern auch das Wagengestelle und das Geleise nebst vielen anderen
weniger hervortretenden Details, die jedoch alle von Wichtigkeit sind«
Ich werde mir nun erlauben, einen modernen elektrischen Wagen zu
schildern, um dann an der Hand dieser Schilderung weitere Schlüsse zu
ziehen.
Die heutigen Wagen-Untergestelle haben ein wesentlich verschiedenes
Aussehen von den Untergestellen der Pferdebahn wagen, aus denen sie hervor-
gegangen sind. Während nämlich diese die beiden Achsen in Lagern laufen
baben^ welche untereinander in keiner weiteren Verbindung stehen, bemüht
man sich, beim Motorwagen die Achslager beiderseits durch Trägercon«
structionen so zu verbinden, dass ein möglichst stabiler Rahmen geschaffen
wird, auf dem der Motor oder die Motoren aufliegen. In diesem Rahmen
IcA»«*« «ir^li die Achsbüchsen vertical auf- und abbewegen und auf ihm
274 •
siut der leicht Jtbbebbare Wagenkasten federnd auf. Die modernen Wagen
Bind nun alle mit zwei Motoren ausgerüstet, u. zw., wie ja ganz allgemein
bekannt, Hanptstrote^Motoren. Dieselben sitzen auf dem Rahmen des Unter-
gestelles auf, am einen Ende federnd, während sie am anderen Ende mittelst
Büchsen die Wagenacfasea umgreifen, so dass jeder Motor eme Achse
antreibt. Die Uebersetzung ist eine einfache. Ein kleines Znhnrad sitzt anf
der Armatur welle, das entsprechende grosse auf den Wagenachse.
Bei den früheren Constructionen war die Uebersetznng eiae doppelte,
so swar, dass eine Vorgelegsachse eingeschaltet war, bevor der Abtrieb
auf die Wagenachse geschah«
Die Regultrung dieser Motorwägen mit zwei Motoren erfolgt dnrch
einen Schaltapparat, welcher es ermöglicht, unter Anwendung von Wider-
ständen dieselben stufenweise parallel oder hintereinander za schalten. Anf
eine Regulirung mitteist Combination der Pcldspolen konmtt man nnnmekr
nur mehr sdteaer zurück. Dieselbe lässt sich bei Zw€tmotoreo^S3rstemen
schwer durchführen*
Die Schaltapparate, mit wdchen die verschiedenen Schaltungen der
Wagen*Motoren hergestellt werden, arbeiten in der Weise» dass beim An-
fahren beide Motoren unter Vorschaltung eines entsprechenden Wider-
standes in Serie geschältet werden. In dem Maasse, als mehr Geschwindigkeit
und weniger Zugkraft erforderlich wird, also der Wagen die Reibung der
Ruhe bereits überwunden hat, wird auf die Parallelschaltung beider Motoren
übergegangen.
Da die Schaltapparate stets den gesammten Strom führen und auch
bei verschiedenen Schaltangsübergängen Inductionsfanken sich ergeben, so
müssen diese in ihrer Constrnction gegen Funkenbildung ganz besonders
geschützt sein. So sind z. B« die neuesten ^Controllern der Westing-
house Co. ganz auf einer Porzellanwalze montirt, während diejenigen der
General Electric Co. einen grossen Elektromagnet als Funkenlöscher
besitzen.
Wenn wir die Wirkungsweise des Hauptstrom-Motors als Bahnmotor
betrachten, so ist dieselbe in den verschiedenen Stadiisn der Bewegung eine
^aQ£ und gar verschiedene. Beim Ahfahren, wo man gezwungen ist, ganz
iaagsam zn fahren, bei Geschwindigkeitsverringerungen beim Bergauf-
fabrcn etc. wird bei grosser Stromstärke wenig Spannung gebraucht, da ja
ebeti diese maassgebend für die Geschwindigkeit ist. Es muss daher die
eJektromotoriscbe Kraft der Linie im Anker entsprechend reducirt werden,
um dae gewisse geringe Geschwindigkeit zu erzielen. Diese Reduction er-
folgt durch vorgeschaltete Widerstände und ist also ein directer Verlust.
Derselbe ist beim Zweimotoren-System natürlich geringer als beim Ein-
mutoren-System, aber immerhin ziemlich bedeutend. Auch bei denjenigen
Systemen, welche wie das S p r a g u e'sche die Regulirung des Motors durch
Variirung der Feldspulen erzielten, war ein ziemlicher Verlust in diesen
selbst vorhanden.
Je schneller erst der Hauptstrom-Motor zu laufen hat, desto grün-
9tiger stellt sich sein Effect im Bahnbetrieb, indem dann die ganze Spannung
der Linie benützt werden kann. Man kann aber annähernd aus dem Vorher-
ig cbt^oden schliessen, dass bei gleicher Belastung ein Eisenbahn-Motor für
jede Geschwindigkeit die gleiche Arbeit consumirt. Es ergibt sich daraus,
liass der elektrische Betrieb noch sehr unökonomisch ist, und thatsächlicb
ist der durchschnittliche Nutzeffect der Motoren mit einfacher Ueber-
setzung kaum einige 6o Procent. Im Momente des Anfahrens, wo eine drei-
his vierfache Stromstärke gebraucht wird, dagegen fast keine Spannung,
faUt dieser Effect oft unter io%, bis nicht der Wagen eine Geschwindigkeit
vom 1/3 m pro Secunde erreicht hat. (Schluf
275
Das Peuerxneldewesen in Wien.
(Atts dnem Vortnig^e des Herrn Ingenienrs JULIUS STERN im Allgetneinen technisehfeti Vertiikfe.)
. (Schluss.)
Ende 1892 sind im Ganzen 530 Meldestationen vorhanden. Hiezu
mOssten eigentlich noch die 8000 Telephonstatiooen der Privat-Telegraphen-
GeaelUchaft gerechnet werden, da auch durch dieselben Feuermeldungen
an die Feuerwehr abgegeben werden. Die Zahl der telephonischen Meldungen
ist im steten Steigen begriffen, was sehr deutlich durch die ^^Telephon-
curve^ in Fig. 11 dargestellt erscheint.
Die Curve beginnt im Jahre 1882 und steigt stetig, bis sie 1892
circa 90 Meldungen erreicht. Die graphischen Darstellungen in Fig. 1 1
»■■■■■■■■■■■■
■llllnSH
m
s m
N
zm
lOül
■■■■■■■■■■■■■■■
wasBsmm
taisii ne -ia t^o ai ei sa ߥ b5 m 01 ss ta od 31 Sl
indenjahren
Fig. 11.
zeigen die Zu- und Abnahme der Brandmeldungen vom Jahre 1876 bis Ende
1892. Wir finden verzeichnet die^ Meldungscurven des Thürmers, der
Polizei, der freiwilligen Feuerwehren, des Telephons, die mündliche
Meldongscurve und endlich die Feuerautomaten-Meldungscurve. Die oben
stark gezeichnete Curve zeigt die Summe aller vorerwähnten Meldungsarten.
Betrachten wir nun genau den Verlauf dieser Curven, so bemerken wir,
dasB während des Zeitraumes von 1876 bis 1892 die Curven der Polizei-
und freiwilligen Feuerwehr-Meldungen keinerlei wesentliche Veränderungen
zeigen, dass die mündliche und die Telephoncurve um Geringes gestiegen,
diftj.Tlint*«nercurve um Geringes gefallen ist. Das Erstere sowie das Letztere
1 "türliche Fe' * ^hs der rapid wachsenden Bevölkerungszahl
L
276
Wiens und des Fortschrittes der Telephontechnik, andererseits der modernen
hohen Bauart, durch welche der Gesichtskreis des Thüraa^rs etwa^
eingeengt wird.
Auffallend dagegen erscheint der Umstand, dass die Curve der
Automaten-Meldungen, im Jahre 1880 beginnend, eine sa immense Höhe
erreicht und dadurch aucti die Summencurve eine rapid steigende Tendenz
^erhält. Wäre die Summencurve bei steigender Automaten curve ungcfähi^
hortsontal gewesen, das heisst, * die Gesamratmeldungszahl würde bis auf
geringe DilTerenzen glefchgcblieben sein, so könnte man den Schlusi^ daraus
ziehen, dass viele Meldungen, früher durch Polizei, Thürmer/ mündlrch u*. s, w;
g^gfeben, jetzt -durch die Automaten erfolgen. Es müsste daher ein^Abnehmen
äiröbi-igenCurven stattfinden. ' ... i . j
Thatsächlich aber verhält sich die Sache ganz anders. Bis auf die
einzige Ciirvc des Thürmers, welche etwas abgenommen hat^ sind alle
übrigen Curven so ziemlich gleichgeblieben. Zu dieser nahezu* jedes Jahr
187611 j8 19 80 Bi S2 83 84 S5SG 85 ßS S9 90 91 92
in den Jahren
Fig. 12.
Constanten Summe der Meldungen gesellt sich die Zahl der 'Automaten-
Meldungen hinzu, ohne die übrigen Meldungsarten trotz Einführung der
Automaten fortgeführt und ausserdem durch die Automaten eine ganz
bedeutende Anzahl von Feuermeldungen abgegeben wurden. Es wurde also
der grossen Bequemlichkeit halber jedes und selbst das kleinste Feuer
sofort angezeigt, was man früher in vielen Fällen unterlassen hatte und
erst dann, als das Feuer grössere Dimensionen annahm, müpdlich zur
Anzeige brachte. Folgern wir weiter, so kommen wir zu dem Schlüsse,
dass von .dem Momente an, als die Feuermelder in Wien eingeführt wurdeo,i
die Zahl der Kieinfeuer im Steigen, die der Grossfeuer im Fallen begriffen
sein müsste. Den Beweis hiefür sehen wir in Fig. 12. Diese Figur ver-
anschaulicht die Zu- und Abnahme der wirklich stattgehabten Brände
von 1876 bis Ende 1892. Wir bemerken thatsächlich in den Jahren 1880
und 1881 ein bedeutendes Steigen der Curve, welche die Kleinfeuer
Uiustrirt und ein Fallen der Grossfeuercurve. >
Allerdings muss hiezu noch bemerkt werden, dass im Jahre 1885
während der Reorganisation der Feuerwehr auch die Statistik einer
277
ptngehend^n Umänderung, unterzogen wurde. So wurde unter Anderem auch
die Definition für „Gross-*, „Mittel-** und „Kleinfeuer" festgeaeczt.. P&
hicss es, dn ^ Mittelfeuer" ist jenes Feuer, zu dessen Bewältigung mindestens
cin.c ScUauchlinie nöthig .war, ein „Grossfeuer" ist jenes Feuer, das durch
mehr als zwei Schlauchlinien gelöscht werden musste ; alle flbdgen Isleincr^o
Brände. z||hiten zu den „Kleinfeuem". Früher gab es nur einen Unterschied
zwischen einem grossen und einem kleinen Feuer.
Um also den Curven von 1876 bis 1885 eine ihrepi bisherigen
Charakter entsprechende Fortseuung zu geben, musste ein gewisser
Procentsatz von den Aufschreibungen abgezogen werden. Was bis zum
Jahre 1885 als Grossfeuer bezeichnet wurde, war thatsächlich ein sehr
grosses Feuer, wie wir derartige seit dieser Zeit glücklicherweise immer
weniger aufzuweisen haben. Nach den praktischen Erfahrungen wurde dieser
Procentsiatz mit 33 in Abzug gebracht und die Curve vervollständigt. Die
Mittelfeuer seit 1885 wurden zu den Kleinfeuern hinzugezählt.
Wir sehen also in Fig. 12 vier Curven: eine Grossfeuer-, eine
Kleinfeuer-, eine Summen- und eine Procentcurve der Grossfeuer.
Wir sehen ferner die Kleinfeuercur.ve vom Jahre 1880 an steigen,
die Grossfeuercurve fallen. Die punktirte Curve gibt die procentuelle Ab-
nahme der Grrossfeuer an, im Vergleiche zu den Gesammtbränden und
fällt diese im Jahre 1882 ganz rapid.
Aus all dem Vor hergesagten erkennt man nun klar nnd deutlich den
wobithuenden Einfluss, den eine correct durchgeführte Fenermelde-Anlage
auf die Brandstatistik einer Stadt auszuüben im Stande ist.
Wönn wir die sich stets vermehrende Bevölkerungszahl Wiens in's
Auge fassen, wenn wir ferner Bedacht nehmen auf die durch Erbauung
von Gebäuden und Fabriken, sowie durch die Einrichtung von verschiedenen
Unternehmungen der Kleingewerbetreibenden bedingte grössere Feuer-
gefährlichkeit, so können wir uns über das stete Steigen der Curven aller
Brände gewiss nicht wundern, worunter auch noch alle die kleinen Brände
mitgerechnet sind, welche bei Ankunft des Löschtrains bereits unterdrückt
waren. Und deren sind gar viele. Diese- gelangen in Folge der grossen
Bequemlichkeit und Nähe der Automaten sofort zur Anzeige und werden
dann durch Hausleute rasch gelöscht. Das ist ja der Hauptzweck einer
Feuermelde-Anlage, rasch und sicher jeden kleinsten Brand melden zu können.
Die Zeit, welche verstreicht von dem Momente an, als ein Brand bemerkt
wurde bis zum Eintreffen des Löschtrains auf dem Brandplatze ist wohl
einer der wichtigsten Punkte auf dem Gebiete der Löschtechnik. Diese
soll so kurz als eben möglich sein. Sie setzt sich aus folgenden .Factoren
zusammen:
1. Aus der Zeit, welche die meldende Person braucht, um zu dem
nächsten Feuermelder zu gelangen,
2. aus der Zeit, welche zur Abgabe und Aufnahme der Depesche
benöthigt wird, und endlich
3. aus der Zeit, welche der Löschtrain braucht, um auf den Brandort
zu gelangen.
Der erste Punkt ist es zunächst, der durch die überaus günstige
Vertheilung der Automaten wesentlich eingeschränkt wurde. Dabei wird
jedoch von der feuermeldenden Person vorausgesetzt, dass sie sich
ungesäumt zum nächsten Automaten begibt und nicht etwa in der Auf-
regung planlos umherirrt oder gar die Meldung versäumt. Der zweite
Punkt ist gewöhnlich ein Zeitraum von Secunden. Was den dritten Punkt
anbetrifft, so ist es, dank der Tüchtigkeit unserer Wiener Feuerwehr, je
Dach Entfernung des Brandortes nur ein Zeitraum von wenigen Minuten.
Wenn also die. Zeit, .« 'ie im ersten Punkte angeführte, in der vor-
278
erwähnten Art und Weise verwendet wird, so kann man fOglich behaopteoi
dass durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr in den meisten Fällen
ein solcher Brand im Entstehen schon unterdrückt wird. Und dieses
rasche Eingreifen ist eben, wie vorher gezeigt, abhängig in erster Linie
von den Meldungseinrichtungen«
Die Anforderungen welche an die Wiener Feuerwehr gestellt werden,
sind durchaus keine geringen zu nennen ; wir können jedoch mit Beruhigung
der weiteren Entwicklung entgegensehen, umsomehr, da Männer an der
Spitze dieser Institution stehen, welche sich durch ihre Tüchtigkeit» Energie
und Umsicht, durch ihre bisherigen Verdienste um das Feuerlöschwesen
den aufrichtigsten Dank aller Wiener erworben haben.
Wir glauben behaupten zu dürfen, dass unsere Feuerlösch- und
Meldeeinrichtungen im Vergleiche zu denen anderer Grossstädte als mnster-
giltig bezeichnet werden können.
Internationale Ausstellung Wien (Rotunde).
Seit der Elektrischen Ausstellung im Jahre 1883 sind wir daran ge*
wohnt, die Ausstellungen in der Rotunde auch während der Abendstunden
geöffnet und, wie dies heute selbstverständlich ist, elektrisch beleuchtet zu
sehen. Jedesmal, wenn die Ausstellungen in der Rotunde elektrisch beleuchtet
werden sollten, war bis jetzt für diesen Zweck die Einrichtung einer eigenen
elektrischen Erzeugungsstätte mit den entsprechenden Baulichkeiten, grossen
Kessel' und Maschinenanlagen nothwendig.
Der Lärm der Maschinen^ die rauchenden Schlote und lästiger Kohlen«
dunst waren die unvermeidlichen Begleiterscheinungen der elektrischen Aus-
stellungsbeleuchtungen, Dies ist nunmehr gründlich anders geworden. Die
Maschinenanlagen, welche man nach jeder Ausstellung abtragen musste, um
sie bei einer nächsten Ausstellung für kurzen Gebrauch mit grossem Kosten*
aufwände wieder neu aufzustellen, sind jetzt überflüssig geworden und wird
der Dampfbetrieb für die Zwecke der elektrischen Stromerzeugung fortab
zur .Erhöbung der Annehmlichkeiten des Ausstellungsbesuches entfallen.
Diese vortbeilhafte Aenderung ist durch den Bestand der grossen elek-
trischen Centralanlage der Interna t ional en Elektricitäts-Gesell-
Schaft ermöglicht worden. Die genannte Gesellschaft hat bekanntlich ihre
Kabelleitungen schon seit längerer Zeit auch nach dem Prater behufs Be«
leuchtung zahlreicher Praterobjecte ausgedehnt und dabei zur Versorgung
der Rotunde einen eigenen Kabelstrang nach dem Ausstellungsrayon geführt«
Aus diesem Kabel erfolgt nun durch die elektrische Centralstation der
Gesellschaft die Lieferung von Strom für die allgemeine Rotundenbeleuchtung
und die Beleuchtung der einzelnen Ausstellungsobjecte, der Interieurs und
des Internationalen Dorfes. Die allgemeine Beleuchtung wird durchwegs
mittelst Wechselstrombogenlampen versorgt und sind im Innern der Rotunde,
den Transepten, Galerien und unter den Arkaden insgesammt 181 Bogen-
lampen von grosser Lichtstärke angebracht. Für die genannten besonderen
Zwecke der Aussteller sind, und zwar zum grösseren Theile in den Ob-
jecten des Internationalen Dorfes, an lOOO Glühlampen eingerichtet. Diese
Lichtanlage, welche nicht blos das Parterre der Rotunde glänzend beleuchtet,
sondern auch den Hochraum derselben bis hinauf zur Laterne erhellt, ist,
wie sich jeder Ausstelluogsbesucher überzeugt, von effectvollster Wirkung.
Neben der elektrischen Beleuchtung versorgt die Internationale Elek-
tricitäts-Gesellschaft aus demselben Kabel auch den für einzelne
Ausstellungsobjecte erforderlichen Kraftbetrieb mit Elektricität, so die Ex-
279
Positionen der Firmen Efslor, Hoerde & Co., Ganz & Co, Die in tech-
nischer Beziehung interessante Neuerung in der elektriscbcD ßckucbtung
der Rotunde, welche zum erstenmale die Durchführung einer so umfassenden
ieterimislischen Beleuchtung im Anschlüsse an ein st&ndigcs Elek tri citäts werk
darstellt, ist auch im Hinblicke darauf, dass die kostspieligen Maschinen«
einrichtungen erspart werden, ökonomisch bedeutungsvolft und wird dieser
Voriheil gewiss auf den Etat der gegenwärtigen und der künftigen Aus-
scellungea günstig zurückwirken. Sehr«
Uebar die alaktrlachen Eisenbahnen In Wien.
In der Sitsong das Wiener Gemeinde*
rathee vom 12. April L J. wurde vom Ge-
meinderathe Herold in Angelegenheit der
Erbanang yon elektrischen Bahnen in Wien
die nachstellende Interpellation gestellt:
„Ein Jahr ist verstrichen, seit dem Wiener
Gemeinderatbe ?rojecte für Erbanong yon
elektrischen fiahnen überreicht wurden.
Ueber diese Projecte ist noch nicht referirt
worden. Wieder sind drei Monate ver-
strichen, seit neue Projecte fhr Erbauung
▼oa elektrischen Bahnen dem Gemeinderatbe
ftberreicht worden, und wir stehen genau
dort, wo wir vor mehr als einem Jahre ge-
standen. Der Bau der Wiener Verkehrs-
anlagen geht langsam, der Bau elektrischer
Bahnen geht gar nicht von statten. Die
Projecte liegen unberathen in den Aemtem
und den Gemeinderath trifift der Vorwurf,
dass seine Saumseligkeit es verFchuldet, dass
der Wiener Bevölkerung ein Verkehrsmittel
entzogen wird, welches sich in anderen
Städten auf das Glänsendste bewährt hat.
Der Umbau ganzer Stadttheile, die Erbauung
neuer Bezirke, die Vollendung der schönsten
Strassen, der Aufschwung der mit der grossen
Bauthätigkeit verbundenen Gewerbe ist in
Budapest wesentlich auf den systematischen
Ausbau der elektrischen Bahnen surücluu-
fabren. In Wien würde sich diese Bau-
thätigkeit, die durch die Steuerbefreiung für
Umbauten Bicht bewirkt werden konnte, auch
erst dann entwickeln, wenn in unseren
Strassen die elektrischen Bahnen gefühlt
würden, welche den Verkehr beleben, ohne
die Störung der Tramways oder Locomotiv-
bahnen mit sich zu führen. Allein es scheint,
als ob in gewissen Kreisen unserer Ver-
waltung der Wille nicht vorhanden wäre,
für Wien das Nothwendige zu thun. Einige
der projectirten elektrischen Bahnen hätten
binnen sechs Monaten gebaut werden können,
statt de^en liegt dem Gemeinderatbe noch
nicht der geringste Bericht vor. Es hiess
zwar, der Stadtrath habe ein Comit^ ein-
gesetzt, welches „alle Projecte** zusammen
berathen werde, allein von der Thätigkeit
dieses Comit^ haben wir nichts gehört,
trotzdem sich der Führer der Opposition in
demselben befindet, der sich ja dessen rühmte,
was er angeblich für Wien erwirkt habe. In
Sachen der elektrischen Bahnen ist nichts
geschehen. Würde ich einen Antrag stellen,
so würde er dem Stadtrathe zugewiesen und
dort bis zum Auferntehnngstage schlummern.
Ich bin daher gezwuDgcn, dareUt die Er*
bauung der elektrlEchea Buhnen nicht ein*
schlafe, durch eine InterpclLacion aic zm
Sprache zu bringen, m der Hoffnung^ dm&a.
der Herr Bürgermeister nicht nur meioc
Frage beantworten, sondern dano auch ver-
anlassen wird, dass nicht länger mehr ge*
zögert werte, damit Wien endtich eiae
elektrische Bahn unabhängig van den Pro-
jecten, die noch an qds herantreten werden,
auf Grund der schon vorhandenea Projecte
erhalte. Ich frage al^o den Herrn Bürger-
meister: I. Woran liegt es, dass Über diese
Angelegenheit noch immer nicht referirt
wird? 2. Gedenkt der ilorr Hü^germci!^tel:
die Angelegenheit zu beschleuQigen und
einer günstigen Lösung KUAuführeu .^'^
Diese InterpellatioQ wurde votn Bürger-
meister bereits in der Sitznng des Gemeinde-
rathes vom 13. April beantwürtet. Der Bürger-
meister theilte mit, dass die diesbezügjichcn
Projecte einem aus dem Stadtrathe gewähllea
Comii^ zugewiesen worden sind, v^ckhes
seine Berathnngen unterbrochen hat, weil ca
nothwendig geworden ii\ Erhebungen über
das Rechtsverhällnisit der projectirten elek-
trischen Bahnen zu den bereits bciitehendeu
Bahnen zu pflegen. Die^e Erhehup^en simi
nunmehr abgeschlossen wurrleOf at^dai^s dtks
Comitö seine Berathungea demnäcbät wieder
aufnehmen werde.
Dieses Comitd hat nnn am iS. v. M.
eine Sitzung abgehalten^ über den V^cjrlaaf
derselben wird Folgendes verlauEbart :
Der Referent d« Magistrates über die
Rechtsverhältnisse der elt^ktri^ch^n Bahn«
gesellschaften erstattete eiucn tiDgelieoden
Bericht. An dieses Referat schlu^s ^ith eine
mehrstündige Discusdorj an^ in w^ekher ins-
besondere die Frage dti lltimf^llsrechiei
erörtert und hervorgeimben wurde, dass die
österreichische Gesetz^cbuDj^ dermalen onr
ein Heimfallsrecht an den Stnat kenne. Das
Comit^ hat über diesem Referat einen Bn-
schlttss in dieser Sitzung nicht ^efa^<tt und
soll erst demnächst mic der mcninrichen
Berathung der einzelnen l'r^jjecie Ifcgonneti
werden. Diese officiclie Verl aut bar ung ver-
dient jedoch einen kle.nen Commctiiar. Wie
aus uoseren früheren iJenditei^ bekannt ist,
war dem Wiener Ma^i^^trate die Mission
übertragen worden, eich über dit Recht k-
verhältnisse zu informiren, wie tie in ao deren
280
I
Städten und Ländern, wo el^triscfae
Strassenbahoen bestehen, geübt werdep, und
sich ' namentlich auch über da3 Heimfalls-
recht, wie es anderwärts In Oehnng ist, zn
oriontiren. Der Magistrat war schon beauf-
tragt, über diese seine W^dimehmnngen an
das yom Stadtrath eingesetzte elektrische
Comild zu berichten. ' Der Wiener Magistrat
hat sich aber- merkwürdiger Weise seine
Aufgabe sehr vereinfacht Diese amtliche
Stelle beschränkte sich darauf, nur diejenigen
Bestimmungen zusammenzustellen, welche
bei ioländischen, d. h. spedell österreichischen
elektrischen «Strassenbahnen geltend sind.
Bisher existiren aber leider in Oesterreich,
d. i. in den im Reichsrathe vertretenen
Königreichen und Ländern nur zwei mit
elektrischer Kraft betriebene Bahnen, und
iEwar die eine von MÖdling in die Hinter-
brtthl, nnd die andere, die Kfi2{k*scbe
Bahn, in Prag. Bei bestem Willen kann
wohl die Bew^tigung einer solchen Aufgabe
nicht als eine allzu schwere un^ besonders
änerkennenswerthe bezeichnet werden. Was
nun den meritorischen Inhalt der für dit
beiden genannten österreichischen elektrischen
Bahnen geltenden Heimfallsbestimmungen
anbelangt, so fällt das Heimfallsreeht für
diese Bahoeo, die nicht auf städtischem
Gemeindegebiete geführt sind, coocessions-
mässig dem Staate zu. Das Beispiel dieser
beiden Bahnen ist aber keineswegs geeignet,
die Frage der Lösung näher zu bringen,
wie sich das Rechtsverhältniss für eine elek-
trische Bahn zu stellen hat, die innerhalb
und auf städtischem Gemeindegebiete und
speciell innerhalb der Stadt Wien erbaut
wird. Der Wiener Magistrat vertritt die
Aoschauung, dass das Heimfallsrecht für
eine solche Bahn einzig und allein nur der
Stadtgemeinde zufallen köooe, nachdem das
Eigenthumsrecht an dem städtischen Grund
und Boden und somit auch das Verfügung»-
Tccht über denselben ausschliesslich der Ge-
rn £ in de zusteht, und diese Rechte derselben
nucti kraft gerichtlicher Entscheidung zuer-
kanut worden sind. Diese Auffassung hat
ihatüiichlich sehr viel für sich. Bei solchen
I^c^hnen, welche auf privatem, d. h. städtischer
ndcr staatlicher Verfügung nicht unmittelbar
unterworfenen Grund und Boden errichtet
werden, ist das Bahnunternehmen bemttssigt,
iMT Schaffung seiner Bahn den notbwendigen
Gruod und Boden in's Eigenthum zu er-
werben^ Hat sich dann der Staat concessions-
müssig den Heimfall der Bahnlinie ausbe-
Uungcn, so fällt das Gesammteigenthum
ftD *1iesep Bahn dem Staate zu. Bei Bahnen
hingej^eo, die, wie Stadtbahnen und speciell
Jen« für Wien, für ihre Linien nicht das
Ei^cnthum an den zu befahrenden Strassen-
|f>e-IeQ erwerben können, sonderu {>los die
Ueiuiizung dieser Grundtheile von dem
(iTtindeigenthümer, d. i. von Seite der Stadt-
gtfnrndinde, gestattet erhalten, könnte, wenn
flsi^ Heimfallsreeht zu Gunsten des Staates
l^ennsprucht wird, ofienbar nicht die ge-
^mmmrc Bahn an den Staat als Heimfalls-
tie rechtigten übergehen, sondern zweifellos
nur jepe EestandtheUe derse^en, über
welche das Bahnuntemehmen selbft kraft
seines Eigenthumsrechtes unbeschränkt ver-
fügen kann. Bei elektrischen Stadtbahnen
«nd speciell bei solchen in Wien erhadteA
die Unternehmer nicht das Eigenthomsrecht^
sondern nur das Benützungsrecht an den
Strassen und können dieses BenüUiugsrecht
nur auf eine gewi^ ZdtdauM: erwerben.
Niemand kann auf einen Anderen mehr
Rechte übertragen, als er selbst besitzt. Es
kann also bei Bahnen innerhalb eines Stadt-
gebietes, und insolange das Eigenthumsrecht
an dem Grund iiad Boden der Stadt, nnd
nur das Benutzungsrecht dem Unternehmer
zusteht, von einem Heimfallsrechte zu
Gunsten des Staates in jenem Sinne, wie «i
bei grossen EUsenbahnen vorkommt, nicht
die Rede sein. Etwas Anderes wäre es,
wenn der Staat eine Expropriation zn
Gunsten des Bahnuntemebmens gegenüber
den Stadtgemeinden schaffen würde, auf
Grund deren die Gemeinde verpflichtet wäre,
einem Localbahn-Untemehmen den erforder-
lichen im Eigenthume der Stadt stehenden
Grund und Boden abzulassen, bezw. in*s
Eigenthum zu überantworten. Dann würde
der Unternehmer auch das Eigenthum an
dem ihm unter den jetzigen Verhältnissen
nur zur Benützung überlassenen Grund und
Boden erwerben, und es stünde kein recht-
licher Hinderungsgruod entgegen, ein voll-
giltiges und vollwirksames Heimfallsreeht an
solchen Bahnen zu Gunsten des Staates zu
stipuliren. Unter allen Umständen darf man
mit besonderem Interesse dessen gewärtig
sein, welchen Standpunkt die Regierung in
dieser Frage, deren richtige Lösung nur die
Eatwickelung des Stadtbahnwesens befördern
kann, einnehmen wird.
Es dürfte hier am Platze sein, der
verschiedenen Projecte au gedenken, welche
bereits über die elektrischen Localbahnen in
Wien verfasst wurden. Da haben wir jenes
der Anglo-Oesterreichischen -Bank,
welche im Vereine mit der Firma Siemens &
Halske, sowie der Allgemeinen Oesterreichi-
schen Elektricitäts-Gesellschaft eine Gesell-
schaft in's Leben zu rufen plant, die nach
dem Muster der elektrischen Stadtbahn in
Budapest Eisenbahnlinien mit elektrischem
Betriebe herstellen soll. Die Details über
den Ausbau der diesfälligen Linien haben
wir im Heft VI 1893, S. 137 gebracht.
Die Erste Oesterreichische Elektri«
citäts-Gesellschaft hat bereits in der
ersten Hälfte des Jahres 1893 ^^ Project
ausgearbeitet, dessen wir im Heft XX III
1S93, S. 566 erwähnten. Die Länderbank
hat sich auch mit den Wiener Verkehrs-
fragen sehr angelegentlich befasst, nnd ver-
weisen wir auf unsere diesbezüglichen
Mittheiiungen in den Heften VI 1894,
S. 174 und VII 1894, S. 193. Das Project
des Stadtbau • Inspectors Feldmann in
Köln a. Rh., welcties bei der Ausschreibung
der Concurrenz für die Lagerpläne der
Stadt Wien prämiirt wurden. T>Uiit,häii«F«nde
Bahnen für Wien (Heft
281
Allgemeine Elektricitäts- Gesell-
schaft in Berlin hat die Bewilligung cor
Vornahme technischer Vorarbeiten für unsere
Stadtbahnlinien erhalten, worüber wir in
den Heften XVUI 1893, S. 448 und XXI
1S93, S- 51S Näheret bekannt gaben. Nach
den neuesten Mittbeilungen, die uns hierüber
zukommen, umfassen diese technischen Vor*
arbeiten für die in dem gesetzlich genehmigten
Programm für die Verkehrsanlagen in Wien
angeführten Localbahnen nachfolgende, als
Untergrundbahnen herzustellende Local-
bahnen mit elektrischem Betriebe : i. Eine
Verlängerung der von der Elisabethbrücke
ausgehenden und zur Ferdinandsbrücke
führenden Durchmesserlioie, und zwar einer-
seits unter der Wiedener Hauptstrasse und
der Favoritenstrasse zum Südbahnhof, anderer-
seits von der Ferdinandsbrücke unter
der Praterstrasse, Nordbahnstrasse und
Taborstrasse zur Ferdinandsbrücke zurück ;
2. eine von der Elisabethbrücke ausgehende
Abzweigung der sub i bezeichneten Durch*
messerlinie unter der Wienstrasse, dem Ge-
treidemarkte, der Mariahilfer- und Schön-
bnmnerstrasse bis zum Westbahnhof; 3. eine
Verlängerung der yom Schottenring aus-
gehenden und zur Station Hauptzollamt
führenden Darchmesserlinie unter der Land-
strasser Hauptstrasse bis zur Artillerie-
Kaserne; 4. eine yon der Donancanallinle
nttchst der Augartenbrücke abzweigende,
unter der Berggasse, Schwarzspanierstrasse,
Landesgerichtsstrasse, Auerspergstrasse und
Museumstrasse führende und bei der Babeu-
bergerstrasse in die sub 2 bezeichnete Linie
einmündende Transversalbahn, und 5. eine
yon der sub 4 beschriebenen Linie nächst
dem Deutschen Volkstheater ausgehende
Abzweigung unter der Burggasse bis zum
Anschlüsse an die Haltestelle der Gürtelbahn
im 16. Bezirke mit eventueller Fortsetzung
bis zur Station Ottakring der Vorortelinie
der Wiener Stadtbahn.
Von den beiden Tramway-Gesell-
schaften, welche ebenfalls die Ein-
führung des elektrischen Betriebes auf ihren
Linien studiren, wollen wir hier nur nebenbei
sprechen.
An Projecten ist kein Mangel! Wenn
es aber mit der thatsächlichen Ausführung
so fortgeht wie bisher, werden wir Wiener
eher mit dem Wellner'schen Luftschiffe als
mit einer elektrischen Bahn weiterkommen.
Centralstationen in Oesterreich.
Der rührige Markt Feldkirchen in
Kärnten wird mit einer elektrischen
Centrale für 500 gleichzeitige brennende
Lampen versehen. Der Betrieb erfolgt durch
zwei Centralen, welche auf ein gemein-
schaftliches Netz arbeiten. Jede dieser Cen-
trale besitzt eine Turbine k 25 EP; die Ent-
fernung der Stationen von einander beträgt
drca 800 fit, die Ausführung geschieht durch
B.Egger&Co., Wie n— B n d a p e s t.
Eine kleine, aber interessante Station
errichtet die genannte Firma soeben im
reizend gelegenen Cnrorte Mittewald an
der Dran bei Villach.
Dortselbst werden die diversen Cur-Eta-
blissements elektrisch beleuchtet und wird
die dazu nöthige Kraft von einer Hochdruck-
tnrbine geliefert, welche mit einem nutz-
baren Gefälle von 250 m arbeitet und mit
einer Dynamomaschine von 900 T. pr. M«
direct gekuppelt ist.
Die Firma B. Egger & Co., Wien —
Budapest, welche eben die hier schon
seinerzeit besprochene elektrische Bahn in
G m u n d e n baut, ist von derselben Unter-
nehmung, welcher diese Bahn gehört, auch
die Beleuchtung der verschiedenen Hotels
und Villen am Fusse des Schafberges, des
österreichischen Rigi, übertragen worden.
Da längs der 6*5 km langen Trace der
Schafbergbahn auch einige Bogenlampen zur
Aufstellung gelangen, wird diese Anlage der-
art ausgeführt, dass die Centralstation, am
Bergabhaoge gelegen, mit einer eigenen
Glühlichtmaschine das untere Hotel be-
leuchtet, während eine Spannungsmaschine
mit 10 Amp. constanter Stromstärke die
Bogenlampen in Hintereinanderschaltung
speist. Die Regulirnng dieser Maschine er-
folgt vollkommen automatisch.
Nachrichten aus Ungarn.
Erweiterung des Kabelnetxes in Buda-
pest.
Wie man uns mittheilt, werden die
Elektricitäts-Gesellschaften im Laufe dieses
Jahres in folgenden Gassen Kabel für
elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung
legen : Franz Jos^»**»«-nii»i Müller-, Serben-,
S^tnär-, ^ ' , Donau-,
Dachsen-, ' 'le-, Neu-
Htlt*, Gren . Leo-
Hter-,
Waag-, Bdla-, Zrinyigasse, Szdchdnyiplatz,
Jäger-, Mond-, Woll-, Morgen-, Promenade-,
SiÄ:hdnyi-, Marko-, Alkotmäny-, Kälmän-,
Kohäry-, Szalay-, Klotilde-, Solyömgasse,
Leopoldring, Neupesterquai, Wahrmann-,
Opernhaus-, Podmaniczky-, Grosse Feld-,
Schiffmanns-, Fabriken-, Rdvay-, L&zär-,
Alt-, Neu-, Dessewffy-, Ritter-, David-,
Böller-. Szondy-, Eötvös-, Csengery-, Vörös-
*1U», Rosen-, Herren-, Kem-
-, Szabolcs-, Bajnok-, Dahiok-,
21
282
Bajxa-, Epreskert-, Bülyovszky-, Grosse
Johannes-, Lendvay-, Ddlibäb-, Kmely- and
Königsgasse (vom' Ring hinaus), Obere
Waldzeile, Stadtwäldchen - Allee and Arena-
strasse. Trommel-, WesseMnyi-, Tabak-,
Eisen«, Akazien-, Rottenbiller-, Damjanicb-,
Barcsay-, Erzherzog Alexander-, Masenm-,
Szenkirätyi-, Gemsen-, Perlhuhn-, Rökk*«
Volkstheater-, Joseph-, Baross-, Markthalle-,
Stern-, Lönyai-, Pfeifen-, Löwen-, Közteiek-,
.Soroksdrer- und Kinizsygasse, Almäs»y- und
Maria Theresiaplatz, Franzensring und Uellöer-
^trasse vom Ring bis zum Ladoviceam.
Elektrische Beleuchtungen.
Die elektrische Beleachtung
In Warasdin, von welcher wir bereits
im Hefte VI d. J. Seite 175 berichteten,
wird demnächst in Angriff genommen. Die
Nachbarstadt Warasdins, Cfäkathnm, besitzt
bereits seit mehreren Monaten diese Be-
leuchtung.
Die BergsUdt G ö 1 1 n i t z (Comitat
Zips) erhält gegenwärtig eine elektrische
Ccntralstation, welche circa 800 Lampen
gleichzeitig za speisen im Stande sein wird.
Eine eigene Dynamomaschine für 30 EF
wird in dieser Centrale zur Kraftabgabe an
Motoren für Industrieswecke aufgestellt.
Die Herstellung der Anlage erfolgt
durch die Firma B. Egger &Co. in
•Wie n — B u d a p e s t.
Die GranthalerZuckerfabrik
in Oroszka wird gegenwärtig mit einer
ungewöhnlich grossen Beleuchtungsanlage
durch die Firma B. Egger & Co. Wien —
Budapest versehen.
Selbe umfasst 2 Dynamos & 36.000 Watt,
sowie eine kleinere Dynamo für Kraft-
abgabe.
Genannte Firma ist eben auch mit der
Lichtinstallation im Schlosse des serbischen
Patriarchen in Karlowitz beschäftigt.
Es kommen circa 200 Glühlampen mit
einer entsprechenden Accumulatorenbatterie
zur Anwendung.
Wie man aus Gran schreibt, soll diese
Stadt schon in nächster Zeit elektrische
Beleuchtung erhalten. Die G a n z'sche Ge-
sellschaft hat der Stadtbehörde den Antrag
gestellt, die Strassenbelenchtung fflr 5000 fl.
pro Jahr zu übernehmen, wenn die Ein-
wohnerschaft sich zum Bezüge von 10.000
Flammen zu 10 NK verpflichtet. Da das
Ofifert sehr günstig ist, dürfte dasselbe seitens
der Stadt acceptirt werden. Unter ähnlichen
Bedingungen hat auch die Stadt E r 1 a u
einen Vertrag mit der genannten Gesell-
schaft geschlossen.
Elektrische Kraftübertragungen.
Das königl. Bergwerk inAranyidka
bei K aschau (Comitat Abanj - Torna) wird
gegenwärtig mit einer interessanten elek-
trischen Förderanlsge versehen. Die Primär-
station erhält eine drca 30 HP Dynamo
von 500 Volt Spannung, welche von einer
Turbine betrieben wird. Die Secandärstation
ist hievon drca 1700 m entfernt und be-
steht aus eioer Dynamo, welche mittelst
Lederzahnrädertrieb die Fördermaschine be-
thätigt. Um alle Unregelmässigkeiten im
Gange der Turbine zu verhüten, ist ein
ausserordentlich präcise functionirender, von
der die Anlage ausführenden Firma
B. Egger&Co. in Wie n — B n d a p e st
patentirter elektrischer Regulator in An-
wendung, dessen ausführliche Beschrdbang
wir demnächst bringen werden.
Die Gntsverwaltnng 6 a b o 1 n a (Comitat
Komorn) erhält eine kleine elektrische
Kraftstation, um aus ihrem 400 m von der-
selben entfernten Brunnen das nöthige
Speisewasser für die gesammten Bedürfnisse
des landwirthschaftlichen Betriebes pumpen
zu können. Die Anlage wird von B. Egger & Co.
Wien—Budapest hergestellt«
Elektrische Untergrundbahn in Buda-
pest.*)
Die Bau-Commission der Stadt Budapest
hat sich in ihrer Sitzung vom 6. April 1. J.
mit der Angelegenheit der von der B n d a-
p ester Strassenbahn-Gesellschaft
und der Elektrischen Stadtbahn-
Gesellschaft gemeinschaftlich projec-
tirten Elektrischen Untergrnnd-
b a h n beschäftigt. Zunächst wurde in dieser
Berathung das Gutachten des hauptstädtischen
Ingenieuramtes entgegengenommen. Dieses
Gutachten spricht sich dahin aus, dass für
die Herstellung der Bahn weder technische
noch sonstige Schwierigkeiten bestehen. Die
Baukosten sind mit fl. 3,100.000 präliminirt,
wonach auf den Kilometer fl. 485.900 ent-
fallen. Wenn für die Concession eine Daaer
von 90 Jahren eingeräumt wird, entfallen
als Armortisation auf je i km Geleise Gulden
716*04, wonach die Untergrundbahn um
ca. 15O/0 theuerer zu stehen käme, als eine
im Niveau der Strasse angelegte Bahn. Nach
Ablauf dieser 90jährigen Concessionsdaner
hätte die gesammte Bahn nebst dem fundus
instructus in das freie Eigenthum der Ge-
meinde überzugehen. Das Ingenieuramt ge-
langt zu dem Schlüsse, dass die Gemeinde
in die Verhandlungen wegen Verwirklichung
dieses Projectes mit den Concessionswerbern
eintreten solle. Bei der innerhalb der Bau-
commission über dieses Gutachten sich ent-
wickelnden Debatte trat der Vertreter des
Bauamtes mit grosser Wärme für das Project
ein und erklärte, dass es sehr zu bedauern
wäre, wenn der Verwirklichung des Planes,
welcher die Entwicklung der Stadt Budapest
so ausserordentlich zu fördern geeignet ist,
Schwierigkeiten bereitet würden. Bei der
hierauf vorgenommenen Abstimmwiff wurde
der Antrag, für die Ertheilu^ kB
•) Vergl. Heft IV, 8. 9
283
einzatreten, mit stark überwiegender Mehr-
heit angenommeD.
Die Project- Angelegenheit wird nanmehr
unverzüglich der Finanz - Commission zu-
gewiesen mit dem Auftrage, den Gegenstand
raschestens in Verhandlung zu ziehen, damit
die elektrische Untergrundbahn, so wie es
beabsichtigt wird, bis zur Eröfifnung der
MUIenniumS'Ansstellnng fertiggestellt werden
könnte. — Aus derselben Sitzung ist als
interestantes Detail zu erwähnen , dass der
Plan der Berliner Accumulatoren-
Gcsellschaft, welche in Budapest, und
zwar in der Kaczynskigasse eine
Fabriksanlage herstellen wollte, abgelehnt
wurde. Sehr.
Am i8. April I. J. hat auch schon die
Finanzcommission des hauptstädtischen Magi-
strates die Angelegenheit des Baues der elek-
trischen Untergrundbahn in Budapest in Ver-
handlung gezogen, und wurden die von dem
Eisenbahncomitd empfohlenen Concessions-
Bedingungen, im grossen Ganzen unverändert
acceptirt.
Die elektrische Bahn in Remscheid.
Auf S. 424 ex 1893 haben wir über
diese elektrische Bahn kurz berichtet.
„Uhland^s Wochenschr.^ bringt nun über
diese interessante Anlage Näheres.
Wir haben gerade in letzter Zeit vielfach
über elektrische Strassenbnhnen aller Länder
berichtet. Es gehörten diese Bahnen zumeist
grossen, reichbevdlkerten Städten und Land-
strichen an, wo die Kosten derartiger An-
Ugen nicht so sehr in's Gewicht fallen und
der bedeutende Verkehr schon von Anfang
an eine gewisse Sicherheit für die Rentabilität
des Unternehmens bietet. Eine grosse Aus-
nahme hiervon macht die elektrische Strassen-
bahn in Remscheid, die sowohl ihrer techni-
schen Beschafifenheit als auch der zu bewäl-
tigenden, ausserordentlich schwierigen Boden-
verhältnisse ihrer Trace wegen eine geradezu
europäische Berühmtheit erlangt hat. Der
mit grosser Opferwilligkeit verbundene
lobenswerthe Gemeinsinn der Bürger von
Remscheid documentirt sich nicht allein in
der Uebemahme aller Verantwortung für das
Wagniss — von der Betriebs-Gesellschaft
wurde eine Garantie irgendwelcher Art
völlig abgelehnt — sondern auch in der
bedeutenden Capitalbetheiligung von Seiten
der wohlhabenden Fabrikanten und Ge-
schäftsleute, von denen überdies einzelne die
Reise nach Amerika unternahmen, um für
ihre Zwecke die dortigen elektrischen Bahnen
aufs genaueste zu studiren.
Das im Bunde mit seiner Schwesterstadt
Solingeo durch • seine Stahlindustrie seit alten
Zeiten weit und breit berühmte Remscheid
gehört, in Folge seiner vielleicht einzigen
Lage, zu den merkwürdigsten Städten ganz
Deutschlands. Es bildet nicht ein zusammen-
hängendes Ganzes, sondern ist über eine
Anzahl von Hügeln und Thälern verthetlt.
Die reizende Landschaft, von welcher sich
nur vereinzelt die strengeren Formen der
zerstreut liegenden Stadttheile und ver-
schiedener Gebäude-Complexe abheben, gibt
dem Ganzen, aus der Perspective gesehen,
das Aussehen eines riesigen Gartens. Allein
die grossen Fabriken stören in etwas dies
liebliche Bild. Dass aber eine solche sich
auf 3215 '
"'anläge, haupt-
' hügeligen
•^ für den
n kann,
und dass somit die ca. 45.000 Köpfe um-
fassende Einwohnerzahl rücksichtlich d6s
ausgiebigen Verkehrs in der. Stadt selbst be-
ständig mit grossen Schwierigkeiten zu.
kämpfen hatte, liegt auf der Handi Wie
gewaltig die Höhenunterschiede innerhalb
des Stadtgebietes sind, beweist, dass z. B.
der Stadttheil Morsbach auf 134m, dagegen
die .Bodenfläche am Wasserthurm auf 366 m
Seehöhe liegt ; der höchstgelegene und am
diebtesten bebaute Stadttheil liegt auf
340—350 m Seehöhe. Aehnlich sind die
Verhältnisse Überall. Die höchste Steigung
in der Trace der elektrischen Bahn be-
trägt io*6o/q, 1658 m liegen in Krümmungen
von 18 bis 400 m Durchmesser, und es be-
darf gar keiner Frage, dass bei derartig
ungünstigen Bodenverhältnissen ein Pferde-
oder auch nur Dampfbetrieb vollständig
ausgeschlossen war« Mit einer Capitalaulage
von 750.000 Mk. (Antheil der Stadt 2/5)
schritt man zum Bau der elektrischen Bahn.
Man Übertrug denselben der Union-
Ei e k t ri ci t äts- G e s ellsc ha ft in
Berlin, welche das in Amerika sehr ge-
bräuchliche Thompson-Houston-System für
die Elektromotoren und für die Drahtleitung
anwendet. Die Dampfmaschinen, System
Mc. Jutosh, Seymour & Co., sind Tandem-Com-
pound-Dampfmaschinen mit Cylinder-Durch-
messer von 330, bezw. 485 und 380 mm Hub.
Die Kraftstation ist mit zwei Steinmüller-
Röhrenkesseln versehen, welche bei 121 mS
8 Atm. Ueberdruck haben. Bei 235 Um-
drehungen in der Minute beträgt die regel-
mässige Leistung 160 indic. EK Eine dritte
gleiche, jedoch in Deutschland gefertigte,
Dynamomaschine dien£ als E^atz. Die
Dynamos, mit Riemen angetrieben, geben
bei 650 Umdrdeungen in der Minute eine
Leistung bis zu xoo Kilowatt für eine Be-
triebsspannung von 500 Volt. Höchst be-
zeichnend für ihre ausgezeichnete Arbeit ist
der Umstand, dass die Spannung von 500 Volt
kaum schwankt, obgleich die abgegebene
Strommenge von 20 — 30 bis zu nahe an
150 Ampere schwankt.
Die Elektromotoren der Wagen lieferte
die Gesellschaft Ludwig Löwe & Co.,
- die Waggonfabrik vormals H e r-
Co. in Cöln - Ehrcnfeld. Die
n sind das bemerken »wertheste
21*
284
am Betriebe der Bahn, sie bilden mit den
Achsen und Rädern das Untergestell der
Waiden nnd enthalten dicht verschlossene
Spulen, in welche der Strom durch Drähte,
die durch die Wand des Wagens gehen, ge-
leitet wird, und durch die von ihnen ver-
anlasste Umdrehung die Achsen der Wagen
in Bewegung setzen. Der Strom wird von
der Kraftstation einem in Haushohe ange-
brachten, auf Stahlmasten ruhenden Draht
mitgetheilt, mit welchem die Wagen durch
eine bewegliche Stange, die vom Dach des
Wagens in schräger Richtung sich erhebt,
in Verbindung gebracht werden. Die Bremsen,
deren jeder Wagen drei hat, wirken auf die
Stärke des Stromes und sind zum Theil
selbstthätig. Auch wenn der Strom versagt,
kann sofort gebremst werden. Der Strom
gibt nicht nur die Kraft für die Fortbewegung,
sondern auch für die Beleuchtung des Wagens
durch 5 Gltthlampen von je i6 Normalkerzen.
Die durchschnittliche Fahrgeschwindig-
keit wechselt, je nach Beschaffenheit der
Strecke, zwischen lO und 12 km pro Stunde.
Eine vierte Maschine von 160 JSP versorgt
Kleinbetriebe mit Kraft Die gesammte An-
lage geht in späteren Jahren contractllch in
den Besitz der Stadt über.
Die berühmte Nachbarstadt Remscheid*«,
Essen, deren Strassen ebenfalls, wenn auch
nicht in dem Maasse wie in Remscheid,
hügelig nnd verkehrsreich sind, besitzt eine
ähnliche elektrische Strassenbahn, doch ist
dieselbe keineswegs von solch' eminenter
technischer Bedeutung, wie die für fach-
männische Kreise als Mnsteranlage geltende
Remscheider Bergbahn mit Adhäsionsbetrieb.
Die letztere ist bereits von zahlreichen Fach-
Capacitäten des In- und Auslandes, ihrer
Merkwürdigkeit wegen, aufgesucht und be-
wundert worden.
Die elektrische Strassenbahn Aachen-Burtscheid.
Die Erkenntniss der hohen Bedeutung
des elektrischen Betriebes der Strassenbahnen
durch die Elektridtätswerke, welche die
Energie für Beleuchtung liefern, bricht sich
allenthalben mehr Bahn. In Hamburg be-
trägt der Consam der Strassenbahn be-
reits ein Viertel des Gesammtconsums und
auch Aachen hat beschlossen, die Strassen-
bahn elektrisch zu betreiben und den Strom
dem Elektricitätswerke, welche die Elek-
t r i c i t ä t s-A c t i e ng e I e 1 1 8 c h a f t V o r-
malsSchuckert&Co. Nürnberg
ausgefährt, zu entnehmen.
Die Länge der als erste in Betrieb
kommenden Linie beträgt circa 24 km. So-
bald wie vorgesehen die Vorortelinien eben-
falls hinzukommen, wird der Durchmesser
des Netzes 30 km betragen. Das bestehende
Geleise wird durch ein doppelgeleisiges er-
setzt werden. Das hügelige Terrain ist dem
Betrieb ungünstig, Steigungen von 5^ sind
häufig und die Maxinulsteigung beträgt 8 ^ .
Das System ist das oberirdische mit Rollen-
zuführung. Von den 34 Wagen werden
neunzehn Motoren von 15 PS, nm Anhänge-
Wagen mitnehmen zu können, die übrigen
solche von 10 P8 haben« Der gesammte
elektrische Theil wird von der oben ge-
nannten Elektricitäts • Actiengesellscfaaft aus-
geführt nnd zwar in ähnlicher Weise wie fflr
die bereits ausgeführte Bahn in Zwickau
und die ihrer baldigen Vollendung entgegen-
sehende Bahn von Baden-Vdslan.
Italienischer Gesetzentwurf für die Uebertragung der
trischen Energie auf grössere Entfernung.^)
elek-
Der Minister für Ackerbau, Industrie
nnd Handel, Boselli, hat am 12. März
dieses Jahres in der Deputiertenkammer
einen Gesetzentwurf, betreffend die Rege-
lung der elektrischen Kraftübertragung bei
Leitung derselben durch fremdes Eigenthum,
eingebracht.
In Folge der grossen Wichtigkeit dieser
Angelegenheit geben wir hier die daselbst
enthaltenen Artikel wieder.
Art. I. Jeder Eigenthfimer ist ver-
pflichtet, über seinen Grund und Boden
die ober- und unterirdischen elektrischen
Leitungen gehen zu lassen, wenn dieselben
von einer Person, die entweder permanent
oder auch nur temporär das Recht hat, sie
für industrielle Zwecke zu benützen, ausge-
führt werden.
Von dieser Verpflichtung sind die
Häuser — ausgenommen die Fagaden an
öff^entlichen Strassen und Plätzen — die da-
zugehörigen Hofräume, Gärten nnd Wiesen
befreit.
Art. 2. Derjenige, welcher die Leitung
durch fremdes Eigenthum anspricht, muss
alle jene nothwendigen Vorkehrungen treffen,
die geeignet sind, jedwede Gefahr für die
persönliche Sicherheit abzuwenden. Er kann
*) Nach „L'Elettrioisto" 6. 1894. — Der E 1 ek-
troteohn i «che Vsr ein in Wien hat be-
reits im Jahre 189S von einem hieea berofenen
Comit^ sa dieser wichtigen xingelegenh^t Stellnnir
genommen und den Bntwort einet^E nteignungi-
QesetseSKnmZweokederHeratellang
und des Betriebes ron elektrischen
Leitnngsanlagon" fflrOesterreich ans-
gearbeitet, welches alle einschlftgigen Fragen in
nmfassendster Weise behandelt. Wie schon im
Protokolle über die XII. ordentliche Qeneralver-
sammlQug, Heft IX Seite 234 , berichtet wurde, hat
der Beiobsraths -Abgeordnete, Herr Hofrath Prof.
Dr. E X Q e r die Gute gehabt, diesen Owets - Xnt-
wurf im Abgeordnetenhause einxabringea und
werden wir nicht rerfehlen, nassre Leser ]
im Laofenden sa erhalten. D« 1^
285
anch dazu verhalten werden, etwaige vom
Eigen thömer bereits für diesen Zweck anf-
geführte Vorrichtungen zn benützen, indem
er demselben eine Entschädigung für die
bestehende Anlage gewährt und auch an den
daraus erwachsenden Erhaltungskosten par-
ticipirt.
Art. 3. Die Führung einer Leitung
moss anch über Canäle, Aquäducte und
anderweitige, für verschiedene Zwecke dien-
liche Bauwerke gestattet werden, vorausge-
^tit, dass dem Eigenthümer hiedurch kein
wie immer gearteter Schaden zugefügt wird.
Art. 4. Falls beim Ausftlhren einer
elektrischen Leitung öffentliche Strassen,
Flüsse oder Bäche übersetzt, oder die an
öffentlichen Wegen und Plätzen gelegenen
Fagaden der Häuser benützt werden müssen,
sind die speciellen Gesetze Über Strassen-
ond Wasserbauten, sowie die Vorschriften
der competenten Behörden strengstens zu
befolgen.
Art. 5. Derjenige, welcher die elek-
trischen Leitungen über fremdes Eigenthnm
führen will, muss den Beweis erbringen,
Aber dieselben jederzeit verfügen und deren
tfidnstriellen Werth und Vortheilhaftigkeit
feststellen zu können. Gleichzeitig muss er
nachweisen, dass der beanspruchte Durch-
gang nnd dessen Ausführungsweise die vor-
iheilhafteste nnd am wenigsten nachtheilige
für das betrefiende Eigenthum ist, wobei
anf die Beschaffenheit des angrenzenden
feigenthums und auf die Verkehrs- und Orts-
eigcnthümlichkeiten gebührende Rücksicht
genommen werden muss.
Art. 6. Bevor die Ausführung einer
solchen Leitung in Angriff genommen wird, muss
der Unternehmer den Eigenthümer für die
Werthsverminderung des Eigenthums, welchem
das Servitut auferlegt werden soll, ent-
schädigen, da diese Verminderung eben
durch Auferlegung dieser Zwangspflicht be-
dingt ist. Hiebei wird das Eigenthum mit
Bezug auf seinen thatsächlichen Zustand,
nebst einem Zuschlage von einem Fünftel
und ohne Abzug für eine auf ihm immer
haftende Belastung bewerthet.
Dem Eigenthümer sind überdies sowohl
die unmittelbaren, als auch die durch die
Benützung seines Efgenthnms oder aus einer
anderen Verschlechterung erwachsenden
Schäden zu ersetzen, und die mit der Ueber-
wachung und Instandhaltung der elektrischen
Leitung verbundenen Auslagen zu vergüten.
Art. 7. Wo die Errichtung einer Leitung
für nicht länger als 9 Jahre beansprucht
wird, wird der Eigenthums werth auf die
Hälfte reducirt. Nach Verlauf dieser Frist
muss das Eigenthnm auf Kosten des Con-
cessionärs wieder in seinen ursprünglichen
Zustand versetzt werden.
Der Besitzer einer temporären Concession
für eine elektrische Leitung kann vor Ab-
lauf dieser Frist durch Nachsahlung der
anderen Hälfte nebst gesetzlichen Zinsen,
vom Tage der Errichtung an gerechnet, eine
permanente erlangen.
Sobald jedoch der erste Termin verstrichen
ist, kann die für die temporäre Concession
geleistete Zahlung nicht mehr berücksichtigt
werden.
Art. 8. Der Eigenthümer der elek-
trischen Leitung muss jederzeit von den
gesetzlichen Bestimmungen und speciellen
Verordnungen über das Material unter-
richtet sein und jene Normen, welche für
die Regelung des Telegraphen- und Telephon-
verkehres aufgestellt sind, genau einhalten.
St.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetbeilt vom Technischen- und Patentbnrean, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, L Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben acht Wooben aar Einaiobtnabme OffentUob ausgelegt. Kaeh | S4 dee
Patani-Oeeetaei kann Innerhalb dieser Zeit Blnspraoh gegen die Anmeldung wegen Mangel der' Neuheit
oder widerreohtlidier Entnahme erhoben werden. Dae obige Bureau beaoigt Äbsohriflen der Anmeldungen
und übernimmt die Vertretung in allen Bintprochs-Angelegenheiten.
Claaae
21. F. 7 131. Elektrodenplatte für Sammler-
batterien. — E, Franke in Berlin.
„ W. 9649. Femsprech • Empfänger. —
JtU, H, West in Friedenau b. Berlin.
„ Z. 1826. Elektrische Glühlampen mit
Ersatsgltthfäden. — A. Zobel in München.
20, V. 2084. Spannvorrichtung für Doppel-
drahtzfige. — Vögele in Mannheim.
21. M. 9679. Elektrische Maschine mit
Classe
cylinderförmigem Magnet - Gestell. —
Th, Marcher in Dresden.
21. M. 10.482. Voltametrischer Strommesser.
— B. Münaherg in Berlin.
„ S. 7243. Galvanisches Element. — 5. jSku-
hert in Berlin.
20. J. 10 r. Leitungskupplung für Lichtlei-
tungen auf Bahnzügen. — Pa$eual Ytoi»
mendi in Bilbao.
LITERATUR.
Grundriss der Elektrotechnik von
Heinrich Kratzert, Wien. Für den prak-
tischen Gebrauch, für Stndierend» der Elektro-
techaik und mm Seih» . I. Theil.
^ ' laschinen
und Motoren sammt einer Einleitung über
allgemeine Elektricittttslehre. Mit 278 Ab-
bildungen. Preis fl. 3.60 ö. W. Im Verlage
von Franz D e u t i c k e, Leipzig und
Wien.
286
Auf den ersten 41 Seiten enthält das
Bnch eine Einleitung über allgen^eine Elek-
tricitätslehre, welche den Zweck hat, An-
fänger für das Studium des folgenden Gegen-
standes vorzubereiten. Diese Einleitung gibt
die wesentlichsten Lehren ans den Gebieten
der Elektricität und des Magnetismus aus-
zugsweise insoweit wieder, als dieselben eine
besondere praktische Nutzanwendung finden.
Da die theoretischen Lehren den praktischen
Verwendungen derselben gegenübergestellt
sind, gibt dieae Einleitung eine kurzgefasste
Uebersicht über das gesammte Gebiet der
modernen Elektrotechnik.
Die Seiten 42 bis 65 umfassen die
elektrischen Moasse. Das I. Capitel der
Maasse hat die praktischen elektrischen, das
IL Capitel die theoretischen physikalischen
Maasse zum Gegenstande. Das letztere Capitel
ist nur für einen engeren Leserkreis be-
stimmt.
Die Seiten 66 bis 122 bringen die für
praktische Zwecke wichtigsten elektrischen
Messmethoden und Instrumente. Berück-
sichtigt sind die wichtigsten technischen und
die in der elektrotechnischen Industrie ge-
bräuchlichsten Instrumente, über welche der
Verfasser auch eigene Erfahrungen wiedergibt.
Die Seiten 113 bis 280 behandeln die
elektrischen Maschinen und Motoren. Der
Verfasser geht von den magnetelektrischen
Maschinen aus und beschreibt die Bestand-
theile, die Schaltung und Regelung, die Zu-
sammenschaltung , die Construction , die
Theorie, die Berechnung; und ausgeführte
Maschinen und Motoren gemeinsam.
Auch dieser Abschnitt enthält einige
eigene Regeln und einfache Darstellungs-
weisen, die der Verfasser zum Theile schon
früher in Fachzeitschriften veröffentlicht hat.
Diesbezüglich sei besonders die auf Seite 121
erklärte Stromrichtungsregel hervorgehoben,
vermittelst welcher man in der Lage ist, die
Stromrichtung in .den Indnctoren der elek-
trischen Maschinen und Motoren augenblick-
lich anzugeben.
Die Berechnung der Dynamo und Mo-
toren erscheint in dreifacher Weise gelöst.
Zunächst enthält eine Tabelle sämmtliche An-
gaben über von dem Verfasser ausgeführte
Maschinen, dann wird eine Reihe prakti-
scher Regeln angegeben, welche zur Be-
rechnung der Maschinen und Motoren dienen
und endlich folgt das wichtigste ans der
Theorie der Berechnung elektrischer Mm-
schinen und Motoren, sowie deren An-
wendung auf gegebene Maschinen.
Die Seiten 281 bis 288 enthalten die
in der elektrotechnischen Praxis zumeist ver-
wendbaren Tabellen, die Seiten 289 bis 298
das Namens- und Inhaltsverzeichniss.
Da in die vorliegende Arbeit anch die
theoretischen, physikalischen Maasse und die
wichtigsten Lehren aus der Theorie des
Wechselstromes und der Berechnung der
Dynamo und Motoren aufgenommen worden,
kann dieselbe nicht nur elektrotechnischen
Monteuren und Elektrotechnikern, sondern
auch Studierenden der Elektrotechnik nnd
angehenden Ingenieuren gute Dienste leisten.
Das ganze Buch zeichnet sich durch
eine leicht fassliche Darstellung aus; es ent-
hält zahlreiche Angaben, Beispiele, R^eln
nnd Versuchsresultate des Verfassers und be-
fähigt zur Lösung der in der elektro-
technischen Industrie zumeist vorkommoiden
Aufgaben aus den behandelten Disdplinen.
Wir können diese Arbeit, die ans der
Feder eines Praktikers stammt, der seit
mehreren Jahren zugleich als Lehrer der
Elektrotechnik thätig ist, bestens empfehlen.
Klektrlcltätswerk für die Stadt
Nürnberg. Aufgestellt von Oscar v. Miller
in München. 1894. Hergestellt von der
U. E. Sebald'schen Buchdruckerei und von
der C. Schmidtner'schen Kunstanstalt. Verlsig :
Heerdegen-Barbeck, Bncbhandlnng,
Nürnberg.
Eine sehr interessante und instmctive
Arbeit. 5 Beilagen, a) Plan der Stadt Nürn-
berg; b) Leitungsplan für das ElektricitfitS-
werk; c) Schaltungs- und Vertheilangs-
schemata ; (£) Wechselstrom-Maschinenanlage ;
e) Gleichstromanlage mit Wechselstcom-
Gleichstrom-Umformer.
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal- Nachricht
f Jablochkow. Am Saratow au der
Wolga kommt die Nachricht von dem Tode
des durch die Erfindung der Wechselstromkerze
allgemein bekann teo, erst 46jährigen Elek-
trikers Pawel Nikolajewitsch Jablochkow.
Ursprünglich Telegraphist an der Moskau-
Kursker Bahn studierte er eifrig die Fort-
schritte der damals erwachenden Starkstrom-
technik, die ihn besonders fesselte. Voll
neuer Ideen in Bezug auf die Erzeugung
elektrischen Bogenlichts wandte er sich nach
Paris und London, wo er grösseres Vcr-
ständniss und bereitwilligeres Entgegen-
kommen fand, als in seinem Ueimatlande.
Durch die von ihm erfundene sogenannte
Jablochkow-Kerze wurde im Jahre 1877 zum
ersten Male die Möglichkeit geschaffen,
mehrere Lichtbogen im gleichen Strom-
kreise zu betreiben. Wenn auch diese
Methode, welche nur für Wechselstrom
brauchbar war, durch die Erfindung der
Differentiallampe in den Hintergrund ge-
drängt wurde, so bleibt Jablochkow doch
das unbestrittene Verdienst, als Erster ein
erstaunlich einfaches Verfahren zur Hinter-
einanderschaltung von Bogenlichtern ange*
geben zu haben. Die ersten elektrischen
Li chtanlagen mit mehreren Bogenlichtern
si nd sämmtlich nach dem System J a b 1 o c h-
287
k o w ausgeführt worden. Die erste Anlage
dieser Art in Deutschland ist unseres
Wissens in den Strassen Hannovers errichtet
worden. Die rweite Installation war wohl
die im Mosellasaale in Chemnitz, beide
kamen im Jahre 1879 in Betrieb.
Der Verband der Elektrotechniker
Deutschlands*) gibt Folgendes bekannt:
Die zweite Jahresversammlung des Ver-
bandes der Elektrotechniker Deutschlands
findet vom 8. Juni 1. J. an in Leipzig statt.
Die vorläufige Tagesordnung ist:
Donnerstag, den 7. Juni. Ausschnss-
Sitzung. Abends 8 Uhr Begrttssung im
„H6tel Pologne«.
Freitag, den 8. Juni. Geschäftliche Be-
rathungen im Blauen Saal des Krystall-
palastes. Matin^ im neuen Concert-
haus (Gewandhaus). Vorträge. Garten-
fest.
Samstag, den 9. Juni. Geschäftliche Be-
rathungen. Vorträge. Festmahl. Musik-
Aufführungen in der Alberthalle.
Commers.
Erforderlichen Falls werden die Be-
rathungen am
Sonntag, den 10. Juni fortgesetzt.
Die vollständige Tagesordnung für Ver-
handlungen und Vorträge wird in etwa
14 Tagen erfolgen. Anmeldungen hiefttr
werden bei der GeschäftssteUe des Verbandes,
Berlin NW., Schiffbauer dämm 22, entgegen
genommen.
Da gemäss § 4 der Satzungen die Auf-
nahme neuer Mitglieder erst nach Anhörung
des Ausschusses erfolgen kann, so können
Meldungen zur Aufnahme in den Verband
vor der diesjährigen Jahresversammlung nur
dann Berficksichtiguog finden, wenn die-
selben spätestens bis zum 3. Juni bei der
Geschäftsstelle eingegangen sind.
Elektrische Bahn in Baden bei
Wien. Ueber dieser nach so viel
Schwierigkeiten in^s Leben gerufenen elek-
trischen Bahn scheint ein eigenes Missgeschick
zu walten. Die Bahntrace ist bereits fertig-
gestellt und sollte mit Beginn der Cursaison,
das ist am i. Mai 1. J. dem Betriebe mit
elektrischer Kraft übergeben werden. In
der am 17. April I. J. abgehaltenen Ge-
meindeausschuss-Sitzung von Baden referirte
aber Gemeinderath Dr. Hörn Über die
letzte commissionelle Begehung der Trace
Baden-Helenenthal und constattrte, dass an
mehreren Stellen das Schienengeleise um
s/4 fn zu weit in die Strasse gerückt wurde,
welcher Umstand den Passageverkehr, nament-
lich mit Fuhrwerken, behindern würde. Dem-
zufolge beschloss der Gemeindeausschuss, den
Betrieb der Bahn statt mit Elektricität vor-
läufig auch weiterhin mit Pferden zu führen
und die Um- bezw. Verlegung des Geleises
mit Schluss der Saison (die Ende October
*) Vergl. Heft V, S. 117 und XXI S. 609
«X 1898 und Heft IX, S. 268 1894. D. B.
eintritt) zu veranlassen. Auf diese Weise
wird der elektrische Betrieb der Bahn
bestenfalls erst im kommenden Jahre inau-
gurirt werden können. Wann endlich wird
die elektrische Bahn in Baden zur Ruhe
oder besser in Bewegung kommen können ?
Elektrische Beleuchtung In Znalm.
Der dortige Gemeindeausschuss hat in seiner
am I. April 1. J. stattgehabten Sitzung be-
schlossen, die Herstellung eines städtischen
Elektridtätswerkes, worüber wir bereits im
Heft 16, 1893, S. 392 berichteten, der Firma
Siemens & Halske in Wien zu über-
tragen.
Elektrische Beleuchtung In Wams-
dorf. Die Firma Siemens & Halske
in Wien strebt die Errichtung einer Central-
station für elektrische Beleuchtung in Wams-
dorf an, was von einem grossen Theile der
Bevölkerung sehr sympatisch begrüsst wird.
Trotzdem eine ziemliche Anzahl von Fabriks-
Etablissements eigene elektrische Beleuchtungs-
Anlagen besitzen, dürfte sich doch eine
grosse Zahl von Reflectanten finden. Da der
Contract mit der Gasanstalt in naher Zeit
abläuft, rechnen die Unternehmer auf die
Strassen beleuchtung. Die Brennstnnde soll
für eine Glühlampe von 16 Kerzen mit 2 kr.
berechnet werden. Abgesehen von der
öffentlichen und privaten elektrischen Be-
leuchtung wäre die Errichtung einer elek-
trischen Centralstation auch für die Kraft-
Übertragung von hohem Werthe.
Elektrische Beleuchtung in
Schmranenstadt. Die bereiu seit Jahren
unumgänglich nothwendige Herstellung einer
Wasserleitung soll demnächst gleichzeitig
mit einer elektrischen Beleuchtungs-Anlage
in Angriff genommen werden. Die Firmen
Siemens &Halske, Ganz&Comp.
in Wien, sowie die Firma O e r 1 i k o n bei
Zürich sind mit Ausarbeitung von Kosten-
anschlägen für die elektrische Anlage betraut
worden.
Die elektrische Strassenbahn In
Zivlckau wurde am 13. v. M. probeweise
in Betrieb gesetzt. Unter Führung einiger
Ingenieure vom Elektricitätswerk und der
bauausführenden Firma Elektricität s-
Actiengesellschaft vorm. Schuckert
& Co. zu Nürnberg durchfuhr der ge-
schmackvoll und sauber ausgeführte Motor-
wagen die ganze Strecke unter lebhafter
Betheiligung der Bürgerschaft zur allgemeinen
Zufriedenheit Namentlich erwies sich die
Ueberfahrt an der staattlicben Oberhohndorf-
Reinsdorfer Kohlen bahn als durchaus be-
triebsicher, da sie bei der im Stadtgebiet
zulässigen Fahrgeschwindigkeit ohne be-
sonders merkbare Stösse durchfahren werden
konnte. Es ist dies zur Verro«-' '
längeren, die Fahrordnung tti
enthalten an der betreffendf
stelle von grosser Bed^ntf- '-
288
von ca. 4 Percent in der Bahnhofstrasse
wnrde aoscandslos und leicht überwunden.
Die oberirdische Stromzuleitung bietet
mit ihren omamentalen Leitungsmasten und
möglichst sparsam vertheiltem Leitnngmaterial
einen vortheilhaften und keineswegs störenden
Eindruck. Der Gesammteindruck der Anlage
ist ein solcher, dass man der Stadt Zwickau
zu der modernen, den breiten Strassen und
freundlichen Plätzen ein grossstädtisches Ge-
präge verleihenden Strassenbahn in jeder
Beziehung Glück wünschen kann.
Elektrische Strassenbahn in Ulzn.
Der Firma S c h u c k e r t & Co. in Nürn-
berg ist auf 50 Jahre die Concession zum
Bau und Betrieb eines Elektricitätswerkes,
verbunden mit einer Strassenbahn^ ertheilt
worden. Die Linie soll die beiden Bahnhöfe
Ulm-Neu- Ulm verbinden und in Ulm die
Hanptstrassen der Alt- und Neustadt, sowie
das Neubauviertel im Osten berühren.
Die elektrische Strassenbahn in
Hamburg, welche in den ersten Tagen
des März eröffnet wurde, bewährt sich vor-
trefflich im Betrieb. Die mit oberirdischer
Contactieitung versehenen Wagen fassen
30 Passagiere, während die Fferdebahnwogen
nur 24 aufzunehmen vermochten und dabei
vollendet der elektrische Wagen die Rund-
fahrt um 8—10 Minuten früher. Welche Er-
sparniss der elektrische Betrieb der neuen
Linie mit sich bringt, ergibt der Umstand,
dass sofort 78 Pferde ausrangirt und zum
Verkaut gestellt werden konnten, für welche
also Futter- und Pflegekosten nicht mehr
aufzuwenden sind. Die zweite demnächst zu
eröffnende elektrische Linie wird ein Pferde-
material von 84 Stück und die dritte Linie,
die gleichfalls elektrisch eingerichtet wird,
eine gleiche Anzahl von Zugihieren entbehr-
lich machen.
Die elektrische Strassenbahn
Orbe-Chavomay (Schweiz) vrurde am
17. April 1. J., nachdem alle Bedingungen
der Concession erfüllt waren, dem Betriebe
übergeben. Diese Bahn hat oberirdische Zu-
leitung.
Der k. u. k. Gavallerie-Tele-
graphencurs zu Tulln. Da unserer
Cavallerie in neuester Zeit die jedenfalls
schwierige Aufgabe zugewiesen ist, als Führer
der aufmarschirenden Armeen zu wirken und
zu diesem Behufe eine rasche Uebermittlung
von Nachrichten die Hauptsache ist, so hat
sie die Elektricität in ihren Dienst gestellt.
Unsere Reiterofficiere haben sich] jetzt auch
zu fermen Telegraphisten ausgebildet. Zur
Erlernung der technischen und manuellen
Fertigkeiten ist ein achtmonatlicher Curs
unter Commando des Rittmeisters Freiherrn
von Franz des 6. Dragoner -Regiments
aufgestellt worden, der ca. 12 bis 15 Officiere
und 100 Unterofficiere der Linie und Land-
wehr-Cavallerie nmfasst. In welchem Maasse
die Bedeutung dieser Institution auch von
höchster Seite gewürdigt wird, dies zeigt sich
wohl am besten darin, das Se. k. u. k. Ho-
heit der Erzherzog Rainer als Ober-
Commandant der Landwehr die Gelegenheit
wahrgenommen hat, um diesen Cors bei
Anwesenheit des auf der Rückreise ans
Böhmen am 22. v. Mts. in Tulln eingetroffenen
k. k. Landwehr-Stabsoffieiers-Curses ein-
gehend zu besichtigen. Ueber diesen Besuch
wird Nachstehendes berichtet: Im Schul-
zimmer der Mannschafts-Abtheilung wurden
sämmtliche Ausrüstungs - Gegenstände und
Apparate gezeigt und bei dieser Gelegenheit
audi die commandirten Unteroffidere einer
theoretischen Prüfung unierzogen. En war
eine wahre Freude, die schlagfertigen Ant-
worten dieser aus allen möglichen Regimentern
stammenden Leute zu hören; wirklich ver-
blüffend war die Aufnahme der Depeschen
nur dem Gehöre nach. Sodann wurde die
Kabelleitung, welche von hier nach Wien
gebaut worden war, einer näheren Besichtigung
unterzogen. Auch hier zeigten sich sowohl
der Herr Erzherzog als auch alle anderen
Herren höchst befriedigt Über die Möglich-
keit einer guten mündlichen Verständigung.
Die Länge dieser Tnllner Kabelleitungen
betrug 33 km. Auf dem weiteren Rundgange
wurde noch eine an einer Staatsleitung an-
geschaltete phonische Station besucht. Hierauf
verliess man die Kaserne, um die an der
Ortslänge von Tulln errichteten optischen
Stationen zu besichtigen. Obwohl nun hier
das Wetter nicht besonders günstig war,
wurde doch eine Uebung veranschaulicht,
welche die Unterofficiere sowohl als schneidige
Cavalleristen, wie auch als vollkommen aus-
gebildete Telegraphisten zeigten. In der
kurzen Zeit von 25 Minuten war die Leitung
nach Judenau (6 km) zu Pferde ausgelegt
und zur Correspondenz fertig hergestellt.
Während der Zeit war auch eine kürzere
Strecke fertig gebatit worden und konnten
die beiden Linien ausgezeichnet benätzt
werden. Hiemit hatte die Besichtigung ihr
Ende erreicht. Se. k. u. k. Hoheit sprach
dem Commandanten und dem Lehrkörper
seine vollste Anerkennung über das Gesehene
und in so kurzer Zeit Geleistete aus. Dass
auch auch die Frequentanten des Landwehr-
Stabsofficiers-Curses des Lobes voll waren,
bedarf wohl keiner Erwähnung.
Unfall durcb £lektricität. In Cannes
hat sich am 29. März 1. J. ein ganz ähn-
licher Unglücksfall ereignet, wie jener, von
dem wir im Hefte VIII auf S. 232 aus Inns-
bruck gemeldet haben. Ein heftiger Sturm,
welcher an diesem Tage zu Cannes wüthete,
hatte einige Leitungen, die zur Vertheilung
der elektrischen Energie mittelst Wechsel-
stromes von 2400 V. dienten, zerrissen und
diese Drähte waren zur Erde gefallen. Ein
Kutscher, welcher einen solchen Leitungs-
draht aufheben wollte, wurde getödtet.
Hätte das Werk rechtzeitig den Betrieb
der Maschinen eingestellt, so würde der
Unglücksfall nicht vorgekommen sein.
Verantwortlicher Redaoteur : JOSEF KARBIS. — Selbstverlai; des Elektroteohnisohen Vereins.
In Commission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIfiS & Co. in Wien, Y., Strauasengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
XII. Jahrg.
I. Juni 1894.
Heft XI,
ABHANDLUNGEN.
Ein vereinfachtes Verfahren zur Berechnung der Strom-
yertheilung in Leitungsnetzen.
Von OTTO FRICK, New-York.
(Fortsetzoog.)
(Alle Becht« vorbehalten.)
Folgende Beispiele werden am ehesten den Leser mit der Methode
vertraut machen:
Beispiel i. Einfacher Fall.
In Fig. 3 ist:
Leitung i =BE: Länge = /j = 250 m ; Belastung = ij = 50 Amp.
„ 2 = CE: „ =72=2i07ii; „ z=zi^ = 4o „
S=zDE: „ =73=i20wi; „ ==ig = 3o „
Die Belastungen sind in der Mitte der Leitungen angenommen.
Durch Combiniren der Leitungen i \md 2 zu einer Leitung a und
V^erlegen der Belastungen i^ und ig nach Punkt E, erhält man den ein-
fachen Fall mit zwei Leitungen.
Sei 6 =
= 114-13771.
^^^' 1/ . SO A
Ji = -^^Xii = V2h = y=25 Amp.
'^2=77^X»2 = V2^ = Y = 20 Amp.
Ja = «^1 + «^2 = 25 + 20 Amp.
comb. Widerstand von a und 3, so ist
, a X Jq 114-13X120
58s m
./3=>^X^ = J^l- = .SAmp.
Jb = J, -f- J3 = 45 -f 1 5 = 60 Amp.
« + ^8 234-13
GD
290
Das System ist also durch eine Leitung 6 = 58*51» und eine am
Ende derselben wirkende Belastung Jb = 60 Amp. dargestellt.
Diese 60 Amp. werden zwischen a und /j vertheilt.
JbX6 60X58-5 3510
a 11413 IH'I3
3075
Zur Controle der Rechnung beachte man, dass
^3 + -^a = *4. 3075 + 29-25 = 60.
Das Product JbX&= 35^0 ist ein Maass des Spannungsabfalls bis
Punkt E.
Theilen wir wieder ^a in
^aXo _30-7$Xiio 3SIQ ,,.^,
A< = := = = 14*03
^ fl 250 250 ^ ^
_ A^Xa _307sXiio 3510 .zr,,
j^2 —^ ; — — ^ io'72.
I2 210 210 ^
Um die Ströme „»" in den einzelnen Leitungen zu finden, haben wir
«1 = ^1 — Ji = 14-03 — *25 = — 10-97
«2 = A2 — 1/2 = 16-72 — 20 = — 3-28
«3 = ^3 — «^ = 29*25 — 15 = + I4*25.
Durch die Leitung EF fliessen also 10*97 Amp., und zwar ii>
Richtung von Punkt E, da „s" negativ ist; durch Leitung HE fliessen
3-28 Amp. ebenfalls in Richtung von -E^, während der durch G£ fliessende
Strom von 14-25 Amp. nach Punkt E gerichtet ist.
Zur Controle beachte man, dass die algebraisclie Summe dieser
Ströme gleich o sein muss.
14*25 — 10-97 — 3-28 = o.
Die Ströme in den übrigen Leitungen erhält man ohne weiters :
In BF: 4 + «^ = 50 — 1097 = 39*03
CH: ig + «2 = 40-- 3'28 = 3672
DG: 13 + 53 = 30+ 14-25 =44-25.
Der grösste Spannungsverlust tritt entweder in Punkt F oder H eiiir
wo die Ströme von zwei Seiten zusammentreffen:
Verlust bis F= Const. X 125 X 39-03 = const. X 4878
„ //= „ 105X3672= „ X3756.
Also ist der Verlust am grössten in Punkt F, wenn beide Leitungen
gleichen Querschnitt haben.
Würde dieser Verlust zu gross, oder der Verlust in den übrigen
Leitimgen zu klein erscheinen, so müsste der Querschnitt von Leitimg i
erhöht, der von den Leitungen 2 und 3 geringer gewählt werden.
291
Beispiel 2. Complicirter Fall.
Es möge folgende Regel dienen:
Nachdem in dem Leitungsplan die Speisepunkte bestimmt, Längen,
Belastungen und angenommene Querschnitte eingetragen worden sind,
hat man:
1. die einzelnen Leitungen zu numeriren;
2. die den combinirten Widerstand zweier Leitungen darstellenden
Leitungen mit Buchstaben zu bezeichnen;
3. ein Schema der Reihenfolge, nach welcher die Leitungen unter
sich combinirt werden, au&ustellen;
4. fertige man eine Tabelle der Längen (Z), reducirt auf einen
gemeinsamen Querschnitt, imd der combinirten Widerstände an;
5. eine Tabelle der abgenommenen Strommengen (i) und deren
verlegten Werthe (J);
6. eine Tabelle der auf die einzelnen Leitungen fallenden Compo-
nenten (Ä) und der durch die Leitungen fliessenden Ströme («).
Bemerkungen:
Zu 4: Die Reduction der Längen zu einem Querschnitt geschieht
einfach durch Multiplication der wirklichen Länge mit der Verhältnisszahl
zwischen dem Einheitsquerschnitt und dem Querschnitt der betreffenden
Leitung.
Sei z. B. der Querschnitt von 50 mm^ im Netze vorherrschend, so
würde dieser am geeignetsten als Einheit gewählt werden, und die auf
50 mm2 reducirte Länge eines Kabels von 35 mm^ und 140 m Länge
würde demnach = 140 X — = 200 m sein. Der Widerstand der Leitung
bleibt hierbei derselbe.
Die den combinirten Widerstand zweier Leitungen darstellenden
Leitungen werden durch die in Fig. 2 und 5 ersichtlichen Linien o, 6, c u. s. w.
bezeichnet. So z. B. ist
a = comb. Widerstand von l^ und l^ (parallel)
c= n « „ 6 „ Z^ (in Serie).
Die Berechnung der resultirenden Leitung geschieht für zwei parallel
geschaltete Leitungen nach der Formel
und für zwei hinter einander geschaltete Leitungen durch einfache Addition,
z. B. c = b -f- 1^,
B
1 ^TT"
Fig. 3 a.
Zu 5: Die bis zu einem Punkt (2) Fig. 3 a verlegte Belastung einer
Leitung ist nichts anderes als dieieattEp Belastung, welche, in diesem
Punkt (2) abgenommen, denselben veiÄl vom Speisen -i^-^t bis (2) hervor-
ruft, als die in Wirklichkeit unterwegs h ommenen nmgen tj und tg
hervorrufen würden, wenn die l^llMfc 'M '" ^'^^ " -trennt wäre.
'li
292
Für eine von B gespeiste Leitving {B — 2) Fig. 3 a, ist daher die
bis 2 verlegte Belastung Jj dadurch bestimmt, dass
Jg X Jj = Ol + ^) X Ol 4- 12 fla
(»l+*2)«l+'2«2
Zu 6: Ist eine Resultante ^0 in zwei Componenten ^^ und Ab zu
zerlegen, so ist
A^ = .
^b =
In Fig. 4 ist
«7
3—
y\
^
Fig. 4.
B DE ein System gespeister Leitungen mit den Speisepunkten B, D imd E.
a = comb. Widerstand von i und 2
^= w >? w ^ » 4
^c wird zuerst in A], und A^ zerlegt, wie oben gezeigt.
Um ^a zu bekommen, suche man erst den Werth von
Sb = -^b — *^b
und hat dann
A^= J^-f ig 4. «b
Fig. s stellt einen etwas grösseren Theil eines Netzes dar; die
Längen, Belastungen und angenommenen Querschnitte sind neben den
betreffenden Leitungen eingetragen. Die Belastungen sind in der Mitte der
Leitungen gedacht.
Laut vorstehender Regel werden:
1. die einzelnen Leitungen mit Zahlen i — 25 bezeichnet;
2. die den combinirten Widerstand darstellenden Leitungen mit
Buchstaben a — W bezeichnet:
3. ist ein Schema der Leitungscombinationen aufzustellen, wie Fig. 6.
Aus diesem Schema ist ersichtlich, wie die parallel geschalteten
Leitungen i und 2 zu « combinirt werden, b und 4 in Serienschaltung
zu r u. s. w.
Dasselbe zeigt auch wie
Jf^= J^ + *^2
(Jb + ü)b +
./c=-
293
und wie umgekehrt
M = Jt, + t^ + ?fo
A,=
lS0m.XA.Z5"ym:
\ UGm ji^A^Ji^;^
■ipf-n ;^aA.Sf*%
Flg. 5-
2/ ^
Nach diesem Schema lüssm ^'
Leichtigkeit aufstellen:
294
Tabelle der red
ncirteo Längen 1
(50 mmt r= Einheits-Qnertchnitt) |
li= 120 m
/l4 - 120
h = »/85 X 230 = 328-5 m
^16 = 120
„^hxh^ 120x3285 _ ;
^6 = 130
h + la 448-5
/s = 180 m
n = li5 + Im = 120 + 130 = 250
, aXk 88 X «8o
^ ?HXn_ 120X250 _g^.^.
hi + n 370 "'"•'
74 = 90
/i7 = 120
c = 6 4- i« = 591 -t- 90 = 1491
p zzzzO-^' In — 81*05 + 120 = 201*05
'5 = »/» X 'OO = 143
^ = »/s6Xi65 = 236
'7 = »/86 X »OS = »so
« = '« + '7 = «36 + »so = 386
, kXd 143X386
'i8 = «»/toX 100=71*43
_ i> X /i»__ 2oro5 X 71-43 _ .^.^3
^ P + hs 272-48
^9="/70X 110=78-57
' k+ä~ 529 -""»^
r = q + h9^ 5262 -\- 7857 = 131*19
'» = »/«6 X «75 = «SO
/=« + %= 104-3 + »SO = 3543
^_mXr_40-2Xi3ri?_ ^^^ ■
m + r 171-39 •* [
cXf »49» X 354-3 ,„^
'ao = ^/« X >oo = 52*63
' <^+r- S03-4 -^'°5
' = « + '20 = 3076 + 52*63 = 83-39
'» = 90
ki = »/«5 X 90 = 128-6
A_ i?X'« _ »05X90 .
h2 = ^khX 150 = 214-3
« = ^1 + 'm = 128-6 -U 214*3 = 3429
/lo = 120
/28 = «OO :
t = A -f i,o = 48-5 + 120 = 168-5
hl = »/70 X 90 = 64-3
«X^23 342-9 X »00 1
*' u + Za 4429 ^^^
.X'ii »68-5X64-3
*.•+/„- 232-8 *^^
/jl -^ 200
a; ^^ + ^4 ^ 77*5 + 200 = 277-5 |
In = »/t» X 90 = 64-3
^25 = ^/»5 X «OO -: 52-63
' = *+'«= 46-5 + 64-3 == » »0-8
la = */9s X »»0 = 63-16
^^ a:X^5 277*5X52*63 1
^ ^ + /25 33013 ^* !
IXh» iio-8X63-»6 ._
W» = ; i ;— ^= ^^ 40*2
l + '18 173*96
1
^_^X 2^^83-39X44*2 ^^.^^
/-ft/ 127-59 j
(Schluss folgt.)
Ueber elektrische Bisenbahnen.
Vortrag, gehalten von Ing. ERNST EGGER am 21. Mars 1894. im Elektrotechnischen
Vereine, Wien,
(Schlnss.)
Ich habe eben gesag^t, dass diese Dateo für Motoreo mit einfacher
Uebersetzung gelten. Diese einfache Zahnräder Übersetzung ist ein Kind det
letzten Jahre. Der Hauptgrund für deren Adoption war jedoch nicht so seb^
dass man das früher in Gebrauch gewesene zweite Zahnrädervorgelege a
295
solches perhorrescirte, sondern dass in Folgte der zu dieser Zeit noch nicht
genug entwickelten Herstellungsmethoden der Zahnradtrieb grossen Lärm
verursachte, welcher Umstand im Strassenbahnbetrieb sehr störend war.
Inzwischen hat die Nothwendigkeit den Lehrmeister gespielt und es werden
tadellos geräuschlose Zahnrädertriebe nunmehr erzeugt. Der Uebergang
aber von doppelter auf einfache Uebersetzung war bereits geschehen, ist
jedoch theoretisch wohl eher als ein Rückschritt denn als ein Portschritt zu
bezeichnen. Bei dem doppelten Zahnradgetriebe betrug das Hebelverhältniss
zwischen Armatur und Radachse i : lo ; beim einfachen Getriebe ist es
kaum 41/2* £s ist nun ganz klar, dass im letzteren Falle die Zugkraft,
welche die Armaturen ausüben müssen, das Doppelte des ersteren Falles
betragen muss. Dies wurde auch erreicht hauptsächlich durch das kräftigere,
geschlossenere, magnetische Feld gegenüber den früheren Constructionen.
Es ist also auch das Gewicht der Motoren ganz ausserordentlich
gewachsen, und eine doppelmotorige Wagenausrüstung wiegt beute zwischen
2500 — 4000 hg. Man hört nun oft und oft sagen, dass dieses Gewicht
nöthig sei, um die Adhäsion zu erhöhen. Dies ist jedoch nur bedingt richtig,
und zwar wenn Beiwagen gezogen werden. Dort aber, wo heute das, wenigstens
meiner Meinung nach, weiteste Feld des elektrischen Bahnwesens ist, im
Tram way verkehr, also in der Beförderung einzelner Wagen, ist jedes über-
grosse Gewicht auch gleichbedeutend mit einer Beförderung todter
Last. Der überschwere Motor ist heutzutage noch eine Quelle ganz anderer
Uebel. Die Wagenuntergestelle, auf denen er aufgebracht ist, besitzen, wie
ja schon erwähnt, verticale Führungen, in denen die Achsbüchsen sich
bewegen können. Dies findet auch thatsächlich statt beim Passiren von allen
Unebenheiten des Geleises, beim Ueberfabren von Schienenstössen, beim
begegnen von Hindernissen u. s. f. Da nun der Motor mit dem einen Ende
mit den Wagenachsen direct verbunden ist, und nur am anderen Ende
federnd am Untergestelle hängt, so folgt daraus, dass bei allen solchen
Stellen, wo die Wagenachse sich hebt und das Rad dann auf das normale
Niveau wieder herabfällt, dieses Fallen durch das Motorgewicht einen ganz
besonderen Nachdruck erfährt. Es rührt daher das starke Stossen und
Hämmern der elektrischen Wagen. Keine Laschenverbindung der Schienen
hat sich bis jetzt gut genug bewährt, um dem auf die Dauer Einhalt thun
zu können, und es ist ersichtlich, dass dies mit dem Motorgewicht noch
zunimmt. Es hat dies dann zur weiteren Folge, dass die Schienen stark
leiden, besonders an den Stössen, und dass man, um dem zu begegnen, immer
schwerere Schienen verwendet, so dass man auf den amerikanischen Strassen-
bahnen langsam von der leichtesten Pferdebahnschiene von 16*6 hg Gewicht
per Meter bis zu Gewichten von 35 und 45 hg vorschritt.
Trotzdem werden einmal im Jahre doch mannigfache Auswechslungen
an Schienen nöthig. Dass aber durch diese plötzlichen Stösse auch der
Motor stark in Mitleidenschaft gezogen wird, ist nur natürlich und die durch
die starken Achsdrücke ohnehin sehr beanspruchten Zahnräder werden ge-
wöhnlich schon nach einem halben Jahre dienstuntauglich.
Nun kommt noch ein weiteres Moment hinzu. Der Hauptstrom-Motor,
wie er ja heute verwendet wird, consumtrt, ausgenommen natürlich den
FaU, wo er ganz ausgeschaltet ist und der Wagen blos zu Folge seiner
Trägheit fährt^ stets Strom, also auch beim Bergabfahren. Die hauptsäch-
lichste GeschwindigkeitsreguIiruDg dieser Motorwagen erfolgt nun durch die
Handbremse und diese verursacht eine derartig starke Beanspruchung der
Räder, dass selbe oft schon innerhalb des Zeitraumes eines Jahres ausge-
wechselt werden müssen. ' r aus diesem Grunde, als um starke Stei-
gungen xü ^•^Ältigen, hat 'n manchen Orten die Anwendung von
Schieneill- J- "'? ^ > '' B's jetzt hat die* er noch keine be-
4
296
deutenden Erfolge ermöglicht, was thctlweise seinen Grund auch darin hatte,
dass die Seitenträger der Waggons, an denen eben der Bremsmechanismus
befestigt ist, für solche Beanspruchungen zu schwach waren.
Wie wir also bis jetzt gesehen haben, sind enge mit dem Principe
der heutigen Eisenbahn-Motoren, ausser ihrem ungünstigen elektrischen
Effecte, auch die schädlichen Einwirkungen auf Schiene und Rad verbunden.
Folgende Ziffern geben nun Ober die ökonomischen Verhältnisse von elektrischen
Bahnen, die mit den gangbarsten Doppelmotoren-Systemen und diversen Wagen -
grossen ausgerüstet sind, Aufschiusa: Die Kosten des elektrischen Betriebes
per Wagenkilometer betragen in amerikanischen Städten, je nach den
Kohlenpreisen und Lohnverhältnissen, von 5 bis 15 Cts., das ist 12*5 bis
38 kr. Hiebei ist allerdings zu berücksichtigen, dass unsere Kohlenpreise
bedeutend höber sind, wie die amerikanischen, die Löhne wesentlich billiger.
In obiger Ziffer ist alles und jedes eingeschlossen» ausgenommen die Zinsen
vom Capital. Die Variation zwischen diesen Werthen ist ausserordentlich
stark und erklärt sich theilweise auch daraus, dass die Beförderung der
schon einmal erwähnten, besonders langen Wagen mit grosser Perapnenzahl
entsprechend kostspielig ist.
Es ist keine Frage, dass sich heute in dichten Verkehrscentren der
Kabelbahnbetrieb, trotz seiner ganz unvergleichlich höheren Anlagekosten,
noch billiger stellt als der elektrische, da man sehr viele solche Bahnen
fmdet, wo der Wagenkilometer incl. Zinsen 7 Cts., also 17*5 kr. kostet.
Nach sehr ausführlichen Berechnungen von Higgins stellen sich
speciell bei kleineren Bahnen in Städten bis ca. 50.000 Einwohnern die
Gesammtbetriebs- und Erhaltungskosten incl. Zinsen durchschnittlich auf 75V0
der totalen Einnahmen. Es entspricht dies einer 5Vo*i^^"> ^^^^ selten 7Vo^S^°
Verzinsung des Anlagecapitals. In einzelnen Fällen steigt jedoch der Betriebs-
coSfücient bis S2^/q und es gibt genug elektrische Bahnen, welche sich
kaum mit über 3<>/q verzinsen.
Eine interessante Thatsache ist, dass die Stromkosten nur ca. 10^/^
der gesammten Betriebskosten ausmachen. Im Allgemeinen stellen sich die
reinen Betriebsauslagen ungefähr folgendermaassen :
Angenommen ist ein Fall, bei dem per Wagenkilometer reine Betriebs-
kosten von 20 kr. aufliefen. Dieselben waren zusammengesetzt aus:
Stromkosten , 2*5 kr.
Reparaturen an Wagen- Motoren . . 1*7 „
Reparaturen an Wagenkasten- und
-Untergestellen '*2 »
Reparaturen an Leitung .... 0*7 „
Erhaltung des Unterbaues .... 1*8 „
Gehalt für Wagenführer und Con-
ducteur 7*5 «
Regiespesen ........ 3*5 n
Unfallsentschädigungen . . , . . 06 „
19*5 kr.
Dieses Beispiel ist von einer amerikanischen, gutgeleiteten elektrischen
Bahn genommen, welche nur normale Wagen mit ca. 30 Personen
Fassungsraum laufen hatte. Bei uns würden sich, bei ungefähr gleichem
Summenbetrag, einige^ Posten ändern, und zwar die Stromkosten steigen,
die Personalauslagen fallen. Man sieht jedoch aus der Zusammenstellung
ganz deutlich, an was für Auslagen überhaupt die elektrischen Betriebe
geknüpft sind.
Im Grossen und Ganzen kann das elektrische Bahnwesen also heute
noch nicht als ein so rentables Mittel für Capitalsanlage angepriesen
297
werden, als man dies vielfach thut. Wenn wir hiefür aus all dem Vorgebcoden
die Gründe suchen» so ergeben sich in logischer Reihenfolge:
1. Unökonomisches Arbeiten der Motoren, zu hohes Gewicht, zu geringe
Tourenzahl derselben.
2. Kostspielige Anlage des Unterbaues.
3. Tbeuere Erhaltung des Unterbaues.
4. Theuere Erhaltung der gesammten Fahrbetriebsmittel.
Dem ersten Punkte, den Motoren, hat man in Bezug auf wirkliche
Oekonomie in der letzten Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt, vielleicht
aus dem Grunde, weil eben die Stromkosten einen nur geringen
Procentsatz der Gesammtbetriebskosten ausmachen. Thatsächlich ist in
einem amerikanischen Werke als einer der grössten Fortschritte des Bahn-
motors in der letzten Zeit die Einführung der Ringwickelung statt der
Trommelwickelung angegeben. Das ist denn doch in principieller Beziehung
ein sehr bescheidener Fortschritt.
Es haben sich einige Neueinführungen in ganz anderer Richtung
bewegt. Kennzeichnend ist die von mehreren Er6ndern, wie Eickemeyer,
Rae, Sperry und Short ausgegangene Anwendung eines einzigen Motors
im Wagen. Ich glaube, dies ist richtig. Ein Motor mit einer Leistungs-
fähigkeit von ca. 30 HP kann den allerschwierigsten Anforderungen
entsprechen. Derselbe sollte jedoch so angebracht sein, dass er wirklich
stossfrei gelagert ist, wie alle die vorangeführten Erfinder es auch anstreben.
Dies ist jedoch schwer möglich bei all den jetzigen Constructionen mit
Doppelmotoren, welche sich darauf beschränken, die letzteren unter den
Plattformen unterzubringen. Es ist daher schon von manchen Seiten der
Vorschlag gemacht worden, die Motoren noch oben zu legen, d. h. über
dem Wagenboden hervorstehen zu lassen, u. zw. eventuell offen sie auf
der Plattform anzubringen, oder, wenn innerhalb des Wagenkastens, sie
durch Sitze zu verdecken. Hiedurch wäre auch bei Beschützung vor Staub
und Schmutz eine stete Ueberwachung ermöglicht.
Eine weitere Forderung wäre natürlich, dass bei Verwendung eines
einzelnen Motors beide Wagenachsen getrieben werden; dies ist auch bei
allen Einmotor-Anordnungen der Fall und hat sich nicht nur nicht überall
bewährt, sondern besonders bei schwierigen Schienenverhältnissen dem
Zweimotoren-System überlegen gezeigt, indem das Gleiten viel später eintrat
als bei letzterem. Hierüber wurden sehr ausführliche Versuche von Sperry
angestellt.
Wenn man von der Oekonomie des Bahnmotors spricht, so kommt
natürlich auch in Betracht, mit welcher Geschwindigkeit, also Spannung
derselbe läuft. Um nun auf langen Linien die Spannung möglichst constant
zu erhalten, hat man die übercompoundirten Generatoren eingeführt, welche
mit wachsender Stromstärke auch die Spannung in einem justirbaren
Percentsatz ansteigen lassen. Dies hat nur den Nachtheil, dass wenn
die Beanspruchung in einem Feeder einmal besonders stark ist, die am
Schaltbrette vorhandene, entsprechend erhöhte Spannung sich auch den
übrigen Feeders mittheilt. Man hat daher in einigen Centralstationen für
Bahnbetrieb es so disponirt, dass eine höhere Spannung von 600 Volt für
die entferntesten oder stärkst belasteten Leitungsstränge zur Verfügung steht,
während die anderen mit der Normalspannung von 500 Volt arbeiten.
Ich habe dies nicht erwähnt, um eine Ausführungsmethode zu
beschreiben, sondern um darzuthun, dass der Leitungsverlust, welcher durch
den gewaltigen Stromconsum der heutigen Bahnsysteme bedingt ist, durch
besondere Vorrichtungen auszugleichen ist.
Dass die Stromkosten einen geringen Theil der Gesammt-Betriebskosten
ausmachen, ist eine sehr ungenügende Entschuldigung dafür, dass in der
298
Verbesserung der MotorökoQomie nicht weiter gegangen wird. Würde man
Motoren haben, welche weniger Strom consumiren, und welche die ^ranze
in sie gesendete Arbeit thatsächlich nuubar verwerthen, so könnte in der
Anlage der Station und der Leitung so Bedeutendes erspart werden, dass
das ganze Ertragsbild der Bahn sich unbeschadet der Stromkosten total
ändern würde. Die Richtung, in welcher die Motoren solcher Art zu suchen
sind, ist folgendermassen gekennzeichnet. Eine permanent laufende Armatur,
welche während des Wagenstillstandes ausgerückt wird und leer mitläuft» wäre
beim Anfahren von allergrösstem Werthe und könnte eine grosse Strom-
ersparniss bewirken. Hätte diese Armatur constante Geschwindigkeit und
wäre sie mit einer variirbaren Uebersetzung auf die Wagenachsen versehen,
so könnte bei irgend einer Wagengeschwindigkeit deren constante
Geschwindigkeit voll ausgenützt werden. Welche Woblthat dies beim
Langsamfahren bilden würde, wo abgesehen von der Stromverschwendung
das Bremsen auf Räder, Zahnräder, Armaturen, kurz alle bewegten Theilc
so schädlich einwirkt, lässt sich leicht ermessen. Es würde ferner die ganze
Einrichtung der complicirten Schaltapparate wesentlich einfacher sich
gestalten. Beim Bergabfahren müsste eine elektrische Bremsung in der
Weise eintreten, dass das Bremsen am Rade entfällt, und aber kein Strom
unnöthig verzehrt wird. Alle diese Bedingungen sind gleichzeitig nur
durch eine Methode erreichbar, nämlich durch die Verwendung des Nebeo-
schlussmotors. Dieser hält annähernd constante Geschwindigkeit, sein Feld
beim Anfahren kann genügend stark gemacht werden, während die variable
Uebersetzung noch durch Aenderung der Felderregung in ihrer Wirkung
unterstützt werden kann. Künstlicher Widerstand in der Armatur entfällt,
ausser beim Einschalten, ganz. Die Schaltapparate werden hiedurch einfach
und die ihnen so schädliche Funkenbildung wird fast ganz vermieden.
Beim Bergabfahren wirkt der Nebenschluss-Motor im Momente, wo er seine
Geschwindigkeit überschreitet, als Generator und bremst sich nicht nur
selbst, sondern gibt noch Strom an die Station zurück. Alle diese Eigen-
schaften machen den Nebenschluss-Motor zu einem höchst wünschenswerthen
Object für elektrische Strassenbahnen, und trotz vieler Schwierigkeiten,
die er hiefür noch darbietet, ist es meine Ueberzeugung» dass er der
Bahnmotor der Zukunft ist.
Man braucht ja nur die Forderungen nochmals zu überlegen, welche
das elektrische Bahnwesen heute bereits gebieterisch stellt. Verringerte An-
lagekosten der Station und des jetzt so unverhältnissmässig massiven Unter-
baues, sowie ökonomischerer Betrieb, das sind die Ziele, denen zugestrebt
werden muss. Die Bequemlichkeit, Sicherheit und Verlässlichkeit des Fahrens,
Umstände, welche enge mit den eben aufgezählten zusammenhängen, ver-
bürgen dann noch weitaus grössere Erfolge, als die elektrische Traction
bereits errungen hat. Gibt es doch schon jetzt Städte, in denen der Ver-
krhr seit der Einführung des elektrischen Betriebes gegenüber dem Pferde-
bahnbetriebe um 300^/0 gestiegen ist. Welche Aussichten bietet da erst
die Zukunft dar, wenn das elektrische Verkehrswesen auf einer solchen
Höhe stehen wird, dass thatsächlich einerseits die Investitionen und Erträgnisse
in einem richtigen Verhältnisse stehen, andererseits die berechtigten An-
sprüche des fahrenden Publikums ihre technische Lösung gefunden haben
werden !
Ich habe mir erlaubt, diejenigen Punkte anzudeuten, welche meiner
Ansicht nach hierbei ausschlaggebend sind, und will zum Schlüsse wieder-
holen, dass durch dieselben der directe Stromverbrauch vermindert, die
Beanspruchung der Geleise und Fahrbetriebsmittel reducirt und die ge-
sammten Anlage- und Erhaltungskosten herabgesetzt werden würden. Z«rei
Hauptpunkte sind es hierbei, welche vor allem ihrer Lösung zuzuführen
299
sind. Dämlich x. die Schaffuag eines eotsprechenden Nebenschluss-Motors
mit variablem Getriebe, und 2. dessen stossfreie Lagerung. Dies sind Auf-
gaben, welche wahrlich schwierig genannt werden können, die aber würdig
sind des Griffels des TQchtigsten. Denn, meine Herren, ein billiges, rasches,
bequemes und leistungsfähiges Verkehrswesen bedeutet eine Steigerung von
Handel und Gewerbe, von Leben und Treiben und ist die Bürgschaft für
vermehrtes Blühen und Wachsthum der Gemeinwesen.
Elektrische Bahnanlagen In Wien.
(Wien, am 21. Mai 1894.) — Das Co-
mit^ zur Vorberatbiing der Erricbttmg von
eldctriachen BabnaDlageo in Wien hielt hente
eine Sitzung ab, in welcher Magistratsratb
Linsbaner den Entwarf der Petition an
die Regiemng nnd die beiden Häuser des
Reichsratbs vorlegte. In dieser Eingabe wird
gebeten, der Staat möge auf das ihm nach
dem gegenwärtigen Localbahngesetse su*
siebende He im fallsrecht besilgltch der
Kleinbahnen Verzicht leisten und den
Ptfageverkehr, sowie den Correspoudenzdienst
zwischen den in Wien bestehenden oder zu
errichtenden Bahnen im Gesetzwege regeln.
Da nnn diese Petition keine Aussiebt hat,
noch in dieser Session des Reicbsratbs er-
ledigt zu werden, so lässt die hienach ein-
geleitete Action des Stadtraths-Comit^ er-
kennen, dass in diesem von vornherein auf
den Bau elektrischer Bahnen in Wien in
diesem Jahre Verzicht geleistet wird. Es
muss dies umso mehr bedauert werden, als
nicht blos von mehreren Projectanten betont
wurde, dass sie binnen sechs Monaten den
Bau einer elektrischen Bahn bewerlutelligen
wärden, sondern weil ja vom Gemeinde-
rathe aus stets gedrängt worden ist, es möge
der Bau von neuen Communications-Mitteln
beschleunigt werden. Jetzt hätte es einmal
wieder der Gemeinderath in seiner Hand,
fttr Wien ein Verkehrsmittel zu schaffen, das
der Bevölkerung die grÖsstenVortheile brächte
und statt sich zu beeilen, von dieser Ge-
legenheit Gebrauch zu mschen, sucht er eine
„prindpielle* Frage heraus, deren Lösung
nicht in kuraer Zeit zu erwarten ist, also
eine Verschleppung herbeiführen muss. Wir
lassen uns in eine Erörterung des „Princips*^
des Heimfallsrechts nicht ein, verweisen aber
darauf, dass die Dampftram way in's March-
feld, die jetzt eine so wichtige Rolle für den
Transport des Kehrichts spielt, noch heute
nicht bestünde, wenn man den Bau von der
Lösung der Frage des Heimfallsrechts ab-
hängig gemacht hätte. Auch vor dem Bau
dieser Bahn wurde dieselbe Frage aufgeworfen
— aber der Gemeinderath kam zu der Er- .
kenntniss, dass er dieses Recht nicht erlangen
wttrde nud er verzichtete darauf, um den
Bau nicht aufzuhalten. An diesen Präcedenz-
fall sollten sich die Gemeinderäthe erinnern
nnd im gegebenen Falle ähnlich handeln
wie zuvor, oder doch wenigstens die ver-
schiedenen Projecte meritorisch beratben nod
den Bau nicht von der Erledigung der Pe-
tition Aber das Heimfallsrecht abhängig
machen. Sie mögen ihre Wünsche nach dem
Heimfallsrecht mit allem Nachdruck geltend
machen, aber nicht selbstt das erste Hinder-
niss für den Bau von elektrischen Bahnen
sein. — Der vom Stadtbauamte ausgearbeitete
Entwurf, betreffend die Gruodzttge der Con-
cursausscbreibung für elektrische Bahnen
wird in der nächsten, wahrscheinlich noch
im Laufe dieser Woche stattfindenden Sitzung
des Subcomit^^ in Berathung gezogen werden .
Elektrisch betriebene Boote.
Nachdem die elektrische Beleuchtung
durch ihre grossen Vorzüge an Bord voa
Schiflen, besonders von Seeschiffen, jede
andere Beleuchtungsart in so unbestrittener
Weise verdrängt hat, dass bereits kein
grösserer Passagierdampfer ohne diese Be-
leuchtung gedacht werden kann, nachdem
femer die elektrische Kraftübertragung es
ermöglicht hat, sämmtliche Hilfsmaschinen,
aU Ventilatoren, Aufzüge, Eismaschinen,
bteuerapparate u. s. w. durch Elektromotoren
anzutreiben, ist nunmehr die Verwendung
der Elektricität für die Schiflahrt bereits so-
weit vorgeschritten, dass sie durch Antrieb
der Schiffsschraube mittelst Elektromotors,
wenn auch bisher nur fttr kleinere Boote,
die Bewegung des Fahrzeuges selbst bewirkt.
Dies ist möglich geworden durch die
elektrischen Accumulatoren.
Die in den Accumulatoren aufge-
speicherte Elektricität reicht für eine Fahrt
von ca. sechs Stunden aus, bei einer Ge-
schwindigkeit von zehn bis zwölf Kilometer
in der Stunde, u. zw. bezieht sich diese
Angabe auf die eigentliche Fahrtdauer,
während welcher das Boot sich bewegt. Eme
Unterbrechung derselben kann beliebig oft
und in beliebiger Ausdehnung stattfinden,
ohne dadurch irgend welchen Einfluss auf
die eigentliche Fahrtzeit auszuüben.
Wie die Abbildungen Fig. i bis 3 zeigen,
befindet sich in dem vorderen Theile des
Fahrzeuges der Raum für die Passagiere,
welcher so gross bt, dass bequem eine Ge-
300
Seilschaft von zehn Personen Platz finden
kann. Das Boot selbst ist aus Eichenholz
gebaut mit fichtener Beplankung. Die Sitze
sind mit gepolsterten Lederkissen belegt
nnd sowohl der Motor ab auch die Accn-
mulatoren so aufgestellt, dass sie den Augen
der Passagiere vollkommen entzogen sind.
Die Dimensionen des Bootes, dessen Motor
ca. 3 EP leistet, sind folgende:
Wie Fig. I und 3 femer zeigen, fölirt
das Boot ein abnehmbares Balance-SonseB-
segel mit Qoerstangen und Zugleinen, welciies
dem Boote ein (insserst gefälliges Ausaehen
gibt.
Hinten im Boote, u. zw. von den Pmaia*
gieren räumlich vollkommen getrennt, be-
findet sich der Sitz für den SteaennaoiB,
wdcher von hier aus alle zur Fdhmng det
Länge zwischen den Perpendikeln
Länge auf Deck, über alles ge-
messen •
Breite im Hauptspant ....
Tiefe von Oberkante Deck bis
Oberkante Kiel ....
Tiefgang
ca. 7*5 m
n 0-60 „
Bootes erforderlichen Apparate leicht er-
reichen kann.
Die Handhabung dieser Apparate selbst
ist derartig einfach und sauber, man kann
sagen zierlich, dass jede Dame ohne weitoes
diesen Sitz einnehmen könnte, um das Boot
zu fähren. Durch Bewegung eines kleinen
Wl
bA
b
302
Hebels wird der Motor eingeschaltet und
das Boot setzt sich In Bewegung, wobei
man je nach der Stellang des Hebels mit
zwei Geschwindigkeiten, langsamer oder
schneller, sowie Tor oder zvrück fahren kann ;
während ein elegantes, leicht zu handhaben-
des Steuerrad dem Fahrzeug die gewünschte
Richtung gibt. Bei Fahrten mit der ge-
ringeren Geschwindigkeit verlängert sich die
Fahrzeit entsprechend. Zwei weitere kleine
Druckknöpfe dienen dazu, um einerseits die
Signalglocke auf dem Vorderdeck läuten zu
lassen und andererseits die ebendaselbst an-
gebrachten Signallichter zu entzünden, welche
letzteren gleichfalls für elektrischen Betrieb
durch Glühlampen eingerichtet und nüt neu-
silbernen Re^ectoren versehen sind.
Kein Rauch, Dunst oder Geruch be-
einträchtigt dabei den Gennss der Fahrt
und weder der Elektromotor selbst, noch die
Accumulatoren-Batterie beansprucht während
der Fahrt irgend welche Wartung oder Be-
aufsichtigimg, da hierb^ insbesondere keine
Feuerung, mit ihren vielen Belästigungen,
zu unterhalten ist. Lediglich die oben ge-
nsnnten wenigen, bequem eingerichteten
Apparate sind zu bedienen, so dass die
Fübruog eines elektrischen Bootes an Sauber-
keit und Eleganz unübertroffen dasteht. Ohne
Geräusch, fast lautlos fährt das zierliche
Fahrzeug dahin, denn alle stossenden Theil«
der Maschinerie, welche bei Dampf- oder
Petroleum • Betrieb nicht zu vermeiden
sind, kommen hier in Wegfall. Alle diese
Eigenschaften tragen dazu bei, selbst
die Führung eines solchen Fahrseoges zu
einem besonderen Vergnügen zu gestalten ;
so dass, wenn die Gesellschaft nngenirt sein
will und daher ein Mitglied derselben die
Bootsführung übernimmt, auch dies sich mit
vollem Genuas der Fahrt hingeben kann.
Es wird daher mit dem elektrischen Boote
dem wassersportfreundlichen Pubbknm ein
nach den neuesten Erfahrungen der Schiffs-
baukunst constmirtes Luxnsfahraeug geboten,
welches an Sicherhett, Eleganz und Sauber-
keit eine Vervollkommnung erlangt hat, wie
sie bisher auf dem Wasser für uneneichbar
gegolten hat.
Dies wurde denn auch durch die drei
Boote, welche seit Frühjahr 1892 von der
„Allgemeinen Elek tr ic i t ä t s-Ge-
sellschaft** auf dem Wannsee bei Berlin
in Dienst gestellt sind, vollauf bestätigt, da
dieselben sich sowohl im Dienste der Ge-
sellschaft als Fährboote, wie auch für Ver-
gnügungsfahrten einzelner Privat-Gesell-
schaften einer fortdauernd wachsenden Be-
liebtheit zu erfreuen haben.
Um einen ungefähren Anhalt über die
Kosten elektrischer Boote zu geben, be-
merken wir, dass sich der Preis eines Bootes
der beschriebenen Grösse, mit welchem der
Wannsee bei Berlin befahren wird, auf
Mk. 9000. — unter der Voraussetzung stellt,
dass das Boot im Deutschen Reiche montirt
werden kann.
Energieübertragung Lauffen-Frankfurt.
Der von Prof. Dr. H. F. Weber ver-
fasste Bericht der Pfttfungs-Commis«ion über
die an dieser Anlage anngeführten Unter-
suchungen liegt uns nunmehr im Drucke
vor. Wir geben im Folgenden die wesent-
lichen Resulute dieser Untersuchungen.
Die Prüfungs>Commission musste ihr
Arbeitsprogramm auf die folgenden, als die
am wichtigsten hervortretenden Fragen be-
schränken :
1. Welchen Effect überträgt die zum
Betriebe der Lauffeuer Anlage benutzte
'lurbine bei gegebener Beaufschlagung, ge-
gebener Umlaufzahl und gegebenem Gefälle?
2. In welchem Verhältniss steht die an
die tertiäre Leitung in Frankfurt abgegebene
Energie zu jener Energie, welche die Turbine
während derselben Zeit auf die Dynamo
überträgt?
3. Welches Ut der Wirkungsgrad der
Dynamo, des primären und des secundären
Transformators für jene Belastung, welche
bei der Untersuchung zur Feststellung des
Wirkungsgrades der Uebertragung zur Ver-
wendung kam'en?
4. Wie gross ist der totale Energie-
verlust, welcher in der 1 70 Arf» langen secun-
dären Leitung unter dem Einfluss des hoch-
gespsnnten Stromes auftritt? Ist derselbe
lediglich durch den Widerstand der Leitung
bedingt oder treten daneben noch andere
Energieverluste auf?
Bezüglich der Beantwortung der erstes
Frage sei nur angeführt, dass die Turbine
im Durchschnitt von sechs Versuchen bei
3*75 m benutztem Gefälle und 160 Touren
pro Minute 232 P8 abgab.
Die Durchfahrung der Messungen zur
Bestimmung des Wirkungsgrades der Lanffea-
Frankfurter Energieübertragung geschah in
der folgenden Weise.
Nachdem in Frankfurt eine Belastiuig
des secundären Transformators von der ge-
wünschten Höhe durch Einfügung einer
passenden Lampenzahl in die drei tertiären
Stromkreise gleich massig hergestellt worden
war, berichtete der Telegraph nach Lsuffen,
dass die nächste Versuchsreihe nach Ablaaf
von 5 oder 10 Minuten beginnen solle; dit
Beobachter in Lauflen meldeten ihre Be-
reitschaft und brachten bis zu dem ange-
gebenen Zeitpunkte die Dynamo auf die
normale Tourenzahl (150) und die normsle
Spannung (ca. 55 V); die Dauer einer Beob-
achtungsreihe betrug stets 10 Minuten.
Während jeder Beobachtungsreihe worden
in Lauffen beobachtet:
I . Die Beaufschlagung der Turbi^ V^
die Stände des Ober- und Unterwaff
303
2. Die Stromstärken in den drei primären
LettuDgen.
3. Die drei primären Spannungen zwi-
schen den Maschinenklemmen und der an
die Erde gelegten neutralen Leitong.
4. Die Stärke des Erregerstromes der
Dynamo.
5. Die Tonrensahl der Dynamo.
Die Messungen in Frankfurt umfassten :
Die Bestimmung der Effecte, welche in
den drei tertiären Leitungen und in der-
▼ierten neutralen Leitung entwickelt wurden.
Die hiezu dienenden drei Wattmeter wurden
währ^nd jeder Minute einer Beobacbtnngs«
reihe dreimal eingestellt, wobei die Richtung
der Ablenkuog der beweglichen Spule von
Minute zu Minute gewechselt wurde, sodass
jedes Wattmeter 31 Ablesungen während
einer Versuchsreihe lieferte. Die 31 Ab-
lesungen wurden zu 10 Mittel werthen ver-
einigt.
Der Auszug der Beobachtungs-Protokolle
ergibt einen Beleg für die ausserordentlich
grosse Gleichmässigkeit des Verlaufes der
tertiären Ströme, deren Quelle i7oA:m ent*
ftrnt lag.
Der vom zweiten Transformator abge-
gebene Effect betrug im Durchschnitt 114 FS,
die mittlere tertiäre Spannung 64*3 V., die
mittlere tertiäre Stromstärke 440 A., der
mittlere Wirkungsgrad 74'40/o.
Da die Frage von Interesse ist, ob die
Grösse des constatirten Wirkungsgrades der
Uebertragung durch den Charakter der
Witterung längs der secundären Leitung be-
dingt werde, so wurde auch dieser Punkt
berücksichtigt. Wenn auch die Versuchszeit
zu kürz war, um eine bestimmte Antwort
auf diese Frage zu geben, so drängen doch
die vorliegenden Ergebnisse die Vermuthung
auf, dass der Einfluss der Witterung auf den
Wirkungsgrad einer derartigen Anlage wahr-
scheinlich ganz unerheblich ist.
Nach der Ermittelung des Wirkungs-
grades der Uebertragung bestand die nächste
Aufgabe in der Ableitung des Wirkungs-
grades der Lauffener Dynamo, um eine
Analyse der einzelnen in der Uebertragung
wirkenden Organe anzustreben und den
constatirten Wirkungsgrad der Uebertragung
alt Producte der Wirkungsgrade der einzelnen
Hanptbestandtheile der Anlage darzustellen.
Die normale Leistung der Lauffener
Dynamo soll bei der Tourenzahl 150 und
der Spannung 55 V. 300 PS betragen. Wenn
der aus den Messungen abgeleiteten Ab-
hängigkeit des totalen Verlustes (durch-
schnittlich 12*5 PS) von der Grösse der
Leistung (154*4 PS im Maximum) bis zu
300 PS Giltigkeit zugestanden wird, so wäre
der normale Wirkungsgrad der Lauffener
Dynamo 0*954.
Da in der kurzen Zeit zur Vorbe-
reitung der Messinstrumente Apparate zur
directen Messung der von den Transfor-
tutorcn der Anlage unter der Spannung
von ca. SiX>*:i V. au^feeRebcnen, resp. auf-
genommenen pffir- ■■•'■■■ durch Umwand-
ilttg ach/m ' '^«^ n st r mnen te,
noch durch Herstellung neuer beschafft
werden konnten, war die Bestimmung des
Verhältnisses der von den Transformatoren
der Anlage aufgenommenen und abgegebenen
Effecte nur in der Form möglich, dass je
zwei der in Lanffen und Frankfurt vor-
handenen drei Transformatoren (zwei Trans-
formatoren von je 100 Kilowatt Leistung
der Allgemeinen Elektricitäts-
Gesellschaft und ein Transformator
von 150 Kilowatt Leistung der Maschinen-
fabrik Oerlikon) durch kürzeste Ver-
bindung ihrer Hochspannungs*Leitnngen zu
einem System verkuppelt wurden, welches
im ersten Theile die Spannung hinauf, im
zweiten Theile herunter transformirte und
der in das System unter niedriger Spannung
eingeschickte, sowie der von dem System
unter niedriger Spannung ausgegebene Effect
einer Messung unterworfen wurde.
Als kürzester Weg zur Bestimmung
dieser Effecte erschien die Verwendung von
sechs gleichen Wattmetern, von denen, drei
mit ihren Hauptleitungen in die drei Zweige
der primären Leitung, drei mit ihren Haupt-
leitungen in die drei Zweige der tertiären
Leitung des Transformatorssystems einzu-
schalten. Die Commission hielt es jedoch für
sicherer, die in die Transformatoren ein-
geleiteten Effecte, nicht durch Verwendung
von drei Wattmetern, sondern in irgend
einer anderen Art zu messen, weil da»
Wattmeter bei Ermittelung des Effectes eines
Wechselstromes die Kenntniss einer langen
Reihe von Grössen erforderlich macht, die-
schwierig zu ermitteln sind.
Die Prüfung ergab den Wirkungsgrad
des Transformators der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft bei 100
Kilowatt normaler Belastung zu 960/0.
Der maximale Wirkungsgrad, für welchen
die Verluste im Eisen und Kupfer gleiche
Grösse haben, ist gleich 96*10/0.
Von der Hälfte der normalen Belastung
bis zur normalen Belastung ändert sich der
Wirkungsgrad in fast unmerklicher Weise
von 9570/0 an aufwärts bis 96MO/0, von da
abwärts bis 9600/0.
Der Oerlikon-Transformator ergab den-
selben Wirkungsgrad. Aus den Messungen
zur Bestimmung des Wirkungsgrades der
Uebertragung ergab sich die Summe der
Effectverluste von der Welle der Lauffeuer
Dynamo bis zu den Endklemmen des Frank-
furter Transformators und damit die Grösse
des Wirkungsgrades der Uebertragung zu
durchschnittlich 73*50/0.
Die Gesammtergebnisse der Prüfung sind
in dem Berichte folgendermaassen zusammen-
gestellt :
I. In der Lauffen-Frankfurter Anlage
zur Uebertragung elektrischer Energie Über
eine Entfernung von lyo km mittelst eines
Systems von Wechselströmen mit der Spannung
von 85CX> V. bis 7500 V. und einer durch
OeL and Porzellan isolirten nackten Kupfer-
li?ituiig wurden bei der kleinsten Leistung
iiS'5^.0t bei der grössten Leistung bis zu
75*2*i/(j der von der Lauffener Turbine an
304
die Dynamo abgegebenen Energie an den
teniären Leitungen in Frankfart nutzbar
gemacht.
2. Bei dieser Uebertragung tritt in der
Fernleitung alt einziger, durch die Meatung
fizirbarer Effectverlust der durch den Wider*
stand der Leitung bedingte Jonle'sche
Effect auf.
3. Theoretische Untersuchungen ergaben,
dass der Ein flu ts der Capacität langer, in
der Luft geführter nackter Leitungen zur Fort-
leitung von Wechselströmen ittr Energiefiber-
tragung auf den Wirkungsgrad der Ueber-
tragung bei der Verwendung von Pcsrioden-
zahlen 30 bis 40 bis 50 so gering ist, dass
derselbe in der Planung elektrischer Energie-
Übertragungen als ganz untergeordnete Grösse
behandelt werden darf.
4. Der elektrische Betrieb mit Wechsel-
strömen von 7500 bis 8500 V. Spannung
in mittelst Oel, Porzellan und Luft isoUrten
Leitungen von mehr als 100 l^m Länge ver-
läuft ebenso gleichmätsig und sicher, wie
der Betrieb mit Wechselströmen von niedriger
Spannung in kurzen Leitungen.
Ueber die Entstehung des Hagels.*)
Von G. TOLOMEI.
Bekannflich war V o 1 1 a der Erste, der
die Entstehung des Hagels der Elektricität
zuschrieb, indem er von der Voraussetzung
ausging, dass die von einer zu einer anderen
Wolke gelangenden Körner, wie beim Ver-
suche mit dem elektrischen Hagel, sich
jedesnud mit einer neuen Eisschichte be-
decken. Uebrigens wurde diese Theorie von
den meisten Gelehrten aufgegeben und
andere Theorien erdacht, wie die von
Faye, Lupini, Planta und Bombicci,
aber keine von allen diesen gibt eine an-
nehmbare Erklärung des Phänomens.
Professor Marangoni hat kürzlich
(Reale Accad. dei Lincei vol. II, sem. 2O,
Serie V., Rend., pag. 346) eine Denkschrift
veröfientlicht, in welcher er mit einigen Um-
änderungen die Theorie von V o 1 1 a bezüg-
lich der Entstehung des Hagels wieder zu
Ehren bringt, und beweist:
1. Dass die Elektricität nicht die Ur-
sache, sondern die Wirkung des Hagels i^t ;
2. dass die Eiektridtät nur mitwirkt,
um den Hagelkörnern Form und Grösse zu
verleihen ;
3. dass die zum Gefrieren des Wassers
nöthige Kälte, grundsäulich, aber nicht
unbedingt, der Verdunstung des Wassers
angehört.
Professor Marangoni fasst die Ge-
danken von V o 1 1 a über die Entstehung
des Hagels in Folgendem zusammen :
Die Hagelwolken sind oft sehr niedrig
und die Temperatur der Luft, in welcher
sie sich befinden, kann nicht unter 15O C.
sein, aber über ihnen scheint die Sonne und
beschleunigt sehr rasch die Verdunstung ;
auch ist das Wasser, aus welchem sie zu-
sammengesetzt sind, in sehr kleine Tröpf-
chen getheilt und es entsteht daher eine
starke Abkühlung.
Die Wolke, welche an der höher ge-
legenen Fläche verdunstet, wird negativ
elektrisch (was schon Volta glaubte) und
kühlt sich so sehr ab, dass sich Sternchen
von Schnee bilden, welche von der Wolke
fortgetrieben werden und sich in einer ge-
wissen Entfernung von derselben halten.
Die Wasiertröpfchen, welche in Be-
rührung mit diesen Flöckchen kommen, ge-
frieren und bilden eine durchsichtige Eis-
hülle, wie man dies thatsächlich bei den
Hagelkörnern antrifft. Wenn hierauf die
Verdunstung der negativen Wdke durch
längere Zeit fortgesetzt wird, wird der sich
erhebende Dunst in einer gewissen Höbe
condensirt, indem er eine zweite positive
Wolkenschicht bildet und die Hagelkörner
werden zwischen den beiden Wolken ab-
gestossen und angezogen und können in
diesem Erregungszustände stundenlang ver-
harren und hiebei sehr beträchtliche Dimen-
sionen annehmen.
Der bekannte Versuch, den man mit den
zwischen zwei Metallplatten und nater einer
Glasglocke befindlichen HoUundermarkkügel-
chen anzustellen pflegte, musste im Kleinen
die Reproduction des Phänomens seio, aber
er trug nicht wenig dazu bei, um die
Theorie von Volta lächerlich zu machen.
Diese Theorie ist übrigens mit den Modi-
ficationen, mit welchen sie jetzt von Pro-
fessor Marangoni dargestellt wird, riel-
mehr zu beachten, als aUe anderen bisher
aufgestellten.
Zwei kurze Zusammenfassungen sind
über die Theorie von Volta gemacht
worden. Die erste Über die Kälte, welche
von der Verdunstung in Folge der Sonneo-
wärme hervorgebracht wird und über die
zweite, bezüglich der Production von Elek-
tricität bei der Verdunstung des Wassers,
einer Production, welche Prof. Marangoni,
wie to vielen Anderen, bis jetzt festzustellen
nicht gelungen ist.
Auf obige zwei Einwürfe kann nun
jetzt mit Beweisgründen antworten, und dies
in einer so einfachen Art und Weise, dass es
beinahe unmöglich erscheint, da«s Niemand
daran gedacht hat. Was die erste betriflft,
genügt es, der Betrachtung über die Sonnen-
wärme, wie es Volta gethan, jene des
Windes zu substituiren, welcher, wie sbd
Beispiel bei der Gefrier maschine von Hall,
die Fähigkeit besitzt, die Verdunstung des
Wassers zu beschleunigen und eine soldie
Abkühlung hervorzurufen, um das Gefrieren
des Wassers auch im Sommer zu bewirktn.
•> Nach „L'Elettricitii«.
Soft
E« ist sonderbar, dass Niemand bei den
Theorien, welche nach jener von Volta auf-
tanchten, an die Verdunstung gedacht hat,
nod dass sehr sonderbare Hypothesen auf-
gestellt wurden, um die Bildung des Hagels
zu erklären.
Der zweite Einwurf gegen obige Theorie
ist folgender :
Faraday fand, dass alle festen,
trockenen Körper, das Eis inbegriffen, nega-
tiv elektrisch werden, wenn sie mit Tröpfchen
von reinem Wasser gerieben oder in «ehr
heftige Berührung gebracht werden, während
das Wasser positiv elektrisch wird. Nachdem
dies festgestellt ist, betrachten wir eine
Hagelwolke, welche, wie wir wissen, eine
Geschwindigkeit besitzt, die von 13 bis
156 hm in der Stunde steigen kann, und
bemerken, dass der Wind immer mehr an
Stärke zunehmend, sie in Form einer hori-
zontalen Zunge verlängern wird.
Die Tröpfchen, die sich an der Peri-
pherie befinden, werden einer viel rascheren
Verdunstung unterworfen sein, bringen da-
durch ein rasches Fallen der Temperatur
hervor und gefrieren theilweise, indem sie
trockene Schneeflocken bilden, die zurück-
bleiben und von den innen befindlichen
Tröpfchen der Wolke gerieben werden, so
dass sie auf diese Weise negativ elektrisch
werden, während die Wassertröpfchen der
daranf folgenden Schicht positiv elektrisch
sind. Die Eiskörnchen werden in Folge der
Anziehnngskraft, der sie unterworfen sind,
in die positive Schicht der Tröpfchen ein-
dringen, sich mit einer zuerst feuchten, dann
trockenen Eisschicht bedecken (da, wenn
Tröpfchen von reinem Wasser auf feuchte
Körper fallen, beide positiv und die ver-
drängte Luft negativ elektrisch wird) ; die
feuchten Kömer werden hierauf, indem sie
sich mit den Wassertröpfchen an einander
reiben, positiv elektrisch und aus der Region
der Eiskörner abgestossen, wo sie, unter
Null sich abkühlend, trocken zurückkehren
und, die Nebeloberfläche reibend, den negativ
elektrischen Zustand annehmen; sie werden
von neuem im Innern der Wolke angezogen,
und indem sie unausgesetzt in derselben
Zeit mit der Wolke, wenngleich auch mit
geringerer Geschwindigkeit, vorrücken, hiebet
der Richtung einer krummen Linie nahe an
der äusseren Fläche der Regenwolke, in Form
einer Zunge, folgen. Auf diese Weise würde
natürlich jedes Korn sich vergrössern und
sich hiebei abwechselnd mit einer Eis- und
Schneeschichte bedecken, je nachdem es
sich in einer Nebel- oder Schneeschichte be-
findet, was genau die Structnr der grösseren
Hagelkörner ist. Natürlicherweise in dem
Maasse, als das Gewicht der Körner zu-
nimmt, sinkt die Wolke herab und da
sie der einwirkenden Geschwindigkeit des
Windes unterworfen ist, folgt sie bei ihrem
Zuge der Richtung einer schiefen Linie, wie
dies übrigens die Hagelkörner thun, die
nicht vertical fallen.
Die so modificirte Theorie erklärt das
Blitzei und Rollen des Donners, welches
sich beständig im Schosse der Hagelwolken
bekundet und erklärt auch, nach Professor
Marangoni, die Thatsache, dass der
Hagel manchmal auf zwei, durch eine Regen-
zone getrennte Striche fällt, was wieder
davon herrührt, dass die Hagelkörner beim
Fallen von der Wolke gegen deren äusserste
Enden ' oder gegen die horizontalen Ränder
der zungcnförmigen Regenwolke ausgehen
müssen.
In der Mitte flillt Regen, weil der da-
selbst etwa vorhandene Hagel flüssig wird,
bevor er den Boden erreicht.
Mir scheint diese Erklärung wenig an-
nehmbar.
Wenn man davon absieht, dass die
Hagelkörner, besonders wenn sie ziemlich
gross sind, von dem fallenden Regen nur
sehr schwer flüssig werden, ist Grund vor-
handen, anzunehmen, dass das, was an den
Seitenflächen der Wolken vorgeht, nicht
ebenso auf der ganzen Oberfläche vorgeht,
und dass daher auch die Körner, wie sie
von der Seitenfläche abgegeben werden, nicht
auch von der ganzen, die Erde bedeckenden
Wolkenschicht fallen.
Es bleibt gewiss noch viel zu sagen,
um beispielsweise die Ausgezacktheit der
Hagelwolken, das sonderbare Geräusch zu
erklären, welches Hagelfällen vorangeht, und
dass es nicht möglich ist, anzunehmen, dass
es vom gegenseitigen Zusammenstossen der
Eiskörnchen herrühre, weiters über die Form
der Eiskörnchen selbst, und viele andere
Thatsachen, die sich bei Hagelfällen bestä-
tigen und die, wenigstens bis jetzt, noch
keine Theorie gerechtfertigt hat. St.
lieber die Unzulässigkeit des Vernickeins elektrischer und
magnetischer Apparate.*) '
Von Dr. A. BBELING.
(Mittheilung aus der Physikalisoh-TeohDisohea Befchtanttalt.)
In neuerer Zeit werden so vielfach
Apparate vernickelt, dass es vielleicht an-
gebracht ist, hierin Vorsicht anzurathen.
Veranlassung, dazu gibt ein SDgddler Fall.
Kürzlich wurde der FllJsikaUq^BBifcnischen
Reichsanstalt eine
sehene Comp"»*V*^H||^^^B n^
zugesandt, deren Magnetnadel ihre Richtung
gegen den magnetischen Meridian beim
Drehen der Bussole um ihre Achse änderte.
Wurde nämlich die Bussole um 90O gedreht,
so dass man . zuerst die angegebene
*) Zeitbi fUr Instrumentenkonde. 8. 1894.
306
NS-RichtuDg und dann die OW-Richtang
in den magnetischen Meridian brachte, so
verschob sich die Richtung der Magnetnadel
nm volle 80.
Dass der Fehler nur eine Folge der
Vernickelung war, ergab sich daraus, dass
die Bussole nach Entfernung des vernickelten
Gehäuses keine Unregelmässigkeit mehr
zeigte, und dass sich das von der Nickel-
schicht befreite Gehäuse als eisenfrei erwies.
Nun war die Bussole allerdings stark
vernickelt; doch auch schon sehr dttnne
Nickelschichten machen den vernickelten
Gegenstand magnetisch, wie ein Versuch
zeigte. Es wurde nämlich ein Stab von
absolut eisenfreiem Messing mit einer ganz
schwachen Nickelschicht Aberzogen, so dass
das Messing noch deutlich durchschimmerte,
und doch zeigte sich jetzt der Stab
magnetisch. Auch einen ziemlich hohen
Betrag der Magnetisirung scheint eine
solche Nickelschicht schon durch das Ver-
nickeln allein zu erreichen; denn die Wir-
kung des Versnchsstabes auf eine Magneto-
metemadel war nach kräftigem Magnetisiren
nur dreimal so gross als die durch das Ver-
nickeln allein erzielte.
Bei rohen Apparaten wird das Ver-
nickeln uaturgemäss nichts schaden ; bei
Apparaten aber, die zu genaueren Messungen
dienen, wie Compassbussolen, Galvanoskopen
för Isolationsprüfung u. s. w. wird man
nach obigen Ausführungen von einer Ver-
nickelung absehen müssen. Dies gut be-
sonders von allen denjenigen Apparaten, bei
denen man bemüht ist, eisenfreies Material
zu verwenden.
Elektrischer Sicberheitsapparat mit Kugelcontact.
Von FRANZ POHL jun. in Tetschen a. d. Elbe.
Der Apparat besteht in einer Contact-
vorrichtung, welche, mit der Thüre einer
Wohnung, eines Geschäftsiocales, einer
Casse u. s. w. in Verbindung gebracht wird
und durch eine fallende Metallkugel zum
Stromschluss kommt. Die einfachste An-
ordnung dieses Contactes stellen Fig. i and 3
ifsi.
Fig. I.
Fig. 2.
in zwei Ansichten dar. Zwei halbkreisförmige
Metallplatten, welche sich zu einer diametral
durchschnittenen Kreisscheibe mit einer
trichterförmigen Einsenkung in der Mitte
ergänzen, sind von einander isolirt und mit
je einem Pole der Batterie verbunden, ooi
und d dl sind die Befestigungs-, a ai die
Klemmschrauben für die Einschaltung der
Drähte. Die Kugel c wird in irgend einer
Art so mit der Thüre verbunden, dass sie
beim Oeflfnen der letzteren in den Scheiben-
trichter (Stellung ci, Fig. i) herabsinkt, wo-
durch der Contact geschlossen ist und die
in den Stromkreis eingeschaltete Glocke
ertönt. Als Signal bei einer Geschäftsthüre
angewendet, hat diese Contactvorrichtung
den offenbaren Vortheil, dass die an einer
Schnur hängende Kugel auf eine solche
Höhe eingestellt werden kann, bei welcher
der Contact noch nicht zum Schlüsse kommt,
wenn die Thüre nur aus dem Schlosse ge-
löst (nur angelehnt) ist, sondern erst dann,
wenn sie etwas weiter geöffnet wird. Es ist
dadurch das lästige Forttönen der Glocke
vermieden, welches andere derartige Contact-
einrichtungen bei nicht vollständig ge-
schlossener Thüre aufweisen. Bei der in der
Fig. 3, 4 und 5 dargestellten Anordnung
dieses Contactes liegt die Kugel u frei io
einer Kreisnuth 1 1^ der Scheibe r r|, welche
Fig. 5 im Gmndriss darstellt. Eine zweite
Scheibe « «i, deren Gmndriss Fig. 4 zeigt,
ist um einen «Zapfen drehbar über der
Scheibe rri angebracht. Die Durchbohrung m
gestattet die Einführung der Kugel u in die
Kreisnuth ti^, und der Zapfen l wird mit
der Thüre in Verbindung gebracht. An die
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Scheibe r r| schliesst das in die Nuth t ij ein-
mündende Rohr g an, unter welchem wieder
der aus zwei halbkreisförmigen Scheiben ge-
bildete Trichtercontact angebracht bt. Beim
Oeffnen der Thüre wird nun die Scheibe ni
gedreht und damit die in die OeffnuDg m
hineinragende Kugel u in der erwähoteo
Nuth gerollt, bis sie über das Rohr g ge-
langt nnd durch dieses in den Contacttrichter
herabfällt. Die Glocke läutet dann so lioge,
bis die Kugel aus dem Trichter genommen
wird. Bei der durch Fig. 6 veranschaulichten
307
Anordoaog liegt die Kngel u Auf einem am
den Zapfen s drehbaren Löffel, dessen Ende l
mit der Thüre in Verbindung steht. Wird
der Löffel durch das Oeffnen der Thüre in
die pnoktirt gezeichnete Stellang gebracht,
so fillt die Kngel fi| in das Rohr g nnd
Fig. 6.
durch dieses in den Contacttrichter, worauf
der Contact wieder bis zur Aushebung der
Kngel geschlossen bleibt. Eine vierte An-
ordoong ist in den Fig. 7 und 8 in zwei
Ansichten zur Darstellung gebracht. Die
anter Controle stehende Thüre ist hier der-
art mit der Platte o verbunden, dass diese
beim Oeffnen der Thttre gegen eine feste
Platte m gedrttckt wird. Hiebei schiebt sich
ein abgeschrägter Stempel ( in einer Oeffnnng
der an die Platte o angeschraubten Schale » »
aufwärts und wirft die in der letzteren
Fig. 7.
liegende Kugel u über den Rand der Schale
in die Rinne ^, durch welche die Kugel
zum Contactschluss in den Trichter d di
herabrollt. Die um den Stempel gewundene
cyli ndrische Drahtfeder / stösst die Platte 0
mit der Schale « « in ihre ursprüngliche
Lage zurück.
Blitze auf Java.
Wie die Vegetation, Thierwelt und
Manches sonst in den Tropen, sind auch
die Blitze dort anders geartet als in unseren
Gegenden.
,Es blitzt und donnert bei Gewitter-
Regen fast unausgesetzt mit grosser Heftig-
keit«, schreibt Prof. Haberlandt in
seiner „Botanischen Reise" n^''^^ alljährlich
fallen dinige Bäume des botanischen Gartens
auf Java den Blitzschlägen zum Opfer. Sehr
bemerkenswerth ist dabei die Thatsache,
dais der Blitz fast niemals zündend ein-
schlägt — die Häuser bleiben stets verschont
und sind auch nie mit Blitzableitern versehen —
and dass er ebenso selten eine grob mecha-
nische Zerstörung anrichtet. Ein vom Blitz
getroffener Baum scheint nicht im Geringsten
beschädigt zu sein, nirgends sind Risse und
Splitter zu sehen und erst nach einigen
Tagen lässt die beginnende Verfärbung des
Laabes erkennen, dass der Baum getödtet
wurde. Nicht selten soll der Blitz, den Baum
verschonend, in eine an diesem empor-
kletternde Liane fahren, die dann einen
nattlrlichen Blitzableiter bildet, der freilich
nor einmal functioniren kann. Einen interes-
santen Blitzschlag habe ich in seinen Folgen
knapp hinter dem astronomisch-physiologischen
Laboratorium des botanischen Gartens be-
obachtet. Hier fiel demselben eine ganze
Anzahl alter Cocospalmen zum Opfer ; der
Durchmesser des annähernd kreisrunden Ge-
bietes, auf welchem die vom Blitze theils
getödteten, theil» mehr oder minder be-
schädigten Palmen standen, betrug etwa
fünfzig Schritte. Nach einigen Wochen traten
die Folgen des Blitzschlages deutlich her-
vor: bei acht mehr im Innern des Gebietes
befindlichen Palmen waren die Blätter voll,
ständig gebräunt und abgestorben ; bei sechs
am Rande herum vertheilten Bäumen waren
blos je drei Blätter getödtet, und zwar
stets jene, welche gegen das Centmm der
ganzen Gruppe gekehrt waren. Vergleicht
man mit diesen Angaben die Veiheerungen,
die von Blitzen bei uns angerichtet werden,
denkt man daran, dass die „Donnerkeile*
bei uns sehr oft zünden, und dass sie sehr
oft in Häuser schlagen, so wird man wohl
kaum geneigt sein, diese Verschiedenheiten
einfach dem Zufall zuzuschreiben; man wird
den Grund dafür eher in tbatsächlich be.
stehenden Unterschieden suchen. Dass es
verschiedene Blitze gibt, scheint zwar auf den
ersten Blick absonderlich, aber vielleicht
lässt sich doch eine Erklärung dafür finden.**
Wir glauben, dass die überaus grosse
Feuchtigkeit und Durchtränkung aller Ob-
jecte in den Tropen die geschildeiten Ab-
weichungen von den gewöhnlichen Wirkungen
der Blitze genugsam erklärt.
Anzünden von Gaslampen mittels Elektricitat.
Der Mechaniker des physikalischen
Institutes an der Wiener Universität, Herr
Sedlaczek, hat eine ausserordentlich ein-
fache Vorrichtung zum obgenannten Zwecke
construirt.
Von einem Elektrophor, den er
einfach an der Wand befestigt, führt Sed-
laczek Drähte zu den Glascylindern der
2#üpen derart, dass eine kleine Unter-
Ift' chnng ober dem Ansströmungsraum der
23*
308
betrefTenden Gaslampe stattfindet. Wird nun
der Hahn am Gasometer des Locales ge-
öffnet und der Deckel des Elektrophors ab-
genommen, so springen in jeder Lücke der
Leitung Fanken über, welche das Gas ent-
zünden. Wo in den Waarenauslagen durch
das gewöhnliche Gasansünden Gefahr droht,
ist diese Einrichtung sehr zweckmässig. Die
Elektricität ist stark und grossmüthig geoog,
ihrem Rivalen, dem Gas, nnter die Arme zu
greifen.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheill vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben aobt Wochen sor Einsichtnahme öffentlich ansgelefft. Nach § 24 dM
Fatent-Geeetses kann innerhalb dieser Zeit Einspruch gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldangea
und übernimmt die Vertretung in allen Einspruchs- Angelegenheiten.
Glasse
21.
C.
N. 2967. Elektricitätszähler. — M.
Nein in Vernon Park, Chicago.
D. 5274. Elektrische Maschine mit fest-
stehenden Drahtspnlen. — Otto Die/en-
back in Eudorf b. Alsfeld.
B. 15.152. Drucktelegraph. — Walter
Blut in Braun^chweig.
D. 5968. Hemm Vorrichtung für Strom-
unterbrecher zum Betliebe von Typen-
drucktelegraphen oder elektrischen Uhren.
— Job Davis & Ashtoorth in Philadelphia.
D. 6098. Elektrischer Sammler mit Anti-
mon oder dessen Salzen als Activ-Massa.
— Georges Darrieus in Paris,
GUsse
21. H. 13 774. Elektricitätszähler. — ö.i/oofc-
ham in Birmingham.
, N. 3142. Glühlampenfassung mit Glas-
schalenhalter. — Ä, Neumann in Hcil-
bronn.
„ P. 6437. Einrichtung für Mehrfach-Tcle-
graphie. — A, Piedfort in Arras.
„ W. 9781. Schutzvorrichtung gegen Stark-
ströme. — Emil A. WiihlMtröm in Cann-
stadt.
„ Z. 1586.- Leitungsanordnung zur Ver-
hütung von Störungen in oberirdischen
Schleifleitungen. — Dr. E, Zerener in
Berlin.
LITERATUR.
Die Elektricität izn Dienste der
Menschheit. Eine populäre Darstellung
der magnetischen und elektrischen Natur-
kräfte und ihrer praktischen Anwendungen.
Nach dem gegenwärtigen Standpunkte der
Wissenschaft bearbeitet von Dr. A. Ritter
von Urb anitzky. Mit circa looo Ab-
bildungen. Zweite vollständig neu bearbeitete
Auflage. In 25 Lieferungen zu 30 kr.
(A. Hartleben's Verlag, Wien.) Bisher 15 Liefe-
rungen ausgegeben.
In den vorliegenden Heften (Heft 11
bis 15) wird zunächst die Beschreibung der
Dynamomaschinen zum Abschlüsse gebracht
und hieran reihen sich dann die galvanischen
Elemente und Thermosäulen. Hierbei sind
auch die Trockenelemente berücksichtigt, denen
man neuerer Zeit grössere Aufmerksamkeit
schenkt. Die II. Abtheilung des II. Haupt-
abschnittes beschäftigt sich mit der Umwand-
lung und Leitung des Stromes und schliesst
die Schilderung der Accumulatoren, sowie
jene der Transformatoren und auch der ver-
schiedenen gegenwärtig in Anwendung
stehenden Leitersysteme in «ich. Hierauf
folgt in der III. Abtheilung zunächst die
Beschreibung der Leitungen, welche in zwei
Capiteln, oberirdische und unterirdische
Leitungen, ausführlich behandelt werden.
Unter dem Titel Nebenapparate sind die
Mess- und Controlapparate der Elektricitäts-
werke, die Verbrauchsmesser bei den Ab-
nehmern, die Schaltapparate und die Siche-
rungen der Leitungen gegen zu starke Ströme
und gegen Blitz beschrieben. Im 15. Hefte
ist der III. und letzte Hauptabschnitt, die
praktischen Anwendungen der elektrischen
Ströme, mit der ersten, dem elektrischen
Lichte gewidmeten Abtheilung begonnen.
Ueber einen synchronen Wechsel-
strom-Elektromotor. Note von Galileo
Ferraris.
Wir machen auf dieses in Turin (Carlo
Clausen) erschienene Heftchen mit der Be-
merkung aufmerksam, dass dem Milbegründer
des Mehrphasensystems, unserem verehrten
Mitgliede, Professor Galileo Ferraris, wie
kaum einem zweiten Zeitgenossen, Einblick
in die Vorgänge der Wechselstrom-Erzeu-
gung und Verwerthung gegönnt ist. Wir
werden trachten, das Schriftchen in guter
Uebersetzung unseren Lesern vorzuführen.
Constructionen für den prakti-
schen Blektrotechniker nach ausge-
führten Maschinen^ Apparaten, Vorrich-
tungen etc. Ein Hilfsmittel zum Entwerfen
und Construiren, sowie für den Unterricht.
Von Prof. Wilhelm BiSdan. Verlag von
Oscar Lein er, Leipzig, i. Lieferung: 6 Taf.
mit erklärendem Text, i Mk. 50 Pf. Jede
309
Liefemng ist einzeln käuflich. Wir kommen
aaf dieses interessante, für den Praktiker
wie für den Studierenden nützliche Werk
noch zurück.
„Vom rollenden Flügelrad.* Dar-
stellaog der Technik des heutigen Eisen-
bahnwesens. Von A. von Schweiger-
Lerchenfeld. Mit 500 Abbildungen.
In 25 Lieferungen zu 30 kr. (A. Hart-
leben's Verlag in Wien.) Bisher sind fünf-
zehn Lieferungen erschienen.
Wir verfolgen mit Interesse das Fort-
schreiten dieses Werkes, das in anschaulicher
Weise die vielfachen technischen Materien
des Eisenbahnwesens weiten Kreisen ver-
mittelt. Die uns zugekommenen weiteren
5 Lieferungen (11 bis 15) beschliessen den
„Maschinendienst*' und begreifen weiterhin
in sehr ausführlicher Weise die PerF^onen-
wagen, die Güterwagen und die Zusammen-
stellung der Züge mit allem Zage hör. Sehr
belehrend sind die vielea trefTlichen, nich
Original- Photographien hergentellten Waggon-
typen. Im 15. Hefte sind bereiU die
Stat ionsanlagen behan^I c It ,
KLEINE NACHRICHTEN.
Z\ireite Jahresversammlung des
Verbandes der Elektrotechniker
Deutschlands zu Leipzig am 7., 8.
und 9. Jimi 1894.*)
Tagesordnung :
1. Eröffnung der Sitzungen im Blanen
Saale des Krystallpalastes.
2. Vorträge der Herren:
a) Professor Dr. Ostwald: „Die wissen-
schaftliche Elektrochemie der Gegenwart
und die technische der Zukunft".
h) Gisbert Kapp: „Entwicklung und Lage
der englischen Elektrotechnik''.
c) Ingenieur F. Ross: „Ueber den Fern-
sprechumschalter von Nissl".
d) Professor Dr. B u d d e (Correferent Pro-
fessor Dr. Wilhelm Kohlrausch):
„Ueber die Störungen der Physikalischen
Institute durch elektrische Strassen-
bahnen''.
e) Ingenieur W, Lahmeyer: „Ueber
Regelung von Drehstromanlagen und
Drehstrom-Gleichstrom-Umformem'*.
/) Ingenieur Clarence P. Feldmann:
^Ueber Bleisicherungen **.
g ) Ingenieur J. Teichmüller: „Ueber
die Leitungsfähigkeit des Kupfers. Vor-
schlag zur Einführung einer einheitlichen
Bezeichnungsweise".
h) Dr. Th. B r u g e r : „Ueber einige direct
zeigende elektrische Messinstrumente**.
i) Dr. W. W e d d i n g und Dr. G. R ö s s-
1er: „Ueber die Spannungs- und Strom-
cnrven verschiedener Typen von Wechsel-
strom-Maschinen und deren Einfluss auf
die Leuchtkraft von Wechselstrom-Licht-
lampen*'.
k) Dr. H. D u B o i s : „Demonstration einiger
neuen Galvanometer**.
l) M. von D oli vo- D obro w o 1 sky :
„Gleichstrom-Maschine für Dreileiter-
system**.
3. Geschäftliche Berathungen.
Zeiteintbeilung und Festplan.
Donnerstag den 7. Juni:
Nachmittags 2 Uhr: Sitzung des Ausschusses
und
Abends 8 Uhr: Begrüs«ungs£usamm«nkanft
in den Sälen des Hötel de PoLogne,
Hainstrasse 16— iS,
Freitag den 8. Jamt
Vormittags 9 — 12 Uhr: I, Vcrbandssitxang
im Blauen Saale des Krystallpalastes.
— II Uhr: Eröffnung der Aasutellnng in
der grossen Halle des Krystaltpalastes,
Mittags 121/2 Uhr: Matinee im neuen Con-
certhause.
Nach mittags 18/4 Uhr: Gemein schaf 1 1 i ch ea
Mittagessen in der Centmlhalie,
— 4 Uhr: Verbau dsaitEung {Fortsetzane)*
Abends 8 Uhr : Gart cnf esst bei ßonorand im
Rosenthale.
Samstag den 9. Junt:
Vormittags 9 Uhr: IT« Verbandssitzung im
Blauen Saale de^ Krystallpalastes.
Nachmittags 3V2 ^^^ ^ Festmahl Im Theater-
saal des Krystnllpalastes.
Abends 8 Uhr: Musikaufführungen in der
Alberthalle des Kryatallpalaates*
Abschieds-Com m er&.
*) Yergl. Heft X, 1894. S. 287.
Die Anmelde- und Auskunfta-
stelle befindet 51 ch von Donnerstag den
7. Juni an im Rötel de Pologne, Hain-
strasse 16 — 18.
Die Verbandsmitglieder werden gebet e et ^
ihre Mitgliedskarten mitzn bringen und an der
Anmeldestelle behnfs Ein zeich nun g der Namen
in die Theilnehmerliste unter Angabe der
Wohnung in Leipzig vorzuzeigen.
Jeder Tbeilnehmer erhält au der An-
meldestelle eine l^heiLnehmcrkartei Fest-
abzeichen und Drticksachen gegen Erlegung
des dafür festgesetzten Betrages.
Der Preis der Festksrtcn beträgt:
für Herren 12 Mk,
„ Damen ..... 8 ^
Es wird ersucht, die TheiloehmerkArten
stets bei sich und die Feätabzeicben atets
sichtbar zu tragen.
Um rechtzeitig eineD UeberbJick übef -diftJ
Zahl der Theilnehmer in crhaltr
beten, die Anmeldungen möglich'
Geschäftsstelle des VerbAndet,
Schiff bauerdamm 23, gelangen
310
Die 66. Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte wird Tom
24. bis 30. September 1. J. in Wien tagen.
Die p. t Vereins-Mitglieder werden einge-
laden, sich an dieser Versammlung zu be-
theiligen.
Alchung und Stempelung der
Elektricitäts- Verbrauchsmesser. Das
am 12. Mai 1894 ausgegebene und ver-
sendete Reichsgesetzblatt für die im Reichs-
rathe vertretenen Königreiche und Länder,
XXXI. Stück, Nr. 82 enthält die Ver-
ordnung und die Vorschriften über oben-
stebende Angelegenheit.
Wir werden auf diesen wichtigen Gegen-
stand noch zurückkommen.
Elektrische Beleuchtung in Sera-^
Jewo. Das Elektricitätswerk für die Be-
leuchtung des Landesspitales sieht seiner
Vollendung entgegen. Das Landesipital, ein
Complex, der 14 grössere und kleinere Ge-
bäude umfasst, wird mit Strom aus einem
in der Nähe sich befindenden Maschinen-
hause versorgt, u. zw. nach dem Dreileiter-
systeme. Im Maschinenhause befinden sich
zwei Nebenschlussdynamos ä iio Volt und
HO Amp. nebst zwei entsprechend starken
Locomobilen. Ein Schaltbrett ermöglicht,
die Anlage zweckmässig zu überwachen. Die
Leitung vom Maschinenhause zu den ver-
schiedenen Häusern ist oberirdisch und
fuhrt unter das Dach des betreffenden Hauses
zu einem Vertheilungsbrette, von wo sie in
Form von Bleikabeln zu den Lampen ver-
läuft. Die Beleuchtungsanlage umfasst etwa
400 Lampen ä 16 NK. und zwei Bogen-
lampen, welche sich vor dem Hauptgebäude
befinden. Die Glühlampen dienen theils zur
Innen- theils zur Aussenbeleuchtung. Bei
letzterer sind die Lampen an einfachen
Wandarmen mit Schutzglas angebracht,
während bei ersterer theils einfache Wand-
arme für Corridorbeleuchtung, theils ornamen-
tale Zimmergehänge zur Verwendung kommen.
Die ganze Anlage wurde von der Firma
Siemens & Halske eingerichtet. Die
Beleuchtungsanlage wird nach dem Ausbau
der Stadtcentrale an diese angeschlossen.
SIektrische Beleuchtung in Karo-
linenthal. Die Karolinentbaler Stadt Ver-
tretung hielt am 2. d. M. unter dem Vor-
sitze des Bürgermeisters Herrn Topinka
eine Sitzung ab. In derselben wurde über
die Einführung der elektrischen Beleuchtung
in Karolinentbal verhandelt. Wie der „Elektro-
technische Anzeiger** hierüber meldet,
überreichte Herr Ingenieur Kiiiik eine Offerte,
wonach er sich verpflichtet, die Installation
der elektrischen Centralstation und des elek-
trischen Leitungsnetzes, die Aufstellung der
Dampfmaschinen und der Dampfkessel für
227.413 fl. durchzuführen. Der Stadtrath
stellt jedoch die Bedingung, dass Herr KHiik
die Dampfkessel und Dampfmaschinen bei
der Maschinenbau -Actiengesellschaft vorm.
Danök beziehen solle. Bezüglich der Lieferung
der eisernen Kandelaber wurde mit den
Eisenwerken in Komotau verhandelt, welche
dieselben um 30.000 fl. liefern woUen. Auf
die Errichtung der elektrischen Station mit
einem Kostenaufwande von 20.000 fl. soll
die Oifertverhandlung ausgeschrieben werden.
Nach dem Projecte wird die ganze elektrische
Anlage auf 3200 Glühlampen eingerichtet
sein. Die Betriebskosten sammt Verzinsung
und Amortisation des Capitales per 240.000 fl.
werden etwa 40.016 fl. betragen. Die Ein-
nahmen sind auf 43.000 fl. präliminirt, wo-
bei angenommen wird, dass wenigstens 1600
Glühlampen von Privaten benutzt und der
Preis per Lampe und Stunde mit il/« kr.
festgestellt werden wird. Die diesbezüglichen
Anträge des Stadtrathes wurden ange-
nommen.
Femer wird gemeldet : Das Subcomit6
des Stadtrathes für die Angelegenheit der
elektrischen Bahnen beschloss, über keines
der vorhandenen Projecte zu verhandeln,
sondern eine Offerte zur Erlangung von
Plänen für elektrische Bahnanlagen auszn-
schreiben.
Elektrische Beleuchtung in Na-
chod. Herr W, Lokvenc, Besitzer der
Mange und der sogenannten Grossmühle
in Nachod beabsichtigt eine elektrische An-
Isge ausführen zu lassen, um die Stadt nnd
die Geschäfts- sowie Privathäuser zu beleuchten.
Der Unternehmer hat bereits Rundschreiben
an die Hausbesitzer versendet, um die Zahl
der erforderlichen Lampen zu conntatiren.
Werkxneisterschule für Elektro-
technik. An der k. k. Staatsgewerbeschnle
im X. Wiener Gemeindebezirke, Eugen-
gasse Nr. 81, wird am 16. September 1894
der I . Curs einer sich auf vier Semestercurse
erstreckenden Werkmeisterschule für Elektro-
technik mit theoretischem und praktischem
Unterrichte eröffnet. Für die Aufnahme
ist der Nachweis einer zweijährigen prak-
tischen Thätigkeit in der Meisterlehre oder
in einer Fabrik erforderlich.
Näheres siehe diese Zeitschrift, 1894,
Heft VI, Seite 170 und 171.
Programme können durch die Direction
der Anstalt bezogen werden.
Die patentrechtliche Stellung der
Bleistaub- Accumiilatoren zumFaure-
Patente ist kürzlich vom Landgericht in
Braunschweig entschieden worden. Die
„Elektrotech. Ztsch.« berichtet hierüber : Das
Gericht erkannte die Klage der Accnmu-
latorenfabrik Actien- Gesell Schaft
in Hagen i. W. gegen den Restauratenr
B r ü n i n g in Braunschweig, welcher eine
nach dem neuen (Bleistaub-) Verfahren her-
gestellte Accumulatorenbatterie aus der Fabrik
der Berliner Accumulatoren werke vorm. Cor-
rens & Co., Berlin, besitzt, für Recht an
und verurtheilte den genannten Besitzer der
Correns'Batterie dem Antrage der Klägerin
gemäss.
311
Nachdem schon Ende des vorigen Jahres
dms frühere Herstellungsverfahren (Auftrag
▼on Bleioxyden) der Correns-Werke vom
Reichsgericht als aoter das der Accumu-
latorenfabrik Actien-Gesellschaft
in Hagen i. W. gehörige Faure-Patent
fallend erklärt worden war, ist nunmehr
dorch das obige Urtheil auch das neue
C o r r e n s- Verfahren (Bleistaubverfahren) als
Pateotverletznng gekennzeichnet.
Ohne in eine Kritik dieses Urtheils ein-
gehen zn wollen, wollen wir doch daraaf
hinweisen, dass das Urtheil sich durchaus in
Uebereiostimmung mit der Lehre des Patent-
rechts befindet. Wer sich für diese Betrach-
tungen näher interessirt, möge nachlesen:
Patentgesetz von Dr. Arnold Seligsohn
S. II, Theorie und Praxis des deutschen
Patentrechte von Robolski. S. 217.
Die Elektrlcitäts-G esellschaft Geln-
hausen hat mit der Accumulatoren-
Fabrik, Actien-Gesellschaft in Ha-
gen 1. W, einen Vergleich abgeschlossen,
demzufolge die zwischen diesen Gesellschaften
noch schwebenden Paten t-Processe nieder-
geschlagen sind.
Auf Grund dieses Vergleiches ist die
Elektridtäts - Gesellschaft Gelohausen be-
rechtigt, Accumulatoren - Batterien, welche
von derselben geliefert worden sind, unbe-
hindert bestehen zu lassen und ihren Blei-
staub - Accumulator gewerbsmässig herzu-
stellen, in Verkehr zu bringen, feilzuhalten
oder zu gebrauchen.
Die Elektricität in der interna-
tionalen Ausstellung für Medicin und
Hygiene in Rom. Diese Ausstellung, in
welcher im Vergleiche zu anderen gleich-
seitigen ausserordentlich wichtige Fortschritte
vorgeführt werden, beweist von neuem, dass
die £lektricität unter ihren vielfachen Arten
als statische, galvanische und Inductions-
elektricität, dann unter der Art der Wärme-
und Lichtenergie eine glänzende Zukunft in
der medicinischen Wissenschaft hat.
Unter den Ausstellern ragen besonders
vier italienische, drei französische und sechs
deutsche Firmen hervor. •
Bemerkenswerth sind auch die Anwen-
dungen der Elektiicität in der Zahnheilkunde.
St.
Soci6t6 fran9aise de physique. In
dieser Gesellschaft hielt Mr. Hospitalier
einen Vortrag über die Transformation der
Gleichströme in Wechsel-, zweiphasige und
dreiphasige Ströme; ferner besprach er die
Umwandlung der Wechselströme in Gleich-
ströme, in zweiphasige und dreiphasige Ströme,
die Transformation der zweiphasigen in
Gleich- und dreiphasige Ströme und endlich
die Umformung der dreiphasigen Ströme in
Gleichströmen und in zweiphasige. Er be-
rfihrte auch das Historische dieser Umwand-
lungsmethode und liess den Verdiensten
der einzelnen Betheiligten Gerechtigkeit
widerfahren.
Die elektrische Tractlon In Paris.
Der Ingenieur B e r M c r plant für die Ver-
bindung voa der Porte de Vinccnoes nach
Bois des Bijulogne eine in dner Metallröhre
von 6*30 m Dttrchm«ser führende elektrische
Tramway mit 17 Stütionen in Her Gesammt-
länge von n km. Die KahrgCiChwindigUeit
soll 20 km per Stunde betragen^ die Betriebs-
spannung 500 Volt.
Soci^Ce Internailonalß des &lec^
triciens. Am 2. Mai d. J. trug Mr. Son-
novsky über die Turbine Laval vor,
welche pro Secunie 40^* Touren macht;
dann sprach Mr, llillniret über eine Ab*
handlung Pot ier's betrefTcTul Eleklromotürtn
mit in sich selbst geschlossenem Irjductor.
Oelrelnigung durch EläkldcJtät,
Da« Verfahren hat zuerst der Franiose
Levat in Aix zur Dutchführüng gebracht*
Durch Anwendung der Efektricität werden
Oele von saurem Geschmack und Missfarbung
entsäuert und entfürbt, Dai HilfsmiUel ist
Wasser, das in solchef Menge ingegasscn
wird, um nntci" dem Oele eine 30 bis 40 mm
hohe Schichte lu biKlen, Das Oel ruht also
auf dem Wasser^ und in letzteres tanchen
die ElektrodeuH, die mit einer kleinen Dy-
namo verbunden werden. Die Spannung
des Stromes beträgt 2 bid 3 Volts; er zer-
setzt zum grossen Theil das Wasser nnd so
werden die miftstürbigen Sbi^Te aufgenommen
und der Geschmack v er r bessert. Bei schlechten
Schmierölen sinkt durch dieses Verfahreu
der Säuregehult von 5 auf 1^ betw. nur
Vio Procent j wt^nn eben dEis Verfahren
wiederholt wird. [Jeher die Kosten, wn*
doch wohl Hie ll^iuptsache mit isX^ gibt
jedoch Lernt keinerlei Zilfern bekannt^
Kin indisches Telephon, Ein ei]g-
lischer Ofäcier Namens 11 sir ringto n ha^
zwischen zwei Tempeln von Pauj, die un-
gefähr lt/2 k>fi von eiiiander entlernt sind^
ein Telephon au riefelnden, welches schun
Über 2CX)0 J^ihre im Betrieb sein solJ,
Bei dieser Gelegenheit muss bemerkt
werden, dass bei den in F^^j^yptea ange.^ielleeti
Forschungen unwiderleg^jiciie Beweise über
die Existenz von Verb indung^d reihten ^lyts^chen
einigen Tempeln uns der Zeit der ersten
egyptischen Dynastien voryefutiJen wurden.
Es lässt sich }e>Jücli nicht leäUtellen, ob diese
Drähte als rckgrnph, Telcidiuiv oder £U
irgend einem rinderen Zwecke dieuten,
St.
Klektricitüt der Haut* NäcU „Electri-
city" stellte Prof, Y a r l h a □ o f f in Peters-
burg Versuche an, indem er nn verschiedenen
Körpertheilen ii^lektrüden m:t iler llnut in
Berührung biachte^ dit mit einem emplm 1-
liehen Galvanomeier vurtmuden waren und
dabei gleichzeitig die Hjiut in ver*
Weise erregter ^o z. IL durch
mit einer l!ui>ie^ u'ler in.
oder kalten Ije^enstaq^^*^"' <
Nadelstiche und fipi « - J *- ^-^i
312
Licht, dnrch Geschmack, Gerach auf das
gesammte NerTensystem einwirkte. In allen
diesen Fällen wurde eine starke Ablenkung
der Gal?anometernadel beobachtet. Blosses
Auf- und Zumachen der Augen wirkte eben-
falls auf das Galvanometer ein, ebenso
übten Nachdenken und Rechnen eine ähn-
liche Wirkung aus. Yarchonoff ist der
Meinung, dass dabei der Metallgehalt des
Blutes wirksam sei.
Künstliche Beleuchtung von Innen-
räumen. Ueber Versuche mit künstlicher
Beleuchtung verschiedenartig ausgestatteter
Räume theilt der „Amerikan Architekt
Folgendes mit : Erleuchtet man einen Raum,
dessen Wände mit schwarzem Tuch bedeckt
sind, mit einem Beleuchtungskörper von
loo Kerzen, so sind zur Erzielung des
gleichen Grades von Helligkeit für denselben
Raum nöthig: wenn er mit dunkelbrauner
Tapete ausgestattet ist 87 Kerzen; wenn
mit blauer Tapete 72 und wenn mit hell-
gelber Tapete 60 Kerzen. Derselbe Raum
mit hölzerner Wandverkleidung in Naturfarbe
oder weiss gestrichen erfordert 50, mit
dunklem, altem Paneel dagegen 80 Kerzen.
Auffallend geringer Lichtaufwand ergab sich,
um denselben Raum mit glatten, geweissten
Wänden zu erleuchten, nämlich nnr
15 Kerzen.
Verein europäischer Glühlampen-
Fabrikanten. In einer v. Mts. in Berlin
abgehaltenen Conferenz europäischer Gläh-
lannpen-Fabrikanten wurde ein Verein ge-
gründet zur Wahrung und Förderung aller
an dieser Industrie betheiligten Interessen.
Durch diese Vereinigung sollen nicht allein
die Interessen der Producenten, sondern
auch die der Consumenten von Glühlampen,
wie nicht minder die des wohlberechtigten
Zwischenhandels gefördert und geschützt
werden. Eine wilde Concurrenz, die eine
maasslose Preisschleuderei zur Folge hatte,
führte dahin, dass die derzeitigen Preise
unter einen Stand gesunken sind, der die
Herstellung einer zuverlässig guten Glüh-
lampe ermöglicht. Femer wurde durch diese
continuirliche Preisermässignng der reelle
Zwischenhandel nahezu vernichtet. AU diesen
Uebelständen soll nunmehr eine rationelle
' Preisregulirung begegnen.
CORRESPONDENZ.
Wien, 6, Mai 1894,
An die hochgeehrte Redadion der Zeitachriß
für Elektrotechnik.
Wien,
I, Nihehmgengcuae 7.
In dem Berichte im Hefte IX über
meinen in der Vereinavenammlung am
7. März a. e, vorgeführten Belbstthätigen
Telephon' Umtchalier kommen einige ündeut-
lichkeiten vor, um deren gütige Klarstellung
ich bitten würde:
i. Die Arretirung dea ümtchaUetoerkea
erfolgt durch dentelben Strom, welcher zum
Anrufe des Vermitttungsamtes, bezw, zum
Anrufe des Theilnehmers, angewendet wird;
es muss also nicht Batteriestrom, sondern
der in der Regel Magnet -Indudoren ent-
nommene Wechselstrom sein, mit dem man
das ümschaltwerk arretirt,
2, Ist die gemeinsc/iaßliche Linie be-
setzt, so hört der Abonnent in seinem Tele-
phon den Gang des ümschaliewerkes und
die Zeichen nicht, weil dieses Laufwerk
stille steht.
3, Von der Centrale führt zum Knoten-
punkte, in' welchem der automatische Um-
schalter aufgestellt ist, nur eine Linie, bezw,
bei metallischer Rückleiiung zwei Linien,
4, Zu den Abonnenten, welche an einen
solcJien Apparat angeschlossen sind, gehen
in dem Falle, als auch das Vermittlungsamt
in der Lage ist, das ÜmsdiaUetcerk tu
arretiren und Erde als Rückleitung ange-
wendet wird, nur zwei Leitungen, wovon
eine die Hauptlinie und die andere die
Abhorchleitung ist. '
Würde man auf die Abhorchleihtng
verzichten, was unter Umständen auch denk-
bar ist, so genügt sogar eine Leitung, bei
Erde als Rückleitung,
Nur dann, wenn das Vermittlungsamt
nicht in der Lage sein soll, eUu Ums^altt'
werk zum Stillstände tu bringen, sind sammt
der Abhorchleitung drei bezw. vier Leitungen
nöthig,
6, Die Oesprächszeit, welche bei dem
dAnonstrirten Apparaten wohl auf fünf
Minuten eingerichtet war, kann natürlich
beliebig, den Bedürfnissen entsprechend ge-
wählt werden ; in den meisten Fällen dürften
drei Minuten genügen,
6, Der Umstand, dass ein Abonnent
warten muss, wenn die gemeinschaftliehe
Linie besetzt ist, erscheint nur theorethiseh
etwas hindernd. In WirJduMeit dürfte sieh
das Oesprächsbedürfnis solcher Theilnehmer
auf den ganzen Tag derart vertheilen, dass
eine Behinderung kaum fühlbar sein wird.
Hochachtungsvoll ergebenst
Franz NissU
VerantwartUoher Redacteur: JOSEF KARETS. - Selbstverlag des Elektroteohniaohen Verolni.
In Commiaaion bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung fflr Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien. V., StrauaaenfraBse 16.
Zeitschrift für Elel<trotechnik.
XJI. Jahrg.
15. Juni 1894.
Heft XII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Obronlk des Vereines.
4. Ap.ril. — Discussion
über denPatentgese tz-Ent-
w u r f . Vorsitzender Vicepräsideot
GrQnebaum.
Ingenieur v. W i n k 1 e r wendet
sich gegen den in einer früheren
Versammlung von Hochenegg ge-
machten Vorschlag, das deutsche
Patentgesetz nach Oesterreich her-
überzunehmen ; die Entscheidungen
des deutschen Patentamtes — der
Redner verweist auf den bekannten
Accumulatoren - Patentprocess und
citirt eine darauf bezügliche Kritik
H o p p e's — lassen es durchaus
nicht wflnschenswerth erscheinen, dass
bei uns in gleicher Weise verfahren
werde.
Baurath Kareis wünscht, dass
die Entwürfe der Regierung und des
Hofrath E x n e r^ sowie das deutsche
Patentgesetz in Druck gelegt und für
die Zwecke der Discussion den
Vereinsmitgliedern zugänglich gemacht
werden, oder dass wenigstens in der
2^itscbrift der Ort bezeichnet werde,
von wo dieselben bezogen werden
können.
Nachdem Baurath G r a n f e 1 d
beantragt hat, den Regierungsent-
wurf paragraphweise durchzunehmen,
schliesst sich die Versammlung dem
Vorschlage Ingenieur K a r m i n's an,
nur jene Paragraphe zur Discussion
heranzuziehen, welche für den Tech-
niker von Bedeutung sind.
Zu § I bemerkt Karmin, dass
nach der jetzt vorgeschlagenen Fassung
eine ebensolche Unklarheit, wie in
Deutschland, darüber herrschen würde,
was eine Erfindung ist; jeder Referent
habe in dieser Beziehung eine andere
Ansicht. Der Erfinder müsse aber
doch wenigstens einen Anhaltspunkt
dafür haben, ob seine Erfindung
patentfähig ist oder nicht. Deshalb
würde er beantragen, den § i noch
durch eine Definition der ^Erfindung"
zu vervollständigen. Am entspre-
chendsten scheine ihm die modificirte
H a r t i g'sche Definition, welche lauten
würde: „Als Erfindung im Sinne
dieses Gesetzes wird jede neue,
wenigstens in einer Ausführungs-
art dargelegte, Lösung einer tech-
nischen Aufgabe angesehen.*^ Die
Versammlung beschliesst nach kurzer
Debatte: „Es ist wünschenswerth,
eine Definition der »Erfindung* in
§ I aufzunehmen.^
In § 3 vermisst Granfeld eine
Begrenzung in Bezug auf die ver-
öffentlichten Druckschriften ; er würde
meinen, dass eine Erfindung nur dann
nicht als neu gelten solle, wenn die-
selbe bereits in einer inländischen
Druckschrift beschrieben ist. Karmin
beantragt, dass im § 3. Abs. i, 2, 3
die Worte „im Inlande^ eingeschaltet
werden, so dass es dann heissen
würde: Abs. i — „in im Inland
veröffentlichten Druckschriften** — ,
Abs. 2 — „im Inlande so offen-
kundig benützt ist** — , Abs. 3 —
^im Inlande öffentlich zur Schau ge-
stellt oder vorgeführt wurde". Des-
gleichenbeantragt er, dass § 3, Abs. 4
lauten solle: „den Gegenstand eines
inländischen Privilegiums*^ etc.
Die in den übrigen Absätzen auf-
genommene Bedingung, „dass danach
die Benützung durch Sachverständige
möglich erscheint**, ist in Abs. 3
wohl nur durch ein Versehen weg-
geblieben, und er beantragt demnach,
dass sie auch dort eingesetzt werde.
V. W i n k 1 e r befürchtet, dass durch
die vorgeschlagene Beschränkung auf
das Inland bei dem regen Verkehre
der Culturvölker Anlass zu Unfug
24
314
gegeben sei. — Die Versammlung
nimmt die Anträge K a r m i n' s an.
§ 5. Karmin fmdet den zweiten
Absatz dieses Paragraphen, welcher
von dem Patentanspruch eines Staats-
bediensteten handelt, sehr ungerecht
und beantragt Streichung desselben.
Wird angenommen.
§ 10 in Verbindung mit § 109
schreibt den Bezeichnungszwang vor
und enthält Strafbestimmungen gegen
Zuwiderhandelnde. Karmin ist mit
Rücksicht auf den Export und den
Zwischenhandel gegen den Bezeich-
nungszwang. Die Versammlung nimmt
den Vermittlungsantrag S c h 1 e n k's
an, dass der Bezeichnungszwang auf-
recht erhalten werde, die Bezeichnung
sich aber darauf zu beschränken habe,
dass auf dem patentirten Gegenstand
ersichtlich gemacht werde, dass der-
selbe im Inland unter Patentschutz
steht.
§ 14. Die Versammlung beschliesst
über Antrag K a r m i n's die Streichung
dieses überflüssigen Paragraphen,
§21. Karmin findet diesen
Paragraph über den Licenzzwang in
dieser Form unannehmbar; er glaubt,
dass in Fällen, wo es sich um eine
ernste Erfmdung handelt, der Erfinder
durch diesen Paragraph abgeschreckt
würde, überhaupt ein Patent zu neh-
men. Der Erfinder ist durch diesen
Paragraph der Willkür des Nach-
machers, resp. „ Verbesserers ** voll-
ständig ausgeliefert. Er würde, wenn
schon Licenzzwang bestehen soll,
beantragen, dass ähnliche Bestim-
mungen diesbezüglich gelten sollen
wie im Schweizer Gesetze. Ferner
schlägt er die Streichung des Wortes
,,gewerbemässig" im 2. Abs. a) des-
selben Paragraphes vor. Die Ver-
sammlung schliesst sich diesen An-
trägen an.
§ 26 bestimmt bezüglich der
Zusammensetzung des Patentamtes
unter Anderem : ,,Der Präsident und
sein Stellvertreter müssen rechts-
kundig sein.^ Karmin beantragt
die Fassung: „Der Präsident oder
sein Stellvertreter muss Techniker
sein", ferner die Streichung der
Vorschrift: -Die technischen Mit-
glieder müssen in einem Zweige der
Technik sachverständig sein.^ Beide
Anträge werden angenommen.
§29 schreibt vor: „Die End-
entscheidungen der Beschwerde- Ab-
theilungen und der Nichtigkeits-Ab-
theilung erfolgen in der Beseuuog
von drei rechtskundigen -
und von zwei technischen Mitgliedern.**
Die Versammlung beschliesst, dass
es daselbst heissen solle : „
in der Besetzung von 2 rechtskundigen
und 3 technischen Mit-
gliedern.*
Zu § 31. Abs. 3 beantragt
Karmin Streichung dieses Absatzes
und dass dafür das gerade Gegentheil
gesetzt werden solle. Wird ange-
nommen.
Im § 32 wird die Zusammen-
setzung des Patentsenates normirt,
der als Berufungsinstanz gegen die End-
entscheidungen der Nichtigkcits-Ab-
theilung des Patentamtes functioniren
soll ; auch hier findet Karmin die
Zahl der technischen Mitglieder mit
zwei zu gering angesetzt und bean-
tragt, dass mit Rücksicht auf die
hauptsächlich technischen Fragen, die
diesem Senate vorgelegt werden, zu
demselben wenigstens drei technische
Sachverständige zugezogen werden.
Wird angenommen.
Zu § 34 bemerkt Karmin,
dass das Institut der Patent-Inspectoreo
nur dann einen Sinn hätte, wenn reines
Anmeldeverfahren bestehen würde,
was ja nicht der Fall ist, und er be-
antragt demnach Streichung des ganzen
Paragraphen. Wird angenommen.
6. April. — Constitui-
rende Sitzung des Eisen-
b a h n-C o m i t e s.
II. April. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender : Vice-
präsident Hauptmann Grünebau id.
Das Wort erhält Adjunct Oscar
Wehr zur Abhaltung seines ange-
kündigten Vortrages: „Ueber Com-
binirung elektrischer Di-
stanzsignale mit Central-
Sicherungs-Anlagen".
Der Vortragende besprach zu-
nächst die Vortheile der elektrischen
Stellung von Distanzsignalen gegeo-
315
über den mechanischen. Bahnbrechend
für die Einführung elektrischer Di-
stanzsignale hat insbesondere der
Schriftführer unseres Vereines, Herr
Inspector Bechtold, gewirkt. Ein
Mangel, der den elektrischen Distanz-
signalen noch anhaftete, bestand
<larin, dass sich dasselbe bei Stör-
ungen (Reissen des Drahtes, Er-
löschen der Batterie, Ablaufen des
Gewichtes des Uhrwerkes) nicht
automatisch auf „Halt" stellte.
Die Firma Teirich & Leopolder
hat diesem Uebelstande abgeholfen,
indem sie die Einrichtuug so traf,
dass bei Eintritt einer Störung bei
der Stellung „Halt** die Scheibe in
derselben verbleibt, dagegen die
Stellung auf „Halt* wechselt, wenn
die Störung während der Stellung
auf „Frei" eintritt. Die Lösung
dieser Aufgabe gelang durch Com-
bination des Wechselstrombetriebes
mit dem Ruhestrombetriebe. Eine
genauere Beschreibung findet sich
ip 8. Hefte des Jahrganges 1893
der Berliner „Elektrotechnischen
Zeitschrift*. Die Stellung „Frei*
wird geändert durch Gleichstrom,
u. zw. durch Unterbrechung des-
selben, während von „Halt* auf
„Frei* durch den Wechselstrom eines
Inductors umgestellt wird. Diese
Deckungssignale lassen sich in ein-
facher Weise mit den Semaphoren
von Central - Weichenstellen combi-
oiren, am einfachsten durch Anbrin-
gung eines Contactes am Semaphor,
der so lange unterbrochen ist, so
lange die Wechsel nicht richtig ge-
stellt sind, und geschlossen ist, sobald
der Semaphor anzeigt „Wechsel
richtiggestellt*. Selbstverständ-
lich besitzt die Station ausser dem
Inductor, dem Taster etc., zur Mani-
pulation auch einen optischen Con-
trol-Apparat, der die Stellung
des Streckensignales anzeigt.
Der Vortragende erläuterte alle
besprochenen Fälle durch Demon-
strationen an einer von der Firma
Teirich & Leopolder herge-
stellten Anlage im Kleinen.
Der Vorsitzende sprach sowohl
dem Vortragenden, wie der genannten
Firma den Dank der Versammlung
aus.
Der Schriftführer des Vereines,
Inspector B ec h t o 1 d, verliest d i e
Discussion übet* den neuen
Patent» resp. Gebrauch s-
musterschutzgesetz-Entwurf
aus der Vereinsversammlung vom
4. April. Hierauf wird die Discussion
fortgesetzt.
Es kommt § 43 zur Erörterung.
Soll eine Vorprüfung von Amts-
wegen stattfinden oder nicht? Inge-
nieur Karmin bespricht die Licht-
und Schattenseiten des Vorprüfungs-
verfahrens, wie es auch in Deutsch-
land geübt wird. Dem gegenüber
zeichnet sich namentlich durch Rasch-
heit des Verfahrens und die gerin-
geren Kosten das einfache Auf-
gebotsverfahren aus, die Ueber-
prüfung angemeldeter Patente durch
die Industrie selbst.
Die Versammlung beschliesst
folgende Aenderung vorzuschlagen :
§ 43. „Die amtliche Vor-
prüfung vor dem Aufgebote
ist nicht durchzuführen, son-
dern es wird der Industrie
überlassen, ihre Ansprüche zu
wahren und durch Einspruch
die Ertheilung unberechtig-
ter Patente zu verhindern.*
2^" § 55 (Patentblatt) wird auf
Antrag Brunbaucr's der Zusatz
gemacht:
„Ueberdies ist die volle
Zeichnung und Beschreibung
einer jeden patentirten Er-
findung unverzüglich in Form
von Einzelexemplaren (Patent-
schriften) in Druck zu legen
und Jedermann käuflich zu-
gänglich zu machen.**
Zu § 95 erhält der Vorschlag
allgemeine Zustimmung, dass eine
Versteigerung der Nachahmungen nicht
eintreten soll. Demnach erhält der
§ 95 ausser dem ersten Absatz über
die Vernichtung der Nachahmungen
den Nachsatz :
^Eine Unbrauchbar-
17
machung der vorerwähnten
Objecte entfällt, sobald zwi-
schen dem Verurtheilten und
24*
316
dem Verletzten wegen deren
Ueberlassung auf Abrech-
nung .... (etc. wie im Gesetzent-
wurf) .... ein Uebereinkommen zu-
stande kommt.**
§ 105 wird dahin abgeändert,
dass nur dem Besitzer eines wissent-
lich ungiltigen Patentes die Folgen
unberechtigter Untersagungshandlung
trifft. Der Paragraph lautet nun:
„Gerichtliche und ausser-
gerichtliche Un tersagungs-
handlungen aus einem wissent-
lich ungiltigen Patente
Nachtheile.**
Der Satz ^wenn auch unab-
sichtlich^ entfällt.
§ 108 bleibt, nur wird in Ab-
satz 2 des Wörtchen „stets** ge-
strichen und statt dessen einge-
fügt: „wenn die Bezeichnung
von den Gegenständen nicht
entfernt werden kann**.
Was die Gebflhren betrifft, so
erwartet der Verein mit Rücksicht
auf den Wegfall des Vorprüfungs-
verfahrens eine bedeutende Verbilli-
gung gegenüber dem Entwürfe.
Was die Uebergangsbestimmungen
betrifft, so wird vorgeschlagen:
„Die nach dem alten Ge-
setze ertheilten Privilegien
sollen nach diesem behandelt
werden.*
Nach Schluss der Discussion
spricht der Vorsitzende Herrn Ing.
Karmin und den übrigen Theil-
nehmern an derselben den Dank aus.
16. April. — Sitzung des
Eisenbahn-Comit^s.
18. April. — Vereinsver-
sammlung. — Präsident V o 1 k m e r
theilt mit, dass Herr Ingenieur Ross
sich zur Abhaltung eines Vortrages
über elektrische Bahnen gemeldet
hat; der Tag, an dem derselbe ge-
halten werden soll, werde den Vereins-
mitgliedern schriftlich bekannt ge-
geben werden. Ferner liegt eine Ein-
ladung des y Verbandes der Elektro-
techniker Deutschlands* zum Besuche
der im Juni in Leipzig stattfindenden
Hauptversammlung vor. Ingenieur
Ross, als Mitglied dieser Verbandes,
bemerkt hiezu, dass die Verbands-
mitglieder sich freuen würden, eine
grosse Zahl von Mitgliedern des
Wiener Vereines auf diesem Con-
gresse begrüssen zu können; die von
bekannten Fachmännern angemeldeten
Vorträge und eine bei dieser Gelegen-
heit stattfindende Ausstellung lassen
es erwarten, dass die Besucher be«
friedigt von dieser Versammlung
heimkehren werden.
Der Vorsitzende ertheilt nun
Herrn Dr. J. Sahulka das Wort
zu dem Vortrage: „Ueber das
Strowger'sche automatische
Telephonsyste m**. Dieses System
ermöglicht es jedem Abonnenten, sich
ohne Beihilfe eines Manipulanten mit
jedem anderen Abonnenten im Netze
in Verbindung zu setzen. Die Apparate
werden gegenwärtig in drei Grössen
angefertigt, und zwar für lOO, looo
oder 10.000 Abonnenten. Das Neu
wird entweder so angelegt, dass von
der Centrale nur ein Draht zu jedem
Abonnenten führt (Rückleitung durch
die Erde), oder dass zu jedem Abonr
nenten zwei Drähte führen. Der Vor-
tragende wählt als Beispiel zur Be-
schreibung der Apparate und der
Schaltungen den Fall eines Netzes
mit 1000 Abonnenten, wobei zu je-
dem derselben nur ein Draht gebt.
Der bei dem Abonnenten aufgestellte
Schaltapparat besteht aus einer Reihe
im Kreise angeordneter Contacte,
welche mitHilfe eines Contactarmes die
Linie an die Batterie anschliessen, und
zwar in der Weise, dass bei der Kreis-
bewegung des Armes abwechselnd
positive und negative Ströme in die
Leitung geschickt werden. Die Zahl
der negativen Stromimpulse hängt
vom Abonnenten ab und richtet sich
nach der Nummer des aufzurufenden
Theilnehmers. Will der Abonnent
beispielsweise mit Nummer 463
sprechen, so hat er viermal auf den
Hunderter-Contact zu drücken (dem-
entsprechend gehen vier negative
Stromimpulse in den in der Centrale
befindlichen Apparat) ; geht er hier-
auf mit dem Arm zu dem Zehner-Coo-
tact weiter, so wird inzwischen ohne
sein Zuthun ein positiver Strom von
kurzer Dauer in die Linie geschickt;
317
auf den Zehner-Contact drückt er nun
ixrieder so oftmal, als die anzurufende
Nummer Zehner enthält u. s. f. In
der Centrale hat jeder Abonnent
einen Apparat, in welchem die
I^eitungen aller Abonnenten als in
concentrischen Kreisen angeordnete
Contacte endigen ; es muss sich also
der Draht jedes Theilnehmers in
so viele Zweige theilen, als Abon-
nenten, resp. Apparate vorhanden sind.
Ein Hebel, der über der Contact-
Scheibe sowohl in radialer als auch
in tangentialer Richtung bewegt
werden kann, stellt die von dem
Anrufenden beabsichtigte Verbindung
her. Es sind nämlich in jedem
Apparat mehrere polarisirte Relais,
welche, ausgenommen eines, nur auf
negative Ströme ansprechen. Die
Ankerbewegung des einen positiv
polarisirten Relais überträgt sich auf
einen zweiten Hebel, der sich in
Folge dessen auf einer Reihe von
Contacten congruent mit dem Contact-
arm im Schaltapparate des Abonnenten
einstellt und auf diese Weise den
Abonnenten der Reihe nach mit den
verschiedenen negativen Relais und
schliesslich mit der Leitung des an-
zurufenden Abonnenten verbindet.
Ist der Abonnent also derart z. B.
mit einem der negativen Relais ver-
bunden, so wird bei jedem von ihm
in die Linie gesendete^ Stromimpulse
der Anker desselben sich bewegen.
Diese Bewegung überträgt sich in
zweckentsprechender Weise auf den
oben erwähnten, die Contactscheibe
beherrschenden, Hebel, der sich dann
bei jeder Anziehung des Ankers,
je nachdem, welches negative Relais
eingeschaltet ist, um i, lO oder
lOO Contacte weiter bewegt. Auf
diese Weise ist es möglich^ die Ver-
bindung mit jedem der looo Abon-
nenten herzustellen. Der Vortragende
weist auf die kleinen Dimensionen
des Apparates (circa 20 cm Durch-
messer, 12 cm Höhe) und auf die
staunenswerthe Wohlfeilheit desselben
bin und bemerkt, dass das System
inlndianopolis im Gebrauch stehe.
Die Versammlung lohnte die Aus-
führungen des Herrn Dr. Sahulka, |
der die complicirten Einrichtungen
an der Hand von Zeichnungen in
sehr klarer Weise dargelegt hatte,
mit reichem Beifall.
Am Schlüsse der Sitzung demon*
strirte Herr Ingenieur Freund einige
Taschen - Accumulatoren englischer
Herkunft.
25. April. — Sitzung des
Eisenbahn-C omit es.
27. April. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender: Präsident
Hofrath Volkmer.
Herr Ing. R o s s sprach über
die Bedeutung der elektrischen
Strassenbahnen für das Verkehrsleben
der Städte. An der Hand eines sehr
reichen Materials und mit Hinweis
auf die ausgestellten zahlreichen
Pläne und Photographien, zeigte der
Vortragende, welch' ausserordent-
lichen Einfluss der elektrische Be-
trieb der Strassenbahnen auf die
Hebung des Verkehrs erlangte und
wie es im Interesse jeder Stadtver-
waltung gelegen sein muss, die Ein-
führung eines derartigen Betriebes
zu erleichtern.
Eine ausführliche Wiedergabe des
Vortrages erfolgt in einer der nächsten
Nummern der Zeitschrift.
In der sich an den Vortrag
knüpfenden Discussion machte Herr
Director Gebhardt einige kurze
Mittheilungen über den Accumulatoren-
betrieb mit Wadell Entz- Accu-
mulatoren in New- York. Herr Bau-
rath Kar eis richtete hierauf an
die Versammlung und insbesondere
an die anwesenden maassgebenden
Vertreter des Stadtbauamtes einen
warmen Appell, im Sinne des vom
Vortragenden geäusserten Wunsches
alles Mögliche zu thun, damit auch
in Wien endlich die Frage des elek-
trischen Betriebes der Strassenbahnen
einer gedeihlichen Lösung zugeführt
werde.
23. Mai.
i t z u n g.
— Ausschuss-
Neoe ntglieder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme traten dem Vereine die nach-
318
stehend genannten Herren als ordent-
liche Mitglieder bei:
P r ö c k 1 Franz, k. k. Postsecretär
der Post- und Telegraphen-Di-
rection, Prag.
S. Bergmann & Comp., Actien-
Gesellschaft, Fabrik für Isolir-
Leitungsrohre für elektrische
Anlagen, Berlin.
Ziffer E. A., beb. aut. Civil-In-
genieur, Eisenbahn-Directora. D.
Wien.
Jilek Wenzl, k. k. Bau-Adjunct,
Prag.
S i m u n e k Johann, k. k. Ingenieur,
Komotau.
Baroch J., städtischer Ingenieur,
Prag.
ABHANDLUNGEN.
Ein vereinfachtes Verfahren zur Berechnung der Strom-
vertheilung in Leitungsnetzen.
Von OTTO FRICK, New- York.
(Schlass.)
(All« B«obta Torb«halten )
Tabelle der abgenommenen Ströme t and deren verlegte
Werthe J
ij =- 18 Amp.
'2 =
'3 ■■
Jh
= -7 = "'2 = 9
2
= 42
= Jl -{-72 = 9+ 21 = 30
= 38
-./a + ./3 = 3<>+ 19 ==49
/4 — 20
(/b + «i)X6 + ^-*
69 X 59-1 + 10X90
149-1
=-- 33*34
^ IG
= f = ^«.2 = 5
— 20
=^-!i = 2.1/2= 10
17= 12
(^6 + ''7)X h +
7d =
= 22><23_6 + 6 >050 ^ j
38Ö
= ^5 + «Ai = 5 + «579 = 20 79
: 18
(^e + l8)Xc+^54^
579
177S
^ 3879 X 104*3 + 9 X 250.
354*3
= Je + Jt= 33*34 + »7 78 = 51*12
40
= -- = 40
/2 ■■
20
/g -}- Ji = 5112 4- 20 =r 71 12
20
(A + »*,o)X/* +
'10 X '10
91*12 X 48*5 + 10 X '20
168-5
'11 = 24
319
Tabelle der abgenommenen Ströme % n n d deren verlegte
Werthe J
«12
Jl =
2 "
=•^1 + «^11 = 33 38+ 12 = 45-38
= 36
»19 = 29
Jt =
{J<l+il9)Xq
«19 X ^9
/
8I-38X46-5+ 18X64-3
«13 -
^13
Jftk
«1*
^14
«n
«16
Jn =-
IIO-8
= 30
= ^=^.= 15
= Ji+ /,3 = 44*5 + 15 = 59*5
= 38
2
= 20
!l} = 5M/2 = 10
2
==44-5
«20 :
. 737 X 52-62 + i4'5 X 78-57 ^ g.2
I3II9
= Jra + ^r = 59-5 + 38-2 = 977
= 20
»20 X '20
(^s+«20)X* +
1 17-7 X 30 76 + 'Q X 52-63 ^
«21
10
'21
8339
= W/2 = 5
49-75
122=30
(^21 + ''22) X '21-
^22 X h
Ju=-
(•A5+nG)X^i5-
'icXJw
«17
«18
_32X '20+ " X ^3Q_^,.Q^
250
= J\i + Jn = 19 + 2106 = 4006
= 20
~ P ^
= 6006 X 8ro5+ loX '2o ^ .^
201*05
= 29
= 'f = «^/2 = 14-5
= '/p + "/is = 302 + 14-5 = 44-7
»23
•^23
»21
= 35 X 128-6+15X214-3 ^ 22-
342-9
= 20
22*46
:-!??. = 20/2 = 10
2
: Ja + ^23 — 22-46 + 10 = 3246
20
(Jv+.-„)X«^+^^^^
52-46 X 77-5 + 'QX 200
277-5
21-84
«25 =
*^25
= ^- = 30/2 = 15
= /x + ^25 == 21-84 + «5 = 36*84
= Je + Jy + 12 = 49*75 + 36-84 +
+ 12 = 9859
Das ganze Netz ist also zu einer Leitung : W == 28*82 m mit einer
Belastung von Jw = 98*59 Amp. reducirt worden. Die Zerlegung dieser
Resultante ist in der folgenden Tabelle ausgeführt.
320
s
X
+
+
O II
o» ^
0
tu
I I «
8^
X
C
>ö
4^
X
X
+
+
I + !SI
00
NO
X
tu
tu
II
tu
^N^
X8-
X
«CS
+
5s
X
P- *:
2-X
1
4^
4^
4^
V*
M
cn
II
1
II
Ol
^4
,5?
00
X
vO
X
t
oib
er
O
c
B
o
tu
,^ '*
tu
B
X
3
tu
B
X
2
o>l o
ob
tu
I
I
q
vi
I
II
+
X
o
tu
+
+
i-
I
I I
II II
X
tu ^
X +
1
1
1
1
q
4k>
M
kA
II
II
o
}
M
vO
ö
^
OJ
Cn
+
4^
+
K> 4^
4»i
oo
10
Cm
NO
I
I
00
00 vß
tu
X
Co
CA
r*
•t
O:
5
321
lA
00
00
ob
nO
00
ÖS
• 00
CO
CO
II
1
P
II
i
OS
0
o^
t«*
CO CO
CO o
K.
0
0 lo
00
II
2 o
li
1
II
CO
*^ 00
S
1
11
O 00
tri 00
CO
COl
b
1
tn
CO
00 ^
w O
CO M
c
II
<**■
»^
1
II
»:
11
00
1
+
tn ^
CO
1
00
1
II
1
^
II
1
22'
1
II
11
t^
O^
6
XT)
»o
o
ir%
2>
: ^
CI
1
CO
X
CO
2"
1
1
.g^
X
00
00
1
00
X
0
: 1
1
♦
II
»n
00
t^
II
>o
00
so
w
'. t^
M
«^
CO
00
'««•
w
t^
t
-9
00
«0
b
«
CO
'
ob
^
S
ÖS
^
o
«>
i
+
II
II
II
+
11
li
1
1
1 II
11
i B
1
•9
+
X
9
^
X
9
■«
1
1
+
X
CS
X
-i?
1
X
^- X
-" i_
1
CO
■?
"S
•^
'S
^
^
^1
'S
-^
•^
■^
©1
'S
•c
II
II.
1!
II
II
II
II
II
II
II
1
" II
II
1 e
, C3
«c
^
;?
5
A
^
'S
'S
^
'S
«•
1 '^
«
1 «4
fi
i ^
a
1 ^
D.
a
o
! u
»•
«>
»o
in
CO
o
CO
1
CO
^
•*
C
^
vO
w
CO
OO
CO
II
I
CO
00
-i
1
II
tri
1
00
CO
II
'S
I
00
II
II
1
CO
1
X
tn
CO
CO
1
II
: 1
CO
f
T
II
00
p
CO
CO
1
CO
o
tri
II
tr%
P
1
w
II
II
CO
1
tri
OO
X
»o
§,
a
1 CO
00
'. 11
: o
: 1
CO
00
: 2.
1
tr%
CO
tA
o
X
1 1
M tr\
r 1
1
CO
VO
CO
1
11
'«^
P
CO
CO
1
II
+
1
1
■ 11
<»
+
t>.
II
II
CO
1
C4
11
S^
II
.a
*^
■:«
►^
li
o
►a:
<
^
«Xi
ö4
1
1
•^
+
X
::
X
- 1
S
+
X
c*
X
Ö>
1
X
«
X
x
2
1
M
M
va
1
x:
ja
1
tu
M
1
II
1
II
11
II
1
II
11
11
'S
II
'S
1
1
'S
II
'S
II
'S
1
'S
II
S
M
US
c
bo
o
«T
«0
-%
^
•^
; ir
s
'S
'S
'S
J?
'S
'S
^
322
Die in dieser Tabelle enthaltenen Werthe s geben die Stromver-
theilung, welche in Fig. 7 eingetragen ist. Ausserdem kann man die
Verluste bis zu dem Kreuzungspunkte direct aus der Tabelle entnehmen.
Der Verlust bis Punkt (4.8.9) ist = Ai^XhX Constante, und das Product
-Ih X h findet man in dem Ausdrucke für A^^ = 3675.
Die Verluste bis zu den übrigen Punkten erhält man ohne
Schwierigkeit.
Die den Verlusten proportionalen Producte (^4 X 0 sind auch
eingetragen worden und bieten einen guten Ueberblick über die Span-
nungsverhältnisse im Netze.
Wie dieses Beispiel zeigt, gestattet die Verlegungsmethode, die
Berechnungen in systematischer und übersichtlicher Weise zu ordnen, so
dass dieselben beinahe ganz mechanisch ausgeführt werden können.
Es dürfte wohl überflüssig sein, zu bemerken, dass für den Werth
der Methode eine Hauptbedingung in der Verwendung des Rechenschiebers
323
zur Ausführung der Rechnungen, wie dies bei dem obigen Beispiel
geschehen ist, liegt.
Die Methode genügt in allen Fallen, wo die Leitungen keine ge-
schlossene Figur bilden, ohne dass in einem Punkte von den diese Figur
bildenden Leitungen ein Speisepunkt sich befindet.
In anderen Fällen kann sie aber immer zu einer Vereinfachung^
der Aufgabe verhelfen, wie z. B. bei einem Netze von der in Fig. 8
angegebenen Form.
F.g. 8.
Durch Combination, wie in der Figur angedeutet, kann dasselbe zu
der weitaus einfacheren Form Fig. 9 gebracht werden.
•s^
^
/
"-4
Fig. 9.
Die Bestimmung der Stromvertheilung in diesem Netze kann jetzt
mittelst der Gleichungsmethode geschehen.
Diese jetzt beschriebene, sogenannte Verlegungsmethode wurde vom
Verfasser schon gegen Ende 1891 ausgearbeitet, sie wurde aber nicht
veröffentlicht, um zuerst einer gründlichen Prüfung ihres praktischen
Werthes imterworfen zu werden.
Seit iVa Jahren wird sie neben den anderen oben erwähnten
Methoden verwendet, bei den Berechnungen der grossen Kabelnetze für
Städte wie Frankfurt a. M., Strassburg, Stuttgart u. s. w., welche unter
Leitung des Verfassers im Technischen Bureau O. v. "Miller in München
ausgeführt worden sind. Sie hat sich bedeutend einfacher, sicherer,
weniger mühsam und zeitraubend wie die anderen Methoden gezeigt.
Dieser Umstand hat die Veröffentlichung derselben als berechtigt und
wünschenswerth erscheinen lassen.
Mechanische Methode.
Diese ist ebenfalls im Bureau O. v. Miller ausgearbeitet worden.
Da der Erfinder, Herr Ingenieur H. Helberger selbst nähere
Details mitzutheilen beabsichtigt,
werden.
soll hier nur das Princip angedeutet
324
In Fig. lo ist -B ein feststehender Ständer, DAC ein Winkel-
hebelarm mit Drehpunkt A^ F oin Laufgewicht, -ö C ein dünner Faden,
der zwischen B C gespannt ist, E ist eine kleine Trommel, auf welcher
der Faden gewickelt wird, k ein Index, welcher das Gleichgewicht
zwischen Spannung im Faden und Moment des Laufgewichtes angibt
Fig. lo.
Wird der Faden mit Gewichten belastet, nimmt er eine Lage ein,
wie z. B. die punktirte Linie angibt, und um ein Gleichgewicht zu erhalten,
wird es nöthig, das Laufgewicht F zu verschieben. Je niedriger der Faden
herunterhängen diirf, desto kürzer muss der Hebelarm des Lauf-
gewichtes sein.
Die vom Faden gebildete gebrochene Linie entspricht genau dem
in einer Leitung entstehenden Spannungsabfall, ^wenn von dieser Ströme
entnommen werden, die den an dem Faden befestigten Gewichten
proportional sind.
Hat man einmal den Apparat geaicht, so gibt der Durchgang direct
den Verlust an. Auch die Stromvertheilung lässt sich direct ablesen.
Die Methode ist in denselben Fällen wie die Verlegungsmethode
verwendbar und bietet bedeutende Vortheile dadurch, dass man ein
ungemein klares Bild der Stromvertheilung und der Spannungsverhältnisse
im Netze hat.
Ueber den Einfluss der Erwärmung der Magnet-
wickelungen bei Dynamomaschinen auf die Tourenzahl
der letzteren.
Voo ARTHUR MÜLLER.
Bei der Berechnung der Dynamomaschinen erhält man als Werth
für die Tourenzahl bekanntlich einen solchen, welcher einer normalen
Lufttemperatur entspricht. Nach einem mehrstündigen Betrieb muss
jedoch die Tourenzahl der Dynamomaschine oft bedeutend erhöht werden,
um die SpannungsdifTerenz an den Klemmen der Maschine auf constantem
Niveau zu erhalten. Der Grund dessen liegt zum grössten Theile in der
Erwärmung der Magnetbewickelung, da ja dadurch die Ampere Windungen
sich verringern. Die durch Erwärmung des Ankerdrahtes bewirkte
Spannungsemiedrigung und die dadurch bedingte höhere Tourenzahl ist
verschwindend klein gegen die Wirkung der Magnetwickelung. Man kann
daher den Einfluss der Ankerwärme vollständig vernachlässigen, dafilr
verdient aber die Wärmezunahme der Magnetwickelungen eine besondere
Berücksichtigung. Die Formeln über die Temperaturerhöhung von Kupfer-
drähten durch den elektrischen Strom lassen sich auf Drahtspulen nicht
gut anwenden, da diese genannten Formeln für gerade ausgespannte
Drähte berechnet sind. Es ist daher sehr von Vortheil zu wissen, nach
welcher Zeit sich eine Drahtspule durch Einfluss des Stromes erwärmt
und auf welche Temperatur, unter Berücksichtigung der Stromdichte itn
Drahte. Nachstehende Tabelle enthält die aus praktischen Versuchen
325
ermittelten Werthe der Temperaturzunahnie in Celsiusgraden und der
Tourenzahlzunahme in Percent bei verschiedenen Beanspruchungen der
Drähte nach einem Stromdurchgang durch fünf Stunden.
Ampere pro mmS
im Msgnetdraht
Temperaturerhöhaog
Zunahme der Tonrenzahl
in Grad Celsios nach
in Percent nach
1
9
SitODdigem Stromduichgang
Sstttndlgem Betrieb
I
2^
6-9
1*1
30
7-4
I -2
32-5
7-9
I'3
35
8-5
1*4
39
9-9
1-5
43
»0*3 1
1.6
47
10 6 j
1 ''7
50
II'O 1
1-8
53-5
"•3
1-9
56
11-6 ;
2-0
59
11-9
2-1
62
12- I
1 2-2
65
12-4
1 2-3
68-s
12-7
1 2-4
70
130
2-5
73
13-2
Die Versuche wurden gemacht an ein und derselben Spulengrösse
damit die abkühlende Oberfläche der letzteren immer dieselbe ist. Der
dabei verwendete Draht hatte einen Durchmesser von 2*5 mm und war
in 21 Lagen auf die betreffende Spule aufgewickelt. Bei Versuchen mit
anderen Spulengrössen und Drahtdurchmessern weichen die Resultate gegen
den vorigen nur um i — 2% ab, man kann daher, ohne einen merklichen
Fehler zu begehen, obige Werthe auf viele Fälle verwenden.
Selbstthätiger Pernsprech-Umschalter.*)
ConstracHon und Patent von FRANZ NISSL, Ingenieur in Wien.
Die bisherige Ausnützung der meisten bestehenden Telephonleitungen
ist eine unvollkommene.
Dadurch, dass für jede einzelne an ein Vermittlungsamt angeschlossene
Sprechstelle eine eigene, ofl sehr lange Leitung hergestellt werden muss,
die in den häufigsten Fällen nur für verhältnissmässig sehr kurze Zeit in
Anspruch genommen wird, stellen sich die Anlagekosten der Leitungen,
die Kosten der Umschaltevorrichtungen und die Betriebskosten sehr hoch.
Mit Gesprächzählem allein ist diesen entschieden unökonomischen
Verhältnissen nicht gut abzuhelfen, weil ja schliesslich die Installationskosten
eher noch erhöht als vermindert würden und die Bedienung im Central-
amte doch stets bereit sein müsste, die, wenn auch vielleicht weniger oft
verlangten Verbindungen herzustellen.
Dicht bei einander, häufig in einem und demselben Hause, findet
man an ein und dasselbe Netz angeschlossene Sprechstellen, von denen
jede ihre eigene Leitung zum Vermittlungsamte besitzt.
♦) Vergl. Heft IX. 1894, S. 240.
326
Es würde viel erspart, wenn für mehrere Sprechstellen eine gemein-
same Leitung zum Vermittlungsamte benützt werden könnte, deren Um-
schaltung für die verschiedenen angeschlossenen Sprechstellen selbstver-
stiuidlich automatisch erfolgen müsste.
An mehr oder minder sinnreichen Apparaten, welche die Lösung
dieser Aufgabe zum Zwecke hatten, fehlte es keineswegs, aber als wirklich
praktisch, allen Anforderungen entsprechend, hat sich bisher kein Apparat
erwiesen.
Die meisten zur Eireichung des angeführten Zweckes bis nun con-
struirten Apparate tragen schon den Keim der unsicheren Functionirun;^
in sich.
Die Anwendung polarisirter Relais mit zarten Contacten, die Be-
nützung von elektrisch bethätigten Zeigerwerken oder synchron laufenden
Uhrwerken bietet gewiss keine Gewähr für dauernd sicheren Betrieb.
Ueberdies sind bei den meisten dieser Apparate besondere Ein-
richtungen in den Vermittlungsämtern nöthig ; die Handhabung der Apparate
bei den Theilnehmem ist in der Regel umständlich, die Theilnehmer
können in den meisten Fällen Störungen des von anderen an dieselbe
Linie angeschlossenen Mitabonnenten eingeleiteten Gespräches herbeiführen
oder das Gespräcli abhorchen, femer kann bei allen bisherigen Lösungen
ein Theilnehmer zu Ungunsten des anderen die Linie beliebig lange für
sich benützen und endlich ist die Anzahl der möglichen Anschlüsse meist
eine sehr beschränkte.
Bei dem zu besprechenden Apparate sind alle diese Uebelstände
vollständig vermieden. Das Vermittlungsamt arbeitet bei Anwendung dieses
Umschalters mit den gewohnten Mitteln, die Telephon- Apparate der Theil-
nehmer bleiben dieselben wie bisher. Dieser Umschalter gehört in die
Kategorie jener Apparate, welche, wie Fig. i zeigt, in dem Knotenpunkte A'
der an eine gemeinsame Leitung A' C angeschlossenen Sprechstellen ein-
geschaltet ist.
Fig. I zeigt sechs angeschlossene Sprechstellen I — VI.
Das Vermittlungsamt ist in der Lage, jede der angeschlossenen
Sprechstellen anzurufen, und umgekehrt, jeder Theilnehmer kann das Ver-
mittlungsamt anrufen, ohne dass die übrigen an dieselbe Leitung ange-
schlossenen Abonnenten irgendwie durch Signale belästigt werden. Kein
Theilnehmer ist in der Lage, ein eingeleitetes Gespräch zu stören. Es ist
nicht dem Belieben eines Theinehmers anheimgestellt, die Linie nach
Willkür zu benützen, da er nach einer gewissen Zeit durch den Apparat
selbsttlTätig ausgeschaltet wird.
Das Princip, welches diesem selbstthätigen Umschalter zu Grunde
liegt, ist folgendes:
Auf einer oder mehreren Scheiben oder Walzen, welche diu'ch ein
irgend wie betriebenes Laufwerk in Bewegung gesetzt werden, sind Con-
tacte für die gemeinsame Leitung und die angeschlossenen Theilnehmer
derart angebracht, das alternirend eine Sprechstelle nach der anderen für
kurze Zeit an die gemeinsame Linie eingeschlossen wird. Sowohl das Ver-
mittlungsamt, wie auch jeder Theilnehmer ist in der Lage, die jeweilige
Stellung dieser Contacte wahrzunehmen, wodurch es auch ermöglicht ist,
dass die Centrale jeden der Theilnehmer während der Dauer seines Con-
tactes anrufen kann, und umgekehrt, kann der Theilnehmer, wenn sein
Contact gekommen ist, das Vermittlungsamt rufen. Ferner ist entweder
nur der Theilnehmer oder der Theilnehmer und das Vermittlungsamt in
der Lage, die Weiterbewegung des L;iufwerkes fiir eine gewisse Zeit,
z. B. 3 oder 5 Minuten, zu hemmen, so dass der betreffende Theilnehmer
für diese Zeit mit dem Vermittlungsamte und durch dieses mit einem
327
cd
i\ i;
U---rio r;::--u
^/^
: fl7 m
ßn
/vv^.,?.
/,'.v3
.-,//•,
4-/
//
^M'VA-
V. i^-.
/./.
M
^
Q
:15
"^V\Ml
.A/, 4ir
y
/f5
^/r?
//A
:£)
"WW
^^
yr4
*F
328
anderen Abonnenten des Netzes in Verbindung bleiben kann. Die Anzahl
der Theilnehmer, welche an einen solchen Apparat angeschlossen werden
können, ist theoretisch unbegrenzt ; praktisch wird sich, je nach Benützung
der Leitung, eine Grenze ergeben.
Da während des Bestehens einer Verbindung alle übrigen an den-
selben Umschalter angeschlossenen Theilnehmer vollständig ausgeschaltet
sind, ist es klar, dass diese weder eine Störung verursachen, noch das
Gespräch abhorchen können.
Die Wahrnehmung der jeweiligen Contactstellung kann entweder
durch optische oder akustische Zeichen oder auf beide Arten erfolgen.
Eine Ausführungsform dieser principiellen Anordnung ist schematisch
in Fig. 2 dargestellt.
Es ist angenommen, dass vier Theilnehmer (I — IV) an den Um-
schalter mit metallischen Hin- und Rückleitungen angeschlossen sind,
wie auch die gemeinsame Linie als Doppelleitung durchgeführt ist. Es
könnte selbstverständlich auch Erde als Rückleitung genommen werden.
Die Walze W ist demgemäss mit den Contacten c cf für die ge-
meinsame Leitung und vier Contacten c^ q' c^ c^ c^ c^' c^ c^ für jeden
Theilnehmer versehen. Die Contacte sind für jede Leitung doppelt, um
das Ueberhören vollständig wegzubringen. Die correspondirenden Con-
tacte Cj q* u. s. f. kommen gleichzeitig mit der Contactfeder /j /i' etc. in
Verbindung.
Die Contacte c<^^ (^c^c^ sind mit c, die Contacte c^* c^ c^' c/ mit c'
in leitender Verbindung.
Die Walze W ist mit einem Laufwerke, das auf irgend eine Art,
z. B. durch Gewicht, Federzug oder sonstwie betrieben wird, in derartiger
Verbindung, dass sie in der Zeiteinheit die gewünschte Bewegung macht
Wenn sich die Walze, imgenommen, in der Minute einmal umdreht,
so kommen in dieser Zeit alle Theilnehmer einmal in Verbindung mit der
gemeinsamen Leitung.
Dieselben Contacte könnten sich auch auf dem Umfang der Walze
wiederholen, so dass für eine Umdrehung jeder Theilnehmer zwei- oder
mehreremal in Contact käme.
Auf den Contacten der Walze schleifen Federn / f für die Haupt-
leitung, /i /i' /2 /g' /a /g' fi // für die Leitungen zu den Theilnehmer-
Apparaten.
Um die jeweilige Stellung der Walze wahrnehmen zu können, ist
in entsprechender Verbindung mit der Walze eine Scheibe oder
Trommel T, die an geeigneten Stellen Vorsprünge oder Stifte i^ i^ h h
hat, welche durch Erschütterung, tönende Zungen ?, wovon in dem ge-
wählten Falle 4 vorhanden sind, zum Ertönen bringen. Diese Töne wirken
auf ein Mikrophon M, das mit Batterie B und Inductionsspule J^ bezw. J
in Verbindung ist
Statt der Zungen können natürlich auch auf andere Art Töne er-
zeugt werden, oder wäre wohl auch die Combination mit einer Phono-
graphenwalze denkbar.
Diese für jede Stellung der Walze charakteristischen Töne werden
sowohl in den Telephonen der Theilnehmer, wie auch im Telephon des
Vermittelungsamtes hörbar.
Um jedem Theilnehmer bequem zu ermöglichen, dass er sofort
erkennt, ob die Linie frei oder besetzt ist, wird, wie in Fig. 2 dargestellt,
eine eigene Linie mit Benützung der Leitung zur Walze als Rückleitung,
^Ihafterweise von jedem Theilnehmer zum Umschalter zurück, oder
mig von einem Theilnehmer zum anderen geführt.
329
In dieser Leitung werden, da dieselbe durch die Inductionsspule J^^
und durch die Empfänger t^' t^ i^' i^ der vier Theilnehmer führt, die
mikrophonischen Eindrücke übertragen, also nicht nur die Töne, sondern
auch der Gang des Laufwerkes, Pendelschlag etc. übermittelt Der
Horchende weiss also sofort, ob die Walze TV sich bewegt, oder still-
steht, d. h. ob die Linie frei oder besetzt ist.
Man benützt für dieses Abhorchen vortheilhaft die Telephone am
fixen Haken, weil der andere Hörapparat den automatischen Umschalt-
hebel auf Signalstellung hält. /
Würde man auf die Bequemlichkeit verzichten, jederzeit dem Abonr
nenten die Möglichkeit zu bieten, sich sofort zu überzeugen, ob die Linie
frei oder besetzt ist, so könnte die separate Abhorchleitung mit der
Inductionsspule J^ ganz entfallen, so dass zu jedem Theilnehmer nur
eine Leitung und Erde, bezw. nur Hin- und Rückleitung nöthig wäre.
Der Theilnehmer nimmt in diesem Falle den Gang des Laufwerkes erst
dann wahr, wenn sein Contact kommt, und hört nur sein Zeichen.
Nun ist noch zu erklären, wie das Laufwerk mit der Walze momentan
zum Stillstande gebracht wird.
Zu diesem Zwecke ist im schematisch dargestellten Falle in der
gemeinsamen Leitung ein Elektromagnet E derartig eingeschaltet, dass
derselbe, ähnlich wie dies bei elektrischen Signal-Apparaten der Eisen-
bahnen schon seit Langem angewendet wird, auf einen Anker, der in
entsprechender Verbindung mit einer Gabel g steht, so einwirkt, dass
diese Gabel bewegt wird, und einen Hebelarm H herabfallen lässt Die
Einrichtung kann natürlich ebenso für gleichgerichtete Batterie- wie für
Wechselströme, welch' letztere Art der schematischen Darstellung ent-
spricht, getroffen sein. Damit die Arretirung des Umschaltwerkes nicht
durch Gewitter-Elektricität erfolgen kann, ist der Betrieb mit Wechsel-
strom zu empfehlen. Die Gabel ist in bekannter Art stufenförmig mit
mehreren sogenannten Paletten versehen, so dass der Hebel erst nach
mehreren entgegengesetzt gerichteten Stromemissionen in die Gabel
fallen kann. Der zweiarmige Hebel 11 fallt in ein mit dem Läutwerke,
das die Walze W bewegt, verbundenes Sperrrad S, wodurch das Lauf-
werk W momentan stillsteht. Diese Art der Arretirung des Umschalte-
werkes ist nur wegen der erleichterten schematischen Darstellung so
{gewählt. In der wirklichen Durchführung legt sich ein Hebel vor das
Pendel, welches durch den Ankergang des Laufwerkes bewegt wird;
übrigens kann dies auf verschiedene Art durchgeführt werden.
Der Hebel U muss mm nach der limitirten Gesprächszeit, z, B. drei
oder fünf Minuten, wieder gehoben werden, wodurch das Laufwerk mit
der Walze abermals frei wird.
Dies wird am bequemsten durch ein zweites Laufwerk erreicht,
welches durch das Herabfallen des Hebels H in Gang kommt und sich,
indem es den Hebel H wieder auf die Gabel G hebt, nach der limitirten
Gesprächszeit von selbst arretirt. Schematisch ist dieser Vorgang durch
den Excenter «, der in Verbindimg mit diesem zweiten Laufwerke ist,
dargestellt.
Den Elektromagnet E kann man auch in eine specielle Leitung zu
den Theilnehmern oder in die Abhorchleitung legen. Eine Tastervor-
richtung, welche den Magnetinductor der Station in diese specielle Leitung
oder in die Abhorchleitung einschaltet, ermöglicht dann die Bethätigung
des Elektromagnets.
In beiden Fällen erzielt man unter den Umständen wichtigen Vortheil,
besonders bei Apparaten, die auf längere Cesprächszeit eingerichtet sind,
dass nur der Theilnehmer und nicht das Vermittlungsamt in der Lage
25
330
ist, die Walze W im Laufe zu hemmen, weil keine Zeit unnütz verloren
geht, wenn z. B. der Abonnent abwesend ist.
Beim Verlegen des Elektromagnets in die Abhorchleitung erspart
man wohl die separate Leitung, aber es kann einem Theilnehmer, der
gerade horcht, in das Ohr getrommelt werden, wenn eine Station das
Umschalte-Laufwerk hemmt.
Der Mikrophon-Stromkreis ist, wenn das Umschalte-Laufwerk steht,
mittelst der Federn o und p, welche beim Gange des Umschalte-Lauf-
Werkes durch den Arm d aufeinander gepresst werden, unterbrochen, indem
Arm d die Federn verlässt. Der Arm d wird durch das Laufwerk, welches
auch den Excenter e dreht und Hebel // hebt, bei jedesmaliger Auslösung
dieses Laufwerkes einmal um seine Achse gedreht, so dass er, wenn
das Umschalte-Laufwerk in Bewegung kommt, wieder den Mikrophon-
Stromkreis schliesst.
Bei seiner Drehung schliesst der Arm d vorübergehend für einige
Secunden auch die Federn m n, wodurch der Stromkreis einer Batterie B^,
wozu man übrigens auch die Batterie B benützen könnte, mit dem Selbst-
unterbrecher U in Thätigkeit gesetzt wird.
In diesem Stromkreise ist auch die primäre Leitung der Inductions-
spule Jj eingeschaltet, wodurch in dieser Stromstösse erzeugt werden,
die in der sec. Leitung, bezw. in der Abhorchleitung und in den in die-
selbe eingeschalteten Telephonen zur Geltung kommen.
Diese Einrichtung hat einen doppelten Zweck. Vorerst werden die
sprechenden Theilnehmer durch schwaches Inductionsgeräusch aufmerksam
gemacht, dass die Gesprächszeit bald vorüber sein wird, und weiters wird
ein etwa auf das Freiwerden der Linie wartender Mitabonnent durch einen
lauten phonischen Ton, der in den Telephonen «j' «2' '3' W hörbar wird,
zum Apparat gerufen.
Damit dieser phonische Ruf die anderen Theilnehmer nicht behelligt,,
kann ein Umschalter in jeder Station auf R oder -S, d. h. Ruhe oder
Signal, gestellt werden; im ersten Falle ist der Abhorchstromkreis unter-
brochen, im letzteren Falle eingeschaltet.
Will also ein Abonnent die Linie benützen und findet sie besetzt,
so lässt er den Umschaltehebel auf S und braucht nicht etwa beim
Apparate auf das Freiwerden der Linie zu warten, sondern wird vom
Apparate selbst gerufen, sobald die Linie frei wird.
Hiedurch ist die Reihenfolge der Anwartschaft ant die Benützung
der Linie streng einzuhalten ermöglicht.
Um das Ueberhören der Gespräche in Folge von Ladungsströmen
auf der Abhorchleitung vollständig unmöglich zu machen, wird auch die
Abhorchleitung für jeden Theilnehmer vollständig unterbrochen. Dazu dienen
die IG Federn F, welche beim Laufe des Umschaltewerkes geschlossen
gehalten, in dem Momente aber, in welchem sich das zweite Laufwerk
in Bewegung setzt, geöflfnet werden. Dies ist die Ursache, dass es sich
empfiehlt, die Abhorchleitung von jedem Theilnehmer zum Apparat
zu führen.
In dem schon früher erwähnten Falle, als keine eigene Abhorchlinie
eingerichtet wird, sondern nur eine Leitung, beziehungsweise Doppel-
leitung vom Apparate zu den Theilnehmern führt, also auch nur eine
Inductionsspule J angewendet wird, legt man in den Stromkreis des Selbst-
unterbrechers die primäre Windung der Spule J. Die Ingangsetzung des
Umschalte Werkes richtet man so ein, dass sie erfolgt, wenn die Federn m n
geschlossen werden und demgemäss beide Laufwerke in Bewegung sind,
so lange, bis der Reihe nach alle Theilnehmer den phonischen Ruf erhalten
haben. Natürlich muss der Hebel H schon bei dem der gewesenen Ge-
331
sprächsstellung folgenden Contacte auf die Gabel G gehoben sein, damit
eventueU der nächstfolgende Theilnehiner das Umschaltwerk arretiren
könne.
Die Einrichtung des Umschalters ist so getroffen, dass kein Theil-
nehmer in der Lage ist, sich die Gesprächszeit zu verlängern, indem sein
Contact vorübergeht, knapp ehe sich der Hebel H frei auf die Gabel G legt
Es hat aber keine Schwierigkeit, die Sache z. B. für behördliche
Zwecke so einzurichten, dass man die Gesprächszeit verlängern kann.
Der Apparat gestattet auch den gegenseitigen Verkehr zweier von
einander entfernter, nur durch eine Leitung verbundener Gruppen von
Theilnehmern in der Art, dass jeder Theilnehmer der einen Gruppe
jeden Theilnehmer der anderen Gruppe rufen und sich mit ihm in Verkehr
setzen kann, ohne Vermittlung eines Amtes, d. h. selbstthätig durch den
Apparat.
Fig. 3 stellt zwei durch eine gemeinsame Linie K K' verbundene
Gruppen von Theilnehmern i, 2, 3, 4, 5 und I, II, III, IV, V dar.
In den Knotenkunkten Ä' K* ist je ein Automat aufgestellt.
Die Elektromagnete dieser Apparate liegen nicht in der gemeinsamen
Leitung, sondern in der Abhorch- oder besser in einer eigenen Linie.
Theilnehmer i will den Theilnehmer I sprechen. Der Erstere horcht
auf sein Zeichen, arretirt das eigene Umschaltwerk und hört nun in seinem
Apparate die Zeichen des Umschalters K\ Sobald er das 21eichen des
Theilnehmers I hört, läutet er diesem auf, I arretirt das Umschaltewerk K*
und die zwei Theilnehmer können die limitirte Zeit mit einander ver-
kehren. Alle anderen Theilnehmer sind vollständig ausgeschaltet und
können absolut nichts vom Gespräche hören.
Nach der festgesetzten Zeit werden die sprechenden Theilnehmer
selbstthätig wieder ausgeschaltet und die anderen von der Ingangsetzung
der Umschalter, wenn sie es wünschen, durch den phonischen Ruf benach-
richtigt.
Es ist vielleicht überflüssig, zu betonen, dass die Apparate ganz unab-
hängig von einander, also keineswegs synchron laufen.
Zur näheren Erläuterung wollen wir die Stromläufe bei der in Fig. 2
gewählten Ausführungsart verfolgen.
Zuvor möge erwähnt werden, dass bei dem Umstände, als eine stets
gleichmässige zarte Beanspruchimg des Mikrophons erfolgt, eine empfind-
liche Stellung desselben möglich ist. Ingenieur Nissl hat für den Zweck
ein eigenes Mikrophon construirt, welches nur aus einer Kohlenmembrane
und einem an derselben leicht anliegenden Platinköpfchen besteht. Das
Mikrophon ist keinen Veränderungen unterworfen, transmittirt mit einer
ganz minimalen Stromstärke, so zwar, dass zum Betriebe des Mikrophons,
z. B. ein Meidinger Element mit noch vorgeschaltetem Widerstand von
50 Q ausreicht und viele Monate andauert. Man kann mit Rücksicht auf
den geringen Strombedarf auch andere, z. B. Leclanche-Elemente mit
vorgeschaltetem Widerstände benützen. Der Widerstand wird vortheilhaft
mit der primären Wicklung der Inductionsspulen combinirt.
Stromlauf im Mikrophon Stromkreise :
Batterie J5 54, 55, wenn die Federn durch Arm d geschlossen sind,
über Feder 0 nach Feder p 56, 57, Mikrophon ^/S8, 59, 65; durch die
primäre Windung der Inductionsspule J^ 66 zur primären Wicklung der
Inductionsspule J zur Batterie B zurück.
In den Telephonen der mit den sec. Wicklungen der Inductions-
spulen Jj und J verbundenen Leitungen werden die mikrophonischen
Uebertragungen wahrnehmbar.
Stromlauf für den Selbstunterbrecher V:
25*
332
Batterie B^ 60, 61, 62, 63, 64, 65 durch primäre Wicklung der
Spulen J-^—öö, 6jt wenn Federn m und n geschlossen, nach 6S, 6g, 70
zur Batterie B^ zurück.
So lange die Federn m und n geschlossen sind, wird in den Tele-
phonen der an die sec. Wicklung von J^ angeschlossenen Leitung der
phonische Ruf hörbar.
In den Telephonen der an die sec. Wicklung der Inductionsspule J
angeschlossenen Leitung wird der phonische Ruf, weil nicht direct von
der primären Wicklung inducirt, nur schwach hörbar, als Zeichen für den
baldigen Ablauf der Gesprächszeit vorzüglich geeignet.
Stromlauf, wenn das Vermittlungsamt einen Theilnehmer, z. ß. I
rufen will:
Vorerst horcht das Amt auf das Zeichen für I.
Stromlauf: Vom Vermittlungsamte nach i, 2, 3, 4, 5 durch die
sec. Wicklung der Inductionsspule J nach 6, 7 über Feder /, da
Contact mit q hergestellt ist, über /j nach 8, 9, 10, 11, 12, 13 durch
die Multiplication des Inductionsklingels Jky 14, durch den kurz ge-
schlossenen Inductor Jd^ 15, 16, ij^ fi c^' C f 18, 19, 20 durch die
Multiplication des Elektromagnetes i?, 21, 22 zum Vermittlungsamte
zurück.
Das Amt hört das Zeichen und läutet den Theilnehmer I auf:
Stromlauf wie zuvor, nur läutet bei I das Klingel. Gleichzeitig wird der
Anker des Elektromagnets E bethätigt, der Hebel fällt in die Gabel und
arretirt momentan das Laufwerk mit der Walze W, Die weiteren Vor-
gänge sind schon früher beschrieben worden.
Genau derselbe Vorgang findet statt, wenn der Theilnehmer das Ver-
mittlungsamt anruft.
Der Stromlauf in der Abhorchleitung ist folgender: Jede Station, die
horchen will, stellt den Umschaltehebel auf S und legt das auf dem fixen
Haken hängende Telephon ans Ohr. Fangen wir bei I an: 23, 24, 25, 26
über erstes Federpaar F, 27, 28 durch die sec. Wicklung der Spule J^ 29,
30, 31 über fünftes Federpaar F, 32, 33, 34 «2 über S nach 35, 36, 37, 38
über zweites Federpaar F, 39, 40 über 1?, 41, 42, 43, 44, drittes Feder-
paar -F, 45, 46, 47, 48, i^' über S nach 49, 50, 51, 52 über viertes Feder-
paar F nach 53, 17, 16 nach R zurück.
Die Stationen II und IV, deren Umschaltehebel auf S gestellt sind,
können den Gang des Laufwerkes abhorchen und erhalten eventuell den
phonischen Ruf.
Die Apparate der Theilnehmer sind also so geschaltet wie sonst,
nur dass ein Umschaltehebel angebracht und eine kleine Schaltungs-
änderung, des Abhorchens wegen, nöthig ist; übrigens könnte auch ohne
weiters dieser Hebel entfallen, wenn es die Theilnehmer nicht stört, dass
sie bei jedesmaliger Ingangsetzung des Unischaltelaufwerkes den phonischen
Ruf hören.
Vortheile des selbs tthätigen Telephon-Umschalters:
1. Der Apparat gestattet die weitgehendste Ausnützung der Tele-
phonleitungen.
2. Die Zahl der Stationen, welche in eine gemeinsame Leitung
eingeschaltet werden können, ist theoretisch unbegrenzt Von zwei Stationen
aufwärts wird man soweit gehen, als es die Praxis erlaubt. Die Grenze
kann unter Umständen ziemlich hoch liegen, wenn man mit Hilfe des
Apparates Einrichtungen schafft, die nur in gewissen Fällen gebraucht
werden, z. B. um ärztliche Hilfe anzurufen, Feuerwehr, Polizei zu ver-
ständigen etc.
333
3- Das Vermittlungsamt kami jede Station einzeln anrufen und um-
gekehrt.
4. Keine Station kann ein von einer anderen Stelle eingeleitetes
Gespräch stören oder das mindeste abhorchen.
5. Die Vermittlungsämter arbeiten genau mit denselben Mitteln
wie bisher.
6. Die. Telephon-Apparate der Theilnehmer sind sowohl in Aus-
stattxing, wie in der Handhabung ebenso einfach wie bis jetzt üblich.
7. Kein Theilnehmer ist in der Lage, die Linie übermässig lange
für sich zu benützen.
8. Für behördliche Zwecke kann der Apparat auch ohne weiters
so eingerichtet sein, dass die Gesprächszeit verlängert werden kann.
9. Ergibt der Apparat eine enorme Ersparniss an Linienherstellungen,
die ohnehm immer schwieriger werden, und an Einrichtungen in den
Vermittlungsämtern. Ein Amt, das für eine gewisse Zahl von Linien
eingerichtet ist, wird iür ein Vielfaches dieser Zahl an Abormenten
genügen.
IG. Der Apparat gibt die leichtere Möglichkeit der Centralisirung
des Telephonbetriebes.
11. Höhere Betriebssicherheit, da der Gang des Laufwerkes hörbar
sein muss, wenn die Leitung frei und intact ist.
12. Aus Punkt II erhellt, das bei dieser Einrichtung die sogenannte
Controle-Leitimg der Vielfach- Umschalter entfallen kann.
13. Der Apparat ermöglicht einen natürlichen Ausgleich der
Gebühren.
14. Der Apparat erleichtert die weitgehendste Ausbreitung des
Telephonbetriebes.
15. Der Apparat benachrichtigt selbstthätig die Theilnehmer von der
zu Ende gehenden Gesprächszeit und avisirt das Freiwerden der Linie.
16. Wenn man bedenkt, dass in neben einander eine längere Strecke
laufenden Leitungen, durch Stromübergänge und Inductionswirkungen,
das Ueberhören von einer Leitung aut die imdere möglich ist, so kommt
der Vortheil des Apparates, der selbstthätig alle übrigen Theilnehmer
vollständig ausschaltet, um so mehr zur Geltung.
17. Zwei durch eine gemeinsame Leitung verbundene Gruppen von
Theilnehmern können, bei Anwendung je eines Umschalters in den Knoten-
punkten, derart mit einander verkehren, dass jede Sprechstelle der einen
Gruppe mit jeder Sprechstelle der anderen Gruppe ohne Zuthun eines
Vermittlungsamtes verkehren kann.
18. Mit Rücksicht auf seine vielfachen Functionen, die der Apparat
ruhiger und präciser vollzieht, als dies durch Menschenhand erfolgen
könnte, ist derselbe sehr einfach und vollständig betriebssicher.
Das städtische Elektricitätswerk Znaim.*)
Von GUSTAV KLOSE.
Zu Beginn des Jahres 1893 ging der Gemeinderath der Stadt Znaim
daran, sich Offerte für die elektrische Beleuchtung der Stadt vorlegen zu
lassen.
Es muss hier vorausgeschickt werden, dass in dieser Stadt noch kein
Gaswerk besteht und dass daher sowohl die öffentliche, wie auch die Privat-
beleuchtung gänzlich auf das Petroleum angewiesen sind.
♦) Vergl. Heft X. ^>-^, 1894.
334
Das Ergebniss der vorerwähnten Offertausschreibung war ein reich-
haltiges. Es wurden von lo verschiedenen Firmen 15 Offerte eingesendet,
darunter 13 für ein städtisches Werk und 2 für ein Privatunternehmeo.
Diese 13 Offerte spiegelten die verschiedenartigsten Anschauungen in betreff
des Lichtverbrauches der Stadt wider. So projectirte z. B. ein Offerent
eine Anlage für 300 Glühlampen, während ein anderer ein stattliches Werk
für 12.000 Lampen für die Znaimer Verhältnisse als passend erachtete.
Die Sichtung und Begutachtung dieser ziemlich heterogenen Offerte
wurde dem Berichterstatter übertragen. Bevor derselbe an seine Aufgabe
gehen konnte, musste er sich ein Bild über den Licht- und Kraftbedarf
der Stadt verschaffen.
Berichterstatter kam zu der Anschauung, dass eine Stadt wie Znaim
mit einer Bevölkerungsziffer von mehr als 15.000 Einwohnern mit circa
lioo Häusern und 3000 Wohnparteien ein Elektricitätswerk für ungefähr
3000 gleichzeitig brennende Glühlampen zu 50 Watt brauche. Für die
ersten zwei Jahre könne man sich mit dem halben Ausbau des Werkes für
circa 1500 gleichzeitig brennende Glühlampen zu 50 Watt begnügen.
Die Gesammtzahl der anzuschliessenden Lampen könne um die Hälfte
grösser sein, also 2250 Glühlampen bei halben und 4500 Glühlampen bei
vollem Ausbau. Bei Berücksichtigung der localen Verhältnisse ergab sich
eine durchschnittliche Jahresbrenndauer von 520 Stunden pro installirte
Lampe für den ersten, beziehungsweise von 580 Stunden für den vollen
Ausbau.
Von diesen Gesichtspunkten aus entsprachen nur drei Offerte den vor-
liegenden Verhältnissen, unter welchen sich eines befand, nach welchem die
Wasserkraft der Thaya im städtischen Wasserwerke zur Erzeugung des
elektrischen Stromes benützt werden sollte. Nach diesem Offerte sollte im
Wasserwerke hochgespannter Wechselstrom erzeugt und mittelst Luftleitungen
in die Stadt geleitet, dort an verschiedenen Punkten in niedrig gespannten
Wechselstrom transformirt werden, welch' letzterer durch besondere Nieder-
spannungsleitungen in der Stadt vertheilt und den Abnehmern zugeführt
werden sollte.
Die beiden anderen Offerenten schlugen Gleichstromanlagen nach dem
Dreileitersystem vor, u. zw. mit Verlegung der Centrale in die Stadt selbst.
Eine eingehende Prüfung dieser Offerte sowie der Localverhältnisse
ergab, dass auf die Benützung der Wasserkraft der Thaya vorläufig ver-
zichtet werden müsse, da die derzeit für den Betrieb des städtischen Pump-
werkes nicht benöthigte Kraft verpachtet ist und deren Ablösung mit be-
deutenden Kosten verbunden wäre. Anderseits bot sich als Bauplatz für die
Centrale ein der Stadt gehöriges weitläufiges Grundstück im nord-
östlichen Theile der Stadt, welches also in der Richtung der Stadterweiterung
gelegen ist, dar.
Mit der Wahl dieses Grundstückes fiel auch der Vortheil des Wechsel-
strombetriebes hinweg und konnte der Gleichstrombetrieb mit dem Drei-
heitersystem in's Auge gefasst werden.
Im Juli 1893 wurde zu einer neuerlichen Offertausschreibung ge-
schritten, u. zw. auf Basis des folgenden Programmes:
Anschluss für den ersten Ausbau 3000 Glühlampen,
„ n » vollen „ 4500 „
Grösster Stromverbrauch bei erstem Ausbau 2000 Glühlampen,
» » « vollem „ 3000 „
Jahresverbrauch bei vollem Ausbau 3,216.000 Lampenbrennstundeo.
Hievon entfallen auf die öffentliche Beleuchtung 860.000 Lampenbrenn-
stunden.
335
Die Maschioeneinheit ist so zu bemesseo, dass drei Dampfmaschioen
bei vollem Ausbau ausreichen.
Die Dynamomaschinen sind mit den Dampfmaschinen direct zu kuppeln«
&ine entsprechende Accumulatorenbatterie ist in das Project aufzunehmen.
Die Reserven sind in jedem Theile der Anlage derart zu bemessen ,
<iass der Vollbetrieb bei Ausscheidung eines beliebigen Gliedes der mo-
torischen oder elektrischen Anlage ungestört fortgesetzt werden kann.
Auf Grund dieses Programmes liefen im August v, J. drei Offerte ein,
unter welchen jenes der Firma Siemens & Halske in Wien als das für
die Stadt vortbeilhafteste erkannt wurde.
Das Gebäude der Anstalt ist in diesem Projecte in den Hof der
städtischen Realität in der Mariahilferstrasse verlegt. Das Gebäude enthält
ein geräumiges Kesselhaus für 4 Babcock & Wilcox-Kessel, ein Maschinen-
haus fOr 4 StOck Dampf- Dynamomaschinen zu je 1 00 HP und einer Accumu-
latorenbatterie für 35 Kilowatt.
Das nach dem Dreileitersystem auszuführende Leitungsnetz ist als ein
oberirdisches, aus blanken Kupferdrähten bestehendes gedacht und wird
durch sieben Speiseleitungen mit Strom versorgt.
Am I. April d. J. wurde die Ausführung dieses Werkes hinsichtlich
der maschinellen und elektrischen Anlage der Firma Siemens & Halske
übertragen. Die Baulichkeiten führt die Stadtgemeinde selbst aus. Die In-
betriebsetzung des Elektricitätswerkes soll mit I. November 1894 statt-
finden.
Der Strompreis für die Hektowatt-Stunde wurde mit 4 kr, festgesetzt«
Hievon werden noch Rabatte bis zu 20% gewährt. Für Kraftübertragung
'wird der Strom pro Hektowatt-Stunde um 3 kr. abgegeben, welcher Preis
sich bei Benützung von 2000 Stunden im Jahre auf 2 kr. ermässigt.
Die Installationen im Innern der Häuser und Wohnungen führt die
Stadt auf Rechnung der Abnehmer aus. Ebenso liefert die Stadt die Glüh-
lampen- und Bogenlichtkohlen.
Es besteht die Absicht, die Bezahlung für die Stromlieferung nach
Möglichkeit zu pauschaliren, um die kostspielige und umständliche Gebahrung
mit den Elektricitätsmessern thunlichst zu vermeiden.
Die elektrischen Bahnen in Wien."")
Eine wichtige Frage beschäftigte am
25. ▼. M. den Gemeinderatb. Die bekannten
AntrSge des Stadtrathes betreffs der Anlage
«lektrischer Bahnen in Wien kamen zur
Verhandlung. Wir haben diese Anträge neu-
lich in einem Artikel besprochen, indem
wir davor warnten, durch allzu vieles Fordern
den Bau solcher Verkehrsmittel in Wien zu
hintertreiben. Unsere Anschauung hat einen
Widerhall gefunden in dem Antrage sofort mit
den Concessionswerbemin Unterhandlungen zu
treten, um den Bau der projectirten Linien zu
sichern. Ein Fachmann unterstfltzte wärmstens
diese Auffassung — Alles vergeblich ! Mit Or.
Lueger trat der Bürgermeister Dr. Grttbl
selbst diesem Antrag entgegen. Er ver-
sicherte zwar, dass die Wünsche der Ge-
meinde von der Regierung raschestens er-
füllt werden würden. Wir fürchten aber,
dass Jene Recht behalten, die nach den ge-
machten Erfahrungen nicht daran glauben.
Ganz sicher aber traf GemeindMlikiC a r e i s
das Richtige, indsm or rnffi^^^^B^Q >oll^
das Eine thun und das Andere nicht
lassen — man solle um die angesprochenen
Rechte petitioniren, aber die Zeit nicht
nutzlos verstreichen lassen nnd durch Unter-
handlungen mit den Concessions Werbern, die
jedenfalU viel Zeit in Anspruch nehmen
werden, den Bau der Bahnen inzwischen
fördern. Möge man diese Abstimmung nicht
zu bereuen Ursache haben 1
Nachstehend der Sitzungsbericht :
Dr. Hackenberg legt die von uns
schon besprochenen Anträge des Stadtrathes
vor, welche sich auf die A n 1 a g e elek-
trischer Bahnen in Wien beziehen.
Es handelt sich hierbei um Petitionen an
Regierung und Parlament, in welchen das
Heimfallsrecht fUr solche Bahnen zu
Gunsten der Stadt, femer gesetzliche Rege-
lung des Correspondenz-nndP^age-
Verkehrs, endlich die Gewährung des
•) Vergl. Heft XI. 1894, 8. %99.
336
]E!xpropriationf rechtes fttr die Schaffung neuer
städtischer Verkehrsmittel verlangt wird.
In ausführlicher Begründung seiner An-
träge führt der Referent aus, dass unter den
gegenwärtigen gesetzlichen Bestimonungen an
die Anlage eines entsprechenden Netzes von
elektrischen oder Trambahnen ohne Für-
sorge in obiger Richtung nicht zu denken
sei. Er hofft, dass durch einen einmUthigen
Beschiuss diesen Petitionen der nöthige Nach-
druck gegeben werde.
Herold begrüsst die Anträge ; nur
sei zu befürchten, dass die Schaffung der
angestrebten Gesetze erst in einer Reihe
von Jahren zu erwarten wäre. Die Be-
völkerung aber wolle nichtso
lange auf elektrische Bahnen
in Wien warten, weil sie in Budapest
sehe, wie rasch die Sache gemacht werden
könne. Man dürfe daher den Unternehmern,
welche elektrische Bahnen in Wien bauen
wollen, nicht Hindernisse in den
Weg legen, welche sie jahrelang hin-
halten, sondern müsse ihnen entgegen-
kommen. Er beantragt, der Stadtrath habe
sich sofort mit den Concessions Werbern
in^s Einvernehmen zu setzen, um auf dem
Vertragswege ein Uebereinkommen zu er-
zielen, wobei auch Correspondenzdlenst und
F^ageverkehr zu berücksichtigen wären.
Referent Dr. Hacken berg bestreitet,
dass die Erfüllung ^er Wünsche der Ge-
meinde allzulanger Zeit bedürfe, da die
Regierung bereits ein neues Localbahnen-
gesetz ausgearbeitet habe, das im Herbst
vor den Reichsrath gebracht und zum Schluss
des Jahres Gesetzkraft ei langen werde.
Redner bekämpft es dann, dass einzelne
Unternehmer rentable Linien aus dem ge-
samroten Netze herausschneiden, sie bauen
und das Uebrige liegen lassen. Die
ganze Stadt müsse mit elektrischen
Bahnen versehen werden, und nicht blos
die Innere Stadt. Er empfiehlt die Ablehnung
des Herold'schen Antrages.
Dr. L u e g e r erklärt, dass seine Partei-
genossen fär den Stadtrathsantrag stimmen
werden. Die Bevölkerung wolle nicht, dass
die elektrischen Bahnen zu Gunsten des
Staates gebaut werden. Wenn man auf Buda-
pest hinweise, so müsse man eben auch
bedenken, dass dort die Regierung den
Wünschen der Stadt entgegenkomme, was
bei uns nicht der Fall sei. Es sei nicht
richtig, dass in- Wien gar nichts ge-
schehe. Wenn das zutreffe, so sei die Ur-
sache nur der mangelnden Förderung
der Regierung zuzuschreiben. Wenn man
sage : man möge nur rasch nach den vor-
liegenden Projecten greifen — so sei das
unmöglich, bevor eine gesetzliche Basis ge-
schaffen sei. Die Stadt müsse die elek-
trischen Bahnen in die Hand bekommen.
Redner wünscht, dass der Gemeinderath ge-
schlossen fttr die Anträge des Stadtrathes
stimme und Herold seinen Antrag zurück-
ziehe.
K a r e i 3 wundert sich über das Pathos,
das Lueger gegen den Antrag Herold auf-
gebracht. Was Herold wünsche, sei nnr,
eine Verschleppung hintanzahalten. Redner
verweist darauf, dass nicht nur Budapest,
sondern auch Czemowitz, Prag, Lemberg»
Kanizsa nnd viele andere Otte, dann viele
Städte Deutschlands, Frankreichs und der
Schweiz bereits elektrische Bahnen haben.
Es wäre wohl Zeit, endlich rasch an's Werk
zu gehen, damit nicht wieder Jahre ver-
streichen, bis etwas geschieht. Wenn die
Verhandlungen mit der Regierung ein
solches Resultat ergeben werden, wie die
Berathungen des Stadtrathes, dann könne
man wohl bis in^s nächste Jahrhundert
warten.
N o s k e ftihrt aus, dass die Concesttons-
Werber zweifeUohne nach Annahme der
Stadtrathsan träge sich sagen werden : Nun
sind unsere Projecte begraben. Wer den
Geschäftsgang im Parlamente kenne, müsse
sich sagen, dass Jahre vergehen können, ehe
all das, was der Stadtrath vorschlägt, zum
Gesetz geworden. Die Gemeinde käme in
eine viel bessere Situation, wenn sie die
Vorverhandlungen pflege und die Sache so
weit fördere, dass sie dann die Regierung mit
fertigen Projecten in der Hand drängen
könne, die Wünsche der Gemeinde zu
erfüllen.
Dr. Lueger verharrt bei seiner An-
schauung und polemisirt dann gegen Kareis ;
Er behauptet weiter, dass das neue Local-
bahngesetz noch im heurigen Jahre er-
ledigt werden müsse. Redner empfiehlt die
Anträge des Stadtrathes. Er sagt schliess-
lich :WirsindGottseiDankkeine
Elektriker; wir sind Gott sei
Dank keine Hoteliers, die ein
Interesse daran haben, dass ein paar
Fremde mehr nachWien komme n,
wir vertreten nur die Interessen des kleinen
Mannes, des arbeitenden Volkes.
T a u b 1 e r ist fttr die Anträge des
Stadtrathes.
K a r e i 8 hebt nochmals hervor, da«s
der Antrag Herold den Anträgen des Stadt-
rathes in keiner Weise präjudicire. Er wider-
legt in sachlicher nnd eingehendster Weise
die gegen oberirdische Leitungen vorge-
brachten ästhetischen Bedenken L u e g e r^s
u. a. Redner. Kareis weist u. A. auf
Mailand hin, wo die oberirdische Stromzu«
ftthrung der dortigen elektrirchen Bahn bis
hart an die Pforten des Doms und neben
der GaUerie Vittorio Emanuele
geführt ist und dem Gesammteindrucke der
herrlichen Piazza del Duomo nicht im
Geringsten Abbrach thut; er sagt, dass be-
rufene Architekten die Lösung der Aufgabe,
eine schöne oberirdische Leitung herzustellen
für gar nicht so unmöglich halten, wie es
die Gegner der Bahnen thun. ^^^^i nieine
Herren" — sagt der Redner — es verstösst
eine gut und schön geführte Leitung weniger
gegen den Schönheitssinn, als es der Anblick
der oft hart mitgenommenen, abgehetzten
Pferde thut, die durch ihr oft bedauerns-
werthes Aussehen und durch ihre Ezcremente
dem Strassenbilde mehr WiderwIUtiget ein-
337
prägen als es schön geformte Sänien mit
zierUchen Armen nod dünnen Drähten je
tboxi können."
Nun greift Bürgermeister Dr. G r tt b 1
ein nnd bekämpft den Antrag Herold's, der
eine Spitze gegen den Stadtrath habe. Die
Gemeinde müsse sich Über ihre Rechte klar
werden, ehe man die Frage der elektrischen
Bahnen löse. Das jetzige Localbahngesetz
gehe mit 31. December 1894 tn Ende und
deshalb habe mit i. Jänner ein neues
Localbahngesetzin's Leben zu treten.
Es acheine ihm, nach officiöscn Andeutungen,
die er bekommen» dass die Regierung den
W ansehen der Gemeinde günstig ge-
sinnt sei. Der Stadtrath sei sich seiner
Pflicht, auch schöpferisch zu wirken, bewnsst,
und er (der Bügermeister) werde dafür
sorgen, dasi die Angelegenheit nicht in's
Stocken komme. Redner wünscht, dass
Herold seinen Antrag zurückziehe.
Herold entspricht dem Wunsche des
Bürgermeisters.
Die Anträge des Stadtrathes werden so-
dann einstimmig genehmigt. — Wenn wir
uns den Bericht über die Lemberger elektr,
Stadtbahn (auf S. 343 dieses Heftes) vor
Augen halten, so können wir ein Gefühl des
Neides über unsere hiesigen Zustände
nicht unterdrücken. Ja, nur immer langsam
voran ! . . . .
Nachrichten aus Ungarn.
Elektrische Untergrundbahn in Buda-
pest.*)
Am 15. Mai 1. J. hat unter Intervention
der staatlichen und städtischen Behörden die
administrative Tracenaufnahme und Begehung
snf der Andrdt^ystrasse behufs Anlage der
elektrischen Untergrundbahn nach dem Pro-
ject von Siemens A Halske statt-
gefunden. Diese commissionelle Begehung
brachte eine völlige Einigung zwischen sämmt-
lichen Interessenten in allen in Betracht
kommenden Punkten, so dass die elektrische
Untergrundbahn schon am i. Juli d. J. wird
in Angrifi genommen, und sonach projectirter-
massen bis zur Millenniumsfeier im Jahre 1896
wird fertiggestellt werden können.
Elektrische Beleuchtung in Iglö.
Im Nachhange zu unseren Mittheilungen
im diesjährigen Hefte II. S. 43 und Heft IV,
S. 103 können wir heute berichten, dass mit
der Einführung der elektrischen Beleuchtung
in Igl<5 die Firma Siemens & Halske
betraut worden ist. Die Kosten werden durch
Emittirung von looo Stück Actien zu je
100 fl. aufgebracht, wovon die Firma S i e m e n s
& Halske 500 Stück übernimmt.
Verbesserungen an Elektricitätszählern.
Von SEBASTIAN ZIANI DB FEBBANTI in London, England.
Die vorliegende Erfindung hat Ver-
besserangen an Elektricitätszählern jener Art
lam Gegenftiiiirle, bei welchen die durch
den Zähler gcheude äirommeTtge voq Zeit
zci Zeit oder coutmuirlkh durch ela Galvano-
meter in Gestalt emes Soleuoids oder Vün
anderer Form gemesüeu^ utid durch ein
Zählwcfk oder in anderer WeUc regiitrirt
wird.
Bisher hat man bei EIeMfkitür$z^blern
dieser Art die Regiitrirvorrichtung darch
ean Uhrwerk in Thätigkeit gesetzt, welches
häutig aufgeflogen werdea tnu^Bie, oder durch
aaf eltktiischem Wege in üan^ erhakene
Uhrwerk e^ welche rwar nicht AüigetrO^tii tu
werden bmucKten^ aber von solcher Con*
atmction wareo, dn^i. du beim Eirileitei* von
StT<3in nicht mit voller Sicherheit in Gaog
gt^ttrt wurden j und es wurden verschied etic
Versuche gemach tj um den TheUen solcher
KlektTJGititazäfater eine gleich ma$<iiige Bewe-
gung AH erthciZen,
Nach vor hegen der Eröndung benütze
tcK um der Me»- oder Rei^iitrirvarrii^ht^ng
Bewegung in eitheiien» Eltkttcitm>toi-et* ml
in ikh geichlo«*ener Leili
CommutAtOTcn, welche lolt
der sie treibt, nicht synchron laufen. Die
nachstehenden Figuren xeigen zwei Beispiele
vori nach vorliegender Erfindung einge-
richteten EkktricJlätt^hlern.
Fig. 1 ist eine Vorderansicht eines
ElektTLcitiitsLiihkrE mit grüsstentheils abge-
brochener Vorderwflud, bei welchem die
durchgehende Strom menge continuirlich regi-
fctrirt wird ; Fig, 2 i^t eine Vorderansicht des
Motors, der der Regbtrirvorrichtung Be-
wegung ertheill; Fig, 3 ist eine Vorder-
nnMcht emes Elektncitüts^Hhlers, bei dem
der durchgehende Strom blos zeitweise ge-
messen wird*
In Fig. I und 2 rat A ein Solenoid,
durch welches der ^u messende Strom hin-
durch geht. D ist der Solenoidkern, der an
einem Hebelarme C hdugt^ auf den auch
eine Feder D einwirkt. E ist eine leichte
senkrechte Welle, durch welche dem Zähl-
werk F Uewegting crtheitt wird. G ist ein
kleine« Rad, das lüogs der Welle E ver-
schoben werden kat^n, isich aber mit ihr
dreht. II ist eine Scheibe, deren Vorder-
ßäche mit dem Umfang des Rades O in
^erithrung Mehr, Die Scheibe H sitzt fest
einer Achse /, welche auch die Achse
km Uta torlosen, aiyuchronen Elektro-
' tetj der zum Antrieb der Registrir-
338
vomchtQng dient. In manchen Fällen kann
man zwischen der Achse der Scheibe B. and
der Motorwelle eine Uebersetznng anbringen,
um die Geschwindigkeit zn ändern. Die
Constmction des Motors bildet keinen Gegen-
stand der vorliegenden Erfindnog and kann
beliebig gewählt werden. Bei dem gekenn-
zeichneten Motor, dessen Constmction
übrigens bekannt ist, ist / der Anker ; er
Feldmagnete geht, dreht sich die Scheibe E
stets mit nahezu derselben Geschwindigkeit,
gleichzeitig wird der Solenoidkem B je nach
der Stärke des Hauptstromes, welche zu
registriren ist, mehr oder weniger tief in
das Solenoid A gezogen ; da auf diese Weise
das Rad O mehr oder weniger weit ▼on der
Mitte der Scheibe E entfernt wird^ so wird
es in Drehung versetzt und die Geschwindig*
Fig. I.
L
-7
y'^ir^
/
1 1
L
L
i
/
r-JL^
z_
L
Fig. 2.
besteht aus einem eisernen Rad auf der
Achse /. KK sind Polschuhe, welche einen
grossen Theil des Umfanges des Ankers
umgeben. L sind die erregenden Spulen der
Magnete; ein Zweig vom Hauptstrom geht
durch diese Spulen. M sind Flügel auf der
Achse /, um die Drehungsgeschwindigkeit
zu verringern. Wenn Strom durch die Spulen
Fig. 3.
der kelt, mit welcher es gedreht wird, hängt
von der Stärke des Stromes ab, nnd die
Anzahl der Umdrehungen des Rades 0
wird durch die Registrirvorrichtung tegistrirt.
Bei der in Fig. 3 gezeigten Constmction
ertheilt der Motor der Registrirvorrich-
tung des bekannten Elektricitätszählers von
}. C. H. G o r d o n die erforderliche Bewegung.
Project der industriellen Wasserstoff- und Sauerstoffgewinnung
auf elektrolytischem Wege.
Von Prof. D. A. LATSCHINOW.
(„Berichte der kaiserlich russischen Technischen Gesellschaft".)
Einleitung.
Mitte 1887 begann ich mich praktisch
mit der Frage der industriellen Wasser-
elektrolyse zu beschäftigen und im Mai 1888
war dieses Project der elektrolytischen
Batterie bereits derart ausgearbeitet, dass
ich es für noth wendig erachtete, mich um das
Privilegium dieser Erfmdung in Rassland
zu bewerben.
Ende 1888, nach einigen suplementäreo
Experimenten, erhielt ich die Patente aof
denselben Gegenstand in England, Deutsch-
land, Frankreich und Belgien.
Die Versuche über Wasserelektrolyse
wurden in drei Wannen verschiedener Gr? e
339
und ConttinctioD angestellt. Obwohl die
DimensioneD dieser WanoeD bedeutend
kleiner waren als die io meinem Projecte
▼ormusgesetsten, (siehe VIEI.), glaube ich
oichta destoweniger, dass meine Experimente
im Laboratorium die wichtigsten praktischen
Seiten dieses Gegenstandes vollständig auf-
klarten, wie z. B. : a) die Anwendbarkeit der
«inen oder anderen Elektroden zur Elektro-
lyse basischer oder angesäuerter Flüssig-
keiten, b) Vor- und Nachtheile Terschiedener
Scheidewände behufs Trennung beider Gase,
«) die Grenze der zulässigen Stärke des gal*
Tanischen Stromes und endlich d) die
rationelle Einrichtung der Glocken und Gas-
behälter. Es ist jedem Elektrotechniker wohl
bekannt, dass alle aufgezählten Factoren uo-
abhftDgig von der Wannenzahl, welche die
Batterie bilden, sind, und sehr wenig von
der 'Wannengrösse abhängen ; daher hielt
ich mich für berechtigt, alle unten ange-
fahrten Gründe (s. Will.) auf die genannten
LAboratorium-Experimente zu basiren.
In der Absicht, öffentlich die Wirkung
meiner Wannen zu demonstriren, errichtete
ich für die IV. Petersburger elektrische Aus-
stellung eine Batterie, bestehend aus 12 kleinen
Zinkwannen, welche während der ganzen
Ansstellungsdauer zu fuoctioniren hatte, aber
«s widerfuhr ihr während des Transportes
ein Unglücksfall: durch die Unvorsichtigkeit
der Arbeiter fiel sie zu Boden, wobei alle
ans Zinnblech verfertigten Wannen und Gas-
leitongsröhren deformirt wurden. Ich musste
mich nur auf die äusserliche Reparatur der
Batterie beschränken, die Risse im Zinn je-
doch verblieben und Aetznatron drang fort-
während durch, was dem Apparat ein
schmutziges und unschönes Aussehen verlieh.
In Folge dessen gelang es mir nur, die Batterie
blos zwei bis drei mal fuoctioniren zu lassen,
und auch da nur auf kurze Zeit. Ich be-
dauere die Batterie nicht schon damals von
der Ausstellung entfernt zu haben, da das
Publikum von dem erwähnten Unfall nicht
anterrichtet, das schlechte Functioniren der
Batterie der Unrichtigkeit oder Unausführ-
barkeit der Erfindung selbst zuschreiben
konnte. Bis zum heutigen Tage hielt ich es
nicht für angezeigt, die vollständige Be-
schreibung meiner elektrolytischen Batterie
in Druck erscheinen zu lassen, da ich behufs
Verkauf oder Verwerthung meiner Erfindung
mit einigen ausländischen Firmen in Unter-
handlung stand. Diese Unterhandlungen
blieben jedoch erfolglos da ihnen neue Aus-
gaben meinerseits — an die Verkaufsver-
mittler — zu Grunde lagen. In Folge dessen
beschloss ich die Zahlungen der progressiv
ansteigenden jährlichen Gebühren für die
ausländischen Patente einzustellen und meine
Erfindung dem öffentlichen Nutzniessen zu
überlassen, indem ich die technische Welt
auf dem Wege der Fresse darin eiuweihte.
Im luteres^c äet Gerechtigkeit M
es für noih wendig in erirti|Mn-
Frankreich (wo l*e£«nft»^: . . ^mß " .
SiiAte ttklil
verschiedenen Personen zwei Jahre später*)
zwei von einander unabhängige Privilegien
auf Wannen genommen wurden, die eine
grosse Aehnlichkeit mit den meinigen hatten ;
diese Personen scheinen nachträglich zum
Zwecke der industriellen Ausbeutung der
Wasserelektrolyse in Verbindung getreten zu
sein. Die französischen Zeitschriften begrüssten
diese Erfindung und betonten besonders
folgende Vortheile derselben: a) den geist-
vollen Ersatz der Säure durch die Base, mit
deren Hilfe es ermöglicht wurde, Elektroden
aus Eisen und Stahl statt des theueren Platin
anzuwenden ; b) den Ersatz der Thon Scheide-
wände durch solche aus Amianth (Bergflachs),
die einen minimalen Widerstand bieten und
c) die Anwendung des äusseren Metallge-
fässes als Elektrode. (Siehe «Lumi^re elec-
trique*' 1891 Nr. i und „Kosmos* 27. De«
cember 1890.)
Aus der nachfolgenden Beschreibung
meiner Batterie wird der Leser die Ueber-.
Zeugung gewinnen, dass alle aufgezählten
Eigenthümlichkeiten von mir bereits in Russ-
land 1888 beschrieben und patentirt wurden.
Sie befinden sich auch in meinem franzö-
sischen Patent vom i. August 1888.
Auf meine Anfrage bezüglich der Er-
findungspriorität in Frankreich erhielt ich
von einem Redacteur einer Fachzeitschrift
die Antwort, dass, obwohl der französische
Apparat zur Elektrolyse des Wassers mit
meiner Batterie auch Aehnlichkeit habe er
nichtsdestoweniger nicht entlehnt, sondern
eine vollständig unabhängige Erfindung
bilde; die Aehnlichkeit der französischen
Vorrichtung mit der meinigen erklärt sich
durch den Umstand, dass heutzutage sich
die Thatsache öfters wiederholt, dass mehrere
Erfinder, unabhängig von einander, auf die-
selbe Idee verfallen. Darauf hin unternahm
ich gar keine Versuche zur Wahrung meiner
Rechte.
Ich hielt es für nothwendig, an dieser
Stelle kurz die successive Entwicklung dieses
Falles anseinander zu setzen, um den richtigen
Standpunkt diesbezüglich festzustellen, da
die Nachricht von der französischen Ge-
winnuDgsmethode des Wasserstoffes mittelst
Elektrolyse in der russischen Presse sich
schon verbreitet hat und Personen, mit dieser
speciellen Frage unbekannt, sich denken
könnten, dass ich blos ein Nachahmer der
französischen Erfinder wäre, währenddem
ich schon eine geraume Zeil vorher die elek-
trolytische Batterie beschrieben und sie mir
patentiren Hess.
Angesichts der vorerwähnten Sachlage
verlor ich jedwede Hoffnung, meine Erfindung
im Auslande zu verwerthen, würde es aber
als eine theilweise Genuf^thoung betrachten,
wenn sie wenigstens für Russland nicht
verloren ginge. Das russische Patent ist der-
zeit noch in Krtft und ich würde meine Er-
fiodung gerne irgeod einer rusdschen Gesell-
scliaft oder dem Staate unentgeltlich zur
Wifü^nng st eilen r falls sie mein Project in
340
dem von mir angedeuteten Umfange Ter-
wirklichen würden. (Siehe VIII.)
Ich jedoch ftthle in mir nicht die Kraft,
die Sache weiter zu führen, auf die ich so
viel Zeit, geistige Arbeit nnd materielle
Opfer verwendete und die mir nichts als
Enttäuschungen eintrug.*)
Das Misslingen meiner Verhandlungen
mit ausländischen Firmen kann ich nicht
der Unfruchtbarkeit der Erfindungsidee selbst
zuschreiben (<ia sie doch in Frankreich ver-
wirklicht wurde); im Gegentheil, in Folge
meiner vieljährigen Beschäftigung mit der
Elektrotechnik gewann ich die Ueberz eugnng,
dass der Erfolg irgend einer Erfindu ng, ihre
Verbreitung und ihre, so zu sagen, Popu-
laritär, sehr wenig von ihren eigentlichen
Vorzügen abhängen, sondern durch neben-
sächliche Umstände und hauptsächlich durch's
Capital, welches dem Erfinder oder seinen
Compagnons zur Verfügung steht, bedingt
sind. Ohne grosses Capital sind weder die
gehörige Ausarbeitung der Detailn, noch die
Wahrung der Rechte des Erfinders, noch
die Publicität der Erfindung möglich. Daher
bleibe ich bei meiner Ueberzengung, dass
die praktische Verwirklichung des Projects
der Industrie zweifelsohne grosse Vortheile
bieten könnte.
In der nntenfolgenden Beschreibung der
elektrolytischen Wannen hielt ich mich
möglichst nahe dem Text meiner Patente,
doch musste ich sie theilweise abkürzen, um
der Schilderung eine literarische Form zu
geben^ wobei ich das suplementäre Privi-
legium auf die verbesserte Wanne mit dem
Hauptpatent auf die elektroljrtiüche Methode
und emige Zeichnungen wegliess.
I. Theoretische Betrachtungen.
Die Anwendungen des galvanischen
Stromes sind zahllos, es gibt fast keinen
einzigen Industriezweig, wo diese Universal-
kraft sich nicht die hervorragendste Stelle
erobert hätte. Besonders grosse Erfolge
wurden in den letzten Jahren auf dem Ge-
biete der Anwendung der Elektrolyse bei
der Gewinnung der Metalle aus den Erzen
erzielt (insbesondere des Kupfers und Alu-
miniums), sowie bei der Metallreinigung,
wobei letztere für die Elektrotechnik ganz
ausgezeichnete Eigenschaften gewinnen. Nicht
unerwähnt darf auch die Anwendung der
Elektrolyse bei der Elektrocultur und der
Ledergärberei bleiben.
bei einer derartigen Entwicklung der
Elektrolyse und der Ausbreitung ihres An-
wendungsgebietes konnte selbstverständlich
auch der Gedanke der Anwendbarkeit des
galvanischen Stromes zur industriellen Ge-
winnung des Sauer- und Wasserstoffes auf-
*) Ein nicht mindmr trauriges Los ereilte
auch m«ine anderen Erfindungen, uftnilioh: „Acca-
muUtoren aus schwammigen Zinn** (siehe „Elek*
tritschestwo'' 1887, Nr. 7), nCompensations-Photo-
meter" („Journal der physikalisoh-chemi sehen Oe-
Seilschaft" 1888) nnd „Apparat zur Untersuchung der
Leitungen von hoher Spannung*^ (.Elektr.*' 1892, 1
Nr. 6 und 6). I
tauchen, wobei dieses letztere Gas haupt-
sächlich zur Füllung der Aerostaten ver-
wendet werden könnte. Trotzdem stiess mein
Project auf heftigen Widerspruch seitens der
Herren Luftschiflfer und Elektrotecltniker,
als ich 1887 ihnen meine Idee mittheilte
und dieselbe als phantastisch verschrien
wurde. Es lässt sich nicht leugnen, dass die
elektrische Methode der industriellen Ge-
winnung des Wasserstoffes auf den ersten
oberflächlichen Blick etwas undurchführbar
erscheint. In der That wissen wir, dass
I Amp. in einer Stunde ans dem angesäuerten
Wasser 420 cwi» Wasserstoff ausscheidet,
folglich um I m8 dieses Gases zu erhalten,
müsste man einen Strom von lOO Amp.
24 Stunden lang wirken lassen. Und da zur
Füllung eines kleinen Aerostates 640 ot9
Wasserstoff benöthigt werden, so müsste man,
um das nothwendige Gas zu erhalten, einen
Strom von 100 Amp. drca innerhalb 2 Jahren
durchleiten.
Ungeachtet dieser Betrachtungen verlor
ich nicht die Ueberzengung, dass unter ge-
wissen Bedingungen die Anwendung der Elek-
trolyse zur Füllung der Luftballons, besonders
derjenigen für Kriegszwecke, nicht nur mög-
lich, sondern sogar sehr bequem und vor-
theilhaft sei. Die unten folgenden Auseinander-
setzungen mögen dies bekräftigen.
a) Der Wasserstoff, welcher durch die
Einwirkung von Schwefelsäure auf Zink oder
Eisen erhalten wird, ist im Grunde genommen
elektrolytischen Ursprunges, da die Säure
bekanntlich ein chemisch reines Metall fast
nicht angreift, ihre Wirkung jedoch auf das
im Handel vorkommende Zink sich durch
die Bildung von molekularen galvanischen
Elementen (Metall, Säure, Beimengung)
erklärt, welche durch gegenseitige Wirkung
eine grosse Menge elektrol3rtischen Wasser-
stoffs ausscheiden. Ist dem aber so, so fragt
es sich, weshalb könnte man den regellosen,
zufälligen galvanischen Process nicht durch
eine regelmässige Elektrolyse ersetzen, bei
welcher als secnndäres Product, statt des
nutzlosen Zinksnlfats, der reine Sauerstoff
gewonnen werden könnte.
b) Der Gedanke der Gewinnung des
Kupfers und anderer Metalle auf elektrischem
Wege galt noch vor lo — 15 Jahren als eine
Utopie. Galvanoplastiker, welche die Anzahl
der Tage für die Abbildung eines einfachen
Clich^s wussten, lächelten spöttisch, als ihnen
das Project der Gewinnung von Tausenden
von Kilogrammen Kupfer mittelst Elektrolyse
bekannt wurde; heutzutage ist das ein fait
accompli. Das elektrolytische Kupfer, dank
seiner vorzüglichen Leitungsfähigkeit und
anderer ausgezeichneten Eigenschaften, droht
alle anderen Knpfersorten vom Markte zu
verdrängen. Es fragt sich nun, kann denn
dasselbe nicht mit dem Wasserstoff der Fall
sein?
c) Die theoretische Berechnung ergibt,
dass für die Zerlegung des Wassers ein ge-
ringes Quantum der mechanischen Energ^ i
nothwendig ist, welche ganz in den prs •
341
üschea Grenzen liegt, wie es au« der unten
aogeftthrten Berechnung zu ersehen sein wird.
Die Anwendung der Elektrolyse für den
betreffenden Zweck erweist sich somit als
vollständig durchführbar. Wenn es uns aber
anch gelingen sollte, eine elektrolytische
Batterie zur Wasserstoffgewinnung einzu-
richten, so taucht eine neue Frage auf: wie
kann man diese Batterie bei Aerostaten für
Kriegszwecke in Anwendung bringen? Man
kann doch nicht eine Batterie, eine Dynamo-
maschine und einen Motor mit sich führen.
Zur näheren Aufklärung dieses Theiles
meines Projectes werde ich mir erlauben,
knrs auf die Umstände, welche heutzutage
die Füllung der Luftballons während der
Kriegszeiten begleiten, einzugehen.
In diesem Falle geht die Füllung des
Aerostates abseits von Industriorten, nicht
selten sogar auf dem Schlachtfelde selbst.
Dso-nm ist es noth wendig, mit demselben
anch alle Utensilien und Apparate, die zur
Wasser&tofferzeugung nothwendig sind, zu
transportiren. Ein Luftballon für Kriegszwecke,
mit 640 m8 Fassungsraum, erfordert zu seiner
Füllung etwa 8000 kg Material (Schwefel-
säure und Eisen). Wenn wir dazu noch das
Gewicht der Kupferkessel zur Wasserstoff-
erzengung und Emballage der Materialien
hinzufügen, so bekommen wir als Endresultat
etwa 1 2.000 X;^ Last, welche dem Luftballon
bis zum Momente serner Füllung folgen muss.
Zum Transport dieser Last beoöthigt man
25 Wagen und 50 Pferde. Man darf auch
nicht vergessen, dass zur Wirkung des Ballons
ein grosses Quantum Wasser nothwendig ist
und dass die gewöhnlichen Brunnen dazu
unzulänglich sind.
E^ ist selbstverständlich, dass man alle
diese Unbequemlichkeiten verringern kann,
indem man den schon vorher erzeugten
Wasserstoff im comprimirten Zustande in Stahl-
Reservoirs mit sich führt. Dann wird man
den Aerostat auf einer beliebigen Stelle und
dabei bedeutend rascher füllen können als
nach der gewöhnlichen Art. Diese Methode
wux'de zuerst von den Engländern, während
der egyptischen Expedition angewendet. Die
Gasbehälter waren Stahlcylinder von 8 Fuss
Länge und 58/g Zoll im Diameter, bei 65 Pfund
Gewicht. Sie enthielten 4 m8 Wasserstoff,
120 — 130 Mal comprimirt. Zur Füllung eines
Kriegsluftballons sind 160 Gasbehälter von
circa 4000 leg Gewicht erforderlich, zu deren
Transport schon 10 Wagen und 20 Pferde
genügen. Nachträglich verwendeten die Fran-
zosen grössere Gasbehälter, was die noch
grössere Verringerung der Transportmittel
zur Folge hatte.
Zur Füllung eben dieser Gasbehälter
ist meiner Ansicht nach die elektrolytische
Wasserstoffgewinnung am Platze. Die Ge-
winnung geht in diesem Falle rct^elmästi^
und bequem in den Fcstungert ötlcr »ucfa ili
besonderen Ka^inkm ttu lijnerrit des Uin^^
vor sich, nicht nur nöf Kriegs-, ».oniicnä > /
während der V i^ ^ .1
ÄtifcfUgung voi
artikel.
Betrachten wir nun, wie die elektrischen
Apparate anzuordnen seien, nm die verwen-
dete Energie für unseren Zweck ganz aus-
zunützen. Für die Elektrolyse können flache
Gefässe von 60 cm Länge, 100 cm Höhe und
II cm Breite verwendet werden, deren Be-
schreibung sich weiter uoten befindet. Durch
diese Gefässe kann man einen Strom von
300 bis 600 Amp. leiten.
Zur Zerlegung des Wassers benöthigt
man 1*5 Volt; da aber bei grosser Strom-
stärke die Polarisation etwas grösser als die
theoretische ist und obendrein das etwaige
Fallen des Potentials vom Widerstand der
Flüssigkeit abhängt, so können wir die prak-
tische Potentialdifferenz zwischen den Elek-
troden einer jeden Wanne mit 2*5 Volt an-
nehmen, d. h. um 67O/0 grösser als die-
jenige, welche eigentlich für die Wasserzer-
legung nothwendig ist.
Nehmen wir irgend eine bekannte Dy-
namomaschine, z. B. die grosse Dynamo-
maschine von Thury, welche bei einer
Potential- Differenz von iio Volt einen Strom
von 600 Amp. liefert und für das Ingang-
setzen eines loopferdigen Motors bedarf. Es
ist klar, dass der Strom einer solchen Ma-
schine durch 44 elektrolytische Gefässe
allmälig geleitet werden kann (i lo: 2*5 =44).
Am Anfang des Aufsatzes ist erwähnt
worden, dass 100 Amp. in 24 Stunden i mS
Wasserstoff ausscheiden — daraus folgt, dass
600 Amp. aus 44 Wannen in 24 Stunden
264 mS Wasserstoff ausi^cheiden werden, und
dass zur Gewinnung von 640 mS, welche zur
Ballonfüllung nothwendig sind, man 60 Stun-
den braucht. Wir kommen auf diese Weise
zu ganz praktischen Zahlen. Es ist selbst-
verständlich, dass der Wasserstoff in Gas-
behältern aufgefangen werden muss, aus
welchem er direct in den Aerostat geleitet,
oder in Stahlcylinder hineingepresst werden
kann. Es darf aber auch nicht vergessen
werden, dass wir mit dem Wasserstoff beim
beschriebenen Process auch 320 m8 reinen
Sauerstoff« mitbekommen, der bei seinen
zahlreichen und mannigfaltigen Verwendungen
viel höher als der Wasserstoff bewerthet
werden muss.
Auf Grund des Obenerwähnten glaube
ich die Behauptung aufstellen zu dürfen,
dass die Wa*serstoffgewinnung auf elektro-
lytischem Wege mindestens nicht theurer zu
stehen kommt, als die auf chemischem Wege ;
und wenn der Sauerstoff einen Absatz findet,
so wird der Gewinn davon mit einem Ueber-
schnss alle Ausgaben für die Wasserstoff»
gewinnung decken.
Bezüglich des Sauerstoff-Absatzes er-
laube ich mir Folgendes anzuführen. Bis
heute wurde der Sauerstoff selten verwendet,
aber nur wegen seiner Kostspieligkeit ; wenn
nun dieses Gas billig vei kauft wird, so wird
es nmnnigfflche Vcrwendnngen finden; die
haaptj-ächUchsEEn davon sind: a) Dru-
.1 rii' ches Licht mit jüP «einen Abarten;
Signale, erzeugt durch ÜA^ Einspritzen
SaiieritnffiiiTmhlfr" in Kohlenwasser-
Vergrüsier«*« Icr Lichtcffecte bei
342
Petrolenm- nnd Leuchtgas- Lampen ; </) Luft-
reiniguDg in Spitälern nnd Massenqoartieren ,
wo der Sauerstoff durch seinen Ozongehalt
desinficirend wirken wird;*) e) Einathmen
bei Lnngenkrankheiten ; /) bei hohen aSrosta-
tischen Erhebungen zur Erleichterung des
Athmens fUr die Lnftschiffer ; g) mit Luft
gemengt zur Erhöhung der Temperatur in
Schmelzöfen, was besonders wichtig für
Gussstahlerzeugnng, sowie für die Bearbeitung
des schwer schmelzbaren Glases ist; h) das-
selbe bei Verwendung des Löthrohres für
kleine Juwelier- und andere Arbeiten ; t) zur
Beschleunigung des Trocknens der Oelfarben
und verschiedener Lacke und Firnisse ; k) zur
Erzeugung vieler chemischer Producte, wie :
ammoniakalische Sodagewinnnng ; des reinen
schwefeligen Anhydrids (das zum Weissen
vieler Gewebe benützt wird) ; zur Erzeugung
des Schwefelanhydrids, das bei Anilinfarben-
Fabrikation Anwendung findet ; zur raschen
Oxydation des Chromeisenerzes bei Erzeugung
des Chromeisens; endlich bei der Schwefel-
snurefabrikation, wobei die Bleikammern viel
kleiner, als die sonst in Verwendung stehen-
den sind, sein können.
II. Das Princip der Einrichtung einer
elektrolytlschen Batterie.
Das Zerlegen des Wassers im Kleinen
geschieht gewöhnlich mittels Elektroden aus
Platin, eingetaucht in verdünnte Schwefel-
säure, die sich in einem Glasgefäss befindet.
Selbstredend ist dieses Verfahren für in-
dustrielle Zweck, wegen der Zerbrechlichkeit
des Glases und der Kostspieligkeit des
Platin ungeeignet. Das Ersetzen des Platin
durch billige Metalle, wie z. B. Gusseiseu
und Messing, erscheint auf den ersten Blick
unmöglich, da diese Metalle sich in der
Schwefelsäure auflösen.
Das Wesentliche meiner Erfindung be-
steht nämlich in einer eigenen Combination
der Dinge, welche mir ermöglicht, billige
Metalle anzuwenden, und in der besonderen
Einrichtung der Batterie, welche ein bequemes
Sammeln der Gase gestattet. Nach dem ur-
sprünglichen Project wurden die Wannen
aus Thon oder Porzellan gemacht und mit
einer Lösung von Aetznatron**) gefüllt,
und zwar so, dass das Aetznatron die beiden
Elektroden gedeckt hat (Fig. i u. 2). Die
(Schluss
Elektroden a, &, a waren aus Bisen, zu-
weilen vertical genutet, so dass die Gas-
blasen leicht aufsteigen konnten. Ansserdem
nahm man statt des glatten Eisenbleches hie
nnd da ein Eisennetz. Eine Seite der Batterie
erhielt eine Nase c, wo man leicht den
Flüssigkeitsstand in der Wanne beobachten
konnte. Die Flüssigkeit füllte die Nase, wie
die punktirte Linie anzeigt, etwa bis zur
Hälfte. Beim bedeutenden Fallen der Ober-
fläche konnte man durch dieselbe Nase
h
^r
Fig. I.
Fig. 2.
Wasser nachfüllen; von Zeit zu Zeit moss
statt des Wassers eine Lösung von Aetz-
natron zugegeben werden, um die ursprüng-
liche Concentration der Flüssigkeit zu er-
halten; die Aenderung derselben kann vom
Aerometer abgelesen werden. Zur Sammlung
der Gase bedeckte man den oberen Theii
der Wanne mit einer Glocke, die in 3 Theile
eingetheilt wurde (Fig. 2), die Ränder wurden
bis 6 c^n in die Flüssigkeit eingetaucht. Die Gase
entströmten durch dünne Köhrchen q und h.
Damit bei energischer Gasbildung die Gase
sich nicht vereinigen, senkte man in^s Ge*
fäss Ebonit-(Hartgummi-)Rahmen mit einem
Gewebe aus Asbest oder Pflanzenpergament
überzogen ; diese Rahmen — in Fig. 2
punktirt — gingen von den Scheidewan-
dungen der Glocke bis zum Boden der
Wanne. Das Asbestgewebe konnte durch
einfaches Segeltuch oder Filz ersetzt werden,
unter der Bedingung, dass man dieselben
zwei bis drei Mal monatlich auswechselt,
folgt.)
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, L Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben acht Wochen zur Einsichtnahme öffentlich ausgeleert. Nach | 34 des
Patent-Gesetzes kann innerhalb dieser Zeit Einsprach gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Da« obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldungen
nnd übernimmt die Vertretung in allen Einspruchs-Angelegenheiten.
Classe
21. B. 15.624. Bogenlampe mit Pendelregulir-
vorrichtung. — H, Bodenburg in München.
*) Falls er aus einem angesäuerten Wasser
gewonnen wurde.
**) Aetzkali ist auch dazu geeignet, ist aber
theurer als Aetznatron.
Classe
B
21.
15.644. Vorrichtung zur Papierband-
fahrung bei für Doppelabdruck einge-
richteten Telegraph enapparaten. — H',
BliU in Braunschweig.
O. 1839. Telephon mit lose gewundener
343
Eisendrahtspirale als Selenoidkern. — W,
Ohne$orge ia Frankfurt.
31. R. 8301. Anker ftlr elektrische Maschinen.
— M. Mahner in' Union, Ncw-Jersey.
„ R. 8392. Kabelanordnung für Schiffs-
and Marinezwecke. — F, JRüha in Burg.
« A. 3534. Stroroschlnssvorrichtung fttr
mehrere Stromkreise. — A, Hermes in
Stockholm.
ff 6. 15.473- Kupplung zwischen Spulen-
kern und Kohlenhalter bei Bogenlampen.
— O, W, Brown in Hampstead.
„ K. 11.248. Stromaufnehmerbürste aus
Drahtspiralen. — JR, Kertberg in Hoheo-
limburg.
„ F. 6816. Elektrische Maschine. — Tf.
FriUehe in Berlin.
, L. 7077. Verfahren zur Regelung elek-
trischer Treibmaschinen mit gesondertem
Anker- und Schenkelstromkreis. — H,
W, Leonard in New- York,
„ K. z 1.583. Stromzähler für Sammel-
batterien. — A, Kolbe in Frankfurt
a. M.
, L. 8482. Stromwender. — 0. Libenow
iD Haspe i. W.
, D. 5836. Schaltvorichtung für Glühlampen.
— ElektricitiUa-GeseUtchafl^ Hamburg.
Classa
21. F. 3571. Regelungs -Vorrichtung an
Elekiricitätszählem. — J, Edmondton &
J. Oulfon in Bradford.
n J' 33 '9. Widerstands- Regelungsvorrich-
tung. — J^. Jordan in Frankfurt a. M.
„ Seh. 9358. Schaltungsweise der Erreger-
wickelungen durch elektrische Sammler
betriebene Nebenschlnssmotoren. — L.
Schröder in Hagen i. W.
„ A. 3641. Vorrichtung an Elektrlcitäts-
sählem, die auf der Gangdifferenz von
Uhrwerken beruhen, zur Vermeidung
unrichtiger Angaben. — Dr. ff, Aron
in Berlin.
y, G. 8277. Elektrische Maschinen zur
Messung mechanischer Kraft. — E, E.
Qelat in Köln.
, G. 8719. Verfahren zur Herstellung von
Bleielektroden mit gewebtem etc. Träger
aus nichtleitendem Stoff. — B, J, Oülcher
in Charlottenburg.
n S. 7794. Einrichtung für die Stromzu-
führung bei elektrischen Glühlampen. —
A. Soleau in Paris.
^ T. 4002. Einrichtung zur Hervorbringung
eines Kreislaufes des flüssigen Elektro-
lyten in galvanischen Elementen. — F,
Taylor in Windermer House.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Stadtbahn in Lem-
berg.*) Auf Grund des anstandslosen Er-
gebnisses der durchgeführten technisch-poli-
zeilichen Prüfung wurde für die elektrische
Strassenbshn der Stadt Lemberg der Betriebs-
coQsens ab 31. Mai ex commissione ertheilt.
Die Lemberger elektrische Bahn ist 9 hm
lang, hat also schon eine ansehnliche Ent-
wicklung. Die dortigen Temperaturverhält-
nisse haben es bedingt, dass sie nicht mit
Boden- sondern mit Oberleitung hergestellt
wurde, und es hat sich dabei ergeben, dass
gegen die Säulen- und Drahtanlage auch in
einer Grosstadt auf Nebenlinien durchaus
keine ästhetische Einwendung erhoben
werden müsste. Nur die Heugabel, welche
vom Drahte den elektrischen Strom abhebt,
um ihn dem Dynamometer unter dem Wagen
zuzuführen, könnte uns für Wien nicht ge-
fallen. Da sie jedoch kein nothwendiger Be-
standtheil ist, so Hesse sie sich durch das
bewegliche Schifflein, wie es bei der elek-
trischen Bahn in der Brühl in Verwendung
steht, ersetzen. Den Lembergern war es
übrigens nur darum zu thuu, dass sie ein
so bequemes, rasch verkehrendes ele^anlc^
Communicationsmittel sowohl zu Ausstetlungä-
zwecken als zu bleibendem Nutzen eflu&ilca
und das ist ihnen so voUstänrlLg gel
dass sich daran anch Wien ein Mi
könnte.
«) V«pgl. Jahrg. XI, S, ät7.
Die Lemberger Bevölkerung macht von
dem neuen Vehikel einen so massenhaften
Gebrauch, dass alle Wagen überfüllt sind,
und dass sowohl Wagenmangel entstanden
ist, als auch die Wagen frequenz nicht mehr
genügt und das jetzt, obwohl die Bahn kaum
drei Tage alt ist. Es ist aber nicht blosse
Neugierde, welche der Bevölkerung Interesse
an der neuen Bahn einflösst, sondern die
durch dieselbe verursachte Befriedigung eines
Bedürfnisses. Die Trace führt durch die
frequentesten Stadttheile ohne Behinderung
des anderen Verkehres und es lässt sich
voraussehen, dass angesichts der Distanzen,
welche in der weit ausgebreiteten Stadt
zurückzulegen sind eine Vermehrung der
Linien, der Wagenzahl und der Frequenz
in kürzester Zeit eintreten wird. Und trotz
der elektrischen Bahn haben Fiaker, Ein-
spänner, Omnibusse und Tramway ihre
Passagiere. Was sagen die Wiener Feinde
jeglicher Unternehmung zu diesem Erfolge?
Lemberger Landesausstellung. Die
„Fontaine lumineuse" der Ausstellung in der
Lttadeshamilaffttit von Qaliiicn wurde vom
IngenUtuf KrÜk instnUirt und wird eine
etwa^ arntl*^!^ »*-*i1ruig und Anordaung
tll die VuLi .rhtucinne lür die
"r-iu-tr Aui ' • :.Mc haben.
344
am i8. Mfti 1. J. stattgehabten Gemeinde-Aos-
schusssitzuDg die Firma Siemens & Halske
in Wien mit der Aasftthrung einer elektri-
schen Centralstation betraut. Die Anlage ist
ffir 3000 Glühlampen ä 16 NK projectirt
nod wird nach dem Dreileiter - System ans-
gefOhrt.
Elektrische Beleuchtung in Jägern-
dorf. Das von dem städtischen Banamte
aufgestellte Programm für die elektrische
Beleuchtung wurde in den letzten Tagen
durch den von der Stadt zugezogenen Sach-
verständigen, Ingenieur F. Ro SS-Wien, unter
specieller Berücksichtigung der localen Ver-
hältnisse eingehend untersucht. Die einge-
laufenen Offerten werden nunmehr durch
das Technologische Gewerbe-Museum in Wien
und durch Ingenieur F. R o s s geprüft, und
dürfte voraussichtlich mit den Arbeiten noch
im Laufe dieses Sommers begonnen werden.
Elektrische Bahn Osmriecixn-Biala.
Das Handelsministerium hat Herrn Hermann
Kellermann in Bielitz die Bewilligung zur
Vornahme technischer Vorarbeiten für eine
schmalspurige Localbahn ertheilt, welche mit
elektrischer Kraft betrieben werden und
Von Oswiecim nach Biala mit einer Fort-
setzung am rechten Ufer des Bialkaflusses
nach Nickelsdorf und Ohlisch führen soll.
Klektrische Beleuchtung in Graz.
Die Kabellegungsarbeiten für die elektrische
Beleuchtung machen rasche Fortschritte und
wird demnächst mit der Aufstellung der
Dynamomaschinen im Gebäude der elek-
tri»chen Centrale in der verlängerten Steyrer-
gasse begonnen werden. Im neuen Universi-
tätsgebäude wird bereits an der Installirung
der vorläufig für lOOO Lampen berechneten
elektrischen Beleuchtung gearbeitet ; dieselbe
wird von der Grazer Vertretung der Wiener
Elektricitätsfirma Siemens & Halske aus-
geführt.
Wie wir erfahren, verzögert sich jedoch
der Bau der elektrischen Centrale durch ein-
gebrachte Proteste und wurde vom Gemeinde-
rathe der Vollendungstermin bis i. December
1894 erstreckt. Unter Einem wurde die Ge-
sellschaft aufgefordert, in ihrer Centralstation
oder nächst der Accumulatorenstation im
Rathhause eine Prüfungsstation herzurichten
und mit allen für die Lichtmessuog, Strom-
und Spannungsmessung erforderlichen Appa-
raten auszustatten. Da die Anschlüsse von
den in den Strassen liegenden Leitungen bis
zum Elektricitätsmesser von der Unter-
nehmung für Rechnung des Abnehmers er-
folgen, so ist der Tarif für die Herstellung
dieser Anschlüsie dem Güraeinderathe vof-
zulegeti,
Verlängerung der elektrischen
Bahn in Prag. AnlässHch der Jubiläums-
Ausstellung hat Ingenieur Kr izik bekanntlicli
eine elektrische Bahn gebaut, welche den
Endpunkt der vom Moldauufer auf das Bei-
vedere-Platean führenden Zahnradbahn mit
dem Ausstellungsraum verband. Später wurde
diese Bahn verlängert und bis zum soge-
nannten BaumgarteUf dem beliebten
Park des landtäflichen Schlosses, verlängert.
Nunmehr gedenkt Herr Kfiifk diesen
Torso mit dem Punkte zu verbinden, wo
die Karlsbrücke auf dem linken Moldaaafer,
also auf der Kleinseite endet. Die Bahn
würde dann längs des linken Ufert, bei der
Civil-Schwimmschule vorüberführen, der
Böschung der sogenannten Marienschanze
entlang die Belvedere-Anhöhe er-
steigen, und dort an den obgenannten An-
fangspunkt der älteren Strecke anschliessen.
Prag ist somit Wien in diesem Punkte ent-
schieden „über".
Klektrisches Boot auf dem Wör-
thersee. Das von dem in fachlichen und
weiteren Kreisen rtthnHichst bekannten För-
derer der Elektrotechnik, Herrn M. Mayer
für den Wörthersee angeschaffte elektrische
Boot ist zur Freude der Anwohner des
Pörtschacher-Ufers, und überhaupt der Ufer
des ganzen lieblichen See's seit einigen
Tagen in Betrieb. Dasselbe entstammt den
Ateliers jener englischen Firma, bei welcher
der zu früh verstorbene Anthony Recken-
zaun den Bootbau inaugurirt. Wir hoffen
in die Lage zu kommen, eine detaillirte
Schilderung des Bootes später zu bieten.
Ueber die Gonstruction magno-
tisctier Apparate hat Wild der Peters-
burger Akademie der Wissenschaften eine
Denkschrift unterbreitet, welche vier wichtige
Punkte enthält. Der erste Punkt bespricht
den Ersatz der Aufhängefäden ans Seide
durch Metallfäden. Der zweite Theil be-
spricht die Genauigkeit der magnetischen
Ablesungen in Gebäuden, wo Eisencon-
structionen vorkommen. Im dritten Theil be-
spricht der Autor die Gonstruction eines
Magnetometers zur Bestimmung der Horizontal*
Componente des Erdmagnetismus, während
der vierte Theil verschiedene Verbesserungen
magnetometrischer Apparate enthält.
Projectirte elektrische Localbahn
von der Station Gmunden in die
Stadt Gmunden. (Politische Begehung.)
Die k. k. Statthalterei in Linz hat die poli-
tische Begehung hinsichtlich des Projectes
der Firma Stern & Hafferl, von welchem
wir im Hefte I 1894^ S. 31 berichteten, für
eine niit elektrischer Kraft i.a betieibende
Locaibahn vom Staatsbabnhofe Gmanden in
die Stadt GuiaDdcD fdr den 39,
beraumi.
VeraotTTortlkber Rödaat^ur: Jt>SEF KARK(1?^. — SdbÄ»värlac dea ElektroreütiÄ?
Jn Cümmiejsion bß\ L HH M AK K JL WEN TZ EL, Buchhandlutig ftlr Technik U
Druck von R, SPIES k Cg. in VVjen. V., ÖtraüMöU
Zeitschrift für Elektrotechnik.
XIL Jahrg. l Juli 1894. Heft XIII.
Zweite Jahresversammlung des Verbandes der Elektro-
techniker Deutschlands zu Leipzig am 7«, 8. u. g. Juni 1894.*)
Am 7. Juni Morgens trat eine kleine Anzahl von Mi^liedem unseres
Vereines die Reise nach Leipzig an, um an der Versammlung der Elek-
trotechniker Deutschlands theilzunehmen. Die Theilnehmerzahl blieb auch,
trotz unterwegs erfolgten Zuwachses, noch immer recht klein, doch
glauben wir, keiner der Theilnehmer hat es bereut, die Reise gemacht
zu haben.
Abgesehen 'von einem herzlichen und warmen Empfang, der den
Wiener Gästen zu Theil wurde, belohnten reichlich die Fülle interes-
santer Vorträge und die Gelegenheit, alte Beziehungen zu erneuern und
neue anzuknüpfen.
Das Hören der Vorträge, insbesonders jener von Prof. Dr. Ost-
wald, bot wohl mehr Anregung, als das Lesen derselben nur annäherungs-
weise gewähren kann.
Auf den Inhalt der einzelnen Vorträge einzugehen ist an dieser Stelle
nicht angezeigt, weil dieselben seither im Druck erschienen sind.
Wir wollen nachstehend den Verlauf der Versammlung unseren Mit-
gliedern zur Kenntniss bringen.
Nach der am 7. Juni Abends stattgefundenen Begrüssung der Theil-
nehmer der Versammlung, wurde am 8. Juni Morgens der Verbandstag
in einem Saale des Krystallpalastes eröffnet. Der Vorsitzende Herr Geh.
Reg.-Rath Prof. Dr. Slaby, dem diese Aufgabe zufallen sollte, war leider
in letzter Stunde verhindert seine Function auszuüben.
In der grossen Halle des Krystallpalastes hatten Leipzigs elektro-
technische Vereine eine Ausstellung arrangirt, die wohl an Umfang klein,
doch sehr Interessantes brachte. Die Eröffnung dieser Ausstellung reihte
sich an die Eröffnung des Verbandstages.
Wenn wir einige Objecte der Ausstellung hervorheben, so muss in
erster Linie die von der Firma Siemens & Halske, Charlottenburg-
B erlin, ausgestellte Collection von Aus- imd Umschaltern imd anderen
Installations-Artikeln, von Instrumenten und Apparaten, wie Elektricitäts-
zähler, Motoren für Gleich- imd Drehstrom, Regulirvorrichtungen, Bogen-
und Glühlampen aller Formen, Grösse und Farbe u. dergl. erwähnt werden.
Auch die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft Berlin hatte
sich mit Motoren und Installations-Materialien betheiligt, worunter besonders
das aus „Stabilit" angefertigte Isolirmateriale interessant war. Die bekannten
Firmen Friedr. Siemens, J. Obermaier, S. Bergmann & Co.,
Voigt & Häffner, sowie imsere bekannte Firma Czeija & Nissl,
welche ihren automatischen Telephon-Umschalter, Patent Nissl, ausgestellt
hatte und damit grosse Erfolge erzielte, wJiren alle vertreten und jede
wusste mindestens dur * 'eine Neuerungen das Interesse der Besucher
zu erreg««. "^ wi' ^ its weit über den Rahmen eines kurzen
Refr ' ^ .0 Wf ren Lesern t umfassenderen Aus-
26
346
Stellungsbericht bieten wollten, und etwa auf die grosse Zahl von höchst
exacten und den Werlj^tättenmann fesselnden Werkzeugen und Drehbänke
der Maschinenfabrik „Invention" (Leipzig - Gohlis) oder der Firma
H o m m e 1 (Mainz) näher eingehen wollten, andererseits wäre es ungerecht,
beispielsweise die Verbesserungen A r o n's, die er an seinen bekannten
Elektricitätszählem vorgenommen hat, und die von vielen Firmen gebotene
Fülle sinnreicher Producte durch eine nur flüchtige Beschreibung abzuthun.
So möge eine kurze Erwähnung des Interessantesten wenigstens eine
Vorstellung von dem Inhalte und Werthe der Ausstellung geben.
Die Nähe der Stadt Halle veranlasste uns zur Fahrt dorthin, uhi
die von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft Berlin gebaute elektrische
Stadtbahn mit oberirdischer Leitung (Trolley-System) zu besichtigen. Leider
war es versäumt worden, von der Berliner Direction die Bewilligung zur
Besichtigung der Kraftstation auszuwirken. Es bot jedoch die übrige An-
lage selbst, insbesondere die mit vielen und häuflg recht complidrten
Kreuzimgen und Weichen versehene Luftleitung, hinreichend Sehens-
werthes. Höchst amüsant, allerdings bei überfüllten Wägen imausführbar,
ist die Art der Eincassirung. Jedem Wagen ist nur ein Führer (kein
zweites Organ mehr) beigegeben, welcher das von den einsteigenden
Passagiren in ein mit Glaswänden versehenes Kästchen eingeworfene Fahr-
geld (ig Pf.) controlirt und in einen Behälter fallen lässt, der ihm nicht
zugänglich ist. — Der Wagenführer hat daher gar keine Geldmanipulation
auszufthren, sondern nur die Controle zu üben.
Um wieder auf den Verbandstag zurückzukommen, sei erwähnt, dass
die Mitglieder unseres Vereines nach herzlicher Verabschiedung von den
deutschen Fachgenossen programmgemäss Sonntag Früh Leipzig ver-
liessen und nach Dresden fuhren. Nach Besichtigung der beiden elek-
trischen Bahnen Dresden-Blasewitz (Siemens &Halske) und Blase-
witz-Laubegast (Kummer & Co.), welche mit oberirdischer Leitung
versehen sind, fand, dank dem Entgegenkommen der Betriebs -Direc-
tion der kgl. sächsischen Staatsbahnen, die Excursion zur Be-
sichtigung der Elektricitätswerke für die gesammten Dres-
dener Bahnhöfe statt.
Herr Ober-Inspector der kgl. sächsischen Staatsbahnen, Baurath
Prof. Dr. Ulbricht hatte die Liebenswürdigkeit, die Anlage bei dem
Rundgange in erschöpfender Weise zu erläutern.
Das Elektridtätswerk hat die Aufgabe, die Beleuchtung für sämmtliche
Dresdener Bahnhöfe und Geleise zu liefern, und für die Werkstätten und
sonstige Erfordernisse Elektromotoren zu betreiben.
Schon das Aeussere dieser ausserordentlich sehenswerthen Anlage
zeigt, mit welchem Aufwand von geistigen und materiellen Mitteln ge-
arbeitet wurde. Den maschinellen Theil lieferte die Firma Siemens &
Halske, die Leitungen, lumpen und Transformatoren stellte die Firma
„Helios" her. Beide Firmen haben sich vereinigt, um unter Ober-
Itispector Ulbrichts Leitung eine hochinteressante, technisch vollendete
Leistung zu vollbringen.
Gegenwärtig sind zwei Drehstrom-Maschinen für je circa 200.000 Watt
Leistung (100 Touren, 115 Volt, 100 Polwechsel) aufgestellt und direct
mit liegenden (Tandem-) Compound-Condensations-Maschinen (sächsische
Maschinenfabrik vorm. Hartman n-Chemnitz) gekuppelt. Zwei Wasser-
röhren-Kessel mit je 300 m^ Heizfläche (Germania in Chemnitz) liefern
den Betriebsdampf.
Die Parallelschaltung der Maschinen erfolgt unter Einflussnahme auf
den Regulator der Dampfmaschine durch Verschieben eines Laufgewichtes,
dessen Bewegung ein kleiner Elektromotor besorgt.
347
Der primäre Strom der Maschinen passirt die Apparate des Schalt-
brettes und wird durch drei Transformatoren auf 3000 Volt gebracht, vom
Schaltbrett aus vertheilt, mittelst oberirdischen Leitungen und Doppel-
glocken - Glas-Isolatoren auf eisernem Gestänge den Consumstellen zu-
geführt. Zu erwähnen ist die Vertheilung der Belastung, da um die
Reguliningsarbeit zu vereinfacheni die sämmtlichen lumpen in einer
Phase liegen und die Motoren die anderen Gruppen bilden.
Für die Lampen wird der Secundärstrom auf 84 Volt, für die
Motoren auf 1 1 5 Volt transformirt. Die Transformatoren sind an dem Ge-
stänge der Leitung aufgestellt.
Die Bogenlampen (zu zweien in Serie) sind auf iS m hohen Masten
in 100 — 120 m Entfernung montirt-
Die Controle der Isolation wird durch drei elektrostatische Volt-
meter (von Lord Kelvin) am Schaltbrett vorgenommen.
Wir hoffen mit unseren Angaben trotz ihrer Lückenhaftigkeit doch
eine Vorstellung von diesem Werke zu ermöglichen und geben uns der
Erwartung hin, dass eine vollständige Beschreibung des Elektricitatswerkes
nach dessen Ausbau (circa 2000 IIP Leistungsfiihigkeit) unseren I-,esern
geboten werden kann.
Die Besichtung dieser Anlage schloss die Excursion nach Leipzig
und Dresden» deren Theiinehmer hoch befriedigt von dem fachlich
Gebotenen, sodann die Rückreise antraten.
Wenn wir mit diesen 2^ilen eine kleine Anregung zu zahlreicher
Betheiligung für deu im Juni 1895 in München abzuhaltenden Verbandstag
der Elektrotechniker Deutschlands gegeben haben, so ist unser Zweck
erfüllt; wir schliessen mit den Worten Slaby*s, die er uns zum Ab-
schiede von Leipzig sagte' „Auf Wiedersehen in München, wir wollen
hoffen, zu der Versammlung des Verbandes der Elektrotechniker Deutsch-
lands und Oesterreichs !** C, S.
Von anderer Seite erhalten wir n. ichstehenden Bericht über diese
Jahresversammlung.
Der Abend vom 7. Juni in dem Weiss- Gold -Rococo-Saale des
Hotels de Pologne, lediglich der Begrüssung der Gaste durch die
Leipziger und untereinander gewidmet, verlief in einer fröhlichen
Stimmung.
Der 8. Juni wurde eingeleitet durch die Mittheilung des stellver-
tretenden Vorsitzenden, Herrn v. Siemens, dass Geheimer Ruth Prof.
S 1 a b y nach Berlin auf einige Stunden habe zurückkehren müssen, *) sowie
eine kurze Ansprache, welche dem Danke fär die freundliche Einladung
der Stadt Leipzig Ausdruck verlieh, Oberbürgenneister Dr. (i e o r g i be-
grüsste Namens des Käthes der Stadt Leipzig und Geheimer Rath Prof,
Wislicenus Namens der Universitüt die Erschienenen, und nach einigen
geschäfüichen Bemerkungen wurde die elektrotechnische Aus-
stellung diirch den Ehrenpräsidenten Herrn Geheimen Hofrath Prof.
Wiedemann eröffnet.
Um 3 Uhr Nachmittags begannen die VoiMm» Der erste WUtide von
Prof. Wilhelm Ostwald gehalten. Derselbe ^HbHrT den Untcns^i'Mi in
Bezug auf das Maass des Einflusses der \\\ dio T^ ^i
England und in Deutschland hin. Er efw.*i- ihm ^
♦) Er war vom dentschen Kaiser zünn ^ ■ '^f'- i-
köDfgÜcbtn Schlosses befohlen worden.
^
348
Professor der Chemie nur den fünften Theil von Praktikanten hatte als
sein Nachbar, ein Professor der Färberei; Er machte darauf aufmerksam, dass
die eigentliche chemische Industiie ihren Anfang herschreibt von dem Jahre,
in welchem Liebig ein Unterrichtslaboratorium in Giessen eröffnete. Die
neuen Lehren der Elektrochemie, zunächst unfassbar und geradezu un-
sinnig erscheinend, werden nicht verfehlen, ihren bestimmenden Elinfluss
auf die Praxis zu nehmen. Das mitleidige Belächeln theoretischer Specu-
lationen auf der einen Seite, das nasenrümpfende Geringschätzen technischen
Nachsinnens auf der anderen sind heutzutage völlig verschwunden; es
kann sein, dass Wissenschaft und Praxis im Bunde vielleicht sogar das
Feuer entbehrlich machen, dass bei niederer Temperatur vor sich gehende
V erbrennungen uns die Energie liefern, welche in Elektricität umgewandelt
und endlich als mechanische Kraft auftretend, unsere Maschinen treibt,
unsere Oefen heizt, unsere Stuben beleuchtet.
Herr Gisbert Kapp, geborener Oesterreicher, sprach — wegen Zeit-
mangels kürzer als er becä)sichtigte — über die Entwickelung und Lage
der englischen Elektrotechnik. Dieselbe hat sich lebhafter zu entwickeln
angefangen seit dem Jahre 1882, zeitweilig durch eine ungünstige Gesetz-
gebung gehemmt, hauptsächlich angeregt durch die Pariser elektrotechnische
Ausstellung, die allerdings auch eine starke Ueberspeculation mit dem
obligaten Krach zur Folge hatte. In Elektrochemie und Kniftübertragung
hat England bis jetzt sehr wenig geleistet, es ist indessen anzunehmen,
dass die elektrischen Eisenbahnen sich in Kurzem mehr und mehr ver-
breiten werden, und auch bei der Fabrikation des Phosphors, der Kupfer-
raffination, der Bleicherei u. a. die Elektricität ein grosses Gebiet
erobern wird.
Herr Dr. Feussner sprach kurz über die elektrotechnische Abthei-
lung der physikalisch-technischen Reichsanstalt, Herr Ross-Wien über
den neuen Fernsprech-Umschalter von Nissl, welcher eine ganz wesent-
liche, bis achtfache, Vermehrung der Anschlüsse an eine Centrale zulasst
und in Wien seit mehreren Wochen in grossem Maassstabe und mit
günstigem Erfolge praktisch erprobt wird. Herr Feld mann sprach über
Bleisicherungen; ferner die Herren: Lahmeyer, Budde, Rössler,
V. Dolivo-D obrowolsky, Dubois-Reymond.
Wir behalten uns vor, auf diese hochinteressanten Vorträge noch
zurückzukommen.
Die Versammlung am 9. Juni war wesentlich zahlreicher als jene
des Vortages und es herrschte eine ziemlich gehobene Stimmung. Man
hatte Slaby*s energisches, bräunliches Gesicht auftauchen sehen, der
Chef der Firma Siemens u. Halske, Wilhelm v. Siemens war er-
schienen, ebenso Herr v. Miller, der technische Leiter der Frankfurter
Ausstellung von 1891, kurz, nahezu der gesammte Ausschuss. Es wurden
die geschäftlichen Berathungen über Satzungen, Verträge u. s. w., Engage-
ment des Herrn Gisbert Kapp als Generalsecretär des Verbandes rasch
gefördert, bis die Angelegenheit der Berliner Ausstellung 1896 und
der Karlsruher 1895 zur Sprache kam. Der Referent, Herr Prof. Budde,
Director der Firma Siemens u. Halske, befürwortete die Betheiligung des
Verbandes vermittelst eines Syndicates, welches im Auftrage mit den
i\usstellungs-Comit^s zu verhandeln hätte. Herr v. Miller-München, befür-
wortete eine Beschränkung der Thätigkeit dieses Syndicates auf die Ver-
gebung der Lieferungen an Licht und Kraft für die Ausstellungen. Nach
längerer Debatte, an der sich ausser den Genannten hauptsächlich Herr
V. Siemens betheiligte, einigte man sich zu einem von Herrn Budde
349
formulirten, sehr allgemeinen Beschlüsse, welcher im Wesentlichen dem
Vorstande das Weitere überiässt. Herr v. Miller lud die Versammelten
sodann in sehr herzlicher Weise für das nächste Jahr nach München ein,
was auch imter allgemeinem Beifall dankbar begrüsst wurde. Zum ersten
Vorsitzenden wurde Herr Slaby, der dieses Amt wegen der veränderten
Verhältnisse niederlegte, sofort wiedergewählt, was nicht überraschte, da
seine Geschäftsleitung eine ungemein autoritative, zweckmässige und
liebenswürdige ist.
ABHANDLUNGEN.
Ueber einen synchronen Wechselstrom-Motor.
Note von Prof. GALILEO FEEIRARIS.
[Auszug sus den Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften in Turin, Vol. XXIX.
Sitzung vom i. April 1894.]^
In einer kürzlich von der Classe zur Veröffentlichung in den Büchern
der Akademie**) angenommenen Denkschrift habe ich eine Methode für
die Abhandlung der rotirenden und alternativen Vectoren auseinander-
jresetzt imd gleichzeitig mittelst einiger Anwendungsbeispiele gezeigt, wie
dieselbe in klarer imd durchaus elementarer Form bei der Erklärung vieler
Erscheinungen und Fundamental-Eigenthümlichkeiten von elektrischen
Maschinen von Nutzen sein kann.
In dieser Denkschrift habe ich mich darauf beschränkt, diese neue
Methode beim Studium über die wichtigsten heutzutage im Gebrauche
stehenden Wechselstrom-Motoren in Anwendung zu bringen. Aber sie
bringt auch die Möglichkeit neuer Combinationen mit sich^ und ich halte
es für angemessen, eine derselben, welche praktischer Verwerthung fähig
ist, zu erwähnen.
Die von mir erklärte Methode in der besagten Denkschrift stützt
sich auf die folgenden drei Behauptungen:
1. Ein sinusoidaler alternativer Vector von bestimmter Richtung
kann immer als Resultirende zweier gleicher Vectoren betrachtet werden,
von denen einer nach rechts und der andere nach links mit derselben
Frequenz rotiren.
Die Frequenz der beiden rotirenden Vectoren ist gleich jener des
alternativen Vectors und die beiden gemeinsamen Constanten Grössen
gleich der Hälfte des Umfanges des alternativen Vectors selbst.
2. Wenn zwei Gruppen von Vectoren gegeben sind und in einem
gegebenen Augenblicke : a die Grösse irgend eines der Vectoren der ersten
Gruppe, b jene irgend eines der Vectoren der zweiten Gruppe ist, A der
augenblickliche Werth des von allen Vectoren a resultirenden Vectors,
B jener des von den Vectoren b resultirenden Vectors, 9 der zwischen
einem Vector a und einem Vector 6 eingeschlossene Winkel und ^ der
Winkel von .4 mit B, so hat man
Sa 6 cos ^ = AB cos <I>,
£ a6 sin cp = ^ ^ sin ^.
») Vergl. Heft XI, S. 308, 1894.
**) „Un metodo per la tratUziooe dei vettori rotanti od alteraativi ed u;- :>1i-
ctzioDe di etso oi motori elettrici a correoti aUerniite.^ Deokqchriften der königl. A ■ <c
der WitseoBchaften in Tnrio, ser. II, tom. XLIV; Sitrtmg v . .. '^eccmb«» iSoj
350
3. Es wären a und h zwei mit den Frequenzen m und n rotirende
Vectoren. Wenn man beachtet, dass diese Frequenzen mit denselben oder
mit entgegengesetzten Vorzeichen versehen sind, je nachdem die Rotationen
in derselben oder in verkehrten Richtungen erfolgen, imd wenn man
mit ff den Winkel, die Zeitfunction, welche beide Vectoren miteinander
haben, bezeichnet, so haben, wenn wi = n, die Prodücte
a b cos f und ab sin ff
constante Werthe. Wenn aber m und n ungleich sind, sind solche Producta
variabel imd ihr für eine Zeit gleich einem Vielfachen von oder
■ m — n
für eine längere Zeit im Vergleiche zu berechneter Mittelweith ist
gleich Null oder sehr klein.
Mittelst dieser Behauptungen habe ich in der erwähnten Denkschrift
die Theorie eines gewöhnlichen synchronen Wechselstrom-Motors in fol-
gender elementarer Form dargestellt. Der Motor ist einfach eine gewöhn-
liche Wechselstrom-Maschine, und wenn wir ihn der Einfachheit halber
zweipolig annehmen, wird er auf eine Spirale mit parallelen Windungen
zurückgeführt, die in einem magnetischen Felde rotirt. Die Armatur wird
von einem Wechselstrom von der Frequenz n durchflössen, und das
magnetische Feld, das von erregten Magneten mit einem continuirlichen
Strom hervorgebracht wird, ist constant. Der Wechselstrom der Armatur
ist gleichwerthig mit einem Magnet, dessen magnetisches Moment mit
einem alternativen Vector dargestellt wird, der die Richtung der Spiral-
achse besitzt und eine Grösse hat, welche gleich dem Prodücte der Total-
oberfläche der Windung für die Stromintensität in absolutem elektrischen
Maasse ist. Dieser alternative Vector kann in zwei Vectoren zerlegt werden,
von denen der eine, d, nach rechts, imd der andere, «, nach links rotirt.
Die Frequenzen derselben, die Armatur als feststehend betrachtet, sind
beziehungsweise + ^ ^"^^ — ^' Wenn die Armatur mit der Frequenz -(- n
rotirt, drehen sich die oberwähnten rotirenden Vectoren mit den Fre-
quenzen n -(- w und n — n; der erste rotirt mit einer Frequenz die doppelt
so gross als jene der Armatur ist, und der zweite verharrt unbeweglich
in einer bestimmten Richtung, welche einen bestimmten Constanten
Winkel tf mit der Richtung des magnetischen Feldes bildet. Das Moment
der von dem fixen magnetischen Felde auf den rotirenden Magnet d
bewirkten zwei Vectoren hat einen Mittelwerth, der gleich Null ist; aber
jenes der auf s bewirkten zwei Vectoren hat einen constanten Werth.
Wenn man mit B den constanten Werth der Induclion im magnetischen
Feld bezeichnet, ist das Moment der beiden Vectoren
Bs sin 9.
Sie trachten den Winkel cp einzuschliessen und fördern oder behindern
die Bewegung, je nachdem die bestimmte Richtung von s, welche die-
jenige der Achse der Armatur in dem Momente ist, wo der Strom in ihr
die grösste Intensität besitzt, sich links oder auch rechts von der Richtung
von B befindet. Im ersteren Falle functionirt die Maschine als Motor, im
zweiten als Dynamo.
Jetzt betrachten wir dieselbe Maschine, aber nehmen an, dass das
magnetische Feld, in welchem die Armatur rotirt, anstatt constant, ein
alternatives Feld von der Frequenz n gleich jener des Stromes der
Armatur selbst ist. Nehmen wir, mit anderen Worten gesagt, an, dass
die Magnete des Feldes nicht mehr mit einem continuirlichen Strom,
sondern mit demselben Wechselstrom, der sich in der Armatur befindet oder
351
mit einem anderen Wechselstrom von derselben Frequenz erregt werden.
Auch in diesem Falle kann leicht gezeigt werden, dass man die Maschine
entweder als Dynamo oder auch als synchronen Motor functioniren lassen
kann, und dass es zu diesem Behufe genügt, die Armatur mit einer Ge-
schwindigkeit, so dass sie 2n Umdrehungen in der Secunde macht, rotiren
zu lassen.
Thatsächlich ist das alternative magnetische Feld zwei rotirenden
Feldern gleichwerthig, einem, D, welches nach rechts, und dem andern, S^
welches nachs links mit den Frequenzen 4- ^ ^^^ "~ ^ rotirt. Jetzt geben
wir der Armatur eine Rotation, zum Beispiel nach rechts, mit der Fre-
quenz 2n, Von den beiden rotirenden Magneten d und s, welchen die
Armatur gleichwerthig ist, wird sich der eine, d, in derselben Zeit mit
der Frequenz 2n'\-n = ^n drehen ; der andere wird sich in derselben
Richtung mit der Frequenz 2n — n = n drehen. Der Mittelwerth der
Momente der von D und S auf d bewirkten Paare und derjenige des Paares S
auf s wird Null sein ; aber dasselbe findet nicht bei dem von D auf s
bewirkten Paare statt, weil s und D beide sich nach rechts mit derselben
Frequenz drehen und deshalb zwischen sich eine constante Winkeldiätanz
beibehalten werden. Das wechselseitige Paar wird daher ein constantes
Moment haben und sich bestreben, den Winkel 9 einzuschliessen. Die
Maschine wird demzufolge als Dynamo oder als Motor functioniren, je
nachdem s D vorausgeht oder ihm folgt.
Auf diese Weise hat man einen synchronen Motor mit alternativem
Feld. Die Theorie desselben, die wir in elementarer Form für den ein-
fachen Fall einer zweipoligen Maschine auseinandergesetzt haben, wird
sich daher auch ohne weitere Schwierigkeit auf eine mehrpolige aus-
dehnen lassen.
Der Motor beginnt, wie alle synchronen Motoren, erst dann zu func-
tioniren, wenn man ihn, bevor man ihn belastet, seine normale Geschwin-
digkeit einnehmen lässt, und diese ist in der That gleich dem doppelten
jener, mit welcher der Motor arbeiten würde, wenn man sein magnetisches
Feld mit einem constanten Strom erregte. Aber es ist nicht schwierig,
Apparate zu ersinnen, ähnlich denjenigen, welche heutzutage schon bei
Motoren anderer Gattungen im Gebrauche sind, um den Motor in Be-
wegung zu setzen. So kann man beispielsweise einen Motor mit ^n Polen
mit einem Commutator versehen, mittelst welchen man ihn während der
Zeit des Ingangsetzens als einen Motor mit zwei Phasen mit allein 2n Polen
functioniren lassen kann, indem man durch 2n Windungen einen Strom
von verschobenen Phasen gehen lässt, im Verhältniss zu demjenigen, der
durch die anderen mit den ersteren wechselnden 2n fliesst. Auf diese
Weise kann die Armatiu- eine Geschwindigkeit erlangen, die sehr nahe
jener des Synchronismus der Maschine mit 2n Polen gleichkommt imd
welche genau das Doppelte jener des Synchronismus für die Maschine mit
4/» Polen ist. Wenn eine solche Geschwindigkeit annäherungsweise erreicht
ist, werden durch den Commutator alle j\n Windungen entweder in Serien,
parallel, oder in Gruppen in denselben Stromkreis eingeschaltet, worauf
der Motor normal als synchron in der erklärten Weise functioniren wird.
Zur Hervorbringung des Hilfsstromes mit verschobenen Phasen, welcher
während der Zeit des Ingangsetzens angewendet wird, kann man den von
Brown für asynchrone einphasige Motoren verwendeten Apparat, oder
andere bekannte ähnliche benützen. St.
352
Untersuchungen über den Wirkungsgrad von Motoren
und Dynamomaschinen ohne Anwendung von Brems-
zäun und Dynamometer.
Von Ingenienr CARL LENZ.
Es wurden bereits in den Jahren 1886 — 1888 verschiedene Methoden
in Vorschlag gebracht und auch angewendet, welche die möglichste Ver-
meidung von mechanischen Messungen der Arbeit, bei Bestimmung des
Wirkungsgrades von elektrischen Maschinen zum Zwecke hatten. Eine der
ersten dieser Methoden ist die von Hopkinson, bei welcher nur eine
einzige dynamometrische Messung vorgenommen wird. Bei allen übrigen
Messungen ist die Dynamometer-Messung nicht mehr nothwendig, sondern
es genügen rein elektrische Messungen, um den Wirkungsgrad der zu
untersuchenden Maschine bei verschiedenen Belastungen zu bestimmen.
Man bedarf zur Durchführung dieser Messungen zweier Maschinen von
ähnlicher Bauart und Leistimg, ausserdem eines Vorgeleges und eines
Dynamometers: Bedingungen, die nicht leicht zu erfüllen sind oder doch
längerer Vorbereitung bedürfen; auch ist die unrichtige Annahme, dass der
Wirkungsgrad einer Maschine derselbe sei, wenn sie als Motor oder als
Dynamomaschine arbeitet, zu Grunde gelegt.
Ich erlaube mir in äusserster Kürze dieses Messverfahren anzuführen,
da selbes ziemlich bekannt sein dürfte. Es wird die eine Maschine mit
der anderen so verbimden, dass sie mit dem Strom der ersten als Motor
läuft; die Arbeit dieses Motors wird durch Riemen auf ein Vorgelege
geleitet, welches die erste Maschine (Generator) antreibt. Das Vorgelege
wird unter Einschaltung eines Dynamometer angetrieben und die Arbeit
ermittelt, welche hinreicht zum Betriebe dieser Maschinen-Combination bei
einer bestimmten Tourenzahl. Von diesem Systeme virird vom Generator
eine Arbeit geleistet ; bezeichnen wir die Grösse dieser Arbeit mit a^ Watt,
rechnen wir femers die durch das Dynamometer gemessene mechanische
Arbeit in elektrische um und bezeichnen sie mit ocg Watt, so stellt uns
a^ + «2 = «3 die im Systeme disponible Arbeit vor. Auftreten sehen wir
im Systeme nur die Arbeit a^ ; ocg virird verbraucht zur Ueberwindung der
passiven Widerstände, der Hysteresisverluste imd zur Erzeugung der Strom-
wärme. Folglich ist der gesammte Wirkungsgrad die Kraftübertragung
* = YJQ und mit Rücksicht auf obige Annahme bezüglich des
01 + 02
gleichen Wirkungsgrades der beiden Maschinen muss der Wirkungsgrad
einer Maschine
'^=r=f
+ «2
Es ist wohl einleuchtend, dass die Formel, beziehungsweise die ein-
geleisteten Arbeiten um die Verluste, welche aus der Riemenübertragung
resultiren, corrigirt werden müssen. Wenn beide Maschinen durch ihre
Achsen verkuppelt werden, wie dies auch von Hopkinson ausgeführt
wurde, werden diese Correcturen bedeutend verkleinert.
Diese Methode ist hauptsächlich bei Untersuchungen anzuwenden,
wo die Kraftmaschinen nicht ausreichen, die üntersuchungsmaschine anzu-
treiben.
Hummel benützt zur Untersuchung einen Motor, welcher durch
Bremsversuche bei den verschiedensten Zuständen bezüglich Tourenzahl,
Spannimg und Stromstärke auf seine Arbeitsleistung geprüft wird; diese
Resultate werden graphisch festgelegt. Die zu untersuchende Maschine
wird durch diesen genau untersuchten Motor angetrieben.
353
An Hand der Ciirven kann die mechanische Arbeit, welche vom
Motor abgegeben wird, aus den zugeführten Watt sofort entnommen
werden. Messen wir noch die Leistung der Untersuchimgsmaschine, so ist
uns aufgewendete und abgegebene Arbeit, also auch der Wirkungsgrad,
bekannt.
Diese Art der Untersuchung hat den Nachtheil, dass mit dem Motor
jene Untersuchungen vorgenommen werden müssen, nämlich Messungen
mechanischer Arbeit, welche eben vermieden werden sollen.
Steht der Motor in einer Fabrik, wo er speciell als Untersuchungs-
maschine verwendet wird, so kann eine derartige Untersuchung mit Vor-
theil angewendet werden, da die Untersuchungen des Motors nur ein
einziges Mal durchgeführt werden müssen. Weicht die untersuchte Maschine
sehr stark in ihrer Leistung vom Motor ab, so wird diese Messung un-
genau wegen Veränderlichkeit der mechanischen Verluste des Motors, die
bei geringer Belastung einen hohen Percentsatz der abgegebenen Arbeit
betragen.
Cardew hat ein Messverfahren in Anwendung gebracht, bei welchem
drei Dynamomaschinen elektrisch und mechanisch gekuppelt werden können.
Aus dem Gesammt- Wirkungsgrad der drei Maschinen berechnet Cardew
den Wirkungsgrad der einzelnen Maschinen.
Fig. I.
Trott er hat das C a r d e w'sche Verfahren etwas vereinfacht. Auch
diese Methoden beruhen auf der imrichtigen Voraussetzung, dass der
Wirkungsgrad der Maschinen derselbe sei bei Verwendung als Generator
wie als Motor.
Der Wirkungsgrad eines Motors oder einer Dynamomaschine kann
aus rein elektrischen Messungen in einfacher Weise bestimmt werden,
ohne an den früher erwähnten unrichtigen Voraussetzungen festzuhalten,
welche den anderen Verfahren anhaften. Nehmen wir an, es sei M ein
Motor, dessen Wirkungsgrad zu suchen sei. Wir verkuppeln M mit einer
Dynamomaschine D, am besten mit einer Nebenschlussmaschine; die
Kuppelung soll lösbar und wenn möglich flexibel sein (Oldhamkuppelung).
Die erste Messung nehmen wir bei gelöster Kuppelung vor und
messen die zu Leerlauf des Motors nothwendige elektrische Energie für
jene Tourenzahl, mit welcher der Motor laufen soll; die Maasszahl jener
Arbeit sei bezeichnet mit L^.
Nun wird M mit D verkuppelt ; 7> wird mit Fremdstrom erregt. Den
Erregerstrom braudlt man nicht zi ssen, sondern nur constant zu
halten. Bei der folgen ^ n Messung • wir auch die im Motor ver-
brauchte Arbeit, z>'' ' dieser Ai ab, so repräsf *irt der Rest,
354
dessen Maassxahl mit Xd bezeichnet sein möge, jene Arbeit, weiche im
Motor verbraucht wird, wir üeberwindung der passiven Widerstände und
der Hysteresisverluste in der Dynamomaschiae« Genannte Verluste können
bei gleicher Tourenzahl und gleicher Erregung als constant angesehen
werden ; auch ist L^ = Constante.
Als dritte Messung führen wir eine Messung bei belasteter Dynamo-
maschine durch. Der Mehraufwand im Motor gegen die zweite Belastung
sei Xb Watt, die in D erzeugte Arbeit einschliesslich des Ankerver-
lustes (t/^ W) sei Xe Watt. Wir bilden den Quotienten y4=£ für verschiedene
Belastungen, von maximaler Belastung bis zur Stromimterbrechung von D,
tragen in einem Coordiniiten-System auf der Abscissenachse !/„ + Xd + X,auf
und auf der zugehörigen Ordinate y^, so erhalten wir eine Curve, welche von
Xi
einer zur Abscissenachse parallelen Geraden, besonders für geringere Be-
lastungen, sehr wenig abweicht Bezeichnen wir mit E* jenen Werth,
welcher unserer kleinsten Belastung entspricht und setzen wir mit Rück-
sicht auf die geringe Aenderung von E^ E = Eq für X« = O, d. h. gleich
dem Verhältniss von j^ für den Leerlauf der Dynamomaschine, so können
Xa
wir das elektrische Aequivalent jener mechanischen Arbeit kennen lernen,
die wir bei der zweiten Messung (Leerlauf der erregten Dynamo) durch
den Motor leisten Hessen. Es muss nämlich Lj) .Eq = L^ bestehen, wenn
X X '
obige Behauptung, dass -^ =^ -=ß-^, für zwei nicht sehr verschieden grosse
Xa Xx
Belastungen richtig ist. Die Bestätigung dieser Behauptung ist durch die
Curve j^ gegeben. Aus diesen Messungen können wir den Wirkungs-
X«
grad des Motors sofort für jede Belastung ermitteln, denn es ist die im
Motor aufgewendete und die vom Motor abgegebene Energie bekannt.
Erstere ist gleich X^ + Xd + X,, letztere X© . £"0 + X«, daher der Wir-
kungsgrad
Xp ^0 -|- ^e ^1 -f" ^e
''~x„+xi>+2;~ C2 + V
wenn Xp . X'q = C^ und Xm + Xi> = Cg gesetzt wird.
Ist eine Dynamomaschine zu untersuchen, so wird diese durch einen
Motor angetrieben und für letzteren die Curve —, wie eben gezeigt wurde,
x«
festgelegt. Die Dynamomaschine wird angetrieben, jedoch mit Selbst-
erregung. Es ist nicht nothwendig, den Ankerverlust zu bestimmen, wenn
wir nur nach dem Wirkungsgrad fragen. Aus der Curve -=4 lässt sich für
x*
jede Belastung die vom Motor abgegebene Arbeit bestimmen, die von
der Dynamomaschine wird auch durch rein elektrische Messungen be-
stimmt, somit ist Yj von der Dynamomaschine berechenbar.
Bei Maschinen geringer Leistung, wie sie für Ventilationszwecke
vielfach verwendet werden, eignet sich diese Untersuchung ganz besonders,
weil die Messung im mechanischen Wege (Bremszaun oder Dynamo-
meter) sehr angenehm wird. Verkuppeln wir z. B. einen Motor von o"i SP
mit einer Dynamomaschine von 100—200 Watt Leistung, so kann die
Leerlaufsarbeit und die abgegebene Arbeit aus elektrischen Messungen
sehr genau bestimmt werden.
355
Ich erlaube mir noch darauf aufmerksam zu machen, dass bei Er-
mittelung der Tourenzahl grösste Vorsicht anzuwenden ist, denn es kann
durch das Andrücken von Tachometern die Leerlaufsarbeit kleiner Ma-
schinen leicht um 15% ^^^ mehr verändert werden.
Ich glaube, dass die angeführte Art der Wirkungsgrad-Untersuchung
namentlich für die Praxis, wo man nicht immer verlässliche geaichte Dy-
namometer zur Verfügung hat, mit Vortheil anzuwenden ist.
Zum Schlüsse sei ein Schema der Eintragung der verschiedenen
Werthe in ein Coordinaten-System beigefügt.
Fig. 2.
Zur Frage Ober die elektrischen Bahnen in Wien.
Wie wir im vorigen Hefte aaf S. 335
ausführlich referirteo, ist dnrch den Be-
schluss des Wiener Gemeinderathes vom
25. Mai 1. J.f nach welchem die Unter-
handlungen mit den Concessionswerbem
für elektrische Bahnen bis zur Erledigung
der bei der Regiemng und dem Parlament
noch einzureichenden Petition nm das Heim-
falla- nnd Expropriationsrecht unterbrochen
werden sollen, der Bau solcher Bahnen in
Wien und die Einführung dieses anerkannt
vollkommensten Verkehrsmittels für grosse
Städte wieder einmal auf lange Zeit ver-
schoben worden. Interessant und lehrreich
ist es bei dieser Gelegenheit, zu sehen, wie
anders die Gemeinde und die maassgebenden
Behörden in der ungarischen Hauptstadt, in
Budapest, sich zu ähnlichen Fragen ver-
halten. Hier wird in den wichtigsten Fragen
viel gesprochen, viel petitionirt, viel regi-
strirt und viel recrimirt, — dort wird in
zielbewusster Weise rasch von den Worten
zur That übergegangen. Zur Ulustrirung dieser
Thatsache diene das Folgende.
Die elektrische Stadtbahn-Actiengesell-
schaft in Budapest hat im Verein mit der Buda-
pester Strassenbahn-Ggesellschaft ein Project
für eine 3*5 km lange elektrisch zu betnibende
UnCergruTidb&hn' (Tnonclbahn) Aluge-
arbeitet. Die> "" - " 1 iTr "
Jahre*, u. ^■•.
cetiioQtttiOg c. .j. rüU.
fanden die hc i^cti
(Wien, am i8. Juni 1894.)
ject in der Eisenbahn-Commission der Ge-
meinde statt und am 18. April war die Be-
handlung des neuen Unternehmens in der
Finanz-Commission beendet. Am 25. April
fand die Behandlung des Entwurfes in der
hauptstädtischen Generalversammlung statt
nnd wurden die Grundzüge für den zwischen
der Unternehmung und der Gemeinde abzu-
schliessenden Vertrag beschlossen. Am 2. Mai
fasste der hauptstädtische Baurath seine
EntSchliessung und legte selben Tages dem
Ministerium seinen Bericht vor. Bereits am
4. Mai erscheint die Verfügung des
Ministeriums des Innern, dem fünf Tage
später die Verfügung des Handelsministeriums,
betreffend die Tracenrevision folgt. Die
administrative Begehung der Bahn fand am
15. Mai statt und da sich alle maassgeben-
den Factoren für das Project aussprachen,
wurden die Concessionsverhandinngen mit
den Unternehmern beieits am 30. Mai
vorgenommen ; dabei wurde zur Bedingung
gemacht, dass der Bahnbau unter der An-
drassystrasse bis Ende 1895 beendet sein
muss und dass die ganze Bahn zum i.Mai 1896
in Betrieb kommen soll. Die Concessionirung
der elektrischen Untergrundbahn in Buda-
pest — der ersten des europäischen Fest-
landes ^- steht aUo für die allernächste Zeit
h^voT und bt der Bauhegma -^ wie wir
orcn ^- für den i. Jnli in Aussicht ge-
minen. Auf di?^1>e Weite entstand in
. j.4>c$t ]nnerhal^ m» leUteu sechs Jahre
356
ein Netz elektrischer Bahoen, dessen Geleise-
läoge heute bereits 35*6 km beträgt und das
im vergangenen Jahre 12*5 Millionen Personen
beförderte. Das gesammte Strasseobahnnetz
von Budapest hat sich in dieser kurzen Zeit
von 75 Arm Geleise auf 124 km vergrössert,
der Verkehr aber von 13,324.721 Personen
im Jahre 1887 anf 32,400.000 im Jahre 1893
gehoben.
Zn den vielen Projecten, welche bereits
für elektrische Bahnen in Wien vorliegen
und welche wir im Hefte X auf Seite 279
aufzählten, ist nun wieder ein neues dazu-
gekommen.
Die Anglo-Österreichische Bank
hat nämlich in Verbindung mit der Firma
Siemens & Halske kürzlich dem
Handelsministerium ein im Detail ausge-
arbeitetes Project für eine elektrische
Untergrundbahn in Wien unter-
breitet und um die Ertheilung der diesbe-
züglichen Concession angesucht. Gleichzeitig
wurde das Project auch der Commune mit
dem Gesuche um Bewilligung der Strassen-
beotttzung überreicht Die geplante elektrische
Untergrundbahn beginnt an der Ferdi-
nandsbrflcke, wo der Verkehr der
Leopoldstadt strahlenförmig zusammenläuft,
durchquert hierauf die innere Stadt,
berührt die Elisabethbrücke, bei
welcher der Verkehr des vierten Bezirkes
mündet, durchschneidet sodann die Bezirke
Mariahilf und Neubau unter der zwischen
beiden liegenden wichtigsten Verkehrsader
von ganz Wien, der Mariahilferstrasse,
erstreckt sich nach Berührung der Maria-
hilf erlin ie, dem Sammelpunkt des
Verkehres von Fünfhaus, Sechshaus und
Rudolfsheim, des Westbahnhofes,
des wichtigsten Bahnhofes, der im Bau be-
griffenen Gürtelbahn, längs des Bezirkes von
Neufünfbaus und des nördlichen Theiles von
Rudolfsheim und endet in Penzing in der
Nähe von Schönbrunn und Hietzing. Halte-
stellen sind in Aussicht genommen bei
der Ferdinandsbrücke, am Morzinplatz (vor dem
„H6tel Metropole**), am Hohen Markt (Ecke
der Wipplingerstrasse), am Graben (Ecke
der Tuchlauben), am Michaelerplatz (Ecke
der Stallburggasse), Opemring, Friedrich-
strasse (beim „Weiogartel"), Rahlgasse
(Museum), Stiftgasse, Nenbaugasse, Schotten-
feldgasse, Mariahilferlinie, Westbahnhof,
Schmelzerbrücke und Penzing. Die Fahr-
zeit der 6 A:J7t langen Bahnlinie soll von
der Ferdinandsbrücke nach Penzing 17 Mi-
nuten und 15 Secunden und in umgekehrter
Richtung 16 Minuten und 40 Secuuden be-
tragen.
Die elektrische Untergrundbahn soll
nicht als Tunnelbahn ausgeführt werden, wie
die unterirdischen Bahnen in London, die
sehr tief unter der Oberfläche liegen, son-
dern als sogenannte Unterpflasterbahn
mit flacher, unmittelbar unter dem Strassen-
pflaster liegender Decke. Diese Unterpflaster-
bahn muss naturgemäss dem Zuge der
Strassen folgen, sie wird aber die an den-
selben liegenden Gebäude nicht berühren
und auch nicht tiefer zn liegen kommen,
als die Grundmauern der Häuser, so das«
weder von der Banführung noch von dem
Betriebe der Bahn irgend ein schädlicher
Einfluis zu befürchten ist. Die Bahn soll
durchgehends zweigeleisig hergestellt
werden, weil anders ein flotter Betrieb nicht
ausführbar ist Auch ist sie norm aispur ig
geplant, so dass ihre Wagen erforderlichen-
falls später auch anf die bestehenden Strauen-
bahnen oder zu erbauenden VoUbahnen im
Wdchbilde der Stadt überführt werden
können. Der Oberbau soll aus Vignol-
schienen auf eisernen Querschienen bestehen,
welche in ein Schotterbett gelegt sind. Der
Betrieb erfolgt mittelst einzelner Wagen,
die vierzig Fahrgäste fassen, in sehr kurzen
Intervallen. Wenn dies nicht ausreichen
sollte, wie bei Beginn und Ende der Arbeits-
zeit, oder an Sonn- und Feiertagen bei
schönem Wetter, sollen zwei Wagen zn einem
Zuge gekoppelt werden. Der Fahrpreis ist
für kürzere Strecken mit zehn Hellern
(5 kr.) in Aussicht genommen und soll bis
zur Linie 20 und nach Penzing 30 Heller
betragen. Der Fahrkartenverkauf soll
mittelst Automaten erfolgen. Bei der
Haltestelle Westbahnhof endet die Unter-
grundbahn und geht die Fortsetzung längs
der grossen Feiberstrasse auf der zwischen
dieser und der Westbahn liegenden Böschung
geradlinig bis zur Unterführung der Schön-
brunner-Allee unter der Westbabn als elek-
trische Strassenbahn weiter, einerseits nach
Penzing und Hietzing, andererseits nördlich
nach Breitensee, Ottakring, Hemals und
Dombach. Die gesammte Bauzeit soll
nicht mehr als ein Jahr betragen, da die
Herstellung gleichzeitig an sieben Punkten
in Angriff genommen werden soll.
Die von der Anglobank projectirte elek-
trische Bahn soll weder der Wienthallinie
der Stadtbahn noch der Gürtelbahn, noch
auch der Tramway Concurrenz machen,
sondern, wie es ähnlich in Budapest der
Fall war, ihren eigenen Verkehr heranziehen.
Während die in Ausführung b^riffene
Gürtellinie der Wiener Stadtbahn nur den
Zweck haben kann, die Vororte längs der
Linie untereinander zn verbinden, kann auch
die Wienthallinie als eigentliche Stadtbahn,
d. h. als Bahn zur Bewältigung des Stadt-
verkehres, nur in gewissem Sinne betrachtet
werden. Sie wird den Verkehr der West-
bahn und später vielleicht auch der Südbahn
bis in die Stadt hinein führen, aber für
den eigentlichen Stadtverkehr von Stadt-
theil zu Stadttheil ist die Wienthal-
linie einstweilen noch ohne wesentliche Be-
deutung, denn der Wien entlang nach dem
Gnmpeudorfer Schlachtbaus fehlt vorläufig
noch jeder nennenswerthe Verkehr und ein
solcher kann sich frühestens erst nach Aus-
bau des Wienthal- Boulevards, also vielleicht
erst nach einem Jahrzehnt einstHl«» n^a
schon heute fühlbaren Uns?
bezüglich der Bewältigung <
in den '-** ' " -^ttheilen
ihar \ünnc
357
nicht, wenn man anstatt der beabsichtigten
schweren LoeomotivzUge in längeren Zwischen«
räomen den elektrischen Betrieb mit rascher
Aufeinanderfolge einxelner Wagen einfahren
wollte. Diese Linie kann sich nur an der
Peripherie der innem Stadt bewegen und
man mnss vom Stefansplatx aus fast einen
Kilometer weit gehen, um eine Haltestelle
der Wienthallinie zu erreichen, während die
geplante Untergrundbahn die innere Stadt
durchquert und die wichtigsten Verkehrs-
mittelpunkte dlrect berührt. Gleichwohl wird
die Untergrundbahn an der Elisabethbrücke
der Wienthallinie den Verkehr zubringen,
und xwar einerseits von der Mariahilferstrasse
nach der unteren Wienthalbabn und anderer-
seits aus der Leopoldstadt und der innem
Stadt nach der oberen Wien thalbahn.
Et wäre nur zu wünschen, dass das
interessante Project, das wir in seinen Grund-
linien skizzirt haben, bei den verschiedenen
Instanzen, die es zu durchlaufen hat, eine
fzpeditivere Behandlung erfahren möge, alt
ähnlichen Bestrebungen hierzulande bisher su-
thdl zu werden pflegte. Wir haben ein-
gangs darauf hingewieten, wie solche Ange-
legenheiten in Budapest behandelt werden,
und möchten speciell unseren Communal*
kreiten die charakteristische Aeusserung des
Kaisers in^s Gedächtniss zurückrufen, dass
man sich in Wien ein Beispiel an den Festem
nehmen sollte.
Wohl ist es nicht zu verkennen, dass
hier in Wien die Verhältnisse anders als in
Budapest liegen. Et ist nämlich durch den
Umttand, dass dat jüngere Staatswesen jen-
seitt der Leilha eine Anzahl gesetzlicher Be-
schränkungen hinsichtlich der Anlage Ton
Verkehrsobjecten und Industrien, wie sie in
Oesterreich bestehen, nicht kennt, dass viel-
mehr in Ungarn solchen Unternehmungen
seitens aller maassgebenden Behörden und
Factoren jedwede Förderung widerfährt, und
daher drüben eine raschere Erledigung solcher
Eingaben, wie die letzt besprochene möglich ist.
Allein, die Prüfung der einzelnen Offerten
aufschieben, bis die vier Punkte der gemeisde-
rät blichen Petition von den gesetzgebenden
Factoren genehmigt sind (Siehe Heft XI S. 299
u. Heft XII S. 335), heitst doch der Ge-
duld der Projectonten zu viel zutrauen ! Die Ge-
meinde will, nach dem Vorbilde des seinerzeit
aufgestellten Programmes für die allgemeinen
Verkehrsanlagen, nunmehr ein Programm für
die innerstädtischen, dem Bezirks- und Local-
verkehr dienenden elektrischen Anlagen
aufstellen. Dann will die Gemeinde die
Concurrenz der Projectanten zulassen und
mit jenem Offerenten in Verhandlung
treten« welcher dem aufgestellten Programme
zu entsprechen sich verpflichtet. Bedenkt
man diese Umstände, so muss es wohl Dem-
jenigen vor der endgiltigen Frist, nach der
sich diese Angelegenheiten abwickeln werden,
ein wenig grauen. Hiezu aber tritt noch der
Uebelstand, dass die einzelnen Offerenten
sich bekämpfen, die angebotenen Systeme,
Bauweisen, Betriebsarten n. s. w. der Andern
unntttzerweise als nicht vollwerthig und voll-
wichtig darstellen. Hierdurch werden die
Herren Gegner der elektrischen Traction in
den Stand gesetzt, diere im Allgemeinen als
noch nicht «spruchreif zu bezeichnen. Wie
sich die betreffenden Elektriker und Projec-
tanten den Ausgang dieses Gebahrens vor-
stellen, ist schwer tu errathen. Wir mahnen
zur Einigkeit und das von mancher
Seite hervorgekehrte Selbstvertrauen wird
durch die Lage der Dinge nicht vollauf be-
gründet werden können.
Eine Einigung der Offerenten
scheint uns, auch von ftchlichem
Standpunkte aut, die Vorbedingung
einer gedeihlichen Lösung der An-
gelegenheit.
Der Verein hat durch Niedertetzung des
in den Vereinsnachrichten erwähnten Eisen-
bahn* Comit^s eine Veranstaltung getroffen,
innerhalb welcher die von uns im Vorigen
angedeuteten Absichten zu geeinigtem Vor-
gehen in der Frage der Herstellung elek-
trischer Bahnen in Wien besprochen und
bersthen werden kann. Eine aus solcher
Vereinigung der elektrotechnischen Firmen
her vorgebende Action könnte unmöglich ohne
Berücksichtigung bleiben. Denn jene Herren,
welche den Einfluas und die Macht haben,
diese Angelegenheiten in's Werk zu setzen,
sehen sich nach fachmännischem Rathe, nach
begründeter Anregung um und da wäre' et
sehr vom Uebel, wenn durch die Uneinigkeit
der betreffenden Firmen das bekannte Wort :
„getrennt marscbiren, vereint schlagen" sich
umwandeln würde in die Klage: , getrennt
marschirt — veruneinigt geschlagen**«
Das Grubenunglück in Karwin und die Elektricität
Wenn ein so tieferschüttemdes Unheil
wie das zu Karwin über arme Unverschuldete
hereingebrochen, fragt sich wohl Jeder:
„Wurde Alles an jener Unglücksstätte vor-
gekehrt, wat den Jammer, der nun Über so
viele Familien gekommen und bei dessen
Vorstellung der Menschheit ganzes Elend vor
dos geittige Auge tritt, hätte verhüten können }**
Im Umfange det eigenen Wittent sucht nun
" Einzelne dasjep' m künftigem
V zu steuei 1 das Ge-
richt n t und da
seine Folgen nur durch werkthätige Hilfe
für die Familien der Todten gemildert werden
können. Wir finden nun, dass in den
Kohlengruben noch immer zu wenig
Gebrauch von der Elektricität ge-
macht wird. Wohl ist es dem Schreiber
dieser Zeilen bekannt, dass in den Erzherzog-
lich A 1 b r e c h t'schen Gruben in Schlesien
bereits elektrische Einrichtungen eingeführt
und dass femer in jenen des Grafen
Wilczek seit längerer Zeit Verbesse-
rungen im Betriebe studirt werden, allein
S6S
wir finden, da» von all den Hilfsmitteln,
welche die Elektrotechnik für das dies-
bezagliche Betriebs- nnd Rettnngtwesen
bietet, nicht in jenem Umfange Gebrauch
gemacht wird, das durch solche Katastrophen
wie die letzte geboten ist.
Nebst den Bohrmaschinen mit elektri-
schem Antrieb, nebst den Fördervorrich-
tangen, gibt es ja Sicherheits-Grubenlampen
und elektrische Ventilatoren, Minen-Rettungs-
apparate, welche leider in unserem Vater-
lande noch nicht tur Anwendung gekommen
£u sein scheinen. Die Glühlampe erlischt,
wenn der Glasballon, in welchem der leuch-
tende Kohlenfaden eingeschlossen ist, «er-
bricht. Die transportablen Gltlhlampen von
TrouT^, Swan,*) Edison u. A. m. sollten
daher weit Öfter ak es geschieht, in Gruben
bentttzt werden. Vor einigen Wochen wurden
derlei, ganz compendiös gearbeitete und voll-
ständig hermetisch geschlossene tragbare
Lampen, die durch Accumulatoren gespeist
werden, von einem in England lebenden
österreichischen Ingenieur im Elektrotech-
nischen Verein vorgewiesen; es ist jedoch
kein Zweifel, dass solche Lampen auch bei
uns in derselben Vollkommenheit hergestellt
werden können.**) Es gibt auch, wie erwähnt,
Minen - Rettungsapparate, bei welchen die
Elektricität eine bedeutende, ja ausschlag-
gebende Rolle spielt; dieselben wären
wohl in einigen, wenn auch vielleicht nicht
in allen Fällen anwendbar — aber da
sein müssen dieselben! Der Beamte des
technisch - administrativen Militär - Comit^s,
Herr Dr. W ä c h t e r, hat bereits vor Jahren
einen solchen Apparat construirt, allein wir
zweifeln daran, dass derselbe in nennens-
werthem Ansmaasse Versuchen unterzogen
vmrde.
Das Unglück hat eine erziehliche Mission
und der Schmerz ist der grosse Lehrmeister
der Menschheit. Möge der Karwiner Fall
den Blick der maassgebenden Factoren auf
jene Hilfsmittel richten, welche die „mo-
dernste aller Naturkräfte**, wie man die Elek-
tricität, zu nennen liebt, vor allen anderen
Energien auch im Berg Werksbetriebe zu
bieten vermag.
Der voranstehenden wohlgemeinten und
nicht vereinzelt gebliebenen Anregung wurde
nachstehende, offenbar officiöse Aeusserung
eines Regierungsblattes entgegengehalten. Die
„Presse" bringt nämlich an leitender Stelle
folgende Ausführung : „Der Bergwerksbetrieb,
namentlich jener der Kohlengruben, bildet
seit jeher den Gegenstand unausgesetzter
Aufmerksamkeit seitens der Behörden. Es
wird unentwegt nnd energisch daran gear-
beitet, die präventiven Vorkehrungen gegen
*) B w a ii*s Lampen besitaen ein« Yorriobtang
xor Anxeige ron OmbengaMO.
**) Di« Acoamulatoren-Fabrik Baomgarten
liefert solche OmbenUmpen in sehr handlicher nnd
tragbarer Form.
UnglÜcksMigDamentlidiaber wider schlagende
Wetter, zu erwtiinrn und zu verstärken nnd
eine möglichst grosse Garantie für die Sicher-
heit des Lebens der iMciter zu schaffen.
Keine Erfindung, nnd sdMiM sie auch auf
den ersten Blick undnrdifÜhrlNir,. mid zurück-
gewiesen, sie wird vielmehr den Fackoiganen
zur eingehenden Prüfung ttberantwort«!^ So-
eben wird z. B. wieder die EinfÜhnMig;
elektrischer Lampen empfohlen. Dieses Pro«
blem hat schon seit Längerem den Gegenstand
der Erwägung in den Fachkreisen gebildet.
Es hat sich jedoch herausgestellt, dast die
elektrischen Lampen zwar ein intensiveres
Licht spenden, dass sie aber, abgesehen von
ihrer Schwerfälligkeit, dem Bergarbeiter nicht
jene Dienste als Künder des Vorhandensetna
gefährlicher Gase leisten können, wie die
bisher in Verwendung stehenden Lampen,
Die elektrische Lampe reagirt nicht gegen
die Stickgase, während die derzeit in Ge-
brauch stehende Lampe nicht nur das Vor-
handensein, sondern auch das Steigen der
Gefahr anzeigt. Während also die elektrische
Lampe in präventiver Beziehung werthlos
ist, bildet sie bei ihrem Bersten eine ebenso
grosse Explosionsgefahr wie ein offenes
Grubenlicht, während bekanntlich nicht dieses,
sondern die verbesserte Davis'sche Sicher-
heitslampe in Verwendung steht. Man fordert
grössere Vorsicht bei den Sprengungen. Aber
sie war schon bisher eine sehr weitgehende.
Dieselben ganz zu verbieten, ist im Interesse
des Betriel^ nicht möglich. Die enorme
Entwicklung der montanistischen Industrie
bringt es mit sich, dass die Zahl der Unfälle
sich nicht verringern kann. Sie ist aber ein
Ansporn für die Behörden und die betheiligten
Kreise ttberhauptf die Fortschritte der Technik
zum Schutze des Lebens in den montanisti-
schen Betrieben auszunützen.*
Wir bemerken hierzu, dass es uns wohl
bekannt sei, dass Glühlampen eine Entzündung
von Gasen nicht vollständig zu verhüten
vermögen, andererseits ist es uns aber nicht
minder bekannt, dass — wie oben bemerkt
— Swan's Lampen eine Vorrichtung be-
sitzen, welche Grubengase anzukündigen
vermag ^und wir glauben auch sagen zu
dürfen, dass ein Zerbrechen von guten
Schutzgläsern bei elektrischen Lam-
pen zu den UnWahrscheinlichkeiten zu
rechnen sein wird.
Erwähnen wir noch der elektrischen
Bohr* und Fördermaschinen, der Ventilatoren
und des Gesammtcomplexes von elektro-
technischen Apparaten, die im Bergwerks-
betrieb anderswo in Anwendung stehen, so
scheint uns ein bescheidener Hinweis darauf,
was in dieser Beziehung in Oesterreich-
Ungarn noch zu leisten ist, kaum überflüssig.
Gilt es doch zu verhüten, dass Katastrophen
durch schlagende Wetter, soweit menschliches
Können
holen.
es gestattet, sich nicht wieder-
359
EröjOfnung der elektrischen Bahn in Lemberg.
Wie wir bereits im vorigen Hefte S, 343
berichtet haben, iit am 31. Mai I. J. in
Lemberg die erste elektrisch betriebene
Stadtbahn in Oesterreich eröffnet worden.
Der ^El. Anz." schreibt hierüber Folgendes :
Das die Stadt durchziehende Netz elektrischer
Bahnen besticht ans folgenden Strecken:
einer circa 6 km langen Durchmesserlinie
von dem im Westen der Stadt gelegenen
Staatsbahnhof nach der Östlichen Vorstadt
Lycaakower, einer vom Mittelpunkte der
Stadt aus abzweigenden Radialstrecke nach
dem Kilinsky-Park, auf dessen Territorium
soeben die galizische Landes-Ausstellung auf-
gebaut ist, femer einer kurzen Zweigstrecke
nach dem grossen Friedhof und einem Ver-
bindnngsgeieise zum Betriebsbahnhof und
znr elektrischen Centralstation. Die gesammte
Gelcislflnge beträgt i6ibi», die gesammte
Bahnlinge 8*5 Arm, von denen augenblicklich
bereits bkm in Betrieb genommen sind.
Die Steigungsverhftltnisse der Bahn sind
sehr ungünstige; Steigungen zwischen 40O/00
und 50O/00 kommen wiederholt vor, und die
grösste, mehrere hundert Meter lange Stei-
gnng beträgt sogar 67*5^/00. Auch die Curven-
verhältnisse sind schwierige; ein Minimal-
radius von 15 m ist öfter angewendet
Der Oberbau der Bahn besteht aus
Rillenschienen von der T3rpe Phönix; der
laufende Meter wiegt 32*5 kg. Die mit
eisernen Spurstangen verbundenen, 1400 mm
hohen Schienen sind direct auf einem Schotter -
bett gelagert.
Der elektrische Strom wird oberirdisch
zngeführt. Die aus Hartkupfer bestehenden
Arbeitsdrähte sind mitten über den Geleisen
ausgespannt. Diese Querdrähte sind je nach
dem Charakter der betreffenden Strasse an
architektonisch ausgebildeten eisernen Säulen ,
an einfacheren hölzernen Masten oder an
Manerfalten befestigt. Der elektrische Strom,
dessen primäre Spannung 500 Volt beträgt,
wird mittelst Contactbügel, die auf den
Dächern der Motorwagen federnd befestigt
sind, abgenommen und zum Motor geleitet.*)
Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch
die Schienen, welche zu diesem Zweck an
den Stössen kupferne Verbindungen haben.
Für die Bahn sind vorläufig 16 Motor-
wagen bestimmt, zunächst ist die Hälfte der-
selben in Betrieb gestellt. Die Wagen sind
zweiclassig; die Motoren sind 25pferdig.
Die Uebertragung auf die Achsen wird mitteist
Ketten bewirkt.
In der elektrischen Centralstation sind
zunächst zwei Röhrendampfkessel von je
220 mS Heizfiäche und zwei Hegende Com-
pound - Dampfmaschinen mit Condensation
aufgestellt. Jede Dampfmaschine leistet
200 eff. P8 und treibt eine direct mit ihr
gekuppelte Innenpolmaschine des bekannten
Systems der Firma Siemens &Halske.
Es verdient besonders hervorgehoben
zu werden, dass der Bau der Bahn ersc in
der zweiten Hälfte des September 1893 be-
gonnen wurde und trotz sehr ungünstiger
Wittemngsverhältnisse so rüstig vorwärts ge-
schritten ist, dass bereits Mitte Mai d. J. die
Probefahrten aufgenommen werden konnten.
Der Bau der Bahn, sowie die Liefemng
allen elektrischen Zubehörs geschah durch
die Firma Siemens & Halske in
Wien. Die Concession des gesammten Bahn-
netzes liegt in den Händen des Magistrats
der Stadt Lemberg«
Tod durch Elektricität.
Unter dieser Spitzmarke haben wir im
Hefte Vm, S. 233 d. J. von dem Unglücks-
fall berichtet, wobei der absolvirte Real-
schüler Otto Würtemberger getödtet
wurde.
Es sei hier erwähnt, dass der Telephon -
draht an der Stelle, wo er gerissen war,
sich oberhalb der Leitung für den Primär-
strom (Spannung 2000 Volt) befand. Wegen
dieses Unglücksfalles standen dieser Tage
vor dem Erkenntnissgerichte Innsbruck
die Herren Carl Heinrich, aus Luzem
gebürtig, Director-Stellvertreter des Augs-
burger Gas- und Elektricitäts Werkes in Inns-
bruck; Michael Ros»enberg aus Budapest,
Chefmonteur des Elektricitätswerkes, und
Wenizel Werner aus Sichelsdorf, Betriebs-
leiter des Elektricitätswerkes. Den Ange-
klagten wurde zur Last gelegt, dass sie, trotz
der sofort eingegangenen Meldungen über
das Zerreissen verschiedener Stränge, nicht
genügend Vorkehrungen getroffen haben, um
ein Unglück zu verhüten. Sämmtliche drei
Angeklagte erklärten sich für nichtschuldig.
Die 23 Zeugen, welche vernommen wurden,
gaben ihre Wahrnehmungen zu Protokoll,
die sämmtlich die grosse Gefahr für Passanten
zur kritischen Zeit, sowie die Sorglosigkeit
der Angeklagten darthaten. Von den tech-
nischen Sachverständigen sagte Professor
Dr. L e c h e r unter Anderem : „Es ist immer
misslich, wenn die Telephonleitung neben
starken Strömen geführt wird, ob es nun
unter oder über denselben geschieht. Beson-
ders bei Silicium-Bronzedraht ist dies immer
gefährlich, spedell in Tirol, wo die grossen
Schneefälle eintreten; denn wenn unter der
grossen Belastung die Telephondrähte reissen,
so können sie, auch wenn sie unterhalb der
Starkströme laufen, durch Aufwärtsschnellen
mit der Primärleitung Contact herstellen und
für Passanten gefährlich werden. Die Ver-
legung der Telephondrähte Über die Primär-
leitung ist, so viel aus den Acten ersichtlich.
•) Unter letatet Heft enthält auf B. 84S
einCD Bfirlcht Über dl^ti^ tUturi^^hn BtadU'«)jij,
Wftldivr durob eibigii! dfC Tttgeiyrea«« imti
könnt«. Wir bem* " -
gftliti^i) »uf dw i
e\a«i\ Itn '
360
bei der Behörde nicht angemeldet worden,
obwohl es geschehen musste. Ich glaube,
jeder Techniker mfUite sich klar sein, dass
dieser Telephondraht eine immense Gefahr
in sich birgt nnd dass daher eine scharfe
Ueberwachnng nothwendig wäre, besonders
aber in jener Jahreszeit, wo starke Schnee-
fälle eintreten.* Am Montag wnrde das Ur«
theil gefäUt. Der GerichUhof Temrtheilte die
Angeklagten Heinrich nnd Rosenberg,
Werner wnrde freigesprochen.
Angesichts des Ausganges dieses Pro-
cesses möchten wir nach „Lnmi^re ^l^triqae**
eines Vorfalles gedenken, der einen weit
glücklicheren Ausgang, als der hier beklagte
Tod des Würtembcrger hatte.
Zu St. Denis wurde ein Telephonarbeiter
von einem Strom mit 4500 Volt Spannung
und etwa 07 Amperes Intensität getroffen.
Nach einer fast einstUndigen Frixt ge-
lang es den herbeigerufenen Fachmännern
Leblanc und Picou, den scheinbar bereits
Entseelten durch jene Proceduren, die man
bei Ertränkten anwendet, zum Leben znrück-
znmfen. Diese Proceduren sind: Einleitung
der kttnsllichen Athmung, Bewegung der
Arme, Frottiren und Erwärmen.
Es wäre äusserst interessant, in dieser
Besiehung die Meinung von medidnischen
Autoritäten zu hören.
Nach dem Falle zu St Denis kann die
Wirksamkeit der Elektrocntion, die in Ame-
rika schon wiederholt bei Hinrichtung von
Verbrechern angewendet wurde, nicht als
Aber allem Zweifel eihaben angesehen werden.
Die Sache verdient näher untersucht zu
werden.
Nachrichten aus Ungarn.
Die Eröffnung der Ausstellung für elek-
trische Kleingewerbe - Arbeitsmaschinen
in Budapest.*)
Am 10. Juni 1. J. wurde in der In-
dustriehalle im Stadtwäldchen eine Ausstellung
sehr interessanter elektrischer Maschinen
eröffnet, welche berufen ist, zu beweisen, in-
wiefern die Elektricität im Kleingewerbe
verwendbar ist.
Die Aussteilung wurde durch die Direction
des Handelsmuseums veranstaltet und vom
Handelsminister B^la v. Lnkäcs feierlich
eröffnet.
Bei der Eröflnung waren anwesend der
königl. ung. Handelsminister B^I a v. Lu käcs,
Staatssecretär Reiszig, Dr. Alexander v.
Matlekovics, der Chef des Executions-
Comit^ die Ministerialräthe Schnierer
und Gaäl, der Director des Handelsmuseums
Carl R d t h , der Rector des Polytechnicums
G^zaEnts, Graf Engen Zichy, Albert
Fischer, der Director der ung. Elektricitäts-
Actiengesellschaft; weiters die Herren Mech-
wart, Zipernovszky, Tarnoczj, Ge-
werbe • Inspector Szterenyi und viele andere
hervorragende Fachmänner.
Der Chef des Ausstellungs - Comit^,
Dn Alezander v, Mat lekovits empfing
den Handelsminister mit einer Ansprache,
worauf Handelsminister v. Lukäcs in seiner
Antwort die Anwesenden seines lebhaften
Interesses an dem Fortschritte der Elektro-
technik versicherte und seine Freude über
das gelungene Bild der Ausstellung bekundete,
welche zeigen soll, wie die Elektrotechnik in
Ungarn das Feld erobert halte.
Nach der mit stürmischen Eljens be-
lohnten Rede unternahm Se. Excellenz einen
Rundgang durch die Ausstellung.
In Anbetracht dessen, dass nur ganz
exceptionelle Maschinen und zwar nur solche,
deren maximale Betriebskraft 2 EP nicht
flbersteigen durfte, zur Ausstellung zugelassen
worden sind, ist die Ausstellung imposant
und in jeder Hinsicht als gelungen anzunehmen.
•) Vergl. H«n VII, 8. IM, ex 18»4.
22 In- und 23 Ausländer haben ins-
gesammt 200 verschiedene Maschinen aus-
gestellt. Vertreten ist die Holz- und Metall-
industrie, Lederbearbeitungs-, Buchbinder-,
Buchdruck-, Gold- und Silberarbeit-, Näh-
und Stickmaschinen.
Den neuesten Sieg der ungarischen In-
dustrie verkfinden die, durch die „Erste
ungarische Nähmaschinenfabrik-Actiengesell-
Schaft** ausgestellten ersten ungarischen Näh-
maschinen.
Der Minister sprach sich über dieselben
sehr anerkennend ans.
Vieles Interesse erwecken die elektrischen
Maschinen für Zwecke der Selcherei, der Er-
zeugung von Sodawasser, Presshefe nnd Ge-
frornen. Sehr interessant sind die Speciali-
täten der Firma Ganz & Co., n. zw. die
elektrische FussbodenbOrst - Maschine, das
elektrische Bügeleisen, der Schnellkocher
(ganze Küche), die Frisirmaschine etc. etc.
Den elektrischen Strom der Ausstellung
liefert die Erste ungarische Elek-
tricität-Actiengesellschaft um-
sonst; ebenfalls gratis überliess die Firma
G a n z & C o. die Elektro-Motoren. Siemens
& Haiske lieferten die elektrische Be-
triebskraft für die ausländischen Ausstellnngs-
Objecte.
Die Ausstellung ist täglich von 9 bis
12 Uhr Vormittags und von 3 bis 6 (Ihr
Nachmittags offen, nnd zwar für Jeden ohne
Entrichtung eines Eintrittsgeldes; nur an
Sonn- und Feiertagen ist der Eintrittspreis
mit 20 kr. berechnet; diese Eintrittsgelder
werden zur Entlohnung des beschäftigten
Arbeitspersonales verwendet. D.
Budapester Strasseneisenbabn - Gesell-
schaft lür Strassenbatinen mit Pferde-
betrieb.
(Ministerialerlass in Angelegenheit
der Einführung des elektrischen
Betriebes.)
Der königl. ungarische Handelsminister
hat in einem an die Budapester Munidpal-
861
behörde gerIchteteB Erlasse diese avfge fordert,
m Angelegenheit der projectirten Umge-
ttaltnog der linien der derzeit mit Pferden
betriebenen Budapester Strassenbahnen auf
elektrischen Betrieb ohne Vereng die Ver-
handlangen mit der genannten Gesellschaft
abxnschliessen, da die Regierang einen be-
sonderen Werth darauf legt, dass der Umbau
noch vor Beginn der Millenninrns-Ausstellang
durchgeführt werde.
Bndapesur Stadtbahn- Oetellschaft fOr
Strasaenbahnen mit elektriachem Batrieb.
(Ministerielle Genehmigung des
Baues eines zweiten Geleises
auf der TheÜBtrecke Donauquai-
Padmanicskygasse-Stadtwäld-
c h e n.)
Der königl. ungarische Handelsminister
hat Ober Antrag der hauptstädtischen Muni-
cipalbehörde und dem Ansudien der Direc-
Hon der Bndapester Stadtbahn-Gesellschaft
für Strassenbahnen mit elektrischem Betriebe
entsprechend» den Bauplan des bereits con-
cessionirten zweiten Geleises auf der Strecke
Rudolfs-Qoai (Akademie)-Padmaniczkyga8se-
Stadtwäldchen genehmigt.
(Ausbau der Quailinie.)
Die Budapester hauptstädtische Mani-
cipalbehörde hat, vorbehaltlich der höheren
Genehmigung, den von der Direction der
Budapester Stadtbahn-Gesellschaft für Strassen-
bahnen mit elektrischem Betriebe projectirten
Bau einer im Anschlüsse an die Linie aber
die grosse Ringstrasse vom Bordrosplatze
längs dem Donanqnai bis zum Petöfiplatze
fahrenden Linie genehmigt. Die Bestim-
mungen des seinerzeit mit der ehemaligen
Stadtbahn-Unternehmung (Siemens'ft Halske)
abgeschlossenen und sodann auf die Bnda-
pester Stadtbahn - Actiengesellschaft über-
tragenen Unifications- Vertrages werden auch
für die neue Linie in Kraft treten und be-
wegt sich der von der Gesellschaft vorge-
legte Tarif innerhalb des Rahmens des im
Unifications- Vertrage festgestellten Maximal-
tarif es. — Nach Ausbau der bereits projec-
tirten Fortsetzung dieser Linie bis zum Aka-
demieplatze werden die Linien der Stadt-
bahn-Gesellschaft zu einem die Stadtbezirke
IV, V, VI, Vn, VUI und IX umspannenden
Ring geschlossen.
(Bau einer neuen Linie zum Volks-
garten.)
Die Dtrection der Bndapester Stadtbahn -
Gesellschaft hat den Bau einer von der
Friedhof linie nächst dem Volkstheater ab-
zweigenden, mit Bentttzung von Strassenzügen
des VIII. Bezirkes bis zum Neuen Volks-
garten (VIIL und DC. Bezirk nächst Honv^-
Akademie - Ludovicenm) fahrenden neuen
Linie beschlossen und unter Vorlage des
Projects-Elaborates im Concessionsgesuche um
die Bewilligung angesucht, die Stromleitung
gleich jener der Friedhofbahn, provisorisch
auf Ständern, d. i. als Hochleitung, auch
längs der neu projectirten Linie fähren zu
dürfen, da die von der Bahn berührten
Strassenzüge der äusseren Stadtperipherie
noch nicht definitiv regulirt und zumeist
noch nngepflasteri sind.
Segelrad für Flugmaschinen.
Von 0E0S6 WELLNEB, o. 6. Profsssor a. d. teehn. Hochtchnle in BrOnn.
Ossterr. -Ungar. PriTllegixan Tom 19. November 1898.
Das von Professor WeUner ersotineiit
Project eines lenkbaren Luft seh ifFcs hat äa^
grösste Interesse Aller erregt, so dnsfi iiähere
Mittheflnngen hierüber unseren Lesem um-so
irillkommener sein werden, uls ja dk EUk-
tricität für den Antrieb des Segelradcs in
Aussicht genommen ist und dieses in den
Räumen der Centrale der Allgemeinen Elek'
tricitftts- Gesellschaft in der Oberen Dooaa-
Strasse 23 zur Aufstellung gelangt.
Das Segelrad für ein« Fingmaschme
besteht aus einer Achse mit Armen and
ringshemm daran befindlichen Tragflächen,
welche während des Umlaofeo« dnrch vm
festes Excenter mit Ring- nod Gelenk stasgcn
um klein« Winkel hin und her gedreht
werde«.
Die Rotation des Segelrades bd hori-^
soBtaler Bahn der Achse bezweckt die Er^
«eugung von Hebekraft fUt das Emporsteifcn
und Schweb«Bdble!ben in freier Lnft^ tint«r
Umstände« überdies auch die Schaffttng
«toer Kraft In horizontal vortreibendem Sinn«
z«m B«hiife d«t VorwärttHuges in adisialet
RlchtWf,
Fig, I der nachstehenden Zeichnung
leigt die Stinian sieht, Fig. a den Läng»-
schnltt eine« Segelrades filr Flagmascbinen.
J^MU
862}
Bfichsen B ihre Lagemog findet, nnd die
achttheiligeo Armkrease D trägt. Auf den
Büchsen B festgemacht oder mit denselben
ans einem Stücke hergestellt, sind die Ex«
Centerscheiben E^ deren Ezcenterringe je eine
Excenterstange S nnd je sieben in Bolzen
drehbare Gelenkstangen O besitzen. Die
Tragflächen F in der Zeichnung, acht an
der Zahl, sind in einer Cylindermantelfläche
trommelartig rings um die Achse angeordnet,
nnd haben Versteifungsrippen J mit je zwei
Bolzen, an welchen sie einerseits mit den
Enden der Armkrenze i>, anderseits mit den
Excenter- und Gelenkstangen E und O dreh-
bar befestigt sind. In Folge dieser Ver*
bindung mit dem Excenter stellt sich beim
Umlauf des Rades (siehe die Pfeilrichtung
in Fig. i) die Vorderkante der Tragflächen
der obersten Position (Nr. 3) jedesmal aus-
wärts, in der untersten Position (Nr. 7)
einwärts, während in den Zwischenpositionen
ein allmäliger Uebergang stattfindet, so dass
Stärke gewählt, doch können noch andere
Formen (z. B. rechteckige, elliptisch gestaltete,
eiförmige, vogelflügelartig zugespitzte etc.)
und andere Querschnitte (z. B. geradlinig
▼erlaufende, parabolisch gewölbte etc.) zweck-
dienlich erscheinen.
Hinsichtlich des Materials der Trag-
flächen kann ein festgeftlgter Körper (s. B.
Holz, Blech etc.) mit steifen Rippen, abet^
auch biegsam, elastisch nachgiebige StoiTe
(z. B. Seide, Leinwand etc.) mit steifen oder
biegsamen Rippen genommen werden.
Die Anzahl der Arme, der Armsysteme
nnd der Tragflächen richtet sich nach der
Grösse des Segelrades.
Der Antrieb der Segelradachse geschieht
von einem Motor, nach allem, was wir
wissen, von einem Elektromotor ans durch
Kurbeln K^ wie das in der Fig. 2 ^gedeutet
ist, oder durch Zahnräder, Riemenscheiben
oder sonst einem der üblichen Getriebe.
Mitud
F\
,^^
-^
Fig. 2.
in den horizontalen Positionen rechts (Nr. i)
nnd links (Nr. 5) die Tragflächen mit dem
punktirten Umlaufskreise nahe zusammen-
fallen.
Durch den Wechsel in ihrer Stellung
sind die Tragflächen F im Stande, die Luft
unter sich zu verdichten nnd dabei Hebe-
kraft zu liefern, u. zw. sowohl in den
Positionen des oberen, als auch des unteren
Halbkreises. Femer können die Rippen J
der Tragflächen sowie die Radarme D, Qy J7,
wenn man ihnen eine schraubenförmige oder
windschiefe Verdrehung gibt, bei der Rota-
tion des Rades in achsialem Sinne in der
Luft vortreibend wirken, in ähnlicher Weise
wie es die Propeller der Dampfschifie im
Wasser thun. Wenn die Rippen und Arme
keinerlei Verdrehung besitzen, dann leistet
das Segelrad nur eine hebende, aber keine
vortreibende Kraft,
In der Zeichnung ist eine ovale Form
der Tragflächen und für den Querschnitt
derselben eine sanfte Kreisbogenwölbung
mit von vorne nach rückwärts abnehmender
Der Segelrad - Mechanismus ähnelt in
Bezug auf die Verbindung der beweglichen
Flächen mit dem festen Excenter dem
M o r g a n'schen Ruderrad • Mechanismus f&r
Dampfboote, nur ist die Wirkungsweise nnd
Stellung der Flächen beim Segelrade eine
ganz andere.
In Betrefi* der Gessmmtanordnung der
Segelräder für Fingmaschinen ist zu be-
merken, dass entweder ein Segelrad allein,
oder zwei und mehrere nebeneinander (n. zw.
am besten paarweife in gegenläufiger Be-
wegung), ebenso 2, 3, auch mehrere hinter-
einander verwendet werden können.
Wenn wir recht berichtet sind, hat der
hiesige Ingenieur- und Architekten- Verein es
übernommen, die Kosten des ersten, sehr kost-
spieligen und langwierigen Versuches zutragen
nnd wurde in Brunn unter Aufsicht des Prof.
W e 1 1 n e r ein Segelrad von grossen Dimen-
sionen, im Umfange von 15 m nnd in der
Breite von 3 m, gebaut Das Rad, das 160 Ip^
schwer ist, soll ausser seinem eigenen Ge-
wichte noch weitere 150 Jfc^ tn hoben i«f
863
Stande ie!n. TorlXiifig ab«r nicht eiii«B eigeneii
Motor, sondern durch eine aosserhalb der
Segeloonitmction be6ndliche Betriebskraft in
Bewegung gesetzt werden.
Das S^elrad ist bereits in Wien ange-
langt und sollen nun die ersten praktischen
Versnche in der obbeseicbneten Centrale ge-
macht werden.
Ein in diesen Dimensionen constmirtes
▼ollstSndiges Segelschifl* Wellner'schen Sy-
stems soll angeblich ausser dem zugehörigen
Motor Tier Menschen und etwas Proriant tragen
können. Der bevorstehende Versuch mit dem
einseinen Steuerrade, welcher unter entspre-
chender Belastung des Rades erfolgt, würde
daher im Falle des Gdingens die TollsUUidige
Lösung des Problems eines lenkbaren Luft-
fahrzeuges bedeuten. Die Mazimalgeschwin«
.digkeit, welche Professor W e 1 1 n e r für
sein Luftschiff ausgerechnet hat, soll weit
grösser sein als die der schnellsten Locomotire,
and wtlrden sich daher bei Bewährung des
Projectes fttr die nächste Zukunft geradezu
schwindelerregende Perspectiven ergeben.
In wissenschaftlichen Kreisen bringt
man dem bevorstehenden Versnche, der vor-
läufig nur im engen Kreise von Fachleuten
stattfinden wird, das grösste Interesse ent-
gegen.
Pariser NachrJchten.
Allgemeine Ausstellung des
Jahres 1900. Fin de si^cle. Welche
Rolle wird am Ende des Jahrhunderts die
Elcktricität in dem Cultnrleben spielen } Die
Centennial-Aussteilnng wird hieranf die Ant-
wort geben. Die vorbereitende Commission
dieser ausserordentlichen Veranstaltung hat
bereits die Classification derselben vorge-
nommen und die Gruppe V wird die £r-
zengniste der Elektrotedmik enthalten. Die
mechanische Erzeugung der Elektridtät um-
fasst die Classe 33, die Elektrochemie die
Classe 24, die Beleuchtung die Classe 25,
Telegraphie- und Telephonie Classe 26 und
die übrigen elektrischen Erzeugnisse Classe 27.
Bis dahin, hoffen wir, werden die Erzeugnisse
der Erfinder, wie T e s 1 a oder O s t w a 1 d,
mnf der Ausstellung bereits als Wahrzeichen
des Fortschrittes figuriren. T e s 1 a will mit
minimalem Kraftaufwand grosse Energie-
entfaltung in Licht ermöglichen, O s t w a 1 d
die EUektricität auf chemischem Wege aus
der Kohle gewinnen.
Sociötö internationale des £lec-
tiiclens. Die letzte Sitzung fand am
6. Juni d. J. unter Vorsitz des Herrn Hospi-
tal! er statt, der an Stelle des Herrn
Postel-Vinay präsidirtc. Es fanden
mehrere Vorträge oder Mittheilungen statt:
Mr. R e y brachte mehrere Methoden zur
Kenntniss, nach welchen der Nntzeffect
eines Elektromotors von 720 EP
bestinunt werden könnte.
Mr. Grassot hat einen neuen elek-
trolytischen Zähler erfunden und demon-
strirt, welcher als Hauptbestandtheil einen
Silberfaden enthält. Mr. Hospitalier hat
denselben der Versammlung erklärt.
Mr. Larnande endlich hielt einen
Vortrag über den gegenwärtigen Stand der
Glühlampenfabrikatioö b- und aujseihalb
FraBkreicha,
Ausbreitung des elektrischen
Lichtes In Paris. Auch in der grossen
Metropole an der Seine macht — trotz
Auer und Consorten — das elektrische Licht
bedeutende Fortschritte. Die Compagnie
Edison hat im Mai 1894 den Betrag von
209.761 Frcs, eingenommen; im Mai 1893
den Betrag von 192.523 Frcs., somit in diesem
Jahre ein Plus von 17.238 Frcs. aufgewiesen.
Graphische Methode der Dar-
stellung Ton Wechselströmen durch
M. Jaaet Wenn A und B zwei Punkte
bezeichnen, zwischen welchen eine alter-
nirende Spannungsdifferenz existirt, so bringt
Jan et die Wirkung derselben in graphischer
Methode auf folgende Weise an den Tag.
Auf einem metallischen Cylinder, wie er bei
den Copirtelegraphen von Meyer, d'A r 1 i n-
c o u r t u. s. w. verwendet wurde, bewegt sich
ein Eisenstift, welcher mit einem der Punkte A
oder B verbunden ist, während der andere
Punkt mit der Achse der Walze communicirt ;
die Waise ist mit einem chemisch präparirten
Papier umwickelt. Bei der Rotation der
Walze wird der Farbstoff des Papiers zer-
setzt und man erhält discontinuirliche Cnrven
von blauer Farbe auf dem Papiere. In der
Sociöt^ pour Pbysique wies der Autor eine
Anzahl von Graphikons vor, die dem Studium
der Polwechselzahl und der Phasendiflerenz
gewidmet waren.
Es kamen da zur Darstellung : i. Zwei
hinter einander geschaltete Widerstände
ohne Selbstinduction. 2. Zwei hintereinander
geschaltete Widerstände, wovon blos der
eine inductiv. 3. Stromtheilung eines Wechsel-
stromes, wovon ein Zweig Selbstinduction
aufwies. 4. Elektromotrische Kräfte (diei-
phasig). Es zeichnen sich bei diesem Ver-
fahren die elektrischen Wirkungen unmittel-
bar graphisch auf und geben so ein an-
schaiükhe» Bild ihrer Beschaffenheit.
J. K.
87»
364
Project der industrJellen Wasserstoff- und Sauerstoffgewinnung
auf elektrolytischem Wege.
Von Prof. D. A. LATSCHINOW.
(„Berichte der kaiserlich russischen Technischen Gesellschaft**.)
(Fortsetzung.)
ausfliesst« falls zufällig zuviel hineingegossen
wurde. Selbstverständlich können die Kanten
des Reservoirs sowie der Glocke stumpf
oder abgerundet sein, wenn es für noth-
wendig gefunden wird. In den Fällen, wo
eine grössere Anzahl von Apparaten zu einer
Batterie verbunden werden, ist es nfltzlich,
die Wannen auf pilzförmige Fflsschen 5 ans
Porzellan (oder auch aus einem anderen
passenden Material) aufzustellen und ausser-
dem die ganze Batterie nicht am Fnssboden
sondern auf niedere Bänke zu stellen. Die Wan
düngen eines solchen Reservoirs sind Ka-*
thoden der betreffenden Wanne, als Anode
dient jedoch ein Eisenblech 8, umgeben Ton
einem mit ihm verbundenen Kaaten, der
wiederum ans zwei Ebonit- (oder auch
Schiefer-) Rahmen besteht : ein nnterer und
ein oberer Rahmen 9 und 14 (Fig. 4 und 6),
durch vier Ebonitstangen 12 miteinander
verbunden.
III. Die vervollkoznznnete Type der
elektrolytischen Wanne.
Die im Absatz II beschriebenen Wannen
leiden daran, dass sie bei grösseren Di-
mensionen leicht brechen und die Her-
stellung sich sehr erschwert. Deshalb ar-
beitete ich eine andere Wannentype aus, in
der das äussere Gefäss aus Metall ist und
zugleich die Kathode bildet. Da ich diese
letzte Type für bequemer zur industriellen
Gasgewinnung erachte, werde ich dieselbe
etwas genauer aU die vorhergehende be-
schreiben.
: 7f> 2k
Fig. 5.
Die elektrolytische Wanne (Fig. 3 und 4)
besteht aus einem viereckigen guss- oder
schmiedeisernen Reservoir i, i, das oben
eine kleine Erweiterung 2, 2 bat, für^ die
Glocke 3, 3, die etwas streng in die Wanne
passt und auf 4, 4 aufliegt, bestimmt. Der
rechte schmale Rand des Reservoirs ist in
der Mitte abgebogen und bildet eine Naie 7
(Fig. 4 und 5), aus welcher die Flüssigkeit
22
12
12
Fig. 6.
Diese Stangen sind aussen mit einem
ganzen Blatt Pflanzenpergament bewickelt^
dessen Ränder an der Stelle miteinander
verpickt sind, wo sie beide auf einer der
Stangen anliegen. Oben wird das Pergament
auf den Rand des Rahmens 9, unten auf
den Rand des Rahmens 14 gelegt — es
wird ein geschlossener Kasten gebildet, aus
welchem der Sauerstoff nur in die innere
Kammer der Glocke 21 gelangen kann.
Fig. 6 stellt die perspectivische Ansicht des
beschriebenen Kastens im vergrösserten Mass-
stabe dar. In der Nähe des unteren Rahmens
wird im Pergament eine Reihe von Lö-
chern angebracht, damit beim Eintauchen
366
odar Henranehmen die Flditig^it : leicht
durch kann. Der oBtere Rahmen ist mit
einem Boden versehen, aas Ebonit gemacht
oBd gebogen, wie Fig. 3 nnd 6 zeigen, snm
Zwecke des leichteren Ansscheideas derWasser-
stoflfblasenf die vom Boden der Wune anf-
steigen. Der obere, wie der untere Rahmen
ist mit Schienen 11, 17 n. s. w. versehen,
damit sie regelmässiger in der Wanne liegen.
Die eiserne Elektrode 8 steckt im oberen
nnd unteren Rahmen, so dass mit der Elek-
trode ans der Wanne anch der ganze Kasten
herausgenommen wird, was für die Controle
der Bestandtheile sehr bequem ist.
Zum oberen Theil der Elektrode ist ein
biegsamer Leitungsdraht 16 angelöthet,
welcher mit dem freien Ende bei 7 heraus-
hängt nnd eyentnell zur Klemmschraube der
nächsten Wanne gehen kann (Fig. 5). Zorn
Durchlassen der Elektrode durch den oberen
Rahmen besitzt derselbe ein Loch oder eine
Aosnehmung. Die innere Fläche der Nase 7
ist mit einer dicken Lackschichte bedeckt
oder mit Kautschuk gefüttert.
Die Glocke 3, zum Auffangen der Gase
bestinunt, ist in zwei Kammern eiegetheilt :
innere 21 nnd äussere 20 (Fig. 3 und 4).
Die Gase entströmen deuT-förmigen Röhren 23
und 24. Die Glocke 3 ist von der Wanne
nicht isolirt und muss daher der untere
Theil ihrer inneren Kammer bis zur Flüssig*
keitsoberfläche mit Ebonit oder Schiefer be-
l^t werden, wie die Schrafifage bei 6 zeigt,
sonst könnte sich an den Wandungen der
inneren Kammer Wasserstoff ausscheiden.
Man könnte wohl auch anders verfahren,
nSmlich die Glocke von der Wanne zu iso-
liren, indem man an den Glockenecken
8 Ebonitbeilagen anbringt (4 unten, 4 in der
Wannenebene), doch ist es zu umständlich.
Die oben beschriebene Wanne wird mit
einer Aetznatronlösuog, 10 — 15O/0 Gehalt,
gefUnt, die möglichst rein von Kohlensäure
sein muss.
Die Grösse der Wanneo entspricht
selbstredend der Stromstärke. Für 300 Amp.
soll man eine Anode von 90 cm Höhe und
50 cm Breite nehmen, d. h. eine Fläche
von 45 dwß. In diesem Falle müssen die
inneren Dimensionen der Wanne sein :
50 X 100 X *' = ^ ^' ^»« Fläche der
Anode muss beiläufig der Stromstärke pro-
portional sein, die Breite der Wanne jedoch
(senkrecht zur Anode) hängt wenig vom
Strom ab.
Die Wannen werden zu einer Batterie
verbunden, wie Fig. 5 zeigt. Dabei werden
alle T-f5rmigen Rohre durch kurze Kautschuk-
schläuche zu zwei ganzen Gasableitungs*
röhren 24 und 23, durch welche Wasser-
resp. Sauerstoff entströmt, verbunden. Natür-
lich wird das eine Ende eines solchen
Rohres geschlossen oder verlöthet, das andere
bekommt einen langen Schlauch, der zum
respectiven Gasbehälter führt; diese letzten
sind gewöhnlich (wie in Gasfabriken)
mit derartigen Gegen ge wie: hteD verselici^r
tlasi der iowe« Druck rta^ria entweder n^''''-^'
ode^ auch etwas geringer als der
sphärische ist; nur unter dieitr Bedingung
wird sich die Obierfläche der Flüssigkeit in
den Wannen auf der gehörigen Höhe er-
halten und die Batterie richtig functioniren.
Bei kleinen Batterien kann .man statt der
Gasbehälter Kautschnksäcke verwenden.
Bei normaler Thätigkeit kommt auf eine
jede Wanne eine Potentialdifferenz von
2*5 Volt, daher kann man an die Stromkette
einer Dynamomaschine von 100 Volt Span-
nung bis 40 elektrolytische Wannen an-
schiiessen. Für den Hausgebrauch kann die
städtische Stromleitung verwendet werden
und eine Batterie, aus 40 kleinen Wannen
bestehend, berechnet auf 5 Amp. mit Elek-
troden 7 X 10 cm = 07 dmt Fläche. (Siehe
Absatz VII.)
IV. Trocken-Kammer.,
Die Gase reissen zwar einen geringen
Theil der Flüssigkeit in Form von feinen
Staub mit, können jedodi in den meisten
Fällen sofort benutzt werden. Will man je-
doch sie vollständig trocknen, so verwendet
man Bleitrockenkammem, wie Fig. 7 zeigt.
Fig. 7.
Sie haben die Form eines länglichen
Kastens, mit einem abgerundeten Boden und
einer Scheidewand, angelöthet an die Wan-
dungen des Kastens. Der obere Rand der
Scheidewand ist im selben Niveau wie die
Kastenwandungen; legt man nun auf den
Kasten eine Kautschukplatte, Leder oder
dickes Tuch (in der Fig. durch eine dicke,
schwarze Linie dargestellt) und drückt die-
selbe mit dem Deckel 28 an den Kasten,
so bekommt man einen genügend sicheren
Verschluss, der das Gas zwingt, aus einer
Abtheiinng in die andere durch eine dicke
Schichte Bimistein 30, mit Schwefelsäure ge-
tränkt, zu gehen.*) Zum Ein- und Ausströmen
*) In dem Fallp^ wct Wuwr- und Sauerstoff
■i.ua siner Aobwacbflü BoliwQfeli&are dargsstrilt
^ ieii, milt TTiair die Trü(J£Bnk«mmer mit Stücken
ralk.
des Gates dienen die Rohre S9 nad 26.
Von Vortheil ist es, an beiden Enden der
Trockenkammer Glycerinmanometer anzu-
bringen (31), die für die ganse Batterie an-
zeigen werden, wie gross der Niveananter-
scliied in den beiden Abtheilnngen der Glocke
und der Wanne, oder, was dasselbe, in der
(Schlui
Naie 7 ist Uebrigens sbd die Trocken«
kammem Hilfsapparate ond deren Constmctkm
nach Bedarf gettndert werden. Man
ihnen anch die Form eines langen
Rohres geben und dasselbe mit einer hjgro*
skopischen Masse ftiUen.
folgt)
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieure MONATH db EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
IM« Anmuldumtn UdbM sohi Woohtn mr BiasioktiMlui« Ofl»iitlloli anagtlMt Vaeh | 14 4m
Patont-OMelMt kann iimerhalb dlM«r Z«it Binsproob gvgsn dl« Anrnvldoiig w«g«fi lUag«! d«r ir«Qhd«
oder widerreohtlioher "Hntnahnf «rhob«!! werden. Dm oMg» Bunan b««o»gt Abeobrillsa dsr Anmeldnaftn
und übcnilmml dl« Ytrtretnng In allen Büupnioh«-Ang«l«f«ab«ll«i.
OlSM« OlSM«
21. F. 7332. Concentrisches Kabet — FeUm 21. J. 3221. Instrument sum Messen Ton
StromstXrken. — W, Jeweü in Wbenton.
„ R. 8330. Gmsmikrophon mit beweg-
lichem Beutel und Federdmck. — M.
M. BoUm in Berlin.
„ Seh. 9557. Herstellung Ton Kohlen-
stiften fttr elektrische Beleuchtung.
20. H. 12.616 Elektrische Locomotive. —
F. C. ft L. Olater in Berlin.
P* 733 >• Concentrisches Kabet — FeUm
Sl OuiUeaume Karlswerk in Mflhlheim
a. Rh.
C. 5041. Verfahren und Vorrichtung zur
Umhüllung sweier Leitungsdrähte mit
Papier in einem Hergang. — Fr, Cloulh
in Köfai-Nippes.
E. 4095. Elektrostatische Spannungs-
messer f)lr Wechselströme. — ElekiricUäU-
Aetien'Oe$eüschafl in Nürnberg.
KLEINE NACHRICHTEN.
Personal-Nachricht
Se. Majestät hat Herrn Prof. Dr. Adalbert
V. Waltenhofen zum Hofrath su er-
nennen geruht. Diese wohlverdiente a. h.
Auszeichnung unseres ehemaligen Vereins-
präsidenten und allseits geehrten Lehrers
der Elektrotechnik wird nicht verfehlen, im
Kreise unserer Mitglieder die freudigste
Thdlnahme zu erwecken. Fällt doch ein Ab-
glanz der a. h. Würdigung der Leistungen
Waltenhofen's auf jenen Verein zurück, der
seiner Aufgabe — Förderung der Elektro-
technik — von allem Anfange an, n. zw.
unter Mithilfe solcher Männer, wie es der
Autgezeichnete ist, selbst unter schwierigen
Umständen gerecht zu werden bestrebt war.
Herrn Hofrath ▼. Waltenhofen wünschen wir
Alle, dass er noch lange und kräftig in
seinem Fache wirke, und weiterer Ehrungen
theilhaft werden möge.
Se. k. k. apostolische Majestät haben
allergnädigst geruht, den Baurath K a r e i s,
Redacteur dieser Zeitschrift, zum k. k. Ober-
Baurath zu ernennen.
Baden bei Wien, am 24. Juni. Gestern
Abends functionirte zum ersten Male die elek-
trische Beleuchtung der Strassen und Plätze
unserer achönen Curstadt; die Lampen warfen
ihre weissen Strahlen — siegreich über das
gelbliche Licht der Auerbrenner und noch
siegreicher über jenes der gewöhnlichen
Gasflammen — auf alle Objecto. Auch die
elektrirche Bahn kam in probeweise Be-
nützung und heute — am Sonntag — werden
die eleganten Wagen sum ersten Male dem
Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Telephonverbindung Wien-Berlin.
Die Staatsverwaltung lässt gegenwärtig die
Vorarbeiten zur Herstellung der von der
Geschäftswelt schon lange ersehnten directen
Telephonverbindung Wien-Berlin ausführen,
und man gibt sich der Hoffnung hin, dass
dieselbe noch im Spätherbste dieses Jahres
dem Publikum zur Benützung wird übergeben
werden können. Nach den Ergebnissen, die
hinsichtlich der guten Verständigung zwischen
Wien und Triest erreicht wurden, ist bei der
etwa So km längeren Entfernung der öster-
reichischen voie der deutschen Residenz an
einem guten Erfolg dieser Anlage nicht su
zweifeln. Sind doch die Linien Paris-Mar-
seille und New - York - Chicago bedeutend
länger und leisten Alles, was diesfalls ge-
fordert werden kann ; im vorliegenden Falle
verbürgt der Wetteifer der den beiden Ver-
waltungen angehörenden Organe bei der
Ausführung dieser internationalen Telephon-
linie eine zufriedenstellende Beschaffenheit
derselben. Der Andrang bei Benützung der
Linie wird zweifellos ein sehr grosser werden,
und deshalb wird an die Herstellung mehrerer
Linien gedacht werden müssen. Die Linie
Wien - Berlin wird über Prag - Bodenbach-
Dresden gehen und somit eine Länge von
ungefähr 650 km aufweisen, wovon etwa zwei
Drittheile auf Oesterreich entfallen.
Localbabn mit elektriscüem Be-
triebe von der Belvedere-AnbUe in
367
Prag bis tum I^ustschlosse in Bubenö.
(Betriebsordnung.) Der Bctriebfordnang
obiger Localbahn entnehmen wir folgende
Bestimmungen: Der Verkehr findet Tom
15. April bis 15. October von 6 Uhr Frtth
bis 9 Uhr Abends alljährlich, im Bedarfs-
fälle aber auch vom 15. October bis 15. April
▼on 7 Uhr Frflh bis 8 Uhr Abends von der
Restauration am Belvedere bis zum. Lust-
schloase Bnbeoi statt. Die Haltestelle beim
königlichen Thiergarten ist zugleich Kreuzungs-
platz. Sollte sich jedoch die Nothwendig-
keit ergeben, so wird bei der Kreuzung
der Bahn mit der Aerarialztrasse bei der
Restanration «Zur Stadt Prag* eine weitere
Haltestelle errichtet werden. In jeder Richtung
verkehrt in Zwischenräumen von je 9 Mi-
nuten ein Zug. Zum Betriebe werden zwei
Wagen derart in Thätigkeit gesetzt, dass der
eine, nachdem er die Fahrt von der Anfangs-
station bis zum Lustschlosse in einem Zeit-
ramne von 8 Minuten beendet und dort
ein« Minute gehalten hat, den Rückweg zur
Anfangsstation antritt, wogegen der zweite
Wagen zn diesem Zeitpunkte von der An-
fangsstation abfährt, so dass die Kreuzung
in der Halte- und Kreuzungutelle beim
königlichen Thiergarten erfolgt. Fflr den
FsJl eines dichteren Verkehres wird einem
jeden Maschin wagen noch ein Beiwagen
angehängt. Jeder Wagen wird durch einen
Wagenführer und einen Condncteur be-
gleitet. Der Wagenfahrer besorgt die Hand-
habung der secnndären Dynamomaschine,
die Regelung der Zugsgeschwindigkeit, die
Bedienung der Bremse und die Ueberwacbung
der Bahn während der Fahrt nach vorwärts,
wogegen dem Conducteur die Uebei^achuug
der Bahn nach rfickwärts und des Ein- und
Aussteigens der Fahrgäste, sowie die Revision
der Fahrkarten obliegt Die Fahrgeschwindig-
luit darf auf der currenten Strecke 12 Am
per Stunde niemals fibersteigen.
Elektriscbe Bahnen in Berlin.
Wie uns berichtet wird, erhielt die Firma
Siemens & Halske die Concession für
eine elektrische Hochbahn in Berlin, zwischen
dem Nollendorfplatz und dem schlesischen
Bahnhofe. — Ausserdem wurde der Berlin-
Charlottenburger Pferdebahn die Erlaubniss
ftlr den elektrischen Betrieb auf der Strecke
zum Brandenburger-Thor ertheilt.
Aufsuchen von "Wasserquellen
mittelst Slektricität. Ueber den Quelien-
finder Graf Wrschowe Sekera von
Sedczicz, der auf Veranlasung der könig-
lichen Eisenbahnbehörde in Graudenz weilt,
«m nach Quellen zu suchen, die den
dortige» Bahnhof mit Trinkwasser versorgen
sollen, wird uns mitgetheilt: Der Graf ent-
stammt einer schlesischen Adelsfamilie und
ist in Penker bei Langenan in der Grafschaft
Glats begütert und ansässig. Der jetzt
38jährige Mann, eine hohe, schlanke Gestalt
mit gebrännteai, von einem dunklen Voll*
harte nmrahmten Gesicht, hat bis jetst mehr
als 3000 QoelltB fttr Private, Magistrate «ad
königliche Behörden in fast allen Tbeilen
der Welt gesucht und mit Ausnahme von
nur 12 Fällen anch gefunden. Zu seinen
Forschungen benützt er die Kraft der Elek-
tr i c i t ä t. Seine Untersuchungen auf das Vor-
handensein von Wasser nimmt Graf W. nicht
ohne vorhergegangene genaue Studien des
Bodens des in Betracht kommenden Ortes
und seiner Umgebung vor. Eingehende Kennt-
niss der geologischen Beschaffenheit von ganz
Europa und der Besitz von zum Theil von
ihm selbst entworfenen Karten erleichtem
ihm seine Arbeit. Nach genauer Untersuchung
des Geländes trifft Graf W. seine Vor-
bereitungen. Er befestigt auf blossem Leibe
Piatinaketten, an welchen sich besondere
Elemente in Platinakugeln befinden. Das
eine Ende der Kette wird längs des rechten
Armes geführt und überragt, einige Male um
den Zeigefinger verschlungen, die Hand um
etwa einen halben Meter. Am Ende der am
Handgelenk durch einen Ring gehaltenen
Kette befindet sich ebenfalls eine Kugel.
Der rechte Fuss erhält eine Platinaplatte,
welche mit der Kette verbunden ist. In der
linken Hand trägt Graf W. bei seiner Unter-
suchung ausser einem Magneten, seine in
einem Holzgehäuse befindliche Taschenuhr«
Das Gelände wird nun an der vermutblich
wasserhaltigen Stelle abgeschritten. Geräth
Graf W. dabei in die Nähe einer Wasser-
ader, so tritt die am Kettenende befindliche
Kugel in Thätigkeit, verfolgt den Lauf bis
zur ergiebigsten Stelle und gibt hierdurch
nicht allein den Lauf der Wasserader, sondern
auch deren Tiefe an. Auch in der Gran*
denzer Gegend hat der „schlesische Wasser-
graf**, wie er im Volksmunde heisst, Wasser-
adern festgestellt, deren Vorhandensein die
nächste Zukunft wird bestätigen müssen. In
der Nähe von Station Gottersfeld will er
bei einer Tiefe von nur 42 Meter ausge-
zeichnetes Wasser gefunden haben.
Hamburger Strassenbahn. Der
Senat hat der Gesellschaft die nachgesuchte
Concession für den elektrischen Betrieb aller
Linien ertheilt. Die Durchführung dieser
Aenderung erfolgt innerhalb dreier Jahre.
Der Kordostsee-Canal wird ganz
mit elektrischem Licht beleuchtet werden.
In Abständen von je 350 Meter werden, so
berichtet das Berliner Patentbureau Gers on
& Sachse, auf 4 m hohen Pfosten Gruppen
von 25 Glühlampen in 4 m Höhe angebracht
werden. Im Ganzen werden 25.000 derartige
Lampen gebraucht werden.
Aus dem Sngebirge. Wie rasch
sich auch kleine Industrieorte des Erzgebirges
die Erfindungen der Neuzeit zu Nutze machen,
das beweist die Thatsache, dass Olbemhau
elektrische Strassenbeleuchtung eingeführt
hat und dass zwei andere, noch viel kleinere
Orte, nämlich Grünhainichen und Borsten-
dorf, darin bald nachfolgen werden. Die
Elektridtät soll dort aber nicht allein zn Be-
Itttehtnngt*, toadeni anoh sa Bttriebitweckta
868
benützt werden. Es wird ricli dadnrch er-
möglichen lassen, dast namentlich die Dreh-
bitaike der Spielwaarendrechsler dnrdi Elek-
tridUlt in Bewegung gesetzt werden können.
Die Pariser unterirdische elek-
trische Bahn stötst anf Schwierigkeiten;
aber die Kammer* Commission hat i dennoch
das Project Ton Berlier (siehe S. 311 des
Torigen Heftet) mit 12 Stimmen gegen zwei
angenommen. Ueberall besser als bei uns.
Ueber eine seltene Natur-
erscheinung wird dem „Neuen Wiener
Tagblatt» ans St. Gallen (Schweiz) vom
26. Mai I. J. berichtet. Gestern Abends um
halb 7 Uhr ging ein orkanartiges Gewitter
in der Umgebong von St. Gallen nieder,
das ein eigenartiges nnd höchst gefthrlicbes
Schauspiel bot. Am elektrischen Drahtnetz
des Dorfes Gossan erloschen um V«7 m>'
sSmmtliche elektrischen Lampen des ganzen
Dorfkreises. Beim Gasthanse „zum Tiger*
fingen die Drähte der Leitung eigenartig zu
leuchten an, sprflhten Funken nach allen
Seiten, dabei die schauerlich-schönsten Licht-
reflexe werfend. Das Blitzen und Leuchten
erreichte beim „H6tel Ochsen** seinen Höhe-
punkt. In Folge zu starker Spannung führte
der Abieiter des dort aufgestellten Motors
die Elektricitit zur Erde und diese leuchtete
blitzartig auf, u. zw. so grell, dass die ganze
Umgebung gleichsam bengalisch beleuchtet
schien. Die Blitze wiederhohen sich der
ganzen Drahtleitung entlang, «o dass das
Hotel in grösster Gefahr war. Die Feuer-
wehr wurde alarmirt und die Hydranten
gegen das Haus gerichtet. Um halb 10 Uhr
endlich konnte der elektrische Strom ab-
gestellt werden. Cantonsrath Schaffhauser
von And wo gl bertihrte die Ableitung des
Transformators beim „Ochsen* und war so-
fort eine Leiche.
Bukarester Ausstellung 1894. Diese
unter dem hohen Protectorate des Thron-
folgerpaares Rumäniens stehende Ausstellung
verspricht einen grossen Erfolg, dank dem
Interesse der industriellen Kreise, welche
nach diesem Lande ein ergiebiges Absatz-
gebiet zu erhoffen haben.
Zu dieser Ausstellung werden alle Er-
zeugnisse der Industrie, Kunst nnd Wissen-
Schaft, sämmtliche Zweige und Artikel des
Welthandels zugelaisen. Die Bestimmungen
über die Einsetzung einer Jury sind ün Re-
glement ersichtUch.
Die rumänische Regierung hat fiOr
Fcmcht- und ZoUermässigung Anordnung ge-
troffen.
Als General-Commissär des Cenut^ fftr
Oesterreich - Ungarn fnngirt Herr Arthnr
Gobiet in Prag-Karolinentbal, der bis zom
erstreckten Termin, Anfangs Juli 1. J., An-
meldungen entgegennimmt und gleichfalls
die vollständige Vertretung der Aasateller
besorgt.
Elektrische Strassenbahnen In
Christiania und in Stockholm. Die
Eröffnung des elektriichen Betriebes der
Strassenbahn in Christiania ist nnn
auch vor sich gegangen. Die Anlage erfreut
sich beim Publikum der grössten Sympathie,
was sich fortgesetzt in der guten Besetzung
der Wagen äussert. In den meisten Fällen
sind die Wagen ttberfWt. Erbauerin der
elektrischen BahnanUge ist die durch ihre
Leistungsfähigkeit hinlänglich bekannte A 1 1-
gemeine Elektricitäts-Gesell-
schaft in Berlin. Die elektrische Bahn
Stockholm-Dzursholm t oUte mit
der in Christiania an einem und demselben
Tage eröffnet werden. Während in Christiania
aber alles glatt von statten ging, hat die
Betriebseröffnuog in Stockholm bis beute
noch nicht stattfinden können. Hier ist die
Ausftthrerin eine englische elektrische Firma,
welche mit den Arbeiten viel frfiher als
die Allgemeine Elektridtäts* Gesellschaft in
Christiania begonnen hat und trotz der viel
kleineren Anlage bis zur Stunde nicht hat
fertig werden können.
Elektrische Strassenbahnen in
Afrika. Im Gemeinderath von Algier
steht gegenwäriig ein Antrag anf HersteUung
einer elektrischen Bahn zwischen dem Sanlier-
plateau und dem Hospital des Dey zur Ver-
handlung. Die Gesellschaft der Strassenbahn
von la Fontaine Chaude nach Biskra beab-
sichtigt, den Nachtdienst auf ihrer Linie
einzuführen.
Beim Gemeinderath von Tunis
sind zwei Anträge auf Ertfaeilung der Cob-
cession fär dektrische Bahnen, von denen
die eine nach dem Hafen, die andere nach
Ariana fähren soll, eingegangen.
Elektrische Strassenbahn in Bres-
lau. In der Generalversammkng wurde em-
stimmig beschlossen,, den Betricbsgewiwi von
21 4-935 Mk. derart su verwenden, das« Ar
den Erneuernngsfonds 25.000 Mk., fttr den
Amortisationsfonds 20.000 Mk. und fOr den
Reservefonds 8497 Mk. zurückgestellt, an
Dividende 470/^ mit 148.050 Mk. gcnahlt
werden und der verbleibende Rest von
3816 Mk. auf neue Rechnnag vorgetragen
wird.
mtwortlieher Bedaotenr: J08BF KARBIS.
U Onwiüinn M LBHXAMN k V lllZZ-
OnokTonR. SFIB8 4l0o. im'
Selbttveriaff des OektroteefanlMheB TerclBi.
düumÄnng flr TeolBrik od KoBü.
V., etHWMMgmi 16.
Zeitschrift for Elelctrotechnil<.
XII. Jahrg. 15. Juli 1894. Heft XIY.
ABHANDLUNGEN.
Ueber strömende Elektricität.
VoD Dr. S. STRICKER, Professor in Wien. — FRANZ DEUTIKE, Wien und Leipzig.
I. Heft 1892. Schlossheft 1894.
Durch das Erscheinen des Schlussheftes dieser kaum zehn Druck-
bogen um&ssenden Monographie gewinnen wir jetzt einen Ueberblick
über den Ideengang, von welchem die Schrift beherrscht wird.
Die Monographie ist in der Hauptsache dem Beweise gewidmet,
dass in jedem geschlossenen Leiter zwei Ströme fliessen, u. zw. ein Strom
vom positiven Pol zum negativen Pol, imd ein Strom in entgegengesetzter
Richtung; also ein Strom positiver und ein Strom negativer Elektricität.
Jeder dieser Ströme fliesst durch den linearen Leiter mit abnehmender
Spamiung und abnehmender Intensität. Die beiden Ziffernreihen
+ 6543210
— 0123456
geben ein Schema der beiden Ströme.
Wenn es sich um magnetische, optische, thermische oder chemische
Wirkungen handelt, summiren sich die Wirkungen, daher sind alle diese
Wirkimgen an jedem Querschnitte gleich gross ; denn an jeder Stelle des
obigen Zahlenschemas wird die Summe der beiden übereinander
stehenden Zahlen gleich sein.
Ungleich wird die Leistung hingegen bei einseitiger Ableitung, sei
es zum Elektrometer, sei es zur Erde. Denn die beiden Ströme positiver
und negativer Elektricität summiren sich nur, wenn sie durch den Leiter
in entgegengesetzter Richtung fliessen. Leitet man einseitig ab,
so fliessen durch den Ableitungsdraht aliquote Theile beider Ströme in
derselben Richtung zum Elektrometer oder zur Erde.
In diesem Falle kommt nur die Difierenz beider Ströme zur Wirkung.
Daher zeigt uns die elektrometrische Messung einer linearen Strombahn
in der Mitte einen Nullpunkt. Denn die Zahlenreihen
+ 6543210
— oi23456_
6420246
müssen als Differenz in der Mitte Null geben.
Auch bei der Ausbreitung der Ströme in der Erde hat Stricker den
Nullpunkt gefunden; aber nur dann, wenn er in der die Erdplatten
beider Stationen verbindenden Geraden gemessen hat. Misst man, von
der Erdplatte ausgehend, in senkrechter Richtung auf diese Gerade, so
ist der Befund ein anderer. Da zeigte es sich, dass die Ausbreitung der
Elektricität zwjir auch mit allmälig abnehmender Energie erfolgt, aber es
ergibt sich kein Nullpunkt.
Stricker hat die Ausbreitung der Elektricitäten rings um jede
Erdplatte auf dem alten Donaubette bei Wien bis auf eine Distanz
28
370
von 400 w gemessen und knüpft daran auch einige Daten über die Erd-
telegraphie.
Thatsächliche Nova bringt die Monographie in folgenden Stücken:
a) Der Volta'sche Fundamentalversuch beruht nicht auf dem
Contact, sondern nur auf der Annäherung oder Entfernung der heterogenen
Metalle. Die Quelle der Elektricität liegt hier in der mechanischen Arbeit,
welche der Experimentator leistet. Annähern einerseits und Entfernen
andererseits wecken Elektridtäten entgegengesetzten Vorzeichens an
demselben Metalle.
b) Kupfer in Kupfervitriol wird am freien metallischen Ende
positiv eleküisch (nach einer neuen Methode gemessen).
c) Die negative Elektricität wirkt auf den Menschen anders wie die
positive Elektricität. Dieses Experiment wird an den offenen Polen einer
Gleichstromquelle von 440 Volt Spannung ausgeführt.
d) Die Elektrolyse findet nur an den Stellen statt, an welchen sich
Metall und Elektrolyt berühren. Die Jonen wandern nicht durch den
ganzen Elektrolyten.
e) Bei einseitfger Ableitung aus einer linearen Strombahn zur Erde
kann das Galvanometer als Elektrometer benützt werden.
f) In der Erde kann man nachweisen, dass aus der Erdplatte,
welche mit dem positiven Pole verbunden ist, positive Elektricität in die
Erde strömt, aus jener Erdplatte hingegen, welche mit dem negativen
Pol verbunden ist, strömt negative Elektricität aus.
gj An den Erdströmen lässt sich (in der Nähe der Erdplatte) noch
eine merkliche Spannung nachweisen.
Für die Praxis dürften auch die Bemerkungen Strick er's über die
Erdtelegraphie von Belang sein. Er nimmt hier die Uebermittlung von
elektrischen Zeichen durch einen Fluss, dessen Ufer nicht durch Drähte
verbunden sind, als Typus an. Das Verhältniss der Länge je einer Ufer-
Leitung zur Ausdehnung (Breite) des zu übersetzenden Flusses nennt
Stricker das Streckenverhältniss. Je günstiger das Streckenverhältniss,
d. h. je kürzer der nöthige Uferdraht im Verhältniss zur Flussbreite sein
kann, umso besser werden die Aussichten för eine praktische Verwirk-
lichung der ganzen Methode. Nun theilt Stricker mit, dass das Strecken-
verhältniss in seinen Experimenten günstiger war als bei den anderen
Experimentatoren. Es betrug bei seinen 1889 mitgetheilten Versuchen
0-3: i-o, bei den Versuchen Morse's (im Jahre 1842) 2-5: i, und bei
den 1890 ausgeföhrten Versuchen von Melhuish 1:1. Das Strecken-
verhältniss, über welches Preece 1893 in Chicago berichtet hat, war
dem Autor, wie er berichtet, nicht bekannt.
Wir haben hier nur auf die wichtigsten Momente dieser überaus
lehrreichen Monographie hingewiesen, welche im übrigen Praktikern und
und Theoretikern empfohlen sei. Dr. R.
Elektrische Bahnen mit oberirdischer Stromzufühning.*)
Von Dr. G. RASCH, Privatdocent an der technischen Hochschale zvl Karlsruhe.
(Vorgetragen in der 187. Sitzung des Karlsniher Bezirksvereines.)
Bei dem von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft gebauten
Bahnsystem von Sprague wird ein Strom von 500 bis 550 Volt Span-
nung erzeugt und durch verschiedene Leitungen, welche je nach den
Concessionsbedingungen unter- oder oberirdisch montirt sind und Stroni-
*) Ztschr. d. Ver. deutscher Ingenieare, Nr. 16, 1894.
371
leitungen heissen, nach einzelnen Theilen des Leitungsnetzes geführt.
Dieses besteht im Gegensatz zu einem Beleuchtungsnetz aus einzelnen
Theilen, die nur durch die genannten Stromleitungen mit den Sammel-
schienen der Centrale verbunden sind, nicht aber unter sich, sodass sie
durch eine einzige Ausschaltimg auf der Centrale stromlos gemacht werden
liönnen.
Die Leitung, welche über der Mitte des Geleises aufgehängt dem
Wagen Strom zuführt, heisst bei der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschafl
Arbeitsleitung. Zutreffender erscheint mir die Bezeichnung Contactleitung,
<la der Rollenarm des Wagens mit ihr Contact bildet. Sie wird aus
Siliciumbronze mit einem Durchmesser bis zu 6mm hergestellt; ergibt die
Berechnung der Leitung einen stärkeren Querschnitt, als diesem Durch-
messer entspricht — und das wird meist der B'all sein — so wird die
Stromleitung parallel mit der Contactleitung weitergeführt und versorgt
diese durch Querverbindungen stellenweise mit Strom. Diese Stromleitung
führt man durch, soweit es die Rücksicht auf den zulässigen Arbeits-
verlust bedingt.
Die Authängimg der Contactleitung ist auf geraden Strecken sehr
•ein&ch. In Abständen von rd. 40m werden Mäste errichtet; entweder zu
beiden Seiten der Strasse zwei schmiedeiseme Träger mit einem Quer-
draht, an welchem durch einen Hartgummi-Isolator die Contactleitung auf-
gehängt ist, oder, auf eingeleisigen Strecken, auf einer Seite der Bahn
ein Träger mit Ausleger imd eben solchem Isolator. Auf Landstrassen
verwendet man einfache Holzmaste statt der eisernen. Am besten ist die
Befestigung der Querdrähte an den Häusern. Verwickelter wird die Auf-
hängimg in Curven. Die Contactieitung bildet alsdann ein Polygon mit
— entsprechend dem Centriwinkel der Curve — 2 bis 5 Ecken. Jede
Ecke erfordert einen Spanndraht.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, einen Blick auf die sogenannte
Verunstaltung der Strassen durch die in der Luft ausgespannten Drähte
elektrischer Bahnen zu werfen. Unglücklicherweise ist bei der ersten
deutschen Anlage dieser Art in Halle am Leipzigerplatz, den jeder kreuzen
muss, der vom Bahnhof nach der Stadt geht, eine grössere Zahl von
Drähten ausgespannt, für die ich häufig die Bezeichnung: ^ein wahres
Seiltänzemetz, unter dem man bei Regenwetter Schutz finden könnte",
zu hören bekam. Bedenkt man aber, dass dort zwei doppelgeleisige Linien
sich kreuzen, und dass je zwei benachbarte Strecken an dieser Stelle
noch durch eine Curve verbunden sind, so wird man die Anhäufung einer
grösseren Zahl von Drähten auf einem verhältnissmässig kleinen Raum
begreiflich finden. Betrachtet man dagegen die Leitungen auf der ähnlich
unserer Kaiserstrasse geradünig verlaufenden Magdeburgerstrasse in Halle,
so kann man daran nichts Unschönes finden. Es ist merkwürdig, dass die
Leute, die aus ästhetischen Gründen gegen die Ersetzung der Pferdebahnen
durch die elektrischen Bahnen sind, stets nur in die Luft nach den Leitungs-
drähten und nicht nach unten auf den Strassendamm blicken. Was die
Pferde dort als Ueberreste der ihnen in Form von Futter zugeführten Energie
zurücklassen, dürfte, wenigstens vom gesundheitlichen Standpunkte aus
betrachtet, nicht zu Ungimsten des elektischen Betriebes sprechen.
Da die Rückleitung des Stromes nach der Centrale durch die Lauf-
schienen erfolgt, so ist auf eine vorzügliche Isolation der Zuleitung gegen
die Erde zu sehen. Wie bereits bemerkt, ist die Contactleitung vom Quer-
draht bezw. Ausleger durch einen Hartgiunmi-Isolator getrennt. Ist der
Träger des Querdrahtes von Eisen, so ist der den Querdraht zunächst
tragende Kopf des Mastes von diesem durch einen eingeschwefelten Holz-
pflock isolirt. Werden die Häuser benutzt, so wird der Draht an einem
28*
372
Porzellan-Isolator angebracht und ausserdem ein hölzerner sogenannter
Stab-Isolator eingeschaltet. Ebensolche Stab-Isolatoren liegen auch in
den seitlich abspannenden Drähten der Curven. Zur Zerlegung des Netzes
in einzelne Theile sind sogenannte Ünterbrechungs-Isolatoren in die Contact-
leitunc^ eingeschaltet.
Zum Zwecke der Rückleitung des Stromes sind die Schienenstösse
durch leitende Verbindungen überbrückt.
Ich möchte nun bitten, mir auf das Gebiet der Elektromotoren zu
Bahnzwecken zu folgen.
Wir können stets die Beobachtung machen, dass die Motoren in
Strassenbahnwagen auf Hauptschluss gewickelt sind, während an dieselben
Leitimgen angeschlossene stationäre Motoren fast immer als Nebenschluss-
maschinen ausgebildet sind. Die Beschäftigung mit der Frage, welcher
praktische Zweck dieser Anordnung zu Grunde liegt, führt ims zu
interessanten Beobachtungen über die Wirkungsweise der beiden Motoren.
Wir wollen uns zunächst ins Gedächtniss zurückrufen, dass die Haupt-
schluss- oder Hauptstrom-Maschine diejenige ist, bei welcher Anker und
Magnetbewickelung hinter einander geschaltet sind, also vom gleichen Strom
durchflössen werden, und dass bei der Nebenschluss-Maschine eine Theiliing
des Stromes stattfindet, indem je ein Pol der Magnetbewicklung mit einem
Pol des Ankers verbunden ist Diese beiden Theile im Gegensatz zum
Hauptstrom-Motor stehen hier also unter gleicher Spannung.
Der Anker des Motors rotirt wie der Anker einer Dynamo-Maschine
im magnetischen Felde. Unter denselben Bedingungen wie bei dieser
entwickelt er ebenfalls eine elektromotorische &aft t, welche in Bezug
auf die primäre, den Motor treibende elektromotorische Kraft des Strom-
erzeugers negativ zu setzen ist und elektromotorische Gegenkraft heisst.
Wie jene elektromotorische Kraft einer Dynamo, welche mit der Umlaufs-
zahl U in der Minute in einem magnetisdhen Felde vom Magnetismus M
rotirt, ist auch diese elektromotorische Gegenkraft des Motors proportional
dem Product aus Umlaufzahl und Magnetismus. Der Proportionalitätsfactor
ist die Anzahl der wirksamen Ankerdrähte. Dieser Factor ist für einen
und denselben Motor constant und sei deshalb in den Ausdruck M für
den Magnetismus mit einbezogen.
Wir können dann schreiben:
e=ü,M I)
indem wir den Magnetismus in ^r- r^ — i— messen.
° Mm. - Umdr.
Ausser dieser Grundgleichung wollen wir noch eine zweite aufstellen.
Es sei V die Betriebspannung, e die bereits definirte elektromotorische
Gegenkraft, t die Ankerstromstärke und w der Widerstand des Anker-
stromkreises, d. i. bei Nebenschluss-Maschinen der Widerstand des Ankers
allein, bei Hauptschluss-Maschinen der Widerstand von Anker imd Magnet-
bewicklung. Alsdann ist:
2)
Bei richtiger — wie oben angedeuteter — Behandlung des Werthes
gilt die Gleichung für beide Wicklungsarten des Motors.
Wir schreiben die Gleichung 2) zunächst in folgender Form:
imd multipliciren beide Seiten mit t:
V ,i= ei ~\- t^w]
373
dann ist v.i der gesammte (beim Hauptschiuss-Motor überhaupt, beim
Nebenschluss-Motor nur im Anker) verbrauchte Effect, fite der in dem
vom Strom t durchflossenen Leiter in Wärme umgesetzte, und e , i der
-wenigstens zum grössten Theil in mechanische Leistung umgesetzte Effect.
Ob nun Haupt- oder Nebenschluss-Motor vorliegt, jedenfalls darf der
in Wärme umgesetzte nur ein thunlichst kleiner TheU des aufgenommenen
Effects sein. Wir können bei Maschinen der hier in Betracht kommenden
Grössen 3% Wärmeverlust im Anker und 7% in der Magnetbewicklung
rechnen. Beim Hauptschluss-Motor dürfte also gesetzt werden :
«2 .M?<0,io '^^
oder _
t IC < 0,10 . r.
Lassen wir den Motor z. B. 10 A. bei 500 V^ verbrauchen, so geht
der grösste zulässige Werth von w hervor aus der Gleichung:
IG. m: = o,jo . 500,
also __
1^ ^ 5 Ohm.
Betrachten wir nun die Gleichung i) und 2) auf Grund der Werthe
t; = 500 und w = $ im Augenblick des Anfehrens des Motors. Hier
ist Z7 = o, also nach Gleichung i): e = o, nach Gleichung 2): 1= — =
= -^ — = IOC A. Wir hätten also im Augenblick des Anfahrens das Zehn-
fache des normalen Stromes und das Hundertfache der normalen Er-
wärmung.
Diese hohe Stromentwicklung beim Anfahren ist beim Nebenschluss-
Motor noch grösser. Hier ist unter w nur der Ankerwiderstand zu ver-
stehen, und da nach imserer Annahme im Anker nur 3% Energieverlust
eintreten soll, so ergibt eine ähnliche Betrachtung wie oben:
«tt?<o,03.v
und
^ t; =o,Aq . 500= .^,
^•<Q>03'7< jQ < 1,50hm.
500
Dieser Motor würde also im Augenblick des Anfahrens i = — = 333
Ampere durch den Anker lassen, falls in Folge dieser abnormen Strom-
stärke nicht die Klemmspannung unter 500 V. herabsinkt.
Für beide Motoren ist also in dieser Hinsicht Abhilfe zu schaffen,
und dies geschieht durch den sogenannten Vorschalte- oder Anlasswider-
stand. Man schaltet in den Stromkreis des Ankers einen Widerstand in
Form eines Drahtes oder bei stationären Motoren auch einer Flüssigkeit,
den man entsprechend dem Anwachsen der elektromotorischen Gegen-
kraft des Motors langsam herausnimmt. Analytisch würde der Vorgang
sich folgendermaassen stellen: Unter Beibehaltung obiger Definitionen
schreiben wir die Stromstärke:
IV-}- W
wo W der regelbare Anlass widerstand ist, dessen höchster Werth so
bemessen sein muss, dass beim Einschalten die Stromstärke in zulässigen
374
Grenzen bleibt. Wollen wir z. B. unter Beibehaltung des vorgeführten
Beispiels für den Hauptstrom-Motor im Augenblick des Einschaltens die
doppelte normale Stromstärke, also 20 A. im Anker zulassen, so muss W
bis zu -^ 5 = 20 Ohm bemessen werden. Dieser Widerstand muss
20 ^
mit wachsender elektromotorischer Gegenkraft stufenweise ausgeschaltet
werden können.
Haftet nun auch beiden Motoren der Mangel zu starker Strom-
entnahme beim Anfahren an, so sind sie doch in der Art, wie sie die
elektromotorische Gegenkraft anwachsen lassen, wesentlich von einander
verschieden. Aus Gleichung i) folgt, dass die elektromotorische Gegen-
kraft ebenso vom Magnetismus wie von der Umlaufzahl abhängt. Hin-
sichtlich des Angehens wird also derjenige Motor der bessere sein, der
am schnellsten einen kräftigen Magnetismus entwickelt.
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir auf eine Beziehung
zwischen Magnetismus und magnetisirender Kraft eingehen. Einzelheiten
bei Seite lassend, wollen wir nur beachten, dass der Magnetismus eine
Function der magnetisirenden Kraft ist und bis zu einem gewissen Grade
mit dieser wächst. Die magnetisirende Kraft messen wir in Amp.-Win-
dungen, d. h. dem Producte aus der magnetisirenden Stromstärke und
der Anzahl der Windungen, in welchen der Strom den Elektromagneten
umfliesst. Die Windungszahl ist beim fertigen Motor etwas Festes und die
magnetisirende Kraft somit nur von der die Windungen durchfliessenden
Stromstärke abhängig. Letztere ist aber beim Hauptschluss-Motor eben die
Ankerstromstärke, welche beim Anlaufen ein Maximum ist; dem Haupt-
strom-Motor ist also von vornherein ein kräftiges magnetisches Feld ge-
boten; er entwickelt seinen Magnetismus schnell.
(Fortsetzung folgt.)
Herstellung eines Drehfeldes durch Emphasen- Wechsel-
ströme.
Von Ingenieur Max D^RI, Wien.
Professor Ferraris hat gezeigt, dass man bei Benützung eines
gewöhnlichen Wechselstromes mit einer Phase ein bewegliches Magnetfeld
erzeugen kann, indem man in einem Theile des verwendeten Stromes
die Stromphase gegen den übrigen Theil des Stromes zeitlich verschiebt.
Die Mittel, um diese Verschiebung hervorzubringen, sind bekanntlich Selbst-
inductionswiderstände und Condensatoren. Man hat an Hand dieser Hilfs-
mittel in der That eine Bewegung des Magnetfeldes hervorgebracht und
dies insbesondere zum Anlassen solcher Wechselstrom-Motoren benützt,
welche vermöge ihres Systemes sich nicht selbstthätig in Bewegung setzen.
Um jedoch mit Hilfe der Phasenverschiebung ein möglichst wirk-
sames Drehfeld zu erzielen, müssten die folgenden Hauptbedingungen erfüllt
werden, nämlich: erstens, dass die Phasen der beiden Ströme bezw. Magnet-
felder gegenseitig symmetrisch sind, so zwar, dass die Strom-Maxima der-
selben, bezw. die Maxima der Feldstärken in gleichen Zeitintervallen hinter-
einander folgen, und zweitens, dass die Intensität der durch die zwei
Ströme erregten Magnetfelder gleichen Maximalwerth haben. Voraussetzung
ist dabei, dass die Ströme nach dem Sinusgesetze wechseln.
Mit Hilfe der Selbstinduction ist eine Phasenverschiebung nur bis
zu einer bestimmten Grenze möglich ; die Verschiebung muss geringer als
90^, bezw. ^/4 Phase sein. Je mehr der Verschiebungswinkel sich den 90^
375
nähert, desto mehr schwächt der Widerstand der Selbstinduction den
Strom und in Folge dessen auch das Magnetfeld. Es ist daher bei Ver-
wendung der Selbstinductionswiderstände allein nicht möglich, die Sym-
metrie der zwei Phasen herzustellen, weil bei zwei Phasen eine voll-
kommene Symmetrie nur bei 90® Phasenunterschied erreichbar wäre. Man
hat getrachtet, durch Combination von Selbstinductionswiderständen einer-
seits und Condensatoren oder Polarisations-Apparaten andererseits den
durch zweiseitige Verschiebung hervorgebrachten Phasenunterschied dem
gogradigen Winkel möglichst nahezukommen; die letztgenannten Apparate
haben sich jedoch für die praktische Verwendimg, speciell zu obigem
Zwecke sehr wenig geeignet und nehmen überdies grossen Raum und
bedeutende Kosten in Anspruch. Die bisher angewendeten Methoden
haben sich also als unzulänglich erwiesen, weil dieselben kein continuir-
liches Drehfeld erzeugen, sondern nur eine stossweise motorische Wirkung
hervorbringen.
Es ist mir gelungen, durch besondere Schaltung und Anordnung den
gewöhnlichen Einphasenstrom in der Weise zu zertheilen und combinirt
auf die Feldarmatur wirken zu lassen, dass ein dreiphasiges Magnetfeld
entsteht, zwischen dessen einzelnen Feldern die erforderliche Symmetrie
und in Folge dessen ein wirkliches Drehfeld hervorgebracht wird. Aus
den Leitungen des einphasigen Wechselstromes entnehme ich in zwei
abgezweigten Schliessungskreisen Strom von gegebener Spannimg. In einer
Fig. I.
der beiden Abzweigungen bewirke ich eine Verschiebung der Stromphase
um 6o^ d. i. um den sechsten Theil einer ganzen Stromphase, am besten
durch Einschaltung von Selbstinductionswiderständen. Die Constatirun^ der
6ogradigen Phasenverschiebung ist einfach, weil diese eintritt, sobald in
dem betreffenden Zweigstromkreise die Anzahl der Watt gleich ist der
Hälfte der Anzahl Volt-Ampire. Den Inductor (Feldarmatur) des Elektro-
motors versehe ich mit einer Bewicklung in 3, 6, 12 u. s. w. symme-
trischen Theilen, ähnlich wie bei einem dreiphasigen Drehstrom-Motor.
Von diesen drei Wicklungstheilen (Fig. i) führt die erste (I) den Wechsel-
strom mit seiner ursprünglichen Phase. Der dritte Theil (III) führt in um-
gekehrter Richtung den Wechselstrom mit einer Phasendifferenz zum
ersteren von 60^ oder richtiger (nachdem die Stromrichtung umgekehrt
ist), mit einer Phasendifferenz von 60 -[- 180 = 240^. Der zweite Theil (II)
erhält zwei gleiche Bewicklungen, von denen die eine den ersteren Strom
in umgekehrter Richtung, d. i. also um 1 80^ verschoben, führt, die andere
den zweiten verschobenen Strom in seiner ursprünglichen Richtung, d. h.
thatsächlich um 60^ gegen den Originalstrom verschoben. Die combinirte
Wirkimg dieser beiden Ströme ist gleich der Wirkung eines Wechsel-
stromes mit dem Phasenunterschiede von 120^ gegen den Strom I.
Voraussetzungen sind bei dieser Anordnung, dass die Ströme nach dem
Sinusgesetze wechseln, und dass die Richtung des Stromes, bezw. des
Phasenwinkels, mit Rücksicht auf die magnetisirende Wirkung aufzu-
fassen ist.
376
Setzen wir den Fall, dass der Originalstrom, d. h. der Strom in dem
ersten Theile nach der Formel
^ . 2ir /
^1 = ^ sm -—
sich verändert, so wird im dritten Theile die Veränderung des Stromes
sich vollziehen, wie
0-3 = yl sin (^ t 4- 240OJ ;
in dem zweiten Theile, wenn die Amplitude A in beiden Wicklungen
dieses Theiles gleichwerthig ist, wie
x^ = A [sin . (^ < + 180«) + sin (^ t + 60«)].
Der in der [] befindliche /\usdruck ist, nach der Formel von
sin a + sin fi ausgerechnet, gleich
demnach ist
, (^<+I20o);
A sin [-^ t -f 1200),
Fig. 2.
Wüinit bewiesen ist, dass die Felder des Dreier-Systems, im Inductor jedes
gegen sein Nadibarfeld um 120^, d. i. um ein Drittel der ganzen Phase
verschoben sind, \md in Folge dessen ein ähnliches Drehfeld erzeugen,
wie der sogenannte Dreiphasenstrom. Die Entstehung dieser Dreiphasen-
felder veranschaulicht in graphischer Weise Fig. 2.*)
Um die Bedingung zu erfüllen, dass die Werthe der maximalen
Inten^itüt des Magnetfeldes in den Partien I und III gleich seien, kann
icii bei Benützung derselben Stromspannung in den beiden Zweigstrom-
kretsen und bei ganz gleicher Bewicklung dieser beiden Theile in den
Stromlcreis 11 1 einen inductionsfreien Widerstand einschalten, welcher die
IJMHe der Energie in dem betreffenden Stromkreise consumirt. Ich ziehe
m jedoch vor, um den nutzlosen Energieverbrauch zu vermeiden, die Be-
^ Dfir Verfatiser hat jün^fst in einem Gespräche mit Herrn Hfttä K o r d a erfahren.
^m d^dbe skH mit einer ithnlichen Methode für die HerstaV eines Drehfelde
377
Wicklung in von solchen Klemmen der Wechselstromleitungen abzuzweigen,
an denen die Potential-Differenz halb so gross ist, wie die Spannung, die
in I wirksam ist. Ich schalte z. B. die Wicklung I als Schliessungskreis
eines loovoltigen Stromes und die Wicklung III als Schliessungskreis eines
Sovoltigen Stromes, welche verschiedenen Stromspannungen bei Ver-
theilungen mit Wechselstrom in den meisten Fällen leicht erhältlich sind.
Die zwei Bewickluhgen in der Partie II sind untereinander gleich,
und wenn auch nicht in Bezug auf den Querschnitt, so doch in Bezug
auf die Länge oder Windungszahl mit den Wicklungen I und III gleich
auszuführen. Eine der verschiedenen Schaltungen, nach welchen die vor-
beschriebene Combination der Ströme durchgeführt werden kann, zeigt
die Fig. 3. Hier sind die Wicklungen II' und IV' in Serie geschaltet mit
I respective III.
Eine weitere Vereinfachung in der Construction eines Wechsel-
strom-Motors, der in der beschriebenen Weise in Gang gesetzt werden
soll, habe ich durch die folgende Anordnung erzielt:
In den Stromkreis I muss ein Selbstinductionswiderstand eingeschaltet
werden. Ich erspare für diesen Zweck die Verwendung eines besonderen
Apparates, indem ich auf dem Inductor (Feldarmatur) des Elektromotors
besondere Drahtwindungen anbringe. Diese Windungen werden pollos
t,,
'^''^[■y.T.y^
.!_
I
Fig. 3.
hergestellt, d. i. so, wie bei den pollosen Wechselstrom-Transformatoren
ohne Richtungswechsel aufgewickelt. Die Kraftlinien, welche diese strom-
durchflossenen Windungen erregen, verlaufen nämlich innerhalb des In-
ductors in einem geschlossenen magnetischen Kreise; sie können daher
auf die übrigen Windungen desselben Inductors, welche bekanntlich 2-, 4- etc.
]>olig ausgeführt sind, keinerlei indudrende Wirkung ausüben. Die erst-
genannten Hilfswindungen bilden, indem sie die Eisenmasse des Inductors
imischliessen, einen sehr wirksamen Selbstinductionswiderstand, ohne die
übrige Function des Elektromotors irgendwie zu stören. Sehr.
Waddell^Entz-Accumulatoren für Strassenbahnbetrieb.
Während in Europa die elektrischen Accumulatoren ausgedehntere
Anwendung gefunden haben, namentlich als Hilfs- und Regulimngs-Apparat
in Beleuchtungs-Anlagen, ist in Amerika die ^Storage Batterie^ immer noch
mehr oder weniger verpönt. Erst in ganz neuester Zeit hat man angefangen,
'Mhaft, weil man sich der Anerkennung der immer mehr zu Tage
"■^o- ' " '•'cr Anwendung in Europa nicht vcrschlicsscn kann,
^atoren in Beleuchtungs-Anlagen zu verwenden.
378
Die io letzten Jahren unternommenen Versuche, Secundär- Batterien
zum Strassenbahnbetrieb einzuführen, sind alle missglückt, und jede dahin-
zielende Proposition wird von den Strassenbahn-Verwaitungen mit bedenk-
lichem Misstrauen angehört; obgleich der Accumulatorenbetrieb als das
Ideal des elektrischen Strassenbahnbetriebes für Städte anerkannt wird.
Versuche werden immer wieder vorgenommen, und auch gegenwärtig ist in
New-York, wie der dortige „Techniker" schreibt^ . ein System probeweise
eingeführt, welches gute Aussicht auf endlichen Erfolg verspricht.
Seit ungefähr einem Jahre fahren auf der 2. Ave. in New-York eine
Anzahl Wagen mit Accumulatoren der Waddell-Entz Co., welche auch schon
anderweitig erprobt wurden. Diese Batterien sind aus Zink-Kupfer- Alkali-
Zellen zusammengesetzt. In der Waddell- Entz'schen Form wird das positive
Element von einem fein vertheilten Kupfer-Niederschlag gebildet, der sich
um einen das Rückgrat bildenden Kupferdraht legt. Um Draht und Nieder-
schlag zusammenzuhalten, dient ein feines Kupfernetz, worüber endlich ein
Gespinn aus Baumwolle zu liegen kommt. Das fertige Product sieht genau
so aus, wie besponnener Leitungsdraht und wird nun in Hin- und Her-
windungen zu einer Platte von der Dicke des Drahtes vereinigt. Von diesen
Kupferdrahtplatten enthält jede Zelle gewöhnlich sieben Stück, welche zu-
sammen die positive Seite bilden ; sie erhalten ihren Platz in einem Kasten,
welcher durch dünne stählerne Scheidewände aus ebensolchem Material so
abgetheilt ist, dass in je eine Abtheilung eine jener Kupferplatten zu stehen
kommt. Der Kasten und seine Zwischenwände bilden den negativen Theil
der Zelle oder, genauer gesagt, den Träger der negativen Seite, indem er
erst durch einen Niederschlag von Zink zum Pol wird, dass sich während
des Ladeprocesses aus dem Elektrolyt — Pottasche-Lösung Zink enthaltend —
auf die Stahlplatten niederschlägt, während die Kupferplatten, resp. das
daselbst sich befindende fein vertheiltc Kupfer sich oxydirt.
Beim Entladen wird der Zinkniederschlag wiederum gelöst und das
Kupferoxyd reducirt. Die elektromotorische Kraft dieser Zellen beträgt offen
0*89 Volts und geschlossen etwa 0*82 Volts. Die Capacität einer Zelle wird als
350 Ampere- oder 270 Watt-Stunden angegeben, würde demnach einer
Blei-Zelle gewöhnlicher Construction von 145 Ampere-Stunden gleichkommen«
Als eine sehr werthvolle Eigenschaft muss hervorgehoben werden, dass die
Spannung in diesen Zellen ausserordentlich constant ist, das heisst, bis zur
Erschöpfung der Zelle dieselbe bleibt und beim Laden nicht besonders
steigt, wie dieses leider bei den Blei-Accumulatoren so sehr der Fall ist
und störend im Betrieb wirkt.
Im Gegensatz zu diesem Vortheile steht der Umstand, dass die Batte-
rien während der Ladung auf 45 bis 50^ C. erhitzt werden müssen, wes-
wegen die Ladebänke mit Dampfheizung zu versehen sind. Diese Erhitzung
ist erforderlich, um den inneren Widerstand der Zelle zu vermindern und
auch um durch Strömung die Lösung in gleichmässig vertheiltem Zustande
zu erhalten. Dieser Umstand ist nicht gerade als ein Nachtheil zu betrachten,
muss jedoch bei Berechnung der Anlagekosten berücksichtigt werden.
Die einzelnen Zellen sind in Gruppen von je 72 Stück vereinigt und
zwei solche Gruppen werden in jedem Strassenbahnwagen untergebracht,
und zwar in der üblichen Weise, eine unter jeder der beiden seitlich ange-
ordneten Sitzreihen.
Da eine vollständige Zelle 29 Pfund wiegt, so stellt sich das Gewicht
der pro Wagen erforderlichen 144 Zellen = 4.176 Pfund. Die einzelnen
Zellen sind 4^/^ Zoll breit, 7 1/2 Zoll lang und 11 3/^ Zoll hoch. Die Gruppe
der Zellen nimmt die ganze Länge des Wagensitzes ein. Von den 144 Zellc^
dienen 16 (in einem eigenen Stromkreise geschaltet) *" *^ '*^r Fe*
nete sowohl als auch zur Beleuchtung des V ^
}
379
übrigen Zellen sind mittelst des Control- Apparates auf der Plattform wie
folgt umschaltbar:
Erste Stellung der Kurbel : Armatur kurz geschlossen ; hierdurch ist
ermöglicht, den Wagen sofort zum Stillstand zu bringen durch die Brems*
Wirkung des Motors, der in dem Falle als Dynamo wirkt.
Zweite Stellung der Kurbel : 4 Serien von 32 2^11en in Parallel-
schaltung.
Dritte Stellung der Kurbel : 2 Serien von 64 in Parallelschaltung.
Vierte Stellung: Alle Zellen in Hintereinanderschaltung.
FOnfte und sechste Stellung : Wirft einen Widerstand in den Strom-
kreis der Feldmagnete, wodurch die Geschwindigkeit des Motors durch
Schwächung des Feldes erhöht wird.
Siebente Stellung: Ruhestellung.
Wie aus diesem Schema erbellt, ist die Anwendung von Widerständen
durch Schaltung der Zellen auf ein Minimum beschränkt.
Zum Ein» und Ausladen der Batterien werden elektrisch betriebene
Krähne verwendet. Zum Betrieb der Krähne dient ebenfalls Strom von den
Accumulatoren. Jede Gruppe wird nämlich wöchentlich mehrere Male gänzlich
entladen, um die einzelnen Gruppen auf möglichst gleichmässigem Niveau
zu erhalten ; dieser Entladungsstrom dient zum Betrieb der Motoren und
Lampen in der Centrale; ist demnach nicht vergeudet. Die Auswechslung
der Batterien erfolgt ausserordentlich prompt und rapid, so zwar, dass vom
Moment der Einfahrt des Wagen in den Schuppen bis zum Moment der
wieder erfolgten Abfahrt nur höchstens drei Minuten zu verstreichen brauchen.
Die Batterien werden nicht, wie in den meisten anderen Accumulatoren-
Wagen, seitlich, sondern durch die in der Vorderwand und dem Schutz-
blech vorgesehenen Thüren eingeschoben.
Für jeden Bahnwagen sind zwei Sätze-Batterien, also im Ganzen
288 Zellen erforderlich. Die Fahrgeschwindigkeit der Wagen beträgt ll bis
12 Meilen per Stunde, und die Stromabgabe im Durchschnitt 40 bis
50 Amperes.
Die Beurtheilung der Rentabilität solcher Anlagen scheitert gewöhnlich
an recht unvollkommenen Aufzeichnungen der Betriebs-Ausgaben, doch in
dieser Hinsicht unterscheidet sich die Waddell-Entz'sche Anlage von anderen
experimentellen Unternehmungen dieser Art sehr vortheilhaft. Die Gesell-
schaft ffihrt ausserordentlich genau Buch über die Betriebskosten, und da
sich diese über einen Zeitraum von fast einem Jahre erstrecken, während
welchem die Anlage ununterbrochen bereits im Betriebe ist, so ergibt das
Resultat einen verlässlichen Anhaltspunkt fSr Vergleiche und zur Beur-
theilung der Oekonomie des Systems. Die Betriebskosten belaufen sich, ein-
schliesslich der Abnützung der 21ellen und Motoren, auf rund 5^/3 Cents
pro Wagen-Meile bei vollem Betriebe (8 Wagen), und 9I/3 Cents bei halbem
Betrieb von 5 Wagen; ein gewiss günstiges Resultat. Dasselbe dürfte sich
bei den Trolley-Bahnen freilich noch besser stellen; jedoch darf man nicht
vergessen, dass es sich im vorliegenden Falle um eine Anlage von nur
8 Wagen handelt.
Der Unterschied in den Betriebskosten zwischen einer kleinen und
grossen Anlage ist bei Verwendung von Accumulatoren ausserordentlich
gross, wie schon aus den oben angeführten Resultaten erhellt. Ferner
entzieht sich bei einer Trolley- Anlage die Abnützung der Luft-Leitung fast
gänzlich der Berechnung, weil dieselbe unvorhergesehenen Einflüssen zu
sehr ausgeseut, wogegen man beim Accumulatorenbetrieb alle Einrichtungen
-'•"ter Controle behält. Die übrigen Vor- und Nachtheile der beiden
'nd zu bekannt und evident, und es erscheint nicht geboten, hier
' ^zugehen.
380
Einige Versuche über I^adiophoniei ausgeführt von Eugen
Semmola.
(▲nssug au der d«n AoUn dM Be«l« Inttitnto d*inoonggi«m«i&ko di Napoü, roL YI, nnm. ft bei-
geechloMtnen Note.)
Von E. GBESGIN I.*)
Der Autor beabsichtigt io Torliegender
Abhandlang durch die von ihm ausgeftthrten
Versuche die Wirkung der intermittirenden
Sonnenstrahlen auf Pulvermikrophone su
Studiren.
Hiebei benützt er das bekannte Mikro*
phon'von Argy (Fig. i) und unternimmt
vernimmt derjenige, der sich am Teleph
befindet, das Geräusch eines leichten La
zuges, welches sich deutlich bei jeder e
seinen Unterbrechung des Sonnenstrah
wiederholt. Wenn die . Unterbrechung
immer rascher aufeinanderfolgen, treten ao
die GerMusche dementsprechend hänfij
auf, so dass sie sich schliesslich in ein«
einsigen Tone zu vereinigen scheinen; al
SU gleicher Zeit vermindert sich 11
Intensität, gleichsam als ob sie sich ei
femten. Bei einer gewissen Geschwindigk
des Unterbrechers wird das aknstisc
Phänomen beinahe unvemehmbar. I
vernommene Geräusch besitzt eine s<
grosse Aehnlichkeit mit dem der akustiscl)
Sirene, wenn ihre bewegliche Scheibe a
zu drehen beginnt, bevor die Luftschw
Fig. 2.
behufs Ausführung seines Versuches das in
Fig. 2 Dargestellte.
Durch eine kreisförmige Oe£fnung von
einem Durchmesser von lO cm^ die an einem
Fensterflügel angebracht ist, dringt in das
Zimmer ein horizontaler Lichtstrahl m n ein.
In einer Entfernung von 8 m vom Fenster
geht er durch eine biconvexe Linse C, die
«ich in einer an der gegenüberliegenden
Thürfüllung angebrachten Oeffnang befindet;
hierauf tritt er in das nächste Zimmer ein,
wo er die vordere Fläche des Mikrophons
trifft. Die Linse hat einen Durchmesser von
to cm und eine Brennweite von 22 cm.
Eine vertical stehende Pappendeckel-
scheibe von dem Durchmesser von 75 civ»,
die 8 von der Peripherie gleichweit ab-
stehende Löcher besitzt, wird durch eine
Vorrichtung in Bewegung gesetzt und gleich-
falls in die Nähe des Fensters gebracht,
wo sie als Unterbrecher functionirt.
Nachdem diese Vorbereitungen getro£fen
worden sind, kann das von demselben ver-
ursachte Geräusch nicht bis zum Mikrophon
vordringen.
Wenn man die Scheibe ziemlich langsam
dreht, und zwar so, dass sie in der Secunde
nur sehr wenige Unterbrechungen bewirkt,
gungen so rasch aufeinander folgen, als d
sie einen bestimmten Ton erzengen könnti
Der Autor hält dafür, dass die Sonn«
Strahlung bei diesem Phänomen durch il
Wärmestrahlen mitwirkt, indem sie th
sächlich die Fläche des Mikrophons, 1
welches die Sonne fkllt, schwärzen, wo^
das Geräusch stärker auftritt. Letzteres h(
jedoch auf, wenn die Strahlen vor Erreichu
des Mikrophons durch eine Alaunlösu
oder auch nur mehrmals durch ei
Wasserschichte gehen.
Es ist daher ali ganz sicher anzunehm<
dass jedesmal, so oft der Strahl die metai
sehe Oberfläche des Mikrophons trifft, (
selbst eine plötzliche Ausdehnung u
hierauf wieder ein Zusammenziehen sti
findet.
Dieses Vibriren der Fläche, welcl
innen auf Kohlenkörnchen übertrafen wii
bringt eine eigenthümliche Bewegung herv
durch welche der durch diese Kömcb
selbst hindurchgehende elektrische Str<
modificirt wird und jenes sonderbare C
rausch im Telephon verursacht. Dennc
ist es unbestimmt, ob diese merkwürdige Er
*) II „N. Gimento". Mftrs 1894.
381
gnng der KohleDköraclien denselben direct
dorch die metallische Wand mitgetheilt wird,
oder ob diese ihr Vibriren dem kleinen, in der
Mitte befestigten Koblencylinder mittheilt,
der dasselbe seinerseits bei dem Pnlver bewirkt.
Um sich hierüber Gewissheit zu ver-
schaffen, hat der Autor zahlreiche Versuche
angestellt, die er wegen Raummangel hier
nicht wiederholen kann. Er beschränkt sich
darauf, nur einen anzuführen, der ihm ent-
scheidend genug erscheint. Er construirte
ein sehr einfaches Mikrophon ; dasselbe be-
stand ans einem kleinen cylinder förmigen
Behälter, etwas grösser als derjenige von
-^^^7t ^»<^ (\M\it denselben zu 8/^ mit
Kob lenk ü riechen ao. Die convexe Fläche
die^ea kleinen cylinderformigen Körpers
bUden ein 3 mm hoher Ebenholzring, dessen
beiderseitige Ränder von ebenen Metall-
Buchen ein (^ eschlos sen werden, welch* letztere
auf diese Weise eioe von der anderen durch
TJeiQ Ebeti}io1znng isolirt sind. Dieses Mikro-
phon wird an einer stark geneigten Holz-
lamelle befestigt nnd die ebenen Flächen
mit Reophoren in Verbindung gebracht, die
Fig. 3.
ihrerseits wieder zu einem Element und zum
Telephon gehen. Das Wort wird hiedurch
gerade so gut fortgepflanzt wie mit dem
Mikrophone von Argy. Wenn man that-
sächlich anstatt des letzteren das früher
beschriebene Mikrophon in Anwendung
bringt, hört man am Telephon dasselbe
Geräusch, und zwar weder mehr noch
weniger stark wie bei ersterem.
Dieser Versuch scheint dem Autor
entscheidend, um die Behauptung aufzustellen,
dass die an der Oberfläche der metallischen
Wand hervorgerufene Vibration sich den
innen befindlichen Kohlenkörnchen durch
diese Wand selbst mittheile. So nimmt auch
bei diesem Mikrophon das Geräusch an
Intensität ab, bis es beinahe ganz aufhört,
wenn man den Unterbrecher sehr rasch
dreht. Der Autor wiederholte seine Versuche
&Qch mit einem Mikrophon System H u d n i ci g s
(Ff^. 3)k wtrLches noch viel empfindlicher all
die vorerwähnten ist.
Wenn man rliesea Mikrophon benützt
tind den Udtetbrecher in Ifi^weguag serit,
läjsst sich auch m diesem Falle diis Geräusch
hüren. WeoO raaö abei riucher drchE, jn i
awar dergeitaU, d*si ctm "
brechnngeti in der Sfc^n'J ^
das Geräusch auf, nnd man vernimmt an
dessen Stelle einen schwachen Ton, dessen
Höhe ganz genau anzugeben ist. Lässt man
den Unterbrecher rascher oder langsamer
drehen, so wird die Höhe des Tones dem-
entsprechend modificirt. Um jeden Zweifel
zu entfernen, als ob der anf diese Weise
hervorgernfene Ton seine Entstehung dem
Geräusche des Unterbrechers, der mit dem
Mikrophon in Verbindung steht, verdanke,
genügt es, den Strahlen den Zutritt zu ver-
wehren, wobei iedoch der Unterbrecher
weiter gedreht wird, nnd der Ton hört auf.
Der Unternehmer dieses Versuches hält
es beinahe für tiberflüssig, zu wiederholen,
dass die wirksamen Strahlen die thermischen
sind, indem sie thatsächlich die vordere
Fläche des Mikrophons schwärzen, wobei
der Ton ziemlich stark auftritt. Er hört
jedoch anf, wenn die Strahlen durch wenig
oder gar nicht diathermische Körper gehen.
Es ist ausserdem noch in Erinnerung zu
bringen, dass das Mikrophon von Hnnnings
bei längerem Gebrauche seine Empfmdlich-
keit beinahe verliert. In diesem Falle ist die
auf das Telephon Übertragene Stimme
weniger klar und anch der Ton ist sehr
schwach zu vernehmen. Um dem Mikrophon
die ursprüngliche Empfindlichkeit wieder zu
verleihen, muss man es öffnen, die Kohlen-
kömchen durcheinander schütteln und sie
ordnungsmässig wieder an ihre frühere
Stelle bringen.
Ausserdem ist es noch nothwendig, dass
das Bild der Sonne im Brennpunkte der
Linse ziemlich warm sei, um wenigstens das
Papier zu verkohlen, auf welches man es
probeweise fallen lüsst. Es ist daher aus
diesem Grunde angezeigt, die Versuche
während der warmen Jahreszeit nnd bei
heiterem Himmel auszuführen.
Der Autor glaubt auch noch bemerken
zu müssen, dass die Lamelle des Mikrophons
bei einem länger andauernden Versuche
nicht zu stark erwärmt werde, da in diesem
Falle der Ton ziemlich schwach hörbar ist.
Er hat auch ein Silberplättchen an Stelle
jenes von gewalztem und vergoldetem Eisen,
welches sich gegenüber der vorderen Fläche
des Mikrophons Hunnings befindet, ge-
setzt, und es kam ihm vor, als ob der Ton
hiedurch nicht verändert wurde.
Der Autor kann daher aus dem Ge-
sagten schliessen, dass der von ihm aus-
geführte Versuch mit dem Mikrophon
Hunnings deutlich genug ist, um ohne
jeden Zweifel und in der einfachsten und
directesten Form zu beweisen, dass ein
Metallplättchen von einer gewissen Stärke,
wenn es an der Oberfläche von einer
i^termittireaden StrithlnD^ getroffen wird,
raschen und regelmässigen Ausdehnungen
nnd Zu^ammeniiehungen unterworfen ist,
und zwiir derart, dass es die Entstehung einer
thatäachlichen thermischen Vibration bewirkt,
die sich In eine tonende am wandeln lässt.
Die festen Körper verhallen sich daher
dicken Versuchen gerade 50 wie das
rii<j Dumpfe. St.
382
Project der industriellen Wasserstoff- und Sauerstoffgewlnni
auf elektrolytischem Wege.
Von Prof. D. A. LATSCHINOW.
(„Berichte der kaiserlich runifcheo Technischen Geiellfchaft*'.)
(Schlass.)
V. Alarm-«Glocke.
Früher ist erwähnt worden, dass ein
jeden der Gase in einem Kantschnksack »oder
in dem Gasbehälter geleitet wird. So lange
der Gasbehälter nicht gefttllt ist, kann das
Gas leicht hineinströmen nnd das Niveau der
Flüssigkeit in der Glocke ist so hoch, wie
das in der Wanne. Wird aber der Sack (oder
Gasbehälter) überfallt, so wird das Gas,
welches keinen freien Ausgang findet, das
Niveau in der Glocke hemnterdrücken, was
zMt Folge haben wird, dass das Niveau in
der Wanne steigen und die Flüssigkeit bei der
Nni^c 7 ausfliessen wird. Man kann eventuell
ähnlicher Draht 36, stete in's Quecks
getaucht, seinerseite mit einer and
Schraube verbunden. Die Flüssigkeit, w<
durch die UeberfüUung des Gasbehälter
der Wanne ausfiiesst, füllt durch die Oeff
33 das Glasgefäss und fliesst dann ii
Flasche über dieNase34, Der Drucke der Flu
keit veranlasst das Steigen des Qaecksilbe
dem freien Knie der gebogen eo Gtasrähre
das Quecksilber muKs uothwcDdig den Fl
draht 40 berühren : dadtirch wird der
vanische Strom gschlo3«ea und die elektri
Klingel, die sich im Zioimer des Aufs<
befindet, in Thätigkeit gtitut. Um
431
unter der Nase eine Rinne anbringen, durch
welche die Flüssigkeit in ein dazu bestimmtes
Reservoir fliessen würde.
Es wäre nicht schwer, in diesem Re-
servoir eine Vorrichtung ansnbriogen, welche
die Kette einer elektrischen Klingel schliessen
könnie und im Zimmer des Aufsehers Lärm
schpftgcn würde. Eine ähnliche Vorrichtung
ift in Fig. 8 ersichtlich. Sie besteht aus
einem kleinen Glasgefässe 35, befestigt an
einem Ebonitdeckel 39, welch letstereu man
leicht auf den Hals einer gewöhnlichen
F]fl=iche 43 aufstecken kann. Im unteren
Theil des Gefässes ist eine gebogene Glas*
röhre 41 eingelöthet, die mit Quecksilber
gefüllt ist. Das freie Ende des Rohres ist
mit einem Ebonitstöpsel verschlossen, durch
welchen ein mit der Klemmschraube 38 ver-
bnnieDer Platindraht 40 gehl; der Draht
i&t nn dem Deckel befestigt. Ein anderer
Apparat in den ursprünglichen Zustan
bringen, genügt es, ihn aus der Fli
herauszunehmen und nach links bis
wagrechten Stellung neigend, die Flüssi
durch die Nase 34 aussngiessen ; das Qi
Silber fliesst dabei nicht aus, dank des
buges der Röhre 42.
VI. Druck-«Wannen.
Das in dem Gasbehälter gesammelt«
kann mittelst einer Schwarzkopfschen
ähnlich construirten Pampe in stäh!
Reservoirs hineingepumpt werden, weil
durch diese Pumpen hohe Spannungen en
kann. Doch kann man auch das Comprii
der Gase ohne Pampen ersielen, ic
man besondere elektrolytische Apparat«
wendet, die sogenannten Druck -W a n 1
Dieser Apparat ist in Fig. 9 ersichtlich
besteht aus einem cylinderischen Rese
383
aus Gassstahl, mit einem convexen Boden
nnd einem flachen oder anch convexen Deckel.
Der Deckel ist an den Körper mittelst
Schrauben nnd Bleibeilagen befestigt. Im
Inneren des Reservoirs befindet sidi eine
von ihm isolirte eiserne Röhre 5, die von
nnten dnrch eine gebogene Ebonitplatte g ge-
schlossen i8t.ZnrRöhre führt ein isolirterLeiteriT
darch die Wandung des Gefässes. Der Deckel
ist mit 2 Röhren versehen : centrales Rohr aO
und ein seitliches Rohr Co; in der MUndnng
eines jeden von diesen ist ein conisches
Ventil angebracht, in dem sich ein aus para-
finirtem Hols oder aus Metall (hohl) herge-
stellter cjlindrischer Schwimmer befindet,
der sich in einer mit Löchern versehenen
Röhre (in der Zeichnung nicht ersichtlich)
bewegt. An den Deckel ist such ein nicht
leitender breiter Körper, s. B. ein Cjlinder
aas Ebonit d angebracht, der zum Zwecke
der Gastheilung dient. Von den Rändern
dieses Körpers bis snr Ebonitplstte geht ein
Cylinder t aus Pflanzenpergtment, unten mit
einer Anzahl von Löchern versehen. Das Re-
Fig. 9.
servoir wird bis dreiviertel des Inhaltes mit
einer Lösung von Aetznatron gefüllt und
mit einem Deckel verschlossen. Beim Durch-
lassen des Stromes scheidet sich der Wasser-
stoff an den Wandungen des Stahlcylinders
selbst aus, der Stuerstoff auf der Oberfläche
des eisernen Rohres. Ein jedes der Gase
wird in die Trockenkammer geleitet, von wo
aus es durch ein eisernes oder stählernes
Rohr in den Gasbehälter gelangt, wo die
nöthige Comprimirung vor sich geht.
Die Grösse des Apparates (40—60 l
Flüssigkeit) ist derartig berechnet, dass der-
selbe auf einmal 4 «18 Wasserstoff (bei ge-
wöhnlicher Spannung) und 2 mS Sauerstoff^),
d. i. dasjenige Quantum , welches je ein eng-
lische!« Gasreservoir an comprimirtem Wasser-
-und Sauerstoff fassen. Da die Wasserstoff-
reservoire zweimal so gross als die für Sauer-
stoff sind, so sollte auch theoretisch die
Spannung in dem einen zweimal 50 gross sein,
wie im anderen. In der Praxis stimmt es aber
nicht immer und es könnte dieser Umstand
schädlich auf die Druck-Wanne wirken, das
Niveau in der einen Hälfte derselben
steigen, wobei die Flüssigkeit ausfliessen
könnte, ja sogar die beiden Gase sich
vereinigen. Zur Vermeidung dieses Uebel-
standes dienen die schwimmenden Ven-
tile a' t\ Wenn das Flttssigkeitsniveau in
der mittleren Abtheilung steigen sollte, so
wird das Ventil (a') die Oeffnung für das
ausströmende Gas verkleinem und eventuell
ganz schliessen; dadurch wird sich viel Gas
in dieser Abtheilung sammeln und das
Niveau herabdrücken, mit einem Wort : der
Gasdruck wird in beiden Abtheilungen der
Wanne derselbe sein, wenn er anch in den
Gasbehältern verschieden sein sollte.
Man kann die Druck- Wanne auch mit
einer schwachen Schwefelsäure füllen; in
diesem Fall muss man sie inwendig mit
Messing auslegen nnd die Central-Röhren-
Elektrode aus Kohle herstellen, was um-
ständlich und unbequem ist.
VII. Die elektrolytische Wanne für
den Hausgebrauch.
In denjenigen Fällen, wo man wenig
Gase bedarf, z. B. in Apotheken, Lehr-
anstalten, kann man die vereinfachte elek-
trolytische Wanne benützen ; sie besteht aus
einem Thon- oder paraffinirten Holzkasten
(Fig. 10) etwa 2 m lang, in welchen eiserne,
XO
Pf
XO
Ol
xpx
ff
*) Dacn benötbigt man drei Lti- r \\ it
«in Liter bei Zerlegung zwei Cul;' r- -
^ibtr — beim atmoBpbirischen Dn :'
Fig. 10.
dicht nebeneinander stehende Elektroden a
hineingestellt sind und den Kasten in Kammern
theilen. Zwischen den Kammern befinden
sich kurze, nicht leitende Scheidewände 6,
deren obere Ränder im Niveau der Kasten-
wände sind nnd von den unteren Pflanzen -
Pergamentblätter herunterhängen (in der
Zeichnung strichlirt). Die Batterie wird bis
zu dreiviertel des Inhalts gefüllt und mit
einem gnsseisemen oder Holzdeckel ver-
schlossen. Beim Durchleiten des Stromes wird
eine jede eiserne Platte von einer Seite als
Anode, von der anderen als Kathode wirken
nnd das entsprechende Gas ausscheiden. Zum
Ausströmen des Gases sind an den Seiten
kurze Röhrchen angebracht, die in der
Zeichnung mit Kreisen nnd Kreuzen gekenn-
zeichnet sind. Alle Köhrchen der ersten Art
sind nach vorn gerichtet und zu einem Rohe
vereinigt, aus welchem nun Wasserstoff aus-
strömt ; alle Röhrchen der zweiten Art sind
r ^h rii-ksva.' '.'c^jcntet und lassen Sauer -
■^ T [j ri- b _ y • ir^ \iV' i,j 1^ nc mit 40 — 44
FiiicHe kann
;iden4
384
welcher sie 5 — 7 Ampere entzieht und 40 bis
60 l Sanerstoff pro Stunde liefert. Praktisch
ist es besser, zwei halb so lange Wannen
zu nehmen.
VIII. Ausgaben bei dar SauerstofT- und
Wasserstoffge^winnung mittels Elek-
trolyse.
Zum Schlüsse dieses Aufsatzes finde ich
es für nothwendig, genaue Daten anzuführen,
auf Grund deren ein jeder Techniker sich
einen klaren Begriff von der Höhe der Aus-
gaben für Sauer- und Wasserstoff bilden kann
welche nach meinem Verfahren gewonnen
wurden.
Ich nehme an, dass zur Verfügung ein
50pferdiger Motor und eine entsprechende
Dynamomaschine von 1 10 Volt und 300 Am-
pere stehen.
Die innere Dimension der Wannen ist
öoX'OoX^l cw*; der Fassnngsraum einer
jeden ist 60 l Flüssigkeit.
Die Höhe der Wannen sammt der Glocke
ist 1*4 niy und sammt der Unterlage 1*6 m. *)
Wenn man zur Elektrolyse eine Aetznatron-
lösung und eiserne Elektroden benützen will,
so muss man 40 Wannen nehmen, welche in
zwei Reihen aufgestellt, mit den Nasen nach
vorn einen Raum von 5 m Länge und etwa
1*5 m Breite einnehmen werden. ZurFfillnng
der Batterie braucht man 2400^ Lösung;
dieselbe enthält 240% Aetznatron (spec.
Gewicht I'IIS, spec. Widerstand 3'OS Ohm
pro mfi). Es ist gut, die Batterie in einem
asphaltirten Raum, der gut gelüftet, mit eine«-
Wasserleitung versehen und von anderen
Localitäten getrennt ist, aufzustellen. Die
Leitungsdrähte von der Dynamomaschine
müssen kurz und dick sein.
Will man für die Elektrolyse Schwefel-
säure, Kupferwannen und Graphit-Elektroden
benützen, so muss man bei derselben Dynamo-
maschine eine Batterie von 48 Wannen auf-
stellen. Zu ihrer Fallung braucht man 3000 l
ungesäuerten Wassers, das 450% i^SVo)
starke Schwefelsäure (spec. Gew. der Lösung
1*103, spec. Widerstand 1*97) enthält.
Bei der Elektrolyse wiid ein Theil der
Flüssigkeit in Form von kleinen Blasen, die
von der Trockenkammer bleiben, mit-
gerissen. Wenn angenommen wird, dass bei
der Darstellung von 100 mS Sauerstoff und
200 m9 Wasserstoff 10 {Flüssigkeit mitgerissen
werden , so stellt sich heraus, dass zur Neutra-
lisation des mitgerissenen Aetznatron aus der
basischen Wanne 1*25 kff Schwefelsäure und
zur Neutralisation der aus der sauren Wanne
mitgerissenen Schwefelsäure 1*05 Aetzkalk
benöthigt wird. In der Praxis müsste man
selbstverständlich diese theoretischen Zahlen
verdoppeln. Der aus der Trockenkammer
herausgenommene Bimsstein kann im heissen
Wasser gewaschen und dann getrocknet werden,
*) Wannen diMer Dimensionen könnten leicht
1000 Amp. aushalten, doch ist es nicht vortheilbaft
einen so starken Strom darchziüeiten, weil die zur
Ueberwindung des inneren Widerstandes (r i^) nötbige
Kraft laicht zn gross werden kann und die Batterie
sich »tark erwiirmen könnle.
um wieder brauchbar zu sein; der Kalk
nicht mehr zu verwenden.
Die 50pferdige Dynamomaschine '
300 Amp. und iio Volt liefert 2'75m8 Sei
Stoff und 5*5 m8 Wasserstoff pro Stnn
folglich dauert die Darstellung von lo
Sauerstoff und 20omS Wasserstoff 36 Stonc
wobei 150 Z Wasser zerlegt werden. Da:
muss jede 3. bis 4. Stunde ein entsprechen
Quantum condensirten Wassers hinzugegoi
werden. Die gewonnenen Gase kann maj
zwei Gasbehälter entsprechender Gri
sammeln.
Auf Grundlage des Obenerwähi
stellen »ich die Kosten der Wasserstoff-
Sauerstoffgewinnung mittelst Elektrolyse
folgenden Factoren zusammen:
A) Aufstellung.
1. Dampf- oder Wassermotor von 50 j
2. Dynamomaschine von iio Volt
300 Amp.
3. Dicke Leitungsdrähte.
4. Amp^remeter.
5. Voltameter.
6. Comutator.
7. Reostat
8. Zwei schmelzbare Sicherheitsvor-
richtungen.
9. Eine Batterie ans 40 — 48 Wannen.
10. Zwei Trockenkammern.
11. Kurze Verbindungs-Kautschukrohre.
12. Blei-Gasleitungsrohre, die zu den C
behältem führen.
13. Zwei Gasbehälter (oder einige K
schuksäcke).
B) Betriebskosten,
berechnet für loom^ Sauerstoff und 20
Wasserstoff in runden Zahlen.
1. Eine Pferdekraft pro Stunde 4 Kopel
folglich 50 HP in 36 Stunden . 7200P
2. Verbrauchter Aetsnatron .... 0"io
3. Schwefelsäure in den Trocken-
kammern zur Neutralisation des
mitgerissenen Natron; theore-
tisch 1*15 X:^ und praktisch 2 kg 0*10
4. 200 1 Wasser und Gyps für die
Trokenkammern 0*20
5. Montage der ganzen Einrichtung
3--4 Arbeitstage (36 Stunden) . 2*0
6. Beaufsichtigung der Elektrolyse
während der ganzen Zeit ... 5*0
Summa 7 9*40 R
Daraus folgt, dass imS Sauerstoff i
27718 Wasserstoff etwa auf 80 Kopeken i
I Cubikfuss Sauerstoff und 2 Cubikfuss Wssi
Stoff auf 2*3 Kopeken zu stehen kommeo,
Amortisation des Anlagecapitals äusserte
lassend, welche je nach den Umstand
ziemlich verschieden sein kann. Bei A
Wendung eines Wassermotors verringern si
die Gaskosten auf ein Drittel bis ein Viert
Die Berechnung zeigt zumindest c
Richtigkeit des von mir anfangs Gesagte
dass die Kosten des elektrolytischen Wsssc
Stoffes nicht höher sind, als die desselb«
Gases, auf chemischem Wege dargestellt.
A. B
385
Nachrichten aus Ungarn.
Projectlrte Strassenbahn Im Be-
reiche der Stadt UJvid^k (Neusatz).
(CoocegslontertheiloDg.) Die Commanal-
Verwaltnng der köngl. FreisUdt Ujvidac hat,
vorbehaltlich der oberbehördlichen Geoeh«
migoog, der BaaaDtemehmangsfirma Winter-
nitx & Comp, die Bewilligung cum Ban
and Betrieb einer die wichtigsten Verkehrs-
adern der Stadt umfassenden Strassenbahn
ertheilt. Die Anwendung von Pferdebetrieb
ist prindpiell ausgeschlossen und wird als
Motor Dampf* oder elektrische Kraft, in
letsterem Falle als Hochleitung, ansuwenden
sein.
Budapester Stadtbabn - Gesell-
schaft für Strassenbabnen mit elek-
trischem Betriebe. (Genehmigung des
Ausbaues der Donauquai-Linie.) Der Buda-
pester Municipal-Ausschuss hat in seiner am
7. Juni 1. J. abgehaltenen Generalversamm-
lung, vorbehaltlich der Genehmigung der
betheiligten Ministerien, den von der Direc-
tion der Budapester Stadtbahn-Gesellschaft
f^ Strassenbabnen mit elektrischem Be-
triebe projectirten und von der Munidpal-
behörde im Principe gutgeheissenen Ausbau
einer an die Ringstrassenlinie Borärosplatz
anschliessenden und längs dem Donauquai
vorläufig bis zum Petöfiplatze führenden elek-
trischen Bahn mit Canalleitung genehmigt. Bei
diesem Anlasse wurde femer derBeschluss ge-
fasst, in einer an die Regierung gerichteten Re-
präsentanz die Genehmigung der Verlänge-
rung dieser Linie bis zur Akademie im An-
schlüsse an die zum Stadtwäldchen führende
gesellschaftliche Linie zu erbitten .
Budapester Stadtbahn - Actlen-
gesellschaft für Strassenbabnen mit
elektrischemBetriebe.(Technisch-polizei*
liehe Begehung neugelegter Doppelgeleise.)
Am 20. Juni fand unter Führung des Mini-
sterialsecretärs Josef S t e 1 1 i n a und mit
Beiziehung der Vertreter der interessirten
Staats-, Comitats- und Munidpalbehörden die
technisch-polizeiliche Begehung jener Strecken
des gesellschaftlichen Betriebsnetzes statt, inner-
halb welcher neuester Zeit ein zweiter Ge-
leisestrang gelegt wurde. Die Commission
constatirte, dass die mit Canalleitung neu
gebauten Linien in vollkommen betriebs-
fähigem Zustande sind, und wurden dieselben
sofort dem Verkehr übergeben.
Eine elektrische Anlage in Buccari bei Fiume.
Das kleine nur 3000 Einwohner zählende,
an der, einen prächtigen natürlichen Hafen
bildenden Bucht gelegene Städtchen Buccari
bei Fiume, welches sich innerhalb kurzer
Zeit aus eigener Kraft zu der Höhe eines
klimatischen Cnrortes und Seebades erhoben
hat, hat Dank der Thatkraft seines Barger-
meistert seit Kurzem eine bemerkeuswerthe
Kraftflbertragungsanlage, sowie auch die
elektrische Beleuchtung erhalten. Das Muni-
dpium von Buccari fährt nämlich in eigener
Regie ein Mahlwerk, welches in alther-
gebrachter Weise primitiv mit Mühlrädern
betrieben wurde. Die Gemeinde projectirte
nun eine vollständige Umwandlung des alten
Mahlwerkes, ein Project, welches gleichzeitig
mit der Umgestaltung auch eine Erweiterung
der Anlage im Gefolge hatte. Das Muni-
dpinm beauftragte die Internationale
Elektricitäts-Gesellschaft in
Wien, welche bekanntlich das Elektricitäts-
werk in Fiume eingerichtet hat, mit der
Durchführung des Projectes, welches seiner
Wesenheit nach die folgenden Herstellungen
umfisst. Zunächst wurde die Betriebsweise
geändert, indem die Mühlräder durch eine
Turbine ersetzt wurden, dann wurde für
jene Zeit, wo auf die Wasserkraft nicht zu-
versichtlich gerechnet werden kann, zur
Reserve eine Dampfanlage eingerichtet, und
endlich ist in Verbindung mit diesem Mahl-
werke eine elektrische Einzelanlage installirt
worden, welche für die Zwecke der öffent-
lichen und privaten Beleuchtung benützt
* ^ Die Turbir- ä— — ^ Ganz & Co.)
besitzt eine Leistungsfähigkeit von 20 HP
und betreibt allein das gesammte Werk, so-
wohl für die Mahlzwecke als auch für die
Beleuchtung. Die Turbine betreibt fünf
Mahlgänge und eine Roll- und Schälmaschine
für die verschiedenartigsten Getreidesorten.
Die Reserve-Dampfanlage besteht aus einer
stabilen I>ampfmaschine von 20 EP nebst
entsprechender Kesselstärke. Für die Zwecke
der elektrischen Beleuchtung ist eine Gleich-
stromdynamo für 6500 Watt angestellt. Die
Stromspannung beträgt 100 Volt. Die Be-
leuchtungsanlage umfasst 50 Glühlampen für
die Beleuchtung der Strassen der Stadt,
weldie auf zierlichen Kandelabern montirt
sind, und 120 Glühlampen, wdche pri-
vaten Beleuchtungszwecken dienen. Die
Internationale Elektricitäts-
Gesellschaft hat binnen ganz kurzer
Zeit die gesammten Einrichtungen für die
Mühle und die elektrische Beleuchtung aus-
geführt und vollendet, und hat am 16. Juni 1. J.
die Inauguration des Betriebes stattgefunden,
welche die tadellose und zufriedenstellendste
Function sämmtlicher Einrichtungen ergab.
Die Sudt Buccari feierte in festlicher Weise
speciell die Einführung der elektrischen Be-
leuchtung und gab ihrer Anerkennung für
dielnternationale-Elektricitäts-
Gesellschaft und den Betriebsleiter
des Fiumaner Elektridtätswerkes, Herrn In-
genieur Carlo Centurione, welcher die
Arbeiten in Buccari in bewährter Weise
leitete, in schmeichelhaftester Weise Aus-
druck. Sehr.
29
386
Die elektrischen Bahnen in Berlin.
z. Die elektrische Hochbahn.
Die Pessimisteo, die da annahmen, dass
trotz der gegentheiligen Versicherungen ans
dem Rathhanse in Berlin die Angelegenheit
der elektrischen Hochbahn auf die lange
Bank verschoben werde, haben nicht Recht
behalten. Das „Berl. Tagebl.* schreibt
hierüber: Der Stadtverordneten-Versammlang
ist soeben die Vorlage sngegaogen, welche
den Bau der Bahn von der Warschauer
Brücke nach dem Zoologischen
Garten betrifft. Die Versammlung wird
ersucht, der Abschliessung eines Vertrages
mit der Firma Siemens & Halske zu-
zustimmen, der im Wesentlichen folgenden
Inhalt haben soll :
§ I. Hauptleistung der Stadt-
gemeinde. Die Stadtgemeinde Berlin er-
theilt der Firma Siemens & Halske ihre Zu-
stimmung zur Benutzung (zwecks Herstellung
und Betriebes einer elektrischen Hochbahn)
derjenigen städtischen öffentlichen Strassen,
Wege und Plätze, welche, und soweit sie
zur Herstellung der Bahn erforderlich sind.
Zu gleichem Zwecke und in gleichem Um-
fange gestattet die Stadtgemeinde der ge-
nannten Firma die Benatzung derjenigen
städtischen Grundstücke, welche nicht öffent-
liche Strassen, Wege oder Plätze sind,
gleichgiltig, ob sie für die Zukunft zu diesem
Zwecke bestimmt sind oder nicht.
§ 2. Benutzungsart. Die Be-
nutzung wird im Wesentlichen darin be-
stehen, dass die Firma Siemens & Halske
Stützen und Pfeiler aufstellt, welche be-
stimmt sind, den Bahnkörper zu tragen. Das
Nähere zu bestimmen, bleibt der Prüfung
des von der Firma vorzulegenden Projectes
vorbehalten.
§ 3. Bahnlinie. Die Bahn wird
vorbehaltlich der Feststeilung im Einzelnen
in folgendem Zuge hergestellt werden:
Warschauer Brücke (Bahnhof der
Stadtbahn), neu zu erbauende Oberbaum-
Brücke, Com m u nicat t o n s weg am
Schlesischen Thor, Skalitzer-
s t r a sse, a m K o t tb n se r T h o r, am
Wasserthor, Gitschinerstrasse,
am Halle 'sehen Thor, Halle'-
aches Ufer, unter gleichseitiger Ueber-
9chreitung des Canals und der Bahn nach
der Luckenwalderstrasse und der
Uebeischreitung der Potsdamer Bahn nach
dem Dennewitzplatze, Bülow-
atrasse bis Weichbildgrenze au
der Ziethenstrasse. In der Höhe der
Luckenwalderstrasse wird im Wesentlichen
untei der Benutzung des Bahnkörpers der
Potsdamer Bahn und anderer nicht städtischer
Grundstücke ein Abweg nach Norden bis
in die Gegend des Vorplatzes vor dem Pots-
damer Bahnhofe geführt werden.
§ 4. Dauer. Die Dauer dieser Zu-
stimmung und Genehmigung beträgt 90 Jahre
und beginnt mit dem Datum der staatlichen
Genehmigung.
§ 5. Gegenleistung derF
Siemens & Halske. Die Firma
während der Dauer dieser Zustimmun]
Genehmigung für die Benutzung allji
ein Entgelt, welches sich nach Pn>
von der gesammten Brutto-Einnahme ai
Beförderung von Personen und Güter
schliesslich des Abonnements bere
Findet eine Beförderung von Gütern
statt, so kommt die gesammte Bmtt
nähme aus der Beförderung von Pei
einschliesslich der Abonnements in B«
nnng. Das Entgelt beträgt bei einer E
Einnahme bis zu 6 Millionen gleich 2^/^
6 bis 7 Millionen gleich 21/4^/0* ^on
8 Millionen gleich 21/2^/0, von 8 bis <
Honen gleich 28/40/^, von 9 bis 10 Mil
gleich 30/Q, von 10 bis 11 Millionen
3 V4%t von II bis 12 Millionen gleich 3
von 12 bis 13 Millionen gleich sV^/o
13 bis 14 Millionen gleich 3V«^/o« ^^^
15 Millionen gleich 3V8®0' ^0° *
16 Millionen und darüber 4O/0 (diet<
centsätze bilden die Hälfte der der P
bahn-Gesellschaft gegenüber festgestc
§ 6 spricht von der H e r s t e 1
und Unterhaltung der Bahn,
§ 7 von der Inbetriebsetc
spätestens vor Ablauf von vier Jahren
der städtischen Genehmigung.
§ 8. Fahrplan. Die Firma is
pflichtet, die Beförderung der Pei
nach beiden Fahrrichtnngen in Z w i s <
räumen von höchstens fünl
nuten zu bewirken, und zwar in dei
naten Mai bis October von Morgens S\
bis Nachts 12 1/2 Uhr, in den Monatei
vember bis April von Morgens 5V2 U
Nachts 12 Uhr. Nur in den ersten M<
stunden und in den beiden letzten I
stunden soll eine Verlängerung der Zwl
räume zulässig sein.
^c §§ 9 — 'I sprechen von den
werb der Bahn seitens der S
gemeinde während der Dauer de
nehmigung,
die §§ 12 — 13 von den Re<
Verhältnissen beiErlÖschei
Zustimmung undGenehmif
bezw. von dem Uebergang an Rechti
folger.
§ 14. Anschluss fremder Bai
Die Firma muss sich den Anschluss fr
Bahnen gefallen lassen, u. zw. nicht 1
der Art, dass bautechnisch ein solche
gestellt wird, sondern auch in der Art,
sie verpflichtet ist, die fremden Wagen
Züge im eigenen Betrieb und unter
eigenen Beförderungsbedingungen
weiter zuführen. Ein entsprechendes
kommen mit der fremden Gesellschi
treffen, wird der Firma überlassen.
§ 15. Als einmaliger Beitrag zi
Kosten des Baues der Oberbaumbrttcl
die Ueberführung der elektrischen
bahn über diese Brücke zahlt die Fin
die Stadt die Summe von 170.000 Mi
387
§ i6. Sicherheitsbestellung.
Die Firma bat in ttblicher Weise Sicherheit
zn bestellen, n. zw. in solcher Höhe, dass
ans der bestellten Sicherheit derjenige Auf-
wand gedeckt werden kann, welcher im Falle
einer Beseitigung der Anlage nothwendig
werden würde. Nach der Bestimmung des
§ 17 trägt die Firma die su entrichtende
Stempelsteuer.
a. Die elektrische Niveanbahn „Gesund-
brnnnen-Pa nko w" .
Die der Stadtverordneten- Versammlung
zugegangene Vorlage des Magistrates fiber
den Bau der elektrischen Hochbahn War-
schauer Brücke- Zoo log is ch e r
Garten enthält auch eine Mittheilung über
den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen
betreffs des Baues der elektrischen Niveau-
bahn Gesundbrunnen - Pankow.
Dieselbe lautet:
„Was die Anlage einer elektrischen
Niveaubahn vom Gesundbrunnen durch die
Prinzenallee bis zur Weichbildgrenze und
weiter bis nach Pankow anbetrifft, so ist mit den
Stellvertretern der Firma (Siemens & Halske)
zwar auch hierüber verhandelt, jedoch sind
die Verhandlungen noch nicht so weit vor-
geschritten, dass bestimmte Vorschläge ge-
macht werden könnten. Mit Rücksicht jedoch
darauf, dass die Nachbargemeinde sehr
grosses Gewicht darauf legt, dass mit dem
Baue der Bahn schon in diesem Jahre, wenn
irgend thunlich, begonnen werden könne,
haben die städtischen Commissarien in
Uebereinstimmung mit den Vertretern der
Firma vorgeschlagen:
Es soll der Firma Seitens der Bau-
gemeinde Berlin gestattet werden, schon
jetzt den Bau auf Berliner Gebiet su be-
ginnen ; die Firma verpflichtet sich dagegen,
bis zum Ablauf von zwei Jahren nach dem
Beginne, falls bis dahin eine Einigung
zwischen ihr und der Stadtgemeinde Berlin
nicht herbeigeführt ist, entweder in dem
durch das Gesetz vom 28. Juli 1892 vor-
geschriebenen Verfahren die Herbeiführung
der erforderlichen Zustimmung der Stadt -
gemeinde Berlin in den Weg zn leiten, oder
anter Beseitigung der Bahnanlage den jetzigen
Znstand der Berliner Strassen wieder herzu-
stellen.
Da wir in diesem Vorschlage nirgends
eine Gefahrdung städtischer Interessen, wohl
aber eine wesentliche Förderung des allzeit
begehrten neuen Verkehrs-Untemehmens er-
blicken, haben wir beschlossen, dem Vor-
schlage gemäss zu verfahren, bringen dies
auch hierdurch zur Kenntnis» der Stadtver-
ordneten-Versammlung und bemerken endlich,
dass wir mit der Firma durch weiter zu
führende Verhandlungen zu vereinbarende
Zustimmung seinerzeit der Versammlung
zur Beschlusifassung übersenden werden.*^
Der Magistrat theilt schliesslich noch
mit, dass die Verhandlungen über die Ei n-
richtung eines elektrischen Be-
triebes auf den schon vorhandenen
Geleisen der Berliner Pferde-
Eisenbahn-Gesellschaft J. Lest-
mann & Comp, durch den Tod des Directors
D r e w k e ins Stocken gerathen sind.
3. Elektrische Bahnanlagen in den Vor-
orten.
Der für die westlichen Vororte von der
Firma Siemens & Halske geplante elektrische
Bahnbetrieb wird fünf Linien umfassen. Die
erste geht vom Anhslter Bahnhof in Gross-
Lichter felde über Lankwitz nach dem Steg-
litzer Bahnhofe; die zweite verbindet die
schon bestehende elektrische Bahn in Gross-
Lichterfelde, unter Benutzung der Schützen-
strasse mit dem Bahnhofe Steglitz ; die dritte
führt vom Bahnhofe Südende bis zur Ein-
mündung der Mariendorferstrasse in die
Albrechtsstrasse in Steglitz und voo hier
aus nach dem Bahnhof des genannten Ortes ;
die vierte geht vom Bahnhof Steglitz nach
dem Grunewald, und die fünfte betrifft die
bereits bestehende Strecke in Gross-Lichter-
felde. Die ersten drei Linien sollen spätestens
7 Monate nach erfolgter Genehmigung dem
Verkehr übergeben werden, Linie 4 soll in
Angriff genommen werden, sobald die Ge-
nehmigung zn ihrer Verlängerung bis Station
Hundekehle ertheilt ist. Auf allen Linien
soll 15 Minuten- Verkehr eingerichtet werden,
die 10 Pfennig-TheiUtrecke ist auf 2 km
bemessen, Gepäckstücke, welche das Publikum
belästigen, müssen beim Wagenführer gegen
eine Gebühr vom 10 Pfennige abgegeben
werden, doch soll eine Verpflichtung zur Be-
förderung solcher Gepäckstücke nicht be-
stehen.
Aus Italien/)
Die Abtheilung fttr den Telegraphen-
dienst in der Ausstellung su Mailand.
Wie bekannt, wurden die vereinigten
AnssteUnngen zu Mailand am 6. Mai 1. J.
durch König Humbert I. eröffnet.
Diese Abtheilung umfasst einen vier-
fachen Apparat Baudot, einen in duplo
montirten und mit den diesbezüglichen
Perforatoren versehenen Apparat Wheat-
stone, eine Maschine Hughes, einen Tisch
*7Aui „LKlettricisU". 7. 1894.
mit der Gruppe Morse, einen Commutator
für Linien und für Batterien, einen Kasten
mit 150 .italienischen Säulenelementen,
16 Accumulatoren mit Diaphragma Type
Gaudini, sowie alle anderen dazugehörigen
Apparate. Alle diese sind vollständig montirt
und können sowohl local functioniren als
auch mit der Centralstelle in Verbindung
gesetzt werden.
Bei dieser Gelegenheit mag noch Fol-
gendes erwähnt werden. Bei dem nach Er-
29*
388
öfFnung der Ausstellang sofort nntemommeneii
Rundgang verweilte der König mit sicht-
lichem Interesse in der Abt heilang für Tele-
graphie. Während er noch den Apparat
Baudot einer genaueren Besichtigung unter-
zog, wurde von diesem ein an den König
direct gerichtetes Telegramm abgegeben, das
von den in der Centralstelle in Mailand
Angestellten herrührte.
Elektrische Beleuchtung.
Novar a.
Die Anlage dient sowohl für die öffent-
liche Beleuchtung als auch für Private und
zur Kraftvertheilung. Zwei Turbinen über-
tragen die Bewegung auf eine D3rnamo mit
dreiphasigem Wechselstrom. Durch die
1500 m lange Linie mit drei Conductoren
wird der Strom von 3000 V. in die Stadt
geleitet, woselbst sich drei Transformatoren
befinden, die ihn in einen Wechselstrom mit
niedrigem Potential für die ö£fentliche Be-
leuchtung verwandeln. Für die privat
leuchtung und zur Kraftverthdlung
der Wechselstrom durch zwei Elektrom<
in einen Gleichstrom umgewandelt
VercellL
Die neue Tramwajstation wurde
lieh mit der elektrischen Beleuchtunj
sehen. Die Anlage besteht aus einem D
motor von 40 HP und einer D3mmm
abwechselnd die Glühlampen speist on
Accumulatoren-Batterie ladet.
Messina.
Nachdem das Gas von schlechter Qi
und ziemlich kostspielig ist, plant,
einem Berichte des Consuls der Vereii
Staaten Charles M. Cautry, eineC
Schaft die elektrische Beleuchtung einsnfli
Auch die Tramway-Gesellschaft, mit
Betriebslinie von Über öoibn, beabsi
die ElektricitSt als Betriebskraft anzuwc
Kleine Mittheilungen aus Russland.
(Aus ,,Elektritschestwo.*)
f
i,
Dynamomaschinen für den Schul-
gebrauch. Im Auslande ist es möglich,
nach dem Bekanntwerden irgend einer be-
deutenden Erfindung auf dem Gebiete der
Elektricität, wie z. B. die Versuche von
Hertz, Tesla etc., der studirenden
Jugend diese Versuche ad oculus zu de-
monstriren.
Bei uns (in Russland) ist dies sehr
schwer möglich, da die zu diesem Zwecke un-
bedingt nothwendige Dynamomaschine sehr
hoch zu stehen kommt und auch selten in
so kleinem Maassstabe erzeugt wird. Erst
vor Kurzem fing die Firma „Fürst
T e n i s c h e w (B r e g e)'' an ähnliche
Apparate zu erzeugen; auch haben einige
Niederlagen Petersburgs und Moskaus den
Lehranstalten Dynamos o£ferirt, jedoch zu
sehr hohen Preisen: 300^400 Rub. für
eine Maschine von 50 Volt und 5—6 Amp.
und Handbetrieb.
Darum ist es nicht überflüssig, eine all-
gemein unbekannte Thattache zu erwähnen,
dass man auch für den Preis von 129 bis
150 Rub. Dynamomaschinen bekömmt, welche
von zwei Mann in Betrieb gesetzt, bei
II 00 Touren des Ankers, 50 Volt und
5 — 10 Amp. geben. Eine derartige Dynamo-
maschine befindet sich im Mädchen-Gym-
nasium in der Stadt Kostroma und liefert
den Strom für sieben Glühlampen und eine
hellleuchtende Bogenlampe.
Erzeugt wurde diese Dynamomaschine
inKineschma (Gouvernement Kostroma)
von der Fabrik für elektrotechnische Appa-
rate des A. J. B ü c h s e n m e i s t e r, und
zeichnet sich durch ihre einfache Construction
aus. Der EUektromagnet besteht aus einem
horizontal liegenden Arm, von welchem nach
links und rechts zwei Polerweiterungen ab-
zweigen. Angeschraubt ist die Maschi
ein starkes Brett, welches auf einem
eisernen Gestelle befestigt ist Unter
Brette befindet sich eine Welle, an
beiden Enden Kurbeln angebracht sind
einem Ende befindet sich auch ein Sch^
rad. Unten im Gestelle ist eine zweite ^
auf welcher wiederum ein Schwungrac
und ausserdem eine Riemenscheibe;
zwei Riemen ist die untere Welle mil
oberen und der Dynamomaschine verbi
Das Uebersetzungs-Verhältniss der Mm
ist I : 25. Der Anker von 15 cm £
messer hat 32 Sectionen, Der Elektrono
ist aus einem ganzen Stücke weichen
eisens. Bei der erzeugten Potenzialdifi
ist diese D3rnamoma8chine gleichwerth^
einer Bunsenbatterie aus 30 Elementen,
solche Dynamomaschine kostet 150 I
Vie^ besprochen wurden in Rni
die elektrischen Boote auf
Weltausstellung in Chicago und es 1
besonders hervorgehoben, dass es (Qi
land, bei der grossen Anzahl von F
und Seen, rathsam wäre, derartige
als Verkehrsmittel zu gebrauchen,
wähnte das Gute in der Feme und es
doch so nahe! Man nahm an, dass die
wahrscheinlich sich praktisch
weisen werden und — sie haben sich
längst bewährt.
Die Pulverfabrik in Ochta (in der
von Petersburg) besitzt ein elektrisches
mit 42 Accumulatoren, System W
Type 723, ™it ^^^ Fassungsvermögen
145 Ampere-Stunden, bei einer Stromi
bis 30 Amp. bei etwa 75 Volt, folglicl
braucht der Gram m'sche Elektroi
2250 Watt und entwickelt eine mechai
889
Arbeit (mittelst der Schranbenwelle) von
^ — 2*25 EP. Während der ganzen Navi-
gntiootzeit schleppt das Boot täglich
3 — 4 Waarenboote dnrch eine Strecke von
7 Werst ZQ den Palvermagasinen.
Das Boot arbeitet Torzflglich anch gegen
den Wind, jedoch ziemlich langsam und
braucht fOr die 7 Werst etwa 1V4 Standen.
Ohne Waarenboote, jedoch mit 15 Mann be-
lastet, legte das Boot diese Strecke in
50 Minuten zuriick. Das Boot functionirt
ununterbrochen seit drei Jahren und befindet
sich jetzt noch — ohne jedwede Reparatur —
im Betriebe. Die Anwendung eines Dampfers
war in diesem Falle, wegen der grossen
Feuergefahr beim Pulvertransporte ausge-
schlossen. Ausserdem mflsste beim Dampfer
•ein geschulter Heizer sein, während die
'Wartung der elektrischen Boote von einem
intelligenten Taglöhner geschieht.
Erwähnenswerth ist der folgende, dem
vorhergehenden ähnliche Fall. Auf der
IV. Elektrischen Ausstellung in
Petersburg exponirte ein gewisser
M. N. Benardoss Zeichnungen, auf
denen die Construction eines Apparates zum
Zwecke des Verkupfems der Schiffskörper
auf elektrolitischem Wege ersichtlich war.
Die grosse Bedeutung dieser Erfindung ist
ausser jedem Zweifel — das Publikum Hess
jedoch diese Arbeiten unbeachtet. Nun hat
aber vor einiger Zeit der Amerikaner Thomas
C r e e n dieselbe Erfindung gemacht, seine
Apparate sollen denen Benardoss^ „sehr
ähnlich sein*' — sofort haben die Amerikaner
«die M^^P Copper Coating Company" ge-
gründet.
Sine neue Krscheinung bei der
-elektrischen Entladung. Vor Kurzem
beobachtete N. D. Piltschikow Fol-
gendes bei der elektrischen Entladung: Der
positive Pol der V o s s'schen Maschine ver-
bindet sich mit der metallischen Spitze, die
auf der Oberfläche eines mit Ricinusöl ge-
fttllten Metallgefässes befestigt, welches Ge-
fäss wiederum mit dem negativen Pol der-
selben Maschine verbunden ist ; unter der
Spitze bildet sich dann eine grössere Ver-
tiefung, in deren Centrum eine neue Ver-
tiefung erscheint, wenn die Metallspitse der
Oeloberfläche genähert wird. Hält man
zwischen der Spitze und der Oberfläche
einen kleinen Schirm,* so bildet sich unter
dem letzten eine Erhöhung bis zur normalen
Oberflächenhöhe ; die Erhöhung hat die Form
des Schattens, den der Schirm werfen würde,
falls die Spitze ein leuchtender Paukt wäre.
Die Aehnlichkeit mit dem Schatten ist be-
sonders stark, wenn der Schirm aus Glimmer
verschiedener Form ist. Dasselbe wird beob-
achtet, wenn die Spitze negativ geladen ist.
Diese Versuche erinnern an die bekannten
Versuche Crook's.
Apparat zur Verstärkung des
elektrischen Stromes. Herr Burnowsky
schlägt Folgendes vor : Der Ringanker hat drei
Umwicklungen Gramm'scher Type, eine auf der
anderen, dem Collector entsprechend, jede mit
ein paar Bürsten. Der Strom von einigen Ele-
menten wird durch die Bürsten und den
Collector zur inneren Umwicklung geleitet
und der Anker in Bewegung gesetzt. In der
Seele des Ankers bilden sich Pole, welche
die Induction des Stromes in der zweiten
Umwicklung bewirken. Ein Theil dieses
Stromes zweigt zur dritten Umwicklung ab,
u. zw. derart, dass dadurch ein verstärktes
magnetisches Feld entsteht, in Folge dessen
wird der Strom in der zweiten, folglich anch
in der ersten Spule verstärkt, und so weiter,
bis zu gewissen Grenzen. A. B.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Dl« Anmeldongsn bleiben aoht Wochen sor Binticbtnabme Öffentlich anigelegt. Nach | 24 des
Pstent-Geeetsee kann Innerhalb dieser Zelt Einsprach gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau beeorgt Abschriften der Anmeldungen
und fibemimmt die Yertretnng in allen Einspruchs-Angeleg^iiheiten.
<nas8e
21. M. 10.638. Aus mehreren Abtheilungen
susammengebauter Anker für Wechsel-
strom Maschinen. — Maachinenfabrik Oer*
likcn in Oerlikon bei Zürich.
^ U. 822. Neuerung an gitter förmigen
Elektroden. — Eduard Preston Uaher
in Grafton.
„ H. 14.146. Synchroner Wechselstrom-
Motor mit nacktem, sternförmigem Eisen-
anker. — ^Helioa^f Actiengetelltchaß/ür
elektrUche» Lidit und Ttlegraphtnbau
in Köln-Ehrenfeld.
Classe
21. P. 6876. Ankerkern für elektrische Ma-
schinen. — Haivry Penn in Upper-Nor-
wood bei London.
„ Seh. 9580. Bogenlampe. — Br. Schramm
in Erfurt.
f, A. 3409. Einrichtung, um an elektro-
magnetischen Apparaten die Einflüsse
der Hysteresis zu beseitigen. — Br, Ab^
dank'Äbakanowicz in Paris.
„ W. 9661. Gleichlaufvorrichtung für Mo-
toren, deren Drehungsgeschwindigkeit
mittelst eines Elektromagneten geregelt
wird. — JuL H. West in Friedenau.
390
LITERATUR.
1
/.v
Einführung in die Max\vell'8Cbe
Theorie der Klektricität. Mit eiDcm
einleitenden Abschnitte Über dos Rechnen
mit Vectorgrössen in der Physik. Von Dr.
A. F ö p p I, Professor an der Universität
Leipzig. Verlag von B. G. T e u b n e r.
Leipzig 1894. Geh. n. Mk. 10. — .
Bis vor einigen Jahren waren fast aus-
schliesslich nor englische Physiker Ober-
zengte Anhänger der M a x w e 1 Tschen Elek-
tricitätslehre. Wenn auch auf deutschem Boden
diese Theorie grosse Beachtung fand, so
war man doch zu sehr im Banne der Fern-
wirknngslehre befangen, um sich vollständig
in sie einleben zu können. Erst als Hertz
die Folgerungen der M a x w e 1 l'schen
Theorie durch seine entscheidenden Ver-
suche bestätigte und sich dieser grundsätzlich
zuwandte, war der Wendepunkt gekommen.
Heute denkt man auch in Deutschland kaum
noch daran, in der Richtung des Weber-
schen Elementargesetzes weiter zu arbeiten.
Nicht nur der Physiker vom Fach, der
Lehrer und Scudirende der Physik, sondern
namentlich auch der wissenschaftlich gebildete
Elektrotechniker mnss sich mit den
Grundzügen dieser Theorie bekannt machen,
in der man heute die bleibende Grundlage
jeder physikalischen Forschung auf diesem
Gebiete erblicken darf. Hiedurch entstand
auch das Bedürfniss nach einer möglichst
allgemein verständlichen, dabei aber doch
wissenschaftlich strengen Darstellung der
M a X w e 1 Pschen Theorie, und diesem Be-
dürfnisse hat der Autor des vorliegenden
Buches in vorzüglicher Webe abgeholfen.
Professor Boltzmann^s Vorlesungen
über M a X w e 1 l's Theorie (Leipzig, Verlag
von Barth) beweisen nur, dass das Be-
dürfniss nach Verallgemeinerung der hoch-
wichtigen Lehren M a x w e l l's auch von
maassgebendster Seite anerkannt wurde.
Wir können das Werk F ö p p l's allen
Jenen wärmstens empfehlen, welche mit den
modernsten Anschauungen über das Wesen
der Elektricität, besonders rücksichtlich der-
selben im Zusammenhang mit dem Wesen
des Lichtes, bekannt werden wollen. Dass
der Leser hiebei in die Rechnungsweii
Vectoren eingeführt wird, gereicht
jenigen, der mit exact Wissenschaft
Leetüre sich befasst, gewiss nicht
Schaden. F ö p p l*s Darstellung ist
präcise und klare ; die Ausstattuni
Buches eine vortreffliche.
WlrkuDgs^veisa, Prüfung
Berechnung der Wechselstrom-Ti
fonnatoren. Für die Praxis bearbeite
Clarence Paul F e I d m a n n, Ingenien
städtischen Elektricitätswerkes zu Köln 1
I. Theil. Mit 103 Abbildungen. .1
preis Mk. 6. — . Leipzig, Verlag von
Leiner. 1894. (Der II. Theil — der S
des Werkes — erscheint noch im
dieses Jahres.)
Das vorliegende Werk ist hervorgeg
aus dem Bestreben, das Gebiet der Transl
torentechnik auch Demjenigen zu erschli
dessen praktische Thätigkeit oder natt
Aülage das Studium rein mathematisc
haltener Werke erschwert oder versaj
unterscheidet sich von den meisten bt5
verbreiteten Werken der Wechselt
technik wesentlich dadurch, dass die
leitungen an möglichst einfache Ueberleg
anknüpfen und dass bei der Behandlui
Rücksicht auf die prakti^he Verwen
keit der Schlüsse allein maassgebend v
Das Buch verdient bestens empi
zu werden.
Leitfaden zur Construction
Dynamomaschinen und cur Ber
nung von elektrischen Leitungen
Dr. Max Corsepius. Mit 23 in den
gedruckten Figuren und einer Tabelle. 7
vermehrte Anflaee 1894. ^i^i^ Mk.
Verlagsbuchhandlung von Julius Sp ri n
Berlin.
Ä. Hasselblatt. Ueber die im St. F
burger Technologischen Institut eingefG
Material- und Maassbezeichnungen.
I Tafel in Farbendruck. St. Petersburg
Typographie A. B ö h n k e.
KLEINE NACHRICHTEN.
Internationale Elektricitäts-Geseli-
schaft. Die vierte ordentliche Generalver-
sammlung der Internationalen Elektricitäts-
Gesellschaft wurde am 2. d. M. abgehalten.
Der Präsident des Verwaltungsrathes, Hof-
rath Dr. Adalbert v. Waltenhofen er-
öffnete die Versammlung. Der leitende Di-
rector, Herr Max D d r i, erstattete sodann
den Geschäftsbericht pro 1893/94. Wir ent-
nehmen demselben, was zunächst die Cen-
tralstation Wien anbelangt, dass die An-
meldungen für Beleuchtung um 28.900 zu-
genommen und bereits einen Stand
82.000 Lampen der lökerzigen EU
darunter 1059 Bogenlampen, erreicht li
Die Wiener Centralanlage wurde betrftcl
vergrössert und ist die weitere Ethl
ihrer Leistungsfähigkeit bis auf 5100 PI
stärken in Durchführung begriffen.
Kabelnetz, welches unter Anderem b
die Cottage-Anlagen und in den X. £
fortgesetzt wurde, ist bis jetzt auf 12
ausgedehnt woiden. Das Elektridtäti
in F i u m e hat die Gesellschaft an
391
Ungarische Elektricitäts - Actiengesellicbaft
in Budapest abgegeben, sie bleibt jedoch an
diesem Werke mit 30 Percent betheiligt.
Die Centralstation Bielitz-Biala ist in
allerjüngster Zeit dem Betriebe übergeben
worden. Das lostallatiofasgeschäft der Gesell-
schaft erfreute sich eines befriedigenden
Umsatses. Anlässlich der Entstehung der
(Jngarischen Elektricitäts - Actiengesellschaft
^t die Internationale Elektricitäts - Gesell-
schaft Yerschiedene Vertragsrechte an das
neue ungarische Unternehmen überlassen ;
das Entgelt hierfür bilden 1800 Actien der
«ingaritdben Gesellschaft zu Nominale 100 fl.
Der Verwaltungsrath beantragt, von dem
erzielten Reingewinn per 480.426 fl. 65 kr.
180.000 fl. in die Specialreserve tu hinter-
legen, dann 240.000 fl. als 6percentige
Dividende (12 fl. per Actie) zu vertheilen,
dem Emeueinngsfond 5000 fl., dem Reserve-
fond statutengemäss 9535 fl. 47 kr. zuzuführen
und die nach Abzug der Tantiemen des
Verwaltungsrathes verbleibenden 17.667 fl.
35 kr. auf neue Rechnung vorzutragen. Nach
Entgegennahme des Revisionsberichtes ge-
nehmigt die Versammlung einstimmig und
ohne Debatte die Bilanz und ertheilt dem
Verwaltungsrath das Absolutorium.
Elsenbahn auf den Schneeberg.
Der Wr. - Nenstädter Gemeinderath hat
•beschlossen, zu dem projectirten Unternehmen
einer Eisenbahn auf den Schneeberg einen
«Betrag von 50.000 fl. zu leisten. Die Bahn
-soll normalspurig mit elektrischem Betriebe
vom Südbahnhofe in Wr.-Neustadt über
*Fischau, Grünbach, Bnchberg zum Schneeberg-
dörfel hergestellt werden ; von da aus
soU eine Zahnradbahn, System Rigi, auf den
Wachsriegel führen, woselbst sich das Dam-
böck-Schutzhaus befindet. Die Zahnradbahn
soll gleichfalls elektrisch betrieben und ein
Touristenhotel auf dem Wachsriegel errichtet
werden. Die Strecke Wr.-Neustadt - Wachs-
riegel ist 35 ibn lang. Von der Station
Fischau ist auch noch eine Flügelbahn nach
der Station Wöllersdorf projectirt.
Projectlrte nornxalspurige Strassen-
4>ahn von Smichovir nach KoSii^. (Br-
gebniss der politischen Bege-
hung.) Auf Grund des Ergebnisses der am
5. und 6. December 1893 durchgeführten
.politischen Begehung und Enteignungsver-
handlung rücksichtlich des Projectes für eine
normalspurige Strassenbahn mit elektrischem
Betriebe von Smichov nach Kosif wurden
• die CommissionsantrSge mit dem Beifügen
genehmigt, dass die Bauinangriffnahme der
genannten Strassenbahn von der erfolgten
Concessionserwirkung abhängig gemacht und
auch die Fällung der Enteienungserkenntnisse
vorbehalten wird.
Projectlrte schmalspurige Zahn-
radbahn von Urfahr auf den Pdstllng-
berg bei Linz. (Alternativproj ect
für elektrischen Betrieb.) Das
flc. k. Handelsministerium hat unterm 14. Juni
die k. k. Statthalterei in Linz angewiesen,
das von der Bauunternehmung R i t s c h e I
& Co. in Wien, im Vereine mit dem In-
genieur Josef Urbdnski in Linz, vor-
gelegte Altemativproject für die schmal*
spurige Zahnradbahn von Urfahr auf den
Pöstlingberg, nach welchem diese Bahn mit
einer Spurweite von 90 cm und für den
elektrischen Betrieb eingerichtet werden soll,
in die mit Erlass vom 19. Jänner 1894
angeordnete commissionelle Amtshandlung
einzubeziehen und hierüber gleichzeitig einen
gutachtlichen Bericht zu erstatten.
Elektrische Beleuchtung In Gless-
hübl-Puchsteln. Ueber diese bereits in
unserem Hefte VII, S. 199 erwähnte Anlage
kommt uns von dort folgende Nachricht zu :
15. Juni. — In unserem wegen seiner roman-
tischen und reizenden Lage beliebten und
interessanten Badeorte, der Quelle des welt-
berühmten „Giesshübler", ist eine elektrische
Beleuchtungsanlage in Betrieb gesetzt wortjen,
welche in jeder Beziehung als gelungen be-
zeichnet werden darf. Der Besitzer des Cur-
ortes, Herr kais. Rath Heinrich Edler
V. M a 1 1 o n i, hat durch diese Einführung
neuerdings den Beweis geliefert, wie sehr
es ihm an der Verschönerung des Badeortes
gelegen ist. Gleichzeitig ist aber auch die
erfreuliche Thatsache zu verzeichnen, dass
hier die Wasserkraft für die Elektricität aus-
genützt wird, was jedenfalls nunmehr in
Böhmen, wo so manche Wasserkraft noch
zur Verfügung steht, Nachahmung finden
wird. Die Lichtanlage ^Ibst wurde
von der bekannten Firma W a 1 d e c k &
Wagner in Prag in kurzer Zeit installirt.
Die ungefähr 2^/2 km von dem eigentlichen
Consumpunkte aufgestellten zwei Dynamo-
maschinen werden von Turbinen getrieben,
welche ausserdem eine Säge und eine Mühle
in Betrieb setzen. Es sind im Ganzen 6 Bogen-
lampen und circa 350 Glühlampen installirt,
welche das Schloss und den Curpark mit
den Restanrationen und Hdtels beleuchten.
Sämmtliche angebrachten Beleuchtungskörper,
wie Luster, Candelaber, Ausleger etc., sind
sehr geschmackvoll und elegant ausgeführt.
Herr v. M a 1. 1 o n i hat sich durch Adoptirung
dieser rationellsten aller Beleuchtungsarten
ein bleibendes Verdienst um den Curort
erworben.
Entzündungsfähigkeit der Glüh-
lampen. *) Bekanntlich kann eine brennende
Glühlampe unter kalten brennbaren Stoffen,
sogar solchen wie Pulver, zerbrochen werden,
ohne dieselben zu entzünden, da die Kohlen-
faser bei Luftzutritt sofort verbrennt. Es
kann jedoch eine dauernde und unmittelbare
Berührung der Lampe mit einer brennbaren
Hülle ein Entzünden zur Folge haben, und
*) Wir finden in den ^Berichten der kais.
rast, technischen Gesellschaft'* die rorstebende
Mittheilong, welche anf die dieebeEttgHcheu um-
fassenden Yeranohe unseres gesoh&tsten Mitgliedes,
dos Herrn k. u. k. Hauptmannes K. Exler basiren,
über welche wir bereits auf S. 487 des IX. Jahr-
ganges ausfQhrlich berichtet haben.
392
■iti
/ 5^ , I
zwar am so eher, je schlechter diese Hülle
Wärme und Luft dorchlSsst. Aof diese Weise
fand Mascart,. indem er mit einer Lampe
von 32 Kerzen Versnche anstellte, dass mit
Gummi imprägnirte BanmwoUe in zwei Mi-
nuten sich entzündet, schwarzer Sammt in
sechs Minnten, doppelt zusammengelegter
BaamwoUstoflf in zwei Minuten. Leichte Stoffe
oder Baumwolle ohne Gummi halten sich
sehr gut ohne zu verbrennen.
„Revue du g^nie militaire* berichtet
über Versuche des österreichischen Haupt-
mannes E X 1 e r , der sich mit demselben
Gegenstand befasste, jedoch speciell vom
Standpunkte der explosiblen Stoffe. Dieser
Experimentator gewann vor Allem die Ueber-
zeugung, dass eine 16 Kerzen starke Lampe
(100 Volt, 0*56 Ampere) in Paraffin ge-
taucht, eine Temperatur von höchstens 94O C.
erreicht; bei einer Lampe von 25 Kerzen
(100 Volt, 0*8 Ampöre) war die Temperatur
nicht höher als loio C.
Wird die Lampe mit einer Schichte von
Pul verstaub, Ekrasit und pulver förmigem Pyr-
oxilin bedeckt, so bemerkt man in dem Zustand
dieser explosiblen Stoffe keine Veränderung.
Ekrasit in dickeren Schichten schmolz
und Pulver verlor allmälig seinen Schwefel,
jedoch entzündete sich keines von Beiden.
Die Wirkung verstärkte sich, wenn man
den explosiblen Stoff auf eine Oberfläche
streute, weiche die Eigenschaft besass, die
Wärmeausstrahlung hintansuhalten, x. B. auf
ein Holzbrettchen. War die Lampe ein oder
zwei Millimeter von dieser Oberfläche ent-
fernt, so nahm Pyroxilin eine dunkle Färbung
an, Ekrasit schmolz und zerlegte sich und
gleichzeitig begann die Verkohlung des Holzes.
Schwarzes Schiesspnlver verlor den Schwefel
und Salpeter schmolz.
Somit ist es unstatthaft, ungeschützte
Lampen brennbaren Stoffen zu nahe zu
bringen.
Wird die Lampe von einer Hülle um-
geben, so erhöht sich die Temperatur
zwischen beiden Wandungen. Bei einem
50 Minuten dauernden Experiment erreichte
sie 2150 C, wobei die Hülle eine Holz-
schachtel war, und die Anzahl der Lampen
zwei betrug. Es war somit eine Temperatur
sogar höher als zum 2^1egen des Pyroxilin
und Verkohlen des Holzes nothwendig.
Schwarzes Schiesspulver verlor seinen ganzen
Schwefel, entzündete sich jedoch nicht.
Ferner wurden Versuche mit einer Lampe
von 16 Kerzen angestellt, die sich in einer
Glasglocke von 4 mm Wandstärke befand.
Nach Verlauf von 20 Minuten zerlegte sich
Pyroxilin ebenso wie schwarzes Schiesspulver
und Ekrasit.
Wurde der Zwischenraum mit Wasser
gefüllt, so erreichte dasselbe nach Verlauf
von 15 Minuten die Siedetemperatur. Das
beweist, dass dieser Zwischenraum in Bezug
auf die Wandstärke der Hülle zu gering war.
Beim Unterbrechen des Stromes in der
Lampe zeigte sich ein kleiner Funke. Der
Experimentator machte die Beobod
dass derselbe eigentlich den Beginn
Entzündens des sehr trockenen Pyn
zuweilen auch des Schiesspulvers be
diese Entzündung aber geht nicht vor
wenigstens in dem Fall, wo die Snl
nicht vorher vorgewärmt war.
Im Gegentheil, eine Abzweigung
schwachen Widerstandes, entstanden zwi
zwei Lampenleitnngen, hat ^e starke Fl
zur Folge, welche im Stande ist, einen
brennbaren Körper zu entzünden.
Endlich kann die Lampe durch
Stoss, übermässiges Erwärmen, oder
ohne sichtbarer Ursache zerbrechen.
Entsteht ein Sprung, so bewirk
durch denselben eintretende Luft die
Verbrennung der Faser. Springt die La
oder wird sie zerschlagen, so verursacl
eine grosse Gefahr; hiebei kann sie Kn
entzünden, ohne jedoch das tro
Pjrroxilin oder Schiesspulver zu entzfl
Jedenfalls Ist die Möglichkeit
Unglücksfalles noch immer nicht 1
schlössen; Exler schlägt vor, die L
mit einer dicken, schfltsenden Hülle zi
sehen, welche im Stande wäre, xie
starken Schlägen Stand zu halten.
Für Benutzung der öffentU^
Femsprechstellen In Deutscli
mussten bisher Femsprechscheine j
werden. Seit dem i. April d. J. ist in L
versuchsweise ein abgeändertes Veri
unter Wegfall der Femsprechscheine 1
Wendung getreten. Das Verfahren ge
sich in folgender Weise. Will Jemand
einer öffentlichen FemsprechsteUe aui
einem Theilnehmer desselben oder,
anderen Ortes in Verbindung treten, 1
er dies auf einem Telegramm-Aufgabe
mular bei der Telegramm-Annahmoteli
znmelden; auf dem Formular sind dii
schlussnnmmer und der Name, sowu
Wohnort des gewünschten Theilnehm«
vermerken. Der Beamte der Anmeldt
erhebt die Gebühr für das Gespräch, w
wie bei den Telegrammen, entweder
oder mittelst Postwerthzeichen enti
werden kann. Nachdem auf dem Ann
blatt der Annahmevermerk seitens des Bei
ausgefertigt und vollzogen ist und nac
daselbst die Nummer des Einnahmel
das Datum und die Anmeldeseit ver
sind, wird das Anmeldeblatt dem Aul
wieder eingehändigt Dasselbe berc
dann für den Tag der Ausfertigung zu
nutzung der Öffentlichen Femsprechstell(
ist vor dem Betreten der Sprechstell
den mit der Beaufsichtigung der let
betrauten Beamten abzugeben, worauf
die Herstellung der gewünschten Verbii
veranlasst. Anmeldeblätter über driu]
Gespräche sind von dem Annahmebei
mit dem roth zu unterstreichenden Vermer
zu versehen.
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF KARETS. — Selbstverlact des Rlektroteohnisehea Yerel
In Commission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES 61 Co. in Wien. V.. Straussenicasse 16.
Zeitschrift tör Elektrotechnik.
XII. Jahrg.
1. August 1894.
Heft XV.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Nene Mitglieder.
Auf Grund statuteomässiger Auf-
nahme traten dem Vereine die nach-
stehend genannten Herren als or-
dentliche Mitglieder bei :
Kr atzner Rudolf, k. k. Bau-Ad-
junct der Post- undTelegraphen-
Direction, Wien,
Zencovich Richard, k. k. Bau-
Adjunct und Linien - Revisor,
Zara.
Majstrovic Alois, k. k. Bau - Ad-
junct, Zara.
P e re 1 1 i , Josef Reichsritter v., k. k,
Ingenieur, Stanislau.
Fflgner Hermann, k. k. Bau-Adjunct
der Post- und Telegraphen-
Direction, Prag,
Kohn Leopold, k. k. Bau-Adjunct
der Post- und Telegraphen-
Direction, Lemberg,
Unger Franz, k. k. Bau-Adjunct
und Telegraphenlinien-Revisor,
Pisino.
Merlet Franz, k. k. Bau-Adjunct,
Mährisch-Ostrau.
Umfer Vincenz, k. k, Bau-Adjunct
und Bauleiter für das Stadt-
Telephonnetz, Triest.
Malier Josef, k. k. Ingenieur, Tar-
nopol.
Urs Chi tz Blasius, k. k. Bau-Ad-
junct und Telegraphenlinien-
Revisor, Ragusa.
S t e g u Anton, Ingenieur, k. k. Bau-
Adjunct der Post- und Tele-
graphen-Direction, Triest.
Zink Anton, k. k. Ingenieur, Mostar.
Kupfer Eduard, Maschinen-Constr.,
Wien.
S c h u 1 e r Josef, k. k. Ingenieur,
Feldkirch.
R o s s a Eduard, Ingenieur-Adjunct
bei der Baudirection der Landes-
regierung, Sarajewo.
Luterotti, Alois v„ CiviMngenieur,
Podsused.
ABHANDLUNGEN.
Blektrische Bahnen mit oberirdischer Stromzuführung.
Von Dr. G. RASCH, Privatdocent an der techniichcn Hochschale zu Karlsruhe.
(Vorgetragen in der 187. Sitzung des Karlsruher Bezirksvereines.)
(Schluss.)
Anders verhält es sich mit dem Nebenschluss-Motor. Seine Magnet-
spule ist zwischen die beiden Leitungen geschaltet, deren Potentialdifferenz
jene früher definirte Spannung v ist. Wird also an dem Widerstand der
Magnetbewicklung nichts geändert, so ist die Stromstärke darin proportional
mit V. Die Spannung v nimmt nun theoretisch beim Einschalten etwas ab ;
praktisch kann diese Abnahme Null sein; aber es ist jedenfalls keine Ver-
anlassung zum Anwachsen der Spannung da. Die magnetisirende Strom-
stärke imd somit auch der Magnetismus ist beim Anfahren kleiner als im
Betrieb. Der Nebenschluss-Motor wird also zur Entwicklung einer gleichen
elektromotorischen Gegenkraft mehr Zeit brauchen als der Hauptschluss-
Motor. Daher ist in einem Betriebe, wo häufiges Aus- und Einschalten
30
394
erforderlich ist — also im Strassenbahnbetriebe — der Hauptstror
vorzuziehen.
Eine andere interessante Eigenschaft der beiden Motoren
verschiedenartige Verhalten der Umlaufzahl bei wechselnder Belastu
trachten wir zuerst den Nebenschluss-Motor.
Aus Gleichung 2) folgt:
e = V — i .w
und aus Gleichung i):
also liefert die Vereinigung der beiden Ausdrücke :
- iw
ü =
M
Nehmen wir hier v constant an, so bleibt auch M constant. i
naturlich mit der Beanspruchung, aber es darf — je nach der G
Maschine — i w einen kleinen Procentsatz von v nicht überschreite
haben oben angenommen 3%; so würde die Umlaufzahl ü von ]
bis Volllauf um diese 3^0 abnehmen.
Beim Hauptstrom-Motor ist die Entwicklung weniger einfacl
nennen P = €.i die „Belastung" des Motors; sie ist gleich der
effect vermehrt um einige EfTectverluste im Innern der Maschine,
bedeutendste die Reibungsverluste sind. (Die Stromwärme ist i
nicht mit inbegriffen.)
Multipliciren wir die Gleichung 2) beiderseitig mit e und setzen <
so lautet sie:
IC
Diese Gleichung lässt erkennen, dass es für P einen höchsten
V
gibt, nämlich für e = -. Ich führe den Satz hier an, weil er in verschi
Lehrbüchern steht. Praktischen Werth hat diese höchste Leistunj
da bei ihr der elektrische Wirkungsgrad nur 50%, der commercie
noch geringer ist*)
Um zwischen e, i und P diejenigen Beziehungen aufzustellen,
später zur Entwicklung der Umlaufzahl führen sollen, bedienen ^
praktisch eines graphischen Verfahrens. Wir schreiben zuerst die Gleic
in folgender Form :
(r — e) :w = i: i,
machen nun eine Senkrechte ii/i, Fig. i, =r in beliebigem Ma
ebenso beliebig die Wagerechten BC=w und CD=i, Wir
dann einen Punkt E auf A B so, dass A E= e eine angenommen
tromotorische Gegenkraft des Motors ist. B E ist dann = r — e, I
*) Der elektrische Wirkungsgrad ist nämlich :
im Anker umgesetzter Effect c . t
autgenommener Effect v . t
für die höchste Leistung ist also tj = I/2.
395
ziehen wir die Geraden E C und D F, letztere senkrecht zu B C. DF be-
deutet dann die Stromstärke «, denn es ist:
oder
EB\BC=DF\DC
[v — e) : w == i: i.
Um nun auch P zu finden, benutzen wir den Ausdruck P = e .i,
als Proportion geschrieben:
P:e = i:i.
Wir errichten in A eine senkrechte zu AB — die Abscissenachse
för die Curven der e, i und ü — und machen A G = D F=i, Femer
werde in AB die Strecke AH= i abgetragen. Diese neue Einheit hat
nichts mit der bereits gewählten CD zu thun. Nur die Rücksicht auf einen
vortheilhaften Maassstab soll bestimmend sein. Dann verbinden wir G mit H
und ziehen EJ parallel zu GH] so ist AJ das gesuchte P; denn
AJ:AE=AG:AH
oder
Fig. I.
Indem wir nun in J eine Senkrechte errichten und auf dieser i und e
auftragen, erhalten wir je einen Punkt der Curven, welche die Abhängigkeit
der Stromstärke i und elektromotorischen Gegenkraft e von der Belastung P
darstellen. Weitere Punkte dieser Curven ergeben sich, wenn man E
auf AB verschiebt und die Construction wiederholt.
Man erkennt leicht, dass zu jedem P zwei e und i gehören, d. h. man
kann die gleiche Belastung ebenso gut mit grosser elektromotorischer
Gegenkraft imd geringer Stromstärke, als umgekehrt, bewältigen. Da aber
die Erwärmung der Leitungsdrähte, welche einen Energieverlust bedeutet,
dem Quadrat der Stromstärke proportional ist, so ist klar, dass die
Praxis nur Interesse haben kann an der Umsetzung mit hoher Gegenkraft
und geringer Stromstärke. Wir wollen deshalb auch von der <?-Curve nur
den oberen, von der i-Curve nur den unteren Zweig betrachten.
In Fig. 2 sind links zunächst für zwei verschiedene Werthe des
Widerstandes v\ und irg die Werthe von c^, Cg, /j, (2 als Functionen der
Belastung P eingetragen. Die Construction ist nach der in Fig. i gezeigten
Weise durchgeführt.
30*
396
Zur Bestimmung der Umlaufzaht müssen wir auf die Hezrehu
zwischen Magneiismuy und tnagnetisirender Kraft eingehen. Ein allj^e
brauchbares analytisches Gesetz für diese Beziehungen besitzen vvir i
Zur graphischen Behandlung bedürfen wir aber auch nur einer Curv^e
braudien nicht darnach zu fragen, welchem ;maly tischen Ausdruck sie
Wir messen den Magnetismus in -rj; — ^ — r^ auf Grund der Gleichün
In Fig, 2 ist rechts die Magnetisi[ungs-Cürve eingetragen^ u,
entgegen der sonst üblichen Methode, mit wagerechtem Magnetismus
senkrechten Ampere-Windungen*
Die Construction der T^-Curve ist in Fig. 3 für einen Punkt der ;
gehörigen t> und i-Curven durchgelührt. JK und JL sind zwei zusam
gehöri^^e Werthe von U ^"^ '2* ^^r Product ist die durch AJ darge^
Belastung P\ Es handelt ?^ich nun darum, zunächst aus den Stromstc
die Ampere-Windungen zu bestimmen. Zu diesem Zweck muss
Windungszahl bekannt sein. Man errichte M P^ unter einem solchen \V
gegen M ^\ dass 31 Q die zu J K = i^ gehörige Ampere-Windungszal'
Die Strecke MQ wird auf die Achse der Ampere- Windungen MA
tragen, sodass MQ^ MR wild, dann wird RS senkrecht zu M^^ erric
RS ist dann der der Stroniütäike /^ entsprechende Magnetismus -^
nun auch r^=^LJ= VT gejt^eben ist, so ist die Bestimmung vc
leicht, hl der Entfernung 3/ O ^ i (abermals beliebig zu wählende Eil
ist eine Parallele zu 31 ^' zu ziehen. Dann sind die Dreiecke MVI
M W 0 ähnlich^ und es verhält sich :
IV O: VT = MO: Ml
oder
WO.i'o= I
tV
das heisst
TV O^ L\, = JZ,
Auf diese Weise ist l\
höherer Widerst^tntl und höhere W'indungszahl (sodass Ml\ an
von MI\^ tritt) angenommen.*)
l\ und ebenso f/j construirt; bei letzten
*) Die an sly tischt Behaoc^luug des Falles ist, stll>*!t wtnn man die einftclisti
der M<|,netisiruQg5fuQCtiDii — die FrüblicVache — zu Grunde legen fftU, bedentei
397
Die n-Curven sind von hyperbelähnlicher Gestalt, d. h. die Umlauf-
zahl des Hauptschluss-Motors ändert sich — besonders in den geringeren
Belastungen — sehr stark mit der Belastung, daher auch die bekannte
Eigenschaft des Hauptstrom-Motors, bei plötzlicher Entlastung z. B. beim
Abrutschen des Riemens, „durchzugehen**. Das ist auch der Grund, weshalb
man als stationären Motor den Nebenschluss-Motor vorzieht; er braucht,
wenn einmal in Betrieb gesetzt, keine Wartung, während der Hauptschluss-
Motor bei jeder Aenderang der Belastimg eines Eingriffes von Wärterhand
bedarf. In solchen Betrieben, wo eine beständige Bedienung ohneWa
erforderlich ist, wie bei elektrischen Bahnen, wird der Hauptstrom-Motor
mit Erfolg verwendet.
Aus Fig. 2 erkennen wir, dass Verringerung des Widerstandes und
der Windungszahl Erhöhung der Geschwindigkeit bewirken. Wenn wir
also durch Umschaltungen im Motor erreichen können, dass Widerstand
und Windungszahl stufenweise abgeändert werden können, so sind wir
im Stande, den Motor bei wechselnder Belastung mit annähernd constänter
Geschwindigkeit laufen zu lassen, und das ist das Ziel, dem man bei
Motoren für Bahnbetrieb zustreben muss. Mit demselben Apparat ist man
dann auch in der Lage, einmal mit höherer Geschwindigkeit fahren zu
können.
Betrachten wir die Regelung des Sprague'schen Motors, so finden
wir die Magnetbewicklung zerlegt in drei Spulen A, B, C, Fig. 3. Die
grossen Buchstaben mögjen im Folgenden gleichzeitig die Windungszahlen
bezeichnen, während die kleinen Buchstaben a, 6, c für die Widerstände
stehen sollen; r sei der Widerstand des Ankers.
Wie wir gesehen haben, handelt es sich zunächst darum, beim An-
fahren hohen Widerstand vorzuschalten. Den höchsten Widerstand erzielen
wir durch Hintereinanderschaltung aller drei Spulen und des Ankers, Fig. 3.
I . Der gesammte Widerstand ist a -f- 6 + ^ + **• I^ ^^^ Magneten
kommt zur Wirkung die Windungszahl Ä -}- B -\- C. (Die Nummer der
wick elter. Ist m die Windangszahl, und siod a and ß zwei Constanten, so ist der Fröhlich'sche
Ausdruck für den Magnetismns :
ß-f m.i '
also nach unserer Gleichung i) die Umlaufzahl:
J7==e.^--^ — - = c-i- — 1—5 — , da P=c.i.
amt amF
Nach Gleichung 2) ist
oder
V . c = c« + P«J
und
e
_v±'\/vi — 4P
w
in welchem Ausdruck für unsere Zwecke nur das positive Vorzeichen giltig sein kann, weil
wir nur mit denjenigen Werthen von c rechnen, welche der Klemmspannung v nahe liegen.
Aus demselben Grunde ist auch ^ J^ klein gegen i und Reihenentwicklung zulässig;
letztere ergibt:
Dieser Ausdruck wäre also in den oben für ü entwickelten einzusetzen ; dann enthält
letzterer nur noch constante Werthe und P. Will man aber die Krümmung der ö-Curvc
nicht ganz vernachlässigen, so muss man in der Reihenentwicklung für e mindestens bis
xuro quadratischen Glied gehen, wodurch der Ausdruck für ü sehr verwickelt wird.
398
Schaltung ist in Fig. 3 in den den Anker darstellenden Kreis eii
schrieben.)
Es findet nun ein allmäliger Uebergang von der Hintereinan
Schaltung (Schaltung i) bis zur vollständigen Parallelschaltung (Schaltun
statt. Die Aufgabe ist nicht so ganz einfach, da nebenher die Bedingui
zu erfüllen sind, dass niemals der Strom im Anker unterbrochen w€
und dass der Strom die Spulen stets nur in einer Richtung passiren '
In Schaltung 2 schliesst sich die Spule A kurz; sie tritt
ausser Wirksamkeit. Der Gesammtwiderstand ist 6 + c -{- ^ die Windu
zahl B -{- C; beide haben abgenommen, die Umlaufeahl muss
— gleiche Belastung und Spannung vorausgesetzt — gewachsen sein
Die Schaltung 3 bildet den Uebergang zur Parallelschaltung der Spul<
und if, indem sich Spule A öfihet. Es ist dies nöthig, da ihr negat
Pol, der bisher mit dem positiven von B (-|- B) verbunden war, nur
— B wandern soll. Damit durch das Oeffhen der Spule A nicht der An
Strom unterbrochen wurde, war sie zuerst (in Schaltung 2) kurz geschlo!
worden, wodurch gleichzeitig -{- A mit -^ B in Verbindung kam. 1
sichtlich der Wirkung sind die Schaltungen 2 imd 3 identisch, da d
das Oeflfnen der vorher kurz geschlossenen Spule A sich weder Widers
noch Windungszahl geändert haben.
In Schaltung 4 finden wir, wie bereits angedeutet, A und B pai
geschaltet, d. h. + A mit -[- ^ und — A mit — B verbunden, C isi
der früheren Lage geblieben. Die Spule A möge den Strom J», die Spu
den Strom J^ führen, dannn fuhrt C den Strom J= J^-\- Ji,. Der Wi
stand der Parallelschaltimg von A und B sei zunächst =w gesetzt, <
muss, da das Spannungsgefälle über parallel geschaltete Zweige dass
sem muss, sem:
und
J ,w = Jg, . a
J , w = J\i . b.
Durch Multiplication mit h bezw. a und nachherige Addition
sich bilden:
J{a + b) . tc = (Ja + Jb).ab
und, da Jz=zJ^J^J^^ ist:
w =
ab
aA-b'
399
der Widerstand der Parallelschaltung. Hierzu kommt noch der Widerstand
der zu A und B hintereinandergeschalteten Spule C und des Ankers,
sodass der ganze Widerstand ist:
ab . .
+ c 4- r.
a+6
Ebenso ist die zur Geltung kommende Windungszahl W zu bestimmen.
Die Gesammtzahl der Ampere- Windungen ist:
^ ^ J.W J .h . ^ J , a ,
Da Ja = = — r—r und Jh= — i — r ist:
a o + 6 a -f- 6
J.W^J.±^^+J.^ + J.C.
also W = '—- k C.
a-\-b
In Schaltung 5 erblicken wir A und B gegen Schaltung 4 unver-
ändert, dagegen ist Spule C kurz geschlossen. Die Ausdrücke für Wider-
stand und Windungszahl unterscheiden sich also von den für Schaltung 4
entwickelten dadurch, dass c und C herausfallen; es wird demnach der
Widerstand :
ab
+ r
und die Windungszahl :
a + 6
bA-\'aB
Schaltung 6 ist wie Schaltung 3 nur eine Uebergangsstufe, indem
sich die vorher kurz geschlossene Spule öffnet. Diese Spule bleibt wie
vorher wirkungslos, sodass also hinsichtlich der Windungszahl und des
Widerstandes die Schaltungen 6 und 5 sich nicht von einander imter-
scheiden.
Schaltung 7 endlich zeigt ims die drei Spulen A, B, C parallel ge-
schaltet ; der in 6 offene positive Pol -[- ^' hat sich mit + ^ "^^ + ^
vereinigt. Die Berechnung des Widerstandes und der wirksamen Windungs-
zahl kann auf dieselben Betrachtungen gegründet werden wie bei Schaltimg 4.
Es ergibt sich der Widerstand:
abc
[_ f
ab -\- ac -\- bc
und die Windungszahl:
Abc-{- Bac-}- Cab
ab -\- ac -{- bc
Im Folgenden seien noch einmal die Widerstände und Windungs-
zahlen zusammengestellt und dann, um ihre Abnahme mit höherer
Schaltung zu zeigen, angenommen, es verhielten sich die Widerstände:
r : c: 6 : a= I :4: 8 : 12,
während die Windungszahlen A, B, C einander gleich sein mögen:
400
Schaltaog
I
2 und 3
4
5 und 6 7
1
Widerstand
allgemein
a + 6-f c-f r
b + c + r
''^ \ e\ r
"* I r
abe
a + b 1 ' 1 '^
a+6 1 "^
a6-t-ac+Äc
Beispiel
oder
25:
7,9:
13:
4,1:
9,8:
3,r-
5,8:
I18:
3.18
I
Windnngszahl
allgemein
A + B+C
B+C
bA+aB
6-ä + aB
Abc-\-Bae-{
a+b ' ^
a + 6
06-t" oc4"
Beispiel
3:
2:
2:
i:
I
Man erkennt, dass man es in der Hand hat, durch passende
der 6 Grössen a, 6, c, .4, /i, C die verschiedensten Verhältnisse 1
stellen.
9; «3
O-n
Ol
1! : ; " '
1 1 1
i
m
MM
Hl M M M
;i M I I i ?j
i ! M M :t
^^^f — ! — \ — ^ — f- — r
7 6 5 1* 3 3 \
'^d«^
Fig. 4^
Werfen wir nun nnch einen Hlick auf Fij^, 4, welche uns den
Schalter des Wagens darstellen soll* Wir erblicken zur Linken der
neun übereinander gelagerte Krcii^e, welche elienso viele ledernde
tacte darstellen sollen und von oben nach unten ^ereclinct der Reihe
angeschlossen sind an: -j- A, -j- h\ — A, — //, -^ (.\ — Cj erste E
zweite Bürste, Erde. Mit 4- .1 ist auch der RolJenurm verbunden, w
der Contactleitung den Strom entnimmt. Ausser den genannten Pu
stehen auch noch die entsprechenden Federcontacte des zweiten -
anderen Perron angebrachten — Umschalters sowie die betreffendei
eines zweiten Motors mit den Leitungen in Verbindung. Beide sin(
weggelassen und nur die Weiterführung der Leitungen ist angedeut
Der mittlere Theil der Fig. 4 ist als abgewickelter Mantel
drehbiiren Cylinders aufzufassen. Der Cylinder besteht aus Holz, w
im trockenen Zustand genügenden Isolationswiderstand bietet ; nach c
ist der ganze Apparat natürlich gegen Nässe geschützt. Auf den
cylinder sind eigenthümlich geformte Messingstücke aufgeschraubt
401
diesen können die Federcontacte 9 verschiedene Stellungen einnehmen:
I bis 7 vorwärts, halt, i zurück.
Man erkennt die Schaltungen am besten, wenn man die Figur in
senkrechte Streifen scheidet, welche man auf die die Federcontacte dar-
stellenden Kreise der Reihe nach auflegt. Dabei sind aber auch die links
von der Schaltung 7 sichtbaren Drahtverbindungen zu beachten, von denen
die beiden imteren sämmtliche 7 Schaltungen beeinflussen. Die Schaltung i
zurück unterscheidet sich von i vorwärts hinsichtlich der Schaltung der
Magnetbewicklung gar nicht; der Anker wird aber vom Strom in der
entgegengesetzten Richtung durchflössen. Bekanntlich läuft ein Hauptstrom-
Motor beim Umkehren der Stromrichtung in derselben Drehrichtung weiter,
weil Anker und Feldmagnet gleichzeitig umpolarisirt werden. Will man
Aenderung der Drehrichtung erzielen, so muss man entweder den Anker-
strom wenden und die Stromrichtung in den Magnetspulen beibehalten,
oder das Umgekehrte herbeiführen.
Verordnung des Handelsministeriums vom 3. Mai 1894
betreffeDd die Aichnng and Stempelang von Elektricität-Ver-
br anch 8 m esse r n.*)
I. In Ansfflhrnng des Gesetzes vom
33. Juli 187 1 (R. G. Bl. Nr. 16 ex 1872)
wird angeordnet, dass die gewerblichen
Elektridtät -Verbranchsmesser (Eleklricitäts-
messer, Elektricittftszähler), deren Angaben
für die Verrechnung zwischen dem Elek-
tricitfitsUeferanten und dem Elektricitäts-
consnmenten als Grundlage dienen, der Ai-
chnng und Stempelung unterliegen.
3. In Bezug auf die Einrichtung und
sonstige Beschaffenheit solcher Elektricitäts-
messer, sowie deren Aichnng, Fehlergrenzen,
Stempelung und die für die Aichung zu ent-
richtenden Gebühren haben die von der
k. k. Normal- Aichungs-Commission erlassenen,
nachfolgend veröffentlichten allgemeinen Vor-
schriften und die auf Grundlsge der letzteren
im Reichsgesetzblatte zu veröffentlichenden
Kundmachungen zu gelten.
3. Die bereits im Gebrauche befind-
lichen Apparate dieser Art sind, sofeme sie
diesen Vorschriften nicht ohnedies ent-
sprechen, längstens bis Ende des Jahres 1903
diesen Vorschriften gemäss einzurichten und
in jedem Falle der Aichnng zu unterziehen.
Vom I. Jänner 1897 ab dürfen unter
die Bestimmungen des Punktes i fallende
Elektricitätszähler nur in geaichtem Zustande
in die Leitungen eingeschaltet werden.
4. Von den zwei zu jedem geaichten
Elektricitätszähler ausgegebenen „Befuod-
scheinen* ist vom Elektricitätslieferanten
bei Einschaltung des Zählers das für den
Consumenten bestimmte Exemplar dem letz-
teren auszufolgen.
5. Die Beamtshandlung der Elektricitäts-
zähler seitens der Normal- Aichungs- Com-
mission in ihren Amtslocalitäten und den
Localitäten der Privatparteien findet vom
I. Jänner 1895 ^is zum i. Jänner 1896 in
dem durch die Dienstverhältnisse dieser An-
stalt beschränkten Umfange, vom x.Jän. 1896
«D im vollen Umfange statt.
Wurmbrand m. p.
Vorschriften, betreffend die Aichung
und Stempelung der Blektricität - Ver-
brauchsmesser.
LMaauseinheiten.
1. Die zur Aichnng und Stempelung
zugelassenen Elektricitäts - Verbrauchsmesser
(Elektricitätsmetser,Elektridtätszähler) können
die Quantität der durchfliessenden-Elektricität
ohne Rücksicht auf die Spannung nach
Ampere »Stunden oder mit Rücksicht auf
die Spannung das Product aus Quantität in
Spannung nach Watt-Stunden, Kilowatt-
Stunden oder Pferdekraft-Stunden registriren.
2. Das Verhältniss der obgenannten in
der Elektrotechnik dermalen üblichen Maass-
einheiten zu den metrischen Einheiten wird
festgesetzt, wie folgt :
a) Als Ampöre gilt die Intensität jenes
Stromes, welcher einen festen und einen
darauf senkrechten beweglichen Strom-
kreis von je ein Meter Durchmesser
durchfliessend, '*'*) unter der Voraus-
setzung, dass die Ebene des zweiten
Kreises durch den Mittelpunkt des
ersten Kreises geht, dem beweglichen
Stromkreise ein auf die Entfernung von
ein Meter reducirtes Drehungsmoment
ertheilt, welches gleich ist jenem Dre-
hungsmomente, welches eine Masse von
0*000000012580341 hg an einem Hebel-
arme von der Länge eines Meter unter
Einwirkung der Intensität der Schwere
von 9806652 Meter ausübt. ♦♦♦)
*) B«iohsges«tcbUa ffir die im Beiohsrathe
T«rtreteneii Königreiche und Länder. XXXI. Stück.
AoBgegeben und Tivsendet am 12. Mai 1894.
•*) Hiebei wird die EntfernuDg der Mittelpunkte
der beiden Kreise «o gross roransgesetEt, dass da«
Verhältniss ihrer Darchmesser sn dieser Entfernung
TeraachUssigt werden kann.
*«) Diese Definition des Ampere ist mit der
dermalen geläufigen : 1 Amp. = 0*1 G. O. 8. iden-
tisch und wurde durch die obige Farroulirung der
Ansehluss an die Bestimmungen des Gesetzes vom
12. Jänner 1893 (B. G. Bl. Kr. 10) herbeigeführt.
402
t 1
1 ^ !
' ij :
"1
^'
£i
Die bei der Stromttttrke von ein Am-
pere einen Leiter in einer Secnnde mitt-
lerer Sonnenseit darchfliesiende £lek-
tricittftimenge gilt als Conlomb.
Eine Ampöre-Stunde entspricht 3600
Coulomb.
b) Die von einer legalen Pferdekraft in
einer Stande geteilt ete Arbeit gilt als
legale Pferdekraft-Stunde. Eine Pferde-
kraft-Stnnde beträgt 7354989 legale
Wattstunden . Eintausend Wattstunden
bilden eine Kilowattstunde.
c) Insoferne bei der Aichung der Elektri-
dttfttmesier fUr Gleichstrom und Wechsel-
strom noch weitere techoisch-wissenschaft-
liche Maasseinheiten und Definitionen
vorkommen, schliesst sich die Normal-
Aichungs-Commission in ihren Arbeiten
und documen tarischen Ausfertigungen
den Beschlüssen der Pariser inter-
nationalen Conferenxen 1884 April —
Mai und 1889 August und des inter-
nationalen Congresses der Elektrotech-
niker in Chicago (August 1893) '^^
II. Die Aichbehörde.
3. Aichung nnd Stempelung der Ver-
kehrtinstmmente erfolgt bei der k. k. Nor-
mal-Aichungs-Commission in Wien.
4. Im Falle des Bedürfnisses werden
fallweise su bestimmende k. k. Aichämtei
für diesen Zweck ausgerüstet werden.
5. Jenen Privatparteien, welche sich mit
den von der Normal-Aichuogs-Commisaion
von Fall tn Fall vorgeschriebenen nnter
fimtlichem Verschlusse gehaltenen technischen
Einrichtungen versehen, können die Elek-
tricitätsmesser in ihren Localititen beamts-
kmndeU vrerden.
Elektricitttsmesser, ans deren Aichung
in den Amtslocalitfiten der Normal-Aichnngs*
Commisston der letsteren im Vergleiche sn
den AichgebOhren nnverh&Itnissmissig grosse
Koetcn cnrachsefi würden, werden nnr in
des LAKalitStea der Partei geeicht und
befknUgt«
<V In dea snb 4 nnd 5 vorgesehenen
Fir.en nndet die Beamtshandlung der Elek-
tTK.t.itsnesser a«$$chlie»^uch dnrvh delegirte
Or^^^ane der Normal« Aichnngs-Commii^sion
«tan.
III, Zs^Ässi^e Srsteme nnd deren
Erprobung.
7. Tat Avbamg nnd SJe«peluT»g werden
wach Vorjciir.ft des Ahsatres I evie belieb;ge
Scr\>wt^:rai($ rcf i^trirea^e E^ekmcxtJUsmesser
e*ix^ be>eb:$en :J^^ets* r^e'as«». soteree
o-as Sv^scea d^^a n*ch>:theaien F<vi;n^cn^n
* IVt Mi-ssjirrji-*: ks$s ssf einen ^ei::-
v^^ >ej r^ Ten rri rr..: cer c«^*- «^n
F:ry«-.: ,Arr. Äie-ScxT.-:e**, ,Wi::«5r:t-
iei*, »K. .-^r*:>S:cz.ie«*, .Frerietn'":-
gemessene Quantität in verlässli
Weise direct abzulesen gestatten.*)
6) Der Elektridtätsmesser mnss verlas
functioniren und so constmirt sein,
die Constanz seiner Angaben innei
der zulässigen Aichtolerant für znmii
zwei Jahre gewährleistet erscheint.
c) Insbesondere dürfen die Angaben
Zählers bei aufsteigender und abstei
der Belastung (Magnetisimng) für
nnd dieselbe Belastung nicht am i
als die im Absätze IV angeführte /
toleranz wechseln.
d) Bei Wechselstromzählern darf die
hängigkeit ihrer Angaben von Polwecl
zahlj Strotncurven/orm und Spanti
bd Glcichstromühlcm die Abhai
ktit von der Spaziaang nicht so {
seiQf um unter den praktischen Betr
bedingungen ^y^tema lisch e Abweichu
von der mitileren Angabe im Bei
der hatben Aichtolcranz zu bedinge
Ak mUtSere Angab« gilt hier
^^ S^/o clci' Msximalbelastnng
Zählers und den mittleren Betriel
dingnngen des Stromnetzes (vergU
Absatz 12 6).
8. Die Erprobung der znr Aichung
Stempelung zuzulassenden Systeme er
bei der k. k. Normal-Aichungs-Commis
welche über die Znlassung entscheidet.
9. Die Normal - Aichnngs - Commii
wird sich bei der Erprobung den jeweil
praktischen Verhältnissen, nnter welchen
Elektridtätszähler gebraucht werden
thunlichst anpassen.
10. Soferne jedoch der snb 9 chi
terisirte Erprobnngsvorgang unverhält
massige Kosten involvirt, obliegt es
Partei, auch die Erprobung zur Gänze
zum Theile nach Maassgabe des Absatz
zu veranlassen.
11. Wenn von Elektridtitsmes
irgend eines Systenu von der Anzahl j
Exenplare, deren Aichung anf zmnin
2 Jahre znrückdatirt, nicht wenigstens
Hälfte mit unverletzter Plombe (vcrgk
Absatz 13 und 14) aar Kachakhnng
bracht wird, so wird die Zalassong der
treffenden Type znr ersten Aichong
Stempelung wieder aufgehoben.
I Si
rV. Zulässige Verkehrs inst
■lente, deren Aichung nnd Feh
grenze.
12, Die far den öffentlichen Ver
bestimmten Elektridtätsmesser snlssen, v
sie gestempelt neiden sollen:
m) mit dem Namen nnd Wohaott
Verferti^ers nebst der lanfendcn Fi
kmtic^asxBmmer und der
liLi&ij^en Belastung bezeichnet
403
b) Jene Elektridtätszühler, deren Angaben
▼on der Spannung, Polwechselzahl oder
Stromcurvenform abhängig lind, mfltsen
ausaerdem die genaae Bezeichnung jener
Unternehmung tragen, in deren Leitungs-
netz sie eingeschaltet werden sollen.
Fttr diese Art von Elektricitätsmessem
wird ein Certificat (vergleiche Absatz VI)
nnr dann ausgestellt, wenn die Betriebs-
Verhältnisse der genannten Unter-
nehmung der Normal- Aichungs-Commis-
sion genau bekannt sind, und wenn
sich dieselbe verpflichtet, alle Aende-
- mngen des Betriebes, welche auf die
Angaben der verwendeten Zähler £in-
fluss ttben, der Normal-Aichungs-Com-
mission anzuzeigen.
Die Aichung uod Stempelung jener
Elektricitätszähler, welche von der Span-
nung, Polwechselzahl und Stromcnrven-
form unabhängige Angaben geben,
nnterliegt den hier angeführten Be-
schränkungen nicht.
c) Alle Elektricitätszähler müssen in einem
durch Plombenverschluss versicherbaren
Gehäuse eingeschlossen sein, dessen
Schauglas von innen eingesetzt ist.
d) Bei der Aichuog, welche nach den in
Absatz 9 und 5 angeführten Grund-
sätzen vollzogen wird, wird die Ab-
weichung der Angaben des Zählers von
den Sollangaben ermittelt.
Dieselbe darf bis auf weiteres, wenn
der Zähler beglaubigt werden soll, im
Mehr oder Weniger höchstens be-
tragen:
der grOtBt«ii der eigcntn
BelMtong Angabe
Bei looo/o 4*o0/o
500/0 ^'^/o
loo/o 4 %
„ 2O/0 muss der Zähler sicher an-
gehen.
e) Die obgenannten Fehlergrenzen werden,
insoferne es sich um erste Aichung
handelt, vom i. Jänner 1898 auf drei
Viertel des obgenannten Betrages und
vom I. Jänner 1903 auf ein Halb
deu obgenannten Betrages reducirt und
damit mit den Fehlergrenzen anderer
Verbrauchsmesser in Einklang gebracht
werden.
Für die Nachaichungen bleibt die
jedesmalige Toleranz der ersten Aichung
maossgebend.
V. Stempelung.
13. Elektricitätsmesser, welche den obigen
Bedingungen entsprechen, werden in der
Weise gestempelt, dass auf der inneren
Seite des Schauglases die ämtliche Protokolls-
zahl und die Jahreszahl der ersten Aichung auf-
geätzt und das Gehäuse mit einer Schnur-
plombe so verschlossen wird, dass eine Er-
öffnung desselben ohne Verletzung der
Plombe nicht möglich erscheint.
Die Plombe trägt auf der einen Seite
den Stempel der k. k. Normal-Aichungs-
Commission, auf der anderen Seite die
Jahres- und Monatszahl der ersten Aichung,
bezw. Nachaichung.
VI. Befundschein.
14. Zu jedem gestempelten Elektricitäts-
messer wird ein Befundschein in zwei
gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt, wo-
von ein Exemplar für den Erzeuger, das
andere für den Consumenten der Elektricität
bestimmt ist.
15. Der Befnndschein, dessen Text der
betreffenden Elektricitätsmessertype beson-
ders angepasst wird, enthält ausser den das
Messwerkzeug individuell charakterisirenden
Daten bei den in Absatz 126) besprochenen
Messwerkzengen die Angabe jener Unter-
nehmung, in deren Leitungsnetz der Elek-
tricitätsmesser verwendet werden darf.
16. Der Befnndschein enthält auch die
Bestätigung der ämtlich eingehobenen Aich-
gebühren.
17. Die Giltigkeitsdauer des Befund-
Scheines und der vollzogenen Aichung, deren
Bestätigung er bildet, beträgt zwei Jahre und
ein Monat vom Tage der Ausfertigimg des
Befundscheines an gerechnet.
VII. Aichgebtthren.
18. Für die Ueberprüfnng einer Elek-
tricitätszählertype (Absatz 8 und ff.), welche
zu diesem Zwecke in zumindest fünf Exem-
plaren vorzulegen ist, wovon eines bei der
Nornial - Aichungs - Com mission als Muster
zurückbehalten wird, ist eine Gebühr von
200 fl. ö. W. in vorhinein zu entrichten.
Diese Gebühr beträgt blos 100 fl. ö. W.
für jene Typen, von denen nachweisUch in
Oest erreich zumindest 100 Stück dermalen
schon im Gebrauche sich befinden.
19. Für die Ueberprüfung der Verkehrs-
instrumente ist, gleichgiltig, ob eine Stempe-
lung stattgefunden hat oder nicht, zu ent-
richten :
a) Eine Grundtsxe von . . . . fl. i . —
6) Für je icx>Amp.od. 10.000 Watt
der zulässigen nominellen Ma-
ximalbelastung ein Zuschlag
3 —
20. Für die Elektricitätszähler,
welche wegen leicht ersichtlicher
Constmctionsmängel ohne besondere
Prüfung zurückgewiesen werden, ist
nur eine Manipulationsgebühr pro
Stück von „ 0.70
zu entrichten.
21. Bei jenen Ueberprüfungsarbeiten,
welche nach Maassgabe der Bestimmungen
des Absatzes 5 und 10 ausgeführt werden,
hat die Partei den elektrischen Strom und
allfällig benöthigte Hilfsarbeiter beizustellen
und die Kosten der Entsendung des Aich-
beamten zu tragen.
Werden unter diesen Umständen mehr
als IOC Stück Elektricitätsmesser gleicher
Type zur Beamtshandlung vorgelegt und die
Einrichtungen so getroffen, dass zumindest
404
drei Apparate gleichzeitig geprüft werden
können, so ist ao Stelle der sab 19 6) vor-
geschriebenen Gebühr nar der Betrag von
fl. X.50 für je 100 Amp. oder 10.000 Watt
der Maximalbeanspmchnng zu entrichten.
VIII. Uebergangs-Bestimmnngen.
22. Eliektricitätszähler, welche nicht
direct (vergleiche Absatz 7 a) die zazumes-
sende Grösse registriren, sondern diese
Grösse ans der registrirten Zahl durch
Rechnung finden lassen, werden, wenn das
betreffende System sich derzeit in Oesterreich
schon in praktischer Verwendung befindet,
bis zum I. Jänner 1898 zur ersten Ai
und bis zum i. Jänner 1903 zur wieder
Aichung zugelassen.
23. Bei Elektridtätsmessern diest
wird bei der Stempelung auf der ii
Seite des Schauglases die Bemerkung:
„Der Elektridtäts verbrauch ist na
Bestimmungen des Certificates aus de
gaben dieses Zählers zu berechnen'
geätzt und werden die betreffenden
Schriften in das Certificat aufgenommi
Wien, am 3. Mai 1894.
Die k. k. Normal-Aichnngs-Cominii
Arzberger m. p.
r
ii|
Kundmachung des Handelsministeriums vom 23. Juni LS!
betreffend die Untersuchung elektrischer Mn seh inen undA
apparate durch d ie Normal-A ic h u ngs-C o m m i a i i o n.
I. Die k. k. Normal- Aichungs-Com-
mission ist ermächtigt, elektrische Maschinen
und Messapparate aller Art zu untersuchen,
zu prüfen und in zuläsfig erachteten Fällen
für dieselben Befundscheine auszustellen.
2. Diese Arbeiten finden nur in jenem
Umfange statt, in welchem dies mit Rücksicht
auf die jeweilige technische Ausrüstung
der Normal -Aichungs-Commission möglich
und ohne Behinderung der fortlaufenden
Aichungen der Elektricitätsmesser (Ver-
ordnung des Handelsministeriums vom
3. Mai 1894 [R. G. Bl. Nr. 82]) und der
hiezu noth wendigen Vorarbeiten thunlich
erscheint.
3. Die zu entrichtende Gebühr wird
bis auf weiteres von Fall zu Fall vom
Handelsministerium festgesetzt werdei
wird der Partei bekabat zm gcbeo n
Vorhinein zu eot richten sein.
Bei umfangreichen Artieitfo wir
Partei nur der muthtnai^slkhe Höchst
der Gebühr bekannt gegebeo werden, ^
unvorgreiflich der emigiitigcD Gebi
bestimmung im Vorhinein tu erlegen
4. Nach den im Gcgenitande gcni
Erfahrungen wird seinerLeit ein 6jcer
für häufiger vorkommende Arbeiten
gesetzt und kundgemAcht werden.
Wurmbrand m
(R.-G.-Bl. XLTX Stück Nr. 136.)
Nachrichten aus Ungarn.
Projectirte Strasseneisenbahn mit
elektrischem Betriebe von Budapest
über Uj-Pest (Neu-Fest) nach Rakos-
Palota. (Concessions - Bedingungen). Die
hauptstädtische Municipal- Verwaltung hat in
Angelegenheit der von der Bauuntemehmung
Bodendorfer und Consorten vom fünften Be-
zirke Budapests aus über Uj-Pest und deren
Fortsetung bis Rdkos-Palota projectirten
Strasseneisenbahn mit elektrischem Betriebe
festgestellt, das^ die Betheiligung der Haupt-
stadt an dem Gewinne mit dem sechsten
Jahre beginnt, wobei dieselben Gesichts-
punkte maassgebend sind, welche in dem auf
die elektrischen Eisenbahnen bezüglichen
Vertrag niedergelegt sind, nämlich in den
ersten 10 Jahren 2O/0, in den nächsten
10 Jahren 3O q, im dritten Decennium 4O/Q
und für die folgende Zeit $0/^, Im Falle der
Einlösung oder des Besitzüberganges der
Bahn an die Hauptstadt erhält die Gemeinde
Neu-Pest ioO/q der Einkünfte als Entschädi-
gung. Die Dauer der Concession wurde vor-
behaltlich der oberbehördlichen Genehmigung
auf die Dauer von 60 Jahren beantragt, wo-
gegen ein Separatorium mit der Motivirung
angemeldet wurde, dats es nicht gi
fertigt erscheine, für eiue StiaKsenbal
oberirdischer elektrischer Stromleitonj
wohlfeil hergestellt weriUn könne, 6ü
einzuräumen, während rUe Hcidapeiter
bahn, welche zur Slrcjn[>f[ihrurig ein*
kostspielige unterirdische Anliige her
muss, sich mit einer 5ojrihngfn Coaeej
dauer zufriedenstellt. IHt endgikige
Scheidung über diese Frage bleibt
Handelsminister vorbehalten.
Am 17. Juli 1. J. ist zwische
Ungarischen Bank für I
strie und Handel und der
schinenfabriks-Actie ngesellschaft und
giesserei Ganz & Comp, einerseit
den Concession ären dieser Bahn, Bc
dorfer & Comp, andererseits eine ^
barung abgeschlossen worden, auf
deren die Erstgenannten die Con<
dieser Bahn und den mit der Hac]
Budapest vereinbarten Vertrag cn
haben. Zum Zwecke der DurchführuD
Baues und des Betriebes dieser elekti
405
Bahn soll demnäcLst eine Aktiengesellschaft
gebildet werden. D.
Strassenbahn mit elektrischem
Betriebe in Pressburg. (Baubeginn,
Beschaffung des Schien enmateriales
und der Bahnein rieht an g.) Die Mani-
cipal-Verwaltting der königl. Freistadt Press-
barg hat den Beschlass gefasst, das im Be-
reii'-he der Stadt zn erbauende Strassenbahn«
netz aaf elektrischen Betrieb eioznrichten.
Die Ansfttbmng des vom königl. nngar.
Handelsminister bereits genehmigten Baues
wurde der Firma Werner, Ganz&Co mp.
und die Lieferung des Schienen materiales
and des sonstigen Oberbau-Zugeböres dem
königl. Ungar. Schienenwalzwerke in Diös«
^yör tibertragen, welches die Bestellung bis
I4ovember zu effectuiren hat, so dass die
Eröffnung des Betriebes voraussichtlich noch
im Laufe dieses Jahres stattfinden wird, da
die Unterbau- und sonstigen Vorbei eitungs-
arbeiten noch im Laufe des Sommers in
Angriff zu nehmen und bis Ende October
fertig zu stellen sind. Für die Anlage der
Stromerzeugungs - Centralstation ist ein ge-
-eigneter Platz nächst dem Donauufer be-
stimmt worden. Der Betrieb der elektrischen
Bahn, welche auch den Hauptbahnhof der
königl. Ungarischen Staatsbahnen mit dem
Frachtbahnhofe und der Station Pozsooy-
Ujvdros der Linie Pozsony - Szombathelj
(Pressburg - Steinamanger) der Transdann-
bischen Localbahnen verbinden wird, ist
sowohl für Personen- als auch Frachtenver-
kehr einsurichten.
Projectirte Untergrundbahn mit
elektrischem Betrieb in Budapest.
(Ministerial-Erlass.) Der königl. uogar. Han-
delsminister hat in einem an die Budapester
Mnnicipalverwaltung gerichteten Rescripte
dieser mitgetheilt, dass er die in Angelegen-
heit 'des Ausbaues einer elektrisch zu be-
treibenden Untergrundbahn mit den Con-
cessionswerbern, d. i. die Budapester Stadt-
bahn-Actieogesellschaft für Strassenbahnen
mit elektrischem Betriebe im Vereine mit
der Budapester Strassen-Eisenbahngesellschaft
für Strassenbahnen mit Pferdebetrieb, ge-
legentlich der Concessionsverhandlnngen feit-
gesetzten Punktationen im Principe genehmigte,
nachdem die Concessionswerber die bedun-
gene Caution von 180.000 fl. bereits erlegten,
dass die Ausfolgung der Concessionsur künde
jedoch erst nach Abschluss der von den
Projectanten mit dem Finanzminister in der
Frage der Gebühren- und Steuerfreiheit ge-
pflogenen Verhandlungen erfolgen wird. So-
bald aber diese Angelegenheit endgiltig aus-
getragen sein wird, unterliege es keinem
Anstände, den Bau sofort zu beginnen, nach-
dem die Baupläne sowohl von Seite der
betheiligten Ministerien genehmigt wurden,
als auch deren Ausführung von der haupt-
städtischen Municipalbehörde als zulässig
erkannt ist.
Buda pester Stadtbahn - G esell-
Schaft für Strassenbahnen mit elek-
trischem Betriebe. (Einverleibung der neu
zu erbauenden Linie längs dem Donauquai
in das gesammte gesellschaftliche Beiriebs-
netz.) Die hauptstädtische Municipalbehörde
hat vorbehaltlich der oberbehördlichen Ge-
nehmigung entschieden, dass die in Fort-
setzung der Linie durch die grosse Ring-
strasse längs dem Donauquai vorläufig bis
zum Donaucorso von der Budapester Stadt-
bahn-Gesellschaft zu erbauende elektrisch
betriebene Linie, in jeder Beziehung als
iategrirender Bestandtheil des gesellschaft-
lichen Betriebsnetzes zu betrachten sein wird,
daher auch die Bedingungen des mit der
Commune abgeschlossenen Unificirungsver-
trages dafür zu gelten haben werden.
Kleine Mittheilungen aus Russland.
Telephon-Slgnalisirung für Eisen-
bahnzüge.*^) Die Aufgabe des Femsprechens
von einem auf der Strecke stehen gebliebenen
£isenbahnzug mit der nächsten Station wird
von M. G. Lebedinskyin nachstehender
Weise zu lösen versucht.
Wird der Inductor eines Telephon-
Apparates mit der Telegraphenleitung und
der Erde verbunden, so verursacht er bei
seiner Ingangsetzung ein derartiges Knallen
in den in die betreffende Linie eingeschalteten
Telegraphen -Apparaten, dass die einge-
schalteten Stationen unbedingt aufmerksam
*) Wir machen darauf auftnerksam, dass die
hier dargestellte Methode der Bentkianng ron Tele«
graphenlinien eam Telephoniren ira Prindp die-
selbe ist, wie sie Ober-Inspector Gattinger an-
wendete oder wie sie im Edison'sohen Pnonoplex
benntct ist; allein in der hier beschriebenen Foxm
könnte dieselbe in anderen Betrieben als in jenen,
wie er in Bussland vorkommt, nicht verwerthet
weiden. D. Bed.
gemacht werden. Hierauf, meint M. G. L e-
b e d i n s k y, erübrigt nur, die Leitung zn
den Telegraphen- Apparaten in die Telephon-
station umzuschalten, um mit dem in Rede
stehenden Eisenbahnzuge sprechen zu können.
Die etwaige Einwendung, dass hiedurch
die telegraphische Correspondenz gestört
wird, parirt M. G. Lebedinsky damit,
dass ja diese ohnehin in derselben Zeit dazu
benützt worden wäre, um den Unfall mit dem
Eisenbahnzuge zu avisiren.
In dem Zuge wird eine complete Mikro«
telephon&tation fix angebracht.
Eine Klemme des Zugstelephons ist mit
dem nächsten metallischen Theil des Wag-
gons, und dieser ebenfalls metallisch mit den
Schienen verbunden. Die andere Klemme
befindet sich auf einer mit isolirtem Draht
bewickelten Trommel; dieser Draht ist mit
Hilfe eines an einem Stock befestigten
406
Hakens mit der Telegraphenleitnog in Con-
mct za bringen.
Während des Baues des Rjasan-Kasan-
fichen Zweiges der Moskau - Kasan'scben
Eisenbahn stand für den Localverkehr eine
ganze Reihe von telephonischen Apparaten
mit einer der Telegraphenleitungen in stetiger
Verbindung; die andere Leitung war für
Fpeciell telegraphische Zwecke reservirt, doch
wurde ein Theil derselben auch zu tele«
phonischen Mittheiiungen für grössere Di-
stanzen benützt; eine Station lud durch die
Wirkung ihres Inductors auch die andere
zur Einschaltung ihres Apparates ein, indem
das Zeichen des Inductors sich auf allen
Apparaten der Leitung bemerkbar machte.
Dem Chef der Telegraphen -Section Ingenieur
r. T. A n i 8 s i m o w kam die Idee sich
dieser Signalisierungsart beim Bahnverkehr
zu bedienen. Zu diesem Behufe beauftragte
er Herrn M. G. L e b e d i n s k y am 8. De-
cember v. J., Vorbereitungen zu solchen Ex-
perimenten zu treffen, welche den nächsten
Tag in Anwesenheit des Chef-Stellvertreters
des Moskauer Post- und Telegraphenkreises
J. J. Schedling auf der Station Pitsch-
kirjajewo stattfanden ; dieselbe ist von
den Bahnhöfen 2. Classe Sassowo 38
und Arapowo 102 km entfernt. Dieselben
Versuche wurden am 13. Jänner 1. J. im
Beisein des Eisenbahn-Directors E. E.
Noltein und des Regierungs - Inspectors
Fürsten Chilkow auf der Station Schilowo,
«eiche von Sa«sowo 70 km und Rjasan
102 km entfernt ist, wiederholt. In
beiden Fällen wurden die günstigsten Re-
sultate erreicht. Die Verbindung wurde rasch
hergestellt, die Antworten folgten unmittelbar
und das Gespräch zwischen beiden Bahn-
höfen war vollkommen deutlich. Das
Signal wirkte im ersten Fall im Telegra
kreise Rjasan - Alatir (über 600 km
5 Apparaten; im zweiten Fall im 1
Rjasao-Saransk {44t km) mit 4 Apps
wobei (in beiden Fällen) sofort eine
wort erfolgte.
Somit ist die Verwendbarkeit, e
wie die Verlässlichkcit des geschiL
System ü nachgew|«!^cn und soll dM&e]
der nich*feu Zeit am Rjasau -Kasan
Z.wcig^ der Moskau-Kasan'ifcbea Eise
zur Ausführung getangen. A
Elektrische Bahii in Klevir
schon seit zwei Jähren in Kiew iu
trielfe befindliche, von der Allgeroeinen
tricitäts-Ge*eUH:hafE' in Hetli« erbaute
trische Bsihii hat sich so gut bewsthrtf
f^och iwei weitere Strecken düfilr
Tichtet wurden. Wnbrend man anfit
Dampfbetrieb in Aussicht genommen
entthchloss raun s)ch schliesslich zum
Irischen Hetrieb. Der Hau der neuen Str
wurde derselheu Firma übertragen
konnte vor einig^er Zeit die Eräffnang
iincleu^ tJie GcäeKlünge der Streckeci, f
die Statit durchqueren^ betrügt MJ km
Betrieb erfolg: mit 31 Mototwagen
40 Personen nach dem Syntcm der A*
mit oberirdischer Stromzuführung; die B
wiigen vermögeQ bei KtJ:[rkereTn Vei
nuch Anhänge wftgen tu Zeichen. Der Hei
erüfFnung j^ing eine feierliche Einsq
dcA n enge bauten MaochinenhÄtise« vors
Gegenwart de^; Genera E-GoQverQenri er
hüch^leu g^eisl Ischen tind well liehen Behi
Di<? Stndt Kiew ist die erste Stfidt
knd^ mit elfktrl^chem Strassen bahn be
Das Morse-Relais als Telephon,
In der Verein sversamminng vom 9. März
1892 (Heft IV, S. 164) besprach .Herr In-
ppector Friedrich B e c h t o 1 d die von ihm
angestellten Versuche mit einem portativen
Telephon*Apparate nnd erwähnte auch einer da*
bei vorgekommenen interessanten Erscheinung,
dass nämlich die Beamten einer Nachbar-
station, welche von diesen Versuchen keine
Kenntniss hatten, zu ihrer grössten Ueber-
raschung aus dem Glockenlinien - Relais
heraussprechen hörten, und zwar so deutlich,
das sie an der Klangfarbe die sprechenden
Personen erkannten.
Die gleiche Erscheinung, aber in viel
grösserem Umfange, beobachtete im vorigen
Jahre der Revident der k. k. österr. Staats-
hahnen, Herr Oscar Wehr, und berichtet
derselbe hierüber in der „Ztg. d. Ver, deut-
scher Eisenb.-Verw." Nr. 51, 1894, wie
folgt:
„Im Sommer v. J. wurde ich von meiner
Verwaltung damit betraut, die Telegraphen-
und Telephonanlagen auf der im Bau be-
griffenen 72 Jbn laugen Theilstrecke Laibach-
Gottschee der Unterkrainer Bahn auszuführen.
in die Telegraphenleitung dieser Sl
sind 13 Morsc^tütionen mit Kuhestromb
eingeschaltet j und ist ausserdem die
nchluug gclrotfen, dass die ncbea
13 Stationen noch vorhandcueti 3 Fen
haltpstelfen telephonisch mit jenen Nac
st ai tonen verl:jtiudei) sinl, welchen sie
stehen.
Für diese tel ^phonischen Verbind
sind keine eigenen Leitungen gebaut %vt
Es wurden hiem v^ielmehr die beke
tran^porFähleu iVleiihone ^pAtent
tin^er" verwendet, die in ihrer ün
Vorm dem Zwecke ihrer stabilen Verwe
aiigepns^t sini, und welche mit Znhilfei
von Kol]encondenF.T,toren direct an di
sieUcnEle, von Lnibnch bis Gottschee i
um f. diuchl^iufenile Tcle^rj^phenleitung <
schfljtet worden, flurch diese Aöwe
von Condeniatoren i*t eine eigene Tele
leiJung er>]inrt und die gleichzeitige
^raphie und Telephonie auf nqr einem [
ernv>y;licht.
Für f^ie Ttethätlgung der Morae^^]^
isr der gleichgeräcfitcte gatvaDitche !
407
aas Zink-KnpferelemeateD in Verwendaog,
und zwar sind für iede einselne dieser
13 Stationen je vier solcher Elemente anf-
gestellt.
Die beim Sprechen mittelst der Telephon-
Apparate erzeugten Ströme dagegen sind be-
kanntlich Wechselströme.
Nan ist es eine bekannte Thatsache,
dass weiche Eisenstfibe bei Einwirkung von
Wechselströmen zum Ertönen gebracht
werden. In diesem Falle sind es die Eisen-
kerne von den Mnltiplicationen der in die
Telegraphenleitong direct eingeschalteten
Relais in den Telegraphenstationen, welche
die genannte Eigenschaft zeigen, sobald auf
einem der sechs vorhandenen Telephone ge-
sprochen wird, and dadurch Wechselströme
in die Leitang entsendet werden.
Eine andere, in Fachkreisen allgemein
bekannte Thatsache ist es auch, dass die
Schwingungen, welche diese Töne in den
Eisenkernen erzeugen, genau den Wellen-
bewegungen gleichen, in welche die Mem-
branen der in die gleiche Leitung einge-
schalteten Telephone während eines Ge-
spräches versetzt werden.
Es wurden auch auf diese Weise wieder-
holt in einzelnen Stationen wenigstens Bruch-
theile einer, auf der gleichen Leitung abge-
wickelten telephooischen Correspondenz
mittelst des Relais einer Zwischenstation
abgehört. Immerhin waren die Resultate
solcher Versuche so mangelhaft, und das
beobachtete Auftreten dieser Erscheinungen
so vereinzelt, dass der Gegenstand wenig
Beachtung fand.
Von um so grösserem Interesse was es
daher fiir mich, als mir bei einer dienst-
lichen Anwesenheit auf der eingangs ge-
nannten Strecke im April und Mai d. J. von
verschiedenen Seiten die Mittheilung gemacht
wurde, dass man alle auf irgend einem der
sechs eingeschalteten Telephone gefclhrten
Gespräche auf dem Relais jeder beliebigen,
in die gleiche Leitung eingebundenen Tele-
graphenstation ziemlich deutlich mithören
könne, wovon ich mich natürlich sofort
persönlich überzeugte und die Angaben voll
bestätigt fand.
Die Lautwirkung und die Deutlichkeit
der Sprache erhöht sich noch bedeutend,
wenn man das Ohr anstatt an das Relais,
direct auf die Tischplatte, auf welcher das
Relais angeschraubt ist, legt.
Es scheint, dass in diesem Falle die
Tischplatte durch Resonanz mittönt; die bei
diesen Versuchen erzielten günstigen Resultate
dürften hauptsächlich auf den Umstand zurück-
zuführen sein, dass sämmtliche zu den Tele-
graphentischen der 13 eingeschalteten Morse-
stationen verwendeten Tischplatten aus gut
ausgetrocknetem massiven Eichenholze her-
gestellt sind, also auch den unendlich zarten
Schwingungen der Eisenkerne der fest auf-
geschraubten Relais viel besser folgen können,
als dies beispielsweise bei den vielfach aus
weichem Holze hergestellten fournirten, daher
auch gegen die Luftfeuchtigkeit viel mehr
empfindlichen und weniger schwingungs-
fähigen Tischplatten der Fall ist
Jedenfalls bleibt die Thatsache, dass
man telephonische Gespräche unter gewissen
Umständen auch ohne Zuhilfenahme von
Höhrtelephonen in, von den Sprechstellen
viele Kilometer weit entlegenen Räumen
mithören kann, eine interessante Erscheinung,
wenn eine praktische Ausnützung derselben
dermalen auch nicht zu erwarten ist.
Vielleicht bieten diese Zeilen aber die
Anregung zu weiteren Versuchen in der an-
gedeuteten Richtung, die aoch für die Praxis
verwendbare Resultate zu Tage fördern.**
Das Arld'scbe Drahtbundverfahren.
Von M. LIN0BNBEB6, Berlin.
Bei der Einrichtung elektrischer An-
lagen aller Art spielt die Installation der
Leitungen stets eine Hauptrolle; sie muss
mit ganz besonderer Sorgfalt vorgenommen
werden, wenn die Gesammt-Anlage tadellos
functioniren soll. Von grosser Wichtig*
keit ist dabei namentlich die Herstellung
von guten Vei bin düngen der einzelnen
Drähte, da durch mangelhafte Contacte
nicht unwesentliche Arbeits Verluste und bei
Leitungen mit hoher Spannung ernstliche
Gefahren entstehen können.
Bisher verband man in der Regel die
blank gemachten Drahtenden bei schwächeren
Leitungen durch eine Würgstelle, bei
stärkeren durch einen Wickelbund und
verlöthete hierauf die Verbindungsstelle auf
der ganzen Länge.
Da dieses Verfahren aber viele Miss-
lichkeiten im Gefolge hat, so bemühte man
sich seit längerer Zeit, eine Methode zu finden,
nm Drähte ohne Löthung rasch und dauer-
haft verbinden zu können.
Von den verschiedenen Verbindungsarten,
die in den letzten Jahren angegeben wurden,
erscheint aber nur eine vollkommen brauch-
bar und beachteoswerth, nämlich das durch
Patent geschützte und in der neuesten Zeit
von der Firma Dr. Schmidmer & Co. in
Nürnberg erworbene Drahtbundverfahren
von Heinrich Arid.
Ueber die Herstellung dieses Draht-
bnndes theilt die „Elektrochem. Zeitschr.*' mit.
Die blank gemachten Drahtenden werden
von entgegengesetzten Seiten her so in eine
Hülse geschoben, dass ihre Enden ein kleines
Stück über die Hülse hinausragen.
Nachdem dies geschehen, werden die
Hälsenenden durch 2 Hebelkluppen, knapp
am Rande gefasst uad spiralförmig verdreht.
Die über die Hülse hinausragenden Draht-
enden kann man sodann noch etwas umbiegen,
es ist dies jedoch nicht unbedingt nöthig. In
der«elben Zeit, welche die Herstellung einer
guten Löthstelle benötigt, lassen sich zehn
solcher Verbindungen ausführen.
408
Die erste Frage, die man sich bei der
Beartheilung dieses Drabtbandet vorlegen
isn»8, ist die, ob in den gedrehten Hillsen
keine Oxydation entstehen^ann. Eingebende
Versnche, die nach dieser Richtang hin an-
gestellt wurden, ergaben, dass eine Oxydation
im Innern der Verbindung nicht eintritt.
Die Hülse ist ans einer besonderen
Knpferlegirung hergestellt und hat eine der«
artige Gestalt, dass sie zwei dicht neben
einander liegende Drfihte möglichst eng um-
fchliesst. Infolge dessen schmiegt sich das
Bronze- Röhrchen auch nach der Verdrehong
▼oUstandig an die Drahtenden an, welche
selbst wieder direct fest aneinandergepresst
werden, so dass das Röhrchen und die DrShte
eine einzige metallische Masse von sehr
vollkommener elektrischer Leitungsfähigkeit
bilden. Flüssigkeiten, Gase ond Dämpfe können
nicht eindringen und die Veibindangsstellen
sind daher selbft nach langer Zeit oxydfrei
und bieten wegen der grossen metallischen
BerührungsBSche dem elektrischen Strome
keinen Widerstand.
Femer ist bei der Beurtheiinng in Be-
tracht zu ziehen, ob das Verdrehen des
Drahtes der Festigkeit der Leitung keinen
Schaden thut. Viele Zerreissungsversuche
haben gezeigt, dass die Verbindungen voll-
kommen sicher sind, denn bei zu grosser
Belastung sind die Drähte oder Metallseile
stets entweder hinter oder vor den Verbin-
dungsstellen gerissen, nie aber haben diese
selbst nachgegeben.
Das erwähnte Drahtbund-Verfahren ist
auch bei der Herstellung von Abzweigungen
sowohl bei blanken wie bei isolinen Lei-
tungen anwendbar und leistet auch hier
gute Dienste.
Sollen Abzweigungen von isolirten
tungen gemacht werden, so bedient
sich ganz runder Verbindungsröhren. 1
lassen sich leicht Über die isolirten Di
schieben. An der Abzweigungsstelle
dann die Isolation entfernt und die F
breitgedrückt. Nach der Einführung
Drahtendes der Abzweigung wird die I
mit den Kluppen wie gewöhnlich verc
Es entsteht auf diese Weise eine Verbin<
welche wenig dicker ist als die einz<
Drähte und leicht und sicher wieder i
werden kann.
Das beschriebene Verfahren hat g<
Über dem Löthen manche Vortheile,
die neue Verbindung kann von jeder
leicht und schnell hergestellt we
Es ist kein Löthmaterial und
Feuer dabei nöthig, ein Umstand,
in vielen Fällen von grosser Wichtigkei
Ausserdem wird die Isolation nicht auf
weitere Strecke beschädigt und der 1
nicht durchgeglüht, zwei Momente, <
Wichtigkeit und Bedeutung wohl von k<
Elektriker unterschätzt werden. Schlie
bieten die Verbindungsstellen dem
trischen Strome keinen grösseren Vi
stand als die Leitung selbst, ein Kraftvi
durch Wärmeentwickelung kann daher
geschlossen werden.
Alle diese Gründe lassen die Verweo
der neuen Verbindung bei Anlagen
schwacher Stromspannung, also aucb
galvanoplastifchen und galvanostegischei
stalten hauptsächlich vortheilhaft ersehe
da hier einem guten Contact der Leit
kuppelnngen besondere Sorgfalt gesc
werden muss, wenn Arbeitsverluste verm
werden sollen.
I
Herstellung von Starkstromanlagen in Frankreich.'*)
>
In Frankreich ist die Herstellung elek-
trischer Anlagen seit mehreren Jahren im
Verwaltungswege geordnet. Das erste Decret
über die allgemeine Regelung der Anlage
der zur Fortleitung elektrischer Energie er-
forderlichen Leitungen datirt vom 15. Mai 1888;
im September 1893 ist ein Reglement über
die Herstellung und den Betrieb von elek-
trischen Anlagen auf den grossen Staats-
Verkehrsstrassen hinzugetreten. Sowohl das
Decret als auch das Reglement enthalten
eingehende Vorschriften zur Wahrung der
öffentlichen Sicherheit und der zu Verkehrs-
swecken dienenden Telegraphen- und Fem-
sprech leitnngen .
Das Decret vom 15. Mai 1888 be-
stimmt zunächst, dass die Errichtung elek-
trischer Anlagen beim Bezirks- oder Polizei-
präfecten anxnmelden ist, und dass der Tele-
graphenbehörde davon Kenotniss gegeben
werden soll. Sogar Anlagen innerhalb der
Grenstn eines Giundstücks unterliegen der
Anmeldupgspflichr, wenn bei Wechselstrom
die Spannung 60 Volt und bei Gleichstrom
die Spannung 500 Volt Übersteigt.
Die Benützung der Erde, sowie
Verwendung von Gas- und Wasserleit
röhren zur Rückleitung des Strome)
nicht gestattet, auch müssen die Leitt
von anderen Leitermassen, insbesonden
Wasser- oder Gasröhren genügend weit
femt sein, damit keinerlei störende Indncl
erscheinungen auftreten können.
Diese Bestimmungen sind von
grOssten Bedeutung für die dem öfient]
Nachrichten verkehr dienenden Leitu
die dadurch gegen das Eindringen frc
störender Ströme so weit als möglic
schützt werden sollen.
Die Verwendung blanker Leitungen
erlaubt, jedoch müssen da, wo Gef
entstehen können, isolirte Drähte b«
werden. Die Isolirung der Starkstromleiti
ist an Kreuzungsstellen mit Tel^ra
oder Fernsprechleitungen stets zu bewi
auch an solchen Stellen, wo Stärkst
leitungen in geringerem Abstand als 2 i
Schwachstroraleitungen oder weniger al
von anderen Leitermassen verlaufen.
•) Archiv f. Post o. Telegr. », 1894.
409
Die Ueberwachnng der elektrischen
Leitungen liegt nach Artikel 12 im Capitel III
der Post- nnd Telegraphen-Verwaltang ob.
Weitere Artikel behandeln die Sicherheits-
vorkehmngen in Maschinenanlagen ; Control«
Vorschriften können im Wege der Verfügong
darch die Präfecten erlassen werden.
Das neue Reglement enthält Bestim-
mnngen zur Sichemng des öfifentlichen Ver-
kehrs in Betreff derjenigen elektrischen An-
lagen, die anf grossen Staats- Verkehrsstrassen
angelegt werden sollen. Im Eingange wird
hervorgehoben, dass ausser den Vorschriften
des besprochenen Decrets und des Regle-*
ments die von der Strassen- Aufsichtsbehörde
erlassenen besüglichen Veroidnnngen, ferner
die Reglements der Post« und Telegraphen-
Verwaltnng und die zusätzlichen Bestim-
maogen der Concessionsurkunden zu beachten,
dass endlich für den Betrieb elektrischer
Bahnen die Vorschriften der zuständigen
Aufsichtsbehörde und der Post- und Tele-
graphen-Verwaltung anzuwenden sind. Eine
Reihe Artikel behandelt Vorschriften, die bei
Einreichung der Projecte behufs der Con-
cessionirung der Anlage zu erfüllen sind,
femer die. Abnahme und Prüfung der An-
lagen, die regelmässige, während des ersten
Betriebsjahres mindectens alle drei Monate
zu wiederholende Controle des Leitungs-
und Isolationswiderstandes, Aufgrabungen,
Erweiterungen und Veränderungen von An-
lagen n. s. w.
Das Capitel II des Reglements gibt
technische Speciaivorschriften für ober-
irdische Leitungen.
Zunächst wild bestimmt, dass durch
Aufstellung der Stützpunkte auf öffentlichem
Grund und Boden der Verkehr nicht be-
hindert werden darf; die Stützpunkte müssen
in Betreff ihrer Solidität jegliche Gewähr
bieten.
Soll die Leitung mit Wechselstrom von
mehr als 200 Volt Spannung oder mit
Gleichstrom von mehr als 400 Volt Spannung
betrieben werden, to liegt die Entscheidung
über die Art der anzuwendenden Isolatoren
dem Präfecten anf Grund des Berichtes des
Ingenieurs der Brücken- und Wegebau- Ver-
waltnng ob.
Ein grösseres Intervall zwischen zwei
Stützpunkten als 100 m ist nicht gestattet.
Wird Wechselstrom- oder Gleichstrom von
mehr als 400 Volt Spannung verwendet, so
müssen die Stützpunkte mit besonderen Vor-
richtungen versehen werden, die eine Be-
rührung der Leitungen durch die Passanten
gänzlich ausschliessen. Bei Kreuzungen der
Strasse sind die Leitungen mindestens 8 m
vom Boden entfernt zu halten, beim Ueber-
gang über schiffbare Flüsse und Canäle min-
destens 17 m über dem höchsten Wasser-
spiegel. Läogs der Strassen ist der geringste
Abstand der Leitungen vom Boden anf tm
festgesetzt.
Ueber die Fährung in bewohnten Orten
vrird Folgendes bestimmt:
Die Hauptleitungen dürfen in der Regel
nur an den Häusern, u. zw. mindestens i m
von den Fagaden und 1/2 m über den höchst
gelegenen Fenstern, angebracht werden; auf
flachen Dächern müssen sie von den höchsten
Dachstellen mindestens 2^l%m Abstand be-
sitzen.
Uebersteigt bei Wechselstrom die an-
gewendete Spannung 120 Volt und bei
Gleichstrom 400 Volt, so dürfen blanke
Leitungen nicht angewendet werden. Ab-
zweigungsleitungen sind von den Haupt-
leitungen ab bis zur Verwendungsstelle isolirt
herzustellen. Die Isolationshülle muss min-
destens 2y^mm stark sein und genügende
Widerstandsfähigkeit bieten.
Im Capitel III sind Vorschriften für
unterirdische Leitungen enthalten. Hervor-
zuheben ist hieraus, dass die Einbettungs-
tiefe im Bürgersteig, der allein als Lager
zugelassen wird, mindestens 60 cm betragen
muss, und dass sowohl Kabel in Röhren als
auch bewehrte Kabel verwendet werden
dürfen, dass ferner bei Kreuzungen von
Strassen solche Vorkehrungen zu treffen sind,
um eine Besichtigung nnd Auswechslung der
Kabel ohne Aufgrabung des Fahrdammes zu
ermöglichen, und dass, falls die elektrischen
Leitungen in der Nähe von Gasrohren ver-
laufen, eine regelmässige Ventilation der
Kabelrohre stattfinden muss. Ebenso müssen
die Untersuchungsbrunnen ventiliit werden.
Der Isolations widerstand gegen Erde darf
nirgends geringer sein als der Werth in
Ohm, der sich ergibt, wenn man das Quadrat
der Spannung mit der Zahl 5 multiplicirt.
Wie das Decret vom 15. Mai 1888, so
verbietet auch das Reglement ausdrücklich
die Benutzung der Erde als Rückleitung.
Bemerkenswerth ist noch, dass die An-
wendung einer Spannung von mehr als
10.000 Volc der besonderen Entscheidung
des Ministers der öffentlichen Arbeiten vor-
behalten bleibt.
Für die Benutzung der Staatsstrassen
zur Führung der Leitungen wird eine be-
sonders zu bemessende Gebühr erhoben.
Durch die gegebenen Vorschriften ist
den Bedingiugen der Sicherheit und des
Schutzes des öffentlichen Verkehrs vorläufig
in ausreichendem Maass Rechnung getragen
worden.
Die gesetzliche Regelung der Bedin-
gungen für die Herstellung elektrischer An-
lagen ist indessen nunmehr in Aussicht ge-
nommen und ein dahin zielender Gesetz-
entwurf im December v. J. der Deputirten-
kammer vorgelegt worden.
Der Entwurf ist aus den Berathungen
einer Commission von Gelehrten, Indu-
striellen und Vertretern der Verwaltung
hervorgegangen.
In den Motiven wird ausgeführt, dass
das Decret vom 15. Mai 1888 in manchen
Punkten zu enge Vorschriften enthalte, die
einer gedeihlichen Fortentwickelung der
elektrotechnischen Industrie entgegenständen.
An der Hand der gesammelten Erfahrungen
erscheine es angängig, erleichternde Bestim-
mungen im Interesse der Förderxmg dieses
wichtigen Zweiges der nationalen Industrie
81
410
^u treffen. Der Artikel 8 des Geselsentwnrfes
spricht daher die Aalbebang des Decretes
vom 15. Mai 1888 ans.
Eine der hauptsächlichsten Erleich-
terungen, welche der Gesetzentwurf im
Artikel l gewährt, besteht darin, dats die
Anlage elektrischer Leitungen ausserhalb der
öffentlichen Wege weder einer Torgängigen
Genehmigung noch Anmeldung bedarf, sofern
die oberirdischen Starkstromleitungen mehr
als 10 m von Telegraphen oder Femsprech-
leitungen entfernt bleiben. Ist letzteres nicht
der Fall, so bestimmt der Minister für Handel
und Industrie die zum Schutz der Tele-
graphen- und Fernsprechleitungen zu tref-
fenden Maassregeln.
Das Gleiche gilt in Betreff derjenigen
Anlagen, die gegenwärtig bestehen und
weniger als 10 m von Telegraphen- oder
Fernsprechanlagen entfernt sind.
Dagegen darf ohne Genehmigung des
Präfecten weder oberhalb noch unterhalb
öffentlicher Wege eine Starkstromleitung ver-
legt werden ; vor Ertheilung der Genehmigung
wird die Post- und Telegraphen- Verwaltung
gehört. Nur diejenigen elektrischen Anlagen
der Eisenbahn -Gesellschaften im Bereich
ihres Gebietes, die im Interesse des Betriebes
zur Befriedigung allgemeiner oder örtlicher
Bedürfnbse errichtet werden, z. B. Beleuch-
tungsanlagen auf Bahnhöfen, sind von diesen
Vorschriften ausgenommen, weil derartige
Anlagen ohnehin der staatlichen Contro
unterstehen.
Der wichtigste Artikel des Gesel
entwürfet ist der Artikel 6, der den Schu
der Telegraphen- und Fernsprechanlag<
gewährleisten soll. Ohne Hervorhebung b
sonderer Bedingungen wird kurz bestimm
Jede elektrische Anlage mnss derart eing
richtet und unterhalten werden, dass keiner]
Störung des Telegraphen- oder Femsprec
Verkehrs, sei es durch Indnction, sei es dort
Stromttbergang oder sonstwie, in den vc
handenen Linien eintritt.
Zur Ausführung des Gesetzes soll e
besonderes Reglement vom Minister f
Handel, Industrie und Colonien nach A
hörung des Generaldirectors der Post- ui
Telegraphenverwaltung erlassen werden.
Für das Studium der technischen Specii
fragen wird bei der Centralstelle ein stä:
diger Ausschuss gebildet, dem auch Vc
treter der elektrotechnischen Industrie a
gehören werden. Dieser Ausschuss dient z
gleich dem Minister für Handel, Indnsti
und Colonien als Beirath bei Ertheilung d
Ermächtigungen an die Präfecten zur Co
cessionirung elektrischer Anlagen.
Falls der Entwurf Gesetzeskraft erlang
werden die Bestimmungen des Reglemer
ans dem September v. J. in Betreff ele
Irischer Anlagen auf grossen Staats- Verkehi
Strassen jedenfalls durch das zum Gesetz
erlassende neue Reglement ersetzt werde
Leonische Elemente
nennt der Inhaber eines Patentes seine unter
der Verwendung von Harn zusammengestellten
Elemente. Die Elemente werden in verschie-
dener Form gebaut u. zw. als Latrinen-
Elemente zum Versenken in Latrinen oder
Canälen, femer mit Erde oder Torfmull
gefüllt, als Träger der Erregungsflttssigkeit. **)
Der Erfinder, welcher sich schon seit
einiger Zeit mit der Zusammenstellung solcher
Elemente befasst und nicht ungünstige Er-
gebnisse nachweist, hebt die Kostenlosigkeit
rler Erregerflüssigkeit und den Gewinn durch
rlie Nebenprodncte hervor. In erster Linie soll
die Gewinnung von Salmiak und die Ui
Wandlung des Torfmull in werthvolle Duo
mittel erheblichen Gewinn erzielen lasse
wenn die Anwendung solcher Elemente i
Grossen gelingt.
Da ausser den vom Erfinder mitgetheilt
Werthen keine Versuchsergebnisse vorliege
kann ein entscheidendes Urtheil erst gefä
werden, wenn genaue Versuche von m
betheiligter Seite vorliegen.
Immerhin ist die Sache nicht uninteressa
und verdient es, dass wir unsere Leser dan
aufmerksam machen.*)
Pariser NachrJchten.
Sociöt^ des ^leotriciens de Paris.
In der Sitzung vom 4. Juli machte der Prä-
sident Herrn Postel-Vinay Mittheilung
von dem Ableben des Herrn P. Lemonnier,
des früheren Präsidenten der Soci^t^, und
besprach kurz dessen thaten reiches Leben.
Hierauf berichtete Herrn L. Brunswick,
Ingenieur der Firma B r ^ g u e t , über die
Ausstellung in A n v e r s ; derselbe machte
einige Mittheilungen über die Gleichstrom-
Dynamos von Pieper und D u 1 a i t, über
die elektrische Beleuchtungsanlage, welche
*) Ein ftholioher Yonchlag ist schon vor
Jshron gemacht worden. D. B.
400 iOF erfordert, über einen Scheinwerl
von Schuckert, welcher einen Spiej
von 1*50 m Durchmesser hat und 150 Am
Strom erfordert, und über verschiedene klei
Motoren; hierauf sprach derselbe über d
elektrische Tramway in Brüssel.
Tod durch Blektricität in Pari
Am 5. Juli wurde ein Arbeiter, welcher c
Canäle für die elektrischen Leitungen i
*) D«r Patent-Inhaber Morix Beichsrit
V. Leon in Wien, IX. Bothe Löwengasse 10,
gerne bereit, Auskünfte zu geben, besw. die Elemei
im Betrieb« n aeigeu.
411
Sectenr des Champs Elys^es tn nntenacheii
hatte, getödtel. Der Arbeiter hatte die Auf-
gabe, die Transformatoren bei den einseloen
Abonnenten so nntersncben und die schad-
haften Stellen mitzntheilen. £s ist unbe-
kannt, wodurch er einen elektrischen Schlag
erhalten hat; er war sehr vorsichtig und an
diese Arbeit gewöhnt. Man glaubt, dass er
aasgeglitten und auf die Kabel des Primär-
kreises in der Avenue des Champs Elys^es
gefallen ist.
Ganäle tut elektrisohe Leitungen
in Paris. Die Elektricitäts-Gesellschaften in
Paris bentttsen die gegenwärtige Zeit, wo
sehr viele Abonnenten von Paris abwesend
sind, um neue Canäle au bauen. Die Cie. du
secteur des Champs Elys^es baut gegenwärtig
einen Canal in der Strasse Largilliöre, die
Cie. Ekiison einen Canal in der Strasse
Faubourg Poissoniöre, die Abtheilung des
Secteur de la place Clichy einen Canal in
der Strasse d'Anjon.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentbnreau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die AnmeldaiigeB bleiben aofat Wochen aar Bindohtnehme Öffentlich »oBgelegt. Nach | 24 de«
Palent-Geeeteea kann innerhalb dieser Zeit Einsprach gegen die Anmeldang wegen Mangel der Neahelk
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bareau beeorgt Abeohrifken der Anmeldungen
und Übernimmt die Yertretong in allen Einsprache-Angelegenheiten.
ClMSe
21. Seh. 9580. Bogenlampe.
Schramm in Erfurt.
Bruno
3409. Einrichtung, um an elektromagne-
tischen Apparaten die Einflüsse der
Hysteresis su beseitigen. — Bruno
Abdank'Abakanomez in Paris.
W. 9661. Gleichlaufvorrichtung für
Motoren, deren Drehungsgeschwindigkeit
mittelst eines Elektromagneten geregelt
wird. — J, n, West in Friedenau bei
Berlin.
A. 2654. System der Erzeugung, Regelung
und Femleitung für Wechselströme mit
verschiedenen Phasen. — Allgemeine
' ElekirieitätS' GeaelUchaß Berlin .
M. 9282. Anordnung der Feldmagnetwick-
lung bei Wechselstromkraft-Maschinen. —
Maschinenfabrik Oerlikon in Oerlikon bei
Zürich.
Classe
21. Nr.
76.642. Verfahren zur Umsteuerung
elektrischer Treibmaschinen. — Elektri-
citäti 'Actienge»ell$chaft vorm, Schuckerl
& Co, in Nürnberg.
Nr. 76.674. Elektrische Treibmaschine
mit hin- und hergehender Bewegung. —
H, S, Mc, Kay in Boston.
Nr. 76.676. Neuerung an elektrischen
Motoren und dynamo-elektrischer Ma-
schinen. — 8, Bergmann in Berlin.
Nr. 76.683 Verfahren zur Herstellung
der Elektrodenplatten für elektrische
Sammelbatterien. — O, E. Heyl in Berlin.
Nr. 76.698. Elektrodenplatte für Sammel-
batterien. — E, Fraifüce in Berlin.
Nr. 76.703. Elektrische Maschine mit
Lüftungscanälen. — //. Chitty in Cbis-
wick bei London.
Nr. 76.704. Poröse Zelle für elektrische
Sammler und dergl. — II, Riqueüe
in St. Jose ten Noode, Belgien.
LITERATUR.
„I Motori elettricl a campo xna-
gnetico rotatorio.^ (Elektromotoren mit
magnetischem Drehfelde.) Von Dr. Angelo
Banti, Director der Zeitschrift „Elettri-
cista**, Rom, 1894.
Niemand ist besser in der Lage, ein
Buch zu schreiben, als der Herausgeber einer
Zeitschrift, welche in regem Verkehre mit
sllen Enunziationen auf dem von ihr occu-
pirten Gebiete steht. Allerdings ist hiebei
vorauszusetzen, dass der betreffende Schrift-
steller nicht blos die ihm sngänglichen
Journale und Werke für seine Publikation
benutzt, sondern dass er, auch weitere und
mühsamere Forschungen nicht scheuend.
Alles studirt, was den einschlägigen Gegen-
stand betrifft und auf die ersten Quellen
zurückgeht. Dr. B a n t i hat nun der kür-
zeren Procedur den Vorzug gegeben und
eine Reihe zerstreut erschienener Darstellungen
der Drehstrom - Motoren systematisch ge-
ordnet und daraus ein wunderhübsch aus-
gestattetes Büchlein g^nacht, in welchem
die historische Entwicklung des in Rede
stehenden Zweiges der Elektrotechnik Be-
rücksichtigung fand.
Die Darstellung beginnt nämlich mit
einem geschichtlichen AperQU über die Dreh-
ströme und wird Professor Galileo Ferraris
wieder einmal gegenüber den Verfechtern
der Erfinderrechte T e s 1 a's in Schutz ge-
nommen. Wir können jedoch nicht leugnen,
dass die Argumente Dr. B a n t i's uns nicht
sehr glücklich gewählt für den angedeuteten
Zweck erscheinen. Es wird gesagt, dass weil
das amerikanische Patent T e s 1 a's später,
als die Publikation F e r r a r i^s erschien,
die Prioritätsansprüche des Letzteren gegen-
über jenen des Erster en begründeter seien.
Nun, das scheint uns wohl Sonne und Wind
31*
1
412
'|i
sehr ungleich vertheilenl Es wird dem
Frofetsur Ferrarii kein Knndi^r das
Verdien«! bestreiten, dass er es war, der
sebon 1SS5 einen für Schnlswecke be-
Stirn m!ea Apparat conttmirt hatte, dessen
Thätigkeit auf der durch Wechselströme in
geeigneter Aot^rdnnng erzeugtem magnetischen
Dfebfelde beruhte: es ist aber auch bekannt,
dftss der Gelehrte und wenig auf praktische
AuinÜtstung seiner Ideen ausgehende Pro-
fessor diesem seinem Apparate keinerlei
jndu^lricUe Verwerthung zumuthete. Auf
der Hndercu Seite sehen wir einen jungen,
phanUftLcvollea Ingenieur, einen begeisterten
Seher, der aHe Tiefen und Höhen der
Schöpfung durchstreift, um die dort Yer*
wahrten Energien der Anwendung der Elek*
trideit dienstbar zu machen, vor uns, der
behauptet, ohne Ferrari 's Arbeiten gekannt
£u hsbcD^ das mehrgenannte Princip des
Drehleides erforscht und erschaut und an
seine prnktiache Benützung sofort gedacht
liab«. T e s I n hat solche Beweise seines
KöDDens erbracht und eine solche Kühnheit
und Kraft der Intuition in seinen Forschungen
gezeigt, dasi ihm wohl umsomehr Glauben
Lm FnÜe des Drehstrom-Motors zuzuschreiben
isl^ nU ja such den anderen Bewerbern um
die Prior [tit in dieser Sache — z. B. Marcel
D e s p r e £, welcher das Drehfeld schon 1881
erkannt tu haben vorgibt — das Gegen-
theil Dicht nachgewiesen werden kann.
Linsen wir <l£vher Jedem sein Recht. Tesla
kiLQu gfl^/ gut neben Ferraris stehen ;
es hat aicli dner des anderen nicht zu
schämen und — wie wir die beiden Herren
kennen — so würden sie in liebenswürdiger
Anerkennung der Bedeutung des Rivalen,
eipcr dem rindern den aus der Erfindung
der DreL^tröme entspringenden Anspruch
auf Ruhm und Ehre gönnen, weil sie glück-
HeherweUe in der Lage sind, über andere
Grüudc zu verfügen, welche für ihre Ver-
ewigung geltcmd gemacht werden können.
Wüia also der Streit?!
Die Sprüche D a n t e's ist es werth,
da^ man ihren Gebrauch in einem modern
gehalteneu eFektrotechnischen Werke be-
festigen lerne! das Werkchen B a n t i's ist
ungemein ansehend und klar geschrieben.
Wir empfehlen dasselbe den des Italienischen
auch nur halbwegs kundigen Lesern unseres
Bkttes aufs Feste! J. Kar eis.
UniyersaJ-Index der intematio«
nalen Faclillteratur. Der gewaltige Auf-
ichwung de& internationalen Weltverkehres,
da£ gemeinschaftliche Interesse, welches Ge-
lehrte, Fdchiiiünner und Industrielle eines
und desselben Faches in aller Herren Länder
unter einsnder verbindet, insbesondere aber
die für jeden Fachmann zwingende Noth-
wendigkeit, von allem, was in seinem Fache
in nllea civilisirten Ländern geschrieben,
geleistet und erfunden wird, so rasch als
möglich unterrichtet zu werden, haben
genaniges Unternehmen gezeitigt, von
tns soeben die ersten Probenummern
ragen sind. Der mit Juli d. J. in
Leipzig erschienene Universal
dez der internationalen F
1 i t e r a t n r unterzieht sich der dan
werthen Aufgabe, der gesammten Fac
eine ebenso rasche als verlässliche un
schöpfende Information zu bieten, inde
die einzelnen verwandten Fächer zu Sect
vereinigt, und in jeder allwöchent
eine Inhaltsangabe sämmtlicher F
Zeitschriften, sowie aller im '.
handel neuerscheinenden oder in Vorher«
befindlichen Bücher bringt In
übersichtlicher Weise nach Städten in s
betischer Reihenfolge angeordnet, is
Uebersicht des gewaltigen Stoffes von V
zu Woche dennoch eine höchst einl
Die bekannte Weltfirma F. A. Br
haus, bei welcher der Universal •
gedruckt wird, hat auch dessen Ve
übernommen und der billige Preis von fl
pro Vieteljahr macht den Universal-!
für alle Fachinteressenten leicht zugän
in deren Händen er bald einen e
nützlichen als unentbehrlichen Behelf 1
dürfte.
Lexikon der gesammten Tee
und ihrer Hilfswissenschaften. Im Vc
mit Fachgenossen herausgegeben von
Lue g er. — Erscheint in ca. 25 A
langen. Preis pro Abthlg. 5 Mk. Deut
Verlags-Anstalt in Stuttgart, Lc
Berlin, Wien.
Wer über einen Namen, einen B
einen Gegenstand aus dem vielgesta
Gebiete der Technik und deren Hilfsw
Schäften etc. Auskunft erhalten möchte
wird im vorstehend erwähnten lexikall
Nachschlagewerk das Gewünschte find«
Grundzüge der Elektrotecl
Eine gemeinfassliche Darstellung der G
lagen der Starkstrom-Elektrotechnik.
Richard R ü h 1 m a n n, Dr. phil. und
fessor. Erste Hälfte. Mit 132 Abbildu
Leipzig. Verlag von Oscar L e i n e r.
Ladenpreis Mk. 6. — . (Die zweite 1
erscheint noch im Laufe dieses Jahres.
Die elektrische Beleuchtung, die
trische Kraftübertragung und die el(
technischen Gesetze gewinnen von Ti
Tag grössere Bedeutung und wächst
für weite Kreise der Gebildeten das Bt
niss, Einsicht in das Wesen der El
technik zu gewinnen.
Für Alle, die sich über die Grund
der Starkstromtechnik unterrichten w
soweit sie nur die allgemein Wissens
liebe Vorbildung besitzen, ist dieses
bestimmt und wird ihnen ein werth
Behelf sein.
Die Bogenlichtschaltungen.
tische Darstellung der verschiedenen
wendungsweisen der Hauptstromlampe, N
schlusslampe und Differentiallampe. Vc
genieur Dr. M. Luxe nb erg. Lc
Veriag von Hans Paul. 1894. Mk. -
413
KLEINE NACHRICHTEN.
Ausstellimg von Motoren, Hilfs-
xnaschinen und 'Werkzeugen für das
Kleinge'werbe September 1804 in
Graz. Diese, unter dem Protectorate
Sr. Excellenz des k. k. Handelsministen
Herrn Gtmdaker Grafen Wnrmbrand
stehende Ausstellung wird in der Indostrie-
halle daselbst Yom i. bis einschliesslich
30. September 1894 stattfinden. Die Ans«
Btellnng hat den Zweck, den Gewerbestand,
insbesondere das Kleingewe^'be mit den
modernen technischen Hilfsmitteln bekannt-
znmachen, den einzelnen Gewerbekategorien
die Leistongen dieser Hilfsmittel dorch be*
lehrende, mit Demonstrationen verbundene
Vorträge vorzuführen und ihnen Gelegenheit
zu geben, auf Grund eigener Wahrnehmung
über die Anschaffung der zur Vermehrung
ihrer Concurrenzfähigkeit geeignetsten Hilfs-
mittel schlüssig zu werden, eventuell ihnen
diese Anschaffung zu erleichtern.
Die Ausstellung gliedert sich demnach
in folgende Gruppen:
1. Motoren für Benzin, Petroleum, Gas,
Dampf und Elektricität bis einschliesslich
4 EP, dann Feuerung und Gebläse;
2. Gewerbliche Hilfsmaschinen für alle
handwerksmässigen und freien Gewerbe ;
3. Verbesserte oder neue Werkzeuge,
Geräthe, Schutzvorrichtungen und sonstige
Behelfe für alle handwerksmässigen und
freien Gewerbe ;
4. Roh- und Hilfsstoffe. Halb« und
Ganz-Fabrikate für das Kleingewerbe.
Der vni. internationale Congress
für Hygiene und Demographie, welcher
in Budapest vom i — 9. September 1894 *^
gehalten wird, verspricht ausserordentlich um-
fangreich zu werden.*)
Die Arbeiten des Congre^ses werden
in zwei Gruppen getheilt : die hygienische
und die demographische.
Die hygienische Gruppe gliedert sich
in 19, die demographische in 7 Sectionen
mit der folgenden Eintheilung:
H y g i e n e. I. Aetiologie der Infections*
krankheiten (Bacteriologie). — U. Prophy-
laxis der Epidemien. — IIL Hygiene der
Tropenländer. — IV. Hygiene der Gewerbe. —
V. Hygiene des Kindesalters. — VI. Schul-
hygiene. — VlI. Hygiene der Nahrungs-
mittel. — VIU. Hygiene der Städte. —
IX. Hygiene der öffentlichen Gebäude. —
X, Hygiene der Wohnungen. — XL Com-
munications- (Eisenbahn und Schiffahrt) Hy-
giene. — XII. Militär-Hygiene. — XIII. Lebens-
rettung. — XIV. Staatsnrzneikunde. —
XV. Hygiene des Sports (Püege und Ab-
härtung des Körpers). — XVI. Hygiene der
Curorte. — XVII, Veterioärwesen. —
XVm. Pharmade. — XIX. Samariter-
wesen.
•) Vergl. Heft V, 8. 132 und VU, 8. 189
6X 1894.
Demographie. I. Geschichtliche
Demographie. — II. Allgemeine Demographie
und Anthropometrie. — III. Technik der
Demographie. — IV. Demographie der Ur-
producenten. — V. Demographie der gewerb-
lichen Arbeiterclasse. — VI. Demographie
der Städte. — VII. Statistik der körper-
lichen und geistigen Defecte.
Das Executiv-Comit^ hat für jede ein-
zelne Section jene wichtigeren Fragen fest-
gesetzt, deren Erörterung es für nöthig hält ;
die letztere sicherte es dadurch, dass die
Referate Fachantoritäten anvertraut wurden.
Ausserdem wurde für jede Section eine
Reihe von Fragen festgesetzt, deren Ver-
handlung gleichfalls sehr erwünscht schien.
Durch diese Art der Vorbereitung gelang
es, ein nicht gehofftes glänzendes Resultat
zu erzielen, indem bis zum 31. Mirz in der
hygienischen Gruppe 437, in der demo-
graphischen 98, insgesammt somit 535 Vor-
träge für den Congress angemeldet wurden.
Ein ferneres Zeichen des dem Con-
gress entgegengebrachten allgemeinen Inter-
essses ist auch der Umstand, dass bis zum
31. März 1894 230 amtliche Vertretungen
angemeldet wurden.
Der festlichen ErÖffhungs-Sitzung des
Congresses — am 2. September — wird
Se. kais. und königl. Hoheit Erzherzog
Carl Ludwig persönlich präsidiren ; die Schluss-
Sitzung wird am 9. September abgehalten
werden.
In Verbindung mit dem Congresse wird
auch eine Ausstellung veranstaltet, jedoch
nur von solchen Gegenständen, welche in
den Rahmen der Hygiene gehören und ent-
weder auf die, in dem Programm des Con-
gresses aufgenommenen und in den Sitzungen
zur Verhandlung gelangenden Fragen Be-
zug haben, oder im Allgemeinen vom hygie-
nischen Standpunkte wissenschaftliches oder
praktisches Interesse beanspruchen und den
Mitgliedern des Congresses vorgestellt und
demonstrirt werden sollen.
Industrielle Concurrenz-Anistellung ist
ausgeschlossen. Auszeichnungen werden nicht
geplant, doch wird in der Schluss-Sitzung
protokollarisch der Würdigen Erwähnung
gethan werden.
Mitglied des Congresses kann Jeder
werden, der sich für Hygiene und Demo-
graphie interessirt und der in die Casse des
Congresses als Mitglieds-Beitrag 10 fl. ö. W.
erlegt. Die Mitglieder des Congresses er-
langen hiedurch das Recht, an allen öffent-
lichen und Sections-Berathungen des Con-
gresses theilzunehmen, sowie auch an allen
Festlichkeiten, Veranstaltungen und Aus-
flügen u. s. w., welche durch den Congress
veranstaltet werden, und für welche ein be-
sonderer Beitrag nicht zu entrichten ist.
Jedem Mitgliede des Congresses kommt
I Exemplar der „Arbeiten des Coogresres" zu.
Damen zahlen als Mitglieds -Beitrr
5 fl. ö. W., sie können jedoch auf <
414
(}
^Arbeiten des Congroiies^ keinen Aniprach
erheben.
Die «]ektrlsch6 Bahn in Baden.
Mitt« vorigen Monates wurde auf der Bahn«
iiDic Badeo - Helenenthal der bisherige Be-
irieb mittels Pterden eingestellt und der
elektrische Betrieb eröffnet. Die
Um wand lutig »arbeiten hatte die Eisenbahn-
bau- ttiid HeiriebsunternehmuDg Leo Amol di
im Vereio mit der Elektricitäts-Actiengesell-
£ch&ft vormals Sc huck er t & Comp, in
Nürnberg ausgeführt. Die Eröffnung des
dcktrischea Betriebes gestaltete sich natürlich
cu «inem Ereigniss, an dem die ganze Be-
völkertiüg von Baden lebhaften Antheil
nabni. Die mit elektrischer Beleuchtung ver-
«eheDeu Waggons, von welchen im Gänsen
13 in Verwendung stehen, sind mit grosser
Eleganz auigestattet. Sie enthalten im Innern
12 Sitzplätze und 4 Stehplätze, auf der vor-
deren PUttform 3 Sitxplätse und 2 Steh-
pKitne, aaf der rückwärtigen 4 Stehplätze.
Das Signal bringt der Leiter des Waggons
durch tlatn Druck mit dem Fusse in Be-
wegung. Bei grossem Andränge werden die
alten Tramwaywaggons ao die neuen an-
gehängt werden. Die Fahrzeit für die Länge
der LiDte [st auf 17 Minuten normirt. Die
Einheitstaxe beträgt 12 kr. Die Waggons
werden von 5 zu 5 Minuten von 5 Uhr
FrUh bis 1 1 Uhr Nachts verkehren.
Elektrische Bahn von Baden
nach Vöslau. Seitens der Firma A r-
n ü i d i in Wien und der Actien-Ge-
seltschaft vormals Schnckert
& C o. in Nürnberg als Concessionäre der
Localbahp zeit elektrischem Betriebe von
Baden nach Vöslan ist der B a d e n e r
Tramw ay-Gesellscha ft der Antrag
geitelU worden auf käufliche Ueberlassung
der geiclbcbaftlichen Pferdebahn, welche
von Baden, beziehungsweise Leesdorf nach
Kau Kens lein /Uhrt, um diese Pferdebahn in
die projcctirte elektrische Localbahn einzu-
verleiben. Der Verwaltungsrath der Ba-
denei Tram way-Gesellschaft hat
diesen Vorsehlag acceptirt, mit Rücksicht
darauf, dass die Betriebsüberschttsse des
Pferdeh^hn- Unternehmens seit einer Reihe
von Jahren nicht hingereicht haben, den
vorhandenen Verlust-Saldo zu beseitigen,
geschweige den Actionären eine Verzinsung
ihres Capitales zu bieten. Nachdem auf eine
Aenderung dieser letzterwähnten nngün-
atlgen Vi^iiältnisse in absehbarer Zeit nicht
gerechnet ^Verden kann, ist die B a d e n e r
T^a mway-Gesellschaft über Ver-
anlassuDg des Mutterinstitntes, u. sw. der
Uesterreichischen Südbahn-Gesellschaft, in
die nilhereu Verhandlungen über den Ab-
verkauf der gesellschaftlichen Pferdebahn-
Unien £ld die elektrische Localbahn einge-
treten. Das Ergebniss dieser Verhandlungen
Igelit nun dahin, dass die Gesellschaft für
*^ ^^er tragung der Pferdebahn an den
nüf oder den Rechtsnachfolger der
^n Localbahn Actien der elektrischen
Localbahn oder lolcfae einer anderen 1
Gesellschaft, welche den Betrieb •
Bahn übernehmen sollte, im Betrage
160.OÖ0 fl. anagefolgt erhält Die F
A r n o 1 d i in Wien und Schnei
ft Co. in Nürnberg haben solidarisci
die Dauer von zehn Jahren ein J a h
erträgniss dieser Actien ii
Höhe von 4800 fl., d. i. also 3 Percei
Nominalbetrages zugarantiren. I
am 5. Juli I. J. abgehaltenen 19. ordentl
Genendversamminng der Badener T
way-Gesellschaft wurde diesa
trag des Verwaltungsrathes, betreffenc
Verkauf der gesellschaftlichen Pferd<
der Generalversammlung vorgelegt um
die Generalversammlung diesen Verkau
nehmigt und den Verwaltungsrath zum
nitiven Abschlüsse des Verkanfsverl
ermächtigt. Sc
Wiener Elektriettäts-Gesellsc
Der Verwaltungsrath hat in der V. 01
liehen Generalversammlung vom 27. Juni
seinen Bericht vorgelegt, dem wir ]
stehendes entnehmen. Die Absatzverhäl
der Centrale Mariahilf haben eine nict
wesentliche Ausdehnung erfahren, indei
Anschlüsse mit Ende des Berichtsjahres
Gesammtcapacität von 22.765 Rechn
lampen zu 16 N.-K. erreichten, gege
14 751 des Vorjahresund 11.833 des z%
Vorjahres ; während also der Zuwacli
vorigen Jahre nur 2918 Lampen erre
beziffert sich derselbe heuer auf 8006 Lai
in welcher Zahl die Installation des Rain
Theaters mit 2860 Lampen inbegriffe
An dieser Zunahme participirt
die Stromabgabe für Kraftübertragun
nennenswertherem Maasse als bisher
im Betriebsjahre 39 Elektromotoren
zusammen 98*3 IIP angeschlossen wu
Es sind dermalen im Ganzen etwa ibc
für die Zwecke der Anstalt selbst,
aber 62 Motoren mit zusammen 155VS
in Betrieb. Es stehen diese Ziffern
immer in keinem auch nur annähei
Verhältnisse zu den Vortheilen und Ann
lichkeiten, welche der elektrische B<
bietet und von denen sich die betreffe
Parteien ja ohneweiters jederzeit überz«
könnten.
Der elektrischen Kraftübertragung (
die Centrale bedienen sich dermalen, a
der Centrale selbst, noch 62 verschi«
Betriebe.
Das Verhältniss zwischen dem Co
für Licht- und Kraftabgabe stellt sich d(
dass nach den Installationen gerechnet,
für Lichtstrom, iiO/q für Kraftstrom
fallen würden; dem Consum nach ist
Verhältniss 85O/0 zu 150/0.
Die durchschnittliche Benützungsc
einer Rechnungslampe war
St
im i.Viertelj., Mai bis Juli incl. total '
n 2. „ Aug. „ Oct. „ „ I
,3. „ Nov. „ Jänn. « , 2<
I) 4.
Febr.
April
I
415
E^s ist also die jährliche Benützungs-
daaer, die Elektromotoren miteingerechnet,
519*2 StaBden. Im Vorjahre hetmg dieselbe
582*8 Stunden. Wenn man die Lichtabgabe
separat berechnet, so ergibt sich die dorch-
schnittliche Brenndauer der Lampen mit
490 Stunden.
Was die technische Entwicklung des
Unternehmens anbelangt« so ist vor Allem
die Errichtung einer starken Accumulatoren-
Station im Raimund-Theater zu nennen,
'«reiche den Theaterbetrieb von allen momen-
tanen Zufälligkeiten unabhängig macht und
die Beleuchtung eines so grossen Objectes
gestattet, ohne die Centrale in den Abend-
stunden stark zu belasten.
Das Kabelnetz ist von 23*498 km auf
26*618 km gestiegen.
Der in der Gesammtaolage investirte
Betrag ist ungeachtet der bis jetst vor-
genommenen Abschreibungen von total
fl. i|599.523*i2, auf 0. 1,660.606*77, also
am ü. 61.083*65 gestiegen.
Die Betriebs - Einnahmen sind von
fl. 158^98*73 no^ fl. 195.721*93 gestiegen
and haben sich sonach um fl. 37.223*20
erhöht. Die Betriebsauslagen und Spesen haben
sich hingegen nur um fl. 5611*73 vermehrt.
Der Reingewion beträgt nach den
statntcnmässigen Dotirungen des Reserve-
nnd Emeuerungsfondes und unter Zuziehung
des vorjährigen Gewinnstvortrages von
fl. I869-OX, fl. 33.137-18.
Blektrisclie Anlagen in Sarajevo. In
einem „Briefe aus Sarajevo" im ^Fremdenblatt*
vom 22. V. M. finden wir die nachstehende
interessante Mittheilung, welche wir wörtlich
wiedergeben: „Wir kommen vom Bahnhofe
in die Stadt und sehen neben dem Miljatschka-
flfisschen, das, nebenbei gesagt, mit unserer
duftigen Wien mancherlei Aehnlichkeiten
aufzuweisen hat, zahlreiche Arbeiter, die
mit Haue und Schaufel hantiren. Auf Be-
fragen theilt man uns mit, dass hier der
„Quai" erbaut wird, auf welchem später
die elektrische Bahn, sowie die elektrische
Station errichtet werden soll. Elektrische
Bahn und elektrische Beleuch-
tung in — Sarajevo! Unser Wiener
Localpatriotismus bäumt sich heftig dagegen,
da er solcherart getreten wird, allein an
der Thatsache lässt sich nicht rütteln, dass
selbst Sarajevo voraussichtlich früher seine
elektrische Bahn haben wird, als Wien, die
Reichshaupt- und Residenzstadt am Donau-
strande. Die Pläne für die Sarajevoer elek-
trische Bahn sind schon fix und fertig und
auch das Anlehen ist negociirt.
Ueber Schwingungen bei Blitz-
entladungen und beim Nordlicht. Unter
diesem Titel veröfiientlicht John T r o w-
bridge im „American Journal of Science**
und im „PhilosophicalMagazine** einen Artikel,
aus dem die „Meteor. Zeitschr.** Folgendes
wiedergibt.
Wenn Luft durch eine plötzliche Ent-
ladung durchbrochen wird, so verhält sie sich
wie Glas oder ein anderer fester Körper,
welcher in Zickzack-Linien zerbrochen wird.
Photographien von kräftigen elektri-
schen Funken lassen nun auch in der That
darauf schliessen, dass die Blitzentladung
zuerst einen Weg für ihre Schwingungen
sich bilden muss, indem sie den Widerstand
der Luft mittelst eines Funkens bricht. Durch
das so in der Luft entstandene Loch hindurch
finden die folgenden Entladungen statt.
Die letzteren folgen sehr rasch auf
einander und haben eine sehr kurze Dauer,
ebenso ist eine Blitzentladung in weniger als
einer hnnderttausendstel Secunde vorüber.
Man hat schon bemerkt, dass die elek-
trischen Entladungen auf demselben Wege
in der Luft durch drei Hunderttausendbtel
einer Secunde hindurch stattfinden. In einer
solchen 2^it kann die Wärme, welche der
Funken hervorgerufen hat, wohl noch nicht
durch Leitung weggeführt sein. Wenn dies
der Fall wäre, würde der Widerstand der
Luftstrecke weseutlich verändert worden sein,
und der Weg der Entladung würde seine
Form geändert haben. Wir hal>en hier eine
Grenze für die Zeit, welche die Luft braucht,
um die Erscheinung der Wärmeleitnng zu
zeigen. Die Schwingungen.des Polarlichtes sind
nun aber, nach der Meinung von T r o w-
bridge, in keiner Weise mit dem Pbä«
nomen der oscillatorischen Entladungen ver-
bunden ; es haben schon viele Autoren be-
hauptet, dass das Glühen von G e i s s 1 e r-
sehen Röhren und das Polarlicht durch Mil«
lionen von elektrischen Schwingungen in der
Secunde hervorgerufen werde. Wie T r o w-
bridge glaubt, ist diese Auffassung ganz
unrichtig.
Der elektrische Luftballon in der
Industrie- Ausstellung zu Antwerpen.
In Ergänzung unserer diesbezüglichen Notiz
im Hefte VII l. J., S. 200, rheilen wir die
nachstehenden Details dieses Ballon diri-
geable „Belgique* mit.
Man hat es natüriich hier nicht mit
einem wirklichen lenkbaren Luftballon zu
thun, wie er von Professor Wellner in
Brunn construirt wurde, und dessen Erfin-
dung durch das zu erbauende Modell sich
erst erproben muss. Der Ballon wird vom
Ausstellungsplatz aus zur Börse, die eine
halbe Stunde von demselben entfernt ist,
und von da wieder zurück Fahrten zum
Preise von 5 Francs per Person unternehmen.
Auf einem grossen runden, von einer Bretter-
wand umschlossenen Platz, der einen Flächen-
raum von 1 2.000 ni2 aufweist, liegt die riesige
Leinwandhülle des Ballons, der die lang-
gestreckte Form einer Cigarre besitzt. Er
ist 851/2^ ^^^Z ^^^ 171/2^ breit. Sein
Volumen beträgt, wenn er mit Leuchtgas
gefüllt wird, 13.373 wi8 und wird alsdann
eine Tragfähigkeit von 9800 kff aufweisen,
welche in folgender Weise ausgenützt wird :
4400 kg wiegen die Umhüllung des Ballons
und die Gondel, 2210% die erforderlichen
Maschinen und der restirende Theil von
3150 kg fällt auf die Passagiere, die Be-
dienungsmannschaft und den Ballast. Die
416
Gondel, welche 50 m lang und 21/2^ t>reit
Ut, ist vollständig geschlossen und im Innern
so bequem wie der Salon eines Passagier*
dampfers eingerichtet; breite Fenster ge-
statten den Insassen, das schöne Panorama
zn geniessen. Die Grondel besteht ans drei
Abtheilangen, deren mittlere dem Capitän,
der durch Handhabung verschiedener Hebel
den Ballon dirigirt, zum Aufenthaltsorte
dient; der vordere Theil dient als Salon für
circa 25 Passagiere, das Hintertheil als Ma-
schinenraum.
Vorwärtsgetrieben wird das Luftschiff
mittelst Elektricität, welche auf der Erde
erzeugt und mit Hilfe eines Leitungskabels
in den Maschinenraum der Gondel zu dem
daselbst befindlichen Elektromotor geleitet
wird, welcher eine grosse Schraube io Be-
wegung setzt. Der "Erfinder des Ballons, der
GenielieutenantLe Clement de St.-Marcy,
ging von der Anschauung aus, die zum Be-
triebe nothwendige Elektricität am Erdboden
zu erzeugen und sie mittelst Drahtseilkabes
dem die Schraube in Drehung setzenden
Motor zuzufahren. Das Kabelende ist ver-
mittelst beweglicher Rollen an einer elek-
trischen Hochleitung befestigt. Der Elek-
tromotor ist 125 J7P stark und treibt eine
Schraube mit vier Flügeln von 8 m Durch-
messer. Die elektrische Hochleitung besteht
aus Drahtseilen von einer Gesammttrag-
kraft von 75.000 kg, die in einer Höhe von
30 m durch die Stadt geleitet werden. Der
Ballon wird am Ausstellangsplatz bis za einer
Höhe von 300 m emporsteigen ond seine
Rundfahrt nach der Börse antreten, was
einem Wege von sy^fcm gleichkommt. Auf
dieser Strecke sind in gleichen Intervallen
eiserne Pfähle von je 30 m Höhe aufgestellt
worden, welche die Stromleitungen tragen.
Von einem wirklichen lenkbaren Luftballon
im richtigen Sinne des Wortes kann also
absolut keine Rede sein; es ist aber immer-
hin interessant und wird ein sehr fesselndes
Schauspiel abgeben, den riesigen Ballon
täglich über die Stadt streichen zu sehen.
Diese neue Passagier beförderung, welche in
diesem Maassstab noch nirgends ausgeführt
wurde, dürfte sich eines grossen Zuspruchs
erfreuen.
Elektrische Beleuchtung in S
ungen (Sachsen-Meiningen). Die i
Salzungen hat vor einigen Wochen das
gebot der Firma Jung und Dittmar,
Elektricitätswerk für Strassen- nnd Pr
beleuchtong in Salzungen zn Herrichten,
genommen und der Firma eine den
sprechende Concession ertheilt. Der in
Kraftstationen erzeugte Strom wird ii
in der Mitte der Stadt zu errichtende U
Station geleitet, dient hier zur Ladung
Accnmulatoren, oder arbeitet in Gemeins
mit diesen auf das Leitungsnetz. Das let
wird in der üblichen Weise nach dem 1
leitersystem ausgeführt, nnd zwar wc
mit Rücksicht auf das Aussehen der Stn
die Speiseleitungen unterirdisch und die
theilnngsleitungen oberirdisch aosgeführ
dass sich die Hansanschlüsse leicht
stellen lassen. Als erste Leistung des W<
sind circa 1000 gleichzeitig brenn
Lampen angenommen. Für die Str»
beleuchtung sind 10 Bogenlampen
120 Glühlampen vorgesehen, gewiss
respectable Beleuchtung für Salznngen,
allerdings in seiner Eigenschaft als Ci
grossen Werth anf gute Beleuchtung 1
mnss. — Mit der Ausführung der An
welche noch in diesem Sommer in B<
kommen soll, ist die „Elektricil
ActiengesellschaftSchockert &
betraut worden.
Amerikanisches. Der Ap|
welcher Anzeigen auf die Wolken schi
ist von der Chicagoer Ausstellung
New- York befördert worden und wird
allabendlich auf dem Gebäude der Ze
„NewYork-World", wenn die Wittemi
erlaubt, in Thätigkeit gesetzt.
Zur Inbetriebsetzung des Apparat«
erforderlich, dass der Himmel mit W<
bedeckt ist ; denn nur auf diesen kam
Bild, welches nach Art desjenigen be
„Laterna magica^ hergestellt wird, entwi
werden. Man hat zwar vorgeschlagen,
künstliche Wolken von Dampf u. s. ^
erzeugen, doch hat sich mit solchen bis
ein Effect noch nicht erzielen lassen.
Wir erhielten folgende Zuschriß:
Wien, am 20, Juni 1894,
Sehr geehrte Redadionf
Mit Bezug auf den im XII, Hefte 1894
Ihrer geschäfzien Zeitschrift gebrachten Artikel
de» Prof Latachinow „Project. der tnckutrieUen
Waeaeratoff- und Saueratoffgeunnnung auf
elekirolytiachem Wege*' erlaube ich mir die
geehrte Redaction auf einen ähnlichen Auf-
aatz, c/ei* auazugaweiae in den ^ Mittheilungen
über Oegenatände dea Artillerie- und Oenie-
CORRESPONDENZ.
weaena*^ Jahrg, 1893 pag, 489 geb
vmrdey hinzuweiaen. Der Original -A
aeWat iat im Decemberheß 1892 der „Ä
dCartiglieria e genio^ zu leaen.
In wie weit daa italieniaeJie K\
minislerium nach der Methode Oatuii
Rechnung fand^ iat mir nicht weifer bei
geworden ; jedenfalls verdienen beide
thoden und die techniache Verwerthunt^
Hu. 0 die vollste Aufmerkaamkeit,
EochachtungsvoLl
P....Epi
Verantwortlicher Bedaoteur : JOSEF EARBIS. — SelbstverlaiK des Elektrotechniiehen Yereia
In Oommiialon bei LBHÜANNIi WKNTZEL, Bnohhandlnng für TeolmÜL und Eniut.
Draek Ton B. BPDBS & Co. in Wien, Y., BtrMUMDgMM 16.
Zeitschrift für Elektrotechnilc.
XJI. Jahrg. 15. August 1894. Heft XVI.
ABHANDLUNGEN.
Umschalter für interurbane Linien in Belgien.
In dem vortrefflichen Buche: „La telephonie historique, technique,
appareils et proc^d^s actuels", welches in Liege bei Charles Desoer (1894)
erschienen ist, hat der rühmlich bekannte Verfasser, der belgische Tele-
graphen-Ingenieur Pierard, ausser der historischen Entwicklung der
Telephonie im Allgemeinen, vorerst jene Phasen dieses Dienstzweiges
in Belgien beschrieben, welche zu seinem actuellen Stande in diesem Ver-
kehrs- und industriereichen Lande geführt haben.
Aus diesem Buche ist viel zu lernen.
In Belgien herrscht bezüglich der Telephonie ein einheitliches System;
ein System nennen wir die vernünftige, nach vernünftigen Principien und
nach gewonnenen Erfahrungen getroffene Anordnung von Einrichtungen
zu bestimmten Zwecken und nirgend kann ein solches conciser organisirt
werden, als dort, wo eine einheitliche Leitung aus der Anordnung
hervorleuchtet. Dies ist, wie bereits erwähnt, in Belgien der Fall; in
einer Verwaltung, wo der ebenso zielbewusste als intelligente, unterrichtete
Mr. Banneux der Chef des Telegraphen- und Telephonwesens ist, der
alles in diesen Fächern versteht imd in dem kleinen Lande Grosses ge-
schaffen hat.
Wir finden in diesem, jedem Fachmanne warm empfohlenen Buche
die Beschreibung zweier Umschalter für interurbane Telephonie,
welche — vom System van Rysselberghe ausgehend — Belgien ihr
Mutterland nennen darf und daher dort — so sollte man glauben — die
zweckmässigsten Apparate besitzt.
Wir führen nun die Beschreibung dieser Centralumschalter unseren
Lesern vor und hoffen, dass dieselbe zur Beurtheilung der dargestellten
Einrichtungen anregen wird. Die beiden Umschalter danken ihr Entstehen
Beamten der königl. belgischen Staatstelegraphen-Verwaltung. Wir führen
sie dem Alter ihrer Verwendung nach* vor:
Interurbaner Umschalter in Brüssel.
Brüssel ist das Centrum der interurbanen Telephonie in Belgien
und der Umschalter hat hier seine besondere Wichtigkeit; daher auch
seine Ausbildung und Gestaltung Ergebnisse vieler Erfahrungen zu nennen
sind. Xj und JL2 kommen von den Separator-Condensatoren der inter-
urbanen Linien, welche hier sowohl als in Frankreich gleichzeitig zur
Telephonie und zur Telegraphie benützt werden; diese Linien
gelangen zu den Federn der Stöpsellöcher G^ und Gg (Fig. i), von denen
dann wieder Verbindungen zu den Rollen der phonischen Signale A^
und A2 gehen.
Das phonische Signal ist dasselbe, wie es aus den Darstellungen
des van Rysf eiber ghe'schen Systems bekannt ist. Weiter unten be-
schreiben wir es im Zusammenhange mit dem Umschalter von Delvil)
82
418
(Fig. 4.) Eine auf die Schonung der Batterie abzielende Aenderung d
Vorrichtung — des phonischen Anrufes — rührt von dem französis
Ingenieur de la Touanne her.
Von den Klemmen r und c (Fig. i) gehen Schnüre einestheil
dem Stöpsel Wg (für einfachen Draht) und zu dem Leiter, der mit
in Verbindung steht. Von uv geht eine Verbindung zum Taster i/^.
möge der Berührung der unteren Theile der Stöpsel W] und Wg
der Metallfassung //, stehen dieselben, wie die Figur i zeigt, mit
Umwindungen des Translators B<^ und B^ in Contact ; die anderen Ei
dieser Umwindungen sind unter sich und mit Erde T in Verbindung.
Fig. I.
h und \ sind die Druckknöpfe für den Anruf in Verbindung stel
mit den Stöpseln TF3 und W^ ; ihre unteren Contacte führen — bei
zu dem Vibrateur d und zur Batterie P, bei \ aber zum Magnetinduct
in beiden Fällen folgt dann Erde T. — /Tj, H<^ und Ifg sind Umleget
nach dem System De war, wie sie weiter unten sub Fig. 5 und Fi
dargestellt und beschrieben sind, an welche die Annonciateure 1
und V, welche gewöhnliche Fallklappen sind, angeschlossen erscheii
wird einer der Knöpfe gedrückt, so wird der betreffende Annoncie
aus- und das Mikrotelephon des Manipulanten eingeschaltet, zu welc
Mikrophon: Batterie, Inductionsrolle, Element p und Telephon i geh(!
419
k ist ein Draht, welcher zu allen Tafeln des Localmultiple-Um-
schalters geht; durch ihn werden zum interurbanen Umschalter alle Mit-
theilungen entsendet, k^ ist die Rückleitung eines mit Doppeldraht an-
geschlossenen Abonnenten. Wird im Stöpselloche G gestöpselt, so wird
dieser Rückleitungsdraht, wie auf der Figur ersichtlich, an Erde gelegt.
/fg und Äc'g sind zwei Rückleitungsdrähte, welche zu einer Tafel des
Localmultiples fuhren; auch diese endigen an Stöpsellöchern Gg und G'g,
i«relche von jedem der Beamten, die am interurbanen Umschalter be-
schäftigt sind, leicht erreicht werden können; auch hier werden durch
Stöpselung die Rückleitungsdrähte an Erde gelegt.
Gehen wir nun an die Figuren 2 und 3, welche diejenigen Theile
des Localmultiple-Umschalters darstellt, die wir zur Verständüchmachung der
Functionen brauchen und am interurbanen Umschalter schildern wollen.
W in Fig. 3 ist wieder ein Umlegehebel, System De war, welcher
in den obgenannten gemeinsamen Rückleitungsdraht h eingeschaltet ist.
Fig. 2.
TT
Fig. 3.
b' ist ein Druckknopf, der angedrückt, den Wechselstrom aus dem
Inductor M an alle Schalttafeln des localen Multiples gelangen lassen kann.
In Fig. 2 ist f/g ein Dewar, eingeschaltet in den Draht k^^.
Vb ist ein Annonciateur, einerseits mit dem Drahte /fg, andererseits
mit der Erde in Verbindung.
Wg ist ein Stöpsel ; der centrale Theil desselben steht mit dem
Leitungsdraht k^^ in permanenter Verbindung, und der Mantel dieses
Stöpsels steht mit dem Draht A-g in Verbindung.
Nun können wir an die verschiedenen Fälle der Manipulation be-
schreibend herantreten.
I. Ein zweites interurbanes Centralbureau ruft.
Greifen wir auf Fig. i zurück. Der Strom wird durch die Linien L^ L^
zu den Stöpsellöchern G^ G^ geführt, gelangt an die Umwindungen de**
phonischen Anzeigers (in Fig. 4 dargestellt), zu den Drähten er, zu ^
Stöpseln Wl und IVg, von hier zu den secundären Wicklungen
32*
'II
420
Translators B^ B^^ wo Stromschluss oder Erde den Lauf des Anri
beendigen. Bei c und r findet eine Stromtheilung statt; der abgezwc
StroTiitheil geht über den Dewarschlüssel i/i, welcher gewöhnlich he
gedrückt ist, zum Annonciateur V, der einen Widerstand von looo C
besitzt und auf den Anruf nicht anspricht.
Der Beamte wird daher nur durch den phonischen Anzeiger
deswen in Fig. 4 ersichtlichen Fallklappe vom Anruf der entfernten ir
urbaren Centrale benachrichtigt. Er braucht blos den Schlüssel H^ un
legen, um mittelst seines Apparates nach der entfernten Centrale sprec
zu können.
2. Man ruft ein entferntes interurbanes Bureau an
i'B Zu diesem Zwecke drückt man den Knopf h nieder. Der Un
'■ brecher d, von der Batterie p in Thätigkeit gesetzt, wird hiebei mit (
primären Stromkreis B des Translators in Verbindung gesetzt. Die her
gerufenen Inductionsströme im Translator treten in die Drähte L^ Lg
es vollzieht sich der oben bescliriebene Stromlauf in umgekehrter Rieht
3. Ein mit einfacher Linie angeschl ossener Abonn
wünscht die interurbane Verbindung.
Er läutet vorerst seiner localen Centrale und drückt sein Verlar
aus; während dieser Zeit hat der Abonnent das Telephon am Ohr
h^ütcHi Der Beamte (Fig. i) des Localumschalters drückt den Knop
nieder und sendet so auf die Linie k die Ströme des Magnet-Inducton
welche an der interurbanen Umschaltetafel den Annonciateur (Fallklappe)
niederfallen machen. Hierauf legt der Beamte am interurbanen Umsch;
den Hebel H^ um, wodurch sein Manipulations- Apparat mit dem Anr
in V^erbindung kommt.
Der Beamte der Local-Centrale steckt den Stöpsel Wg ein (Fig
und zwar in das Stöpselloch des Abonnenten. Wenn der Stromkreis L
verJiLiigt wird, so genügt die obbeschriebene Manipulation, um die '
bindung zu bewirken; man steckt den Stöpsel W3 in eines der Loche:
ein und ruft: „Sprechen". Bei angebahnter Verständigung, die durch
diiction controlirt, d. h. mitgehört werden kann, wird der Schlüssel
umgelegt imd die Mission des Beamten ist diesfalls beendet. Wenn
\m fremden Netze angerufene Abonnent ebenfalls blos mittelst e
Drahtes angeschlossen ist, so umfasst der Stromkreis der hergestel
Verbindung folgende Elemente : Erde des Rufenden, seinen Apparat, s
Linie, (las Stöpselloch in der Local-Centrale, den Stöpsel Wg, die Seh
die Verbindungsleitung /c^g, ein oder zwei Stöpsellöcher Gg, den Stöpsel
die r allklappe V", den Drücker 6, den Primärdraht des Translators, Erde
iSecundäre Wickelung des Translators, die Stöpsel Wj Wg, den Recep
des phonischen Anrufers, die Drähte L^ I^ ^^^ telegrapho-telephonisc
Stromkreises (früher noch die Separateur-Condensatoren) und dam
umgekehrter Reihenfolge alle genannten Bestandtheile des anderen —
gerufenen — Netzes.
Nach beendetem Gespräch hat jeder der Correspondirenden al
läuten, wodurch in jeder der interurbanen Centralen die Klappe V'*' (Fi^
fällt und die Verbindung gelöst werden kann.
Der Stöpsel W^ kann mit seinem cylindrischen, äusseren Th
der im die Schnur W^ und an A angeknüpft ist, an den Draht Ag, d
an den Annonciateur von 1000 Ohm und an die Erde geführt wen
woraus folgt, dass wenn die interurbane Verbindung hergestellt ist,
Versuchslinie des anrufenden Abonnenten mit dem Drahte Äg verkn
ist< Letzterer ist für den Moment isolirt und Vß liegt an Erde, de
kann Iß bethätigt werden.
421
4. Ein mit Doppelleitung angeschlossener Abonnent
verlangt eine interurbane Verbindung.
Hier muss in Erinnerung gebracht werden, dass einer von den zwei
Drähten, mittelst deren der Abonnent angeschlossen ist, an dem localen
Umschalter endet, während der zweite Draht über den interurbanen Um-
schalter an Erde gefuhrt ist, u. zw. über ein Stöpselloch.
Es wäre beispielsweise der Abonnent 127, dessen Erdleitung in
Fig. I mit ÄTj bezeichnet ist. Bei seinem Anruf vollziehen sich dieselben,
eben beschriebenen Vorgänge ; es fällt also vorerst die Meldeklappe 1 27 am
Localumschalter. Der Beamte setzt sich mit dem Anrufenden in Rapport,
läutet sodann seinem Collegen von dem interurbanen Umschalter mittelst
des vorhin erwähnten Verbindungsdrahtes k und zeigt ihm das Verlangen
des Abonnenten 127, mit der durch die Linien L^ Zg verbundenen zweiten
Stadt sprechen zu wollen, an. Mittelst des Drahtes Atq ^^^ des Stöpsel-
loches Gg wird nun die Verbindung hergestellt. An dem localen Um-
schalter wird der Stöpsel Wg in das Stöpselloch 127 eingesteckt, während
am interurbanen W} in eines der Stöpsellöcher Gg und W^ in das Stöpsel-
loch G eingesteckt wird, nachdem zuvor die verlangte interurbane Centrale
avisiit worden ist.
Die hergestellte Verbindung umfasst: den Abonnentenposten 127,
die Stöpsellöcher 127 am Localmultipie, das eigentliche mit Fallklappe
verbundene Stöpselloch 127, Stöpsel Wg, Draht Ä^g, Stöpselloch G,
Stöpsel Wg, Stöpselloch 6g, Stöpsel W/, den Empfänger des phonischen
Anrufes A^ A^, Stöpsellöcher G^ 63» d'® Leitungsdrähte L^ Xg u. s. w. —
Ferner aber die analogen Organe der zweiten Station.
Wenn der Abonnent mit einem Einfachdraht angeschlossen ist,
kommen die betreffenden Translatoren in den angedeuteten Stromweg.
Die Fallklappe V kommt in „Brücke" oder Nebenschluss zum
phonischen Anruf und dient als Schlusszeichen-Apparat. Der Draht W5 und
Klappe Tb (Fig. 2) sichern die Function der Versuchslinie.
5. Der interurbane Umschalter soll mit dem Local-
multipie in Verbindung gesetzt werden.
Der Stöpsel W^ wird in das Stöpselloch Gg eingesteckt, der mit dem
Inductor M communicirende Druckknopf 6^ wird gedrückt.
Der Strom geht über W-^ nach B^ Stöpsel Wg, Schnur W?, Fall-
klappe Vb, zur Erde. "Beim Localumschalter wird der Hebel H^ umgelegt,
während am interurbanen dasselbe mit H^ geschieht und die Conversation
zwischen beiden Centralen kann beginnen.
6. Eine Centrale verlangt Verbindung mit einer
anderen.
Wenn es sich darum handelt, zwei interurbane Stromkreise zu ver-
binden, so werden die Stöpsel W, Wg in die Stöpsellöcher eingesteckt,
wo die zwei anderen interurbanen Leitungen enden und es sind dann die
Stromkreise Ly Xg L^x ^\ derart verbunden, dass nur V vis Schluss-
klappe ^in Brücke" geschaltet bleibt.
Die Localmultipie in jeder Stadt haben die nöthigen Anrufmittel,
Verbindungsleitungen und Meldevorrichtungen, um mit der interurbanen
Centrale desselben Ortes in Communication zu treten.
Ein zweiter in Belgien in Gebrauch stehender interurbaner UmT-
schalter, von M. T. Delville, wurde von uns bereits im Jahre 1891
(IX. Jhrgg., S. 94) eingehend dargestellt. Die Construction scheint sich
vollkommen bewährt zu haben, denn ihre Beschreibung hat unverändert
im Buche von Pierard Aufnahme gefunden. Behufs Vergleiches
422
der vorhergehend dargestellten Einrichtung und fOr die neueren Mitgli
des Vereines wiederholen wir die Schilderung dieser Einrichtung.
Der nachfolgend zur Anschauung gebrachte ümschaltehebel ist
oben beschriebene von D e w a r , die Anrufvorrichtungen und Melde- A
rate mit phonischem Charakter sind ebenfalls jene, welcher wir be
oben Erwähnung gethan.
Beide Umschalter werden in Antwerpen in den Ateliers der „Soi
du Telephone Bell" angefertigt. Beginnen wir unter Hinweis auf Fi
die Darstellung des Multiplegestelles D e 1 v i 1 1 e.
:Hb'
j-p^^^ Ar
Z\j d«n U'fn^tJ'iittr^ d Ljr*inpf/#* X
Fig. 4.
Die beiden Drähte der interurbanen Linie L^ L^ gelangen zu
Klt*mmen h^ b^ des Umschalters (Fig. 4). Von hier gehen dies(
weiter zu den Versuchsklinken e^ e^ (Stöpsellöcher zur Untersudi
Dil die Luftleitung oder die Leitung im Umschalteraume schadhaft
gut sei), von hier zur Blitzschutzklemme p^ p^, dann zum Umschaltet
für Doppelleitungen, welcher in Fig. 5 in perspectivischer, in Fig. 6 aber ii
Oheransicht dargestellt ist; von hier sind die erwähnten Drähte zu
eigentlichen Stöpsellöchem, die zum Umschalten oder unmittelbaren
stellen der Verbindungen dienen, gefuhrt.
Die Oberansicht des Umschalthebels zeigt uns den Hebel -4,
Ebonitstück E, die Ebonitwalzen B und B^, die Federn C^ und C^ an
Contacien N und K anliegend, und endlich die zwei Contactfedern x ui
423
Wird der Hebel A gegen den Leser zu, in der Richtung des Pfeiles
gedreht, so werden die beiden Ebonitwalzen B und J?S welche in den Aus-
schnitten des Ebonitstückes E gelagert sind, aus ihrer Stellung nach aussen
gedrängt und es werden die Federn C^ (ß- von A'A'an dieContacte x und x
^tt:ji)x-
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
gedrückt Es kommt also auf die Stellung des Umlegehebels, den man sich
in die Fig. 4 an die Orte, wo die Buchstaben C^ C^ NN xx sind, versetzt
zu decken hat, an, ob das phonische Relais B oder der Manipulations-
apparat in die interurbane Leitung L^ L^ eingeschaltet ist.
Fig. 8.
Aus Fig. 4 ist auch die innere Einrichtung des für die interurbanen
Linien bestimmten Umschalters zu ersehen. Die Feder f^ des Stöpselloches
S^ ist zu der federnden Hülse /^ des Stöpselloches S^ verbunden, während
die Feder f^ des Stöpselloches S- mit einem Ende der secundären Ro^*
des Translators T verbunden ist; das imdere Ende dieser Rolle ist r
424
der ebenfalls zum Stöpselloche S^ gehörigen zweiten federnden Hüls
verbunden. Diese beiden Hülsen sind, wie die Abbildung zeigt, in
wohnlichem Zustande von einander isolirt.
Das Massiv des Stöpselloches S^ ist mit einem Ende der Primär
des Translators T verbunden, deren zweites Ende ist aber zur I
geführt.
Die beiden obgenannten inneren Contacte des Umschaltehebels fuh
wie erwähnt, zum phonischen Aufruf, welcher allen Lesern aus der App«
anordnung des Systems van Rysselberghe bekannt sein dürfte;
Elektromagnet hat eine Membrane m vor sich, die, wenn ein Wechselst
den ersteren durchfliesst, wie bei einem Fernsprecher in Schwingung gei
den Klöppel k abwirft und hiedurch den Winkelhebel bei W vom Kern
Elektromagneten anzieht, wobei die Nummemklappe n der betreffec
interurbanen Leitung vorfällt. Beim Umlegen des Hebels wird, wie be
angeführt, der Manipulationsapparat des Beamten in der Centrale
geschaltet. Dieser fasst in sich : das Hörrohr O, das Mikrophon M mit sei:
Elemente t, die Anrufbatterie A sammt der Anruftaste P und endlich
Inductionsrolle Ü, welche — je nach Umständen — sowohl für Umwand
der Anrufströme, oder auch der Sprechströme des Mikrophons
dienen hat.
Die Umschalter für den localen Dienst des städtischen Femsprechne
sind in gesonderten Räumen oder auch im selben Räume untergebra
es führen von den Schnüren D dieses interurbanen Umschalters, welche
im Stöpsel H endigen^ Verbindungen v dahin ; bei diesem Stöpsel H ist
Kopf Z vom Körper durch einen Ebonitring / isolirt (Fig. 7). Wird di
Stöpsel in das Stöpselloch S^ eingeführt, so werden die beiden federr
Hülsen V- und P mit einander verbunden, wobei sie vom Massiv des 1
Schalters isolirt bleiben. Der zweite Stöpsel H^ mit der Schnur D^ in ^
bindung, führt zum zweiten Draht des Abonnenten, wenn wir es mit eii
zu thim haben, der mittelst einer Doppelleitung an die Centrale anschli<
Betrieb.
Im gewöhnlichen Zustand ist durch die normale Stellung des Umh
hebeis der phonische Aufruf R eingeschaltet ; ruft die Fernstelle, so
durch die hier leicht zu verfolgende und aus dem früher Gesagten bekai
Stromwirkung die Klappe n vor. Hierauf wird der Umlegehebel durch
oben angedeutete Drehung mit den Contacten xx in Berührung gebra
mit dem Vibrateur P das Rückmeldungssignal gegeben und das Verlan
der Fernsprechstelle des fremden Netzes erfragt (hiebei ist das Anrufr<
B schon ausgeschaltet). Wird nun der Stöpsel H in das Loch S^ eingeste
so wird der Umschalter des eigenen Netzes verbunden ; ein Druck au
alarmirt den Beamten daselbst (es findet eigentlich bei y y eine Stromtheil
sowohl beim Anruf, als auch beim Sprechen statt), dem die Nummer
der Name des verlangten Aboimenten mitgetheilt wird. Ist die verlai
Verbindung einmal hergestellt, so wird der Hebel wieder umgelegt, d;
nach Beendigung des Gespräches mittelst des phonischen Anrufes Viby;elä
werden kann. Dies war der Vorgang, um einen eindrähtigen Abonnei
des eigenen Netzes mit der interurbanen Linie zu verbinden. Wenn
doppeldrähtiger Abonnent mit der interurbanen Linie zu verbinden ist,
wird der Stöpsel H in das Loch S^ und der Stöpsel //^ der mit dem zwe
Draht des Abonnenten in Verbindung steht, in das Stöpselloch 5^ eingefC
dann ist der Translator T ausgeschaltet und nur das phonische R<
behufs des Abläutens eingeschaltet.
Sollen, wie eingangs angedeutet wurde, in der Centrale zwei Nach
centralen durch Doppelleitungen verbunden werden, so bedient man
425
zweier Paare von Schnüren; die Stöpsel (Fig. 8) H^ //^ werden in die
Stöpsellöcher Si S^, die Stöpsel m m in die Klinken (Stöpsellöcher) S^ S*
gesteckt.
Der Annif der fremden Centrale geschieht, indem der Umlegehebel
in Fig. 4 mit den Contacten xx m Berührung gebracht und hierauf der
Knopt P mehrmals gedrückt wird. Dieser Knopf setzt eine Selbstunterbrechung
in Thätigkeit, wodurch in p (Fig. 9) primäre, in « secundäre Wechselströme
erzeugt werden, welche das phonische Relais der angerufenen Centrale an-
sprechen lassen; will man diese Anrufströme nicht durch das eigene Hörtele-
HHgH
Fig. 9.
phon gehen lassen, so wird, wie in Fig. 6 angedeutet ist, eine Kurzschliessung
desselben dadurch herbeigeführt, dass beim Druck auf i; mittelst des Knopfes P
die beiden Federn k und l aufeinander zu liegen kommen und somit der
Weg des secundären Stromes mit Umgehung des Telephons sich vollzieht.
Der Anruf mittelst Voltainductoren ist besonders dort nöthig, wo die inter-
urbiinen Drähte gleichzeitig für die Telegraphie dienen. Die in Magnet-
inductoren erzeugten Ströme gehen oft durch die Separatoren auf die Tele-
graphenapparate über. Wenn aber Specialdrähte zur Verfügung stehen, so
wird der Anruf hebel v (Fig. 10) luimittelbar an die bei dem Umlegehebel
(Fig. 4) erwähnten Contacte xx angeschlossen; es kann in diesem Falle
auch ein Magnetinductor angewendet werden. Die Drähte, welche von den
Contacten N ^ (Fig. 4) ausgehen, sind unmittelbar an den Avertisseur V
angeschlossen.
Fig. 10.
Wenn der Umschalter für den intenirbanen Dienst sich in einem anderen
Locale befindet, als die Umschiilter für das interne Netz, so sind die Stöpsel //
(Fig. 11) in eine mit dem Massiv des Umschalters verbundene metallische
Hülse Q eingesenkt, von welchem aus die Verbindung mit der Fallklappe V^
hergestellt ist, die den betreffenden Anruf meldet.
Die Localumschalter können somit die am interurbanen Wechsel be-
schäftigten Beamten anrufen ; damit diese die reciproke Operation vornehmen
können, genügt es, dass die interurbane Tafel mit einem Stöpselloch c
einem Metallblock, die beide mit einem Element verbunden sein müs
426
versehen wird. Die Berührung dieses StöpseUoches oder Blockes mit de
zum Dienstapparat führenden Stöpsel genügt alsdann, den am localen Ui
Schalter Diensthabenden anzurufen.
Wenn das interne Netz durchwegs Abonnenten mit Doppelleitung
einschliesst, dann haben die Schnüre D (Fig. 12) zwei Drähte i und 2, c
Stöpselloch Sg in Fig. 4 ist dann entbehrlich und statt der beiden Stöp*
löcher S^ und S^ existirt (Fig. 1 2) nur eines S, dessen Feder / im nc
malen Zustande vom Massiv isoKrt ist, und ebenso wie dieses zu den Draht
der interurbanen Leitung C^ und C^ geführt ist.
Die Einführung des Stöpsels HH (Fig. 12) in das Stöpselloch
^'enügt, um den Abonnenten mit Doppelleitung des localen Netzes mit d
interurbanen Linie C\ C^ in Verbindung zu setzen.
Aus dieser kurzen Beschreibung ist zu entnehmen, dass diese Ei
richtung äusserst einfach ist und folgende Vortheile gewährt:
Fig. 12.
1. Die hauptsächlichsten Organe des Umschalters sind am Vertic
rahmen desselben so angebracht, dass es leicht ist, die Verbindungen
untersuchen, wenn man sich an die Rückseite des Umschalters begit
die Aufsuchung der Fehler imd Störungen ist ausserordentlich erleichte
Da man von der rückwärtigen Seite an jeder Reconstruction des Ur
Schalters arbeiten kann, so ist der Diensthabende nicht gestört und kai
seine Thätigkeit unausgesetzt vollziehen.
2. Wenn eine Centrale anruft, dann befinden sich nur jene Orgai
m\ Stromkreis, welche für den Anruf oder für die Meldung unentbehrli(
sind. Im ersteren Fall blos die secundäre Windung der Inductionsroll
427
im letzteren das phonische Relais : es können somit selbst sehr schwache
Ströme zur Wirkung gelangen.
3. Wenn die Diensthabenden verschiedener Centralen miteinander
sprechen, so sind nur ihre Telephon-Apparate im Stromkreis eingeschaltet,
die Verständigung ist daher wesentlich erleichtert.
4. Der Inductions-Apparat, mittelst dessen hier angerufen wird, er-
zeugt nicht den störenden Lärm, wie die RhumkorflFs ihn hervorbringen;
er reicht jedoch, was seine Stromstärke betriflFt, für den phonischen Anruf
immer aus.
5. Der Translator gelangt erst in jenem Momente zur Wirkung, wo
der Abonnent mit einfacher Leitung an die interurbane Linie in Ver-
bindung gebracht wird.
6. Das phonische Relais ist hier im Nebenschluss angebracht; da es
einen Widerstand von 800 Ohms besitzt, so schwächt es die Lautstärke
des Gespräches nicht, was jedenfalls stattfände, wenn dasselbe im directen
Stromwege läge.
7. Jede interurbane Leitimg hat ein Verticalfeld des Umschalters für
sich; diese Eintheilung erleichtert die Installation und die Behandlung der
Apparate, verringert die Möglichkeit der Irrthümer und der Vermengung
zwischen den Organen imd den Drähten. Hiebei beansprucht eine inter-
urbane Leitung am Umschalter nur die Breite von 10 cm; diese kann
jedoch, wo Raummangel vorherrscht, auf ein kleineres Maass eingeschränkt
werden.
Erkläruiig des Ferranti'schen Phänomens.
Von J. SAHÜLKA.
(Ans dem Elektrotechnischen Institute der k. k. technischen Hoohichnle im Wien.)
Mit dem Namen Ferranti'sches Phänomen bezeichnet man eine
Reihe von £rscheinao|^n, welche sich darbieten, wenn der secundäre Kreis
eines Transformators, dessen primärer Kreis mit einer Wechselstrom-Maschine
verbunden ist» durch einen Condensator geschlossen wird. Die merkwürdigste
dieser Erscheinungen ist die, dass das Umsetzungsverhältniss des Trans-
formators steigt. Gleichzeitig wird auch die primäre Spannungsdifferenz
grösser und der primäre Strom schwächer. Der Condensator darf nicht
eine zu grosse Capacität haben, da sehr grosse Condensatoren im Wechsel-
strombetriebe nur einen kleinen scheinbaren Widerstand haben und ein
Condensator von unendlich grosser Capacität dieselbe Wirkung hätte, als
ob der secundäre Kreis durch ein Drahtstück kurz geschlossen würde. Das
Umsetzungsverhältniss kann durch Einschaltung des Condensators in den
secundären Kreis grösser werden als das Verhältniss der Windungszahlen
des Transformators.'*') Eine richtige Erklärung dieser Erscheinung ist bisher
nicht gegeben worden. Dieselbe hat, wie im Folgenden theoretisch gezeigt
wird, nur in der sogenannten Streuung der magnetischen
Kraftlinien im Transformator ihre Ursache; dies wurde, auch
durch das Experimemt bestätigt. Würden alle vom primären Kreise erzeugten
magnetischen Kraftlinien sämmtliche Windungen des secundären Kreises
durchsetzen und umgekehrt, so würde das Perranti'sche Phänomen nicht
auftreten.
*) Diese Erscheinung wurde in der Deptforter Centrale an Transformatoren beob-
achtet, welche einen Wechselstrom von 2500 auf 10.000 Volt transformirten, wenn an der
secnodAren Kreis die Ferranti'schen concentrischen Kabel angeschlossen wurden, welc'
in Folge ihrer Länge von 10 Arm eine beträchtliche Capacität hatten.
. 428
Theoretischer Nachweis.
Betrachten wir zunächst den Fall, wenn der secundäre Krei
Transformators nicht durch einen Condensator, sondern durch irgend
Widerstand rg geschlossen ist, der weder Selbstinduction, noch Ca{
hat. Die primäre Spaonungsdifferenz sei A^ sin zicnt, wobei n du
Jer Perioden des Wechselstromes pro Secunde vorstellt. Der Ohi
Widerstand der primären Wickelung sei i?^, der Ohm'sche Widerstac
ganzen secundären Kreises i2^, die Coefficienten der Selbstinduction seien
ikr der gegenseitigen Induction M, Bezeichnet man mit t^ t^ die veri
3ichen Werthe des primären und secundären Stromes, so müssen bekar
die MaxwelPschen Gleichungen erfüllt sein :
A, sin 2 i:n t = 7?i H + L, '^ + .V^
= Ro
dt
di,
dt
Bezeichnet man mit
j> = 27cn
SO ergibt sich nach der Maxwell'schen Formel für die Amplitude der £
stärke im secundären Kreise der Werth :
j ^fc
Die Amplitude der secundären Klemmenspannung ist Ag = «/2 ^a
ümsetzungsverhältniss ist
« = ^ = ^**'a
\ l/(Ä2 + fc'Ä,)2+p2(L2-A2i,)2
Die Grösse E^ ist stets klein und kann vernachlässigt werden
auch in der Regel der Ohm'sche Widerstand der secundären Wickelung
klein ist, so kann man, wenn der secundäre Kreis durch einen gi
Widerstand rg geschlossen ist, annähernd setzen : r2 ^ i?2' ^^°^ trhSi
den Formeln 2) und 3) :
31 r,
u= —
fE^+p^{L,-^f
Ist der Transformator ein vollkommener, d. h. wenn keine Str
von Kraftlinien stattfindet, so ist:
ui3d daher
3/2 = X,X2
Die Werthe von Xj und X.,
_3£
verhalten
El
sich in diesem Falle w
Quadrate der Windungszahlen N^ und N^ der primären und secuc
Wickelung; daher ist:
429
— ^ Ja
Wenn r^ sehr gross ist oder der secundäre Kreis unterbrochen ist,
so erhält man :
u = — =.
Findet im Transformator eine Streuung von magnetischen Kraftlinien
statt, so ist M^<.Li L^. Es bleibt dann in der Formel 4) das zweite Glied
im Nenner stehen und folglich ist
'Hb
Nun ist überdies in diesem Falle — < f j^; daher folgt
AV
Bei starker Streuung der Kraftlinien kann das Umsetzungsverhältniss
beträchtlich kleiner sein als das Verhältniss der Windungszahlen.
Denken wir uns nun den secundären Kreis durch einen Condensator
von der Capacität C geschlossen^ so hat man in den Maxwell'schen
Gleichungen nur an Stelle des X2 zu setzen ig 0^ weil, der Conden-
sator den scheinbaren negativen Selbstinductions-Co^fficienten hat. Die
Formel für t/g *st in gleicher Weise zu ändern, der Ausdruck für It bleibt
ungeändert. Unter i^ hat man in diesem Falle nur den Draht widerstand der
secundären Wickelung zu verstehen ; es ist daher i^g ebenso wie B^ sehr
klein. Die Amplitude A2 der Klemmenspannung im secundären Kreise wird
erhalten, wenn man «/g mit dem scheinbaren Widerstände des Condensators
multiplicirt ; dieser ist -. Daher erhält man:
p C
^= 1^ ^ =-■ • • 5)
Wenn man B^ und R2 vernachlässigt und für h seinen Werth sub-
stituirt, so folgt:
Ao M
Findet keine Streuung von Kraftlinien statt, so ist M^=^ L^L^ zu
setzen. Es ergibt sich, da das Vorzeichen nicht in Betracht kommt :
Das Umsetzungsverhältniss bei einem vollkommenen Transformator
bleibt dasselbe, ob der secundäre Kreis offen oder durch einen Condenr
oder grossen Widerstand geschlossen ist.
430
Wenn aber Streuung von Kraftlinien stattfindet, so ist in der Poric
im Nenner die Grösse Lg — T" von Null verschieden. Da der Nenner
^1
Differenz ist, gibt es für C passende Werthc, welche die Differenz
klein machen; dann kann aber der Quotient gross sein. In diesem
wird ia Folge der Einschaltung des Condensators das Umsetzungsverhä
bedeutend erhöht werden können und von der Capacität des Condens
abhängen. Bei der Beurtheilung des Werthes von u aus der Form
darf man jedoch nicht übersehen, dass in der Formel 5) die Grösse R^ ~~h
vernachlässigt wurde, und dass dies nur gestattet ist, wenn das z
Glied einen grossen Werth hat.
Die zweite gleichzeitig beobachtete Erscheinung, dass die pri
Span nun gsdifferenz eines Transformators etwas grösser wird» wenn der secui
Kreis durch einen Condensator geschlossen wird, und dass gleichzeitig
primäre Strom etwas schwächer wird, ist dadurch begründet, d%w
scheinbare Widerstand des primären Kreises zunimmt. Ist nämlich
sccündäre Kreis offen, so hat der primäre Krcia den scheini
Widerstand
Ist er durch einen Condensator geschlossen, so hat man an I
von 7?| und pX^, zu setzen die sogenannten effectiven Widerständi
und //X^', welche von Maxwell berechnet wurden, nur hat man an 1
von L.J wieder zu schreiben X« jr-r; es ist:
W = L,-
J/2 p2 (m2 p2 + 2 Äi Ro — 2 p2 L^ ^2 + ^')
+
B,^ + p^(L,--^f
In der Formel 7) hat der Nenner des zweiten Gliedes sicher
positiven Werth, im Zähler steht eine Difierenz. Wenn C klein ist, so ist
gross, dann ist das zweite Glied positiv und somit
Äl'2+p2i^.2>iJ^2+p2£^2.
Die Erhöhung des scheinbaren Widerstandes der primären Wick
hat eine Erhöhung des Aj und eine Abnahme des J^ zur Folge.
Versu che:
Das Ergebniss der Berechnung, dass die Ursache des Ferranti'
"^hänomens in der Streuung der magnetischen Kraftlinien gelegen ist, \
431
auch durch den Versuch bestätigt. Es wurde zu diesem Zwecke ein
besonderer Transformator verfertigt. Der cyltndrische, gerade Kern bestand
aas ungefähr 2000 gefirnissten Eisendrähten, welche i mm dick und 41 cm
lan^ waren. Die ganze Länge wurde in zwei ungleiche Theile getheilt. In
dem kleineren Theile, welcher ein Viertel der Länge einnahm, wurden
zunächst drei Lagen isolirten Kupferdrahtes von je 73 Windungen gewickelt ;
darüber kam noch eine einfache Lage von 73 Windungen. In dem langen
Theile wurden drei Lagen von je 219 Windungen gewickelt und darüber
noch eine einfache Lage von 219 Windungen. Die einzelnen Lagen wurden
von einander durch schellackirtes Papier gut isolirt. Die Drähte waren
dünn, weil der Transformator nicht zur Abgabe von Strömen bestimmt
war und jeder einzelne Versuch nur kurze Zeit dauerte. Wenn sämmtliche
292 Windungen in dem ersten Viertel der Transformatorlänge als primäre
Wickelung verwendet wurden und alle anderen (876 Windungen) als
secundäre Wickelung, so war eine sehr ungleichförmige Vertheilung der
Windungen und daher starke Streuung vorhanden. Das Verhältniss der
Windungszahlen ist i : 3. Wenn die beiden äusseren einfachen Lagen von
zusammen 292 Windungen als primäre Wickelung, die beiden inneren
Spulen von zusammen 876 Windungen als secundäre Wickelung verwendet
wurden, so war eine gleichförmigere Vertheilung der Windungen und daher
geringere Streuung vorhanden; das Verhältniss der Windungszahlen ist
dasselbe.
Der zur Verfügung stehende Wechselstrom hatte 105 Volt Spannungs-
differenz und 5000 Richtungswechsel in der Minute^ Dem Primärkreis des
beschriebenen Transformators wurde noch ein Widerstand vorgeschaltet.
Die primäre Spannungsdifferenz \ wurde mit einem Hiudraht- Voltmeter,
die secundäre Ag beim ersten und dritten Versuche mit einem Elektrometer
(Multicellular-Voltmeter von W. Thomson), beim zweiten Versuche mit
einem Hitzdraht- Voltmeter (von Hartmann und Braun) gemessen.
1. Versuch bei ungleichförmiger Vertheilung der Windungen. Bei
offenem secundären Kreise war A^ == 74*0, Ag = I02'0 Volt, m= i'38,
t/j = 7*6 Amp. Schaltete man in den secundären Kreis einen Condensator
von 5*15 Mikrofarad (Condensator mit paraffinirtem Papier), so war \ = 75'3,
Ag = I22'7, u = 1*63, J^ = 7*5. Das Umsetzungsverhältniss u stieg demnach
um iS^/q. Bei Einschaltung von Condensatoren mit kleinerer Capacität
stieg u um weniger. Dass das Umsetzungsverhältniss beträchtlich kleiner
ist als das Verhältniss der Windungszahlen, kann wegen der starken Streuung
der Kraftlinien nicht überraschen.
2. Versuch bei ungleichförmiger Vertheilung der Windungeo, Die
Spannungsdifferenz Ag wurde mit einem Hitzdraht-Voltmeter gemessen. Da
der Widerstand desselben circa 550 Ohm war, floss im secundären Kreise
ausser dem Ladestrom des Condensators noch der Strom im Hitzdraht-
Voltmeter, wodurch die Erscheinungen des F'erranti'schen Phänomens etwas
schwächer auftraten. Es ergab sich ohne Einschaltung eines Condensators :
A^=s63'l, A2=:85, u= i'35; nach Einschaltung des Condensators von
5«I5 Mikrofarad war A^ = 637, Ag = 96, u=i*5i. Ehe Erhöhung des
Umsetzungsverhältnisses ist in diesem Falle geringer, sie beträgt nur 1 1'9^/().
Dass das Umsetzungsverhältniss ohne Einschaltung des Condensators kleiner
ist als beim ersten Versuche, kann nicht überraschen, weil das Hitzdraht-
Voltmeter Strom braucht und der Widerstand der secundären Wickelung
5*45 Ohm betrug. Die primäre Stromstärke war 6'6 Amp.
3. Versuch bei gleichförmiger Vertheilung der Windungen. Es er
sich ohne Condensator A^ = 55*6, A2=i50, u=:2"70; nach Einschal
432
des Condensators von 5*15 Mikrofarad A^ = 56*6, Ag = I54'9» «* = -
Die primäre Stromstärke nahm ab von 7*8 bis 77 Amp. Das Umseuu
verhältniss stieg bei Einschaltung des Condensators in diesem Falle nur
i'5%. Bei den drei Versuchen mussten der primären Wickelung
schiedene Widerstände vorgeschaltet werden, damit die primäre Stromsti
resp. die Erwärmung der primären Wickelung nicht zu gross werde.
I
t
liV '*
4
ir
Zur Lösung der Aluminiumlöthfrage.
Seitdem durch die Elektrolyse die fabrikmässige Gewinnung des
miniums ermöglicht wurde und durch stete Verbesserung der Darstelli
methoden der Preis des Metalles ein immer niedrigerer wird, hat die
Wendung des Aluminius für industrielle Zwecke wie für die vcrscbiedei
Gegenstände des täglichen Lebens eine ausserordentliche Ausdehnung
Wonnen.
Ein Blick auf die alljährlich ertheilten Patente und namentlich
brauchsmuster zeigt, dass die Zahl der aus Aluminium und seinen Legiru
hergestellten Gegenständen bereits in die Hunderte geht. Bei der zunehme
Verwendung des Aluminius und der Aluminiumlegirungen bat sich je
ein Umstand unangenehm fühlbar gemacht: das Löthen des Aluminiums
seiner Legirungen mit einem billigen und leicht herzustellend en Loth &chei
bisher an dem Mangel eines richtigen Plussmittels, Die fortscbreit
Technik hat aber auch diese Schwierigkeiten zu überwinden %'erm
11. zw. durch das von Otto Nicolai in Wiesbaden erfundene und in
Industriestaaten patentirte Verfahren zum Löthen von Alumiiiium, Alumii
legirungen und anderen Metallen mittels eines Materiales, das ^leichieici
Fluss- und Löthmittel gebraucht werden kann und ganz vorzügliche Resi
liefert. Bei Verwendung desselben als Flussmittel können als Löthmittel
hiefür allgemein verwendeten Metalle, Zinn, Zink etc. genommen werden.
Löthung gelingt schnell und sicher und ist ausserordentlich dauerhaft,
richtiger Wahl des Löthmittels jeder harten Löthung ebenbürtig. E
auch gar nicht nöthig, wie bisher, das Aluminium vor dem Löthe
schaben oder zu feilen ; es genügt, wenn das Metall sauber ist. Als F
mittel ermöglicht es jedoch^ auch noch andere Metalle, Silber, Ku
Messing, Stahl und Eisen, mit Aluminium oder seinen Le^^irungcn zu
löthen; diesen Vorzug der Universalität dürfte ein anderes Flussmittel I
aufweisen können. Gleich gute Resultate werden bei der Verwendung
Materials als Loth erzielt.
Zieht man noch die ausserordentliche Einfachheit und Leichti]
des Verfahrens in Betracht, den Umstand, dass ein vollständiges Erh
der zu löthenden Metalle nicht nöthig und die Löthung von der den
grössten Haltbarkeit ist, wozu noch der billige Preis des Fluss-, h
Löthmittels tritt, so wird es jedem Techniker klar, dass die Frage
Aluminiumlöthung durch die Erfindung N i c o 1 a i's ihre endgiltige Lö
in der vollkommensten Weise gefunden hat.
Nach Mittheilung des Erfinders wird sein Verfahren mit bestem E
von einigen Firmen angewendet, unter anderem auch von der Alumir
Industrie-Actiengesellschaft Neuhausen.
433
Zur Beurtheilung der Betriebskosten elektrischer Strassen-
bahnen mit oberirdischer Strom Zuführung.
Wenngleich die Einfttlitang des elek-
trisclien Betriebes auf Strassenbahnen jettt
in weiten Kreisen als ein Fortschritt aner-
kannt worden ist nnd — ganz abgesehen
▼on Amerika — in vielen Städten die Um-
waodloDg des Pferdebahnbetriebes in elek-
trischen Betrieb vor sich geht, wenngleich
nene elektrische Strassen bahnen in Städten
gebaut werden, welche bereits Pferdebahnen
besitzen nnd der elektrische Betrieb sieg-
reich gegen den Pferdebabnbetrieb bleibt,
so werden doch gelegentlich noch immer
Zweifel laut, ob der wirthscbaftliche Nutzen
der nenen Betriebsweite wirklich so erheb-
lich ist, wie die Fachleute behaupten.
Es kann daher nur nfitzlich seb, an
der Hand eines bestimmten Bei»p*els eine
xiffermässige Darstellung der fUr die Beur-
theilung maassgebenden Factoren zu geben.
Ein sehr geeignetes Beispiel ist die bekannte,
im Jahre 1891 eingerichtete und betriebene
elektrische Strassenbahn „Stadtbahn Halle'',
mal welcher der elektrische Betrieb demnächst
3 Jahre besteht und welche auch insofern
Interesse bietet, als sie veranschaulicht,
welchen Einfluss eine elektrische Bahn auf
eine Pferdebahn derselben Stadt auszuüben
vermag, selbst wenn die Linien der letzteren
als der älteren Bahn durch die veikehrs-
reicheren Strassen führen.
Die jetzige elektrische Strassenbahn
„Stadtbahn Halle* wurde im Jahre 1889 als
Pferdebahn erbaut und vom September 1 889 bis
zum I. Juli 1891 als solche betrieben. Sie
erforderte innerhalb dieser Zeit einen Be-
triebszuschuss von 38.014*66 M., u. zw. :
ffir die 4 Mon. in 1889 4*10/0 d. Betriebscapit.
„ das Jahr 1890.... 7*2 „ .
, 1/2 Jahr 1891 4-1 n n n
wobei die Verluste, welche durch die Auf-
gabe der animalischen und Einführung der
elektrirchen Betriebskraft naturgemäss ent-
standen, nicht berücksichtigt sind.
Im Jahre 1891 wurde der elektrische
Betrieb eingerichtet und war am I.Juli 1891
auf allen Linien der Stadtbahn voll durch-
geführt. Derselbe erbrachte im ersten Ge-
schäftsjahre unter Anrechnung angemessener
Rücklagen für Erneuerung und Tilgung einen
Reingewinn von 47.842*96 M., das ist eine
Verzinsung des Anlagecapitals von S'I^/q.
Zum Beginne des Geschäftsjahres 1892/93
bestand die »Stadtbahn Halle" ans den ur-
sprünglich vorhandenen 3 Linien mit 7*240 Arm
Bau-, bezw. 7*740 Xcm Betriebsläoge, wozu
im Laufe des Jahres eine neue Linie nach
Wittekind -Trotha mit 3*255 km hinzutrat,
welche am 20. October 1892 in Betrieb ge-
nommen wurde und während dieser 8 Vs Monate
an den Betriebsergebnissen betheiligt ist.
Die Bahn hat, wie die ,Z. d. V. deutsch.
Eisenb.-Verw.* schreibt, zur Zeit eine Bau-
länge von 10*495 km mit 12*316 Arm Betriebs-
länge ; sie leistete in der Zeit vom i. Juli 1892
bis Juni 1893 '
1,098.782*31 Motorwagenkm.
und 13.231 02 Anhängewagenkm.
zusammen 1,112.013*33 Wagenkm.
und beförderte damit im Ganzen 2,753.760 Per-
sonen.
Die Fahrgeldeinnahme betrug 265.342*16 M.
oder für 1 Motorwagenkm.
24- IS P%. ;
sonstige Einnahmen waren 5.707*29 „
gesammte Betriebseinnahme 271.049*45 M.
An Ausgaben erfoiderte der
Betrieb 159.800*37 ^
oder für i Motorwagenkm.
H-55 Pfg.;
dem Erneuerungsfonds wur-
den überwiesen .... 30.000* — „
dem Tilgungsfonds wurden
Überwiesen 13.000* — „
Gesammtausgabe somit 202.800*37 M.
oder für i Motorwagenkm.
18*46 Pfg.,
wobei bemerkt werden mag, dass die Bahn
einen Einheitstarif hat und das Zahlkasten-
system in Geltung ist.
Von der Betriebsausgabe entfallen auf;
Kosten für den Fahrdienst, die
Unterhaltung und Reparatur
der Wagen einbegriffen . . 6*42 Pfg.
Kosten für den Stationsdienst . 4*13 „
« „ die Unterhaltung und
Beaufsichtigung der Bahn«
strecke und der Strom Zuführung 1*01 „
die allgemeine Verwaltung ein-
schliesslich der städtischenPacht
nnd der an die Stadt zu zahlen-
den Entschädigung für Unter-
haltung der durch den Ausbau
des Unternehmens hinzuge-
kommenen Geleise, sowie ein-
schliesslich der Kosten für die
Personalversicherung .... 2*99 „
zusammen 14*55 Pfg.
gegen 15*11 Pfg. im Vorjahre.
Die reinen Zugkosten berechnen sich
einschliesslich Reparatur und Unterhaltung
der Wagen und der Kraftstation auf 1 1*56 Pfg.,
während die Zugkraft allein 4*13 Pfg. für
I Motorwagenkm gekostet hat, wobei die
gefahrenen Anhängewagenkm. nicht mit in
Rechnung gezogen sind.
Auf der neu erbauten Linie nach Trotha
wurden in der Zeit vom 20. October 1892
ab, das ist während 81/3 Monate:
290.620*95 Motorwagenkm. gefahren
und 76.944*04 M. Einnahme erzielt,
welche im vorstehenden Ergebniss mit ent-
halten sind.
33
434
Für das Kalenderjahr stellt sich die
Fahreinnahme in 1S92 auf 210.467*23 M.
n j, 1893 n 314.715-56 n
weist somit einen Zuwachs
auf von 104.248*33 M.
Welchen Einfluss die Einführung des
elektrischen Betriebes auf die Stadtbahn und
der Ausbau derselben nach Bad Wittekind,
bezw. Trotha, auf die neben der Stadtbahn
bestehende Pferdebahn .Halle'sche Strassen-
bahn*' ausübt, lehrt untenstehende Zui
Stellung der Einnahmen beider Bai
den letzten 2 Jahren. Während
im regelmässigen Fortschreiten begr
geht letztere in ihren Einnahmen
zurück, was der beste Beweis da
dürfte, dass das Publikum dem sei
und regelrechteren Verkehr der elel
Bahn dem Pferdebahnbetriebe gegeni
Vorzug gibt.
Einnahmen.
der elektrischen Strassenbahn .Stadtbahn Halle*
Jänner . .
Februar
März . .
April . .
Mai . . ,
Juni . . ,
Juli . . .
August . .
September ,
October
November ,
December
13.319-20
13.114-70
13-663IS
16.956*20
17.201*87
18.430*44
18.672*45
19.158*09
16.351*69
20.721*51
20.960*41
21.917*52
210.467*23
18.650*15
18. 677*03
24. «53-33
27.489*30
29.840*64
28.750*04
32.867*14
29.966*68
30.507-10
28.259*10
22.419*98
23.135-07
314.715-56
der Pferdebahn .Halle'sche Strassenbahn*'
Jänner . ,
Februar
März . .
April . ,
Mai . .
Juni . . ,
JuU . . .
August . ,
September
October
November ,
December
14.308* 10
13.692*90
14.236.50
16.916*90
19.435-40
22.259*80
23.119.40
21.958-50
17-733-60
17.089*10
12.928*50
12.713*30
206 . 392 * 00
11.870*70
II.457-IO
13.071*20
15.450-40
17.312* 10
16.438*10
18.067*00
16.247-00
13.995*20
14.577-70
10.967*20
12.228*20
171 .681*90
Die Kupferproduction der Welt.
Das bekannte Metallhans Henry R.
Merton & Co. in London hat auf
Grund verlässlicher Angaben, die es in den
kupferproducirenden Ländern aller Welttheile
gesammelt, auch für das Jahr 1893 einen
Ausweis über die Kupferprodn<
sammengestellt und demselben di(
der vorhergehenden Jahre beigefi
die „Oesterr. Ztschr. f. B. u. H. W."
mittheilt, erzeugten in Tons ä 10 1<
436
Algerien
Argentinien
Australien
BoHvia, Coro/coro
Canada
Chili
Cap der goten Hoffnung
Cape Co
Namaqaa
Deutschland, Mansfeld . .
Andere Werke
England
Italien
Japan
Mexico, Boleo
Andere Werke
Newfonndland
Belts-Cove
TiltCove
Norwegen, Vigsnaes ....
Andere Werke
Oesterreich
Ungarn
Peru
Rassland
Schweden
Rio Tinio
Tharsis
Mason & Barry . .
Sevilla ^
Portugoeza
Andere Werke |
Calumet & H ;
And. Lake-W
Anaconda '
And. W. i. Montana,
Arizona
Andere Staaten
Venezuela, Quebrada
fl 0
C/3
> Ü o 1
X893
160
7.500
2.500
♦4.000
21.350
5.200
890
14.150
""3.100
♦400
2.500
18.000
7.980
500
1892
200
6.500
2.860
*3-5oo
22.565
5.500
450
15.360
•2.600
495
2.500
18.000
6.415
900
450
1.940
785
625
I.ioo
285
290
4.900
735
3«. 500
♦11.500
•4.400
1.070
♦900
♦6.800J
32.250J
22.210
45.000I
27.000J
17.160
9.000J
3.100
1891
120
210
7.500
2.150
3.500
19.875
5.000
900
14.250
♦2.000
720
2.200
17.000
4.175
1.025
540
1.500
615
632
965
285
280
4.800
655
32.000'
♦10.500
♦4.150
875
890
♦5.500.
29.000
22.505
20.750
29.786
17.723
8.415^
6.500
1890
120
150
7.500
1.900
3.050
26.120
5.000
1.450
15.800
♦2.000
935
2.200
15.000
3.450
875
735
1.000
925
465
1.210
300
ISO
4.800
830
30.000'
♦10.300
♦5.600
810
565
*4.425;
26.250
18.200
28.600
20.960
15.945
6.370J
5.640
Durchschnittspreis von
303.975
£ 43 6/9,
310.845
£ 45 9/6,
279.491
£ 51 1/,
269.630
£ 54 i/.
Kleine Mittheilungen aus Russland.
Elektrische Centrale in Odessa.
Am 21. Jnli wurde in Odessa die Ver-
grösserung der von Ganz & Co., Budapest
im Jahre 1887 begonnenen elektrischen
Lichtstation vollendet, seitens der städtischen
und staatlichen technischen Organe über-
prüft lind in das Eigenthum der Stadt Odessa
übernommen. •
Unternehmer dieser Vergrössernng war
die Ingenienrs-Firma J. Margnlis & Co.
in Odessa, welche mit der Leitung der In-
st allationsarbeiten den Ingenieur J. N o-
V i n s k y betraute.
Die elektrische Anlage hätte ursprünglich
durch die Union Elektricitäts - Gesellschaft,
Berlin geliefert werden sollen. Die seit Ab-
schluss des Vertrages mit dieser Gesellschaft
zum Ausbruche gelangten deutsch-russischen
Zollschwierigkeiten verzögerten die Fertig-
stellung um mehr als sechs Monate und be«
müssigte die Union-Elektricitäts-Gesellschaft,
Berlin, auf die Ausführung zu verzichten und
dieselbe an die französische Thomson-
Houston Electric Cie. in Paris zu
übertragen. Diese letztere Firma liess nun
für ihre Rechnung die gesammte elektro-
technische Installation von der General
Electric Comp, in New - York aus- .
führen. In der noch für weitere Vergrössernng
genügend geräumig gehaltenen Maschlnen-
♦) Geschätzt.
33*
436
halle worden neu aufgestellt : drei Thomton-
Houston-Wechselstrom-Maschineo, jede für
2080 resp. 2308 Volts, 60 Amperes ond
1070 Touren pr. Min., welche im Bedarfs-
falle parallel geschaltet werden können. Zur
Erregung dienen Thomson • Houston - Dy-
namos für 110 Volts 30 Amperes.
Das grosse Schaltbrett ist auf einer
Gallerte an der Ostseite der Halle montirt.
Zum Betriebe dieser neuen Anlage sind drei
verticale Dampfmaschinen mit Condensation
und Präcisionsregulirung, von je 175 PS
(Tourenzahl 260) von der Firma F. T o s i
& C i e. in Legnano beigestellt, welche auch
die gesammten Rohrleitungen lieferte.
Das Kesselhaus wurde um zwei Kessel
k 130 ms Heizflache, welche bei 10 Atm.
2250%^ trockenen Dampfes per Stunde
liefern, vermehrt, die in den Ateliers der
Compagnie Generale des Chau-
di^res Inexplosibles in Paris nach
System Collet & Cie. angefertigt wurden.
Der Kühlapparat stammt von der Firma
Chaligny &Cie. in Paris, und wird von
einer kleinen verticalen Dampfmaschine eff.
lü HP, von }. B o u 1 e t & C i e. in Paris,
bedient.
Zwei Worthington-Pumpen besorgen die
Wasserbeschaffung.
Die Transformatoren zu dies<
grösserten Anlage, welche in mit C
gefüllten Eisenkästen montirt sind und
Regel im lonem der Häuser unterg
werden, stammen ebenfalls von der Th
Houston Co., und diese Gesellschaft
Garantie dafür übernommen, dats
ihren Maschinen auch die älteren Gani
Transformatoren speise.
Die Stromzufühmog erfolgt
Hochleitung.
Zufolge der Vergrösserung diei
läge wird nunmehr der elektrische
betrieb im grossen Stadt-Theater ein|
und die Leitung an das Centralneti
schlössen.
Die Stadt Odessa hat es für viel f
hafter gefunden, das Lichturerk n
eigener Regie zu führen, sondern d
auf 15 Jahre zu verpachten. Pichi
Werkes ist die IngeaLcurs- Ftrnia },
& Co. und die technische LeUnng 1
sich in den Händen des Ingen Icui
V i n 8 k y.
Bei dem beki^oDtea Reidtthui
Stadt Odessa und ihrer Eiawohtier dl
wohl nur sehr kurce Zeit wäbrea^ 1
neue bedeutende Ver^rösierutig dei
trischen Lichtstat loti üoihweadig werdi
Fre
Grossartiges Elmsfeuer ?
Die „Meteorolog. Ztschr." Heft I 1894
schreibt: Die ^Archives de M^decine et de
Pharmacie militaires*^ veröffentlichen folgende
merkwürdige Beobachtung, die wir mit
einiger Reserve mittheilen : Dr. C h e n e t,
Militärarzt der Garnison Batna (Algerien),
befand sich am 27. August 1889 auf dem
Rückweg nach dieser Stadt in Begleitung
eines Landsmannes und zweier Araber,
welche den Franzosen als Führer dienten.
Alle Vier waren zu Pferde. Es hatte während
des Tags eine ungewöhnliche, erstickende
Hitze geherrscht, und seit 7 Uhr Abends be-
fanden sich die Reiter ungefähr 161/2 ^^
von Batna auf dem Gipfel eines kleinen un-
bewaldeten Hügels, 1 300 m über dem Meeres-
spiegel. Plötzlich begann der Wind von
Westen her mit grosser Heftigkeit zu wehen,
und ans dem benachbarten Thal zog ein
starkes Gewitter direct auf die Reisenden
los. Die Blitze waren heller und leuchten-
der, die Donnerschläge lauter als früher, die
Pausen betrugen kaum 2 bis 3 See, während
allmälig einige Tropfen niederfielen. Der Wind
hatte sich ein wenig gelegt, als plötz-
lich C h e n e t eine ungeheuere weisse,
kugelförmige Flamme unter den Beinen
seines Pferdes hervorbrechen sah, die
ihn vollständig umhüllte. Er spürte eine
heftige Erschütterung und merkte zu-
gleich, dass sein Pferd von starken
zitternden Bewegungen befallen war, so dass
er einen Augenblick glaubte, es würde sich
überschlagen. Dann fühlte der Arzt, wie
aus seinen Fingern Funken sprühten, wie
sein Bart und seine Ua^rc sich sträub
endlich verlor er fiir timge Motne
Sehvermögen. Er riss die Augen Anr
um irgend etwas wahrzunehmen, al
weisse Lichteindruck vetharrte auf dt
haut — er war gebieudet. Voller Ei
rief sein Begleiter ihm £u: ,,Wa£ ha
denn, Doctor? Sic i^iod ja gum leu
Werfen Sie den Siab weg, den Sie
Hand haben, er brennt l** Chenet IL
Stab fallen, dessen er dch bediente,
Bewegungen seinem Pferdes m knke
den in der That elektrische Funk«
sprühten. Dann forderte er seinen B
auf, unverzüglich viin Pferd zn steig
eine zweite eleli..»^ ^ Entladung 2
meiden. Er stellte sich selbst auf di
die Augen immer noch fest geschloss
mit dem Vorsatz, sich möglichste 1
über die etwa noch folgenden Ersehe]
zu verschaffen. Einige Secunden
sah Chenet durch die geschl
Augenlider hindurch wieder eine
weisse Flamme, ebenso blendend
erste, die ihn von allen Seiten um
Innutten dieser elektrischen Phä
fühlte er heftige Stösse und empfand
zeitig ein heftiges Grauen, im f^elbi
ment hörte er um sich her vielfad
knatter und etwa i m über feinem
einen kurzen, trockenen Dinuersch^ai
bei der vorigen Entladung äp ruhten
aus seinen Fingern, und aU er die
öffnete, sah er sein Pferd ganz in Fl;
Im nächsten Augenblicke schon wi
437
eine dritte Eotladang, die stärker war, als die
beiden anderen, za Boden. Er hatte die
Augen geschlossen, sah aber dennoch klar
etwa 50 m entlang eine feurige Zickzack-
linie und zugleich hörte er ein kurzes,
schrilles Geräusch. Dieser Blitz von röthlich-
weisser Farbe ging von Osten nach Westen,
also in der dem Winde enigegengesetzten
Richtung. Sofort begann ein starker Regen
zu fallen, der jedoch nur kurze Zeit anhielt.
Chenet hatte sich erhoben. Es gab noch
einen vierten, kugelförmigen Blitz, der ihn
wie die anderen elektrisirte, aber in ge-
ringerem Maasse als die frtlheren. Trotz der
Betäubung, den Stössen und dem Kribbeln
in der linken Körperseite konnte Chenet
seinen Weg fortsetzen. An seinem Jagd-
costttm waren die Stickereien vollständig
schwarz geworden; dagegen hatte das elek-
trische Fluidum das Geld, das er im Porte-
monnaie bei sich trug, verschont. Am 28.
Morgens konnte er sich in Batna ent-
kleiden und folgende Erscheinungen con*
statiren: Blutergüsse, die sich in geschlängelter
Linie dahinzogen, sowie bräunliche und
dnnkelrothe Flecken auf den linken Gliedern
der äusseren Seite, besonders der Vorder-
arme. Diese Blutergüsse verschwanden voll-
ständig erst nach 10 Tagen. Ferner eine
Lähmung des linken Armes und Vorder-
armes, sowie mit Unterbrechung auftretende
Stösse und Zuckungen. Diese Symptome
verloren sich erst nach einem Monate.
15 Tage hindurch verspürte Chenet noch
eine bedeutende Verminderung der Ge-
hörsschärfe, wozu sich noch die Wahrneh-
mung subjectiver Geräusche gesellte. Ausser-
dem hat dieses Ereigniss in besonderer
Weise die Empfindlichkeit seines Nerven-
systems erhöht, die hauptsächlich während
des Gewitters bemerkbar wird.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben acht Wochen aar Einslohtnahme öffentlich aoegelegt. Nach | 24 des
Fatent-Oeeetses kann innerhalb dieser Zeit Einsprach gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Dae obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldungen
und ttbernimmt die Yertretnng in allen Einepruchs-Angelegenheiten.
Classe
21. C. 4961. Selbstthätiger Umschalter fdr
Bogenlampen. — Arthur Chester & J,
James RcUhhonne^ London.
„ H. 12.327. Elektromotor mit auf einem
verschränkten Zapfen der Triebwelle
drehbar gelagertem Scheibenanker. —
John M, Eaffie in Dalshannon.
y, S. 7636. Hahnfassung fttr elektrische
Glühlampen. — Th, Seubel in Berlin.
„ Seh. 8389. Wechselstromtriebmaschine.
— ElekCricUäta-Actien-GeselUchaß vortn,
Schuckert & Co» in Nürnberg.
Olasse
21. B. 15.522. Fernsprechanlage ohne Ver-
mittlungsamt. — Clement Bonnard in
Parif.
„ D. 5823. Elektricitätszähler für Wechsel-
ströme. — Thomas IHincan in Fort
Wayne, State of Indiana.
„ H. 13.796. Bogenlampe mit durch Ventil
abgeschlossener luftdichter Glocke. —
Louis Emerson Howard in Piainfield.
V. St. A.
LITERATUR.
Vom rollenden Flügelrad. Dar-
stellung der Technik des heutigen
Eisenbahnwesens. Von A. v. Schwei-
ger-Lerchenfeld. Mit 25 Vollbildern
nnd 669 Abbildungen. In 25 Lieferungen
zu 30 kr. In Original - Prachtband 9 fl.
(A, Hartleben's Verlag in Wien.)
Mit den uns soeben zugegangenen
Lieferungen 2 1 bis 25 des von uns wiederholt
lobend hervorgehobenen Werkes, liegt das*
selbe nunmehr complet vor. Die letzten
Lieferungen beschäftigen sich mit den B e-
triebsstörungen, an welche ein besonders
reicher Abschnitt über Kleinbahnen an-
schliesst. Es gereicht dem Verfasser zum
besonderen Verdieoste, sein Programm — die
Technik des Eisenbahnwesens in möglichst
entsprechender Form weiten Kreisen zu ver-
mitteln — in ebenso geschickter als sachlich
tadelloser Weise durchgeführt zu haben.
Wir fieuen uns, die treffliche Leistung
unseren Lesern nochmals warm empfehlen
zu können.
Adrossbuch der elektrischen Licht-
anlagen. Enthaltend in möglichster Voll-
ständigkeit und vielfach mit Angaben der
Lampenzahl etc. die Adressen der Besitzer
elektrischer Lichtanlagen in Deutschland, so-
wie zahlreiche nach Staaten geordnete Aus-
land-Adressen. Preis Mk. 12. — . Verlag der
„Dampf-Post*, Berlin N.
Hart mann <& Braun. Bockenheim-
Frankfurt a. M. Elektrische Messapparate.
Ausgabe 1894.
438
Ein sehr hübsch ausgestattetes voll-
ständiges Verzeichniss Über Erzeognisse der
Firma Hartmann & Braun, Fabrik
wissenschaftlicher nnd elektrotechnischer
Messinstramente und Apparate ist soeben
erschienen.
Die Hausinstallation anter £
sichtigung des Systems „Bergmann**
Leitfaden für Mootenre nnd alle Diej«
welche die Herstellung von Lichtanla]
veranlassen haben. Von W. A v e r d
Leipzig. Verlag von Hans Paul.
Br. Mk. 2.—, geb. Mk. 2.50.
KLEINE NACHRICHTEN.
I
f ^1
'I
Die elektrische Localbahn von
der Station Gmunden in die Stadt
Gmunden. Bezugnehmend auf unsere dies-
bezügliche Notiz im Hefte XII 1. J. S. 344
theilen wir Folgendes mit:
Diese Bahn ist mit einer Spurweite von
i'om als Localbahn mit elektrischem Be-
triebe nnd für eine Maximai-Fahrgeschwin-
digkeit von 25 kni per Stunde in den
Strecken auf eigenem Unterbau, von iSkm
per Stunde in den Strassenstrecken ausser-
halb der Ortschaften und von 10 ^ per
Stunde in den Strassenstrecken innerhalb der
Ortschaften anzulegen.
Die circa 2*6 kvi lange eingeleisige
Bahn beginnt nächst dem Vorplatze der
Station Gmunden der k. k. Staatsbahnlinie
Attnang - Steinach - Irding, zieht, theils auf
eigenem Unterbau, theils die bestehenden
Strassen benützend, entlang der Bahnhof-
Znfahrtsstrasse, dann der von Pinsdorf nach
Gmunden führenden Strasse, sowie entlang
der Rosenkranz- und Parkstrasse in die so-
genannte Kupferzeile und gelangt längs der
Esplanade durch die Theatergasse auf den
Stadtplatz, woselbst die Bahn ihren End-
punkt erreicht.
Die maschinelle Anlage der Central-
station wird für eine derartige Leistungs-
fähigkeit bemessen, dass die zur Abwicklung
des stärksten Verkehres erforderliche Strom-
menge jederzeit zur Verfügung steht.
Die Zuführung des elektrischen Stromes
zu den Motorwagen erfolgt durch eine ober-
irdifche Stromzuleitung, welche in der Höhe
von mindestens 5*5 m oberhalb der Strassen-
bahn derart geführt wird, dass dieselbe
von den angrenzenden Gebäuden, Bäumen
u. dgl. m. nicht erreicht werden kann.
Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch
die Schienen und werden die Schienenitösse
elektrisch überbrückt.
An Fahrbetriebsmitteln sind 3 Motor-
wagen in Aussicht genommen. Die Personen-
wagen, welche einen Fassungsraum für
mindestens 25 Personen enthalten, haben
Spindelbremsen.
Die Banner elektrische Zahnrad-
bahn. Seit vorigen Sommer ist die von
Siemens & Halske erbaute Barmer
Bergbahn, die erste elektrische Zahnradbahn
der Welt, in Betrieb. Die Bahn führt aus
dem Herzen der Stadt in deren Strassen
entlang und durch den Barmer Wald auf
die Höhe der Bergischen Lande, am T
thnrm, einem besuchten Aussich tspnnk
hier stellt eine SehmaUpcrbahn mit I,.og«
betrieb die VerLinduag mit der Ru
Müngstener Eiseobäbti her, welche d
such testen Ausflugsorte lUr Um gegen
rührt.
Die Bahn bat 1630111 Grumm
ersteigt im ganzen 170 m Ilohe^ hm
durchschnittlich j : lu Stcigang; die sl
Steigung ist 1 : 5'4, der kleinste
messer 1 50 m.
Bei der Wnh! der BsQart wunä
Zahnrad- dem Dr:%hr seil -Sintern weg«
in Erdgleiche zu kreuzenden Strasse]
gezogen; der elektrische Betrieb
dem Dampfbetrieb vorgezogen, um
und Rauch in den Strassen der Sti
vermeiden.
Die Bahn t^t zweigcleUig und h
Spurweite. Die Znbn^tange ist n»ch Ki|
bach ausgebildet iimi liegt io der <
mitte. Sie ist zusnmTneti mit den Sc
auf eisernen Quer^ch wellen in t ^i A
gelagert. Auf ötn Strassenkärpcrn
Phönixschienen, Euf der frcicfl Strecke \
schienen angewenHeU Um das Wandei
Schienen und der Zahci statinen zti verbi
stützen sich diese mit bcsoDderen Ati
gegen die SchwelleD. Um den gesai
Oberbau gegen Abrutschen £ü sichern
alle 30 — 40 m Qciersch wellen auf ti
gründeten Pfeilern fest verankert.
Schienen haben i> 7n Lüngc und sin
ruhenden Stössen verlegt^ wiilircnd'dic
Stange in Längen von 3 ht und mit j
benden Stössen ansgefübn ist. Die !
Zuführung ist eine oUerirdiäcUe« In 1
mitte liegen in 5 ^n Höhe über der :
kupferne Längsdi nl^te^ die i*oUn au
drahten angehackt simL Letztere ^
von Stützen an Ten Seiten der Sü
dämme getragen, die im Innern der
als reich verzierte Saalen au« Manses
röhr hergestellt sind. Die Rückleitung ■
durch die Schientrt}, die aa den Stosst
Kupfeidrähten gütleiLend vcrbuDden
Die Stromspannung beträgt ^00 X^it
Auf der Ber^lj^ihti sind zur Z*i
Personenwagen im betriebe; dre
enthalten 28 Siiz|Haue, 6— S i5teh
sind 8 m lang, 2-45 m hrelL und m vi«
theilungen getheilt. Der Zugang 11
beiden mittleren erfolgt von den SetUi
zu den beiden äussjercn von den Platifi
439
am Kopfende. Jeder Wagen ist mit zwei
Zahnrädern nnd mit xwei unabhängig von
einander arbeitenden Motoren von 36 PS
ausgerüstet. Zwei an der Wagendecke an-
gebrachte Contactwellen entnehmen den
Strom ans der Leitung.
Die Bewegung der Motoren wird
mittelst Zahngetriebe auf die in die Zahn-
stange eingreifenden Räder übertragen. Jedes
Zahnrad ist mit selbstständiger Bremsvor-
richtung ausgestattet, die mittelst Schrauben-
spindel von Hand, von jeder Plattform aus
hl Thätigkeit gesetzt werden kann. Ausser
diesen beiden Bremsen ist unter dem Wagen
noch eine selbstthätige Bremse angelegt, die
in Wirkung tritt, sobald eine genau fest-
gehaltene Geschwindigkeit von rund 3*2 m
in der Secnnde (ii'5 Stundenkilometer)
überschritten wird. Es wird in diesem Falle
durch einen Centrifugalregulator eine ge-
spannte Feder ausgelöst, die nun die Bremse
anzieht. Schliesslich kann noch durch Um-
schaltung der Stromsuführung dem Motor
•ine rückläufige Bewegung gegeben und da-
durch eine kräftige Bremswirkung erzielt
werden.
Die Umsetzung der Wagen auf den
beiden Endstationen erfolgt mittelst versenkter
Schiebebühnen, die sich selbstthätig auf die
Geleise einstellen und mittelst Elektromotoren
bewegt werden.
Telegraphenlinien der Welt. Eine
vom „Handels -Museum** angefertigte Auf-
stellung ergibt für das Telegraphennetz der
Erde eine Ausdehnung von etwas über
1,710.000 km. Davon kommen auf Europa
612.700, auf Amerika 878.100, auf Asien
108.600, auf Afrika 34.700 nnd auf Austra-
lien 76.500 km. Von den einzelnen Ländern
nehmen die Vereinigten Staaten von Amerika
mit 650.000 Jb» die erste Stelle ein. Es
folgen : das europäische Russland mit 130.000,
Deutschland mit 118.000, Frankreich mit
96.000, Oesterretch • Ungarn mit 69.200,
Britisch-Ostindien mit 63.000, Mexico mit
61.000, Grossbritannien und Irland mit 55.000,
Canada mit 52.000, Italien mit 39.000, die
Türkei mit 33.000, Argentinien mit 30.000,
Spanien mit 26.000, Chile mit 25.500 km etc.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich aber,
wenn man die Dichtigkeit des Telegraphen-
netzes in Betracht zieht. Dann steht in erster
Linie (auf 1000 Icm^ berechnet) Belgien mit
254 Xrm. Es folgen: Deutschland mit 217,
die Niederlande mit 182, Frankreich, die
Schweiz und die Türkei mit 180, Gross-
britannien und Irland mit 174, Italien mit 136,
Dänemark mit 126, Griechenland mit 117,
Oesterreich-Ungarn mit 102, die Vereinigten
Staaten mit 84, Spanien mit 52, Mexico
mit 31, Rnssland (ohne Finnland) mit 26,
Britisch-Indien mit 12, Argentinien mit 11,
Canada mit 6*5 km.
Der Tod durch Elektricltät.*) Pro-
fessor Kratter hat einige Untersuchungen
•) VoTgl. Heft Xin, 1894, 8. 359.
über den durch die Elektricität vet ursachten
Tod an kleinen Thieren mittelst Wechsel-
strömen von hoher Spannung angestellt und
die dabei erzielten Resultate auf dem
XI. internationalen medicinischen Congress
in Rom mitgetheilt.
1. Der Tod der Thicre erfolgt in erster
Linie in Folge plötzlicher Hemmung des
Athmens, wodurch Scheintod und bei län-
gerer Dauer dann der endgiltige Tod herbei-
geführt wird. Während der Periode des
Scheintodes sind die Herzbewegungen noch
bemerkbar; sie hören jedoch nach zwei
Minuten auf. Nichts destoweniger ereignet
es sich nicht selten, dass das Thier wieder
von neuem zu athmen anfängt, bis es sich
vollständig erholt. Die Thiere werden auch
nicht immer durch Ströme von hoher Span-
nung (1500 — 2000 V.) getödtet, was vom
Nervensystem abhängt. Auf diese Weise er-
klärt es sich, wie Thiere einem Strome
Widerstand geleistet haben, welcher fast ohne
Ausnahme Menschen getödtet hat, obwohl
er unter denselben Bedingungen angewendet
wurde.
2. Ein anderesmal erfolgte der Tod
durch plötzliches Aufhören der Bewegungen
des Herzens; aber in keinem Falle lässt sich
eine wenn auch noch so geringe anatomische
Veränderung im Athmungs-, Circulations- und
Ganglien*System beweisen.
3. Manchmal trifft man auf Verletzungen
in Form von geborstenen Blutgefässen,
welche immer Blutergüsse herbeiführten.
4. Die anatomische Diagnose kann sich
durch besondere Verbrennungen und Ver-
sen gungen an Berührungspunkten mit dem
elektrischen Strome ergeben, die den Weg
des Stromes durch den Körper selbst be-
zeichnen. St.
Actien der Elektricltäts-Gesell-
Schaft vormals Schuck ert & Co. in
Nürnberg. Am 26. Juli 1. J. hat die Sub-
scription auf zwei Millionen Mark Actien
der Nürnberger Elektricität s-Gesell-
schaft vormals Schuckert & Co. statt-
gefunden. Der Erfolg dieser Zeichnung war
ein so grossartiger, wie er selten bei der
Verwerthung eines Indnstriepapieres ver-
zeichnet worden ist, indem im Ganzen bei
dem aufgelegten Betrage von zwei Millionen
Mark nominell bei 85 Millionen Mark sub-
scribirt worden sind, so dass also das auf-
gelegte Capital mehr als 40mal überzeichnet
worden ist. Die Folge davon ist, dass nur
der kleinste Theil der Zeichnungen überhaupt
und auch dieser nur mit sehr geringfügigen
Beträgen berücksichtigt werden kann. Aus
dem Erfolge dieser Sabscription kann man
mit Recht den Schluss ziehen, dass die Zu-
kunft thatsächlich der Elektricität gehört,
und dass die Werthe der elektrotechnischen
Indnstriegesellschaften sich bei dem Anlage
suchenden Publikum einer fast stürmischen
Beliebtheit erfreuen. Sehr.
440
«
i;
';••»'
Projectirte Berliner elektrische |
Strassen bahn. lo der Voran&setzuDg,
dftss während der Ge werbe- AosstelloDg im
Jahre 1896 die beiteheoden Verkehrsmittel
nach dem Treptower Parke nicht ausreichen
durften, will die Firma Siemens & Ilalske
ans dem Mittel pnnkte der Stadt heraus,
nämlich von dem Platze hinter dem Opern-
hanse aasgehend nach dem Treptower Ans-
stellnngf^parke eine elektrische Slrassenbahn
anf ihre Kosten anlegen nnd hat auch schon
b«im Magistrate einen diesbezQglichen Antrag
znr Genehmigung eingereicht. Nach dem
Entwürfe soll diese Bahn mit unterirdischer
elektrischer Stromleitung nach dem Muster
der elektrischen Strassenbahn in Budapest
zur Ausführung gebracht werden.
Die Bahn soll durchwegs zwcigeleisig
aufgebaut und mit der zuliuigen grössten
Geschwindigkeit befahren werden. Sollte
nach dem Vorbilde von Budapest eine Fahr-
geschwindigkeit von durchschnittlich 12 km
pro Stunde innerhalb der Stadt und 2$ km
ausserhalb des Weichbildes von Berlin ge-
stattet werden, so wSrde die ganze Strecke
vom Opernhause bis zum Treptower Parke
in nur 30 Minuten zurückgelegt werden. Die
Bahn soll mit grossen elektrischen Wagen
für 50 Personen, erforderlichenfalls noch mit
grossen Anhängewagen in beliebig kursen
Zwischenräumen in beiden Fahrtrichtungen
befahren werden.
Das Telephon im deutschen
Heere. Eine interessante militärische Uebung
fand V. Mts, t wischen Berlin und Potsdam
statt. Es handelte sich dabei um das Legen
einer Telcphonleitung im Trabe von Berlin
nach Potsdam. Zu diesem Zwecke verliessen
in fi übest er Morgenstunde zwei Cavallerie-
Patrouillen, jede bestehend ans einem Uhlanen-
officier und zwei Uhlanen-Unterofficieren, die
eine Berlin, die andere zu gleicher Zeit Pots-
dam. Ausgeiüstet war jede Patrouille mit
einem completen Telephon-Apparat, den der
eine Unterofficier in einem Ledei Überzug auf
der Brust trug, und einem Vorrath von ganz
dünnem Stahldraht auf Rollen, jede Rolle
mit 1000 m. Das Legen der Leitung begann
in Berlin vom Wackgebäude auf dem Pion-
nicrübung>platze an der Hasenhaide aus, in
folgender Weise: Nachdtm das Ende des
Leitungsdrahtes mit der im Wachhause be-
reits befindlichen Stadtleitung in Verbindung
gebracht war, nahm der gleichzeitig nüt dem
Feinsprecher aufgerüstete Unterofficier die
Rolle, sie in eine Art Klammer nüt Hand-
griff steckend, so dass sie sich leicht in seiner
Hand um sich selbst drehte, litt er vielleicht
dreissig Schritte voraus und machte dann
Halt. Inzwischen hatte der zweite Unter-
officier seine Lanze durch eine mit einer
Gabel am Ende versehene Stange um die
Hälfte verlängert. Der von der Rolle des
ersten Unterofficiers ausgehende Draht wurde
mit der Gabel gefasst, beziehungsweise durch
dieselbe geleitet und dann von dem zweiten
Unterofficier mit der verlanget ten Lanze in
die Kronen der am Saume der Hasei
stehenden Bäume gelegt. Jetzt wurde
commandirt. Der Officier gab die Ri<
an, nur solche Wege und Chausseen wü
die zur Seite mit möglichst hohen B
versehen waren. Der die Rolle fül
Unterofficier immer dreissig Schritte
der zweite den abgewickelten Draht
in die Gipfel der Bäume werfend. W
Rolle ganz abgewickelt, a?so ein KU«
Leitung gelegt, wurde gehalten. Dei
Unterofficier sass ab; um seine in die
gesteckte Lanze schlang er das End
Drahtes und dieses wieder verband <
dem Apparat. Das Telephon war cinge»
nnd die Verständigung mit der Aus
stelle wurde nachgesucht Der Ann
letzteren wurde dadurch bewerkstelligi
der Unterofficier auf einem ganz wi
Hom ein kurzes Signal gegen eine
beiden am Telephon befindlichen Hörer
Er brauchte seinen Anruf nicht zu n
holen ; denn kaum war sein Signal ge
als auch schon ein gleiches Signal voi
gangsort deutlich durch den Apparat e
Die mündliche Verständigung wurd<
ebenfalls geprüft, dann schleunigs
Apparat ausgeschaltet, der Draht einer
RoUe mit dem abgelaufenen verbünd«
weiter ging es im Trab. Bei jedem
meter wiederholte sich Einschalten dei
phons und Nachsuchen der Verstaue
Bei Teltow trafen beide Patrouille
sammen ; Signale wurden durch die A[
bei den Endpunkten gegeben^ dan
Drähte miteinander verbunden, wob
Apparate miteingeschaltet blieben ui
Führer beider Patrouillen hatten die (
thuung, mitanzuhören, wie die in BerlJ
Potsdam an den Endapparaten stel
höheren Offidere sich lobend Üb<
schnelle Legen und sichere Functi
dieser neuen Art von Ferufprecheinri
aussprachen. Dann wurde Befehl zum Au
der Leitung gegeben. Beide Patr
machten den Weg, den sie gekommen,
zurück, dabei den Draht wieder einsam
Dos Legen der ganzen 30 km langen I
dtlrfte kaum vier Stunden in Anspm(
nommen haben.
Das Edlson'sche Kineto
von dem schon seit langer Zeit sei
geschrieben worden ist, ist nun endli
Kurzem in Chicago ausgestellt. Gen
nommen ist dasselbe nach einem B
des Berliner Patentbureaus G e r s <
Sachse nichts anderes als einer
„Schnellseher*', wie sie von Ansc
und Anderen seit langer Zeit gebaut v
jedoch ein solcher grossen Styls. Die
der Vorführung beträgt nämlich 30 See
während welcher nicht weniger al
verschiedene Bilder in schneller Fol(
das Auge treten. In Folge dessen kan
ganze Scenen mit den verschiedenan
aufeinanderfolgenden Bewegungen le
Wesen dem Beschauer vorführen.
Verantwortlicher Redaoteur : JOSEF EAREIS. — Selbstverla«^ des Elektroteohnisohen Ycore
In Commiasion bei LEHMANN & WBNTZEL. Buchhandlung Ittr Technik und Kunst.
Druck von B. SPIES & Co. in \nen, Y., Stranssengisie 16.
Zeitschrift für Eleictrotechnilc.
XJI. Jahrg. 1. September 1894. Heft XVII.
ABHANDLUNGEN.
Kraftübertragung mit mehrphasigem Wechselstrom.
Von CHARLES F. SCOTT.*)
Die Kraftübertragung mit zweiphasigem oder dreiphasigem Wechsel-
strom bietet jede für sich gewisse Vortheile. Beim Dreiphasen-System
braucht man zur Uebertragung einer gewissen Energiemenge bei Anwendung
der gleichen maximalen E. M. K. um 25% weniger Kupfer für die
Leitungen als beim Zweiphasen-System; die Selbstinduction der Strom-
leitungen ist unter denselben Umständen um 57% kleiner, und daher ist
auch der durch die Selbstinduction verursachte Spannungsabfall kleiner.
Ein Nachtheil des Dreiphasen-Systemes liegt aber darin, dass man
nicht die Stromzweige beliebig belasten kann, während dies beim Zwei-
phasen-System möglich ist. Aus diesem Grunde wurde das letztere System
für die Kraftübertragungs-Anlage am Niagara angenommen. Das Zwei-
phasen-System ist auch einlacher für die Stromvertheilung, weil man nur
zwei Stromzweige hat Zur Transformation der Ströme braucht man nur
zwei, beim Dreiphasen-System drei Transformatoren oder einen drei-
schenkeligen Transformator, welcher mehr Kosten und einen grösseren
Arbeitsverlust bewirkt. Der letztere Umstand kommt namentlich bei An-
wendung von kleineren Motoren sehr in Betracht, Das Zweiphasen-System
bietet demnach wesentliche Vortheile für die Stromvertheilung, während
das Dreiphasen-System sich für die Fernleitung besser eignet.
Fig. I.
Charles Scott hixt eine einfache und sehr sinnreiche Methode
ersonnen, um die Vortheile beider Systeme zu vereinigen. Es ist wohl
bekannt, dass die Resultirende zweier Elektromotorischer Kräfte, welche
in Serie wirken und in der Phase verschieden sind, sowohl dem Werthe
als auch der Phase nach von den beiden Componenten im Allgemeinen
verschieden ist. Wenn zwei Elektromotorische Kräfte, welche einen Phasen-
unterschied von 90^ haben, in Serie wirken, so ist die resultirende E. M. K.
der Grösse und Richtung nach durch die Hypothenuse eines rechtwinkeligen
Dreieckes dargestellt, dessen Katheten die beiden Componenten vor-
stellen.
Wenn daher in der Fig. i die Strecken A O und O B die Com-
ponenten der E. M. K. vorstellen, welche in Serie wirken, so ist die
Resultirende dargestellt durch die Linie AB, welche im Vergleiche mit
jeder Componente einen Phasenunterschied hat.
♦) Auszug aus „The Eicctricnl Englncer", New- York, 1894, pag. 254.
34
442
Man kann di^ Componenten so wählen, dass O B hiJb §o ^
ist wie A B, wie dies in der Figur dargestellt ist. Es ist leicht einzuse
dass dieselbe E. M. K. O A sich mit der Componente O C\ welche e
Phasenunterschied von 90^ hat, aber entgegengesetzt gerichtet und g
gross ist wie O B, zu einer Resultirenden A C zusammengesetzt, w<
ebenso gross wie A B, aber in der Phase verschieden ist. B O und
^eben zusammen B C. Die E. M. K. B C lässt sich daher mit der in
Phase um 90^ verschiedenen E. M. K. A O in solcher Art zusamr
setzen, dass die Elektromotorischen Kräfte A B und C A entstehen, wc
im Vereine mit B C drei gleich grosse, aber in der Phase um je
verschiedene E. M. K. bilden, wie sie beim Dreiphasen-System angewe
werden.
Die Anwendung dieser Schaltung bei den Transformatoren ii
den Figuren 2 und 3 dargestellt. Die Primärspulen von zwei Tran
matoren sind mit einem Zweiphasen-Generator verbunden; die in
Secundärspulen inducirten Elektromotorischen Kräfte hal>cn daher e
Phasenunterschied von 90^. Die Secundärspule des einen Transform.
hat IOC Windungen; von der Mitte derselben ist eine Abzweigung
macht. Die Secundärspule des zweiten Transformators hat 87 Windun
AAAAAAAA
IVNAAAAAAI
HOOO-
*— 50-
-IOO-
-|000•
lAAAAAAA/
fvWWWI
—86.7 —
-100-
Fig. 2.
Fig. 3.
welche Zahl ungeßihr gleich ist 50.1/^3. Ein Ende dieser Secundäri
ist mit der Mitte der Secundärspule des ersten Transformators verbun
zwischen den freien Wickelungsenden bestehen Elektromotorische Kr
welche paarweise einen Phasenunterschied von 120^ haben. Wenr
primären Elektromotorischen Kräfte je 1000 V. betragen, so sind d
den Secundärkreisen der Transformatoren inducirten, respective 100
Sy V., die Spannungsdiflferenz zwischen je zwei der freien Wickek
enden beträgt 100 V. Man erhält Dreiphasenstrom und kann mit (
selben Dreiphasen-Motoren betreiben. Das System der Kraltübertraj
kann so durchgeführt sein, dass die von einem Zweiphasen-Gene
erzeugten Ströme in Dreiphasenstrom umgeformt werden, wie dies in
Figur 4 dargestellt ist. Die Windungszahlen der Transformatoren köi
so gewählt werden, dass die Elektromotorischen Kräfte durch die Ti
Formation erhöht werden. Die Fernleitungen führen Dreiphasenstrom,
durch ein Ersparniss an Kupfer erzielt wird. In der Secimdärstation 1
man den Dreiphasenstrom durch zwei Transformatoren wieder in Z
phasenstrom umwandeln. Dieser kann zum Betriebe von Zweipha
Motoren verwendet werden; man kann auch jeden der beiden St
zweige mit Lampen in unabhängigerweise belasten. Wenn man de
der Figur links gezeichneten Transformator mit Lampen belastet, so
443
nur ein Stromkreis des Generators belastet, denn der Primärkreis des
Transformators, welcher die betrachteten Lampen mit Strom versoi^, ist
direct mit zwei Fernleitungen verbunden, welche in der Primärstation mit
den Secundär - Klemmen des unteren Transformators verbunden sind,
dessen Primärkreis mit dem einen Stromkreise des Generators unmittelbar
verbunden ist
Wenn man den in der Figur rechts gezeichneten Transformator
mit Lampen belastet, so fliesst der entsprechende Strom des Primärkreises
dieses Transformators einerseits durch die oberste der Dreiphasen-Leitungen,
andererseits zur Mitte der Primärwickelung des links gezeichneten Trans-
formators, durchfliesst die beiden Wickelungshälften in entgegengesetzter
Richtung, fliesst dann durch die beiden parallel geschalteten unteren Fem-
leitungen in die Primärstation, daselbst durch die beiden Wickelungs-
hälften des imteren Transformators in verkehrter Richtung und dann zur
Klemme des oberen Transformators. Werden die beiden Hälften der
einen Bewickelung eines Transformators in entgegengesetzter Richtung
durchflössen, so ist der Spannungsverlust in Folge der Selbstinduction
sehr gering; in der anderen Bewickelung wird kein Strom inducirt. Für
die zuletzt betrachteten Lampen liefert daher nur der obere Transformator
3 PHASEN LEITUNG '
v^-^ Uat
! PHASEN -5 PHASEN
TRAN8F0RM0T0R
100
m
pj
^Jlvlr-'
o k>
o o
o k>
o
o
LAMPEN
Z PHASEN MOTOR 3 PHASEN MOTOR
Fig. 4.
der Primärstation Strom, und daher ist auch nur der zweite Stromkreis
des Generators allein belastet. Der geringe Spannungsverlust, welcher
dadurch bewirkt wird, dass der Strom den unteren Transformator der
Primärstation und den linken Transformator der Secundärstation in zwei
Wickelungshälften in entgegengesetzter Richtung durchfliesst, wird dadurch
compensirt, dass in diesem Falle für die eine Stromleitung zwei parallel
geschaltete Femleitungen dienen, wodurch der Widerstand des Stromkreises
verringert wird. In der Secundärstation können die beiden Transformatoren
auch gleichzeitig den Strom für die Lampen und die Zweiphasen-Motoren
liefern. Man kann auch Dreiphasen-Motoren unmittelbar oder nach Ein-
schaltung von Transformatoren betreiben. Bezüglich der Regulirung ver-
hält sich der Generator, welcher mit der beschriebenen Dreiphasenstrom-
Femleitung verbunden ist, ebenso, als ob die beiden Stromkreise des Gene-
rators unmittelbar belastet würden.
Das System kann auch so abgeändert werden, dass ein Dreiphasen-
Generator mit einer Dreiphasenstrom-Feraleitung verbunden wird; in der
Secundärstation wird der Strom mit Hilfe von zwei Transformatoren in
Zweiphasenstrom umgeformt. Jeder der entstehenden beiden Stromkreise
kann unabhängig belastet werden. Man kann in dieser Weise einen
84*
444
Dreiphasen-Generator mit Lampen belasten, die in zwei, anstatt in dr
Kreise geschaltet sind und kann dadurch die complicirte Regulirung d€
Generators vermeiden, welche sonst bei ungleicher Belastung notl
wendig ist.
Man kann auch die beschriebene Schaltung dazu benützen, um m
Hilfe von zwei Transformatoren einen Dreiphasenstrom von gegeben<
SpannungsdiiTerenz in einen Dreiphasenstrom von anderer Spannung:
differenz umzuformen; die Anordnung ist in der Fig. 5 dargestellt.
, :oo »fTTiT^ ' T ^^ ^
\/\A/Wv\M KaaAAAAA
NAAA4SAA/VI
-1000-
-50 — •-
4—50 — ^
-100
-100»-
twwwwi
86.7
-100-
HOO-
Der Wirkungsgrad der beiden Transformatoren, welche Zweiphaser
Strom in Dreiphasenstrom umformen, ist ebenso hoch, als wenn di
beiden Transformatoren zwei unabhängige Wechselströme umforme
^vürden. Die Vortheile des Tesla' sehen Systems, welches gegen wärti
in Amerika immer mehr an Ausbreitung gewinnt, werden durch di
Ijeschriebene Schaltung noch erhöht, da für die Fernleitung der Ström
noch günstigere Verhältnisse geschaffen werden.
Messung der Capacität von Condensatoren mit
Wechselstrom-*)
Von J. SAHULKA.
(Ans dem Elektrotechnischen Institute der k. k. technischen Hochschule in Wien.)
Der Zweck der vorliegenden Arbeit war, zu untersuchen, wie sie
die Condensatoren im Wechselstrombetriebe verbalten, und insbesonder
2u prüfen, ob sie dieselbe Capacität haben, wie sie mit einer Gleichstron
Cjuellr gemessen wird oder nicht. Die Capacität von Condensatoren, welch
m einen Wechselstromkreis eingeschaltet sind, könnte in der Weis
gefunden werden, dass man die Stärke des Ladungsstromes und di
Spann ungsdifferenz am Condensator misst. Zur Untersuchung verschiedene
Condensatoren würde man mehrere Strom- und Spannungsmesser benöthigei
Nach den Versuchen von Steinmetz**) verbrauchen die Condensatore
mit festem Dielektricum im Wechselstrombetriebc eine Arbeit, welch
ianerhalb eines weiten Bereiches dem Quadrate der Spannungsdifferec
*) Diese Abhandlung und die im Hefte XVI, 1894, S. 427, yeröflfentlichte „Erklärni
des Ferranti^schen Phänomens*' erschienen im Vorjahre in den Sitz. Ber. der k. Akad. d. Wia
in Wien.
**) Dielektrische Hysteresis, von Ch. Steinmetz. „Elektrotechnische Zeitschrift
IJerlin 1892, S. 227.
445
proportional ist. Da ich nicht blos die Capacität, sondern auch die Arbeits-
Verluste der Condensatoren ermitteln wollte, wählte ich zur Messung eine
Methode, welche analog ist der Joubert'schen Methode zur Bestimmung
der Selbstinductions-Coefficienten. Das Resultat meiner Untersuchungen ist,
dass die Capacität der Condensatoren mit festem Diel ek tri cum
im Wechselstrombetriebe beträchtlich kleiner ist als die
mit einer Gleichstromquelle gemessene Capacität.
Als Messinstrument verwendete ich ein Elektrometer, und zwar ein
Multicellular - Voltmeter von W. T h o m s o ft, mit welchem Spannungs-
differenzen von 80 bis 400 Volt gemessen werden konnten. Das Instrument
enthält in gleichen Abständen fibereinander eine Reihe von Quadranten-
paaren AA (Fig. i), welche untereinander leitend verbunden sind, diese
bilden das feste System. In den einzelnen so entstehenden Zellen befinden
sich Aluminiumnadeln B, welche untereinander in fester Weise leitend ver-
bunden sind und von einem feinen Platindrahte und einer Spirale getragen
werden. Das Instrument hat zwei Klemmen, von welchen die eine mit dem
festen System, die andere mit den Nadeln und einem das Instrument ein-
schliessenden Metallgehäuse C leitend verbunden ist. Wenn zwischen den
Klemmen des Instrumentes keine Spannungsdifferenz besteht, so nehmen
die Nadeln eine Stellung zwischen den Quadranten ein. Wird das Instrument
an zwei Funkte angeschlossen, welche eine Spannungsdifferenz haben, so
Fig. I.
werden die Nadeln in der Richtung der Pfeile zu den Quadranten bewegt.
Die Drehung ist stets kleiner als 90^. Die Ablesung erfolgt mit Hilfe eines
Zeigers, welcher auf einer Scala einspielt. Bei dem verwendeten Instrumente
waren nur die Intervalle zwischen 120 und 220 Volt hinreichend gross,
um eine genaue Ablesung zu ermöglichen. Um nun zu wissen, ob in jedem
Falle die Capacität und der Ladestrom des Instrumentes vernachlässigt
werden kann, wollte ich zunächst diese beiden Grössen bestimmen. Dies
war mit keiner der bekannten Methoden ausführbar, da sowohl der
Ladestrom, als auch die Capacität ausserordentlich klein sind. Die Be-
stimmung geschah in folgender Weise : Um eine passende Spannungsdifferenz
zu haben, wurde der zur Verfügung stehende Wechselstrom von circa
100 Volt Spannungsdifferenz mit Hilfe eines Transformators, dessen
Umsetzungsverhältniss i : 2 war, transformirt. Es wurde hierauf die
Spannungsdifferenz E zwischen den Klemmen des Secundärkreises des Trans-
formators gemessen, wenn derselbe nur durch das Multicellular-Voltmeter
geschlossen war. Hierauf wurde zu dem Voltmeter ein bekannter grosser
Graphitwiderstand in Serie geschaltet. Das Voltmeter zeigte nun eine
kleinere Spannungsdifferenz jE^ an. Da das Voltmeter als ein kleiner Luft-
condensator angesehen werden kann, muss die auf dasselbe entfallende
Spannungsdifferenz E^ (Fig. 2) im Vergleich zu dem Ladestrom J in der
Phase um 90^ nachfolgen, während die gleichzeitig auf den Graphit-
446
widerstand entfallende Spannung sdifferenz Ef' mit dem Strome J \
Phase übereinstimmt.^) Es ist daher :
Da E und Ef beobachtet wurde, ist Ef' bekannt; nun kenn
auch den Ladestrom
Ist n die Periodenzahl des Wechselstromes, welche als b<
vorausgesetzt ist, so hat man:
J= ZTcnE' C
Der verwendete Wechselstrom hatte 5000 Pol Wechsel in der Mm\i
dass 2> = 2 icn= 262 ist. In der folgenden Tabelle sind die Resultate
Versuchsreihe zusammengestellt. Die Grössen E sind in Megobn]
Grössen E^ E^, Ef* in Volt, J in Milliontel- Ampere^ C in Mil!
Mikrofarad ausgedrückt. Die leute Reihe enthält dra scheinbaren Wide
des Voltmeters in Megohm.
Fig. 2.
R
E
E'
E^'
J
C
II '05
207-2
195*3
69- 2
6-26
122
3
20 78
207 -6
I77-I
108-3
5-21
112
3
33* lö
207-6
154-6
1386
4-18
103 ^
3
41 90
207-9
140-3
153*4
3-66
99-6
3
52-40
208 0
1244
166-7
3*i8
976
3
In Fig. 3 sind die Versuchsresultate graphisch dargestellt. Die 1
der Abscissen bedeutet ein Volt, die Einheit der Ordinaten bedeui
die Curve C : — 5- Mikrofarad, für die Curve J : — =- Ampere, Wie ersi
lo« 10^
isty wächst die Capacität des Instrumentes mit zunehmender Voltzahl
musste sich ergeben, weil bei zunehmender Spannungsdifferenz si(
Nadeln zu den Quadranten bewegen. Würde man bei der Messui
bewegliche System stets mit Hilfe eines Torsionsknopfes in die Nulls
zurückdrehen, so wäre die Capacität constant; dann könnte aut
Scala über die ganze Peripherie reichen. Es wäre dann die Span
differenz E^ und der Ladungsstrom J proportional der Quadratwura
*) Unter E^ J sind die Quadratwurzeln aus dem mittleren Quadrate der t<
liehen Spannungsdifferenz, respective des Stromes verstanden.
447
dem Torsiooswinkel. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, verbraucht das
Instrument nicht mehr Strom als ein Spiegelgalvanometer, Wenn für ein
Instrument die Curve J (Fig. 3) aufgenommen ist, so kann man umgekehrt
mit dem Instrumente grosse Widerstände messen, welche frei sind von
Capacität und Selbstinduction.
Um die Capacität eines Condensators im Wechselstrombetriebe zu
messen, schaltete ich zu demselben einen inductionslosen Widerstand R in
Serie, der von derselben Grössenordnung sein muss wie der scheinbare
Widerstand des Condensators ; zu jedem Condensator gibt es einen solchen
geeigneten Widerstand. Mit dem Multicellular- Voltmeter wurde die gesammte
Spanncmgsdifferenz E^ die am Condensator Ef und die am Widerstände
herrschende E* gemessen. Ist der Condensator ein Luftcondensator, so
120
110
too
90
80
'
5"-*
^^
/^
.^
-^
^
70
60
'
/^
50
^
^
^
y^
,^0
?0
10
w
100 HO
/w
190 200
Fig. 3.
kann E als Hypotenuse eines rechtwinkeligen Dreieckes dargestellt werden,
dessen Katheten E^ E'* sind (Fig. 2). Hat er jedoch ein festes Dielektricum,
so ist E' im Vergleich mit dem Ladestrome J und daher auch im Vergleich
mit E** um einen Winkel cp in der Phase verschoben^ welcher kleiner ist
als 90^, wie dies im Polardiagramm (Fig. 4) dargestellt ist. Die Componente Ef
überwindet den inductiven Widerstand des Condensators. Da das Dielektricum
des Condensators im Wechselstrombetriebe Arbeit verbraucht, was auch
an der Erwärmung desselben kenntlich ist, so folgt, dass die Capacität
des Condensators in jedem Zeitmomente eine andere ist. Sowie nun die
Stromstärke oder SpannungsdifFerenz im Wechselstrombetriebe definirt wird
als die Quadratwurzel aus dem mittleren Quadrate der veränderlichen
Stromstärke, respective Spannungsdifferenz, so muss auch für die Capa-
cität C eines Condensators im Wechselstrombetriebe eine Definition
448
gewählt werden. Die Definition könnte mit Rücksicht auf die Foro
lauten :
Der inductive Widerstand eines in einen Wechselstromkreis
geschalteten Condensators ist gleich dem Quotienten aus der durc
Ladung des Condensators hervorgerufenen Spann ungsdifferenz E' un«
Stromstärke J,
Die Capacität O des Condensators ist gleich dem reciproken W
des Productes aus dem inductiven Widerstände und 2 ic n.
In der folgenden Tabelle sind einige Versuchsresultate zusan
gestellt, welche an Condensatoren angestellt wurden, die paraffinirtes P
als Dielektricum hatten. C ist die mit einer Gleichstromquelle in beka
Art gemessene Capacität in Mikrofarad, der vorgeschaltete Widerstai
ist Id Ohm, E^ E* E** in Volt, J in Ampere ausgedrückt, T' =
£".
ist die Capacität des Condensators im Wccbsrlstrombetricbc un<
ebenfalls m Mikrofarad ausgedrückt. Es wurde ferner noch die Pb
Verschiebung 9 und der Arbeits verbrauch vi im Conden^atof \n
ausgedrückt berechnet gemäss den F'ürmeln i*^
Endlich wurdea ooch gerechnet die Grösseo:
P = 7 cos Cf
wie
Der untersuchte Condensator verhält sieb
Luftcoodensator von der constanteti Cajaacität
eio Ohm'scber Widerstand p vorgeschaltet ist* Die Grössi
welche durch die obige Formel deEinirt ist^ könnte man die effcct i vc C
cität des Condensators nennen; diese ist ein wenig grösser ah
i '■
K E
E'
E"
J
(•*
1
' 1 '
p
1
1
1^004
4000
206 '9
147 ^s
135-2
00J3S
0*873
S60 9'
0336
393*7
4363
0'
3
l^CK>4
Sooo
206^8
132*0
Hr^
00298
0S62
SSÖ31-
0 30S
346- 6
441Ö
6*
3 '-004
6000
Z07 s
J20^ I
ibi' I
0*0269
o'^SS
8bf> 2'
0-234
3'>9'i
4454
0^
4
1-004
7000
ao7-4
107 'S
170 0
0-0243
0863
SS''S9*
0-1S3
J09-7
44'3
0*
5
0-514
9000
307-6
139-7
>45 3
OOIÖJ
0440
Su«3<V
o'i37
527*9 8661
ci-
6
2 -618
2<XK>
aoy ' i
t2g^B
n^ 5
n'ü76j
2*144
SS^S'
0-697
119*7
1697
3'
*) Die Bestimmnog der in einem Wechselstromapparate verbrauchten Energi
Hilfe der Beobachtung von drei Spannangsdififerenzen wnrde zuerst von A) r t o n
Snropner aasgeführt Phil. Mag., Bd. 32, p. 204, 1S91.
449
Es scheint mir am vortbeilhaftesten zu seia, bei einem Condensator
die efFective Capacität C", sowie den Arbeitsverlust, der in ihm bei einer
bestimmten Spannungsdifferenz und Periodenzahl stattfindet, anzugeben. Da
«ich die Grösse cos 9 als eine Differenz von grossen Zahlen ergibt, ist die
Bestimmung von 9 etwas unsicher. Dadurch ist auch p und der Arbeits -
verbrauch etwas unsicher bestimmt, so dass sich namentlich bei Spannungs-
variationen leicht Abweichungen ergeben können, wie dies bei dem mit
Nr. 2 bezeichneten Versuche der Fall war. Will man ^, p und den Arbeits-
verbrauch genau ermitteln, so muss man jeden Versuch mehrmals wiederholen
und die Mittelwerthe nehmen. Die Werthc des C" differiren bei ruhigem
Gange der Maschine nur um i^/q.
Nimmt man aus den ersten vier Versuchen, welche sich auf denselben
Condensator beziehen, das Mittel, so ersieht man, dass das Verhältniss
der C der drei Condensatoren (i : 0*510 : 2*6oo) übereinstimmt mit dem
Verhältnisse der Werthe C (i : 0*512 : 2*6o8). Es ergaben sich aber die
Werthe C" um 14^/0 kleiner als die Werthe C. Man ersieht daraus, dass
die Condensatoren im Wechselstrombetriebe eine kleinere
Capacität haben als die, welche sich bei einer Messung mit
einer G 1 eich Stromquelle ergibt; nur bei den Luftcondensatoren
kann dies nicht der Fall sein. Die Ursache dieser Erscheinung liegt in
der Beschaffenheit des Dielektricums. Wenn auch dasselbe einen sehr
grossen Widerstand hat, nimmt es bei der Ladung doch elektrische Energie
auf. Bei der Entladung wird ein Theil dieser Energie wieder zurückgegeben,
wrährend ein anderer Theil in Wärme umgewandelt wurde. Aus diesem
Grunde beobachtet man bei der Verwendung einer Gleichstromquelle sowohl
einen zu grossen Ladungs-, als auch einen zu grossen Entladungsausschlag
am Spiegelgalvanometer, weil dasselbe nicht blos die Elektricitätsmenge
anzeigt, welche die Belegungen aufgenommen haben, sondern auch die,
welche vom Dielektricum aufgenommen, respective bei der Entladung
theilweise zurückgegeben wurde. Im Wechselstrombetriebe erfolgt Ladung
und Entladung in sehr kurzer Zeit, indem sich während der Dauer einer
Viertelperiode die Spannungsdifferenz vom Nullwerthe bis zum Maximalwerthe
ändert. Daher hat das Dielektricum bei jeder einzelnen Ladung nicht
hinreichend Zeit, so viel elektrische Energie aufzunehmen, wie sie bei
gleicher Spannungsdifferenz von einer Gleichstromquelle aufnehmen würde ;
ebenso gibt es bei der Entladung weniger Energie ab. Aus diesem Grunde
ist es erklärlich, dass die Capacität der Condensatoren im Wechselstrom-
betriebe viel kleiner ist als bei Verwendung von Gleichstrom. Man muss
daher für den Wcchselstrombetrieb eine besondere Definition der Capacität
geben, wie dies zuvor gemacht wurde.
Betrachtet man die Werthe für die Verluste A in dem ersten Conden-
sator, so sieht man, dass sie mit dem von Steinmetz an der citirten
Stelle angegebenen Gesetze, dass die Verluste dem Quadrate des ^ pro-
portional sind, annähernd übereinstimmen. Sollte das Gesetz genau erfüllt
sein, so müssten die Zahlen lauten 0'352, 0'28i, 0'232, 0186.
Ich habe in gleicher Weise auch die Capacität von Leydnerflaschen
untersucht, es war aber dann nothwendig, zu den Flaschen einen Widerstand
von ein Megohm in Serie zu schalten. Da das Multicellular- Voltmeter je
nach der Ablenkung einen Widerstand von 30 bis 40 Megohm hätte,
durfte man, wenn genaue Messungen ausgeführt werden sollten, den durch
das Voltmeter fliessenden Strom nicht mehr vernachlässigen. Die Berechnung
gestaltet sich dann etwas complicirter.
Bei zwei cylindrischen Leydnerflaschen von 14 cm Durchmesser, deren
Belegungen 14 cfm hoch waren, und deren Glasdicke im Mittel 3*60 tmm
450
war^ ergab sich, wenn man den durch das Multicellular-Voltmeter fl
Strom vernachlässigte, eine Capacität von r- Mikrofarad, welcfa
Flaschen zusammen zukommt.
Eine ganz kleine Leydnerflasche schaltete ich mit dem Mull
Voltmeter direct in Serie. Man kann angenähert annehmen,
Spannungsdifferenz E' an der Leydnerflasche mit der Spannungsdifi
am Voltmeter in der Phase übereinstimmt. Dann verhalten si<
Grössen verkehrt wie die Capacitäten. Die verwendete Flasche hat!
Durchmesser, die Höhe der Belegung war 1 1 cm. Es wurde bec
E=z 207*6, E' == 190-6; daher ist JB" = 17*0. Da das Multicellular-1
bei der Spannungsdifferenz von 190*6 Volt eine Capacität von —
farad hat, wie aus der Fig. 3 ersichtlich ist, so ergibt sich
Capacität der Leydnerflasche der Werth :
IIQ IQO*6
C" = — ^ — ^ = 0-00133 Mikrofarad.
lo^ 17
Eine Taschen-Boussole für Telegraphen-Aufsichtsc
Von W. MIXA.
Die gewöhnlichen Taschen- Boussolen, recte Taschen-Galva
zeigen durch ihre Nadelablenkung an, dass ein Strom durch sie
über die Grösse dieses Stromes geben sie keine Auskunft.
Die Stromverhältnisse in Telcgraphenlinien und überhaupt in
galvanischen Batterien betriebenen Stromkreisen können in Erm
eines geeigneten Strommessers nur nach der Anzahl der einges
galvanischen Elemente und nach dem entweder gemessenen oder
angenommenen Widerstände der Stromkreise abgeschätzt werden.
Das Bestreben, eine genauere Information über die Stromstä
Telegraphenlinien und über das Verhalten galvanischer Batterien ii
Schlüsse zu gewinnen, führte mich zur Construction der in der „2
für Elektrotechnik" vom Jahre 1893, Heft XIII u. XIV bescl
Boussoie, welche dem angestrebten Zwecke entspricht.
Da jedoch diese Boussoie, wenn sie auf Streckenbereisuni
geführt werden soll, immer noch zu wenig handlich ist, so versuch
eine handlichere möglichst einfache Taschen-Boussole herzustel
Resultat der diesfälligen Versuche ist in nachstehender Figur at
Es ist eine Boussoie, welche die Grösse eines massig starken
buches hat, und, in einem F*iiteral verwahrt, bequem in der Rc
getragen werden kann. Der Einfachheit wegen hat die Nadel keine Ai
sondern wird abgehoben und in einem Gehäuse verwahrt, das ober
Boussolenscala Platz fmdet.
Die Ablenkungen der Nadel werden nicht in Graden, sonderi
pere-Theilcn angegeben. Die Ampere-Theilung ist mit Hilfe d
erwähnten Tangenten- Boussoie empirisch ermittelt. Es sind zweierl
plicationen angebracht: eine für Ampere-Tausendtel, die in die <
zweite Drahtklemme mündet, und eine für Ampere Hundertel, di<
zweite und dritte Klemme mündet; erstere hat 72 Umwindungen un
Widerstand; letztere 7 Umwindungen und 0*15 Ohm Widerstand.
Wenn die erste und zweite Klemme mit einem Ausschaltestö
bunden sind (wie in der Figur), so ist die Multiplication für
Tausendtel ausgeschaltet und die für Ampere-Hundertel eingeschalt
451
der Ausschaltestöpsel nach rechts versetzt wird, so ist die Multiplication
für Ampere-Hundertel ausgeschaltet und die für Ampere -Tausendtel ein-
geschaltet. Wenn der Strom nicht durch eine der beiden Multiplicationen,
sondern nur durch den beigegebenen, in die Einkerbung der Seitentheile
des Boussolengehäuses einzulegenden metallischen Stab geführt wird (in
der Figur unterhalb des Grundrisses der Boussole gezeichnet), zeigt die
Nadel Ampere-Zehntel an.
Vom Theilstrich O bis zum Theilstrich 30 enthält die Scala Einheiten ;
vom Theilstrich 30 bis 50 ist die Scala von 5 zu 5 Einheiten eingetheilt;
vom Theilstrich 50 bis lOO von 10 zu 10 Einheiten.
m
m
Fig. I. (2/3 nat. Grösse.)
Da derlei Taschen-Boussolen zunächst zum Gebrauche für die Tele-
graphenmeister des k. k. Eisenbahn-Betriebs-Directions-Bezirkes Prag her-
gestellt wurden, so sind die daselbst vorkommenden normalen Stromstärken
der Morselinie, der Glockenlinie und der Controllinie, so wie die Strom-
stärken der in Verwendung stehenden Calland- und Leclanche-Elemenie bei
kurzem Schluss auf der Scala notirt.
Die Anwendung der Boussole ist die gleiche, wie sie im oben citirten
Artikel ausführlich beschrieben ist; sie kann sonach als Batterieprüfer
und als Linienprüfer verwendet werden.
Um bei Ermittlung der Polspannung eines Elementes in einem äusseren
Widerstände von 100 Ohm einen Widerstandskasten entbehrlich zu machen,
ist dem Instrumente eine bifilar gewickelte Widerstandsspule von 97 Ohm
beigegeben, welche den Widerstand der Boussolenmultiplication auf 100 Ohm
ergänzt.
452
Wird das Element mit der für eingestellten Boussole und
lOOO
Widerstandsspule zusammengeschaltet, so kann die Polspannung unn
von der Scala abgelesen werden ; denn die Anzahl der multipli
der Anzahl Ohm des äusseren Widerstandes (loo) gibt die Spam
ZehnteKVoIt an. Wo der Widerstand der Elemente gegen den i
Widerstand von lOO Ohm vernachlässigt werden kann (in der R(
Leclanche- und Trocken-Elementcn), kann die Polspannung zugU
Werth der elektromotorischen Kraft angesehen werden*
Der Boussole wird eine ihrem Zwecke encsprecbende Anleiti
Gebrauche beigegeben.
Ich halte dafür » dass ein derartiger Strommesser, wenn er aut
geeignet ist, Messungen mit jener Genauigkeit vorzuoebmeo, wie
einem fOr wissenschaftliche Zwecke gearbeiteten Messinstrumenie
wird, jedem, der galvanische Elemente zu behaüdeln hat, gute
leisten kann, und auch als Hilfsmittel des Unterrichtes Iq den i
gründen der Lehre vom Galvanismus brauchbar wäre.
66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte In
24. bis 30. September 1S94.
Auf der zu Nürnberg 1893 abgehalteneo
65. Versammlaog deutscher Naturforscher und
Aerzte wurde als nächster Versammlungsort
Wien bestimmt. Die Versammlung wird vom
24. bis 30. September 1894 stattfinden.
Theilnehroer an derselben kann jeder
werden, der sich fiir Naturwissenschaft oder
Medicin interessirt.
Für die Theilneh merkarte ist ein Be-
trag von 10 fl. ö. W. zu entrichten ; die
Karte berechtigt zum Bezüge des Festab-
zeichens, des Tagblattes und der anderen
für die Theilnehmer bestimmten Dmcksorten,
zum Besuche der Ausstellung und zur Theil-
nähme an Festlichkeiten; sie ist zu diesem
Zwecke mit Coupons versehen, gegen welche
die entsprechenden Karten ausgegeben
werden. Weiterhin berechtigt die Theilnehmer-
karte zum Bezüge von Damenkarten ä 5 fl.
Letztere legitimiren die Besitzerinnen bei
den veranstalteten Festlichkeiten, Ausflügen
u. s. w., sowie bei den vom Damen- Aus-
schuss vorbereiteten Uoternehmungen.
Die Theilnehmer karten sind bis 22. Sep-
tember durch die Verlagsbuchhandlung des
Herrn Franz Deuticke, I. Schotten-
gasse 6, gegen Einsendung des Betrages,
vom 23. September an in der Kanzlei der
66. Versammlung deutscher Naturforscher
und Aerzte, Universität, I. Franzensring zu
beziehen. Ebendaselbst werden Anmeldungen
für den Beitritt zur Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Aerzte angenommen.
Das Tagblatt wird täglich von 9 Uhr
an in dem dazu bestimmten Bureau der
Universität gegen Vorweisung der Theil-
nehmerkarte und Abgabe des betrefienden
Coupons ausgefolgt. Dasselbe wird das Pro-
gramm jedes Tages, die kurzen Sitzungs-
berichte des vorhergehenden Tages, ander-
weitige MittheÜUQgen hd die Tbc
sowie die lA^it derselben und lI
nungen cnchultcn^ Um die Voll«
dieser letzteren zq ermöglichen, \^'
Theilnehmer gebeten, beim Löseei i
nehmerkart«: seine Wohnang nnd
spätere Aeuderungen derselben ai
Mit der V'ersamniluag ist eine
versitätsgebäude untergebrachte A
verbunden, zu deren Besichtigang <
nehmer vom 24. bis 30. Septemb«
laden sind. Dieselbe zerfällt in
theilungen :
1, AKkieineine medidnisch^ual
schaftliche Gegenstände ;
2, hi=itorische Aus^tellnDjj vc
cinischen und nnturhistorischen Ob
3, Aussiellniig natiirwissen^c
Lehrmittel der österreichischen Mitt
Die ^'ort^jige finden in 40 Abt
statt u. zw.: 1. Mathematik^ 2. Ai
3. Geodäile und Kartographie, 4.
logie, 5. Pliysik, b. Mineralogie ni
graphie, 7 Chemie, S. Pflanzenp)
und l'flaf^^t^rlanalumte, Q* Systetnati
tanik und FSoristik, 10, ZooSogie,
mologie, 12. Ethnoloj^ie and Antbi
13. Geoloyje und I'fllaeontologie,
sische Geographie, 15. Anatomie,
siologie, 17. Piiyaiologtäche und me(
Chemie, IS. Chemische und mikro
Untersuchung der Nahrungsmittel^ 1
meine Patholrjgie utji pathologische/
20. Pharmakologie und Pharma
21, PharmacJe^ 22^ Interne Medicin^
rnrgie, 34. Gynäkologie und Gel
25. Kinderheilkunde, 2t>. P^ychia
Neurologie. 37. Au gen heil künde, aS
heilkunde^ ^9 Laryngologic und Rl
30. Dermati-'ogie und Syphilis^ 31*
453
32. Medidnalpolizei, 33. Gerichtliche Median,
34^ Medicinische Geographie, Statiitik und
Geschichte, 35. Btloeologie and Klimato-
therapie, 36. Militinanitätswesen, 37. Zahn-
heilkunde, 38. Veterinftrmedidn, 39. Agri»
cultnrchemie and landwirthschaftliches Ver-
sBchswesen, 40. Mathematischer and natnr-
ivissenschaftlicber Unterricht.
Die Theilnehmer and deren Damen er-
halten als allgemeines Festabseichen eine
weiss-rothe Rosette mit goldenem Adler aaf
schwarzem Mittelfelde. Als besondere Kenn-
seichen tragen:
Der Vorstand der Gesellschaft: Weisse
Rosetten mit Schleifen.
Simmtliche Mitglieder von Ansschttssen :
Weiss-rothe Rosetten mit Schleifen.
Die aof den Bahnhöfen fonctionirenden
Ordner tragen weisse Schärpen mit der Aof-
schrifc: „66. Versammlang deutscher Natnr-
for scher and Aerzte.**
Aas dem sehr reichhaltigen wissenschaft-
lichen and allgemeinen Programm seien hier
nor ans ersterem die Vorträge angeführt,
welche für Elektrotechniker von Interesse
sind.
4. AbtheUnng: Meteorologie. Sitzangs-
loc&le: U., Hörsaal des geographischen In-
stitotes. Professor R. Börnstein; Lnft-
elektrische Beobachtungen bei Ballonfahrten.
Director Professor Witt wer: Ueber Lnft-
elektridtät.
5. Abtheilang: Phjsik. Sitzangslocale :
Hörsaal des physiluilischen Institate*,lX. Bez.,
Türkenstrasse 3. Professor H. H a m m e r 1
(Innsbrnck): Demonstration eines Modells
ctner dynamo - elektrischen Maschine, das
gesuttet, mittelst wandernder Lichtpunkte
den Verlauf der Ströme in G r a m m e's
Ring bei Gleichstrom, Wechselstrom und
Drehstrom tu zeigen. — Dr. P. Bach*
Ol e t j e w (Sophia) : Ueber die elektrischen
E>dströme Bulganens. — Professor J. K 1 c-
m e n d i c (Graz) : Ueber die Selbstinduction
in Eisendrihten. — Professor K. Z i c k 1 e r
(Bränn) : Ueber das Universal-Elektrodynamo-
meter. — Professor A. Wassmuth (Graz) :
Die Anwendung des Gaus s*schen Principes
vom kleinsten Zwange auf die Physik und
insbesondere Elektrodynamik. — Professor
O. S i m o n y (Wien) : Ueber periodische
Aufnahmen des Sonnenspectrums vom Gipfel
des Pik von Teneriffa (37 ii m) mit Demon-
stration von im Sommer 1888 von dem
Vortragenden daselbst aufgenommenen ultra-
violetten Spectren. — Dr. J. Tuma (Wien):
Demonstration T e s 1 a'scher Experimente
mit Strömen von hoher Frequenz. — Pro-
fessor R. Börnstein (Berlin) : Luftelek-
trische Beobachtungen bei Bfdlonfahrten. —
Dr. J. Sahulka (Wien): Nene Unter-
suchungen über den elektrischen Lichtbogen.
— Hermann Eis 1er (Wien): Thema vor-
behalten. — Professor P. N e e s e n (Berlin) :
a) Ueber Messung von Verdampfungswärmen.
b) Ueber den mit verschiedenen Quecksilber-
luftpumpen erreichten Verdttnnungsgrad. —
J. Kessler (Kremsier) : Der menschliche
Körper als Elekuidtätsquelle und Elektricitäts-
leiter.
Professor Stricker (Wien) wird
Montag den 24. September, Abends 5 Uhr,
im Hörsaal fttr experimentelle Pathologie,
IX. Allgemeines Krankenhaus (LeichenhoO»
Folgendes demonstriren : a) Das Potential eines
Metalles in Flüssigkeit, b) Der Volta'sche
Gmndversuch ohne Contact. c) Das Galvano-
meter bei einseitiger Ableitung als Elektro-
meter, d) Wirkung des negativen und posi-
tiven Poles auf den Menschen.
Die Vorstände folgender Anstalten laden
zu deren Besichtigung ein:
K. k. Sternwarte; fttr einen später zu
bestimmenden Tag.
Elektrische Abtheilung der „Imperial
Continental Gas- Association*', L Schenken-
Strasse 10; fttr Freitag den 28. September,
2 bis 3 Uhr Nachmittags.
Firma Siemens & Halske, I. Augustiner-
strasse 8 ; Tag : nach Beschluss der Ab-
theilung; Zeit: swischen 8 und 12 Uhr Vor-
mittags oder I bis 5 Uhr Nachmittags. Zeit-
dauer der oberflächlichen Besichtigung des
Etablissements 2 1/2 Stunden.
Internationale Elektricitäts-Gesellschaft,
IL, Engerthstrasse 199; Tag : nach Beschluss
der Abtheilung, Zeit : bis 3 Uhr Nachmittags.
Elektrische Bahn Mödling— Hinterbrühl ;
fttr Donnerstag den 27. September, 4 bis
6 Uhr Nachmittags.
7. Abtheilung: Chemie. Sitzungslocale :
Hörsaal des chemischen Universitäts-Labora-
toriums, IX. Währingerstrasse 10. Ad. J o 1 1 e s
(Wien): Ueber Kesselspeisewasser und ttber
die Ursache der Corrosionen in Dampf-
kesseln. — J. O s er (Wien) : Ueber Elemenur-
analyse auf elektrothermischem Wege (mit
Demonstrationen). — J. M. E d e r (Wien) :
Ueber ultraviolette Absorptions- und Emissions-
spectren, mit Demonstrationen. — E.Valenta
(Wien): Ueber die Photographie in natür-
lichen Farben nach der Interferenzmethode,
mit Demonstrationen.
Installations-Material für Schiffsanlagen.
I. Allgemeines.
Auf keinem Gebiete des Beleuchtungs-
wesens hat sich das elektrische Licht so
schnell und unbedingt die Herrschaft er-
worben, als auf dem Gebiete der Scbiffs-
beleuchtung.
Die zweifellose Anerkennung, welche
die Verwendung des elektrischen Lichtes
auf Schiffen sowohl von Seiten des Schiffs-
baues, wegen der leichten und bequemen
Montage, als auch von Seiten der Schiffs-
führuug, wegen des hellen und ruhig brennen-
454
I»'*
den Lichtes, gefanden hat, ist der Grand,
weshalb alle grösseren Dampfer der Neuzeit
mit einer derartigen Belenchtnng versehen
werden.
Die Erzeugung der elektrischen Energie
geschieht durch eine oder mehrere Dampf-
Dynamo-Maschinen, die in der Nähe der
Maschinen- und Kesselräume ihre Aufstellung
erhalten und ihren Strom an eine in mög-
lichster Nähe der Dynamomaschine ange-
brachte Schalttafel abgeben, von welcher
die einzelnen Stromkreise abzweigen. Die
Anzahl dieser Stromkreise richtet sich nach
der Grösse des Schififes; doch wird im All-
gemeinen folgende Eintheilung eingehalten
werden können:
1. Oberdeck, ein Stromkreis.
2. Vorderschiff, ein bis zwei Strom«
kreise.
3. Maschinen- und Kesselräume, zwei
Stromkreise.
4. Achterschiff, ein bis zwei Strom-
kreise.
Hierzu kommen noch gegebenen Falls
die nöthigen Stromkreise für die Schein-
werfer.
Die Lampen in den Maschinen- und
Kesselräumen (unter 3) werden an zwei
Stromkreise so vertheilt, dass die betreffen-
den Räume noch gleichmässig mit halber
Lampenzahl beleuchtet werden, falls einer
der Stromkreise versagen sollte.
Sämmliche Leitungen werden als Hin-
und Rttckleitungen verlegt, da es nicht statt-
haft ist, den Schiffskörper als Rttckleitung
zu verwenden. Um jede magnetische Beein-
flussung zu vermeiden, wird Hin- und Rück-
leitung nebeneinander verlegt und eine Ent-
fernung von mindestens einem Meter von
allen Compassen eingehalten.
Als Leitungsmaterial wird hauptsächlich
Kupferdraht mit besonders sorgfältiger Iso-
liruDg, in Holzleisten verlegt, verwendet.
Die Holzleisten, aus in Firaiss gesottenem
Fichtenholz, sind mit sauber in Nuten ein-
eingepassten Deckleisten versehen. (Fig. i.)
Holsleiste.
Fig. I.
In den Kessel- und Heizräumen, sowie in
anderen Schiffsräumen, welche aussergewöhn-
lich feucht sind, wird asphaltirtes Bleikabel
verlegt. Bei der geringen Aozahl Lampen,
welche hier meist angebracht werden, dürften
Abzweigungen von diesem Kabel innerhalb
der feuchten Räume sich leicht vermeiden
lauen dadurch, dass man von der ausser-
halb geführten Hauptleitung für jede Lampe
eine besondere Abzweigung einrichtet. An
Oberdeck, für Positionslaternen und Ober-
deck sbeleuchtung, findet eisendrahtarmirtes
oder eisenbandarmirtes Bleikabel Verwendung.
II. G e g e n r i n g.
Von all den bisher angewandten
lampen Systemen hat dasjenige, welc
Allgemeine Elektricität
8 e 11 seh af t in Berlin verwendet, die
Verbreitung gefunden. Es ist dies
windeiystem.
Es war zunächst von Bedeutui
jenigen Installationsgegenstände, wel
Gewindeanschluss versehen sind, a
sonders Glühlampen und Bleistöps«
für Scbiff^z wecke geeignet hens
denn einer VerwenduDg in der bil
liehen Weise ^taod der Umstand ei
dass <Jie unuiiterbrocb<?nen stärket
schwächeren Erschütterungen, wie
der grossen Anzahl der gleiehteidg
trieb befindlichen Miuchinen ati B<
Schiffet) £tet4 vorhanden &ind^ allmi
Gewinde lockern und so den ConI
heben wüfdetj. Um dies m verhittt
der Gegetiritig (Fig, 2) con^triLiTt
ßrftnritif mit
nud Gltliti
welcher au'^ einem Metallrtog best*
innen mit demielben Gewinde vene
wie der Fu5:,i der Glühlampe, so
auf diesen genau p&ssr^ wahrend ei
zeitig an der Auiseti^cire gertnil^rt
ein sicheres Ad fassen beim Festiii
ermdglichfu.
Seine Verwendung ist d(e fc
Zunächst seil raubt man den Gegen
weit auf den Kn^s der Glühlimpe n
ein ber-niemes Einschrauben derselbe
Fassung möglich wird. Ist darsur dt
lampe,, \v'ir ^\m%X üblicbf in diese eil
so Zieht mmn den Geg^nring fest i
durch nicht nur ein dancrad guter
löslicher Contaet tjebildet, sonciem \
gesammte Ka^i^ung iu Ihren einzeloea
sicher und it^l üusnmmen gehalten v
In entsprechender Weise gesch
Befeatit^iin^ der BleUlöpsel tn den
heitflch altern, sowie ^n den BrückenJ
auf der Schalttafel.
III. Sicherheitsschalt<
Die Sicherheitsschalter dienen zi
rung der einzelnen Abzweigungen in
tung und sind durchgehend doppelpo
Gonstrnction (Fig. 3 und 3 a) ist
dass die Hauptleitung direct durch
durchgeführt und, nachdem der I
draht auf ein kurzes Stück von der \
befreit ist, im loneren durch
schrauben die Verbindung mit den
455
heitsstöpsel und mit der Abzweigleitung her-
gestellt wird, so dsss also auf diese Weise
jede Löthstelle vermieden wird. Die eigent-
liche Sicherung selbst besteht in einem Blei-
faden, welcher je nach der grössten zu-
lässigen Stromstärke verschieden dimensionirt
ist. Dieser Bleifaden ist in einem Stöpsel
aus feuersicherem Material montirt, welcher
aussen Gewinde trägt, mit dem er in dem
8ich«rheituchalter.
Fig.
8ieherheitSBoh»lt«r nach
Abnahme der Kappe.
3 und 3 a.
Sicherheitsschalter befestigt wird. Bei
den Bleistöpseln wird ebenso wie bei den
Glühlampen zum Einsetzen und Befestigen
im Schalter der Gegenring verwendet, so
dass auch hier, selbst bei den stärksten
Erschfitterungen, ein dauernd guter und un*
löslicher Contact gebildet wird.
Um das Einsetzen falscher Bleifäden
für grössere als die erforderliche Strom-
stärke unmöglich zu machen, sind die Blei-
stöpsel für die grösseren Stromstärken stufen-
weise kürzer gehalten, als diejenigen für
niedrigere Stromstärke, während der Con-
tact durch Schrauben mit verschieden hohen
Köpfen gebildet wird. Da letztere dauernd
in der Fassung bleibt, so ist es hiedurch in
der That unmöglich, einen Bleistöpsel für
eine grössere Stromstärke, als durch die
Schraube bestimmt ist, in den Schalter ein-
zusetzen.
Gegenüber den Sicherungen mit federn-
den Klemmen und Bleistreifen haben diese
Schalter den Vorzug, dass der Contact, da
es ein Gewinde-Contact ist, nie mit der Zeit
abnehmen und schwächer werden kann, wie
es bei Federcontacten unvermeidlich ist, und
dass man eine Verbindung nur durch den
Bleistöpsel selbst herstellen kann, während
man bei den Sicherungen mit Bleistreifen,
statt dieser letzteren, aus Bequemlichkeit,
wenn nicht gleich ein neuer Streifen zur
Hand ist, jedes beliebige Stück Draht oder
Blech einsetzen kann, wie es thatsächlich oft
beobachtet wird. Der Sicherheitsschalter
ist mit einer Kappe versehen, welche den
Apparat gegen Feuchtigkeit gut abdichtet
und welche nur mittelst eines besonderen
Steckschlüssels abgenommen werden kann.
IV. Deck- und Schottdurch-
führungen.
Die Deck- und Schottdurchführungen
dienen dazu, die Leitungen derartig durch
Decks- und Schottwände zu führen, dass
dieselben wasserdicht bleiben.
Die Deckdurchführungen (Fig. 4) bestehen
anszwei nebeneinander liegenden Rohren, jedes
für eine der beiden Leitungen, welche durch
einen gemeinsamen Flansch so verbunden
sind, dass der grössere Theil der Rohre
über dem Deck hervorsteht, wenn die
Durchführung mittelst des Flansches und
einer untergelegten Gummiplatte wasserdicht
auf dem Deck befestigt ist. Das Ab-
dichten der Leitungen in tien Rohren selbst
Decksdarchführung.
Fig. 4.
geschieht entweder durch stopfbüchsenartige
Muttern oder durch Ausgiessen der Rohre
mit Chatterton-Compound etc.
Jede Schottdurchführung besteht aus
zwei gleichartigen runden Scheiben mit
conisch gestalteten Rändern (Fig. 5),
BchoUd arohfQhrung .
Fig. 5.
welche in einem entsprechend grossen Loch
der Schottwand so befestigt werden, dass
auf jeder Seite derselben ein Theil sich be-
findet. Nachdem ein Gummiring in das Loch
der Schottwand gelegt worden ist, werden
beide Theile durch Bolzen und Mutter fest
zusammengezogen, so dass hierdurch der
äussere Rand der Schottdurchführung wasser-
dicht abgeschlossen ist. Wird jetzt durch
Beschädigung des Schiffskörpers der Raum
auf der einen Seite des Schotters mit Wasser
gefüllt, so drückt dieses auf den betreffenden
Theil der Schottdurchführung und vermöge
des conischen Randes derselben verstärkt es
selbstthätig die abdichtende Wirkung des
Apparates. Der Leitungsdraht wird mittelst
isolirender Holz* oder Hartgummibüchsen
durch stopfbüchsenartige Mattem mit Gummi-
scheiben hindurchgeführt, so dass auch hier
ein einseitiger Wasserdruck die abdichtende
Wirkung selbstthätig verstärkt.
V. Anscblussdosen.
Die Anschlussdosen dienen zum An-
schlüsse der beweglichen Handlampen am
Oberdeck oder in den Schiffsräumen. Im
ersteren Falle sind sie stets vollständig dicht
456
gegen überkommeodes Wasser abgetchlossen
(Fig. 6)t während im zweiten Falle (Fig. 7)
dieser Abschluss dnrch einen Deckel mit
Gnmmiring nnr dann bewerkstelligt wird,
Anschlnssdote.
Fig. 6.
AnschlatBdose. Ansohlaitdose m Stöptel.
Fig. 7.
wenn die zugehörige Lampe ausser Be-
trieb ist.
Die ConUctstöpsel (Fig. 8) fttr beide
Arten in jedoch gleich nnd reichen aus
bis zn Stromstärken von 10 Amp.
CoDtaoUtöpMl.
Fig. 8.
Die Anschlnssdose mit wasserdichtem
Abschluss besteht ons einem Gehäuse,
welches innen die Contacttheile zum An-
schluss an die Znfühmngsleitungen enthält
und an dessen oberen Rande aussen Ge-
winde eingeschnitten ist, in welches eine
Ueberwurfmutter eingreift, während zugleich
zwischen dieser Mutter und dem Gehäuse
ein kräftiger Ring aus weichem Gummi ein-
gelegt wird. Ist nun der Contactstöpsel
fest eingesetzt, so wird die Ueberwurfmutter
angezogen und presst dadurch den weichen
Gummiring zusammen, so dass er sich fest
um den Contactstöpsel legt und so einen
durchaus wasserdichten Abschluss bildet.
Bei ausgeschaltetem Beleuchtungskörper tritt
an Stelle des Contactstöpsels ein blinder
Holzstöpsel, an welchen sich nunmehr der
Gummiring anlegt und welcher durch eine
kleine Kette stets mit seiner Anschlussdose
verbunden ist. Damit die Ueberwurfmutter
bei der Manipulation des Ein- und
Aus Schaltens nicht gänzlich losgedreht
werden kann, ist sie mit einer Nase ver-
sehen, welche rechtzeitig an einen Stift im
Gehäuse anschlägt. Diese Anschlussdosen
6nden Verwendung für Oberdecks-Arbeits-
lampen, Positions- und Staglaternen, Fall-
reeplampen u. s. w., wie überhaupt für
solche Beleuchtungskörper, welche einer
directen Berührung mit Seewasser durch
überkommende Wellen ausgesetzt sind.
Die zweite Art von Anschlussdosen
(Fig. 9) ist genau ebenso gebaut, wie die
bisher beschriebenen, nnr haben
der Abdichtvorrichtnng einfach einen
welcher einen Gummiring enthält an<
diesen die Dose gleichfalls wasscrdi
schlieist, wenn dieselbe nicht in Bet
Diese Anschlnssdosen finden hanpt
Verwendung in den Maschinen- und
räumen, den Zwischendecks, denHeUegi
Anicl
Fig. g.
E& sei noch besonders auf die
Dimensionen dieser Aii«cbta«sdoBei
gewiesen ^ welche iur Weiterführun]
Slromes bifi zu eiiier Stärke von J
geeignet sind.
Zum Anschluss eleganter Steh
welche die ßeleocbtuiig in den <
unil Salons versehen^ dienen Contaci
mil VerbindangüstQpteln auf Hartgui
VI. Zwischendeckslampen
schinenraLUEnlampen, Hs^ndla
Zur Heleuchfutig der Zwitchc:
MB^schiaen* und Kcfselrttume, Fallreep
macht e^ sich nothwendjg» Be!ea<
korper Anzuwenden^ welche etnersei
lichM klein sind^ da meist n^r e
geringer Kanm füi ihre Anbriiigi;
Verfügung steht, welche aber andi
durch eine feste und stabile Codi
die Gewähr get>cD, auch bei der
Inanspruchnahme auf Scbifleii dsnei
£u ftiuciioniren und die Glfiblaitip
Üejchadigung zu üchtilfen.
Ef lind für diese Zwecke im
drei Arten von Bei euch tu ngskörpe
gesehen^ welche aber für ein und d*
^chutikorb eliigerichretsind. Letiterer(
Fig. lOt
besteht aus einem Glasstur£, der de
kräftiges Gitter vor Beschädigung gi
ist. Der untere Ring ist mit Gewin
sehen, mittelst dessen der Schutzkc
jedem Untertheil der drei Lamp
befestigt werden kann, da Letztere al
selbe Gewinde wie der Scbuizkorb
Hierdurch ist der Voiriheil ei reich
man die Schutskörbe nntereinand«
wechseln kann und die AdxsM de
welche als Reserve mitgc führt werde
nur klein zu sein brsucht.
467
Der Untertheil (ür die Zwischendecks-
lampe (Fig. ii) besteht aas einer Holz-
rosette, welche den Gewindering und die
Glühlampenfassnng trägt.
Zwiiohendeckslampe.
Fig. II.
Maschinen- and
Kessel ranmlampe .
Fig. 12.
Der Untertheil für die Maschinen- und
Kesselraumlampen (Fig. 12) besteht ans
einem Metallstttck, welches an seinem unteren
Ende so mit Gewinde versehen ist, dass
man hier Gasrohr einschrauben kann.
Letzteres wird dann beliebig gebogen, so
dass es auch zwischen den bewegten Theilen
der Maschine hin durchgeführt werden kann,
um die Lampe in der Nähe desjenigen
Maschinen theiles festzuhalten, welcher be-
leuchtet werden soll, während gleichzeitig
innerhalb des Gasrohres die Zuleitung ge-
führt wird.
Handlampe.
Fig. 13.
Für die Handlampen (Fig. 13) findet
derselbe Untertheil Verwendung, wie für die
Maschinen- und Kesselraumlampen, nur wird
statt des Gasrohres der entsprechende Hand-
griff eingeschraubt. Als bewegliche Zuleitung
für diese letztgenannten Lampen wird ein
gut isolirtes Doppelkabel verwendet, wobei
die Verbindung mit dem Handgriff durch
eine Lederkappe, die mittelst Bindedrahtes
wasserdicht aufgesetzt ist, Schutz erhält.
Die elektrische Anlage in Weiz bei Graz.
In dem lieblich gelegenen Markte Weiz
bei Graz mit ungefähr 2000 Einwohnern be-
steht schon seit mehr als 100 Jahren eine
bedeutende Sichelfabrikation ; ausserdem sind
daselbst andere Schmiedewerkstätten, seit
neuerer Zeit auch eine Fonrniersäge, eine
Kunstmühle und eine Maschinenfabrik im
Betriebe. Die verschiedenen Hammerwerke und
Werkstätten liegen sehr zerstreut an grösseren
Mühlgängen des im Sommer sehr wasser-
reichen Weizbaches. Die Ausnützung der
Wasserkraft zu industriellen Zwecken in alt-
hergebrachter Weise mit Mühlrädern datirt,
in Weiz seit mehr als 250 Jahren.
Erst seit ungefähr zwei Jahren ist nun
auch ein Elektricitätswerk mit Turbinen-
betrieb eröffnet für private und öffentliche
elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung.
Das Elektricitätswerk, sowie die ganze
Beleuchtungsanlage, hat Herr Franz Pich 1er
mit selbst construirten und aus der dortigen
Maschinenfabrik gebauten Maschinen und
Apparaten hergestellt.
Ein Mtthlgang von 1*3 km Länge, un-
weit des Einganges der in Touristenkreisen
bekannten und theilweise sehr interessanten
«Weizklamm*' beginnend, führt das dem
Weizbache entnommene Betriebswasser bis
knapp oberhalb des Elektricitätswerkes ; von
hier wird das Wasser — 700 Liter per
Secunde — durch eine Röhre von 80 cm
Durchmesser mit 171/9^ Gefälle auf das hori-
zontale Rad einer Turbine geleitet, welche einer
Maximalleistung von 120 HP fähig ist. Das
in wasserreichen Zeiten in grosser Menge
vom Mühlgange zugeführte Überschüssige
Wasser stürzt südlich vom Werke zum Ab-
flüsse ab, um dann der weiteren Ausnützung
für die Hämmer und Werke im Markte Weiz
wieder zugeführt zu werden.
Nachdem aber in wasserarmer Zeit auf
den beanspruchten Wasserzufluss nicht mit
Zuversicht gerechnet werden kann, musste
Herr P i c h l e r in seiner Centrale eine
kleine Dampfkraftanlage als Reserve vor-
sehen; eine stehende Dampfmaschine mit
Meyer-Steuerung und Strahl-Condensator von
35 HP nebst dem entsprechenden Dampf-
kessel genügt diesem Zwecke. Die Turbine
betreibt vorläufig eine Wechselstrom -Dynamo
mit Trommelinductor, welche zwei in der
Phase um 1/4 Periode verschiedene Ströme
von je 350 Ampfere und 80 Volt liefert;
eine zweite ganz gleiche Dynamo wird noch
zur Aufstellung gelangen, wenn das Be-
dttrfniss hiezu vorliegt.
Die Hauptleitungen führen von der
Dynamo zu zwei primären Transformatoren
in der Centrale, von welchen der inducirte
secundäre Strom von 2000 Volt durch die
Fernleitungen zu den secundären Transfor-
matoren geleitet wird, deren 16 an der Zahl
möglichst nahe an den Verbrauchsitellen
86
458
mit Rücksicht aaf den weiten Umkreis des
ReleuchtuDgSDetses vorgesehen sind.
Die Leitungen sind durchwegs, auch im
Markte, anf hohem Gestänge geführt, an
welchen zugleich auch die Glühlampen für
die öffentliche Beleuchtung und die secundären
Transformatoren angebracht sind. Alle Stangen,
an welchen der inducirte hochgespannte
Strom von 2000 Volt geführt wird, sind mit
Warnungstafeln versehen; es wird zu diesen
Femleitungen 4I/2 *"^ ^^P^crdraht verwendet,
während zu den Leitungen für den primären
Stromkreis bei abseits liegenden kleineren
Transformatoren theilweise auch 5 mm Eisen-
draht versuchsweise in Benützung kommt,
welcher Versuch sich'bis jetzt sehr gut be-
währt hat, nachdem bei diesen Leitungen
nicht so sehr die Leitungsfähigkeit als viel-
mehr die Bruchfestigkeit in Betracht zu
ziehen kommt. Die Centrale liegt in nörd-
licher Richtung, 2' 2 km von der Mitte des
Marktes Weiz und 4*7 km von der weitesten
Verbrauchsstelle entfernt.
Eine kleine Gleichstrom-Maschine dient
zur Erregung der Wechselstrom • Dynamo ;
im Uebrigen ist die Centrale mit den
nöthigen Nebenapparaten sehr einfach und
zweckmässig ausgerüstet.
Es wird gegenwärtig Strom für 800
Glühlampen von je 16 Kerzen geliefert;
Bogenlampen sind nicht im Betriebe.
Hundert Lampen, darunter auch einige
von 32 und 50 Kerzen am Hanptplatze des
Marktes und besonders exponirten Punkten,
dienen zur öffentlichen und ungefähr 900
Lampen, wovon auch mehrere von 10 Kerzen,
zur privaten Beleuchtung, sowohl in den
Wohnungen und Geschäftslocalen, als auch
in den verschiedenen Hämmern und Werk-
stätten der Sicheigewerke, Handwerker und
Industriellen in Weiz.
Man sieht heute in Weiz jeden Familien-
und Gasthaustisch elektrisch beleuchtet, je-
der Schuster, Schneider, Tischler u. dgl.
arbeitet bei elektrischem Glühlichte, ebenso
der Essmeister im Sichelhammer.
Die Gemeinde zahlt, sowie der Private,
für eine i6kerzige Glühlampe per Monat
72 kr. ; Strommesser sind nicht in
brauche.
Die Glühlampen müssen von
P i c h 1 e r bezogen und von den Consni
bezahlt werden.
Die Bewohner von Weiz dürfei
daher nicht beklagen, in ihrer neu<
leuchtung ein theures Licht zu haben.
Was die elektrische Kraftübertr
betrifft, so steht deren Benützung in
allerdings heute noch vereinzelt da; e
bis jetzt nur zwei Elektromotoren 1
6 und 1/2 ^^ ^^ Markte im Betriebe; ei
mit 6 HP in der Kunstmühle und letzt
der mechanischen Werk^tälte eines
machers.
Der Uhrmacher befahlt Mefür ein«
liehe PauschaEsumme von to fl., Jedoc
der Bedlu^tingt daM Abends nach 1
der elektrischen lifll^nchtUDg der El
motor nicht mehr benutzt werden dat
Bionea karger Zeit werden noch
kleine Krfifliibertrftgnngsanlugeo von l —
zur EinnciitDDg gebogcü, nachdem d
stehenden in ihrer an st and dosen Fftoctio
die volle (iewähr de* Gelingens biete]
Die Telephon leUung von der O
in den Markt, welche an dem Gestlaf
Fernleitungen unterhalb dieser ang<
ist, wird eine von dem gefährlichen
gespannten Strome abseits führende
Leitung erhalten, nachdem man, wi
kannt, beim Elektricitätswerke am '
bache in Mühlan bei Innsbruck so u
nehme Erfahrungen gemacht hat; all«
war die Telephonleitung von Mühlai
Innsbruck oberhalb der Fernleitungen
bracht und musste auf behördliche i
nung nach dem Unglücksfalle ganz e
werden.
Uebrigens wird man wohl für
Zeiten vergebens versuchen, Vorkehmn]
treffen, welche den Betrieb von indnsl
Etablissements, sie mögen nun wi
Zwecke immer dienen, absolut ge
zu gestalten, sondern man wird sich n
denkbar möglichsten Vervollkommi
begnügen müssen. Hans v. Hellr
Nachrichten aus Ungarn.
Budapester elektrische Unter-
grundbahn. Die Budapester elektrische
Siadtbahn- Gesellschaft und die Budapester
Strassenbahn - Gesellschaft haben als Con-
cessionäre der elektrischen Untergrundbahn
eine neue Actien - Gesellschaft unter dem
Titel : Budapester elektrische
Untergrnndbahn-Actien-Gesell-
s c h a f t** gebildet. Am 10. v. Mts. fand die
Constituirung der neuen Actien« Gesellschaft
statt. Zum Präsidenten wurde Josef Lu k a c s
gewählt, ausserdem in die Direction Moriz
Balasz, Joseph Hüvös, Heinrich Jellinek, Leo
Lanczy und Alexander Orszag.
Projectirte Strassenbahn mit elek-
trischem Betriebe von Budapest nach
Budafok.(Polilisch-administrativeBeg(
Der kgl. nngar. Handelsminister h
politisch-administrative Begehung eine
Brückenkopfe einer der zu erbauenden
Donaubrücken des IL Bezirkes in Bi
ausgehenden, mit Berührung der Matten
Salzbäder bis Budafok (Promontor) 1
den Strassenbahn mit elektrischem B
für den 17. September angeordnet n
Budapester Communal -Verwaltung
fordert, an dieser Begehung theilsnn«
Nach Ausbau der Donaubrücken w
projectirte Linie mit dem Betriebmel
Bndapester Stadtbahn-Gesellschaft für St
bahnen mit elektrischem Betriebe dur
über die Brücke führenden Geleise
letzteren verbanden werden.
469
Projectirte Strassenbahn von
Budapest nach Räkos-Palota. (Ban-
ansftthraog.) Die Projectmnten einer von
einem geeigneten Punkte an der nordwest«'
liehen Peripherie der Landeshanpt- und
und ReiidensBtadt Budapest abzweigenden
und mit theilweiser Benützung bereits vor-
handener Strassenzflge, mit Berührung des
Angyalföld (Epgelsfdd), über Ujpest (Neu-
pest) nach Rikos-Palota zu erbauenden
Strassenbahn mit elektrischem Betriebe (vergl.
Heft XV, S. 404) haben bezüglich des An«
baues und der Ausrüstung dieser Linie ein
Uebereinkommen mit der Firma G a n z & C o.
im Vereine mit der Ungarischen Industrie-
und Handelsbank getrofifen. Das genannte
Bau- und Finanzirungs^Consortium hat nun
im Einvernehmen mit den Concessions-
Werbern die hauptstädtische Communalver-
waltung ersucht, den ursprünglich in Aus-
sicht genommenen Ausgangspunkt der neuen
Linie derart abzuändern, um schon vom
Anbeginne eine directe Abzweigung von
einem geeigneten Punkte der Linie Rudolfs-
quai—Podmaniczkygaue — Stadtwäldchen der
Budapester Stadtbahn - Unternehmung für
Strassenbahnen mit elektrischem Betriebe
zu ermöglichen und derart die projectirte
Linie mit dem Betriebsnetze der genannten
Gesellschaft zu verbinden.
Klektrische Bergbahn - Actien-
Gesellschaft in Budapest. (Constituirung
der projectirten Unternehmung als Actien-
gesellschaft.) Unter Führung eines hervor-
ragenden Budapester Finanzinstitutes ist die
Gründung einer neuen Budapester Verkehrs-
unternehmung unter der Firma «Budapester
Ber gbahn-Actiengesellschaft*' im
Zuge, Die zu erbauende Strassenbahn, bezw.
Bergbahn mit elektrischem Betriebe, wird
von einem geeigneten Punkte des rechtsufer-
seitigen Donauquai vom IL Stadtbezirke aus-
gehen, mit Berührung des „Leopoldifeldes**
(im Ofner Gebirge), des „tiefen Thaies''
bis Budakesz, mit Berührung der dortigen
Villeggtatur über eine von dort abzweigende
Flügelbahn bis Maria-Remente und weiterhin
bis Hidegkut führen. Die Linie wird theil-
weise als Adhäsions-, theilweise als Zahnrad-
bahn hergestellt werden.
Aus Italien.
Klektrische Bahnen. Livomo. Der
Vertreter der Internationalen Elek-
tricit äts- Gesellschaft ThomsonHou-
s t o n, hatte bei der Stadtvertretung in
Livomo die Concession zum Baue und Be-
triebe einer elektrischen Tramlinie ab Livorno
nach der Cappella von Montenero und von
Ardenzo nach Artignano, zusammen rund
8 km, im September 1893 beantragt und
auch erhalten. Sowohl Erzeuger und Träger
der Triebkraft wie die Wagen werden nach
dem System genannter Gesellschaft gebaut.
Klektrische Tramivay Mailand-
Locate-Landriano - Vlllanterio. Durch
eine Versammlung von Vertretern der dies-
bezüglichen Ortschaften und sonstigen Inter-
essenten wurde die vorgeschlagene Linie
bereits im Herbst vorigen Jahres als völlig
zweckentsprechend anerkannt und zur Fest-
setzung der genaueren Einzelnheiten ein
Ansschuss gewählt. Letzterer brachte auf
mehrseitige Anregung noch eine Verlängerung
über Inveruno-Corteleona und die Becca-
Brücke über den Po nach Stradella in Vor-
schlag. Dieser fand in einer weiteren Ver-
sammlung der Betheiligten günstige Aufnahme,
und sind seither die Vorarbeiten im Gange.
Es ist zu bemerken, dass die ganze Linie
einerseits deshalb eine gute Zukunft ver-
sprichtf weil sie die Verbindung von mehreren
Ortschaften mit dem Verkehrsmittelpunkt
Mailand bewirkt, welcher einer bequemen
und regelmässigen Anschlusslinie entbehrte,
andererseits, weil der Strom sehr billig er-
zeugt werden kann. Durch den Wasser-
druck des Lambro wird nämlich ständig und
gewissermassen umsonst eine elektrische
Kraft von — gering berechnet — mindestens
300 HP erzeugt. Abgesehen von der billigen
Betriebskraft für die Tramway, welche ohne
Zuhilfenahme von Kohle oder sonstigem
Brennmateriale kaum 150 HP in Anspruch
nehmen würde, bleibt der Rest verwendbar
für elektrische Beleuchtung in den betheiligten
Orten und als Betriebskraft für gewerbliche
Anlagen. Die Gemeindevertretung Vilianterio
hat einen Zuschuss von 10.000 Lire, zahl-
bar in zehn Jahresbeiträgen, dem Unternehmen
zugesichert.
Klektrische Tramivay Varese-
Prlma Cappella, Die Firma Schuckert
& C o. in NtUnberg hatte einen sorgfältig
gearbeiteten und mit genauen Einzelnheiten
versehenen Entwurf vorgelegt, welcher den
ursprünglichen Vorschlag insoferne ver-
besserte, als an keiner Stelle die Neigung
60/0 überschreitet. Der frühere Kostenan-
schlag betrug 365.000 Lire, hat sich jedoch
bedeutend ermässigt. In der Ende De-
cember 1893 stattgehabten Versammlung
der Betheiligten, welche das erforderliche
Capital gezeichnet haben, war nur die kleinere
Hälfte der letzteren vertreten, weshalb die
Versammlung sich als beschlussunfähig er-
klärte, jedoch behufs Vermeidung von Zeit-
verlust bis zu einer neuen Berathung die
fachmännische Prüfung der Vorlage anordnete.
Aus dem Berichte über den Anlageentwurf
ist ersichtlich, dass die Bahnlinie, beim
Nordbahnhof zu Varese beginnend, einen
Theil der städtischen Strassen durchzieht,
demnächst die Provincial- und die Gemeinde-
strasse ab Selva piana bis zu deren Ab-
zweigung nach Velate, alsdann die Privat-
strasse Foscarini verfolgt und schliesslich
bis zum Endpunkte der Haltestelle Prima
35*
460
Cappella auf eigenem Unterbau länfr. Die
Gesammtlänge beträgt 6*3 km. Die Länge
des eigenen Bahnkörpers von 1*2 Xrm wird ein-
schliesslich des Landankanfes anf 20.000 Lire
veranschlagt. Die auf Grand der statistischen
Ermmittlungen aufgestellte Berechnung stellt
rund 54.000 Lire Roheinnahme, 35.000 Lire
an Betriebs- nnd allgemeine Kosten somit
17.S00 Lire Betriebsüberschnss in Aussicht.
Es ist ein viertelstündiger Verkehr mit einer
Durchschnitts-Geschwindigkeit von I4.km in
der Stunde vorgesehen. Die gesamt
läge kann in vier Monaten voUend
und soll geeignet sein, 235 Personei
Stunde zu befördern. In der Hi
Sammlung am 11. März d. J. woi
Entwurf und Plan genehmigt, sowie •
giltige Bildung der Actiengeseilschaft
Sitze in Varese ausgesprochen. Das
derselben wurde vorläufig auf 320.G
bestimmt, dargestellt durch 3200
k 100 Lire.
Die elektrische Küche.
In Amerika, das für alle Neuerungen
die Versuchsstation zu sein scheint, hat die
Elektricität auch schon Eingang in die
Küche gefunden. Unsere jungen Damen
mögen sich daher darauf gefasst machen,
dass sie später, anstatt mit Steinkohlen und
Holz, elektrisch kochen werden. Das mag
sich anf den ersten Blick etwas befremdlich
ansehen, es bietet aber, wie die anf der
Weltausstellung von Chicago angestellten
Versuche und Proben beweisen, gar keine
Schwierigkeiten oder Gefahren. Versetzen
wir uns einmal auf diese Ausstellung zurück
und betreten den Pavillon des Bostoner
Elektricitätswerkes. Da sehen wir in einer
der Abtheilungen auf einem mit Linnen be-
legten gewöhnlichen Tisch einen würfel-
förmigen schwarzen Kasten ; auf einem andern
stehen einige Blechtöpfe und verschiedene
kreisrunde schwarze Platten, deren jede,
ebenso wie auch die Töpfe, und jener
schwarze Kasten mittelst Drahtes an eine
elektrische Leitung angeschlossen sind. Auf
den ersten Blick glaubt man sich in einem
chemischen Laboratorium zu befinden, bald
aber bemerkt man, dass es sich um eine
Küche handelt. Da sieht man einen Neger
in dem bekannten Kochcostüm mit Fleisch,
Fett, Mehl und Wasser hantiren, anch der
weibliche Apostel der Elektricität in der
Haushaltung, Miss Johnson, hat sich ein-
gefunden, bereit, alle an sie gestellten Fragen
zu beantworten.
Solche Platten wie die vorstehend er-
wähnten werden übrigens, wie die dort
liegenden Exemplare beweisen, besonders
hergestellt, bezw. verwendet, indem man
darauf einen gewöhnlichen Topf oder eine
Pfanne stellt, denen sich die Hitze der
Platte unmittelbar mittheilt, so dass man
auch auf diese Weise elektrisch kochen kann.
Der erwähnte schwarze Kasten ist nichts
anderes als eine freistehende Bratröhre. Für
den gewöhnlichen Hansbedarf hat er 50 an
in der Länge bei etwas geringerer Breite
und Höhe, für Gasthofsküchen hat er eine
Länge bis zu 1*50 m. Er ist mit einem
Futteral von Holz nnd Asbest umgeben, so
dass er sich während des Gebrauches nur
massig warm anfühlt. In einer der Seiten-
wände ist ein Guckloch angebracht, durch
das man, ohne dass der Kasten geöffnet zu
werden braucht, den Back- oder Bratproccss
überwachen kann. Ein an dem Kasten ange-
brachtes Thermometer gestattet (
Wärme im Innern zu controliren, b
regeln. Sobald die Elektricität zi
ist, was durch Drehen einer Kurbel gc
so ist die Platte binnen einer Minut
binnen zwei Minuten ist ein darauf g
Bügeleisen erhitzt, binnen 15 Minuten
Liter Wasser zum Sieden gebracht, t
wird also durch die elektrische Kuch<
die jetzige sehr viel Zeit gewonnen,
diesem Vortheil bietet sie aber noch
nicht zu unterschätzende Vorzüge. Si
sacht weder Staub noch Ranch, noc
und man kann mit ihr bei ihrer mi
Handhabung schliesslich in jedem
kochen, wo eine elektrische Leitung 2
fügung steht.
Ausser diesen Platten hat man auc
apparate, (Pfannen, Roste, Theekessel,
maschinen etc.) construirt, die einen de
Bodeneinsatz haben, in dem sich ei
förmiges System von Metallfäden 1
die der elektrische Strom dnrchkreis«
Zwischen den Metallfäden und den
hitzenden Theilen des Apparates
Glimmerplättchen eingeschaltet, d
Function obliegt, die Drähte zu isoli
die Ueberleitnng der Wärme anf (
fässwände zu bewirken. Eine starke
läge aus einer schlecht wärmeleitendei
befindet sich zwischen den Metallfäd
denjenigen Theilen der Kochvorrichti
nicht erhitzt werden sollen, wodur
zwecklose Verschwendung von Wän
mieden wird. An diesen Apparaten 1
sich Klemmen zum Einschalten
Stromkreis.*)
Ein elektrisch heizbarer Theekes
eine solche Kaffeemaschine kann 1
kostbarste Möbel, ohne Beschädig«
selben, gestellt werden, da die Erhitz
auf den zum Kochen erforderlichen
erfolgt.
Man stellt in Amerika auch elc
Heizvorrichtungen her. Dieselben
auf demselben Princip wie die Kocha]
Mehrere Platten des Ofens sind <
und mit feinen Drahtnetzen durchwe
mit der elektrischen Leitung in Verl
*) Derartige KocbApparate waren
Elektrischen Au«stellang in Wien b«
Jahre 1883 ron unserem Vereinsrnitgliedi
Ober-Ing. Max J U I 1 i g , ansgettellt.
461
gebracht, die Stubenwärme liefern. Da die
elektrische Heizung, wie gesagt, keinen Staub,
keinen Ranch und keine Gase verursacht,
so ist sie zweifellos gesünder als die Stein-
kohlen- und Holzheizung. Da sie ausser«
dem, wie aus unserer Beschreibung hervor-
geht, auch weit bequemer ist und bei all-
gemeiner Einführung auch wohlfeiler sein
wird, so ist nicht daran zu zweifeln, dass
man, wenigstens in grossen Städten, in nicht
langer Zeit elektrisch heizen und kochen
wird.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentburean, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I, Jasomirgottstrasse 4.
Die Anraoldangen bleiben acht Woohen aar Einsichtnahme Öffentlich aasgelegt. Nach g 24 des
Pafeeut-Gesetses kann innerhalb dieser Zeit Einspruch gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widorreohtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldungen
und nbemimmt die Vertretung in allen Sinspruohs-Angelegenheiton.
Olasse
21. R. 8252. Femsprechanlage. — O, Ritter
in Stuttgart.
„ S. 7685. Anordnung eines inductions-
freien Znsatzwiderstandes bei Neben-
schluss -Bogenlampen für Wechselstrom.
— Siemen$ & EaUke in Berlin.
„ Seh. 8817. Wechselstrom - Bogenlampen
mit Nachstellung der Kohlenslifte. —
Elektricität$-Ge8elUchaft vorrn, Schuckert
& Co.^ Nürnberg.
Classe
21. F. 6922. Aus einem Halbseil bestehender
elektrischer Leiter. — Feiten & Otiille-
ateme in Carls werk bei Mülheim am
Rhein.
„ M. 10,343. Mikrophoo. — B. Münsberg
in Berlin.
„ M. 10.930. Schaltwerk für zeitweise
elektrische Treppenbeleuchtung. — Fr^
Müller in Berlin.
LITERATUR.
Bergmann'sches lnsiallaUons*Sy-
Stern. Die Firma S. Bergmann & Co.
in Berlin hat soeben eine neue reich illu-
strirte Preisliste veröffentlicht über die Berg-
mann'schen Rohre und das Installations-
System dieser Firma. Wir haben darüber
bereits im Hefte V, 1894, S. 115, aus-
führlich berichtet und wollen nur noch be-
merken, dass der beste Beweis für die Güte
dieses Systemes durch die Thatsache erbracht
ist, dass dasselbe sowohl in Enropa, als auch
in Amerika eine grosse Verbreitung gefunden
hat; in den amerikanischen Städten ist in
sehr vielen Palästen und Monumentalbauten
das B e r g m a n n'sche Installations-System
angewendet. Vertreter der Firma in Oester-
reich ist Herr Ernst Jordan, Wien.
Die Elektriciiät im Dienste der
Menschheit. Eine populäre Darstellung
der magnetischen und elektrischen Natur-
kräfte und ihrer praktischen Anwendungen.
Nach dem gegenwärtigen Standpunkte der
Wissenschaft bearbeitet von Dr. A. Ritter
von Urbanitzky. Mit ca. 1000 Abbil-
dungen. Zweite vollständig neu bearbeitete
Auflage. In 25 Lieferungen zu 30 kr. Bis-
her 20 Lieferungen ausgegeben.
Die vorliegenden Hefte (16—20) ent-
halten die wichtigsten praktischen Anwen-
dungen der Starkströme, nämlich die elek-
trische Beleuchtung, die Galvanoplastik, Elek-
trochemie, Metallurgie und die elektrische
Kraftübertragung.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Bahnen In Wien.
Allem Anscheine nach soll die Erledigung
der Frage des Baues elektrischer Bahnen in
Wien nunmehr beschleunigt werden, da das
vom Stadtrathe zum Studium derselben ein-
gesetzte Comit<^ Ende des Monates Juli 1. J. zur
Berathung des Programmes für die Ausschrei-
bung einer Concutrenz zur Erlangung von
Offerten für das in Wien anzulegende elek-
trische Bahnnetz zusammentreten soll. Wie
das „Fremden-Bl." mittheilt, ist den Mit-
gliedern des Comit^s der Entwurf des Pro-
grammes bereits zugegangen. Nach demselben
wünscht die Commune ein einheitliches
elektrisches Bahnnetz, welches die
Innere Stadt mit den Bahnhöfen, Sommer-
frischen und anderen Orten nächst Wien
und die Bahnhöfe untereinander verbinden
soll. Die elektrische Bahn soll wegen der
erwünschten grösseren Fahrgeschwindigkeit
in der Inneren Stadt und dem dicht ver-
bauten ^Theile der Vorstadtbezirke unter-
irdisch, in dem freien, weniger verbauten
Territorium im Niveau der Strasse, u. zw. hier
beliebig mit oberirdischer oder unterirdischer
Stromleitung geführt werden. Demjenigen
Offerenten, welcher den Intentionen der Ge-
meinde am meisten gerecht wird und ihr
462
t
die günstigsten Bedingungen zn stellen in
der Lage ist, wird sie das Strassenbenütznngs-
recht und ihre Unterstützung bei der Con-
cessionswerbnng zutheil werden lassen.
Interurbanes Telephonnetz Jn
Böhmen. Am 20. v. M. ist der Verkehr
zwischen dem neuerricbteten Staatstelephon-
netze in Schlan und den interurban verbun-
denen Staatstelephonnetzen in Asch, Eger,
Franzensbad, Karlsbad, Saaz, Kladno, Aussig,
Teplitz, Dux, Brüx, Prag und mit dem Staats-
telephonnetze in Wien eröffnet worden. Die
Sprechgebühr ftlr ein gewöhnliches Ge-
spräch in der Dauer von drei Minuten be-
trägt zwischen Wien und Schlan i fl. 30 kr.
Slektricitätsiverke in Steyr. Am
4. V. Mts. fand in Steyr die constituirende
Generalversammlung der Actien- Gesellschaft
„Elektricitätswerke in Steyr"
statt. Es waren 38 Actionäre erschienen,
dnrch welche 1097 Stimmen vertreten waren.
Den Vorsitz führte der Obmann des Inter-
essenten-Ausschusses, Herr Dr. Angermann.
In der Versammlung wurde bekanntgegeben,
dass das Elektricitätswerk in Steyr mit einem
Kostenaufwande von rund 150.000 fl. her-
gestellt wurde und gegenwärtig bereits
3000 Glühlampen installirt sind. In den Ver-
wallungsrath wurden gewählt : die Actionäre
Dr. Franz Angermann, Andreas Ecker, Otto
Sander, Johann Strachowsky und Johann
Scholz. Bei der hierauf erfolgten Consti-
tuirung des Verwaltungsrathes wurden
Dr. Franz Angermann zum Präsidenten
und Andreas Ecker zum Vice-Präsidenten
gewählt.
Elektrische Bahnen der -west-
lichen Berliner Vororte. Die Veröffent-
lichung der Genehmigung für die elek-
trische Strassenbahn Gross-
Lichterfeld e-Lankwit z-S t e g 1 i t z-
Mariendorf (Colonie Südende)
ist nunmehr im Amtsblatte des Teltower
Kreise« erfolgt. Die Genehmigung erstreckt
sich auf folgende Linien : erstens vom An-
haher Bahnhof in Gross-Lichterfelde nach
Bahnhof Steglitz, ausgehend von dem öst-
lichen Ende der bestehenden elektrischen
Bahn durch den Jungfernstieg, die Booth-
strasse, die Berlinerstrasse und die Albrechts-
slrasse; zweitens von Gross-Lichterfelde nach
Steglitz, ausgehend von der bestehenden
elektrischen Eisenbahn bei der Chauss^e-
und Schützenstrasse bis zur Einmündung in
die obengenannte Linie, der Albrech tsstrasse ;
drittens vom Bahnhof Südende-Lankwitz nach
Bahnhof Steglitz, durch die Steglitzer- und
Mariendorfer Strasse bis zur Einmündung in
die erstgenannte Linie, sowie auf den Be-
trieb der bereits bestehenden elektrischen
Strassenbahn. Die Genehmigung ist auf
50 Jahre ertheilt, die Herstellung und In-
betiiebnahme der Bahn muss innerhalb sieben
zum Bau geeigneter Monate nach der Ver-
öffentlichung der Genehmigung erfolgen ; für
den Fall der Nichterfüllung dieser Bedingung
ist eine Conventionalstrafe von 15.OCK
festgesetzt. Bei nicht ordnungsmässigen
triebe der Bahn tritt eine Conventionall
von 2000 Mk. ein. Die Fahrgeschwindi
darf 2$ km in der Stunde an keiner I
übersteigen, in den Curven und an verk
reichen Stellen ist sie auf 10 fem ii
Stunde zn ermissigen. Für die Linie
ende-Steglitz ist i&-, für alle anderen L
15-Minutenverkehr vorgesehen.
Elektrische Anlage in Kon
brück (Sachsen). In dieser Stad
vor Kurzem eine elektrische Centrale
baut worden. In derselben sind vor
zwei Gleichstrom - Dynamos der 1
Siemens & Halske aixfgestdUi w
den Strom für cir^a 1000 Glühlampen
einige Motoren liclern. Zu. dcti iJya
sind zwei Batterien der H a g e n e r 4
mulatorenfabrik parallel geschaltet. Die Sl
vertheilung erfolgt nach dem Dreil
System mit oberlrdUchen Leii^uugea. Du
läge wurde von dem Vertreter der I
Siemens&HaUke, Herrn Ci vil'Ing«
Oscar Beyer Eiu^gcfilhrt^
Das Telephon in Serbien,
man uns mittheilt, ist nun auch in Sc
eine interurbane TelephonldtuDi» eitigcl
u. zw. ist dieselbe quer dari^b daj» f
Königreich von Nordi^esteu nach Süd
hergestellt worden. Dieselbe verbinde
Hauptstadt Belgrad miL der gegen wii
Residenz des Königs! Alexaaderint
Diese Telephonlinie, welche eiue Liag«
250 km hat, ist eiae I>oppelleitung
3 mm Silicium- Broncedraht uni ist
Werk einer Österreich >i sehen Firma \
wurde von der Wiener IVlephuu- und M
phonfabrik von J. B e i- li n c r herges
welche auch die Apparate lieferte. Aller
ist diese Telephonlinie vorläufig noch
für die allgemeine und öfLcDt liehe Bcnül
sondern nur für den Verkehr des I
der Ministerien und Staat !jb eh ür den zwi
Nisch und Belgrad und in Helgrnd
bestimmt. Deshalb hat sie auch tiucli
Zwischenstationen. Die Litiie Belgrad -
bildet übrigens nur den Anfang eines gi
Telephonnetzes, das sich über ganz Sc
erstrecken soll, indem die serbische Regi
beschlossen hat, die Central -Regierui
Belgrad mit sämmtlichen Kreis- und B<
präfecturen und ebenso die letzterei
sämmtlichen Gemein de-Aemtern teleph<
zu verbinden. Die Gesammtkosten
Telephonnetzes sind mit 2,700.000
präliminirt. Die Gemeinde-Aemter w
dem Staate die auf sie entfallenden ¥
der telephonischen Installirung aus dei
meinde-Budgets ersetzen, so dass der
nur die Kosten der telephonischen Verbii
mit den Präfecturen zu tragen haben
Dem Bantenminister General Zdravk
gebührt das Verdienst, diesen Fort
auf dem Gebiete der Cultur in Serbiei
geführt zu haben. Erwähnen wollet
noch, dass sowohl die Apparate als d
463
sammte Leitnog in der kurzen Zeit tod nicht
ganz 5 Wochen hergestellt wurden, und dasi
die Verständigung eine tadellose ist.
Elektrische Beleuchtung und
Bisenbahn in Belgrad. Seir vorigem Jahre
bereits besitzt die serbische Hauptstadt statt
der alten kümmerlichen Stadtbelenchtung mit
Petroleum-Lampen eine ganz modern ein-
gerichtete elektrische Beleuchtungs* Anlage,
welche in vollkommen befriedigender Weise
fnngirt Die Hauptstrassen und Hauptplätze
sind mit Bogenlampen, die Seitenstrassen da-
gegen mit Glühlampen beleuchtet. In letzter
Zeit hat die Einleitung der elektrischen Be-
leuchtung in die öffentlichen Locale und in
die Privatvohnungen begonnen. Seit Kurzem
wird die Elektridtät auch als motorische
Kraft zum Betriebe einer kleinen schmal-
spurigen Bahn von Belgrad nach dem
etwas mehr als 5V2 Kilometer entfernten
Toptschider benutzt, und diese zweite elek«
trische Unternehmung arbeitet ebenfalls in
ganz tadelloser Weise. Von Viertelstunde zu
Viertelstunde geht ein aus zwei Waggons,
einem geschlossenen und einem offenen, be-
stehender Zug von der Belgrader Terazia
Dächst dem Konak ab, und binnen einer
kleinen halben Stunde hält er unter den
prachtvollen Bäumen des Toptschiderer Natur-
parkes und in unmittelbarer Nähe einer wohl-
eingerichteten Restauration.
Eine Uminrälzung im Kisenbahn-
-wesen. (Mittheilnng des Berliner Patent-
bureau Gerson & Sachse.)'^) Voraus-
sichtlich schon im November d. J. wird die
erste Strecke der Chicago mit St. Louis
verbindenden elektrischen Bahn dem Be-
triebe übergeben werden. — Die Gesell-
schaft, welche den Bau ausführt, hat das
Recht erworben, die Hauptlinie mit wichtigen,
zu beiden Seiten liegenden Ortschaften durch
Nebenlinien zu verbinden und die an der
Strecke liegenden Städte auch mit Elektricität
für Beleuchtungs- und andere Zwecke zu
versorgen. Der Betrieb erfolgt von vier
Maschinenhäusern aus, welche in unmittelbarer
Nähe von Kohlenminen, die der Gesellschaft
gehören, errichtet werden. Die Fahrgeschwin-
digkeit wird 100 englische Meilen in der
Stunde erreichen, so dass man die Entfernung
der beiden Endstationen in drei Stunden
zurücklegen kann, während bisher ein ganzer
Tag erforderlich war. Die Wagen sind sehr
niedrig gebaut und so eingerichtet, dass ihr
Schwerpunkt möglichst nahe der Geleise-
ebene liegt. Die Vorderwand ist keilförmig
gestaltet, um den Luftwiderstand leichter
Überwinden zu können. Der ganze Bau wird
so aufgeführt, dass der Betrieb auch nöthigen-
falls mit gewöhnlichen Dampflocomotiven
stattfinden kann. Das Anlagecapital beträgt
10 Mill. Dollars.
*) Obigeg Boreau ertheilt Abonnenton dieser
Zeitung AuskaoA über Patent- eto. Angelegen-
heiten gratis.
Tod durch Elektricität.'^) In einem
Münchener Privat-Elektricitätswerk hat dieser
Tage ein erfahrener Monteur den Tod ge-
funden, weil er aus Unvorsichtigkeit in Be-
rührung mit dem Strom gekommen ist. Der
«Bayerische Courier*^ theilt nun folgenden
Sectionsbefund mit : Der elektrische Strom
war dem Manne am Oberarme in der Nähe
des Ansatzes vom muskulus deltoidens, dem
hauptsächlichsten Heber der oberen Extre-
mität, in den Körper eingedrungen . Den Ein-
tritt des elektrischen Stromes bezeichneten
fünf Brandwundflecke. Der Strom ging von
da ans am Thorax entlang und am processus
ensiformis ; am oberen Theile des Brustbeines
zeigten sich wiederum drei durch die Elek-
tridtät hervorgerufene Brandwunden. Von
hier aus wandte sich der Strom rein in dor-
saler Richtung und verliess an der Wirbel-
säule den Körper. Es fanden geradezu Zer-
reissungen der immerhin sehr elastischen
und starken Muskel- und Nervengebilde statt.
Einen grossen Druck musste der elektrische
Strom auch auf sämmtliche Blutbahnen und
Blutgefässe des Körpers ausgeübt haben,
indem sich zahlreiche Blotextravasate zeigten.
Es muss also förmliche Blutstauung statt-
gefunden haben, die sich in Berstuug der
Leitungen äusserte. Auch einen Erguss ins
Gehirn hatte der furchtbare Schlag zur Folge.
Bemerkenswerth ist auch die Thatsache, das!« *
es nahezu zehn Minuten dauerte, bis der
Tod des Mannes eintrat.
Die epochemachenden amerikani-
schen Erfindungen. In seiner Rede
zur Feier des hundertjährigen Bestandes
des amerikanischen Patentgesetzes bemerkte
Robert S. T a y 1 o r — wie der New-Y. ,Techn."
berichtet — dass die Quelle des wirklichen
und bleibenden Reichthums der Welt unsere
Gedanken sind. Es ist gerade ein Jahr-
hundert, seit durch den Kopf eines jungen
Schullehrers in Georgia der Gedanke blitzte,
dass man eine Maschine machen könnte,
welche vermittelst einer Säge die Banmwoll-
faser von dem Samen trennen könnte. Mit
diesem Gedanken dämmerte die Epoche der
billigen Baumwollstoffe auf. Sechs Jahre
später erschien die Nähmaschine, um den
Stoff zu nähen, und die Epoche billiger
Kleider war geschaffen. Robert Fulton
sagte einst, dass Arkwright, Watt
und Whitney die drei Menschen sind,
welche ihren Brüdern das meiste Gute er-
wiesen haben. Fulton selbst ist der vierte.
Er eröffnete die Epoche des Reisens mit
Dampf durch seine Dampfschiffe ; darauf folgte
die Eisenbahn und die Locomotive. Seit
Franklin begann die grosse Epoche auf
dem Felde der Elektricität. Zunächst hat
Morse diese mysteriöse Kraft zur Ueber-
iragung der Sprache benützt. Die Dampf-
maschine ist der Athem und die Muskel,
der Telegraph das Nervensystem des modernen
Systems. In der Hervorbringung des elek-
•) Vergl. HeA XVI, 1894, 8. 439.
464
tifschen Lichtes ist lier Mfiif^ch der Schöpfung
niher gekurrmien, uk auf irgend einem
atidi^ren GeliieEe, Er hat auf der Erde das
Lkht iles Hiii^mcE:; erzeugt, ein wahres Stück
SoutjetiÜcht l Aber vielleicht die segensreichste
AJIer Hrrmdungen hl da;. Telephon. Die Epoche
der Zeitungen trat ein, Ttiit Hoe's Cylinder-
preFse, und die der hilligea Nahrung mit
Mr. Cormick'js Ernte-Mjiächine ! Und gibt
f^ eine schönere KrTindüng als die der
Sc1irei]im;it^k:hintt ? Ua^i einer ikanische Patent*
>jsfem lieruht auf zweumdz wanzig Worten
rier Verbs* uni?. llab^^n wühl jemals zweiund-
/wniuig niiilere t^esj^»n>i:]iüne oder geschriebene
Wnrie stikb' segenscciehe Früchte für die
Menschheit getragen?'
Gerechte Strafe ► L utcr dieser Spitz-
mritke schreibt das , Arohiv f. P. u, Tel.":
T e 1 e[) h tj n-N e rv o ^ e r ü t nennt sich eine neae
Aljttft jener allgemeinen Nervenkrankheit,
wekhe nach weEt verlueiteter Ansicht ein
unvermeidliches trgebniäs unserer von Dampf
unJ lilrklricilät siyrniisch vorwärts getrie-
heneu Zeit sein s-ail, ]>Le^.e besondere Form
j^cigt sich bisweilen Iici F ernsprech -Abon-
nenten, wenn der Ati^cliluss einmal versagt
tuicj sui>^!f|;e kJeine Hin^Iernisse den glatten
Verlntif der (.rspräche stieren. Leider lassen
sJcb t: in/ eint? tinnn 7li beleidigenden Zornes-
* ftüslu Liehen hinrei^^sen, Jte der Sprechdraht
den meist g^nz nnsdialW^cn Beamten ge-
treulich überm iUcU, die nber nicht unge-
rugt tfleiben ilürfen* wenn nicht der im
Fernsjirechv erkehr cljensu wie in jedem
linderen Verkehr erfc»nitr]iche gute Ton
ernj;tiich Schaden leiden s<dL Als s, Z. die
männlichen Oenniten riurch weibliche ersetzt
wurden, }mllte man nULli, dass diese Aus-
*i.hreiii]ngen ilen Uiimun gegenüber ver-
schwinden würden. Gnvj scheint sich die
HidTHung teider nidit verwirklicht zu haben ;
den» t3tibi.ni;st i,i&nt\ vi»r einem Berliner
Sihrd!engL*richt wiecler tin solcher der Be-
.tmlenbeleidigurt-:; An^eklri^fer, Wie der Auf-
Hichtsbeamte de* hetreli^mlra Amtes vor Ge«
HL hl bekundete, war dtr Angeklagte den
IleniHlen hertirs ak ein ungeduldiger und
It'icht 7M lieleidijTiuigeti ntifjender Herr be-
hnniil, Am 15. Nfuember v. J. befand er
^Uli vor dem A|i|>aryt wieder in einem Zu-
s.'l3iisd (^rosJier EjregtheiT. Er hatte längere
iCeit ^kh verge}>lich bemiiht^ Anschluss zu
ri^hnhen, und :il^ ^icli ilanti das Amt meldete,
iibrtKi'hüUele er die befieüende Fernsprech-
(TehJlfm rntl ilen gröblich fcn Beleidigungen.
Vtr Angekhigfe htfsü sjcli /war durch einen
Auj^tn- und Ühren?.eu^'en bestätigen, dass
ei hii^t eint- hnlbe Stunde lang vergebliche
An^Tieogiingen gemaiht luibe, das Amt zu
crrideii Uer SijintüanwaJi l;oante aber darin
mit Uecht keine Enlschil Ijgüng für diese,
nnmcndikih I^r^iucn uej^enuber ganz unge-
hürige Aii--seraijhi.j^4uri;^T L.iirer Sitte erblicken
und bennir^iile 15Q Mfiri; Geldbusse. Der
Gerichts hf^r trknnntt- auf 100 Mark, in-
derrt er e=J für unverantwuTÜkh erklärte, in
I dieser Weise gegen junge Damen, <
bestem Können ihren Dienst vergeh
fallend zu werden.
Grossherzogliche technisch«
schule zu Darxnstadt. Für das
jähr 1894/95 ist von Sr. königl. Höh
Grossherzoge, Flerr Professor Dr. L
gemäss Wahl des Professoren-Co
wiederholt zum D i r e c t o r der tecl
Hochschule ernannt worden. Als :
treter desselben fnngirt Herr F
Dr. Henneberg.
Vorstände der Fach abtheil
sind für dieses Studienjahr die nacl
genannten Herren : für Architektur F
Marx, für Ingenieurwesen Professor
berg, für Maschinenbau Professor B
für Elektrotechnik Geh. Hofrath F
Dr. Kitt 1er, für Chemie einscli
Elektrochemie und Pharmacie I
Dr. St aedel, für Mathematik,
Wissenschaften und allgemein bildend«
Professor Dr. Schering. — Als
Vertreter der genannten Abtb
Vorstände fungiren die Professoren:
Wagner, Sonne, Dr. Dippel, R
und Dr. lienneberg.
Das Amt des Bibliothek)
technischen Hochschule ist Herrn G
Hofrath Professor Dr. R o q u e 1 1
tragen worden.
Ein merkwürdiger Unglü
durch BliUschlag. Wie „Elektritsc
mittheilt, ereignete sich vor einiger \
einem der Arbeiter, welche mit dem A
sein der Telegraphenstangen auf der
der Nischegoroder - Eisenbahn be
waren, folgender tragische Fall.
Es war an einem klaren Tag, der
wolkenlos. Bei der Station Senko
Wjasnikow, kletterte ein junger Arb(
eine Telegraphenstange, um die Drähl
festigen. Nach einigen Minuten stü
wie vom Schlage getroffen, mit d<
schrei „zu Hilfe*^ herunter. Es ste
heraus, dass der Mann vom Blitsscl
troffen wurde. Man bedeckte i)
Erde (? !), wandte andere Belebun
an, jedoch vergebens.
Merkwürdig ist, dass auch wähl
Todes dieses Arbeiters der Himmc
so wolkenlos war, wie früher. In der
von Senkowo war kein Gewitter. 1
gungen, welche telegraphisch ein
wurden, ergaben, dass im Momei
Todes des Arbeiters in Wladimii
107 Werst von Senkowo, sich ein (
mit ungewöhnlichem Hagelschlag
Dieses Gewitter verzog sich nach I
Nowgorod, zerschmetterte auf der
Bogoljubowo vier Telegraphenstang
erschlug ein Weib. Die Beaugensch«
ergab auf der unteren Bauchgege
den Füssen des Arbeiters 19 Brand*
VRvautwifiüi'hr-r Hi'ifu,i 1^ tir; JOSEF KAREIS. — Selbstverlag des Elektroteohnisehen Ye:
lu \'^ ^ > HnMANN & WENTZRL, Buchhandlung ffir Teohnik und Kunst.
' a. SPIES & Co. in Wien, V., StratuuengMM 16.
Zeitschrift für Elel<trotechnik.
XII. Jahrg. 15. September 1894. Heft XYIIL
ABHANDLUNGEN.
Ueber magnetische Verzögerungen in Eisenkernen in
Folge periodisch wechselnder magnetisirender Kräfte.
Von J. DECHANT, Professor an der k. k. Staats-Oberrealscbale im II. Bezirke in Wien.*)
Ans den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Von den zahlreichen Rotationserscheinungen im periodisch wech-
selnden Magnetfelde, wie sie namentlich von E. Thomson**) bekannt
gemacht wurden, lässt sich eine Gruppe dadurch in einheitlicher Weise
erklaren, dass man die Wirkung in Betracht zieht, welche zwei periodisch
wechselnde magnetisirende Kräfte, deren Phasendifferenz zwischen o^
und i8o^ gelegen ist, in einem Eisenkerne hervorbringen.
Leitet man um einen langen derartigen Stab durch eine kurze Draht-
spule einen Strom, so pflanzt sich von der direct magnetisirten Stelle aus
die Magnetisirung so fort, dass die magnetischen Momente der einzelnen
Schichten oder die Intensitäten ihrer Magnetisirung abnehmen. Als Gesetz
dieser Abnahme wird bei Anwendung von Gleichströmen das einer geo-
metrischen Progression angenommen.***) Wenn wir vorläufig dasselbe
auch für Wechselströme als giltig annehmen, und wenn M^ das Maximum
des magnetischen Momentes an der direct magnetisirten Stelle ist, so wird
das Moment in der Entfernung x von dieser Stelle gleich M^ q—^ zu
setzen sein, wobei ^ > i ist.
Der Vorstellung entsprechend, dass eine Schichte durch Vertheilung
die folgende magnetisirt, muss ferner eine gewisse Zeit vergehen, bis die
Veränderungen des magnetischen Zustandes von einer Stelle bis zu einer
entfernten fortschreiten, und in der That bestätigen die Versuche ver-
schiedener Forscher "t") das Vorhandensein solcher Verzögerungen. Allein
dieselben sind bei Eisenkernen, die der Länge nach untertheilt sind, so
geringfügig, dass wir vorläufig davon absehen und im Gegentheil annehmen
können, deiss alle Schichten unseres Stabes gleichzeitig ihren Magnetismus
ändern. Nehmen wir noch diesen Wechsel als sinusartig an, so ist das
durch diese erste Kraft (I) an irgend einer Stelle erzeugte wechselnde
Moment
rn^ = 3/j q-^ sm -— •
In ähnlicher Weise wird eine zweite periodisch wechselnde Kraft (II),
die an einer von I um die Länge l entfernten Stelle einwirkt und deren
T
Phasenwechsel um ^< — später erfolgt, fijr einen zwischen I und II
gelegenen Punkt ein veränderliches Moment erzeugen:
♦) Vergl. Heft IV ex 1894, S. S^,
*♦) Lum. ölectr., 30, 1888, p. 341 und Bcibl., 13, S. 243,
***) G. Wiedemann, Elcktr., III, S. 541.
t) G. Wiedemann, Elcktr., IV, S. 262.
36
466
Wenn nun tÜe Inlensitat der Mugnetisirun;^ mit f!cr magnetiüi
Kraft proportional anij;enonunen wird, so ergibt sich als beiläufige
druck für das resiUtircnde Moment
m^ + «»g = <l^^in \— ^'L
wobei
und
2Z^
Ml = Mj^ y-3 ^ -J- 3V^-ä ^'-'' -h 2 3/1 3/2 ?- ' cos — ^
cot^ = cot— ^-r —
.1 . ' 2rt^
ifa '/-^'"'^ sin ^^-
• sm — =—
Aus der letzten Formel ist unmittelbar zu ersehen, da
w a c h s e n d e -r auch tl 1 e V e r z fi ^ e r u n g ^f z u n i m ni t, D
auch dann noch, wenn die Abnahme <ler ma;j;;netischen Moment
nach einer *;eo metrischen IVoj^ression erlolii,^, sondern wenn nur Üb
der Factor von 31 1 eine mit ,r abnehmende und der von A/^ ein<
zunehmende Function bedeutet,
Ueber die durch die^e Verzögerung bedingten Magnetisini
htUtnisse des Stabes kann man sich ])assend auf graphischem
eine Uebersicht versch^iffen. Die Gerade \—l\ (Fig, i) bedeutet dei
t heilten Eisen^t.ib, auf den bt?i [ und II ilie beiden maguetidrendei
3'
von gleicher btärke und von einer rhasendiflerenz :^ 120"^ — ein
Die punktirten Linien titellen die Ahn ihme ()er magnetischen M
Uings des Stabes vor; Constmirt man aus denselben untl der angenon
Phasen difierenz für verschiedene Stellen tles Stabes Parallelogram
geben die Diagonalen derselben die Grösse und Phase des re^iilt
Momentes an. Aus iler Lage derselben erkennt m.in wieder die
von 1 gegen 11 hin wachsende Ph^isen Verzögerung, Darunter ist
467
verschiedene Punkte der Wechsel der Magnetisirung während einer
Periode längs einer zum Stabe Normalen abgewickelt, um daraus auch
die Richtung der Magnetisirung, die ja eine longitudinale ist, zu ersehen.
Der Anblick der Figur lehrt, dass die Maxima der Magnetisirung von
I gegen II vorrücken, und zwar in der Zeit der zwischen den Stellen I
T
und II bestehenden Phasendifferenz = ^'. Nach ^' beginnt das ent-
gegengesetzte Maximum bei I, um wieder während der Zeit ^' von I bis II
zu wandern. Noch besser kann man dieses Vorrücken an den Minimis der
Magnetisirung, d. i. an den Stellen, wo die Curven die Normalen durch-
schneiden, beobachten. Diese Minima stellen gewissermaassen Folgepunkte
vor, da zu beiden Seiten derselben die Magnetisirungsrichtung entgegen-
gesetzt ist, mithin die EUementarmagnete sich die gleichnamigen Pole
zuwenden werden. Da femer von einem solchen Folgepunkte aus nach
beiden Seiten hin die magnetischen Momente zunehmen, so herrscht
auf der ganzen Länge des Stabes zwischen I und II gleichzeitig derselbe
freie Magnetismus. Nehmen wir an, dass in den Phasen, wo die Curven
sich aneinander drängen, Nordmagnetismus herrscht, so findet dort, wo
sie auseinander weichen, südmagnetischer Zustand statt. Kurz, wir haben
hier Verhältnisse, die den fortschreitenden longitudinalen Wellen ähn-
lich sind.
Es ergibt sich hieraus, dass zwei periodisch wechselnde
magnetisirende Kräfte von einer gewissen Phasendiffe-
renz, die auf verschiedene Stellen eines Eisenstabes einwirken, fort-
schreitende magnetische Wellen von veränderlicher Am-
plitude aber verhältnissmässig geringer Fortpflanzungs-
5^ eschwin digkeit erzeugen. Wirfinden dieletztere, wenn
wir die Distanz der Stellen, wo die Kräfte einwirken,
durch die Phasendifferenz dividiren. Wächst ^', oder auch T,
so nimmt daher die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ab. Für T= — See,
43
T
>»•'=-- und /==io cm istc=i7m.
4
Ich habe nun diesen Fall folgendermaassen experimentell verwirklicht :
Auf einen aus 1/2 mm dicken Lamellen bestehenden Eisenstab von 45 cm
Länge und von rechteckigem Querschnitt (4 X 3*5 <^^^) werden zwei
Drahtspiralen von je 150 Windungen und 2 cm Länge geschoben. Die-
selben werden von den Zweigströmen eines Wechselstromes durchflössen,
von denen der eine durch einen Kupfervitriolwiderstand, der andere durch
Selbstinduction auf gleiche Stärke (3 Amp.) gebracht ist. Der letztere,
der durch eine Spule von 500 Windungen mit einem untertheilten Eisen-
kerne geht, wird in seiner Phase gegenüber dem ersten nahezu um 90^
verzögert. Die in den gleichen Spulen I und II stattfindende Selbstinduction
hat auf den Unterschied der Phasen keinen Einfluss, wohl aber wird er
durch die gegenseitige Induction der beiden Spulen noch etwas vergrössert.
Werden beide Spiralen in demselben Sinne durchflössen, u. zw. die
Spirale I von dem nicht verzögerten Strome, so wird nach dem Früheren
die Verzögerung von I gegen II zunehmen, oder die magnetische Welle
wird in dem angegebenen Sinne fortschreiten. Wechselt man in einer Spule
T
die Stromesrichtung, so wird die Phasendifferenz um — geändert, sie ist
T IT \
also 0"' = "" ( * /» ^' ^* ^^^ Phasenwechsel des Stromes in II
36*
468
T
erfolgt um ^' früher, und die Welle wird die entgegengesetzte F
pflanzungsrichtung haben.
Die Mittel zum Nachweise dieser Verzögerungen
im Allgemeinen dieselben wie diejenigen, welche bei Ferraris' ma|
tischem Drehfelde zur Anwendung kommen.
Man kann also zunächst eine auf einer Spitze schwebende M a g r
nadel anwenden. Dieselbe wird im allmälig verzögerten Magnetf
wohl nicht immer in Drehung versetzt werden, es kommt dabei
ihre anfängliche Lage zum Eisenstabe an. Allein ertheilt man ihr im Si
der Fortpflanzung der magnetischen Wellen einen Stoss, so dass sie
Folge desselben eine Umdrehung macht, so wird sie bei jedem folgec
Vorübergang am Eisenstabe einen neuen Antrieb im Sinne ihrer Beweg
erfahren, der ihre Geschwindigkeit steigert, bis die Widerstände mit
treibenden Kraft in's Gleichgewicht kommen.
Man könnte auch eine um ihren Mittelpunkt drehbare Kupf
Scheibe anwenden, indem man sie so aufstellt, dass der Stab par
einer Sehne ist, die beiläufig um den halben Radius der Scheibe \
Mittelpunkte entfernt ist Allein da man die Scheibe nicht zu dünn wal
darf, damit die in derselben inducirten Ströme nicht zu schwach wer<
so wird sie im Allgemeinen schwerer in Bewegung zu setzen sein.
Das empfindlichste Prüfungsmittel ist aber eine Eisenscheibe,
entweder auf einer Spitze schwebt oder um eine horizontale Ac
drehbar ist und so aufgestellt wird, dass der Stab tangential zum Rande
Scheibe liegt. Ich verwendete Eisenscheiben von o* 1 5 mm Dicke, die mi
nur ein geringes Trägheitsmoment hatten und daher bald die grö
mögliche Rotationsgeschwindigkeit annahmen. Dieses Maximum hc
nicht nur von der Stärke des Magnetfeldes ab, sondern auch von
Dauer der Einwirkung der vorbeiziehenden Welle. Bei sehr grosser F
Pflanzungsgeschwindigkeit kann die Scheibe einen geringeren Antrieb
fahren als bei einer massigen.
Eine solche Scheibe nimmt nun nicht nur zwischen den Spul
und II eine der Fortpflanzungsrichtung der magnetischen Wellen
sprechende Rotationsrichtung an, sondern sie rotirt auch — allerdi
langsamer — , wenn sie ausserhalb derselben dem Stabe gegem
aufgestellt wird, u. zw. stets im selben Sinne wie zwischen den Spu
Würde die Abnahme der magnetischen Momente nach einer geometrisc
Progression erfolgen, so könnte für die Punkte ausserhalb der bei
Spulen keine weitere Phasenverzögerung mehr stattfinden. Denn für
Punkte ausserhalb der Spule II wäre
cotT = cot.-^ + — — -^-— ^^^ = cot -^- + _.__^
3/2 7-(^-'>sm-^ sm-^
also constant. Um die vorhandene Verzögerung zu erklären, müsste r
daher annehmen, dass der Quotient der Abnahme pro Längeneinheil
der Nähe der magnetisir enden Spulen kleiner sei als in grösserer I
fernung von denselben. Aehnlich verhält es sich vor der Spule I. I
wäre
cot cp = cot— + — — ^^L__ = cot — + ^ -A_ .
Wenn man hier eine langsamere Rotation der Scheibe beobac
als nach der Spule II, so erklärt sich dies wohl daraus, dass das AnMracli
469
der Stärke des Magnetfeldes im Sinne der Fortpflanzung der Drehung
hinderlich ist, während die Abnahme die entgegengesetzte Wirkung hat.
Während hier magnetische Verzögerungen längs des Eisenstabes
durch eine etwas umständliche Stromtheilung bewirkt wurden, die aber
den Vortheil bot, die Verhältnisse symmetrisch zu gestalten und die Fort-
pflanzungsrichtung der Wellen umzukehren, hat E. Thomson einfacher
solche Verzögerungen hervorgebracht, indem er ausser der primären, von
einem Wechselstrom durchflossenen Spirale eine in sich geschlossene
secundäre Spirale von wenig Windungen auf einen Eisenstab aufschob. Da
die in der letzteren indudrten Ströme eine zwischen 90^ und i8o<^ gelegene
Phasendifferenz besitzen, so erzeugen sie durch ihr Zusammenwirken mit
dem primären Strome ähnliche von I gegen 11 hin zunehmende Ver-
zögerungen. Die secundäre Spirale kann man auch in vortheilhafter Weise
durch einen Kupferring oder eine Metallröhre ersetzen. Auch den Fall,
dass man Verzögerungen durch Aufsetzen eines massiven Eisenstabes auf
den imtertbeilten und direct magnetisirten Eisenkern hervorbringt, kann
man als hieher gehörig betrachten, indem die in der Eisenmasse auftretenden
Wirbelströme nicht nur die Phase der Magnetisirung längs des massiven
Stabes verzögern, sondern auch verzögernd auf den imtertheiiten Eisen-
stab zurückwirken.
nn fn
Ol HO
Fig. 2.
Schiebt man die primäre Spirale auf die Mitte imseres Eisenkernes
und bringt man auf beiden Seiten secundäre Stromkreise an, so werden
natürlich nach beiden Enden hin Verzögerungen auftreten, und die Eisen-
scheibe wird zu beiden Seiten der Magnetisirungsspirale entgegengesetzte
Rotationsrichtungen annehmen. Gegenüber der primären Spirale selbst
wird sie in Ruhe bleiben, wenn die Rückwirkung der secundären Ströme
beiderseits gleich ist. Sie wird sich hingegen nach jener Richtung bewegen,
wo die verzögernde Kraft bedeutender ist. Aehnlich verhält es sich, wenn
ein massiver Eisenstab in seiner Mitte wechselnd magnetisirt wird. Die
Eisenscheibe wir'd wieder auf beiden Seiten nicht nur entgegengesetzt
rotiren, sondern sie wird gegenüber der magnetisirenden Spirale nur dann
in Ruhe sein, wenn der Stab symmetrisch bezüglich derselben ist. Sonst
dreht sie sich nach jener Seite hin, wo der Stab mehr hervorragt.
Zum Schlüsse sollen noch zwei Versuche beschrieben werden, welche
beweisen sollen, dass ausser den zwei magnetisirenden Kräften mit einer
zwischen o^ und 180^ gelegenen Phasendifferenz auch die Abnahme
der Intensität der Magnetisirung längs des Stabes eine
nothwendige Bedingung zum Zustandekommen dieser
Verzögerungen ist.
Wenn man ein hufeisenförmiges, lamellirtes Eisenstück mit primärem
und secundärem Stromkreise umgibt (Fig. 2), so rotirt die Eisenscheibe gegen-
über beiden Schenkeln wie früher von I gegen II hin. Nebenbei sei bemerkt,
470
dass sich auch gegenüber den beiden Polen Rotation einstellt, un
von II gegen I. Diese Drehungsrichtung erklärt sich leicht, wen
bedenkt, dass die Pole ungleichnamig sind, was einer Veränderunj
Phasenunterschiedes um i8o^ gleichkommt, so dass der von der
dären Spirale umgebene Pol in seinem Phasenwechsel dem andern
ist. Setzt man nun ein lamellirtes Eisenstück auf die Pole, so nim
Rotationsgeschwindigkeit der Scheibe ab oder wird bei schwächer
gnetisirung Null. Denn in dem geschlossenen magnetischen Kreii
die magnetischen Momente von den direct magnetisirten Stellen lan
ab als im offenen, und daher sind auch die Phasenänderungen g<
Ein zweiter Versuch ist folgender: Wenn man um die S(
desselben hufeisenförmigen Eisenstückes Wechselströme in ent
gesetztem Sinne herumleitet, so dass an den Enden entgegeng
Phasen der Magnetisirung auftreten, und wenn mim ein massives
stück als Anker vorlegt, so zeigt eine über demselben aufgestellte
Scheibe keine Rotation. Denn trotz der Wirbelströme, die in dem
auftreten, findet keine Phasenverzögerung statt, da derselbe nahezi]
stark in allen Theilen magnetisirt ist. Sobald man aber den Anker
zurückzieht, dass er nur mehr den Rand des einen Poles berührt,
sofort Rotation ein nach der Richtung, als die magnetischen M<
abnehmen. Die Drehungsrichtung geht in die entgegengesetzte über
man den Anker so weit vorschiebt, dass er nur den Rand des a
Poles berührt.
Ueber die specifische Leitungsfähigkeit des Kupfers
Vorschlag zur Einführung einer einheitlichen Be2
nungsweise.
Vortrag von J. TEICHMÜLLER, Elektro-Ingeniear der Firma Feiten & Guil
in Mülheim am Rhein, gehalten in der Jah reg Versammlung des Verbandes der
techniker Deutschlands in Leipzig 1894.
M, H. ! Ich habe die Absiebt, Ihnen vorzuschlagen, die spe
Leitungsfähigkeit des Kupfers unter Vermeidung der bisher übliche
heiten, nur noch in Einheiten des praktischen elektromagnetischen
systemes auszudrücken. Dieser Vorschlag scheint mir so einfach 2
dass ich glaube mich auf wenige Worte zu seiner Begründung bescl
zu können. Dabei bitte ich zu entschuldigen, wenn ich dem Inhalt
in der Hauptsache das wiederhole, was ich in einem kurzen Aufsatze
^E. T. Z." 1894, Heft 13, S. 177, über denselben Gegenstand gesag
erst nach Veröffentlichung dieses Aufsatzes bin ich zu der Ueberz
gekommen, dass eine Frage wie die vorliegende vor das Forum de
bandes der Elektrotechniker Deutschlands gehört.
Wenn ich in der folgenden Erörterung nur über das Kupfer s
obwohl die Frage sich in ihrem Kernpunkte auf alle Metalle bezic
thue ich das hauptsächlich, um mich um so kürzer fassen zu könne
in dem Bewusstsein, dass die vorliegende Frage, wenn sie für diese
tigste Metall der Elektrotechnik entschieden ist, auch ganz allgem
ledigt ist.
Eine Aenderung des gegenwärtigen Zustandes ist, meiner Ansicfa
dringend nöthig wegen der Mannigfaltigkeit der jetzt gebräuchliche
heiten und der daraus entstehenden Unklarheit und Verwirrung und
der Unzulänglichkeit der am meisten verbreiteten Einheiten. Man
heutzutage die specifische Leitungsfähigkeit des Kupfers entweder
Procenten von der des chemisch reinen Kupfers oder in Vielfach
der des Quecksilbers oder in Reciproken eines Ohm,
471
Die Mannigfaltigkeit^ welche hiernach eine dreifache zu sein scheint,
ist in Wirklichkeit viel grösser, denn bei der ersten Art des Ausdruckes,
nämlich der Beze ichnung der specifischen Leitungsfähigkeit
in Procenten von der des chemisch reinen Kupfers, wird selbst
wieder eine ganze Reihe von Grundzahlen gebraucht. Einige von diesen
Zahlen, welche den specifischen Widerstand des chemisch reinen Kupfers
angeben sollen, habe ich in dem vorhin erwähnten Aufsatze angeführt; sie
weichen etwa um 3*5^0 ^^^ einander ab und gerade die am meisten ge-
bräuchlichen Zahlen haben den Nacbtheil, dass sie zweifellos zu kleine
Werthc angeben, sodass man sich gefallen lassen muss, von einer Kupfer-
sorte von über iOO% Leitungsfähigkeit zu hören.
Eine andere Quelle für die Vervielfachung dieser Einheiten ist durch
die Thatsache gegeben, dass die am weitesten verbreitete Zahl, die Angabe
von Matthiessen, in Maassen gegeben ist, die dem absoluten Maass-
system fremd sind. Matthiessen gibt bekanntlich an, dass ein Draht aus
weichem chemisch reinen Kupfer von lOO" Länge und lOO grains Gewicht
bei 6o<> Fahren hei t einen Widerstand von 0,1516 Ö (B, A.) habe. Will man
diese Zahl auf legale oder internationale Ohm, o^ C, Länge und Querschnitt
beide in Centimeter und Quadrat-Centimeter oder Meter und Quadrat-
Millimeter umrechnen, so muss man nicht nur die Verhältnisszahlen zwischen
den einzelnen Maasseinheiten, sondern auch den Temperatur-Coefficienten
und das specifische Gewicht des Kupfers in Rechnung ziehen, und durch
die Unbestimmtheit eines Theiles dieser Zahlen ist es erklärlich, dass die
Zahlen, welche den Widerstand des Matt h i esse n-Kupfers in den letzt-
genannten Maassen ausdrücken, so häufig und oft so weit von einander
abweichen.
Und keine von allen Angaben der specifischen Leitungsfähigkeit des
chemisch reinen Kupfers ist die richtige ; das kann mit Bestimmtheit be-
hauptet werden. Auch die neueste Messung, die von Lagarde, nach der
der specifische Widerstand 1*538 legale Mikrohm-Centimeter beträgt, ist
hiervon nicht ausgenommen. Es ist dabei noch ein anderer, wichtiger Punkt
ins Auge zu fassen, dass es nämlich überhaupt unmöglich ist, eine b e-
stimmte Zahl für die specifische Leitungsfähigkeit des chemisch reinen
Kupfers anzugeben, weil diese — stets dieselbe Temperatur vorausgesetzt —
nicht nur von den Verunreinigungen, sondern auch ganz wesentlich von der
mechanischen und molekularen Beschaffenheit des Kupfers abhängt, sodass
sich also stets zwei Sorten Kupfer finden lassen würden, von denen die
erste chemisch rein, die zweite verunreinigt ist, während trotzdem diese eine
bessere specifische Leitungsfähigkeit besitzt als jene. Matthiessen hat
versucht, diesem Umstände dadurch Rechnung zu tragen, dass er zwei
Zahlen, die eine für hart gezogenes, die andere für geglühtes Kupfer, angab ;
diese beiden Epitheta genügen aber bei weitem nicht, um die wahre mecha-
nische Beschaffenheit des Materiales zu kennzeichnen.
Aus alledem ist zu schliessen, dass die specifische Leitungsfähigkeit
des chemisch reinen Kupfers nicht nur im besonderen des von Matthiessen
so genannten, sondern ganz allgemein, eine durchaus unpassende Grundlage
für die Bezeichnung der specifischen Leitungsfähigkeit der verschiedenen
Kupfersorten bildet. Und selbst wenn wir hierunter das absolute Maximum
der specifischen Leitungsfähigkeit verstehen und annehmen wollten, dass
dieses Maximum mit derselben Genauigkeit wie die Leitungsfähigkeit des
Quecksilbers bestimmbar und bestimmt wäre, so dürfte diese Angabe doch
nicht als Einheit gebraucht werden ; aus mehreren Gründen nicht, mit deren
Erörterung ich mich jedoch hier nicht aufzuhalten brauche, weil wir von
der Erfüllung der vorausgesetzten Bedingung noch sehr weit entfernt sind.
472
Dieser Art der Bezeichnung gegenüber hat nun die zweite Art, näi
die specifi sehe Leitungsfähigkeit inVielfachen vonder
Quecksilbers auszudrücken, grosse Vorzüge. Sie ist vollständig einde
wenn man die Widerstände beider Metalle auf O^ C. reducirt denkt,
allerdings in der gewöhnlichen Ausdrucksweise (z. B. Kupfer von
58fachen Leitungsfähigkeit des Quecksilbers) nicht zum Ausdruck koi
Ein grosser Nachtheil dagegen, der diese Quecksilbereinheit, wie ich m
unannehmbar macht, liegt darin, dass sie nicht mit dem absoluten M
Systeme in directer Beziehung steht.
Diese Bedingung, die mir unerlässlich erscheint, erfüllt die dritte
heit, das Reciproke eines Ohm. Sie wird wohl bis jetzt am weni|
gebraucht, und ich glaube den Grund hierfür zum guten Theil darin su
zu können, dass diese Einheit bisher keinen Namen hatte. Deshalb
man beim Gebrauche derselben genöthigt, zu der sehr hässlichen und sei
verständlichen Umschreibung „Leitungsfähigkeit von 58, bezogen auf O
zu greifen, bei der man ganz vergisst, dass man es mit einer Einheit
bestimmten Dimensionen zu thun hat. Der letzte Congress in Chicago
nun diesen Mangel beseitigt, indem er für das Reciproke eines Ohm
Namen M h o einführte, und damit sind wir denn in den Stand gesetzt,
specifische Leitungsfähigkeit des Kupfers in Einheiten des praktischen <
Irischen Maasssystemes in einfachster Weise auszudrücken.
Das Mho selbst, die Einheit der Leitungsfähigkeit, genügt allein 1
nicht. Wir brauchen eine Einheit für die specifische Leitungsfähij
und wenn wir diese messen und bezeichnen wollen, müssen wir uns aul
Kubik-Centimeter beziehen und dann, dem Megohm-Centimeter des W
Standes entsprechend, das Megamho-Centimeter gebrauchen. Dai
die Einheit, die ich zum allgemeinen und alleinigen Gebrauche empfc
möchte.
Die Einwände, die etwa gegen sie erhoben werden können, sind m<
Erachtens bedeutungslos gegenüber ihren Vorzügen, dass sie nämlich
unzweideutige Ausdrucksweise ermöglicht und vor allen Dingen auc
Uebereinstimmung mit dem absoluten Maasssysteme ist.
Zu den Nachtheilen gehört, dass der Name selbst schwerfällig ist
dass die für das Kupfer in Betracht kommenden Zahlen etwas ungüi
liegen ; wir müssen uns beim Gebrauche der neuen Einheit an Zahlen
0*58 oder 0'595 gewöhnen. Aber so sehr es auch zu empfehlen (st, (
correcten Zahlen in der Schrift zu gebrauchen, so wenig wird es scha
wenn man sie sich beim Aussprechen bequemer zurecht legt und — 1
in der Weise, wie es bei langen Fernsprechnummern üblich ist — z. B.
Zahl 0'595 mit den Worten neunundfünfzig-fünf liest. Wir bewegen
dann in Zahlen, die in Uebereinstimmung mit den Zahlen „bezogen auf O
sind (also Mho, bezogen auf l m Länge und i mrn^ Querschnitt, bedei
und deshalb geläufig genug sind, um den Uebergang zu der neuen, corre
Bezeichnungsweise sehr zu erleichtern.
Ein anderer Einwand, der gegen das Megamho-Centimeter un
Gunsten der Quecksilbereinheit erhoben werden könnte, ist der, dass c
für immer feststeht, während jene von der Genauigkeit der Bestimmung
Ohm abhängig ist. Nun ist aber wohl anzunehmen, dass das neue <
mindestens einige Jahrzehnte unverändert in Kraft bleiben wird, und >
dann wieder eine Aenderung nothwendig wird, so wird sie vermuthlicl
klein sein, dass sie Angaben von praktischen Messungen kaum noch
überhaupt nicht mehr berührt. Schlimmsten Falles würden eben bei <
solchen neuen Festsetzung die Angaben über die specifische Leilungsfähij
dieselbe Aenderung mitzumachen haben, der der grösste Theil von j
Maasszahlen in der Elektrotechnik und vor allen Dingen auch die M
473
instrumente, mit denen die Leitangsfähigkeit gemessen wird, unterworfen
werden müssen. Sicher ist, dass beim Gebrauche des Mho niemals die
alten Ohmbestimmungen in Frage kommen können, da dieser Name vor
dem Chicagoer Congresse fast gar nicht, der Name Megamho-Centimeter
wohl Überhaupt noch nicht gebraucht worden ist.
Wenn ich nun zum Schlüsse das Ergebniss meiner Betrachtungen
noch einmal in kurzen Worten zusammenfassen soll, so behaupte ich :
1. Der gegenwärtige Zustand in der Bezeichnung der specifischen
Leitungsfähigkeit des Kupfers bedarf dringend der Verbesserung.
2. Statt der zahlreichen Bezeichnungsweisen darf nur eine einzige ge-
braucht werden.
3. Die specifische Leitungsfähigkeit ist in Megamho-Centimeter, die
Leitungsfähigkeit in Mho auszudrücken.
Eine Frage, wie die vorliegende, bei der es sich darum handelt, tief
eingewurzelte Gewohnheiten auszurotten, kann zu einem dauerhaften Ab-
schlüsse nur gebracht werden, wenn man bei dem Gebrauche der neuen
Bezeichnungsweise sich auf eine Autorität wie die des Verbandes der Elek-
trotechniker Deutschlands berufen kann. Und da ich glaube, dass die Frage
wichtig genug ist, dass sie das Interesse dieses Verbandes verdient, so
erlaube ich mir vorzuschlagen:
eine Commission zu ernennen, welche über die Einführung einer
einheitlichen Bezeichnungsweise für die specifische Leitungsfähigkeit des
Kupfers (und der anderen Metalle), im Besonderen über die Brauchbarkeit
des Megamho-Centimeters hierfür berathen und ihre Entscheidung dem
Verbände der Elektrotechniker Deutschlands sobald als möglich vor-
legen soll.
Ein hierauf folgender Beschluss des Verbandes würde sicherlich Kraft
genug besitzen, um wenigstens in Deutschland mit den alten Einheiten schnell
aufzuräumen und die ersehnte Einheitlichkeit und Eindeutigkeit herbeizu-
führen.
An diesen Vortrag schloss sich folgende Discussion:
Herr Dr. Feussner erklärte die Einführung der vorgeschlagenen
Bezeichnungsweise deshalb für unnöthig, weil man mit der Angabe des
specifischen Widerstandes auskomme. Nach dieser Anschauung werde auch
von der phys.-techn. Reichsanstalt verfahren, welche als Ergebnisse ihrer
Untersuchungen nicht die Leitungsfähigkeit, sondern den Widerstand, bezw.
specifischen Widerstand in Ohm oder Mikrohm-Centimeter angebe. Das Wort
Mho sei überdies ihm ausserordentlich unsympatisch, da es eine Verzerrung
eines geachteten Namens darstelle.
Herr v. Dolivo-Dobrowolsky ist ebenfalls der Ansicht, dass das
Ohm vollständig ausreiche; in der Allgemeinen Elektricitäts- Gesellschaft
werde schon seit langer Zeit nur noch mit auf Ohm bezogenen specifischen
Widerständen der Metalle gerechnet.
Der Vortragende erblickt in den Aeusserungen der Vorredner eine
grundsätzliche Zustimmung zu seinen unter Punkt l und 2 aufgestellten
Behauptungen und erklärt, dass auch er mit dem Vorschlage dieser Herren
einverstanden sein würde, wenn er nicht aus der Praxis die Ueberzeugung
gewonnen hätte, dass in der Leitungstechnik der Begriff der Leitungs-
fähigkeit nicht mehr entbehrt werden könne, nachdem derselbe sich einmal
so fest eingebürgert hätte. Wenigstens habe ihm seine Erfahrung abgerathen,
dem reinen Praktiker oder dem Kaufmanne einen so grossen Sprung zuzu-
muthen, wie er in dem Uebergange von der Bezeichnung in procentualer
Leitungsfähigkeit zu der in Widerständen zu erblicken sei, womit auch das
eingewurzelte Gefühl aufgegeben werden müsse, dass einem besseren, werth-
474
volleren Kupfer eine höhere Zahl zugehöre. Gerade für den kaufmänn
Verkehr, in welchem die falschen Bezeichnungen üblich wären, sei di
führung einef neuen correcten Bezeichnungsweise ein besonders leb
Bedürfniss« Er gebe zu, dass der Name Mho nicht schön sei, jedoch
man sich bei Anwendung desselben auf die Autorität Lord Kelvin':
ihn vorgeschlagen und die des Chicagoer Cong^esses, der ihn angenc
habe, berufen. Im Grunde aber liege ihm weniger die Einführung de
und Megamho-Centimeter, als vielmer die Pestsetzung einer bestimmte
correcten Bezeichnungsweise am Herzen. Welche dies sein solle, wc
getrost der Commission überlassen.
Der Antrag wird hierauf einer Commission überwiesen und zw.
Vorschlag des Vorsitzenden Herrn Geh. Regierungsrathes Prof. Dr. S
einer der bestehenden technischen Commissionen.
(Auf dem Chicagoer Congresse wurde nur die Bezeichnung Hen
die Einheit der Inductionscoefficienten angenommen; alle anderen '
schlagenen neuen Bezeichnungen wurden fallen gelassen. D. R.)
1 n
Das städtische Elektricitätswerk Temesvär,
Die Stadt Temesvar war bekanntlich die erste Stadt des Conti
deren Strassen durchwegs mit elektrischer Beleuchtung versehen w
Die hiezu dienende Anlage wurde von der International Ele<
Company, Limited erbaut und am l. November 1884 in E
gesetzt. Im Jahre 1887 ging dieselbe an die Anglo-American-B
Electric Light Corporation, Limited und 1891 an die B
Electrical-Engineering Company, Limited über. Am 1. Jännei
wurde dieselbe von der Stadt Temesvar selbst um den Preis von 200j
angekauft und wird nun unter dem Titel „Städtisches Elektricitätsv
Temesvar in eigener Regie betrieben.
Das Werk diente bis 1888 ausschliesslich den Zwecken der Str
beleuchtung ; von diesem Jahre an aber wurden auch Privat-Consui
mit Beleuchtung und Kraft versehen.
In Folge der Einführung der Privatbeleuchtung nun, sowie <
wichtiger, auf grössere Oekonomie hinzielender Aenderungen hat das
eine von der ursprünglichen Anordnung, welche in früheren Artikeln
Zeitschrift beschrieben wurde, wesentlich verschiedene Ausgestaltui
halten, welche in Folgendem kurz skizzirt werden möge.
Das beleuchtete Gebiet, mit einer Gesammt-Strassenlänge von ca. (
hat eine Fläche von ca. 10 Am^, vertheilt sich aber in Folge der g
Entfernung zwischen den drei Stadttheilen : Festung, Fabrik und Jose
Meierhöfe auf ein Rechteck von ca. 6 km Länge und 2*5 hn Breite, s
die Luftlinie zwischen der äussersten Strassenlampe und der Centrale, ^
in der Vorstadt Fabrik gelegen ist, ca. 4 Am, die Leitungslänge
derselben ca 8 Am beträgt.
Da die erste Anlage nur der Strassenbeleuchtung zu dienen hat
war für die Stromvertheilung ein System gewählt worden, welches 1
Speisung einer relativ kleinen, auf eine grosse Fläche vertheilten .
Lampen die grösste Oekonomie und Gleichheit des Lichtes gewähi
und auch jetzt wieder in Amerika, hauptsächlich zur Strassenbeleu«
mit Bogenlampen, vielfach verwendet wird.*) Es ist dies das Syste
Serienschaltung bei constanter Stromstärke, welches den Vortheil ha
♦) Siehe unter Anderem: „Bogenlicht- Dynamos auf der Weltaasstellung in <
von Dr. Sahulka«. ,Z. f. E.-, Wien, 1894, VIII, IX oder: ^Die elektrische Bcle
der Weltausstellung in Chicago", von Geo. H. Mayer „E. T. Z.*, Berlin 1893, l
475
Anwendung^ der geringsten Drahtquerschnitte auch der weitesten Lampe
die gleiche Stromstärke und Spannung zukommen zu lassen, wie der nächsten.
Die vollständige Unabhängigkeit dieses Theiles der Anlage von dem
sogleich zu besprechenden System der Privatbeleuchtung bietet ausserdem
die Möglichkeit, sämmtliche Lampen auf einmal in und ausser Betrieb zu
setzen, sowie auch dieselben, etwa nach Mitternacht, leicht in der Licht-
stärke zu reduciren.
Die Versorgung der Privat-Consumenten mit Licht wurde nach dem
Ganz'schen Pernieitungsystem (Wechselstrom mit Transformatoren) durch-
geführt, welches sich in Polge der grossen Ausdehnung des zu beleuch-
tenden Rayons ebenfalls sehr gut bewährt.
Die Leitungen sind ausnahmslos oberirdisch geführt, theils auf Holz-
säulen, theils auf Trägern unter den Dach-Gesimsen der Häuser, da bei
der grossen Ausdehnung der Stadt eine unterirdische Leitung eine zu be-
deutende Erhöhung des Strompreises bedingt hätte. Die oberirdische Pührung
der Leitung bringt wohl in Folge der Verwendung hochgespannter Ströme
Gefahren mit sich, die sich jedoch durch sorgsame Ausführung und Ueber-
wachung sowie entsprechende Sicherheits- Vor kehrungen auf ein Minimum
reduciren lassen.
Die Centrale nimmt einen Flächenraum von ca. 2000 m^ ein und
besteht aus dem Kesselhaus, dem daran stossenden Maschinenraum, einem
kleinen Tracte für Bureaus einem Magazin und Stallung.
Die Kesselanlage besteht gegenwärtig aus zwei Lancashire-
K esse In mit Gallo way-Rohren von je ca. 86 m^ und zwei Bab-
cock-Wilcox-Kesseln von je ca. ito nfi Heizfläche; es ist jedoch
noch Raum für weitere zwei Babcock-Wilcox-Kessel vorgesehen.
We*gen der in Folge der unvorhergesehenen Ausdehnung der Anlage etwas
zu geringen Dimensionirung des Schornsteines ist durch Aufstellung eines
4 HP Ventilators eine Verstärkung des Zuges durch Unterwind ermöglicht
worden, welche jedoch vorläufig nur ausnahmsweise nothwendig wird.
Die Dampfmaschinen-Anlage besteht aus einer liegenden eincylinderigen
ca. 160 HP Dampfmaschine von Ganz & Co. und vier stehenden ca. 150 HP
Compound- Dampfmaschinen der Brush Electrical Engineering Co.
Ld. London (Falcon-l'ype) ; eine fünfte solche Maschine ist soeben in
Aufstellung begriffen.*)
Weiters ist eine grosse Worthington-Pumpe zur Lieferung des für die
Central-Condensation (Syphon-Condensator) nöthigen Wassers, sowie zwei
Speisepumpen und zwei Injectoren vorhanden, welche das Wasser entweder
der Condensations-Wasser-Cysterne, dem Bega-Canale oder einer Reserve-
Cysterne von ca. 38 m^ Inhalt entnehmen können. Das Speisewasser wird
durch den Auspuff der Pumpen vorgewärmt.
Was die Dynamomaschinen-Anlage betrifft, so theilt sich dieselbe
entsprechend den zwei verwendeten Stromleitungs-Systemen in zwei Gruppen.
Zur Strassenbeleuchtung dienen vier Brush-Gleichstrom-Serien-Maschinen
8 L., jede für 10 Ampere und 2000 bis 3000 Volt gebaut, von
welchen jedoch immer nur je zwei zum Betriebe nöthig sind, während die
beiden anderen in Reserve stehen.**) Jede dieser beiden Maschinen versorgt
♦) Ursprünglich war nur eine 300 HP Tandem-Maschine zum Betriebe vorhanden,
welche jedoch durch mehrere kleinere Maschinen ersetzt wurde, da sie eine zu grosse Ein-
heit bildete, und bei einer Störung an derselben nur eine nicht ausreichende Sigl'sche
Maschine als Reserve zur Verfügung stand.
♦*) Anfangs wurden vier Brush - Maschinen zum Betriebe verwendet ; erst später
wurden, freilich unter wesentlicher Erhöhung der Betriebsspannung, zuerst nur drei, dann
sogar nur zwei derselben zum Speisen derselben Anzahl Lampen herangezogen, was nach
sorgfsütiger Isolation der Leitungen und Beleuchtungskörper sich ohne weiteres durchführen
liess und selbstverständlich eine viel günstigere Ausnutzung der Maschinen ermöglichte.
476
einen separaten Serien-Stromkreis, welcher theils hintereinander gesch;
lO Ampere-Bogenlampen, theils lO Amp^re-Serien-Motoren, hauptsäc
aber 47 hintereinander geschaltete GlQhlampen-Gruppen speist, deren
aus acht unter sich parallel geschalteten 16 iVX^Lampen von 36 Voll
1*25 Ampere besteht,*) so dass dieselben zusammen ebenfalls 10 Ai
consumiren.
Um eine Störung des Betriebes durch Unterbrechung des Stromki
in Folge Ausbrennens mehrerer Glühlampen oder irgend welcher Störi
an Bogenlampen oder Motoren zu verhindern^ sind bei jeder Glöhlao
Gruppe, respective jeder Bogenlampe und jedem Motor automatische 1
schluss-Apparate angebracht, welche bei zu hohem Anwachsen der Spai
an den Klemmen dieser Objecte durch Kurzschliessung der Zuleiti
ausserhalb derselben die Continuität des Stromkreises aufrecht erhalte
Die Privat- Beleuchtungs-Anlage, welche 1888 geschaffen wurde
besteht gegenwärtig aus drei Wechselstrom-Dynamos der Type W6
einer solchen der Type A 6, von Ganz & Co., Budapest (letztere s(
in Aufstellung begriffen), sämmtliche für 2000 Volt und 40 Ampere
5000 Polwecbsel gebaut; für zwei weitere solche Maschinen ist noch geni
Platz vorhanden.
Als Erreger-Maschinen sind Gleichstrom -Compound -Maschinen
Kremcnezky, Mayer & Co., Wien in Verwendung,
Weiters sind noch zwei Mordey-Victori a-Wechselstrom-Masc
von je 40.000 Watt als Reserve vorhanden, von je einer Brush-Vici
Gleichstrom-Maschine erregt.
Sämmtliche Haupt - Dynamo - Maschinen mit Ausnahme einer i
Dynamo, welche mit der liegenden 160 HP Maschine von Ganz &
direct gekuppelt ist, werden durch Seile angetrieben, u. zw. ist
Ganz-Dynamo von je einer separaten Dampfmaschine und je zwei E
Serien-Maschinen mit je einer Mordey-Maschine gemeinsam von einer D;
maschine betrieben. Die Erreger-Maschinen sind durch Riemen voi
entsprechenden Dynamos angetrieben. Die Ganz'schen - Wechselst
Maschinen speisen zur Zeit des grössten Consums jede einen sepa
Stromkreis, können aber auch während des Betriebes gewechselt we
bei geringerem Consum kann auch eine Maschine allein zwei oder me
Stromkreise zugleich versorgen, was alles durch ein sehr interessantes
dem früheren Director Herrn F. W. Clements erdachtes Schal
ermöglicht wird.
Von einem dauernden Parallel-Laufen der Maschinen wurde, d
Maschinen solche älterer Type und von verschiedenen Dampfmasct
Typen angetrieben sind, abgesehen, jedoch findet zum Zwecke der In<
Ausser-Betriebsetzung von Maschinen ein solches für kurze Zeit
Schwierigkeiten statt.
Es dürfte nicht uninteressant sein, dass bis zum August dieses J
das Parallelschalten der Maschinen ohne den gebräuchlichen Belasti
Rheostaten durchgeführt wurde, was bei genügender Schulung und
merksamkeit des Personales ohne Hinderniss von statten ging; erst
wurde, um eine grössere Unabhängigkeit von der Gescbicklichkeil
Manipulanten zu erzielen, ein Lampen-Rheostat aufgestellt.
*) Bei der ersten Eiorichtang waren weniger ökonomische Lampen von 55
1*25 Ampere in Verwendung gewesen.
**) Die seinerzeit in dieser Zeitschrift beschriebenen Doppellampen mit aatomal
Umscbalt- Vorrichtung wurden, wegen der zu grossen Anzahl von mechanischen Appi
welche zu viel Controle und Reparatur erheischten, aufgelassen und durch einfache <
***) Zum Betriebe der Privat-Beleuchtung war Anfangs das Strassen-Beleuchtuo
verwendet worden, indem bei den einzelnen Consumenten entweder ebenfalls Gruppe
je acht Lampen, oder einzelne „Bernstein-Glühlampen* für 10 Ampöre aufgestellt w
477
Die zum Betriebe nötbigen Traosformatoren, welche gegenwärtig ia
der Gesammtsumine eine Leistung von ca. 600.000 Watt repräsentiren,
sind theils in kleinen gemauerten Annoncen-Säulen, theils in Gebäuden in
feuersicheren Kästen oder gemauerten Räumen untergebracht und versorgen
gewöhnlich eine grössere Anzahl Consumenten mit Strom von lOO Volt
Spannung,
Es ist hiebei hervorzuheben, dass die secundären Wickelungen der
Transformatoren nicht nur innerhalb derselben Station, sondern in einigen
Fällen auch in der Weise verbunden werden, dass zwei räumlich durch
mehrere Gassen getrennte Stationen parallel geschaltet sind, so dass hie-
durch eine gleichförmigere Vertheilung der Spannung (ähnlich wie bei
Speisepunkten von Ringleitungen) erreicht werden kann.
Die Anzahl der installirten Strassenlampen beträgt gegenwärtig
753 Glühlampen und i Bogenlampe, es ist jedoch eine Vermehrung der-
selben in Aussicht genommen. Bei Privat-Consumenten und im städtischen
Theater sind ein Aequivalent von ca. 8000 16 iV^- Glühlampen sowie
17 Bogenlampen und 10 Motoren von zusammen 10*25 HP, die letzteren
bis jetzt ausschliesslich zum Betriebe von Pumpenanlagen für Wohnhäuser,
installirt.
Die Bogenlampen werden theils mit Gleichstrom aus dem Strassen-
Beleuchtungsnetz betrieben, theils mit Benutzung der 50 Volt-Klemmen der
Transformatoren an das Privat-Beleuchtungsnetz angeschlossen.
Auch die Motoren sind zum grössten Theile Serien-Motoren und in
die Strassenbeleuchtungs-Stromkreise eingeschaltet ; es sind jedoch im Laufe
dieser Jahre auch mehrere Anlagen mit synchronen Wechselstrom-Motoren
von Ganz & Co. in Betrieb gekommen.
Der Strom-Consum wird zum grössten Theile mittelst des Wechsel-
strom-Zählers von Shallenberger (von der Westinghouse Electric Co.
Pittsburgh) gemessen, jedoch sind bei einzelnen Glühlampen, Bogen-
lampen und Motoren auch Zeitzähler in Verwendung.
Der Preis der gelieferten Elektricität stellt sich für die communalen
Gebäude auf 3 kr, für Privat-Consumenten auf 3*625 kr. per Hektowatt-
Stunde, wobei der Austausch der ausgebrannten Lampen (es werden solche
von 3 Watt pro NK verwendet) vom Werke unentgeltlich besorgt wird.
Ausserdem sind vom i. Jänner 1894 ^^ Rabatte von 6 — 20^/q, dem totalen
Jahres-Consum entsprechend, in Wirksamkeit getreten.
Für Bogenlampen wird inclusive Miethe der Lampe, Bedienung und
Kohlenersatz 30 kr. per Stunde, bei Motoren ebenfalls 30 kr. per i ifPStunde
berechnet.
Für die Strassenbeleuchtung ist eine Pauschalsumme von 30.000 fl.
festgesetzt.
Das Elektricitätswerk hat eine vollkommen selbstständige Geschäfts-
gebahrung, welche durch den Magistrat unter Mithilfe einer Commission
überwacht wird.
Das Beamten-Personale des Werkes besteht aus dem Director, Buch-
halter, Incassanten und einem Magazineur, der zugleich Buchhaltungs-
Hilfsarbeiter ist, sowie zwei Werkführern, denen ca. 20 Arbeiter unter-
stehen, welche theils zum Betriebe, theils zur Installation der Beleuchtungs-
Anlagen bei den Consumenten verwendet werden.
Das Werk rentirt sich, seitdem der Consum mittelst Zählern, und
nicht, wie anfangs, auf Grund von Pauschalen berechnet wird, verhältniss-
mässig sehr gut, und sind Störungen in Folge fortgesetzter Vervollkommnung
und Vorsorge für genügende Reserven sehr selten geworden, was eine fort-
währende Vermehrung der Consumenten-Zahl zur Folge hat.
H. v. Billing.
478
Bericht über die Industrie, den Mandel und die Verkebrsver
hältnisse in Nieder-Oesterreich während des Jahres 1893.
Die Handels- und Gewerb e-
kainn^cr in Wien hat an das k. k. Handels-
mmiäterinm den vorstehend erwähnten Be-
ticht erstattet. Wir entnehmen demselben
jene Daten, welche anf die Elektro-
technik Bezng haben und von unserem
Vereine lum Theile beigestellt wurden.
Elektrotechnische Arbeiten.
Elektrische Beleuchtung, und
Kraftübertragung.
Der Betrieb der Wiener Centralstation
der Internationalen Elektricitäts-
43 esellschaft hat sich im Laufe des
Berichtsjahres in günstiger Weise fortent-
wickelt^ und haben die Anschlüsse an das
Kiibeliietz dieser Gesellschaft einen erfreu-
iKhen Zuwachs erhalten. Die Zahl der An-
meldangen zum Strombezuge war bereits
im Jahre 1892 so angewachsen, dass
mit Beginn des Jahres 1893 ^^ ^^^^ ^^r-
groä&ertiag der Wiener Centralstation, £n-
gerth Strasse, geschritten werden musste.
Diese Vergrösserung umfasst sowohl die
bftuUche als maschinelle Anlage und ist die-
selbe bts zum Herbste 1893 beendet und mit
Beginn der Herbstcampagne In den regel-
mässigen Betrieb übernommen worden. Nach
VollcDfluDg dieses Erweiterungsbaues besitzt
die Centralstation nunmehr eine Ausdehnung
von 320Q mS bebauter Fläche. Die maschinelle
Anlage ist auf 4000 EP nebst entsprechen-
der Kei seistärke gestiegen. Das Kabelnetz
diesem Werkes hat mit Ende des Berichts-
jfibreE eine Ausdehnung von 115 X:m erreicht.
Die Znhl der an dieses Kabelnetz behufs
Stromversorgung angeschlossenen Lampen
hat 70.000 Stück Überschritten, welche sich
s.\i( 150Ü Abnehmer vertheilen. Die Zahl
der Bügenlampen, welche von der Gesell-
schaft versorgt werden, beträgt rund 800 Stück.
Die von der Wiener Centralstation ver-
sorgt cd Verbrauchsstellen betreffend, ist be-
Ttiefkenswerth, dass die Lichtanlage in der
k, k, Hofburg zu Wien auch im Berichts-
jahre eine beträchtliche Erweiterung erfahren
bat, m^em der gegen den Michaelerplats zu
neuerbaute Tract gleichfalls elektrisch be-
leuchtet wird. Die im Sommer des Jahres 1893
oeuerÖtTnete Durchfahrt durch die Burg,
welche mit ihrem Kuppelbau eine architek-
tonische Sehenswürdigkeit der Stadt bildet,
hdt eine vielbesprochene Beleuchtung durch
einen reichen Kranz von elektrichen Glüh-
Umpen erhalten.
Zu den verschiedenen, an die Centrale
der Interaationalen Elektricitäts-Geselischaft
angeschlossenen Bauten sind in Berichtsjahre
neu litrtugekommen ; das Gebäude des
k. k. Finanzministeriums, die k. k. There-
«mnliche Akademie, eine Reihe anderer
üuterrichtsanstalten, das Krankenhaus Wieden,
das k, k. Postpacket-Bestellamt, die Post-
ämter am Staatsbahnhofe und Südbahnhofe,
der Staatsbahnhof selbst, das k. k. Techno-
j logische Gewerbemuseum, das Vereinshat
der k. k. Gesellschaft der Aerzte, das Kaa
männische Vereinshaus, das Hans des Sehn
Vereines für Beamtentöchter, das Adelscasin<
der Jockeyclnb, die Synagoge der polniscl
jüdischen Gemeinde im IL Bezirke, viel
Palais etc. etc.
Desgleichen hat die Verbreitung d<
elektrischen Beleuchtung in den sonstige
Verbrauchsobjecten, wie Wohngebäuden, Ii
stituten, Bnreaux, Geschäftslocalitäten, Gast
Kaffeehänsem u. s. w., in den verschiedenste
Theilen der Stadt zugenommen.
Bemerkenswerth ist femer, dass, ai
geregt durch eine Action des Wiener Cottag«
Vereines, die Gesellschaft ihre Kabelleitunge
mit Bewilligung der Gemeinde bis in di
Gebiet des XVlII. und XIX. Gemeind«
bezirkes, somit Über das eigentliche Vertrag]
gebiet verlegt hat und zahlreiche Familiexi
häuser in den Anlagen des Wiener Cottag<
Vereines mit elektrischer Beleuchtung vei
sieht.
Die Gemeinde Wien, welche der Vei
breitung der elektrischen Beleuchtung volU
Interesse entgegenbringt, erwägt auch di
Einführung derselben auf einzelnen offene
liehen Plätzen in Wien, und wird durch di
Verwirklichung dieses Vorhabens ein
wünschenswerthe Entwicklung auch auf dieser
Gebiete befördet sein.
Im Berichtsjahre hat die Nachfrag
nach elektrischer Kraft für motorische Zweck
und auch die Anwendung dieses Kraftbetriebc
eine merkliche Sieigerung erfahren indei
der elektromotorische Betrieb nicht nur f(j
verschiedene Zwecke gewerblicher Thätigke
eine steigende Benützung gefunden hat, sonder
auch für häusliche Zwecke, wie insbesondei
für den Betrieb von Aufzügen (Lifts), i
zahlreichen Gebäuden vielfach eingefüh:
wurde. Die Gesellschaft versorgte im Bc
richtsjahre 31 Elektromotoren von i b:
10 EP mit Elektricität.
Die mit der steigenden Production i
der Wiener Centralstation vortheilhafter g<
wordenen Betriebsverhältnisse haben die G(
Seilschaft in den Stand gesetzt, ihren Tar
für die Stromlieferung herabzusetzen. Im
besondere hat die Gesellschaft auch di
Grundtaxe vollständig aufgelassen, was fi
die Einbürgerung der elektrischen BeleucF
tung, speciell in Wohnungen von bestei
Einflüsse war.
Die Internationale Elektricitäts-Gesel
Schaft hat im Berichtsjahre auch an dei
Zustandekommen einer ungarischen Elel
tricitäts-Gesellschaft mitgewirkt, deren Thätij
keit sich hauptsächlich auf das Gebiet d<
Läuder der ungarischen Krone erstrecke
soll. Dieses Unternehmen wird auch di
gesellschaftliche Centralanlage in Fium
übernehmen.
Im Laufe des Jahres 1893 ^^^ ^<
Elektricitätswerk der Gesellschaft zur Ve
sorgung der beiden Industriestädte Bielil
479
und Biala vollendet und dem Betriebe Über-
geben worden, und wird anch in diesen
Städten ein erfreuliches Interesse ftlr die Be«
ntltznng der Elektridtftt wahrgenommen.
Dieses Werk besitzt gef^enwärtig eine Leistungs-
fähigkeit von 300 EP.
Die allgemeine österreichische
Elektricitäts-Gese 11 seh af t, welche
Gleichstrom von 4 X 1 1<^ ^o^^ Spannung
zur Vertheilnng bringt, war in Folge des
günstigen Umstandes, dass das von ihr adoptirte
Fünfleitersystem die rationelle Vertheilnng
von Gleichstrom auf grössere Entfernungen
ermöglicht und eine besondere Betriebs-
sicherung durch die Verwendung von grossen
Accumnlatorenbatterien gewährleistet, sowie
des weiteren Vortheiles, dass eine ökonomische
Beleuchtung und weitgehende Lichttheilung
durch Bogenlampen, die dank der hohen
Vollkommenheit der heutigen Regulatoren
auch in Innenränmen mehr und mehr Boden
gewinnen, nur mit Gleichstrom durchführbar
ist, auch im Berichtsjahre in der Lage, ihren
Betrieb wesentlich zu erweitem, und konnte
schon zu Anfang desselben eine wesentliche
Rednction der Strompreise eintreten lassen.
Letztere ist aber auch zum Theile durch die
vortheilhaften Einrichtungen der neuen Cen*
tralstation im II. Bezirke ermöglicht
worden, welche vorlän6g eine Maschinen-
anlage von 2000 HP enthält und mit Be-
nützung der neuesten Errungenschaften auf
dem Gebiete der Maschinentechnik erbaut
wurde.
Von diesen letzteren ist insbesondere
anzuführen, dass für den jetzt bestehenden
Complex von vier Maschinen k 5CX3 EP ein
Central - Condensator — System Weiss —
mit separaten Pumpmaschinen aufgestellt
wurde, weiter die rauchlosen Kesselfeuerungen
nach Dürr-Gehre in Mödliog und nach
Schomburg.
Das Kabelnetz, der Gesellschaft, welches
im Vorjahre eine Tracenlänge von 32.730 kni
erreichte und 6x4 Abnehmer mit 31.159 Lam-
pen (redudrt auf 16 ^A'^-Glühlampen), dar-
unter 2.750 Glüh-, 1243 Bogenlampen und
42 Motoren mit Stromvorrath umlasste, ver-
grösserte sich im Laufe des Jahres 1893
Auf 35.985 km und speiste 789 Abnehmer
mit 44.193 Lampen zu x6 NK^ darunter
32.718 Glüh-, 1778 Bogenlampen und
57 Motoren, welche zusammen 44.200 Lam-
pen repräsentiren ; der Gesammtanschluss
repräsentirt 25 1 9 Kilowatt. Die Jahresleistung
betrug 1,230.000 Kilowattstunden, bezw.
circa 22 Millionen abgegebene Lampen-
brennstunden. Mit der Erweiterung des nur
auf den II. und VIII. Bezirk ausgedehnten
Kabelnetzes wurde im Berichtsjahr begonnen
und soll dieselbe den Anmeldungen ent-
sprechend fortgesetzt werden.
Im Jahre 1893 wurden folgende grössere
Anlagen dem Netze der Gesellschaft an-
gefügt:
Das Kttnstlerhaus, das Hauptpostamt, die
Marine-Section des Krieg^ministeriums, die
Gebäude der Bodencredit-Anstalt, der Depo-
sitenbank und der JNiederöaterreicbischen
Escompte-Gesellschaft, das Pathologisch-ana*>
tomische Institut, das Gebäude der Papier-
fabriks-Actien-Gesellschaft SteyrermÜhl.
Von angeschlossenen Motorenanlagen
werden noch erwähnt : 1 2 Motoren für Pumpen
zum billigeren Betriebe hydraulischer Auf-
züge, 3 Motoren zum directen Antriebe von
Aufzügen, vier zum Betriebe von Diuckereien,
35 Ventilatoren etc.
Bei der Wiener Elektricitäts-
Gesellschaft, der zweiten in Wien mit
Gleichstrom arbeitenden Unternehmung, er-
folgten die Kundenanmeldungen in der Be-
richtsperiode zahlreicher, als in den Vor-
jahren. Erwähnenswerth ist der Abschluss
der Unternehmung mit dem Raimundtheater,
weil dasselbe nicht nur vom Kabelnetze aus,
sondern auch ganz unabhängig davon aus
der im Theatergebäude aufgestellten Accu-
mulatoren- Anlage mit Strom gespeist werden
kann, somit die Möglichkeit gegeben ist,
das Theater aus beiden Stromquellen gleich-
zeitig zu beleuchten, wodurch noch eine er-
höhte Betriebssicherheit geboten wird.
Das Kabelnetz der Gesellschaft hatte
mit Ende December 1893 ci°^ Länge von
26*4 km (gegen 23*9 km im Vorjahre) mit
einer Kabellänge von ii2Ä:m. Die Total-
leistnngsfähigkeit der Dampf - Dynamoma-
schinen betrug Ende 1893 1300 EP, jene
der Accumulatoren-Batterien 223 Kilowatt.
An das Kabelnetz waren am 3 1. December 1893
angeschlossen: 21.678 Glühlampen ä 16 NK
bei 418 Consumenten, gegen 13.972 Glüh-
lampen ä 16 NK bei 274 Consumenten mit
Ende December 1892. Hiebei erscheinen
die Bogenlampen und Elektromotoren auf
Glühlampen ä 16 NK umgerechnet.
Erfreulicherweise haben die Elektro-
motoren im Berichtsjahre grössere Nachfrage
erfahren, und ist bei vielen Gewerbetrei-
benden die ursprünglich vorhandene Anti-
pathie einer besseren Einsicht gewichen. Mit
Ende December 1893 waren 50 Elektro-
motoren mit 239*7 HP an das Gesellschafts-
netz angeschlossen, wovon 9 Elektromotoren
mit 127*6 EP im Dienste der Gesellschaft
selbst standen und zum Betriebe von Gleich-
strom-Transformatoren, Ventilatoren eines
Aufzuges u. s. w. Verwendung fanden,
während die übrigen 41 Motoren mit zu-
sammen 112 HP in den verschiedensten ge-
werblichen Betrieben Anwendung fanden.
Nachdem die vorhandene Betriebsanlage,
einschliesslich der nöthigen Reserve, nur für
die bis Ende December 1893 angeschlossenen
Lampen und Elektromotoren ausreicht, so
muss dieselbe im laufenden Jahre (1894)
schon, entsprechend dem Zuwachse, ver-
grössert werden, und ist hiefür in erster
Linie die Aufstellung einer Accumulatoren-
Batterie in Aussicht genommen, während die
weitere Ausgestaltung durch Aufstellung von
Dampfdynamos und Kesseln erfolgen soll,
für welche die nöthigen Räumlichkeiten im
Centralstationsgebäude bereits vorhanden
sind. Es wird hiebei auch berücksichtigt
werden, dass die aufzustellenden Dampf-
480
maschinell für dtn Betrieb elektrischer
Stra^senbahnca geeignet gind.
Die aHerwans eingetretene Steigemng
in der Verbreitung der elektrischen Be-
leuchtung ist um so beachtenswerther als
gleichzeitig auf dem Gebiete der Gasbe-
leuchtung namhafte Fortschritte erzielt
wurden. Es mögen diesbezüglich nnr die
neaen G as- Rege o et ali v-Belenchtnngs- A ppai ate
und die Tcrbei?Kerten Aoer-Brenner Erwäh-
ming tiudetif welche bekanntlich die Aus-
nütiuug des Leuchtgases in weit höherem
Maasse ermögticheD, als dies bisher der Fall
war. Trotx^etn haben sämmtliche Wiener
Cenrralen für eSekirische Stromerzeugung im
abgelaufeuen Jahre einen nicht an bedeutenden
Zuwachs an Consumenten erhalten.
lufibesDudere war es das k. k. Handels-
mini sterium, welches der Entwicklung der
elektrischen Beleachtung eine besondere
Förderung sucheii werden liess, indem in
den diesem Mluisterinm unterstehenden In-
^toten (Pott- und Telegraph en-Aemter etc.)
die ekktriiche Beleachtung in stetig wach-
sesdeBi Aufmaasse eingeführt wurde.
Atich die Gemeinde Wien bringt der
Verbreitung der elektrischen Beleuchtung
volles Interesse entgegen, nnd wurde im Be-
rldiisjahrer bereits ein Versuch mit elektrischer
Strassen bele^ch tue gt und zwar im Centrum
der S^adt, am „Kohlmarkt**, durchgeführt
void ein zweiter eingeleitet.
Die der Siadt Wien gehörige elektrische
Anlage im neaen Rathhause wurde im Be-
richt »jalire cm eine neue Accumulatoren-
Battene rou circt 40 Kilowatt verstärkt;
mach eifnhr die Zahl der angeschlossenen
Lunp^o nnd Elelccromotoren einen Zuwachs,
to Folge dei&efi die Gesammtzahl der Lampen
CO Ende des Jahres 1893 <^uf 2990 Glüh-
lampen UQd 4J Bogenlampen gebracht wurde.
AaAAexdetn waren S Elektromotoren, haupt-
»ifhiidi tfkr Ventilationszwecke, in Thätigkeit.
Nliicret ober die elektrische Anlage im Rath-
bsBse Ist ia dem Vereinsorgan („Zeitschrift
ftr E^eklratechaik") in periodischen Auf-
B Eadea«
Die Verwerihnng elektrischer Kraft für
cweck« in ^Vien ist auch im Berichts-
jftkre aas dem Stadium der Vorerwägung
aodn hkM bei' ausgetreten. Hervorragende
fifbniSMr m( diesem Gebiete sind in
PlIiyuäMPWeii und Vorträgen für die Ein-
tnhfW^ dea e:ektrischen Betriebes auf der
■e«£«errichlc»4eti Stadibahn und auf den
Weo«7 Traxb ball Dt trecken nachdrücklichst
cs»fctj«tee, Gti'l hiben diese Bestrebungen
i«a wifi4i«»t<f» fl^u Erfolg gehabt, dass sich
dic tt;aa*fe|(ci>e]i<lrfi officiellen und sonst be-
Lbcyifi#« Krci» für den elektrischen Bahn-
betfKJ^ Iv^l^La m interessiren begannen.
t^ h^ *^h t^ic .m laufenden Jahre (1894)
voa 4<f a^^ytcfMitcrre ichischen Statt halterei
»tff«M^«^e lU'jS^ie über den Wiener Tram-
wwjh^iftdU lialiia cusges prochen, dass die
|i*#»'~ * tkktrischen Betriebes vor-
Lioien der Wiener Tram-
way sich als eine wichtige Hebung
Communicationsverhältnisse erweisen wl
und ist die Wiener Tramway-Gesellsi
auch damit beschäftigt, das Project für
solche, mit elektrischer Kraft betrie
Probestrecke auszuarbeiten. Die technis
Vorbedingungen für die Verwirklichung
elektiischen Bahnbetriebes sind ausreic
gegeben, und steht daher zu erwarten,
in den nächstfolgenden Jahren auch dii
Gebiete der Elektrotechnik hier in ^
praktische Würdigung und Ausnütsunj
theil werden wird.
Ausserhalb der Hauptstadt wurden t
von Wiener, theils von auswärtigen Fb
elektrische Anlagen ausgeführt, von wel
jene für die Stodt Baden besondere
wähnung verdient, da hier aus einem ]
tricitätswerke sowohl der Belenchtungsbe
der Stadt Baden, wie auch der Betrieb
elektrischen Bahn Baden -Vöslau besti
wird.
In legislatorischer Hinsicht hat
Elektrotechnische Verein
Wien die Initiative ergriffen und s
einen Entwurf zu einem Enteignui
gesetze f ü r e lek t r is c h e Anla
ausgearbeitet, welcher demnächst den ge
gebenden Körpern unterbreitet werden 8<
In Bezug auf die Schaffung eines
hördlichen Regulatives für Sti
ströme ist im Berichtsjahre bekla|
werther Weise kein Fortschritt zuverzeic
gewesen, indem der bereits seit zwei Ja
ausgearbeitete Entwurf des Elektrotechnis
Vereines die behördliche Genehmigung ;
nicht gefunden hat.
Telegraphen*« und Telephonverkeb:
Jahre 1893.
Was die Verhältnisse des Telegrap
in Niederösterreich betrifft, gab es hier '
graphenstationen (mit Ausschiusa jener
Privattelegraphen), und zwar:
Staats- Eisenba]
Telegraph. Telegraj
Jahr Stationen
1892 366 218
1893 375 222
Die Tracenlänge des Liniennetzes
der (auf verschiedenen Linien mehrfach
zogenen) Drähte in Niederösterreich bet
Linien Drähte
Jahr des Staatstelegraphen
1892 . . . 2.914-85 11.896-17/
1893 . . . 2.915*98 12.424*19
Von den 2,338.381 aufgegebenen
bührenpflichtigen Telegrammen und den <
entfallenden Tarifgebühren von 1,771.12
kommen auf den Local-Postra
von Wien 2,025.699 Telegramme
1,602.809 fl.
Die Privat-Telegraphen -Gesellschaf
Wien und Umgebung hatte am Ende
*) Ist bereits zu Beginn d. J. geschehen
D.
\
481
12 Stationen im Betrieb; die Länge der
Linien betrag in dem geoannten Jahre 9*5 Jcni^
jene der DrShte 31*5 Jan,
Die Zahl der bei den Privat-Telegraphen-
stationen aufgegebenen und angekommenen
Telegramme betrag 77.025 Stück (gegen
66.290 Stück im Vorjahre).
Das Telephonwesen anlangend,
weisen in Niederösterreich mit Jahresende
nach:
Staats-
Privat- 1
Telephonbetrieb 1
1892
1893
1892
1893
Netze
10
15
2.883
56
204
272
276.737
16.821
fl.
X 14.887
88.739
23.683
H
23
3.016
82
261
365
336.355
24.707
fl.
149.376
57.1 II
23.982
I
41.393
12
6.039
6.183
14,989.407
fl.
595 147
1,581.989
336.775
1
42.210
16
6919
7.071
30.182.504
fl.
724.410
142.292
443.802
Interorbane Linien
Drähte, Kflometer
Centralen nnd Sprechstellen .
Tbeilnehmer (Abonnenten) .
Telephone
Verbindungen
Telegramme n. Phonogramme
Einnahmen
Errichtnogskosten
Betriebskosten
Die Telephonanlage im Arlbergtunnel."*^
Von O. WEHB, Witn.
Bald nach der im Jahre 1884 erfolgten
Eröfifnung der Bergslrecke der Arlbergbahn
machte sich das dringende Bedürfniss nach
einem Hilfsmittel fühlbar, welches eine
schnelle, einfache nnd dabei doch vollkommen
sichere Verständigung zwischen den beiden
Tnnnelstationen St. Anton und Langen und
den im Tunnel befindlichen Personen mög-
lich machen sollte.
Durch die in die Glockensignallinie
zwischen St. Anton und Langen einge-
schalteten Glockensignal-Apparate, von wel-
chen neun Stttck in den vorhandenen neun
Tnnnelkammern in der Entfernung von etwa
I km von einander aufgestellt sind, war
zwar gleich anfangs die Möglichkeit geboten,
im Nothfalle Hilfsfignale geben zu können,
aber diese Einrichtung, welche auf offener
Bahnstrecke zur Noth ihren Platz ausfallt,
reichte bei den im Tunnel herrschenden
ganz abnormen Verhältnissen nicht ans.
In erster Linie musste man darauf be-
dacht sein, bei etwa eintretenden Unglücks-
fällen, die in langen Tunnels in Folge der
dort herrschenden Dunkelheit und des häufig
sehr dichten Rauches weit complicirtere Hilfs-
actionen erfordern, als dies auf freier Bahn-
strecke der Fall ist, ein Mittel zur Hand zu
haben, um von der Un fallssteile aus auch
von nicht speciell geschultem Personale jede
erforderliche Mittheilung und Disposition
rasch, einfach und verlässlich an die Nach-
barstation gelangen zu lassen. Dann aber
ist eine solche Einrichtung auch in ökono*
mischer Hinsicht von grosser Wichtigkeit,
weil die beinahe ständig im Tunnel be-
schäftigten Arbeiterpartien durch dieselbe
über etwaige Zugsverspätungen und Unregel-
mässigkeiten im Zngsverkehr zeitgerecht unter-
richtet werden können, und die Arbeit nicht
in nnnöthiger Weise früher als nothig ein-
stellen müssen.
Als einfachstes, sicherstes nnd in der
Handhabung bequemstes Mittel wurde schon
damals das Telephon erkanni, obwohl das-
selbe, speciell was die Herstellung der zu-
gehörigen Mikrophone anbelangt, lange nicht
jene Vollkommenheit erreicht hatte, die es
heute besitzt. Aber so naheliegend auch die
Idee war, das Telephon für die genannten
Zwecke zu benutzen, so grosse Schwierig-
keiten stellten sich der praktischen Aus-
führung derselben in den Weg, weil das in
grossen M.:ngen vorhandene Tropfwasser in
den einzelnen Tunnelkammern, in denen die
Apparate aufgestellt werden mussten, sowie
die durch die Verbrennung des Fenerungs-
materiales der Locomotiven erzeugten Gase
und die im ganzen Tunnel angehäuften
Kohlen-, Russ- und Staubpartikelchen einen
im hohen Grade zerstörenden Einfluss auf
die feinen Eisen- und Stahlbestandtheile
der probeweise anfgestellten Telephon-Appa-
rate erkennen liessen.
Die angestellten Versuche liessen daher
aus diesen Gründen die Verwendung be-
kannter Constructionen von Telephonen un*
thunlich erscheinen. Es mussle zur Con«
struction von ganz eigenartigen, gegen die
*) „Ztg. d. Vereines deotaoh. Esenb. Yerw.**
Nr. 62, 1894.
37
482
genannten Einflüsse möglichst anempfind-
lichen Apparaten geschritten werden, was om
so schwieriger war, als hieftir gar keine
Erfahrungen aus der Praxis vorlagen.
Man entschloss sich, jeden nnr halbwegs
entbehrlichen Eisen- oder Stahlbestandtheil
zu vermeiden und als Material für die Aussen-
bekleidung der Telephone, Mikrophone und
sonstigen Hilfsapparate Hartgummi, das als
gut isolirend bekannt ist uod sich gegen
Feuchtigkeit und Verbrennungsgase als ziem-
lich widerstandsfähig erwiesen hatte, zu ver-
wenden. So wurden die Hülsen zur Auf-
nahme der Telephonroagnete, sowie die
Schalen zur Unterbringung der Elektro-
magnetspulen und der Membrane der 1 ele-
phone aus Hartgummi hergestellt. Bei den
Mikrophonen, die nach System Ader con-
struirt waren, weil man das Zusammenkleben
des Kohlenkleins bei den allerdings noch
exacter arbeitenden Kohlenklein-Mikrophonen
in Folge der vorhandenen Fenchtigkeit be-
fürchtete, wurden nicht blos die Kästchen,
sondern auch die Membrane selbst aus
diesem Material hergestellt. Die gesammten
zu einer Sprechstation gehörigen, so aus-
geführten Apparate wurden in einem gnss-
eisernen Kasten von 40 cm Höhe und 30 cm
Breite, dessen Thttre mit Gummistreifen ab-
gedichtet war, einmontirt und dieser in einem
ans Lärchenholz hergestellten, mit einem
Schutzdache gegen das Tropf wasser versehenen
Schutzkasten befestigt. Dabei war die Ein-
richtung 80 getroffen, dass mit dem Oeffnen
der Thür des Eisenkastens durch einen
automatischen, ebenfalls aus Hartgummi her-
gestellten und mit Contacten aus Hartbronse
versehenen Wechsel die Mikrophonbatterie
ein- und durch das Schliessen der Thür
wieder ausgeschaltet wurde. Diese Einrich-
tung wurde deshalb gewählt, damit die
Mikrophonbatterien, welche bei gewöhnlichen
Telephonanlagen durch das Einhängen, bezw.
Aushängen des einen Hörtelephons ein- oder
ausgeschaltet werden, nicht unnöthiger Weise
im Schluss bleiben, wenn die Telephone von
einem Personal verwendet werden, das mit
der Handhabung solcher Apparate weniger
vertraut ist.
Zum Aufruf wurden Wecker verwendet,
die durch Zinkblechkästchen vor äusseren
Einflüssen geschützt, sammt den zugehörigen
Tastern an der Innenseite des Holzschutz-
kastens angebracht sind.
Zum Betriebe dieser Wecker sind
36 Zink - Kupferelemente verwendet, welche
in der Station St. Anton zur Aufstellung
gelangten.
Die so ausgestatteten Apparate sind in
den neun im Tunnel befindlichen Kammern,
in denen auch die Glockensignal - Apparate
stehen, untergebracht. Ausserdem sind in den
beiden Portalwächterhäusern je ein so con-
struirter Apparat und in den Stationen St.
Anton nnd * Langen je eine gewöhnliche
Mikrotelephonstation aufgestellt.
Sowohl die Telephone als auch die
Wecker sind in einem eigenen Schliessungs-
kreis für sich hintereinander geschaltet, und
ist eine von den vorhandenen drei Leitungen
bei beiden Schliessungskreisen gemeinsam in
Verwendung genommen worden.
Zur Herstellung der metallischen Ver-
bindung zwischen den einzelnen Stationen
im Tunnel wurden dreilitzige Bleikabel mit
Doppelbleimantel aus der Fabrik von
C h o d o i r & Comp, in Wien verwendet,
welche an der Tunnel wand auf etwa 1*5 m
von einander entfernten Stützpunkten frei
geführt sind, und in den Tnnnelkammero
in die in den Holzschntzkästchen der Telephon-
stationen untergebrachten Kabelkästchen aus
Hartgummi einmünden. Von diesen Kabel-
kästchen führen gut isolirte und übersponnene
Guttaperchadrähte zu den einzelnen Apparaten.
Die Kabelkästchen wurden noch der
zwischen Kabellitzen nnd Verbindungsdrähten
mittelst Klemmen aus Hartbronze fertig-
gestellten Verbindung bis zum Rande mit
Paraffin vergossen nnd dadurch die Ver-
bindungsstellen vor Oxydation nnd Ab-
leitungen möglichst geschützt. Von den
Tnnnelportalen beiderseits bis zu den Stationen
St. Anton und Langen führen offene, auf
eigenem Gestänge gespannte Drahtleitungen
von der ungefähren Gesammtlänge von l km^
Die nach längeren eingehenden Vor-
versuchen nnd Studien im Jänner 1887
fertiggestellte Anlage functionirte anfangs
zur vollsten Zufriedenheit und war während
der grossen Lawinenstürze in Langen im
Winter 1888/89 das einzige noch vorhandene
Verständigungsmittel zwischen den Stationen
St. Anton und Langen, weil die Lawinen
alle bestehenden anderen Leitungen voll-
kommen demolirt hatten.
Auch bei den grösseren Reconstructions-
arbeiten und Geleiseauswechselungen im
Tunnel hat sich diese Einrichtung stets aufs
beste bewährt.
Aber trotzdem man bei der Herstellung
dieser Telephonanlage mit grösster Gewissen-
haftigkeit zu Werke gegangen war, zeigte
es sich doch gar bald, dass alle angewendete
Vorsicht noch immer nicht genügt hatte,
die Apparate vollständig vor den schäd-
lichen Einflüssen im Tunnel zu schützen. Es
mussten nachträglich noch die Multipli-
cationen der Telephone, die Inductionsspulen
der Mikrophone, sowie die Elektromagnet-
spulen der Wecker ebenfalls mit Paraffin
vergossen werden, das sich für diese Be-
stand th eile als bester Schutz gegen die im
Tunnel vorhandene Nässe erwiesen hatte.
Auch die Bleikabel, welche ursprüng-
lich ihrer ganzen Länge nach frei gefährt
waren, mussten in den ersten zwei Kilo-
metern von den beiden Tunnelportalen aus
in Holzschläuchen gebettet werden, da die
Vereisungen, welche im Winter in sehr be-
trächtlichen Mengen bis zu diesen Grenzen
vorkommen, nnd in noch weit höherem
Maasse die Beschädigungen der Kabel zu
Folge hatte.
Die so verbesserte Anlage functionirte
trotz der äusserst ungünstigen Tnnnelver-
hältnisse bis zum Jahre 1893 voUkomm^
anstandslos, was um so mehr zu verwunden
483
ist, als z. B. der eiserne Oberbau des Tanneis
innerhalb neun Jahren derart vom Roste
angegriffen war, dass eine Auswechselung
desselben gegen imprägnirte Holzschwellen
unvermeidlich wurde, die heute auch schon
beinahe vollständig durchgeführt ist.
Um die erwähnte Zeit machten sich in
der Telephonanlage wiederholt Störungen
bemerkbar und konnte die Correspondenz
nur bei grösster Gewissenhaftigkeit in der
Instandhaltung und durch sehr häufiges Aus-
wechseln der einzelnen Apparatsbestandtheile
aufrecht erhalten werden.
Eine genaue Untersuchung der Apparate
und des Kabels ergab folgendes Resultat:
Der Isolationswiderstand der einzelnen,
etwa kilometerlangen Kabelstücke, welcher ur-
sprünglich 6000 bis 8000 Megohm betragen
hatte, war in Folge der bei den Recon-
structionsarbeiten unvermeidlichen öfteren
Beschädigungen, welche in der feuchten
Atmosphäre des Tunnels ausgebessert wer-
den mussten, bei einzelnen Kabelstücken bis
auf 0*5 Megohm herabgesunken und er-
reichte bei keinem derselben mehr als
S Megohm.
Bei den Telephon - Apparaten bildeten
sich in den Eisenschntzkästchen trotz der
vorhandenen guten Gummidichtung bedeu-
tende Mengen von Condensationswasser, das
zerstörend auf die einzelnen Apparate wirkte
und eine Quelle fortwährenderAbleitungen war.
Dagegen wurde bei einer, nur in einem
geräumigen einfachen, mit seitlichen Ven-
tilationsöffnungen versehenen Holzkasten ein-
montirten Telephonstation, die seit etwa
einem Jahre probeweise in der nassesten
Tunnelkammer aufgestellt war, gar kein
Condensationswasser vorgefunden.
Da die Aufrechthaltung der telephoni-
schen Correspondenz unter allen Umständen
durchgeführt werden musste, die sofortige
Auswechselung der Kabel aber aus budge-
tären Gründen unmöglich war, entschloss
man sich wenigstens vorerst die Apparate
selbst zu emeuem und die während des
sechsjährigen Telephonbetriebes auf diesem
Gebiete gesammelten Erfahrungen dabei nach
Möglichkeit zu verwerthen.
Vor Allem wurde von der Verwendung
der schon eingangs erwähnten Eisenschutz-
kästen ganz abgesehen und die Apparate in
geräumige, aus gut ausgetrocknetem und ge-
theerten Lärchenholz hergestellten Kästen
von 120 cm Höhe und 65 cm Breite ein-
montirt.
Als Mikrophone wurden dieses Mal
solche mit sehr groben Kohlenkletn gewählt
weil die angestellten Proben ergeben hatten,
dass bei entsprechend solider Construction
und guter Dichtung aller Fugen mittelst Parafin
mit diesen Mikrophonen, bei gleicher Haltbar-
keit wie die früheren, bedeutend günstigere
Lautwirkungen in der Sprache erzielt werden
konnten.
Die einzelnen Apparate wurden durch
Porzellanfüsse vor der directen Berührung
mit den Holzwänden des Schutzkastens ge-
schützt und die ganze Anlage so angeordnet,
dass jeder Apparat leicht ausgewechselt
werden kann. Dieser Umstand ist besonders
für die Instandhaltung von sehr grossem
Wert he, weil dadurch jede Arbeit an den
Apparaten im Tunnel selbst entfällt und
schadhaft gewordene Apparate vom Instand-
haltungsorgane im Tunnel gegen fehlerlose
schnell und leicht ausgewechselt werden
können.
Die Holzschutzkasten wurden dieses.
Mal auf gemauerten Steinsockeln so aufge-
stellt, dass sie durch grosse Porzellanisolatoren
sowohl vor der directen Berührung mit dem
Sockel, als auch mit der Tunnelkammer-
wand vollkommen geschützt sind. Ebenso
sind dieselben durch ein entsprechend an-
gebrachtes Schutzdach vor dem von der
Decke der Tannelkammern abflieisenden
Tropfwasser gesichert.
Die einzelnen Apparate sind wie bei
der ersten Anlage in Hartgummi ausgeführt
und die dabei unvermeidlichen Eisenb^tand-
theile, sowie die Inductionsspulen und Elektro«
magnetspulen mit Parafin vergossen.
Die Schaltung ist insofern geändert,
dass die eine gemeinschaftliche Leitung ganz
fallen gelassen wurde und die Telephone
einen von der Rufanlage vollkommen ge-
trennten Schliessungskreis mit metallischer
Hin- und Rückleitung besitzen, während für
die Weckerleitung eine Drahtleitung und
Erdleitung in Verwendung steht. Es ist dies
von besonderer Wichtigkeit, weil die in den
Rnfieitungen entsprechend der ganze Ein-
richtung am leichtesten auftretenden Ab-
leitungen dadurch auf die Telephonanlage
ohne jeden schädlichen Einfluss bleiben.
Die Luftleitung auf der durch Lawinen
sehr gefährdeten Westseite zwischen der
Station Langen und dem angrenzenden
Tunnelportal wurde als Doppelleitung her-
gestellt und als Endstation nicht Langen,
sondern die im Portalwächterhaus dieser
Station untergebrachte Telephonstation, bis
zu welcher das Kabel geführt ist, einge-
schaltet. Durch eine einfache Umschalte-
vorrichtung ist die Möglichkeit geboten, bei
zerstörter Luftleitung die telephonische
Correspondenz auf der ganzen Anlage mit
Ausnahme der Station Langen, welche in
diesem Falle ausgeschaltet ist, aufrecht zu
erhalten.
Die nach Fertigstellung dieser neuen
Anlage mit derselben angestellten Proben
ergaben ganz überraschend günstige Resultate.
Die Sprache war trotz des sehr geringen
Isolationswiderstandes der Kabel vollkommen
deutlich und sehr laut, das Condensations-
wasser, welches bei der ersten Anlage ganz
bedeutende Zerstörungen angerichtet hatte,
ist bei der jetzigen Anordnung gänzlich ge-
schwunden, und haben sich seit dem halben
Jahre des Bestehens derselben keine auch nur
irgend nennenswerthen Anstände ergeben.
37^
484
Dabei ist die ganze Anordnaog derart ge-
troffen, dass sowohl die Handhabnng der
Apparate selbst dnrcb das Arbeiterpersonal,
als auch die Instandhaltung derselben durch
das damit betraute Aafsichtspersonal keinerlei
Schwierigkeiten bietet.
Wenn auch die schadhaften Kabel ein-
mal durch nene ersetzt werden, was jeden-
falls binnen Jahresfrist durchgeführt sein
dürfte, dann kann die Telephonanlage am
Arlbergtuonel wohl das Recht fOr sich in
Anspruch nehmen, als Musteranlage zu gelten.
Verbesserungen an elektrolytischen Zellen.
Von THOBCAS OSANEY in Bay Oity, Michigan, Y. 8t. A.
Privilegium Tom 31. October 1893.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich
auf jene Art elektrolytischer Zellen, bei
welchen Kohlenanoden snr Anwendung
kommen und betri£ft die Vereinigung der
Kohlenanode mit einem elektrolytischen
Diaphragma in der nachstehend beschriebenen
und durch die folgende Zeichnung erUnterten
WeUe.
Die Zeichnung stellt den senkrechten
Mittelschnitt der neuartigen elektrolytischen
Zelle dar. A ist das Gefäss, B die elektro-
ly tisch zu behandelnde Flüssigkeit und (7 die
Kathode.
Fig. I.
D und £ sind zwei ineinander ge-
steckte Behälter mit gelochten Waodungen,
zwischen welchen ein Hohlraum F gebildet
wird, welcher mit einem sich bei der
Elektrolyse nicht zersetzenden, porösen
Materiale, wie es zur Herstellung elektro-
ly tischer Diaphragmen in Gebrauch steht —
etwa Asbest — gefüllt wird. Der Inneoraum
des Mittelbehälters E wird mit verhältniss-
mässig groben Kohlenstücken gefüllt, so dass
zwischen diesen die zu elektrolysirende
Flüssigkeit durchtreten kann.
Diese im Innenbehälter befindliche
Kohle bildet die Anode und ist in irgend
welcher bekannter Weise mit dem Ende
einer elektrischen Leitung Q leitend verbunden.
Dies geschieht am leichtesten durch Ein-
lassen des Drahtendes in einen festen Kohlen-
stift £, welcher in die, die Anode bildende
Kohle eingebettet wird.
Um das EnlweJcKcü der sieb etwa
bildenden Gase zu ermögtichrn, ordnet maa
den Aoodenbehfther K derart &Df dass er
den Deckel / der Zelle überragt und vcf*
sieht das heraussteh ende Stück mit Otjrch«
bohrungen Jy durch welche die Gase eO(<
weichen können. Dies kfl^nn auch durch
einen an passender Stelle angebrachten
seitlichen Rohraosats K geschehen, wie in
punktirten Linien auf der Zeichnung ange^
deutet.
L ist ein den Deckel dufcbdrlDgendes
Rohr, durch welches die Gase au« dem
Kathodenraum ent weich eo könneo.
Wird der Apparat praktisch, etwa in
Elektrolyse einer ^lctall«a]£*L5sungve^weQdett
so wird diese in das Gefäss B ungefähr bis
zu der in der Zeichnung ao gedeuteten Höhe
eingefüllt, so dass sie dber den Durchboh-
rungen der beiden BehaUerwanduDgen steht.
Die Flüssigkeit dringt durch diese Bohrnngen
leicht durch das poröse Material det Dia-
phragmas und füllt die ZwUchearäume
zwischen den Kohienstückchen ans.
Der innere Behälter bildet die Anoden-
kammer ; die in ihr etwa entstehenden Gase
können, da die Füllung aus verhältniss-
mässig grösseren Kohlenstücken besteht, in
den Zwischenräumen derselben zum Deckel
des Anodenraumes aufsteigen und durch
die Bohrungen / entweichen, während der
Kohlenstift j?, in welchem das Drahtende Q
steckt, dieses schützt.
Es ist bekannt, dass bei der elektro-
ly tischen Zerlegung mancher Metallsalze, wie
beispielsweise Chlomatriums, hauptsächlich
aus Kohle bestehende Anoden dem Zerfallen
ausgesetzt sind und hiedurch die Gebrauchs-
dauer des Apparates verkürzen.
Bei der vorbeschriebenen Zelle ist die
Kohlenanode mit dem Diaphragma vereinigt,
dessen poröses Material die sich ablösenden
Kohlentheilchen verhindert, sich dem in der
Kathodenzelle befindlichen Prodncte der
Zerlegung beizumischen. Da durch die be-
schriebene Gestaltung des Diaphragmas die
die Anode umschliessende Wandung oder
der Anodenbehälter gleichzeitig eine der
Diaphragmawandungen bildet, wird Raum
erspart und die Gesammtanordnnng der Zelle
zu einer sehr billigen und äusserst wirk-
samen.
486
Elektrische Bleiche nach Gebauer-Knoefler.
Das Verfahren besteht dariiif dass durch
Elektrolyse aus verdünnter Kochsalslösnng
die sogenannte „Bleichlauge*' (nnterchlorig-
sanres Natron) erzengt wird.
Nach der „Elektrochemischen Zeitschrift"
ist der Apparat der gebräuchlichen Filter-
presse ähnlich constrnirt und besteht aus
einer Reihe plattenfÖrmiger Elektroden,
welche durch isolirende Rahmen getrennt
sind und ebenso wie diese selbst auf den
beiden seitlichen Führongsstangen des
Gestells auf ruhend, durch eine Spindel
fest aufeinander gepresst werden, so dass
eine Reihe getrennter Kammern entsteht,
welche bei der filterpressenartigen An-
ordnung leicht zugänglich sind ; in jede
einzelne dieser Kammern fliesst durch ein
Vertheilungsrohr, u. zw. aus einem ge-
meinsamen Saromelgefäss Kochsalzlösung
zu. Dieselbe wiid durch Einwirkung des
elektrischen Stromes In fileichlauge umge-
wandelt und fliesst alsdann in eine ge-
meinsame Rinne ab, u. zw. entweder in ein
Sammelgefäss oder direct in die Bleich kufen
der betreffenden Arbeitsmaschinen.
Die Ausführung des Verfahrens:
Durch Stellung eines Ventils und Beob-
achtung eines Thermometers, was durch
einen Arbeiter nebenbei geschehen kann,
lässt sich der Zufluss so reguliren, dass
der Apparat Lauge von stets gleich bleiben-
der Conceotration und Bleichkraft erzeugt.
Eine besondere Eigenthümlichkeit des
Apparates liegt noch in der Schaltung,
und zwar sind nur die Endeleklroden mit
je einem Pole der D3rnamomaschine ver-
bunden, während die dazwischen liegenden
Elektroden nur durch die in den Kammern
befindliche Kochsalzlösung miteinander in
leitender Verbindung stehen und somit auf
Spannung geschaltet sind. Auf diese Weise
wird erreicht, dass der Apparat ohne
weiteres mit jeder beliebigen Dynamo-
maschine verbunden werden kann und dass
dieselbe Maschine, welche Abends zur Be-
leuchtung dient, tagsüber elektrische
Bleichlauge produciren, ebenso aber auch
gleichzeitig beleuchten und elektrol3rsiren
kann.
Die Anwendung der elektrischen Bleich-
l«uge geschieht in derselben Weise wie
die von Chlorkalklösung, nur dass sie in
bedeutend schwächeren Concentrationen
zur Verwendung kommt, wodurch sich die
grosse Schonung des Bleichgutes be-
gründet.
Die elektrische Bleichlauge hat sich
gleich gut für alle Textilfasem, insbesondere
für Baumwolle und Leinen in Garn
und Gewebe ebenso wie auch bei Halb-
stoffen (Cellulose) für Papierfabri-
kation bewährt.
Eine 2jährige Erfahrung im Betriebe
hat gezeigt, dass die erreichte Bleich-
kraft höber als bei der gewöhnlichen Chlor-
kalkbleiche ist ; dabei behalten die Stoffe
ihre Haltbarkeit und wird, wegen Weg-
fall der Kalksalze, die sonst häufig vor-
kommende Bildung von Flecken bei Markt-
bleiche wie bei vorgebleichten Färbe- und
Druck waaren vermieden. Der Bleichprocess
ist einfacher; das Absäuem der Waare HÜlt
weg, womit auch die Entstehung schädlicher,
unlöslicher Kalksalze auf der Faser aufhört.
Von Wichtigkeit ist auch die stets gleich-
bleibende Concentration der Bleichflüssigkeit
und die Unabhängigkeit des B.eichers von
den Preisschwankungen des Chlorkalks.
Die Ersparniss gegenüber Chlorkalk
hängt natürlich vom Salzpreise ab. Für
Berlin stellt sich z. B. eine Ersparniss von
drca 45% hieraus:
Für eine Production von lo.ooo kg
Baumwollwaaren wurden gebraucht circa
ICO kg Kochsalz i*6o M.
für Kohlen s'— „
Amortisation 2* — „
also zusammen 6'6o M.
pro Tag, während früher in derselben
Bleicherei circa 8o kg Chlorkalk ä i8 M.,
also 14*40 „
(mithin jetzt weniger 7*80 M.)
gebraucht wurden. Nicht einbegriffen ist
die erwähnte Ersparniss an Säure, die früher
zum Absäuren der gechlorten Waare be-
nutzt wurde, jetzt aber wegfällt, weil das
gebildete unterchlorigsanre Natron sehr leicht
in Wasser löslich ist.
Das auf elektrolytischem Wege herge-
stellte unterchlorigsanre Natron besitzt
überhaupt ein besseres Durchdringungs-
vermögen als Chlorkalk. Es ist bei Chlor-
kalkanwendung anzunehmen, dass in den
mikroskopisch kleinen Poren kohlensaurer
Kalk sich niederschlägt, weil in der Faser
wie auch in der Lösung des Chlorkalkes
Luft enthalten ist. Die Einwirkung des
Chlorkalks ist eine wesentlich langsamere
und die Gefahr des Gelbwerdens ein be-
kannter Uebelstand, der darauf zurückzufahren
ist, dass Chlorkalk nur die äusseren Schichten
der Faser bleicht, während der Kern der
Faser wegen der Verstopfung der Poren
nicht genügend durchgebldcht wird.
Aus Italien.
Elektrische Beleuchtung. Da die
Commune Verona den von der Gasgesell-
schaft angestrengten Process verloren hat,
wird die elektrische Beleuchtung nicht ein-
geführt werden. Demzufolge hört auch die
Concession der „Societä Anonima Coopera-
tiva Veronese** auf, die liquidirt und die An-
lage verkauft.
486
Die elektrische Belenchtoog von Reggio
d'£ m i 1 i a erscheint gleichfalls bedroht, da
die die Anlage ausfahrende Firma K o o s i
& Comp, falllt erklärt wurde.
In L o d i schwebt die Beleuchtungs-
anlage mit Diaphragma -Accumulatoren in
Gefahr, da die Accumulatoren« Unternehmung
sich in Liquidation befmdet.
In Venedig hat die „Societä Lionese^
für die elektrische Beleuchtung dieser Stadt
wie fast des ganzen venezianischen Gebietes
die Gemeindeverwaltung aufgefordert, die
vor einiger Zeit der Firma Walter,
Mendel & Comp, gewährte Concession
zur elektrischen Beleuchtung für Private
zurückzuziehen. Gemäss dem Vertrage, der
bis zum Jahre 1927 obgenannter Lyoner
Firma das Monopol für die öffentliche elek-
trische Beleuchtung zusichert, konnte die
Gemeinde nicht gestatten, dass eine andere
Unternehmung Beleuchtungssysteme einführe.
Da sie es aber dennoch zuliess, wird sie
entweder die Concession zurückziehen oder
sich in einen Process einlassen müssen, den
sie verlieren wird, wie ihn schon zehn
andere Städte verloren haben, da der
Cassationsgerichtshof in jedem Falle der
französischen Gesellschaft Recht zusprach.
TelegrapheniveseD. Vor einiger Zeit
wurde aus Rom berichtet, dass der Minister
für Postwesen einige Reformen im Tele-
graphen- und Telephondienste anstrebe, die
eine grössere Bequemlichkeit für das Publikum
bieten und weniger kostspielig wären.
Eine derselben, die der Minister zu ver-
wirklichen trachtet, ist jene der telegraphischen
Karten für Depeschen mit acht Worten zum
Preise von nur 50 Cent. Diese Karten bilden
eine grosse Bequemlichkeit für den Verkehr
besonders zur Zeit einer lebhaften commer-
ciellen und industriellen Thätigkeit. Die
Taxe wird zwar anfangs eine dementsprechende
Verminderung der Einnahmen im Gefolge
haben, aber der Staatsschatz wird bald durch
einen vermehrten Gebrauch dieser Karten
entschädigt werden.
Eine andere Neueinftthrung betrifft die
Herabsetzung auf die Hälfte des Tarifes für
die directen Depeschen an die Journale.
Wenn dies im Anfange auch etwas gewagt
erscheint, so wird man doch bald wahr-
nehmen, dass durch eine so grosse Tarif-
herabsetzung sich die Anzahl der telegra-
phischen Correspondenzen der Zeitungen ver-
mehren wird. Auch die kleineren Journale
werden hiedurch in die Lage versetzt werden,
einen eigenen Correspondenzdienst einzu-
richten oder den etwa bereits bestehenden
zu erweitern. Auf diese Weise kann der
Verlust, den der Staatssäckel auf der einen
Seite in Folge der Tarifherabsetzung erleidet,
auf der anderen durch eine sichere Ver-
mehrung der Einkünfte compensirt werden.
Telephon. Der Plan des Ministers
Ferraris, sehr viele interurbane Telephon-
linien zu verwirklichen, ist eines derjenigen
Projecte, die, so vortrefflich sie auch im allge-
meinen sein mögen, bei schlechter Anwendung
von Nachtheil sind. Diese Linien können nur
dann von Vortheil sein, wenn sie zwischen
aussergewöhnlich wichtigen Handelscentren
bestehen. In jedem anderen Falle dürften
die aus denselben erzielten Einnahmen von
keiner grossen Bedeutung sein. St.
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHRENFEST.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldangea bleiben acht Wochen cor Biniiohtnahme Offenüioh anegelegt. Kaoh % 24 des
Fatenfc-GesetBe« kann innerhalb dieser Zeit Binepruoh gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neoheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Boreaa besorgt AbichriAen der Anmeldangea
und Übernimmt die Vertretung in allen Einepmchs-Angelegenheiten.
Glaese
21. F
7170. Träger für die untere Kohle
von Bogenlampen. — P. Mrchow in
Grabow bei Stettin.
S. 7891. Wechselstrom - Vertheilungs-
Anlage für elektrische Beleuchtung mit
selbstthätiger Einschaltung von Ersatz-
lampen. — Siemens & Eahike in Berlin.
Glasee
21.
P. 6560. Neuerung in der Herstellung und
Befestigung isolirter elektrischerLeitungen.
— Pei'ci A; Schacherer in Budapest.
^- 9793« Neuerung an galvanischen Ele*
menten. — W, Walker jun. in Birmingham,
F, Wilkens in Handsworth & 7. Lonei
in Smethwick in England.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Bahn von Bielitz
nach Ober-Ohlisch. Das Handelsmini-
sterium hat das von Alois Bernaczik,
Fabriksbesitzer in Bielitz, und Ingenieur
Max D d r i in Wien für den Bau der
schmalspurigen Localbahn von Bielitz nach
Ober-Ohlisch mit elektrischem Betriebe vor-
gelegte Operat der Landesregierung in
Troppau mit der Aufforderung übermittelt,
bezüglich dieses Projectes die Tracenrevision
einzuleiten.
Diese elektrische Strassenbahn soll vor-
erst nur dem Personenverkehre dienen. Die
Gesammtkosten für die Bauarbeiten der 5 km
487
Iftngen Strecke sind mit rund fl. 166.800
nnd jene fttr die elektrische Einrichtong mit
fl. 75.600 präliminirt.
Klektrische Localbahn von Pre-
dazzo nach Moena. Das k. k. Handels-
ministerium hat dem Stadtmagistrate von
Trient die Bewilligung zur Vornahme tech-
nischer Vorarbeiten für eine schmalspurige
Locaibahn mit elektrischem Betriebe von
Predazzo nach Moena als Fortsetzung der
intendirten Localbahnstrecke Castello-Predazzo
ertheilt.
£ioe elektrische Beleuchtungs-
anlage in Brück a. d. Mur. Im Ein-
klänge mit dem in jüngster Zeit sehr be-
merkbaren Fortschreiten und Aufblühen der
Stadt hat sich ein Consortium, an dessen
Spitze Herr Baumeister Andreas Torabosco
steht, behufs Herstellung einer elektrischen
Beleuchtungsanlage gebildet. Wie der
„£. Anz.** hierüber mittheilt, soll dieselbe in
nächster Nähe Brucks gebaut, als Kraft
hieztt das grosse GeHÜle (3 m) der Mur,
über 200 bis 400 P/S, je nach dem
Wasserstande, verwendet und mit zwei Tur-
binen, mit zwei Dynamos und Accumulatoren
eingerichtet werden.
Die elektristche Beleuchtung auf
der Messe zu Nischni - Nowgorod.
Vor allem muss darauf hingewiesen werden,
dass laut Polizeiverordnung in dem Bezirke,
in welchem die Messe abgehalten wird, kein
anderes Licht benützt werden darf als elek-
trisches Licht. Wir finden daher das elek-
trische Licht, in Gestalt von Glüh- und
Bogenlampen, sowohl in der winzigsten Bude
als auch dem gouvernementalen Palais und
in dem Theater.
Nach der „E.T.Z.* befindet sich die Cen-
tralstelle für das elektrische Licht an einem
Nebenfiflsschen der Oka in einem einstöckigen
Gebäude. Das Erdgeschoss beherbergt die
Kessel, Dampf- und Dynamomaschinen, und
das Stockwerk die Kegulir- und Messapparate.
Dak Ganze wäre würdig, als elektrotechnisches
Museum zu gelten, denn abgesehen von den
Kesseln und Dampfmaschinen, welche von
der Moskauer Firma Dobrowich&Nab*
g o 1 1 z beigestellt sind, finden wir hier die
Erzeugnisse von Schucker t, Ganz&
C o., der AUgemeinenElektricitäts-
Gesellschaft und vieler anderer deut-
scher und österreichischer Firmen. Hinter-
einander geschaltet sind nur die Glühlampen,
denn die Dynamos arbeiten mit 230 Volt,
von welchen bis an die Peripherie des Licht -
consums circa 30 Volt verloren gehen, wes-
halb auch zwei Glühlampen ä 10, 16, 25
oder 32 NK zu 100 Volt stets hinterein-
ander geschaltet sind. Die Speisung der
Bogenlampen erfolgt von einer Special-
maschine, und zu deren Controliruog und
Regulirung ist ein gesondertes Schaltbrett
mit Messapparaten und Widerständen vor-
handen.
Als Monstruositäten müssen die Wider-
stände charakterisirt werden. Wenn man
aber bedenkt, dass dieselben von einem
schlichten Mechaniker, der aus der ältesten
Montagezeit hier zurückgeblieben, constrnirt
werden mu«sten — weil der Eingangszoll
auf solche Vorrichtungen ein unerschwing-
licher war — und exact gearbeitet sind, so
wird man auch dieser Installation das Lob
nicht vorenthalten.
Die Leitungen sind oberirdische. Um
bei eintretenden Beschädigungen und plötz-
lichem Versagen der Beleuchtung zur Hand
zu sein, sind drei Leute unter Leitung eines
tüchtigen Obermonteurs angestellt, welche so-
fort mit Drähten, Isolirmaterialien, Glüh-
lampen, Kohlenstiften etc. zur Stelle sind,
wenn man sie telephonisch zur Hilfeleistung
requirirt.
Die Seele des gesammten elektro-
technischen Getriebes Nischni - Nowgorods,
und zwar sowohl jenes im Bezirk der Messe
und in der Stadt, als auch des elektro-
technischen Getriebes, welches sich auf der
Wolga auf den Regierungs- und Handels-
schiffen entfaltet, ist Herr R j u m i n, ein
ehemaliger Marineofficier, der mit Stolz dar-
auf hinzuweisen liebt, aus wie vielen anein-
ander geketteten Gliedern die heutige Messe-
beleuchtung von 8000 Glüh- und 150 Bogen-
lampen entstanden ist. Betriebsleiter der
Centralstation ist Herr Professor P o p o f f,
welcher in der Zeit ausserhalb der Messe
in der marinetechnischen Schule zu Kron-
stadt als Instructeur für Maschinen- und ins-
besondere für elektrische Beleuchtungs-
betriebe thätig ist.
Nach Schluss der Messe, also nach dem
25. September wird alles Demontirbare aus
den unteren Räumlichkeiten der Central-
station in die höchstgelegenen und hinüber in
die Stadt transportirt ; denn die austreten-
den Gewässer der Wolga und Oka erreichen
an dieser Stelle zuweilen die Höhe von
15 Fuss, verschlammen die Maschinenanlage
und machen jedesmal zum Frühjahr deren
gründliche Reinigung und Renovirung noth-
wendig.
Die Centralstation genügt schon heute
nicht mehr dem Lichtbedarfe, und es wird
eifrig nach einem neuen Platze für die Er-
richtung einer grossen Anlage, welche im
Jahre 1896 auch die hier stattfindende Aus-
stellung mit Licht versehen soll, gesucht.
Gewinnung von Blattgold durch
Elektrolyse. Dem bekanntlich bisher durch
Schlagen gewonnenen Blattgold, welches man
zum Vergolden von Gegenständen aller Art
benutzt, droht in elektrisch niedergeschlagenen,
äusserst dünnen Goldhäuten eine Concurrenz
zu entstehen. Der Erfinder des bekannten
Glühlampensystems S w a n hat, wie das
Patentbureau Gerson & Sachse mit-
theilt, durch Elektrolyse derartige dünne
Niederschläge von Gold, die sich ursprüng-
lich auf einer später zerstörten Kupferunter-
lage befanden, gewonnen. Es ist bekannt,
488
wie dünn schon das geschlagene Blattgold
ist. Die nach dem neuen Verfahren ge-
wonnenen Blätter haben jedoch nnr den
fünften bis zehnten Theil jener Stärke.
Unfall durch atmosphärische Elek-
tricltät. Arbeiter, welche mit der Reparatur
eines aus Stahlblech gebauten Kreuzers in
einem Trockendock des Hafens von Norfolk
in England beschäftigt waren, hatten bei
einem Unwetter sich unter den Schiffsrumpf
geflüchtet, um Schutz vor dem Regen zu
finden. Es trat aber dabei die merkwür*
dige Erscheinung elektrischer Condensation
ein, wobei die Theile des Metallkörpers
elektrische Ladungen aufnahmen und in
einem gewissen Moment ihre Entladung
durch die Körper der in der Nähe befind-
lichen Menschen sendeten, welche die Rolle
eines Entladers zu übernehmen hatten. Zwei
der Arbeiter wurden dadurch getödtet und
die anderen zu Boden geworfen, ohne dass
ihnen aber dabei Schaden gethan wurde.
Zur Geschichte des Begriffes der
„Pferdestärke**. James Watt führte
bekanntlich als praktische Maasseinheit für
mechanische Kraft die Pferdekraft (Horse-
power) ein, u. zw. bezeichnet man damit
eine Kraft von 75 Secundenkilogrammeter,
d. h. eine Kraft, die im Stande ist, in einer
Secunde 75 kg einen Meter hoch zu heben.
Thatsächlich ist aber die mittlere Kraft des
Pferdes zu dieser Leistung nicht ausreichend,
denn sie ist, wie neuere an 250 Pferden
ausgeführte Versuche ergaben, nur im Stande,
30 kg in einer Secunde einen Meter hoch zu
heben. Die falsche Bezeichnung entstand auf
folgende Weise : Eine der ersten von Watt
construirten Dampfmaschinen sollte in der
Brauerei von Wiltbread in England ein bis
dahin von Pferden getriebenes Pumpwerk
in Bewegung setzen. Um nun, nachdem
vereinbart worden war, dass die Maschine
dasselbe leisten sollte, wie ein starkes Pferd,
eine möglichst kräftige Maschine zu erhalten,
stellte der Brauer die von einem Pferde ge-
förderte Wassermenge in der Weise fest,
dass er ein kräftiges Thier unter Peitschen-
hieben unausgesetzt volle acht Stunden bis
zur äusserst en Erschöpfung arbeiten liess,
und es gelang ihm so, zwei Millionen Kilo-
gramm Wasser fördern zu lassen. Mit Be-
rücksichtigung der Hubhöhe ergab dies
allerdings eine Arbeit, die dem Heben von
75 kg um einen Meter in der Sekunde gleich-
kommt, aber diess Ergebnis ist eben unter
ganz ungewöhnlichen Verhältnissen erreicht
und hätte eigentlich nicht als Grundlage einer
technischen Maassbezeichnung gelten sollen ;
dennoch ist es in dieser Weise verwendet
und als Grundlage des Begriffes „Pferdekraft"
angesehen worden. („Elektr. Echo**.)
Zur praktischen Beleuchtung von
^Werkstätten scheint die umgekehrte
Bogenlampe, das heisst eine Bogenlampe,
bei welcher die den Lichtkrater bil-
dende und sehr viel Licht ausstrahlende
positive Kohle nicht wie gewöhnlich nach
unten zur Beleuchtung der Bodenfläche,
sondern nach oben gekehrt ist, besonders
geeignet. Es wird auf diese Weise das
blendende Licht beseitigt und ein zerstreutes,
eine mildere, gleichmässige Beleuchtung des
Raumes ergebendes Licht erhalten. Glüh-
lampenlicht ist zwar weniger blendend, aber
auch weniger intensiv, so dass in diesem
Falle entsprechend mehr Glühlampen , vielleicht
sogar L^ue für jeden Arbeitit platt, angebracht
werden mütsen, woJurch dieses Licht *cbr
kostspielig wird. Betü glich der Kosten von
Bogen! ich t und GliihKcbt hat man gefucideD,
dass eine 10 Ampfere 45-5 Volt Bogenlampe
eine Mnximalkcrtcnkraft von 2070 CDt wickelte
und eine mittlere sphärische Kerzfu kraft von
750 ergab^ wovon 64U unter die durch den
Lichtbogen gelegt gedachte Horizontal ebene
fielen. Indem dnrch die erwähnte Methode
der Unikebruj^e der Lampe bei Anwendung
von Refledorcn fast die getammte sphärische
Kerzenkraft aasgenuta werden kann^ $0 würde
die damiT enieltc Btleucbtung gleich werthig
sein dem Lichte von 4^*^47 sech zehn kernigen
Glühlampen» welche bei 50 Watt per Lampe
zum Betriebe i^cio Watt erfordern^ während
die bc/^ekhnete Bogenlampe nur 455 Walt
braucht. Ei* würde somit die Beleuch*
tung mit BogeEiIicht gegenüber der Be-
leuchtUDg mit Gtühlicht eine Ersparnisi
von etwa 400^ ,t ergeben, welche Eripamiss
sich nur inEüfetn etwa vermiadern wüide,
als durch das Hogea licht der ganze Raam
gleichniA'Stg erhdlt w^d, so da^s vielleidii
an manchen Stellen des RanmeSf wo etne
zeitweise: hellere I^elenchtang erwünscht lit^
noch eine Glühlampe zu Hilfe genommen
oder auch überhaupt eine etwas stärkere
Bogenlampe verwendet werden müsste. Aber
wenn man auch eine doppelt so starke Bogen-
lampe, wie die hier erwähnte, benutzen
wollte, so würde die Ersparniss gegenüber
der Glühlichtbeleuchtung doch eine ganz
beträchtliche sein, und dabei würde man
auch noch als Vortheil zu rechnen haben,
dass das nach obiger Methode benutzte
Bogenlicht ein sehr angenehmes ist.
IndigodarstelluD g auf elektrischem
Wege. Der werthvoUe blaue Farbstoff ist be-
kanntlich nicht direct in der in Ostindien heimi-
schen Pflanze enthalten, sondern entwickelt sich
erst bei der Gährnng des gelblichen Saftes.
Viel schneller und mit noch viel schönerer
Farbe soll der Farbstoff jedoch auf elektrischem
Wege ausgeschieden werden, indem die Pol-
drähte einer Batterie in die Kufe geleitet
werden. Es wäre der Beachtung werth, ob
sich nicht vielleicht auf diese Weise eine
Ausbeute des im Mittelalter als Indigopflanze
benutzten Färberwaids mit Vortheil erzielen
Hesse.
Verantwortlicher Redaoteur : JOSEF KAREIS. — Selbstyerls« des Elektroteohniiohen Verein«.
In CommiaBlon bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik nnd Kunst.
Druck Ton B. SPIBS & Co. in Wien, V., Stmusengnue 16.
Zeitschrift fär EJelctrotechnilc.
XJI. Jahrg.
1. October 1894.
Heft XIX.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Vorsehläge
für die Verbesserung der Verkehrseinrichtungen in Wien durch
Einführung des elektrischen Betriebes.
VORWORT.
Der Elektrotechnische Verein
hat im Laufe der letzten Jahre mehr-
fach Gelegenheit gehabt, sich mit
der Frage des elektrischen Betriebes
zu beschäftigen, und im vergangenen
Winter, in Anbetracht der seit Ein-
beziehung der Vororte sehr dringlich
gewordenen Verbesserung der Ver-
kehrseinrichtungen in Wien, ein Comitd
zum speciellen und eingehenden
Studium dieser Frage bestellt.
Das Ergebniss dieser Studien ist
in dem vorliegenden Schriftchen
niedergelegt, welches zu dem Zwecke
der OefFentlichkeit übergeben wird,
auch weitere Kreise über die Vor-
theile des elektrischen Betriebes auf-
zuklären, und zu zeigen, dass der-
selbe geeignet ist, im Vereine mit
einer entsprechenden Ausgestaltung
des Strassenbahnnetzes eine derartige
Verbesserung und Erhöhung der
Leistungsfähigkeit unserer Verkehrs-
einrichtungen herbeizuführen, dass
den Bedürfnissen der Bevölkerung
unserer Grossstadt im vollen Aus-
maasse Rechnung getragen werden
kann.
Wien, im September 1894.
Der elektrotechnische Verein in Wien.
Das Anwachsen der Bevölkerung,
die Vergrösserung der verbauten
Flächen und die daraus folgende
Zunahme der Entfernungen des Mittel-
punktes der Stadt von den einzelnen
Theilen und der Peripherie der-
selben machen die Verkehrsfrage zu
einer der wichtigsten und schwierig-
sten Angelegenheiten in allen Gross-
städten.
In jenen Städten, wo von vorne-
herein auf die Abwicklung des Ver-
kehres bei der Anlage der Strassen-
Züge und Feststellung des Verbauungs-
planes Rücksicht genommen werden
konnte, wie dies z. B. bei den erst
in der jüngsten Zeit entstandenen
amerikanischen Städten und zum Theil
auch in Berlin der Fall war, konnte
dem wachsenden Verkehrsbedürfniss
der Bevölkerung auch immer leicht
entsprochen werden. In dieser
günstigen Lage sind aber leider
die meisten eine grosse historische
Vergangenheit aufweisenden alten
Hauptstädte Europas nicht, welche
in ihren ältesten Theilen häufig enge,
gewundene Strassen mit einer sehr
geringen Aufnahmsfähigkeit besitzen,
deren Grenze umso eher erreicht
werden musste, als gerade in diesen
Stadttheilen sich meistens der Ge-
schäftsverkehr und damit auch der
dichteste Wagen- und Fussgänger-
verkehr concentrirt. Während also
in diesen alten Handels- und Cultur-
centren dem steigenden Verkehrs-
bedürfniss in den neueren Stadt-
38
490
theilen durch die Anlage von Strassen-
bahnen abgeholfen werden konnte,
war es meist nicht möglich, diese
gegenüber dem Omnibusverkehr
wesentliche Vortheile bietenden Bahnen
auch in die alten Stadtviertel zu
führen, und so blieben diese nach
wie vor auf ein minderwerthiges
Verkehrsmittel angewiesen.
Dieser Uebelstand besteht auch
in Wien und die Klagen über die
Unzulänglichkeit und die Mängel der
Verkehrsmittel, welche hier schon
seit Jahren auf der Tagesordnung
stehen, berechtigen wohl zu dem
Schlüsse, dass die vorhandenen Be-
förderungsmittel dem Bewegungs-
bedürfnisse der Bevölkerung nicht
entsprechen, und dass weder die
Anlagen der Verkehrslinien noch die
Verkehrsmittel selbst auf der Höhe
der Zeit stehen.
Vergleichen wir die Zahl der
im localen Verkehr, also von den
Strassenbahnen, Stadtbahnen und
Omnibussen beförderten Fahrgäste
in einigen Städten und entnehmen
daraus die Anzahl der Fahrten, die
jeder Bewohner im Laufe eines
Jahres macht,*) so zeigt sich, dass der
Verkehr in Wien ein weitaus ge-
ringerer ist als in allen übrigen in
den Vergleich einbezogenen Gross-
städten.
Ausserdem stehen dem Publikum
in Wien überhaupt weit weniger
Verkehrsmittel zur Verfügung, als in
den in den Vergleich einbezogenen
Städten, und wenn man weiters be-
rücksichtigt, dass gerade die wich-
tigsten dieser Verkehrsmittel über-
lastet sind, wie die fortwährenden
Klagen über die Ueberfüllung be-
weisen, so muss zugegeben werden,
dass der geringe Verkehr in Wien
zum Theil auch durch die nicht ge-
nügende Anzahl der Verkehrsmittel
verursacht ist.
Das Wiener Miethfuhrwerk er-
freut sich mit Recht eines guten
Rufes, allein es braucht wohl nicht
hervorgehoben zu werden, dass das-
selbe nicht von der Masse der Be-
völkerung benützt werden kann, am
allerwenigsten aber von jenem Theil
derselben, der auf gewerblichem und
industriellem Gebiete thätig ist. So-
mit kann gegenwärtig für die Be-
wältigung des Massenverkehrs nur
der Omnibus und die Strassenbahn
in Betracht kommen, zu welchen
Verkehrsmitteln sich nach ihrer Voll-
endung noch die Stadtbahn gesellen
wird. Es unterliegt nun wohl keinem
Zweifell dass die gross angelegte
Stadtbahn die Abwicklung des Ver-
kehres in Wien wesentlich erleichtern
wird, und zwar namentlich den Ver-
kehr zwischen der Stadt selbst und
den an der Süd-, West- und Franz
Josefbahn gelegenen Bezirken und
Ortschaften, ebenso den Verkehr der
ehemaligen Vororte untereinander in
gewissen Richtungen.
Aber erwarten zu wollen, dass
die Stadtbahn auch in hervorragender
*)
Anzahl der
Name der
Stadt
Jahr
Einwohner*
Zahl
Beförderte
Personen
Fahrten
pro Jahr und
Einwohner
Anmerknng
Berlin
1891
1,600.000
224,368.704
140
inclusive Stadtbahn
Budapest ....
1»
502.244
29,392.088
59
—
Hamburg ....
»
578.200
52,080.823
90
—
London
1»
4,211.056
490,000.000
116
incl. Untergrundbahn
NcwYork . . .
n
1,515.301
404,657.149
267
inclusive Hochbahn
Paris
n
2,423.000
203,369.295
84
' incl. Gürtelbahn
Wien
n
1,370.000
63,553.441
46
mit HauptEOllamta-Linie
491
Weise den Aufgaben des localen
Verkehres im engsten Sinne des
Wortes, dem Verkehr von Bezirk zu
Bezirk, von Strasse zu Strasse dienen
wirdy wäre gewiss unrichtig, denn
für eine solche Aufgabe kann eine
Eisenbahn, die als VoUbahn gebaut
wird, nicht herangezogen werden,
schon deshalb, weil selbe gar nicht so
angelegt werden kann, dass sie sich
den Hauptrichtungen dieses Verkehrs
anschmiegt. Dieser Punkt soll übrigens
später noch näher beleuchtet werden.
Die Abwicklung des Localverkehres
im engsten Sinne des Wortes wird
daher nach wie vor dem Omnibus
und den Strassenbahnen zufallen und
wenn berücksichtigt wird, dass der
Omnibus in Wien weder leistungs-
fähig noch beliebt ist, trotzdem er
den grossen Vorzug geniesst, in die
innere Stadt dringen zu dürfen, was
wohl am besten dadurch zum Aus-
drucke kommt, dass die Anzahl der
Stell wagen seit dem Jahre 1883
von 798 auf 580 im Jahre 1892
gesunken ist, so kann wohl behauptet
werden, dass die Hauptmasse des
Wiener Verkehrs wie bisher von
den Strassenbahnen wird bewältigt
werden müssen« Es dürfte kaum be-
stritten werden, dass die heute in
Wien vorhandenen Strassenbahnen
gegenwärtig dieser Aufgabe nicht
mehr gewachsen sind ; ganz abge-
sehen von gewissen ausserordentlichen
Gelegenheiten, welche einen ausser-
gewöhnlichen Massenverkehr zur
Folge haben, der sich nicht voraus
berechnen lässt und für den daher
die Verkehrsmittel auch in solchen
Städten nicht ausreichen, in denen
sonst ein bedeutender Verkehr leicht
abgewickelt werden kann, genügen
erfahrungsgemäss unsere Strassen-
bahnen schon den normalen Anfor-
derungen des Geschäftsverkehrs nicht,
und muss dieser Umstand im Interesse
der Bevölkerung umsomehr beklagt
werden, als er schon seit vielen
Jahren besteht, ohne dass versucht
worden wäre, den Hauptübelständen
in wirksamer Weise abzuhelfen.
Die bestehenden Dampftram-
bahnen sind im Wiener Localverkehre
nur von secundärem Interesse, weil
sie nur ein beschränktes Verkehrsgebiet
beherrschen, auch sind die Erfah-
rungen, die man in Wien und in
anderen Städten gemacht hat, nicht
geeignet, eine Vermehrung solcher
Dampftrambahnen im Inneren der
Städte wünschenswerth erscheinen
zu lassen, sie dürften im Gegentheil
Veranlassung geben, dass diese
Bahnen nach und nach durch andere,
dem Publikum zusagendere Verkehrs-
mittel ersetzt werden. Dagegen be-
sitzen wir in Wien ein weitverzweigtes
Pferdebahnnetz^ welches im Jahre 1 89 1
von dem in der Tabelle I angeführten
Gesammtverkehr von 63-5 Millionen
52*7 Millionen, also 83% entfallen.
Schon aus dieser Ziffer ergibt sich,
dass die Strassenbahnen das wichtigste
Verkehrsmittel unserer Stadt sind,
und dass dasselbe auch von der
Masse des Publikums, trotz der
grossen Mängel, ausschliesslich be-
nützt wird.
Es würde sich also zunächst
darum handeln, diese Mängel zu
beseitigen und zu versuchen, dadurch
ein Verkehrsmittel zu schaffen,
welches allen Anforderungen des
localen Verkehrs zu genügen im
Stande ist, wobei aber berücksichtigt
werden muss, dass nicht allein den
gegenwärtigen Bedürfnissen genügt
werden soll, sopdern dass Maassregeln
zu treffen sind, durch welche die
Strassenbahnen im Vereine mit der
Stadtbahn so ausgestaltet und ver-
bessert werden, dass die Verkehrs-
frage für die nächsten Jahrzehnte als
gelöst betrachtet werden darf.
Wenn man aber verbessern will,
muss man sich vorerst über die
Mängel klar sein, um deren Beseiti-
gung es sich handelt, und in dieser
Beziehung ist es wohl nothwendig,
sich zunächst mit dem Netze selbst
zu befassen.
Da unsere Pferdebahnen in einem
Zeitpunkte entstanden sind, in welchem
die erste Stadterweiterung bereits im
vollen Zuge war, ist es ganz erklär-
lich, dass die einzelnen Linien des
Strassenbahnnetzes durch die Haupt-
strassenzüge gelegt wurden, die bei
38*
492
dieser Gelegenheit entstaoden sind.
Mit Rücksicht auf den weiteren Um-
stand aber, dass die Regulirung der
inneren Stadt in absehbarer Zeit
nicht zu erwarten war, hat man von
einer Durchquerung derselben ab-
gesehen und unerklärlicher Weise
auch die Möglichkeit, einzelne Linien
in den ersten Bezirk zu führen, un-
ausgenützt gelassen; es sind deshalb
sämrotliche Radiallinien nur bis zur
Ringstrasse geführt, um mit Hilfe
dieser Peripherielinie dem Mittelpunkte
der Stadt am nächsten zu kommen
und die einzelnen Bezirke mit einander
zu verbinden.
Es ist also gegenwärtig dem
Publikum die Möglichkeit verschlossen,
mit dem Strassenbahnwagen direct
in das Innere der Stadt zu gelangen,
und verdanken wir diesem Umstände
eine stellenweise, heute schon sehr
störende Ueberlastung der Ring-
strasse mit Pferdebahn wagen, welche
mit Recht schliesslich den Gedanken
anregte, den Radial- vom Ringverkehr
vollständig zu trennen.
Es ergab sich aber aus dieser
Linienführung der weitere Nach-
theil, dass einzelne Radiallinien, und
darunter gerade sehr wichtige, nur
mit bedeutenden Umwegen erreicht
werden können, dass somit der Radial-
verkehr, welcher gerade in Wien
eine ausserordentlich^ Wichtigkeit
besitzt, geschädigt wurde.
Werden noch weiters die un-
günstigen Neigungsverhältnisse in
Betracht gezogen, welche bei der
topographischen Beschaffenheit un-
serer Stadt gerade auf stark be-
lasteten Radiallinien unvermeidlich
werden und die ohnehin beschränkte
Liestungsfähigkeit des thierischen
Motors noch bedeutend herabmindern,
so ist es ganz erklärlich, dass die
dadurch bedingte geringe Fahrge-
schwindigkeit, im Vereine mit diesen
Umwegen, sich sehr fühlbar macht
und Diejenigen, deren Zeit kostbar
ist, schon aus dem Grunde, weil sie
zu Fusse rascher an's Ziel gelangen
können, abhielt, die Pferdebahn zu
benützen. Es kann daher für den
jeschäftsmann in Wien mit vollem
Recht das geflügelte Wort gelten,
er habe keine Zeit, um mit der
Pferdebahn zu fahren ; Derjenige, der
die Zeit aber zur Verfügung hätte,
vermeidet den Pferdebahn wagen aus
dem Grunde, weil er keine Lust hat,
ein Verkehrsmittel zu benützen, in
welchem die doppelte Anzahl von
Personen befördert wird, als in dem-
selben Raum haben und auch Raum
finden sollen, und dieser Mangel,
die so oft beklagte Ueberfüllung,
entsteht einerseits dadurch, dass auf
einzelnen Linien die Intervalle, in
denen die Wagen verkehren, viel zu
gross sind, und dass andererseits
ein vollkommen steifer Fahrplan ein-
geführt ist, welcher unmöglich macht,
den nicht zu vermeidenden Schwan-
kungen des Verkehrs dadurch zu
folgen, dass auf jenen Strecken, auf
denen sich das Bedürfniss hiefür
zeigt, eine grössere Anzahl von
Wagen dirigirt wird.
Der steife Fahrplan aber ist
theilweise durch den animalischen
Betrieb bedingt, weil die Pferde in
ihre Stallungen zurückkehren müssen,
theils aber auch durch den Umstand,
dass alle Wagen von den Radial-
linien über die Ringstrasse geleitet
werden. Jede Abweichung vom Fahr-
plan muss in Folge dieser Einführung
sofort Unregelmässigkeiten zur Folge
haben, welche sich in besonders
unangenehmer Weise auf den Radial-
linien äussern. Auch aus diesem
Grunde wäre also die Trennung des
Radial- vom Ringverkehr wünschens-
werth, und fasst man die bisher er-
wähnten Hauptmängel kurz zusammen,
so sind dieselben:
1. Unrichtige Ausbildung des
Netzes, weil die Radiallinien nicht
die innere Stadt durchqueren und
alle directen Wagen über die Ring-
strasse geführt werden.
2. Zu geringe Fahrgeschwin-
digkeit.
3. Zu grosse Intervalle und zu
steifer Fahrplan, daher die Ueber-
füllung der Wagen.
Es ist nicht der Zweck dieser
Auseinandersetzungen, auf die Frage
der Ausbildung und Erweiterung des
493
Strassenbahnnetzes näher einzugehen ;
aber es sei gestattet, darauf hinzu-
weisen, dass in einzelnen der prä-
miirten Generalbaulinien-Pläne die
Durchführung von Parallelstrassen
zu den Haupt-Verkehrsadern der
inneren Stadt in sehr glücklicherweise
gezeigt wurde, dass also die Mög-
lichkeit besteht, auch in der inneren
Stadt Strassen zu schaffen, in wel-
chen Strassenbahnen ohne Anstand
geführt werden könnten.
Würde dieser Gedanke zur Aus-
führung gelangen, so wäre die Durch-
führung der wichtigsten Radiallinien
durch die innere Stadt und damit
auch die Trennung des Ring- vom
Radialverkehr möglich, ohne dass es
nothwendig wäre, die directen
Wagen aufzugeben, welche die Be-
völkerung schwer vermissen würde.
Dadurch würden schon einige der
Hauptübelstände im Strassenbahn-
verkehr beseitigt; bis zur vollständigen
Durchführung dieser Regulirung sollte
aber wenigstens die theilweise Ein-
führung des Strassenbahnverkehrs in
die innere Stadt angestrebt werden,
soweit dort nämlich, wo dieselbe
mit Rücksicht auf die Breite der
Strassen schon jetzt zulässig ist.
Einer der fühlbarsten Mängel aber
ist die geringe Fahrgeschwindigkeit,
deren Ursache zunächst durch die
Grenze gegeben ist, welche die
Natur festgesetzt hat, weshalb eine
Beseitigung derselben so lange nicht
erwartet werden kann, bis der thierische
Motor nicht durch einen anderen
leistungsfähigeren ersetzt wird. Die
langsame Fahrt macht sich umso
fühlbarer, je grösser die Entfernungen
in einer Stadt werden und schon
dieser Umstand allein erfordert ge-
bieterisch den Ersatz des Pferde-
betriebes durch den motorischen,
besonders mit Rücksicht darauf, dass
die Einführung eines den Bedürfnissen
entsprechenden Verkehrsmittels die
Ausbildung der Wohnviertel möglich
machen wird, welche für jede Gross-
stadt ein dringendes Bedürfniss sind.
Bei dem heutigen Stande der Technik
kann nun gar kein Zweifel darüber
bestehen, dass für die Strassenbahnen
in Wien nur der elektrische Betrieb
in Betracht kommen kann und es
muss an dieser Stelle mit Bedauern
■ constatirt werden, dass Wien sich
in dieser Beziehung nicht nur von
anderen Grossstädten, sondern sogar
von unbedeutenden Provinzstädten
hat überholen lassen, welche heute
schon auf glänzende Erfahrungen
mit ihren elektrischen Bahnen hin-
weisen können.
Es ist nicht beabsichtigt, in den
folgenden Auseinandersetzungen eine
ausführliche Darlegung des Wesens
der elektrischen Strassenbahn zu
geben, dagegen sollen kurz die
charakteristischenMerkmale derselben,
besonders mit Hinblick auf die ver-
schiedenen zur Ausführung gelangten
Systeme dargelegt werden.
Allen elektrischen Bahnen ge-
meinsam ist die Anbringung eines
oder mehrerer Elektro-Motoren an
Wagengestelle selbst. Das geringe
Gewicht dieser Motoren im Ver-
hältniss zur entwickelten Leistung,
ebenso der geringe Raum, den sie
beanspruchen, machen den elektrischen
Motor für derartige Betriebe besser
geeignet wie den Dampf- oder den
Gas-Motor.
Es ist leicht möglich, unter dem
normalen Wagengestelle Elektro-Mo-
toren für eine dauernde Leistung
von 30 Pferden unterzubringen und
dadurch gegenüber dem Pferdebahn-
wagen einen wesentlichen Vorzug zu
erreichen, da die grosse Leistungs-
fähigkeit der Motoren es gestattet,
beim Betriebe jeden Moment ent-
sprechend auszunützen.
Die Aufmerksamkeit des Wagen-
lenkers ist bei diesem Betriebe nicht
durch die Pferde theilweise von der
Strecke abgelenkt. Er ist auch nicht
mit Rücksicht auf die Schonung des
Pferdematerials genöthigt, von den
Haltestellen langsamer anzufahren,
sondern kann vielmehr unter Aus-
nützung des grossen Kraftüberschusses
sofort vom Platze weg beinahe die
volle Geschwindigkeit anwenden und
jede freie Strecke voll ausnützen.
Die bedeutende Erhöhung '^
Fahrgeschwindigkeit hat aber
494
kein Bedenkea, da die Elektro-Motoren
es gestatten, den Wagen in der
rasebesten Fahrt innerhalb einer
Wagenlänge zum Stillstande zu bringen«
Gemeinsam ist allen Systemen
die Centrale zur Erzeugung des elek-
trischen Stromes, welche sich in
keinem Punkte wesentlich von einer
grossen Dampfmaschinen*Anlage unter-
scheidet, weshalb auch bei Aus-
führung derselben ähnliche Rück-
sichten geboten sind, wie man solche
bei jeder grösseren maschinellen An-
lage innerhalb des Stadtgebietes zu
beobachten gewohnt ist.
Ein Unterschied zwischen den
verschiedenen Systemen macht sich
erst bemerkbar, wenn es sich um
das Mittel des Transportes der Elek-
tricität von der Erzeugungsstelle zum
Motor handelt. Diejenige Lösung,
bei welcher eine Inanspruchnahme
der öfifentlichen Strassen nicht ein-
tritt und welche deshalb vom all-
gemeinen Verkehrsstandpunkte aus
als die vollkommenste anzusehen ist,
besteht darin, den Strom an der
Erzeugungsstelle aufzuspeichern und
selben dann in geeigneten Sammlern
(Accumulatoren) unterhalb der Sitze
der Wagen unterzubringen. Diese
Lösung ist vom idealen Verkehrs-
standpunkte gewiss die vollkommenste.
Naturgemäss reicht die Füllung
des Sammlers nur für eine bestimmte
Zahl von Wagenkilometern aus. Es
erscheint nun wünschenswerth, diese
Leistung so zu wählen, dass eine
zu grosse Belastung des Wagens
mit dem bedeutenden todten Ge-
wicht des Sammlers vermieden wird,
welch' letztere sich besonders bei
Ueberwindung von Steigungen unan-
genehm bemerkbar machen würde.
Es muss deshalb dafür Sorge ge-
tragen werden, dass nach einer be-
stimmten Fahrzeit mindestens zweimal
im Tage jeder Wagen zu der Cen-
trale oder den Ladestellen behufs
Erneuerung seines Sammlers ge-
bracht wird.
Dies bedingt aber in ähnlicher
Weise, wie beim Pferdebetrieb ge-
zeigt wurde, einen steifen Fahrplan
und muss daher durch entsprechende
Vertheilung der Ladestationen Sorge
getragen werden, dass dieser Nach-
theil nicht zu fühlbar wird und es
möglich bleibt, dem plötzlich gestei-
gerten Verkehrsbedürfnisse auf irgend
einer Linie leicht Rechnung tragen
zu können.
Bisher besitzen wir nur Daten
von kleinen Versuchsstrecken mit
Accumulatoren, welche uns nicht
genügend Anhaltspunkte darüber
geben, ob die Anwendung derselben
in technischer und finanzieller Be-
ziehung so befriedigende Resulute
ergibt, dass dieses System für ein
gross angelegtes Netz etwa vor-
geschlagen werden könnte. In An-
betracht der grossen Vortheilc aber,
welche dasselbe bietet, wäre die
weitere Ausbildung dieses Systemes
sehr wünschenswerth und kann daher
die Durchführung von ernsten Ver-
suchen mit Sammlern nur lebhaft
begrüsst werden.
Die zweite Lösung der Frage
des Transportes der elektrischen
Energie von der Centrale bis zum
Motor ist die directe Zuleitung des
Stromes zu den Motoren mittelst
unterirdischer Stromzuführung.
Dieses System ist bekanntlich
in Budapest mit gutem Erfolge zur
Anwendung gekommen und bestehen
über dasselbe ausreichende Er-
fahrungen. Diese Art der Leitungs-
führung wird daher für neue Strassen-
bahnen in solchen Stadttheilen, wo
eine andere Art der Stromzuführuog
aus ästhetischen Gründen absolut
unzulässig wäre, in erster Linie in
Betracht gezogen werden müssen,
weil sie den Vortheil bietet, dass
das Strassenbild in keiner Weise be-
einträchtigt wird. Aus diesem Grunde
wird die Einführung dieses Systems
wohl auch auf einem Theile des be-
stehenden Strassenbahnnetzes in Frage
kommen.
Gegen die allgemeine Einführung
desselben auf den bestehenden Pferde-
bahnen in Wien spricht aber der
Umstand, dass der gegenwärtige
Oberbau, welcher bei Einführung
des elektrischen Betriebes mit ober-
irdischer Stromleitung belassen werden
495
könnte, bei Ausführung der unter-
irdischen StromzufOhrung umgebaut
werden müsste, wodurch sehr erheb-
liche Mehrkosten entstehenwflrden.
Eine dritte Lösung, und zwar
wie hier gleich betont wird, diejenige,
welche im grossen Maassstabe zur
Einführung gelangt ist, und welche
bei mindestens 95^/0 der ausgeführten
elektrischen Bahnen in Benützung steht,
ist die Zuführung der Elektricität in den
Wagen mittelst Luftleitung und der
Rückleitung durch die Schienen.
Durch diese Art der Leitungs-
führung wird der äussere Eindruck
der Strassen kaum mehr beeinträchtigt,
als durch andere, als unentbehrlich
geltende, dem Verkehr dienende Ein-
richtungen, z. B. Gas-Candelaber,
Annoncen-Säulen, Telegraphen- und
Telephonleitungen.
Jedenfalls kann diese gering-
f^S^K^ Beeinträchtigung gegenüber
den grossen Vortheilen, die erreicht
werden können, nicht in Betracht
kommen, wenn es sich darum handelt,
die Einführung eines billigen, schnellen
und verlässlichen Verkehrsmittels zu
ermöglichen.
Thatsächlich hat auch diese Er-
wägung eine grosse Zahl von Stadt-
verwaltungen in unserem Nachbar-
staate Deutschland, so in Hamburg,
Bremen, Hannover, Leipzig, Dresden,
Breslau, Gotha, Halle etc., veranlasst,
trotz der geäusserten Bedenken, der
uneingeschränkten Anwendung des
elektrischen Betriebes mit Luftleitung
ihre Zustimmung zu geben, und sind
diesem Beispiele in unserem Vater-
lande die Städte Prag, Lemberg,
Baden, Pressburg bereits gefolgt.
Es darf auch nicht ausser Acht
gelassen werden, dass im Gegen-
satz zu den älteren Ausführungen, wie
z. B. die der Strecke Mödling-Brühl,
die Techniker heute wohl in der
Lage sind, die Führung der ober-
irdischen Leitung in den Strassen in
einer das Auge nicht beleidigenden
Weise auszuführen.
Der Umstand, dass man bei An-
wendung des elektrischen Betriebes
in der Lage ist, unabhängig von der
Leistungsfähigkeit des Motors, die
den Verhältnissen angepasst werden
kann, das Wagengewicht zu erhöhen,
gestattet die Anwendung von weit
grösseren Wagen als beim Pferde-
betrieb und wendet man heute that-
sächlich in vielen Städten, die einen
bedeutenden Verkehr besitzen, Wagen
mit einem Fassungsraum von 60 bis
80 Personen an. Die Möglichkeit,
grössere Wagen einzuführen, erleich-
tert die Abwickelung des Verkehrs,
besonders auf solchen Linien, die
erfahrungsgemäss eine constant starke
Frequenz aufweisen, die mit kleineren
Wagen nicht mehr bewältigt werden
könnten.
Man findet auch im Strassen-
bahnbetrieb schon sehr häufig Dreh-
gestellwagen, welche den Vortheil
besitzen, auch die schärfsten Bögen
leicht zu durchfahren und daher
nicht nur die Anwendung von ausser-
gewöhnlich kleinen Krümmungshalb-
messern gestatten, sondern auch eine
äusserst ruhige, stossfreie und ge-
räuschlose Fahrt ermöglichen.
Die Geschwindigkeit der elek-
trischen Züge beträgt im Durch-
schnitt 1 6 — 20km pro Stunde, und kann
noch in Strassen mit einem dichten
Verkehr auf ca. 15 ^ festgesetzt wer-
den. Ausserhalb des Rayons der dichten
Verbauung sind auch bedeutend
grössere Geschwindigkeiten zulässig,
besonders auf solchen Bahnen, die
ein eigenes Planum besitzen, daher den
übrigen Verkehr nicht tangiren. Der
elektrische Motorwagen überwindet
Steigungen, welche beim animalischen
Betriebe unzulässig sind. Rampen
von 10% und darüber sind auf
elektrischen Strassenbahnen nicht
selten, und werden seit Jahren an-
standslos befahren ; sehr instructive
Beispiele sind in dieser Beziehung die
elektrischen Strassenbahnen in Lem-
berg und Remscheid, auf welchen
lange Rampen mit Steigungen von
60 — ioo^/qq mit sehr scharfen Bögen
vorkommen, welche ohne Schwierig-
keiten von den Motorwagen passirt
werden.
Man hat die Frage vielfach er-
örtert, ob es zweckmässiger ist, den
Motor auf dem Personenwagen untf
496
1
zubringen oder eigene Remorqueur-
wagen anzuwenden. Die Praxis hat
dahin entschieden, bei Strassenbahnen
ausschliesslich den Motorwagen, wel-
cher gleichzeitig Personen befördert,
anzuwenden, welchem Motorwagen
man in Fällen eines stärkeren An*
dranges einen, ausnahmsweise auch
zwei Beiwagen zufügt; nur auf Bahnen,
auf welchen grössere Zöge regel-
mässig vorkommen, wie z. B. der
Süd-London-Bahn, werden diese Züge
durch eine elektrische Locomotive
befördert.
Die Leistungsfähigkeit der elek-
trischen Bahnen ist nach den dies-
bezüglich gemachten Erfahrungen
eine ausserordentlich grosse ; wenn
in der Centralanstalt für die erfor-
derlichen Reserven gesorgt ist, kann
dieselbe sogar in einer geradezu
staunenswerthen Weise gesteigert
werden, wobei noch besonders be-
rücksichtigt werden muss, dass man
wegen der Möglichkeit, den Wagen
auf sehr geringe Entfernungen anzu-
halten, ohne Gefährdung der Sicher-
heit auf Intervalle von einer Minute
und sogar noch weniger herunter-
gehen kann.
Es unterliegt daher keinem An-
stände auf einer elektrischen Bahn,
wenn die Wagen einen Fassungsraum
für 60 Personen besitzen und sich in
Intervallen von einer Minute folgen,
3600 Personen in einer Stunde von
einem Punkte nach einer Richtung
zu befördern ; sind die Motoren
leistungsfähig genug, um auch einen
Beiwagen ziehen zu können, so erhöht
sich diese Leistungsfähigkeit auf
7200 Personen und kann bei Redu-
cirung des Intervalles bis auf
^/2 Minute, auf das Doppelte gestei-
gert werden. Solche Leistungen sind
bereits bewirkt worden und kann
daher wohl mit Recht behauptet
werden, dass die elektrischen Bahnen
in dieser Richtung jeder Anforderung
zu genügen im Stande sind, weil es
ohne weiteres möglich ist, die An-
lage dem zu erwartenden Verkehre
anzupassen. Als Beispiel möge ange-
führt werden, dass die Columet
Electric Railway in Chicago, eine
Linie mit einer Betriebslänge von
8 km und einem Fahrparke von
14 Wagen, am lo. October v. J. in
10 Stunden 78.000 Menschen, also
pro Stunde 7800 und pro Wagen
und Tag 5571 Menschen beförderte.
Die Chicago City Railway,
welche 1893 ein Netz von 21*2 jrm
elektrischer Bahnen, 2S km Kabel-
bahnen und 74 ISrm Pferdebahnen be-
sass, beförderte an demselben Tage
757.660 Menschen in 12 Stunden,
also 63.138 Personen pro Stunde,
wobei berücksichtigt werden muss,
dass nur die Kabel- und die elek-
trischen Linien bis zur Ausstellung
führten, also mindestens 75V0 ^^
Gesammtverkehrs von diesen moto-
rischen Bahnen geleistet werden
mussten. Ja, auf der New- Yorker und
Brooklyn -Bridge -Bahn wurden auf
den zwei Geleisen am 1 2. October 1 892
innerhalb 18 Stunden nicht weniger
als 2,231.625, also pro Stunde
12.424 Personen befördert.
Auch die während der colum-
bischen Ausstellung gemachten Erfah-
rungen mit der elektrischen Aus-
stellungsbahn haben den Beweis er-
bracht, dass gerade die elektrischen
Bahnen eine ausserordentliche Lei-
stungsfähigkeit besitzen, und in dieser
Beziehung allen übrigen Verkehrs-
mitteln überlegen sind. Es sei nun
gestattet, die Vortheilc, welche der
elektrische Betrieb bietet, kurz zu-
sammenzufassen :
Die Leichtigkeit des Stillstandes
und der Umkehrung der Elektro-
motoren und damit der Fahrtrichtung
und als Consequenz davon die
grössere Geschwindigkeit und die
geringeren Fahrt-Intervalle bei einer
weit grösseren Sicherheit.
Die Möglichkeit, Rampen zu be-
fahren, welche für Pferde unüber-
windlich sind und auch mit Dampf-
locomotiven nicht befahren werden
können.
Die grosse Elasticität und
Leitungsfähigkeit des elektrischen
Betriebes im Vergleiche mit jedem
anderen Betriebe.
497
Die elektrischen Motoren ver-
ursachen keinen Rauch, keinen Aus-
puffdampf und keinerlei andere Be-
lästigungen und Verunreinigungen,
sind also vom hygienischen Stand-
punkte und in Beziehung auf Ruhe
in den Strassen das vorzüglichste
Betriebsmittel.
Gegenüber dem Pferdebahnbe-
triebc fällt aber besonders in Be-
tracht : die Möglichkeit, Strassen mit
grösseren Steigungen mit einer ent-
sprechenden Geschwindigkeit zu be-
fahren, die Fahrgeschwindigkeit über-
haupt mindestens verdoppeln zu
können.
Die ungleich grössere Leistungs-
fähigkeit der elektrischen Bahn,
welche schon dadurch gewährleistet
ist, dass grosse Wagen angewendet
werden können.
Die bedeutend grössere Sicher-
heit für die Fussgeher, welche daraus
folgt, dass die Wagen auf weitaus
geringere Entfernungen angehalten
werden können, als bei jedem anderen
Betriebe; schon dieser Umstand ge-
stattet es, dass man mit dem elek-
trisch angetriebenen Wagen auch
enge Strassen passiren kann, in
denen der Pferdebahnbetrieb nicht
mehr zulässig wäre.
In Grossstädten ist auch der
Umstand von Wichtigkeit, dass die
Pflasterabnützung eine ganz unbe-
deutende ist, die Verunreinigung der
Strassen aber ganz vermieden wird
und durch den Wegfall der Stallungen
weitere sehr bedeutende sanitäre
Vortheile erreicht werden.
Wie günstig aber die Einführung
des elektrischen Betriebes sich auf
die Belebung des Verkehres äusserte,
zeigt sich aus der unten angeführten
Tabelle,*) in welcher die elektrischen
und die Pferdeeisenbahnen von Halle
und Pest einander gegenüber gestellt
sind.
Der Verkehr auf der erst im
Jahre 1889 eröffneten elektrischen
Bahn in Pest, welche heute eine Be-
triebslänge von 17*9 hm besitzt,
gegenüber jener der Pferdebahnen
von 45*8 km ist innerhalb vier Jahren
von 4*4 auf 12*5 Millionen gestiegen,
während die Zahl der beförderten
Personen auf der Pferdebahn, deren
Netz bedeutend umfangreicher ist, in
demselben Zeitraum sich nur un-
wesentlich vergrössert hat.
Ganz ähnlich stellt sich das
Verhältniss in Halle und Hessen sich
noch viele solche Beweise dafür er-
bringen, dass die Einführung des
elektrischen Betriebes sofort eine be-
deutende Erhöhung des Verkehres
zur Folge hat, ein Umstand, der
wohl in erster Linie darauf zurück-
Name der Gesellschaft
Jahr
Beförderte Personen
Einnahmen in
fl.
Fester Pferdebahn .........
1890
1891
1892
1893
1890
1891
1892
1893
1892
1893
1892
1893
18,107.543
17,972.869
18,638.586
19.900.457
4,459.234
8,619.214
10,989.172
12,499.274
2,063 920
1,716.819
1,838.141
2,753.760
1,485.180
1,528.058
1,585.000
1,700.000
275.351
544.032
766.117
919.274
123.836
103.009
126.2S0
188.829
Pester elektrische Bahn ....
Pferdebahn in Halle {
Elektrische Bahn in Halle.. {
498
suführeo ist, dass das Publikum die
thm durch den motorischen Betrieb
{ebotrn^tß Vortheile rasch erkennt
und sirh des neuen Verkehrsmittels
mit Vorliebe bedient.
Bei einer allgemeinen Einffihrung
des elektrischen Betriebes in Wien
wird sich im Verkehr mit den Vor-
orten eine mittlere Geschwindigkeit
von 1 5 km in der Stunde erzielen
fasten*
Dies ist eine Geschwindigkeit,
bei weicher die unvermeidlichen Um-
wege bis zur vollständigen Durch-
querung der Stadt nur mehr einen
verschwindenden Eiofluss ausüben
können* und wird selbe in Folge der
dadurch bedingten ganz bedeutenden
Zeilcrsparoiss gewiss eine ausser-
ürdcntliche Steigerung des Verkehrs
lur Folge haben.
Gelangen wir durch eine der-
artige Verbesserung unseres Strassen-
bahn- Verkehres nur auf 200 Millionen
Passagiere im Jahre, eine durchaus
massige Ziffer, nehmen wir weiter an,
dass jeder Fahrgast nur 3 km per
Fahrt zurücklegt, so gibt uns die
Einführung des elektrischen Betriebes
die Möglichkeit einer Zeitersparniss,
die wir bei einem Durchschnitts-
VerdiensJ des die Pferdebahn be-
fiützeodcn Publikums von nur 30 kr.
per Stutide mit mindestens 9 Millionen
Gulden im Jahre veranschlagen
Einer derartigen Ersparniss ge-
genüber erscheint es nicht erfor-
drrltcbt eingehend die Frage zu venti-
Itren» inwieweit der elektrische Be-
irieb eine Reduction der Fahrpreise
l£e«laUca wird.
El ist ja unzweifelhaft, dass
die Ztigf^rdeningskosten beim elek-
tnKHeo Betrieb wesentlich geringer
atuEaU^n, wie beim Pferdebetrieb,
jisfiererseits bedingt aber dieser Be-
rrieti wieder ganz bedeutende Capitals-
Invetttrungen; so viel kann man aber
vf^bi nach den jetzt vorliegenden
Ei-fohrungen annehmen, dass insbe-
KMiJe.'c im Verkehr mit der Peripherie
'4t der elektrische Betrieb
das billigste Beförderungs-
mittel ist, über das wir gegen
verfügen.
Tritt daher ausser der
ersparniss noch eine entspre«
Regulirung der Fahrpreise ei
kann gewiss eine bedeutend
nähme des Verkehrs in Wi<
wartet werden ; es ergibt siel
auch aus den vorstehenden /
andersetzungen, dass nach Erss
Pferdebetriebes durch den
trischen und eine entsprechend
bildung des Netzes sich mit Bes
heit die Beseitung aller den Sti
bahnen bisher anhaftenden un
Publikum mit Recht so schw
klagten Mängel erwarten lässt
Es kann auch erwartet \s
dass dieses erweiterte und
Zeitgeiste entsprechend einger
Strassenbahnnetz dem Bewe
bedürfnisse der Bevölkerun
viele Jahre fast überall vollk
genügen wird, und dass dah
ausnahmsweise ein Bedürfniss
Ausführung von kostspieligen
oder Untergrundbahnen, welch
gens als eine Vermehrung de
kehrsmittel nur willkommen gel
werden können, entstehen wir
Es bietet sich übrigens
wo ein Generalbaulinienplai
schaffen werden soll, die s<
Gelegenheit, für entsprechend
Strassen zu sorgen, welch
weitere Entwickelung des St
bahnnetzes ermöglichen. Ents
die Stadtvertretung in diesem
dann wird sich auch eine 1
für die Strassenbahnfrage find
gegenwärtig in keiner Stadt <
brennende ist, wie in Wien.
Es ist wohl am Platze, an
Stelle auf die Frage zurückzukc
wie sich eigentlich naturgemä
Verkehr in Wien in Zukun
wickeln muss und soll diesbe:
die dieser Schrift angeheftete
einige Anhaltspunkte geben ui
besondere auch zeigen, inv
bei Bewältigung des Verkehr
Stadtbahn in Frage kommt.
Wir müssen hier einige
über die Frage der Benutz
499
einer Stadtbahn für den Stadtverkehr
vorausschicken.
Wie die Erfahrung^ zeigt, können
wir auf eigentliche Stadtbahnen mit
mittleren Geschwindigkeiten Ober
20 hn in der Stunde nicht rechnen ;
die Entfernung der Mitte der Stadt
von der Peripherie beträgt in Wien
rund IG hm und können wir deshalb
wohl 7*5 hn als die durchschnittliche
Maximal-Weglänge im Verkehr zwi-
schen der Peripherie und der Stadt
annehmen.
Kommen wir, wie früher gezeigt,
mit der elektrischen Strassenbahn auf
eine mittlere Geschwindigkeit von
15 km, so wird, wenn in einem ge-
gebenen Falle eine Stadtbahn hier
direct mit einer parallel laufenden
Strassenbahn concurrirt, erstere eine
Zeitersparniss von sieben Minuten
gewähren.
Diese Zeitersparniss ist aber nur
eine sehr bedingte, da zu dem mit
der Bahn selbst zurückgelegten Wege
noch der Weg von und zur Station
kommt.
Wird nun selbst, wie in Wien
in Aussicht genommen ist, der Ab-
stand der Stationen der Stadtbahn
I hm reducirt gegenüber 250 m bei
der Strassenbahn, so zeigt eine ein-
fache Ueberlegung, dass, angenommen,
es werden selbst auf der Stadtbahn
die Züge in Fünf-Minuten-Zeit-Inter«
Valien verkehren, die Benutzbarkeit
der Stadtbahn im Vergleich mit der
Strassenbahn nur höchstens für einen
Streifen von etwa 250 m Breite nach
jeder Seite, gegenüber einem Streifen
von etwa 200 m Breite bei der
Strassenbahn in Frage kommen kann.
Von diesem Gesichtspunkte aus
ist in dem anliegenden Plan das von
den jetzigen Strassenbahnlinien be-
herrschte Gebiet einerseits und das
Gebiet der zukünftigen Stadtbahn
andererseits durch entsprechende
Farbentöne unterschieden.
Die Betrachtung dieses Planes
lehrt nun, dass das jetzige Strassen-
babnnetz sich der derzeitigen Ver-
bauung der Stadt im hohen Grade
anpasst, während dies bei der Stadt-
bahn naturgemäss in sehr beschränktem
Maasse der Fall sein wird.
Der Plan zeigt weiter, wie schon
früher betont, dass für den eigent-
lichen Localverkehr die Stadtbahn
kaum in Frage kommen kann, dass
vielmehr in dieser Beziehung nur die
ausserhalb Wien liegenden Ort-
schaften an der Westbahn, Südbahn
und Franz Josef-Bahn und einige
wenige aus dem Plane ersichtlichen
schmalen Streifen einzelner Bezirke
Vortheile erlangen.
Nun liegt es aber sicher ganz
besonders im Interesse der Stadt-
verwaltung, bei der weiteren bau-
lichen Entwickelung der Stadt auf
die Schaffung eigener Wohnviertel
Rücksicht zu nehmen. Ist doch in
dieser Beziehung Wien von der Natur
mehr begünstigt wie irgend eine
andere Stadt der Welt und bieten
besonders die Abhänge des Wiencr-
waldes zwischen der Westbahn und
Franz Josef-Bahn ja vorzügliche Ge-
legenheit zur Schaffung von Wohn-
vierteln.
Wenn solche Wohnviertel bis-
her nicht im grösseren Maassstabe
entstanden sind, so muss dies lediglich
den durchaus ungenügenden Beförde-
rungsmitteln zugeschrieben werden.
Die Steigungs-Verhältnisse in den
hier in Frage kommenden Verkehrs-
richtungen sind derart, dass eine
rasche Beförderung bei animalischem
Betriebe ausgeschlossen erscheint,
und ist deshalb jetzt die Bevölkerung
Wiens gezwungen, anstatt die im
Gemeindegebiete in gesunder Lage
sich befindenden Abhänge des Wieher-
waldes zu bewohnen, theils das
feuchte und in hygienischer Be-
ziehung ganz ungeeignete Thal der
Wien oberhalb Hütteldorf, theils die
wohl gesunden, aber in Folge ihrer
grossen Entfernung von der Bahn
schwierig zu erreichenden Abhänge
gegen die Südbahn hin aufzusuchen.
Wir dürfen, wie schon hervor-
gehoben, nicht erwarten, dass das
Stadtbahnnetz in diesem Verhältniss
etwas zu Gunsten von Wien änderf
weil die Vollbahn noch mehr an r'
500
Terrain gebunden ist, wie die Pferde-
baha und es vollständig ausgeschlossen
erscheint, dass uns etwa durch den
Ausbau weiterer Stadtbahnlinien in
radialer Richtung das Terrain zwi-
scht^n Westbahn und Franz Josefs-
B'dhn zugänglich gemacht wird. Ohne
irgend welche Schwierigkeiten bietet
gerade hier die Strassenbahn mit
elektrischem Betriebe die vollkom-
menste Lösung.
Durch einen gross angelegten
Verbauungs-Plan für die unverbauten
Flächen, wie er ja geplant ist, Hesse
sich auch der Verkehr in die richtige
Bahn lenken und würde es möglich
seicj wenn gleichzeitig unsere Ver-
kehrsmittel entsprechend verbessert
werden, Wien mit gesunden Wohn-
vierteln für Jedermann zu versehen,
wie sich ähnliche keine andere Stadt
der Erde schaffen kann.
Eine derartige Einwirkung auf
die Entwicklung der Stadt liegt ja
aber auch im Interesse einer mög-
lichst günstigen Ausgestaltung der
Steuerkraft und der gesammten
socialen Verhältnisse.
Selbstverständlich darf, wenn
eine Umgestaltung unserer Verkehrs-
mittel beabsichtigt wird, dieselbe wie
schon hervorgehoben nur vom grossen
einheitlichen Gesichtspunkte aus er-
folgen und ist mit der Concessionirung
einzelner Linien eine Abänderung der
herrschenden Uebelstände nicht zu
erreichen.
Ein Blick auf die Karte zeigt
uns, dass eine Regulirung des Ver-
kehres ohne Mitwirkung der bestehen-
den Strassenbahn-Gesellschaften nicht
möglich ist, bestehen doch kaum in
Wien Verkehrsadern von irgend
welcher Bedeutung, welche nicht schon
mit Schienen belegt sind.
Die Anbringung weiterer Ge-
leise in derartigen Strassen ist ja
mit Rücksicht auf den Verkehr voll-
stäadig ausgeschlossen, aber auch
ai^gcnommen, es könnten Mittel. und
Wege gefunden werden, die Strassen-
bahn-Gesellschaften zu veranlassen
auf ihren Strecken den Peagever-
kcbr zu gestatten, so würden wir damit
auch noch keinen Schritt w
kommen.
Denn so lange auf diesenStrei
der Pferdebetrieb, wenn auch
theilweise, beibehalten wird, kann
Erhöhung der Fahrgeschwindig
welche, wie wir gezeigt haben,
wesentliche Bedingung ist, nicht
reicht werden.
Müssen wir aber mit diesen
hältnissen rechnen, so müssen
auch die Frage ventiliren, wc
Schritte einzuschlagen sind, um
bestehenden Gesellschaften zu
anlassen, vom Pferde- zum elektris
Betrieb überzugehen, unter gU
zeitig angemessenem Ausbau
Netzes.
Es ist naturgemäss, dass (
Gesellschaften an die Investirun^
bedeutender Capitalien, wie selbe
Einführung des elektrischen Betri
mit sich bringt, nicht gehen köc
wenn nicht früher eine entsprech
Abänderung der jetzigen Vert
erfolgt. Ebenso natürlich ist es,
die Stadtverwaltung ihrerseits i
den gemachten Erfahrungen
Ausdehnung der gewährten Re
zur Strassenbenützung nicht gests
wird, ohne eine angemessene
rücksichtigung des ihr naturgei
zustehenden Einflusses zu erlan
Zur Beseitigung der jetzt
stehenden unklaren Verhältn
welche den jahrelangen Kampf zwis
Stadt, Staat und Pferdebahn-Gc
Schaft zur Folge gehabt haben, fc
zur Klarstellung der Competc
für die Anlage und die Beaufsichtig
der Strassenbahnen ist daher
Schaffung eines zeitgemässen Stras
bahn-Gesetzes dringend erforde
und kann eine Lösung der Verkc
frage nicht erhofft werden, so 1;
nicht diese gesetzliche Grund
besteht.
Es wird aber wohl kaum
zweifelt werden, dass die Frage
Umgestaltung des Strassenbahn
triebes in Wien eine Frage von a
grösster allgemeiner Bedeutung
und erscheint es deshalb unzuli
501
bei der Lösung dieser Frage die
fiDanzielleQ Interessen der Stadt in
erster Linie hervorzukehren.
Die Stadt Wien hat vor allen
Dingen die Pflicht, den Verkehr in
solcher Weise zu regeln, dass ihre
Einwohner bequem, rasch und mit
massigen Kosten von einem Punkte
der Stadt zum andern gelangen können.
Die Frage, inwieweit die Ver-
kehrsmittel eine Einnahmsquelle für
die Stadtcasse abgeben können, darf
erst in zweiter Linie von Bedeutung
sein.
Dass die Stadt eine Entschädigung
für die Benützung ihrer Strassen von
Unternehmungen verlangt, welche da-
durch pecuniäre Vortheile erzielen,
ist vollständlig gerechtfertigt; aber
die Höhe dieser Entschädigung soll
so gewählt werden, dass eine drückende
Belastung der Strassenbahn-Gesell-
schaft, welche sich dann auch in
den Fahrpreisen äussert, thunlichst
vermieden wird.
Werden einer derartigen Unter-
nehmung im Vorhinein unangemessene
Belastungen, sei es in der Form
directer Abgaben an die Stadt, sei
es, weil man derselben die Kosten
von Häuser -Einlösungen aufbürdet,
welche eigentlich der Stadt selbst
zur Last fallen sollten, oder durch
übermässige Heranziehung der Unter-
nehmung zu den Kosten der Strassen-
Instandbaltung über jenes Maass
hinaus, welches der naturgemässen Ab-
nützung der Strassen durch die Unter-
nehmungselbst entspricht, aufgebürdet,
so muss dem Capital die Lust zu grossen
Investirungen vergehen, deren Er-
trägniss durch derartige Belastungen
mehr als fraglich gemacht wird,
wenn andererseits der Verkehr durch
billige Fahrpreise gefördert werden
soll, und man mit Recht von der
Unternehmung verlangt, dass selbe
auch nicht lucrative Strecken aus
Verkehrsrücksichten baut.
Wir kommen nunmehr zu den
Schlussfolgerungen aus vorstehenden
Darstellungen und ergeben sich selbe
für uns wie folgt:
Eine entsprechende Entwicklung
des Verkehrs in Wien ist zunächst
nur durch die allgemeine Einführung
des elektrischen Betriebes auf den
Strassenbahnlinien zu erreichen, und
zwar in Verbindung mit einer an-
gemessenen Erweiterung und Er-
gänzung des Strassenbahnnetzes. Für
das ganze Strassenbahnnetz ist ein ein-
heitlicher Tarif und die allgemeine
Einführung des Correspondenzdienstes
anzustreben.
Jeden zweckmässigen Vorschlag,
welchen die Lösung vorstehender
Bedingungen gewährleistet, zu unter-
stützen, ist die Pflicht der Stadt-
Verwaltung, welche dadurch die In-
teressen der Bevölkerung sowohl wie
der Stadt selbst fördert.
Die vorstehende kleine Schrift
soll dazu beitragen, weitere Schichten
der Wiener Bevölkerung über die
Mittel und Wege aufzuklären, welche
zur gedeihlichen Gestaltung unserer
Verkehrsverhältnisse einzuschlagen
sind.
Trägt selbe dazu bei nur in dem
einen oder andern Punkte ein Vor-
urtheil zu beseitigen oder eine irrige
Anschauung zu beheben, so wäre
ihr Zweck erreicht, der nämlich,
als kleiner Beitrag zur gedeihlichen
Entwicklung unseres grossen Ge-
meindewesens zu dienen, dessen
Blühen und Gedeihen uns Allen an
die Seele gewachsen ist.
502
f Hermann Helmholtz.
li'i
Eine der hellsten Leuchten, die je dem Wissenden und dem Wiss
suchenden erstrahlt, ist erloschen; eine jener Persönlichkeiten ist
Helmholtz am 8. September ins Grab gesunken, welcher alle Mensc
aller Nationalitäten ihre Huldigung bereitwillig dargebracht, die allgen
als Pfadfinder zu jenen unerforschlich scheinenden Gebieten gelten,
das Stoffliche und das Geistige aneinander grenzen! In Bezug auf di
Regionen der Forschung hat seiner Zeit der grosse Freund und ]
strebende des grösseren Todten, hat Dubois-Reymond das berül
gewordene „Ignorabimus* ausgesprochen. Helmholtz aber hat di<
Wamungsruf vor dem „Betreten des Unbetretenen, vor dem Gang
das Unerbetene und nicht zu Erbittende" nicht zurückgescheucht!
grosse Forscher hat die Entstehung der Begriff'e: „Raum und Zeit", we
Kant als dem Erkenntnissvermögen des Menschen gleichsam eingebe
erklärt, analysirt und die Anschauungen des grossen Königsberger PI
sophen an der Hand naturwissenschaftlich festgestellter Vorgänge inner]
unserer Sinne und Erkenntnissorgane berichtigt.
Bei aller Erfurcht für die Leistungen des grossen Denkheros ha
die Grenzpfähle, welche Jener im Reiche des reinsten Erkennens unse
Vermögen gesteckt, selbstständig weiter gerückt und dem Gebiete
Erfahrung das gegeben, was er als ihm zugehörig unwiderspred
gefunden hat.
Dass Helmholtz bei diesem Gange in das Gebiet der rein
Denkvorgänge sich mehr der Auffassungsweise G o e t h e's genähert,
in so mannigfachen Aeusserungen in seinen „Populären wissenschaftlic
Vorträgen" hervor, und wirkt so ermunternd für Jene, die auf die ai
nehmste Weise über die Räthsel des Erkennens belehrt sein wollen, (
wir gut thun, auf diese unerschöpflichen Quellen des Studiums gleich
hinzuweisen.*)
Hermann Ludwig Ferdinand v. Helmholtz wurde am 31. August i
zu Potsdam geboren. Er absolvirte seine medicinischen Studien in Be
wurde im Jahre 1842 Assistent an der Charite daselbst und 1843 Mili
arzt in Potsdam. Im Jahre 1848 wurde er in Berlin Lehrer der Anato
für Künstler und Assistent am anatomischen Museum. Ein Jahr sp
ging er als Professor der Physiologie nach Königsberg, von da nach B
und Heidelberg, um 1871 die Professur für Physik an der Berliner 1
versität zu übernehmen. Auf mathematischem imd physikalischem Geh
ist die Zahl der von ihm gelösten Probleme Legion. Eine seiner er
Abhandlungen war der Feststellung und Definition der Gesetze über
Erhaltung der Kraft gewidmet. Er war der Erste, der den strengen Ni
weis dafür erbrachte, dass im arbeitenden Muskel chemische Umsetzun
stattfinden und Wärme entwickelt wird. Er unternahm zuerst Messun
über die Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Nervenagens, erl
den Augenspiegel und brachte die Lehre von den Farbenempfindungen
subjectiven Lichterscheinungen zu ungeahnter Klarheit. Die Lehre von
räumlichen Anschauung durch den Gesichtssinn und die Lehre vom
hörsinn verdanken ihm ihre heutige Ausgestaltung. In der „Lehre
den Tonempfindungen" hat Helmholtz seine akustischen Untersuchun
*) Vorträge und Reden von Helmholtz bei Vieweg.
503
zusammenhängend dargestellt und zur wissenschaftlichen Begründung der
musikalischen Harmonielehre verwerthet. Die ftiichtbringendste Thätigkeit
entwickelte er auf dem Gebiete der Elektrotechnik.
Auch uns in Wien ist er von dem Besuche der internationalen elek-
trischen Ausstellung im Jahre 1883 her in Erinnerung. Er war damals der
Mittelpunkt von Ovationen, die ihm die Mitglieder unserer kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften bereiteten, deren Ehrenmitglied er war.
Mit den CoUegen von der Akademie erschien er damals in der Aus-
stellung. Es führte ihn überhaupt häufig der Weg nach Oesterreich.
Sei es, dass er seinen Schwager, den gegenwärtigen Landes-Präsidenten
von Kärnten, Herrn Schmidt v. Zabierow, besuchte, sei es, dass er
manchmal Erholung in unseren Bergen fand. Vor zwei Jahren war er
während des Sommers in Madonna di Campiglio, im letzten Frühling
weilte er während der Anwesenheit Kaiser Wilhelm's in Abbazia.
Schon in Paris, im Jahre 1881 bei der ersten elektrischen Aus-
stellung vertrat er im Elektrik er-Congress die Einführung der
elektrischen Maasseinheiten, wie sie dann später in der, von allen
Regierungen der Culturwelt beschickten Conferenz im Jahre 1882 als
^Internationales Maasssystem derelektrischenEinheiten"
in den Gebrauch der Elektricitätslehren und der Praxis übergingen. Dieser
Congress vernahm mit Staunen und Ehrerbietung die im fliessenden
Französisch gehaltenen Reden des grossen Begründers des „Gesetzes
der Erhaltung der Kraft**, denn er sprach das Französische
ebensogut wie das Englische, in welchem er in der Royal society und
zuletzt auf dem Congresse zu Chicago, dessen Ehrenpräsident er war,
die fesselndsten Vorträge, besonders jenen über „Faraday und seine
Entdeckungen" hielt. Die Leistungen auf dem Gebiete der Elek-
tricitätslehre, welche Helmholtz zu danken sind, können in einem
kurzen Ueberblick über sein unerschöpflich reiches Wirken nicht er-
schöpfend geschildert werden. In einer wissenschaftlichen Lebens-
beschreibung wird zweifellos das alles gewürdigt werden, allein das muss
gesagt werden, dass er auch immer der Verlebendigimg der wissenschaft-
lichen Begriffe, wie kein zweiter, seine herrliche Gabe, zu lehren, lieh !
Im Elektrotechnischen Verein zu Berlin hat Helmholtz bald nach Creirimg
der Internationalen Maasseinheiten eine in seinen ^Vorträgen** abge-
druckte Vorlesung gehalten.
Ausser der Allmutter Natur, in deren Schosse er so gerne Er-
holung von dem „Suchen nach dem ruhenden Pol in der Erscheinungen
Flucht** Labung fand, bot ihm, so scheint es, nichts so sehr Anregung,
als der grosse Priester der Natur: Goethe, dessen Schriften ihm wie
kaum einem Andern geläufig waren.
Anlässlich der 1892er Goethe- Versammlung in Weimar hielt Helm-
holtz die Festrede. An der geweihten Stätte der Classicität, über welcher
der Geist der Dioskuren Goethe imd Schiller schwebt, rief der grosse
Physiker den Deutschen in Erinnerung, dass die naturwissenschaftlichen
Ideen der Jetztzeit bereits zu Anfang des Jahrhunderts von dem Seher-
geiste G o e t h e's vorausgeahnt worden seien. Dabei sprach Helm-
holtz den Wunsch aus, es möchte dem deutschen Volke nie an Männern
fehlen, die gleich Goethe die gesammten Bildungselemente ihrer Zeit
in sich aufgenommen haben, ^ohne dadurch in der Frische imd natür-
lichen Selbstständigkeit ihres Empfindens eingeengt zu werden, und die als
sittlich Freie im edelsten Sinne des Wortes nur ihrer warmen und angeborenen
Theilnahme für alle Angelegenheiten des menschlichen Gemüthes zu folgen
brauchen, um den Weg zwischen den Klippen des Lebens zu finden".
II
504
Ein Mann, der so sprach, konnte nicht anders als mit Abnei^
der antisemitischen Strömung in der Berliner Studentenschaft gegenO
stehen. Jenes Manifest der Notabein Berlins, das um das Jahr 1880
schien, gegen die antisemitischen Ausschreitungen gerichtet und
den erlauchtesten Gelehrtennamen der Berliner Universität unterzeicl
war, trug auch den Namen Helmholtz.
Wie nur wenige Gelehrte in unseren Tagen, hat Helmholtz
Vaterland auch vor dem Auslande als Incamation deutscher Gründlich
und deutscher Denkerkratt repräsentirt. Als die Universität Montpe
vor einigen Jahren das Jubiläum ihres siebenhundertjährigen Bestandes
ging, da war Helmholtz der Gefeierteste von Allen. Montpellier
eine altberühmte medicinische Schule und diese erging sich in Ovatio
für den Erfinder des Augenspiegels. Angesichts des Denkers vergaj
die Franzosen allen Deutschenhass. In Italien war er wiederholt
Gegenstand der grössten Auszeichnungen. Man sah in ihm als Phys
den Fortsetzer Galvani's und Volta's. Als er zu Ostern 1891
Florenz weilte, da fand ihm zu Ehren in dem historischen Prunksaale
P<illazo Vecchio, in der Sala dei Cinquecento, dem einstigen Sitzungss
des italienischen Parlaments, eine Matinee statt. Die Spitzen der Bür
Schaft und der Wissenschaft brachten dem Fürsten der Wissensc
Ovationen dar, wie sie die Italiener, die ein demokratisches Volk s
heute nicht mehr den Fürsten von Geblüt darbringen.
Das Helmholtz'sche Haus hing durch seine Familienverbindur
nicht mit dem grossen deutschen Namen Mo hl allein zusammen. He
holtz' Tochter ist an den jungen Siemens, den Erben des gro
Werner Siemens, demnach an einen der reichsten Männer Berlins,
mahlt. Die respectvoUste Freundschaft verband den grossen Theorel
mit dem grossen Erfinder. Als Siemens, der Sohn, das Fräi
Helmholtz ehelichte, da toastirte Dubois - Reymond bei
Hochzeitsmahle auf das neue Paar. Er wollte die neue Firma Siem
& Helmholtz hochleben lassen, da aber sagte er aus langer Gew<
heit: ,Es lebe die neue Firma Siemens & — Halske!*
Helmholtz war in seinem Aeussern ein Mann von militäris
Strammheit. Er hat auch in hohem Alter die Allüren des einst
Militär-Arztes nicht verleugnet. Fast war er auch ein Schweiger von der
Moltke's. Wie an Moltke, Bismarck, Mom msen und Doli inj
so haben sich auch an Helmholtz' Conterfei manche von den ei
deutschen Künstlern versucht. Welchen Maler oder Bildhauer hätte
nicht reizen sollen, die Gesichtszüge dieses stets arbeitenden und (
stets marmorne Ruhe verrath enden Kopfes darzustellen? Knaus
Lenbach haben Porträts von ihm gemalt. Dem in Florenz lebei
Bildhauer Hildebrandt ist der grosse Gelehrte während des F
lings 1891 bei seiner Anwesenheit in der Arno-Stadt wiederholt zu <
Büste gesessen. Wie kräftig Helmholtz auch war, so litt er doch manc
an Ohnmachtsanfällen. Solche chronische Zustände der Bewusstlosij
scheinen über ihn auch in den letzten Wochen seines Lebens gekom
zu sein. Seit seiner Amerikareise im vorigen Jahre, bei der er auf
Schiffe unglücklich fiel, scheint seine Gesundheit gelitten zu haben. S
Amerikareise war mit einem Besuche Edison's verbunden, dei
Helmholtz gleich Werner Siemens in dem freundschaftlichen
hältnisse des Erfinders zum Theoretiker stand. Dieser Besuch war eij
lieh ein Gegenbesuch. Edison hatte nämlich zuvor bei H e I m h
und Siemens in Berlin auf seiner Europareise vorgesprochen,
welcher G«legenheit der Amerikaner den beiden deutschen Mitstrc
den den Phonographen demonstrirte.
505
Helmholtz hatte manche schwere Schkksalsschläge zu erfahren.
Seine erste Frau starb ihm. MohTs Tochter war seine zweite Frau.
Auch seine älteste Tochter, Professor Branco's Gemahlin, begrub er
früh. Einen seiner drei Söhne, Robert, hatte die Natur etwas stiemiütter-
Uch ausgestattet.
Nun ist seinem hoffnungsvollen Sohne Robert auch der grosse Vater
in den Tod gefolgt. Hermann Helmholtz ist an demselben Tage wie
der Graf von Paris gestorben. Der Letztefe nichts als ein prunkvoller
Name — der Erstere der Träger der höchsten Leistungen. Was ist der
Purpurgebome, der die Herrschaft über sein Vaterland prätendirte, im
Vergleiche zu dem Genius, der die geringsten Ansprüche machte und die
höchsten zu erfüllen bis an sein Lebensende befiissen war!
Fruchtbar wie in seinen Schriften, war sein Wirken durch seine
Lehre, durch seinen imvergleichlich lebendigen Vortrag; am meisten aber
wirkte er durch seine Anleitung im physikalischen Cabinete. In der
strengen Schule Magnus^ Johannes v. Müller's und anderer erosser
Physiker erwachsen, hat er dem Experimentiren einen bedeutenden, ja
den bedeutendsten Platz in der Forschung eingeräumt. Auf dem Natur-
forschertag in Innsbruck (1870) hat er die Mühen und Leiden, die Arbeit
und Drangsal, denen der Experimentator ausgesetzt ist, in meisterlicher
Rede dargelegt. Dort ist er auch einmal der Ansicht seines Lieblingsdichters
entgegengetreten, Welcher — allerdings durch den Mund seines „Faust** —
sagt:
„GeheimoitsvoÜ am lichten Tag,
Lä»t fltch Natvr das Schleien nicht benwbeo ;
Und was sie Dir nicht oiTenbaren mag —
Das nringit Dn ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben«*
Seit Goethe dies geschrieben, haben dieFaraday, die Liebig,
die Joule und, wie so viel, Helmholtz selbst und seine Schüler der
Unerforschlichen gar Manches abgezwungen, was sie, die Spröde, in unend-
liches Geheimniss Gehüllte, freiwillig nidit sich hätte aus dem blossen Ab-
lauf ihrer Erscheinui^en abgucken lassen.
Einer der vorzüglichsten Schüler Helmholtz' war der am i. Jänner d. J.
verstorbene Bonner Physiker Heinrich Hertz. Ihm war es vorbehalten,
die Arbeiten Farad ay's, MaxwelFs und Helmholtz' selbst durch
schlagende Versuche dahin zur Evidenz zu bringen, dass er die Identität
von Licht und Elektricität als unwiderlegliche Wahrheit nachwies.
Das Verhältniss von Lehrer und Schüler scheint ein inniges gewesen zu
sein. Helmholtz schrieb für das posthume Werk seines grossen Schülers :
„Die Principien der Mechanik" eine Vorrede, dem vor ihm Ge-
schiedenen zum Ruhm, sich — dem grossen Meister — zur höchsten Ehre.
Ob man Helmholtz nach seinen grossen Geistesgaben oder aber
nach dem Gebrauche, den er davon gemacht, beurtheilt, er bleibt gleich
verehrungswürdig. Wie eine Säule ragt seine Gestalt über seine Zeit-
genossen empor. Wenn es auch heute, in dem Sinne, wie sich Hum-
boldt so nennen durfte, Universalisten nicht mehr gibt, da jede Wissen-
schaft fast ihren eigenen Mann und ihn ganz braucht, so gehört doch
Helmholtz zu jenen, welche von dem hohen Streben beseelt, zu er-
kennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält**, bei aller gewissen-
haften Hingabe an Fachstudien specieller Art, den Blick ins Universum
tauchte, aus dessen unendlichen Weiten er unumstössliche Naturgesetze
zur Belehrung und zum Nutzen der Menschheit hervorgeholt hat. Sein
Andenken wird so lange geehrt bleiben, so lange Wissenschaft bestehen wird.
J- K.
89
506
ABHANDLUNGEN.
Untersuchung der Stromcurve von Wechselströmen
Hilfe der Resonanz.
Von J. PUPIN.*)
Sowie sich ein Ton im Allgemeinen aus mehreren einfachen 1
zusammensetzt, deren Schwingungszahlen ganze Vielfache der Schwing
zahl n des Grundtones, d, i. des Tones mit der kleinsten Schwing
zahl sind, so ist auch ein alternirender Strom oder eine alterni
elektromotorische Kraft im Allgemeinen aus mehreren einfachen altemin
Strömen oder elektromotorischen Kräften zusammengesetzt, welch
Sinusgesetz befolgen und Periodenzahlen haben, welche ganze Vie
der Periodenzahl n des Wechselstromes, respective der elektromotori
Kraft sind, welche die kleinste Periodenzahl hat Die mathematische F
für einen Wechselstrom lautet demnach allgemein:
t = t/j sin (ö) < — ^i) -f- »^2 sin (2 (o t — cpg) + *^8 sin (3 w t — Ts) + •
Dabei ist (o gleich 2 it n. Sowie bei einem zusammengesetzten Ton
einfachen Töne mit höherer Schwingungszahl im Allgemeinen eine 1
Intensität haben, so sind auch die Amplituden Jg *^3 • • • ™ Allgem
klein im Vergleich zur Amplitude J^ des Wechselstromes mit der Hei
Periodenzahl. Einzelne Glieder der Reihe können fehlen; die spa
Glieder kommen wegen tier Kleinheit der Amplituden J nicht in Bet
Einen zusammengesetzten Ton kann man mit Hilfe von Resonat
welche auf die Tonhöhen n, 2n, 3n . . . abgestimmt sind, analy
da der Resonator nur dann mittönt, wenn der Ton mit der entspreche
Schwingungszahl in dem zusammengesetzten Tone enthalten ist. In an«
Weise kann man einen Wechselstrom analysiren. Der Resonator
diesem Falle gebildet von einem Stromkreise, der aus einer Spul<
Selbstinduction und einem in Serie geschalteten Condensator besteht
Ohm'sche Widerstand der Spule, die kein Eisen enthalten möge, sei r
der Selbstinductions-Coefficient mit X, die Capacität mit C bezei(
Wenn die Bedingung
erfüllt ist, so ist für eine im Stromkreise wirkende altemirende elc
motorische Kraft von der Periodenzahl n die Selbstinduction durc
Capacität compensirt. Der Stromkreis verhält sich in diesem Falle wi
einfacher Stromleiter von dem Ohm* sehen Widersfcmde jB; daher tri
starkes Anwachsen des Stromes ein, während in jedem anderen Fall
Stromkreis einen grossen scheinbaren Widerstand hat, und dahe
Stromstärke schwach ist. Würde die Periodenzahl der wirksamen el<
motorischen Kraft allmälig verändert, so tritt erst in unmittelbarer
der Periodehzahl n das starke Anwachsen des Stromes ein. Diesi
scheinung wird elektrische Resonanz genannt. Wenn in dem betracb
Stromkreise die Selbstinduction unverändert bleibt, dagegen die Cap
des Condensators 4, 9, i6mal kleiner gewählt wird, so tritt die Resi
auf, wenn die im Stromkreise wirkende elektromotorische Kraf
Periodenzahl 2n, ßn, 4n . . , hat.
*) Auszug aus den „Transactions of the American Institute of Electrical Engineers^
New-York.
507
Die Versuchsanordnung, welche Pupin anwendet, um die ein-
zelnen einfachen Wechselströme zu finden, aus denen ein Wechselstrom
zusammengesetzt ist, ist in der Figur dargestellt. Dabei ist angenommen,
dass der Primärstrom eines Transformators untersucht werden soll. In den
Stromkreis wird ein inductionsloser Widerstand a h eingeschaltet ; derselbe
sei mit r bezeichnet. Die Spannungsdifferenz zwischen den Enden des-
selben variirt genau nach demselben Gesetze wie der Strom, Zu 06 ist
ein Nebenschluss angebracht, bestehend aus einer Spule c ohne Eisen 'mit
hoher Selbstinduction imd imgefiLhr 10 Q Widerstand, zu welcher ein Con-
densator d in Serie geschaltet ist, dessen Capacität in Stufen von codi mf
verändert werden kann. Mit / ist ein Rheostat bezeichnet, welcher dazu
dient, den Widerstmd des Stromkreises eventuell zu verändern. An die
Klemmen des Condensators ist ein elektrostatisches Voltmeter e ange-
schlossen. Solange die Capacität imd Selbstinduction in dem Zweigstrom
sich nicht compensiren, zeigt das elektrostatische Voltmeter eine sehr
kleine Spannimgsdifferenz an. Wenn jedoch die obige Bedingimgsgleichimg
für die Compensation erfüllt ist, zeigt es eine grosse Spannungsdifferenz
an. Verringert man allmälig die Capacität des Condensators von einem
grossen Anfangswerthe an, so tritt die Resonanz das erstemal ein, wenn
000
Fig. I.
die obige Bedingungsgleichung erfüllt ist. Aus den Angaben des elektro-
statischen Voltmeters kann man unmittelbar die Intensität J^ ermitteln.
Es hat nämlich die entsprechende, zwischen den Punkten a b herrschende
alternirende Spannungsdifferenz die Intensität J^r. Die Intensität tj des
Stromes im Zweige c d ist gleich dem Quotienten aus J^r und dem 0hm-
schen Widerstände des Zweiges. Die am Condensator gemessene Span-
nungsdifferenz ist gleich dem Quotienten aus i^ und co C; aus der beob-
achteten Spannungsdifferenz kann man umgekehrt Ji berechnen. Schaltet
man hierauf am Condensator eine viermal kleinere Capacität ein, und
tritt dabei keine Resonanz auf, so ist ein einfacher Wechselstrom mit der
Periodenzahl 2 n im Stromkreise nicht vorhanden. Man schaltet die Capa-
C C
citäten -, -, etc. ein. Aus den Ablesungen des elektrostatischen Volt-
4 9
meters findet man unmittelbar die entsprechenden Intensitäten Jj, Jg» *^3 • • •
und kann daher die Formel für den untersuchten Wechselstrom aufschreiben.
Entsprechend der Formel kann man auch die Stromcurve aufeeichnen.
Zu bemerken ist noch, dass durch den in den Stromkreis eingeschalteten
Widerstand r die Stromcurve des zu untersuchenden Stromes wenig ver-
ändert wird, weil der Widerstand r nicht gross zu sein braucht. J. S.
39*
508
N
Pupin's System der Multiplex-Telegraphie mit Hilfe
elektrischen Resonanz*)
Bei den verschiedenen Systemen der Multiplex-Telegraphie, n
in Anwendung sind, muss sich stets in der Empfangsstation eine Sf
gabel, ein Rad oder ein anderer Apparat synchron mit einem Ap]
tler Aufgabestation bewegen. Die Erzielung des Synchronismus erfi
stets eine sehr sorgfiütige Justirung und verursacht oft grosse Sch^
keit. Nach dem von Pupin vorgeschlagenen Systeme braucht nu
den beiden Stationen keine synchron laufenden Apparate zu haben.
Methode beruht darauf, dass man in einen Stromkreis gleichzeitig We
ströme von verschiedener Periodenzahl entsendet In der Empfangs
\ erzweigt sich der Stromkreis in mehrere Zweige. In jedem Z
IkeSndet sich eine Spule, welche Sdbstinduction hat, ein in Serie ge
teter Condensator und ein Relais oder Telephon. Die Capadtät der
(iensatoren ist so gewählt, dass in den einzelnen Zweigen die Selbstindi
der Spule für verschiedene Periodenzahlen n^f^ n^ . . compensirt i
den einzelnen Zweigen herrscht daher nur dann eine merkliche S
stärke, wenn in die Linie ein Wechselstrom von der ent^redu
Periodenzahl entsendet wird. Dabei verwirren sich die Zeichen nicht,
die einzelnen Wechselströme unabhängig von einander bestehen. I
hier an das System von Gray erinnert Bei diesem werden mit
II III
'M'Ü
-^^
Fig. I.
von Stimmgabeln, welche verschiedene Schwingungszahlen haben, g
zeitig Stromimpulse in die Linie entsendet In der Empfangsstation W(
durch diese Impulse Stimmgabeb, welche auf die gleichen Schwing
z^üilen abgestimmt sind wie die in der Aulgabestation, in Bew<
gesetzt; dadurch erfolgt die Zeichengebung. In der Fig. i ist die Ven
Anordnung dargestellt, welche Pupin bei der Demonstration s
Sj-stemes im Columbia College in New- York anwendete In der i
Stition waren drei Aitematoren I 11 III aufgestellt, welche mit Hilf
eingeschalteten Transformatoren Wechselströme in die Linie entsenc
die respective die Periodenzahlen 70, 130 und 250 hatten. In den Pr
kreis eines jeden Transformators war ein Morse-Sdilüssel eingesd
Die Linie war an beiden Enden an Erde geschlossen; der Wldei
iier Linie war durch drei in Serie geschaltete Lampen i^ I2 ij vc
350 Q \Mderstand ersetzt In der Empfangsstation waren an die
drei Zweige angeschlossen. Jeder enthielt eine Spule X, die Selbstindi
hatte, einen Condensator i\ einen Elektromagnet S mit bewegii
Anker und war dann an Erde geschlossen. Die Capadtät der (S)i
s^itoren war so gewählt, dass in den drei Zweigen die Selbstindi
der Spule respective fiir die Periodenzahlen 70, 130 und 250 comp«
•> AttSTCg ans ,Thc Electricml Engineer" Ncw-York 1S94, pag. 509. Figi
i«2iseIbeB Hefte pag. 510.
509
war. Jeder Elektromagnet tönte nur dann, wenn in die Linie ein Wechsel-
strom von der entspredienden Periodenzahl entsendet wurde; dabei
konnte die Zeich^igebung auch gleichzeitig mit zwei oder mit allen drei
EHektromagneten erfolgen. Wird die Capadtät in einem Zweige verändert,
so hört der Elektromagnet auf zu tönen. Jeder Zweig braucht für eine
bestimmte Periodenzahl nur einmal justirt zu werden. In der Figur sieht
man noch bei IV einen Altemator von anderer Periodenzahl und in der
ersten Station einen Empfangsapparatj welche dazu dienen, gleichzeitig
eine Nachricht in entgegengesetzter Richtung in die erste Station zu senden.
Pupin glaubt, dass man gleichzeitig vierzig Telegramme durch einen
Draht senden kann, wobei man Wechselströme verwenden könnte,
deren Periodenzahlen von 25 bis 1000 in Stufen von 25 ansteigen.
J. s.
Die Entstehung elektrischer Erdstrome.
Von P, BACHMETJEW.»)
Was ist ein elektrischer Brdstrom? Diese Frage hat eine historische
Vergangeobeit und findet ihren Anfang schon zur Zeit Amperes. Nach-
dem Ampere seine Theorie des Magnetismus aufgestellt hatte, die darin
besteht, dass ein jeder Magnet ein Solenoid ist und dass die sogenannten
Amp^e-StrÖme den Nordpol, der sich vor uns befindet, entgegengesetzt
dem Sinne des Uhrzeigers umkreisen, begannen verschiedene Physiker diese
Ströme auf der Erde zu suchen, weil dieselbe alle Eigenschaften des
Magnetes besitzt. Eines vergassen sie jedoch zu berQcksichtigen, nämlich,
dass wenn auch der Magnet nach der Theorie A m p ^ r e's ein Solenoid
ist, darin die Ampere-Ströme nicht unmittelbar zu finden sind. Wenn wir,
in der That, zwei diametral entgegengesetzte Punkte desselben Magnetes,
von einem beliebigen Querschnitt, mittelst Drähten mit einem empfindlichen
Galvanometer verbinden, bekommen wir keinen Strom ; wenn wir aber
zwei Punkte eines Solenoids verbinden, erhalten wir sofort einen Strom.
Daraus folgt, dass zwischen einem Magnet und einem Solenoid ein Unter-
schied existirt. In einem Magnet sind die Ampere-Ströme geschlossen und
ohne Elektroden, d. h. sie haben keinen Anfang und kein Ende, der kQnst-
liche Solenoid jedoch besitzt Ströme, die von den Elektroden ausgehen,
folglich eine Potential-Differenz haben.
Ungeachtet dessen, dass man, wie gesagt, die Existenz der Amp^re-
StrÖme in einem Magnet nicht unmittelbar nachweisen kann, versuchten
viele Forscher, diese Ströme in der Erde, als einem Magnet, zu finden.
Der Erste war Fox (Phil. Trans, p. 399. 1830), dann Phillips,
Becquerel (C. R. 19 p. 1052) und Andere: sie befestigten eine Metall-
platte an einer, eine andere Metallplatte an einer anderen Erdstelle, und
bei der Verbindung dieser Platten n^it einem Galvanometer bekamen sie
einen Strom. Dieser Strom jedoch war nicht, wie es sich nachträglich
herausgestellt hatte, ein Ampere - Strom, sondern ein thermo-elektrischer
Strom, weil die Temperatur der einen Platte wesentlich verschieden von der
der anderen Platte war (bei Becquerel z. B. war die eine Platte mit
Schnee bedeckt, die andere tauchte in eine warme Quelle).
*) In der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien, deren
Programm im Hefte XVII. S. 452 d. Ztscli. enthalten ist, hielt Herr P. Bachmetjew,
Professor der Physik an der höheren Schule in Sofia, einen Vortrag : „Ueber die elek-
trischen Erdströme Bulgarien s.** Wir finden dieses Thema in der „Elektri -
tschestwo** behandelt und glauben, dass die Wiedergabe unseren Lesern willkommen sein
wird. D. R.
510
Die nachträglichen Versuche unternahm man mit langen Telegr
Drähten, in denen, nach Berechnung, der thermo-elektrische Strom in
des grossen Widerstandes sehr schwach werden oder ganz versch
musste ; man vergass jedoch die chemischen Ströme, welche sich in
der Wirkung der nassen Erde auf die Metallpiatten bilden mussten,
Erdplatten dienten und meist aus Zink waren ; es kamen dabei
verständlich auch ziemlich starke Polarisations-Ströme zum Vorsehe!
Daher können die Versuche von Bar low (Phil. Trans. I. p. 6l.
Blavier (Etudes d. courants tellur. Paris 1884), G. B. Airy
Trans, p. 465, 1862; p. 215, 1870), von Stephan (Sitzb. d. preus
Akad. d. Wissensch. 39. p. 787, 1886) und Anderer nicht als l
gelten und berücksichtigt werden.
Der erste Versuch in der wahren Richtung wurde von H
Wild gemacht. (Etn. Rep. 20. p. 167, 1884. M^m. de TAcad
St. Petersburg 31. 1883; p. 32, 1885.) Wild vergrub die Zinkpl
in Zwischenräumen von je i km von einander in die Erde und ^
sie mit einem Galvanometer, wobei die Linie, welche das erste PI
mit dem zweiten verband, von West nach Ost, und die, welche da
Plättchen mit dem dritten verband, von SQd nach Nord ging. Auf
läge der Ströme, die er vom ersten und zweiten Paar bekam, wc
die vorhin erwähnten Nebenströme berechnen, erreichte jedoch ni<
friedigendes, wie er es selbst nachträglich eingestand. (A. Wild, U
TAcad. Imp. des so. 7. Serie, p. 32, 1885. C. Schering, (
Nachr. p. 81, 1884.)
Im Jahre 1888 veröffentlichte Brande r seine Dissertation: ^
zur Untersuchung elektrischer Erdströme** *) an der Universität zu h
fors; derselbe hatte zur Messung der Erdströme bei St. Gotard
Schweiz besondere Elektroden verwendet, die keine bemerkbaren
ströme lieferten. Diese Elektroden bestanden aus porösen Thon-Cy
gefallt mit der wässerigen Lösung von Zinkvitriol, in welche die mit
Galvanometer verbundenen amalgamisirten Zinkplättchen eingetaucht
Die einzige Linie war gkm lang; die Versuche, welche sieben
dauerten, ergaben das Vorhandensein wirklicher Erdströme.
(Schluss folgt.)
Nachtrettungsapparat mit elektrischem Lichte für See-
FlussschifTe.
D. R. G. M. Nr. 20.460 und 23.341.
Der abgebildete Nachtrettangsapparat
vermag drei im Wasser liegende Leute mit
Ueberschnss an Auftrieb zu tragen.
Ueber seinem eigentlichen Schwimm-
körper steht auf einem starken DrahtgerOst
ein GlOhücht, welches das Erkennen des
Apparates auf eine Entfernung von etwa
2000 m ermöglicht. Dieses Glühlicht wird
durch eine in dem Apparat untergebrachte
Sammlerbatterie gespeist und entzündet sich
selbslthätig, sobald der an einer geeigneten
Vorrichtung aufgehängte Apparat ins Wasser
fällt Die Fallhöbe kann hiebei eine ganz
beliebige sein, ohne dass eine Beschädigung
des Apparates oder einzelner Tb
selben zu befürchten wäre.
Da die Sammelbatterie die
speicherte elektrische Kraft zwei
lang uDgeschwächt bewahrt und <
Ablauf dieser Zeit neu geladen werci
so ist die Verwendung des Appara
auf diejenigen Schiffe beschränkt,
Dynamomaschinen an Bord haben,
für alle Schiffe möglich und voi
Der Schwimmkörper des App)
aus einer doppelten Lage wasserdich
wand hergestellt und mit Rennthi
gefüllt ; er kann ausser der in der A
*) Diese seltene Broschüre bekam ich dlrect vom Autor, da sie in ke
wissenschaftlichen Zeitschriften abgedruckt wurde.
511
dargestellten jede andere beliebige Form
und Tragfähigkeit erbalten, s. B. anch lo
-^staltet werden, dass die zn Rettenden in
einer sackartigen Vertiefung des Apparates
▼on diesem getragen werden. In einer mit
Holz aasgekleideten Kammer des Schwimn»-
körpers ist in einem doppelten Kasten eine
Sammelbatterie mit Gelatine-FOliung nnter-
l^ebracht, welche die Gltlhlampe 6 Stunden
lang speist und an jeder Gleichstrom-Dynamo-
msischine wieder geladen werden kann. Be-
sondere Verschlüsse verhindern einerseits
'willkflrliche Verschiebungen des Sammlers
innerhalb der Kammer, selbst wenn der
Rettungsapparat sich bei den Schwankungen
durch ein Gerippe von verzinnten Stahl-
drflhten getragen, welches auch den Schwimm-
körper umfasst und dadurch eine krttftige
und sichere Verbindung desselben mit der
Lampe herstellt« Eine geschliflene Linsen-
glocke aus starkem Glase vermehrt die
Leuchtkraft der Lampe bis zu der angegebenen
Leuchtweite und schützt dieselbe im Verein
mit einem Stahldrahtkorbe gegen Wellen-
schlag und Stösse.
Innerhalb dieser Glocke sind auch die
Verbindungen der Zuleitungsdrähte mit der
Lampe und die sehr einfach gestaltete,
selbstthätige Ausschaltung dieser Verbindung
angeordnet, so dass auch diese wichtigen
Fig. I.
des Schififes noch so heftig bewegt, und ge-
stattet andererseits, denselben zum Laden
leicht aus der Kammer herauszuheben.
Wenn in einzelnen Fällen auf eine Er-
leichterung des jetzt rund 50 kg betragenden
Gewichtes des Apparates besonderer Werth
gelegt werden muss, so würde sich dies durch
eine Verkleineruug der Batterie unter ent-
sprechender Verminderung der Leuchtdauer
der Lampe erschwer erreichen lassen.
Derartige Sammelbatterien mit Gelatine-
füllung leiden weder durch die Erschütterungen
des Schiffes, noch durch das Fallen des
Apparates, wie durch fast zweijährige Ver-
suche festgestellt wurde.
Die Glühlampe hat 16 Normalkerzen
Lichtstärke und wird auf einem Metallteller
Theile vollständig gesichert sind. Die Aus-
schaltung des Stromes wird bei dem hängen-
den Apparat durch das Gewicht des Schwimm-
körpers bewirkt, während bei dem freifallen-
den und schwimmenden Rettungsapparat vier
kräftige Federn die Lampe selbstthätig in
den Strom einschalten.
Die Durchführung der Stromleitung
durch den wasserdichten Deckelverschluss
der Kammer für den Sammler ist so au-
geordnet, dass sie über und unter diesem
Deckel leicht gelöst werden kann; es ist
dadurch möglich, die Spannung des Sammlers
jederzeit festzustellen, ohne diesen aus dem
Schwimmkörper oder den Apparat aus seiner
Aufhängevorrichtung herausnehmen zu müssen.
612
Alle ftromfiUic«näeB Tbeile »lad torg-
iShig iftoUrt, wobei aber Gmomi, Guttapercha
und äbnUche MaterUliea, w^cbe mter dem
EisfliiM der Witteruag q>rdde und brachig
werden, nar da verwendet sind, wo de darch
besondere EinbttUang in Leder gegen dieieo
J£inflnM geacbOtat werden können«
Zn den Dichtungen üt aat dem gleichen
jGnmde mit Fett getrftnktes Leder verwendat
worden, das sich im BedarlilaUe leicht ans*
wechseln iXist.
Die Melalltheile haben einen achUtien-
den Ueberzng erhalten. J>ie UolstheUe worden,
am ein Rissigwerden oder Werfen zn ver*
iiiodern, den Witteningaeinflflesen gaas ent-
zogen.
An dem Schwimmkörper sind via
Xffreifriage befestigt, welEhe, nebec
Kettangsepparat sohwimoMnd, dem za i
den das £r€sssea desselben erleichten
eines oder mehrerer dieser kleinen
können auch grosse Rettangsringe m
aageordnet werden, von denen der Gi
stehend nnd gegen den Angriff di
gcMchert getragen werden kann, ohi
festhalten za müssen.
Eine Anfhängerorrichtang Ifti
&ettnngsapparat wird anf Wanach mitge
aie ist so gestaltet, dass die Anslöeai
selbea von beliebig vielen Stellen des )
elektrisch oder am Anfhäageort durch
Handgriff erfolgen kann.
Das Eisenbahnprogramm der Stadt Wien.
An leitender Stelle haben wir ansere
„VorschlXge fttr die Verbesserung der Ver-
kehrseinridituDgen in Wien durch Einführung
des elektrischen Betriebes** publicirt. Nun
scheint den leitenden Personen der Stadt-
verwaltung die Frege der elektrischen Bahnen
endlich eüie brennende zu werden und be-
streben sich dieselben, [die Action in Fluss
zu bringen.
Im Stadtbauamte wird seit einiger Zeit
an einem Programme gearbeitet, welches alle
elektrischen Linien enthalten soll, deren
Ausführung sich für die nächste Zeit vom
Standpunkte des öffentlichen Interesses als
wünschenswerth erweist. Dem Magistrate
liegen aus sftmmtlichen neunzehn Bezirken
die verschiedenartigsten Vorschläge und
Wünsche vor ; unter den oft sehr weitgehenden
Desiderien muss eine sorgfältige Auswahl
getroffen werden, weil man vorwiegend solche
Linien herstellen wfl], deren Bauführung
einem möglichst grossen Interessentenkreise zu-
gute kommt und die doch eine ausreichende
Rentabilität versprechen. Hiebei wird natür-
lich besonders auf jene Bezirke, Gegenden
oder Strassen Rücksicht genommen werden,
welche bisher noch keine Bahn- oder
Tramwayverbindung besitzen und doch durch
ihren lebhaften Verkehr einer derartigen
Communication dringend bedCUftig sind. Be-
sondere Wichtigkeit hat auch die Frage, ob '
die neuen Bahnen im Strassengrunde oder
oberirdisch zu bauen sind. Die Entscheidung
soll dem einzelnen Falle überlassen bleiben ;
in der inneren Stadt würden die Strassen -
bahnen selbstverständlich unterirdisch ge-
führt werden, während in den äusseren
Bezirken einzelne Linien als Hochbauten er-
richtet werden könnten. Die Ausarbeitung
des Programms erfordert aus allen diesen
Gründen besondere Sorgfalt und Vorsicht und
dürfte einen beträchtlichen Theil des heurigen
Herbstes in Anspruch nehmen. Der Pro-
gramm-Entwurf des Stadtbauamtes muss vom
Stadtrathe überprüft werden, und die end-
giltige Beschlussfassung über die zu er-
bauenden Linien steht dem Gemeinderathe
zu. Auch für die Action der Wiener Gemeinde
ist das vorbereitete Localbahngeset
wesentliche Vorbedingung. Der Ba
Strassenbahnen soll nämlich nach dei
würfe dieses Gesetzes dadurch gc
werden, dass sich die Regierung d
mächtigung ertheilen lässt, bei Bahi
geschlossenen Städten anf das Heimfa
zu Gunsten des Staates zu verzieht!
diesem Falle würde das Heimfallsre
die Gemeinde Übergehen, nnd die
Stadtverwaltung könnte leichter Bc
gungen für den EUsenbahnbau gev
da die zu errichtenden Bahnen ihr do(
einer gewissen Zeit in das Eigenthum ]
würden. Bevor das Localbahngeseta
ist, kann also die Gemeinde nicht i
Entscheidung über die Strassen!
schreiten. Der heurige Spätherbst
aber trotzdem nicht ungenützt verstr
weil in dieser Zeit das Programm i
Bahnban ausgearbeitet und über <
wählenden Linien Beschlnss gefasst
soll. Dem Stadtbauamte liegt eine
von Projecten ftlr den Bau elekl
Strassenbahnen in Wien vor. Die
Siemens & Halske hat der Gemein
Strassenbahn - Project übermittelt,
wesentlichen Inhalt wir seinerzeit mit(
haben. Das Project ist insofeme am w«
vorgerückt, als bereite sämmtliche
plane ausgearbeitet sind.
Ferner liegt ein Project vor, i
die Länderbank im Vereine mit der ^
Tramway- Gesellschaft überreichte.
JProject beschränkt sich zunächst bl
zwei neue Linien: eine Untergrundbs
der inneren Stadt und eine untarii
Verbindungslinie nach Penzing; im
handelt es sich aber um eine jformell
gestaltung des Netzes der Wiener Tn
welches eventuell mit elektrischem B
autgestattet werden soll. Alle diese u
anderen Projecte bedeuten jedoch nod
Offerten, sondern vollständig unverbii
Vorschläge, und werden vom Stadtbi
lediglich als schätzenswerthes Materi
das auszuarbeitende Programm angi
Auch die Thatsache, dass bereite mc
513
dieser Projectaoteii seiteDS der Regiernng
Voroonoetaioneii ertbcflt wordeo smd, bt ao
lieh ohae Bedentoiigy da aolche Voroon»
cicstionea iPölHg Qnprijndieierlich nnd nnd in
der Regel keinem vertnwentvttrdigen Be-
werber ▼orentluüten werden. Im Kretie der
Stadtferwaknng besteht die Absicht, sa Ende
des jetsigen oder s« AnCsng des folgenden
Jahres einen Concors Ükr die vom Gemeinde-
imthe approbirten Bahnlinien aasxnschreiben
and entweder allgemein oder an eine be-
schränkte Ansahl von Reflectanten die Aal-
fordemng snr Stellung von Oflerten zn richten.
In den Kreisen der Stadtvertretnng werden
selbatverständlich dieChancen der bestehenden
Projecte besprochen. Die bisherigen PHtfaogen
haben sn der Uebeneogung geführt, dass
keines der überreichten Projecte in der vor-
geschlegenen Form sich sar Ansffihinng dgne
nnd dass die Bewerber anter allen umständen
sich sn Abändernngen nnd Ergänzangen ent-
schUessen mOssten. Was speciell den Plan
der Tramway betrifft, so verweist man anf
das äusserst ungünstige Verhältniss sa der
Commnne, sowie anf die berechtigten Be-
schwerden, welche sich gerade m leUter Zeit
gegeo die Betriebsftthrang dieser Gesellschaft
gesteigeit haben. Die Gemeinde würde für
diejenigen Linien, deren Ban sie ansschreibf,
verschiedene Begünstigungen gewähren nnd
nankentUch den Strastengmnd für den Bahn-
ban sn billigeren Bedingungen abtreten, als
dies sonst in oormaler Weise bei Banführungen
zu geschehen pflegt. Auch in anderen Rich-
tungen kann die Gemeinde das Entstdien von
Strassenbahnen wesentlich fördern, da ihr ja
eine weitgehende Ingerens auf alle Bau-
führuDgen zusteht. Es wäre die höchste 21eit,
dass der Bau neuer Strassenbahnen, welche
namentlich die Communication in und mit
den Vororten erleichtem, endlich in Angriff
genommen würde. Diese Bahnen würden nicht
nur den Verkehr in verschiedenen Bezirken
heben, sondern auch den Haupt- und Local-
4inien der Wiener Stadtbahn Anregung und
Alimentation bringen. Speciell für die Vororte
werden die zu erbauenden Strassenbahnen von
besonderer Bedeutung sein, weil sie die Ten-
denz der Bevölkerung, ihre Wohnung dem
Centrum näherzurttcken, abschwächen, und
auch solche Pertonen zum Wohnen in den
Vororten bewegen würden, denen dies bisher
wegen der weiten Entfernung und der man-
gelnden Verbindung mit den inneren Bezirken
unmöglich war.
In der Gemeinderathsiitzang vom
21. September 1. J. stellte GR. Herold
folgende Interpellation: Die Entscheidung
des Gemeinderathes über die Errichtung
elektrischer Bahnen In Wien ist bekanntlich
vertagt worden, weil der Gemeinderath vor-
her Gewissheit haben wollte, dass in dem
neuen Localbahngesetz das HeimfaUsrecht
für städtische B^aen den Gemeinden zu-
gesprochen werden wird. Unter einem wurde,
als diese Vertagung genehmigt wurde, von
einem einheitlichen Project für elektrische
Bahnen gesprochen. Wenn ich nnn auch nach
wie vor der Meinung bin, dass elektrische
Bahnen in Wien hätten gebaut werden können
und sollen, auch wenn über das Heimfalls-
recht keine endgiltige Entscheidnog getroffen
und ein einheitlicbet Project nicht ausge-
arbeitet ist, so aneikenne ich doch, dass
eine der Stadt günstige Lösung der Frage
und eine systematische Ausführung elektrischer
Bahnen nach einheitlichem Programme von
Vortheil sind.
Ich richte nun an den Herrn Bürger-
meister die Anfrage:
1. Hat er sich Gewissheit versdisfft, ob
in den Gesetzentwurf für Localbahnen, der
dem im October zusammentretenden Reichs-
rathe vorgelegt werden soll, die Bestimmung
aufgenommen vrurde, dass das HeimfaUsrecht
den Gemeinden zugesprochen wird?
2. Wenn der Herr Bürgermeister hier-
über noch keine Kenntniss hat, ist er geneigt,
sich baldigst vom hohen Handelsministerium
Über den Inhalt des neuen Gesetzentwurfes
über Localbahnen Kenntniss za verschaffen
und auf Grund derselben die Vorarbeiten
für den Bau elektrischer Bahnen in Wien mit
aller Energie fortzusetzen?
3. Sind vom Stadtbsuamte irgend welche
Vorarbeiten für ein einheitliches elektrisches
Bahnnetz ausgeführt worden ? Und wenn dies
nicht der Fall wäre, ist der Herr Bürger-
meister geneigt, dahin su wirken, dass diese
Vorarbeiten mit aller Beschleunigung auf-
geführt werden, damit nicht wieder Baujahr
am Baujahr verloren gehe?
Vorsitzender Bürget meister Dr. GrÜbl
erwidert, dass nach seinen Informationen die
Regierung eine Vorlage vorbereite, darch
welche sie ermächtigt werden soll, in ein-
zelnen Fällen auf das Heimfallsrecht zu
Gunsten der Gemeinden zu verrichten. Diese
Vorlsge dürfte dem Reichsrathe im Herbste
unterbreitet werden. Bezüglich der elektrischen
Bahnen habe das Stadtbauamt ein Programm
ausgearbeitet, das dem vom Gemeinderathe
eingesetzten Comit^, betreffend die elek-
trischen Bahnen, zugewiesen worden sei.
Dieses Comite werde schon demnächst wieder
eine Sitzung abhalten.
Ausstellung ^on Elleinmotoren in Prag.
Die gewerbliche Section unseres Handels-
amtes fasst ihre Aufgabe, dem Kleingewerbe
jnit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln
das imter der Concurreuz der Fabriken und
nnter dem Einfluss anderer ungünstiger Zeit-
jrerhältnisse so sehr erschwerte Fortkommen
SU erleichtem, sehr ernst an. Die mit Hilfe
des vom Staate subventionirten k. k. Techno-
logischen Gewerbe-Museums veranstalteten
Ausstellungen von Wien, Gras und Prag
sind solche Mittel der Behörde, den Gewerbs-
mann mit den Fortschritten der Technil
514
vertraut tu machen ; ein Mittel, das, wie der
Handelsminister bei Eröffnung der Aus-
stellung in Graz am i. September sich aus-
drückte, dazu leiten soll, den Motor als
hilfreichen Bestandtheil der Productions-
Einrichtungen und nicht etwa als Feind des
Kleingewerbes ansehen zu lernen.
Während in Graz die Eröflnung der
Ausstellung durch die erwähnte Anwesenheit
des Uandelsministert und einer Reihe an-
derer öffentlicher Functionäre, worunter wir
mit Vergnügen auch den Professor der Elek-
trotechnik, Herrn Dr. A. v. £ 1 1 i n g s-
hausen anführen können, eines würdigen,
ja splendiden Exterieurs nicht entbehrte,
musste tich Prag bei diesem Anlasse damit
begnügen, dass der Präsident der Handels-
and Gewerbekammer und der Regierungs-
vertreter bei dieser Behörde, nebst einer
nicht sehr reichen Anzahl von Function ären
der Gemeinde und des Laudesausschusses
die Ausstellung eröffnete. Dieselbe ist jedoch
viel reicher beschickt, als jene zu Graz
and mit Freude können wir constatiren,
dass dieElektrotechnikan der ebenso
gehaltvollen, wie schönen Veranstaltung
einen hervorragenden, ja den ersten An-
theil hat.
Eis sind bei dieser Exposition vertreten
die Firmen : Duffek & Com. aus Prag,
Siemens & Halske aus Wien und
Ganz & Comp, aus Budapest und
Leobersdorf. Die erstgenannte Firma hat
Klingelwerke, Haustelephone und Haustele-
graphen in sehr eleganter Ausstattung und
ziemlich reich vorgeführt.
Die Firma Siemens & Hals
bisher mit ihrer Anordnung nicht
Die Firma Ganz & Comp, aber l
sehr interessante Zusammenstellnn(
Wechselstrom-Apparaten vorgeführt, i
viel zu lernen ist. Interessant sind die
formatoren von Wechselstrom und
Strom, zwei synchrone Wechselstrom-Ii
-und eine grössere Anzahl von sehr
Exemplificationen der Anwendunj
Wechselstrom-Motoren für häusliche i
werbliche Zwecke. Bügel- oder Plätte
gewöhnliche Wäsche sowie für Krag«
Manchetten; Ventilatoren, Zimmei
Bürsten, Stiefel- und Schuhbürsten ;
Bohr-, Fraise« und Schneidmaschine
Art, werden durchwegs mit Wechsc
Motoren betrieben. Sehr interessant
Darstellung der Möglichkeit, zwei Vi
Strom-Maschinen ohne jede Schwierigl
ohne jeden Anstand parallel zu »
Dieses seiner Zeit so schwierig ei
Problem hat die Firma Ganz & (
auf elegante Weise und vollständig
so dass ein jeder gewöhnliche Ma
Wärter — und wäre der Antriebsmot«
so ursprünglich und einfach in sein
struction — die Operation mit ein
zigen Handgriff auszuführen verma
Wahrnehmung der Phasengleicbheit u
Übereinstimmung ist bei der G a n z'sc
Ordnung ungemein erleichtert. Wir 1
auf die ganze Angelegenheit nochn
rück. Die G a n z'sche Abtheüung
mehr als ein Drittel der ganzen Am
in Anspruch.
Nachrichten aus Ungarn.
ir
Projectirte Untergrundbahn mit
elektrischem Betriebe in Budapest.
(Baukosten.) Die effectiven Baukosten der in
Budapest zu erbauenden Untergrundbahn
mit elektrischem Betriebe sind mit rund
fl. 3,600.000 bemessen; es kommt daher je
I km doppelgeleisiger Bahn auf ca. fl. 1,000 000
zu stehen. Die Concessionäre sind verpflichtet,
die Linie unter der Andräisystrasse bis
Ende 1S95 herzustellen und den Betrieb der
gesammten Linie vom Giselaplatze bis zum
Thiergarten, wo selbe in das Stadtwäldchen-
Niveau heraustritt, am i. April 1896 dem
öffentlichen Verkehre zu übergeben. Im
Interesse der Ueberwachung der vorschrifts-
mässigen Ausführung des Bahnbaues, Con-
trolirung der Einhaltung der Bautermine
und Ueberwachung der Qualität und Quan-
tität der Baumaterialien wurde ein unter
Vorsitz des Ministerialrathes Ladislaus Vörö s
des königl. ungarischen Handelsministeriums
tagendes gemischtes Executivcomit^ einge-
setzt, in welchem die interessirten Staats-,
Cnmitats- und. Communalbehörden, sowie
der hauptstädtische Baurath durch Delegirte
vertreten sind. Dieses Comit^, zu dessen
Sitzungen nach Maassgabe auch die Ver-
treter der Concessionäre und der Bauunter-
nehmung beizuziehen sind, ist ermächtigt.
Zwischenfragen technischer Natur, F
täten etc., wenn zulässig, in kurzen
zu erledigen und zu ordnen.
Projectirte Strassenbahn mi
trlschem Betriebe vom V. £
Budapests nach Räkos-Palota.
tisch-administrative Begehung.) Am i
tember fand unter Führung des Sectioi
Stettina des königl. imgarischen (
ministeriums die politisch-administrai
gehung der von der Firma G a n z & <
im Vereine mit der ungarischen Bi
Industrie und Handel vom V. Bezirk
pests (Leopoldstadt) aus über Uj -
Rdkos-Palota projectirten Strassenei
mit elektrischem Betriebe statt
Commission waren, nebst den Vi
der interessirten Staats-, Comitat
Commnnal-Behörden und der Projc
auch jene der königl. ungarischen
bahnen, deren Geleise von der pro
Bahn theilweise übersetzt werden i
Budapester SudtbahnGesellschaft für S
bahnen mit elektrischem Betriebe, a
sumtiver Anschlussbahn, beigezogen,
dem bezüglich dieses projectirten Am
ein Uebereinkommen zwischen d<
tretem der beiden Untern ehmunge
B15
läufig nicht erzielt werden konnte und ins-
besondere die Frage des in Aassicht ge-
Bommenen Fnchtenyerkehres anf der pro«
jectirten neuen Linie auf yon der Stadtbahn-
Gesellschaft geltend gemachte, statutarisch
motivirte Hindemisse stiess, mustte bis zur
Ausarbeitnng eines neuen Entwurfes eine
diesbezügliche Ergänzungs - Begehung ange-
ordnet werden, und konnte nur der im
Bereiche des ExtraviUans gelegene Theil
der projectirten Linie begangen werden.
Die elektrische Beleuchtung in
S. A. UJhely. Bei der am 5. t, M. ab-
gehaltenen Offerten • Verhandlung, betreffend
die Einführung der elektrischen
Beleuchtung, wurde das günstigste An-
gebot der Wiener Firma Kremenezky,
Mayer & Co. angenommen. Dieselbe er-
hielt unter der Bedingung die Concession zur
Einführung der elektrischen Beleuchtung, dass
sie für die zur Beleuchtung der Stadt uöthigen
200 Flammen einen jährlichen Betrag von
2700 fl. erhält. Nach 40 Jahren geht die
ganze Einrichtung in das Eigenthum der
Stadt über.
Telephon! e. Wie wir hören, trägt
sich der ungarische Handelsminister mit dem
Plane, jede grössere Stadt Ungarns mit der
Hauptstadt, sowie auch untereinander tele-
phonisch zu verbinden. Diese Telephonyer-
bindung soll in erster Reihe adnun istrat iven
Zwecken, dann aber auch dem öffentlichen
Verkehre dienen. Handelsminister L u k ä c s
wird noch in diesem Jahre hiezu Vom Reichs-
tage einen grösseren Credit verlangen. Das
bereits vollkommen ausgearbeitete Project,
soll innerhalb 2 — 3 Jahren ausgeführt
werden.
Die Arad-Csanäder Eisenbahn - Gesell-
schaft hat sämmtliche Stationen ihrer Eisen-
bahnlinien mittelst Telephons verbunden.
Auch einzelne Ortschaften des Comitats
werden jetzt mit dem Comitatssitze verbunden,
so dass in drei Monaten das Telephon fast
in sämmtlichen Ortschaften des Arader
Comitats eingeführt sein wird.
Aus Italien.
Elektrische Kraftübertragung. In
Folge der grossen Zunahme der Kraft-
übertragungs - Anlagen in Italien hat das
Parlament im verflossenen Juni die recht-
lichen Bedingungen durch ein Gesetz fest-
gestellt, das die Uebertragung der elek-
trischen Ströme auf grössere Entfernung
regelt, die zur Vertheilang der Energie für
industrielle Zwecke bestimmt sind.
Dieses Gesetz genügt nicht. Es ist
wahrscheinlich, dass man in kurzer Zeit die
Wasserkräfte des Landes in grossem Maasse
für elektrische Kraftübertragungs • Anlagen
ausnützen wird. Es dürften nicht blos die
grossen Bahnen elektrischen Betrieb er-
balten, sondern auch die Localbahnen. Mit
Rücksicht auf die Leichtigkeit der Fem-
leitungen der Energie durch elektrische
Ströme ist es beinahe gewiss, dass mit der
Zeit die Regierung und die Provinzen Sub-
ventionen für Localbahnen mit Dampfbetrieb
nicht mehr in der entsprechenden Weise
gewähren werden.
Die Spannungen, welche bei der elek-
trischen Kraftübertragung angewendet werden,
müssen ebenfalls gesetzlich geregelt werden.
Die elektrische Spannung wird das erste
Thema sein, über welches der „Congresso
Economica** in Mailand am 25. September
d. J. verhandeln wird, ein Thema, welches
nur eine Folge der Debatten in der Deputirten-
kammer am 28. April und im Senate am
5. Juni 1. J. ist und die gleichfalls darauf
hinzielten, diesbezüglich ein Gesetz zu
schaffen.
Das Thema wird folgendermassen lauten :
„Die VerwerthuDg der hydraulischen Kräfte
mit Bezug auf die nationale Oekonomie und
eventuelle Vorschläge hinsichtlich eines Ge-
setzes, welches die Uebertragung auf grössere
Entfernung und die Vertheilung der Energie
für industrielle Zwecke regelt."
Telephonanlagen zwischen den
grösseren Städten Italiens. Nach einer
dem Minister für Post- und Telegraphen-
wesen gegebenen Versicherung ist bereits
ein Gesetzentwurf für eine Anlage von
Telephonlinien zwischen den bedeutenderen
Städten des Königreiches in Vorbereitung.
Die Anzahl dieser Linien beträgt 8,
nämlich: ,
Rom-Neapel, Rom-Genua-Turin, Rom-
Florenz-Mailand, Turin-Mailand, Turin Genua,
Genua - Mailand, Mailand - Venedig, Rom-
Florenz- Venedig.
In der Folge werden nach Ueberein-
kunft mit Frankreich, mit der Schweiz, mit
Deutschland und Oesterreich Verbindungen
mit Paris, Bern, Berlin, Wien und Triest
errichtet
Elektrische Traznway Benevento-
Candinathal. Um die Linie Benevento-
Neapel um 37 km abzukürzen, haben die
Ingenieure Niseo, Civita und C a n e v a
ein Project für eine normalspurige elek-
trische Tramway von Benevento und Can-
cello nach dem Candinathal aufgestellt.
Dieses Project ist im Principe schon vom
Oberen Rathe für öflentliche Arbeiten ge-
nehmigt worden. Die Linie hat eine Länge
von 38.5 km und berührt die Orte San
Feiice a Cancello, Arienzo, Arpaia, Airala,
Montesarchio, Arpaise udd Apollosa. Die
Kosten werden auf 2,400.ocK> Lire veran-
schlagt. St
516
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen nnd Patentboreao, Ingenienre MONATH & EHRENF
Wien, I. JasoBirgottstrasse 4«
Di« AnmeldwigAa bl«ib«n »oht^ Wochen max ElBiiehtnahsM OffenlUah »iMg«l«at. H«oh j
neb gegen die Anmeldung wegen Mangel <
odef widerreohüioher Entnahme erhoben werden. Da« obige Bnrean beiorgt Abschriflen der Anme
F«t«ut-Oeietsee kann innerhalb dieser Zeit Sinepmeh
: der
nsd tibemimmt die Yertcetnng in allen Binepmehi-Angelegenheiten.
2U S. 7857. Vielfach-Umschalter fttr Fera-
■prcchanlagen. — Siemens & HaUike in
Berlin.
^ C, 4918. FtÜlmatse fOr Braonstein-Ele-
mente. — Ohemnüner EauUelegraphen'
Tdephori" tmd BlitxableUer'Bauan»talt
A, Ä, Tranit» in Chemnitz.
^ K. XX. 796. Schaltungsweise znr Kup-
pdnng und Entkuppelong yon Neben-
schlnss-Elektromotoren anter Benfltznng
der Extraströme. — Fr, KlmgelfusB in
St. Ludwig, Eis.
^ L. 8435. Aasführungsform der darch
Patent 19.026 geschtltxtenelektr. Sammler.
— L. Lamhotte in Brüssel,
if S« 7705. Elektr .-Maschine, bei welcher
die Verbindungsdrähte zwischen Anker-
windungen und Stromwenderstegen einer
InductioDSwirkung unterliegen. — W, Br,
Sayer»^ H, Ä, Jfaoor, W, A, Coulson
dt Sam. Mavor, sfimmtliche in Glasgow.
^ G, 8322. Vorrichtung zum Anrufen einer
beliebigen Stelle in Telegraphen- und
Fernsprechanlagen. — Fr, Trinks^ Natalis
k Co., Commandit-Geseüschaft auf Actien
m Braunschweig.
21. H. 13.772. Anordnimg der Theil
Elektromotors behufs Herstellux
Ventilations-Canälen. — Freder,
in London.
, Scb. 9512. Einrichtung zur R«
der Lichtstärke von Bogenlampei
sprechend dem jeweiligen Bedttrfni
Firma Schoeüer & J<ihr in Opla<
, W. 10.168. Femsprechempfäng<
JuL H, Weit in Friedenan b. Be
„ £. 4206. Isolator mit Vorrichte
Drahtbefestigung. — Elektricitäta '
QeeelUchaft vormals Sckuckert &
Nürnberg.
, Seh. 9077. Verfahren zur Her
von Elektroden fttr elektrische
Sammler. — Accumulaiortn- Werke
wald, Schäfer Sl Heinemann,
„ K. 11.530. Schaltvorrichtung zui
lung der Umlaufzahl von Strom
motoren. — 0, L, Kummer & Co, i
den-Niedersedlitz, und Emil Fisi
Niedersedlitz b. Dresden.
^ W, 11.584. Wechselstrom-Triebm
mit durch magnetische Verzögern
zeugtem Drehfeld. — A, Kolbe in
fürt a./M.
KLEINE NACHRICHTEN.
X)ie elektrische Beleuchtung in
d^r k. k. Hofburg ist erweitert
Würden, indem nunmehr auch die Apparte-
ments Ihrer kaiserl. Hoheit der Frau Kron-
prinzessin Stephanie und der Frau Erzherzogin
ElisJibeth mit elektrischem Lichte eingerichtet
werden. Die Gesammtzahl der in der Hof-
burg installirten Lampen beträgt derzeit
JDcI. der Redoutensäle über 6000 Stück. Mit
der obigen Arbeit wurde die Firma B. Egg er
& Co. betraut, welche auch die früheren
EiEidcbtungen hergestellt hat. Die Strom-
liefcrung besorgt die Centrale der Inter-
natiüaalen Elektricitäts-Gesellschaft.
Die elektrische Beleuchtungs-Än-
lage im 'Wiener Rathbause wird be-
trächtlich ausgestaltet, indem in zwei weiteren
Tratten die elektrische Beleuchtung mit
einem Kostenaufwande von circa 23.000 fl.
eingerichtet wird. Die in den Sitzungssälen
det Stadtrathes und des Magistrats- Gremiums
iLOch bestehende Gasbeleuchtung soll entfernt
werden. Nach Durchführung dieser Arbeiten
wird das Rathhaus durchaus elektris
leuchtet sein.
Elektrische Beleuchtung des
Städter Theaters. Mit Beginn d<
jährigen Theatersaison hat auch das
in der Josefstadt, welches bisher als <
unter allen Wiener Theatern noch x
beleuchtet war, die elektrische Belei
eingeführt. Das Theater wurde unl
neuen Direction in allen seinen Räi
keiten elegant adaptirt, und Zaschau
wie Bühne elektrisch installirt. Im
sind über 600 Glühlampen und eine
von Bogenlampen, letztere specie
Bühnenzwecke installirt worden. £
sammte Einrichtung wurde von der I
nationalen £1 e k tr i ci t ä t s
Seilschaft ausgeführt, aus deren
netz auch die Stromliefemng für <
leuchtongsanlage besorgt wird. Die
abgehaltene Beleuchtungsprobe hat
wie ungemein stark das Josef städter '
durch die elektrische Beleuchtung gei
517
hmt, iinbesondere im Vergleich za früher,
wo das Theater in eine für ein Vergnttgongs-
Etabiitsement gana anpassende Dämmernng
gehellt war, und man nnr mit Mühe selbst
bei Toller Belenchtnog das Anditoriom über^
achanen konnte. Es ist zweifellos, das durch
dieae modemisirte Umgestaltung anch der
Zuspruch dieser Volksbühne eine lebhafte
Steigerung erfahren wird.
Blektrische Untergrundbahn In
'Vtrien. Dm Handelsministerium hat der
O est erreichischen Länderbank
in Wien die Bewilligung zur Vornahme
technischer Vorarbeiten für nachfolgende als
Untergrundbahnen herzustellende Locatbahn-
linicn mit eldctriichem Betriebe in Wien auf
die Dauer eines Jahres ertheilt, und awar:
X. für eine Linie von der Ferdinand»-
brücke unter der Dominikanerbastei, der
Wollzeile, dem Stefansplats und der Klmtner-
strasse zurElisabethbrficke; 2. für
ein« Linie von der EUsabethbrttcke unter der
Opemgasse, dem Opern«, Burg- und Franzens«
ring, der Schottengasse, Freiung, Renngasse,
dem Concordiaplatz und der Heinrichsgasse
znm Franz Josef- Quai und 3. für
eise von der sub 2 beschriebenen Linie
beim Opernring ausgehende Absweigong
unter der Babenberger- und MariahiHer«
Strasse zum Westbahnhof.
Bine eleKtrlscbe Bahn In Bielltz.
Die Errichtung einer elektrischen Central-
station in Bielitz durch dieinternationale
Elektricitftts - Gesellschaft hat
bei der Bevölkerung von Bielitz den lang
gehegten Gedanken der Schaffung einer elek-
trisdien Localbahn der Verwirklichung nahe-
gerückt. Wie wir bereits berichteten, haben
die Herren Alois B e r n a c i k und Max
D ^ r i beim Handelsministerium die Vor-
coQcession ffir eine solche elektrische Local-
bahn erlangt, und ist nun die Errichtung
dieser Bahn schon für die allernächste Zeit
gesichert. Die Bahn hat den Zweck, einer-
seits eine bequeme Verbindtmg vom Bahn-
hofe in Bielitz nach der Stadt und anderer-
seits den insbesondere im Sommer starken
Verkehr von Btelits nach dem Zigennerwalde,
einer Sommerfrische in der Umgebung von
Bielitz, zu vermitteln.
Für die RenUbilität des Bahnunter-
nehmens ist vor Allem maassgebend, dass
die Gesammtzahl der in der Bahnstation
Bielitz ankommenden und abreisenden Per-
sonen allein jährlich über 600.000 beträgt.
Es ist beabsichtigt, zur Exploitirung des
Bahnuntemehmens eine locale Actien-Gesell-
f«chaft zu gründen mit einem Capitale von
fl. 250.000 und hat sich zur Vorbereitung
und Durchführung der weiteren Schritte ein
eigenes Actiooscomit^ gebildet, welches aus
angesehenen Indastriellen des Bezirkes Bie-
litz besteht. Dieses Actionscomit^ erlässt
eben einen Aufruf an die Bielitzer Bürger^
Schaft mit der Einladung, sich an der zu
gründenden localen Actien- Gesellschaft zu
betheiligen, und ist an den Sympathien, mit
welchen die Actfon des Comil^ unter den
Bewohnern allseitig begriUst wird, zu
schliessen, dass die veranstaltete Subscription
znr Aufbringung des zu investlrenden Capttales
von dem besten Erfolge begleitet sein wird. Die
Anlage und der Betrieb der Bahn soll nach
dem von dem Actionsoomit^ aufgestellten
Programme durch die Internationale
Elektricitäts- Gesellschaft ge-
sdiehen, und soll die Kraftlicferung aus der
vorerwähnten CentralstAtion dieser Gesell-
schaft in Bielitz besorgt werden. Sehr.
Intarorbana Telephon«Linie Brunn-
Ohnütz. Am 15. September d. J. wurde
die interurbane Telephon - Linie Brünn-
Olmüts in Betrieb gesetzt und mit diesem
Zeitpunkte audi der interurbane Verkdir
mit dem bestehenden Staatstelephoa^etse in
OlmüU eröffiiet
Der interurbane Tdephonverkehv mit
dem Staatstelephon-Netse in OlmüU wird
sich {luf die Staat8telephon*Netse in Brunn,
Iglan und Wien erstrecken.
Als Sprechseit-Einheit sind drei Minuten
festgesetzt, in welche jedoch die zur Mani-
pulation erforderliche Zeit nicht inbegriffen ist
Die Sprechgebtthr für ein gewöhnliches
Gespräch in der Dauer von ^i Minuten
betritgt zwischen Wien und Olmüts Einen
Gulden.
Zu den Projeoten der Berliner
elektrischen Hochbahn. Bevor die Firma
Siemens &. Halske mit ihrem Project
zur Anlegung der elektrischen HochlMÜm
Warschauer-Brfleke-2^1ogtscher Garten an
die Oeffentlichkeit trat, hatten der Unter-
nehmer Schweder und andere schon vor
einigen Jahren dem Magistrat ein dasselbe
Ziel verfolgendes Hochbahn-Projcct für den
Süden Berlins mit einer ZwdgUnie Sdiloss-
platz - Halle*sdies Thor zur Genehmigung
unterbreitet; letzteres wurde jedoch seiner
Zeit vom Magistrate abgelehnt Kürzlich hat
der genannte Unternehmer sein Project dem
Magistrat abermals vorgelegt und dabei hervor-
gehoben, dass demselben vor dem der Stadt-
verordneten-Versammlung zur Annahme em-
pfohlenen Siemens & Halske'schen Project
der Vorzug zu geben sei, weil es den Ver^
kehrsbedürfnissen des Südens der Stadt
besser Rechnung trage. Der Hauptvorsug
seines Projectes sei insbesondere darin zu
suchen, dass der grösste Theil der Haupt-
strasse dieser Bahn in die Mittellinie des zu
überbrückenden Landwehrcanales zu liegen
komme, wodurch jede Störuog des Strassen-
verkehrs längs des Canals vermieden würde,
ohne dadurch die Schifffabrt zu beeinträch-
tigen. Die von ihm projectirte Hochbahn
nehme ferner in dem verkehrsreichen Stadt-
theil am Schlesischen Bahnhof ihren Anfang,
überschreite im Zuge der Fruchtstrasse die
Spree, werde über die Köpnikerstrasse hin-
weg in die Manteufelstrasse bis zum Lau-
sitzer PlaU und am Görlitzer Bahnhof vor-
bei durch die Grünauerstrasse bis zum Land-
wehrcanal geleitet, den sie mit einer Ab-
518
zweignng vom projectirteD Bahnhof bis zum
Zoologischen Garten ununterbrochen ver«
folge. Durch diese Abweichung der Trace
von der Siemens'schen würde den Reitenden,
welche die Görlitzer und Anhalter Eisen-
bahn benutzen, eine billige und schnelle
Fahrgelegenheit nach den im Süden und
Südwesten gelegenen Stadttheilen erschlossen.
Wichtiger als alle Abweichungen von der
Siemens & Halske'schen Linie sei die Ab-
weichung vom Halle'schen Thor nach dem
Schlossplatz. Diese Zweiglinie soll ihren An-
fang oberhalb der Belle Alliance-Brücke
nehmen, über die Gitschinerstrasse hinweg,
durch das Grundstück Gitschinerstrasse 109
und durch die südlich des Belle Alliance-
Platzes gelegenen Grundstücke geführt
werden, wo sie sodann beim Grundstücke
Lindenstrasse 2 in die Lindenstrasse treten,
diese bis zur Commandantenstrasse verfolgen,
das Grundstück Commandantenstrasse 81
durchqueren und ihren Lauf weiter auf dem
Terrain des zugeschütteten Grünen Grabens
bei Ueberschreitnng der Beuth-, Seydel- und
Wallstrasse bis zur Spree nehmen soll. Die
Mittellinie dieses zu überbrückenden Stromes
soll die Fortsetzung der Bahn bis oahe zur
Schleuse aufnehmen und weiter in der Mittel-
linie des sich abzweigenden Spreeannes bis
zu ihrem Ausgangspunkt vor dem Rothen
Schloss in der Stechbahn geführt werden.
Der Unternehmer will der Stadt die Bahn
bereits nach 10 Jahren überlassen. Zugleich
theilt er dem Magistrat mit, dass die dem
Vorsitzenden des Ausschusses der Stadt-
verordneten - Versammlung für elektrische
Hochbahnen überreichte Denkschrift weiteren
Aufschluss über die technischen Einrich-
tungen der Bahn, über Fahrzeiten, Tarife u.s.w.
gebe.
Projectlrte Berliner elektrische
Strassenbahn. Dem Berliner Magistrat ist
jetzt der umfangreiche Entwurf eines Spree-
Tunnelbaues zur Verbindung der Vororte
Treptow und Stralau, sowie für die sich
anschliessenden elektrischen Strassenbahn-
linien Treptow-Görlitzer Bahnhof und Stralau-
Oberbaumbrücke unterbreitet worden. Der
Unternehmer (Ingenieur Peine) ersucht
um baldige Genehmigung, damit die Bahn
zu Anfang des Jahres 1896, also noch vor
Eröflfnung der Berliner Gewerbe-Ausstellung,
in Betrieb gesetzt werden könne. Femer
theilt er mit, dass das ihm zur Seite ste-
hende Consortium bereit sei, zum Bau der
Brücke über den Schifffahrts* Canal im Zuge
der Wienerstrasse einen von der Stadt zu
bestimmenden Beitrag zu leisten. Gleich-
zeitig plant der Unternehmer die Weiter-
führung der Bahn von der Wienerstrasse durch
die Grünauer-, Reichenberger-, Ritter-, Junker-
und Markgrafenstrasse bis zum Treffpunkt
derselben mit der Behrenstrasse. Der Fahr-
preis auf der ganzen lybkm langen Strecke,
und selbst wenn sich dieses Bahnnetz noch
erweitern sollte, ist auf xo Pf. berechnet,
wodurch der Einheitspreis zur Anwendung
kommen würde. Nach dem Project soll die
elektrische Bahn in der Wienerstrasi
dem Görlitzer Bahnhof beginnen, die ^
Strasse entlang gehen und den Schifffafa
mittelst einer zu erbauenden Brücke
schreiten ; sodann soll sie in die Lohi
Strasse einbiegen und dann weiter
werden im Kiefholzweg, im Bouch^^
der Köpeniker Landstrasse und
Parkallee. Hier soll sie in die offene '
einfahrt eintreten. Nachdem die
mittelst des langen Tunnels unterfali
tritt die Bahn nach Ueberwindung d
fahrtssteigung in die Dorfstrasse zu
um diese bis zu ihrem Ende zu dnrc
Von hier aus soll sie in der Strati
dem Stralaner Thore** weitergefHb
soll beim Treffpimkt derselboi n
Warschauerstrasse ihren vorläufigei
punkt erreichen. Der Untemehno
eventuell auch bereit, die Bahn von 1
durch die Mühlen- imd Fruchtstrai
zum Küstriner Platz weiter zu führei
Die elektrischen Motorwagen,
das Aussehen gewöhnlicher Stras»
wagen haben und für je 20 Sitzplät
12 Stehplätze eingerichtet sind, werd
je zwei Motoren von je 10 — 15 J
gerüstet, deren jeder eine Wag«
vermittelst einmaliger Zahnradüb«
treibt. Die Wagen sollen an verkehrt
Tagen eventuell mit Anhängewagen fij
falls 32 Personen in Zwischenräum«
3 oder 5 Minuten und an den übrigei
in solchen von 7 — 10 Minuten c
folgen. Während der kalten Jahreaz
für die Heizung der Wagen Sorge g
werden. Die Wahl des elektrischen ;
soll den zuständigen Behörden vorl
sein. Der Unternehmer bringt in Vo
die Hauptstrecke mit oberirdischer S
fflhmng, die Anschlusslinie aber mil
irdischer StromzufÜhrung hersustellei
Banausführung des Tunnels soll ki
mit einem Durchmesser von 3*2 m na<
beim Bau der elektrischen Untergru
beabsichtigten Verfahren bewirkt ^
das im wesentlichen darin besteht, (j
dem Tunnelnmfang gleichlro»M«dei
cylinder mittelst hydraulischer Press
wärts getrieben und hierdurch die I-
für den Tunnel geschaffen wird, l
Errichtung der elektrischen Kraftsta
die Erwerbung eines Grundstückes in
von etwa 45 a Flächeninhalt vorgesel
Elektrische Schmr ebebahn. L
ist ein neues Project für eine elektrisch!
bahn den staatlichen und städtischen B(
unterbreitet worden ; es handelt sich v
„Schwebebahn" nach dem System
Langen, nach welchem die Pe
beförderung mittelst freischwebendei
gender Wagen bewirkt werden soll,
dieses System enthält die den Bc
unterbreitete Vorlage folgende näheren 1
lungen : Die Bahn besteht im Wesentlic
einem in luftigen eisernen Gitterwei
gestellten, unten offenen I^ängsträger, *
in entsprechenden Abständen durcli
519
oder Stützea getragen wird. Inneihalb des
Gitterwerks sind die Schienen befestigt,
welche das Bahngeleise bilden. Anf dem
Geleise laufen wagenartige, zweckentsprechend
coDstrmrte niedere Gestelle von je zwei
Achsen; an je zwei solchen Gestellen, also
an vier Achsen, hüngt in Federn der Per-
sonenwagen, ^ner der Hauptvorzüge der
Schwebebahn gegenüber den gewöhnlichen
Hochbahnen soll in der sehr viel grösseren
Fahrsicherheit beruhen. Entgleisungen, die
grösste Unfallgefahr im Hodibahnbetriebe,
sollen bei der Schwebebahn absolut aus-
geschlossen sein, weil die Schienen nicht nur
von oben, sondern auch von unten durch
Gegenrollen, welche bei Gefahr in Betrieb
treten, gefasst werden, was bei Bahnen ge-
wöhnlichen SjTstems bekanntennassen nicht
möglich ist. Anch im Uebrigen soll die
Schwebebahn weitgehende Sicherungen be-
sitzen, welche nur bei ihr durch ihr eigen-
artiges und neues System möglich sind. Die
Elasticitit der Eisenconstruction der Bahn
gewährleiste ferner eine ausserordentlich
ruhige Fahrt. Die Federung in den Aufhänge«
Organen soll eine rationellere sein als bei
Bahnen gewöhnlichen Systems. Weitere Vor-
züge sollen in der Möglichkeit, sehr kleine
Krümmungen zu durchfahren, liegen, femer
in der sehr einfachen Anlage von Weichen
und Kreusungen und in der Leichtigkeit,
sich den verschiedensten örtlichen Verhält-
nissen anzupassen, so dass sie selbst in engen
Strassen noch ausfahrbar seien und ihre
eigenartige Construction fast kein nennens-
werthes Geräusch verursache. Ein Haupt-
vorzug soll endlich der Umstand sein, dass
der Wagenverkehr auf den Strassen nicht
behindert wird, weil die Tragpfeiler auf den
Bordschwellen ruhen werden, von wo aus
sie sich nach oben hin bogenartig vereinigen
und den Bshnkörper tragen. Der Betrieb
der Schwebebahnlinie soll so eingerichtet
werden, dass die grösstmögliche Beförderuugs-
Geschwindigkeit und Billigkeit geboten wird.
In letzterer Beziehung wird beabsichtigt, einen
Einheitssatz von lo Pfennigen für beliebige
Entfernungen in der Richtung einer Dnrch-
querung des Stadt weichbildes, also anch für
die ganze Linie Zoologischer Garten-Treptow
einzuführen. Alle Wagen sollen nach Art
der Pferdebahn nur eine Classe führen und
die Beförderung soll in ZOgen von etwa drei
Wagen oder zur Zeit schwächeren Verkehrs
in einzelnen Wagen, welche je 40 Personen
fassen, in rascher Folge bewirkt werden.
Blektrische Traction In Paris. Die
„Compagnie des omnibus** in Paris macht
gegenwärtig verschiedene Versuche über die
Traction mit comprimirter Luft. Seit mehr
als einem Monate hat man Versuche auf
der Linie St. Augustin — Cours de Vincennes
gemacht und dabei, wie es scheint, zahlreiche
unangenehme Erfahrungen gemacht. Trotz-
dem hat man diese Betriebsart seit 18. Sep-
tember eingeführt. Es wird sich darum
handeln, mehrere Linien mit elektrischem
Betrieb bei Ausnützung dei Druckluftanlagen
einzurichten; dazu ist aber die Zustimmung
des Conseil municipal de Paris nöthig.
Kinnahnxen der „Gompagnle Edi-
son*'. Seit I.Jänner bis 31. August 1894 ^
trugen die Einnahmen der „Compagnie Edi-
son*^ in Paris 1,795.747 Francs; im Jahre 1893
war die Summe für die gleiche Zeitperiode
1,745.115 Francs. Die Mehreinnahme beträgt
daher 50.632 Francs. Bemerkenawerth ist,
dass in jedem Monate, selbst im Sommer,
eine Mehreinnahme ersielt wurde.
lotemationale Elektrldtäts - Ge-
sellschaft. Während des heurigen Sommers
haben die Anmeldungen für elektrische Be-
leuchtung bei der Internationalen Elektridtäts-
Gesellschaft einen Zuwachs erhalten, wie ein
solcher noch in keinem Jahre erreicht worden
ist* Die 21ahl der zum Anschlüsse an das
Kabelnetz angemeldeten Lampen hat die
Höhe von 92.000 überschritten, und täglich
nimmt die Nachfrage nach elektrischer Be-
leuchtung und auch nach elektromotorischer
Kraft für verschiedene Verwendungen zu.
Die von der Gesellschaft mit Strom ver-
sorgten Objecte vertheilen sich auf alle alten
Wiener Gemeindebesirke und sogar über
deren Gebiet hinaus bis auf das Cottage-
Viertel. Das gesellschaftliche Kabelnetz be-
sitzt gegenwärtig eine Ausdehnung von mehr
als 130 km. Wie wir erfahren, ist die Inter-
nationale Elektridtäte- Gesellschaft in letzter
Zeit auch einigen Projecten für elek-
trische Localbahnen erfolgreich
näher getreten, so dem Unternehmen einer
elektrischen Trambahn vom Bahnhofe Bielitz
durch die Stadt, den Zigeunerwald nach
Ohlisch — wir berichten hierüber an anderer
Stelle — , femer einer elektrischen Local-
bahn von Teplitz nach Eichwald, welch'
letztere Bahn nebst der Personen-Beförderung
auch den Frachtenverkehr der umliegenden
hervorragenden Industriebezirke vermitteln
wird.
Eine neue Elektridtäts - Gesell-
schaft m Berlin. Unter Mitwirkung eines
Finanz-Consortiums, bestehend aus der Dis-
conto-Gesiellschaft, der Dresdner Bank, der
Darmstädter Bank, sowie den Häusern Bleich-
röder imd Born & Busse wird die Gründung
einer Actien-Gesellschaft behufs Ausführung
von UotemehmuDgen auf dem Gebiete der Elek«
tridtät beabsichtigt Eine Actien • Emission
soll vorläufig nicht stattfinden.
Verein europäischer Glühlampen-
Fahrlkanten. Die Mitglieder des , Vereines
europäischer Glühlampen-Fabrikanten** hielten
vom 10. — 12. September a. c ihre usuelle
Vierteljahrs- Versammlung in Frankfurt a./Main
ab. Die betheiligten Fabriken waren voll-
ständig ohne Ausnahme vertreten und accep-
tirten einstimmig die auf die Durchführung
der bisherigen Beschlüsse sich beziehenden
Detailbestimmungen.
Die Meldung des Präsidiums vr
offlciell kundgegebenen Absicht mehrere
520
Verebi biaher lerDgebUrt>eBer Fabriken, der
CoiiYcxitloii beizutreten, erregte lebhafte Be-
friedigung und es wurde beschlowen, fttr
deuMiftchet in Gemeiniduift mit den Ver-
tretern dieser Fabriken eine Conferenz inra-
berauBcn.
„Oekonometer*' wird die Arndt'idie
Gararaage (Patent Nr. 70.829) genannt,
welche ycn der Mascfainesfabrik Ww. Jobann
Schnbinacber in Köln am Rhein fabricirt wird.
Der Zweck dieser Gaawaage, welche aU Ana-
rilstungsstttck dem Dampfkessel beizugeben ist,
lässt die Zntammensetanng der Ranchgase
jederzeit erkennen, om durch Berflckrichtignng
dieser Erkenntaiss die gröastmöfüehe Kohlen»
ersparnisa crsielctt zu lassen, wit das Patent-
bnreau Gersoo h Sachse, B^ior schreibt, zeigt
auf einer Scala die Waage, welche sicii unter
Glasversdllusa befindet, beständig den Bestand
der Raochgase an Kohlensäure an. Ist dieser
Bestand zn gering, so ist aaf eine zu reidi-
liche Lnftznftlhirung zu sdiliesaen, und letztere
zu Termindem. Es kann aber auch die Luft-
zuf&hmng zu gering lein, in welchem Falle
sidi KohlenoKjd bildet auf Kosten sich
sonst entwickelnder Kohlensäure, oder es
kann durch unrichtige Bedienung des Feners
der Kohlenaänregehalt herabgedrflckt werden,
was alles am Zeiger der l^aage erkenntlich
ist. Es sind durch Benutzung dteses Oekono«
meters in der kurzen Zeit seines Bestehens
sdion in yieten Fabriken erhebliche Erspar-
nisse an Kohlen ersidt and swedanätsige
Aenderungen der Feuenmgsanlagen getroffen
worden.
Bühnentechnik und Elektricitftt.
Durch die Presse läuft gegenwärtig die Nach-
richt, dass Edison sich neuerdings ftlr die
Btthnenrechnik interessire, um diese mit Hilfe
der Elektridtitt einfacher und besser zu ge-
stalten. Nun hat aber der bekannte Bflhnen-
techniker Karl Lautenschläger in Mtlo-
chen, der sich schon seit Jahren mit dem Project
eines elektrischen Bflhnenbetriebes befasste,
und unablässig an Neuerungen arbeitete, seine
Versuche so weit ausgedehnt, dass schon in
einigen Wochen im Hoftheater zu München
Theile des elektrischen Betriebes praktisdi
zur Vorführung gebracht werden können.
In Verbindung mit einem grossen süd-
deutschen Etablissement, welches die elek-
trotechnische Ausfahrung ttbemommen hat,
wird Lantenschläger die Verwandlungen der
l^esammten Maschinerie auf elektrischem
Wege selbstthätig vornehmen; es werden
Prospectzttge, Flugwerke, Cassettenanfzüge,
das Oeffnen der Cassettenklappen, das Drehen
der Btthne, die Versenkungen, kurz Alles,
was bisher mit der Hand gemacht werden
musste und ein grosses Arbeitspersonal er-
forderte, Lärm erzeugte und doch nicht
immer tadellos functioniren konnte, elektro-
motorisch bewegt werden, und zwar kann
mit Hilfe des im Hause vorhandenen
elektrischen Stromes von einem oder
von mehreren beliebigen Punkten aus die
ganze Maschinerie dirigirt werden«
werden künftig die Thaaterarbeiter
mehr zor Herfaeiachaffdng und zum Auli
der Decorationen nöthig sein, und wki
durch nicht blos eise wesentliche Brtpi
sondern anch eine badeutcnde Erieicfat
im Betrieb erzidt werdcB. Im Mine
Hoftbeater ist Alles für dicae Ncnemi
Voriiereitung, die Vorprobcm haben di
wartete günstige Resultat ergeben; das
blem ist gdöst, anf der Stätte, wo bal
lieh aoch die dektrische Bthneabeleuc
snerst in Deutachland zur Einltthmni
langt (iSSt).
lOOJährlges Jubiläum der !
grephie. Am 29. August d. J. wa
loojährige Jubiläum der ersten tdegraphi
Depesche. Im Sommer 1794 wurde
den französischen Physiker Claude C h a
(geb. 1763, gest. 1805) die erste
graphenlinie, die zwischen Paris und
vollendet. Natürlich handelte es sieh
nicht um den heutigen elektrischen,
dem, um den alten optischen Telegra]
bd dem auf der ganzen Strecke
grössere Zahl von Stationen (zwischen
und Lille 22) derart verthdft waren,
jede Sta^on die nächstvorhergehende
nächstnachfolgende sehen konnte.
Station bestand aus einem Signalhaus«
dnem hoch über das Dach emporrag«
Signdmaste; letzterer trug drei beweg
vom Innern des Häuschens verstellbare J
mit welchen sich eine Reihe bestim
verabredeter Figuren bilden liess. Gab
nun den Figuren die Bedeutung von ]
Stäben und Ziffern, so konnte man beli
Wörter, Sätze etc. von Station zu Sl
weitertelegraphiren. Wie „Die Elektri«
mittheilt, Wurde die erwähnte Tdegra;
linie Paris-Ulle im August 1794 zur Ü
mittelung der ersten tdegraphischen Dep
benutzt, indem man von Lille nach
die Einnahme der Stadt und Festung €
durch die Truppen der französischen R^
meldete. Die Depesche brauchte zum D
laufen der rund 30 geographische h
langen Linie kaum 20 Minuten (eine füi
malige Verhältnisse ausserordentlich g
Geschwindigkeit) und wurde beim Eint
dem Convent übermittelt, der sofort bescl
Cond^ solle von nun an „NordlibfC* bei
und die Erklärung hinzufügte, »dass
Nordarmee nicht aufhöre, sich um das \
land verdient zu machen*. Beschlusi
Erklärung sollten unmittelbar wieder <
den C h a p p e'schen Telegraphen nadi
und von da durch Eilboten nach Norc
befördert werden. Unter gespanntester
merksamkeit einer grossen Zuschauermenj
gannen die Signalarme auf dem Louvre
Pariser Aofangsstation der Tdegraphenlin
spielen, und nach kaum 1V4 Stunde k<
C b a p p e dem Convente die Rflckmd
seines Correspondenten In Lille überg«
dass die Depesche richtig angekommen
der Eilbote abgesandt sei.
Veraotwortlicber Redaoteur : JOäEF KA&EI8. — Sdbstverlaa des Blektrotechniaohen Vwefa
In Commlsslon bei LEHMANN & WENTZEL, Budihandlung Ar Tedmik und Kunst.
Druck von R. SPIES <i Co. in Wien. V.. Straussemcaase 16.
i*_
: i
(41
Zeitschrift fär Elektrotechnik.
XII. Jahrg. 15. October 1894. Heft XX.
ABHANDLUNGEN.
Methode der graphischen Darstellung der Stromcurve
veränderlicher Ströme.
Von ALBERT CREHORE.*)
Die Schwierigkeit, einen Apparat zu construiren, welcher die ver-
änderliche Intensität von Wechselströmen graphisch darstellt, liegt darin,
dass die beweglichen Theile wegen ihrer Trägheit sich nicht hinreichend
rasch entsprechend den Stromveränderungen bewegen können. C r e h o r e
verwendet, um diese Schwierigkeit zu umgehen, in seinem Apparate die
Drehung der Polarisations-Ebene des Lichtes durch ein von dem veränder-
lichen Strome erzeugtes magnetisches Feld. Die Methode stützt sich auf
zwei Gesetze. Nach dem Satze von V e r d e t ist die Verdrehung der
Polarisationsebene eines monöthromatischen Lichtes proportional der
Intensität des magnetischen Feldes. Naah dem Satze von B 1 o n d 1 o t ist
die Zeit, welche verfliesst, b;^ ein entstandenes magnetisches Feld die
entsprediende Drehung der Polarisatiohsebene des Lichtes hervorbringt,
verschwindend klein. Der Apparat besteht aus einer Glasröhre, welche
einen inneren Durchmesser von<r4'cm und eine Länge von 70*15 cm hat.
Diese mit Schwefelkohlenstoff gefiillte Röhre ist mit einer öi'Scm langen
Spule umgeben, welche 2900 Windungen eines isolirten Kupferdrahtes
enthält. Vor der Röhre befindet sich eine senkrecht zur Achse geschnittene
Quarzplatte, ein Nicol als Polariseur und ein Heliostat, welcher die auf-
fallenden Lichtstrahlen parallel zur Achse der Röhre reflectirt. Hinter der
Röhre befindet sich ein Nicol als Analyseur, ein Spectroskop und ein
lichtempfindlicher Papierstreifen, welcher sich in einer Richtung, die senk-
recht zum erzeugten Spectrum ist, mit entsprechender Geschwindigkeit
bewegt. Das Sonnenlicht wird durch den ersten Nicol polarisirt ; die Lage
der Polarisationsebene hängt von der Stellung des Nicol ab. Die Quarzplatte
verdreht die Polarisationsebene der einzelnen Lichtsorten um einen Winkel,
dessen Werth der Wellenlänge des betreffenden Lichtes verkehrt proportional
ist Die Polarisationsebene des violetten Lichtes wird daher stärker gedreht
als die des rothen. Wenn durch die Spule kein Strom fiiesst, so erleidet
das Licht beim Durchgange durch den Schwefelkohlenstoff keine Ver-
änderung, respective die Lage der Polarisationsebene der einzelnen Licht-
sorten wird nicht verändert. Bei irgend einer Stellung des Analyseurs
ist im Spectrum stets ein dunkler Streifen vorhanden, welcher der Licht-
sorte entspricht, die wegen der Lage ihrer Polarisationsebene nicht durch
den Analyseur durchgehen kann. Dreht man den Analyseur, so wandert
der dunkle Streifen je nach der Rotationsrichtung gegen das rothe oder
gegen das violette Ende des Spectrums. Man kann dem Analyseur eine
solche Stellung geben, dass sich der dunkle Streifen in der Mitte des
Spectrums befindet. Lässt man die Spule von einem Strome von con-
stanter Stärke durchfliessen, so erscheint der dunkle Streifen an einer
anderen Stelle des Spectrums ; es werden nämlich die Polarisationsebenen
der einzelnen Lichtsorten während des Durchganges derselben durch den
♦) Aus „E 1 e c t r i c a 1 Power* A. VI, pag. 233—236.
4Ö
1 1'
522
SchweJflkuhlenstoff gedreht. Die Richtung, nach welcher der du
StreitcTi abgelenkt wird, und die Grösse der Ablenkung hängen von
RicIiLuniL^ uod Stärke des Stromes ab. Aus der Grösse der Ablenl
k-inn ni tu die Stärke des Stromes ermitteln. Am einfachsten ist es,
Aj/purat i.-[npirisch zu aichen, indem man einen Strom von bekcu
SU'nke ^l^l^ch die Spule sendet und die Ablenkung des dunklen Stre
heobnchtet. Wird durch die Spule ein Wechselstrom gesendet, so äi
i.ich ilis erzeugte magnetische Feld genau der Stromstärke entsprech
aich i.]\e Ablenkung des dunklen Streifens (Punktes) im Spectrum er
^enau Ilt Stromstärke entsprechend. Auf dem sich senkrecht zum Spec
beweut'n^len lichtempfindlichen Papierstreifen wird die Stromcurve pl:
uraphyt, Hin Nachtheil der Methode besteht darin, dass durch die in
l^tifunkiL-is eingeschaltete Spule des Apparates der zu imtersuchende S
voran r| Uli wird. J.
Die Entstehung elektrischer Erdströme.
Von P. BACHMETJEW.*)
(Schlnss.)
Auf iJiese Weise ist es ersichtlich, dass Erdströme wirklich exisl
wLMm >fcr auch, nach dem vorhin Erwähnten, keine Ampere-Ströme
könriLäu Auf welche Weise entstehen aber diese Ströme in der Erde?
Mit iler Absicht, diese Frage, wenn auch nur wenig, zu bcleuc
st t Ute jt li im vorigen Herbst geeignete Versuche in der Tiefebene
huliii iLti, in einem vollkommenen Flachlande, das mit sehr niederem
b(!di*Lkt, weit von Dorf und Stadt entfernt ist. Die Zeit war gun
üinij^c W LP eben vor dem Versuche und auch zur Zeit des Versuches
CS Uf-iler ^^ercgnct noch geschneit. Bei den Versuchen wurden die vc
urUrr^tUt lii'-n und geprobten Brander'schen Elektroden verwendet.
iJie Gegend wurde vorher nivellirt und zur Untersuchung ein i
uFtlii'ht r tjuadrant, dessen Radius = 8o m war, genommen. Längs
Hüj^pHs w Lirden in gleichen Zwischenräumen sieben Gruben gegraben,
Ufi. Mi wrkhe man die genannten Elektroden steckte und mit Sanc
Hthilitrif; ausserdem wurde im Mittelpunkte eine achte Elektrode vergr;
iJii* Mir kl roden waren mittelst isolirter Drähte mit einem Commutator
(iann mit rinem Galvanometer von Widemann, der in einem besonc
Häii^t h^n aufgestellt war, verbunden. Die Central-EIektrode war immer
^ui f|i r Prripherie vertheilten abwechselnd mit dem Galvanometer verbun
siuriii kniiiue man die Erdströme in verschiedenen Richtungen, die d
ihr {jvjudrant-Radien bestimmt waren, messen. Die Beobachtungen m;
nijiTi fich- halbe Stunde während 36 Stunden.
Ausser dem Strome wurden noch die Lufttemperatur und der W
^EiUil -.Iv: verschiedenen Linien (mit der Erde) beobachtet.
1h stellte sich nun heraus, dass der Strom in den verschiec
Liith IL uu lit gleich stark war. Der stärkste Strom wurde in der Linie
iua Irfji Tuagnetischen Meridian einen Winkel von 30^ bildete, beobac
-.ir u.ii wjn Süd- West gegen Nord-Ost gerichtet. In anderen Linien
rt ^iJi\^^iHicr mit der Vergrösserung des genannten Winkels gegen i
J l \^\^^\ i'r-srri Verkleinerung gegen Norden. In der West-Ostlinie war
^ ^L b^Ui &u^ar negativ, d. h. er ging von Ost nach West. Ausserdem
^oiii^^tärke auch von der Zeit ab, änderte sich jedoch gleichzeitig
Strom-Minimum wurde um 3 Uhr Nachmittags, Strom-Maximun
Fl üh beobachtet.
523
Die nachfolgenden Versuche im Hofe der höheren Schule in Sofia
zeigten mit einer Linie dasselbe — sie währten einen Monat.
Leider kann ich nicht meine Resultate mit denen anderer Beobachter
vergleichen^ da es unbekannt ist, was für Ströme sie als negativ und,
welche als positiv bezeichnet haben ; sonst könnte mein negatives Minimum
bei ihnen das positive Maximum sein, und umgekehrt. Wir können nur die
extremen Werthe im Laufe der Erdstrom-Veränderung vergleichen. Solche
Extreme beobachteten: Brander, Barlow, Airy, Tromholt, *) La-
me n t **) und Stephan.
Die Extreme wurden von den verschiedenen Gelehrten in verschiedenen
Ländern stets in der Früh oder gleich nach Mittag beobachtet, was auch
mit meinen Beobachtungen zusammenfällt.
Was die Richtung des Stromes anbelangt, so fanden :
Blavier von SW nach NO
Wild „ SW , NO
Walker*»»)... „ SW „NO
Palmierit) » SW „NO
Airy » SW „NO
Lemströmft). . » W „ O
(annähernd).
Diese Resultate stimmen wiederum mit den meinigen überein.
Hier muss ich bemerken, dass, wie die Berechnung zeigt, die Haupt-
richtung des Stromes nicht immer constant blieb, sondern im Laufe von
24 Stunden in den Grenzen von 9^ schwankte.
Kehren wir wieder zur Frage zurück: wie entstehen die Erdströme?
Auf diese Frage antworten verschiedene Beobachter verschieden, nämlich :
B a r 1 o w betrachtet den Strom als in der Erde entstanden und glaubt, dass
derselbe nichts gemein hat mit der atmosphärischen Elektricität.
De la Rive kommt mit Hilfe theoretischer Betrachtungen zum Schlüsse,
dass die durch verschiedene Gründe in der Erde erregte Elektricität mit
den Wasserdämpfen in die Atmosphäre (hauptsächlich am Aequator),
von da durch die Windströmung zum Nordpol gelangt, sich als Polar-Licht
entladet, in die Erde zurückgeht und von da wieder zum Aequator kommt«
Wir können jedoch an diese Muthmassung nicht glauben, weil darnach die
Winde eine constante Richtung vom Aequator gegen Norden und Süden
haben müssten.
Lamont, bekannt durch seine Untersuchungen über Magnetismus
und Elektricität, denkt sich den Erdball mit negativer Elektricität geladen,
welche von der Witterung und von der 24stündigen Bewegung der Erde
abhängt. Die elektrische Ladung wird durch die Anziehungskraft anderer
geladener Himmelskörper, insbesondere der Sonne, in Bewegung gesetzt,
weshalb sich elektrische Flut und Ebbe und folglich Erdströme bilden.
Blavier erklärt die Erscheinung der Ströme in den Telegraphen-
drähten folgendermassen : in den oberen Schichten der Atmosphäre fliesst
ein elektrischer Strom, der die täglichen Variationen und Perturbationen
der Magnet-Elemente bewirkt ; und dieser Strom verursacht in den niederen
Luftschichten den elektrischen Strom entgegengesetzter Richtung, der auch
in den Telegraphendrähten zum Vorschein kommt. Der erste Strom kann
*) S. Tromholt. Nature. 28. Mai 1885, p. 88.
**) Lamont. Der Erdstrom. Leipzig 1862.
♦♦♦) C. V. Walker. Phil. Trans, i. p. 203, 1862, p. 89. 1861.
t) L. P a 1 m i e r i. Rend. dell' Acad. delle Se. Napoli IV., pag. 164, 1890. Lnm.
ölectr. 38, p. 51, 1890.
ff) S. Lemström. Om Polar juset. 1886. Stockholm.
40*
}
n
524
sich durch die Uebertragun^ der elektrischen Massen durch die ^
die in den oberen Luftschichten von Südost gegen, Nordwest gehen
Preece*) meint, dass in Anbetracht der gleichzeitigen Ersch
des Polarlichtes und der Sonnenflecken die. Revolutionen in der S
Atmosphäre die magnetischen und elektrischen Bewegungen auf dei
Oberfläche bewirken.
Wild betrachtet die Sonne auch als die Ursache der Perturbj
und in den von ihnen hervorgerufenen Inductionsströmen sieht er
störende Kraft, welche sich gleichzeitig und gleichartig über die
Erde ausbreitet; die vielen Revolutionen, welche nur auf einen beschr
Theil der Erdoberfläche magnetisirend wirken, ebenso das Polarlicht
sich seiner Ansicht nach durch verschiedene Entladungen der in de
angehäuften Luft- und Erdelektricität erklären.
Ungeachtet der scheinbaren Glaubwürdigkeit, dass die Soni
Magnet oder elektrischer Körper die Ursache der Magnetstürme, wU
der in der Erde entstehenden Erdströme ist — dafür soll das Zusa
fallen der Sonnenflecken-Periode mit der Periode der Magnet- und der
tricitäts-Revolutionen auf der Erde sprechen**) — können wir doch
mit einer derartigen Erklärung der Erdströme einverstanden sein, und
aus dem Nachfolgenden:***)
W. Thomson t) (Lord K-clvin), der berühmte Physiker a
Liverpooler Universität, hielt bei der Eröflfnung der Jahresversammlu
königlichen Gesellschaft am 30. November 1892 eine Rede, in c
beweist, dass die Sonne als Magnet oder elektrischer Körper auf der
keine elektrischen und magnetischen Revolutionen verursachen
^eil — wie die Berechnung nachweist — die Sonne nicht über jene
Kraft verfügt, die sich auf diese enorme Entfernung (20 Millionen j
ausbreiten könnte. Der berühmte Gelehrte schliesst seine Rede folg
massen :
^Auf diese Art, in diesen acht Stunden des nicht allzu kr
Magnetsturmes müsste dieselbe Arbeit für die Ausbreitung der magnet
Wellen in allen Richtungen geleistet werden, welche Arbeit die
während ihrer viermonatlichen, regelmässigen Wärme- und Lichtausstr;
leistet! Dieses Resultat, scheint mir, widerspricht vollständig der Am
dass die Stürme des Erdmagnetismus von der magnetischen Wirkui
Sonne abhängen, oder von irgend einem anderen dynamischen Facto
sich in der Sonne oder ihrer Atmosphäre befindet. Wie es scheint, r
wir annehmen, dass die erwähnte Abhängigkeit der magnetischen v
von den Sonnenflecken nicht wirklich ist, und dass das scheinbare Zusa
fallen der zwei Perioden ein nur zufä 11 ig es Zusammenfallen ist.''
Nach einer derartigen Rede Thomson's müssen wir zugei
dass die Sonne nicht unmittelbar mit Hilfe ihrer magnetischen und
trischen Inductionsfähigkeit eine merkbare Aenderung in den magnel
und elektrischen Elementen der Erde hervorzurufen im Stande ist, '
Wild, Preece, Lamont und Andere angenommen haben.
Aus dem Vorhergehenden ist es klar, dass man die Ursacfc
Erdströme auf der Erde oder in ihrer Atmosphäre zu suchen hat,
schon gesagt wurde, sahen viele Gelehrte ihre Ursache in der atmosphäi
Elektricität und nahmen zu diesem Zwecke Luftströmungen in den i
Luftschichten an^ die jedoch bis jetzt noch nicht bewiesen wurdei
*) W. H. Preece. Report of the 62 Meeting of the British Association
burgh. p. 656. 1892.
**) W. Ellis. Proc. Roy. Soc. 52, p. 191, 1892.
*♦*) Siehe „Elektritschestwo" 1893, pag» 3^3'
t) Lord Kelvin. Proc. Roy. Soc. 52, p. 317. 1892.
625
Gegentheii, der Akademiker Wild theilte mir in einem Privatschreiben
mit, dass die von ihm systematisch vorgenommenen Messungen der atmo-
sphärischen Elektricität zu keinem Analogon bezüglich ihres Verhältnisses
zu den Erdströmen führten.
Somit kann auch unsere Atmosphäre nicht als die Quelle der Erd-
ströme betrachtet werden.
Wenn man den 24stündigen Gang des Erdstromes in der Sofianer
Tiefebene mit demselben Gange der Temperatur vergleicht, so bemerkt
man ein verblüffendes Uebereinstimmen dieser beiden Erscheinungen. Ich
führe hier keine Zahlen und Curven an, weil Daten von mir an einer
anderen Stelle*) mitgetheilt wurden; ich erwähne nur, dass Strom-Maximum
in der Zeit mit Temperatur-Minimum zusammenfällt und umgekehrt. Wenn
wir die Curve des 24stündigen Erdstromganges mit der Curve, gezeichnet
von Thermograph (auf der meteorologischen Central* Station in Sofia) ver-
gleichen, so ist die Uebereinstimmung nicht nur allgemein, sondern auch
partiell. Es muss hier das eine bemerkt werden, nämlich : Strom-Minimum
(nach Mittag) trifft bezüglich des Temperatur-Maximums um circa i^g Stunden
später ein, und Strom-Maximum trifft aber um beiläufig so viel früher
als das Temperatur-Minimum ein.
In Anbetracht derartiger Anologien darf man, ohne nachzugrübeln,
die Temperatur als die unmittelbare Ursache der Erdstromentstehung be-
trachten, d. h. die Erdströme durch thermo - elektrische Kräfte entstanden
(denken. In der That, zur Bildung der thermo-elektrischen Ströme ist das
Eintreffen zweier Hauptumstände nothwendig : eine Temperatur-Differenz
und ein Unterschied in der Beschaffenheit der Leiter. Wollen wir sehen,
ob diese Umstände auf der Erdkugel eintreffen.
Die Erdoberfläche besteht zum Theil aus Erde, thcil weise aus Wasser,
wobei die Erde nicht überall gleichartig ist. Was die Temperatur der
Erdkugeloberfläche anbelangt, so ist sie nicht überall gleich, was von ver-
schiedenen Ursachen abhängt: Erstens der Wechsel der Jahreszeiten, z. B.
wenn wir auf unserer Hemisphäre Sommer haben, so ist auf der südlichen
Hemisphäre Winter und umgekehrt ; zweitens von ganz localen Ver-
hältnissen : Wolken, Winde, Berge, Thäler u. s. w., z. B. neben einer
hohen Temperatur eines Thaies kann eine niedere Temperatur irgend eines
mit ewigem Schnee bedeckten Berges bestehen.
All das zusammengenommen ist auch die Bildungsursache der Erd-
ströme. Die „localen" thermo - elektrischen Ströme wirken einander ver-
stärkend oder schwächend, sie müssen stets eine Resultirende geben,
die wegen leicht einleuchtender Gründe (Tag bei uns, Nacht auf der süd-
lichen Hemisphäre) nie Null werden kann.
Wo die Verhältnisse, welche die Entstehung der thermo-elektrischen
Ströme verursachen, günstiger sind, werden auch die Erdströme stärker
sein, z. B. gebirgige Gegenden, Meeresküste etc. Die Beweise hiezu finden
wir in den Beobachtungen von Wild. Bei ihm haben bei magnetisch«
ruhiger Zeit die stärksten Erdstrom-Schwankungen die Grösse von 0008 Volt
angenommen, bei der Elektroden-Entfernung von i km ; wenn wir aber
in seinen Strömen noch das Vorhandensein von chemischen Strömen be-
rücksichtigen, so ist die Potential-Differenz in Pawlowsk noch geringer.
Bei mir ist die Potential - Differenz, bei einer Elektroden - Entfernung von
I km, im Maximum 0'o650 Volt. Bei denselben Bedingungen bekam
Brander in der Schweiz 0*0526. Daraus folgt, wie auch zu erwarten
war, dass auf grossen Ebenen (Russland) der Erdstrom schwächer ist als
in Berggegenden (Bulgarien, Schweiz).
*) „Zeitschrift der Physik.- CheiBlgfl||«^^elUchafc**, Petersburg.
lemlifllMj^^c
l
526
Die Thermo-EIektricität ist jedoch nicht die alleinige Ursact
Erdstrom-Entstehung. Es existirt noch eine wenig bekannte Ersehe
welche den elektrischen Strom auf der Erde hervorruft.
G. Quincke,*) Professor an der Heidelberger Universität, ent
im Jahre 1859, dass beim Durchsickern des Wassers durch eine geb
Thonplatte sich ein ziemlich starker Strom bildet; die Spannung err
wenn das Wasser unter einem Drucke von 3 Atmosphären durchsii
den Werth von i Volt.
Die Dicke und Oberfläche der Platte übten keinen Einfluss i
Stromspannung aus; und nur die Beschaffenheit der Platte und die Plus
selbst beeinflussten den Strom. Bei reinem Wasser, welches durch verscl
Gegenstände bei l Atmosphäre Druck durchsickerte, bekam er fc
Grössen (wobei die elektromotorische Kraft des Daniell-Elementes ;
angenommen wurde) :
Schwefel 977'07
Quarz- Sand 6 20*49
Schellack-Pulver .... 330-01
Seide Ii5'45
Gebrannter Thon . . . 36' 15
Asbest 22'i5
Porzellan I9'86
Elfenbein 3*10
Thier-Membrane .... i'5i
Beim Mengen des Wassers mit Säuren oder Salzlösungen i
Stromspannung geringer, beim Mengen mit Alkohol oder Seifen
grösser.
Wie aus der Tabelle ersichtlich, entsteht ein besonders starker
bei einem uns am meisten interessirenden Gegenstand, beim Quan
Wenn wir die elektromotorische Kraft Daniell = i'i Volt annchm
wird die elektromotorische Kraft beim Durchsickern des reinen V
durch Quarz-Sand, bei einem Druck von i Atmosphäre gleich 6*825 Vo
Ich will hier nicht die Versuche anderer Physiker mit gl2
Capillar-Röhrchen zum Zwecke der Gesetzbestimmungen dieser neuei
trischen Ströme, welche Quincke diaphragmatische Ströme nennt, c^^^
Im Allgemeinen fand man, dass die elektromotorische Kraft nie
der Länge und Dicke der Röhre abhängt, sondern nur von ihrer Mi
beschaffenheit, und dass sie dem Drucke gerade und dem Reibungs-Coeffi
und der Leitungsfähigkeit umgekehrt proportional ist.
Helm hol tz**) gibt die mathematische Theorie dieser Ersch
indem er sie mit der umgekehrten Erscheinung der „elektrischen Endos
entdeckt von Reuss***) in Moskau im Jahre 1807, verbindet.
Weil bis jetzt noch die constanten Grössen des diaphragma
Stromes der Schwarzerde, des gewöhnlichen Sandes und des Schnee
wie auch ihre Abhängigkeit von der Temperatur, unbekannt waren,
ich im Verein mit Herrn P. Pentschew, Student an der höheren
in Sofia^ die noth wendigen Versuche und Messungen an.
Das zu untersuchende Material kam in einen hohen und geräi
Glascylinder mit Boden (/i= 104 cm, 2 r = 9*5 cm), das Wasser g(
in das Gefäss entweder von oben oder von unten. Die dabei <
elektromotorische Kraft wurde mittelst Platin-Elektroden, die siel
und unter dem gegebenen Körper befanden, gemessen. Zur Entfernui
*) G. Quincke. Pogg. Ann. 107, p. i, 1859; iio, p. 38, 1860.
♦♦) Helmholtz. Wied. Ann. 7, p. 351, 1879.
***) Reuss. M^m. de la soc. imp. des natural, k Moscou. 2, p. 327, 1809.
527
dabei entstehenden Polarisations-Ströme wurde die Compensations-Methode
angewendet.
Diese Versuche führten zu folgenden Resultaten :
Die elektromotorische Kraft, die beim Durchsickern des gewöhnlichen
Wassers durch einen gewöhnlichen Sand bei einer Temperatur von 1 20^ C.
und beim Drucke der Quecksilbersäule von 760 mm entsteht, ist gleich*
0"30l Volt; für die Schwarzerde war sie 0*207 ^^^ ^^^ Schnee — immer
unter denselben Bedingungen — etwa 0'2 Volt.
Die elektromotorische Kraft wächst mit der Temperatur; so war das
Anwachsen beim Gebrauche von gewöhnlichem Wasser und weissem, ge-
branntem Thon (als Diaphragma) circa 5%, bei einer Temperaturerhöhung
von l^.
Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass diese Ströme eine ziemlich
hohe Spannung erreichen können.
Somit sind neben der Thermo-Elektricität auch die „Durchsickerungs-
Ströme** als Ursache der Erdstrom-Entstehung zu betrachten. Die atmo-
sphärischen Niederschläge dringen in die Erde und bilden sogenannte
Grundwässer, welche — wie die Beobachtungen der Wiscounsin-Station
(Nordamerika) zeigen — in steter Bewegung sich befinden und nach dem
Eindringen in die Erde elektrische Ströme bilden.
In dieser Beziehung ist der Zusammenhang interessant, den die genannte
Station zwischen der Temperatur und der Bewegung des Grundwassers
gefunden hat : Die Krümmungs-Punkte der Wasserhöhe n-
Curven fallen mit den Krümmungs-Punkten der Boden-
Temperatur zusammen.
Da die Boden-Temperatur, wenigstens die (^er oberen Schichten,
niemals constant bleibt, so kann man daraus schliessen, dass, wenn auch
im gegebenen Momente keine Niederschläge stattßnden, die elektrischen
Durchsickerungs-Ströme trotzdem vorhanden sein müssen, weil die Bewegung
des Grundwassers vorhanden ist.
Somit muss der Erdstrom, hauptsächlich aus thermo-elektrischen und
Durchsickerungs-Strömeu bestehend, denselben Gang haben wie die Tempe-
ratur, was auch meine Versuche in der Tiefebene von Sofia beweisen.
Wenn auch die Durchsickerungs-Ströme auf der Erdkugel noch nicht
unmittelbar untersucht wurden, d. h. nicht von anderen Strömen, die den
Brdstrom bilden, gesondert untersucht wurden (was ich nächstens zu thun
beabsichtige), so sind doch einige Thatsachen, die ihr Vorhandensein be-
stätigen, bekannt.
So hat Lamont, indem er eine Elektrode in die Erde vergrub und
die andere in einen Brunnen senkte, einen Strom erhalten, den er den Erd-
strom nannte. Die Variation dieses Stromes war stärker als bei dem Fall,
wo beide Elektroden gleich tief in die Erde vergraben waren.
Vom erwähnten Gesichtspunkte aus betrachtet, war die Strom-Variation
deshalb stärker, weil Lamont, als er die beiden Elektroden nicht zu tief
in die Erde vergrub, mit einer bestimmten Stromspannung zu thun hatte;
als jedoch ein Plättchen tiefer vergraben wurde als die anderen, oder in
einen Brunnen versenkt wurde, so ist diese Spannung grösser geworden,
da auch der Durchsickerungs-Strom, wegen der hydrostatischen Druckdifferenz,
dazu getreten ist.
Derselbe Gelehrte stellte fest, dass während des Regens oder des
Schneiens der Erdstrom stärker wird. Diese Thatsache spricht auch für
das Vorhandensein der Durchsickerungs-Ströme. Dieselbe Erscheinung wurde
auch von Wild constatirt, welcher behauptet, dass im Herbst und Frühling
(d. h. zur Zeit der grössten Niederschläge) die Erdströme kräftiger sind
als im Winter und Sommer.
i
"ä.
528
Palmicri*) sagt dircct, dass der Regen die Erdströme hervo
wenn er auch ihre Entstehung auf die atmospärische Elektricität be
welche Elektricität wir nach den vorhin angeführten Beobachtungen W
nicht berücksichtigen können.
Der wichtigste Umstand jedoch, der zu Gunsten des Vorhandei
-der Durchsickerungs-Ströme spricht, besteht darin, dass Palmieri zwi:
Resina und Vesuv, und Brander zwischen Airolo und St. Gotard
Erdstrom beobachteten, der immer von weniger hohen zur höheren Stelle
Das erklärt sich vom Gesichtspunkte der Durchsickerungs-Ströme (
die Differenz des hydrostatischen Druckes auf dem Berge und bei s(
Fusse. Beim Fusse muss die Feuchtigkeit (Grundwasser), unter hol
hydrostatischen Drucke als auf dem Berge stehend, nach dem Gesetz«
Durchsickerungs-Ströme auch ein höheres elektrisches Potential gebe
auf dem Berge, und der Strom muss deshalb ohne Zweifel von unten 1
gehen.
Somit, alles Gesagte resumirend, schliesse ich: Die Erdstr
entstehen in Folge zweier Haupt urs ac hen : der thci
e 1 ek t risch en S t röme und der elekt rischen Durchsickern
S t röme.
Ich berühre hier nicht die nicht erforschten Einflüsse anderer N<
ströme auf den Erdstrom, wie: das Verwesen der Organismen, das Wa
der Pflanzen, Flut und Ebbe im Ocean, Eisschichte etc. ; ohne Zweife
einflussen auch diese Ursachen die Erdströme.
Die Bedeutung der Erdströme kann nicht nur in der Wissen:
(wie z. B. bei der Erklärung des Erdmagnetismus), sondern auch in
Praxis, beim Anwachsen des Materials, sehr gross werden. Wenn mai
bedenkt, dass durch* die Sonnen-Energie auf der Erde (unter Andi
eine grosse Menge Wasser verdunstet, **) so ist das schon genügend
den Technikern neue Gesichtspunkte für's Ausbeuten der Naturkräfte i]
Art des Erdstromes zu eröffnen.
Wollen wir hoffen, dass die Zeit nicht mehr ferne ist, wo auci
Erdströme der Menschheit nutzlich sein werden.***) A.
In der ^Meteor. Ztscht.** finden wir unter der Spitzmarke „]
ströme" folgende Nachricht:
„Nature" bringt (Bd. 49, S. 554) die folgende Mittheilung von F
W. H. Preece: Der königl. Astronom hatte die Freundlichkeit, mii
continuirlichen photographischen Aufzeichnungen über die Erdströme, w
während der grossen magnetischen Störung am 20. und 21. Februar
traten, zu zeigen, und dieselben wiesen so heftige und plötzliche Aenden
auf, dass ich unsere Hauptstationen mit Telephonen versah und sie veranl;
dieselben zu beobachten, sobald sich Anzeichen einer Störung zeigten,
geschah denn auch am 30. und 31. März. Herr Donnithornein Llanfain j
Anglesea, berichtet: „Samstag um 2* zeigte das Telephon Krachen und
*) L. PalmicrL Lum. dlectr. 38, p. 51, 1890.
**) Nach dcD BerechnaDgeo des Prof. A. U. Wojejkow verdansten pro S<
2,400.000 m8, was in einem Jahre die immense Summe von 67.200 A:mS ausmacht,
klimatischen Verhältnisse der Erde", p. 109, 1884.)
***) Interessant ist, dass C. Flamarion in seinem letzten Roman: „Das En<
Welt'' auf das Grundwasser als eine Energie- Quelle hinweist, welche von der Mens
nach dem Vereisen der Ströme und der Abschwächung der Sonnenausstrahlung vervi
wird. Vielleicht ist es nur Zufall, aber bald darauf (18. December 1893) schrieb die ]
Akademie der Wissenschaften einen Preis (von 2500 Frcs.) auf das Thema aus:
Untersuchung der Grund wässer, ihre Entstehung, Richtung, die Erdschichten, die von
durchdrungen werden und deren Beschaffenheit.*'
529
Art pfeifeodes Geräusch. Der stärkste der Erdströme hatte 17*7 Milli-
amperes." Herr Miles in Lowiestoft berichtet: „Lärm auf der Linie 408
(Liverpool-Hamburg), derselbe glich dem eines stark rotirenden Schwung-
rades.
.Das
Krachen war so, als ob schweres Fuhrwerk in der Entfernung
vorbeifahre." ,Am 31, März 2^/2* Erdströme auf allen Linien. Ganz eigen-
thümliche, zauberische Töne ; einige hohe musikalische Grundtöne. Letztere
glichen jenen von Sirenen, welche zuerst langsam bewegt werden. Die
Dauer betrug über 20 Sec.*^ Es beobachteten somit ganz unabhängig drei
verschiedene Beobachter Störungsgeräusche im Telephon, welche gleichzeitig
mit Sonnenflecken, Erdströmen und Nordlicht auftraten. Die Redaction.
Ueber die Induction in Fernsprechleitungen.
In einem Vortrage, den der Ober-Post-
raih und ständige Hilfiarbeiter im Reichs-
Postamt, Herr M ü n cb, im Elekrotecbniscben
Verein in Berlin über die Entwickelnng des
Fernsprechwesens in der Reicbs-Telegrapben-
▼erwaltung gehalten bat und dessen Abdruck
derselbe ans frenndlicbst gestattete, ver-
breitete sich der Vortragende in längerer
AnsführuDg auch über die vielnmstrittene
Frage, auf welche Ursachen die in den
Femsprecbleitnngen anftretenden Indnctions-
erscheinnngen znrücksuführen und dnrcb welche
Mittel letztere ftir den Betrieb möglichst nn-
scbädlicn zu machen sind. Wir lassen den
betreffenden Theil des Vortrages nachstehend
folgen.
„Em hervorragender Theil der von der
Reichs - Telegraphen Verwaltung dem Kern-
sprecher gewidmeten Fürsorge entfällt auf
die Herstellung und den Betrieb der Fern-
sprech-Verbindnoganlagen. Dieser Zweig des
Fernsprechwesens, welcher besweckt, den
Sprechverkehr zwischen mehr oder weniger
weit von einander entfernten 'Orten zu ver-
mitteln, hat sich ans sehr kleinen Anfängen
entwickelt. Die ersten derartigen Anlagen
verbanden Berlin mit Charlotten bürg, Ham-
burg mit Altona, Barmen mit Elberfeld,
Cöln mit Deutz. Heute sprechen wir mit
spielender Leichtigkeit von Berlin nach
Elbing und Thorn, nach Cöln, Breslau, Ham-
burg. Eine Linie Berlin-Frankfurt (Main) ist
in der Ausführung begriffen. Das Jahr 1893
hat abgeschlossen mit 432 solcher Anlagen
mit einer Linienlänge von zusammen 3S.079 km
Leitung. Die längste Linie verläuft von
Berlin Über Posen, Gnesen, Bromberg, Danzig
und Elbing bis Königsberg — die letztge-
nannte Stadt hat allerdings Umstände halber
noch nicht in den Verkehr einbezogen wer*
den können — auf eine Entfernung von
765 km. Die mit zwei Schleifleitungen aus-
gerüstete Linie Berlin-Cöln hat eine Länge
von b^i km; es folgen die Linien Hambnrg-
Schwerio-Stettin mit 363 km^ Berlin-Breslau
mit 352 km^ Berlin-Hannover mit 329 km^
Berlin-Hamburg mit 295 km u. s. w.
Die ersten Verbindungsanlagen waren
als Einzelleitungen hergestellt. Sobald indess
dazu übergegangen wurde, derartige Anlagen
von grösserer Ausdehnung auszuführen, er-
gab sich eine Beeinträchtigung der Ver-
ständigung, indem in den Einzelleitungen
störende Erdgeräusche in Folge der Ver-
schiedenheit des elektrischen Potentials an
den Erdplatten auftraten. Wurden gemein-
same Erdleitungen für Telegraphen- und
Fernsprechleitungen benutzt, so hörte man
in den Sprechleitungen starke Morse-, bezw.
Hughes-Geräusche. Dasselbe ergab sich, wenn
die Sprechleitungen an dem nämlichen Ge-
stänge mit Telegraphenleitungen oder auch
nur in der Nähe solcher Anlagen geführt
wurden. Endlich, wenn zwei oder mehr Lei-
tungen an demselben Gestänge angebracht
waren, beobachtete man in den Leitungen
em starkes Mitsprechen, d. h. man verstand
deutlich in einer Leitung, was in einer an-
deren gesprochen wurde. Die Versuche,
das Mitsprechen in den Einzelleitungen zu
beseitigen, schlugen fehl. Dahin gehört der
Vorschlag von Preece, die Lage der ver-
schiedenen Drähte von Stützpunkt zu Stütz-
punkt zu ändern. Da die Entfernung der
Leitungen unter einander nur einen geringen
Einfluss auf die Induction ausübt, so liess
sich durch eine solche Anordnung eine Bes-
serung nicht erzielen. Nach Vorschlägen von
Wilson in Chicago und von Hughes
sollten in die Leitungen entgegengesetzt ge-
wickelte Inductionsrollen geschaltet werden,
so dass dieselben den Inductionswirkungen
der betreffenden Leitungen auf einander das
Gleichgewicht hielten. Wegen des wechseln-
den Zustandes der Leitungen ist dieses Mittel
selbst für nur zwei Leitungen ohne Erfolg ;
aui^serdem würden bei einer grösseren An-
zahl von Leitungen die letzteren mit grossen
Widerständen belastet werden. Bei zehn
Leitungen z. B. würden schon 45 Draht-
rollenpaare ndthwendig werden. Von anderen
Seiten wurde die Einschaltung von Elektro-
magneten, Ableitungen unter Verwendung
von Condensatoren u. s. w. in Vorschlag ge-
bracht. Den besten Erfolg erzielte man noch
durch Anbringung eines zu den Sprech-
leitungen parallel geführten Drahtes aus gut
leitendem Material, der an seinen Enden mit
guten Erdleitungen verbunden wird. Ein
solcher Draht verhindert einerseits die un-
mittelbare Ueberleitung der Sprechströme
von Leitung zu Leitung, indem er wegen
seines geringen Widerstandes die über die
Isolatoren abgeleiteten Stromtheile aufnimmt
530
and abführt, andererseits schwächt er das
Mitsprechen, indem in ihm kräftige ent-
gegengesetzt gerichtete Indnctionsströme er-
zengt werden, so dass anf die benachbarten
Sprechleitnngen nur die Differenzen der in-
dncirten Ströme einzuwirken vermögen. Auch
dieses Mittel schwächte also wohl, beseitigte
aber nicht das Mitsprechen.
Die Reichs- Verwaltung entschloss sich
daher sehr bald, Verbindungsleifungen für
grössere Entfernungen nur als Doppel*
leitungen, und zwar an besonderen Gestängen
herzustellen. Es zeigte sich aber, dass auch
solche Leitungen von störendem Mitsprechen
nicht frei waren, sobald zwei oder mehr Lei-
tungen auf grössere Entfernungen an dem-
selben Gestänge verliefen. Als Ursachen
konnte man gelten lassen mangelhafte Iso-
lation, also Ueberleitungen von einer Schleif-
leitung auf die andere, ferner elektro-
magnetische und elektrostatische Induction.
Die Meinungen gingen freilich darüber aus
einander, welcher diener Störungsursachen der
wichtigste Einfluss zuzuschreiben sei, und
diese Frage,' in wie hohem Grade sie auch
die betheiligten Kreise beschäftigte, blieb
unentschieden, da es nicht gelang, eine
Methode zu finden, vermöge deren die ver-
schiedenen Einflüsse getrennt sicher zur
Beobachtung gebracht werden konnten.
Der durch die ungleiche Entfernung der
Leitungen unter einander bedingten elek-
trischen Einwirkungen suchte man sich nun,
so gut es ging, zu erwehren.
In England, wo die Verbindungs-
leitungen zumeist an gewöhnlichen Tele-
graphengestängen angebracht wurden, führte
man seit dem Jahr i88i die Schleifleitungs-
drähte derart, daits sie in je vier Stangeninter-
vallen einen ganzen Schraubengang bildeten.
Diese Methode wird auch jetzt noch viel-
fach angewendet. Die Isolatoren sind zu
dem Zweck an Querträgern versetzt ange-
bracht, 'und die beiden Leitungszweige der
Schleife nähern sich auf diese Weise den
inducirenden Leitungen und entfernen sich
von denselben in symmetrischer Folge. Die
in den Schleifendräbten inducirten elektro-
motorischen Kräfte sind dann gleich und
entgegengesetzt gerichtet, ihre algebraische
Summe ist also gleich Null. Sind zwei
Sprechleitungen anzubringen, so werden
beide Schleifendraht paare um einander ge-
dreht. Sie sind dann nicht nur gegen die
Telegraphirleitungen, sondern auch gegen
einander geschützt.
Diese Leitungsconstruction erfüllt den
angestrebten Zweck, so lange es sich um
die Anbringung von höchstens zwei Schleif-
leitungen handelt; die Ausführung ist indess
unbequem; auch bietet die Construction Ge-
legenheit zu Leitungsstörungen, deren Auf-
suchung dadurch, dass die Leitungen in den
Feldein sich kreuzen, erschwert wird. Sind
mehr als zwei Sprechleitungen anzubringen,
so versagt die Construction.
Im Februar 1885 habe ich eine ein-
fache Construction angegeben, bei welcher
eine beliebige Anzahl von Schleifleitungen
an demselben Gestänge angebracht
kann. Sie besteht darin, dass die
derselben Schleife in gewissen Inte
an den Stangen in sich gekreuzt ^
Sind die Leitungen gut isolirt und b
sich dieselben Überall in gleichen Abi
von einander, so entstehen in der ind
Leitung gleiche, aber entgegengesel
richtete elektromotorische Kräfte,
algebraische Summe gleich Null ist
zwei Schleifen gegenseitig indnctioni
gestalten, würde theoretisch nur erfor
sein, eine Schleife genau in der M
kreuzen. Für die Praxis thut man
gut, wie bereits erwähnt, die Kren
in gewissen Intervallen zu wiederhole
eine dritte, vierte u. s. w. Schleifleitu
gebracht werden, so sind die Kren
punkte so zu wählen, dass jeder induci
Leitnngsstrecke einer Schleife ein
langes, in seiner Mitte gekreuztes Sei
stück gegenübersteht. Bei n Schleifen
Zahl der anzubringenden Kreuzungen =
Diese Methode hat in constructivei
sieht den Nachtheil, dass, soll sie siel
sam erweisen, viele Kreuzungen ang<
werden müssen ; vortheilhaft ist dt
dass die ganze Leitung^anlage ohne Ki
in den Feldernverläuft, aho übersichtlicl
und dass in der anzubringenden Leitu
keine Beschränkung besteht. Diese Leitu
struction hat übrigens grosse Verbreite
funden ; in Amerika, wo dieselbe doga
nochmaligen Erfindung und Patentirui
würdigt worden ist, sind die Leitung«
grossen Verbindungsanlagen nach d
gegebenen Princip construirt, in (
Weise hat dasselbe auf die Ferusprc
Brüssel-Paris und Paris- London (auf
sischem Bod^) Anwendung gefunden^
so bei verschiedenen Anlagen in Ei
Oesterreich u. s. w. In neuerer Z«
Postrath C h r i s t i a n i darauf aufm
gemacht, dass zwei Schleifen sich
seitig nicht induciren, sobald die Pi
aus den Abständen der in gleichen
auf einander wirkenden Drähte gleic
Schleifen, welche nach diesem Syste
Btruirt werden, müssen eine geringe Sei
breite besitzen, d. h. die Leitung:
einer Schleife müssen möglichst na
einander liegen ; sie geben daher lei
Berührungen Anlass. Im Anschlnss
Christian i'scben Vorschlag hat
w i n k e 1 die Frage einer theoretischen
suchung unterzogen und eine Methode a
bringung von drei in duct ionsfreien S<
Angegeben, welche aber nöthigt, die
ander gehörigen Leitungszweige in ung
Abständen anzubringen.
Alle hier aufgeführten Leitui
struction en haben den gemeinsamen
dass sie elektromotorische Kräfte, wc
mich so ausdrücken darf, in latente
Stande enthalten. Tritt nämlich auch
einer Stelle in einer Leitung eine ]
Schliessung ein, sei es, dass die 1
einen Baumzweig berührt, oder da
Regenwetter über einen beschädigten J
531
eine Verbindung mit der Erde hergestellt
wird, oder dass die isolirten Drähte der
Zimmerleitiing bei einer Betriebsstelle an
feuchten Wänden geführt werden n. s. w.,
so tritt sofort ein Mitsprechen zwischen dieser
Leitung und allen übrigen Leitungen auf.
Eine Leitungsconstruction, welche das
Mitsprechen verhindern soU, darf daher in
den benachbarten Leitungen überhaupt keine
elektromotorischen Kräfte, weder elektro-
magnetische noch elektrostatische, erzeugen.
Dieser Forderung entspricht theoretisch nur
eine Construction, und zwar diejenige, in
der die Ebenen zweier Schleifleituogen senk-
recht auf einander stehen und der Abstand
des einen Zweiges der einen Schleife von
jedem der beiden Zweige der anderen Schleife
flberall gleich gross ist. Denn, da die indu-
cirenden Kräfte zweier Schleifendrähte ent-
gegengesetzt gerichtet sind, so ist unter
diesen Umständen die Summe der inducirien
Kräfte in jedem Mas^entheilchen des indu-
drten Leiters gleich Null.
Die Reichs-Telegraphenverwaltung ent-
schloss sich daher, fürFern.«prechverbindungs-
Leitungen grundsätzlich besondere Gestänge
an Landwegen zu errichten und diese
höchstens mit zwei Schleifleitungen, in senk-
recht gekreuzten Ebenen, zu belasten. Bei
normalen Verhältnissen sind die so ge-
schalteten Leitungen fast gänzlich frei, so-
wohl von Geräuschen als auch von gegen-
seitigem Mitsprechen, und die Verständigung
ist daher auch eine sehr gute. Nach diesen
Grundsätzen ist bis in die neueste Zeit ver-
fahren worden. Es ist aber klar, dass der
Ausbau der Verbindnngsleitungen in der an-
gegebenen Weise nur so lange möglich ist,
als zur Aufstellung von Gestängen geeignete
Strassen zur Verfügung stehen. Die ioten-
sive EntWickelung des Reichs-Telegraphen-
netzes, die vielen Anschlüsse an Stadt-Fern-
sprecheinrichtungen und die grosse Zahl der
Veibindnngsanlagen haben aber nament-
lich in den verkehrsreicheren Gegenden
dahin geführt, dass die wichtigeren Strassen
bereits zu beiden Seiten mit Gestängen
haben besetzt werden müssen. Es ist daher
schon jetzt vielfach äusserst schwierig und
nur unter grossem Kostenaufwand möglich,
neue Gestänge für Fernsprech- Verbindungs-
anlagen durchzubringen. Es ist also nur
eine Frage der Zeit, dass die Verwaltung
auf dem beschrittenen Weg entweder einzu-
halten oder andere Hilfsmittel zu ergreifen
genöthigt sein wird, wenn nicht die weitere
Entwickelung dieses wichtigen Verkehrs-
mittels gänzlich in Frage gestellt sein soll.
Ich muss hier bemerken, dass die Er-
fahrungen, welche zu dem angegebenen
Constructionsprincip geführt haben, zurück-
datiren auf die Zeit, als für die Fernsprech-
leitungen noch allgemein Eisendraht ver-
wendet wurde. Nach dem Uebergange vom
Eisen zur Bronze lag zunächst kein Anlass
vor, von dem bisherigen Principe der Lei-
tungsconstruction abzuweichen. Allerdings
war es der Aufmerksamkeit der Verwaltung
nicht entgangen, dass das Mitsprechen
zwischen Einzelleitungen aus Bronzedraht
sich weniger geltend machte als früher, und
es war auch in einzelnen Fällen bereits mit
Erfolg der Versuch gemacht worden, für
kürzere Entfernungen drei ans Bronzedraht
hergestellte Schleifleitungen an demselben
Gestänge anzubringen. Es befestigte sich so
allmälig die Meinung, dass die Bronze-
leitnngen in weniger hohem Maasse als die
Eisenleitungen der gegenseitigen inductorischen
Einwirkung ausgesetzt seien. Die in vorhan-
denen Leitungen angestellten Versuche Hessen
es angezeigt erscheinen, zur Klärung dieser
wichtigen Frage mit einem grösseren Ver-
suche vorzugehen. Der Herr Staatssecretär
des Reichs-Postamts genehmigte daher, dass
aus Anlass eines hervorgetretenen Bedürf-
nisses zwischen Frankfurt (Main) und Mann-
heim, also auf eine Entfernung von rund
88 km, neben zwei Doppelleitungen eine
dritte Doppelleitung an demselben Gestänge
hergestellt würde. Das Ergebniss dieses
Versuchs ist ein ausserordentlich günstiges
zu nennen, alle drei Leitungen sind seit
einigen Monaten im Betriebe und in so hohem
Grade frei von Mitsprechen, dass nur bei
gespannter Aufmerksamkeit wahrgenommen
werden kann, dass, aber nicht, was ge-
sprochen wird. Bei Schleifleitungen von
sehr grossen Längen haben die Versuche kein
ganz so günstiges Ergebniss geliefert. Schaltet
man z. B. die beiden Schleif leitnngen Berlin-
Cöln statt in senkrechten Ebenen in parallelen
Ebenen, so kann man wohl das in der
anderen Leitung Gesprochene verstehen ;
aber auch hier ist die Stärke des Mit-
sprechens so unbedeutend, dass ich es für
unbedenklich halten würde, auch neben diesen
Leitungen eine dritte und mehr Leitungen
anzubringen. Es kommt hinzu, dass die in-
ductorischen Verhältnisse um so günstiger
sich für die Praxis gestalten, je mehr Lei-
tungen sich an dem Gestänge befinden, weil
dann Inductionsströme höherer Ordnung
entstehen, in Folge deren die in den ein-
zelneu Leitungen pulsirenden Stromwelien
sich zum Theile gegenseitig vernichten. Ich
darf noch erwähnen, dass auf Anordnung
des Herrn Staatssecretärs gegenwärtig um-
fangreiche Versuche auf den neuerdings in
besonderer Constructiou ausgeführten Fern-
sprech -VerbinduDgsanlagen Hannover-Ham-
burg und Hannover-Bremen angestellt werden,
welche voraussichtlich in der besprochenen
Frage weitere Klarheit schaffen werden.
Auch wird dabei versucht werden, die
Frage zur Entscheidung zu bringen, inwieweit
das in längeren Leitungen noch beobachtete
Mitsprechen auf Induction oder auf Ueber-
leitungen zurückzuführen ist. Vielleicht wird
sich Gelegenheit bieten, Über die Ergebnisse
an dieser Stelle noch zu berichten.
Ich habe bereits darauf hingewiesen,
dass z. B. zwei Schleif leitnngen aus Eisen-
draht, welche in parallelen Ebenen ge-
schaltet sind, starkes Mitsprechen zeigen.
Zwei derartige Leitungen, welche wie die
Berlin-Cölner Leitungen auf 650 ibn zusammen-
laufen, würden — vorausgesetzt, dass auf
532
eilte so grosse EntfernoDg in Eisenleitangen
eine Verstüodigung überhaupt sa erzielen
wäre — gleichzeitig nicht betrieben werden
können, weil das Mitsprechen so stark sein
würde, dass man oft nicht wttsste, in welcher
der beiden Leitungen gesprochen wird. Es
entsteht nun die Frage, auf welche Umstände
daa abweichende Verhalten der Bronzeleituogen
gegenüber den Eisenleitnngen znrückxu-
Itihren ist.
Dass ein unmittelbarer Stromübergang
von einer Schleifleitung auf die andere hier-
bei keine bedeutende Rolle spielen ka
leicht einzusehen. Für beide Leitung
sind stets dieselben Isolationsvorrichl
— Porzellandoppeiglocken — vcrf
worden; ihr Widerstand ist also de
geblieben ; auch die Abmessungen hinsii
der Anbringung der Isolationsvorricht
haben eine Aenderung nicht erfahre
bleibt also keine andere Erklärung, al
das abweichende Verhalten der beidei
tung^arten auf das für die Leiter verw<
Material zurückzuführen ist.
(Schluss folgt.)
Ankerbewegung für elektrische Apparate, bei welchen
bewegende Kraft w^ährend des ganzen Weges dieselbe bleil
Von CarlFerd. SCHOELLEB und Bad. Herrn. JAHB. („OeBterr.-UBgar. Uhrm.-Ztg."*)
Bei den gebräuchlichen Einrichtungen
zur Erzeugung einer hin und her gehenden
Bewegung eines Ankers zum Betriebe elek-
Irischer Apparate muss dieser Anker eine
einsprechende Strecke von den die be-
wegende Kraft ausübenden Elektromagnet-
polen entfernt liegen. Da nun die magne-
tische Kraft mit dem Quadrate der Ent-
femung abnimmr, so ist es mit Rücksicht
VLixt die Anfangsbewegnug, in welcher die
mcignetiche Kraft auf eine verhältniss-
mässig grosse Entfernung wirken muss, noth-
wendig, dem Elektromagneten grosse Dimen-
äiQiien zu geben. Daraus entspringt dann
wieder der Uebelstand, dass bei der An-
Tiiiherung des Ankers an die Pole die
magnetische Kraft übergross wird und aus
dietter Ursache ein sehr starker Schlag gegen
die Anschlagstifte erfolgt, der unter Um-
sraoden die Zwecke des Apparates ver-
Fig. I.
citeln kann. In der durch Fig. i sche-
inAtisch veranschaulichten Anordnung eines
Elektromagnets sind diese Uebelstände ver-
mieden, d. h. die Kraftäusserung auf den
Aoker ist hier auf dem ganzen Wege der
Bewegung gleich, und der Elektromagnet
kann deshalb zugleich in kleineren Dimen-
lionen für einen bestimmten Zweck ausge-
führt werden. Im Wesentlichen besteht die
neue Anordnung aus der Comblnation
Elektromagnets von gerader Polzah
einem solchen von ungerader Polzahl,
der Betrieb durch ein Comutiren der i
richtung und des dadurch bedingten W<
der Polarität in dem einen Elektrom
erzielt wird. Der feststehende E
magnet A hat die drei Pole a, b
von welchen bei Stromschluss die '
äusseren, a und c, gleich po!arisirt sin
mittlere, b. aber die entgegengesetzt
larität hat. Der bewegliche Anker ist
einen um die Achse o drehbaren, mi
Polen d und e versehenen Elektroi
ersetzt. Die Anschlagstifte a und a^ s
gesetzt, dass die beweglichen Pol<
Ankers B stets nur ungefähr mit
Drittel ihrer Breite unter die entsprech
Pole des Elektromagnets A eintreten,
Batteriepole sind mit den Drähten p
verbunden. Wie man aus der Darsi
ersieht, führen die Drähte p und i
Strom über die Bewicklung der drei
des Elektromagnets A zum Stromwenc
dessen Construction beliebiger Art sein
Die Enden der Bewicklung des beweg
Elektromagnets B sind gleichfalls a
Stromwender C geschaltet. In A wir
dieser Anordnung die Polarität stet
selbe bleiben, dagegen wird dieselbe
wechseln, je nachdem am Stromwender
i'i und t's mit I2 oder i mit 13 und t|
verbunden ist. Bei der ersteren Seh
des Stromwenders (durch gestricheltpui
Linien angedeutet) nimmt der bei
tretende positive Strom der Batterie f
den Weg : p, Bewicklung der Kei
und a, Stromwender C (über t's 1*2)
Wicklung der Kerne e und d des £1
magnets B, Stromwender C (über t ij
Wicklung des Kernes c und über n
negativen Pol der Batterie. Ist dagege
Stromwender auf die zweitangeführte
tung (durch punktirte Linien anged
gestellt, so hat man folgenden Weg d
p eintretenden positiven Stromes: f
*) Im Bilde ist der Stromlaaf um den
irrtbtlmlioh rerkehrt angedeutet.
533
wickloDg der Kerne b und a, Stromwender
C (über 1*3 t), Bewicklang der Kerne d nnd e
(umgekehrt gegen früher), Stromwender C
(aber 1*9 t'i), Bewickinng des Kernes e nnd
über n xnm Nordpol der Batterie. Bei diesem
Stromlsnfe wird bei a und c immer ein
Sfldpol*), bei b aber ein Nordpol sein. Be-
findet sich nnn der Stromwender in solcher
Stellung, dass in B d ein Südpol, e ein
Nordpol ist, so wirkt wegen der gleichen
PolaHtfit a auf d und b aaf e kräftig ab-
stosseod, nnd es wird der nnr mit etwa
einem Drittel seiner Polflächen vor den be-
treffenden Polflächen des Magnets A liegende
Anker B daher nach rechts bewegt. Gleich-
zeitig wirkt aber auch der Nordpol b auf
den Sädpol c2, nnd der Südpol 0 auf den
Nordpol e anziehend, wodurch der Anker B
gleichfalls einen Antrieb nach rechts erhält.
Es ist leicht einzusehen, dass bei dieser
Einrichtung die Anziehungskraft auf der
einen Seite in demselben Maasie wachsen
wird, als die Kraft der Abstossung yon der
anderen Seite abnimmt, nnd dass somit der
Anker B während des ganzen Weges einer
gleichbleibenden Kraftwirkung unterliegt.
Wenn der Anker die pnnktirt gezeichnete
Stellung dl «i einnimmt, so wird durch die
Umstellung des Stromwenders die Polarität
»einer Kerne umgewechselt, und es wieder-
holt sich das geschilderte Spiel in der ent-
gegengesetzten Richtung. An dem Wesen
der Erfindung wird natürlich nichts geändert,
wenn man etwa A beweglich nnd B fest
oder die Polarität von B constant nnd die
von A veränderlich macht. Man kann also
statt des einen Elektromagnets mit con^ttanter
Polarität einen permanenten Magnet ver-
wenden oder auch die ganze Anordnung
durch Vermehrung der Pole vervielfachen.
Die elektrische Bahn von Baden nach Vöslau.
In Ergänzung unserer diesbezüglichen
Mittheilungen auf S. 31, 263, 287, 366
nnd 414, 1894 dieser Ztsch. bringen wir die
nachstehenden Details über diese elektrische
Bahn.
Diese verdankt ihre Entstehung dem
vor Jahren rege gewordenen Wunsche, den
an der Sfldbahn und in der Nähe von Wien
liegenden Curort Baden, sowie den mit
diesem eng verbundenen Markt Weikersdorf
elektrisch zu beleuchten. Da sich aber zu
Folge der durchgeführten Berechnungen die
Anlagekosten für die elektrische Beleuchtung
im Vergleiche zu den erreichbaren Vortheilen
zn hoch stellten, so war man darsuf bedacht,
dnrch eine weitergehende, intensive Aus-
nfltznng der nothwendigen elektrischen Cen-
tralstation nicht nur eine leichtere Be-
schafi'ung der hierfür erforderlichen Capl-
talien, sondern auch eine bessere Verzinsung
dieser selbst zn ermöglichen. So wurde man
fast natnrgemäss nnd ohne jeglichen Zwang
auf den Gedanken geleitet, die in Baden
bestehende 4, km lange Pferdebahn, welche
von dem Sädbabnhofe in das wegen seiner
Schönheit bekannte Helenenthal führt, in
eine Bahn mit elektrischem Betriebe umzu-
gestalten, an sie eine Zweigbahn nach dem
etwa 5 km entfernten Curort Vöslau, der
ebenfalls an der Südbahnlinie Wien-Triest
liegt und wegen seiner schönen Lage und
milden Vollbäder viel besucht wird, aozn-
sch Hessen nnd beide Curorte nebst dem
Markte Weikersdorf elektrisch zu beleuchten.
Das Project einer Ringbahn um den Curort
Baden mnsste wegen der ablehnenden Hal-
tung des Gemeinderathes aufgegeben werden;
dagegen ist eine Zweiglinie zu dem am
Wiener - Nenstädter Canal liegenden Com«
mnnalbade zn Leesdorf in Ausficht ge-
nommen.
Am i6, Juli d. J. wurde die Bahn
Baden- Helenentbai — also die ehemalige
Pferdebahn — als elektrische Bahn dem
Betriebe übergeben ; die Linie Baden-Vöslau,
welche vom Kleppersteig im Curort Baden
ausgeht und Über Goldegg vorläufig bis zum
Vollbade in Vöslan führt, soll in der aller-
nächsten Zeit eröffnet werden ; dem baldigen
Ausbaue des geplanten Netzes scheinen sich
manche Schwierigkeiten entgegenzustellen ;
doch darf mit Rücksicht anf die frische
Thatkraft des Concessiouärs, des Ingenieurs
Fr. Fischer, eine endliche glückliche Be-
hebung derselben erwartet werden.
Mit Rücksicht darauf, dass die Pferde-
bahn in Baden normaUpurig ist und ein Um-
bau derselben nicht möglich war, da eine
Einstellung ihres Verkehres unzulttssig er-
schien, musste die ganze Bahnanlage mit der
normalen Spur ausgeführt werden. Ober-
und Unterbau der Pferdebahnlinie blieben
unverändert. Die Linie Baden-Vötlan ist
5*1 km lang ; die Neigung«- und Richtungs-
verhflltnisse sind sehr günstige ; von den
Kunstbauten, welche hergestellt werden
mussten, wttre nur die Eiienbrücke über
den Schwechatfluss, welche eine Spannweite
von 17 m und abgesonderte Fahr- und Geh*
wege erhält, speciell zu erwähnen ; ausser
ihr war nur eine Reihe kleinerer, in sehr
bescheidenem Mansse conitruirtcr Durch-
lässe auszuführen.
Die Bahn wird eingeleiiig mit drei Aus-
weichen, sum Theil auf eigenem Unterbaue
hergestellt; in der Haltestelle Soos und in
der Station Vöslau werden je eine Warte-
halle errichtet. Der Oberbau besteht auf
Strossengmnd aus Rillenichienen, auf eigenem
Unterbau aus breit fU«sigen Schienen auf
hölzernen Querschwellen. Die Zuleitung de«
Stromes erfolgt für das ganze Nets ober-
irdisch. Die Anwendung dieses Syttemi war
mit RUckticht auf den Umstand geboten,
dass die Hahn vorwiegend ungepflasterte
Strassen durchzieht und wie erwähnt, zum
Theil auf eigenem Unterhaue liegt. Hierbei
wurde im Weichbilde des Curortes allen
534
üMhciischeD Anforderuogen vollkommen
RechanDg getragen. An der Kante eines der
beiden Bürgerdteige stehen in Entfernung
von durchschnittlich 409» schön geformte
unrl vertierte eiserne Säulen von nahezu
^ m Höhe mit 2*25 m langen Auslegearmen ;
an lenen Stellen, wo die Mitte des*Geleises
mtrhr als 2*25 m von den Säulen entfernt
lir^tf sind zu beiden Seiten der Fahrstrasse
srnche Säulen angeordnet und wird deren
Verbindung durch dUnne Spannseile aus
Flii^sstahldraht bewirkt, an denen die Con*
UcUeitung isolirt aufgehängt ist; in engen
Strassen, wo der Verkehr die Aufstellung
Vim Säulen verbot, hat man diese zuletzt
erwähnten Spannseile unmittelbar an den
Heusern beiderseits der Fahrstrasse befestigt.
Wir können aus eigener Anschauung und
Erfahrung bestätigen, dass diese durch die
überirdische Stromznleitung bedingten An-
k^^en das fast durchwegs freundliche, an-
baut hige Strassenbild nirgends beeinträchtigen
utjd auch den Verkehr in keiner Weise be-
hitidcrn.
Ausserhalb der genannten Curorte dienen
eiti fache hölzerne Mäste als Träger der Contftct-
leiiang. Diese selbst läuft in einer Höhe von
45 bis 5 m und besteht ans einem 7 mm
hturken Kupferbronzedraht ; sie ist in mehrere
Scciionen getheilt, deren jede durch eine
besondere, entweder unter- oder oberirdisch
geführte Leitung der elektrische Strom zu«
geführt wird. Die Abnahme des letzteren
erfolgt durch eine ContactroUe, die sich an
emem auf dem Wa^sendache befestigten
dünnen Stahlrohre befindet. Die Central-
£taÜon erhebt sich an Stelle der früheren
Vlt;rdebahnremisen in Leesdorf; sie umfasst
dr<ii Dampfmaschinen, die zusammen 360 HP
Itpfern, und drei Dynamomaschinen aus den
Werkstätten der Elektri c i t ä t s-Ge s e 11-
s '. haft, vormalsSchuckert &Comp.
in Ntlrnberg, welche überhaupt die
ganzen elektrischen Installationen besorgt
Jiat. Die Motorwagen enthalten 18 Sitz-
Udd 14 Stehplätze, sind mit Schutzvorrich-
tungen an den eisernen Untergestelle
Signal- und Warnungsglocken und mit
Spindelbremse ausgerüstet ; sie können
fünf Glühlichtlampen zu je 10 Normal]
beleuchtet werden ; doch ist auch
zwei Petroleumlampen für eine Nothlx
tung vorgesorgt.
Jeder Wagen trägt zwei Motorei
von einander unabhängig arbeiten ui
550 Umdrehungen in der Minute j<
Leistung von 8 EP bieten; sie sii
Untergestelle des Wagens zwischen
beiden Wagenachsen befestigt, auf
ihre Bewegung durch Zahnräder übei
wird. Die Rückleitung des Stromes
durch die Schienen.
Die Fahrgeschwindigkeit darf ine
der Ortschaften 10 km, auiserhmlb dei
am Tage 2$ km und in der Nacht
in der Stunde nicht überschreiten,
wird also vom Mittelpunkte Badens z
Vollbädern in Vöslau in etwa 15 ^
gelangen, während jetzt bei Benützn
Pferdebahn in Baden, der Südbahn u
Omnibus vom Bahnhofe in Vöslau 1
Bädern daselbst 30 Minuten nicht g'
und sich die Kosten wegen der dr
schiedenen Verkehrsmittel, die benützt ^
müssen, verhältnissmässig sehr hoch 1
Wenn man erwägt, dass die Zahl d<
gaste, die Vöslau und Baden alijährli
herbergen, mindestens 20.000 betrag
die an der neuen elektrischen Bahn
den Orte zusammen wohl auch
20.000 Einwohner zählen ; wenn man
berücksichtigt, dass der Sddbahnverl
den beiden Curorten jährlich weil
1,000.000 Reisende umfasst, und die
bahn in Baden durchschnittlich im
220.000 Personen beförderte, — s«
man der eben beschriebenen elekt
Bahn wohl eine freundliche Zukunft
sagen und von ihrem Einflüsse a
Emporblühen der beiden Curorte, (
durchzieht und verbindet, das Bes
warten.
Nachrichten aus Ungarn.
Projectirter Bau einer Strassen-
balin mit elektrischem Betriebe vom
Ufer des Balaton (Plattensee) aus
über Keszthely nach dem Badeorte
H^vtsz. Die Interessenten des Comitates
Zu La und insbesondere der Stadt Keszthely
uud des Badeortet H^visz haben den Bau
einer vom Ufer des Balaton, nnd zwar vom
Bndeplatze ans in die vom See noch ziem-
liL:h entfernt liegende Stadt Keszthely nnd
Dach Durchquerung derselben bis zum
hchtammbade H^visz führenden Strassenbahn
WkH elektrischem Betriebe beschlossen. Die
Endstation der projectirten Linie wird gegen«
über dem Landungsplatze der Seedampfer
gelegen sein, sie wird die kürzeste Ver-
bindung zwischen der Localbahn Balaton-
Sztut-György-Keszthely und weiterhin Kesz-
thely - Sümeg-Ukk-Kis-Czell und d(
dampfer*Coursen vermitteln.
Budapester Stadtbahn - G
Schaft für Strassenbahnen mit
trlschem Betriebe. (Festste
ei n es St at Utes für denLei
transport auf der Budap
Fri edhofbahn.) Die Umänd
arbeiten an der bisher mit Dampfki
triebenen, vom Rochus - Spitale an
Köbdnya (Steinbruch) bis znm Centi
hofe nächst Kerepes führenden, vo
lieh zum Transporte von Leiche
stimmten Linie der vorstehend gei
Gesellschaft sind bereits so weit
schritten, dass noch im Laufe des h
die elektrische Kraft zur Verwendu
535
langen wird. Der königl. nngar. Handels-
minister hat aas diesem Anlasse die Bada-
pester hauptstädtische Mnnicipal- Verwaltung
aufgefordert, ihm bis spätestens I. Nov. 1894
ein Statut vorzulegen, in welchem sowohl
die Betriebsmodalitäten für ausschliesslich
xum Leichentransporte und deren Begleitung
verwendete Sammel- und ExtraxÜge, als
aach für jene Züge festgestellt sind, welche
für die von Leichentransporte getrennte Be-
fördemng von sonstigen Passagieren und
P'rachten bestimmt sind.
Budapester Strasseneisenbahn-Ge-
sellschaft für Strassenbahnen mit
Pferdebetrieb. (Pro jectirte Umgestal-
tnngderLinienfÜrelektrischen
Betrieb.) Diese Gesellschaft ist bei der
Bndapester hauptstädtischen Communalbe-
hörde nm Anordnung der politisch-admini-
strativen Begehung ihres gesammten Betriebs«
netzes im Interesse der projectirten Um-
gestaltung desselben für elektrischen Betrieb
eingeschritten. Die Communalbehörde hat
hierüber, obswar die Finanzirungsfrage dieser
Transaction noch nicht in bindender Weise
geregelt ist, dennoch beschlossen, nach er-
folgter ministerieller Genehmigung die ge-
wünschte Begehung ehestens zu veranlassen,
damit die projectirte Transformation noch
vor Beginn der Millenniums-Ausstellung aus
geführt werden könne. Die, wenn auch vor-
läufig nur prindpielle, Erledigung dieser
Frage ist für die Gesellschaft von umso
grösserer Wichtigkeit, als hievon die Mög-
lichkeit einer baldigen Ausführung mehrerer
in Aussicht genommener Linien abhängig
ist, bei deren Anlage und Bau sie a priori
auf die, wenn auch nachträgliche, Ein-
führung des elektrischen Betriebes Rück-
sicht zu nehmen gedenkt, sobald die Ein-
führung desselben gleichzeitig auf allen Linien
des Gesammt-Betriebsnetzes stattfinden wird.
Strassenbahn znit elektrischem
Betriebe in Fiuzne. (Ertheilung der
Vor CO n c ess i on von Seiten der
städtischen Communalbehörde.)
Die Communalbehörde der Stadt Fiume hat,
vorbehaltlich der ministeriellen Genehmigung,
der Ungarischen Elektricitäts-
Actien-Gesellschaft die Bewilligung
zur Vornahme technischer Vorarbeiten für
eine im Bereiche der Stadt Fiume zu er-
bauende, vom Scoglietto-Platze ausgehende
und vorläufig bis zur Westgrenze des städti-
schen Gebietes führende Strassenbahn mit
elektrischem Betriebe ertheilt.
Aus Italien.
Die Elektrlcität in Rom. Die Allge-
meine Gesellschaft für die elektrische Beleuch-
tung von Rom wird binnen Kurzem einen
Entwurf für die elektrische Beleuchtung der
ganzen Stadt vorlegen. Hiedurch veranlasst,
beabsichtigt die Tramway-Gesel Ischaft anstatt
der Pferdebetriebskraft auf ihren Linien jene
mittelst Elektricität einzuführen.
Reformen im Post- und Tele-
grapheowesen« Die Herren Maggiorino
Ferraris und Luigi Rava beschäftigen sich
gegenwärtig mit einer Personalorganisation im
Post- und Telegraphen wesen. Weiters
wurden neue Verordnungen für die Errich-
tung von 300 neuen Landespostämtern, die
gleichzeitig den Vorzug besitzen, an Tele-
graphenlinien zu liegen, erlassen. Die an
diesen Linien gelegenen Gemeinden haben
hiebei die Verpflichtung übernommen, sich
bei diesen neuen Einrichtungen mit einem
Betrage von je 150 Lire zu betheiligen.
St.
Die elektrische Beleuchtung von
Neapel. Ingenieur De Benedetti aus
Mailand hat dem Syndicus von Neapel,
Grafen Del Pczzo, ein Gesuch um eine
Concession für die elektrische Beleuchtung
dieser Stadt überreicht, worin er einen be-
deutenden Kostennachlass gegenüber dem
von der Gasgesellschaft und der Allgemeinen
Gesellschaft für elektrische Beleuchtung auf-
gestellten Preise anbietet.
Die Verwjiltung hat die
der Ca Uli o« vqu ^ü,'>oo Fu
für dieses Unternehmen dienen sollten, ab-
gelehnt, nachdem nur der Stadtrath die Be-
fugniss hat, der Gasgesellschaft im Annahms-
falle, wenn er es für angemessen findet, neue
Bedingungen aufzuerlegen.
Vom Syndicus einberufen, ernannte der
Stadtrath im verflossenen Juni eine Com-
mission von 18 Mitgliedern, die den Zweck
halte, diese Angelegenheit einem genauem
Studium zu unterziehen.
Dieser Commission nun hat der Syn-
dicus die am 19. Juli vom Ingenieur De
Benedetti formulirten Vorschläge mitgetheilt.
1. Wird die Dauer der Concession auf
18 Jahre festgesetzt, nach welchem Zeit-
punkte das gesammte Material in das Eigen-
thum der Stadt Übergeht.
2. Die Energie wird der Stadt zu einem
Preise von 70 Cent, per Kilowattstunde
Überlassen mit einer Reduction von 5 ^ für
die Lampen, bei denen die jährliche Brenn-
dauer 2000 Stunden übersteigt.
3. Den Privaten wird das Kilowatt zu
L. 1.20 abgegeben mit einer Reduction von
10 — 30 ^, je nach der Grösse des Consums.
4. Den Privaten wird vollkommene
Freiheit in Bezug auf die Errichtung von
Elektricitätswerken gelassen.
5. Aufhebung der Cautionen der Abon-
nenten und Feststellung des Verbrauches auf
14 Tage.
6. Einzahlung eines Garantiefondes von
L. 30.000 gegenwärtig oder einer höheren
^mme, wenn der Stadtrath es für ^ngt'
536
In einem am 23. Juli an das Journal
yll Paese" gerichteten Briefe vertheidigt
sich De Beuedetti gegen gewisse Einwen-
dungen. Dass er beispielsweise den Ver«
kaufspreis von L. 0*70 per Kilowattstunde
zu dem Zwecke festgestellt habe, um die
Galgesellschaft zu einer Herabmiuderung des
Preises von L. 0*80 zu veranlassen. Die
einzige Thatsache, dass er Öffentlich dem
Stadtrathe eine Caution von Frcs. 30.000
angeboten habe, beweise gerade die Ernst-
haftigkeit seiner Vorschlflge.
De Benedetti meint weiten, dass die
Anlage des Netzes, wie es der Concessions-
vertrag vorhersieht, sich ungefähr auf
Frcs. 200.000 belaufen würde, und dass
nach den Kosten der Grundfläche die jähr-
liche Ausgabe fttr Brennmaterial nicht Francs
10.000 überstiege. Wenn man
Rechnung Über jede Ausgabe und A
rung des Materiales führte, käme d
duction der Kilowattstunde auf einen
geren Betrag als L. 070 zu stehen.
In Frankreich, wo mehrere Elekl
gesellschaften über Werkstätten mit
betrieb und nicht über hydraulische
verfügen, stellen sich die Productioi
sogar nur auf L. 0*32.
Die Vorschläge De Benedetti^s
wahrscheinlich abgelehnt werden, u
der Gasgesellschafc zu acceptiren, <
sehr grosse Anzahl von Actien d
gemeinen Gesellschaft für elektrisc
leuchtung besitzt, den Preis zwar pe
Wattstunde mit L. 0*72 feststellt, jede
grössere Sicherheit bietet^
Neueste deutsche Patentanmeldungen.
Mitgetheilt vom Technischen und Patentbureau, Ingenieure MONATH & EHREN]
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben aoht Woohen aar Einslohtnahme Öffentlich ansgelefft. Kaoli
Patent-GeMtses kann innerhalb dieser Zelt Binspraoh gegen die Anmeldung wegen Mangel dei
oder widerreohtlioher Bntnahme erhoben werden. Dm obige Bniean besorgt Absoi»iflen der Anm
und ttbemimmt die Tertretnng in allen Bintpmchs-Angelegenheiten.
Olasie
20. A. 3865. Vorrichtung zum Anzeigen der
Fahrrichtung und Abfahrtszeit für Eisen-
bahnzüge, Schiffe u. s. w. — Allgemeine
ElektricitäU'Geseütchaft, 30./4. 1894.
42. L. 8528. Phonogramm-Cylinder mit die
Schallschwingungen aufnehmenden Ge-
winde. — Henri Jules Lioret, 7./ 12. «893.
45. Z. 1830. Elektrisch betiiebener Kipp-
pflug. — F, Zimmermann & Co, 10./2,
1894.
75. K. 11.678. Seifen-Diaphragma für elek-
trolytische Zwecke. — Carl Kellner,
18./4. 1894.
20. J. 3374- Selbstthätige Läutevorrichtung
fttr Strassenbahnwagen u. dergl. — Emil
Jacobitz, II. /6. 1894.
„ S. 7694. Federnde Lagerung bei Strom-
abnehmern für elektrische Bahnen mit
oberirdischer Zuleitung. — Siemem &
Ealtke, 23./ 12. 1893,
Clane
21. S. 8053. Selbstunterbrechungtvor
mit drehbar gelagerter Strom
feder. ^ S, Siedle & Söhne,
1894.
Neueste deutsche Pat<
ertheilungen.
Olass«
15« 77*781. TypenschreibmaKchine 1
kehrter Schaltung. — Wyckoff^ l
& Benedict vom 10./8, 1892 at
„ 77.782. Elektrische Typenscl
schine mit Einrichtung zum Femac
— A, D. Neal und H. F, Nea
30/12. 1892 ab.
21. 77.615. StromschlnssvorrichtuE
mehrere Stromkreise. — Akt
Eermes vom 5.77. 1893 ab.
n 77'677. Widerstands - Regelung
tung. — F, Jordan vom 1 7.73.
LITERATUR.
Elektrische W^echselströme von
Glsbert Kapp. Autorisirte deutsche Aus-
gabe von Herman Kaufmann. Mit zahl-
reichen in den Text gedruckten Figuren.
Verlag von Oscar Lein er in Leipzig, 1894.
In der aus früheren Werken bekannten
leichtfasslichen Art behandelt der Verfasser
das schwierige Gebiet der Wechselitröme
und macht die sum Verständniss der Witkung
von Transformatoren, Wechselstrom- Dyna-
mos und Motoren nöthigen Grundbegriffe
klar. Der Aufwand an mathematischen
Formeln ist dabei gering. Für jene, welche
mit den Lehren der Mathematik weniger
vertraut sind, hat der Uebersette
erläuternde Abschnitte beigefügt.
Buche findet man auch zahlreiche,
grossen praktischen Erfahrung des V
gemachte Mittheilungen. Die ersten
schnitte behandeln die Messung des
der Spannungsdifferenz und Energi
die Bedingung fär die maximale
leistung im äusseren Stromkrei»
Wechselstrom-Dynamo. In den nach
Abschnitten sind die Wechselstrom-]
behandelt; im siebenten Abschnitte
Transfornaatoren beschrieben, im ad
neunten ciie Centralstationen ; im
537
Abschnitte ist die Parftllelschaltung der
Wechselstrom-Dynamos erörtert; die drei
letzten Abschnitte enthalten die Beschreibung
der Wechselstrom-Motoren. In diesem Theile
des Bnches wird bei der Besprechnng der
Mehrphasen- Motoren die Anwendung der
Drei- und Mehrphasenströme zam Betriebe
von Motoren für vortheilhafter erklärt als
die Anwendung von Zweiphasenstrom; es
sei hier bemerkt, dass die günstigen Er-
fahrnngen, welche man in Amerika an den
neuen T e s 1 a'schen Zweiphasen-Motoren
machte, die Unrichtigkeit der seit dem Jahre
1891 verbreiteten Ansicht erwiesen haben,
dass ein Zweiphasen-Motor einen schlechteren
Wirkungsgrad haben müsse als ein Drei-
phasen-Motor. Der auf Seite 133 beschrie-
bene Wechselstrom-Motor, welcher der Form
nach eine Gleichstrom-Dynamo mit unter-
theiltem Feldmagnet ist, wurde bereits von
Elihu Thomson lange vor dem Jahre 189 1
construirt.
Grundriss der Elektrotechnik. Für
den praktischen Gebrauch für Studierende
der Elektrotechnik und zum Selbststudium.
Verfa«st von Heinrich Kratzer t, Ingenieur
und Lehrer der Elektrotechnik an der k. k.
Staatsgewerbeschule in Wien, X. II. Theil.
Transformatoren, Accumulatoren, Elektrische
Beleuchtung und Kraftübertragung mit be-
sonderer Berücksichtigung der elektrischen
Eisenbahnen. Mit 281 Abbildungen. Leipzig
und Wien. Franz Deut icke. 1894. Preis
broschirt 4 fl. 80 kr.
Mit dem II. Theile seines Grundrisses
der Elektrotechnik hat der Verfasser ein
Werk fertig gestellt, das sowie der I. Theil
derselben Arbeit allgemeine Anerkennung
finden dürfte; in demselben sind die wich-
tigsten Gegenstände aus dem Gebiete der
Starkstrom'Elektrotechnik zum Abschlüsse ge-
bracht.
Der erste Abschnitt behandelt die wesent-
lichsten Lehren und die zumeist angewendeten
praktischen Ausführungen von Wechsel-,
Mehrphasen-, Gleichstrom- und gemischten
Transformatoren. Der nächste Abschnitt be-
handelt die Accumulatoren. Nach den Grund-
lehren sind solche praktische Constructionen
beschrieben, welche sich in der elektro-
technischen Industrie nach vieljährigem Ge-
brauche als leistungsfähig erwiesen haben.
Der dritte Abschnitt bietet in erschöpfender
Weise alles über die elektrische Beleuchtung,
was die Einrichtung elektrischer Beleuchtungs-
anlagen und Centralstationen erfordert. Dieser
Abschnitt bespricht : Allgemeine Lehren,
Lampenregulatoren, Glüh- und Bogenlicht,
Hilfsapparate, Automaten, Controlapparate,
Schaltbretter, Stromvertheilung, Leitungen,
Beschreibung von Centralstationen und Vor-
theile der elektrischen Beleuchtung. Der
letzte Abschnitt bringt die elektrische Be-
leuchtung in zweckmässig gewählter Form.
In diesem Abschnitte ist die Beleuchtung
elektrischer Bahnen besonders berückaichtigt.
In den Kosten der clektTi!i«:hen
Licht- und Kraftanlagen sind DnrchscbDittx-
preise von Dynamos, Elektromotoren, Appa-
raten u. 8. w. zusammengestellt. Praktische
Regeln des Verfassers, welche zu augen-
blicklichen Schätzungswerthen elektrischer
Anlagen führen, schliessen diesen reich«
haltigen Abschnitt.
Das ganze Werk entspricht den neue-
sten Anforderungen und den praktischen Be-
dürfnissen, die an einen Grundriss der Elektro-
technik gestellt werden können und ist
daher bestens zu empfehlen.
Klektrische Kraftübertragung und
Kraftvertheilung. Nach Ausführungen
durch die Allgemeine Elektricitäts-
Gesellschaft. Berlin 1894. Verlag von
Julius Springer.
Der ausserordentliche Bedarf an elek-
trischen Beleuchtungs-Einrichtungen hat die
elektrotechnische Industrie in wenigen Jahren
aus kleinen Anfängen zu einer ansehnlichen
Grossindustrie entwickelt. Indessen ist diese
Entwickelung, so bedeutend sie auch sein mag,
nur klein im Vergleiche zu derjenigen, welche
mit Sicherheit noch vor Ende dieses Jahr-
hunderts zu erwarten ist. Durch die elek-
trische Kraftübertragung und Kraftvertheilung
hat sich die elektrotechnische Industrie Ab-
satzgebiete von ungeahnter Ausdehnung er-
schlossen. Sehen wir von dem elektrischen
Betriebe der Trambahnen, welcher zweifel-
los in der Zukunft überall eingeführt werden
wird, ab, so bleibt noch ein weites Gebiet
der elektrischen Kraftübertragung Übrig,
welches für die zukünftige Entwickelung der
Elektrotechnik bestimmend ist. Alle Zweige
der Industrie, und voran der Maschinenbau,
haben ein grosses Interesse daran, kennen
zu lernen, was die elektrische Kraftüber-
tragung zu leisten vermag. Dies zu zeigen
und gleichzeitig eine Anleitung zur Pro-
jectirung und annähernden Veranschlagung
zu geben, ist der Zweck des vorliegenden
Buches. Dasselbe behandelt systematisch das
ganze Gebiet der Kraftübertragung und
Kraftvertheilung. Die Behandlung des Stoffes
ist so gehalten, dass jeder gebildete Laie
der Darstellung vollständig zu folgen ver-
mag.
Der I. Abschnitt behandelt das Wesen
der elektrischen Kraftübertragung, die Gleich-
strom- und Drehstrom-Dynamos und Motoren
sowie die Femleitung der Ströme.
Im Abschnitte 2 wird zunächst die elek-
trische Kraftübertragung mit den mechanischen
Transmissionen in Parallele gestellt und an
der Hand von genauen Beobachtungresultaten
nachgewiesen, dass durch Ersatz der mecha-
nischen Transmissionen durch elektrische
30 — 70^ an Kraft erspart werden kann.
Diese Zahlen allein dürften hinreichend sein,
das Interesse eines jeden Industriellen für
die elektrische Kraftvertheilung wachzurufen.
Als Resultat der kritischen Vergleichung mit
anderen KraftUbertragungRarbeiten ergibt sich,
dass hinsichtlich der Oekonomie nur Druck-
wagger mit der Elektricitiit tr^mcu triften \■^^^\\
dasi aber die ElektrlclUt vot itoy^t^^k-
538
Im Abschoitt 3 werden der Antrieb mit
den verschiedenen Gleichstrom- nnd Dreh-
strom-Motoren, die dazu erforderlichen Schal-
tungen und Regulirvorrichtungen näher be-
sprochen.
Abschnitt 4 enthält gewissermassen die
Nutzanwendung des Vorhergegangenen, in-
dem er an zahlreichen Beispielen die Vor-
theile des Elektromotorenbetriebes erläutert.
So beschreibt Capitel 14 die direct be-
triebenen Ventilatoren; Capitel 15 enthält
Beschreibungen von elektrisch betriebenen
Kreiselpumpen und KolbenpTimpen ; Ca-
pitel 16 behandelt elektrisch betriebene Auf-
züge für Personen und Waarcn ; Capitel 17
zeigt die Anwendung des Elektromotors auf
Laufkrähne ; Capitel 18 auf Drehkrähne ;
Capitel 19 behandelt Bohrmaschinen ; Ca-
pitel 20 Drehbänke mit elektrischem An-
triebe.
Von besonderem Interesse für die
Zuckerfabrik anten und Textilindustriellen
dürfte das Capitel 21 sein, welches die Vor-
züge des Elektromotors für Centrifugen-
betriebe illustrirt. Capitel 22 dürfte das
Interesse des Technikers für Kälteanlagen
erregen. Es behandelt den elektrischen
Betrieb von Eismaschinen, welche nunmehr
auch dort installirt werden können, wo die
Aufstellung von Dampfmaschinen oder Gas-
motoren unthunlich ist. Der Eisenbahn.
Ingenieur findet in Capitel 23 elektrisch be-
triebene Drehscheiben und Schiebebühnen.
Der Bergbau- und Hütten-Ingenieur findet
im nächsten Capitel Anwendungen des Elek-
motors für seine Zwecke. Schliesslich wird
auch der Marine-Ingenieur im letzten Capitel
vieles finden, was sein Interesse erregen
dürfte, so z. B. elektrisch betriebene Hilfs-
maschinen an Bord, elektrisch betriebene
Boote und schliesslich einen elektrisch be-
triebenen Wagen zur Ermittelung der Wasser-
reibung von Schiffsmodellen.
Abschnitt 5 enthält als Anhang Preis-
tabellen der Dynamomaschinen, Elektro-
motoren sowie der Zubehörtheile.
Die vorstehende Inhaltsübersicht lässt i
erkennen, dass das Buch nicht nur dazu be*
stimmt ist, den Leser mit den Fabrikaten
der Allgemeinen Elektricitäts - Gesellschaft
vertraut zu machen, sondern dass diese Auf-
gabe zurücktritt gegenüber der Darstellung
der wissenschaftlichen Principien der elek-
trischen Kraftübertragung und Kraftverthei'
lung, dem rechnerischen Nachweise der her-
vorragenden Oekonomie des Elektromotoren-
beiriebe?, sowie der Vorführung derjenigen
Anwendungen des Elektromotors, welche
aus dem Stadium des Experimentes heraus-
gelangt sind in den Bereich der modernen
kritisch abwägenden Praxis.
Mit 431 Abbildungen, dritte erweiterte
läge, 1894.
Die Thatsache, dass die beiden e
Auflagen dieses Buches so schnell
grififen wurden, beweist das Bedürfniss
die Brauchbarkeit des Werkes.
Der Fabrikant, der Unternehmer,
jeder, der sich für den Gegenstand interc
findet in dem Buche eine brauchbare U
sieht und Unterweisung auf diesen Gel
der Elektrotechnik unter Berücksichti
der neuesten Erfahrungen und Fortsc
der Praxis und Wissenschaft.
Der Stoff ist in dieser neuesten e
terten Auflage in sechs Abschnitte nnd
Anhänge vertheilt. Der erste Abschnitt
hält Allgemeines über die elektrischen
lagen; daselbst sind die VorbegriiTe
Stromerzeuger und^der Leitungsbau beha
Der zweite Abschnitt enthält die Bes(
bung der Haustelegraphen-Anlagen und
Allgemeines, die Beschreibung der App
die Schaltungen, allgemeine Regeln füi
Ausführungsarbeiten, Wahl der Mater;
und der Batteriestärke, Unterhaltung
Betriebsstörungen der Anlagen. Im d
Abschnitte werden die Telephon-An
beschrieben und zwar die Apparate,
phon-Stationen, Umschalter und Schaltu
wie Betriebsmaterial, Unterhaltung un<
triebsstörungen. Der vierte und fünfte
schnitt behandelt Wasserstands-Anzeigei
Blitzableiter; der neu hinzugefügte s<
Abschnitt die elektrischen Prüfungen
Elementen, Batterien, der Leitungen
Erd widerstände.
Das Werk ist in eingehender und
anschaulicher Weise abgefasst, wozt
grosse Anzahl guter Abbildungen bei
Anleitung zum Baue elektrischer
Haustelegraphen-, Telephon- und
Blitzableiter - Anlagen. Herausgegeben
von der Actien-Gesellschaft Mix&Genest,
Telephon-, Telegraphen- und Blitzableiter-
Fabrik in Berlin, Hamburg und London.
Die Herstellung der elektris
Glühlampe von £. A. Krüger.
72 Abbildungen und 5 Tafeln. Veriaj
Oscar Lein er in Leipzig.
In dem Buche sind die gebräuchlii
Glühlampen, die zugehörigen Fassunge
Contacte in den ersten drei Absch
genau beschrieben und auf den beigege
Tafeln abgebildet. Die vier nächsten
schnitte, welche den grössten Theil
Buches einnehmen, handeln über di
brikation der Glühlampe. Dieselbe :
sehr ausführlicher Weise beschrieben
findet daselbst viele Mittheilungen, die
in anderen, denselben Gegenstand l
delnden Büchern vergeblich sucht. '.
zahlreiche, schön ausgeführte lUustrai
wird das Verständniss erleichtert. Sämm
an Glühlampen auszuführende Mesa
sind in diesem Capitel ebenfalls beha
Der achte Abschnitt enthält Tabellen
die verschiedenen Glühlampen ; man
daselbst Angaben über die erford<
Stromstärke und Spannung, über den
verbrauch pro Kerze, über die Abi
der Leuchtkraft und Zunahme des
Verbrauches mit der Brenndauer der L
Man vermisst in dem Buche nur einig
539
theiinngen aber die in Amerika gegenwärtig
schon ziemlich verbreiteten Stöpsellampen,
welche, um einen Conflict mit den Inhabern
der Edison Patente zu vermeiden, von der
Westinghonse Co. und anderen Firmen ver-
fertigt werden; über die in Europa ge-
bräuchlichen Lampen wird aber jedermann
die gewünschten Aufschlüsse finden.
Seydel's Führer durch die technische
Literatur 1894. Pol3rtechni8che Buchhandlung
A. S e y d e 1, Berlin W.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Bahnen. In der am
27. V. M. stattgehabten Sitzung des Sub-
Comitds für elektrische Bahnanlagen referirte
Dr. H a c k e n b e r g über die Grundzäge
des Programms für elektrische Bahnanlagen.
Nach eingehender Debatte wnrden folgende
Punkte des Programms angenommen:
I. Soll der directe Verkehr aus dem
ersten Bezirke in die entfernteren Stadtbezirke
und in die Sommerfrischen ermöglicht werden,
wobei die Stationen der Stadtbahn und die
Bahnhöfe der Hauptbahnen in Anschluss zu
bringen sind. 2. Der erste Bezirk ist ent-
weder von zwei sich schneidenden Linien zu
durchqueren oder mit geschlossenen oder
offenen Ringen zu durchfahren. 3. Unter Be-
rücksichtigung obiger Grundsätze ist auf eine
Linienführung a) in den Prater und in die
Donaustadt, b) zum Central-Friedhofe mit
eventueller Fortsetzung bis Schwechat und
Kaiser- Ebersdorf, c) durch den zehnten Be-
zirk, d) nach Penziog, e) nach Ottakring,
f) nach Dornbach und Neuwaldegg, g) nach
Gersthof und Pötzleinsdorf, h) nach Grinziog
und Sievering Bedacht zu nehmen.
Bei diesem Punkte wurde die Berathung
abgebrochen. In der nächsten Sitzung ge-
langen die übrigen Punkte zur Berathung.
Der wichtigste betrifft die Frage, ob Unter-
gmnd-. Hoch- oder Niveaubahnen gebaut
werden sollen.
Wiener Tram^way - Gesellschaft
In den letzten Tagen haben hier Berathungen
mit Herrn Isidor Löwe, dem Vorstande der
Actien - Gesellschaft Ludw. L ö w e & Co.^
stattgefunden. Dieselben hatten die Frage
des elektrischen Betriebes zum
Gegenstande. Bekanntlich ist die Actien- Ge-
sellschaft Löwe bei der Elektriciiäts - Ge-
sellschaft in Hamburg, sowie bei der Union
Elektricitäts- Gesellschaft in Berlin interessirt.
Es würde sich demnach um die Lieferung
der elektrischen Maschinen handeln. In An-
betracht des gegenwärtigen Standes der
Tramway-Frage im Altgemeinen und des
Baues elektrischer Linien insbesondere hatten
jene Besprechungen indess blos einen in-
stractiven Charakter, so dass irgend welches
positive Resultat von vornherein nicht in
Aussteht zu nehmen gewesen ist.
elektrische Beleuchtung der Wie-
ner Universität. Das Unterrichtsministerium
hat die Vervollständigung der elektrischen
Lichtinstallation im Gebäude der Wiener
Universität genehmigt und angeordnet, dass
noch im laufenden Jahre die Einfühmng der
elektrischen Beleuchtung in den beiden
grossen Tnmsälen der Universität bewerk-
stelligt werde. Nach Maassgabe der verfüg-
baren Geldmittel sollen nach und nach auch
die bisher noch mit Gas beleuchteten Uni-
versitäts-Institnte die elektrische Beleuchtung
erhalten. „E. T. Z.«
Elektrische Beleuchtung in Prag.
Mit der elektrische Beleuchtung des Wenzels-
platzes und zwar der Anbringung der grossen
KU i\ k'schen Bogenlampen, deren Ge-
sammtzahl 43 beträgt, wurde bereits be-
gonnen.
Der städtische Elektrotechniker Herr Franz
Pelikan legte dem Stadtrathe ein aus-
führliches Elaborat, die Versorgung Prags
mit elektrischem Lichte betreffend, vor. Das
Elaborat enthält fünf verschiedene Projecte.
Der Stadtrath beschloss, das Elaborat in An-
betracht der Wichtigkeit der Sache verviel-
fältigen zu lassen und allen Mitgliedern des
Stadtrathes und des Stadtverordneten-Colle-
giums zu übermitteln. „El. Anz.^
Das Interurbane Telephonnetz in
Böhmen. Sonntag den 30. v. M. wurde
der Verkehr zwischen dem neu errichteten
Staats-Telephonnetze in Beraun und den
interurban verbundenen Staats-Telephonnetzen
in Prag, Pilsen und mit dem Staats-Tele-
phonnetze in Wien eröffnet. Der inter-
urbane Verkehr zwischen dem neu errichteten
Staats-Telephonnetze in Beraun einerseits
und der Telephon-Centrale in Wien anderer-
seits beschränkt sich hinsichtlich der letzteren
auf die an dieselbe angeschlossenen öffent-
lichen Sprechstellen (Staats-Telephon-Sta-
tionen), sowie auf die Wiener Staats-Abon-
nenten-Stationen. Die Sprechgebühr für ein
gewöhnliches Gespräch in der Dauer von
drei Minuten beträgt zwischen Wien nnd
Beraun i fl. 30 kr.
Elektrische Gentralstation in St.
Wolfgang. Das ElektricitäUwerk, welches
die Wiener Bauunternehmerfirma Stern &
Hafferl dort errichtete, besteht aus zwei
Dynamomaschinen mit rund 200.000 V.
Leistungsfähigkeit, der hiezu gehörigen
Westinghouse - Dampfmaschine und einem
Com wall - Dampfkessel. Die maschinellen
Einrichtungen liefern die Fürst Salm'schen
Werke in Blansko, die elektrische Einrich-
tung die Firma Egger & Co. in Wien.
Von der Centrahtation aus wird eine An-
41*
540
xfthl BogenUmpen and ein aaf der Schafberg-
■pitie aafgcstellter Motor in einem Strom-
kreiie betrieben. Der Motor ist mit einer
Dynamo gekuppelt. Diese letztere Einrichtung
dient als Transformator des hochgespannten
Stromes in Niederstrom, da die Beleuchtung
im Schafberghfttel mit Glühlampen von i lo V.
Spannung bewirkt wird. Sowohl in der
Centrale in St. Wolf gang, als auch auf der
Schaf bergspitze sind Automaten aufgestellt,
welche bestimmt sind, falls irgend ein Kurz-
schluss eintreten sollte, sofort automatisch
die Maschine auszuschalten.
Die Telephonie im Dienste der
österr.-ungar. Armee. In dem gemein-
samen Budget, welches den Delegationen der
österreichischen und ungarischen Reichsver-
tretung vorgelegt wurde, findet sich als ein
bemerkenswerthes Erforderniss ein Posten
von 25.000 fl., welche für die Anschaffung
und Ausrüstung von 14 vollständigen Tele-
phonabtheilungen beansprucht werden, die
der Verbindung der Corpscommanden mit
ihren Corpstraincommanden dienen sollen.
Mit diesem Posten wird eine Ueberschreitung
des irtther in Aussicht genommenen Gesammt-
präliminares angekündigt, weil sich die Noth-
wendigkeit ergeben hat, ein verbessertes,
kostspieligeres Telephonkabel zu beschaffen.
In der Motivirung wird auf die grossen Vor-
iheile hingewiesen, welche die Verwendung
und Ausnützung des Telephons im Kriegs-
falle, sowie für militiirische Zwecke im Felde
überhaupt darbietet. „E. T. Z.**
Zu den Projecten der Berliner
eleKtrischen Hochbahn. Der Ausschuss
der Berliner Stadtverordneten-Versammlung
sur Vorberathnng der Magistrats vorläge hin-
sichtlich der Anlage einer von der Firma
Siemens &. Halke beabsichtigten elek-
trischen Hochbahn innerhalb des städtischen
Weichbildes (vergl. Heft XIV, lS94,S. 386).
hielt am u\ und 13. ▼. M, eine mehr-
stündige Sittung ab. Der Ausschuss beschloss
twei Lesungen vortuuehmen, und einigte
»ich in der ersten Lesung dahin^ der ge-
nannten Firma die Zustimmung an ertheilen
lur l^nutsuug derjenigen stäitischen ört'eot-
hchen Strassen, Wejje und Hätte, welche
und soweu sie xur Herstellung der Bahn
eiforvlerlich Mnd, Oie Bahn soll, vorbehsut-
'.ich der Festste.. ung im Einseinen, in foljjcn-
vlcm •*Uj;c her^este.ll weraen: Warschauer»
st ras^sen- Bracke (^lUhnhot der S:aat>b>*hn\
neu :u eil^Auenvie Oberbauuibrucke, Commu-
aikalK^rs«e^, am Sch'.csischen llior, Ska-
l.::er>:raNse, am Ko:tbas<f TJ\or, am NVasser-
:av^, G.:>cii.n<T*rraj;se, am Ha besehen
Thor, Ha.e>chcs Uier, cn:er g>ichre:ti}:er
Iv-'^xM^chreit-aj; vies Cana.s un.: der B^ha
n*c>. vier l ,;vver.wi,,;ers;rasse und der l'cler-
sc*^T' ung vicT IVt^xiamer H-Sn rsvh .iem
lVt?<».:;i^\i::. rj. >*>:rasje b;$ \\>:vh>. J-
5Cic?-e aÄ äer /.et''cr.>:'Ä>>e. In der H.hc
.•\*r l -ic^VeriB ".' :e'^;-A^>e ?. ". -m we^ert .vrhc'n
ir'rr .'vr; lV-.„: ,:r^ .•>.*> V.jt; i k. t. ;:^^^ vier
tcher Grundstücke eine Abzweigung
Norden bis in die Gegend des Vor
vor dem Potsdamer Bahnhofe geführt w
Die Daner dieser Zustimmung uüd C
migung toll 90 Jahre betragen und mi
Datum der staatlichen Genehmigunj
ginnen. Ein Antrag, die Zeitdauer n
30 Jahre zn bemessen, erhielt nicl
Mehrheit des Ausschusses.
Die Hauptpunkte der Berathnng b:
die Gegenleistung der Firmi
der Tarif. In Bezug auf den Tarif
Folgendes beschlossen: Der Fahrprc
für die ersten 10 Jahre 10 Pfg. ffii
Theilslrecke, 20 Pfg. für 2—3 Theilst
in der III. Classe und 10 Pfg. überall
in der II. Wagenclasse betragen. Nac
lauf der 10 Jahre soll für jede Fahrl
Rücksicht auf die Länge derselben '
10 Pfg. für die IIL und 20 Pfg. i
II. Classe bezahlt werden. Nach den
tragsentwnrfe soll bis zum Abiaul
30. Jahres nach dem Datum der staai
Genehmigung der Erwerb der Bahn
der Stadtgemeinde Berlin ansgescbloss<
und erst dann und in Zukunft imm
von 10 zu 10 Jahren ausgeübt v
können. Es wurde in der zweiten I
beschlossen, dass der Erwerb bis zni
lauf des 20. Jahres ausgeschlossen sei
§ II des Magistratsentwnrfes, welch«
Grundsätze zur Ermittelung de
werbspreises für die etwaige U
nähme der Bahn seitens der S
gemeinde innerhalb der G)ncession
enthält, lautet : „Bei Ermittlung des Er
preises finden die §§ 42 Nr. 4 a bis
Eisenbahngesetzes vom 3. Novembei
und § 31 des Gesetzes vom 28. Juli
sinngemässe Anwendung, abo wird:
Grunde gelegt das jährliche Einko
welches die Firma im Durchschnitt
letzten 5 Jahre, rückwärts vom Uebern
tage an gerech net, gehabt hat. Ah
kommen gelten die Ueberschdsse, ^
als Actienzinsen oder Dividenden v«
werden und zwar unter Hinznrechnni
zur Tilgung der Schulden oder des <
capitals, zur Verbesserung oder Gcs
erweiterung, sowie zur Bildung vo
neuerungs- und Reservefonds verwe
Beträge. Von dem ermittelten Durchs«
wird beim Erwerb seitens der Stadtgei
der 2 5 fache Betrag bezahlt. 6) Wenn
den letzten 10 Jahren, vom Uebemahi
ab rückwärts gerechnet, Jahre vorg^c
sein sollen, in denen die Firma mit **
aus dem Betriebe gearbeitet hat, m
ihr noch neben dem vorstehend (t
dachten Erwerb spreis ein solcher Verh
setiT, soweit er nicht schon dorcfa G
aus Jahren desselben Zeitraumes g
i>t< Als Verlast ans dem Betriebe
d:e eni^cn Summen, welche in den ein
l^e:r;eb> a^vnea fehlten, nm eine Dir
von 5" , zahlen xa konnea. Was C
ÄU< .iem Betr. che beieatet, ergibt sid
Bic:; ^^n sel.s*. *• Dt^c^cn nberaimi
S'.i.: Ixense a ^e i:e Scaa.iea dct
541
nehmQDg, wogegen auf sie alle etwa Tor«
handenen Activforderungen, sowie die Er-
neaerangtfond«, nicht aber auch etwa vor-
handene Reservefonds übergehen. Ueber das
Verbältniss der Dotimng von Reseivefonds
sttr Dotirnng von Erneuernngsfonds, steht
der Stadtgemeinde ein Controlrecht zu; bei
mangelndem Einverständnisse entscheidet ein
Schiedsgericht, d) Die Stadtgemeinde tritt
nicht ohne weiteres in die Verträge mit den
Beamten und Arbeitern des Unternehmens
ein. Ueber diesen Eintritt bleibt beim Er-
werbe besonderes Abkommen vorbehalten;
mangels Zustandekommens eines solchen
unterbleibt der Eintritt.**
Nach eingehender Berathung entschied
sich der Ausschuss dahin, die Bestimmun-
gen unter b) gans fallen zu lassen,
im Übrigen aber den Paragraphen mit einigen
unwesentlichen Aenderungen anzunehmen.
Bei der hierauf folgenden zweiten Le-
sang wurde die Bestimmung we(;en der
Gegenleistung der Firma Siemens & Halske
dahin festgesetzt, dass bei einer jährlichen
Roheinnahme bis zu 6 Millionen Mark 20/q
und für jede Million Mark mehr 0*250/0 mehr,
mindestens aber vom 4. Jahre ab 20.CXX) M.
jährlich zu zahlen sind. Damit ist die Durch-
berathung des Vertragsentwurfes im Aus-
schuss beendet.
Die elektrische Bogenlampe (Pa-
tent Nr. 76.994) von Paul Schmidt in Ber-
lin, Müllerstrasse 25, besitzt, wie das Berliner
Patentbnreau Gerson & Sachse mittheilt,
eine Vorrichtung an dem für die Regulirung
des Kohlenabstandes bestimmten Uhrwerke,
durch welche die sich während des Betriebes
beständig ändernde Gewichtsdifferenz zwischen
der oberen und unteren Kohlenkerze un-
schädlich gemacht wird. Dabei kann diese
Vorrichtung unal^hängig von dem Regulir*
werk eingestellt werden und ohne Einfluss
auf die ebenfalls von Hand vorzunehmende
Aenderung der Lage der Kohlen zu ein-
ander.
Durch Erkenntnlss des ersten
Civilsenats des Reichsgerichtes vom
22. September ist das D. R. P. Nr. 68.121,
Schleifmaschine für parabolische Flächen,
für nichtig erklärt worden, und zwar weil
es gegenüber dem Schucker tischen
Patente auf Parabolschleifmaschine keine
patentfähige Erfindung enthalte.
Steuerung von Schiffen durch
Elektricität. Der Franzose B e r s i e r hat
einen Apparat construirt, durch den der
Compass die Arbeit des Steuermannes ver-
richtet, und zwar vermöge der Anwendung
des elektrischen Stromes. Weicht das Schiff
von seinem Curse ab, für den das elektrische
Instrument eingestellt worden war, so be-
thätigt ein frei werdender elektrischer Strom
einen kleinen Motor, der das Steuer dreht,
und zwar so lange, bis das Schiff in seinen
allen Lauf ^uiückgckehrt ist. Der Motoi
hört dann von selbst zu arbeiten auf, bis
wieder eine Abweichung Torkommt. Zwei
Monate lang hat der sehr empfindliche
Apparat sehr gut und ohne jemals zu stocken
gesteuert. Seine Haupt vortheile sind : Grössere
Genauigkeit und kein Wegverlust durch Ab-
weichung vom Laufe, wie es gewöhnlich
durch das Steuern mit der Hand verzeichnet
wird.
Probeversuche mit Accumu-
latorwagen wurden vor Kurzem von der
Grossen Berliner Pferdebahn-Gesellschaft in
Moabit angestellt, die bisher befriedigend
unter grosser Theilnahme von Fachleuten
und Angehörigen der Sicherheitsorgane ver-
laufen sein sollen. Die Accumulatorwagen
unterscheiden sich fast durch nichts von den
gewöhnlichen Pferdebahnwagen, nur dass
die Sitze breiter, der Mittelgang aber
schmäler ist, und dass auf den beiden Perrons
halbkreisförmige, mit Platten bekleidete Aus-
buchtungen vorhanden sind, die oben auf
ihrem horizontalen Abschluss ein kleines
Speichenrad zeigen, durch dessen Drehung
der Kutscher die Aus- oder Einschaltung
des Stromes bewirken kann. Die von der
Accumulatorenfabrik A.-G. in Hagen ge-
lieferten Accumulatoren stellen ein erheb-
liches Gewicht dar — sie bestehen aus
88 Zellen, von denen jede 32 kg wiegt, so
dass ein Gesammt • Gewicht von Über
66 Centnem herauskommt. Jede Zelle be-
steht aus 21 Elektroden. Diese 88 Zellen
sind unter den Sitzen eines jeden Wageos,
die eben aus diesem Grunde breiter ge-
macht sind, aufgestellt und für die Fahr-
gäste unsichtbar. Sollen die Zellen, die zu
vier Gruppen von je 22 Stück vereinigt
sind, geladen werden, so werden seitlich
des Wagens Klappen hochgehoben, und
jede Gruppe mittelst Rollen, die auf Schienen
laufen, auf die ausserhalb stehenden Böcke
geschoben. Innerhalb 21/2 Stunden ist der
Ladeprocess beendet. Jeder Wagen ist für
31 Fahrgäste bestimmt und vermag mit der
in seinen Accumulatoren aufgespeicherten
Kraft vier Stunden zu fahren. Die Ge-
schwindigkeit darf auf polizeiliche Anordnung
nicht grösser als die der gewöhnlichen
Pferdebahn wagen sein, nämlich zwölf Kilo*
meter in einer Stunde. Die Schnelligkeit
könnte selbstverständlich eine höhere sein,
wenn die polizeiliche Beschränkung fortfiele.
Schwierigkeiten haben sich bei den bisherigen
Proben nur an den Steigungen ergeben.
Hier war der Gang etwas langsamer. Das
Halten vollzieht sich ungemein schnell, je-
doch ohne Ruck, wie denn auch beim An-
zug von einer plötzlichen Erschütterung
nichts zu merken ist. Ausser der gewöhn-
lichen Bremse kann noch eine elektrische
Nothbremse in Wirksamkeit gesetzt werden,
die den rollenden Wagen zum sofortigen
Halten zwingt. Wie der „Elektr. Anz."
schreibt, dürften die Accumulatorwagen mit
beginnendem Winterfahrplan auf der Linie
„Criminalgericht (Alt-Moabit)- Grossgörschen-
strassc (Schöneberg)^ in ständigen Betrieb
gesetzt werden. Zwei Accumulatorwagen
542
werden fuhren, während der dritte geladen
wirdp Der übrige Verkehr auf der gedachten
Strecke wird durch Pferdekraft bewältigt.
Augenblicklich wird mit dem Proben der
WsgcD, die sich jzu bewähren scheinen,
DOch foitgcfahren.
'Wagenheizung mittelst £lektrl-
cltät. Ein eben so originelles als praktisches
llei^ungssystem ist während der kalten Jahres-
zeit für die Wagen der elektrischen Zahn-
radbahn auf dem Mont Salöve in Anwen-
dung. Da während des Winters der Betrieb
gewohnlich auf den Verkehr von vier Wagen
beschränkt ist, so wird ein Theil elektrischer
Energte verfügbar; diese überschüssige Elek-
tddsat — lo PS, pro Wagen — dient
daiEu, um die Heizung der Wagen zu be-
werkslelligen. Der Heizungsapparat besteht
aus zwei Widerstandsrahmen, die im Innern
des Wngens unter den Sitzbänken hart an
den KiLätenwänden der Wagenkopfseite unter-
gebracht sind. Ihr Umfang ist in der Länge
o*S2ö n*, in der Höhe 0*300 m, in der Breite
o'iSo m. Jeder Rahmen enthält 42 aus
galvantsirtem Eisendrahte von 1*5 mm Durch-
mcsÄcr hergestellte Spiralen, während die
Lauge aller Spiralen in einem Rahmen
5' 9 2 m bei 24 mm Durchmesser beträgt. Die
üt^^ninmtlänge der zur Heizung eines Wagens
cirfurd etlichen Spiraldrähte beläuft sich auf
500 m. Der Strom geht direct aus dem mit
dci Leitungsschiene in Contact stehenden
^jihbUcD in die Spiralen. Die durch den
rirtgei chatteten Widerstand absorbirte Strom-
üiarke beträgt 15 Amp. bei 500 Volt und
fepriisentirt eine Energie von etwa 10 PS,
Da die Temperatur des Eisendrahts 100 0
errekht, wird die Luft rasch erwärmt. So-
gHr m Tagen eisigster Kälte genügen 10
biä 15 Minuten Stromcirculation, um eine
bchai^Uche Wärme im Innern des Wagens
{i5"2<j0) herzustellen. Die Regulirung der
Iteuiing geschieht durch den Conducteur
mittelst eines anf der vorderen Pia
befindlichen Stromunterbrechers. Die j
Werkstätten der Bahn in Etrebiferc
gestellte Heizeinrichtung soll sich gt
währt und bisher im Winter zu voll
friedenheit der Passagiere functionirt i
-Der Selbstkostenpreis des Heizapparat
läuft sich auf ungefähr 60 Francs f1
Wagen. „Schweiz, Bau-Z
Der Schiareizerische Elektro
niker-Verein hielt am 30. v. M.
VII. Jahresversammlung in Luzem ab
Programm weist neben den eigen
Vereinsgeschäften eine Reihe wichtige
handiungsgegenstände auf, von dene
gende allgemeinem Interesse begegnen d 1
Bericht und Antrag des Vorstandes üb
Jahrbuch und die Preisaufgabe. Beric
Vor>tandes über eine eidg. elektrotecl
Prüfstation (Aichstätte). Vorschriftei
treffend Starkstromanlagen und speciell
Spannungsleitungen. Nach dem Bänke
Hotel du Lac fand ein gemeinsame
Bug nach Zug zur Besichtigung des d<
Elektricitätswerkes mit Gleichstrom -
formation und Accumulatoren statt.
KlektrJsche Klsenbahn in Mini
Ausgabe. In Dellwood, Minn., h:
ein Banquier aus St. Paul eine Privat«
bahn von der Station bis zu seinem
sitz bauen lassen. Der „Zug" beste!
einem Motorwagen und zwei „Waggon
je 5 Fuss Länge und 2 Fuss Breite,
weite 14 Zoll. Zur Leitung des S
dient eine dritte Schiene. Die „C
Station*' besteht ans einem zweipfc
Petroleum - Motor und einer gleichwe
Dynamomaschine. Die Strecke hat nt
kurze Steigungen von 10 *und 16 Pi
sie ist 550 Fuss lang. „Der Bahnzug
fördert sechs Personen.
CORRESPONDENZ.
Urmvrkungen zu den „UntersucJiungen über
di n W irJaingtiprad von Motoren und Uynamo-
mfifithinen ohne Anwendung von Bremszaun
und Dynamometer.'*^
■ ■
UiUer diestm Titel tourde auf Seite 352
ifü.^ 13. Heß es der ^Zeitschrift für Elektro-
UtJtnik*'f Jahrgang 1894, vom Ingenieur Carl
LriiÄ ein AufaaJz veröffentlic/U, der mehrere
f.*nrkhtigkeilen enthalt^ welche mich nöthigen,
>ir cm^r Besprechung zu unterziehen.
/ji dem erwähnten Artikel tcei'den als
EinUltitng die Messver fahren von llopkinson,
Iftnnmd tmd Cartlew kurz erläutert und die
^achfhiile dieser Unlersuchungsmethode her-
i^vwqrhtthtn, um din Vorlhcil der hier neu
cimf£fftfpeiten Methode klarer vor Aufjcn
fithrtu zu können»
Es ist da hei der Cardew'schen J
bemerkt^ dass auch sie auf der f
Voraussetzung beruhe^ dass der \Vi\
grad der Maschine derselbe sei bei V
düng als Generator tcie als Motor.
Es ist allgemein bekannt^ da
Cardew'sche Methode von dieser 1
Setzung vollständig unabhängig ist, Wei
jede der drei venvendeten Maschinen
als Molor und dann als Generator i
so kann gegen diese Methode wohl dt
xcurf eines grösseren Zeitaufwandes^ 1
aber der einer falsdien Voraussetzun
Herr Lenz bemerkt^ erhoben werden.
Die Auflösung der sechs Gleit
mit sechs Unbekannten liefert nadi
Jiichfnng hin vollständig genaue und
f echt bare liesultate.
543
Waa die Beachreibunff der eigenen Mt'
thode betrifft^ so gdü Hei r Lern auf folgende
Weise vor :
Der mit M bexeichnefe Motor wird bei
einer bestimmten TourenzaJU leer laufen ge-
lassen und die dazu nofhwendige Arbeit Lm
bestimmt.
Dann wird der Motor mit der unbe*
lasteten Dynamo gekuppelt und die im Motor M
verbrauchte Arbeit A gemessen.
Von dieser Arbeit A wird Lm abge-
togen^ und diese Differenz gibt die im Motor M
für den Leerlauf der Dynamo D ver-
brauchte Arbeit Ld = A — Lm»
Auf Seite 354, Zeile 5 heistt es: „Auch
ist Lm = Constante^^, Dieses Lm, die Leer»
laufsarbeit des Motors, welche äquivalent ist
der Summe aus dem Eff'edverlust durch
Wirbefstromej plus dem Verlust durch
JfysteresiSf plus dem Verlust durch die
Lagerreibung und Luflunder stand und durch
den KwTucfiluss der Spulen durch die
Bürsten, ist nur dann eine Constante, wenn
der Motor immer unbelastet bei derselben
Tourenzahl liefe. Wird der Motor belastet,
so ändert sich Lm u. zw, vmsomehr, je
grösser die Belastung ist.
Denn bei grösserer Belastung des
Motors ist der seiner Armatur zugeführte
Strom bedeutend stärker, somit auch die
Einwirkung dieses Armaturstroms auf das
magnetische Feld intensiver als beim Leer»
lauf. Dadurch wird das magnetische Feld
ein anderes sein als das beim Leerlauf,
Wenn aber die magnetischen Felder ver.
schieden sind, so werden auch die Leerlaufs-
arbeiten bei diesen verschiedenen Feldern
einen verschiedenen Werth besitzen, d, h, Lm
wird keine Constante sein,
Folgen wir den Ausführungen weiter:
Die Dynamo wird belastet und leistet
inclusive des Ankerverlustes (J2 W) die
Arbeit L$ bei derselben Tourenzahl,
Die für diese Arbeit Le dem Motor
zugeführte Energie sei Lx» Es werden dann
für verschiedene Belastungen die Bruch'
werthe - = J57 gebildet ; Lm-\- Lx -{- Ld
Lx
wird auf der Abscissenaxe, - auf der Or-
L%
dinafenate eines rechtwinkligen Coordinaten-
Systems aufgetragen und md Hilfe der da-
durch erhalttnen Curve der Werth E=Eo
für Le = 0 bestimmt.
Dieses Eo und die einzelnen Curoen'
punkte sind nun nach den Ausführungen des
Herrn Lenz falsch bestimmt. Denn Le setzt
sich nicht nur aus der thatsächlich geleisteten
Arbeit der Dynamo und aus dem Energie*
Verlust in der Armatur derselben zusammen,
sondern enthält auch noch den Energie-
vertust durch den Kurzschluss der Armatur-
spulen durch die Bürsten,
Dieser, in der Abhandlung des Eerrn
Lenz unberücksichtigt gelctssene Werth be-
stimmt sieh nach der Formel — - — , ujobei n
4
Tourenzahl pro Seeunde, l Selbstin ductiomt'
Coefßcient der Armatur und i die Strom-
stärke bedeutet.
Durch diesen von Herrn Lenz nicht
gekannten oder unberücksicJitigt gelassenen
Betrag werden die Curoenpunkte eine andere
Lage bekommen und somit auch der an^
genäherte Werth Eo.
Ich sage der angenährte Wetth Eo,
denn seihst bei Berücksichtigung oben an-
geführter Bemerkung ist Eo niemals genau
auf exacle Weise, sondern nur durch ein
graphisches Näherungsverfahren bestimmt.
In der Formel für den Wirkungsgrad
^ LDEo-\-Le
'^^ Lm+LD+Lx
kommt auch Ld vor,
die Arbeit, welclie dem Motor für die leer-
laufende Dynamo zugeführt werden mnss.
Auch diese hat der Verfasser als Con-
stante erklärt.
Dies ist wieder eine Unrichtigkeit,
Denn nehmen wir an, a wäre die noth-
wendige mechanische an der Welle der
Dynamo zu leistende Arbeit, um die Armatur
derselben ohne Belastung {also stromlos) mit
der betreff'enden T\mrenzahl zw dreJien,
so wird diese Arbeit a, welche also nur zur
Ueberwindung der passiven Widerstände und
Hysteresisverluste etc, verwendet wird, sofort
einen andern l^erth erreichen, wenn wir
die Dynamo belasten, da der in der Armatur
jetzt vorhandene Strom auf das Feld zurück-
wirkt und eine Aenderung desselben, somit
auch eine Aenderung der Leerlaufsarbeit
bewirkt. Dies wäre in der Dynamo, Wenn sich
nun das a ändert, so muss sich selbstver-
ständlich auch die zur Leistung der Arbeit a
dem Motor zugeführte Energie Ld ändern.
Der Vorgang wird aber noch verwickelter
durch den Umstand, dass auch im Motor
mit steigender Belastung das magnetische
Feld sicli ändert und schon aus diesem
Gründe, bei Annahme eines constanten a,
sich das Ld ändern müsste. Da aber das a
selbst variiert, so muss umsomehr das Ld
bei verschiedener Belastung verschieden sein,
tcoraus folgt, das es niemals einer Constanten
gleichgesetzt werden kann, wenn man nur
irgendwie auf Genauigkeit und Weglassung
falscher Voraussetzungen Anspruch madien
will,
Ali ScJdussbetrachtung ergibt sich :
Da Lm, Eo und Ld niemals Constante
sind und nach dem vorliegenden Elaborat
nicht genau bestimmbar sind, so wird die
Methode des Herrn Lenz nicJä viel ge-
nauere Werthe wie die dynamometrisclien
Methoden, jedenfalls aber viel ungenauere
als das von ihm angefochtene Verfahren Car-
dew*s ergeben. A, Grau,
Wien, den 13, August 1894,
Entgegnung zu den Bema'kungen des Hetm
August Grau über den von mir im Hefle lü,
Seite 852 der ,Z. /. ^.^, Jahrgang IH94
veröffentlichten Artikel,
Den ersten Angriff wendet Herr Grau
gegen meine Behauptung^ das9 Lm {womit
544
IrJi die Leerlavfaarbeit hei einer bestimmten
Tourrnzahl bezeichnet habe) eine Connfante
»ei und motivirt diese BeJiauptung mit den
Wörtern
„Diete» Lm^ die Leerlavftarbeit des
Motors'* M, *, w, bis: , Wird der Motor be-
lustefy so ändert sich Im u, zw, umsomehr,
Je grösser die Belastung ist,**
liiezu erlaube ich mir zu bemerken,
dass man von einer Leerlaufsarbeit nur bei
vollkommen unbelasteter Dynamo sprechen
kann, wie schon das Wort Leerlaufs arbeit
hiei* jeden Laien in unverkennbarer Weise
ausdrückt.
In den nächsten Worten von: ^Denn
bei grösserer Belastung* bis „d. h, Lm wird
keine Constante sein** erklärt Herr Orau^
dass die Verluste in einem Motor mit wach-
sender Belastung wachsen, und schliesst dar-
aus auf die Tnconstanz von Lm in einem
total unrichtigen Schlüsse, da die Verluste
einer belasteten Dynamo nie aU ihre Leer^
laufsarbeit angesehen werden können und
auf letztere gan» ohne Einfiuss sind^ woraus
folgt, dass Lmy tveil in keiner Weife von
diesen veränderlichen Verlusten beeinflussf,
eine absolute Constante sein muss.
Im weiteren will ich noch hinzufügen,
tlass ich die Veränderungen der Verluste im
Motor bei steigender Belastung, welche be-
sonders bei einem Serien - Motor nicht zu
verflachlässigen sind, in meiner Abhandlung
vollständig berücksichtigt habe,
Lt
Die }\erthe •=— stellen uns gewisser-
L%
massen ein Umsefxungsverhältniss dar, und
die Curve, die wir bilden, die Veränderung
dieses Verhältnisses, Wenn nun das Um-
settungsverhältniss der mit Fremdstrom er-
regten Dynamo mit der entsprechenden Cor-
recfnr (besüglich des Ankerverlustes und des
Xtischlages ftir die Lee^laufsarbeit der Dy-
namo)^ wie ich dies gethan habe, gleich der
Einheit ist, so ist auch der Wirkungsgrad
des Motors berechenbar.
Weiters bestreitet Herr Orau, dass der
Werth /To richtig bestimmt sei %cegen des
Sichtberiicksichtigens des Kurzschlusses an
den Armafurspulen und zweitens, dass Eo
nicht genau bestimmbar sei
Der ersiere Einwtmd wird ßir prak-
tisy'he Messungen ohne jede Bedeutung, tienn
AftrNAi»,Vr ]Vr/iM( beträgt rund O'i^a €ies
fiva'r» Ff (des bei gut cotisfmirten Dynamos,
Do iarch konnte in der Berechnung des
WirkuHiTf<irades ein kleiner Fehler entstehen,
DUse kUine Cncorrcciheit, eine to^ge der
VerHOch\*ssi7unp des Spu^enkttrzsc hl Misses,
*cird %ihrr h.v^ keiner, tcorauf ich pUich
SU rt. V* klv "w -I fn teer de,
Beic^ich der Bestimmung des }\erthes
r-^ /o if* n« bemerken^ d^iss Fo mit
;VuVn b^\ch^pcn G'^d der Amiuhcrtmp
rrrtt t'e^t trer.im Jt.irin.* ifir htüss^H nur «.'.>
kl einem ^ iras ohne Schwierigkeit durch^
werden kann.
Da die Curve für - - in jenen 3
aber nahezu eine Gerade ist, so kann
grassier Schärfe imd nicht, wie Herr
behauptet, in unexacter Weise he
werden.
Auch die Formel in = -= — ; — =:—
^ Lm+Lv
erklärt Herr Grau für unrichtig^ weil
seiner Ansicht Ld die Leerlaufsarb
Dynamo nicht eonstant ist, eineAnsic^
wie früher erwähnt, auf dem gänzlich f
Begriffe beruht, welchen Herr Grau si
dem Worte Leerlaujsarbeit bildet,
nun folgenden Bemerkungen zieht Hen
den Schluss, dass die von der Dyna
leistete Arbeit unrichtig ermittelt sei
der Nichtberücksichtigung der Eys
arbeit in der Dynamo,
Die Dynamo ist, wie ich in o
handlung anführte, mit constantem .
Strom erregt, es kann deshalb eine Vi
rung der Hysteresisarbeit nur dadur
stehen, dass auf der ArmeUw Contra- A
Windungen bei Belastung entstehen ; t
trägt der Hysteresisverlust in einer D\
maschine im Mittel ' i'ö^/Q der bei
lastung abgegebenen Arbeit, Die (
Amphrewindungen auf der Armatur h
bei starkem Bürsten- VersteUungsunni
der Feld'Amptrewindung, Die Kraj
zahl ändert sich um weniger als 5<
ja fast alle Dynamomaschinen eine <
Magnetisirung erfüllten, dass der
ITieil der Magnetisirungscurve übers
ist. Der Hysteresisverlust wächst
als die Kraftliniendichte, welche ihn
ruft, so dass man annehmen kann, di
auch die Hysteresisarbeit um 5^/q vei
Eine falsche Annahme um 5C0/q u>äi
ohne Bedeutung, une sich aus Folgendi
ergibt.
Der Hysteresisverlust beträgt circt
der abgegebenen Arbeil bei Vollbel€ut\
die Meuchine mit Fremdstrom erregt
kann nur eine Aenderung dieser Hyi
arbeit um 6^/q eintreten, d, h, 60/^ tw
der totalen Leistttnq. also = (
Fehler, sagen wir rund 0'10/q, Dies
Fehler verringern abrr den Fehler, di
den Kurtschluss lier Spulen entstehi
mit ttmehmender Stromstärke loäci
VerUut durch Kurzsehluss der
während der Hysteresisverlust ahmm
kann daher m Mittel ein Fehler ©oi
in der Messung aufhreten.
Ich schliesse meine Emtgegmmg
Vcberseugung, dass jeder Praktik
Theoretiker eine Hlrkungsgradbesii
tre'che bis auf O-.^o q genau ist, als
und nich\ wie Eerr Gram heroMsy
hat, als fa'fch bezeidtnel, Carl
Bny^Vyn, ar.i t4, Septesnher 18
V«r»riwt>ithci!i*x Kn^iacteor: JOSKF RARRIS. — Selbstverlfti: dm Fl rHrntncilmimiini Y«
U C^aateioa Ui LEHMANN k WSNTZKL, Bsohbtndlvi« Ar TMhBik i»d T
tMO( TAH R. SPTKS A Oo, In wlaa. T.. TmiMfmuwn 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
XJI. Jahrg.
1. November 1894.
Heft XXI.
VEREINS-NACHRICHTEN.
OhroDlk des Vereliies.
30. Mai. — Sitzung des Eisen-
bahn-Comit6s.
22, Jun i. — Sitzung des Eisen-
bahn-Comites.
14. Juli. — Ausschuss-
sitzung.
In dieser Sitzung ist der Bericht
und die Antragstellung des Eisen-
bahn-Comit^s bezüglich des von dem-
selben ausgearbeiteten Referates
„Vorschläge für die, Ver-
besserung der Verkehrs-Ein-
richtungen in Wien durch
Einführung des elektrischen
Betriebes" vorgelegt worden.
Es wurde beschlossen, dass dieses
Referat mit Beischluss eines Planes
von Wien nicht nur im Vereins-
Organe veröffentlicht, sondern auch
als Broschüre, im Verlage des
Elektrotechnischen Vereines und in
Commission bei Lehmann und Wentzel,
herausgegeben und zum Selbstkosten-
preise von 60 kr, bezogen werden
kann. Weiters wurden der Vereins-
präsident, Herr Hofrath Ottomar
Volkmer und der Obmann des
Eiseobahn-Comit^s, Herr Ingenieur
Fr. Fischer ersucht, diese Broschüre
den hohen k. k. Ministerien des
Innern, des Handels und der Finanzen,
der hohen k. k. Statthalterei für
Oesterreich u, d. Enns, der k. k. Ge-
neral-Inspection, dem Herrn Bürger-
meister der Stadt Wien und noch
anderen Behörden und Functionären
persönlich zu überreichen, was auch
seither geschehen ist.
Der Elektrotechnische Verein
kann mit Befriedigung auf diese
Action zurückblicken, mit der er
seinen Theil beigetragen hat zur
Klärung und Förderung dieser für
Wien so ausserordentlich wichtigen
und dringenden Angelegenheit.
Es erfüllt uns auch mit Genug-
thuung, dass die gesammte Wiener
Tagespresse, sowie auch verschiedene
Fachjournale, unsere Vorschläge
durchaus sympathisch begrüsst und
eingehendst besprochen haben, wofür
wir an dieser Stelle unserem Danke
Ausdruck verleihen.
Den Mitgliedern des „Eisenbahn-
Comites*, welche sich in selbstloser
Weise ihrer Aufgabe unterzogen
haben, sei hiemit nochmals der
wärmste Dank ausgesprochen.
24. September. — 36. Ex-
eu rsion.
Montag den 24. September
wohnten die Mitglieder des Elek-
trotechnischen Vereines, einer Ein-
ladung Professor S t r i c k e r's folgend,
einer Demonstration elektrischer Ver-
suche in dessen Hörsaale bei. Herr
Professor Stricker war leider durch
ein Unwohlsein verhindert zu er-
scheinen, und wurden die Versuche
von dessen Assistenten, Dr. Max
Reiner, vorgeführt.
Gezeigt wurde zunächst, dass
bei Ausführung des Volta'schen Grund-
versuches das Plattenpaar elektrische
Energie aufweise, nicht nur, wenn
die Platten, wie es gewöhnlich ge-
schieht, aus dem unmittelbaren Con-
tacte gerissen werden, sondern auch
dann noch, wenn sie, nur auf eine
gewisse Distanz einander genähert,
jetzt plötzlich entfernt werden —
wenn sich also eine isolirende Luft-
Schicht zwischen beiden befunden hat.
Die Ausschläge des Elektro-
meters nehmen allerdings in dem
Maasse ab, als die Distanz beider
Platten, i. e. die Höhe der isolirenden
Luftschicht, wächst; die factische
Berührung der beiden Platten ist also
zwar quantitativ von Bedeutung,
kann aber nicht das Wesen jener
42
646
von Volta aufgedeckten Erscheinung
ausmachen.
Dass die Luftschicht in unserem
Falle thatsAchlich als Isolator
wirke, und nicht etwa als f euch t er
Leiter zwischen beiden Metallen —
ein Einwurf, der an den Vortragen-
den nach Beendigung jener Demonstra-
tionen thatsächlich gerichtet wurde —
erhellt aus Folgendem : Würde die
Luftschicht zwischen beiden Platten
in der That als feuchter Leiter fun-
giren, so wÄre die Anordnung eines
galvanischen Elementes gegeben.
Dann müsste Zink naturgemäss (an
dessen freiem Pole) negativ elek-
trisch geladen sein, es erweist sich
aber beim Volta'schen Versuche
positiv elektrisch, u. zw. gleich-
giltig, ob sich die beiden Platten
wirklich berührt hatten, oder eine
Luftschicht zwischen ihnen einge-
schaltet war.
Dass der Conuct an sich nicht
das Wesen jener von Volta aufge-
deckten Erscheinung ausmache, be-
weist Stricker noch aus der folgen-
den zweiten, von ihm ausgeführten
Variation des Grundversuches : Wird
die Bewegung der Platten gegen-
sinnig, d. h. bringt man die Platten,
anstatt sie von einander zu entfernen,
jetzt aus einer gewissen Distanz
(etwa 20 ctn) einander plöulich nahe,
lassen sie gleichfalls elektrische Ener-
gie nachweisen, aber nun Energien
von geändertem Vorzeichen. Jetzt,
beim Annähern, ist Zink negativ, ,
Kupfer positiv elektrisch geladen. .
Ujinn bestimmte R. nach der
Meihovie S t r i c k e r's das Potential ■
eines Metalies in FlüssiVkeit, Zu
diesem Zwecke war die Flüssigkeit,
7*4 :i^ O^^ re^p, (w S C>^, durch eine
F>ü>> 3:te::sc?aule mit dem feuchten
Frorc.v'he verbunden. Es wjur näm-
ch e a IT t WjLsc>er durchfeuchteter
4.V0"?: :a G*as* und Kautsch utröhrcn
V-? <^r-.'';> j^-r Versxe.iuc^ ;edes
CcntJictrs, mohlisolirt
*i-'
e::::r:.sci;e lu ener
* - < .-^ unmei: des
zwischen dem Metalle und <
Quadranten-Paare des Elektrome
herstellte. Im gegebenen Mom
wurde die Flüssigkeit durch c
feuchten Bausch mit der feuci
Erdleitung verbunden. Dabei crv
sich Zh in Zn S O^ n e g a t i V, dag<
Cm in CuS O^ positiv elektri
Weiters demonstrirte R,
Nullpunkt der Spannung nach 1
Ermann. Es wurde von einem na
Faden e i n s e i t i g zu dem Quadrao
Paare abgeleitet und dann nach
Methode Stricke r's, von dem na
Faden gleichfalls einseitig di
ein Galvanometer zur Er
Uebereinstimmend liessen beide ^
suchs-Anordnungen einen Nullpi
in der Mitte des Fadens erken
während beiderseits von diesem ^
punkte- wachsende Ausschläge
halten werden konnten, die an
beiden Enden des Fadens Max
u. zw. Maxima von entgegei
setztem Vorzeichen wurden.
Der nasse Faden wurde c
nach dem Vorgange Strick
durch eine Reihe von hintereinai
geschalteten Glühlampen ersetzt
von blanken Stellen, welche
Leitung zwischen je zwei Gluhlan
aufwies, in gleicher Weise die
seitig messbare Spannung bcstio
Es ergab sich, dass die mitl
Glühlampe den Nullpunkt enth
trotzdem sie genau so hell lenc
wie die übrigen.
Es bleibt also für keine anc
Annahme Raum, als diejenige, we
Stricker in seiner Monogra]
,Ucber strömende Elektricitäi
vertritt : dass sich von beiden Pi
der Stromquelle aus, Ströme
cotgegengescutem Vorzeichen, j*
Strom aber mit allmäligcr Aboa
seiner Gesammt -Energie in den 1
aren Leiter er^iesse. Beide Str
Summiren sich, menn sie in c
^^ ^angesetzter R;chtung di
denselben Leiter Liessen, wie sii
der Re^ei zur LmscGung^ in t
ea l
*^' 5
•^ Wäb r, Leipj:^. b« Fr, D
Li c l>^i a. iv^i^
547
mische, optische, magDetische oder
chemische Energie verwendet werden.
Leitet man einseitig ab, so
fliessen durch den Ableitungsdraht
aliquote Theile beider Ströme in
derselben Richtung zum Elektro-
meter oder zur Erde — dann kommt
nur die Differenz beider Ströme
zur Wirkung, daher in der Mitte der
linearen Strombahn ein Nullpunkt.
Als letzter Versuch endlich diente
der am Menschen ausgeföhrte Nach-
weis, dass der Strom negativer
Elektricität in physiologischer Be-
ziehung, insbesondere in seiner
Wirkung auf den Muskelnerven, eine
erheblichere Wirkung ausübt, als der
Strom positiver Elektricität.
17, October, — Sitzung des
Vortrags- und Excursions-Comit^s.
19, October. — Ausschuss-
Sitzung.
In derselben wurde der Beginn
der Vortrags-Saison 1894/95 mit dem
21, November 1. J. festgesetzt.
Das Vortrags-Programm wird
später verlautbar t werden.
Neoe HItgUeder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme traten dem Vereine als Mit-
glieder bei:
Als Stifter:
Der Fabriken -Versicherung s-
Theilungs - Verband in
Wien.
Als ordentliche Mitglieder die
Herren :
Ha üb er J. B., Optiker und Me-
chaniker, Innsbruck.
Wolf Carl, k. k. Bau-Eleve, Wien.
Vsgteöka Franz, k. k. Bau-Eleve,
Prag.
Deckert & Homolka, Etablisse-
ment für Elektrotechnik, Prag.
Norberg -Schulz Thomas, Direc-
tor des Elektricitätswerkes,
Christiania,
Bauer Carl, Berg- und Hütten-Di-
rector a. D., Innsbruck.
Bernaczik Alois, Fabriksbesitzer,
Bielitz.
Heitzinger Josef, Elektriker der
Südbahn, Wien.
Köstler Hugo, Ober-Ingenieur der
k. k. Staatsbahnen, Wien.
ABHANDLUNGEN.
Untersuchungen über den elektrischen Lichtbogen.*)
Von J. SAHULKA.
Im elektrischen Lichtbogen, welcher mit Gleichstrom zwischen gleich-
artigen Elektroden erzeugt wird, besteht bekanntlich zwischen der positiven
Elektrode und dem Lichtbogen eine grosse, zwischen dem Lichtbogen und
der negativen Elektrode eine kleine Spannungsdifferenz ; diese Erscheinung
lässt sich am einfachsten unter der Annahme von elektromotorischen Kräften
erklären, welche im Lichtbogen auftreten. Bei dem mit Wechselstrom er-
zeugten Lichtbogen beobachtet man mit einem zur Messung alternirender
Spannungs-Differenzen dienenden Voltmeter zwischen jeder Elektrode und
dem Lichtbogen einen gleichen Spannungsunterschied. Das Vorhanden-
sein von elektromotorischen Kräften im Lichtbogen wurde von vielen
Physikern bestritten, welche die Erscheinungen nur unter der Annahme
von Uebergangswiderständen erklären wollen. Um direct elektromotorische
Kräfte beobachten zu können, welche im Lichtbogen auftreten, ist es vor-
theilhaft, denselben mit Wechselstrom zu erzeugen, weil in diesem Falle
*) Der Inhalt dieses Aafsatzes ist ein Auszug ans der in der kais. Akad. d. Wiss.
in diesem Jahre veröffentlichten Abhandlung und bildet den Inhalt eines Vortrages, welcher
vor der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wien gehalten wurde.
42*
548
die durch Uebergangswiderstände oder andere Widerstände von cc
stantem Werthe hervorgerufenen Spannungsverluste periodisch veränderl
sind, während die auftretenden elektromotorischen Kräfte das Zeich
nicht zu ändern brauchen und daher getrennt von den ersten Spannung
Verlusten beobachtet werden können. Es ist auch naheliegend, in dies<
Falle Elektroden aus ungleichem Materiale zu verwenden, weil zu v<
muthen ist, dass in diesem Falle elektromotorische Kräfte in analog
Weise wie bei einem Thermo-Elemente auftreten. Man beobachtet th
sächlich, dass sich ein Wechselstrom-Lichtbogen, welch
zwi sehen ungleichartigen Elektro den erzeugt wird, w
die Quelle einer gleichgerichteten elektromotorisch«
Krait verhält; im Stromkreise fliesst ein Gleichstrom.
Erzeugt man den Wechselstrom-Lichtbogen zwischen ho
zontal gestellten gleichartigen Elektroden, so fliesst im Stro;
kreise kein Gleichstrom. Man findet jedoch, dassder Lichtbogen neg
tiv elektrisch ist im Vergleich zujeder der beiden Elektrode
Bringt man zwischen dem Lichtbogen und einer Elektrode einen Nebe
schluss an, so fliesst in diesem ein Gleichstrom. Die merkwürdigen F
sultate, welche man erhält, wenn man die Spannimgsdifierenzen zwisch
dem Lichtbogen imd den Elektroden misst, sprechen dafür, dass im Licl
bogen thatsächlich elektromotorische Kräfte auftreten, weil man diese 1
scheinungen nicht unter der Annahme von periodisch veränderlichen oc
Constanten Widerständen erklären kann. Die Resultate der Versuche mög
nun mitj(etheilt werden; dieselben wurden in Gemeinschaft mit d
Herren H. Eisler, Dn M. Reithoff er und Ober-Ingenieur Böhn
Raffay ausgeführt.
Wechselstrom-Lichtbogen zwischen Eisen und Kohle
Der zu den Versuchen verwendete Wechselstrom wurde aus d(
Kabelnetze der Internationalen EHektridtäts-Gesellschaft in Wien entnomm
und mit Hilfe eines Transformators auf loo V transformirt ; die Periode
z;\hl ist 2500 pro Minute. Die eine Elektrode bestand aus einem 417
dicken StUlKhen aus weichem Eisen, die andere aus einer 10 mm dick
Dochtkohle. Eine homogene Kohle erwies sich für die Versuche als 1
geei^et, weil sich der Lichtbogen dann nur sehr schwer bilden Hess u
nur kurze Zeit andauerte. Die leichte Zerstäubbarkeit der Kohle schi
eine nothwendiue Bedingung zu sein, dass der Lichtbogen dauernd <
halten bleibe. Die Elektroden wurden in verticaler Stellung verwand
d.is FJsenstalKhen als obere Elektrode; an demselben bildet sich <
TVopfen von flüssigem Eisen. Von demselben gehen Dämpfe in der Foi
eines blauen Kegels aus, welcher die Spitze an der Oberfläche c
Tropfens hat ; der Kegel ist von rothen Dämpfen umgeben. Legt m
*ui die Elektroden ein Galvanometer an, so wird die Magnetnadel abj
lenkt; eine in den Stromkreis eingeschaltete Tangentenboussole ze
*} Am Schlosse d«s Vortrages bemerkte Herr t. L a g g i n, dttss bereits J a m
e«i MamevTrier im Jahre iS^i diese Thatsache beobachtet habe« ; die Resultate <
Versuche $»d im Kande 04 der Comptes rendos pag. 1015 mitgetheilt. Der Lkhtbo]
varoe twisch«« cuem d^nae« Koh.eas$ifte and einem Metallkk>txe oder Qaecksüber
xe±4:t. Im 5;n>mkrase trat eia GleKh^trom anf; die elektromotortsdie Kraft warde du
Ver^,c:vii mrt ctacr Baasen - Batterie g^niaden. Bei dem x wische« Eisea aad Kohle
rri^tea licV:bv^§*a warde der Wetth der elektromotorischea Kraft g'etch dem rotk
Bjl»«««E cmeB^e• (eraaiea, wthrend er sich ia den im Folgen dea beschriebeaea Versad
la ^?7"'' Wvs er^lx l\e in diesem A^satie gemachten Berechnangea sind m der Abhai
hts|: '«v'a J a m I n aicbt ectValtea, ebea^o asch akht die sehr merkwärdigea Rcsalti
wv'.vh« bet der Me$$ua$ der Spanasaj^i^aerea rea erhalten wardea, «eCcke awiscW» <
t:ek:rvv*ea aad dem L^rÄ:X^^eB besteiea.
549
ebenfalls an, dass im Stromkreise ein Gleichstrom oder gleichgerichteter
Strom fliesst, welcher eine Componente des gesammten Stromes bildet.
Der Gleichstrom fliesst im Lichtbogen vom Eisen zur Kohle. Für die
in der Secundär - Wickelung des Transformators T (Fig. i) erzeugte
periodisch veränderliche elektromotorische Kraft bildet der Lichtbogen
und der demselben vorgeschaltete ReguHrwiderstand 2? den äusseren
Kreis, während für die im Lichtbogen erzeugte elektromotorische Kraft
von constantem Vorzeichen der Widerstand i? und die Secundär -Wicke-
hing des Transformators den äusseren Kreis bilden. Das Schema der
Versuchsanordnung ist aus der Figur ersichtlich : £ ^ ist der Lichtbogen ;
2) ist ein Elektrodynamometer von Siemens & Halske zur Messung
der gesammten Stromstärke J\ p ist ein in den Stromkreis eingeschalteter
inductionsloser Widerstand von o-i ß, an dessen Enden ein Torsions-
Galvanometer Q^ von Siemens & Halske von iQ Widerstand nebst
Vorschaltwiderstand 9Q angeschlossen war; W ist die dickdrahtige Spule
eines Wattmeters von Ganz & Co., dessen dünne Spule nebst Vorschalt-
widerstand (zusammen 1000 ö) zwischen die Pimkte AB geschaltet war;
VV\AAAAAV\AA/
r-AAAAAA/^— 1
mit H ist ein Hitzdraht - Voltmeter von Hartmann & Braun be-
zeichnet, mit welchem die gesammte zwischen den Punkten A B herrschende
Spannungsdifferenz A gemessen wurde; Q^ ist ein Torsions-Galvanometer
von I fl Widerstand, welchem ein Widerstand von 999 Q vorgeschaltet
war. Mit dem Galvanometer Q^ wird die zwischen den Punkten AB
herrschende gleichgerichtete Spannungsdifferenz A^ gemessen. Aus den
Angaben des Galvanometers G2 findet man die Stärke J^ des im Strom-
kreise fliessenden gleichgerichteten Stromes.
Zwischen den Punkten A B besteht ausser Ä^ noch eine periodisch
veränderliche Spännungsdifferenz ; wenn dieselbe allein gemessen den
Werth A2 hätte, so ist, wie sich durch Rechnung nachweisen lässt:
A = l/Ai2 + A22 I)
Der Strom setzt sich in analoger Weise aus J^ xmd einer periodisch
veränderlichen Componente zusammen; wenn diese allein gemessen den
Werth ^2 hätte, so ist in analoger Weise :
j^VjJT^ 2)
660
Zwischen der altemirenden Stromcomponente und der zwischen
Punkten A B bestehenden altemirenden Spannungscomponente bes
eine Phasenverschiebung ^. Das Wattmeter gibt, wie sich durch Rechi
zeigen lässt, den Werth an:
Die Grösse:
W = J2 ^2 cos ? — *^i -^1
^2 = ^2^2 COS Cp
stellt die Arbeit vor, welche dem Wechselstrom entspricht und zwis(
den Punkten AB auf Seite des Lichtbogens verbraucht wird, d. i.
Wechselstromarbeit im Lichtbogen. Die Grösse
stellt die Arbeit vor, welche dem Gleichstrom J^ entspricht und zwisc
den Pimkten A B auf Seite des Transformators verbraucht wird. Das V\
meter gibt die Differenz dieser Grössen an. Da nun die Arbeit W^
Kosten der Arbeit W^ entsteht, stellt die Differenz den Arbeitsverlus
Lichtbogen dar.
In der folgenden Tabelle sind die Resultate einer Versuchst
mitgetheilt, welche dadurch erhalten wurde, dass der Vorschaltwidersta:
imd somit auch die Stromstärke geändert wurde. Die einzelnen Grö
sind in den Einheiten Ampere, Volt, Ohm und Watt ausgedrückt.
Die Grössen Jg ^2 ^'2 sind entsprechend den Formeln i, 2, 3, d
Rechnung gefunden. Jeder einzelne Werth ist ein Mittelwerth von 3 — 5
lesungen ; dieselben differirten gewöhnlich nur in den Zehnteln. Bemerk
werth ist, dass der Werth des A während der ganzen Versuchsreihe
zwischen den Grenzen 74*5 und 75*5 schwankte. Nur dann, wenn
die Elektroden sehr weit von einander entfernte, so dass der Lichtb«
abriss, stieg A bis 80 V, während Aj bis 23 V sank. Bei sehr kurzer L
bogenlänge war A, etwas grösser als der in der Tabelle stehende W
Die Kohle war während der Versuche in einer Holzzwinge befei
welche ohne Anwendung einer Mikrometer-Schraube mit der Hand ir
entsprechende Distanz gezogen wurde.
Nr.
Ai
A
^
/
A
^2
w
w.
»«
cos 9
r
I ,28-8
75-0 693
564 276
4- 92
91 S
79- 5
1710
0-501
2*89
3<
2 289
75-0 692
6-38' 3*12
S-56
II7-7
90'2
207-9
0-540
2-89
3'
3 a8-6
75-3. ^-7
908
464
7-80
1682
132-7
300-9
0554
2-04
3^
4 283
75*5 70-0
9*50 4*93
8i2Ji83-7
139- 5
323 -2
0 569-2-04
33
5 i8-7
752 69-5|io-78 545
9-30| 190-2
156-4
346 -6
0536
1*64
3
6 275
758 7o-6Jii-6s 571
IOI5|222-9
157-1
380-0
0530
164 3(
7
29*9
74*5
68-2
13-67
6-94
11*78
ai4-3
207-5
421*8
0-525
1*15
y
Der im Stromkreise fliessende Gleichstrom variirte, wie aus
Tabelle ersichtlich ist, zwischen 276 und 6-94 A; über diesen W
konnte man nicht hinausgehen, weil sonst eine zm grosse Menge
Eisenstlbchens schmolz und abtropfte. Die beobachtete gleichgerid
Sp.mnungsdifferenz variirte innerhalb der Grenzen 27-5 bis 29*9 V.
Werth für den Cosinus der Phasenverschiebung ist berechnet nach
Formel :
cos
r —
J2 A2
551
Der effective Widerstand r des Lichtbogens ist in der Weise gerechnet,
dass der Arbeitsverlust W im Lichtbogen durch das Quadrat der gesammten
Stromstärke J dividirt wurde. In dem Werthe r ist aber auch der
Widerstand p = 0'iQ, sowie der Widerstand des Elektrodynamometers,
der dicken Spule des Wattmeters und der Zuleitungen enthalten; die
letzteren Widerstände betragen zusammen auch circa o*i ß, so dass der
effective Widerstand des Lichtbogens um circa 0*2 fl kleiner ist als der
in der Tabelle stehende Werth. Das Güteverhältniss der Umsetzung des
Wechselstromes in Gleichstrom würde sich daher günstiger ergeben als
aus den in der Tabelle stehenden Werthen; ebenso würde sich die
Phasenverschiebung im Lichtbogen allein etwas grösser ergeben. In der
Tabelle sind noch die Werthe für die Grösse E angegeben, welche nach
der Formel:
berechnet ist. Die Grösse E könnte man als die im Lichtbogen erzeugte
gleichgerichtete elektromotorische Kraft ansehen; die einzelnen Werthe
weichen nicht viel von dem Mittelwerthe 37'7 V ab.
Das Auftreten des gleichgerichteten Stromes J^ und der gleich-
gerichteten Spannungsdifferenz \ könnte auch durch die Annahme von
Widerstandsänderungen im Lichtbogen erklärt werden. Es wird nämlich
während der einen halben Periode hauptsäclilich das Eisen, während der
nächsten halben Periode hauptsächlich die Kohle zerstäubt. Dies kann zur
Folge haben, dass der Widerstand in den aufeinander folgenden halben
Perioden ungleich gross ist. Man müsste annehmen, dass der Widerstand
des Lichtbogens abnimmt, wenn die Kohle die Kathode ist, damit der
entstehende gleichgerichtete Strom die beobachtete Richtung hat.*)
(Schluss folgt.)
Accumulatoren in der Central-Station „Sawitzky und
Strauss*^ in Kijew.
Von O. E. STRAUSS.
(Aus „Elektritschestwo''.)
Die Abonnenten der Station in Kijew sind in fünf Gruppen einge-
theilt; eine jede Gruppe bekommt ihren Strom von einem Knotenpunkte.
Die Spannung auf der Station wird auf 1 30 Volt erhalten, in den Knoten-
punkten jedoch übersteigt die Spannung nicht iio Volt. Von hier zweigt
sich der Strom zu den verschiedenen Abonnenten ab; der Spannungs-
verlust beträgt etwa 8 bis 9 Volt, so dass die Abonnenten-Lampen
IOC Volt Spannung erhalten. Bei der Berechnung der Stärke der Drähte
vom Knotenpunkte zu den einzelnen Abonnenten wurden immer die
Maximal-Anzahl der gleichzeitig brennenden Lampen und die Entfernung
der Abonnenten vom Knotenpunkte berücksichtigt.
Nur ein Abonnent, und zwar der wichtigste, nämlich das Kijewer
Stadt-Theater, ist unter besonderen Bedingungen. Das Theater befindet
sich in der nächsten Nähe der Station (ca. 5 5 m), und bei dieser relativ
geringen Entfernung (andere Knotenpunkte sind ca. 750, 860, 900 und
1200 m von der Station entfernt) muss man die Spannung um 25 Volt
reduciren.
"**) J a m i n und Moneavrier haben den Widerstand des Lichtbogens ermittelt,
welcher zwischen Eisen and Kohle darch Gleichstrom erzeagt wird, nnd konnten keinen
Unterschied finden, wenn die Stromrichtnng gewechselt wnrde. Dies spricht dafür, dass der
bei Anwendung von Wechselstrom entstehende gleichgerichtete Strom durch eine gleich-
gerichtete elektromotorische Kraft erzeugt wird.
552
In das Theater gelangt der Strom durch ein Kabel, bestehend
vier 6 mm Drähten, deren gesammte Querschnittsfläche = 113 mm^
Im Theater befinden sich 1185 Lampen; gleichzeitig brennen jed
nicht mehr als 500 ; die übrigen werden nur zu Lichteffectcn und ferb
Bühnenbeleuchtung verwendet. Ursprünglich hat man auf der Station ei
grossen Rheostat aufgestellt, der aus 36 parallel gespannten Eisendräh
jeder von 2 mm Durchmesser, gebildet war. Dieser Rheostat war de
berechnet, dass er 6250 Watt in Wärme verwandelte und dieser un^
zeihliche Verlust an elektrischer Energie dauerte fast täglich während
Vorstellungen, d. h. von 7 Uhr bis 1 1 Uhr Abends, was allabendlich c
40 Plerdestunden ausmacht. Der Rheostat wurde nur wegen der
schleunigung, mit der der Bau ausgeführt wurde, aufgestellt.
Die Installirungs- Arbeiten begannen im Mai 1891, am 30. Auj
desselben Jahres (der Beginn der Oper-Saison) musste das Stadt-The
schon elektrisch beleuchtet werden. Jetzt aber ist der grosse Rhec
ausser ThäUgkeit und statt desselben ist auf der Station eine Accuj
latoren-Batterie aufgestellt, deren Aufgabe darin besteht: erstens
Stromspannung zu verringern, und zweitens die Stadt mit Sti
— während der Zeit des geringsten Verbrauches, das ist bei Tag —
versehen.
Die Accumulatoren-Batterie wurde von der Firma Paul Wahl &
in Wyborg geliefert, System E. F. S., Type L 17. Es sind im Gan
72 Elemente aufgestellt; für diese Batterie ist ein Theil des Kesselraui
durch eine Glaswand abgetheilt, hinter welcher sich die genannte Batt
befindet. Zum Zwecke einer besseren Ventilation ist auf dem Dache
Rohr mit einem Wulpert'schen Aufsatze angebracht. Ein jeder Accumul
steht auf vier isolirenden Gelassen. Damit man in das Innere der Accui
latoren sehen kann, sind deren Holzdeckel in der diagonalen Rieht
entzwei geschnitten; der Schnitt geht durch Löcher, durch welche
Drähte gehen; deshalb kann man beide Deckeltheile leicht auseinai
nehmen, ohne die Accumulatorentheile irgendwie zu berühren.
Anfangs wurde gesagt, dass von der Station bis zum Theater 25 ^
verioren gehen. Es wäre freilich einfacher, im Theater Glühlampen
120 Volt anzubringen, aber es stellte sich heraus, dass im Handel k<
Lampen von verschiedener Lichtstärke und dieser Spannung vorhan
waren.*) Da man 5 Volt bei der Leitung zum Theater und im Im
desselben 3 Volt Spannungsverlust annahm, musste man auf der Sta
eine derartige Accimiulatoren-Batterie aufstellen, welche noch die weit«
20 Volt consumirt. Die Potential-Differenz bei den Klemmen dei
ladenden Accumulatoren ist =2-5 Volt, folglich musste man zur /
^leichung eine Reihe von acht Accumulatoren haben, und weil
Type L 17 beim Laden nicht mehr als 30 Ampere aushält, musste i
l>ei einem Strom von 250 Ampere (soviel geht gewöhnlich ins St
Theater) neun solche Reihen nehmen und alle parallel verbinden.
Das Verbindungs-Schema ist in der Fig. i dargestellt
Mit « sind die positiven und die negativen Leiter bezeichnet,
automatisch mit den Polen der DvTiamo-Maschine verbunden sind; ü
die automatische Vorrichtung: wenn ihre Zunge in die Bürste a föUt,
i;e]*\ngt der Strom aus -7- * dimrh die Ausschalter A-, A* . . . . direct
Theater. Wenn aber die Zunge von B in der Bürste b steckt (wie
lier Zeichnung imgedeutet), so i^eht der Strom erst durch die neun A<
*^ Dk SpuABiiDg kmnn in der Centrale nicht aaf 130 Volt constant gebaltcn wei
soniem mnn je nach der Belftstnng T&riirt werden, daher konnte man im Thenter li
IJO oder IJ5 Volt Lampen anwenden. D.
553
mulatoren-Reihen und dann erst ins Theater. Mit Hilfe der Ausschalter
k,k,k ... , und der an denselben angebrachten Rheostaten kann man die Strom-
spannung im Theater reguliren. Ausserdem kann man mittelst R (indem
man R mit o verbindet) den Strom nicht durch die Accumulatoren, sondern
durch den eisernen Rheostat gehen lassen.
Am = Amperemeter, V= Voltmeter und P = Bleisicherungen.
Eine derartige Verbindung der Accumulatoren, wie sie auf der Zeich-
nung dargestellt ist, dauert nur während des Ljidens. Ein besonderer
Quecksilber- Commutator verbindet alle Elemente in eine Reihe; bei dieser
Verbindung sind sie im Stande, einen Strom von 140 Volt Spannung und
30 Ampere Stärke durch 10 Stunden zu liefern.
Somit wird die Batterie, in neun Reihen aufgestellt, zu acht Elementen
in jeder Reihe, mit einem Strom von 200 bis 250 Ampere geladen;
durch jeden Accumulator geht ein Strom von 22 bis 27 Ampere; das
Laden dauert 4^/2 Stunden während eines Abends (so lange währt ge-
^
Mr«-
P
iHHHHHHHIs
iHHHHHHHl^
^HHHHHHHh
iHHHHHHH^
iHHHHHHH'f^
^h r
-o-
Fig. I.
-wohnlich die Vorstellung im Theater). Entladen werden die Accumulatoren
von Früh bis zum Ingangsetzen der Maschine am Abend, wobei die
Stromstärke 30 Ampere nicht übersteigt.
In der nachfolgenden Tabelle sind einige Daten mitgetheilt, die einen
BegriiT von der Arbeit der Accumulatoren-Batterie während der ver-
gangenen Periode geben.
In der Colonne I dieser Tabelle sind die Jahre und Monate ver-
zeichnet, während welcher die Accumulatoren thätig waren. Die Zahlen
der folgenden vier Colonnen sind nach den Aufzeichnungen der Stations-
Journale berechnet, in welche jede halbe Stunde die Resultate aller auf
der Station befindlichen Messapparate eingetragen werden. Die zweite und
dritte Colonne enthalten Daten, die sich auf das Laden, die vierte und
ftlnfte Colonne Daten, die sich auf das Entladen der Accumulatoren
beziehen. Die sechste Colonne gibt an, wie oft die Tages -Be-
leuchtung mit Hilfe der Accumulatoren bewirkt wurde. Die Zahlen der
554
i
siebenten Colonne bezeichnen den Nutzeffect der Accumnlatoren
centen ausgedrückt. Es wurden die Ampere-Stunden der vierten <
durch die respectiven Zahlen der zweiten Colonne dividirt und i
multiplicirt. Die Colonne VIII enthält den Nutzeffect in Procenten,
sich beim Vergleiche der respectiven Kilowatt-Stunden ergibt.
Wollen wir diese Tabelle näher betrachten:
I.
Zeit
X891 October . ,
November ,
December .
1892 Jtfnner . . . .
Febrnar . . .
Mär»
April . . . . .
Mti
Juni
JuH
AogQit . . . ,
September ,
October . . .
November ,
December ,
1893 Jäooer
Februar . . .
MÄrt
April . . . . ,
Mai
Juni
Juli
Laden
IL
Ampere-
Stunden
1.726
2.068
2.521
2.673
1.788
168
396
960
3.5>o
4.048
3.686
3.654
5.842
3.539
3.506
4.218
4.589
6.051
5.586
6. 112
6.105
3.906
IIL
Kilowatt
Stimden
248
287
385
267
24
56
138
505
582
530
525
841
509
504
605
659
869
802
880
879 „
562
Entladen
IV.
Ampere-
Stunden
I.OIO
1.699
2.207
2.413
I.I02
85
333
682
2.870
2.594
2.637
2.988
4.706
3.045
3.436
3.683
4.085
5.187
5.055
5.469
5.258
2.952
V.
Kilowatt.
Stunden
121
204
265
287
'31
II
39
82
344
316
329
362
565
356
402
426
482
602
592
640 I
665
345
VI.
1«
30
31
31
21
4
3
7
30
3»
3»
30
31
30
31
31
28
31
30
31
30
20
76.652 i 11.020 I 63.532
7.516 562
Arbeits-L
in 0/q be
vn.
Ampere-
Stunden
58
82
87
90
61
51
84
71
82
64
73
82
81
86
98
87
89
85
90
90
86
75
83
Die Arbeitsleistung während des October 1891 (58%) is
dem Normalen. Es kam daher, weil bei der Aufstellimg der
Accumulatoren-Ritterie man dieselbe wiederholt laden muss. Bei
täglichen Benützung der Batterie ist ein derarti*<er unzweckmässig
lust »m elektrischer Elnergie unvermeidlich und deshalb sollte man
lieh bei der Fraise der ökonomischen Ausnützung der Batterie die
Monate unberücksichtigt lassen. Die geringe Leistimg im Febnis
{6v^ ^0 rührte davon, dass man unbedingt mehr laden musste, als g
Kch; Der Fasching fiel in die erste H:illte dieses Monats, es wi
Theater bei Tag und Abend gespielt, die Accumulatoren wurde
m.il im Lviufe von 24 Stunden geladen und entluden sich nur i
kurzen Spanne Zeit. Am 17. Februar begannen die grossen
die Vorstellunijen wurden eini^estellt und damit hörte auch das
leiden der Accumulatoren auf. Die Daten vom März, April u
ilClrien nicht zu sehr ins Gewicht fallen, weil die Benützung der A
htyytK^n in diesen Monaten eine sporadische war, indem im Tliei
sehen iiespielt wuale. Während dieser drei Monate wurde bei Taj
mit Hilte der kleinen D\namo-Maschine l>eleuchtet, und waren die
ke>sel ununterbrochen m fhäii ekelt. Es Wvir nicht rationell, die
555
mit einer Heizfläche von 120 m^, für einen Strom meist unter 30 Ampere
zu heizen ; deshalb wurde an die Accumulatoren eine Leitung angeschlossen^
die es ermöglichte, die 72 Elemente rasch in zwei parallelen Reihen zu
verbinden. In einer jeden dieser beiden Reihen ist ein Zusatz-Rheostat und
ein Ampere-Meter vorhanden. Ein derartiges unmittelbares Laden (und
nicht durch das Theater) der Accumulatoren begann Ende Mai 1892 ; ge-
laden wurden sie gewöhnlich bei Nacht, wo die Abonnenten die Beleuch-
tung unterbrechen und die allgemeine Belastung sich verringerte ; es dauerte
gewöhnlich von 10 Uhr Abends bis 3 Uhr Nachts. Besonders stark wurden
die Accumulatoren im October 1892 mitgenommen, weil der Accumu-
latorenstrom hie und da för die Lieferung des Erregerstromes für drei
Dynamo-Maschinen (för die Strassen-Beleuchtung) benützt wurde und zeit-
weise die Batterie auch parallel zur Dynamo angeschlossen wurde, um
das zu liefernde Stromquantum zu vergrössem.
In der ersten Hälfte des Jahres 1893 mussten die Accumulatoren
ziemlich stark arbeiten und da haben sie gezeigt, dass ihr Nutz-Cocffident,
was die Grösse anbelangt, vollständig befriedigend sei. Indem wir die
Resultate der 22 Monate vergleichen, finden wir, dass die mittlere Arbeits-
leistung der Accumulatoren bezüglich der Ampere-Stunden 83% ausmacht,
bezüglich der Kilowatt-Stunden jedoch 68%. Der grösste Theil der von
den Accumulatoren herrührenden Elektricitäts - Energie würde imzweck-
mässig verloren gehen, wenn in die Theater-Leitungen der Rheostat und
nicht die Accumulatoren eingeschaltet würde. Vom Juli 1893 ist die Zahl
der Abonnenten derart gewachsen, dass auch die Tages-Beleuchtung von
der Batterie nicht mehr bewirkt werden kann, und dieselbe deshalb ausser
Thätigkeit gesetzt wurde. Von Zeit zu Zeit wird die Dichte der Flüssig-
keit gemessen, verdünnte Schwefelsäure dazu gegossen und die Batterie
ein wenig geladen, um sie immer leistungsfähig zu erhalten.
Während fast dreijähriger Thätigkeit wurden an den Accumulatoren
(ausser Reinigung) keine namhaften Reparaturen gemacht. Nach der vor
Kurzem stattgefundenen Untersuchung kann behauptet werden, dass die
Batterie in vorzüglichem Zustande sich befindet. A. B.
Fahrversuche mit den Waddel-Entz-Accumulatoren in
Wien.*)
Wie bekannt, beabsichtigte die Accumulatorenfabrik-Actien-
Gcsellschaft, Geoeralrcpräsentanz Wien, atlf der Strecke der alten
Wiener Tramway-Gcsellschaft, u. zw. von Penzing nach Rudolfsheim Ver«
Suchsfahrten mit Accumulatorenwagen vorzunehmen, u. zw. derart, dasa
der Trambahn« Betrieb auf der Strecke Rudolfsheim-Penzing und zurück
ausschliesslich mit Accumulatoren wagen durchgeführt werden sollte.
Ein weiterer Wagen sollte zwischen den Pferdebahnwagen von Rudolfs-
heim im regelmässigen Turnus nach dem Praterstern, u. zw. über die
Mariahilferstrasse, Burggasse, Ring, Praterstern, zurück über den Ring,
Babenbergerstrasse, Mariahilferstrasse geleitet werden.
Die Absicht, auf der obenbezeichneten Strecke die Fabrversuche vor-
zunehmen, wurde aus technischen Gründen geändert, u. zw. werden d i e
Versuche auf der Strecke Hütteldorf-Mariahilfcrgürtel in
nächster Zeit eröffnet werden.
Diese Linie hat den grossen Vortheil, da auf derselben die Dampf-
tramway verkehrt, dass man auf derselben mit grosser Geschwindigkeit
♦) Vergl. Heft XIV, 1894, S. 377.
556
£ibrai kaae. Man findet somit auf dieser Strecke mit i, resp. 2
{i Wagea «lebt in Reserve) sein Auslangen, während auf der S
Fcnsisg-RudoJfsUeim, um dort ausschliesslich mit Accumulatoren zu
nsindeiteoff 5 Wagen nothwendig geworden wären.
IiD Intercsie der Vorfahrung der dauernd möglichen höherei
tchwtndigkeitf wie sie dem elektrischem Betriebe im Vergleiche zu den 1
bahnen eigen ist, ist es aber unerlässlich, dass sämmtliche auf einer 5
verkehrende Wagen mit gleicher Geschwindigkeit müssen fahren k
Atii«erdem föhrt diese Strecke in einer Entfernung von circa 30<
der Fabrik der Accumulatoren- Fabrik- Actien-Gesellschaft vorbei, w<
zur Zeit eine Ladestation errichtet wird.
Von d&r Fabrik aus wird zur Ladestation eine Freileitung gele^
Zwecke der Ladung der Accumulatoren, und entfällt mit dieser Anoi
die Notbwendigkeit, die geladenen und entladenen Accumulatoren v<
Fabrik nach Penzing, resp. umgekehrt per Achse zu transportiren, 0
Fenziog eine, fCir Versuchszwecke immerhin theuere maschinelle AnL
schaffen.
Um ditL V'crsuchsfahrten in kürzester Zeit zu ermöglichen, h
Accumulatoren Fabrik- Actien- Gesellschaft zwei Wagen aus New
kommen lassco« die dortselbst bereits 9 Monate lang auf der Second-/
in Betrieb waren.
Ei ist eine bekannte Thatsache und von allen Seiten anerkannt
die technische Möglichkeit vorliegt, mit Accumulatoren zu fahren. Vo:
compecentcn Seiten wird der Accumulatoren-Betrieb als der ideale elek
Betrieb bingestellt, doch ebenso einstimmig ist auch die Meinung verl
dasa der Accumulatoren-Betrieb heute noch nicht wirthschaftlich sei.
Die Ac c uraula toren-Fabrik- A et ten->Gesellsc h af t i
Grund der Untersuchungen, die sie in Amerika angestellt hat, u
Grund der dort gewonnenen Resultate, vom Gegentheile überzeugt,
neuen Kupfer- Zink -Accumulatoren der Waddel-Entz-Compan
jene Eigenschaften besitzen sollen, die für die Traction nothwendi
und die den Blei- Accumulatoren, die bis jetzt nur für derlei Zwe
Frage kamen ^ fehlen.
Die hiesigen Fahrversuche sollen dem Zwecke dienen, in die
der WirthschafiMchkeit dieser neuen Kupfer-Zink-Accumulatoren für Tra
zwecke Klarheit zu bringen.
Damit die Zahlen dir Betriebskosten, die aus diesen Versuche
Wonnen werden, als möglichst unanfechtbar betrachtet werden könne
die AccumutatoreD-Fabrik-Actien-Gesellschaft eine Commission gebet(
Versuchcp resp. die Zahlen-Ergebnisse dieser Versuche zu überprüfei
Den Eintritt in diese Commission haben folgende Herren zuges
1, Herr Stadcbau-Director Berger, k. k. Ober-Baurath im ^
Stadcbauamte;
2, „ Ober-Inspector Glück der k. k. General-Inspection der
Eisenbahnen ;
3, ^ Hofrach Kar gl der k. k, Staatsbahnen;
4> n Ingenieur Klose, Elektrotechniker im Wiener Stadtbai
5. ^ Ober Ingenieur Kö stier der k. k. Staatsbahnen;
6. , Ingenieur Ross, Elektrotechniker;
7. „ Ccntral-Inspector Rotter der k. k. pr. Kaiser Ferdi
Nord bahn ;
B, ^ Professor Seh lenk vom Technologischen Gewerbe-Mi
557
9. Herr Hauptmann Schmidt-Altherr, Vertreter von Fr. Krupp in
Essen ;
lo. , Ober-Ingenieur Uli mann der Neuen Wiener Tramway-Gesell-
schaft.
Die Fahrversuche werden voraussichtlich Mitte bis Ende November
beginnen und darf man auf die Resultate die dabei gewonnen werden, be-
gierig sein. Wir werden hierüber seinerzeit berichten.
Ueber die Induction in Fernsprechleitungen.
(Schlnss.)
Dftss das elektrische Verhalten von
Eisen- und Knpferdrähten nicht genan über-
einstimmt, ist lange bekannt. Man weiss,
dass die in Eisendrähten auftretende Selbst-
indaction erheblich grösser ist als in Kapfer-
drlhten, and dass dieser Umstand mit der
Magoetisirbarkeit des Eisens im Zusammen-
hang steht. Wie ein in einem Draht ent-
stehender oder verschwindender Strom in
ebem zweiten benachbarten Draht einen
Indnctionsstrom hervorrufen kann, so inducirt
er anch beim Entstehen und Vergehen einen
Strom in sich selbst, den sogenannten Extra-
strom, der beim Schliessen des Stromkreises
dem primären Strom entgegengesetzt, beim
Oeffnen des Stromkreises gleichgerichtet ist.
Wenn nnn auch die elektromotorische Kraft der
Extraströme ebenso wie die elektromotorische
Kraft der übrigen Indnctionsströme im All-
gemeinen von dem Stoff der Drähte anab-
hängig ist, in denen sie erzeugt werden, so
treten doch wesentliche Verstärkungen der
Extraströme auf, wenn der Draht aus einem
magnetischen Metall, also z. B. aus Eisen
besteht. Indem beim Durchleiten eines Stromes
durch einen solchen Draht die magnetischen
Moleküle sich um die Achse desselben im
Kreise herum transversal lagern, induciren
sie einen dem hindurchgeleiteten entgegen-
gesetzten Strom, welcher sich zu dem
Schliessungsextrastrom addirt. Beim Oeffnen
des Stromes kehren die Moleküle mehr oder
weniger in ihre unmagnetischen Lagen zurück
und erzeugen dadurch einen dem öffnuogsextra-
strom gleichgerichteten Strom. Während nun
an geradlinigen Drähten von unmagntischem
Metall die Extraströme kaum wahrnehmbar
sind, treten sie in Folge der transversalen
Magnetisirung an Eisendrähten stark hervor
und verzögern das Zustandekommen des
primären Stroms. Dies ist bekanntlich eine
der Ursachen, warum mittels Eisenleitungen
auf grössere Entfernungen nicht gesprochen
werden kann. Während für einen nicht-
magnctisirbaren Draht von der Länge l und
dem Radius p die Selbstin duction
Q =
= 2nig-y — 075|/
ist, ist das Potential eines Eisendrahtes auf
sich selbst
in welchem Ausdruck k die Magnetisirungs-
constante des Eisens bedeutet.
Dieser Umstand ist in Bezug auf die
Induction zwischen Eisendrähten bisher nicht
genügend gewürdigt worden ; die transversale
Magnetisirung eines Eisendrahtes bewirkt in
einem parallel zu demselben gespannten
Eisendraht ebenfalls eine Magnetisirung und
in Folge dessen Extraströme, die dem eigent-
lichen Indnctionsstrom an Stärke bedeutend
überlegen sind und sich in den Hörapparaten
der Femsprechleitungen als Mitsprechen zu
erkennen geben. Ich bin daher auch geneigt,
das in Bronzedoppelleitungen, welche in
parallelen Ebenen geschaltet sind, auftretende
geringe Mitsprechen wenigstens zum Theil
auf das nicht zu vermeidende Vorkommen
von Eisenmolekülen in der' Bronze zurück-
zuführen.
Ich werde mir gestatten, am Schlosse
meines Vortrages durch ein einfaches Ex-
periment den Nachweis zu erbringen, dass
in der That zwischen zwei Eisendrähten eine
stärkere Induction stattfindet als zwischen
zwei Kupferdrähten.
Während die Fernsprech-Verbindungslei-
tungen ausHiu- und Rückleitungen bestehen, fin-
den für die Anschlussleitungen der Theilnehmer
bekanntlich Einzelleitungen Verwendung. Es
ist daher, um eine Theilnehmerleitung mit
einer Fernleitung in Verbindung zu bringen,
nothwendig, einen Zwischenapparat einzu-
schalten, welcher die Sprechströme aus der
Einzelleitung in die Schleif leitung und aus dieser
in die Einzelleitung überträgt. In der ersten Zeit
wurde von gewöhnlichen loductionsrollen
Gebrauch gemacht ; die Uebertragung war aber
so schwach, dass über Verbindungsleitungen
von auch nar wenigen Kilometern Länge
eine Verständigung nicht zn erzielen war.
Es war daher als ein bedeutender Fortschritt
zu begrüssen als Herr Postrath Landrath
im Jahre 1SS4 dem Reichs- Postamt einen
Uebertrager vorlegte, dessen Wirkung den
bis dahin verwendeten Inductionsrollen weit
überlegen war. Dieser Uebertrager, welcher
noch heute allgemein selbst für die ausge-
dehntesten Verbindungsanlagen mit gutem
Erfolge Verwendung findet, besteht aus einem
geschlossenen Hufeisen, welches mit zwei
bifilar gewickelten Drahtrollen ausgerüstet
ist, von denen der eine Draht als primäre,
der andere als secundäre Rolle zu dienen
bestimmt ist. Die Spulen haben eine Länge
558
von 1 5 cm, beiitzen einen inneren Dnrch-
mesier von i6 mm und einen ängseren von
28 mm ; auf jede Spnle sind 2 Drähte in je
2260 Windungen mit einander aufgewickelt.
Die Hohlräume der Spulen lind mit lackirten
Eisendrähten von je i mm Durchmesser aus-
gefllllt. Die beiden so gebildeten Eisenkerne
sind an ihren Enden durch massive Eisen-
platten von 7 mm Dicke mit einander ver-
bunden, so dass die magnetischen Kraftlinien
eine geschlossene Bahn in Eisen finden.
Herr Landrath wurde sur Wahl der an-
gegebenen Form durch die Ueberlegung ge-
führt, dass eine starke Inductionswirkung nur
durch Verwendung bedeutender Eisenmassen,
deren Anordnung in geschlossener Hufeisen-
fonn die grösste Wirkung versprach, sich
erzielen lasse, und dass eine gleich starke
Uebertragrung aus der Einseileitung in die
Schleife und umgekehrt durch die bifilare
Wickelung am sichersten erreicht werden
könne.
Mit den Vorzügen, welche der Land-
rath'sche Uebertrager besitzt, sind aber ge-
wisse Nachtheile verbunden. Zunächst ver-
anlasst der Hufeisenkern, dass das Maximum
der Magnetisirung nicht schnell genug erreicht
wird, und dass andererseits zum Verschwinden
des Magnetismus eine gewisse Zeit erfor-
derlich ist. Die Verzögerung des Ent-
stehens und Vergehens des Magnetismus
übt aber auf . die Bildung der Induc-
tionsströme einen verzögernden Einfluss aus,
indem dieselben so lange andauern, als der
Magnetismus des Eisens sich ändert. Femer
bilden die bifilar gewickelten Drähte einen
kräftigen Condensator; seine Capacität ist
bedeutend, gleich 0*12 Mikrofarad, und
ebenso seine Selbstinduction, welche für
jeden Draht 0*80 Quadranten beträgt. Es
liegt auf der Hand, dass alle diese Umstände
einerseits eine erhebliche Schwächung, ande-
rerseits eine Veränderung der Schwiogungs-
curve zur Folge haben müssen. Ich habe
daher seit längerer Zelt umfassende Versuche
angestellt, um eine Form des Uebertragers
zu finden, die mit den angeführten Fehlem
in möglichst geringem Grade behaftet ist,
und ich habe gefunden, dass alle Umstände,
welche complicirte magnetische und elek-
trische Erscheinungen hervorzurafen geeignet
sind, vermieden werden müssen. Ich bin
daher zu der einfachsten Form der Induc-
tionsrolle zurückgekehrt. Ein aus sehr fein
vertheiltem Eisen gebildeter Stab von 15 cm
Länge und 28 mm Durchmesser ist mit einer
primären Rolle aus 0*2 mm Draht umgeben,
welche 2350 Umwindungen enthält und
einen Widerstand von 155 Q besitzt. Die
über die primäre Rolle geschobene secundäre
Rolle hat ebenfalls 2350 Umwindungen und
einen Widerstand von 256 Q, Die Selbst-
induction eines primären Drahtes beträgt
0*085 Quadranten, die des secundären
0*130 Quadranten, während die des Land-
rath'schen Uebertragers, wie bereits erwähnt,
o'8o Quadranten, also durchschnittlich das
Achtfache beträgt. Die Capacität meines
Uebertragers ist fast unmessbar.
Der neue Uebertrager zeichnet sie
dem bisherigen, abgesehen von grö
Kraft der Uebertragung, besonders di
aus, dass er die Sprache mit grösserer
heit und Deutlichkeit überträgt; anss
besitzt er die Eigenschaft, die in der L
vorhandenen Nebengeräusche gänzlic
beseitigen. Sie werden, meine Herren, ni
selbst Gelegenheit haben, über das
verhältniss der beiden Uebertrager su
Urtheil zu bilden.
Nachdem bei uns Femsprechleit
bis zu rand Soo hm, beiläufig die f
Länge für derartige Leitungen in E
und in Amerika Leitungen von 1500 Xn
mehr, wie die zwischen New-Yorl
Chicago, hergestellt worden sind ui
bestem Erfolg betrieben werden, da
wohl aussprechen, dass, so weit oberir
Anlagen in Frage kommen, dem menscli
Unternehmungsgeist in technischer Bezi
Schranken nicht gesetzt sind ; es ist led
allerdings in hervorragender Weise,
Finanzfrage, bis in welche Femei
menschliche Stimme übertragen werden
Es wird nur darauf ankommen, ob d
deutenden Kosten mit dem Nutzen, de:
artige Anlagen zu leisten vermögen, in
günstigen Verhältnisse stehen.
Anders liegt die Sache, wenn es sich
handelt, das gesprochene Wort über
Gewässer zu tragen. Nach dieser Ri<
bietet sich die Aufgabe dar, Kabel z
struiren, welche die kleinsten elekti
Schwingungen ohne erhebliche Defori
fortzuleiten gestatten. Immerhin darf
ein Zeichen der Zeit bemerkt werden
sich auf diesem Gebiete bereits die
Regungen zeigen. Ich gedenke dab«
Ideen, welche Professor Silvanus Tl
8 o n auf dem Elektriker-Congress zu C
Über dieses Thema in so interessanter
entwickelt hat, sowie der eingebende!
suche , welche von der Firma S i e 1
& H a 1 s k e vor nicht langer 2^t Üb<
gleichen Gegenstand angestellt wordei
Endlich darf ich erwähnen, dass ]
bungen anfangen sich geltend zu mach*
dieUebermittelung des Gedankens untei
tzung des Fernsprechers, aber ohne Leit
durch die Luft — zu ermöglichen, mit
Wort: ohne Leitung zu telegraphiren.
Ich erinnere dabei an die Vei
welche von Herrn Preece vor einig(
in dieser Richtung angestellt wordei
(vergl. „Archiv" 1894, S. ix). Im
von Bristol wurde auf dem Festland
Leitung von 1267 Yards Länge an S
angebracht, und parallel zu derselbe
der Insel Fiatholm — 3*1 Meilen entf«
ein isolirter Draht von 600 Yards
ausgelegt. Wurde nun in die auf den
lande befindliche Leitung ein starker W
Strom geleitet, so konnten auf de
Unterbrechungen des Stromes in dt
der isolirten Leitung verbundenen Fen
wahrgenommen werden ; es wurde au
Weise eine gewisse Verständigung
die genügte, um eine Mittheilung von
669
Unde luich der Insel zu befördern. Herr
P r e e c e ist nnn swar der Meinung, dass
dieerr Versuch nicht geeignet sei, beispiels-
wc»e die Frage wegen telegraphischer Ver-
bindung von loseln oder von Leachtthürmen
mit dem Festlande ohne Verwendung Ton
dicecten metallischen Leitern su lösen ; gleich-
wohl möchte ich glauben, dass es möglich
sei, nnf dem beschrittenen Wege zu einem
befriedigenden Ergebniss zu gelangen. Aller-
dings mOsste man davon absehen, als Geber
und EmpHinger in gewöhnlicher Weise ge-
spannte oder sonst isolirte Leitungen zu ver-
wenden; man mflsste sich vielmehr als
Geber solcher Apparate bedienen, welche starke
elektromagnetische Kräfte entsenden, und zu
EmpHlngem solche Einrichtungen wählen, die
die ausgestrahlten Kraftlinien in grosser
Attsahl aufzufangen vermögen. Man würde
also als Geber und Empfänger zweckmässig
findig gewundene starke Drähte, und zwar
ave den oben entwickelten Gründen Eisen-
drähte verwenden müssen.
Ich habe hier zwei Bretter von je
75 cm im Quadrat, auf welchen je eine
Spirale aus 3 mm stsrkem Eisendraht an-
geordnet ist, deren Enden auf der Rückseite
an Klemmen befestigt sind. Wird nun in
die eine Spirale eine starke Stromquelle und
eine Morsetaste, in die andere Spirale ein
Fernhörer eingeschaltet, und werden beide
Spiralen parallel zu einander aufgestellt, so
hört man in den Fernsprechern die durch
die Taste gegebenen Morseaeichen, selbst
wenn die Spiralen 6 m weit aus einander
stehen. Die von dem Geber entsendeten
magnetischen Kraftlinien sind übrigens so
kräftig, dass sie Femhörer ohne jede leitende
Verbindung zum Ansprechen bringen, sobald
man sie der sendenden Spirale nähert. Macht
man dagegen denselben Versuch mit zwei
ganz gleich angeordneten Spiralen aus
Kupferdraht von ebenfalls 3 mm Durch-
messer, so ist die Inductionswirkung eine
ungleich geringere. Der mit der Empfänger-
Spirale verbundene Femhörer gibt die
Morsezeichen nur bis auf eine Entfernung
von etwa 3 m wieder.
Bei Verwendung von Eisendraht und
Spiralen von zweckmässiger Anordnung so-
wie von entsprechend grossem Durchmesser
wird man also wohl in der Lage sein, auch
über grössere Entfernungen hinweg ohne
Leitung telegraphische Zeichen zu befördern.
Im Uebrigen bestätigt dieser Versuch, dass
die Inductionswirkungen zwischen Eisendraht-
leitungen, wie oben ausgeführt worden ist,
denjenigen zwischen Kupferdrähten erheblich
überlegen sind.**)
Elektrischer Alarmapparat für Thüren, Geldschränke, Fenster
und dergleichen.
y<m FRIEDBIGH BAUER, Schlossermeister and CABL HBNTZSOHBL, Tisohlermelster, beide in Berlin.
(ö.-n. Uhnn. Z.)
Eine ContactYorrichtung, welche mit
dem Schlosse einer Thüre derart in Ver-
bindung gebracht frirdf dass der Riegel des
Schlosses den Contact öffnet, wenn das
Schloss zugesperrt, und schliesst, wenn das
letztere geöfifnet wird. Fig. I zeigt die Vor-
richtung mit geschlossenem, Fig. 2 mit ge-
öffnetem Contacte. In Fig. 3 ist die Vor-
richtung im Grundrisse zur Anschauung ge-
bracht. Fig. 4 und 5 zeigen ein Detail, den
Contactschnber, im Auf- und Kreuzrisse.
u a ist eine winkelförmige Platte ,auf welcher
der Contacthammer 6 bi in zwei Winkelklöben
drehbar und unter der Einwirkung der
Drahtfeder /stehend montirt ist. Ein Prisma
aus isolirendem Material, der Contactschube m ,
ist Yon zwei Metallwinkeln z s^ derart ein-
geklemmt, dass er mit ziemlicher Reibung
auf und ab bewegt werden kann. Die Metall-
winkel X xi sind mittelst der Schrauben 0 0
an den senkrecht stehenden Theil der Platte a
geschraubt, jedoch durch die Isolirplatte r
und eine isolirende Schraubenverkleidung
▼on dieser Platte a isolirt. An den Schrauben i t'i
der Metallwinkel z zj werden die Leitungs-
drähte eingeschaltet. Zwei Contactfedern c ci
sind an dem Prisma m befestigt und legen
sich mit ihren abgerundeten, federnden
Enden innen an die Metall winkel an« wo-
durch die sichere leitende VcrbinduDg dieser
Federn zu den bei 1 1*1 eingeschaltetea Drähtrr
Fig. I.
Fig. 3.
^X
1^*
Fig. 4' Fig, 5.
*) VerBuehe über Telegraphie ohne Ver-
bindungsdraht wurden auch Ton Edison gemacht,
indem er in awel entfernten Stationen grosse, mit
DriLbt b^wIrL T' T..r ^n Aufit«l]te. DU Strom^
11 ' StidüCtlüP aiif ein-
D. B.
560
bergestelh iit. Die LeitungsYcrbindang des
Apparates mit der Glocke und der Batterie
ist beim Grandriss (Fig. 3) ichematisch dar-
geatelU« Die Wirkungsweise veraoschaalicheD
Fig. 1 ufid 2. Wird der Riegel B des
Schlotes vorgeschoben, also das Schloss
gesperrt (Fig. 2), ist also der Contact-
hammer 6 £| von den Contactfedem c q ab-
gehoben) Qxid der Stromkreis daher unter-
brq<:heu ; iqbald jedoch der Riegel beim
AufsperreQ des Schlösset snrückgezogen wird
(Fig. i), legt sich der Contacthammei
der Einwirkung der Feder/ an die C
federn t t| und stellt dadurch eine h
Verbindung derselben, mithin Contact
her. Die Glocke läutet dann so lang
der Schuber m aufgezogen wird, w
die Federn t t| ausser Verbindung n
Metallring t S| kommen. Die Bewegui
Schubers m nach aufwärts ist durch
einem Schlitze der Platte r und a stel
Stift 9 (Fig. 5) des Schubers begrenz
Elektrische Vorrichtung, mittelst -welcher Jede Uhr In eine Slf
oder \7eckuhr umgestaltet werden kann.
Von FBANZ CZIKE and ANDBEA8 FALLEB in KOaaegh. (O.-n. Uhrm. Z.)
Ftg, 1,3 und 3 zeigt die Vorrichtung in drei
Ansichten, Fig. 4 ihre Verbindung mit einer
Uhr. Auf einer Platte A aus isoliiendem Ma-
terini i^t auf der einen Seite, welche demZiffer-
blatte zugekehrt wird und also die untere
5eite genannt werden kann (Fig. i und Fig. 2
rechts), ein von einer Drahtfeder bethätigter
Kluppenhebel angebracht, mit welchem die
Platte na den Rahmen des Zifferplattes der
Uhr geklemmt wird. Auf der oberen Seite
dieser Piatte (Fig. 3 und Fig. 2 links) be-
enden dch vier Schraubenklemmen a a^ und
Minntenwelle aufliegt. Bei a und «| 1
man die Leitungsdrähte ein, Ton ^
der eine direct, der andere ttber die
zur Batterie führt. Der Minutenzeig
Uhr ist entweder ganz aus isolirende
terial hergestellt oder nur mit einer ii
den Spitze versehen, er wird also st
einmal über die leicht ausweichende
feder tj streichen, ohne eine leitend
bindung von der Feder t| zur LAmel
zu befrirken, dagegen ist diese leitenc
bindung und damit Stromschluss lofo
Fig. I.
Fig. 2. Fig. 3.
r fi, von welchen je zwei (» mit r und *|
mit ri) durch Metalllamellen, l und Zj, leitend
mit «iD linder verbunden sind. Mit der
Klemmschraube r wird eine Metallwelle n n|
befestigt, um welche eine feine Drahtfeder i
gewundeo i^t, deren senkrecht von der Welle
«bscehcndes Ende t'i (Fig. 2) gegen das
ZiiTerblntt gerichtet wird, so zwar, dass es
Jq der vom Stundenzeiger der Uhr bestrichenen
Krela dache liegt. Mit der Schraube r^ wird
dagegen eine Federlamelle o 0| derart fest-
gestellt, dass das Ende derselben auf der
Fig. 4.
gestellt, wenn der Stundenzeiger die I
berührt. Es läutet dann die Glocke so
bis die erwähnte Berührung aufhör
entweder selbstthätig beim Weiterrüdi
Stundenzeigers oder durch Verschiel:
Platte A geschieht. Nachdem man in
der eingangs geschilderten Anordnui
Befestigung mittelst des Kluppenhel
Platte auf jedem beliebigen Punkte
Zififerblatt herum verschieben kann, 1
möglich, das Signal auf jeden Zeitpui
einen gewöhnlichen Wecker einzustel
Zur Ausbreitung der elektrischen Beleuchtung und Kraftü
tragung in Oesterreich-Ungarn.
]. Elektrische Beleuchtung.
fl) Nieder' OeaterreicJi,
ta E r 1 a c h : Die Spinnerei der Firma
L, Abele t & Söhne wird gegenwärtig durch
ilie Firma B. Egger & Co. in Wien mit
einer elektrischen Beleuchtungsanlaj
sehen.
In H a r 1 a n d bei St. Pöltei
Harlander Spinnerei der Actien*GeM
vorm. Math. Salcher & Söhne, erhall
vorgenannte Firma, als Vergrösseru
561
bestehenden Anlage, eine weitere Maschine
fdr 250 Glühlampen.
In Wien: Trotz der sehr verbilligten
Tarife der hiesigen Centralstationen finden
es besonders Fabriksbesitser noch lohnend,
sich eigene Bdenchtnngsanlagen anfzostellen.
Eben jetxt wird die Aufzngsfabrik von
A. Fretssler hier, durch die Firma B. Egger
& C o. in Wien mit einer elektrischen An-
lage für 2CX> Gltlhlampen versehen.
b) Böhmen und Mähren.
I^er gegenwärtige günstige Stand der
Indnstneverhältnisse dieser Kronländer äossert
sich nach in der regen Zonahroe, welche die
elektrischen Beleachtongsanlagen der dortigen
Fabriks-Etablissements in der jüngsten Zeit
wieder erfahren haben. So werden z. B.
gegenwärtig dorch die Firma B. Egger&Co.
in Wien nachstehende Installationen ansge-
führt, und zwar:
OlCkh- Bogen-
lampen lampen
io I g 1 a u (Mähren) :
Tuchfabrik E. Kern & Sohn 300 8
Teppichfabrik D. Kohn &
Sohn 150 —
Spiritusfabrik Weiss & Feld-
mann 60 4
in Te plitz (Böhmen):
Band-Fabrik Brüder Unger-
leider 50 —
Schirmbestandtheile- Fabrik
Stein & Neltel 180 —
Spitzen-Fabrik S. Rindskopf 60 —
Tischlerei G. Streit 60 —
in S a 1 m t h a 1 (Böhmen) :
Holzschleiferei H. Dnbsky 50 —
in Reichenau (Böhmen) :
Weberei H. Stiassny's Söhne 300 2
in Leitmeritz (Böhmen) :
Lederfabrik Brüder Taussig 100 2
in B. K a m n i t z (Böhmen) :
Weberei, Hotel und Ma-
schinenfabrik Flor. Hübel.{J^.B^^
in Zwickau (Böhmen) :
Weberei I. Niessner 400 —
in B e n s e n (Böhmen) :
Spinnerei Gebr. Grohmann 200 30
in Rothkosteletz(Böhmen):
Weberei L. Abele» & Söhne 100 —
in Neutitschein (Mähren):
Maschinen-Fabrik C. Drössler 200 2
Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung,
welche nur einen Theil der Anlage angibt,
welche die genannte Firma eben in Böhmen
und Mähren ausführt, kann man das erfreuliche
Moment constatiren, doss auch kleine Eta-
blissements den Vortheil der elektrischen
Beleuchtung nunmehr zu erkennen beginnen,
und sich deren Benützung angelegen sein
lassen. Besonders auffallend sind die dadurch
gebotenen Vorzüge in kleinen, abgelegen
situirten Fabriken, welche mit Wasserkraft
arbeiten, und die bis jetzt mit Petroleum
beleuchten mussten. Durch die hohen Preise
und Transportkosten desselben kam die
letstere Beleuchtungsart z. B. in einer der
voraogeführten Fabriken so theuer in stehen,
dass sie jährlich die Hälfte der Anschaffungs-
kosten der elektrischen Anlage an Ausgaben
erforderte. Es steht zu hoffen, dass solche
Umstände der Einführung der Elektridtät
ausserordentlich förderlich sein werden, und
verdienen deshalb, bekanntgegeben zu werden.
c) ühffam.
Der ungemein rapide Aufschwung der
Industrie in Ungarn hat im Gefolge auch
ein entsprechendes Bedürfniss nach Licht.
Die Budapester Fabrik der Firma B. Eg ger
& Co. hat eine sehr grosse Zahl von Be-
leuchtungs-Anlagen in Ausführung, und seien
hievon nur hervorgehoben :
Glüh- Bogen-
lampen lampen
Maschinen - Fabrik F. Walser
Budapest 400 15
Palais, Theater und HÄtel
F. Dunyerszky, Neusatz . . . 600 2
Zucker-Fabrik M. Vasarhely. . 200 8
Ilona- Bad, Fiume 400 —
Druckerei K. Romwalter &
Sohn, Oedenburg 50 —
cQ Bosnien.
Die ökonomische Selbstständigkeit der
Reichsländer äussert sich auch in den daselbst
emporblühenden grossen Unternehmungen.
Zu den bedeutendsten derselben zählt wohl
die „Erste bosnische Ammoniaksoda-Fabrik*
in Dolni-Tuzla. Dieselbe erhält auch eine
elektrische Beleuchtungs-Anlage im Umfange
von 350 Glühlampen und 25 Bogenlampen,
deren Ausführung der Budapester Fabrik der
Firma B. Egger & Co. übertragen ist.
2. Elektrische Kraftübertragung,
a) OeMterreich,
Es ist eine Thatsache, dass die ausser-
ordentlichen Vortheile der elektrischen Kraft-
übertragung, welche bisher wohl ziemlich
vernachlässigt worden war, nunmehr bei uns
doch allmälig anerkannt werden. Besonders
Fabriken beginnen dieselbe anzuwenden.
Die Firma B. Egger & Co. in Wien,
welche dieses Gebiet der Elektrotechnik mit
besonderer Vorliebe pflegt, hat momentan
mehrere interessante Anlagen dieser Art in
Bau. So erhält die Aufzugs-Fabrik von A.
Freissler in Wien eine, mit einem 6pferdigen
Elektromotor betriebene Tischlerei.
In den Werkstätten der Südbahn-Ge-
sellschaft in Marburg wird eben auch ein
neuer Tract mit einem I2pferdigen Motor
versehen.
h) Ungarn,
Die Maschinen - Fabrik F. Walser in
Budapest wird mehrere ihrer Arbeitssäle
ganz mit elektrischer Kraftübertragung be-
treiben, und gelangen hiefür zwei Elektro-
motoren von je 16 HP Leistung zur Ver-
wendung. Die Ausführung dieser Anlage
erfolgt durch B. Egger & Co.
c) Elektrische Aufzüge in Oeiterreieh- Ungar
Die ausserordentliche Beqnemlichk«
Sicherheit und Billigkeit des
562
tri*cher Perjson^ß- and Lasten - Aufzüge im
Ani^hlm&e nn städtische Centralen, hat
^emn Ein führ iing mächtig gefördert, und
hüben skh ansere ersten Aufzugsfirmen,
», B. F. Wertheim & Co. in Wien, A.
F r e i K 5 1 e r m Wien u. a. m. daher ver-
ftnlas^t geftindcDf durch entsprechende Special-
CoDstnictionen dieselben mit Elektromotoren
XU comblulreji. Es gelangen eben jetzt über
30 solcher AufjEüge in Wien und Budapest
in versdbie<leDea Neubauten, u. zw. sowohl
Hc^ielSf aU Wohnhäusern, zur Aufstellung,
DQd wird di« Lieferung des elektrischen
Theiles derselben durch B. E g g e r & Co.,
Wien, besf^r^r. Diese Firma hat sich längere
Zeit mit der Herstellung eines entsprechen-
den ElektrocDOtors und Reversirapparates für
difö«Q Zweck befasst, und ist es ihr ge-
Inngeo, eiaee 3*5 pferdigen Motor für 220 Vol»^
SpAnnung fa construiren, der blos 600 T. p. M.
mAcht, und einen wirklichen Nutzeffect von
über BoO/tj ergibt. Derselbe wird mit einer
Schraube ohne Ende direct gekuppelt, welche
mitteU Wnrtnrad die Aufzngstrommel be-
treibt« Dieser Reversirapparat arbeitet sehr
zufriedeasteUend, da er keiner Wartung be-
darf, and jc^diA^eder Ungeübte die Bedienung
des Aukuges vornehmen kann. In Folge
der Funkenlosigkeit des Apparates en
auch Auswechselungen und Keparatnrc
d) Elektrische Kraftübertragung im
haue.
Der Firma B. E g g e r & Co. in
welche bereits mehrere, dem nngoi
Staate, sowie Privaten gehörige Ber|
mit elektrisch betriebenen Fördermasc
Pumpen und Steinbrechern eingericht«
wurde kürzlich auch der Auftrag über«
die diesbezüglichen Einrichtungen ii
Goldgruben von Stantien & Becker in
Almas (Kolozo'er Comitat) und Vere
(Weissenburger Comitat) auszuführen,
dürften mit unter die grössten dera
bis jetzt bestehenden Anlagen falle
gelangen ungefähr 150 HP zum B
von Fördermaschinen, Pampen und
latoren zur Vertheilung. Vorläufig k(
sechs Elektromotoren zur Aufstellung,
mit einer Spannung von $00 Volt ar
und werden diese, sowie auch die >
widerstände und sonstigen Apparate
jenen Spectal-Constructionen ausgeführt,
B. Egger & Co. für Bergwerksb«
ausgearbeitet haben, und die sich
ihrer Zweckmässigkeit rasch einbürger
Vortrag über Tesla'sche und Hertz'sche Versuche, gehal
von F. Dähne in Prag.
Der Vii^rl rügende beschäftigte sich haupt-
sacHlich mit einer Frage, die trotz der
hohen Entwicklung, welche derzeit die Ver-
wesdung der Elektricität als technisches
Ililfsmittel erreicht hat, zu den dunkelsten
Partien der Naturwissenschaft gehört. Es ist
dtc£ die Krttge nach dem eigentlichen
Wesen der elektrischen Erscheinungen und
ihrem Zusammenhange mit den übrigen
Natarkritrien^ insbesondere mit Wärme und
Licht. Die Beantwortung dieser Frage knüpft
merkwüTdigt:r weise an eine Erscheinung an,
■welche lu den bereits in frühester Zeit be-
kannten gehört, nämlich an den elektrischen
Funken. Herr Dähne zeigte zunächst mit
Hilfe eines kräftigen Ruhmkorü'schen In-
fluctors die Erscheinung des elektrischen
Funkens in der Luft, sodann im luftver-
dünoten Räume und demonstrirte in schlagen-
rler Weise die intermittirende Natur des
dem Induktor scheinbar ununterbrochen ent-
strömeniTeri Funkens im Gegensatze zu der
ci^nstanten Lichtwirkung der Glühlampe.
Der Hoitj'sclie Apparat zur Funkenanalyse
leigte dem E'nblikum die Zerlegung des
^ankeQs in eine Gruppe von Theilentladun-
gen mitteht äusserst rasch rotirender Funken-
atrecken. Zu den brillantesten Experimenten
des ersten Vortragsabends gehörten die
Tesla'sdien Versuche Über Wechselströme
boclüfter Spannung und Frequenz. Nachdem
der Vortragende die Unempfindlichkeit des
menschliche ti Körpers für diese äusserst
Htark Be^pannien Ströme demonstrirt hatte,
leigte ders^elbe die merkwürdigen Fern-
wirkungen des elektrischen Funkens
in die Nähe der mit dem Inducto:
bundenen Metallplatte gebrachte Röhi
luftverdünntem Räume zeigte äusserst
Lichterscheinungen, welche auch dao
traten, als der Vortragende sich soz
selbst in den Strom einschaltete. Di«
logie der elektrischen Erschein unge
denen des Schalles führte Herr D S
nachdem er mittelst einiger elem<
Demonstrationen die Knoten ste!
Wellen, das Mitklingen gleichgesti
tönender Körper und das Aufhöret
Resonanz bei Beschwerung des einen K
(Stimmgabel) mit einem Gewichte
Verlängerung und Verkürzung einei
tönenden Luftsäule gezeigt hatte, i
einer Reihe äusserst gelungener I
strationen vor, aus denen wir insbes
das elektrische Abstimmen von Lc
flaschen auf Resonanz, die Demona
der elektrischen Wellen und deren K
punkte in Drähten und die Versch
dieser Knoten durch Veränderung
Apparatendimensionen, hervorheben \
Bei dem ersteren Experimente wurd
Leydnerflasche in den Stromkreis c
ductors eingeschaltet und in einer ge
Entfernung von derselben eine zweii
veränderlicher Leitungslänge aufgestel
oft nun der Demonstrator die Lei tun
dieser letzteren Flasche den der ei
gleichstellte, zeigten sich an der is
Flasche, ohne dass die geringste Verb
swiflchen den beiden Flaschen bes
563
bitte, FuDkeDerieheiniiBgeB, während die
geringste Veränderung in der Leitnngilfinge
der isolirten Flasche diese „elektrische
Resonane*' zum Aufhören brachte. Hiebet
zeigte Herr D S h n e in schlagender Weise
die merkwürdige Thatsache, dass Metalle,
welche doch ffir directe Elektricitäts-
dbertragnngen die besten Leiter abgeben,
sich in diesem Falle als Nichtleiter erweisen,
während die gewöhnlichen Isolatoren als
gnte Leiter für elektrische Schwingungen
erschienen. Eine zwischen die beiden
Leydnerflaschen gebrachte Holz- oder
Kantschnkplatte zeigte nämlich nicht den
geringsten Einflnss anf den Fortgang des
Experimentes, während eine in gleicher
Weise verwendete Metallplatte die Resonanz-
erscheinnngen sofort znm Aufhören brachte.
In gleich anschaulicher Weise gelang es
Herrn D ä h n e, die Knotenpunkte, sowie
die Länge der elektrischen Wellen nachzu-
weisen, und anf Grund dieses Experimentes
den Zuhörern die Art der Berechnung der
Geschwindigkeit des elektrischen Funkens
klar zu machen. Es folgten äusserst inter«
essante Experimente ttber die Reflexion der
elektrischen Wellenbewegung mittels cy-
lindrisch-parabolischer Metallspiegel, wobei
die elektrische Fernwirkung mit Hilfe eines
Projections-Elektroskopes vergrössert und so
dem ganzen Publikum zur Anschauung ge-
bracht wurde. Den Abschluss der elektri-
schen Experimente bildeten Versuche über
die entladenden Wirkungen von Licht auf
elektrische Körper, indem gewisse Metalle
ihre elektrische Ladung lediglich durch Be-
lichtung verloren. Gleichsam als Zugabe
machte uns der Experimentator noch mit
einer Reihe äusserst gelungener akustischer
Experimente bekannt, betreffend die objective
Darstellung des durch Ansprechen erzeugten
Schwingungszustandes einer elastischen Mem-
brane. Mit Hilfe eines Seifenbläschens als
Membrane und des Projectionsapparates ver-
anschaulichte Herr D ä h n e dem Publikum
eine vollkommene optische Abbildung des
Sprechens und Singens, wobei die wech-
selnde CooBguration der Membrantheilcben
bei den verschiedenen Vocalen und Tönen
auf das Klarste in die Erscheinung trat.
Neueste Patentnachrichten.
Blitgetheilt rom Technischen und Patentbureau, Ingenieur MONATH.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben acht Woohen aar Bintiehtnahme Offentlioh ausgelegt. Kaob 8 24 des
Patent-Gesetses kann innerhalb dieser Zeit Binspruoh gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder wideireohüioher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldungen
und flbemimmt die Vertretung in allen Binspruohs-Angelegenbeilen.
Oesterreichische Patent- Anmel-
Cl«.e düngen.
20. Zustimmungseinrichtung für Blockappa-
rate. — Siemens & Halske 24,78 .
„ Unterirdische Stromzuführung für elek-
trische Eisenbahnen. — Oscar A. En-
höh. 6./9.
„ Automatischer Stationsanzeiger für Fahr-
zeuge. — Moriz TVeül. 12./9.
21. Neue Femsprechanlage. — Georg Bitter,
10./8.
„ Entdeckung der Mächtigkeit der Contact-
wirkung zweierlei Metalle. — Johann
Liitke. 23.78.
„ Elektrische Löth- und Schweiss-Appa-
rate. — Dr. H» Zerener. 23. /8.
y, Elektrischer Universal-Zeichen-Indicatcur.
— Pierre Lacombe und L, Boitdet,
24/8.
„ Neuerungen an Vorrichtungen zum
Schliessen elektrischer Leitungen. —
Herbert V. Kecsen. 10./9.
„ Neuerungen an Mikrophonen. — Josef
Silowsky Jb Johann Capek. 24.79.
45. Elektrischer Temperatur - Melder für
Futtertristen. — Jtdbis Erdilyi. 10./6.
Deutsche Patentanmeldungen.
Olasse
21. D. 6246. Typendrucktelegraph zum ver-
sandtfahigen Bedrucken von Formu-
laren u. s. w. — WiUielm Drewell 28.73.
1894.
Glasse
21. H. 13.388. Isolirring mit Klemmvor-
richtung für zwei elektrische Leitungen.
— Eartmann & Braun. 17./4. 1893.
„ G. 8845. Verfahren zur Entlüftung
von Glühlampenbirnen und ähnlichen
Gefässen. — Fram Quilleaume und
Ewald OoUstein, 7.76. 1894.
y, D.5887.Verfahren zumBetriebe s3mchroner
Wechselstrom-Motoren. — Olof Dahl
und Simeon Lee Philips, 8.78. 1893.
„ H. 14.739. Haltevorrichtung für in Ring-
isolatoren verlegte Leitungen. — Hart'
mann cft Braun, 23.75. 1894.
„ P. 6845. Lüftungseinrichtung für elek-
trische Maschinen. — Pösehmann Sc Co,
14.72. 1894.
n ^* 799^* Vermöge magnetischer Schirm-
wirkung belastet anlaufender Einphasen-
wechselstrom-Motor. — Soc{dt6 Anonyme
pour la transmission de la Force par
VelectricUi. 26.75. ^894.
20. M. 9962. Flüssigkeitsbremse mit elek-
trischer und mechanischer Steuerung. —
Denis Philippe Martin^ Emile Hervais
& Frantpis Loppe, 14./7. 1893.
„ G. 9164. Antrieb für Signale, Weichen
und dergl. mit Ausgleich der durch
Temperaturschwankungen im Doppel-
drahtzuge hervorgerufenen Längenände-
rungen. — J, Gast, 20.78. 1894.
564
3u. L, 9046. Schraulcenkurbel mit Vorläate-
2 wun g , — Locaiitoiivfabrik Krauts tfe Cowip.
]6./S. 1894,
„ W* 9711. — Sutioasanzeiger. — QuBiav
Wthc. 13./!, J894.
35. U. 937. Steuerung für elektrisch be-
tri^bdnc Dreh- oder Lanfkrähne. —
Vnimi Eltki rlcä^ - Oeidlschaß, 1 7 ./ 1 .
1894*
49» ß« S5'347< GraTlrmaschine mit elek-
trischer StkhelbethätignDg. — Charles
Clifford Brvchur. 31./10. 1893.
20. H. 14.671. Bremü* nnd Läutevorrichtung
für Fuhrwerk. -^ Emat Eelmich, 1./5.
1894.
„ U 8662. Strom^euleitangs-Canal für elek»
tri«che Bahnen, — Eduard Lachmann,
W2. 1S94*
^ S. 7003, El^ktriiche Bahn mit Trans-
fonnatorcDbetrieb. — Siemens & Halske.
5./13. 1S92.
31. U, 14^345. Inflaentmaschine, deren Er-
rege rieh eibe durch die Antriebscheibe
gebildet wird. — Eermann Eunoitz
& Co. 6p/3. 1S94
„ N, 3196. MikrüpJion. — Wasili Ale-
ütandrmekx Nieotajczuk, 4./6, 1894.
„ O, :^tiS. Kabclvertheilnngskasten mit
Dampffama. — J. Obermayer, 6./6.
1894-
53. O. zoi I. EinHchtuDg znr elektrolytischen
ReiDiEüog von Wasser. — Gustav
Oitpermann 17,/ 11. 1893,
ao. 11. 14^155. Durch elektrische Treib-
maschme bewegtes Sign alstell werk. —
Ealf SiffnGLCimij)any, 11./12. 1893.
fl J» 343 7 ■ Kinc an Weichenverriegelangen
itL der Sigtialleitmig angebrachte Draht-
scheere« — MaxJ\idel& Co. 29./S. 1894.
„ S, 7832. EsnrkhtüDg znr Verhütung von
UnfüUen bei stromdarchflossenen Kabeln.
— Sieme-ns Ät Ilahke, 3./3, 1894.
II. A, 3619. Elektrische Bogenlampe. —
Ai-^hur S, Ätii^aUr, I9./9- ^893.
„ A, 4001. Aot Hebevorrichtungen für das
Zeiger werk bei Elektricitätszählern, die
auf dem Ganguatcrschied von Uhr- und
Laufwerken beruhen. — Dr. E, Aron,
14./S. 1894,
„ M* 984*>. Vorrichtung zur Uebermittelung
TüQ Drucks eichen aaf elektrischem Wege.
— Dtmahi Mtirray 29./5. 1893.
q M. J 0.686. Ei t^ftlhrungsg locke mit Dop-
peMnulirmum für Kabelleitungen. —
FrUz Meya\ 474. 1894.
n S, 7699, Wellensortirer für das Vielfach-
Fern sprechen und das Vielfach-Tele-
ijTaphireu miltel^ einer einzigen Leitung.
— Südiii Anfjit^mc potir la transmission
dt la force par l'iUctrieiU, 28./12. 1893.
74, E* 3970. Elektrische Anrufvorrichiuiig.
— Effidric SeUcffifT & Signal Company .
23,/tü. 1S93.
Deutsche Puteotertheilungen.
K, 7^,1176, DuTch Elektriciiät geheizte
i*rea*pUtte fär Appreturzwecke. —
E, Q(aifin: vom 35.75. '893 ab.
Olasse
21. 78.061. Einrichtung sar Henrorbri
eines Kreislaufes des flüssigen El
lyten in galvanischen Elementen
elektrischen Sammlern. — jP. 5
vom 10./ X. 1894 ab.
n 78.075. Elektrische Maschine. — W
sehe vom 20./5. 1893 *^'
„ 78.081. Anker für elektrische
schinen. — M, Bahner vom
X893 *b.
„ 78.084. Stromwender zum Ladei
elektrischen Sammlern mit We
Strom. — C. Liebenovo vom 2
1893 ab.
„ 78.086. Schaltungsweise der Er
Wicklungen durch elektrische Sai
betriebener Nebenschluss - Motorc
L, Schröder vom 23V 12. 1893 <^b,
„ 78.108. Ankerkern für elektrisch«
schinen. — E, Benn vom I3./5« 18
42. 78.080. Elektrischer Tempera turans
— Bennert & Zetzsche vom
1893 ab.
57« 77*992. Vorrichtung zur gleichz«
Erzeugung einer grösseren Anzah!
Blitzlichtern. — S. Ch. WilUami
J, A. Shepard vom 13./9. 1893
83. 78.113. Elektrische Nebenuhr. —
Wiseman vom 20./7. 1893 *^b.
4. 77.807. Elektrische Zünd- und 1
Vorrichtung für Lampen. — F, B,
ridi vom 23./4. 1893 ^b.
21. 77.925. Elektrischer Apparat zur g
zeitigen Erzeugung von Ozon und
— E. Andreoli vom 16./11. 189
39. 77.810. Verfahren zur Herstellung
Isolirmasse aus Stearinpech. — J.B
hielm vom 3.79. 1893 ab.
40. 77.881. Ferrosilicium-Anode. — C.
ner vom 22.79. 1891 ab.
n 77.896. Elektrischer Ofen. — F. C
vom X9./1. 1894 <^b.
» 77.907. Elektrolytisches Verfahre
F, 3f. Lyte vom 10.74. 1894 i^h.
42. 77.849. Elektrische Vorrichtung
Controliren der An- bezw. Abwes<
von Arbeitern an der Arbeitsstell
E. A. Meyer vom 14./3. 1894 "h,
74. 77.8x2. Elektrischer Wärmemelde
Bennert & Zetzsche vom 23.79. i8(
„ 77.825. Elektrische Glocke'. —
iVest vom 19.7x2. X893 ab.
12. 78.146. Vorrichtung zur continuir
Speisung elektrolytischer Flüssigke
Setzungsapparate. — F, Beü vom 3
1893 ab.
20. 78.191. Schutzvorrichtung für Str
bahnwagen. — Baron Dr, B. v, 3i
hausen vom 1.76. 1894 ab.
„ 78.220 Steuerung für Weichensiell
mit elektrischem Betriebe. — Ö.
Culin vom 15.72. 1894 ab.
„ 78.250. Stellvorrichtung für die S
schlussräder bei Zugdeckungssignal
richtungen. — Ch, II, Bradrick &
Karr vom 25.711. 1893 ab.
w 78.304. Weichen-Signal und Co
laterne. — A, Doppke vom^2 1 .74. 18
566
21. jS,isb, LeitoDgskappelaDg mit veotil-
artigen Stromschlossstacken. — V Edler
o. PeftoZ, /. Schacht and W. Schuhe
vom 8./4. 1893 A^*
, 78.151. Controleinrichtnng für selbst-
thätige Ferntprech-Umschalter. — F.
NM vom 19./ 12. 1893 ^^'
« 78.154. Gleichlaafvorrichtaog für Mo-
toren, deren Drehungsgeschwindigkeit
mittelst eines Elektromagneten geregelt
wird. — /. i/. West vom 23./ 12. 1893
ab.
OImso
21. 78.195. Motor . Eiektricitätszähler. —
C. Eaab vom 28./6. 1892 ab.
n 78.299. Elektricitätszähler als Ladungs-
nnd Entladungszeiger bei Accumalatoren .
— L, Schröder vom 23./ 1. 1894 ab.
40. 78.237. Verfahren nnd Vorrichtung zum
Erhitzen von Tiegeln mittelst eines elek-
trischen Lichtbogens. — A. Ch, Oirard
& E. A. Street vom 13./5. 1894 ab.
74. 78.131. Leitungsanordnung zum Schutze
gegen unbefugte Unterbrechung bei
elektrischen Alarmvorrlchtungen. — St.
V, üomocki vom 21./6. 1892 ab.
LITERATUR.
R. Boulvln. Trait^ ^^mentaire d'^lec-
tricit^ pratique , 2. 61ition, Bmxelles,
A. Manceaox ^diteur, Paris, Bemard & Cie.
^ditenrs. 1894.
Tn diesem 488 Seiten starken, mit zahl-
reichen schematischen Illustrationen ver-
sehenen Buche ist die Lehre von der stati-
schen Elektricitfit, vom Magnetismus und
Galvanismns in elementarer Weise behandelt ;
ferner ist daselbst das Wichtigste ans der
Starkstromtechnik, Telegraphie und Tele-
pbonie zusammengestellt. In jedem Ab-
schnitte sind die Grundversuche und die
Gesetze, welche man aus denselben ableitet,
in sehr klarer Weise dargestellt ; das Ver-
stSndniss wird noch durch zahlreiche, atis
der Praxis entnommene Beispiele erleichtert.
Bei der schematischen Anordnung des Stoffes
ist es auch dem Anfänger leicht gemacht,
das Buch zu verstehen und sich einen guten
Ueberblick über das behandelte Gebiet zu ver-
schaffen. Die einzelnen Abschnitte behandeln :
I. — 6. Statische Elektricität, 7. Magnetismus,
8. Elektrische Ströme, 9. Elektromagnetismus,
10. MaasssjTStem, 11. Batterien und Thermo-
sänlen, 12. Galvanometer, 13. — x6. Messun-
gen, 17. Induction, 18. — 23. Starkstrom-
technikf 24. Telegraphie und Telephon ie,
25. Atmosphärische Elektricität.
Annuaire de rAssociation Suisse
des Klectrlciens. Jahrbuch des schweizeri-
schen elekrotechnischen Vereines. 5. Jahr-
gang 1894. Redigirt von Dr. A. D e n z 1 e r,
Zürich. Buchdruckerei von Jacques Bollmano,
1894.
Das Jahrbuch enthält im I. Theile die
Vereinsmittheilungen und den Abdruck der
Norm zur Berechnung des Hono-
rars für Ingenieure des allgemeinen Ma-
schinenbaues, der Elektrotechnik und des
Heizungs-, Beleuchtungs* und Ventilations-
faches, angenommen vom schweizerischen
Ingenieur- und Architekten- Verein und vom
schweizerischen elektrotechnischen Verein .
Der II. Theil enthält einen Bericht über den
Bau und Betrieb des Elektricitäts- Werkes der
Sudt Zürich. Der III. Theil enthält die
Statistik der elektrischen Anlagen in der
Schweiz im Jahre 1893, ^^^ Ucbersicht der
schweizerischen Centralstationen, den Extrail
statistique du Rapport de TAdministration
f^d^rale de t^l^graphes sur sa gestion en
1893, i^^ ^i^ Liste des brevets suisses con-
cemant l'^ectridt^, pris en 1893. ^^r vierte
Theil enthält Adressen.
Elektrische Wechselströme von
Gisbert Kapp. Bei Besprechung dieses
Buches im vorigen Hefte, pag. 537, wurde
irrthümlich behauptet, dass der auf pag. 133
beschriebene Wechselstrom-Motor mit einem
von Elihn Thomson constiuirten iden-
tisch ist.
Einrichtung und Betrieb der für
landwirthscbaftliche und der als Mo-
toren der Klein- und Grossindustrie,
so\trle elektrischer Lichtmaschinen
dienenden „Loco mobilen** für Land-
wirthe , Baumeister , Industrielle, Cultur-
ingenieure, Maschinenwärter, Gewerbeschulen
leichtfasslich dargestellt von Georg Kosak.
Vierte neubearbeitete Auflage, gr. 8^,
137 Seiten mit 66 Abbildungen. Preis ge-
heftet I fl. 50 kr., eteg. in Leinwand gebun-
den I fl. 80 kr. Wien. Verlag von Spiel-
hagen & Schur ich.
Das uns vorliegende Buch enthält im
engsten Rahmen alles in Bezug auf Loco-
mobilen für den Besitzer und Wärter solcher
Motoren Wissenswerthe und steht auch in
Bezug auf neueste Constructionen auf der
Höhe der Zeit.
Wir wollen hier nur erwähnen, dass in
dem Buche die derzeit als mustergiltig be-
währten neuesten Locomobilsysteme der
Weltfirmen C. Wolf in Buckau-Magdeburg,
Clayton St Shuttleworth etc. durch treffliche
Abbildungen und eingehende Erklärung vor-
geführt werden und selbst die für den Be-
trieb kleinerer landwirthschaftlicher Ar-
beitsmaschinen bereits vielfach eingeführten
neuesten „Petrolenmgas-Locomobilen** volle
Berücksichtigung gefunden haben.
Der Werth des Buches wird aber für
den Praktiker besonders dadurch erhöht,
dass alle auf die sichere und zweckmässige
Wartung solcher Motoren bezüglichen Er-
fahrungsregeln vollständig enthalten sind.
Wir können daher dieses, auch vom
Verleger durch gefällige Ausstattung be-
dachte Buch aufs beste empfehlen.
566
KLEINE NACHRICHTEN.
SlektrlBche Bahnen in Wien.
be^u^ncrhuicnd auf unsere Mittheilangen in
den Ucfteti XVII S. 461 und XX S. 539
berichten wir, dass das Comit^ zur Be-
bnndlung elektrischer Verkehrsanlagen in
Wien am 1 7. v. Mts. eine Sitzung abhielt,
in welcher die Berathung über das von Dr
Ilackenberg erstattete Referat, betreffend
die Grundsätze für die Schaffung eines Bahn-
uetzes mit elektrischem Betriebe in Wien
fort gesetzt wurde. Die Punkte x bis 3,
welche die herzustellenden Bahnlinien be-
treten, vrarden bereits in der Sitzung vom
37. September erledigt. Punkt 4 der Vor-
Inge wurde in der vom Referenten bean-
tragten Fdssang angenommen und lautet nun-
mehr :
Die Bahnlinie sind in dem vom Ringe
umschlossepen Gebiete der inneren Stadt,
sowie in den verkehrsreichen Strassen der
anderen Bezirke unterirdisch (eventuell als
Hochbahnen), in den übrigen Theilen der
Bedrke im Strassen planum mit unterirdischer
ader oberirdischer Strom Zuführung und Strom-
leitung £u projectiren.
Die übrigen Punkte lauten nach den
Beschlüssen der Commission folgender-
masten :
5. Ucber die Wahl der Spurweite, der
KiUmmangsradien und der Gefällsverhält-
nisse haben die Projectanten Vorschläge zu
erstaltcn, ebenso über die Art der Anlage
der Stationen und über die Wagentypen.
Normale Spurweite wird vorgezogen. —
6. Die AuEführung kann in mehreren Bau-
periodeti ^eächehen und hat der Projectant
djeiifalls Anträge zu stellen. — 7. Der Ver-
k e h r iu iiD ganzen Stadtgebiete einheit-
lich zu (gestalten mit einem im Projecte
auÄUgebenden Tarifsatze. — 8. Der Pro-
jectaut bat Vorschläge über die Dauer der
Benützung Jes städtischen Grundes und über
die Art uod Höhe der hiefür an die Ge-
meitide in leistenden Abgabe zu erstatten,
llicbci ii»t da» Heimfallsrecht an die Gemeinde
Wien hmskbclich der ganzen Anlage des
elektrischen Bahnnetzes sammt Betriebs-
t^tnblissemcnts und Stromerzeugungs-Anlagen,
sowie der Fahrbetriebsmittel in Aussicht zu
nchmoü. — 9, Der Projectant hat die Art
ua[] Huhf iJer zu bietenden Sicherstellung
antageben. Die Gemeinde wird die ein*
mtcicbcndeu Projecte prüfen und mit den
Eiureiijhem der zur Durchführung geeignet
btfrnniieneD Projecte behufs Festsetzung eines
Vertrages in weitere Verhandlung treten.
lue Bestimmung der ursprünglichen
Varla^c, ^vonsch auf die bestenenden Tram-
wfi)** AnJHgL'U entsprechend Rücksicht zu
»dmien L^t^ sowie Vorschläge, welche einen
cinheitlii^hen Verkehr des elektrischen Bnhn-
neUe.^ ütui Tramwaynetzes mit einheitlichen
TRrJf»at£en und voller freier Ucbergangs-
filMljkcit der Passagiere sichern, als wünschens
^rUi erktürt werden, wurde fallen gelassen.
Der Staats voran schlag pro IS
für das Telegraphenwesen enthält c
Fülle von Daten, welche den steten Fi
schritt dieser Verkehrsanstalt deutlich
kennen lassen. Bei den Telegrapheneinnahn
resultirt eine Einnahme von 4,682.180
also gegen das vorangegangene Jahr m
um 418.000 fl. Die Telegraph eneinnali
war innerhalb der letzten zehn Jahre mc
fachen Schwankungen nnterwoifen, wozu
durch die Cholera herbeigeführte Restrid
des Verkehres und der neue Telegraph
tarif vom Jahre 1892 wesentlich beitrag
Sehr bedeutend ist die Ausbreitung des Ti
phons, seine Einnahmen sind in steter
nähme begriffen. Auch schon im ers
Vierteljahre 1894 zeigte sich eine weit
Steigerung dieses Ertrages um 37.390
Für das Jahr 1895 ist gemäss der tl
kräftigen Fürsorge unserer Post- und T«
graphenverwaltung für die Erweiterung
Telephonnetzes die Telephoneinnahme
990.000 fl.,- also um 1 10.000 fl. höher,
heuer präliminirt. Denn ganz so wie
Telegraphennetz im heimischen und inl
nationalen Verkehre durch die Herstellt
neuer Verbindungsleitungen (Wien-Frankfi
Hamburg, Leipzig) und das pneumatis
Röhrennetz in Wien ausgestaltet werden s
ist die umfangreiche Erweiterung des im
nrbanen Telephonverkehres, die Neuanl
einer grösseren Anzahl von Telephonleitunj
in Aussicht genommen. Für diese letzt
Ausgabe sind 240.000 fl. präliminirt.
Elektrische Centrale in Graz.
Arbeiten in der elektrischen Centrale, ü
welche wir im Hefte XII, 1894, Seite 3
bereits berichtet haben, sind nunmehr
auf die Rohrleitungen nahezu vollendet,
dass die Eröffnung derselben thatsäch
im Laufe des nächsten Monats erfolj
kann. Die Mauerung für die Sockel
grossen gnsseisernen Kandelaber in
Herrengasse wird Ende dieser oder Anfa
nächster Woche in Angriff genomn
werden. Die Kandelaber besitzen die
trächtliche Höhe von 7 Metern und hä
die Bogenlampe, welche eine Leuchtk
von 600 Normalkerzen besitzt, an ein
kunstvoll verzierten „Bischofsstab** gq
die Strasse. Die Kandelaber gewähren
ihrem ^ geschmackvollen Aufbau ein im
santes grossstädtisches Aussehen. In
Herrengasse kommen im Ganzen ni
Kandelaber zur Aufstellung, und zwar
jeder Seite in einer Entfernung
70 Metern, aber derart, dass zwischen z
Lampen auf der einen Seite je eine auf
anderen Seite der Strasse errichtet wird.
Allgemeine Oesterreichtsche Ele
tricitäts-Gesellschaft. Der Verwaltui
rath der Allgemeinen Oesterreichisc
Elektricitäts- Gesellschaft veröffentlichte
19. V. M. eine Kundmachung, laut welc
667
behufs Erhöhnng des GeselIschafts*Capitals
von vier auf fünf Millionen Gulden 5000
neue Acüen zu 200 fl. ansgegeben und den
Actionären zum Cnrse von 235 fl. aogeboten
werden. Die neuen Actien partidpiren ab
I. J£nner 1895 an den Geschäftserttägnissen,
dagegen werden auf die früheren Einzahlun-
gen fttnf Percent Zinsen bis Eude 1894
vergütet. Das auf die neuen Actien einge-
zahlte Capital ist dazu bestimmt, jene In-
vestitionen zu decken, welche mit Rück-
sicht auf den namhaft gestiegenen Strom-
bedarf zur Erweiterung der gesellschaft liehen
Betriebsanlagen und des Kabelnetzes er-
forderlich sind.
Klektrische Bahnen in Budapest.
Ans Budapest wird berichtet: In der Sitzung
der Stadtvertretung am x8. October 1. J.
wurde das Ansuchen der Pferdebahn-Gesell-
schaft, ihre sämmtlichen Linien auf elek-
trischen Betrieb einzurichten, im Principe
genehmigt. Zugleich wurden die von der
Gesellschaft vorbereiteten Pläne als Grund-
lage der weiteren Verhandlungen acceptirt.
Mit Rücksicht «uf die grossen Kosten dieser
Umgestaltungs- Arbeiten wird die Pferdebahn-
Gesellschaft genöthigt sem, ihr Actien-Capital
wesentlich zu erhöhen.
Telephon Wien -Berlin. Die Er-
öffnung der Telephonlinie Wien-Berlin (vergl,
Heft Xm, X894, S. 366), welche für Anfang
November projectirt war, wird sich einige
Zeit verzögern. Die Ursache liegt in den
grossen Schwierigkeiten, die sich bei der
Herstellung der Linie auf österreichischem
Gebiete ergeben, und durch ungünstige
Terrain- und Witterungsverhältnisse, sowie
durch den Unterbau hervorgerufen wurden.
Die Fertigstellung der Verbindung wird des-
halb erst gegen Mitte dieses Monats erfolgen,
und in der zweiten Hälfte des November soll
dann die Eröfifnung stattfinden.
Elektrische Beleuchtung In Bu-
dapest. In Betreff der elektrischen Be-
leuchtung des Generalversammlungs-Saales
im neuen Stadthause haben die Budapester
Allgemeine Elektridtiitsgesellschaft (Gas-
gesellschaft) und die Ungarische Elektricitäts-
geiellschafi (Ganz & Comp.) Offerte ge-
stellt. Die erstere der beiden Gesellschaften
fordert für die Installation 3830 fl. und für
die Beleuchtung selbst 60 Percent des Ein-
heitspreises, die letztere Gesellschaft für die
Installation 6933 fl. 17 kr. und für die Be-
leuchtung selbst 90 Percent des Einheits-
preises. Die Offerte der Budapester Allge-
meinen Elektricität!=gesellschaft stellt sich
sonach für die Installation um 3103 fl.
17 kr. und für die Beleuchtung um 30 Per-
cent wohlfeiler dar. Das Ingenieuramt, zur
Begutachtung der beiden Offerten aufge-
fordert, empfiehlt die vortheilhaftcre Offerte
der Budapest er Allgemeinen Elektricitäts-
gesellschaft zur Annahme.
Elektrische Eisenbahn in Aussee.
Die Besitzer des dortigen elektrischen
Werkes beabsichtigen eine elektris^che Eisen-
bahn vom Bahnhofe Aussee in den Markt
Aussee nach Alt - Aussee zum Fusse des
Loser zu erbauen und haben die erforder-
lichen Schritte zur Erlangung der Vorcon-
cession unternommen.
Berliner elektrische Hochbahn.
Die Firma Siemens ftHalske ist bei
der Stadt Berlin vorstellig geworden, den
auf Grund der Beschlüsse der Stadtverord-
neten abzuschliessenden Vertrag über die
elektrische Hochbahn so viel als möglich
zu beschleunigen und vorläufig schon eine
grundsätzliche Erklärung über die Geneigt-
heit der Stadt zur Hergabe der Strassen
für Zwecke der elektrischen Hochbahn
herauszugeben, damit auf Grund dieser Er-
klärung seitens des Polizeipräsidiums die
erforderlichen Concessions - Verhandlungen
schon vor erfolgtem Vertragsabschlüsse mit
der Stadt eingeleitet werden können. Die
Firma Siemens & Halske glaubt, dass bei
sehr beschleunigter Herausgabe der Con-
cession wenigstens der weniger schwierige
Theil der elektrischen Hochbahn, nämlich
der von der MÖckernstrasse bezw. vom
Halle'schen Thor bis zur Warschauerstrasse
bezw. bis zum Schlesischen Thor zur Ge-
werbe-Ausstellung im Jahre 1896 fertiggestellt
werden kann.
Die Berliner Elektricltätswerke
erzielten einen Bruttogewinn von 2,880.320 Mk.
(gegen 2,592.099 Mk. im Vorjahre). Der
Reingewinn beträgt 1,293.057 Mk. (gegen
I1O89.375 Mk. im Vorjahre). Die Dividende
wurde mit ioV2% (gegen 8V2V0 ^™ Vor-
jahre) bemessen. Die Stadt Berlin erhält
367.762 Mk. als Abgabe und 133.292 Mk.
als Gewinnantheil. Der Geschäftsbericht be-
tont, dass die Gesellschaft das elektrische
Licht zum Gebrauchslicht, zum
Licht der Minderbegüterten machen will.
Dem städtischen Gaswerke werde das Heizungs-
wesen überlassen bleiben. Grosse Tarif-Er-
leichterungen seien für das elektrische Licht
geplant; zunächst gehe die Grundtaxe für
jede Lampe ab Jänner 1895 &°f eine Mark
zurück. Im Laufe des Jahres 1895 ^^^^ diese
Grundtaxe ganz fallen. — Da steht also ein
scharfer Concurrenzkampf zwischen Elek-
tricität und Gasglühlicht bevor.
Telephon Berlin-Kopenhagen. Von
der deutschen und dänischen Telegraphen -
Verwaltung wird über die Anlage einer tele-
phonischen Verbindung zwischen Berlin-
Kopenhagen verhandelt. Die Leitung
soll über Hamburg, Kolding, Odense gehen.
In dem diesjährigen Finanzgesetze sind
217.000 Kronen für die Anlage der Leitung
vorgeschlagen.
II. Congress der „SocletA econo-
miche** in Mailand. Derselbe wurde am
25. September 1, J. eröfifhet. Das erste Thema,
568
'
iiUcT welche» auf Vorschlag von Laigi
1 . II / /. ;i T i die Discussion eröffnet wurde, war :
.liier Vt-rtheilong der hydraulischen Kräfte
mh J'c^.ug auf die nationale Oekonomie und
(!V(;nlüt;][e Vorschläge hinsichtlich eines Ge-
.ser/cs, das die Uebertragung der Energie
nur grüssere Entfernung und deren Verthci-
lun^ für industrielle Zwecke regelt.**
in der am 26. statt gefundenen Sitzung
refeiirtt: Sacheri, dass die Commission in
Uchdrcmstiromung mit den verschiedenen
Tropon ernten in der Lage sei, dem Congresse
i'nt dfiiTittiven Beschlüsse über das in der
Er<tt^ri Sitzung verhandelte Thema vorzu-
r)tc selben lauten folgendermassen :
1 . Der Artikel 14 des Gesetzes vom
Hi, August 1884, inwieweit er die Re-
irjeTiing'^ und Gemeindeverordnungen, wie
sie vi>n den Gemeinden für die zu den Do-
inäiven Dicht gehörigen Wasserläufe ange-
\v«niieE werden, betrifft, ist in eine ver-
Ueiifierttre Form zu bringen.
Jetie Verordnungen, obwohl sie im
tic1itij^L!n Verhältnisse zur Anzahl der Pferde-
kt:tKe, die man von dem zum Gebrauche
der l^Ltricbskraft zur Verfügung dtehenden
W n 5 Kffi Volumen und Gefälle erhält, stehen,
Mficn nach mit der Feststellung einer Steuer-
einheit per Pferdekraft abgestuft sein, die
üiih uui der Vergrösserung der Kraft, die
maxi T'clmffen will, vermindert.
2. Es möge die Gefahr vermieden
werden, dass die gewährten Concessionen
(jC|^tn>tand einer Speculation werden, und
ein M.nopol für hydraulische Kräfte entstehe.
j . Soll bei Concessionen für Eisenbahnen
und 'Irnmways die Anwendung der Elektri-
citpit ^ei^uttei werden, und auf diese allein
dit [^rglinstigungen des Gesetzes vom
t>. tKtember 1879 Anwendung fioden. Die
Uf^unstjgnngen des Gesetzes vom 25. Juni
1 ^^»5 lictreffs der Expropriationen und auch
die i\t:> Gesetzes vom 7. April 1891 über
Ti^lFvbnDuetze sollen auf KraftÜbertragungs-
itu[n^t.ri inm Betriebe der Privateisenbahnen,
rrni^^s^Ly«, Bergwerke und anderer Unter-
EiehnniTigen von öffentlicher Nützlichkeit aus-
sei lehn r werden.
4. ] las Gesetz vom 10. August 1884 für die
ITerleiitiDg des Wassers und das Regulativ
vutii 20, November 1893 '^°d dergestalt
zu iiTüNlitidren, dass alle Gesuchsangelegen -
he^;rrA von Concessionen für die Wasscr-
hfnu^i^Lng vereinfacht und beschleunigt
utfriitn, indem diese Concessionen dem
M> in^iL t für Industrie und Handel oder einem
iTi 1 I i'^c der wahrscheinlichen administrativen
1 >rLt.'tiiriitiiirung zu errichtenden Departement
JU.T F'.u: släufe zugewiesen werden.
5 Sind bei den Verordnungen für die
Anvv^t' iQg des Gesetzes vom 7. Juni 1894
■i,',i* :l:c Bestimmungen zu entfernen, die in
J[fu V r Mir^nungen Üb«r den Telephonbetrieb
«tn^^Tt' nn und diesbezüglich denen vom
25. Juli 1892 beigefügt sind, welct
Widerspruche mit dem neuen Gesetze 1
und dem Fortschritte der Wissenschaft
ent.«pr|chen.
6. Im Falle solcher Verordnung
gelegentlich einer Gesetzesfinderung n
folgende Bestimmungen beigefügt we
Wenn bei Auslegung des Artikels
Gesetzes über die Leitung der elektri
Kraft eine gerichtliche Hilfe in Ans
zu nehmen wäre, soll der Präsident
Gerichtshofes zur unmittelbaren Ent
dnng über die Ausführung der elektri
Kraftübertragung ermächtigt werden,
schadet aller dem Expropriirten aus d(
6nitiven Entscheidung zustehenden R
7. Legislative Bestimmungen ftti
elektrischen Anlagen sollen immer im
der grössten Freiheitsprincipien er
werden, indem sie in Betreff der offen t
Sicherheit vermeiden, solche Anlagen
stehendien Normen zu unterwerfen.
Beschlüsse wurden alle acceptirt.
Rlseme Telegraphenstangen
Auftrage des Reichs-Postamtes hat die
postdirection zu Oppeln einen Venuch
stellen, der, wenn er befriedigende Rei
liefert, im ganzen Reiche zur Durchffl
gelangen soll. Es wird nämlich bei
tigt, die hölzernen Telegraphenstangen
eiserne zu ersetzen, Die Kosten werde:
allerdings wesentlich höher stellen a
den jetzt in Gebrauch befindlichen hol
Telegraphenstangen ; jedoch glaubt
dass sich durch die Dauerhaftigkei
Materiales die Mehrkosten mindestens
gleichen werden.
Rlne Betriebs - Gresellschafi
elektrische Kraft. Aus Frankfurt
berichtet : Die Verhandlung wegen Erri(
einer neuen Betriebs- Gesellschaft für e
sehe Kraft in Anlehnung an die Elc
täts-GeseUschaft Schuckert werden ii
nächsten Tagen zur Constituirung de
Seilschaft führen. Das Actiencapita
trägt 16 Millionen Mark mit einei
Zahlung von 25 Percent. An der Grfl
sind ausser der Schuckert-GeseUschs
Schaaffhausen'sche Bankverein in Kök
Hamburger Commerzbank, die Bank!
Ladenburg in Mannheim u. a. m. bet]
Die elektrotechnische Fabrl
& E. FeiD, Stuttgart, hat auf der deu
Bäckerei-, Conditorei* und Kochkunsi
Stellung zu Stuttgart eine kleine elek
Centrale mit einer Leistung yon nn
20.000 Watt für Abgabe von elektri
Strome für Beleuchtung!-, Kraftttbertn^
und Heizzwecke aufgestellt. Es wurde
Firma die goldene Medaille mit Diploi
einer Ehrengabe zuerkannt.
Vf*rM<twort]ioher Badaotenr: JOSEF KABRIS. — Selbstverlas des BlektrotMlmiMhaB Yerei
In Oommialon bei TiKHMAKNjfc WENTZKL, Bnohhanuimg fttr TeehBik md KimiL
Draek mm &. SPIBS Ik Oo. in Wloi. Y., ninnwi^f t IS.
Zeitschrift für Elel(troteGfinil<.
XII. Jahrg.
15. November 1894.
Heft xxn.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Program
für die Vereinsversammlungen
im Monate November 1894. (Be-
ginn der Vortrags-Saison 1894/95.)
(Im Vortragssaale des Wissenschaft-
lichen Club, I. Eschenbachgasse g, 7 Uhr
Abends.)
2 1 . November. — Discussion :
.,Zur Frage der Einführung
el ektrisch er Bahnen in Wien",
eingeleitet von Herrn Hugo K ö s 1 1 e r ,
Ober - Ingenieur der k. k. Staats-
bahnen.
28. November. — Vortrag des
Herrn J. Kessler, k. k. Professor
a. d« Staats - Gewerbeschule in
WicnX., : „Ueber die Abhängig-
keit der elektromotorischen
Kraft galvanische r Elem ente
von d er Tem per a t urdi ffe r e nz
der Pole. (Mit Demonstration der
Messapparate von Czeija & Nissl in
Wien.) ^. „ . , .
Die Vereinsleitung.
ABHANDLUNGEN.
Untersuchungen über den elektrischen Lichtbogen.
Von J. SAHULKA.
(Schluss.)
An dem Lichtbogen wurden auch die Spannungsdifferenzen zwischen
den Elektroden und dem Lichtbogen mit Hilfe eines aperiodischen Spiegel-
Galvanometers von Siemens & Halske gemessen, welchem ein Wider-
stand von 10'' Ö vorgeschaltet war; die Spulen des Galvanometers hatten
circa 31.000 Windungen. Das in den Lichtbogen eingeführte Kohlen-
stäbchen war ^mm dick. Bei den Versuchen wurde der Lichtbogen als
positiv elektrisch im Vergleich zu beiden Elektroden gefunden. Bei einem
Versuch (Fig. 2) waren die Spannungsdifferenzen in Volt ausgedrückt:
2S.3
U.ff
Fig. 2.
\32,8
LE= 32*8, LK==^ 4*6, K £= 28*3. Bei einem anderen Versuche mit sehr
kurzem Lichtbogen war XÄ'=34-s, LA' =3-9, Ä'£'=3cr6. Wenn der
Lichtbogen nicht sehr kurz war, hatte die Spannungsdifferenz KE immer
die in der früheren Tabelle angegebenen Werthe. Die Ablesungen wurden
nur gemacht, wenn das in den Lichtbogen eingeführte StUbchen selbst weiss-
44
570
glühend war. Weon sich während der Dauer des Versuches die L
bogenlänge beträchtlich änderte, so war die Beziehung
KE=LE—LK
nicht ganz genau erfüllt.
An dem Lichtbogen wurden einige sehr merkwürdige Erscheinuj
beobachtet, die theilweise nicht erklärt werden konnten. Beobachtet
die Spannungsdifferenzen zwischen den Elektroden und dem Lichtb<
mit Hilfe der früher erwähnten Torsions-Galvanometer von i ß W
stand, welchen ein Widerstand von 999 Q vorgeschaltet war, so findet
ganz andere Spannungsdifferenzen als in dem Falle, wenn der Galvanom
kreis einen Widerstand von lo^ö hatte. Die bei einer Versuchsreihe erhalt
Resultate sind in der Fig. 3 dargestellt. Zu den Versuchen wurden drei Tors
41
r»
27.2
27,2
Fig. 3.
Galvanometer verwendet; die Richtungen der Spannungsdifferenzen
ihre Werthe, in Volt ausgedrückt, sind in der Figur angegeben. Wei
die Spcinnimgsdifferenzen KL und LE gleichzeitig gemessen, so ei
sich die gesammte Spannungsdifferenz KE als Summe der beiden Th
Misst man aber eine der Spannungsdifferenzen E L oder L K allein, (
eventuell gleichzeitig mit KE^ so hat jede der beobachteten Spannu
differenzen E L oder L K das entgegengesetzte Zeichen im Vergleich
Spcuinungsdifferenz KE. Die bei mehreren Versuchen für die Spannu
differenz EL gefundeneji Werthe variirten von 5*4 bis 107 F; die We
für LK variirten zwischen 2*2 und 3*8 V, Schaltet man zwischen £" ui
gleichzeitig das Torsions-Galvanometer und das Spiegel-Galvanometer n
den entsprechenden Vorschalt widerständen und zwischen L K kein Galv
meter ein, so beobachtet man, im Falle der Zweig des Torsions-Galv
meters geschlossen ist, dass beide Galvanometer eine gleiche Spannu
differenz von 5*4 bis 10*7 V anzeigen, die vom Eisen zum Lichtbc
gerichtet ist. Sobald man den Zweig des Torsions-Galvanometers, wel
auch aus einem einfachen Widerstände von 1000 ß bestehen kann, ui
bricht, zeigt das Spiegel-Galvanometer augenblicklich eine entgegengej
gerichtete Spannungsdifferenz an, die circa 32 V beträgt, wie dies in
Fig. 2 dargestellt ist. Schaltet man zwischen EL das Torsions-Galv
meter oder einen einfachen Widerstand von 1000 ß, zwischen LK
Spiegel- Galvanometer, so zeigt das letztere, wenn der Zweig des Torsi
Gcilviinometers geschlossen ist, eine von der Kohle zum Lichtbogen gericl
grosse Spannungsdifferenz von circa 35 Fan, während das Torsions-Galv;
meter eine entgegengesetzt gerichtete Spann ungsdifferenz von 5*4 bis 10
anzeigt. Die Differenz der Angaben beider Instrumente ist stets gleich
zwischen den Elektroden gemessenen Spannungsdifferenz von circa 2
Unterbricht man den Zweig des Torsions-Galvimometers, so zeigt
Spiegel-Galvanometer augenblicklich eine vom Lichtbogen zur Kohle
richtete Spannungsdifferenz von 3 bis 4 V an, wie dies in der Fig. 2
571
gestellt ist. Man kann den Zweig des Torsions-Galvanometers sehr rasch
schliessen und unterbrechen; die Aenderung des Ausschlages des Spiegel-
Galvanometers erfolgt sofort.
Diese Resultate kann man unter der Annahme von elektromotorischen
Kräften, welche an den Elektroden des Lichtbogens allein auftreten, nicht
erklären; man müsste annehmen, dass schon dnrch die schwachen
Ströme, welche durch den Zweig des Torsions-Galvanometers fliessen,
elektromotorische Kräfte am Mittelstäbchen erregt werden.
Ein merkwürdiges Verhalten zeigte der Lichtbogen, wenn der Ver-
such gemacht wurde, die in ihm entstehende gleichgerichtete elektro-
motorische Kraft zu compensiren, um dadurch ihren Werth direct zu be-
obachten. Der • Versuch wurde mit Hilfe einer Accumulatoren - Batterie
von 60 V Klemmenspannung gemacht ; es gelang nicht, den Gleichstrom
zum Verschwinden zu bringen, da der Lichtbogen stets sehr klein wurde
und verlöschte.
Auf Vorschlag des Herrn Böhm-Raffay wurde hierauf der
Wechselstrom auf 200 V transtormirt, und in den Stromkreis zwei Licht-
bögen Eisen-Kohle geschaltet, damit sich ihre gleichgerichteten elektro-
motorischen Kräfte gegenseitig compensiren. Auch in dieser Weise konnte
die Compensation nicht erreicht werden. Die Stärke des im Stromkreise
fliessenden gleichgerichteten Stromes J^ imd die an einem Lichtbogen
gemessene gleichgerichtete Spannungsdifferenz A^ waren in einem labilen
Zustande. Je schwächer Jj war, desto kleiner wurde A^; der kleinste
beobachtete Werth war 9 V. Wenn die in einem der Lichtbögen er-
zeugte gleichgerichtete elektromotorische Kraft das Uebergewicht erlangte,
dann stieg \ rasch auf 20, 40, ja selbst 65 F, wobei dann der Versuch
in Folge Abtropfens der Eisenelektrode ein Ende hatte. Der Lichtbogen
zeigt demnach das merkwürdige Verhalten, dass die beobachtete gleich-
gerichtete Spannungsdifferenz desto kleiner wird, je mehr der Gleich-
strom zum Verschwinden gebracht wird. Wenn der Gleichstrom sehr
schwach war, so war auch die gesammte Spannungsdifferenz A an dem
Lichtbogen beträchtlich kleiner, als die in der Tabelle angegebenen Werthe ;
der kleinste beobachtete Werth war 40 V.
An dem Lichtbogen wurde noch eine Beobachtung gemacht, welche
dafür spricht, dass derselbe aus disruptiven Entladungen besteht, wie schon
G. Wiedemann*) annahm und E. Lecher**) an dem mit Gleichstrom
zwischen Eisenelektroden erzeugten Lichtbogen experimentell bewies. An
die Elektroden wurde ein Telephon angelegt, welchem ein Condensator
von 2V2 ^f vorgeschaltet war. Zieht man die Elektroden auseinander, so
dass der Lichtbogen unterbrochen wird, so hört man im Telephon einen
Ton, welcher der Periodenzahl des verwendeten Stromes entspricht. Wird
der Lichtbogen gebildet, so hört man einen stärkeren und höheren Ton,
der vielleicht durch disruptive Entladungen bedingt ist. Wenn man den
Lichtbogen mit Gleichstrom bildet, so hört man im Telephon ein starkes
Sausen.
Wechselstrom -Licht bogen zwischen Kohlenelektroden.
Die zu den Versuchen verwendeten Kohlen waren 7 mm dicke
Dochtkohlen, das in den Lichtbogen eingeführte Kohlenstäbchen war
3 mm dick. Wurde der Lichtbogen zwischen den vertical gestellten
Elektroden erzeugt, so war die obere Kohle negativ elektrisch im Ver-
♦) G. Wiedemann. Elektricität 1885, Bd. 4, S. 835 u. 855.
*♦) E. L c c h c r. Neue Versuche über den gal?. Lichtbogen. Sitz.-Ber. d. k, Akad.
d. Wis». 1887. n, 1007.
44*
572
gleich zur unteren, gleichgiltig welche Kohle als obere Elektrode
I wendet wurde. Der mit einem Torsions-Galvanometer beobachtete Spannu
1 ] imterschied war von der Stromstärke abhängig und stieg bis 2'i
L Wurden die beiden Kohlen horizontal angeordnet, so zeigte das
^J sions - Galvanometer keinen Spannungsunterschied an; im Stromki
j.' fliesst auch kein Gleichstrom. Um zu prüfen, ob das in den Lichtbc
[ eingeführte Kohlenstäbchen die zu messenden Spannungsdifferenzen be
, flusst, wurde dasselbe imd eine der dicken Kohlen als Elektroden für
Lichtbogen verwendet. In diesem Falle war stets das dünne Stäb(
positiv elektrisch im Vergleich zur dicken Kohle, doch betrug die
messene Spannungsdifferenz im Maximum 3 V. Dieser Umstand kann
im Folgenden beschriebene Erscheinung nicht wesentlich befeinflusst ha
Bei den Versuchen waren die Hektroden horizontal gestellt, das Mi
Stäbchen war von oben in den Lichtbogen eingeführt. Misst man
einem Galvanometer die Spannungsdifferenzen, so findet man,
swischen dem Lichtbogen und den Elektroden eine gleichgerich
Spannungsdifferenz besteht. Der Lichtbogen ist dabei negativ elekti
im Vergleich zu den Kohlenelektroden. Die Spannungsdifferenz bei
wenn das Mittelstäbchen in den Kern des Lichtbogens hineinragte,
Maximum 7 V; es ist dabei gleichgiltig, ob man zur Messung ein Spie
oder ein Torsions-Galvanometer verwendet. Die früher erwähnte
scheinung, dass das Mittelstäbchen bei Stromdurchgang positiv elekti
ist im Vergleich zu den dicken Kohlen, kiinn auf die zwischen
Lichtbogen und den Elektroden gemessene Spannungsdifferenz nur
kleinernd eingewirkt haben; man kann daher die beobachtete Spannu
differenz von 7 V nicht der Beschaffenheit des Mittelstäbchens zuschrei
Bringt man zwischen dem Lichtbogen und einer Elektrode einen Nel
schluss an, so fliesst in diesem eine gleichgerichtete Strom-Compone
die Nadel einer eingeschalteten Tangenten-Boussole wird abgele
Wurde der Widerstand des Nebenschlusses sehr verkleinert, so ereigi
es sich häufig, dass der gesammte Strom von der dicken Kohle d
den Nebenschluss zum Mittelstäbchen und von diesem durch den Li
bogen zur zweiten Kohle floss, so dass zwischen der ersten Kohle
dem Mittelstäbchen kein Lichtbogen bestand. In diesem Falle wurde
Mittelstäbchen zur Elektrode, und da dasselbe im Vergleich zur die
Kohle schwach positiv elektrisch wird, so änderte der von der Tangen
Boussole angezeigte gleichgerichtete Strom die Richtung.
Dass zwischen den Elektroden und dem Lichtbogen eine gle
gerichtete Spannungsdifferenz besteht, kann nicht überraschen. Wähl
einer halben Periode des Wechselstromes ist die Kohlenelektrode
positive Elektrode, in der nächsten halben Periode ist sie die negi
Elektrode ; nun ist in der ersten halben Periode der Spannungsuntersc
zwischen der Kohlenelektrode und dem Lichtbogen grösser als in
zweiten; daher muss sich eine resultirende gleichgerichtete Spannu
differenz ergeben. Dieselbe kann jedoch möglicher Weise auch e
Constanten Werth haben, welcher von den aufeinander folgenden ha
Wechselstromperioden gar nicht beeinflusst wird. Aus Versudien, wc
gemacht wurden, wenn das Mittelstäbchen nicht in den Kern des L
bogens hineinragte, konnte geschlossen werden, dass selbst ins F
schwacher Ströme, welche durch einen zwischen der Kohlenelekfc
und dem Mittelstäbchen eingeschalteten Widerstand von 1000 Q
selbst einigen 100.000 ß flössen, an dem Mittelstäbchen elektromotori
Kräfte entstehen ; bei Anwendung eines Widerstandes von lO^ Q w
diese Erscheinung nicht mehr beobachtet Die Versuchsresultate we
nachträglich mitgetheilt werden. Es ist daher umsomehr zu schlies
573
dass auch an den Elektroden selbst elektromotorische Kräfte auftreten,
welche die Ursache der bei den beschriebenen Versuchen beobachteten
gleichgerichteten Ströme und Spannungsdifferenzen sind. Auch die Resul-
tate, welche bei dem zwischen Eisen und Kohle erzeugten Wechselstrom-
Lichtbogen erhalten wurden, namentlich die Constanz des berechneten
Werthes E und die Unveränderlichkeit des Widerstandes des Lichtbogens,
welche J a m i n und Maneuvrier d urch Versnche constatirten, wenn
sie Gleichstrom anwendeten und denselben comutirten, sprechen dafür,
dass in dem Lichtbogen thatsächlich elektromotorische Kräfte auftreten.
Man muss dies selbstverständlich dann auch beim Gleichstrom-Lichtbogen
voraussetzen. Dadurch wird die Richtigkeit der Ansicht, welche E diu n d,
Hofrath von Lang imd Andere über den Lichtbogen hatten, bestätigt,
obwohl dieselbe nach den Versuchsresultaten, welche von Lang*) er-
hielt, eigentlich keiner Bestätigung bedarf. Dass andere Physiker, welche
die auftretenden elektromotorischen Kräfte nach dem Aufhören des Licht-
bogens finden wollten, zu einem negativen Resultate gelangten, kann
nicht überraschen. Die elektromotorischen Kräfte müssen ja nicht durch
Polarisation bedingt sein. Wenn dieselben z. B. thermo-elektrischer Art
sind, so können sie nicht beobachtet werden, wenn man zwischen zwei
Kohlenelektroden einen Gleichstrom-Lichtbogen erzeugt, den Stromkreis
unterbricht und die zur Berührung gebrachten Kohlen mit einem Galvano-
meter verbindet. Audi in dem Falle, wenn die Kohlen nicht zur Be-
rührunj^ gebracht werden und sich zwischen denselben nach der Unter-
brechung des Stromes noch eine leitende Gasschichte befindet, können
bereits andere Verhältnisse bestehen, als während der Zeit des Strom-
durchg^mges durch den Lichtbogen. Es ist ja möglich, dass die elektro-
motorischen Kräfte nur während und in Folge der Zerstäubung der
Elektroden auftreten. '*'*)
Zur Präge der elektrischen Strassenbahnen.
Die Frage des elektrischen Betriebes der Strassenbahneo ist nicht
nur in Wien, sondern im Allgemeinen eine acute geworden.
Im In- und Auslande wird diese brennendste aller Verkebrsf ragen in
Facbvereinen, fn Wort und Schrift behandelt, denn die rapide Entwickelung
der Elektrotechnik und die grossen Erfolge die in den letzten Jahren die
Anwendung der Elektricität zur Fortbewegung von Fahrzeugen errungen
bat, macht es allen Jenen, die neue Verkehrsunternehmungen ins Leben
rufen oder die Schaffung neuer Communicationsmittel fördern wollen oder
sollen, zur Pflicht, ein eingehendes Studium darüber zu pflegen, ob der
elektrische Betrieb nicht geeignet erscheint, sowohl die bereits bestehende
Betriebsweise zu verdrängen, als auch bei neuen Anlagen von vorneherein
den Sieg davon zu tragen.
Der Elektrotechnische Verein in Wien hat ein gewichtiges
Votum in seiner Publication : ^Vorschläge für die Verbesserung
der Verkehrseinrichtungen in Wien durch Einführung des
*) Sitz.'Ber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. 9 t, pag. 844 ond Bd. 95 pag. 84.
♦*) Während des Vortrages, welcher vor der Versammlng der Natar-
forscher und Aerztc in Wien gehalten wurde, bediente «ich der Vortragende zum
Nachweise der auftretenden Gleichströme der Tangenten-Boussolen. Herr Prof. L e c h e r
bemerkte hiezu, dass nach seinen Beobachtungen die Nadel jeder Tangenten-Boiissole von
Wechielstrom abgelenkt werde, und dass man nur mit einer besonders construirten Bous*
sole einen Gleichstrom in diesem Falle nachweisen könnte ! Der Vortragende hat dies nie-
mals bemerkt, da die von ihm verwendeten Tangenten - Bonssolen stets magnetisirte Stahl-
• nadeln und keine Weicheisen-Nadeln hatten.
574
elektrischen Betriebes*' abgegeben, und ist zu hoffen, da
darin dargelegten Vortheile dieses Systemes bei den massgebenden i
Würdigung finden werden.
Der hiesige Verein für die Förderung des Local-
Strassenbahnwesens hat sich in den leuten Tagen ebenfalls mit
Frage beschäftigt, indem Ingenieur Z i f f e r über den Bericht des
Paul van Vloten referirte, welchen dieser in der VIII. Genera
Sammlung des Internationalen permanenten Strassenl
Vereines (Union internationale permanente de Trami
— vom 20. bis 25. August 1894 zu Köln a. Rh. abgehalten — erst
Dieser Bericht bietet so viel interessante und werth volle Daten, da
Auszug desselben unseren Lesern gewiss willkommen sein wird.
Punkt VI der Tagesordnung der vorstehend genannten Genei
Sammlung lautete: Berathung der Frage, betreffend den
trischen Betrieb. Der Referent hierüber, Herr Paul van VI
Ingenieur in Brüssel, hat auf Kosten des Vereines die bedeutenderen E
mit elektrischem Betriebe in Deutschland, Frankreich, Italien und der S<
besucht und das Ergebniss seiner Studien in einem umfangreichen un(
werthvollen Berichte niedergelegt. Wenn die Abhandlung hinsichtlii
Kosten und der Rentabilität nicht alle Gesichtspunkte völlig erschöp
ist dies damit begründet, dass manche Gesellschaften die Ergebnisse
Betriebe vorläufig noch geheim halten, und andere sogar baten, di
zur Verfügung gestellten Daten nicht zu veröffentlichen.
Aus diesem Berichte geht hervor, dass der elektrische Strassei
betrieb seit einigen Jahren eine grosse Bedeutung gewonnen hat; die
Entwickelung desselben ist aus nachfolgender Tabelle zu ersehen:
I. Jänner 1891 i. Febmar 1894
Verein, Staaten V. Nordam. 4000^ 6000 Wag. 12,02g km*) 18.20c
Europa 71 „ 140 „ 309-9 » 706
In den verschiedenen Ländern Europas sind die Ende 1893 i
triebe oder im Baue befindlichen elektrischen Bahnen folgenderweise vei
Im Betriebe Im Baue Znsan;
Länge in Kilometer
Belgien . . . , 3*2 18*5 21
Deutschland i02*o 66* i 16I
England 71*4 21*4 9:
Frankreich 41*4 29*0 70
Italien 13-0 — i^
Niederlande 4*9 — ^
Oesterreich-Ungarn 33*4 — 3,
Rumänien — 5*5 «
Russland 3*0 70 i(
Schweden und Norwegen ... — 6*5 (
Schweiz . 23*6 iO'6 3.
Serbien — lO'O i(
Spanien 14-0 — i^
Zusammen . 309*9 I74*ö 48.
In den Vereinigten Staaten sind fast säromtliche elektrische
nach dem Trolley- Systeme (Luftleitung und Rückleitung durch die Sei
*) Die officielle Strassenbahn-Statistik gibt für Amerika am i. Jänner i&
Gesammtbahnlänge von 19.326^7» und zwar: elektrischer Betrieb 12.029 ibn, Pferd
5327 A:m, Kabelbetrieb 1059 X:m ond Dampfbetrieb gii km,
**) Die Wagenzahl bezieht sich auf die Motor- and die Anhängdwagen. E
am I. Jänner 1S94 552 Motor- nnd 154 Anhängewagen, zusammen 706 Wagen im
mit Luftleitung u. zw.
575
eingerichtet, während in Europa von den 44 Linien, die am i. Jänner im
Betriebe waren,
3 mit Accumulatoren betrieben wurden,
3 mit doppelter Rohrleitung,
1 mit Rohrleitung u. Rückleit. durch die Schienen,
27 mit Trolley-System,
8 mit Centralleitung oder Schiene,
2 mit unterirdischer StromzufQhrung.
Wie in Amerika^ weist auch in Europa das Trolley-System zur Zeit
die grösste Ausbreitung auf. Hier hat sich die kilometrische Ausdehnung der
elektrischen Bahnen in drei Jahren vervierfacht. Trotzdem ist die Bedeutung
des europäischen^ elektrischen Strassenbahnnetzes verhältnisömässig noch
sehr gering, wenn man bedenkt, * dass in einer einzigen Stadt Nordamerikas
und zwar in Boston die elektrischen Bahnen eine namhaft grössere Aus-
dehnung besitzen, wie sämmtliche elektrische Bahnen Europas zusammen
gerechnet.
Obgleich der elektrische Strassenbahnbetrieb zuerst in Europa ver-
sucht und angewendet worden ist, so hat sich derselbe doch besonders in
Amerika vervollkommnet und ausgebreitet. Kein einziges von deii ursprünglich
angewendeten Verfahren (Accumulatoren, Stromleitung im Strassenniveau,
oberirdische oder unterirdische Doppelleitung) hat auch nur annähernd die
Verbreitung gefunden, wie das sogenannte Trolley-System, und man kann
wohl sagen, dass die ausgedehnte Anwendung und der industrielle Erfolg des
elektrischen Strassenbahnbetriebes der Einführung dieses Systemes zuzu-
schreiben ist.
Dieses System wurde zum erstenmale — gegen 1888 — in Minnea-
polis und darauf in Richmond angewendet. Trotz der Uebelstände, welche
sich anfangs einstellten, gestaltete sich die Richmonder Anlage zu einem
grossartigen Erfolge für den elektrischen Betrieb; von dieser Zeit an
entstanden allerorts neue Anlagen und hat der elektrische Betrieb die ein-
gangs angeführte Entwickelung genommen.
Es ist unzweifelhaft, dass in Folge dieses grossartigen Aufschwunges,
den das System mit Luftleitung in Amerika genommen hat, dasselbe mehr
wie jedes andere zur Verbesserung aller Details der speciellen Ausrüstung
der elektrischen Strassenbahnen beigetragen hat. Es ist schwer, vorauszu-
sagen, ob auch in Zukunft dieses System den Vorrang beibehalten wird ;
jedenfalls aber können die meisten Verbesserungen auch bei den mittelst
Accumulatoren oder mittelst unterirdischer Stromzuleitung betriebenen Wagen
angebracht werden.
Die Vortheile des elektrischen Betriebes
gegenüber dem Pferdebetriebe lassen sich wie folgt zusammen-
fassen :
Eine grösser Fahrgeschwindigkeit der Wagen und Verminderung der
Haltezeit in den Endstationen ; eine bessere Ausnützung des Betriebsmateriales,
weil jeder Wagen täglich eine grössere Strecke durchfahren kann ; die
Möglichkeit^ Strecken mit starken Steigungen — bis i : 10 — zu betreiben;
eine beträchtliche Fahrgeschwindigkeit; das Anhängen von einem oder
mehreren Beiwagen, wodurch bei starkem Andränge die Bewältigung des
Verkehres bedeutend erleichtert und damit eine grosse Elasticität des Betriebes
bedingt wird; eine erhöhte Betriebssicherheit, weil die Wagen trotz ihrer
grösseren Fahrgeschwindigkeit im Nothfalle durch Umschalten des Motors
sofort zum Stehen gebracht werden können ; die Möglichkeit, in Gegenden,
wo starke Schneefälle eintreten können, die Betriebsunterbrechungen durch
576
elektrisch betbätigte Schncepflüge und Salzwageo fast gänzlich ^z
meiden.
Auch die ErmässiguDg der Tractionskostea, der Wegfall der
PferdekrankheiteD und hohe Futterpreise entstehenden Verluste, die 1
Beleuchtung der Wagen, sowie die Möglichkeit, Wasserkräfte zur
erzeugung zu verwenden, fallen ins Gewicht.
In Folge dieser Vortheile, welche dem Publikum durch den elekt
Betrieb geboten werden, und daher eine wesentliche Vermehrung de
kehres bedingen, erzielen auch die . Gesellschaften eine entsprechende
einnähme, was überall constatirt wurde, wo der elektrische BetrJ
SteUe des Pferdebetriebes eingeführt worden ist.
Als Vortheile des elektrischen Betriebes gegci
dem Dampfbetriebe sind anzuführen :
Die Verminderung des Zugsgewichtes durch das Entfallen der
tlocomotiven und dadurch eine Ersparniss in den Anlagekosten der Bah
der Oberbau und die Kunstbauten leichter und daher billiger . her
I werden können ; der Wegfall des mindestens lästigen Rauches,
f Städten besonders zu berücksichtigen ist; die Einführung eines Bc
I mit häufigem Wagenverkehre. Im Vergleiche zu den Pampfmaschinen er
die elektrischen Motoren weniger Aufsicht und Unterhaltung. Die Loqc
selbst kann zur Beförderung von Passagieren nicht benutzt werden, c
fahren und Anhalten kann nicht so rasch erfolgen wie bei den elekt
Motorwagen ; ausserdem ist bei diesen die Uebertragung der Bewegu
[ Motors auf die Räder sanft und verursacht keine Stösse, wie solci
den Locomotiven der Fall ist und wodurch leicht ein Gleiten der
räder veranlasst wird ; daher können elektrische Bahnen mit Steigung
zu 1o^/q ohne Zahnstange anstandslos betrieben werden.
Wenn auch das sogenannte Tro Hey-System zur Zeit die weitge
Verbeitung gefunden hat, ist es dennoch interessant,
die Vor- und Nachtheile der verschiedenen Systeme
zu erwähnen, weil die Vorliebe, welche einem gegebenen Verfahren eni
gebracht wird, in Folge gewisser Verbesserungen, welche an den Ap,
vorgenommen werden, auf ein anderes übertragen werden kann. Es
um so wahrscheinlicher, weil die Luftleit;ung in manchen Städten £
düngen begegnet, welche sich namentlich auf das Aussehen des ^
und die Störungen, welche dasselbe veranlassen kann, beziehen.
Bei dem Accumulatorenbetriebe findet keine Verunziere
Strassen statt, und, was noch wichtiger ist, kann dieses Verfahren
Unfälle oder Störungen an den Telephonanlagen verursachen, noch eine
liehe Wirkung auf die Wasser- und Gasleitungen ausüben.
Bei diesem Systeme ist jeder Wagen von dem andern voll
unabhängig; kommt ein Unfall bei einem Wagen oder in der Kraf
vor, so hat dies für den Betrieb im grossen Ganzen keine erhebliche «
zur Folge, hingegen ist jeder einzelne Wagen, weil er ein besonderes
die Accumulatoren-Batterie, mit sich führt, desto mehr einem Unfal
geseut.
Nimmt man zwei ganz gleiche Betriebe an, d. h. mit derselben St
länge, gleicher Wagenzahl u. s. w., wovon der eine mittelst Accuma
der andere mit directer Stromleitung eingerichtet ist, so werden di<
die Accumulatoren einerseits, durch die Leitung andererseits unm
verursachten eventuellen Unfälle im ersten Falle im Verhältnisse zur '
zahl, im zweiten im Verhältnisse zur Linienlänge stehen.
Die Dampfmaschinen und Dynamos einer Kraftstation, worin
mulatoren geladen werden, siud nicht den plötzlichen Sprüngen v
577
fortwdhreodeo Aenderungen in der Kraftproductiou ausgesetzt, welche bei
dem Betriebe mit unmittelbarer Stromzulettung beobachtet werden und
arbeiten daher in Bezug auf Leistung und Kohlen verbrauch unter viel
gunstigeren Bedingungen.
Da ferner die Ladezeit der Accumulatoren nicht unbedingt der Be-
triebsdauer entsprechen muss, sondern länger sein darf, kann unter sonst
gleichen Betriebsverhältnissen bei dem Accumulatorenbetriebe die omschi-
nelle Anlage der Kraftstation kleiner sein als bei den directen . Strom-
zuführungs-Systemen.
Im Vergleiche zu den Betrieben mit directer Stromzuführung stellt sich
der Accumulatorenbetrieb um so günstiger, je länger die Linie ist, weil die
Leitungskosten mit der Linienlänge im unmittelbaren Verhältnisse stehen
, und letztere in der Praxis bei der Berechnung des Gewichtes der Batterien
wenig oder gar nicht in Betracht gezogen wird.
Bei den in den verschiedenen Betrieben angewendeten Accumulatoren
können die Wagen mit einer Ladung 40 bis 50 km durchlaufen und es
können daher Linien von 20 bis 25 km Länge betrieben werden.
Die Anwendung des Accumulatorenbetriebes ist zur Zeit durch den
hohen Anschaffungspreis und die bedeutenden Unterhaltungskosten der
Batterien beschränkt; die unaufhörliche peinliche lieber wachung, welche
dieselben benöthigen, steht der Verbreitung dieses Verfahrens, besonders
bei grösseren Betrieben, ebenfalls im Wege.*)
Die Verfahren der unmittelbaren Stromzuführung, welche
in Europa angewendet sind, können folgenderweise eingetheiit werden :
( Doppelte Rohrleitung
f Rohrleitung
^Directe Zuführung
TroUey.
ContactroUe j^j^ ^j^^^ g^^^^^j^ .^ ^^^
Kraftstation.
Luftleitungen \
I Rückleitung durch
I die Schienen
Unterirdische r Doppelleitung in einem Canale
Leitungen \ Einfache Leitung und Rückleitung durch die Schienen.
!Der Stromleiter ist fortwährend mit der Kraft-
station verbunden.
Der Stromleiter ist in Sectionen- eingetheiit und
nur während er von dem Wagen befahren wird,
mit der Kraftstation verbunden.
I. Doppelte oberirdische Rohrleitung. Zu Gunsten dieses Systemes kann
erwähnt werden, dass dasselbe auf die Telephon- und Telegraphenleitungen
keinen Einfluss ausübt, weil die Hin- und Rückleitung in geringer Ent-
fernung von einander angebracht sind und mit der Erde nicht in Ver-
bindung stehen. Dagegen bietet dasselbe folgende Nachtheile : Unvor-
theilhaftes Aussehen der Rohrleitung, complicirte Weicheneinrichtung und
hohe Anlage- und Unterhaltungskosten der Leitung. Bei den bestehenden
Betrieben ist wenig darauf Bedacht genommen worden, die Hauptleitung
in Theilstrecken mit Speiseleitungen einzutbeilen, wodurch, wenn eine
Störung in irgend einem Theile der Leitung eintritt, der ganze Betrieb
zum Stocken gebracht werden kann. Die nach diesem Systeme ausgeführten
Anlagen in Frankfurt, Magdeburg, Vevey und Mödiing-Brühl stammen noch
♦) Wir machen hier anf die einschlägige Nachricht im H^fte XX [, 1894, S. 555
d. Ztsch. aufmerksam.
578
aus der ersten Zeit der Anwendung des elektrischen Betriebes her x
dasselbe keine weitere Verbreitung gefunden.
2. Einfache Rohrleitung und Rückleitung durch die Schienen, I
gleiche zu dem vorstehenden Systeme gestattet dieses Verfahren eii
minderung der Anlagekosten der Luftleitung. Die Anwendung einei
isolirten Rückleitung bringt jedoch alle jene Umstände mit sich,
der Rflckleitung durch die Schienen anhaften. Dieses System ist c
mal^ u. zw. in Clermont-Ferrand, angewendet worden.
3. Luftleitung (TroUeyJ und Rückleitung durch die Schienen, Bei
Verfahren ist die Einrichtung vereinfacht, das Aussehen der Leituc
befriedigender, die Anlage biUiger und die Unterhaltung leichter, li
ist die Stromleitung in Theilstrecken eingetheilt worden und wird dei
durch Speiseleitungen (Feeders) zugeführt. Hiedurch verursacht ein
welcher auf einem Punkte der Linie eintritt, keine unmittelbare I
des ganzen Betriebes ; die Spannung bleibt in der ganzen Leitung pi
gleich und kann daher für den Leitungsdraht ein geringer coi
Querschnitt angenommen werden, wie . immer auch die Stärke d<
kehres sei.
Wenn auch zugegeben werden muss, dass die Vorurtheilc,
diesem Systeme allgemein entgegen gebracht worden sind' und no
gegengebracht werden, und auf dem unschönen Aussehen, sowie <
geblichen Gefahren einer solchen Anlage* in grossen Städten beruhet:
trieben waren, so hat doch diese Meinung die Verbreitung des
Systemes in Europa verzögert. Die Vortheile, welche das Publi
dem elektrischen Betriebe findet, lassen jedoch diese Einwendungen
verschwinden.
Ein bedeutenderer Uebelstand besteht in den Störungen,
dieses System in Folge der unter gewissen Umständen zwischen de
leitung und den Telephonleitungen- eintretenden Induction und <
nicht isolirten Rückleitungen unvermeidlichen Stromverlustes in dem Te
und Telegraphendienst verursachen kann^ wie nicht minder in g
Fällen in den schädlichen elektrolytischen Erscheinungen bei den Gi
Wasserleitungen. Es können jedoch durch gewisse Vorsichtsmaassreg
der Anlage der Luft- und Rückleitungen, deren einfachste und :
wirksamste die ist, dass der elektrische Widerstand der Rückle
durch alle möglichen Mittel vermindert werde, die schädlichen Einwii
so bedeutend abgeschwächt werden, dass dieselben in der Praxis ni
Gewicht fallen.
4. Luft- und Rückleitung durch die Schienen in Verbindung n
in der Kraftstation aufgestellten Accumulatoren-Batterie, Durch dies
fahren werden einige Uebelstände des zuletzt beschriebenen Systems,
besonders bei Strecken mit starken Steigungen und geringem V
hervortreten, vermindert oder gar vollständig gemieden. Bei solcl
trieben kommen nämlich die bedeutendsten Schwankungen in der j
leistung vor. Es gibt Bahnanlagen, bei . welchem die Maximalleisti
Maschinen das vier- oder fünffache der durchschnittlichen Normal
beträgt, wo die Stromstärke plötzlich von o bis zum Maximum übe
und welche daher unter ungünstigen Bedingungen arbeiten.
Diesem Uebelstände kann in sehr einfacher Weise durch eine
Kraftstation aufgestellte Accumulatoren-Batterie abgeholfen werden.
Batterie, welche von den Dynamos der Centralstelle fortwährend ii
Ladung gehalten wird, gibt in den Augenblicken, wo starke Anford
an die Kraftstation gestellt werden, den nöthigen Strom an die Leit
Bei zahlreichen Beleuchtungs - Anlagen hat eine solche Com
von Dynamos und Accumulatoren sich in Bezug auf die Betriebskos
579
bewährt. Die Maschinen und Dynamos arbeiten ohne Stösse und immer
oiit voller Belastung und wird der durch die Anwendung der Accumulatoren
bedingte Arbeitsverlust durch die Ersparnisse, welche sich auh dem regel-
mässigen Gang der Maschine ergibt, reichlich aufgewogen. Endlich können
langsam laufende Maschinen gewählt werden, wodurch ebenfalls ein Vor-
theil in Bezug auf die Unterhaltung der maschinellen Anlage und die Spar-
samkeit des Betriebes erzielt wird.
Es sprechen aber noch andere Erwägungen zu Gunsten dieses Systems,
Die Spannung bleibt constant, der Betrieb ist für eine gewisse Zeit ge-
sichert, selbst wenn an der Betriebsmaschine ein Unfall eintreten sollte;
steht eine Wasserkraft zur Verfugung, selbst eine solche, welche zu schwach
ist, uro unmittelbar die Maximalleistung zu verrichten, so kann sie voll-
ständig ausgenützt werden, indem man sie während 24. Stunden arbeiten
lässt und die aufgespeicherte Kraft in einer kürzeren Zeit verbraucht.
Dort, wo eine grosse Anzahl Wagen in Betrieb ist, fallen jedoch die
meisten Vortheile, welche wir zu Gunsten dieses combinirten Systems an-
geführt haben, weg, weil sich die an die Kraftstation gestellten Anforde-
rungen gewissermassen ^usgleichc^n. In Europa hat dieses System eise
einzige Anwendung und zwar in Zürich gefunden.
5. unterirdische Doppelleitung mit offenem Cand, Dieses System be-
dingt in den Strassen keine sichtbaren Anlagen ; es bildet daher, neben
dem Accumulatoren --Betriebe, die eleganteste Lösung der Frage des elek-
trischen Betriebes in den Städten ; dasselbe verursacht ausserdem keine
Störungen bei dem Telegraphen- und Telephonbetrieb, und übt auf die
Gas- und Wasserleitungen keinen schädlichen Einfluss aus. Jedoch sind bisher
die hohen Anlagekasten der unterirdischen Leitungen und die Schwierigkeiten,
. welche deren Unterhaltung bietet, der Verbreitung dieses Systems im Wege
gestanden. Eine der Hauptschwierigkeiten, welche sich bei diesem Ver-
fahren in seiner jetzigen Form gezeigt haben, besteht darin, dass die
Leitungen nicht ordentlich vor dem Schmutze und Staube geschützt werden
können, welche durch den Schlitz in den Canal eindringen und dass in
Folge dessen Störungen und Stromverluste entstehen, welche eine geringere
Betriebssicherheit und eine kostspieligere Unterhaltung als bei den Luft-
leitungen bedingen. Eine grossartige Anlage nach diesem Systeme besteht
in Budapest.
6. Unterirdische Stromleitung mit offenem Canal und Rückleitung durch
die Schienen, Wie das vorbeschriebene System bietet dieses Verfahren den
Vortheil, dass dasselbe in dem Ansehen der Strassen keine Veränderung
hervorbringt. Jedoch gibt die Rückleitung durch die Schienen zu Strom-
verlusten und den übrigen bereits angeführten Uebelständen Veranlasfsung.
Eine einzige Anwendung dieses Systems besteht in Blackpoel.
7. Leitung im Bahn-Niveau^ wobei die Leitung ununterbrochen mit der
Kraftstation in Verbindung steht. Dieses sehr einfache Verfahren, welches
übrigens keine besondere Eigenheit aufweist, kann nur dort Verwendung
finden, wo die Bahn auf eigenem Planum liegt und der Bahnkörper dem
Publikum unzugänglich ist. Es darf nicht daran gedacht werden, ein solches
System in den Strassen einer Stadt anzuwenden, wegen der Gefahr, welche
die im Pflaster liegende Leitung verursachen würde. Dieses Verfahren
findet bei Localbahnen und Hoch- und Untergrundbahnen Verwendung,
woselbst die Hin- und Rückleitung durch die Schienen im Allgemeinen un-
beanstandet erfolgen kann.
Das. System hat sich übrigens gut bewährt, die Unterhaltung und
Beaufsichtigung der Leitung bietet keine Schwierigkeiten, die Isolirung ist
eine genügende und die Anlagekosten sind verhältnissmässig gering. Die
bekanntesten Anwendungen auf Vicinalbahnen sind die von Leesbroek, Ne"-
580
und Portrush, und auf Stadtbahnen die Liverpooler Hochbahn u
Londoner Untergrundbahn.
8. Leitung im Bahn-Aiveau, wobei die Stromleiter nur während
dem Wagen befahren werden, mit der Kraftstation verbunden sind.
sehen von den der Rückleitung durch die Schienen anhaftenden
ständen kann man diesem Systeme noch den unvermeidlichen Stroa
vorwerfen, welcher zwischen der ungenügend isolirten Hauptleitung u
Schienen entstehen muss, ferner die Complication der gesammten Anoi
die Störungen, welchen die unter der Strassenoberfläche angebi
Apparate und die Gefahren, welchen die Passanten ausgesetzt sind,
Augenblicke, wo eine solche Störung eintritt, auf dem Geleise vcr
sowie endlich die bedeutenden Anlagekosten.
Obgleich die ganze Einrichtung sehr interessant und äussere
reich erdacht ist, hat dieses neue Verfahren doch noch nicht lange
erprobt werden können, um zu gestatten, ein endgiltiges Urtheil abzi
Bisher ist dieses System nur in Lyon angewendet worden.
Was die Einführung des elektrischen Betriebes
baupt anbelangt, so bezeichnet Herr P, van Vlotcn denselben fü
tische und Vorortebahnen mit starken Steigungen und grossem V
- am vortheilhaftesten. Bei allen Betrieben, die der Referent besuch
bei welchen der Pferdebetrieb durch den elektrischen Betrieb
■ worden war, betrug die Mehreinnahme bei unveränderter Fahrtaxe
40Ö/q, in einigen Fällen sogar 8o% und darüber.
Der Referent bespricht sodann die zu wählende Ausrü:
die Geleise, die elektrische Verbindung zwischen
Schienen, die Luftleitung und der e n B efes ti g ung, diel
Stationen, die-Kessel, Dampfmaschinen und Nebenein
t u n g e n.
Es würde uns zu weit führen, hierauf näher einzugehen und
wir nur eine uns besonders interessant scheinende Stelle hervor,
jene über die nöthige Betriebskraft.
Die für jeden in Betrieb zu stellenden Wagen nöthige Betric
kann nur dann genau bestimmt werden, wenn man das Gewicht der
die Fahrgeschwindigkeit, das Längenprofil und die Trace der Strccl
Verkehr u. s. w. kennt; man kann jedoch annähernd annehmen das
Für horizontale Strecken, für jeden in Betrieb zu ste
Wagen am Schaltbrett ungefähr 8 — lo PS zur Verfügung stehen i
was ungefähr 12 — 15 PS, am Dampfcylinder gemessen, entspricht
ein Beiwagen angehängt werden, so kann die für einen Zug vc
Wagen erforderliche Betriebskraft 15 — 20 PS betragen.
Auf Linien mit Steigungen bis zu 1:20 erforder
Motorwagen 16 — 20 PS und jeder Wagen mit Beiwagen 20 — 25 P,
Auf Linien mit starken Steigungen müssen für jeden
wagen 20 — 30 PS und mit dem Beiwagen 31 — 38 PS gerechnet ^
Es ergibt sich daraus annähernd die für die Kraftstation, abj
von der Reserve, vorzusehende Betriebskraft.
Hinsichtlich der Dynamos und Apparaten wird bemerkt, dass
einer Maschine und einer Dynamo bestehenden Einheiten immer allg<
angewendet werden. Es folgt daraus, dass die Stärke der Dynamo
deren Construction unmittelbar von der Stärke und Construction der
maschine abhängt. Im Allgemeinen wird eine Spannung von 5,
600 Volt, an den Klemmen der Dynamo gemessen, angenommen.
Was die Construction der Dynamos anbelangt, so kann nich
fältig genug darauf geachtet werden, dass die Isolirung dieser Mas
welche bei hoher Spannung einen durch die Erde zurückgeleiteten
581
erzeugcQ und ausserdem gauz uogeheuren StromschwaokuaireD ausgesetzt
sindy so vollkommeo wie nur immer möglich hergestellt werden.
Ausser den gewöhnlichen Mess-, Regulir- und Sicherheits- Vorrichtungen,
welche bei allen elektrischen Anlagen nöthig sind, empßehlt es sich, für
jede Dynamo einen selbstthätigen Ausschalter vorzusehen, welcher dazu
bestimmt ist, den Strom zn unterbrechen, sobald die Stromstärke in einer
solchen Weise zunimmt, dass sie die Isolirung der Dynamos gefährden
könnte.
In den meisten europäischen Betrieben haben die Wagen die gewöhn-
liche Strassenbahnwagenform mit Längssitzen, 12 bis 20 Sitzplätze und 10 bis
20 Stehplätze auf den Perrons. Bei starkem Verkehre sind die grossen
Wagen vortheilhafter, weil die Tractionskosten derselben nicht viel be-
deutender sind, als bei kleineren Wagen.
Im Allgemeinen ist es als vortheilhaft anerkannt worden, den Be-
wegungsmechanismus an das Untergestell zu befestigen und dieses so
anzuordnen, dass es leicht von dem Wagenkasten getrennt werden kann. Fast
immer ist die Aufhängung des Kastens eine doppelte und zwar ruht zu-
nächst das Untergestell in der gewöhnlichen Weise federnd auf den Achs-
büchsen, und ist ferner der Kasten selbst mittelst anderen Federn auf dem
Untergestelle befestigt.
Die Uebertragung, Zur Zeit wird fast allgemein die Bewegung des
Motors mittelst in Oel laufender Zahnräder auf die Achsen übertragen.
Das Getriebe des Motors greift unmittelbar mit einem auf die Achse auf-
gekeilten Zahnrad ein ; in diesem Falle schwankt das Verhältniss der Um-
drehungsgeschwindigkeit des Getriebes und des Zahnrades gewöhnlich
zwischen 4 und 5.
Die doppelte Uebertragung mit Mittelwelle, welche zwar gewisse Vor-
theile, namentlich in Bezug auf das geringere Gewicht der Motoren bietet,
wird immer seltener angewendet und bald nirgends mehr anzutreffen sein.
Die Zahnradflbertragung bietet einen einzigen Uebelstande, d. i. das
unangenehme Geräusch, welches sie verursacht; diesem Uebelstand kann
jedoch in der Praxis durch verschiedene Mittel bedeutend abgeholfen
werden.
KettenQbertragung wird noch in einigen Betrieben angewendet ; dieses
System, welches ursprünglich bei den ersten Betriebseinricbtungeo versuchs-
weise eingeführt war, ist seitdem nach und nach aufgegeben worden, weil
die Kettenglieder sich rasch abnützten, die Kette in Folge dessen sich ver-
längerte und schliesslich riss.
Obgleich die Schneckenübertragung ohne jeden Stoss und geräuschlos
läuft, hat man dieselbe doch, wegen der bedeutenden Kraftverluste, welche
sie mit sich bringt, gänzlich aufgegeben.
Dasselbe ist mit der Stangenübertragung der Fall,
Motoren ohne jede Uebertragung sind bisher in Europa, wenigstens
für Strassenbahnen, nicht in Anwendung gebracht worden. Dieses System,
bei welchem der Anker direct auf die Achse oder auf einen mit der Achse
fest verbundenen Muff aufgekeilt wird, ist bisher nur bei sehr starken elek-
trischen Locomotiven angewendet worden. Trotz seiner grossen Einfach-
heit hat dieses Verfahren doch seine Fehler, worunter namentlich das
kolossale Gewicht der langsam laufenden Motoren und die zu grosse
Solidarität zwischen Motor und Achse zu erwähnen sind.
In den meisten Fällen, und besonderes dort, wo starke Steigungen
auf den Strecken vorkommen, sind die Wagen mit zwei Motoren ausge-
rüstet ; diese Anordung gewährt eine grössere Sicherheit, weil im Falle,
dass ein Motor beschädigt werden sollte, der Wagen immer anstandslos
nach der Remise zurückfahren kann. Das System bedingt jedoch höhere
582
Aaia^e* ood Lotcrbaltuagskosten als dasjenige, bei velcbcm nur ein
«t^nc/^ Motor rorbanden ist.
HffUßren. Die Strassenbahn-Motoren charakterisiren sich dur
«rii:er!#tiie EigenthOmlichkeiten, worunter folgende eine besondere Erv
I 7^^'i>^Ä^ai : Die eigenartige Anordnung der Bärsten, welche, ob dei
i'x^ o^lfT röckwäru läuft, in derselben Stellung verbleiben, femer
»"ra/^acjj von Kohlenbürsten, welche weniger Aufsicht beding
f^, .*rr,v>re« nicht so scharf abnützen und weniger Funken erzeu
^. iK Unteilbarsten, endlich sind die Motoren mit einem Schutzkast
f vv^a, wtUMer zur Besichtigung geöffnet werden kann. Was letzt
^/'^^\n'l anbelangt, werden neuerdings die Magnete so construirt, <
^ vtt die Schutzvorrichtung bilden (bei den sogenannten Wat
WvvyfTnj, Ringförmige Anker sind allgemeiner verbreitet als die ti
i6fa,g«rn, weil letztere schwerer zu repariren sind.
In den neuesten Einrichtungen werden jetzt auch mehrpolige ]
verwendet, welche langsamer rotiren und deren specifische Leistun
keit bei gleichem Gewichte grösser ist.
Die Steuerung des oder der Motoren kann auf verschieden
hervorgebracht werden. Das einfachste Verfahren besteht darin, da
Anfahren ein todter Widerstand eingeschaltet wird, welchen man,
der Wagen im Gange ist, wieder ausschaltet. Dieses Verfahret
keinen Nachtheil, wenn der Widerstand nur bei dem Anfahren eingc
und nicht dazu benützt werden braucht, um die Pahrgeschwindigl
Wagens während der eigentlichen Fahrt zu reguliren.
Wenn jedoch die Fahrgeschwindigkeit auf bestimmten Streck
schieden sein muss, oder wenn auf ebener Strecke und auf Steiguo
derselben Geschwindigkeit gefahren werden soll, würde dieses V
einen bedeutenden Kraftverlust verursachen. In diesem Falle n
Fahrgeschwindigkeit auf eine rationellere Art regulirt werden, u. z>ä
auf die Magnetspulen eingewirkt wird, welche entweder hintereinanc
parallel geschaltet oder auch mit einem Shunt verbunden werden
oder, wenn der Wagen mit zwei Motoren ausgerüstet ist, indem man
dem noch die Motoren selbst hintereinander oder parallel verbindet.
Verfahren auch angewendet wird, so wird doch stets bei dem h
sowie beim üebergange von der Hintereinander- zur Parallelschalti
Motoren ein todter Widerstand eingeschaltet.
Die Umsteuerung für das Vor- und Rückwärtsfahren wird s<
fach durch Umschaltung des Stromes im Anker bewirkt, währ
Stromrichtung in den Magneten unverändert bleibt. Es ist vorth<
die Umschaltung 'im Anker vorzunehmen, weil dessen magnetisch
kleiner ist, als diejenige der Magnete.
Eine elektrische Nothbremsvorrichtung kann auf zwei vers
Arten hergestellt werden, u. zw. entweder durch Umsteuerung des
was ungefähr dem Bremsen mit Gegendampf bei den Locomoti
spricht, oder indem die von dem als Dynamo wirkenden Motor
elektrische Energie von einem Widerstand aufgenommen und absorb
Im Allgemeinen wird der Wagen sehr schnell zum Stehen g
u. zw. auf 3 — 4 m. Die Möglichkeit, augenblicklich anzuhalten
Leichtigkeit, mit welcher der Stillstand hervorgebracht wird, bilden
Vortheile des elektrischen Betriebes im Innern der Städte. Diese enc
Mittel dürfen jedoch nur dann angewendnt werden, wenn es sie
bandelt, einen Unfall zu verhüten, weil die Motoren, durch die ui
elektrische Energie, welche in einem Augenblicke in dem Anker ;
wird, Gefahr laufen^ beschädigt zu werden.
583
Was die Handhabung der Steuerungen betrifft, so haben die einen
nur eine Kurbel, welche zugleich für das Vor- und für das Rückwärts-
fahren dient, während für die Bremse eine besondere Stellvorrichtung vor-
handen ist ; in gewissen Fällen haben diese Apparate einen einzigen Griff
für die Umsteuerung und die Bremse und eine Kurbel für die Fahr-
geschwindigkeits-ReguIirung. Die Handhabung ist bei allen Systemen in
der Regel sehr leicht.
Die Wagen sind ausserdem noch mit verschiedenen Neben-Apparaten
ausgerüstet, wie Blitzableiter, Bleisicherungen, Sicherheitsausschalter,
welche den Wagen, während derselbe an den Endstationen stillsteht, von
der Leitung trennen. Schalt Vorrichtungen für die Lampen u. s. w.
(Schluss folgt.)
Elektrodenplatten für Sammelbatterien.
Von HENBT HERBEBT LLOYD, ElektrotMhniker in PhUadelphia, Fa., V. 8t. r. A.
OoBterr. -Ungar. Pririleginm rom 6. Februar 1894.
Vorliegende Erfindung betrifft die Her-
stellung von Elektrodenputten haaptsXchlich
für solche Batterien, welche plötzlichen
Stössen bezw. einer rauhen Behandlung, wie
beispielswebe auf Eisenbahnen, ausgesetzt
sind. In diesen wird oft ein Kurzschluss
durch die von den in den Elektroden platten
eingefügten, aus wirksamem Material be-
stehenden Einsätzen sich ablösenden Theile
hervorgerufen, welche sich am Boden der
Batterie, indem sie ihren Weg durch die in
den Isolationsplatten vorgesehenen Leitungs-
canäle für den Elektrolyt gefunden haben,
ablagern, und hier schliesslich durch ihr An-
wachsen einen Kurzschluss herbeiführen. Um
^_
i 11"' TH
© © ® © @r|
© ® ©JfÄ) ©:©
©®|V" ^
© ©Hfl^-'^/
© (9(U- dB
diesen Uebelstand zu beseitigen, sind die
Leitungscanäle für den Elektrolyt auf beiden
Seiten der Isolationsplatte versetzt gegen-
einander, sowie die in den Platten vorge-
sehenen Aussparungen gegenüber den Platten
angeordnet und grösser als diese ausgebildet.
Die sich bei der Zersetzung der Einsätze
ablösenden Theile fallen in die Aussparungen
der Isolationsplatten und lagern sich hier ab.
Die wenigen Theile dagegen, welche durch
die Leitungscanäle zum Boden der Zelle ge-
langen, lagern sich hier nicht in einer ge-
raden Linie wie bisher, sondern in einer
unterbrochenen zickzackförmigen Linie ab,
die eine Vereinigung der losgelösten Theile,
wie dies bei den jetzigen sich gegenüber-
ü!'
\\\ 1/
Fig. 2.
liegenden Canälen eintrat, ausschliesst. Zur
grösseren Sicherheit gegen Kurzschluss ist
dabei das die positive Elektrodenplatte ein-
584
hüllende Asbestgewebe Über die antere, bis-
her freie Fläche der Platte hinweggeführt.
Auf nachstehender Zeichnung zeigt:
Fig. I in theilweisem Schnitt und An-
i^icht eine mit Gewebe geschützte bezw.
aberzogene positive Elektrodenplatte und an
jeder Seite derselben angeordnete negative
Elektrodenplatten, die von einander durch
Isolationsplatten getrennt sind.
Fig. 2 ist ein Schnitt nach der Linie 2 — 2
der Fig. i, in welchem Theile einer clektro-
1y tischen Zelle veranschaulicht sind, und
Fig. 3 ist ein Schnitt nach der Linie 3 — 3
der Fig. i.
Fig. 3.
In der Zeichnung ist a eine mit
Löchern ai und Ansätzen a^ versehene
Platte, b sind in den Löchern al derselben
angeordnete, aus wirksamem Material wie
Bleichlorid mit oder ohne eine Beimischung von
Zinkchlorid bestehende Einsfitze, deren freie
Flächen in einer Ebene mit der Platte a
liegen. Diese Einsätze 6 werden am Heraus-
fallen aus der Platte durch ihre Form (bei 6^)
Fig. 3 verhindert. Bei Herstellung der Elek-
trodenplatten wird um die Einsätze a pas-
sendes Material von stärkerem QuerBcbnitt
gegossen, worauf beide durch Zusammen-
pressen der Platte unter hohem Druck und
die dadurch erfolgte Ausdehnung derselben
innig mit einander verbunden werden. Die
Vorder flächen der Platten a sind durch mit
Längsrinnen und Oeffnungen c^ versehene,
aus Celluloid, Hartgummi, Holz oder anderem
Material bestehende Isolationsplatten c ge-
schützt, deren Löcher bezw. Aussparungen cl
mit der Anzahl der Einsätze übereinstimmen.
Die Längsrinnen oder Cauäle c9 von zweck-
mässig V-förmigem Querschnitt verbinden
die Aussparungen ci untereinander und er-
möglichen dadurch eine ungehinderte Cir-
culation des Elektrolyts. Die Canäle c8 sind,
um die Isolationsplatten nicht zu schwächen,
auf beiden Seiten derselben versetzt gegen-
einander angeordnet, d sind durch die Ein-
sätze h führende Löcher, um dem Elektrolyt
freien Zutritt zu den inneren Theilen der
Einsätze zu gewähren, e ist ein säurebe-
ständiges, aus Asbest oder anderem Material
bestehendes Gewebe bezw. Stoff, in welchem
die positiven Elektrodenplatten eingehüllt
werden, wobei dasselbe gleichzeitig die der
Elektrode zugekehrten Seitenflächen der Iso-
lationsplatten überdeckt. Oben beschriebene
Elektrodenplatten können zum Gebrauch in
Secundärbatterien hergerichtet werden, in
welchem Falle die positive Elektrodenplotte in
eine elektrolytische Zelle gesetzt wird, in
welcher die negative Elektrodenplatte aus
Blei oder anderem geeigneten Material be-
steht, und wird hiebet die Umwandl
Einsätze b in wirksames Material do
Elektrolyt in bekannter Weise bewirl
Reihen solch^ negativer und positivei
können, wie Flg. 2 zeigt, in die Zelle
Secundärbatterie oder eines Accamali
Fetzt werden. Hierbei ist zu bemerk
die Flächen der positiven Elektrode
durch das Asbestgewebe e überdei
die Isolationsplatten c zwischen der ]
und negativen Elektrode derart ani
werden müssen, dass die Löcher e^ d
mit den Einsätzen b der Platten a
stimmen. Die Isolationsplatten c
hierbei die Elektrodenplatten, ol
freien Zutritt des Elektrolyts zum wi
Material zu stören, so dass die Ele
platten, in geeigneter Weise gelac
entladen werden können. Ausserdem
die Isolationsplatten e die Elektrode
die Einwirkung des elektrischen
bezw. gegen Zersetzung durch densel
wird daher aller verfügbare Strom :
dation bezw. chemischen Einwirkung
wirksame Material verwandt.
Das Gewebe c, welches die freil
Flächen der Einsätze 6 der positiv
trodenplatte überdeckt, gibt der O
des wirksamen Materials einen HaJ
dadurch der Zerstückelung und sehn«
Setzung desselben vor und gesti
Platten auch vortheilhaft dazu zu vei
wo dieselben, wie beispielsweile ai
bahnen, plötzlichen Stössen und ein<
Behandlung ausgesetzt sind.
Wie aus der Zeichnung ersieht!
die Aussparungen c^ in der Isolatioi
grösser als die Einsätze 6 in den El(
platten o. Dieselben dienen haup
dazu, die von den Einsätzen b d
Einwirkung des Elektrolytes sich at
Theile aufzunehmen, so dass diesell
zum Boden der Zelle / gelangen
Die wenigen, trotzdem durch die <
zum Boden der Zelle / gelangend«
lagern sich hier durch die versetzt«
zeitig eine Schwächung der Isolatioi
vermeidende Anordnung der Cani
einer unterbrochenen zicksackförmij
ab. Eine Vereinigung dieser Thei
Stös^e, wie es bei den gegenüber
Canälen der bisherigen Isolationspli
tritt, sowie eine Anhäufung derselbe
dass ein Kurzschluss der Elektrod
herbeigeführt wurde, ist bei der ^
Anordnung der Canäle <ß ausge
Zur grösseren Sicherheit gtg
schluss ist dabei das die positive El
platte einhüllende Asbestgewebe
untere, dem Boden der Zelle / z
Fläche der Platte hin wegführt.
Durch die versetzte Anordx
Leitungscanäle c2 in der Isolatio
wird gleichzeitig der Vortheil erre
bei gleicher Stärke der bisher v<
Isolationsplatten in einer Zelle m
trodenplatten untergebracht werdet
585
Elektrische Bahnen in Wlen.^
In der am 8. d. M. abgehaltenen
Sitzung des Comit^s für die elektrischen
Bahnen in Wien hielt Magistratsrath L i n s -
b a n e r einen Vortrag Über die Regierangs-
vorläge für die Localbadinen nnd die Wünsche,
welche die Gemeinde in Bezng auf dieses
Gesetz dem Reichsrath bekannt geben soll.
Es wurde beschlossen, über diese Angelegen-
heit noch eine Sitzung abzuhalten und den
Gegenstand mit Rücksicht auf die Kürze der
Zeit sofort in den Stadtrath zu verhandeln.
Von den Offerenten, welche den Bau elek-
trischer Bahnen in Wien vorgeschlagen
ha.ben, sind folgende Linien in Aussicht ge-
nommen: Die O es ter reich ischeLänd er-
bau k: I. Von der Station Ferdinandsbrücke
der Stadtbahn unter der Dominicaner-
bastei, Wollzeile, dem Stephansplatz und
der Kärntnerstrasse zur Sution Elisabeth -
brücke der Stadtbahn ; 2. von der Elisabeth-
brücke unter der Friedrichsstrasse, Opem-
gasse, dem Opern-, Burg- und Franzens-
ring, der Schotten gasse, Freyung und Renn-
gasse, dem Concordiaplatz und der Heinrichs-
gasse zur Station Franz Josefs Quai der
Stadtbahn; 3. von einem Punkte der Linie
auf dem Burgring unter der Babenbergerstrasse
und Mariahllferstrasse nach dem Westbahn-
liof. Die Anglobank: i. Praterstrasse-Fran-
zensbrückenstrasse Franzensbrücke • Prager -
strasse-ObereWeissgärberstrasse-Vordere Zoll-
amtsgasse - Am Heumarkt - Technikerstrasse -
Obstmarkt • neben der Scbikanederbrücke-Ge-
treidemarkt - Museumstrasse • Lastentrasse -
Landesgerichtsstrasse - Schwarzspaniertrasse,
oder 2. durch die Berggasse und RossauerlMnde
zur Brigittabrücke ; 3. Grillparzerstrasse -
Franzensring - Mölkerbastei- • Schottenbastei -
Ilelferstorferstrasse - Rockhgasse - Börseplatz-
Börsegasse - Concordiaplatz - Salzgries - Kohl-
messergasse - Adlergasse • Ferdinandsbrücke ;
4. Stephaniebrücke-Obere Donaustrasse, oder
Ferdinandsstrasse - Untere Donaustrasse - Am
Schüttel-Schüttelstrasse-Sophienbrticke ; Ste-
phaniebrücke-Stephaniestrasse-Leopoldsgasse
bis zur Malzgasse, oder durch die Leopolds-
gasse - Obere Augartenstrasse-Klosterneubur-
gerstrasse bis zur Wenzelsgasse; 5. Wallüsch-
gasse • Seilerstätte - Schwarzenbergstrasse-Ca-
novagasse- Heugasse - Wiedener Gürtel-Laxen-
burgerstrasse - Quellenplatz - Quellengasse;
6. Ferdinandsbrücke-Franz Josefs-Quai-Morzin-
platz - Marc Aureistrasse - Tnchlauben - Kohl-
markt - Michaelerplatz - Reitschulgasse- Augu-
stinerstrasse - Operngasse • Getreidemarkt-Ma-
riahilferstrasse - Neubaugürtel -Westbahnhof-
Feiberstrasse bis zur Rudolfstrasse in Rudolfs-
heim. Ferner haben ähnliche Projecte über-
reicht : die Allgemeine Elektricitäts- Gesell-
schaft in Berlin und Rietschi & Comp., dann
die Kahlenberg-Eisenbahn-Ge-
Seilschaft: Von der Döblinger-Haupt-
strasse-Hirschengasse-Grinzittgerstrasse-Wien-
strasse-Nussdorferstrasse - Langackerweg zum
Anschlüsse an die Zahnradbahn, Obkircher-
gasse - Si verin gcr Hauptstrasse- Wiesen dorf er-
gasse in Unter-Sievering. Die Neue Wie-
ner Tramway-Gesellschaft:
Liechtensteinstrasse-Schottenring- Wipplinger-
strasse-Börseplatz-Börsegasse-Concordiaplatz-
Salzgries-Morzinplatz-Kohlmessergasse-Adler-
gasse-Ferdinandsbrücke; weiter ein Project
von Hermann Frühe: Währingerlinie-
Gürtelstrasse-Anastasius GrÜngasse-Friedhof-
strasse-GymnosiiTmstrasse-Parkstrasse-Türken-
schanzpark - Neuer Döblinger Friedhof-Pötz-
leinsdorf-Neustift am Walde-Salmannsdorf-
Neuwaldegg.
Die elektrischen Anlagen in Spital a. d. Drau.
Von Victor Otto Keller.
Im Kronlande Kärnten sind bereits zwei
Gemeinden, deren Strassen elektrisch be-
leuchtet sind, nämlich die Stadt Wolfs-
berg im Lavantthale (vergl. Heft V,
1894, S. 132) und der freundliche Markt
Spital a. d. Drau, welcher seit dem
Aufschwünge des Seebades Millstadt — als
letzte Bahnstation und Ausgangspunkt des
Verkehrs nach Millstadt — an Bedeutung
gewonnen hat
Während die elektrische Centrale in
Wolfsberg erst gegen Ende des Jahres 1893
in's Leben gerufen wurde, hat in Spital
bereits im März 1892 der Gemeinderath und
Besitzer des dortigen Brauhauses, Herr Josef
S o r g o, in richtiger Erkennung der Vor-
theile einer billigen Wasserkraft, mit dem
Baue einer Centralstation für elektrische
Beleuchtung begonnen, welche schon im
Juli desselben Jahres vollendet war. Die
Stromabgabe erstreckt sich nicht nur auf
die Strassenbeleuchtung, vielmehr ist die
2^hl der bei Privatconsumenten installirten
Lampen bedeutend überwiegend.
Die Centrale liegt am linksseitigen
Canale der Spitaler Wasserwerke in der
Nähe der eisernen Gitterbrücke über die
Lieser. In der Centrale befinden sich die
Turbinen, die Dynamos und die zum Be-
triebe erforderlichen Nebenapparate.
Von den zwei Jonval-Turbinen erfordert
die grössere bei einem Gefälle von 1*2 m
2*9 mS Wasser per Secunde. Dieselbe macht
28 Touren und beträgt ihre Leistung 36 HP,
Die zweite kleinere leistet bei 50 Touren
25 EP und beansprucht bei einem Gefälle
von 2 7» 1*25 wi8 Wasser pro Secunde. Die
beiden Turbinen arbeiten auf eine Trans-
mission und von dieser auf die Licht-
maschinen. — Die Maschinenanlage besteht
zur Zeit aus zwei parallelgeschalteten
Siemens'schen Nebenschlussmaschineu (Type
♦) Vrgl. Heft XXI 1694 S. 566.
45
&86
\}
II
nHS), welche fttr eine MaximaUeiBtiiDg von
je loo Ampere bei circa iio Volt gebaut
tmcl. — Das Schaltbrett trägt ausser zwei^
automatischen Ausschaltern and den Regnlir-
widerstinden je 2 Ampere- nnd Vottmeter,
ferner einen ErdschlntspriEfer nnd endlich
ein Alarmklingelwerk fOr den Fall, dass die.
Spannung 104 Volt flbersteigen sollte.
Die Stromabgabe nach den Verbrauchs«
stellen geschieht in zwei Stromkreisen, von
denen der eine xnm Hanptplatze mit den
anstotsenden Strassen, der andere in die
sogenannte Vorstadt gefUirt ist. Die Leiton-
gen sind dnichwegs oberirdisch und frei-
liegend nnd dOrfle die gcaammte Länge des
LcitnngSDetxes nngefthr 12 lau betragen. Die
öfientliche fielenchtmig besteht gegenwärtig
in 36 Glfihlampen zu 10 nnd 16 NJL Die-
selben werden z«m Tbcile von Caodeläbem
nnd Coasokn, snm Theile von hölzernen
Masten getragen. Die Masdiinen werden
mit eintretender Donkelbeit in Betrieb ge-
netzt nnd bei Sonnenaufgang abgestellt. Mit
Berft^sicht^gong der daraus resultirenden
Brenadaner saUt die Gemeinde einen Pau-
schalbetrag von 300 fl. jährlich für die ge-
aawmlf öffentliche Beleuchtung. Unter gleichen
Modalitäten sahlen die Privatconsumenten
pro Lampe and Jahr :
Für eine 10 ^A^Glflhlampe 8 fl.
• » 16 « , 10 .
Die Zahl der in Wohnhäusern,
Schaftsgebäuden und Geschäftslocalen
lirten Glahlampen beträgt nahezu 40
zwar sind dies gleichfalls Lampen zu
16 NK. Die Maschinen, welche bi
während des Tages stille standen,
von nun an auch tagsfiber zu Zwed
elektrisdien Kraftflbertragung in
kommen und wird in allernächster Z
einer Kraftflbertragung in das Brauhi
Anfang gemacht
Ausser dieser grösseren Anlage
den sich in der Umgebung von Spit
eine Anzahl kleinerer Lichtanlagen,
hauptsächlich zur Beleuchtung indu
Etablissements dienen und die hi<
kurz angeführt werden mögeo. Von
elektrisch beleuchteten Fabriken wi
erwähnen: Die Holzstoff-Fabrik in
mit circa 200 Glfihlampen, die
Kunstmühle mit 70—80 Lampen, di
säge der Gebrüder Feltrinelli mit 2
und 30 Glflhlampen und die Maut
von Prosper Waltl mit 17 Gldhlami
hiezu erforderlichen Dynamomaschinen
sämmtlich durch Turbinen getrieben
Mauthmfihle dient als Motor ein ei
Wasserrad ältester Coostruction).
Dynamomaschine in der HoIzwaar<
von Eliomelly in Oberaich, welche e
Glahlampen speist, ist die einzige,
mit Dampf betrieben wird.
Der deutsche Verein zur Förderung des Wohles und der
düng der Frauen
eröffiaete am 7. d. M. den heurigen Cyklus
der von ihm slljährlich veranstalteten wissen-
schaftlichen Vorträge, deren Ertrag bdcannt-
lich zur Gründung eines deutschen Lehre-
rinnenheims in Prag verwendet wird, mit
einem Vortrage des Dr. Johann P u 1 u j,
k. k. Professors an der deutschen technischen
Hochschule, „Ueberdie elektrische
Induction**. So wissenschaftlich auch
dieses Thema dem äusseren Anscheine nach
nnd so wenig ansiehend es für ein snm
grösseren Theile aus Damen bestehendes
Auditorium an sain scheint, so populär nnd
kichtüssslich wusste es Prof. P n 1 u j zu ge-
stalten. In gffschickter Erfassung der gege-
benen Verhältnis^ erklärte der Vortragende
von vom^kerein, er werde auf weitschweihge
tbeoflctische Erörterungen verzichten nnd sein
▲nditorinm lieber an der Hand von Demon-
atrationeB in das Wesen der elektrischen In-
dnctioB einweihen. So hielt er denn auch
keinen Vortrag im eigentlidien Sinne des
Wortes, der dann durch Experimente er-
gänzt vmrde, sondern seine Vorlesung setzte
si^ aus einer Reihe von Experimenten zu«
sammen, die durch nebenbei gegebene Er-
lintenmgen verständlich gemacht wurden.
Nach einigen einleitenden Worten über das
Wesen der Elektridtft seigte Prof. Pu luj,
wie Ströme durch geeignete Beweguog eines
geschlossenen Leiters im magnetischen Felde
der Erde entstehen und wies solche n
einer anfeinen Wandschirm projicirten 1
nadel nach; die elektrodynamische]
kungen der Inductionsströme und dec
schiedenartige Verwendung darunter, a
Erglühen und Phosphoresciren verscfa
Gegenstände in Vacuumröhren, die Bei
des Transformators, das Schmelze
Drähten, die Regulimng der Lichtii
bei den elektrischen Glühlampen n
seigte der Vortragende ebenso geschi
die schönen Erscheinungen in den bei
P u 1 u j*schen Radiometern und gab 1
lieh eine kurze Erklärung der Gn
des Telephons. Spedell die hiebei
nomnkenen Demonstrationen waren
interessant: Der Nachweis des XJebe
von einer Telephonleitnng auf die
in Folge der gegenseitigen Inducti«
deutliche Uebertragung des Singeni
fens, Violinspielens nnd Trompetet
ans einer ziemlich entlegenen W
des Hauses — der Vortrag tu
Hörsaale des Prof. Puluj in de
nischen Hochschule statt — wobei
sondere das Schiusaexperiment gros«
resse erregte, nämlich die ^sichtbare
Übertragung**, indem durch eine
Telephon befestigte Seifenlamelle die
wellen auf einen Wandschirm projid
die Trompetentöne auf demselben g«
587
nuLMen aogeseichnet wordeo, Prof. P a 1 a j
schlost teinea Vortrag mit etwa folgenden
Worten ; y,^^'' b<ib^n heute Gelegenheit ge-
habt, viele ErBcheinnngen zu sehen. Wie
ein rothet Band sieht sich durch dieselben
das Gesetz der Erhaltung der Energie. Wir
sind im Stande, eine Energie umzuwandeln,
z. B. mechanische in elektrische, wir können
verschiedene Aendenmgm mit ihr vornehmen
aber wir können sie nicht zerstören. Und
das ist das grosse Princip, welches erst in
nnserem Jahrhunderte erkannt wurde und
welches jetzt so vielfach angewendet wird.
Aber schon im Jahre 1636 hat Cartesius
dieses Princip ausgesprochen : ,,Gott hat in
der Welt eine bestimmte Menge von
Materien erschaffen und eine bestimmte
Menge Energie und der Mensch ist
ebensowenig im Stande, die Materie zu ver-
nichten, wie er nicht im Stande ist, die
Energie zu zerstören«^ Man kann, wie ge-
sagt, Materie wohl umwandeln, z. B. i kg
Eis \n i kg Wasser, dieses in i fe^ Dampf,
diesen in Knallgas^ SanerstofiT und Wasser*
Stoff u. s. w., und wenn man einen elek*
trischen Funken durchgehen Iflsst, so kann
man wieder die Rückverwandlung vornehmen
und wieder bis aufs Eis kommen. Aber
vernichten kann man- die Materip nicht und
ebensowenig jene Bewegnngsformenv Ich
schliesse mit dieser kurzen Bemerkung, um
die Bedeutung dieses grossen Gesetzes noch-
mals hervorsuheben.** Lebhafter Beifall lohnte
Prof. P u 1 u j nach seinen anr^enden, nahe-
zu zwei Stunden währenden Demonstrationen,
die durchwegs tadellos gelangen.
Nachrichten aus Ungarn.
Projectlrter Bau einer Strassen-
eifienbahn mit elektrischem Betriebe
im Bereiche der Stadt Pressburg.
(Concessions- Urkunde.) Der „Vasuti ^s köz-
lekedesi közlöny" Nr. 118 und 119 vom
3. und 5. October 1. J. verlautbart den
Wortlaut der der «G a n z*8chen Eisen-
guss- und Maschinenfabrik 8-
Actiengesellschaft'' in Budapest
(Filiale Leobersdorf bei Wien) und der
Firma Lindheim & Comp, ertheilten
Concestionsurkunde für ein im Bereiche der
Stadt Pozsony (Pressburg) zu erbauendes
Strasseneisenbahnnetz mit elektrischem Be-
triebe, und zwar für:
a)eine vom unteren Ende der Vit^zutcza
(Rittergasse) ausgehende, durch die Duna-
sor (Donanzeile) über den Halter (Fisch-
platz), den S^lat^r (Promenadeplatz), die
Kösza-utcza (Rosengasse), den Väsärt^r
(Marktplatz), den Nagy-Lajos- Platz, die
Frigyes-füherczeg-utcza (Erzherzog Fried-
richgasse), die Stefaniegasse und die
Marczalgasse bis zum Hauptbahnhofe der
Station Pozsony der Linien (Wien-) March-
egg — Pozsooy — Budapest und Pozsony —
Nagy - Szombat — (Tyrnau) — Galgöcz —
Lipötvdr(FreistadtI— Leopoldstadt)— Zsoloa
(Silleio) der kgl. Ungarischen Staats-
bahnen, soirie der in deren Betrieb stehen-
den Marchthalbahn, das ist der Linie
Po28ony — Drfv^ny — Ujfalu (Theben — Neu-
dorf)— Szakolcza (Skalitz) führende Linie ;
b) für eine von der Linie a) am Väsärt^r
abzweigende, über die Korhiz-utcza (Spital-
gasse) und die Kereszt-utcza (Kreuzgasse)
bis zum Bahnhofe der im Beiriebe der
kgl. Ungarischen Staatsbahnen stehenden
Linie Pozsony — Szombathely (Press bürg —
Steinamanger) führende Linie;
c) für eine von der Linie o) vom Vdsdrt^r
abzweigende, über die Barossgass^e und
Jostigasse bis zur Donau-Dampfschifffahrts-
Station führende Linie ;
d) für die als Fortsetzung der Linie a) von
der Vit^z-utcztt bis zur Patronenfabrik
führende Linie.
Die Linien sind mit einer Spurweite
von I m auszuführen und der Oberbau mit
20kg schweren Vignol-Stahlschienen herzu-
stellen. Die Central-Stromerzeugnngs-Station
ist mit TroUey-Motoren einzurichten; die
höchst zulässige Stromspannung ist mit
500 Volt bemessen. Die Daner der Gesell-
schaft, mit dem Sitze in Pozsony, ist auf
50 Jahre bestimmt.
Die * elektrische Untergrundbahn
In Budapest macht grosse Fortschritte. In
dem vom Oktogon bis zum Ende der An-
drassystrasse reichenden Theile ist der
Tunnel, in welchem die Waggons verkehren
werden, bereits fertiggestellt, obwohl die
Arbeiten erst Anfangs September begonnen
haben. Es leidet keinen Zweifel, dass man
die Bahn bis zur Milien niums-Ausstellimg
dem Verkehre wird übergeben können.
Budapester Strasseneisenbahn-
Gesellschaft für Strassenbahnen mit
Pferdebetrieb. (Umwandlung des gesell-
schaftlichen Betriebsnetzes für elektrischen
Betrieb.*) Die Direction der Budapester
Strasseneisenbahn- Gesellschaft ist bei der
hauptstädtischen Communal-Verwaltimg um
Abhaltung einer politisch-administrativen
Begehung ihrer Linien anlässlich der pro-
jectirten Einführung des elektrischen Betriebes,
im Bereiche des gesammten gesellschaft-
lichen Betriebsnetzes eingeschritten und hat
das diesbezügliche technische Elaborat bereits
vorgelegt. Die hauptstädtische Municipal-
behörde hat ferner beschlossen, mit der
Direction der Gesellschaft im Interesse der
Lösung der finanziellen Fragen, sowie auch
zur Erledigung der Frage des Heimfailsrechtes
in Verhandlungen zu treten und im Falle
eines günstigen Resultates die im gegen-
seitigen Einvernehmen getroffenen Verein-
barungen der Generalversammlung des
hauptstädtischen Municipiums (Gemeinderath)
zur Ratificirung vorzulegen. Die Gesellschaft
*) Vergl. Heft XX 1894 S. 684.
45*
588
benb^ichti^t, niibesclinJi^t des continairlich
aufrecht £11 «i-haltcaJcn gegenwärtigen Be-
iriebe j, die uiit der Umwaadlung des Mo-
tors verbiiü denen Vorbereitungs- und Um-
gcäSäUun^sAibeiicn diirart durchza fahren ,
dn.*s nach deren Fertig.^iellting der elektrische
Betrieb im Bereiche Lies Gtsamtnetzes gleich-
ie;l5ji aufijenomiuen werden kann.
Proj«(4irle Strassenbahn mit elek-
trischem Bc^tdebe voa Budapest
mach Promoiitor. ( IV»!] tisch - administra-
Tir« iLc^eliüEig.) Ini Anschlüsse an unsere
Mutkeilaug im Hefi XVIl 1894, S. 458 be
ti^htcQ wir: Eode Sd|»tember fand die
joIiii&cL'iLjaiintstrstLve Ite^ehung einer von
fciJip^t (11. BcTTik Üfen-Täbdn) bis
rT>>cQ\>Et'}r 2.U erbauenden Strassenbahn mit
«*e%;r.».hcni i^cTricbe slatL Die von der
a^^sisebr bereiL4 im Ibüe begriffenen Staats-
:}r^.ke HÄ^h^c i!cm ^'unibiitt^r (Zollamtsplatz)
4a%eht;Li€ Linie n^i ein integrirendes Glied
ieser voa der Hu^^j^ter ^^tfidtbahn - Gesell-
-^$tt t-r :?tri*»er bahn eil mit elektrischem
fcVa^«;^ pr*> cctirTcQ Lrg^ßzungslinicn ihres
Be:nel-*ctf^e$> ty'ic wird vom Vimhäzt^r
%4i cx*zh Vtrtühr!uTi4j licr im Anschlüsse
iB i.t Lisitf tni Eertiche der grossen Ring-
*-xti.-c r^ crLrt^Q.Jeii ijjailinie mit dem
gtüoitiiico <!L?nauI:nl£fufi;r£«itigen Betriebs-
^mn itr Gtiitf!_i-:h«it verbunden werden,
;e*^l5izi«^ iszh ait 4 na für den IL und
ill i-ex;:£ (^Olta> t r.jjttSirten donaurechts-
iisTs«dtn*sn L*Q4«ii Die Kromon torer Linie
• ^1 rufe? BÄi lur l^n Personenverkehr,
-w's.isfs jL£»i» -Ol l^tcjeüc der Approvi-
^.^Tit,- :er »lisj tsiA U, ftlr den Frachten-
ic^lcij e*:£^rr*'.^:et ««rien.
£i5eiibahD-Pri>jecte. (Eitheilnng von
\ * r, -^ . « - f - 1^ I:' r r * . 2 : gl, Ungar. Handels-
•s^iTcr it' :.tz SzJ:. LTUianicn im Simie
itfT >'=:r^krti:sQ ^ ^^utu üe Bewilligung
,*f V.rLt.t:s^e :^^:.r-_i^^ritr Vorarbeiten für
ii^-tr,> £i_ i-t.; „LSifie Lisenbahnlinien er-
i ^! : E^^Aj^ % :x 22. September,
Z. j:a" --• ^^^ K:^^»^ Nz^gy, dem Alc-
l*ji?tr -i '"*i:;i Uli lem Eugen Knebel
tx i i-.'-:rs i«i til^ von der Station
:, r :. it_j -T'rrir.ii^ ;i in gcr) ausgehendes,
1 •r'-t I ,-s j^ ieiü Miyer*schen Eisen-
.Vj»5**e aistre?s^"5 m Bereiche der
.zy fj-^ li
jptplatze aus sich
- ^;n verzweigendes
- - elektrischem Be-
lE^ Jahres.
»^ Octobcr Z. 60230,
*^si llektricitäts-
I 7 . « ^ ~^ 1 1 1 in Budapest im
,-T.i:; "• :;nen die Bewilli-
- t t ' " ^^ber Vorarbeiten
•--- l^ ^Mit Fiume xu
- - 1 mit elektrischem
; _ .** ^» Jahres eitheilt.
vom Scogijclto-
dem Scarpanplatze, die Andrassystrasi
Via Adamicb, dem Elisabethplatze, d
Allesandria, dem Deäkcorso, die Via d(
und weiterhin über die Voloscaer ]
Strasse bis zur Westgrenze der städi
Gemarkung führen.
Elektrische Uhren in Bud£
Wie die „E. T. Z.« mittheilt, hat d
garische Handelsministerium dem S
des Budapester Polytechnikums,
Julius J a m b o r die Concession ertheilt
trische Uhren in Budapest einzuricht<
zu betreiben. Die Anlage wird ii
achlusse an die Kabelleitungen der |
elektrischen Centralstationen ansgefühi
den; es ist beabsichtigt, diese ele
betriebenen Uhren auf den Öffien
Strassen und Plätzen, sowie ähnlich 1
den Telephonapparaten, in Wohnunge
Geschäftslocalitäten gegen eine z
Abonnementsgebübr anzubringen. Dei
cessionär liegt es zunächst ob, auch (
willigung der Stadtgemeinde für sei
jeci zu erhalten, und wenn diese Ge
gung — wie sicher zu erwarten —
nächst erfolgt sein wird, dürft
Verwirklichung dieses Projectes nicht
auf sich warten lassen.
Elektrische Beleuchtung in
mark. Dem Beispiele des Zipser
ort es Iglö folgend, welcher, wie wir
berichtet haben, eben die elektrisc
leuchtuDg einführt, hatte sich au<
Nachbarstadt K e s m a r k für die Err
eines Elektricitätswerkes entschiedet
vrurden die beztiglichen Arbeiten derar
und rasch betrieben, da;s die Strass'
Stadt bereits seit Anfang October elc
beleuchtet sind. Nebst der öffentlich
leuchtung sind der Installation auch
zahlreiche private Consumobjecte gti
die sofort nach Fertigstellung der
liehen Installationen angeschlossen 1
Die Errichtung und der Betrieb der
Irischen Anlage geschieht in Kesma
Kosten und in Regie der Gemeinde.
plttUc ^^%^S=-^
-.€ Fiumaragasse,
Ungarische Electricitäts - A
Gesellschaft. Am 18. October 1.
eine Directionsraths-Sitzung dieser Gese
stattgefunden, in welcher der l
Director Herr Bela Fischer, ül
im ersten, eben abgelaufenen Betriel
zu verzeichnende Entwicklung der Budj
Centrale dieser Gesellschaft Bericl
stattete. Diesem Berichte sind nac
^E. T. Z.* die folgenden bemi
werthen Daten entnommen : Bis
12. October 1. J. waren an K^bda
verlegt. An dieses Kabelnetx waren
schlössen ooS Stromabnehmer, der<
stallationeo eine Strominanspruchnahn
i,S22.3c>o Watt repräsentiren, was
Anzahl von 32.451 Normal -Glühl
gleichkommt.
589
Die Zahl der angeschlossenen Bogen-
lampen beträgt 685, die der Motoren
37 Stück von zusammen 58 P8, Im Ver-
gleiche zu der Entwicklnog von elektrischen
Centralstationen in anderen in- nnd aus-
ländischen Hauptstädten, sofern dieselben
gleichfalls nach dem Stande ihres erstjährigen
Betriebsjahres beurtheilt werden, sind diese
Daten sehr bemerkenswerth .
Neueste Patentnaclirichten.
Bütgetheiit vom Technischen und Patentborean, Ingenieur MONATH,
Wien, L Jasomirgottstrasse 4.
Die AnmaldaiigMi bleiben aoht Wochen aar Binstohtnahnie öffentlich ausgelegt. Nach | 34 des
Patent-Oesetaet kann innerhalb dieser Zeit Binipruoh gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau besorgt Abschriften der Anmeldungen
und übernimmt die Yertretung in allen Sinspruchi-Angelegenheiten.
Deutsche Patentanmeldungen.
Clats«
21. E. 4214. Verfahren zur Veränderung der
Umlaufsgeschwindigkeit mehrpoIigerEIek-
(Tomotoren. — /. -4. Easberger Berlin.
9./6. 1894.
39. J. 3248. Verfahren zur Herstellung eines
zur Bereitung von Fahrstrassen- Aspbalt-
pflaster und als Umkleiduog isolirter
Drähte für Kabel etc. geeigneten Ma-
teriales. — Carl JoBt^ Frankfurt a. M.
15./1. 1894.
48. S. 8063. Elektrolytisches Verfahren zur
Herstellung von Metallpulver. — Joseph
Sachs j New- York. 26./6. 1894.
14. D. 6190. Elektromagnetisch beeinflusste
Ventilsteuerung für Kraftmaschinen. —
Annuthe Bdcombe, Bordeaux und Pierre
Lamtna, Pauillac. 26./2. 1894.
21. H. 14.849. Maschine zum Einbringen
der wirksamen Masse in Elektrodeo-
gitter für elektrische Sammler. — Paul
Höfchen, Bcrlio. 18./6. 1894.
„ J. 3252. Bogenlampe. — William Jan-
dus, Cleveland. 22./ 1. 1894.
„ W. 9925. Elektrodeuplatte für elektrische
Sammler mit Schutzdecke zur Verhin-
derung des Abfallens der wirksamen
Masse. — Dr. Jacob Wershoven^ Neu-
mühl-Hamborn. 2./4. 1894.
31, G. 9162. Vorrichtung zur Herstellung
von Blei- oder Zinkstreifen. — Carl
Günther^ Kaiserslautem. 17./8. 1894.
21. D. 6180. Selbstthäiiger Gesprächszähler
für Fernsprechanlagen. — Aug, Deides'
heimer^ Neustadt. 21./2. 1894.
„ K. 12.106. Stromschliesser mit zwei
Druckknöpfen. — Herbert Vivian Keeson,
London. 10./9. 1894.
, L. 8914. Verfahreo, die Gangunterschiede
von Pendelpaaren an Elektricitätszählern
festzustellen. — Carl LiebenoWj Hagen.
2./6. 1894.
y, M. 10.518. Verfahren zur Erzeugung
eines vollkommen luftleeren Raumes in
Glählampeu. — Arturo Malignani^ Udine.
10/2. 1894.
„ R. 8750. Aufzugswinde fttr elektrische
Bogenlampen. — Hermann BeiUzsch^
Meissen. 30/4. 1894.
40. Rotirende Elektrode. — Henry^ Al<mzo
House sen. 8c Henry Alojizo Eouse Jr.,
East Cowes und Robert Bintoul Simon^
London 20./8. 1894.
Classe
83. A. 3975. Elektrische Uhrenanfziehvor-
richiung mit Stromschliesser und Strom-
unterbrecher. — C. Arnold, Hamburg.
23-/7' 1894.
21. A. 3975. Ausführ nngsform der in der
Patentschrift 45.217 beschriebenen Pen-
delregelungsvorrichtnng bei Elektricitäts-
zählern. — Dr. H. Aron, Berlin, 24.77.
1894.
„ A. 4000. Vorrichtung zur Verhütung
falscher Angaben an Elektricitätszählern
mit Differeniialwerk. — Dr. H, Aron^
Berlin. 14./8. 1894.
„ C. 5048. Thermo-elcktrischc Säule. —
Harry Barringer CoXy Hartford. 17./4.
1894.
n T. 7737. Typend rucktelegraph. — Robert
Ashworth Fotoden, Philadelphia. 21./8.
1894.
„ J. 3224. Femsprechstelle mit selb st -
thätiger Gebührenerhebung. — ^. Ja-
cobsen, Christiauia. 11./12. 1893.
„ K. 12.015. Selbstthätiger Wecker für Fern-
sprechanlagen. — Chr, Hugo Krützfeldt^
Kiel. 13./8. 1894.
„ L. 9066. Trockenelement. — F. Lud-
vigsen^ Copenhagen. 30./8. 1894.
y N. 3227. Kohlenstab für elektrische
Bogenlampen. — Niewerth & Cte.,
Berlin. 9-/7. 1894.
n S. 7971. Hilf Sausschalter an Unter-
brechuDgsvorrichtungen für elektrische
Ströme. — Siemens & Halske, 18./5.
1894.
„ Seh. 9036. Elektrische Bogenlampe. —
Carl Schleyder^ Tabor. 31./7. 1893.
45. P. 6964. Elektrische Anzeigevorrichtung
für Fischangeln. — Edward Poppo-
witsch, Brooklyn. 3.77, 1894.
Deutsche Patentertheilungen.
Classe
20. 78.350. Elektrisch betriebenes Signal-
stellwerk. — W, Fiedler, Charlotten-
burg, vom 7./2. 1894 a^«
„ 78.427. Schaltvorrichtung bei elektrischen
Bahnen mit Theilleiterbetrieb. — E, Lan-
gen, Köln a. Rh., vom 11./3. 1894 ab.
21. 78.311. Elektromotor mit auf einem
verschränkten Zapfen der Trieb welle
drehbar gelagertem Scheibenanker. —
J. M, Haffie, Dalshaonon-Cottage, vom
26.75. 1892 ab.
590
ClMte
21. 78.313. Wecbselstromtriebmaschine. —
Elektriciläla - Aciien - OeseUtchaft vorm,
Sehuckert & €0,, Nünberg, vom ii./ii.
1892 ab.
9 78.338. HahnfassuDg für elektrische Glüh-
lampen. — PA. Seubel^ Berlin vom
30./11. 1893 *l>-
« 78.354. Seibstthätiger Umschalter für
Bogenlampen. — A. Chealer <ft J. J. Rath-
bone, London, vom 25.72. 1894 ab.
, 78.456. Fernsprechanlage ohne Ver-
roittelnngsamt. — C, Bormard Sc Dr. F, Ä.
Piaty vom 17./12. 1893 »b.
42. 78.320. Phonograph mit Einrichtung,
die Membranspannung verändern zu
GlMM
können. — Ch. A, Bandatlt
vom I./8. 1893 Ab*
48. 78.361. Elektrolytisches Verfa
Erzeugung von Draht o. dergl.
Sandera^ Eastbourne, vom 22.73.
49. 78.445. Vorrichtung zur Herste
Metall überkleideter Isolirrohre
trische Leitungen. — S. Bergmai
Berlin, vom 22.74. 1893 ab.
74. 78.326. Einrichtung zur eU
Fem Übertragung von Zeigersi
— J, Galten^ Amsterdam, v<
1893 ab.
LITERATUR.
Polytechnische Bibliothek XIL Se-
verin Weiler-Dynamomaschine.Magde-
bürg 1894. Faber^sche Buchdruckerei. In dem
Buche beschreibt Herr Clem. S e v e r i n
eine Dynamomaschine zu 45 Glühlampen,
welche er nach den von Herrn Professor
W e i 1 e r gegebenen Regeln und Anweisun-
gen verfertigte, und die dazu gehörige Licht-
anlage. Im Anhange fügte Prof. W e i 1 e r
die Berechnung zweier kleiner Dynamo-
* maschinen und eines Elektromotors zu
10 mkg hinzu.
Der praktische Elektriker. Popu-
läre Anleitung zur Selbstaofertigung elek-
trischer Apparate und zur Anstellung zuge-
höriger Versuche nebst Schlussfolgerungen,
Regeln und Gesetzen. Mit 350 in den Text
gedruckten Abbildungen von Professor
W. Weiler. Zweite vermehrte und ver-
besserte Auflage. Leipzig 1893. Verlag von
Moriz Schäfer.
Das Buch enthält eine Anleitung wie
man sich elektrotechnische Apparate mit
einfachen Hilfsmitteln verfertigen kann ; da-
bei ist das ganze Gebiet der Elektrotechnik
berücksichtigt. Bei den Erläuterungen finden
sich jedoch häufig Stellen, welche der Fach-
mann nicht billigen kann, und welche den
Anfänger irreführen. So wird z. B. bei der
Beschreibung des Kupfer- Voltameters pag. 116
von einer elektromotorischen Kraft der
Polarisation gesprochen. Bei Besprechung
der Spannungsmesser findet man aufpag. 155
die Stelle : n^^^^^ ^^"^ ^^° beschriebenen
Tangenten-Riog (i Amp. bei 45O Ausschlag)
mit sehr feinem, seideisolirtem Kupferdraht
so auf, dass der Widerstand des Ringes
100 Ohm beträgt, so entspricht einem
Nadelausschlag von 45O eine Strom
von 10 Volt.** Wie viele Windun;
wählen soll, ist nicht gesagt.
Nach keiner der Methoden, di
„Eichung** der Voltmeter, pag. ij
geben sind, könnte man ein
aichen, dessen Bereich die E. M.
hydroelektrischen Elementes überst
Capitel über Beleuchtungsanlagen,
im Abschnitte e, welcher über die 1
handelt, findet sich eine Figur
welcher Larapen in Parallelschall
zeichnet sind, wobei neben jeder L
Rheostat angebracht ist, der mit H
Umschalters anstatt der Lampe eio|
werden kann. In der Erläuterung
pag. 209 und 210 gesagt: „Verwei
in einer Beleuchtungsanlage bald a
nur einige Lampen und will ma
Elektridtätsquelle nicht jedesmal d<
ändern, so lässt man einen Strom (
Leitung fliessen, der imstande ist, all<
zu speisen, schaltet aber zugleich :
Lampe einen Rheostaten parallel,
ein Stromwender mit 2 Richtno|
Strom entweder in die Lampe ode
Widerstand schickt. . . . Diese
verzehren zwar den Strom unnütz«
allein sie sind unumgänglich not
ohne ihre Verwendung wäre der
an den Lampen, infolge der we<
Stromstärke, noch viel bedeutender,
gesehen von der Ungleichheit in
leuchtung.** Bei Besprechung der
Schaltung der Glühlampen auf pag.
behauptet, dass alle Kohlenfäden
werden, wenn nur einer zerbricht,
Verfasser hätte sich auf den technol
Theii allein beschränken sollen.
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Beleuchtung in Lai-
bach. Die Frage der Einführung der elek-
trischen Beleuchtung wird demnächst im Ge-
meinderathe zur Entscheidung gebracht
werden, da der Vertrag mit der
Gasgcsellschaft am i. Jänner 1896
Zum Betriebe der Centrale ist die
kraft der Save in Aussicht genomneo
691
diesem Zwecke eioe etwa 22 km lange
Leitung von Krainburg nach Laibach mit
einem Kostenaufwande von 800.000 bis
900.000 fl. projectirt.
KlektrlBche Stadtbahn in Olxnütz.
Die Firma Lindheim & Comp, in
Wien bewirbt sich seit Ungerer Zeit bei
der Stadtgemeinde Olmütz um die Con-
cesaion znr Anlage einer elektrischen Stadt-
bahn. Noch ehe dieses Ansuchen der Er-
ledigung sugeführt wurde, hat sich eine
aweite Baufirma gemeldet, welche gleich-
falls die Errichtung einer elektrischen Stadt-
bahn in Olmütz anstrebt. Die Stadtgemeinde
Olmttts ist daher in der Lage, zwischen
zwei concurrir enden Baufirmen wählen zu
können. Wie der ,,£lektro-T." mittheilt,
soll der Firma Lindheim & Comp, von
Seite der Stadtgemeinde eröffnet werden,
dass dieselbe gegen die Anlage einer elek-
trischen Stadtbahn, welche vom Beamten-
viertel, bezw. vom Stadtparke aus zum Bahn-
hofe führen soll, im Principe nichts einzu-
wenden hat, dass sie auch behufs Anlage
der Bahn den öffentlichen Strassengrnnd zur
unentgeltlichen Benützung für eine Reihe
von Jahren einräumen will, dass sie aber
mit Rücksicht darauf, dass das Erträgniss
der Mautbgebühren auf der neuen Babnhof-
strasse bei Errichtung einer elektrischen Stadt-
bahn geschmälert werden wird, als Ent-
schädigung für deoEntgang der Mautbgebühren
den jfthrlicben Betrag von fl. 2500 an-
sprechen werde. Was die Errichtung einer
elektrisdien Central-Anlage betrifft, [soll der
vorerwähnten Firma, welche auch diese Er-
richtung aostrebt, bekannt gegeben werden,
djiss die Stadtgemeinde nach Ablauf des
Vertrages mit der Elektricitäts- Firma H. & M.
Passinge r sich die Errichtung einer
elektrischen Centralstation selbst vorbehält.
Klektrische Localbahn Gmunden.
(Betriebseröffnung.) Im Nachbange zu unserer
diesbezüglichen Mittheilung im Hefte XVI
1894, S. 438 berichten . wir, dass am 13. Au-
gust 1. J. die schmalspurige Localbahn mit
elektrischem Beiriebe von der Station
Gmunden der Salzkammergutbahn in die
Stadt Gmunden mit den Stationen Gmunden
(Staats bahnhof) uod Stadtplatz Gmunden
und den dazwischen gelegenen Haltestellen
zam grünen Wald, Kraftstation, Rosenkranz,
Stadtpark (Ausweiche), Parkstrasse, Hotel
Bellevue und Postgebäude, dem Öffentlichen
Verkehre Übergeben wurde. Den Betrieb
auf dieser nur für den Personen- und Ge-
päcksverkehr eingerichteten Localbahn führt
die Firma Stern & Hafferl in Wien.
Prager Trainway. Aus Prag wird
berichtet: Bekanntlich strebt ein österreichisch-
deutsches Banken- Consortium, an dessen
Spitze die OesterreichischeLänder-
b a n k und die ZivnostenskaBanka
stehen, eine Transformation der Prager
Tramway an, welche einer belgischen Ge-
sellschaft gehört. Die Prager Tramway soll
in ein rein österreichisches Unternehmen
umgewandelt werden, wobei der Ausbau des
Netzes unter gleichzeitiger Einführung des
elektrischen Betriebes ins Auge
gefasst wird.
Die Angelegenheit soll schon in der
nächsten Sitzung des Stadtrathes in Ver-
handlung kommen.
Neue Telepbonlinlen. Am i. d. Mts.
wurde im Anschlüsse an die bereits be-
stehende Telephonleitung Wien - St. Polten
eine neue interurbane Telephonlinie St. Polten-
Wilhelmsburg-Lilienfeld-Hainfeld in Betrieb
gesetzt. Nebst den bei den Post- nnd Tele-
graphen-Aemtem Wilhelmsburg, Lilienfeld
und Hainfeld errichteten Telephon-Centralen
und den an dieselben angeschlossenen
Abonnenten - Stationen wurden auch die bei
dem Post- und Telegr«phen-Amte in Traisen
errichtete Telephonstelle, sowie die anläsa-
lich des Ausbaues des Telephonnetzes in
St. Polten an die daselbst neu errichtete
Centrale angeschlossenen Abonnenten-Statio-
nen dem Verkehr übergeben. Die Sprech-
gebühr für die Stationen untereinander be-
trägt für ein Gespräch in der Daner von
drei Minuten 30 kr., die Sprechgebühr für
den Verkehr dieser Stationen mit Wien für
dieselbe Sprechzeiteinheit 50 kr. Zur selben
Zeit wurde auch die interurbane Telephon-
Linie Oedenburg - Wien und Oedenburg-
Budapest eröffnet.
Beivilligung zur Vornahme tech-
nischer Vorarbeiten für eine Local-
bahn mit elektrischem Betriebe
eventuell für eine Dampftramivay
vom Bahnhofe König gr Atz einerseits
in die Stadt gleichen Namens und
andererseits zu den Ziegelöfen bei
Freihöfen. Das k. k. Handelsministerium hat
dem Reichsraths- und Landtagsabgeordneten
Wenzel Formdnek in Königgrätz die Be-
willigung zur Vornahme technischer Vor-
arbeiten für eine I^ocalbahn mit elektrischem
Betriebe eventuell für eine Dampftramway
vom Bahnhofe Königgrätz einer-
seits in die Stadt gleichen Namens und
andererseits zu den Ziegelöfen bei
Freihöfen im Sinne der bestehenden
Normen auf die Dauer von 6 Monaten er-
theilt.
Laboratolre central d'ölectricitö.
12 et 14, rue de Suel, k Paris. Organi-
sation der daselbst errichteten
Unterrichtsanstalt für ange-
wandte Elektrotechnik. Das La-
boratoire central hat zwei verschiedene
Zwecke zu erfüllen: i. Die Aichung nnd
Prüfung von Apparaten auszuführen. 2. Eine
Unterrichtsanstalt für angewandte Elektro-
technik zu sein. In ersterer Beziehung be-
hält das Laboratotre die bisherige Organi-
sation, In den Unterrichts-Cnrsen sollen die
Ingenieure jene praktischen Kenntnisse er-
langen können, welche sie bei dem gegen-
wärtigen Stande der Elektrotechnik bedürfen.
TT
592
f
T^i^lia^ leder Natkmalität und beliebigen
A^ten ic^osca «afgeDommen werden. Wenn
9rh i\e%eibiem sber nicht dnrch ein Zeugniss
iber tie oöch'^cB Vorkenntnisse ausweisen,
«n 'labes me eine Prflfnng ans den folgenden
Ge^^nxtsLndem z« bestehen : Elektricitätslehre,
MatüoBank. Mechanik nnd allgemeine Physik.
Zr« Vticerrciit.4^eld betrigt 200 Frcs. ; die
H^rte jt 'lom Eintritt, der Rest am I. Man
BM. enrrcnres.
D«r Vtucrrkht nmCasst : einen Cnrs von
'/* — Ij \'^r*r i^gem aber Elektrotechnik, einen
•lois *nn 2i: —25 V'ortrigen über Messknode,
^me R^iiie vn« Bcsprcchnngcn Aber specielle
•lapres, praiTsc^ Uebnngen in der Elektro-
'grmnk. ueöasgca in der Werkstätte, Aa^-
srocsmo^ «ca Prcjectea für elektrische An-
Fabriken nnd Central-
Ltc Vortrige finden von 9 — 12,
-b Uhr statt. Nach
laiuiiiiymi^ ics Uaterridits-Cnrses wird den
I.^ini;ai enne Fnst tob i — 2 Monaten zur
Jkasmmaran:^ ier Qtnen gestellten Probleme
^'.miarc^ Ltje Frlfnag wird im Sommer ab-
b«stekt ans swei Theilen. Zn-
dx Prolessorea eine Prüfnng
zae VC« Directions-Comit^ des
wurxrnire erwarte Commission, welche
F a '^:e<£am der Soö6i6 internationale
i -.eerr*ctc9B besteht. Die Zöglinge, welche
> ? inxo^ besteWn, erhalten ein Diplom ;
:b «BcrxnccMien Taxen werden spiter
i können mit Zastimmnng
nach Toa aaderen Personen
i.:^ csacs ITnterrichtsgeldcs von
.^ ---rrs. >esacä£ werde«. Die Miigiieder der
^.u:r«T? rx^>c« Ä iea Besprechnngen Zntritt
^ c »r-T-u;« nur ia$ Jahr 1S94. 95 beginnen
ja 4 a^a»^, leÄ 3* DecCÄber,
:^r'n2«rxi7.c«n mit elektrischer Zün-
.j»^ V.« v.^<«rr.-SA».Cnlef»ehmang der
aa« .x..3cak.«-R<r^ranc ToUfuhrt bem
^-^•t ' ^-r L4S!<ec«iiaee Sprengangen im
^^.c*-.« i«r IVniM taa HersteUnng von
. ui-^na^tÄ X*diicÄ sich bei diesen
.rfii^^tw^* w^icö« »it elektrischer Zün-
,^ -sr^ K^i.1-^ wecriea, Schwierigkeiten
-c-^ ^w-^a, av-^* ii< Fama Siemens
. V ^ Anvi i«c FV-tessoc der Elektro-
. , » Kzii,a. C^-: r i c k l e r, mit der
. ^ ^.r^ui. aa ^V, aad Stelle die lar
Ä^ .^..^ «<^ >c-^:«a Scii«5ef;ikeiiea er-
. .c» , .va 5. i^oua^p« la F*«<*^
:.:iaÄ lu« Btax^« ▼^^^ Unter-
»..mm tt »«r-^ ^ »'« Fiiirang
,^ ^ea F «kiricitits.
^ . . 40V- ,^ F--raa FtL Ho.tt-
i. ^.a-K tt Fraai'^rt a. M, Kt
\. Xj.rv.ua. >aai. rir l>ear^h. and
- ^ .,,^ Sauba.-^. e«e Ge^
Seilschaft zum Baue von Untergr
(mit beschränkter Haftung) in ]
gründet worden.
Das mit einem Stammcap
600.000 Mk. ausgestattete Untern«
absichtigt, in Deutschland und im
den Bau von Untergrundbahnen in
zu nehmen und hat zu diesem 7
Erfahrungen der beiden genani
striellen Etablissements, sowie e
denselben gehöriger Patente auf
biete des Tunnelbaues erwoi
Directoren sind bestellt der Regiei
Baurath Schnebel, Mitglied der K
Eisenbahn-Direction zn Bromberg.
Ober-Ingenieur Lauter von der
Holtzmann & Comp.
Ueber diese neuerrichtete C
wird noch mitgetheilt, dass das Ui
in der jetzt gewählten Form als
suchsgeselischaft gedacht ist. Zun
die Concession für eine Verbindnn]
Ansstellungsplatze für die 1896«
Gewerbe-Ausstellung in Treptow
werden, welche die Allgemeine E
Gesellschaft schon früher in*s Ai
hatte. Der Bau soll ab Schlesis<
hofe als Untergrundbahn nntc
Spree hergestellt werden, um so <
gmndsystem in seiner praktischen /
vorzuführen.
Die n^i^in^^'uge einer
liehen Benennung für Eil
suhl", welche der O e s t e r
sehe Ingenieur- und
tekt^en-Verein in Wi<
arbeitet hat nnd welche wir im
1894, S. 72, veröffentlichten, 1
Erlass des k. k. Handelsmini
28. September 1894, Z* 5S03
simmtliche Verwaltungen der öster
Privatbahnen gerichtet — für den
Verkehr eingeführt.
Es heisst in diesem Erlasse :
.Die fachliche Prüfung diei
Züge hat ergeben, dass dieselben
Ressortstandpnnkte geeignet erscl
einer festen, den Bedürfnissen des
entsprechenden Benennnngsweise i
wodurch den vorhin erwähnten U<
abgeholfen vrürde.
Das Handelsministerium sieht
veranlasst, in Uebereinstimmung
Vorgange des k. k. Ministeriums d
weichet die Einführung der fra^
Zeichnungen für den Dienstgeb
politischen Veraraltung und bei d(
mea Behörden in*s Auge fasst, d
Verfiignng für den Dienstbereich
bahnverwaltnng zu treffen, und w(
nach die geehrten Verwaltungen 1
geladen, sich im dienstlichen Ver
den Aufsichtsbehörden, wie auch
geaieia fortan der in Rede stell
Zeichnungen bedienen zu wollen.*
S H WKXT
jT A WESTXKlsÄc
V.,
dm Elektroteohninhen
für Technik und Kmi
16.
Zeitschrift für Elel<trotechnil(.
XII. Jahrg.
1. December 1894.
Heft XXIII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Ohronlk des Vereines.
21. November, — Beginn der
Vortrags-Saison 1894*- 1895. Dis-
cussion: »Zur Frage der Ein-
führung elektrischer Bahnen
in Wien** eingeleitet von Herrn
Hugo Koestler, Ober-Ingenieur der
k. k. österr. Staatsbabnen.
Präsident V o Ik m e r übernimmt
den Vorsitz und heisst die Anwesen-
den Vereinsmitglieder anlässlich des
Saisonbeginnes willkommen. Nach
einer Aufforderung an jene Herren,
welche während des Sommers Ge-
legenheit hatten, Neues und Interes-
santes auf elektrotechnischem Ge-
biete zu sehen, recht lebhaft und
activ an den Vereins vortragen oder
Discussionen theilzunehmen, fragt der
Vorsitzende, ob Jemand diesbezüglich
eine Mittheilung zu machen wünscht.
Herr Ingenieur R o s s bemerkt, dass
es sehr wünschenswerth wäre, wenn
regelmässig Referate über interessante
elektrotechnische Neuheiten aus den
deutschen, englischen, französischen
und italienischen Fachjournalen hier
stattfänden und stellt den Antrag,
es möge dahin gewirkt werden,
dass mehrere Herren sich in
diese Aufgabe theilen ; er für seine
Person erklärt sich gerne bereit, ein
solches Referat hinsichtlich der eng-
lischen Blätter zu übernehmen.
Der Vorsitzende dankt wärm-
stens Herrn Ingenieur R o s s für
diese mit Beifall aufgenommene An-
regung und bemerkt, dass er diese
Angelegenheit in der demnächst
stattßndenden Ausschusssitzung auf
die Tagesordnung setzen werde.
Hierauf ertheilt der Präsident
Herrn Koestler das Wort zu
seinem eingangs erwähnten Vortrage.
Nachdem der Vortragende kurz
die neuesten Erfahrungen auf dem
Gebiete des elektrischen Betriebes
angeführt hatte, erinnert er an die
Denkschrift, in welcher das vom
Vereine zum Studium der Verkehrs-
frage in Wien eingesetzte Comite
sich für die schleunige Einführung
des elektrischen Betriebes auf den
bestehenden Strassenbahnen ausge-
sprochen hat; er erwähnte sodann
des Umschwunges in der Meinung
der Strassenbachfachleute, welche die
Anwendung des elektrischen Betriebes
als entschieden im öffentlichen In-
teresse liegend erklären, weil durch
denselben nicht nur eine grössere
Geschwindigkeit, sondern auch eine
weit grössere Leistungsfähigkeit er-
reicht werden kann.
Als besonders erfreulich be-
zeichnete es der Vortragende, dass
nunmehr auch der vom Stadtrathe
zum Studium des elektrischen Be-
triebes bestellte Ausschuss sich
rückhaltlos für denselben ent-
schieden habe; den wegen Schaffung
eines elektrischen Bahnnetzes in
Wien gefassten Beschlüssen dieses
Ausschusses müsse, so weit es sich
um die Bestimmung der Verkehrs-
linien selbst, ferner die Verbindung
der neuen Linien mit der Stadtbahn
und den Hauptbahnhöfen, sowie die
Einführung eines einheitlichen Be-
triebes und Tarifsatzes handelt, voll-
ständig beigepflichtet werden.
Dagegen glaubt der Vortra-
gende, dass gegenwärtig die Noth-
wendigkeit, die Radiallinien durch die
innere Stadt und die verkehrsreichen
Strassen der . übrigen Bezirke unter-
irdisch oder als Hochbahnen zu
führen, nicht besteht; in einzelnen
der Generalregulirungsprojecte, be-
sonders in jenem der Gebrüder
M a y r e d e r , ist in sehr glücklicher
Weise gezeigt, dass die Durch-
46
594
fübrung von ParallelstrasseD zu den
heutigen Verkehrsadern in der inneren
Stadt ganz gut möglich ist, und
spricht Ober-Ingenieur Koestler
die Ansicht aus, dass durch diese
Parallelstrassen Bahnen im Strassen-
Niveau geführt werden können, und
dadurch nicht nur die Durchführung
des Verkehrs durch die innere
Stadt in einer billigen und dem
Publikum zusagenden Weise, sondern
auch die rasche Regulirung gerade
der engsten und finstersten Stadt-
theile und eine bedeutende Werth-
erhöhung der Baugründe in den-
selben erreichbar wäre.
Dagegen sei zu fürchten, dass
die Unterpflasterbahnen, welche wohl
allein in Betracht kommen können,
wegen ihrer Kostspieligkeit nicht so
rasch zustande kommen werden, als
dies im Interesse der dringend
erforderlichen Verbesserung der Ver-
kehrsverhältnisse in Wien nothwendig
wäre; überdies ist auch die Verbin-
dung dieser Unterpflasterbahnen mit
den bestehenden Strassen bahnen eine
schwierige Aufgabe, und schliesslich
würde zweifellos das Publikum Niveau-
bahnen vorziehen, und es den Unter-
grundbahnen nicht leicht werden die
Bevölkerung zu gewinnen.
Es müsse auffallen, dass in den
in Rede stehenden Ausschuss - Be-
schlüssen keine Bestimmung über
die für die elektrischen Bahnen zu-
lässige Fahrgeschwindigkeit enthalten
sei, und dass femer der betreffenden
Pferdebahnen keinerlei Erwähnung
geschehe. Die Absicht, bei der Re-
organisirung des localen Verkehres
ia Wien auf diese vorhandenen Ver-
kehrsmittel keine Rücksicht zu nehmen,
lasse sich durch das gegenwärtige
Stadium des erbitterten Kampfes
zwischen Pferdebahn und Gemeinde-
Verwaltung erklären ; da aber die
Concession der Wiener Pferdebahn-
Gesellschaft bis zum Jahre 1925
dauert und diese ihre Geleise der-
malen in allen wichtigen Radial-
strasseu bereits liegen hat, müsse
im Interesse der Bevölkerung ge-
wünscht werden, dass diese Ver-
kehrs-Untemehmung ihren nicht zu
rechtfertigenden Standpunkt e
verlasse und sich dazu entscb
einen billigen Vergleich mit
Stadt anzubahnen, weil dann
die Durchführung des von
Commune in Aussicht genom
Verkehrsprogramm es möglich
Vielleicht bietet das neue ]
bahn-GesetZy ♦*) das auf zeitgec
Grundlage aufgebaut, entscl
freudig begrüss^ zu werden vei
nach seiner wohl bald zu erw
den Genehmigung, die Handl^a
einer Revision des Tramwayverti
es ist auch zu hoffen, dass di<
suche mit dem Accumulatorenbei
die demnächst beginnnen solle
einen günstigen Erfolg verspr
die Umgestaltung der bestel
Pferdebahnen in elektrische w
lieh erleichtern werden.
Jedenfalls sind wir im abl
den Jahre der Lösung der Ver
frage bedeutend näher gekc
und muss im Interesse der
kerung gewünscht werden, ds
nächsten Jahre die Entsch<
endlich getroffen werde und di
richtungen für den localeo V
in Wien in zeitgemässer um
Bedürfnissen der Bewohner ei
chendeo Weise ausgestaltet w
In der hierauf folgenden D
beklagt es Ingenieur Ross,
das stadträthliche ^Comit6 zi
handlung elektrischer Verkehrsa
ip Wien" den Punkt 4 seiner
Ißge mit folgender Fassung
nommen hat : „Die Bahnlinien s
dem vom Ringe umschlossene
biete der inneren Stadt, so^
den verkehrsreichen Strasse!
anderen Bezirke u n t e r i r <
(eventuell als Hochbahnen • . .
zu projectiren,"***) und begründ
*) Wir macheo hier auf die '
Entscheidnng, welche swiscbeo dem
Präsidium aod dem Magistrate ia Bei
treffend die Umwandlung der
Pferdebahnen in elektrische Bahn«
merksam, welche wir auf S. ölt
Heftes reproduciren.
**) VergL das auf S. 614 diese
befindliche Referat über die Sts
Sitzung vom 22. November 1894, hc
das neue Localbahn-Gesets. ]
*♦♦) Vergl. Heft XXI, 1894. S.
595
damit, dass unterirdische oder Hoch-
bahnen unrentabel und unbeliebt
sind und fahrt einschlägige Daten
als Beweise seiner Ansicht an,
Ingenieur Klose gibt seiner
subjectiven Meinung hierüber dahin
Ausdruck, dass diese Entscheidung
des Stadtrathes wohl darauf zurück-
zufahren sein dürfte y dass Projecte
über derartige Anlagen bereits vor-
liegen.
Nachdem sich Niemand weiter zum
Worte meldete, spricht der Vor-
sitzende dem Herrn Ober-Ingenieur
K o e s 1 1 e r , unter lebhaftem Beifalle
der Anwesenden, für dessen inter-
essante Mittheilung den Dank aus
und schliesst hierauf die Versammlung,
ABHANDLUNGEN.
lieber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten
elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwen-
dung auf die sogenannten Tesla'schen Versuche.
Kach den Experimeotalvorträgen des Geh. Hofrath Dr. A. TOEPLER in Dresden, berichtet
von Dr. M. TOEPLER.*)
In der Sitzung der physikalischen Abtheilung der Naturforscher-
Versammlung vom 2j. September hat Prof. Dr. Toepler aus Dresden
eine in versdiiedenen Richtungen interessante Reihe von Experimenten
mit einer 20plattigen Influenzmaschine vorgeführt, um den anwesenden
Fachmännern die vielseitige Anwendbarkeit dieses Hilfsmittels und dessen
besondere Eignung zu Beobachtungen auf dem Gebiete der sehr raschen
elektrischen Schwingungen zu zeigen. Das Grundschema der Maschine,
bekanntlich einer Erfindung des Vortragenden, ist schon im Jahre 1865
durch Abbildung und Beschreibung veröffentlicht, in der Fachliteratur aber
lange Zeit wenig beachtet worden. Die späteren Ausführungen des Grund-
gedankes haben zu denjenigen Constructionsdetails geführt, welche seit
den Beschreibungen vom Jahre 1879 und 1880 als bekannt vorausgesetzt
werden können. **) Es ist neuerdings noch, um gewisse Störungen im An-
gehen der Maschine zu beseitigen, die Anordnung der sogenannten Ver-
theiler zweckentsprechend modificirt worden, auch sind alle Zwischen-
scheiben der Maschine mit Nebenconductoren (nach Holtz) versehen
worden, wodurch die Intensität des Maschinen^tromes für sehr hohe
Polspannungen, die zuweilen ^erwünscht sind, erhöht wird. Die Trocken-
haltung des Luftraumes im Maschinengehäuse geschieht nicht durch Er-
wärmung, sondern wie bei den ältesten Maschinen auf chemischem Wege,
nämlich mittelst Schwefelsäure.
Begonnen wurden die Demonstrationen mit der Vorführung Hertz-
scher Versuche in neuer Form. Ein einfacher, gerader Resonanzstab, an
dessen Ende sich ein vom Vortragenden construirtes ballistisches Elektro-
skop anschloss, wurde als Secundärleiter durch die im freien Räume
fohne Hohlspiegel) fortgepflanzten Wellen erregt ; die Elektroskopwirkungen,
welche weder der Beihilfe einer Zambonischen Säule noch der 5piegel-
äblenkung bedurften, wurden durch Projection sichtbar gemacht. Mittelst
*) Der Berichterstatter, welcher an der Aasftthmng der mitgetheüten Experimente,
in Gemeinschaft mit Herrn Dr. J. Freyberg in Dresden, betheiligt war, hat aof Wansch
der Redaction nnd mit Zostimmong des Vortragenden, seines VaterS| das Referat für die
Zeitschrift für Elektrotechnik übemommcD.
^^) Vergl. Berl. Akad. Her. Dec. 1879, P>^* 9^^ ! insbesondere Elektrotechn. Zeitschr.
Febr. 1880 und Oct. 1882; aach das Lehrbuch von MüUer-PouiUet-Pfaundler,
<9. AuB. und G. Wiedemann, Lehre von der Elektridtät 1893.
46*
596
dieses einfachen und höchst übersichtlichen Hilfsmittels zeigte de
tragende u. A., dass die Influenzmaschine leicht zwei ganz versch
Arten wirksamer Primärfunken liefert, welche sich wesentlich du
Verhalten gegen Luftströme und andere Einflüsse unterscheiden. Es
nachgewiesen, dass Primärfimkenströme existiren, deren Resonanz^
sich völlig ausblasen lässt.
Da diese Experimente nebst den angewandten Hilfsmitteln
physikalisches als elektrotechnisches Interesse besitzen, und da de
tragende ihre Mittheilung und Erörterung sich vorbehalten hat, s<
von einer näheren Besprechung abgesehen. Dagegen dürfte eine
Art von Experimenten, auf welche der Vortragende einging, au
Elektrotechniker von Interesse sein. Der Vortragende zeigte ni
dass sich mit der 20plattigen Influenzmaschine die physikalis
Grunderscheinungen der sogenannten T es la' sehen Vers
demonstriren lassen, obwohl diese Maschine zum Betriebe nur ein€
beitsaufwand von etwa t*^ bis -i^ HP erfordert. Eine ähnliche D
stration jedoch mit Benützung einer noch wirksameren, nämlich
sechzigplattigen Maschine, deren Arbeitsverbrauch etwa ^ HP I
hatte der Vortragende bereits am 12. Juli der naturforschenden Gese
„Isis" in Dresden vorgeführt. Da die Erörterungen auf diese älterei
suche mehrfach zurückkamen und da diese letzteren wegen ihrer grC
Vollständigkeit in praktischer Hinsicht wohl noch mehr Beachtun
dienen, so soll über sie im Nachfolgenden zunächst etwas ausfÖJ
berichtet werden, u. zw. unter Anlehnung an eine in der Zeitschr
Gesellschaft „Isis" bereits vorliegende Mittheilimg. Der Bericht düi
einer technischen Fachschrift um so mehr am Platze sein, als a
Naturforscher- Versammlung am 26. September ebedfalls Tesla'schi
suche in grosser Vollendung, allerdings mit den mächtigen Ström«
Wiener städtischen Elektricitätswerkes, von Herrn Dr. Tuma voq
worden sind. Vom praktischen Standpunkte dürfte es nicht über
sein, zu wissen, wie sich die auf den bekannten elektrischen Condei
Schwingungen beruhenden sogenannten Tesla'schen Erscheinunge
zwar der Physik keine neuen Entdeckungen eingebracht, dem Pr«
aber Ausblicke auf neue Anwendungen der Elektricität eröffnet
gestalten, wenn man an Stelle der magneto - elektrischen Indu
maschine die bis jetzt technisch so wenig beachtete elektrostatisch
beitsverwandlung benutzt
Das Schema ' der von Prof. Toepler angegebenen Vei
anordnung ist das folgende. (Vergl. nachstehende Fig. i.)
Die von dem Influenzmaschinenstrome direct gespeisten
belegungen A^ B^ zweier Leydner Flaschen entladen sich durch die Fi
strecke F viele M«il in der Secunde. Bei der grossen Maschine erhäJ
mit Flaschen mittlerer Grösse leicht gegen 100 Funken von 3 mm i
weite in der Secunde. Der dabei entstehende oscillirende Ausglei<
Aussenbelegungen A B wird durch den Transformator D geleitet, <
Einrichtung später beschrieben wird. Thoeretisch kann man die Sai
ansehen, als ob in dem nur durch die Glasdicken der Leydner Fl
imterbrochenen Leitercyklus Fab D cdF während der Entladung
eines jeden Funkens ein Wechselstrom mit angenähert durch die Rec
angebbarer Frequenzzahl circulirt.
Ein Hauptvortheil der Anwendung der Influenzmaschine fi
Demonstration besteht nun darin, dass sie schon ohne Weiteres
hochgespannten Hochfreciuenz-Wechselstrom liefert, der dann nach
sowohl auf niedrigere als auf viel höhere Spannung transtormirt \
kann.
597
Weitere Vorzüge liegen in den Symmetrieverhältnissen, die gerade
hier leicht nachweisbar sind. Man erkennt sofort, dass bei der gleich-
massigen Elektridtätszufuhr von ±El zw den Innenbelegungen A^ B^, wie
sie der vielplattigen Influenzmaschine eigen ist, in der Aussenleitung cDb
die Influenzelektncitäten (2. Art) der Aussenbelege fortwährend neytralisirt
werden, so dass der Spannungszustand dieser Aussenleitung fast Null
bleibt. Erst beim Ausbruch des Funkens in F entstehen starke Potential-
differenzen in cD6, den oscillatorischen Bewegungen entsprechend.
Bei unsymmetrischer Anordnung entstehen, wie man leicht einsieht,
einseitige statische Ladungen, welche erhebliche Stönmgen veranlassen
können.
Der Funkenstrom F der Influenzmaschine bedarf übrigens, weil ihm
die Aureolenbildung fehlt, der Beihilfe eines Luftgebläses oder der Zer-
reissung durch Einwirkung eines Magnetfeldes nicht. Vielleicht ist dieser
Umstand an dem verhältnissmässig guten Gelingen der Versuche mit der
Influenzmaschine wesentlich mitbetheiligt.
Maschine
F
Ä'
B'
Fig. I.
Dass der Ausgleich im Schliessungsbogen zwischen A und B in der
That ein osdllirender ist, lässt sich folgendermassen zeigen. Wird in
diesen Schliessungsbogen ein Geisslerrohr geschaltet, so zeigt dasselbe
das sogenannte Kathodenlicht an beiden Polen; dies erklärt sich daraus,
dass bei rasch wechselndem Kathoden- und Anodenlicht an derselben
Elektrode schliesslich nur das lichtstärkere und ausgepr^ere Kathoden-
licht scheinbar continuirlich sichtbar wird.*) Im Gegensatze hierzu zeigt
natürlich die einfache Rhumkorflf- Entladung bei denselben Röhren einseitig
Kathoden- und Anodenlicht getrennt.
Die im folgenden zunächst beschriebenen Experimente beziehen sich
auf gewisse Eigenthümlichkeiten, welche nur den hochgespannten, sehr
rasch wechselnden Strömen eigen sind, welche übrigens nach den theo-
retischen oder praktischen Untersuchungen verschiedener Physiker schon
*) Diese Erscheinung bei Oscillationen ist bekanntlich von E. Wiedemano und
E b e r t genauer untersucht worden.
598
früher theils bekannt, theils vorherzusehen waren. Eine besonders
tante Eigenschaft rasch wechselnder Ströme besteht z. B. darin, das
selben häufig den Weg durch schlechte Leiter oder gar Nichtleiter
jenigen durch sehr gute Leiter anscheinend vorziehen; dies zeigt folg
Versuch, der sich den analogen Tesla'schen und E. Thomson'
Experimenten anschliesst.
(Schlnss folgt.)
Zur Frage der elektrischen Strassenbahnen.
(Schlass.)
Die Oekonomie des Systemes und die Kostenaufstellun
HierGber kann der Referent — wie schon Eingangs erwähnt wut
nur in beschränktem Maasse Mittheilungen machen.
Die bei dem elektrischen Betriebe angewendeten Geleise, kos
der Regel 25.000 bis 30.000 Frcs. pro Kilometer einfachen Geleises je
dem Schienenprofile und der Art der Verlegung des Oberbaues,
die Wagen schwer sind und bei starkem Verkehre, kann der Preis j
32.000 bis 33.000 Frcs. pro Kilometer betragen.
Bei den Luft- und RQc klei tungen im Allgemeinen kann
nommen werden, dass :
I 1(m einfachen Geleises mit Holzmasten und Querdrähten,
irdischer Speiseleitungen, mit einem Leitungsdrahte von 8 mm I
messer, Verbindungsdrähten von 9 mm an den Stössen, inclusive Aufi
und Wiederherstellen des Pflasters zwischen 6750 bis 11. 100 Frcs. 1
I km doppelgeleisiger Strecke würde unter denselben Beding
11.050 bis 18.600 Frcs. kosten.
I km Luftleitung mit Holzmasten und eisernen Armauslegern
fertig gestellt 6 150 bis 9600 Frcs.
I km Leitung mit Rosetten und Querträgern kostet 5900 bis 930c
für eine eingeleisige und 1 0.9 50 Frcs. für eine doppelgeleisige Bahn
I km Leitung mit eisernen Masten aus Gitterwerk und Querd
kostet 12.200 bis 14.700 Frcs, für ein einfaches und 17.200 Fr
ein doppeltes Geleise.
I km Leitung mit Masten aus Stahlröhren und Querdrähten
15.500 bis 18.000 Frcs. für eine eingeleisige und 20.500 bis 23.50<
für eine doppelgeleisige Bahn.
I km Leitung mit Masten aus Stahlröhren und Armauslegem
12.500 bis 15.000 Frcs. für das einfache und 17.500 bis 22.00c
für das Doppelgeleise.
Demgemäss betragen beispielsweise die wirklichen Anlagekostei
eingeleisigen Linie mit zwei Ausweichungen pro Kilometer für das Le
materiale und Schutzvorrichtungen 2700, Weichen und Kreuzungei
Masten 7200, Speiseleitungen 2500, «Stoss Verbindungen 1500,
schiedenes loo, in Summa 14. 300 Frcs.
Für eine doppelgeleisige Bahn in West-Europa mit Masten aus
röhren und Armauslegern bei unterirdischer Speiseleitung hat das
mctcr Doppclgeieise 41.950 Frcs. gekostet.
599
Bei einer gleichen Anlage in Süd-Europa mit Masten aus Stahl*
röhren, Querdrähten und oberirdischer Speiseleitung hat die Leitungsanlage
pro Kilometer 40.800 Frcs. gekostet.
Diesen Angaben können wir folgende Anlagekosten von unterirdischen
Leitungsanlagen gegenüberstellen :
ßlackpodl: 43.750 Frcs. pro Kilometer einfachen Geleises. (Unter-
irdische Leitung und Rückleitung durch die Schienen.)
Budapest: lieber 100.000 Frcs, pro Kilometer, (Unterirdische Doppel-
leitung.)
Auf die Kosten der Maschinen un.d Apparate derCentral-
stationen können wir nicht näher* eingehen, weil die Preise je nach der
Art der Maschinen und Neben - Apparate und auch je nach den Firmen,
welche dieselben bauen oder verkaufen, sehr verschieden sind.
Motorwagen-Untergestelle mit Radsätzen und Bremsen, jedoch
ohne Motor und Transmissionen kosten ungefähr 1000 — 1200 Frcs. Motoren
von 15 PS kosten mit der Uebertragung" 2500— 3000 Frcs.
Die , Controller** oder Regulatoren und die verschiedenen Neben-
Apparate inclusive der Beleuchtungs- Vorrichtung kosten 1200—2200 Frcs.
Hinsichtlich der
Anlagekosten
führen wir das Folgende an:
Ueber den Accumulatorenbetrieb dürften genaue Angaben hinsichtlich
der zur Zeit bestehenden Einrichtungen nur einen relativen Werth haben.
Die Kosten der mecbanischen Ladevorrichtungen schwanken je nach der
Anzahl und Grösse der Batterien zwischen 500 und 1000 Frcs. Abge-
sehen von den- Batterien kostet die elektrische Ausrüstung der Wagen un-
gefähr denselben Preis wie bei den Systemen mit ober- oder unterirdischer
Stromzuführung.*
Der Preis der Accumulatoren selbst schwankt zwischen 1*50 und 2 Frcs.
pro Kilogramm inclusive Behälter, Isolatoren etc.
In Bezug auf die Anlagekosten sind die Vortheile des Accumulatoren-
betricbes um so bedeutender, je länger die Linien und um so geringer, je
stärker der Verkehr,
Wir kommen nun zu den Anlagen mit
Luftleitxingen.
Anlagekosten einer doppelgeleisigen Bahn in West-Europa«
8*8 km Länge, wovon 800 m eingeleisig sind. Die gesammte Geleise-
länge inclusive Zufahrtsgeleise zur Kraftstation beträgt circa 1 8 km. Die
Speiseleitungen sind unterirdisch angelegt. Die Stromleitung wird durch
Masten aus Stahlrohren mit Armauslegem und Rosetten getragen. Die Ge-
sammtleistungsfähigkeit der Maschinen der Centralstation beträgt 750 PS.
Die Anlage gestattet einen jährlichen Betrieb von 1,000.000 Motorwagen-
und 1,000.000 Beiwagen-Kilometer.
Frcs.
Kraftstation incl. FondameDte der Maschinen nnd Apparate, incl.
Gebäude ', 355.000
Sämmtliche Leitungen 352 .600
Betriebsmaterial, 23 Untergestelle mit je 2 Motoren, Beleuchtungs-
Vorrichtung für 21 Beiwagen, Beleuchtungsanlage des Depots . 466.000
Verschiedenes laooo
Zusammen.. 1,183.600
Hiezu kommenr noch r * Grunderwerbi * -Grande, • Erneuerung der Ge-
leise etc.
600
Anlagekosten der elektrischen Strassenbahn in Marseil
Die Anlage ist für 700.000 bis 800.000 Wagen-Kilometer pro Ji
berechnet. (Beiwagen werden nicht verwendet.)
^ ' Frcs.
Geleise 360.000
Gebäade, Hof der Kriftstation, Kessel und Kamin 175.000
Dampfmaschioea ond Dynamos (3 ä lOO PjS>) 100.000
Luft-, Remisen- and Zufahrtleitnngen 226.000
Betriebsmateriale, 18 Untergestelle mit zwei 15 PiS-Motoren 220.000
Auslagen zum Schutze der Telephonleitungen 70.000
18 Wagenkasten, Werkstätte 149.000
Generalunkosten, Verwaltungsgebäade 145.000
Zusammen . . i ,445 .000
Kostenanschlag für eine Linie im südlichen Europa,
für welche die Einführung des elektrischen Betriebes beschlossen ist.
Länge der Bahn lO-iooXcm; Länge des einfachen Geleises 16*450 i;
Luftleitung; unterirdische Speiseleitungen; 2 Röhrenkesseln von 242
Heizfläche; 2 direct gekuppelte horizontale Verbundmaschinen mit Condc
sation von 250 — 330 PS; 2 Mehrpolige Dynamos zu 215 Kilowatt; 27 \
schlossene und 27 Sommerwagen; Einrichtung von 27 Beiwagen; V<
richtung zur elektrischen Beleuchtung sämmlicher Wagen.
Die Einrichtung ist für l,ooo.ooo Motorwagen-Kilometer (Beiwag
nicht inbegriffen) berechnet.
Frcs.
Kraftstation 330.200
Leitung ; 167.550
Betriebsmaterial und Beleuchtung der Remisen 615.500
Sicherheitsvorrichtung zum Schutze der Telephonleitnngen 18.750
Werkstätteneinrichtung, Generalunkosteni Bjaoleitong 183.240
Zusammen •• 1,315,240
Anlagekosten der Züricher Trambahn.
Bahnlänge 4*6 /rm. Einfaches Geleise mit Ausweichungen.
Die Anlage ist für 470.000 Wagen-Kilometer pro Jahr berechnet.
Frcs.
Kraftstation (Maschinen, Kessel, Dynamos und Accnmalatoren-
Batterie) 124.300
Luftleitung und Rückleitnng (in der Stadt eiserne Masten, ausser-
halb Holzmasten) 45.000
Rollendes Material, 12 Wagen mit je einem Motor Ton 15 Kilowatt 136.800
Verschiedenes ! 10.700
Zusammen^. 316.800
Oberirdische Doppdrohr- Leitung,
Anlagekosten einer Bahn mit oberirdischer doppelter
Rohrleitung (Frankf ur t-Off enbach).
Die Anlage ist für 525.000 Wagen-Kilometer berechnet.
1892— 1893
Frcs.
Grunderwerb und Gebäude 190.000
Geleise und Concession, 6617 m einfaches Geleise mit 3 Aus-
weichungen 212.500
Stromleitung 72.500
Dampfmaschinen und Dynamos: i Maschine von 115 P5, i von
120 FS ohne Condensation, 4 Dynamos zu 150 KUowatt 1 11.500
Betriebsmaterial: Wagenkasten, Motoren, Uebertragung u. s. w..., 11 1.500
Betriebs«UtensLlien ^ 6.370
Bnreau-UtensUien 2.520
Gesammtwerth . 706.890
601
Anlagekosten einer Bahn mit oberirdischer doppelter
Rohrleitung (Ve v ey-M ontreux).
Länge der Bahn 10*414 Xrm eingeleisig mit Ausweichungen. Die Anlage
ist für 550,000 Wagen-Kilometer berechnet.
FHb,
Granderwerb nnd Verschiedenes 20.328*84
a) Bahn anläge: Geleise, Schwellen, Schienen n. s. w 228.230*96
b) Leitnngsanlage: Masten, Consolen, Röhren, Befestigungs-
mittel, Montining der Leitung 128.957 *92
c) Gebäude der Bahn: Dep6t, Werkstälte u. «. w 19.574*48
</) Telephon- nnd Signal-Vorrichtnngen 1.005*60
e) Rollendes Material (12 Wagen) 94.000*00
/) Mobilarand Utensilien 5.462*95
Gesammt'Anlagekosten am i. Jänner 1889.. 497 '5^* 75
In Folge von Aenderungen, die an der Bahn vorgenommen wurden,
Vermehrung des Betrtebsmateriales u. s. w., betrugen die Anlagekasten am
I. Jänner 1894:
Frcs.
Bahnanlage u. s. w 543 . 1 18* 92
Rollendes Material (23 Wagen) 167 . 805 * 59
Mobilar nnd Utensilien 7.661*72
718.586*23
Tractions -Kosten.
Accumidatoren-Betrieb,
Trambahn von dem Haag nach Scheveningen. 10 — 12 Wagen,
welche zusammen 36.000 km monatlich durchfahren. Fast ganz ebenes Terrain,
wo die stärksten Steigungen 10 und 17 mm pro Meter betragen, aber viele
Curven. Kohlenpreis 19 bis 20 Frcs, pro Tonne.
Pro Wagen-Kilometer
Centimes
Personal 8* 74
MaterialYerbranch: Kohlen, Oel, Fett, Pntsbaum-
wolle u. 8. w 5 • 1 1
Unterhaltung und Erneuerung des Mechanismus
der Wagen 2*15
der Maschinen nnd Kessel 0*67
der Ladevorrichtung 0*10
der Dynamos nnd des Schaltbrettes 0*28
der Accumulatoren 5 * 50
Zusammen.. 22*55
Diese Tractions-Kosten von 22*55 Centimes pro Wagen-Kilometer
sind anscheinend ziemlich bedeutend ; es muss jedoch berücksichtigt werden,
dass es sich hier um 14 bis 16 Tonnen schwere Wagen handelt.
Betrieh mit Luftleitung,
In den im Norden Europas gelegenen Betrieben schwankt der Kohlen-
preis (in die Kraftstation geliefert) zwischen 10 und 20 Frcs. pro Tonne ;
der Kohlenverbrauch pro Wagen-Kilometer zwischen 1*2 hg und 5 hg und
die betreffenden Auslagen zwischen 1*68 und 6*5 Centimes, einer mittleren
Ausgabe von 3* 17 Centimes pro Wagen-Kilometer entsprechend.
Das zur Krafterzeugung und zur Unterhaltung der Kraftstation nöthige
Personal kostet ungefähr 1*25 bis 2 Centimes pro Wagen-Kilometer; den
gleichen Betrag kostet das Personal in den Remisen und den Werkstätten,
Die Unterhaltung der Luft- und Rückleitungen kostet im Allgemeinen
zwischen 0*25 und ©'45 Centimes pro Wagen-Kilometer.
602
ßetriebskosten von drei in Central-Europa gelegenen Ba
A» Bahn auf ebenem Terrain, 1500 — 1600 Motorwagen -Kik
pro Tag,
B, Bahn auf ebenem Terrain und mit schwachen Steigungen 2000 1
wagen-Kildmeter pro Tag.
C. Bahn mit hügeligem Terrain, Steigungen bis zu /\9/q^ 3000 V
Kilometer pro Tag.
Pro Wagen-Kilometer
A. B. C.
Centimes
Unterhaltung der Gebäude und Remisen 0*3500 o'oooo 0'0375
j, und Reinigung der Geleise ..... . 0*5050 0*7000 i'020C
„ der Luft- und Rückleitungen 0*3300 0*3425 0*3105
„ und Erneuerung der Maschinen und
Dynamos 0*0800 0*0870 o* 120c
„ und Erneuerung der Wagen (f^hne
und Material) 4*4600 4*5310 5*i5o<
Technische Leitung i * 2500 o* 8350 i • 1 70c
Kohlen, Oel, Fett 2*7100 3*2200 3*3iO(
Löhne der Maschinisten und Heizer 1 * 3750 i * 3900 1 * 750c
Beleuchtung und Heizung der Remise 0*0900 0*2800 o*ioo(
Verschiedenes 0*9500 0*1650 o'oooc
12*1000 11*5505 I2*968(
In diesen Zahlen sind die Lohne der Kutscher und Schaffner,
Sicherungen^ Steuern, Abschreibungen und Unfälle nicht einbegriffen.
Betrie-bskosten einer Bahn im Norden Europas
fast vollständig auf ebenem Terrain, 2000 Wagen-Kilometer pro Ta
zwar 1850 Motorwagen- und 150 Beiwagen-Kilometer. Kohlenpreid 19*50
pro 1000 hg. Schnellrotirende Maschinen mit Condensation.
Pro Wagen-Kilometer 13*679 Centimes
Die reinen Tractionskosten, d. h. die technische Leitung^ die
für die Kraftstation und die Remise und sämmtltche Reparaturen be
ungefähr 9*35 Centimes pro Motoren wagen-Kilometer und 11*85 ^^
pro Zug von zwei Wagen (ungefähr 1/4 niehr).
Betriebskosten der Tramway von Marseille,
55.000 bis 60.000 Am pro Monat. Kohlenpreis 31*75 Frcs. pro '
April 1894 März 1894
Pro Wagen-Kilometer 3 ' ' 65 33* 80 Centimes.
Obgleich diese Angaben sich nur auf zwei Monate beziehen
i sprechen dieselben doch den durchschnittlichen Ausgaben bei <
Betriebe.
Betriebskosten der Tramway in Genua.
6000 Wagen-Kilometer pro Monat. Kohlenpreis 30 Frcs, die
Pro Wagen-K
CentiD]
Personal 1 2 * 65
Betrieb 1 2 * 7<
Werkstätten und Remise 6 * 6c
Material ien«Verbraach ^ 26 * 4^
Zusammen . 58 * 5(
6oa
Elektrische Bahn von Florenc nach Fiesole«
13.800 Wagen - Kilometer pro Monat. Kohlenpreis 30 Frcs. die
Tonne. Sehr schwierige Terrainverhältnisse ; Kohlenverbrauch 5Y2 % pr^
Wagen-Kilometer. _ _,. __.,
^ Pro Wagen-Kilometer
Centinies
a) Unterhaltnog der Geleise, Material und Verschiedenes 6 * 00
b) „ der Lnft- und Rückleitnngen i * 80
c) „ der Wagen 12 • 80
<0 Generainnkosten 30' 59
e) Betrieb und Beleachtang 7*10
Zosammen . • 58*29
Kostenanschlag von der Elektricitäts-Gesellschaft für den Betrieb des
im südlichen Europa gelegenen Bahnnetzes aufgestellt und garantirt, dessen
Anlagekosten Seite 600 angegeben worden sind.
Die Bahn liegt in hügeligem Terrain; es kommen Steigungen von
15 bis zu 60 mm pro Meter vor. Tägliche Anzahl von Wagen-Kilometern 2000.
Kohlenpreis 28 bis 30 Frcs. pro Tonne. Direct gekuppelte Maschinen mit
Condensation.
Centimes
Direction i • 1 15
Erzeugung d«r Betrieb. kraft ( »> K^veÄrVu-ci.- .' M99
Zagkosten Üer Wagen 0*831
Unterhaitang and Reparatur i a) Löhae 2 * 411
des rollenden Materials ( b) Material 1*815
Unterhattmng der Maschinen and Kess«i 0*590
^ der Luft- ond Rück leitungen 0*432
Unvorhergesehene Auslagen 0*582
Zosammen.. 13*987
In den Preis sind nicht inbegriffen: die Unterhaltung und Reinigung
der Wagenkasten, die Löhne der Kutscher und ßchaffner, der Verwaltungs-
rath, die Steuern, Taxen und Versicherungen, die Fahrscheine, 4ie Unter-
haltung der Gebäude^ Unfälle und Schäden und die Kosten der Beiwagen.
BetriebskQß.t^n. f^qr.P.l.ek.trA^cKQP.R^hn in Zürich.
Luftleitung mit einer Accumulatoren- Batterie in der Kraftstation«
1260 Wagen-Kilometer pro Tag, Kohlen verbrauch 1*4 Kilo pro Wagen-Kilo-
meter, Kohlenpreis 30 Frcs. pro Tonne. Schwieriges Terrain.
Centimes
Verwaltung und Direction ,... 2*78
Erzeugung der Betrieh skraft: Kohlen und Löhne 8*42
Tractionskosten 5*25
Unterhaltungskosten 7*60
Verschiedenes und Abschreibung 3*26
Zusammen.. 27*31
Tractionskosten-Garantie, welche für den im westlichen
Europa gelegenen Betrieb
dessen Anlagekosten Seite 599 angegeben wurden, von der Baugesellschaft
gewährt worden ist. Kohlenpreis 15 Frcs. pro Tonne.
Jährliche Leistung der Motorwagen in Kilometer.
800.000 850.000 900.000 950.000 1,000.000
Pro Wagen-Km. rund Centimes 12*40 12 00 ii*75 ii*45 11*25
604
Doppelte oberirdischcRohrlcitung^. Betriebsk
der elektrischen Bahn von Frankfurt nach Offen
Betriebskonten pro Wagea -Kilometer.
1889— 1S90 1890 — 1891 1891 — 1892 1892-
Centimca ,... 30"56S 30*762 30*772 30 '
AnEähl der darchfaiircaea Kilocn. . 519.770 522.360 523. 430 516*
B t: t r i e b 3 ko s IC n der elektrischen Bahn von Vevey
Montreux.
Oberirdische Doppellei lung. Die elektrische Betriebskraft wird
Turbinen erzeugt. Massige Steigungen, Jährliche Leistung 545.406 ^
Kilometer.
Gesell afujflhr 1893. Pro Wagenkil<
I. G e b e r a 1 u n k o £ t e □. Centimei
ö) PcrsoDal ..*......... 2 • 555
h) Diverse Auslagen » . . o* 377
II. Unter b«^ltuDgnndBeiiDfsicht]£^uiigderGeI eise.
ü) Perton&I , , , , I • 477
b) Uüterhcdiuag und Eroenening , -4*424
c) Diverse Ausgaben 0*251
HI. Betrieb.
a) Fersooal .,.,.., 5 * 692
b) Diverse Auigaben ...,...,, 0*424
IV'.Zngdienst üod Unlerbaltung de» Betrieb s-
MjLterinles,
a) Personal 6* 568
b) Unterhaltung nod Ertieueruog des rollenden Matcriales 5*310
c) Material -Verbrauch 6*002
d) Diverie Aualagett .,.,.,,, , , 0*598
V, Diverse Ausgaben......... i'457
Zusammen.. 35*195*
Betriebskosten der elektrischen Bahn von Montferrand
H o y a t. Oberirdische Rohrleimng und Ruckleitung durch die Schie
( Jährliche Leistung in Wagen-Kilometer 425.OOO. Sehr sch^
' Terrain- Verhältnisse. Kohlenprcis 19 Frcs. pro Tonne.
Pro Wngen-Küometer , 5» '950 Centime
Bevor wir schliessen, wollen wir noch einer sehr interessant
bl icatjon des Herrn Rob, v. Reckenschuss über Strassenbafa
Amerika erwähnen und speciell jenen Tbeil hervorheben, welch
Concessionirung solcher Bahnen behandelt* Wenn wir hierüber uns A
vor Augen halten, so bat das seinen Grund darin, dass das Tem|
welchem dort von der Concessionirung an bis zur Inbetriebsetzunj
Strasseobabn vorgegangen wird, so sehr gegen jenes, wie man es 1
liebt, verschieden ist. Man weiss jenseits des Oceans die Wicl
vollendeter städtischer Verkehrsmittel in hohem Grade zu schätze
finden die Unternehmungen stets allseits grosses EntgegenkommcE
Formalitäten bei der Concessionirung einer Strassenbahn werden ;
ordentlich rasch erledigt^ und meist ist in einer amerikanischen St
• neue Bahn vollendet, ehe sie in Europa über das Stadium des Vorpr
hinausgekommen ist*
Die Geselischaftp welche sich um die Erlaubniss zum Bau und B
cioer Strassenbahn Lewerben will, muss vor Allem die notariell begh
schriftliche Zustimmung der Eigen thümer von — dem Wcrthe m
*) Tn diesem Betriebe beträgt die Einnahme pro Wagen -Kilometer 41 Cent!
605
mindestens der Hälfte jener Grundstöcke erlangen, welche an die von der
geplanten Linie durchzogenen Strassen grenzen. Geliogt es nicht, diese
Erklärungen zu bekommen; was jedoch nur selten der Fall ist, so kann
sich die Gesellschaft an das Obergericht, the Supreme Court, wenden,
welches eine Commission ernennt, deren Aufgabe es ist, mit den Parteien
zu verhandeln und ein endgiltiges Urtheil Aber die Zulässigkeit der neuen
Bahn zu fällen* Das Concessions-Gesuch muss nebst den eben genannten
Einverständniss - Erklärungen, bezw. der gerichtlichen Entscheidung, eine
genaue technische Beschreibung der Bahn, die Namen der Gründer und
jene der Directoren für das erste Jahr enthalten. Ferner ist die Höhe des
Gesellschafts-Capitals anzugeben, und es ist der Nachweis zu erbringen,
dass lo^/o <ies Capitales gezeichnet sind. — Die Dauer der Concession ist
verschieden ; sie ist entweder unbeschränkt oder erstreckt sich auf einen
bestimmten Zeitraum. In manchen Staaten wird der Strassenbahn - Gesell-
schaft die Concession für eine Zeit von zwanzig Jahren ertheilt, nach deren
Ablauf die betreffende Stadtverwaltung das Recht hat, die Bahn sammt
allen zum Betriebe nöthigen Anlagen zu einem von unparteiischen Sachver-
ständigen festzusetzenden Preise zu übernehmen; kauft die Gemeinde nach
Ablauf der bestimmten Frist die Bahn nicht, so läuft die Concession weitere
fünf Jahre, nach welchen die Stadt abermals das Uebernahmsrecht besitzt.
Amerika ist eben in diesem Zweige der Transporttechnik der alten Welt
weit vorangeeilt« Sowie die Eisenbahnen im Laufe der zweiten Hälfte
dieses Jahrhunderts eine grossartige Ausbildung und stets wachsende Be-
deutung erlangten, so werden sich während der nächsten Jahrzehnte die
Strassenbahnen, u. zw. jene mit elektrischem Betriebe, in den europäischen
Städten entwickeln müssen. Die Erleichterung des Verkehres in den
Städten ist für deren Aufschwung von derselben Wichtigkeit wie die An-
lage von Eisenbahnen für das Wohl des Landes. Und wie sehr dies ins-
besondere für Wien gilt, wissen wir Alle.
Wien, im October 1894. Maximilian Zinn er.
Telephon Wien-Berlin.
Die Arbeiten behufs definitiver Fertig-
stellung der Telephonlinie Wien-Berlin (Vergl.
Heft XXI, 1894, S. 567) sind beendigt und
fanden am 22.^ v. M. zwischen den staat*
liehen Organen in Wien und Berlin die
ersten Sprechversucbe statt, welche ein ziem-
lich gutes Resultat ergaben. Eis wird bald
gelingen, die kleinen Mängel zu bebeben, so
dass diese wichtige interurbane Linie in
kürzester Zeit dem öffentlichen Verkehre wird
Übergeben werden können. Von informirter
Seite kommen uns über diese grosse tele-
phonische Anlage die nachstehenden Mit-
theilungen zu: Nachdem schon durch
mehrere Jahre einzelne Grenztelephon-
verbindungen zwischen böhmischen und
sächsischen Orten bestanden hatten, wurde
seitens des deutschen Reichspostamtes
im Frühjahre 1894 <li® Errichtung einer
directen Verbindung zwischen den Haupt-
städten beider Reiche in Antrag gebracht.
Man ging hier sehr bereitwillig auf diesen
Vorschlag ein und im August d. J. wurden
in einer Conferenz, welche in Prag zwischen
dem Staatssecretär Dr. v. Stephan und
den Vertretern des österreichischen Handels-
ministeriums stattgefunden hat, die näheren
Modalitäten dieser Verbindung vereinbart
Die geringen, für Telephonleitungsar beiten
hierzulande zur Verfügung stehenden Mittel
haben die österreichische Verwaltung ver-
anlasst, zunächst nur die Herstellung eines
Stromkreises in Aussicht zu nehmen
und diesen in möglichst billiger Weise her-
zustellen. Die Ausführung erfolgte demgemäss
durch Zuspannen einer Leitung auf dem beste-
henden Gestänge zwischen Wien und Aussig.
Mit dieser Zuspannungsarbeit wurde im
September d. J. begonnen. Man wird zuge-
stehen müssen, dass diese Arbeiten verhält-
nissmässig sehr rasch durchgeführt worden
sind, namentlich wenn man erwägt, dass die-
selben mit namhaften Schwierigkeiten ver-
bunden waren. Diese lagen namentlich darin,
dass in der StreckeWien-Prag bereits vierDrähte
gespannt waren, daher die neu zu spannen-
den Drähte so tief zu liegen kamen, dass
vielfach Auswechslungen von niederen
Säulen gegen höhere erfolgen mussten, und
zwar in einer Weise, dass hiedurch auch
nicht die geringste Störung des bestehenden
regen Telephonbetriebes erfolgte. Für die
Zuspannung wurde, wie für alle längeren
Leitungen, 4 mm starker Silicium-Bronzedraht
606
VC r Wendel, Der Anichlta^s ^er beiderseitigen
h*t i tntpgsE heile erfolgt m Pet«T& walde (Sachsen).
Die Leitang&Iniige beträgt auf österreichischem
Gebiete circa 430^^71, suf cieütschem Ge*
biete etwas über 200 km, Berüglich des Be-
tri ebes iwurde zwischen denbeideu Staatsverwal-
tui}gci% vetcinbfirt, d«^» derselbe ganz so
wie »ui dtD obterreicliUcheti inierurbanen
Linien erfolgt. Für eine Ge&prächszeiteinheit
in der Datier von drei ^iinuten wurde eine
Gebühr von drei Mark = 1 fi. 80 kr. fest*
geseUt, Dringende Gespräche ^ind ebenso
wie auf anderen intern rb an en Lmien zulässig
und kosten glcichfsdls das Dreifache der nor-
tnaten Gebühr« Man darf wohl annehmen,
riflss sich in nicht all^o ferner Zeit die Noth-
wendigkeit der EtabUmi^g einer zweiten
directen Linie herausstellen 1»
denn bei dem regen Verkehre, der zwis4
Wien und Berlin besteht, dürfte mit
einen Linie kanm das Auslangen gefui
werden. Der Sprechverkehr wird vorli
von Wien aus von der Centrale, den F:
telephonämtern und den Thdinehmern
Staatstelephon, von Berlin aus von
Centrale und den staatlichen Filialän
stattfinden. In einem späteren Zeitpui
wenn erst das Wiener Privatte
p h o n, wie zu erwarten steht, in den Be
der Staatsverwaltung übergegangen sein \
dürfte auch der Anschluss des Privattelepl
an die intemrbane Linie Wien-Berlin ac
werden.
Ueber Kugelblitze.
Herr F. S a n t e r, Professor am königl.
kealgjmnasinm in Ulm 0., d, Donau, hat
seine beiden Abhandlungen zum Programme
dieser Unterricht&aDfrtalt für diLS „Archiv für
Fost nnd Telegraphie*^ umgearbeitet. Unter Hin-
weis anf nähere einschlägigen Mittheilungen
im Hefte III 1S941 ^' 73' entnehmen wir
diesem Anfsat^e dal Nachfolgende.
Eine der merk würdigsten und inter-
eisan testen Erscbeinungen, die man in der
Aimofphäre beobachien kann, ist zweifellos
die Erscheinung eine« Kngclblitzes, d. h.
einc5 Blitrcs, der in GestRlt einer feurigen
Kngel wahrgenommen wird.
Der charnktejiBtbche Uoterschied der
KugelbliUe von den Zickzack- und Flächen-
bliuen besteht in ihrer Dauer, ihrer Ge-
schwindigkeit und ihrer Form. Während,
wie allgemein beka^nnt ist, der zickzackförmige,
ächmulc, jvcbarf gezeichneLe BUtz und eben-
so der oberflächlich mit unbestimmten Um-
rissen erscheinende BüU uut einen Augen-
blick, und zwar meist weniger als ViOOO Se-
cnnde, d&uert, sind die Kugelbliue oft
j, 3, 10 u, s. w, Secunden^ ja oft ver-
schiedene Minuten Ung sichtbar. Sie be-
wegen sich iieraHch langsam von den
Wolken zur Erde, so dass das Auge deut-
lich ihren Lanf zu verfolgen nnd ihre Ge-
«chwiDdigkcit in schätzen vermag. Ihre Be-
wegung kann mit dem Flug eines Vogels,
dem Laufen eines Thiers oder dem Rollen
einer Kegelkugel verglichen werden, und
fast stets zeigten sie sich dem Beobachter
IQ kugeU oder eifdriniger Gestalt. Gewöhn-
lich sind mit der Erscheinung der Kugel-
bliue Ktarke elektrische Entladungen der
Atmosphäre verbunticn ; nur selten wird von
eiaem einzeinen Kugelblitz berichtet, dem
andere Blitze weder folgten, noch vorangingen,
jedoch waren die aonsiigeo Begleiterscheinungen
der Atmos-phäre stets gcwiitcrähnliche. Die
übrigen Kennzeichen und nicht stichhaltig.
Bald erscheinen die Kugelblitze vor einer Ent-
ladung, bald nach cioer solchen, zuweilen
veischwinJen sie apurios, zuweilen explodiren
sie anter starkem Krachen, das mit dem
Getansch eines Pistolen-, Flinten- oder
Kanonenschusses, eines Schusses aus ei
grossen Mörser oder aus 20, ja sogar
gleichzeitig abgefeuerten Kanonen verglic
oder von dem behauptet wird, dass noch nie
ein solch' schrecklidies Krachen gehört wo
sei. Oft folgen Kugelblitze den Dachkantex
Häuser, manchmal dem Blitzableiter, e
so oft, fast Öfter, verzichten sie auf
artige Wegweiser und irren umher
jedes erkennbare Gesetz und Ziel.
Lichtstärke wird verschieden angegeben
scheint bisweilen nicht gross zu sein ;
erscheinen sie mit einer rothen Flac
wie der Zünder einer Bombe, bald hi
lassen sie einen Streifen hellen Lichtes,
eine bei Nacht abgefeuerte Rakete.
Grösse wird mit einem Kinderball, e
Hühnerei, der Grösse der Faust, <
kleinen Kanonenkugel, einem Kinderl
einem Mannskopf, einem Cricket-Ball, <
Kanonenkugel grössten Kalibers,
Bombe, mit der Mondscheibe, der Soi
Scheibe, einem kleinen Fässchen, einer T(
sogar mit einem grossen Mahlstein
glichen. Bald drehen sich die Kugeil
mit grösserer oder geringerer Geschwii
keit um sich selbst, bald schleudern
Flammen oder Funken nach allen Seiten
von sich, bald theilen sie sich in mehrere k
Kugeln, sowohl in der Atmosphäre S4
als auch erst, nachdem sie auf dem
boden angelangt sind. Beim Durchs«
der Atmosphäre sind sie oft von e
starken Zischen begleitet, vielfach verbi
sie in der Atmosphäre, in der Nähe
Erdbodens und besonders in den Häi
einen Schwefelgeruch, der zuweilen so
ist, dass den Menschen der Tod durcl
sticken droht. Die Kugelblitze bewegen
in gerader, krummer oder wellenförr
Linie, mitunter steigen sie wieder, nacl
6ie sich gegen den Erdboden hin gei
haben, in die Atmosphäre zurück, ohne
Erdboden erreicht zu haben, auch bew
sie sich in schräger Richtung in der '.
des Bodens Über die Erdoberfläche d
oder sie scheinen aus der Erde en
zusteigen. Eine der merkwürdigsten
607
Si'heinQogeD, die man bei Kugelblitzen sehen
kann, besteht darin, dass, nachdem die
Kugelblitze den Erdboden erreicht haben, sie
manchmal vrit ein Gummiball mehrere Male
auf- und abhttpfen. Manchmal dringen die
Kugelblitze, trotz ihres Volnmens, in sehr
enge Oeffnnngen ein und nehmen bei ihrem
Aastritte wieder ihr nrtprüngliches Volumen
an. Durch Thüren, Fenster, den Kamin,
oder indem sie eine Mauer oder das Dach
durchbrechen, dringen die Kugelblitze in
die Wohnungen der Menschen ein, durch-
laufen zuweilen mehrere Zimmer, um ent-
weder zu zerplatzen, ganz geräuschlos zu
verschwinden oder endlich wieder durch den
Kamin, ein Fenster oder eine Thflr ins Freie
zu gelangen. Auf freiem Felde verschwinden
die Kugelblitze oft in einem Bach, einem
Sumpf oder in einer Schwemme. Manchmal
scheinen die Kugelblitze einfach vom Wind
davongetragen zu werden, in anderen Fällen
stehen sie auf ihrer Bahn einige Augenblicke
still. Die Wiikungen der Kugeiblitze auf dem
Erdboden und in den Häusern sind im
Allgemeinen dieselben, wie die der gewöhn-
lichen Blitze, doch sind sie zuweilen von
enormer Heftigkeit. Es kommt vor, dass der
Boden von Kugelblitzen ganz durchfurcht
und austgehöhlt wird, und sehr oft weiden
die von ihnen getroffenen Gegenstände aus-
gebohrt oder durchlöchert, ohne dass jedoch
immer die getroffenen Körper, Häuser,
Thürme, Schiffe u. s. w. in Brand versetzt
werden. Die Wirkungen der Kugelblitze auf
den Menschen sind verschiedener Art: bald
laufen die Kugelblitze unter Personen um-
her, ohne diese auch nur im Geringsten zu
verletzen, bald versetzen sie ihnen, ohne sie
XU berühren und ohne zu explodiren, - mehr
oder weniger heftige Schläge, zuweilen er-
zeugen sie leichte Verwundungen und haben
in manchen Fällen schon den Tod von Per-
sonen herbeigeführt. Auch ein bestimmtes
LMad scheinen sie nicht zu bevorzugen ; man
besitzt eine Reihe von Beispielen ^von den
verschiedensten Ländern, wie auch von hoher
See. Sie scheinen auch an keine Jahreszeit
gebunden zu sein ; im Sommer, d. h. zur
Zeit der Gewitter, sind sie etwas häuBger
als in anderen Jahreszeiten, doch ist auch
die Anzahl der im Winter aufgetretenen
Kugelblitze relativ sehr gross. Am Tage
scheinen sie häufiger vorzukommen als bei
Nacht; doch mögen bei Nacht die nicht in
-die Häuser eindringenden Kugelblitze der
Beobachtung vielfach entgehen.
Nach A 11 ua rd, dem Director des Obser-
vatoriums am Puy de D6me, kann man nicht
selten zur Zeit eines Gewitters Mengen
kleiner Feuerkugeln auf den Kücken des
Berges auffallen sehen.
Für alle aufrichtigen theoretischen Me-
teorologen wurde die Verlegenheit, in welcher
sie sich der Erscheinung der Kugelblitze gegen-
über befanden , um so grösser, je mehr die
Meteorologie in den letzten Jahrzehnten
bemüht war, den Forderungen einer exacten
Wissenschaft gerecht zu werden. Da es
weder in der Natur noch unter den physi-
kalischen Experimenten analoge Erschei-
nungen gab, welche zur Erklärung der
Kugelblitze hätten herangezogen werden
können, so war die wissenschaftliche Unter-
suchung zunächst darauf beschränkt, über-
haupt die Glaubwürdigkeit und den objec-
tlven Thatbestand des Berichteten zu prüfen.
Da jedoch die Glaubwürdigkeit der berichten-
den Autoren, eines Arago, B abinet, Tait,
J a m i n u. A., meist über allen Zweifel er-
haben war, so konnte nur die Frage ent-
stehen, ob die unmittelbaren Beobachter,
welche in der Regel keine berufsmässigen
Forscher waren, vielleicht subjectiven Täu-
schungen anheimgefallen seien, d. h. ob die
beobachteten Feuerkugeln nicht etwa das
Ergebniss einer optischen Täuschung und
vielleicht nur Nachbilder blendender Blitze
waren. So sagt Prof. Dr. W. G. Hankel, der
Herausgeber von Aragos Werk, in einer im
IV. Bande, S. 45 gemachten Anmerkung,
dass nach seiner Meinung die Kugelblitze,
d. h. die feurigen Kugeln mit langsamer
Bewegung, in Wirklichkeit nicht existiren,
sondern nichts weiter als subjective licht-
erscheinungen, als BlendungsbÜder, sind,
welche der vorhergehende Blitz im Auge
zurückgelassen hat. Diese Ansicht scheint
sich zum Theil noch bis in die neueste Zeit
hinein bei einigen Gelehrten erhalten zu
haben, hat doch Sir William Thomson in
der Versammlung der British Association zu
Bath im Jahre 1888 geäussert, dass er die
Berichte über Kugelblitze für übertrieben und
vielleicht nur für eine Folge optischerTäuschung
halte. Gewiss wären diese Zweifel berechtigt,
weiin die Beobachtungen immer nur von
einer Person gemacht worden wären. Allein
in den meisten Fällen wurden die Kugel-
blitze gleichzeitig von mehreren Personen
gesehen, und es würde mindestens zu einem
grossen psychologischen Räthsel führen, wenn
man einfach alle Berichte damit beseitigen
wollte, dass man sie für unglaubwürdig er-
klärte. „Wohin würden wir denn kommen,*'
fragt Arago, „wenn wir alles leugnen wollten,
was wir nicht leicht erklären können?** In
der Tbat ist auch von den meisten Meteoro-
logen die Thatsache der Kugelblitze auf
Grund der zahlreichen Berichte zugegeben
und gelehrt worden, wenn gleichwohl sie
alle bei dem Mangel einer endgiltigen Er-
klärung sich eines Gefühls der Unsicherheit
und Verlegenheit nicht erwehren konnten.
Arago hat eine Reihe sehr aoschaulicher
Berichte Über Kugelblitze gesammelt, denen
von späteren Beobachtern weitere Beispiele
hinzugefügt worden sind. Da es jedoch an
einer vollständigen, sämmtliche bekannten
Beispiele über Kugelblitze umfassenden Samm-
lung bisher fehlte, so hat der Verfasser es
unternommen, eine solche aufzustellen. Die
Sammlung enthält 213 möglichst ausführlich
beschriebene Beispiele von Kugelblitzen ; sie
ist vom Verfasser als II. Theil der Pro-
gramm-Abhandlung des Ulmer Realgymna-
siums (1892) herausgegeben.
Die von verschiedenen Forschem, wie
Arago, Du Moncel, De Tes-
608
tan, Abbe Moigno, Hilde«
brAndssoD, Graf Pfeil, Suchsland,
aufgestellten ErkJlirnngsversoche reichen viel
lu »ehr m üas Gebiet der reinen Hypothese,
als dass man näher darauf eingehen könnte.
Dagegen scheint: es dem französischen Phjrsiker
Gastoa F I a □ t ^ in Paris (gest« am 24. Mai 1889
tti Paris) gelQQfjren zu sein, auf experimen-
tellem Wege Erscheinungen hervorsnrufen,
welche in gewisser Weise als Analogon
£n Kugelblitztn aufzufassen sind. Planta
hat dtirch Veriucbe gezeigt, dass die pon-
derbble Materie unter dem Etnfluss einer
fntlcht^geti dynamischen Elektricitätsquelle
die Kugelgestalt anzunehmen bestrebt ist.
Diese Eigenschaft wurde zuerst an Flüssig-
keiten nachgevi^icEen, indem dort leuchtende
Flüssigkebtskngeln beobachtet wurden. Durch
VermehniDg der Spannung ergaben sich
fogar in der Lo^ft, welche mit Wasserdampf
vermischt ist, wirkliche Feuerkugehi.
Planta glaubte daher aus diesen Ver-
suchen seh Hessen zu dürfen, dass auch die
In der Natur vorkommenden Kugelblitze
durch EJektricitfltsströme erzeugt werden.
Bei heftigen Gewittern, sagt Planta, bei
denen in der Atmosphäre grosse Elektricitäts-
mengen vorhanden sind, können die Ent«
ladungen wie die eines mächtigen elek-
trischen Stromes von sehr hoher Spannung
vor &ich gehen, lo dass der Blitz in Kugel-
gestalt erscheinr, während bei weniger hef-
tigen Gewittern der Blitz die geradlinige
oder geschlängelte Form annimmt und mit
ilen Funken einer gewöhnlichen Elektrisir*
maschine verglichen werden kann.
Die Natur der Kugelblitze scheint die-
selbe £u £ejti, wie diejenige, der in den
oben erwähnten Versuchen erzeugten Feuer-
kugeln. Die Kugeln scheinen, nach Planta,
aus glühender, verdQnnter Luft und aus den
bei der Zersetiuug des Wasserdampfes ge-
bildeten Gasen tu bestehen, welch' letztere
sich ebenfalls in glühendem, verdünntem Zu-
stande beßoden.
Wenn such eine Wasseroberfläche zur
Erzeugung lenchtender elektrischer Kugeln
nicht unbedingt nothwendig ist, da sich
solche anch überhalb einer metallischen
Oberß Eiche ergaben, so erleichtert doch das
Vorhandensein von Wasser oder Wasser-
«iampf ihre Bildung oder ist bestrebt, ihnen
ein grüBseres Volumen zu geben, und zwar
entsprechend der Anwesenheit der Gase,
welche bei der Dissociation des Wassers in
hoher Temperatur entstehen.
Auch scheint die feuchte Luft zur Er-
zeugung iler Kugelblitze günstiger zu sein,
und man hat sie oft theils auf über-
schwemmtem Hoden (in Folge eines starken
Regeng US sc»), theils in einer mit Feuchtig-
keit gesättigten Atmospäre beobachtet.
Die Farbe der Kugelblitze, welche wie
diejenige der gewöhnlichen Blitze äusserst
verschiedenartig iit, hängt, nach Planta, von
dem WasEergehalte der Atmosphäre und
von der in Betracht kommenden Elektricitäts-
menge ab.
Wenn der Wasserdampf in reicl
Menge vorhanden ist, so herrscht der
die Zersetzung erzengte Wasserstoff
und der Kugelblitz nimmt dann eine
Färbung an, weil dies die für den W
Stoff in verdünntem Zustande beim I
fliessen eines starken Stromes sich zeij
charakteristische Färbung ist.
Wenn andererseits der elektrische
eine verhältnissmässig geringe Stärke 1
findet in geringerem Maasse eine Verdü
und Zersetzung statt, und der Xug
nimmt dann mehr eine bläulich-violett
verdünnten Luft zukommende Farbe t
Die verschiedenen dazwischen lieg
Nuancen würden sich nach Planta dur
verschiedenen Mischungsverhältnisse zw
den verdünnten Gasen der Luft un
Wasserdampfes erklären lassen.
Durch Zusammenfassung aller at
oben erwähnten Versuchen sieb ergeh
Resultate kommt Planta zu nächste!
Schlnssfolgerung :
Die Kugelblitze stellen eine lauj
entweder direct oder auf dem Wege <
fluenz vor sich gehende TheilentUdni
Elektricität der Gewitterwolke dar,
diese Elektricität in ausnahmsweise mä<
Menge vorhanden ist, und sobald die
selbst oder die stark elektrisirte feucht
Säule, welche sozusagen die Elektrode
sich dem Erdboden sehr nahe befinde
gestalt, dass sie diesen fast vollstänc
reicht oder von ihm nur durch eine iso^
Luftschicht von geringer Stärke getrei
Eine besonders interessante Gattu
Kugelblitzen bilden die sogenannten
kranzblitze (Eclairs en chapelet), auch F
Punkt- oder Funkenblitze genannt. Bei
Erscheinungen zeigt sich entweder dei
Lichtstrahl in einer Reihe glänzender ]
oder kleiner Kugeln aufgelöst, oder eii
zackblitz zerfasert sich am Ende in spr
Funken. Die Rosenkranzblitze scheine
Planta qne Art Uebergangsstadium v
gewöhnlichen , geschlängelten oder
linigen Form der BUtze in die der
blitze zu sein.
Da die zur Erklärung der Kug
von Planta angestellten Versuche ge
Secundärbatterien erfordern , welche
jedem physikalischen Cabinet zur Ver
stehen, und da die Wiederholung
übrigen atmosphärischen Elektricität
ladungen mit der Influenzmaschine {
so stellte sich F. v. Lepel die A
auch die Erscheinung der Kugelblit
der Influenzmaschine nachzuahmen,
Lösung dieser Aufgabe ist ihm in de
gelungen, und er konnte mit Hilf«
kräftigen Influenzmaschine, ähnlich ^
den Plant^^schen Versuchen, die Erscli
wandernder Funkenkügelchen hervc
(Eine eingehende Beschreibung der v.
sehen Versuche findet sich in diese;
Schrift, VIII. Jahrg. 1890, X. Heft,
bis 490.) Die v. Lepel'schen Versuche
dass die sog. statische Elektricität, en
den bisherigen Ansichten, allerdings in
609
Ut, Analoga der Kugelblitze im Kleinen zn
liefern. Diese Versuche dürften vielleicht
geeignet sein, das Studinm der Kugelblitze
leichter verfolgen zu lassen, als es mit den
grossartigen Plant^'achen Vorkehrungen mög-
lieb ist.
Wenn auch eine endgiltige, unantastbare
Erklärung der eben so merkwürdigen als
seltenen Erscheinung der Kugelblitze bis
jetzt nicht gefunden ist, so kann man jedenfalls
dem Prof. Dr. L. Weber (Zeitschrift der
deutschen meteor. Ges., 1885, S. 125) bei-
stimmen, wenn er sagt, dass man sich vor
der Hand damit begnügen müsse, die Existenz-
frage der Kugelblitze auf Grund der Plant^-
schen (und neuerdings der v. Lepel'schen)
Versuche sowie der zahlreichen Berichte zu
bejahen und die speciellere Erklärung ein-
zelner Formen der Erscheinung von weiteren
Untersuchungen zu erwarten.
Schlussbemerkung.
Bei Berichten über Kugelblitzbeobach-
tungen, für deren Einsendung der Verfasser
sehr dankbar sein würde sollten womöglich
folgende Punkte genau beachtet werden :
I. Genaue Zeitangabe der Erscheinung nach
Eintritt und Dauer. Bei Kugelblitzen
mit sehr langsamer Bewegung wird man
die Bahn Secunde für Secunde angeben
können. Die Angabe der Zeit, wann
das Phänomen eintrat, dient dazu, um
festzustellen, ob an anderen Orten etwa
wahrgenommene ähnliche Erscheinungen
zeitlich mit jener zusammenfielen, also
eine allgemein verbreitete Neigung zum
Eintreten von Kugelblitzen angenommen
werden kann.
I(. Beschreibung der Oerllichkeit. Wurde
die Erscheinung im Freien oder in Ge-
bäuden bemerkt? Befinden sich sumpfige
Stellen oder Gewässer in der Nähe?
Schien die Kugel dort herzukommen ?
Ist der Boden eisenhaltig ? Wurden an
derselben Stelle früher schon Kugel-
blitze wahrgenommen?
IIL Der Weg des Kugelblitzes. Sah man
ihn deutlich von der Wolke herab-
kommen? Hatte er eine horizontale
Bahn und zog niedrig Über den Boden
hin ? Ging er von der Erde aus nach
oben? Welchen Weg schlug er etwa
in Gebäuden ein? Welche Spuren
hinterliess er und welche Zerstörungen
wurden etwa angerichtet? Ging der
Kugelblitz Metallen nach oder wurde
seine Bahn nicht merklich dadurch be-
einflusst ?
IV. Aussehen des Kugelblitzes. Welche Form
und Grösse hatte er? (Hier sind Zeich-
nungen sehr erwünscht.) Wie war seine
Farbe? Hatte er eine Dunsthülle um
sich? Verbreitete er fühlbare Wärme
oder einen bestimmten Geruch? In
welcher Weise verschwand er?
V. Witterungsverhältniss. Trat der Kugel-
blitz während eines Gewitters auf?
Zeigte letzteres sonst Eigenthümlich-
keiten? Wurde er am Beginn während
der grössten Intensität oder gegen Ende
des Gewitters wahrgenommen? Wurden
mehrere Kugelblitze während des Ge-
witters gesehen, oder etwa auch Funken-
blitze? Wie verhielt sich der Kugel-
blitz zum Donner? Wurden bei einem
plötzlichen Donnerschlag (also nach
einem gewöhnlichen Blitz) plötzlich
Kugeln gesehen, oder donnerte es
(kanonenschussartig?), als das Phänomen
verschwand? Falls ein gleichzeitiges
Gewitter nicht stattfand, ereignete sich
ein solches vorher oder nachher und
wie lange? War die elektrische Span-
nung der Luft bedeutend, und wodurch
gelangte man zu dieser Ansicht? Wie
waren der Luftdruck und die Tempe-
ratur? Welche Wolkenformen wurden
wahrgenommen? Fiel Regen Schnee,
Graupeln, Hagel, herrschte Nebel?
Wurden St. Elmsfeuer gesehen und ver-
schwanden diese mit dem Auftreten des
Kugelblitzes oder begannen sie nun
erst?
VI. Von welchen Personen wurde der Kugel-
blitz wahrgenommen? Hatten diese
schon von solchen Erscheinungen gehört
oder nicht? Erleichterte ein kurz vor-
hergegangener greller Blitz die Mög-
lichkeit einer optischen Täuschung oder
nicht? Wie lange nach dem Vorfall
wurde zur wissenschaftlichen Prüfung
des Thatbestandes geschritten ?
Wirkung eines magnetischen Feldes auf den menschlichen
Organismus.
Die industrielle Verwerthung der elek-
trischen Kraft gewinnt eine so weite Aus-
dehnung, dass eine Unzahl von Menschen,
Arbeiter wie Ingenieure, immer wieder in
die Wirkungssphäre eines mehr oder minder
mächtigen magnetischen Feldes geräth, oder
in dem Bereiche irgend eines Apparates zur
Hervorbringung elektrischer Energie auch
längere Zeit in einem solchen Felde ver-
weilen muss. Können hieraus besondere
Wirkungen auf den menschlichen Organis-
mus entstehen und welcher Art mögen diese
Wirkungen sein ?
Die gründliche Beantwortung dieser
Frage war das Ziel einer Reihe von durch
die Herren Peterson und K e n n e 1 1 y
durchgeführten Experimente, über deren
Ergebniss ein Bericht in der Zeitschrift
„L'Eleclricil^ vorliegt.*
Die Resultate dieser Versuche sind für
die in der Industrie thätigen Arbeitskräfte
überaus beruhigend, denn sie gipfeln in
der Erkenntniss der Wirkungslosigkeit ma-
gnetischer Felder auf den Organismus.
Einige interessante Details der einschlägigen
UntersnchoDgen mögen hier angeführt werden.
47
610
Die Experimentirenden unterwarfen aaf
d»s Platta des Mikroskops gebrachte pnl-
verittrfe Bhrk^lf]>erchen der Einwirkung
eines mtgiietitchen Feldes von 5000 Ein-
lief len und eoattAtirten, dass keinerlei Polari-
Htkiu erfolgte. Auch frisches Blut zeigte im
rnagneiiscliea Felde nicht die geringste £r-
icKeinung vom folarisatioD, Bewegung oder
ScKwtnguiig, Ein in einem Cy linder eine
gcftchlosseoer Hand, welcher während ffinf •
Stunden der Einwirkung eines magnetischen
Feldes mit det Intensität von ein- bis ewci-
tmusend Eioheiren ausgesetzt war, erschien
nicht im geriogsteo angegriffen, ganz eben-
fo ein Kind unter den gleichen äusseren
Bedingungen«
Bemerken^werth war der Versuch mit
der Einfiihruftg des Kopfes eines Menschen
m ein mächtiges magnetisches Feld. Man
konnte den Strom hemmen und wieder frei-
gebeuj ohne dus? das betreffende Individuum
dies gewahr wurde. Weder hinsichtlic
Empfmdungsein drücke und der Reisbi
noch in Bezug auf Blutumlanf, Atl
oder Sehnenreflexe konnte irgend
Wirkung notirt werden. Auch die
Serie der ExperimentCi mit einem W<
Stromfelde von 280 Prioden in der Se<
ergab nur das gleiche Resultat
Aus diesen Ergebnissen ziehen d
perimentirenden Ingenieare nnd Physic
den berechtigten Schluss, dass der m
liehe Organismus unempfindlich tei
gegen die mächtigsten Elektromagnet«
dass die magnetischen Gleich- oder W<
ströme weder auf das in dem Blute
haltene Eisen noch auch den Kreialao
Blutes, die Ciliar- oder protoplasm
Bewegungen, die Empfindungs- ode
wegungsnerven, noch auf das Gehirn :
einen wahrnehmbaren Einflnss ausübei
Aus Italien.
Die elektrische Beleuchtung von
Tosoanellfi. Am 8. August 1. J. wurde
die AnJnge fUr die elektrische Beleuchtung
von Toscanelta der Oeffentlichkeit übergeben.
Der Strom von tiKio F Klemmenspannung, der
von einer Wech^eUtrom-Maschine der neuen
Type Oerlikon erzeugt wird, wird zum Ver-
thdlungipnnkt durch eine ca. 1400 m lange
Leitang gcfiihTt.
Ein ciniiger Transformator wandelt die
St^annang zu einer für die Glühlampen ge-
eigneten UDi. Die Zahl der Primär leiter,
welche zum Transformator gehen, beträgt
»wei, die det SecundKrleiter, welche vom
Transformator weggehen, beträgt drei; die
Stromvcrlheiluog im secundären Kreise findet
nach dem Drelleitersysteme statt; dadurch
wird eine Er&pa:rn[£5 an Kupfer erzielt.
Die Potentialdifferenzen, die man an
den Klemmen der beiden Secnndärspnlen er-
hält fiiürl SD nähernd gleich gross, wenn man
dafür Sorge getragen hat, die Lampen in
einer für jede Spule annähernd gleichen
Zahl zu vertheilcn.
ISei dieser Anlage wird eine bedeutende
Eriparniss ans der doppelten Thatsache er-
jtlcU| dftsa man Über relativ schwache
J^ecundärleitungen und nur über einen Trans-
formator verfügt.
Die für die Dynamo nothwendige Be-
trieb fikraft wird dem Flusse Marta, einem
Abfliiise des Sees von Bolsena, entnommen.
Eine Turbine ntft Verticalachse von der
Firma A. CaUoni aus Bologna setzt die
Wech^eUtroni- Maschine Oerlikon von 33 KIV
mitlekt Tran^mU&ioDsriemen in Bewegung.
In d«r Er]Eeu(^ungsstation befinden sich
ausser den Transfürmatoren, welche für die
für Stntinti£bclendjlnDg nothwendigen Lampen
Dud den Controbpparat bestimmt sind, auch
ein Ausgleich st ran ^formator, mittelst dessen
das Voltmeter die bpannungsdifferenz im
Centmm der Stadt anzeigt, wie grosi
immer die Anzahl der Primär-Amp^re i
Leitung sein mag.
Durch eine einfache Handhabui
Schiebers der Turbine gelingt es sehr
das Secundärpotential von iio 1
Centrum der Stadt constant zu erl
Die Anlage wurde vom Ingenieur R. L e
ausgeführt. Die Öffentliche Strassenbe
tung wird durch 120 Glühlampen b<
stelligt ; die Firma Angelo F r i g o hi
kurzem auch 300 Lampen fUr Priva
leuchten zu können.
Das elektrische Licht in Verc
Infolge Urtheils des Cas8ationsgerichtsh<
dem von der Lyoner Gasgesellschai
hängig gemachten Processe als Concessii
für die Beleuchtung von Verona geg<
Gemeindeverwaltung, die einer andere
Seilschaft vor einigen Jahren die Conc
für die elektrische Beleuchtung dieser
ertheilt hatte, wurden die Werkstätten
Gesellschaft definitiv am 4. August 1. ]
schlössen.
Sache der Gemeinde wäre es ni
gewesen, den vor vielen Jahren mi
Lyoner Gesellschaft eingegangenen V
zu halten. Es ist nur zu wünschen,
in dieser Angelegenheit doch noch ein fi
schaftlicher Ausgleich zu Stande komm
Von anderer Seite wird uns über diej
gelegenheit berichtet : Der Municipalrai
Societä corporativa d'illun
zione elettrica*' hat gestattet, den B
einzustellen und hat gleichzeitig Unter!
lungen mit der Gasgesellschaft einge
da diene es übernommen hat, die elekt
Beleuchtung zu demselben Preise wie
•) Vergl. Heft XVUI 1894. S. 486.
611
mit Gas herznsteUeo. Auch wurde denelben
SU gerJDgeo Kosten eine hydraulische Kraft
von 4CK> EP zur Verfügung gestellt. Die
Gasgesellschaft hat das Monopol für die
öffentliche Beleuchtung bis 3i.Decemberi922
und nützt diese Begünstigung mit aller
Kraft aus. Es ist daher wahrscheinlich, dass
die Unterhandlungen zu keinem guten Re-
sultate führen werden.
Die locale Presse spricht bereits von
der Aufstellung strenger Vorschriften über
das zu liefernde Gas und von anderen Re-
pressalien, welche eventuell die Gasgesell-
Schaft zu günstigeren Forderungen veranlassen
könnten. St.
Die elektrische Beleuchtung und
die elektrische Traxnvray in Brescia.
Dem Gemeinderathe wurde ein Vorschlag
über die Anlage von Tramwaylinien
mit elektrischem Betriebe vor-
gelegt, welche verschiedene Punkte der Peri-
pherie mit dem Centrum der Stadt verbinden
sollen.
Die EinfUhruug der elektrischen
Beleuchtung wird sich wegen einiger
bei dem Baue der Centralstation eingetrete nen
Schwierigkeiten verzögern. Auch wird an
Stelle der alten mangelhaften Anlage eine
neue ausgeführt werden. St.
Elektrische Tramway. Ingenieur
G. Ferrando hat dem Syndicus von
Palermo ein Gesuch um die Concession
zur Anlage eines vollständigen Tramwaynetzes
mit elektrischem Betriebe in dieser Stadt
überreicht. Obgenannter übernimmt den Be-
trieb auf eigene Rechnung ohne weitere Be-
lastung für die Gemeinde.
In V a r e s e hat die Firma Thomson-
Houston einen Vertrag für den Bau einer
elektrischen Tramway unterzeichnet, welche
die dortige Eisenbahnstation mit Santa Maria
Montana über das Dorf St. Ambrogio ver-
binden soll. Diese Linie wird eingeleisig
und normalspurig sein. Der Fahrpark wird
aus vier Motorwagen mit je zwei Motoren
zu 25 EP mit einem Fassungsraume für
50 Passagiere und aus vier anderen gewöhn-
lichen Wagen bestehen. St.
Elektrische Tramway Varese-
Santa Maria Montana. Die Firma Thom-
son-Houston hat den Baucontract, be-
treffend eine elektrische Tramway, welche
Varese mit S. Maria Montana verbinden soll,
unterzeichnet. Die über S. Ambrogio führende
Linie ist eingeleisig und schmalspurig. Das
rollende Materiale wird bestehen aus vier
Motorwagen ä 25 PS mit einem FossungS'
räume für 50 Personen, und vier gewöhn-
lichen Wagen.
Guyer-Zeller'sches Jungfrau-Bahnproject.
Der Schweizerische Bundesrath bean-
tragte in seiner diesbezüglichen Botschaft
an die Bundesversammlung die Ertheilung
der Concession für genanntes Project an
Herrn Ad. Guyer-Zeller, zu Händen
einer zu bildenden Actiengesellschaft.
Herr G u y e r-Z e 1 1 e r führt in seinem
Berichte aus, dass die bereits bestehenden
Jungfr.iu-Bahnprojecte Köchlin, Locher und
Trautweiler, welche den Ausgangspunkt im
oberen Lauterbrunnenthal wählen, schon aus
technischen Gründen kaum jemals zur Aus-
führung gelangen könnten. Durch die Er-
öffnung der Wengernalpbahn sei nunmehr
die Basis zu einem neuen Projecte, dem
vorliegenden, geschaffen worden, für welches
in verkehrswissenschaftlicher Beziehung die
gleichen Gründe, wie bei den früheren Pro-
jecten, geltend gemacht werden könnten.
Die Bahn geht von der Station Scheidegg
der Wengernalpbahn westlich am Fallboden-
hnbel vorbei, direct bis vor den Fuss des Eiger-
gletschers, wendet sich hier in östlicher Rich-
tung und nachher in südlicher im Tunnel
um das Eigermassiv herum zur Station Eiger
(etwa 3200 m über dem Meeresspiegel),
welcher Tunnel ähnlich der Axenstrasse
durch Galerien offen gelegt werden soll,
zieht sich dann in gerader Linie ganz im
Tunnel zur Station Mönch hinauf, von hier
nach dem Jungfraujoch hinunter, 77 m unter
demselben durch und gelangt hierauf,
spiralenförmig um das oberste Massiv des
Berges sich herumziehend, auf das jedem
Fuhrer bekannte, im Sommer schneefreie
Plateau, von wo aus die Jungfrauspitze
mittelst eines senkrechten Tunnels und Ele-
vators erreicht wird.
Die Länge der Bahn beträgt total
12*3 A:m, die Maximalsteigung 260O/0Q, die
Spurweite O'So m, der Minimalradius 60 m.
Zwischenstationen sind projectirt am Eiger-
gletscher, am Eiger und am Mönch, Halte-
stellen bei der Grindelwald- und Guggi-
gleischergalerie.
Als Betriebskraft ist Elektricität vor-
gesehen, wozu die nöthige Wasserkraft am
Tümmelbach, eventuell an der Lauterbrunnen-
oder Grindelwaldlütschine, gewonnen würde.
Die Tunnels sollen in angemessenen
Intervallen, jedenfalls an den Ausweichstellen,
elektrisch beleuchtet werden. Wo es an-
geht, sollen behufs Ventilation und Ver-
kürzung des Materialtransports beim Baue
aus dem Gebirge herausführende Qner-
scbiäge gemacht werden.
Der summarische Kosten Voranschlag be-
trägt 8,000.000 Frcs. oder 650.400 Frcs.
für I km der Bauläoge ; 350.000 Frcs. sind
für elektrische Installationen und Rollmaterial
eingestellt.
Die Rentabilitätsberechnung des Con-
cessionsgesuches nimmt eine Frequenz der
Station Eiger von 1 0.000 Personen und der-
jenigen auf der Jungfrau von 7000 Personen
an uod veranschlagt die bezüglichen
47*
612
EEttoatiEnett auf < . . — „ , SJo^ooo Frcs*
Die Detriebsaus«
gnbcQ auf cu*
sammen ,,,.». 60,000 Frca.
Die Emlagc m den
ErneneruQgs^ u.
Reservefocd aaf S2.000 ^ 142^500 ^
>vaH eineti Betriebs über seh. von . 387.50U Frc4.
ergäbe.
In emer zweiten EiDgube ist diese
Reclmtiiig in der Wette müdiJicifti, da^s die
Rendite aaf tots] jbo.oco Frcs. verna schlugt
UQd da5 Baticapital in 4 Millioiiea Actien
und 4 NfillioneD Obtigatiocen etngetheiU
wird, sodass fUr erstere 5% Dividende und
fiir leiütere 41^/^ Zinsen berechnet werdeit
köQaen.
Das ConcessionsgcEnch kommt ta dem
Schluaäe, dass keine Aus^ergewgbn Heben Ban-
£chwier;gkeiten zu übtrrwiuticn sein werden.
Der nrapi-ün^jlich gchcgtea Ikfürcbiung, 4a5s
tlje anfänglich 105 m unter dem Schnee-
^chdtel des Juug^raujoches projectirte Tucjoel-
läge auf Eis s^to<i£en könnte und dc&balb
noch tiefer gelegt werden müsste^ wird in
der letzten Eingab^ä kein Raum mehr ge-
geben, weil €i sich gezeigt habe, dat« die
oberhalb de& GnggigletsdierK vorspringe ade
KeUpartie ganz nshe an das Jungfraujoch
h er aü reiche» ^udaJis dl« dortige Firndecke
kaiim die Dicke von 50 ni haben könne»
Was eadljch die wohl von neuetu auf-
tauchende Frage betreffe, ob bei einer raschen
Abuahcne des «atmosphärischen Drackes die
Gesundheit der Reisenden gefährdet sei, so
habe der Concessionspetent hterttbc
Luftschi ffer S p e U e r i n i interpellirt, '
seinerseits diese BefttrchtuDg für nobej
hält, da er schon mit Personen verac
ster Constitntion im Ballon über 400
stiegen sei^ ohne dass dieselben be
Beschwerden verspürt hätten, welchi
stand sich dadurch erklärt, dass d
treffenden auf jene Höhe gebracht r
ohne dass das Hers dabei mehr als in
Zustand Arbeiten müsse.
Der Dnndesrath übermittelte das
£iir Vernehmlassung den Regiemngc
Bern und Wallis, Dieselben erhöbet
Einwendungen*
Der Concessionsentwnrf entspri
dlgetn einen den fttr die früheren
gebirgsbahoen aufgestellten Bedinj
Die Bau Frist Ut anf 5 Jahre erhöht 1
Für die teute Strecke vom £n<
der Zahnradbahn bis auf den Gipl
Jungfrau bleibt die Fortsetzung, bez
nehmignng des Setriebssystemes dan
Bundcsraih bis nach Einreichung der
plane vorbehallca.
Ntn. ist der auf Antrag der Conc
pctenicn aufgenommene Artikel, wclc
Jung ff- au bahn der Wissenschaft di
machen üoH^ indem er die Gesellscha
pflichiet, ein s ländiges Observatorii
meteorologische und anderweitige tel
physikalische Zwfccke einzurichten 1
unterhaken.
Die IJin- und Rückfahrt soll 4
kosten.
N'eueste Palen tnach richten- .
Milgetheilt vom Tecbnischco und Patcntbureaa, Ingenieur MONATH.
Wien, h JaJiomirgotlsitrasse 4,
Xi\4s^ AnmiilduDitAü bli>lb(!a »cht Wochäa aar KibiSoUtnabm« Uffaiitilioh aaigalegt. Ifach
l**t«til-tiefti3ix«A kuiu luaiärbAlb dieier Z«U Kiniprucb e*g^a di« AntüK^ldimg wegen Mangel der
odür widerreLbilich&r Eotiiatiiiie arhabaD wsrdfts. Dm obi^i» BarAki^ b««orgt Abeohriflen der Anme
uuil aberutiuint dio Yertretnntf ta alUn £liifli}TUCh»'Äi!ig«legeDUcit4n.
Deutsche Patentanmeldungen.
S, S, Stil, Warmpressen von Geweben
mitieist aU Elektrickättletter ausgeblEdeter
nnd durch den eiek irischen Strom er-
hitzter PreBsspäne. — Jiütu» SiAvftrt^
Reicheubach, 23, /7, 1894,
341, N. 29JD. Neuerimtl**! *^ Klockcin-
nchtungeo. — Fr, Nalalü^ Braun schweig,
ai, H- 14.607* Einrichtung znr Verlängerung
der Brenn dniier des oberen Kohlenstahe^
bei elektrischen BogenlatnpeD* — F,
Ilaritimuth & Ct\, Wien, i6,/4* 1S94.
^ l\ 690b, Auf hjtfigc Vorrichtung für Bugcn-
lampen mit VermcHlnng des lierabh.ingen«
der Leiter. -^ H'tÜfß loqc, Mojskau.
5, 6. 1S04.
41), C, 4^94< Reinigung von Zinksalzlösungen
auf elektrolytischem Wege, — Farktr
Coffi^ttGfl ChotUe, New -York. S./t, 1S94,
47. K, 7ÖÜJ, Kugellager mit einer durch
Klcmmung uachsienbaren Laaffluchc. —
Claiaa
Frie^ & Ilöpßmger^ Schweinfurt,
1894.
20. H, 14.782 Oberbau für elel
Eisenbahnen, — Eoerder Bert
mvi BUntniüerein^ Iloerde. 576.
15, E. 4193, Masse zum Hiotergiesse
vanlscher Niederschläge. — Electrt
vanojilüttlBcJifi AnstaU, H. Feiti
Flock j Köln, 17./5. 1894.
21. G. S963. Verfahren zur Herstellu
Elektroden für elektrische Samm
Hermann Jhinze, Berlin. 22./5.
^ T. 4206. Umschalter für Vermit
hmter von l'crnsprechleitungen. -
ph'm^Apparai'Fabrik FV, WelUa^
16./7. j894^
26, P, 0825. Deckenlampe für Gli
beleuchiung. — Julius Pintseh^
i9,/4- iS'M>
37. if^ i4-'*2 7, Blitzableiter mit bewe
Auflnrigspitze, — Eduard Hc
Koburg, 14./Ö. 1894.
613
01mm
40. K. 10.820. Elektrolytisches Verfahren
zvLT Darstellung von reinem Chrom und
Mangan nnd deren Legimngen. — Firma
Friedrich Krupp, Essen. Si./S* 1893.
63. K. 1 2.1 II Elektrische Glocke far Fahr-
räder. — Carl Kahfif Oschatz. 11./9.
1S94.
74. A. 4068. Stromschlnssvorrichtung für
ThOren. — Actien-Oeteütchaft Mix &
OeneHf Berlin. 5./10. 1894.
75. K. 12.227. Apparat zur Elektrolyse,
mittelst ruhender Quecksilber-Kathode.
— Dr. Carl KeUner, Wien nnd Hallein.
22./ 10. 1894.
83. P. 7010. Uhrstellvorrichtnog mit selbst-
thätiger Auslösung des gesperrten Pen-
dels beim Versagen des Elektromagnetes.
— La Frecision, Sociiti Anonyme de
Mecanique et cCelecbiciti^ Brüssel. 31./7.
1894.
Deutsche Patentertheilungen.
CiasM
20. 78.665. Pyrotechnisches Nothsignal für
Eisenbahnen. — F, A, Fox und /?. H,
Robert»^ New- York, vom 29./$ . 1894 ab.
20. Streckenstromschliesser. — F, Natalig,
Braunschweig, vom 6./2. 1894 <l^*
21. 78.626. Elektricitätszähler für Wechsel-
ströme. — Th. Duncan, Fort Wayne,
vom 21./6. 1893 ab.
n 7S*^77* -^^3 einem Hohlseil bestehender,
elektrischer Leiter. — Fellen & Ouille-
aume^ Carlswerk b. Mtthlheim, vom 9./7.
1893 ab'
, 78.701. Schaltapparat zum Vergleiche von
Spannung und Stromphase parallel zu
schaltender Wechselst rommaschioen. —
Eleklrieität» - Aclien - GeaelUchafl vorm,
Schuckert k Co.y Nürnberg, vom 22.73.
1894 ab.
„ 78.728. Wechselstrombogenlampe mit
stetiger Nachstellung der Kohlenstifte. —
EUÜricitata - Actien - OeseUachaft vorm.
Schuckert & Co., Nürnberg, vom 3-/5.
1893 ab.
75. 78.732. Diaphragmenkasten für elektro-
lytische Zwecke. — Carl Pieper, Berlin,
vom 20./ 1. 1894 ab.
83. 78.719. Elektrische Aufziehvorrichtung
für Uhren und andere Triebwerke. —
De H, Aren, Berlin, vom 19./5. 1894
ab.
3. 78.763 Stoffschneidevorrichtung mit elek-
trischem Antrieb. — J, Smith^ Ncw-
York, vom 8./12. 1893 ab.
20. 78.813. Stromzuführungsvorrichtung bei
elektrischen Bahnen mit unterirdisch
verlegten Haupt- und Theilleitern. —
Laiorence eledric Company, New-York,
vom 14./ 3. 1894 ab.
Olasse
20. 78.838. Neuerung an Stations- und
Haltestellenanzeigem. — O, Schmidf,
Berlin, vom 18./11. 1893 ab.
21. 78.755. Fernsprechanlage. — G, Ritter,
Stuttgart, vom 31./8. 1893 ab.
„ 78.761. Träger für die untere Kohle
von Bogenlampen. — P. Firchow, Gra-
bow, vom 18./11. 1893 ab.
„ 78.764. Anordnung eines inductions-
freien Zusatzwiderstandes bei Neben-
schlussl^ogenlampen für Wechselstrom.
— Siemens & HaUke, Berlin, vom
17./12. 1893 ab.
o 7S*775* Wechselstrom-Vertheilungsanlage
ftir elektrische Beleuchtung mit selbst-
thätiger Einschaltung von Ersatzlampen.
— fernem & Ealske, Berlin, vom 4.74.
1894 ab.
„ 78.787. Schaltwerk für zeitweise elek-
trische Treppenbeleuchtung. — F. Müller^
Berlin, vom 26./6. 1894 ab.
n 7S*7S9* Regelungseinrichtung für elek-
trische Treibmaschinen, bei welcher bei
Aus- bezw. Einschaltung von Anker-
wicklungen auf die Stärke des magne-
tischen Feldes geändert wird, — Berliner
Maaehifienbau-Actien-GeselUchaft vormals
X. Sehwartzkopffj Berlin, vom 28.72.
1893 ab.
0 78.796. Stromschlusswerk mit Einrich-
tung zur Vermeidung des Unterbrechnngs-
funkens. — H, Grau, Kassel, vom 4.78.
1893 ab.
„ 78.804. Mikrophon. — B. Münsberg,
Berlin, vom 30.712. 1893 ab.
„ 78.825. Verfahren zur Umwandlung von
Wechselströmen beliebiger Spannung
in Gleichströme von ebenfalls beliebiger
Spannung und umgekehrt. — M, Hutin^
Paris, und M, Leblanc^ Raincy, vom
6./ 10. 1892 ab.
n 7^-^33* Wechselstrom - Maschine mit
Stromwender, in deren einzelne Anker-
spulen Nutzwiderstände geschaltet sind.
— M, Hutin, Paris, und M, Leblanc,
Raincy, vom 29.76. 1893 ab.
n 7^*^37* Elektrische Leitungen mit ein-
geklöppelten Isolirkörpem. — Perei &
Schacherer, Budapest, vom 16.71 1. 1893
ab.
g 78.841. Neuerung an galvanischen Ele-
menten. — W. Walker Jun., Birmingham,
vom 15.72. 1894 ab.
„ 78.865. Verfahren zur Herstellung von
Accumulatorenplatten. — W, A, Boese,
Berlin, vom 20./9. 1892 ab.
85. 78.766. Anode für die clcktrolylische
Wasserreinigung. — E, Hermite, E, J,
Paterson und Ch, F. Cooper, London,
vom 12.71. 1894 ab.
LITERATUR.
Die Elektricität Im Dienste der
Menschheit. Eine populäre Darstellung
der magnetischen und elektrischen Natur-
kräfte und ihrer praktischen Anwendungen
Nach dem gegenwärtigen Standpunkte der
Wissenschaft bearbeitet von Dr. A. R i 1 1 <~
T
614
vonUrbanitzky. Mit looo Abbilduogen.
Zweite, vollstäudig nea bearbeitete Au Sage.
VolUtändig in 25 Lieferungen zu 30 kr.
In Original- Pracbtband 9 fl. A. Hartieben's
Verlag in Wien.
Die Bedeutung, welche die Elektro-
technik Cast in allen Zweigen menschlichen
Schaffens ermngen hat^ macht es erklärlich,
dass man überall, wohin nnr überhaupt
menschliche Cultur gedrungen ist, darnach
strebt, sich mit den hervorragendsten Er-
rungenschaften der modernen Elektrotechnik
bekannt zu machen. Obwohl nun gute Fach-
zeitschriften bereits zu Gebote standen, machte
sich doch bald der Wunsch nach einem zwar
umfassenden, aber auch jedem Gebildeten
verständlichen Werke geltend. Diese Aufgabe
hat als Erster der Verfasser der „Elektricität
im Dienste der Menschheit** gelöst, und wie
die allgemein günstige Aufnahme bewies,
mit vollem Erfolge. Der Inhalt des ge-
sammten Werkes zerfällt in die drei Haupt
abthbilungen : Magnetismus und Elektricität,
Erzeugung, Umwandlung und Leitung elek-
trischer Ströme und die praktischen An-
wendungen der Elektricität. Die I. Haupt-
abtheilung bringt als Einleitung eine ge-
schichtliche Darstellung der Forschungen
über Magnetismus und Elektricität ; hieran
reihen sich die magnetischen und elektrischen
Grunderscheinnngen, die atmosphärische
Elektricität, der Erdstrom, das Nordlicht,
die galvanische Elektricität, Induction und
Elektricität im Thier- und Pflanzenreiche.
In der II. Hauptabtheilung wird die Er-
zeugung der elektrischen Ströme dargestellt,
dann werden die Umwandlungs- und
lirungsmetboden erläutert, und schlj
finden die Leitungen eine entsprechen
führliche Schilderung. Di« HL ]
abtheilung umfasst sämmtliche Anwenc
der elektrischen Ströme und ist i
Unterabtheilnngen : i. Das elektrische
2. Galvanoplastik, Elektrochemie und E
metallurgie, 3. Die elektrische Kral
tragung, 4. Die Telephonie nn4 5.
graphie und Signalwesen, abgetheilt.
Zur Frage der elektrischen
senbabnen. Vortrag, gehalten im Hau
sehen Elektrotechniker - Verein von
Krüger. C. F, W. Wamccke, Bucl
lung in Hannover, 1894. Preia 70 Pfj
Für und Wider für die Anlage elekt
Strassenbahnen wird dmch Vergleic
den Pferde-, Dampf- und Kabelbahn«
gehend besprochen ; dabei sind insbes
die Bahnen mit oberirdischer Zuleitu
rücksichtigt. Die Urtheile der Magistrs
Gera, Halle, Breslau sind abgedrucV
zwei Tabellen beigegeben. Die Brc
dürfte allgemeines Interesse erregen.
Der Prospect Nr. 58 sammt
liste der Elektrotechnischen Fabrik C.
Fein in Stuttgart, welcher soeb
dem Drucke gekommen, ist sehr reich
Er umfasst Feuermelde-, Alarm- und
Sprech • Apparate, Centralstations - Ap
und Einrichtungen, elektr. Wächtero
Apparate, Leitungsmaterialien etc. Die
besteht seit dem Jahre 1867.
KLEINE NACHRICHTEN.
Das Localbabn- Gesetz. In der am
22. V. M. beim Bürgermeister Dr. G r ü b 1 ab-
gehaltenen Sitzung des Comit^s für elektrische
Bahnanlagen in Wien referirte Stadtrath Dr.
Hackenberg über den von derRegierung dem
Abgeordnetenhause vorgelegten Gesetzent-
wurf, betreifend die Anlage und den Betrieb
von Local- und Kleinbahnen, und stellte
nach eingehender Begründung den Antrag,
an die Regierung und die beiden Häuser
des Reichsrathes eine Petition zu richten,
mit welcher um Abänderung der genannten
Regierungsvorlage in nachstehender Weise
gebeten wird:
I. Die im Artikel 5, lit. d) enthaltene
Beschränkung der Steuerbefreiung
auf die Zeit, ah die eigenen Erträgnisse der
Localbahn nach Abrechnung der gesetzlich
zu entrichtenden Steuern sammt Zuschlägen
ausreichend sind, um das gesammte geneh-
migte Anlage-Capital, und zwar die Anlehen
mit höchstens vier, das Actien-Capital mit
höchstens fünf Perceut zu verzinsen und
planmässig zurückzuzahlen, habe dann zu
entfallen, wenn eine autonome Körper-
schaft die Concession erworben hat. Wenn
dies unter keiner Bedingung möglich wäre,
wird gebeten, in dem Falle, als eine
autonome Körperschaft die Concessic
worben hat, die Steuerbefreiung weni
bis zur Grenze einer fünfpercentigen
zinsung des gesammten Anlage-Cj
zu gewähren. 2. Die im Artikel (
Königreichen und Ländern zugestandei
freiung von den Stempeln und Gek
sei auch den Bezirken und Gemeinde]
zuräumen. 3. Im Artikel 8 wäre zi
stimmen, dass auch den Obligationei
von Bezirken oder Gemeii
mit staatlicher Genehmigung anfgenomi
Anlehen die Pupillar-Sicherheit zugest
werde. 4. Das im Artikel 12 den im S
betriebe befindlichen Bahnen einger
P^agerecht ist auch den im Be
der Königreiche, Länder, Bezirke um
meinden stehenden Bahnen einzurä
Darüber, ob und unter welchen Bedingt
Privatunternehmungen gegenseitig sieb
Pöage einzuräumen haben, entscheid«
Falle des NichtZustandekommens einer U
einkunft das k. k. Handelsministerium.
Artikel 16 welcher festsetzt, dass
Kleinbahnen jene für den öffentlichen
kehr bestimmten Localbahnen „von
untergeordneter Bedeutung*' zu versi
sind, welche „ohne Verbindung mit
615
Eisenbahn höherer Ordnung oder lediglich
mit einseitigem Anschlüsse an eine solche
Etsenbnhn* ansschliesslich den örtlichen
Verkehr in einer oder zwischen benachbarten
Gemeinden vermitteln, seien die unter An-
f^hrungsseichen stehenden Worte auszulassen.
Dagegen wäre als neue Bestimmung in diesen
Artikel aufzunehmen, dass die Concessions-
daner einer Local* als Kleinbahn ausnahms-
weise, wenn dieselbe von einzelnen König-
reichen oder Ländern, Bezirken oder Ge-
meinden erworben wird, bis zu 90 Jahren
verlängert werden kann. 6. Artikel 19, welcher
von der Festsetzung der Fahr- und Fracht-
preise handelt, sei dahin zu ergänzen, dass
in dem Falle, als zur Anlage und zum Be-
triebe der Kleinbahn eine öffentliche Strasse
benatzt wird, vor Feststellung der Fahr-
ond Frachtpreise die Zustimmung jener
autonomen Körperschaft zu denselben einzu-
holen ist, in deren Verwaltung sich die be-
treffende Strasse befindet. Das der Staats-
verwaltung vorbehaltene Recht zur Fest-
setzung ermässigter Maximaltarife, im Falle
die Bahn in zwei auf einander folgenden
Jahren das Anlage-Capital nicht mit tfi/Q ver-
zinst, soll entfallen, wenn der Betrieb der
Kleinbahn durch eine autonome Körperschaft
stattfindet, 7. Es sei eine Bestimmung in
das Gesetz aufzunehmen, durch welche nor-
mirt wird: Alle jene nach den bestehenden
Gesetzen der Staatsverwaltung zustehenden
Befugnisse öffentlich rechtlicher Natur, die
nach dem Gesetze der staatlichen Einfluss-
nahme entzogen sind, werden der Competenz
jener autonomen Körperschaft (Königreiche,
Länder, Bezirke, Gemeinden) zugewiesen, in
deren Gebiete sich die Bahn befindet. Durch-
zieht die Bahn mehrere Bezirke oder Ge-
meinden, so stehen diese Befugnisse dem
LandesausBchusse zu. Im Falle eine solche
Bahn das Gemeindegebiet von Wien berührt,
so stehen diese Befugnisse der Gemeinde
Wien zu. 8. Im Artikel 20 möge die Be-
stimmung Aufnahme finden, dass auch den
Kleinbahnen die im Artikel 5 normirte
Steuerbefreiung von 30 Jahren ge-
währt werde. Weiters möge eine dem Ge-
setze vom II. Mai 1 871 und vom 30. März 1875
analoge Bestimmung für sämmtliche Arten
von Kleinbahnen ohne Beschränkung auf die
Höhe des Fahrpreises festgesetzt werden.
9. Im Artikel 23 sei die weitere Beschrän-
kung aufzunehmen, dass die Bestimmungen
dieses Gesetzes nur dann auf bestehende
Bahnen der im Artikel i dieses Gesetzes
bezeichneten Art angewendet werden können,
wenn jene autonomen Körperschaften, in
deren Verwaltung sich die öffentlichen
Strassen befinden, welche für die Anlage
und den Betrieb der betreffenden Bahnen
verwendet werden, ihre Zustimmung ertheilen.
Ausserdem werden noch einige minder we-
sentliche Aenderungen beantragt.
Der Referenten -Am rag wurde vollin-
haltlich genehmigt.
Interurbaner Telephonverkehr.
Am 20. V. M. ist der Verkehr auf der
interurbanen Staatstelephon-Linie Reichen-
berg-Friedland im Anschlüsse an die
interurbane Staatstelephon- Linien Reichen-
berg - Tannwald, Reichenberg - Grottau und
Reichenberg-Prag-Wien eröffnet worden. Der
interurbane Verkehr zwischen dem neu er-
richteten Stadttelephon - Netze in Friedland
einerseits und der Telephon-Centrale in Wien
andererseits beschränkt sich hinsichtlich der
letzteren auf die an dieselbe angeschlossenen
öffentlichen Sprechstellen (Staatstelephon -
Stationen), sowie auf die Wiener Staats-
abonnentenStationen.
Klektrische Strassenbahn Wien«
Kagran. lieber dieses Schmerzenskind der
Unternehmungslust auf elektrischem Gebiete
in Wien, worüber wir schon im Mai- Hefte 1893
S. 210 und im Hefte XII 1, J., S. 102 schrieben,
verlautbart nun, dass die Vorconcessionäre
für diese projectirte elektrische Strassenbahn,
die Bau-Unternehmung Ritschi & Comp., mit
der Berliner Union-Elektricitäts-Gesellscbaft
in Verbindung getreten sind. Dieselben beab-
sichtigen in Gemeinschaft mit der genannten
Firma die Concession zum Bau und Betrieb
der projectirten elektrischen Strassenbahn
Wien-Kagran zu erwirken. Die Concessions-
verhandlungen sollen, wie verlautet, dem Ab-
schlüsse nahe sein.
Elektrische Waggon-Beleuchtung.
Auf der Strecke Wien - Salzburg fand am
20. V. M. eitle probeweise Beleuchtung der
Waggons mittelst Accumulatoren statt. Diese
officielle Schlussprobe hat in Gegenwart
mehrerer Beamten der k. k. österreichischen
Staatsbahnen, u. zw. der Herren: Ober-In-
spector Altenburger, Revident Sie bei,
Inspector C a r m i n e aus Linz und von der
General-Direction die Ingenieure v. Gro-
bois und Haagen, stattgefunden und es
soll dabei — nach der „N. Fr. Pr." —
constatirt worden sein, dass es mit Hilfe des
Systems M. Engl möglich sei, einen Waggon
durch 40 Stunden mit drei Glühlampen zu
ie 16 NK Lichtstärke bei einer Belastung
von 130 fc^, wovon 54 Xtji/ active Masse sind,
bei voller Lichtstärke zu beleuchten. Alle
Lampen brennen unabhängig von einander,
wodurch ein Verlöschen der gesammten
Waggonbeleuchtung unmöglich ist ; femer
werden die Accumulatorenkasten an Stelle
der bisherigen Gas- oder Oellampen vom
Dache aus eingeschaltet und die Reisenden
sind im Stande, die Lichtstärke von der
inneren Waggondecke 'aus in ähnlicher Weise
durch eine einfache Vorrichtung zu reguliren,
wie die Waggonbeheizung. Die Beleuchtung
mit diesen Austria- Accumulatoren soll sich
drei- bis viermal billiger als die bisherige
stellen.
Bewilligung zur Vornahme tech-
nischer Vorarbeiten lür eine mit
Dampf- oder elektrischer Kraft zu
betreibende Localbahn von der Sta-
tion Bozen der k. k. priv. Südbahn-
Gesellscha't über Ober-^Bozen und
616
1
Klobenstein auf das Rittnerhom. Das
k. k. Handelsministerinm hat dem Präsi-
denten der Handels- und Gewerbekammer
in Bozen, Johann K o f 1 e r im Vereine mit
Dr. Edmund Zallinger-Thurn, Ad-
vocat in Bozen und Cnrvorstand in Gries,
die Bewilligung zur Vornahme technischer
Vorarbeiten für eine mit Dampf- oder elek-
trischer Kraft zu betreibende Localbahn von
der Station Bozen der k. k. priv. Sttdbahn-
Gesellschaft über Ober-Bozen und Kloben-
stein auf das Rittnerhom im Sinne der be-
stehenden Normen auf die Dauer eines
Jahres ertheilt.
Umwandlung der Berliner Pferde-
bahnen In elektrische Niveaubahnen.
Nach längeren Verhandlungen zwischen Ver-
tretern des Berliner Magistrats und des
Polizeipräsidiums hat der Magistrat folgenden
Beschluss gefasst: Polizeipräsidium und Ma-
gistrat sehen die Umwandlung der Pferde-
bahn in elektrische Niveaubahnen als nächst
zu erstrebendes und nachdrücklich zu for-
derndes Ziel an. Ob hierbei das System
der oberirdischen oder unterirdischen Kabel-
leitung, oder das der Accumulatoren zu
wählen sein wird, soll einstweilen vor-
behalten bleiben.
Erleuchtung des Berliner Reichs-
hauses. Die Innenräume des Reichshanses
erstrahlten am 29. October 1. J. in elek-
trischem Lichtglanz. Es wurde nämlich von
dem Baurath Heger und dem Baumeister
W i 1 1 i g unter Zuziehung von CoUegen und
Elektrotechnikern eine Probe der Beleuch-
tung vorgenommen. Dieselbe fiel zu grosser
Zufriedenheit aus, nur in den verschiedenen
Lesesälen fand man noch eine Verstärkung
des Lichtes nothwendig und wurden dazu
die erforderlichen Anordnungen getroffen.
In der hellen Beleuchtung kam überall die
vornehme Wirkung der architektonischen
Gestaltung und des bildhauerischen Schmucks
zu hoher Geltung. Zu dem elektrischen
Glühlichte liefern die „Berliner £ 1 e k-
tricitätswerke** den Strom ; die An-
lagen sind unter Leitung des Herrn In-
spectors Otto, welcher zu der Prüfung zu-
gezogen worden war, von der „Allge-
meinen Elekt ricit äts - Ge se 1 1-
Schaft" ausgeführt worden. Die Zuführung
des Stromes geschieht durch neun Kabel,
die sich zu je drei nach dem Süden, Osten
und Norden vertheilen. Drei Kabel führen
jedesmal zu einem Hauptvertheilungs-
Sch alter felde, von dem dann einzelne Ab-
zweigungen nach den einzelnen Stockwerken
gehen. Den Verbrauch des Stromes zeigen
Aron'sche Elektricitätszähler an. Die für
die Lampen nothwendigen Drahtleitungen
belaufen sich auf 40.000 m und auf 6000 m
asphaltirte Kabel, bilden somit eine Gesammt-
läoge von über sechs deutschen Meilen. In
dem Gebäude befinden sich 62 Bogen
von denen 16 mit einer L^uchtki
15.000 Kerzen auf den grossen S
saal entfallen. Ausserdem umfasst
leuchtung noch 5000 Glühlampen,
geleitete Strom hat eine Stärke von 31
p^res und erfordert eine Gesammtstä
360 HP» Davon werden 300 HP
Beleuchtung, 60 für Ventilatoren ge
die durch vier Schachte die Luft v<
einziehen. Wird der ganze Strc
3900 Amperes in Anspruch genom
entstehen dadurch etwa 200 Mk. Kc
die Stunde. Das ganze Haus kam
drei Schalter auf einmal erhellt we
Elektrischer Strassenbahnl
in Madrid. Die in Belgien ansässige
pagnie des tramways de M
d'£ s p a g n e hat mit der neuere
Belgien mit einem Grundcapital voi
Hon Francs gegründeten Compagnie
tion electrique einen Betriebsvert
schlössen, wobei die Allgemeine Elelc
Gesellschaft in Berlin die Bürgscl
letztgenannte Gesellschaft übemomi
Nach diesem Vertrage Übernimmt
nannte belgische Elektricitäts-Gesellsc
ihre Kosten die Umänderung de:
anläge und der Betriebsmittel, fei
Betrieb, die Unterhaltung und Er]
der Betriebsmittel mit Ausnahme de:
für die Verwaltung und Dircction
hält als Entschädigung bei einem ^
bis zu 900.000 Wagen-Kilometer o
für das Wagen-Kilometer, bei ein
kehr von 900.001 bis 1,200.000
Kilometer o'386 Pes., bei einem ^
von 1,250.001 bis 1,500.000 Waj
meter 0'376 Pes., bei einem Verke
1,500.001 bis 1,750.000 Wagen-K
0*366 Pes., und bei einem Verke
mehr als 1,750.000 Wagen - K
0*356 Pes. für das Wagen-Kilomete
Von dem nach Bestreitung dj
triebsentdchädigung verbleibenden Re
erhält die Eigenthumsgesellschaft
350.000 Francs in Gold (durchsch
Ertrag der drei letzten Jahre)
35.000 Francs zur Deckung der
tungs- und Directionskosten. V
ferneren Ueberschnsse erhält die
thümerin bei einem Verkehre
1 10.000 Wagen- Kilometer 50O/0, b(
Verkehre von iio.ooi — 160.00c
160.001 — 210.000 60O/0, 210.001-
65O/0 und bei einem Verkehre v
als 260.000 70O/0.
Ausserdem überlässt aber die 1
führerin der Eigenthumsgesellschi
loO/o des von ersterer erzielten G
Die Hauptversammlung der Madrider
bahn-Gesellschaft hofft ans diese
trage erhebliche Vortheile zu erzi«
hat ihn mit Freuden angenommen.
Verantwortlicher Redaotenr : JOSEF KAREIS. — Selbstverlag des Elektroteohniaohen y<
In Commlaaion bei LEHKANM h WENTZEL, Buobhandlong Ar Technik und Kumt
Dmok Yoa B. SPIB8 fr Co. in Wien, V.. StraaMengiMe 16.
Zeitschrift für Elektrotechniic.
XJI. Jahrg.
15. December 1894.
Heft XXIV.
ABHANDLUNGEN.
Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten
elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwen-
dung auf die sogenannten Tesla'schen Versuche.
Nach den ExperimentaWortrSgen des Geh. Hofrath Dr. A. TOEPLER in Dresden, berichtet
von Dr. M. TOEPLER.
(Schluss.)
Ein sehr dicker massiver Kupferbügel o 6 in Fig. 2 von 8 mm Dicke
und 40 an Länge, setzt den raschen Schwingungen so erheblichen Wider-
stand entgegen, dass eine bei g als NebenscWuss eingeschaltete Glühlampe,
deren Widerstand etwa ico.ooo Mal grösser ist als der des Kupferbügels,
in lebhaftes Glühen kommt.
Fig. 2.
Dieses merkwürdige Verhalten erklärt sich aus der bei sehr raschem
Stromwechsel ungeheuer anwachsenden Intensität der sogenannten Extra-
ströme (Selbstinduction), welche wie eine verzögernde Kraft (Impedanz)
auf die Schwingungen im Bügel wirkt. Diese hat zur Folge, dass, wie
insbesondere Stefan mathematisch erwiesen hat, Hochfrequenzströme
nicht im ganzen Querschnitt, sondern in einer sehr dünnen Schicht längs
der Oberfläche der Leiter fliessen. Letzterer Umstand ist der wesentliche
bei obigem Experiment; dies lässt sich dadurch zeigen, dass ein nach
innen federndes, sehr dünnes Kupferblechband (von nur o*i mm Dicke)
in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise auf den dicken Kupferbügel ge-
schoben, die Helligkeit der Lampe sofort sehr auffallend herabsetzt. Der
leitende Querschnitt wird durch die HinzufQgung des Blechbügels nicht
wesentlich vergrössert, wohl aber die Leiterober fläche; dieser muss
daher im Sinne der Stefan'schen Resultate der hauptsächliche Einfluss
zugeschrieben werden. Fliessen die Hochfrequenzströme nur in einer
,48
618
ilu^ser^t dünnen Oberflächenschicht, so leitet der Bügel nach Hinzufü
des l^lechstreifens viel besser; die durch die Glühlampe gehenden Zi
stri'mi.* müssen sehr geschwächt werden, was in der That geschieht.
Eine zweite nicht minder merkwürdige Eigenthümlichkeit der E
fr eqiicnz- Wechselströme besteht in ihrem Verhalten zu Eisenmassen,
i^t ln.kannt, dass langsam verlaufende Wechselströme (oder St
Schwankungen überhaupt) in ihren Inductionswirkungen auf Nachbar
(VülLpt-fnduction) durch benachbarte Eisenmassen imterstützt werden. E
die Pi imärspirale eines gewöhnlichen Rhumkorff-Inductoriums eingeschob(
isoliites Eisendrahtbündel verstärkt das Leuchten einer in die Secuj
Spirale geschalteten Geisslerröhre ganz auffallend. — Hochfrequenz- Wec
stri"niL^ zeigen gerade die umgekehrte Erscheinung, ihre Volta-Indu
wlw] vlurch Eisenmassen herabgesetzt. Um dies zu zeigen, wird über
kleine Primärspirale mit nur lO Windungen (4 cm Durchmesser) eine
Gutt.qjercha gehüllten Kupferdrahtes von 2 mm Dicke, eine Nebens]
von nur 3 Windungen desselben Drahtes geschoben, zwischen deren f
?^ndeii eine S Kerzenlampe eingeschaltet ist. Letztere glüht beim Hind
knteii der Condensator-Oscillationen durch die Primärspirale lebhaft;
111 diL* Achse der letzteren ein Eisenbündel der obigen Art eingeführ
wird hierdurch das Glühen fast bis zum Erlöschen geschwächt,
dn^i^'e^'en ein Bündel isolirter Kupferdrähte eingeführt, so zeigt sich 1
Schwächung. Dass natürlich auch durch Induction im Innern (Foucault
Strilirie) die Wirkung auf die äusseren Windungen herabgesetzt wc
krmn, lässt sich in einfacher Weise dadurch zeigen, dass bei Einfi
eines mit einem Stanniolstreifen umklebten Glasrohres von 3 cm D
niesser die Lampe auch fast erlischt.
Es ist zweckmässig, bei diesen Versuchen Glühlampen zu benu
welche für 6 bis 10 Volt Spannung angefertigt sind. Freilich werdei
unter dem Einflüsse der rapiden Condensatorentladungen stossweisc
\ iel in^heren PotentialdiflFerenzen beansprucht, also verhältnissmässig rai
all genutzt.
Zur Ausführung der beschriebenen Versuche genügt übrigens
scluin anstatt der drei secundären Windungen eine einzige aus e
2 ritt hreiten, starken Kupferbande.
ßei den im Folgenden zu beschreibenden Experimenten mit grösi
Tranhiormatoren wurde eine Reihe verschiedener Spulen gebraucht.
>iell)en waren folgendermassen hergestellt. Auf verschiedene Glasglo
von 26 cm oder 31cm Durchmesser imd 18 cm Höhe des cylindris
i heiles, welche paarweise in einandergeschoben werden konnten, y
Dr.tUl^piralen aufgewickelt. Einige dieser Spiralen bestanden aus mehi
getrennten, parallel-geschalteten Lagen, zur Verminderung der Dämj
un»I ^elbstinduction. Der Kupferdraht war 1V2 bis 2 mm, bei den Secu;
s[>ir*Jeii für Höchstspannung niu* i mm stark und dick mit Guttap<
uinluillt. Vor seinem Aufwickeln wurden die Glasglocken mit Wachs
zu-en. Nach beendigtem Wickeln wurden alle Windungen vorsichtig
Par.illjn umgössen. Die Zuleitungsdrähte waren, wo Gefahr der Sc
entlnl«tngen nach den Windungslagen bestand, mit Glimmerpiatten
schüUL
Ms wurden verwendet (bei der grossen Maschine):
>\n\\o I, 26cm Durchm., 2 mm starker Draht, 3 Windungen, 2fa
*^ III| 26 „ „ 2 „ „ „28 „ 3 ,
' IV, 31 „ „ I „ „ „64 „ I ,
Natürlich sind zum Gelingen der beschriebenen Versuche die a
l>cnin Dimensionen nur im Grossen und Ganzen wesentlich.
619
Es lässt sich zunächst zeigen, dass zwischen den Windungen der
iriducirenden und indudrten Spirale eine merkliche mechanische Wechsel-
wirkung, nämlich eine Abstossung besteht. Schwebt über dem oberen
Ende der verticalen Spule IV conaxial ein geschlossener Aluminiumring,
mittelst Seidenfäden von der elastischen Spirale einer JoUy'schen Feder-
waage getragen, so wird derselbe beim Spiel der Condensator-Oscillationen
sehr merklich gehoben; er kann durch rhythmische Unterbrechung des
Maschinenstromes in sehr lebhafte Schwingungen versetzt werden. Der
Vortragende schreibt diese Abstossung der Mitwirkung der Dämpfung zu.
Die zunächst beschriebenen Versuche sind besonders interessant, da
es sich bei ihnen um Stromwirkungen handelt, wie sie mit elektro-
statischen Maschinen wohl noch nicht beobachtet worden waren. Es handelt
sich nämlich um die Hinuntertransformation auf niedrigere
Spannung mit entsprechend vermehrter Stromintensität, was ja bei den
an sich schon hohen Spjmnungen des Iniluenzmaschinenstromes keine
Schwierigkeit hat. Es ist hierzu nur nöthig, im Transformator den Primär-
draht aus vielen, den Secundärdraht aus wenigen Windungen bestehen
zu lassen.
Wird über Spule III ein einfacher Kupferring von 8mm
Dicke gehalten, in den eine 5 Kerzenlampe eingeschaltet ist, so leuchtet
dieselbe schon auf, wenn der Ring noch lo cm oberhalb der Primärspule
sich befindet. Wird er über die Spule geschoben, so wird die Lampe
weissglühend bis zum Durchbrennen.
Benützt man als Secundärleitung ein starkes Kupferband und schliesst
dieses mittelst eines Stückes dünnen Eisendrahtes, so wird letzteres als-
bald durchgeschmolzen; eine Eisenfeile an den Kupferbandenden ge-
strichen gibt Sprühfunken wie bei einer vielplattigen Accumulatorbatterie ;
selbst wenn man das Kupferband nur neben die Primärspule hält, be-
kommt man schon lebhaftes Funkensprühen.
Wird Spule III als primäre. Spule II als secundäre benutzt, so ist
der Secundärstrom absolut unfühlbar, eine Schlagweite kaum vorhanden.
Geht ein Secundärstrom zwischen zwei Graphitstäben hindurch, deren unterer
ein ebenes Ende besitzt, auf das der obere sich mit einer Spitze durch
sein eigenes Gewicht stützt, so entsteht eine Art kleines Bogenlicht Ein
zugespitzter Eisenstift, auf dem ebenen Graphitstiftende aufstehend zeigt
dieselbe Erscheinung unter sehr lebhaftem Funkensprühen. Dieselbe An-
ordnimg der Spulen genügt auch, um eine grössere Glühlampe mit 1 2 cm
langem Kohlefaden zu vollem Leuchten zu bringen. Alle diese Erschei-
nungen zeigen sich durchaus den Wirkungen starker, aber niedrig ge-
spannter Ströme analog.
Derselbe Transformator lieferte auch einen blendend hellen Arons-
schen Quecksilberlichtbogen. (Vergl. Berl. phys. Ges. 21. Oct. 1892.) Der
Apparat hierzu bestand nach Angabe des Vortragenden aus zwei concen-
trischen Barometerrohren, mit gemeinsamem, ballonartig erweitertem
Vacuum. Zwischen den oberen Enden der beiden von einander isolirten
Quecksilbersäulen, deren Höhe sich leicht, selbst während des Versuches,
reguliren lässt, geht dann der niedrig gespannte Strom unter Bildung der
genannten Lichterscheinung über.
Wesentlich interessantere Erscheinungen ergeben sich jedoch, falls
der schon hochgespannte Strom des Maschinencondensators auf noch viel
höhere Spannung transformirt wird.
Wendet man Spule II als primäre, Spule III als secundäre an, so
ist die hierdurch erhaltene Spannimg, besonders falls man schon an und
für sich hochgespannte Condensatorentladungen benutzt, recht bedeutend.
Mit dieser Anordnung lassen sich elektrische Büschel in der Tesla'schen
48*
620
Weise zeigen, indem bei einer rückwärts belegten und mit dem einen 1
verbundenen Glasplatte durch Verbindung des anderen Poles mit e
aut der Vorderseite aufgeklebten Stanniolfigur, diese sich mit einem Kra
von Büschelentladungen umgibt, welche die unbedeckten Theile
Glasscheibe in zahllosen Strahlen laden und entladen.
Für eine Reihe weiterer Versuche ist folgende Spulencombina
zweckmässig: primär III, secundär IV. Wird der eine Pol der Secun
spule zur Erde abgeleitet, und nun der andere Pol von einer is
stehenden Person angefasst, welche in der zweiten Hand einen Pol e
Geisslerröhre hält, so leuchtet diese auf; besonders hell, falls der an(
Pol des Rohres noch mit einer kleinen Leiterfläche (hier eine aufgese
Kupferblechscheibe von 8 cm Durchmesser verbunden wird. Es schw
dann die Elektricität aus der Secundärspule durch den Menschen und
Geisslerrohr in deren äusseres Polende und zurück im Rhythmus des
raschen Wechselstromes.
Mit der grossen Maschine und der oben angegebenen Anordi
(III, IV) lässt sich weiter einer der interessantesten Versuche Tes
zeigen, nämlich das Leuchten einer einpoligen Glühlampe, das heisst €
Lampe mit frei endigendem Kohlefaden, welcher einpolig an den Tr
formator angeschlossen ist. Dabei kann die Zuleitung vom einen I
der Hochspannungsspule direct oder durch eine isolirt aufgestellte Pe;
erfolgen, während das andere Ende der Spule mit der Erde verbunder
Hierbei ist es nun eine störende Eigenschaft des Hochspannungs-Wecl
Stromes, dass er an der Glaswand, gegenüber dem Kohlefadenende (oder ü
haupt gegenüber jeder ihn ausstrahlenden Spitze), grosse Wärmewirkui
erzeugt. Es wird daher die Glasbirne rasch sehr heiss. Dies zu
hindern, kann die den Versuch anstellende Person mit Erfolg jenen 1
der Glasbirne in ein grösseres Gefäss mit Wasser tauchen, wodurch
selbe zugleich die für das Gelingen erforderliche Capacität erlangt,
einzige unangenehme Empfindung beim Durchgange des hochgespan
Wechselstromes durch den Körper ist die Wärmewirkung an der
und Austrittsstelle. Bei der Stromintensität der 6oplattigen Maschine
es freilich nur möglich, den Kohlefaden auf etwas mehr als Rothglut
erwärmen.*) Die Ergiebigkeit der angewandten Maschine scheint
vollen Gelingen des Versuches nicht auszureichen. Dass die mit ob
Spiralen erhaltenen Wechselströme ungeachtet der Spannungserhöl
noch merkliche Zündkraft besitzen, zeigt sich, indem ein zwischen
beiden Pole gehaltenes Stück Baumwolle sofort in Brand geräth.
Eine noch erheblich höhere Spannung gibt die Combination : I pri
IV secundär. Die Spannung im secundären Kreise wird hierbei so
deutend, dass die ganze Spule trotz der Guttapercha- und Paraffii
kleidung von Büschellicht wie mit leuchtendem Spiimgewebe umspoi
erscheint, mehr noch die freien Enddrähte. Wird die Primärschlag^
auf vs cm erhöht, so versagt der Transformator den Dienst, indenr
der ganzen Länge der Paraffinhülle ein Funkenspiel übergeht **) 1
über das die Transformatorfunken in der Faserrichtung gehen, wird
splittert; über eine benetzte Gypsplatte schlagen bis zu 15 cm lange Fun
*) Das Glühen ist von eigenlhamlichen Ertcheinungen begleitet, die aoch T
beobachtet hat. Der Kohlefaden ist wie mit einer leuchtenden Gashaut ttbersogei
welcher zuweilen blendende Partikel des Fadens hervorsprühen.
**) Bei dem benützten Spiralenpaar war das TransformationsrerhSltniss etwa
gefunden worden. Die obige maximale Beanspruchung der Secundärspirale entspricl
her etwa 500.000 Volt ; man sieht, zu welch' enormen Spannungen die Influenzauu
mit genügend isolirtem Transformator führen würde, wenn das volle Maschinenpol
mit Flaschen funken von 12 bis 15 cm Schlagweite hätte angewandt werden können.
621
zugleich zeigen die Polenden die bekannten Funkenverästelungen. Dass
es hierbei trotz der grossen Feuchtigkeit, also Leitfähigkeit der Gypsplatte zu
derartigen Funkenentladungen kommt, spricht wieder für den osdllatorischen
Charakter der Fimken. Der Versuch erklärt sich nämlich durch die Be-
schränkung der Leitung auf die Oberfläche. Durch Ueberführen über mit
Graphitpulver ganz schwach bestäubtes Papier lassen sich Funkenströme
von 30 cm Länge erhalten.
Bekanntlich haben die Experimente mit Hochfrequenz- Wechselströmen
auch zu merkwürdigen physiologischen Ergebnissen geführt, welche
wohl noch näher zu untersuchen sind. Schon durch die Versuche von
D'Arsonval ist bekannt, dass rasch schwingende Ströme auflallender-
weise von dem menschlichen Körper beim Durchgange gar nicht (oder bei
kleinen Ein- imd Austrittsstellen nur an diesen) unangenehm empfunden
werden. Eine kleine Glühlampe mit sehr dünnem, 2 cm langem Kohle-
faden geräth imter Anwendung des letzteren Transformators in leb-
haftes Glühen, falls sich zwei Personen in den Hochspannungs-
stromkreis des letztgenannten Transformators parallel einschalten, und
zwar durch Eintauchen der Hände in mit Salzwasser gefüUte Tröge, in
die der Strom durch grossplattige Elektroden eintritt, Erschütterungen
werden bei dem Experimente nicht empfunden. Selbst bei Einschaltung
nur einer Person ist die physiologische Wirkung kaum merklich. Die
Thatsache erscheint vom physikalischen Standpunkte auf den ersten
Blick paradox. Man könnte nämlich die Transformation auf hohe
Spannung mittelst des Influenzmaschinenstromes auch ohne Inductions-
spiralen ausführen, indem man entsprechend kleinere Condensatoren wählt,
diese aber mit entsprechend grösserer Funkenlänge entladet. Man würde
hierdurch sogar zu noch rascheren Schwingungen gelangen, sicherlich
würde aber die Entladung schmerzhaft empfunden werden. Der Wider-
spruch löst sich durch die Erwägung, dass es sich in beiden Fällen um
zwei keineswegs analoge Processe handelt.
Eine andere bemerkenswerthe Eigenschaft besitzen gewisse oscilla-
torische Funkenströme von sehr hoher Schwingungszahl. Sie geben an die
Nachbarschaft trotz grosser Intensität wenig Wärme ab. Am bequemsten
lässt sich dies mit den sogenannten Extrastromfunken zeigen, welche im
Nebenschlüsse einer in den Schliessungskreis des Doppelcondensators ein-
geschalteten Spirale entstehen, falls kleine Leydener Flaschen angewendet
werden. Wird im Schema Fig i. der Transformator D beseitigt, und
an seine Stelle eine Spule von 5 cm Durchmesser mit 20 Windungen
2 mm starken isolirten Kupferdrahtes eingesetzt, so erhält man in einer
Funkenstrecke, welche zwischen c und b zur Spule parallel geschaltet wird,
Extrastromfunken, welche dem erzeugenden Funken bei F an Länge und
Helligkeit gleichkommen. Diese Extrastromfunken haben nun die Eigen-
thümlichkeit, dass sie, so lange die Funkenlänge nicht mehr als 0-3 cm
beträgt, angefasst, ja längere Zeit fest zwischen zwei Finger genommen
werden können, so dass man den Funkenstrom hell durch die
Muskel- imd Gewebetheile scheinen sieht, ohne andere als massige
Wärmeempfindung. (Der Funkenstrom zeigt dabei keine Veränderung,
die Elektricität geht nicht durch den Finger, sondern über ihn
hin, wie gewöhnliche Funkenströme über einen Isolator.) Am Ende
zweier paralleler Drähte überspringend, lässt sich der intensive Funken-
strom z. B. bequem zur Beleuchtung der Mundhöhle etc. benützen, ohne
Gefahr der Verbrennung. Man kann bei den letzteren Experimenten die
Spirale auch durch einen passenden Flüssigkeitswiderstand ersetzen.
Zur Erklärung sei bemerkt, dass der Extrastromfunken eine Brücke
für die Condensator-Oscillationen bildet, deren Frequenz dann nicht mehr
der Selbstinduction der Spirale, sondern derjenigen des durch den Fu
hergestellten Kurzschlusses entspricht; es entstehen daher thatsäc
ungeheuer rasche Oscillationen.
Mittelst solcher durch Selbstinduction erhaltenen Funkenströme 2
der Vortragende auch den Einfluss des Eisens auf Hochfrequenzst
in einer neuen Form ; ein in die Spirale eingeführtes Eisendrahtbi
verkleinerte sehr wesentlich die Schlagweite der obigen Extrastromftu
Von Tesla's sämmtlichen Versuchen haben, neben der Erschei
an der einpoligen Glühlampe, auf das Laienpublikum wohl wenige so
Eindruck gemacht, als das selbstständige Leuchten von Geisslerröhre
Experimentirraume, welcher von den elektrischen Schwingungen duri
wird, die von den ausserhalb des Raumes angebrachten Endplatten
Transformatorleitung ausgehen. *)
Bei Anwendung der Influenzmaschine können diese von T e s 1
grössten Maassstabe ausgeführten Experimente in kleinerer Form wi*
gegeben werden. Hierbei ist wieder Spule 1 als primäre, Spule I
secundäre zu benützen. Zwei quadratische, vom Transformator gesj
Zinkplatten von 60 cm Seitenlänge, getrennt durch vier Glasstäbe, h
ein würfelförmiges, seitlich offenes Gehäuse, isolirt aufgestellt. In ihn
findet sich ein hölzernes Tischchen und auf demselben mehrere Gei;
röhre mit und ohne Elektroden, deren Enden Kupferblechscheiben
8 cm Durchmesser tragen. Stehen die Röhren in dem Gehäuse,
läuft ihre Achse normal zu den Zinkflächen, so leuchten sie beim
der Oscillationen sofort sehr intensiv auf, obgleich sie mit den !
platten in keinerlei Verbindung stehen. **) Werden die Geisslerrohr
doch auf das Tischchen im Gehäuse hingelegt, so erlöschen sie sc
da jetzt ihre Achsen parallel zu den Zinkplatten laufen. Umgekehrt
nügt ein einfaches Wiederaufstellen der Geisslerröhren, um sie so zu s
wieder anzuzünden. Doch auch ausserhalb des beschriebenen H;
leuchten empfindliche Jodröhren bis auf 2 m Abstand von demselben,
gleich in diesem Falle bei dem geringen Abstände der Zinkplatter
die Differenz der Einwirkungen beider wirksam ist. (Besonders emp
liehe Jodröhren erhält man, falls man als Elektroden zwei lange P
drahte wählt, die im Geisslerrohre auf 8 bis 10 em Länge in etwa
Entfernung parallel nebeneinander laufen.)
Auch alle Erscheinungen in sogenannten Crookes'schen Röhre
Phosphorescenz, Fluorescenz etc. lassen sich durch hochgesp;
Wechselströme brillant zeigen, wobei natürlich stets Kathodenlich
beiden Polen sichtbar wird.
Wie aus ' dem Gesagten hervorgeht, sind mit der grossen öoplat
Maschine die sogenannten Tesla- Versuche so ziemlich vollständig ausfÖli
theilweise sogar mit sehr gutem Erfolge, *) wenn auch nicht so glän:
*) Gerade diese Versuche bieten für den mit hohen Spannongen vertrauten Ph
wenig Nenes. Bei der vom Vortragenden im Jahre 1870 in Gras anfgeitellten
ipannungs-Influenzmaschine, welche 70 cm lange Fanken lieferte (vergl. T. über „Ini
maschine nnd Indnctorium*', Elektrotecho. Zeitschr. Oct. 1882), leuchteten elektrod<
VacuumrÖhren schon auf mehrere Meter Entfernung stossweise auf, wenn sie dem gela
Conductor rasch genfihert wurden. T e s 1 a's Beobachtung, dass Vaccuumröhren erst
leicht ansprechen, wenn sie vorher schon erregt waren, ist bekannt und von £. W i
mann ausführlich beschrieben worden.
**) Das Leuchten ist so intensiv, dass es bei Tageslicht gezeigt werden kann.
***) Diese Möglichkeit haben übrigens schon H i m s t e d t nnd H. £ b e r t anged
dem letzteren verdanken wir auch eine wissenschaftliche Besprechung der Tesla- Ve
in der „Naturwissenschaftlichen Rundschau **, Jahrg. XI. Derselbe hat bekanntlich au
Vereine mit E. W i e d e m a n n seit einer Reihe von Jahren auf dem von Tesla btetr<
Gebiete Untersnchnugen angestellt.
623
als unter Anwendung mehrpferdiger Magnetinductionsmaschinen. Der
Unterschied ist aber dem Anscheine nach nicht so gross, als man nach
-dem Verhältnisse der aufgewandten mechanischen Arbeiten wohl erwarten
sollte.
Was nun die Demonstration der Tesla-Erscheinungen mit der kleineren
Maschine betrifft, welche Prof. Dr. T o e p 1 e r in Wien benutzte, so ge-
lingt dieselbe natürlich nur in entsprechend beschränkterem Maassstabe,
jedoch mit zu Vorlesungszwecken vollkommen ausreichender Deutlichkeit
der physikalischen Grunderscheinungen. Als Transformator wurde benutzt
eine Spule von 12 cm Durchmesser mit 3 Windungen, dreifach aus 2 mm
starkem, isolirtem Küpferdrahte gewickelt, und eine zweite von 14 cm
Durchmesser mit 20 Windungen, einfach gewickelt aus i mm starkem
Drahte. Die Herstellung geschah in der schon für die grossen Spulen be-
schriebenen Weise. Auch hier gelang gut die Demonstration des Impe-
danzversuches, des Arons'schen Quecksilberlichtbogens, überhaupt der
Experimente mit niedrig gespanntem Strome, ebenso der Versuch mit dem
Extrastromfunken. Auch konnte bei Hochspannimgstransformation das
^ndständige Leuchten einer in der Hand gehaltenen, sehr empfindlichen
Geissler'schen Jodröhre gezeigt werden. Zur Anstellung des Versuches
mit der einpoligen Glühlampe, sowie des D'Arsonval'schen Experimentes,
reicht die Leistungsfähigkeit der kleinen Maschine freilich bei weitem
nicht aus. Der Vortragende äusserte nach Alledem in Uebereinstimmung
mit T e s 1 a die Ansicht, dass die Technik, wenn sie jemals in die Lage
käme, von hochgespannten Condensatorschwingungen in grösserem Maass-
stabe Gebrauch zu machen, hierzu voraussichüich die Arbeitsverwandlung
durch elektrostatische Kräfte in Anwendung bringen werde. Man werde
geeignete Influenzmaschinen bauen^ zwar nicht in der jetzt üblichen, für
physikalische Zwecke freilich vortrefflichen Weise mit Spitzenkämmen und
Isolatorflächen, sondern man werde auf solche Formen der Maschine zu-
rückgreifen, bei denen die Influenz auf gute Leiter in Anwendung kommt.
Zum Schlüsse wurde noch gezeigt, dass die vielplattigen Influenz-
maschinen zu Experimenten mit gfbssen Leydnerbatterien unzweifelhaft
^as beste Hilfsmittel sind.
Ueber Relaisbau.
Um für die vorliegende Arbeit eine Basis zu finden, habe ich Ex-
perimente mit Platincontacten angestellt deren Resultat hier im ersten Theile
behandelt wird.
I.
Die bei einem gewöhnlichen Linien-Relais benützten runden Platin-
contacte haben einen Durchmesser von 2 mm und berühren sich mit ihrer
ganzen ebenen Fläche von ca. 3 mm^. Wenn diese Flächen vollkommen
metallisch rein sind, so ist das Minimum des nöthigen Druckes behufs Her-
stellung eines Stromüberganges (für telegraphische Zwecke) durch die Con-
tacte hindurch, mittelst einer leichten, aus Aluminium hergestellten empfind-
lichen Waage nicht zu ermitteln, indem theils die Adhäsion, theils die
Massenanziehung einen Contactschluss nach erfolgter Berührung der Platin-
ftächen auch ohne Gegengewicht bewirken und daher eine Messung der
hierzu erforderlichen Kraft vereiteln.
Zur Trennung dieser Contacte ist eine Kraft von 3 — 5 mg und nach
einem gegen diesA|^^^ttB|l^||ai Druck von 100 g sogar eine solche von
ca. 10 mg 2urjJH|^^^^^^^*terBclben erforderlich.
624
Wird ein elektrischer Strom von o*oi6 A, in welchem ein Sei
apparat mit ca. 300 Ohm Widerstand eingeschaltet ist, durch diese
tacte hindurch geleitet, so ist sogar eine Kraft von 5 — 25m^zurTrec
derselben nothwendig. Es ist daher wahrscheinlich, dass der bei
Stromunterbrechung entstehende Inductionsstrom, mit dem gleich
abfliessenden galvanischen Strome vereint, eine Verschmelzung eins
Partikelchen der beiden Contacte bewirkt, zu deren Trennung alsdann
grössere Kraft gebraucht wird.
Mit Rücksicht auf das verhältnissmässig ungenaue Resultat, hinsicl
des zur Lösung der Contacte erforderlichen Kraftaufwandes von 5 — 2,
verwendete ich zu meinen weiteren Versuchen Contacte aus einem
dicken Platindraht, von denen der obere kegelförmig in eine stumpfe S
(in eine ebene Fläche von ca. 0'2 mnfi auslaufend) zugefeilt, der u
jedoch mit einer ebenen Fläche versehen und dem oberen symmei
gegenüber gestellt wurde. Nach erfolgter Berührung beider Contacte
trotz der Verkleinerung der sich berührenden Flächen, noch i — 3 n
ihrer Trennung im stromlosen Zustande nothwendig ; während des S
durchganges sind jedoch merkwürdigerweise wieder 5 — 25 mg zur Trec
derselben erforderlich.
Es ist somit augenscheinlich, dass die spitzige Form der Contac
stromlosen Zustande wohl ein günstigeres Resultat ergibt, dass jedocl
sogenannte Klebenbleiben derselben im geschlossenen Stromkreise <
deren Form nicht verändert wird. Bringt man indessen einen Nebensc
von etwa 1200 Ohm an die Contacte derart an, dass nach erfolgter
nung derselben der Inductionsstrom über den Nebenschluss abfliessen
so wird sowohl das Klebenbleiben, als auch die sonst bei jeder S
Unterbrechung auftretende Funkenbildung vollständig behoben, inden
Entladung durch den Nebenschluss erfolgt. Hierbei wird natürlich auc
zur sicheren Trennung der Contacte erforderliche Kraft auf 3 mg (D
herabgesetzt.
Es ist nun die Frage am Platze: „Welche Kraft braucht ein 1
zur Bewegung des Ankerhebels resp. zur Schliessung ^und Oeffoung
Contacte?**
Bei der Ruhestromschaltung, welche in der Eisenbahntelegraphie
herrscht, arbeitet ein Relais von 300 Ohm Widerstand normal mit O*
oder (o'Oi . lO"-^ cm Vi gVt sec-^)2 . (300 . 10® p sec— ^) = 300.000 Ergs
Bei ungünstiger Witterung ist wegen Ableitung des Stromes, in
geringeren Isolationswiderstandes, eine Verständigung zwischen zwei
tionen noch möglich, wenn nach erfolgter Stromunterbrechung in der
Station, eine Strom differenz (Schwächung) von 0*0005 A in der an
erzielt wird ; die elektrische Energie ergibt in diesem Falle :
(0*0005 . 10-^ cm^l^ g^* sec"*)2 . (300 , 10® g sec— ^) = 750 Ergs.
Nachdem aber zur Schliessung und Oeffnung der Contacte b
3 Ergs, resp, Dynen genügen, so ist sofort zu ersehen, wie unökono
die gegenwärtig in Verwendung stehenden Relais arbeiten, indem dies
selbst bei der empfindlichsten Einstellung, mittelst welcher es noch mi
750
ist, sich zu verständigen, 750 Dynen, oder — ^ — = 250, d. i. das 25c
o
der zu diesem Zwecke absolut nothwendigen Kraft brauchen.
Um die Ursachen dieser Kraftvergeudung zu erforschen, habe ic
Egger'sches Relais einer Analyse unterworfen. Zum besseren Verstäi
der dabei erzielten Resultate werde ich hier einige Dimensionen <
Rede stehenden Relais anführen :
625
Gewicht des Elektromagnetes 97 g
Länge der Elektromagoetschenkel 7*12 em
Durchmesser ^ „ 0'86 „
Querschnitt ^ , 0*594 ^^^
Mittlerer Abstand der ^ 4*28 cm
Länge des Joches 6'26 „
Breite „ „ 1-22 „
Höhe » r> 0'45 „
Gewicht des Ankers 16 g
I-Snge „ „ 5*4 cm
Breite , , i „
/o 52,it\
Querschnitt des Ankers I j 0392 cm,^
Gewicht des completen Ankerhebels 50 g
Entfernung des Ankers von der Achse. . . 3*1 cm
n de«" Contacte „ ^ «... 5*9 w
„ „ Spiralfeder ^ „ «... 3-6 „
Windungszahl der Drahtspulen 8000
Spulenwiderstand 300 Ohm
Bei der als normal angenommenen Stromstärke von O'OI Ä wurde
die Tragkraft des Elektromagnetes mit 3378^ befunden.
Nach Maxwell ergibt dieses Gewicht:
^ ,^ , Magnetische Linien^ . Polflächen B^ A
P TGramm^ = — =
^ ^ 8. TU. 981 8.Z.981
oder
=P
B = 1/ 3378. 8 .3^16. 981 _ 3^^^ magnetische Linien.
Die magnetisirende Kraft (U) beträgt:
4 . « Windungen Stromstärke 4 . ic , 8 ,i
Länge des magnetischen Kreises 10 26*76 . 10
4 . 3'i^i6 . 8000 . O'OI
~ 2676. 10 ~ ^"^
Die Durchlässigkeit (u.) des zur Construction des Elektromagnetes
verwendeten Eisens im Verhältniss zur Luft ist daher:
B 8372 .
[i = — = 4- = 2226.
^ H 376
Hopkinson fand bei gut ausgeglühtem Schmiedeisen:
B 9000
womit der von mir gefundene Werth der Durchlässigkeit fast identisch ist.
Aus dieser Uebereinstimmung kann man den Schluss ziehen, dass das zu
den Elektromagneten verwendete Eisen den besten englischen Sorten
entspricht.
Trotzdem sind die englischen Relais den unserigen weit überlegen ;
in Oesterreich hat sich j^nämlich das Princip eingebürgert, die Relais so
massiv als möglich zu bauen, um dieselben gegen Beschädigungen zu
sichern : die englische Telegraphenverwaltung legt dagegen den grössten
Werth — u. zw, mit Recht — auf die grösste Leistungsfähigkeit der
626
Apparate bei dem geringsten Verbrauch an elektrischer Energie ond s
dieselben vor Beschädigungen durch Gehäuse.
Unsere Relais müssen daher — im Vergleiche zu den englisch«
als plump bezeichnet werden. Der Elektromagnet eines Egge r'schen
bat eine Länge von iS'S cm gegen 5*9 cm eines englischen Normal-]
Mtister A, welcher allerdings doppelt vorhanden ist ; durch diese
doppelung wird indessen nur die Wirkung auf den Ankerhebel ven
der schädliche Einfluss langer Elektromagnetkerne auf die Entstehun
niagnetischen Rückstandes jedoch fast ganz beseitigt. In dem Eli
mag^nete des von mir untersuchten Relais beträgt der magnetische '.
stand 20^/0 nach einer Magnetisirung durch 0*0l A : die englischen El
magaetkerne dürfen bei der Uebernahme vom Fabrikanten keine
magnetischen Rückstandes zeigen, nachdem ein Strom von 0*1
durcb den Spulendraht von 400 Ohm geleitet worden ist.
Der Ankerhebel eines Egge r'schen Relais wiegt 50^, jene:
kleinsten englischen Apparates nur 5 g.
In Folge der unpraktischen horizontalen Lagerung der Achs
Ankerhebels, üben die Zapfen derselben bei normaler Einstellung folg
Druck auf die Lager aus:
Gewicht des Ankerhebels 50 <7
magnetische Zugkraft 20 „
Zugkraft der Spiralfeder 48 ^
Zusammen 118^
Von der letzteren Zugkraft werden 28 g zur Compensation d<
der Ankerseite des Hebels befindlichen Mehrgewichtes gebraucht, wä
die restliche Kraft von zg g zum Abreissen des Anher hebeis verwendet
Die Reibungsgrösse der Zapfen in den Lagerlöchern wurd<
0'4 g, der Reibungscoefficient mit
= = o'33% befunden.
0-4 295 ^'^ '°
Anstatt der eingangs ermittelten Kraft von 3 Dynen, braucht
nach das Relais mindestens :
Reibungsgrösse 0-4 g
Zugkraft zur Trennung der Contacte 0*025 *
Druckkraft 0'02 ^
Zusammen 0*445 g
od
I
er o*445 .981 = 437 Dynen, d. i. das I46fache j-^^j an Kraft.
Die zuletzt angeführte Druckkraft ist zur Paralysirung der
vorbeifahrende Eisenbahnzüge oder schwer belastete Wagen entsteh
Erschütterungen nothwendig, weil sich sonst die Contacte locken
unleserliche Schrift hervorrufen würden.
Nachdem man zur Erregung dieser geringen Kraft von 437 E
mittelst welcher das Relais noch arbeiten kann, 750 Ergs verbrauci
werden von der Stromarbeit
iu nutzbare magnetische Arbeit umgesetzt«
Unter Beibehaltung desselben Güteverhältnisses sollte man dahc
Erregung der minimalen Kraft von 3 Dynen nur
1/3 : 1/437 =0': 0*0005, d. i. 0-000043 ^
oder 00000432 . 300 . lo*^ = 5*5 Ergs, benöthigen.
627
Die Spielweite des Ankerhebels kann äusserst kurz bemessen werden ;
die Contact-(SteIl-)Schrauben, deren Ganghöhe 0*9 mm beträgt, brauchen
blos um einen Grad auseinander gedreht zu werden, um zwischen den-
selben einen Spielraum für die Bewegung des Ankerhebels zu bilden und
Schliessung und Trennung der Contacte zu bewirken. Wegen der Uneben-
heiten der Platinflächen bleiben jedoch die Contacte bei dieser Einstellung
zuweilen auch nach dem Stromschluss in Berührung, folglich müssen die
Contactschrauben mindestens um 2^ gedreht werden, damit eine sichere
Schliessung und Oeffnung derselben erfolgen kann.
Nachdem der Anker ungefähr in der Mitte zwischen der Achse und
den Contactien am Ankerhebel befestigt ist, so bewegt sich derselbe zwi-
schen den Stellschrauben nur um
2^ , 0-9
: 0*0025 mm
2 .360O
Auf diesem kurzen Wege von 0*0025 mm kann man das magnetische Kraft-
feld als gleichförmig annehmen. Unter der Einwirkung der Kraft von
437 Dyncn wird die Arbeit, welche an dem Ankerhebel zwischen den
beiden, durch die Stellschrauben auf o 00025 cm begrenzten Niveauflächea
geleistet wird, nur ca. 437.0*00025 = o*i Erg. betragen.
Gewöhnlich beträgt die Spielweite des Ankerhebels o*i — 0*5 mm.
Bei dieser Einstellung ist der Anschlag an die Contacte so kräftig, dass
die Contactflächen durch denselben einerseits ziemlich rein erhalten werden,
andererseits geringere Ablagerungen sich in Folge des grösseren Druckes
gar nicht fühlbar machen. Erst wenn es wegen feuchten Wetters noth-
wendig ist, das Relais empfindlich einzustellen, müssen gewöhnlich auch die
Contacte mit Schmirgelpapier gereinigt werden. In der vorliegenden Ar-
beit handelt es sich jedoch nur um die empfindlichste Einstellung des Relais,
wobei der Ankerhebel bei jeder Bewegung nur etwa O'i Erg verbraucht,
welcher Werth daher im Folgenden unberücksichtigt bleibt.
In der Ruhestromschaltung arbeitet ein Relais zwischen O'OI und
0*01 — 00005^; hieraus ergibt sich ein Güteverhältniss des Apparates von
001
= 20.
0*0005
Wollte man dasselbe Güteverhältniss in der vorliegenden Berechnung
der Minimalkraft, welche zum Betriebe eines Relais absolut nothwendig ist,
beibehalten, so könnte man mit
^, , , 0*00086 10
0*000043 • 20 = o*ooo86 Af oder = — -
o-oi 116
oder rund mit o*i der gegenwärtig für ein Relais nöthigen Stromstärke
auskommen. Da es indessen praktischer ist, die Stromstärke von 0*01 A
unverändert beizubehalten, dagegen den Widerstand so viel als möglich zu
reduciren, so dürfte man mit
/o*ooi'\2
l o-oi j ~
300. =3 Ohm
\ o-oi )
per Apparat auskommen und anstatt des einen Relais mit 300 Ohm Wider-
stand, könnten 100 Apparate ä 3 Ohm Widerstand mit derselben elek-
trischen Energie betrieben werden.
Der Elektromagnet des Egge r'schen Relais wird bei normaler Strom-
stärke nur mit
—-=2841^
1-189
628
beansprucht. Trotzdem würde für ein Relais zu 3 Ohm schon eio
schnitt von
o-oi2. 3. io7
^ = o'05 mm^
2.981 I
2841
genügen ; man kann daher sowohl den Elektromagnet, als auch die
zum Relais gehörigen Bestandtheile so klein und zart herstellen, als
Anforderung an deren Dauerhaftigkeit gestattet.
Aus den hier gegebenen Erläuterungen lässt sich auch der
ziehen, dass die elektrische Energie um so besser ausgenützt wird je
die Dimensionen des Relais, insbesondere aber des Ankerhebels g
sind ; ein Relais, welches man in einem Taschenuhrgehäuse unter
könnte, wäre daher — wenigstens nach meiner Ansicht — das bea
Die Zapfenreibungy zu deren Ueberwindung der grösste Th
Stromarbeit verbraucht wird, könnte durch sachgemässe Lageru
Ankerhebels auf prisroaförmige Schneiden oder auf Spitzen fast gai
mieden werden; auch in Lochsteinen (Rubinen) wäre durch senkrec
Ordnung der Ankerhebelwelle, welche unten mit einer Spitze au
sogenannten Decksteine aufruhen würde, die Zapfenreibung eine a
und würde bei zarter Ausführung des Apparates kaum i — 2 Dyo
tragen.
Die Spiralfeder — für normale Arbeit eingestellt — gen(
ungünstiger Witterung nicht mehr, um den Anker abzureissen ; <
vermag nämlich nur ca. 30 g der magnetischen Zugkraft zu über
Nachdem aber sowohl durch Ableitung als auch in Folge Ausschaltei
grösseren Anzahl von Stationen wegen Gewitter (Blitzgefahr), wo
Batterien der betreffenden Stationen eingeschaltet bleiben und sc
Stromstärke mitunter bedeutend erhöhen, wodurch die magnetiscl
kraft auf 50 g (unter ungünstigen Umständen sogar noch höher)
kann, so ist der Telegraphist oft bemüssigt, den Ankerhebel mitt(
Stellschrauben höher zu stellen, um die Zugkraft des Elektromago
vermindern.
III.
Um den geschilderten Uebelständen abzuhelfen, möchte ich sog
Dosenrelais, welche sowohl in Deutschland als auch in England sei
Jahrzehnten im Gebrauche stehen und sich gut bewährt haben -
Benützung des von mir hier bereits beschriebenen Nebenschlusses,
auch der übrigen Andeutungen — in Vorschlag bringen. Ein de
Relais wäre durch das Gehäuse gegen Staub und Beschädigung
schützt; durch die Unterdrückung der Funken würden auch die (
stets rein bleiben ; die Contact-(Stell-)Schrauben — einmal in der Teleg
werkstätte richtig eingestellt — wären im Betriebe nicht mehr zu v«
und brauchten daher auch nicht aus dem Gehäuse nach Aussen gel
werden; die Schraube zur Justirung der Spannfeder, welche allein i
Gehäuse hervorstünde, würde eine tadellose Justirung und Functioni
Apparates ohneweiters ermöglichen.
In Folge des Nebenschlusses würde durch die Drabtspule
Schreibapparates mit einem Widerstand von 300 Ohm — dessen
6 . o'q8
durch 6 Elemente oder =o*oig6 A unterhalten wird —
300
6 . o*q8
thätigen Zustande ein Strom von ; = 00030 A fliessi
300 4" 1200
629
durch die wirksame Stromarbeit auf O'OIQÖ — 0*0039 = 0'0i57 A oder um
-T == - rcducirt werden möchte.
0-0196 5
Obwohl der Apparat auch mit dieser elektrischen Energie gut
fanctioniren würde, so könnte man auch diese scheinbar schwache Seite
dieses Vorschlages zum Vortheile des hier entwickelten Systems aus-
nützen, indem man durch Aufwicklung des Nebenschlussdrahtes auf die
Drahtspulen des Schreibapparates mit entgegengesetzt gerichtetem Strom-
lauf nicht allein diese Schwächung ganz beseitigen, sondern auch den In-
ductionsstrom reduciren könnte. Ebenso wenig wäre hierbei eine raschere
Erschöpfung der Batterie (Callaud-EIemente) zu befürchten, da die Strom-
entnahme ohnehin so gering ist, dass dieselbe die durch Diffusion in den
Elementen aufsteigende Kupfervitriol lösung nicht verbraucht, wodurch die
letztere bis zu den Zinkringen aufsteigt und durch Zersetzung und Ablage-
rung an den Zinkpolen die elektromotorische Kraft schwächt, welcher
Uebelstand durch die vorgeschlagene Anordnung zum Theile behoben
werden könnte.
Den Werth dieses Relais würde man aber ganz besonders bei un-
günstiger Witterung beurtheilen und schätzen lernen, da dessen Ueberlegen-
heit hierbei eigentlich erst zur Geltung käme« Eine Telegraphenlinie ist
nämlich umso schlechter, je grösser ihr Widerstand ist. Ein Beispiel über
die Correspondenzfähigkeit einer längeren Telegraphenlinie während einer
Ableitung wird das Gesagte besser illustriren :
Widerstand eines Relais ca 350 Ohm
„ einer Boussole 60 ,
„ „ Batterie ä 6 Elemente ä 0-98 Volt 60 „
Widerstand einer completea Station 470 Ohm
Länge der Linie 200 hm ä 8 Ohm
Widerstand der Linie (8 . 200) 1600 „
Anzahl der Stationen 22 ^
Totaler Widerstand der Linie (8 . 200 -f- 22 . 470) 11940 Ohm
Es werden hier die Folgen einer partiellen Ableitung von etwa
400 Ohm in der Entfernung von 30 hfn von Anfangspunkte der Linie in
Betracht gezogen; ausserdem wird vorausgesetzt dass in diesem Linientheile
4 Stationen eingeschaltet sind.
Die Stromstärke (J*^), welche vom Anfangspunkt bis zur Ableitungs-
stelle herrscht, ist:
j ^ £, (lg + w^ + JS^a u? ^
^ 23-52 (400 + 9820) + 105-84 . 400 ^ 0-0II04 A
400 . 2120 -|- 400.9820 -f- 2120 . 9820
und zwischen der Ableitungsstelle und der Endstation:
j ^ £2 (^ + ^^i) + ^1 u? ^
105-84 (400 + ^"o) + ^3-52 -400 _ 0-010788 A.
400 . 2120 + 400- 9S2O -f- 2120.9820
Unterbricht nun der Telegraphist in der Endstation den Strom durch
Niederdrücken des Tasters, so wird die Stromstärke im ersteren Linientheile
630
auf ; = 0*00933 *^ reducirt und somit eine Stromdifferei
400 + 2120 ^
; ^ , 000171 I . , .
{ 001 104 — 0*00933 := 0-00171 A oder — = -r- erzielt und
* 0*01104 o
auch eine gute Arbeit auf den Apparaten ermöglicht ; wenn dagege
selbe in der Anfaogsstation geschieht» so wird der Strom zwischen d
leitungsstelle und der Endstation nur auf \ — ;; — = 0*010356^
^ 400 + 9820 ^^
gedrückt und folglich nur eine Stromdifferenz von O'0 10788 — O'Oio,
0*000432 I
= 0*000432 A oder — ; = — erreicht. Nachdem aber das Reh
^ 0*010788 25
mit einer Stromdififerenz von — noch zu arbeitea vermag, so ist
20
diesen Umständen eine Verständigung über die Ableitungsstelle (ohne
legen) unmöglich.
Wenn es nun gelingen sollte, ein Relais mit einem Widerstac
10 Ohm bei sonst gleicher Leistungsfähigkeit herzustellen, so würd
folgendes Resultat erzielen :
Widerstand eines Relais lO Ohn
„ einer Boussole 60 ,
^ „ Batterie ä 2 Elemente ä 0*98 Volt . 20 „
Widerstand einer Telegraphenstation 90 Ohn
Die Besprechung des kürzeren Linientheiles ist, mit Rücksic
die in diesem Falle noch günstigeren Verhältnisse, ohne Interesse un<
daher unterbleiben.
Zwischen der Ableitungsstelle und der Endstation würde fo
Stromstärke herrschen:
^ WW^ + U? U?2 + «t'i M?2
^ 35-28 (400 + 600) + 7*84 . 400 ^ ^^^^
400 . 600 + 400 . 2980 + 600 . 2980
Nach einer Stromunterbrechung seitens der Anfangsstation würde die
stärke zwischen der Ableitunesstelle und der Endstation — — +-
^ 400+2
= 0*01044^ betragen. Es würde also eine Stromdififerenz von 0*01
^ , 0*00149 1 1 . .
— 0*01044 = 0*00140 A oder -^— = -^ ents|;ehen und eine \
^ 001 193 8
liehe Correspondenz über die Ableitungsstelle nach beiden Seiten (
liehen.
Wegen der auf manchen Bahnen oft allzugrossen Anzahl von i
Linie eingeschalteten Stationen, ist die Abwicklung der Correspondc
den gegenwärtig im Gebrauche stehenden Apparaten von der Wit
abhängig, indem während eines Landregens oder dichten Nebels n
soeben geschilderten analoge Störungen eintreten und eine direct
ständigung auf solchen Linien zwischen weit von einander ent
Stationen oft tagelang unmöglich machen.
Nachdem man durch Einführung empfindlicherer Apparate nicht
etwa 4 Elemente per Station ersparen würde, deren Erhaltungskost
631
Neuanschafifungf neuer Relais in wenigen Jahren decken dürften, sondern
auch eine namentlich für den Eisenbahnverkehr nicht zu unterschätzende
höhere Betriebssicherheit erzielen könnte» so glaube ich, dass die vor-
liegende Arbeit geeignet sein dürfte, competente Kreise zum Studium dieser
schwachen Seite der Telegraphie anzuregen. F. Schebesta.
Einbau der Zellen elektrischer Sammler (Accumulatoren).
Von W. A. BOESE in Berlin.
Oetterr.-nngar. Privilegiom vom 27. Jnni 1894.
Die Erfindung bezweckt, die Zellen
ehier elektrischen Sammelbatterie (Accomn-
lator) in einem sie mnschliessenden Kasten
so einxnbaoen, dass die Erschütterungen,
denen die Batterie auf längeren Eisenbahn-,
Trambahn- oder Überhaupt Wagenfahrten,
auf Schiffen u. s. w. ausgesetzt ist, die Ver-
bindung der 2^en untereinander nicht
lösen.
Der neue Einbau besteht darin, dass
die Zellen B (die z. B. aus Glas bestehen
können) in einem Kasten A von beliebiger
Höhe angeordnet und dann mit einer Masse
umgössen werden, die nach dem Erkalten
(Pecharten), Steiokohlentheer — Asphalt,
BrauDkohlenpech, Torfpech, Schusterpech,
Schiffspech.
3. Wachsartige Körper, wie: Bienen-
wachs, Walrat, Stearin.
4. Parafiin.
5. Gemische der sub i — 4 angegebenen
Stoffe.
Fig. I zeigt einen Accumulator, dessen
Zellen B in den Kasten A auf die be-
schriebene Art eingebaut sind;
Fig. 2 ist ein Horizontalschnitt und
Fig. 3 ein Querschnitt durch die Bat-
terie.
Fig I.
in^-Li^z^z^''^^ '/^-''V^^^^ '^/yy/^^y^y/y/^m
"C
_j
m
''r---A^-'^7^^:7^-^-'^^
h Uaurt
Fig. 2.
h Harz
Fig,
fest wird, aber in sich doch eine gewisse
Elasticitat besitzt. Diese Masse Mit die
Zwischenräume zwischen den Zellen und den
Kasten wänden, sowie zwischen je zwei
Zellen aus ; auch kann die Masse den Boden
des Kastens bedecken, oder es kann eine
Filzplatte auf den Kastenboden gelegt
werden.
Zum Umgiessen der Accumnlatorzellen
werden angewandt:
1. Harzige Körper, wie : gemeines
Fichtenharz, Terpentin, Colophonium, Da-
marmastix, Elemi, Schellak, Copal.
2, Asphaltartige Körper wie: natürlich
vorkommender Asphalt, künstliche Asphalte
Die erstarrte Masse h bettet die Zellen B
unverrückbar fest ein, besitzt aber doch so-
viel Elasticitat, um das Zerspringen der
Glaswände der Zelle zu verhüten, was ein-
treten würde, wenn die Zellen in eine harte
Masse wie Metall oder Stein sUrr ein-
gebaut wären.
Kommt einmal durch Stoss oder dergl.
ein Bruch vor, so verhütet die Masse 6,
die die Zellen dicht umschliesst, ein Ans-
fliessen des Elektrolyts, so dass die Func-
tion der Batterie durch das Zerspringen
einer Zelle nicht unterbrochen wird.
632
Elektrisch betriebene Centrifugen.
Die Centrifagen eignen sich wcg^D ihres
ißtermittireüden Betrieben und ihrer hohen
UmdrehuDg^tihl besonders gut uad wirth-
«chnftlich vortheilhftft für directen elek^
trischen Antrieb,
So gilt wie unbranchber erwies sieb
jedoch hicftlr der Gleichitrommotor, da.
mnerseits darch die Vibrationen der Centri-
fngenweile ein fnnk^nloaes Lnafen desselben
kaum £ü erreichen war, anderer^citfi aber
die fortdauernde Ueberwachung oad Be-
dienung des ComniQtfttore nüd Bürsten äppa^
rnte$ darch dte AnordonDg des Motors
unterhalb der Centrifngea welle ausser ordent-
licb er^hwert wurd«*
Des weiteren ist aber der Dd
niotor noch im Stunde^ mit eiB
grösseren UeberlaslnDg aDZulaofen,
bei einem ents^prechenden Gleichttn
möglich Ut. Dies ist gerade für dei
fngfn- Betrieb^ bei welchem grosse
in Bewegung zu setzen sind^ tinbedii
wendig und wird durch eine besondi
structlon de« Ankers erreicht.
Besteht die Aulage, wie es m
Fall £a sein pßegt^ aus eiuer grosse
zahl von Cent ri fuge n^ so wirken b
lassen etaer derselben die schon
triebe beßndlichen^ ebenso wie be
niisiiioDS" An trieb, durch ibre Schw^
Fig.
Alle diese Uebclstände fallen bei dem
A. E, C'Drchslro.mmotor D, R, P. Nr, 510S3
weg^ da er weder Commutator noch Bürsten-
apparst be&itit. Er erfüllt Tielmchr infolge
dieses Umstaades und seiner übrigen gliq-
stigen Eigenschaften alle Bedingungen [für
einen sicheren und Zweckmässigen Cen-
tlifugen-Be trieb»
Er behlilt nämlich seine Geschwindigkeit
in noch höherem Maasse als der Gleich-
Strommotor unter allen Umstüadeu bei^
indem seine Umdrebungssah] nur entsprechend
einer Aendcrwng der autreibenden Dampf-
maschine wechselt, fo da»s also mir für
deren gute Reguli rung, wie bei Trausmissious-
be trieb üblich, Sorge au tragen ist.
mit und unterstützen dadurch dei
lassenden Motor. Tritt nämlich e
mehruug in der Belastung der Ma
Station ein^ so wird zunächst die
maschine und mithin auch die Dynamoi
das Bestreben haben, etwas in der Umd
zahl nachzugehen« Die Ccutr Ifagen
mit ihnen verbundenen Elektromoto
jedoch in Folge der Schwungmasse de
fugen zunächst noch an ihre bisher
drehungazahl gebunden und wirken ]
hierdurch als Dynamom aschin en, so dii
maschinen unterstüt^eud.
Die Cenfrifugen*Drehstrommota
den von der Allgemeinen Elektric
Seilschaft bisher in folgenden Grössei
633
Bezeichnung
des Motors
Umdrehungen
in der Minute
circa
Pferdestärken
bei voller Ge-
schwindigkeit
circa
DRC»
DRCöo
DRCeo
DRCw
DRCioo
lOOO
lOOO
700
700
500
I
2-5
4
7
5
Jede Centrifuge besteht im Allgemeinen
ans einem Gehäase, in welchem sich um
eine senkrechte Welle die Schlendertrommel
zwischen Anker und Polring aber nur wenige
Millimeter betragen darf, so ist dieser letz-
tere so befestigt, dass er gemeinsam mit
Anker und Welle an den Schwingungen
theilnehmeu kann. Zu diesem Zwecke ist der
Polring mit beiden Lagern oben und unten
durch Arme verbunden.
Diese Anordnung hat Verwendung ge-
funden unter anderem in der Textilindustrie
für Zeug-Centrifugen, Fig. i, deren mecha^
nischen Theil der Firma Alb. Fesca&Co.,
Berlin, hergestellt hat.
Eine grosse Bedeutung hat femer der
Centrifugen-Betrieb fttr Zuckerfabriken, und
hier wurde denn auch die Wichtigkeit des
elektrischen Antriebes schnell erkannt.
Fig. 2.
bewegt. Jedoch scheiden sich die einzelnen
Centrifugen-Constructionen nach der Auf-
stellungsart ihrer Gehäuse und der Befesti-
gung der Wellenlager in demselben in vier
Gruppen.
Bei der ersten Gruppe ist das obere
Wellenlager durch Spannstangen zwischen
Gummipuffern mit dem festen Gehäuse
verbunden, während das untere Spurlager
mit Kugelgelenk etc. versehen ist, um den
während des Ganges auftretenden Schwan-
kungen der Welle um die Gleichgewichts-
achse folgen zu können. Es ist also hierbei
das Centrifugen- Gehäuse fest, während die
Trommel mit ihrer Welle elastisch gela-
gert ist.
Da der Anker des Elektromotors direct
auf der Welle sitzt, der Zwischenraum
Die A. E. G. hat zunächst far Zucker-
fabriken die nach der bisher beschriebenen
ersten Art der Anordnung hergestellten
Brod-Centrifugen, Fig. a, mit elektrischem
Antriebe versehen.
Bei einer zweiten Art von Centrifugen ,
den Adant- Centrifugen, sind die Lager der
Welle mit dem Gehäuse fest verbunden und
ruht die ganze Construction auf dem unteren
Kugellager, während das Gehäuse selbst
oben elastisch befestigt ist. Dieselben stammen
in ihren mechanischen Theilen von der
Maschinenfabrik Grevenbroich, vormals
Langen &Hundhausen. Bei anderen
Centrifugen einer dritten Art, welche in
ihrem mechanischen Theile von S e 1 w i g
& Lange, Braunschweig, gebaut sind, i st
sowohl das Gehäufte als auch die Lagerup
49
634
d€t Welle eine feste, wobei der Polring
direct in das Centrifagen- Gehäuse einge-
setzt iit.
Eine yierte Construction hat die Weiton-
Centtifuge. Dieselbe besteht ans einer frei
nach tiDten hängenden, sich nicht drehenden
Stange, welche an ihrem oberen Ende mit
cmer Kugellagemng verseben ist. Ueber
dieee Stange ist die hohle Centrifagen welle
gc!ichoben, welche oben den Anker des
Efektromotors trägt. Der mechanische Theil
dieser Centrifagen wird hergestellt von
WatEon & Laidia w, Glasgow, und
von Orthwein, Karasinki& Co.,
Warschau.
Welche Bedeutung gerade für die
Zuck erfahr ication die neue Verwendung der
EEektricität hat, geht aus dem Umstände
hervor^ dass sofort nach dem Bekanntwerden
der oben genannten Veröffentlichung drei
grosse derartige Fabriken die A. £. G. mit
der Aufstellung elektrisch betriebener
fugen beauftragten. Es sind dies die
P. Seh w engeres Söhne in Ue
a. Rh., Fr. M eye r*s Sohn in 1
münde und Czakowitzer Zuckerfabrik
e 1 1 e r & Co. (Böhmen).
Die oben genannten Zockerf
entschlossen sich bei dieser Gele
gleichseitig zur Einführung der elekl
Kraftübertragung mittelst Drehstron
für andere Theile ihrer Betriebe. lo
dere beschloss die Firma P. Schwe
Söhne bei dem Neubaae ihrer Fab
elektrischen Betrieb vollkommen d
führen und sämtliche Maschinen und A
durch Drehstrommotoren zu betreibe!
diese Anlage sind dazu 91 Motoren
sammen circa 490 Pferdestärken noth<
welche zam grossen Theil in neu
origineller Weise mit den anzutrei
Maschinen direct gekuppelt sind.
Die Ausnützung der Wasserkraft des Wurmbaches in Mi
bei Innsbruck.
Vor ungefähr 10 Jahren wusste man in
InnEbmck vom Wurmbache nicht viel mehr
als heute der im weltabgelegenen Hochthale
hausende Aepler von dem bei ihm in wilden
Cascaden vorbeirauschenden Gebirgsbache.
Der einzige Unterschied bestand nur
darJD, dass der alle Kennzeichen eines steil
abstürzenden Gebirgswassers in sich tragende
Wurmbach in Mttblau schon lange Jahre
zum Betriebe einiger grösserer Mühlen und
Fabriken diente, während der vielleicht nicht
ao wasserreiche Hochgebirgsbach nur für
einige kleinere Mühlen oder Holzsägewerke
die Wasserkraft lieferte.
E$ war im Jahr 1886, als Schreiber
dicües unter Hinweis auf die dazamal in
AusTührung begriffene elektrische Anlage zur
Ausnutzung der Emme in Dorenberg, einige
Stadt Väter der Landeshauptstadt Innsbruck
aufmerksam machte, dass der Wurmbach zu
gkichen Zwecken dienstbar gemacht werden
könnte. — Antwort darauf war: die Ge-
nie lüde habe zu solchen Anlagen kein
Geld; die Elektrotechnik stehe noch auf
schwachen Füssen.
Wie sieht die Sache heute aus? Ein
gros^e^ Elektricitätswerk und zwei Kraft-
übertragungs-Anlagen entnehmen bis jetzt
dem Wnrmbache ihre Betriebskräfte ; es gibt
keinen Platz mehr am Wurmbache, der noch
nicht zur Ausnützung für elektrische Zwecke
in Betracht gezogen ist.
Das Wasserrecht am Wurmbache ist
nunmehr kostbar geworden.
Die elektrische Beleuchtung ist übrigens
in Mühlau schon seit 1886 in einer dortigen
KüUKtmühle eingerichtet; diese erste elek-
trische Anlage ist um so interessanter, wenn
erwähnt wird, dass hiezu keine specielle
Turbinenanlage nöthig war; dasselbe ober-
schlächtige Wasserrad, welches die Mühle
betreibt, besorgt auch den Betrieb der Licht-
mn seh ine.
Die frühere elektrische Abtheik
österr. Waffenfabriks-Gesellschaft in
hatte diese Anlage eingerichtet und a
Glühlampen beigestellt, welche voi
waren.
Nach Verlauf von mehr als 2V2
Anfang 1889, stellte sich die Nothi
keit heraus, die Betriebskraft in der
zu erhöhen. Eine neue Wasserrad
Turbinenanlage in der Mühle selbst
man aber nicht ausführen und so
der Mühlenbesitzer nicht, die während
Zeit gemachten neuesten Fortschril
dem Gebiete der elektrischen Kri
tragung sich zu diesem Zwecke di
zu machen. — Die Maschinenfabrik C
bei Zürich, welche bekanntlich dazuma
die Kraft übertragungs- Anlagen Krieg
Solothurn, Dorenberg-Luzem in der S
in Plovene und Pordenone in Italien
führt hatte, richtete auch diese
Kraftübertragung am Wurmbache h
lau ein.
Es werden hier 50 EP dui
primäre Anlage gewonnen und aul
Entfernung in die Mühle zum the
Betriebe derselben übertragen.
Mittlerweile war das Project de
einer Centrale für Innsbruck am Wur
aufgetaucht; die Gemeinde Innsbmc
jedoch diesem Projecte fern. — Dei
Ganz & Co. in Budapest war es vorb
mit ihrem Transformatoren - Syste:
Landeshauptstadt Innsbruck zu be
dass man die Wasserkraft des Wurn
mit Vortheil ausnützen könne.
Im Vereine mit dem Gaswerke
burger Gesellschaft) in Innsbruck wni
Bau durchgeführt und am 17. Augu:
zur Vorfeier des Kaisers Geburtstaj
neue Elektricitätswerk mit glänzenc
leuchtung einzelner Strassen und G
Innsbruck's eröffnet.
635
Dio Entfernimg des am Warmbache
gelegenen Elektricitätswerkes von der Stadt
beUägt 3 km.
Vorläufig waren a Turbinen ä i6o EP
in der neuen Centrale zur Aufstellung ge-
langt; seit ungefähr iVa Jahren ist eine
gleiche dritte dazu gekommen ; eine vierte
kann noch von dem verfügbaren Wasser
betrieben werden.
Anfänglich hatte man mit Schwierigkeiten
SU kämpfen, technischen und anderen. Die
nngleichmässige Tourenzahl der Turbinen
wurde durch die Verwendung des neuen
Präcisions-Regulators von Ganz vollständig
behoben.
Andere Schwierigkeiten verursachte der
adfänglich sehr geringe Stromconsum, wohl
hauptsächlich begründet durch den im An-
fange fixtrten hohen Lichtpreis nebst einer
Grnndtaze und verweigerter Aufstellung von
Elektricitätsmessern ; viele Bewohner Inns-
brucks zeigten sich der neuen Centrale un-
günstig gesinnt und es wurde Propaganda
für ein Concurrenz-Untemehmen gemacht.
Die grösseren Lichtconsumenten ver-
pflichteten sich dieser geplanten Centrale,
welche auf Dampfbetrieb mit Gleichstrom
und Fünfleitersystem eingerichtet und mi;
Ende Juli 1891 eröffnet werden sollte.*)
Wir glauben, dass heute die Gemeinde-
verwaltung von Innsbruck wohl zur Einsicht
gekommen ist, dass die ^brennende Frage ^
im Jahre 1890 nicht die richtige Lösung
gefunden hat. Die weitmöglichste Aus-
nutzung einer so günstig gelegenen Wasser-
kraft, als welche der Wurmbach in Mühlau
für die aufstrebende Fremdenstadt Inns-
bruck von Jahr zu Jahr mehr zur Geltung
kommt, kann nur Vortheile und Gewinn ein-
bringen.
Das geplante Concurrenzwerk war und
hätte nie die Unterstützung der Gemeinde
finden solleUi da es keine Aussicht auf Erfolg
hatte.
So ist es nun gekommen, dass das
Oaswerk jetzt im Vereine mit dem Elek-
tricitätswerke am Wurmbache die gewonnenen
Wasserkräfte vortheilbaft verwerthen kann
trotz der durch die drohende Concurrenz
bedeutend ermässigten Lichtpreise.
Zur Zeit der vorjährigen (1893) Landes-
ausstellung in Innsbruck, welche eine reich-
liche elektrische Beleuchtung hatte, wurde
in der Centrale am Wurmbache mit einem
Maximum von iio — 112 Amperes gearbeitet,
so dass die benützten drei Wechselstrom-
maschinen k 40 Amperes beinahe voll be-
lastet waren.
Wir kommen nun zur weiteren Aus-
nützung des Wurmbaches, welche als die
jüngste und vorläufig letzte zu verzeichnen ist.
Im Jahre 1892 wurde nämlich eine
zweite selbstständige Kraftübertragungs-
*) Siehe „Z. f. B.** 1890, Seite 297, und 1892
S«ite 475.
anläge von 120 HP auf i km Entfernung
für die Lodenfabrik Weyrer^s Söhne eröffnet.
Sowie die erste für die Kunstmühle liegt
auch diese zweite Anlage im tiefen Ein-
schnitte des Wnrmbaches nnd musste der
Platz hiefür entsprechend den Terrain-
verhältnissen förmlich abgezwungen werden.
Eine Anlage reiht sich unmittelbar an
die andere und wurde auch die zweite von
der Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich aus-
geführt. Die 150 m langen Zuführungsrohre
haben einen Durchmesser von 900 mm und
bringen 750 2 Wasser per Secunde dem
horizontalen Rade einer Girard-Turbine mit
32 m Gefälle zu. Die verwendete öpolige
Compound-Dynamo mit horizontalem roti-
renden Inductor ist direct gekuppelt und
hat eine Leistungsfähigkeit von 650 Volt
und 160 Amperes; der Strom dient zum
Betriebe von zwei Elektromotoren von zu-
sammen 120 PS in der Lodenfabrik.
Recapituliren wir also, so sehen wir,
dass heute dem Wurmbache ungefähr 600 EP
im Ganzen zur elektrischen Beleuchtung und
Kraftübertragung entnommen werden, wobei
man aber allen Anscheine nach nicht mehr
lange stehen bleiben wird.
Nachdem aber der Wnrmbach einen
verhältnissmässig sehr kurzen Lauf von seinem
Ursprünge ober der sogenannten Mühlauer
Klamm bis zur Einmündung in den Inn
unter der Reichsstrasse zwischen Innsbruck
und Hall besitzt, so wird der zu weiteren
selbstständigen elektrischen Anlagen man-
gelnde Platz am Wurmbache einer weiteren
Ausnützung desselben die naturgemässe
Grenze stecken.
Dies voraussehend, haben daher in
jüngster Zeit zwischen den das Wasserrecht
am Wurmbache besitzenden Gemeinden und
Privat-Interessenten Verhandlungen stattge-
funden, die als Resultat ergaben, dass heute
nur mehr eine kleine Strecke unterhalb der
bestehenden Centrale frei erscheint, welche
die Gemeinde Mühlau ausnützen will.
Der Landeshauptstadt Innsbruck ver-
bleibt somit zu einer etwaigen selbstständigen
Anlage der ungünstige Platz oberhalb der
Mühlauer Klamm von der Wehranloge für
die bestehende Centrale bis zum Ursprünge
des Wnrmbaches; allerdings ist dieser zu
jenen eigenthümlichen Gebirgsbächen zu
zählen, welche schon beim Ursprünge eine
bedeutende Wassermenge besitzen.
Es sollen schon Vorstudien gemacht
und auch das Wasserrecht des Wurmbaches
für diesen Theil von der Gemeindeverwal-
tung Innsbruck gekauft worden sein.
Im Allgemeinen findet die elektrische
Beleuchtung in Innsbruck nicht eine solche
rasche Verbreitung, wie in anderen Städten
welche Elektricitätswerke haben ; es stehen
gegenwärtig rund 3000 Glüh- und 20 — 30
Bogenlampen im Betriebe; auch die elek-
trische Kraftübertragung für Zwecke des
Kleingewerbbetriebes findet nicht die Theil-
nähme der dabei Interessirteo.
49*
636
Die Wärdignog dieser Umstände scheint
Ursache zu sein, dass der Licht preis be-
sonders für Grossconsumenten in allerjUngster
Zeit weiter ennässigt, nämlich die Gmnd-
taxe völlig aufgelassen, die Rabatte bei mehr
als 500 Stunden Brenndauer erhöht, and die
Elektricitätsmetsermiethen von 20 Glühlampen
angefangen, erniedrigt wurden.
Hans V. Hellrigl.
Telephon Wien-Berlin.
Ueber diesen Gegenstand haben wir —
unsere Mittheilungen im vorigen Hefte ergän-
zend — noch Folgendes nachzutragen. Am
I, December um 7 Uhr Früh wurde die in-
ternationale Telephonlinie Wien-Berlin in
Betrieb gesetzt. Der durch diese Linie zu
vermittelnde Verkehr erstreckt sich vorläufig
auf die Telephon -Centrale Wien nebst den
an dieselbe im Localverkehre angeschlossenen
öffentlichen Sprechstellen und staatlichen
Theilnehmem einerseits und das in Berlin
sammt Vororten bestehende Telephonnetz
andererseits. Die Sprechgebühr für ein ein-
faches Gespräch in der Dauer von drei Mi-
nuten beträgt i fl. 80 kr., während für
dringende Gespräche die dreifache Gebühr
erhoben wird. Die Sprech gebühr wird fällig,
sobald die Anmeldung dem aufgerufenen
Amte übermittelt worden ist, und eine Rück-
erstattung der Sprechgebühr findet nur dann
statt, wenn ein angemeldetes Gespräch durch
ein im Betriebsdienste vorfallendes Verschul-
den unausgeführt geblieben ist, während die
im internen Verkehre geltende Bestimmung,
wonach für durch Verschulden der Partei
nicht zu Stande gekommene Gespräche nur
eine Inhibirungsgebühr berechnet wird, auf
den Verkehr Wien-Berlin vorläufig nicht An-
wendung findet. Die Gebühr für nicht zu
Stande gekommene Gespräche ist sohin na-
mentlich auch dann zu entrichten, wenn der
gewünschte Theilnehmer im fernen Orte bei
betriebsfähiger Leitung den Anruf nicht be-
antwortet oder es ablehnt, in ein Gespräch
einzutreten, und wenn derjenige Theilnehmer
von welchem die Anmeldung herrührt, auf die
Unterredung verzichtet, beziehungsweise nicht
mehr antwortet, nachdem die Verbindungs-
leitung für ihn zur Benützung bereitgestellt
worden ist. Die Ausdehnung eines Gespräches
über drei Minuten hinaus ist nur in dem
Falle zugelassen, wenn au der weit ige Gesprächs-
anmeldungen nicht vorliegen. Die Dienst-
stunden für den in Rede stehenden Verkehr
sind (nach mitteleuropäischer Zeit) bis auf
Weiteres für die Telcphon-Centralen Wien
und Berlin anf die Zeit von 7 Uhr Früh bis
lö Uhr Nachts festgesetzt.
In der Geschichte der Entwicklung des
modernen Verkehrs wird der 28. November
1894 als ein bedeutungsvoller Tag verzeichnet
sein, denn an diesem Tage sind die ersten
telephonischen Gespräche zwischen Wien
und Berlin geführt worden. Vom tech-
nischen Standpunkte bietet die neue 630 km
lange Femsprechleitung wohl nichts besonders
Bemerkenswerthes, denn wir haben in Oester-
reich schon auf längeren Strecken ge-
sprochen. Die Strecke Wien-Triest ist nicht
viel kürzer, und die Sprechversuche anf der
1 100 km langen Leitung Bodenbach-Triest
haben die glänzendsten Resultate ergeben.
Auch hat man schon mit gutem Erfolge
versucht, eine telephonische Verständigung
zwischen Hamburg und Triest herbeizuführen.
Die Bedeutung der neuen Telephon-Verbin-
dung liegt darin, dass zum erstenmale die
Hauptstädte zweier grosser Reiche dnrch
eine Fernsprechstelle mit einander verbunden
wurden.
Einer Einladung der hiesigen Post- und
Telegraphen-Direction folgend, fanden sich
am vorstehend genannten Tage Vertreter der
Wiener Presse und Correspondenten Berliner
Biälter in der Central-Telephon-Sution in
der Wipplingerstraase ein, um die neue Ver-
bindung zu erproben. Die Station wurde in
der letzten Zeit mit Rücksicht auf die colos-
sale Ausdehnung, welche der Telephon-
verkehr genommen, räumlich vergrössert ;
den bisher aufgestellten Zellen wurden fünf
neue angereiht, welche mit ausgezeichneten
Apparaten versehen sind. Der Vontand der
Post- und Telegraphen-Direction, Hofrath
von K a m 1 e r, und der Vorstand der
Telegraphen - Central - Station, Regiemngs-
rath Pilz, waren aowesend, um im Vereine
mit den Beamten der Telephon-Centrale die
ersten Sprechversuche zu leiten.
Alle, welche Gelegenheit hatten, sich
daran zu betheillgen, waren hoch befriedigt.
Die Stimme des in Berlin Sprechenden
war klar und deutlich vernehmbar und ohne
störendes Nebengeräusch.
Man kann nicht anders sagen, als dass
diese Einführung einen sensationellen Erfolg
errang. Schon am Morgen des i. December
meldeten sich so viele Personen, die sich
mit der deutschen Reichshauptstadt in tele-
phonischen Verkehr setzen wollten, dass den
Beamten in Wien sofort klar wurde, es sei
unmöglich, auch nur die Hälfte der ange-
meldeten Gespräche zu absolviren. Nicht nur,
dass auf der Hauptcentrale der Verkehr
ein ungewöhnlich reger war, auch viele
Abonnenten bei der Staats-Telephonleitnng
meldeten sich und was speciell die Börse
betrifft, die man bei der Schaffung der neuen
Telephonverbindung in erster Reibe berück-
sichtigte, so war der Andrang dort ein der-
artiger, dass von vornherein die Ausführung
aller Anmeldungen ausgeschlossen erschien«
Es blieb daher bei der Telephon-Centrale an
der Börse kein anderer Ausweg übrig als
die Reihenfolge der Parteien, die sich ge-
meldet hatten, durch das Los zu entscheiden.
Während der beiden Börsestunden wurden
im Ganzen 36 Gespräche absolvirt .gegen-
637
ttber einer mehr als doppelt so grossen Zahl
von Vormerkungen. Unter allen Umständen
aber haben die Wahrnehmungen des ersten
Tages bereits Ein Resultat zur Folge ge-
habt : die Telegraphen-Direction weist bereits,
dass die eine Telephonlinie, die gegen-
wirtig nach Berlin führt, völlig unzureichend
erscheint und dass mit aller Raschheit an
die Enichtung einer zweiten Linie ge-
schritten werden muss.
Wie wir hören, soll nicht blos der Bau
einer zweiten, sondern auch der einer
dritten Linie in Aussicht genommen werden.
Vermuthlich dürfte aber auch schon in der
aUernächsten Zeit von Wien aus der Vor-
schlag an das Berliner Amt ergehen, die
Sprechzeit bis ttber die zehnte Abendstunde
hinaus auszudehnen.
Ans Börsen-Kreisen kommt uns folgende
Mittheilung zu :
,,Die Eröffnung des Telephons zwischen
den Börsen Wien und Berlin hat am
I. d. M. eine Wirkung hervorgerufen, welche
nicht den Zwecken dieser Verbindung ent-
spricht. Anstatt das Geschäft zu beleben,
hat es die Operationen der Arbitrage fast
nnmöglich gemacht und den Verkehr sehr
Weinträchtigt.- Die Ursache liegt in dem
Umstände, dass vorläufig blos eine Zelle zur
Disposition steht, welche fortwährend be-
lagert war. Dieser eine Sprechraum stand
natürlich in keinem Verhältnisse zu der
grossen Zahl von Firmen, die denselben be-
nutzen wollten. War aber eine Firma • so
glücklich, zum Apparate zu gelangen, und
wollte dieselbe hierauf die praktischen Con-
sequenzen ihres Gespräches ziehen, so er-
regte dies sofort allgemeine Aufmerksamkeit
und der Effect war vereiielt. Der Telegramm-
verkehr, auch der ,| dringende", hatte bei-
nahe vollständig aufgehört, weil derselbe
durch das Telephon überholt wird. Unter
solchen Umständen erscheint das Arbitrage-
geschäft mit Berlin, insolange nicht eine
erhebliche Vermehrung der Sprechzellen
erfolgt, geradezu in Frage gestellt."
Für diesen letzteren Umstand kann je-
doch die Telegraphen- Verwaltung nicht ver-
antwortlich gemacht werden, die Schwierig-
keit, die hier vorliegt, haftet dem börslichen
Geschäftsverkehre an, dessen Eigenthttmlich-
keiten gerecht zu werden, nicht Sache der
Staatsverwaltung, wenigstens nicht in dieser
angedeuteten Richtung sein kann.
Technisch und physikalisch genommen
bedeutet die Herstellung der Linie Wien-
Berlin einen grossen Erfolg. Trotzdem der
Draht auf Hunderte von Kilometern para-
lell mit den bereits am selben Gestänge
gespannten altern Stromkreisen läuft, trotz-
dem derselbe — oft nur durch einige Meter
oder • die Strassenbreite getrennt, auch
mit Telegraphenleitungen parallel geht, solche
auch vielfach kreuzt und Übersetzt, trotzdem
er in grosser Anzahl innerhalb der Städte,
die er passirt, sehr nahe an andere Drähte
auf dem Dachgestfinge heranrückt, ist auf der
Linie Wien-Berlin keine Spur telegraphischer
oder telephonischer Induction wahrnehmbar.
Allfälliges Ueberhören rührt nur ans den
Localnetzen Wien oder Berlin her.
Die Lautübertragung ist — Dank den
vortrefflichen österreichischen sonorklingen-
den Mikrophonen — eine verzügliche, wogegen
die von Berlin ausgehende zwar rein, aber
schwächer als die von Wien aus bewirkte
ist. Die Berliner somit sind — als Em-
pfänger — im Vortheil. J. K.
Neueste Patentnachrichten.
Mitgetheilt vom Technischen- und Patentbureau, Ingenieur MONATH.
Wien, I. Jasomirgottstrasse 4.
Die Anmeldungen bleiben acht Wochen cor Elnsiohtaahme öffentlich »asgelegt. Nach § 24 dea
Fatent-Oesetaes kann innerhalb dieser Zeit Einipraoh gegen die Anmeldung wegen Mangel der Neuheit
oder widerrechtlicher Entnahme erhoben werden. Das obige Bureau beeorgt Abschriften der Anmeldungen
und abemimmt die Vertretung in allen Einspruchs-Angelegenheiten.
Deutsche Patentanmeldungen.
Claase
20. £. 3918. Motorwagen mit vereinigter
elektrischer und mechanischer Regelang.
— Ernst Egger^ Ferd. Avg. Weaael und
Aaron Naumburgj'Styf -York, 2b./S. 1893.
„ E. 4205. Kupplung mit regelbarer Ge-
wichtsübertragung des Tenders auf den
Motorwagen. — EtektricitäU-Actlengeseü'
tchaß vorm, Schuckerl & Co.^ Nürnberg.
1./6. 1894.
„ R. 8949. Stromzuführung für elektrische
Bahnen mit Theilleiterbetrieb. — Augtjut
Hast in Nürnberg. 7./8. 1894.
21. A. 3876. Einrichtung zum selbstthätigen
Einklinken ausgeklinkter Meldeklappen
an Schaltvorrichtungen für Fernsprech-
netze. — Antwerp Telephone and elec-
trical Works, Anvers. 7./5. 1894.
Classe
21. H. 14.968. Anordnung der Eisenkerne
für elektrische Messinstrumente. — Hart»
mann & Braun^ Bockenheim. 16./7. 1894.
„ O. 2180. Aufzugsvorrichtung für elek-
trische Lampen. — Wilhelm Oaenherg^
Hagen. 4/ 10. 1894.
„ S. 7615. Wcchseiklappe für Fernsprech-
ämter. — Siemens & EalakCf Berlin.
20./11. 1893.
^ S. 7906. Vorrichtung zur Veränderung der
Leuchtstärke einer Anzahl verschiedener
Lampengruppen für Bühnenzwecke. ^^
Sieviens & Ealske Berlin. 12./4. 1894.
26. M. 10.861. Einrichtung an elektrischen
Gas-, Zünd- und Löschvorrichtungen
zum selbstthätigen Umschalten der
Elektromagneten. — Oscar von Morstein
Berlin. 2./6. 1S94.
638
36, St, 3974. Elektrische Wasserheizvorrich-
tnng. — Paul Stoh in Stuttgart und
Friedrich Wühelm Schindler' Jenny, Ken-
nelbach. I./8. 1894.
42. K. 12.100. Halter für das Schreib* und
Sprech werkzeng von Pbonografen. —
A. Kölfzow, Berlin. 8./9. 1894.
20. F. 7641. Ein Doppeldrahtzttg- Antrieb
zum Stellen bezw. Verriegeln von Wei-
chen, Signalen oder dergl. — C, Fie-
, brandig Bromberg. 5./7. 1894.
L. 8756. Unterirdische Stromzuführung
für elektrischen Bahnbetrieb. — Fatd
Lucas, Berlin. 22./3. 1894.
„ L. 8970. Geschwindigkeitsregler für Eisen-
bahn- und andere Fahrzeuge. — Fmü
Lachmann, Berlin. 27./6. 1894.
„ M. 11.144. Merkzeichisn mit Beleuch-
tung für Eisenbahngeleise. — Robert
Ehlert und Faul Moedebeck, Berlin.
19./9. 1894.
21. G. 8717. Kohlengries-Mikrophon. -«
Richard öalle^ Berlin. 30./ 1. 1894.
^ L. 9067. Verfahren, die Gangnnter-
schiede sich drehender Räder oder
dergl. an Uhrwerken für Elektridtäts-
zähler festzustellen. — Carl Liebenow,
Hagen. 1./9. 1894.
9 P. 6917. Elektrische Bogenlampe. —
Rudolf Ferl und Georg Funtschart,
Wien. II. /6. 1894.
„ S. 8028. Stenerungsvorrichtung für elek-
trische Treibmaschinen. — Siemens &
Ualske, Berlin. 12./6. 1894.
„ V. 2182. Fest» teil Vorrichtung für Mess-
geräthe zur bequemen Scalenablesung.
— John van Vlek in New- York und
Edward Weston, Newark. 30./4. 1894.
„ W. 9962. Einrichtung zum Messen, Um-
schalten und Regeln elektrischer Ströme. —
Addison Goodyear Waterhouse, Hartford,
17./4. 1894.
75. B. 16.106. Elektrolytische Herstellung von
Alkali und Erdalkali-Halogenaten. —
Henry Blumenberg jun, South Mt, Ver»
non, New-York. 7./5. 1894.
68. P. 7000. Thürschloss mit elektrischer
Auslösung des Fallenkopfes. — E. Jan-
der, Posen. 27.77. 1894.
21. F. 7068. Ein elektrisches Kabel, welches
durch Anwendung einer Sicberheits-
leitung die Funkenbildung im Falle
einer Kabelbeschädigung verhindert. —
Olaise
Feiten & Quiüeaume, Carlswerk, Mül-
heim a./R. 19./9. 1893.
21. K. 11.727, Anlassverfahren für Drehfeld-
triebmaschinen, deren Betriebsströme
durch eine Stromwende- Vorrichtung von
einer Gleichstrom-Maschine abgenommea
werden. — Adolf Kolbe, Frankfurt a./M.
4-/5. 1894.
75. R. 8905. Elektrolytisches Diaphragma.
— Adolph Rickmann in London. i6-/7.
1894.
Deutsche Patentertheilungeo.
GUssa
20. 78.933 Zustimmungseinrichtuog für elek-
trische Blockapparate. — fernen» &
Ilalske, Berlin, vom I7./4. 1894 ab.
21. 78.954. Elektrische Maschine, bei welcher
die Verbindungsdrähte zwischen Anker-
windungeo und Stromwenderstegen einer
Inductiouswirkung unterliegen. — W, B.
Savers, H, A, Mavor^ W, A, Coulscn
und 8, Mavor^ Glasgow, vom 3I./I2.
1893 »b.
42. 78.920. Elektrischer Fahrpreisanzeiger
für Fuhrwerke aUer Art. -^ W. A.
NikolajcKuk, vom 23.75. 1894 <^b*
75. 78.906, Verfahren und Vorrichtung zur
Elektrolyse mit Quecksilber-Kathode. —
A, Sinding - Larsen, Christiania, vom
16.712. 1893 Ab.
21. 78.973. Füllmasse für Braunstein -Ele*
mente. — Chemnüter HausUlegraphen^^
Telephon- und Blitzableiter " BauanMaU^
A, A, Thranitz, Chemnitz, vom 2171«
1894 ab.
„ 79.010. Bogenlampe. — B, Schrmnm^
Erfurt, vom 18.73. ^^94 a^-
Q 79.018. Vorrichtung mit getrennten
magnetischen Kreisen zur Umformung
von Mehrphasenstrom. — Elektricitätg»
Actien - Gesellschaft vorm, Schuckert &
Co,, Nürnberg, vom 13.72. 1894 ab«
n 79*034« Vorrichtung zum Anrufen einer be-
liebigen Stelle in Telegraphen- und Fem-
sprechanlagen. — F, Trinks, Braun*
schweig, vom 12.77. 1893 ^b.
n 79*^37* Einrichtung zur Regelung der
Lichtstärke von Bogenlampen, ent-
sprechend dem jeweiligen Bedürfnis?. —
SchöUer & Jahr, Opladen, vom l6./2.
1894 ab.
KLEINE NACHRICHTEN.
Ein Traznway - Erlass der k. k.
Statthai terel. Grosses Aufsehen erregte
in der Wiener Gemeinderathssitzung vom
27. V. M. die Mittheilung Dr. L u e g e r's,
dass in der am selben Tage stattgehabten
Sitzung des Stadtrathes ein Stattbalterei-Er-
lass ddto. 25. November 1894, in Sachen
des Tramwaybetriebes zur Verlesung ge-
langte, worin der Gemeinde die Schuld an
dem Fortbestande der Uebelstände im
Tramwayverkehre aufgebürdet wurde.
Uns interessirt hauptsächlich jene Stelle
dieses Erlasses, worin der Vorwurf erhoben
wird, dass «die Ausgestaltung des
Netzes der Wiener Tramway-Ge-
s eil Schaft, insbesondere aber die
Einführung des elektrischen
Betriebes, beziehungsweise die
vorläufige versuchsweise Acti-
virung dieses Betriebes auf der
639
TraDSTersallinie, trotz der vor
la^nger Zeit in dieser Beziehung
seitens der- Tramway- Gesell-
schaft vorgelegten Projeete, re-
spective an die Gemeinde ge-
richteten Gesuche, noch immer
der Verwirklichung harre n".
Dies verdient festgenagelt zu werden!
Dann heisst et weiter:
n Wenngleich die Statthalterei die Schwie-
rigkeiten nicht verkennt, welche der raschen
Lösung dieser wichtigen Fragen entgegen-
stehen, so kaon sie doch nicht umhin, zumal
namentlich die ehebaldigste Ein-
führung des elektrischen Be«
triebes im eminentesten ö f f e n t-
liehen Interesse gelegen ist, neuer-
lich auf das nachdrücklichste darauf hinzu-
weisen, dass eine erspriessliche Lösung der
ganzen Traroway-Frage nur von einem ziel-
bewussten und einheilUchen Zusammenwirken
aller bethelligten Factoren, insbesondere aber
der Staatsverwaltung und der Gemeinde, zu
erwarten steht.
Die Statthalterei hat diesen Standpunkt
bis nun in allen ihren Verfügungen einge-
nommen und wird auch in Zukunft an den
Ergebnissen der Eoqu^te- Verhandlung getreu
festhalten.*
Wie schon erwähnt, hat dieser Statt-
halterei-Erlass in Gemeinderathskreisen grosse
Erregung hervorgerufen und soll schon in
den nächsten Tagen den Gegenstand ein-
gebender Erörterungen bilden, deren Er-
gebniss' dieser Behörde vorgelegt werden
wird.
Man erklärte im Gemeinderathe, spe-
ciell Über die vorstehende Angelegenheit,
ungefähr Folgendes : Wenn man die Thätig-
keit der Gemeindevertretung von Budapest
lobend hervorhebe, dann möge man auch
der Unterstützung gedenken, welche dieser
Körperschaft von Seite der ungarischen
Regierung zu Theil werde, während in
Wien das gerade Gegentheil der Fall sei.
In jedem Falle lehne der Gemeinderath die
ihm anfgelostete Verantwortung auf das
Entschiedenste ab. Der Gemeinderath habe
nur den Willen, die Regierung aber die
Macht, den heutigen Tramwayzuständen
ein Ende zu machen. Zeige die Regierung
den Ernst, Verkehrsverhältnisse zu schaffen,
wie sie anderwärts längst bestehen, dann
werde gewiss auch der Gemeinderath nicht
Zandern, im Vertrauen auf die Unterstützung
der Regierung, den Bau elektrischer Bahnen
möglichst zu fördern.
Hier streiten sich zwei, der dritte aber
— das Publikum — lacht nicht, sondern
leidet!
Die Umwandlung der Budapester
Pferdebahn in eine elektrische Bahn. *)
Aus Budapest wird unterm 2. d. M. be-
richtet : Im Laufe eines Vormittags wurde
gestern eine Action begonnen und nahezu
durchgeführt, welche bestimmt ist, im Ver-
♦) Vergl. Heft II, 8. 42 ; XHI, S. 860 ; XX,
S. 685, und XXII, S. 687.
kehrsieben der mit Riesenschritten vorwärts-
strebenden Metropole Ungarns eine grosse
Umwandlung herbeizuführen. Es handelt sich
nämlich um die Umgestaltung des beiläufig
achtzig Kilometer umfassendem Netzes der
Budapester Pferdebahn in eine elek-
trische Bahn. Bei der bezüglichen
Verhandlung waren sämmtliche betheiligten
Behörden und Unternehmungen vertreten.
Eingeleitet wurde die Berathung durch den
Präsidenten der Commission Ministerialrath
V ö r ö s. Die Commission beschloss, in Be-
zug auf die Richtung der Linien und auf
die Trace die vorgelegten Pläne und das
dazugehörige Programm der Gesellschaft im
Allgemeinen zur Grundlage der Begehung
zu nehmen. Es wurde bezüglich sämmt-
lieber aufgetauchten Detailfragen — zumeist
technischer Natur — vollständige Ueber-
einstimmung erzielt. Die Centralstrom-
anläge für das Pester Netz wird vorerst mit
2000, später mit 4000 HP errichtet werden.
Für das Ofner Netz ist eine zweite Station
zu erbauen. Nach etwa fünfstündiger Be-
rathung constatirte der Vertreter des Handels-
ministeriums die volle Ueberein-
stimmung aller vertretenen Be-
hörden der Hauptstadt und dei>be-
theili gten Bahnen.
Elektrische Tramivay In Pilsen.
(Politische Begebung.) Von der k. k. Statt-
halterei in Prag war die politische Begehung
hinsichtlich des vom Bürgermeisteramte
Pilsen vorgelegten Projectes für eine elek-
trische Tramway in der Stadt Pilsen unter
Leitung des bei der k. k. Sutthalterei für
Böhmen in Dienstesverwendung stehenden
Bezirkcommiuärs Heinrich Mahling auf den
23. November anberaumt.
Elektrische Strassenbahn in Mün-
chen. Laut Beschlusses des Geroeindecol-
legiums wird der elektrische Betrieb auf der
Linie Färbergraben-Isarthal-Bahnhof ent-
sprechend den Beschlüssen des Magistrats
eingeführt.
Elektrische Beleuchtung in Wams-
dorf. Die Frage dieser elektrischen Beleuch-
tung, worüber wir bereits im Hefte X d. J.
S. 287 berichtet haben, scheint nun doch der
Verwirklichung näher zu kommen. Die
Firma Siemens &Halske lässt näm-
lich jetzt ein vollständiges Project aus-
arbeiten, welches auf deren eigene Gefahr
aufgeführt wird, falls sich dortige Interes-
senten mit einem Theile des Anlagecapitals
an der Unternehmung betheiligen.
Das städtische Elektricitätswerk
In Sarajevo, *") das sich jetzt im Baue be-
findet und im Frühjahre vollendet sein wird,
ist nach dem Dreileitersysteme eingerichtet.
Damit dieses Elektricitätswerk auch am Tage
voll ausgenutzt werden kann, ist eine Unter-
B. 416.
*) Vergl. Hoft XI, 1894, 8. 810 u. Hef
640
Station in der Stadt eingerichtet, etwa i '5 km
von der Centrale, wo während des Tages
Accnmulatoren geladen werden, die dann
Abends zur Abgabe von Strom fflr den
Lichtbedarf verwendet werden können. Anch
wird tagsüber der Strom zu motorischen
Zwecken abgegeben werden und ausserdem
wird dieses Elektricittttswerk zum Betriebe
der elektrischen Strassenbahn den nöthigen
Strombedarf liefern. Diese Strassenbahn
zieht sich vom Bosoabahnhofe an der Tabak-
fabrik bei dem Elektricitätswerke vorüber
auf dem neuerbauten Quai bis zur Lateiner-
brücke, von hier wird sie später zum Ma*
gistratsgebäude verlängert werden, wobei sie
in dieser Ausdehnung etwa 4*5 km lang sein
wird. Die Zuleitung wird Überall eine ober-
irdische sein, wodurch die Anlage sehr ver-
billigt wird. Die Bahn hat nirgends sehr
scharfe Curven zu überwinden; die Spur-
weite ist mit 76 cm bemessen, doch ist der
Verkehr von Wagen mit grossem Fassungs-
räume geplant. Dieselben sind über 8 m lang,
2*50 m breit und haben 48 SitzpläUe. Für
spätere Zeiten ist der Bau einer Strecke,
welche von der obigen abzweigend nach dem
neuerbanten Landesspitale führen soll, in Aus-
sicht genommen. Im Laufe der Zeit ist es auch
möglich, dass die ursprüngliche, bis zum
Bosnabahnhofe führende Strecke bis nach
dem etwa 9 km entfernten Curorte und
Schwefelbade Hidze verlängert wird, da der
Verkehr zwischen diesen zwei Orten, nament-
lich zur Zeit der Cursaison, ein äusserst
lebhafter ist. In denjenigen Gassen und
Strassen, wo die Hänierflucht voll ausgebaut
ist, hat man unterirdische Kabel gelegt, so
wie die meisten Hauptzuleitungen mit
Kabel eingerichtet wurden. Wo dagegen
örtliche Verhältnisse es zuliessen, wurde die
oberirdische Zuleitung gewählt, welche aus
Kupierdrähten auf imprägnirten Holzmasten
besteht. Dass sich das tu erwartende Licht
einer regen Theilnahme erfreut, ist daraus
ersichtlich, dass man nicht im Stande ist,
allen Aufträgen von Installationen Genüge
zu leisten. Um das Publikum über die
nöthigen Wandarme, Lustres und Beleuch-
tungskörper informiren zu können, hat die
Firma Siemens & Halske eine Aus-
stellung dieser Objecte veranstaltet.
Die elektrische Beleuchtung in
Feldkirchen (Kärnten) von deren Ein-
führung wir bereits im Maihefte d. J.,
Seite 281 berichtet haben, wurde am
25. V. M. in Betrieb gesetzt. Unternehmer
der Beleuchtungsonlage, die zwei Central-
Stationen mit 800 Glühlampen umfasst, ist
der dortige Mühlenbesitzer Franz Gross,
welcher den Betrieb vereint mit seinem
Mühlenbetriebe führt. Hiedurch und begünstigt
durch den Umstand, dass die Anlage mit
Wasserkraft betrieben wird, war Herr Gross
imstande, die Anlage auszuführen und den
Consnmenten sehr massige Preise zu be-
rechnen. Die ganze Anlage wurde von der
Firma B. £ g g e r & Co. in Wien aos-
geführt.
Deutscher polytechnischer Verein
in Böhmen. In der Wochenversammlnng
vom 30. November 1. J. hielt Herr k. k. In-
genieur Emil Müller einen Vortrag über
„Neuere Ansichten über Elek-
t r i c i t ä t*. In einer kurzen Einleitung hob
der Vortragende zunächst hervor, dass man
in neuerer Zeit die Erscheinungen des Ma-
gnetismus, der Elektricität und Optik durch
die Annahme von Substanzen, auf welche
die Schwere nicht wirkt, von sogenannten
Imponderabilien, zu erklären versucht hat.
Zwischen den Erscheinungen dieser Hanpt-
gebiece der Physik wurden nämlich Be-
ziehungen constatirt, die es sehr wahr-
scheinlich machen, dass dieselben auf Aeusse-
rungen eines und desselben imponderablen
Mediums, des sogenannten Lichtäthers, zu-
rückzuführen sind. Der Vortragende erwähnte
weiters des Unterschiedes zwischen den
alten Anschauungen, welche in der Annahme
sogenannter Fernkräfte bestanden, und
der neueren von F a r a d a y und Max-
well aufgestellten Theorie, welche die ver*
schiedenen Wirkungen auf sogenannte Nahe-
kräfte zurückführt. Beim Studium der
neueren Anschauungen ist es daher noth-
wendig, sich mit den erwähnten Nahe-
kräften, deren conseqnente Annahme in
letzter Zeit einen grossen Fortschritt in der
Erforschung magnetischer und elektrischer
Erscheinungen zur Folge hstte, vertraut zu
machen. Hierauf folgte eine kurze Za-
sammenfassung der Faraday - MaxweU'schen
Ideen, wobei als Beispiel die Erscheinungen
der elektrostatischen Induction unter Annahme
der sogenannten dielektrischen Polarisation
in sehr klarer Weise erklärt wurden. Nach
einer Erläuterung der sogenannten elektro-
magnetischen Theorie des Lichtes wurden
einige Wechselwirkungen zwischen elektri-
schen, resp. magnetischen und optischen Er-
scheinungen beschrieben, welche die An-
nahme bectätigen, dass dieselben auf Za-
standsänderungen derselben Substanz, des
mehrfach erwähnten Aethers, zurückzuführen
sind. Zum Schlüsse erklärte noch der Vor-
tragende das Wesen der H e r t zischen Ver-
suche, welche wohl als die glänzendste Be-
stätigung der Faradsy-Mazwell'schen Theorie
angesehen werden können.
Ingenieur Müller, welcher mit Recht
in Prager technischen Kreisen als ein eifriger
Verbreiter der Fortschritte der reinen und
angewandten Elektrici tätsieh ren bezeichnet
wird, erntete reichen und wohlverdienten
Beifall von der Versammlung, welcher unter
anderen auch Oberbaurath K a r e i s , Prof.
P u 1 u j sowie andere hervorngende Tech-
niker anwohnten. ^^£ ^^
Vera&twortlieher Bedaotenr: JOSEF KABRIS,
In Commisaion bei LBHKANN h WENT!
Dmok von B. SPIBS ai Co. in
Selbstveria« des Elektrotaohniaehea YeraiBfl.
Bnchliandlnng für Technik und Kamt.
len« Y., StranasengMM 16.
APR 2 8 i343